Geschichte des Königlich Württembergischen Zweiten Reiter-Regiments, ehemaligen Jäger-Regiments zu Pferde Herzog Louis

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Dritter Abſchnitt
Vierter Abſchnitt
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Sechſter Abſchnitt
Erſter Abſchnitt
Bweiter Abſchnitt
Dritter Abſchnitt
Vierter Abſchnitt
Fünfter Abſchnitt

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1805 .

Geſchichte des

Königlich Württembergiſchen

Zweiten Neiter-Negiments , ehemaligen

Jäger-Regiments zu Pferde Herzog Louis von

Starklof , föniglich württembergiſchem Oberlicutenant und adjutanten des zweiten Weiter- Regiments ,

(Mit 2 colorirten Abbildungen und einem lithographirten Plan des Gefechts bei linz.)

Darmſtadt & Leipzig. E o u a r ð 3 er ni n . 1862.

***

Seiner Majeftät dem

Könige Wilhelm I. von

Württemberg

in tiefſter Ehrfurcht gewidmet von

dem Verfaffer.

1

(3:༥

sr.:>

1

Vorwort.

Vor ſechsundvierzig Jahren am 28. Juni 1815 – als zum legten Male der Donner württembergiſcher Geſchüße von den Boll werken der Grenzveſte jenſeits des Rheines wiederballte , in dem Schlußakt jener glänzenden Kriegsperiode zu Anfang dieſes Jahr hunderts ; da kämpfte unter den Augen ſeines Kriegsherrn Seiner

Majeſtät des Königs Wilhelm I. , damaligen Kronprinzen von Württemberg, auch unſer Regiment den lezten blutigen Strauß zu dem es erſtmals Anno Sechs kurz nach ſeiner Errichtung aus gezogen war.

Die Abſicht dieſer Blätter : zur Verberrlichung der Thaten württembergiſcher Krieger in jenem ewig denkwürdigen Zeitraum einen neuen Beitrag zu liefern, bedarf keine weiteren Commentars .

Nur wenige Worte habe ich noch beizufügen .

Neben der Schilderung der Leiſtungen des Regiments , wäh rend ſeiner Kriegsthätigkeit, war ich nicht minder bemüht, die da zwiſchen liegenden Friedenspauſen , mit annähernd gleicher Aus führlichkeit zu behandeln , in der Abſicht, ein möglichſt getreues Bild des Lebens und Webens, des ganzen Seins und Weſens einer Truppe unter dem Einfluſſe einer Zeit wiederzngeben , deren rich tiges Erjaſjen bei dem

gänzlichen Wechſel von Anſchauungen und

Verhältniſſen von Tag zu Tag ſchwieriger wird. Was nun aber die Darſtellung der Feldzugsjabre ſelbſt be trifft, ſo war es mein Hauptbeſtreben, dabei ſoviel wie nur irgend möglich, ins Detail zu gehen. Es gibt der Gefechtsberichte in denen die Thätigkeit kleinerer Truppentheile ausführlich behandelt wird, gar manche und gar ſchäßenswerthe, meiſtens aber ſind ſie in Zeitſchriften oder kleineren Broſchüren vielfach zerſtreut; der größeren Werke dagegen, in denen derartige Detailbeſchreibungen, die 44

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Leiſtungen dieſes und jenes Schwadrons- und Zugsführers, ja die Thaten des einzelnen Mannes verzeichnet ſind , exiſtiren aus nahe liegenden Gründen, verhältniſmäßig ſehr wenige. Das aber iſt es , worauf ich weiter ein Hauptaugenmerk gerichtet habe. Ich habe mich

bemüht zu zeigen, welche Wirkung die Folgen der ſtrategiſchen Com binationen, die großen, oft ſehr verwickelten Operationen , die takti ſchen Anordnungen der oberſten Befehlshaber, ſchließlich auf den un teren Truppenführer ausüben, welches Thätigkeitsfeld ſie ihm und ſeinen unmittelbaren Untergebenen bereiten. Ob mir das gelnngen, muß ich dem Urtheil der Leſer anbeim ſtellen .

Daß ich dabei mich beeifert habe, den Namen eines jeden, der in den Gefechtsberichten lobend erwähnt wird, auf das Gewiſſen

hafteſte aufzuzeichnen, wird man natürlich finden. Sie alle haber ein heiliges Recht in dieſem Buche zu ſtehen. Sie alle waren Hel ich ſcheue mich nicht, das vielleicht etwas fühnerſcheinende Wort auszuſprechen mochte nun ihr Herz unter dem Kleide eines ehemals Reichsunmittelbaren, mochte es unter dem groben Bauern den

fittel ſchlagen .

Was ich ferner mit dieſen Blättern beabſichtige, iſt, zu einer

Zeit, in der man fort und fort lieſt und hört , wie die Reiterei nicht mehr das leiſte , was ſie einſt geleiſtet habe , auch vermöge der verbeſſerten Schießwaffen großen und kleinen Kalibers, der ver beſſerten Infanterie- Taktit u . ſ. w ., u. ſ. w . , nicht mehr zu leiſten

im Stande ſei ; wie ihre Bedeutung und ihr Werth um ein Nam haftes geſunken und ſie nur noch als eine ganz untergeordnete Hülfswaffe zu betrachten ſei – zu einer ſolchen Zeit, der Gegen wart ins Gedächtniß zurückzurufen, was unſere Vorfahren mit zum Theil ſchlechterem Material und bei Weitem geringerer Sorgfalt

und oft faſt gänzlich mangelnder Muße zu nur nothdürftiger Aus bildung von Mann und Pferd zu leiſten vermochten. Ich denke, es dürften die Fakta, die in dieſen Blättern verzeichnet ſind, erfriſchend, erhebend , überzeugend auf das Herz jedes echten Reitersmannes wirken .. Denn

Nicht Fabel iſt es, nur Vergangenheit, Und was geſchah kann wiederum geſchehn.

Wobei man doch auch erwägen möge, daß der Infanteriſt, unſer gefährlichſter Gegner, trok ſeiner Präziſionswaffe, eben doch wie ehemals gewöhnlich nur eine Patrone im Lauf hat (wenn auch

III

Marſchall Bugeaud in ſeinen „ Gefechts - Grundſägen “ empfiehlt bei Cavalerie-Angriffen zwei Kugeln zu laden) und ſich die Verhältniſſe unter Kampfgebraus und Kugelpfeifen ein klein wenig anders zu geſtalten pflegen , als Mancher unter dem Einfluß der Reſultate in wobleingerichteten Schießſtänden herauß zu rechnen beliebt. In Betreff der Quellen aus denen ich nachſtehende Schilde rungen ſchöpfte, bemerke ich Folgendes : Außer denjenigen Werken, die im Buchhandel herausgegeben und Jedermann zugänglich ſind, die ich übrigens, wo es mir weſentlich erſchien , noch beſonders im Text angeführt habe *), benüßte ich 1 ) die in der Regiments -Regiſtratur aufbewahrten Akten ; 2) eine außerordentlich große Zahl mir auf anderem Wege gütigſt zur Dispoſition geſtellten Aktenſtücke; 3) eine reiche Auswahl von ſchriftlichen und mündlichen Mit: theilungen verſtorbener und noch lebender Perſönlichkeiten ,

die Handelnde oder Augenzeugen bei den hier niedergelegten Begebenheiten waren. „ Die Geſchichte aber verhält ſich zum Leben , wie die Sage zur Geſchichte“, wie Th . von Bernhardi ſo treffend in ſeinem ausgezeichneten Werke : Denkwürdigkeiten des Grafen Tod (bei Schilderung der Schlacht von Borodino) ſagt. Dem warm pul

ſirenden Leben gegenüber bleibt die Beſchreibung ja nur ein kaltes *) Von den vorzugsweiſe , von mir benützten Quellen führe ich folgende an : Für den Feldzug 1806/7 : E. v. Höpfner, der Krieg von 1806 u. 1807 u. ſ. w.; I. Schmölzi, der Feldzug von Bayern von 1806/7 in Schleſien und Polen. Für den Feldzug 1809: Pelet , Feldzug des Kaiſers Napoleon in Deutſchland im Jahre 1809; v. Stutterheim , der Krieg von 1809 zw. Deſterreich und Frankreich . Für den Feldzug 1812 Chambray histoire de l'expedition de

Russie ; M. v. Miller, Darſtellung des Feldzugs der franz. verbünd. Armee gegen die Ruſſen im Jahre 1812 2c.; Herzog E. v. Württemberg , Erinne rungen aus dem Feldzug des Jahres 1812 2c. Für 1813 : Wagner , Plane der Schlachten und Treffen 2c.; Aſter , die Gefecht. u. Schl. bei Leipzig 2c.; 1

v. Hofmann, zur Geſch. des Feldz. von 1813. Für 1812, 1813 und 1814 : v. Bernhardi, Denkwürdigkeiten des K. ruff. G. d. J. Grafen v. Tot. Für 1813 1. 1814 : v. Plotho , der Krieg in Deutſchland und Frankreich in den Jahren 1813 u . 1814. Für 1814 : v. Damitz, Geſch. d. Feldz. v. 1814 zc. ; Schels, die Operationen der verbünd. Heere gegen Paris (öſterr. milit. Zeitſchr.) Für 1815 : v. Blotho , der Krieg des verbünd. Europa gegen Frankreich zc. !

Für die ſpäteren Jahre, namentlich von 1848 an einzelne Hefte der württemb. Jahrbücher.

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– und dieſes mußte, unter zu Grunde legen der akten mäßigen Berichte ; unter Beiziehung der offiziellen aber farbloſen

Steinbild

Rapporte und Liſten ; aus der oft flüchtig, gleich nach beendetem

Gefecht mit zitternder Hand und müdem Auge am flackernden Bivuakfeuer niedergeſchriebenen Relation , die häufig nur dürftig einige Fakta ſchildert; nach dem jeßt , von Augenzeugen gege

benen Bericht, des vor fünfzig Jahren Erlebten , im günſtigſten Falle unter Beilegung damals geſchriebener Tagebuchnotißen zu=

fügt werden . Dabei iſt es denn möglich , daß Einzelnbeiten , je nachdem ſie mir von Dieſem ſo und ſo dargeſtellt, von einem Anderen, der ſie von einem anderen Standpunkte geſehen , anders aufgefaßt und im Gedächtniß bewahrt wurden ; und in dieſem Fall wäre ich ſehr dankbar, wenn mir derartige Meinungsverſchie denheiten mitgetheilt würden, um ſie bei einem etwaigen Nachtrage benüßen zu fönnen.

Was endlich die zweite Abtheilung meiner Arbeit, die Thätig keitsſchilderung des Regimentes in der Friedensperiode von 1816 bis auf die Jeştzeit betrifft, ſo habe ich mich bei dieſer, abgeſehen davon, daß der lange Friede naturgemäß bei Weitem weniger Er wähnenswerthes liefert, als eine ungleich türzere Kriegsperiode, ab ſichtlid nnd zwar aus einem ähnlichen Grunde auf das Aller weſentlichſte beſchränkt, wie ich bei Darſtellung der Fahre 1805 bis 1816 beſtrebt war, alle Einzelnheiten die mir nur irgend von In

tereſſe zu ſein ſchienen, in dieſe Blätter aufzunehmen. Denn jene Zeit iſt der Geſchichte verfallen, während die vorgenannte zum größten Theil, der Gegenwart angehört. Indem ich ſchließlich Atten, die ſo freundlich waren, mein oft

ſehr ſchwieriges llnternehmen mit Wort und That träftig zu unter ſtüßen hiemit meinen aufrichtigen Dank ſage, ſchicke ich denn euch ihr alten Louisjäger, die ihr vor einem halben Jahrhundert ſo oft bina uszoget, nach Nord und Süd, nach Oſt und Weſt zum luſtigen

Waffentanz, nochmals in die Welt, auf daß ihr von Neuem Zeugniß gebet, wie euer friſcher Muth , euer kräftiger Arm , euer echter Reiter ſinn ſich damals zu bewähren verſtand.

Stuttgart , ( am Jahrestage des Treffens bei Straßburg) den 28. Juni 1861 .

Der Verfaſſer.

Erſter Zeitraum

Das Regiment unter der Regierung

König Friedrich's 1 von

Württemberg. 1805-1816 .

02:

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Erſter Abſchnitt. Die Jahre 1805, 1806, 1807, 1808. Errichtung und Formativn des Regiments , 6. Tezember 1805. -- Das Regiment erhält S. R. O. den Prinzen Paul zum Chef, 31. Dezember. · Beziehen der erſten ' Garnijun , 15. Januar 1806 . Mobilmadung. bmarídy ins Feln , 14. Ditober 1806 . Feldzug von 1806 und 1807. Belagerung Eintheilung der württembergiſden Diviſion in das (surpó Jerome'o , 3. November . Belagerung von Breslau , 4. Dezember. - Gefedyt bei Strehlen , 24. Dezember. von Glogau . Belagerung von Neiſſe . Gefecht bei Dhlau , 29. Dezember · Belagerung von Sdweidnis , 1807. Das Regiment erhält S.K. H. den Herzog Pouis zum ( hef , 12. Mirz. Gefedt von Warthi , 6. April ; bei Glaß , 13. und 17. April. Stellung bei Franfenſtein . Belagerung von Glas . Erſtürmung des verſchanzten Lagers 23/24. Juni . Friede von Tilit, 9. Juli 1807. Kantonirungs Quartiere bei Kruſſen und im Lebus'iden Kreiſe, 4 Auguſt bis 25. November. Hüdmarſd ), 26. No :

vember bis 21. Dezember. – Revue bei Ellwangen, 22. Dezember. – Stund.Quartiere in Künzelsau u. 1. w ., 1808. -- Stand -Quartiere in Biberad, u.ſ. w.

- Concentrirung zwiſden jugøt und Kucher, bei Heilbronn und Ludwigsburg, September 1808 . Garniſons-Orte : Zwiefalten , Þflummern und Hohenheim , 1. Dezember 1808.

1805 .

Durch das zwiſchen dem Kurfürſten Friedrich II . , ſpäterem erſten Könige von Württemberg und dem Kaiſer Napoleon I. am

4. Oktober 1805 zu Ludwigsburg abgeſchloſſene Bündniß verpflich tete ſich der Kurfürſt zur Ármee ſeines Verbündeten 4800 Mann

Infanterie , 500 Mann Cavalerie und 16 Geſchüße, im Ganzen 5550 Mann zu ſtellen.

Dieſe Truppen ſegten ſich in Folge deſſeu

ſchon am 22. Oktober und 18. November in Maric), um zur fran

zöſiſchen Armee zu ſtoßen, und zur Deckung des Rückens und der Verbindungslinien derſelben beizutragen ; während dieſe ſelbſt im raſchen Siegeslaufe den Krieg in das Herz von Oeſterreichy trug und dort mit einem glänzend beendete .

entſcheidenden Schlage den kurzen Feldzug

Zur Ergänzung des Feldtruppen -Corps ward durch allerhöchſte

Verfügung vom 7. Oktober eine außerordentliche Aushebung von 2000 Mann und am 20. November eine weitere von 1500 Mann

angeordnet. Dieſen Ereigniſſen und der fortdauernden Erhöhung des Militär- Etats des bald darauf zum Königreiche erhobenen Kur fürſtenthums Württemberg verdankt das zweite Reiter - Regiment ſeine Exiſtenz . 1 *

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Die erſten in Betreff der Formirung desſelben erlaſſenen und noch vorhandenen Verordnungen ſind folgende : Da Seine Churfürſtliche Durchlaucht geſonnen ſind , ein leidites Jäger- Nogi

ment 3u1 Picrd errichten zu laſſen , ſo wollen Hödyſtdieſelben hierüber nicht allein beiliegenden Etat dem Churfürſtlichen Kriegsrath zugehen laſſen, ſondern noch folgende Beſtimmungen desjalls ertheilen : Die Mannſchaft wird von den zum Depot der beiden Chevaurlegers -Regimenter beſtimmten neien Auswahlsrefruten der alten und neuen Lande, in 204 Mann be ſtehend , genommen und dazu von der neuen Auswahl à 1500 Mann ſo viel Mann

ſchaft genommen, welche noch nicht eingetheilt iſt, als nothwendig, die ganze Zahl von 297 Köpfen herauszubringen. Die Pferde betreffend ſoll die C berintendanz ſich mit dem Handelshaus kaula beſprechen, ob und in wie viel Zeit dasſelbe die Lieferung der hiezu benöthigten 301 Stüc à 11 bis 12 Carolins zu übernehmen geſonnen ſein

fönnte. Wenn das Handelshaus Kaula dieſe Lieferung zu übernehmen nicht geſon nen wäre, ſo muß dieſe Pferdelieferung auf eben die Art beſorgt werden, wie für die beiden Chevauxlegers-Regimenter. Die Armirung betreffend erhält jeder leichte Jäger zu Pferd einen ganz kurzen , womöglich gezogenen Carabiner, nicht länger als die

Doppelbüchſen der Leibjäger, ein Paar nid)t zu lange Piſtolen , einen frummen Sä bel mit eiſernem Griff und Scheide.

Zur Uniform : Ein dunkelgrünes Collet von der Farbe wie die Leibjäger , mit

grünem ſtehendem Kragen, ganz ſchmalen kurzen hellgelben Aufſchlägen und Klappen. Das Collet ſo wie der Kragen gelb vorgeſtoßen , die Umſchläge des Collets aber grün; auf den Qlappen vier weiße Knöpfe, auf den Aufſchlägen einer desgleichen oben auf der Spive ; ein weiß tuchenes Gilet mit weißen Knöpfen , gelblederne halb mit dunkel grünem Tuich angeſetzte lange Beinkleider, furze Stiefel mit kleinen eiſernen Sporen ; Säbelkuppel, Cartondie-Niemen und Carabiner-Riemen von ſchwarzem leder, ſo auch Þandſchuhe mit Stulpen ; ein Casquet, wie ſie das Bataillon von Romig hat, nur

mit weißem Beſchlag und einer grün und gelbwollenen Raupe, aber ohne Federbuích. Die Offiziers ſind montirt wie die Gemeinen , nur mit feinerem Tuch und haben auf den Casquets ſchwarze Roßſchweife und vorn einen grün und weißen Federbuſd), der aber nicht höher ſein darf als fünf Zoll, und ſilberne Sporen an den kurzen Stiefeln, die vorn eine grün und ſilberne Quaſte haben. Die Zäume ſind ohne Boucles ganz ſchwarz, die der Offiziers mit weißen Boucles , ungariſche Sättel mit dunkelgrüner, hellgelb eingefaßter tuchener Ueberdecke mit F. II. in der Ede. Dunkelgraue Mäntel, Manteljäde von dunkelgrünem Tuch .

Bei dem noch beſtehenden aber bald zu hebenden Abmangel an Offiziers befchlen Seine Churfürſtliche Durdılaucht, daß einſtweilen der Oberſt von Hayn * ) mit Zu

ziehung des Nittmeiſters und Flügeladjutanten von Lindenau die Formation dieſes Corp8 beſorge und der Churfürſtliche Kriegsrath die Herbeiſchaffung der benöthigten Armatur-, Montur- und Equipirungsſtücke zum Voraus beſorge, zuvörderſt aber der

dazu beſtimmten Mannſchaft die Stalltittel und Stallkappen , welche gelb und grün ſein müſſen, anſchaffe, bis die Uniformirung ſtatthaben fönne. Oberſt von Hayn er hält desfalls von gegenwärtigem Dekret und Etat eine Abſchrift und iſt ihm auch die Montur- Zeichnung zu communiciren. Stuttgart, den 6. December 1805 .

* ) Oberſt und Commandeur des Chevauleger -Regiments Kurfürſt.

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Obiger Erlaß iſt das erſte uns überkommene Lebenszeichen unſeres Regiments , welches als Jäger- Regiment zu Pferde errichtet, unter dieſer Geſtalt die ganze noch folgende Kriegsperiode bis

1815 mit durchzufämpfen vom Schickſal beſtimmt war - und wir glauben unter Bezugnahme auf dieſes erſte Defret nicht weit febl zu greifen , wenn wir den ſechſten Dezember als Gründungstag des Regimentes bezeichnen . Der Etat des Regiments, vorläufig zu drei Schwadronen war

folgendermaßen feſtgeſtellt: 1 Chef ,

1 Commandeur, zugleich Escadrons -Chef, 1 Adjutant,

1 Rittmeiſter, zugleich Escadrons - Chef, 2 Stabs-Rittmeiſter , 3 Premier Lieutenants , 6 Seconde - Lieutenants , 3 Wachtmeiſter ,

1 Stabsborniſt, 3 Quartiermeiſter, 18 Unteroffiziere , 6 Horniſten ,

270 Jäger - 90 pr. Escadron ferner Noncombattanten : 1 Regiments - Quartiermeiſter, zugleich Auditor ,

1 Oberchirurgus , 3 Unterchirurgen , 1 Profoß , 3 Fahnenſchmiede, Total : 325 Mann mit 301 Pferden

Zu der Beſtimmung über die Uniformirung des Regiments fügen wir als Erläuterung noch folgende Einzelheiten bei. Auf der Fläche der Metallknöpfe war ein Jägerborn in erhabener Ar beit abgebildet, das weiße Gilet jah mit ſeinen Schößen unter dem kurzen Rollet bervor , die balb ledernen , halb tuchenen Beinkleider waren der Art verfertigt , daß die obere Hälfte derſelben von den

Hüften bis zum halben Oberſchenkel binab aus Leder , von da an bis zum Stiefel aus Tuch beſtand. Das Stasket von ſcharzem Le der war etwa von der Form , wie ſolches jegt in der bayeriſchen Armee getragen wird, nur mit höherem Ramm ; der Leibriemen der

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Säbelkuppel war ſehr breit ; die Kartuſche wurde auf der linken Seite getragen , der Karabinerriemen mit dem daran befindlichen

Narabinerhaken bing dagegen an der rechten Seite herunter, ſo daß ſich beide Riemen auf der Bruſt freuzten ; der Karabiner ſollte

vorſchriftsmäßig am Haken getragen werden , doch ward er auch wohl, quer über den Rücken , die Mündung nach oben gefehrt , ge führt ; jo ſtand der Mann auch - mit gezogenem Säbel – zu 1

Fuß auf Poſten.

Die Mäntel hatten einen kleinen , die Schultern

bedeckenden Kragen , aber keine Aermel, auf den Schulterſtücken der Follets waren ſog. Panzerepaulettes, von weißem Metall, angebracht. Die Gradabzeichen der Offiziere wurden durch Epaulettes gebildet, und zwar trug der Seconde - Lieutenant auf der linken Schulter eine Epaulette mit Franzen , auf der rechten eine Contreepaulette ; der Premier - Lieutenant gerade umgekehrt, trug auf der rechten Schulter die Franzenepaulette; der Stabs -Rittmeiſter auf der linken , der wirkliche Mittmeiſter trug auf der rechten Schulter eine Epau lette mit Bouillons und auf der entgegengeſeßten Schulter eine Contreepaulette; der Major und Oberſt - Lieutenant auf beiden Schul tern Epaulettes mit Bouillons , ohne ſich unter einander durch be ſondere Abzeichen zu unterſcheiden , und der Oberſt endlich trug

Epaulettes mit ſehr diden Bouillons . Bei den Unteroffizieren trug der Wachtmeiſter ſilberne Doppelborten , der Unteroffizier einfache ſilberne Vorten und der Vice- Unteroffizier wollene Borten an Kra

gen und Auſſchlägen . Nach der damals herrſchenden Sitte , den Spielleuten eine möglichſt auffallende Kleidung zu geben , waren die Trompeter, oder wie ſie damals genannt wurden : die Horniſten gerade umgekehrt wie die Jäger uniformirt, indem ſie gelbe Kollets mit grünen Aufſchlägen trugen , übrigens ſoll das recht kleidjam geweſen ſein , und machte, wie die noch lebenden Zeugen berichten , einen entſchieden wohlthuenderen Eindruck als die Muſik, welche die ſieben Mann auf ihren Halbmonden " mit einander erekutirten und

die manchmal gefahrdrobend für die Trommelfelle der unfreiwilligen Zuhörer geweſen ſein ſoll. Die Fahnenſchmiede des Regiments unterſchieden ſich von der Mannſchaft durch Tragen eines Fracts mit ſehr langen Schößen, und als Kopfbedeckung, eines großen, ſo genannten preußiſchen, dreieckigen Hutes mit grüner wallender Fe der .

Den Den

ganzen Anzug vollendete natürlich der Zopf , der von

den gepuderten Haaren über dem Molletkragen herabbängen mußte. Doch ſchon im Feldzuge 1806 und ſelbſt ſchon auf dem Marſche

zum Kriegsſchauplage verſchwand dieſes Merkmal einer untergeben

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den Zeit , allerdings auf höchſt reglementwidrige Weiſe, indem die

Meiſten ſich denſelben ſelbſt abſchnitten und der Reſt den Beſitzern muthwilliger Weiſe im Bivouak vor Breslau im Schlafe geraubt wurde. Nichts deſto weniger wurden bis zum Jahre 1816 die vor ichriftsmäßigen Zopfbänder vom Arſenal abgegeben und bei Para

den und Muſterungen rückte Alles mit wohlgeflochtenen , meiſtens aus Robbaar beſtehenden Zöpfen aus . Durch eine Ordre vom 15. Dezember wurde ein Kriegsrath

im Verein mit einem Landbaumeiſter beauftragt , in Eflingen,

Gmünd, Goeppingen, Kirchheim und Nürtingen ſich umzuſehen, in welchen dieſer Städte am füglichſten Kaſernen und Stallungen für das neue Jäger- Regiment einzurichten wären, wobei vorzugsweiſe auf das bisherige Arſenal in Eflingen , auf die ſchon vorhandene Na ſerne in Gmünd und die nicht ausgebaute Schloßhälfte in Kirch heim hingewieſen ward. Der nach Einſichtnahme obiger Lokalitäten erſtattette Bericht ſchilderte die Räume in Gmünd, Goeppingen, Kirchheim und Nürtingen für die genannten Zwecke unbrauchbar, während Erlingen mit folgenden Gelaſſen empfohlen wurde : 1. die von der Kurfürſtl. Artillerie bisber

bewohnte Kaſerne enthält Raum für 100 Mann und 20 Pferde 34 2. das Arſenalgebäude . 3. das zum Arſenal gehörige hintere Wagenhaus

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4. das zum Arſenal gehörige vordere Wagenhaus

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5. das zur Artilleriefaſerne gehörige Wagenhaus .

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6. das zum Spital gehörige Bandhaus 7. 8. die

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Schulhaus Scheuer .

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9. die beim Spital befindlichen 5 Stallungen . 10. das Schmiedzuchthaus 11. das Weingärtnerzuchthaus

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300 Mann und 330 Pferde

Auf gedachten Bericht hin wurde denn Eßlingen zur Garniſon des leichten Jäger-Regiments zu Pferde beſtimmt. - Schon am 7. Dezember aber erhielt Oberſt v . Hayn den Befehl, ſich der For= mirung des Regiments zu unterziehen und da die hierzu erforder lichen Offiziere noch abgingen, ſollte er vor der Hand die Offiziere

ſeines Regiments zum erſten Handanlegen benüşen ; und am 14 . befahl der Kurfürſt, die etwa bei der Garde du Corps befindlichen kleinen Leute als Unteroffizere abzugeben und dagegen größere aus Den Uebercompleten oder aus dem Chevauleger -Regiment Kurfürſt in die Garde du Corps einzurangiren ; worauf zunächſt 6 Mann der (Garde du Corps zum Jäger -Regiment verſeßt wurden . Unter dem 11. Dezember wurde der Lieutenant von Spigem berg des vacanten Chevauleger - Regiments zum Stabs - Rittmeiſter

bei dem „ neu zu errichtenden leichten Jägerregiment" ernannt, und ſcheint dieſer ſomit der erſte Offizier des Regiments zu ſein .

Unter dem 12. Dezember wurde der Major und Escadronschef desjelben Regiments von Zieten zum Jäger-Regiment verſeßt und der Oberbereiter Gmehlin zum Lieutenant bei legterem ernannt. Unter dem 30. Dezember erſchien folgender für die Armee wie für das ganze Land im böchſten Grade bedeutungsvolle Parole Befehl : Da Seine Churfürſtliche Durchlaucht zufolge eines mit der Kaiſers von Frank reich, Königs von Italien Majeſtät den 12. dicſes abgeſchloſſenen Staatsvertrages , welcher einen integrirenden Haupttheil des mit dem Kaiſer von Deutſchland und Deſterreich begriffenen Friedenstraktat ausmacht, die Königswürde angenommen ha ben, ſo laſſen ſolches Seine Königliche Majeſtät dem General- lieutenant von Phull mit dem Anfügen und Vorbehalten , es bei der Parole zu publiciren , bekannt machen .

Unter dem 31. Dezember 1805 wurde der Prinz Paul von Württemberg zum Chef des Jäger- Regiments zu Pferde ernannt, das daraufhin den Namen des hoben Chefs zu führen die Ehre hatte. So wurde alſo das in den erſten Anfängen der Formation

begriffene Regiment noch am Schluſſe des erreignißvollen Jahres 1905 getauft , um ſchon im darauf folgenden Jahre ſo glücklich zu fein, ſich die erſten Sporen auf dem Felde der Ehre zu verdienen. 1806 .

Am 15. Januar erhielt das Regiment den Befehl, in ſeine fünftige Garniſon Eßlingen einzurücken .

Die alte , rebenum

kränzte ehemalige Reichsſtadt, ſo lange ſie (Garniſonsſtadt war, ſtets als die beiterſte und freundlichſte des ganzen Königreichs be

kannt, war alſo die Wiege für den kaum geſchaffenen , noch unor ganiſchen Körper. Der winkelige Ort, wunderlich an den Wein bergen hingeklebt, mit ſeinen chiefen Straßen und Häuſern , mit ſeinen ehrbaren Tbürmen und Thürmchen , mit ſeinem in vielen Ar

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men und unter munterem Rauſchen daſſelbe durchfließenden Neckar,

ein Bild der Heiterkeit und Gemüthlichkeit, konnte nur fördernd auf den Geiſt des kaum ins Leben gerufenen Kindes wirken , das denn auch mit dem A. B. C. ſeiner Erziehung einen beiteren , friſchen Sinn einſog und ſich denſelben in guten und ſchlechten Tagen zu bewah ren verſtand ; nebenbei aber auch , ſeiner Aufgabe bewußt, von dem nach und nach vervollſtändigten Offizier -Corps geleitet, jich zu einem feſtgeſchloſſenen Ganzen vereinte , das als brave Truppe den kom

menden ernſten Ereigniſſen mit Zuverſicht entgegenblicken konnte. Am 30. Januar , dem Tage der Rückkehr der württembergi

ſchen Truppen aus dem kurzen Feldzuge, empfing das Regiment in Stuttgart durch ein dahin geſendetes Commando von 3 Unter offizieren und 80 Mann einen anſeblichen Pferdetransport, wie es ſcheint den erſten . Unter dem 3. Februar wurde der Oberarzt Roos vom In

fanterie - Regiment Kronprinz zum diesſeitigen Regimente verſeßt, etwa zu derſelben Zeit der Leibpage von Moltke * ) mit der Ancienne tät vom 1. Januar als Seconde - Lieutenant; unter dem 9. Februar der Baron von Löwenſtern aus Meiningen ; unter dem 12.

wurden Louis (Gremp von Freudenſtein und Graf Wil helm von Exdorff aus Königlich preußiſchen Dienſten, als Pre mier - Lieutenants beim Regimente angeſtellt.** ) Am 11. Februar überſchickte der Chef des Regiments Prinz Paul demſelben eine Inſtruktion über Pferdewartung und ordnete das Einüben der Sä

belhiebe nach öſterreichiſchem Reglement an, bis zur Feſtſtellung eig ner darauf bezüglicher Inſtruktionen ; am 19. bolte ein Commando

von 3 Unteroffizieren und 20 Mann wiederum eine Partie Pferde in Stuttgart ab, gediente Mannſchaft und Refruten wurden unter deſſen fortwährend in das Regiment eingeſtellt ***) ; am 2. März erhielt der Chef des Regiments Prinz Paul als General -Major und Brigadier das Commando über : *

das Leib - Chevauleger- Regiment,

das vacante Chevauleger- Regiment, das Jäger- Regiment zu Pferde Prinz Paul, die reitende Batterie ; * ) Starb im Mai 1861 als Oberförſter a . D. ** ) Graf Eldorf nahm am 6. Juni wieder ſeinen Abſchied .

***) Die Dienſtzeit des Cavaleriſten war Anfangs nur auf 6 Jahre feſtgeſtellt, wurde jedoch durch allerhöchſte Ordre vom Jahre 1807 auf zehn Jahre erhöht. Das kleinſte Maß der Dienſtpferde betrug damals wie auch jetzt 1100 15 Fauſt 2 Zou .

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welche zuſammen eine Brigade formirten . Unter dem 19. März wurde der R. R. öſterreichiſche Oberlieutenant von Breuning als Rittmeiſter und Escadrons - Chef, unter dem 20. Baron von Zieten als Stabs Rittmeiſter beim Regimente angeſtellt. Dieſer Lettere war der Sohn

des früher genannten Major von Zieten , dem das Commando des Regiments zu Anfang des Jahres 1806 übertragen wurde. Major von Zieten, geborner Mecklenburger, ehemals Königlich preußi ſcher Rittmeiſter, wurde am 16. September 1805 zum Major beim 2ten württembergiſchen Chevauleger- Regiment ernannt, am 12. De

zember, wie ſchon erwähnt, zum Jägerregimente verſekt und führte das Regiment während des Feldzugs 1806 und 1807 bis zum 28. Mai 1808.

Das Regiment ſchritt unterdeſſen in ſeiner Formirung ſo weit vor , daß Prinz Paul dasjelbe am 29. März erſtmals inſpiciren

konnte , wozu es Nachmittags 4 Uhr ausgerückt war. Die durch Befehl von demſelben Tage angeordnete große Beurlaubung auf Friedensfuß fand beim Jäger-Regimente wegen der vielen Rekruten nur geringe Anwendung und ſo wurde denn fleißig fort dreſſirt und fort ererzirt, um dem vorgezeichneten Ziele, die Truppe friegs tüchtig zu machen , nach Kräften näher zu rücken ; daß es dem eif

rigen Streben gelang dieſes Ziel zu erreichen , werden wir bald zu zeigen Gelegenheit haben , denn die Stunde, in welcher das Regia

mient durch die Feuertaufe die leßte Weihe erhalten ſollte, lag nicht mehr ſo gar fern.

Am 15. April rückte das Regiment wiederum vor ſeinem Chef aus , am 26. ebenſo und am 12. Mai ererzirte dasſelbe zu Pferde auf dem Ererzirplage bei Nellingen.

Unter dem 8. April erhielt das Regiment den Rechnungs- Pro bator Faber zum Regiments -Quartiermeiſter ; unter dem 25. Mai den ebemals Naiſerlich Königlich öſterreichiſchen Oberlieutenant von Schüß ; unter dem 20. Juli den in preußiſchen Dienſten ge

ſtandenen von Hoyer , beide als Premier- Lieutenants. In einer Ordre vom 27. Juli an den Regiments - Commandeur

ertheilte Prinz Baul den Auftrag, von jeßt an das Regiment in

allen Gegenſtänden des Felddienſtes zu üben, „ da wir wahrſchein licy bald marſchiren dürften."

Am 1. Auguſt wurde die

am

12. Juli zu Paris entworfene und am 19. zu St. Cloud ratifi zirte Rheinbundsatte publizirt, am 6. Auguſt dankte der Kaiſer von Deſterreich als deutſcher Kaiſer ab ; die Zerwürfniſſe zwiſchen Frant reich und Preußen nahmen einen immer ernſteren Charakter an , die

11

-

rce

Zeit der Thätigkeit für die württembergiſche Armee rückte mit Rie

ſter

ſenſchritten näher. Unter dem 1. Juni trat der Sohn des Pfarrers Finch in Murr farl Findh beim Regimente als Freiwilliger ein und ward der Escadron von Breuning eingetheilt, da der junge Mann Bildung zu haben ſcheint, ſo werden Sie dem Rittmeiſter von

15 con no

rde.

ußi

Breuning den Auftrag geben , genaue Aufmerkſamkeit auf ihn zu

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haben und wenn er ſich gut hält , werde ich ihn zum Unteroffizier

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machen * )" ſchreibt Prinz Paul an den Major von Zieten . Wir

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10 11

werden noch oft Gelegenbeit haben, in dieſer Geſchichte ſeiner zu erwähnen .

Unter dem 5. Auguſt wurde der , am 4. Februar zum Unter offizier, am 18. März zum Wachtmeiſter ernannte Karl Rein bardt zum Seconde-Lieutenant und Regimentsadjutanten ernannt ; teştere Stelle war bisher noch nicht definitiv beſeßt. Unter dem 24. Auguſt wurde von Rady aus Ungarn zum Seconde- Lieutenant und ein Sohn des Oberamtmanns Breu

ning zum Cadeten im Regimente ernannt ; „ legterer hat jedoch noch 1 Jahr lang im Militärinſtitute in Stuttgart zu bleiben ,“

und wurde ſpäter bei dem neu errichteten Jägerregiment König zum Offizier ernannt. Unter dem 8. Oktober wurde der Sohn des Kaſtenpflegers

chegi

Nagel zum Seconde - Lieutenant im Regimente ernannt; unter

nicht

dem 9. Oktober der Seconde - Lieutenant und Adjutant Hehl vom

Chef Sjerde

Infanterie-Regiment Prinz Paul zum Jäger -Regiment verſekt ; unter dem 12. Oktober der in ſchweizeriſchen Dienſten geſtandene Lieute

Pro

nant Weegmann aus Zürich zum jüngſten Seconde - Lieutenant im Regiment ernannt. Am 29. September erfolgte der Befehl zur Zuſammenziehung

Mai enant

aller auf den Kriegsfuß zu ſeßenden Truppen, mit dem Beiſaße, daß das Jäger-Regiment Prinz Paul vorerſt in Eßlingen zu bleiben

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ndeur ent in

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babe ; am 4. Oktober der Befehl, den Stabs- und Munitionswagen Koch aus dem Arſenal zu empfangen und alles noch Fehlende

geſchirr u. ſ. w . – in gehörigen Stand zu ſegen ; am 6. Oktober erhielt das Regiment die zum Feldetat noch fehlenden 25 Nekruten und bis zum 10. Oktober mußten alle Beurlaubten einberufen ſein.

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ratifi

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Frant : n, die

* ) Das geſchah am 1. November, nachdem Finth ſchon 6 Wochen nach ſeinem Eintritt zum Vice- Unteroffizier befördert wurde.

12

Am 9. Oftober erfolgte die Kriegserklärung des aufs Neußerſte verlegten Preußen an Frankreich . Seine Majeſtát, der König von Württemberg, welcher vom 4. bis zum 6. Oktober behuis

einer Zuſammenkunft mit Napoleon in Würzburg weilte, bejahl, daß die erſte Colonne des zur franzöjijchen Armee zu ſtoßenden Truppen - Corps am 13. Oktober zwiſchen Ludwigsburg und Heil bronn zur Muſterung concentrirt ſein ſolle. Zu dem Ende mar ſcirte das Jäger - Regiment zu Pferde am Sonntag den 12. Oktober von Erlingen nach Eglosheim , wo es einquartiert wurde , und

machte ſomit den erſten Marſch in derjenigen Direktion , welche dasſelbe ins Feld führen ſollte . Am 13. bielt Seine Majeſtät Muſterung über : das vacante Chevauleger - Regiment,

das Jäger- Regiment zu Pferde, das Infanterie- Bataillon Kronprin 3 , Seckendorf, Lilienberg, 1te und 2te Fußiäger- Bataillon, II

lte und 2te leichte Bataillon, eine reitende Batterie zu 8 Geſchüßen , Fußbatterie zu 10 Geſchüßen Ir

zwiſchen Bietigheim und Löchgau ab , worauf dieſe Colonne am 14. in die Gegend von Heilbronn marſchirte.

Feldzug von 1806 und 1807. Seine Majeſtät der König Friedrich I. ſtellte zur Ar

mee Napoleons ein Kontingent, welches 12,000 Mann, 1500 Pferde und 18 Geſchüße ſtart ſein ſollte , und zu einer Diviſion formirt folgende Eintheilung erhielt : Commandirender (General : Sen. Lieut. v . Sedendorf.

Stabs - Chef : Major v. Theobald . Mann . Pferde . Hauptquartiersperſonal 69 6 I. Infanterie - Brigade: 6.-M. v . Lilienberg. Bataillon Kronprinz ( O.-L. v . Pbull) 5 . 835 5 Seckendorf ( 9.-L. v. Berndes ) 837 Lilienberg ( O.-L. v. Forſtner ) 836 Suſammen 2577

21

13

erite

inig buja fabi , ncen

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Itober umo

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Mann .

Uebertrag 2577 II . Infanterie -Brigade: G.-M. v. Schröder. Bataillon Schröder ( 06. v . Rojeris)

.

Pferde . 21

. 837

5

Herzog Wilhelm ( Db.v. Scheeler) 837

5

III. oder leichte Inf.- Brigade: Oberſt v . Neubronn . 1tes Fußiäger-Bataillon Hügel 2tes Scharfenſtein . .

.



Bata Neubronn I tes leichtes Bataillon 2tes Brüſſelle

771

5

771 772 771

5 5 5

477

421

477

120

359

324

351

277

11

Cavalerie - Brigade: Oberſt-Lieut . v.. l’Eſtocq *), Leib -Chevauleger -Regiment (O.-L. v . l'Eſtoca) 4 Escadrons

.

2tes vac.Chevauleger -Negiment ( O . L.v.Stettner ) 4 Escadrons

vacantes Jäger-Regiment (Major v. Zieten ) 3 Escadrons

Artillerie : Major v. Sdnadow , Reitende Batterie : Kerner

Fußbatterie : Bauſch

.

het !

Zuſammen : 9 Bat. 11 Esc . 2 Batt . mit 18 Geſch . = 9000 1493 **)

ne am

Durch die im Dezember nachgerückten Bataillone Romig und Neubronn , ſo wie durch die nachfolgenden Ergänzungs mannſchaften wird die Diviſion die oben genannte Stärke erreicht haben.

zur Ar Perde formirt

Jenes unter der Cavalerie-Brigade aufgeführte vacante Jä ger - Regiment iſt eben dasſelbe, deſſen Erlebniſſe hier nieder gelegt ſind ; ſeinen Chef und Namen verlor es durch allerhöchſte Ordre vom 20. Oktober, als erſterer in preußiſche Dienſte übertrat,

und wurde dasſelbe von da an vorläufig als vacantes Jäger-Regi ment fortgeführt. Der Feldetat war folgendermaßen feſtgeſtellt: Pferde. 6

* ) Oberſt -Lieutenant v. l'Eſtocq als älteſter Regiments - Commandeur führte die Brigade.

5 5 5 21

** ) Es finden ſich verſchiedene Angaben über den Stand der 1806 ausmarſchirten Truppen vor , die hier angeführte, einem detaillirten Rapport entnommen , haben wir allen Grund für die richtige zi1 halten .

11

Kriegs - Tägliche Portionen . Zulage. Rationen .

Monatliche

Charge.

Gage

1 Major u . Commandeur 125 fl. 1 Adjutant . 1 Auditor

tr. 50 ft.

30

n

40

1 Reg.- Quartiermeiſter . 50 1 1 1 1

Regiments -Arzt . Stabs - Horniſt Profoß . Büchſenmacher

30 .

.

11

10

3

11

3

11

10

2 1

11

30

1

10

3 8

3 2 2 2 1 3 1

11

1

30

75

2 Stabs - Rittmeiſter à 50 100 und 30 fl. ..

.

1 Fahnenſattler 1 Rittmeiſter

9

10 1

30 20 20

5

+

60 ,

10

8

11

11

45 ,,

9

6

36 .

9

6

10 ,

2

2

3

3

3

15

3 3 15

6

6

3 Premier - Lieutenants à

30 und 15 fl...

90 ,

3 Seconde - Lieutenants à

29 und 12 pl. 87 mied 25 Kurſch 1 3 Wachtmeiſter à 10 fl. .



.

30 kr. .

11

31

30

28 15

30

3 Quartiermeiſter à 9 fl. .

3 Chirurgen à 15 fl .

11

15 Unteroffiziere à 8 fl. . 120 6 Horniſten à 10 fl.. 3 Fahnenſchmiede à 4 fl.

.

60

à 3 fl ..

.

11

1

11

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11

3

12

810 270 Jäger à 3 fl . .. 18 Jäger, unberitten, à 3 fl. 54 6 2 Knechte à 3 fl . .

3 Krankenführer à 3 fl.. Zulage à 1 fl.. 2 Offiziers - Bediente * )

11

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30 kr. .

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2

6 . 11

1868 ft. 30 fr. 311 fl.

359

378

* ) Die Differenz von 12 Mann, welche ſich a18 den in dieſem Etat angeführten 347 und den oben ſtehenden 359 Köpfen ergiebt , ſcheint von 12 ſogenannten obligaten Offiziers -Bedienten herzurühren , die im Etat nicht bemerkt ſind.

15

-

Nach damals geltenden Beſtimmungen führten die Escadrons feine Nummern , ſondern wurden : Leib -Escadron , Commandeur Escadron (deren Chef der Regiments - Commandeur war) , und die übrigen nach den Namen der betreffenden Escadrons- Chefs genannt, die Leib - Escadron rangirte auf dem rechten , die Commandeur Escadron auf dem linken Flügel, die anderen in der Mitte.

Das Regiment marſchirte mit folgenden Offizieren aus ; Gommandeur : Major von Zieten , Adjutant : Seconde - Lieutenant Reinhardt,

Rittmeiſter von Breuning, Stabs - Rittmeiſter von Spigemberg , Commandeur- Escadron, von Zieten , Leib-Escadron , Premier- Lieutenant: von S dü , von Hoyer ,

Gremp von Freudenſtein , Seconde - Lieutenant : Hehl , von Rady ,

Nagel, Weegmann *).

:

(

,

Mittelſtab : Auditor Rapf am 25. Oktober dazu ernannt, bis ber Canzlei-Advokat),

Regiments-Quartiermeiſter Faber , Negiments-Arzt Noos. Der Marſd )

am 14. und 15. Oktober

zu einer Zeit

alſo angetreten , in welcher das Schickſal Preußens auf eine jo ernſte Weiſe ſchon entſchieden wurde, geſchah in zwei Colonnen , die von Heilbronn aus der Art formirt wurden, daß die erſte Colonne aus der Cavalerie- und leichten Infanterie- Brigade, die zweite aus der Artillerie und den beiden Linien - Infanterie- Brigaden beſtand, und bewegte ſich über Debringen , Künzelsau ( 17. Oktober, daſelbſt Naſttag ), Blaufelden, Rothenburg a . Tauber , Windsheim , Farrn bac ), Erlangen , Erchenau , Begniß nach Baireuth (25. Oktober ); acht Marſchtage, ohne Ruhetag dazwiſchen. Um dieſen dem Jäger Regimente , welches deſjen ſehr bedurfte , zu verſchaffen, marſchirte es von Baireuth aus mit der zweiten Colonne, die der erſten auf *) Mit Depotmannſchaften rüdten ſpäter dem Regimente nach : Premier- Lieutenant von Löwenſtern und Seconde- Lieutenant von Moltke.

-

16

die Entfernung von einem Tagemarſd) folgte und zwar am 27 . Oktober nach Gefrees und weiter nad ) Hof und Plauen ; von da

an wieder mit der erſten Colonne über Zwickau , Chemnit , Frei berg nach Dresden. Von Freiberg an marſchirten beide Colonnen vereinigt und trafen am 3. November in Dresden ein , wo die Diviſion am Kurfürſten von Sac )ſen vorbeidefilirte, welcher zum

Empfang derſelben auf den Altan ſeines Saloſjes beraustrat. Schon in Chemnitz erreichte die Diviſion die Nachricht, daß jie beſtimmt ſei, einen Theil des in der Formation begrijfenen Corps

unter dem Prinzen Jerome zu Flügel der großen Armee, ſollte operiren und von da aus zur vorrückenden Truppen und zur

bilden . Dieſes Corps, als rechter zunächſt von Dresden auf Kroſjen Unterſtübung der in Südpreußen Deckung ilyrer Flanke , die von

Schleſien aus bedrobt wurde, dienen . Die Haſttage in Dresden am 1. und 5. November waren nach den ununterbrochenen Märchen ſehr woblthuend , auch konnte bier nody Manches an der Ausrüſtung Mangelnde erlegt werden , was

bei der übereilten Mobilmachung zu beſchaffen nicht mehr möglich geweſen war. So empfing man hier einen Reſervefonds von 2000 Paar Schuhen und 307 Paar Stiefeln ; 14 Rüſtwagen, 200 Huf eiſen , 3000 Nägel, 10 Centner Pulver , 8000 Feuerſteine; und für das vacante Chevauleger -Regiment 400 Pallaſche und 400 Paar

Piſtolen zum Umtauſchen . Auch wurden die in Gefangenſchaft ge rathenen, in preußiſchem Dienſt geſtandenen ehemaligen Unterthanen der Fürſten von Hohenlohe – nunmehr württembergiſche Landes finder in die Abtheilungen der Diviſion eingereiht, die ſich dadurch ſchon in Etwas completirte.

Das Corps des Prinzen Jerome beſtand aus den Rheinbunds truppen der Königreiche Bayern und Württemberg , denen ſpäter auch noch einige ſächſiſche und einige wenige franzöſiſche Truppen theile beigemiſcht wurden und war Anfangs formirt, wie folgt : Erſte - bayeriſche - Diviſion.. General- Lieutenant von Dero .

I. Brigade G.-M. von Siebein. Ites Linien - Infanterie- Leib- Regiment.

10tes Linien - Infanterie-Regiment Junker. 6tes Leichtes Bataillon Taxis . 1tes Chevauleger- Regiment Kronprinz. Opfündige Batterie Peters .

-

17

II . Brigade G.-M. von Raglow ich . 4tes Linien - Infanterie -Regiment Salern . Preiſing

stes

Fußjäger - Diviſion (zwei Compagnien) Hausmann. 1tes Dragoner- Regiment Minucci. 6pfündige Batterie Göſchl. Diviſion .

3 weite -- bayeriſche

General - Lieutenant von Wrede .

I. Brigade G.-M. Graf Mezanelli.

2tes Linien - Infanterie -Regiment Kronprinz. 13tes

3tes leichtes Bataillon Preiſing. 2tes Chevauleger -Regiment König. Opfündige Batterie Caspers. II . Brigade G.-M. Graf Minucci. 3tes Linien - Infanterie-Regiment Prinz Karl . 7tes

Löwenſtein.

4tes leichtes Bataillon Zoller. 3tes Chevauleger- Regiment Leiningen. 6pfündige Batterie Vandouse.

Dritte - württembergiſche - Diviſion . Wie oben.

Die beiden bayeriſchen Diviſionen rechnet Schmoelzl in ſeinem Werk über den Feldzug der Bayern im Jahr 1806 und 1807 zu

16,217 Mann Infanterie, 2099 Mann Cavalerie , 537 Mann Ar tillerie mit 24 Geſchüßen = 18,853 Mann , dazu die württem-=

bergiſche Diviſion mit 9000 Mann giebt eine Stärke von 27,853 Mann mit 42 Geſchüßen .

(Schmoelzl 29,458 Mann, da er die

nachgerückten württembergiſchen Bataillone hinzurechnet.) Die Cavalerie wurde auf Napoleons Befehl zu drei Brigaden formirt :

I. Brigade .

6.-M. Graf Mezanelli.

1 tes bayeriſches Dragoner -Regiment Minucci, Chevauleger- Regiment Kronprinz, 2tes König. 1tes

2

18

II . Brigade. Brigade - General Graf Montbrun. Württembergiſches Leib -Chevauleger- Regiment, vacantes Chevauleger-Regiment,

Jäger- Regiment.

III . Brigade. Brigade - General und Adjutant Jerome's Lefebvre - Desnouettes .

2tes bayeriſches Dragoner -Regiment Taxis (der Reſerve - Diviſion ), Chevauleger -Regiment Leiningen.

3tes

Während die preußiſchen Heertrümmer hinter der Weichſel Schuß und Vereinigung mit Rußland ſuchten, während Küſtrin und Magde burg fielen , ſelbſt Blücher in Lübeck zur Kapitulation gezwungen wurde und die franzöſiſche Armee ſchon Poſen erreicht hatte, wurde Jerome's Heertheil die Aufgabe zu.Theil, die in Schleſien Wider ſtand leiſtenden Feſtungen zu belagern . Es waren deren acht, Glo :

-

gau , Breslau, Brieg , Koſel , Silberberg , Glaß, Neiße 1

und Schweidniß, zuſammen mit einer Beſaßung von 28,000 bis 30,000 Mann . Unter dieſen Pläßen war es zunächſt Glogau, deja ſen Beſit beſonders wünſchenswerth erſchien , um im Verein mit

Stettin und Küſtrin eine neue Operationsbaſis an der Oder zu gewinnen.

Vormarſch auf den Kriegsſchauplaß und Belagerung von Glogau. Zur Erreichung obigen Zweckes regte ſich die württembergiſche Diviſion am 6. Novemaer wieder in Marſd ), den bayeriſchen Di viſionen folgend , die - Wrede am 4. und Deroy am 7. – zu Kroffen ſchon eingetroffen waren.

Nach einem Rapport vom 4. November war der Stand des Regiments folgender : 1 Commandeur, 1 Adjutant,

1 Rittmeiſter,

2 Stabsrittmeiſter, 8 Lieutenants, 3 Militär - Beamte,

301 Unteroffiziere und Jäger, Total : 317 Mann und 303 Pferde,

19

davon frant 2 Mann, 10 Pferde ; abweſend 1 Mann ; fommandirt

im Corp8 11 Mann , außerhalb des Corps 21 Mann ; beurlaubt 2 Mann = 37 Mann , 39 Pferde ; ſomit ausrückend Combattanten : 269 Mann, 259 Pjerde , Noncombattanten 11 Mann , 5 Pferde . Abgang am effektiven Stande von 333 Mann, 306 Pferden : 16 Mann und 3 Pferde ; 1 Mann de ſertirt, 1 Pferd geſtürzt. Zur Zeit des Abmarſches von Dresden wurde Stabs- Nittmeiſter

von Spigemberg ins kaiſerliche Hauptquartier und Premier Lieutenant Gremp von Freudenſtein in das des Prinzen Je rome kommandirt, in welcher Stellung beide über die Dauer des ganzen Feldzugs verblieben. Premier -Lieutenant von Löwenſtern

rückte mit dem Depot von 19 Mann beim Regimente ein. Der Marſch wurde über Nönigsbrück, Hoyerswerda , Cottbus , Guben auf Croſſen und Züllichau dirigirt , wo die Vereinigung mit den bayeriſchen Diviſionen ſtattfand. Am 6. November ſchon war General Lefebvre mit ſeiner Brigade und einer Batterie nach

Glogau vorgegangen ; die Ueberraſchung aber , durch die man auf den preußiſchen Commandanten der Feſtung einzuwirken und ihn zur Uebergabe zu verleiten gehofft, hatte nicht wie bei ähnlichen frühe

ren Vorfällen ihre Wirkung gethan , und ſo ließ Jerome zur Zeit des Eintreffens der württembergiſchen Diviſion ſein Corps gegen Glogau vorrücken .

Das Hauptquartier Jerome's und die Diviſion Wrede ſtan den am 9. in Grünberg ; die Diviſion Deroy in Glogau ; die Diviſion Sedendorf in Zülichau , rechts mit Deroy , links mit dem Corps Davouſt's bei Meſeriş , vorwärts mit Bernadotte in Verbindung. Die Cavalerie-Brigaden Lefebvre und Montbrun waren auf dem linken und rechten Oberufer auf den Straßen nach Breslau vorgeſchobeu . Am 14. und 15. November wurde die Diviſion Seckendorf zur

Diviſion Deroy gegen Glogau herangezogen. Gleichzeitig mußten jede auf dem Oberufer, die Brigaden Lefebvre und Montbrun weiter gegen Breslau vorrücken, welches ſie bisher occupirte theils um dieſe Feſtung zu bedroben , theils um feindliche Streif corps vom Glogauer Belagerungscorps fern zu halten. Der Bri

gade Lefebvre war zu dieſer Erpedition das württembergiſche Jäger -Regiment und eine Opfündige bayeriſche Batterie zugetheilt. Das ſäger- Regiment hatte die Avantgarde und traf als ſolche am 16. November zu Neumarkt ein. Es war dies das erſte 2*

-

20

Mal, daß das Regiment zu einer wirklich kriegeriſchen Thätigkeit ge langen ſollte, und ſein Commandeur benüßte dieſen wichtigen Mo ment zu folgender Anſprache an dasſelbe : Jäger !

Endlich ſtehet Ihr auf dem Punkte, wo Ench die Gelegenheit werden wird, die Erwartungen Eures Königs und Eures Vaterlandes zu erfüllen. Ihr ſelbſt ſchntet Euch nad Krieg, Ihr ſelbſt gabet oft laut mir den Wunſch zu erkennen, Eure Kräfte und Euren Muth im Angeſicht des Feindes geltend zu machen: dieſer Augenblic iſt jeħt da, morgen werdet Ihr den Feind ſehen und jeder Redliche unter Euch wird mit !

Herz und Muth das zeigen können , weſſen er ſich ſo oft rühmte und was er ver ſprach . Idh habe Euch die erſten Pflichten des Soldaten kennen gelehrt, übet ſie jetzt.

Gehorſam , Ordnung und Muth ſind es , die Endh das Uebergewicht über den Feind geben werden , wenn Ihr dieſe drei Dinge nie von Euch weichen laſſet. Euer König wird den der ſich auszeidinet belohnen , er hat mir den Weg gezeigt, durch den ich demjenigen , der es verdient und von deſſen Muth ich Augenzeuge bin , die Ehren Medaille verſchaffen kann und wie viel Freude es Eurem Commandeur machen würde, !

wenn er dieſe in's Knopfloch braver Jünglinge hängen fönnte, werdet Ihr ſelbſt füh len , wenn Ihr einen Begriff Gud) von der Liebe machen könnt, die ich für Euch Alle hege .

Seid gehorſam , folget Euren Offizieren , und wenu Ihr auch mir manche' Mühe und Sorge, die ich mit Euch hatte, che Ihr Soldaten wurdet, belohnen wollt , ſo ſeid brav.

Eure Ehre iſt die meinige! und die meinige ruhet auf Euch , Euer König und Baterland warten auf Entſcheidung ! Neumarkt, 16. November 1806 . von Zieteni ,

Major und Commandeur des vacanten Jäger Regiments zu Pferde.

Noch am Abend des 16. rückte das Regiment bis gegen Lifia

vor , um hier und in den umliegenden Ortſchaften einquartiert zu werden ; doch noch ehe es liſſa erreichte, fand das erſte Zuſammen treffen mit dem Feinde ſtatt. Die Commandeur - Escadron - welche

die Avantgarde des Regiments bildete , ſtieß auf feindliche Cavale rie, Huſaren und Dragoner - etwa 60 Pferde ſtark - welche, ſich ſchleunig zurückziehend, von dem den Vortrupp führenden Lieutenant

Nagel mit 24 Pferden verfolgt wurden . Dabei kam es zwiſchen einzelnen Jägern und feindlichen Reitern zum Handgemenge, wobei erſtere zu beweiſen im

Stande waren , daß ſie nicht ohne Nußen

zu Ehlingen in den „ Säbelhieben " geübt worden waren . Auch beim Beziehen der Quartiere kam es ſpäter noch zu einem Recontre mit einer feindlichen Patrouille , die man in einem der Dörfer antraf.

21

In der Frühe des 17. rücten die beiden bayeriſchen Cavalerie

Regimenter der Brigade Lefebvre und die Batterie heran, an dem ſelben Tage forderte General Montbrun den preußiſchen Comman

danten von Breslau, wiewohl vergebens, zur Uebergabe der Feſtung auf. In der Nacht vom 17. auf den 18. begann die bayeriſche Batterie eine Beſchießung der Stadt ; zur Dedung der Batterie wurde die Cavalerie bis dicht an die Feſtungswerke vorgeſchoben

und hatte hierbei das Jäger-Regiment einen heftigen Kartätſchenhagel auszuhalten.

Wie das Regiment dieſe erſte Feuerprobe beſtand

und wie es den in ſeiner Anſprache geäußerten Wünſchen und Hoff nungen ſeines Commandeurs entſprach, möge folgende Meldung an den General -Lieutenant von Seckendorf über die Tage vor Breslau datirt : Proſtau den 26. November beweiſen. Sr. Ercellenz dem Hrn . G.-l. und Diviſionär von Sedendorf.

Das Vergnügen , das ich über die bei jeder möglichen Gelegenheit ſich zeigende ?

reelle Bravour der Jäger des meinem Commando allergnädigſt anvertrauten Regi ments empfinde, iſt zu lebhaft , als daß ich nicht ſogleich Eurer Ercellenz einige der näheren Thatſachen bei der Erpedition auf Breslau pflichtſchuldigſt unterthänig mel den foute.

Den Abend vor der Berennung der Stadt ward das Regiment in die umliegenden

Dörfer im Allignement von liſſa in18 Cantonnement gelegt ; meine (die Comman deur-) Escadron, welche die Avantgarde der Kolonne gemacht hatte , ſtieß bald nach dem Ausmarſch aus Neumarkt auf circa 60 Pferde des Feindes von einem melirten Commando, welches aus Dragonern und Huſaren beſtand ; dieſe gingen , nachdem ſie uns gewahr wurden , in Eile zurück und obgleich die Spitze von 24 Pferden unter dem Lieutenant Nagel ſich ſogleich anzuhängen bemühte, ſo begünſtigte der Wald die Flucht des Feindes und er entfam zerſtreut und getrennt. Hier zeichnete ſich beſou : ders der Jäger Stanger von meiner Escadron durch ſeine Entſchloſſenheit aus. Er gerieth als Seitenpatrouille unter 4 Dragoner, mit denen er handgemein wurde

und ſich ſo lange gegen ſie vertheidigte, bis er zwei davon bleſſirt hatte und die bei den anderen auf Annäherung mehrerer Jäger auf das Schnellſte die Flucht ergriffen. Sein Pferd hat einen Hieb erhalten ,I doch ohne Bedeutung. Der Jäger Sdurer von der Leib -Escadron fand als Spiße bei Abpatrouillirung des Dorfes , wohin die

Escadron ing Quartier ging , 6 feindliche Huſaren am Kruge halten ; er ſtürzte ſo gleich auf ſie ein und verjagte ſie,. hatte aber das Unglück zu ſtürzen , . die Huſaren tehrten um und erreichten ihn im Moment, da er wieder zu Pferde ſprang ; er hieb

ſich durch und bleſſirte einen Huſaren ſo, daß deſſen Kameraden ihu kaum fortbringen fonnten .

Bei der den andern Tag gegen Abend erfolgten Berennung der Stadt zeigten die Leute eine Contenance , die man kaum von ſo jungen Burſchen erwartet hätte. Vorpouſſirt bis unter den Kartätſchenſchuß der Batterie , hielten ſowohl Züge als Boſten des Regiments, ohne zu wanken und jede nieben uns niederſchlagende Kugel wurde belacht und benect, ingeachtet dadurch ein Jäger getödtet und einer gefährlich bleflirt wurde ( 1 Pferd wurde erſchoſſen ),

22

In der Escadron des Rittmeiſters von Breuning zeichnete ſich beſonders der

Unteroffizier Fijder dadurch aus , daß er als Freiwilliger einen verdächtigen Dien ichen vorn aus der Vorſtadt unter dem Kartätſchenfeuer von 3 Kanonen des Walles

zum Pifet ſeines Hittineiſters brachte, der ſelbigen zum Hauptquartiere ablieferte.

Ich empfehle beſonders dieſe 3 Peute Ew . Ercellenz Gnade, imd wünſche nichts mehr als bald eine Gelegenheit zu haben , unter Ew . Ercellenz Angen

beweiſen ,

daß das Jäger Regiment ſich ſie zu verdienen beſtrebt. Proſta il, den 26. November 1806 .

Eurer Ercellenz unterthänigſter Knecht

von Zieten , Oberſtlt. und Commandeur.

Nach der ziemlich erfolgloſen Beſchießung und der ebenſo frucht lojen Aufforderung zur Uebergabe Seitens des Generals Lefebvre

zogen ſich die beiden Cavalerie - Brigaden -- Lefebvre auf Parchwitz und von da auf Polkwiß , Montbrun gegen Glogau

zurück .

Das Regiment hatte bei dieſer Erpedition einen todten und einen verwundeten Jäger. Mittlerweile hatte am 15. die Beſchießung von Glogau begon nen , die Haltung der Beſaßung war nicht die zuverläßigſte , Deſer tionen an der Tagesordnung ; darauf hin beſchloß Jerome in der Nacht vom

17. einen Verſuch zu machen , ſich des plages durd)

Handſtreich zu bemäct)tigen , wurde aber durch Gegenvorſtellung De

roy's von dieſem Unternehmen abgehalten . Von Napoleon aber fortwährend gedrängt, die Einnahme Glogau's zu beſchleunigen , war Jerome im Begriff, einen Sturm auf den Brüdenkopf am rechten Oberufer auszuführen , als er in der Nacht des 22. auf den 23. den Befehl erhielt , nur eine Diviſion vor Glogau zurückzu

laſſen, mit dem übrigen Theil ſeines Corps aber unverzüglich nach Raliſch aufzubrecen .

In Folge deſſen blieb nur die württembergiſche Diviſion da = ſelbſt zurück; aus der Belagerung wurde eine Blokade , ohne daß jedoch General- Lieutenant von Seckendorf aufgehört hätte, mit den vorhandenen Geſchüßen die Feſtung fortdauernd zu beſchießen . Das Jäger - Regiment, welches unterdeß wieder bei der Brigade Montbrun

eingerückt war, mußte mit dieſer am 24. zur Deckung des Blokade corps von Neuem die Flankenſtellung bei Polkwitz beziehen . Am 28. November traf der von Napoleon geſendete Diviſions (General Vandamme beim Corps ein , um mit dem gleichzeitig am 29. Abends --- von Küſtrin eintreffenden Belagerungsgeſchüt die Beſchießung der Feſtung ernſtlic) in Angriji zu nehmen.

Am

23

genannten Tage war die Oder durch fortwährenden Regen dermaßen angeſchwollen , daß die Brücke über dieſelbe in der größten Gefahr ſchwebte, vom Strome fortgeriſſen zu werden, wodurch alle Verbin dung zwiſchen dem auf beiden Ufern vertheilten Blokadecorps unter brochen wäre. General -Lieutenant von Seckendorf zog daber mit Ge nehmigung Vandamme's das Gros auf dem linken Ufer zuſammen,

während auf dem rechten nur das 2te leichte Bataillon , die Esca dron von Breuning des Jäger- Regiments und 2 reitende Ge ſchüße unter Major von Brüſſelle zurückblieben, mit der Inſtruktion, ſich bei einem etwaigen überlegenen Angriff des Feindes hart an der Oder hin zurückzuziehen ; ſollte jedoch der Feind , was nicht un 1

wahrſcheinlich ichien, den Verſuch machen , auf dem rechten Ufer die Feſtung Breslau zu erreichen , ſo hatte das Detachement für dieſen

Fall den Befehl, erſteren aufs Lebhafteſte zu verfolgen. Troß des ungünſtigen Wetters wurden am 30. die 23 Belage rungsgeſchüße in die Batterien eingeführt und nach einer, vom

feindlichen Commandanten abgelehnten Aufforderung zur Ueber gabe begann die Beſchießung am 1. Dezember, Morgens 16 Uhr und dauerte bis nach 9 Uhr. Auf die darauf wiederholte Auffor derung wurde Seitens des preußiſchen Vicegouverneurs General Lieutenant von Reinhardt eingegangen und der Plaß am 3. De zember übergeben . Am gleichen Tage rückte die Escadron von Breuning wieder beim Regimente ein.

Belagerung von Breslau .

Schon am 4. Dezember Abends wendete ſich Vandamme gegen Breslau, indem an dieſem und dem folgenden Tage die Cavalerie Brigade Montbrun und die Batterie Kerner als Avantgarde über Lüben , Parchwiß und Neumarkt auf Schmiedefeld – eine halbe Stunde vor Breslau

dirigirt wurde.

Am 6. trieb Montbrun

die preußiſchen Vedetten und Patrouillen Nachmittags in die Niko lai - Vorſtadt zurück. Am 7. traf Vandamme mit der Infanterie

vor der Feſtung ein , am 9. langte Prinz Jerome mit der bayeri ichen Diviſion Wrede , die aus Südpreußen zurückgekehrt war , an

und nahm ſein Hauptquartier in Liſja , am 10. Dezember Morgens 6 Uhr begann das Bombardement der Feſtung und wurde mit einigen Unterbrechungen bis zum 26. fortgeſeßt . Die Cavalerie Brigade Montbrun wurde wieder zur Dedung des Belagerungs

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corps verwendet und für dieſen Zweck im Weſten der Stadt , in

Klein-Mochbern, Gräbiſchen, Kleinburg und Herdam poſtirt.

Entſaßverſuche und Beunruhigungen des Belagerungscorps ſtan den in neueſter Zeit mehrfach in Ausſicht. Am 21. November hatte der König von Preußen den Oberſt Prinzen von Anhalt- Pleß unter gleichzeitiger Beförderung zum General -Major -- zum Generalgouverneur von Schleſien ernannt, mit dem Auftrage, Rekru ten auszuheben, Verſprengte zu ſammeln, womöglich ein ſelbſtſtän diges Corps zu bilden , mit dieſem dem Feinde ſo weit Abbruch zu

thun , als die Umſtände es geſtatteten und wenn ausführbar, die Provinz zu behaupten. Als Beiſtand wurde ihm der Major und

Flügel -Adjutant des Königs Graf Gögen attachirt, der ſchon am 30. November die ſchleſiſche Grenze erreichte , mit unermüdlicher

Thätigkeit alles in Bewegung ſeşte , und mit den geringen Mitteln leiſtete, was nur möglich war .

In der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember machte ſich dieſe Thätigkeit erſtmals bemerkbar, indem das Belagerungscorps unver muthet von einem Detachement der Garniſon Schweidnik im

Rücken angefallen und nur mit Mühe dieſer Angriff abgewieſen wurde. Das Jäger- Regiment unternahm daraufhin unter Füh rung Montbrun's einige Streifzüge , die bis an die Thore von Schweidniß führten, alle feindlichen Parteien in die Feſtung zurück= jagend. Der mittlerweile auch eingetroffene Prinz von Pleß ent ſchloß ſich jeßt weiter, mit den entbehrlichen Truppen der Be jagungen von Glaß, Neiße, Silberberg , Roſel, Brieg und Schweid nig ein concentriſches Vorrücken auf Breslau zu unternehmen . Dieſes Vorhaben wurde aber im Hauptquartier Vandamme's be

fannt, ( Jerome hatte ſich am 21. Dezbr. wieder in Napoleon's Haupt = quartier begeben ) und der General Montbrun um 10 Uhr Abends des 23. gegen Strehlen vorgeſendet, da man in dieſer Richtung den Feind vermutbete. Den drei württembergiſchen Cavalerie- Regimentern

und der halben Batterie Kerner, welche als Avantgarde vorgingen, follte (General-Major Graf Minucci mit dem 3ten Infanterie- Regiment Prinz Karl,

Iten Bataillon des 7ten Infanterie -Regiments Löwenſtein , der Reſerve -Escadron des Chevauleger - Regiments König, 4 Opfündigen Geſchüßen

über Großburg nach Strehlen folgen * ). * ) Nach Schmoelzl'8 Angabe.

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Gefecht bei Strehlen am 24. Dezember. Prinz Anhalt-Pleſ hatte ſein 65C0 Mann , incl . 1000 Pferde,

ſtarkes Corps ſchon am 22. aus allen Richtungen in Bewegung geſeßt. Nad der ſehr weitläuftigen Dispoſition ſollte dasſelbe ſich am 25. zwiſchen Strehlen und Brieg befinden , Avantgarde in Wan= fen und Oblau , um von da aus in der Nacht vom 26. vereinigt

zum Angriff gegen Breslau vorzurücken. General Montbrun langte am 24. Morgens 64, Uhr nach ei

nem beſchwerlichen Nachtmarſche bei Großburg an , ließ dort eine Stunde füttern und rückte dann bei anbrechendem Tage gegen Strehlen vor , das um 10 Uhr erreicht wurde . (Streblen iſt von

Breslau 5 Meilen entfernt). Unterwegs eingezogene Nachrichten ließen Srehlen gar nicht oder höchſtens von einigen Nachzüglern beſeßt ſein, auch traf man vor der Stadt keine Vedetten oder ſon

ſtige Merkmale einer Anweſenheit des Feindes. Montbrun ließ darauf eine Escadron mit dem Auftrage, die Stadt abzuſuchen, in dieſelbe einrücken , während er eine andere auf den Straßen von

Schweidniß und Nimptſch zur Deckung der rechten Flanke detachirte. Kaum hatte die erſte Schwadron Strehlen betreten, als faſt gleichzeitig ein preußiſches Bataillon von der Nimptſcher Straße her ebenfalls in die Stadt rückte, die württembergiſche Schwadron mit lebhaftem Feuer empfing und ſie nöthigte den Ort wieder zu ver laſſen .

In demſelben Augenblick fam eine Meldung von der in

die rechte Flanke geſandten Schwadron, daß auch von dort her der Feind mit allen drei Waffengattungen anrücke , während dem in Strehlen eingerückten Bataillon weitere feindliche Detachements folgten . General Montbrun war faſt mitten in die zur Concen

trirung beſtimmten feindlichen Truppen hineingerathen. Die nun mehr in und bei Strehlen befindlichen debouchirten, gingen ohne die noch von Glaß anrückenden Abtheilungen zu erwarten , über die Ohlau , an der das Städtchen liegt, ſich mit dem rechten Flü gel an leşteres lehnend, während der linke durch Cavalerie ( preußi ſches Cavalerie -Bataillon Reiſewig ) gedeckt wurde. Den weit über legenen feindlichen Kräften gegenüber, die noch obenein 6 Geſchüße mit ſich führten – während Montbruns halbe Batterie und ein Cavalerie-Regiment, das ſich in der Nacht verirrt hatte, noch zurüd waren ; - dieſen gegenüber ſtand der franzöſiſche General mit

- nur 300 Mann Cavalerie , zwei lange Stunden, den Neſt ſeiner Brigade und die bayeriſche Colonne mit wie er ſelbſt angiebt

1

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Ungeduld erwartend. Leşteren, denen außer den oben angeführten Abtheilungen noch das 2te Infanterie-Regiment und das 2te Bataillon des 7ten Regiments auf 2 Stdn. Entfernung folgten, ſendete Montbrun den Unteroffizier Find b) mit einer ſchriftlichen Notiz des Vorgefallenen

und der Bitte um Beſchleunigung ihres Marſdes entgegen. End lid langten denn die noch fehlenden Abtheilungen der Brigade Montbrun und noch ſpäter die bayeriſchen Truppen an, um ſich auf

dem rechten Flügel der Cavalerie , mit der äußerſten Rechten an das Dorf Seegen gelehnt, zu entwickeln , wäbrend unſere Reiterei

mit der Linken an das Dorf Koſcheln anſtieß , das ſäger - Re giment auf den äußerſten linken Flügel ; ihm gerade gegenüber die preußiſche Batterie . Nachdem das Regiment zuvor durch ſeine Flankeurs einige Gefangene gemacht hatte, hielt es jeßt „mit äußerſter Rube die Kanonade des Feindes aus ", wie der Regi

ments -Commandeur berichtet, übrigens ohne Verluſt zu erleiden . Wäh rend nun die bayeriſche Infanterie in dicken Tirailleurſchwärmen avancirte , benußte General Montbrun den richtigen Moment, um ſich, auf die feindliche Infanterie und Cavalerie zu werfen , die noch anſebnlich durch Truppen beider Waffen verſtärkt waren , indem

dieſe, auf dem Mariche gegen Wanſen begriffen , Kehrt gemacht hatten und jeßt die linke Flanke der Württemberger bedrohten.

So wie die feindliche Linie , durch das lebhafte Vordringen der Bayern veranlaßt, ſich zurückzuziehen begann, ging General Mont brun mit der Hälfte des Jäger - Regiments und einem Theil des daneben ſtehenden Chevauleger- Regiments gegen den linken feindli chen Flügel vor, umfaßte ihn und hieb mit einer unwiderſtehlichen Energie auf die feindlide Cavalerie ein . Mit der anderen Hälfte des Regiments blieb Oberit -Lieutenant von Zieten dem rechten

feindlichen Flügel gegenüber und war ſo glücklich, mit ſeiner munter vorgebenden Truppe auf den an einem Holze poſtirten feindlichen Generalſtab und einige denjelben deckende Züge Cavalerie zu ſtoßen,

die im erſten Anlauf geworfen , deren nachdrüdliche Verfolgung aber durch heftiges feindliches Infanteriefeuer aus dem Gehölze verhindert wurde. „ In dem Moment “ ſchreibt Zieten in ſeiner Meldung an General-Lieutenant von Seckendorf „paſſirte ich einen Felsberg , in dem ſich ein Bataillon feindliche Infanterie befand.

Ich erkletterte den Berg , hieb ohne weiteres Beſinnen in dasſelbe und zerſtreute , was nicht auf dem Plaße blieb und jagte es bis

in das nahe gelegene Gehölz . Ihr Widerſtand war hartnäckig und der Lieutenant Hehl nebſt 1 Mann ſtarben auf dem Bette

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der Ehre. Der Rittmeiſter von Breuning und 7 Mann wurden theils ſchwer, theils leicht verwundet; der Feind verlor anſehnlich, da Alles, was nicht in der Eile den Wald erreiden konnte , tbeils niedergehauen , theils gefangen genommen wurde. Die Treue und Bravour der Jäger kann ich Ew . Ercellenz zu meiner größten Freude auch hier rühmen. Sowohl das Zeugniß der bayeriſchen Infanterie, als auch der dabei commandirenden Offiziere haben ſie

zur Seite , indem es faſt Jedermann unbegreiflich ſcien, einen ſo

anſehnlichen Berg, der durchaus mit tiefen Steinbruchlöchern über überdeckt war, mit Cavalerie zu ſtürmen und den Feind daraus mit jo bedeutendem Verluſt zurück zu ſchlagen."

Bald wurde die Flucht eine allgemeine auf feindlicher Seite, die Batterie von 6 Geſchüßen fiel nebſt dem Munitionswagen in

die Hände der Alles vor ſich ber treibenden Cavalerie , welche die Verfolgung auf eine Entfernung von drei Stunden fortſeßte , viele Gefangene machte und die ganze Bagage erbeutete * ). Der Ver luſt der württembergiſchen Brigade beſtand in 6 Todten und

10 Verwundeten , alſo kommt der Hauptverluſt auf das Jäger -Ne giment, dem außer dem oben angeführten Verluſt noch 3 Pferde

erſchoſſen wurden nnd 2 Pferde in feindliche Gefangenſchaft fielen. Die Nacht bivouatirte die Brigade bei Strehlen , – das war das

Weihnachtsfeſt des Jahres 1806. Bedenkt man nun , wie unſer Regiment erſt vor einem Jahre errichtet worden , wie die größte Zahl der Mannſchaft aus Leuten , die noch kein Sabr bei der

Fahne waren , alſo nach den allgemein geltenden Anſichten aus Refruten beſtand, denen nur wenige Gediente beigemiſcht waren , die früher in der Garde du Corps oder bei den Chevaulegers ge ſtanden hatten , die aber in der Maſſe verſchwinden mußten ; und wie nun dieſe , kaum vom häuslichen Herde fort , von einem aller

dings durchweg braven Offizier- Corps friſch Feind geführt wird , um hier in den erſten Wochen ihrer ſchen Thätigkeit ſolche brave Reiterſtücklein auszuführen , ihr gewiß Niemand ſeine vollſte Anerkennung verſagen.

vor den kriegeri ſo wird Wie das

ibr Brigade - General Montbrun zu würdigen wußte und dem tecken Schwabenmutbe ſeiner Reiter ſchon während der kurzen Zeit ſei

ner Führung alle Achtung zollte, möge der Gefechtsbericht desſelben,

* ) v. Höpfner in ſeinem Werf über den Feldzug 1800 giebt an , daß mur fünf Geſchüye der Batterie erbeutet ſeien.

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ſo wie der Parolebefehl, den er folgenden Tages an ſeine Brigade erließ, bezeugen. Wir laſſen Beides hier folgen * ): Alt -Grossburg , 24. Decembre 1806 . Rapport de l'affaire de Strehlen. Mon Général!

Jai l'honneur de vous faire savoir, que je suis parti de Kreittern hier à dix heures du soir avec trois cents chevaux pour marcher sur Strehlen. Je suis arrivé à Alt -Grossburg ce matin à 6 heures et demie, où j'ai fait rafraichir ma

troupe pendant une heure, après quoi je me suis remis en marche et suis arrivé devant Strehlen à dix heures, les informations que j'avais prises sur ma route anonçaient toutes que l'ennemi avait couché dans la ville et celles que je

trouvais, encore de plus récentes, disaient qu'il en était sorti de grand matin . J'ai continué ma marche pour m'assurer du fait, ne voyant aucun poste devant

la ville ; j'envoyai un escadron pour la fouiller et à son entrée, il essuya une fusillade de l'infanterie qui s'était cachée dans les maisons et fut chargé en même temps par deux cents hommes de cavalerie, je fis marcher de suite pour

les soutenir , à l'instant où cette troupe commençait à prendre la fuite sur la route de Brieg ; mon aide de camp que j'avais envoyé avec un escadron pour

observer les routes de Schweidnitz et Nimptsch m'envoya un officier pour me prévenir, qu’une colonne très nombreuse d'infanterie, de cavalerie et d'artillerie marchait par cette dernière route sur Strehlen et se trouvait très près de moi;

ce qui m'obligea à m'écarter légèrement de celle de Brieg , pour reprendre la position sur la route de Breslau en face de Strehlen où je me suis maintenu pendant deux heures avec mes trois cents chevaux contre deux mille hommes

(l'infanterie, 700 hommes de cavalerie, et six pièces de canon. J'attendais avec

impatience un de mes régiments qui s'était égaré pendant la nuit et mon artillerie que j'avais laissée en arrière, l'une et l'autre sont arrivés fort à propos pour me donner le moyen d'attendre plus patiemment l'infanterie bavaroise commandée

par Mr. le général Minucci qui est arrivé quelque temps après et a pris posi tion à la droite de ma cavalerie , sa droite appuyée au village de Seegen et la gauche de ma cavalerie à Koscheln ce qui formait notre ligne de bataille. L'ennemi avait pris position , sa gauche sur les hauteurs qui couvrent la route de Nimptsch et sa droite à Strehlen en dépassant cette ville de la majeure partie de sa cavalerie, qui couvrait la route de Brieg où j'avais cherché à l'attirer ; l'ayant une fois améné dans cette position et trouvant le moment fa vorable, l'infanterie bavaroise commandé par le brave Général Minucci a marché droit sur l'infanterie au pas de charge et de la manière la plus vigoureuse;

l'ennemi alors a fait porter en avant sa cavalerie pour soutenir l'infanterie ; de mon côté , j'ai fait marcher la mienne et saisir l'instant favorable pour faire

* ) Ju Betreff der von franzöſiſchen Generalen 2c. erlaſſenen Tagesbefehle , An ſprachen 11. ſ . w . müſſen wir bemerken , daß wir dieſelben wörtlich ſo wiedergeben,

wie wir ſie im Original vorgefunden haben und etwaige ſtyliſtiſche Fehler zc. auf Nediung der betreff. Verfaſſer zu ſetzen ſind.

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une charge sur l'infanterie et la cavalerie prussienne; elle a été poussée avec tant de vigueur qu'elle a decidé l'affaire et mis l'ennemi en pleine déroute sur

tous les points. J'ai continué de le poursuivre trois lieues au galop faisant con stamment des prisonniers et leur tuant du monde, je me suis emparé de son artillerie, de ses caissons et bagages tout cela bien attelé , j'ai pris à peu près 600 hommes d'infanterie et 300 chevaux, non compris ceux qui se sont cachés

dans les bois et les maisons environnantes, après avoir jeté leurs armes sur le champ de bataille , tout ce qui a su : 'échapper par la fuite est rentré dans les foyers, au lieu de rentrer dans les places. La perte de l'ennemi dans cette affaire est d'environ 100 hommes de tués, 600 hommes d'infanterie, 300 de cavalerie pris , environ deux cent blessés et tout le reste dispersé. Six pièces de canon avec leurs caissons parfaitement bien attelés et tous les bagages sont restés en notre pouvoir. De notre côté nous avons perdu le Lt. Hehl

qui a été tué; le Cpt . Breuning est blessé légèrement. Je n'ai pas encore l'état exact des hommes tués et des blessés , mais je pense que notre perte ne passe pas 6 hommes de tués et 10 de blessés. J'espère que cette leçon rendra Mr. le Prince Pless un peu plus sage à l'avenir.

Je ne saurais trop me louer de MM . les Lt. Colonels de l'Estocq , de Stettner, de Zieten et du Major de Roeder. Ces quatre chefs ont mis la plus grande intelligence et exactitude dans l'exécution des mouvements que j'ai ordonnés, ils ont chargé tous les quatre à la tête de leurs régiments de. manière à mériter mon approbation. Je ne vous parlerai point, mon Général,

de mon frère et aide de camp Alexandre, que j'avais placé à la première ligne de cavalerie: comme son frère , il ne m'appartient point de faire son éloge, je laisse aux officiers qui l'ont vu sur le champ de bataille le soin de lui rendre justice. Mon chef d'état major Mr. de Cornotte n'a cessé pendant toute l'affaire au milieu du feu de se porter d'un escadron à l'autre pour faire exécuter mes ordres, il a montré la plus grande bravoure et la plus grande intelligence et m'a été d'une grande utilité pendant cette journée. Le brave Capt. Kerner commandant de l'artillerie legère à suivi con stamment tous les mouvements de la cavalerie et par le feu de ses batteries

fait beaucoup de mal à l'ennemi, son intelligence et la manière dont il a servi dans cette journée méritent les plus grands éloges.

Je ne saurais trop me louer de la bonne conduite qu'a tenue ma troupe en général. N'ayant point encore reçu de messieurs les commandants des corps

l'état nominatif des officiers et soldats qui se sont particulièrement distingués je ne puis Vous l'adresser de suite ; si-tôt qu'il me sera parvenu , je m'empres serai de Vous l'envoyer , en Vous priant de les recommander fortement à Sa Majesté leur Souverain. Le général Montbrun. P. S.

Mr. de Hoyer et Mr. de Palm m'ont servi d'aides de camp et

n'ont cessé dans la journée de donner de preuves de courage et d'intelligence. Le dernier à eu son cheval tué sous lui à la poursuite de l'ennemi. L. Montbrun .

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Au Quartier -Général à Grossburg le 25. Decembre 1806 . Officiers et Soldats !

Je vous ai déjà témoigné combien j'étais flatté de marcher à Votre tête. j'étais persuadé d'avance, que je n'aurais qu'à me louer de Votre conduite à la guerre. Comme vous je désirais trouver l'ennemi pour lui prouver que les soldats de Sa Majesté le Roi de Württemberg le battraient.

Vous avez dans

la journée du 24. Decembre justifié l'opinion favorable que j'avais conçu de Vous; il est resté en Votre pouvoir dans cette affaire 800 hommes d'infanterie,

400 à cheval, 6 pièces de canons avec leurs caissons, un étendard et tous leurs bagages. Les débris de ce corps dispersé n'ont du leur salut qu’à la difficulté

du terrain, qui vous à empèchés de l'atteindre. Il a été se refugier dernière des remparts, où bientôt il sera obligé de se rendre à Votre approche. Je m'empresse de Vous témoigner combien je suis content de Vous tous.

Chaqun de Yous a rempli son devoir de manière à ne rien laisser à désirer. J'ai rendu compte i Messieurs les Généraux de Division Vandamme et Seckendorf pour qu'à leur tour ils puissent faire connaitre Votre belle conduite dans cette journée à Leurs Majestés l’Empereur et le Roi de Wurttemberg Votre Souverain, qui sauront l'un et l'autre récompenser Vos bons services. Le général - commandant

de la cavalerie royale de Wurttemberg Montbrun .

Oberſt Lieutenant von Zieten und Rittmeiſter von Breu ning erhielten für dieſes Gefecht den Militär - Verdienſt - Orden, Lieutenant von boyer , als Adjutant zu Montbrun commandirt, den Ebrenjäbel, die drei Wachtmeiſter die goldene , mehrere Unter offiziere und Gemeine - darunter ein Säger Bunges -- die fil berne Militär - Verdienſt - Medaille. Bis zum 25. blieb General Minucci bei Strehlen ſtehen , um

dann nach Breslau zurückzukehren ; während die Brigade Montbrun und, ihr beigegeben, das bayeriſche Infanterie- Regiment Kronprinz

die Breslauer Straße bei Großburg und Scweinbraten beſeşte, einen vorgeſchobenen Poſten in Strehlen laſſend. Gefecht bei Ohlau am 29. Dezember.

Um dieſe Truppen aus ihrer Stellung zu vertreiben , unter nahm Prinz Anhalt- Pleß wiederum eine Erpedition gegen dieſelbe von Michelau und Brieg aus. Am 29. wollte er mit Tagesanbruch die Brigade Montbrun bei Sdyweinbraten überfallen , da man aber unſrer Seits von dem Unternehmen Runde erhalten batte, war Mont

brun, ſchon am Abend des 28. gegen Brieg aufbrechend, in Ohlau

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eingetroffen ; und daher kam es denn , daß Prinz Pleß , als er am 29. durch allerhand Verzögerungen , ſchlechte Wege u . i. w . aufge halten, erſt Mittags Schweinbraten erreichte, dasſelbe unbeſegt fand.

Eine Stunde vorwärts von Ohlau, auf der Straße nach Brieg, ſtanden in Polniſch - Steine unter Major von Dernbach (des

1ten Jäger -Bataillons ), 1 Compagnie des 1ten und 1 Compagnie des 2ten Jäger-Bataillons, nebſt 2 Compagnien des 1ten leichtenBataillons, welche Bataillone dem General Montbrun zur Unterſtüßung zuge

theilt waren. Von Polniſch-Steine pouſſirte Dernbach ſeine Vor poſten , die durch 20 Pferde verſtärkt waren , bis auf eine Stunde von Brieg vor. Die Cavalerie ſtand in Ohlau und Roſenhain , das bayeriſche 2te Infanterie - Regiment, die Reſte der genannten württembergiſchen Bataillone und die Halb-Batterie Kerner bivoua firten zwiſchen Polniſch -Steine und Ohlau, als Repli der Avant

garde ſowohl, wie auch der Cavalerie zu Ohlau und Roſenhain. Eine feindliche Abtheilung, von Brieg in der Nacht vom 28. auf den 29. aufbrechend, um ſich mit dem Prinzen Anhalt - Pleſ zu vereinigen , ſtößt ein Bataillon, eine Jäger -Abtheilung, 200 Pferde und 4 3pfündige Geſchüße ſtart, auf die Vorpoſten des Major von Dernbach , wirft dieſe auf ihr Soutien in Polniſch - Steine und

greift ſofort das Dorf an. Die feindliche Cavalerie, von der Dun

kelheit begünſtigt, umgeht gleichzeitig das Dorf und trifft auf die Halb - Batterie Kerner - die durch das Feuergefecht bei der Avant garde allarmirt, ſchon im Vorrücken begriffen iſt – ſtürzt ſich mit Entſchloſſenheit auf dieſe und erbeutet von der eines Angriffs durch

aus nicht gewärtigen Batterie 2 Geſchüße und 2 Munitionswagen. Hauptmann Rerner aber , nachdem er ſich von der erſten Ueber

raſchung erholt , jagt mit ſeinen reitenden Artilleriſten dem Feinde nach und iſt ſo glücklich, ihm die beiden Munitionswagen wieder zu entreißen.

Unterdeß hat Major Dernbac), von zwei Seiten

angegriffen, Polniſch -Steine räumen müſſen. Um 5 Uhr mittlerweile war die Cavalerie-Brigade von Ohlau

abmarſchirt. Es war ein friſcher Wintermorgen, die weiße Schnee decke trug etwas dazu bei , die Orientirung in der Gegend zu er möglichen.

Durch das lebhafte Feuer vorn aufmerkſam gemacht,

ſegt ſich die Brigade in ſtärkere Gangart, trifft bei Polniſch-Steine in dem Momente ein , als Dernbach den Ort zu verlaſſen ſich ge

nöthigt ſieht, geht ohne Säumen zur Attake über, und wirft rechts und links Alles über den Haufen , was ſich ihr entgegen ſtellt . Die 4 feindlichen Dreipfünder werden erobert und der Feind mit

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Zurüdlaſſung vieler Gefangenen vollſtändig in die Flucht geſchlagen ; wobei die baveride Infanterie, namentlich) in Betreff des Wieder

vertreibens des feindlichen Fußvolfes aus Polniſch -Steine, thätigen Antheil nahm . Die beiden württembergiſchen Geſchüße blieben aber leider in den Händen des Feindes und fanden ſich erſt bei der Ueber gabe von Brieg wieder vor. Oberſt- Lieutenant von Zieten wurde nac)

der Affaire als Parlamentair nach Brieg entſendet, um die gegen ſeitige Auswechslung der Geſchüße zu veranlaſſen ; auf preußiſcher Seite ging man aber auf dieſen Vorſchlag nicht ein . Die Cavalerie Brigade zog ſich nach Beendigung des Gefechts wieder in die Stel

lung von Oblau zurück. Den württembergiſchen Verluſt giebt Sdymoelzl auf 5 Todte und 35 Verwundete, darunter 3 Offiziere

Vom Jäger - Regiment wurde Lieutenant von Löwen

an .

ſtern mit 5 Pferden gefangen genommen .

Vandamme, durch dieſen Angriff auf Ohlau irregeleitet und von Brieg her bedeutenden Entſaß vermuthend, verſtärkte den Ge neral Montbrun durdy noch zwei weitere württembergiſche Batail lone und vier Geſchüße (und zwei bayeriſche Infanterie - Regimenter nach Bericht von Seckendorf). Prinz Pleß, von Strehlen aus aber .

dieſe • Bewegungen in Erfahrung bringend, wandte ſich ſofort gegen das ſehr geſchwächte Belagerungs -Corps vor Breslau , griff dasſelbe am 30. Dezember an und wurde nur mit großer Anſtrengung und nicht unbedeutendem Verluſt unſrer Seits abgewieſen, Jäger Veibel mann des Regiments , der bei General-Major von Lilienberg auf Ordonnanz commandirt war, wurde bei dieſer Gelegenbeit mit ſei nem Pferde gefangen genommen . Prinz Pleß zog ſich darauf nach Schweidniß zurück . Graf Gößen, einer Weiſung ſeines Königs fol gend, war am Tage vorher nach Wien abgegangen, mit Deſterreich Unterhandlungen zu pflegen. Mit dieſen Ereigniſſen ſchloß das Jahr 1806 und dieſen Zeit

abſchnitt benüşen wir, um einige Notizen nachzutragen , die bisher übergangen wurden , um den Bericht der kriegeriſchen Ereigniſſe nicht zu ſtören . Unter dem 10. November wurde von Berlin aus ein Befehl erlaſſen , daß von nun an aller zur württembergiſchen und bayeri chen Armee gehöriger Erſat , Nadſchub u . i . w . zunächſt nach

Frankfurt a. d. O. , als dem Hauptdepotplaß derſelben , zu diri giren ſei.

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13. November wurde durdy allerhöchſte Crore be

Unter dem

ſtimmt, bei den Escadrons des Jäger- Regiments von nun an jedys

Unteroffiziere und drei Vice-Unteroffiziere anzuſtellen. Doch ſcheint, nady den Rapporten zu ſchließen , dieſe Anordnung erſt ſehr all mählig ins Werk geſegt zu ſein. Etwas ſpäter traf der Befehl ein, die Schwadronen auf 150 Pferde zu erhöhen , was jedoch auszil =

führen momentan große Schwierigkeiten verurſachte und daher aud) nur ſehr langſam und allem Anſcheine nach nie vollſtändig effektuirt werden konnte .

In der zweiten Hälfte des November rückte Major von Zieten zum Oberſt- Lieutenant vor.

Unter dem 24. November wurde der württembergiſche Major von Cornotte zum Chef des Generalſtabes der Brigade Mont brun ernannt.

Unter dem 30. erließ General Montbrun eine weitläufige Feld dienſt - Inſtruktion, um die nothwendige Gleichheit in dieſem Dienſt zweige herbeizuführen. Am 18. Dezember traf der Stabs - Capitän von Baur als

Courier von Stuttgart im württembergiſchen Hauptquartier ein, um den Ausdruck der allerhöchſten Zufriedenheit Seiner König -

lichen Majeſtät mit den erſten Wajfenthaten der Diviſion der ſelben zu überbringen . Unter dem 29. Dezember erhielt General Montbrun für das Gefecht bei Strehlen das Commandeur - Kreuz des württem bergiſchen Militär -Verdienſt- Ordens. Am 31. Dezember endlich traf das am 2. aus Württemberg

abgegangene Commando der Nachſchub- und Erſagmannſchaften in Glogau ein. Die Colonne unter Führung des General Major von Romig beſtand aus : dem Bataillon Romig, dem Füſilier- Bataillon Neubronn , den Augmentations - Mannſchaften der Bataillone Kron

prinz, Herzog Wilhelm , Sedendorf , Lilien berg , Schroeder, der beiden Jäger- und leichten 1

Bataillone ,

den Depots der Cavalerie -Regimenter Leib- Cheva u = legers , vac . Chevaulegers und 3 äger zu Pferde und 2 Geſchüßen reitender Artillerie. Total 3800 Mann . 3

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Die Mannicajt der Infanterie und die Artillerie rückte von

Frankfurt aus jojort bei ihren betreffenden Truppenabteilungen ein , während die Cavalerie - Depots , welche unberitten einge troffen waren, in einer Stärke von 4 Offizieren, 12 Unteroffizieren und 518 Mann zu Frankfurt a . d . O. verblieben , bis ſie daſelbſt 1

remontirt werden konnten .

Mit dieſem Commando der Ergänzungs -Mannſdaft wird auch der Seconde- Lieutenant von Moltfe des Säger- Regiments nachgerückt ſein.

1807.

Am 5. Januar capitulirte endlic) Breslau mit 16 Offizieren, 5270 Mann und 240 Geſchüßen *) . Am 7. wurde es von dem Belagerungs- Corps beſeßt. Prinz Jerome nalim dajelbit ſein Hauptquartier und begann die Zuſammenziehung eines Truppen

corps , das in der ungefähren Stärke von 5000 Mann als Haupt Reſerve des Armee -Corps dienen ſollte .

Für die württembergiſche

Diviſion wurde gleidyzeitig hier ein kleines Depot unter dem Com =

mando des Major von Röder vom Leib -Chevauleger -Regiment errichtet, zur Aufnahme für alle verwundeten und Beute -Pferde und alle von Stuttgart eintreffenden, alle franken und verwundeten unberittenen Cavaleriſten .

Statt der ſehr nothwendigen Rube, welcher die alliirten Trup ren im höchſten Grade bedurft bätten , mußte die bayeriſche Divi

jion ſofort nach Einnahme Breslau's auf Brieg , die württem

bergiſche Diviſion unter Vandamme gegen Schweidnit vorrücken , das auf austrüdlichen Befehl Napoleon's truß des ſtrengen Win ters belagert werden ſollte. Wurden die Truppen von ihren frana zöſiſchen Befehlshabern nicht geſchont , ſo durften jie darüber nicht

klagen , es galt die ſchleunige Unterwerfung Schleſien's , die aus vielfachen Gründen Napoleon ſehr am Herzen liegen mußte; be Dauerlich, aber war es , daß ſie in Betreff der Verpflegung, Unter funft und Ausrüſtung ſehr mangelhaft und ſpärlicher verſorgt wur Den als ihre Bundesgencijen.

* ) v. þöpfner.

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Belagerung von Schweidnitz . Am 7. Januar begann der Vormarſd) auf Schweidnig und zwar an dieſem Tage bis in die Stellung von Klettendorf und Griebwis in zwei Colonnen .

Erſte Colonne. General Graf Montbrun .

Leichte Infanterie - Brigade Neubronn , Leib - Chevauleger - Negiment, vac . Chevauleger - Regiment,

6 6pfündige Kanonen , + Haubigen.

3 weite Colonne. (General - Lieutenant von Secondari.

Infanterie- Brigade Lilienberg, Schroeder ,

Jäger - Regiment zu Pierde , 8 6pfündige Nanonen , 2 Haubigen.

Den 8. verblieb man in dieſer Stellung, am 9. wurde bis in die Gegend von Wernersdorf vorgerïdt und am 10. Morgens 10

Illyr erreichte man Soweidnig und ſchloß, die Cavalerie aus Wür ben und Weißenrodau, die Infanterie über Jauernid und Tunken

dorf avancirend, die Feſtung zu beiden Seiten ein *) . Die Ca =

valerie-Brigade ſtand zu Pilzen ; die Chevauleger- Regimenter, die Straßen von Strehlen und Frankenſtein beobachtend; das Jäger Negiment anfangs in Sauernick zur Obſervation der Straße nach Striegau **) , ſpäter jedoch auch in Pilzen und Bunzel ww ig . – Es war ein harter wenig Abwechslung bietender Dienſt vor Schweidnig. Die Mannſchaft den ganzen Tag auf den Bei 1

nen, die Pferde faſt immer gejattelt .

Was nicht auf Vorpoſten

und Patrouille war, mußte die Nächte in Allarmbäuſern , reſp . Scheunen, zubringen. Die Pferde , von denen manches gedrüdt war ſaben kein Wunder da der Sattel faſt nie vom Rücken kam nicht zum Beſten aus ; trop dem mußte man des Tages oft drei, * ) ** ) 1. Möpfner , 3 *

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vier Male ausrüden, feindlichen Ausjällen zu begegnen oder Strei fereien

in 111

umliegende Terrain zu unternehmen . - Die Ver

pflegung war reichlicy, jeder Mann bekam täglich 1 Pfund Fleiſch, 2 Pjund Brod , Gemüſe und , Quart Branntwein , wer Tran = cheendienſt batte, das Doppelte .

Nach einem Rapport vom 16. Januar war der Stand des Negimentes folgender: 13 Offiziere, 3 Militär - Beamte, 312 Unter offiziere und Jäger ; zuſammen 328 Mann, 303 Pjerde. - Davon waren 11 Mann und 10 Pferde frank, 58 Mann im Corps com mandirt, 11 Mann verſchidt = Zuſammen 80 Mann und 75 Pferde, blieben ausrückend :

Combattanten : 10 Offiziere, 20 Unteroffiziere , 5 Horniſten, 202 Gemeine, 228 Pferde , Noncombattanten : 11 Mann 248 Mann

228 Pferte.

Die Offiziere : Rittmeiſter von Spigemberg, Premier - Lieutenant Gremp von Freudenſtein und von Hover bekleideten ihre oben er wähnten Stellen fort .. Seit dem angeführten Verluſt im Gefecht

bei Strehlen waren 1 Mann im Spital geſtorben und 20 Pferde geſtürzt .

In Folge mehrfacher Formations -Veränderungen der napoleoni iden Armee erhielt auf Befehl des Naiſers das Corps des Prin zen Jerome die Benennung 9tes Corps der großen Armee ,

welche Ordre den ' Truppenabtheilungen am 11. Januar bekannt gemacht wurde.

Durch allerhöchſte Ordre vom 20. wurden als Belohnung für jede eroberte Standarte oder Fahne die goldene Medaille und 20 Louisd’or, für jede im offenen Felde eroberte Ranone 15 Louisd'or

und für jedes noch zum Dienſte taugliche Beutepferd 45 Gulden beſtimmt.

Die Belagerungs-Arbeiten gingen unterdeß ihren Gang fort, das Feuer aus der Feſtung war ſehr lebhaft , kleine Scharmüßel fanden faſt täglich ſtatt.

Am 28. Januar rückte eine Abtheilung

Infanterie und Cavalerie aus der Feſtung, um zur Deckung eines Detachements zu dienen , das mit Umbauen und Hineintranspor tiren der auf der Straße nac, Würben ſtehen gebliebenen Bäume beauftragt war. Vandamme, der gerade die diesſeitigen Vorpoſten inſpizirte, ließ ſofort das Jäger - Regiment aus Bunzelwig vor rücken. Dasſelbe umging ſehr geſchickt die Höhen von Säbiſchdorf,

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bis wohin die feindliche Infanterie avancirt war ; in ihrer Flanke angekommen, warf ſich das Regiment mit Ungeſtüm auf leştere und nabm die ganze Abtheilung gefangen. Raum damit fertig mußten

ſich die Jäger gegen die weiter rückwärts poſtirte, nun aber zur Unterſtüßung berbeieilende feindliche Cavalerie wenden , die im

raſchen Anlauf und mit großem Verluſt geworfen und bis an die Palliſaden der Feſtung verfolgt wurde, wo ein tüchtiger Kartätſchen bagel allerdings der Verfolgung ein Ende machte. Der Rittmeiſter von Breuning zeichnete ſich hier , wie bei jeder Gelegenheit, wieder beſonders aus , der Lieutenant Nagel verlor durch einen Martätſchenſchuß ſein Pferd, Jäger Diener nahm einen preußiſchen Offizier vor ſeinem Zug gefangen. Von der feindlichen Abtheilung,

die preußiſcher Seits auf 3 Offiziere , 55 Mann und 49 Pferde angegeben wird, wurden jämmtliche Difiziere und 60 Mann zu Gefangenen gemacht. Unjerm Regiment wurde ein Mann ver wundet und vier Pferde erſchoſſen . Fahnenſchmidt Schmid des

Regiments erhielt die ſilberne Medaille . Ende Januar traf erſt der Belagerungspark von Breslau ein, Das Errichten der Batterien hatte wegen des hart gefrorenen Bo dens unendliche Schwierigkeiten. - Zu dieſer Zeit wurde Oberſt

Lieutenant von Zieten mit 2 Schwadronen des Iäger- Regi ments zur Refognoszirung gegen Schweidniß vorgeſendet; als derſelbe die Bögendorfer Höhen pajjirte, debouchirten gerade 4 Züge feindlicher Cavalerie aus der Feſtung, die ſich unter dem Schuße der Außenwerke formirten und dann weiter vorzurüden Miene madh

ten. Daraufhin ließ Zieten ſeine ſebr ſchwachen Schwadronen gliederweiſe in Zügen aufmarſciren , um den Feind über die Stärke zu täuſchen , worauf dieſer – jich vermuthlich nicht für !

ſtart genug haltend – wieder ſeinen Rückzug antrat. An demſel ben Tage (das genaue Datum iſt nicht angegeben ) rückte Mittags 1 Uhr wieder Cavalerie aus der Feſtung und fam einem Pifet welches das Jäger- Regiment gegeben hatte , ſo nahe, daß ſich zwi

ſchen den gegenſeitigen Plänklern ein Flankeurgefecht entſpann.

Ein zur Unterſtüßung herangezogenes Detachement Fußiäger hielt jedoch den überlegenen Feind von weiterem Vorrücken ab , als ein

ſo heftiges Schneegeſtöber eintrat, daß man nicht zehn Schritte weit ſeben konnte und dadurch jedes Gefecht von ſelbſt aufbörte.

Als ſich nach einer halben Stunde der Himmel wieder aufklärte, hatte ſich der Feind zurückgezogen und eine bis an die Thore von

Schweidnit vorgeſchickte Patrouille jand alles rubig .

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Am 3. Februar endlich Vormittags 11 Ubr begann die Be ichießung der Feſtung, am 5. traf Jerome von Breslau beim Be

lagerungs- Corps ein , nahm ſein Hauptquartier in Würben und

ließ am folgenden Tage nach einer fräftigen Kanonade den feinda lichen Commandanten Oberit - Lieutenant Hade zur Uebergabe aufordern. Nach mehrfachen Debatten bin und her wurde am 8. zu Zazendorf die Kapitulation unterzeichnet, mit der Bedingung,

die Feſtung am 16. Februar zu übergeben, wenn bis dahin Entiaß erfolgt wäre. Um dieſen zu vereiteln, wurde (Heneral febvre mit einem bei Strehlen vereinigten Corps dem Prinzen Anhalt=Pleß entgegengeſtellt und da es gelang, den Vormarſch

fein Le von des

leşteren zu bemmen , ſtreckte die Bejagung am genannten Tage das (Siewehr. Prinz Pleß von dem bayeriſcen Corps unter Lefebvre

auf Reinerz und an die öſterreichiſche (Grenze gedrängt, jab ſich ichließlich dermaßen eingeengt, daß er genöthigt wurde die Grenze zu überſchreiten , worauf ſeine Truppen ficty zerſtreuten und nur

wenige Abtheilungen ſich den Feſtungsbeſaßungen anſchloſſen . Das

mühjam zujammengerajite mobile Corps des Feindes war ſomit geſprengt und die noch Widerſtand leiſtenden Feſtungen blieben von da an ganz ſich ſelbſt überlaſſen .

Der Verluſt der württembergiſchen Diviſion vor Schweidnitz beſtand in 1 tosten und 2 verwundeten Offizieren , 9 todten , 40 verwundeten und 50 gefangenen Unteroffizieren und Gemeinen . Am 12. Februar erlitt das Regiment einen großen Verluſt, indem der brave Rittmeiſter von Breuning unter Beförderung zum Major zu dem neuerrichteten Jäger - Regiment zu Pferde

Nönig verlegt wurde , und nach der Uebergabe von Schweidnig, vom ganzen Regiment ſchmerzlich vermißt, zu ſeiner neuen Be ſtimmung ins Vaterland zurückkehrte. An ſeiner Stelle wurde der Stabs - Rittmeiſter von Brockfeld des vac . Chevauleger -Regiments

als wirklicher Rittmeiſter und Escadrons -Chef zu unſerm Jäger Regiment verſeßt , deſſen Commando er längere Zeit interimiſtiſch führte, als Oberſt -Lieutenant von Zieten bald darauf erfrankte.

Um dem allmälig etwas anwadyjenden Troß der Regimenter zu ſteuern, wurde befoblen , daß fein Cavalerie - Offizier mehr als

drei Pjerde bei ſich führen dürfe , und alle weiteren an das Depot zu Breslau abzugeben ſeien , auch ſollte feine Truppenabtheilung,

mit Ausnahme der Artillerie, Wagen bei ſich führen, ſondern ſichy zum Transport des ( iepäds r . ſtets der Kadpferde bedienen ,

1

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Belagerung von Heiſſe. In der allmählig gewohnten Arbeit fortſchreitend , wurde ſchon am 18. Februar gegen Neijie aufgebrochen , jedocty auf einem Um wege , mit der Abjicht im Vorbeigehen die Feſtungen Glaß und

Silberberg zu rekognosziren und zur Uebergabe aufzufordern. Das Marſciel des 18. war Waldenburg , welches von der Dabin diri girten Colonne in folgender Ordnung erreicht wurde : A vantgarde.

1 Escadron des vac . Chevauleger - Regiments , Ites und 2tes Jäger - Bataillon , Ites und 2tes leichtes Bataillon ,

3 Escadrons des vac , Chevauleger - Regiments, reitende Batterie sterner ,

Jäger - Regiment zu Pferde . Gros

Infanterie- Brigade Lilienberg, Infanterie -Brigade Schroeder. Am 19. wurde Morgens 6 Uhr nach Neurode (eine ſtarke Meile weſtlich von Silberberg) in drei Colonnen abmarſcirt. Erite colonne.

( Recyter Flügel.)

General - lieutenant von Sedendorf.

2tes fäger- Bataillon , Säger - Regiment zu Pferde , 1tes leichtes Bataillon ,

formirt ſich Morgens 18 Uhr in Gerbersdorf und geht über Freidenburg und Giersdorf nach Neurode. 3weite Colonne. ( Centrum ). Diviſion 3 - General Graf von Vandamme.

Infanterie- Bataillon Nomig , !!

11

Lilienberg , Nronprinz,

11

vacantes Chevauleger - Regiment,

1

10

über Reuſendorf, Charlottenbronn , Thannhauſen und Giersdorf nad Neurode.

Dritte Colonne. ( Linker Flügel ) . General-Major von Schröder.

Infanterie- Bataillon Schröder, Herzog Wilhelm , 1

erner,

Batterie Nerner ,

über Neuſendorf, Hausdorf, Wüſt - Waltersdorf , Falkenberg und Eule nad Neurode. Der Marid) auf beſchwerlichen Gebirgswegen, bei ziemlicher Rälte und beftigem Sturmwind, war weit und ſebr anſtrengend. Am 20. wurde durch den (Sieneral-Adjutanten Van damme's, Oberſt - Lieutenant von Nevoſt, Glatz zur Uebergabe aufgefordert. Nevoſt, von dem Dorfe Schwenz aus ſich vor den Plaß begebend, wurde von dem 2ten leichten Bataillon, dem

vacanten Chevauleger - Regiment und dem Jäger - Ne giment unter (Seneral- Major von Scarffenſtein begleitet. Nach

dem man jedoch die Feſtung vergeblich aufgefordert und eine halb ſtündige Nanonade vor derſelben ausgehalten batte , zog man wie

der ab, dem ( ros nach Wartba folgend. Aehnliches geſchah, eben falls ohne Erfolg mit Silberberg.

Am 21. blieb die Cavalerie-Brigade mit der reitenden Batte rie zwiſchen Wartha und Camenz zur Beobachtung von Glaß und

Silberberg ſtehen, während die Infanterie den Knotenpunkt Fran = fenſtein

Front nach Neiße

beſette .

Am

22. rückte van

damme nach Ottmachau und Münſterberg, und am 23. Februar bis gegen Neiße vor. Das Jäger - Regiment kantonirte zunächſt in Egerth . Die Belagerungsarbeiten wurden nach möglichſt ge nauer Nefognoszirung des Plaßes den 2. März in Angriff genom men , und zwar auf der Südſeite der Feſtung, dem rechten Neiße ufer ; während auf das linte Ufer zur Beobachtung des Forts

Preußen ſchon am 26. das 2te Jäger-, das iſte leichte Ba taillon und das Jäger - Regiment zu Pferde unter General Major von Neubronn gezogen wurden . Das Jäger - Regiment kam dabei in Cantonnement nad Step byansdorf. Zu dieſer Zeit war das Regiment durch Commandirte, Kranke und Verwundete auf einen ſehr geringen Stand herabgeſunken . Der wirflide Stand war 1 Commandeur, 1 Adjutant, 1 Rittmei ſter, 2 Stabs -Rittmeiſter, 8 Lieutenants , 3 Militärbeamte, 268 Un =

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teroffiziere und Jäger , zuſammen 284 Mann mit 233 Pferden ; davon waren frant und verwundet 34 Mann, commandirt 92 Mann, beurlaubt 1 Mann, gefangen und verwundet 10 Mann , zuſammen 137 Mann und 92 ferde, ſomit blieben ausrüdend : Combattan

ten : 1 Commandeur, 1 Adjutant, 2 Rittmeiſter, 1 Lieutenant, 12 Unteroffiziere , 4 Horniſten , 119 Jäger , zuſammen 140 Mann , 135 Pferde ; Noncombattanten 7 Mann, 6 Pferde . Trop der befohlenen Eile

wegen eines als nabe bevorſtehend

gingen die Belagerungsarbeiten geſchilderten Waffenſtillſtandes doch ziemlich langſam von Statten. Dazu kam dann plößlich nocy, daß Napoleon ſich veranlaßt ſab , ſeine bedeutenden, bei Eilau

erlittenen Verluſte, durch Truppen des 9ten Armee - Corps zu decken , wodurch Jerome genöthigt wurde, das Belagerungs - Corps vor Neiße ſebr zu ſchwächen .

Ein mit Mühe von Sdyweidnit bis Rei

chenbach herangeſchleppter Belagerungstrain erhielt Contreordre ; die Belagerung wurde zur Blockade. Die ſchon mit Beginn der Belagerung faſt in jeder Nacht ſtattfindenden Allarmirungen des Forts Preußen, wobei namentlich die Compagnie Brüſjelle des Iten Jäger-Bataillons tyä tig war, die von ihrem Cantonnement Giesmannsdorf zugleich das

unweit des Forts Preußen gelegene Vorwert Sdilde beleşte, dieſe Allarmirungen gingen auch jeßt noch ununterbrochen fort.

Um die läſtigen Ruheſtörer zu vertreiben , wo möglich aufzuheben, machte der Feind am 8. März Morgens 7 Uhr mit 300 Mann Cavalerie, so Scyüßen , 15 Jägern und 2 3pfündigen Geſchüßen * ), einen Ausfall.

Während die feindlichen Reiter die recyte Flanke

gegen Stephansdorf deckten , das an dieſem Tage nur mit 70 Pfer den ausgerückte Jäger - Regiment im Schach hielten, ihm theil weiſe den Rückzug abſchnitten, fielen die feindlichen Schüßen über

das Detachement der Compagnie Brüſjelle her und nahmen den ſchwer verwundeten Capitän von Brüſjelle nebſt dem größten Theil

der Mannſchaft gefangen, ebe die Replis beranrücken konnten . Das Regiment verlor bei dieſem Gefecht 2 Pferde : 1 erſchoſſen , I ge fangen .

Darauf wurde das am 10. März von einem Streifzuge zurück=

febrende Leib-Chevauleger-Regiment an die Stelle des ſchwachen Jäger - Regiments nach Stepbansdorf gelegt (während leßteres (Slumpen au bezog ), um den Feind fräftig empfangen zu fönnen , * ) v . Höpfner.

12

falls er weitere Unternehmungen ähnlicher Art beabſidytigen ſollte . Kidytig erfolgte am 17. März ein neler Ausfall. Morgens 4 Uhr rückten zwei feindlide Colonnen aus der Jeruſalemer Barriere vor, tie Colonne rechts 80 düben , 300 Mann infanterie, + Nanonen ,

Daubigen imo 5 Scivatronen auf Stephansdorf; die Colonne links 80 Sdüben, 200 Vann Infanterie und 2 Schwadronen auf Sayilde *). Inſere Reiter waren aber auf ihrer Hut, gingen den feindlichen Schwadronen mit Entſchloſſenheit entgegen und warfen auf den erſten Anlauf alles zurück, was ich ihnen entgegenſtellte;

mittlerweile rüdte auch das Jäger - Negiment von (Stumpenau

herani, vereinigte ſich mit den Chevaulegers bei Schilde und jagte den Feind in wilder Flucht bis in das dicht vor dem Fort Preußen gelegene Bevderstorf, wo die Fliebenen Aufnabme fanten und ein

lebaftes (Geſcyüğjeuer der Verfolgung ein Ende machte. 2 Offiziere und 84 Mann wurden gefangen genommen . Der Verluſt des jä ger - Negimentes beſtand in 9 tedten und verwundeten Pferden. Die preußiſchen (Gefangenen wurden nach dieſer Ajjaire gegen die unſrigen der Compagnie Brüſſelle , ſowie gegen die früher gemach

ten und in Glatz befindlichen ausgewechſelt. In dieſe Auswechs lung war der auf ſein Ehrenwert entlaſſene Lieutenant von Lö wenſtern mit einvegriffen .

Wälyrend dieſer Zeit traten für das Jäger - Regiment mehrere wichtige Veränderungen ins Leben . Am 8. März wurde Der Brigade-Commandeur Seneral Graf Montbrun , der erſt im

Herbjt 1806 aus Neapel eingetroffen war, zur großen Armee nach Waridau abberufen und wurde von da an die württembergiſche

Cavalerie -Brigade, nur noch aus dem vac . Chevauleger- und dem Jäger - Regiment beſtehend (das Leib - Chevauleger Negiment unter Oberſt von l'Eſtocq marſchirte am 29. März ebenfalls zur großen Armee über Glogau nach Thorn ab ) unter den unmittelbaren Befehl Vandamme's geſtellt. Den braven (Gene ral Montbrun , der ſich durch ſeine Entſchloſjenleit, ſein viederes Weſen und ſein militäriſches Talent gar bald die Achtung und Anbänglichkeit aller Untergebenen erworben hatte, jab man ſehr ingern fccicon .

Ein für die Folge noch gewichtigeres , in der Geſchichte des

Regimentes pode madendes Ereigniſ erjudir dasjelbe durch einen allerhöcyſten Befehl vom 12. März, der alio lautete : * ) 11. Börjner.

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Seine Königliche Majeſtät haben Allerhöchſt Dero Herru Bruder , des Herzogs Louis Hoheit zum Feldmarſchall der Cavallerie ernannt und ihnen das Commando über die Königlichen Garden und Hanstruppen (Maison du Roi) beſte hend aus Jäger . Garde , der Garde dil Corp8 , Fullgarde , l'eib- Chevaux =

legers- Regiment, Jäger - Negiment König, Fußjäger- Bataillon K ö nig , welche immediate inter seiner Königlichen Majeſtüt ſtehen , ertheilt ; desgleichen auch beſtimmt, daß das vacante Jäger : Negiment zu Pferd

künftig hin den Namen Herzog Louis führen jolle. Stuttgart, den 12. März 1807.

Das iſt der Name, unter dem das Regiment alle Feldzüge unter der Regierung König Friedrichs 1. mitzumachen das Glück

hatte , unter dem es mehr wie ein Mal Ruhm und Ehre erndten jollte, der in freudiger Erinnerung im Munde aller Veteranen fort lebt und deſſen Ruf nicht allein in der württembergiſchen Kriegs geſchichte eine dauernde Stätte jand. Gefechte bei Wartha am 6. und 10. und vor Glat am 13. April. Mittlerweile hatte ſich das Gerücht verbreitet , der preußiſche

Major (Graf Gögen ſei wieder in Schleſien eingetroffen, um mit einem von Neuem geſammelten mobilen Corps dem Belagerungs Corps möglichſt Abbruch zu thun , Entraßverſuche zu unternehmen und den kleinen Krieg in ſeiner ganzen Ausdehnung zu betreiben . Dieſer Nacyricht mehr auf den Grund zu kommen, wurde General

Lefebvre am 10.März mit 3 Escadrons des bayeriſchen 2ten Chevau leger - Regiments, 2 Opfündigen Geſchüßen und dem leichten Bataillon Taris nach Streblen entſendet, um von hier aus die Grafidajt

(Glaß einer genauen Beobachtung zu unterziehen . Die Nachricht über das Eintreffen des (Srafen Gößen war jedoch verfrüht; wie Höpfner berichtet, traf derſelbe erſt am 21. März, nach ziemlich fructoſen Bemübungen in Wien, wieder in Schlejien ein, um dann

allerdings mit aller ihm innewohnenden Energie die ihm gewordene Aufgabe von Neuem zu beginnen . Am 27. März wurde der Prinz von Anhalt- Pleſ zur Armee nach Preußen avberufen , ( raj (Sößen zum General- (Gouverneur von Schleſien ernannt, und bei der bier durch erlangten größeren Selbſtſtändigkeit war allerdings auf eine noch erhöhtere Thätigkeit ſeiner Seits zu rechnen. Es galt daber unſrer Seits doppelt auf der Hut zu ſein .

Am 23. März mußte das Jäger - Regiment zu Wierde herzog Louis und das 2te jäger- Bataillon als Veritür

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kung zu dem Detachement des General Lefebvre toßen , das unter

Deß bis Frankenſtein vorgerückt war und als weiteren Zuwachs das līte Bataillon des 10ten bayeriſchen Infanterie - Negiments, 2 Esca

drons des Iſten bayeriſchen Dragoner-Regiments, 2 württembergiſche Geſchüße und ferner noch das 6te bayeriſche Infanterie - Regiment und eine bayeriſche Batterie erhalten batte, wogegen die 3 Schwa

dronen Chevaulegers nach Breslau zurückgingen *). Die Hauptthätigkeit unſerer Jäger beſtand auch hier wieder in größeren und kleineren Streifzügen , Vorpoſtengefechten und der gleichen. Mochte der Dienſt auch immerhin ein beſchwerlicher ſein,

jo geſtattete er doch eine freiere Bewegung als ſolche vor Neiße mög lich geweſen, wo man in dem Dorf Stephansdorf eng uud ſchlecht einquartiert, im unmittelbaren Bereiche der Feſtung an jeglicher ausgedehnten Thätigkeit gebenımt wurde. Aud ) war der Winter

jeinem Ende nabe, mit der erwacjenden Natur thaute es denn auch im Innern der Nriegsleute ordentlich auf, die in den langen Bi vuaknächten in Eis und Schnee ſchier eingefroren waren . Es war Tody ein ander Ding, den Säbel in der Fauſt in den friſchen, hela len , ſonnigen Frühlingsmorgen hineinzureiten , als mit erſtarrten Fingern , kaum im Stande den Zügel noch zu führen , mit vor Nätte ſchmerzenden Füßen im eiſigen Bügel auf eingeſchneiten, faſt ungangbaren Wegen daber zu trottiren . Nachdem

General Lefebvre mit ſeinem

Detachement bis über

Wartha hinaus vorgerüdt war, gerietty am 6. April eine bayeriſche Cavalerie - Patrouille mit einem

feindlichen Streifcommando von

- Offizieren , 30 Schüßen und 12 Reitern ins Gefecht , wurde von Leşteren geworfen und bis in die Nähe von Franfenſtein verfolgt. Lefebvre ſandte, als er davon Kunde erhielt, ſofort eine Abtheilung Louisjäger, Premier - Lieutenant von Schüß und 30 Mann und 2 Compagnien des 10ten bayeriſchen Infanterie - Regiments dem Feind in die Flanke , um ihm den Rückzug nach Silberberg, wober er gekommen , abzuſchneiden. Den rajd avancirenden Jägern und

Infanteriſten glücfte es auch in einem tüchtigen Handgemenge den einen der feindlichen Offiziere mit ſeiner ganzen Reiter-Abtheilung gefan gen zu nehmen , während die feindlichen Schüßen, bei Schönwalde von

ihrem Soutien aufgenommen , ſich mit einigem Verluſt zurückzuzie ben vermochten. Der Verluſt der Louisjäger beſtand in 3 verwun deten Jägern , 2 tooten und 2 verwundeten Bierden . * , Schmocizl.

Premier

45 .

Lieutenant von Schütz zeichnete ſich bei dieſem Gefecht ganz be ſonders aus . Dem Regiment fielen von den Beutepferden 6 Stück Der Chef des württembergiſchen

žu .

Generalſtabes ,

Oberſt

Lieutenant von Theobald , erwiederte auf die Meldung des Ritt meiſters von Brockfeld über das Gefecht: Der Herr Gent.-lieut. hat mir aufgetragen Ew . Hodhwohlgeb. ſeine ganze Z11 friedenheit über das brave Benehmen des Regiments bei der Affaire vom 6. dieſes zu bezeugen . Er wird die von Demſelber genannten Jäger *) nicht vergeſſen und fönnen Sie darauf zählen , daß ſie mit der Medaille belohnt werden . Auch werde ich es mir z11 Pflicht machen mit der Melding hievon an Se. Königl. Viajeſtät das Benehmen des Herrn Premier-lieutenant von Schütz anzurühmen. Die bei dieſer Affaire gemachten Beutepferde muß ich Ihnen zugleich auf Ihre Fcipout

ſabilität empfehlen , damit ſie zur Remontirung des Depots vom Regiment, das in Schweidnitz liegt , verwendet werden 2c. Glumpenau , 7. April 1807.

Premier - Lieutenant von Schüß erhielt am 17. April für das Gefecht vom 6., ſowie „wegen bewieſener Tapferkeit bei mehreren Vorfällen" den Militär - Verdienſt - Orden. Das in dem Schreiben Theobald's erwähnte Depot war unter

Premier- Lieutenant von Ziegeſar des Leib-Chevauleger-Regiments Ende März zu Schweidniß neu errichtet, am 25. März mußte jedes Cavalerie- Regiment, 15 Mann per Schwadron dahin abgeben und war es nach Abzug der während dem beritten gemachten und zu

den Regimentern bereits wieder abgegangenen Leute nod) 327 Mann ſtarf.

Ein am 2. März aus Württemberg abmarſcirtes und Ende

März in Schleſien eingetroffenes Ergänzungs -Commando war dem Schweidnißer Depot ebenfalls theilweiſe einverleibt worden. Das Regiment Louis hatte durch dies leştere Commando einen Zu wachs von 1 Cadeten und 27 Jägern erhalten.

Am 8. April wurde ein Louisjäger bei einem Zuſam menſtoß mit einer feindlichen Patrouille verwundet. Am 10. April wurde der Seconde - Lieutenant von Moltfe mit einer Patrouille von 23 Pferden über Wartha vorgeſchickt;

traf daſelbſt auf einen ſehr überlegenen Feind, durch den er in die größte Gefahr gerietly, abgeſchnitten zu werden , welchem Schidjal er durch ein entſchloſſenes Rehrt machen und ſich Durchſchlagen

entging. Leider geriethen bei dieſer Gelegenheit 6 Jäger in feind liche Gefangenſchaft. * ) Leider finden wir dieſe Namen nirgends angeführt.

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alm 13. April rückte General Lejebvre aus der Tags zuvor wieder eingenommenen Stellung bei Wartba mit folgenden Trup pen gegen (Glaß vor :

2te : württembergiſches Säger- Bataillon , otes bayeriſches Infanterie- Regiment, Ites Bataillon des 10ten bayeriſchen Infanterie - Regiments,

2 Escadrons des 1ſten bayeriſchen Dragoner - Regiments Minucci, württembergiides Jäger - Regiment zu ferde Herzog Pouis, I bayeri de Batterie ,

2 württembergiſche reitende Geſcyüße, Lieutenant Bürgi. Das Negiment Herzog Louis, welches laut Rapport vom 10. nadı Alzig von 40 Verwundeten und Kranken , 41 Comman

dirten , 1 Abſenten und 16 (Sefangenen, an Combattanten nur nocy mit 6 Offizieren , 191 Mann und 146 Pferden ausrückte, nahm an

dieſer Erpedition mit nur 80 - 90 Pferden Theil, da 50 Pferde des Regiments mit dem Iſten Bataillon des 10ten bayeriſchen In fanterie -Regiments bei Frankenſtein und Wartba als Reſerve zurück blieben .

Die Straße von Wartha führt im Angeſicht der Feſtung auf einem Höhenzuge gegen legtere herunter , der Höhenzug wird zu beiden Seiten durch bebuidhte, von Bäden bewäſjerte Thaleinſchnitte

begrenzt; zur Nechten, jenſeits des Thaleinſchnittes, liegt der Cal vari - Berg , auf deſſen Höhe eine Kapelle ; links unfern der Straße von (Sierswalde , die unmittelbar auf das Fort ,,Schäferberg" führt, tas Dorf Königshayn, noch weiter links auf dem wellenförmigen Terrain , das ſich zu beiden Seiten der Neiße erſtreckt, erheben ſich die bewarbeten Göben : ter Spittelberg und der Fockenbuſch ; zwi iden dem Calvari- und Schäferberg liegen die Dörfer Scheibe, Ober

und Nieder - Hajjit , zwiſchen dem erſten nud legten an der Straße von Wartba : Friedrict swarte .

Bei der Annäherung Lefebvre's Mittags i Ubr beſegte der Feind bajjit und etablirte eine Batterie von 5 Geſchüßen vorwärts vom Schäferberge unter Bedeckung ſeiner Cavalerie . Lefebvre ließ Pofort die Compagnie Starkloff des württembergiſchen Fä ger- Bataillons das Dorf Dalit angreifen , in welchem dieſe , von

den beiden reitenden Bedüşen unterſtüßt, nach langwierigem Ge fecht Terrain gewann , zugleich rückte Kittmeiſter von Brockfeld mit dem Regiment Herzog Louis links zwiſchen Königshayn und dem Sctyäferberge in dem Grunde vor, und ging dann plößlich in (bater die Höhe tyinauf, bieb auf die feindliche Cavalerie ein ,

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jagte dieſe und die Artillerie im Nu in größter llnordnung zu rück. Dem perſönlichen Einſcyreiten (Graf Gözen's gelang is jc Doch die Fliebenden wieder zum Steben und Vorgeben zu veran

laſſen, worauf das Regiment, der Uebermacht weichend, zum Zurück= gehen gezwungen wurde. Unterdeß hatte das Gefecht in Hajjit einen ſehr ernſten Charakter angenommen , die Säger - Compagnien Starkloff, Gaisberg und Scheidemantel, ſich nac) einander ablöjend, nachdem ſie ihre Munition gänzlich verſchoſjen hatten , fonnten ſich bier nur mit vieler Anſtrengung behaupten. Erſt die einbrechende

Nachyt machte dem Kampf ein Ende . Dann ging Lefebvre auf die Höben an der Straße von Wartba zurück, beim Salaberndorfer Vor

wert eine Stellung nehmend.

Das Jäger - Regiment Herzog

Louis bivouatirte zwiſchen Friedrichswarte und Königshayn, in der

Nähe des 2ten Jäger- Bataillons. Das Negiment hatte einen Ver luſt von 3 todten und 1 gefangenem Pferd. Auf die Nachricht des Gefechts von Haſſig rückte Jerome am 14. mit dem 2ten Bataillon des lſten bayeriſchen Infanterie-, einer Escadron des 2ten Chevauleger - Regiments und 2 Geſchüßen bis Strehlen und andern Tags bis Münſterberg (in der Nähe von

Frankenſtein ) vor. Eine Batterie wurde zur Verſtärkung lefebvre's bis zu deſſen Stellung vorgeſendet. Gefcdit vor Glaß am 17. April.

Das Verharren des Generals Lefebvre in ſeiner Steilung un

mittelbar vor Glaß, welche ſid, vom Calvariberg bis zum Spittel berg erſtreckte, veranlaßte den preußiſchen Major (Graf Gören zum Angriff auf dieſe , um nad Vertreibung der Unſrigen , zum Entjat des hartbedrängten Neiße vorzubringen . Die Angriffsbewegung hatte in zwei Colonnen zu geſchehen, die Colonne des rechten Flü = gels am 16. um 11 Uhr aufbrechend, ſollte, eine weite Umgebung

ausführend, oberhalb Königshayn die Stellung Lefebvre's in Flante und Rücken nehmen ; die Colonne des linken Flügels - eine Gre

nadier-, eine Sdügen -Compagnie, Abtheilungen des 5ten Bataillons Alvensleben und des Bataillons Kropi, 30 Huſaren und 8 Ge ſchüte – direkt zum Angriff des Calvariberges ſchreiten , während 210 Mann Cavalerie , 2 Geſdüße und als Soutien 200 Mann

Infanterie unſere Front zu beſchäftigen beſtimmt waren . Detachements aus Silberberg wurden gleichzeitig auf Wartba dirigirt, unſere dort poſtirte Reſerve feſtzuhalten .

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Um 5 Utyr Morgens des 17. April ( nach bayeriſchen Berichten 5., nady preußijden 6 Ibr) geſchah der feindliche Angriff auf den Calvariberg , wobei unſere rechte Flanke umfaßt wurde. Die auf dem Calvariberg poſtirte Compagnie des 2ten Jäger- Bataillons wurde im erſten Anlauf zurückgeworfen , die beiden , gegen den Schäferberg gerichteten reitenden Gejchüße mußten gleichfalls zurück gehen und der Feind fubr auf der ſo eben genommenen Höhe zwei Geſchüße auf. Das Gros des 2ten Jäger - Bataillons , das 6te bayeriſche Infanterie- Regiment und 4 Geſchüße nabmen die Reti rirenden auf, wurden aber gleichzeitig von dem aus dem Dorfe

Scheibe vordringenden Feinde in ein Gefecht verwickelt , das ſich in hartnäckiger Weiſe fortſpann , während vom Schäferberge aus ein lebhaftes Feuer auf die Unſrigen unterhalten wurde. Ein nun eintretendes momentanes Zögern im Fortſchreiten des feindlichen Angriffs - in Erwartung der immer noch nicht ſichtbaren rechten Umgebungs -Colonne - benußte General Lefebvre geſchickt, um mit Heranziehung von zwei Compagnien des 10ten bayeriſchen Infan= terie- und des Jäger - Regiments Herzog Louis den Feind aus allen eingenommenen Poſitionen wieder zu verjagen. Das Negiment Herzog Louis ſtand nämlich während des Infanterie- Gefechts byinter dem Gehölz, das ſich dem Calvari berg anjdließt, „ auf einer kleinen Ebene“, wie es in der Meldung des Interims- Commandeurs, Nittmeiſters von Brockfeld heißt, , allwo ich zwei Stunden dem ſtärkſten Nanonen- und Kartätiden Feuer ausgeſert war ;" als legterer vom General Lefebvre den Be

fell erhielt, den im Vorgeben ſtockenden Feind anzugreifen. Da der Weg von der Höbe abwärts ſehr ſchmal war, ließ Brockfeld zu Zweien abzubrechen, jagte den Hang berunter, am Calvariberg vorbei, warf ſämmtliche feindliche Plänkler, die aus dem Gebüſche auf die Jäger feuerten, zurück „ und kam endlich am Fuße des Ber ges auf einer kleinen Plaine an , auf der vor dem Dorfe Haſſit ein Bataillon preußiſcher Infanterie ungefähr 600 Mann in Com = pagnie- Colonnen ſtand. Der recyte Flügel war an das Dorf ans gelehnt, der linke durch ungefähr 40 Huſaren und eine Piece ge deckt .“

Das Infanterie- Bataillon war das Bataillon Kropf.

Vor dem Plaße, auf welchem das Bataillon ſtand, befand ſich ein breiter Graben , Brodfeld ließ, ebe er denjelben überſchritt, das

Regiment aufmarſciren , während welcher Zeit dasjelbe zwei Sal ven des feindlichen Bataillons auszubalten hatte . So wie das Negiment rangirt war , wurde Attake geblaſen, der Graben über

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ſprungen , das Centrum des Regiments ſprengte in das Bataillon Kropi binein , der linke Flügel jabte es in die Flanke , der rechte jagte auf die jeindlide Cavalerie los, warſ jie und eroberte die da jelbſt aufgeſtellte Baubige . Jäger Schneckenburger war der Erſte, welcher das Geſchüß erreichte, ihm folgten zunächſt die Jäger

Schuler und Schnürr. ,,Dieſer Angriff war ſo raſch “ heißt es weiter in der Meldung, „ daß, obſchon ich nur 70 Jäger bei mir batte, in fünf Minuten der Feind auf allen Flanken total geworfen und in Unordnung gebracht war.

Ich verfolgte den Feind überall,

ließ ihn die Waffen ſtrecken und unſre Infanterie, welche nachfolgte, nahm die Gefangenen in Empfang."

„ Die Folge dieſer Attaque brachte 8 bis 10 Offiziere *), worunter ein Bataillons- Commandeur, und 5 Pferde , (von denen der Wachtmeiſter Müller und Jäger Biblmayer je eins erbeu teten) , 340-360 Mann , eine 7pfünder neue Haubige, welche mit

+ Pferden beſpannt war , in unſre Gewalt. Es gereicht mir zum großen Vergnügen , verjidhern zu tönnen, daß jich jämmtliche India viduen ſehr tapfer gehalten haben , die Lieutenants von Hoyer, Rein bardt, von Moltfe und Nagel haben ſich beſonders

ausgezeichnet und mich in meinen Bewegungen vollkommen unter ſtüßt. Die ganze Affaire koſtete das "Regiment 3 Jäger und 11 Pferde todt ; der Unteroffizier Gaupp und 8 Jäger wurden theils ſchwer, theils leicht blejirt." ,, Im Lager bei Glag 18. April 1807" „ Rittmeiſter und Interims - Commandeur

von Brockfeld."

Die feindliche redyte Flügel - Colonne war bei ihrem Um gehungsmarſch auf io impraktikable Wege geſtoßen, daß ſie ſtatt um 6 ' / Uhr, wie ſie geſollt, erſt gegen 9 Uhr Morgens an ihrem Beſtimmungsorte eintraj, zu einer Zeit alſo , wobei Glag ſchon alles entſchieden war ; jeßt , von einer zu ihrer Abwehr be 1

reit gehaltenen Abtheilung lebhaft empfangen (Morgens 8 Uhr hatte Lefebvre durch einen Spion Kunde von den Angriffs- Dispoſitionen erhalten ), wurde ſie mit großem Verluſt zurückgewieſen . Was die feindliche Colonne betrifft, die von Silberberg aus auſgebrochen war, jo hatte ſic icon am 16. die Nachricht verbrei

tet, daß die Garniſon von Silberberg einen Ausfall gegen Neichen * ) G. L. v. Sedendorf gibt an : 1 Bat.- Commandeur , 1 Artillerie-, 8 Infanterie und Cavalerie -Oifiziere. 4

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bach gemacyt babe. In der Meinung dieſer Ausfall fönne dem Belagerungs -Part gelten , der neuerdings wieder von Schweidnig über Reidenbach beranjog, wurden dorthin 2 Compagnien des baye riſchen Leib - Infanterie-Regiments, 1 Compagnie des 10ten Injan terie - Regiments , 2 bayeriſche Geſchüge und die zu Frankenſtein zurückgebliebenen 50 Jäger des Regiments Herzog Louis von legterem Ort gen Reichenbach entſendet, obne etwas vom Feinde, wohl aber den Belagerungspart anzutreffen , mit dem ſie Nachts | Ubr wieder in Frankenſtein einrückten *) . Die Colonne aus Silberberg war dann am 17. Morgens 6 Uhr richtig bei Wartha angekommen , batte aber nach ziemlich

reſultatlojem Gefecht, um 8 Uhr wieder ihren Rückzug angetreten.

Prinz Ierome, der am 17. von Münſterberg beim Vernehmen des Kanonendonneré bis Kamenz vorgerückt war, dort aber die Meldung

von dem glücklichen Ausgange des Gefechts empfing, traf am 18. April mit dem bayeriſchen Leib - Infanterie - und dem 2ten bayeriſchen Chevauleger - Regiment vor Glaß ein . Er ſowohl , wie Heneral

Lefebvre , ſtatteten bei einer, an dieſem Tage vorgenommenen Mu ſterung , unter Bezeugung ihrer vollen Zufriedenheit den Truppen ihren lebhaften Dank für das brave Benehmen im

Gefecht des

17. ab .

Durch Corpsbefehl vom 19. April, datirt aus Glumpenau, wurde Folgendes befannt gemacht: Das 2te Fußjäger-Bataillon und das intereſiante Jäger - Regiment erzog fouis haben ſich in den Affairen vom 13. und 17. d . M. inter dem Kartätſchenfeuer der Feſtmg Glatz mit Ruhi bedcdt , ſie allein haben die Affaire vom 17. d. beſtanden

und entſchieden und haben dem Feinde 1 Haubiķe und 360 Gefangene abgenommen. ( Folgt der Gefechte Bericht.) Die Lieutenants von Hoyer , Reinhardt, Moltte und Nagel werden von

dem Rittmeiſter von Brodfeld als diejenigen gerühmt, die ſich vorzüglich auøge zeichnet haben .

Ich dante allen dieſen Braven und verſichere ſie, daß ihre Verdienſte zur Kennt niß Seiner Majeſtät des Königs gelangen ſollen.

Das Ober -Kriegs - Commiſſariat wird andurch legitimirt, dem Hittmeiſter von Brodfeld das Allerhöchſt feſtgeſetzte Douceur à 15 Stüd Caroline für diejenigen Jäger , welche die Haubiţe genommen haben , auszubezahlen . Für die Beutepferde !

* ) Schmoelzl.

-

51

werden , wenn ſolche lodh tauglich gefunden werdent , 45 fl . ausbezahlt. Der Ritt : !

meiſter von Prodjeld wird, wenn es Ncitpjerde ſind, zuerſt ſeine Verluſte erſetzen und mit den übrigen ſein Tepot beritten madien . Auf Befehl des General- Lieutenants : Der Chef des Generalſtabes

Oberſt- lieutenant von Theobaid. Am 20. April crbielten die jilberne Militär- Verdienſt -Medaille :

Jäger Diener jur cas (Hefecht am 28. Januar vor Schweidnig ; Unteroffizier Wender, die Jäger S dyaunkan , Moll, Bible

meyer , Bed , Harrer , Schendler für das Gefecht am 17. April.

Deſſentlich belobt wurden wegen der Gefechte am 13. und 17. April, die obengenannten Offiziere und Stabsborniſt Sdäzler , Unteroffizier (Glaupp, säger Schneckenburger, Schuler, Schnürr, Reientaler, Reichert II , Göt , Gæſtein , Grund , Müller, Mec , Häring . Der Chef des Regiments ließ in folgenden Worten demſelben jeine Anerkennung zukommen : Dem Herri Nittmeiſter und Sit. Commandeur voi Brodfeld.

Mit ſehr viclem Vergnügen ſtatte ich Eurer Hochwohlgeboren meinen verbind lidiſten Tant ab , daß Dicjelben in der leyten für unſere Truppen ſo glänzeild au18

gefallenen Affaire ſich mit meinem Regiment abermals ſo überaus brav bewieſen haben .

Ich erjuche Dieſelben , jowohl den übrigen Herren Offizieren , als auch Unter offizieren und Leuten meine vollkommenſte Zufriedenheit 311 erkennen zu geben und

die Verſicherung beizufügen , daß es mir immer zur größten Frende gereichen wird, ſo braven Soldaten in irgeild etwas Hülje leiſten zu fönnen . Ludwigsburg , den 28. April 1807. .

Herzog Ludwig ,

Feldmarſchall der Cavallerie.

Rittmeiſter von Brodfeld ſowie einige Jäger, deren Namen

wir leider nicht anzugeben vermögen, erhielten ſpäter für das Ge fecht vom 17. April das Kreuz der franzöſiſchen Ehrenlegion. Prinz Jerome ging am 21. April wieder nach Breslau , am 30. verließ Lefebvre die bis dahin behauptete Stellung vor Glas und ging in die frübere von Frankenſtein zurüd.

4*

1

52

Am 29. April mußten das Jäger-Negiment Herzog Louis und das 2te Jäger - Bataillon je od cas Corps Lefebure's

verlaſſen , um zur Verſtärkung des Belagerungs - Corps von Neiße wieder bei der württembergiſchen Diviſion cinzurücken ; erſteres wurde auf das recte Neißeufer nad) Wijckau , leşteres nacy Glum

1

penau verlegt .

Das Regiment batte unterdeß einen größeren Mannſchaftsſtand durdy mebrfachen Nacidub erhalten, was ein Rapport vom 6. Mai dokumentirt, nach welchem es 153 iinteroffiziere und Jäger, aber nur

noch 225 Pferde zäbite ; von den 153 Mann waren 145 Mann beim Depot, 18 anderweitig commandirt; 64 Mann krank und verwun det, unter dieſen die offiziere: Oberſt-Lieutenat von Zieten , der an Bruſtſchmerzen litt, Rittmeiſter von Zieten , der das Unglück gehabt hatte, ſich ſelbſt durch die Hand zu ſcießen, Lieutenant von

Löwenſtern und von Rady); 15 Mann gefangen u . 1. w . , 10 daß das Regiment an Combattanten ausrückte mit 1 Ritt meiſter, 1 Adjutanten , 6 Lieutenants, 15 Unteroffizieren, 5 Horniſten,

160 Jägern, zuſammen 188 Mann und 179 Pferden. Prinz Jerome hatte , um dem

ſchwachen Pferdeſtand des

Regiments aufzuhelfen und zugleich um ihm ſeine Zufriedenheit zu bezeugen, befohlen, demſelben 80 Requiſitionspferde zur Remon tirung ſeines Depots verabfolgen zu laſſen. Eine Lieferung von 24,000 Ellen Tuch und 1759 Paar Schuben ſollte ferner als Erſat

der immer mehr herunter gekommenen Uniformen der württember giſchen Armee dienen ; leider war aber das Tuch von allen mög

lichen Farben , nur gerade am wenigſten von ſolchen , wie ſie die !

württembergiſche Armee brauchen konnte ; an Leder für die Reit

hoſen der Cavalerie war vollends gänzlicher Mangel und ſo fonn ten die 1000 , am 9. Mai endlich aus Glogau eintreffenden , dort verfertigten Mäntel als erſte wirkliche Nachbülfe der defekten Klei dung gelten. Während die franzöſiſchen Generale ſtets die Bravour,

Ausdauer und das militäriſche Geſchick der Württemberger nicht genug loben konnten, Lefebvre, bei Gelegenheit des legten Gefechts

vor Glaz, äußerte: „wie alle Diejenigen , welche dem Gefecht bei gewohnt hätten , verdienten in den Relationen genannt zu werden und die Offiziere, durch ihre ungemeine Bravour des größten Lobes Werth , taum von Jemand übertroffen werden könnten " , während der

äußerſt idywer zufrieden zu ſtellende Vandamme ſelbſt die Worte gebrauchte : ce sont de braves gens, bien aguerris ; geſtaltete ſich das Verhältniß des württembergiſchen Diviſionärs den franzöſiſchen

1 1

53

Verwaltungs- und Verpflegungs -Behörden gegenüber, weniger gün ſtig , indem dieſe ſich bei Abgabe von allen , ihren Händen anver trauten Gegenſtänden als äußerſt zäbe erwieſen .

Die Perſon des württembergiſchen Diviſionärs nun ſollte um dieſe Zeit auch einen Wechſel erfahren , indem der bisherige , der (General- Lieutenant von Sedendorf, wegen Kränklichkeit durch den General - Lieutenant von Cam merer, laut Befehl vom

12. April , erlegt wurde. General- Lieutenant von Cammerer traf darauf am 2. Mai im Hauptquartiere Jerome's ein und übernahm am 4. faktiſch das Commando der Diviſion.

Das Jäger - Regiment Herzog Louis ſtand , wie ſchon erwähnt, wieder auf dem linken Neißeufer vor der Feſtung Neiße, am 9. Mai wurde es mit dem vacanten Chevauleger - Regiment vereinigt ; beide unter dem Brigade-Commando des Commandeurs legteren Regiments , Oberſt - Lieutenant von Stettner, und in Verbindung mit der leichten Infanterie - Brigade Neubronn. Der 1

ganze auf dem linken Ufer gezogene Cordon wurde in die vier

Hauptpoſten St. Rochus, Neuendorf, Stephansdorf und Glumpenau getheilt. Die Cavalerie wurde in Stepbansdorf und Neuendorf zuſammengezogen und erhielt die Inſtruktion, bei etwaigen Allar mirungen, feindlichen Ausfällen u . 1. w . nach Umſtänden auf diejen oder nach eigenem Ermeſſen auf demjenigen Punkte zu agiren , auf

welchem ihre Anweſenheit am geeignetſten erſcheinen möchte ; zum

Soutien waren der Cavalerie die Fußjäger in Neuendorf beſtimmt, welche unter allen Umſtänden das Dorf ſo lange zu behaupten hatten , bis die Cavalerie Zeit zum Aufſigen bekommen .

Die beſondere Inſtruktion Vandamme's , datirt aus Bilau 1

vom

7. Mai, lautet :

Les chasseurs à cheval à Weizenberg et Gross-Neudorf gardent par des postes tous les points entre la route de Grottkau et la basse Neisse, à fin que ne puisse sortir ni rentrer dans la forteresse.

Liés par des piquets par sa droite avec les chevaulegers qui seront placés

à Stephansdorf, il sera fourni de deux pièces d'artillerie legère à chaque un de ses regiments pour les garder la nuit contre les attaques de l'infanterie; les deux pièces d'artillerie legère suiveront le mouvement de chevaulegers auxquels ils sont attachés etc.

Am 12. Mai, Nachmittags 5 Ubr, madte eine feindliche Ab

tbeitung von 200 Pferden und einigen Schüßen einen Ausfall aus der (Grottfauer Barriere. Es entſpann ſich ein (Sefecht bei Große Neuendorf und an der Neißebrücke, bei welchem Jäger des Negi

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ments Herzog Louis fünf Mann gefangen nabmen und drei Beutepferde machten .

Seit Eintreffen des Belagerungsparts, deſſen wir oben ſchon

erwähnten, wurde die Berennung der Feſtung Neiße mit mehr Er folg betrieben, als es bisher möglich, geweſen ; (Graf (Hößen , den nahe bevorſtehenden Fall dieſes Blakes ſowie des gleicty zeitig bela gerten Kojel fürchtend , dem die alsbaldige Einſchließung der noch

nicht völlig verproviantirten Feſtungen (Glaß und Silberberg folgen mußte und außerdem sen noch nicht abgelehnten Beitritt Deſterreichs

zur Sache Preußens jebr in Frage ſtellen konnte, wollte das Aeu Berſte verſuchen , um einen Entjaß von Neiße zu bewertſtelligen . Das zu dem Ende projektirte Internebmen jollte jich zunädſt auf Breslau wenden , welches man durch einen Handſtreid) zu nebmen bojite.

Nacy Bemächtigung der dort auſgebäuften Munitions- und

Wajjenvorrätbe, wurde dann ein

unaufbaltiames Vorrücken auf

Neiße beabſichtigt. Ebe jedod die feindlichen Colonnen Breslau erreichten , wurden ſie durch den (Heneral Lefebvre, der von der

Erpedition Nachridyt erhalten batte und berbeigeeilt war, bei Ranth am 14. Mai angegriffen . Obgleich das (Hefecht zu Gunſten der Preußen entſchieden wurde, indem (Heneral Lefebvre jich zum Rück zug genöthigt jab , wagte man jeßt , da alles allarmirt war feind

lider Seită nichts Ernſtliches mehr gegen Breslau zu unternehmen , ſondern beſchloß auf Silberberg zurückzugeben. Dieſer Rückzug geſchalı über Hoben - Friedberg. Nad)dem dasjelbe am 15. in der Frühe paſſiert war , gelang es Lefebvre mit rajch herangezogenen Verſtärkungen den Feind bei Adelsbach einzuboten und ibin eine bedeutende Niederlage beizubringen . 1

In Folge dieſer Ereigniſſe wurde icon in der Nacht vom

14. auf den 15. Mai das 2te Jäger- Bataillon zu dem Corps 3e rome's gezogen, welches legterer in der ſeit dem 5. Mai befeſtigten Stellung von Frankenſtein concentrirte ; am 16. Mai mußte das

Jäger - Regiment Herzog Louis ebenfalls dahin abrüden , unter Zurüdlaſſung jedoch von 137 unberittenen Jägern , die in Ottmachau beim dortigen Depot blieben , da der Pferdeſtand des

Regiments ſich immer noch nicht viel verbeſſert hatte . Pferde wa ren in Schleſien ſelbſt für Geld nicht aufzutreiben, weſhalb Gene ral-Lieutenant von Cammerer Seine Majeſtät den König erſuchte,

einen Remonte - Transport aus dem Königreiche abgehen zu laſſen. Durch Bewilligung von 12,000 Franks, welche Napoleon als „ Er battua fonda" jedem Regiment auszuzahlen befabl , konnte der übri

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gen jebr herunter gefommenen Ausrüſtung wieder in Etwas auf geholfen werden . – An die Stelle der detachirten Truppen kam am folgenden Tage jächſiſche Infanterie zum Neißer Belagerungs Corps.

Frankenſtein , an einem bedeutenden Straßenknoten gelegen , vermittelſt ſeiner Lage gleichzeitig zur Beobachtung von Glaß und Silberberg , wie zur Deckung der Belagerungen von Neiße und

Koſel geeignet , war zur Erhöhung ſeiner Wiederſtandsfähigkeit in ein verſchanztes Lager umgeſchaffen worden. Dasjelbe befand jich aber vorwärts von der Stadt , auf der Straße nach Wartba , da die Stadt jelbſt von allen Seiten eingeſehen werden fonnte und

jich nicht zur Vertheidigung eignete.

Die Befeſtigungen beſtanden

in drei mit einander verbundenen Lünetten , das Defile von War tha war durch vier, im Norden der lekteren Stadt aufgeführte Erd

werke zur Vertheidigung eingerichtet und konnte von hier aus das Ibal der Neiße und die Straße nach Glaß beſtrichen werden. Zu Stamenz an der Neiße befand ſich ein Brückenkopf, zu Patichkau wurde legterer Fluß durch 2 Bataillone und 1 Schwadron und an allen Furtben durch kleine Detachements bewacht.

Nach Schmölzl war die Stellung von Frankenſtein folgen Dermaßen bejeſt :

Bei Frankenſtein, Tbarnau und Peterwiß : | Bataillon bayeriſchen Leib - Infanterie- Regiments, 1

11

10ten

11

bayeriſches 6tes leichtes Bataillon,

württembergiſches 2tes Jäger-Bataillon, 2 Escadrons des bayeriſchen 2ten Chevauleger Regiments, 2 Escadrons des württembergiſchen Jäger-

Regiments zu Þierde Herzog Louis , I franzöſiſches Jäger -Regiment zu Pferde, 2 Escadrons polniſche Ulanen .

= 3290 Mann .

Bei Wartba :

Bayeriſches 6tes Infanterie - Regiment.

- 1000

Bei Frankenberg und Namen :: Sächliches Infanterie - Regiment Nieſemeuſchel, 2 Escadrone bayer . liten Dragoner - Regiments == 1450 Bei Patichkau und Ottm a ch au :

General-Major von Lilienberg mit württembergi iden Truppen .

= 3000) Total : 8740 Mann .

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Das Jäger - Regiment Louis batte Commando's in rament

Wartba , Frankenberg,

Baumgarten und

Brienik

Am 30. Mai verſtand ſid, endlich Neiße zu Unterbandlungen,

nachdem am 27. die Kapitulation Tanzigs bekannt geworden, und einigte man ſich dahin , die Feſtung am 16. Juni zu übergeben , wenn bis zu dieſem Zeitpunkte fein Entſaß vor derſelben eintrejje.

Während der Zeit ereignete ſich bei dem jäger - Regiment Herzog Louis Folgendes:

Am 10. Mai wurde Jäger Günther wegen Flünderung kriegsrechtlich erſchoſſen. Unter dem 15. wurde der Rittmeiſter von Brodfeld zum Major befördert.

Unter dem 28. der Premier - Lieutenant von Pleijen des

"Jäger-Regiments Nönig als Stabs - Rittmeiſter zum Jäger -Regiment Herzog Louis verſeßt und ihm das Commando der Depot Schwadron im Königreich übertragen . Unter dem 5. Juni wurde der bisherige Naiſerlich königlich

öſterreichiſche Wachtmeiſter Ludwig Vilder aus Tübingen zum Seconde -Lieutenant im Regiment Herzog Louis ernannt, mit der

Ordre ſich direkt aus Ungarn zur Armee nach Schleſien zu begeben . Durch Geſuch vom 17. Juni bat der Premier - Lieutenant von

Hoyer , wegen fortwährend leidender Geſundheit , um Entlaſſung aus den Königlichen Militär-Dienſten ; die Gewährung ſeiner Bitte abwartend, reiſte er mit Urlaub nad einem Badeort ; batte aber das Unglück auf dem Wege dahin von einer preußiſchen Patrouille

aufgehoben und in die Feſtung Glaß abgeführt zu werden. Am 1. Juni ſtand der Stab des Regiments nebſt 1 Lieutenant und 33 Mann in Briesnik, 1

26 Wartba , 1 Rittmeiſter, 1 Lieutenant und 91 Mann in Baumgarten ; 1/

11

was ſich vom Regiment außer dem Depot noch vor Neiße befand, fam unter dem Commando des General - Major von Lilienberg nad St. Rochus.

Der Stand des Regiments betrug : 13 Offiziere , 3 Militär Beamte, 452 Unteroffiziere und Jäger , zujammen 46S Mann und 225 Pferde.

Davon waren krank und verwundet Nittmeiſter von Zieten , Lieutenant von Löwenſtern und von Rady und 61 Mann ; commandirt 195 Mann und 37 Pferde , nämlic Rittmeiſter von

1

57

Spigemberg 1 Mann und 1 Pferd im franzöſiſchen Hauptquartier, Premier- Lieutenant von Gremp 1 Mann und 1 Pferd im Haupt =

quartier Jerome's , 20 Mann und Pferde bei Heneral Vandamme, 2 Mann und Pferde bei General Lefebvre , 1 Mann mit Major

von Breuning nach Stuttgart, 8 Mann und 4 Pjerde auf Sauve garde, 1 Mann und Pferd auf Ordonnanz; 1 Regiments- Quartier Meiſter, 1 Auditor, 1 Profoß, 1 Wagenknecht und 1 Pferd bei der Bagage in Schweidniß ; 1 Unteroffizier , 8 Jäger und 7 Pferde beim Depot in Ottmachau ; ferner beim Depot 2 Unteroffiziere und

143 Jäger ; noch nicht eingerückt 1 Quartiermeiſter = 195 Mann und 37 Pferde ; gefangen und vermißt 12 Mann ; zuſammen 270 Mann und 10 Pferde. Blieben ausrückend Combattanten : ? Stabs

offiziere (Oberſt - Lieutenant von Zieten ſcheint wieder geneſen zu ſein), 1 Adjutant , 6 Lieutenants , 15 Unteroffiziere , 5 Horniſten, 164 Gemeine, zuſammen 193 Mann, 179 Pferde ; Noncombattan ten 5 Mann, 6 Pferde . Durch die am 16. erfolgende Uebergabe von Neiße wurden 1

273 Pferde erbeutet, welche nach Abgabe von 50 Stück an die Bayern, der württembergiſchen Diviſion überlaſſen blieben . Hier durch wurde es dem Regimente möglich , ſeinen Abgang am kom pleten Stand , beſtehend in 281 Pferden, einigermaßen zu decken . Unter den hier erbeuteten befanden ſich ſehr viele vortreffliche Pferde polniſcher Race .

Amt. und 5. Juni wurden die württembergiſchen Kriegs gefangenen, 154 Mann, worunter 15 Kranke, aus Neiße freige geben .

Am 5. unternahm General Vandamme ein Uebnngsmanöver mit den unter ſeinem Befehl ſtehenden Truppen von Ottmachau aus bis gegen Reichenſtein ; durch das anhaltende Feuern bei dem

jelben wurden die Beſaßungen von Glaß und Silberberg zu einem Ausfall veranlaßt .

Während die von Glaß vorgerückten Abthei lungen , bald von der wahren Urſache des Kanonendonners über

zeugt, wieder umkehrten und nur die ferneren Bewegungen Van damme's ſcharf beobachteten , rückte das Detachement von Silber berg, ohne die wahre Sachlage zu erfahren, gegen Frankenſtein vor, vertrieb die dortigen Feldwachen und wurde erſt durch Vorrücken unſeres Soutiens - 1 Escadron des Iten bayeriſchen Dragoner

Regiments, 50 Jäger des Regiments Louis und 1 Compagnie

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des 10ten bayeriſchen Jnfanterie -Regiment:

wieder zum Rück

zug genötbigt und lebbaft verfolgt * ) .

Die Lage des Grafen Gögen wurde unterdeß durch die in Ausſicht ſtehende Kapitulation von Neiße und die an ihn gelangte Nachricht, daß ſich Kojet längſtens noch 4 Wochen werde balten fönnen , immer bedenklicher. In Glas und Silberberg batte er

böchſtens über 8000 Mann zu verfügen. Er juchte daher Waffen

ſtillſtands - Unterhandlungen anzuknüpfen , die mit dem General I

Lefebvre eingeleitet, Anfangs einen guten Fortgang nahmen , ipäter aber ſich – größtentheils durch Jerome's erböbete Forderungen wieder zerſchlugen .

Am 16. Juni fapitulirte

wie erwähnt

Neiße und nun

galt es allen Ernſtes, an das vorausſichtlich ſchwierigſte Unterneh = men , an die Belagerung von (Glaß zu geben. Das ſchwierigſte, weil

an die Energie des daſelbit jept commandirenden Grafen

Gößen genugſam fennen gelernt hatte . Belagerung von Glatz.

Am Tage der Uebergabe von Neiße jeste General Vandamme ſchon den Vormarid gegen Glaß ins Werk.

Außer den oben an

geführten im Lager von Frankenſtein befindlichen Truppen , die noch durch einige bayeriſche Abtheilungen verſtärkt wurden , war die württembergiſche Diviſion zur Berennung der Feſtung beſtimmt und ſtand am 16. auf dem Wege von Stephansdorf nach Heiders dorf in rechts abmarſcirten Colonnen concentrirt, um zunächſt in folgender Ordnung nach Ramenz zu marichiren : Linien - Infanterie - Brigade hull, Fuß - Artillerie ,

Linien - Infanterie- Brigade Lilienberg, Leichte Brigade Neubronn , Reitende Batterie Berner , Savalerie .

Auf den 19. Juni Nachts 1 Uhr war das weitere Vorrüden,

behufs der Einſchließung von Glaß, befohlen. Die bei Kamenz zuſammengezogenen Truppen ſtanden um 12 Uhr in der Nacht vom 18. auf den 1.9 . zum Abmarſc) bereit :

Schmoetzl.

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Brigade Neubronn , Cavalerie unter General Lefebvre :

Regiment Jäger zu Pferde Herzog Louis , vac . Chevauleger - Regiment,

zwei Cavalerie- Regimenter verbündeter Truppen (die nähere Benennung fehlt ) , Reitende Batterie ferner ,

Brigade Lilienberg ,

Sächſide Brigade Boye . Ein in dieſer Nacht ausbrechender furchtbarer Gewitterregen aber, der ungebeure Ueberſchwemmungen berbeiführte , machte das Unter

nehmen unmöglich ; die Truppen rückten völlig durchnäßt wieder in ihre Santonirungen ein und erſt am 20. Morgens ? Ubr fam der Vormarſch in derſelben Ordnung zur Ausführung, nur mit der Abänderung, daß die Regimenter Herzog Louis , Cheva u = leger und die Batterie Lerner die Avantgarde bildeten , das Regiment Louis an der Tete. Während der bayeriſche General - Lieutenant von Derov , der gleichzeitig von Frankenſtein aufgebrochen war , die preußiſchen Vorpoſten auf dem rechten Neiße - Ulfer zurückwarf und Morgens 5 Uhr das Dorf Königsbayn beſekte , rückte die württembergilde Diviſion unter Vandamme auf dem linken Neiße- Ufer vor und be

werkſtelligte auf dieſer Seite die Einſchließung der Feſtung, gleich zeitig die Beobachtung von Silberberg übernehmend. – Die Rommunitatiou mit dem rechten Ufer wurde durd) zwei Bodbrücken bergeſtellt.

Auf der Oſtſeite von Glaß, 800 Schritt vom rechten Neiße Ufer bis 1000 Schritt von dem ſchon früher genannten Schäferberge batte Graj Gögen auf einer im Halbfreiſe vor diejer Seite der ( Feſtung ſich erſtreckenden Hügelreibe ein verſchanztes Lager errichtet.

Die Befeitigung desjelben beſtand aus 9 in der Front gelegenen Schanzen , Nr. 1 an der Königsbayner Vorſtadt unweit des Schäferberges , Nr. 9 auf dem Kreuzberge, von wo aus ſich das Terrain gegen die Neiße abſenkt. Eine zebnte - die Reſerve ſchanze lag in der Mitte des befeſtigten Halbkreijes . Die erſt am 12. Juni in Angriff genommene Arbeit war jedoch noch nicht ganz vollendet, namentlich fehlten die projeftirten Verbindungs gräben zwiſchen den einzelnen Werfen , und waren , da es an Zeit

gebrach , durch das Pegen von Eggen - und das nicht überall erlebt, auch fonnten die Neblen jaſt jämmtlicher Schanzen nur nocy

60

durch leichte Barrieren geſc ) loſſen werden , um wenigſtens das Eindringen der Cavalerie zu verhindern. Erſtürmung des veridianzten lagere von Glatz in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni.

Unter indeß vorgenommener engerer Einſchließung und theil weiſer Beſchießung der Feſtung, in Verbindung mit mehr oder weniger hartnäctigen Gefechten - 21. und 23. Juni bei Ober und Nieder - Hansdorf - wobei ſich das 2te

Jäger - Bataillon,

welches unter bayeriſchem Commando auf dem rechten Ufer ge blieben war , auszeichnete , verſtrict) die Zeit bis zum 23. Juni. Mebrfach wieder angeknüpfte Unterhandlungen führten zu feinem Es wurde daber ein Sturm auf das veridanzte

Reſultat.

Lager für die Nacht vom 23. auf den 24. beſchloſſen . Jerome, der beim Belagerungs -Corps anwejend war, rekognoszirte am Mor gen des 23. in Begleitung Vandamme's das feindliche Lager . Die Angriffs - Dispoſitionen wurden dahin ausgefertigt, daß Nachts 1 Uhr Vandamme von dem linken Neiße- Ufer, General Lefebvre auf dem rechten gegen die feindliche Stellung vorzurüden hatten. -

Auf ein von Vandamme gegebenes Naketenſignal jollten dann beide

Colonnen , ohne einen Sauß zu thun, den Angriff beginnen , Der Schanze Rr. 9 gegenüber lag auf dem linken Neiße -Ufer

das Dorf Quergaſſe , welches ſich ſeit dem Morgen des 23. in

unſeren Händen befand. Um den Angriff mit der Colonne Van= damme's unternehmen zu fönnen , mußte dieſe zuvor die Neiße überſchreiten und dazu war ein Punkt, etwas oberhalb dieſes Tor fes aušerſeben , woſelbſt mit anbrechender Dunkelbeit eine Lauf brücke für Infanterie geſchlagen wurde. Da man ausgefundſchaftet batte, daß zwiſchen den Schanzen Nr. 9 und Nr. 8 ſich eine Lücke befand , die weder durch Eggen noch ſonſtige Hinderniſſe geſperrt war, jo ließ man dieſes Verſäumniß des Feindes nicht unbenußt, ondern dirigirte die Cotonne auf dieſen Punkt. In der Inſtruktion für die Cavalerie wurden derſelben folgende Anbaltspunkte gegeben : Die Cavalerie geht mit der Infanterie ils lager und haut alles nieder. Die Colonne geht gerade auf das lager los , die große Redonte an der Neiße links und die gegen Niederhansdorf vorſpringende Flejdie * , rechte laſſend , die Hälfte attaquirt * ) Schanze Nr. 9 und Nr. 8 .

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rechts, die andere links von dieſen Werken . Was ſich nicht ergiebt wird niedergejäbelt, die Canons werden vernagelt, die Räder zerbrochen , die Munition zerriſjen .

Die Cavallerie durchrennt den ganzen imeren Faum des lagers, jäbelt alles nieder, verhindert, daß die Brengen nicht in die Stadt laufen und daß keine heraus kommen , weldies mit Entſchloſſenheit, Lebhaftigkeit, Ordiung und Vorſicht geſchehen muß, damit nicht Preußen mit Franzoſen , Bayern und Württembergern verwedjielt werden .

Wenn die Operation zu Ende, läßt man nur die Tirailleurs in den Werfen zurück, um den Feind abzuhalten ; die Truppen ſammeln und ſtellen ſich hinter dem

Erdrand bei Niederhansdorf. Dieſe Inſtruktion muß budyſtäblid, vollzogen werden , die übrigen Truppen ſind bei der Furth auf jeden Fall bereit . Koridau , den 23. Juni 1807 .

Die Angriffs -Colonnen waren folgendermaßen formirt: 1. Colonne des rechten Neiße - lifer's . (Rechter Flügel . ) (G.- L. von Deroy . 5.-M. von Siebein .

Ites Bataillon des bayeriſchen Leib - Infanterie- Regiments, 6ten Infanterie- Regiments,

2tes Ites

10ten

2tes württembergiſches Jäger- Bataillon . (G.-M. von Zandt.

Ites bayeriſches Dragoner- Regiment Minucci, 2tes

Chevauleger-Regiment König .

II . Colonne der linken Neiße- Ufer s.

(Linker Flügel.) Diviſions General Vandamme. G.-M. von Lilienberg .

Ites württembergiſches Jäger- Bataillon, leichtes Bataillon ,

1tes

Bataillon Kronprinz, 11

Lilienberg , Jäger - Regiment zu Pferde Herzog 11

Louis , Major v. Brockfeld, 100 Pferde * ), * ) Entweder hatte Oberſt-licut. v. Zieten , obſdjon genejen , das Regiments - Commando 11och nicht wieder übernommen, oder wurde nur ein Theil des Regimentes bei dem Sturm verwendet, wofür die Zahl von mir 100 Pferden ſpricht. Ge naues war darüber nicht zu ermitteln .

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württembergiſces vac . Chevauleger - Negiment, Cberſt - lieut. r . Lepel , 20 Pferde ,

ein franzöjiſches Jäger - Regiment zu Pferde, Oberſt- Lieutenant Mujian , 300 Pierde. III . Reſerve .

ztes Bataillon des bayerijden Leib- infanterie - Hegiments, Ites 2tes

6. Injanterie - Regiments, 10 .

6tes bayeriſches leidytes Bataillon bejeßen die Stellung an der Warthaer Straße auf dem Paßberge, vor Labitſchau und binter dem Fockenbuſch . Mit Einbruch der Dunkelbeit, als der oben erwähnte Brüden chlag begann, ſtand die württembergiiche Colonne , die Infanterie

an der Brücke, die Cavalerie an der Daneben befindlichen Furth dicht aufgeſchloſſen in Bereitſchaft. Sobald die Brücke vollendet war, wurde der Neiße - Uebergang in aller Stille vermittelſt Brücke

und Furth bewerkſtelligt. Vom Uebergangs = Punkte bis an den Höhenrand, der das verſchanzte Lager an dieſer Stelle begrenzt, breitet ſich das Flußtbal noch etwa 600 – 800 Schritte weit aus . Dieſes mußte durchſchritten und einige Gräben ſowie der Hans dorfer Vach am Fuß der Höhe überbrückt werden . Alle dieſe Vor

bereitungen gingen ohne die geringſte Störung feindlicher Seits von Statten . Da die Feſtung überdies faſt in ihrem ganzen Um = freiſe von boben Kornfeldern umgeben war , die abzumähen der

Feind nur in unmittelbarer Nähe derſelben Zeit gefunden hatte, ſo begünſtigte das den unbemerkten Anmarſch , namentlich des rechten Flügels ungemein .

Dieſer war denn auch mittlerweile

herangerückt und Punkt 1 Uhr begann der Angriff auf beiden Flü geln. Unter lebhaftem Geſchrei, und ohne einen Schuß zu thun, wurde die Schanze Nr. 9 — nach preußiſchen Berichten um 1'2 Uhr erſtiegen , worauf in derſelben ein furchtbares Handgemenge folgte. Was nicht auf dem Plage blieb, ſuchte rückwärts gegen die Feſtung durchzubrechen. Das gelang dem Feinde auchtbeilweiſe, und mit dem nunmehr alarmirten Repli vereinigt, drang er als

bald wieder vor . Um dieſe Zeit aber hatte die Cavalerie die Lücke zwiſchen den oben genannten Werken paſſirt und traf gerade auf die wieder avancirenden feindlichen Abtheilungen , die im erſten

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Darauflosreiten vollſtändig geworfen und auseinandergeſprengt wurden. Indeſſen waren auch die Rejerven im feindlichen Lager angetreten , um in die Nähe des Kampfplaßes zu eilen . Auf dieſe - Cavalerie und Infanterie - ſtieß unſere Reiterei , nachdem die erſte Attake faum beendet war. Zu langem Beſinnen war keine

Zeit übrig. Aljo jo gut es im Dunkeln geben wollte : Marſch, Maric ! Dem ungeſtümen Anrennen hielt der Feind nicht Stand, in wenig Augenblicken waren die preußiſchen Reiter geworfen und

nun ging die Verfolgung, eine wabre wilde jago , im tollſten Durcheinander bis an die Feſtung vor. Was von den Unjeren nody geſchloſſen war, war dann die Pferde berum und fiet im Verein

mit den franzöſiſchen Chajjeurs die feindliche Infanterie im Rücken Wo ſich ein wieder zujammen geſchloſſener feindlicher Trupp

zeigte , wurde er geſprengt, zujammengehauen oder in die Flucht gejagt. Es war ein ernſtes erbittertes Handgemenge. Die Scanze Nr. 3 wurde während der Zeit ebenfalls ge ſtürmt, die Beſaßung, welche ſich durchzuſchlagen ſuchte, von unſerer

Cavalerie auseinandergetrieben . Die Schanze Nr. 10 von Würt tembergern , Bayern und Sachſen gemeinſchaftlich angegriffen, mußte vom Feinde ebenfalls nach beſtiger Gegenwehr Preis gege ben werden , worauf diejer im freien Felde von unjerer überall .

thätigen Cavalerie ereilt

und größtentheils zujammengebauen

wurde.

Die Schanzen Nr. 7 --- 3 wurden nach einander erſtürmt, die Schanzen Nr. 2 und 1 freiwillig vom Feinde geräumt, nachdem ihre Bejagungen die Unmöglichkeit längeren Behauptens nach dem Fall der anderen Werke eingeſeben hatten .

Mit Tagesanbrud) zogen ſich die Sturm - Colonnen , wie vor her beſtimmt , wieder aus dem inneren Raum des Lagers zurück . Nacy bayeriſchem Bericht wurden 31, nac preußiſchem 29 Geſchüße incl . 15 Handmörjer erobert. Der Verluſt der Bayern wird auf

6 Offiziere , 139 Mann , Todte , Verwundete und Vermißte ange

geben ; der württembergiſche betrug todt und verwundet 5 Offiziere, 193 Mann , 24 Pferde ; der preußiſche nach eigenen Angaben 18 Offiziere, 821 Mann todt, verwundet und gefangen . Einzelne Geſchüße, die man nicht ſogleich fortgeſchafft hatte, fielen dem Feind wieder in die Hände, als er ſich nach dem Rück zug der Unſeren wieder außerbalb der Feſtungswerke auszubrei ten anfing.

AIS

er aber Miene machte, gegen die eroberten

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Schanzen vorzudringen, wurde ſofort wieder unjrer Seits Front ge macyt, was den Feind zum Zurückgeben bewog. General Vandamme ging mit der Colonne Lilienberg wieder auf das linke Neiße - Ilfer zurück, während die Bayern ſich trog des beftigen Feuers der Feitungsgeſchüße in den eroberten Werken ein

logirten und ſie zur Vertheidigung einrichteten . Das Jäger - Regiment Herzog Louis hatte cinen Ver luſt von 4 Verwundeten und 2 Gefangenen , 4 tosten und 1 ver wundeten Pſerd . Dem Major von Brodfeld wurde für die muſterhafte Führung

des Regiments bei dem Gefecht durch ein Belobungsdefret Seiner Majeſtät des Königs ,,Allerhöchſt Deſſen allergnädigſte Zufrieden heit zu erkennen gegeben " , und erhielt er ſpäter noch den Militär Verdienſt-Orden ; Lieutenant von Moltfe wegen ſeines braven Benehmens einen Eirenjäbel und für das im Gefect verlorene Pferd eine Entſchädigung von 40 Louisd'or.

An die bei dem Ge

fecht anweſenden Württemberger wurden 20 goldene und 200 fil berne Medaillen vertheilt. Von den eroberten Ranonen erhielt bei

der Vertheilung Württemberg 5 metallene Sedyspfünder und ein eiſernes Falkonet.

Am 24. Juni Morgens 9 Uhr ließ Jerome dem Grafen Gögen einen vierſtündigen Waffenſtillſtand zur Beerdigung der Todten an bieten und ihn zugleich erſuchen in neue Unterhandlungen mit ihm zu treten . Auf dieſe Aufforderung begab ſich Graf Gögen noch am nämlichen Tage in das Hauptquartier Jerome's nach Wartha und

die daſelbſt gepflogenen Unterredungen führten zum Abſchluß eines Waffenſtilſtandes bis zum 26. Juli, welcher am 25. Juni im Schloſſe zu Haſlig ratifiziri wurde. Da Jerome ſich bei der Vereinbarung über die Waffenſtilſtandsbedingungen dazu verſtanden hatte , die Blokadetruppen auf ſchleſider Seite bis auf Ranonenſdufweite,

auf böhmiſcher Seite bis auf eine halbe Meile von der Feſtung zurückzuziehen, ſo wurde die neue Stellung ſofort nach abgeſchloſſe: nem Waffenſtilſtand eingenommen.

Am 27. Juni bezogen dem zu Folge das Infanterie-Bataillon Romig, das Jäger-Regiment zu Pferde Herzog Louis und 6 Geſchüge der Fußbatterie Kantonirungs -Quartiere in Koritau auf dem redyten Neiße -Ufer , wo ſie unter dem Befehl des ſächſiſchen

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General von Bove geſtellt wurden. Das württembergiſche Haupt= quartier fam in das dem Herzog Louis von Württemberg gehörige Wallisfurth. Am 25. waren unterdeß 64 Mann , theils Selbſtranzionirte, theils von der Depotmannſchaft, die in Neiße

beritten gemacht und armirt worden waren, beim Regiment ein

getroffen . Im Ganzen hatte das Regiment 118 in Schleſien mit Pferden verſehene Leute vom Depot erhalten. Am 30. Juni wurden die erſten Friedensgerüchte beim Sten Corps laut . Die Truppen , jegt endlich nach dem beſchwerlichen, für die württembergiſche Diviſion acht Monate langen Feldzuge einigermaßen zur Ruhe gekommen , ließen ſich es angelegen ſein , in jeder Beziehung wieder in eine vorſdriftsmäßige Verfaſſung zu

kommen. Schuſter, Schneider und Sattler hatten vollauf zu thun, das abgenugte Material wieder in einen erträglichen Zuſtand zu verſeßen, denn was bisher in dieſer Richtung geſchehen , war ent 1

weder kaum nennenswerth, oder batte doch ſofort durch neuen ſtar

ken Gebrauch gar bald wieder das alte troſtloſe Anſehen erhalten . Mit den Rekruten und Ungeſchickten wurde bei der eingetretenen großen Hiße Morgens und Abends von 5—7 Uhr ererzirt ; auch wurde befohlen, die Mannſchaft auf irgendwelche Art zu beſchäfti gen, namentlich derſelben durd) gemeinſchaftliche Spiele und der gleichen Bewegung im Freien zu machen , damit nicht nach den bisherigen außerordentlichen Anſtrengungen durch einen plöglichen Stillſtand Erſchlaffung einträte. Unter dem 25. Juni erhielten der Premier -Lieut. v . Hower und der Unteroffizier Bechtold den nachgeſuchten Abſchied aus Königl . Dienſten. Legterer hatte ſolchen zugleich mit v. Hoyer er beten , um in Hechingenſche Dienſte zu treten , wo er bald darauf zum Offizier avancirte.

Indeſſen hätten Mißverſtändniſſe und Mißhelligkeiten aller Art zwiſchen Vandamme, der nach Jerome's Rückkehr nach Breslau wieder den Oberbefehl vor Glaß führte, und zwiſchen dem Grafen Gögen die Detachirung eines bayeriſchen Corps gegen Silber

berg , allerhand Meinungsverſchiedenheiten u . ſ. w. u . ſ. w. – den Wiederausbruch der Feindſeligkeiten früher oder ſpäter höchſt wahr

ſcheinlich hervorgerufen, hätte nicht der am 9. Juli zu Tilſit abgeſchloſſene Friede , der am

14. in Schleſien bekannt

wurde, der Blokade von Glaß ein Ende gemacht.

Am 6. Juli hatte zuvor das Jäger - Regiment zu Nieder bansdorf, wohin es Anfang Juli verlegt wurde, eine Inſpektions 5

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Parade , bei welcher die vorige und legte Remonte aus dem pot von Ottmacyau vorgeführt werden mußte.

De

Unter dem 12. Juli wurde der Stabs - Rittmeiſter von Spigem = berg zum wirkliden Rittmeiſter und Escadrons - Chef ernannt ; derſelbe erhielt am 17. Juli Das Kreuz der Ehrenlegion . Unter dem 13. Juli wurde durch Allerhöchſte Ordre die Ver mehrung ſämmtlicher Cavalerie - Regimenter um eine Escadron be fohlen und wurde der Etat der Escadron beſtimmt zu 1 Wachtmeiſter 1 Pferd

1 Quartiermeiſter 1 8 Unteroffiziere 8

1

1 Fahnenſchmidt 1 Unterarzt

2 Horniſten

108 Jägern

2 108

1

122 Mann

120 Pferde .

|

Die . Escadrons des Regiments Louis waren ſonach Leib Escadron , Commandeur -Escadron , Escadron von Brodfeld , Es

cadron von Spigemberg. An legtere – als die neuerrichtete ſollten bei ihrem Einrücken ins Königreich die anderen drei Schwa dronen 90 Mann und 5 Pferde abgeben . So lange das Regi ment noch im Felde ſtand, blieb der Stamm dieſer vierten Schwa dron aber unter der Führung des Stabs -Rittmeiſters von Pleiſen . Die übrigen Cavalerie - Regimenter, welche ſchon auf dem Stand von vier Schwadronen ſich befanden, formirten obiger Beſtimmung zu Folge eine fünfte.

Kantonirungs - Nuartiere bei kroſſen und im Lebus'ſchen Kreiſc, 4. Auguſt bis 25. November.

Am 13. Juli erhielt das Jäger-Regiment, bei dem am 12. der Rittmeiſter von Zieten als geneſen wieder eingerückt war , plöga lich Befehl, aus ſeinem Cantonnement in der Grafſchaft Glaß auf zubrechen , um in Eilmärichen nach Breslau zu marſchiren. Am 14 . wurde dem Chevauleger - Regiment dieſelbe Ordre ; am 15. der

Marſch nach Breslau angetreten. Da die beiden Cavalerie- Regi menter den Befehl erhielten , nach Berlin zu mar diren , „ wo ſich die geſammte Cavalerie des Sten Corps verſammelt und gegen die

Schweden gebraucht werden ſoll, wenn ſie ſich nicht fügen ", wie es

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in der Ordre heißt , ſo wurden alle nicht gut berittenen und be waffneten Leute dieſer Regimenter in ein Depot vereinigt und un ter Commando des Premier - Lieutenant von Schüß zurückbe halten.

Am 17. Juli erließ G.-L. von Cammerer nachſtehenden Tages befehl von Frankenſtein aus : General Vandamme hat in einem Sdireiben notificirt , daß er zu Folge einer erhaltenen neuen Beſtimmung von dem Armee - Corps abtrete. Nur mit Schmerzen,

ſagt er, verlaſſe ich eine Truppe, die mir ſo viele Beweiſe des Muths und des Z11 trauens gegeben hat , ich werde nie die Anſtrengungen der Chefs und ihrer braven Soldaten für den Ruhm ihres Monarchen und ihres Dienſtes vergeſſen und bitte, ſie dieſes zu verſichern .

Jerome batte ſchon früher das Commando des Sten Corps abgegeben und ſolches proviſoriſch dem Chef ſeines General - Stabes, Diviſions - General Hedouville, übertragen . Am 1. Auguſt wurde auch dieſer abberufen und Marſchall Mortier trat an eine Stelle .

Bald darauf wurden der ganzen württembergiſchen Diviſion Nan tonirungs - Quartiere im Reichenbacher, Grottfauer und Nimptſcher

Kreiſe von demſelben angewieſen , die am 11. Auguſt bezogen wurden .

Unterdeß hatten die genannten Cavalerie - Regimenter ihren Marſch weiter fortgeſegt und trafen am 4. Auguſt bei einer bei ſpielloſen Hiße, das Jäger - Regiment zu Kroſjen (Stab), Zül lidyau, Sommerfeld und Umgegend ein.

Der Major von Cornette

des Generalſtabes und ſpäter auch der Oberſt - Lieut. von Hügel wurden den Regimentern beigegeben. Seine Majeſtät der König war indeſſen mit der neuen Ver wendung der Cavalerie nicht ganz einverſtanden und ließ ſeine

Meinung und Verfügung in folgendem Schreiben den beiden Re giments - Commandeurs kundthun : Ordre

an den Commandeur des vac. Chevanleger-Regiments Oberſt -lieut. von Stettner, und den Commandeur des Jäger - Regiments zu Pferde Herzog Louis Oberſt -lient . von Zieten.

Da Seiner Königlichen Majeſtät gemeldet worden iſt, daß das vac. Chevait leger -Regiment und das Jäger-Regiment Herzog Louis befehligt worden ſind, von .

Schleſien nach Schwediſch -Pommern zu marſchiren: um dajelbſt gegen die Schweden gebraucht zu werden ; Seine Königliche Majeſtät aber wegen dieſer Beſtimmung der genannten Königl. Cavallerie -Regimenter bei den franzöſiſchen Behörden Gegenvorſtel lungen , welche ohne Zweifel nicht ohne Erfolg ſein werden, haben machen laſſen , ſo wird ſolches denſelben mit dem Anfügen zu erkennen gegeben , den Rückmarſch mit 5*

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den ihren Befehlen untergeordneten Regimenterit, falls ſolche von der ihnen gegen

wärtig zugedachten Beſtimmung abgerufen würden , auf dem möglichſt fürzeſten Wege in die Königl. Staaten anzutreten .

Fand nun auch der Rückmaric in das Vaterland noch nicht ſogleich ſtatt, ſo wurde doc) das weitere Vorrücken fiſtirt. Die Quartiermacher des Regiments , die idyon in Berlin eingetroffen waren , wurden zurückberufen und dasſelbe blieb in den Kantonirun gen bei Kroſſen ſtehen . Das war nun allerdings fein beſonderer

Glücksfall , denn die Gegend war arm und ausgelogen, die Quartiere ſchlecht.

Die täglichen Gebühren der Mannſchaft wurden folgender Geſtalt feſtgelegt: 1. Pfund Brod ,

zur Suppe , Fleijd ( Unteroffiziere 11, Pjund) , grünes oder trockenes Gemüſe, ya

1

1 Flaſche Bier , und wöchentlich 3 Rationen Branntwein .

Die Pferde-Nation betrug täglich 9 Pfund Hafer , 10 Pfund Heu, 10 Pfund Stroh (oder wenn kein Stroh vorhanden, an deſſen Stelle 5 weitere Pfund Heu) .

Unter dem 12. Auguſt wurde der Regiments - Commandeur Oberſt- Lieutenant von Zieten zum Oberſt befördert. Da mittlerweile die ganze Diviſion den beiden Cavalerie - Re

gimentern nachzurücken , Befehl erhalten hatte , ſo wurde die noch unberittene bis jeßt in Reichenbach zurückgebliebene Mannſchaft der genannten Regimenter (vom Regiment Louis 35 Mann) von dort aus am 30. Auguſt ins Königreich , nebſt verſchiedenen Bagage wagen u. 1. w . unter Commando des Lieutenant von Nerow zurück geſchickt.

Unter den Zurückkehrenden befanden ſich die als Inva

liden aus den Spitälern entlaſſenen Jäger Loll und Waldhauer des Regiments Herzog Louis. Am 31. Auguſt trat die Diviſion ihren Marſch in drei Co

lonnen an , empfing am 6. September die Benachrichtigung, daß 1

ſie mit der bayeriſchen Diviſion Deroy binfort das Ste Corps unter General Midh a ud formire und Quartiere in der Mittel marf zu beziehen habe ; erſte Colonne im Lebus'ichen , zweite im

Teltower, dritte im Storkower Kreiſe. Das Hauptquartier war bis zum 11. September in Frankfurt, von da an in Fürſtenwalde.

1 1

69

Der Stand des Regimentes, durch den Nachſchub von 4 Unter offizieren , 1 Fahnenſchmidt, 50 Jägern und 100 Pferden unter Stabs Rittmeiſter von Pleſſen, der mit einem größeren Erſaß -Commando unter Oberſt -Lieut. von Najo Ende Juni das Königreich verlaſſen ,

wieder auf eine normalmäßige Höhe gebracht, war am 1 Septem ber folgender : 1 Commandeur ,

1 Adjutant , 1 Regiments - Quartier -Meiſter, 1 Auditor ,

2 Oberärzte , 1 Cadet ,

1 Stabsbornift, 1 Profoß , 1 Sattler ,

2 Wagenmeiſter und Knecht, 1 Escadrons - Chef ,

3 Stabs - Rittmeiſter , 7 Lieutenants ,

3 Wachtmeiſter , 3 Quartiermeiſter , 18 Unteroffiziere, 9 Vice - Unteroffiziere,

3 Unterärzte ,

3 Fahnenſchmiede , 6 Horniſten , 3 Offiziersdiener ,

371 Jäger , Total 442 Mann , 368 Pferde. Davon waren : beim Depot in Fürſtenwalde Premier - Lieu tenant von Schüß und 43 Mann , commandirt 10 Mann , frant und verwundet 39 Mann , zuſammen 93 Mann und 44 Pferde , mithin blieben ausrüdend !

Combattanten : 1 Commandeur, 1 Adjutant, 3 Rittmeiſter, 6 Lieutenants, 29 Unteroffiziere, 7 Horniſten (incl . 1 Stabshorniſt), 289 Jäger = 336 Mann,, 316 Pferde ; Noncombattanten : 1 Ber pflegungsbeamter, 2 Juſtizbeamte , 3 Chirurgen, 4 Handwerker, 1 Wagenmeiſter, 2 Offiziersdiener = 13 Mann, 8 Pferde, zuſammen 349 Mann, 324 Pferde.

70

Am 26. September, dem Tage, an welchem das Leib - Chevau

leger - Regiment, ins Nönigreich zurückbeordert, in Ludwigsburg ein marſdirte * ) wurde dem bisherigen Commandeur desſelben, dem ſeit

her zum General Major beförderten von l’Eſtocq , das Brigade Commando über die beiden in Preußen verbliebenen Cavalerie - Regi menter übertragen.

Während des Monats September batten die beiden Cavalerie

Regimenter eine große Zahl Eyefutions -Commando's zu geben, um die von Preußen zu bezahlenden Kriegskontributionen einzntreiben.

Nacıdem dieſer unangenehme Auftrag beendet war , wurde die

Brigade in den Rantonirungs -Bezirk der erſten Colonne verlegt. Zu dem Ende ſammelte ſich das Regiment Herzog Louis am 13. Oktober in froſſen , marſchirte den 14. nach Ziebingen , den lo, nac ) Frankfurt und bezog am 16. die Cantonnements : Stab und 1 Escadron in Lebus ;

4. Escadron in Wulkow und Klein -Kunersdorf, 1

.

"

'

I!

in Schoenfließ , in Hobenjeſer und Zetſchendorf , in Treplin.

Am 19. Oktober hielt General- Lieutenant von Sammerer eine

Inſpektion über die Brigade ab , bei welcher er ſich mit dem Zu ſtand derſelben den Umſtänden nach zufrieden bezeigte. Am 22. ging von Stuttgart ein Montirungs - Transport von ca. 20 Wagen zur Diviſion Cammerer nach Preußen ab , um der

äußeren Erſcheinung der Truppen, die immer noch viel zu wünſchen übrig ließ, ernſtlich aufzuhelfen. Dieſem Transport ſollte in Bälde ein zweiter und dritter folgen.

Am 6. November wurde der Geburtstag Seiner Majeſtät des Königs im Hauptquartier Fürſtenwalde mit Kirchenparade, Feſtdiner,

einem Scheibenſchießen des 1ten Fuſjäger-Bataillons — das neuer dings den Namen Seiner Majeſtät führte – und einem glänzen den Ball gefeiert, wozu von jedem Regiment eine Deputation von einem Stabsoffizier, einem Capitain und.einem Lieutenant erſchien. Am 25. November endlich ertheilte der Marſchall Victor der

württembergiſchen Diviſion den Befehl, den Rückmarſch aus den preußiſchen Staaten anzutreten .. Die Marſchroute war zunächſt bis * ) Das leib- Chevauleger-Negiment, wie früher angeführt zur großen Armee de tachirt , machte mit dieſer den ganzen übrigen Feldzug mit und rüdte kurz nach Beendigung desſelben ins Königreich.

-

71

Baireuth vorgezeichnet, der Marſch dahin ſollte in 4 Colonnen ge ſcheben. Erſte Colonne : Brigade Neubronn; zweite: Haupt= quartier und Brigade Schroeder ; dritte : Brigade Phull und Artillerie ; vierte : Cavalerie-Brigade l’Eſtocq.

Die 2te, 3te und 4te Colonne batteu ſich am 28. November in Luckau zu ſammeln .

Rüdmarſch in das Königreich, 26. November bis 21. Dezember. Das Jäger-Regiment zu Pferde Herzog Louis trat ſchon am Tage nach erhaltenem Befehl, den 26. November, ſeinen Marſch an ; für dieſen Tag bis Müllroſe, den 27. nach Friedland, den 28. zum Rendezvous nach Lucau , daſelbſt Stab und 1 Schwadron ,

1 Schwadron in Gosmar, 1 in Guhren. Am 2. Dezember kam das Regiment nach Sizeroda, Stab und 1 Escadron, Malpiz und !

Klitſchen 1 Escadron ,1 Audenbain und Modrebna 1 Escadron ,

3. Dezember Raſttag ; 4. Dezember Stab nach Lühnema, 5. nach Leipzig, 6. Frohburg, 7. Altenburg, 8. Mannichswalda, 9. Ober und Mittel- Pölnik, 10. Auma, 11. Mühltruf, 12. das ganze Re giment nach Hof , 13. Münchberg, 14. nach zehn Marſchtagen erſt wieder Raſttag; durch den gleichzeitigen Rückmarſch der bayeriſchen , heſſiſchen und anderer Truppen waren die Straßen ſo überfüllt und wurde immer eine Colonne von der anderen der Art getrieben, daß man die Truppen nirgends Rubetage halten laſſen konnte. Am 15. fam das Regiment nach Bindloch u.ſ. w . bei Baireuth. Von Leipzig aus war der Rittmeiſter von Spigemberg durch den General Lieutenant von Cammerer nach Baireuth vorausgeſchickt, um mit dem dortigen franzöſiſchen Gouverneur wegen der Unterkunft der Truppen Rüdſprache zu nehmen, da ein längerer Aufenthalt in jener Gegend in Ausjicht geſtellt war ; Spigemberg jedoch kam den Trup pen ſchon wieder entgegen , ebe dieſe Baireuth erreicht hatten und brachte die Weiſung des Marſchalls Berthier , daß die württem bergiſche Diviſion unverweilt ihren Marſch ins Vaterland fortſeßen fönne . So ging es alſo am 16. Dezember gleich weiter nach

Pegniß, 17. nach Hipoltſtein, 18. beide Regimenter nach Nürnberg, 19. nach Ansbach, 20. nach Dünkelsbühl (beide Regimenter) . Bei der Rückkehr der Diviſion aus dem Felde, nach einer nun mehr als 14monatlichen Abweſenheit , wollte Seine Majeſtät die ſelbe in der Nähe der Grenze bei Ellwangen inſpiziren . Die 1ſte Colonne : Brigade Neubronn paſſirte am 21. Dezember die Revue.

-

72

An dieſem Tage concentrirte ſich die, 3te und 4te Colonne und ſuchte ſich für die bevorſtehende Parade ſo propre wie möglich zu

machen ; es war befohlen, daß alle Backenbärte und ,, Titustöpfe" zu verſchwinden hätten, dagegen alles mit Zöpfen und die Offiziere ge pudert ausrücken ſollten . Am 22. Dezember fand die Revue der 2ten , 3ten und 4ten

Colonne ſtatt. Die 2te Colonne : Brigade Schroeder ſtand um 10 Uhr in zwei Trejjen auſmarſcirt, 1tes Treffen : Infanterie - Bataillon Herzog Wilhelm und Gam merer ,

Infanterie -Bataillon Romig und Kronprinz.

2tes

Die 3te und 4te Colonne formirte ſich Morgens um 9 Uhr bei Ellenberg, 1 Stunde diesſeits der Grenze, 2 Stunden vor Ell wangen .

1tes Treffen : Fußartillerie, Brigade Phull (leichte Brigade) , Reitende Artillerie, Chevauleger- Regiment Herzog Heinrich *) , Jäger- Regiment zu Pferde Her

tes

11

30g Louis .

Um 11 Uhr wurden dieſe beiden legten Colonnen von Seiner Majeſtät inſpizirt. Das Regiment, mit einem Effektiv -Stand von 436 Mann und 363 Pferden , war nach Abzug von 16 Kranken , 5 Commandirten

( Mittmeiſter von Spiß emberg im Hauptquartier, Stabs -Ritt meiſter von fleſſen beim Depot) , 1 Mann bei Oberſt von Stett

ner , 1 bei Major von Breuning , 1 Quartiermeiſter in Stuttgart !

( 11 franken und 1 commandirten Pferd ), zuſammen 21 Mann und

12 Pferden, ausgerückt in einer Stärke von : Combattanten 12 Offi zieren , 22 Unteroffizieren, 7 Horniſten, 355 Jägern = 396 Mann, 313 Pferden ; Noncombattanten 19 Mann und 8 Pferden, zuſam men 415 Mann und 351 Pferde.

Während des Feldzuges batte das Regiment folgenden Abgang : Inter

Offiziere.

offiziere.

Vor dem Feind geblieben 1 ( Sec.-21. Heht ) An Wunden geſtorben An Krankheiten

Zu übertragen 1

Zuſammen . Jäger. Mann . Pferde. 23

5 4

6 4

2 .

2

6

8

89** )

2

15

18

114

*) Das vac. Chevauleger- Regiment hatte vor Kurzem Seine Hoheit den Herzog

Heinrich vou Württemberg zum Chef erhalten . ** ) Geſtürzt , todt geſtochen, gefangen und verbrannt; letzteres 311 Glumpenau, 2 Pferde.

-

73 Unter

Offiziere.

offiziere. 2

Uebertrag 1 Zum Tode verurtheilt

1 6

Invaliden

Mit Abſchied entlaſſen Deſertirt . . Transferirt

Zuſammen . Jäger. Mann . Pferde. 114 18 15

1 (Pr.-lt.v. Hoyer)

2

1 ( Maj . v. Breuning )

1

8

1

2

6

Total : 3

1

1 6 4

30

39

7

121

Dieſer Abgang wurde erſegt durch folgenden Zu w a ch 8 : Unter

Offiziere.

Vom Depot

offiziere.

2 (Sec.-lt.v. Löwenſtern, 9

Zuſammen . Jäger. Mann. Pferde . 194

205

2

11

2

2

188

v . Moltke. )

Neu anber

Transferirt Auf Pardon

5 (Sec. Lt8. Nagel, Hehl, 4 Weegmann , Viſcher , St. - Rittm. v. Pleſjen . ) 1 (Major von Brockfeld.)

1

Beutepferde

10

Total : 8

13

198

219

198

Nach der Revue bezogen ſämmtliche Truppen ihre Garniſonen, das Regiment Herzog Louis rückte aber nicht wieder in Eflingen ein , ſondern es wurden ihm Standquartiere ( ſämmtliche Mann

ſchaft war einquartiert) im ehemaligen Fürſtenthum Hohenlohe angewieſen.

Stab und Commandeur- Escadron Künzelsau ,

Ingel

fingen und Niedernhad .

Leib - Escadron : Itupferzell, Neuenſtein und Kirchenzell.

Escadron Broďfeld : Dehringen , Michelbach und Langen beutingen.

Escadron Spigemberg : Pfedelbach und Mainhardt. Zur Formirung der legten Schwadron erhielt am 24. Dezem = ber das Depot des Regiments von 32 Mann und 30 Pferden bisher zu Hohenheim - die Ordre, in ſeine neue Station Pfedel

bach abzumarſchiren ; die näheren Befehle in Betreff der Formation behielt G.-M. von Hayn ſich vor, bei ſeiner nädyſtens vorzunehmen den Inſpektionsreiſe zu ertheilen.

-

74

Das Regiment vildete mit dem Chevauleger -Regiment Her zog Heinrich und der reitenden Batterie eine Diviſion ; da aber der Diviſionär noch nicht ernannt und der General- Lieutenant

Herzog Heinrich abweſend, ſo fübrte der älteſte Regiments- Com mandeur interimiſtiſch das Diviſions -Commando. Unter dem 26. Dezember wurde der Seconde - Lieutenaut von

Moltke zum Jäger- Regiment zu Pferde König verſeßt. Ent ſteht ſchon unter gewöhnlichen Friedensverhältniſſen in der Regel eine lang fühlbare Lücke, wenn ein Mitglied des Offizier- Corps aus dem

Kreiſe desſelben tritt , um wie viel mehr mußte es hier

der Fall ſein , wo kaum nach beendigtem Feldzuge , deſſen gemein ſam getheilte Gefahren , Entbehrungen und Mühſeligkeiten aller

Art ein echt kameradſchaftliches Band geſchloſſen hatten , nun ein Glied aus der jo feſt geſchloſſenen Nette ſcheiden mußte. Audy hatte es im Laufe des nächſten Jahres nicht bei dieſem einzigen Fall ſein Bewenden , vielmehr machte die Errichtung neuer Truppen

theile u.ſ.w. eine mebrfache Verſetzung der Difiziere nothwendig ; jedoch blieb noch auf Jahre hinaus glücklicherweiſe ein ferniger Stamm zurück , mit dem die neu hinzu kommenden Elemente gar bald in Eins verwuchſen . So ſchied denn das Fahr 1807 und reich an Erfahrungen trat das Regiment in das neue Jabr – ein Friedensjabr -- über, in dem es die friſchen Blüthen der Kriegs Praris begen und aus ihnen ſchöpfen , an ihnen fortſchaffen konnte, 1

um nach Ablauf dieſer kurzen Pauſe zu neuer friegeriſcher Thätig feit gerüſtet da zu ſtehen . 1808 .

Stand-Quartiere in Künzelsau , Dehringen u . T. w.

Revue in

Ludwigsburg am 26. Mai. Mit dem 1. Januar hörten die Feldzulagen, mit dem 15. die Feldrationen auf , nur in den Monaten März, April , Mai und September als Haupt-Exerzierzeit durfte die volle Nation von 1 '/ Vierling Hafer, 10 Pfund Heu und 5 Pfund Strob gefaßt werden . Am 3. ſollte die berittene Mannſchaft bis auf 72 Mann pro Sdwa

dron und von der unberittenen drei Viertel beurlaubt werden , doch wurde die Ausführung dieſer Beurlaubung vorläufig noch ſiſtirt, theils wegen der noch nicht erfolgten definitiven Formation der

vierten Schwadron , vorzugsweiſe aber wegen der Anfangs Januar

75

durch den General-Major und Brigadier der Garde-du -Corps von Scheeler vorgenommenen „ Corps- Inſpektions- Revue und kom miſſariſchen Unterſuchung über den Abgang von Menſchen, Pferden , Armatur, Montur- und Equipirungs- Stücken “, bei deren Abhaltung Alles präſent ſein mußte. Unter dem 11. Januar wurde der R. R. öſterreicice General Major von Woellwarth mit demſelben Rang in der König

lichen Armee angeſtellt und zum Brigadier über die Regimenter Heinrich - Chevaulegers und Louis - Jäger ernannt. Vom 8. Februar an wurde der Dienſt beim Regiments - Stabe durch das ganze Regiment commandirt, derſelbe beſtand in 1 Unter

offizier, 3 Horniſten, 3 Gefreiten und 18 Jägern , die über die Zeit ihrer Commandirung zehn Tage - in der Stabsſtation ein quartiert wurden .

Unter dem 11. Februar wurde der Jäger Veibelmann ( ſpäterer Offizier) zum Quartiermeiſter befördert. Unter dem 25. der bisherige Regiments - Quartiermeiſter Faber zum Montirungs - Verwalter ernannt ; an ſeine Stelle kam am 8. März der Regiments - Quartiermeiſter Brecht des Garniſons - Bataillons. Unter dem 26. Februar wurde der K. K. öſterreichiſche Ulanen Rittmeiſter Eberhard Graf zu Waldburg - Wurzach (ge borener Württemberger) zum Major im Regiment Louis ernannt. Unter dem 27. der Rittmeiſter von Spişemberg zum Major und General - Adjutanten beim Kriegsminiſter ernannt, mit der Weiſung noch einige Zeit beim Regiment zu verbleiben und in den Liſten desſelben geführt zu werden (bis zum 9. April) ; die dadurch erledigte Schwadron erhielt der Major Graf Waldburg . Unter dem 10. März avancirte der Wachtmeiſter Müller des

Regiments zum Seconde - Lieutenant in demſelben . Unter dem

30. wurde der Sohn des mecklenburgiſchen Land

raths von Both zum Premier -Lieutenant und ſein jüngerer Bru = der zum Seconde-Lieutenant im Regimente ernannt. Die Offiziere wurden darauf am 9. April folgendermaßen eingetheilt :

Leib - Escadron : Stabs - Rittmeiſter von Zieten, Seconde- Lieutenant von Rady) 1 Müller ,

11

Il

11

von Both II .

76

Commandeur- Escadron : Stabs - Rittmeiſter von Pleijen , Premier - Lieutenant von Both l . , Seconde - Lieutenant Nagel, 11

Viider .

Escadron Brockfeld : Major von Brodfeld ,

Premier -Lieutenant Gremp von Freudenſtein , von Löwenſtern.

Escadron Waldburg : Major (Graf Waldburg , Premier- Lieutenant von Schüß , Seconde - lieutenant Weeg mann .

Am 13. April kam der Befehl für die Regimenter Herzog Louis und Heinrich , die nach Beendigung der Commiſſariats Unterſuchung Beurlaubten auf den 25. auf 6 Tage zum Ererziren einzuberufen . Am 14. wurde durch allerhöchſte Ordre feſtgeſeßt, daß ferner bin jede Schwadron an Subaltern - Offizieren einen Stand von 1 Premier- und 2 Seconde - Lieutenants baben ſolle ; die Ernen nung der noch fehlenden wurde dabei in nabe Ausjicht geſtellt,

Am 21. wurde die Rangirung der Schwadronen zu 3 Zügen vorgenommen und nach dem

Einrücken ſämmtlicher Beurlaubten in

den Schwadronen und darauf im Regiment ejercirt, wozu die Schwa dronen jedesmal bei Kupferzell zuſammen gezogen wurden .

Unter dem 17. April wurde unterdeß Stabs - Rittmeiſter von Zieten zum wirklichen Rittmeiſter ernannt; Premier - Lieutenant

von Seebach des Jäger-Regiments König als Stabs - Rittmeiſter zum Regiment Louis verſekt (wurde bei der Escadron Brodfeld eingetheilt) . Unter dem 12. Mai wurde Seconde - Lieutenant von Both II .

zum Leib - Chevauleger - Regiment verſeßt. Gegen Ende Mai ſollte das Regiment ſeine bisherigen Quartiere verlaſſen , um dagegen andere in Oberſchwaben zu beziehen.

Auf dem

Mariche an die

neuen Beſtimmungsorte aber beabſichtigte Seine Majeſtät, das Regiment in Ludwigsburg zu inſpiziren und mit den dort zuſam = mengezogenen Regimentern der Maiſon -du -Roi manövriren zu laſjen . Zu dem Ende trat das Regiment am 21. Mai ſeinen Marſch

an , indem an dieſem Tage die Leib- und Commandeur- Escadron nach Debringen marſcirten , am 22. dieſe beiden mit der Escadron !

-

77

Brodfeld ihren Marſd) forſegten, die Escadron Waldburg aus Pfedelbach heranzogen und am 24. in der Nähe von Ludwigsburg eintrafen : Stab und 1 Esc . nach Eglosheim , 1 Esc . nach Stamm heim , 1 Esc . nach Pflugfelden, 1. Esc . Kornweſtheim. Das Regiment war durch Präſentbehalten aller Einberufenen auf dem completen Stand, die Schwadronen zu 4 Zügen formirt. Für die am 26. abzuhaltende Revue war Folgendes befohlen : „Nachmittags 5 Uhr 26. Mai 1808 ſteht das Jäger- Regiment Herzog Pouis zu Fuß in Ludwigsburg vor dem Schorndorfer Thor in der Allee nach Oßweil aufmarſchirt, neben demſelben auch außerhalb des Thores die Batterie von

Maiſon du Roi zu Fuß, die Pferde hinter der Front durch dazu zu beſtellende Leute gehalten . Am Schorndorfer Thor innerhalb der Stadt die leibjäger Garde , dann die Garde du Corps ebenfalls zu Fuß , die Pferde hinter der Front; dann das Regiment Garde zu Fuß , das Fußjäger- Bataillon Kö nig, das Jäger -Regiment zu Pferde König abgeſeſſen ; ſämmtlich in der Schorndorfer Straße bis an den Arſenalplatz. Das leib - Chevauleger - Negi ment nicht abgeſeſſen, weil es wegen der vielen Kranken feine Special -Revue haben kann, ſteht vor der Schorndorfer Straße 1, vor den neuen Stallungen aufmarſchirt. Offiziers, Unteroffiziers und Spielleute vor dem rechten Flügel der Escadrong. Wenn Seine Majeſtät die Revue zu Fuß paſſirt haben , ſitzt jedes berittene Regiment auf ; dann wird Seine Majeſtät die aufgeſeſſene Cavallerie nochmal revidiren , dann wird mit Zügen vor Sr. Majeſtät defilirt, in der Gegend des Portals des Orangerie Plages werden Höchſtdieſelben halten. Das Regiment louis wird beim Defiliren die Colonne ſchließen .“

Für das auf den 27. befohlene Manöver war nachſtehende

Rendezvous- Stellung am Aldinger Rondel angeordnet : 1. Treffen .

2 Geſchüße der Batterie v. Maiſon du - R o i . Jäger-Regiment zu Pferde König . Fußjäger - Bataillon König. Fäger-Regiment Herzog Louis. 2 Geſchüße der Batterie v . Maiſon Du - Roi . II. Treffen . Garde - du - Corps .

2 Escadrons des Leib- Chevauleger - Regiments . 2 Geſchüße Fuß-Artillerie, Garde zu Fuß, Ites u . 2tes Bataillon Cammerer,

2 Geſchüße Fuß- Artillerie ,

3 Escadrons des Leib - Chevauleger - Regiments.

-

78

Die Revue am 26. wurde ganz nach den angegebenen Beſtim mungen, das Manöver am 27. ebenſo, nachdem obige Stellung ge nommen, in für daſſelbe vorgezeichneter Weiſe vorgenommen .

Mit dem Jäger - Regiment Herzog Louis war aber Seine Majeſtät keineswegs zufrieden ; es ſtellte ſich bei der durdy den Hof

thierarzt vorgenommenen Viſitation beraus, daß das Regiment meh rere rogkranke Pferde beſaß , auch fand Se . Majeſtät in Haltung, Bewegungen u . 1. w . nicht die gewünſchte Ordnung und Sicher beit, nur die Escadron Waldburg , „ o kurz er ſie auch beſigt,“ wurde in „ guter Ordnung“ befunden. Die große Unzufriedenheit Seiner Majeſtät wurde dem Regi !

ment durch ſehr ſcharfe Parole- Befeble, und namentlich durch fol

gende Verfügungen vom 28. Mai kund gethan : Oberſt von Zieten wurde mit Penſion in den Rubeſtand,

Major von Brockfeld zum Chevauleger- Regiment Herzog Heinrich verſest ; Rittmeiſter von Zieten und

Stabs - Rittmeiſter von Pleijen wurden entlaſſen ( erſterer übrigens bei der „ Hofjägerei“ angeſtellt); Premier- Lieutenant von Löwenſter n zum Füſilier - Bataillon von Neubronn verſekt ;

Premier -Lieutenant von Schüß im Avancement übergangen. Dagegen erbielt Oberſtlieutenant von Sett des Leib - Chevau

leger-Regiments das Commando des Regiments Herzog Louis. Ferner wurden zu demſelben verſekt : Rittmeiſter von Hartitich und

Premier-Lieutenant von Seidenberger, legterer als Stabs Rittmeiſter, beide vom Jäger- Regiment König ; der in Großherzogl . hefjijden Dienſten geſtandene Major von Mün ch ingen in gleicher Charge (erhielt die Escadron Brodfeld) ;

Seconde -Lieutenant von Bühler vom Füſilier - Bataillon Neu bronn.

Ueberdieß ward durch allerhöchſte Ordre vom 24. Mai der im N. N. öſterreichiſchen Küraſſier - Regiment Herzog Albert ge ſtandene Lieutenant Dietle *) zum Seconde - Lieutenant beim Regiment Louis ernannt. * ) Die aus Öſterreichiſchen in württembergiſche Dienſte Tretenden waren größten

theils württembergiſdie Landeskinder, die von ihrer Regierung reklamirt und bei dem großen Bedürfneß an Offizieren hier ſofort wieder meiſtens mit Avancement angeſtellt wurden .

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Der fürzlich ernannte Seconde- Lieutenant Müller, welcher im Feldzuge 1806,7 als Wachtmeiſter die goldene Medaille erhalten hatte, bekam an ihrer Stelle den Militär-Verdienſt Orden .

Stand-Quartiere in Biberach , Saulgau , Riedlingen u. ſ. w.

Concentrirung zwiſchen. Jagſt und Kocher, bei Heilbronn und Ludwigsburg --- 2. Juni bis Mitte Oktober. Am 29. Mai marſchirte das Regiment in ſeine neuen Quartiere ab, tam an dieſem Tage nach Plieningen und traf am 2. Juni mit

Stab und Escadron Waldburg in Biberach und Ilmgegend, Leib- Escadron (Rittmeiſter v . Hartitſch ) in Saulgau, Buchau u. 1. w. (Buchau nur bis Mitte Juli), Commandeur - Escadron (Stabs - Rittmeiſter v . Seiden berger) in Riedlingen, Ober- und Unter- Marchthal,

Escadron Mün ch ingen in Mengen, Scheer und Ertingen ein, um daſelbſt bis zum Spätſommer zu verbleiben . Da der Oberſt - Lieutenant von Sett frank war und in Folge

deſſen das Regiments - Commando noch nicht übernommen hatte, führte Major Graf Waldburg daſſelbe interimiſtiſch bis zur Wie dergeneſung des Erſteren , welche Mitte Juli erfolgte . Waldburg hielt ſehr ſtrenge Mannszucht, erließ in jeder Beziehung die ener giſchſten Befeble, und war ernſtlich bemüht, etwaigen Unordnungen nach Kräften abzuhelfen ; dabei aber war er im Regiment durch ſeine Dienſtkenntniß, ſeine Gerechtigkeitsliebe und ſein wohlwollen des Weſen allgemein beliebt. - Nach Biberach wurden wieder wie

früher als Stabswache pr . Escadron 1 Unteroffizier und 3 Mann commandirt , die je am 1. , 11. und 21. jeden Monats abgelöst wurden ; außerdem mußten ſämmtliche Horniſten beim Stabe ein rücken, um ſich unter Leitung des Stabshorniſten in ihrer Kunſt zu vervollkommnen , was ſehr Noth that. Die Escadrons behielten den ganzen Stand von 122 Pferden , die Mannſchaft aber wurde wie früber zum Theil beurlaubt. Unter dem 19. Juli wurde Seconde - Lieutenant Müller aus Königl. Dienſten entlaſſen . Unterdeſſen hatten ſich die Conſtellationen am politiſchen Him

mel keineswegs der Art geſtaltet, daß man auf dauernden Frieden rechnen konnte , namentlich nahmen die Verwicklungen in Spanien einen immer drohenderen Karacter an. Die Empörung gegen den

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neu eingeſegten König war ausgebrochen, und die nach Spanien beſtimmte franzöſiſche Armee wurde vielfach durch franzöjiſche, noch in Deutſchland ſtehende Truppen und durch manche Contingente der Rheinbundfürſten verſtärkt. - Das alles veranlaßte Seine

Majeſtät den König , einen Theil ſeiner Armee als mobiles Corps

in einem Lager zwiſchen Ellwangen und Hall , vorläufig , wie es in dem Befehl darüber heißt, zum Egerziren zuſammen zu ziehen. Am 4. Auguſt wurden dem zu Folge die Beurlaubten wieder einbe rufen. Von dem Mannſchafts - Stand der Schwadronen zu : 1 Wacht meiſter, 1 Quartiermeiſter, 2 Horniſten, 1 Fahnenſchmidt, 1 Chirurg, 10 Unteroffizieren, 104 Jägern - 120 Mann mit 120 Pferden ſollten zurückbleiben : 2 Unteroffiziere, 18 Jäger, 20 Pferde und 29 Unbe rittene. Ferner wurden ſoviel Rekruten (pr. Schwadron 29 Jäger und 1 Krankenführer) einberufen , bis die Schwadron 150 Köpfe zählte, und die nöthigen Trainpferde angeſchafft.

Um den über die Concentrirung umlaufenden Gerüchten ent gegen zu wirken , deren Verbreitung Sr. Majeſtät dem Könige bei den obwaltenden Umſtänden in feiner Beziehung wünſchenswerth ſein konnte, erließ derſelbe unter dem 11. Auguſt folgende Erklärung. Se. Königliche Viajeſtät haben vernommen , daß mehrere Offiziere in der Mei nung ſtehen , als ob die Armee ins Feld marſchire und ſie ſich ſchon desfalls auf den

Kriegsfuß einzurichten haben , da nun dieſes mit dein ertheilten Befehl wegen eines Ererzirlagers keinesweg8 zuſammenſtimmt, ſo wird hiemit auf den früher erlaſſenen Befehl verwieſen , um allem .

Irrthum zuvorzukommen , welches um ſo nöthiger iſt,

da Se. Königliche Majeſtät mit allen Mächten auf dem freundſchaftlichſten Fuße ſtehen .

Unter dem 16. Auguſt wurde übrigens ein Pferdeausfuhr-Verbot erlaſſen , und am 17. trat das Regiment Herzog Louis ſeinen

Marſch zur Concentrirung an. Dieſe wurde mit folgenden Trup pen vorgenommen .

Commandirender General : F.-3.-M. von Cammerer.

(Hauptquartier Elwangen .) Cavalerie - Diviſion : 6.-L. Herzog Heinrich : I. Brigade G.-M. von Scheeler: Leib- Chevauleger - Regiment, Jäger- Regiment zu Pferde König. Il. Brigade G.-M. von Wöllwarth: Chevauleger- Regiment Herzog Heinrich, Jäger - Regiment zu Pferde Herzog Louis.

-

81

Infanterie - Divijion 6.-L. von Neubronn . I. Brigade 6.-M. von Franquemont. Regiment Kronprinz, 11

Herzog Wilhelm.

II . Brigade G.-M. von bull.

Regiment Cammerer, Neubronn .

III . Brigade G.-M. von Scarffenſtein . 1tes Jäger- Bataillon König, 2tes

1tes leichtes

11

2tes

Artillerie : Oberſt - Lieut. von Kerner.

2 reitende Batterien, à 4 Geſchüße, 2 Fußbatterien à 4

Die Infanterie ſtand während der Zuſammenziehung in einem Zeltlager , Cavalerie und Artillerie Kantonirte ; das Regiment Herzog Louis mit Stab und Leib - Escadron in Heidenheim, Commandeur - Escadron in Ober- und Unter - ſtochen , Escadron Waldburg in Giengen ,

Escadron Münchingen in Herbrechtingen. Das Depot vom Regiment , dasjenige vom Regiment König

wurde unter 1 Rittmeiſter und 1 Lieutenant in Eßlingen vereinigt. Am 20. waren die Cantonnements bezogen. An Zulagen wurden während der Dauer des Lagers gegeben : Dem Regiments -Commandeur 40 fl. und 9 Portionen ; dem Oberſt Lieut. oder Major 30 fl., 6 Portionen ; dem Adjutanten 20 fl ., -

.

3 Portionen ; dem Rittmeiſter 25 fl., 4 Portionen ; dem Prem. Lieut. und Reg .-Arzt 10 fl.; dem Auditor und Reg .- Quartiermſtr. 15 fl.; dem Sec .-Lieut. 8, dem Kurſchmidt 6 fl., und dieſen 6 Leka teren je 2 Portionen.

Die Anzahl der Nationen und die Verpflegung der Mannſchaft blieb die des Friedensfußes, nur erhielt der Mann / Pfund Fleiſch 6

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weiter. Die Einquartierung war auf Dach und Fach , die Ver pflegung geſchah aus dazu angelegten Magazinen.

Während dieſer Zeit traten beim Diviſions- und Brigade Commando, ſowie im Difiziers -Corps des Regiments folgende Ver änderungen ein : Unter dem 11. Auguſt wurde Seconde - Lieutenant von Rüns

berg vom Inf.- Reg. Lilienberg zum Regiment Herzog Louis verſekt.

Unter dem 19. General Major von Wöllwarth zum Ge neral-Lieutenant und Diviſionär der Cavalerie, und Oberſt von Röder vom Reg. Leib- hevaulegers zum

General-Major und Brigadier der Regimenter Herzog Heinrich und Herzog Louis ernannt. Unter dem 30. der in preußiſchen Dienſten geſtandene von

Werder als Stabs-Rittmeiſter beim Regiment Herzog Louis angeſtellt.

Die Offiziere des Regiments erhielten die Erlaubniß, graue Reithoſen, an der Seite herauf mit weißen Knöpfen geſchloſſen, zu tragen.

Durch Befehl vom 1. September wurde bekannt gemacht', daß Seine Majeſtät ſich wegen eingetretener Umſtände veranlaßt fände , das zwiſchen Jagſt und Rocher zuſammen gezogene Truppen - Corps bei Heilbronn zu concentriren ; ehe jedoch die Truppen ihre bis herigen Aufſtellung verließen , unterzog Seine Majeſtät dieſelben einer Beſichtigung, die am 2. September mit der Infanterie begann *) .

Am 5. September fand die Muſterung der Cavalerie-Brigade Roeder (Regimenter Herzog Louis und Heinrich ) ſtatt, mit welcher

Seine Majeſtät vollkommen zufrieden war.

General - Lieutenant

von W011warth theilte dieſes den beiden Regimentern durch

einen Parole-Befehl desſelben Tages mit , worin es heißt : Seine Königl. Majeſtät haben mir heute bei Allerhöchſt Dero Inſpicirung der beiden Regimenter der Brigade von Roeder Allerhöchſt Dero Zufriedenheit zu erkennen gegeben über die gute Haltung der Regimenter, Conſervation der Pferde und vorzüg

liche Aufmerkſamkeit der eingetheilten Herren Officiers, Unteroffiziers ſo wie geſammter Mannſchaft.

* ) Der Befehl zu dieſell Inſpizirungen enthält ſtets den ausdrüdlichen Zuſat : die Herren Offiziere kommen gepudert und mit Zöpfen .

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Major Graf Waldburg erhielt das Ritterkreuz des Militär Verdienſt - Ordens „ um ſeine Bemühungen, das Jäger- Regiment wieder auf den beſten Fuß zu bringen , zu belohnen “. Am 10. 1

wurde General- Lieutenant von Wöllwarth mit demſelben Orden dekorirt.

Am 6. September wurde der Marſch nach Heilbronn und der

Umgegend angetreten und am 8., 9. und 10. dieſelbe erreicht. Das Hauptquartier und die Fußartillerie famen nach Beil bronn, die Linien - Infanterie lagerte unter Belten rechts und links der Straße von Heilbronn nach Neckarſulm , die leichte Infanterie ,

die + Cavalerie- Regimenter und die beiden reitenden Batterien wur den in den umliegenden Ortſchaften einquartiert. Der Stab des Regiments Louis tam nach Sontheim .

Am 14. beſichtigten Se. Königl . Hobeit der Kronprinz, Ihre Hoheiten die Herzoge Louis, Eugen und Wilhelm und Se . Durch laucht Prinz Adam das mobile Truppen - Corps; das Wetter war aber fortdauernd jo ichlecht, der Regen hatte den Boden der Art

auſgeweicht , daß die Truppen im Lager unendlich von der ungün ſtigen Witterung zu leiden hatten. Am 15. wurde daher das Lager aufgehoben und das ganze Corps nach Ludwigsburg, und was dort nicht Plaß fand , in die nächſte Umgebung verlegt. Das Jäger Regiment Herzog Louis mit Stab und Leib - Escadron nach Egloßheim, Commandeur - Escadron und Escadron Waldburg -

nach Asperg, Escadron Münch ingen nach Thamm. Bei Ludwigsburg wurde nun fleißig auf dem langen Felde ererzirt und manövrirt, am 16. inſpizirten die beiden General Adju tanten Sr. Majeſtät die 4 Cavalerie -Regimenter, und wurden bei

dieſer „ Special-Revue“ 37 als - zum Felddienſt untaugliche Pferde vom Regiment Louis ausgemuſtert und zum Verkauf an's Arſenal nach Ludwigsburg abgeliefert. Alle Tage wurde ein Offizier des Regiments auf Ordonnanz- Dienſt bei Sr. Majeſtät commandirt. Am 21 , wurde in den Regimentern exerzirt ; am 26. fand ein Corps Manöver ſtatt, das von einer an der Solitude- Allee genommenen -

Aufſtellung begann, am 28. ſollte eine große Parade vor Sr. Maje ſtät ſein, die jedoc) wegen ichlechten Wetters auf den 29. verſchoben

wurde , und bei welcher das Truppen-Corps nachſtehende Aufſtel lung nabm : 6*

.84

1. Cavalerie - Brigade G.-M. von Sd)eeler. Jäger Regiment König.

Leib- Chevauleger Regiment.

1. Infanterie- Brigade G.-M. von Franquemont. 2. Jäger - Bataillon.

1. Jäger- Bataillon.

Jujanterie-Regiment Herzog Wilhelm .

1. reitende Batterie .

TITI Fujanterie - Regiment Kronprinz.

II . Infanterie- Brigade 6.-M. von bull. Jujanterie -Regiment Neubroili.

Infanterie-Regiment Cammerer.

II . Cavalerie- Brigade G.-M. Roeder. 2. reitende Batterie .

2. leichtes Bataillon.

1. leichtes Bataillon .

Til

Jäger Regiment Herzog Louis .

Chevanleger -Regiment Verzog Deinrich .

Nach dem Bereiten der Front Morgens 10 Uhr durch Se. Maje ſtät den König, ſämmtliche K. Prinzen u . ſ. w . exerzirte die Infan terie im Feuer, dann wurden von der Cavalerie -Diviſion einige Attaken ausgeführt und zum Schluſſe defilirt. Seine Majeſtät war mit der Ausführung aller Evolutionen ſehr zufrieden. In dieſe Zeit fiel der Congreß von Erfurt, zu welchem Napo

leon und Kaiſer Alerander am 27. September eintrafen. Se. Maje ität der König von Württemberg , welder, wie faſt alle deutſche Fürſten , ſich ebenfalls dorthin begeben hatte , verließ Erfurt am 13. Oktober wieder , und etwa zu derſelben Zeit wurde die Con

centrirung des Truppen -Corps bei Ludwigsburg aufgehoben. Daß während dieſer Zeit die Gerüchte von einem bevorſtebenden Feld

zuge, namentlich einer Betheiligung der württembergiſchen Truppen an dem Kriege in Spanien in der Armee fort und fort exiſtirten , beweist ein Erlaß des Kriegs -Collegiums vom 9. Oktober , worin es unter anderem beißt :

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Daß zwar von den Regimentern welche zuſammengezogen waren , die Mannſchaft

jo auf den 10. d. M. beurlaubt zu werden beſtimmt geweſen * ) , nicht nach Hauje gelaſſen werden , ſondern vorläufig bei ihren Regimentern bis auf weiteren , wahr ſcheinlich an jenem Termin eintreffenden Allerhödiſten Befehl bleiben joll, daß aber dieſe Allerhöchſt getroffene Verfügung nicht die mindeſte Beziehung auf einen etwa ausbrechenden Krieg oder ſtattfindenden Marſch der R. Truppen nach Spanien habe.

Schon während das Regiment im verfloſjenen Sommer in Biberach u . ſ. w . ſtand , und die Mannſchaft Dort , wie zuvor in

Debringen u . einquartiert war, wurden jämmtliche Maurer, Zim merleute und ähnliche Profeſſioniſten, die ſich im Regimente befan den, bei dem in Riedlingen, 3 wiefalten und Pflummern unternommenen Najernenbau verwendet, da jene Orte beſtimmt waren,, die Garniſonen des Regiments zu bilden . Dieje Najernen

aber waren bei Auſbebung der Concentrirung noch nicht vollendet, man wollte den Bürger nicht noch länger mit Einquartierung be läſtigen , und daher wurden jegt der Stab des Regimentes , die

Leib- und Commandeur - Cscadron nac) Ludwigsburg, die beiden andern Escadrons unter Major Graf Waldburg nac , Hobenbeim verlegt. Die Offiziere der beiden in Ludwigsburg garniſonirenden Escadrons erhielten Wohnung in der Naſerne der Garde- du - Corps. Während der Zuſammenziehung des Truppen - Corps hatte Se. Majeſtät bemerkt, daß ſämmtlice Cavalerie - Regimenter auf den Märſchen ihre Feldflaſchen und -Keſſel auf Wagen gepackt, nachführten ; da nun ſolches ganz unmilitäriſch," ſo wurde ſtreng ſtens befoblen , daß bei jedem Marich in ein Lager oder in Ran

tenirungs - Quartiere dieſe Gegenſtände, wie vorgeſchrieben, auf Padpferden transportirt würden , und teine anderen als Kranken wagen requirirt werden dürften.

„ Außer dem Stabswagen , Munitionswagen und der Chaiſe des Commandeurs vom Regiment, " heißt es dann weiter, ,,darf fich kein Fuhrwerk bei einem Regiment befinden .“ „ Derjenige Stabsoffizier, Rittmeiſter oder Subalternoffizier, der ſich erlaubt , ein Fuhrwert, es ſei eigenes oder requirirtes zu haben, wird das erſte Mal mit ſechswöchigem Arreſt und Confisca tion des Wagens , das zweite Mal aber mit Caſſation beſtraft,

indem es Sr. Königl . Majeſtät Intention iſt , eine bewegliche, *) Schon am 19. Sept. hatten die Depots den Befehl erhalten bei ihren Regi: mentern einzurüden , die Escadrons durch Erjeten der Kranken , Refruten 2c. zu completiren , dann aber die übrige Mannſchaft z11 beurlauben .

kapitulanten waren ſchon vorher entlaſſen worden .

Die Er

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brauchbare Cavallerie und keine Bagage - Escorte und Regimenter Furweſen zu baben ."

Ein ungefähr zu derſelben Zeit erlaſſener Befehl , den Hufbe ichlag betreffend, lautet alſo : Da Se. Majeſtät es dem Nuben des Allerhöchſten Dienſtes zuträglich finden, daß die in mehreren fremden Armeen beſtehende Einrichtung, wo der Cavalleriſt ge

gen eine beſtimmte Vergütung für das gute und rechte Beſchläg ſeines Dienſtpferdes verantwortlich gemacht und durch Aufſicht ſeiner Vorgeſetzten dazu angehalten wird, anch bei der Königl. Cavallerie eingeführt wird, ſo wollen Allerhöchſt Dieſelben hie mit feſtgeſetzt haben , daß für jedes Dienſtpferd demjenigen jo es gehört , und wenn derſelbe abweſend oder Frant iſt, dem der es abwartet , tarmäßig feſtgeſetztes Beſchlag .

geld ausbezahlt werde.

Dieſe Allerhöchſte Verfügung, welche auch bereits an das Kriegs-Collegium mit getheilt iſt, ſol mit dem 1. Oftober in Wirklichfeit treten .

Ein Befehl vom 3. November ſegte außerdem feſt, daß an jedem Sattel eine Taſche für 2 Hufeiſen und 30 Nägel zu be feſtigen ſei .

Die Garniſonen Zwiefalten , Pflummern und Hohenheim . Dezember 1808 bis 2. Mai 1809. Am 17. November endlich , nachdem die Kaſernen vollendet waren, wurde durch allerböchſtes Dekret befohlen , daß das Jäger Regiment Herzog Louis am 1. Dezember in die neuen Garni !

jonsorte Zwiefalten und Pflummern abzumarſchiren babe, dagegen blieb die ebenfall8 zur Garniſon für das Regiment beſtimmte Stadt Riedlingen vor der Hand und ſo lange noch von einer Schwadron des Chevauleger- Regiments Herzog þeinrich belegt, bis die für legteres Regiment ebenfalls im Bau begriffene Kaſerne zu Blau beuren bezogen werden konnte.

Darauf bin rückten in den erſten Tagen des Dezembers der Regimentsſtab, die Leib- und Commandeur - Escadron in Zwie

falten, die Escadron Münchingen in Plummern ein. Die Esca dron Waldburg aber blieb in Hohenheim zurück.

Folgende unterdeß im Regimente eingetretene Veränderungen haben wir hier nachzutragen : Unter dem 10. September erhielt der Stab8 -Rittmeiſter von Werder die Erlaubniß, den in K. preußiſchen Dienſten getragenen Orden pour le mérite und das Kreuz des Domkapitels zu Bran denburg auch fernerhin tragen zu dürfen.

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Unter dem 28. September wurde der in K. bayeriſchen Dien

ſten geſtandene Lieutenant von Adelsheim zum Seconde-Lieu tenant beim Regiment Herzog Louis ernannt (v . Adelsheim , württembergiſcher Unterthan, war gleich anderen von ſeiner Regie rung reklamirt worden , erhielt aber die Zurückberufungs - Ordre nicht rechtzeitig, und trat daber erſt ſpäter faktiſch in die vaterlän diſche Armee ein) .

Unter dem 5. November avancirte der Regiments -Commandeur Oberſt-Lieutenant von Sett zum Oberſten .

Unter dem 23. wurde der Jagdjunker von Leutrum zum

Seconde- Lieutenant im Regiment Herzog Louis ernannt. Unter dem 27. wurde der A. R. Rittmeiſter von Raßler als

Major beim Regiment angeſtellt. Unter dem 30. der Seconde - Lieutenant von Bodmann der

Garde-du-Corps zum Regiment verſeßt . Unter dem 17. Dezbr. der in K. K. Öſterreichiſchen Dienſten ge ſtandene de Sirjacques zum Seconde- Lieutenant im Regiment ernannt .

Zweiter Abſchnitt. Die Jahre 1809, 1810, 1811. Allgemeine Lage der Verhältniſſe . Movilmadung und (Soncentrinung bei Heidenheim , Malen und Uebernahme des Ellwangen , 27. März 1809 . Zuſammenſeßung des württembergijden ( sorps . Oberbefehls durdy General Vandamme, 4. April .

Fologug von 1809.

Vormarſch auf den

Kriegsſchuplak. – Tie Scladitentuge vom 19. bis 23 April; Thann , Abendberg, Landshut, Ed mühl, Regensburg .

Vormaríd an den Inn und Uebergang bei Sdärding , 1. Mai . - Gefedic

Refugnedzirung bei Ebersberg und Wels 2. und 3. Mai. – Stellung bei vinj , 5. bis 18. Mai. 11. bis 14. Mai. Anrücken Kollowrath's. – Gefecht bei younfelden und Helmonjöd, 16. Mai. – Treffen bei linj, 17. Mai . Gefecht bei Demonföd, 18. Mai. Stellung zwiſdien linj, Enns und Steyer, 19. bis 26. Mai. – Stellungen snijden Mölf, St. Pölten und Kloſter Neuburg , Sdladt bei Wagram , 5. und 6. juli . 28. Mai bis 12. Juli. Gefedit bei Hollenburg , 31. Mai. - Waffenſtilſtand von Znavm , 12. Juli . Grpedition nad Hras . Kantonirungen bei Wieners Neuſtadt bis 14. Puguſt. Lager bei Wien zu Ober- Toebling 26. , 18. Auguſt bis 14. Oftober. Friede zu Wien , 14. Oftuber. Kintonirungen bei Kreme, im Mühl : und Inn -Viertel, 16. Oftober

bis 21. Tezember.

Hücfnarſch in das Königreid , 22. Tezember 1809 bis 8. januar 1810. -

Revue , 10 , und 11. Januar. Uebergabe der Ehren . Standorte. Garniſonen in Zwie. falten , Riedlingen und Pflummern , 14. Januar bis 9. November. 1810. -- Garnisonen in ( hingen , Frübjahre: Blaubeuren , Munderfingen , Riedlingen , 10. November 1810 bis 17. Februar 1812 . Grerziren, 25. April bis 14. juni 1811 .

1809 .

So war denn das Fahr 1808 unter mancherlei militäriſchen

Verrichtungen, Märſchen, Concentrirungen, faſt fortwährendem Can tonnement, einer Art von Kriegsbereitſchaft - kurzum lauter Thätig keiten verfloſſen , die nur dazu beitragen konnten , das Regiment fortwährend in dem weiter zu üben, was es in den beiden vorher

gebenden Jahren gelernt hatte , den militäriſchen Geiſt desſelben friſch und rege zu erhalten und ſo als dauernde Vorbereitung für die Ereigniſſe zu dienen , welche das Jahr 1809 bringen ſollte. Die gegen Ende des Jahres 1808 mit immer größerem Eifer betriebenen Rüſtungen Deſterreichs, die Errichtung der Landwehr,

der Freiwilligen- Corps , der maſſenhafte Aufkauf von Remonte pferden , die immer größer werdende Deffentlichkeit, mit der alle dieſe Maßregeln betrieben wurden und die immer unverhoblener, immer

lauter ſich ausſprechende Meinungs - Aeußerung des ganzen Volkes ließen Niemanden lange im Unklaren, wem das Alles, gelten ſollte.

Die durch den Preßburger Frieden geſchlagene Scharte war es, die

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auszuwegen , Deſterreich ſeine Kraft zu einer Höhe ſteigerte, die ähnliche Anſtrengungen früherer Zeit weit in den Schatten ſtellte. Napoleon , dem die Machtenfaltung Deſterreichs kein Gebeim niß bleiben konnte, traf am 23. Januar, aus Spanien zurückkehrend, in Paris ein. Die faum – theils nur ſcheinbar – auf den Frie

densfuß gelegten Corps ſeines Heeres wurden wieder mobiliſirt, die Truppen - Zuſammenziehungen zu beiden Seiten des Rheins fanden im ausgedehnteſten Maßſtabe ſtatt, die kaum unterbrochenen Durch märſche begannen von Neuem auf deutſchem Boden . Am 18. , 19. und 20. Februar pajjirte das Dudinot'ſche Rorps beim Durchzieben Württembergs Rannſtatt und wurde hier von Seiner Majeſtät dem Könige beſichtigt. Dieſer ſah ſich denn ebenfalls genöthigt, einen Theil ſeiner Armee für alle Fälle in Bereitichaft zu balten , und dieſe Abſicht

ſpricht ſich zunächſt in einem Dekret vom 2. März aus , worin es beißt : daß Seine Majeſtät ſich bewogen finden fönnten , zur dies: jährigen Ererzirzeit ( März, April , Mai) ein Ererzirlager , ſo wie im vorigen Herbſt zuſammen zu ziehen , zu welchem vorläufig nach 1

ſtehende Truppen beſtimmt wurden : die Infanterie - Regimenter Kronprinz , Phull, Cammerer, Herzog Wilhelm , Neu bronn , die beiden Jäger- und die beiden leichten Bataillone, die Cavalerie- Regimenter Leib - Chevaulegers , Chevaulegers Herzog Heinrich, Jäger König und Jäger Herzog Louis und von 1

der Artillerie 1 Fußbatterie zu 10 und 2 reitende Batterien à 6

Geſchüßen. Wobei dem Regimente Herzog Louis vor der Hand Kantonirungs-Quartiere in Ehingen, Blaubeuren und Konkurrenz, alſo unweit ſeiner jegigen Garniſonen angewieſen wurden . Seit Beginn des Jahres hatte das Negiment folgende Verän derungen erlitten : Unter dem

24. Januar wurde der Oberſt von Fett zum

Chevauleger-Regiment Herzog Heinrich verſekt und der Major Graf Waldburg -Wurzach zum Commandeur des Regiments ernannt .

Unter dem 9. Februar erbielt General-Major von Roeder ,

der bisherige Brigadier der Regimenter Heinrich und Louis , das Commando der Garde- du-Corps und der Cavalerie- Brigade der Maijon -du - Roi. Unter dem 21. Februar erhielt Seconde - Lieutenant von Rady die erbetene Entlaſſung.

Unter dem

90

7. März wurde Seconde-Lieutenant Nagel zum

Premier- Lieutenant; Kammerpage und Unteroffizier des Mili: tär- Inſtituts von Maucler zum Seconde- Lieutenant im Regi mente ernannt.

Unter dem 13. März wurden der im A. N. öſterreichiſchen Huſaren -Regiment Blankenſtein geſtandene Lieutenant von Pitt

ſchafft und wiederbolt der in I. bayeriſchen Dienſten geſtandene Lieutenant von Adels beim zu Seconde- Lieutenants im Regi mente ernannt.

Unter dem 30. März wurde der General- Major von Stettner

zum Brigadier der Il . Cavalerie-Brigade ernannt ( bei welcher das Regiment Herzog Louis eingetheilt ward) .

Mobilmachung und Concentrirung bei Heidenheim , Aalen und Ellwangen. Die Mobilmachung oben genannter Regimenter wurde mittler

weile allen Ernſtes betrieben . Schon am 3. März mußte das Re giment mit dem Stabe und zwei Escadrons nach Riedlingen, einer nach Munderkingen und einer nach Rothenacker rücken , um in ſeinen bisherigen Garniſonsorten anderen Truppen Plaß zu machen und am 4. erbielt dasſelbe 23 noch fehlende Pferde zuge wieſen . – Ferner wurde befohlen , daß der Premier-Lieutenant von Bodmann mit 4 Unteroffizieren, 8 alten Leuten und ſämmtlicher

Augmentations -Mannſchaft, 97 Mann und 109 Pferden, das Depot des Regimentes zu bilden habe , mit der Bemerkung aber , daß die 1 Unteroffiziere und & Mann aus der Augmentations -Mannſchaft dem Regimente zu erſeßen ſeien. Das Depot der beiden Jäger Regimenter kam wieder nach Hohenheim . Das Commando über die Depots der vier Cavalerie - Regimenter erhielt der Oberſt- Lieute

nant und Flügel- Adjutant von Moltke . Durch allerhöchſte Ordre vom 9. März wurde befohlen , daß bis zum 16. die bezeichneten Regimenter mobil zu ſein bätten und an dieſem Tage die Concentrirung bei Heidenheim , Aalen und EU wangen ausgeführt werden ſolle, woſelbſt – bis zur Einrichtung des Lagers – Cantonnements zu beziehen wären . Bei einer am 6. und 7. März durch das Brigade-Commando vorgenommenen Reviſion fanden ſich 96 unbrauchbare Mäntel und 144 unbrauchbare Pferdeteppiche die nachzuliefern waren , alles übrige Material war in gutem Zuſtande.

91

Am 14. März mußte das Regiment ſein Cantonnement ver laſſen , um den fort und fort durchpaſſirenden franzöſiſchen Truppen Plaß zu machen ; marſchirte an dieſem Tage nach Ehingen und,

da in Betreff der Dislocirung des Truppen -Corps eine Aenderung eingetreten war , am 15. nach Blaubeuren ( Stab , Leib - Escadron

und Escadron Münchingen ), Ach und Sonderbuch ( Escadron Raß ler), Suppingen und Berghülen ( Commandeur- Escadron ). In die ſen Quartieren blieb das Regiment vorerſt ſteben , war aber auch

hier nicht frei von der Berührung mit franzöſiſchen Truppen , die auf dem Durchmarſche am 23. März in Suppingen einquartiert wurden .

Durch allerhöchſte Ordre vom 15. wurde befohlen , daß die „ Feld - Truppen “, während ſie einen Theil der Armee Napoleon's bilden würden, Reveille, Zapfenſtreich, Marſch- und Allarm -Signale der franzöſiſchen Truppen anzunehmen bätten , wie ſolches idon im

Feldzuge 1806 zur Vermeidung von Jrrungen üblich geweſen war. Vom 16. an wurden die Feld -Nationen und Portionen ausgetheilt , am 18. fam das Cavalerie - Diviſions - Commando nach Blaubeuren .

Der Feld-Etat des Regiments war feſtgeſeßt wie folgt : Monatliche

Gage . Commandeur

1

Major

.

1

Adjutant Regiments - Quartier Meiſter



1

Auditor

.

1

Oberarzt Kurſchmidt Stabshorniſt .

1 1

!!! n

.

.

100 30

fl. 50 40 30

50 40

20

3

20

3

30

10

2

2 2

25

10

2

2

8 4

6 3

2

1

10 %

1

Profoß ..

10

1

1

Fabnenjattler

8

1

1

Büchſenmacher

8

7

9

10

1

Escadrons-Chefs à 75 und 30 fl. 6

fl. 125

Tägliche

Feld Rationen. Por tionen . zulage. N CONNOIS

Non Combattan- combat: tanten . ten .

3

60

10

8

586 , 240

45

40

150

92 Non

Com-

Monatliche Tägliche Feld Rationen . Bor : Gage . tionen .

battan- combat: tanten . ten .

zulage. fl .

fl.

586 / 240

7

6 2

45

40

Stabs - Rittmeiſter à 50 .

100

60

10

8

120

)

und 30 ... fl

60

12

8

232

96

24

Premier Lieutenants à

4

30 und 15 fl.

29 und 12 fl . 4

!

4 8

Wachtmeiſter à 10 %, fl.

42

Quartiermeiſter à 9 '/, fl. Chirurgen à 15 fl. Horniſten à 10 fl. .

38

.

.

4

Unteroffiziere à 8 fl. Fabnenſchmiede à 4 fl.

4

Aranfenführer à 3 fl

40

und 1 fl. Zulage

Jäger à 3 fl.

444 3

2 30

.

60 80 320 16 12

16

4 4

4

4

4

4

8

8

40

40 4

4

4

4

444

1332

444

Trainſoldaten à 3 fl. Reſerve - Trainſoldaten

9

3

à 3 fl..

6

2

75

30

obligate Offiziersdiener à 2 ' , fl.

520

.

Il

Seconde Lieutenants à

8.

51

Gage : 3032"), 456

599 * ) 619

Zuſammen 3488 fl. 30 fr.

Summa 574 Mann .

Dazu Klein - Montirungs-, Pferde-, 1218 Extra- und Beſchlag -Gelder .

Summa monatlich) 4707 fl.

34 4 fr .

Das Offizier-Corps, mit dem das Regiment ausmarſcirte, war unten ſtehendes, nach dem zuvor folgende Veränderungen in demſels ben ſtattgefunden hatten :

Unter dem 11. April wurde Seconde Lieutenant von Maucler zum Jäger-Regiment König verſest ;

Unteroffizier Finch zum Seconde - Lieutenant ernannt. Unter dem 13. Garniſons -Auditor Krafft an die Stelle des

wegen Krankheit verabſchiedeten Auditor Napf zum Regiment verſeßt. * ) 311 der Rationen Zahl ſind noch hinzuzurechnen 7 ſchwere Rationen für 7

Zugpjerde, das Regiment fiihrte einen 4jpännigen Stabs und einen 3ipänni gen Munitionswagen .

93

Regiments - Commandeur : Major Graf von Waldburg - Wurza d ). Adjutant: Premier -Lieut. Reinhardt .

Leib- Escadron : Rittmeiſter von Hartitich. Premier -Lieut. Nagel , Seconde - Lieut. Viſcer ,

von Pittidaft.

Commandeur Escadron : Stabs -Rittmeiſter von Seebach. Premier-Lieut. von Schüş, Seconde- Lieut . von Mengen , 1

von Leutrum .

Escadron Münchingen : Major von Münchingen , Stabs - Rittmeiſter von Werder ,

Premier-Lieut. Gremp von Freudenſtein , Seconde Lieut. de Sirjacques , Finch. I!

Escadron Raßler : Major von Raßler. Stabs-Rittm. von Seidenberger , Seconde Lieut. Dietle ,

von Künsberg, 11

von Adelsheim .

Mittelſtab : Reg .- Quartiermſtr. Brecht, Auditor Kraft, Qberarzt Roos,

Kurſchmidt Rudolph.

Die vier Wachtmeiſter hießen Wencber, Hack, Reinhardt, Beck ; der Stabshorniſt Schäßler, Profoß Schneider. Nach einem Rapport vom 10. März rüdte das Regiment nach

Abzug der Kranken, Commandirten und Beurlaubten mit 517 Mann und 482 Pferden aus (wie immer in Zukunft zu 4 Schwadronen ).

Am 27. März wurde die Concentrirung des Feldtruppen -Corps mit dem Hauptquartier Heidenheim ausgeführt, das Regiment Louis bezog die Kantonirungen : Stab und Leib-Escadron Dürrnau , Boll und Gamels hauſen,

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Commandeur- Escadron, (Gruibingen und Ganslojen, Escadron Mün c) ingen , Schlath und Eſchenbach, Escadron Raßler , Heiningen. Der Cavalerie Diviſionsſtab war zu Kirchheim.

Die württembergiſchen Truppen waren beſtimmt, das ach te Corps der großen Armee unter dem General Vandamme, dem

ſchönen , ſtolzen , edyt kriegeriſch geſtalteten Manne, zu bilden. Er und die württembergiſchen Truppen hatten , wie wir gejeben haben, im Jahre 1806 icon genugſam mit einander Bekanntſchaft gemacht,

um zu wiſſen , was ſie von einander zu halten hatten . Daß er ſich in jeder Beziehung auf ſeine Untergebenen verlaſſen und bei jeder Gelegenheit auf jie zählen konnte , davon batte er ſich im Feldzuge 1806 überzeugen fönnen -- Daß der General von ſeiner

Truppe das A eußerſte verlangen würde , das wußte dieſe auch. Jedenfalls konnte es dem Corps , das unter ſeinem Commando ſtand , an Gelegenheit zum Auszeichnen nicht fehlen – und keine Gelegenheit ging unbenütt vorüber ! – Für das Regiment Herzog Louis aber ſollte der Feldzug des Jahres 1809 von ganz beſon derer Bedeutung ſein , ihm war es vorbehalten , den im vorigen Feldzuge begründeten Ruf für immer zu befeſtigen.

Am 30. März traf Vandamme in Stuttgart und am 1. April Mittags in Heidenheim ein , um das Commando des württember giſchen Corps aus den Händen des Feld-Zeug- Meiſters von Cam merer zu empfangen , der es bis dahin geführt hatte und nach Uebergabe deſſelben in ſeine Garniſon zurückkehrte. General-Lieu tenant von Neubronn führte von da an die württembergiſchen Truppen unter Vandamme's Oberbefehl. Das Corps war zuſam mengejekt : Commandirender General . Diviſions General Graf Vandamme

(6.-L. von Neubronn. ) Gen.- Adj. G.-M. von Theobald, Chef des Gen.-Stabes Ob. von Rerner . Das ganze Hauptquartier 132 Mann 32 Pferde.

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Infanterie - Diviſion. 5.-L. von Neubronn .

1. Brigade G.-M. von Franquemont.

Linien- Infanterie-Reg. Nronprinz (Cb . v. Koch) 1420 M. Herzog Wilhelm ( Ob.v.

Pi.

1

Cornotte )

.

. 1420 ,

.

1tes Bat.Füſilier- Reg. Neubronn (Ob.v. Dernbach ) II . Brigade G.-M. von Scharfenſtein. Linien - Infanterie - Reg. bull ( Ob . v. Bünau ) . 1420 Cammerer ( b.v. Döring) 1420 事

11

2tes Bataillon Füſilier - Regiment Neubronn (O.-L. v . Theobald) beide Bataillone 1419 *)

111. Brigade G.-M. von Hügel. 1tes Fuß- Jäger- Bat. Nönig ( O. -2 . v . Stockmayer) 2tex

705

11

Neuffer ( Ob . v. Neuffer) . 705

Ites leichtes Bataillon Wolff (@b . v . Wolff) 2tes

705

11

Brüſjele (Ob. v . Brüſſele) 705

11

11

Cavalerie - Diviſion . 6.-2 . von Wollwart ) . Adjutant Pr.-Lt. v . Bär.

I. Brigade G.-M. von Röder. ( Adjutant Pr.-Lt. v . Ziegejar )

Leib- Chevauleger - Regiment (Ob. v. Walsleben ) 574 , 511 ,

Chevauleger-Reg. Herzog Heinrich (Ob. v. Jett) 574 ,

511 ,

II. Brigade G.- M. von Stettner. Adjutant S.-lt. Schwarz.

Jäger-Reg . zu Pferde König (Ob. v . Breuning) 574 , 511 , Herzog Louis (Maj . Gr. Waldburg )

574 , 511 ,

Artillerie.

Oberſt von Sdy nadom .

1 te reitende Batt. (6 Geſchüße, Hptm . v . Brand) (6 Hptm . v. Bartruff) Fußbatterie (10 Geſchüße, "Hptm . v .. Brogniard) i

2te

11

525 ,, 344 **)

62 , 141 , Park, Fuhrweſen u . ſ . w . Zuſammen 14 Bat., 16 Esc ., 22 Geich . = 12,934 , 2561 -

*) Da das Regiment Neubronn als Füſilier -Regiment feinen Pfeifer hatte,

war es um 1 Mann ſchwächer als die übrigen Regimenter. **) 98 Reit- 246 Zugpferde.

96

Nach liebernahme des Commando's erließ Vandamme folgen den Tagesbefehl : Ordre du jour le 5. Avril 1809.

(''est avec le sentiment d'une bien vive satisfaction que de nouveau je me trouve au milieu des troupes du Wurtemberg , à qui en tout d’occassions j'ai eu à distribuer les justes éloges que leur méritaient le courage et le zèle qu'ils ont montré tant de fois.

Un tel commandement m'est infiniment flatteux , et

confié une seconde foi à mes soins, il me devient un des temoignages les plus doux de la confiance que l'Empereur Napoleon daigne placer en moi. Honoré

de la sienne et de celle de Sa Majesté le Roi de Wurtemberg , je redoublerai d'efforts pour m'en rendre digne et pour contribuer à acquérir aux Wurtem

bergeois les succès auxquels leur valeur semble devoir les accoutumer. Si de mon côté ils me voyent à leur tête affronter les dangers , ne rien

négliger pour faire prosperer leurs arines, je me plais à espérer qu'ils s'appli queront à répondre dignement aux desirs de leur Roi qui s'attend à leur voir cueillir de nouveaux lauriers et que les anciens soldats de la Silésie traceront le

chemin de la gloire aux jeunes compagnons de leurs travaux et leur appren dront combien il est facile de vaincre sous les étandards du plus juste et du plus grand des Iléros. Le Général-Commandant en chef des troupes de S. M. le Roi de Wur temberg.

Le comte de l’Empire D. Vandamme.

Die Corps der franzöſiſchen Armee ſtanden unterdeß auf fol genden Punkten :

Dudinot mit dem zweiten bei Augsburg, Davoust mit dem

dritten bei Regensburg, Majiena mit dem vierten bei Ulm , Vandamme mit dem achten bei Heidenheim ; das Hauptquartier

war zu Straßburg, das ſiebente Corps Lefebvre , aus den drei bayeriſchen Diviſionen beſtehend , zu München, Landshut und Strau bing, Bernadotte mit den Sachſen ( ſpäter neuntes Corps) bei Dresden , Poniatowski bei Warſdau. Am 9. April traf von Seiten Oeſterreich)s die Kriegs - Erklärung zu München ein , am 10. überſchritt die öſterreichiſche Armee den Inn zu Braunau , Schär

ding und Waſſerburg.

Feldzug von 1809. Am 12. April, dem Tage , an welchem Napoleon Paris ver ließ, ſeşte ſich jid das VIII. Corps gegen die Donau in Marſd) . Das Regiment Herzog Louis traf Nachmittags 5 Uhr mit dem Stab, der Leib- und Commandeur - Escadron zu Gerſtetten , die beiden andern zu Gujjenſtadt ein ; am 13. (mit dem Diviſionsſtab) zu

-

97

Giengen, Hermaringen, Sachſenhauſen, Hohenmemmingen, Bach hagel und Burghagel ; am 14. zu Höch ſtädt, Lußingen , Mörs lingen, Zeißenhofen, Steinheim ( Brigadeſtab) am linken Donauufer ; am 15. zu Staudheim und Mittelſtetten in einer Stellung auf dem rechten Lechufer zwiſchen Rain und Neuburg * ). Am 16. Morgens um 4,3 Ubr traf Napoleon in Ludwigsburg ein , wo er Seiner Majeſtät dem Könige einen zweiſtündigen Beſuch abſtattete, reiste noch im Laufe des Vormittags weiter, und erreichte in der Nacht von 16. auf den 17. Donauwörth. Der etwa 140,000 Mann ſtar

ken franzöſiſchen Armee in Deutſchland ſtand die 175,000 Mann ſtarke öſterreichiſche gegenüber. Erſtere war überdieß in zwei unge fähr gleich große Hauptmaſſen getheilt , die bei Regensburg und Augsburg verſammelt, 15—16 Meilen von einander getrennt, eine weite Lücke zwiſchen ſich ließen, in die ſich einzuſchieben dem Feind eine ſehr gefährliche Gelegenheit geboten wurde. Es galt alſo zu nächſt, das dritte Corps von Regensburg zurückzuziehen , um die Armee bei Pfaffenhofen und Geiſenfeld zu vereinigen. Dieſe Bes wegung mußte unter dem Schuße eines Theils des bayeriſchen und

des württembergiſchen Corps geſchehen , es war außerdem wenig mehr zur Verwendung für legteren Zweck vorhanden, vielfache Ver: ſtärkungen , die ganze Garde u. 1. w. , waren noch im Anmarſche

begriffen . Am 16. früh um 2 Uhr hatte unterdeß Vandamme auf Befehl Berthier's die Bataillone Wolff , Neuffer , das Regiment Her: zog Louis und eine halbe reitende Batterie vom rechten Lecturer zurück und auf das linke Donauufer gezogen , und in der Richtung auf Nürnberg über Monheim und Ebermergen, die Brigade Schar: fenſtein ſogar auf der Nördlingen -Nürnberger Straße vorpouſſirt (die Truppen führten auf 6 Tage Lebensmittel bei ſich ). Nach dem Eintreffen Napoleon's mußte dieſe Stellung wieder aufgegeben und das ganze Corps Vandamme's bis Neuburg vorgeſchoben werden, nachdem die Ueberwachung der Uebergangspunkte bei Donauwörth franzöſiſchen Truppen anvertraut worden war. Napoleon zeigte ſich überhaupt mit den bisher getroffenen Anords nungen Berthier's durchaus nicht einverſtanden ; nachdem er über die *) Wir empfehlen zur Benußung für den Feldzug 1809 die betreffenden Blätter der vortrefflichen Scheda'idhen ,, Generalfarte des öſterreichiſchen Raijerſtaate8

mit einem großen Theile der angrenzenden Länder.“ 7

98

Bewegungen der Deſterreicher im Klaren war, welche mit dem rech ten, dem ſchwächeren Flügel - 1tes und 2tes Corps - aus Böhmen

am linken Donauufer vorgedrungen waren , mit dem linken ſtärke: ren Flügel -- 3tes, 4tes, 5tes, 6tes Corps, 1tes und 2tes Reſerve Corps auf dem rechten Ufer ſich befindend, mit dem Gros dess

ſelben ſchon den Inn überſchritten hatten , faßte er den Entſchluß, mit Aufbietung aller disponibeln Kräfte den linken Flügel zuerſt anzugreifen , und dann erſt, wenn dieſer geſchlagen , ſich gegen den rechten zu wenden , der ſo lange nur beobachtet werden ſollte. Zu

folge dieſer Abſicht war eine Concentrirung der getrennten franzö: fiſchen Streitkräfte nothwendig ; die raſch getroffenen , ' durch ſeine Anweſenheit beſchleunigten Anordnungen brachten in die Lage aller Verhältniſſe einen Umſchwung , der ſich bis auf die untergeordne: teren Befehlshaber herab fühlbar machte.

Während in Uebereinſtimmung mit den befohlenen Beweguns gen das württembergiſche Corps nach Neuburg vorrückte, blieb das Regiment Herzog Louis zu Donauwörth zurück, als Bededung des Kaiſers zu dienen, der – wie erwähnt - feine Gardetruppen

zur Verfügung hatte. Am 18. April begab ſich Napoleon zu Wagen von Donauwörth nach Ingolſtadt, vom Regiment Louis begleitet. Der Kaiſer fuhr ſehr raſch und ohne Aufenthalt ; es war daber für

das Regiment ungemein anſtrengend, mit dem Wagen gleiches Tempo zu halten, bei aller Tüchtigkeit und Ausdauer der Pferde eine Auf gabe , welcher dieſelben nur mit Aufbietung aller Kräfte gewachſen blieben, und die auch die erſten Opfer in dieſem Feldzuge forderte.

Dem Lieutenant von Mengen und 3 Jägern ſtürzten die Pferde während des fünf Meilen langen Marſches todt unter dem Leibe zuſammen, und am anderen Tage beim Weitermarſch aus Ingolſtadt war man genöthigt, 66 ſtart fatigirte Pferde vom Regiment zurück zulaſſen, die um ſo mehr eines Ruhetages bedurften, als an dieſem

Tage — dem 19. – das Regiment wiederum die Eskorte des Rai ſers zu bilden hatte. Die 66 Pferde blieben unter Commando des

Prem.-Lieut. von Schüß in Ingolſtadt , auch vereinigte ſich mit ihnen Sec.-Lieut. von Mengen , der, am 19. früh mit 30 Pfer den auf Patrouille entſendet, erſt wieder in der Stadt eintraf, als

das Regiment ſchon abmarſchirt war. Somit beſtand das Com mando des Prem .-Lieut. von Schüß jeßt aus 6 Unteroffizieren , 1 Þorniſten und 89 Jägern, die, wie wir ſpäter ſehen werden, erſt am 26. wieder beim Regiment eintrafen . In Oberndorf bei Donau

99

wörth wurde gleichzeitig ein Pferdedepot für alle 4 Cavalerie -Regi menter errichtet, das beſtimmt war, die durchaus marſch- und dienſt unfähigen Pferde aufzunehmen. Die Schlachten - Tage vom 19. bis 23. April zwiſchen Donau , Loch und Iſar. 19. April. ( Gefecht bei Thann.)

Am 19. Mittags 1 Uhr ſtieg der Kaiſer in Ingolſtadt zu Pferde , nachdem das Gefecht ſeit Morgens 9 Uhr im Gange war, zu welcher Stunde die öſterreichiſchen Vortruppen bei Schneidert

angegriffen hatten . Das Regiment Herzog Louis, welches Mor gens mit den Bataillonen Wolff und Neuffer nach Neuſtadt vorgeſchoben war , hatte , ſich von dieſen wieder trennend , in Ver 1

bindung mit 3 Geſchüben den Kaiſer als Bedeckung zu begleiten .

Die Escadron Münch ingen bildete die Tete . Während Davouſt unter Zurücklaſſung eines Infanterie- Regiments mit dem III . Corps von Regensburg eingetroffen , bei Schneidert, Thann und Hauſen

kämpfte , das VII. Corps bei Abensberg , Biburg und Siegenburg den feindlichen Angriffen begegnete , rekognoszirte Napoleon das Terrain im Thal der Abens. Das Regiment Herzog Louis hatte unausgeſegt den Bewegungen des Kaiſers zu folgen , mußte bald längere Zeit an der Straße halten, während dieſer Stellungen beſichtigte, Meldungen über das vorn engagirte Gefecht entgegen

nahm , dieſes und jenes zur Seite der Straße aufgeſtellte Regiment mit kurzen Worten begrüßte , bald wieder ſich in ſcharfes Tempo

reßen , um mit dem vorauseilenden Feldherrn gleichen Schritt zu halten. War der heutige Tag auch bei Weitem weniger fatigant wie der geſtrige, an dem ohne Unterbrechung dem Wagen des Rai

ſers gefolgt werden mußte , ſo war die Anſtrengung doch vollkom men genügend. Dazu kam noch , daß der Anfangs heitere Früh lingstag durch ein ernſthaftes Gewitter unterbrochen wurde, ſo daß unſere Iäger gegen Abend bis auf die Haut naß zu Vohburg ein trafen , wo der Kaiſer ſein Nachtquartier nahm. Das Regiment

erhielt Befehl, ebenfalls daſelbſt zu bleiben und ſich „militäriſch ein zuquartieren ." Das ganze Städtchen aber war von Franzoſen an gefüllt , und ſah es daher mit der Einquartierung ſchwierig aus ; das Wetter war nebenbei immer noch grauenvoll, und ein Bivuak auf dem Marktplaß eben nicht einladend. Auf den Ruf : wir ſind die Eskorte des Raiſers ! wurde denn doch noch mancher Stall und 7 *

100

Schuppen mit gutem und böſem Willen eingeräumt, fand ſich hie und da noch ein Plat für die Louisjäger.

An Fourage war auch

Mangel und die Pferde ſeit zwölf Stunden in Bewegung, waren ſeit dem frühen Morgen nicht gefüttert worden . Da galt es Hülfe ſchaffen . Auf dem Markte hielten lange Reihen von Fouragewagen,

auf jedem ein franzöjiſcher Küraſſier zur Bewachung. An die mach ten ſich denn unſere Jäger ; während der Eine, der ein Bischen franzöjiſch radebrechen konnte, mit dem Küraſſier ein Geſpräch an zuknüpfen und ſeine Aufmertjamfeit abzulenken ſuchte , frochen die Anderen unter den Wagen, ſchnitten die Haferſäcke auf und ließen den Inhalt in die eigenen Futterſäcke laufen . Die Liſt gelang und bekam den hungrigen Pferden ſehr wohl. 20. April. Schlacht bei Abenberg.

Das Reſultat der geſtrigen allerdings mehr oder weniger ver: einzelten Kämpfe zwiſchen Regensburg und Pjaffenhofen war die Da glückliche Vereinigung des rechten Flügels – 2 Diviſionen Refe Vandamme und . Corps VIII . und vouſt's mit dem VII bvre – , und das Werfen der Deſterreicher aus der faum begon

nenen Offenſive in die Defenſive. Gleichzeitig hatte Maſſena mit dem IV . Corps dem II. Corps unter Dudinot bei Pfaffenhofen

die Hand gereicht, ſo daß dadurch der linke Flügel der Deſterreicher

und die Rückzugslinie auf Landshut von mehr als 100,000 Mann bedroht war.

Napoleon rekognoszirte am Morgen des 20. von den Höhen bei Abensberg die Stellung der Oeſterreicher, die ſich von Dinzlin gen über Hauſen, Bachel, Offenſtetten , Siegenburg bis Mainburg ausdehnte, dann wandte er ſich an die Truppen der deutſchen Ver bündeten , richtete zunächſt an die Bayern und dann an die Würt

temberger ermunternde Worte. Legtere Anrede, die von General Theobald den Truppen verdeutſcht wurde, lautete wie folgt : Soldats du Wurtemberg ! Vous allez combattre un ennemi qui depuis long temps a tyrannisé l'Alle magne. Les Hongrois, les Bohemiens, les Autrichiens ont de tout temps regardé l'Allemagne comme leur Patrimoine.

Comme Protecteur de la Conféderation du Rhin , Je me suis mis à votre tête. Votre Souverain n'avait auparavant qu'une poignée de troupes qui n'étaient regardées que comme des troupes de contingent. J'ai agrandi ses états et aujourd'hui il est devenu une Puissance dans L'Europe.

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Rendez vous digne de combattre à côté de la grande armée et de meriter

la confiance, que Je mets en Vous ; Je me trouve seul au milieu de Vous , Je n'ai aucun Français autour de moi, ce qui est un honneur sans exemple. Je compte aujourd'hui principalement sur Vous, Je n'ai jamais tourné le dos à l'ennemi et Je ne commencerai sûrement pas à présent. Dans un mois nous serons à Vienne.

Darauf wurde der Befehl zum Angriff Morgens 9 Uhr er theilt. Marſchall Lannes , für ſeine Perſon in der Frübe bei der

Armee eingetroffen , rückte mit den beiden Diviſionen Davouſt's von Arnhofen auf der Straße nach Rohr vor, zwei bayeriſche Di viſionen über Offenſtetten und Kirchdorf; das württembergiſche Corps formirte ſich auf dem rechten Flügel auf den Höhen von Abensberg. Eine bayeriſche Diviſion ſtand am Uebergang über die Abens bei Biburg ; Davouſt mit dem Reſt ſeines Corps – 22 Di viſionen - in der Stellung des geſtrigen Tages bei Hauſen ; Mont

brun wie zuvor bei Abbach an der Straße nach Regensburg; die Küraſſier- Diviſion St. Sulpice als Reſerve bei Oberſaal. Legtere drei zur Deckung gegen den öſterreichiſchen rechten Flügel. Das Regiment Herzog Louis , im Eskorte-Dienſt beim Kai ſer durch das Jäger-Regiment König abgelöst, traf von Vohburg aus wieder bei ſeinem Corps ein, das von Abensberg gegen Bruch: bof avancirte. Der allgemeinen Bewegung folgend , rückte es dem Gros der Infanterie nach. Auf dieſem Marſch batte es Abensberg

und vor dem Ort die Abens zu paſſiren ; die Brücke über das Flüß

chen , durch den ſtarken Gebrauch der legten Tage unſicher gewor den , frachte unter den Fußtritten der erſten Züge ; baber machte

das Regiment Kehrt , und ſuchte außerhalb des Orts hinüber zu gelangen, da kamen die erſten Kugeln aus der feindlichen Plänkler kette herübergeflogen das war der den Meiſten noch von Schle ſien her bekannte Ton , der die Fäger hier von Neuem begrüßte ; das feindliche Blei pfiif den Unſrigen tüchtig um die Ohren , für dieſmal jedoch ohne Schaden zu thun. Bald aber ſollte es anders kommen . Die Deſterreicher wurden nach heftigem Kampf über Rohr zurück gegen die Laaber gedrängt. In dieſem von waldigen Höhen, Bächen , Sümpfen und Moräſten vielfach durchſchnittenen Terrain

gab es für die Cavalerie keine Gelegenheit zum Einbauen, ſie mußte ſtets in der Reſerve den Infanteriemaſſen Schritt für Schritt fol

gen , bald eine halbe Stunde halten, bald wieder auftraben. Bei dieſer Gelegenheit, als man genöthigt war, einen längeren Halt zu machen , wahrſcheinlich bei dem hartnädigen Kampf um Kirchdorf,

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fam das Regiment in ſehr heftiges feindliches Artilleriefeuer. Die Rugeln ſchlugen gewaltig in die dichtgeſchloſſenen Colonnen ein ; bis das Regiment dieſen unbequemen Blaß mit einem anderen vers tauſchen durfte , wurden dem Commandeur des Regiments , Major Graf Waldburg, dem Sec.- Lieut. Finch und drei Jägern nach einander die Pferde unter dem Leibe erſchoſſen , Jäger Straub durch eine feindliche Kugel getödtet und ein Mann verwundet. Die Leib - Escadron wurde während des Gefechts , wahrſcheinlich ſchon vor dieſem Moment, zur Bedeckung einer Batterie von 6 Geſchüßen nach Siegenburg detacirt. In welcher Weiſe dieſelbe ſich dort am Stampfe betbeiligte, iſt nicht bekannt; Unteroffizier Röhm der

Leib -Escadron erhielt jedoch für die Schlacht bei Abensberg die ſilberne Medaille, woraus hervorgehen möchte, daß die Schwadron Gelegenheit gefunden bat, ſich auszuzeichnen . Die Schlacht endete mit dem gänzlichen Rückzug der Deſter reicher hinter die Laaber nach Einbruch völliger Dunkelheit. Die

franzöſiſche Armee ſtand Abends mit dem rechten Flügel : Oudinot und Maliena bei Pfaffenhofen ; Centrum : Lannes , Lefebvre und Vandamme zwiſchen Pfaffenhofen und Rottenburg ; linker Flügel : Davouſt und Montbrun wie zuvor bei Hauſen und Abbach .

- Das württembergiſche Corps ſtand – Hauptquartier

Siegenburg – zwiſchen Siegenburg und Rottenburg. Das Regi ment Herzog Louis hatte ſein Bivuat an einem Waldſaum be zogen . Weiteren Verluſt als den oben angeführten hatte es an dieſem Tage nicht erlitten . Während der öſterreichiſche rechte Flügel , noch ohne Ahnung

von dem Schickſal des linken, das in Regensburg zurückgebliebene franzöjiſche Regiment zur Kapitulation nöthigte , war leşterer

der linke Flügel – alſo durch Napoleon zurüdgeworfen ; nun galt es, den Sieg durch gänzliche Trennung beider öſterreichiſchen Flügel zu vervollſtändigen, die durch den Beſitz von Regensburg ſoeben erſt in Verbindung zu treten das Mittel gefunden hatten. Dieſe Tren nung aber ſollte folgenden Tages durch ein kräftiges Verfolgen des feindlichen linken Flügels in der Richtung auf Landshut, Braunau u . . w . effektuirt werden, während der rechte Flügel ſo lange durch 2 Diviſionen Davouſt's , 2 Diviſionen Lefebvre'z und Montbrun zwiſchen der Laaber und Donau beſchäftigt und feſtgehalten wurde. Erſt wenn der linke Flügel vollſtändig geſchlagen war, wollte Na poleon ſich zu dem rechten umwenden , um dann dieſen mit über legenen Kräften anzufallen .

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21. April. Treffen bei landshut.

Das Vorrücken gegen Landshut wurde durch Maſſena über Freiſing und Moosburg, durch Lannes über Ergoltingen, und in der Mitte durch Vandamme mit dem württembergiſchen Corps und der bayeriſchen Diviſion Wrede ausgeführt. Das württem bergiſche Corps brach in der Morgenfrühe aus ſeinem Bivuak bei Siegenburg auf und marſchirte , die Avantgarde von Major von Spigemberg geführt, über Pfeffenhauſen und Altdorf – bei Ober neubauſen ein Vorhutgefecht mit öſterreichiſchen Ulanen beſtehend auf Landshut. Bei der Ankunft der Colonnen Lannes' und Vandamme's waren die Truppen des öſterreichiſchen fünften und

ſechſten Corps noch diesjeits der 3ſar ; durch einen Pontontrain jenſeits des Fluſjes, der in einem Hohlweg - der Rückzugslinie ſtedte, ſowie durch maſſenhaft in der Stadt zuſammengedrängte

Bagage entſtand beim Rückzug des Feindes über die Brücke und durch die Straßen von Landshut eine grenzenloſe Verwirrung. Zwei Compagnien der Bataillone Brüſjelle und Neuffer führten den Sturm auf die Brücke aus , nachdem Beſſieres mit der vereinigten Cavalerie : einer franzöſiſchen Küraſſier- Diviſion, dem bayeriſchen Iten Dragoner - und Iten Chevauleger- Regiment und der württembergiſchen Cavalerie die öſterreichiſchen Ulanen und Huſaren ( E.-H. Karl und Liechtenſtein ) vertrieben hatte. Sur eigentlichen Thätigkeit zum Einbauen - tam es auch hier wie

der nicht für unſer Regiment, dem mit dem größten Theil der übrigen Cavalerie die Rolle des Zuſchauers im feindlichen Feuer zugefallen war , ohne jedoch Verluſt zu erleiden. Die auf den

Höhen aufgefahrenen Batterien und das Heranrücken Maſſena's vervollſtändigten den Sieg. Um 1 Uhr Mittags war Landshut in unſeren Händen , der Feind in vollem Rückzuge , von Beijieres mit den Diviſionen Wrede , Molitor, 2 Jäger- und dem beſſen darmſtädtiſchen Chevauleger - Regiment lebhaft bis Geiſenhauſen verfolgt ; während die Deſterreicher unter Hiller Nachts 1 Uhr 1

Neumarkt erreichten , ihre Arrieregarde unter Radesky) biburg.

Vils

Um jegliche Verbindung der beiden öſterreichiſchen Flügel zu unterbrechen und dadurch den rechten Flügel ſo lange wie möglich im Ungewiſſen über die Begebenheiten beim linken Flügel zu laſſen, mußte noch in der Nacht vom 21. auf den 22. auf Befehl Napo

leon's die leichte Brigade Hügel mit dem Jäger-Regiment Her

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jog Louie nach dem 4 bis 5 Stunden von Landshut entfernten Ergoltsbach aufbrechen , ein daſelbſt poſtirtes feindliches Detachement aufzuheben. Nachdem abgefüttert und an die Mannſchaft, die ſeit dem frühen Morgen zu Pferde, etwas Zwieback ausgetheilt worden war, wurde abmarichirt. Es war ein beſchwerlicher Nachtmarſch, vielfach auf ſchwammigem Boden, der Morgens 4 Uhr am 22. die

Colonne in die Nähe von Ergoltsbach brachte. Der Angriff auf das Dorf in zwei Abtheilungen , das Jäger- Bataillon König an der Spige , gelang vollkommen ; ein Offizier und 40 Huſaren vom

Regiment E.-H. Ferdinand wurden gefangen genommen. Nur drei Stunden Ruhe wurden darauf den ermüdeten Truppen gegönnt, die ſeit dem frühen Morgen des vorigen Tages auf den Beinen waren ; dann mußte zu weiterem Vorrücken angetreten werden. 22. April. Schlacht bei Edmühl.

Davouſt und Lefebvre hatten am 21. zur Zeit des Kampfes bei Landshut mit dem rechten öſterreichiſchen Flügel bei Leuern dorf , Schneidert und Schierling ernſthafte Gefechte zu beſtehen gehabt. Das gänzliche Ausbleiben aller Nachrichten über das 5te und 6te Corps ließen endlich den Erzherzog Karl, der ſich auf dem rechten Flügel befand, das Schickſal Hiller's vermutben. Eine

Vereinigung mit ihm, die bisher noch ſtets gehofft worden , ſchien ſomit unmöglich zu werden, und der Erzherzog entſchloß ſich daher zum Ergreifen der Offenſive auf den linken Flügel der franzöſiſchen Armee in der Richtung auf Abbach, die mit Truppen des 2ten, 3ten und 4ten Corp8, ca. 72,000 Mann, um 12 und 1 Uhr Mittags in drei Colonnen durch einen Rechtsabmarſch begonnen werden ſollte. Bis zu dieſem Zeitpunkte ſtanden ſich die öſterreichiſchen und fran

zöſiſchen Generale abwartend gegenüber, legtere der Ankunft Napo leon's von Landshut harrend, um dann ihrer Seits ſeine Angriffs bewegungen zu unterſtügen.

Dieſer hatte mit Zurücklaſſung des Dudinot'ſchen Corps als Reſerve bei Landshut (das württemberg. Inf.-Reg. Neubronn als Beſagung der Stadt) Morgens um 4 und 5 Uhr ſeinen Marſch in der Richtung gegen die Laaber und Regensburg mit den beiden Diviſionen Lannes ', den Corps von Majiena und Vandamme

und der Küraſſier - Diviſion Nanſouty's angetreten . Vandamme bildete die Avantgarde. Nachdem dieſer die leichte Brigade Hügel bei Ergoltsbach mit dem Gros ſeines Corps eingeholt hatte, nahm erſtere und die Cavalerie die Spiße der Colonne. Auf dem Marich

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von Ergoltsbach über Buchbauſen nach Eckmühl wurde Pr.-Lieut. Gremp von Freudenſtein mit einer Patrouille zur Aufklärung der rechten Flanke gegen Straubing entſendet ; verſchiedene Male auf ſeiner Erpedition Mitten zwiſchen öſterreichiſche Detachements gerathend, gelang es ihm doch ſtets und ohne einen Mann zu ver

lieren, zwiſchen dieſen durchzuſchlüpfen, und als er bei einer dieſer Gelegenheiten genöthigt war , eine feindliche Infanterie- Abtheilung anzugreifen, der er nicht mehr ausweichen könnte, war er ſo glück lich , dieſe über den Haufen zu werfen und 18 Mann derſelben als Gefangene zum Regiment zurückzubringen. Leşteres war mit den übrigen Cavalerie- Regimentern als Avantgarde in der Höhe von

Lintach und Buchhauſen angekommen , als es auf die erſten feind lichen Reiter der Brigade Vukaſſowich ſtieß , welche während des

beabſichtigten Offenſivſtoßes des Erzherzogs Marl die Straße nach Landshut zu beobachten hatte. Es mochte 1 Uhr ſein. Die feind liche Cavalerie , Anfangs Widerſtand leiſtend , wurde durch unſere Angriffe geworfen, und da das Terrain bier ſehr durchſchnitten und waldig , wurde die leichte Infanterie-Brigade vorgezogen . Säger Hartmann , der ſich unter den Plänklern des Regiments befand,

und mit dieſen zuerſt auf die feindlichen Flankeurs traf , zeichnete fich hiebei beſonders aus , indem er – der Vorderſte - auf den Feind zuritt und keck auf denſelben einhieb. Später wurde er, ſchwer verwundet gefangen genommen , ſeşte ſich aber , als er rück wärts transportirt werden ſollte, in Freibeit, und traf wieder beim

Regiment ein. Das Jäger - Bataillon König ging zum Angriff auf das Dorf Buchhauſen über , zu einer Zeit , als der Erzherzog ſeine Offenſivbewegung taum begonnen hatte , um nun durch die Meldung des Angriffs bei Buchhauſen und Eckmühl ſofort in ſeinem

Vorrücken aufs Ueberraſchendſte gehemmt zu werden. Es war 2 Uhr, als Buchhauſen genommen wurde ; die Bataillone König, Wolff * und Brüſielle beſegten daſſelbe nebſt den rechts und links gele genen Waldungen, und machten dadurch das Debouchiren der Cava:

lerie und reitenden Artillerie möglich. Leştere ging jenſeits des Dorfes vor , proßte ab und eröffnete ein lebhaftes Feuer auf die feindlichen Colonnen ; ein paar bundert Schritte hinter den beiden

württembergiſchen Batterien ſtanden die Cavalerie-Regimenter Ches vauleger Herzog Heinrich, Jäger König und Herzog Louis in Echelons mit großen Intervallen aufmarſchirt. Nach einiger

Zeit fuhr unſeren Batterien gegenüber feindliche Artillerie auf, die das Feuer lebhaft erwiderte. Dieſe kanonade, in der die Cavalerie

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rubig ausbarren mußte, dauerte eine halbe Stunde, während welcher Zeit das Regiment einen Verluſt von 2 tobten -- Jäger Hamm und Schips der Leib - Escadron - und 6 verwundeten Sägern, 10 tobten und 2 verwundeten Pferden hatte ; ,,dem obngeachtet,"

äußert ſich 6.-L. v. Wöllwarth über dieſen Moment, „wurde die Ordnung und Nube der Leute nie im Geringſten unterbrochen, ſon dern das Feuer vielmehr mit einer Kälte aufgenommen , die alle

meine Erwartungen übertraf.“ Die Brigade Hügel rüdte hierauf gegen Edmühl vor , das vom Feinde ſtark beſeßt und ſtandhaft vertheidigt wurde. Der Kampf war ein äußerſt hartnädiger und langwieriger. Die feind liche Cavalerie, welche die Vertheidigung von Eckmühl durch Flan kenbewegungen zu unterſtügen ſuchte, wurde von unſeren Reitern ge worfen ; Napoleon, in der Näbe baltend, ertheilte dem Commandeur

des Jäger- Regiments Herzog Louis den Befehl, die zurückgebende Cavalerie durch ein Detachement verfolgen zu laſſen. Sofort läßt Graf Waldburg die Leib - Escadron , St. - Rittm . v . Hartitich, und die Escadron Münch ingen unter St.- Rittm. v . Werder's Führung (Maj. v . Münchingen war für heute beim Stab comman dirt) abſchwenken , die in wildem Rennen hinter dem Feinde ber

brauſen , ihn vollends in die Flucht ſchlagen , und erſt in ſpäter Nacht, nachdem ſie von der Verfolgung abgelaſſen und vom Feinde

unbeläſtigt abgefüttert haben , wieder im Bivuak des württember: giſchen Corps eintreffen . Endlich fiel Edmühl, nach lange hin- und herwogendem Kampfe, in unſere Hände , der Feind räumte es mit Zurücklaſſung von 400 Gefangenen, die Cavalerie folgte der voran marſchirenden In fanterie durch den brennenden Ort, die feindlichen Kugeln ſchlugen beim Paſſiren deſſelben rechts und links in die Colonne ein. Die

Stellung der Oeſterreicher am jenſeitigen Laaberufer auf den Höhen von Schierling. Ober- und Unter-Leuchling , und quer über die Regensburger Straße , die man von Lintach und Buchhauſen in

ihrer ganzen Ausdehnung überſehen hatte, bildete jegt das Angriffs objekt , doch konnte der Widerſtand des Feindes, der gleichzeitig in der Front von Vandamme, Lannes und Maſjena , in der rechten Flanke von Davouſt und Lefebvre angegriffen wurde , von feiner

langen Dauer ſein. Nachdem er von den Höhen zurückgetrieben war, entwickelte ſich zwiſchen Schierling und Unter - Leuchling unſere Ca valerie , die mit den Diviſionen St. Sulpice und Nanſouty aus 17 Regimentern beſtand , nämlich 2 Rarabinier- , 7 Küraſſier-,

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3 bayeriſchen und 4 württembergiſchen Negimentern. Dieſe Cava lerie, durch das Defile von Eckmühl unter dem Schuße der Infan=

terie und Artillerie debouchirend , deployirte jegt unter den Augen Napoleons, der auf ſeinem Schimmel auf der Höhe bielt, die Rü raſſiere auf dem rechten Flügel , die württembergiſchen Reiter im Centrum, die bayeriſchen auf dem linken Flügel , ſtets im Bereich 1

des feindlichen Artilleriefeuers.

Nach einem heldenmüthigen Widerſtand der feindlichen Cava lerie , nach einem Kampf , der oft Mann gegen Mann mit großer Erbitterung geführt wurde, wobei das Chevauleger-Regiment Her

zog Heinrich links zu Davouſt entſendet , kräftig mitwirkte , das Jäger-Regiment König in der Front attatirte, die zwei bier vor handenen Schwadronen der Louisjäger aber nicht mehr zum Einbauen kamen - nur Lieutenant von Adelsbeim des Regiments

im Verein mit Lieutenant von Boje vom Jäger-Regiment König wurden mit ihren Zügen datachirt, um ein in der Flanke gelegenes Gehölz von den öſterreichiſchen Jägern zu ſäubern – behaupteten

die Unſrigen das Schlachtfeld. Einzelne Gegenangriffe feindlicher Cavalerie-Abtheilungen waren nicht mehr im Stande, die verlorene Schlacht wieder herzuſtellen , die einbrechende Dunkelbeit machte

derſelben überdieß ein Ende. Der Feind lagerte unter den Mauern von Regensburg , mit Vorpoſten bei Unter-Traubling und Lerchen

feld, auf den Straßen nach Köffering und Gebelkofen . Abends um 9 Uhr defilirte die geſammte Cavalerie bei Eglofs heim , dem Hauptquartier Napoleon's, vor dieſem vorbei ; da erhielt General-Lieut. von Wöllwarth vom Kaiſer den Befehl, mit der württembergiſchen Cavalerie gegen die Regensburg - Straubinger Straße vorzurücken , um die in jener Richtung retirirende öſterrei chiſche Bagage zu erbeuten. General Wollwarth batte jedoch

augenblidlich nur 6 Schwadronen zur Dispoſition : das Regiment Jäger zu Pferde König und 2 Escadrons Herzog Louis Commandeur- Escadron und Escadron Raßler -- ; das Regi ment Heinrich - Chevaulegers war bei dem großen Cavalerie: Angriff von ſeiner Diviſion getrennt, und das Regiment Leib Chevauleger8 ſchon früher, faſt gleichzeitig mit den beiden anderen Schwadronen der Louisjäger gegen die Iſar detachirt worden. Mit dieſen 6 Schwadronen alſo brac G.-L. von Wöllwarth Abends auf; das war die zweite Nacht , in welcher das Regiment Herzog Louis nicht zur Ruhe kommen ſollte. Die feindliche

Bagage aber hatte ſchon einen zu großen Vorſprung gewonnen, und

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war troß des ſchärfſten Reitens nicht mehr einzuholen ; dagegen ſtieß man auf eine Schwadron feindlicher Dragoner (welche gegen Straubing entſendet war , um nöthigen Fals die dortige Donau brücke zu zerſtören ), und auf feindliche Infanterie, auf beide in der

Gegend von Geisling und Pfatter, 3 bis 4 Stunden von Eglofsheim entfernt, dicht an der Donau. Von der Anweſenheit der feindlichen Cavalerie erhielt man unterwegs Runde , und Sec.-Lieut. von Adelsheim , der die Spiße führte, erhielt zur Orientirung folgende Anhaltspunkte: Er habe in der bezeichneten Richtung zwei Orte zu paſſiren (wahrſcheinlich Mosham und St. Gilgen ), wenn er in die Nähe des dritten ( Geisling) komme, ſolle er ſich dieſem mit größ ter Vorſicht nähern , finde er ſich auf dem Rückweg nicht mehr zu recht, jo dürfe er als Signal den Ort Nr. 2 anzünden. Lieutenant

von Adelsheim ſchlug die richtige Direktion ein und traf, nach dem er die beiden erſten Orte hinter ſich gelaſſen, ganz richtig vor Geisling Nachts um 11 Uhr ein. Die Annäherung wurde weder durch feindliche Vedetten , noch durch andere Hinderniſſe geſtört, .

vom Dorfe berüber leuchteten viele Lichter , dieſe und lebhaftes Hundegebel ließen auf die Anweſenheit des Feindes ſchließen. Uns

teroffizier Heinzmann der Escadron Raßler ſaß ab und ſchlich ſich an das nächſte Haus , aus welchem Licht entgegen ſchimmerte, gewahrte feindliche Dragoner in demſelben , und kehrte mit dieſer Nachricht zur Schwadron zurück. Der Ort wurde ſo leiſe wie mög lich umſtellt, und dann auf ein gegebenes Signal von drei Seiten

unter furchtbarem Geldrei überfallen. Die feindlichen Dragoner vom Regiment Rieſch , welche ſich ſorglos einquartiert hatten und in den Häuſern zerſtreut waren , wurden vollſtändig überraſcht und

nach verſuchter Gegenwehr faſt ohne Ausnahme gefangen genom men, die Pferde erbeutet. Der Horniſt Horlacher, welcher, einer der Erſten in der Dorfgaſſe, dieſe — fortwährend Fanfaren ſchmet ternd

durchiagte , zeichnete ſich beſonders aus. Dem Regiment

fielen von den Beutepferden 27 Stück zu, welche an die Schwadro nen ziemlich gleichmäßig und wohl je nach Bedürfniß vertheilt wurden : Leib-Escadron 6 , Commandeur - Escadron 6 , Escadron Münchingen 8 , Escadron Raßler 7 Pferde . Diejenigen Offiziere, welche deren bedurften, hatten ſich ſchon vor dieſer Vertheilung mit 1

Pferden aus der Zahl der erbeuteten verſehen. Als ſolche, welche die Pferde vorzugsweiſe erbeutet batten, und fernerhin auch die Er laubniß erhielten , ſich mit denſelben beritten zu machen , werden

genannt : Unteroff. Guttinger, Jäger Schaß, Geigle, Denner , 1

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Kächele der Commandeur-Escadron ; Unteroff. Hünger, Weiß, Jäger Oſt, Ries , Mayer , Höfelich der Escadron Raßler. Ohne Zweifel machten dieſe Leute keinen ſchlechten Tauſch, da ge wiß die öſterreichiſchen Pferde nicht in der Weiſe abgetrieben waren , als es die württembergiſchen nach den Anſtrengungen der legten Tage ſein mußten.

Gleichzeitig wurden in Pfatter (eine halbe Stunde von Geiss vorzugsweiſe wohl durch das ling) 160 feindliche Infanteriſten Jäger - Regiment König – aufgehoben. Sehr ermüdet febrten endlich gegen Morgen die Louisjäger mit ihrer Beute in's Bivuak =

bei Eglofsheim zurück. Da die Pferde der öſterreichiſchen Dragoner

abgeſattelt in den Ställen des Dorfes ſtanden, ſo wurde fein Sat telzeug erbeutet . 23. April. ( Gefecht bei Regenburg .)

Erzherzog Karl fand es nicht für rathſam, mit der Donau im Rücken eine neue Schlacht anzunehmen , ſondern beſchloß den Rück zug auf's linke Ufer, der aus der eingenommenen Stellung zwiſchen Regensburg und Burgweinting mit Tagesanbruch angetreten wurde. Zwiſchen 8 und 9 Uhr ließ Napoleon die zur Deckung des Rück zuges auf dem rechten Ufer zurückgebliebenen Streitkräfte angreifen. Das Gefecht, welches erſt gegen Abend mit der Erſtürmung Regens burgs endete , ſollte dieſmal dem württembergiſchen Corps keine Gelegenheit zur Thätigkeit geben , indem Vandamme *) und die Küraſſier- Diviſion St. Sulpice in Reſerve blieben . Ueberſchauen wir nochmals die Thätigkeit des Regiments Her zog Louis in den Tagen vom 18. bis 22. , ſo muß man geſtehen, daß dasſelbe geleiſtet hat , was man nur von einer tüchtigen Rei tertruppe verlangen kann. Rechnen wir die ganze während dieſer Zeit zurückgelegte Strecke zu 25 Meilen ( Donauwörth bis Ingol ſtadt 5 Min. , von Ingolſtadt in's Abensthal und nach Vohburg zurück mindeſtens 4 Min ., Vohburg bis Abensberg und Rohr 5 Min ., Siegenburg , Landshut bis Ergoltsheim 6 Min .,! Ergoltsheim bis Pfatter und zurück nach Eglofsheim 5 Min.), was gewiß ſehr gering angeſchlagen iſt, ſo gibt das auf den Tag 5 Meilen, dazu am 20., 21., in der Nacht vom 21. auf den 22. , am 22. und in der Nacht .

1

*) Vandamme wurde bei Edmühl leicht verwundet, blieb aber bis zum Abend auf dem Schlachtfelde.

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vom 22. auf den 23. mehr oder minder anſtrengende Gefechte.

Während der ganzen Zeit wird der Sattel höchſtens in Vohburg und vielleicht, aber unwabricheinlicy, im Bivuak nach der Schlacht

von Abensberg vom Pferde gekommen ſein . Durch dieſe fortwäh renden Anſtrengungen ſtürzten dem Regimente in der fünftägigen Periode (einſchl. der 3 oben angeführten ) 12 Pferde, 7 ſtarben bald

nachher an Entkräftung; der ganze Verluſt des Regiments beſtand bis zum 28. April in 28 Pferden .

Dieſer wurde jedoch durch die

erwähnten 27 Beutepferde in ſofern gedeckt, als die beſſeren derſel ben in's Regiment einrangirt wurden , alle Handpferde aber unter 1 Unteroffizier und 11 Mann in ein Depot nach Abensberg geſchidt

wurden, welches Lieut. von Breuning vom Reg. Jäger König commandirte.

Auf den in Folge dieſer Schlachttage von Sr. Majeſtät dem König ertheilten Befehl , diejenigen Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten namentlich anzuführen , welche ſich beſonders hervorge than bätten , erſtattete Gen. -Lieut. von Wöllwarth , allerunter thänigſten Bericht, daß an dieſen glorreichen Tagen Alles in den

Regimentern vereint gewirkt hat und Einzelne keine Gelegenheit fanden , ſich vorzüglich auszuzeichnen , wohl aber alle Regimenter mit Standhaftigkeit und hohem Muth den zerſtörendſten Kanonaden und kleinem Gewebrfeuer troßten , und die anbefohlenen ſchnellen Bewegungen mit Pünktlichkeit und grenzenloſer Bravour unter den Augen Sr. Majeſtät des Raiſers Napoleon und der Marſchälle von Frankreich ausführten ."

Am 23. und 24. April hielt Napoleon große Heerſchau über die verſchiedenen Corps ab und theilte Belohnungen an die Tapfer ſten aus. Zu dieſer Zeit ſeşte die öſterreichiſche Armee unter dem

Erzherzog Karl ihren Rückzug nach Cham und von da weiter nach Böbmen fort, vom Marſdall Davouſt Anfangs beobachtet und be

unruhigt , bis dieſer – die Richtung auf Paſſau nehmend

ſich

wieder der großen Armee näherte , welche beſtimmt war , auf dem rechten Donauufer gegen Wien vorzubringen. In dieſer Richtung war Beſſieres dem retirirenden General Hiller - wie oben erwähnt gefolgt. Jedoch ging das Vorrücken des franzöſiſchen Corps nur langſam von Statten, auch gelang es Hiller , ebe er den weiteren 1

Rückzug jenſeits des Inn's fortſegte , der gegen Neumarkt vorpouſa

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ſirten bayeriſchen Diviſion noch durch einen geſchickt ausgeführten Rückſtoß einigen Verluſt beizubringen .

Am 24. April wurde das Corps Vandamme's gegen die fleine Laaber zurückgezogen – mit Ausnahme des Chevauleger

Regiments Herzog Heinrich, das im Hauptquartier des Kaiſers, und des Infanterie-Regiments Þ hull , welches einſtweilen als Be ſaßung von Regensburg zurüchlieb. Die württembergiſche Cavalerie Diviſion - nur noch 3 Regimenter – bezog ein Bivuat bei Ober Lindhardt, wurde jedoch am 25. in Cantonnements verlegt , wobei das Regiment Herzog Louis mit dem Stab und 2 Schwadro nen nach Pfaffenberg, mit 2 Schwadronen nach Oſterham kam , endlich auf einen Tag die nothwendige Ruhe findend. Aber auch nur auf einen Tag , denn ſchon am 26. in der Frübe zwiſchen 1 und 2 Uhr wurde nach Landshut marſcirt und dort ein Bivuak bei Efenbach bezogen. Auch Napoleon verlegte an dieſem Tag

ſein Hauptquartier nach Landshut, um mit aller Energie auf Wien mit dem Gros der Armee vorzubringen, während Davouſt als Re ſerve über Paſſau, Linz und St. Pölten zu folgen hatte , dem als

weitere Unterſtüßung Bernadotte mit dem ſächſiſchen Corps längs der böhmiſchen Grenze nachrückte. Im Bivuack bei Efenbach ſtieß denn auch Prem.-Lieut. von Schüß mit ſeinem Commando wie der zum Regiment. Er war nach dem gehaltenen Raſttage am 20. April von Ingolſtadt nach Neuſtadt marſchirt und von da auf den Punkt gerügt , der ihm als Rendezvous bezeichnet worden,

und den das Regiment vor der Schlacht bei Abensberg eingenom men hatte. Das Regiment fand er daſelbſt nicht mehr vor , traf aber auf den General Vandamme, der ihn mit ſeinem Detachement

zum Beziehen einer Vorpoſtenſtellung commandirte. Am 21. hatte er ſich dann dem Jäger-Regiment König angeſchloſſen , war mit dieſem gegen Landshut marſchirt, war abermals Vandamme be gegnet , der ihn wieder an ſich gezogen und als Eskorte bei ſich

behalten hatte , in welcher Eigenſchaft er in Landshut hatte über nachten müſſen. Am 22. in der Frühe mit dem Corps gegen Ed mühl aufgebrochen und von Vandamme befehligt , nach Altdorf zu

marſchiren, wo er das Regiment treffen werde, wandte Schüß ſich dorthin, fand das Regiment aber wieder nicht, verfolgte jedoch die von demſelben genommene Direktion ſo gut wie möglich. Dabei ſtieß er auf den General von Theobald , wurde von dieſem ange wieſen, ſich an das Infanterie- Regiment Kronprinz anzuſchließen und von Cavalerie ſo viel wie möglich an ſich zu ziehen , worauf

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Der Lieutenant Viſcher ( ob und mit wieviel Pferden iſt unbekannt) denſelben noch verſtärkte. Die Nacht wurde in der Reſerveſtellung

der Linien - Infanterie bivuatirt, die mit Ausnahme des 2ten Ba taillons Cammerer bei Eckmühl nicht ins Feuer fam . Am 23. er hielt Premier -Lieutenant von Schütz durch den Commandeur des Regiments Kronprinz den Befehl , wieder bei ſeinem Regimente ein

zurücken, traf auch glücklich im Bivuak von Eglofsheim das würt tembergiſche Hauptquartier , nicht aber ſein Regiment, das nach eingezogenen Erkundigungen ſich im Gefolge des Kaiſers befinden follte. Auf obige Nachricht bin marſchirte er am 24. gegen Regens: burg vor, von da an demſelben Tage in der Richtung von Strau

bing, wobin das Regiment ſich begeben haben ſollte. Auch auf dies ſem Wege feine Spur findend, quartierte er ſein Commando für

die Nacht in dem Dorfe Schönach ein , ging am 25. nach Strau bing und auf daſelbſt erhaltene Ordre am 26. über Wink wieder nach Landshut, in deſſen Nähe er denn endlich nach langen Irr

fahrten ſich wieder mit dem Regimente im Bivuak von Eßenbach vereinigte.

Am 27. wurde der Vormarſch gegen den Inn angetreten , für das württembergiſche Corps bis Vilsbiburg ; der Marſch war be ſchwerlich, von ewigen Stodungen unterbrochen, welche die unzähli gen , die ganze Straße bedeckenden Trains, ſo wie die Rürajjier

Diviſionen verurſachten, die zu gleicher Zeit abmarſchirt , unſeren Marſch mehrfach freuzten. Die Infanterie bezog Abends ein Bivuak, die Cavalerie wurde in der Nähe einquartiert, wozu dem Regiment Herzog Louis zwei kleine Dörfer angewieſen wurden , in denen man ſich ſo gut wie möglich behalf.

Am 28. ſollte der Marſch über Neumarkt nach Neu - Oetting fortgeſegt werden, um daſelbſt den Inn zu überſchreiten ; da aber die dortige Brücke abgebrannt war , mußte rechts abgebogen und

der Umweg über Mühldorf am Inn eingeſchlagen werden . Kaum in dieſer Richtung , begegnete dem

VIII . Corps die Küraſſier

Diviſion St. Sulpice , welche vorausmarſchirend wieder Kehrt ge

macht hatte, da die Brücke über die Salza bei Burkhauſen gleich falls nicht zu paſiren war. Da in der Nähe von Mühldorf, wo man auf dieſe Nachricht bin ſtehen blieb, alle Ortſchaften überfüllt

waren, mußte nach einem Marſche von 4 Meilen beim furchtbarſten Regen wieder bivuatirt werden.

Am 29. wurde am linken Innufer abwärts marſchirt , in der Abſicht dieſen Fluß bei Braunau zu überſchreiten , wodurch man zu

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gleich die Salza = Paſſage umging, da die Salza zwiſchen Markt! und Braunau jich in den Inn ergießt. In Simbach, Braunau gerade gegenüber um Mitternacht eintreffend , wurde Quartier be jogen .

5 Meilen .

Am 30. April mußte die Cavalerie und reitende Artillerie noch weiter ſtromabwärts marſchiren , da es nicht rathſam ſchien über

den Inn auf den ſchlechten Schiffen zu geben , welche die Trans portmittel zu Braunau bildeten .

So wurde denn nach Scherding

gerückt und da ſich auch hier keine Brücke fand – der Feind hatte bei ſeinem Rückzuge faſt alle zer 5 Meilen von Braunau

ſtört - der Uebergang am 1. Mai vermittelit Durchreitens des nicht ſehr tiefen Inns

in Colonnen zu Vieren bewerkſtelligt. Die württembergiſche Cavaleries Diviſion beſtand im Laufe des ganzen übrigen Feldzuges uur noch aus den beiden reitenden Jäger -Regimentern, während die beiden Chevauleger - Regimenter in Verbindung mit anderen Rheinbunde

und franzöſiſchen Truppen neue Brigaden formirten und in den Schlachten bei Aspern und Efling und bei Wagram mitkämpften,

an denen die übrigen württembergiſchen Truppen gar nicht oder doch nur ſehr mittelbar Theil nahmen .

Am

1. Mai war der

effektive Stand des Regiments 471 Mann und 424 Pferde, davon waren verwundet im Lazareth 6 Mann ; commandirt : bei Berthier 4 Jäger, 5 Pferde ; bei Vandamme Seconde- Lieutenant v . Adels heim , 1 Unteroffizier, 4 Jäger , 5 Pferde ; bei General Nouillet 1 Unteroffizier, 7 Jäger, 8 Pferde ; bei der Bagage 3 Jäger ; bei den Depots zu Oberndorf und Abensberg (die übrigens der Armee

almälig nachrückten ) 2 Unteroffiziere, 20 Jäger, 40 Pferde ; bei den ſonſt auf dem Marſch zurückgelaſſenen Pferden 9 Jäger ; vermißt 1 Pferd ; zuſammen : 58 Mann, 59 Pferde ; bleiben ausrückend 413 Mann, 365 Pferde. Die Verpflegung war während der ganzen Zeit ſehr mangelhaft, die Gegend ſchon durch die retirirenden Deſter reicher ſowie durch die vorausmarſchirenden Verbündeten ausgeſogen. Ueberdies war es faſt immer das Loos der deutſchen Bundestruppen

hinter den franzöſiſchen Corps in dieſer und ähnlichen Beziehungen zurückzuſtehen , eine Erfahrung, die ſchon 1806 gemacht, ſich hier

aufs Neue bewahrbeitete. Sehr zu rechter Zeit traf daher gerade jeßt ein Provianttransport aus den Magazinen zu Heidenheim bei unſerem Corps ein. Am 2. Mai vereinigte ſich bei Riedau - 6 Meilen von Brau nau , 3 Meilen von Scherding die Cavalerie wieder mit der 1

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bei erſterem Ort übergegangenen Infanterie , um mit der leichten

Infanterie-Brigade Hügel und den reitenden Batterien wie früher die Avantgarde des VIII . Corps zu bilden und die Verbindung zwiſchen Lannes , der auf Lambach und Wels , und Maſſena , der auf Linz dirigirt wurde , zu vermitteln .

Lannes ſtieß an dieſem

Tage eine Stunde diesſeits Wels auf den Feind, deſſen Arrieregarde er geſtern zwiſchen Altheim und Ried vertrieben und warf ihn über die Traun zurück, Maſſena that das Gleiche auf der Straße von Paſſau nach Linz bei Efferding. Während dieſer Gefechte rückte das VIII . Corps über Neumarkt (nicht zu verwechſeln mit dem

Neumarkt zwiſchen Landshut und Neu-Oetting) und Grieskirchen

gegen Wels vor. Jenſeits Grieskirchen ſtieß man wieder auf eine zerſtörte Brücke, die herzuſtellen , 6.-L. von Woellwarth die Jäger und Kanoniere abſigen ließ ; nach einer angeſtrengten Arbeit von Stunden, wobei die Leute bis uuter den Armen im Waſſer ſtehen mußten , war die Brücke wieder in praktikablem Zuſtande.

Eine halbe Stunde vor Wels wurde Halt gemacht. Die Deſter reicher welche bei ihrem Rückzuge hinter die Traun die Brüde bin ter ſich verbrannt hatten , vertheidigten das jenſeitige Ufer aufs

Hartnädigſte. Die Wiederherſtellung der Brücke unter dem über legenen feindlichen Feuer war nicht möglich, und Lannes und Vans damme bezogen am Abend Bivuaks am linken Traunufer. Am 3. Mai , während Maſſena durch die Vorſtädte von Linz

auf Klein - München , Ebersberg gegenüber, vorrückte , das von den Deſterreichern ſtark beſegt und zur Vertheidigung eingerichtet, von Maſſena aber nach furchtbarem Kampf und kräftiger Gegenwehr

geſtürmt und dadurch der Traunübergang erzwungen wurde ; während dem ließ auch Lannes das geſtern abgebrochene Gefecht bei Wels fortſegen, und unter dem Feuer ſeiner Reſerve-Artillerie die Brücke herſtellen , welche am Vormittag von ſeinem Corps paſſirt wurde. Zur Verfolgung des im Rückzuge begriffenen Feindes wurden die

beiden württembergiſchen Jäger-Regimenter und die reitende Artillerie vorgezogen , dieſe gingen noch unter dem tollſten feindlichen Rar tätſchenbagel über die Brüde, konnten aber jenſeits wegen des cou pirten Terrains nicht zur Attake kommen und nur dem Lieutenant von Weiler des Jäger-Regiments König gelang es ſpäter dem Feinde mit 25 Pferden nachzujagen und ihm 30 Mann und 5 Pferde als Gefangene abzunehmen. Am 4. Mai ſegte Lannes den Marſch über Steyer fort, dort über die Enns zu geben ; Vandamme ſollte dagegen über Ebers

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berg nach der Stadt Enns marſchiren, um daſelbſt den Fluß gleichen Namens zu überſchreiten ; erhielt aber unterwegs den Gegenbefehl,

ſeine Direktion auf Linz zu nehmen . Der Marſch dahin durch das brennende Ebersberg, das noch alle Schredniſſe des geſtrigen Kampfes zur Schau trug und als ein von Leichen angefüllter Trümmer haufen einen gräßlichen Anblick darbot , gehörte mit zu den fati ganteſten des Feldzuges. Von endloſen Train-Colonnen unzählige Male aufgehalten, traf das Corps bei abſcheulichem Wetter erſt um Mitternacht zu Linz ein.

Stellung und Operationen bei finz. 5. bis 18. Mai.

Schon am 26. April war der öſterreichiſche General Stutter beim mit den Regimentern Vincent-Chevaulegers, Ferdinand-Hu ſaren und einer Cavalerie Batterie von Obam nach Linz beordert, um ſich der dortigen Donaubrücke und der Schiffbrücke bei Mauth

hauſen für den Fall eines Uebergangs der Armee auf das rechte Ufer zu verſichern. Träfe jedoch die napoleoniſche Armee vor den Deſterreichern mit überlegener Macht an dieſem Punkte ein , ſo ſollte Stutterheim die Linzer Brücke zerſtören, diejenige von Mauth bauſen aber nach Krems hinunterſchiffen. -- Um dieſen Anordnun

gen des Feindes zu begegnen, erhielt am 1. Mai Maſſena den Be febl, Linz zu beſegen und die unterdeß zerſtörte Brücke über die Donau wieder herzuſtellen . Als aber Maſſena nach dem oben an

geführten Gefecht bei Ebersberg mit ſeinem Corps Donau-abwärts die Direktion gegen Wien erhielt , wurde Vandamme mit dem VIII. Corps die Bebauptung des wichtigen Poſtens bei Linz über tragen, mit dem Befehl, ſich beider Donauufer zu bemächtigen und

dieſelben unter allen Umſtänden zu behaupten. Bei der einzigen und immer länger werdenden Operationslinie, welche Napoleon in der Richtung auf Wien beſaß, war, namentlich nach Ueberſchreitung des Inn , die Lechlinie als alleinige Operationsbaſis nicht mehr vortheilhaft und wurde es daher nothwendig, geeignete Zwiſchen punkte zu bilden ; zu ſolchen war bereits Paſſau und wurde jet Linz beſtimmt. 5. Mai.

In der Frühe wurde der Donauübergang bei Linz durch den Oberſt von Neuffer mit der Compagnie Scheidemantel des Jäger -Bataillons Neuffer bewerkſtelligt, indem dieſe in Kähnen über

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den Fluß ſeşte , den auf dem linken Ufer gelegenen Brüdenkopf angriff , ſtürmte und den Deſterreichern 1 General , 1 Oberſt, 13 Subaltern - Offiziere, 15 Unteroffiziere und 150 Gemeine als Ge. fangene abnahm . Dieſe Leute gehörten zu den Regimentern Jordis und Deutſchmeiſter und zur Landwehr , die zur Vertheidigung des Punktes herangezogen waren.

Die Stadt Linz liegt auf dem rechten Donauufer , auf dem linten dagegen die Vorſtadt Urfahr , mit der Stadt durch eine Brücke verbunden. Dieſe , von den Deſterreichern zerſtört , war jo raſch wie möglich herzuſtellen ; die ſogleich in Angriff genommene Arbeit wurde dem württembergiſchen Pionier - Lieutenant Arlt über tragen. - Das unmittelbar im Bereiche Urfahrs ſich erſtredende

Terrain, zur Flußniederung der Donau gehörig, iſt vollſtändig eben. Doch iſt dieſer ebene Raum ſehr beſchränkt, indem ſich im Weſten die Ebene kaum bis auf 1000 Schritt Entfernung von Urfahr er : ſtreckt, gegen Norden in einen ſpißen Winkel auslaufend eine halbe Meile beträgt , und gegen Nord- Oſten und Oſten die Ausdehnung der Fläche zwiſchen 4000 bis 5000 Schritt ( ", Meile) differirt. Dieſe Plaine im Süden, Südoſten und Südweſten von der Donau begrenzt , welche hier einen gegen Norden ausſpringenden Bogen bildet deſſen Sehne man ſich von Urfahr-Linz bis etwa gegen St. Peter gezogen denken muß im Weſten , Norden und Oſten aber von einer halbkreisförmigen Bergkette eingeſchloſſen, hat die Form eines Halbmondes, deſſen beide Hörner gen Süden gerichtet ſind. Das weſtliche Horn , auf dem Urfahr liegt , wird durch den Þöſtlingberg, das öſtliche durch das Herantreten des Pfenning .

berges an die Donau abgeſchloſſen. Genannte Berge , die End punkte des Höhenkreiſes an der Donan bildend , ſind zugleich auch

die bedeutendſten desſelben ; der Pöſtlingberg mit einer Kammlänge von etwa 2000 Schritt und einer Höhe von 917 Fuß über dem

Donauſpiegel ; der Pfenningberg, der ſich von der Straße über Gal neukirchen nach Freyſtadt und Budweis ſüdlich gegen Steyerect, die Straße nach Mauthhauſen und die Donau erſtrect, mit einer Ramm länge von 3000 bis 5000 Schritt (ſein Ramm ſpaltet ſich etwa in der Mitte ſeiner Längenausdehnung in zwei paralel laufende Arme) und einer Höhe von 1156 Fuß über dem Donauſpiegel. Von dem Punkte Urfahr zweigen folgende Hauptſtraßen ab : 1. Nach Weſten, unmittelbar vom linken Donauufer, die Straße nach Ottensheim , von da das Donauthal verlaſſend und ſich nörd lich über Neufelden, Rohrbach und Schlögl nach Böhmen wendend .

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2. Nach Norden über Magdalena nach Helmonsöd , dort fich theilend, zur Linken über Zwettel und Leonfelden, zur Rechten über

Schenkenfelden, vereinigt ſie ſich wieder in der Gegend von Roſen ber gund führt nach Krumau in Böhmen .

3. Von legterer Straße 1000 Schritt von Urfahr entfernt, öſt lich abzweigend über die Dörfer Steeg , Dornach , Ragbach I

am Nordfuß des Pfenningberges entlang nach Gallneutirchen ; eine Meile öſtlich von legterem Ort führt die Straße nordwärts über Neumarkt und Freyſtadt nach Budweis, ſüdlich nach Mauthhauſen. 4. Nach Dſten , von der Straße nach Gallneukirchen bei Raß

bach jüdlich abbiegend und am linken Donauufer in öſtlicher Rich tung fortlaufend nach Mauthhauſen . Die Poſition, von Urfahr- Linz hatte neben der Aufgabe : als Zwiſchenpunkt der Operations -Linie Napoleons zu dienen, noch die

beſondere, Böhmen und die rechte Flanke der Oeſterreicher ſtets zu bedrohen , indem von hier aus ein Vordringen auf dem linfen Donauufer zu jeder Zeit ohne beſondere Schwierigkeiten unternom men werden konnte. Auch ſaben ſich die Deſterreicher genöthigt, den F.-3.-M. Grafen Kollowrath mit dem ganzeu III . Corps,

das gegen Pilſen detachirt war, zur Beobachtung von Linz heran zuzieben und vorläufig gegen Budweis vorzuſchieben. Die Aufgabe des Bedrobens war ſomit ſehr glücklich gelöſt, indem das würt

tembergiſche Corps ein faſt noch einmal ſo ſtarkes feindliches Corps (das Ill . Corps zählte nach der öſterreichiſchen Ordre de Bataille 28 Bataillone 16 Schwadronen ) im Schach hielt und dem Gros der öſterreichiſchen Armee entzog. Ein feindlicher Angriff aber, wie er ſpäter auch wirklich erfolgte , batte bei der Ueberlegenheit

des Feindes umſo mehr ſein Bedenkliches, da die Stellung auf dem linken Donauufer von den umliegenden Höhen faſt überall eingeſehen und beherrſcht werden konnte, das württembergiſche Corps aber nicht ſtark genug war , die Bergkette in den Vertheidigungs Rayon hereinzuziehen und das zur Verſtärkung im Anmarſch be

griffene ſächſiſche Corps Bernadotte's erſt in 10 bis 12 Tagen ein treffen konnte .

Um die Stellung bei Urfahr einigermaßen haltbar zu machen, wurden einige Verſchanzungen angelegt und gleich am heutigen Tage

in Angriff genommen, unter theilweiſer Benußung der Werke, welche das württembergiſche Corps icon im Jahre 1805 aufgeworfen, als es dieſelbe Stellung inne batte. Die bedeutendſten dieſer neuen

Befeſtigungen waren die Horn- und die Kirchhof - Schanze.

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Das Gros des württembergiſchen Corps , ſo weit ſolches bei Linz concentrirt war -- ein Theil war nach rückwärts ſtationirt (f. u .) blieb auf dem rechten Ufer ſtehen , das Regiment Herzog

Louis gab Vorpoſten auf der Straße nach Ebersberg . 6. Mai.

Das Corps hatte am heutigen Tage folgende Stellung, welche auch bis zum Eintreffen der noch im Anmarſch begriffenen Regi menter , der in dieſen Tagen erfolgte und bis zur Vollendung der 1

Brücke im Ganzen dieſelbe blieb : G.-L. von Wöllwartl), Linz ;

Jäger- Regiment zu Pferde stönig , Urfabr und Linz, Herzog Louis , Linz , Vorpoſten gegen Ebersberg * ) ; Artillerie, Linz ;

Leichte Infanterie - Brigade Hügel , Urfahr und Mauthhauſen ; Linien - Infanterie- Brigade Franquemont, Linz (1 Bataillon Landsbut) ;

Linien - Infanterie- Brigade Scharffenſtein , Braunau , Paſ ſau und Landshut. 7. Mai.

Die Leib - Escadron des Jäger-Regiments König unter Major Graf Salm machte mit 2 Compagnien des 2ten Jäger- Bataillons eine Rekognoszirung auf dem linken Donauufer. Das Depot der beiden Jäger- Regimenter, am 5. und 6. in Mühldorf, marſchirte heute nach Markti. 8. Mai .

Die Brücke über die Donau wurde vollendet und ſomit die

Verbindung zwiſchen beiden Ufern , welche bisher nur vermittelſt einiger Rähne unterbalten , auf dieſe mehr Sicherheit gewäbrende Weiſe hergeſtellt. Pferdedepot nach Altheim . *) Nach einer Eingabe vom 6. Mai bedarf das Regiment zur Wiederherſtellung ſeiner ganzen Ausrüſtung : 300 Ellen grünen und 100 Ellen gelben Tuches zu Mollets, 500 Ellen grünen Tuches zu Reithoſen, 600 Ellen Futterleinwand, 50 Kalbfelle zum Lederbeſaß der Reithoſen , 150 Paar ungar. Stiefel , 300 Paar Sohlen, 100 kompl. Pugzeuge, 9 Trompeten .

119 9. und 10. Mai.

Das Regiment Herzog Louis nach Leonding ſüdlich von Linz verlegt , ſtellte ſeine Vorpoſten wie bisher auf dem rechten Donauufer aus. Sec.-Lieut. von Adelsheim, von einer Patrouille zurückkehrend, wurde von einer überlegenen Abtheilung öſterreichi

ſcher Dragoner, die, man wußte nicht wie, plößlich hier auftauchte, verfolgt und beim Kaplanhof unweit Linz eingeholt , worauf das Detachement der Louisjäger ſich durch das Waſſerthor in die Stadt

zurüdzog. Depot 9. nach Hohenzell, 10. nach Griestirchen, 11. nach Fraham , trifft 12. in Linz ein. 11. Mai.

Auf Befehl Vandamme's ſollte General- Lieut. von Wöllwarth

mit den beiden Jäger-Regimentern zu Pferde eine Rekognoszirung gegen Budweis unternehmen , um womöglich nähere Nachrichten über den Feind einzuziehen. Um 4 Uhr Morgens ging G.-L. von Wöllwarth mit den beiden Regimentern auf das linke Donauufer.

Das Regiment Herzog Louis batte eine Ausrück - Stärke von 471 Mann und 417 Pferden (die Lts . von Mengen und von

Leutrum waren krank im Spital *) . Mit dem Gros der Bri gade wurde auf der Budweiſer Straße vorgerückt, während Ritt meiſter von Wagner des Regiments König mit 1 Escadron zur Deckung der rechten Flanke von Ragbach über Mauthbauſen nach Freyſtadt dirigirt , und Sec.-Lieut. Viſcer des Regiments Herzog Louis zu gleichem Zweck von Weitersdorf aus rechts

über Pregarten und dich ebenfalls nach Freyſtadt geſendet wurde . In Neumarkt ( 3 Meilen von Linz) wurde mit dem Gros ein Halt

von 2 Stunden gemacht und abgefüttert. Auf der Straße bis Neu markt batte man nichts Feindliches entdeckt, daher wurde um 12 Uhr wieder aufgebrochen und gegen Freyſtadt ( 5), Meilen v. Neumarkt) vorgerückt. Von einigen Landleuten eingezogene Nachrichten beſagten, daß der Feind unmittelbar hinter der Stadt ſtebe, 6.-L. von Wöll

warth ließ daber etwa 1000 Schritte vor der Stadt hinter einer Anböhe Halt machen , die Brigade in dicht geſchloſſener Colonne

vou Leutrum war am 22. April ſchon frank dem Regiment bis Edmühl ge

folgt , blieb aber bei dem Nachtmarſch zurüd , da ſein Zuſtand fich ver ſchlimmerte.

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formiren, und ertheilte darauf dem Regiment Herzog Louis den Befehl , mit 2 Schwadronen im Galop durch die Stadt und am

anderen Ende durch das böhmiſche Thor wieder hinaus gerade auf den Feind loszugehen , während die beiden andern Sowadronen , ihren Weg über die Promenade nehmend, die Stadt links umgehen und dem Feind in die Flanke fallen ſollten, das Regiment & önig aber diesſeits Freyſtadt in Reſerve blieb . Die Dispoſition wurde

zwar ſo ausgeführt, wie ſie gegeben war , vom Feinde aber Nichts angetroffen. Nach Ausſage der Einwohner war das feindliche Corps unter General von Stutterheim aus dem Hujaren -Regiment E.-H. Ferdinand und dem Dragoner-Regiment Vincent, 1 Bataillon Jäger , einigen kleinen Infanterie -Abtheilungen und 8 Geſchüßen zuſammengeſegt *), hatte aber ſchon am 10. Freyſtadt unter Zurüdt laſſung eines Pikets von 30 Pferden verlaſſen. Dieſes Piket war heute auch, und zwar durchs Linzer Thor abmarſchirt. Starke, auf den Straßen nach Budweis und Sandel (nordöſtl. v . Freyſtadt) vorgeſchickte Patrouillen brachten nichts Näheres in Erfahrung. Mittlerweile langten Rittm . von Wagner und Lieut. Biſcher von ihrem Flankenmarſch in Freyſtadt mit der Meldung an , bei Käfermarkt (öſtl. v. Neumarkt) auf eine feindliche Huſaren-Patrouille geſtoßen zu ſein ; faſt gleichzeitig ließ Oberſt von Brüſjelle mel = den , daß er als Soutien gegen Neumarkt mit dem 2ten leichten Bataillon (700 Mann) nachrücke. Wöllwarth, in der Annahme, daß der Feind ſich in öſtlicher Richtung zwiſchen Freyſtadt und -

Neumarkt befinde, was die Ausſagen der Einwobner ſowie die Mel

dung der beiden entſendeten Offiziere zu beſtätigen ſchienen , gab dem Oberſt von Brüſſelle den Befehl , mit ſeinem Bataillon von Neumarkt rechts zu ſchwenken , um den Feind zu engagiren und ſo

lange feſtzuhalten, bis die Cavalerie über St. Oswald und St. Leon: hard (2 Meilen von Freyſtadt) beranfäme und dem Feind in Rücken und Flanke fiele.

Um dieſe Bewegung auszuführen , marſchirte man um 4 Uhr Nachm . von Freyſtadt wieder ab. In einem gebirgigen, waldreichen Terrain , auf Wegen, die von Stunde zu Stunde ſchlechter wurden, durch die Paſſage von unzähligen Defile's aufgehalten , brach die

* ) Dieſe Angabe ſtimmt in Betreff der Cavalerie und Artillerie (Ferdinand Huſaren und Vincent - Chevauleger 8 und eine Cavalerie Batterie) mit der des Gen. Stutterheim überein.

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Nacht ein, bevor man, ohne etwas vom Feinde zu ſehen, St. Leon bard erreichte. Endlich, da es doch nicht rathſam ſchien , bei voll ſtändiger Dunkelheit in dieſem Terrain weiter vorzudringen, wurde 4 Stunde vor St. Leonbard ein Bivuat bezogen, zu deſſen Dedung 100 Mann zu Fuß als Feldwachen (Pr.-Lt. von Schüß und Sec . Lt. Finch) und Patrouillen ( Pr.-Lt. Nagel) verwendet

wurden . Oberſt von Brüſjelle traf unterdeß um Mitternacht zu Guttau (% MI. v. Neumarkt, 1 MI. v . St. Leonhard), auch obne eine Spur vom Feinde zu entdecken , ein . 12. Mai.

Mit Tagesanbruch marſcirte die Cavalerie - Brigade nach Guttau , um ſich daſelbſt mit dem Bataillon Brüſſelle zu ver einigen ; nach eingezogenen Nachrichten ſollte ſich der Feind über !

Weißenbach nad Königswieſen an der Straße nach Zwettel * ) be

geben haben und ſeinen Rückzug in der Nichtung von Krems fort ſeßen. Daraufhin faßte Wöllwarth den Entſchluß, zur Verfol gung des Feindes aufzubrechen , um womöglich noch ſeine Arriere garde einzuholen. Es wurde ſogleich nach Zell abmarſcirt, wo man um 10 Uhr Morgens die Straße nach Königswieſen erreichte ; ein Befehl Vandamme's aber, der bier die Colonne erreichte, ſekte dem Weitermarſch Sdranken, indem Wöllwarth durch denſelben die

Weiſung erhielt , mit dem Gros ſeines Detachements nicht weiter vorzugeben , und die Gegend von Weißenbach u.ſ. w . nur durch vorgeſchobene ſtarke Pikets und Patrouillen beobachten zu laſſen .

Somit nahm man bei Zell Stellung und entſendete Nachmittags 1 Offizier und 40 Pferde vom Jäger - Regiment König nach Pier bach und Riedersdorf , die Abends um 11 Uhr wieder nach Zell zurückkehrten , ohne etwas vom Feinde entdeckt zu haben . Nachts traf ein zweiter Befehl Bandamme's ein, der, Wollwarth in Wai

dersfelden (nordweſtlich von Weißenbach ) vermuthend, ſeine Retog noszirungs - Colonne nach Freyſtadt zurückbeorderte , um von dort aus mit dem G.-M. von Hügel in Verbindung zu treten, welcher

mit den drei übrigen Bataillonen der leichten Brigade nach Neu markt vorgeſchoben war. Wie oben angeführtes Neumarkt ſchon der dritte Ort gleichen Namens iſt,

dem wir begegnen , ſo ſind in dieſer Gegend auch zwei Orte Namens Zwettel und iſt dies lettere nicht mit jenem früher genannten zwiſchen Helmonsöd und Leonfelden zu verwechſeln.

122 13. M a i.

Dem erhaltenen Befehl zu Folge wurde Morgens 5 Uhr von Zell aufgebrochen und wieder nach Guttau zurückmarſchirt. Dort um 8 Uhr eingetroffen , erwartete man noch den Stabs- Hauptmann von Hoffmann des 2ten leichten Bataillons, der geſtern nach Weißenbach entſendet und noch nicht zurückgekehrt war. Um 12 Uhr endlich langte dieſer an, hatte in Weißenbach die in Rede ſtehende

Huſarenpatrouille richtig geſehen und 3 Nachzügler aufgegriffen, die er mithrachte. Um 1 Uhr Mittags traf darauf die Benach

richtigung Vandamme's ein, daß 2 Bataillone der Brigade Hügel in Neumarkt und 1 Bataillon in Spattendorf, weſtlich der Straße

von Gallneukirchen nach Neumarkt ſtehe; Wöllwarth möge nun das vierte - das Bataillon Brüſſelle – nach Mautbhauſen

ſenden, mit der Cavalerie aber ſich möglichſt an die Infanterie an ſchließen, oder ſich doch den von ihr beſegten Punkten nähern . Der Ordre nachzukommen , führte 6.-L. von Wöllwarth !

ſofort die Cavalerie-Brigade nach Pregarten, als dem Mittelpunkte

der von der Infanterie eingenommenen Stellung. Das Bataillon Brüſjelle und 1 Escadron des Regiments König wurde nach Mauthhauſen, 1 Escadron deſſelben Regiments nach Neumarkt de tachirt. Die Ortſchaften Sandel, Nadelberg, Weißenbach, Minich dorf und Grein , ſowie die Straßen nach Roſenberg , Weitra und Zwettel wurden von der Infanterie , und , ſoweit es das Terrain und der erſchöpfte Zuſtand der Cavalerie erlaubte, auch von dieſer abgeſucht. 1

14. Mai.

Die alſo poſtirte Avantgarde blieb in dieſer Stellung, eine ſtarke Patrouille ging über Zell nach Minichdorf, ohne jedoch vom Feinde etwas zu entdecken. Aus den getroffenen Anordnungen ſcheint bervor zu geben, daß Vandamme den Feind vorzugsweiſe im Oſten,

zur Rechten ſeiner Stellung vermuthete , und war dieſe Annahme allerdings durch die Entdeckung von öſterreichiſchen Patrouillen in jener Gegend vollkommen gerechtfertigt; doch ſcheinen leştere vor zugsweiſe den zurückgebenden Truppen Stutterheims angebört zu haben.

Die Hauptgefahr drobte während dieſer Zeit ſchon von

Norden ber, indem F.-3.-M. Graf Rollowrath , von Budweis anrückend, heute bereits Rapliß erreichte und ſeine Avantgarde unter F.-M.-L. Sommariva bie Unterbaid , 2 Meilen nördlich von

Freyſtadt, vorſchob. Von dieſer Bewegung, dem Anrücken feindlicher

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Truppen im Norden der Stellung wenigſtens , erhielt Vandamme noch an demſelben Tage Nachricht, weshalb er die Avantgarde näher an die Poſition Urfahr - Linz heranzuziehen befahl. 15. Mai.

Demnach wurde beute folgende Stellung eingenommen : Avantgarde : G.-L. von W311wart ).

Helmonsöd : 2tes Jäger-Bataillon, Jäger-Reg. zu Pf. Herzog Louis, 2 Escadrons Jäger-Reg. zu Þj. König . Weitersdorf : 2tes leichtes Bataillon,

1 Escadron Jäger König .

G.-M. von Hügel . Gallneukirchen : 1tes Jäger - Bataillon, Mauthauſen : 1tes leichtes Bataillon ,

1. Escadron Jäger König . Gros .

G.-M. von Scharffenſtein .

Brückenkopf: deſſen Brigade. Reſerve : G.-M. von Franquemont .

Linz : deſſen Brigade . Die Vorpoſten an der Straße vorwärts von Helmonsöd com mandirte 3.-M. von Stettner , der Anfangs mit den beiden

Chevauleger-Regimentern wohl irrthümlich der großen Armee ge folgt war und von dorther am 12. Mai wieder zu Linz eintraf. Die Infanterie-Brigaden hatten ihre jämmtlichen Bataillone wie der an ſich gezogen , mit Ausnahme des 2ten Bataid . Regts. Cam merer, welches noch zu Ried bei Braunau ſtand. - Mittags 1 Uhr wurde eine Patrouille von 40 Pferden über Zwettel nach Leonfel

den vorgeſchoben , welche in Erfahrung brachte, daß am 13. fich dort eine Ulanenabtheilung von 20 Pferden gezeigt habe, vom Feinde ſelbſt aber Nichts entdeckte und nach einer Stunde auf der Straße von Roſenberg zurückkehrte.

124

Gefecht bei Leonfelden und Helmonsöd am 16. Mai.

Um Näheres über den Feind in Erfahrung zu bringen, wurde in aller Frübe eine ſtarke Refognoszirungs - Patrouille von Helmonsöd

vorgeſchoben , zuſammengeſegt aus Fuß- und reitenden Jägern, und zwar :

Hauptmann von Startloff mit 72 Mann des 2ten Fußjäger Bataillons ; Stabs - Rittmeiſter von Werder , Seconde - Lieutenant von Adels beim und 80 Pferde des Jäger - Regiments Herzog Louis Das Commando der Louisjäger war aus allen Sdwatronen

Giede 20 Pferde) zuſammengeſeßt.. — Um 2 Uhr Morgens von Hel monsöd abmarſchirend, traf man um 5 Uhr in Leonfelden ( 1 ' /, Mei len ) ein ; Sec . - Lieut . von Adels beim führte die Spige . Wäh

rend die Fußläger Leonfelden belegten und die Cavalerie vorwärts des Dorfes Stellung nahm , wurden 1 Premier und 8 Fußjäger,

1 Unteroffizier und 8 Louisjäger vorwärts auf der Straße nach Roſenberg und eine Batrouille von gleicher Stärke unter Unter offizier Weiß des Regiments Louis links gegen Haslach entjen det. Unterdeß dieſe vorrückten , ſuchte die Mannſchaft des Gros etwas zum Frühſtücken aufzutreiben , in der richtigen Vorabnung, daß es ſpäter wobl teine Zeit mehr dazu geben werde , als icon

die Meldung von der gen Roſenberg detachirten Patrouille eintraf, daß ſie 14 Stunde vorwärts auf den Feind geſtoßen ſei , deſjen

Stärke auf ca. 30 Huſaren und 300 Mann Infanterie angegeben wurde. Stabs- Rittmeiſter von Werder rückte auf dieſe Benachrichtigung mit der Cavalerie vor, um die zurückgehende Patrouille aufzunehmen und den Feind zu rekognosziren. Eine halbe Stunde jenſeits Leonfelden wurde er angetroffen, ,,derſelbe marſcirte nach und nach 1000 Mann Ulanen und andere Cavallerie, 600 Tyroler

Jäger und 4000 Mann Infanterie ſtart nebſt etwa 6 Kanonen auf“, wie von Werder in ſeiner Meldung angiebt (Das war ohne Zwei fel die Colonne des öſterreichiſchen Generals Sommariva , über

welche die Details unten folgen ; die Angaben Werder's ſtimmen mit denen des Feindes ziemlich überein , nur iceint die Cavalerie

etwas zu hoch angeſchlagen , wenn Sommariva auch hier , wo er noch als Avantgarde Kollow raths figurirte , mehr Cavalerie bei ſich führte als am 17. Mai), „ und detachirte ſebr viel Ty = roler und Infanterie in beide Flanken , welche ganz Wal dung

waren ,

um

uns

abzuſchneiden ;

auch zogen ſich ſtarke

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Trupps Cavallerie an der Liſiere bin .

Nachdem ich davon Mel

cung gemacht," fährt Werder fort, mzog ich mich zu den Fußlägern, welche die Gärten bei Leonfelden beſegt hatten, zurüc. Stark wur den wir von den Uhlanen und den Tyrolern gedrängt , doch alle ihre Choks endigten mit ihrem ſchleunigen Rückzug , wenn ſie das lebhafte Jägerfeuer erhielten , und ich neben der Chauſſee in ihrer

Flanke einſchwenkte. Unſere Fußjäger zogen ſich an den Wald hin ter uns, und icy deckte den Rückzug, wobei ſich beſonders die Flan queurs auszeichneten ." Bei dieſer Gelegenheit hatten ſich die Louisjäger wohl etwas lange aufgehalten, die Fußiäger einen großen Vorſprung gewonnen, und die feindliche Cavalerie , keine Infanterie mehr gewahrend, trängte ſtärker nach als zuvor ; der Ueberlegenheit mußten die Unſri gen weichen , gingen momentan im ſchärferen Tempo zurück, mach ten aber, nachdem ſie einigen Vorſprung gewonnen , wieder Front, um den Feind zu erwarten. Werder batte zu dieſem Zweck einen

Punkt aufgefunden , der ſich zum plößlichen Anfall des Feindes bes ſonders geeignet zeigte. Das ganze Terrain war, wie ſchon erwähnt, ſehr coupirt , und neben der Straße zur Bewegung wenig freier Raum . Hier jedoch wurde die Straße vollends dadurc) zum ſchma len Defile eingeengt, daß ganz hart an derſelben links ein einzelnes þaus , gerade gegenüber rechts eine große Scheuer ſtand und in der Verlängerung des Hauſes und der Scheuer ſich auf der einen Seite ein kleiner See, auf beiden Seiten aber dichter Wald befand, ſo daß , um vorzurücken , das Defile paſjirt werden mußte. Mit der Front gegen den Feind, das Defile vor fidy, batte Stabs -Ritt

meiſter von Werder ſeine Aufſtellung genommen . Solcher Geſtalt die Ulanen erwartend , gewahren die Louisjäger einen ganz allein zurücgebliebenen Fußjäger in aller Gemüthsruhe hinter dem Hauſe fißend, einen großen Topf mit Milch vor ſich , deſjen Inhalt ſeine

ganze Aufmerkſamkeit in Anſprnd nimmt. Auf die an ihn ergan gene Mahnung zur Vorſicht, da der Feind auf dem Fuße folge, meint Şener, ohne ſich ſtören zu laſſen , es werd' nicht ſo preſſiren . in In dem Moment aber naben die Ulanen. Die Vorderſten dringen zwiſchen den Gebäuden durch . Für ſchmaler Front unſeren Fußjäger aber nicht zu ſchnell, denn – den Topf ſtehen laſ

ſen , den Stußen an die Backe reißen und den erſten der Feinde Gleicyzeitig erfolgt über den Haufen ſchießen war Eins bei ihm. - Gleichzeitig die Reiterattake -- der Feind , dieſen fühnen Anprall nicht ver

muthend, ſtugt, wendet um, die vorderſten Rotten reißen die nach

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folgenden rückwärts mit ſich fort. - Das hatte Luft gemacht, der Feind folgt nicht mehr, und, von nun an unbeläſtigt, ſegt Werder

ſeinen Rückzug bis Zwettel fort, ris wohin unterdeß Unterſtüßung von Helmonsöd vorgerückt war, welche die dortigen Höben beſeşte

und das Rekognoszirungs - Detachement aufnahm. Die Seiten-Patrouille des Unteroffiziers Weiß traf ebenfalls wieder glücklich in Zwettel beim Gros ein . Weiß , nachdem er

erfahren hatte, daß er von Leonfelden abgeſchnitten ſei , „ zog ſich ge rade auf Zwettel zurück, war aber durch 40 Tyroler bereits abge ſchnitten ; er mußte ſich ſeitwärts durch den Wald ziehen , wobei ihm

1 Jäger mit dem Pferd todtgeſchoſſen und 1 Premier und 4 Fuß jäger abgeſchnitten wurden . " Der Louisjäger, er bieß Göbel , blieb ichwer verwundet , für

todt gehalten, liegen, gerieth in feindliche Gefangenſchaft, ranzionirte jich ſpäter ſelbſt , und traf am 3. September zu Nußdorf wieder beim Regiment ein. Nachdem ſich vom Feinde nichts mehr zeigte,

trat die ganze Colonne den Rückzug an, und ging man bis in die unmittelbare Nähe von Linz zurück, da die von Gallneukirchen ein gelaufenen Nachrichten gleichfalls das Anrücken feindlicher Abthei lungen ausſagten , und Vandamme in Folge deſſen ſein Corps mehr zu concentriren beſchloß. Somit wurde auch die Stellung von Helmonsöd geräumt , zur Beobachtung der dabin führenden Straße aber G.-M. von Stettner mit der Escadron Wagner des Regiments König bei Wildberg zurückgelaſſen, zu dem ſpäter noch der Seconde-Lieutenant von Mengen mit einem Detachement des Regiments Herzog Louis ſtieß. Ehe jedoch Helmonsöd verlaſſen wurde, waren die Unteroffiziere Schoffer und Mack der rechts von legterem Ort zur Flankendeđung detachirten Escadron Raßler, erſterer mit 8, legterer mit 4 Jägern

auf verſchiedenen Wegen nach Reichenau detachirt worden, um das Terrain abzuſuchen ; als ſie zurückkehrten, war Helmonsöd ſchon von öſterreichiſchen Truppen beſegt. Beiden gelang es aber , theils fich ſeitwärts durchſchleichend , theils mit Waffengewalt , ſich den Weg zu ihrem Regiment zu bahnen , das ſie auch ohne Verluſt wieder erreichten .

Der Verluſt des Detachements vom Regimente Herzog Louis beſtand in den verwundeten Jägern Bundfch uh und Dorn, 1 todten und 1 verwundeten Pferd . Beſonders ausgezeichnet hatten ſich bei der Affaire die Unter offiziere Harrer und Scmidt , erſterer commandirte die Flan

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feurs, „ hielt die größte Ordnung, und war dabei ſtets der Nächſte

am Feind ," legterer bielt beim Rückzug „viele Ulanen durch ſeine wenigen Plänkler auf,"" - die ſchon genannten Weiß , Mad und Scofier , welche alle ſchon ſeit 1806 mit der ſilbernen , Weiß mit der goldenen Medaille dekorirt waren . Ferner der Unteroffizier

Weiler und die Jäger Gög (1806 ſilberne Medaille) Stäble, Langer , Kächele, Bundſchub, Birkmayer , Schüßbach, Weber, Ebnis, Steinbauſen, Hafner, Ruß und Hauber. 1

Als Belohnung wurden ſpäter 8 ſilberne Medaillen bewilligt,

und am 5. September zu Nußdorf ausgetheilt ; allem Anſcheine nach an die acht Jäger von Stäble abwärts.

Die 80 Mann des Regimentes wurden für dieſe Nacht in Linz einquartiert, um ſich von der gehabten Anſtrengung zu erholen.

Bernadotte mit dem ſächſiſchen Corps, durch die Aufſtands

verſuche und Bewegungen in Norddeutſchland feſtgehalten, war um die Mitte Aprils in der Gegend von Altenburg und Weimar, ſtand am 30. wieder in Plauen , rückte von da auf Befehl Napoleon's über Hof und Wunſiedel und im Naabthal abwärts nach Rog

unweit Waldmünchen (6. Mai ). Am 9. oder 10. Mai ging er bei Straubing über die Donau und, längs des rechten Ufers vorrückend,

war er am 12. in Paſſau , am 14. in Efferding, 3 Meilen ober halb Linz , wo er Raſttag hielt. Auf die Benachrichtigung Van damme's über das feindliche Vorrüden rüdte die Avantgarde Ber 1

nadotte's noch am 16. Abends in die Nähe von Linz , am 17. im 1

Laufe des Tages aber traf er mit ſeinem Hauptquartier, der Cava :

lerie und der Infanterie - Diviſion Zeſchwitz in Linz ſelbſt ein.

Treffen bei Linz am 17. Mai. F.-3.-M. Graf Hollow rath , Anfangs durch Bernadotte in der Nähe von Pilſen feſtgehalten, war , wie wir geſehen haben , nach deſſen Abzug auf Budweis , am 14. in die Nähe von Linz ge rückt, hatte am 16. ſeine Spigen weiter gegen unſere Stellung vor geſchoben und beabſichtigte am 17. Mai dieſelbe anzugreifen. Dazu batte er folgende Dispoſitionen entworfen : Der Angriff ſollte in drei Colonnen geicheben , und zwar :

128

I. Colonne , recyter Flügel. F. - M.-L. Sommariva.

2 Escadrons Reg . Merveld - Ulanen,

1 Bataillon Reg . Peterwardeiner, Jäger.

1 3 2 3

Wenzel- Colloredo,

11 11

Würzburg Landwehr,

11

? Batterien .

10 Bat., 2 Esc., 2 Batt. = 4100 Mann Linie , 1700 Mann Landwehr, 200 Pferde : 6300 Röpfe . Bricht um 9 Uhr von Helmonsöd auf, rückt, unſere linke Flanke

umgehend, über den Lichtenberg und Pöſtlingsberg vor und greift über Haagen den Brüdentopf von Urfahr an , nachdem die anderen Colonnen das Gefecyt ihrer Seits eröffnet haben . II . Colonne, Centrum. F.-M.-L. Vukajio w ich.

| Escadrons Reg. Merveld -Ulanen, Reg. Heſſen -Homburg- Huſaren

4

1 Bataillon Reg. Peterwardeiner, 1

3 3 2

.

11

Jäger,

11

Manfredini,

11

Sdyröder,

11

Würzburg,

4 Batterien.

10 Bat., 8 Esc ., 4 Batt . = 7000 Mann, 830 Pferde : 7830 Kopfe. Geht von Freyſtadt über Neumarkt und Weitersdorf auf Gallneu

kirchen , beſegt den Pfenningberg und demonſtrirt ſo ſtark wie mög lich und ſo lange , bis die I. Colonne den Angriff beginnt, um

dann mit dieſer vereint den Feind gegen die Donau zu werfen . III. Colonne , linker Flügel. F.-M. -2 St. Julien.

2 Escadrons Reg. Heſſen -Homburg -Huſaren, 3 Bataillone Reg . Kaunig , 5

Landwehr,

2 Batterien .

8 Bat. , 2 Esc., 2 Batt. = 2360 Mann Linie, 1600 Mann Land webr, 200 Pferde : 4100 Köpfe .

129

Nimmt von Neumarft aus ſeine Direftion auf Mauthauſen und

macht bier ebenfalls Demonſtrationen , die rechte feindliche Flante

durch einen Donauübergang ernſtlich bedrohend . Reſerve . G.-M. Oberndorf. 6 Bataillone Landwehr .

Nimmt Stellung an der Straße von Neumarkt nach Gallneufirchen , bei Götſchfer, wo die Straße nach Mauthauſen abzweigt .

Nehmen wir die legten 6 Landwehr- Bataillone nur zu 1800 Mann, ſo giebt es doch eine Geſammtſtärke von 20,000 Mann in 34 Bataillonen , 12 Escadrons und 8 Batterien, welche zu dieſem Angriff

beſtimmt waren ; dieſen hatte Vandamme anfangs nur 13 Batail lone, 8 Escadrons und 3 Batterien mit 22 Geſchüßen , wohl wenig mehr als 10,000 (nach anderen Angaben ſogar nur 7000 ) Mann entgegen zu ſtellen , da die ſächſiſchen Truppen erſt zwiſchen 2 und

3 Uhr zu Linz eintrafen , als der feindliche Hauptangriff ichon be 1

gonnen hatte , und dann ſebr ermüdet , wie ſie waren , nur noch

theilweiſe zur Verwendung kamen . Vandamme, in Erwartung eines feindlichen Angriffs, hatte, wie ſchon erwähnt , ſein Corps in der Nähe von Linz concentrirt, die leichte Brigade als Avantgarde auf der Straße nach Gallneu firchen, die Brigade Scharffenſtein im Brüdenkopf, die Brigade Franquemont in Linz ſelbſt. Er ſchien das geſtrige Vorrücken auf Helmonsöd für Demonſtration zu halten und erwartete den

wirklichen Angriff ohne Zweifel von Neumarkt aus ; eingezogene Nachrichten beſtärkten ihn wahrſcheinlich auch in dieſer Annahme und ſo zog er Morgens um 6 Uhr die beiden Fäger - Regimenter zu Pferde zur Unterſtügung des rechten Flügels gegen Kaßbach

beran , wo ſie hinter dem Dorfe , das Regiment König rechts, Herzog Louis links von der Straße Stellung nahmen. Die

Leib- Escadron des legteren wurde als Soutien der vorgeſchobenen Fußjäger-Piket8 jenſeits von Ragbach poſtirt. Die Cavalerie -Bri gade in ihrer Reſerveſtellung war abgeſeffen.

Um 9 Uhr Morgens rückte die feindliche Avantgarde der II . Co lonne unter G.-M. Crenneville auf der Straße von Galneu

kirchen gegen Kaybach vor, das Jäger- Bataillon Stönig nahm die ſich auf dasſelbe repliirenden Vorpoſten auf ; das Nachdringen des

Feindes geſchab mit wenig Energie, er wollte, wie wir wiſſen, den 9

130

Vormarſch der Colonne Sommariva erwarten . Das Plänklerge

fecht wurde nur noch matt fortgeſegt , verſtummte afmälig ganz. Unterdeß bielt die Cavalerie ruhig auf dem Saßbacher Felde , der

Dinge harrend , die da kommen ſollten . Daß der heutige Tag für

das Regiment Herzog Louis von höchſter, ſo lange das Regi ment exiſtiren wird , ſtets denkwürdiger Bedeutung werden ſollte, ahnte gewiß keiner ſeiner Angehörigen. Der Commandeur, Major Graf Waldburg , war mittlerweile zum Nachbar-Negiment N 0 1

nigs - I äger hinüber geritten ; zum Frühſtücken war wohl heute früh nicht viel Zeit geweſen und ſo wollte er ſich drüben einen Schlud Wein holen , da ſich die Feldflaſchen der Louisjäger alle als leer erwieſen . Hinüberreitend äußerte aber der Major ſcherz weiſe, es ſei doch eine Schande, daß ſeine Leute nicht einmal einen Trunt für ihren Commandeur bätten. Lieutenant Finch , das börend , erbot ſich in das kaum 100 Schritte vor ihnen liegende

Raßbach zu reiten , dort werde fich ſchon etwas Trinkbares finden . Am erſten Wirthshauſe , gleich vorn am Dorfe , wird richtig ein Krug Tyrolerwein erworben ; während Lieut. Finch den in Em pfang nimmt , ſieht er , wie drinnen ein ſächſiſcher Huſarenoffizier

und einige Unteroffiziere , Quartiermacher des anrückenden Corps, eifrig beſchäftigt ſind, Quartierbillets zu ſchreiben, ganz unbeküm mert um das, was ſich draußen ereignet. Da , es wird 7,2 Uhr geweſen ſein , knallt es plöglich wieder vorn ; die Colonne Vukajíowich, vom Vorrücken Sommariva's aus Helmonsöd Nachricht erhaltend, glaubte den Zeitpunkt gekom men , wo ſie durch ihr Avanciren , in Uebereinſtimmung mit der I. Colonne, die feindliche Aufmerkſamkeit von dorther auf ſich len fen müſſe. Im raſchen Vordringen wurde unſere Avantgarde zu rückgetrieben, lieut. Finch fand kaum Zeit Raßbach ſchnell genug 1

zu verlaſſen, in das der Feind von der anderen Seite ber eindrang,

mehrere der ſächſiſchen Huſaren gefangen nahm und das Dorf be hauptete.

Die Cavalerie-Brigade , kaum noch rechtzeitig aufgeſeſſen, mußte ebenfalls ihren Rückzug antreten, der, Schritt vor Schritt das Ter rain räumend , auf Dornach , und als auch dieſes vor dem über legenen Feind verlaſſen werden mußte, auf Steeg fortgeſeßt wurde. Während das Jäger - Bataillon K ö n ig , durch die Bataillone Wolff und Neuffer unterſtügt, den legteren Ort hartnädig ver theidigte , nahm die Cavalerie-Brigade rüd- und ſeitwärte degjel ben Stellung. Da es zum Aufmarſch für die Cavalerie an genü

131

gendem Raum feblte , jo ſtanden die Schwadronen des Regiments Herzog Louis etwas getrennt von einander , wie es eben Plak gab ; auf dem linken Flügel die Escadron Münch ingen, an der Seite von Steeg, neben einer großen Scheune, in welche die feind lichen Kugeln hageldicht einſchlugen, ohne jedoch Schaden zu thun. Während des längere Zeit dauernden Feuergefechts, von beiden Seiten mit gleicher Zähigkeit geführt, ereignete ſich ein Intermezzo

ganz eigener Art. Der ſchon genannte Unteroffizier Weiß des Regiments hatte, als ſein Heimathsort noch zu Deſterreich gehörte , als R. K. Unterthan im Regiment Schwarzenberg -Ulanen gedient, war eines Tages im Feldzuge 1805 als Ordonnanz zum Comman banten des Infanterie -Regiments Manfredini commandirt worden, und hatte wegen irgend eines leichten Verſebens durch dieſen eine em

pfindliche Strafe erhalten. Nach dem der Geburtsort Weiß' nach dem Preßburger Frieden an Württemberg abgetreten war, wurde er, von der neuen Regierung reklamirt, in das Regiment Herzog Louis eingereiht. Heute nun , ein wunderbarer Zufall, ſtand das Regi ment Manfredini dem unſrigen gegenüber, während das Gefecht in und um Steeg in vollem Gange war . Die Louisjäger mußten dem ſelben, wie erwähnt, Anfangs unthätig zuſehen ; während dieſer un

freiwilligen Muße, die Augen auf den Feind gerichtet, erkennt Weiß plößlich jenen öſterreichiſchen Oberſt, ſeinen ehemaligen Peiniger wieder, deſſen Züge ſich ſeinem Gedächtniß unauslöſchlich eingeprägt baben ; derſelbe bält vor der Front des Regiments Manfredini . Von einer fühnen Idee erfaßt, giebt Weiß ſeinem Pferde die Spo ren und reitet in geſtrecktem Lauf zwiſchen den Plänklerketten durch

gerade auf das feindliche Regiment los. Seine Offiziere, glaubend, er wolle am Ende deſertiren, donnern ihm ein Halt ! nach, er läßt ſich nicht beirren - ſchon iſt er vor der Front des Regiments Manfredini , ſtürzt auf den Oberſt zu , padt ihn am Kragen und zerrt den ſich Sträubenden mit nerviger Fauſt im Angeſicht des Feindes mit ſich fort. Dieſer - das ganze Regiment ſchlägt wie auf Commando an -- halt , ſchreit Weiß raſch beſonnen , ihr ſchießt ja ſonſt euern Oberſt todt ! und dann reitet er mit ſeinem

Gefangenen ſo ſchnell er kann davon , und bringt ihn unter dem Jubelgeſchrei ſeiner Kameraden wohlbebalten zu ſeinem Regiment . Um dem fecen Streich auch einen humoriſtiſchen Anſtrich zu geben, folgt der Reitknecht des Oberſten demſelben treu geberſam mit ſei

nen Handpferden in die Gefangenſchaft, wo die willkommene Beute unter Gelächter in Empfang genommen wird . Unteroffizier Weiß 9*

132

wurde wegen dieſer fübnen That zum Lieutenant ernannt und er hielt das Ritterkreuz der franzöſiſchen Ehrenlegion ( f. u .).

Unterdeß iſt Verſtärkung angelangt ; die Regimenter phull und Neubronn erhielten um 2 Uhr Nachmittags den Befehl, aus ihren Stellungen in der Horn- und Kirchhofſchanze zur Unterſtüßung nach dem rechten Flügel zu rücken . ( Inſoferne erreichte alio Rollow rath ſeine Abſicht, die feindlichen Streitkräfte vom linken Flügel

abzuziehen , vollkommen .) Dieſe treffen jegt ein , der Befehl zum Avanciren wird gegeben, die friſchen Regimenter ſeßen ſich auf den rechten Flügel der leichten Brigade. Neubronn auf der äußer ſten Nechten geht im Laufſchritt, ſich zwiſchen den Louisjägern vor beidrängend, durch Steeg durch); auf Schußweite an den Feind ge kommen, gibt G.-M. von Scharffenſtein den Befehl zur Bajonet

attake . Mit Geſchrei, das Regiment Reubronn gerade auf Dor nach , Regiment Phull links von dieſem , ſtürzen die braven Musketiere und Füſiliere auf den Feind ; drei Compagnien des

erſten Regiments ſuchen ſeine linke Flanke zu umfaſſen, der Feind wird geworfen , Dornach geſtürmt. Das Regiment Herzog Louis war unterdeß auch nicht müßig ; gleichzeitig mit dem Infanterie angriff erhielt daſſelbe Befehl zum Vorrücken, um die feindlichen Ulanen , welche die linke Flanke des Jäger-Bataillons König be drohten, zu verjagen. Major Graf Waldburg ertheilte hiezu der Escadron Münch ingen die Ordre, ſich an die noch vom Avant gardendienſt her vorn befindliche Leib- Escadron (Rittm. ron Hars titich) anzuſchließen und mit den beiden Schwadronen den Auftrag

auszuführen. Gerade vor dem Plaße, wo die Escadron Münchin gen ſtand, neben oben genannter Scheune befand ſich ein breiter Gra ben , der nächſte Weg an den Feind ging über dieſen. Es wurde ſchleunigſt abgebrochen , die erſten Züge regten über den Graben hinüber , formirten ſich jenſeits ; das Pferd des Escadrons - Chefs

aber war troß aller Anſtrengung ſeines Reiters nicht über das Hin derniß zu bringen, viel Zeit war nicht zu verlieren , ſeine Schwa dron wollte der Major von Müncyingen nicht im Stiche laſjeu, er

befahl daber der ſchon drüben befindlichen Mannſchaft, Kehrt zu machen und wieder über den Graben zurück zu gehen . Das geſchah

ſo ſchnell wie möglich , dann ging es im geſtreckten Galop durch Ste eg — draußen iſt die Leib - Escadron ſchon formirt, will gerade zur Attafe übergeben - wie die einzelnen Rotten aus dem Dorfe

in vollem Laufe debouchiren, ſchließen ſie ſich an die Leib - Escadron an ; ebe noch die Escadron Mündingen vollſtändig deployirt iſt, läßt

1

133

der Major von Münchingen zur Áttafe blaſen

Marich,

Marſch geht es vorwärts , die Leib-Escadron und der erſte Zug Münchingen's (Lieut. Finch) ſind geſchloſſen, der Reſt rückt ſo gut und ſchnell es geht in die Linie ein , in ſauſendem Galop auf die

Ulanen ; „obichon dieſelben ſehr überlegen ſind , werden ſie gleich auf den erſten Chof geworfen “ – wobei Rittmeiſter vou Hartitich den rechten Flügel vornehmend, die feindliche Flanke tournirt und auf's Lebbafteſte über das freie Feld nach Dornach hineinge

jagt. Trop des hier empfangenen heftigen Schüßenfeuers der da felbſt poſtirten feindlichen Jäger iſt kein Halten mehr ; in wilder þaße geht es vorwärts -- durch Dornach hindurch ,, die Louisjäger den Ulanen in den Eiſen , zuſammenbauend was ſie ereichen kön Prem . -Lieut. Gremp nen. Die Offiziere ſtets an der Spike von Freudenſtein iſt der Erſte Mitten unter den Ulanen ; von der Mannſchaft der Quartiermeiſter Oveloge und der Unteroffi

zier Grieſinger. Die feindliche Infanterie wird von den flieben den Reitern theilweiſe mit fortgeriſſen, was davon unter die Fäuſte unſerer Jäger kommt wird niedergeſäbelt oder gefangen genommen ; Jäger Fiſcher iſt dabei ſo glücklich den zweiten Oberſt des Regi ments Manfredini als Gefangenen einzubringen. Die feindlichen Rugeln ſchlagen beim Durchjagen des Dorfes lebhaft in die ver folgenden Schwadronen ein , dem Lieutenant Fin dh wird Mitten

im Ort das Pferd unter dem Leibe erſchoſſen ; es war das ein Mannſchaftspferd – ein Schimmel – welches er in der Schlacht -

bei Abensberg, als er damals ſein erſtes Pferd verloren , beſtiegen und ſeit der Zeit ſtets geritten hatte. Er muß eine Zeit lang zu Fuß ſeiner Schwadron folgen, bis es ihm gelingt , ſich wieder be ritten zu machen.

Jenſeits Dornach wieder auf's freie Feld gekommen, wird die Verfolgung ohne Aufenthalt fortgeſegt , nach Maßbach hinein , bis endlich die im Walde dicht binter Nagbach aufgeſtellte öſterreichiſche Infanterie und deren heftiges Feuer der wilden Jagd ein Ende macht. Die jo raſch wie möglich nachrüdende Infanterie unſeres Corps nimmt das Gefecht wieder auf , und unter ihrem Schuße ralliiren ſich die beiden Sdwadronen.

Außer den ſchon oben Genannten hatten ſich bei dieſer Attake beſonders ausgezeichnet: Rittmeiſter von Hartitich , Stabs - Ritt meiſter von Werder (Münchingen , Gremp und Findb icon angeführt), Wachtmeiſter Wencher der Leib- Esc. , Quartier

.

134

meiſter Huber , die Unteroffiziere Gſchädler, Schat * ), Ber des * ), die Jäger Treffinger , Frant , Maunz , Dreber, Hartmann , Stähle , Brenner, Manz, Ehrle , Birtmayer, Þfrender und Burkhardt. Legterer zog den Lieutenant Völ ter des Jäger - Regiments König unter einem erſchoſſenen Pferde

im dichteſten Kugelregen hervor und machte ihn mit ſeinem eige nen Pferde wieder beritten. Unterarzt Zimmer , dem Regiment folgend , verrichtete ſeine Funktionen im heftigſten Feuer mit größter Gewiſſenbaftigkeit und Kaltblütigkeit. Der Verluſt der Escadron Münc ingen beſtand an Todten : in dem Wachtmeiſter Rein

bardt **), der gleich zu Anfang erſchoſſen wurde, Jäger Scaitel, Schimpff und Feuerſtein und 5 Pferden ; verwundet waren

der Quartiermeiſter Huber , Unteroffizier Pfißer , Jäger Hof ader und Schüß bach . Regterer wurde Anfangs für todt gebal ten , fam ſpäter als verwundet in's Spital und ging von da als

Invalide in's Königreich zurück, wo er gegenwärtig noch in einem Alter von achtzig Jahren als Kameralamtsdiener zu Tettnang lebt.

Bei dieſer Gelegenheit können wir nicht umbin , anzuführen , wie !

Schüpbach, der das Pferd des lieutenant Finch gepußt batte , ſo lange dieſer noch Unteroffizier war , von ihm bei ſeiner Offiziers

ernennung zum Bedienten verlangt wurde , ſich nur unter der Be dingung dazu verſtand , daß er wie zuvor ſeinen Plaß im Gliede der Schwadron beibehalten und ſtets behaupten dürfe , namentlich aber an Gefechtstagen niemals veranlaßt werde, denſelben zu ver

laſſen, um aus dem Gefechtsbereich zurückgeſchickt zu werden . Die beiden anderen Schwadronen des Regiments folgten den

oben beſchriebenen Bewegungen , ohne während derſelben ſelbſt zur Thätigkeit zu kommen. Ihnen hatte ſich das ſächſiſche Huſaren Regiment angeſchloſſen , deſſen Quartiermachern wir oben ſchon be gegneten, und das - allem Anſcheine nach gleichzeitig mit den Regi mentern Þ hull und Neubronn – zur Unterſtüßung der Würt temberger ebenfalls auf der Straße nach Gallneukirchen vorgeſchidt worden war. Das ſächſiſche Regiment marſcirte in der Nähe der Louisjäger auf. ,,Die Huſarenoffiziere ," ſo berichtet der Sec.-lieut.

Erhielten 1806/7 die filberne Medaille. Für denſelben wurde der Unteroffizier Shoffer der Escadron Raßler zum Wachtmeiſter ernannt.

135

von Adelsheim *) , „ ritten zu uns vor und begrüßten uns recht freundlich und ebenſo wir auch ſie, und in derſelben Minute wurde

ein ſehr ſchöner und blutjunger Lieutenant von dem Huſaren -Regi ment durch den rechten Arm geſchoſſen ; wir bezeigten ihm unſer

Bedauern, er ritt zurück, und gleich darauf mußten wir Louisjäger vorrüden.

Von da an ſaben wir die Huſaren nicht mehr."

Vorwärts von Maßbach auf dem Pfenningberg nämlich hatten

die Oeſterreicher ihrer Dispoſition gemäß eine Batterie von 6 Ge ſchüßen aufgefabren und den auf der Höhe gelegenen Wald mit Infanterie beſeßt. Das lebbafte Geſchüßfeuer erſchwerte das De bouchiren aus Staßbach ungemein und brachte das weitere Vorgeben des württembergiſchen Corps momentan in's Stocken . Bernadotte,

der ſich mit ſeinem Stabe – in demſelben befand ſich als junger Lieutenant der Herzog Bernhard von Sachſen- Weimar** ), A. niederländiſcher General der Infanterie, der Vater des jebigen

Commandanten der R. württembergiſchen Reiter- Diviſion – auf den Schauplaß des Gefechts begeben hatte und hier mit Vandamme zuſammentraf, ordnete in Uebereinſtimmung mit dieſem ein erneu tes energiſches Vorrüden an und um dieſes zu beſchleunigen wurde der Angriff auf die feindliche Batterie befohlen. Dieſen Befehl überbrachte der Quartiermeiſter- Lieutenant Moriß von Miller*** ) dem Major Grafen Waldburg , der die Commandeur - Esca dron (Stabs -Rittm . von Seebach ) und die Escadron Raßler,

jene beiden, welche bisher nur paſſiv dem Gefecht angewohnt hat ten , hier zur Stelle hatte. Sofort ordnete Graf Waldburg den ichleunigen Vormarſch derſelben an. Vor ihrer Front befand ſich ein Graben, an dem ſich die öſterreichiſchen Tirailleurs längere Zeit gehalten hatten, ießt aber, von den Plänklern der Regimenter Phull

und Neubronn zurüdgetrieben - wobei es am Graben zum bart nädigen Handgemenge gekommen war — ſich den Pfenningberg hinauf zogen. An dieſem Graben langten , in flottem Tempo vorgebend, die beiden Schwadronen nunmehr an, die Escadron Raßler hatte die Tete. Beim Ueberſpringen des Grabens hatte Major von Raßler das Unglück, mit ſeinem Pferde hinein zu ſtürzen und ſich 1

erſt nach furchtbaren Anſtrengungen unter der Laſt deß auf ihm * ) Jeßt Major im R. Ehren-Invaliden-Corp8 .

** ) Demſelben verdanken wir ſehr ſchäßenswerthe Mittheilungen über dieſes Gefecht.

*** Zur Zeit General-Lieutenant, Erc. und Kriegsminiſter.

136

liegenden Pferdes hervor zu arbeiten ; faſt gleichzeitig wurde Se conde - Lieutenant von Künsberg von ſeinem Pferd , einem un bändigen Thier, abgeworfen ; Seconde- Lieutenant Dietle war vor her icon fampſunfähig geworden ; Stabs -Rittmeiſter von Seiden berger zur Feldpoſt nach Linz commandirt, war abweſend. Aljo blieb nur noch der Seconde - Lieutenant von Adelsheim der

Schwadron übrig. Damit, falls diejem auch ein Unglück paſſiren jollte, die Schwadron nicht ganz ohne Führung blieb, ſandte Graf Waldburg derjelben ſeinen Adjutanten, Premier-Lieutenant Rein : hardt, nad . Die Commandeur- Escadron , welche der Esca dron Rapler folgte , ſtand unter dem Stabs -Nittmeiſter von See bad) und dem Premier- Lieutenant von Schüß (Seconde- Lieute

nant von Leutrum war frank im Spital , von Mengen gegen Wildberg detachirt, um mit der Dort poſtirten Escadron Wagner von Königs - Jägern Verbindung zu halten ).

Nachdem der Graben genommen war , ging Lieutenant von Adele beim mit der Escadron Raſier in gerader Richtung, von Ragbach aufwärts die Höhe des Pfenningberges hinan , während die Commandeur - Escadron, ſich mehr rechts wendend, auf einen Fabr weg - denſelben , welchen auch die öſterreichiſche Artillerie zum Auffahren ihrer Geſchüße benugt hatte – ſtieß, den ſie verfolgte .

Die erſte Strece , etwa bis zu 2000 - 3000 Schritt von Kaybach geht es den Berg in mäßiger Steigung hinauf ; die Schwadronen ſtrebten in einem ſcharfen Galop bergan. Von nun an aber wurde die Böſchung immer ernſter , namentlich auf der Seite , welche die Escadron Raßler zu erklimmen hatte .

Schnaubend, feuchend,

die Reiter auf die Hälje der Pferde vorgebeugt , mit furchtbarer Anſtrengung, mit Aufbietung aller Kräfte ging es weiter, oft Mann für Mann – immer vorwärts den Verderben ſpeienden Feuer

ichlünden entgegen ; Adelsheim mit den beſtberittenen Leuten gerade aufwärts, der Reſt mehr rechts battend , die Höhe binauf lavirend.

Noch ein legter Kraftaufwand, ein feſtes Andrücken der Schenkel · und

die Louisjäger ſind oben , im nämlichen Augenblick auch

ſchon Mitten zwiſchen den Geſchüren ! Die auſs Aeußerſte ob dieſer Kühnheit überraſchte Bedienungsmannſchaft wird zuſammengebauen ,

die Fahrkanoniere werden theils von ihren Pferden heruntergefäbelt, theils mit den Proßen die Flucht ergreifend, den jenſeitigen Ab 1

hang hinunter geworfen. Die Batteriebedeckung, öſterreichiſche Jäger,

ſegen ſich zur Wehr , erliegen aber den gewaltigen Hieben unſerer Reiter oder werden in den naben Wald gejagt .

137

Lieutenant von Adelsheim , der Erſte in der feindlichen Batterie , feuert durch ſein Beiſpiel alle zur glänzendſten Kühnheit an – da erhält ſein Pferd einen Schuß durch den Hals und bäumt ſich hoch auf , in demſelben Moment ſchlägt eine Kugel durch ſein Kasket ; er hört ein feindliches Hornſignal , ſieht aus dem Walde feindliche Infanterie zur Unterſtüßung vorbrechen , gewahrt aber gleichfalls, wie ein öſterreichiſcher Jäger dicht neben ihm auf ſeinen

Kopf anſchlägt. Er führt einen gewaltigen Streich nach deſſen Büchle , ſchlägt dadurch dieſe auf die Seite – indem entladet ſie jich , die Kugel dringt in ſeine Hüfte. Sein verwundetes Pferd, welches ſich bis zu dieſem Augenblick noch aufrecht erhalten, bricht

jeßt mit ſeinem Reiter zuſammen – ein herzuſpringender Louisjäger baut dem feindlichen Schüßen quer über das Geſicht, ſo daß auch

dieſer bewußtlos zur Erde ſtürzt. Das alles drängt ſich in den Beitraum von wenigen Minuten zuſammen ; unterdeß iſt die Com

mandeur-Escadron von rechts ber auf dem Höhenfamm angelangt, bat niedergebauen und auseinander geſprengt, was noch Stand hielt und den Sieg vervollſtändigt. Die Mannſchaft legte eine Geſchicklichkeit, eine Bravour, eine Hingebung an den Tag, die des größten Lobes werth iſt. Noch weiter rechts , in der feindlichen Flanke , dringt während dem die Escadron Milkau des Jäger Regiments König am jüdlichen Abfall des Berges vor, fällt über einen Theil der aus dem Walde vorgedrungenen feindlichen Infan terie ber und jagt ihn vollſtändig in die Flucht, während zur Lin fen der Lieutenant von Baumbach *) mit etwa 30 Grenadieren

des Infanterie-Regimentes bull die Höhe zu erſteigen ſucht, um von hier aus noch in das Gefecht einzugreifen , und endlich die ſächſiſchen Hujaren – wie es ſcheint, am Nordabbang des Pfenning berges , da wo er ſich gegen die Chauſſee nach Balneukirchen ab

ſenkt - unter Führung des Major von Lobkowiß, etwas ſpäter wie die Louisjäger ebenfalls vorgegangen , dem Feind den Rückzug in dieſer Richtung verlegen und nunmehr mit ihrer 3ten Escadron die ſich bier feuernd in's Gehölz zurückziehende feindliche Infanterie

erreichen und ſie unter Zufügung noch manchen Verluſtes vollende verjagen **) . Die Geſchüße im Stich laſſend, flob der Feind in größter Uns ordnung die Abhänge binunter und durch den Wald, riß die an der * ) A18 General-lieutenant a. D. unlängſt verſtorben. **) Nach einem uns gütigſt mitgetheilten Au8zuge der Geſchichte des R. Sächſ. 2ten Reiter., damaligen pujaren-Regiments.

138

Gallneukirchner Straße noch Stand Haltenden mit ſich fort die ganze Colonne Vukaſſowich's trat ihren Rückzug an, deſſen Ver anlaſſung die tühne That des Regimentes Herzog Louis war. Bei dieſem Angriff hatten ſich ganz beſonders ausgezeichnet: Stabs - Rittmeiſter von Seebac , Premier - Lieutenants Sdüß , Reinbardt , Seconde - Lieutenant von Adelsbeim , I

die beiden Wachtmeiſter Bedu. Hack ; Quartiermeiſter Stetter *) ; die Unteroffiziere Scoifer , Heiligmann * ), Bühlmayer * ) , Döbler * ), Bühler *) , Haug I. * ) und Ott *) ; Horniſt Schnei der *) ; die Jäger Beck, Gruber , Pfrender, Stüß , Eppin ger , Raechele, Spik , Arnold, Kubbach , Pappenlau , Hauber und Hoffmann. Geblieben waren Jäger Weiß und I

1

I

6 Pferde, dem Rittmeiſter von Seebach wurde ein Pferd unter

dem Leibe erſchoſſen ; verwundet: Jäger Detrull , Braun , Walter , Brenner , Pfiſterer, Mößmer, Mangold ,

Stadler ; die Pferde der Lieutenants von Schüß, Rein bardt , von Adelshein und im

Ganzen

11 Dienſtpferde.

Der ganze Verluſt den das Regiment beute erlitten war ſomit an Todten : 5 Mann und 12 Pjerde ; an Verwundeten : 13 Mann und 15 Pferde ; an Gefangenen : + Mann und 4 Pferde , die Jäger Donmino, Kuhn, Plank und Sulz der Commandeur-Escadron mit ihren Pferden [wahrſcheinlich ſchon Morgens früh bei Frey ſtadt auf einer Patrouille) ** ). * ) Erhielten ſchon 1806'7 die ſilberne Medaille. :) Bei dieſer Gelegenheit können wir nicht umhin , auf ein paar Irrthümer in einem Aufſate über dieſes Gefecht in der Zeitſchrift für Kunſt, Wiſſenſchaft

**

und Geſchichte des Krieges , Jahrgang 1828 , den wir die Colonnen - Einthei lung des öſterreichiſchen Corps entnommen haben , aufmerkſam zu machen , von

denen wir die hauptſächlichſten hier zu berichtigen uns gedrungen fühlen. Es heißt darin , in Betreff des Angriffs auf den Pfenningberg: „ Eine zweideutige Bewegung unter dieſen Truppen , die größtentheils aus Landwehren beſtanden ,

lud einige vor ihnen in der Ebene haltenden Escadrons ſächſiſcher Huſaren und württembergiſcher Jäger zu Pferde zu einem Angriffsverſuche ein. Dieſer gelang trop des höchſt ungünſtigen Bodens vollkoinmen , weil die feindliche

Infanterie, ohne ſich nur zur Gegenwehr anzuſchicken , die Flucht ergriff, ihr Geſchüß im Stich ließ und ſich durch den Wald den Berg hinunter ſtürzte.“ Das iſt in ſo fern unrichtig als, wie wir darzuthun uns bemüht haben , der

ausdrüdliche Befehl zu dieſem Angriff gegeben wurde, keine „ zweideutige Bewegung“ des Feindes dazu „ einlud“ und die feindliche Infanterie nicht die Flucht ergriff , ohne ſich zur Gegenwehr anzuſchiden , ſondern ſich allen Ernſtes vertheidigte, wie alle noch lebenden Theilnehmer an

139

Das Gefecht war auf dieſer Seite vollſtändig zu unſeren Gunſten entſchieden ; die Verfolgung des Feindes wurde gerade an geordnet , als ſich plößlich faſt in unſerem Rücken Ranonendonner bören ließ – das war Sommariva , der endlich nach Zurück

legung eines ſehr beſchwerlichen Weges am Fuße des Pöſtlingberges bei Haagen eintraf und den Brückenkopf angriff. Dieſes über

raſchende Ereigniß brachte die Verfolgung der Colonne Vukaſjowich ins Stocen ; ein Theil der ermüdeten Truppen wurde ſchleunigſt vom rechten wieder nach dem linken Flügel dirigirt ; während die im Brückenkopf zurückgebliebenen den Angriff ſo lange ausbielten und der Feind nach einiger Gegenwehr glücklich abgewieſen wurde, indem zugleich der Eintritt der Dunkelbeit dem Gefecht ein Ende

machte. Wäre Sommariva rechtzeitig eingetroffen , ſo hätte der gleichzeitige Angriff der öſterreichiſchen Colonnen allerdings ſehr gefährlich werden können . Die Colonne St. Julien's war wie

befoblen zu Mauthhauſen angelangt, dort durch die Artillerie unter Oberſt von Schnadow im Schach gehalten und hatte, ohne ir gend welche Reſultate zu erreichen , noch überhaupt von weiterem Einfluß zu ſein, Abends nach dem unglüdlichen Ausgang des Ge fechts im Centrum wieder ihren Rückzug angetreten. In der Nacht noch mußte das 1te Jäger - Bataillon Rönig und ein Theil des 2ten Neuffer vom bisherigen Kampfplage aus , ermüdet durch das den ganzen Tag währende Gefecht, ohne ſeitdem einen Biſſen

genoſſen zu haben und ohne vorher Munition zu empfangen , ob gleich ſie ſich faſt ganz verſchoſſen hatten , unter dem Brigadier G.-M. von Hügel den Pöſtlingberg erſteigen, um einen Ueber fall auf die dort noch poſtirten Truppen der Colonne Sommariva zu unternehmen . Dieſer gelang nach einer außerordentlichen An ſtrengung vollſtändig und brachte 40 Offiziere und 600 Mann als Gefangene in unſere Hände.

Rittmeiſter von Wagner des Jäger - Regiments zu Pferde A önig und Seconde - Lieutenant von Mengen der Louisjäger hatten im Laufe des Tages zwiſchen Wildberg und Helmonsöd einige Plänkeleien mit dem Feinde zu beſtehen ; der dadurch be

müht war, unſer ſchwaches Beobachtungs - Commando daſelbſt feſt jenem Gefecht, die wir aufzufinden vermochten , auf& Allerentſchiedenſte bes zeugen , auch durch das Vorhandenſein der angegebenen bei dieſem Sturm 1

Verwundeten genugſam bewieſen ſein möchte , wenn es dieſes Beweiſes nach Angabe obiger authentiſcher Thatſachen noch bedürfte.

140

zuhalten , ohne zu einem ernſtlichen Angriff überzugeben. Unter offizier Horwarth des Regiments fand dabei Gegelegenbeit mit ſeinen Flanfeurs den überlegenen Feind längere Zeit aufzuhalten. (Starb am 11. April 1810 im Spital zu Wien.

S. u .)

Das war das Gefecht vom 17. Mai 1809, dem ganzen würt tembergiſchen Corps zur Ehre gereichend , für das Jäger - Regiment Herzog Louis aber von ganz beſonderer Bedeutung , da Seine Majeſtät der König in Anerkennung und Würdigung

deſſen , was das Regiment an dieſem Tage geleiſtet, dasſelbe mit einem dauernden Ehren- und Erinnerungszeichen belohnte. Dieſe Auszeichnung wurde dem Regiment in folgender Weiſe zu Theil und durch nachſtehendes allerhöchſtes Reſfript verkündet : Seine Königliche Majeſtät haben Allergnädigſt geruht vermöge Allerhöchſten Defrets vom 28. Mai 1809 dem Jäger: Negiment zu Pferd Herzog Louis zu Bezeugung Allerhöchſt 3hrer Zufriedenheit mit

ſeinem ausgezeichneten Benehmen im Treffen vom 17. Mai ļ1809 bei Linz eine Standarte , auf welcher der Stern und das Kreuz des

Königliden Militair:Verdienſt-Ordens geſtickt ſind , zu verleihen ; ferner wollen Seine Königliche Majeſtät zum Beweiſe Jhrer beſonderen Zufriedenheit mit dem braven Benchmen Ihrer Truppen nachſtehende Beförderungen und Verleihung von Ehren -Bezeugungen verfügt haben : Der Commandeur des Regiment8 Major Graf Waldburg wird ( mit leber ſpringen des Oberſt-Lieutenants -Ranges) zum Oberſt befördert. General-Lieutenant von Woellwarth zum Commandeur des Militär-Verdienſt Ordens ;

Major von Münchingen , Stab8 - Rittmeiſter von Seebach , Stab8 - Rittmeiſter von Werder ,

Premier -Lieutenant und Adjutant Reinhardt, ( Major Graf Salm und von Milkau, Rittmeiſter von Mundorff und von Wagner des Jäger -Regiments Mönig 2c. 2c. ) werden zu Rittern des Militair Verdienſt- Ordens ernannt.

( Folgen noch weitere Beförderungen in den übrigen Truppentheilen .) und wollen Seine Königliche Majeſtät noch beſondere Jhrem braven Armee-Corps ,

wie auch beſonders deſſen Befehlshabern, dem General-Lieutenant von Neubroni, General-Lieutenant von Woellwarth , dem über Alles bei jeder Gelegenheit ſich

auszeichnenden General -Major von Hügel, dem General -Major von Theobald , Oberſt von Kerner , Oberſt von Brüſſelle, Oberſt von Wolif , Oberſt von Neuffer, Oberſt Graf Waldburg und Stabs -Rittmeiſter von Werder Jhren

ganz beſonderen Dank und Allerhöchſte Zufriedenheit über die in dem Gefecht bei Linz am 17. diejes bewiejene Bravour und Intelligenz an den Tag gelegt haben .

-

141

Eine ſchönere Deforation dem Regimente zu geben , als die ,

welche ihm durch Verleihung der Standarte zu Theil wurde , iſt wohl kaum denkbar , indem die Embleme des ſchönſten Ordens,

den der Soldat zu erwerben im Stand iſt, als immer währendes Wahrzeichen den Angehörigen des Regiments in die Hand gegeben wurden ; beſtimmt, fernerhin in deſſen Mitte zu glänzen , ein ſtolzes Banner, um das ſich das Regiment noch oft in Freude und Luſt, in Noth und Gefahr ſchaaren ſollte , das es – bei der Rüdtebr vom Feldzuge aus den Händen ſeines Königs empfangen – noch

heutigen Tages mit Ehren und freudigem Bewußtſein in ſeinen Reiben führt, und unter dem es – jo Gott will – recht bald

Gelegenheit finden möchte, zu beweiſen , daß auch die heutigen Glieder des Regiments würdig ſind, gleich ihren Vorgängern , den alten Louisjägern, die Standarte zu beſigen , zu vertheidigen und .

unter ihr neue Lorbeern zu erringen.

Mit gerechtem Stolz blickten unſere Jäger auf dieſes Ehren zeichen , das jeder Einzelne , der es durch Einſegen ſeiner Kraft,

ſeines Muths, ſeiner ganzen Perſönlichkeit mit erringen half , ge wiſſermaßen als ihm verlieben anzuſehen berechtigt war .

Der Lieutenant von Adelsheim , welcher bewußtlos auf dem Plaße liegen geblieben war, wurde auf eine ausgehobene Thür 1

gelegt und einſtweilen in eine nahe gelegene Kapelle zurückgetragen , Abends aber nach Linz ins Lazareth gefahren. Auf demſelben

Wagen befanden ſich die verwundeten Jäger Schüß bach und

Hofacer , Jäger Veit *) war dieſen Dreien als Begleitung bei gegeben.

Adelsbeim's Zuſtand war ein äußerſt bedenklicher , ſeine jortdauernde Bewußtloſigkeit ging in förmlichen Starrkrampf über, ſo daß man ihn für todt hielt und im Begriff ſtand ihn zu beer

digen. Als er ſchon in den Sarg gelegt werden ſoll, gibt er durch ein unwillkürliches , kaum bemerkbares Erheben der rechten Hand

noch ein Lebenszeichen von ſich und wird dadurch vor dem Leben digbegraben werden gerettet ; worauf er, von ſeiner Wunde geneſen, noch vor dem Jahresſchluß wieder beim Regiment einrücken konnte.

Die anfangs überall verbreitete Nachricht ſeines Todes iſt der Grund, warum ihm nicht zugleich mit ſeinen Kameraden die wohl verdiente Belohnung zu Theil wurde, joudern er dieſelbe durch Er *) Lebt zur Zeit noch in Dipingen als Polizeidiener.

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theilung des Militär - Verdienſtordens erſt bei der Rüctehr des Truppencorps ins Vaterland empfing. Der öſterreichiſche Jäger, welchem Adelsheim den gefährlichen Schuß zu verdanken batte, wurde als Gefangener in das auf dem Böſtlingberg neu etablirte

Spital gebracht, wodurch ſpäter die beiden perſönlichen Gegner ganz friedlich die als Feinde im Kugelregen gemachte Bekanntſchaft erneuerten .

Von den 6 Geſchüßen, welche das Regiment Herzog Louis erobert batte , mußte dasſelbe auf Befehl Bernadottes zwei dem ſächſiſchen Corps für den an dem Gefecht gehabten Antheil über geben, was General Vandamme dem Oberſt von Kerner in einem Schreiben vom 19. Mai 1809 mittheilt.

Alle ſechs Kanonen aber wurden – ebenfalls auf Bernadotte's Befehl – vor der Hand zur Armirung des Brückenkopfs verwen det .

Das Eigenthumsrecht von vier Stücken jedoch blieb dem

württembergiſchen Corps gewahrt und ſind dieſe auch ſpäter ins

Königreich abgeführt worden ; während die beiden den Sachſen ein gehändigten Geſchüße, nach einer uns gemachten Mittheilung einige Tage nach dem Gefecht - wiederum auf Anordnung Bernadotte's - den Franzoſen überliefert ſein ſollen. Vandamme ſprach folgenden Tages ſeine Zufriedenbeit mit dem Benehmen des Corps in dem Gefecht in folgenden Worten aus : Ordre du jour, le 18. Mai 1809.

Braves troupes de Wurtemberg !

Que d'éloges ne vous dois-je pas pour la conduite qu’ont tenue tous les corps qui ont concourus à la journée glorieuse du 17. Son Altesse le Prince de Ponte - Corvo et plusieurs chefs distingués des Saxons ont remarqué votre valeur et vous ont donné leurs suffrages.

Vous

avez étonné les Autrichiens par votre intrépidité, en hravant leur position et en méprisant leur nombre. Vous êtes couvertes de gloire. Six canons, un grand nombre de prisonniers parmi lesquels se trouvent

beaucoup d'officiers de tous grades , sont des trophées qui causeront une véri table satisfaction à votre Roi à qui je viens d'annoncer vos glorieux succés. Le Général, comte de l'Empire D. Vandamme. 18. Mai .

F.-3.-M. Graf Rollowrath batte ſich nach dem mißlungenen Verſuch auf den Brückenkopf wieder in ſeine vor dem Gefecht ein

genommene Stellung bei Neumarkt , Helmonsöd und Kirchſchlag,

143

(unweit Helmonsöd) zurückgezogen. Ihn aus der Poſition bei den legteren beiden Orten zu vertreiben , wurde General - Major von Stettner durch Vandamme beordert und dazu folgendes Com mando unter ſeinem Befehl vereinigt : Seconde Lieutenant von Mengen mit 50 Pferden des Regi ments Herzog Louis – Avantgarde. Stabs -Rittmeiſter von Wagner mit 50 Pferden des Regi ments Jäger König . Hauptmann von Fribolin mit 50 Mann des Inf.-Regiments Herzog Wilhelm. Hauptmann von Startloff mit 1 Compagnie des 2ten Jäger Bataillons Neuffer. Mit dieſen rückte G.-M. von Stettner am Nachmittage auf der Straße nach Helmonsöd vor . Das Schloß Wildberg,

4-5000 Schritt diesſeits Helmonsöd war von einem vorgeſchobe nen feindlichen Poſten beſeßt. 5.-M. von Stettner ließ den Lieut .

von Mengen mit ſeiner Vorbut weit vorausgeben, damit es den Anſchein bätte, als ob bloß eine Patrouille im Anmarſch ſei , wäh

rend der Lieut. Bregenzer des Jäger- Bataillons mit 20 Mann rechts , 1 Premier und 10 Mann deſſelben Bataillons links von

der Straße ſich auf Waldwegen heranſchlichen , um den Feind ab zuſchneiden. Doch bielt dieſer nicht Stand , ſondern zog ſich bei der Annäherung des Lieut. von Mengen auf ſein Gros gegen Hel monsöd zurück. Das Terrain war hier, wie in der ganzen Umge

gend von Linz außerordentlich durchſchnitten , die Straße nach Hel monsöd , von Höhenzügen eingeſchloſſen , bildet ein fortlaufendes Defile, erſt vor dem Ort erweitert ſich die Schlucht; bis dicht an erſteren bin aber erſtreckt ſich dichter Wald . Nachdem der Feind

in Wildberg nicht zu erreichen war, wurde Hauptmann von Fri bolin mit ſeinen 50 Musketieren und 10 Jägern gegen Helmonsöd vordirigirt mit dem Befehl, daſſelbe nöthigen Fals mit dem Bajo net zu nehmen. Ehe jedoch das Städtchen erreicht wurde , ſtieß

man ſchon am Ausgange der Schlucht auf den Feind, ein lebhaftes Tirailleurfeuer wurde engagirt , worauf legterer ſich etwas zurück zog, um ſich auf den Höben rechts vorwärts von Helmonsöd in drei dort befindlichen Höfen feſtzuſeßen . Die Ebene, welche ſich vor und

ſeitwärts der Höhen erſtreckt, war durch feindliche Ulanen gedect.

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Dieſen entgegen wird Lieutenant von Mengen mit ſeiner Avant garde detachirt, während Hauptmann von Starfloff mit ſeiner Jäger- Compagnie von Wildberg links durch den Wald gebt , die Höhe links von Helmonsöd an der Straße nach Zwettel erreicht (die Straßen über zwettel und Leonfelden und über Ober-Aigen nach Schenkenfelden u . i . w . theilen ſich bier , wie ſchon erwähnt)

dort Lieutenant Bregenzer mit ſeinem Detachement als Soutien und linke Flankendeđung zurückläßt und die ſchwache Beſaßung aus Helmondod hinauswirft.

Rittmeiſter v . Wagner wird mit 30 Pferden dem Hauptmann von Fribolin und Lieutenant von Mengen nachgeſendet, während G.-M. von Stettner ſelbſt mit dem Reſt der Cavalerie

unter Lieutenant Graf Graeveniß (von Königs- Jägern) links an Helmonsöd vorbei vorrückt , um etwaiger feindlicher Cavalerie, welche die Abſicht haben ſollte, Wagner zu attafiren, in die Flanke zu fallen. Legterem gegenüber, der ſich unterdeß mit Fribolin und Mengen vereinigt bat, entwickelt der Feind 300 Mann Infanterie und Cavalerie . Eine halbe Escadron Ulanen rückt ganz zu un

ſerer Rechten zum Angriff vor , febrt aber , bis auf 100 Schritt herangekommen um , wird von Lieutenant von Mengen lebhaft verfolgt und von ihrer Infanterie abgedrängt, die ſich darauf durch Gärten und Höfe an dem Ort vorbei zurückzieht , um den nahen Wald zu erreichen .

Rittmeiſter von Wagner geht nun in der

Carriere um den Ort berum , die feindliche Infanterie abzuſchnei den ; wird durch ein Gittertbor aufgebalten, welches die Einwohner

in einem zu paſſirenden Engweg zugeſperrt haben und erreicht den Feind erſt , als dieſer nur noch 100 Sdiritt vom Walde entfernt

iſt. Mit dem gleichfads an ſich gezogenen Detachement Mengen's reitet er zur Attake an , ſtößt aber 50 Schritt vor der feindlichen Front auf einen breiten Graben , an dem überdies noch ein Saun 1

binläuft, er muß halten, der Feind macht, dadurch ermuthigt, wie der Front und eröffnet ein lebhaftes Feuer auf unſere Cavalerie , wodurch ein Mann derſelben getödtet und 3 Pferde (vom Regiment König) verwundet werden. Horniſt Speidel des Regiments

König ſpringt während des heftigſten Feuers vom Pferde und öffnet einen Durchgang im Saun, die Reiter brechen ab, debouchi

ren durch die Deffnung ; aber bevor man die feindliche Infanterie erreichen kann, iſt dieſe in den Wald geflohen , mehrere Todte und einen Gefangenen zurüdlaſſend.

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Da man mittlerweile in einiger Entfernung das feindliche Gros gewahrte und deſſen Stärke auf etwa 3000 Mann ſchägte, ſo wurde hiemit das Gefecht abgebrochen und der Rückmarſch auf nnſere Vorpoſten angetreten, der ohne Störung vor ſich ging. Das Detachement des Regiments Herzog Louis hatte keinen Verluſt erlitten. Ausgezeichnet hatten ſich von demſelben Unteroffizier Git tinger , Jäger Klink , Mezinger und Dolderer. Am gleichen Tage traf der Reſt des ſächſiſchen Corp8 bei Linz ein , beſegte mit 2 Bataillonen den Pöſtlingberg und breitete ſich in dem Rayon der Stellung aus . Stellung auf dem rechten Donauufer zwiſchen finz, Enns und Steyer, 19. bis 26. Mai.

Gleichzeitig mit dem Angriff Rollow rath's auf Linz hatte

der Erzherzog Johann von Villach – über Spital – ſich bei Salzburg mit fellachich vereinigen und von Süden ber , wie jener von Norden, die Operationslinie Napoleon's bedroben ſollen.

E.-H. Johann empfing aber den Befehl zu dieſer Bewegung zu ſpät , indem er ſich ſchon auf der Rückzugslinie von Villach nach Grag befand und Jellachich aus den ſalzburgiſchen Engpäſſen hin weg eben dahin berufen hatte. Legterer trat am 21. Mai ſeinen Marſch dorthin über Schladming, Steinach, Rottenmann und Mau tern bis St. Michael bei Leoben an, wo er den 25. eintraf.

Napoleon, am 13. Mai in Wien eingezogen, empfing von dem Angriff Rollowrath's , ſowie vielleicht auch über die von Süden beabſichtigten Demonſtrationen gegen ſeine Operationslinie früh zeitig Kunde. Jedenfalls war die Operationslinie durch die erneu ten Aufſtände in Tyrol, Steyermark u . ſ. w. vielfach bedroht, wes

halb Vandamme Befehl erhielt, ſein Hanptquartier in Enns zu nehmen, dieſen Punkt ſtark zu beſegen, und je nachdem es am Noth

wendigſten ſei , auf Linz oder Steyer vorzurücken , während Ber nadotte gegen Budweis zu manövriren angewieſen wurde. Die daraus erfolgende Bewegung des VIII. Corps wurde ſo fort ausgeführt und das Jäger-Regiment Herzog Louis , welches am 18. Mai ein Bivuak bei Ebersberg bezogen hatte, am 19. nach

Wels und Hau dirigirt. Am 21. brachte ein Deſerteur die Neuig keit, der Feind rücke gegen die Linzer Stellung vor , jedoch erwies ſich dieſe Nachricht als falſch. Das Corps Vandamme's aber, zum Vorrücken ſüdlich beſtimmt, wurde durch dieſes Gerücht zum momentanen Stehenbleiben genöthigt. 10

146

Am 22., dem zweiten Schlachttage von Aspern und Eßling, chob Vandamme ſeine Avantgarde unter 6. -2. von Woell warth gegen Steyermark vor, dieſe beſtand aus :

Jäger-Regiment zu Pferde Herzog Louis , König , 11

1tes leichtes Bataillon Wolff ,

3 Compagnien Infanterie-Regiment P hull. Am 23. erreichte die Spige derſelben Windiſchgerſten (3-4 Meilen nördlich von Rottenmann, wo ſich an demſelben Tage Jelacich befunden haben wird ). Woellwarth mit dem Gros ſtand zu Kirch dorf, 3 %, Meilen weiter rückwärts, und war im Begriff auf Befehl

Vandamme's den ſich zurückziehenden Feind über Spital am Pyrhn, Unter- Claus und Liegen zu verfolgen , als er am 24. früh um 2 Uhr von G.-L. von Neubronn die Ordre erhielt, ſeine Opera

tionen einzuſtellen und auf Steyer und Kremsmünſter zurückzugeben. Woellwarth ließ ſofort die Quartiermacher an die neuen Beſtim mungsorte zurückgeben, die Infanterie dorthin folgen, konnte jedoch mit der Cavalerie , die Patrouillen und Pitets nach allen Seiten

auf große Diſtancen brechen. Ehe er ſich einen neueren Befehl richten, daß er nun fönne.

vorgeſchoben hatte , erſt Mittags 1 jedoch mit dieſer in Marſch ſegte , von Vandamme, ſeine Bewegungen doch den Feind nach Steyermark

Uhr auf erhielt er ſo einzu verfolgen

Das war in dieſem Terrain obne Infanterie unmöglich ;

die welche er bei ſich gehabt , war ſchon zurück und das Bataillon Brüſſelle, das ihm zu dieſer Operation nachgeſendet werden ſollte , traf nicht ein. Er ließ daher im Laufe des Tages nur den Stabs Rittmeiſter von Werder mit einem Commando über die Steyeriſche

Grenze vorgehen , blieb zu deſſen Aufnahme mit dem Gros der Cavalerie ſtehen und ging nach Werder'8 Zurückunft , der nichts mehr vom Feinde einholen konnte, nach Kremsmünſter in die neue Stellung. Dieſe war am 25. Mai folgende :

In Enns : Hauptquartier , G.-M. von Franquemont : Infanterie - Regiment Herzog Wilhelm , 2tes Jäger- Ba I

taillon Neuffer , 1te reitende Batterie.

In St. Florian : 6.-L. von Neubronn: Jäger- Regiment zu Pferde König .

In frem 8münſter : 6.-l. von Woellwartb : 2tes leichtes

Bataillon Brüſſelle , Jäger - Regiment zu Pferde Herzog Louis , 1/2 2te reitende Batterie.

147

In Steyer : G.-M. von Hügel : Infanterie-Regiment Kron prinz , 1tes Jäger -Bataillon König , Ites leichtes Bataillon Wolff , 59 Pferde vom Regiment Herzog Louis (Stabs

Rittmeiſter von Seidenberger, Premier - Lieutenant Na gel , 1 Horniſt, 4 Unteroffiziere, 54 Jäger) , 2te reitende Batterie .

În Linz : G.- M. von Scharffenſtein : Füſilier - Regiment Neubronn , Ites Bataillon Þ hull , 200 Fußjäger, 50 Pferde vom Säger- Regiment König , 52 von Herzog Louis (Se conde - Lieutenant von Mengen , 4 Unteroffiziere, 48 Jäger), Fußbatterie und Artillerie - Reſerve. In Wallſee und fps an der Donau : 2tes Bataillon bull.

In Freundsdorf: Cavalerie - Depot (überdies in Wels ein Marode - Depot von 225 Pferden unter Major von Mirkau und Lieutenant Dietle der beiden Regimenter , wovon die Genejenen jedoch fortwährend wieder bei ihren Abtheilungen einrückten ).

Ferner : Auf dem Marſd ins franzöſiſche Hauptquartier : 1tes Bataillon Cammerer .

In Ried und Braunau : 2tes Bataillon Cammerer.

Das Regiment hatte während dieſer Bewegungen auf dem rechten Donauufer wieder außerordentliche Anſtrengungen zu erdul den und faſt täglich die fatiganteſten Märſche zu machen ; es war

durch fortwährende Detachirungen ſehr zerſplittert, die Kleidung der Jäger befand ſich allmälig im allertraurigſten Zuſtande und von

den Pferden erlagen viele den großen Strapagen. Seit dem Be ginn des Feldzuges hatte das Regiment faſt keinen Ruhetag gehabt

und auch jeßt ſollte es, kaum in der oben genannten Stellung an gekommen , ſofort wieder aufbrechen um mit dem ganzen Corps nach St. Pölten zu rücken. Die Glanzperiode in dieſem Feldzug 1

aber, die Zeit der großen überraſchenden Operationen , die Zeit des

Sieges und Ruhmes war für das Regiment vorüber, und nur noch in kleineren Gefechten und Scharmüßeln ſollte es hie und da Ge

legenheit finden ſich auszuzeichnen ; ließ aber nie eine ſolche Gelegen heit ungenugt vorüber. Im Offizier - Corps des Regiments waren unterdeß folgende Veränderungen vorgekommen : Unter dem 17. Mai wurde Seconde-Lieutenant Dietle zum

Premier-Lieutenant befördert. 10 *

148

Unter dem 23. der Sohn des fürſtl. Hohenlohe-Waldenburg ſchen Rentbeamten Grebner zum Seconde - Lieutenant im Regi ment Herzog Louis ernannt. Unter dem 24. wurde Premier- Lieutenant von Schüß zum Stabs - Rittmeiſter befördert.

Stellungen zwiſchen Mölk, St. Pölten und Kloſter -Neuburg vom 28. Mai bis 12. Juli, dein Waffenftillftande von Jnaym.

Am 26. Mai ſeşte ſich das württembergiſche Corps in Bewe gung , um nach St. Pölten , näher an die große Armee heranzu ziehen , die nach der Schlacht bei Aspern und Erling vom linken

Donauufer ſich wieder auf die Inſel Lobau hatte zurückziehen müſſen. Bernadotte mit dem ſächſiſchen Corps blieb bei Linz zurück und hatte ſowohl Followrath gegenüber Stellung zu behalten, die Poſten von Enns, Wallſee und Sps zu behaupten, als auch die Ausgänge von Tyrol aufs Schärfſte zu beobachten, bis die am 22. Mai zer ſtörten Brüden von Ebersdorf auf die Lobau wieder gänzlich her geſtellt waren . Ende Mai und Anfangs Juni jedoch wurde er von Lefebvre mit den bayeriſchen Diviſionen Kronprinz und

Wrede abgelöſt, worauf er dem württembergiſchen Corp8 nach St. Pölten zu folgen hatte ; ſo daß durch dieſe Bewegungen ein allgemeines Rechtsſchieben erfolgte, indem eine franzöſiſche Diviſion Vandamme Plaß machte, und darauf Württemberger, Sachſen und

Bayern in Echellons hinter einander auf der Straße nach Wien ſtanden, Front gegen die Donau .

Ueber Amſtetten und Mölk traf das Corps Vandamme's am 28. zu St. Pölten ein, das Regiment Herzog Louis am 29. in Herzogenburg. Die 1te Diviſion des Davouſt'ſchen Corps , welche bisher St. Pölten beſeßt hielt, rückte nun , nachdem ſie hier abge löſt war, zum Gros des Corps nach Wien. Die Aufgabe unſeres Corps war: in der Stellung zwiſchen Mölk, St. Pölten und Mau: tern, den Feind auf dem jenſeitigen Donauufer in Reſpekt zu hal ten und das diesſeitige , das rechte Ufer, bis Wien zu beobachten ; ſobald aber der Feind die Stellung auf dem linken Ufer bei Krems

verließ , ſich weiter rechts nach Wien zu ſchieben. Bei der großen Ausdehnung, welche die Stellung des Corps erhalten mußte, um 1

die bedeutende Terrainſtrecke nur überwachen zu können (von

einer Vertheidigung derſelben mit dem Corps konnte ohnehin nicht viel die Rede ſein) , wurde dasſelbe , beſonders bis zum Eintreffen

149

des Bernadotte'ſchen Corps, vielfach zerſplittert ; namentlich war das bei der Cavalerie der Fall , die eine Maſje kleiner Bifets, Streif

parteien und Sicherheits-Commandos zu geben hatte, und nebenbei noch vielfach zur Fouragirung und Requiſition in die rückwärtigen Gegenden entſendet wurde, um für die Verpflegung das Nöthige beizutreiben , was bei der von Truppen überfüllten Gegend eine ſchwierige Aufgabe war. Wie denn überhaupt die Subſiſtenzmittel immer mangelhafter wurden , je mehr man ſich der großen Armee näherte.

Oben bezeichnete Stellung war vom VIII . Corps in folgen der Weiſe beſeßt :

Hauptquartier : St. Pölten . Avantgarde :

Leichte Infanterie - Brigade , 5. - M. von Hügel : Mautern, Hollenburg und Göttweig ( Krems gegenüber) . 1

Cavalerie-Diviſion, G.-L. von Woellwarth und G.-M. von Stettner .

Die Jäger- Regimenter König und Herzog Louis : Her zogenburg. Gros :

Linker Flügel : Brigade Scharffenſtein : Möik. Rechter Flügel : Brigade Franquemont: St. Pölten (im Bivuat). Artillerie - Reſerve : St. Pölten.

Cavalerie - Depot : Anfelden .

Detachirt : Die Cavalerie-Regimenter Leib- Chevaulegers und Herzog Heinrich und das Infanterie -Regiment Cammerer. Die Jäger-Regimenter zu Pferde hatten mit der leichten In fantecie die Vorpoſten an der Donau zu geben ; ſo ſtanden längere

Zeit Major von Münchingen in Göttweig , Premier Lieutenant Gremp und Seconde - Lieutenant Finch mit ihren Detachements in einer Mühle an der Donau. Die erſten Tage in dieſer Poſition vergingen ziemlich rubig , am

150 31. Mai

jedoc Morgens zwiſchen 2 und 3 Uhr jepte der Feind in mehreren

großen Schiffen und an verſchiedenen Punkten in der Gegend von Hollenburg und in einer Stärke von etwa 1200 Mann Infanterie über die Donau . Die bier befindlichen vielen Inſeln begünſtigten die feindliche Annäherung ungemein ; er warf die Aviſopoſten zurück und drang in der Hollenburger Niederung gegen die rechte Flanke unſerer Vorpoſtenſtellung vor. G.-M. von Hügel concentrirte

ſein Gros in der Stellung von Göttweig, um dort das Anrücken der Cavalerie zu erwarten , während das Bataillon Neuffer den 1

Feind cotovirte.

Nachdem lekterer etwa / Stunde weit avancirt

war , drang die unterdeß eingetroffene Cavalerie-Brigade , der die Infanterie als Soutien folgte , den Feind umgebend gegen ſeine

Rückzugslinie vor , während man ihn in der Front feſtzuhalten ſuchte. Leider aber bemerkte Legterer dieſes Manöver zu früh, zog ſich eilig unter Zurüdlaſſung mehrerer Todten und Verwundeten gegen ſeine Landungspunkte zurück, und der in geſtrecktem Laufe

verfolgenden Cavalerie gelang es nur noch, ihm gegen 50 Gefangene abzunehmen. Das Regiment hatte bei dieſer Affaire einen Verluſt von 4 todten Pferden (Escadron Münchingen 1 , Leib -Escadron 3 ). Folgenden Tages , den 1. Juni ließ Vandamme Krems durch

4 Haubigen und 2 Opfdr. Kanonen beſchießen. Das Regiment hatte zu dieſer Zeit einen ausrückenden Stand von 430 Mann mit 17

Offizieren, 374 Pferden. Verwundet waren 1 Offizier (Lieutenant von Adelsheim ) und 14 Mann ; im Ganzen im Spital 21 Mann. Beim Depot Premier- Lieutenant Dietle mit 39 Pferden , 70 Pferde waren im Ganzen marode , 7 Pferde ſeit dem 1. Mai an

Entkräftung geſtürzt. Commandirt bei Vandamme Seconde-lieu tenant de Sirjacques ſeit Anfang Mai für den damals wieder beim Regiment eingerückten Lieutenant von Adelsheim. Außer der vor dem Feinde verlorenen Mannſchaft war noch der Jäger Stadler am 16. Mai in der Donau ertrunken .

Seconde- Lieute

nant von Pittſchaft vor Beginn des Feldzuges nach Mainz beur laubt, konnte erſt gegen Ende Mai wieder bei ſeinem Regimente einrücken .

Nach dem Eintreffen des Bernadotte'ſchen Corps in den erſten Tagen des Juni , zu deſſen Hauptquartier St. Pölten be ſtimmt wurde . mußte Vandamme mit dem württembergiſchen

-

151

Corps wieder weiter rechts rücken und vom 4. Juni an folgende Stellung bezieben :

Hauptquartiere : Vandamme's : Judenau ;

3.-L. von Woellwarth'8 * ) : Blankenburg.

Avantgarde : Brigade Hügel : Tulln. Gros :

Brigade Scharffenſtein : Langenrohr, Franquemont: Fragendorf. Cavalerie - Brigade : 6.-M. von Stettner : Regiment Herzog Louis : Pirendorf , A o nig: Baumgarten . II

Artillerie: Zering und Aenzig. Die Stellung hatte den Vortheil, daß ſie ungleich concentrirter war , als die vorige , die Quartiere aber waren noch erbärmlicher wie zuvor ; auch wurde am 6. Juni der Brigade Hügel neben der Beſegung von Tuün ebenfalls wieder die von Göttweig und Mölk übertragen , ſo daß ſie die Avantgarde für die ganze Strecke von faſt 8 Meilen Frontlänge bildete. Das ſächſiſche Corps ſtand links und auch theilweiſe hinter dem württembergiſchen , von St. Pölten bis Sieghardskirchen. Die Verpflegung wurde von Tag zu Tag ſchlechter, die feindſelig geſinnten Einwohner hatten alle Dörfer verlaſſen , und ihr Vieh und ihre Lebensmittel mit fortgenommen, an Fourage war gänzlicher Mangel und die Cavalerie hatte lange

Zeit als einziges Futter nur Gerſte. In Ueberfluß fand ſich allein Wein vor, daß man den nicht ſtehen ließ, wird man begreif lich finden .

Das Landvolk war wie geſagt in durchaus feindſeliger Stim : mung; daß die fortbauernden Requiſitionen , die ihm ſchließlich das Legte nahmen , und das wohl nicht gerade in der zarteſten Weiſe,

nicht zur Beſänftigung beitrugen, iſt natürlich und ſo kam es denn, G.-L. von Woellwarth übernahm Anfang8 Juni das Corps-Commando für den erkrankten G.-L. von Neubronn und führte dasſelbe wie ſein Vor

gänger unter Vandamme's Oberbefehl bis zur Rüdkehr ins Königreich.

152

daß die Bauern einige ſächſiſche Artilleriſten beim Fouragiren und am 4. Juni 11 Chevaulegers und Jäger zu Pferde vom Regiment König im Dorfe Eichgraben überfielen und ermordeten .

Um die

Thäter einzufangen , ſchickte G.-L. von Woellwarth am 10. Juni Qberſt von Dern bach mit 1 Bataillon des Füſilier-Regiments Neubronn , Stabs - Rittmeiſter von Werder mit einem Detache

ment des Jäger-Regiments Louis und 2 Geſchüßen ab , die aber nur eines Paars der Rädelsführer babhaft werden konnten.

Während in der nächſten Zeit in unſerer Stellung ziemliche Ruhe herrſchte, (nur am 24. Juni fand ein ernſthafteres Infanterie gefecht bei Mölt ſtatt ), die Abteien Mölt und Göttweig befeſtigt und armirt und in beiden Spitäler errichtet wurden, bereitete Na poleon ſich auf den großen Schlußakt dieſes Feldzugs vor , zu dem das Corps Bernadotte's und die bayeriſche Diviſion Wrede nach Wien herbeigezogen wurden , Vandamme's Corps aber am 1. Juli jich rechts bis Kloſter -Neuburg ausdebnen mußte, um die

dort ſtehenden franzöſiſchen Truppen abzulöſen . Uebrigens blieb die Stellung im Ganzen dieſelbe , nur einige Quartierveränderungen fanden ſtatt, wodurch das Regiment Herzog Louis nach Michel hauſen verlegt wurde, nachdem es vorher ſchon einmal die Station Reyersdorf mit Pigendorf vertauſcht hatte. Das Regiment hatte einen ausrückenden Stand von 378 Mann und 325 Pferden. Verwundet waren Seconde - Lieutenant von Adelsheim , 1 Quartiermeiſter, 1 Unteroffizier, 9 Jäger ; frank 19 Mann ; marode 58 Pferde.

Commandirt :

bei Bandamme :

Premier- Lieutenant Nagel , 1 Unteroffizier, 5 Jäger ; bei G.-M. von Hügel : Seconde-Lieutenant Weiß , 1 Untercffizier , 18 Jäger ; 1

in Tulin :

1 Unteroffizier, 12 Jäger ; in Mölt :

Premier-Lieutenant Dietle , 1 Unteroffizier, 24 Jäger ; beim Depot in Wilhelmsburg ſüdlich von St. Pölten : Seconde-Lieutenant von Pittſchaft, 3 Unteroffiziere, 64 Jäger ; beim Depot in Ludwigsburg :

der neu ernannte Seconde- Lieutenant Grebner und 67 Mann .

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Vermißt wurden 6 Fäger und 5 Pferde ; Zuwachs hatte das Regiment: die Stadetten Wittich und Gallus * ) , und 11 Pferde,

von denen 9 Stück am 9. Juni von der Leib- Escadron , 2 am 20. Juni von der Escadron Münch ingen aufgefangen wurden.

Am 2. Juli wurde jedoch aus obiger Stellung aufgebrochen,

die Befeſtigungen von Mölk und Göttweig nur durch die Bataillone Brüſſelle und Wolff behauptet, während das ganze Corps mit dem linken Flügel an Kloſter - Neuburg , mit dem rechten an die Tabor-Inſeln ſich lehnend, in dieſer neuen Stellung Nachts eintraf. Major Graf Salm des fäger - Regiments König hatte mit 50 Pferden dieſes Regiments und mit 50 Pferden von Herzog Louis .

unter Seconde-Lieutenant Bilder längs der Donau von Mölk

bis Wien zu patrouillen und auf dieſer Strecke gegen etwaige feindliche Uebergänge nach Kräften zu wirken. Der Feind allar

mirte auch den ganzen Vorpoſten -Cordon , ging an mehreren Punk ten mit kleineren Abtheilungen über , bei Greifenſtein , eine Meile

weſtlich von Kloſter-Neuburg mit 8—900 Mann. Auf die Meldung davon brachen ſofort die Brigade Franquemont, die Cavalerie Brigade Stettner und eine reitende Batterie nach dieſer Nichtung hin auf ; der Feind hatte ſich aber überall wieder zurückgezogen , ebe man ihn erreichen konnte.

Am 3. Juli ſtand die Cavalerie-Brigade bei Oberdöbling, dicht vor Wien im Bivuak im engliſchen Garten.

Am 4. Juli wurde von hier aus das Regiment Herzog Louis nach St. Andrä , ſüdlich von Greifenſtein detachirt.

In

der Nacht vom 4. auf den 5. begann der Uebergang der franzöſi ſchen Armee auf das linke Donauufer. Am 5. und 6. Juli, den beiden Schlachttagen von Wa

gram , hatten die Infanterie-Regimenter Kronprinz und Her 1

zog Wilhelm , die beiden Jäger- Bataillone, die Cavalerie- Regi menter König und Herzog Louis und die beiden reitenden Batterien die vom Feinde ſebr ſtark beſegten Donauinſeln, die Um 1

gegend von Wien und Wien ſelbſt zu beobachten, in dem in legter Seit viele Erzeſie , Befreien durchtransportirter Gefangener u. f.w. vorgefallen waren, weshalb zablreiche Commando's aus allen Waffen

gattungen die Stadt während dieſer Tage zu durchſtreifen hatten. Das Regiment Herzog Louis ſtand während derſelben auf einer Gallu8 trat zu linz ins Regiment ein.

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Anhöhe unmittelbar vor Wien, am Landhauſe eines Bantiers Hönig ſtein. Die Escadron Münchingen war am 6. Juli mit der Eskorte von Gefangenen durch die Kaiſerſtadt beauftragt. Dem württembergiſchen Corps war nun allerdings in den Tagen, in denen das Schidjal Europas wieder für ein paar Jahre entſchieden wurde, keine gerade ſebr bedeutende und glänzende Rolle zugefallen, doch war ſeine Stellung zur Sicherung der Flanke und des Rückens der Armee nicht unwichtig und that dasſelbe bei der

Abwehr der gegen dieſe Punkte unternommenen Angriffe wie zu jeder Zeit ſeine Schuldigkeit.

Am 5. Juli unternahm der Feind einen Uebergang über die Donau in einer Stärke von ca. 800 Mann , wurde aber nach kurzem Gefecht zurückgeſchlagen. Säger Windmüller der Esca

dron Münchingen wurde bei dieſer Gelegenheit erſchoſſen . Am 6. Juli , Morgens um 22 Uhr ging der Feind auf 3 Punkten bei Hollenburg, Thalern und Stiersdorf über, machte einen Angriff auf Göttweig , der von G.-M. von Hügel abgeſchlagen wurde, beſtand Gefechte bei Traismauer und Zwentendorf und trat erſt Abends 6 Uhr ſeinen Rückzug auf das linke Donauufer an. Das oben erwähnte Commando des Majors Grafen Salm

ſegte ſeine am 2. Juli begonnenen Funktionen fort und detachirte, als am 6. obiges Gefecht bei Hollenburg engagirt war , den Se conde - Lieutenant Viſcher mit 11 Louis - Jägern und 11 Königs Jägern gegen Herzogenburg , wo ſich feindliche Infanterie gezeigt haben ſollte. „ Lieutenant Viſcher ," ſagt Graf Salm in ſeiner

Meldung über dieſen Vorfall, „ſtieß auch wirklich bei Herzogenburg mit ſeinem Commando auf eine feindliche Patrouille, die ſich hier

auf bis gegen Ranersdorf zurückzog, wo ungefähr 1 Compagnie feindlicher Infanterie aufmarſchirt war.

Bei Erblickung des dies

ſeitigen Commando's zog ſich auch dieſe Compagnie bis nach Nuß= dorf (zwiſchen Herzogenburg und Hollenburg) zurück, wo ſie ſich theils in den Ort ſelbſt, theils in die umliegenden Weinberge ver theilte und die Ankunft unſeres Commandos erwartete. Durch einen

raſch ausgeführten Angriff des Lieutenant Viſcher aber , welcher mit ſeinem Commando von beiden Seiten in das Dorf ſprengte,

wurde der Feind ſogleich wieder herausgeworfen und demſelben

(außer 6 Todten, die er bei dem Angriff verlor) 16 Gefangene ab genommen ; von unſerer Seite wurden blos Cadet Vellnagel und 2 Pferde durch Bajonetſtiche leicht verwuudet. Lieutenant Viſcher, welcher mit ſeinem kleinen Commando (22 Pferde) einen viermal

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überlegenen Feind in einer für Cavalerie äußerſt ungünſtigen Pos ſition zum Weichen brachte, und ihm noch Gefangene abnahm , ver dient für ſein braves Benehmen alles Lob. Auch haben ſich Cadet Vellnagel , Jäger Meyer , Bleijing und Frommer vom

Regiment König , ſo wie Unteroffizier Diener , Jäger Gell : ninger , Brenner und Siegle vom Regiment Louis ſebr vor

theilhaft ausgezeichnet “ *). ,, V . Salm , Major. "

Vandamme, bei dem Hollenburger Gefecht anweſend, und am 7. und 8. erneute Angriffe vermuthend , erſuchte den ( G.-L. von Woellwarth , ihn mit den Infanterie - Regimentern fron prinz und Neubronn , dem Jäger - Regiment Herzog Louis und 3 Geſchüßen zu unterſtüßen ; doch fam dieſe Colonne am 7 .

nur bis Traismauer (über 6 Meilen weſtlich von Wien) als die Nachricht vom G.-M. von Hügel eintraf, daß der Feind ſich auf dem linken Ufer ganz ruhig verhalte , worauf wieder Kehrt gemacht wurde . Eine Folge des Sieges bei Wagram , der am 6. Juli ſchon um 1 Uhr Mittags entſchieden war, als Erzherzog Karl ſeinen Rückzug antrat.

Während die öſterreichiſche Armee am 7., 8. und 9. Juli, über Korneuburg , Stockerau und Hollabrunn verfolgt wurde, am 10 . und 11. das Gefecht bei Znaym ſtattfand, deſſen endliches Reſul tat der am 12. Juli geſchloſſene Waffenſtillſtand von Znaym war, wäbrenddem blieb das Vandamme'lche Corps den 7. , 8., 9. und 10. in ſeinen Stellungen , G.-M. vou Scharffenſtein , mit den Regimentern ” bull , Neubronn , Herzog Louis und 1

die reitende Artillerie zu Oberdöbling ; das Hauptquartier in Wien. Am 9. Juli ſtellte Napoleon das VIII . Corps unter die Be fehle des Vizekönigs Eugen , der Solches durch folgendes Schrei ben vom 10. dem General Vandamme mittheilte : Stammersdorf le 10. Juillet 1809, 1 heure et demie de matin. Monsieur le Général Vandamme !

Je vous adresse ci joint l'ordre de S. M. qui vous fait passer sous Mon commandement. Je m'empresse de vous prévenir que l'Empereur m'ordonne de Me porter sur la rivière de Marque, et que Je compte établir aujourd'hui Mon

Quartier général à Ober -Siebenbrunn Mon intention est, que vous vous portiez avec vos troupes sur Fischament, mais seulement dans la double hypothèse, que * ) Erhielten ſpäter die ſilberne Medaille.

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l'énnemi aurait degarni le Danube entre Moelk et Vienne, ou qu'il n'aurait rien à craindre pour cette dernière ville .

Je vous laisse à cet égard toute la latitude nécessaire. Je vous recom mande de Me faire passer fréquemment des nouvelles de ce que vous aurez

appris, soit de Neustadt, soit de Pressburg, d'Oedenburg ou de Moelk , comme 7

J'aurai soin, de vous informer de ce qui se passera de Mon côté. Sur ce je prie Dieu , Mr. le Général ,7 qu'il vous ait en sa sainte et digne garde.

Eugène Napoleon.

Erpedition nach Graß und Kantonirungen bei Wiener Neuſtadt, 12. Juli bis 14. Auguft.

Der erhaltenen Weiſung zu Folge, ſeine Truppen nach Fiſchas ment öſtlich von Wien zu dirigiren , brach Vandamme ſofort dabin auf und nahm am 12. Juli ſein Hauptquartier in jener Gegend zu Schwechat, das von den Verwundeten der Schlacht bei Wagram überfüllt war ; das Regiment Herzog Louis tam nach

Himberg und ſtellte Vorpoſten an der Straße nach Preßburg aus. Jedoch war der Aufenthalt daſelbſt nur von kurzer Dauer , indem am 14. das Hauptquartier nach Wiener-Neuſtadt, das Regiment .

Louis nach Lanzenkirchen verlegt wurde.

Unter die Znaymer Waffenſtillſtandsbedingungen gehörte unter Anderem die Uebergabe der Citadellen von Brünn und Graß; um die Uebergabe der legteren zu verwirklichen , beauftragte Van damme den G. L. von Woellwarth , mit der leichten Brigade Hügel , der Cavalerie-Brigade Stettner und den beiden reiten

den Batterien ſofort nach Graß aufzubrechen , vermittelſt eines Aufforderungsſchreibens Berthier's die Näumung vom öſterreichiſchen F.-M.-L. Grafen Giulay zu verlangen, bei der geringſten Wei gerung desſelben aber ſofort Gewaltmaßregeln zu ergreifen. Dieſe Ordre erhielt Woellwarth am 15. Juli, Morgens 5 Uhr,

regte ſich mit den dazu beſtimmten Truppen noch an demſelben Tage in Marſch, über den Semmering bis Mürzzuſchlag - Avant garde Langenwang

während Vandamme mit dem Gros des

Corps in Wiener Neuſtadt zurückblieb, und erreichte am 16. die Öſterreichiſchen Vorpoſten bei Kindberg, 9 Meilen von Neuſtadt.

Graf Giulay ſtillſtand nichts Spigemberg mit Extrapoſt

aber behauptete von einem abgeſchloſſenen Waffen zu wiſſen , der an ihn vorausgeſandte Major von vermochte nichts bei ihm auszurichten und erſt der bald darauf eintreffende General Vandamme

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brachte es dahin, daß die öſterreichiſchen Vorpoſten auſ % Stunde hinter Kindberg zurückgezogen und legteres von unſerer Vorhut beſegt wurde. Am 17. Juli ließ Giulay durch einen Parlamentär Vandamme

mittheilen , daß er ſich auf einen Waffenſtilſtand durchaus nicht einlaſſen werde , da er vom Erzherzog Johann geradezu die aller gemeſſenſten Befehle habe , keinen Waffenſtillſtand anzuerkennen , er bitte jedoch den Parlamentar zum Erzherzog Karl durchpaſſiren zu

laſſen , um dort weitere Verhaltungsbefehle einzuholen. Dieſer Bitte wurde gewillfahrt, gleichzeitig aber das Gros des VIII. Corps herangezogen , dem der Marſchau Macdonald mit zwei Diviſionen der italieniſchen Armee folgte., um die Uebergabe von Graß nöthigen Fals mit Waffengewalt zu erzwingen. Dieſe Ab ſicht ſprach Macdonald auch in einer Unterredung mit Giulay un verholen aus . Unter derartigen fruchtloſen Unterhandlungen ver ging der 18. Juli .

Am 19. ging das Gros nach Bruc , die Avantgarde unter G.-L. von Woellwarth

Jäger-Regiment zu Pferde Herzog Louis , 2tes Jäger-Bataillon Neuffer , 3 Geſchüße 2te reitende Batterie bis Roethelſtein , 1tes leichtes Bataillon Wolff bis Traföß .

Stets der öſterreichiſchen Arriergarde , die ſich Schritt vor Schritt zurückzog, auf dem Fuße folgend. Das Regiment Herzog Louis an der Tete, hatte biebei die ſchwierige Aufgabe, den Feind ſo lange wie möglich auf friedliche Weiſe zum Zurückgehen

zu veranlaſſen ; wobei , die Hand am Säbelgriff, alle Augenblicke Gefahr drohte , daß die Feindſeligkeiten wieder ausbrechen würden. Am 20. fam das Hauptquartier nach Goeſting, das Regiment Louis ſchob ſeine Vorpoſten bis Plawutſch , Mautthaus und Meſtelbof, einen Kanonenſchuß ovn Graz vor.

Am 21. rückte das württembergiſche Corps en parade in Graz ein, das Hauptquartier wurde in der Stadt aufgeſchlagen, die bei den Jäger - Regimenter und 2 Bataillone der Brigade Hügel marſchirten durch die Stadt durch und belegten die öſtliche Vor ſtadt St. Leonhard, während die beiden anderen Bataillone obiger

Brigade die Citadelle (der Schloßberg genannt) beobachteten ; die beiden Linien - Infanterie- Brigaden kantonirten in den Vorſtädten . Am 22. blieb das Corps in dieſer Stellung und die fortge ſeşten Unterhandlungen bewirkten, daß am 23. endlich die Citadelle übergeben wurde. Der Feind zog ab, die Cavalerie- Brigade folgte

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ihm auf Gleisdorf

öſtlich von Gras

und wurde durch die

Brigade Hügel ſoutenirt. Die Vorpoſten wurden über Hojitädten und 313 bis an die

ungariſche Grenze vorgeſchoben und ſtanden der feindlichen Poſten fette ſehr nahe gegenüber. Dieſe machte häufig Miene, den Waffen ſtillſtand nicht anerkennen zu wollen , ſo daß man mehr wie ein mal in die Verſuchung kam , ſich mit dem Säbel Nachdruck zu ver ſchaffen ; namentlich war das nothwendig, wenn unſere Vorpoſten Befehl erhielten, weiter vorzugeben und die öſterreichiſchen Huſaren – vom Regiment Frimont - dann in der Regel nicht ſogleich

geſonnen waren, Plaß zu machen . Lieutenant Gerock von Hein rich - Chevaulegers wurde bei einer ähnlichen Veranlaſſung am 13. Juli als Parlamentär bei Bruck an der Leytha erſchoſſen .

Bis zum 29. Juli blieb die Cavalerie in dieſer Vorpoſten Stab und Escadron Münch ingen in Gleisdorf ; Leib : Escadron in Margarethen , Tackern , Sulz ; Raßler in

ſtellung 3

Hofſtädten, Winſchendorf, Pirching; Commandeur - Escadron in Ilz ; Regiment König in St. Ruprecht – wurde aber am 30. endlich von dem wenig erbaulichen Dienſt befreit und in Kanto

nirungs-Quartiere verlegt, die am 1. Auguſt vom Regiment Her zog Louis in folgenden Orten bezogen wurden : Brigade und Regimentsſtab und 24%, Escadrons in Leoben ; ', in St. Peter ; 4 in Donnawig und Lorberau ; ' in Niclasdorf , Foirach und Waltenbach ; / in Judendorf und Braunleob (das Regiment König ſtand in Trofajach , "Schwadron in St. Peter ) . Am 4. Auguſt jedoch trat durch den Rückmarſch des Corps

aus Steiermark ſchon wieder ein Wechſel ein ; die Brigade Stett ner marſchirte über Kapfenberg den 4.; Krieglach den 5.; Spital den 6.; nach Neunkirchen den 7. Auguſt; das Hauptquartier kam wieder nach Wiener Neuſtadt, das Regiment Herzog Louis be

zog folgende Quartiere : Stab Neunkirchen , 1 Escadron Loipers bach, ' . Offenbach, 4 , Schlieng, 1 Pitten, 2/3 Natſchbach, ''z Linz berg, um in denſelben bis zum 14. Auguſt zu bleiben. Das waren die erſten Tage , in denen ſeit Beginn des Feld zuges es dem Regiment vergönnt war, ſich von den fortwährenden Strapagen zu erholen und das nächſtens gänzlich heruntergekommene Material wieder ſo viel wie möglich in gehörigen Stand zu legen.

Hiezu waren jedem Cavalerie - Regiment 40-50,000 fl. Banco bewilligt, die von den franzöſiſchen Intendanturen denn aud nach

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Verfluß geraumer Zeit, nach unzähligen Eingaben, Meldungen und Beſchwerden endlich ausbezahlt wurden.

Das war man ſchon von 1806/7 her gewöhnt , und daß man nicht aus der Gewohnheit kam, dafür war geſorgt. Um ſich von dem Zuſtande des württembergiſchen Armee- Corps genaue Kenntniß zu verſchaffen ertheilte Seine Majeſtät der König dem General- Lieutenant von Hayn am 1. Auguſt den Befehl, ſich zur Armee zu begeben und über ſämmtliche Bataillone und Corps daſelbſt eine Spezial- und Inſpektions - Revue abzuhal Am 8. Auguſt traf dem zu Folge 6.-L. von Hayn in Be

gleitung des Oberſt-Lieutenant Grafen Beroldingen beim Corps ein und am 11. fand die Beſichtigung des Regiments Herzog Louis ſtatt.

Am 13. Auguſt ſtarb der , wie oben erwähnt , ſchon längere

*Zeit kranke General- Lieutenant von Neubronn zu St. Pölten ; General - Lieutenant von Woellwarth führte von da an das bisher in interimiſtiſcher Weiſe verſehene Commando definitiv fort.

Das Regiment traf unter der Zeit ebenfalls einige Veränderun Seine Majeſtät verfügte durch allerhöchſte Ordre vom 24. Juli die Errichtung eines neuen Dragoner-Regiments aus den Depot-Schwadronen der 4 Feld-Cavalerie-Regimenter. Zu dieſem neuen Regiment, deſſen Chef Seine Königliche Hoheit der Kron prinz war, wurden der unter dem 22. Juli zum Major ernannte Rittmeiſter von Bartitſch *) , gen .

die beim Depot gebliebenen Premier - Lieutenant von Bod mann und Seconde-lieutenant Grebner ,

der Unteroffizier Zimmermann als Wachtmeiſter, und ferner die in den Spitälern auf der Solitüde und zu Heiden heim befindlichen Jäger (5 Mann) des Regiments Herzog Louis verſegt. An Ehrenzeichen wurden an das Regiment ausgetheilt : 4

goldene und 20 ſilberne Medaillen ; das Kreuz der franzöſiſchen Ehrenlegion erhielten : Oberſt Graf Waldburg , Major von

Münchingen , Stabs - Rittmeiſter von Seebach , von Werder , Premier - Lieutenant Reinhardt, Seconde - Lieutenant Weiß , 1

Quartiermeiſter Stetter.

*) Ging am 7. Auguſt zu ſeiner neuen Beſtimmung ab.

-

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Das Offizier - Corps des Regiments war zu dieſer Zeit folgendes :

Oberſt Graf Waldburg - Wurzach , Commandeur. Major von Müncy ingen , Escadrons Chef. von Rafler ,

Stabs-Rittmeiſter von Seebach "(Leib-Ecadron). von Seidenberger ( Commandeur- Esc .).

1 11

11

von Werder.

11

n

von Schü B.

Premier- Lieutenant Gremp von Freudenſtein . von Rein bardt, Adjutant.

Nagel. Dietle .

II

Seconde -Lieutenant Viſcher. 11

11

von Mengen. von Künsberg . de Siriacques. von Adelsbeim . Find ) . Weiß .

Auditor Krafft.

Regiments- Ouartiermeiſter Brecht. Ober- Arzt Roos . Kurſchmidt Rudolph.

Die Seconde- Lieutenants von Leutrum und von Pitt ſd aft waren ausgeſchieden. Abcommandirt waren Premier -Lieutenant Nagel bei G.-M. von Stettner ſeit 20. Juli - Januar 1810 , 168 Tage ; Seconde Lieutenant Viſcher bei 6.- 2. von Woellwarth ; Seconde-Lieute

nant de Sirjacques bei Diviſions-General Graf Vandamme. Lager bei Wien zu Ober-Döbling , Nußdorf u. ſ. w . 18. Auguft bis 14. Oktober, dem Abſchluß des Wiener Friedens. Am 15. Auguſt, dem Napoleonstage ſollte jede Diviſion Te deum und große Parade abbalten.

Daraus wird nun wohl beim

Jäger- Regiment Louis nicht viel geworden ſein, denn dieſes ſegte ſich am 15. in Marſch , um mit dem ganzen württembergiſchen Corps ein Lager in der Nähe von Wien zu beziehen . Am 18 . wurde en parade und unter großem Zulauf der Bevölkerung durch

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Wien marſchirt und im Norden der Stadt mit der Infanterie des

Corps in ein Baradenlager gerügt , während die Cavalerie und Artillerie in den umliegenden Ortſchaften kantonirte . Das Regi ment Herzog Louis kam mit dem Stab , der Leib - Escadron und Mü n dingen nach Nußdorf, Commandeur - Escadron

Kahlenberg, Raßler Heiligenſtadt. Vandamme verlegte ſein Hauptquartier nach Dornbach, Woellwarth das ſeinige nach Ober - Doebling. Die erſten Tage vergingen mit Einrichtung des Lagers , dem bei längerem Aufenthalt auch die äußere Ausſchmückung nicht fehlte, ſo daß es den in der Nähe befindlichen franzöſiſcher Truppen nicht nachſtand . Uebrigens war man im Ganzen mit demſelben nicht ſonderlich zufrieden. Die Truppen waren ſchlecht untergebracht und die aus franzöſiſchen Magazinen empfangene Verpflegung ſchlecht und ſpärlich.

Zu den täglichen Paraden, die Napoleon in ſeinem Haupt quartier zu Schönbrunn abhielt, wurden vom 4. September an nach

einander auch ſämmtliche Württembergiſche Truppen beigezogen . Am 11. hatte das Jäger- Regiment zu Pferde Herzog Louis , die 2te reitende Batterie und die Fußartillerie vor dem Kaiſer die Revue zu paſſiren ( Tags vorher das Regiment König 8 - Jäger ). Das Regiment war ſo ſtark wie möglich , vom Wachtmeiſter ab wärts mit 400 Pferden ausgerückt; doch fand Napoleon den Stand etwas idywacy, woraus 6.-l. von Woellwarth Veranlaſſung

nahm , an Berthier eine Note einzureichen , in der er um weitere 20,000 fl. Unterſtüßung für jedes Cavalerie- Regiment bat, um da

mit die Remonte beſtreiten zu fönnen *), da die vorher empfangenen 40,000 fl. kaum hingereicht hatten , die gänzlich abgeriſſenen Mon = tirungs- und Equipirungsſtücke wieder herzuſtellen . Im Uebrigen äußerte ſich Napoleon ſehr zufrieden mit der Haltung und den Be wegungen des Regiments , wie er überhaupt für das württem bergiſche Corps ſtets nur Worte des Lobes hatte.

Der ausrückende Stand des Regiments war nach dem Rapport vom 1. September 493 Mann, 379 Pferde. Krant und verwundet waren 28 Mann und 37 Pferde (Lieutenant von Adelsheim * ) Es ſcheint, daß dieſe Unterſtüßung bewilligt wurde, wenigſtens finden wir,

daß unter Anderem am 16. Oktober 17 Remontepferde und am 18. durch Major v. Münchingen 9 Stück zum Regiment gebracht wurden. 11

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und 3 Mann verwundet) ; commandirt 26 Mann und 13 Pferde ; deſertirt 5 Mann und 1 Pferd ; gefangen 2 Mann. (Ein Theil der Gefangenen war unterdeß ausgewechſelt worden.) Zum Inva

liden- Corps : Quartiermeiſter Huber , Jäger Schüßbach und Brenner. Seit dem 1. Auguſt geſtürzt 22 Pferde ; geſtorben im Spital zu St. Pölten Jäger Dettling. Unterdeß waren die Konferenzen zu den Friedens-Unterband lungen am 17. Auguſt in Altenburg eröffnet worden, ohne vor der

Hand zu einem Reſultate zu fübren. Die Rüſtungen der feindlichen Staaten , die Befeſtigungen der franzöſiſchen Stellungen bei Wien u . ſ. w. wurden im großartigſten Maße fortgeſeßt , der Zeitpunkt

der Waffenſtillſtands-kündigung ſchien immer näher zu rücken , die umfaſſendſten Befehle für die Funktionen der verſchiedenen Corps beim Wiederausbruch der Feindſeligkeiten wurden ertheilt. Das

württembergiſche Corps und die Sachſen waren unter dem Befehl des Vizekönigs .

So verging der September , unſer Corps ſtand fortwährend in demſelben Lager und den damit verbundenen Cantonnements. Die

Feldausrüſtung war wieder im beſten Zuſtande, das Fehlende neu angeſchafft, unter anderem ließ Graf Waldburg 40 neue Sättel in Wien , das Stück zu 7 fl. wiener Banco, verfertigen . - Am 14. Oktober empfing 6.-L. von Woellwarth durch den franzö fiſchen General Lariboiſſiere für die vier bei Linz eroberten

Geſchüße, die übrigens württembergiſches Eigenthum blieben , 4 1

Sechspfünder, die ſofort im württembergiſchen Park aufgeführt

wurden, nebſt verſchiedenen Ausrüſtungsgegenſtänden u. [.w.; „ was “ ,

ſchreibt Woellwarth, „ ohne Zweifel mit den Kriegsgerüchten zu ſammenhängt, die ſeit einigen Tagen wieder ſehr beſtimmt gewor den find ."

hatte Vandamme ſich ihn (Vandamme) wie Kaiſer , der geäußert gegen Woellwarth beſtimmt habe, nach Holland aufzubrechen , das von den Engländern Kurz vorher

am 8. Oktober

bedroht war , und wie das württembergiſche Corps ihn dahin be gleiten werde. Durch dieſe Neuigkeit wurde man nun nicht eben beſonders erfreut, da der Oberbefehl Vandamme's allmälig ſebr

läſtig wurde ; es ereigneten ſich unzählige Vorfälle, in denen es zu den ernſteſten Auftritten zwiſchen ihm und den württembergiſchen Offizieren bis zu den Generälen herauf fam , die er manchmal in übler Laune aufs Schlechteſte behandelte und von denen er die un

ausführbarſten Dinge verlangte.

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Es beruhte übrigens dieſe Angelegenbeit auf einem Mißverſtändniß , da es ſich bei der Erpedition nach Holland nur um die Perſon Vandamme's allein handelte. Auch zum Wiederausbruch des Krie ges fam es nicht mehr, denn an jenem 14. Oktober wurde der Friede zu Wien unterzeichnet.

An demſelben Tage befahl Napoleon , daß der Rückmarſch der Truppen ſofort nach Auswechslung der Ratifikationen des Friedens traktate 6 Tage nach dem Abſchluß - erfolgen ſolle. Die Garde und das württembergiſche Corps batten dabei den Anfang zu machen. Deşteres, um bis zum 1. November in der Gegend von Linz auf dem linken Donauufer wieder Kantonirungen zu beziehen ;

bis zur Ratifikations-Auswechslung aber in der Nähe von Krems Für den Fall eines möglicherweiſe dennoch ſtattfindenden Wiederbeginns des Krieges , ſollten die Garde und

ſtehen zu bleiben.

das württembergiſche Corps ſich ſofort wieder zu Wien mit dem

Oudinot'ſchen und dem 11ten Corps vereinigen. Kantonirungen bei Krems, im Mühl-Viertel und Inn -Viertel. 16. Oktober bis 21. Dezember.

Am 15. Oktober wurde daher ſchon aus dem Lager bei Ober Doebling aufgebrochen, das man jehr leichten Herzens verließ, und aufs linke Donauufer, mit dem Hauptquartier bis Stockerau , Ca valerie - Brigade Stockerau und Grafendorf marſchirt , am 16. *) nach Dürrnthal , Regiment Herzog Louis nach Erdorf , Engel brunn, Wagram und Feuersbrunn , wo dasſelbe blieb, während das

Hauptquartier am 17. noch bis Krems ging. In dieſer Stellung verweilte man bis zum 22. Oktober , und bier fand endlich am

18. Oktober die Wiedervereinigung mit den Regimentern Leib und Herzog Heinrich - Chevaulegers ( iegt unter dem Brigade Commando des G.-M. von Walsleben ) ſtatt. Nach ſo langer Trennung ſeit April - war das Wiederſeben der Waffengefähr:

ten ein ungemein freudiges .

Freilich miſchten ſich auch Tropfen

Wermuths in die Freude , denn Mancher , den man friſch und ge

ſund verlaſſen, fand ſich nicht mehr in den Reiben vor, auf manchen Namens- Ruf gab es feine Antwort mehr. Am 16. Oktober verließ Napoleon Schönbrunn, war am 23. Morgens 7 Uhr in Stuttgart, am 24. Morgens 10 Uhr in Straßburg und traf am 26. in Fontainebleau ein. 11 *

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Tas Peib- Chevauleger- Regiment hatte mit einem heſſiſchen und einem badiſchen Cavalerie- Regiment eine Brigade gebildet und war cemtten Corps attachirt geweſen , das Regiment Herzog Heinrich , lange Zeit einen ſchweren aufreibenden Dienſt im faiſerlichen Dauptquartier verſehend, war ſpäter dem 11ten Corps zu getheilt worden .

Am 23. Oktober alio wurde der befohlene Marſch in die Ge

gend von Linz' ins ,,Mübl - Viertel“ angetreten ; für dieſen Tag mit dem Regiment Herzog Louis bis Loiwein, Brunn am Walt , Felling und Taubig ; am 24. mit der zweiten Maric - Golonne

( es wurden deren mehrere zuſammengeſeßt) nach Friedersbach); 25. nach Weitra, St. Martin und Schüßenberg.

Am 26. traf das

Hauptquartier in Freyſtadt ein , das Corps bezog Cantonnements in der Umgegend, und mußte das Regiment, welches beute nach

Cafberg und Käfermarkt fam , am 27. nod bis Schwerdberg ( 3 Meilen öſtlich von Linz, 2 Meile von der Donau und Mauth baujen entfernt) dem vorläufigen Standquartier marſchiren . Der Ilmweg, den man zu machen hatte, um nach dieſer Station zu ge

langen , wurde watrſcheinlich durch den gleichzeitigen Rückmarſch anderer Truppencorps bedingt.

Die genaue Dislokation des Regiments in diejem Cantonne ment vom 27. Oktober bis 13. November war folgende : Stab : Schwerdberg 3 Offiziere, 14 Mann , 1 Pferd ; Doppel 6 Mann , 6 Pferde ; Spital in Ponoggen 1 Offizier ( Roos ), 24 Mann = + Offiziere, 14 Mann , 7 Pierde.

Veib - Escadron : Naarn 3

Offiziere , 11 Mann , 10 Pferde ; Neuhofen 11 Mann , 11 Pferde ; Holzleiden 9 Mann , 9 Pferde ; Baumgarten 8 Mann , 8 Pferde ; Praßtrum 12 Mann , 12 Pferde ; Wimm 11 Mann , 11 Pferde ; Aiſt 9 Mann, 9 Pferde ; Staflen und Straß 18 Mann, 18 Pferde ; Ruprechtsbojen 10 Mann , 10 Pferde -- 3 Difiziere , 99 Mann, 98 Fjerde . Commandeur - Escadron : Schwerdberg 1 Of = fizier , 16 Mann , 15 Pferde ; O. Wagram 1 Offizier , 14 Mann , 17 Pferde ; Aijthofen 1 Offizier , 17 Mann , 20 Pferde ; Eisding 17 Mann, 20 Pferde ; Wenden 12 Mann, 14 Pferde ; Windeck 13 Mann , 15 Pjerde ; Oberſtborn 12 Mann, 13 Pferde = 3 Offiziere, 101 Mann , 114 Pferde . Escadron Münchingen : Obern berg 1 Difizier, 25 Mann , 21 Pferde ; Marbach 11 Mann , 10 Pferde ; Waysreit 15 Mann, 20 Pferde ; Nieder- Zirting 17 Mann, *

18 Þjerde ; Ober- Zirting 2 Offiziere, 39 Mann, 14 Pferde 3 Offiziere, 107 Mann, 113 Pferde . Escadron Raßler : Nied

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1 Offizier, 31 Mann , 22 Pferde ; Grünau | Offizier, 18 Mann , 16 Pferde ; Marbach 1 Offizier, 19 Mann , 20 Pferde ; Tannen dorf 17 Mann , 21 Pferde ; Blindendorf 24 Mann , 28 Fjerde 3 Offiziere , 109 Mann , 107 Pferde . Summa 16 Offiziere, 460 !

Mann, 439 Pferde . - Daraus erſieht man, daß die allerdings klei : nen Ortſchaften nicht überfüllt , die Quartiere ziemlich bequem waren, ſo bequem wahrſcheinlich, wie ſie während des ganzen Feld

zuges noch nicht geweſen. Zur größeren Bebaglichkeit trug auch das ungemein viel bei, daß das Wetter, welches in letter Zeit über alle Begriffe ſchlecht geweſen, ſich endlich beſſerte und beſtändig blieb .

General Vandamme behielt übrigens nach wie vor das Ober- Commando über die württembergiſchen Truppen, ſo lange fie

in dieſen Quartieren ſtanden. Das Regiment trat hier wieder in den Brigade- Verband mit dem Chevauleger - Regiment Herzog Heinrich , in welchem es vor dem Feldzug geweſen war, während die Regimenter Leib - Chevaulegers und Jäger Nönig die andere Cavalerie - Brigade formirten. In Linz ſtand immer noch die bayeriſce Brigade Minucci, die ſeit dem Abmarſch der Sachſen

faſt ununterbrochen die Poſition behauptet hatte. Das Regiment befand ſich hier in der Gegend wieder, in welcher ihm faſt vor einem halben Jahr ſo mannigfache Gelegen beit gegeben wurde , ſich auszuzeichnen , in der es jeinen militäri ſchen Ruf für immer aufs Glänzendſte befeſtigt hatte . Jeßt konnte es mit mehr Muße wie damals die Pläße wieder aufſuchen , an denen es gekämpft, ſich mit Ruhm bedeckt batte, an denen das Blut ſo manches Sameraden für die Ehre der württembergiſchen Waffen

gefloſſen war. Die Zeit während des dortigen Cantonnements verging in ziemlicher Rube , die nur durch angemeſſene täglice Uebungen, Muſterungen durch den General- Lieutenant von Woellwarth

u. ſ. w . unterbrochen wurde . Der Abgang, namentlich am Pferde ſtand, wurde nach und nach wieder erſeßt , das Regiment empfing im Monat Oktober im Ganzen 36 Pferde als Zuwachs ; Recon = valescenten , Abcommandirte u. i. w . rückten wieder ein. Su be nugte Graf Waldburg auch die Anweſenheit des franzöjiſchen General Rouyer's in Linz , um den ſeit April bei ihm com mandirten Jäger Müller der Leib -Escadron wieder an ſich zu zieben . - Während des Aufenthalts in Schwerdberg wurde auch

ein für die franzöjiſchen Truppen in Deutſchland beſtimmtes „ Felt

166

dienſt-Reglement" im Corps vertheilt , welches übrigens in den Grundzügen durchaus mit dem eingeführten übereinſtimmte.

in der württembergiſchen Armee

Zur Feier des Geburtsfeſtes Seiner Majeſtät des R : nigs war bei der Cavalerie- Diviſion die Ausführung eines Ga

rouſſels in Vorſchlag gebracht worden ; leider kam es jedoch nicht zu Stande -- zum Schulreiten batte es im Laufe des Sommers keine Gelegenheit gegeben – und ſo fand denn am 6. November ·

neben Kirchenparade, Feſteſſen u 1. w ., ein Preisſcheibenſchießen, wie 1807 in Preußen , ſtatt.

Am 14. November wurde ein Rantonirungs - Wechſel vorge nommen ; das Corps ward in das ,, Inn-“ und „ Hausruck - Viertel“ verlegt. Dem zu Folge marſchirte das Regiment Herzog Louis am 17. nach Buchhauſen , Staubach , Straß , Raffelding , Frabam ,

Ober- Hertheim u . 1. w . auf dem rechten Donauufer ; am 15. nach Raab und Beuerbach, wo den Louisjägern ein feſtlicher Empfang bereitet war ; am 16. mit dem Stab nach Ort , eine Meile von Obernberg am Inn ( zwiſchen Braunau und Scherding), die vier Schwadronen nach Neuthling, Lambrecht , Oſternach), Lipff und 18 1

weiteren Ortſchaften ; das Hauptquartier nach Raab.

In dieſer Stellung blieb das Corps wiederum bis zum 21 . Dezember ſtehen , während welcher Zeit im

Innern des fanto

nirungs- Bereichs nur einige Quartierwechſel ſtattfanden , um der Mannſchaft die faſt durchgehend ſehr ſchlecht untergebracht war, einige Erleichterung zu verſchaffen. Am 4. Dezember war der Stand des Regiments : 536 Mann , 469 Pferde ; davon krank und verwundet 32 Mann ( 3 Mann ver

wundet) , 20 Pferde ; commandirt 12 Mann , 5 Pferde ; vermißt 5 Mann und 1 Pferd = 19 Mann, 26 Pferde ; blieben ausrückend 487 Mann und 443 Pferde.

Seconde- Lieutenant von Adelsbeim , von ſeiner Wunde ge

neſen , rückte hier wieder beim Regiment ein ; geſtorben waren unter deß Jäger Geigle und Bediente Krug im Spital zu Nloſter Neuburg.

Am 19. November endlich legte General Graf Vandamme, ſeiner neuen Beſtimmung folgend, das Commando über das würt tembergiſche Corps nieder und verwies den General- Lieutenant von Woellwarth an den franzöſiſchen General Compans, Generalſtabs - Chef des Maricalls Davouſt , dem unterſtellt wurde .

das Corps

167

Die Quartiere waren , wie geſagt ſchlecht, dazu fam noch, daß das Corps an einer Haupt -Etappenſtraße liegend , durch fortwährende Truppendurchzüge beläſtigt wurde und ſchon wollte ſich 6.-L. von

Woellwarth (20. Dezember) an Davouſt wenden , um eine Beſſerung dieſes Zuſtandes zu erwirken , als an demſelben Tage

durch den General Compans die vom 19. datirte Ordre zum Rückmarſch ins Vaterland für das württembergiſche Corps bei dem ſelben einlief.

Rückmarſch in das Königreich. Hevue bei Goeppingen. 22. Dezember 1809 - 11. Januar 1810 .

Dieſer Rücmarſch geſchah in 4 Colonnen und wurde mit der

erſten, aus dem Hauptquartier und der Cavalerie - Diviſion beſtehend, ſchon am 22. Dezember angetreten.. An dieſem Tage den Inn paſſirend, bis Griesbach; 23. nach Eggenfelden , 24. Vilsbi burg , 25. Landshut, 26. Freyſing , 27. Naſttag. Der Brigade Commandeur der Regimenter Herzog Louis und Heinrich , G.-M. von Stettner, ſeit einiger Zeit ſchon an Unterleibs beſchwerden und heftigen Erſtickungsanfällen leidend , und nicht im Stande den Marſch weiter fortzuſeßen , mußte bier zurückbleiben,

jegte die Rücreiſe erſt am 2. Januar 1810 in einem faſt boffnungs lojen Zuſtande fort , und wurde , ins Vaterland zurückgekehrt und aus dem aktiven Dienſt ausſcheidend, unter dem 10. Januar wie

derum mit dem Poſten eines Kriegsraths betraut, den er ſchon vor Beginn des Feldzuges eingenommen hatte. Am 28. ging der Marſch weiter nach Dachau, 29. nach Odelz bauſen , 30. Augsburg, 31. Dezember Zusmarshauſen. 1810 .

Am 1. Januar traf die l. Colonne zu Günzburg ein , hatte

am 2. Raſttag, erreichte am 3. Ulm, 4. Geislingen und den 5. mit

dem Hauptquartier Goeppingen. Das Regiment Herzog Louis bezog Quartiere mit dem Stab und 1 Escadron in Roßwälden ,

1 in Albershauſen, 1 Haltenhofen, 1 Bergenried; in derſelben Ge gend, die dasſelbe vor 8 Monaten verlaſſen hatte, um nun an Rubm , Ehre und Erfahrungen um ſo vieles , vieles reicher nach einem

wilden, blutigen Kreislauf babin zurückzukehren . Am 6. , 7. und 8. langten die übrigen Colonnen an und am I

10. Januar fand eine große Revue des Feldtruppen - Corps vor

168

Seiner Majeſtät dem König ſtatt, der am 7. von einer Reiſe nach

Paris wieder zu Stuttgart eingetroffen war. Zu dieſer Revue war das Corps in fünf Treffen aufgeſtellt: 1. Treffen :

Leichte Infanterie -Brigade Hügel II . Treffen : Reitende und Fuß-Artillerie . III . Treffen :

Linien - Infanterie - Brigade Franquemont. IV . Treffen :

Linien - Infanterie - Brigade Scharffenſtein . V. Treffen :

Cavalerie- Diviſion .

Um 11 Uhr erſchien Seine Majeſtät um die Muſterung abzu halten, die für das Jäger -Regiment Herzog Louis ein ganz be ſonders bobes Feſt war, denn während derſelben wurde dem braven

Regiment die für das Gefecht bei Linz ertheilte Ebren - Stan darte übergeben. Die Standarte von grüner Grundfarbe, auf der einen Seite mit dem darauf geſtickten Stern und Kreuz des Mili tär- Verdienſt- Ordens, auf der anderen mit dem von einem Lorbeer

kranz umſchlungenen Namenszug des Königs, dem Fridericus Rex geſchmückt, die Stangenipige mit einem maſſiven Adler geziert, prangte jeßt in der Mitte des Regiments ; das ſolche, ein theures Pfand aus den Händen ſeines Königs empfangen , nun ſeit mehr denn 50 Jahren ſtets mit Ehren geführt hat , und die heutigen

Tags , wenn ſie vielfach geflickt, vergilbt von allen Wettern , über unſern Köpfen flattert, ein freudiges , Ehrfurcht gebietendes Wahr zeichen, uns ſtets an eine vergangene, große Zeit erinnert und zur Nacheiferung der Thaten der alten Louisjäger anſpornen wird . Zu ihr leiſtete am Revuetage das Regiment, welches bisher als leichtes Jäger - Regiment keine Standarten beſeſſen hatte , den Fahneneid. Als weitere Auszeichnung wurde der Oberſt Graf Waldburg zum Commandeur, die Premier- Lieutenants Nagel, Gremp von Freudenſtein , die Seconde- Lieutenants von Rünsberg, von Adelsheim und Weiß zu Rittern des Militär - Verdienſt -Ordens

ernannt (legterer gab dafür die als Unteroffizier empfangene gol dene Medaille zurück ) .

169

Stabs -Rittmeiſter von Seebach wurde zum wirklichen Ritta meiſter ; die Cadetten (Gallus und Wittid zu Seconde - Lieutenants ernannt .

Am 11. Januar fand eine nochmalige Beſichtigung der Ca valerie-Diviſion durcy Seine Majeſtät den König ſtatt, der die

ſelbe Mann für Mann und mit Zügen defiliren ließ. Das Regiment war mit 487 Mann und 444 Pferden aus gerücft.

Am 12. Januar rückten die Cavalerie - Regimenter in ihre Gar: niſonen ab . Munitions- und Stabswagen wurden von hier aus direkt nach Ludwigsburg ans Arſenal abgeliefert.

Während des Feldzuges *) hatte das Regiment folgenden Abgang : Comman- Escadron Escadron Leibs Stab . Escadron . deur- E8- Münchin Raßler. cadron . gen .

Todt vor d . Feinde Gefangen Vermißt

2

5

M. Pf. 3 4 2

6 4

Invalid .

6 11

M. Pf. 3 6 - 14 28 1 ** ) 1 = 5 5

2

1

M. Pf.

con Nel

M. Pf.

M. Pf.

1 =

5

3 1

2

Durch Avancement 29 1 PF. Total : 1 Pi . 4 334

3 7

3

28

23 11 33

1

3

Deſertirt

Geſtürzt .

Summa.

13 39

17 =

98

9 25 = 37 132

Dieſer Abgang wurde erſeßt durch folgenden Z uw ach8 : Leib

Commandeur- Escadron Escadron

Escadron . Escadron . Münchingen . Naßler. M. Pf . M. Pf. M. Pf. M. Pf.

Neu anher

Beutepferde Aufgefangen Requirirt .

21 .

6

6

.

9

5

8

Summa.

M. Pf. -+ ) 21 27 16

2

4

Dazu im Oktober

Remontepferde Total :

36 17

11

|

10

9 - 21

83

NB. bis zum 11. Auguſt 1809. ** ) Jäger Weber am 11. Juli.

“ ) Cadeten Gallue und Wittich, 1 Unteroffizier, 18 Mann Ergänzungs Mannſchaft .

170

An Ausrüſtungs - Gegenſtänden hatte das Regiment verloren bis zum 7. September 1809 : 1 ) in den Gefechten durch

erſchoſſene Leute und 45 Karabiner, 56 Piſtolen , 30 Säbel. Pferde u. ſ . w . und Gefangene 2) Durch 10 10 10 Vermiſte 1 4 4 3) Durch Deſertion . .

.

.

4 ) Bei

der

Eskorte

11

des

Kaiſers, 19. April, durch Pferdeſturz 5) Durch den in der Donau

2

ertrunkenen JägerStadler 6) Im Spital zu Linz ver

1

11

1

loren

1

11

1

1

7 ) Durch zwei Adjutanten des Kaiſers, die am 20.

April von Vohburg 2 Mannſchaftspferde mit nahmen und ſolche obne

Sattelzeug u.ſ.w.zurück 2

ſchickten . .

63 Karabiner, 71 Piſtolen, 47 Säbel .

Die Garniſonen Zwiefalten , Riedlingen und Pflummern. 14. Januar bis 9. November.

Am 14. Januar 1810 rückte das Regiment wieder in ſeine alten Garniſonen ein :

Stab , Leib- und Commandeur - Escadron in Zwiefalten,

Escadron Mün ch ingen in Riedlingen, Escadron Raßler in Pflummern . Der Empfang des Regiments Seitens der Einwohner war ein ungemein lebhafter und herzlicher, namentlich in Riedlingen , wo die Escadron Münchingen am Thore mit Muſik empfangen , auf dem Marktplaß von dem Magiſtrat und den Beamten des Oberamte bewillkommt, die Difiziere von der Stadt zum Diner

eingeladen und die Mannſchaft zwei Tage lang bei der Bürger ſchaft freiwillig einquartiert wurde.

171

Der Uebergang auf den Friedensfuß nahm ſofort nach dem Beziehen der Garniſonen ſeinen Anfang , indem am 16. ſchon die Felbrationen der Mannſchafts - Pferde, am 21. Januar die der Offiziers- Pferde aufhörten . Am 17. und 18. bielt General- Lieute

nant von Scheeler Inſpektions - Revue über das Regiment ab, um eine genaue Auſnahme des während des Feldzugs Verlorenen ſowie eine Beſichtigung des Vorhandenen vorzunehmen. Nach Be endigung dieſer Revue wurde dann nach Abzug der Kranken und Vermiſten ein Drittel der Mannſchaft beurlaubt. Ebenſo wurden nach und nach alle Diejenigen entlaſſen , deren Kapitulation kurz nach Beginn des Feldzuges , während desſelben und bis Ausgang

März 1810 zu Ende ging , und zwar von dieſen ' s ſogleich, '/s am 1. März und ' s am 1. September.

Zu deren Erſaß jedoch

wurden jedesmal ſo viel Rekruten ausgehoben , als ein ſolches

Drittel ausmachte und ferner 25 Mann als Augmentation für jede Schwadron beſtimmt, um dadurch dieſe bei etwaigem Wiederaus bruch des Krieges auf 150 Mann zu bringen . Dieſe Augmentation blieb jedoch vor der Hand beurlaubt.

An der am 10. Januar dem Regimente übergebenen Ehren Standarte war durch irgend eine Ungeſchidlichkeit am Tage der Uebergabe etwas zerbrochen , ſie wurde daber zur Reparatur ſofort

wieder nach Stuttgart geſendet und als dieſe beendet, der Befehl ertheilt, ſie dort in der Stille wieder abzuholen . Dem zu Folge marſchirte Ende Januar Seconde - Lieutenant von Adels beim mit den Unteroffizieren Diener und Mad , 1 Horniſten und 20 Jägern , lauter dekorirten Leuten, nach Stuttgart ab , wurde in Degerloch einquartiert, bolte von dort aus die Standarte aus der

Reſidenz ab und brachte ſie zum Regiment zurück , dem dieſes Er eigniß Veranlaſſung zu einem neuen Feſte gab. Seit Beginn des Jahres 1810 trugen die württembergiſchen Truppen (durch allerh. Ordre vom 1. Januar) auf der linken Seite des Huts , Faskets , der Bärenmüße u. 1. w . unten am Federbuſch in einer ſchwarz- roth - gelben Kokarde die württembergiſchen Landes

farben ; die Offiziere von Seide, die Unteroffiziere von Kameelgarn, Ferner batte die Mannſchaft vom Wachtmeiſter abwärts als Dienſtalters - Auszeichnung auf dem lin

die Gemeinen von Wolle. 3

ten Arme, je nach der Farbe der Knöpfe, weiße oder gelbe Chevrons zu tragen ; für 8 Dienſtjahre ein Chevron , für 16 Dienſtjahre zwei, u . i . w .

172

Der Etat des Regiments war neuerdings auf 501 Pferde feſta geſtellt, zn deſſen Complettirung - das Regiment war 460 Pferde ſtark – im Oktober, November, Dezember 1810 und Januar 1811 remontirt werden ſollte. Durch allerböchſte Ordre vom 5. Februar wurde beſtimmt, daß

der Regiments - Stab fünftighin in Riedlingen zu garniſoniren babe und nur noch ſo lange in Zwiefalten bleiben ſollte, bis eine Schwa dron von Heinrich - Chevaulegers, die in erſterem Ort lag, dieſen geräumt haben werde. In Zwiefalten wurde für den dort com mandirenden Major, 2 Rittmeiſter und 6 Lieutenants freie Wob nung eingerichtet.

Das Brigade - Commando über die beiden Ca

valerie - Regimenter Herzog Louis und Heinrich führte der in Ebingen ſtehende General-Major von fett. Bis zum 11. Februar, bis zu welcher Zeit immer noch Re convalescenten aus den Spitälern , Gefangene u.i.w. bei ihren Regimentern einrückten , hatte man die Jäger Huber , Buſch , 1

Brinzing und Funk , den Offiziers -Diener Weiß , den Kranken führer Marquardt und 1 Pferd als Vermißte geführt ; jeßt aber wurden ſie, da nichts über ihr Schidjal verlautete , in Abgang ge

bracht. Unteroffizier Horwarth ſtarb am 11. April im Spital zu Wien .

Schon in den vorbergebenden Jahren hatte Seine Majeſtät der König das Ordensfeſt des Militär -Verdienſt- Ordens begangen, wobei alle im Laufe des Jahres neuernannten Ritter den Ritter ſchlag erhielten ; dieſes Jahr fand die Feier am 1. März ſtatt und wurde noch bejonders durch die gleichzeitige Einweihung des aus Anerkennung für die im Felde vom K. Truppen - Corps geleiſteten Dienſte errichteten Invaliden -Hauſes * ) erhöht. Der ebe malige Commandeur des Jäger - Regiments Herzog Louis , der nunmehr penſionirte Oberſt von Zieten ** ) wurde unter dem

23. März zum Commandeur des Invaliden - Corps ernannt. Außer den ſchon oben angeführten zum Invaliden - Corps verſekten Jägern wurde noch der Jäger Schneckenburger in dasſelbe eingetheilt. Bei dem diesjährigen Ordenskapitel und dem Einweibungsfeſte batten alle Ritter des Militär - Verdienſt -Ordens zu erſcheinen .

* ) Das jetzige Bibliothef- Gebände in Stuttgart. ** ) Starb als ſolcher im Juli 1812.

173

Die Friedens -Beſchäftigungen gingen indeſſen ihren regelmäßigen Gang fort und wurden mit allem Eifer betrieben, mochten ſie nachy dem freien , herrlichen Feldleben Anfangs auch ein wenig jauer ichmecken , ſo hatte man dabei doch den großen Vorzug, unmittelbar aus der friſchen Quelle der Erfahrung zu ichöpfen, die vor unnöthi gen Spielereien und Parade - Manövern ſicher bewahrte. Die im

Frühjahr üblichen größeren Ererzitien wurden für dieſes Jahr

übrigens abbeſtellt, und daher auch keine Beurlaubte einberufen ; im Gegentheil nach einer Ordre vom 26. April bei den Chevau legers , Jäger- Regimentern und bei dem Dragoner -Regiment alle Mannſchaft bis auf 40 Mann pr. Escadron beurlaubt. Dagegen 1

wurde ernſtlich für die theoretiſche Ausbildung der jüngeren Offi

ziere und der Unteroffiziere geſorgt. Es wurde Unterricht in der Taktik, Mathematik, Militär-Geographie , im militäriſchen Briefſtyl, dem Ererziren und dem Dienſt -Reglement ertheilt . Den Offiziers

Unterricht gaben die Stabsoffiziere und Rittmeiſter, – „ Theobald's Hauptmomente der Kriegskunſt " war als Leitfaden dazu empfohlen den der Unteroffiziere der Adjutant und die Quartiermeiſter.

Das Leben im Felde ſcheint das Hazardſpiel den Offizieren ſehr zur Gewohnheit gemacht zu haben, wenigſtens wurde am 1. März ein ſtrenger Befehl gegen dasſelbe erlaſſen, unter Androhung von Feſtungsarreſt beim erſtmaligen Betretungsfall , von Kaſſation aber beim zweiten Male.

Das Offizier - Corps des Regiments erlitt in dieſer Zeit fol gende Veränderungen : Unter dem 14. Februar wurden der Rittmeiſter von Wagner

vom Jäger-Regiment König und der Rittmeiſter von Seebach vom Regiment Herzog Louis gegenſeitig verjeßt. Unter dem 17. Februar wurden die Seconde - Lieutenants von

Adelsbeim und de Sirjacques zum Leib - Chevauleger- Re giment verſeßt ;

der Leibpage von Mengingen zum Kornet im Regiment Herzog Louis ernannt. Unter dem 24. Februar wurde Seconde - Lieutenant Viſcher zum Premier-Lieutenant ;

Cadet Noerr des Regiments Kronprinz zum Seconde Lieutenant im Regiment Herzog Louis ernannt. Unter dem

8. Juni wurden Rornet von Menzingen des

Regiments und Kadet Voljeler vom Leib - Chevauleger- Regiment zu Seconde-Lieutenants im Regiment Herzog Louis ernannt;

174

Seconde-Lieutenant von Künsberg zum Leib- Chevauleger Regiment verſeßt .

Unter dem 9. Juli erhielt Stabs -Rittmeiſter von Werder die nacgeſuchte Entlaſſung aus Königlichen Dienſten. Aus Obigem erſehen wir, daß wieder bedeutende Lücken in das Offizier-Corps geriſſen wurden, durch das Ausſcheiden von Männern , die ihren Untergebenen im Kugelregen, in ſauſender Attafe, allüberall wo es ganze Manneskraft und Mannesebre galt, als glänzendes Beiſpiel voran geleuchtet batten , die dabei im Bivuak väterlich für

ſie geſorgt , in ſchlechten Tagen den legten Biſſen Brod mit ihnen getheilt hatten . Stand doch in dem Regiment Einer für Alle , Alle für Einen ein. Nur der Krieg kann ein ſolches Ideal der Kame radſchaft bilden, feſtgetittet durch die gemeinſam beſtandene Gefahr und Mühſeligkeit, durch das Blut, was für die Waffenebre ver goſjen wurde.

In Betreff der am 17. Mai 1809 genommenen Geſchüße gab das A. Kriegs - Collegium dem Oberſt Grafen Waldburg die Nachricht, „ daß mit allerhöchſter Genehmigung vom 23. Juli für die im legten Feldzug durch das Jäger -Regiment Herzog Louis eroberten Kanonen und Pferde die in dem Feldreglement ausge

ſegten Geldprämien ausbezahlt werden und deshalb das R. General Feld-Kriegs- Commiſſariat heute legitimirt worden iſt, an den Herrn Oberſt zu bezahlen :

für 4 erbeutete Geſchüße à 165 fl. = 660 fl . für 12 erbeutete Pferde à 44 fl. = 528 fl. Summa : 1188 fl.

Bei Vertheilung dieſer Prämien iſt aber auch der Infanterie,

namentlich dem Regiment von soferis * ), welches zur Erbeutung mitgewirkt hat, ſeine Gebühr zuzutheilen und die Vertheilung bieber zu berichten .

Stuttgart , im R. Kriegs -Collegium , 23. Juli 1810. Haller. Kauffmann.

* ) Þieß 1809 Regiment Neubronn.

11

175

Dieſe Mittheilung ſcheint zu einer Erwiderung von Seiten des Regiments-Commando's von Herzog Louis geführt zu haben, worin eß die Wahrung ſeiner Anſprüche geltend machte, wenigſtens finden wir einen weiteren Erlaß vom Kriegs-Collegium, datirt vom 3. Auguſt, der alſo lautet : Nachdem man in Betreff der am 17. Mai 1809 bei linz erbeuteten 4 Kanonen und 12 Pferde über das Weſentliche des Hergangs authentiſche Nachrichten eingezogen hat , woraus ſich urtheilen läßt , daß die dafür bewilligten Beutegelder mit 1188 fl. dem Jäger-Regiment Herzog Louis ganz allein zugehören , ſo wird man dieſelben dieſem Regiment vollſtändig ausbezahlen laſſen , wonach das Regiments - Commando die Vertheilung gehörig zu beſorgen hat . Stuttgart im K. Kriegs -Collegium , 3. Auguſt 1810. Rauffmann.

von Bhull.

Am 3. Oktober wurden die empfangenen Beutegelder an die

Mannſchaft vertheilt und zwar erhielt 1 Wachtmeiſter 15 fl. 28 kr.,

1 Horniſt 14 fl. 46 kr., 1 Quartiermeiſter 14 fl. 3 kr., 1 Unterarzt 14 fl. 3 kr., 1 Unteroffizier 11 fl. 57 kr., 1 Fahnenſchmidt 6 fl. 19 kr., *1

1 Jäger 4 fl. 55 fr.

Durch allerböchſte Ordre vom 10. Oktober *) wurde die bisberige

Kapitulationszeit der Unteroffiziere und Gemeinen von ſechs Jahren in eine achtjährige bei der Infanterie , in eine zehnjährige bei der

Cavalerie und Artillerie verwandelt ; alle Neu - Eintretenden wur den auf dieſe Dienſtzeit verpflichtet, diejenigen aber , welche eine ſechsjährige Kapitulation bereits eingegangen , waren zwei , reſp . vier Jahre länger im Dienſte zu behalten. Durch allerhöchſte Ordre vom 21. Oktober wurde von jedem

Cavalerie-Regiment ein Offizier als Ordonnanz zu Seiner Maje ſtät commandirt ; vom Regiment Louis Seconde-Lieutenant von Mengen.

Laut Traktat - Abſchluß vom 18. Mai 1810 zwiſchen Baiern und Württemberg war die unter bayeriſchem Oberhaupte ſtebende

ehemalige Reichsſtadt Ulm an Württemberg abzutreten. Dieſer Akt ſollte am 6. und 7. November vor ſich gehen und gleichzeitig der General- Lieutenant von Hayn dieſe Stadt als Gouverneur

mit dem Infanterie- Regiment Prinz Friedrich, dem Chevaule ger-Regiment Herzog Heinrich und 4 Geſchüßen als Garniſon beziehen ; wogegen das Jäger- Regiment Herzog Louis nach aller höchſter Ordre vom 15. Oktober die bisherigen Garnijonsorte des

Regiments Herzog Heinrich zu beſegen hatte. *) Þiermit berichtigen wir zugleich einen auf Seite 9 eingeſchlichenen Verſtoß.

176

Am 8. November verließ die bayeriſche Garniſon ulm , am 4. ſchon war das Chevauleger - Regiment nach Blaubeuren gerückt, dort den Einmarſch -Befehl erwartend , worauf an demſelben Tage, an welchem die Bayern Ulm geräumt hatten, dieſes von den Würt tembergern belegt wurde .

Die Kaſernen , Stallungen u. j. w . des Regiments Herzog Heinrich waren von 1 Offizier und den Wachtmeiſtern des Regi ments Louis unterdeß übernommen. Die Garniſonen Ehingen, Slaubeuren, Munderkingen , ſtatt der leß teren ſpäter Niedlingen . 10. November 1810 – 17. februar 1812 * ).

Am 10. November brach das Regiment zum Abmarſch in ſeine neuen Garniſonen auf, das Nendezvous der Schwadronen war an der Straße nach Ehingen in Ober-Marchthal Morgens um 1,11 Uhr, Nachmittags der Einmarſch in die Orte : * ) Ais Anhaltspunkt ſchalten wir hier eine Ueberſicht der Dislokation der würt tembergiſchen Armee isach dem Stande vom Oftober 1810 ein :

Maiſon du Roi : F.-M. Herzog Polis Pudwigsburg und Stuttgart. Cavalerie : G.-L. v. Dillen , Reg. Garde zn Pferde ludwigsburg und Stuttgart; 1te reitende Batterie Ludwigsburg. Diviſionär G.-L. von Woellwarth Stuttgart ; Brigadier G.-M. von Walsleben Ludwigsburg. Peib- Cheva uleger-Regiment Ludwigsburg, J äger - Regiment zu Pferde König Eßlingen , 2te reitende Batterie Ludwigsburg. JA fanterie G.-M. v. Scheeler Ludwigsburg und Stuttgart. Reg. Garde zu Fuß Ludwigsburg und Stuttgart, Jäger- V ataillon König Rotten burg (die Regimenter, bei denen Ludwigsburg und Stuttgart als Garniſons Ort angeführt iſt, hatten Sr. Majeſtät ſtets nach einem dieſer Orte zu folgent, Linien -Truppen : F.-M. Herzog je nachdem er hier oder dort reſidirte). Cavalerie Wilhelm , F.-3.-M. S. R. H. der Kronprinz Stuttgart. Diviſion G.- £. von Woellwarth. I. Brigade G. - M. von Wal & leben Ludwigsburg , Dragoner -Reg. Kronprinz Mergentheim , 3te

reitende Batterie Ludwigsburg .

II. Brigade G. = M. von Jett Ehingent,I Chevaureger -Regiment Verzog Heinrich Ulm , Jäger

Regiment zu Pferde Herzog Louis Ehingen, Blaubeuren , Munderkingen . Infanterie : 1. Diviſion G.-M. Prinz Baul Stuttgart, I. Bri gade G. -M. von Franquemont Stuttgart, Reg. Herzog Wilhelm Stuttgart, Reg . Kronprinz Ludwigsburg. II . Brigade G.-M. von Scharffenſtein Heilbronn, Reg. Prinz Paul Heilbronn , Heg. Scharf fenſtein Neuenſtadt und Gundelsheim ( kam ſpäter nach Ravensburg ). III . Brigade G. -M. von Brüſjelle Schorndorf, Reg. Franquemont Schorndorf und Gmünd, Füſilier - Bataillon Berndes Hohenasperg. 1

II. Diviſion G.- L. von Phull Stuttgart , I. Brigade 6. - M. von

177

Stab, Leib- und Commandeur- Escadron : Ehingen, Escadron Mün ch ingen : Blaubeuren, Raßler : Munderkingen . Das Kaplanei - Gebäude St. Veit zu Munderkingen enthielt

Wohnungen für die daſelbſt garniſonirenden Offiziere. Die Mann ſchaft ward , für den erſten Tag in allen drei Garniſonen bei den Bürgern einquartiert, die Pferde tamen jedoch gleich in die Stal lungen der Kaſernen, wohin die Leute andern Tags nachfolgten. Das Brigade -Commando blieb in Ehingen und das Regiment mußte in Donaurieden zwiſchen Ehingen und Ulm ein Ordonnanz Relais von 1 Jäger geben, der alle 10 Tage abgelöst wurde. Beim Offizier - Gorps fanden bis zum Jahresſchluß folgende

Veränderungen ſtatt: Unter dem 6. November wurde der Rittmeiſter von Wagner zum Major befördert.

Unter dem 11. Dezember wurde dem Major von Raßler und dem Seconde Lieutenant Gallus die nachgeſuchte Entlaſſung aus i. Dienſten ertheilt ;

Der unterdeß zum Major avancirte von Seebach wieder zum Regiment Herzog Louis verſeßt (erhielt die Escadron Raßler) ; Cadet von Brogniard des Militär -Inſtituts zum Seconde Lieutenant im Regiment ernannt .

Unter dem 16. wurde der bisherige Commandeur des Leib Chevauleger - Regiments Oberſt von Mylius zum Regiment ver

ſegt und à la suite deſſelben geführt. 1811.

Das neue Jahr fand das Jäger-Regiment zu Pferde Herzog Louis unter folgenden Offizieren vor :

Oberſt Graf Waldburg - Wurzach , Commandeur. Major von Münchingen , von Seebach, von Wagner .

Schnadow Ludwigsburg , Fuß-Artillerie 1 Bataillon Heilbronn. II . Brigade G. M. von Hügel , I. Jäger-Bataillon Neuffer Reut lingen , leichtes Vataillon Wolff Rottweil und Oberndorf, leichtes

Bataillon Štodmeier Vaihingen a. d. Ens, landſcharfſchüßen - Ba taillon Heidenheim . – III . Diviſion G. - { . von Hoferi

Ellwangen ;

Brigadier G.-M. von Hügel IL Ulm , Reg. Þrinz Friedrich Ulm , Reg. Phull Ellwangen, Reg. Kojerit Crailsheim und Hall. 12

178

Stabs - Rittmeiſter von Seidenberger, von Scyü B.

Premier -Lieutenant Gremp von Freudenſtein, von Reinhardt, Adjutant,

von Nagel, Dietle ,

Viicher.

Seconde-Lieutenant von Mengen,, Fincb ,

von Weiß , Wittid ), Noerr , 11

11

I!

11

von Mengingen , Voiieler ,

von Brogniaro .

Regiments -Quartiermeiſter Brecht. Auditor Krafft . Ober-Arzt Roos . Nurſchmidt Nudolph . à la suite Oberſt von Mylius .

So drohend und ſchwer auch die Gewitterwolfen am politiſchen Horizonte hingen , jo bunt es in ganz Europa ausſah, ſo ſchwan tend und zerfahren die Verbältniſje namentlich in Deutſchland waren und auf jedem Denkenden das deutliche Gefühl laſtete, daß es anders werden müſſe, daß es ſo nicht lange bleiben könne -

ſo war doch dieſes Jahr für unſer Regiment das rubigſte, welches es ſeit ſeiner Errichtung erlebt hatte . Erſt gegen das Ende des ſelben ſollte die Abklärung der verworrenen Gerüchte, die Ents wirrung vielfacher Andeutungen und die Feſtſtellung unklarer Be gebenheiten zu beſtimmten Thatſachen das zur Gewißheit machen ,

was drückend und ahnungsvoll auf den Gemüthern gelegen hatte. Das Rometenjabr Drobte nur , um mit ſeinem Schluß den Vor hang vor dem großen Drama aufzurollen, das ſein Nachfolger der Welt in furchtbar ernſter Weiſe vor Augen ſtellte. Das Regiment Herzog Louis ſegte ſeine während des vori gen Jahres betriebenen Friedensübungen in eifrigem Streben fort und ſuchte auch dieſe Aufgabe in derſelben auszeichnenden Weiſe zu löſen, wie es vor dem Feinde ſeinen Beruf ſtets erfült und der rmee Ebre gemacht hatte.

179

Gleich im Anfang des Jabres , am 2. Januar, hatte es den Befehl erhalten, ſechs der ichönſten Leute zur Abgabe an die Garde

zu Pferde auszuſuchen ; die evangeliſcher Religion und Alt-Würt temberger ſein mußten und noch keine Regimentsſtrafen gehabt ha ben durften. Am 12. wurden dieſe nach Stuttgart abgegeben. Was die Strafen betrifft , ſo wurden dieſe mit aller Strenge er: theilt, einfache Prügelſtrafen und Gaſſenlaufen wurden ſehr häufig verfügt . Das zu ſolchen refutionen befebligte Commando batte ſtets ganz ordonnanzmäßig auszurücen . Das Frühjahrs - Ererziren fand dieſes Jahr wieder wie früher

ſtatt, am 13. März wurde in Bezug darauf der II. Brigade ( Louis und Heinrich der Befehl ertheilt , ihre Beurlaubten bis zum 25. April einzuziehen und von da an die Feldrationen zu empfangen. Nach dem ſolches geſchehen war und Anfangs in kleineren

Abtheilungen ererzirt wurde, mußte ſich die Brigade am 1. Mai in der Gegend von Ehingen zuſammen ziehen , um dort gemein ſchaftliche Uebungen abzuhalten. Zugleich traf der Diviſionär General- Lieutenant von Woellwarth zur Beſichtigung ein, inſpizirte am 6. Mai das Regiment Herzog Heinrich und am 7. das Regiment Herzog Louis. Dasſelbe mußte dazu Mor gens 8 Uhr bei Ehingen in vollkommen ordonnanzmäßiger Adju ſtirung mit Sack und Back" aufgeſtellt ſein , die Mannſchaft zu 1

Fuß, auf dem linken Flügel der Pferdelinie. Im Mantelſad mußte ſich befinden : 1 Stallfittel, 1 Paar Stall- oder Unterhoſen, 1 Stall müße , 2 Hemden , 2 Tücher (wahrſcheinlich 1 Taſchentuch und i Handtuch ). Eine beſcheidene und daher praktiſche Ausrüſtung. Am 9. Mai war Revue auf dem Ererzirplage bei Ehingen ; am 10. große Pferdeviſitation auf dem Marktplage legterer Stadt. An dieſem Tage kam ein Befehl folgenden Inbalts an das Re giment : Seine Königliche Majeflät haben vermöge Allerhöchſter Ordre vom 6. d. Fol. gendes zu erkennen gegeben : Da bei ſämmtlichen Cavallerie-Regimentern , ausgenom men das Garde- Regiment zu Pferd , der Uebelſtand herrſcht, daß wenigſtens ein

Zug pr. Escadron durch einen Unteroffizier commandirt wird , und dieſes für den Dienſt höchſt nachtheilig iſt, ſo befehlen Seine Majeſtät, daß fünftighin der Etat der Cavallerie-Regimenter folgender Art in Hinſicht der Offiziere beſtimmt ſein ſoll, als : 1 Commandeur, 3 Escadrons- Chefe ,

2 Stabø -Hittmeiſter, 12 *

180

1 Adjutant, 4 Premier- Lieutenants, 11 Seconde Lieutenants .

Sollte ein Stabs- Kittmeiſter mehr beim Regiment jein , ſo iſt derſelbe blos Titular imd zieht Premier -Liciltenants Cage , ebenſo wenn mehr als 4 Premier-lieu tenants beim Regiment ſind , jo ziehen die jüngſten mur Seconde lieutenants - Gage. Der Charakter des Escadrous Chefs hat auf die Gagirung keinen Bezig, ſondern es hat der älteſte der Commandeurs 1500 fl. , der zweite 1200 fl. und die übrigen Nitt meiſters-(sage. Die Diviſions -Adjutanten und kgl . Ordonnanz-Offiziere ſind in den completten

Stand zu rechnen . Dieſer nene Etat iſt für alle 5 Cavallerie Regimenter gleich und werden Seine Königl. Majeſtät hiernach die Vacanzen erſepen .

In Folge dieſer Beſtimmung , ſowie durch einige kurz vorher

geſchebene Verfügungen traten im Difizier - Corps des Regiments uachſtehende Veränderungen ein : Unter dem 3. April wurde der Oberſt von Mylius à la

suite des Regiments an die Stelle des bisherigen Flügel- Adju tanten Stabs - Hauptmann Grafen Quardt zum Feldmarſchall Herzog Louis, Hob ., commandirt. Unter dem 28. wurde Major von Mün dingen als Oberſt Lieutenant zum Leib -Chevauleger -Regiment verſegt ; Stabs -Nittmeiſter von Seidenberger zum wirklichen Ritt meiſter und Escadrons -Chef (erhielt die Escadron Mündyingen ) ; Premier- Lieutenant Gremp von Freudenſtein zum Stabs Rittmeiſter ;

Seconde -Lieutenant von Mengen zum Premier -Lieutenant befördert ;

Kadet Blattmacher des Jäger - Regiments König zum Seconde - Lieutenant im Regiment Herzog Louis ernannt. Unter dem 11. Mai wurde der Seconde Lieutenant Schön bammer von Treuwerth vom Infanterie - Regiment Prinz

Paul zum Jäger- Regiment Herzog Louis verſeßt ; Kadet von Teſſin vom Infanterie - Regiment Franque mont zum Seconde- Lieutenant im Regiment Herzog Louis ernannt.

Unter dem 14. Mai wurde der Premier -Lieutenant von Bag

vom Infanterie - Regiment Herzog Wilhelm zum Regiment Herzog Louis verſekt (ſtand früber ſchon bei einem Cavalerie Regiment, wurde von dieſem zur Infanterie und jeßt wieder zur Cavalerie zurückverſegt ).

181

Unter dem 26. Mai wurde der Rittmeiſter von Seiden berger zum Major befördert ;

Major von Wagner vom Jäger- Regiment Herzog Louis und Major von Gaisberg vom Dragoner - Regiment Kron prinz wurden gegenſeitig verſeßt. Durch allerhöchſte Ordre ebenfalls vom 26. Mai wurde be fohlen : Alle Linien - Regimenter der Cavallerie und Infanterie, ausgenommen die , ſo

Prinzen des Königl. Hauſes zu Chefs haben , werden nicht mehr den Namen der Proprietairs führen, ſondern nach den Nummern folgendermaßen benannt werden . Cavallerie : Nr. I. Chevauleger -Regiment Herzog Heinrich , !

Nr. II . Leib - Chevauleger- Regiment, Nr. III . Jäger-Regiment zu Pferde Herzog Louie , Nr. IV .

I

König ,

Nr. V. Dragonier -Regiment Kronprinz *) .

Das Ererziren in der Brigade ging unterdeß ununterbrochen

ſeinen Hang fort . Bis zum 28. Mai wurde alle Tage fleißig ge arbeitet , am 29. war Rube- und Pußtag, um ſich für die Revue am 30, vor Seiner Majeſtät dem Könige vorzubereiten . Unter

ſeinen Augen hatte ein Truppen - Corps von 11 Bataillonen , 16 Schwadronen und entſprechender Artillerie zwiſchen Ludwigsburg und Rannſtadt vom 20. bis 27. Mai ererzirt und manövrirt. Am 29. traf Seine Majeſtät in Ulm ein . Am 30. fand in deſſen Nähe auf dem Ererzirplaß vor dem Gögglinger Thor die Revue vor Sr. Majeſtät in Begleitung S. N. H. des fronprinzen , J. H. der Herzoge Wilhelm und Heinrich und S. Durchl. des Prinzen Adam ſtatt. Die Cavalerie -Brigade von Jett war zu derſelben um 6 Uhr aufgeſtellt. Die Mannſchaft zu Fuß vor den Pferden . Nach beendigter Beſichtigung zu Fuß wurde aufge jeſſen, Mann für Mann defilirt und mit Zügen rechts abmarſchirt . Dann hatte jedes Regiment für ſich eine Attake , darauf folgenden Rückmarſch , Colonnenformation und Deployement auszuführen , worauf die vereinigte Brigade nochmals attatirte und mit Zügen defilirte. Nachdem die Muſterung vor Sr. Majeſtät beendet war, * ; 1tes Linien - Infanterie-Regiment Prinz Paul , 2tes Herzog Wilhelm , 3tes , früher von Phull , 4tes, früher von Franquemont, 5tes Prinz

Friedrich, 6tes Kronprinz, 7tes , früher von Koferit , 8tes , früher ,

von Scharffenſtein , 9tes, früher von Eudorff.

182

fand die ſogenannte commiſſariatiſche Revue durch den General lieutenant und General Adjutanten von Dillen und den Kriegs

Rath Kauffmann ſtatt. Seine Majeſtät war mit dem

Ausſehen und der Manövrir

fähigkeit der Brigade im Ganzen zufrieden , nur wurde befohlen , daß in Zukunft zwiſchen den einzelnen Schwadronen gar keine Intervallen , zwiſchen den Regimentern einer Brigade nur eine ſolche von der Breite eines halben Zugs ſich befinden ſolle; auch wurde empfohlen , daß man ſich keiner anderen als der bei Mai -

fon - du - Roi eingeführten Commandowörter bediene *). Am 31. Mai reiſte S. Maj . der Nönig wieder von Ulm ab .

Die Brigade behielt auf allerhöchſten Befehl die einberufene Mann ſchaft noch 14 Tage bei der Fahne und jegte das Egerziren bis zum 11. Juni (am 11. vor General - Lieutenant von Woell warth) fort .

Am 14. Juni marſchirte das Cavalerie - Regiment Nr. III. Jäger Herzog Louis aus den Kantonirungen bei Ulm, welche es für die legten 14 Tage bezogen hatte, in ſeine alten Garniſonen früher ab , mit der Äenderung , daß die Escadron Seebach Raßler nicht mehr nach Munderkingen zurüdkehrte, ſondern ſtatt deſſen nach Niedlingen verlegt wurde. I

Durch allerhöchſte Ordre vom 5. Juni verlor das Regiment die paille-gelben Klappen und erhielt ſtatt derſelben grüne mit gelbem Vorſtoß, die Beinkleider, die bisber wie angeführt, balb aus

gelbem Leder, halb aus grünem Tuch beſtanden , ſollten fünftighin ganz aus grünem Tuch beſtehen und bei der Mannſchaft innen mit ſchwarzem Leder , auf dem Geſäß doppelt, beſeßt werden . Die Stabs- und Subaltern - Offiziere der Chevaulegers und Jäger zu Pferde erhielten ferner Epaulettes mit der bisherigen Gradaus zeichnung nach dem Muſter der bei der Leibjäger - Garde einge

führten , nur mit dem Unterſchiede, daß anſtatt der auf jenen an= gebrachten Löwenköpfe , auf dieſen die ſchon vorhandenen Halb monde verblieben. Die erſte Anſchaffung dieſer neuen Epauletttes geſchah auf Koſten Sr. Majeſtät des Königs . *) Damit ſteht ohne Zweifel eine alerhöchſte Anordnung in Verbindung, nach welcher der Commandeur , ein Stab8 - Offizier , ein Stabs - Rittmeiſter , ein

Premier- und ein Seconde - Lieutenant des Regiments am 20. Sept. in Lud

wigsburg fich einzufinden hatten, um dort dem Ererziren der Cavalerie - Bri gade von der Maiſon - du -Roi beizuwohnen .

183

Bisher hatte der Lieutenant ,, der Inſpektion “ die Fourage für die Schwadronen von den Lieferanten übernommen, doch mußte es Dabei allerlei Streitigkeiten gegeben haben , und um dieſe zu ver meiden , wurden ein für alle Male beſtimmte Offiziere mit der

Fourage - Uebernahme betraut , in Ehingen Premier - Lieutenant Viſcher und Seconde-lieutenant von Weiß , in Blaubeuren Premier-Lieutenant von Nagel, in Riedlingen Premier Lieutenant Dietle ; alſo das jegt bei den Reiter-Regimentern vorhandene Inſtitut der Kontrole - Offiziere in annähernder Weiſe ein geführt. Da die R. Gendarmerie einer Reorganiſation unterworfen wurde, erhielt das Regiment den Befehl, 19 Mann für dieſelbe ab zugeben , dieſe mußten vorzüglich guter Conduite , Landeskinder,

ledig , etwas bemittelt, in Hinſicht auf Bravour erprobt , gute Pferdewärter ſein , wenigſtens noch 4 Jahre zu dienen haben und leſen und ſchreiben können . Diejenigen Individuen , welche obige Eigenſchaften beſaßen , wurden am 25. Juni dem Regiments Commando vorgeſtellt und ſpäter die verlangte Zahl dem Gendar merie - Commando überwieſen . Der Reſt des Sommers verlief unter dem Fortdauern der

gewöhnlichen Friedensübungen theils im Regiment, theils auch unter Zuſammenziehung der Brigade (2. bis 27. Oktober) , welche als 1

die dritte in der Reiterei der Armee rangirte. — Am 13. Oktober

traf Seine Majeſtät der König von Königsbronn über Ulm in Blaubeuren ein , um am 14. daſelbſt abermals die 3te Cavalerie

Brigade zu inſpiziren , worauf Seine Majeſtät noch bis zum 17. zum Abhalten großer Jagden in der Gegend von Blaubeuren blieb und dann nach Stuttgart zurückkehrte.

Uebrigens waren es nicht allein dienſtliche Beziehungen, welche das Offiziers - Corps der Brigade zuſammenführten , auch geſellige Vereinigung unter den Kameraden fand mehrfach im Laufe des Jahres zu Schellingen zwiſchen Ebingen und Blaubeuren und in

der ,, Kalten verberge

zwiſchen Blaubeuren und Ulm ſtatt.

Da

gab es denn Gelegenbeit, militäriſche Anſichten, Kriegs- Erfabrungen und -Abenteuer auszutauſchen . Von dem , was der Welt bevorſtand

mochte wohl – namentlich bei den damaligen Verkehrsverbält niſſen – in dieſen Erdenwinkel hinter der rauben Alp und im oberen Donauthal kein leiſer Ton dringen , während anderwärts, wo man den Verkehrsadern näher lag, doch bie und da eine Ahnung beſjen was drobete , auftauchte. Als erſte darauf bezügliche Maß

184

regel dürfte vielleicht eine am 26. November nach Danzig abgehende - 70 Mann - anzuſehen Colonne von Ergänzungsmannſchaft – ſein, welche für das ſeit dem Frübjahr 1811 Dort ſtationirte Com = mando : Infanterie- Regiment Nr. 7 und 2 Geſchüße , beſtimmt war und ferner die Einſtellung von 10 zum ſtreitbaren Stande zählen

den , dem Regiment am vollen Etat fehlenden Pferden , die am 16 . Dezember eintrafen. Und ſo ging denn das Jahr 1811 zu Ende, ahnte wohl Einer in der luſtigen Sylveſternacht , daß in der näch ſten ſo Manchen aus dem Heiteren Kreiſe ſchon lange der Schnee an der Moskwa und der Berezina deckte ?

In der zweiten Hälfte des Jahres erlitt das Regiment nach ſtehende Veränderungen : Unter dem 12. Juli wurde der Sohn des Poſt Offizialen von Schaden zum Kadeten im Regiment ernannt.

Unter dem 20. Juli wurde Oberſt von Milta u vom Jäger Regiment zu Pferde König Nr. IV . zum Jäger -Regiment Herzog Louis Nr. III .; dagegen Major von Seebach von Nr. III . zu Nr. IV . verſeßt . Unter dem

11. Oktober wurde der Seconde - Lieutenant von

Brogniard an die Stelle des zum Regiment zurückverſekten Premier- Lieutenant von Mengen zum Ordonnanz- Offizier bei Seiner Majeſtät dem König ernannt.

Unter dem 22. Oktober wurde dem bisherigen Brigadier der 4ten Cavalerie-Brigade, General-Major von Breuning, die 3te, und dem Brigadier der leşteren, General Major von Jett, dage , gen die 4te Cavalerie-Brigade ertheilt. Unter dem 23. Oktober wurde Stabs-Rittmeiſter von Schüş

penſionirt ; Premier - Lieutenant und Adjutannt von Reinhardt zum Stabs- Rittmeiſter befördert ;

Premier- Lieutenant von Baß zum Regiments - Adjutanten ernannt ;

Fähnrich von Hornſtein des Infanterie- Regiments Nr. 4 zum Seconde- Lieutenant ernannt und zum Jäger - Regiment zu Pferde Herzog Louis Nr. III . verſeßt ; Seconde -Lieutenant Wittich von dieſem Regimente dagegen zum Inf.-Regiment Nr. 4 verſegt.

Dritter Abſchnitt. Das Jahr 1812. Mobilmadung und uncentrirung bei Heilbronn .

Feldetat .

Der Olbmaríb ino Feld, 11. März.

- Kantonirungs-Quartiere bei Leipzig bis zum 6. April. Gintbeilung dee Regiments in die 1614 leichte Gavalerie : Brigade. Weitermarſd ; bis Wartenburg und Angerburg in Oſt- Preußen . Quartiere dajelbſt bis zum 8. Juni . 20. Juni Erreiden des Niemen . 21. Revue über das 2te Cavalerie -Gorps, dem die 16te leichte Brigade zugetheilt wird . -- 24. Uebergang über den Nico inen . - Gefect bei Dangelicjfu , 5. Juli . Uebergang über die Düna , 22. Juli. Vorrüfen gegen Witepsf und Stellung daſelbſt. Gefecht bei Infowo , 8. Auguſt. Detacirung der Divis

pion Sebaſtiani, jept Pajol , auf dem rechten Dnieprufer und nadberige Wiedervereinigung mit der großen Armee, 13. Huguſt bis 6. September.

Vers Saladt bei Mujhuisf, 7. September. Bejißnahme von Mosfau , Stellung und Bewegungen der Avantgarde auf der Straße nad Riäfan bis 23.

folgung des Feindes bis zum Einzug in Moskau, 8. bis 14. September . 14. September

September . Uebergang auf die alte Straße nad Kaluga und tember bis 2. Oftober . Gefedt bei Winfowv , 3. Oftober.

Vorrüden auf derſelben , 24. Sev:

Stellung Murats an der Iſdiers Sdyladyt bei Tarutino, 18. Oftober . Räumung von Mosfau und Beginn des Rückzugs durdy Vorrüden auf Kaluga. Auflöſung des Regiments. Ginlenten auf

nijdinia, 4. bis 17. Dituber .

die urſprüngliste Operationslinie: Erreichen derſelben , 28. Oftober. – Fortießung des Rückzugs bis an die Berezina. Uebergang über dieſelbe , 28. November und weiterer Rückzug nach Witna. Napoleon verläßt die Armee, 5. Dezember.

Fortgejefter Rückzug nad Inowraclaw bei Thorn .

- Kantonirungs-Quartiere bis zum Jahresjaluß.

Mobilmachung und Concentrirung bei Heilbronn , 5. Februar bis 10. März.

Der erſte Monat des Jahres ſcheint in ziemlicher Nuhe ver floſjen zu ſein , wenigſtens finden wir keine Andeutungen, die auf irgend welche ungewöhnliche Ereigniſſe im Regimente ſchließen laſſen, dann aber plößlich bricht der Sturm los. Befehle auf Bes fehle kommen, alles geht in der größten Eile, eine ungeheure Thä tigkeit wird entwickelt, es iſt kaum möglich, den ſich häufenden An ordnungen Genüge zu leiſten. Am 5. Februar erſcheint zunächſt folgender Erlaß : Seine Königliche Majeſtät haben nachſtehende Ordre, um keine Zeit zu ver

lieren, immediate an die 4 Cavallerie - Regimenter Nr. I , II, III , IV und zwar auf nachſtehende Weiſe erlaſſen . Seine Königliche Majeſtät befehlen, daß Angeſichts dieſes ſämmtliche Beurlaubte und zwar bei Nr. I 125 Mann die Escadron , bei Nr. II 125 Mann nebſt allen Uebercompleten , bei Nr. III 125 Mann , bei Nr. IV

125 Mann nebſt allen Uebercompleten die Escadron gerechnet, einberufen werden

186 daß jolche unfchlbar auf den 15. dieſes bei der Fahne ſeien , 311 welchem

Ende die

entfernteren Oberämter durch laufzettel und rentende Boten benachrichtigt werden ſollen .

Der gleiche Befehl iſt auch an die Linien - Infanterie-Regimenter Nr. 1 , 2, 4, 6 und die 4 leichten Infanterie - Bataillons nemlich auf 150 Fenergewehre pr. Com pagnie und endlich auf die 2te und 3te reitende Batterie und die Fluß-Artillerie, nach dem Kriegs -Etat ihre Beurlaubten in Gemäßheit obigen Befehls einzuberufen , er 1

!

laſſen worden ; welches andurch des Feld Marſhalls Herzog Wilhelm liebden zur Nachachtung und Bekanntmachung an’s Kriegs - Collegium zu erkennen gegeben wird.

Am 6. wurde darauf ichon die Errichtung der Feldgendarmerie 1 Offizier, 2 Unteroffiziere , 1 Trompeter, 22 Gensdarmen be fohlen , zu der das Regiment Herzog Louis 4 Mann abzugeben batte ; der ganze Bedarf an nicht vorhandenen Reit- und Zugpfer den für das zur Mobilmachung beſtimmte Truppen - Corps beſtand

nur in 737 Zug- und 403 Reitpferden , zuſammen 1140 Stück, die

meiſten Regimenter ſcheinen ihren vollen Pferdeſtand noch vom Sabre 1809 ber behalten zu haben .

Da das Königreich Württem =

berg nach einer ſtatiſtiſchen Angabe vom 1. Mai 1811 90,787 Pferde bejaß, ſo konnte die Anſchaffung der elfhundert Pjerde feine Schwie

rigkeiten haben. Das Regiment Herzog Louis hatte 501 Pferde präſent, bedurfte alſo zu ſeiner Kriegsſtärke nur noch 10 Stück für Noncombattanten und 8 Zugpferde, dieje wurden am 12. Februar

empfangen. Der Feld- Etat war derſelbe des Jahres 1809 , mit dem Unterſchiede, daß 3 weitere Seconde - Lieutenants, 3 Bedienten und i weiteres Zugpferd , ( ſtatt 7 jeßt 8 Stück ) beſtimmt waren .

Der ganze monatliche Betrag an Gage und Löhnung war 4916 fl. 16 kr.; ferner täglich 628 Brodportionen à 2 Þjund , 640 Fleiſch portionen à 4. Pfund ( incl. für 12 Weiber) ; 97 Offiziers - Pferde Rationen , 511 Dienſtpferde - Rationen und 8 ſchwere Zugpferde Rationen *) .

Das Corps , welches für den Fall eines Feldzuges zum Aus marſche beſtimmt wurde, war folgender Geſtalt zuſammengeſegt:

*) Die zu Anfang 1810 wiederholt gegebene Beſtimmung, die Escadron auf 150 Pferde zu erhöhen, ſcheint bei dem Drange der Zeit nicht mehr zur Aus Es mag nicht unintereſſant ſein zu erfahren , daß das Regiment mit 511 Dienſtpferden (à 198 fl. ), Offizierg- und Mann ſchafts -Kaskets, Kartuſchen , Karabineru , Piſtolen , Säbeln, Sporen , Wald

führung gekommen 311 ſein .

hörnern, Kochkeſſeln, Sattelzeug, kurz allem ohne Montirung zu 157,672 fl. berechnet war .

187

Commandirender General :

Seine Königliche Hobeit der Kronprinz , F.-3.-M. Chef des Generalſtabes : G.-M. von Ibeobald. Sous-Chef : G.-M. von Kerner. Mann. Pferde.

129

71

G.-L. von Scheeler

7

4

I. Brigade : G.-M. Ernſt von Hügel .

7

Zuſammen Stab :

Infanterie : Diviſion . .

Infanterie- Regiment Prinz Paul Nr. 1 (Oberſt von Dernbach ) . ...

1433

Nr. 4 ( Oberſt von Roeder) 1431 7 II . Brigade : G.-M. von Koch

16 16

.

Infanterie-Regiment Herzog Wilhelm Nr. 2 ( Oberſt Prinz Hohenlobe 1431 Kirchberg)

16

Kronprinz Nr. 6 ( Oberſt 11

v . Pölniß) . Nr. 7 (Oberſt von Lalance )

1131

16

in Danzig

1430

14

III . Brigade : 3.-M. von Brüſielle Fußjäger -Bataillon Rönig Nr. 1 (Oberſt -Lieut. von Seeger ).. Nr. 2 (Oberſt-Lieutenant von Scheidemantel) .

.

7

713

8

713

8

Leichtes Infanterie - Bataillon Nr. 3 ( Oberſt von Cornotte) 11

11

713

Nr. 4 (Oberſt von Stockmayer )

713

.

8

Cavalerie : Diviſion .

G.-L. von Woellwarth. Adjutant Stabs - Rittmeiſter von Baer

7

1. Brigade : G.-M. von Walsleben. 7

Adjutant Pr. -Lieut. von Maucler .

Reib - Chevauleger - Regiment Nr. II . Graf Normann - Ehrenfels)

( Oberſt .

580

519

10759

707

188

Mann. Pferde. 10759

707

Jäger - Regiment König Nr. IV. (Oberſt Graf 578 519 Salm - Refferſcheit- Strautheim ) II . Brigade G.-M. von Breuning. Adjutant Sec.- Lieut. von Brogniard 7 .

Chevauleger- Regiment Nr. I. (Oberſt v. Brockfeld ) 580 519 Jäger-Regiment Herzog Louis Nr. III. (Oberſt 580 519 Graf Waldburg-Wurzach ) A rtillerie.

Oberſt - Lieutenant von Brand

7

2te reitende Batterie (Stabs- Hauptmann von Breit 152

haupt)

130

( Stabs -Hauptmann von Bürgi) 152 130

3te

Fuß-Artillerie .

Oberſt - Lieutenant von Bartruff. 1te Batterie ( Hauptmann von Diedel) (Stabs-Hauptmann von Diskau *) 2te Reſerve Bart (Stabs - Hauptmann von Wickede ) in Danzig .

320

156

149 92

5 2

н

.

Reſerve - Geſchüße ; 2 12pfdr. , 2 Opfdr., 2 6pfdr . in Danzig Artillerie- Reſerve, Munitions - Colonne u . 1. w .

16

32

139

280

.

.

Total : 14 Bataillone , 16 Schwadronen , 5 Batterien 13,531 2999 mit 30 Geſchüßen Rechnen wir die Offizierspferde außerdem in runder Summe zu 300, was gewiß nicht zu viel iſt , ſo gibt das im Ganzen eine Pferdezahl von ca. 3300 Stück. ,, Das Commando über dieſes Corps " , lautet eine Ordre vom

7. Februar, „wird des Kronprinzen Liebden am 20. übernehmen . Am 23. dieſes wird ſolches in eben dem Maaße, wie im Jahre 1809

* ) Die Batterien hatten : die reitenden je 4 6pfdr. , die fußgehenden 2 6pfdr., 2 12pfdr. Kanonien und alle Batterien 2 7pidr. Haubitzen. Im Ganzen 6 12pfdr . , 16 Opfdr. , 8 Haubiten : 30 Geſchütze. Aus den 6 12pſdrn . wurde

ſpäter eine 3te Fußbatterie unter Premier-Lieut. Þonold formirt.

189

ſich bei Heilbronn concentriren und von da bis Hall Canton nirungs - Quartiere , wovon das Hauptquartier nach Heilbronn kommt, beziehen, ſo daß Alles am 24. in den Quartieren eingerückt

jein muß. Auch baben Seine Ngl . Majeſtät verfügt, daß des Gen.-Major Prinzen Adam Liebden *) nebſt dem Major von Wagner als Volontairs die Campagne im Hauptquartier des Kronprinzen Liebden mitmachen ſollen ."

Unter dem 15. Februar wurde an das Commando des Regi ments Herzog Louis folgende allerhöchſte Ordre erlaſſen : Seine Königliche Majeſtät befehlen , daß dieſes Regiment mit allen ſeinen berittenen und unberittenen Mannſchaften , alſo auch den Uebercompleten nebſt allen Pferden , ſeinen braucibaren und unbrauchbaren am 18. dieſes aus ſeinen Stand quartieren aufbrechen und in 3 Märidhen, alſo am 20. Abends in die Cantonirungs quartiere Egloſheim , Stammheim und Möglingen bei Ludwigsburg einrücken , um daſelbſt am 21. durch den Gen. -lieut. Grafen Dillen die unbrauchbare Mannſchaft und Pferde austauſchen zu laſſen . Wegen genauer Befolgung dieſer Allerhöchſten Ordre, worüber keine weitere Mel dung nöthig iſt, wird der Commandeur des Regiments verantwortlich gemacht. Friederich.

An demſelben Tage meldet Oberſt Graf Waldburg, daß alle Beur laubten bis auf 3 Mann eingerückt ſind ; am 10. waren unterdeß ſchon die Equipirungsgelder ausbezahlt worden .

Solcher Art waren die Anordnungen, welche von Seiten Würt

tembergs getroffen wurden , um den Rheinbundsverpflichtungen zu genügen . Wem dieſe außerordentlichen Maßregeln gelten ſollten, war jest wohl Niemandem mehr zweifelhaft. Seit 1809 batten ſich eigentlich Frankreich und Rußland in die Herrſchaft des europäiſchen

Kontinents getheilt, daß dieſe großartige Theilung in zwei enorme Hälften , ohne einen gleichſtarken dritten Staat , der die Waage zwiſchen beiden zu halten berufen geweſen wäre, zu Conflicten füh ren mußte, lag auf der Hand. Die Verwickelungen zwiſchen beiden Cabinetten in den Jahren 1810 und 1811 ſind genugſam bekannt,

die Gründe zum Kriege mußten die gegen die Verträge erfolgte

Einverleibung Oldenburgs in das franzöſiſche Reich, die fort dauernden Meinungsverſchiedenheiten über Polen, das gegen Eng land gerichtete Kontinentalſyſtem geben , deſſen Nichteinhaltens

Rußland beſchuldigt wurde. Der Krieg ſchien unvermeidlich , er *) Der Sohn Sr. H. des Herzogø Louis.

190

follte Seitens Frankreich und ſeiner Verbündeten gegen den ruſſi chen Koloß mit einer Machtentfaltung geführt werden , wie die Welt nichts Aehnliches geſehen hatte. Für Württemberg traf ein Schreiben Berthier's, datirt 29. Februar, aus Paris ein , mit dem Erſuchen , ſich den 10. März gegen Roburg in Marſch zu ſeßen . Am

18. hatten bereits die Concentrirungsbewegungen des mobilen Corps begonnen .

Ehe ſich unſer Regiment in Marſch jeste , fanden in dem Offi zier-Corps desſelben noch einige Veränderungen ſtatt : Unter dem 24. Januar wurde Seconde - lieutenant von Tun

gern vom Garde-Regiment zu Pferde zum Jäger- Regiment ħer zog Louis verſeßt. Unter dem 7. Februar wurde Premier -Lieutenant Graf Gräve nig von der Leibjäger- Escadron der Garde ebenfalls zum Regi ment Herzog louis verſeßt ; Kadet Kübel des legteren zum

Seconde-Lieutenant; Seconde-Lieutenant, Ordonnanz-Offizier von Brogniard zum Adjutanten bei der 2ten Cavalerie - Brigade ernannt .

Unter dem 15. Februar wurde Premier - Lieutenant Dietle entlaſſen .

Unter dem 16. Februar wurde Major von Seidenberger zum Depot commandirt; dagegen der Flügel-Adjutant Oberſt-lieu

tenant Prinz Heinrich von Hohenlohe-Kirchberg zum Re giment Herzog Louis als Escadrons-Chef verſegt. Danach war das Offizier -Corps des Regimentes folgendes : Oberſt Graf Waldburg - Wurzach, Commandeur. 1

Premier - Lieutenant von Bag , Adjutant. Commandeur - Escadron :

Stabe - Rittmeiſter Gremp von Freudenſtein Premier - Lieutenant Vicer. Seconde-Lieutenant von Weiß . Nörr . Escadron Milfau :

Oberſt von Miltau.

Premier -lieutenant Graf Gräv enit.

191

Seconde -lieutenant Voſſeler . Blatt mader .

von Hornſtein. Kübel .

Escadron Hohenlohe :

Oberſt -Lieut. Prinz Heinrich v . Hohenlohe - Kirchberg. Stabe-Rittmeiſter von Rein bardt.

Premier-Lieutenant von Mengen. Seconde-Lieutenant Find h.

von Mengingen. Escadron Gaisberg :

Major von Gaisberg . Premier-Lieutenant von Nagel.

Seconde-Lieutenant Schönhammer von Treuwerth . von Tungern. von Teiſin .

I!

Auditor Krafft.

Regiments - Quartiermeiſter Brecht Regiments- Arzt Roos. Kurſchmidt Rudolph *) . Durch allerhöchſte Ordre vom 22. Februar wurde das Cavalerie: Depot errichtet, zu 2 Schwadronen , eine Chevauleger- und eine 1

Jäger- Schwadron, à 1 Wachtmeiſter, 1 Quartiermeiſter, 8 Unter offizieren, 1 Chirurg, 2 Horniſten, 113 Gemeinen ; die Jäger erhielten grüne Rolets, Kragen , Aufſchläge und Hoſen , legtere mit ſchwar zem Lederbeſaß , Tſchatos wie das Dragoner - Regiment , Sättel, Armatur wie die Jäger - Regimenter , Schabracen weiß eingefaßt ; die Mannſchaft wurde von den Regimentern abgegeben , reſp. neu ausgehoben. Das Dragoner - Regiment gab 5 Mann pr. Schwa dron und mit dem Garde -Regiment zu Pferde gemeinſchaftlich die =

* ) Im Laufe des Feldzuges fanden mehrfache Verſeßungen der Difiziere in den Schwadronen ſtatt.

Der Name „ leib - Escadron “ hörte mit 1812 auf und

rangirte von da an die Commandeur - Escadron auf dem rechten Flügel des Regimente. Die vier Wachtmeiſter des Regiments hießen Bed , Wencher,

Weiler und Wirth ; der Stabshorniſt war noch der alte : Horlacher.

192

Unteroffiziere für das Depot ab.

Dem 6.-L. Graf Dillen

wurde die Formation übertragen , unter ihm funktionirte (5.-M. von Sett als Brigadier. Die Säger- Depot- Escadron fam nach

Ludwigsburg ; die Aufſicht über dieſelbe führte der Flügel -Adjutant Oberſt von Breuning, das Commando Major von Seiden

berger. Bei der Schwadron eingetheilt waren : Seconde - Lieut. von Naben vom Regiment Nr. V. und Seconde - Lieut. Imle . Am 6. März war die Jäger - Schwadron 55 Mann und 78 Pferde ſtart .

Nachdem (General - Major von Breuning in Ehingen die beiden dort garniſonirenden Escadrons : Gaisberg und Comman deur- Escadron am 17. gemuſtert hatte , marſchirten wie befohlen dieſe beiden nebſt der Escadron Hohenlobe von Blaubeuren am

18. Februar nach Urad ), wo ſie ſich mit der Escadron Milkau von Riedlingen vereinigten .

Der Regiments - Stab war in

Urach und hier wurde den abziehenden Reitersmännern ein feſt =

licher gen!, durch heim

Ball gegeben ; am 19. Februar war Rendezvous in Megin Marſch nach Plieningen und Umgegend; am 20. wurde Stuttgart marſchirt und Cantonnement in Eglosheim , Stamm und Möglingen bezogen . Am 21. hielt Seine Majeſtät in

einer Allee von Ludwigsburg über das Regiment Muſterung ab ;

am 22. war Raſttag, am 23. Weitermarſch nach Bönnigheim u.ſ.w. Am 24. Einrücken in die Cantonnements : Brigade- und Re giments - Stab Frankenbac , Commandeur - Escadron Fran kenbach und Gr. Gartach, Escadron Miltau Biberach und Ober

Eiſisheim , Escadron Hobenlobe Ober- und Unter- Maſſenbach , Maſſenbachhauſen , Escadron Gaisberg Bonfeld. Das Magazin für das Regiment war in Heilbronn *) . In dieſen Quartieren blieb das Regiment bis zum 10. März. Am 2. März war In

ſpektions -Revue vor dem G.-L. Graf Dillen und dem G.-M. von

Breuning, Morgens 8 Uhr auf dem Parkplage bei Heilbronn ; 40 Mäntel, 80 Paar Stiefel und 40 Pferdeteppiche wurden un

*) Hauptquartier Heilbronn ; Infanterie- und Cavalerie -Diviſions - Commando cbenſo; Cavalerie-Negiment Nr. 2 Ne& arſulm , Nr. 4 Weinsberg, Nr. 1 Auen

ſtein ; Infanterie -Regiment Nr. 1 Künzelsau und Döttingen , Nax. 4 Kupfer zell und Sindringen , Nr. 2 Neuenſtein und Dehringen , Nr. 6 Heilbronn , 1

Jäger - Bataillon Nr. 1 Hall, Nr. 2 Gelbingen , leichtes Bataillon Nr. 3 Vellberg , Nr. 4 Ilshofen ; reitende Artillerie Neďarſulm und Frankenbad), Fuß -Artillerie Heilbronn , Reſerve Part Sontheim .

193

brauchbar befunden und umgetauſcht.

Nach dieſer Inſpektions

Revue war dann um 10 Uhr Beſichtigung der ganzen Cavalerie : Diviſion durch Seine Majeſtät den König. Es wurde be fohlen , daß wie 1809 die Diviſions- und Brigade -Adjutanten die Schärpen über die rechte Schulter und ſchräg über die Bruſt als 8 März erſchien ein Erfennungszeichen tragen ſollten. Am 8. Pferdeausfuhr- Verbot für alle Pferde im Alter von 3 Jahren und darüber, vorläufig bis 1. März 1813 ; ungefähr gleichzeitig der Be fehl zum Abmaríd nach dem Norden . Die Maríchordre bezeichnete

# Colonnen. Die erſte : die leichte Infanterie -Brigade; die zweite : die 1. Linien - Infanterie - Brigade und die I. Cavalerie - Brigade ; die dritte : die II . Linien - Infanterie - Brigade und die II . Cava lerie - Brigade; die vierte die Artillerie .

Feldzug von 1812. Vom Abmarſch aus dem Königreich bis an den Niemen . 11. März bis 23. juni.

Am 11. März marſchirte das Jäger-Regiment Herzog Louis mit mehr als voller Kriegsſtärke ab, für heute nach Neuenſtadt an der Linde , am 12. nach Dehringen das war die Gegend der alten Standquartiere von 1807 -- ; auch am 13. wurden dieſe be

rührt , der Marſch ging durch Neuenſtein , Kupferzell, Künzelsau nach Ingelfingen und Umgegend, am 14. nad) Markolsheim u..w .

Am 15. wurde die württembergiſche Grenze überſchritten, für Viele auf Nimmerwiederſeben ; Nachtquartiere im Würzburgiſchen , Regi ments - Stab in Königshofen , am 16. Raſttag. Am 17. nach Kişin

gen , 18. Seilizheim , 19. Hohenfurthy, 20. Naſttag , 21. , nachdem man zum dritten Male den Main , bei Haßfurth, überſchritten hatte, nach Hofheim , 22. , bei Regen , Wind und bodenloſen Wegen über Birkenfeld, dem Baron Woellwarth gehörig, und Hildburghauſen, !

über das Flüßchen Schleuſe, das ganze Regiment nach dem Städtchen

Schleuſingen . Von Morgens 6 bis Abends 6 Uhr marſchirt . Die Nacht reicht kaum zu, um Uniformen und Mäntel zu trodnen " *). * ) Was im Feldzige 1812 mit “ bezeichnet iſt, vhne weitere Quellenangabe, iſt wörtlich dem ſehr ausführlichen Tagebuch des Seconde- Lieutenants , jetzigen Oberſt im Ehren - Juvaliden -Corps, von Findh entnommen , mit Ausnahme einzelner Worte , bei denen der leſer ohiie Weiteres bemerken wird , daß ſie aus anderen Gründen mit Anführungszeichen verſehen wurden . 13

191

(Nach der Karte ein Marich von 6 Meilen .)

23. „ bei ſtarkem

Glatteis über die durch den Thüringer Wald beinahe zwei Stun

den bergan führende Straße , durch das auf der Höhe liegende Dorf Frauenwald und ſpäter Städtchen ilmenau “ . Regiments Stab nachy Langewieſen. 24. über Sönigjee nach Allendorf. · An dieſem Tage erreichte Das Corps die Runde, daß es laut Schreiben Berthiers vom 8. März binjort die 25te Diviſion der großen Armee zu bilden babe und dem Sten Armee-Corps unter Marſchall New

einverleibt werde.

25. über Schwarzburg und Rudolſtadt nach

Kirchbofel, 26. Naſttag. „ Die Offiziere der in der Umgegend lie genden Regimenter werden zur fürſtlichen Tafel nach Rudolſtadt

gezogen ." 27. Weitermarſch über Nahla nach Unter - Rodniß , 28. durch Noda und Eiſenberg nach Trojjen , 29. über Zeiß nach

Draſchwitz, 30. über Pegau nady Eythra. Am 31. März war das Rendezvous des Regiments in leşterem Ort und von da aus wurde

in Kantonirungs -Quartiere nach Schönau ( Regiments -Stab), Lie benauendorf, Krautkleeberg, Groß- und Klein - Zichoker u. ſ. w . marſdirt, um hier mit dem Hauptquartier Leipzig bis zum 6. April zu bleiben. Während diejer Zeit fanden mehrere Revuen in der Nähe von Leipzig ſtatt; ſo muſterte Se . A. Hobeit der Kron

prinz am + . April die II . Cavalerie- und die II . Infanterie Brigade und war namentlich mit dem Zuſtande des Regiments Herzog Louis ſebr zufrieden .

Unter dem 6. April avancirte Quartiermeiſter Maier zum Kateten . Das Negiment hatte ſeit dem Ausmarice 6 kranke Mann und 9 franke Pferde und legte am 7. April den Marich in einer Ausrüdſtärke von 22 Offizieren , 47 Unteroffizieren , 9 Horniſten , 438 Sägern , 5 Trainioltaten , 51 Noncombattanten und 508 Pfer den durch Leipzig und Taucha nach Weltewig ( oder Wedelwig )

fort. Am 8. über Eilenburg nach Groswidy, Wildenbayn, Auden hayn und Klitſchen . (Wenn wir nur eines Ortes erwähnen , iſt darunter immer das Stabsquartier des Regiments verſtanden .)

9. April durch Torgau nach Neudeck, 10. über Schlieben nach Stecau , 11. April über Goeren , einem Dorje in dem man ſchon 1807 im Quartier gelegen hatte, nac) Bonsdorf.

Hier traf der Befehl ein, daß das Cavalerie -Regiment Nr. III . Jäger Herzog louis vom württembergiſchen Corps getrennt werden ſolle , um zur großen Cavalerie - Reſerve zu ſtoßen.

Und

zwar war es beſtimmt in die 16te leichte Brigade des Generals Grajen Ornano, der 2ten leichten Cavalerie - Diviſion (Anfangs

195

unter Commando des Diviſions - Generals Wathier ) zu treten: Die Formation der Brigade ſollte aber erſt in Thorn vor ſich gehen und wurde daher das Regiment dorthin in 14 Marſch- und

2 Ruhetagen inſtradirt. Wie wenig man im Regiment von dieſer neuen Beſtimmung erbaut war, läßt ſich denken ; nicht gerade leich ten Herzens trennte man ſich von den Waffengefährten. Wer wußte denn, wann man ſich wieder ſah ? Oberſt Graf Waldburg wurde vom Corps - Commando aus mit einer ſchriftlichen Inſtruktion ver ſeben, um jeden möglichen Mißbrauch während der Detachirung des Regiments nach Kräften zu verhindern. Daß das Regiment unter die Befehle des Grafen Ornano *) eines Verwandten des Kaiſers , eines erſt fürzlich, ernannten ganz

jungen ſechsundzwanzigjährigen Brigade - Generals zu treten hatte, follte als ein Troſt gelten . Nun , es mußte gehorcht und am 12. April gleich weiter marſchirt werden, ohne Raſttag, der eigentlich

heute hätte eintreten ſollen , über Lucau , Lübben nach Schlepzig ; 13. nach Beeskow, 14. das ganze Regiment nach Frankfurt a. d . O. Hier wurde Raſttag gehalten .

Von jeßt an fam man vielfach mit

franzöſiſchen Truppen zuſammen , traf ſie in den Marſchquartieren oder wurde von ihnen eingeholt , was eben nicht zur Erleichterung des Marſches beitrug . Am 16. vor dem Abmarſch inſpizirte Graf Ornano das Regiment, welches bis Droſſen marſciren und zugleich die Escorte von zwei Geldwagen übernehmen mußte. 17. April nach Zielentzig, 18. nach Mejeriß. Daßman ſich auf Poſen ſchem Gebiete befand, machte ſich ſchon vielfach bemerkbar. 19. nach Betſche , 20. nach Binne , 21. nach Buck, 22. in und bei Poſen,

der Stab in der Vorſtadt Winare ; 23. Raſttag. Am 24. wieder weiter nach Pudwig ; 25. nach Gneſen, von wo aus Premier-Lieut. Graf Gräveniß nach Thorn zum Marſchau Davouſt geſchickt wurde ,1 26. nachdem vorber an die Mannſchaft Branntwein aus:

getheilt worden, nach Kwieciszewo , 27. nach Radziejewo , bei ſtrö mendem Regen und Wind " .. In der Stadt und Umgegend wurde den Unſrigen eine freundliche Ueberraſchung durch die Anweſenheit einer großen Zahl württembergiſcher Roloniſten , namentlich aus dem Hohenloheſchen, bereitet. Wie mag das den Burſchen wohl gethan haben , hier unter dem Einfluß einer barbariſchen für ſie

*) Wenn wir nicht ſehr irren , iſt dieſes der noch lebende Graf Ornano , welcher im April 1861 zum Marſchall von Frankreich ernannt wurde. 13 *

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ganz unverſtändlichen Sprache, mit den plößlich aufgefundenen Landsleuten wieder in gemüthlichſter breiteſter Mundart nach Her zensluſt zu ſchwäbeln ".

Uebrigens war der Geiſt im Regimente

wie in den vorhergehenden Feldzügen ein muſterhafter unvergleichlicher. „ Auf dem ganzen Marſche zeigte ſich die friſche heitere Laune der Jäger bis weit über den Niemen, wo nocy in der Nähe von Musa fau wenigſtens: ,, Bruder, jeßt geht's ruſſidy, ruſſiſch, Bruder, jeßt geht's ruſſiſc) zu " geſungen wird. " Am 28. April nach Wroclawiet an der Weichſel, 29. daſelbſt Raſttag . Die Anfangs beſtimmte Concentrirung der Brigade in

Thorn ſcheint ſpäter abgeändert zu ſein , denn leştere Stadt wurde vom Regimente nicht berührt, vielmehr am 30. April der Ueber

gang über die Weichſel bei Wroclawief vermittelſt Fähren und Käb nen ausgeführt und dann noch nach Lipno marſcirt; von Morgens 4 bis Abends 6 Uhr auf den Beinen . Stabs- Nittmeiſter von Reina

hardt war mittlerweile ſchon am 29. nach Neidenburg voraus geſendet, um daſelbſt Magazine für das Regiment einzurichten , Graf Gräven i dagegen wieder beim Regimente eingerückt. Am 1. Mai ging der Marſch nach Sierpe, 2. über Biezun nach Szrensk ( oder Sprenst ?), 3. nach Slowo, 4. nach Neidenburg. Hier wieder ein Raſttag. Die württembergiſche Diviſion war unterdeß noch weit zurück, mit dem Hauptquartier erſt in Frankfurt, die anderen

3 Cavalerie - Regimenter formirten vorläufig die 25te Cavalerie-Bri gade und blieben auch zunächſt im württembergiſchen Corpsverbande. Am 6. Mai weiter nady Paſienbeim , am 7. nach Wartenburg

( Reg.- Stab ) Paſſenheim , Nirſchleinen, Hirid berg , Daumen u . ſ. w. Hier endlich , nach faſt zweimonatlichem Marſchiren , trat eine län gere Rubezeit, bis zum 22. Mai, ein. Am 11. Mai jetzte während dem die württembergiſche Diviſion ihren Marich in drei Colonnen nach Thorn fort. Am 15. April war dieſer ſchon ein Transport von Schuben und 89,796 Portionen Zwieback aus dem Königreiche gefolgt.

Am 13. Mai erhielt General Graf Ornano eine andere

Beſtimmung, und gab dem zu Folge das Commando der 16ten leich ten Brigade an General Graf Subervic ab. - Raiſer N a po leon verließ am 9. Mai St. Cloud , traf am

13. zu Würzburg

ein, woyin ſich zu einer Beſprechung mit ihm auch der König von Württemberg begab, und war am 15. in Dresden, daſelbſt 12 Tage verweilend. Das Regiment befand ſid) unter der Zeit in Warten

burg und Umgegend ganz wohl, das Offizier- Corps gab den Ho noratioren der Stadt einen glänzenden Ball , hielt großes Enten

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ſchießen 2c ., bereitete ſich aber nebenbei ſo viel wie möglich auf den bevorſtehenden Feldzug vor.

Die räumliche Ausdehnung, die er

nehmen mußte, mochte nach den jüngſt vergangenen endloſen Mär îchen ſchon jett Mancem in bedenklicher Weiſe klar werden . Am 23. Mai ging es weiter nach Röſſel; den 24. nach Raſtenburg und Angerburg. Lieut. Finck by, der am 22. nach Seeburg zum Fourage Empfang entſendet wurde, traf mit dem Reſultat desſelben

auf 35 Wagen wieder beim Regimente ein . Dieſes blieb wieder bis zum 8. Juni in Angerburg und um

gegend ſteben. Von hier aus gingen unter der Zeit drei Offiziere auf Grenzpoſtirung ( Finch nennt es Correſpondenz - Cours ) ab, Seconde - Lieutenant Voiieler nach Goldapp, Seconde- Lieutenant

von Mengingen nach Schirwindt, Seconde-Lieutenant Blatt macher nacy Stallupönen . Legterer löſte daſelbſt den Seconde Lieutenant der brandenburgiſchen Ulanen von Dunker ab , der

dort ſeit etwa 14 Tagen geſtanden batte ; Blattmacher wurde ſpä ter (2. Juni) wieder durch Seconde - Lieutenant von Tungern abgelöſt.

Am 9. Juni wurde wieder aufgebrochen , nach Wronen mar ſchirt, 10. nach Groß -Gablich, 11. nach Grabowen , 12. nach Pili pinen (?) , wo man mit dem Stabe des franzöjiſchen Sten Huſaren Regiments zuſammentraf; am 1. Raſttag, am 14. Marſd nach Wirballen , wo wieder Ruhetag gehalten wurde. Bis jegt alſo war der Zuſtand ein durchaus erträglicher ; was in Bezug auf die Ver pflegung bevorſtand, mochte man höchſtens annähernd ahnen , als 1

vor dem Abmarſch aus Angerburg Senſen und Sicheln an die Schwadronen ausgetheilt wurden. Jegt wurde auch der Befehl ge geben, ſich auf ſechs Wochen mit Lebensmitteln und Fourage zu verſehen , und zu dem Zwecke mehrere gut beſpannte 4ſpännige Wa gen mit zu führen, ebenſo folle man ſich mit Führern verſehen, die

zugleich als Dollmetſcher dienen könnten. Troß der mehrfach aus geſendeten Requiſitions -Commando's war doch ſchon jeßt gar keine

Rede davon , das verlangte Quantum an Fourage aufzutreiben ; faſt alle Commando's trafen nur mit ſehr geringer Ernte wieder

beim Regiment ein .

Am 16. und 17. Juni blieb dieſes ungefähr

in derſelben Stellung. Am 18. Nachmittags 5 Uhr wurde endlid ) abmarſcirt , um erſt am 19. früh) um 3 Uhr in Dauſchge einzu treffen , dort nach einigen Stunden Ruhe , um 11 Uhr weiter zu marſchiren und Nachmittags um 3 Uhr Sklofta zu erreichen. Am

20. früh um 5 Uhr wurde gegen den Niemen vorgerügt . Der Re

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gimentsſtab fam nach Lepolatte ; Premier- Lieutenant Graf Gräve niß und Seconde- Lieutenant Finch wurden auf Vorpoſten vor

geſdoben. Erſterer nach Radupic , legterer mit 18 Jägern nach Nowalky. Dort ſtößt er , um Mitternacht ankommend, auf fremde Lanzenträger. Ihr Anruf „ Stoi“ macht ihn ſtußig – am Ende doch klärt es ſich auf, es ſind polniſche Ulanen Die der Feind Vedetten werden im Gebüſch dicht am Niemen aufgeſtellt. Die Feldwachen der Unteroffiziere Gfda edler und it nepfler mit 6 ,

und des Unteroffiziers Boehn mit 8 Pferden ſind gleichfalls unter Commando des Lieutenant Find b , die Pferde ſeiner Feldwache ſtehen in einer Scheuer neben dem Krug , werden aber Nachts außerhalb derſelben, von der Mannſchaft am Zügel gehalten. Jen ſeits des Fluſſes ſieht man etwa 20 Koſaden in einer Strohhütte, .

ibre Pferde rubig weiden laſſend.

Im Falle eines Angriffs ſoll ſich

die Feldwache einzeln, ſo gut wie Jeder kann , nach Marianpol 8 Stunden rückwärts – zurückziehen . Rechts von Kowalky ſtand Seconde-Lieutenant von Wulffen der brandenburgiſchen Ulanen auf Vorpoſten.

Am 21. Juni fand auf einem ausgedehnten Raume bei Marian:

pol eine Revue über das nunmehr zuſammengeſegte 11 Cavalerie Corps , General Graf Montbrun , ſtatt. Die Regimenter, aus

denen das Corps beſtand, mußten aus ihren Cantonnements großen theils 3–4 Meilen weit herangezogen werden ; um von 9 Uhr Vor mittags bis 1 Uhr Mittags in der brennendſten Sonnenbiße zu

halten und dann bis Abends 6 Uhr vor dem General Montbrun zu egerziren *) . Das II. Cavalerie-Corps war folgendermaßen formirt:

II . Cavalerie - C o r p 8. Diviſions -General Graf Montbrun . 2te leichte Cavalerie - Diviſion : Diviſions-General Se baſtiani **) .

7te leichte Brigade : Brigade-General St. Génies . 11tes franzöſiſches Chaſſeur-Regiment. 12tes

11

* ) Major v . Werder , Commandeur des preuß. Ilanen - Regimients.

**) Anfange General Wathier ſ. u.

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8te leichte Brigade : Brigade - General B aurth. (Nach anderer Angabe General Pire.) 5tes franzöfiſches Hujaren -Regiment. 9tes

I/

16te leichte Brigade : Brigade - (General Graf Su bervic .

10tes polniſches Huſaren -Regiment. Oberſt von Uminsky). Württembergiſdyes Jäger - Regiment Herzog Louis Nr. 33 . Oberſt Graf Waldburg . Preußiſches Ulanen -Regiment. Major von Werder . 2te Rürajjier Diviſion : Diviſions- General Watbier.

Ite und 2te Brigade : Brigade-General Caulincourt, 5tes franzöſiſches Kürajjier-Regiment. Stes

3te Brigade : Brigade- General Richter. 10tes franzöſiſches Nüraſſier - Regiment. 2tes

Chaſſeur- Regiment.

Ate Nüraſſier - Diviſion : Diviſions -General Defrance. Ite Brigade : Brigade- General Bertheim . 2te Brigade : Brigade- General L’Eritage. 1tes franzöſiſches Karabinier-Regiment. 2te

11

3te Brigade : Brigade - General Ornano. 1tes franzöſiſches Nüraſſier -Regiment. 4tes franzöſiſches Chaſſeur -Regiment. In Summa, 15 Regimenter mit 60 Schwadronen und 27 1

Geſchyüßen *) .

Die 16te leichte Brigade , die ſogenannte Brigade étrangère alſo war, wie ſchon früher bemerkt, diejenige, welcher unſer Jäger *) Roth v. Schređenſtein , die Kavallerie in der Schlacht an der Moskwa. Die Stärke des 2. Cavalerie-Corps bei Beginn des Feldzuges wird ſehr verſchieden , 3. B. zu 10,574 und 8852 Pferden angegeben. Rechnen wir durchſchnittlich die Schwadron zu 150 Pferden , ein Stand den unſer Regi ment nicht hatte und der wohl der allerhöchſte ſein dürfte, den man anzuneh men berechtigt wäre, jo gäbe das die Summe von 9000 Pferden, die richtige Zahl der Pferde möchte alſo wohl zwiſchen den beiden angegebenen liegen.

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Reg . angehören ſollte , um in derſelben dieſen ſo überaus ernſten, bedeutungsvollen Feldzug durchzufämpfen. Die beiden anderen Hegimenter, das 10te polniſche , ſogenannte goldene Huſaren- Regi ment unter dem Oberſten v . Uminsky, Stabsoffizier Oberſt - Lieut. v . Dicibowsky und Adjutanten Lieut. Valesky , der ,, 1831 Oberſt

eines Maſuren - Regiments " war, und das preußiſche Ulanen- Regi ment waren vortreffliche Truppen , das Jäger - Regiment Herzog Louis aber ſich auch und nicht mit Unrecht ſeines Werthes be wußt, wenn es ſich auch in ſeiner ſchlichten grünen Uniform „ ſebr einfach in Mitten der Diviſion ausnahm “ , deren Huſaren- und Chaſſeur-Regimenter freilic bunt und glänzend genug ausſehen mocyten .

Das preußiſche Ulanen - Regiment war aus zwei

Schwadronen des ſchleſiſchen und zwei des brandenburgiſchen Ula nen - Regiments zuſammengeſeßt, von denen jedoc, vorläufig nur die beiden brandenburgiſchen Schwadronen zur Stelle waren . Com = mandeur des Regiments war Major von Werder, ein Bruder

des Rittmeiſters, der bis 1810 in unſerem Jäger - Regiment Herzog Louis diente und im Feldzug 1809 ſich auszuzeichnen mehrfach Ge legenheit fand. Die übrigen Offiziere des combinirten Regimeftes, welche den Feldzug mitmachten , waren : die Rittmeiſter von Blacha und von Wiltowsti, der Stabs - Rittmeiſter von Wipleben , die Pre mier - Lieutenants von Michaelis und von Strang , die Seconde

Lieutenants von Tiele, Dallmer 11. , von Gallwig I. , von Tysgka , von Gallwig II ., Julius, Rördanz, von Stülpnagel, von Lupinski II ., von Schack, von Wulffen, von Grodzti , von Dunker , von Arnſtedt,

von Lavalette (Adjutant), von Heuduck, Fähnrich von Lüttwig *). Erſt am 11. Juli trafen die beiden jchleſiſchen Schwadronen beim Corps ein * ) . Daß die Brigade étrangère, aus dieſen Regimentern beſtehend,

beim Corps in außerordentlichem Anſehen ſtand , läßt ſich denken ; die Louisjäger kannte Montbrun ja ſchon vom Jahre 1806 her ; hatte er ihnen doc) den erſten praktiſchen Unterricht im Feld:

dienſt ertheilt , und wußte, was von ihnen zu halten ſei. Unter ihrem alten Lehrmeiſter zu dienen , konnte ſie , wie die Dinge nun

eben waren , nur erfreuen . Weiter waren im Corps das 5te und Ite Huſaren -Negiment, die hatten , wenn wir nicht irren , in der Nähe der Unſeren bei Abensberg und Landshut gefochten, dann die beiden Karabinier Negimenter, jene beiden , die faſt alle die vielen Geſchichte des föniglich preußiſchen 2. Ulanen Regiments.

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franzöſiſchen Regierungsformen und Wechſel erlebt haben , und noch beutigen Tages unter gleichem Namen und obne weſentliche Forma tions -Veränderung eriſtiren. Die Chaſſeur - Regimenter Nr. 2 und 4 waren erſt kurz vor dem Ausmarſche aus Dragoner -Regimentern

zu erſteren umgeformt und mit Lanzen bewajſnet, was Napoleon den Nojacken gegenüber für zweckmäßig befunden hatte. Das ſind etwa die Elemente, aus denen das Corps zuſam mengeſeßt war.

Der General Montbrun war, ſoviel uns bekannt,

allgemein beliebt, ſeine Tüchtigkeit durchgehend anerkannt, weniger gern geſehen war Sebaſtiani , der Chef der ten leichten Diviſion . Man vermiſte an ibm , wie Dr. Roos in ſeinem ,,Ein fabr aus

meinem Leben “ bemerkt, die äußere Eleganz und Tournure, die man ſonſt an den franzöjijchen Generälen zu ſehen gewohnt war , die Louisjäger hatten ihm , Gott weiß warum , den Namen : Apotheker von Leonberg beigelegt *) . Nach Beendigung der Revue rückten die Regimenter wieder in ihre Nantonirungen ein , ohne Zweifel gehörig ermüdet von den gehabten Anſtrengungen ; an 100 franzöfiſche Pferde ſeien todt auf dem Revueplaße liegen geblieben in Folge der ſchon in Anwendung

gekommenen und mit Unvorſichtigkeit gehandhabten Roggenfütte rung. - Die Vorpoſten am Niemen wurden aus Mißverſtändniſ ebenfalls zu der Revue beordert , erhielten jedoch auf dem Marice

dorthin Gegenbefehl und bezogen ihre alte Stellung ; die Roſacken jenſeits ließen ſich nicht ſtören , badeten ſogar ganz ungenirt im Angeſicht der Feldwachen. Am 23. Juni erbielten dieſe Befehl, die *) Dieſe Angabe wird von anderen Seiten beſtritten und behauptet, daß nicht ihm , ſondern ſeinem Adjutanten, dem Oberſt - Lieutenant Pigault - le-Brun, der

Spişname gegolten habe, dieſem auch gleichzeitig von den Preußiſchen Ulanen der Name: Chriſtian beigelegt worden ſei. Der Adjutant nämlich war eine bei der Brigade ſehr bekannte Perſönlichkeit und faſt regelmäßig Morgens eine

der erſten Erſcheinungen , die , ſich durch einen ſehr großen Kolpat ſchon von Weitem fenntlich machend, auf die Regimentscommandeurs zuſprengte und ihnen das ſtereotype: Monsieur le colonel à cheval entgegenrief; während unſere Reiterslente, ſobald ſie den Oberſt-lieutenant nur gewahrten , ihn von fern ſchon je nadidem mit ihrem : „Ah da kommt unſer Apothefer von Leon berg, oder : unſer Chriſtian ' begrüßteil.

Daran knüpft ſich die Anekdote,

wie ſich drei Jahre ſpäter, in der Schlacht bei Bellealliance plötzlich bei einer

Schwadron der ſchleſiſchen oder brandenburgiſchen Wlanen ein ungemeines Jubel geſchrei erhoben und auf nähere Nachfrage es ſich herausgeſtellt habe , daß dieſe den Monſieur Bigault-le-Brun, ihren „ Chriſtian “ von Anno Zwölf, ge jaugen geronimen hätten .

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Stellung jo geräuſchlos und unbemerkt wie möglich zu räumen und wieder beim Regiment einzurüden ; leşteres bivuatirte in einem Walde bei Kalkapy , und wurde von den Vorpoſten - Detachements nur mühſam aufgefunden , nachdem dieje ſich mit genauer Noth durch die unzähligen Colonnen durchgewunden hatten , welche ſichy

jegt gegen den Niemen vorbewegten. Uebergang über den Mieinen und Vormarſch in der Richtung gegen Driſſa.

24. Juni bis 21. Juli.

Napoleon war unterdeß am 12. Juni zu Königsberg, und am 21. zu Wilkowiszki bei ſeiner eine balbe Million Streiter zählenden

Armee eingetroffen , die jeßt im Begriff ſtand, auf ſeinen Wint in das unermeßliche ruſjiſche Reich einzubringen . Die Armee war in 12 Armee -Corps , das Garde- Corps , und in 4 Cavalerie -Reſerve Corps eingetheilt: Ites Corps , Marſchall Davouſt ; 2tes Corps , Marſchall Oudinot ; stes Corps , Marſchall Ney ( 10te, 1lte und 25te Inf.- Divij. , legtere wie erwähnt durch die Infanterie des württemb. Truppen - Corps gebildet , 9te leichte Cavalerie-Brigade Mouriez: franz. 4tes Chaſſeur- , Iltes Hujaren- und württemb. Jäger

Reg. Nönig Nr. 4 ; 14te leichte Cavalerie-Brig . Beurmann : würt= temb. Chevauleger-Reg . Nr. 1 , württemberg. Leib -Chevauleger- Reg. Nr. 2, franz. 6tes Chaſſeur - Reg. *) ; 4tes Corps, Vizekönig Eugen ; 5tes Corps , Polen, Poniatowsky ; 6tes Corps, Bavern , Gou vion St. Cyr ; 7tes Corps, Sachſen , Gen. Reyner ; 8tes Corps, Weſtfalen, König Jerome ; 9tes Corps, Marſchall Victor ; 10tes Corps, meiſtens Preußen, Marjdall Macdonald; 11tes Corps,

Augereau ; 12tes Corps, Deſterreicher, Fürſt Schwarzenberg ; Garde, die Marſchälle Lefebvre , Mortier und Beſſières . Die Rejerve-Cavalerie unter Murat: Ites Corps , Nanſouty ; 2tes Corps, Montbrun, 3tes Corps, Grouchy; 4tes Corps, la tour -Maubourg. Davon wurden das 9te Corps erſt im Auguſt bei Tilſit concentrirt, das 1lte aber, noch in der Organiſation be griffen, nur theilweiſe und viel ſpäter auf den Kriegsſchauplaß ge *) Wie aus obiger Eintheilung zu erſehen , waren die drei anderen württembergi (dhen Cavalerie- Regimenter ebenfalls aus ihrem früheren Brigade- Verband ge treten und einer anderen Formation unterworfen . Nur General von Breu

ning behielt das Commando über die beiden Chevauleger - Regimenter , die Generale von Woellwarth und von Waisleben aber wurden , da ſie

kein Commando mehr zu führen hatten, ins Königreich zurückbeordert .

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zogen.

Die Totalſtärke (ohne das 11te Corps) wird auf 418,537

Mann Infanterie, 78,665 Mann Cavalerie , 33,269 Mann Artillerie

mit 1326 Geſchüßen angegeben . Das ruſſiſche Heer in die erſte Weſt - Armee ' unter Barclay

de Tolly, 6 Infanterie- und 3 Cavalerie- Corps ; die zweite Weſt Armee unter Bagration , 2 Infanterie- und 1 Cavalerie- Corps und eine Reſerve -Armee unter Tormaliow getheilt , wozu noch)

die Moldau - Armee des Admirals Tichitſch agow kommt, die nachy Dem zwiſchen Rußland und der Türkei geſchloſſenen Frieden eben falls verwendbar wurde, hatte eine Stärke von etwa 330,000 Mann,

von denen in erſter Linie aber zunächſt kaum 120,000—130,000 Mann ſtanden. Von dieſen war die erſte Weſtarmee , Hauptquar tier Wilna , in weitläufigen Rantonirungen binter dem Niemen ,

mit der Anfangs noch feſtgehaltenen Rückzugslinie auf das ver idanzte Lager bei Driſſa ; die zweite Weſtarmee bei Wolkowiski, beſtimmt, in dem Rücken der Franzoſen zu operiren , wenn ſich dieſe, wie vermuthet , gegen die erſte Weſtarmee wendeten und legtere ihren Rückzug auf Drifja ausführte. .

Napoleon nun baſirte ſeinen Operationsplan auf die getrennte Stellung der ruſſiſchen Armeen , das 1te, 2te, 3te, 4te, 6te Corps, die Garde und die Rejerve-Cavalerie unter ſeinem

directen Ober

befehl ſollten ſich gegen die erſte Weſtarmee, die Hauptarmee wenden ; das 5te , 7te , Ste Corps und das Ate Cavalerie- Corps unter Je rome gegen die zweite Weſtarmee, das 10te Corps gegen Riga, das Corps Schwarzenbergs auf dem äußerſten rechten Flügel gegen Tor maſſow , der nach Volhynien vorgeſchoben war. Jerome's Aufgabe war es, durch raſches Vordringen die Vereinigung der beiden Weſt armeen zu verhindern ; zwiſchen beide und als bindendes Glied für die franzöſiſche Hauptarmee und die Corps unter Jerome's Befehl ſollte ſich der Vicefönig mit dem 4ten , 6ten Corps und dem 3ten Cavalerie-Corps einſchieben. Am 22. Juni batte Napoleon die bekannte Proklamation aus

ſeinem Hauptquartier Wilkowisti erlaſſen : De notre quartier -général de Wilkowiski le 22. Juni 1812. Soldats , la seconde guerre de Pologne est commencée ; la première s'est terminée à Friedland et à Tilsit : à Tilsit, la Russie a juré éternelle alliance à la France et guerre à l’Angleterre ; elle viole anjord'hui ses sermens ; elle ne

veut donner aucune explication de son étrange conduite que les aigles françaises n'aient repassé le Rhin , laissant par là nos alliés à sa discrétion.

La Russie

est entraînée par la fatalité ! Les destins doivent s'accomplir ! Nous croirait

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elle dé énérés ? ne serions -nous plus les soldats d'Austerlitz? Elle nous place entre les déshonneur et la guerre : le choix ne saurait être douteux ; marchons done en avant! passons le Niémen ! portons la guerre sur son territoire ! La seconde guerre de Pologne sera glorieuse aux armes françaises comme la pre mière ; mais la paix que nous conclurous portera avec elle sa garantie, et met tra un terme à cette orgueilleuse influence que la Russie a exercée depuis cin quante ans sur les affaires de l'Earope:

Das Ite , 2te , 3te Corps , das lte und 2te Cavalerie- Corps waren im Angeſicht Rowno's concentrirt, das 4te , 6te Corps und das 3te Cavalerie: Corps dirigirten ſich von Marianpol auf Pilony. - Am Abend des 23. wurde das Gros dieſes Haupt -Corps gegen Poniemen am Niemen vorgeführt, dajelbſt der Bau von drei Brücken

in Angriff genommen und Abends 11 Uhr beendet. Das erſte Corps rückte über den Niemen und auf Kowno vor . Am 24. Morgens ritt Napoleon durch das Bivuat der Louis jäger , dieſe legten ſich bald darauf mit ihrer Diviſion in Marſch

und nahmen im Angeſicht der Niemenbrücken Stellung, der Anfangs beitere Himmel machte plößlich einem furchtbaren Gewitter Plaß, durch das Alles bis auf die Haut naß wurde. Gegen Mittag kommt

endlich die Reihe des Flußübergangs an unſer Regiment, jenſeits formirt ſich die Diviſion in Regiments - Colonnen und rückt durch wogende Kornfelder vor , die in Surzem vollſtändig niedergetreten ſind. Gegen Abend müljen pliglich die Mäntel abgenommen und in aller Eile auf die Pferde geſchnallt werden , es wird ,,Gewehr

auf" commandirt nnd die Diviſion defilirt vor dem König von Neapel und Grafen Montbrun vorbei . Dann wird an einem klei nen Flüßchen das Bivuak, das erſte auf ruſſiſchem Boden , bezogen . Am 25. ſepte ſich das Ite und 2te Cavalerie - Corps vor das

Ite Corps , Davouſt's ; das 2te Corps , Oudinot, ging über die Wilia und dirigirte ſich auf Reidany , das 3te Corps , Ney , ging erſt beute über den Niemen . Die Reſerve - Cavalerie unter Murat

hatte von jest an die Aufgabe, die Avantgarde zu bilden , marſchirte als ſolche an dieſem Tage durch das Städtchen Syzmory und bezog

Abends in der Nähe eines Dorfes das Bivuaf. Von einem ande ren Unterkommen über Nacht war fernerhin bei unſerm Regimente während des ganzen Feldzuges nie mehr die Rede, ſelbſt als nach der Einnahme von Muskau die Infanterie auf kurze Zeit dort

unter Dach kam , blieben der Reſerve- Cavalerie als Avantgarde nac) wie vor nur ihre Bivuaks. 26. Juni wurde mit der Brigade nur eine Viertelſtunde weit vorgerückt, und etwas recyts in der Nähe eines Schloſjes , in dem

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Graf Montbrun ſein Hauptquartier nahm , ein neues Bivuak eta

blirt. „Oberſt U minsky läßt zum Zeitvertreib und zur allge meinen Bewunderung durcy Huſaren ſeines Regiments die zerſtreute Fechtart ausführen ." 27. Juni ein paar Stunden vorgerückt, um dann von Neuem zu lagern. Von einer regelmäßigen geordneten Verpflegung wußte man ſeit dem Uebergang über den Niemen ſchon nichts mehr. Brod, Mebl, Milch, Branntwein waren ſehr ſelten ; die unvermeid

liche Folge unregelmäßiger Lebensweiſe und ſchlechter Nahrung, die

Diarrhoe, machte ſich ſchon jegt bemerkbar* ). Grüne Saat , un reifes und reifes Getreide und Gras war faſt die einzige Nahrung der Pferde , ein Wunder , wenn man trockene Fourage auftreiben konnte. Im böchſten Grade ungebalten über die Art und Weiſe, wie die Truppen fatigirt wurden, war Seine Majeſtät der Kö nig , der ſich im mißbilligſten Ton darüber ausſprach ; namentlich

auch hatte es ibn und mit Recht aufs Empfindlichſte berührt , wie

man ſeine Cavalerie zerſplittert und ſie dem Commando ihrer ur ſprünglichen Führer entzogen hatte **). 28. Juni - Vormarſch über Troki auf Wilna, vor welcher Stadt Abends das Bivuak aufgeſchlagen wnrde -- , ein vorn ſtatt gefundener feindlicher Zuſammenſtoß, - die Ite leichte Cav .- Diviſ., Gen. Bruyère, des ! Cav . - Corps hatte die Avantgarde ließ

ſich aus den hie und da zur Seite der Straße liegenden todten Koſacken idyließen . Graf Montbrun formirte aus den Regimen tern der 2ten Diviſion eine beſondere Eskorte , beſtebend aus 50 Huſaren des 5ten und 9ten Regiments, 50 Chaſſeurs des 1lten und

12ten Regiments , 25 polniſchen Huſaren , 25 Louisjägern und 25 preußiſchen Ulanen. Das ganze Commando führte ein Premier Lieutenant der franzöſiſchen Chaſſeurs, die Mannſchaft der Brigade Subervic Seconde - Lieutenant Finch . Lieut. von Mengingen,

der in den legten Tagen als Ordonnanz- Offizier zu Montbrun com mandirt war, rückte heute wieder beim Regimente ein .

29. Juni rückte das Corps durch die Stadt Wilna, ging über die Wilia und nach einem Vorrücken von 5-6 Stunden ins Bi * ) Roos .

** Eine von franzöſiſchen Commandobehörden angeregte , aber nicht zur Aus führung gebrachte Idee, nach welcher das 3te Corps ein Bataillon von 1000 Schwimmern errichten, zu denen die württembergiſche Diviſion einen Stabs offizier und 200 Mann geben ſollte, brachte nicht minder große Senſation 1

hervor.

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vuat, das durch einige im Walde aufgetriebene und raſch gebratene Ochſen ſich erträglich geſtaltete. Ein durch freundliche Vermittlung zu unſrer Einſicht gelangtes Tagebuch des preuſſiſchen Gen.-Lieut.,

damaligen Sec -Lieut. von Dunker der brandenburgiſchen Ulanen führt an : „ Auf der Brücke in die Stadt (Wilna) verſeşte der Hai ſer den General unſerer Diviſion , Gr . Wathier, wegen einiger un und wir er: geſchickter Manövers zu einer Cuiraſſier - Diviſion hielten an deſſen Stelle den General Gr. v . Sebaſtiani ,“ was auch Roos beſtätigt, der ſogar Napoleon die Worte ſprechen läßt : Je vous ai toujours connu comme un mauvais sujet, mais je ne savais pas, que vous êtes un lâche, un poltron .

Napoleon in Wilna eingezogen, beſchäftigte ſich mit der politi ſchen Organiſation Litthauens, den Polen mit der Wiederherſtellung eines Königreichs ſchmeichelnd; die Garden und das 1te Corps waren in und bei Wilna , das 2te Corps in Wilkomir , das 3te vorwärts von Suterwa, das Ate und 6te Corps am Niemen , Je rome in Grodno. Das I. und II . Cavalerie - Corps unter Murat zwiſchen Wilna nnd Niemenczin .

Während Davouſt auf der

Straße nach Oszmiana vorgeſchoben wurde, um gegen das 6te ruſ ſiſche Corps zu operiren, das durch die Bewegungen Napoleons von

der erſten ruſl. Weſtarmee abgeſchnitten, jegt an der Wiedervereini gung mit derſelben verhindert werden ſollte, während zur Erreichung dieſes Zweckes auch noch ein Theil des I. Cavalerie -Corps ver wendet wurde, ging Murat mit dem II . Cavalerie - Corps und den Infanterie - Diviſionen Gudin und Friant des Corps Da

voust's auf der Straße von Swenziany, alſo in der Richtung auf Driſſa am 30. Juni vor.

Die Wege waren grundlos, das bisher gün ſtige Wetter abſcheulich. Das polniſche Huſaren Regiment hatte die

Avantgarde und ſchlug ſich mit ruſſiſchen Gardekojacken herum , welche die äußerſte ruſſiſche Nachbut bildeten . Ebe man Swenziany er !

reichte, wurde das Bivuat bezogen .

1. Juli wurde wieder ein kleiner Fluß überſchritten , deſſen Brüde abgetragen war , wie faſt alle, deren Ueberreſte man ſpäter

antraf ; es lag natürlich im Intereſſe des Feindes, den vorrückenden Heeren alle möglichen Hinderniſſe in den Weg zu legen . Dieſes Syſtem wurde denn auch, wie bekannt, in der ausgedehnteſten Weiſe durchgeführt, die Dörfer verlaſſen, Lebensmittel vergraben, das Vieh weggetrieben , die Gegend verwüſtet.

-

207

Die Avantgarde hatte alle Tage mehr oder weniger hartnädige Gefechte zu beſtehen, theils nur mit Rojacen, theils aber auch mit

Arrieregarden, die aus allen Waffengattungen beſtanden . Das pol niſche Huſaren- und das 11te Chaſſeur - Regiment erlitten in dieſen

Tagen einigen Verluſt. Leider ſind wir nicht im Stande, über die Verluſte des Regiments Herzog Louis fortdauernd genaue Auskunft zu geben. In den Rapporten der württembergiſchen Di

viſion , die doch wenigſtens bis Moskau reichen , iſt es faſt immer in ſeiner vollen Stärke als „detachirt“ angeführt , oder iſt in den ſelben bemerkt: ,, Rapport vom Regiment Herzog Louis fehlt." Natürlich , wie war es möglich , bei dieſen Entfernungen Rapporte einzuſchicken , faum wiſſend , in welcher Richtung ſich dieſes oder jenes Corps befand. Die an die franzöfiſchen Generale ohne Zwei

fel eingeſandten Nachweiſe aber ſind wohl längſt im Trouble der ſpäteren Ereigniſſe zu Grunde gegangen , jedenfalls aber , wenn ſie noch eriſtiren ſollten , uns nicht zugänglich . Bis zum Niemen batte

das Regiment nur 3 Pferde verloren und ſeitdem allem Anſcheine nach außer der Gefangennehmung eines Jägers keinen weiteren Ver luſt erlitten .

Nachdem man am 2. Juli in demſelben Bivuak ſtehen geblie ben war, wurde am

3. Juli auf der inzwiſchen hergeſtellten Brücke über den Fluß

geſeßt und weiter gegen Swenziany vorgerückt. Bei legterer Stadt

zeigten ſich wieder ruſſiſche Ulanen , welche ſeit den leßten Tagen die Arrieregarde bildeten , ſie wurden eingeholt und nach kurzem Gefecht vertrieben . Die Eskorte Montbrun's mußte dabei auf einem ſeitwärts ſich hinziehenden Waldwege eine Flankenbewegung machen, bei welcher der Feind beinahe von ſeiner Rückzugsſtraße nach Widzy abgeſchnitten worden wäre .

Um raſcher vom Fleck zu kommen , ſah

man ſich genöthigt , halbverbrannten Hafer , den man in Wilna requirirt hatte, wieder wegzuwerfen. Endlich wurde die Verfolgung auf Befehl eines franzöſiſchen Generals eingeſtellt und ein Bivuak

auf dem Kirchhofe von Swenziany bezogen, in dem man bei ſchma ler Koſt auch am 4. ſtehen blieb. Man hatte viele Gefangene ge macht, unter denen ſich jedoch auch manche geborene Polen als Deſerteurs befanden . Als Eigenthümlichkeit finden wir aufgezeich net, daß die Kugeln der gefangenen Ulanen aus Thon beſtanden . Gefecht bei Dawgcliczky am 5. Juli.

Morgens 3 Uhr wurde wieder gegen Widzy aufgebrochen. Das polniſche Huſaren -Regiment hatte die Tete , dann folgten das Re

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giment Herzog louis , darauf die beiden Schwadronen preußiſcher

Ulanen ; in einiger Entfernung zeigte ſich die ruſſiſche Arrieregarde, welche Miene madyte, beute Stand balten zu wollen . Es fam bald

zu einem Geplänkel zwiſchen den beiderſeitigen Flankeurs, in das ſich nach einiger Zeit ein paar feindliche Geſchüße miſchten , deren Feuer von einer balben Batterie unſerer Artillerie erwidert wurde.

Der Feind jedoch zog ſich nach kurzem ( efect hinter einen Bach zurück, deſſen moraſtige Ufer durch eine Brücke verbunden waren . Am Zerſtören der Brücke wurde der Feind durch unſere Flanfeurs verhindert, nabm aber hinter derſelben auf einigen dominirenden Höhen Stellung und fuhr zugleich eine Batterie von 6 Geſchüßen auf. Das Gefecht wurde nur noch durch die Artillerie und allem Anſcheine nad) jebyr ſchwach fortgeſebt. Die Cavalerie erhielt ſogar

die Erlaubniß , abzujiten und zu füttern , das heißt die Pferde fraßen das , was der Boden zu ihren Füßen lieferte.

Da kam

Nachmittags Murat, rekognoszirte den Feind, ſprach ſehr unwillig mit Montbrun und Sebaſtiani darüber, daß man das Gefecht ein

geſtellt habe, und ertheilte den Befehl , den Feind ſofort aus ſeiner vortheilhaften Stellung zu delogiren. Das Regiment Herzog Louis erhielt dem zu Folge die Ordre, ſofort vorzugeben und zu attatiren , itym folgten die preußijden Ulanen , an der Queue die

polniſchen Huſaren. „ Die Brigade mußte ſich links über die Straße in den Bruch ziehen , um einen Uebergang über das Flüfchen zu ſuchen , da aber dieſer hier nicht möglich war, jo marſchirte jie rechte

nach der Brücke und jette ſich dort in Zügen " *). Es war ein ſama les, gefährliches Defile über die Brücke, im Galop ging es hinüber, obne Zaudern friſch auf den Feind; der aber empfing mit concentri ſchem Feuer die Attake der zunächſt anſprengenden Commandeur Escadron , die unter Stabs -Rittmeiſter Gremp gerade auf die Vera derben ſpeienden Feuerſchlünde losſtürzte. Sie wurde geworfen. Ihr folgte die Escadron Hohenlohe, auch ſie ging ohne Beſin nen zur Attafe über , konnte aber gegen das Geſchüßfeuer und die feindliche Uebermadyt nichts ausrichten , und erlitt daſſelbe Schick jal , wie die Commandeur -Escadron . Nun kam die Reibe an die Escadron Gaisberg. Der Escadrons- Chef, zum erſten Male im Felde , empfing nicht ohne eine gewiſſe Aufregung die Ordre zur Attafe auf die Batterie und die ſie deckenden Schwadronen. Es

war der erſte ſelbſtſtändige Auftrag , der ihm zur Ausführung an * v. Dunfer.

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vertraut wurde . Es galt hier die erſten Sporen zu verdienen. Er ſprengte vor die Mitte der Schwadron , hielt eine kurze Anrede an die Jäger, und commandirte dann Galop , Marſch ! Die Säbel hoch

geſchwungen , die Schenkel feſt an's Pferd gedrückt, dicht geſchloſſen, Mann an Mann ging es vorwärts, dem voranjagenden Chef nach,

in den Höllenrachen hinein. Es lag etwas Unwiderſtehliches, Ueber wältigendes in dieſem entſchloſſenen Avanciren und -- der Feind vermochte auch nicht demſelben Stand zu halten. Kaum zum Ab fahren ſeiner Geſchüße Zeit findend, ging er raſch und in Unord nung zurück. Die Jäger folgten hißig nach, dadurch gewannen ſie einen großen Vorſprung vor dem Neſte der langſamer nachrücken den Brigade. Die Ruſſen, bemerkend, daß ſie nur das eine Regi

ment vor ſich haben , machen Front und gehen mit überlegenen Kräften wieder zum Angriff vor ; die Louisjäger , ohne ſich zu be finnen , ihnen entſchloſſen entgegen , im wildeſten Rennen geht es

dem Feind auf den Leib, dieſem Anprall fann er nicht widerſtehen , er macht von Neuem Kehrt , wird auf's Entſchiedenſte geworfen . Die beiden anderen Regimenter rücken unterdeß auch nach, und die Verfolgung wird lebhaft , jedoch nicht ohne Widerſtand des retiri renden Feindes fortgeſeßt. Bei dieſer Gelegenheit hatte der Oberſt Lieutenant Prinz von Hohenlohe -Kirchberg das Unglück, ſchwer verwundet in feindliche Gefangenſchaft zu gerathen. Während man die Verfolgung allmälig einſtellte, ein Flüßchen , ohne Zweifel die Diena, machte derſelben ein Ende, wurde die reitende Artillerie

vorgezogen , und ſomit beſchloß das heutige Gefecht eine lebhafte Kanonade . Das Bivuak wurde bei Dawgeliczky bezogen. Der König von Neapel, mit dem braven Benehmen der Louisjäger ſehr zufrieden , „ läßt vor der Front des Regiments wegen glänzender Auszeichnung dasſelbe Hochleben ." Der damalige Quartiermeiſter,

jegiger Rittmeiſter im Ehren-Invaliden-Corps von Veyhelmann berichtet noch beſonders , Murat ſei auf den Grafen Waldburg zu geritten und habe, ihm die Hand ſchüttelnd, geſagt : „ bravo , mon colonel ! "

„ Die Brigade machte einige ſiebenzig Gefangene, durch welche

man erfuhr, daß wir im Ganzen gegen 12 Regimenter theils regu lärer, theils irregulärer Rojacken gefochten hätten , und daß wir in dieſer Affaire dem Feuer von 18 Kanonen ausgeſegt waren * ).“ Relation des preußiſchen Major8 von Werder. 14

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Das Regiment Herzog Louis machte 1 Lieutenant uno 31

Dragoner zu Gefangenen und hatte außerdem 6 Beutepferde Da gegen batte es außer dem genannten Prinzen bovenlobe folgenden Verluſt. Verwundet: Sec. - Lieut. von Weiß , Wachtmeiſter Wei ler, Jäger Schmidt, 3 Unteroffiziere und noch 13 Jäger ; gefan

gen : 4 Jäger ; todt : 16 Pferde. Wegen beſonderer Auszeichnung wurden Major von Gaisberg , ,,deſſen Schwadron immer ge

ſchloſſen“ , und Premier -Lieutenant Graf Gräveniß zu Rittern des Militär-Verdienſt-Ordens, Stabs - Rittmeiſter Gremp von Freu denſtein , welcher der Erſte in der fliehenden Cavalerie war , und mebrere, wiewohl unbedeutende Säbelbiebe erhielt , zum wirklichen

Rittmeiſter ernannt und an die Mannſchaft 2 goldene und 6 ſilberne Medaillen vertbeilt. Auf den Befehl Murats, 6 Leute legion vorzuſchlagen , wurden Major von Gaisberg, Gremp, Prem .-Lieut. von Bag , die Wachtmeiſter Wencher und der Jäger Ott dazu eingegeben. 6. und 7. Juli blieb man in demſelben Bivuaf.

zur Ehren Rittmeiſter Bed und ,, Die Bleſ

ſirten werden nach Wilna abgefahren , auf welchem Weg ihnen Na poleon begegnet und Lieut. Julius (das iſt ein Irrthum , es war nach eigener Angabe Prem . -lieut. von Stranz, der am 5. verwundet wurde) der preußiſchen Ulanen mit dem Orden der Ehrenlegion beehrt, und Lieut. Weiß , der ſchon im Beſit dieſes Ebrenzeichens

iſt, 30 Napoleondor's einhändigen läßt." 8. Juli wurde endlich die Stadt Widzy paſjirt und das Bi vuak jenſeits der Stadt an der Straße nach Dpia bezogen, wo man auch den 9. ſtehen blieb .. Bei der Eskorte des Grafen Montbrun wurde Sec. - Lieut. Finch durch den Sec.- Lieut. Kübel abgelöſt ;

die Requiſitionen *), welche in der Nähe, namentlich auf dem Gute des Grafen Frankowsky : Rowolewa vorgenommen wurden , boten geringen Erfolg . 10. Juli Vormarſch nach Braslaw ; unterwegs wurde grün

gefüttert und da man am 11. in der Nähe von Braslaw ſtehen blieb, wurde die Wäſche der Jäger in dem großen See , an dem die Stadt liegt, einer gründlichen Reinigung unterzogen, was wohl ſehr nothwendig ſein mochte . Das Cavalerie - Corps Nanſoutys, die Diviſion Morand des Iten , das 2te und te Armee Corps rückten *) Wenn überhaupt das rüdſichtsloſe Eintreiben und Wegnehmen von Lebens

und anderen Bedürfniſſen , zu dem man gezwungen war , noch mit dem Na men „ Requiriren “ hier und ſpäter bezeichnet werden darf.

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allmälig heran ; die erſteren zwei Abtheilungen, um ſich mit Murat zu vereinigen. 12. u. 13. Juli wurde gegen Druja vorgerückt, das 2te Armee Corps, Dudinot, folgte dem ruſſiſchen General, Grafen Wittgenſtein ,

auf Dünaburg; am 14. blieb man im Bivuak des vorigen Tages am Flüßchen Druifa ſtehen , die polniſchen Huſaren plänkelten mit dem Feinde . - In der Nacht vom 14. auf den 15. ließ Wittgen ſtein , der ſich auf das rechte Dünauſer zurückgezogen hatte , eine Brücke über den Fluß ſchlagen und den General Kulniew mit einer Cavalerie - Diviſion und einem großen Haufen Roſacken wieder auf das linke Ufer vorgehen .

15. Juli vor Tagesanbruch griff legterer, der ruſſiſche Oberſt Lieut. Rüdiger mit den Grodnoſchen Huſaren an der Spiße, unſere Avantgarde , 10tes poln. Huſaren- und 11tes franz . Chaſſeur Regiment an , warf ſie mit großem Verluſt - Brigade - General St. Génies und 200 Mann wurden gefangen genommen - zurück

und nöthigte die ganze Diviſion Sebaſtiani zu einer rückgängigen Bewegung, die bis Slobodka fortgeſegt wurde. Die Stellung der Corps unter dem König von Neapel war nun folgende :

Avantgarde : Sebaſtiani zu Slobodka,

Hauptquartier Murats , die Diviſionen Friant , Gudin, Morand des Iten Corps zu Dpſa ;

2tes Cav.- Corps, Montbrun , bei Zamosza ; 1tes Cav . - Corps, Nanſouty, bei Opſa ; 2tes Armee- Corps , Dudinot , auf der Straße von Braslaw nach Dünaburg ;

3tes Armee- Corps, Ney ) , zu Rastimoſy. Die württembergiſche Diviſion erlitt hier das große Unglück, daß der commandirende General derſelben, Seine Kgl. Hoheit der Kronprinz , auf das Heftigſte an der ſtark graſſirenden Ruhr er frankte .

Er ſah ſich genöthigt, das Commando dem

G.- L. von

Scéler zu übergeben , zog ſich nach Wilna zurück, ohne daß der Zuſtand fich in der nächſten Zeit weſentlich beſſerte , und erſt im

September war er ſo weit hergeſtellt, in das Königreich zurückreiſen zu fönnen, um dort erſt wieder vollſtändig zu geneſen . Die Ruſſen , welche bisher , wenn audy nicht widerſtandslos,

ſtets ausgewichen waren , zur Schlacht zu bewegen , um ſie in der 14 *

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ſelben zu vernichten, war das nächſte Ziel der napoleoniſchen Wünſche.

Hier nun ſchien ſich die Gelegenheit zu bieten ; in dem nahen Lager bei Driſſa ſchien die erſte Weſtarmee, die Hauptarmee, bei der ſich der Kaiſer Alerander befand, Stand halten zu wollen . Dieſe hoffte

Napoleon zunächſt zu ſchlagen , uin ſich dann gegen Bagration zu wenden , deſſen Vereinigung init Barclay er gleichzeitig zu verhin dern bemüht war . Raiſer Alexander aber , welcher zu der Ueber

zeugung gekommen war , daß das Lager bei Driſſa keineswegs die Eigenſchaften beſaß, welche man ſich von demſelben verſprochen hatte,

der überdies die Vereinigung der beiden Weſtarmeen bei Driſſa als mißlungen anſehen mußte , entſchloß ſich, das Driſſaer Lager zu räumen und vor allen Dingen die Vereinigung beider Armeen, nun wo möglich bei Witepat , durch Linksabmarſch der erſten Armee zu erſtreben. Am 16. Juli trat daher dieſe, nur mit Zurüclaſſung des Wittgenſteinſchen Corps, ihren Marſch auf Witepst über Pos lozt an .

Napoleon, der mittlerweile Wilna verlaſſen hatte, traf am 18.

Juli zu Glubokoje ein , das er als den Mittelpunkt ſeiner nächſten

Bewegungen auserſehen hatte. Hier jedoch die Räumung der Stel lung bei Driſſa Seitens der ruſſiſchen Arniee und ihren Abmarſch nach Polozk erfahrend, gab er der Garde, St. Cyr und dem Vize tönig die Richtung auf Beszenkowiczi ; eben dahin wurden Ney, die mehrfach genannten drei Diviſionen Davouſt's und die drei Reſerve-Cavalerie- Corps dirigirt. Das 2te Corps, Dudinot , war auf Driſla und gegen Wittgenſtein beſtimmt. Seben wir nun , in welcher Weiſe ſich dieſe Bewegungen in Beziehung auf die fernere Thätigkeit unſeres Negiments und der Brigade étrangère äußerten . 16. Juli rückte die zurückgezogene Diviſion Sebaſtiani wie der um Etwas näher an Druja vor, 17. bis zum Dorfe Milachora, 18. blieb man bort ſtehen . Die Verpflegung war und blieb höchſt

traurig , Diarrhoe und Kolik nahmen in bedauerlicher Weiſe zu . Abends, und damit ſcheint die erneuete Thätigkeit zu beginnen, wird plößlich aufgebrochen, die Nacht bis 19. Juli früh 1 Uhr fortmarſchirt , nac allerlei Kreuz- und Quermärſchen ins Bivuak bei Szireista . Gegen Abend wieder vor gerückt bis nad Sicherskna-Puracta (?), dort wieder bivuakirt. 20. Juli wird in der Frühe die Straße nach Driſja rekognos

zirt, am 21. bis nach Disna vorgerückt und dort ins Bivuak gerückt. Während nun das Gros der franzöſiſchen Armee ſich über Bes: jenkowiczi rechtswärts gegen Witepsk ſchob , um den Feind zu

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erreichen, ihn wo möglich noch von Witepef abzuſchneiden oder ihn

doch zur Schlacht zu nöthigen , erhielt das II. Cavalerie - Corps, Montbrun und die demſelben zugetheilte Brigade Beurmann - Ites und 2tes württembergiſches Chevauleger- und 6tes franz.

Chaſſeur- Regiment (leşteres , wie ſchon oben bei einigen anderen bemerkt, mit Lanzen bewaffnet) -- eine beſondere Beſtimmung. Es bekam nemlich den Befehl , bei Disna die Düna zu paſſiren , um

auf dem rechten Ufer vorzurücken und wohl durch dieſe Demonſtra tion den Feind über die wahre Marſchrichtung der franzöſiſchen Armee zu täuſchen. Uebergang über die Düna und Vorrücken in die Gegend von

Witepsk 22. Juli bis 1. Auguft. 22. Juli in aller Frühe aufgebrochen, um dieſen Uebergang zu bewerkſtelligen . Anfangs wurden , wie es ſcheint, Anſtalten zum Brückenſchlag gemacht, da dieſe jedoch dem König von Neapel zu lange währten, befahl er die Düna zu durchſchwimmen. Das wurde denn bald , jedoch nicht ohne jeden Unfal , bewerkſtelligt; mehrere Reiter der Diviſion ertranken , glücklicherweiſe aber Niemand vom Regiment. Graf Gräveniß hatte zwar das Malheur, vom Pferde berunter ins Waſſer zu gleiten , wurde jedoch wieder aufgefiſcht. .

Endlich war man drüben , bei abſcheulichem Wetter , durch den

Waſſerritt nicht wenig durchnäßt, ein unangenehmer Zuſtand . Nach einer Stunde Aufenthalt, „während man die verſchiedenſten Situa

tionen erblicte , um das läſtige Waſſer aus Stiefeln und Kleidern ſo gut wie möglich los zu werden ,“ ging es vorwärts gegen Polozk. Lieut. von Men gingen war mit den Handpferden auf dem linken Ufer zurückgeblieben, folgte dem Gros der Armee, machte für ſeine

Perſon die dort ſtattfindenden Gefechte mit, und rückte erſt jenſeits Witepsk beim Regimente ein. Prem .-Lieut. von Nagel war icon Tags vorber erkrankt zurückgeblieben.

Die Artillerie war eben

falls nicht im Stande geweſen, dem Corps zu folgen . Gegen 5 Uhr Nachmittags bezieht das Regiment in der Nähe eines großen Hofes , in welchem Graf Montbrun ſein Haupt quartier aufſchlägt, das Bivuak. St.-Rittm. von Reinhardt und Prem . - Lieut. von Mengen werden auf Rekognoszirung gegen Driſja abgeſchickt, 4 bis 5 Offiziere kommen auf Feldwache, unter dieſen Prem . - Lieut. Graf Graeveniß und Sec . - Lieut. Finch (nach Arundsty )."

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23. Juli in der Frübe rückten die Feldwachen wieder beim

Regimente ein und dieſes ging bis in die Nähe von Polozk vor, von wo aus Sec.-Lieut. Finch auf Patrouille gegen Nebel, Prem. Lieut. Vilder auf Feldwache nach Spas oder Gromowo , eine halbe Stunde vorwärts von der Diviſion, pouſſirt wurden. 24. Juli traf man nach dem Aufbruch aus dem Bivuat inner

und außerhalb Polozk plößlich mit den übrigen württembergiſchen

Cavalerie -Regimentern ( Finch erwähnt nicht nur die Chevaulegers , ſondern auch das Jäger-Neg . König ) zuſammen. Das war ein un erwartetes , freudiges Wiederſehen, ſeit April, an der Elbe , hatte man ſich nicht geſeben, nun traf man ſich jenſeits der Düna wieder ; was lag nicht alles dazwiſchen.

Man rückte auf der Straße nach Witepst vor, fam erſt Abends 10 Ubr ins Bivuat.

25. Juli Weitermarſch nach Nicolata , die Brigade Beur mann defilirte vorbei , um am 26. die Avantgarde zu übernehmen und am Nachmittage mit den Kojacen ins Gefecht zu kommen , bei welchem Lieut. von Schüß des Leib -Chevauleger - Regiments todt auf dem Plage blieb.. Im Bivuak Nachts , in der Nähe eines

Dorfes , wurden die Escadrons Prinz Hohenlohe und Milkau auf eine Anhöhe vorgeſchoben , während die Commandeur- Escadron und die Escadron Gaisberg hinter dem Dorje ſtehen blieben . Nach den an den legten beiden Tagen zwiſchen der Haupt armee und Barflay vorgefallenen Gefechten hatte ſich legterer auf

Witepsk zurückgezogen ; da aber auch hier die Vereinigung mit Ba gration nicht batte ſtattfinden können , indem Davouſt dem leşteren

den Weg bei Mobilew verlegt hatte , entſchloß ſich Barklay den weiteren Rückzug auf Smolenst anzutreten , zugleich aber bis zum

Mittag des 27. bei Witepsk ſtehen zu bleiben , um den Feind da durch, in Vorausſegung einer Schlacht, die er jo ſehnlich wünſchte, zur Entwicklung ſeiner Streitkräfte zu nöthigen, hierdurch ſelbſt Zeit zum geordneten Rückzug zu finden und Bagration Zeit zu verſchaffen , indeſjen näher beran zu kommen . Daraus entſtand am 27. Juli das Gefecht bei Witepsk. Während dieſes auf dem linken Dünaufer tobte , rückte das 1 ) . Cavalerie - Corps , auf dem

rechten Ufer bleibend , gegen die Stadt vor. Man hörte den Na nonendonner von drüben berüber grollen , jeşte ſich auf eine Zeit lang in Trab, um noch in den Gefechtsbereich zu kommen , doch gab es für Montbrun keine Gelegenheit zum Kampfe , auch war eine Verbindung mit der Armee nicht berzuſtellen, da die Ruſſen die Dünabrücke vor ihrem Rückzuge , den ſie gegen Nachmittags 4 Uhr

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antraten , zerſtört hatten.

Es wurde alſo auf dem rechten Ufer

bivuakirt und Augenzeugen ſchildern den großartigen Anblick jenſeits hellodernden freund- und feindlichen Bivuakfeuer , des Himmel ſchlagenden wilden Flammenmeers eines in Brand ſteckten Salz- und Hafermagazins und , dagegen kontraſtirend,

der gen ge das

Aufgeben des Mondes , der in milder Pracht und Ruhe auf das wunderliche Menſchenvolt berniederblickte , das ſich da unten in grauſem Kampfe zerfleiſchte.

28. Juli marſchirte das 11. Cavalerie - Corps um bis 3 Stunden wieder zurück , Düna - abwärts , um hier den Uebergang

vermittelſt einer Furth zu bewerkſtelligen ; nachdem ſolcher mit we niger Schwierigkeiten als bei Disna ausgeführt war , wurde auf dem linken Dünaufer wieder aufwärts gen Witepst marſchirt; man

betrat die Schlachtfelder des 26. und 27., dann Witepsk ſelbſt, wo gerade die Kaiſergarde zu einer Barade vor Napoleon audrückte.

Jenſeits der Stadt wurde ein längerer Halt gemacht , da jede feindliche Spur verſchwunden war ," endlich aber der Marſch fort: gelegt und zwar auf der Straße nach Janowiczi. (Die ruſſide

Armee hatte ihren Rückzug in drei Colonnen angetreten , die rechte Flügel-Colonne auf der Petersburger Straße bis Agaponowszina ; die mittlere mit dem Hauptquartier auf der Straße nach Porietſchie

bis jüdlich von Janowiczi, die linke Flügel-Colonne über Rudnia auf Smolenst.) – Nach einigen Stunden Vorrückens in der an

gegebenen Richtung wurde der Marſch eingeſtellt und Bivuak be Lieut. von Men ingen rückte wieder beim Regiment ein . Dieſes ſcheint aber , ſo wie das ganze Cavalerie - Corps Mont

zogen .

brun's , die Anfangs eingeſchlagene Richtung wieder verlaſſen und 1

jich jüdwärts auf die Smolensfer Straße dirigirt zu haben , denn am Abend des

29. Juli finden wir es in der Nähe von Liozna im Bivuak, wo es den 30. ſteben blieb.

31. Juli in der Frübe um 1 Uhr aber geht es wieder vor,

und nach einem unbedeutenden Geplänkel mit den Koſacken der ruja ſiſchen Arrieregarde in der Nähe von Rudnia ins Bivuak. Am beutigen Tage übertrug Napoleon das Commando des württem

bergiſchen Corps dem General Grafen Marchand, da die oben erwähnte Krankheit Sr. Igl . Hobeit des Aronprinzen leider vor der Hand nicht auf baldige Beſſerung ſchließen ließ. Im Monat Juli hatte das Regiment Herzog Louis im

Ganzen 66 Pferde verloren , dagegen 6 Beutepferde als Zuwachs

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erhalten. Von Offizieren batten der Oberſt Graf Waldburg , Prem. - Lieut. von Baß und von Nagel Pferde eingebüßt. Der Zuſtand der Uniformen und der übrigen Ausrüſtung war ein ſehr abgeriſjener, die Verpflegung dürftig, das Futter ſpärlich. Die faſt alle Tage auf Requiſition ausgeſandten Commandos famen ſehr oft mit leeren Händen zurück ; und doch war dieſer Zuſtand bei der

Avantgarde noch ein glänzender zu nennen , gegen den, welchen die nachfolgenden Truppen zu erdulden hatten , die meiſtens gezwungen waren, in Gegenden zu übernachten , die zuvor von dem retirirenden

Feinde und von der eigenen Vorbut vollſtändig ansgezehrt waren. Am 1. A uguſt wurde erſt gegen Vormittags 11 Uhr aufge brochen, in der Nähe von Inkowo gefüttert und Abends hinter dem auf einer Anhöhe liegenden Dorfe Molewo- Boloto bivuakirt. Stellung der franzöſiſchen Armee bei Witepsk bis zum 12. Auguft. In dieſer Stellung blieb die Diviſion Sebaſtiani als äußerſte Vorbut des zur Avantgarde beſtimmten II . Cavalerie - Corps bis zum 6. Auguſt. Napoleon nämlich —- ſeit dem 28. Juli in Witepsk -

die Ausſicht auf eine baldige entſcheidende Schlacht, der die Ruſſen hier wiederum ausgewichen waren, ſehr in die Ferne gerückt ſebend , verlegte die Armee um Witepst berum , ziemlich weitläufig auseinander, in Lager und ſo weit das ausführbar war, in tanto nirungsquartiere; er mochte wohl einſehen, daß die Ruhe den Trup

pen unumgänglich nothwendig war, wenn er ſie nicht vor der Zeit vollſtändig aufreiben wollte. Auch Davouſt's Heertheil wurde von Mobilew herangezogen und ebenſo die Corps, die unter Jerome auf dem rechten Flügel gegen Bagration verwendet waren. Dieſer konnte nun ziemlich ungehindert die Vereinigung mit Barflay bewerkſtelligen , die dann auch am 3. Auguſt bei Smolensk

erfolgte. Barklay übernahm das Ober-Commando, der Kaiſer Ale rander hatte ſchon ſeit dem Abmarſch von Driſja die ruſſiſche Ar mee verlaſſen.

Die ſogenannte Ruhezeit eriſtirte nun für unſer Regiment, im Bivuak hart am Feinde, eigentlich mehr dem Namen nach, als in Wirklichkeit, da man begreiflich ſtets auf ſeiner Hut ſein mußte ; am 4. Auguſt wurde dem zu Folge eine größere Rekognoszirung vorwärts von Walfoway vorgenommen , zu der ein Commando aus

den 3 Regimentern der 16ten und noch einer anderen Brigade unter General Subervic jich Morgens um 4 Uhr in Marſch regte ;

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vom Regimente Herzog louis unter Rittmeiſter Gremp und Seconde-lieutenant Finch , obne aber etwas vom Feinde anzu

treffen , Nachmittags um 4 Uhr im Bivuak wieder einrückte. Dieſes hätte bei der guten Witterung, die neuerdings wieder herrſchte und bei dem reichlich auf den Feldern vorhandenen Futter ganz erträg lich ſein fönnen , wenn nicht die Lebensmittel für die Mannſchaft faſt ganz gefehlt bätten. Unteroffizier Diener , der am 3. auf

Requiſitions -Commando ausgeſchickt, aber bisher nicht zurückgekehrt war, wurde ſchon für verloren gegeben, als plößlich am 5. Mittags ein Wagenzug ſignaliſirt wurde, und Diener mit Fourage, Lebens mitteln aller Art, Schnaps, eingemachten Früchten ! u. ſ. w. im Bi vuat ſeinen Einzug hielt. Der hinter dem Niemen ſchon zurück gebliebene Auditor Kraft traf auch mit einem Convoi Schlachtvieb ein – alles andere, was er ſonſt noch requirirt hatte , wurde ihm

unterwegs abgenommen und ſo war denn augenblicklich großer Jubel im württembergiſchen Lager und man ließ ſich's nach ſo lan ger Entbehrung wohl ſein, bis ſpät in die Nacht. In dieſer Nacht

wurden indeſſen in einer nahe gelegenen Windmühle einige mit Getreidemablen beſchäftigte Infanteriſten vom Feinde aufgehoben und am 6. früh 2 Uhr das Bivuak allarmirt.

Darauf hin fand

Sebaſtiani es für gut, etwas mehr gegen Rudnia zurüdzugeben, um dem Gros des Corps näher zu ſein. Am 7. wurde zwar Nach mittags auf einige Zeit ausgerückt, doch tehrte man bald wieder

in’s Bivuak zurück. Während der Nacht aber mußte von jeder Escadron ein Zug, der alle Stunden abgelöst wurde, mit den Pfer den am Zügel vor das Bivuak rücken . Dieſe Vorſichtsmaßregeln

waren nothwendig genug. Denn im ruſſiſchen Hauptquartier hatte man ſich entſchloſſen, die franzöſiſche Armee, die man ſich in ihren Lagern und Quartieren wohl noch ausgedehnter dachte, als es der Fall war, in dieſen zu überfallen . Man hoffte dadurch einen be

deutenden Umſchwung in der ganzen Kriegführung herbeizuführen, jedenfalls aber dem Feinde großen Abbruch zu thun. Dem zu Folge ſegte ſich die ganze ruſſiſche Armee in 3 Colonnen in der Richtung linker Flügel und Centrum Rudnia rechter Flügel - in Marſch . In der Nacht aber Porietſchie änderte Barklay in Folge eingelaufener Nachrichten über die Stel lung der franzöſiſchen Armee ſeinen Entſchluß, zog die auf Rudnia von Katan

beſtimmte Colonne gegen die Straße nach Porietſchie hinüber, und nur der Hermann Platow , deſſen Avantgarde General Deniſſow führte, und dem Graf Pahlen mit einer Jäger-Brigade und vier

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Huſaren - Negimentern als Unterſtüßung folgte , jeşte am 5. Auguſt ſeinen Marſch auf Rudnia fort.

Gefecht bei Inkowo am 8. Auguft.

Die beiden franzöſiſchen Huſaren - Regimenter Nr. 5 und o

ſtanden zu Molewo- Boloto auf Vorpoſten. Gegen Tagesanbruch wurde zum Soutien derſelben die Escadron Milkau des Jäger Regiments vorgeſchoben , der bald darauf noc) ein größerer Theil der Brigade Subervie nachfolgte und etwa eine Stunde über das Schloß Selo-Stolaenoji in Zugs -Colonnen vorrückte . – Die Huſaren, von dem überlegenen Feinde angegriffen, wurden geworfen und gleichzeitig ging das Soutien derſelben rüdwärts ; das Regi ment Louis ſchwenkte umkehrt und ging im Trabe , das Schloß links und eine Voltigeur -Compagnie des franz. ? tten leichten Re giments (vom 111. Armee- Corps) hinter einem Zaune rechts laiend,

gegen das alte Bivuak zurüc, da auf dem linken Flügel die feinda liche Cavalerie ziemlicy ſchnell vorging." Die franzöjiſche Compagnie -- wie es ſcheint in einer ungünſti gen Stellung – wurde nach einmaligem Feuergeben umzingelt und gezwungen , das Gewehr zu ſtrecken . Die Brigade nabm darauf hinter einer Anhöhe Stellung, welche ſie momentan den Augen des Feindes verbarg ; vorn dauerte das Gefecht fort , der Geſchürdon

ner und einzelne herüberjauſende Kugeln und Pfeile – Rittmeiſter Gremp erhielt einen Schuß durcy's Kasket – gaben davon dem Regiment genügende Kunde . Die īte und Ste leichte Brigade bielten ſich

in wechſelndem Kampfe gegen den überlegenen Feind. Bald jedoch wurde auch die Brigade Subervic wieder beigezogen, indem man die Flanfeurs derſelben über die Höhe vorpouſſirte, vom Regimente die vierten Züge der Escadrons Hobenlohe (ießt von Rittm . v . Rein hardt geführt, der aber heute nicht anweſend war, ſondern ſich in

Liozna bejand) und Gaisberg unter den Lieutenants Finch und von Tungern. Die Flankeurs ſtanden kaum auf 20 Schritt den Nojacen gegenüber , „ von denen 4 bis 5 auf einen von unſeren Jägern famen."

Dieſe nun in ihrer außerordentlichen Ueberlegen

beit jagen um beide Flügel der plänkelnden Jäger herum , auf die hinter dieſen haltenden geſchlojjenen beiden Schwadronen , ſo daß den

beiden Lieutenants nichts übrig bleibt , als den Mojacken , welche ſomit in der Mitte zwiſchen den attatirten zwei Schwadronen und ihren Planktern jind, byinterdrein zu legen ."

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Lieut . von Mengingen ſchießt einen Koſacken mit der Piſtole vom Pferde herunter , und ſo kommt man , wohl etwas pêle-mêle, auf dem Bivuafplag an . ,, Fabelhafter Weiſe hatten die polniſchen

Huſaren beim Vorrücken am Morgen die zum Anbinden der Pferde ausgeſpannten Campirſtricke nicht weggenommen , über welche nun hinweggeſegt werden muß , was aber nicht jedem glückt, ſondern Mancher über ſie hinſtürzt, weich trauriges Loos den tapfern und geliebten Oberſt Grafen Waldburg trifft. Sobald dieſer zu Fuß vom Lieut. Find b geſehen wird , lenkt legterer ſeinen Scimmel hengſt, der ſonſt ſehr gut ſegte, auf den Oberſt zu und - liegt im

Augenblick ſelbſt im Sand . Schnell aufgerafft und ſein Pferd davon laufen ſebend, ſpringt er in die Nähe des Commandeurs, welcher ſeinen Rappen hält , dem der Zaum abgeſtreift war , und verſucht zum Wiederaufzäumen helfende Hand zu bieten (es war dieß das nämliche Pferd, auf welchem vom Lieut., damaligen Un terofi. Weiß bei Linz 1809 der Oberſt des öſterreichiſchen Infan =

terie- Regiments Manfredini gefangen wurde) . ' In der Nähe hielt der Stabshorniſt Horlacher zu Pferde. Hätte der Oberſt nur dieſen geſchwind abſißen laſſen und ſich deſſen Pferdes bedient oder wäre er auf ſeinem zaumlojen Rappen davon geritten , der wabrſcheinlich den anderen Pferden nachgelaufen wäre, jo bätte er ſicher gerettet werden fönnen . In dieſem Augenblick wird Lieut.

Finch von einem Koſacken über den Kaufen gerannt , daß Kasket und Säbel auf den Boden fliegen, und ehe er im Stande iſt, ſid) den Staub aus den Augen zu wiſchen , ſteht er als Gefangener zwiſchen drei Kojacken , von deren Einem

er mit der Lanze auf's

entblößte Haupt geſchlagen und von einem andern am Startuſchen riemen gepackt und zurückgezerrt wird. Auf einmal dringt im Staub, in welchem man nicht drei Schritt freie Ausjidt batte, eine Stimme

durch das fürchterliche Getümmel zu Lieut. Finch's Ohren : „ egt machen Sie, daß Sie fortkommen "

und - ein Gedanke - und die

3 Feinde ſind verſchwunden . Lange Betrachtungen über den ſchnellen Wechſel waren bei dieſen Umſtänden nicht anzuſtellen und Lieut.

Finck h läßt ſich den Nath nicht zweimal ſagen, ſondern kehrt ſchnur ſtracks um, ohne ſeines Retters anſichtig geworden zu ſein , verſieht ſich unterwegs wieder mit ſeiner Säbelklinge und ſeinem Kasket, in welches , ohne lange zu ordnen , geſchwind die herausgefallenen Blätter ſeines Tagebuchs bineingedrückt werden .

Im

fritiſchen

Augenblick, als ihm der Feind wieder bald auf den Ferſen geweſen wäre, erſcheint ein Jäger des Regiments mit einem erbeuteten to

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facenpferd, das alsbald beſtiegen und wiedec beim Regimente ein gerückt wird. " Auch den Schimmel erhielt Lieut. Finch aus den Händen eines franzöſiſchen Huſaren , der ihn aufgefangen , wieder.

Der brave Oberſt Graf Waldburg aber und ſein Adjutant Brem . Lieut. von Baß fielen verwundet in feindliche Gefangenſchaft. Auch Stabs-Rittm . Gremp kam an der Spige der Commandeur Escadron arg ins Gedränge. Von Feinden umringt, hätte er das gleiche Schickſal ſeines Commandeurs erfahren, wenn ihn nicht der Jäger Sit ſeiner Schwadron mit einer glänzenden Unerſchrocken heit berausgebauen hätte. Der Kampf wogte unterdeß ununterbrochen fort , die preußi

ſchen Ulanen rechts , die polniſchen Huſaren links von den Louis jägern hatten alle Hände voll zu thun und wehrten ſich mit mann

bafter Tapferkeit gegen die überlegenen feindlichen Angriffe. Doch wurde die Lage mit jedem Augenblicke bedenklicher – als plößlich unvermuthete Hülfe fam. Die Cavalerie - Brigade Beurmann , in derſelben die beiden württembergiſchen Chevauleger-Regimenter unter 6.-M. von Breuning, batte die vorbergebenden zwei

Tage der Küraſſier- Diviſion Defrance zur Dedung gedient und war heute auf dem Marſch nach Mughliana begriffen, als ſie den Kanonendonner bei Intowo hörte. Schnell entſchloſſen, wandte ſie ſich nach jener Richtung , um am Sampfe Theil zu nehmen und traf gerade auf dem Wahlplaße ein, als die Diviſion Sebaſtiani im vollen Rüdzuge war. Durch das ſofortige energiſche Eingreifen der Brigade Beurmann in das Gefecht, gelang es derſelben, die

Diviſion Sebaſtiani aufzunehmen, durch die außerordentliche Thätig feit der Batterie Breithaupt den lebhaft nachdrängenden Feind aufzuhalten. Im geſtreckten Galop ging dieſe Batterie , geführt

von dem Ordonnanz- Offizier des G.-M. von Breuning Sec. Lieut. von König , der Brigade voraus, fuhr an einem ſehr glück: lich gewählten Punkte auf und gleich die erſten Schüſſe waren von ſo einſchlagender Wirkung , daß dadurch die Verfolgung ſofort ins Stocen kam. Der Rückzug wurde von nun an ungeſtört bis Rudnia fortgeſeßt , dort ins Bivuak gerückt und die Vorpoſten ausgeſtellt. Rittmeiſter von Wildowski der preuß. Ulanen , Sec . - Lieut.

Find b und ein Lieut. der polniſchen Hujaren bezogen die Feld wachen , erſterer fungirte als Vorpoſten - Commandant. Die Vor poſten blieben die ganze Nacht zu Pferde , wurden jedoch nur ein mal durch einen einzelnen Schuß allarmirt.

221

Alle Truppen , die heute ins Gefecht gekommen waren , hatten im vollſten Maße ihre Schuldigkeit gethan . Das Zeugniß mußte ihnen auch der ſtrengſte Kritiker geben , die Umſtände waren aber zu ungünſtig, die Uebermacht zu groß und alle Regimenter hatten ſchwere Verluſte zu beklagen * ) Außer den oben Genannten : Graf Waldburg und von Baß, die von Allen ſchmerzlich vermißt wurden,

hatte das Regiment Herzog Louis folgenden Verluſt: todt :

Gommandeur-Escadron : Escadron Milkau : 2 Mann,

verwundet: vermißt und gefangen :

todt :

3 Mann, 2 Mann, 6 Pferde. Lieut. von 2 Mann, 5 Pferde . Hornſtein u. 2 Mann,

Hohenlohe : 2 Mann, Gaisberg : 2 Mann,

n

Summa : 6 Mann,

5 Mann, 5 Mann, 7 Pferde. 4 Mann, 2 Mann, 5 Pferde. 15 M.**), 13 Mann 23 Pferde.

Die Pferde des Majors von Gaisberg , Prem . Lieut. von Mengen und Sec.- Lieut. Noerr waren dermaßen verwundet, daß

ſie für den ferneren Dienſt untauglich blieben. Dem Kadeten Maier wurde ſein Pferd unter dem Leibe erſchoſſen. Beſonders ausgezeichnet hatten ſich und wurden am 10. Auguſt zur Belohnung eingegeben :

Commandeur - Escadron : Unteroff. Halder , JägerHerre, Sulz .

Cscadron Milfau : Jäger Ries , Riederer , Erath , Winkler .

Escadron Hohenlohe : Jäger Vollmer , Mörder , Ru dinger , Egle.

Escadron Gaisberg : Quartiermeiſter Vey belmann , Un teroff. Pfeffer , Jäger Siegel , Wiedmann. Außer dieſen wurden ſchon zuvor in der Meldung, die Oberſt von Miltau am Abend der Affaire niederſchrieb , diejenigen be fonders benannt, die in der Nähe des Oberſten Graf Waldburg kämpften und ſich dabei bervorthaten. Wir laſſen die Meldung hier folgen, ſie lautete :

* ) Nach Danilewsky's Feldzug von 1812 wurden 10 Offiziere und über 300 Mann zu Gefangenen gemacht.

**) Incl. der beiden obigen Offiziere.

222

Dieſen Morgen in 7 Uhr bekam der Oberſt und Commandeur Graf von Wald

burg den Befehl, den Bewegungen der Diviſion, die vorwärts gegen die ſie von In fowo hir angreifende feindliche Colonne manövrirte, zu folgen. Das Regiment rückte alſo aus dem Bivuak bei dem Schloſje Leſjni aus und avancirte cine Stunde vor wärts. Gleich darauf erhielt dasſelbe aber die Ordre , ſich wieder zurückzuziehen und mußte die linke Flanque deden . Hier wurden wir von Huſaren, Uhlanen, Koſaden und Bajdhfiren ohngefär 3000 Mann angegriffen . Nachdem wir mehrere Attaquen zurückgewieſen und ſelbſt mchrere mit glüdlichem Erfolg ausgeführt hatten, gab der commandirende General den Befehl , daß ſich das Regiment zurüdziehen , dabei aber immer noch den linfen Flügel deden ſollte. Dieſen fübrte es auch en échiquier aus ,

litt aber bei dieſem allerdings ſehr ſchwierigen Rückzug gegen einen ſo ſehr über legenen Feind bedeutenden Verluſt . Hiebei war es auch , daß das Regiment das lin glück hatte, ſeinen geliebten und ſo ſehr verdienſtvollen Commandeur zu verlieren . Bei dem ſo trockenen Wetter und durch die angreifenden und retirirenden 7 Ca valerie - Regimenter war der Staub ſo groß , daß man kaum im Stande war, ſeinen Vordermann zu erkennen, dadurch verlor ſich der Oberſt Graf Waldburg aus dem Geſicht des Regiments und hatte niemand bei fid) als den Prem .- lieut. Graf Grae venitz , Sec .-Lieut. Findh und von Hornſtein , Stabshorniſt Horlacher , Interofficier Haffner, Jäger Stütz und Feilenſchmidt, dieſe waren den Augenblick von 2 Esca drons Koſaden umgangen und unſer Commandeur hatte das Unglück mit ſeinem Pferð 311 ſtirzen. Trotz der außerordentlichen Anſtrengungen der Obenbenannten und trotz = dem , daß der Oberſt Graf Waldburg noch mehrere Schritte 311 Fuß von denſelben 1

.

fortgeſchleppt wurde, fiel derſelbe durch die zu große Uebermacht, bleſſirt in die Hände des Feindes. Beide obengenannte ältere Officiers ſind ſchon durch früher gegebene

Beweiſe bekannt genug, daß ſie Ales anwandten um ihren geſchätzten Commandeur zu retten und der, obſchon jo junge aber wirflich ſehr brave Lieutenant von Horn

ſtein hat erſt, nachdem er durch zwei erhaltene, bedeutende, aber nicht tödtliche Bleſ ſuren zu fernerer Vertheidigung untauglich war , den Commandeur verlaſſen. Der Jäger Stütz erhielt bei Vertheidigung des Oberſts Graf Waldburg 10 Stiche, wo von aber nur ciner von Bedeutung iſt. Es haben ſich zwar mehrere Individuen noch ſonſt vorzüglich ausgezeichnet , ich nehme mir für jetzt aber nur die Freiheit , die !

Obenbenannten zu einer Auszeichnung interthänig zu empfehlen , erwarte aber erſt noch die näheren Befehle, ob ich die Anderen auch noch zu Belohnungen eingeben darf. Prem .- licut. Adjutant v. Batz wurde ſchon früher als der Oberſt, aber gleich falls bleſſirt gefangen. Noch halte ich es für meine Pflicht anzuführen, daß das Regiment auch heute bei dieſer ſo hitzigen Affaire ſich ſeinem bisher behaupteten Ruhm gemäß benominen hat und lege zum Beweis desſelben ein vom General Subervic auf Befehl des Diviſions - Generals Sebaſtiani an mich erlaſſenes Schreiben in Ori ginal bei . Dieſen Abend noch geht ein franzöſiſcher Officier als Parlamentair ins

ruſſiſche Lager, bis morgen nun werde ich im Stande ſein, nähere Rapports von den beiden gefangenen Officiers zu machen.

Die Anlage enthält das Verzeichniß des

Verluſtes .

Sogleid) nach erhaltener Nachricht von Gefangennehmung des Commandeurs und Adjutan en übernahm ich das Commando und beſtimmte den Brem .- Lieut. Graf

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Graevenit einſtweilen zum Adjutanten. Ich erwarte nun die weiteren Befehle eines hohen General - Commandos. Im Bivouac von Rudina , 8. Auguſt 1812.

Oberſt v . Millau . Rudnia le 8. Août 1812 .

Monsieur le Colonel !

Votre régiment s'est couvert de gloire aujourd'hui. Sa conduite lui vaut des éloges bien mérités. Je suis chargé de Vous l'écrire. En mon particulier : je Vous prie de faire compliment à tous Vos officiers qui ont montré le plus grand calme et une valeur peu commune. Je regrette autant que Vous Msr. le Colonel Waldburg. C'est un brave homme, que nous reverrons bientôt j'espére

dans nos rangs. Je ferai tout ce quil me sera possible, pour le faire échanger. Agréez Monsieur le Colonel l'expression de tous mes sentiments. Le Général commandant de la 16. brigade de cavalerie légère. Subervic.

Die Hoffnung, welche Subervic in ſeinem Schreiben aus ſpricht: daß Graf Waldburg , bald ausgewechſelt wieder an die Spige der Seinen treten werde , wurde leider nicht erfüllt. - Das

Regiment ſollte ihn nicht wiederſeben ! – Auch der brave junge Lieutenant Leopold von Hornſtein war für das Regiment verloren. Er kam auf dem Rückzuge um , ohne ſeine Kameraden vorher wieder zu erblicken. Wie bitter mochte es wohl ſein , als nun nicht lange darauf, aber zu ſpät ! die allerhöchſte Ordre – vom 19. Juli datirt - .

beim Regimente einlief, durch welche der Oberſt Graf Waldburg - Wurzach zum General-Major ernannt wurde, mit der Bemerkung, die Cavalerie-Regimenter Nr. III und IV als Brigadier zu führen, für den Fall es möglich ſei, dieſelben mit einander wieder zu vereinigen. Oberſt von Milkau wurde durch denſelben Befehl zum Re giments - Commandeur ernannt (erhielt auch dieſe Ordre erſt , als er das Commando nunmehr faktiſch ſchon übernommen hatte) , die durch dieſes Avancement vacant gewordene Escadron erhielt der bisherige Flügel - Adjutant und Rittmeiſter von Lüß ow , unter gleichzeitiger Beförderung zum Major (traf erſt nach der Schlacht von Borodino beim Regimente ein). Sec . - Lieut. von Weiß

erhielt nachträglich für die Affaire vom 5. Juli 80 Dukaten aus

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der Kgl . Kriegsfaſſe bezahlt , da er den Militär - Verdienſt- Orden cyon beſaß .

Premier-Lieutenant von Nagel wurde zum Stabs -Rittmeiſter ernannt .

Die Verwundeten wurden nach liozna geſchafft; Prem.-Lieut. Viſcher , Kurſchmidt Rudolph und Nadet Karthaus (war in der Nähe von Leipzig als Freiwilliger ins Regiment eingetreten) zum Cavalerie-Depot nach Lepel geſchickt. Dieſes Depot vereinigte ſich erſt beim Rückzuge, weit hinter dem Niemen wieder mit dem

Regiment. Detachirung der Diviſion Sebaſtiani , jeßt Pajol, auf dem rechten

Dnieprufer und nachherige Wiedervereinigung derſelben mit der großen Armee. 13. Auguft bis 6. September. Dieſe verſuchte , aber im Entſtehen ſchon wieder aufgegebene

Offenſiv - Bewegung der Ruſſen war die Veranlaſſung, daß Napoleon ſofort wieder ſeine Operationen aufnahm , und zwar dirigirte er

ſeine Armee durch eine Rechtsziehung gegen den Dniepr ; am 13. Auguſt wurden bei Chomino und Raſſaſſna Brücken über den Fluß geſchlagen, um auf dieſen auf das linke Ufer überzugehen, ſich bei Liady zu ſammeln und dann auf Smolensk vorzurücken. Auf dem rechten Ufer ließ der Kaiſer nur die Diviſion Sebaſtiani des Montbrun'ſchen Corps zurüd, die im Verein mit der Infanterie Diviſion Pino des 4ten Corps, Eugen ( 1tes, 3tes ital. leichtes, 2tes, 3tes ital. Lin. -Inf.-Reg., 1 Dalmat. -Inf.-Reg.), das Terrain auf dieſem Ufer gegen Smolensk zu behaupten hatte . General Sebaſtiani aber war nach dem Gefecht bei Inkowo ins Hauptquartier berufen – Napoleon war unzufrieden mit ihm und General Pajol übernahm an ſeiner Stelle das Diviſions: Commando .

Bis zum 13. Auguſt blieb die Diviſion in ihrer Stellung bei Rudnia . An dieſem Tage wurde ein franzöſiſcher Offizier zu den ruſſiſchen Vorpoſten geſendet, um dort 70 Louisd’ors für den Prin= zen Hohenlohe - Erlös aus deſſen Fuchs, den Graf Montbrun

gekauft hatte –, 100 Napoleond’ors für Graf Waldburg , von Baß und einen franz . Marechal de Logis zu übergeben. ( Zugleich ging der Bediente des Prinzen zu ſeinem Herrn ab , um deſſen Gefangenſchaft zu theilen).

225

14. Auguſt rückte man nach Liubowiczi, 15. bis zum Dorfe

Heraſchemint. Lieut. Finch erhielt hier den Befehl, eine Brücke über die Berezunia (fließt zwiſchen Liubowiczi und Inkowo und ergießt ſich in den Dniepr) bei Dubroffa zu zerſtören . Dorthin 4 bis 5 Stunden vom Bivuak

marſchirte er Abends ab.

„Friedlich als wären weit und breit keine Feinde, werden während des Marſches die Bauern auf dem Felde bei der Ernte angetroffen, die nur hoch aufſchauen, als ihnen zum Theil die Sicheln abge nommen worden , zum unumgänglich nöthigen Erſag für die von

den Jägern ſeit einiger Zeit verlornen oder zerbrochnen .“ Am 16. ging die Diviſion eine Stunde näher gegen den Dniepr nach Polemä ; am 17. dem Hauptgefechtstage von Smolensk durchfurthete ſie das Flüßchen Berezunia, erreichte bei Chomino ben Dniepr und bezog dort ihr Bivuaf.

Nach dieſem, für das Gros der franzöſi

ſchen Armee ſo heißen Tage , war die württembergiſche Infanterie, die an dem Sturm einen lebhaften Antheil genommen, ſo ſchwach, daß einzelne Compagnien nur noch 10 Mann zählten. Es wurde dadurch eine neue Formation des württembergiſchen Corps noth wendig und dasſelbe, noch 1300 Feuergewehre ſtart – am 3. Sep

tember -- zu 3 proviſoriſchen Bataillonen eingetheilt. Das Ganze unter Commando des Oberſten von Stockmayer; 1tes Batail lon (ehemals leichte Inf.- Brigade) Oberſt -Lieut. von Scheide mantel, 2tes Bataillon (I. Lin.-Inf.-Brigade) Oberſt-Lieut. von

Schmidt, 3tes Bataillon (II . Lin .- Inf.-Brigade) Oberſt von Þöllnit. — Dagegen hatte das Regiment Herzog Louis nach

einem Rapport vom 11. Auguſt immer noch einen effektiven Stand von 22 Offizieren, 557 Mann und 446 Pferden. Abgang an Pfer den : geſtürzt 34 , erſchoſſen 31 , gefangen 4 = 69 ; Zuwache 6 Beute pferde.

- Wieviel von obiger Mannſchaft und Pferden aber aus

rückend waren, iſt leider nicht angegeben. 18. Auguſt ging die Diviſion wieder zurück ins Bivuak von Polemä. Seconde-Lieutenant Karl von Teffin wurde von hier

mit dem preuß. Lieut. von Tiele auf Requiſitions -Commando entſendet , wie ſolche faſt täglich ausgeſchickt wurden. Auch ihn follte das Regiment nicht wiederſehen. Tejiin erkrankte bei Smo lensk und ſtarb auf dem Rückzuge. So wurden die Lücken im

Offizier -Corps immer größer und größer (Stabs -Rittmſtr. von Na gel war übrigens wieder beim Regiment eingerückt). Am 19. blieb man ſtehen , 20. Abends aber wurde nach Chomino abmarſchirt. =

Es war ein ewiges Hin- und Herziehen. Sec.-Lieut. Findh war 15

226

an dieſem Abend auf Feldwache commandirt, mußte am folgenden

Morgen , nachdem er ſeine Vedetten eingezogen , der Diviſion fol gen, die ſchon abmarſchirt war und an der Colonne vorbeitraben, um ſein Regiment zu erreichen, das bei der Avantgarde war. Da wollte es der Zufall, daß er neben dem 5ten franz. Huſaren-Reg. einen Moment im Scritt marſchirend, in die Näbe eines Huſaren

offiziers tam, der ihn fragte, ob er dieſen Schimmel nicht auch am 8. Auguſt geritten habe ; und es ſtellte ſich darauf heraus , daß jener der wadere Kamerad geweſen , der den Lieut. Find 5 in der fatalen Situation an jenem Tage herausgehauen hatte. Der Marſch ging heute den 21. in der Richtung auf Smolenst vor, dann aber wurde wieder die Direktion gegen Inkowo eingeſchlagen, das man am 22. erreichte. Am 23. paſjirte man dem Kampfplag

vom 8. Auguſt, die Todten lagen noch unbegraben auf der Stelle wo ſie gefallen waren , dazwiſchen Waffen und Ausrüſtung gegen ſtände aller Art bunt durch einander. Es wurde bis nach liozna

zurücgegangen und dort bivuakirt. Die Abſicht dieſer vielen Kreuz und Quermärſche war , dies rück- und ſeitwärts liegende Terrain von feindlichen Streif- Corps zu ſäubern , die unter Winzingerode von Porietſchie aus bis Polozk und Witepsk ſich ausbreiteten . Doch

finden wir nirgends angeführt, daß man mit dem Feinde ſelbſt Berührung gekommen wäre. 24. Auguſt wurde die Diviſion ganz links gegen Surash dirigirt, und gelangte am 25. auf dieſem Marſche nach Janowiczi. Das waren bekannte Gegenden, die man vor Wochen ſchon durch

zogen hatte. Viel Tröſtliches war überall hier nicht zu holen. Am 26. traf dann der Befehl ein , ſich in Eilmärſchen wieder der großen Armee zu nähern. Dieſe hatte in den ſchon erwähnten hef tigen Kämpfen des 15., 16. und 17. Auguſt ſich Smolensk’s be mächtigt, in der Nacht vom 18. hatten die Ruſſen es geräumt, Bagration war auf Dorogobuſh, Barklay Anfangs auf der Straße nach Porietſchie, dann aber über Lubino wieder auf der Moskauer

Straße zurückgewichen. Zu der von Napoleon ſo heiß erſehnten Entſcheidungsſchlacht war es wieder nicht gekommen. Die Ruſſen

ſegten ihren Rückzug unter fortwährenden Arrieregardegefechten auf Wiäsma fort, wo ſich am 27. Miloradowitſch, 15,000 Mann, mit

den beiden Weſtarmeen vereinigte. Napoleon folgte , war den 25. in Dorogobuſy, den 30. in Wiäsma , welches die Ruſſen den 28. verlaſſen hatten und in die Stellung von Zarewo -Saimiſchtſche ge rückt waren. Hier war Bartlay feſt entſchloſſen die Schlacht, an

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zunehmen . Am 29. Abends aber traf Kutuſow beim ruſſiſchen Heere ein , um den Oberbefehl zu übernehmen. Sein Erſcheinen hatte zur Folge, daß der Rückzug noch weiter fortgeſeßt wurde und zwar bis in die Stellung von Borodino, - den 2. September -

um bier endlich feſten Fußes den napoleoniſchen Heeresmaſſen die Stirne zu bieten. Dieſe waren am 2. und 3. September um

Gſhatók aufgeſtellt und rücten am 4. gegen Borodino vor. Die Diviſion Pajol war unterdeß ihrer neuen Beſtimmung gemäß auf Porietſchie marſchirt, das am 27. Auguſt erreicht wurde, am 28. in der Richtung von Dorogobuſh weiter gerückt, (in der Nähe des heutigen Bivuaks waren die Louisjäger ſo glücklich, eine Menge Hemden und Pelze in einem Hauſe zu entdecken , das ein ſam auf der Inſel eines kleinen See's lag ; - das war wohl ein willkommener Fund ), am 29. in die Nähe von Duchowezina ge langt, am 30 über den Wop gegangen und den 31. Auguſt wieder

am Dniepr eingetroffen, an deſſen rechtem Ufer Dorogobuſch gegen über man die Nacht bivuafirte. Am 1. September ging die Divi fion vermittelſt einer Brücke auf das linke Ufer über , zog durch Dorogobuſh , das halb in Trümmern liegend, von den Einwohnern verlaſſen, einen betrübten Anblick gewährte und rückte an dieſem Tage noch etwa 6 Stunden auf der großen Heerſtraße gegen Wiäs ma vor . Da war man auf der Route, die von den Maſſen der großen Armee durchzogen war und die furchtbaren Spuren von Kampf und Verwüſtung nur zu deutlich al überall zur Schau trug. Gegen das, was die auf ſo engen Raum zuſammengedrängten, ſich

ununterbrochen folgenden Truppenzüge gelitten und entbehrt haben mußten, war gewiß der Zuſtand, den die Diviſion Pajol in den legten Wochen erduldet, ein beneidenswerther zu nennen. 2. September. Weitermarſch gegen Wiäsma, das am 3 . nach ſehr ſtarken Märſchen erreicht wurde ; am 4. endlich kam man in den Bereich der franzöſiſchen Arrieregarde , am 5. paſſirte man Gſhatst und rückte am 6. September beim Kloſter Kolotzkoia 1

vorbei ins Bivuak links vom Dorfe Jelnia. Die Diviſion trat wieder unter das Commando des Grafen Montbrun zurück und die Inf.- Diviſion Pino trennte ſich hier von derſelben , um bei

ihrem Armee-Corps ebenfalls einzurücken.

Daß man der großen

Entſcheidungsſchlacht nahe war, ſchien Jeder zu fühlen. Am Tage zuvor, am 5. hatte ſchon der Kampf um den vorgeſchobenen Poſten deß ruſſiſchen linken Flügels und die Erſtürmung der daſelbſt befind

lichen Redoute bei Schewardino ſtattgefunden, die einen harten Kampf 15 *

228

und viel Blut gekoſtet hatte. Es gab der ernſten und ſchmerzlichen Scenen genug zu ſehen.

Auch die Landsleute ſab man wieder

die das Ney'ſche Corps ſtand unfern des lI . Cavalerie- Corps ſtolze Diviſion war zu einem Häuflein zuſammen geſchmolzen, die

Infanterie hatte noch 1152 Mann unter dem

Gewebr.

Nachdem

man zu der Ueberzeugung gekommen war , daß heute kein Angriff mehr erfolgen werde, machte man ſich's im Bivuak ſo bequem, wie es unter dieſen Umſtänden geben wollte. An Pferdefutter war faſt

gänzlicher Mangel und für den eigenen Magen gab es vollends gar nichts. Selbſt der Marketender der polniſchen Huſaren, der ſonſt immer noch etwas zu haben pflegte, wenn alle Anderen längſt mit leeren Händen einherzogen , ſelbſt dieſer beſaß heute nicht einen Tropfen Branntwein mehr. So warf man ſich denn reſignirt aufs Lager. Die Nacht war ziemlich ſtill, und unabſehbare Bivuakfeuer leuchteten rings umher, auf franzöſiſcher und feindlicher Seite. Die Schlacht bei Moſhaisk , an der Moskwa oder bei Borodino am 7. September. Es kann nicht in unſrer Abſicht liegen und iſt nicht im Sinne dieſer Blätter, eine ausführliche Beſchreibung der Rieſenſchlacht zu liefern, welche die Federn unſrer größten Militärſdriftſteller ſo viel fach beleuchtet haben. Wir wollen uns im Gegentheil mehr denn

je auf die Erzählung des Geſchickes unſeres Regimentes während dieſes Tages beſchränken und uns nur erlauben, von den Bewegun gen der übrigen Abtheilungen ſoviel einzuſchalten, als uns zur all gemeinen Ueberſicht nothwendig erſcheint. Vou legteren wären wir 1

ja doch nur im Stande, ſchon Bekanntes und bereits beſſer Be ſchriebenes zu wiederholen. - Leider iſt die Thätigkeit unſeres Re 1

nents , ſowie der ganzen Diviſion Pajol für den Gang der Schlacht von keiner beſonders in dieſelbe eingreifenden und ent ſcheidenden Bedeutung. Sie mußte , wie bekanntlich ein großer 1

Theil der Cavalerie Napoleon's, zum Ausfüllen der Lücken , zum Figuriren dienen , während er ſeine Garden chonte. Die Aufgabe, die ihr heute zu Theil wurde, iſt der härteſte Dienſt für die Cava lerie, aber dieſelbe bewährte ſich in dieſer ernſten Probe auch heute,

durch ruhiges feſtes Ausharren im verheerenden Geſchürfeuer. Die beiden Heere , die ſich hier zum Kampfe gegenüber ſtan den, zählten nach den neueſten Wahrſcheinlichkeits -Berechnungen (v . Bernhardi, Toll's Leben) 123,000 Franzoſen , 104,000 Ruſſen,

1

229

mit je 587 und 640 Geſchüßen ; darunter auf Napoleon's Seite 26,000 Mann Cavalerie. Andere Schriftſteller geben böbere Zah len an , lo Chambray die Cavalerie am 2. September zu 30,743, darunter das Il . Cavalerie- Corps mit 3943 Pferden ; es war alſo jedenfalls weit über die Hälfte zuſammen geſchmolzen . Schre

denſtein meint, das preußiſche Ulanen-Regiment ſei mit nur 291 Pferden in der Schlacht geweſen. Das Jäger-Regiment Herzog Louis, das von vorn herein ſchwächer war (das preuß. Regiment war mit 648 Pferden ausmarſchirt) , hatte nur noch 160 Pferde in 1

Reihe und Glied *) - wahrſcheinlich nach Abzug der mit Coni's (kleinen ruſſiſchen Pferden, die man unterwegs requirirt hatte) be

rittenen Mannſchaft, die, wie wir ſpäter ſehen werden , austreten mußte. Die Stellung der Armee Napoleon's war bei Beginn der Schlacht im großen Ganzen folgende : Das 5te Corps, Poniatowsky, auf dem äußerſten rechten Flügel an der alten Moskauer Straße bei Felnia ; das 1te Corps, Davouſt,1 mit 3 Diviſionen zwiſchen Schewardino und Paſſarewo, 2 Diviſionen an der Nalotſcha, unter Eugens Befehl ; das 3te Corps, Ney, und das Ste (ſeit dem Abgange Jerome's und Vandamme's unter Junot), beide unter Ney's Ober befehl zwiſchen Alepino und dem linken Flügel des 5ten Corps ; das

4te Corps, Vizekönig Eugen, an der neuen Moskauer Straße im Angeſicht von Borodino, als linker Flügel. Das Ite, 2te und 4te Cavalerie-Corps unter Murat zwiſchen Felnia und der Redoute bei Schewardino, das 3te Cavalerie -Corps, Grouchy, zur Unterſtügung des linken Flügels hinter Eugen. Die Garden an der neuen Mos kauer Straße bei Waluiewo.

Vor Tagesanbruch, zwiſchen 3 und 4 Uhr ſaß das Regiment Herzog Louis auf und rückte durch das Bivuat der polniſchen Infanterie, welche mit größter Pünktlichkeit Toilette machte " , mit

der Diviſion in die Nähe der großen Redoute.

Hier wurde die

Proklamation Napoleon's verleſen und von Prem .- lieut. Graf

Graeveniß dem Regimente verdeutſcht, ſie lautete : Soldaten ! Die Schlacht, die ihr ſo lange wünſchtet, iſt vor euch . Von euch hängt nun der Sieg ab. Er iſt uns nothwendig. Er wird uns Ueberfluß , gutė Winterquartiere und baldige Rückkehr in das Vaterland gewähren Betragt euch wie

bei Auſterlitz, bei Friedland, Witepat , bei Smolensk, und die ſpäte Nachwelt er I

!

*) v. Miller, Darſtellung des Feldzugs von 1812.

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wähne mit Stolz eures Verhaltens an dieſem Tage. Man ſage von euch : Er war

auch bei jener großen Schlacht unter den Mauern von Moskau ! Im Kaiſerlichen Feldlager auf den Höhen von Borodino den 7. September 1812, Morgens 2 Uhr. Napoleon.

Das Regiment, durch die fortwährenden Verluſte unendlich ge ſchwächt, wurde nunmehr zu drei Schwadronen rangirt, alle Jäger mit Coni's beritten , müſſen aus Reihe und Glied, ſo ſauer und ſchwer es ihnen auch ankommt“ . Die Offiziere wurden bei den

Sowadronen neu eingetheilt . Mit den Strahlen der herrlich auf gebenden Sonne ertönte von der großen Batterie auf dem äußer ſten rechten Flügel unter General Sorbier der erſte Atanonendonner, das Zeichen zum Beginn der Schlacht. Es war 6 Uhr. Das I. Cavalerie - Corps batte den rechten , das Il. den linken Flügel

in der Reſerve-Auſſtellung bei Schewardino, das IV. ſtand hinter Die Aufſtellung war in Colonne . Das 1. Cavalerie-Corps wurde ſehr bald vorgezogen , um den Angriff Davouſt's auf die Bagration-Schanze zu unterſtüşen; das IV . Corps, Ney folgend , mehr links gegen Semenowstoi dirigirt ; nur das II . Cavalerie- Corps blieb vorläufig als Reſerve auf ſeinem bisheri gen Aufſtellungspunkte ſtehen. *) Die Schlacht wogte unterdeſſen der Mitte der beiden.

vorn ſchon in ernſter Weiſe.

Gegen 8 Uhr etwa erhielt denn das

II . Cavalerie- Corps ebenfalls Befehl zum Vorrücken.

Es wurde

an der franzöſiſchen Garde vorbeimarſchirt und dann eine Stellung,

ziemlich in der Mitte eingenommen , das war ohne Zweifel die jenige welche dazu dienen mußte , eine entſtandene Lücke zwiſchen Semenowskoi und der Rajewskyſchanze zu decken und die Verbindung zwiſchen dem Vizekönig und Ney herzuſtellen . Es ſcheint, daß die 7te und Ste Brigade – die franzöſiſchen Chaſſeurs und Huſaren vorn ſtanden, dahinter die Brigade Subervic und hinter dieſer

die beiden Küraſſier -Diviſionen – die Artillerie des Corps vor der Front an der Semenowka. In der Brigade Subervic ſtand das Regiment Herzog Louis unmittelbar hinter den preußiſchen Ula nen , Hier galt es den ganzen Vormittag auszubarren , „ einem

Hagel von Kanonenkugeln ausgeſeßt“, „ welche aus einer links vor * ) Ihm ſchloſſen ſich die beiden zu Davouſt gehörenden Reiterbrigaden ( 1. , 2., !

3. franz. Jäger- und 9. poln. Ulanen -Reg.) an , die zu Ney gehörigen Bri gaden Mouriez u. Beurmann marſchirten an der Spige des I. Cav.-Corps, Nanſouty. v. Bernhardi.

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uns liegenden Schanze auf uns geworfen wurden" *). Hier war eß, wo General Graf Montbrun von einem Granaten-Splitter

tödtlich in der Magengegend verwundet wurde.

Dr. Roos , der

ſeinen Verbandplaß, wie er ſagt : am Nordweſt-Ende des runden Flächenraumes, den die mittlere Schanze beſtrich , etablirt hatte ; allem Anſchein nach), an der Rolotícha, leiſtete dem ſterbenden Ge neral im Verein mit zwei franzöſiſchen Aerzten alle mögliche Hülfe, wiewohl vergebens und Nachmittags 5 Uhr ſtarb er im Schatten des Hauſes, in dem er vor der Schlacht übernachtet hatte. Ihm,

der die Louisjäger vor ſechs Jahren zuerſt in's Feuer geführt hatte, erwies hier auf dem Felde der Ehre ein Louisjäger den legten Lies besdienſt. An die Stelle Montbrun's trat Brigade-General Caulincourt, der jüngere Bruder des Großſtallmeiſter8. De france und Wathier , die ihm im Range vorgingen, waren nach Herzog Eugen von Württembergs Angabe beide verwundet. General Subervic wurde durch eine zwiſchen ſeinen Beinen explodirende Granate in die Luft geworfen, und erhielt einige bedeutende Quetſch

ungen ; ihn erſegte General Belliard, „ der im grauen Ueberrod über der Uniform erſchien und ſich erſt als das, was er war, zu er kennen geben mußte, da Oberſt Uminsky ſchon das Brigade- Com mando übernommen hatte." Zu dieſer Zeit trabten weſtfäliſche

Huſaren an der Brigade vorbei und attakirten ruſſiſche Infanterie,

wurden aber mit blutigen Köpfen abgewieſen und kehrten wenige Minuten ſpäter in großer Menge ſchwer verwundet zurück. Es mochte zwiſchen 2 und 3 Uhr Nachmittags ſein. Die Ra jewsky -Schanze trogte noch immer den gegen ſie unternommenen Angriffen . Napoleon ordnete einen neuen auf dieſelbe an. Die Diviſion Wathier unter Caulincourt's Führung ging links ; des IV . Corps , Latour - Maubourg , dem die Diviſion De france zu folgen hatte, mehr rechts vor ; die Infanterie - Diviſionen das 4ten und Iten Armee - Corps in der Mitte. Caulincourt an

der Spiße des 5ten Küraſſier- Regiments, fand hier den Heldentod und Sebaſtiani übernahm jeßt das Commando des II . Cavalerie Corps, deſſen 2te leichte Diviſion immer noch auf dem alten Plage, immer noch im tollſten Kugelregen hielt , der in ihren Reihen ge hörig aufräumte. – Major von Werder , der Commandeur der preuß. Ulanen , hatte ſich mit ſeinem Adjutanten , Lieut. von La *) v . Dunter.

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valette , einen Augenblick von ſeinem Regimente weg und vor die Front der Louisjäger begeben, die, wie ſchon erwähnt, unmittelbar dahinter hielten. Die Kugeln ſchlugen rechts und links, vorn und binten ein. Einige Zeit im Geſpräch mit Bekannten baltend, äußert er ſcherzend beim Abſchied : jeßt iſt es doch wieder Zeit, zu meinem Regimente vor zu gehen, das die Meinung haben tönnte, ich halte mich zu lange hinter ihm auf. Raum wieder vor demſelben ange kommen, nimmt eine Ranonenkugel ſeinem Pferde, für welches Tags

zuvor General Sebaſtiani noch 100 Napoleon bezahlen wollte, den Kopf und dem Adjutanten von Lavalette den halben Unter leib hinweg." Ein Augenblick noch und er iſt eine Leiche. Kadet Maier unſeres Regimentes wurde durch den Luftdruck einer dicht vorbeifliegenden Kanonenkugel aus dem Sattel gehoben und brach auf die Erde fallend das Achſelbein . Jegt endlich ging es durch den Semenowka - Thaleinſchnitt vorwärts , man athmete ordentlich auf , als man aus dieſem Zielſcheiben - Zuſtand in Bewegung kam. Beim Durchziehen der Schlucht erhält Prem.-Lieut. von Mengen durch eine Kanonenkugel eine bedeutende ftontuſion an der rechten

Ferſe. „ Naum jenſeits angekommen , ertönt ein Hurrab , wodurch endlich die Säbel blank werden. Die franzöſiſchen Karabiniers traben in die Linie des Regiments Herzog Louis . " Die feind

liche Cavalerie wartet den Angriff nicht ab und nach einigen aus gehaltenen Kartätſch - Ladungen, wodurch auch Oberſt von Milkau verwundet wird, ſteht die Brigade als Bededung in der Mitte von

beiläufig 60 Kanonen aufmarſchirt, welche General Sorbier und König Murat in Eile zuſammengebracht haben und ununterbrochen auf die Infanterie der ruſſiſchen Garde (die Preobraſbensky'ſche) loedonnern. Beim Aufmarſch der Brigade ſollte Lieutenant von

Mengingen mit den Plänklern des Regiments vor , ward aber gleich wieder einberufen , da er in das fürchterliche Kreuzfeuer der befreundeten Artillerie gekommen wäre. Major von Gaisberg bat das Commando des Regiments, Lieut. Finch dasjenige der

Escadron Gaisberg übernommen. Während des heftigſten feind lichen Infanteriefeuers wird abgeſeſſen , da die Pferde ſich ſelbſt kaum mehr tragen können und bier werden die lieutenants von

Tungern und Voßler durch Flintenkugeln bleſſirt, Lieutenant Blattmacher erhält einen Prellſchuß auf das Blech des vorde

ren Kartuſchenriemens .“ („ Ein preuß. Prem .-Lieut. – wahrſchein lich von Michaelis - wird in den Fuß geſchoſſen, ſeßt ſich raſch

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auf die Erde, zieht ſeine Schreibtafel heraus, in welcher er Charpie

und Binden hat und macht ſich ſelbſt ſeinen Verband.“) Die endliche Eroberung und Behauptung der im Centrum der ruſſiſchen Schlachtlinie gelegenen Rajeswkyſchanze bildete den Schluß ſtein des furchtbaren Stampfes , der allerdings noch in matten Zü gen bis in die Nacht hinein fortgeſegt wurde.. Die eigentliche Schlacht war bald nach 5 Uhr beendet. Bis zur Ermattung hatte man fortgerungen , jeßt war vollſtändige Erſchöpfung auf beiden Seiten eingetreten. Von einer Verfolgung Seitens der am Rampfe betheiligten Cavalerie Napoleons konnte keine Rede ſein. Die gänzliche Ausgabe ihrer Kräfte vorbot es von ſelbſt; ſeine ganz intakt gebliebene, mehr als 20,000 Mann ſtarke Garde wollte der Kaiſer aber nicht mehr verwenden. So 30g in der Nacht die ruſſiſche Armee vom Schlachtfelde ab, unverfolgt und ohne große Trophäen in den Händen der Sieger zurückzulaſſen. Bei einbrechender Dunkelbeit marſchirte das II. Cavalerie

Corps über das blutige Feld zurück in ſein altes Bivuak . Von Lebensmitteln für die Menſchen , von Futter für die Pferde war bitterlich wenig vorhanden. „ An einige Glüdliche werden vom Vaterlande angekommene Briefe in nächtlicher Stille ausgetheilt, wodurch der Mangel eines Abendeſſens , in welches zugleich Früh ſtück und Mittagsmabl hätte eingerechnet werden müſſen , in Et: was gemildert wird. “ Ein Augenzeuge berichtet noch von dieſer Nacht einen Vorfall, der hier ſeinen Plaß finden mag . Man

ſchaarte ſich um ein Feuer herum , nicht weit von einem Haufen wirr durch einander liegender gefallener Ruſſen. Unter dieſen wurde zufällig einer entdeckt, der noch Lebenszeichen von ſich gab ; man trug ihn an das Feuer , die Wärme wirkte wohltuend auf den Ruſſen , deſſen rechtes Bein von einer Kanonenkugel ganz zerſchmettert war, er fam wieder zu fich, ſah ſich im Kreiſe erſtaunt um ; dann aber plößlich gewahr werdend , daß er ſich unter Feinden befinde, raffte er ſeine legten Kräfte zuſammen , kroch vom Feuer zurück auf den talten Leichenhaufen, dort bei den Seinigen zu ſterben .

Der Verluſt des Regimentes beſtand außer den oben ſchon ge nannten verwundeten Offizieren *) in 2 todten Jägern - Eiſen mann und Stemmer

den Verwundeten : Radet Maier ,

Wachtmeiſter Wencher, den Unteroffizieren Pfiſter , Hunger

*) Sec.-Lieut. von Brogniard, Adjutant des General Don Breuning, fand den Tod auf dem Schlachtfelde.

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bübler und noch einem dritten ; einem Horniſten und 15 Jägern 21 Mann ; 47 tobten und 2 verwundeten Pferden.

War das Re

giment am Morgen nur noch 160 Pferde ſtark, ſo hatte es nun mehr alſo nur noch 111 Pferde in Reihe und Glied obne Offiziere.

Von dieſen waren noch ausrückend : Major von Gaisberg. Rittmeiſter Gremp von Freudenſtein. Stabs - Rittmeiſter von Reinhardt. von Nagel.

Prem.-Lieut. Graf Graeveniß. Seconde-Lieutenant Findh. II

Nörr .

von Mengingen.

Il

Blattm a der. rübel .

Prem.-Lieut. Viſcher war dienſtlich abweſend , alles Andere verwundet, frank ( Teiſin und Schö n hammer ) oder gefangen. A18 ſolche, die ſich beſonders ausgezeichnet hatten, ſind genannt : Stab : Radet Maier.

Commandeur - Escadron : Sec.-Lieut. Nörr, Unterarzt

Huber , Unteroff. It ammerer*) , Böbn, Jäger Bre: mer , Pfaender *) , Sulz , Scheerer, Greter , .

W oblichlegel, frender. Escadron Milfau : Quartiermeiſter Stetter , Unteroff.

Freibold , Jäger Laccoré , Wepel. Escadron Hohenlohe : Prem . - Lieut. von Mengen , Unteroff. Arnold *), Unterarzt Hafner, Jäger $ of

ađer , Stürzel , Þferſich , Meyer I , Schwarz. Escadron Gaisberg : Unterarzt Maier , Unteroff. Þfi

ſter, Ganſer , Jäger Bertiche, Schmidt I. (Das preuß. Ulanen - Reg . hatte 1 tobten und 4 verwundete Offiziere; 17 Mann und 57 Pferde todt ; 31 Mann und 60 Pferde verwundet **) .

Verfolgung des Feindes bis zum Einzug in Moskau. 8. - 14. September.

8. September um 8 Uhr Morgens wurde aus dem mageren Bivuak aufgebrochen , an der großen Redoute jedoch auf einige Zeit * ) þatten ſchon die filberne Medaille.

**) Geſch. des 2ten preuß. Ulanen-Regmts .

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abgeſeſſen , wo man ſich durch ein Feuer aus Trommeln und Ge

webrkolben wenigſtens zu erwärmen ſuchte. Dann ging es weiter auf der Straße nach Moſhaist, über die Stelle , wo geſtern die ruſſiſche Garde niedergeſchmettert war, an Leichenbügeln rechts und links vorbei . Das II . Cavalerie-Corps, oder vielmehr die Reſte *)

desſelben unter Sebaſtiani, hatten wieder die Spige der Avant garde, die überhaupt von Sebaſtiani geführt wurde. Nach Zurück legung eines Gehölzes, aus dem Roſacken verjagt wurden, marſchirte das Corps rechts von der Straße gegen Moſbaiek auf. Es war 4 Uhr Nachmittags . Der Feind vertheidigte die Stadt ſehr hart

nädig . Eine feindliche Kanonenkugel zerſchmetterte General Bel liard einen Fuß, Oberſt Uminsky übernahm das Brigade-Com mando , Lieut . Blattmacher vom Reg. Herzog Louis wurde zu ihm commandirt , um hinfort in dieſer Stellung zu bleiben . Die Diviſion Bruyeres, des 1. Cavalerie-Corps deployirte links von der Straße und verſcheuchte die mehrmals unter heulendem Geſchrei auf ſie losſtürzenden Kojadenſchwärme durch Karabiner ſalven. Bis zur Dämmerung wurde noch mit den Koſaden ge plänkelt und „ Dabei beſonders auf ſolche Jagd gemacht, bei denen Schnapsflaſchen in die Augen fielen . Glüdlicherweiſe wurde auch Einer mit einer vollen Flaſche und einem Futterbeutel voll Zwi

back erwiſcht." Und im Bivuak, ſeitwärts von Moſhaisk, traf man ſogar noch unberührte Fruchtfelder; welche Wohlthat für die armen ausgehungerten Pferde. Jäger, die in ein nahe gelegenes Dorf ge gangen waren, um nach Lebensmitteln zu fahnden, ſtießen mit Ruf ſen zuſammen, die in gleicher Abſicht ſich dort befanden, und beide

Theile ſekten ihr Geſchäft fort, ohne ſich gegenſeitig zu ſtören. Der Hunger mochte wohl auf jeder Seite groß genug ſein. 9. September rüdte das Corps Morgens durch das von

den Ruſſen geräumte Moſhaist , wo Murat ſich bei der Avant garde einfand. Deren Tete hatte das Regiment Herzog Louis und die Flanfeurs desſelben führte Lieut. Find b. Die ruſſiſche

Arrieregarde unter Platow machte mit ihrer Artillerie der unſrigen viel zu ſchaffen, bis legtere endlich ganz ſchwieg, während die feind

* ) Die ganze franzöſiſche Cavalerie wird nach der Schlacht nur noch auf 15000 Pferde angegeben .

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lichen Kugeln lebhaft in die Diviſion einſchlugen. Major von Gaisberg wurde hier verwundet und kurz darauf auch General Pajol , wodurch das Diviſions - Commando einem neuen Wechſel unterworfen wurde und General Ercelmann dasſelbe übernahm . Das Commando des Regiments Herzog Louis ging auf den Rittmeiſter Gremp von Freudenſtein über.

Nach einiger Zeit wurde Lieut. Find h durch den Lieut, von Mengingen im Flankeurdienſte abgelöſt und während dieſe bei den auf einen Koſacken mit einem Handpferde Iagd machten , drehte plöglich die feindliche Plänklerkette um und die beiden Offiziere konnten ſich kaum noch durch ein Loch in einem hinter ihnen bes findlichen Zaun retten . Unterdeß ging Oberſt Uminsky , an der Spiße des Regiments Louis , dem die polniſchen Huſaren und die preußiſchen Ulanen folgten , auf die Koſacken los und jagte ſie in den nahe gelegenen Wald hinein, die Ulanen auf dem rechten Flü gel blieben außerhalb des Waldes, die Huſaren fanden in demſelben I

lebhaften Widerſtand und kehrten um, während das Regiment Louis in bißigem Verfolgen ſtets dem Feinde im Nacken , ſich mehr als

nöthig in den Wald hineinarbeitete. Endlich von der Verfolgung ablaſſend , kehrte man denn doch wohlbehalten wieder zur Brigade

zurück, die unterdeß, in einiger Beſorgniß um das ganz außer Augen

gekommene Regiment, à portée geblieben war. Quartiermeiſter Veybelmann hatte bei dieſer Gelegenheit einen Baſchkiren ge fangen genommen , den er im Triumph zum Regiment zurückbrachte. Der heutige Tag hatte , außer der Verwundung des Majors

von Gaisberg , einen Verluſt von einem verwundeten Jäger Schmidtbuber, erhielt einen Lanzenſtich in den linken inneren

Augenwinkel – 10 todten und 1 gefangenem Pferde zur Folge, da gegen wurden 3 Beutepferde eingebracht. Auch ein umherirrendes Fohlen hatte ſich im abendlichen Bivuak eingefunden , das ge ſchlachtet und, „ wenn gleich ungeſalzen, doch bei vortrefflichem Ap petit verzehrt wurde."

10. September wurde der Vormarſch auf der großen Mos kauer Straße fortgeſeßt. Nach einigen Stunden Vorrückens , ohne, wie es ſcheint, beſonders vom Feinde beläſtigt worden zu ſein, wurde auf freiem Felde aufmarſchirt und geruht . Der rechte Flügel, die polniſchen Huſaren , batten zur Rechten in geringer Entfernung einen Wald vor ſich, an die Polen ſchloß ſich das Regiment Louis an, den linken Flügel der Brigade hatten die Preußen . Die Com

mandeurs und Rittmeiſter der beiden legteren Regimenter ſammelten

237

ſich um Oberſt Uminsty vor der Front. „ Da erſcheint auf ein mal , wahrſcheinlich aus dem Wäldchen , ein einzelner Koſack auf beiläufig 200 Schritte vor der Front des Regiments Herzog Louis und feuert auf dasſelbe . Oberſt Uminsky giebt darauf dem Rittmeiſter von Reinhardt , der in ſeiner Näbe weilt , ſo

laut, daß es von den rückwärts haltenden Offizieren deutlich gehört wird , den Befehl , einen Jäger vorreiten und den unverſchämten Koſacken zum Teufel jagen zu laſſen ; worauf Lieut. von Men= Bingen ſchnell gegen Reinhardt zureitet und fragt , ob das Geſchäft nicht auch ein Offizier verrichten dürfe, und auf erhaltene Zuſtimmung iſt er auf ſeinem vortrefflichen Fuchs auch augenblick

lich neben dem Koſacken und fuchtelt dieſen, der gerade zum Laden eine Wendung macht, dermaßen durcy, daß er mit völligem Raßen bucel das Weite ſucht. Da jedod dem alſo durchgebläuten Ra

meraden aus dem Wäldchen 6 bis 8 Rojacken zu Hülfe ſtürzen , ſo 1

ſind zu gleicher Zeit auch die Lieutenants des Regiments louis

und der polniſchen Huſaren in der Carriere zur Stelle.“ Men= kingen hatte ſich aber ſchon glücklich durch die Koſaden durch

geſchlagen und General Sebaſtiani, der inzwiſchen herangekommen und Augenzeuge dieſer Begebenheit geweſen war , befahl , denſelben zur Ehrenlegion einzugeben. Nach dieſem Intermezzo wurde wieder vorgerückt. Die ruſſiſche Arrieregarde, jegt und auch fernerhin unter Miloradowitſch, hielt bei Rrimkoie Stand. Das Gefecht, welches vorzugsweiſe von der Infanterie des Davouſt'ſchen Corps Diviſion Dufour , früher Friand – geführt wurde , nahm einen ſehr intenſiven Karakter an. Die Cavalerie Sebaſtiani's hielt während dem auf einem er 1

höhten Punkt im Walde. Man ſaß ab, die Kanonenkugeln ſchlugen über den Köpfen der Reiter durch die Baumwipfel. Bei eingetre tener Dämmerung endlich wurde wieder aufgebrochen ; nach allerhand Kreuz- und Quermärſchen erreichte die Brigade U minsky endlich um Mitternacht „ bei ſchönem Mondſchein , aber mit Hungernden Magen “ das Bivuak, wieder im Walde auf einem Wieſenplan, auf dem der größere Theil der Diviſion ſchon um einige Stunden frü

her angekommen war. Das Regiment hatte heute 1 verwundeten Jäger und 7 todte Pferde. 11. , 12. und 13. September ging der Marſch ununter

brochen fort, ohne Ereigniſſe von beſonderer Bedeutung zu bringen ; Roſacenſcharmüßel fielen natürlich faſt alle Tage vor. — Als ſolche,

-

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die ſich am 9., 10. und 11. September beſonders ausgezeichnet hat ten, werden genannt : Stab : Stabsborniſt horlacher.

Commandeur- Escadron : Unteroffizier Boehn , Jäger Pfrender und Sulz.

Escadron Milkau : Jäger Berner , Ziegler , Bühl maier , Urnauer .

Escadron Hohenlobe : Unteroff. Groepinger *) , Jäger Dehrle , Gründele.

Escadron Gaisberg : Quartiermeiſter Vey helmann, Jä ger Albic , Kern. Es iſt nicht unintereſſant, aus dieſen Liſten zu erſehen, wie ge

wiſſe Perſönlichkeiten jede ſich darbietende Gelegenheit zu ergreifen wußten, um ſich ſtets von Neuem wieder auszuzeichnen . Am 12. war denn auch Major von lügo w beim Regimente

aus dem Königreich eingetroffen und hatte das Commando desſel: ben aus den Händen des Rittmeiſters Gremp übernommen.

Die franzöſiſche Hauptmacht war unterdeß am 10. wieder in Marſch gelegt und folgte der Avantgarde in derſelben Ordnung, die ſie ſchon vor der Schlacht bei Borodino eingehalten hatte. Rechts Poniatowski mit dem 5ten Corps in der Richtung der neuen Moskau-Kalugaer Straße, die er bei dem Dorfe Fominskoie er reichte, links der Vizekönig mit dem 4ten Corps, in der Mitte auf

der großen Moskauer Straße das 1te , 3te, 8te Corps und die Gar den. Die ruſſiſche Armee hatte auf ihrem Rückzuge am 13. die

Stellung bei Fili unmittelbar unter den Mauern Mostaus erreicht. Anfangs entſchloſſen, hier eine zweite entſcheidende Schlacht einzu gehen, wurde man doch ſchließlich in dem abgehaltenen Kriegsrath, von der geringen Haltbarkeit und den großen Mängeln der eingenomme nen Stellung überzeugt, darüber einig, Moskau ſeinem Schidſal zu überlaſſen und den Rückzug auf der Straße nach Riäſan fortzu regen. Dieſer Entſchluß wurde am 14. früh um 3 Uhr zur Aus führung gebracht. Die Ruſſen zogen ſich durch Moskau durch und gingen 24, Meile auf der Riäſaner Straße bis Panky zurück. Die Nachbut unter Miloradowitſch blieb etwa 14 Meilen dieſjeits Moskau ſteben .

*) Bejaß ſchon die ſilberne Medaille.

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Befißnahme von Moskau am 14. September.

Am Abend des 13. hatte man ein Bivuak im Angeſicht eines Wäldchens bezogen , in dem eine Feldwache zu Fuß vorgeſchoben wurde. Am 14. in der Frühe wurde der Vormarſch wieder angetreten. Die Brigade étrangère hatte die Avantgarde, an ihrer Spiße das 1

Regiment Herzog Louis, ,,deſſen Eclaireurs wieder Sec. - Lieut.

Find b führte , ſämmtliche Plänkler der Brigade ſtanden im Ver lauf des Vormittags unter dem polniſchen Huſaren - Rittmeiſter

Buſchet. Da der Munitionswagen des Regiments ſeit einiger Zeit zurückgeblieben war , die Jäger ſich bei den fortwährenden Flankeurgefechten gänzlich verſchoſſen hatten und die empfangenen

franzöſiſchen Infanteriepatronen für das Kaliber der gezogenen Na rabiner zu groß waren , mußte man aus den Piſtolen feuern , was mit der für Musketen angefertigten ſtarken Munition nur mangel haft von Statten ging ; während die Koſacken , auf die man nach Zurücklegung eines Waldes ſtieß, aus ihren langen Flinten ſchoſſen, die ſie, hinter einem Graben abgeſeſſen , auf den Sätteln ihrer Pferde auflegten . Der Graben wurde dann von den Unſeren, nach

Vertreibung der Roſacken , überſchritten, dann wieder in einen Wald

gerüđt, deſſen vorderſte Bäume als Verhau gefällt, über einander lagen. Die Roſacken räumen auch hier das Feld und nun, aus dem Walde heraustretend, „ kommt eine Stadt mit hundert vergoldeten Thurmſpißen in Sicht und in der Hoffnung , das längſt erſehnte 1

Moskau zuerſt erblickt zu haben , reitet Lieutenant Find h mit dieſer frohen Kunde im ſchnellſten Tempo zum Regiment zurück; ſegt ſich dann wieder ſeinen Plänklern vor , bei denen gleich da rauf ein franzöſiſcher General mit dem Hut auf der Degenſpige daherſprengt und Befehl zum Einſtellen des Feuers bringt.“ Der Stabe - Rittmeiſter Atinfow des ruſſiſchen Leib -Garde-Hu

ſaren-Regiments nämlich war als Parlamentär bei Sebaſtiani eins getroffen , hatte einen Brief an Murat übergeben, (worin dieſem die in Moskau zurückgelaffenen Verwundeten empfohlen wurden) und zu

gleich den Auftrag Miloradowitſch's ausgerichtet, daß man ent ſchloſſen ſei, Moskau unverſehrt zu übergeben, wenn man franzöſi ſcher Seits Zeit laſſe, ruhig abzuziehen, ohne zu drängen. Darauf batten Sebaſtiani und Miloradowitſch eine längere Unterredung,

deren Reſultat die Zuſage war , daß die Spigen der franzöſiſchen

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Avantgarde erſt zwei Stunden nach dem Abzuge der Ruſſen in die Stadt einrücken ſollten *).

Nach längerem Halt , durch dieſe Verhandlungen verurſacht, aber doch, wie wir ſeben werden , obne die anberaumte Friſt ganz einzuhalten, rückte unſere Avantgarde gegen die Dorogomilowſche Barriere vor. Die Avantgarde, wurde wie bisher durch die Brigade

étrangère gebildet ; ſie war beſtimmt, den erſten Fuß in die unterwor fene Stadt zu ſegen, in der, wie man hoffte, alle Leiden, alle Entbehrun gen aufhören ſollten. Vom Kaiſer abwärts war in dieſem Augen blick wohl kaum Einer, der ſich nicht den ſchönſten Hoffnungen bin

gegeben hätte. Die Täuſchung ſollte leider nicht lange dauern . Obgleich das Regiment Herzog Louis , wie erwähnt, am Morgen die Tete der Avantgarde gebildet hatte , ſo ſcheint es doch nicht, daß das Regiment dieſelbe auch beim Einzuge in die Czaren ſtadt behielt. Die vorhandenen Angaben darüber ſind nicht über

einſtimmend, am wahrſcheinlichſten erſcheint uns die, daß die Bri gade nach der urſprünglichen Ordre de bataille temberger, Preußen – ihren Einzug gebalten hat.

Polen , Würt Es wird zwi

ſchen 3 und 4 Uhr geweſen ſein , als man die Barriere erreichte. Bekannt iſt die erſte Enttäuſchung , welche man gleich beim Be .

treten der Stadt erfuhr, als man dieſelbe verödet , vom beſſeren

Theil der Einwohnerſchaft verlaſſen fand . Einzelne Zurückgeblie bene ſaben aus den Fenſtern verwundert auf die Anfömmlinge herab, bei einem augenblicklichen Stocken der Colonne reichten ein paar deutſch redende Mädchen den Louisjägern Bier zum Fenſter beraus , einzelne Bewaffnete aus dem Volt wurden im Vorbeireiten

mit Säbelhieben traktirt. Lieut. Find h erbeutete dabei einen ge zogenen Karabiner aus der Gewehrfabrik Tula, den er von da an ſtets bei ſich trug. An einem Kloſter bemühete ſich ein Pfaffe in

unaufhaltſamem Redefluß Schimpfreden über Napoleon zu halten. Das ſind ſo die erſten Eindrücke , die ſich beim Betreten der

Stadt dem Auge und Gedächtniß der Einziehenden einprägten und die uns überliefert wurden. Was ſich gleichzeitig auf ſehr unan genehme Weiſe geltend machte, waren die gepflaſterten Straßen, die den Pferden, gewohnt in den legten Monaten faſt immer auf

Sandboden zu gehen und größtentheils beſchlaglos, ſehr weh thaten. Bei Todesſtrafe war es verboten , während des Einmarſches aus

den Gliedern zu reiten ; Graf Graeveniß, der ſich nach der * ) Clauſewitz.

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Colonne umjeben wollte und deshalb auf die Seite hinaus ritt, batte dem zu Folge eine ſehr beftige Scene mit einem Adjutanten

Murat's . Wie man genöthigt war , ſich in der Nähe des Kremls vermittelſt einiger Kartätſchenladungen den Durchgang zu erzwin gen, iſt bekannt; einzelne, verſpätete ruſſiſche Hujaren und Dra goner, die an der Colonne vorbeijagen wollten , wurden aufgehalten und ihnen die Bierde abgenommen.

So erbeutete Unteroffizier

Diener einen ſehr ſchönen Svimmel , den Major von lüş o w hierauf fäuflich an ſich brachte.

Im

Ganzen ſcheint der Durch)

marſch von Seiten unſerer Louisjäger, bei dem ſteten Wechſel von Scenen aller Art, in ſehr froher Laune vor ſich gegangen zu ſein. Auch muß ſich troß der Auswanderung der Einwohnerſchaft aus der Stadt, nach den uns überkommenen Berichten doch noch eine Menge Volks auf den Straßen herumgetrieben haben, ſogar Polizei

diener, welche die Maſſe „ zu beſänftigen ſchienen “, Obſt- und Brod verkäuferinnen, die natürlich ibre Waare ſehr bald , doch nicht ge rade zu ihrem Vortheil los wurden .

So erreichte die Avantgarde nach Paſſirung der ganzen großen Stadt, gegen 7 Uhr Abends die Kolomenskiſche Barriere am ent gegengeſeßten Ende, nachdem faum die feindliche Arrieregarde auf

eine Entfernung von etwa 1000 Schritt hinter derſelben Stellung genommen hatte . Das überraſchend ichnelle Folgen unjerer Avant garde gab zu neuen Unterredungen zwiſchen Sebaſtiani und Milo radowitſch Veranlaſſung, deren Reſultat es war , daß man rubig einander gegenüber halten blieb. Naum hatten ſich die Anführer verſtändigt, als ein Schwarm Kojacken mit Schnapsflaſchen auf die

Diviſion Ercelmann zuſtürzte -- ,,und bald iſt die Brigade étrangère mit ihnen in ein unbegreifliches Chaos aufgelöſt und Württember ger, Preußen und Polen trinken aus ein und demſelben Gefäß mit den Söhnen vom Don und Ural , mit denen noch vor wenigen

Stunden Kugeln gewechſelt wurden . Selbſt mit General Seba ſtiani will ein Kojacenojjizier Brüderſchaft trinken, was jedoch ab gelehnt wird . “ Es mag eine komiſche Scene geweſen ſein. Nachdem ſie ausgeſpielt war, zogen einigermaßen im Kontraſt mit derſelben zwei ruſſiſche Dragoner- Regimenter in ziemlich guter Ordnung , mit gezogenen Säbeln und feindjeligen Blicken an der 1

Diviſion vorbei .

Endlich bezog man das Bivuak, im tiefſten

Sande, an derſelben Stelle, auf der man bisher gebalten hatte,

quer über die Straße nach Riajan, eine halbe Stunde jenſeit Mos: Das Regiment hatte heute taus, den Rojacen nabe gegenüber. 16

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einen Verluſt von ? verwundeten Jägern , 1 todten und 1 verwun deten Pferd .

Die eingetretene Waffenrube diente gewiß der Mehrzahl als

jidhere Bürgſchaft des nahe bevorſtehenden Friedens.

Was war

auch natürlicher, als daß Napoleon nach Einnahme der Haupt

ſtadt den Frieden diktiren werde, man war es ja gar nicht anders gewohnt. Von einer Kriegführung, wie ſie von jegt an ihren An fang nahm , indem die Invaſions-Armee in dem unermeßlichen Reiche, fern von ihren Hüljsquellen , durch Entziehung aller Sub liſtenzmittel, mit zu Hülje nehmen des rieſigen Winters , ihrem Sayidjal überlajjen wurde ; und die feindliche Armee , zur Seite ausweichend, ohne entſcheidende Scylachten der großen Armee Na poleon's nur folgte , als dieje jich endlicy, wiewohl zu ſpät, zum Nückzug entſchloß und hinter, neben , vor derſelben herziehend , jie drängte und weiter trieb , um den Untergang zu vervollſtändigen,

Den Das Zuſammentreffen der gräßlichſten Umſtände berbeiführte und dann zugleich mit den Trümmern der Anfangs unüberwindlich deinenden Heeresmaſſen wieder an der Grenze anfam - von

einer ſolchen Kriegführung hatte man allerdings keine Ahnung. Stellung und Bewegungen der Avantgarde auf der Straße nach Riäſan bis zum 23. September. Uebergang auf die alte Straße nach Kaluga durch licchtsabmarſch und Vorrücken auf derſelben . 24. September – 2. Oktober.

15. September wurde nur etwa eine Viertelſtunde vorge rückt , wobei die Rojaden der avancirenden Diviſion mit Zurück

laſſung ibrer Kartoffeltöpfe Plaß machten . Das neue Bivuak wurde bei einem Dorje etablirt, das jedoch bald ein Raub der Flammen

wurde, wie denn das im Rücken liegende Moskau auch bedenklich in die Höhe ſteigende Rauchjäulen zeigte. Uebrigens verſchaffte die Nähe der Stadt dem Bivuat der Avantgarde plöglich einen Ueber

fluß, der einen außerordentlich angenehmen Kontraſt gegen die grauenbaften Entbehrungen der legten Monate bildete . Ueberſtan dene Leiden vergißt der Soldat unendlich leicht, ſo wie eine vor theilhafte Aenderung in ſeiner Lage eintritt und ſo war man denn jeßt auch , bei vortrefflicher Chokolade , welche die Wachtmeiſterin Wirth bereitete , bei Wein , ichneeweißem Brod und Branntwein , lauter Delikateſſen, welde meiſtens die auf ibren Coni's eintref

jenden Nachzügler mitbrachten, beiter und guter Dinge.

243

Von dieſem Zeitpunkt findet ſich ein Rapport vor , der den ausrückenden Stand des Regimentes zu 2 Rittmeiſtern, 1 Stabs Rittmeiſter (wahrſcheinlich Lügow , Gremp , Reinhard , Lüßow

wohl aus Verſehen als Rittmeiſter aufgeführt) 4 Lieutenants (Graeve niş, Nörr, Mengingen, Kübel) 3 Wachtmeiſtern, 3 Quartiermeiſtern,

15 Unteroffizieren, 2 Horniſten, 66 Jägern = 96 Combattanten ; 1 Reg.- Quartiermeiſter ( Brecht), 1 Oberarzt (Roos), 3 Unterärz ten, 3 Fahnenſchmieden, 11 Bedienten, alſo zuſammen 115 Mann mit allerdings nur 80 Reit- und 6 Zugpferden angiebt. In Abgang ſind zu bringen , Mannſchaft : vor dem Feind geblieben

1 Unteroffizier 7 Mann = an Wunden geſtorben 1 in Spitälern Urſache unbekannt

11

3

8 1 3 322

334 Mann

Pferde : in Lübben zurückgelaſſen . erſchoſſen .

gefangen * geſtürzt .

1

.

105 5 131

242 Pferde

dazu die 86 vorbandenen

macht zuſammen

86

3:28 Pferde, - fehlen -

alſo an der urſprünglichen Zahl von 519 immer noch 191 Stück, über die man, wie es ſcheint, feine genügende Auskunft zu geben

vermochte. Etwas ausführlicher iſt der Nachweis über einen Theil der Mannſchaft, da ein Krankenrapport vom 15. September fol gendes beſagt :

In den Spitälern von Strichinowo bei Beszenfowiczi 4

Mann ; Moskau 1 Mann ; Krasnoi , Sec . -Lieut. v . Weiß und v . Horn ſtein ; Gshatsk Ob . v . Milkau, Maj. v. Gaisberg, St. - Rittm . v. Nagel (Wechſelfieber), Sec. - Lieut. Voſſeler ; in Spitälern, deren Namen un bekannt, 5 Unteroff. , 2 Horniſten , 33 Mann ; frank beim Depot 3 Horniſten, 28 Mann ; bei der Bagage Sec .- lieut. v . Teſſin, 1 Horniſt, 4 Mann ; frankund verwundet im Regiment Prem .- Lieut. v. Mengen, Sec. -Lieut. v . Tungern, Schönhammer v . Treuwerth, *1

2 Unteroff.; zuſammen 93 Mann. 16 *

244 1

Zählen wir zu dieſen die oben angeführten 334 Mann, ferner Sec .-Lieut. Find h, Unteroff. Fromm und 20 Jäger, die nach Mos

1

kau zum Requiriren von Lebensmitteln u. f. w. commandirt waren ,

Sec.-Lieut. Blattmacher, der bei Ercelmann, Prem .-Lieut.Viſcher,

1

Kurſchmidt Rudolph, die beim Depot, 3 Mann, die in Smolensk 1

commandirt waren, ſo gibt das eine Geſammtzahl von 455 , dazu die 115 ausrückenden , macht zuſammen 570 Mann. Nun haben wir an Gefangenen 3 Offiziere und einige Mann, den noch nicht in Rechnung gezogenen Auditor, der wohl noch zurück war , das giebt die urſprüngliche Zahl von 580 Mann, welche das Regiment 1

beim Ausmarſch hatte.

Wie raſch es aber fernerhin mit dem Abgang an Pferden ging, erſehen wir aus einer Meldung des Majors von Lüßo w , die nicht viel älter iſt und in der es heißt, „ das Regiment beſteht noch aus 54 Pferden, wovon jedoch bei einem anhaltenden Trab-Marſch ge gen die Hälfte zurückbleiben muß ". Das preußiſche Ulanen Regiment zählte beim Einzug noch etwa 130 Combattenten *) und war in den nächſten 14 Tagen nicht weniger zuſammengeſchmolzen. Andere Regimenter, namentlich, die franzöſiſchen , mit alleiniger Ausnahme der Garde , waren nocy elender zugerichtet. Hiebei konn

ten die Regimenter des II , Cavalerie-Corps darin wenigſtens einigen Troſt finden, daß jie doch in ſteter Berührung mit dem Feinde, in

unzähligen Gefechten und Scharmügeln aufgerieben worden, während andere Cavalerie - Regimenter icon gänzlich zu Grunde gerichtet waren, ehe ſie nur den Feind zu Geſichte bekommen hatten . 16. - 21. September. Den 16. rückte man weiter auf der Straße nach Riajan vor, die Rojacen, welche Willens waren , die

Fraterniſirungs - Verſuche vom 14. zu wiederholen, mußte man ſchließ lich mit Kartätſchen verjagen , als ſie keine Miene machten , ihre Stellung freiwillig zu räumen .

Zu dieſer Zeit gewann die ſchon mehrfach angeregte Idee, die ruſſiſche Armee nicht mehr in gerader Richtung zurüdweichen zu laſſen, ſondern ſie auf eine der ganz nach Süden führenden Straßen

zu führen, um auf dieſe Weiſe eine Flankenſtellung einzunehmen, im feindlichen Hauptquartier entſchiedene Geltung. Um ein ſolches Manöver mit Sicherheit ausführen zu fönnen , ging beute die rui

fiſche Armee noch um 2 '/ Meilen auf der Riäſaner Straße bis Geſch. des 2. Ulanen -Regimente.

i

245

binter die Moskwa und Padyra zurück, erreichte aber - am 17. links abmarſchirend – am 18. die Straße nach Tula und nahm hier hinter der Bachra bei Podolst Stellung . Am 19. wurde der Flankenmarſch noch weiter fortgeſeßt, die alte Straße nach Raluga

erreicht und das Gros bei Krasnaia - Pachra concentrirt , während Miloradowitſch und Rajewsky mit der Nachbut an der Riäjaner

Straße ſtehen blieben. Am 20. ging dann Erſterer ebenfalls auf die Kalugaer Straße über und ſtellte ſich bei Desna auf und Leba terer dirigirte ſich auf die Tulaer Straße , um dadurch die rechte Flanke zu decken . Auf der Riajaner Straße blieben zwei Kojaden

Regimenter zurück, um die franzöjiſche Avantgarde über die ge machten Bewegungen im Unklaren zu laſſen ; gleichzeitig wurden aber ſtarke Streifparteien auf die Rückzugslinie der franzöjiſchen Armee gegen Moſhaisk entſendet Tormaſjow blieb die Kriegführung in Vollhynien gegen Schwarzenberg überlaſſen, der gegen Warſchau zurückzuwerfen war ; Wittgenſtein aber, und Tichitſchagow , der von

Vollhynien heranzog , ſollten ſich an der Berezina vereinigen , um der Napoleoniſchen Hauptmacht den Weg zu verlegen, während der von Finnland berbei eilende Steinbeil die rückwärts ſtehenden Corps von Macdonald, 10tes, Dudinot , 2tes, und St. Cyr , 6tes Corps beſchäftigte.

Das Gros der franzöſiſchen Armee war : Avantgarde unter

Murat : Rejerve-Cavalerie , das 5te Corps Poniatowski, die Diviſionen Claparede und Dufour von der Straße nach Ja roslaw bis zu der nach Riäjan ausgebreitet; 3tes Corps , Ney ; auf der Tulaer und Riäſaner Straße zur Unterſtügung Murats. Gros : Ites Corps , Davouſt , im 1

ſüdlicheren Stadttheil

Moskau's, ſeine Vorpoſten auf den Straßen von Swenigorod und Tula ; 4tes Corps , Eugen , im nördlicheren Stadttheil mit Vor

poſten an den Straßen nach Swenigorod, Woloklamst, Petersburg, Dmitrow , Jaroslaw ; 8tes Corps, Junot, in Mojhaist, mit dem rechten Flügel bei Wereia , dem linken bei Ruza ; die Garde im Rreml .

Am 18. war die Spige der Avantgarde bis an die Moskwa vorgedrungen , die Kojacen gingen über dieſelbe zurück und hielten in ziemlicher Entfernung von dieſem Fluſſe die Straße nach Riajan beſeßt, während unſerer Seits ſogar einzelne Trupps die Mostwa durchſchwammen und ſich bis auf die jenſeits gelegenen Höhen vor pouſſirten. Das Bivuak wurde dicht am diesjeitigen , dem linken Ufer bei Miaczkowo bezogen und in demſelben blieb man bis zum

246

21. rubig ſtehen ; während die Ruſſen, völlig ungeſtört ihren Flanken marſch in oben bezeichneter Weiſe ausführten . Napoleon batte in den legten Tagen der in furchbarer Weiſe um ſich greifende Brand

von Moskau, mehr aber wohl noch der, wie er hoffte und wünſchte, baldigſt zu ſchließende Friede dermaßen in Anſpruch genommen, daß er momentan die Leitung der Armee zu vernachläſſigen ſchien . Die Friedenshoffnung theilte ſich mehr oder weniger der ganzen Armee mit, man gab ſich dem füßen Wahne hin, daß der Krieg eigentlich beendet ſei und der plögliche Uebergang aus dem gräßlichſten Man gel in ein augenblicklich wahrhaftes Wohlleben trug auch das Sei nige dazu bei, um den Menſchen einzuſchläfern, man ſättigte ſich erſtmals ſeit langer Zeit wieder – die Natur forderte gebieteriſch ibr Recht – und verlor darüber den Gegner völlig aus dem Auge. Im Lager berrſchte auch wirklich eine Zeit lang wahrer Ueber fluß. Wie ſchon erwähnt, war - am 16. – Sec. -Lieut. Find by nach Moskau entjendet, um dort Lebensmittel und andere Bedürf niſſe zu requiriren, war nach allerband wunderbaren Irrfabrten am

19. glücklich zum Regimente zurückgekehrt, einen außerordentlich 1

reichen Vorrath von Lebensmitteln , Pelzen und anderen nüßlichen

Dingen und mehr wie das mit ſich führend . Nach Moskau abge ſandte Offiziere anderer Regimenter waren nicht minder glücklich zurückgekehrt.

Ehe Lieut. Finch am 19. auf ſeinem Marſche ins Bivuak zurück, dieſes erreichte, begegnete ihm ein höchſt überraſchendes Er eigniß. „ Beim Durchreiten eines Waldes wird er im Gebüſch zweier, wie Wilde ausſehender Männer im abenteuerlichſten Auf zuge anſichtig, die , nachdem er ſein Pferd auf ſie zugelenkt hat , ihm frohlockend entgegenſtürzen und als die beiden Jäger, W am 8 ler und Böhm , erkannt werden. Beide am 8. Auguſt bei In fowo gefangen genommen , entſprangen vor wenigen Tagen den Ruſſen. Bei Tage verbargen ſie ſich auf den Feldern in Heu ſchobern oder im Walde und bei Nacht gingen ſie quer Feld ein,

ihre Richtung immer nach dem großen Brande nehmend, indem ſie richtig kalkulirten , er müſſe von Moskau berrühren , wo die Fran zoſen eingerückt ſein würden . War die Ueberraſchung des Lieut. Finch groß , ſo war die ihrige und die Freude noch viel größer, ſich auf einmal ertoſ't und unter Kameraden ibres Regiments zu

leben ." Dieſe beiden Jäger brachten auch , wie wir aus einer Mel dung des Major von Lütow erleben, die erſten Nachrichten über Gen.-Maj. Graf Waldburg und Pr.-Lt. von Baß. Beide hat

247

ten nach ihrer Gefangennehmung bis Smolensk zu Fuß geben müj ſen, troßdem Graf Waldburg eine ſtarke Kontuſion auf die Bruſt, von Baß aber zwei Lanzenſtiche bekommen hatte.

In Smolenst

ſei es ihnen dann gelungen, einen Wagen zu erhalten und an dem Tage, an dem die zwei Jäger ſich ſelbſt ranzionirt batten, ſeien beide Offiziere ziemlich wohl geweſen . Wie ſehr man überzeugt zu ſein ſchien , daß dieſer Zuſtand der Rube noch längere Zeit dauern werde , geht ſchon daraus hervor,

daß man am 21. damit umging , die Diviſion Ercelmann in Miaczkowo einzuquartieren und man nur deshalb dieje Abjicht nicht

ausführte, weil die Räumlichkeiten nicht hinreichten, die ganze Divi ſion, ſo ſehr ſie auch zuſammen geſchmolzen war, unter Dachy zu brin gen . Man dachte wohl icon an die Winterquartiere. - Da traj plößlich der Befehl Napoleon's zum Vorrücken ein . Die durc )

Spione an ibn gelangte Kunde , daß die Ruſjen auf der Straße nad Tula ſtänden , ließ ibn endlich zu neuer Thätigkeit ſchreiten .

Murat ſollte mit dem I. , II . und IV . Cavalerie - Corps und den Inf.- Diviſionen Claparede und Dufour auf der Straße nach Riä jan, Poniatowski auf derjenigen von Tula gegen Podolst , und 1

Beſſieres mit dem III . Cavalerie - Corps , einer Infanterie- Diviſion und Cavalerie - Brigade des Davouſt'iden Corps und einer Ulanen

Brigade der Garde auf Desna vorgeben , um über die Stellung des Feindes Gewißbeit zu erlangen .

22. September paſſirten ſomit die unter Murat ſtehenden Corps die Moskwa, vermittelſt einer Furth bei dem Dorfe Zazeria und gingen, meiſtens in Zugscolonnen marſchirend, auf der Riäjan - , die Rojacen vor ſich ber Straße bis Bronnißy - drei Meilen treibend. Daß man nur noch dieſe und nicht mehr die ruſſijde Hauptarmee vor ſich babe, wurde jeßt nur zu klar. – ( Das Regi

ment Herzog Louis gab in der Nacht eine Feldwache unter Lieut. Finch.) 23. September – 2. Oftober . Den 23. blieb Murat bei Bronniky ſteben - wobl um über die wahre Sachlage ins Reine zu fommen , am 24. aber wandte er ſich rechts in der Di rektion auf Podolst. Ehe dieſer Ort am 2. erreicht wurde, ſtieß

man auf den Feind , der ſich plänkelnd zurückzog, worauf Murat jich mit Poniatowski bei Podolsk vereinigte und für die Nacyt ein Bivuak unweit davon bezog , in welchem man auch den 26 .

ſtehen blieb. In der Nacht vom 25. auf den 26. wurden von der Feldwache des Lieut . von M en gingen zwei Vedetten aufgeho

248

ben ; am folgenden Abend aber, nachdem Menķingen von Fran: zojen abgelöſ't war, gelang es dem Feinde , die ganze Feldwache gefangen zu nehmen . - Endlich wieder auf die rechte Spur kom = mend, ging die Vorhut Murat's, bei der ſich faſt beſtändig die Brigade Uminsky befand , am 27. bis Krasnaia- Bachra vor. Die feindliche Arrieregarde wich nach kurzem Gefecht überall zu

rück. Nutuſow , entſchloſſen , auf der alten Straße nach Kaluga in die ſchon im Voraus ausgewählte Stellung von Tarutino zu

rücken, um dort ſich zu erbolen, ſeine Armee zu verſtärken und unter der Zeit durch den ſogenannten kleinen Krieg der Napoleoniſchen Armee io viel Abbruch wie möglich zu thun , ging an genanntem

Tage bis Babenkowo an der Motſcha zurück, blieb hier drei Tage ſtehen , jeşte am 1. Oktober den Marſch bis Spaß- Kuplia fort und bezog am 2. das Lager von Tarutino binter der Nara. Murat, dem jeßt auch das III . Cavalerie- Corps wieder unter geordnet war, behielt am 28. ungefähr dieſelbe Stellung vom vori

gen Tage inne, am 29. Nachmittags ging die ganze Avantgarde vor, es engagirte ſich ein ziemlich lebhaftes Gefecht mit der feind lichen Nachbut, das bis ſpät Abends obne beſondere Reſultate auf beiden Seiten fortgeſeßt wurde. Erſt um 11 Uhr Abends rückte man ins Bivuat, welches vom Regiment Louis in einer Birken

allee hinter dem Dorfe Tjchirikowo bezogen wurde . Es war eine abſcheuliche regneriſche Nacht, in der ſich die Feldwache, welche das Regiment zu geben hatte, faum auf ibren Pferden man durfte die ganze Nacht nicht abſißen - vor Mattigkeit wach erhalten fonnte.

Den 30. September und 1. Oktober blieb man wieder

hier ſtehen. Eine Friedensnachricht, die der zu einem franzöſijden General entſendete Pr.-Lt. Graf Graeveniß von dort mitbrachte und

die Alles in die freudigſte Stimmung verjeßte, erwies ſich nur zu bald als falſch und ſomit wurde am Nachmittag des 2. das Vor

rücken auf der machte man in ſtündigen Halt, anbruch des 3.

Straße nach Naluga fortgeſeßt. Um Mitternacht der Nähe verlaſſener ruſjiſcher Schanzen einen ein dann ging es wieder vorwärts und noch vor Tages wurde ein Bivuak unfern Woronowo bezogen. Gefecht bei Winkowo am 33. Oktober.

Nachdem dort einige Stunden geruht worden war, rückte das II . Cavalerie- Corps noch weiter vor , wie es ſcheint bis jenſeits Spaß -Kuplia. Hier, zwiſchen Spaß -Kuplia und Winkowo, blieben

1

249

die Karabiniers und Kürajjiere des Corps vor einem Walde ſtehen und fingen an, ſich ihr Bivuak einzurichten , während Sebaſtiani, es war Nachm . 5 Uhr, mit der leichten Diviſion Ercelmann, welche allerböchſtens noch aus 600 Pierden beſtand * ) , bis in den

vor der Front liegenden Wald vorging . Dieſer wurde ohne be ſondere Schwierigkeiten durchzogen und die Vorbut der Diviſion beſeşte eine jenſeits desſelben gelegene Höhe , während das Gros, bei dem ſich das Regiment Herzog Louis befand, in dem nie deren Gebüſch halten blieb.

Der Feind, welcher ſich bei dem An

rücken Sebaſtiani's zurückgezogen hatte , war jegt im Stande, die Schwäche und Stellung der Diviſion zu überſehen und, entſchloſſen ſich dieſe zu Nuße zu machen , ging er wieder zum Angriff vor. Man hatte ſich jo gut es ging neben dem ſchmalen Waldweg in Linie formirt, wobei aber von einem feſten Anſchließen keine Rede 1

ſein konnte, da Bäume und Gebüſch dasjelbe unmöglich machten . „ Das Feuer an der Tete – nimmt immer mehr zu, ſowie auch

das Geſchrei der Kojaden ſtets näber bringt , welche die Huſaren bald nicht mehr aufhalten können ."

Auf dieſe , die vorn ſtanden,

hatten ſich die Kojacken mit großer Ueberlegenheit geworfen und trieben ſie trop lebhafter Gegenwehr zurück. „,, Einzelne Roſacken zieben ſich rechts und links im Hochwald an der Brigade vorbei.

Eines der franzöſiſchen Chaſſeur - Regimenter, freilich kaum noch 60–80 Pferde ſtark, welches etwas rechts und vorwärts von Louis, die Karabiner auf den Schenkel aufgelegt, à cheval des ſchmalen

Waldwegs aufmarſchirt ſtand und auf welches als Wächter der Rückzugslinie noch einige Hoffnung gebaut wurde, kehrt a tempo, obne einen Schuß zu thun und ohne Commando biezu um , jo daß

der wenigen Mannſchaft des Regiments Louis nichts mehr übrig bleibt als hinten nachzufegen ." Der General der franzöſiſchen Hujaren reitet ventre à terre ohne Hut am Regiment vorbei . „ In dieſem Moment erhält die Falbe des Lieut. Finch einen Schuß in den linken Hinterſchenkel, hinkt noch einige Schritt auf drei Füßen fort, ſtürzt mit dem Reiter, von Koſacken umringt im Ge büſch zuſammen und von zwei gefälligen Gardekojaden unter dem

Pferde hervorgezogen , mit drei Stichen auf und neben der Naje und einigen dergleichen in die rechte Seite und den Schenkel, ſeiner 1

*) Da fie 7 Regimenter zählte , hatte alſo das Regiment eine durchſchnittliche Stärfe von 85 Pferden.

250

wenigen Baarſchaft bald möglichſt entledigt, iſt der Lieutenant Ge

1

fangener Da ibm wegen des Stiches im Schenkel das Seben

ſebr erſchwert wird , bietet ihm einer der Roſaden ganz böflich die Hand und ichleppt ihn ſo neben dem Pferde her , aus dem Walde

rückwärts . Nach einigen hundert Schritten erſt merken die Ge leitsmänner, daß der Gefangene den Karabiner noch am Bandelier trägt und da ſie ihn bei näherer Beſichtigung als aus der Fabrik von Tula ſtammend erkennen , wäre ibm der Schaft beinabe am

Kopf zerſchlagen worden.

Zum Ueberfluß ſtürzt auch noch ein ge

wöhnlicher Koſack mit eingelegter Lanze unter dem Ausruf: ab

Franzus, auf ihn ein und hat große Luſt ihn anzuſpießen, was noch von den begleitenden Gardekojacken verbindert wird. Beim Austritt

auf das freie Feld wird auf mehrere Nojackenpults und einige ruſſiſche Dragoner-Regimenter geſtoßen , welche das weitere Vor rücken der ſchwachen Diviſion wobl verhindern konnten ."

Das Gefecht - ohne einen Mann Infanterie, im Walde, dem überlegenen Feinde gegenüber – ging unterdeß ſeinen Gang fort. ,, Das Regiment, ſchreibt Major von Lüßow in der Relation 11

über dieſe Affaire, „welches bei dieſer Gelegenheit die linke Flanke

der Diviſion zu decken hatte, mußte, nachdem ſolche zurücgedrängt wurde, die Arrieregarde machen und batte das Glück, mehrere Male die Chargen der Noſacken abzuweiſen und ſo der Diviſion einen

guten Rückzug zu verſchaffen .“ Es ſcheint , daß die Deckung des Rückzuges gemeinſchaftlich mit dem preußiſchen Ulanen - Regiment ausgeführt wurde, denn in der mehrfach angeführten Geſchichte des 2ten preuß. Ulanen - Regiments heißt es : „ Unſer Regiment, auch

vom Feinde gedrängt, hielt ſich dennoch zuſammen und da es ſo durch die Verhältniſſe ſelbſt zur Arriere - Garde gemacht wurde,

ſuchte es durch wiederholtes Frontmachen die Diviſion zu retten u . " Relation Lüßow's beſagt dann ferner: „ Das Regiment verlor durch die raſchen Chargen , die es auszubalten hatte , die braven Lieutenants Nörr und Find b * ), die Jäger Schau und

Sulz nebſt 20 Pferden als todt ; bleſſirt und gefangen wurden der Rittmeiſter und Ecadrons - Chef Gremp von Freudenſtein , Seconde-Lieutenant von Mengingen , Stabshorniſt Horlacher, *, Es ſtellte ſich erſt ſpäter heraus , daß beide verivundet, erſterer namentlich ſehr ſchwer, in Gefangenſchaft gefallen waren . Das Gericht des Todes vom lieut.

Find h gewann namentlich dadurch große Verbreitung, daß man die aufge fundene Leiche eines franz. Chaſjeurs des 11. Regiments mit ihm verwechſelte . !

251

1 Quartiermeiſter, 4 Unteroffiziere, 5 Jäger ; bleſſirt 1 Quartier meiſter (Vey helmann, Lanzenſtich ins rechte Schulterblatt), 2 Unteroffiziere, 9 Jäger. Sec . - Lieut. von Tungern , welcher ſich, ungeachtet ſeiner Bleſſur (er wurde, wie angeführt, bei Boro dino verwundet) , immer beim Regimente aufhielt und auch dieſes Mal dem Regimente gefolgt war , rettete durch ſeine ſchnelle Ent ſchloſſenheit die ganze Bagage und die Handpferde, welche alle auf Befehl des Diviſ.-Generals der Diviſion gefolgt und bei dem Zu

rüdweichen derſelben ſehr in Gefahr waren , gefangen zu werden ."

Weiter heißt es dann : „ Das Regiment, welches bei dieſer Gelegen heit wieder ein ausgezeichnetes Lob des franzöſiſchen Diviſions Generals erhielt und ſich wieder mit Rubm bedeckte, „ iſt durch dieſe Affaire bedeutend geſchwächt worden und zwar ſo , daß es gegenwärtig mit 4 Offizieren , 2 Wachtmeiſtern , 9 Unteroffizieren und 16 Jägern als vor dem Feind brauchbar ausrückt * )." Ich ſebe mich verpflichtet, in der Anlage folgende individuen , die ſich

am 3, beſonders auszeichneten , zur Empfehlung und Belohnung an Seine Majeſtät einem hohen General - Commando vorzuſchlagen . Das Pferd des Rittmeiſters von Reinhardt , welches in der

Schlacht am 7. ſchwer bleſſirt wurde, iſt in Folge ſeiner Wunden geſtürzt." 6. Oktober 1812.

v. LÜ ßo w .

Die wegen beſonderer Auszeichnung Erwähnten waren :

Commandeur- Escadron : Unteroff. Bed **), A nöpfler ; Jäger Wiedemann ** ), Eberle.

Escadron Gaisberg : Horniſt Horlacher ***) ; Unteroff.

Weinmann , Staeble ; Jäger Bonz I , Kinzinger, 1

Fled , Ebert.

Escadron Lügow : Jäger Brenner , Koch II , Hofmei ſter II , Dolderer.

Escadron Gremp : Unteroff. Sch a ** ) , Locher ; Jäger Moßmann , Menner , Obwald, Frid , Rob m l . * ) Das mit doppelten Ausführungszeichen verſehene iſt in der Meldung mit Ge heimſchrift geſchrieben . ** ) War im Beſit der ſilbernen Medaille.

*** ) Es ſcheint im Regiment einen Stabshorniſten und einen þorniſten Hor lacher gegeben zu haben.

252

Von dem preußiſchen Regiment der Brigade waren drei , von dem polniſchen einer, von der ganzen Diviſion elf Offiziere und ein großer Theil der Mannſchaft gefangen genommen. Dem weiteren Rückzug wurde endlich durch das Eintreffen von

2 Geſchüben und einem Bataillon Infanterie Einhalt gethan *) . Wie ein Augenzeuge berichtet, habe Sebaſtiani dem polniſchen Kanonier die Lunte aus der Hand geriſſen und ein Geſchüß abge

Feuert, worauf die Noſaden von ihrer Verfolgung abgelaſſen bätten. Eine halbe Stunde binter jenem Walde , in welchem das Ge

fecht ſtattgefunden hatte, wurde das Bivuak bezogen ; ohne das Ge ringſte von Lebensmitteln zu finden , mußte man die Nacht zu bringen. In welcher Stimmung man war, läßt ſich denken , auch Toll es nicht an ſebr lauten Aeußerungen über die Art und Weiſe ,

wie Sebaſtiani die Diviſion in dieſe übele Lage gebracht hatte , ge

fehlt haben , die eben nicht ſchmeichelhaft für ſein Ohr klingen modten .

Stellung der Avantgarde unter Murat an der Eſcherniſchnia. 4 - 17. Oktober.

Am 4. Oktober ging die Diviſion wieder durch jenen ver bängnißvollen Wald vor , den vorangezogenen Colonnen folgend , die bei Winkowo an der Tſchernijchnia ein ſebr ernſtes Gefecht be

ſtanden , blutiger und hartnäckiger wie das geſtrige. Der Kampf dauerte bis zur Dunkelheit und endete damit, daß Milorado witich mit der ruſſiſchen Nachybut ſich hinter die Tſchernijchnia zurückzog, um eine ſtarke halbe Meile vor dem Lager von Tarutino

ſtehen zu bleiben ; während Murat auf beiden Ufern des genann ten Fluſjes Poſition nahm und in dieſer Stellung bis zum 18. Oktober verharrte. Es waren hier unter ſeinem Befehl vereinigt die vier Cavalerie- Corps , das Corps Poniatowski's und die Diviſionen Claparede und Dufour ; das Ganze in einer Stärke

von höchſtens 24,000 Mann. „ Wir ſtanden ," ſchreibt Roos , „ auf 1

dem linken Flügel des Lagers, neben uns ein Dorf, Teterinka . Vor

wärts des Dorfes lagerte die Kürajjier- Diviſion , hinter derſelben ibre Artillerie, rechts von uns vorwärts die Infanterie von Ponia towski ; binter einem Walde obnweit derſelben , in einem von Stein

* ) Geſch. des 2. Ulanen - Regiments.

253

gebauten nicht eleganten Landhauſe wohnte der König (von Neapel) und das Lager der übrigen Truppen zog ſich über die Straße rechts bin, die über die Nara und nach Tarutino führt , das etwa eine Meile weit vor uns lag, von uns aber nie geſehen wurde . " „ Hier lagerten wir bei dem Wechſel der Herbſtwitterung, die zwar trođen, aber oft recht kalt war, rubig, ohne nur einmal allar mirt zu werden , 14 Tage lang (dem widerſprechen andere Nach richten , die Beunruhigungen durch die Rojacken erwähnen ), hatten aber mit unglaublichem Mangel zu kämpfen und lebten beſtändig in ſchwankender Hoffnung wegen des von uns ſo ſehr gewünſchten und für uns ſo nöthigen Friedens." Der grauenvolle Zuſtand während des Aufenthalts an der Ticherniſchnia wird übrigens von Allen ziemlich übereinſtimmend

geſchildert, Fouragiren rüden , um heits- und 1

an Lebensmitteln war der gräßlichſte Mangel, zum mußte man Stunden weit unter ſtarker Bedeckung aus dann häufig mit leeren Händen zurückzukehren , Krant Todesfälle bei Menſchen und Pferden mehrten ſich in

erſchreckender Weiſe . „ An Lagerſtroh" , berichtet Roos weiter, „ batte

man nur ſo viel , als den Pferden zum Futter höchſt nöthig war. Auf dieſes legte man ſich Nachts und warf es am Tage den Pfer den vor . Zulegt jedoch gab es an Pferdefutter faſt nichts mehr als Dachſtrob."

Am 6. Oktober traf das zurückgelaſſene, mittlerweile aber nach gerückte Depot des Regiments Herzog Louis in Moskau ein und wurde in der Kajaner Vorſtadt nntergebracht. Uebrigens hatte das ſelbe unterwegs mancherlei Unfälle und Gefahren zu beſtehen , und einige Märſche vor Moskau wurde es von bewaffneten Bauern über fallen, die 11 Neconvalescenten des Regiments ermordeten *). Eine Meldung des G.-L. von Scéler vom 12. Oktober ſchildert den ganzen troſtloſen Zuſtand , in welchem die Armee ſich befand **) ; * ) Es iſt ungewiß , ob dieſes Depot dasjenige unter Prem .- lieut. Vijcher, oder ob es vielleicht ein anderers war : Lettere Annahme ſcheint jedoch die wahrſchein lichere, da wir das Viſcher'ſche Depot am Ende des Jahres ziemlich wohl er halten in der Nähe von Thorn wieder finden werden , woraus ſich ſchließen läßt , daß ſolches ſeinen Rüdmarſch hinter den Niemen direkt antrat und das durch dem Verderben entging.

** ) Nach einem Ausrüdrapport vom 9. Oktober betrug der Stand der Infanterie noch 876 Mann, von denen aber als wirkliche Combattanten nicht 400 Mann

zu zählen waren , die Uebrigen wurden beim Train, beim Fuhrweſen , bei den Lebensmittel- Commando's u. ſ. w. verwendet.

254

in der Nachſchrift dieſes Berichts beißt es :

,, Soeben meldet mir

Major von Lüß o w , daß das Regiment Nr. III , Herzog Louis Jäger , in der ſchlimmſten Lage ſich befinde, wegen Mangel an Lebensmitteln , um die er mich erſucht , da ſie bereits genöthigt, Pferde ſchlachten zu laſſen ." Schlacht bei Tarutino am 8. Oktober.

Napoleon hatte lange , wiewohl vergeblich, auf die Friedens vorſchläge von Seiten des Kaiſers Alexander gewartet , hatte ſich endlich , in ſeiner immer bedenklicher werdenden Lage , dazu ents ſchloſſen, ſelbſt den Frieden anzubieten. Alle angeſtellten Verſuche waren vergeblich , ſeine Abgeſandten kehrten vom ruſſiſchen Heer

führer obne befriedigendes Reſultat zurück, ſeine Briefe, die er an den Kaiſer Alexander ſchrieb , blieben unbeantwortet. Endlich als

Napoleon alle ſeine Hoffnungen auf Erlangung des Friedens , ja nur eines längeren Waffenſtillſtandes ſcheitern jah, entſchloß er ſich zu dem Unvermeidlichen , zum Rückzug. Bevor jedoch dieſer angetreten wurde, hatte der unter Murat ſtebende Theil der großen Armee ſchon einen empfindlichen Schlag erbalten.

Die uns

vortheilhafte Stellung der Muratſchen Heeres -Abtheilungen , die er größeren Theils auf das linke dem Feinde zugekehrte Ufer der Ticherniſchnia vorgeſchoben , wodurch dieſer Theil den Fluß mit ſeinen tief eingeſchnittenen Ufern im Rücken hatte , war dem Feinde nicht verborgen geblieben . Dazu kam noch, daß, während der rechte

Flügel ſich allerdings an die Nara lehnte (die hier in der Richtung von Nord nach Süd fließt, und erſt nach einem großen Bogen gen

Oſten gewandt , zur Dedung des Tarutino - Lagers diente ) , der linke Flügel völlig in der Luft ſtand und ein großer vor dieſem linken Flügel gelegener Wald ganz unbeſegt blieb . Darauf nun gründeten die Ruſſen , mit der Abſicht Murat zu überfallen , ihren Operationsplan : Man wollte nämlich , während man ihn in der Front beſchäftigte , den linken Flügel , durch jenen Wald gedect, umgehen und ſich des in ſeinem Rücken gelegenen Paſſes von

Spaß - Kuplia bemächtigen , um ihm dadurch die Rückzugslinie zu verlegen . Der beabſichtigte Angriff jollte am 17. ausgeführt werden, verzögerte ſich aber bis zum 18. Auch an dieſem Tage jedoch kamen die zum Angriff entworfenen Dispoſitionen nicht vollſtändig zur Ausführung , namentlich verſpäteten ſich die Colonnen , welche den I

Angriff auf den linken Flügel unternehmen ſollten , der Art , daß

255

jie ſtatt vor Tagesanbruch erſt um 9 Uhr Morgens im Stande waren , gegen dieſen vorzubrechen und die ruſſiſche Hauptarmee drückte ſpäter nicyt mit der gehörigen Energie von Tarutino auf Winkowo nach, um den Erfolg zu vervollſtändigen.

Uebrigens gelang troß aller diejer Umſtänden der Ueberfall unſeres linken Flügels vollkommen . Die Diviſion Ercelmann wurde beim Füttern überraſcht und aus einander geſprengt, die Brigade Umins fy ( früber Subervic) welche , wie wir ſchon er wähnt haben, den äußerſten linken Flügel bildete , und noch un gefähr 70 Pferde zählte, machte bei dem Rückzug der Diviſion noch

mehrere Angriffe, wobei es ihr gelang, einem Haufen Kvjacken, der zehn polniſche Kanonen erbeutet hatte, wieder ſechs Stück abzuneh men. Murat war bemüht, das Gefecht wieder herzuſtellen und

ward bei dieſer Gelegenheit umringt, jo daß er zum zweiten Male einer unvermeidlichen Gefangenſchaft entgegen ſah (das andere Mal war bei Borodino), woraus ihn nur die ausgezeichnete Tapferkeit

des württembergiſchen Lieutenants von Tungern vom Jäger Regiment Herzog Louis und einiger Jäger rettete." *) – Der

Rückzug Murat's , wenn man das größtentheils ganz regelloſe und allmälig unaufhaltſame Zurückweichen noch ſo nennen kann , ging bis Woronowo. Nur dem energieloſen Handeln des ruſſiſchen linken Flügels und der bald erfolgten Einſtellung der Verfolgung batte man es zu danken , daß der Ueberfall bei Tarutino nicht eine gänzliche Vernichtung der Murat'ſchen Truppen zur Folge hatte. Die Ruſſen erbeuteten 38 Kanonen , viele Bagage und machten 1500 Gefangene .

Räumung von Moskau . Beginn des Rückzuges. Auflöſung des Regimentes.

19. - 30. Oktober.

An eben dieſem 18. Oktober hielt Napoleon in Moskau große Heerſchau über ſeine Armee , die immer noch 107,000 Mann und 569 Geſchüße **) zählte . Während der Revue traf die Nachricht von Murat's Niederlage bei Winkowo ein . Am 19. verlief der Kaiſer mit der alten Garde, dem Iten und 3ten Armee -Corps Moskau,

die alte Kalugaer Straße einſchlagend ; das 4te Eorps war ſchon am 18. desſelben Wegs gezogen , während die junge Garde * ) v . Miller, Darſtellung des Feldzugs 1812 . **) v . Bernhardi .

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unter Mortier noch in Moskau zurückblieb. Napoleon's Ent jchluß , den Rückzug anzutreten , ſtand feſt ; ſicherer wäre dieſer im Norden der Smolenst - Moskauer Straße auf Witepst zu be

werkſtelligen geweſen - er gab ſich nämlich den Anſchein , als wolle er zwiſchen Smolenst, Mobilem , Minsk und Witepst Winter quartiere beziehen -- es fonnte aber nicht in ſeinem Plane liegen,

dieſen Rückzug direkt auszuführen, wodurch er ſogleich als das er kannt worden wäre , was er eigentlich war. Um die Welt, noch

eine Zeit lang wenigſtens , über die wahre Sachlage zu täuſchen , wollte er den Rückzug mit einer Offenſiv - Bewegung nach Süden beginnen -, vielleicht dachte er auch wirklich einen Moment daran, durch die ſüdlicheren Provinzen zurückgeben zu können . – Demnach wurde ein Vorrücken auf der alten Kalugaer Straße angeordnet,

um -- nach wenigen Tagen doch wieder auf die Straße nach Smo lenst zurück zu biegen.

Dorthin , wo er ſeine Vorrätbe zu finden

wähnte , wo er Verſtärkungen und Nachſchube aller Art anzutreffen boffte.

Das auf der alten Straße nach Kaluga unternommene Vor geben wurde jedoch ſchon nach dem erſten Marſchtage abgeändert, indem von Krasnaia - Pachyra bereits die Richtung auf die neue Straße nac Fominskoie eingeſchlagen ward. Dort traf Napolen mit der alten Garde und dem Iten Corps am 22. Oktober ein , bas 4te und 5te Corps waren icon am 21. daſelbſt , Murat, mit den drei erſten Cavalerie - Corps, wurde ebenfalls dahin dirigirt,

und nur Ney blieb mit dem 3ten Armee -Corps, der Diviſion Cla parede, dem 4ten Cavalerie - Corps noch auf der alten Straße zurück. Das Regiment Herzog Louis, am Schlachttage von Taru tino noch ungefähr 20 bis 25 Pferde ſtark, unter den Offizieren : Major von Lüßow , Mittmeiſter von Reinhardt , Brem. -Lieut . Graf Graevenit und den Seconde -Lieutenants von Tungern

und Blattmacher , den einzig noch dienſtfähigen , löſte ſich zwei Tage nach der Schlacht vollſtändig auf.

„ Worauf von Lügo w ,

von Reinhardt , Graf Graeveniß und von Tungern ſich in das württembergiſche Hauptquartier begaben (welches, wie bekannt, dem 3ten Corps angehörte ); Lieut. Blattmacher mit 6 Jägern blieb noch einige Tage bei der Brigade , worauf auch er im würt tembergiſchen Hauptquartier einrückte * )" * ) v . Miller .

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Damit hört alſo jede irgendwie einflußreiche Thätigkeit des

-Regiments in dieſem einzig in ſeiner Art daſtehenden Feldzuge , ja eigentlich die ganze Eriſtenz des Regimentes auf. Die geringen Ueberbleibſel desſelben folgten, meiſtens im Verein mit den ſchwa chen Reſten des ganzen württembergiſchen Corps, dem traurigen Rückzuge der einſt ſo ſtolzen Armee. Unſere Aufgabe bleibt es nun mehr, die Erlebniſſe einzelner Glieder des Regiments , ſo wie das, was unmittelbar auf dasſelbe im ferneren Verlauf dieſes Feld

zuges Bezug hat, in ſoweit zu ſchildern, als wir dazu im Stande jind ; bis wir an dem Zeitpunkt ankommen werden , an welchem

das Regiment wieder als organiſcher einigermaßen thatkräftiger Nörper auftritt. Am 23. Oktober verließ auch Ney die Stellung an der alten

Straße nach Kaluga und rückte auf Fominskoie nach, ebenſo Mor tier, der Moskau verließ, nachdem er den Kreml in die Luft ges

ſprengt hatte. Den 5. erreichte Ney Borowsk, nachdem am 24. der Vizekönig und Davouſt bei Malo - Jaroslawe ein heftiges Gefecht gegen die Ruſſen beſtanden. Dieſe hatten ſich unter Ku tuſow am 23. von Tarutino dahin in Marſch geſegt, um Napo leon hier den Weg auf der neuen Straße nach Kaluga zu verle gen, nachdem ſie ſich überzeugten, daß er die alte Straße ganz ver: laſſen hatte. Am 25. blieb Napoleon bei Malo- Jaroslaweg ſtehen , unent ſchieden, ob er die Schlacht, die ſich ihm bier zu bieten ſchien , an nebmen ſolle, oder nicht. Am 26. zu legterem und dazu entſchloſ

jen, auf die alte Operationslinie bei Moſbaist wieder einzulenken, trat er ſeinen Rückzug dahin an. Er blieb auch dann dieſem Vor

haben getreu, als ihm gemeldet wurde , daß die Ruſſen an dem ſelben Tage auf Kaluga zurüdwichen und führte ſeine Armee ge gen Borowst. Hier war unterdeß Ney im Rücken, von Moskau her, das ſchon am 23. wieder von Nuſſen beſegt war, durch Streif parteien angegriffen worden , die aber abgewieſen wurden, wobei

die württembergiſche Zwölfpfünder-Batterie thätig war. Es ſollte das leßte Mal ſein, daß württembergiſche Artillerie in dieſem Feld zuge ihr Feuer abgab. Die beiden Chevauleger-Regimenter , nicht in der Weiſe durch fortwährende Thätigkeit bei der Avantgarde aufgerieben wie unſer Jäger-Regiment und noch je 140 und 100 Pferde ſtart, wurden in dieſen Tagen zu einem Regiment unter Oberſt von Palm vereinigt. 17

-

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Am 28. Oktober erreichte man die Smolensker Straße bei

Moſhaist. „ Es war wie der erſte Schritt in das Grab “, ſagt Bernhardi bei Erwähnung des Betretens diejer verhängnißvollen Straße .

Man marſcirte über einen Theil des Schlachtfeldes vom

7. September.

Der Anblick dieſer verwüſteten mit Leichen und

Waffentrümmern bedeckten Stätte war grauenerregend. Das an dem blutigen Tage zertretene Korn war aufgegangen und aus deſſen Grün erblickten wir noch Leichen und todte Pferde , ſchreibt Roos .

Einzelne Pferde, auf drei Beinen ſich umherſchleppend, hatten noch ibr fümmerliches Daſein bis jeßt gefriſtet. Die Nacht vom 28.29. brachte ein Tbeil der Württemberger in und neben dem Kloſter

Koloßtoie zu, das noch mit Verwundeten angefüllt war. Am 30 . erreichte man Gjbatsk. Hier wurde ganz unvermutbet Sec. -Lieut . von Weiß mit einem Commando Zurückgebliebener angetroffen .

Von ſeiner am 6. Juli erhaltenen Wunde geheilt , hatte er alles, was er an Mannſchaft ſeiner Truppe angetroffen , nach und nach

geſammelt und war nun im Begrift , dieſe der Armee nachzuführen, von deren , ſeitdem über ſie hereingebrochenem Schickſal er keine Ahnung gehabt hatte. Jeßt mit in ihren Rückzug verwickelt, fand er mit den viel tauſend Anderen dabei ſeinen Untergang.

Gleichzeitig war aud ) ein Courier von Stuttgart bei der Ar mee eingetroffen ; es muß der am 22. September dort abgegangene geweſen ſein, der unter anderem folgende allerhöchſte Verfügungen vom 17. September dem Armee -Corps überbrachte : Seine Königliche Majeſtät haben zum Beweis Allerhöchſt Jhrer Zufrieden heit mit dem braven Benehmen des Königlichen Armee- Corps in den verſchiedenen rühmlich beſtandenen Gefechten folgende Beförderungen dabei vorgenommen , auch den

ſich beſonders ausgezeichneten Individuien die nachſtehenden Auszeichnungen bewilligt: Das Cavallerie- Regiment Nr. I Chevauxlegere erhält des General-Majors Prinz Adam Liebden .

Kadet Stocmaier vom Cavallerie-Regiment Nr. IV Jäger König wird zum Seconde -lieutenant im Cavallerie-Regiment Jäger Herzog Louis er nannt. * )

Zu Rittern des Militair-Verdienſt-Ordens werden ernannt : Brigade-Adjutant Sec. - Lieut. von Brogniard. Seconde- Lieutenant Finch und von Hornſtein. Zum Ritter des Civil-Verdienſt-Ordens : Oberarzt Roos .

* ) Starb in Folge einer am 7. September erhaltenen Wunde, wahrſcheinlich be vor er ſein Avancement erfuhr.

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Deffentlich belobt wegen ſeines braven Benehmens vor dem Feinde foute Prem . Lieut. Graf Gräv en iß werden und außer: dem waren 4 goldene und 20 ſilberne Medaillen beſtimmt , im Regiment ausgetheilt zu werden .

Mit welchen Gefühlen mochten wohl die wenigen vom Regi

ment noch Uebriggebliebenen dieſe Befehle in Empfang nehmen, die unter anderen Umſtänden die größte Freude hervorgerufen haben würden.

Von denen, welche obige Ordre perſönlich betraf, waren ,

mit Ausnahme des Prinzen Adam, nur noch zwei - Graeve nig und Roos

zur Stelle, die anderen todt oder gefangen.

Unter demſelben Datum hatte Seine Majeſtät folgende Beſtimmung erlaſſen : Seine Majeſtät haben befohlen, daß die Wittwen aller vor dem Feinde oder an ihren Bleſſuren gebliebenen Unteroffiziere und Gemeinen lebenslänglich den Ge halt ihrer Männer als Penſion erhalten ſollen. Haben die Männer goldene oder

ſilberne Medaillen gehabt und ſind ſolche verloren gegangen , ſo wird deren Werth den Erben erſetzt. Auch werden alle Kinder dieſer Gebliebenen von welchem Geſchlecht ſie ſind, mit Bewilligung der Mütter und Großeltern in das K. Waiſenhaus zu

Stuttgart oder Ludwigsburg aufgenommen , ſobald ſie das geſebliche Alter erreicht haben, bis dahin aber, im Fall die Zurücgebliebenen ſie nicht ſelbſt zu erhalten ver mögen , auf Koſten des Staats unterhalten.

Welches Alles General- Lieutenant von

Schéler allgemein dem Königl. Armee -Corps bekannt zu machen hat.

Die oben angeführten Belohnungen waren ohne allen Zweifel beim Regiment vorzugsweiſe für das Gefecht am 8. Auguſt bei In

kowo beſtimmt; von der Schlacht bei Borodino empfing man erſt an dem Tage - dem 22. September - an welchein jener Cou

rier von Stuttgart abging, daſelbſt die erſte beſtimmte Nachricht. Der Bericht über dieſe Schlacht von Seiten des württembergiſchen General-Commandos aber traf erſt am 22. Oktober in Stuttgart ein. Auf dieſen hin erließ Seine Majeſtät am 23. folgende allerhöchſte Ordre, die jedoch erſt am 7. November per Courier ab ging und die Reſte des Corps am 8. Dezember in Wilna antraf. Seine Rönigliche Majeſtät haben ſich allergnädigſt bewogen befunden, zur Belohnung der ganz außerordentlichen Verdienſte, welche der Königl. General-Lieute nant von Schéler in der Bataille bei Mojaisk am 7. September ſich erworben, denſelben in den Grafenſtand des Königreiche taxfrei zu erheben und ihn als Dota tion zur Aufrechthaltung dieſer Würde mit 60,000 fl. zu beſchenken. Zugleich haben Se. königliche Majeſtät zu Bezeugung höchſt Ihrer Zu

friedenheit mit den treu geleiſteten Dienſten des General-Majors von Breuning* ), *) Wurde bei Borodino verwundet und ſtarb am 30. Oktober zu Gíhatst am Nervenfieber. 17 *

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von Koch, von Kerner, dieſelben in den Freiherrn -Stand des Königreichs mit Erlaſ 1

ſung der Taren gnädigſt erhoben.

Unter dem 24. Oktober hatte dann weiter Seine Majeſtät noch folgende Belohnungen zum Beweis Allerhödiſt Ihrer Zufriedenheit mit dein ausgezeichnet braven Benehmen des Königl. Armee-Corps in der Schlacht von Mojaist und in den Gefechten vor und nach derſelben vorge nommen :

Zu Rittern des Militair-Verdienſt-Ordens werden ernannt :

Beim Cavallerie-Regiment Nr. III Jäger øerzog Louis : Premier- Lieutenant von Mengen , Seconde- Lieutenant Nörr ,

von Mengingen , Stocmaier.

Nachſtehenden Offiziers , welche bereits Auszeichnungen erhalten haben und ſich neuerdings wieder hervorgethan haben , geben Seine Königl . Majeſtät Aller

höchſt Ihre Zufriedenheit zu erkennen und ſollen ſolche namentlich öffentlich belobt werden :

Vom Cavallerie -Regiment Nr. III Jäger Herzog Louis :

Seconde- Lieutenant von Findh und erhält ſolcher den Ehrenjäbel. Die Unterärzte Hafner , Maier und þuber ſollten die

goldene Civil- Verdienſt- Medaille erhalten ; für das Regiment wa ren 5 goldene und 35 ſilberne Medaillen beſtimmt. Ferner hieß es : Seine Königliche Majeſtät haben ſodann noch folgende Beförderungen in der Königl. Armee vorzunehmen geruht : Major von Gaisberg wird zum Oberſt-lieutenant, Rittmeiſter Gremp von Freudenſtein zum Major,

Kadet Maier zum Seconde -lieutenant befördet, legterer unter Verſeßung zum Cavalerie-Regiment Nr. I Brinz Adam .

(Folgen noch weitere Belohnungen und Beförderungen in den übrigen Truppentheilen .)

Jedem verwundeten Unteroffizier und Soldaten wurde ein

Geſchenk von 22 fl. ausgeſegt. Mit tiefem bitteren Schmerz muß es erfüllen , wenn man er

wägt, wie dort der König ſeine Armee, die er , wenn auch durch Strapagen und Kampf geſchwächt, doch noch in ſtattlicher, Achtung gebietender Haltung ſich denkt , wie er dieſe für ihre außerordent liche Tapferkeit zu ebren, zu belobnen ſucht, wie er väterlich für die Verwundeten, für die Hinterbliebenen der Gefallenen ſorgt,

dadurch bemüht, ſo viel er es vermag, jeden Schmerz zu lindern – und wie nun zu derſelben Zeit, als dieſe Spenden dargereicht wer

den, hier ein Häuflein, der Reſt jenes trefflichen Corps, abgezehrt, in Lumpen gebüllt, fiech und hinfällig ſich dahin ſchleppt, dieſem

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grenzenloſen Elend durch den Machtſpruch eines Einzelnen Preis gegeben, der vom Glücke verwöhnt, nur ſeiner Herrſchſucht fröhnend, blindlings vorwärts ſtürmte und dadurch Ables dem Verderben weihte .

Den legten Lohn für die Gefechtsthätigkeit unſeres Regiments in dieſem Feldzuge Dekretirte Seine Majeſtät durch eine Ordre vom 7. Dezember , alſo lange, lange nachdem dieſes Ereigniß (3. Oktober) der Vergangenheit verfallen war , nachdem es einer Reibe anderer ſchwerer Thatjachen Plaß gemacht hatte. In dieſer Ordre, der wir ſchon bier gleich ihren Plaß geben, beißt es :

Mit Vergnügen haben Seine Majeſtät aus deſſen (des Grafen Schéler) Meldung datirt : Moskau den 12. Oktober entnommen , daß der Reſt des Cavallerie Regimeute Nr. III Herzog louis abermals eine Affaire (3. Oktober ) mit Huhm beſtanden hat und zum Beweis der Alerhöchſten Zufriedenheit mit dem Benehmen

des Interims-Commandeurs dieſes Regiments , Major von Lüßow, ſolchen zum Ritter des Militair -Verdienſt-Ordens ernannt, auch folgen für die rühmlich benannten Unteroffiziere und Soldaten 3 goldene und 20 ſilberne Medaillen .

Durch allerhöchſte Ordre vom 26. November waren (wie es hieß) an die Stelle der vor dem Feinde gebliebenen Lieutenants von Finch und von Nörr die Seconde Lieutenants Nagmaier und Entreß von Cavalerie-Depot zum Regiment Herzog louis verjeßt, obne jedoch vor der Hand bei demſelben einzurücken .

Am 6. und 7. November zu Stuttgart ertheilte Befehle, aus den Cavalerie - Regimentern je eine proviſoriſche Escadron zu for miren, beim Regiment Herzog Louis unter dem Major v . Lü Bow, dem Rittmeiſter v. Reinhardt, den Lieutenants Graf Grae . veniß , v. Finch, v . Nörr, v . Mengingen , während alles Ue

brige jo wie die aus den Spitälern Reconvalescirten , alle unbe rittene Mannſchaft und alle transportabeln Pferde aus den Depots

nach Marienburg und Elbing unverweilt zurückgeſchickt werden ſoll ten , um im Verein mit den Ergänzungs - Commandos , die unter General von Jett dorthin beſtimmt waren , zur Reorganiſation des Württembergiſchen Corps verwendet zu werden ; ſolche Befehle auszuführen verbot ſich von ſelbſt. Man hatte eben bis jeßt in

Deutſchland , im ganzen übrigen Europa keine Ahnung von dem Zuſtande, in dem ſich die „ große Armee" befand.

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Fortſeßung des Rückzugs bis an die Berezina 31. Oktober

25. November.

Die ruſſiſche Armee , welche nach dem Rückzuge Napoleon's von Malo - Jaroslaweg nur langſam gefolgt war , über die wahre Richtung deſſelben Anfangs im Unklaren , da man das Einſchlagen der alten Operationslinie im ruſſiſchen Hauptquartier für unmög lich hielt ; dieje kam nun , nachdem die genommene Direction der franzöſiſchen Armee unzweifelhaft war , in lebhaftere Bewegung. Dem neu erfaßten Syſtem getreu, die retirirende Armee im Rücken und zur Seite verfolgend, ging Rajewsky als Avantgarde auf

Wiäsma und Miloradowitſch auf Ghatst, während Blatow unmittelbar auf der Rückzugslinie nachdrängte.

Den 31. October

gewahrte die napoleoniſche Armee wieder die erſten Roſacen , den 1. November erreichte das Ney'iche Corps wieder Wiäsma, und blieb am 2. dort, um die übrigen Corps vorbei zu laſſen und dann die Nachbut zu bilden . In dieſem 3ten Corps berrſchte noch die

meiſte Mannszucht und Ordnung. - Den 3. gingen das 4te und öte Corps, Eugen und Poniatowski, von Federowskoie auf Wiäsma zurück. Das Ite Corps, Davouſt, welches bisher die Arrieregarde gebildet hatte und noch jenſeits Federowskoie ſich befand , wurde

von Milorad owitſch hart gedrängt. Man bojte ruſſiſcher Seits dasſelbe abzuſchneiden , was auch dem Herzog Eugen von Würt

temberg gelungen wäre , wenn der Vizekönig Eugen nicht Da vouſ aus der üblen Lage befreit hätte. Wiäsma wurde Abends von Ney geräumt und von der ruſſiſchen Avantgarde beſegt. Die beiden württembergiſchen Chevauleger- Regimenter, jedes noch einen Zug formirend, hatten an dieſem Tage unter General Beurmann eine Rekognoszirung auf der Straße nach Kaluga unternommen ; der Reſt des Jäger-Regiments König ging nach dem beutigen Ge fecht ſeiner völligen Auflöſung entgegen. Am 6. November gelangte man nach Dorogobuſh . Zwar hatte ſchon der 28. Oktober das erſte Froſtwetter gebracht, doch war bis hieher die Kälte noch ſehr gelind, in der Nacht vom 6. zum 7. Nov. aber ſtieg ſie plößlich auf einen höhern Grad. Der unterdeſ gefallene tiefe Schnee machte überdies das Fortſchaffen der Geſcyüße unendlich ſchwer, ſchon ſeit Wiäsma batte man die von Lieutenant

Weiß zugeführten noch kräftigeren Pferde vor die württembergiſchen Geſchyüşe geſpannt - es half nicht viel , das ichwere Geſchüß na

mentlich mußte man ſehr bald ſtehen laſſen . Einzelne Leute und

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- Offiziere des Regiments Herzog Louis waren noch beritten. Den 11. - 13 . November wurde das die meiſten

wenn nicht alle

beiß erſehnte Smolensk erreicht.

Wer bisher noch die Hoffnung genährt hatte , in Smolensk

Linderung für ausgeſtandene Leiden , Erholung von den erduldeten Strapaßen zu finden , der wurde faſt in jeder Beziehung auf das Bitterſte enttäuſcht. Die Magazine , beſtimmt für die Verpflegung einer großen Armee auszureichen , genügten nicht, um die Trümmer

derſelben zu jättigen ; an eine regelmäßige Austheilung des Vor bandenen war überdies nicht zu denken . Wer durch Zufall , Gewalt oder Liſt Etwas erlangte , mufte ſich glücklich ſchäßen , von Rube und Erholung war aber vollends gar keine Rede. Weiter , immer

weiter , lautete die ſchauberhafte Barole , die gefürchteten Koſaden ſchwärmten vor den Thoren und binaus ging es wieder in ſtarren Tod und Verderben bringende Schneefelder .

Ein Tagebuch aus jener Zeit liefert uns folgende Schilderung : „ Aus den Trümmern der Armercorps hatten ſich eine Menge Vereine gebildet, I

aus ſechs bis zehn Individuen beſtehend , in der Abſicht den Weg zuſammen fortzu ſeben und die vorhandenen oder aufzufindenden Hülfsmittel als Gemeingut zu be trachten. Eine jede dieſer kleinen Gejellſchaften hatte ein oder mehrere Konis um die Bagage und Lebensínittel zu tragen . In Ermangelung der Pferde hingen die Men = ſchen Küchengeräthe und Lebensmittel ſelbſt auf den Nüden . Die Fleinen , Zigeuner banden gleichende Vereine criſtirten abgeſondert für ſich und ſtießen Alles was nicht zu ihnen gehörte von ſich , daher denn auch alle Mitglieder der Familie aufgeſchloſſen marſchirten , um nicht im Gedränge getrennt zu werden ; denn wer ſeine Geſellſchaft verlaſſen hatte , um den befümmerte ſich Niemand mehr und er war in der Regel verloren . Ohne Mitleid ward er von jedem Feuer , aus jedem Zufluditsorte ver trieben und das Recht des Stärkeren im vollen Maße ausgeübt.

„ Jede Sprache war anfänglich ein Beweggrund zu beſonderer Verbindung zwi ſchen denen die ſie redeten , ſo bildeten ſich Nationalvereine, welche ſich, weit entfernt einander zu unterſtützen , feindlich begegneten , was beſonders gegen die Franzoſen der Fall war, mit denen oft Schlägereien entſtanden. Die unbedeutendſte Urſache erregte Streit zwiſchen den verſchiedenen Geſellſchaften oder einzelnen Menſchen ; die abſcheu 1

lichſten Flüche , die ſchmutigſten Schimpfnamen wurden gehört und das Ende war gewöhnlich, daß ſie über einander herfielen und ſich prügelten. Wuth war in aller Herzen , man hätte ſich zerfleiſchen mögen .“

Am 14. November ging der Weitermarſch vor ſich. Wie man zu Anfang Smolenst als einen ſchüßenden Hafen betrachtet hatte , jo boſte man jegt wieder auf Minst, deſen dort -- wie man wähnte --- zu findende aufgebäufte Vorräthe das Ende dieſer Leiden bringen

jollten . Während die verſchiedenen Baufen am 14. , 15. und 16. Smolensk verließen, blieb Ney mit dem 3ten Corps noct; bis zum

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17. als Nacybut daſelbſt ſteben . Die Artillerie dieſes Corps aber , bei

der ſich noch 3 württembergiſche Geſchüße befanden, bracy unter Bedeck ung der drei württembergiſchen Bataillone ſchon am 14. auf, gleich zeitig das württembergiſche Hauptquartier und was ſich von Cavalerie u . i. w. demſelben angeſchloſsen hatte . Prinz Adam von Würt temberg war auf den folgenden Märchen , die zunächſt nach Krasnoi führten , noch der Einzige, der ſich zu Pferde befand , alle

Anderen , die überhaupt noch Pferde bejaßen , zogen dieſe mühſelig am Zügel binter ſich her . Von Rojacen auf dem ganzen Marſche begleitet und beunruhigt, traf man am 16. in Krasnoi ein, nach dem man, ehe die Stadt betreten wurde, ein beftiges Gefecht zu beſtehen

hatte, bei dem die legten drei Kanonen verloren gingen. Die ruide Haupt- Armee war mittlerweile ihrer Vorbut nach

gerückt und bier bei Krasnoi wollte ſie die Trümmer des Napoleo niſchen Heeres angreifen , mit der Abſicht, ihnen die weitere Rück zugsſtraße auf Orsza abzujdneiden . Napoleon hingegen, entſchloſſen, die noch rückwärts befindlichen Heertheile Davouſt's und Ney's nicht

dem gewiſſen Untergang zu weiben, blieb bei Krasnoi ſteben, dieſe zu erwarten, ja zu dieſem Zwecke bis auf einen gewiſſen Grad ſelbſt

offenſiv gegen Kutuſow zu verfahren . Der ſich dem zu Folge am 17. entwickelnde Kampf endete in ſo fern zu Gunſten Napoleon's, als er Davouſt aufzunehmen und auf der Straße nach Orsja durch zudringen im Stande war ; während allerdings Ney , die äußerſte Arrieregarde bildend, ſeinem Schickſal überlaſſen werden mußte. Unter den bei Krasnoi Streitenden ideint ſich noch ein Louis jäger befunden zu haben, wenigſtens finden wir in einer ſpäteren

Liſte den Jäger Röhm des Regiments als den Beſißer einer bei Krasnoi erhaltenen goldenen Medaille verzeichnet . Näheres darüber war leider nicht in Erfahrung zu bringen.

Der nunmehr gänzlich abgeſchnittene Marſchall Ney , dem ſich Tags zuvor das 3te württemb. Bataillon wieder batte anſchließen müſſen , beſtand am 18. bekanntlich jenen furchtbaren Kampf vor Krasnoi, mußte, wie begreiflich, vor der ganz unverhältniſmäßigen Uebermacht wieder zurückweichen, die ihm den Weg verlegte ; wußte aber rechts , nördlich , gegen den Dniepr auszuweichen , gelangte, wiewohl obne Pferde und Kanonen, nac furchtbaren Anſtrengungen glüdlich über den Fluß und erreichte am 21. November auf dem rechten Dnieprufer fortmarichirend, von Platow's Koſaden unter wegs mehrmals attatirt, Orsza . Freilich iin wahren Sinne des Wortes dezimirt, mit einem Häuflein von einigen hundert Mann .

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Das 3te württembergiſche Bataillon am 18. früh noch 300 Mann ſtart, kam am Dniepr mit 100, in Orsza aber mit 7 Mann unter Führung des Hauptmanns von Fribolin an. *) – In Orsza befand ſich der Kaiſer ſeit dem 19. Am 21. wurde der weitere Rückzug wieder angetreten , den

23. gelangte man nach Bobr , die verhängnißvolle Berezina war nicht mehr fern, Flüchtlinge, Bagagewagen kamen von dorther wie der zurück, ſchilderten die Lage, in der man ſich befand, aufs aller

Bedenklichſte, einen Uebergang als ganz unmöglich), da die Ruſſen den Weg vollſtändig verlegt hätten .

In der Zeit vom 23. bis 25. November etwa ſammelten ſich die Reſte der Hauptarmee Napoleons zwiſchen Bobr und Niemaniga am linken Ufer der Berezina ; von den auf den Flanken und im

Rücken der Hauptarmee befindlichen Corps , waren den 20. Oktober das zweite , Dudinot, das beim Vormarſch auf Moskau ſchon gegen Wittgenſtein dirigirt wurde und das ſechste, St. Cyr , welches jich ſpäter mit dieſem vereinigte, genöthigt worden , nach hartnädigem Kämpfen ihre Stellung bei Polozt an der Düna auf

zugeben, der Uebermacht Wittgenſtein's und Steinbeil's , der aus Liefland herangezogen war, weichend. Sie trafen auf ihrem Rückzuge den 25. Oktober das 2te Corps bei Lepel , das 6te bei

Doksziki (am Urſprung der Berezina) ein ; beide die Vereinigung mit dem 9ten Corps, Victor , ſuchend, das, wie ſchon früher an gedeutet, der Armee Napoleon's erſt im Auguſt aus Deutſchland nachrüste. Victor war ſeit dem 28. September in Smolensk

und ging nun, nachdem er das Verlaſſen der Stellung bei Polozk Seitens des 2ten und 6ten Corps erfahren, über Orsza auf Senno, um ſich denſelben zu nähern. Die Vereinigung des 2ten und 9ten Corps wurde auch glücklich Ende Oktober bewerkſtelligt; Oudi : not aber hatte mittlerweile Befehl erhalten , ſich auf die große Straße nach Orsza und von da nach Boriſſow zu ziehen, Victor ſuchte dieſen Rückzug durch geeignete Bewegungen gegen Wittgen !

ſtein zu decken und bezog darauf, vom 16. - 20. November Kanto

nirungen in der Nähe von Senno ; das 6te Corps hingegen ging ſpäter über Wileyka, über die Wilia und Slobodka direkt auf Wilna, ſchließlich noch die Arrieregarde der großen Armee bildend .

Unterdeß war der Admiral Tſchitſchagow mit der Mol * ) d. Miller.

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dauarmee am 3. November in Slonim angekommen , den 11. in Nieswicz, den erhaltenen oben erwähnten Anordnungen gemäß, ſich der Armee Kutuſow's zu näbern.

Am 19. von Minsk, das er am

17. erreichte, wieder aufbrechend , ließ Tſchitſchagow ſeine Avant: garde am 21. unter General Lambert gegen den Brückenkopf von

Boriſſow vorrücken. Franzöſiſcher Seits hatte ſich mit der ſchwa chen Bejagung von nur 650 Mann unter dem polniſchen General Bru nikowsky, die Diviſion Dombrowsky , circa 3000 Mann, die zwiſchen Igumen und Bobruist aufgeſtellt geweſen , am 20. ver einigt. Zu der urſprünglichen Bejagung gehörte das württem = bergiſche Infanterie -Regiment Nr. 7 , das , wie ichon früher er wähnt, ſeit dem Frühjahr 1811 in Danzig geſtanden hatte und von dort unter dem Oberſt von Lalance am 21. September 1812 zur großen Armee abmarſchirt war .

Am

1. Oktober erreichte es

Tilſit, ging von da als Bedeckung eines Convois von 200 Wagen nebſt einem Ergänzungs -Corps von 200 Mann Infanterie und 200 Mann Cavalerie nach Minsk, mußte bier als Beſaßung bleiben,

gegen Mitte November aber nach Boriſſow rücken, woſelbſt es noch 484 Mann ſtark eintraf. *) Obige Truppen nun wurden von der Avantgarde Tichitſchagow's,

die ſich nach und nach bis zu 10,000 Mann verſtärkte, angegriffen. Ihrer Ueberlegenheit konnte man nicht lange Stand halten und Dombrowsky mußte Boriſſow dem Feinde überlaſſen, auf die Höhe

von Niemaniga zurückgebend. Hier aber vereinigte er ſich mit dem mittlerweile angerückten Oudinot und dieſer ging der gleichfalls im Avanciren begriffenen ruſſiſchen Avantgarde Lambert am 22. No: vember entgegen, warf ſie aufs rechte Berezinaufer zurück und be ſeşte Boriſlow wieder. Sdwarzenberg auf dem äußerſten rechten Flügel war nach

Tſchitſchagow's Abzug dem von Sacen bedrängten Reynier zu Hülfe geeilt und erſterem , nachdem man ihn geſchlagen, auf Brzesc

*) Ein am 28. Auguſt von Stuttgart abgegangenes Commando, aus 2 Erſatz bataillonen mit 18 Proviantwagen (worauf 300 Centner Reis , Schuhe, Kochgeſchirr , Medikamente u. ſ. w.) beſtehend , unter Oberſt von Berndes fam nur bis Smorgoni, wurde hier als einer der wenigen noch ſtreitbaren Truppenkörper am 5. Dezember zur Bedeckung des faiſerlichen Schapes ver wendet und trat ſomit wieder ſeinen Nüdmarſch an .

Von den Lebensmitteln

und Ausrüſtungs - Gegenſtänden wird das Königl. Corps wohl wenig Nauben mehr gezogen habeir .

Siehe unten .

267

Litowsti gefolgt. Macdonald auf dem äußerſten linken Flügel befand ſich wie zu Anfang des Feldzuges noch immer vor Riga.

Das war im großen Ganzen die Lage der franzöſiſchen Armee vor dem Uebergang über die Berezina ; auf die Unterſtügung der ſoeben erwähnten noch vollſtändig ſchlagfertigen Flügel-Corps konnte Napoleon nicht rechnen ; vor ihm , ſeine Rückzugslinie ſperrend ſtand Tſchitídagow ; in ſeinem Rücken und ſeiner jüdlichen Flanke hatte er die verſchiedenen Corps der Armee Kutuſow's ; in ſeiner nörd lichen folgte Wittgenſtein dem Heertheile Victor's. Seine Lage war feine beneidenswertbe.

Wobergang über die Berezina 26. – 29. November und Rückzug nach Wilna.

Nachdem ſich der Kaiſer davon überzeugt hatte , daß ihm jen ſeits der Berezina wirklich nur Tſchitſchagow gegenüberſtand, ent ſchloß er ſich den Brückenſchlag zwiſchen Studiänka und Weſſelowo ausführen zu laſſen, wo nur der General Lichaplig mit einer Abs theilung tíciticagow's ſtand , während eine andere unter Bablen

bei Boriſſow ; der Admiral ſelbſt aber mit ſeiner Hauptmacht ſtrom abwärts gezogen war , weil er den Uebergang weiter unten er: wartete .

Die großen Brückenzüge hatte Napoleon bei Orsza zerſtören laſſen, um die Pferde derſelben zur Geſchüßbeſpannung verwenden zu können ; nur die Vorſicht des General Eblé, der 2 Feldſchmie den, 2 Kohlenwagen und 6 Wagen mit Handwerkszeug vor der Vernichtung bewahrt hatte, machte es möglich die beiden Brücken zu Stande zu bringen . Am 26. November wurden dieſe fertig,

während der Feind durch glücklich ausgeführte Demonſtrationen bei Boriſſow über den wahren Uebergangspunkt getäuſcht wurde und Tſchapliş durch , unterdeß über die Berezina geworfene leichte Truppen beſchäftigt wurde. Leşterer batte überdies wiederholte

Befehle erhalten, ſich nach Boriſlow zu ziehen, die er endlich faſt zu derſelben Zeit befolgte, als die erſten franzöſiſchen Truppen das rechte Ufer betraten . Wir wollen es nicht unternehmen, eine neue Beſchreibung der grauſen Scenen dieſes Ueberganges zu liefern , die jo vielfach von würdigeren Federn wieder gegeben worden ſind. Nach einer ge drängten Ueberſicht der an den Ufern der Berezina in dieſen Ta gen ſtattfindenden Ereigniſſe , die wir der Vollſtändigkeit wegen

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einſchalten , werden wir nur noch das anführen , was wir im Stande waren von Erlebniſſen einzelner Angehörigen unſeres Re giments dabei in Erfahrung zu bringen,; freilich bei der geringen Zahl von Louisjägern, die den Uebergang zu unternehmen vom Schidjal beſtimmt waren , und bei der noch geringeren , die davon

heutigen Tags am Leben ſind oder Ueberlieferungen jener Schre censtage hinterlaſſen haben , nur eine dürftige Zugabe zu dem ſchwarzen Bilde, dis jich damals den ichaudernden Blicken der er: ſtaunten Welt entrollte .

Die ganze Macht , welche Napoleon hier vereinigt hatte , die alte und junge Garde , das Ite , 2te , ste , 4te , 5te , Ste und 9te Corps und die Reſte der vier Cavalerie-Corps, (im Ganzen 100 Pferde unter Latour-Maubourg vereinigt) betrug zuſammen nur

nod) 30,700 Combattanten, darunter 4000 Pferde. Die legteren vertheilten ſich außer obigen 100 wie folgt : 1100 Garde-Cavalerie, ( 1400 beim 2ten Armee- Corps, 300 des 3ten und 5ten Corps unter Ney , 800 beim 9ten Corps .. – Von dieſen Truppen ging das Zte Corps , Oudinot, zuerſt, am Nachmittage des 26. über die Berezina und wandte ſich ſofort gegen Tidapliß , der ſich, wie erwähnt, auf Boriſſow zurückzog, nun aber, von Bahlen unterſtüßt, wieder die Offenſive ergriff, ohne jedoch Erfolge zu erringen . Im Gegentheil gelang es Oudinot, ihn suf Stachow zurückzutreiben, während eine zahlreiche, auf dem linken Ufer auſgefahrene Artillerie den ferneren Uebergang zu decken, beſtimmt war. Dieſer wurde nun zunächſt durch die Garde ausgeführt , ihr folgte noch in der Nacht das 3te und 5te Corps unter Newy , zur Unterſtüßung Oudinot's ; dann defi lirten das Ste und Ate Corps ; bas lte, Davouſt, nahm bei Weſſe lowo auf dem linken Ufer zur Aufnahme Victor's Stellung, der

am Nachmittag des 27. von Boriſſow gegen Weſſelowo heran rückte, worauf Davouſt die Brücke paſſirte.

An demſelben Tage

traf Wittgenſtein bei Stari- Boriſſow, Platow bei Studiänka ein.

Die in Boriſſow zurückgelaſſene Diviſion Partouneaux des Victor ſchen Corps unterlag der Ueberlegenheit des Feindes. Als darauf

aber die Brücke bei Boriſſow hergeſtellt war, Wittgenſtein und Tichitichagow ſich vermittelſt derſelben die Hand reichten und am 28. einen gemeinſamen Angriff auf beiden Ufern unternahmen, ſchlugen Victor auf dem linken, Ney , an Stelle des verwundeten

Dudinot auf dem rechten Berezinaufer, dieſen Angriff vollſtändig ab , und Victor ging am Abend des 28., ſeine Arieregarde jogar

erſt am Morgen des 29. Novembers ganz unbeläſtigt auf das rechte

269

Ufer hinüber. Die Brücken wurden zerſtört und der im Laufe des 29. bei Boriſſow eintreffende Miloradowitſch fand auf dem lin ken Berezinaufer nichts mehr , als die vielen Tauſende Unbewaff neter, Verwundeter, Weiber – den ganzen gräßlichen Schwarm von Nachzüglern und Troß, der hier dem Schidial, der Großmuth der Verfolger Preis gegeben wurde. Autufo w traf mit der Hauptarmee erſt am 1. Dezember an

der Berezina ein, die er bei Usza überſchritt. Dem wenig energi ſchen Benehmen der ruſſiſchen Generale verdankten die Heertrümmer

Napoleon's großentheils ihre Rettung ; gingen erſtere mit mehr

Sicherheit, mehr Nachdruck, dem Einſegen aller ihrer Kräfte an die Löſung ihrer Aufgabe , ſo war die Armee des franzöſiſchen Kaiſers rettungslos verloren.

Von dem Schicfal einzelner Louisjäger in den Tagen vom 24. bie 29. November noch Folgendes :

Seconde - Lieutenant von Weiß , der ſich glücklich bis gegen Bobr fortgeſchleppt hatte, verlor auf einem der legten Märſche ſein Pferd, von da an zu Fuß weiter ziehend , des Gebens ungewohnt, die Stiefeljoblen, dann die Stiefel ſelbſt; (chlich noch eine Zeit lang baarfuß auf der Landſtraße fort, bis in die legten Kräfte verließen und er elend umfam , ebe er Boriſſow erreichte.

Oberarzt Roos , der nicht nur bisher ſtandhaft ausgehalten, ſondern zudem noch mit ärztlicher Hülfe überall thätig zur Hand war , manche Wunde verband , manchen Schmerz linderte , ſo weit es in ſeiner Macht ſtand, gelangte am 26. November in die Nähe 1

von Boriſſow und lagerte mit mehreren württembergiſchen Offizieren in einer Scheune von Stubianka. In der Frühe des 27. erwachend,

fand er ſeine übrigen Leidensgefährten, die ſchon vor Tagesanbruch abgezogen waren , nicht mehr vor. Fünf an dieſem Tage unter nommene Verſuche, an den Eingang der Berezinabrücke zu kommen, mißlangen ; endlich für beute von der vergeblichen Mühe ablaſſend, übernachtete Roos in einem am Ufer ſtehen gebliebenen Wagen, der urſprünglich dem General von Hügel gehörte. Am Morgen des 28. blieben die erneueten Verſuche, über die Brücke zu fommen , wieder

fruchtlos. Dazu kam nun noch, daß die Koſacken in immer größerer Anzahl ſich näherten , in die Haufen der ſich verzweiflungsvoll an den Brücken Zuſammendrängenden bineinfeuerten und was ſie er reichen konnten , gefangen nabmen . Rocs , die Unmöglichkeit über

die Brücke zu kommen, vor Augen ſebend , ſteuerte endlich mit vielen Anderen am Fluſſe aufwärts fort , da ſich das Gerücht verbreitet

270

batte , weiter oberhalb ſeien noch zwei Brücken geſchlagen. Bald aber überzeugte man ſich von der Unrichtigkeit dieſer Angabe, fehrte ratblos wieder um , ſich von Neuem in das gräßliche Gewühl zu ſtürzen , das man eben erſt verlaſſen hatte , als ein Scwarm Ro

ſacken angeſprengt kam und Roos nach wenig Augenblicken ein Ge fangener war * ) .

Quartiermeiſter Veybelmann , der noch im Bejiß ſeines Pferdes war , gelangte den 28. an das Ufer der Berezina . Lange

vergeblich in dem wogenden Menſchenſtrom hin und her getrieben , ſein treues Roß binter ſich am Zügel , wurde er plößlich durch die Eskorte eines franzöjiſchen Generals, aus etwa 10 Küraſſieren be

ſtebend, die erſterem mit dem Säbel in der Fauſt Bahn brechen mußten , gänzlich anf die Seite und durch den furchtbaren Druck, des unentwirrbaren Menſchenknäuels in die Berezina geworfen . Dieſer Unfall gereichte ihm zum Glück, es gelang ibm, unfern des Ufers im Waſſer ſtebend , von bier aus die Brüde zu erklimmen, ſein Pferd beſaß noch ſo viel Kraft, ebenfalls die Brüdendece durch

einen Sprung zu erreichen und beide kamen glücklich an das andere Ufer **) .

Seconde-Lieutenant Voſſler und Jäger Stüß drangen gleich falls über die Brücke. Vey belmann traf ſpäter auf dem Wege nach Wilna, nachdem er endlich doch ſein Pferd verloren batte, in einem Dorfe mit ihnen zuſammen. Obige zwei beſaßen einen klei: nen Schlitten und ein Pferd, Veybelmann ſchloß ſich ihnen an und

gelangte gemeinſchaftlich mit denſelben am 8. oder 9. Dezember nach Wilna .

Oberſt von Miltau und Oberſt- Lieutenant von Gaisberg

waren , nachdem ſie von ihren Wunden wieder einigermaßen her geſtellt worden , mit etwa 8 Jägern und Chevaulegers aus einem Schloſſe bei Gſhatst, in dem ſie bis zu ihrer Geneſung untergebracht waren, nach Moskau gezogen . Von dort hatten ſie dann kurz dar .

auf den Rückzug im württembergiſchen Hauptquartier angetreten und alle Schreckniſje deſſelben meiſtens im Verein mit dem Major von Rü ßow , Rittmeiſter von Reinhardt, Stabs - Rittmeiſter

von Nagel,den Premier-Lieutenants Graf Graeveniß und von Mengen und den Seconde-Lieutenants von Tungern und Blatt

* ) Roos , ein Jahr aus meinem Leben .

**) Mündliche Mittheilung.

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m a cer , die ſich ihnen anſchloſſen , mit durchlebt. An der Bere zina angekommen , machten alle dieſe, mit den viel tauſend Anderen

am 26. und 27. November vergebliche Verſuche, an die Brücken zu gelangen ; dann drang auch zu ihnen das Gerücht von einem weiter oberhalb des Fluſjes bergeſtellten Uebergange . Man eilte an bezeichneten Punkt, fand dort allerdings ein Uebergangsmittel, be

ſtehend in einem ausgehöhlten Baumſtamme, ähnlich den Canoe's der Indianer, im Stande, vielleicht acht bis zehn Perſonen zu faſſen

– und am Ufer ſtanden Tauſende. Daß hier keine Hülfe zu hof

fen, ſah man natürlich ſogleich ein, ehe man ſich jedoch von jenem Punkte wieder entfernte , ſchlug auch noch das über Vermögen be laſtete Fahrzeug um und begrub alle darin Befindlichen in den den Wellen. Nun ging es zurück zu den Brücken, das war am 28., das bisher fruchtloſe Ringen begann auf's Neue. Oberſt -Lieutenant

von Gaisberg wurde dabei von ſeinen übrigen Leidensgefährten getrennt. Er war noch beritten ; ein Pferd , welches er vor dem Ausmarſch für zehn Louisdors in Heilbronn gekauft hatte , war bis zu dieſem Augenblick ſein treuer , ausdauernder Gefährte ge blieben. Mit dieſem warf er ſich jeßt wieder - es war 2 Uhr

Nachmittags - in den fürchterlichen Menſchenſtrubel. Endlich nach den furchtbarſten Anſtrengungen gelangte er nach acht Stunden mühevollen Kämpfens und Ringens Abends 10 Uhr auf die Brücke. Sie ſelbſt war ganz leer, er ging bis auf die Mitte vor und hielt dort, momentan in dem Gefühl der Rettung vom ſicheren Unter gange ſchwelgend, dann aber in der Hoffnung einen oder den an deren Kameraden zu ſich ſtoßen zu jeben ; allein konnte und wollte er nicht weiter geben, in die endloſe Schneewüſte hinaus . Es war eine wundervolle klare Winternacht, der Mond ſchien hell am

Sternenhimmel und beleuchtete das gräßliche Bild jener furcht bar

Scenen.

So wartete er bis Mitternacht, da geſellten ſich,

ein glüdlicher Zufall, die Rittmeiſter Reinhardt und Nagel zu ihm, die endlich auch den Brückeneingang erreicht hatten ; mit ihnen zog er weiter .

Und am anderen Ufer darauf feierten die drei ihre

Rettung bei dem ſchwelgeriſchen Mahle eines glücklich erbeuteten Schöpſenbratens und bei erwärmendem Kaffe. Die anderen oben genannten Offiziere waren zurückgeblieben , gelangten jedoch ſämmtlich, wie es ſcheint, im Laufe der Nacht ebenfalls ans andere Ufer und entgingen auf dieſe Weiſe der Ges fangenſchaft; ebenſo diejenige Zahl von Mannſchaft und Unter

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offizieren, die wir mit Beginn des Jahres 1813 in Inowraclaw wieder finden werden .

Von Wilna bis in die Kantonirungs -Quartiere von Inowraclaw bei Thorn.

10. - 31. Dezember.

In vollſtändiger Auflöſung wälzten ſich die ehemaligen Heeres maſſen auf der Straße nach Wilna fort. Napoleon verließ auf dieſem Marſch , am 5. Dezember , die Neſte ſeiner einſt ſo ſieges

ſicheren ſtolzen Armee und eilte voraus , nac, Paris, wo ſeine An weſenheit in dieſem Moment allerdings nothwendiger war. Das Ober - Commando übergab er an Murat. In dieſen Tagen , vom 4. bis 9. Dezember, trafen die regelloſen Haufen der verſchiedenen Corps, balberfroren, und entkräftet zu Wilna ein . Am 10. Dezember Morgens 7 Uhr ſeşten die Trümmer des 3ten Armee - Corps , mit ihnen die kleine Schaar Württemberger ihren Marſch fort ; zwei Stunden ſpäter ſchon rückte der Feind in die Stadt ein und folgte der franzöſiſchen Arrieregarde, welche aus den Ueberbleibjeln des 6ten Corps unter Wrede und der aus Oſtpreußen in Wilna ein

getroffenen Diviſion Loiſon beſtand. Eine Meile hinter der Stadt am Ponariberge wurde dieſe Nachbut angegriffen , der ganze un

zählige Troß von Geſchüßen und Wagen, welcher hier eingeklemmt war, unfähig, ſich den ſteilen ſpiegelglatten Berg hinauf zu be wegen, fiel in feindliche Hände, darunter der legte Reſt der Reis

wagen, die Oberſt von Berndes dem württembergiſchen Corps nach geführt hatte .

Die Beſpannung dieſer Wagen wurde jedoch noch

zur Theil gerettet.

Am 10. marſcirte das 3te Corps 7 Stunden ,

am 11. Dezember 10 Stunden weit bis Syzmory ; den 12. traf

man nach einem elfſtündigen Marſch zu Kowno ein .

Die Kälte

batte den böchſten Grad erreicht und richtete Alles zu Grunde.

Die oben erwähnten beiden Ergänzungsbataillone Berndes' waren zuſammen nur noch 30 Mann ſtark. Dieſe , die einzigen Com

battanten des württembergiſchen Corps, nach der furchtbaren An ſtrengung und Kälte der leßten Tage ſo entkräftet, daß ſie kaum noch als dienſtjäbig anzuſeben waren , erhielten den Befebl vom (General March and, ſich mit dem Reſt des 3ten Armee - Corps , auch etwa noc 30 Mann, zu vereinigen. Während dieſe unter Ma jor von Baier (Commandeur des ten Ergänzungs - Bataillons) mit dem, was ebemals das dritte Armee -Corps gebildet hatte, ibren Maric fortjeşten, ertheilte G.-L. Graf Scéler dem G.-M. von

Roch den Befehl mit den uneingetheilten Offizieren und dem was

273

ſonſt noch an Cadres uc . zu vereinigen ſein möchte , nach Danzig zu marſchiren , welche Stadt den Württembergern Anfangs als Sammelplaß bezeichnet war.

Den 13. Dezember Morgens 8 Uhr gingen legtere unter G. M. von Koch's Führung über den Niemen , das 3te Corps folgte

einige Stunden ſpäter nach. Graf Schéler ging nach Königs berg voraus, ſammelte unterwegs noch etwa 100 Mann, die er am 21. unter Major von Gaupp des Inf.- Reg . Nr. 6 nach Thorn abgehen ließ, da dasjelbe neuerdings, anſtatt Danzig, den K. würt temb . Truppen als Rendezvous angewieſen war , um hier unter Junot's Befehl zu treten. Die bereits nach Elbing und Marien: werder vorausgeſendeten Cavalerie - Offiziere wurden nun ebenfalls

dorthin dirigirt , Graf Scéler ſelbſt ging am 24. Dezember per Poſt dabin ab und Junot wies den Truppen desſelben Inowraclaw (5 Meilen von Thorn an der Straße nach Poſen gelegen) mit einem Umkreis von zwei Stunden als Cantonnement an , in wel

chem die Cadres der Cavalerie - Regimenter auf den Dörfern und Edelhöfen der Umgegend untergebracht wurden. Dieſe Cadres, An fangs per Regiment kaum 20 Mann ſtart, vergrößerten ſich aller dings nach und nach , doch ging das Sammeln der almälig ein treffenden Mannſchaft nur ſehr langſam von Statten.

Zur Ergänzung des Feld-Truppen-Corps hatte Seine Ma jeſtät der König , zu einer Zeit, in der er von dem wahren Sach verhalt und der gräßlichen Lage der Dinge noch keine Ahnung hatte, am 6. November nämlich , befohlen, eine Abtheilung von 2000 Mann,

185 Trainſoldaten , 1100 Reitpferden und 240 Trainpferden nach rücken zu laſſen. Von den 1340 Pferden ſollte das Handelsbaus Kauda 1000 Reit- und 200 Trainpferde bis zum 1. Januar in

Leipzig abliefern, die übrigen 140 Pferde ſollten dagegen vom Kö nigreich aus abgeben . Dieſe zum Erſaß beſtimmten Commando's batten zu beſtehen aus 1100 Mann für die Linien - Infanterie, 300 Mann für die leichte Infanterie, 200 Mann für die Artillerie und

400 Mann für die Cavalerie. Legtere zuſammengeſegt aus den beiden Depot- Escadrons zu 150 Mann nebſt 100 Mann des Dra

goner-Regiments Nr. V , von denen je 100 Mann für ein Regiment beſtimmt waren .

3.- M. von Jett war mit dem Majors von

Seebach und von Seidenberger beauftragt, die Reorganiſation der im Felde ſtehenden Cavalerie vorzunehmen. Unter dem 16. November befahl Seine Majeſtät weiter, Daß G.-M. von Walsleben die 1000 Reitpferde in Leipzig zu 18

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übernehmen und ſie in Abtheilungen von je 100 Pferden nach den

Hauptdepotplägen Marienburg und Elbing, oder wenn dieſe Orte nicht mehr geeignet wären, nach anderen paſſenden Pläßen zu diri giren habe, auch ſollten ſtatt 185 Trainſoldaten, deren 300 ausge rüſtet werden .

Am 15. Dezember gingen wirklich 2 Wachtmeiſter, 2 Quartier meiſter, 2 Chirurgen , 4 Trompeter, 16 Unteroffiziere, 1 Kurſchmidt, 10 Fahnenſchmiede und 400 Cavaleriſten unter dem Rittmeiſter Graf Normann vom Cav. - Reg. Nr. I , Stabs - Rittmeiſter von Stetten von Nr. II , Prem . - Lieute. von Raßler und von

Kettler von Nr. V , Imle und von Schmitt vom Depot, Sec . -Lieuts. von Wolfskehl und von Nicklewig von Nr. V ,

Nagmaier uno Entreß von Nr. 111 Herzog Louis, und Dehme vom Depot, ferner Sec .-Lieut. Schüß mit 6 Unteroff., 50 Mann .

der Artillerie und 298 Trainſoldaten nach Leipzig ab. Von den Cavaleriſten waren 182 Mann beritten.. Gleichzeitig aber ertheilte Se. Majeſtät dem 6.-M. von Sett den Befehl , „ ſeine Reiſe nach Berlin ſo viel wie möglich) zu beſchleunigen, um über die wahre Lage der Dinge und das mögliche Unterkommen der Remonten in

Marienburg und Elbing genaue Erkundigungen einzuziehen und „ im Fall unüberwindlicher Hinderniſſe, die auf dem Marſch begriffenen

Remonte-Transports ſogleich davon zu benachrichtigen und zu an: derweitiger Unterbringung anzuweiſen ."

Man fing wohl allmälig an zu fühlen, daß die Lage der Na poleoniſchen Armee eine ſehr kritiſche ſein mußte ; daß man aber von der ganzen fürchterlichen Wabrheit keine Ahnung hatte , geht aus einer allerhöchſten Ordre vom 22. Dezember hervor, in der es heißt, daß den vorausgegangenen Cavalerie-Depots am 26. und 27 die Ergänzungs - Mannſchaft der Infanterie nach Danzig nachge =

ſendet werde, wo die Armee reorganiſirt werden ſolle , und daß dieſer nöthigen Falls am 20. und 25. Februar 1813 noch weitere 1600 Mann folgen würden .

Endlich am 24. Dezember ſcheint man im Königreich unver fälſchte Berichte über den Zuſtand der Armee erhalten zu haben, denn eine Ordre von dieſem Tage, die Abends 6 Uhr per Courier an die G.-M. von Waldleben und von Jett anging, lautete : Seine Königl. Majeſtät haben beſchloſſen, an der denſelben gegebenen In ſtruktion Folgendes abzuändern :

Die am 2. Januar vorzunehmende Uebernahme der

Cavalerie- und Train -Remontepferde ſol durch G.-M. von Wal8leben , G.-M. von Jett und Major von Seebach zugleich vorgenommen werden , auf daſ täg !

-

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lich mindeſtens 300 Pferde abgegeben werden können . Sobald ſolches geſchehen , marſchirt die erſte Abtheilung am 3. , begleitet von der gehörigen Mannſchaft, welche beritten ſein muß, nicht wie es befohlen wurde, nach Marienburg und Elbing, ſon dern auf derſelben Etappen - Route, auf welcher der General nach Leipzig marichirt, nach

Ludwigsburg zurüct; und ſo folgen am 4. , 5. , 6. Januar die täglichen Ablieferungen à 300 Pferde mit berittener Diannſchaft denſelben Weg nach dem Königreich zurüd .

Wenn die erſten 1200 Pferde abgeliefert, ſo wird G.-M. von Waldleben die ge leerten Wagen * ) und von hier aus abgegangenen unangeſpannten Trainpferde eben falls den Rüdmarſch hierher antreten laſſen und mit Major von Seebach der Colonne folgen und ſolche wieder einholen um ſie hierherzuführen.

G.-M. von Jett verbleibt in Leipzig, um die am 16. Januar ſtatthabende Ablieferung von 400 Pferden zu übernehmen , daher demſelben einige Offizier8 und

die nöthige Mannſchaft und Sättel zum Transport zurücgelaſſen werden müſſen. Sobald auch der Transport Leipzig verlaſſen haben wird, um hierher zu marſchiren,

wird G.-M. von Jett ebenfalls hierher retourniren, indem das ihm aufgetragene Geſchäft der Reorganiſation der Cavalerie nicht in Marienburg und Elbing, ſondern

im Königreich, durch die eingetretenen Umſtände veranlaßt, ſtattfinden wird. Wenn der Hofbanquier Caulla es thunlich machen kann, daß die Pferde in Kup peln nach der Uebernahme hierher transportirt werden und nur ſo viele davon genom men werden, als zur Beritten -Machung der fußgehenden Cavalerie- Depots nöthig, ſo würde dieſes den Transport ſehr erleichtern und beſchleunigen , wohl verſtanden aber, daß ſie ſchon als Königl. Nemontepferde auf der Etappen - Route verpflegt und einquartiert werden. Der G.-C. von Phull wird am 29. December von hier ab

gehen und den 1. Januar 1813 in Leipzig eintreffen, von welchem alſo G.-M. von Walsleben die weiteren Weiſungen in Abſicht ſeines Rüdmarſches mit der über nommenen Remonte erhalten wird.

Unter dem 27. Dezember befahl dann Seine Majeſtät, daß nur der Oberſt von Stockmayer , die Hauptleute von Than hauſen und von Enzberg der Inf.- Regimtr. Nr. 2 und 4 nebſt 4 Lieutenants in Danzig bleiben, alle anderen Württemberger aber nach und nach geſammelt und ins Königreich zurück geführt wer den ſollten. Und als am 30. Dezember der Oberſt von Münch in gen bei Seiner Majeſtät von dem württembergiſchen Truppen corps eintraf und meldete, daß ſich dieſes nicht in Danzig ſondern

in Thorn ſammele, wiederholte er den Befehl , mit dem Bemerken , daß alle Generäle und Offiziere ſich ſo ſchnell wie möglich mit Vorſpann oder Ertrapoſt, wozu ibnen das Geld auszubezahlen ſei,

ins Königreich zurück zu verfügen haben ; während die Cavalerie Depots, an welche ſich alle etwa aufgefangenen oder aufgefundenen * ) Mit Montirungs- und Equipirungsgegenſtänden , Charpie, Medikamenten u. f. w. beladen , aus dem Königreich abgeſendet. 18 *

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Flüchtlinge der Cavalerie, Artillerie und Infanterie, Unteroffiziere wie Gemeine anzuſchließen hätten, in möglichſten Eilmärſchen , wo zu, wo es thunlich Vorſpann-Wagen zu requiriren ſeien, ebenfalls ins Königreich zurückgeführt werden ſollten.

Dieſer Forderung aber wollte Anfangs Junot durchaus feine Folge leiſten , indem er vorſchüßte , nicht autoriſirt zu ſein , die württembergiſchen Truppen abziehen zu laſſen ; und erſt die mehr fach entgegen gehaltene Bemerkung, wie es unmöglich ſei, hier eine Reorganiſation des Corps zu bewerkſtelligen, die vielfachen Anfra gen und Berichte darüber an Berthier und die auf's Energiſchſte wiederholten Befehle Sr. Maj. des Königs vermochten endlich den Rücmarid zur Ausführung zu bringen .

Unterdeß ging das ſchwere Jahr 1812 zu Ende. In den lega ten Tagen desſelben und den erſten von 1813 fanden ſich denn nach und nach manche Nachzügler wieder bei ihren Fahnen ein ; ſo daß man doch wenigſtens im Stande war, von dem Vorbandenſein der

verſchiedenen Regimenter ein, wenn auch ſchwaches Zeugniß ab legen zu können und das Ganze nicht mehr wie bei der Ankunft

zu Thorn aus einem regelloſen wirren Haufen unbewaffneter Flücht linge beſtand. Das Regiment Herzog Louis war aber von allen in kurzer Zeit das ſtärkſte, da es lo glüdlich war, durch ſein De pot von 60 Mann , das Prem .-lieut. Viſcher ihm zuführte, einen

brauchbaren Stamm zu erlangen, um den ſich nach und nach noch Manche ſchaarten .

Ehe wir von dem Jahre Abſchied nehmen , das durch das Kraſſe ſeiner Ereigniſſe, ſo wie durch die ſich daraus entwickelnden Folgen einzig in der Geſchichte Europa's daſteht, wollen wir noch einen Blick auf das Schickſal der Offiziere werfen , die im Regi mente Herzog Louis das große Drama mit durchgeſpielt hatten. Von dieſen ſollten das Vaterland nicht wiederſehen : Seconde-lieutenant von Weiß , fam , wie ſchon erwähnt,

ehe man die Berezina erreichte, um . von Nörr , ſtarb am 19. Dezember 1812 im Dorfe Berlinet , Gouverne ment Tambow, am Nervenfieber.

von Tejiin , ſtarb am 6. November auf dem Marſche nach Dorogobuſh. von Hornſtein , for bei Wilna auf

dem Rückzuge erfroren ſein.

-

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Seconde- lieutenant von Brogniard, fiel, wie ſchon an geführt, 7. September bei Borodino . Sigel , wurde binter Wilna vermißt. Stockmayer , ſtarb in Folge ſeiner, bei Borodino erhaltenen Wunde.

Auditor Rraft verlor auf dem Rüdzug den Verſtand und ſtarb.

Von den gefangenen Offizieren ſtarben : General Major Graf von Waldburg- W u rz a ch , nach ſeiner Zurückunft aus der Gefangenſchaft auf Wurzach am 18. Dezember 1913 .

Oberarzt Roos , der in Rußland mit Genehmigung ſeines Königs zurückblieb, als ruſſiſcher Kollegienrath auf ſeiner Rückreiſe ins Vaterland im

Juli 1813 in Würzburg .

Alle Uebrigen fehrten früher oder ſpäter in das Königreich zu rück, um mit wenigen Ausnahmen dem Staate noch viele Jahre als treue Diener, als würdige Glieder der Armee zu dienen. Mehreren Derſelben werden wir in unſerer Geſchichte noch manch mal wieder begegnen . Heute noch am Leben ſind von denen ,, die Rußlands Sandwüſten und Schneefelder durchzogen :

Oberſt -Lieutenant von Gaisberg, als penſionirter General Major .

Seconde -Lieutenant von Find b , als Oberſt des Ehren

Invaliden-Corps . von Meningen, als charakt. Oberſt a . D.

Quartiermeiſter Bey belmann, als Rittmeiſter des Ehren Invaliden- Corps .

Vierter Abſchnitt. Da

3 a hr 1813.

Rückmarjih ins Königreich Wieder: Gerrichtung des Regiments, 3. februar. Garniſonen win Mobilmachung. nenden , Waiblingen und Eflingen . Goncentrirung bei Mergentheim . - Der

Feldzug gegen die Verbündeten. -- Der Frühjahrs-Feldzug. — Etat des Feldtruppen -Gorps. Abmarid aus dem Königreich 19. April. Tas württembergijote (Gorps bildet die 38te Diviſion und wird dem 4ten Armee- Gorps zugetheilt. Allgemeine Lage der Verbälmniſje. Etat de 4ten Stellung bei jena. @dyladit bei Gruj : Görjden 2. Mai . - Vorrüden nad Dress Befedit bei Königsbrüd 12. Mai . Gcfedit bei Rumenj 15. Mai. -- Gefecht bei Königs . wartha ; Refugno spirungsgefedyt bei Klir 19. Mai. dlacht bei Bauben 20. und 21. Mai . Der Waffen . Gefecht bei Cauban 24. Mai. Refugnoszirungsgefedt bei Groß- Kvjen 31. Mai. ſtillſtand 4. Juni bis 16. Ouguſt. Der Herbſtfeldzug. Grat des 4ten Armee- (Surps . - Concen trirung in der Gegend von Dahme. — Sdladt bei Groß.Beeren 23. auguſt . - Sefedit bei yoibed 26. Auguſt. Gefedyt bei Jüterbugf 28. Auguſt . Gefecht bei Euper 4. September. - Sdiadit bei Jüterbogf oder Dennewit 6. September . Stellung bei Torgau 7. bis 20. September. Formation des Regiments zu einer Sowadron . Operationen gegen Roolau und Elſter 21 . September bis 2. Oftober . Treffen bei Wartenburg 3. Oftober. Operationen zwiſdien Elſter und Glbe 4. bis 15. Oftober. Sittadt bei Peipzig 16. bis 18. Oftober. Rüdzug bis Rücmario ins Rönig : pulda. Trennung von der franzöſijden Armee 27. Oftober . Armee - Gorps.

den .

reid. - Ankunft in Mergentheim 31.Oftober. – Derfeldzug gegen Frantreid. – Mobilmudung des Gorro unter 3. M. von Waldleben . Wieder: Erriditung des Regiments 24. Citober . - b . Stellung zwiſchen murid ins Feld 26. Oftober . Saladt bei yanau 30. und 31. Oftober. Main und Klein . Das Regiment erhält die Nummer II . - Stellung im Rheinthul 11. Novem . ber bis 6. Dezember . Biofade von Kehl 8. bis 25. Dezembe r. Seine Königi. soheit der Kronprinz trifft beim (Gorps ein , 18. Dezember. Ablöſung der Brigade durch das Wittgenſteinſite Corps . Leßte Bewegungen vor dem Rheinübergang.

Rückmarſd) ins Königreich und Wieder -Errichtung des Regiments . Januar -- März .

Die erſten Tage des neuen Jahres finden wir das württem = bergiſche Corps noch in ſeinen Quartieren bei Inowraclaw , eifrigſt bemüht, ſoviel es die Verhältniſſe , vor Allem die ungebeure Ent

kräftung geſtatteten, ſich wieder in einigermaßen militäriſche Ver faſſung zu ſegen. Von denen, die ſich allmälig an dem bezeichneten Sammelplaße eingefunden hatten , mußte ein ſehr großer Theil ſo fort in das Lazareth von Inowraclaw geſchajft werden, ein anderer Theil war ſchon in demjenigen von Thorn untergebracht. Die am häufigſten auftretende Krankheit war Nervenfieber .

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Am 1. Januar waren von der Cavalerie 190 Mann , vom

Wachtmeiſter abwärts , verſammelt, doch fanden ſich täglich noch Zurückgebliebene bei ihren Truppentheilen ein und ſchon am 8. Ja nuar hatte das Regiment Herzog Louis wieder einen Stand von 1 Wachtmeiſter 1 Quartiermeiſter 1 Kurſchmidt

1 Horniſten 1 1 13 100

Unterarzt Krankenführer Unteroffizieren Jägern

Summe 119 Mann mit 5 Offiziers-, 19 Dienſtpferden und 29 Ronis = 53 Pferden. -

An Kranken mit einbegriffen , niſten , 29 Jäger zieren waren beim

hatte das Regiment, wahrſcheinlich in obige 119 in Inowraclaw I Wachtm ., 1 Unteroff ., 1 Hor und 2 Bediente , zuſammen 34 Mann. An Offi Regiment: Oberſt-Lieut. von Gaisberg , Major 1

*1

1

von Lü şow , Rittmeiſter von Nagel, Brem .-Lieut. von Men gen , Graj Gräveniş , Sec .- Lieut. Blattmacher ; frank Oberſt von Miltau in Thorn, Rittmeiſter von Reinhardt und Sec.

Lieut. Vorjeler in Inowraclaw an Entkräftung, Natarrbfieber und Diarrhoe ; Prem .- Lieut. Vilcher mit erfrorner Hand und Sec.-lieut. von Tungern mit verwundetem Arm , wie es ſcheint im Regiment.

Sämmtliche vier Cavalerie - Regimenter und die Artillerie hatten einen präſenten Stand von 270 Unteroffizieren und Gemeinen, nebſt 8 Soldatenweibern, und an Pferden : 12 Difiziers-, 41 Dienſt pferden, 49 Ronis = 132 Stück. Stüc. Davon Davon famen far auf das Cavalerie

Regiment Nro. I 23, Nro. Il 18, Nro . IV 36 Pferde . Die In fanterie batte 277 Unteroffiziere und Gemeine, die in Thorn mit Gewehren verjeben worden waren.

Den wiederholten Befehlen Sr. Majeſtät zu Folge, die aufs Strengſte vorſchrieben , ſich durch keine von franzöjiſchen Behörden entgegengeſepte Schwierigkeiten zurüdhalten zu laſſen , gingen am 6. , 7. und 8. Januar zunächſt diejenigen Cavalerie- Offiziere, welche geſund und dienſtjäbig waren, mit Ertrapoſt, Vorſpann oder eigenen Pferden ins Königreich ab, bevor noch die Antwort Berthier's , bei dem Darüber angefragt wurde, in Inowraclaw eingetroffen war.

280

Am 9. Januar folgten die Depots und Cadres der Cavalerie unter Oberſt -Lieut. von Bismark des Cavalerie -Regiments Nro. II, dabei die Mannſchaft des Regiments Herzog Louis in oben an geführter Stärke unter Prem . Lieut. Viſcer. Der Marſch ging über Poſen , Frankfurt a . D., Leipzig, Erfurt und Würzburg. Junot verſuchte es fernerbin nicht, ſich dieſen Maßregeln zu wider ſeßen, die Graf Schéler ihm mitzutheilen nicht ermangelte; nur die bewaffnete Infanterie behielt erſterer zurück und dieſe, zu zwei

Compagnien formirt , wurde ſpäter unter Major von Gaupp nach Küſtrin geſchickt, wo ſie während des Feldzuges von 1813 bleiben mußte. Am 11. Januar wurden die kranken Offiziere und Soldaten

zu Wagen in die Heimath dirigirt, und an demſelben Tage erließ Se. Majeſtät der König nochmals den Befehl , ſofort alles, was man an Offizieren und Mannſchaft ſammeln könne , jo ſchnell wie möglich ins Königreich abgeben zu laſſen , um zu der daſelbſt ichon begonnenen Formation der + Cavalerie -Regimenter , 2 reitender, einer Fußbatterie , der Infanterie - Regimenter Nr. 1. 2. 1

4. und 6 , der beiden Jäger - Bataillone und des leichten Bataillons Nr. 3. thätig mitzuwirken und die Lücken auszufüllen.

Dieſe Wieder-Errichtung der Regimenter, zu der ſchon am

27. Dezember 1812 die erſten Befehle erlaſſen waren , gingen mit einer Schnelligkeit und Lebendigkeit vor ſich, der man um ſo mehr ale Anerkennung zollen muß , wenn man bedenkt , mit welchen Schwierigkeiten dabei zu fämpfen war. Zwar war die Mannſchaft durch Rekruten-Aushebung und Abgabe eines Theils der Leute von den im Königreich verbliebenen Regimentern bald wieder auf den vorgeſchriebenen Stand gebracht, zwar trafen bis Ende Januar

ſchon 1400 Pferde von Leipzig ein, wo ſie , wie befohlen , in Empfang ge nommen wurden, 100 Pferde waren zur Verwendung bei der Reorgani ſation im Königreich disponibel, 550 weitere wurden gegen Ende Fe bruar von den Remonte -Commiſſionen eingeliefert ; aber dieſe Pferde waren mit Ausnahme jener 400 durchgehend vollſtändig roh und undreſſirt, die Mannſchaft beſtand mit geringen Ausnahmen aus Rekruten, die Offiziers- und Unteroffiziers -Stellen mußten wieder faſt durchgängig von denen ausgefüllt werden , die jegt nach und nach aus dem anſtrengendſten , entbebrungsreichſten Feldzuge , den ie die Welt geſeben hatte, zurückkehrten und die nun ſofort wieder

Das ſchwierige Amt der Remonte- und Refruten - Dreſſur vorzuneh men hatten, während ſie ſelbſt der Ruhe und Erholung ſo ſehr be

281

durft hätten. Aber die Verhältniſſe waren der Art, daß auch wahr lich die höchſte Anſtrengung Noth that , wollte man Napoleon in dem bevorſtehenden Feldzuge mit einem nennenswertben Kontin = gente unterſtüßen .

Und daß dieſer Feldzug in allerkürzeſter Zeit

wieder beginnen, daß er ein heißer, ein ſehr blutiger werden mußte ; ein furchtbares Ringen , um

Napoleon die Weltherrſchaft zu ent

reißen, das konnte Niemandem zweifelhaft ſein , der im Stande war, etwas tiefer in die gegenſeitige Lage der Dinge zu blicken . Aler dings war die ruſſiſche Armee durch den Verlauf des Feldzuges von 1812 wenn auch nicht wie die franzöjiſche vernichtet, dochy ſebr geſchwächt und erſchöpft an den Grenzen ihres Reiches angekommen und bier momentan ſtehen geblieben , um ſich zu erholen , zu er

gänzen und die eingeleiteten Verhandlungen mit Preußen zum Schluß zu bringen ; freilich hatte legteres jich noch nicht offiziell von dem Bündniß mit dem franzöſiſchen Kaiſer losgeſagt , den Krieg gegen denſelben noch nicht erklärt ; aber es hatte die bekannte

von Vort am 30. Dezember zu Tauroggen abgeſchloſſene Konvention Billigung vor den Augen ſeines Königs gefunden , dieſer hatte am 3. Februar den ebenſo bekannten Aufruf an ſein Volk erlaſſen, daß ſolche Maßregeln nicht zur Unterſtüßung Napoleon's beſtimmt waren , mußte jeder Hellſehende begreifen. Am 28. Februar wurde dann faktiſch der Bund zwiſchen Preußen und Rußland zu kaliſch geſchloſſen, am 16. März erfolgte die preußiſche Kriegs- Erklärung war gegen Frankreich und derſelbe Zeitpunkt – der 15. März von Sr. Maj . Dem König von Württemberg als derjenige vorausbeſtimmt, an dem die Reorganiſation der Armee beendet

ſein ſollte.

Die zur raſchen Förderung derſelben ſo nothwendigen Offiziere trafen denn nach und nach im Königreich ein, die oben benannten des Regiments Herzog Louis waren zum größten Theil bis 5. Februr wieder bei der Fabne.

In Betreff des Verhaltens der

Offiziere bei ihrer Zurückunft war nachſtehende Ordre erlaſſen : Ordre

an ſämmtliche , aus dem Felde zurückehrende Generale , Stabe- und Ober -Offiziere, wie auch Regiments -Quartiermeiſter und Auditors , Regiments- und Bataillons Aerzte.

Seine Königliche Majeſtät befehlen , daß alle Obengenannte ſich nach ihrem Eintritt in das Königreich folgendermaßen zu benehmen haben : 1) Ale Generale und Offiziere des General-Stabs begeben ſich nach Stuttgart, und melden ſich allda, erſtere bei Seiner Königlicheu Majeſtät Selbſt, legtere bei dem erſten General Adjutanten , General - Lieutenant Grafen von Dillen .

282

2) Ade Stabe- und Oberoffiziere der Cavallerie verfügen ſich nach Ludwigsburg, melden ſich allda bei dem Gouverneur, und verbleiben daſelbſt bis auf weite ren Befehl .

3 ) Ade Stabs - und Oberoffiziere der Linien - Infanterie , leichten Infanterie und Artillerie begeben ſich nach Heilbronn und melden ſich dort bei dem Gouver neur, oder, wenn er ſchon gegenwärtig ſein ſollte , bei dem General- Lieutenant

von Franquemont, welcher denſelben die weitere Weiſung ertheilen wird. 4 ) Die Regiments -Quartiermeiſter und Auditors verfügen ſich nach Stuttgart, und melden ſich bei dem Interims- Vice- Präſidenten des Kriegs- Departements.

5 ) Die Regiments- und Bataillons -Aerzte verfügen ſich nach Stuttgart, und melden ſich bei dem General-Arniee-Arzt von Conſtantin . Stuttgart, den 2ten Januar 1813 . Friederich .

Auch von der Mannſchaft, deren Ueberreſte, wie erwäbnt, idon größeren Theils den 8. Januar geſammelt waren und – die Ca valerie von Oberſt -Lieutenant von Bismart geführt am

12. Februar die Grenze des Königreichs überſchritten , fanden ſich nach und nach, bis Ende März, noch manche Nachzügler ein . Troß der ſchwierigen Verhältniſſe, unter denen ſie ſich endlich glücklich bis ins Vaterland zurückgeſchleppt hatten , wurden doch alle dieſe vor eine Unterſuchungs -Commiſſion geſtellt, um ſich vor derſelben aufs Genaueſte über ihr längeres Ausbleiben und vereinzeltes Zu rüdkommen auszuweiſen ; wobei befoblen war, daß alle die in dieſer

Richtung ſtrafbar befunden würden , mit einer Dienſtzeit- Verlän gerung von vier Jahren belaſtet werden ſollten. Von den Cavalerie -Regimentern wurde am 29. Januar zuerſt

das Regiment Nro. Il Leib - Chevauleger % , am 30. Nro. IV Jäger König , am 2. Februar Nro. 1 Chevaulegers Prinz Adam und am 3. Februar endlich das Regiment Nr. III Jäger 1

Herzog Louis wieder errichtet. Die erſte Formation and in

Ludwigsburg ſtatt; an demſelben Tage aber , an dem dieſe vorge nommen wurde, marſcirte das Regiment in ſeine vorläufigen Gar niſonen Winnenden und Waiblingen ab. Der Stab und ein

Theil des Regiments wurde in das Schloß Winnenthal verlegt , deſſen Räume 284 Mann und, mit Einſchluß von einigen anderen Königl . Stallungen , 227 Pferde faſſen konnten . Der Pferde ſtand betrug aber zunächſt nur 188 Stück, größten Theils der Leip ziger Lieferung entnommen , die mittlerweile in ununterbrochen auf

einander folgenden Commandos im Nönigreich eintraf. Das Re giment wurde bis zur Rückkehr des Oberſt - Lieutenant von (Gais

283

berg * ) vom Major von Seebach commandirt und completirte ſich durch fortwährend zuwachſende Remonten , zu denen ießt auch

das eigene Land ein beträchtliches Kontingent lieferte ; durch Ein ſtellen von Rekruten u . 1. w . von Tag zu Tag. Das Commando über die vier neu errichteten Regimenter führte General-Major

von Moltke, der auch dann noch das Brigade-Commando über das Regiment Herzog Louis beibehielt , als die übrigen ander weitig in Brigaden eingetheilt wurden. Als die Rottenzahl des Regiments durch immerwährenden Zuwachs an Mannſchaft und Pferden (am 9. Februar 82, am 15. 138, am 22. 80 Remonte pferde) täglich ſtärker wurde, reichten die Gelaſſe von Winnenden

und Waiblingen nicht mehr zur Unterbringung derſelben aus , wes halb zwei Schwadronen : Baſſewitz und Gaisberg am 21. Fe bruar nach Eflingen verlegt wurden. So ſollte denn dieſe Stadt zum zweiten Male die Formation wenigſtens eines Theils des Regimentes ſehen , das nach einer ſechsjährigen blutigen, aber ruhmvollen Laufbahn wieder zu demſelben Zweck dort einzog , wie damals. Es brauchte ſich wahrlich nicht zu ſchämen , als ſeine Schwadronen jeßt in die alten Räume der Zeugbaus- und Kies !

Kaſerne" einrückten. Wie viele aber waren wohl nocy übrig von Senen, die 1806 zum erſten Strauß hinausmarſchirt waren ? Das Commando über die Schwadronen in Eflingen führte

Major von Seidenberger , während Oberſt - Lieut. von Gais berg zur interimiſtiſchen Verſehung des Regiments - Commandos,

in dem er ſpäter durch allerhöchſten Befehl beſtätigt wurde, in Winnenthal zurückblieb . Wir kommen darauf, ſowie auf die unter

der Zeit eingetheilten Offiziere u . zurück. Die , wie ſchon angeführt , aus Rußland unter Oberſt - Lieut.

von Bismart Zurückgekommenen vom Reg . Louis : 2 Wacht meiſter, 1 Quartiermeiſter, 1 Forniſt, 1 Fahnenſchmidt, 11 Unter offiziere und 61 Jäger **) waren unterdeß am 18. Februar bei Eglosheim von Seiner Majeſtät inſpizirt, dann neu montirt und zu ihren Regimentern geſchickt worden , während die mitge brachten Pferde in Ludwigsburg zur Pflege und genaueren Beob * ) Der eigentliche Commandeur Oberſt von Milkau war in Folge ſeiner leiden den Geſundheit nicht im Stande, das Commando zu übernehmen und wurde auch bald darauf, wie wir ſehen werden, von dem Regiment verſekt. ** ) Von dieſen erhielten die Unteroffiziere Gonſer, Locher , Schay , Goebel und

Staehle und 29 Jäger die ſilberne Medaille.

284

achtung zurückblieben.

Troßdem war der Stand des Regiments

Der Art vervollſtändigt , daß demſelben am 8. März nur noch vier

Pferde zur ganzen Kriegsſtärke von 511 Reitpferden abgingen *). Somit war allerdings das Regiment in der überraſchend turzen Zeit von fünf Wochen wieder vollſtändig formirt, da auch der

Mannſchafts- Stand unterdeſſen auf die vorgeſchriebene Stärke ge bracht war ; aber die Leute beſtanden wenigſtens zu drei Vierteln aus Rekruten , und die Pierde werden wobl faſt obne Ausnahme

ganz rob und undreſſirt geweſen ſein . So gut es ging, wurde die nothwendigſte Abrichtung vorgenommen !, von früh bis ſpät ererzirt und geritten, es bedurfte nicht der in dieſer Richtung erlaſſenen

energiſchen Befehle, um Offiziere und Mannſchaft zum Eifer anzu ipornen ; die Führer waren jich vollkommen ihrer Aufgabe bewußt , überjaben volkommen die Nothwendigkeit der möglichſten Eile, die Mannſchaft hatte den beſten Willen ; aber das Alles reichte nicht

aus, um in zwei Monaten reiten zu lernen und noch weniger ge nügte dieſe Zeit, um die Nemontepferde zuzureiten . Und dieſer kurze Zeitraum nur war dem Regimente wie den übrigen Abthei lungen der Armee zu ihrer Ausbildung gegönnt, denn ſchon am 7. April erſchien eine allerböchſte Ordre , nach der die Armee in Cantonnements zwiſchen Ulm und Mergentheim in den darauf folgenden Tagen verlegt werden ſollte. - Es wiederbolte jich eben bier wie faſt bei allen Theilen der Napoleoniſchen Armee - denn

zu dieſer waren die württembergiſchen Truppen wiederum zu ſtoßen beſtimmt – der nämliche Fall, daß man genöthigt war, Rekruten, unausgebildete des Reitens , Marſchirens und der Strapaßen un gewohnte Leute ins Feld zu ſchicken, die eben erſt dem beimathlichen Herd entzogen, in einer ungemein kurzen Zeit und außerordentlich großen Anzahl den Anſtrengungen des Kriegslebens erlagen und die Lazarethe in erſchreckender Weiſe anfüllten.

* ) Der Feldetat war derſelbe der früheren Jahre, mit den , ſeitdem eingetretenen und ſeiner Zeit angeführten Veränderungen. In ſeiner äußeren Adjuſtirung erfuhr das Regiment dadurch einen Wechſel, daß es anſtatt der bisher getra genen Rasfets , nunmehr Tichakows von der Form erhielt , die damals bei faſt allen Deutſchen Armeen nach und nach angenommen wurde von ſchwars zein leder , vom Kopf aufwärte ſich erweiternd, init großem runden Boden

und bis in die vierziger Jahre beinahe allgemein in Gebrauch blieb.

285

Der Befehl zur Concentrirung war , wie geſagt , erfolgt und am 8. April ſollte das Regiment Herzog Louis ſeinen Marſch antreten, um in die ihm bezeichneten Stantonirungen zu rücken . Ehe wir dasſelbe dahin begleiten, wollen wir die Veränderungen, die im Laufe des erſten Vierteljahres von 1813, namentlich das Offizier Corps, betroffen hatten, hier nachholen . Unter dem 6. Januar wurden die Stadeten des Militär- Inſti

tuts von Hardt - Wollenſtein und Grebner zu Se conde-Lieutenants bei den Jägern zu Pferde (vorerſt ohne Benennung des Regiments) ernannt *) . Unter dem 24. Januar wurden Major von Lü ßO W zum Oberſt- Lieutenant und Ktgl. Flügel- Adjutanten ;

Stabs-Rittmeiſter von Baſſew iß vom Cav.-Reg. Nr. IV , Jäger König zum wirklichen Rittmeiſter und Escadrons = Chef im Regt. Herzog Louis ; die Seconde- Lieutenants Vojieler und von Tungern zu Premier-lieutenants ernannt. Unter dem 11. Februar erbielt Seconde- Lieutenant Blatt

macher für ſeine im Felde geleiſteten Dienſte den Militär Verdienſt- Orden.

Unter dem 22. Februar wurde der Kadet von Peyer des Militär-Inſtituts zum Seconde - Lieutenant im Regiment Herzog Louis ernannt. Unter dem 27. Februar erhielt der Rittmeiſter von Bailewiß den Militär- Verdienſt - Orden ; Der Wachtmeiſter Wencher das Portepee ;

der Unteroffizier Diener des Regiments wurde zum Wacht: meiſter beim Cav .- Reg. Nr. IV ernannt. Unter dem 1. März wurde der Commandeur des Regiments Oberſt von Milkau à la suite des Garde-Regiments zu Pferde verſegt ;

Oberſt- Lieutenant von Gaisberg zum Interims-Comman deur des Regiments Herzog Louis ; Stabs - Rittmeiſter von Reinhardt zum wirklichen Ritt meiſter und Escadrons-Chef ;

Premier - Lieutenant von Mengen zum Stabs-Rittmeiſter ; *) Wurden ſpäter dem Regiment Herzog Louis zugetheilt.

286

Quartiermeiſter Sch aid vom Cav . - Regt . Nr. I prinz Adam ;

Quartiermeiſter Herrmann vom Garde - Regiment zu Pferde ; Unteroffizier Herbort vom Garde -Regiment zu Pferde zu Seconde- lieutenants ;

Unterarzt Hölderlin vom Inf. - Regt. Nr . 2 Herzog Wilhelm zum Oberarzt im Regiment Herzog Louis ernannt.

Unter dem 8. März wurde Premier-Lieutenant von Tungern

zum Cav . - Regt. Nr. V Dragoner Kronprinz, dagegen Premier-lieutenant von Albebyl vom Regiment Kron prinz zum Regiment Louis verſeßt. Unter dem 12. März der cand. jur. Piſtorius zum Auditor

im Regiment Herzog Louis ernannt. Unter dem 18. März wurde Premier -Lieutenant von Albedyr zum Stabs-Rittmeiſter beim Cav .- Regiment Nr. II Leib Chevaulegers ;

Seconde - Lieutenant Napfi zum Premier - Lieutenant im Regiment Louis ernannt.

Unter dem 31. März wurde Wachtmeiſter Diener vom Cav.

Reg. Nr. IV wieder als Seconde-Lieutenant zum Regiment Herzog Louis verſekt.

1. Der Feldzug von 1813 gegen die Verbündeten .

A. Der Frühjahrs•Feldzug. Concentrirung in der Gegend von Mergentheim .

Nachdem das Regiment am 2. April die legten zu ſeiner Com

pletirung nöthigen Pferde in Stuttgart in Empfang genommen batte, am 7. nochmals von ſeinem Brigadier G.-M. von Moltke inſpizirt worden war, ſegte es ſich am 8. , wie befohlen, in Marſd und zwar für dieſen Tag nad Sulzbac ), den 9. nach Hall, 10 . nach Ruppertshofen und den 11. in die Kantonirungsquartiere zu Herrentbierbach. Als Beleg zu der Eilfertigkeit, mit der man ſich in Bewegung ſegen mußte, mag die Bemerkung dienen , daß man

287

unterwegs , den 10. erſt Karabiner und in den Quartieren darauf am 13. die Ladeſtöcke und die Patronen dazu empfing . Von liim bis Mergentheim wurde ein Grenz- Cordon gezogen, das Ober- Commando über die Truppen , die in die für denſelben vorgeſchriebene Stellung einrückten , führte S. Rönigl . Hobeit der

Kronprinz , dasjenige auf dem linken Flügel von Elwangen bis Weikersheim der G.-M. Gen.- Adjutant Graf Beroldingen. Dieſer beorderte am Tage des Einrückens in ſeine Quartiere den

Oberſt - Lieut. von Gaisberg , ſchon den folgenden Tag, den 12. mit ſeinem Regiment und 4 demſelben beigegebenen Geſchüßen rei tender Artillerie nach Spielbach vorzurücken , die Orte Leuzendorf I

(Straße nach Rothenburg a. d . Tauber ), Böhmweiler und Schwar zenbronn zu bejegen und Vorpoſten bis an die Grenze vorzuſchieben, dieſe aber weder durch die Poſten , noch durch Batrouillen über ſchreiten zu laſſen. Der Vorpoſtendienſt , der zur Sicherung der Grenzen des Königreiches , mehr aber wohl noch zur Uebung für

die jungen ungeſchulten Truppen gegeben wurde , verfehlte nicht, auf dieſe eine ſehr gute Wirkung auszuüben und wejentlich zu ihrer weiteren Ausbildung beizutragen. Doch jollten dieſe Uebungen nicht lange dauern , denn ſchon am

15. wurde dem General - Lieutenant

von Franquem ont der Befehl über das ins Feld beſtimmte Corps ertheilt , mit der gleichzeitigen Weiſung, daß dieſes ſich am 18. bei Mergentheim concentriren und am 19. ſeinen Marſch an treten ſolle. Das Corps war folgendermaßen zuſammengeſegt: Gommandirender General :

G.

2. von Franquemont . Mann . Pjerde .

Chef des Stabes :Major von Wimpffen, Sous- Chef : Major von Bangold. Commandeur der Artillerie : Oberſt von Bartruff *).

zuſammen, Stab :

57

29

1. Infanterie- Brigade 6.-M. von Neuffer Stab :

Infanterie- Regiment Nr. 1. Prinz Paul (Ob. von Bieberſtein ) •

7

1434

22

1498

51

* ) Oberſt von Bartuff traf erſt mit der zweiten Colonne im Juni im Felde ein.

288

Mann. Pferde. 1498 51

Uebertrag

Infanterie- Regiment Nr. 2. Herzog Wil · 1434

belm ( Ob . von Bauer)

22

1. Infanterie-Brigade 6.-M. von Stock Stab :

in a yer

7

Infanterie-Regiment Nr . 7 *) . ( Ob . von Spigemberg)

.

1434

2:

715

11

715

11

137

59

Inf.- Reg. Nr. 9. Jäger König 1 Bat. (Maj. von Hoffmann )

.

Inf.-Reg . Nr. 10. Leichte Infanterie 1 Bat. (O.-L. von Hüpeden ) .

Fuß- Batterie Nr. 1. (Hptm . von Wickede ) 5 -- Gipfor. Kan., 1 Haubige

.

Cavalerie- Brigade : G.-M. von Jett. Adjutant: S.-L. von König

Stab

7

Regiment Nr . 1. Chevaulegers Prinz Adam (O.-L. von Bismarf)

.

580

519

80

519

154

135

Regiment Nr. III. Jäger Herzog Louis (O.-L. von Gaisberg) Reitende Batterie Nr. 3. 4 - Opfdr. Ran . ,

2 Haubigen (Hptm . von Bürgi)

.

8 Bataillone, 8 Escadrons , 12 Geſchüße, 7261 1319 **) Das Regiment Herzog Louis marſchirte mit folgenden Dj fizieren aus : Commandeur : Oberſt -Lieutenant von Gaisberg.

Stabs -Offizier: Major von Seebach .

Adjutant : Prem .-Lieut. Graf Graeveniß.

* ) Das Inj.-Reg. Nr. 7 war ſchon am 4. März aus ſeinen Garniſonen Crails heim und Hall abmarſchirt; am 7 März in Würzburg eingetroffen, hatte es

am 12. Cantonnements bei Odhſenfurt bezogen , trat ſpäter unter Befehl des franzöſiſchen Generals Marchand und vereinigte ſich erſt am 1. Mai wieder

mit ſeinem Corps , wie wir unten ſehen werden.

**) Ende Mai folgten eine weitere Infanterie- und Cavalerie -Brigade nach. Siehe unten .

289

Commandeur- Escadron : Prem . Lieut. Kapii . Sec. Lieut. Entre ß .

Her bort . Diener.

Escadron Seebach):

Stabs - Rittm . von Mengen.

Sec .- Lieut . Kaß maier. von Hardt- Wollen ſtein .

Schaich. Escadron Baſjewiß : Rittm . von Baſiewiß. Sec. Lieut. Gideon von Speth. von Nicklewi B. Il

11

Herrmann.

Escadron Reinbardt: Rittm . von Reinhardt.

Prem . Lieut. Vorſeler. Sec . -Lieut. Grebner. von Beyer.

Regim .- Quart.- Mſtr. Brecht. Auditor Piſtorius .

Oberarzt Hölderlin. Kurſchmidt Rudolph.

Major von Seidenberger à la suite des Negiments ge führt, erhielt zur Herſtellung ſeiner angegriffenen Geſundheit einen längeren Urlaub. Staba - Rittm . von Nagel der Commandeur Escadron und Prem .-Lieut. Viſcher der Escadron Baſjewig blieben

frank in Winnenden zurück , Sec. Lieut. von Blattmac) er der

Escadron Neinhardt wurde mit 4 Unteroffizieren am erſten Marſch tage wieder ins Königreich zurückbeordert , um bei der Formation des Depots verwendet zu werden *) . Ehe jedoch das Corps ſeinen

Marſch antrat , wurde dem Gen. Lieut. von Franquemont ein Königlicher Erlaß zur Publikation an die Truppen ſeiner Diviſion zugeſtellt, in welchem das allerhöchſte Mißfallen darüber ausge drückt wurde, daß ſich einige Offiziere der Königlichen Armee er

laubt hätten , über Kriegsereigniſſe, Politik und Verhältniſſe mit verbündeten Mächten ſich auf eine unpaſſende Weiſe zu äußern, was

unter Verweiſung auf den unbedingten und ſtillſchweigen

*) Die 4 Wachtmeiſter hießen : Mencher, Wirth, Mad und Zinſer ; der Stabe horniſt Hummel, der Profoß Gaebele. 19

290

Den Geborjam – bei Wiederholungsjällen auf das allerſtrengſte geahndet werden ſolle ; ein Erlaß , der uns einen ziemlich klaren Einblick in die damalige Lage der Verhältniſſe, die damals ſich auch in Süddeutſchland geltend machende Stimmung thun läßt . Während der Norden Deutſchlands ſeit jechs Jahren unter dem Drucke Napoleoniſcher Gewaltherrſchaft furchtbar gelitten und nun

mit einer unglaublichen Begeiſterung zu den Waffen gegriffen hatte ,

um das aufgezwungene Jocy von ſich abzuſchütteln, hatte allerdings der Süden , namentlich der Südweſten unſeres Vaterlandes, äußerſt

wenig von einem ſolden Druck verſpürt, das Volk war entweder unter den angeſtammten Regenten verblieben , oder hatte ſolche mit anderen deutſden Herrſchern vertauſcht, die ihre Unterthanen

in einer gleichmäßig gerecyten Weiſe fortregiert hatten ; allerdings hatten die fortwährenden Kriege Steuer-Erhebungen, vermehrte Re fruten - Aushebungen , Truppen - Durdyzüge und mancherlei ähnliche Laſten zur Folge gehabt. Dieje batten aber auch damals ſchon

beſtanden, als man im Verein mit dem deutſchen Reichsheere Krieg gegen Frankreich führte , alſo machte ſich dadurcy, daß man jeßt mit Napoleon zog, in den äußeren Verhältniſſen für den weniger tief Blickenden, und daraus beſteht doch die Maſſe des Volks , keine

ſo beſondere Veränderung geltend . Die Truppen der Staaten unſerer ſüdweſtlichen Ede aber hatten im Verein mit franzöſiſchen

Heeren, kriegen und jiegen gelernt, es war ihnen gelungen, ſich durch ihren eigenen Gehalt, durch ihre Tüchtigkeit den Franzoſen eben bürtig zu zeigen , ſie hatten unter Napoleon's Augen gekämpft und dieſer hatte ihnen ſeine vollſte Anerkennung gezout. War es ibnen

auch in mancher Beziehung ergangen, wie es den kleineren Verbün= deten den großen gegenüber häufig zu gehen pflegt, daß ſie manc) mal zurückgeſeßt, manchmal mißbraucht wurden ; ſo war das doch nicht in ſolcher Weiſe geſchehen , um eine nachhaltige Erbitterung wach zu rufen. Erſt das Jahr 1812 mit ſeinen grauenerregenden

Ereigniſſen, das Erwachen des Nationalgefühls im Norden, die ,,Aufrufe an das deutſche Volt " und das Bekanntwerden aller jener

großartigen Anſtrengungen und Opfer, die dort zur Förderung der deutſchen Sache ins Leben traten und freudig dargebracht wurden, fanden jeßt auch im Süden einen Wiederhad und machten ſichy, wie begreiflich , in mancherlei Außerungen Luft, die auch in den Kriegs heeren ſich theilweiſe Eingang verſchaffen mußten . Dabei aber batte

es auch — in der württembergiſchen Armee wenigſtens – ſein Be wenden, die Truppen hatten eine zu treffliche Disciplin , waren zu

-

291

anhaltend in der Schule des ſoldatiſchen Gehorſams erzogen worden, als daß es mehr als eines Wintes bedurft hätte , um ſie daran zu erinnern , daß ihr König auf dem betretenen Weg fortzuſchreiten

entſchloſſen war. Dieſer hatte mit bewundernswürdiger Energie aus den zurückgekehrten Heerestrümmern in wenigen Wochen ein

ſchlagfertiges Corps aufgeſtellt und hatte ſomit ſeine Verpflichtungen gegen Napoleon aufs Pünktlichſte erfüllt.

Er war aber nicht ge

ſonnen, nochmals ſeine Armee bis auf die letzten Neſte zu opfern ; es erhielt daber, zur Zeit als das oben genannte Corps die Gren zen des Königreichs überſchritt, der G.-L. von Franquemont die genaueſten Inſtruktionen über ſein Verhalten in dem bevorſtehenden Feldzuge, um die Truppen unter ſeinem Commando vor frem dem Mißbrauch zu ſchüßen , und vor abermaliger Vernichtung zu be wabren .

Vormarſch auf den Kriegsſchauplaß bis in die Gegend von Iona. Am 19. April alſo ging der befohlene Marſch aus den Nan tonirungen bei Mergentheim (Herzog Louis Markolsheim ) von Statten, erſten Tages bis Biſchofsheim (Neg . Louis Diſtelhauſen ) den 20. nad Würzburg, wo am 21. Raſttag gehalten wurde. Das

Corps hatte die Weiſung erhalten, in Würzburg weitere Befehle zu erwarten , dieſe trafen nun ſofort ein, und folgende Ordre Ber

thier's veranlaßte einen unaufhaltſamen Weitermarſch : Mayence le 19. Avril 1813 .

L'Empereur ordonne, Monsieur le Général de Franquemont, qu'avec toutes

les troupes Wurtembergeoises qui doivent étre réunies le 20. à Wurzbourg, vous continuez votre mouvement pour vous porter sur Hildburghausen, où vous

recevrez de nouveaux ordres de Mr. le Gal. de Div. ('omte Marchand. Envoyez à ce général à Meiningen un officier , pour lui faire connaitre d'une manière précise votre marche et envoyez moi aussi la copie de votre itinéraire. Ayez soin de marcher militairement, en ordre et vos bagages réunis sous ?

escorte .

Le prince de Neuchatel, Alexandre.

Die Diviſion Marchand gehörte zum dritten Corps unter Ney,

deſjen Führung die württembergiſchen Truppen Anfangs wiederum anvertraut werden ſollten , weshalb dieſelben am 22. nach Wernect,

· 23. nach Schweinfurt, 24. nach Lauringen, 25. Römhild und den 26. nach Hildburghauſen marſchirten. Dieſe Märſche , die ſtets in

geſchloſſenen Regimentern , ja zum Theil brigadenweiſe ausgeführt 19 *

292

werden

mußten , waren

bei ſchlechtem Wetter und

theilweiſe

ſchlechten Wegen ziemlich anſtrengend; zumal diejenigen Trup pen , die jedesmal an der Spiße der Nachtquartiere lagen, Feldwachen und Pikets auszuſtellen hatten.

Franzöſiſche Adjutan

ten und Generalſtabs - Offiziere machten ſich fortwährend viel bei den Nbeinbundstruppen zu ichaffen, trafen auf den Märchen zu ihnen ,

geleiteten ſie ſtreckenweiſe, verlangten Rapporte und alle möglichen Ausweiſe. Das Mißtrauen , welches jie anfingen , gegen ihre Ver bündeten zu begen , machte ſich deutlich bemerkbar. Was man un :

terwegs von franzöſiſchen Truppen antraf, war nicht gerade in der beſten Verfaſſung, meiſt blutjunge Konſcribirte, viele ohne Waffen, die durch die forcirten Märſche außerordentlich erſchöpft und abge

ſpannt waren . Das Regiment Herzog Louis , welches in Mer gentheim einen Jäger mit ſeinem erkrankten Pferde zurückgelaſſen hatte , verlor bis hieher ein weiteres , das aus Entkräftung ſtürzte und hatte 9 gedrückte Pferde .

General Marchand hatte dem Corps Jimenau als nächſtes Marſchziel bezeichnet, am 27. April aber erreichte im Amte Gebren

den G. -2 . von Franquemont nachſtehendes Schreiben Berthier's, welches den Truppen des Erſteren eine andere Beſtimmung an wies, es lautete : Erfurt le 26. Avril 1813.

Je vous ) réviens Ms. le Gal de Franquemont que, d'après de nouvelles

dispositions |réscrites par l’Empereur, la division Wurtembergeoise que vous commandez et qui est la 38me division de la grande armée fait partie du 4me Corps d'armée , commandé par Ms. Je Gal . Cte. Bertrand qui a maintenant son grartier-général à Rudolstadt, d'où il va le porter en arrière de Jena. Envoyez en consequence un officier à Ms. le G.! Bertrand pour lui faire connaître la composition de votre division et jrendre ses ordres.

Le prince de Neuchatel, Alexandre.

Zu Folge dieſer Mittheilung wurde die Marſchrichtung ver ändert und am 28. nach Königſee gerückt, den 29. daſelbſt ein

durchaus nothwendiger Ruhetag gehalten. Das Regiment Herzog Louis lag mit der reitenden Batterie in Remda, Alt- und Kirch Remda. Am 30. ging es weiter nach Uhlſtadt , das Reg. Louis bezog Quartiere in Naſchhauſen, Heilingen, Robſchüß und Kl . Bucha . Man war hier im Bereich feindlicher Parteien , welche namentlich die Straße nach Jena ſehr unſicher machten , traf die erſten Ko jacken wieder, die man ſeit dem Ridzug hinter dem Niemen , ſeit

293

Mitte Dezember; nicht geſehen, und eine patrouille des Inf.-Regts. Nr. 9, die ſich etwas unvorſichtig vorgew.igt batte , wurde vom Feinde abgefangen.

Unter der Zeit hatten ſich die Verhältniſſe bei der Napoleo

niſchen Armee folgendermaßen geſtaltet.

Der Vizekönig Eugen

batte aus den Händen Murats das Coinmanto über die Reite Die jer Armee am 17. Januar übernommen, war mit dieſen am 11. FC

bruar von Pojen auf Frankfurt a . C. zurückgewichen und von Car noch weiter rücwärts uach Berlin gegangen , das am 22. erreicht wurde . Aber auch hier – dem nachrüdenden Feinde und mehr noch

der immer drohender werdenden Stimmung der Einwobner wei chend -, blieb er nicht ſteben, ſondern zog ſich auf das linke Elbufer zurück, nahm ſein Hauptquartier in Leipzig und hatte ſeinen rech ten Flügel in Dresden, den linken in Hamburg, in diejer Stellung vom 10. - 23. März verbleibend. Das Vorrücken der ruiden Heereskörper war, wie wir ſchon oben angedeutet haben , mit Be

ginn des Jahres 1813 ins Stocken gerathen und Preußen bedurfte nicht weniger der ohnehin knapp zugemeſſenen Zeit, um ſeine unter nommenen großartigen Rüſtungen einigermaßen zum Schluß zu bringen ; jo kam es , daß ſich die Spigen der verbündeten rujliſch preußiſchen Armee, deren Oberbejebl Kutuſow führte, erſt zu Ende

März gegen die Elbe vorbewegten. Ter Vizetönig hoffte dieje, welche in zwei getrennten Heerſäulen unter Wittgenſtein und Blü cher vorrückten, einzeln zu ſchlagen , ging daher am 23. bei Mag deburg wieder auf das rechte Elbeufer über , Wittgenſtein entgegen , während Ney Blücher im Vormarſch bindern jollte .

Die darauf

erfolgenden Kämpfe des 5. April veranlaßten den Vizekönig, ſich wieder auf das linke Ufer zurückzuziehen, um daſelbſt von Neuem Stellung

zu nehmen , während Wittgenſtein, auf Verſtärkung und das An rücken der ſchleſiſchen Armee wartend, augenblicklich nichts Weiteres gegen ſeinen Gegner unternahm , vom 8. - 10. aber die Elbe bei

Roslan überſchritt, als er vernahm , daß Blücher dieſen Fluß bei Dresden paſjirte; worauf die Vereinigung beider zwiſchen Zwenckau und Borna erfolgte . Wittgenſtein übernahm darauf nach dem am 28. April erfolgten Tode Kutuſow's den Oberbejehl über beide Ar meen , der kurz nach der Schlacht von Baußen wiederum in die Hände Barclay de Tolly's überging.

Die außerordentliche Thätigkeit, welche während dem Napoleon entwickelt batte, iſt binlänglich bekannt; die 530,000 Mann , welche

294

er vom Staate in dem erſten Viertel des neuen Jahres verlangte und bewilligt erhielt , wurden zwar in Wirklichkeit nicht auſgebracht, nicht einmal die am 11. Januar befohlene Aushebung von 350,000 Mann tam vollſtändig zu Stande. Nichts deſto weniger entfaltete Frankreich unter des Staijers energiſcher Leitung eine Kraftentwidt

lung, die ſtaunenswürdig iſt. Anfangs Februar ſchon überſchritten die erſten Truppen der neuerrichteten Armee den Rhein, Mainz war derjenige Punkt, der von dem größten Theil der anrückenden Heeres theile paſjirt wurde . General Bertrand hatte Anfangs Januar bei Verona 30,000 Mann vereinigt, die Mitte März durch Tirol vorgehend , das vierte Armee- Corps bildeten , zu denen, wie wir ge ſehen haben , die Diviſion Franquemont zu ſtoßen , neuerdings beſtimmt war. Am 15. April verließ der Kaiſer ſelbſt St. Cloud, war den 17. früh in Mainz, blieb daſelbſt bis zum 24. , traf den 25. in Erfurt und den 28. in Weimar ein . Die franzöſiſche Armee,

im ſteten Vorrücken begriffen , befand ſichy am 30. April mit dem 3ten Corps , Ney , vor Weißenfels , dem 4ten , Bertrand, in Köjen, Jena und Uhlſtadt, dem Gten, Marmont, in Naumburg,

dem 12ten , Oudinot, in Jena; und unter dem Vizekönig Eugen

mit dem 5ten Corps, Lauriſton , zwiſchen Halle und Merſeburg, dem 11ten, Macdonald , zwiſchen Merſeburg und Zijchen. Das kaiſerliche Hauptquartier und die Garden , unter Mortier und Bejjieres , waren zu Weißenfels. Ferner waren vorhanden, das !

1te Cavalerie -Corps Latour -Maubourg , zur Armee des Vize

königs gehörig ; der franzöjijchen Armee nachrückend: das 2te Corps, Victor , das 2te Cavalerie -Corps, Sebaſtiani, das 7te Corps, Reynier ; und die noch in der Formation begriffenen : 1tes Corps , Davouſt und Vandam me, das Cavalerie - Corps Arrighi , das bayriſche Corps und das 14te, St. Cyr. Das vierte Armee - Corps hatte folgende Zuſammenſegung: Commandirender General:

Diviſions - General Graf Bertrand. Chef des Gen. Stabes Br.-G. Delort. Commandeur der Art. Div .-5 . Ta viel.

12te Diviſion ( Franzoſen ) Div .-Gen. Mor and. Br.-G. Bélair, 8tes leichtes Inf.-Regiment. Br.-G. Sicard , 13tes Linien Br.-G. Hulot, 23tes 2tes Kroaten -Regiment, 11

II

11 Bataillone ,

295

15te Diviſion ( Italiener ) Div.-G. Peri *) . Br.-G. St. Andrea, Ites Lin .- Inf. Regiment.

Br.-G. Balathier,

2tes 3tes

Br.-G. Ambroſio,

4tes

I!

5tes

11

I!

11

( tes

Br.- 5 . Martelli

Il

11tes

3tes leidytes . Stes

!!

14 Bataillone.

38te Diviſion 6.- 2 . von Franquemont. 8

(wie oben)

Cavalerie-Brigade Br.-G. Graf Briche. G.-M. von Jett : Chevauleger- Reg. Nr. I ,

Prinz Adam .

Jäger-Regiment Nr. III , Herzog Louis .

Ob . Regnier: 2tes neapolitaniſches Chaſſeur - Regiment. Zuj. 33 Bataill., 12 Escad., = 21,000 Mann mit 34 Geſchüßen. Die Vereinigung des Corps fand hier in ſofern ſtatt , als die Brigade Stockmayer mit der italieniſchen Diviſion zu Jena in Verbindung trat ; während die Diviſion Morand vorwärts in Köſen ſtand . General Bertrand erließ detaillirte Inſtruktionen

an die Diviſionen ſeines Corps , namentlich auch wurden ſehr ſtrenge Befehle in Betreff der Bagage erlaſſen , es durfte jede Compagnie nur ein, jede Escadron nur zwei Packpferde für das Offiziers -Ge päck mit ſich führen , alle Offiziers -Bagagewagen aber mußten zu !

rückgeſchickt werden . Ueberhaupt richteten die franzöſiſchen Generale während des Feldzuges 1813 ihre ganz beſondere Aufmerkjamkeit auf das Fuhrweſen und wachten darüber,, daß ſolches nicht in un

nöthiger Weiſe anwachſe. Man hatte den grenzenloſen Troß des Jahres 1812 und die furchtbare Verwirrung in demſelben noch in

friſchem Andenken. Freilich hatte in dieſer Beziehung die franzö ſiſche Armee in Vergleich zu ihrem Zuſtande vor zehn und fünfzehn

Jabren weſentlich an ihrer Beweglichkeit eingebüßt. – Ferner wurde befohlen , daß man ſich auf zwei Tage mit Brod , auf vier

mit lebendigem Fleiſch zu verſehen habe , die größte Wachſamkeit * ) Nach Plotho

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wurde eingeidärft und jetes Cantonnement durch Rifets und Was chen gedeckt.

Auf den 1. Mai war der Diviſion Franquemont befoblen , ſic ) auf Jena vorzubewegen, weshalb ſie ſich an dieſem Tage Mor gens um 8 Uhr bei Nachhauſen (unweit Drlamünde ) concentrirte und den Marſd in folgender Ordnung antrat:

Infanterie-Regiment Nr. 9 . Cavalerie - Regiment Nr. III . Reitende Batterie .

Infanterie - Regiment Nr. 10 .

3 Escadrons, Cavalerie - Regiment Nr. 1 . Ites Bataillon , Infanterie -Regiment Nr. 1 . Fußbatteric.

1tes Bataillon , Infanterie -Regiment Nr. 2. Bagage . 2tes Bataillon , Infanterie- Regiment Nr. 2 . 1 Escadron , Cavalerie- Regiment Nr. I. Das 2te Bat. , Inj. Reg. Nr. 1 , bis zur Ablöjung durch bave

riſche Truppen in Rudolſtadt zurückgelaſſen , rückte im Laufe des Tages wieder beim Corps ein , ebenſo das Inf. - Neg. Nr. 7 , das

Ney in Weimar zurückgelaſſen hatte , als die Diviſion Franquemont den Befehl erbielt, ſtatt dem dritten , dem vierten Armee - Corps einverleibt zu werden . Sena wurde Mittags erreicht, der Marſch babin obne beſondere

Störungen zurückgelegt, da ſich mit den feindlichen Truppen, welde ſich, namentlich auf dem rechten Saaleufer zeigten, kein Gefecht an gagirte. Das württembergiſche Hauptquartier blieb in Jena, das Regiment Herzog Louis bezog mit dem Stab und 3 Escadrons

Kantonirung in Zwäzen , die Escadron Reinbardt tam nach Lobſtadt, beide Orte waren gleichzeitig von dem Infanterie -Reg .

Nr. 9 beſeßt. Unſer Regiment hatte nach Abzug der Commandirten , Kranken u . i. w . einen ausrüđenden Stand von 526 Mann und 485 Pferden .

Operationen bis zur Schlacht bei Sauben . 2. Mai ( Schlacht bei Groß - Görſcheni ).

Während Napoleon, von Weißenfels aufgebrochen, im Vorrücken auf Leipzig begriffen war , nicht vermuthend , heute noch von der

vereinigten Macht der Verbündeten angegriffen zu werden, während

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Wittgenſtein die trefflichen von Scharnhorſt entworfenen Dispoji:

tionen zur heutigen Schlacht zwar eingeleitet hatte, aber nicht aus: zuführen wußte, und Napoleon , als der feindliche Angriff endlich

um 12 Uhr Mittags erfolgte , ſich ſchnell in die ihn überraſchende

neue Lage der Dinge fand , jeine Anordnungen derſelben anpaßte und durch geſchicktes Herumwerfen ſeiner Heerſäulen in eine durch aus veränderte Richtung , den Sieg abermals an ſeine Fahnen feſ= ſelte – während dem ſtand die Diviſion Franquemont in ihrer

geſtrigen Stellung bei Jena , auf weitere Befehle Seitens des Ge nerals Bertrand wartend , der ſich – wahrſcheinlich nur mit der Diviſion Morand – zu Pojema an der Rippach befand.. Zwei Compagnien des Inf.- Regts. Nr. 7, unter Major von Bequignol, batte Franqueniont nach Dornburg detachirt, um die Verbindung mit der italieniſchen Diviſion aufzuſuchen , die geſtern links von

unſerer Diviſion geſtanden hatte ; Rittmeiſter von Reinhardt der Löbſtadt und Zwäzen mit ſeiner Schwadron bejeßt hielt, wurde ſeiner Seits wiederum angewieſen die Communitation zwiſchen dem Gros und dem Detachement Bequignols zu unterhalten , als end

lich gegen Mittag Hauptmann Graf Faucigny des württembergiſchen Gen. - Stabes mit dem Befehl Bertrands eintraf , ſo ſchnell wie

möglich mit der Diviſion auf Naumburg zu marſciren ; nach Zu rüdlaſſung eines Bataillons in Jena bis zur Ankunft des 12ten Corps (deſſen Führer, Oudinot war ſchon Mittags daſelbſt einge

troffen) und Beſegung der Saaleübergänge bei Dornburg und Cam burg, wozu die beiden Compagnien des Inf.- Regiments Nr. 7 ver: wendet wurden .

Sofort um 1 Uhr wurde aufgebrochen , Naumburg aber nicht erreicht, ſondern Cantonnement zwiſchen Prieſſniß und Camburg

bei einbrechender Nacht bezogen. 6.-M. von Stockmayer beſeşte mit %, Escadron Louis, dem Regiment Nr. 10 und 3 Compagnien von Nr. 7 Leislau ; 6.-M. von Jett mit 3 / Escadrons unſeres Regiments und der reitenden Batterie Prieſſniß . Die nach allen

Richtungen ausgeſchickten Patrouillen fanden nirgends etwas von Feinde. – Von einer geordneten Verpflegung war von jeßt an bis zum Waffenſtillſtande nie mehr die Rede , das verheerende Requi: ſitionsſyſtem wurde bei der franzöſiſchen Armee in der gewaltſamſten Weiſe ausgeübt und ihre Bundestruppen waren ſchließlich leider gezwungen , ſich derſelben Verpflegungsart zu bedienen , wollten ſie überhaupt ihre Eriſtenz friſten.

298 3. Mai.

Das Rejultat 'der geſtrigen Schlacht war bekanntlich, daß ſich die ruſſiſch -preußiſche Armee heute auf Altenburg und von da in den folgenden Tagen über Rochliß , Noſſen und Dresden in die Stellung von Baußen zurückzog. Ihr folgte der Vizetönig mit dem liten Corps über Pegau auf Borna . Die Diviſion Franque mont batte den Befehl erhalten, ſtatt auf Naumburg, auf Stöjen vorzurücken und daſelbit Stellung zu nehmen ; das Gros des 4ten Corps jei zu Taucha , hieß es. Um 5 Uhr früh aufbrechend, in

der Richtung von Naumburg feindliche Cavalerie erblickend , ohne mit ihr in Berührung zu fommen , marſcirte man nach Taucha , börte Nanonendonner von Pegau berüber , fand nichts vom 4ten Armee -Corps, das mittlerweile bei Predel über die Elſter gegan : gen war, wohl aber die Ordre vor , nach Raja weiter

rücken .

Das kleine Dörfchen war ſchwer zu erfragen , endlich gegen Abend betrat man das Schlachtfeld von Groß-Görſchen , erreichte Kaja und bivuafirte unfern desjelben Mitten zwiſchen Todten und Ver wundeten , in unmittelbarer Näbe des Ney'ichen Corps , das geſtern

am meiſten gelitten hatte und auf dem Kampfplaß ſtehen geblieben war. Alle Verſuche, General Bertrand aufzufinden , waren um ſonſt und Franquement ſchickte daher Offiziere ins große Haupt quartier, um ſich dort Verhaltungsbefehle zu erbitten. Dieſe lau teten wie früher, auf Vereinigung mit dem 4ten Corps, die nun mehr über Predel zu erſtreben ſei. Dahin wurde der Marſch am 4. Mai

angetreten. Er war ſehr beſchwerlich ; der Weg ſchlecht und die

Colonne mehrfach von feindlichen Streifpartieen cotovirt , die ſich aber in gemeſſener Entfernung hielten.

Von Predel, welches Ber

trand ſchon wieder verlaſſen hatte , ging man bis Lucka vor, wo die Queue des 4ten Corps endlich erreicht und woſelbſt theils tan tonnirt, theils bivuatirt wurde ; dem Regiment Louis wurde leşteres Loos bei Leiſchütz zu Theil. Die Tete des 4ten Corps befand ſich in Frobburg, zwei Meilen vorwärts ( ſüdöſtlic ) von Lucka. 5. Mai.

Um 3 Uhr Morgens wurde nach Frohburg abmarſcirt und

bier fand nun faktiſch die Vereinigung der Diviſion Franquemont mit dem Gros des 4ten Armee- Corps ſtatt. Hier wird auch ohne

Zweifel die Formation der Cavalerie: Brigade unter dem Oberbefehl des franzöſiſchen Brigade- Generals Briche vor ſich gegangen ſein ,

299

unter dem jedoch 6.M. von Jett nach wie vor das Commando

über die beiden württembergiſchen Reiter -Regimenter fortführte. Das neapolitaniſche Chaſſeur- Regiment, welches nunmehr die Brigade ver ſtärkte, war eine glänzende Truppe , ſehr ſchön ausgerüſtet und faſt durchgehend mit Hengſten ſehr edelen Schlages beritten . Weniger gut beſtellt war es mit der Schlagfertigkeit des Regiments. Nur die erſte Schwadron : Grenadiere zu Pferde, wird von Augenzeugen lobend erwähnt, die anderen drei ließen dagegen in cavaleriſtiſcher Beziehung Vieles zu wünſchen übrig. Dem 4ten Corps ſtand die feindliche Nachbut, hier aus Ruſjen

beſtehend, ohne Zweifel das Corps des Generals Miloradowitſch, gegenüber. Bertrand hegte die Hoffnung, daß der Feind ibn an greifen werde und ließ in dieſer Erwartung die Diviſionen Morand

und Franquemont in geeignete Stellungen rücken. Die Ruſſen aber traten nach einiger Zeit ihren Nückzug an , und nur die leichten Truppen derſelben umſchwärmten unſere nachrückenden Colonnen, deren Avantgarde die württembergiſche Diviſion bildete.

Nament

lich die Koſacken gingen unſerer Tete ganz nahe auf den Leib und zwei Mann prallten förmlich an die Unjeren bin. Einen derſelben nahm man gefangen *) .

Wer den ruſſiſchen Schneewüſten mit heiler Haut entronnen war und bier wieder in Reibe und Glied ſtand , der konnte den

jüngeren Kameraden erzählen , was es für eine Bewandniß mit dieſen zudringlichen Geſellen habe und wie man ſie ſich vom Halſe .

ſchaffen tönne. Abends 10 Uhr langte man in Rochliß an , woſelbſt nur ein Bataillon der Diviſion einquartiert wurde, der ganze Reſt derſelben aber bei abſcheulichem Wetter bivuakiren mußte. 6. , 7. und 8. Mai.

Am 6. um 7 Uhr Morgens ſtand das Corps in der Stellung bei Rochlit unter Gewehr und regte ſich erſt nach vorgenommener

Rekognoszirung in Marſch, um nur bis Tannenberg vorzurücken und daſelbſt von Neuem , auf dem linken Ufer der Sichopa, ein Bivuak zu bezieben. Dieſer Fluß mit ſeinen ſteilen felſigen Ufern verhin derte momentan das weitere Vorrücken, und der Verſuch eine Brücke

* ) Nach anderer Angabe ſeien dieſe zwei Mann ruſſiſche Dragoner geweſen , die, in der Meinung Preußen vor fich zu haben , denen ſie einen Befehl 311 über bringen hatten, auf die Colonne zuritten.

300

bei Falkenhayn zu ſchlagen, mußte wieder auſgegeben werden. Es waren aber nicht allein Terrainbinderniſſe, welche das Vorrücken der Napoleoniſchen Armee vielfach verzögerten : Der Staiſer batte

bei Groß - Görſchen geſiegt , das heißt ; er hatte das Schlacht feld behauptet , welches ſeine Gegner am Tage nach der Schlacht freiwillig geräumt hatten ; er bedurfte dieſes Sieges , wollte er jich vor der Welt nach dem unglücklichen Feldzuge von 1812 wieder in Reſpekt ſeßen , und er ſäumte auch nicht , dieſen Sieg in glänzend ſter Weiſe den Völkern laut zu verfünden . Aber in der That war

der errungene Erfolg kein jo bedeutungsvoller. Der Kaiſer batte we nig feindliche Gefangene, keine eroberte und erbeutete Trophäen auf zuweijen, in feſter Haltung hatte die ruſſiſch - preußiſche Armee ibren

Rückzug in zwei Colonnen – rechter Flügel Preußen , linker Flügel Nuſſen angetreten , um vor dem nachfolgenden Gegner nur lang ſam und ſelten ohne vorbergegangenen Kampf das Feld zu räumen.

Dieſe Achtung getietende Haltung des Feindes und der große Man gel an Cavalerie in Napoleon's Armce – während die Ruſſen und Preußen deren eine ſehr zahlreiche und trefflich ausgerüſtete und geſchulte aufzuweiſen hatten – waren es , welche eine Verfolgung, wie ſie im Sinne Napoleon's liegen mochte, unmöglich machten . Wir haben ſchon früber darauf hingedeutet, welche enorme Schwie :

rigkeiten die Wieder-Errichtung der Cavalerie - Regimenter verurſacht hatte . War das ſchon in Deutſchland der Fall, wie vielmebr in Frankreich , deſſen Pferdezucht auf keiner glänzenden Stufe , deſjen Volt wenig Sinn für ſorgſame Pierdewartung und wenig Reiter- •

talent beſißt. Daß man darum franzöſiſcher Seits dasjenige, was an deutſcher Cavalerie vorhanden war, fortwährend in Anſpruch nahm , iſt begreiflich, waren doch dieſe Regimenter, wiewohl auch ſoeben erſt formirt, doch den franzöſiſchen gegenüber, in einer wahr baft glänzenden Verfaſſung.. – Den württembergiſchen Reiter - Re gimentern , wenigſtens dem Regiment Herzog louis, war zudem der Umſtand, mit Rekruten in's Feld zu rücken , kein jo ganz neuer ,

war das bei legterem doch auch ſchon 1806 der Fall geweſen. Und die ſchwäbiſchen Reiterſchaaren bewährten den erworbenen Ruf auch in dieſem Feldzuge, aber -- jie ſie wurden durch die rückſichtsloſe Ver: wendung wiederum aufgerieben . Nachdem man Nachts im Bivuak bei Tannenberg durcy No : facen allarmirt worden , brach man am 7. Mai chon früb um

3 Uhr von dort auf und überſchritt die zichopa heute bei Mita

weyda auf einer dajelbſt vorgefundenen ruſſiſchen Pontonbrücke,

301

welche der Feind bei der Fortſegung ſeines Rückzuges abzubrechen verſäumt hatte. Der Marſch ging dann nach Freiberg und wurde durch feindliche Cavalerie und Infanterie in unſerer linken Flanke mehrfach beunrubigt. Die Cavalerie - Brigade Jett mit ihrer Bat terie war detachirt, und ſo fand ſich bei dem Corps nur eine elend beſpannte franzöjice reitende Batterie , die, weit entfernt, die

zudringlichen Koſacken in gebührender Entfernung zu halten , den Marſch des Corps in den ſchlechten für Fuhrwerke faum praktika beln Wegen dermaßen aufhielt, daß die Diviſion Franquemont erſt am 8. Mai in der Frühe um zwei , das die Bagage deckende

Bataillon erſt um ſechs Uhr Morgens Freiberg erreichte, wo die Truppen einquartiert wurden . G.-M. von Jett war unterdeß mit den beiden Cavalerie

Regimentern der reitenden Batterie und den beiden leichten Ba taillonen (Reg. Nr. 9 und 10 ) in die linke Flanke abgeſandt , um zu rekognosziren, ob der Feind das zwei Meilen von Freiberg ent fernte und wie dieſes an der Mulde – unterhalb Freiberg ge

legenen Noſſen noch beſegt halte . Am Abend des 7. kehrte er wieder von ſeiner Erkundigung zum Corps zurück mit der Nach richt, daß das Hauptquartier Napoleons ſchon heute nach Noſjen verlegt werde, und bezog das Regiment Louis für die Nacht Ran tonirung in einem Dorfe Reichenbach. Am 8. wurde erſt um 10 Uhr Vormittags abmarſchirt und in der Richtung auf Dresden vorgerückt, man vermutbete die feindliche Nachhut in der Stellung von Keſſelsdorf; ebe aber Bertrand dieſes

erreichte, hatte der Feind ſchon das ganze linke Elbeufer geräumt, war die Avantgarde Eugen's — um 12 Uhr Mittags -- in Dres den eingerückt und hatte darauf am Nachmittage Napoleon ſeinen Einzug in die ſächſiſche Hauptſtadt gehalten .

Obgleich die Entfernung von Freiberg bis Tharant nur zwei und eine halbe und bis Keſſelsdorf drei Meilen beträgt , brauchte doch das Ate Corps von 10 Uhr Vormittags bis Mitternacht, um auf den über alle Begriffe ſchlechten Wegen , durch ziemlich ſtrenge Vorſichtsmaßregeln und allerhand Colonnenkreuzungen aufgehalten , dieſe Strecke zurückzulegen . Als man endlich Tharant (Württemb. Hauptquartier), Keſſelsdorf und Obig ( Quartier der beiden Cava

lerie- Regimenter) erreichte und hier nothdürftig und eng einquartiert wurde , waren die Infanterie, ſowie die Cavalerie in

höchſten

Grade fatigirt. Die beiden Cavalerie- Regimenter hatten auf die ſem Marice 12 Pferde verloren, die aus Entkräftung ſtürzten, bei

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der mangelhaften Verpflegung kein Wunder. Zwar wurde durch die Regiments -Quartiermeiſter und ausgeſchickten Commando's auf

getrieben, was nur vorhanden war, aber das war eben erbärmlich wenig ; denn was die Ruſſen auf ihrem Rückzuge noch etwa zurück gelaſſen , hatten die dem Aten Corps vorausgezogenen franzöſiſchen Truppen mittlerweile vollends aufgezehrt. 9. 11110 10. Mai.

Während das Gros der Armee Napoleon's ſich am 9. tbeils

durch Brückenſchlag bei Dresden zum Uebergang über die Elbe vor beritete, den Fluß mit den Spigen der Avantgarde hier überſchritt, theils auf Torgau maridirte, erbielt das 4te Corps den Befehl, Pirna zu beſeßen und Cavalerie - Detacements mit Infanterie- Ab theilungen vermiſcht in die rechte Flanke zu entſenden, um dieſe

gegen Böhmen vor den in dieſer Richtung verſprengten feindlichen Truppen und vor den zahlreichen Streif- Corps zu decken , die von der alliirten Armee nach allen Richtungen ausgeſchickt waren und in dieſem Feldzuge eine nicht unbedeutende Rolle ſpielten. Dem

zu Folge wurde befohlen, 500 Þjerde (ohne Zweifel die neapolita niſchen Chaſſeurs) in der Direktion gegen Königſtein und Schandau, 500 Pferde

Reg. Prinz Adam - zu Aufklärung der Straßen

nach Lauenſtein und Altenberg auf Dippoldiswalde und Liebſtadt zu pouſſiren , 500 Pferde auf Frauenſtein zu dirigiren. Legtere Beſtimmung traf das Regiment Herzog Louis , das mit der reitenden Batterie unter G.-M. von Jett ſodann noch bis Saida in gerader Richtung von Tharant 4 ſtarke Meilen -- vorging.

Das Gros der Diviſion Franquemont marſchirte gegen Pirna, da es aber den Maric)befehl erſt ſpät am Tage erhielt , blieb es die Nacht über bei Rauſche ſtehen und erreichte erſt am 10. Pirna

wohin auch das Regiment Louis im Laufe dieſes Tages heran gezogen wurde (6 Meilen ) und in Pirna, Mügeln , Heidenau , Dohna, Gr. und Ni. Sedlig Stellung an der Elbe nahm , ſeine Vorpoſten unter Sec . Lieut. v . Hardt bis an den Fluß vorſchie bend. Einzelne feindliche Abtheilungen gewahrte man Pirna ge

genüber auf dem rechten Elbeufer, ohne von ihnen beläſtigt zu werden . 11. Mai.

In der Nacht vom 10. auf den 11. traf der Befehl für das 4te Corps ein , ſämmtliche Detachements wieder an ſich zu ziehen und am 11. Morgens an den Pirnaiſchen Schlag vor Dresden zu

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rücken , um mit dem ganzen Corps die Elbe zu paſſiren. ,, So propre wie möglichy" ſtand legteres Morgens 10 Uhr auf dem be zeichneten Punkte, die Cavalerie Brigade an der Tete , hinter ihr die 3 Infanterie- Diviſionen in der Reihenfolge, welche die Ordre de Bataille vorſchrieb. Bis gegen 2 Uhr Nachmittags aber mußte man warten , ehe die Neibe des Tefilirens über die Brücke und am Kaiſer vorbei, der faſt den ganzen Tag daſelbſt hielt , an die Ca valerie des 4ten Corps tam . Auf dem erſten Brückenpfeiler ſtand Napoleon von einem zahlreichen und glänzenden Gefolge umgeben. Das Regiment Herzog Louis marichirte an der Tete und war zu Vieren formirt, als jedoch der erſte Zug desſelben unter Se conde - Lieutenant Herbort in der Höhe des Kaiſers anlangte, es war wegen der von Da rief dieſer : par deux , par deux ! vouſt ſchon Mitte März geſprengten , dann von den Verbündeten nur nothdürftig wieder bergeſtellten und bei ihrem Rückzuge aufs Neue

zerſtörten Brücke nicht möglicy, jie in breiterer Front zu paſſiren . Endlich auf dem rechten Ufer der Elbe wurde die Brigade mit der

württembergiſchen reitenden Batterie unter General Bride auf der Straße nach Königsbrück vorgeſchoben. Nach einem Marſch von 1 ' , - 2 Stunden , während dem hin und wieder Koſackenſchwärme

die Colonne beläſtigten , ſtieß die Vorbut der Brigade etwa um 4 Uhr Nachmittags vor Ottendorf auf feindliche Hoſten, wahrſchein lich vom Kleiſt'ichen Corps . Nach Ausſage der Landleute war das

Dorf von ca. 150 preußiſchen Jägern beſeßt. Gen. Briche be fahl, den Feind anzugreifen : die neapolitaniſchen Chaſſeurs mußten in das Dorf auf der uns zugekehrten Seite eindringen , das Regiment Herzog Louis dasſelbe auf beiden Seiten umgehen und von den Flanken aus attakiren , das Regiment Prinz Adam

ſcheint in Reſerve geblieben zu ſein. Der Angriff gelang vollfom men, das Dorf wurde vom Feinde geſäubert und dieſer in den naben Wald zurückgeworfen. G.-M. von Jett folgte mit ſeiner Brigade ; jedoch ſcheint das , wie es die Umſtände geboten , mit großer Bebutſamkeit geſchehen zu ſein , wodurch der Feind einigen Vorſprung gewann . Um 9 Uhr Abends, alſo nach dem Eintritt rölliger Dunkelheit langte Jett bei einem zweiten Dorf , Lausniß, an, das am Ausgang des Waldes, etwa eine Meile von Ottendorf

entfernt iſt. Der Feind , der ſich hier in der Stärke von einem Füſilier-Bataillon und einer Schwadron Huſaren befand , wahr ſcheinlich als Repli des Poſtens ron Ottendorf , ſchien den ſpäten Beſuch ſeines Gegners nicht erwartet zu haben , (vielleicht batten

304

ſich die preußiſchen Jäger ſeitwärts zurückgezogen ) und ging nach Abgabe einiger lebhaften Salven eilig zurück. Das Regiment Louis ihm auf den Ferſen und ſo ſchnell wie es die Dunkelbeit

erlaubte, folgend, machte einen Offizier und 18 Füſiliere zu Ge fangenen . Damit ließ man es für heute bewenden und bezog ein Bivuat bei Lausnik .

Gefecht bei Königsbrück am 12. Mai.

Am Morgen ging Gen. Briche mit der Cavalerie-Brigade auf der Straße nach Königsbrück weiter vor . Das Regiment Herzog Louis hatte die Avantgarde und Stabs- Rittmeiſter von Mengen führte den aus 30 Pferden beſtehenden Vortrupp. Ehe man die Stadt Königsbrück erreichte, ſtieß die Spige unſeres Regiments auf einen feindlichen Wagenzug, der mit Fourage be laden in langer Reihe ſorglos die Straße dahinzog. Wahrſcheinlich irgendwo verſpätet , ſcheint man bei demſelben keine Ahnung von der Nähe jo drohender Gefahr gehabt zu haben. Rittm . von Men gen aber, ſchnell entſchloſſen, legt ſich mit ſeinen 30 braven Bur ſchen in Galop, ſprengt Mitten in den Convoi und die überraſchte Bedeckungsmannſchaft binein , baut zuſammen was in die Quere

kommt und nimmt den ganzen Transport von 20 Wagen , und einen Fähnrich und 6 Mann , Huſaren und Dragoner , gefangen . Dann ging es weiter auf Königsbrück ; unterſtügt von dem nach rückenden Regiment, drang Mengen als der Erſte Morgens 8 Uhr in die Stadt, wahrſcheinlich gleichzeitig mit den Verſprengten der in die Flucht geſchlagenen Bedeckungsmannſchaft , während zwei andere Abtheilungen der Louisjäger von entgegengelegten Seiten

in die Straßen ſprengten. In wildem Jagen fiel man über den in Königsbrück befindlichen Feind her , deſſen Truppen gerade im Begriff ſtanden , von dort abzumarſchiren und warf ſie vollends aus der Stadt hinaus, wobei Mengen mit ſeinem Trupp wieder 1 Difizier und 4 Maun gefangen nahm . Im Ganzen betrug die Zahl der Gefangenen , die unſer Regiment geſtern und heute machte, 2 Offiziere, ? Fähnrichs und 10 Mann . Unter

offizier Keller allein nahm mit eigener Hand 3 Mann gefangen ; auch wurden 5 Beutepferde in das Regiment einrangirt. Dieſes vermiſte dagegen 1 Unteroffizier und 1 Jäger . Nach dem Gefecht blieb man im Bivuaf bei Königsbrück ſtehen und machte ohne Zweifel von der erbeuteten Fourage einen ſehr nüßlichen Gebrauch . Das waren die Reiterſtücklein, mit denen unjer Regiment in dieſem

305

Feldzuge ſeine Thätigkeit eröffnete, man konnte damit zufrieden jein, auch war General Briche des Robes voll von den Louis

jägern . Wie es aber häufig in der Welt zu gehen pflegt, ſo auch hier ; das Schickſal hatte ihnen gleich darauf einen kleinen Dent

zettel zugedacht, auf daß ſie nicht zu übermüthig würden . Der Rittmeiſter von Reinhardt nämlich wurde am heu

tigen Tage befehligt, ſich mit ſeiner Schwadron bei dem das nea politaniſche 2te Chaſſeur - Regiment commandirenden „ Groß-Major" zu melden, um unter deſſen Befehl gemeinſchaftlich mit den Nea

politanern den Sicherungsdienſt zu geben , wobei die Vorpoſten auf der Straße nach Hoverswerda ausgeſtellt wurden und häufige Pa trouillen in der Richtung auf jene Stadt abgingen. Am folgenden Tag den 13. Mai

während die Brigade ruhig in ihrem Bivuak ſtehen blieb , wurden Nachmittags 3 Uhr wieder ein Offizier und 24 Pferde der Esca dron Reinhardt befehligt , bebuſs eines Patrouillenganges zu den

neapolitaniſchen Chaſſeurs zu ſtoßen. Prem. -Lieutenant Voiſeler , an dem die Tour ſtand, ging mit ſeinem Commando zu dieſer Be ſtimmung ab ; der neapolitaniſche Regiments- Chef aber theilte lega teres der Art, daß Prem .-Lieut. Voiieler, Unteroffizier Gruber und 10 Jäger unter Befehl des neapolit. Escadrons-Chefs Duka d'Anotrea -Morelli, mit 20 ſeiner Chaſſeurs und 1 Compagnie des 2ten Kroaten - Regiments auf der Straße nach Hoyerswerda ; 1 Un teroffizier und 12 Jäger des Regiments louis aber unter einem

neapolit. Capitain in einer anderen Richtung vorzugehen hatten. Leştere trafen, ohne etwas vom Feinde geſehen zu haben, wieder beim Regimente ein . Von dem ganzen unter dem Esc.-Chef. M 0 rell i abgegangenen Commando, kehrten jedoch Abends 8 Uhr nur

der Unteroffizier Gruber und 4 neapolitaniſche Chaſſeurs wieder ins Bivuak zurück, mit der unangenehmen Meldung, daß das Com mando bei Schwepniß , eine Meile von Königsbrück , plößlich von !

300 Rojacen angefallen worden und , da die Kroaten - Compagnie

ſich ſogleich nach dem erſten Angriff ergeben hätte, das ganze De tachement nach tapfrer , aber natürlich erfolgloſer Gegenwehr , mit alleiniger Ausnahme dieſer 5 Mann -- denen es gelungen,, zu ent !

tommen – mit jämmtlichen Pferden gefangen worden ſei.

Von

den 11 Mann unſeres Regiments waren Prem .-Lieut. Voljeler und 4 oder 5 Jäger verwundet. 20

306 14. Mai

Auch am heutigen Vormittage blieb die Cavalerie- Brigade in ihrer Stellung bei Königsbrück, während das Eros des 4ten Corps, welches ſeit dem 12. bei Ottendorf ſtand und daſelbſt zum er :

ſten Male in dieſem Feldzige Mehl aus franzöſiſchen Magazinen empfing, zu deſſen Aufbewahrung man der Mannſchaft leinene Säck chen, die 5.9Pfund faſſen konnten , hatte anfertigen laſſen , bis Königsbrück nachrückte. Nach deſſen Eintreffen erhielt die Brigade Briche Nachmittags den Befehl, ſich rechts ziehend, nach Kamenz abzurücken , wo ſie gegen Abend ankam und bivuafirte . 2 Esca drone des Regiments Prinz Adam blieben zur Unterſtügung der

Infanteric unter Oberſt - Lieut. von Bismart bei Königsbrück zurück, die beiden anderen Escadrons waren am Morgen unter Major von Blücher nach Kamenz abmarſchirt. Gefecht bei Kamenz am 15. Mai.

Der Vormittag ſcheint im Bivuať bei Kamenz ziemlich ruhig vergangen zu ſein . Unſere Vorpoſten ſtanden in der Richtung ge gen Baußen und die Lieutenants Herbort und Diener der Com= mandeur-Escadron waren mit ihren Zügen auf Feldwache comman

dirt. Etwa um die Mittagszeit wurden die Vedetten von Roſacen angegriffen, die ſich nach und nach in einer Stärke von ungefähr 400 Pferden entwickelten, die Lieutenants Herbort und Diener löf’ten ihre Züge in Plänkler auf und es entſpann ſich ein Flan keurgefecht, welches ſo lange dauerte , bis die übrigen drei Schwa dronen des Regiments Herzog Louis zur Unterſtüßung herbei eilten, durch ihr energiſches Vorgehen die Koſacken bald zum Wei chen brachten und ſie auf eine Strecke von 3/4 Stunden zurück

drängten. Mittlerweile ſcheint aber auch preußiſche Cavalerie an dem Gefechte Theil genommen zu haben , wenigſtens erwähnt derſelben Hauptmann von Bürgi, deſſen Batterie jeßt in Thätig feit kam und möchte erſtere zu dem Detachement des preuß . Majors von Wißleben gehört haben, der nach Plotho (Krieg von 1813 u. 1814) am 15. Mai mit 1 Jäger-Compagnie, 1 Bataillon Infan terie , 2 Escadrons Ulanen und

reitenden Batterie aus der

Stellung von Baußen auf Rekognoszirung vorgeſchickt worden war und ſeine Spigen bis zum Kloſter Marienſtern auf der Straße nach Kamenz, und nach Pulsnig vorpouſſirt hatte. Genug , das Vorrücken der Unſrigen wurde bis zu einem Dorfe -- vielleicht Marienſtern – fortgeſeßt ; nachdem jedoch dieſes von der, während er

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Zeit nachgerückten franzöſiſchen Infanterie beſegt war , ging die Cavalerie wieder in ibre frühere Stellung nach Kamenz zurück. Das Regiment Herzog Louis hatte bei dem heutigen Gefecht einen Verluſt von 1 tobten Jäger , Liß, wurde als Vedette gleich

von den , aus dem nahen Walde vorſprengenden Koſacken nieder geſtochen , 2 Verwundeten , Schorr und Heu ; 2 Gefangenen, Kapp und Abele, und 8 todten Pferden. .

Wir müſſen hier auf einen Augenblick von den Begebenheiten, die bei unſerem Regimente vorfielen, oder auf dasſelbe Bezug hat

ten, abſchweifen, um die in die nächſten vier Tage fallenden Er lebniſſe des Unteroffiziers Buck vom Chevauleger -Regiment Prinz Adam zu ſchildern. Obwohl dieſelben ſtreng genommen nicht in den Rahmen unſrer Regiments -Geſchichte gehören , ſo erſchienen

ſie uns doch zu anziehend, um ſie mit Stillſchweigen zu übergehen. Auch haben ſie eine gewiſſe Berechtigung , in dieſen Blättern auf genommen zu werden, da Buck, kurz darauf zum Lieutenant er nannt, im Herbſt 1813 als ſolcher zum Regiment Herzog Louis verſeßt wurde, um von da an ein langjähriges Mitglied des Re giments zu bleiben. Während zwei Escadrons des Regiments Prinz Adam näm

lich, wie wir angeführt haben, beim Gros der Infanterie zu Königs brück zurückblieben, erhielt der Unteroffizier Buck am 16. Mai den Befehl, von dort aus, mit 10 Chevaulegers den franzöſiſchen , ins württembergiſche Hauptquartier commandirten Hauptmann Foijini 1

nach Dresden zu geleiten, wohin der Leştere Depeſchen an den

Kaiſer zu überbringen hatte. Ohne auf Hinderniſſe zu ſtoßen, wurde Dresden an demſelben Tage erreicht. Foſſini richtete ſeinen Auftrag aus ; der von Stuttgart an Napoleon geſendete tönigliche Flügel -Adjutant Oberſt von Breuning, in Dresden eingetroffen, gab dem Unteroffizier Buck Depeſchen zur Beſorgung an G.-L. von

Franquemont, der gleichfalls von Württemberg angelangte Armee courier, Leibjäger Lange, ſchloß ſich dem Commando des Erſteren an und dieſer machte ſich in der Frühe um 2 Uhr des 17. Mai auf dem Rückweg in der Richtung gegen Königsbrück. Foſſini und Lange fuhren zuſammen in einem Wagen, den Buck mit ſeinen zehn Mann unter Beobachtung der nöthigen Sicherheitsmaßregeln begleitete. Noch in der Morgenfrübe kam man wieder zu Königsbrück an, traf aber die Diviſion Franquemont nicht mehr dort , – ſie jie war

den 16. Abends , wie wir ſpäter ſehen werden , abmarſchirt – nach 20 *

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Ausſage des Verwalters, des Königsbrücker Schloſjes, des bisberi

gen Hauptquartiers der Diviſion, ſei dieſe nach Kamenz abmarſchirt, dagegen von Rojacken auf heute hier Quartier angeſagt. Leştere, hieß es, könnten jeden Augenblick eintreffen, auch war wirklich im großen Schloßſaal eine lange Tafel für die erwarteten Difiziere gedeckt. Es wurde daber raſch abgefüttert und der Marſch nach Kamenz fortgeſeßt.

„ Wir mochten ungefähr eine halbe Stunde weit gekommen ſein ,“ ſchreibt Buck über dieſen Vorfal *), ,, es ging eine Anböbe hinauf, vier meiner Leute ſchickte ich als Avantgarde voraus , als Schüſſe fielen – ich ritt vor die Chaiſe vor und ſah jah , daß meine Leute und Rojacken auf einander choijen. Abſeits der Straße jab ich einen Trupp franzöſiſcher Infanteriſten , was ich Foſſini meldete, welcher meinen Vorſchlag, dieſe zu unſrer Verſtärkung herbeizu = ziehen, billigte. Ich theilte nun die Herbeigerufenen es waren 1

1

16 bis 18 Mann, nur zum Theil bewaffnet -- ein, verſtärkte meine

Avantgarde mit einigen Bewaffneten und bildete aus drei Chevau legers und einigen Infanteriſten eine Arrieregarde ; ich mit den übrigen Chevaulegers und den unbewaffneten Infanteriſten umgaben die Chaiſe. So zogen wir langſam den Berg hinauf, zu unſrer Lin ken in den Gebüſchen öfters Noſacken erblickend, die uns ſchon von Königsbrück aus gefolgt ſein mußten ." „ Kamenz liegt in einem tiefen Thalfeſſel von Wald umgeben . Auf der Höhe des Berges, dieſſeits der Stadt erblickte ich feind liche Poſten ; ein Bauer der uns, Zeichen machend, übers Feld ent gegenſprang und dem ich entgegen ritt , theilte mir mit, daß in Kamenz über 300 Kojacen lägen. Ich ſchlug nun Foſſini vor, die Richtung querfeldein gegen die Hauptſtraße, welche von Dres den nach Baußen führt, einzuſchlagen, womit er einverſtanden war.

Ungefähr nach einer Viertelſtunde kamen wir in die Nähe eines Dorfes , im Rücken und auf beiden Seiten fortwährend von den Stojacen verfolgt. Die unbewaffneten Franzoſen flüchteten in das Dorf ; wir aber mit der Chaiſe im Trab und Galop dem Walde

zu.. Am Fuße eines ſteilen Berges angekommen , rieth ich dem Hauptmann Foſſini auszuſteigen und mir die Depeſchen , welche man bei einem Unteroffizier weniger ſuchen werde, als bei einem Difizier, zu übergeben und welche ich, im Falle wir gefangen wür 1

* ) Wir' theilen von hier an die ganze Epiſode faſt wörtlich nach dem Tagebuch des am 24. Juni 1861 als Rittmeiſter des Ehren-Invaliden-Corps verſtor benen von Bud mit.

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den , vernichten werde . Lange, der ſämmtliche Depeſchen in einer Ledertaſche trug, händigte mir darauf dieſelben ein ; und ſo fletter

ten wir in größter Eile, unſere Pferde an der Hand führend, durch den Wald, ohne Weg und Steg den Berg hinauf. Lange, welcher

jich noch bei dem Wagen etwas aufhielt , fiel in die Hände der Rojaden -- wir ſaben ihn nicht mehr." ,, Oben angekommen , hielten wir Rath, was nun zu thun ſei. Da kamen von vier Seiten des Berges Noſackentrupps , Hurrah

rufend herauf und im Augenblick waren wir umzingelt. Wider ſtand zu leiſten, war unmöglich. Foſſini'n nahmen die Koſacken ſogleich den Degen ab und darauf transportirten ſie uns wieder den Berg binunter, beinabe auf demſelben Weg , den wir herauf

gemacht hatten .

Ein Koſack hatte mich inimer im Auge, er mußte

bemerkt haben, daß ich der Commandant der Mannſchaft war. So ſtießen wir, beinahe unten wieder angekommen , auf einen Plak,

wo friſch geſchlagenes Holz aufgeſtapelt war. Die Rojađen riefen uns während dem immer „ Pardon, Pardon ? " zu ; ich befahl aber keine Antwort zu geben und auf dieſem Plage nun , ſagte ich mei

nen Chevaulegers , ſie ſollten genau auf mein Commando achten, jegte meinen Fuß raſch in den linken Bügel (wir führten die Pferde immer noch an der Hand) und während ich mich in den Sattel

ſchwang , rief ich : Chevaulegers aufgeſeſſen , kein Pardon ! ſchoß meine Piſtole gegen die Koſacken ab , und zog den Säbel , meine Leute ebenſo . Die Kojacken von dem unvermutheten Angriff über raſcht und wahrſcheinlich fürchtend , daß die Infanteriſten als Un terſtüßung wieder zu uns ſtoßen würden, nahmen Reißaus . Wir dage gen zogen ſchnell auf einem ſchmalen Waldwege vollende in die Ebene 1

und bielten dort einen Augenblic , während ich den Chevauleger Kull abſteigen ließ und deſſen Pferd Fojſini'n übergab . Von Rull habe ich nie wieder etwas erfahren."

„ Im Walde marſchirten wir möglichſt ſchnell gegen die Haupt ſtraße, wie es eben ging, in Trab oder Galop . Als wir das freie

Feld erreicht hatten, kamen uns wieder einzelne Kojacken entgegen geſprengt ; ich ließ während des Weiterreitens gegen dieſelben plänkeln, worauf jie verſchwanden . Vor uns lag ein langes Dorj ; ich bat nun Foſjini , zu ſuchen , jo ſchnell wie möglich in dasjelbe

zu kommen und gab ihm zur Begleitung einen Mann mit, während ich mit den Uebrigen auf unicren , jebr ermüdeten Pferden weiter

über das Feld ritt . Wir famen an einen Hohlweg , ein Chevau

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leger , deſſen Pferd nicht mehr vorwärts konnte , wurde von nach jagenden Koſacken gefangen."

„ Wir betraten nunmehr das lange Dorf, etwa in der Mitte, wo ein wenig abſeits ein Schloß in einem Parke lag. Es mochte zwiſchen 1 und 2 Uhr Nachmittags ſein.

Das Hofthor war balb

offen und die Leute , welche innerhalb desſelben ſtanden, hießen uns, auf Befragen nach dem nächſten Weg in den Wald, nur durch den Schloßhof und den Park in eine Allee einzubiegen , welche ge : rade in den Wald führe. Wir waren aber noch nicht weit ge kommen, als uns in derſelben Allee Kojacken entgegen kamen. Ich ließ ſchleunigſt Kehrt machen , in den Schloßhof zurück , das Hof thor hinter uns zuſchlagen, meine Leute abſißen und befahl ihnen, fich zu verſtecken ; Jeder ſo gut er könne. Der Jäger und der

Gärtner des Schloſſes zeigten uns eine Remiſe , in der wir auf den Boden ſteigen ſollten, ſo weit hinauf, wie möglich. Ich kam am Weiteſten nac, oben , ſchob die Taſche und meinen Mantelſack raſch unter einige Bretter, mich ſelbſt unter etwas anderes und

hörte gleich darauf , wie die Rojacen das Ihor einſchlugen , mit vielem Lärm unſere Pferde plünderten, darauf alles durchſuchten, ins Heu und Strob, ſowie in die Latten der Remiſe mit ihren Lanzen ſtießen, die Schloßbewohner mißhandelten und immer fort nach den „ Franzustis " fragten. Endlich , nachdem ſie noch Händel unter fich, wegen des Vertbeilens der erbeuteten Pferde befommen

hatten, zogen fie - nach einer halben Stunde etwa -- ab. Einen meiner Leute, der immer etwas ſaumſelig und auch diesmal nicht zeitig genug entſchlüpft war, nahmen ſie mit, nachdem ſie ihn zu vor tüchtig durchgeprügelt hatten ." ,, Es wurde ſtill -- da kletterte Jemand zu mir berauf, „ Würt

temberger " rufend, jeßt, dachte ich, iſt es aus, wir ſind verrathen ,

und trat vor. Doch war es der Jäger des Schloſjes , der mich bat, ſchnell mit meinen Leuten abzuziehen . Die Kojacken ſeien in das Dorf hinunter geritten , in der Meinung, wir ſeien in jener

Richtung entflohen ; ſie bätten dem Verwalter ſeine Uhr abgenom men , die Bewohner mißhandelt, im Schloß viel verdorben und gedroht , dasſelbe anzuzünden . Während ich meine Leute voraus

ſchickte und indeſſen meine Taſche mit den Depeſchen und meinen Mantelſack aus dem Verſteck holte, fragte mich der Verwalter, der ſich erboten hatte, mir einen Burſchen als Führer durch den Wald

mitzugeben , ob nicht auch ein Offizier bei uns geweſen ſei. Und als ich das bejabte , theilte er mir mit, daß der Offizier ſich in

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einem Bauernhauſe als Holzhauer verkleidet babe und mit dem

Sohn des Bauern weiter gezogen ſei. Ich ließ die zurückgelaſſene

Uniform holen, welche wirklich diejenige Fojſini's war, nahm nun noch einen Führer, der die Uniform und den Mantelſack zu tragen hatte , gab dem Jäger und dem Gärtner aus der Taſche Lange's , in welcher jichy 70 Gulden befanden , jedem 2 Kronen , dem der meine Leute in den Wald geführt , auch eine ; und machte mic ), von den waderen Leuten herzlich) Abſchied nehmend , zu Fuß auf den Weg .“ ,, Im Walde waren aber weit und breit keine Chevaulegers mehr

zu ſehen ; Morgens ,, In hoſſte ich

der Bauer führte mich nun nach Dresden, wo ich am 18. um 3 Uhr mit ſchmerzenden Füßen ankam ." dem Hotel , aus dem wir vorige Nacht abmarſchirten, Fojſini zu treffen , was jedoch nicht der Fall war. Ich

ließ mich ſogleich beim Oberſt von Breuning melden , der auf 4 Uhr Morgens zum Kaiſer beſtellt war. Ja, was thun denn Sie wieder da ? war ſeine erſtaunte Anrede . Ich erzählte den Verlauf unſrer Erlebniſſe und übergab ihm die geretteten Depeſchen . Er nahm die vom Kaiſer mitgegebenen heraus und ging damit zu jenem , wäbrend ich ausruhete.

Bald aber fam er von Napoleon zurück und kaum

wieder da , wurde Allarm geſchlagen und die ganze Armee mußte um % 5 Uhr Dresden verlaſſen .“

„ Breuning gab mir darauf die Weijung, zu dem Depot unje rers Regiments in Dresden zu gehen ; ich aber ſprach den Wunſch

aus, zu meinem Regiment zurückkehren zu dürfen. Wie wollen Sie aber binkommen ? Hier bekommen Sie jeßt fein Pferd, war ſeine Antwort ; doch, wenn Sie durchaus zum Regiment wollen, ſchicken Sie auf die Boſt und reiſen Sie als Courier mit Ertrapoſt. Ich bekam aber keine Pferde und machte mich daher auf's Neue zu Fuß

auf den Weg, die Depeſchen an den G.-L. von Franquemont wieder mitnehmend , den Manteljack und Fojſini's Uniform aber einem neuengagirten Führer übergebend ."

„,Auf der Elbbrücke — wer kam mir entgegen ? Meine Chevau legers. Ich kehrte mit ihnen zum Oberſt von Breuning zurück, wel cher ſie ohne Weiteres dem Depot zutheilte, worauf ist mit meinem Fübrer wieder meines Weges zog . Nach einer Stunde Marſchirens bolte uns ein Wagen ein , in dem ein franzöjicher und ein bayeri ſcher Stabsoffizier ſaßen , welch ' legtrer mich fragte , wobin ich

wolle. Ich gab darüber Auskunft und bat um die Erlaubniß, we gen meiner wunden Füße mid) hinten auf den Wagen jeßen zu

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dürfen. Nachdem mir ſolches geſtattet war , entließ ich meinen Füh : rer und legte das Gepäck neben mich ; als wir aber bald darauf

an einen Berg kamen , wo ich, um den Wagen zu erleichtern, wie der abſteigen mußte , hatte ich nun auch noch den Pack zu tragen. Bei einer franzöſiſchen Batterie , auf die ich ſtieß , erhielt ich die

Erlaubniß, mein Gepäck auf ein Geſchütz zu legen, worauf ich mit derſelben weiter marſchirte , bis in die Nacht hinein und bei den Franzojen bivuatirte. Anderen Tages (den 19.) trieb es mich gleich weiter, ich traf wieder franzöſiſche Artillerie, bei der ich mit meinen

Effekten auf einer Nanone jabren durfte und auf dieſe Weiſe end lich unſere äußerſte Vorpoſtenlinie erreichte, wo man mir mittheilte ,

daß die württembergiſche Diviſion ſich auf dem linken Flügel be finde. Ich lief darauf an der Vorpoſtenkette hinunter, bis ich auf ein württembergiſches Pitet ſtieß. Unſer Hauptquartier war in

einer Windmühle (bei Groß - Welka) auf einer Anböbe ; ich ging zuerſt in unſer Lager , wo mir gleich ein Offizier ſagte , daß man

mich für verloren gehalten habe. General von Stockmayer freute ſich lebr , mich wieder zu jeben und rief mir zu :

Ic weiß icon

Alles , Fojſini kam geſtern zurück. Dieſer trat gerade aus der Windmühle; wo ich mich beim (3.-L. von Franquemont mel= dete, der mit dem Marichal Bertrand auf dem Stroh lag ."

Unteroffizier Buck übergab darauf Depeſchen und Geld . Es iſt brav, daß Sie wieder da ſind, redete Franquemont ihn an und nach)dem Erſterer genauen Bericht über die Begebenheiten der legten Tage abgeſtattet hatte , drückte G.-L. von Franquemont ihm die Hand , mit dem Verſprechen , Alles Sr. Maj. dem König mitzu theilen. Am 6. Juni wurde darauf Buck zum Offizier ernannt. 16. Ma i .

Unterdeß hatte ſich die ruſſiſch -preußiſche Armee , die nach der Schlacht bei Groß -Görſchen ihren Rückzug, wie wir oben andeuteten , in zwei getrennten Colonnen antrat, in der verſchanzten Stellung bei Baußen wieder vereinigt , hatte dieſe vom 11. Mai an nach

und nach mit ihren Corps bezogen und ſich heute noch durch die ſogenannte Moldau - Armee verſtärkt, die unter Barclay de Tolly von Thorn herangezogen war. faſt 83,000 Munn.

Das Ganze batte eine Stärke von

Napoleon hatte dagegen auf dem linken Spreeufer im Ange : jicht von Baußen die Corps von Macdonald , das 1lte ; Marmont,

6te ; Dudinot, 12te und das Cavalerie - Corps Latour - Maubourg's

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vereinigt, die Garden zogen von Dresden herbei und das 4te Corps, Bertrand, erhielt heute Befehl , ebenfalls in jene Stellung zu rücken ; die Diviſion Franquemont, welche erſt Nachmittags die Marſchordre empfieng, gelangte, von Königsbrück aufbrechend, Abends 8 Uhr , nur mehr bis Prijdwiß und erſt den folgenden Tag zum Gros der Armee ; die Brigirde Briche, mit Ausnahme der beiden Chevauleger -Schwadronen , welche der Infanterie attachirt waren, marſcirte nach Klein - Welfa. -

Das 3te Corps , Ney , das 5te,

Lauriſton , und das 7te, Reynier, waren während dem am 12. von

Torgau aufgebrochen ; das 2te, Victor , und das Cavalerie - Corps

Sebaſtiani , ſtanden gleichzeitig zu Wittenberg. Napoleon in dem Glauben , die Preußen hätten ſich nach der Schlacht bei Groß Görſchen von den Ruſjen getrennt und ſeien nordwärts gezogen, um Berlin zu decken, befabl Ney (der nunmehr in Herzberg), nur das 5te Corps zur Hauptarmee über Hoyerswerda zu dirigiren, mit dem 3ten, 7ten , 2ten und den Reitern Sebaſtiani's aber gegen die preußiſche Hauptſtadt vorzurücken. Am 15. meldete jedoch Macdo

nald dem Raiſer auf's Allerbeſtimmteſte , daß die preußiſch -ruſſiſche Armee vereinigt bei Baußen ſtehe, worauf legtrer ſofort an Ney , der in der Richtung von Berlin nur auf das Bülow'iche Corps ge

ſtoßen wäre; den Befehl zur ſchleunigen Umkehr ſchickte, um gegen den rechten Flügel der Alliirten vorzurücken. Welch beſonderen Einfluß dieje Maßregel auf unſer Regiment hatte, werden wir ſo gleid jeben . 17. Ma i.

Während die Diviſion Franquemont heute auf den ihr an gewieſenen Punkt in der Stellung der Haupt-Armee rückte und dem zu Folge ein Bivuak bei dem Dorfe Coelln à cheval der Straße von Hoyerswerda nad Baußen bezog , zur Linken der Diviſion Morand und vor der Diviſion Peri , die im zweiten Treffen ſtand,

erhielt G.-M. von Jett den Befehl, mit dem Regiment Herzog Louis und 2 Schwadronen , Prinz Adam , eine Rekognoszirung !

unter dem Commande des General Briche in der Richtung gegen die Spree zu unternehmen , vorzugsweiſe um einen bequemen Ueber gangspunkt ausfindig zu machen. Um 4 Uhr Morgens wurde von Klein -Welta abmarſcirt, Sec. Lieut. Entreß führte die Vorbut.

Nach einem Marſch von viel

leicht einer halben Stunde, ſtieß man auf feindliche Cavalerie- Ve detten ; es engagirte ſich ein Plänklergefecht, bei welchem es ziemlich

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bißig herging und mehrfach zum Handgemenge fam ; Lieut . Entreß. an der Spige ſeines Zugs , nahm einen ruſſiſchen Huſaren mit deſſen Pferde gefangen , einen feindlichen Offizier, der verwundet wurde , ſprengte man mit mehreren Säbelbieben ins Waſſer. Am

Spreeufer aber kam das Regiment in heftiges Geſchüß- und Klein Gewebrfeuer, ohne jedoch dadurch Verluſt zu erleiden, und zog ſich

dann , nachdem noch ein preußiſcher Ulan gefangen genommen und im Ganzen 4 Pferde erbeutet waren , in größter Ordnung wieder

zurück nach Klein -Welfa. Das Regiment hatte einen durch Säbel hiebe verwundeten Jäger.

Den 17. Mai, den Jahrestag des für unſer Negiment ſo dent würdigen Gefechts bei Linz, feierte dasſelbe bis 1853 alljährlich in

froher Erinnerung an die glänzende Vergangenheit; diesmal aber war es das erſte und leider auch das legte Mal , daß es den Tag im Kugelregen begehen ſollte. Wir hoffen von ganzem Herzen, daß uns die nächſte Zukunft wieder zu ſolch einer Feier verhelfen möge, nur wünſchen wir, daß die Gegner andere ſeien *). 18. Mai.

Am heutigen Tage mußte das 4te Corps ſeine Stellung etwas verändern , die III, württemb. Inf.-Brigade rückte auf eine domi

nirende Höhe, rechts an Groß-Welta, links an einen Wald gelehnt ; die I. Brigade ſtand als zweites Treffen dahinter , beide Brigaden vollſtändig entwickelt; die Diviſion Peri hinter dem linken Flügel der I. Brigade in Colonne, die Diviſion Morand binter Groß Welfa ebenfaus in Colonne . Die Cavalerie-Brigade blieb zu Klein Welka . Von dieſer wurde und zwar vom Regiment Herzog Louis Nachmittags 4 Ubr der Major von Seebach mit ſeiner Escadron und der Commandeur -Escadron , zu welchen zwei Stunden ſpäter noch 60 Pferde der Escadron Bajjewit ſtießen , commandirt, um

dem franzöſiſchen Oberſt-Lieutenant Grouchy auf einer Verſchidung *) Möge man es uns nicht verargen , wenn wir gern auf jene Waffenthat zu : rüdkommen ; daß ſie gegen Soldaten deutſchen Stammes ausgeführt wurde, iſt allerdings bedauerlich und lag eben in den traurigen Verhältniſſen jener Zeit, deren Wiederkehr Gott verhüten möge.

Die dabei obwaltenden

Um

ſtände aber fönnen den Ruhm jener That nicht ſchmälern , die etwa ſtattge habte Animoſität iſt längſt verſchwunden, und jeder wahre Reiter8- , jeder echte Kriegemann wird 1118 Recht geben , wenn wir ſtolz auf den , an jenem Tage !

bewieſenen Heldenmuth unſerer Vorfahren ſind.

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nach Hoyerswerda als Bedeckung zu dienen . Und damit beginnt der oben bemerkte Einfluß der Anordnungen Napoleons (in Betreff der Herbeiziehung Ney's zur Hauptarmee), ſeine Wirkung auf unſer Regiment auszuüben . Denn eben jener franzöſiſche Oberſt-Lieutenant

batte einen darauf bezüglichen Befehl des Kaiſers an Ney zu über

bringen , der Zeit nach zu urtheilen aber wohl nicht die erſte für dieſe Operation erlaſſene Ordre . Kurzum , die Eskorte unter Major

von Seebach marſchirte zur beſagten Stunde ab ; ihr folgte die Brigade St. Andrea – 5 Bataillone – der Diviſion Peri und Abends der ganze übrige Theil derſelben, um zur einſtweiligen Herſtellung der Verbindung mit Ney in Königswartha ſich aufzu ſtellen.

Das Infanterie- Regiment Nr. 7 und 40 Pferde vom Res

giment Prinz Adam mußten als Zwiſchenpoſten nach Luga rücken ; obige Stellungen wurden am Abend und im Laufe der Nacht ein

genommen . Major von Seebach marſcirte unterdeß die ganze Nacht fort, mußte ſich während derſelben, vielfach mit Rojaden

ſchwärmen herumſchlagen , die ſeine Straße ernſtlich gefährdeten , wies aber alle Angriffe glücklich ab und brachte den Oberſt- Lieut . Grouchy wohlbehalten am 19. Mai

Morgens 2 Uhr nach Hoyerswerda. Damit war ſein Auftrag be endet und ohne Aufenthalt machte er Nehrt und trat desſelben Weges den Rüdmarſch an , fütterte unterwegs und war gegen Mittags 1 Uhr wieder in Königswartba. Hier meldete er ſich bei dem Ge

neral St. Andrea , der mit 4 Bataillonen ſeiner Brigade in dem Schloß zu Königswartha ſtand . Da die Diviſion ganz von Cavalerie entblößt war, jo befahl ihm lekterer mit ſeiner Abtheilung bei der ſelben zu bleiben und hinter dem Schloſſe, im Hofraum desſelben, ein Bivuak zu beziehen. Außer jenen 4 Bataillonen hatte General Beri von ſeiner 14 Bataillone und 10 Geſchüße ſtarken Diviſion 5 vor der Stadt, und 5 hinter derſelben als Reſerve poſtirt. Die Lage der Stadt iſt der Vertheidigung wenig günſtig , da ſie nur über ihren nächſten Umkreis eine freie Ueberſicyt gewährt , in ge ringer Entfernung aber und faſt auf allen Seiten von Wald um geben iſt. Doch waren eri jowobl wie St. Andrea ſo jeſt da

von überzeugt, daß ihnen hier nicht die geringſte Gefahr drobe, daß

weder im Schloß irgend welche Vertheidigungsanſtalten getroffen, noch ein faum 1000 Schritt vor der Front an der über Neudörfel

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und Johnsdorf nach Baußen führenden Straße gelegenes Gehölz belegt war.

Die Alliirten aber batten durch ausgeſchidte Kundſchafter und

aufgefangene Depeſchen von der Annäherung Lauriſton's und nun auch Ney's Nadyricht erhalten und beſchloſſen, denſelben einen Theil ibrer bei Baußen vereinigten Armee entgegen zu werfen. Deshalb wurden das Vortiche Corps, die ſogenannte Moldau - Armee unter

Langeron und das Grenadier- Corps Rajewsky's, das Ganze in einer Stärke von etwa 23,000 Mann unter Barclay's Oberbefehl um Mitternacht in Marſch geſegt und in drei Colonnen, Avantgarde Tichapliş links, Ruſſen Mitte, York rechts, in derſelben Nacyt, der

jelben Richtung und auf das gleiche Ziel wie die italieniſche Di viſion Beri dirigirt (mit Ausnahme York's, der auf Hermsdorf mar ichirte), ohne daß auf eine Entfernung von 1 ", Meilen die eine Partei von der Bewegung der anderen etwas erfuhr. Gefecht bei Königswartha. Gleich nach 1 Uhr Mittags, Seebad) war kaum eine balbe Stunde in Königswartha, debouchirten die Ruſſen aus dem Walde bei Neudörfel, überraſchten die italieniſchen Vorpoſten, die dicht vor

der Stadt ausgeſtellt waren – natürlich in der Meinung, hier auf das Corps Lauriſton's oder Ney's zu ſtoßen – und warfen ſie auf

ihr Gros zurück; das -- zum Theil genöthigt, aus dem Schloßhof, der nur zwei Ausgänge hatte, abzuziehen – unter dem heftigſten feindlichen Feuer und mit bedeutendem Verluſt ſich in der Richtung

auf Hoyerswerda zurückzog. Dieſer Rückzug geſchah in großer Un ordnung und ſo ſchnell, daß Major von Seebach mit ſeinen

Schwadronen kaum noch Zeit fand, zu Pferde ebenfalls aus dem verbängnißvollen Schloßhof zu gelangen. Nachdem das glüdlich bewerkſtelligt, jagte er mit ſeinen Jägern durch eine enge Gaſſe, die von fliehenden Italienern wimmelte und in die ſchon bageldicht

die ruſſiſchen Kartätſchen einſchlugen , ſeşte über einen längs der darauf erreichten Chauſſee befindlichen Zaun und war damit glücklich im Freien Sec.- Lieut. Herbort, der vor dem Erfolgen des feind lichen Angriffs nach vorwärts verſchickt worden war, mußte nun mehr zwiſchen Haufen fliebender Italiener, zwiſchen dieſe verfolgende Nojacken , berrenloſen

Pferden und ohne Führer berumraſenden

Wagen, durch Schloßhof und enge Straßen ſprengen , um wieder zu den Seinigen zu kommen . Dieſe waren unterdeß auf dem freien Felde in Linie formirt und mußten jeßt auf Befehl einer der Ge

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nerale auf die in völliger Unordnung davon laufenden Italiener icharf einbauen, um ſie zum Steben zu bringen. Das war aber

alles umſonſt. Während jene ibre Flucht unaufhaltſam fortſetten, gingen darauf die Louisjäger im Schritt vor, um den Verſuch zu machen, den heftig nach drängenden Feind aufzuhalten, wobei ſie von

feindlichen Granaten auf's Wirtſamſte beworfen wurden . Die Jäger Huber , Beß , f och um , Mosmann , Preis und Glanſer wurden hier nebſt 8 Pferden erſchoſſen ; fünf Jäger, darunter Lam 1

pader und Krauß, verwundet. Dem außerordentlich überlegenen, aus allen Waffen beſtehenden Feind war natürlich mit einer bandvoll Reiter fein langer Wider

ſtand zu leiſten und ſomit mußte Major Seebach den retirirenden Italienern folgen, die in dem kurzen Kampje die Generale Peri, St. Andrea , Martelli und Balatbier , 754 Mann als Ge

fangene und zudem ihre 10 Geſchüße verloren. (Peri und Martelli, welche ſchwer verwundet in Gefangenſchaft fielen, ſtarben bald darauf an ihren Wunden.) Major von Seebach verlor + eigene Pferde, die mit ſeinen 3 Bedienten und ſeiner ganzen Feldequipage dem Feind in die Hände fielen. Der Rückzug wurde jedoch in der eingeldlagenen Richtung kaum

eine Viertelſtunde fortgeſeßt, als die Avantgarde des Ney'ichen Corps : die Cavalerie des Generals Kellermann berbeieilte darauf das Gros des 3ten und 7ten Corps folgte

der bald die ihrer

Generale beraubte italieniſche Diviſion auſnahm, das Gefecht ber

ſtellte und die Ruſſen wieder aus Königswartha zurückwarf. Ney nämlich, von ſeinem Generalſtabs-Cbef Jomini dazu überredet, batte die befohlene Richtung auf Berlin ſchon verlaſſen , ſobald er einen triftigen Grund für dieſes Nichtbefolgen des gegebenen Befehls an führen konnte – dieſen mußte das Heranrücken Barclay's von Thorn geben – und befand ſich am 17. ſchon im Anmarſd) gegen Baußen auf der Straße nac Hoyerswerda, als die erſte Ordre Napoleon's zum Umkehren bei ihm eintraf. Durch dieſen früher angetretenen

Rüdmarſch wurde das unglückliche Gefecht bei Königswartha nun mehr wieder hergeſtellt, wie wir geſehen haben und die Scharte ausgeweßt. – Lauriſton war am heutigen Tage von der Straße von Hoyerswerda weiter links auf Weißig geſchoben, um dem 3ten und 7ten Corps Plaß zu machen, war an legterem Ort mit York zuſammengeſtoßen und hatte gegen dieſen ein äußerſt bartnädiges Gefecht bis ſpät Abends zu beſtehen .

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Nachdem die Stellung bei Königswartha von Neuem durch die italieniſche Diviſion bezogen war , blieb dieſe daſelbſt in der Nacht vom 19. auf den 20. unter den Waffen ſtehen und kehrte

unter Begleitung der Escadrons des Regiments Louis am 20 . in die Gegend von Baußen zurück, wie wir ſpäter ſehen werden . Das Infanterie- Regiment Nr. 7 und die 40 Pferde des Re

giments Adam hatten bei Luga einen Angriff von etwa 300 Ro jacken auszubalten, der vollſtändig abgewieſen wurde.

Vickognoszirung am linken Spreeufer gegen Klir.

Während obiger Vorgänge war der Reſt des Regiments : die Escadron Reinhardt und die halbe Escadron Baſiewiß im Bivuat bei Klein- Welka ſtehen geblieben , als Oberſt- Lieut. von Gaisberg beute Nachmittags 3 Uhr den Befehl erhielt, im Ver

ein mit dem Regiment Adam und der Diviſion Franquemont zu einer Rekognoszirung am linken Spreeufer in der Richtung ge gen Klir vorzurücken . Schon bei Dallwitz aber ſtießen die Plänt ler des an der Tete marſchirenden Regiments Louis unter den Lieutenants Grebner und von Bewer auf feindliche Cavalerie, meiſtens Rojacen, die durc) Dallwiß und , nach einigen gut ange

brachten Schüſjen aus zwei Geſchüßen reitender Artillerie unter Lieut. Kaufler auch noch durch das dicht binter jenem Dorfe Hier aber bemerkte man in nicht gar weiter Entfernung bedeutende Infanterie- und Cavalerie

gelegene Quatig getrieben wurden .

maſſen ; von leşteren wurden ſofort überlegene Kräfte in unſere rechte Flanke detachirt. Da man in dem durchſchnittenen Terrain die Stärke des Feindes nicht genügend überſehen konnte , es auch ſchon anfing zu dunkeln , ſo wurde der Befehl zum Rückzug gege

ben, den Oberſt- Lieut. von Gaisberg mit dem , was er von ſeinem Regimente bei ſich hatte, decte. Dabei ereignete ſich der Unfall, daß Oberſt - Lieut. von Gaisberg , der einen Moment ab

geſeſſen war, beim raſchen Wiederaufſigen mit ſeinem Pferde, einem ſehr ſchönen , aber etwas unartigen Fuchs , der einen ungeſchickten Seitenſprung macyte, ſtürzte; Oberſt- Lieut. von Gaisberg verleşte ſich dabei heftig am Knie, was ihn jedoch nicht hinderte, raſch auf ein anderes Pferd zn ſteigen und dem Regiment zu folgen .

Der

Fuchs, ſich ebenfalls wieder aufrajfend , jagte in gewaltigen Sägen zur feindlichen Linie hinüber, und machte um dieſe berum ein paar ſchul

gerechte Volten , kehrte dann aber pfeilſchnell zu ſeinem Regiment zu

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rück, wo er glüdlich wieder eingefangen wurde.* ) In größter Ord nung ging es , die Nachhut in Plänklerkette , aufgelöſ't durch beide Dörfer zurück, wobei es zwiſchen dem Regiment Louis und dem heftig und mit Uebermacht jeßt auf dasſelbe eindringenden Feinde noch zum Gefecht fam. Das Regiment verlor hierbei an Todten : die Jäger Schwarzbeck und Windbeim und 6 Pferde ;

verwundet wurden : die Jäger Wiedmann, Holſtein , Huber, Ried , Näher und Weiſſer ; vermißt: die Jäger Schumacher und Böhringer :

Die Diviſion Morand , die als Reſerve über Coeln nach gerückt war, trat ebenfalls wieder ibren Marſch ins Bivuat bei Welfa an, das Abends 11 Uhr von ſämmtlichen Truppen erreicht war.

Die Schlacht bei Bauben am 20. und 21. Mai. 20. M a i.

Nach kurzer Raſt ſtand in der Frühe um 3 Uhr ſchon wieder Alles unter den Waffen. Von dem Unglück , welches geſtern die Diviſion Peri betroffen hatte , wußte man noch nichts , bis um 7 Uhr Morgens ein Bericht über jenes Gefecht durch den Oberſt von

Spigemberg von Luga ber eintraf. Darauf hin, einen feindlichen Angriff von jener Seite befürchtend, erhielt um 9 Uhr die Diviſion

Franquemont Befehl , zur Unterſtüßung in der Richtung gegen Königswartha vorzurücken. In der früher ſchon einmal bezogenen Stellung bei Coeun angekommen, gewahrte man plößlich eine Co lonne , die Luga rechts laſſend , im Anmarſch gegen die Unſrigen begriffen war. Marſchall Soult , der, wenig Augenblicke vorher * ) Die erhaltene Verlegung ſollte dem Oberſt-lieut. von Gaisberg zwei Tage Obgleich ſein Knie ſtark geſchwollen war und heftig ſchmerzte, wollte er doch natürlicherweiſe nicht am Tage der Schlacht zuriidbleiben ,. konnte aber nur mit Mühe regel recht zu Pferde fißen. Während nun ſein Regiment, als Dedung der Infan terie in der Schlacht zur Unthätigkeit verdammt, im heftigſten Geſchüpfeuer ausharren mußte, wie wir ſpäter ſehen werden, ſetzte ſich von Gaisberg, der mit ſeinem Adjutanten zur Seite des Regiments hielt, durch den Schmerz am darauf bei Baußen auf wunderbare Weiſe das Leben retten .

Knie incommodirt , der Art in den Sattel , daß er, das eine Bein in die Höhe

ziehend , eine halbliegende Stellung cinnahın , wodurch er einige Erleichterung empfand. Kaum jedoch hatte er ſich in der Art zurecht geſetzt, als eine Ge ſchüpfugel zwiſchen ihm und dem Adjutanten und zwar ſo nahe und in ſol cher Direktion hindurchjauſte, daß ſie ihn , hätte er aufrecht zu Pferde geſeſſen I

unfehlbar getroffen und zerriſſen haben würde.

.

320

beim Aten Corps eingetroffen, an den Tagen des 20. und 21. Das Obercommando über dieſes führte, während General Bertrand , der ſich in kaiſerlicher Ungnade zu befinden ſchien , der Schlacht gleichſam nur als Zuſchauer beiwohnte, traf ſofort alle möglichen

Anordnungen, um den vermeintlichen Feind zu empfangen ; die Fuß batterie wurde auf einer paſſende Höhe aufgefahren, Adjutanten an den Kaiſer entjendet und 9 Cavalerie - Regimenter des Cavalerie

Corps Latour's herbei beordert, die unter deſſen eigener Führung bald darauf eintrafen , und mit denen ſich die Brigade Briche vereinigte *) . Nach kurzer Zeit erwartungsvoller Spannung aber ſtellte es ſich heraus , daß die anrückende Colonne die italieniſche Diviſion war, die nunmehr ihre Wiedervereinigung mit dem Gros des 4ten Corps bewerkſtelligte, in Folge deren Major von See bach mit ſeinen Schwadronen ebenfalls wieder unter das Com

mando ſeines Regiments -Chefs trat. Mittlerweile waren die Corps Marmont's, Macdonald's, Oudi

not's an die Spree vorgegangen und da man die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß in der Richtung von Königswartha her nichts mehr vom Feinde zu befürchten jei, erhielt das 4te Corps nebſt der Cavalerie Latour's den Befehl , ſich ebenfalls gegen die Spree zu

wenden. Das Cavalerie-Corps Latour, dem die Brigade Briche attachirt blieb, jeşte jich um 11 Uhr gleichzeitig mit der Diviſion Morand in Marſch , um 12 Uhr folgte die Diviſion Franqe : mont, zulegt die italieniſche Diviſion und um 2 Uhr war das ganze 4te Corps zwiſchen Quatig und Jeſchüß vereinigt. Zu der bevorſtehenden Schlacht , die von den Verbündeten in

ihrer feſten Stellung erwartet wurde und zu der Napoleon jett vorrückte, nachdem er die Corps von Ney , Lauriſton und Reynier an ſich gezogen , waren im Ganzen etwa 130,000 Franzoſen und

Rheinbundstruppen den ſchon oben angeführten 82–83,000 Preußen und Nuſſen gegenüber vereinigt. Der nunmehrigen Stellung des 4ten Corps **) gegenüber, zeig ten ſich in der Spreeniederung zwiſchen Jeſchüt, dem Gottlobsberg, * ) Daß der General Bertrand das Commando des 4ten Corps , wenn auch nur momentan , gewiſſermaßen aus den Händen geben mußte, wurde von der würt: temberg. Diviſion ſehr bedauert, bei der dieſer wohlwollende, chronwerthe An.

führer ſich gar bald die allgemeine Liebe und Anerkennung erworben hatte. ** ) Napoleon hielt längere Zeit in der Nähe desſelben , von hier aus den Gang der Schlacht beobachtend.

321

Nieder- Gurfau und Brieſing bedeutende feindliche Cavalerie-Maſſen entwickelt. Gegen dieſe rückten Latour -Maubourg und General Briche mit ſeiner Brigade vor und obwohl es biebei zwiſchen

unſeren und den ruſſiſchen Flanfeurs zu einigen leichten Plänkeleien kam , ging der Feind, durch unſere Bewegungen und das Geſchüß feuer der unterdeß in Thätigkeit gekommenen Batterien dazu ge nöthigt, doch früher suf das rechte Spreeufer zurück, als man dies ſeits Zeit fand , zum Angriff überzugehen. Um 3 Uhr gingen hierauf die Brigade Sicard (der Diviſion Morand) und die Diviſion Franquemont unter dem lebhaften Kreuzfeuer der feindlichen Batterien bis bart an das linke Spree ufer vor, um den daſelbſt gelegenen dominirenden Gottlobsberg zu beſegen und auf demſelben eine Batterie von 12 franzöſiſchen Zwölf

pſündern und 2 Haubigen der württembergiſchen Fußbatterie zu etabliren. Der Reſt der Diviſion Morand und die italieniſche Diviſion blieben zwiſchen Quatiß und Jeſchüß als Reſerve ſtehen ,

die Cavalerie-Brigade Briche befand ſich theils bei Jeſchüß - die Regimenter Adam und Louis — , theils bei Nimmſchüß, – das nea

politaniſche Regiment. – Das Cavalerie-Corps Latour - Maubourg hatte ſich wieder von dem 4ten Corps getrennt und war in der Nähe von Baußen auf einer bei der „ Pulvermühle “ geſchlagenen Brücke über die Spree gegangen .

Gegen Abend griff die Brigade Sicard , von einzelnen würt= tembergiſchen Abtheilungen unterſtüßt, das Dorf Nieder- Gurkau an,

vertrieb nach hartnädiger Gegenwehr daraus den Feind und ſchob, über den großen Spreearm vorgebend, ihre Poſten bis an die kleine Spree vor . Die Reſerven des Aten Corps rückten darauf gegen Nieder-Gurfau und Briefing vor.

Die Cavalerie-Brigade desſelben zog ſich ebenfalls mehr in die Ebene herunter , patrouillirte während der Nacht links gegen Klir und auf dem Weg nach Sichillichau, und unterhielt rechts Verbin dung mit dem 6ten Corps. Bis 10 Uhr Abends noch dauerte der Kanonendonner des

Kampfes fort, der auf der ganzen Linie entbrannt war : die Armee Napoleon's hatte ſich in den Beſig der Spreeübergänge geſeßt und durch energiſche Angriffe auf den linken Flügel der Verbündeten cieje zu bedeutenden Verſtärkungen desſelben veranlaßt, wodurch ſie ihren rechten Flügel ſchwächten , den Ney anderen Tags beſtimmt war, mit den ihm untergeordneten Corp8 zu umfaſſen. 21

322 21. M a i.

Der heutige Schlachttag ſollte für unſer Regiment einmal wie der die allerdings ehrenvolle, aber wenig dankbare Rolle des thaten

loſen Ausharrens im verheerenden Geſchüpfeuer bringen. Es be währte aber auch hierin wieder eben ſo ſehr ſeinen alten Ruhm, wie die württembergiſche Infanterie das Glück hatte, ſich neuen zu erwerben, indem ſie durch ihre glänzenden Angriffe einen nicht un weſentlichen Beitrag zur Entſcheidung des Rampfes lieferte . Nach einem Rapport vom 14. Mai hatte das Regiment einen

ausrüdenden Stand von 16 Offizieren - Sec. -Lieut. Scaich war als Ordonnanz -Offizier zu G.-L. von Franquemont, Sec.-Lieut. von Nicklew iß in gleicher Eigenſchaft in das Hauptquartier des Diviſions-Generals Grafen Bertrand commandirt - 50 Unter offizieren und 356 Jägern mit 418 Pferden. Seitdem hatte es in den verſchiedenen Gefechten einen Verluſt von 27 Mann und 22 Pferden erlitten ; nehmen wir an, daß am Schlachttage noch einige Commandirte in Reihe und Glied wieder einrückten, ſo dürfte das Regiment in einer Stärke von 400 Mann und Pferden ins Gefecht gegangen ſein .

Mit Tagesanbruch ſtand das 4te Corps zum Vorrüden bereit, ſollte jedoch noch nicht ſobald in der Schlacht Verwendung finden, die durch eine lebhafte Kanonade gegen 6 Uhr ihren Anfang nahm . Um dieſe Zeit etwa traf Marſchall Soult beim Corps ein und

theilte dem G.-L. v. Franquemont die für heute gegebenen Dis pojitionen mit, nach denen die württembergiſche Diviſion die Be ſtimmung erhielt, den auf dem rechten Spreeufer gelegenen Ropatich berg, ſo wie die dahinter befindlichen Höhen, bedeutende Stüfpunkte der feindlichen Stellung, anzugreifen, ſobald die Angriffe Ney's gegen den feindlichen rechten Flügel von Klik her den gewünſchten Erfolg hätten und die Mitte der Armee bei Nadelwiß und Nieder Keina in der Verfaſſung wäre, gleichzeitig vorzubringen. Bis zu dieſem Zeitpunkte aber müſſe die feit geſtern bezogene Stellung bis

auf's Leußerſte gehalten werden . So verbrachten die württembergiſchen Truppen den ganzen Vormittag in Unthätigkeit, während im Uebrigen die Schlacht auf der ganzen Linie der beiden Armeen wüthete ; vom 4ten Corps unter hielt nur die Brigade Sicard ein leichtes Tiraillement auf dem rechten Spreeufer mit den feindlichen Truppen am Galgenberge , und ſandten dieſe von Zeit zu Zeit ein paar Kugeln aus ihren

Batterien auf dem Kopatſchberge und den Höhen der „ weißen

323

Steine" herüber . Endlich gegen 1 Uhr, nachdem Ney von der Linken her vorgedrungen war und das Dorf Preitig, einen der Rückzugs= punkte der feindlichen Armee, genommen , wieder verloren und aufs Neue genommen hatte, ertheilte Napoleon den Befehl zum Vor rücken ſeiner Reſerven : dem 6ten, ften Corps und der Garde, um den Entſcheidungsſtoß zu führen. Die beiden württembergiſchen ,

das neapolitaniſche Cavalerie-Regiment 'und die reitende Batterie an der Tete, defilirt Franquemont (Ill Inf. -Brig. , 1 Inf.- Brig ., 1 Fuß-Batt. und 1 franz. 12-pf. Batt.) über die Brücke, die zwi

ſchen Lubas und Nieder-Gurkau an der „ alten Schanze" Morgens geſchlagen war ; während der Reſt der Diviſion Morand und die

Diviſion Peri gegen Nieder -Gurkau und den Gottlobsberg nach rücken , deſſen Batterie bis auf 24 Zwölfpfünder verſtärkt wird . Der Feind richtet, den Uebergang vermuthend, jein Feuer auf den Punkt, an dem ſich die Brücke befindet, jedoch, da er dieſe ſelbſt nicht ſehen kann, ohne großen Erfolg. Hinter dem Kiefernberge, am rechten Ufer, formiren ſich unſere Angrijfs - Colonnen. Die Bri gade Briche hielt ſo lange abgeſeſſen hinter jener Höhe , während

die Geſchüßkugeln heulend, aber ohne Schaden zu thun, über die Köpfe der Reiter wegſauſ'ten,, die – noch junge Soldaten – ihnen die Ehre erweiſen , ſich vor denſelben zu bücken , eine Artigkeit, welche Oberſt- Lieut. von Gaisberg ſeinen Leuten mit einigen kräf tigen Worten verwies. Jeßt - es iſt 2 Uhr - ſind die Vorbe reitungen beendet, der Vefehl zum Sturm auf die Höhen wird un mittelbar von Napoleon ertheilt. G.-L. von Franquemont

läßt die drei Cavalerie- Regimenter ſofort hinter dem Kie fernberge hervorrücken, ein mörderiſches concentriſches Feuer aller

auf den Höben befindlichen feindlichen Batterien richtet ſich gegen die avancirenden Regimenter ; dieſe aber ſeßen in muſterhafter un

erſchütterlicher Ruhe ihre Bewegungen fort und gehen in geöffneter Zugs- Colonne , ſich etwas rechts ziehend vor, um zur Deckung der rechten Flanke der Infanterie zwiſchen dem Bölauberge und dem Dorfe Baſankwiß Stellung zu nehmen.

Die beiden württembergi

ſchen und die franzöſiſche Batterie fahren rechts vom Kiefernberge der Geſtalt auf , daß die Schußlinie der Batterie auf dem Gottlobs

berge frei bleibt. Jeßt entwickeln ſich die 8 Infanterie- Bataillone in Compagnie- Colonnen mit balbem Abſtand; das feindliche Feuer, bisher mit aller Kraft gegen die Cavalerie und Artillerie gerichtet, concentrirt ſich von nun an mehr gegen die Infanterie, die im Ge. ſchwindſchritt vorrückt, und jeßt auch noch in der linken Flanke von 21 **

324

den weißen Steinen herüber beſchoſſen wird . Theils um dieſem Flankenfeuer auszuweichen, theils auch , um den eigenen Batterien freien Spielraum zu laſſen , wendet ſich die Infanterie -Colonne,

von der Cavalerie cotoyirt , nicht ſofort gegen den Ropatſchberg, ſondern zieht ſich ein wenig rechts in der Richtung auf jede Terrainfalte zum gedeckten Anmarſch benußend. gleicher Linie zwiſchen Baſankwiß und dem Kopatſchberg verändert ſie plöglich die Direktion links, erhält aber in

Kredwiß, Dann, in befindlich, demſelben

Moment nun auch in der rechten Flante das Feuer einer vorwärts von Kredwiß aufgefahrenen Batterie. Es war ein , Alles über

täubendes, ericyütterndes Getöſe, ein Marſch wie zur Hölle; unſere braven ,,Refruten" wankten und ſtockten aber keinen Augenblic, ob

gleich die feindlichen Kugeln hageldicht einſchlugen und gewaltige Lücken in die Glieder riſſen . Um das überaus läſtige Feuer in der rechten Flanke von der Colonne abzuziehen , läßt G.-L. von

Franquemont das 2te Bataillon des Inf.-Regimt8. Nr. 2 Her zog Wilhelm einen Scheinangriff gegen Kredwig unternehmen ; dieſes, mit nur 3 Compagnien zur Stelle *), geht unter Oberſt Lieut. von Berndes ohne Säumen gegen Kredwiß vor , bringt in das Dorf, troß des ganz unverhältniſmäßig überlegenen Fein des, von dem es beſeßt iſt, ein , findet jedoch darin einen ruhm 1

vollen, aber vollſtändigen Untergang ; was nicht den Tod findet,

wird gefangen, nur wenige Leute und die Fahne werden gerettet. Unterdeſ wird von dem Groß der Diviſion bis auf 200 Schritt

vom Ropatſchberge entfernt, mit Gewehr im Arm avancirt , dann unter großem Geſchrei und im vollen Lauf die Höhe genommen , der auf derſelben befindliche Feind wartet den Stoß nicht ab , die Batterie proßt auf und fährt ſchleunig zurück, die Infanterie zieht fich feuernd rüdwärts auf den „Weinberg ." Während dieſes Ge fechts und der vergeblichen Verſuche des Feindes den Ropatſchberg wieder zu nehmen, während die Brigade Sicard den Galgenberg, lints rüdwärts von der Diviſion Franquemont beſegt hat und

hartnädig vertheidigt, iſt die Cavalerie-Brigade Briche den Be wegungen der Diviſion folgend, fie nach Umſtänden dedend , ſtets

dem heftigſten Feuer ausgeſeßt. Lieutenant Grebner wird durch einen Prellſchuß verwundet , den Lieutenants Schaich und Ent :

reß , dem Quartiermeiſter Gaupp und Unteroffizier Staeble

* ) Die 4te Compagnie war zur Bagage commandirt.

325

werden die Pferde unter dem Leibe erſchoſſen , die Reihen lichten

ſich in nicht geringer Weiſe, namentlich iſt der Verluſt an Pferden ein ſehr bedeutender. Dabei iſt aber die Brigade , während der ganzen langen Zeit, in faſt immer währender Unthätigkeit, nur ein mal als plößlich eine ruſſiſche Batterie die Höhen herunter bis auf 400 bis 500 Schritt gerade der Front der Brigade gegenüber beranfährt und abproßt, deployirt das Regiment Herzog Louis in der Carriere, um die Batterie zu attaliren.

Dieſe aber wartet

den Angriff nicht ab, ſondern geht, ohne einen Schuß zu thun, auf dieſes Manöver hin, ſofort wieder zurück. Zur Zeit des Kampfes auf dem Ropatſchberge wird G.-L. von Franquemont ſchwer verwundet , er übergiebt das Commando .

an den 6.-M. von Neuffer , doch noch iſt man mit Bertheidi

gung der eben genannten Höhe beſchäftigt, als auch dieſer ver wundet wird und das Diviſions-Commando an den G.-M. von Jett übergeht.

Nachdem die Brigade Sicard auf die weißen Steine vorge drungen und der Reſt der Diviſion Morand , ſowie die Diviſion Peri nachgerüđt ſind , wird zum Angriff des „ Weinberges " ge ichritten, den der Feind bei unſerer Annäherung verläßt. Von dort

folgt man ihm auf die Kredwißer Höhen und als dabei die In fanterie-Colonnen gegen den Krähen- und Schmidt's -Berg vorrücken, preden plößlich ein paar feindliche Schwadronen gegen die rechte Flanke der württembergiſchen Diviſion vor, werden aber durch eine

raſche Gegenbewegung unſerer Cavalerie wieder zum Zurückgeben genöthigt. Jene feindlichen Reiter waren ohne Zweifel zwei Es cadrons des ſchleſiſchen Ulanen - Regiments, desſelben Re

giments, von dem vor einem Jahre zwei Schwadronen in ein und derſelben Brigade - der Brigade Subervic - mit dem Regimente

Herzog louis ſtanden . Wir ſchließen dieſe Thatſache aus fol gendem Paſſus in der Geſchichte des 2ten preußiſchen (damals ſchleſiſchen und ſeit 1860 2ten ſchleſiſchen ) Ulanen-Regiments, wo rin es bei Schilderung der Schlacht von Baußen heißt : „Um die Mittagszeit , nachdem auch die Meldung eingegangen war , der Marſchal Ney dränge gegen Preitig vor, paſjirte der Feind die Spree und rückte mit mehreren Bataillonsmaſſen und zahlreichen Tirailleurs unter dem Schuße eines günſtigen Terrains gegen unſere Batterien auf den Kredwißer Höhen vor . - Unſere beiden Ess cadrons griffen ſogleich den Feind, welcher dadurch ſtußig gemacht, den Batterien Zeit zum Abfahren ließ “, ſowie aus dem Plan zur .

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Schlacht von Baußen des Major Wagner , auf dem die „ſchleſi

ichen Ulanen " zwiſchen dem Krähen und Schmidt's - Berg einge zeichnet ſind . (Die Attafe der neumärkiſchen Dragoner und icle ſiſchen Huſaren gegen unſere Cavalerie, deren Wagner in ſeiner Schlachtbeſchreibung erwähnt, ſcheint erſt ſpäter erfolgt zu ſein) . — Waren nun auch jene zwei Schwadronen nicht dieſelben , deren Reſte xus Rußland zurückgekehrt, ſondern die beiden damals im König reich Preußen zurückgelaſſenen des ſchleſiſchen Regiments , ſo dien ten doch auch in dieſen beiden mehrere Leute, welche die ruſſiſche Campagne mitgemacht hatten, es waren die Glieder desjelben Re

giments, welches damals mit den Louisjägern gemeinſchaftlich ge fämpft, gebungert, gefroren, kurz das ganze herbe Schickſal des das maligen Feldzugs mit ihnen unmittelbar getheilt hatten und nun ſtanden ſich dieſe beiden Regimenter unmittelbar als Feinde

gegenüber. Wir führen dieje , damals vielleicht ganz unbeachtet gebliebene Begebenheit hier an, um einen neuen Beitrag zu den

traurigen Verbältniſſen zu liefern , die in jener Zeit in unſerem Vaterlande berrichten und die bojfentlich nie wiederkehren werden .

Wie wir ſchon anführten, hatten Nev'ſche Truppen ſich ſchließ lich in Freitig behauptet , das 4te Corps rückte nunmehr gegen

Purſchwitz vor , Napoleon befahl den Angriff auf Klein - Baußen ; dieſe Orte ſtehen in ſebr naher Verbindung mit einander und ſomit wurde nach vollſtändigem Verdrängen des feindlichen rechten Flü gels hier die Vereinigung des Centrums und des linken Flügels

der napoleoniſchen Armee bewerkſtelligt. Die ruſſiſch -preußiſche Ar mee trat ihren Rückzug an und deckte ihn durch ihre zahlreiche Ca valerie. Die Linien derſelben erblickte man jegt ſich gegenüber ; einen feindlichen Angriff auf dieſelben zu machen , war die Brigade Briche ſelbſtverſtändlich nicht im Stande, jie zog die Escadron Baſſewitz unſeres Regiments vor, die, ſich in Plänkler auflöſend, bis an die feindlicher Seits aufgefahrenen Kanonen avancirte wobei Sec. - Lieut. Herrmann und Wachtmeiſter Wirth ver wundet wurden – , durch die überlegene feindliche Cavalerie aber wieder zurückgedrängt ward. (Dabei befanden ſich allem Anſchein nach die neumärkiſchen Dragoner und ſchleſiſchen Huſaren , deren Wagner erwähnt. ) Die feindliche Armee ging heute bis Weißenberg und Löbau

zurück, die von Napoleon angeordnete Verfolgung war wegen der ungeheuren Ermüdung der Truppen und wegen der verhältnißmäßig geringen Anzahl Cavalerie von keiner Bedeutung . Das Ate Corps

(

327

-

rüdte zwar ohne weiteres Gefecht bis in die Stellung von Hochkirch vor , doch wurde hier noch Sec . - Lieut. von Peyer durch einen Prellſchuß verwundet. Da der Rückzug der Alliirten um 4 Uhr Nachmittag angetreten wurde , die Schlacht um 7 Uhr etwa als

beendet anzuſehen iſt, ſo wird man ziemlich ſpät und wie begreiflich, in einem Zuſtande großer Abſpannung in Hochkirch angekommen ſein, wo man bivuakirte. Von der Cavalerie bedurfte ohne Zweifel

das Regiment Louis , das ſeit fünf Tagen in ſteter angeſtreng ter Thätigkeit war, am Meiſten der Ruhe . Außer der drei bereits genannten verwundeten Offizieren hatte das Regiment in der Schlacht folgenden Verluſt: an Todten 6 Mann , die Jäger Stiegle , Hutt , Göttle der Commandeur - Escadron , Jäger Wilhelm der Esc. Baſſewiß , solb der Esc. Seebach , Bleibel der Esc. Reinhardt ; an Verwundeten den ſchon genannten Wachtmeiſter 1

Wirth und 17 Jäger ; an Vermißten 5 Mann , von denen der

Jäger Roich gerade als das Regiment eine rückgängige Bewegung machte, mit dem Pferde ſtürzte, nicht ſchnell genug aus dem Bügel fommen konnte und von dem nachrückenden Feind eingeholt und

gefangen genommen wurde; Jäger Biezinger , dem der rechte Zeigefinger zerſchmettert und der rechte Arm verwundet wurde und der , nachdem er ſein Pferd dem Jäger Wagner übergeben hatte, deſſen eigenes erſchoſſen war, ſchon den Weg zum Verbandplag ein ichlagend, nochmals umkehrte, um ſeine im Futterbeutel aufbewahrte Wäſche nicht im Stiche zu laſſen , dem Feind in die Hände lief und gefangen wurde ; Jäger Baeßler , dem ſein Pferd unter dem Leibe erſchoſſen wurde , worauf er ſich hinter die Front des Regiments begab , hier durch einen Granatſplitter an der linken Hand ver wundet wurde und darauf auf dem Weg ins Lazareth von acht

Preußen angehalten und zum Gefangenen gemacht wurde ; die Jä ger Lochmayer und Blaſer , die ſich ebenfalls hinter das Re

giment verfügten, nachdem ihre Pferde erſchoſſen waren, erſterer dem

Regiment auch noch eine Strecke zu Fuße folgte, beide aber in Ge fangenſchaft geriethen. Alle fünf ranzionirten ſich ſpäter ſelbſt und gelangten , nachdem ſie die Unmöglichkeit, ſich wieder mit ihrem Regiment vereinigen zu können , eingeſeben , nach unzähligen Irr 1

fabrten und Abenteuern , zwiſchen den überal umheridwärmenden

Streifparteien durchſchleichend, glücklich wieder ins Königreich . Der Verluſt an Pferden des Regiments beſtand in 50 todten und 4 verwundeten.

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Beſonders ausgezeichnet hatten ſich in den Tagen vom 11. bis

21. Mai : die Unteroffiziere Pfetter *), Siegel *) , Rapp , .

Anäble , die Jäger Wallum , Ernſt, Schenck, Gaudler der Commandeur-Esc .; der Wachtmeiſter Zinſer , Quartiermeiſter

Gaupp , die Unteroffiziere Keller , Ganſer *), die Fäger Rupp * )

und Ernſt der Esc. Seebach); die Unteroffiziere Locher *), Amann *), Auchter * ), die Horniſten Viſcher und Zuder , die Jäger Erath,

Braendle , Riedinger * ), Schlatten beimer , Kinzinger der Esc . Baſjewiß ; die Unteroffiziere Stammler, Stanger *), Rupp , Bühler , die Jäger Oeſterle, Gaus , Schweizer, Weiß, Hagel , Eiſele , Bär und der Unterarzt Maier der Esc. Rein bardt; ferner die Jäger Fürſt und Spitbinger , welche als Ordonnanzen zu G.-M. von Stocmayer commandirt, von dieſem 1

beſonders lobend erwähnt wurden .

Seine Majeſtät der König ertheilte

zum Beweis der

allerhöchſten Zufriedenheit über den ruhmvollen Antheil, welchen das

Regiment an dem am 20. und 21. erfochtenen Sieg hat“, den oben Genannten goldene und ſilberne Medaillen, den Lieutenants En treß , Grebner , von Beyer , Herrmann und Schaich das Ritterkreuz des Militär- Verdienſt- Ordens, dem Oberarzt Hoelder lin den Civil - Verdienſt - Orden .

Außerdem wurden 5. - M. von

Fett zum Commandeur , Sec . - Lieut. von Beyer und Wacht meiſter Wencher zu Rittern der Ehrenlegion ernannt.

Operationen bis zum Waffenſtillſtande. 22. Mai – 5. Juni. 22. und 23. M a i .

Dem über die Neiße zurückweichenden Feinde folgte die Armee Napoleon's mit dem anbrechenden Tage des 22.; doch ging die Verfolgung der in geordnetſter Weiſe und beſter Haltung retiriren den ruſſiſch-preußiſchen Armee mit äußerſter Behutſamkeit vor ſich, geboten durch den ſteten Widerſtand , den man an jedem Terrain 1

abſchnitt, jeder die Vertheidigung begünſtigenden Poſition fand. Die Märſche der folgenden Tage waren an und für ſich nicht groß, wurden aber durch die große Vorſicht, mit der man marſchirte, die

vielen Rekognoszirungen, das ſtete Vorrüden querfeldein im höchſten Grade fatigant; ſelten erreichte man vor 9 oder 10 Uhr Abends das Bivuak , welches , wenn man nicht - was bäufig geſchah

* ) Beſaßen ſchon die filberne Medaille .

329

noch Nacht allarmirt wurde , für den verfloſſenen Tag die Arbeit

beſchloß, die nach turger Raſt am anderen Morgen wieder begann . Wie ſehr darunter die Cavalerie zu leiden hatte , die bei dem Re quiſitionsſyſtem in einer gänzlich ausgeſogenen Gegend größtentheils auf grüne Fütterung angewieſen war, läßt ſich denken . Dem fran zöjijchen Brigade - General Brice aber muß man das Verdienſt laſſen , daß er für die unter einem Commando ſtebenden Regi menter that , was nur in ſeinen Sträften ſtand und es nicht wenig

jeiner unermüdlichen Sorgfalt zu danken iſt, daß dieſe noch lange Zeit in einem , den Umſtänden nach , guten und durchaus ichlag fertigen Zuſtand erhalten wurden. Am 22., während des Gefechts bei Reichenbach, marſchirte das 4te Corps von Hochkirch über Löbau und von da ſüdlich der Straße nach Reichenbach bis Markersdorf , den 23., oberhalb Görlig bei

Leſchwiß die Neiße paſſirend, deren Linie der Feind nach zähem Widerſtand ebenfalls Preis gab, bis Hermsdorf an der Straße nach Lauban. Die Brigade Briche hatte ſtets die Vorhut des 4ten Corps, zu deren Rechten, bart an der böhmiſchen Grenze, das 11te Corpe, Macdonald, zur Linken das 6te Corps, Marmont, und das

Cavalerie- Corps Latour -Maubourg marſchirten. Gefecht bei Lauban am 24. Mai.

Das 7te Corp8, Reynier , welches die beiden jüngſt vergan genen Tage die Vorbut gebildet hatte, wurde heute im Avantgarde Dienſt durch das 4te Corps abgelöſt, das über Pfaffendorf und

Ober -Lichtenau gegen Lauban vorrückte, die Cavalerie an der Tete. Auf dem ganzen Mariche dabin wurde die Colonne von zahlreichen Noſackenhaufen umſchwärmt, gegen welche das Regiment Herzog Louis Plänkler vorzog und unter ſtetem Vorrücken ein lebhaftes Flankeurgefecht engagirte. Sec .-Lieut. von Beyer , der trog ſeiner bei Baußen erhaltenen Wunde das Regiment keinen Augenblick ver laſſen hatte, reitet während des Geplänkels, die Piſtole in der Hand, in die Feuerlinie vor, um ein paar der feindlichen Pickenträger auf's Korn zu nehmen ; in Folge ſeiner Wunde aber nicht im vollen Be jig ſeiner Kräfte , verliert er das Pferd aus der Gewalt , geräth unter einen Rojackenbaufen . Vier desſelben reißen ihn vom Pferde

zu Boden und bauen und ſtechen auf den ſich verzweiflungsvou Webrenden los . Das gewahrt Sec.-Lieut. Herbort und jagt in Begleitung eines Unteroffiziers dem bedrängten Kameraden zu Hülfe ; der Feind aber wartet die Ankunft der Leßteren nicht ab, ſondern

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ergreift die Flucht. Lieutenant von Þeyer hatte während der

Balgerei fünf Lanzenſtiche erhalten. Es war überhaupt ein gar hißiges Scharmüßel ; ſo befreiten Wachtmeiſter Bed und Jäger Walter mit außerordentlicher Bravour ein kleines Detachement

des Regiments, das ſich ebenfalls zu weit vorgewagt batte und dem der Rückzug ſchon abgeſchnitten war. Unteroffizier A mann erbielt

einen Säbelhieb über den Kopf , während Unteroffizier Rapp ein Kojackenpferd erbeutete . Außerdem wurden von den Unſeren 1 Mann gefangen und 2 Pferde vermißt. Mittlerweile warf man die Rojacen durch eine lebhafte Ata nonade nach Lauban zurück. Da man vermuthete , daß der Feind dieſe am linken (diesſeitigen) Queisufer gelegene Stadt vertheidigen

werde, formirte ſich die württembergiſche Diviſion zum Angriff. Sec .-Lieut. Herbort aber, der von dem die Commandeur-Escadron der Louisjäger commandirenden Prem.-Lieut. Kapff mit 6 Jägern zur Rekognoszirung vorgeſendet wurde , fand nichts mehr vom Feinde vor. Er jagte in die Stadt hinein , der Feind hatte ſie geräumt , alle Fenſter öffneten ſich und überall ertönte den Louis

jägern der Freudenruf entgegen : Da kommen unſere Befreier ! Am jenſeitigen Ufer aber, in und bei Bertelsdorf, Lauban gerade gegenüber, zeigten ſich ruſſiſche Abtheilungen aller drei Waffen, zur Nachbut des Grafen Pahlen gehörig , welche den Uebergang über den Queis , deſſen Brücke abgebrochen war , ſtreitig machten. Es entſtand eine längere Kanonade , bis das 2te Bataillon des Inf. Regts . Nr. 7 den Befehl erhielt , vermittelſt einer aufgefundenen Furth den Fluß zu paſſiren. Mit großer Entſchloſſenheit führt Oberſt-Lieut. von Cammrer dieſes ſein Bataillon durch den Queis, ihm folgt das Inf.-Reg . Nr. 9 , unter dem Brigadier Oberſt von

Spigemberg, dann die Cavalerie, das Regiment Herzog Louis mit der Batterie Bürgi an der Spiße. Dem Feind fam dieſer Uebergang ſehr unerwartet , er richtete jedoch , ſobald er denſelben gewahrte, ein lebhaftes Feuer auf die avancirenden Colonnen. Sec. Lieut. von Spett und 3 Jäger unſeres Regiments wurden durch dasſelbe verwundet, 4 Pferde erſchoſſen . Unaufhaltſam aber drang die Infanterie gegen den Feind vor, der nach lebhafter, aber kurzer Gegenwehr, ſeinen Rückzug auf Löwenberg antrat. – Die württem bergiſche Diviſion und die Cavalerie - Brigade blieben bei Bertels dorf ſteben .

- * 331 25. - 30. M a i .

Den 25. wurde der Marſch über Seifersdorf fortgeſegt. In dem Dorje trifft unſere Avantgarde, deren Spige heute das Regi ment Prinz Adam bildet , unvermuthet auf diejenige des Mac donald'ſchen Corps , mit dem man nun in gleicher Höhe fortmar ichirt; gleich darauf aber, eben ſo unvermuthet, in dem Defile bei Seifersdorf auf dichte Roſackenſchwärme, die von der Seite in das

Dorf und auf unſere Vorbut — nunmehr 4 Reiter- Regimenter des Macdonald'ichen Corps eindringen , und ſie auf das Regiment Prinz Adam, das ihnen folgt, zurückwerfen. Dieſes aber läßt ſich durch den übereilten Rückzug der vorderen Regimenter nicht irre machen, geht dem Feind geſchloſſen entgegen , wirft ihn unter nicht unbedeutendem Verluſt und jagt ihn in den Wald, aus dem er ge kommen war , zurück. Der Commandeur des Regiments Adam , Oberſt-Lieut. von Bismart, wird dabei verwundet, Oberſt- Lieut. von Schroeder übernimmt das Regiments - Commando. Mac

Donald ging darauf mit der unterdeß wieder geſammelten franzöſi ichen Cavalerie bei Nieder - Giesmannsdorf aufs Neue gegen die feindliche Arrieregarde vor , mit der ſich ein anhaltendes Gefecht

entſpann. Die württembergiſche Diviſion nahm während dem Stel lung auf dem Plateau links von dem Dorfe , mußte aber Abends 1

mit ihrer leichten Infanterie und Artillerie noch zur Vertreibung Des Feindes mitwirken, der ſich darauf bis an Löwenberg zurückzog.

Am 26., dem Tage des Ueberfallgefechts bei Haynau, ging das Ate Corps bei Rackwiß über den Bober, wurde Anfangs über Hohl ſtein und Seitendorf ebenfalls gegen Haynau , dann aber wieder jüdwärts nach Deutmannsdorf dirigirt, um dort zu bivuatiren . Vor dem heutigen Abmarſche wurde – ein ſeltener Fal – Brod, wel

ches auf Wagen von Lauban nachgeführt war, der Diviſion aus getheilt.

Während die ruſſiſch - preußiſche Armee den 27. den gefaßten Entſchluß ausführte, von der bisher verfolgten Rückzugslinie in der Richtung auf Breslau abzugeben und zum Bezieben einer Flanken

tellung in der Gegend von Schweidnig ſüdlich auszubiegen, welche Stellung auch wirklich am 31. Mai bei Pilzen *) eingenommen murde ; währenddem ließ Napoleon, der erſt den 28. die Entdeckung Der Aenderung der feindlichen Rückzugslinie machte , am 27. noch * ) Jenem Pilzen , in dem das Regiment Herzog Louis während der Belagerung von Schweidniş 1807 längere Zeit fantonirte.

332

-

ſeine Corps in der Direktion von Breslau auf Liegniß und Gold berg vorrücken , woſelbſt die Nachhut der Aliirten ſtehen geblieben war , um den Kaiſer über ihre wahre Marſchrichtung zu täuſchen . Das 4te Corps marſchirte demnach am 27. über Ulbersdorf links an Goldberg vorbei gegen Liegniß, Macdonald ſtieß bei Hoben dorf auf die feindliche Nachbut, und wurde in dem Gefecht, welches

ſich mit derſelben entſpann , von Infanterie -Abtheilungen des 4ten Corps unterſtüßt, das nach Abzug des Feindes bei Hohendorf bi vuatirte . Die Cavalerie des Aten Corps ſcheint am heutigen Tage

nicht ins Feuer gekommen zu ſein. Am 28. verfolgte Ney mit dem 3ten , 5ten und 7ten Corps die Richtung auf Breslau, während das Ate, 6te und 11te die Diref tion auf Fauer einſchlugen.

Das Ate Corps ging in der Frübe

über die Kapbach, und bezog Abends bei Schlaup ein Bivuak, die Cavalerie-Brigade bei Bremberg, an der wüthenden Neiße, '%. Meile von erſterem Ort, um in dieſer Stellung den 29. zu bleiben . Rück wärts gegen Goldberg batte man ein Detachement unter Oberſt von Spigemberg , beſtehend aus dem Inf.-Reg. Nr. 7, 1 Comp .

von Nr. 9, 100 Pferden - 2 Züge des Regiments Herzog Louis unter Sec.-Lieut. von Hardt und 2 Züge des Regiments Prinz dam unter den Sec. - Lieuts . Rau und Aug. Finch

nebſt

1 Geſchüß entſendet, um ſich gegen die unſere Operationslinie ge fährdenden Kojaden zu ſichern. Den 30. ging das 4te Corps bis Jauer vor und blieb daſelbſt ſtehen , die Cavalerie - Brigade eine halbe Stunde auf der Straße nach Striegau vorſchiebend. Hier

zeigten ſich feindliche Cavalerie-Abtheilungen , welche aus Herzogs waldau debouchiren wollten, durch das Feuer der Batterie Bürgi aber daran verhindert wurden. Als die Cavalerie, welche den gan zen Tag nicht aus dem Sattel gekommen war, endlich gegen Abend beordert wurde, ins Bivuak zu rücken , engagirte ſich noch ein Ge fecht mit den herumſchweifenden Koſacken , wobei dem Regiment Herzog Louis 3 Pferde erſchoſſen, 1 Unteroffizier und 1 Jäger verwundet wurden .

Rekognoszirungs -Gefecht bei Groß -Roſen am 31. Mai. Morgens um 9 Uhr rüdten das 4te und 11te Corps gleich zeitig auf der Straße gegen Striegau weiter vor , erſteres zwi ichen Herzogswaldau und Profen links von der Straße, auf Groß Roſen, legteres auf dieſer Straße ſelbſt. Die Brigade Briche als Avantgarde, trieb die Rojaden, welche die vorrückenden Colon

333

nen beläſtigten, zurüd ; wurde aber, in der Höhe von Herzog&wal dau, an einem breiten Graben angekommen, von 3 feindlichen Ge ſchüßen heftig beſchoſſen und erhielt durch dieſes Feuer 10 Ver wundete (das Regiment Louis nur 1 Unteroff .). Hinter den Dörfern Herzogswaldau und Groß- Roſen hatte der Feind bedeu tende Kräfte entwickelt, gegen die nunmehr die württembergiſche Infanterie vorgezogen wurde, während die Cavalerie-Brigade zwi ſchen Herzogswaldau und Profen ſtehen blieb und noch einige Zeit ein ſtehendes Plänklergefecht gegen ruſſiſche reguläre Cavalerie fort 1

führte.

Die vom 6.-M. von Stodmayer unternommenen Ver

ſuche , dem Feind durch Umgebung ſeines rechten Flügels die Straße nach Striegau abzuſchneiden, wurden durch das Bedrohen der eigenen linken Flanke mit überlegenen feindlichen Kräften ver eitelt. Das Gefecht tam zu Stilſtand bis Nachmittags 4 Uhr, um welche Zeit Stodmayer neuen Befehl zum Vorrüden erhielt. Aus dem Dorfe Bärsdorf, welches man Morgens den Ruſſen ab

genommen und behauptet hatte, debouchirte die leichte Brigade un ter Oberſt von Spigemberg, welcher dieſelbe ſeit Baugen führte, und ging zum Angriff gegen den Wald bei Groß-Roſen und das

Dorf ſelbſt vor. Nach heftigem Kampf, bei dem nun auch G.-M. von Stodmayer verwundet wurde, nahm man Dorf und Wald und behauptete beides -- durch die italieniſche Diviſion und das gegen zwei Kroaten-Regiment der Brigade Hulot unterſtüßt raſch auf einander folgende feindliche Angriffe. Die rechts und links von der eingenommenen Poſition gelegenen , dieſelbe domi

renden und vom Feinde belegten þöben aber nöthigten die Un

ſeren ſchließlich zum Rückzuge, der, durch das franzöſiſche 23te In fanterie- und die Cavalerie - Regimenter Adam und Louis ge dedt , angetreten wurde . Das Gefecht dauerte bis 11 Uhr Nachte ; man in der Stellung von Sauer wieder eintraf , war Mitter

nacht vorüber ; die Cavalerie- Brigade, welche bei Bärsdorf ſtehen geblieben war, erreichte dieſelbe ſogar erſt Nachts um 2 Uhr. Der

Verluſt unſeres Regiments beſtand in dem einen oben genannten, verwundeten Unteroffizier, während die Infanterie-Regimenter nicht unbedeutend an Todten, Verwundeten und Vermißten verloren. Dieſe, ſo wie die gleichzeitig gegen Breslau unternommenen Rekognoszirungen werden genügenden Aufſchluß darüber gegeben haben, wo die þauptmacht des Feindes zu ſuchen ſei.

334 1.

6. juni.

Schon vor der Schlacht bei Baußen hatte Deſterreich, das ſich aus der Rolle eines Bundesgenoſſen Napoleons in die eines Ver mittlers zwiſchen ihm und den Verbündeten hinüber zu ſpielen be müht war, einen Waffenſtillſtand zwiſchen den friegführenden Par teien vorgeſchlagen. Damals waren dieſe Verhandlungen nicht zum Schluß gekommen, jeßt aber nach der Schlacht bei Baugen wieder

aufgenommen, führten ſie am 1. Juni zum Uebereinkommen einer 36ſtündigen Waffenruhe, die auf drei Tage verlängert, am 4. Juni zum Abſchluß eines definitiven Waffenſtilſtandes bis zum 20. Juli führten. Die Hauptſchwierigkeiten, die ſich dem Abſchließen desa ſelben entgegengeſegt hatten , waren die , daß Napoleon gern mit dem Raijer Alerander allein verbandelt und dieſen von ſeinen Bun:

Desgenoſſen abgezogen hätte , die Verbündeten aber auf der Ver mittlung Deſterreichs, als Baſis der einzuleitenden Friedensverhand lungen beſtanden. Napoleon, der bedeutende Verſtärkungen, nament lic an Cavalerie erwartete, der nur den geſchwächten Zuſtand ſeiner aus Refruten beſtehenden Armee, nicht aber die Lage des feind liches Heeres fannte und nicht zu ermeſſen im Stande war, welche

Folgen ein dritter Stoß auf dieſes, ſelbſt mit ſeinen ſehr verbrauch ten Kräften höchſt wahrſcheinlich gehabt haben würde , wiligte in

die geſtellten Bedingungen ein ; wie bekannt, zu ſeinem Verderben. Am Abend des 1. Juni erhielt man im Lager bei Jauer die offizielle Nachricht der abgeſchloſſenen Waffenrube, blieb aber noch bis zum Nachmittage des 6. in derſelben Stellung.

Der Aufents

halt in dieſer war keineswegs beneidenswerth. Mangel an Brod, Mehl und Fourage fing in bedenklicher Weiſe an, einzureißen, das Waſſer in der Nähe war ſchlecht und wurde durch den täglichen

Gebrauch immer ſchlechter, der in dieſer Lage ſo nothwendige Brannt wein fehlte ganz und die Kranken nahmen täglich zu . Die würt

tembergiſche Infanterie und Fußartillerie hatte deren 1269, das iſt mehr wie ein Fünftel. Etwas günſtiger geſtaltete ſich das Verhält niß bei der Cavalerie , das Regiment Herzog Louis Hatte bei einem wirklichen Stand von noch 563 Mann und 125 Pferden , 59 Kranke und Verwundete im Lazareth ; außerdem bei dem ſchon am 11. Mai beim Durchmarſch in Dresden errichteten Depot

1 Kurſchmidt, 50 Unteroffiziere und Jäger , 47 Pferde ; bei dem neuerdings in Görlig etablirten Depot 1 Unteroffizier, 34 Jäger, 33 Pferde. So daß nach Abzug der unendlich großen Zahl Com

mandirter bei General Bertrand , bei General Briche, im würt

335

temberg. Hauptquartier, bei der Bagage u. ſ. w ., u. ſ. w., auß .

rückend blieben : 12 Offiziere, 332 Unteroffiziere und Jäger , 305

Pferde. Von den Offizieren waren verwundet : die Sec . -lieuts . Grebner, von Beyer, Herrmann, von Speth ; commandirt ins þauptquartier des 4ten Armee - Corps und der Württembergiſchen

Diviſion von Nicklew iß und von Schaich ; gefangen : Prem.- . Lieut. Vorſeler.

Am 1. Juni Nachmittags, bevor die eingetretene Waffenruhe befannt wurde , erhielt Sec. -Lieut. von Hardt den Befehl, mit einer Abtheilung des Regiments Herzog Louis einem franzöſi ſchen Oberſten , der Depeſchen ins kaiſerliche Hauptquartier nach .

Neumarkt zu überbringen hatte, als Eskorte zu dienen. Kaum war dieſe jedoch eine Stunde vom Bivuak entfernt als ein bedeutend überlegener Rojackenſchwarm heranbrauſte und den Marſch des De tachements in ſehr bedenklicher Weiſe beunruhigte . Jäger Moger,

deſſen Pferd gänzlich ermattet war, konnte mit der Abtheilung nicht mehr gleichen Schritt halten und fiel dem Feinde in die Hände, ranzionirte ſich aber noch in derſelben Nacht ſelbſt und traf wieder beim Regiment ein. Im Uebrigen gelang es Hardt, ſich aller Ge fahren und Beläſtigungen zum Trog, bis Grosdenz glüdlich durch zuarbeiten, wo er auf badiſche þuſaren und franzöſiſche Dragoner ſtieß.

Dieſe übernahmen den weiteren Eskortedienſt, während die

Louisjäger mit ihren müden Pferden ausruhen durften und folgen den Tages den Rückmarſch nach Sauer antraten, wobei das Com mando ſo glüdlich war, bedeutende Requiſitionen an Lebensmitteln und Fourage zu machen , die dem im Lager herrſchenden Mangel in, wenn auch nur beſcheidener Weiſe, ſteuerten .

B. Der Waffenſtilſtand. kantonirungs-Quartiere im Sprottauer Krciſe in Schleſien . 10. Juni – 13. Auguft.

Am Nachmittage des 6. Juni endlich, nach dem die Demarka tions-Linie für die Zeit des Waffenſtilſtandes bezeichnet, die zu be ziebenden Kantonirungs -Quartiere beſtimmt waren , verließ das 4te

Corps das Lager von Sauer. Der Marſch ging in der Richtung von Goldberg, heute bis Seichau ; den 7. durch Goldberg nord: wärts nach Nieder-Leiſersdorf ; den 8. , Bunzlau links laſſend, über

Thomaswaldau nach Schönfeld ; den 9. nach Armadabrunn , einem

336

kleinen, aus 18 Häuſern beſtebenden Dorfe im Walde ; den 10. nach

Primke na u im Sprottauer Kreiſe in Schleſien *). Dort und in der nächſten Umgebung, in einer armen , unfruchtbaren , ausge ſogenen Gegend, wo durchſchnittlich 20 Mann Einquartierung auf ein þaus tamen , ſollte man ohne Magazine von dem leben , was die Bauern batten, das heißt mit anderen Worten , gemeinſchaft

lich mit dieſen hungern.

Man mußte daber ſich helfen ſo gut es

ging ; es wurde im Corps gemahlen, Brod gebaden , ja ſogar eine

Branntweinbrennerei in Gang geſeßt. Das Regiment Herzog Louis ſtand bis zum 18. Juni in Primkenau und Ottendorf, von da an in Ottendorf und Ulbersdorf, an der Straße von Sprottau nach Glogau , %, Meilen nördlich von Primkenau, wo das Haupt quartier blieb . - Am Ende wurde der Zuſtand in dieſen Quar :

tieren noch ein ganz erträglicher, für die Verpflegung wurde durch obige Maßregeln geſorgt , das Fehlende auswärts aufgekauft und herbeigeſchafft auch ging ein Provianttransport aus dem Königreiche zur Armee ab ** ), und nebenbei that dieſe Rube denn doch recht Noth. Sie wurde auch nach Kräften benußt ; es wurde aber neben der nöthigen Leibespflege auch Montirung und Sattelzeug geflict,

die Armatur wieder in gehörigen Stand geſeßt, die übereilte Dreſ ſur der Mannſchaft ſo viel wie möglich nachgeholt ***). Man be zeichnete beſondere Ererzirpläße, und nachdem den ärgſten Schäden abgebolfen war, fanden häufige Truppenbeſichtigungen ſtatt. Eine Revue über die Cavalerie hielt unter Anderem General Graf Ber trand am 29. Juni bei Zauche, der Herzog von Plaijance am 15. Juli bei Primkenau ab. Legterer war vom Kaiſer be ordert, den Effektivſtand der geſammten Cavalerie auf's Genaueſte zu ermitteln .

Auch rüdten die als frant und verwundet in die verſchiedenen Gewanderten zu Hunderten als geneſen wieder beim Corps ein. Die Anfangs graſſirenden Krankheiten : Ruhr und Nerven

Spit

* ) Das Hauptquartier des General Grafen Bertrand war zn Sprottau .

** ) Der erſte am 7. Mai dahin abgeſchicte Transport wurde unterwegs von dem Streif- Corps des preußiſchen Major von Colomb aufgehoben. *** ) „ Hauptunterhaltungen der jüngeren Offiziere“ , ſchreibt ein damaliges Mitglied des Regiments, „waren während des Waffenſtillſtandes in Ottendorf Scheiben

ſchießen, Seegefechte im Schloßgraben, ſowie, daß wir uns zu Pferde hinter einander aufſtellten und den richtigen Augenblid erfaßten , um durch die ſich

ſehr ſchnell bewegenden Windmühlenflügel in der Carriere durchzureiten .“

337

fieber ließen immer mehr nach , leider jedoch nicht, ohne zuvor man

ches Opfer zu fordern. Auch bei unſerem Regiment klopfte die leßtere Krankheit an und entriß aus der Mitte desſelben den noch

an ſeiner, bei Baußen erhaltenen Wunde daniederliegenden Seconde Lieutenant von Herrmann. Er ſtarb am 5. Auguſt zu Otten dorf und wurde folgenden Tags dort beerdigt.

Am Schlimmſten war es mit der Fourage beſtellt, ichon am 18. Juni fing das trođene Futter an, ganz zu Ende zu gehen, ſo daß man lange Zeit nur Klee und wenig Heu, dagegen gar keinen Hafer zum Füttern hatte ; für die der kräftigen Nahrung nach den legten Anſtrengungen ſo ſehr bedürftigen Pferde gerade nicht be ſonders zuträglich. Erſt ausgedehnte Getreideausſchreibungen und

endliche Einlieferung derſelben vermochten dieſem bedenklichen Man gel abzuhelfen .

Seine Majeſtät der König befehligte überdieß den G.-M., General-Adjutanten Graf Beroldingen und den General-Kriegs Commiſſär Oberſt- Lieut. von Schönlin zur Abhaltung einer Spezial- Inſpektions- Nevue über das K. Feld-Truppen-Corps ; die

Genannten, Anfang Juli aus dem Königreich in den Nantonirun gen eintreffend, halfen den noch obwaltenden Mängeln nach Ver mögen ab. Das Regiment Herzog Louis war erſt nach Empfang von mehr als 250 Ellen Tuch im Stande, ſeine abgeriſſenen Uni formen, namentlich die Hoſen , wieder in erträgliche Verfaſſung zu bringen.

Außer den ſchon oben angeführten Belohnungen verfügte Seine Majeſtät unter Anderem die Ernennung des Gen.-Lieut. von Franquemont , zur Belohnung der durch ſein Benehmen an den Tagen des 20. und 21. Mai ſeinem Vaterlande geleiſteten ausge zeichnete Dienſte" zum Großkreuz des Militär-Verdienſtordens, unter

gleichzeitiger Erhebung in den Grafenſtand des Königreichs, mit einer lebenslänglichen Penſion von jährlich 3000 Gulden. Gen.-lieut. von Koch erhielt bis zur Wiedergeneſung Fran quemont's das Commando über die württembergiſche Diviſion und traf bei derſelben am 8. Juni ein ; übrigens übernahm dieſes Lega

terer ſchon am 10. Juli wieder, während gleichzeitig G.-M. von Stocmayer, ebenfalls wieder hergeſtellt, ſein Brigade-Commando

aus den Händen des unterdeß zum General beförderten Oberſt von Spigemberg empfing , worauf dieſer dasjenige des zur Heilung ſeiner Wunde ins Königreich zurückkehrenden 6.-M. von Neuf 22

338

fer antrat. 6.-L. von Koch erhielt darauf das Commando über die Infanterie der Diviſion . Im Regiment traten im Laufe dieſer Rubemonate folgende Veränderungen ein : Unter dem 31. Mai wurde Sec .- Lieut. von Blattmacher vom Depot des Cavalerie - Regiments Nr. III zu dem jenigen des Cavalerie-Regiments Nr. IV verſegt ; Der Radet König des Regts. Kronprinz - Dragoner Nr. V dagegen zum Seconde-Lieutenant beim Depot des Regiments ſäger Herzog Louis Nr. III ernannt. Unter dem 9. Juni wurde der Seconde -Lieutenant von Nidle w is - aus Sachſen gebürtig der Kgl. Dienſte entlaſſen.

Unter dem 16. Auguſt wurde der Kadet Hezel des Regts. Kronprinz - Dragoner zum Seconde-Lieutenant im Re: giment Herzog Louis , anſtatt des verſtorbenen Sec. Lieut. von Herrmann, mit der Weiſung ernannt , vor läufig beim Depot des Regiments im Königreich zurück zu bleiben .

Weiter führen wir noch folgende allerhöchſte Beſtimmungen an,

welche auf unſer Regiment eine ſpezielle Wirtung ausübten . Es wurde nemlich befohlen , alle verwundeten Offiziere , Unteroffiziere und Soldaten , deren Geneſung eine langwierige zu werden ver

ſprach, ungeſäumt in Commandos vereinigt , deren Führung wo möglich ein verwundeter Offizier zu übernehmen habe, ins König reich zurüdzuſchicken . Dagegen aber ſollten alle Unteroffiziere und Gemeine , welche ohne ſchriftliche Ordre des Corps - Commandos an den Grenzen des Königreichs erſchienen , ſofort arretirt , nach Stutt gart befördert und aufs Strengſte verhört und diejenigen , welche ſich nicht gehörig legitimiren könnten , einſtweilen als Feſtungs Arreſtanten auf den Hohen - Asperg gebracht und dort ſo lange ver wahrt werden , bis durch Kommunikation mit dem Armee- Corps Commando die Wahrheit der betreffenden Ausſagen ſich erwieſen habe, um alsdann über die Schuldigen Kriegsrecht halten zu kön nen, indem Seine Königliche Majeſtät ſchlechterdings keine Aus reißer ernähren wollen . "

Zu dieſen , ohne ſchriftliche Legitimation im Königreich Ein

treffenden, gehörten außer den 5 bei Baußen gefangenen, die Jä ger Herzer , Mayer , Baumgärtner, Bauer und Schnei der , welche mit Prem .- Lieut. Voſſeler , ferner die Jäger Büh 1

339

ler , Gumpper und Veil , die Unteroffiziere A nörzer und Te us fel , welche bei anderen Gelegenheiten gefangen genommen wurden. Lauter Selbſtranzionirte, zum Theil verwundet. Von ſolchen, welche

afbar befunden wären, finden wir beim Regiment Herzog Louis keine Andeutung . In Folge des Befehls , die Verwundeten betreffend, wurden 1

vom 10. Juli an die Spitäler in Glogau und Primkenau geräumt,

die daſelbſt befindlichen Kranken nach Baußen geſchafft, von wo 1

man nach Zurüdlaſſung der Nichttransportabeln alle in Dresden vereinigte und ſie nach möglichſter Entleerung des dortigen Spitals in kleinen Etappen den Marſch ins Königreich antreten ließ. Vom

Regiment Louis ſchloſſen ſich dieſem Transport der Stabshorniſt Hummel und 7 Mann, lauter Invaliden, an.

Die Zeit des abgeſchloſſenen Waffenſtilſtandes näherte ſich mittlerweile ihrem Ende. Am 19. Juli erhielt man den Befehl , fich bereit zu halten , falls am 20. oder den folgenden ſechs Tagen,

Webche bei Abſchließung des Waffenſtillſtandes ausbebungen waren, derſelbe von Seiten der Adiirten gefündigt werden ſollte. Die Kündigung erfolgte zwar nicht, durch die Vermittlung Deſterreichs wurde die Waffenruhe bis zum 10. Auguſt verlängert, die unterdeß

eingeleiteten Friedensunterhandlungen nnd der Ende Juli zu Prag tagende Friedenskongreß aber führten eben ſo wenig zu dem , von Napoleon und beſonders von ſeinen, des Krieges müden Generalen, ſo heiß erſehnten Ziele. Das dem Bunde Rußlands und Preußens und jeßt auch Englands und Schwedens beigetretene Deſterreich er klärte am 12. Auguſt Frankreichs staiſer den Strieg ; es war ent

ſchieden , das fernere Schidſal Europas ſollte auf dem Schlachtfelde ſeine Beſtimmung erhalten. Obgleich Napoleon zu Anfang Auguſt noch immer Friedens

hoffnungen hegte, wurde doch am 8. dieſes Monats der Marſch Bereitſchafts - Befehl für den 11. ertheilt. Das Depot in Goerlig war ſchon vorher aufgelöſ't und vereinigte ſich nun mit demjeni gen in Dresden, welches, wie erwähnt , ſeit dem 11. Mai Dort er richtet war und, für alle Waffen des 4ten Corps, unter dem italie niſchen General Baron Freſia ſtand. Stabs -Nittmeiſter von

Mengen , der während der legten Monate fortwährend tränfelte, begab ſich mit 1 Unteroffizier, 13 Jägern und 14 Pferden des Re giments Louis und 6 Mann und 7 Pferden des Regiments Adam zu jenem Depot, um das Commando über die württembergiſchen Cavalerie-Depotabtheilungen zu übernehmen, zu denen das Regia 22 *

340

ment Louis noch immer ein Kontingent von 1 Kurſchmidt, 3 Un teroffizieren , 1 Fahnenſchmidt, 48 (unberittenen ) Jägern, 1 Kranken führer, 1 Offiziersbedienten, aber nur 18 Pferden ſtellte Das auf den 15. Auguſt fallende Napoleon's - Feſt wurde auf

den 10. verlegt und mit einem Tedeum , Parade, Offiziers - Diner, Regaliren der Mannſchaft mit doppelten Nationen Reis , Fleiſch, Brod und Branntwein, Solderhöhung u . ſ. w . gefeiert. An dem ſelben Tage wurde zugleich der Befehl gegeben , ſich auf 10 Tage mit lebendigem Fleiſch zu verſehen (war wohl nicht zur Ausführung zu bringen ), und 40 Roth Reis per Mann als unangreifbaren , nur

für den äußerſten Nothfall zu verwendenden Vorrath auszutheilen . Am 13. Auguſt fam die Marſdordre für das 4te Corps , am 16. ſollten die Feindſeligkeiten wieder beginnen .

C. Der Herbſtfeldzug. Concentrirung in der Gegend von Dahme. Als die Diviſion Franquemont am 19. April ins Feld marſcirte , mit den Truppenabtheilungen , die man , wie wir geſeben haben , mit ungeheuren Anſtrengungen und ſo raſch wie möglich mobil gemacht hatte , lag es ſchon in der Abſicht, dieſe durch das Nachrücken eines zweiten Corps zu verſtärken . Solches trat am 25. und 26. Mai ſeinen Marid) zum Kriegsſchauplage an , erreichte dieſen aber erſt, als der Waffen tillſtand geſchloſjen wurde , tanto

nirte zu Anfang desſelben in der Gegend von Leipzig und Lügen ; mußte darauf, in 4 mobile Colonnen aufgelöſt, die rückwärts gele genen Diſtrikte in dem Rayon der franzöjijchen Armee durchziehen und trat erſt am 15. Juli ſeinen Marſch zur Vereinigung mit dem 4ten Armee-Corps an. Dieſe wurde am 24. Juli durch das Ein treffen des Corps zu Muskau -- 6 kleine Meilen von Sprottau bewerkſtelligt *). Die Zuſammenſeßung desſelben war folgende : Pann . Pferde .

II . Infanterie -Brigade: G.-M. von Döring zuſammen Stab Infanterie -Regiment Nr. 4 (Ob . Prinz Karl

v . Hohenlohe -Kirchberg )

.

7

1434

22

1441

22

* ) In unmittelbare Berührung mit den übrigen würitemberg. Truppen trat je doch die Brigade Döring erſt zu Baruth nach Eröffnnng der Feindſeligkeiten , während die Brigade Normann denſelben gar nicht zu Geſicht fam .

341

Uebertrag

Mann . Pferde. . 1441 22

Infanterie- Regiment Nr. 6, Kronprinz (Ob . v. Mijani)

Fuß -Batterie Nr. 2 (Hauptm. v . Diedel), 4 opfdr. Kanonen, 2 Haubigen II . Cavalerie - Brigade : G.-M. Graf Nor mann - Ebrenfels zuſammen Stab Regiment Nr. II , Leib- Chevaulegers (Ob .

Prinz v . Dettingen - Wallerſtein )

1434

22

147

65

7

580

519

580

519

Regiment Nr. IV , Jäger König (D.-L. v. Mylius)

.

Reitende Batterie Nr. 2 (Hptm . v . Breit haupt), 4-6pfdr. Kanonen, 2 Haubigen

154

135

Reſerve - Park .

248

207

.

.

4 Bataillone, 8 Escadrons, 12 Geſchüge, 4591 , 1489

Leider jedoch blieben nicht ſämmtliche Truppen dieſes erſt ſo eben unter die Befehle des General- Lieut. Grafen Franquemont

getretenen Corps auch fernerbin denſelben untergeordnet. Nach einer vom Raiſer vorgenommenen neuen Formation bildeten die Cavalerie

Regimenter Nr. I und Ill die 24te, die Regimenter Nr. II und IV die 25te leichte Cavalerie-Brigade, legtere unter gleichzeitiger Ein theilung beim 6ten Armee - Corps , Marſchau Marmont. Am 5.

Auguſt trat dieſe Verordnung in Kraft , durch welche die Brigade Normann von dem württembergiſchen Truppen - Corps getrennt wurde. Mit Schmerzen vernahm man die Ausführung dieſer Maß regel – als einen geſchloſſenen militäriſchen Körper ſollte man die Kameraden in dieſem Feldzuge nicht wiederſehen .

Die dem 4ten Corps zugetheilte Cavalerie - Brigade beſtand, wie aus Obigem zu erleben , fernerhin nur noch aus den beiden württembergiſchen Regimentern, das neapolitaniſche erhielt eine an

dere Verwendung *). Nichts deſto weniger aber führte General Briche das Obercommando über die Brigade fort , und G.-M. von fett commandirte unter ſeinem Befehl . Es war das eine von den gewöhnlichen Maßregeln des Kaiſers , der äußerſt ſelten einem deutſchen General ein ſelbſtſtändiges Commando anvertraute. Eine der wenigen Ausnahmen wurde bei dem G.-M. Grafen Nor *) Wurde dem 11ten Armee-Corps, Macdonald, zugetheilt .

342

mann gemacht, in deſſen Händen das Brigade-Commando , ohne die Oberaufſicht eines franzöſiſchen Generals, auch fernerhin blieb. Das 4te Armee- Corps war nun bei Wiederbeginn der Feind

ſeligkeiten folgendermaßen formirt : Commandirender General :

Diviſions - General Graf Bertrand.

Chef des Generalſtabes Br.-G. Delort. Commandeur der Artillerie Div.-G. Taviel.

12te Diviſion : Div.-G. Morand. Br.-G. Bélair, Steß leicht. Inf.-Reg. Br.-G. Touſſaint, 13tes Lin .- Inf.- Reg. Br.-G. Hulot, 23tes Lin.-Inf. -Reg . 15te Diviſion : Div.-G. Fontanelli *), 1tes Lin.- Inf.-Reg . Br. -6 . Ambroſio,

2 Bat .

N New cu

.

4tes Br.-G.

.

5 4

11

2

11

3

**), 1tes leicht. Inf.- Reg. . 3 6tes Lin.-Inf. -Neg. 2 .

Br.-G. Moroni, Mailänder Garde-Bat. 7tes Lin .- Inf.- Reg.

.

I!

.

3

!!

38te Diviſion : G. - L. Graf Franquemont. Infanterie C.-L. von Koch.

I. Brig. G.-M. v. Spigemberg, Inf.-Reg . Nr. 1 2 Inf.-Reg. Nr.2, Herz . Wilhelm 2

II. Brig . G.-M. v. Döring, Inf.-Reg. Nr. 4. 2

11

11

Nr.6. 2 2 Nr. 7

III . Brig. G.-M. v . Stockmayer , , 11

Nr. 9 , Nr. 10

1

1

Fußbatterie Nr. 1 u. 2. 24te leichte Cav .-Brigade, Br.-G. Graf Briche. 6.-M. v . Sett .

Cav.-Reg. Nr. I , Prinz Adam, Chevaulegers 4 Cav.-Reg. Nr. III , Herzog Louis, Jäger zu Pf. 4

Esc .

Reitende Batterie Nr. 3.

37 Bataillone, 8 Escadrons, 42 Geſchüße, = 21,217 Mann . *) Uebernahm am 10. Juni das Commando der italieniſchen Diviſion. **) Die im Spectateur militaire, Jahrgang 1828 angeführten Brig.- Gen. Martel, (Martelli) und St. Andrea wurden nach Wagner'8 Plane der Schlachten ze. am 19. Mai bei Königswartha, ſ.o. gefangen, erſterer ſtarb in der Gefangen ſchaft, letzterer wird ſchwerlich ſeitdem ausgeliefert worden ſein . Auch in Be treff der württemb. Diviſion iſt jenes » Tableau de la grande armée « unrichtig

343

Das Negiment Herzog Louis hatte einen Stand von 17 Offizieren, 478 Unteroffizieren und Jägern und 439 Pferden. Da von waren krant : im Regiment 12 Mann und 2 Pferde, in den Feld ſpitälern 5 Mann ; im Depot zu Dresden Stabs-Rittm . von Mengen , 64 Mann und 25 Pferde. Ferner waren commandirt : im württemberg. Hauptquartier Sec .-Lieut. von Schaich und 1 Mann ; bei Gen. Graf Ber

trand 30 Mann und 30 Pferde ; bei Gen. Delort 1 Mann und 1

Pferd ; bei Gen. Briche 2 Mann und 2 Pferde ; bei G.-M. von Fett 3 Mann und 2 Pferde , bei G.-L. von Koch 1 Mann und 1 Pferd ; bei G.-M. von Stockmayer 2 Mann und 2 Pferde ; bei G.-M. von Spigemberg 1 Mann und 1 Pferd ; bei Gen.-Nr. -Comm. von Schönlin 1 Mann und 1 Pferd.

Nach Abzug dieſer großen

Bahl Commandirter und Unberittener , und einer unbeträchtlichen Zahl Kranker , zuſammen 124 Mann und 67 Pferde, blieben noch ausrückend in Reibe und Glied : 15 Offiziere und 354 Mann mit 372 Pferden . Die Difizierspferde ſind hier , wie überall, wo es nicht beſonders erwähnt wird, nie mit in Rechnung gezogen.

Das Offizier-Corps , mit dem das Regiment in den Herbſt feldzug des Jahres 1813 zog, beſtand aus : Oberſt - Lieut. von Gaisberg. Major von Seebach . Rittm. von Baſiewiß . von Reinhardt.

Prem. - Lieut . Graf Graeveniß , Adjutant, II

Napff.

Sec .- Lieut. von Speth . von Entreß. Kaßmaier. 11

II

von Hardt - Wöllenſtein . von Grebner . von Peyer . Herbort. Diener.

König. *) * ) Ging erſt am 15. Auguſt mit den Commiſjären, Aerzten u . 1. w., welche die In validen, Verwundeten und Kranken ins Königreich geleitet hatten und nun zur Armee zurüdkehrten, ab und traf am 2.September beim Regiment ein .

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Die Armee, welche, während des Waffenſtillſtandes namhaft verſtärkt, Napoleon den verbündeten Heeresmaſſen entgegenſtellte, betrug insgeſammt 440,000 Mann mit 1200 Geſchüßen , darunter 72,500 Reiter. Sie war in die Garde unter Lefebvre , Mortier und Nanſouty , 12 Armee -Corps und 5 Cavalerie-Corps (1. Van damme, 2. Victor, 3. Ney, 4. Bertrand, 5. Lauriſton, 6. Marmont, 7. Reynier, 8. Poniatowski, 11. Macdonald, 12. Dudinot, 13. Da

vouſt, 14. Gouvion St. Cyr ; 1. Cav. -Corps Latour-Maubourg, 2. Sebaſtiani, 3. Arrighi, 4. Kellermann , 5. Pajol) eingetheilt. *) - Die Verbündeten formirten dagegen die böhmiſche oder Haupt armee unter Schwarzenberg, die ſchlejiſche Armee unter Blücher, und die Nordarmee unter dem Kronprinzen von Schweden in einer Geſammtſtärke von 493,000 Mann , darunter 76,000 Reiter mit

1388 Geſchüßen. Der Feldzugsplan des franzöſiſchen Kaiſers beſtand im Großen darin, daß, während Gouvion St. Cyr Dresden, den Centralpunkt ſeiner inneren) Operationslinien gegen Böhmen, zu decken hatte, während er ſelbſt mit der Hauptmacht bereit ſtand, die zu erwar tenden Angriffe der Verbündeten von Böhmen und Schleſien ber

abzuweiſen und aus den Blößen, die wie er hoffte, dieſe ſich geben ſollten, Nugen zu ziehen – ein dritter Heertheil gegen die Nord armee und gegen Berlin vorzurüden beſtimmt war, um in dieſer Richtung ſeinem gefährlichſten Gegner : Preußen einen Stoß ins Herz zu verſegen ; wodurch zugleich die Annäherung an Davouſt

bezweckt wurde , der von Hamburg aus auf dieſes Ziel hin mit wirken ſollte.

Zur Ausführung der Operationen gegen Berlin war der Mars ſchad Dudinot mit dem 4ten, 7ten , 12ten Armee- und dem 3ten

Cavalerie- Corps, im Ganzen 72,000 Mann ſtark, beſtimmt, als

Sammelplag für dieſe Corps die Gegend von Dahme bezeichnet. Gegen leßteren Punkt ſegte ſich das 4te Corps, am 13. bei Sprot tau concentrirt, den 14. Auguſt in Bewegung und zwar an dieſem Tage bis nach Sorau – Regiment Louis von Kunzendorf, wo hin es den 13. Nachmittags gerückt, nach Laubnig — ; 15. nach Pförten, Louis zwei Meilen weiter nach Weißagt ; 16. nach Cott bus, Louis Kunersdorf und Limberg. * ) Das 9te Corp8 , Bayern unter Wrede, ſtand am Inn, das 10te Rapp bildete die Beſaßung von Danzig.

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16. – 22. A uguft.

Mit dem 16. Auguſt war der leßte Tag des Waffenſtillſtandes abgelaufen . Während die Deſterreicher ſich bemühten , mit denjeni gen Ruſſen und Preußen in Verbindung zu treten , die beſtimmt waren, gemeinſchaftlich mit ihnen unter Schwarzenbergs Ober befehl die böhmiſche Armee zu bilden , hatte der Kronprinz von Schweden das Gros der Nordarmee zwiſchen Brandenburg , Ber lin und Potsdam vereinigt , die Vorpoſten in der Linie Magdeburg, Loburg , Belzig , Treuenbrießen , Luckenwalde , Baruth, Lübben ſtehen.

Am 17. Auguſt, dem Tage , an welchem die Feindſeligkeiten 1

von Seiten der Alliirten wieder eröffnet wurden , hatte das 4te

Corps, Bertrand , Morgens 9 Uhr Rendezvous bei Vetſchau und maſchirte von da bis in die Gegend von Ludau , die Diviſion Franquemont nach Egsdorf ; unſer Regiment wurde vorwärts von Ludau bei Zaako poſtirt, ſeitwärts der Straße nach Lübben .

Koſacken und andere leichte Truppen des Feindes avancirten heute nach allen Richtungen gegen unſere Vorpoſten und machten viele

Gefangene. Württembergiſche Truppen wurden jedoch dabei nicht betroffen. 18. Auguſt war der Redenzvous des 4ten Corps in Kabns

Dorf, die Diviſion Franquemont wurde bis gegen Baruth vor geſchoben , um bei der Johannismühle / Meile ſüdlich von der

Stadt ein Bivuak zu beziehen , in welchem ſie bis zum 22. ſtehen blieb. Die Stellung war ſehr erponirt , die Diviſion vom Gros

des Corps, welches bei Luckau und Dahme ſtand, gänzlich getrennt, von feindlichen leichten Truppen , namentlich Rojacen fortwährend umſchwärmt. Man mußte ſich deshalb nach allen Seiten decken,

namentlich auch den Rücken frei und die Verbindung mit dem Groß offen halten . Zu dieſem Ende waren unter Anderen das Inf.- Reg. Nr. 10 und 100 Pferde nach Alt-Golſſen und Golſjen auf der Straße nach Lucau detachirt und das Regiment Herzog Louis von da aus noch weiter rechts nach Freiwalde geſchoben , von wo es aber

am 19. wieder auf Golſſen zurückging. Ueberhaupt war die ganze Cavalerie-Brigade während dieſer beiden Tage nach verſchiedenen

Direktionen ausgeſendet, um die Stellung des Feindes zu rekognos ziren und zur Sicherung der eigenen Stellung beizutragen. Am 20. rückte die Brigade Briche wieder beim Corps ein, am 21. wurden die Poſten in Goliſen und Freiwalde eingezogen,

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dagegen Patrouillen von je 1 Offizier und 30 Pferden auf Dahme und Luckau ausgeſendet.

Marſchall Oudinot ſchob unterdeß die unter ſeinem Befehl vereinigten Corps gegen die hinter der Nuthe und Notte aufgeſtellte feindliche Nordarmee vor. Die entſcheidende Schlacht, welche, wie man franzöſiſcher Seits boffte, die Thore Berlins öffnen ſollte, ſchien nabe bevorzuſtehen. Den 21. rückten das Gros des 4ten , das 7te

und 12te Corps gegen die feindliche Stellung vor , beſtanden im Laufe des Tages mehr oder weniger hartnädige Gefechte und wa= ren Abends bei Dergiſdow , Nunsdorf und Trebbin , den Ueber gängen über die Nuthe bei Fähnsdorf, Wittſtock und Thyrow gegen über poſtirt. Alle drei Punkte wurden am 22. von den drei Corps forcirt, der Feind zog ſich auf ſeine Hauptſtellung zwiſchen Ruhls dorf und Heinersdorf , zwei Meilen von Potsdam und ungefähr ebenſo weit von Berlin entfernt, zurück. 23. Auguſt ( S dhladt bei Groß -Beeren ).

Heute endlich wurden die Diviſion Franquemont und die Brigade Briche zum Nachrüden beordert und denſelben die Marſch richtung auf das zwiſchen Wittſtock und Jühnsdorf gelegene , von legterem Punkt (wo das Gros des 4ten Corps) eine Meile ent fernte Vorwerk Werben bezeichnet. Um 3 Uhr in der Frühe ging die Bagage unter Bededung des Inf.-Regiments Nr. 6 und 100 Pferden, um 6 Uhr die Inf. Diviſion und gleichfalls eine Abtheilung von 100 Pferden ab. Der Reſt der Cavalerie-Brigade, die reitende Batterie und die Brigade Stockmayer blieben als Arrieregarde bei der Johannismühle ſtehen, bis das Gros einen bedeutenden Vorſprung gewonnen batte. Kaum

jedoch räumte die Nachhut die bisher behauptete Poſition, als Ko jacken und, wie uns gemachte Mittheilungen beſagen, auch preußiſche Huſaren in das verlaſſene Bivuak eindrangen und der Marſdrich tung der Unſeren folgten , ohne daß es jedoch zu einem ernſtlichen Engagement gekommen zu ſein ſcheint. Die Entfernung von der Johannismühle bis znm Vorwerk Werben beträgt nicht ganz 4 Meilen, dennoch brauchte die Diviſion, durch einen ſchlecht beſpannten franzöſiſchen Lebensmitteltrain auf gehalten , bei ſchlechtem Wetter und ſchlechten Wegen 20 Stunden zu dieſem Marſch . Währenddem war der Kampf vorwärts in vol lem Gange ; Bertrand , mit dem Gros des 4ten Corps auf den

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äußerſten linken Flügel des Feindes unter Tauengien bei Blanken felde geſtoßen , führte ein binhaltendes Gefecht, um Reynier mit dem 7ten Corps Zeit zum Heranrücken im Centrum zu laſſen . Dieſes

aber wurde bei Groß - Beeren von Bülow vollſtändig geſchlagen ; Verſprengte des 7ten Corps, tamen in zahlreichen Schaaren den Württembergern entgegen, während ſich dieſe über Pabliß, Neuhof, Sperenberg , Gadsdorf und Nunsdorf mühſam vorbewegten. War die Tete der Leşteren um 6 Uhr Morgens abmarſchirt, ſo wird die jelbe um 2 Uhr in der Frühe des 24. A uguſt

Das Vorwerk Werben erreicht haben.

Statt nun von hier, wie es

beſtimmt war, gegen Mittenwalde vorzurücken, mußte die Diviſion Franquemont im Verein mit dem 4ten Corps den Rückzug an treten und denſelben decken. In äußerſter Ermüdung trafen die

Truppen im Laufe des Tages wieder bei der Johannismühle ein. Dieſe erſte Offenſivbewegung auf der Operationslinie gegen

die preußiſche Hauptſtadt war alſo vollkommen mißlungen , und Oudinot ſah ſich genöthigt, gegen die Elbe und unter den Schuß der Feſtungen Magdeburg, Wittenberg und Torgau zurück zu wei chen. Hätte der Kronprinz von Schweden den von preußiſchen Ge neralen und preußiſchen Truppen erfochtenen Sieg durch eine kräf tigere nachhaltendere Verfolgung zu benußen für gut befunden , ſo bätte er auf der Rückzugslinie, welche die Armee Dudinot's bis zur Elbe zu durchlaufen hatte , ganz andere Reſultate erzielen können. Der Mangel an Energie aber von Seiten des Kronprinzen war von großem Nugen für die retirirenden Corps, denen die württem= bergiſche Diviſion folgen mußte, ohne mit dem Feinde in Berührung gekommen zu ſein . 25. Auguft.

Die begonnene Rückzugsbewegung wurde heute fortgeſeßt , das

Gros unter Oudinot nahm die Richtung auf Wittenberg , während die Diviſion Franquemont nebſt der Cavalerie in die Poſition von Holbeck zu rücken beſtimmt war. Holbeck liegt etwa 2 Meilen weſtlich von Baruth , es bedurfte alſo um dorthin zu gelangen , weiter Nichts als eines einfachen Linksabmarſches. Dieſer ſcheint aber in der unmittelbaren Nähe des Feindes nicht rathjam geweſen zu ſein. Indem man die Brigade Stodmayer, die reitende Batterie und 15 Chevaulegers bei Baruth als Nachhut ſteben ließ,

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um erſt eine Stunde ſpäter wie das Gros abzumarſciren, trat die ſes zunächſt ſeinen Marſch in ſüdlicher Richtung über Groß - Ziſcht und Schenkendorf um

10 Uhr Morgens in folgender Ordnung an : Avantgarde:

1 Escadron, Regiment Herzog Louis Nr. III . 1tes Bat. , Inf.- Reg. Nr. 4. Gros :

3 Escadrons, Regiment Herzog Louis Nr. III . 2tes Bat., Inf.- Reg. Nr. 4 . 1tes Bat. ,

Nr. 6 .

upbatterie Siegel. 2tes Bat., Inf.-Reg . Nr. 6. Fußbatterie Widede .

Inf.-Reg. Nr. 2. Munit.-Reſerve , und ltes Bat. , Inf.-Reg. Nr. 1 als Be deckung.

2tes Bat. , Inf.- Reg. Nr. 1 . Chevauleger -Reg. Prinz Adam Nr. 1 .

In Schenkendorf angekommen aber veränderte man die Diref= tion rechts und marſchirte gen Weſten auf der Straße nach Jüters bogk weiter, um auf balbem Wege dorthin wieder nordwärts in die „Poſition von Holbeck“ einzubiegen. 6.-L. Graf Franque mont aber fand dieſelbe keineswegs zur Einnabme einer Defenſiv

Stellung geeignet, ging daher mit dem Gros nach dem günſtiger gelegenen Stülpe, wo bei einem etwaigen feindlichen Angriff zugleich

auf die Unterſtügung der in der Nähe poſtirten Diviſion Morand zu rechnen war und beſegte Holbeck nur mit dem Iten Bataillon

Inf.- Reg. Nr. 4 und 3 Escadrons des Regiments Herzog Louis . Holbeck liegt etwa 3 Stunden weſtlich von Stülpe, wie dieſes an

einem kleinen See, und hart am Waldjaum. Zwiſchen dem Wald und dem See , auf ziemlich freiem Terrain, wurden die Louisjäger aufgeſtellt, eine Vedettenlinie in der Richtung gegen Ludenwalde vorſchiebend. Dieſes vorwärts (nordweſtlich) gelegene Städtchen war, wie man in Erfahrung gebracht hatte , ſtark vom Feinde belegt . Es dauerte auch nicht lange, bis legterer von dorther debouchirte

und durch das coupirte Terrain gegen Holbeck anrückte. In diden Schwärmen brachen die Rojacen bervor , jich durch

das Regelloje ihres Andringens und die gegen andere Cavalerien

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ſo weſentlich kontraſtirende Art und Weiſe des Reitens ſchon aus weiter Ferne kennzeichnend. Im ſtärkſten Laufe ihrer kleinen Pferde

prallten ſie geradewegs auf das „Defile von Holbec " los , hinter dem die drei Schwadronen Louisjäger aufgeſtellt waren.

Dieſe

empfingen ſie, ihnen einen Haufen Plänkler entgegenwerfend , vor derem vehementen Anrennen die feindliche Maſſe auseinanderſtob.

Nachdem ſie ſich rückwärts wieder geſammelt hatte, wiederholte fie das Manöver zum zweiten , dritten Male , immer mit demſelben

Erfolge ; in den Zwiſchenpauſen einen dichten , aber wenig gefähr lichen Hagel von Flintenkugeln und Pfeilen herüberſendend, von denen

Unteroffizier Riedinger durch eine Kugel auf der Bruſt ver wundet, Jäger Mayer III der Commandeur-Escadron von einem

Pfeil durch die Hand geſchoſſen wurde. G.-M. von Stockmayer hatte, mit ſeiner Brigade die Ar rieregarde bildend, ebenfalls mehrere feindliche Angriffe abzuweiſen, worauf er Abends in Stülpe eintraf.

Bei der erponirten Stellung, welche die württembergiſche Di viſion einnahm und bei der Unkenntniß mit dem gegenwärtigen Standpunkt der übrigen Atheilungen des Oudinot'ſchen Heeres war es für den 6.-L. Grafen Franquemont von Wichtigkeit, in Er

fahrung zu bringen, ob Jüterbogt von feindlichen oder befreundeten Truppen bejeßt ſei. Es erhielt daber das Regiment Herzog Louis den Befehl, einen Offizier mit einem Zug zur Erkundigung in jener Richtung zu entſenden . Mit der Ausführung dieſes Auftrags wurde Seconde - Lieutenant Herbort betraut , der ſich daber noch ſpät Abends in Marich ſegen mußte . Als Anbaltspunkte für die einzu

haltende Marſchrichtung lautete ſeine Inſtruktion ſehr lakoniſch : der Weg nach Jüterbogk führe größtentheils durch Waldungen ; die Stadt liege in einer Entfernung von ca. drei Stunden links von Holbeck; der Weg bahin ſei jedoch nicht näher bekannt. Uebrigens ſolle der Marſch ſo ſchnell ausgeführt werden, wie es nur die Kräfte der Pferde geſtatteten .

Nach einem Marſch von 14, Stunden etwa , ſtieß Lieutenant Herbort glücklich auf Poſten des Oudinot'ſchen Corps und er reichte den 26. A uguft.

gegen Tagesanbruch , zwiſchen 3 und 4 Uhr Morgens Jüterbogk. Die Stadt lag in friedlicher Stille da ; ſeinen Zug außerhalb des

Thores zurücklaſſend, ritt der Zugführer in Begleitung von 1 Unter

.

350

offizier und 2 Mann hinein, als er plöglich zu ſeiner nicht geringen lleberraſchung vor dem Rathhauſe 18 bis 20 Koſacken , die abge ſeſſen waren, erblickte. Lieutenant Herbort befahl den drei Reitern, die er bei ſich hatte, ihre Karabiner auf die feindlichen Picenträger abzufeuern, worauf dieſe, anſcheinend im höchſten Grade überraſcht, ſich auf ihre Pferde ſchwangen und in ſtürmender Eile davon jag= ten. Nach dem man dann noch von den Einwohnern in Erfahrung gebracht hatte , daß außerhalb der Stadt ungefäbr 400 Rojađen

ſtänden, gingen die vier Louisjäger aus derſelben zurück, vereinigten fich draußen mit dem Gros der Patrouille und traten, in Plänkler tette aufgelöſt, ihren Rüdmarſch an. Jenſeits der Stadt jab man eine große Anzahl Roſacken die Anhöhen hinaufjagen und obwohl Lieutenant Herbort rechts und links der Stadt einzelne feindliche Trupps ſich vorbewegen jah, ſegte er doch unverfolgt ſeinen Rückzug bis Holbeck fort. (Die ſoeben erwähnte Begebenheit fand alſo ohne Zweifel ſtatt, nachdem , wie Plotho berichtet, 2 franzöſiſche Batail lone und 600 polniſche Ulanen, die am 25. Süterbogk beſeft hatten, durch den ruſſiſchen General , Grafen Drurt , daraus vertrieben waren.)

Als die Patrouille wieder zu Holbeck eintraf und Lieutenant Herbort ſich beim Grafen Franquemont meldete , äußerte dieſer in ſeiner trockenen Weiſe : „ Nun es freut mich , daß Sie wieder da ſind, Einen bat man aufopfern müſſen , da wir ohne alle Verbindung mit den Franzoſen waren . " Gefecht bei Holbeck.

Kaum war das Detachement wieder beim Regiment Herzog

Louis eingerückt - es war gegen Mittag —, als es bei den Vor 1

poſten knallte. Die Roſacken und Baſchkiren , die geſtern die Unſeren beläſtigt hatten, drangen heute bedeutend verſtärkt (man ſchäßte ibre Zahl auf etwa 1000 Pferde ) plößlich wieder aus einem Wäldchen im Angeſichte Holbecks vor ; ihnen folgten ein Bataillon Ruſſen und

preußiſche Landwehrabtheilungen . Die Feldwachen des Inf. - Reg . Nr. 9 , welches in der Frühe das 1te Bataillon des Regiments

Nr. 4 in der Stellung bei Holbeck abgelöſt hatte und das Piket

der Louisjäger , unter Seconde-Lieutenant von Entreß , mußten 1

ſich auf das Gros ihrer Abtheilungen zurückziehen , von denen ſie aufgenommen wurden , worauf das Gefecht , troß der feindlichen Ueberlegenheit, noch eine Zeit lang hin und her ſchwankte . – Die

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Kugeln ſchlagen ziemlich lebhaft in die Plänklerketten ein ; ein Louis jäger, ſchwer verwundet im Sattel hängend, reitet aus der Feuer linie zurück. Lieut. von Entreß eilt in ſeine Nähe , ihm zum Fortkommen behülflich zu ſein , da trifft ihn ſelbſt, an derſelben Stelle, wo der Jäger verwundet worden, unfern des Sees, ein feind

liches Geſchoß . Lautlos ſinkt er rüdwärts vom Pferde zu Boden. Lieutenant Herbort , der ſich), nur einige Schritte entfernt von ihm befindet, ſpringt herzu. Entreß liegt auf dem Rücken , den Säbel in der Fauſt, eine ſchmale Blutrinne rieſelt von der Mitte der Stirn unter dem Tichakowſchirm hervor. Anrufen , Verſuche ihn aufzurichten , ſind vergebens , er giebt kein Lebenszeichen mehr 1

von fidy; der feindliche Schüße hatte ihn tödtlich getroffen .

Unterdeß drang der Feind mit Entfaltung aller Streitkräfte, die er zur Stelle hatte, vor. Holbeck, das von den Fußlägern ge gen den überlegenen Feind hartnäckig vertheidigt wurde, mußte, wie es ſcheint, zum Theil vor dieſem geräumt werden, worauf auch die

Louisjäger hinter das Dorf zurückzugeben genöthigt waren , ohne im Stande zu ſein, die Leiche des Lieutnant von Entreß mit zu führen. Nun aber trafen eine halbe Fußbatterie und gleich darauf die Infanterie-Regimenter Nr. 1 und Nr. 7 auf dem Kampfplaße ein ; 1

legteres, die heftig bedrohte rechte Flante des Regiments Nr. 9

ſichernd ; das Regiment Nr. 1 aber, die Fußjäger unmittelbar unter ſtüßend. Mit Hülfe dieſer Verſtärkung gelang es denn auch, dem Feinde Holbeck zu entreißen und dasſelbe von da an zu behaupten . Das Regiment Herzog Louis hatte ſich unterdeß hinter dem See, öſtlich von Holbeck, wieder formirt und blieb hier während des Infanteriegefechts, rechts -rückwärts des Inf.-Regts . Nr. 1 ſtehen , dem feindlichen Feuer in nicht unbedeutender Weiſe ausgeſeßt. Die ruſſiſchen Schüßen, welche, theils durch das Terrain gedeckt, theils auf der Erde liegend, unſer Regiment zur Zielſcheibe gewählt hat

ten, während dieſes unthätig dabei ausbarren mußte, nahmen vor zugsweiſe die vor der Front baltenden Offiziere aufs Rorn. Major von Seebach erhielt einen Schuß, Mitten auf den , an ſeinem

Kartuſchenriemen befindlichen ſilbernen Schild. Von dem heftigen Schlag gewaltig erſchüttert, ſank er bewußtlos auf den Hals ſeines Pferdes ; doch hatte die Silberplatte ihn vor Verlegung gewahrt und bald erholte er ſich wieder , zur Freude ſeiner Jäger. Ritt meiſter von Baſiewiß erhielt eine Kugel dicht am Fuß durch ſeine weiten, mit Leder belegten Beinkleider. Seconde- Lieutenant

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Herbort , der nach der Rückkehr von ſeiner Patrouille, bei Be ginn des Gefechts ſein ermüdetes Pferd raſch durch ein Manns chaftspferd vertauſcht hatte, verlor jegt dieſes unter dem Leibe ; es

ſtürzte von zwei Kugeln getroffen unter ihm zuſammen , Unteroffi zier Reg , 7 Jäger und 8 Pferde wurden verwundet, 11 Pferde ericojien .

Das alles geſchah in dem Zeitraum einer Viertelſtunde. Nun aber trat der Moment ein, wo die Infanterie Holbeck mit ſtürmen

der das den ſich

Hand genommen hatte, die Louisjäger in friſchem Tempo durch Dorf defilirten, ſich , draußen angekommen , entwickelten und eilig retirirenden Feind, das blanke Eiſen in der Fauſt, vor hertrieben, in ruſtiger Arbeit das Werk vollendend. Auch die Leiche des Lieutnant von Entref fand man wieder

auf, noch auf demſelben Plage liegend, vom Feinde aber bis auf's

Hemd ausgeplündert * ). Durch das Geſchüßfeuer aufmerkſam gemacht, ſandte Marſchall

Oudinot , der mit dem Gros ſeines Heeres unterdeß bei Morydorf

(19% Meilen ſüdweſtlich von Jüterbogt) ein Lager bezogen hatte, einen Adjutanten nad Holbed vor. Wahrſcheinlich veranlaßte dieſer das Zurückgeben der Diviſion Franquemont bis hinter den

Wald, an deſſen Nordſaum Holbeck und Stülpe liegen ; wenigſtens bezog man Abends , nach Räumung obiger Stellung, am ſüdlichen Waldrand bei Schmielfendorf das Bivuak.

Das Gefecht bei Holbeck , an demſelben Tage mit den bedeu tungsvollen Schlachten an der Maßbach und bei Dresden geliefert, war ſeit Wiedereröffnung der Feindſeligkeiten das erſte ernſthaftere Engagement württembergiſcher Truppen mit dem Feinde. Graf Franquemont, der wackeren Haltung der erſteren in dieſer Affaire vollkommen Anerkennung zollend, ſprach ſeine Geſinnung folgenden Tages in einem Parolebefehl aus , worin es heißt : „Ich bezeuge den Truppen meine Zufriedenheit über die Art, wie ſie ſich in dem geſtrigen Gefecht bei Holbeck benommen haben . Mit Vergnügen babe ich bemerkt , daß der nemliche Muth ſie noch beſeelt, welchen

ſie in der Schlacht bei Baußen bewährt haben .“ *) Nach Beendigung des Krieges ſuchte die Familie des Gefallenen darum nach, an die Stelle, wo Entreß ſeinen Tod gefunden, einen Denkſtein ſeben zu dürfen , was von den dortigen Behörden aber abgeſchlagen wurde, weil er im Kampfe gegen Preußen gefallen war. Die Erbitterung gegen Alles , was Frankreich angehangen , tobte noch zu heftig in den preußiſchen Gemüthern und in denen !

ſeiner Bundesgenoſſen .

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27. Auguft.

Um ſich mit dem Marſchall Dubinot wieder in näbere Ver

bindung zu ſegen, ging man heute in der Frühe aus der Stellung

bei Schmielkendorf bis nach Hohen -Schlenzer zurück; während man ſchon im Abmarſch begriffen war, brach plößlich der Feind aus dem Walde hervor, die Nachhut der Diviſion lebhaft angreifend . Dieſe ſelbſt ſegte ihren Marſch fort , indeſſen die beiden leichten Batail lone, von den drei in günſtiger Poſition aufgefahrenen Batterien

unterſtüßt, den Feind in Schach hielten. Die Cavalerie- Brigade , welche zur Aufnahme der Infanterie und Artillerie in Reſerveſtel lung zurückblieb, kam nicht zur Verwendung. Nachdem das Gros der Diviſion genügenden Vorſprung ge

wonnen, wurde das Gefecht abgebrochen , und der Rückmarſch an getreten. Der Feind folgte nicht. — Von Hohen - Schlenzer rückte dann die Diviſion noch im Laufe des Tages bis nach Jüterbogk, das ſeit dem geſtern daſelbſt ſtattgefundenen Gefecht zwiſchen Fran zoſen und Ruſſen nunmehr von beiden Parteien geräumt war, von der Diviſion Franque mont aber , gegen Abend, wieder beſeßt wurde .

Auf dem Marſche dahin fand man beinahe alle fünfzig Schritt einen umgeworfenen oder doch ſtehen gebliebenen Marketender- oder Proviantwagen, deſſen requirirte Pferde den Anſtrengungen erlegen

oder von den flüchtenden Fuhrleuten mitgenommen waren.

Der

Inhalt der Wagen aber that unſeren ausgebungerten Burſchen ſehr wobl, da ſie im Vorbeimarſch ſoviel Zeit fanden, ſich daran gütlich zu thun. Gefecht bei Jüterbogk am 28. Auguft.

Die Poſition , welche die Diviſion in und bei Jüterbogt als Arrieregarde des Oudinot'ſchen Corps zur Deckung der Stellung bei Wittenberg zu nehmen hatte , war in Folge Mißverhältniſſes zwiſchen dem zu beſeßenden Terrainabſchnitt und der Truppenzahl,

die Graf Franquemont zur Verfügung hatte , eine ziemlich loďere. Die Stadt ſelbſt war nur von dem Inf.- Reg. Nr. 2 beſept, G.-M. von Spigemberg hielt die Weinberge vor der Stadt mit dem Inf.

Reg. Nr. 1 und dem 2ten Bataillon von Nr. 7 ; das Reg. Nr. 10 war in einem Walde (vielleicht die Fuchsberge) poſtirt und hatte

ein Detachement auf einen vorwärts gelegenen einzelnen Hügel pouſſirt; das Gros der Infanterie ſtand bei einem Meierhof (Vor werk Kappan ?) concentrirt. 23

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Die Cavalerie-Brigade war mit 2 Geſchüßen der reitenden Batterie bis vor die Weinberge auf das freie Feld gegen Zinna vorgeſchoben, eine Fußbatterie zwiſchen dieſer und den Weinbergen aufgefahren.

Die äußerſten Vorpoſten ſtanden unter dem Prem.

Lieut. von Raßler des Regiments Prinz Adam. Den größten Theil des Tages verbrachte die Diviſion in die ſer Stellung , ohne vom Feinde beläſtigt zu werden ; ſeine ver ſchiedenen Colonnen aber erblickte man während dieſer Zeit in ſte ter Bewegung. Es war das Corps des Grafen Woronzow, deſſen Stärke Plotbo zu 4262 Mann Infanterie, 2916 Mann reguläre Cavalerie und 4197 Kojaden , mit der Artillerie 12,252 Mann in 1

8 Bat. , 24 Esc. , 13 Koſacken-Regimentern mit 56 Geſchüßen ; Bernhardi zu 6179 Mann Infanterie , 2561 Mann Cavalerie, 3376 Rojacken , incl. Artillerie zu 12,981 Mann in 13 Bat., 21 Esc.,

8 Rojacken Reg. mit 48 Geſchüßen angibt. Nad Plotho wären von dieſen 12,000 aber nur 3000 --- 4000 Mann , deren größere

Hälfte übrigens nach den uns vorliegenden Berichten aus Cavalerie beſtanden haben muß , zum Angriff gegen unſere Stellung vor gegangen.

Gegen 5 Uhr Nachmittags erfolgte dieſer Angriff, gerade als man im Begriff ſtand abzukochen. Zahlreiche Koſackenſchwärme drangen in lebhafter Gangart gegen die Cavalerie-Brigade Briche vor die gewöhnliche Einleitung der meiſten feindlichen Angriffe in legter Zeit . Das ganze Feld war mit den bunten Haufen der feindlichen Pitenträger bedeckt, die unſere Cavalerie von allen Sei

ten umkreisten. Der Gegner war in ganz unverhältnißmäßiger Zahl unſeren beiden Regimentern überlegen , nichts deſto weniger

gingen ihm dieſe in imponirender Haltung und entſchloſſen an: reitend auf den Leib.. Der Feind wich der Attake aus , nach Kto

facenart auseinander ſtäubend, um ſich weiter rückwärts wieder zu ſammeln. Ein neues Vorſtürmen wurde mit derſelben Feſtigkeit und Entſchiedenheit abgewieſen. Fünf Offiziere der beiden Cavalerie Regimenter

vom Regiment Herzog Louis der Premier

Lieutenant Aapff und die Seconde- Lieutenants von Schaich und Herbort

wurden mit ihren Zügen vorgezogen, um in

zerſtreuter Ordnung den feindlichen Haufen nachzujagen. Dieſe ſeşten ſich zur Wehr ; bunt durch einander miſchten ſich Koſacken, Louisjäger und Chevaulegers hier drang ein Trupp der unſeren in einen Schwarm des Feindes ein , dort ſchlug man ſich im Zwei fampf, wo ſich dann Pike und Säbel wechſelſeitig erproben tonn

355

ten , auch von der Schußwaffe machte man hie und da Gebrauch,

meiſtens aber commandirte der Offizier, der gerade einen geſchloſ ſenen Trupp beiſammen hatte , ,, Säbel boch ! Maric , Marſch" ,

ging in der Carriere auf den nächſten Rojackenbaufen los und warf

ihn regelmäßig über den Haufen . Der Adjutant Prem.-Lieut. Graf Graeveniß faßte dabei einen Rojacken mit der Hand an

der vorgehaltnen Lange und zerrte dieſen, einen rieſigen Kerl, eine geraume Zeit lang im Kreiſe herum, in der Abſicht, ihn vom Pferde zu ziehen, bis ein gewaltiger Riß des Mojackenpferdes ſeinen Reiter befreite. Ein anderer Koſack mit ungeheurem Bart ſchlug auf ſei nem Pferd die Trommel, ein Mittel, den Muth ſeiner Kameraden zu beleben, welches einen ſehr komiſchen Eindruck machte. Ueberhaupt war das Gefecht reich an draſtiſchen und wunder lichen Zwiſchenfällen die unſere Reitersleute zu der größten Tou

fühnheit hinriſſen , wobei die Generale fett und Briche durch eigenes Beiſpiel überal voranleuchteten. Die reitende Batterie, zu deren Dedung Sec .-Lieut. von Hardt mit ſeinem Zuge comman dirt war, ſuchte nach Kräften unſere Reiterei zu unterſtüßen . Das

ging ſo lange fort , bis die feindliche Infanterie heran kam. Nun aber war es Zeit, an den Rückzug zu denken, der gedeckt, durch das zur Aufnahme berbeigezogene Inf.-Reg . Nr. 1 in größter Ordnung von der Cavalerie ausgeführt wurde. Während dieſe ſich durch die Infanterie durchzog und rückwärts Stellung nahm, griff der Feind den auf die Anböbe vorgeſchobenen Poſten und den dahinter lie

genden Wald mit großer Ueberlegenheit an. Beides mußte dem Feind momentan überlaſſen werden , wurde aber nach herbeigezo gener Verſtärkung demſelben wieder abgenommen und die Stel lung gegen alle Angriffe behauptet.

Ade ins Gefecht gekommenen Truppen hatten ihre Schuldiga keit gethan , ganz beſonders aber wurde dies von der Reiterei an

erkannt und Graf Franquemont ſchreibt in einem Bericht über dieſes Gefecht: „ Allgemeines Erſtaunen erregte bei Jedermann die Tapfer keit der Cavalerie-Regimenter, Oudinot und Bertrand *) haben ſich hierüber ganz unzweideutig gegen mich erklärt. Jeder einzelne Reiter hat mit Unerſchrockenheit gefochten ."

Erſt mit Eintritt der Dunkelheit langten als Verſtärkung 8 – 10 Cavalerie- Regimenter, ohne Zweifel vom Cavalerie-Corps Arrig hi's an, ohne jedoch mehr am Gefecht Theil zu uehmen. Die Nacht Beide waren bei dem Gefecht zugegen. 23 *

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über bivuatirte man bei Jüterbogt, das nach den uns vorliegenden Berichten in unſeren Händen blieb und nicht, wie Plotho angiebt, vom Feinde erobert wurde.

Das Gefecht koſtete dem Regiment Herzog Louis 9 todte Pferde ; verwundet wurden Unterarzt Maier,Quartiermeiſter Frant,

Horniſt Viſcher, die Unteroffiziere Locher und Rapp , 4 Jäger und 3 Pferde ; außerdem krepirte das Pferd des Lieut. Herbort an einer, während des Gefechts erhaltenen Schußwunde in das Hin tertheil, die das treue Thier aber nicht hinderte, ſeinen Reiter bis zur Beendigung des Kampfes zu tragen ; dann erſt ſant es todt zu= ſammen . Beſonders ausgezeichnet hatten ſich Brem .-Lieut. Kapff und

Sec .-Lieut. Herbort, ferner von der Commandeur- Escadron : Un teroff. Rapp * ), Netz *), Bertſche * ), Knae ble *) Friel, Unter arzt Maier , Jäger Steinhauſen *) , Schmid JI*), leuze,, Cramer, Latthammer, Baeßler, Sonedenburger, Schüt terle, Maier II , Hefa ; Esc. Seebach : Unteroff. Pferjich *), Aucter * ) , Herre *), Beinle, Jäger Wamsler, Seifried, I

Klint , Brusky ; Esc . Baſſewig : Quartiermeiſter Frank, Unter

offizier Baer , Jäger Errath *) , Fürſt, Schwager, Bühl , Rettenacer , Flach , Ziegler, Schumacher, Auwärter, Riffler, Kaſtler; Esc. Reinhardt : Quartiermeiſter Ruff, Unteroff.

Ries*), Jäger Warther * ), Schiedinger * ), Fiſcher, Vetter, Neff, Holſtein , Braendle. Seine Majeſtät der König ertheilte durch Ordre vom

7. September zum Beweis der allerhöchſten Zufriedenheit mit dem Benehmen des Regiments ſeit dem Wiederbeginn der Feindſelig feiten :

Dem Oberſt-Lieutenant won Gaisberg unter gleichzeitiger Ernennung zum Oberſten , das Commandeurkreuz II . Klaſſe des Militär- Verdienſt - Ordens ;

Dem Premier-Lieutenant Kapff und Seconde-Lieutenant Herbort das Ritterkreuz desſelben Ordens ; Ferner wurde der Unteroffizier Niethammer des Sav.

Regts . Nr. I Prinz Adam zum Seconde - Lieutenant im Regiment Herzog Louis ernannt. An die 4 Wacht * ) Beſaßen ſchon die ſilbernie Medaille.

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meiſter wurden goldene und überdies im Regiment 3 gol dene und 12 ſilberne Medaillen vertheilt *). 29. Auguſt – 2. September.

Erſt am folgenden Tage, den 29. gingen die Diviſion Fran quemont und Brigade Briche aus der Gegend von Jüterbogt

1 % Meilen in weſtlicher Richtung nach Dalichow zurück, um mit dem 4ten Corps wieder in vollſtändige Verbindung zu treten. Am 30. wurde nach einem irrthümlich unternommenen Marſch nach Mar: zabne, ein Bivuat bei Feldheim, /, M. öſtlich von Marzahne, 1 ſtarke Meile weſtlich von Dalichow bezogen, wo man auch am 31. ſteben

blieb. In der Nacht vom 30. auf den 31. wurde das ganze unter Dudinot ſtehende Heer, welches hier auf einem ziemlich engen Raum concentrirt war, vom Feinde alarmirt.

Der fühlbare Mangel an Subſiſtenzmitteln wurde einigermaßen durch glücklicher Weiſe eintreffendes Schlachtvieb gehoben, auch gelangte hier am 31. der Siegesbericht über die Kämpfe bei Dresden zur Kennt niß der Oudinot'ſchen Truppen. Er war in der glänzendſten Weiſe ab gefaßt ; von der gleichzeitig erfolgten Schlacht an der Kaybach erfuhr man dagegen nichts , noch weniger natürlich von den, für die franzöſi ſchen Waffen ſo empfindlichen Schlägen des 29, und 30. bei Kulm. Die Stimmung, vielleicht momentan durch den ſo eben verkünde ten Sieg etwas gehoben, war im Ganzen, wie begreiflich , nicht die freudigſte. Die Sache hatte keinen rechten Fortgang , das machte fich bis auf den unterſten Reitersmann in der ganzen Armee fühl bar ; troßdem, daß die württembergiſchen Truppen ſich überall brav und ausdauernd ſchlugen, bie und dadurch ihre Bravour kleine

Vortheile errangen , mußten ſie nichts deſto weniger den ſtets rück gängigen Bewegungen der Franzoſen folgen. Mit welchen Ge fühlen und welch' geringem Maße von Anhänglichkeit das geſchah, läßt ſich denken. Dabei wurde von franzöſiſcher Seite für den Un * ) Außerdem erhielten Gen. Graf Briche und deſſen Adjutant Capt. Beauval das Commandeur- und Ritterkreuz des Militär-Verdienſt-Ordens, G.-M. von Jett das Großkreuz des Civil-Verdienſt-Ordens. Prem.-lieut. Mapff , die Sec.-Lieuts . von Schaich, Herbort des Re giments Herzog Louis und der Brigade-Adjutant Sec.-Lieut. von König wurden in Folge dieſes Gefechte zur Ehrenlegion eingegeben; dieſe Eingabe

fand, jedoch wie alle ſpäteren, bei dem ungünſtigen Verlauf des ferneren Feld zuges von Seiten Napoleons keine Berückſichtigung mehr.

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terhalb ihrer Bundestruppen ſo gut wie gar nicht geſorgt ; ſeit dem 18. Auguſt hatte man von dorther nichts als eine Ration Reis und Zwiebad empfangen , die Kartoffeln auf dem Felde und un

reifes Obſt, bildeten oft das alleinige Nahrungsmittel *), erſt ſeit Jü terbogť fand man für die Pferde ungebroſchenen Hafer. Dieſe waren daher nicht gerade in der beſten Verfaſſung, doch mußte der Zuſtand der deutſchen Cavalerie, der franzöſiſchen gegenüber noch fortwährend ein vortrefflicher **) genannt werden. Auch muß man dem General Grafen Briche die Gerechtigkeit widerfahren laſſen, daß er ſtets nach Kräften für ſeine Brigade ſorgte, ſie nicht un

nöthig fatigirte und ſich in die Angelegenheiten des inneren Dien ſtes niemals miſchte. Dabei war er, wenn auch gerade feine her vorragende Perſönlichkeit, doch ein tapferer Soldat , der Kopf und Herz auf dem rechten Fleck hatte und ſtets mit gutem Beiſpiel vor

anging. Mußte nun einmal der Cavalerie ein franzöſiſcher General beigegeben ſein, ſo war dieſer noch immer einer der angenehmſten. Die Märſche der legten Tage waren an und für ſich nicht ge

rade übermäßig groß , dauerten aber doch wegen der großen Vor ficht, welche man anwenden mußte , wegen der häufigen Gefechts

ſtellungen, die man unterwegs einzunehmen genöthigt war, meiſtens den ganzen Tag , worauf man dann Abends ermüdet und hungrig bei dem ſtets ſchlechten Wetter in die wenig Erholung bietenden Bivuaks rückte. So mar chirte man am 1. September in die Stel lung bei Babna, - 4tes Corps zwiſchen Wüſtermark und Wolters

dorf – und blieb bier den 2. ſteben. 3. September.

In der Frühe zog Dudinot ſeine Corps noch weiter gegen Wittenberg zurück , wo ſie auf dem rechten Elbufer in einem ver ſchanzten, einen großen Halbkreis bildenden Lager Stellung nahmen. Den linken Flügel , an die Elbe bei Piſteriß gelehnt , bildete die

polniſche Diviſion Dombrowski, welche bei Beginn des Herbſtfeld *) Das Wenige, was man an Lebensmitteln kaufen konnte, war über alle Be griffe thenier, ſo koſtete ein Laib Brod nicht weniger als 20 Groſchen.

**) Am Schlimmſten ſah es mit der franzöſiſchen Geſchützbeſpannung und dem Fuhrweſen aus, ſo verlor die Diviſion Morand in den

tzten Tagen , wegen

der Menge gefallener Pferde , 81 Lebensmittelwagen und mußte 8 Geſchüße und eben ſoviel Munitionswagen nad Wittenberg ſchicken , um mit den Pferden derſelben das übrige Geſchüt fortzubringen.

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zugs von Magdeburg aus operirt hatte und ſich jegt an das Gros Dudinot's anſchloß ; dann folgte rechts bei Reinsdorf das 7te Corp8, welches ſich über Dobien bis Tbiejjen ausdehnte ; darauf das 4te

Corps in der Nähe von Euper ; auf dem rechten Flügel , etwas zurüdgebogen, das 12te Corps und das 3te Cavalerie- Corps. Den linken Flügel des 4ten Corps bildete die Diviſion Fon

tanelli , den rechten die Diviſion Franquemont , die Diviſion Morand ſtand , mit Ausnahme einer Brigade , welche Euper bes feßt hielt , im zweiten Treffen ; dort wird ſich auch ohne Zweifel die Cavalerie - Brigade befunden haben . Das Regiment Herzog 2

Louis hatte eine Frontſtärke von 14 Offizieren, 43 Unteroffizieren, 246 Sägern, 32 Noncombattenten, 323 Pferden.

Der heutige Tag verging unter lebhaften Gefechten , da der Feind gegen die Front und beide Flanken der Stellung heftige An griffe unternahm , die jedod überall abgewieſen wurden. Von der

Diviſion Franquemont waren dabei beſonders die Artillerie unter Oberſt von Bartruff und die Brigade Spikemberg thätig. Die Cavalerie, welche, nachdem man ſchon ins Lager eingerückt war, wieder gegen den Feind vorgezogen wurde, fand keine beſon dere Gelegenheit , in das Gefecht einzugreifen ; nur die Escadron Reinhardt des Regiments Louis hatte eine Plänkelei mit Ko ſacken, wobei ſie einen Verwundeten verlor, dagegen einen Koſacken offizier als Gefangenen einbrachte. Gegen Abend, während das Gros etwa 1000 Schritt rückwärts

von der Tagesſtellung ein Bivuak bezog , Stockmayer den Befehl, mit ſeiner Baſſew iß vom Regiment Louis und weſtphäliſcher und beſſen - darmſtädtiſcher

erhielt der G.-M. von Brigade , der Escadron 90 Pferden bayeriſcher, Chevaulegers des 12ten

Armee - Corps unter Rittmeiſter von Königer , die franzöſiſche Brigade bei Euper abzulöſen. Stockmayer beſepte, indem er dieſen Befehl ausführte , mit dem Inf.-Reg. Nr. 7 das Dorf Euper und

einen vor der Front gelegenen kleinen Wald ; mit dem Reg. Nr. 9 eine rechts davon gelegene bewaldete Höhe ; das Reg . Nr. 10 behielt er

in Reſerve, während die Cavalerie zum fortwährenden Patrouilliren in beiden ganz bloßgeſtellten Flanken verwendet wurde. Die Stel lung , eine Viertelſtunde vor der Hauptpoſition , war ſehr exponirt, die diesſeitigen und die feindlichen Vorpoſten ſtanden ſich auf etwa fünfzig Schritt gegenüber und die feindlichen Bivuaks waren ſo nahe , daß man faſt jedes Wort , was in denſelben geſprochen wurde, vernehmen konnte.

.

-

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4. September (Gefecht bei Euper).

Um 6 Uhr Morgens ungefähr zeigte ſich im feindlichen Lager bedeutende Bewegung , zwiſchen 7 und 8 Uhr ging eine feindliche

Cavalerie-Abtheilung gegen unſere linke Flanke , und eine weitere Colonne aus Cavalerie, 2 Bataillonen und 6 Geſchüßen beſtehend,

gegen die Front vor. Legtere beſeşte eine 800 Schritt vor Euper

gelegene Höhe und begann ein lebhaftes Feuer , namentlich aus Wurfgeſchüßen , während gleichzeitig die rechte Flanke durch feind liche aus dem Walde vordringende Tirailleurs angegriffen wurde. Das Gefecht, welches bis Nachmittags 3 Uhr dauerte , wurde mit großer Heftigkeit geführt.

Die Stärke , die der Feind ins Feuer

brachte, wird nach diesſeitigen Angaben auf 2 Cavalerie-Regimenter, 5-6 Bataillone und 6 Geſchüße geſchäßt, welche Zahl mit der jenigen Truppenmaſſe, die der preußiſche , das Gefecht gegen Stock

mayer führende General von Dobſchüß unter ſeinem Befehle hatte, faſt ganz übereinſtimmt , da ſolche aus 6 Bataillonen, 10 Schwa dronen und 1 %, Batterien beſtand *). Dieſen gegenüber behauptete fich G.-M. von Stockmayer den ganzen Tag mit ſeiner „ höchſtens 1500 Feuergewehre“ zählenden Brigade, ohne daß der Feind irgend

einen Vortheil errungen hätte. Die Jäger Weber und Brenner des Regiments louis , welche als Ordonnanzen zum General Stockmayer commandirt waren , und deren einer ſein Pferd unter

dem Leibe verlor, werden wegen bewieſener Bravour lobend erwähnt. In der Nacht vom 3. auf den 4. traf der Marſchall Ney zu Wittenberg ein. Ihn ſandte Napoleon , der mit den Leiſtungen Oudinot's im böchſten Grade unzufrieden , dieſen des Commandos

über das gegen die Nordarmee beſtimmte Heer entſeşte und das ſelbe dem Marſchall Ney anvertraute. Heute nun hielt dieſer über die ſeinem Befehl überwieſenen Corps Muſterung, bei der württem bergiſchen Diviſion jollte dieſelbe um 10 Uhr Morgens ſtatt finden,

kam aber wegen des ſchon gegen 9 Uhr beginnenden Gefechts und des dadurch erfolgenden Vorrückens der württembergiſchen Trup pen nur theilweiſe zur Ausführung. Am folgenden Tage wollte Ney wieder die Offenſive ergreifen . Sec .-Lieut . von Schaich wurde heute mit einem Bericht Franquemonts über die Gefechte des 3. und 4. an Seine Majeſtät den Rönig nach Ludwigs * ) Dazu kommen übrigens noch 2 Bat., 2 Esc. und 2 Geſchüte, mit denen der preuß . Major von Beyer den General von Dobſchüt im Wagner , Plane der Schlachten und Treffen .

Gefecht unterſtüşte .

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burg entſendet , wo er für ſeine Thätigkeit und überal bewieſene Bravour im Dienſt als Ordonnanz- Offizier mit dem Ehrenſäbel belohnt wurde. 5. September.

Schon vor Tagesanbruch begann die beabſichtigte Offenſiv- Be wegung durch allmäliges Rechtsſchieben des linken Flügels aus der beſchriebenen Stellung, um mit dieſem die Straße nach Jüterbogk 311 gewinnen. Die Reihe des Abmarſches kam jedoch erſt gegen Mittag an das 4te Corps. Das 12te, die Avantgarde bildend, griff

die feindliche Vorbut bei Zahna an , nach hartnäcigem Gefecht räumte der Feind ſeine Stellung und ging bis dicht vor Füterbogt

zurück. Das Hauptquartier Ney's kam nach Zalmsdorf , das 4te Corps bivuafirte bei Naundorf.

Auf dem Marſche dorthin wurde

die Bagage des Corp8 plößlich von preußiſchen Ulanen angegriffen, die wabricheinlich von der linken Flanke berüber auf dieſelbe 108 ſtürmten. General Briche , mit der Cavalerie - Brigade in der Näbe, ließ im Nu deployiren und , von der Stelle im Galop an

reitend , ging er den feindlichen Reitern entgegen. Dieſe wurden geworfen und die Bagage gerettet. Vom Regiment Herzog Louis 1

wurde der Lieutenant Diener leicht an der Schulter verwundet.

Koſackenſchwärme zeigten ſich wieder in großer Anzahl in der Nähe des Lagers.

Schlacht bei Jüterbogk oder Dennewiß am 6. September. Marſchall Ney ſeşte heute ſeine Offenſiv - Bewegung fort , in dem er das 4te Corps um 7 Uhr (fam eigentlich erſt um 8 Uhr

in Bewegung) auf der großen Straße über Gölsdorf und Denne wiß auf Jüterbogt , das 7te um 8 Uhr von Zalmsdorf über Ga degaſt rechts vom 4ten auf Rohrbeck, das 12te um 9 Uhr noch weiter rechts von Seyda auf Debna vorwärts dirigirte. Jedem Corps war eine Diviſion des 3ten Cavalerie-Corps zugetheilt ; dem 4ten die Diviſion Lorge – 24 Schwadronen – , und außerdem die polniſche Infanterie- Diviſion Dombrowski. Ney hatte vom

Kaiſer den Befehl erhalten, am 6. — mit Umgebung der Stellung bei Jüterbogk – Baruth zu erreichen ; von da aus, durch ein von Ludau eintreffendes - das 6te Corps verſtärkt, jollte er auf Berlin marſchiren und dieſes am 9. oder 10. angreifen. Napoleon

ſelbſt wollte nämlich gleichzeitig mit den Garden, dem 6ten Corps, dem lten und 5ten Cavalerie - Corps zwiſchen Blücher und dem

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Kronprinzen über Hoyerswerda auf Dahme und Lucau vorgeben, fich dort mit Ney vereinigen , um dann vielleicht den Feind von Berlin und der Niederelbe abzudrängen *). An der Ausführung eines ſolchen Manövers wurde der Kaiſer indeſjen durch die Er eigniſſe bei Kulm und an der Kaßbach verhindert ; Ney aber — bei

Dennewiß – von dem Feinde, den er nicht ſo nahe wähnte, über raſcht und vollſtändig geſchlagen. Das 4te Corps marſchirte alſo auf der großen Straße über Gölsdorf vorwärts , die Diviſion Fontanelli hatte die Tete, dann folgte die Diviſion Morand, zulegt Franquemont , deren Brigade Doering die Bagage und den Reſervepark zu decken hatte **). In der linken Flanke des vormarſchirenden Corps, un weit der Heerſtraße bei Eckmannsdorf und Dalichow , ſtand ſeit

heute früh Bülow, der aus der Gegend von Nieweck und Treuen brießen zur Unterſtüßung des vor Jüterbogť poſtirten Tauengien

herbeigeeilt war. In faſt allen geſchichtlichen Werken , welche die Schlacht bei Dennewiß ausführlicher behandeln , iſt, ſo weit uns

ſolche zu Geſicht gekommen ſind, angeführt, wie das 4te Corps ohne nur irgend welche Sicherheitsmaßregeln zu ergreifen , ja ohne nur eine einzige Patrouille auszuſenden, ganz ſorglos vorgerückt ſei und wie demſelben in Folge deſſen die Anweſenheit des Bülow'iden Corps in der linken Flanke ganz verborgen geblieben ſei. Dem iſt nun , wenigſtens ſo weit ſolches württembergiſche Truppen angeht, nicht ganz ſo. Schon in der Frühe erhielt, wie unſere Berichte be

ſagen, noch bevor abmarſchirt wurde, Graf Franquemont durch ſeine Patrouillen die Meldung, daß ſie in der linken Flanke auf den Feind geſtoßen ſeien und um 6 Uhr Morgens , alſo auch vor dem Ab marſch , entdeckte man von dem Bivuak bei Naundorf aus mit bloßem Auge feindliche Truppen aller Waffengattungen auf den Höben in der Gegend von Dalichow ; beträchtliche feindliche Cava lerie-Abtheilungen blieben auch fernerhin fortwährend im Geſichts * ) Wagner.

**) Die Brigade Döring kam jedoch ſpäter , beim Vorrücken des preußiſchen rech ten Flügels ebenfalls ins Gefecht. Auch das Inf.- Reg. Nr. 1 wurde zur Deckung wie es ſcheint eines Theils desſelben Parks verwendet ; ſpäter nach Auflöſung des letzteren ( ſiehe unten ) bei dem allgemeinen Rückzuge, vom

Sen. Döring zur Bildung der äußerſten Nachhut befehligt, wurde das Regi ment vom Gros des Corps getrennt und vereinigte ſich erſt zu Torgau wie der mit demſelben.

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kreiſe, während die anderen Waffengattungen ſpäter wieder ver ſchwanden ; ja ein preußiſcher Offizier ſprengte ſogar ſpäter während

des Vormarſches unſerer Cavalerie-Brigade entgegen, in der Mei nung , befreundete Truppen vor ſich zu haben ; erkannte jedoch ſei nen Irrthum ſo frühzeitig , daß man ihn nicht mehr einzuholen 1

vermochte , als er eiligſt wieder davon jagte.

Franquemont ließ

ſeine Wahrnehmungen ſofort dem Grafen Bertrand melden , der aber nichts deſto weniger um 3/8 Uhr das Corps in der Richtung .

von Jüterbogk abmarſchiren ließ , ohne vorher eine Rekognoszirung in der linken Flanke vorzunehmen und ohne daß die Diviſion

Lorge des 3ten Reiter- Corps , welcher die Deckung dieſer Flanke anvertraut war , ſich mehr

als ein paar bundert

Schritt von der Infanterie entfernte, um die zudringlichen Koſacken ſchwärme zu verjagen , welche die Colonne auf dem Mariche co toyirten und das, was dahinter verborgen war, dicht umſchleierten.

Die Diviſion Lorge mag ſomit auch der Vorwurf treffen, den man derjenigen Cavalerie macht, welche der Infanterie beigegeben war : daß ſie nämlich ſich aus Furcht vor den Koſacken nicht habe aus der unmittelbaren Nähe der Infanterie entfernen wollen . Nur

wollen wir uns gegen einen ſolchen Ausſpruch in Betreff der deut ſchen , hier der württembergiſchen , Cavalerie auf's Entſchie Beigte – Geſchichte der deut denſte verwahren. Wenn aber z. B. Beißke ſchen Freiheitskriege – ſagt : ,, Die Reiterei, welche als ſogenannte Eclaireurs den Truppen zu Fuß beigegeben war , wagte ſich aus Furcht vor den überall herumſchweifenden Roſacken kaum 100 Schritt von den marſchirenden Heereszügen zu entfernen , " ſo könnte man

das ſehr leicht auf unſere beiden Regimenter beziehen , welche doch die eigentlichen ,,Eclaireurs" des 4ten Corps waren. Daß dieſe fich

vor den faſt immer an Anzahl überlegenen Koſacken nicht fürchteten und in der Regel weit mehr wie hundert Schritt, oft aber Stuns den weit von ihrer Infanterie entfernt, entſchiedene Vortheile über

dieſe Roſacken errangen , glauben wir zwar , in unſerer aus Akten ſtücken und den Angaben noch lebender Augenzeugen und Mitwir kenden bei jenen Affairen geſchöpften Darſtellung deutlich genug dargethan zu haben ; doch ſind wir im Stande, noch mehr derartige Züge anzuführen, Züge, wo man es nicht einmal der Mühe werth

hielt, gegen die umherſchwärmenden Koſacken zur Attake anzureiten, ſondern ſie – wie z. B. Oberſt von Gaisberg mit dem Regi ment Louis bei einer Gelegenheit in jenen Tagen that - gelaſſen

ſtehenden Fußes mit einer Karabinerſalve empfing und abwie 8.

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Auch beute während des Vormarſches über Gölsdorf tbaten

die beiden württembergiſchen Cavalerie - Regimenter , welche ge trennt von der Diviſion forge marſcirten , ihre Schul

digkeit. – Die endlos ſcheinenden Regentage waren auf kurze Zeit einer drückenden Hige gewichen, und der raſch ausgetrocknete Sand boden verurſachte furchtbaren Staub.

In dieſem marſchirte die

Brigade Briche unter den bei derſelben ſtets üblichen Sicherungs maßregeln vorwärts ; die Deckung der linken Flanke war dem Sec. Lieut. von Hardt , des an der Spiße befindlichen Regiments louis , mit ſeinem Zuge übertragen und auch dieſer bemerkte und meldete dem General von Jett das Aufſteigen bedeutender Staub I

wolken in einiger Entfernung, was auf das Marſchiren feindlicher Truppenmaſſen ſchließen ließ. Noch ehe man Dennewiß erreichte, wurde die Arrieregarde unter Prem .-Lieut. von Boje des Regts. Prinz Adam von preußiſcher Cavalerie attakirt , die Brigade ſchwenkte ſofort umkehrt, deployirte und das Regiment Adam ging ohne Säumen zum Angriff über ; der Feind wurde abgewieſen . Durch die raſchen Bewegungen der Reiterlinie wurde aber nunmehr ein ſolch furchtbarer Staub aufgewühlt, daß , wie das Regiment Louis , welches in Reſerve geblieben war, kurz nach jener Attake eine Cavaleriemaſſe auf ſich anſprengen – mehr hörte als – jab, ſchon im vollen Lauf gegen dieſe losritt, als man, noch kaum zeitig !

genug , in unmittelbarer Nähe in derſelben das zurückkehrende Re giment Prinz Adam erkannte. Unterdeß waren die Diviſionen Fontanelli und Morand 1

bei Dennewiß auf den Feind, die Vorhut Tauengiens, geſtoßen und batten den ſumpfigen Agerbach , welcher durch Dennewiß und das weiter öſtlich gelegene Rohrbed fließt, oberhalb des erſteren Dorfes überſchritten, während die Diviſion Franquemont und die Bri

gade Briche dies ſeits des Baches in Reſerve blieben. Der Re ſervepark wurde bei Gölsdorf aufgefahren und ſpäter nach Debna dirigirt. Ueber den Agerbach führten nur drei Brücken , je eine in den beiden Dörfern Dennewiß und Robrbeck und eine dritte noch weiter oſtwärts auf dem Wege von Bocho nach Jüterbogt.

Wegen der ſumpfigen Niederung , in welcher der Bach fließt, iſt derſelbe nur äußerſt ſchwer zu durchwaten . Es dauerte nicht lange und die Diviſion Franquemont erhielt von Ney ebenfalls Befehl, durch Dennewiß vorzugeben und jenſeits des Baches Stellung zu nehmen . Kaum war dieſe Bewegung aus geführt, als die Cavalerie - Diviſion forge von feindlichen Reiter

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maſſen geworfen, hinter der württembergiſchen Infanterie Schu ſuchte, welche auch durch ihr Feuer der feindlichen Attafe ein Ziel

ſeşte und die Angreifer zum Rückzug nöthigte. Ein ſehr ſchönes polniſches Lancier- Regiment , welches Morgens an der Brigade Brice vorbeimarſchirt war und deſſen Offiziere die unſeren aufs

Kameradſchaftlichſte begrüßt hatten, ſay man jegt zu einem ſchwa chen Häuflein zuſammengeſchmolzen , in der allertraurigſten Ver faſſung aus jener Attafe zurückkehrend wieder. Die Brigade Briche 1

war während obiger Vorgänge dieſeits des Baches in ihrer bis herigen Stellung verblieben, als ſich gegen Mittag der Kanonen

donner von links ber näberte und preußiſche Cavalerie - es möchte das Regiment Königin-Dragoner geweſen ſein gegen unſer Re giment vorſprengte ; die Louisjäger waren im Nu in Bewegung, die Säbel blant – und friſch ging's auf den Feind.

Man kam

aber nicht an einander , wie es manchmal zu gehen pflegt, zog gegenſeitig Flanteurs vor und dieſe nur kamen theilweiſe zum Hand gemenge. Dabei gelang es den Preußen, einen Louisjäger in die Enge zu treiben und ihn im wahren Sinne des Wortes zuſammen zu hauen ; als Revanche dafür machten nun unſere Reiter förmlich auf einzelne der feindlichen Jagd , brachten auch glücklich einen Cavaleriſten (nach Mittheilung eines Augenzeugen einen geborenen Berliner) ein , der gar übel zugerichtet und mit ganz zerfektem Ge ficht vor General Jett geführt wurde. Mittlerweile hatte Graf Franquemont den Auftrag erhalten, 1

das über 2000 Schritt vorwärts von Dennewiß gelegene Gehölz,

deſſen weſtlicher Theil von Truppen der italieniſchen Diviſion be hauptet wurde, nunmehr ebenfalls zu beſeßen. Solches geſchah durch das Inf.- Reg. Nr. 2 und das Ite Bataillon von Nr. 4 unter Commando des 6.-M. von Spigemberg. A18 Zwiſchenpoſten zwiſchen ihm und dem Gros der Diviſion , wurde das Inf.-Reg. Nr . 7 vorgeſchoben . Das Gefecht hatte Anfangs guten Fortgang, der Feind cien von der Nachhaltigkeit unſerer Anſtrengungen er

ſchüttert zu werden, als etwa gegen 1 Uhr Bülow in unſerer linken Flanke in das Gefecht einzugreifen begann, (wahrſcheinlich erfolgte Darauf bin die eben beſchriebene Attafe auf unſer Regiment) ; Trau engien aber durch das Bernehmen des Stanonendonners zu ſeiner Rechten von Bülow's Vorrücken benachrichtigt, ſich von Neuem zum

Ergreifen der Offenſive veranlaßt ſah.

Die aufs Neußerſte ge

fährdete Diviſion Morand zu unterſtüßen , führte Graf Bertrand ſelbſt 4 Geſchüße der württembergiſchen reitenden Batterie dem

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Feinde im Galop entgegen. In wenig Augenblicken verlor ſie durch das verbeerende Feuer 24 Pferde, und die Räder eines der Ge ſchüße wurden vollſtändig zertrümmert , ſo daß man dasſelbe bei .

dem bald darauf erfolgenden Zurückgehen ſtehen laſſen mußte. Leg= teres wurde durch die rückgängige Bewegung der Diviſion Fonta nelli veranlaßt, wodurch die linke Flanke und ſelbſt der Rücken der Stellung des G.-M. von Spigemberg entblöſt war. Nachdem Graf Bertrand zur Unterſtügung des Leşteren das Nachrücken des Reſtes der Brigade Stockmayer ſchon früher befohlen hatte , war von Spigemberg auch das Regiment Nr. 7 ins erſte Treffen -- ins Gehölz gezogen worden . Stockmayer aber , der allgemeinen I

Rückzugsbewegung folgend, war feiner Seits wieder über den Agerbach zurückgegangen und die in jenem Gehölz poſtirten Bataillone mußten ſich nun ohne Unterſtüßung der eigenen Cavalerie, die, wie wir bereits anführten , auf dem linken Bachufer geblieben war, und ohne Beiſtand anderer Truppen den Rückweg über das freie Feld durch die von drei Seiten auf ſie eindringende, ſehr zahlreiche feindliche Reiterei bahnen. Nach heldenmüthiger Gegenwehr mußten die Bataillone der ihre Kräfte überſteigenden Aufgabe erliegen. Das Bataillon des Inf.-Ngts . Nr. 4 verlor eine ganze Compagnie, die , im Walde als Tirailleurs aufgelöſt, aus demſelben heraustre

tend zuſammengehauen oder gefangen genommen wurde. Das Re giment Nr. 2, welches noch mit 15 Offizieren und 586 Mann ins Gefecht gegangen war, brachte keinen Offizier und nur 70 Mann, das Regiment Nr. 7 mit 18 Offizieren und 611 Mann ausrückend, 1 Offizier und 81 Mann aus dieſem Kampf zurück, Ney, von dem Vordringen Bülow's unterrichtet, ließ nunmehr die Marſchrichtung des 7ten Corps verändern und dasſelbe Bülow

entgegenrücken ; eben dahin wurde ſpäter auch das 12te Corps diri girt. Es ſtellte ſich hinter Gölsdorf auf, erhielt aber nach dem Rückzug des 4ten den Befehl , zur Aufnahme von dieſem gegen Rohr

beck abzurücken , wodurch das 7te Corps , jeßt ohne Rückhalt , der feindlichen Uebermacht weichend, gleichfalls geſchlagen wurde. Das 4te Corps, durch das Eintreffen des 12ten in den Stand geſeßt, von Neuem erfolgreichen Widerſtand zu leiſten, verſuchte von Rohrbeck , wohin es - oſtwärts zurückgewichen war (der Rück zug auf Dennewiß ſcheint durch das Tourniren unſerer linken Flanke

nicht mehr ausführbar geweſen zu ſein), wieder vorzugeben. G.-L. Graf Franquemont rückte bis an die waldige Höhe vor dem

Dorfe vor und beſepte, von der Batterie Widede unterſtüßt, erſtere

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mit dem Neſte der Brigade Stodmayer. Bei Gelegenheit dieſes erneueten Vorrückens nun ſcheint auch die Cavalerie-Brigade Briche endlich den Agerbach überſchritten und ſich mit der Diviſion Fran quemont vereinigt zu haben.

Das Gefecht dauernd wieder herzuſtellen , war jedoch auch jeßt nicht möglich , der Rückzug mußte über den Agerbach , um dieſen paſſiren zu können, aber zunächſt wieder auf Rohrbeck angetreten werden. Franquemont erhielt die Ordre, denſelben mit den Inf. Regimentern Nr. 9 und 10 , dem 2ten Bataillon von Nr. 4 , der

Cavalerie - Brigade , der reitenden Batterie und der Fußbatterie Wickede zu decken . Während die Infanterie ſich in Rohrbeck feſta

ſeşte und ſich in dem Dorf ſo lange vertheidigte, bis es vom Feinde in Brand geſchoſſen und daher nicht länger zu halten war, ging die Cavalerie auf die Höhe dieſſeits (ſüdlich ) des Dorfes zurück und

nahm daſelbſt eine Aufnahmſtellung. Kaum dort poſtirt, ging die Infanterie zurück und zog ſich durch die Cavalerie hindurch , um ſich hinter dieſer wieder zu for:

miren. Gleichzeitig aber debouchiren auch ſchon feindliche Reiter ſchaaren aus dem Dorfe und ſuchen ſich ſo raſch wie möglich im Freien zu formiren . Die Cavalerie-Brigade Briche erhält Befehl, ihnen entgegen zu geben. Das Regiment Herzog Louis , noch in Zugscolonne, deployirt vom Fleck in der Carriere und der Com

mandeur an der Spige, geht es vorwärts, in faſt undurchdringlichem Staub , faum recht wiſſend, was man vor ſich hat . Plößlich zeigt ſich vor der Front des Regiments eine lange Linie feindlicher Lan

zenreiter * ), welche, ihre ſehr langen Lanzen mit beiden Händen ge fällt haltend, den Angriff der Unſeren ſtehenden Fußes erwarten. Das Ueberraſchende des Anblics , der entgegenſtarrende Lanzenwald bringt die Attake ing Stocken. Dem Feind dicht gegenüber hält man ; Auge in Auge, ohne daß die eine oder die andere Abtheilung ſich rührt , bleiben beide eine Zeit lang wie angewurzelt vor einan

der ſtehen - einer jener wunderlichen Momente, deren uns die Kriegs geſchichte ſo manche überliefert. *) Nach einigen Angaben ſeien es ſchwediſche Lanciers geweſen , nach anderen preußiſche , und zwar, wie uns ſehr beſtimmt mitgetheilt wird , das 3te oſt 1

preußiſche Landwehr -Cavalerie-Regiment. Leştere Angabe dürfte auch wohl die richtige ſein ; denn abgeſehen davon , daß wir nirgends aufgeführt finden,

daß die Schweden Lanzenreiter im Felde hatten , fam wohl ſchwerlich ihre Cavalerie auf dieſem Punkte des Schlachtfeldes zur Verwendung.

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Dann ſprengen einzelne der unſeren vor , verſuchen ſich im Zweitampf mit den feindlichen Reitern - ſo derSeconde- lieutenant

Rag mayer , der ſich mit einem feindlichen Dffizier längere Zeit herumhaut — ; verſuchen in die feindliche Linie einzubringen, ver mögen aber wegen der langen Lanzen mit ihren Säbeln feinen der im Gliede haltenden Reiter zu erreichen. Der rechte Flügel unſeres Regiments war bei dem plößlichen Halt , den Lanciers gegenüber, in eine derartige Stellung gekommen, daß er den feindlichen linken

Flügel um Etwas überragte. Sec .-Lieut. von Herbort , deſſen Zug dieſen rechten Flügel bildete , war mit demſelben ſofort lints

eingeſchwenkt, als jeßt der feindliche Commandeur gegen ſeinen linken Flügel binüberrief : Wachtmeiſter, links hinauf ! Der linke Flügel wirft ſich auf den Zug Herborts , legterer ſelbſt erhält drei Lanzenſtiche in die Schulter und rechte Seite . Gleichzeitig läßt der 1

Feind auch von ſeinem rechten Flügel ſtarke Trupps abtraben , un ſere linke Flanke zu umfaſſen ; während nun noch mehr feindliche

Cavalerie ebenfalls von links her vorbricht.

Dieſe Bewegungen

nöthigen die Louisjäger zum Zurücgehen. Mit Vieren wird um tehrt geſchwenkt – wobei , nach dem damaligen Reglement , die Offiziere hinter der Front blieben , während ſie im Vormarſch (wie auch jeßt noc) ſich vor derſelben zu befinden batten. Die feindlichen Reiter folgen unmittelbar , ſo geht's eine Weile fort, Freund und Feind hinter einander in dem furchtbaren Staube über

das Blachfeld jagend . Lieutenant von Herbort erhält dabei noch vier weitere Lanzen: ſtiche, plößlich ſtürzt ſetn Pferd über einige am Boden liegende Menſchen und Pferde . Sein Roß wieder in die Höhe zu reißen, iſt nicht möglich , ſo macht er ſich denn zu Fuß auf, eilt dem Re gimente nach), wird von den Preußen überritten , erhält auf der

Erde noch zwei Lanzenſtiche , einen ſehr bedeutenden in der Nähe des rechten Knies , der ihn am raſchen Aufſtehen hindert und fällt in feindliche Gefangenſchaft. Während dem gebt das Gebeß über das Feld weiter. General

von Jett und deſſen Adjutant, Sec .-Lieut . von König , die Legten faſt beim Zurücreiten , jagen Mitten zwiſchen dem Feinde durch und entgeben hauptſächlich dadurch der Gefangenſchaft, daß man fie in ihrer Uniform - blaue Rollets mit amaranthfarbenen Auf ſchlägen und Federhüte

für Preußen hält . Da kommt man an

einen breiten tiefen Graben - man ſieht ihn faum früher , als

bis man dicht davor iſt.

Nun aber gilts , die Sporen in die

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Weichen -- der General und ſein Adjutant *), der größte Theil des

Regiments iſt drüben ; für manches ermüdete Pferd aber iſt der Graben zu breit, es ſpringt zu kurz und bleibt im Sumpfe ſtecken , wird dadurch den nachfolgenden zum Hinderniß, die auf die vor

deren binſtürzen und ſich im Graben wälzen und da - iſt ſchon der Feind ! Ein wirres Knäuel drängt ſich am Grabenrand zu

ſammen, es kommt zum Handgemenge, Freund und Feind fallen oft gemeinſchaftlich die Böſchung hinunter , um in der Tiefe das wilde Ringen fortzuſeßen. Wer nicht das jenſeitige Ufer gewinnt,

wird zuſammen gebauen oder fällt in Gefangenſchaft. Die Offi ziere, die, wie wir anführten, hinten reiten, ſind dabei am Schlimm ſten daran. So kommt es denn auch , daß Major von Seebach,

der von einem nachſeßenden Reiter einen gewaltigeu Hieb mit dem Lanzenſchaft auf den Kopf erhält , daß Sec.-Lieut. von Peyer

nebſt 35 Mann des Regiments in den verhängnißvollen Graben

ſtürzen und vom Feinde zu Gefangenen gemacht werden, der gleich zeitig 21 unſerer Pferde, darunter 55 Offizierspferde, erbeutet. Prem .-lieut. Graf Graeveniß entgeht nur mit Hülfe eines Wachtmeiſters des Regiments der Gefangenſchaft, Sec . -Lieut. von þardt erhält einen Lanzenſtich in den rechten Fuß ; Rittmeiſter von Reinhardt und Sec .-Lieut. König (unſeres Regiments) verlieren ihre Pferde unter dem Reibe ; die Unteroffiziere Fürſt

und Schwager , Horniſt Hetich , die Jäger Wiedemann ,

Mlind, Gäs, Heinrich, Harther, Gieg, Bauer I und Rupp

werden verwundet. Der Munitionswagen des Regiments fällt de montirt in Feindes Hand , nachdem die beiden Pferde, mit denen er noch beſpannt war, erſchoſſen ſind. Es iſt ein wildes fraſſes Bild in dem vom Staub und Pulverdampf erfüllten Raum.

Und nun, als man endlich drüben iſt, als die Verfolgung des Feindes durch denſelben Graben – für Freund und Feind ein gleich großes Hinderniß - ins Stocen geräth, das Regiment im Zurück geben anfängt ſich zu ſammeln und zu ſchließen , erhält es plößlich von vorn , von Freundes Seite her , ein beftiges Pelotonfeuer ! *) Der Brigade-Adjutant , Sec . - lieut. von König , ( zur Zeit Obertribunalrath) 1

ein Vetter des gleichnamigen lieutenants unſeres Regiments, ritt ein vor treffliches Pferd , einen Rappen , den er 1812 in Moskau für den damals

enormen Preis von 30 Louisd’ors taufte , denſelben mit über die Berezina brachte, während des ganzen Feldzuge 1813 ritt und ihn bis zum Jahre 1839 behielt, wo das treue Thier in einem Alter von 33 Jahren ſtarb. 24

370

Oberarzt Holderlin und mehrere Leute werden verwundet, eine große Bahl Pferde erſchoſjen. - Es iſt ein italieniſches Bataillon ,

das, die anſprengenden Reiter für Feinde baltend, Quarre formirt und Feuer gibt. Das Mißverſtändniß flärt ſich auf, leider etwas zu ſpät. Der Verluſt des Regiments beſtand am heutigen Tage

wohl dem ſchwärzeſten in ſeiner ganzen Geſchichte - nachdem es die leßte Salve noch ausgehalten , außer den Gefangenen und den verwundeten Offizieren , die wir ſchon genannt haben , in 15 verwundeten Unteroffizieren und fägern , 36 todten Pferden. Im

Ganzen alſo todt, verwundet und gefangen : 5 Offiziere, 50 Unter offiziere und Jäger, 57 Pferde. Dagegen erbeutete Unteroffizier Moeſt ein Pferd , auch jagten die Louisjäger dem Feinde ein

Pferb des Adjutanten vom 2ten Bataillon des Inf.-Regts. Nr. 4, Seconde-lieutenant Bonz, wieder ab. Dieſes Pferd, vom Diener des Regteren geritten und reichlich mit Proviant beladen , fiel den feindlichen Reitern in die Hände , die dem Pferd die Zügel über den Kopf ſtreiften und es als gute Beute, den Burſchen im Sattel

laſſend, mit ſich fort ziehen wollten . Nun aber hatte das Pferd die beſondere Eigenſchaft, daß es ſich nur äußerſt ſchwer an der Hand am Zügel führen ließ , weshalb es ſich den Bemühungen derer, die es vorwärts zerrten, ernſtlich widerſeşte und daber , als gerade ein Trupp Louisjäger anſprengte, vom Feind im Stich ge laſſen und von unſeren Reitern in Empfang genommen wurde,

die es dem rechtmäßigen Eigenthümer wieder zuſtellten. Unſere Gefangenen , unter dieſen Major von Seebach und

Sec.-Lieut. von Herb ort, wurden nach Jüterbogk transportirt, blieben dort auf dem Straßenpflaſter vor dem Rathbauſe liegen - demſelben Rathbauſe, vor dem zwölf Tage früher Lieut. Herbort mit 3 Mann einen ganzen Haufen Roſaden verjagt batte — wurden folgenden Tags in Jüterbogt einquartiert, wo ſie etwa 4 Wochen blieben , dann nach Berlin , ſpäter nach Königsberg dirigirt und endlich im Dezember ausgeliefert wurden. Jenes Reitergefecht aber hatte der bedrängten Infanterie Luft

gemacht, ſie hatte während desſelben Zeit gefunden, ſich zu ordnen und jepte nun , nachdem ſie die beiden noch intakten Bataillone der Regimenter Nr . 4 und 6 als willkommene Verſtärkung an ſich gezogen hatte , ihren Rückzug fort. Legtere beiden Bataillone, als Partwache während der Schlacht zurückgelaſſen , ſtießen wieder

zur Diviſion , da ſich der Part in der allgemeinen Verwirrung aufgelöſt hatte.

371

Dem Gros der Infanterie chloß fich das Regiment Berzog

Louis , ſowie der General von Jett an , der Rückzugsbewegung des erſteren folgend. Obgleich die heftigſte Verfolgung inzwiſchen ihr Ende erreicht hatte , war doch noch fort und fort die Ver

wirrung im Allgemeinen eine ſehr große , die Auflöſung in den meiſten Truppentheilen eine vollſtändige. Vom 4ten Corp8 „ be hielten nur noch die württembergiſchen Truppen Contenance und machten die Arrieregarde“, ſchreibt Franquemont . Nur dieſe und ein polniſches Bataillon , das ſich ihnen angeſchloſſen hatte , ſah er fich in Ordnung zurückziehen . Ney und Bertrand fanden mit ihren Stäben in den württembergiſchen Quarres Aufnahme während des Rückzuges, der noch bis zum Eintritt der Dunkelheit durch feind

liche Cavalerie beläſtigt wurde, ohne daß es dieſer gelungen wäre, die zuſammengeſchmolzene Diviſion noch ferner in Unordnung oder außer Faſſung zu bringen .

Durch das ſiegreiche Vordringen Bülow's in unſerer linken Flante war man von der Rückzugslinie auf Wittenberg abgedrängt und daher genöthigt , eine mehr öſtliche Richtung einzuſchlagen. So mit ging Ney mit dem 4ten Corps auf Dahme ; das 7te und 12te Corps aber zogen ſich gegen die ſchwarze Elſter auf Annaburg und Herzberg zurüc. Legtere Richtung ſchlug auch das Regiment Prinz Adam ein , das bei der Retirade von den Louisjägern getrennt wurde, ſich dagegen während des Rüdzuges mit dem Großherzoglich Heſſiſchen Chevauleger-Regiment vereinigte *), das, wie wir ſpäter ſeben werden , dem 4ten Corps in Folge der Jüterbogker Schlacht zugetheilt wurde .

Hückzug auf das linke Elbrufer und Stellung bei Torgau. 7. - 20. September.

Faſt ohne Unterbrechung wurde die ganze Nacht fortmarſchirt; bei ſtrömendem Regen – das ſchöne Wetter hatte nicht lange ge balten – traf man Morgens um 3 Uhr des 7. vor Dahme ein. Prem.-Lieut. von Stapfi, welcher die Vorbut des an der Tete ma

ſchirenden Regiments Herzogs louis führte, brachte in Erfah rung , daß die Stadt vom Feinde beſeßt ſei . Durch einige baye

riſche Tambours, Verſprengte vom 12ten Corps, die ſich dem 4ten angeſchloſſen hatten, ließ er Sturmmarſch ſchlagen , ließ ſeine Reiter aus ihren Karabinern ununterbrochen feuern und ſoviel Lärm wie * ) Mittheilung aus der Regiſtratur der Großherz. Heffiſchen Reiterei. 24 *

372

möglich machen , um den Feind über die Stärke der anrückenden

Abtheilungen zu täuſchen. Dann jagte er ſelbſt, durch die Dunkel heit begünſtigt, mit ſeinem Detachement unter furchtbarem Geſchrei auf den Ort los , einige raſch geſammelte Mannſchaft der bayeri den Infanterie rückte gleichzeitig nach. Der Feind aber , durch Den furchtbaren Lärm irregeführt und von der wirklichen Lage der

Dinge wohl nicht genau unterrichtet, da die in Dahme befindliche Abtheilung nicht an der geſtrigen Schlacht Theil genommen hatte, räumte die Stadt .

Derartige Züge aber zeigen am Deutlichſten , daß trog der erlittenen Unfälle der Geiſt, unter unſeren Truppen wenigſtens, noch immer ein vortrefflicher war. Und doch war dies dasſelbe Dahme , bei dem man ſich vor drei Wochen concentrirt hatte , um

nach Ablauf des Waffenſtillſtandes , wie der franzöjiſche Heere& fürſt hoffte, neue gewaltige Schläge gegen ſeine Feinde zu führen , um die gefürchtete Koalition binnen Kurzem zu zertrümmern. Und nun traf man nach einem furchtbar blutigen Kreislauf an ſeinem Anfangspunkt wieder ein , die Corps geſchlagen, geſprengt, dezimirt, vor dem gänzlichen Untergang meiſt nur durch die Tapferkeit deuts icher Truppen bewahrt, die mit einer beiſpielloſen Hingebung, treu ihren Fahnen , zur Rettung ihrer Bundesgenoſſen ſich aufopferten ,

als dieſe nicht mehr im Stande waren , den ſiegesbewußten feind lichen Schaaren zu widerſtehen.

Um 9 Uhr Morgens, nachdem ſich das 4te Corps geſammelt hatte, ſeşte es den Rückzug gegen Herzberg fort ; die Diviſion Fran quemont wurde im Arrieregardedienſt durch die Diviſion Mo rand abgelöſt, welche von dem preußiſchen General Wobeſer an gegriffen und ſehr übel zugerichtet ward . Um 4 Uhr Nachmittags erreichte man Herzberg und das linke Ufer der ſchwarzen Elſter ; Abends 10 Uhr brach man von dort wieder auf, in der Richtung von Torgau weiter marſchirend , und langte nach einem zweiten, höchſt ermüdenden Nachtmarſche am 8. September Morgens um 2 Uhr in Loebſten — Morand und Fontanelli — und in Döbrichau Franquemont – , eine ſtarke Meile von Torgau entfernt , an. Fünf Stunden Ruhe gönnte man hier den erſchöpften Truppen , dann um 7 Uhr Morgens ging es weiter; die Diviſion Fontanelli an der Tete , dann Franquemont, zulegt Morand. Bei Zwettau , das am Altwaſſer , einem todten Elbarm , unweit Torgau liegt , wurde plößlich die italieniſche Diviſion durch einen Kojackenſchwarm 1

aufgehalten. Da die Artillerie der Diviſion Fontanelli ſchon nach

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Torgau vorausgeſchickt war , ließ Graf Franquemont zwei ſeiner

Geſchüße auffahren, welche auch genügten die Koſacken zu verjagen. Aber feindliche Artillerie und Infanterie wurde in einiger Entfer nung ſichtbar, das 7te und 12te Corps, mit denen man ſich hier wieder vereinigte, formirten ſich im Angeſicht Torgaus. Ein feind : licher Cavalerie-Angriff in der linken Flanke brachte unter ſie einige

Verwirrung.

In ziemlicher Unordnung ſtürzte Alles gegen die

Feſtung, dort Schuß zu ſuchen ; auf dem ſchmalen Damm, der von Zwettau nach Torgau führt und am Eingang des Brückenkopfes drängten ſich die Maſſen zuſammen, feindliche Artillerie, unter dieſe feuernd, brachte ihr furchtbare Verluſte bei. – Das 4te Corps war ſo glücklich geweſen , ſich aus dem bedenklichen Knäuel ſeitwärts

herauszuziehen und ſo lange zwiſchen dem Brüdenkopf und einer

Baſtion Stellung zu nehmen , bis die übrigen Corps die Brücke paſſirt hatten . Dann folgte es , freilich auch erſt nach ſchweren Verluſten das Glacis der Feſtung auf dem linken Ufer erreichend, 1

um dort ohne Holz, ohne Stroh, ohne Lebensmittel zu lagern . 6.-M. von Jett rückte alsdann mit dem Regiment Herzog

Louis noch bis nach Klitſchen , eine Meile ſüdweſtlich von Torgau , wo man ſich mit den Prinz Adam -Chevaulegers wieder vereinigte, unſer Regiment, mit über alle Maßen ermüdeten Reitern und Pfer den, in einer Stärke von 11 Offizieren : Oberſt von Gaisberg , Rittm. von Baſſew ig und von Reinhardt , Prem . - Lieuts ,

Graf Graeveniß und von Kapff, Sec .- Lieuts. von Spaeth , Raßmaier , von Hardt, von Grebner , Diener , Rönig , 38 Unteroffizieren , 157 Jägern , 25 Noncombattanten und 218

Pferden. Außerdem waren noch bei der Bagage der Auditor , 54 Mann, 19 Pferde ; im württembergiſchen Hauptquartier Sec .-Lieut. von Schaich, 45 Mann, 39 Pferde ; bei den übrigen Diviſionen des 4ten Corps 17 Mann , 16 Pferde ; beim Depot in Dresden Rittm . von Mengen , 65 Mann, 25 Pferde ; zuſammen 415 Mann , 317 Pferde. Alles Uebrige war todt , verwundet, frank , gefangen oder invalide.

Der Zuſtand der württembergiſchen Truppen war , namentlich

bei der Infanterie, ein ſehr trauriger, die Kranken nahmen in einer erſchreckenden Weiſe überhand, jo daß faſt täglich 100 neu Erkrankte ge

meldet wurden , Diſlenterie grajſirte in hohem Grade, und die Mittel, um den Leuten Stärkung zu verſchaffen, waren entfernt nicht vor banden. Namentlich auch fehlte es an dem in den falten feuchten Herbſttagen ſo nothwendigen Branntwein , der ſelbſt für ſchweres

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Geld nicht aufzutreiben war. Bei Weitem günſtiger allerdings ges ſtaltete ſich das Verhältniß bei der Cavalerie , die weder durch die

Gefechte ſo ſebr gelitten hatte, noch in dem Maße von Krankheiten heimgeſucht war, wie die Infanterie. Dieſe wurde — nachdem man den 9. im Verein mit den anderen Diviſionen des 4ten Corps von Torgau nach Bichorna bei Wurzen verlegt wurde, dort den 10. blieb, den 11. ( ſiehe unten) wieder in die Nähe von Torgau rückte – am 12. und 13. einer neuen Formation unterworfen. Die Regimenter Nr. 9 und 10 wurden zu einem Bataillon

leichter Infanterie vereinigt, das Inf.-Regiment Nr. 1 bildete von nun an das Ite, das Regiment Nr. 4 das 2te und das Regiment Nr. 6 das 3te combinirte Linien-Infanterie Bataillon *). Dieſe 4

Bataillone wurden : das leichte und das 1te von G.-M. von Stod mayer , das 2te und 3te von G.-M. von Döring fernerbin commandirt und denſelben eine Batterie von 6 Geſchüßen beige geben. Die durch dieſe Organiſation überzählig werdenden Offi ziere, – darunter die Generale von Koch und von Spigemberg und -

der Oberſt von Bartruff den 6. Oktober

kranke und verwun

dete Mannſchaft aus den Spitälern von Dresden , Torgau und Magdeburg, die außerdem noch vorhandenen Kanonen, entbehrliche Munitionswagen u . wurden ins Königreich zurückbefördert.

Es

gingen dieſe verſchiedenen Abtheilungen , zu Commandos vereinigt, in großer Anzahl nach der Heimath zurück. Nachdem von den bei den Cavalerie- Regimentern Nr. I und III ebenfalls nicht unbedeu

tende Abtheilungen an franker Mannſchaft und maroden Pferden zum Depot nach Dresden geſchickt waren - am 10. September

gingen die Lieutenants Kaßmayer und von Hardt (leşterer an ſeinem verwundeten Fuß leidend) mit 96 Mann und 76 Pferden vom Regiment dahin ab —, wurden dieſe ebenfalls zu Anfang Oktober jedes nur noch zu einer Schwadron formirt, bei welchen aber noch

einige Tage die beiden Regiments - Commandeurs von Gaisberg und von Bismark mit ihren Adjutanten verblieben .

Rittmeiſter von Scroeder des Regiments Prinz Adam ging dann ſpäter mit 300 Mann und eben ſoviel Pferden aus die

ſem Depot , unter Begleitung der vom Regiment Louis dahin *) Was von den Regimentern Nr. 2 und 7 noch vorhanden war , wurde unter die neuformirten Bataillone vertheilt. Das 12te franzöſiſche Armee -Corps Dudinot wurde ganz aufgelöſt und die Reſte desſelben dem 4ten und 7ten einverleibt.

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commandirten Offiziere von Mengen, von Hardt, Kagmayer, Kur ſchmidt Rudolph ebenfalls ins Königreich ab *). Das Regiment Herzog Louis erlitt um dieſe Zeit noch einen weiteren Abgang an Offizieren : Seconde-lieutenant von Sdaich , wiederum mit Depeſchen verſchict, wurde in Württemberg zurückbehalten und rückte nicht wieder beim Regimente ein. Rittmeiſter von Bajjewiß , ein geborner Mecklenburger, hatte früber in Schweden gedient ; als jeßt, um dieſe Zeit etwa, alle Mecklenburger, die in fremden Dien

ſten ſtanden , von der dortigen Regierung aufgefordert wurden , in ihre Heimath zurück zu kehren , erklärten die meiſten der in Würt temberg dienenden , darunter Baſſewiß , in ihrem nunmehrigen Dienſtverhältniß bleiben zu wollen , legterer aber bat zugleich mo !

mentan um eine andere Verwendung , da er nicht wünſchte, hier

den Schweden , ſeinen ehemaligen Waffengefährten , unmittelbar gegenüber zu ſtehen. Auch ibn ließ daber Seine Majeſtät der König, ſeiner Bitte willfahrend , als Courier nach Stuttgart ab geben und behielt ihn dort zurück. Auditor Piſtorius trat als Fieberkranker den Rücmarſch dabin an.. Oberarzt Hoelderlin

ſtarb an der bei Füterbogt erhaltenen Wunde, dagegen rückte Sec. Lieut. Nietbammer beim Regimente ein.

Seine Majeſtät der König war mit den von General. Lieut. Graf Franquemont getroffenen Anordnungen durchaus ein verſtanden und dankte es ihm beſonders , daß er auf dieje Weiſe

dem Vaterlande wenigſtens noch einen Theil des Truppen - Corp8 zu erhalten ſuchte, deſſen Ungemad er beklagte, deſſen ungebroche nem Mutbe er aber vollkommene Anerkennung zollte. Seine Ma jeſtät, die allmälige Zurückſendung aller entbehrlichen Offiziere, aller unbrauchbaren Mannſchaft auch für die nächſte Zukunft noch

fernerbin anbejeblend, hatte die Abſicht, den ganzen Reſt der Divi ſion aus dem Felbe zurück zu zieben und beauftragte daber den

G.-L. Grafen Franquemont - allerhöchſtes Schreiben vom 7. Oktbr.. dem Major - General Berthier die eindringlichſten Vorſtellungen zu machen, ihm den geringen Nußen zu ſchildern, den die Diviſion in ihrer jegigen Verfaſſung noch zu leiſten im Stande ſei und da durch die Rüdtebr der ſchwachen Kadres zu veranlaſſen . Seine ) Es war für dieſe Abtheilungen nicht gerade eine leichte Aufgabe, zwiſchen den, nach allen Richtungen ſtreifenden, feindlichen Parteigänger-Corps ſich glücklich bis an die Grenzen des Königreiche durchzuwinden ; auch wurden ſie unter

wegs mehrfach angegriffen und eine derjelben gänzlich auseinander geſprengt.

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Majeſtät ſelbſt hatte , in demſelben Sinn und dasſelbe Verlangen ſtellend, ſchon einige Tage früher auf drei verſchiedenen Wegen an Napoleon geſchrieben. - Die folgenreichen Ereigniſſe der nächſten Tage aber wieſen die württembergiſchen Truppen ſchon von ſelbſt auf die gen Weſten führende Straße hin, die, einmal eingeſchlagen, ſie in die Heimath zurück und zur Trennung vom franzöſiſchen Bündniß führte.

Nur noch einige Wochen galt es, unter dieſen über Alles ſchwe ren Verhältniſſen auszuharren ; aber freilich diejenigen , die dazu beſtimmt waren , konnten nicht im Buche des Schickſals das Ende ihrer Prüfungszeit leſen und beſonders wohlthuend mußten daber auf ſie die aufmunternden Worte des Königs wirken, der die wah

ren Urſachen der erfolgten Unfälle vollkommen würdigte . „Verlieren Sie das zutrauen auf ſich ſelbſt und ihren König nicht," ſind die

Schlußworte des erwähnten Schreibens an Graf Franquemont. Das Regiment Herzog Louis hatte nunmehr nach Abgabe jener Kranken, Maroden u.i.w. noch einen Stand von 3 Wacht meiſtern , 4 Quartiermeiſtern , 17 Unteroffizieren , 5 Horniſten , 81

Jägern, 3 Unterärzten, 2 Fahnenſchmieden, 12 Difiziers-Bedienten, zuſammen, ohne die oben genannten Offiziere, 127 Mann mit 37 Offiziers- und 115 Dienſtreitpferden. Zugpferde beſaß das Regi ment nicht mehr. Zu der Zahl der Offiziere iſt ferner auch noch der Reg .- Quartiermeiſter Brecht zu rechnen, der ſeit dem Jahre

1808 dem Regiment angehörend , demſelben allüberal treu und in ſeinen Berufspflichten unermüdlich folgte.

Am 9. und 10. September war das Regiment in Klitſchen ſtehen geblieben, am 11. ging das ganze 4te Corps über Schilda und Klitichen , wo ſich die Cavalerie-Brigade angeſchloſſen haben wird, nach Süptiş - eine Stunde weſtlich von Torgau und nach einigen Stunden vergeblichen Wartens , auf böberen Befehl

wieder auf das Glacis von Torgau vor. Am 12. Abends wurde das Corps auf dem linken Elbeufer aufwärts nach Mabißſchen bei Belgern geſchoben, am 13. aber , in Folge der Bewegungen der feindlichen Nordarmee, deſjen Patrouillen bis in die Nähe von Tor

gau ſtreiften, wieder nach dieſer Feſtung zurückbeordert, „ man wird ſich 11

bereit halten , die Elbe zu paſſiren ", bieß es in dem Marſch befehl. Der Uebergang fand aber nicht ſtatt, ſondern das traurige Bivuak auf dem Glacis bei ſchlechtem Wetter, ohne Strob , weit entfernt

von trinkbarem Waſſer, wurde zum dritten Male bezogen. Darauf bin machte dann , Graf Franquemont die energijchſten Vorſtellungen

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an Ney und Bertrand, worauf der Diviſion das Dorf Loßwig an: gewieſen und Alles in Scheunen einquartiert wurde. Am 14. hielt Graf Bertrand Revue über die Diviſion Franquemont, dieſe

batte ſeit dem 12. ſchon wieder 400 Kranke , welche, da das Miß trauen gegen die Rheinbundstruppen im

ſteten Wacjen bei den

franzöſiſchen Führern war, als unwiderleglicher Beweis hinter der Front antreten mußten . Eine Folge dieſer Maßregel und des fort dauernd ichlechten Wetters war es , daß das Corps in förmliche !

Cantonnements zu Bennewiß , Beckwiß u . 1. w., zwiſchen Torgau und Belgern verlegt wurde und dort bei einer regelmäßigen Ver pflegung im Stande war , ſich etwas zu erholen . Die bekannte laue Kriegführung des Kronprinzen von Schweden , des unmittel baren Gegners der Ney'ichen Armee, der ſich vorläufig nur mit der Belagerung Wittenbergs und Torgaus beſchäftigte, ſtörte dieſe vor I

läufig nicht in ihrer Ruhe, ſo daß legtere bis zum 20. September für den größten Theil der Armee dauerte .

Die ſchwache Cavalerie-Brigade, troß ihrer geringen Stärke

immer noch unter den beiden Generalen Briche und Jett ſtehend, wurde unterdeß am 16. nach dem 2 % Meile oberhalb Torgaus

auf dem linken Elbufer gelegenen Staariş verlegt , um die Armee in der rechten Flanke vor feindlichen Unternehmungen zu ſichern . Auf dem rechten Ujer batte mittlerweile das 1. Cavalerie-Corps, Latour -Maubourg , im Verein mit dem V. Cavalerie- und dem Ften Armee -Corps Großenbayn beſeßt, batte die Avantgarde Tau

engiens zurückgetrieben und darauf Liebenwerda und das, Staarig idrag gegenüber liegende, Städtchen Mühlberg beſeßt, wodurch dieſe

unter Mürat vereinigten Corps momentan mit der Armee Ney's

in Berührung traten. Nach einem Gefecht am 19. in der Nähe von Mühlberg aber wurden die Latour'ſchen Reiter wieder von dort vertrieben und legterer Ort, ſowie Liebenwerda aufs Neue

von Tauengien in Beſig genommen . Jett ſchägte die am 19. Abends in Mühlberg eingerückten Truppen auf 3000-4000 Mann Cavalerie und Infanterie, von denen er nur durch die ſchmale Elbe getrennt war . Gleichzeitig hatten , von ihm über Schilda weit in den Rücken entſendete Reiterpatrouillen ein Zuſammentreffen mit öſt reichiſchen Detachements gehabt. Dieſe Nachricht verfehlte nicht einiges Aufſehen zu erregen ; es war das erſte Mal, daß in dieſem Feldzuge Württemberger auf Oeſterreicher ſtießen, das erſte Mal wie der ſeit 1809.

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Uebrigens war die Stellung der Cavalerie-Brigade bei Staa riß nur von kurzer Dauer. Schon am 12., als Napoleon die bei den Cavalerie-Corps und das 6te Corps nach Großenbayn vorrücken ließ, batte er zum zweiten Male die Abſicht, im Verein mit Ney

die Nordarmee anzugreifen . Damals aber näherte ſich der Kronprinz nicht und der Kaiſer, der von Dresden (als Mittelpunkt) auf die in

neren Operationslinien, den ihn umgebenden drei feindlichen Ar meen gegenüber angewieſen war, gab, wie zur Zeit der Schlacht bei Dennewiß, das Unternehmen wieder auf. Nun aber hatte der Kronprinz bei Afen, Roslau und Elſter (Wartenburg) unter- und oberhalb Wittenberg drei Brücken über die Elbe geſchlagen , es ſchien die Vollendung derſelben ein Vorrücken der Nordarmee in der Folge zu haben und Ney entſchloß ſich dieſer entgegen zu gehen . Operationen in der Richtung gegen loslau und Elfter. 21 .

24. September.

Die Brigade Briche wurde am 20. nach Klitſchen zurückbe beordert und am Nachmittag des 21. der Marſch von Torgau auf Düben und Pretſd mit dem 4ten Corps unter Ney's eigener Füh rung angetreten ; heute jedoch mit der italieniſchen und der Divis ſion Franquemont nur Goerſchliß eine Stunde dieſjeits Düben --

erreicht, während die Diviſion Morand und die Brigaden Beau

mont *) und Briche nach Pretích marſchirten . Das 7te Corps, Reynier, wurde gleichzeitig auf Deſſau, Roslau gegenüber, dirigirt . Am 22. beſegten die beiden erſtgenannten Diviſionen des Aten Corps Düben , am 23. jichob ſich dieſes noch weiter links , nach Burg Kemniß, ſeitwärts der Straße von Wittenberg nach Halle. G.-M. von Jett , der bei Schwemſal, nördlich von Düben, auf dem Mariche

von Pretſch nach Burg- Nemnit wieder zu Franquemont ſtieß, wurde

befehligt ,

eine

Reiterpatrouille

nach

Gräfenbaynichen ,

* ) Die zu dem, nunmehr aufgelöſten 12ten Armee- Corps gehörigen Cavalerie Regimenter

Weſtfäliſches Garde-Chevauleger-Regiment 4 Escadrons 4 Heifiſches Chevauleger-Hegiment waren nnter dem franzöſiſchen Brigade- General Beaumont, dem 4ten Eorps zugetheilt worden. Ob ein bayeriſches Chevauleger -Regiment, welches zu dieſer Brigade gehört hatte, auch jept noch dabei war, iſt zweifelhaft ; wenig ſtens haben wir darüber ſich durchaus widerſprechende Angaben gefunden.

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vorwärts von Burg-Remniß zu ichiden , um zu erkunden , ob die Diviſion Durutte des 7ten Corps noch daſelbſt ; oder wenn das

nicht mehr der Fall, weiter gegen Wittenberg vorrückend, Nachrich ten über den Feind einzuziehen . Ferner hatte er eine Patrouille nach Raguhn an der Mulde ſüdlich von Deſſau und eine dritte auf der Straße nach Deſſau bis Möhlau zu entſenden. Elſter (War tenburg gegenüber), Roslau und Aken waren vom Feinde beſeßt . Den 24. wurde die Straße von Wittenberg nach Halle wie der verlaſſen und das Corps mehr rechts nach Schmiedeberg uns weit Pretích gezogen. Man war bier dem Punkte Elſter, an dem

der Feind eine ſeiner Brücken geſchlagen hatte , auf eine Entfer nung von zwei ſtarken Meilen gerade gegenüber. Die Diviſion

Franquemont erhielt den Befehl, das Debouchiren des Feindes auf dem Elbedamme gegen Bleddin zu verhindern, dieſer aber zog jeine ſämmtlichen Poſten auf das rechte Elbeufer zurück, und brach die Brüde ab .

Die württembergiſche Infanterie kantonirte in

Schmiedeberg und den elenden Dörfern Deſtriß und Merkewiß, die Cavalerie in Reinbarz. 25.

- 30. September.

Den 25. wurden die beiden Cavalerie-Regimenter mit Tages anbruch nach Trebiß und Rafith, an der Straße von Bretſch nach

Wittenberg vorgeſchoben , Bleddin und Wartenburg gegenüber. Die Vorpoſten wurden längs des Elbeufers bis über Wartenburg hinaus vorpouſſirt. Am 26. blieb man in dieſer Stellung; den 27. mußte die italieniſche Diviſion nach Schleeſen bei Oranienbaum – Straße nach Deijau Deſſau - , die Diviſion Morand mit dem Reſervepart nach kemberg marſchiren, die Diviſion Franquemont und die Cavalerie

blieben in der bisherigen Stellung ; legtere mußte längs der Elbe ahlreiche Patrouillen geben, auch ſich mit der Diviſion in Nem berg in Verbindung ſegen , ein Poſten in Pretſch war vom Regiment

Prinz Adam unter Sec .-Lieut. von der Planig beſeßt. Marſchal Ney, der ſich unterdeß zum 7ten Corps nach Deſſau begeben hatte, ließ daſelbſt den Brückenkopf bei Roslau , wiewohl

vergebens, am 29. angreifen. Es galt den Verſuch , den Feind überall von der Elbe zurückzudrängen. Zur Unterſtügung des Un ternehmens bei Deſſau wurde die Diviſion Franquemont am Tage desſelben nun auch nach Oranienbaum (Goltewiß ) hinüber

gezogen, unſerer Cavalerie-Brigade , die nach Kemberg befehligt wurde, blieb allein die Beobachtung des Uebergangpunktes Elſter

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überlaſſen. Man ſchien von hier aus nichts Gefahrdrohendes mehr zu erwarten . Und doch war zur nemlichen Zeit gerade gegen die ſen Punkt die größte Gefahr im Anzuge.

Blücher, mit der ſchleſiſchen Armee von Baußen aufgebrochen , war entſchloſſen, die Elbe zu paſſiren und hatte, aus verſchiedenen

Gründen , Elſter zum Uebergangspunkt außerſeben. Ein Haupt grund , weshalb er den Uebergang ſo weit abwärts auszuführen gedachte, lag in der Abſicht, den unthätigen Kronprinzen von Schwe

den auf dieſe Weiſe gewiſſermaßen gewaltſam mit über die Elbe herüber zu ziehen. Ohne daß Napoleon Anfangs eine Ahnung da von hatte , ſegte Blücher den Rechtsabmarſch ſeiner Armee ins Werk. Am 2. Oktober trafen die Spißen derſelben bei Elſter ein ,

und an dieſem Tage erſt erfuhr man im franzöſiſchen Hauptquartier die Bewegungen derſelben ; noch nicht aber ihren Zielpunkt. Die Vorbereitungen zum Uebergang wurden durch vorausgeſandte Offi ziere ſchon einige Tage früher bewerkſtelligt. In der Nacht vom 29. auf den 30, vernahm der Sec . - Lieut . Niethammer des Regiments Herzog Louis , bei Wartenburg

auf Vorpoſten ſtehend, an der Elbe Geräuſch, das auf Herſtellung einer Brücke ſchließen ließ, gleich darauf wurden ſeine Vedetten an gegriffen und durch feindliche Jäger, die den Uebergang ausgeführt batten , zurückgeworfen. Dieſer Angrijf wurde ſpäter noch einmal wiederholt, wodurch Niethammer ſich in dem coupirten Terrain zum zurückgeben genöthigt ſah ; Patrouillen, welche er ſpäter wieder vor geben ließ, konnten nicht mehr bis an die Elbe dringen. Auf die Meldung über dieſen Vorfall erhielt die Diviſion Franquemont Nachmittags 3 Uhr den Befehl , von Oranienbaum

ſo ſchleunig wie möglich wieder nach Wartenburg berbei zu rücken . Es iſt das eine Entfernung von 34% Meilen. Die Brigade D Ö ring an der Tete, trifft die Diviſion Abends bei Wartenburg ein, beſegt den Ort, ſchickt eine Compagnie des Inf.- Regts. Nr. 6 gegen

die Elbe vor, bei deren Annäherung der Feind nach kurzer Gegen webr das Feld räumt und ſich auf das rechte Ufer zurückzieht.

Vom jenſeitigen Ufer aber mit Kartätiden beſchoſſen , verliert die Compagnie hierdurch ihren Chef, den Hptm. v. Zinkernagel , wor auf der bei der Compagnie befindliche Lieut. v . Martens am fol genden Morgen , erbaltenen Befehls zu Folge, dieſelbe nach Warten burg zurüdführt . Das Hauptquartier tam nach Globig .'

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1. und 2. Oktober.

Der Morgen des 1. verging ziemlich ruhig ; Mittagế ging der Feind wieder mit Infanterie -Abtheilungen auf's linke – dießſeitige -- Ufer über, um den begonnenen Brückenbau zu decken. Am Nach mittag des 2. traf als Unterſtügung eine Brigade der Diviſion Morand , Abends General Graf Bertrand mit dem Reſt dieſer

Diviſion und der Diviſion Fontanelli ein. Die Diviſion Morand löſte nun den Gen. Grafen Franquemont in der Stellung bei Wartenburg ab ; legterer ging mit ſeinen 4 Bataillonen und 6 Ge ſchüßen nach Bleddin zurück. Die Cavalerie - Brigade war unter der Seit durch Patrouillen- und Vorpoſtendienſt dermaßen in An ſpruch genommen , daß bei ihrer großen Schwäche dem Commando

derſelben faſt nichts davon zur Dispoſition blieb. Am 29. Septbr., während 25 Pferde zwiſchen Wittenberg und Torgau patrouillirten, 20 Pferde bei Pretſch und 30 bei Wartenburg poſtirt waren , be ſtand das Gros noch aus 50 Pferden. Die ganze Brigade formirte nur noch 6 Züge . Das Regiment Herzog Louis aber war, nachdem am 23. September der Premier-Lieut. von Rapff und Sec. - Lieut. von Spaeth erkrankt und ins Spital nach Leipzig

abgegangen waren , außerdem mehrere Leute von dem graſſirenden Fieber heimgeſucht wurden , 2 Pferde an die Gendarmerie, 6 an die Artillerie abgegeben werden mußten und ein paar auf Ordonnanz ritten ſtürzten , am 1. Oktober noch 7 Offiziere , 27 Unteroffiziere, 72 Jäger und 99 Combattentenpferde ſtark.

Treffen bei Wartenburg am 3. Oktober. In der Nacht vom 2. auf den 3. hatte der Feind die früher zerſtörte Brücke vollſtändig wieder hergeſtellt und eine zweite eine Pontonbrücke – daneben über den Fluß geſchlagen. Die ſchle ſiſche Armee traf am Morgen den 3. am Uebergangspunkte ein ; da man in legter Zeit gewohnt war , nur preußiſche Truppen (der Nordarmee) vor ſich zu ſehen, ſo ſollte zunächſt das Vortiche Corps, das ganz aus Preußen beſtand , den Uebergang unternehmen , um

dadurch dem Grafen Bertrand, ſo lange wie möglich, die Ankunft der ſchleſiſchen Armee zu verheimlichen. Das Corps des Erſteren batte in der Frübe des heutigen Tages folgende Stellung:

Linker Flügel. Diviſion Morand in und bei Wartenburg mit Vorpoſten gegen den Brüdenkopf.

382

Rechter Flügel . Diviſion Franquemont : Brigade Doe ring 1000 Schritt vor Bleddin, Front ge

gen den Brückenkopf, 2tes Bat. (ehemals Inf.-Reg . Nr. 4 ) ale linker Flügel an ein

mit Gebüſch umgebenes Altwaſſer; 3tes Bat. (Inf.-Reg. Nr. 6) auf dem rechten Flügel, an den Elbdamm gelehnt. 4 Geſchüße vor der Front aufgefahren . Brigade Stodmayer in Reſerve un mittelbar vor Breddin , zugleich mit der Dedung der rechten Flanke und des hinter

dem Dorfe aufgefahrenen Parks beauftragt. Cavalerie-Brigade hinter Bleddin, hatte das Terrain länge des linken Elbufer8 bis

Pretſch aufzuklären und den Rücken zu decken . Reſerve .

Diviſion Fontanelli und Cavalerie-Bri gade Beaumont vorwärts von Globig.

Um 6 ', Uhr debouchirte der Feind aus dem Brückenkopf, um 7 Uhr (nach anderen Angaben erſt um 9 Uhr) wurden die Poſten

des Regiments Nr. 6 angegriffen. Franquemont hatte vom Grafen Bertrand den Befehl, fich rein defenſiv zu verhalten , die Stellung

bei Bleddin aber hartnäckig zu vertheidigen. Bis 2 Uhr Nachmittags wehrte die württembergiſche Diviſion alle Angriffe ab * ), die an Bertrand geſtellte Bitte um Verſtärkung blieb erfolglos, die Diviſion Morand, mittlerweile vom Feinde aus Wartenburg getrieben, mußte ſich auf die nordwärts des Dorfes gelegenen Höhen den Wein berg" zurückziehen. Dadurch wurden die beiden Diviſionen volls ſtändig von einander getrennt und Franquemont , der nicht im Stande war , allein mit ſeinen 4 ſchwachen Bataillonen der feind lichen Uebermacht zu widerſtehen , entſchloß fich , den Rückzug in 1

füblicher Richtung Elbe-aufwärts nach Trebiß anzutreten , als er vom Grafen Bertrand den beſtimmten Befehl erhielt, ſich auf die

Diviſion Morand zu repliiren , wozu die Reiterei des Generals Beaumont , welche vor dem Dorfe Globig ſtand, hülfreiche Hand bieten ſollte ."

Indem Franquemont zur Ausführung dieſer Bewegung ſeine Direktion zunächſt auf Slobig nabm , biedurch jedoch das Debou *) Eine ausführliche Beſchreibung dieſes Gefecht8 findet ſich in Nr. 3, Jahrgang

1847 des preuß. Militär-Wochenblattes.

383

chee von Bleddin vollende geöffnet wurde, " drang der Feind durch dasſelbe mit ſeiner Cavalerie lebhaft vor. Die erſchöpften Bataillone, welche dieſem Angriff auf freiem Felde nicht gewachſen waren,

gingen ſo ſchnell wie möglich und in gerader Richtung auf Globig zurück. Dabei aber ſtieß man auf einen Sumpf, den die Infanterie zu durchwaten befehligt wurde, wäbrend die Batterie und Cavalerie

Brigade, die aus der Gegend von Pretſch, ohne zuvor alle Detache ments zurückgerufen zu haben , berbeigezogen wurde , denſelben im Galop auf der linken Seite umgeben ſollte. Die Batterie an der Spiße, und, wie es ſcheint, weit voraus, führt dies Manöver aus,

proßt unter dem Schuß der Brigade Beaumont dicht vor Globig ab und beginnt ihr Feuer. Gleichzeitig aber umgeht die feindliche Cavalerie den Sumpf rechts, attakirt und wirft die Brigade Beau mont und erbeutet darauf von der ihres Schußes beraubten Bat terie 3 Stanonen , 2 Haubigen und 4 Munitionswagen. Die In fanterie ſowohl , wie namentlich die württembergiſche Cavalerie,

waren in dieſem Augenblick noch viel zu weit entfernt , um zur Rettung der Batterie rechtzeitig heran zu kommen , auch wäre es überdies ganz nuglos geweſen , den ſchwachen Reiterhaufen dem Strom der feindlichen Cavalerie entgegen zu werfen. Die Unmöglichkeit, ſich nunmehr noch mit der Diviſion Morand zu vereinigen, lag am Tage, 6. -2 . Graf Franquemont ſchlug daber die Richtung auf Schnellin , zwiſchen Trebiß und Remberg , als Rüdzugslinie ein. Die Abteilungen des Regts. Nr. 1 , 4 , 6 und der Cavalerie , welche noch auf der anderen Seite des Sumpfes 1

ſich befanden, der ſie von Globig trennte, gingen nun , ohne dieſes zu berühren auf Schnellin zurück, die leichte Infanterie folgte, nach dem ſie noch zuvor einen Angriff ausgehalten hatten. Der übrige Theil des 4ten Corps hatte ſich nordweſtlich auf Wittenberg zurück gezogen. Reiterpatrouillen , die man in dieſer Richtung abſchidte, konnten nicht mehr zu Bertrand durchkommen, da alle Wege dort hin vom Feinde beſeßt waren . So war denn die Diviſion Fran quemont mit ihrer Cavalerie ganz vom Gros des 4ten Corps getrennt. Bei ihrer außerordentlichen Schwäche, jeßt nur noch von einem Geſchüß begleitet, das ſchon vor dem legten Angriff als de

montirt zurück geſchickt wurde, ging ſie, als gegen Abend feindliche Abtheilungeu auf Schnellin vordrangen, über Reinharz auf Düben zurück, ohne ſich in ein Gefecht einzulaſſen, paſſirte hier die Mulde, deren Brücke zum Abbrechen vorbereitet wurde und lagerte auf dem liufen Ufer des Fluſſes bei Wöllaune. Das auf dem rechten Ufer

384

gelegene Düben wurde vom 2ten Bataillon (Reg . Nr. 4) bejeßt und Aviſopoſten von der Cavalerie auf den Straßen nach Kemberg

und Schmiedeberg zurückgelaſſen. Das Regiment Herzog Louis verlor heute ein todtes Pferd und hatte zwei verwundete Jäger. Operationen zwiſchen Elfter und Elbe bis zur Schlacht bei Leipzig. 4.

8. Oktober.

Um 4 Uhr Morgens des 4. wurde die Brücke bei Düben ab

gebrochen , nachdem die noch auf jenſeitigem Ufer poſtirten De tachements eingezogen waren ; und der Rückzug gegen Leipzig fortge jeßt. Schon geſtern hatte Franquemont den 6 -M . von Spigem= berg nach Leipzig geſendet, um Berthier , den er dort vermuthete, von dem Vorgefallenen zu benachrichtigen. Dieſen fand Spigem= berg nicht in Leipzig, wohl aber den Marſchall Marmont, der Fran quemont veranlaßte, die Mulde zu halten , verſprechend, ihn aufs Nachdrücklichſte zu unterſtügen. Der Unterſtügung nicht recht trauend, ſeşte legterer nun heute ſeinen Rückzug fort, traf nur noch

1 '), Meilen von Leipzig entfernt den entgegen eilenden Spigemberg an, der den Befehl Marmonts überbrachte, ſofort wieder umzukeh ren, indem er ſelbſt mit einer ſeiner Diviſionen auf dem Fuße folge . Dieſelbe traf denn allerdings auch ein, blieb aber mit Fran quemont ſtehen, wo man ſich gerade befand , bei Klegen , an der Leipzig-Dübener-Straße, dort Nachrichten von dem Schickſal des 4ten Corps erwartend . Unſere Cavalerie-Brigade wurde in Sichöl kau, hinter Kleßen einquartiert. Durch , nach allen Richtungen aus

geſandte Patrouillen der legteren, wurde der Standpunkt des Gros vom 4ten Corps am 5. aufgefunden . Es war ebenfalls hinter die Mulde nach Delißſch zurückgewichen , während das 7te ſich noch vor

wärts bei Gräfenhaynichen befand . Die Vereinigung mit den ver ſchiedenen Theilen der Nevſchen Armee wurde bergeſtellt, das 4te Gorps ſammelte ſich zu zichortau , nordweſtlich von Klegen und

marſchirte am 6. rechts ab , nach Eilenburg und von da , an der Mulde aufwärts, bis in die Gegend von Wurşen, in ſpäter Nacht mit der Diviſion Fontanelli ein Bivuak bei Lübſchüß beziehend .

Am 7. um 10 Uhr Morgens Weitermarſd ; man ging auf das rechte Ufer der Mulde über, marſchirte durch Wurgen , bielt lange, lange auf den Söhen jenjeits der Stadt und rückte endlich in der Rich) -

tung von Torgau vor, bei Falckenbayn wieder mit der italieniſchen

385

Diviſion und wieder ſpät Abends in ein Bivuat rückend, wo man im Roth faſt verſinkend eine unerquickliche Nacht verbrachte. Das waren bekannte Gegenden , dort hatte man vor vier Wochen nach der unglüdlichen Schlacht bei Jüterbogt fantonirt, der Aufenthalt

war in traurigem Andenken geblieben , und die jeßige Lage war auch nicht geſchaffen , ihn in einem günſtigeren Lichte zu zeigen.

Napoleon, von dem Centralpunkt Dresden ſich unter der Zeit bald gegen Blücher, bald gegen Schwarzenberg wendend, ohne über den Einen oder den Anderen einen Vortheil zu erringen , hatte

heute Dresden verlaſſen und traf folgenden Tages, den 8. zu Wur ßen ein. Hier waren das 3te Armee- und das 3te Cavalerie-Cops ; bei Eilenburg ſtand das 7te Corps ; das 4te marſchirte heute nach Schilda vor , ſich dort mit der Diviſion Morand zu vereinigen,

welche ſchon geſtern dahin dirigirt war. Alle dieſe Corps ſtanden unter Ney's Oberbefehl . Das 11te Corps und das 2te Cavalerie:

Corps waren zu Dahlen, die Garde zwiſchen Dichaß und Wurgen. Blücher ſtand bei Düben und Motrebna , der Kronprinz bei Deſjau.

Der Stellung von Schilda dicht gegenüber zeigten ſich feind liche Abtheilungen ; man mußte vor dieſen ſehr auf ſeiner Hut ſein, die wenige, noch vorhandene Mannſchaft der beiden Cavalerie Regimenter kam nicht aus dem Sattel . Vorwärts , rechts nach

Dahlen, links nach Eilenburg wurde fortwährend patrouillirt. (Un

ter dem 8. wurden die Mittmeiſter von Baſſewiß und von Reinhardt zu Majors ernannt.) 9. Oktober.

Die Ankunft Napoleons batte man geſtern Abend im württem bergiſchen Hauptquartier erfahren ; daß ſeinem Eintreffen in der Regel große Dinge zu folgen pflegten , war man gewohnt. Man erwartete daber die Schlacht, die auch der Kaiſer zu ſchlagen Wil lens war.

Auch Blücher war dazu bereit ; nicht aber der Kron

prinz von Schweden, der im Begriff ſtand, ſchon wieder über die Elbe zu retiriren . Nur der Entſchluß Blüchers, gemeinſchaftlich

mit ihm, nach Preisgeben aller ſeiner bisherigen Verbindungslinien, über die Saale auszuweichen , um von da aus , die Vereinigung

mit der böhmiſchen Armee zu ſuchen , vermochte den Kronprinzen von ſeinem erſten Vorhaben abzugeben. Um die Ausführung des zweiten : den Rechtsabmarſch und den Saaleübergang zu verbergen, 25

386

wurde General Sacen befehligt , Eilenburg in der Frühe durch ſeine Avantgarde anzugreifen. Zu derſelben Zeit ließ Napoleon ſeine Corps aus den oben

bezeichneten Stellungen vorgehen . Dem 4ten und 11ten Corps, dem 2ten Cavalerie - Corps und der Diviſion Chaſtel des Iten Ca valerie- Corps war die Richtung auf Mockrebna beſtimmt. Auf den Höhen links vorwärts von Schilda concentrirte ſich die Cavalerie vor der debouchirenden Infanterie. – Da rückte auch das zweite Cavalerie-Corps heran, dasſelbe , dem die Louisjäger im vorigen Jahre angehört hatten. Seit man den Schneewüſten Rußlands entronnen , ſah man ſich hier zum erſten Male wieder ! General

Sebaſtiani führte es noch wie damals , die Generale Ercelmans und Wathier gehörten ihm noch an ; das 5te und 9te Huſaren-, das 1lte und 12te Chaſſeur -Regiment, dieſelben, welche mit den Louisjägern (den polniſchen Huſaren und preußiſchen Ulanen ) eine

Diviſion gebildet, waren hier jeßt wieder zur Stelle. Manch alter Bekannter fand ſich wohl hie und da noch in den Reihen .

Im

Ganzen waren dieſe wohl auch nicht mehr zum Beſten beſtellt.

Denn gegenüber ſtanden 2 ruſſiſche Cavalerie -Regimenter, - nachy Wagner's , Plane der Schlachten und Treffen “ die Dragoner - Re

gimenter Chartow und Kiew – welche Langeron zur Verſtärkung Sackens abgetreten hatte und 2 Geſchüße, und um dieſe zu vertreiben, brauchte die immer noch 5500 Mann ſtarke franzöſiſche Cavalerie lange Zeit, man mußte ſogar noch eine Zwölfpfünder Batterie berbeibolen, ehe ſich der Feind zum Abzug anſchickte. Das Häuflein württembergiſcher Reiter ſah dieſem Schauſpiel, hinter den Küraſſieren des 2ten Cav . -Corps in Reſerve haltend , unthätig zu . Dann wurde der befohlene Marſch nach Mockrehna noch bis Au denhayn ausgeführt; der Feind war überall der vom Kaiſer ge ſuchten Schlacht ausgewichen. – Die württembergiſche Diviſiou mußte hier mit der italieniſchen zujammen bivuafiren, das 2te Ga

valerie- Corps füllte alle Ställe und Wohnungen des lang ſich das hinſtreckenden Dorfes . Wie es bei ſolcher Anhäufung der Truppen maſjen auf ſo engem Raum mit der Verpflegung ausjab, läßt ſich denfen.

Brod jab man gar nicht mehr, Fleiſch ſelten , die Haupt

nahrung bildeten auch hier wieder die Kartoffeln und das Obſt vom Felde ; daß es hierbei täglich neue Erkrankungen gab, verſteht ſich von ſelbſt.

387 10 .

- 15. Oktober.

Napoleon folgte der idyleſiſchen und der Nordarmee nicht gegen die Saale, er hoffte durch ein Vorrücken nach Norden, über die Elbe,

auf Berlin jene zu ſchrecken und wieder dorthin zu ziehen. Am 10. in der Frübe mußte das 4te Corps aufbrechen ; die durch dieſen Plan veranlaßten Bewegungen hatten am heutigen Tage ein un aufhörliches Kreuzen von Reiter- und Infanterie-Colonnen zur Folge, ewig mußte man bei Prejjel (oſtlich von Düben) halten, end

lich nach ermüdendem Warten , ging es weiter bis zum Vorwerk Moſchwig, "/2 Stunde vor Schmiedeberg . Dort bezog man Nachts 1 Uhr das Bivuak . Am 11. Morgens marſchirte man weiter durch Schmiedeberg und Trebiß, wo abgekocht wurde, an Bleddin vorbei , bis zur Elbe, in die alte Poſition von Wartenburg. Gegen Abend kam man dort

an, fand balb vollendete, aber vom Feinde verlaſſene Verſchanzun gen vor , die Brücken über die Elbe abgebrochen ; ein Bataillon, welches von den Preußen bei ihrem Rechtsabmarſch hier zurück gelaſſen war, hatte ſich heute in der Frühe auf das rechte Elbeufer zurückgezogen . Den 12. blieb man in der Wartenburger Stellung, ſchob Poſten und Patrouillen auf das rechyte Ufer vor - auch das fand man vom Feinde verlaſſen .

Um die Mittagsſtunde des 13. etwa fam plößlich der Befehl, ſo ſchnell wie möglich zurück nach Düben zu marſchiren . Napoleon , in der Hoffnung, durch ſeine Demonſtrationen gegen die Elbe Blücher und namentlich den Kronprinzen dorthin entfernt zu baben, (was aber nicht der Fall ), wollte nun mit aller Macht auf Leipzig umkehren , der im Vorrücken dabin befindlichen böhmiſchen Armee zu begegnen , ſie zu ſchlagen . Von Wartenburg bis Düben ſind es

4 Meilen ; nachdem die Poſten an der Elbe eingezogen waren, mar ſchirte man ab und ſpät Abends traf man bei Düben, dem gänzlich ausgeplünderten und verwüſteten Städtchen ein, wo Napoleon noch weilte . Im Bivuak ohne Holz, ohne Strob , obne Nahrung brachte man eine wenig Erholung gewährende Nacht zu . Für den 14. war die Abmarſchſtunde auf 9 Uhr feſtgeſeßt, es

wurde aber Mittag , ehe das 4te Corps an die Reihe fam. Die Maríchrichtung wurde auf der Straße nach Leipzig genommen . Der Weg war ſchlecht , . elend beſpannte franzöſiſche Trainco lonnen , welche voraus marſcirten , hielten

furchtbar auf.

So

wurde es 9 Uhr Abends, bis die Tete , faſt Mitternacht, bis die

Queue das 2 ", Meilen von Düben (nicht ganz 2 Meilen von Leipzig) 25 *

388

entfernte Dorf Prettig erreichte. Das Bivuaf war nicht beſſer wie das geſtrige, ein furchtbarer Sturm machte den Aufenthalt ganz un erträglich und dazu war feindliche Cavalerie in der Nähe, die heute dem Marſch gefolgt war und zur Behutſamkeit mahnte.

Den 15. früh um 44 Uhr wurde der Marſch gegen Leipzig fort geſeßt. Eine ſtarke Stunde vor der Stadt erhielt die Diviſion Franquemont den Befehl , das daſelbſt auf der Straße nach Delißſch gelegene Dorf Klein-Widderißſch zu beſegen, die Diviſion Fontanelli wurde dahinter in Groß -Widderißich, die Diviſion Morand noch weiter rückwärts in Euteriich , eine Brigade in Seebauſen poſtirt. Die Mannſchaften wurden über Nacht in Scheu

nen eng zuſammen gelegt, Vorpoſten auf der Straße nach Delişích ausgeſtellt. Das 6te Corps , Marmont, ſtand links vorwärts in Lindenthal .

Schlacht bei Leipzig. 16. Oktober.

Die ſchwachen Ueberreſte der württembergiſchen Diviſion im Felde hatten nach einem Ausrück - Rapport vom 15. Oktober nocy folgende Stärke an Combattanten :

1tes Linien - Inf.-Bataillon 13 Offiziere, 122 Mann. 2tes

n

Leichtes ,

15

377

12

173

Cav. Reg.Nr. I , Prinz Adam 6 Nr. 111 , Herz. Louis 4

*) . 11

54

60 Pferde.

60

58

1

Artillerie

3

105

II

87

53 Offiziere, 891 Mann, 205 Pferde. Der Effektivſtand war um etwas höher ; beim Regiment Her zog Louis 7 Offiziere, 22 Unteroffiziere ( 1 Wachtm ., 4 Quartierm ., 14 Unteroff ., 3 Horn.) , 94 Jäger , 15 Noncombattanten ( 1 Reg. Quartierm. , 1 Unterarzt, 2 Fahnenſchm ., 11 Offiziers - Diener), 34 •1

1

Offiziers- Pferde, 114 Dienſtpferde, 3 Noncombattantenpferde. Da von waren commandirt: im württemberg. Hauptquartier 1 Unter offizier, 6 Jäger und 7 Pferde ; bei Gen. Bertrand 1 Offizier : *) Seit den leßten Tagen, nachdem die Reſte der ehemaligen Zuf.-Regimenter Nr. 4 und 6 zu einem Bataillon vereinigt worden waren, exiſtirten nur noch zwei Linien - Bataillone.

389

Seconde- lieutenant Rönig , 1 Unteroff., 23 Jäger , 24 Pferde ; zur Diviſion Morand 1 Unteroff. und 1 Pferd ; zur Diviſion Fon tanelli 2 Mann und 2 Pferde.

Die Uebrigen waren frant und

beim Depot in Leipzig . Daß dieſe wenigen hundert Mann in der Leipziger Völker ichlacht keine große Rolle zu ſpielen berufen ſein konnten, liegt auf

der Hand ; das Wenige, was ſie noch zu leiſten im Stande waren, führten ſie mit gewohnter Pflichttreue, mit der ſtets bewieſenen Tapferkeit aus . Es waren die legten Zeichen von kriegeriſcher Thätigkeit , die ſie unter dem franzöſiſchen Banner zu vollbringen batten.

Von etwas größerer Bedeutung noch war in den Tagen des 16. und 18. die Cavalerie- Brigade Normann , die, wie wir frü

her anführten , mit ihrer reitenden Batterie nach Beendigung des 1

Waffenſtillſtandes dem 6ten Armee-Corps zugetheilt wurde und mit dieſem allen Kämpfen , welche dasſelbe durchzufechten hatte , bei

wohnte . Den Händen des württembergiſchen Ober - Commandos gänzlich entzogen und der ſtrengſten franzöſiſchen Wachſamkeit ſtets unterworfen , auch durch die Wirkſamkeit auf einem, meiſtentheils ganz anderen Theile des Kriegstheaters räumlich von dem Gros

der Württemberger getrennt, war es nicht möglich, dieſelbe in ähn licher Weiſe zu ihrem Vortheil durch Zurückjenden aller Unbrauch baren u . ſ. w. zu ſchwächen, wie es mit den Cavalerie-Regimentern der Brigade fett zum Theil geſchehen war. Uebrigens war auch die Brigade Normann nicht in dem Maße in Anſpruch genommen worden , wie die Brigade fett , der die Tage bei Baußen und Füterbogk , ſo wie die faſt täglich vorfallenden kleineren Gefechte gewaltige Lücken in ihre Reihen geſchlagen hatten und die durch

die ewigen fatigirenden Hin- und Hermäcſche furchtbar mitgenommen war. Somit konnte G.-M. Graf Normann an der Schlacht bei Leipzig noch 900 Pferde ins Gefecht führen , die am Morgen des 16. bei Radefeld ſtanden und an dem heißen Kampfe dieſes Tages

- der Schlacht bei Mödern – lebhaften Antheil nahmen. Die Diviſion Franquemont, welche in der Nacht vom 15. auf den 16. den Befehl erhalten hatte , ſich mit Tagesanbruch mit den in Lindenthal ſtehenden Truppen des 6ten Corp8 in Verbin= dung zu ſeßen , indem das 4te Corps zur Unterſtügung desſelben dienen ſollte, erhielt am Morgen des 16. die veränderte Beſtimmung, bis an das Halleſche - oder Gerberthor der Stadt Leipzig zurüdt zu geben und ſich vor demſelben zur Deckung aufzuſtellen. Der

390

übrige Theil des 4ten Corps mußte gleichzeitig auf die Weſtſeite von Leipzig nach Lindenau abrücken , um den in der Frübe vom Deſterreichiſchen F.-3.-M. Grafen Gyulai angegriffenen franzöſiſchen

General Margaron zu unterſtüten , dem Anfangs die Behauptung dieſes wichtigen Punktes, der die Rückzugslinien auf Merſeburg und Weißenfels deďte, mit nicht ganz vier Bataillonen anvertraut war. Um 9 Uhr Morgens bezog G.-L. Graf Franquemont die befoblene Stellung , den Zuſammenfluß der Straßen von Halle, Magdeburg, Roslau, Wittenberg und Torgau , und behielt die ein genommene Poſition den ganzen Tag beſeßt ; die ſchwachen Inf. Bataillone waren unmittelbar vor dem Gerbertbor , die beiden

Cavalerie - Regimenter zur Seite desjelben , auf freiem Felde auf geſtellt, ohne irgend an der Schlacht Theil zu nehmen , oder Verluſt zu erleiden , da die hie und da in ihre Nähe jauſenden Geſchüß kugeln feinen Schaden thaten . Das Regiment Herzog Louis ſtand, nachdem in den legten Tagen Oberſt von Gaisberg und Prem . - Lieut. Graf Grae

veniß , zugleich mit mehreren Offizieren des Regiments Prinz Adam, auf Befehl Franquemonts ſich nach Leipzig begeben hatten, 1

da ſie bei der Handvoll Reiter feinen genügenden Wirkungsfreis mebr fanden , noch unter den Offizieren : Major von Reinhardt, Seconde - Lieutenant von Grebner , Diener , Niet bammer. 11

1

Während dem tobte im Süden von Leipzig der Kampf unter der Anführung Schwarzenberg's einer , Napoleon's anderer Seits - die Schlacht bei Wachau ---‫ ;ܪ‬im Norden bis in die Näbe der

Aufſtellung der württembergiſchen Diviſion - die Schlacht bei Mödern In legterer hatte zu Anfang Marmont mit dem Cten Angriffen der ſchleſiſchen Armee zu widerſtehen. den Corps allein Napoleon batte zwar früber das 3te, 4te uud 6te Corps nebſt dem

3ten Cavalerie-Corps in die theilweiſe befeſtigte Stellung zwiſchen Elſter und Bartha nordwärts von Leipzig rücken laſjen, um damit dem Anrücken der ſchleſiſchen und Nordarmee 24 Stunden lang

Widerſtand zu leiſten , während er ſelbſt im Süden die Armee Schwarzenberg's auf's Haupt zu ſchlagen hojite. Als man darauf im franzöſiſchen Hauptquartier aber Blücher und den Kronprinzen noch fern wähnte , wurden die Cavalerie , das 3te und 6te

391

Corps zur Verwendung gegen Süden beordert, das 4te Corps ſollte in Reſerve bleiben, wurde aber, wie wir bemerkt baben, nac, Lin

denau entſendet. Marmont, noch ehe dies geſchah, im Begriff, der ihm ertheilten neuen Beſtimmung zu folgen , wurde plöglich vom Feinde angegriffen. Es war die ſchleſiſche Armee unter Blücher ; der Kronprinz von Schweden hatte wieder Vorwände gefunden , ſich fern zu balten.

Um Mittag durch die eintreffende Diviſion Dombrowski ver

ſtärkt, leiſtete Marmont gegen den überlegenen Feind den kräftigſten Widerſtand, bis eine mit großer Bravour nach 5 Ubr Nachmittags ausgeführte Attafe der preußiſchen Cavalerie die lange hin und her ſchwankende Schlacht zu Gunſten der Blücher'ſchen Armee entſchied .

Der Rückzug des Marmont'ichen Corps artete zum Theil in volle ſtändige Flucht aus und Marmont ſelbſt eilte um dieſe Zeit zum

Grafen Franquemont zurück, um von dieſem auf das Allerdringendſte die Bejeßung der auf der Rückzugslinie nach Leipzig befindlichen, zwiſchen Goblis und Euteritſch über den Rietſchfebach führenden Brüde zu fordern . Dieſe, etwa 1500 Schritt vor der Stellung der Württemberger gelegen , wurde daraufhin mit 300 Mann bejeßt. 17. Oktober .

Am frühen Morgen ſchien der Feind die Abjicht zu haben, das Dorf Goblis nehmen zu wollen . Da biedurch die Stellung am Gerberthor ganz unbaltbar geworden wäre, ließ Franquemont durch 2 Compagnien des leichten Bataillons, in einer Stärke von 90

Mann, das Dorf bejeßen . Nicht lange darauf rückte ein ruſſiſches Jäger - Regiment gegen dasſelbe vor ; es entſpann ſich ein Tirailleur

gejecht, in welchem ſich die ſchwache württembergiſche Abtheilung ſo lange behauptete , bis der , durch das Feuer aufmerkſam gemachte Marſchall Ney herbei eilte und ſie ſowohl, wie die Truppen am 1

Rietſchkebach - Defile durch die Polen der Diviſion Dombrowski

ablöjen ließ . Die Diviſion Franquemont blieb darauf lediglich auf die Behauptung der Stellung am Gerberthor beſchränkt. A18 aber dann Euterisch vom Feinde angegriffen und genom men wurde , ſpäter auch Goblis verloren ging und die franzöfiſche und polniſche Infanterie ſowohl , wie auch das 3te Reiter - Corps ,

Arrighi , bis in die Nähe von Leipzig zurückgetrieben wurden, erhielt Graf Franquemont den Befehl , ſich innerhalb des Tbores , binter die Partha zurück zu ziehen . Das geſchab, das Thor wurde darauf verrammelt, die nächſten Häuſer und (Gärten mit Tirailleurs belegt .

392

Anfangs beſchoß der Feind die gegen das Thor zurüdmarſchirenden Abtheilungen ; von 10 Uhr Morgens an aber ſchwieg das Feuer hier ſowohl , wie auf allen übrigen Punkten des großen Kreiſes, den die Alliirten enger und enger um Napoleons Stellung zogen,

Dieſer erneuerte heute den Kampf nicht, weil er - wiewohl ver gebens - auf den Erfolg ſeiner Sendung boffte, mit der er in

Betreff von Waffenſtillſtands -Unterhandlungen den geſtern gefangenen öſterreichiſchen General Merveldt zum Kaiſer Franz geſchickt hatte ; die Verbündeten aber verſchoben den beſchloſſenen Angriff auf den folgenden Tag, den 18., um den eingetroffenen Verſtärkungen unter Coloredo und Bennigſen einige Ruhe zu gönnen , und weil der Kronprinz von Schweden immer noch nicht herbeigezogen werden konnte.

Die beiden württembergiſchen Cavalerie - Regimenter zogen ſich heute, gleichzeitig mit der Infanterie, hinter die Bartha zurück, wo fie in der Straße, welche vom Thor in die Altſtadt Leipzig hinein führt, bivuatirten. Auch G.-M. von Jett verließ heute auf Be fehl Franquemont's in Begleitung ſeines Adjutanten , Sec. - Lieut. König's, die Brigade , ſich in das Innere der Stadt begebend , während allem Anſcheine nach Gen. Graf Briche auch jegt nod) das Commando der württembergiſchen Reiterei fortführte. 18. Oktober.

Am Abend des 17. war Napoleon , der einſah , daß er auf Merveldt's Sendung keine Antwort erhalten werde , zum Rückzug entſchloſſen . Bald nach Mitternacht vom 17. zum 18. wurde nun auch das Gerberthor den Polen Dombrowski's, übergeben und um 6 Uhr Morgens rückte die württembergiſche Diviſion von da ab * ), um ſich wieder mit dem Gros des 4ten Corps bei Lindenau zu

vereinigen. Das 4te Corps war beſtimmt, der franzöſiſchen Armee den Rückweg gegen die Saale zu bahnen und ſich dort des Defiles von Weißenfels zu verſichern.

Nach 7 Uhr wird die Vereinigung mit dem 4ten Corps ſtatt gefunden haben , welches ſich darauf vorwärts von Lindenau zum Abmarſch formirte ; die ſchwachen Reſte der beiden Cavalerie - Regi *) Nach einer anderen Angabe ſei die württembergiſche Infanterie ſchon am Nach mittage des 17. am Gerberthor abgelöſt worden und habe während der Nacht in einer Allee in der Nähe des Thorcs gelagert .

393

menter hatten die Tete, dann folgten die Diviſion Morand , dar

auf Fontanelli , zuleßt Franquemont. Gleichzeitig rückten zur Unterſtüßung zwei franzöſiſche Infanterie - Diviſionen , Guille minot und Margaron, und einige Dragoner-Regimenter der Divi fion Defrance nach .

Eine gegen Klein - Zichocher vorgenommene Nekognoszirung er gab , daß dieſes vom Feind beſeßt war. Graf Gyulai ſtand hier noch immer dem Corps Bertrand's gegenüber und hatte ſeinen rechten Flügel an Klein - Bichocher, ſeinen linken an Schönau gelehnt. Gegen erſteren Ort rückte auf unſerem linken Flügel General Be lair mit dem 13ten franzöſiſchen Linien - Regiment und dem Chevau

leger-Regiment Prinz Adam , raſch aus Plagwiß debouchirend, vor, wobei es gelang, den Feind von Groß - Zſchocher abzuſchneiden und ihm 18 Offiziere und 696 Unteroffiziere und Soldaten gefangen

zu nehmen. Kurz darauf zeigte ſich in der rechten Flanke, nördlich von Lindenau bei Leutſch, feindliche Cavalerie ; die beiden württem bergiſchen Reiter - Regimenter wurden ſofort im Trabe dorthin ge ſendet , auch erhielten Franquemont und Fontanelli Befehl , zu folgen, um der feindlichen Bewegung zu begegnen, die kleine feind liche Cavalerie- Abtheilung – 1 Zug Kaiſer -Chevaulegers *) - aber ging auf unſer Vorrücken bin eiligſt wieder zurück. Während Fran quemont nun mit ſeiner , der italieniſchen Diviſion und dem

Regiment Adam den , bei Winndorf poſtirten feindlichen Maſſen gegenüber ſtehen blieb , die ihn , als er ſpäter abzog , „gegen alle Erwartung nach Markranſtädt ziehen ließen “, wie er ſchreibt, trat Bertrand mit der Diviſion Morand und dem Regiment Louis ſofort ſeinen Marích dorthin an. – Das Regiment Herzog Louis zählte, nachdem Lieutenant Diener , wie es ſcheint, erkrankt, ebenfalls in Leipzig zurückgeblieben -- es waren wenige da, die nicht an Ruhr und Diarrhoe litten - , dagegen Lieutenant Nönig von ſeinem !

Ordonnanzdienſt bei Graf Bertrand wieder eingerückt war , außer dieſem noch, wie am 16., die Offiziere : Major von Reinhardt, Lieut, von Grebner und Nietbammer in ſeinen Reiben. Ver

luſte hatte es, wie am erſten Tage der Schlacht, ſo auch in dieſen beiden nicht erlitten .

Wie wenig Schwierigkeiten das öſterreichiſche Corps Gyulai's dem Durchdringen Bertrand's gegen die Saale entgegenſette, iſt *) Aſter, Schlacht bei Leipzig .

894

bekannt; nur noch der große Reſervepark des Aten Corps , welcher zulegt aus Lindenau debouchirte und dem Schuße der württem bergiſchen und italieniſchen Diviſion überwieſen wurde, erlitt , ebe er ſich dieſen anſchließen konnte, einen Verluſt von 7 Wagen, welche von den aus Leußich vorbrechenden öſterreichiſchen Chevaulegers ab geſchnitten wurden . Im Uebrigen ließ man die Diviſion unge hindert ziehen . Regiment Prinz Adam bildete die Queue der Co

lonne, die den Park nunmehr in ihre Mitte nahm . „,Militäriſch betrachtet, war es unbedingt ein Febler," ſchreibt Aſter, „ der zur Folge hatte , daß der Krieg weit länger hinaus gezogen wurde und viel mehr Menſchenleben toſtete . Weder Napo

leon , noch Blücher, noch Wellington würde an der Stelle von Schwarzenberg ſo gehandelt haben ; Doch iſt jenes Dejfnen der Rück

zugslinie gewiß nicht dieſem Feldherrn , ſondern jedenfalls einer geheimen Inſtruktion beizumeſſen , welche vielleicht Deſterreichs da malige Politik dictirte."

Ueber Lügen wurde der Weitermarſch fortgeſett und Abends

um 11 Uhr traf man in Nöden ein , wo endlich Halt gemacht An dem und den Truppen einige Stunden Nube gegönnt wurde. großen Entſcheidungskampfe des heutigen Tages hatte alſo die .

Diviſion Franquemont nicht mehr Theil nehmen ſollen . Sie konnte ſich darob glüdlich dagen ; das Drama war ausgeſpielt, in

dem deutſche Truppen den Fahnen des franzöjiſchen Eroberers zu folgen genöthigt waren , jeder Schritt rückwärts führte Württembergs Truppen nunmehr der Heimath zu, von der ſie beſtimmt waren, in Kurzem wieder aufzubrechen, diesmal, im Verein mit ihren Stam mesgenoſſen das Ende der mehr als zwanzigjährigen Kriegsperiode ausjechten zu helfen . Nur die Brigade Normann mußte – als einzige württembergiſche Abtheilung - auch noch am 18. dem Haupt kampfe beiwohnen. An dieſem Tage, an welchem Sachſen's Krieger zu den Alliirten übergingen, um mit ihnen gemeinſchaftliche Sache zu machen , führte auch Graf Normann , dem nicht ſchwichtigenden Nationalgefühle Raum gebend, unter ſeiner Offiziere, die beiden Regimenter Nr. II und IV ben der Verbündeten binüber, mit der Bitte, dieſelben

mehr zu be Zuſtimmung in die Reis unter ihrem

Schuße ins Vaterland zurückführen zu dürfen. Die Offiziere, welche vor und während der Schlacht bei Leipzig

befehligt wurden , aus den gelichteten Reihen ihrer Abtheilungen zu treten , mit der Weiſung, ſich nach Leipzig zu begeben, befanden ſich von da an in der Stadt.

395

General von Jett , Oberſt von Gaisberg , Prem.-Lieut. Graf Graeveniß, Sec.-Lieut. Diener, Reg.-Quartiermeiſter Brecht, Brigade Adjutant , Sec.-Lieut. von König, einige Offiziere des Regiments Adam und der Prem . - Lieut. Fleiſchmann der Artillerie verſuchten

zwar, von da aus, im Gefolge Napoleon's, den Rückzug anzutreten , als dieſer die Stadt verließ ; das war aber nicht mehr ausführbar.

Sie mußten ſich daher in ihr Schickſal ergeben , ruhig in Leipzig auszuharren, worauf ſie am 19. beim Einzug der Alliirten zu Ge fangenen gemacht wurden , und erſt , nachdem Se. Majeſtät der König von Württemberg der Koalition der Verbündeten beige treten war, nach ungefähr zehntägiger Haft ins Königreich abgeben durften. Am 4. November trafen darauf die Genannten zu Ludwigs burg ein .

Rückzug von Leipzig bis Fulda. 19. – 26. Oktober. Nach kurzer Raſt ging der Marſch am 19. früh um 14/2 Uhr weiter. Um i Uhr war man in Weißenfels , um 9 Uhr Morgens war eine Floßbrücke und ſpäter auch eine zerſtörte feſte Brücke wieder hergeſtellt , worauf obne Verzug der Uebergang über die Saale bewerkſtelligt und auf dem linken Ufer Stellung genommen wurde. Bei Lügen und Weißenfels traf man auf türzlich erſt ver

laſjene feindliche Bivuaks von großer Ausdehnung. ( Unter dem heutigen wurde Wachtmeiſter W en cher des Regiments zum Sec. Lieutenant bei der Gendarmerie ernannt.)

Am 20. um 7 Uhr Morgens marſcirte die württembergiſche Diviſion mit dem Park und der Bagage des 4ten Corps nach Freiburg an der Unſtrut. Hier ſollte Bertrand auf Befehl des Kaiſers die Diviſionen Franquemont, Guilleminot, Morand und

das 5te Cavalerie - Corps vereinigen . Das ſüdlich von Freiburg gelegene Debouchee von Köjen an der Saale war vom Feinde be ſeßt. Bei Freiburg waren zwei Brücken, eine für Infanterie, eine für Cavalerie und Artillerie, beide aber ſehr baufällig ; dazu das Ge

dränge furchtbar, Fuhrwerke , Reiter und Fußvolt drückten und ſchoben fidy wild durch einander , ſchließlich mußte auch die allein für Infanterie beſtimmte Brücke Reiter und Geſchüße tragen . Das bei war Niemand da , der Ordnung ſchaffte, bis endlich der ver wundete Marſchall Ney von ſeinem Wagen aus das Commando Hatte man die Brücke glücklich paſſirt, ſo führte die ſchmale Straße , welche zu durcyzieben war , durch ein Haus ;

fülrte .

welch ein Drängen und welche Verwirrung ſolch enges Defile her

396

beiführte, läßt ſich denken *). Da ein Theil der Armee möglicher

weiſe ſeinen Weg über Laucha nehmen konnte , mußte Graf Fran quement einer Aufforderung Ney's zu Folge gegen dieſes Städchen etwa 100 Mann detaciren, die aber in den Ort ſelbſt, der ſchon

von Rojacen beſegt war, nicht mehr gelangen konnten und daber auf balbem Wege ſtehen blieben . Die Zumuthung eines franzöſiſchen Generals, dann auch noch gegen Köjen vorzurücken , ſchlug er

dagegen ab. Doch ſcheint man Patrouillen dorthin entſendet zu haben , die mit dem Feinde zuſammen ſtießen, wenigſtens finden wir angegeben , daß ein Jäger Schneider des Regiments Louis bei Röjen durch einen Säbelhieb an der Hand verwundet wurde. Den 21. wurde um 5 Uhr Morgens aufgebrochen . Im den

fortgeſeßten Rückzug gegen Köjen zu decken , nahm das 4te Corps bei Auerſtädt Stellung , wo ſich alsbald ein lebhaftes Gefecht mit dem von dorther vordringenden Feind entſpann. Während dieſes im vollen Gange war, erhielt aber 6.- . Graf Franquemont von Bertrand den Befehl, mit dem Wagenpark des 4ten Corps voraus nach Buttelſtedt und folgenden Tags nach Erfurt zu marſchiren. Man traute den deutſchen Bundestruppen franzöſiſcher Seits nicht mehr, deshalb ertheilte man ihnen derartige Aufträge. Unterwegs beunruhigten die lange Wagenkolonne wohl einzelne Roſacen , dieſe wurden aber ohne große Mühe abgewieſen . Buttelſtedt ſelbſt erreichte

man jedoch nicht mehr, ſondern übernachtete in Nermsdorf, wo man Abends 9 Uhr eintraf.

Den 22. rückte Franquemont, dem erhaltenen Befehl folgend, in der Richtung auf Erfurt weiter. Ebe er aber die Stadt erreichte, er hielt er die Ordre vom dortigen Gouverneur, mit dem Park die ſelbe nicht zu betreten, ſondern zu warten, bis man einen Plaß zum Auffahren anweiſe. Dieſe Anweiſung erfolgte aber nicht, ſo daß man ſchließlich bei dem Dorfe Gispersleben unweit Erfurt bi vuakirte .

Obgleich der vom Grafen Bertrand ertheilte Marſchbefehl nur bis Erfurtlautete, und eine weitere Verfügung nicht eintraf, ſchloß ſich folgenden Tages, den 23., Graf Franquemont mit ſeinem Park Doch an einen Zug Neſervewagen der Garde an , der nach Fulda beſtimmt war und erreichte heute das bei Gotha gelegenen Tüttleben. * ) Die Nachrichten, ob der llebergang über die Unſtrut durch die Württemberger am 20. oder 21. ſtattfand , ſind widerſprechend , vielleicht fand er an beiden Tagen ſtatt.

397

Die Lage, in der Graf Franquemont ſich befand, war eine außerordentlich ſchwierige und wurde es von Tag zu Tag mehr; je weiter der Rückzug der franzöſiſchen Armee fortgeſeßt wurde und je näher man dabei der deutſchen Weſtgrenze fam. Von den Unter handlungen, welche unterdeß von Seiner Majeſtät dem König mit Rußland, Preußen und Deſterreich angeknüpft waren und auf die wir ſpäter zurücfommen, ſcheint Franquemont um dieſe Zeit nicht

viel mehr als eine dunkele Runde gehabt zu haben. Nun aber, als die Situation am allerfritiſchſten ſich geſtaltete , empfing er , aller

Wahrſcheinlichkeit nach, endlich – eine willkommene Hülfe – In ſtruktionen aus dem Königreiche, die ihn über den ferner einzu ſchlagenden Weg ins Klare ſegten .

Dieſe Inſtruktionen ſcheinen ihn in Tüttleben erreicht zu haben , wenigſtens ſendete er von dort aus den Lieutenant von Kaußler mit einem Schreiben an Berthier , worin er die Erlaubniß nach

ſuchte, die ſchwachen Reſte der Diviſion nach Württemberg zurück zu führen .

Berthier wies den Ueberbringer des Briefes an den Diviſions: General Graf Bertrand und von dieſem empfing darauf Franquemont wahrſcheinlich nicht vor dem 26. - folgende Abſchiedezeilen, welche wohl den legten Zweifel über das , was er zu thun habe, beſiegten. Monsieur le lieutenant- général!

Les équipages sont aujourd'hui trop éloignés de l'armée, pour que je puisse diriger leur marche, je les confie donc à votre loyauté et à votre sagesse, con duisez les comme vous le jugerez convenable, conservez les, je vous laisse carte blanche.

Le général Wolf avec la cavalerie Westphalienne suivra les bagages et prendra vos ordres. Quelques soient les événements , je conserverai monsieur le lieutenant- général bon souvenir des rapports que j'ai eu avec vous, j'espère que

vous rendrez justice aux sentiments, qui m'ont toujours dirigé. Je n'ai point voulu prendre la liberté d'écrire au roi sans en avoir obtenu la permission,

j'aurai l'honneur de lui adresser un resumé des operations d'une campagne qui a fait honneur à ses armes.

Je vous prie de me rappeller au souvenir de vos officiers et d'agréer les sentiments de haute considération avec les - quels j'ai l'honneur d'être Monsieur le lieutenant-général de votre Excellence le très humble et très obéissant serviteur

Erfurt, le 24. Octobre 1813.

Comte Bertrand.

398

Zugleich mit dieſem Schreiben ließ Graf Bertrand diejenigen Württemberger, welche ſich noch als Ordonnanzen bei ihm und bei der Diviſion Morand beſtanden , darunter den Jäger föbler des Regiments Herzog Louis, reichlich beſchenkt, bei ihrer Diviſion wieder einrücken .

Am 24. war man unterdeſſen nach Rothenhof , bei Eiſenach, am 25. nach Vacha an der Werra marichirt, am 26. wurde Mar

bacı bei Fulda erreicht. Alle dieſe Märſche dauerten wegen der ſchlechten Wege , wegen der elenden Beſpannung der franzöſiſchen Fubrwerke, die man noch immer eskortirte und wegen der grenzen

loſen Unordnung, welche unter der Partcolonne herrſchte, vom frü ben Morgen bis in die ſpäte Nacht .

Trennung von der franzöſiſchen Armee und liückmarſch ins Königreich. 27. - 31. Oktober.

Der 27. Oktober war der Tag , welcher das württembergiſche Truppen -Corps von der franzöſiſchen Armee, deren Sache man acht

Jahre lang angehangen, auf immer trennte. In der Frühe durch Fulda marſcirend , zog man noch bis zu dem Punkt mit den an weſenden franzöjiſchen Truppen weiter, wo ſich die Straßen nach Frankfurt und Würzburg ſcheiden . Dort übergab 6.- 2. Graf Fran

quemont den Park einem franzöſiſchen Oberſt -Lieutenant, der mit einer Voltigeur - Compagnie des 4ten Armee -Corps zur Stelle war ; veränderte darauf die Direktion links und — zog der Heimath zu, ſein kleines Häuflein in der ihm eignen ſoldatiſch - Derben Weiſe von dem Wechſel ihres Schickſals in Kenntniß jeßend. Kaum war

die neue Richtung eingeſchlagen , als die Avantgarde der Marſch colonne : das Regiment Couis an einer Waldecke auf einen Ko ſackenhaufen ſtieß , der ſich um ein Feuer gelagert hatte und gleich darauf von dem ruſſiſchen Stojackenführer , General Raiſſarow und dem öſterreichiſchen Oberſt Menzdorf angehalten wurde , die Aus kunft über die Richtung und den Zweck des Marſches verlangten. Nachdem ihnen ſolche ertheilt, ließ man die Württemberger ziehen, welche dann noch bis Rothen bei Brüdenau marſcirten. In der Nacht vom 28. zum 29. aber, nachdem man in Hammelburg eingetrof

fen war, kam ein Brief vom General- Stabs-Chef des ruſſiſchen Ge nerals Orlow - Deniſſow , der den württembergiſchen Anführer zu einer

Beſprechung einluid. Dieſe fand am 29. in Brückenau ſtatt. Den ruſſiſchen Generalen waren , nachdem man die Württemberger hatte

399

ziehen laſſen , hintendrein allerlei Strupel aufgeſtiegen , man ver: langte vom Grafen Franquemont, er ſolle mit ſeinen Truppen ſtehen bleiben, glaubte, es nicht verantworten zu können , wenn man ihm erlaube, daß er weiter marſchire, ohne eigentlich zu wiſſen , ob er Freund oder Feind ſei . Franquemont ſah ſich darauf ge nöthigt , einen Difizier ins rujliſch -preußiſche Huaptquartier zu

ſchicken, mit der beſtimmten Erklärung, daß er die Sache Frank reichs verlaſſen habe und auf ſeinem Rückmarſd) ins Königreich begriffen ſei. Das ſcheint dann genügt zu haben und der Marſch wurde am 29. nach Karlſtadt fortgeſetzt.

Von hier aus erließ G. L. Graf Franquemont folgende An ſprache an denjenigen Theil ſeiner Truppen , welchen er nunmehr nach einem faſt ſiebenmonatlichen Feldzuge wieder über die vater ländiſche Grenze zurückführte: Soldaten !

Noch ehe wir den vaterländiſchen Boden betreten, muß ich mit eud, reden : Die Gefechte bei Holbeck, bei Euper, bei Jüterbogt, bei Bleddin , wenn gleich nicht immer glüdlich , haben der Welt eure Tapferkeit bewieſen. Seit zwei Monaten habt ihr namenloſes Ungemach erduldet. Hunger, fatiguante Märſche, üble Witterung haben ſich gegen euch verſchworen ; der meiſt unfreundliche Himmel gewährte nur ſchlechtes Obdach; mit Mühe habt ihr eure idywachen Körper durch Sand und Mo räſte geſchleppt; ihr habt alles ertragen , alles erduldet.

Wenn andere Truppen aus

Viangel an Ordnung ſich vor jedem einzelnen feindlichen Reiter fürchten mußten , flöß tet ihr geſchloſſen dem Feinde Ehrfurcht ein , ihr habt keinen Affront von feindlichen Streifcorps erlitten. Der König und das Vaterland freuen ſich eurer Rettung. Sie danken euch für

euer männlidies Betragen ; ihr fönnt getroſt jedermann ſagen , den beſchwerlichſten aller Feldzüge ſtandhaft ertragen zu haben * ). Die größte Belohnung trägt jeder in ſich

jelbſt, nämlich das Bewußtſein, ſeine Pflicht gegen König und Vaterland in den ſchwie rigſten Ilmſtänden erfüllt zu haben. Karlsſtadt, den 29. Oktober 1813. General - Lieutenant

Corps - Commandant Graf Franqnemont.

Dann ging es am 30. nach Biſchofsheim und am 31. endlich überſchritt die Colonne die württembergiſche Grenze und wurde in und bei Mergentheim einquartiert.

Nach einem Ausrück - Rapport von dieſem Tage hatte das Corps mit Einſchluß deſſen , was an Ordonnanzen , Verſprengten x . von *) Graf Franquemont hatte den Feldzug von 1812 nicht mitgemacht.

400

der Brigade Normann ſeit der Leipziger Schlacht demſelben zu gewachſen war, folgende Ausrück - Stärke : Unter Non

Rent :

Zug

Offiziere , effig . u . com

cm . batt .sferde.rfrde.

Cav. Reg. Nr.I, Chevauleg. Prinz Adam 3 Nr . II, Leib - Chevaulegers Nr.III, Jäger Herzog Louis . 4 11

.

11

Nr. IV , Jäger König .

.

Artillerie .

3

1tes combinirtes Infanterie - Bataillon 2tes

.

10 12

897 60 3

72 40

82 32

4 4

76 30

8

108

6

31

57

461 18 268 24

6

16 16

Zuſammen 32 1100 66 249 103

Die vier Offiziere des Regiments Herzog Louis waren, wie ſchon früber erivähnt : Major von Reinhardt , Seconde- Lieutenants von Greb

ner, König , Niethammer. Das Regiment hatte bei dem oben angeführten ausrückenden Stand einen wirklichen von 100 Mann und 81 Pferden, mit dem es in Wadybach einquartiert wurde. Doch ſcheint man daſelbſt

nur einen Tag geblieben zu ſein , da am 6. November die Reſte dieſer 4 Regimenter ſchon in Ludwigsburg eintrafen. Wir ſind damit wiederum an einem bedeutenden Abſchnitt in

der Geſchichte unſeres Regimentes angekommen. Die hier genannten

leşten 100 Mann und 84 Pferde desſelben ſollten nach Beendigung einer der ernſteſten und ſchwierigſten Perioden , nach der Rückkehr aus dem Feldzuge , deſſen Erinnerung der Lichtpunkte ſo gar we nige, der bitteren, ſchwarzen Stunden ſo unzählige enthielt, ferner

hin nicht mehr in den Reihen der Louisjäger fortdienen. Die ſämmtlichen aus dem Felde wieder eingetroffenen Cavalerie-Regi menter mußten, wie nach der Rückkehr aus dem Feldzuge von 1812, neu organiſirt werden. Dies war bei dem Regimente Herzog Louis ſchon zur Ausführung gebracht, ebe jene legten Ueberbleibſel von Leipzig anlangten , und ſo kam es denn , daß dieſe nunnebr

dem Regiment Prinz Adam , welches ſeiner Reorganiſirung noch 1

entgegen faby, einverleibt wurden.

-

401

II. Der Feldzug von 1813 gegen Frankreich. Mobilmachung des Truppen - Corps unter General-Major von Wals leben . Wiedererrichtung des Regimentes.

Schon am 15. Oktober wurden die Generale von Beulw it und von Neuffer von Stuttgart abgeſendet , um im Auftrage Seiner Majeſtät des Königs, der entſchloſſen war , dem

Bündniß mit Napoleon zu entſagen , Unterhandlungen mit den alliirten Mächten , behuis Abidließung einer Konvention , anzu

knüpfen. In ihrer Miſſion begriffen , ſtießen die beiden Bevoll mächtigten auf das Corps des bayeriſchen Generals Grafen Wrede. Dieſer war , nach dem Bayern am 8. Oktober ſchon ein Bündniß mit Deſterreich abgeſchloſſen hatte, am 20. an der württembergiſchen

Grenze erſchienen, welche durch ein württembergiſches Obſervations Corps gedeckt wurde. Da die Bevollmächtigten Württembergs den Befehl hatten, nur mit Preußen , Rußland oder Deſterreich zu unter :

handeln, ſo trat durch die Dazwiſchenkunft Wrede's momentan eine Stockung in der Ausführung der Aufträge jener Abgeſandten ein . Darauf erhielt der Miniſter Graf Zeppelin in der Nacht des 22.

wahrſcheinlich bevor man in Stuttgart den Ausgang der Leip ziger Schlacht fannte – den Befehl , ins öſterreichiſche Hauptquar tier abzureiſen und auf dieſes hin kam dann am 2. November der Allianzvertrag von Fulda zwiſchen Württemberg und Deſterreich zu Stande , dem nach einander die übrigen verbündeten Mächte eben falls beitraten.

Ebe jedoch dieſer Trattat unterzeichnet war, befahl Seine Ma jeſtät unter dem 24. Oktober die Ausrüſtung von 1 Cavalerie- , 2 Infanterie - Regimentern, 2 leichten Compagnien und 1 Fußbatterie zum ſofortigen Abmarſch in's Feld , „ und haben Seine Majeſtät biezu das neuformirte Cavalerie - Depot - Regiment , welches aus den 4 berittenen Escadrons der Regimenter Nr. I und III zu 125 Pferden per Escadron formirt, den Namen Nr. III erhal ten ſoll , deſſen Uniform und Armatur , auch Equipi .

rung alle + Escadrons erhalten und von Oberſt von Mün ch ingen commandirt wird ;

das Infanterie - Regiment Nr. 8 ; ferner ein aus ſämmtlichen Land -Bataillons und den klein 26

402

ſten Leuten der Regimenter Nr. 3 und 5 neu zu formirendes

Linien - Infanterie- Regiment, welches Nr. 4 heißen ſoll; die zwei leichten Compagnien unter Major von Landen : berger und endlicy

die Fuß- Batterie von Distau zu dieſem Zwed be ſtimmt."

Dieſe Truppen ſollten ſo raſch ausgerüſtet werden, daß ſie uns febibar am 26. marſchiren tönnten ; dem General - Major von Walsleben wurde das Commando über dieſelben anvertraut. Das Depot- Regiment war - Anfangs nur zu zwei Schwadro

nen formirt, deren eine der mittlerweile wieder geneſene Stabs Nittmeiſter von Nagel führte – ſchon zu Ende Auguſt zu dem Corps geſtoßen , welches um dieſe Zeit unter 6.-L. von Woell

warth zur Deckung der Grenze zuſammengezogen wurde . Durch die allmälig aus dem Felde zurückkehrenden Offiziere und Mann ſchaften der Regimenter Nr. I und III , namentlich des leşteren, verſtärkt, wurde es nach und nach auf den oben bezeichneten Stand completirt. Am 9. Oktober erhielt unter anderen der am 4. des:

ſelben Monats mit 122 Jägern aus Sachſen zurückgekehrte Sec. Lieut. von Hardt den Befehl, zu dem bei Künzelsau befindlichen Depot-Regiment zu ſtoßen ; am 25. Oktober wurde die legte Hand an die Formation des neuerrichteten Regiments þerzog Louis gelegt und am 26. marſcirte es , wie befohlen , ſchon wieder ins

Feld. Mit derſelben erſtaunlichen Schnelligkeit, mit der das Re giment im Frühjahr 1813 neu erſtand , mit eben derſelben war es

auch jeßt wieder in wenigen Tagen aus den kaum erſt loſe zuſammen gefügten Gliedern aufgerichtet, um ſofort als erſte ſchlagfertige Truppe gegen den Feind zu maridiren.

Das Corps , welches zunächſt in die Reihen der Verbündeten zu treten beſtimmt war, hatte folgende Stärke : Sommandirender General : General-Major von Walsleben.

Chef des Stabes : Major von Klinkow ſtr öm .

Ordonnanz-Offizier : Sec .-Lieut. von Schaich.

103

Zuſammen Stab :

20 Mann .

13 Pferde .

Infanterie-Regiment Nr. 4 ( Oberſt- Lieut. von Imhoff.)

: 1434

.

16

Infanterie- Regiment Nr. 8 (Oberſt von 1434 Kellenbad) Leichte Infanterie- Abtheilung, 2 Compag 353 nien ( Maj. von Landenberger )

16 11

8

11

Fuß-Batterie, 4 ſechspfündige Kanonen , 2 ſiebenpfündige Haubigen ( Hauptm . von Diskau)

.

Cavalerie- Regiment Nr. III , Jäger Her-. jog Louis (Ob . von Münchingen ) Zuſammen : 4 "/ Bataillone , 4 Schwa: dronen, 6 Geſcyüße

.

128

56

573

519

= 3942 Mann. 628 Pferde.

Das Offizier- Corps, mit dem das Regiment Herzog Louis ausmarſchirte, war folgendes : Commandeur : Oberſt von Münchingen .

Stabsoffizier: Major von Seidenberger. Adjutant : Sec.-Lieut. von Braunmüller. Major von Baſſewiß.

Stabs-Rittm. von Nagel. 11

von Raßler.

Prem . -Lieut. von Siegel . von Rapif. von Boſe.

Sec.-Lieut. Kaş maier. Il 11

11

von Hardt.

Bürger. Aug. Find h. Baptiſt Endre 8 . rober . Bud .

11

Hezel . von Ungelter.

Auditor Piſtorius.

Reg.- Quartiermſtr. Bec *). * ) An ſeine Stelle trat bald darauf wieder der bisherige Reg.- Quartmſtr. Brecht, während Bed, wenn wir nicht irren, zum Inf.-Regim . Nr. 7 verſegt wurde. 26 *

404

Regiments - Arzt. Neller.

Thier -Arzt Schillich. Stabs - Rittm . von Raßler ; Prem . - Lieut . von Siegel und von Boje ; Sec. - Lieut. von Braunmüller, Bürger, Finch, Endres, Rober , Buck und Ungelter, Regimentsarzt Keller und Thierarzt Schallich wurden ſämmtlic) am 25. Ottober vom Chevauleger

Neg. Prinz Adam , vom Leib - Chevauleger - Reg. und vom Cavalerie Depot zu den Louisjägern verſekt. Lieut . von Ungelter mußte auf einige Zeit noch trant im Königreich zurückbleiben und rückte erſt am 10. Dezember beim Regiment ein .

Wir begegnen unter obigen Namen manchem alten Bekannten wieder, der dem Regiment ſchon bei vielen Gelegenheiten, in Noth

und Gefahr, in guten und böſen Tagen voran geleuchtet hatte, Männern, die gewohnt waren, ruhigen Blides dem Tod ins Ange ſicht zu ſchauen. Unter ſolchen Führern , denen in Kurzem noch mehrere der alten Louisjäger ſich anreihen ſollten , die den Zuwachs

von jüngeren Kameraden gar bald auf die richtige Bahn zu leiten wußten und es verſtanden, auch in ihnen den Geiſt zu erweden,

der im Regimente ſtets geherrſcht hatte , unter ſolchen Führern, ſagen wir, mußte die jeßt zum dritten Male errichtete Truppe nach Ablauf von wenig Monaten wieder im glänzendſten Lichte echt ſoldaticher Tugenden daſtehen . Und, wir iceuen uns nicht

es auszuſprechen , das Regiment verdiente mit allem Recht den Namen einer Muſtertruppe .

Beſonders günſtig war dem

nädyſten noch hie und da nothwendigen Ausfeilen in der ſeit dem Frühjahr betriebenen Abrichtung, *) dem nothwendigen Ineinander fügen der zum Theil neuen und fremden Elemente , der Umſtand, daß die Thätigkeit des Regiments in den nächſten beiden Monaten

es erlaubte, den legten Guß ſeiner kriegeriſchen Ausbildung zu bewerkſtelligen.

Abmarſch ins Feld. Operationen während und unmittelbar nach der Schlacht bei Hanau . 26. Oktober - 10. November

Am 26. Oktober, dem Tage, an welchem das Franquemont’idhe Corps zum leşten Male noch im Verein mit franzöſiſchen Truppen *) Das Regiment beſtand, wie wir oben bemerkt, a118 den im Frühjahr einge ſtellten Depotmannſchaften und alten aus dem Felde zurückgekehrten erprobten Leuten .

405

ſeine Rückzugsbewegung fortſette , marſchirte , wie erwähnt , das Corps des G. M. von Walsleben aus der Gegend von Lud wigsburg bis in die Nähe von Heilbronn, das Regiment Herzog Louis kam nach Sontheim und Konkurrenz ; am 27. nach Möd =

mühl, Regiment Louis nach Roigheim u . Am 28. wurde die württembergiſche Grenze überſchritten und auf der Straße nach Aſchaffenburg , bis Buchen , Regiment Louis nach Hainſtadt, marſcirt.

Der General von Walsleben hatte die Ordre , zu demſelben

bayeriſch - öſterreichiſchen Heere zu ſtoßen, welches unter Wrede die

württembergiſche Grenze berührt hatte und darauf auf Würzburg , das bombardirt und am 26. von der franzöſiſchen Beſatung über

geben wurde , gezogen war. Ein Theil dieſer Armee Die 3te bayeriſche Diviſion , die 2te öſterreichiſche des Corps F.-M.-L. Baron Fresnel , bayeriſche und öſterreichiſche Reiter-Brigaden – war gleichzeitig auf Aſchaffenburg marſchirt. Dorthin ſollte auch G.-M. von Walsleben

ſein Truppen- Corps dirigiren , mit der

Weiſung, am 30. Oktober in Aſchaffenburg einzutreffen, um unter die Befehle des, die genannte 2te öſterreichiſche Infanterie- Diviſion commandirenden F.-M.-L. Baron Trautenberg zu treten . Am 29. rückte ſomit Walsleben bis Wörth, Reg. Louis mit

den beiden leichten Compagnien als Avantgarde nach Obernburg und Groß -Wallſtadt – alles hart am linken Mainufer gelegen vor. In dieſer Stellung traf der württembergiſche Flügel- Adjutant, Major von Moltke, aus dem Hauptquartier Wrede's, wobin er commandirt war, mit dem Befehl für den 6.-M. von Walsleben ein, ſich gegen Frankfurt in Marſch zu ſeßen, ſich Sachſenhauſen's und womöglich Frankfurt's jelbſt zu bemächtigen ; wäre aber der in der Stadt befindliche Feind zu ſtart , um ihn daraus zu ver treiben , ſo ſollte Walsleben vor Sachſenhauſen ein Bivuak beziehen und, weitere Befehle erwartend, die Kommunikation mit dem lin

ten Flügel der bei Hanau aufgeſtellten Armee Wrede's auf dem linken Mainufer herſtellen . Um der heranziehenden franzöfiſchen Armee die Rückzugsſtraße zu verlegen, war nämlich Wrede mit dem Gros ſeines Heeres auf Hanau

marſchirt ; dort hatten geſtern und heute ſchon Gefechte mit der fran zöſiſchen Vorbut ſtattgefunden, deren Gros nunmehr diesſeits Geln

hauſen ſtand. Das Hauptquartier Wrede’s war in Hanau .

406

30. und 31. Oftober. ( Schlacht bei Hana u .)

In der Frübe des 30. ſepte ſich das Corps Walsleben's dem erhaltenen Befehl zu Folge in Marſch. In Seligenſtadt, drei Mei len diesſeits Frankfurt angekommen , erfuhr man , daß der Feind

ſchon heute Morgen um 5 Uhr legtere Stadt geräumt habe . Wäh rend nunmehr, nach Zurücklegung von 4 % Meilen, (ſoviel beträgt die Entfernung von Wörth bis Seligenſtadt) abgefüttert wurde, traf ein Adjutant Wrede's mit dem Befehl ein, ſofort nach dem 2 Meilen entfernten Aſchaffenburg umzukehren und dort die Main brücke für den Fall eines Angriffes bis aufs Aeußerſte zu ver theidigen .

Nach der Ankunft in Aſchaffenburg, die erſt gegen Abend er folgt ſein wird, wurden alle Maßregeln getroffen, um dem erhal tenen Befehl zu entſprechen . Eine Escadron des Regiments Louis wurde vor dem Karlsthor aufgeſtellt und ſchob Vedetten und Ba trouillen in der Richtung gegen Hanau vor ; jedes der fünf Stadt thore wurde durch eine Compagnie beſegt ; die Batterie ſtand rechts und links der Mainbrücke auf dem linken Ufer ; zu ihrer Dedung war ein württembergiſches und ein bayeriſches Bataillon daneben auf geſtellt, der Reſt der Infanterie als Reſerve in der Stadt ; die 3

noch übrigen Schwadronen des Regiments bivuatirten vor dem Aſchaffenburger Schloß.

Unterdeſſen hatte der Kampf bei Hanau ſchon Morgens 8 Uhr begonnen – der Kanonendonner dröhnte ununterbrochen bis zu den im Marſch begriffenen Württembergern hinüber - und endete damit, daß Napoleon den Durd bruch auf der ihm verlegten Rüd= zugsſtraße erzwang und Wrede genöthigt wurde, auszuweichen .

Bis zum Mittag des 31. blieb das württembergiſche Corps in der geſtrigen Stellung, als ein Ordonnanz- Offizier Wrede's , der

Major Prinz von Hohenzollern -Hechingen, den Befehl überbrachte, das Gros des Corps auf das linke Mainufer (Aichaffenburg liegt bekanntlich auf dem rechten Ufer) zurück zu ziehen.

Darauf hin

bezogen die beiden Linien - Infanterie - Regimenter ein Bivuak auf dem linken Ufer , die leichte Infanterie nahe an der Brücke, die Batterie behielt ihre bisherige Poſition und das Regiment Herzog Louis wurde hinter das Infanterie - Bivuak in das Dorf Leider verlegt. Die Stadtausgänge auf dem rechten Ufer blieben durch Infanterie- und Cavalerie - Bifets beſett .

Ein

Gefangenen

Transport von 2 Generälen und 4000 Mann, welcher in Aſchaffen burg eintraf , mußte heute durch 3 bayeriſche Compagnien und

407

1 Offizier , Sec.-Lieut. Bud , mit 25 Pferden des Regiments Louis nach Darmſtadt eskortirt werden , wo er beſſen -Darmſtädtiſchen

Truppen zur Weiterbeförderung übergeben wurde. Napoleon zog ' mittlerweile auf der Straße gegen Frankfurt weiter ; das Gefecht bei Hanau , aufs Neue entbrannt, endete mit der Erſtürmung der Stadt durch die bayeriſch -öſterreichiſchen Truppen, an deren Spike Graf Wrede verwundet wurde. Der öſterreichiſche F.-M.-L. Baron Fresnel übernahm darauf den Oberbefehl.

Den 1. November blieb das Corps Walsleben's ſtehen , den

2. wurde in der Richtung von Frankfurt vorgerückt, wo man am 3. eintreſſen ſollte. Als aber am Abend des 2. das Corps bis Seligenſtadt, Louis nach Bieber, marſcirt war, erreichte dasjelbe dort die Ordre, bis auf Weiteres ſtehen zu bleiben , da in Franf furt alles überfüllt und dadurch großer Subſiſtenzmangel eingetreten 1

war .

So verweilte man denn am 3. und 4. in Seligenſtadt,

Bieber u . ſ . w .; verlegte darauf am 5. das Stabsquartier itach Dieburg , das Reg. Herzog Louis nach Gundernhauſen , blieb bier am 6. ſtehen , während G.-M. von Walsleben ſein Quartier in Reinbeim nahm und der General der Cavalerie Baron Fri mont anſtatt des F.-M.-L. v . Fresnel das Corps- Commando antrat.

Am 7. veränderte unſer Regiment wieder ſein Cantonnement und rückte nach Spachbrücken , am 8. blieb es dort , ging dagegen am 9. mit den beiden leichten Compagnien nach Ober - Ramſtadt, um ſolches auch am 10. beſeßt zu halten . Alle dieſe Orte liegen dicht bei einander, 1 – 2 Meilen von Darmſtadt entfernt.

Um dieſe Zeit trafen das Regiment folgende Veränderungen : Durch allerhöchſte Ordre vom 8. November wurde eine ver

änderte Benennung der Cavalerie -Regimenter verfügt und zwar er hielt das bisherige Cavalerie- Regiment Nr. I Chevauleger Prinz Adam , den Namen :

Cavalerie-Regiment Nr. I Leib- Chevauleger ; das Cavalerie - Regiment Nr. III Jäger Herzog Louis, erhielt die Nr. II ; das Cavalerie- Regiment Nr. V Dragoner Kronprinz, erhielt die Nummer III ;

aus der Mannſchaft der aufgelöſten Regimenter Nr. II , Leib -Eye vauleger und Nr. IV Jäger König, wurden neu errichtet:

408

Cavalerie-Regiment Nr. IV Jäger Prinz Adam und Nr. V Jäger * ). 11

Ferner wurden unter dem 9. November Stabs - Rittmeiſter von Nagel zum wirklichen Rittmeiſter

und Escadrons -Chef im Regiment; Prem .-Lieut. Graf Graeveniß des Regiments zum Stabs Rittmeiſter beim Leib - Cavalerie - Regiment ernannt. Marſd) ins tiheinthal und Beobadytung desſelben . 6. Dezember .

11. November

Das Truppen - Corps Walsleben's wurde am

11. November

der Diviſion des F.-M.-L. von Spleny des Frimo nt'ſchen Corps zugetheilt, welches folgende Eintheilung batte : Diviſion des FM.-L. von Fresnel Bat . 12 Escadr . F.-M.-L. von

Trau 7

tenberg F.-M.-L. von Spleny :

Brigade Oberſt Fickweiler Reg. Szekler- Huſaren Kneſewich -Dragoner Liechtenſtein -Nüraſſiere Brigade G.-M. von Walsleben Zuſammen :

11

II

11

4





II

6 6 4

11

Il

4

22į Bat. 32 Escadr.

An demſelben 11. November ſeşte ſich die Diviſion Spleny in

Marſch, um andere Kantonirungsquartiere zu beziehen ; und zwar wurde heute nach Weinheim (Stab v. Reg. Louis nach Groß Sachſen) gerückt. Am 12. ging der Marſch über Heidelberg nach Wieslochy, Louis nach Leimen ; 13. nach Durlach , Louis Berga

hauſen ; 14. nach Ettlingen , Louis nach Malſch und Muggenſturm ; 15. nach Baden -Baden , Louis nach Sinzheim . Am 16. ſollte Raſttag ſein, da aber Sinzbeim und Dos (wo das 2te Bat. von

Nr. 4) geräumt werden mußten, hatte unſer Regiment auch heute zu marſchiren ; indem es mit jenem Bataillon nach Gernsbach ver

legt wurde. Hier blieb man am 17. ſteben. * ) Bei der Zufanterie erhielt das Regiment Nr. 1 (früher Prinz Paul) den Na men l'eib - Juifanterie-Regiment, das unter Walsleben ausmarſcirte Regiment Nr. 8 erhielt die Nummer 7 ; das 2te Depotbataillon wurde Regiment Nr. 8.

409

Dieſe Märſche fanden zur Zeit der Frankfurter Verhandlun

gen ſtatt, wo die ſtark vertretene Friedenspartei ſich bemühte , mit Napoleon, der unterdeß (2. November) über den Rhein zurück ge wichen war, über die Bedingungen einer friedlichen Löſung ſich zu verſtändigen, ſtatt, wie die Kriegspartei - an ihrer Spige Gnei fenau, Stein - forderte , ſofort über den Rhein zu folgen , um wahrſcheinlich, faſt gleichzeitig , mit den franzöſiichen Heerestrüm mern vor Paris einzutreffen.

Glücklicherweiſe ging der franzöſiſche Staiſer auf die ihm ge ſtellten Bedingungen nicht ein, die ihm wahrſcheinlich einen Frie den mit der Rheingränze verſchafft haben würden. Er konnte fich in ſeinem Stolz nicht ſoviel beugen, um ſelbſt nach dieſem un glüdlichen Feldzuge von 1813 einige Opfer zu bringen ; die Rüſtun: gen ununterbrochen fortſegend, ſein nur noc) 70,000 Mann ſtarkes Heer durch erneuerte Rekrutenaushebungen nach Kräften verſtär kend, benußte er die angeknüpften Unterhandlungen nur, um Zeit zu gewinnen. Er hoffte ohne Zweifel bis zum Frühjahr noch ſeine Feinde mit leeren Redensarten hinzuhalten, aber ganz ſo gut ſollte es ihm nicht werden, denn ſelbſt den Friedliebendſten auf Seiten der

Adiirten gingen endlich die Augen auf in Betreff deſſen , was von Napoleon zu erwarten ſei und ſo entſchloß man ſich denn endlich, mit Beginn des neuen Jahres , über den Rhein zu geben und die neue Campagne, nun auf franzöſiſchem Boden, anzufangen . Bis zu dieſem Zeitpunkte beſchäftigte man ſich, mit Ausnahme Bülow's , der ſich vom Kronprinzen von Schweden getrennt hatte,

in Holland vordrang und dort noch vor Ablauf des Jahres glän zende Reſultate erkämpfte , vorzugsweiſe mit Ergänzung der aller dings durch den beendeten Feldzug ſehr geſchwächten und der Er holung bedürftigen Corps der Alliirten ; mit Organiſation und Herbeiziehung der neu zuwachſenden Abtheilungen der ehemaligen Rheinbundstruppen ; mit der Blokade und Belagerung der noch von Franzoſen belegten feſten Pläße im Innern und an den Grenzen Deutſchlands und mit der Beobachtung des Rheinufers. Legtere Aufgabe wurde auch dem Corps Frimont's zu Theil ,

das die Rheinſtrecke von Raſtatt bis Leutesheim unter gleichzeitiger Cernirung des vom Feind noch behaupteten Forts Kehl zu beſeten batte.

Am 18. November wurde dem zu Folge die Brigade Wals

leben nach Lichtenau (Stab ) und Rhein -Biſchoffsheim vorgeſchoben. Das Regiment Herzog Louis bezog mit dem Stab und der

410

Escadron Seidenberger Memprechtshofen, der Commandeur Escadron Muckenſchopf, der Escadron Baſiewiß Holzhauſen, der Escadron Nagel Hauſenried. Leştere aber wurde ſogleich nach Stöllhofen auf Vorpoſten geſendet und hatte von da aus detachirte Poſten von Helmlingen Rhein -abwärts in Grauelsbaum , Greffern, Söllingen, Hügelsheim , Iffezheim , Wintersdorf und Ottersdorf zu geben . In dieſer Vorpoſtenſtellung wurde die betreffende Schwadron jedesmal nach Verfluß von 48 Stunden abgelöſt und blieb die

Brigade bis zum 23. November in den bezogenen Quartieren ſtehen, in deren Rayon nur unſer Regiment in den legten zwei Tagen nach Alt- Freiſtett verlegt wurde.

Am 24. November marſchirte die Brigade Walsleben nach Renchen, um der öſterreichiſchen Brigade Mengen in Lichtenau 2 . !

Plaß zu machen. Unſer Regiment bezog , nachdem ſeine Poſten durch die Deſterreicher abgelöſt waren , mit zwei Schwadronen Men

chen , während die beiden anderen nad Dehnsbach und Mösbach verlegt wurden . Den 27. wurden die beiden legteren Orte geräumt und dagegen Ulm und Erlach als Cantonnement bezogen und dieſe Quartiere bis zum 6. Dezember beibehalten. Während dieſer Zeit , die in ziemlicher Rube verbracht wurde, traf - am 2. Dezember - Rittmeiſter von Stetten des Garde

Regiments zu Pferde ein, um auf allerhöchſten Befehl alle trächtigen Stuten und maroden Pferde des Regiments Herzog Louis zu

viſitiren und ſofort zum Umtauſch nach Ludwigsburg zu ſchicken. Es wurden nach vorgenommener Viſitation dann am 7.6 trächtige und 32 marode Pferde unter Führung des franken Adjutanten , Lieute . von Braunmüller und des Thierarztes Schallich ,

ins Königreich inſtradirt. Ein Depot des Regiments , welches in Haslach und ſpäter in Hammerſtein beſtanden hatte, wurde dadurch momentan wieder aufgelöſt. Slokade von Kehl.

8. -- 25. Dezember und lekte Bewegungen in

Feldzuge 1813.

Am 7. Dezember Abends erhielt die Brigade Walsleben , bei der am 27. November 6.-M. von Stockmayer zur Ueber nahme des Commandos über die Infanterie , am 29. zwei weitere

leichyte Compagnien eingetroffen waren , die nun mit den ſchon bei der Brigade anweſenden das erſte Bataillon des Regiments Nr. 10

411

leichte Infanterie formirten , den Befehl, noch am Abend ab

zumarſchiren, um die Blokadetruppen vor Kehl abzulöſen. Um 11 Uhr Abends wurde daber aufgebrochen und die Ablö

ſung noch in derſelben Nacht ausgeführt . Da aber die Brigade zu ſchwach war, um nach Zurüdbehalten einer nennenswerthen Reſerve alle Poſten einzunehmen , die von denjenigen Abtheilungen bejeßt 1

waren , welche man abgelöſt hatte, ſo befahl Frimont auf darüber gemachte Vorſtellungen , vorläufig den Plat nur zu beobachten , in die erſte Circumvallations - Linie nur 1200 Mann vorzuſchieben, alles Andere aber als Reſerve in Gtartsweier, Kork und Willſtedt auf zuſtellen . Am 9. Dezember ließ er dann noch den öſterreichiſchen

G.-M. von Bach mit dem Inf.-Reg. Jordis (+ Bat. ) und 1 Batterie zur Verſtärkung nachrücken ; 2 Escadrons E.-H. Joſef- Huſaren und 2 Esc . bayeriſche Chevaulegers waren ſchon bei der Ablöſung zu rückgeblieben , um durch ihre fortgeſeşte Anweſenheit auf Vorpoſten dem Feind ſo lange wie möglich die vorgenommene Ablöſung zu verbeimlichen.

Die Stellung vor Kehl, auf beiden Kinzigufern genommen , war darauf folgende :

Rechtes Kinzig ufer. Vorpoſten :

Leutesheim : Escadron Seidenberger vom Reg. Herzog Louis

- Comp. 1 Ese. --- Geſch.

beobachtet den Rhein , abwärts bis

Diersheim . Auenheim : 1 Comp. Lin.- Inf.,

Comp. 1/2

leichte Inf. , 1 Zug R. K. Huſ . . Auenheimer Mühle : 1 Comp. Lin .- Inf.,

% leichte Inf., 1 Zug K. N. Huj.. 14/ , Neumühl: 2 Comp. Lin .- Inf., %, leichte • Inf., %, Esc. K. K. Huſ., 2 Geſch. 24/2 ,

1/4 1

!/

1

11

2

Repli's : !1

1

Bodersweier : 1 Esc . M. K. Huſaren

Nork : 4 Comp. Lin . - Inf. , 2 Comp. 6

leichte Inf..

11

Il

Odelsbojen : Stab , Escadron Nagel und som mandeur - Escadr . vom

Reg. Herzog Louis , 2 Geſchüre !

zu übertragen

.

11

2

2

11 '/, Comp. 5 Esc . 4 Geſc .

412

Linke $ Kinzigufer . Vorpoſten : Uebertrag : 11 %, Comp. 5 Esc. 4 Geſch. Sundheim : 4 Comp. Lin .- Inj., , Comp. leichte Inf. , 1 Esc . baver. Chevaul., 41 2 Geſchüße .

Marlen : Escadron Baſiewiß vom Neg . Herzog Louis . beobachtet den Rhein aufwärts bis

1 ,

2

11

1

Dundenbeim .

Repli : Efartsweier : 4 Comp. Lin .- Inf., 1 Esc . baver. Chevaulegers :

4

11

20 Comp. 8 Esc . 6 Geich .

Reſerve für beide Kinzigufer. Willſtett und Sand : 4 Bat. Jordis - Infanterie, 1 N. R. Batterie. Obige 20 Compagnien und 6 Geſchübe in erſter Linie ſind diejenigen der 5 württembergiſchen Bataillone und der Batterie Diskau .

So ſtanden denn zum erſten Male in dieſem Feldzuge die Württemberger ihren ehemaligen Verbündeten unmittelbar gegen über, und gleich am erſten Tage , dem 8. Dezember, tam es zwiſchen beiden zu einem lebhaften, diesmal jedoch unblutigen Geplänkel bei Sundbeim , das überhaupt vermöge ſeiner Lage am meiſten Ver

anlaſſung zu Reibereien gegeben 311 baben ſcheint. Die Vorpoſten neckereien wiederholten ſich von da an faſt alle Tage , bald unbe

deutend, bald ernſthafter. Die feindliche Bejagung des Forts Kehl wurde durch die zahlreict) eintreffenden Deſerteurs -- wir finden deren , als bei den Vorpoſten vom 8. - 24. Dezember anlangend, 82 aufgeführt -- als ſehr ſchwach, nur 700-800 Mann betragend,

angegeben . Doch lag es nicyt in der Abſicht des Obercommandeurs, etwas Ernſthaftes gegen diejen Plaß zu unternehmen und ſo hatte es bei den Ausfall- und Vorpoſtengerechten ſein Bewenden . Bom 9. bis 12. Dezember blieb das Regiment Herzog Louis auf den bezeichneten Punkten ſtehen , audy fiel während diejer Zeit nichts Bedeutendes vor . Am Abend des 12. machte der Feind einen

Ausfall, der aver nad ; kurzem Gejecht zurückgejdhlagen wurde. Am

Morgen des 13. trat in der Stellung unjeres Negiments eine Aen = derung ein , indem Marlen nunmehr nur noch durch einen Zug der

413

Escadron Nagel bejegt wurde, dagegen die Escadron Baſſewitz von dort zur Ablöſung der öſterreichiſchen Huſaren nach Boders weier rückte. Gleichzeitig traf die Meldung ein , daß die Diviſion des F.- M.-L. von Hardegg in die Stellung zwiſchen Goldſcheuer und Kappel am Rhein gerückt ſei , wodurch die linke Flanke der Blokadetruppen vollſtändig gedeckt war. Den 14., 15. und 16. Dezember fand bei leşteren keine Ver änderung ſtatt ; dagegen betraf ſolche unterde ſpeziel das Regiment Herzog Louis durch Nachſtehendes : Durch allerhöchſte Ordre vom 9. wurde der Commandeur des Regiments Oberſt von Münchingen zum Flügel - Adjutanten Sr. Ngl . pobeit des Kronprinzen ernannt; dagegen dem Oberſt

von Gaisberg wiederum das Commando des Regiments über tragen . Dieſer hatte ſeit ſeinem Eintreffen aus Sachſen (4. Nov. ) die Organiſation und Ausbildung des neu formirten Regiments

Prinz Adam in Eflingen betrieben , bis obige Ordre ſeine Be ſtimmung änderte. Bis zu ſeinem Eintreffen beim Regiment jedoch führte Münchingen deſſen Commando fort. Ferner rückte am 9. der Sec . - Lieut. von Hardt , welcher zur

Zeit der Schlacht bei Hanau als Ordonnanz- Offizier zum F.-M.-L. von Frimont commandirt wurde , wieder beim Regiment ein und weiter wurde

unter dem 13. Dezember der Stabs-Rittmeiſter von Ranza u vom Garde - Regiment zu Pferde zum Regiment Herzog Louis verſeßt.

Am 17. löſte die Escadron Seidenberger die bayeriſchen Chevaulegers in Sundbeim ab, die Commandeur - Escadron be feßte Leutesheim , Neumühl und Marlen . Nachdem die vorher gebende Nacht ſchon ſehr unruhig geweſen war und ſich Morgens

außergewöhnlich viele feindliche Patrouillen zeigten , engagirte ſich bald darauf bei Neumühl und bei der Auenbeimer Mühle ein Vor poſtengefecht, das über drei Stunden dauerte und in dem von der

aus Bodersweier herbeieilenden Schwadron Baſſewitz 3 Jäger und 2 Pferde verwundet wurden . Es waren die erſten Verwundeten im Regiment, und ſollten auch die leßten in dem kurzen Feldzuge ſein , den Württemberg in dieſem Jahre noch gegen Frankreich zu beſtehen hatte. Wie denn der ganze Verluſt vor dem Feinde inner balb der zwei Monate ſich auf den ſo eben angeführten und ferner noch auf 2 Pierde beſchränkte, die am 24. Dezember in einem Vor

poſtenſcharmügel erſchoſſen wurden.

414

Während der bis bieber erzählten Thätigkeit der Brigade Walsleben war man im Königreich eifrig bemüht geweſen , die aus dem Felde zurückgekehrten Abtheilungen der Armee zu reorga niſiren , den bedeutenden Abgang durch angeordnete Aushebungen zu ergänzen und die Armee ſobald wie möglich wieder auf Kriegs

fuß zu ſeßen. Den außerordentlichen Anſtrengungen und der ge waltigen Rührigkeit in allen Zweigen des militäriſchen Weſens, die jene vom Frühjahr 1813 noch zu übertreffen ſuchten und durch das

Gefühl einer abgeſchüttelten Feſſel, durch das Bewußtſein, daß ſie dem eigenen Intereſſe, der Wahrung deutſcher Ehre und deutſchen Rechtes galten , noch einen beſonderen Schwung erhielten , durch dieſe Anſtrengungen, ſagen wir, war es gelungen , in dem kurzen Zeitraume von kaum ſieben Wochen wieder ein Truppen-Corps ins

Feld zu ſtellen , das , mit Einſcluß der am 26. Oktober abmar

ſchirten Brigade, zu Ende dieſes Jahres wieder faſt 12,000 Mann betrug, bis Ende Februar folgenden Jahres aber eine Stärke von mehr als 24,000 Mann, alſo das Doppelte erreichte. Die württembergiſchen Truppen waren beſtimmt, bei dem nahe

bevorſtehenden Feldzuge jenjeits des Rheines, im Verein mit einer Diviſion unter dem F.-M.-L. Prinz Philipp von Heſſen - Homburg, das vierte Armee- Corps der großen (Böhmiſchen ) Armee Sdwarzenberg's zu bilden . Die Diviſion des Prinzen von Heſjen Homburg aber, aus der Brigade des G.-M. von Meczery (Frank furtern , Vjenburgern , Naſſauern, Reußen , Erzherzog Ferdinand Huſaren ), einer Brigade Heſſen -Darmſtädtern und der Brigade des G.-M. Schäffer ( Regimenter Joſef Colloredo und Zach) beſtehend, und größtentheils noch in der Formation begriffen , erhielt eine andere Beſtimmung. Nur die Ferdinand -Huſaren und die Brigade Schäffer trafen , aus der Gegend von Dresden anrückend, nach und nach , wie wir ſpäter ſehen werden , beim Corps ein . Der größte

Theil desſelben wurde lediglich durch württembergiſche Truppen gebildet , und an der Spiße des Corps ſtand Seine Königliche Hoheit, der geliebte und hochverehrte Kronprinz . Er, der ſchon als neunzehnjähriger Jüngling unter Deſterreichs Banner bei Hohen linden gefochten hatte , war nunmehr beſtimmt, die Bravſten ſeines Volfes wiederum gegen den deutſchen Erbfeind zu führen . Wie

jubelnd begrüßte die ganze Armee dieſes für ſie ſo glückliche Er eigniß und wie freudig ichlug wobl den ehrlichen Burſchen das

Herz als er , für ſeine Perſon am 18. Dezember in Offenburg eingetroffen , am 19. erſtmals die Vorpoſten der Brigade Wals leben vor Kehl beritt.

415

Dieſe mußte an demſelben Tage jedoch ihre Stellung ver

ändern, da ſowohl F.-M.-L. von Hardegg und 6.-M. von Bach, als auch die öſterreichiſchen und bayeriſchen Schwadronen den Be

fehl erhalten hatten , zu einer anderen Beſtimmung abzumarſchiren.

Die Beſegung der eingenommenen Punkte wurde darauf wie folgt modifizirt :

R e dytes Kinzigufer: Vorpoſten :

Diersheim : 1 Escadron vom Reg. Herzog Louis ..

Comp.

Geſc .

/ Esc .

(beobachtet den Rhein aufwärts

bis Leutesheim .) Auenheim : ''2 Comp. Nr. 4 , Comp. Nr. 10 , 1 Zug v. Reg . Herzog Louis Auenheimer Mühle: "/ Comp. Nr. I





.

1

4, " Comp. Nr. 10, 1 Zug v. Reg. Herzog Louis Neumühl: 1 % Comp. Nr. 4 , " .

11

11

1 .

12

!

Comp. Nr. 10 , 1 Zug v . Reg . Herzog Louis, 2 Geſch. . •

1944

11

Repli's . Bodersweier : 3 Züge vom Reg . Herzog Louis Korf : 3 / Comp . Nr. 4, 2 Comp .

2

3/4

Nr. 10, 2 Geich .

2

11

Odelshofen : "/ Escadron v . Reg. Herzog Louis

1/2

11

Linkes Kinzigufer.

Vorpoſten : Sundheim : 4 Comp. Nr. 7,5 Züge

v. Rg . Herzoglouis , 2 Geſch.

4

11

2

Vor der Rheinſchanze : % Comp. Nr. 10



'/‫ܨ‬

Marlen : 1/2 Comp . Nr. 10 , 1 Zug

v. Reg . Herzog Louis

1/2

(beobachtet den Rhein aufwärts bis Goldſcheuer .)

Zu übertragen : 14 Comp . 4 Esc .

6 Geſch.

116

Uebertrag Repli. Ekartsweier u . Schanze am Schat tenwald : 3 Comp. Nr. 1 . .

14 Comp .

4 Esc.

6 Geſch.

4 Esc .

6 Geſch .

3

Reſerve für beide Ninzig ufer :

Wilſtett: 2 Comp. Nr. 4

2

Zum Wachdienſt in Offenburg 1

Grenadier- Compagnie v . Nr. 7 Zuſammen

1

20 Comp.

an demſelben 19. December marſcirte die erſte Colonne des

Truppen - Corps, welches ſich mit der Brigade Walsleben vereinigen ſollte , beſtehend aus den Cavalerie - Regimentern Nr. III und IV, dem Infanterie - Regiment Nr. 9 und zwei reitenden Batterien, aus der Gegend von Ludwigsburg ab, folgenden Tages folgte die zweite

Colonne : die Infanterie-Regimenter Nr. 2, 3 und 6 und die Ite Fußbatterie.

Vor Kehl fiel in den Tagen vom 18. — 23. nichts Beſonderes vor ; das Regiment Herzog Louis gab ein Commando von

23 Pferden unter dem Sec . - Lieut. von Hardt zu Sr. kgl . Hob. dem fronprinzen .

Am 24. Dezember fand ein Vorpoſtengefecht ſtatt, in dem , wie erwähnt, 2 Pferte der Commandeur -Escadron erſchoſſen wurden . Die Weihnacht wurde zugleich für das Regiment zu einem ganz beſonderen Feſte, indem zu derſelben der Oberſt von Gais berg , der wertbgeſchäßte Commandeur, welcher ſeit 1812 dem !

Regiment angehört hatte, wieder bei demſelben eintraf. Bei Daw geliczky , bei Inkowo und Borodino hatte er in den Reihen des Regiments gefochten , war mit den legten paar Mann desſelben über die Berezina gegangen , hatte es bei Baußen ins verheerende Geſchüßfeuer, bei Holbeck und Jüterbogt geführt. War auchy, nament lich) im lebten Feldzuge dem Regiment manch' Ungemach wieder fabren , ſo batte es doch bei allen Gelegenbeiten den erworbenen

guten Ruf bewabrt und war ſtets treu und unerſchütterlich den Winken ſeines trejflichen Führers gefolgt. Und jeßt ſtand er wieder

Mitten unter ihnen, den Louisjägern, ſeinen tollen Burſchen, durch Blut und Gefahr feſt an ſie gefettet, und Alle eilten ſie ihm freudig entgegen und Mancher brachte ihm , nicht ſtreng militäriſch, aber recht

417

von Herzen ſein „ Grüß Gott, Herr, Oberſcht“ dar ; ihm dem ſtatt

lichen , noch nicht volle dreißig Jahre zählenden Chef , unter deſſen Commando es nun wieder hinaus ging in den wilden, berauſchenden Waffentanz.

Gleichzeitig mit dem Oberſt von Gaisberg rückte auch der Stabs -Rittmſtr. von Rantzau beim Regiment ein, und am 26. Sec.-Lieutenant von Braunmüller , Thierarzt Scallich und 38 Pferde als Erſaß für die am 7. abgegebenen. Am 25. zuvor wurde die Brigade Walsleben vor Kehl durch das Wittgenſtein'ſche Corp8 abgelöſt, worauf ſie Rhein-aufwärts nach Ichenheim , Regiment Herzog Louis nach Kürzel marſchirte. *) Den 26. und 27. blieb man in Kürzel ſtehen . Unterdeß waren die beiden Marſchcolonnen aus dem König

reiche herangerückt, die erſte ſtand in Emmendingen, die zweite in Ettenheim. Der leşteren wurde das Regiment Herzog Louis, das Infanterie - Regiment Nr. 4 und die Fußbatterie Distau zu

getheilt. Mit dieſen marſchirte das Regiment am 28. nach Kenzingen. Ám 29. difilirte das Regiment Herzog Louis mit der zweiten Marſch - Colonne in Freiburg an den Kaiſern von Rußland und

Deſterreich vorbei **) und ging ſüdweſtlich von Freiburg zu Bingen in *) Anfangs war das 4te Corps beſtimmt, die Blockade von Kehl während der ſchon am 21. begonnenen Offenſivoperationen zu übernehmen , wurde jedoch

nach erfolgter Ablöſung durch Wittgenſtein zur Theilnahme an den Angriff8= bewegungen ebenfalls über den Rhein vorgeſchoben .

Vor unſerem Regiment

war die Commandeur- Escadron die letzte, welche abgelöſt wurde. Ein Mo

ſacenoffizier meldete ſich mit dem Auftrage dazu beim Stab8- Rittmeiſter von Naßler, die Koſađen bezeigten ſich während der Poſtenübergabe außerordent lich zuvorkommend gegen unſere Jäger, die Schnapsflaſche ſpielte dabei natür:

lich eine große Nole und es ereigneten ſich Scenen , die jenen nach der Ein nahme von Moskan , deren der Lejer ſich erinnern wird, nicht viel nachgaben . Die Bekanntſchaft mit dem Offizier der Koſacken ſollte Raßler drei Monate

ſpäter auf gar eigenthümliche Weiſe erneuern . ** ) Bei dieſer Gelegenheit müſſen wir eine artige Anekdote einfügen , die ein An weſender wie folgt erzählt : „ Der General Koch (welcher die zweite Colonne führte) hielt während des Defilireng neben den beiden Monarchen , von denen

er jedoch nur den Kaiſer Alexander erkannte ; den mit einem Ueberrock beklei deten Kaiſer Franz hielt er dagegen für einen öſterreichiſchen General und naunte ihn bei Erwiederung ſeiner Fragen : Herr Kamerad. Man denke ſich jeinen Schrecken, als der Kaiſer von Rußland den vermeintlichen General mit Euer Majeſtät anredete . Mittlerweile war die Colonne vorbeidefilirt und der General Koch wollte ſich in ſeiner großen Verlegenheit ganz in der Stille da von ſchleichen, als der Kaiſer Franz ihm nachrief : Adien: Herr Kamerad !" 27

-

418

Quartier ; am 30. Dezember wurde nach Kandern marſchirt. Das war der legte Marſch in dieſem Feldzuge , am folgenden Tage, dem legten im Jahre, ſollte über den Rhein gerückt werden , damit

beginnt für unſer Regiment der Feldzug von 1814. Die Thätigkeit des Regiments, der Württemberger überhaupt auf Seiten der Alli irten im Jahre 1813 konnte , vermöge des Zeitpunktes in den ſie fiel, nur eine geringe ſein , es war der kürzeſte und am wenigſten blutige Feldzug , an dem die Louisjäger Theil nehmen ſollten. Für das neue Jahr dagegen war ihnen ein neuer glänzender Wirkungskreis beſchieden, ein Wirkungsfreis , würdig des Namens, den ſie ſich ſeither im Laufe von vier Feldzügen erworben hatten. Und mit Stolz konnten ſie am Schluſſe dieſes fünften die Namen der meiſten Schlachten, welche zur endlichen Niederwerfung des einſt maligen Weltbezwingers führten, auf ihre Fahne ſchreiben. Vor dem Jahresſchluß traten noch nachſtehende Veränderungen im Offizier -Corps des Regiments ein : Unter dem 24. Dezember wurden die Seconde - Lieutenants

von Braunmüller und Kaß mayer zu Premier - Lieutenants befördert.

Unter dem 26. wurde der Stadet des Militär - Inſtituts Schäf

fer zum Seconde-Lieutenant im Regiment Herzog Louis ernannt. Unter dem 31. wurde der aus der ruſſiſchen Gefangen Ichaft zurückgekehrte Premier- Lieutenant von Bag wieder bei dem Regiment Herzog Louis eingetheilt und zum Brigade Adjutanten bei G.-M. von Walsleben ernannt. Seit dem Beitritt Württembergs auf die Seite der Alliirten

wurden natürlich die 1812 und 1813 gemachten Gefangenen von Rußland und Preußen wieder ausgeliefert und kehrten ſolche all mälig (die legten allerdings erſt im Jahre 1816) ins Vaterland zurück. Welche Freude war es , als man die lang Entbehrten nach anderthalbjähriger und theilweiſe noch längere Abweſenheit wiederſah. Sie, die wohl meiſtens längſt als verloren Betrauerten . Von ihnen gehörten Baş, der, wenn wir nicht irren, am 18. Dez. und der General Graf Waldburg , der gleichzeitig zurückkehrte, 1

1

unter die Erſten. Den Grafen Waldburg , den braven , geehrten,

ehemaligen Commandeur, ſollte das Regiment leider nicht wieder ſeben

- er ſtarb einen Monat darauf, den 18. Januar 1814 , an

den Folgen der erlittenen Strapagen.

419

Dagegen traf am 7. Januar Prem.-Lieut. von Bay beim Ne gimente ein. Sec .-Lieut. von Schaich , welcher ſo lange als Ad jutant zum 6.-M. von Walsleben commandirt geweſen , rückte

wieder beim Regiment Louis ein *) .

*) Von den in Rußland Gefangenen und 1813 und 1814 Zuriidfehrenden fin den wir folgende namentlich angeführt: 6. Dez. 1813 Jäger Schuſter, 18. Dez. G.-M. Graf Waldburg , Jäger Klinđ ; 14. Jan. 1814 Jäger Ehatt , 24. Jäger Schabel, 30. Jäger Koch und Endenmeiſter, 10. Feb. Jäger Biſſinger, 22. April lieut. von Mengingen, 9. Mai Prem .-lient. Gremp von Freudenſtein und von Findh, 4. Juni Sec.-lieut. Rü bel, Jäger Kehrer und Supper. Auf dieſe, wie auf noch einige Andere fommen wir ſpäter wieder zurück.

27 *

fünfter Abſchnitt. Das Jahr 1814. Die Streitfräfte . Uebergang über den Rhein 31. Dezember 1813. Verrüden nad Remiremoni Beſiko bis 11. Januar 1814. Gefedyt bei Epinal 11. Januar. Vormarſch gegen Langres . nahme der Stadt 17. Januar . Gefecht bei Chaumont 18. Januar . Siedlung daſelbſt. Ge fedyt bei Colombé:1e8-deur:Gglijedi 24. Januar. - Beſignahme von Preis- ſur-Nube . Vereini:

gung der ſchlejiiden und Hauptarmee. – Saladit bei Brienne 1. 1. 2. Februar. – Irennung der ſales jijden und Hauptarmee. Belißnahme ron Troyes 7. Februar. Erſtürmung von Seno 11. Fe. Vorrücken auf Brav und Montereau . bruar. Stellung daſelbſt. Treffen bei Montereau 18. Februar .

Wictorvereinigung mit der ſchlejijden Armee und unmittelbar carauf folgende

Trennung ron derſelben. – Rūdzug hinter dic Pube. Gefecht bei Vendoeuvre 25. Februar . Gefedt bei La Ferté-ſur -Nube. 27. Februar. Wiederergreifen der Offenſive. Vorrüden über Bar - ſur - Seine und Troyes auf song. Stellung bei Eens 6. bis 12. März. -- Wiederbeginn der Operationen . Bewegungen auf dem linken Seineufer zwiſdien Nogent , Mery und Troves. Sdladyt bei Arcisſur-Aube 20. und 21. Märg. Marſd naay Vitry. - Maríd auf Paris . Treffen bei Fère Champenoije 25. März. – Schlacht bet Paris 30. März. Die lebten Cperatios nen . Stellung an den Straßen nod Fontainebleau . Kantonirungøquartiere im Departement -

rer Yonne und Aube 19. April bis 15. Mai . - Erſter Pariſer Friede 30. Mai.

Königreid) 15. Mai bis 13. juni.

Rücmaridh ins

Das Friedenshalbjahr 1814. Garniſon Uim.

Der Feldzug von 1814. Die Streitkräfte. Folgende Truppen -Abteilungen waren es, die Seine Maje

ſtät der König im Laufe des Feldzuges zu der Armee der Ver bündeten ſtoßen ließ und die wir bier nach einander in der Reihen

folge anführen , wie ſie ihren Marſch auf den Kriegsſchaupla an traten.

1. 26. Oktober 6.-M. von Walsleben (Eintheilung und

Beſtandtheile ſiehe oben) durch Nachſchub der beiden leichten Campagnien , Stabsperſonal uc. in einer Stärke von 4331 M. 514 Reitpf. 114 Zugpf. 2.

19. und 20. Dezember

F.-3.-M. Graf Franquemont. 6.-L. von Roch .

G.-L. Prinz Adam von Württemberg. G.-M. von fett.

G.-M. von Doering.

421

Mann.

Uebertrag

.

.

Reitpf. Zugpj.

4331

514

114

127

24

10

G.-M. Prinz von Hohenlohe - kirch berg, mit ihren Stäben , Feldgendar merie zc .

Infanterie-Regiment Nr. 2 Herzog Wil belm (Ob. von Biberſtein )

.

1434

16

1434

16

1434

16

1424

16

Infanterie-Regiment Nr. 3 (Oberſt von Beulwis)

Infanterie-Regiment Nr. 6 Aronprinz (Ob. von Miſani)

.

580

511

8

580

511

8

168

2

58

Zuſammen : 308 Summa : 7489

108

156

1156

304

511

. 8

Infanterie-Regiment Nr. 9 Jäger König (Ob.-lt. Graf zur Lippe) Cavalerie-Negiment Nr. III Dragoner Kronprinz (Ob.-lt. von Wagner) .

Cavalerie-Regiment Nr. IV Jäger Prinz Adam (Ob. Rt. von Reinhardt)

.

Artillerie (Ob. von Brand) 1te Fußbat terie (Maj . von Ehrenfeld) mit dem Stab

.

Ite reitende Batterie (Hauptm . von

Breithaupt). 2te

(Hauptm. von

Bürgi *).

3.

2. Januar Oberſt von Bartruff **)

Cavalerie-Regiment Nr. V Jäger (Ob . 580

von Mylius)

2tes Bataillon Regiment Nr. 10 leichte

Infanterie (Maj. von Bequignol) 1te Abtheilung des Munitions-Reſerve parks (lt. von Baldinger)

183

Summa : 1475

Zu übertragen :

8

712

2 '158 174

513

13,295 2183

592

Jede Batterie zu 4 - 6-Pfdr. Kanonen und 2 – 7-Pfdr. Haubigeu. **) Oberſt von Bartruff kehrte, nachdem obige Colonne bei der Armee eingetroffen war, ſofort ins Königreich zurück, um am 14. Febr. wiederum eine Abthei lung ins Feld zu führen.

422

Uebertrag 4.

.

Mann . Neitpf. Zugpf. 13,295 2183 592

25. Januar G. - M. von Lalance mit Stab :

Nr. 5. Prinz

Infanterie -Regiment

Land - Regiment Nr. 3 Hohenlohe *) ( Ob. Prinz Hohenlohe-Nirchberg) Land -Regiment Nr. 4 Ellwangen (Maj. .

von Cammerer) Land - Regiment Nr. 5 Schorndorf (Maj. .

.

1434

16

Friedrich ( Ob . von Stumpe

von Nettelborſt)

139

1034

10

1034

10

1034

10

1034

10

Land - Regiment Nr. 6 Heilbronn ( Ob .

von Theobald)

.

2te Abtheilung des Munitions Reſerve Parks ( Hauptm . von Wickede )

( 38--6ſpänn . Vorſpannwagen ) 5.

Summa : 11. Februar Oberſt von Bartruff.

37 5620

56

716

8

Infanterie-Regiment Nr. 8 – 1 Bat. (Maj. von Wucherer)

3te Abtheilung des Munitions - Reſerve: Parks (Lt. Bechtinger)

( 10--8ſpänn. Vorſpannwagen )

16 1

Summa :

732

8

6. 21. Februar G.-M. von Spikemberg 12

-

mit Stab :

Leib - Infanterie- Regiment Nr. 1 ( Ob. Prinz Hohenlohe- Langenburg)

1434

16

1010

10

1034

10

Land -Regiment Nr. 2 Scharfſchüßen (Ob. von Hüpeden ) .

Land - Regiment Nr. 7 Stuttgart (Maj. von Valois)

Land -Regiment Nr. 9 Ludwigsburg (Maj. von Reiſchach ) Zu übertragen :

Ferner in Summa zu übertragen :

1031

10

4554

46

24,201

702

* ) Die land-Regimenter beſtanden ſämmtlich nur aus 1 Bataillon 311 5 Con pagnien ; die linien-Regimenter wie bisher ani8 2 Bataillonen zu 4 Com pagnien .

423

Mann.

Geſammt-Uebertrag : Uebertrag der 6. Colonne : 4te Abtheilung des Munitions Reſerve Parks (Rt. Natter .) Summa :

702 46

4554

12

( 10—6ſpänn. Vorſpannwagen) Total :

Reitpf. Zugpf.

24,201 2183

46

4566

26 Bataillone, 16 Schwadronen,

4 Batterien mit 24 Geſchüßen 24,213 2183 702 Von dieſen Truppentheilen überſchritten bei Eröffnung des

Feldzuges die unter 1. und 2. angeführten , in nachſtehender Weiſe formirt den Rhein als

Viertes Armee-Corps. Commandirender General :

Seine Königliche Hoheit der Kronprinz von Württem berg Feld - Zeugmeiſter. Chef des General- Stabes : A. A. öſterreicy. Oberſt Graf Latour .

Commandeur der Artillerie : Oberſt von Brand.

Adjutanten : Oberſt von Münchingen , Oberſt - Lieut. von Wimpffen . F.-3.-M. Graf Franquemont.

Stabs-Chef : Oberſt-Lieut, von Bangold . Infanterie - Diviſion. 6.-L. von A och).

1. Brigade G.-M. von Stockmayer. Inf.-Regiment Nr. 7 .

11

Nr. 9 Jäger König Nr. 10 leichte Infanterie

II . Brigade G.-M. von Döring . Inf.-Regiment Nr. 2 Herzog Wilhelm Nr . 3

2 Bataill. 2

2 2

Ite 6pfündige Fußbatterie. III. Brigade G.-M. Prinz von Hohenlohe Kirchberg.

Inf.-Regiment Nr. 4

.

Nr. 6 Kronprinz

2te Opfündige Fußbatterie .

Il

1

2 2

11

424

Cavalerie - Diviſion . 6.-L. Prinz Adam von Württemberg. Stabs-Chef : Oberſt- Lieut. von Bismark. Adjutanten : Prem .-Lieut. von Graf, Sec.-Lieut. von Blattmacher.

I. Brigade G.-M. von Walsleben . Adjutant: Prem.-Lieut. von Baş . Cavalerie-Regiment Nr. 11 Jäger Herzog Louis

4 Escadr.

Cavalerie-Regiment Nr . III Dragoner Aron prinz

.

4

.

1te reitende Batterie.

II . Brigade G.-M. von Jett. Adjutant : Sec.-lieut. Horlacher.

Cavalerie - Regiment Ni. IV Jäger Prinz Adam 2te reitente Batterie .

4

.

Reſerve- Artillerie : 1 öſterreich. 12pfündige Po ſitionsbatterie.

Zuſammen 13 Bataillone, 12 Escadrons, 5 Batterien mit 30 Geſchüßen . Die Offiziere des Regiments Herzog Louis waren folgender maßen eingetheilt : Commandeur : Oberſt von Gaisberg . Stabsoffizier: Major von Seidenberger.

Adjutant: Prem .-Lieut. von Braunmüller. Commandeur- Escadron : Stabs - Rittm. von Raßler. Prem .- lieut. von Boje. Sec. Lieut. Bürger . rober.

Schaeffer * ) Escadron Seidenberger : Stabs -Rittm, von Rantzau. Prem .- Lieut. von Siegel. Sec .- lieut. Aug. Find h . Bud.

*) Traf am 23. Jan. beim Reg. ein . Siehe unten

425

Escadron Baſſewiß : Major von Baſſew it . Prem.-lieut. von Kapff. Sec. Lieut. von Schaich .

von Ungelter. Escadron Nagel : Rittmeiſter von Nagel. Prem . -Lieut. Kapmaier. Sec. -Lieut von þardt. 11

Endre

Hezel * ).

Stabs - Nittmeiſter Anton von Speth, im Dezember 1813 dem Regiment zugetheilt, wurde , ehe er bei demſelben einrüdte , unter dem 25. Februar wieder zum Cavalerie-Regiment Nr. V verſeßt. Die böhmiſche oder Haupt-Armee unter Schwarzenberg zählte in 6 Arinee-Corps – Ites F.-3.-M. Graf Colloredo, 2tes F.-M.-L. Fürſt Alois Liechtenſtein, ötes F -3.-M. Graf Gyulai, 4tes F.-3.-M. Kronprinz von Württemberg, ötes G. d . C. Graf Wrede , 6tes G. d. C. Graf Wittgenſtein -- ; den leichten Diviſionen : 1te F.-M.-L. Graf Bubna , 2te F.-M.-L. Fürſt Morig Liechtenſtein ; den ruſſiſchen, Öſterreichiſchen und preußiſchen Garden und Reſerven unter dem Großfürſten Konſtantin und dem G. d . . Grafen Barklay de Tolly ; dem Corps des Prinzen Philipp von Heſſen Homburg ; dem badiſchen , dem bejjijchen Corps ; Noſacken und Verſtärkungsmannſchaften nach Plotho zuſammen 261,650 Mann. Die ſchleſiſche Armee unter Blücher alles in Allem 137,391 Mann. Die Corps der Nordarmee unter dem Kronprinzen von Schweden ,

der nordwärts nach Schleswig gezogen ; unter Bülow , Winzingerode, den Herzogen von Weimar und Braunſchweig, Wallmoden u . ſ. w. zuſammen 181,000 Mann. Rechnet man dazu das Corps des F.-M. Grajen Bellegarde in Italien mit 80,000 Mann, ferner die Armee Wellingtons, die 120,000 Mann ſtark von der ſpaniſchen Grenze heran rückte und endlich alle Reſerven und Blockadetruppen, ſo giebt das eine Geſainmtzahl von einer Million Streiter. Dieſen hatte Napoleon nach den unter dem 9. Oktober und 15. November angeordneten, aber nicht vollſtändig zur Ausführung gebrachten Rekruten - Aus hebungen (von 300,000 und 280,000 Mann) eine kaum halb ſo ſtarke

Macht, nemlich 450,000 bis 500,000 Mann entgegen zu ſtellen , von der zu dem der weitaus größte Theil aus jungen , kaum ge übten, der Strapagen ganz ungewohnten Monſkribirten beſtand. *) Die 4 Wachtmeiſter hießen : Stammler, Zinſer, Keller und Raible, der Stab8 hornift Treffs, Profoß Lambacher.

426

Von der ungeheuren Streitmacht der Alliirten aber wurden nur wenig mehr als 270,000 Mann zum Uebergang über den Rhein berbeigezogen und auch von dieſen blieb nach Zurückhalten von Abtheilungen am Rhein ſelbſt, und nach Detachirungen in Frankreich

nur eine Macht von etwa 200,000 Mann zur Verwendung im freien Felde gegen Napoleon übrig *) ; gegen die Leşterer bei Be ginn des Feldzugs 150,000 Mann geſammelt hatte . **) Der Feldzugsplan der Verbündeten war im großen Ganzen folgender :

Unter Nichtanerkennung der Schweizer Neutralität ſollte die böhmiſche Armee , zum größten Theil durch die Schweiz vor rückend, mit dem linken Flügel über Genf ſich an die obere Marne wenden und das Plateau von Langres erreichen ; die chleſiſche

Armee über den Mittelrhein gehen und auf Meß vorrücken .

Auf

dieſen beiden Punkten ſollten ſie am 15. Januar ankommen , da ſelbſt mit einander in Verbindung treten und dann gemeinſam auf

Paris vordringen (eine Abſicht, die zunächſt übrigens noch nicht mit Beſtimmtheit ausgeſprochen war). Und zwar war feſtgeſegt,

daß die eine der beiden Armeen ſich direkt gegen die franzöſiſche Hauptſtadt und die ſie deckenden Streitkräfte vorbewege, während die andere legtere umgebe . Traf die böhmiſche Armee die Um gehungsrolle - was der Entſcheidung durch die Umſtände über laſſen blieb -, ſo ſollte ſie die Straße nach Troyes einſchlagen , traf die ſchleſiſche Armee obige Aufgabe ſo hatte ſie nach Heran

ziehung der Corps von Bülow und Winzingerode längs der Marne vorzurücken . Ucbergang über den Rhein und Vorrücken nach Remiremont. 31. Dezember 1813 – 11. Januar 1814 . Zu Folge dieſer Beſtimmungen hatten am 21. und 22. Dez.

die 1te leichte Diviſion, das 2te, 3te und 5te Corps der böhmiſchen Armee bei Baſel ; die 2te leichte Diviſion und das Ite Corps bei Lauffenburg ; die öſterreichiſche Rejerve (Erbprinz von Heſſen-Hom= burg) bei Schaffhauſen den Rhein paſjirt.

Am 30. Dezember darauf ging die erſte Colonne des 4ten Corps bei Märkt, unweit Hüningen, über den Rhein ; am 31. folgte * , Beitke. ** ) v . Damitz, Geſchichte des Feldzugs von 1814 .

427

Das Regiment Herzog

die zweite unter 6. L. von At och *).

Louis war an dieſem Tage früh von Nandern aufgebrochen , ließ in Eimeldingen auf dem rechten Rheinufer nahe bei Märkt den

Thierarzt Schallic **) , 2 Unteroffiziere und 20 Jäger mit 21 maroden Pferden zurück und betrat Mittags 1 Uhr die aus baye

riſchen Pontons erbaute Brücke an der Spige der zweiten Colonne. Es war ein nebliger, unfreundlicher Wintertag, die Pferde an der Hand führend, ging man über die ſchwankenden Bretter der Schiff

brücke , da frachte von drüben , von Hüningen herüber, Geſchüß 1

donner , ziſchend ſchlugen auf einige Entfernung ein paar Kugeln in das Waſſer ein , daß die Wellen boc aufbrauſten . Das war der

erſte Gruß auf franzöſiſchem Boden.

Wer drüben war , ſaß eilig

auf, ſich vorwärts zu ſammeln. Dort zeigten ſich einige franzöſiſche Chaſſeurs , die wurden verjagt und dann ging der Marſch weiter in die erſten Quartiere im Eljaß . Eine Schwadron des Regiments kam zum Hauptquartier nach Mühlhauſen , der Stab und eine zweite nach Righeim, die anderen beiden nach Habsheim und Schlierbach. Das 5te Corps, Wrede, hatte nach ſeinem Rheinübergang die Pläße Hüningen und Belfort eingeſchloſſen ; das 4te, nunmehr auf ſeinem rechten Flügel eingetroffen , ſtellte ſich zur Deckung dieſer Blockaden auf den Straßen, die von Baſel über Neu - Breiſach nach Straßburg und über St. Croir nach Colmar führen, zwiſchen Rhein und zu auf, an Stelle der bisher dort poſtirten Abtheilungen Frimont's und des Oberſten Scheibler , die ſich darauf mehr links

ſchoben . Die Reſerve des 4ten Corps unter Gen. - Lieut. Prinz Adam bildete die Brigade Hohenlohe mit ihrer Batterie zu Bartenbein und Sierenz und das Regiment Louis mit der 2ten reitenden Batterie in den oben angegebenen Quartieren . Der erſte Tag im Fabre , der erſte auf franzöfiſchem Boden ,

war ein Ruhetag ; er mochte wohl zu allerlei auf die gegenwärtige Lage bezüglichen Betrachtungen Veranlaſſung geben . Wie man an die Völfer der Schweiz und Frankreichs theils aufmunternde, theils beruhigende Proklamationen erließ, ſo ſuchte man auch die Truppen der alliirten Armeen durch Aufrufe und Anſprachen auf das Be

deutungsvolle des Augenblicks hinzuweiſen. Der von Sr. R. Hoh . dem Kronprinzen erlaſſene Parolebefehl lautete wie folgt : *) Cav.-Reg. Nr. II , Inf.-Reg. Nr. 2 , 1te Fußbatt., Inf.-Reg. Nr. 3 , Inf. Reg. Nr. 4, 2te Fußbatt ., Inf. - Reg. Nr. 6.

** ) Rüdte den 9. Januar wieder beim Regiment ein .

428

Offiziere und Soldaten des württembergiſchen Corp8 ! In dem Augenblic , wo ihr in die Reihen der großen alliirten Armee tretet, iſt es meine Pflicht euch mit dem Zweck dieſes Krieges bekannt zu machen . .

Ruſſen, Deſtreicher , Preußen und alle Völker Deutſchlands ſind zu einem ge meinſchaftlichen Zweď verbunden, Europa Ruhe, Deutſchland ſeine Unabhängigkeit zu erkämpfen. Unſer König und das Vaterland erwarten von euch alle nur möglichen Anſtrengungen, um dieſen heiligen Zweck zu erreichen. Die größte Eintracht herrſche !

immer zwiſchen euch und dieſen Bundesvölkern , nicht nur der Ruf der Tapferkeit, ſondern auch der ſtrengſten Disciplin gehe immer vor euch her ; bedenket ſtets der

ſchönſte Lohn eines Kriegers erwartet uns, dem Vaterland :Freiheit und Unabhängig teit zu erkämpfen.

Hauptquartier Offenburg den 23. Dezember 1813. Kronprinz Wilhelm .

Feldzeugmeiſter.

Auch eine Broſchüre von einem Friedrich Jacobs „ Deutſch lande Gefahren und Hoffnungen ; an Germaniens Jugend " wurde unter die Truppen verbreitet, den überall herrſchenden guten Geiſt noch mehr zu fördern und zu nähren. Um die vom 5ten Corp8 zu unternehmende Bewegung auf Colmar zu unterſtüßen , zu der Wrede am 2. Januar ſich nach 1

Ruffach und nach Sulz dirigirte, rückte das 4te Corp8 in die Ge gend von Enſisheim . Die Reſerve , unter Prinz Adam , nahm Stellung auf der Straße Baſel-Colmar : Inf.-Reg. Nr. 4 : Enſisheim .

1tes Bat., Inf.-Reg. Nr. 6, 2te Fußbatterie : Battenheim , 2 Escadr., Cav .- Reg. Nr. II, Herzog Louis , 2te reitende Batterie : Baldersheim .

2 Escadr., Cav.-Neg . Nr. II , Herzog Louis : Sau8heim. 2tes Bat., Inf.-Reg. Nr. 6 : Mühlhauſen.

Den 3. Januar wurde die Bewegung auf Colmar durch Wrede fortgeſegt und dieſes ohne erheblichen Widerſtand beſegt. Gleich zeitig rüdte das 4te Corps gegen St. Croig und Neu - Breiſach vor. Gegen St. Croir : Linke Colonne F.-3.-M. Graf Franques mont :

Avantgarde : 6.-M. von Stocmayer.

2 Escadr. Kronprinz-Dragoner Nr. III . Inf.-Reg . Nr. 9. .

4

lte reit. Bat.

Rendezvous Morgens 8 Uhr in Regisheim .

-

429

Groß : 2 Escadr. Kronprinz- Dragoner Nr. III. % 1te reit. Batt.

Reg. Herzog Louis Nr. II . 2te reit. Batt.

Inf.-Reg. Nr. 10. Nr. 7. Nr . 4 .

2te Fußbatterie. 1te8 Bat., Inf.-Reg. Nr. 6. Rendezvous 8 Uhr in Enſisheim . Gegen Neu -Breiſach : Rechte Colonne G.-L. von Roch. Cav. Reg. Nr. IV , Inf.-Reg. Nr. 2, Nr. 3, 1te Fußbatt. Bei St. Croir ſtießen die Kronprinz-Dragoner auf den Feind,

eß tam zu einem leichten Geplänkel , das mit der Vertreibung des Feindes endete. Das Regiment Herzog Louis wurde nicht en gagirt und bezog Abends Quartiere in Nieder- und Oberhergheim und Nieder- und Oberenzheim.

Der 4. Januar war wieder ein Ruhetag. Nur die Escadron

Nagel unſeres Regiments mußte ſich gegen Remiremont in Marſch ſegen, wozu der Schwadronschef geſtern die nöthigen Inſtruktionen

im Hauptquartier des Kronprinzen erhalten hatte. Nach den Vor gängen der legten Tage nämlich, dem wenig nachhaltigen Wider ſtand und den geringen Streitträften, die der Feind überaň zeigte, mußte man mit Sicherheit erſehen , daß hier von demſelben nichts Ernſtliches zu beſorgen ſei und wurde daraufhin der unverzügliche Marſch gegen das Plateau von Langres beſchloſſen ; das 4te Corps erhielt den Befehl , über Thann zunächſt auf Remiremont zu mar

ſchiren und dahin ſollte nun die Escadron Nagel vorausgehen. Sie traf daſelbſt – von Oberenzheim über Thann nach Remires mont find es 10 ſtarke Meilen – den 7. ein und wurde im Städt chen einquartiert. Auf der Höhe vor dem Ort ſtand ein Biket von den Roſađen Platow's , die den Rhein bei Baſel paſſirt und dem

4ten Corps ſchon vorausgegangen waren. Dieſes Pitet wurde von einer Abtheilung der Escadron Nagel abgelöſt, worauf jene Roſaden unter Stſcherbatow's Führung weiter auf Epinal zogen. Vom Feinde ließ ſich bei Remiremont nichts ſehen. Während dem blieb das 4te Corps im Rheinthal ſtehen und

ein Theil desſelben mußte unter 6.-L. von Roc Neu - Breiſach ein ſchließen . Gleichzeitig - am 5. – ließ Seine Agl . Hobeit

430

Der Kronprinz folgende Ordre de Bataille für das Corps in Kraft treten :

Avantgarde . G. M. von Stockmayer.

Cavalerie - Regiment Nr. II, Jäger Herzog Louis 4 Esc. 1te reitende Batterie

.

Infanterie -Regiment Nr. 9, Jäger König

.

.

Nr. 10, leichte Inf. 3 Bat. 4 Esc . 6 Geſch .

1/

6 Geſch . 2 Bat . 1

Gro 3.

6.-L. Prinz Adam . G.-M. von Walsleben .

Cavalerie -Regiment Nr. III, Dragoner Kronprinz 4 Esc . 6 Geſch .

2te reitende Batterie

5.-M. von fett.

Cavalerie -Regiment Nr . IV , Jäger Prinz Adam 4 Esc . 6.-L. Von stoch).

G.-M. von Döring. 2 Bat .

Infanterie -Regiment Nr. 7 Nr. 2

2

.

Ite Fußbatterie

.

2

.

2te Fußbatterie

.

Infanterie -Regiment Nr. 6 Deſterreichiſche 12pfdige. Poſitionsbatterie

6 Geſch. 2 Bat .

Infanterie -Regiment Nr. 3 G.-M. Prinz Hohenlohe - Mirchberg. Infanterie-Regiment Nr. 4

6 Geſch . 2 Bat .

.

6 Geſch .

10 Bat. 8 Esc. 24 Geidy.

Zuſammen : 13 Bat. 12 Esc. 30 Geſch. Auch den 5. blieb das 4te Corps noch in ſeiner bisherigen .

Stellung, nur 3 Compagnien des 2ten Bataillons des Inf. - Regts. Nr. 6 unter Major von Seybold wurden als Soutien für die

Escadron Nagel nach Thann vorpouſſirt. Am 6. Januar wurde dann der Marſch in die Vogeſen ange treten.

Die vor Neu - Breiſac poſtirten Abtheilungen rückten dem

Gros des Corps nach , nachdem ſie Nachinittags 3 Uhr von baye riſchen Truppen daſelbſt abgelöſt waren .

431

Die Avantgarde ſtand Abends Regiment Herzog Louis 2 Esc . in Thann , 1 Esc. in Uffholz. 1

I te reitende Batterie in Wattwiller.

Inf.-Reg. Nr. 9 , Jäger König , Ites Bat. in Wattwiller, 2tes Bat . in Berrwiller.

Inf.-Reg. Nr. 10 in Hartmanswiller. Die Infanterie - Abtheilung unter Major von Seybold rückte bis Buſſang vor.

Den 7. wurde der Marſch fortgeſeßt ; man rückte im Thal des fleinen Fluſjes La Thur vor, ſeinem Urſprung entgegen und trat von heute an ſchon Mitten in die Vogeſen ein , deren Ausläufer

man geſtern erreicht hatte . Um ſich vor dem Mangel zu ſchüßen, den man im Gebirge zu finden vermuthete, führte man auf 2 Tage Brod und Fourage mit.

Das Hauptquartier und das Commando der Avantgarde tamen heute nach Weſſerling; unfern und vorwärts von dieſem Ort ſpaltet ſich die Straße nach Remiremont in zwei Gabeln , die eine , die nördliche, führt im Thal der Moſelôtte die andere, die ſüdliche, im Thal der Moſel , die hier ihren Urſprung hat , nach jener Stadt,

woſelbſt ſich beide Straßen wieder vereinigen. Die Avantgarde wurde auf beiden Straßen vorgeſchoben .

Nördliche Straße : Oderen 1 Escadron Herzog Louis , 2 Comp ., Inf. -Reg . Nr. 10.

Felleringen i Escadron Herzog Louis, 2 Comp. , Inf.-Reg. Nr. 9.

Südliche Straße : Urbey 1 Escadron Herzog Louis , 2 Comp., Inf.-Reg. Nr. 10. Mollau 1 Comp., Inf.-Reg. Nr. 9. Soutiens : Weſſerling 1 Comp., Inf.-Reg. Nr. 9. Ransbach 2 St. Amarin 2

11

Nr . 9. Nr.9, reit. Batt.

Zur Deckung der linken Flanke und um mit dem auf Veſoul

vorrückenden 3ten Corps , Gyulai , ſowie mit dem Blođade - Corps von Belfort in Verbindung zu treteu , wurde eine Escadron Ferdi

nand-Huſaren, welche ſeit ein paar Tagen beim Corps eingetroffen war, unter Oberſt-Lieutenant von Robrig auf Chateau-Lambert

und Gaucogny, Sec.-Lieut. Bürger und 25 Pferde, vom Regiment

Louis auf Giromagny dirigirt. (Traf den 9., nachdem er auf be

432

freundete Poſten des Blođade -Corps von Belfort geſtoßen , wieder beim Regimente ein.) Den 8. Januar ging das Gros des 4ten Corps , in das Thal der Moſel hinabſteigend, auf der durch dieſes führenden (ſüd lichen ) Straße bis St. Maurice vor. Es war ein beſchwerlicher Marſch über die höchſten Päſſe der Vogeſen. Die Avantgarde des Corp8 wurde bis

Rupt : Commandeur s Escadron vom Regiment þerzog Louiß und 1te8 Bat. , Inf.-Reg . Nr. 9 ;

Ramonchamp: 1 Comp. , Inf. - Reg . Nr. 10 , die reitende Batterie ;

La Roche: 2tes Bat. Nr. 9 ; Ferdrupt, Saulr und Genes : 3 Comp. Nr. 10 vorpouſſirt. Auf der nördlichen Straße in das Thal der Moſelotte wurden

die Escadrons Seidenberger und Baſſewiß , verſtärkt durch das Inf -Reg. Nr. 7 , Oberſt von Kellenbach , vorgeſchickt. Sich durch Patrouillen in der rechten Flanke in der Richtung von Ver rerie, la Vacherie und la Breſſe deckend, ſtand dieſes Detachement Abends an jener Straße mit 1 Zug der Esc. Seidenberger und i Compagnie in Cornimont ; der Escadron Baſſewiß und 2 Compagnien in Saulgures ; mit den übrigen 5 Compagnien und 3 Zügen Seidenberger in Vendron als Repli. Auch der heu tige Marſch bei Froſt und auf ſpiegelglatten Straßen , zum Theil auch auf ſteilen, beſchwerlichen Gebirgspfaden, war ſehr anſtrengend 1

1

und ermüdend.

Den 9. wurde Remiremont von der Avantgarde erreicht und von dieſer, außer der daſelbſt ſchon befindlichen Escadron Nagel, mit dem Iten Bat. von Nr. 9 , dem Reg. Nr. 10 und der reiten den Batterie beſeßt. Die Commandeur : Escadron wurde nach

Plombières detachirt und hinter derſelben auf der Straße dorthin das 2te Bat. von Nr. 9 poſtirt.

Das Detachement des Oberſten von Rellenbach gelangte eben falls bis in die Höhe von Remiremont und bier mit dem Gros

der Avantgarde, dem das Inf.-Neg. Nr. 7 vorläufig zugetheilt blieb, in Verbindung tretend , wurde der Hauptmann von Reſuire dieſes

Regiments mit einer Compagnie und 2 Zügen der Escadron Baſſewiß in die rechte Flanke nach Gerardmer detachirt, von wo nach Bruyeres patrouillirt wurde ; dort , ſo wie in der Um gegend , ſtieß man überall auf Roſacken .

Um Mitternacht zog ſich

dieſe Abtheilung auf St. Etienne zurück, woſelbſt die Escadron

433

Seidenberger und 1 Compagnie ſtand. Die andere Hälfte der

Escadron Baſſewiß war mit 2 Compagnien in Fagney ; 4 Com pagnien endlich waren in St. Amé poſtirt. Legtere drei Orte liegen rechts öſtlich von Remiremont , auf dem rechten Moſelufer.

Gegen Abend traf darauf die Meldung des Fürſten Stſcher batow ein , daß er von ca. 3000 Mann Infanterie, 5 Schwadro nen und + Geſchügen *) angegriffen worden ſei und ſich auf Pou cheug, halbwegs zwiſchen Epinal und Remiremont, zurückgezogen habe. (Es waren die Generale Rouſſeau und Duvignau , welche Marſchal Ney von Nancy aus vorgeſchoben hatte, um die Engpäſſe

über die Vogeſen in der Richtung auf Epinal zu beſeßen. **) Der Jäger Karle der Esc. Seidenberger fiel heute in feindliche Ge fangenſchaft, der erſte Verluſt, ſeit man den Rhein paſſirt hatte. Nach einem Befehl Schwarzenbergs ſollte ſich das 4te Corps von Plombières über Bains ( 12) , Vauvillers ( 13) , Juſſey (14), und über Fayl- Billot nach Langres wenden, um ſich dort mit den übrigen Corps der Hauptarmee zu vereinigen. Das Vordringen des Feindes auf Epinal aber , welcher Punkt „ den Zugang nach Lothringen und die Franche- Comté eröffnet, das Thal der Moſel ſchließt und eine der gangbarſten Straßen in die Vogeſen fichert“, veranlaßte Seine Kgl . Hobeit den Kronprinzen , auf einen Augen blick von ſeiner Marſch direktion abzuweichen, und durch Vertreibung

des Feindes von dort , die gefährdete Verbindung mit dem 5ten Corps, Wrede, – zu ſichern .

Dem zu Folge rüdte die Avantgarde am 10. Januar auf der Straße nach Epinal weiter vor und wurde zwiſchen Eloves und

St. Nabord dießſeits Poucheur echelonirt.

Die in der rechten

Flanke gelegenen Orte Fagney, St. Amé und St. Etienne blieben,

jedoch allem Anſcheine nach nur von Infanterie- Pikets, beſeßt. Die Escadronen Seidenberger , Baſſewiß und Nagel ſtanden an der Epinaler- Straße im Burneau ( ?); während die Comman

deur -Escadron unſeres Regiments von Plombières nach Xertigny zur Beobachtung der von dort nach Epinal führenden Straße vor rüdte , ſoutenirt von dem Reg. Nr. 10 und 2 Geſchüßen der Iten reitenden Batterie .

*) von Bernhardi. !

**) von Damit 28

434

Am folgenden Tage , den 11. , ſollte der Angriff auf Epinal unternommen werden und war mit dem Hermann Grafen Platow

die Verabredung getroffen worden , daß , während der Kronprinz den Feind in der Front angriffe, erſterer, von links ber vordringend und den Feind umgehend , ihm die Rückzugsſtraße nach Nancy verlege ; während die Generale Kaiſarow und Stſcherbatow mit ihren Koſacken die rechte Flanke des Kronprinzen zu decken hatten . Gefecht bei Epinal am 11. Januar. Das Vorrücken des 4ten Corps ſollte in drei Colonneu vor ſich gehen . I. Colonne. Rechter Flügel . G.-M. von Stockmayer.

Inf.-Reg. Nr . 7 . 2tes Bat. Inf. Reg . Nr. 9. 3 Bat .

jammelt ſich früh um 8 Uhr bei Docelles auf dem rechten Mojel

ufer – indem das Bat. des Reg . Nr. 9 von Poucheur dort hin über gezogen wird und ſich mit dem Reg. Nr. 7 vereinigt

und

dringt über La Baſſe in den Wald von Epinal vor . IJ . ( Haupt-) Colonne .

Gentrum .

F. - 3. - M. Graf Franquemont . Avant - Garde .

1tes Bat. Inf.-Reg. Nr. 9.

Escadron Nagel des Reg . Herzog Louis. 4 Geſchüße der 1ten reit. Batterie . Gros .

Inf.-Reg. Nr. 2.

Ite Fußbatterie .

Inf.- Reg. Nr. 3. 11

Nr. 4 .

2te Fußbatterie. 2tes Bat . Inf. Reg. Nr. 6 . Escadrons Seidenberger und Baiſewitz des Regim . Herzog Louis Munitions - Colonne, Wagen für die Verwundeten .

1 Escadron des Cav . - Reg. Nr. 4 Jäger Prinz Adam . 8. Bat. 4 Esc . 16 Geich.

1

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III. Colonne. Linfer Flügel . G.-M. von fett.

Commandeur- Escadron des Reg. Herzog Louis. 2 Geſch. Der lten reit. Batterie. Inj. Reg. Nr. 10 .

3 Escadrons des Cav. Reg . Nr. 4. 1

3 Geich . der 2ten reit. Batterie. 1 Bat . 4 Esc. 5 Geſch.

6.-M. v. Jett bricht vor Tagesanbruch mit dem Cav. Reg . Nr. 4 und der halben reit. Batterie von Plombieres auf, vereinigt ſich, nach Xertigny marſchirend, dort mit der Schwadron des Regiments Louis , dem Bat. Nr. 10 und den 2 Geſchüßen und ſtößt, indem

er in der Richtung von Epinal vorrückt, an dem Punkte zur Haupt colonne , wo ſich die Straßen von Remiremont und Xertigny dicht vor der Stadt vereinigen.

Als Soutien folgte der III . Colonne : G.-L. Prinz Adam. G.-M. von Walsleben .

Cav. -Reg . Nr. III. Dragoner Kronprinz . 3 Geſch. der 2ten reit. Batterie. 4 E&c .

3 Geid .

Das 1te Bat. Inf. - Reg . Nr . 6 und die öſterreich. Poſitions batterie blieben als Reſerve in Remiremont zurück. 6. Geſch . 1 Bat. Zuj. 13 Bat. 12 Esc. 30. Geſch .

Nachdem der Gen. - Maj. von Stockmayer mit dem 2ten Bat .

von Nr. 9 iu der Frühe auf das rechte Moſclufer hinübergerückt war, übernahm Oberſt von Gaisberg bei der Hauptcolonne das Commando der Avantgarde und ſtand mit dieſer um 8 Uhr

Morgens im Angeſicht von Poucheur an der Straße von Remire mont nach Epinal auf dem linken Moſelufer bereit. Die III . Colonne, 6.-M. von Jett , darunter die Comman

deur Escadren vom Regimente unter dem Stabs - Rittmeiſter von Raßler, ſtieß zuerſt auf den Feind : Vorpoſten, die bei St. Laurent aufgeſtellt waren und ſich auf ihr Repli am Vereinigungspunkte der beiden Straßen am Hof Char-d'Argent zurückzogen. Dort kam es zu einem lebhaften, aber kurzen Gefecht; die in Plänklerkette auf, 28 *

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gelöſte feindliche Feldwache trieb der erſte Zug der Commandeur

Escadron vor ſich her. Jene ſuchte hinter den nahen Gartenzäunen Schuß, von dort aus ihr Feuer fortſeßend ; nur ein franzöſiſcher Tirailleur blieb, ohne irgend welche Deckung zu ſuchen , Mitten auf dem freien Felde ſtehen, ließ die Louisjäger auf wenige Schritte an ſich berankommen, zielte dann und ſchoß den Schimmel des an der

Spiße reitenden Horniſten mit ſicherer Hand nieder. Natürlich war er im nächſten Augenblick von ein paar Reitern eingeholt und für ſeine Vermeſſenheit abgeſtraft; mit ganz zerfektem Geſichte froch

er in einen in der Nähe befindlichen Graben. Man ließ ihn liegen und ſprengte weiter. Der Feind retirirte mittlerweile in die Stadt .

Dieſe wurde

gleichzeitig von einem Detachement Jett’s in der Weſtſeite bedrobt, Doch fingen die Franzoſen ſo eilig an, Epinal zu räumen, daß man ſie nicht mehr erreichen konnte . Detachements derſelben , die auf Rambervillers abzogen, wurden von 2 Schwadronen des Regiments Nr. IV verfolgt .

Von der 11. (Haupt.-) Colonne, F.- 3.-M. Graf Franque

mont wurde beim Beginn des Vorrückens etwa um 8 Uhr das Inf.-Reg . Nr. 2 unter 6.- M. von Döring unweit Poucheur bei Jarmenil auf das rechte Moſelufer hinüber dirigirt , um , längs

des Fluſſes vordringend, die Verbindung mit G.- M.von Stock Er ſtieß dicht vor der Stadt auf feindliche Vorpoſten und drang mit ihnen in dieſelbe ein. Der Feind zog ſich !

mayer herzuſtellen.

überall zurück , ſo daß weder 6. - M. von Stockmayer mit der

I. Colonne , noch das Gros der II . Colonne rechtzeitig herankom men tonnte, 'um in's Gefecht einzugreifen. Nur 2 Geſcüße der Iten reitenden und 2 Geſchüße der 1ten

Fuß-Batterie wurden raſch an die Spiße der Il . Colonne vorge zogen, um noch die an den verſchiedenen Eingängen der Stadt jich zuſammendrängenden feindlichen Abteilungen zu beſchießen.

Dann

rückte das Grus in Epinal ein . Der Kronprinz befahl nunmehr, die Cavalerie zur Verfolgung vorzuziehen . Während das Regiment

Herzog Louis , das raſch herbeigezogene Regiment Kronprinz Dragoner und zwei Schwadronen (Reinhardt und Moltke) des Regiments Prinz Adam , die 4 Geſchüße der Iten reit. Batterie,

die bei der Avantgarde , und die 3 der 2ten reit. Batterie , welche den Dragonern gefolgt waren , an Sr. Ngl . Hobeit vorbeidefilirten, !

geſchah aus einem dem Standpunkte des Kronprinzen gegenüber liegenden þauſe der Stadt in unmittelbarer Nähe ein Schuß ;

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dem Oberſt von Gaisberg, der einen Augenblick zuvor von Sr. R.

Hobeit den Befehl erhalten hatte, vorauszureiten, um ſich zu über

zeugen , ob Epinal gänzlich vom Feinde geräumt ſei , drang die Kugel durch die Kopfbedeđung, als er gerade an der Spiße eines

Zugs fortſprengte. Weiteren Schaden richtete ſie glücklicherweiſe nicht an

Die Röpfe der Einwohner waren durch den Präfekten erhißt worden, einer der im Ganzen ſeltenen Verſuche, den von Napoleon befohlenen Voltsaufſtand in's Leben zu rufen .

Die Louisjäger an der Spiße, drang darauf die Cavalerie

unter perſönlicher Führung des Kronprinzen zum jenſeitigen Thore von Epinal hinaus, auf die Straße nach Nancy vor . Auf den Höhen hinter der Stadt nahm der Feind mit dem

Gros nochmals Stellung. Während unſere Artillerie auſfuhr, jenes zu beſchießen, vereinigten ſich die Koſacken Stſcherbatow's, von rechts her eintreffend, mit den Unſeren , eine ruſſiſche Batterie proßte neben den Batterien Breithaupt und Bürgi ab und begann ein lebhaftes Feuer auf den Feind, der in guter Contenance lebhaften Widerſtand leiſtete. Dem concentriſchen Geſchüpfeuer aber , das ganze Reihen niederſchmetterte, konnte er endlich nicht mehr Stand balten und

als nun gleichzeitig unſere Louisjäger den gegenüberſtehenden feind lichen Huſaren auf den Leib rückten und ſie gewaltſam in einen Sumpf neben der Straße trieben, war kein Halten mehr. Auf der Chauſſee ging es bunt durcheinander rückwärts, die Jäger den Hus jaren immer in den Eijen.. – Die Commandeur-Escadron , welche Epinal nicht betreten, ſondern die Stadt zur Linken umgebend, die verſprengten feindlichen Infanteriſten zu Paaren getrieben und viele

Gefangene gemacht hatte , vereinigte ſich jest wieder mit dem Gros des Regiments. Es war bittertalt und die Leute hatte es Anfangs gewaltig gefroren , da war denn das muntere Treibjagen eine ganz ange

nehme Bewegung und trop der glatten Straßen , troß dem , daß dieje dermaßen mit Todten , Verwundeten , weggeworfenen Waffen, und umgeſtürzten Wagen überſäet war , daß man faſt nicht mehr durchkommen konnte, wurde doch die Verfolgung bis Igney, 5%. Mei len jenſeits Epinal fortgeſegt ; worauf der Befehl zur Einſtellung derſelben erfolgte. Das Regiment Herzog Louis wurde geſam .

melt und die Avantgarde, für heute unter den Befeblen des G.-M.

von Jett, nahm folgende Stellung an der Straße nach Nancy ein :

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Zunächſt am Feind in Tbaon :

1 Escadron Herzog Louis , 4 Geſch. der 1ten, 3 Geſch. der 2ten reit. Batterie, Inf. - Reg. Nr. 9. Dahinter als Repli in Chavelot :

2 Escadrons Herzog Louis , 2 Comp. Inf.-Reg. Nr. 10, A18 Reſerve in Golbey :

2 Comp. Inf.-Reg. Nr. 10. Unmittelbar vor Epinal : 1 Escadron Herzog Louis. Unſer Regiment hatte einen Verluſt von 1 tobten

Jäger

Nußbaumer – und 2 verwundeten Jägern , 5 todten und 1 ver wundeten Dienſt-, 1 verwundeten Offiziers -Pferd. Dagegen erbeu tete es 6 Huſaren - Pferde und machte viele Gefangene. Die ganze Zahl derſelben wird auf circa 500 angegeben. Vier der Beutepferde wurden durch Wachtmeiſter Zinſer , Unteroffiziere Pimging und

Rapp und Jäger Schaedle eingebracht. Unteroff. Rapp und Jäger Schäfer erhielten die ſilberne Medaille ; Unteroff. Riedina ger zug einen von den, in den Sumpf geſprengten Huſaren wieder

aus dem Waſſer und brachte ihn als Gefangenen zum Regiment. Die beiden anderen Cavalerie- Regimenter hatten Nichts verloren. Platow, der auf ſeinem Umgebungsmarſch im Wald von Do mevre mit ſeinen 12 Geſchüßen ſteden geblieben war , kam nicht

rechtzeitig mehr herbei, um dem Feind den Rückzug abzuſchneiden ; nur der ruſſiſche General Grekow batte con ſehr frübe Thaon im

Rücken des Feindes mit 2 Pults Kojacken beſeßt , griff dann auch die Tete des retirirenden Feindes lebbaft an und machte viele Ge fangene, mußte aber vor der anrückenden franzöſiſchen Infanterie wieder ſeitwärts abziehen. Später wurde die Verfolgung durch die Kojacen noch bis Charmes fortgeſeßt.

Bei der württembergiſchen Cavalerie herrſchte die freudigſte Stimmung ; es war die erſte ernſtere Waffenthat ſeit Beginn des Feldzuges , die unter der perſönlichen Leitung des ritterlichen An führers des geliebten Kronprinzen ſo glücklich vollbracht worden war. Für die ganze Mannſchaft, die hier zum erſten Male ſo recht in das Treiben und Leben des wabren Reiterdienſtes eingeführt wurde, ein guter Anfang ; für die aber, welche den vorigen Feldzug mit durch

gekämpft hatten , eine Gewähr, daß noch die alte Kraft , der alte

Sinn in ihnen lebte ; daß die nicht enden wollenden Nückzüge in

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der legteu Zeit unter den franzöſiſchen Fahnen , wobei die kleinen Häuflein mit fortgeriſſen wurden , daß ſie nicht vermocht hatten, den friſchen Muth und das ſtürmiſche Blut zu bannen und zu hemmen , das in den Adern der Reitersmänner ſtrömte. Und dazu nun der Kronprinz, Prinz Adam , des Leşteren wackerer Stabschef Bismark, deſſen Name bald in Aller Mund war -- und bei den Regimen tern die bewährten Fübrer * ) ; - wie ſchauten die Louisjäger zu ihrem jugendlichen Oberſt auf , der ihnen ſtets und all überall als ein glänzendes Beiſpiel voran leuchtete; und überdieß nun die ei 1

gene deutſche Sache, für die es zu kämpfen galt , nicht mehr allein der Kampf für Waffenrubmund Waffenebre und - fremde

Inte

reſſe -- ; es war das Grund genug, daß Jedem , der nur in Etwas tiefer zu fühlen und zu denken vermochte, das Herz troß der falten

Wintertage wärmer und höher ſchlug. In rein militäriſcher Beziehung hat außerdem der Feldzug von

1814 ein ganz beſonderes Intereſſe für uns, wegen des meiſterhaf ten Gebrauchs, den der Kronprinz von ſeiner Cavalerie zu machen verſtand. Es war der erſte Feldzug jeit Errichtung unſeres Regi

ments , in welchem die württembergiſche Cavalerie unter einem Führer und zu einem organiſchen Körper vereinigt, beiſammen blieb ; wo ſie nicht mehr zerſplittert und der Leitung fremder Ge nerale überliefert wurde, die wenn auch tüchtige Reiteranführer und

ebrenwerthe Männer , doch eben nur Fremdlinge mit fremden An ſchauungen und fremden Sinnesrichtungen waren. Wie aber der Commandirende des 4. Armee - Corps ſeinen Schwadronen ſtets den rechten Plaß und Wirkungskreis anzuweiſen

wußte, wie er ihnen eine glänzende und ruhmvolle Thätigkeit berei tete, das wollen wir uns bemühen , in den folgenden Blättern an chaulich zu machen . Vormarſch gegen Langres,, 13. . -- 17. Januar. Der Tag nach dem Gefecht bei Epinal, der 12. Januar, war ein Ruhetag. Außer der Avantgarde auf der Straße nach Nancy , * ) Zufälliger Weiſe hatten ſowohl der Commandeur der Kronprinz- Dragoner Oberſt.-lieut. von Wagner , wie namentlich der Oberſt -lieut. und Comman !

deur des Regts. Prinz Adam bei den louisjägern gedient. Leşterer Anfang Auguſt 1806 erſt zum Lieut. im Regiment ernannt, hatte ſeine ganze mili

täriſche Laufbahn in mehr als zwanzig Schlachten und Gefechten unter den Reihen des Regiment8 Herzog Louis verbracht, um nunmehr nach 8jähriger ruhmvoller Dienſtzeit an der Spite eines Regimente zu ſtehen.

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auf dem linken Moſelufer , war eine zweite Avantgarde auf dem

rechten Moſelufer , auf der Straße nad Rambervillers und Lune ville, aus dem Cavalerie : Regiment Nr. IV und dem Infanterie Regiment Nr. 7 beſtehend , vorgeſchoben. Dieſer wurde heute die 2te reitende Batterie zugetheilt und das Commando über dieſelbe dem G.-M. von Fett übergeben , während G.-M. von Stodmayer von dort her zur Führung der bisher unter ihm ſtebenden Vorbut ſich auf das linke Ufer begab , woſelbſt auch die ganze 1te reitende Batterie wieder vereinigt wurde. Stockmayer hatte ſich mit Stſcher

batow , der nach Nancy ſtreifte ; Jett ſich mit dem Roſackenführer .

General von Seslawin, der in Bruyeres ſtand, in Verbindung zu ſegen.

Der Zweck der Expedition nach Epinal war vollkommen er reicht, der Sperrpunkt des Moſelthals und die durch dasſelbe füh rende Verbindungsſtraße geöffnet; und die Herſtellung der Kom munikation mit der ſchleſiſchen Armee nunmehr dem 5ten Corps über

laſſend, beeilte ſich der Kronprinz die Richtung auf Langres wieder einzuſchlagen . Den 13. Januar um 8 Uhr Morgens brach daher die Avant

garde auf, ging zurüd durch Epinal und rückte auf der Straße nach Juſſey über Bains (Gros) hinaus , bis vor nach Gremifon taine :

1/2 Esc. Herzog Louis. Ite reit. Batterie.

1tes Bat. Inf.-Reg. Nr. 9. Raſſey :

2tes

Nr. 9.

1 Esc. Herzog Louis. Les Voivres : Inf. -Reg. Nr. 10. 14, Esc . Herzog Louis.

Den 14. nach Sapancourt 2 Esc., 2 Geſch ., Nr. 10 ; Polain court 1tes Bat. Nr. 9 , 1 Esc., 4 Geſch.; Hunecourt 2tes Bat. Nr. 9, 1 Esc . Gros nach Vauvillers. Die bisherige Vorhut Jett's bildete geſtern und heute die Arrieregarde. Die Fortſeßung des Marſches über Juſſey mußte aufgegeben werden , da die Saone dermaßen angeſchwollen war, daß ein Brückenſchlag nicht unternommen werden konnte ; es wurde daber am 15. die Direktion auf Chatillon - ſur -Saone verändert , wobin, ſowie nach Fresne und Enfonvelle, die Avantgarde vorrückte. In jedem dieſer drei Orte ſtand eine Escadron und ein Bataillon

Die vierte Escadron unſeres Regiments, diejenige des Major von Baſiewiß, erhielt den Befehl, zu der Hujaren -Schwadron des

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Oberſt-Lieut. von Rohrig zu ſtoßen. Nohrig, der während der legten Tage die linke Flanke Des 4ten Corp8 zu decken hatte, war am 15. Morgens bei Bourbonne-les - bains eingetroffen , Nachmits tags vereinigte ſich Baſſewiß mit ihm und beide beobachteten nun gemeinſchaftlich die Straßen nach Langres , Chaumont und La Marche, weshalb ſie nach zwei verſchiedenen Seiten Front zu machen hatten und nach den angegebenen Richtungen Streifcom mandos ausſendeten, um über den Feind Erkundigungen einzuziehen und zugleich die Verbindung mit Platow aufzuſuchen, den man in der Richtung von La Marche vermuthete. Den 16. verblieb das Gros des Corps in einer geſtern be

zogenen Stellung bei Jonvelle , die Avantgarde räumte Chatillon, beſeßte dagegen Villars, zwiſchen erſterem Ort und Bourbonne ge legen ; während Oberſt- Lieut. Nohrig mit Vorſicht nach Montigny vorpouſſirt wurde , um die Stärke des Feindes in Chaumont und Langres zu erkunden . Die Arrieregarde unter 6.-M. von Fett traf beim Gros des Corps ein. Das Wetter hatte ſich während der Zeit geändert ; es regnete unaufhörlich und alle Straßen wa ren in Folge deſſen über alle Begriffe glatt und gefährlich. Bei Epinal hatte die Cavalerie durch die lebhafte Verfolgung außer

ordentlich viele Hufeiſen verloren, die man nur nothdürftig erſegen konnte ; dies und die abſcheulichen Feldwege, auf denen man ſich

in den legten Tagen bewegen mußte, fatigirten die Pferde in hohem Grade .

Den 17. Januar wurde die Avantgarde G.-M. von Stod mayer auf der Straße nach Langres vorgeſchoben, das nach eingelaufenen Nachrichten mit 13,000 Mann unter dem Marſchall Mortier beſegt ſein ſollte , gegen den F.-M. Fürſt Schwarzenberg einen Angriff mit den Corps Gyulai's, Colleredo's und des Kron: prinzen zu unternehmen entſchloſſen war. Legterer ſollte von Mon

tigny aus vorrücken, der 18. war zum Tage des Angriffs bezeichnet, weshalb am 17. die Avantgarde auf der dabin führenden Straße vorgeſchoben wurde und hinter einem Bach, zwei ſchwache Meilen

von Langres entfernt, à Cheval der Straße Stellung nahm und zwar :

In Chauffour

rechter Flügel - 2tes Bat. Nr. 9, %, Esc .

Herzog Louis . In Frecourt - Mitte - auf der Straße ſelbſt, Reg . Nr. 10 , 14 Esc. ßerzog Louis , Ite reit. Batt.

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In Bonnecourt

linker Flügel — ltes Bat. Nr. 9, 1 Esc.

Herzog Louis ( i Zug Cavalerie als linke Flanken Deckung nach Andilly detachirt) beobachtet die bei Bannes von der Chauſſee abzweigende Straße und die nach Langres führende Mömerſtraße.

Gleichzeitig aber war 6.-M. von Jett mit den Inf.-Regi mentern Nr. 4 und 7, dem Cavalerie- Regiment Nr. IV und der 2ten reitenden Batterie von Montigny, wo das Gros ſtand , auf der Straße nach Chaumont bis Is -en- Baſſigny vorpouſjirt, um zur Deckung gegen Chaumont und als Soutien der Schwadronen Robrig und Baſſew i tz zu dienen .

Leştere beiden, unter Führung des Oberſt- Lieut. v . Rohrig hatten den Befehl, von Montigny bis in die Nähe von Chaumont, wenig ſtens nach Lanques, zwei Meilen von Chaumont, vorzubringen , von da Patrouillen rechts nach Esnouveaug und links nach Nogent le Noi zu entſenden , einen Offizier aber mit einem ſtärkeren De: tachement direkt von Montigny auf der Straße nach Neufchateau bis Bourmont abzuſchicken , um die Verbindung mit Platow ber zuſtellen.

Oberſt - Lieut. v. Robrig mit ſeinen Ferdinand - Huſaren und

den Louisjägern aber bei Mandres -- in gleicher Höhe mit Lanques – angekommen , ſtieß auf feindliche Cavalerie - Poſten, dieje zogen ſich zurück. Bei Biesles , dem nächſten Dorfe an der Straße , kam eine Patrouille franzöfiſcher Garde - Grenadiere zu Pferde zum Vorſchein . Raſch war man hinter ihnen ber , Jäger und Hujaren wetteiferten , ſie einzuholen , auch gelang es glücklich , zwei Mann gefangen zu nehmen. Im Jahre 1809 hatten ſich die Regimenter Herzog Louis und Ferdinand - Huſaren als ehrliche Feinde gegenüber geſtanden jegt , einem gemeinſamen Zwecke dienend , knüpfte die gegenſeitige Achtung , die ſie ſchon damals als tüchtige Reitersmänner ſich gezollt , ein feſtes Band guter Kameradſchaft, und treulich ſtanden ſie fernerbin neben

einander in jenen Momenten , wo es keine Täuſchung mehr giebt, wo echter Manneswerth in ſeiner wahren Geſtalt zu Tage tritt und allein nod gilt.

Hinter Biesles , dicht vor Chaumont, zeigten ſich bei weiterem Borrücken noch einige feindliche Schwadronen , die ſich aber eben falls bei der Annäherung der Unſrigen zurückzogen. Da bier weiter

Nichts auszurichten war und nach Ausjage der Gefangenen und Landleute der Marſchall Mortier ſich von Langres nad Chaumont

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zurückzog, ſo ging der Oberſt -Lieut. von Robrig nach Mandres zurück und nahm hier auf der Römerſtraße Stellung , welche , die

Chauſſee quer durchſchneidend, von Ageville nach Nogent-le Roi führt ; legtere beiden Punkten wurden bejekt . Die durch den Oberſt -Lieut. von Noyrig gemeldeten Neuigkeiten

beſtätigten ſich im Laufe des Tages. Wirklich war Mortier, der bei Langres gegen ihn heranziehenden Gefahr ausgewichen und hatte, nach Chaumont retirirend, nur eine ſchwache Abtheilung in Langres zurückgelaſſen. Dieſe wurde gefangen genommen und die Stadt noch am Abend von Gyulai bejekt. Und jo war denn der Punkt

Langres, auf deſſen Bejiß man im Hauptquartier der böhmiſchen Armee einen ſolch' außerordentlichen Werth legte, ſehr leichten Kaufs errungen ; wenn man nicht die Zeit, die man zu den Vorbereitun

gen für dieſes Unternehmen zu verwenden , für nöthig hielt , als eine verlorne betrachten will.

Das 4te Corps erhielt nun aber auf dieſes Ereigniß bin die

Beſtimmung, direkt von Montigny dem Feinde auf Chaumont zu folgen.

Gefecht bei Chaumont am 18. Januar.

Die Dispoſitionen für das Vorrücken auf Langres waren ſchon ertheilt, als dieſer neue Befehl eintraf; die urſprüngliche Avant garde unter G.-M. von Stockmayer ſtand, wie wir geſehen haben , auf der Straße nach Langres , diejenige unter 6.-M. von Jett aber

bereits auf der nach Chaumont. Zwar wurde die Vorhut Stock mayers zurück berufen, um wieder an die Tete gegen Chaumont vorgezogen zu werden - und das Gros des Corps, welches noch

in völliger Dunkelheit früh Morgens bei Montigny concentrirt ſtand, doc mußte dadurch ſeinen Vormarſch um etwas verzögern in ſich ſette Colonne die und Spiße der an Jett von G.-M. blieb folgender Ordnung in Marſch : Avantgarde: 3.-M. von fett.

Cavalerie-Reg . Nr. Il Jäger Prinz Adam . 2te reit . Batterie .

inf.- Reg. Nr. 7

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5.-M. von Stodmayer.

3 Escadrons Cav .-Reg. Nr. 11 Jäger Herzog Louis. 1te reit. Batterie .

Inf . -Reg . Nr. 9. Nr . 10 . Gros :

F.-3.-M. Graf Franquemont,

G.-L. Þrinz Adam , G.-M. von Walsleben , Cav.-Reg. Nr. III Dragoner Kronprinz. G.-M. von Döring Inf.- Reg . Nr. 2. Ite Fuß-Batterie. Inf. - Reg. Nr. 3. 3.-M. Prinz Hohenlohe

Inf.-Reg. Nr. 4. 2te Fuß-Batterie. Inf. -Reg. Nr. 6.

Oberſt-Lieut. von Robrig, der , wie wir wiſſen, die äußerſte Spiße der Avantgarde bildete, ſollte von ſeiner Stellung bei Mandres ſich mit ſeiner Huſarenſchwadron und der Schwadron Baſſew it rechts zieben , bei Riaucourt , eine Meile unterhalb Chaumont die Marne paſſiren , dadurch die Straße nach Joinville erreichen und

dieſelbe einzelnen Abtheilungen des Feindes verlegen, die etwa dieſe Straße als Rückzugslinie wählten. Dieſer Befehl aber erreichte

den Oberſt -lieut. vvn Robrig nicht mehr und ſo rücten die beiden Schwadronen ebenfalls auf der Chauſſee nach Chaumont vor. Raum hatten ſie Biesles bei dem grauenbafteſten Regenwetter, das man ſich denken kann, paſjirt, als ſie auf die feindliche Vorhut

Narabiniers , Dragoner und Infanterie der alten Garde ſtießen . Seine Königl. Hoheit der Kronprinz , welcher ſich bei der Avantgarde des G.-M. von Jett befand, ließ ſofort das Cav. Regiment Nr. # und die 2te reitende Batterie zur Unterſtüßung vorgeben ; vier Geſchüße der Batterie fuhren neben den Adamjägern , zwei neben der Escadron Baſjewiß auf , ein lebhaftes Feuer auf den Feind eröffnend. Kurz nachher trafen dann die drei übrigen Schwadronen Herzog Louis unter dem Oberſt von Gaisberg und ſpäter auch das Dragoner - Regiment ein. Se. K. Hob . der Kronprinz manövrirte darauf, mit der Cavalerie ſich rechts ziehend, gegen die linke Flanke des Feindes, wodurch dieſer genöthigt wurde, jich aus ſeiner Stellung bei dem Dorfe La Ville-au - Bois zurück zuziehen, aus Rüdſicht für den gefährdeten linken Flügel die Chauſſee

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Preis zu geben und ſich auf das Dorf Choignes zu repliiren, tas wenn man den Rücken gegen Chaumont wendet rechts ſeitwärts von der Chauſſee, im Marnethal, auf beiden Ufern der Marne ; um alſo in das Dorf zu gelangen , mußte man von

ſelbe liegt

dem Plateau , auf dem das bisherige Gefecht ſtattgefunden hatte,

die ſehr ſteilen Thalränder hinunter ſteigen . Dorthin dem Feinde zu folgen , war mit der Cavalerie allein natürlich nicht wohl auss führbar, die Infanterie der Avantgarde aber hatte bis jeßt den

Kampfplatz noch nicht erreichen können . Als ſie nach einem ſehr beſchwerlichen Marſche endlich eintraf, wurde das Fußjäger-Regiment ſofort zum Angriff auf Choignes dirigirt , wo ſich ein ſehr hart nädiges und mit großer Erbitterung geführtes Dorfgefecht entſpann. Unterdeß ſtand die Cavalerie in Reſerve auf der Hochfläche,

das Regiment Herzog Louis dicht an der Schlucht, die in's Marnethal hinab führt . Die feindlichen Zwölfpfünder -Batterien, die am linken Marneufer an zwei Punkten febr vortheilhaft poſtirt

waren, ſandten ihre Geſchoſſe bis in die Stellung der Cavalerie bin über . Dem Regimente wurden raſch nach einander der Jäger

Vöhringer und 1 Pferd erſchoſſen , Unteroffizier Schaß , Jäger Mudler und 3 Pferde verwundet.

Mit dem erſchoſſenen Pferde

ging es gar eigen. Das Pferd , dem der feindliche Eiſenbad Mitten in den Leib drang, ſtürzte ſofort zuſammen, ſein Reiter ſchnallte mit vieler Ruhe den Mantelſack ab und ging hinter die Front.

Da

plöglich entſtand eine Exploſion das im Bauche des Pferdes ſteden gebliebene Geſchoß war eine Granate , die jeßt erſt krepirte, den Gaul vollſtändig auseinander riß und durch die nach allen

Seiten umberfliegenden Eiſenſtücke den in der Nähe haltenden Quartiermeiſter Blaicher am Fuß verwundete. Unter dem Schuße ſeiner zahlreichen Artillerie hatte der Feind mittlerweile ſeinen Rückzug auf das linke Marneufer vollendet und auf den dortigen Höhen eine Achtung gebietende Stellung einge nommen . Dieſe anzugreifen, fühlte ſich der Kronprinz um ſo weniger berufen , als er das Anrücken Gyulai's von Langres und deſſen

Mitwirkung erwartete. Legterer aber traf nicht mehr ein ; und ſo beſchränkte ſich das Gefecht auf eine lebhafte Itanonade, an der jegt auch die Ite reitende Batterie Theil nahm . Die Sechspfünder unſerer Artillerie waren jedoch den feindlichen

Zwölfpfünder-Bat

terien gegenüber ſehr im Nachtheil, weshalb ſie aus der Feuerlinie

zurückgezogen wurden , einige ſpäter unternommene Verſuche des

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Feindes, mit ſeiner Cavalerie zu debouchiren, aber aus ihrer rück wärtigen Stellung mit gutem Erfolg abwieſen. Erſt mit Einbruc) der Dunkelheit endete das Gefecht ; wäh

rend das Gros des Corps wegen des fortdauernden entſeglichen Unwetters, lo gut es ging, unter Dach gebracht wurde , mußte die Avantgarde in der Stellung unfern des Marneufers bivuatiren. Der rechte Flügel : G.-M. von Iett Cav.-Reg. Nr. IV , 2te reit. Batt. bei Treir.

Der linke Flügel : G.-M. von Stockmayer Cav.- Reg. Nr. II Herzog Louis , Ite reit. Batt. , Inj. -Reg . Nr. 7 , 9 , 10. bei Ville -aur- Bois. Die Commandeur - Escadron der Louisjäger kam auf Vorpo

ſten und ſtand ungefähr auf demſelben Punkt, den das Regiment während des Gefechtes eingenommen hatte , an der oben ſchon be zeichneten Thalſchlucht. Ohne Feuer, ohne Strob , im Roth bis faſt an die Knie, eine unbehagliche Nacht.

Der ganze Verluſt unſeres Regiments beſtand in 1 Offizier : Premier- Lieutenant von Braunmüller, der durch einen Prell chuß verwundet wurde, ferner an Mannſchaft und Dienſtpferden in | Todten und 3 Verwundeten , deren Namen ſchon oben ange führt wurden – (dem Unteroff. Schaß mußte der linke Fuß am: putirt werden, worauf er am 21. Jan. ſtarb) und in 1 todten und 3 verwundeteu Pferden, wie ebenfalls ichon berichtet wurde.

Als ſolche, die ſich beſonders ausgezeichnet hatten, werden Prem. Lieut. von Braunmüller, Unteroff. Widmann und die Jä ger Mend , Fürſt und Vöffle genannt. Erſterer wurde öffent lich belobt, die übrigen erhielten die ſilberne Medaille. Anſtatt des Prem .-lieut. von Braunmüller , wurde dem Prem . - Lieut. von Stapff der Adjutantendienſt übertragen ; auch behielt Regterer die Funktionen eines Adjutanten , nachdem Braunmüller wieder geneſen war, worauf er ſpäter definitiv zum Adjutanten ernannt wurde .

Stellung bei Chaumont. 19. – 23. Januar. Um 9 Uhr Morgens den 19. Januar ſtand das Gros des 4ten Corps wieder zum Vorrücken gegen Chaumont bereit ; in der Frühe ausgeſendete Patrouillen der Avantgarde aber brachten in Erfahrung, daß der Feind die Stadt geräumt und ſich zurückgezogen babe . Mortier war in der Richtung auf Bar - ſur - Aube retirirt, wo

er ſeine Streitkräfte durch die zweite Diviſion der alten Garde

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vermehrte . So konnte man denn ohne Schwertſtreich

Nach

mittags " , 2 Uhr - in Chaumont einziehen. Sofort nach Beſitz Bejiß nahme der Stadt ging Se . Rönigl. Hoheit der Kronprinz mit

dem Regiment Herzog Louis zu einer Nekognoszirung auf der Straße nach Bar- ſur -Aube vor. Gleich hinter der Stadt bei Jon

chery brachten die Jäger einen Gefangenen ein , dann ging es weiter auf Blézy ; die Straße führte durch eine Thalſchlucht die Höhe hinauf ; oben angekommen , ſab man das Dorf Blézy , und diesſeits desſelben zur Seite der Straße das freie Feld durch eine vorſpringende Waldipiſe begrenzt, dort ſtieß man, eine ſtarke Meile von Chaumont entfernt, auf die erſten feindlichen Cavalerie - Ve detten . Daraufhin wurde das Vorrücken eingeſtellt und wieder

hinter jene Thaljalucht zurüdgegangen und die Vorpoſtenſtellung be zogen .

Und zwar : Auf der Straße nach Bar -ſur - Aube, im Jonchery : 2 Es Commandeur- und Nagel - von Herzog cadrons Louis , 3 Comp. Nr. 9, 2 Geſc . Ite reit . Batterie .

An der gleichjaus von Chaumont abzweigenden Straße nach Chatillon - ſur - Seine in Villiers-le-Sec.: 1 Escadron Seidenberger -- Herzog Louis , 1 Comp. Nr. 9 . Als Soutien in der Vorſtadt von Chaumont Ites Bataillon Nr. 9, Nr. 10 , 4 Geſc. lte reit. Batterie . An der Straße nach Joinville ſtand G.-M. von Jett mit dem

Cav.-Reg. Nr. IV , dem Inf.-Reg . Nr. 7 und der 2ten reit Bat terie bei Pretenay auf Vorpoſten ; vorwärts in Riaucourt endlich

die Escadron Rohrig und Baſjewiß gegen Joinville ſtreifend. Während nunmehr in Langres, dem zunächſt erſtrebten , jegt glücklich erreichten Ziele berathen wurde, was ferner geſchehen ſolle ; während das große Hauptquartier, die Monarchen und Diplomaten ſich dort vereinigten ; der Zug auf Paris wohl in Anregung gebracht, aber nicht alſogleich genehmigt wurde und unter dem vielföpfigen Rath die Diplomatie eine wichtige aber in militäriſcher Beziebung bemmende

Rolle ſpielte - , wurden den Truppen einige Ruhetage zu Theil, die denjenigen des 4ten Corps nach den legten Anſtrengungen ſehr wobl tbaten .

Bei der Cavalerie wurde namentlich der Hufbeſchlag wieder in gehörigen Stand geſegt , wozu das Regiment Herzog Louis in Epi nal einen Centner Stabl , vier Gentner Eijen und 57 Pfund Huf nägel requirirte. Auch, wurden zahlreiche Inſpektionen und Revuen abgehalten , ja ſogar Nachmittags ererzirt .

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Diejenigen Abtheilungen, welche auf Vorpoſten ſtanden, bedurf

ten allerdings dieſer Beſchäftigungen nicht, für ſie gab es hinrei chend zu thun.

Am 20. Januar wurde Rittmeiſter von Nagel mit ſeiner Schwadron zur Rekognoszirung auf Blézy vorgeſendet, fand dieſen Ort nun zwar vom Feinde geräumt , dicht dahinter aber feindliche Bebetten . Die Avantgarden Jett's und Stockmayer's traten bei

Sarcicourt mit einander in Verbindung , während ſich auf dem linken Flügel an die Escadron Seidenberger die Vorpoſten des 3ten .

Corps, Gyulai - Plenau - Chevaulegers - von Château - Billain aus anſchloſſen.

Den 21. Januar wurden die Vorpoſten weiter vorgeſchoben, 3.-M. von Jett beſeşte an der Straße von Joinville die Orte

Bologne und Maraut , G. - M. von Stodmayer an der Straße nach Bar-ſur-Aube das Dorf Blézy : 2tes Bat . Reg . Nr. 9, 1 Esc. Herzog Louis, Ite reitende Batterie und Sillancourt ( links von Biézy) :

1tes Bat. Reg . Nr. 9, 1 Esc. Herzog Louis. .

Nach Juzennecourt , etwa 2000 Schritt vorwärts von Blézy,

wurde eine dritte Schwadron von Herzog Louis und das Ba taillon Nr. 10 vorpouſſirt. Zur Verbindung mit dem 3ten Corp

wurden Oberſt- Lieut. von Rohrig und Maj. von Baſiewiß von Riaucourt auf dem rechten Flügel, nach Bricon auf den linken Flü gel gezogen, dort mit dem Detachement des öſterreich. Oberſt- Lieut. Graf Stürgs ( 3 Schwadr. Alenau - Chev .- leg .) in Kommunikation zu treten. Das Inf. Reg. Nr. 2 beſegte als Soutien der Stellung des 6.-M. von Stockmayer Jonchery.

Die Patrouillen , welche nach Colombé- les - deur - Egliſes vor gingen , fanden dieſen Ort, den geſtern der Feind geräumt hatte, wieder von 5 Bataillonen , 5 Escadrons und 8 Geſchügen beſegt.

Das ſchmugige Wetter der legten Tage hatte wieder einer empfind lichen Kälte und bedeutendem Schneefall Plaß gemacht. Den 22. rückte die Escadron Bajſewiß nach achttägiger Ab weſenheit aus Bricon wieder beim Regimente ein und wurde nach Juzennecourt verlegt. Der Feind ſchob Abtheilungen in den Wald, der fich zwiſchen Juzennecourt und Colombé - Bois de Ronde befindet, vor ; Nachmittags dorthin vor und Bois de la Lune geſendete Patrouillen meldeten darauf , daß ſich jene Abtheilungen wieder zurückgezogen hätten. Um darüber nähere Nachrichten ein zuziehen, wurde

449

am 23. eine ſtärkere aus Infanterie und Cavalerie zuſammen

geſegte Patrouille – lektere : die Commandeur-Escadron der Louis gegen Colombé vor jäger unter Stabs - Rittmeiſter von Raßler durch den Wald ; Mitten führt geſendet. Die Chauſſee dorthin

nachdem etwa bis zur Hälfte in demſelben vorgedrungen war, ſtieß man auf feindliche Vedetten, die ſich aber ſchleunig zurückzogen. Während Stabs-Rittmeiſter von Raßler hier die Infanterie

Abtheilung als Soutien zurückließ, ging er ſelbſt mit ſeinen Reitern , den retirirenden Vedetten folgend , durch den übrigen Theil des Waldes vor und avancirte, an der jenſeitigen Liſiere angekommen ,

auch noch eine Strecke weit auf dem freien Terrain , welches ſich gegen Colombé-les - deur-Egliſes ausbreitet, bis er im Stande war ſich eine genügende Ueberſicht über die Stellung des Feindes zu verſchaffen . Dieſe erwies ſich als ganz dieſelbe, wie diejenige, welche der Feind ſchon vorgeſtern Abend auf den Höhen hinter dem Ort beſeßt gehalten hatte.

Raum jedoch hatte Raßler ſeine Rekognoszirung beendet, als

ein paar feindliche Schwadronen und etwa eine Compagnie aus

jener Stellung vorbrachen und erſtere den Louisjägern ſehr energiſch auf den Leib rückten. Sich hier in ein ungleiches Gefecht einzu-= laſſen, nachdem der Zweck der Expedition erreicht war, wäre durch aus unnüş geweſen ; Stabs- Rittmeiſter von Raßler ließ darum , fo bald er das Anrücken des Feindes gewahrte, Kehrt machen und im

Trabe zurückgehen. Der Feind folgte ; die Unſeren ſeßten ſich in Galop, der Feind auch, und ſo ging es über das Feld und wieder in den Wald hinein, Freund und Feind hinter einander ber.

Für den Fall , der nun wirklich eingetreten war, hatte Rafler dem Infanterie-Detachement die Inſtruktion gegeben , es ſolle ſich dasſelbe rechts und links der Straße verdeckt als Tirailleurs poſti ren, den verfolgenden Feind bis in ſeine Mitte gelangen laſſen und

dann ein tüchtiges Feuer gegen denſelben eröffnen.

Der Mo

ment , in dem man die Infanteriepoſten erreichte, war ſehr nahe, die feindlichen Reiter in überlegener Zahl aber faſt eben ſo nahe. Ein franzöſiſcher Oberſt auf einem Falben an der Spige ſchrie und wetterte gewaltig und forderte ſeine Untergebenen zum Anwenden aller Kräfte auf, um die Unjeren einzuholen. Jeßt paſjirte man die Infanterie. Sei es nun, daß dieſe ihre Inſtruktion falſch verſtan den hatte, ſei es, daß ſie ſich von allzu großem Eifer hinreißen ließ, genug, ſtatt ruhig im Verſteck liegen zu bleiben, ſprangen ihre Leute bei Annäherung der feindlichen Reiter plößlich Mitten in die Straße ; 29

450

der Feind ſtugte, fehrte auf das nunmehr eröffnete Feuer um, ent ging aber durch das Hervorſpringen der Infanteriſten einem wahr ſcheinlich ſehr empfindlichen Verluſte. Stabs -Rittmeiſter von Raß= ler ſeşte unterdeß ſeinen Rücmarſch nach Juzennecourt fernerhin ganz ungefährdet fort und ſtattete Sr. N. Hoh . dem Kronprinzen über die Ausführung ſeines Auftrags Rapport ab. Gefecht bei Colombé -les -deur-Egliſes und Bar- ſur - Aube am 24. Januar.

Auf Grund der vorgenommenen Rekognoszirungen und um

ſeiner Seits wenigſtens der unfreiwilligen Waffenruhe ein Ende zu machen , beſchloß Se . Kgl. Hoheit der Kronprinz den Feind bei Colombé - les-deur - Egliſes anzugreifen und traf dazu mit dem F. 3.- M , Grafen Gyulai, der ſeine Mitwirkung zuſagte, die nöthigen Verabredungen. Nach der im großen Hauptquartier für dieſes Un:

nehmen eingeholten Genehmigung wendete man ſich nun von Sei ten des Hauptquartiers des 4ten Corps ebenfalls an den Grafen Platow - der von Neufchateau über Joinville auf Doulevent- le

Château, an der Straße von St. Dizier nach Bar-ſur-Aube (3 M. nördl. von Juzennecourt) vorgerückt war – um auch dieſen zur Theilnahme an dem Angriff aufzufordern ; als der Hetmann ſelbſt von Beurville ( 1 " , M. nördl . und in der linken Flanke der Stel

lung von Colombé) den 24. früh Sr. Königl. Hoheit den Vorſchlag zu einer Offenſivbewegung auf Colombé machte, da es ſeine Ab ficht ſei, den Feind im Nücken anzugreifen und auf Bar-ſur-Aube vorzurücken *) Während man alſo von dieſer Seite ein energiſches und er folgreiches Einwirken erwartete und während Gyulai auf dem lin ken Ufer der Aube von Clairvaux aus , auf den Höhen bei Bar

und längs des Fluſſes vorrückend, den Feind bei Fontaine angrei fen ſollte, wurden beim 4ten Corps folgende Dispoſitionen ge troffen **) : *) Bernhardi, 4. Bd. Beilage VII ; ein Brief aus dem württ. $.-D. an den Grafen von Tou.

*** Die Dispoſitionen für unſer Regiment überbrachte der noch nicht 17 Jahre alte Sec.-Lieut. Schäffer, welcher am 2. Jan. mit dem Cav.-Reg. Nr. V von

Stuttgart abmarſchirt war , von Mühlhauſen aus mit der Führung eines Commandos reconvalescirter Reiter und Pferde der Cav.-Reg. Nr. II u. IV betraut wurde, mit dieſen am 23. Jan. in Chaumont eintraf und dort vom

- ' 451

Die Avantgarde 6.-M. von Stockmayer Inf.-Reg. Nr. 9 und 10, Cav. -Reg. Nr. II Herzog Louis , 1te reit. Batterie ſammelt ſich um 9 Uhr Morgens bei Juzennecourt und Blezy , marſchirt links ab , durch den Forſt von Dancemont nad Ville neuve-le-Roi und über Montberie durch den Wald von Beauregard

– für den Fall, daß ſich ein Colonnenweg findet, mit allen Waf fen, anderen Falls nur mit der Infanterie - wieder gegen die Chauſſee nach Bar -ſur - Aube, welcher gegenüber der Waldjaum bei

Villeneuve-aur - Fresnes um 12 Uhr Mittags zu erreichen iſt; wodurch G.-M. von Stockmayer ſich im Rücken ( faſt / M. hinter Colombé) der feindlichen Stellung befindet.

Die Avantgarde 6.-M. von Jett Inf.-Reg. Nr. 7 , Cav. Reg . Nr. IV Prinz Adam , Escadron Robrig des Regiments Ferdinand- Huſaren, 2te reit. Batterie, ſteht um 10 Uhr bei

Blezy , rüdt auf der Chauſſee vor und greift den Feind in der Front an .

Prinz Adam, G. M. von Walsleben, Reg . Nr. III

5.-

Dragoner Kronprinz; G.-M. von Döring, Inf.- Reg. Nr. 2 und 3, Ite Fußbatt. , 12pfündige öſterreich. Batt ſtehen um 12 Uhr als Reſerve bei Blezy ; das 2te Bat. Inf.- Reg. Nr. 6 rückt als Soutien für den Gen. Stockmayer nach Montherie vor. G.-L. von Stoch , G.-M. Prinz Hohenlobe, Inf.-Reg. Nr. 4, 1tes Bat . Inf. - Reg. Nr 6, 2te Fußbatt. halten Chaumont 1

beſeßt. Bevor die Colonnen ſich zum Vormarſch in Bewegung legten, wurde Stabs - Rittmeiſter von Raßler , als des Terrains kundig, in der Frübe nochmals in den Wald vorgeſendet, um ſich zu übers zeugen , ob der Feind über Nacht nicht abgezogen ſei . Diesmal ging Erſterer als Parlamentär, mit irgend einem beliebigen Schreiben verſeben und nur von einem Trompeter begleitet ab

und fand in der Mitte des Waldes die gewöhnlichen Vedetten Dragoner - ; ſeinem bier, dem franzöſiſchen Feldwachcommandan ten ausgeſprochenen Wunſche, das Schreiben ſelbſt in Colombé ab zugeben, wurde, wie zu erwarten war , nicht willfahrt und ſomit -

Stab8-Rittm. von Bat eine verſiegelte Ordre jene Dispoſition mit der Weiſung empfing , dieſelbe unfehlbar an demſelben Tage noch dem Oberſten von Gaisberg zu übergeben ; welchen Auftrag er pünktlich ausführte, um Tags darauf, zum erſten Male vor ſeinem Zuge ſtehend, ſogleich die Feuertaufe zu empfangen. 29 *

452

jagte Rafler, nachdem er ſeine Sendung ausgerichtet, wieder zu den

Seinigen zurück ; worauf ſofort die Angriffs - Colonnen antraten . Wie befohlen, marſchirte G.-M. von Stockmayer links ab,

mußte aber, da er keinen Colonnenweg fand, das Cavalerie-Regiment und die Batterie zurücklaſſen und ſich mit der Infanterie ſeitwärts durch den Wald gegen Colombé wenden, dem gegenüber er debouchirte. G.-M. von Jett, durch die Bois des Ronds und de la Lune auf

der Chauſſee vorrückend, debouchirte kaum aus dem Gehölz , als die Avantgarde des Feindes , 4 Bataillone , 4 Escadrons und

6 Geſchüke, nach wenigen Schüſſen die Stellung von Colombé:

les -deur-Egliſes räumte und ſich ſo eilig zurückzog, daß G.-M.von Stockmayer nicht mehr in das Gefecht eingreifen konnte. Ohne das Anrücken der Infanterie abzuwarten, eilte Seine

Königl. Hoheit darauf mit den Cavalerie-Negimentern Nr. II und IV -- erſteres hatte ſich der Colonne des Generals von Jett an geſchloſſen und der 2ten reitenden Batterie dem Feinde nach, ſobald ſeine in Colombé errichteten Baritaden weggeräumt und der

Ort paſſirt war. In lebhafter Verfolgung trieben die Louis- und Adam- Jäger den Feind durch Villeneuve -aur - Fresnes vor ſich her ; in Lignol, dem nächſten Dorfe, wo der Feind das Soutien ſeiner Vorpoſten ſtehen hatte, chien er nunmehr Stand halten zu wollen,

aber von den beiden Reiter -Regimentern unter 6.-M. von Jett fort und fort energiſch rück wärts gedrängt, zog der retirirende Feind auch hier ab ; im vollen Laufe durch das Dorf, ſegte man ihm nach, breitete ſich nach Paſſirung des Defiles von Lignol wieder aus und blieb den davon jagenden Franzoſen ſtets in den Eiſen , ſo weit es das Terrain erlaubte .

Endlich, auf den Höhen dicht vor Bar- ſur -Aube wurde der feind liche Vortrab des Marſchall Mortier von einem Theil des Gros

aufgenommen , das hier Stellung genommen hatte, die Front durch einen , die Straße durchſchneidenden Bach gedeckt; vor dem linken Flügel das Dorf Voigny , den rechten Flügel an die Aube gelehnt und durch zahlreiche Artillerie unterſtüßt, die ſowohl die Chauſſee nach Colombé, als auch das, auf dem jenſeitigen Ufer gelegene und von den Deſterreichern angegriffene Fontaine beſtrich. Der Feind, Fußjäger und Dragoner, gingen über die ſchmale Brücke, welche über den Bachy führte, zurück und legtere ritten jen ſeits Mann für Mann im Flankenmarſch die ſanften Höben hinauf. Unſere Cavalerie ſah dieſe Bewegung des Feindes deutlich mit an und Prinz Adam der zu den Pläntlern der beiden Jäger- Regimen

453

ter vorgeritten war, fragte : Wer kann denn gut ſchießen von Euch ? Da meldete ſich der Jäger Riſt des Regiments Herzog Louis, ein junger Burſch von 18 Jahren, und auf die Weiſung, einen der

dort hinauf trabenden Dragoner aufs Korn zu nehmen, riß er flugs ſeinen Karabiner an die Bade, zielte und – paff, da follerte ein

großer feindlicher Rapp mit ſeinem Reiter den Abhang hinunter. Riſt erhielt als Belohnung für den ficheren Schuß die ſilberne Medaille.

Nun aber fing die feindliche Artillerie ihr Feuer an , gegen

20 Geſchüße waren gegen die Truppen des 4ten Corps gerichtet. Von dieſen fuhren die beiden reitenden Batterien auf, das Feuer zu beantworten ; dahinter ſtanden die drei Cavalerie - Regimenter Nr. II, III und IV. Die feindlichen Geſchüge thaten gar ſehr

ihre Schuldigkeit, mit großer Präziſion und Sicherheit ſchlugen die Kugeln in die Reihen der Regimenter ein. Dieſe ſtanden un thätig im feindlichen Feuer, Plänkler vor der Front. Mit der unerſchütterlichen Ruhe, die man in ſolchen Momenten ſtets an ihm zu ſehen gewohnt war, hielt der Oberſt von Gais -

berg vor ſeinen Louisjägern. Das Regiment ſtand vor einem Meierhof , der als Kugelfang für die ſchweren Geſchoſſe dienen mochte, die beulend und praſſelnd um die Köpfe der Reiter flogen . Der Jäger Zobel und 3 Pferde wurden raſch nach einander niedergeſchmettert - es entſtand eine augenblickliche Bewegung in der Nähe der Gefallenen. Was iſt denn ? Rubig Jäger, tönte es aus dem Munde des Oberſten , der ſelbſt kein Glied rührte , dann

commandirte er : Mit Zügen rechts ſchwenkt, einen anderen Stand punkt für das Regiment zu wählen. Auch dort aber verfolgten es bald die feindlichen Kugeln, die Unteroffiziere Mosbrucker und Prinzing und der Jäger Krieg wurden ſchwer verwundet ( erſterer ſtarb folgenden Tages), dann auch der Fahnenſchmidt Stoll . Er hatte auf einen Augenblick die Zügel von der linken in die rechte Hand genommen und ſtreckte den linken Arm etwas aus, als eine Kugel dieſen zerſchmetterte ; Oberarzt Keller, der ſeinen Verband plaß in der Näbe etablirt hatte , ſchnitt den Armſtumpf ab und warf ihn in den Schnee. Ein Theil der Offiziere der Adam- und

Louisjäger hatte ſich, während der Cavalerie dieſe paſſive Rolle zugetheilt war, in einem Halbkreis vor dem rechten Flügel unſeres Regimentes verſammelt, „ da fiel ,“ ſchreibt ein Augenzeuge, „ eine

Granate in dieſen Kreis und als Einige ausweichen wollten, ſprach Oberſt-Lieutenant von Reinhardt mit einer Kälte und Rube, die

454

erſtaunlich war : meine Herren, wir wollen abwarten, was ſie uns bringt. Der Halbkreis blieb geſchloſſen uud die Granate explo dirte, ohne den geringſten Schaden anzurichten .“ So eifrig unter der Zeit auch unſere Kanoniere arbeiteten,

die beiden reitenden

Batterien verfeuerten ihre ganze Munition – ſo jo reichten doch die

Sechspfünder nicht zum Feinde hinüber, während ſeine Geſchüße ſchwereren Kalibers großen Schaden anrichteten . Deshalb wurde befohlen, die öſterreichiſche Zwölfpfünder - Batterie vorzuziehen ; es dauerte ein wenig lange, bis ſie herangerollt kam, endlich fuhr ſie, am Regiment Herzog Louis vorbei, auf. Aller Augen waren auf ſie gerichtet. Ehe ſie aber abgeprogt hatte und ſchußfertig war, verging wieder einige Zeit, da ſchicte Oberſt von Gaisberg, un geduldig werdend, ſeinen Adjutanten , den Prem .-Lieut. von Kapff, zu dem öſterreichiſchen Batterie- Chef vor, mit dem Erſuchen, ſich ein wenig zu beeilen, unter der Verſicherung, daß er ihm für die Be ſchüßung und Erhaltung der etwas weit vorpouſjirten Batterie garantiere. Darauf erwiederte der öſterreichiſche Hauptmann , eine lange Geſtalt mit eisgrauen Haaren , in ſeiner wiener Mundart und ſo laut, daß es die in ſeiner Nähe haltenden Schwadronen der Louisjäger Wort für Wort hörten : Wollen Sie dem Herrn

Oberſt meine Empfehlung ausrichten und ihm ſagen, wann's erſt a mal ordentlich geſtimmt ſei , ſo werd auch gleich darauf geigt werden . Und nun

bum krachte der erſte Schuß los ! - Drüben , ein Blig , ein donnerähnliches Getöſe , eine furchtbare Erploſion die Kugel hatte in einem Munitionswagen gezündet und dieſen in

die Luft geſprengt . Die Wirkung , welche dieſer Moment auf die

Unſeren hervorbrachte, war großartig , die Verwirrung auf feind licher Seite unverkennbar.

Wie auf Commando eilten die Offi

ziere unſeres Regiments auf den Batterie -Chef zu, ihn zu beglück wünſchen . - Nun bliste der zweite Schuß ein wunderbar

glüdliches Zutreffen , ein zweiter Munitionswagen flog in die Luft und Schuß auf Schuß folgte , praſſelnd durch die Bäume an der Chauſſee fahrend und beim Feinde Verheerung anrichtend *) . Nach anderen Angaben ſei der zweite Munitionswagen durch das Feuer einer württembergiſchen Batterie in die Luft geſprengt. Wir geben den Vor fall hier ſo , wie er uns von mehreren Augenzeugen übereinſtimmend berichtet wurde.

1 455

Unterdeß hatte F.-3.-M. Graf Gyulai den Angriff auf dem jenſeitigen, dem linken Aubeufer unternommen und ſich ſchließlich der Brücke von Fontaine , um die ein heißer Kampf ſtattgefunden , bemächtigt. Vom Grafen Platow aber , der durch das Tourniren des Feindeß, wie man hoffte, den Ausſchlag geben ſollte, zeigte ſich keine Spur. Wohl war gleich von Colombé aus der Oberſt: Lieut. von Rohrig mit ſeiner Schwadron rechtswärts über Biernes und Buchey nach Rijaucourt, eine Stunde von Beurville, entſendet, um mit ihm in Verbindung zu treten , fand auch von ſeinen Ro jacen jene Dörfer beſegt ; aber von einem Eingreifen in das Ge 1

fecht von Seiten Platow's war feine Rede, viel weniger von einem Vorgehen in den Rücken des Feindes . So brach denn die Dunkel heit herein und machte dem Kampf ein Ende. Der Verluſt des Regiments beſtand , wie oben ſchon größten theils angedeutet, an Todten in 1 Mann und 3 Pferden, an Ver

wundeten, in 4 Mann und 1 Pferd . Dagegen wurden 3 Pferde vom Unteroff. Amrein 1 , Unteroff. Schirmer 2 - erbeutet .

Beſonders ausgezeichnet hatten ſich Wachtmeiſter Raible, Unteroff. Rapp, Prinzing , Haegele und Moosbruder und die Fä ger Schäffer und Riſt. Mit Ausnahmen der drei legten waren alle ſchon im Beſig der ſilbernen Medaille. Dieſe erhielten darauf

hin die goldene, die legteren die ſilberne Medaille. Die Vorpoſtenſtellung wurde unter dem G.-M. von Stock mayer der Art bezogen, daß in Rouvre (rechter Flügel) das Ba

taillon von Nr. 10 ; in Lignol (linker Flügel) an der Straße 3 Es cadrons vom Regiment Louis und das 2te Bataillon von Nr. 9 ; in Villeneuve-aur - Fresnes als Repli das Ite Bataillon Nr. 9, 1 Ex

cadron Louis und die 1te reit. Batterie ſtanden.

Zur Linken

bielt man mit den Deſterreichern in Bayel an der Aube , rechts

mit Koſackenpoſten Verbindung. Das Gros war zwiſchen Colombé les- deur-Egliſes, Argentolles und Chaumont aufgeſtellt. Beſiknahme von Bar- ſur- Aube und Stellung auf den Straßen nach Brienne und Doulevent. 25. — 31. Januar.

Die Patrouillen , welche in der Nacht vom 24. auf den 25. von Lignol gegen Bar - ſur-Aube vorgingen , fanden den Feind noch in der Stellung, welde er Abends behauptete ; in der Frühe des

25. aber war Bar von den Franzoſen verlaſſen, Mortier hatte ſich über Vendoeuvres auf Troyes zurückgezogen.

Die Stärfe ſeiner

456

Streitkräfte wurde auf 20,000 Mann mit 50 Kanonen angegeben. Sein Verluſt in dem geſtrigen Gefecht mußte bedeutend geweſen ſein ; an 50 Amputirte der alten Garde wurden im Lazareth von Bar -ſur- Aube vorgefunden, welche Stadt nunmehr Graf Gyulai beſeßte . Auch Seine Königl. Hoheit der Kronprinz, dem heute das Kleinkreuz des Maria - Thereſien - Ordens für das Gefecht bei Epinal verliehen wurde, begab ſich in die Stadt. Das 4te Corps räumte Chaumont und rückte in Kantonirungen bei Colombé les - deur

Egliſes , eine Escadron des Regiments Herzog Louis wurde nach Voigny, eine andere nach Colombé - le - Sec verlegt. Den 26, und 27. blieb man in dieſen Stellungen . Während der leßten Tage war nunmehr die dritte Colonne ( ſiehe Seite 420) aus dem Königreich , ſowie eine öſterreichiſche Pionier -Compagnie *) bei dem 4ten Armee- Corps eingetroffen, auch zu der Schwadron Ferdinand - Huſaren der übrige Theil des Regi ments (30. Jan.) geſtoßen. Dadurch wurde die Ordre de Bataille in folgender Weiſe geändert: Avantgarde. G.-M. von

W alsleben . Bat. Esc.

Batt. Geſch.

Pion. Comp.

Cav. Reg. Nr. II Jäger Her 30g Louis

4



Goślonyi **) .

Ier

Huſaren - Reg. Nr. III Erzher zog Ferdinand (Oberſt v . .

5

-

6

I

1te reit . Batterie

I. Inf.-Brigade. G.-M. von Stock : mayer Inf. Reg. Nr. 9 Jä .

2

Il

Inf.-Neg. Nr. 10 Deſterreich. Pionier -Comp. Bu übertragen :

I oolI

2

ger König .

4

9

1

1 1

*) Ein, am 17. Jan., aus den Regimentszimmerleuten formirtes Pionierdetachement wurde darauf hin wieder aufgelöſt. ** ) Das Huſaren - Regiment ſtand zu Anfang nur nominell unter dem Commando uar derſelben faktiſch zugetheilt. der Avantgarde und wurde erſt am 9. Siehe unten . Es hatte eine Effektivſtärke von 34 Offizieren , 82 Unteroffizieren ,

548 Huſaren , 58 Noncombatt. = 722 Mann mit 529 Reit- und 28 Zug pferden .

457 Gro .

F.-3.-M. Graf Franquemont.

Infanterie - Diviſion. G.-L. von Roch. Pion. Bat. Esc. Batt. Geſch .. Comp.

Inf.-Reg. Nr. 7

4

9

1

6

1

2

11ol os

Uebertrag : II . Brigade. G.-M. von Döring Inf.-Reg. Nr. 2 Herzog Wil helm Inf -Reg. Nr. 3

2 2

1te Fuß-Batterie

6

Deſterr. 12pfdr. Batterie III. Brigade. G.-M. Prinz Hohen 11

2 lobe Inf. -Reg. Nr. 4 2 Inf.-Nr. 6 6 2te Fuß-Batterie Cavalerie - Diviſion. 5.- . Prinz Adam. G.-M. von Jett Cav . -Neg . .

Cav.-Reg.

11

4 4

Nr. IV Jäger Prinz Adam Cav.- Reg. Nr. V Jäger . Nr. III Dragoner

6

.

Zuſammen

Il

4



2te reit. Batterie

11

Kronprinz

.

.

14

21

5

30

1

Im großen Hauptquartier war man mitterweile zu dem Ent ſchluß gekommen, zunächſt gegen Troyes vorzurücken , um dadurch die rechte Flanke des Feindes zu umgeben, deſſen Hauptmacht ſich, allen Nachrichten zu Folge, bei Chalons-ſur -Marne concentrirte. Zugleich ſollte nunmehr die Vereinigung mit Blücher ſtattfinden, der in der Sylveſternacht den Rhein überſchritten hatte , den 17. Januar in Nancy war, dann in zwei Colonnen über St. Di zier und Joinville gegen die Aube keranzog und in deren Nähe am 27. ſein Hauptquartier in Brienne hatte. Dieſem am Nächſten

ſtanden bei Bar-ſur-Aube (3 Meil. von Brienne) Gyulai und der Kronprinz ; auf dem rechten Flügel Wrede bei Clefmont, Wittgen ſtein bei Toul ; links die ruſſiſch -preußiſchen Garden und Grena diere bei Langres, Colloredo auf der Straße von Dijon nach Chatillon -ſur-Seine, dahinter in Dijon die öſterreichiſchen Reſerven

458

Heſſen -Homburgs, Aloys Liechtenſtein vor Auxonne und Beſançon, Bubna bei Genf ; auf dem äußerſten linken Flügel . Moriß Liech tenſtein bei Auferre an der Vonne. Das Ganze alſo ſehr weit auseinander.

Napoleon, der endlich am 25. Januar Paris verließ und ſich zur Armee nach Chalons begab, hoffte mit dieſer Blücher zu er

reichen, noch ehe derſelbe ſich mit der böhmiſchen Armee vereinigt bätte und ging daher den 26. nach Vitry vor.

Den 27. wurde

bei St. Dizier der ruſſiſche General Lanskoy, den Blücher dort

zur Verbindung mit dem noch rückwärtigen Vort gelaſſen hatte, angegriffen und zurückgeworfen. An demſelben Tage traf Napoleon ſelbſt in St. Dizier ein , erfuhr bier, daß Blücher mit einem Tbeil

der ſchleſiſchen Armee ſchon gegen die Aube durchgezogen ſei und

entſchloß ſich ſchnell, dieſen im Rücken anzugreifen. 28. Januar.

Während man davon , ſowie von der naben Anweſenheit

Blüchers im großen Hauptquartier noch feine Kunde hatte , be gannen am heutigen Tage die vorgezeichneten Bewegungen gegen

Troyes. Das dritte Corps, Gyulai, ging auf der Chauſſee dahin vor ; das vierte ſollte dagegen an die Straße nach Brienne rücken. Um 7 llbr ſtand die Avantgarde des leşteren bei Lignol concen trirt und marſcirte über Bar- ſur - Aube auf der Straße gegen Brienne bis Dienville. Von hier aus jollte die Escadron Seiden

berger des Negiments Herzog Louis nach Piney, an der Straße von Brienne nad Troyes , vorgeben , um ſich dort mit den Vor

poſten des 3ten Corps in Verbindung zu ſeßen, eine halbe Escadron aber ſollte nach Lesmont marſchiren, um für den Fall, daß dieſer Ort unbeſeßt ſei, dort zu bleiben, falls er aber von Alliirten ſchon

occupirt wäre, nach Ville-Hardouin zur Unterſtüßung der Escadron Seidenberger abrücken . Die Alliirten aber, und zwar von der ſchleſiſchen Armee, fand man ganz unerwartet vorwärts bei Brienne, ale bei Dienville

unſere Vorpoſten ausgeſtellt wurden . Seine Königliche Hobeit der Kronprinz eilte darauf ſelbſt zu Blücher und verabredete mit dieſem , daß das 4te Corps ſo lange vor Bar -ſur -Aube aufge: ſtellt bleiben werde, als die ichleſiſche Armee dieſen Theil der Aube bejegt balte.

Durch die Anweſenheit derjelben nun wurde das Vorſchieben der balben Schwadron auf Lesmont , das ſchon beſeßt war , über

459

flüſſig und unterblieb ; während die Escadron Seidenberger ſich gegen Piney in Marſch ſeşte. Auch dieſe ſtieß auf befreundete Truppen, 1800 Ruſſen, welche in Piney aufgeſtellt waren ; von da aus auf der Straße gegen Troyes vorgebend , fand ſie die feind lichen Vorpoſten eine Stunde vorwärts von der Stadt ( alſo etwa bei Gréncy . ) Mit dieſer Meldung rückte dann der Escadrons - Führer, Stabs - Rittmeiſter von Ranßau , wieder beim Gros der Avant garde ein . 29. Januar.

Legtere wurde zum Soutien der ſchleſiſchen Armee beſtimmt

und bezog in dieſer Eigenſchaft folgende Stellung: In Petit-Mesnil i Escadron Herzog Louis. ( Rechter Flügel . ) In La Rothière 1 Bat . Neg. Nr. 9 ; in Dienville 2. Comp . Reg. Nr. 9, 1 Bat. Nr. 10, 1te reit. Bat. , 7 Züge Her jog Louis (Mitte.) In Radonvilliers 1 Bat. Reg. Nr. 10 ; in Chautemerle 1

Escadron (Seidenberger ) Herzog Louis . ( Linker Flügel .) An der Brücke von Unienville 2 Comp. Reg. Nr. 9 , 1 Zug

Herzog Louis .. (Zur linken Flankendeckung.) Das Gros des 4ten Corps ſtand zwiſchen Arſonval und Aille ville und hatte Poſten auf den Straßen nach Vaſſy und Joinville zur Deckung der rechten Flanke vorgeſchoben . Die Patrouillen der Louisjäger , welche auf der Straße nach Doulevent und über die zum Abbrechen vorbereitete Brücke von

Unienville vorgingen , ſtießen , erſtere bei Soulaines , legtere im Holz von Dienville auf den Feind.

Dieſer griff Nachmittags unter Napoleons perſönlicher Führung Blücher bei Brienne an ; obwohl der Erfolg, den die franzöſiſchen Waffen dabei errangen, eine ſehr problematiſcher blieb, fand Blücher

es doch für geboten, nach Mitternacht auf Trannes zurückzuweichen . Ohne Zweifel ſtand es mit dieſer Bewegung in Verbindung, daß die Avantgarde 6.-M. von Walsleben gegen 9 Uhr Abends durch ruſſiſche Truppen des Sacen'ſchen Corps unter dem General Waſſiltſchikow bei Dienville abgelöſt wurden, worauf erſtere in der Nacht

bei abſcheulichem Wetter

nach Trannes ( % M.)

Bauſſancourt ( 1 M.) zurückmarſchiren mußten.

und

Hier ſtieß der

Sec .-Lieut. Buck von einer Verſchickung einrückend wieder zu ſeinem Regimente ; er war nämlich im Laufe des Tages vom General

Stockmayer in das Blücher'ſche Hauptquartier commandirt , um

-

460

Näheres über den Gang der Ereigniſſe, die durch den herüber ſchallenden Kanonendonner fich ankündigten , in Erfahrung zu bringen . Blücher zog ſich, berichtet Buck, da die Nacht herein 1

brach, mit ſeinem Stabe in ein Bauernbaus zurück.

„Mein Kind-

chen “ ſagte er zu mir, als ich mich abmeldete, „ ſagen Sie Ihrem General Stockmayer, daß die Franzoſen Brienne geräumt haben “, was Buck fich beeilte, ſo raſch wie möglich zu rapportiren. 30. Januar.

Zur unmittelbaren Unterſtüßung Blücher's war Se. Königl. Hoheit der Kronprinz im Begriff , mit dem Gros des Corps nach Trannes vorzurücken , als die Meldung einging , daß ſich auf der Straße von dorther viele Bagage und Artillerietrains der ſchleſi ſchen Armee zeigten, welche auf einen Rückzug derſelben ſchließen ließen. Durch die Vorſtellungen des Kronprinzen und Gyulai's

aber, die ſofort in Begleitung des Generalſtabs -Cheſs Grafen Latour in das Hauptquartier Blüchers eilten, wurde dieſer dazu beſtimmt, die Stellung von Trannes und Eclance zu behaupten * ). Der Stron

prinz erbot fich, zur Sicherung des rechten Flügels der ſchleſiſchen Armee die Höbe von Maiſons zu beſeßen ; Gyulai übernahm die unmittelbare Unterſtüßung Blücher's und rückte zu dieſem Zweck an die Straße zwiſchen Bar- ſur -Aube und Trannes. Das 5te Corps, Wrede, war mittlerweile in Joinville ange

kommen und ſchob ſeine Avantgarde nach Doulevent vor, das 6te Corps, Wittgenſtein, kam bis St. Dizier , wo Nachmittags Mar mont's Nachbut vertrieben wurde. Das Ite Corps, Colloredo, und die Garden und Reſerven wurden herangezogen.

Das 4te Corps ſegte ſich ſeiner neuen Aufgabe gemäß in Marſch ; das Wetter war grauenhaft, die Wege grundlos. Wäh rend das Corps zwiſchen Maiſons und Arrentieres an der Straße

nach Doulevent echelonirt wurde, rückte die Avantgarde unter 6. M. von Walsleben auf diejenige nach Montier-en - Der, (nach St. Dizier und Vitry) und beſeşte dort , durch das Cav. Reg .

Nr. IV Prinz Adam verſtärkt, die Orte Ville-ſur - Terre, an der Straße ſelbſt; Thil, rechts von derſelben und Fresnay (Repli) wo

der Stab des Regiments Herzog Louis ſtand. Unſeren Vor poſten gegenüber, ſtellenweiſe auf eine Entfernung von nur 2--3000 * ) Operations journal des Grafen Latour.

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Schritt, hatte der Feind die Orte Soulaines, Tremilly und Nully

an der Straße von Brienne nach Doulevent beſeßt. 31. Januar.

Die Stellung des 4ten Corps blieb ganz ſo, wie ſie geſtern eingenommen war. Unſere Patrouillen fanden Morgens Soulaines vom Feinde verlaſſen, ſpäter wieder beſegt. Nachmittags 4 Uhr machte man dann die Entdeckung, daß das Dorf aufs Neue vom Feind geräumt worden . Es waren Truppen Marmonts , die näher an die Hauptſtellung Napoleon's bei Brienne heran gezogen wur Mit Ausnahme eines falſchen Alarms, der dadurch entſtand,

daß von der ſchleſiſchen Armee die Mittheilung einging, der Feind rücke auf Maiſons vor, was ſich nicht beſtätigte , verging der Tag rubig. Unter den vielen Patrouillen, welche die Louisjäger in die ſen Tagen zu machen hatten , wurde auch der Sec .- Lieut. Hezel wir wiſſen nicht genau , ob am 30. oder 31., wahrſcheinlich aber am legteren Tage - mit einem ſtärkeren Detachement abge ſendet, um dem Feldmarſchall Blücher ein Schreiben zu überbrin -

gen. Es ging durch einen Wald , wahrſcheinlich Bois d'Eclance ; in Mitten desſelben ereignete es ſich, daß dem Patrouillenführer der Sattel vom Pferderücken auf die Seite rutſchte. Während er abſaß, umzuſatteln, war die Spiße der Patrouille weiter marſchirt und gewahrte plöglich an einem Kreuzwege, wie vier ſchmucke Rei terinnen auf ſehr guten Pferden um die Ecke bogen , ſie waren gut gekleidet und jede batte ein großes Bündel vor ſich auf dem Sat tel ; ohne Zweifel ſuchten ſie ſich vor dem Kriegsgetümmel zu ret

ten. Unſere Jäger, ſie gewahrend, jagten mit Frohlocken auf ſie zu – das war eine ungewohnte, willkommene Erſcheinung ; jene aber , nicht ſehr erbaut von dem unerwarteten Rencontre und wie

es ſchien , nicht begierig , Bekanntſchaften anzuknüpfen , legten ihre Pferde in Galop und ſuchten das Weite , die Louisjäger hinter

drein ; daß man dabei vom rechten Weg abgekommen war, und direkt auf die feindliche Stellung lospirſchte, wurde nicht beachtet. Unterdeß war Lieutenant Hezel wieder aufgeſeſſen , erreichte die Spur ſeiner Patrouille aber erſt wieder, als dieſe ſchon auf ſo gar apartes Wild Jagd machte . Sein Rufen und Schreien war Anfangs vergebens ; da brachen , ſehr zu ungelegener Zeit , feindliche Reiter

hervor, prallten gerade auf unſere wilde Jagd und brachten die Pferde der Jäger zum Stehen. Es knallten ein paar Schüſſe, dann ging es unter Führung Hezel's , der ſeine allzu hißigen Burſchen

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wieder zur Raiſon gebracht, eben ſo ſchnell wieder zurück, und in die rechte Fährte einbiegend, erreichte man glücklich ſeinen Beſtimmungs ort. Der wahrſcheinlich ebenſo überraſchte Feind folgte nicht, die fette Beute ging aber auch verloren . Der folgende Tag war zur Schlacht beſtimmt; Blücher war entſchloſſen , die franzöſiſche Armee , welche ziemlich unthätig die beiden legten Tage in ihrer Stellung bei La Rothière verbracht

hatte, anzugreifen . Der F.-M. Fürſt Schwarzenberg trat freiwillig die Leitung der Angriffsoperationen an Blücher ab , das 3te und 4te Corps (Gyulai und der Kronprinz) wurden für dieſen Tag unter ſeine Befehle geſtellt.

Schladt bei Brienne. 1. Februar.

Die Armee Napoleon's ſtand mit dem rechten Flügel zu Dien ville an der Aube (Gerard) ; von da quer durch die Ebene und

über die Chauſſee, La Rothière vor der Mitte, bis an den Fuß der Höhen von Petit - Mesnil (Victor) ; das hier vor dem Anfang des linken Flügels gelegene Dorf La Gibrie durch die Diviſion des Generals Chateau beſeßt. Hinter La Rothière und Petit-Mesnil Nanſouty's und Grouchy's Reiterei . Der linke Flügel endlich be fand ſich auf den Anböben und war , von Chaumesnil bis Mor villiers ſich ausdebnend, zurückgebogen ; ibn bildete Marmont. Ney mit drei Garde - Diviſionen ſtand als Reſerve bei Brienne-la - Vieille.

Mit Ausnahme der Poſition des linken Flügels, faſt ganz dieſelbe Stellung, welche die Avantgarde unter Walsleben am 29. Januar eingenommen hatte, nur mit gerade entgegengeſeßter Front. Dieſe anzugreifen , ſollte Saden in zwei Colonnen , die eine auf der Chauſſee gegen La Nothière, die andere zwiſchen dieſer und der Liſiere des Gehölzes von Beaulieu vorgehen , das 3te Corps, Gyulai , der erſten Colonne folgen - wurde darauf zum Angriff gegen Dienville verwendet — . Das ruſſiſche Grenadier- Corps und 2 Kürajjier Diviſionen rückten als Reſerve in die Stellung von

Trannes. Auf dem rechten Flügel endlich ſollte das Ate Corps, Kronprinz von Württemberg , von Eclance, die vom Feind beſegte Waldhöhe von Beaulieu links laſſend, auf Chaumesnil vor gehen , den Wald vom Feinde reinigen und ſich rechts mit dem 5ten Corps , Wrede , in Verbindung jeßen , das aus der Gegend von Doulevent ber im Anmarſch war , um den feindlichen linken

Flügel in die Flanke zu nehmen. – Mit Einſchluß Wrede's (26,000 Mann) ca. 79,000 Alliirte gegen ca. 50,000 Franzoſen.

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Das 4te Corps batte den Befehl, ſich nach 8 Uhr bei Eclance zu concentriren ; die Avantgarde, G.-M. von Walsleben , ſammelte !

ſich daber um 7 Uhr zu Fresnay und marſchirte über Levigny zum Rendezvous ; das Huſaren - Regiment, die Cav.- Regimenter Nr. III u . V , die 2te reitende, beide Fußbatterien, die Inf.- Regimenter Nr. 4 und 6 vereinigten ſich bei Maiſons und marſchirten unter dem G.-L. Prinzen Adam eben dorthin ; die Inf.-Regimenter Nr. 2 und 3 ſammelten ſich bei Arrentieres und zogen unter 6.-M. von Döring durch den Wald in derſelben Nichtung , in Levigny das

Inf.-Reg. Nr. 7 aufnehmend. Die 12pfünder-Batterie wurde über Bar-ſur-Aube nach Arſonval dirigirt, man konnte ſie auf den elen den , durch das Wetter vollſtändig ruinirten Feldwegen nicht mit nehmen. Dieſe waren durch den ſeit geſtern eingetretenen Froſt wohl etwas feſter, dagegen ſehr glatt geworden . Der Nachts und

auch noch im Laufe des Tages fallende Schnee erſchwerte das Mar

ſchiren ungemein, auch verhinderte derſelbe, ſowie der dichte Nebel eine genügende Ueberſicht und ein leichtes Orientiren. Die drei Colonnen trafen zu verſchiedenen Stunden bei Eclance

ein , das Regiment Herzog Louis , einſchließlich 48 Noncombat tanten , in einer Ausrückſtärke von 511 Mann und 474 Pferden . Von den Offizieren war Sec .-Lieut. von Hardt ins Hauptquar

tier des Aten Corps commandirt, alle anderen rückten beim Regi mente aus .

Der am 18. Januar leicht verwundete Prem .- Lieut.

von Braunmüller war am 22. ſchon wieder dienſtfähig. Um 11 Uhr traf der Befehl Blücher's ein , um 12 Uhr zum 1

Angriff vorzurücken *) darauf in Marſch :

In folgender Ordnung legte man ſich

Avantgarde :

G.-M. von Stockmayer. I. Brigade. Inf.-Reg. Nr. 9. Nr. 10.

1 Comp . öſterreich. Pioniere. *) Während des Wartens auf die Ordre zum Vorrüden wurden , einer getroffe nen Verfügung gemäß, als Erkennungszeichen der Alliirten weiße Binden um den Arm befeſtigt und dieſelben über die Dauer des Feldzugs beſtändig ge tragen .

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Bros.

F.-3.-M. Graf Franquemont. 6.- 2 . Prinz Adam. G.-M. von Walsleben.

Cav.-Reg. Nr. II fäger Herzog Louis. 1te reit. Batterie.

Cav.-Reg. Nr. IV Jäger Prinz Adam. Nr. III Dragoner Kronprinz .

"

G. L. von Roch .

II. Brigade. G.-M. von Döring. Inf.-Reg. Nr. 2 . 1te Fuß-Batterie .

Inf.-Reg. Nr. 7. III. Brigade. G.-M. Prinz Hohenlohe . Inf.- Reg. Nr. 4. 2te Fußbatterie.

Inf.-Reg. Nr. 6. Reſerve. 5.-M. von Sett.

Huſaren-Reg. Erzherzog Ferdinand. 2te reit. Batterie.

Cav.-Reg. Nr. V Jäger. Inf.-Reg . Nr. 3 blieb in Eclance als Aufnahmspoſten zurück. Bon Eclance vorwärts tritt man ſehr bald in den Wald von

Beaulieu ; dieſer war von einem feindlichen Bataillon beſegt , auf den Höhen dahinter, dicht vor La Gibrie, ſtanden 4 Bataillone als Soutien. Es war ein ſaures Stück Arbeit , das Vordringen in dieſem Wald , auf den unbeſchreiblich ſchlechten Wegen. Die Bri

gade Stockmayer ſtieß bald auf den Feind, der nach hartnädigem Gefecht vertrieben wurde . Unterdeß keuchte die Cavalerie und Ar tillerie hinterdrein, die Louisjäger an der Tete. Man ſchleppte ſich auf den aller elendeſten Holzwegen, die man ſich denken fann , vor

wärts. Bald kam man an einen Sumpf , in dem man Gefahr lief zu verſinken , bald an einen Graben , der nur mit Mühe bei dem ſchlüpfrigen Boden zu nehmen war, bald wieder an einen Moraſt , durch den man ſich nur mit genauer Noth vorwärts be wegte , dazu die tiefen Löcher oft in der Mitte des Weges , in die

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Mancher hineinſtürzte. Hatte die Reiterei ſchon genug zu thun, um ſich mit Anwendung aller Kräfte durchzuquälen , ſo blieb dieſe Aufgabe für die Artillerie vollends faſt unausführbar. Dennoch

kam man mit gutem Muth und friſchen Sinnes vorwärts . Auch an tomiſchen Szenen fehlte es nicht bei dieſer Waldpartie. Den voranziehenden und den Feind vor ſich bertreibenden Fußjägern

folgend, ſtieß man plößlich auf einen buchſtäblich bis an die Ohren in einem Loche ſteckenden hochbepackten Eſel , der dem Feind ge hörig, von dieſem im Stich gelaſſen war.

Er ſtreckte aus ſeiner

Verſenkung gar kläglich nichts weiter als ſeine langen Löffel, ein

drohendes Warnungszeichen, heraus. Wie dies an ſich unbedeutende Intermezzo die Laune der mühſelig dahin trottirenden Leute von Neuem aufbeiterte , wird jeder begreifen , der je in ähnlicher

Lage mit Truppen marſchirt iſt. Die Pioniere unter dem öſter reichiſchen Hauptmann Wonjatſchek arbeiteten zwar, was nur in

ihren Kräften ſtand, um den Weg auszubeſſern , die tiefſten Löcher auszufüllen , die jähſteu Gräben zu ebnen ; aber das ging natürlich febr langſam und half im Ganzen wenig.

Und doch war jeßt der

Moment da , wo Cavalerie den Feind verfolgen ſollte , den die leichte Infanterie durch den Wald hindurch und an der jenſeitigen Liſiere hinaus aufs freie Feld getrieben hatte .

Da befahl denn Se. Königl. Hoheit der Kronprinz den Louisjägern *), ſie ſollten ſo raſch wie möglich den Wald hin ter ſich bringen und den Feind im offenen Felde angreifen. Und neues Leben kam in die Jäger , mit aller zu Gebote ſtehenden Kraft arbeitete man vorwärts endlich lichtete ſich der Wald , man war am jenſeitigen Ausgang . Da ſtößt man ſchließlich auch

noch auf einen breiten Waſſergraben. Mann für Mann muß man hinüber, mit Spornſtößen und Flüchen geht es ſo ſchnell, wie's nur geben kann. Einer nach dem anderen reiht ſich in die Glieder, die ſich auf dem Ackerfeld formiren. Dicht hinter dem Waldaus

gang ſteigt das Terrain aufwärts, das etwa 2-3000 Schritt von

der Lifiere entfernte Dorf La Gibrie iſt dort noch nicht zu erblicken ; hat man aber den Kamm der Höhe erſtiegen, ſo ſieht man es, ſeine Längenſeite der Richtung von Eclance zugekehrt, frei da liegen. Vom Höhenfamm gegen das Dorf ſenkt ſich das Terrain in ſanfter Neigung wieder abwärts. Der Ueberbringer des Befehls war Sec.- Lieut. von Hardt des Regimentes. 30

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Hinter der ſcyüßenden Anhöhe läßt Oberſt von Gaisberg ſeine Schwadronen ſich rangiren , ſo ſchnell und gut es eben geht ; ſchneller, als es ſich beſchreiben läßt. Jeßt endlich , trog der nur

möglichſten Eile den Führern doch noch viel zu langſam , iſt ein Theil des Regiments beiſammen, da bläſt es zur Attake ; die Säbel beraus und nun in der Carriere auf den ſchnaubenden Pferden die

Böſchung hinauf, wer glücklich den Wald und Graben hinter ſich hat, jagt hinterdrein, ſchließt ſich an die formirten Glieder an. Jeßt iſt man oben ; ein ſchneller Ueberblick belehrt den Comman

deur über die Richtung, die er zu nehmen bat ; etwas zur Rechten iſt das Dorf, gerade vorwärts blinken Waffen durch den Nebel, es

iſt feindliche Cavalerie – vielleicht von der Diviſion des General Grafen Briche, des Brigade -Commandeurs von Anno Dreizehn, wenigſtens gehörte ſeine Diviſion zu denen, die bei Chaumesnil ) – dieſe aber wartet es nicht ab, daß unſere Jäger poſtirt waren *) zum Angriff übergehen , ſondern macht Kehrt und verſchwindet im Nebel. Statt deſſen zeigt ſich feindliche Infanterie, die in ruhiger Haltung ihren Rückzug auf La Gibrie fortſegt. Um den Feind zur Entwickelung ſeiner Streitkräfte in und bei dieſem Dorfe zu ver anlaſſen , wird dem Oberſt von Gaisberg der Befehl ertheilt, vorläufig im Schritt gegen das feindliche Fußvolk vorzurücken . In demſelben Moment aber erhält unſer Regiment auf kurze Entfer 1

nung ein ſehr beftiges Pelotonfeuer ; daraufhin commandirt der

Oberſt: Galop ! und wie eine Windsbraut geht es augenblicklich vorwärts. Der Feind verſucht es , dem gewaltigen Chock der Un ſeren zu widerſtehen.

Umſonſt ; im vollen Lauf hat man ihn er:

*) Als 1813 im September und Oktober die franzöſiſche Sache immer mehr rüd wärts ging, äußerte Graf Briche zu verſchiedenen M gegen den General von Jett : nun , im nächſten Jahre werden wir uns als Feinde wiederſehen. Er hatte richtig prohpezeiht. Ob am 1. Februar die beiden Generale ſich per ſönlich gegenüber ſtanden , fönnen wir nicht mit Beſtimmtheit behaupten, ob

ſchon die Wahrſcheinlichkeit vorliegt. Am 2. Februar aber, bei dem Vorrüđen unſerer Cavalerie gegen Lesmont, ſtieß ſie auf die Dragoner des General

Briche, der mit dieſen die Arrieregarde bildete. „ A18 dieſer General“ , ſchreibt Bismart in ſeiner Ideentaktif, „ gegen ſich von den Regimentern erkannte, die in Sadijen unter ihın gedient hatten , ſandte er ſeinen Adjutanten mit einem Trompeter, um ſolche zu bekomplimentiren ; eine Artigkeit, die man ſofort er

wiederte .“ Thatjächlich auch iſt es , daß Briche bei ſpäteren Nützügen der franzöſiſchen Corps im Quartier einige freundliche Zeilen für den General von Jett , ſeinen ehemaligen Waffengefährten zurüdließ , die richtig in des Letteren Hände gelaugten .

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reicht, ſeine Reiben werden durchbrochen , rechts und links wird niedergejäbelt, was ſich zur Wehr ſegt ; was flieht, wird entweder

eingeholt und gefangen genommen, oder in bunter Verwirrung ge= gen das Dorf getrieben , unſere Reiter langen gleichzeitig mit den Flüchtlingen vor demſelben an -- da trifft ſie rechts vom Kirchhof, von links her , faſt von allen Seiten ein verbeerendes Feuer der zahlreichen feindlichen Infanterie , welche La Gibrie beſegt bält.

Die Kugeln ſchlagen in großer Menge in die Reiben der Louis jäger ein, die mit unerſchütterlicher Rube den blutigen Regen aus halten .

Da aber gegen das mit Infanteriemaſſen angefüllte Dorf, das der Feind aufs Hartnäckigſte zu vertheidigen entſchloſſen ſchien, mit Cavalerie nichts auszurichten war, ſo erhielt das Regiment den

Befehl zurückzugeben . Die während der erfolgreichen Attake ge machten einige vierzig (Gefangenen mit ſich führend , ſammelte ſich das Regiment rechts von dem Punkte , an welchem es aus dem Walde debouchirt war und nahm bort Stellung, den rechten Flügel

an ein kleines , von leichter Infanterie unter dem Hauptmann von Parrot beſegtes Gehölz gelehnt. Mittlerweile hatte auch das Ca valerie-Regiment Nr. 1V glücklich den Wald hinter ſich gebracht und marſchirte etwas weiter links, als Soutien der gegen La Gibrie

vorrückenden Infanterie auf ; das Cavalerie - Regiment Nr. III endlich, welches den Adamjägern folgte, wurde noch weiter links geſchoben, um dadurch die Verbindung mit dem Sacken'ſchen Corps, das La Rothière angegriffen batte, berzuſtellen. In dieſer Poſition verblieb darauf die Cavalerie , während die Brigade Stockmayer nunmehr zum Angriff auf das Dorf ſchritt.

Der Kampf um den Beſitz desſelben war ein mörderiſcher; der Feind , die Wichtigkeit dieſes Punktes für die Behauptung ſei nes linken Flügels vollkommen würdigend , vertheidigte ihn aufs Aeußerſte. Erſt nachdem die mit unendlicher Mühe herbeigebrachte Ite reitende Batterie und die Infanterie-Negimenter Nr. 2 und 7 die Regimenter Nr. 9 und 10 in ihren Anſtrengungen unterſtüzten, gelang es der Tapferkeit und Begeiſterung, mit welcher die Truppen den Angriff ausführten , La Gibrie dem Feinde gänzlich zu ent !

reißen und es dauernd zu behaupten.

Nachdem dieſes Reſultat durch einen zweiſtündigen furchtbaren Kampf erreicht war , befahl Se . kgl . Hobeit der Kronprinz, der durch ſein eigenes Beiſpiel die Truppen zur glänzendſten Tapfer feit anfeuerte, nunmehr das Dorf Petit-Mesnil anzugreifen, deſſen 30 *

-

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Beſik zur vollſtändigen Verbindung mit Sacen nothwendig war. Nach einem ſehr hartnädigen Widerſtand warf General von Stock mayer den Feind auch aus dieſem Dorfe. Eine ruſſiſche Grenadier Brigade , welche als Unterſtüßung nachrückte, tam dabei nicht mehr in Thätigkeit und als man mit legterer und der Brigade Hoben lohe, die endlich auch aus dem Wald debouchirte, nunmehr zum

Angriff von Chaumesnil vorgeben wollte, wurde dasſelbe von dem jeßt

es war 5 Uhr - anrückenden 5ten Corps unter Wrede ge

nommen .

Dieſen aufzuſuchen , war von dem Regiment Herzog Louis ſogleidy, nachdem es auf ſeine glückliche Attafe bei La Gibrie gegen den Wald zurückgezogen war , alſo etwa 3 Stunden früher , eine Patrouille abgeſendet worden , die das 5te Corps auf der Straße von Soulaines nach Brienne, im Vormarſch begriffen, antraf. Der

übrige Theil des Regiments blieb mit den Regimentern Nr. III und IV , wie wir oben ſchon andeuteten, während der Dauer jener

Dorfgefechte unthätig, aber noch im Bereich der feindlichen Kugeln ſtehen. Während dieſer Stunden müſſigen Zuſchauens ereignete ſich beim Regiment ein komiſcher Zwiſchenfall, deſſen Erwähnung hier ihren Platz finden mag. Die Escadron Seidenberger hatte einen

Jäger Namens Nuſſer, der im ganzen Regiment als Spaßmacher und Poſſenreißer bekannt war ; er war unerſchöpflich im Erzählen von allen möglichen Schnurren und Wigen, hatte man im Can: tonnement oder Bivuar Langeweile, ſo mußte Nuſſer berbei und in

wenig Augenblicken war ſein großer Zuhörerkreis in die heiterſte Laune verſeßt ; war Nuſſer auf Feldwache commandirt , ſo konnte man ſicher ſein , daß auch kein Gedanke von Schlaf in die Augen

der Wachmannſchaft fam . Dabei aber gehörte er , wie man das 1

nicht ſelten bei der Art Leuten findet, nicht gerade zu den Beherz teſten und als ihm , während des ſtundenlangen Haltens, heute das

feindliche Feuer wohl etwas zu läſtig erſcheinen mochte , hatte er es verſtanden, ſich von ſeinem Zug weg auf den linken Flügel ſei ner Schwadron zu ſchleichen , wo er hinter einer halbverfallenen , doch noch etwas Schuß gewährenden Scheune ſeine Perſon in

Sicherheit brachte. Ein Unteroffizier aber batte das bemerkt und führte den Widerſtrebenden vor ſeinen Zugführer , den Lieutenant Buck. Von dieſem über ſein eigenmächtiges Handeln zur Rede ge ſtellt, erwiederte Nuſjer: Ja, Herr Lieutenant, ich dachte, die Fran zojen tönnten uns hinter der Scheuer überfallen und deswegen

wollte ich dort eine Kommunikation mit dem linken Flügel bewert

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ſtelligen . Eine tüchtige Tracht Prügel von den nervigen Fäuſten und unter dem Hohngeſchrei ſeiner Kameraden war die wohlver diente Antwort .

Seßt, nachdem Chaumesnil genommen , das nordöſtlich davon gelegene Dorf Morvilliers aber vom Feinde freiwillig geräumt war

und etwas ſpäter auch La Rothière in die Hände Sacens fiel, war die große, ſich gegen Brienne ausdehnende Ebene der Cavalerie geöffnet und der Kronprinz ſäumte auch nicht, dieſe ſofort in Tha tigkeit zu legen. Während die Regimenter Kronprinz - Dra goner und Prinz Adam - Jäger in gerader Richtung zwiſchen La Rothière und Betit - Mesnil in ſcharfem Trabe die Ebene zu gewinnen eilten , ging das Regiment Herzog Louis rechts um La Gibrie herum, um ſich, am Fuß der Höhen angekommen, wie der mit den beiden anderen Regimentern zu vereinigen . Durch das ſchnelle Vorrücken dieſer drei Regimenter , ſtanden dieſelben nunmehr in der rechten Flanke des feindlichen linken Flügels, den der General der Cavalerie Graf Wrede vor ſich bertrieb . Der

Kronprinz ließ darauf die Cavalerie eine Achtelidwenkung rechts machen und nun ging es, faſt in völliger Dunkelheit, vorwärts ge gen den Feind , der ſich nach Verluſt aller ſeiner Stütpunkte 1

mit Ausnahme von Dienville , das erſt nach Mitternacht in die

Hände der Oeſterreicher fiel – aus der Stellung von La Nothière gegen Brienne im vollen Rückzug befand; bemüht dieſen durch ſeine Cavalerie zu deden..

Das Regiment Nr. III , bei dem Vorrücken beordert, eine Batterie zu attakiren , die an einer Waldſpige aufgefahren war, nahm dieſe im Verein mit einem gleichzeitig herbeieilenden bayeri ſchen Chevauleger- Regiment weg. Hier auch icheint es geweſen zu ſein , daß Major von Seidenberger und Stabs - Rittmeiſter von Rangau fich eines feindlichen Geſchüßes bemächtigten , wel

ches der Feind bei ſeiner Retirade zurück zu laſſen gezwungen wurde .

Da die Beſpannung desſelben aber Reisaus genommen

hatte, machten die Fäger den Verſuch, die Ranone mit Stricken an die Schweife der eigenen Pferde zu befeſtigen und ſie auf dieſe Weiſe fortzubringen . Nachdem nun auch G.-M. von gett mit dem Hujaren - Re

giment und dem Jäger-Regiment Nr. V in die Ebene gelangt war, ging der Kronprinz mit ſeinen fünf Reiter- Regimentern im Verein mit der bayeriſchen Cavalerie und der ruſſiſchen unter 6.- L.

Waſſiltichitow zur lebhaften Verfolgung über ; „ trop der nun ſchon

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lange eingebrochnen ſehr dunkeln , ſchneeerfüllten Nacht .“ Es mochte ein wirres, wildes Nachtſtück ſein, die Reitermaſſen auf der Schneefläche in geſpenſterartiges Dunkel gehüllt, den Feind vor ſich bertreibend, deſſen Rückzug bald in völlige Flucht ausartete. - Von unſerer Cavalerie wurden ein Adjutant Berthier's, ein Escadrons Chef der Garde- Lanciers und etwa 100 Mann als Gefangene

eingebracht. Die Dunkelheit, die ermüdeten Pferde und der auf geweichte Boden ſchüßten die franzöſiſche Armee vor größerem Unheil. Endlich, nachdem die Verfolgung eingeſtellt und die Cavalerie Diviſion wieder geſammelt war, erhielt ſie Befehl, nach La Gibrie zurück zu marſciren, wo ſie in der Nähe der Infanterie des 4ten Corps und der ruſlijden Grenadiere, die hier und bei Petit-Mesnil ſtanden , ein Bivuak bezog . Das Regiment E.-H. Ferdinand 1

Huſaren wurde auf Vorpoſten vorgeſchoben. Der Verluſt des Regiments war ein ziemlich bedeutender : todt

war der Jäger Doſter; verwundet Wachtmeiſter Raible ; Horniſt Hetích ; Unteroffizier Wiedemann , Geiger , Kettler ; Jäger Herrenbauer (ſehr ſchwer) , Merkle I , Weber , Haller ,

Haffner, Siehler, Felder, Schwarz, Schlehuber, Sperr, Rumpel , Binder , Bauer , Rentſchler, Haug , Scheerer, Seibold , Heinzelmann , Noß , zuſammen 24 Mann . Dem Sec .-lieut. Find 5 wurde ein Pferd unter dem Leibe

erſchoſſen, das Pferd des Major von Baſſew iß dermaßen ver An Mannſchaftspferden

wundet, daß es dienſtuntauglich wurde. waren 16 erſchoſſen , 6 verwundet. 2. Februar.

Das 3te , 4te und 5te Corps waren beſtimmt, den Feind zu verfolgen , der Morgens um 4 Uhr ſchon ſeinen Rückzug gegen Lesmont antrat, um dort hinter die Aube zurück zu weichen ; wähs rend ſeine Arrieregarde bei Brienne -la - Vieille und in der Ebene bis zum Gehölz von Ajou , dahinter – ein zweites Treffen -- bei Brienne-le-Chateau und ein drittes zwiſchen dieſem Ort und Less mont ſtand ; ein Theil ſeiner Streitkräfte unter Marmont aber bei Rosnay , nordwärts über die Voire zu geben, beſtimmt war. Die

Hauptmacht unter dem franzöſiſchen Kaiſer ſelbſt, ſollte ſich dann von Lesmont nach Troves zurückziehen , ſich mit dem , noch immer

dort poſtirten Mortier zu vereinigen ; Marmont aber auf Arcis ſur - Aube retiriren .

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Um 7 Uhr Morgens ſtand die Cavalerie - Diviſion des 4ten

Corps zum Abmarſch bereit. War auch die Nachtruhe im Bivuak, die weiße Schneedece als Lagerſtätte , nicht die erquickendſte ge weſen, jo war in der Frübe doch alles munter und guter Dinge. Jeder, auch der legte Reiter, hatte etwas von dem Gefühl des

Siegesbewußtſeins in ſich aufgenommen, das durch die Erfolge des geſtrigen Tages die Armee der Alliirten erfüllt hatte . Und 10 ſeşte man ſich denn froben Muthes und gehobenen Sinnes in

Marſd ) ; Sc . Königl. Hobeit der Kronprinz mit der geſammten Cavalerie : 21 Schwadronen und 2 reitende Batterien , voraus.

Gleichzeitig rüdte das 3te Corps von Dienville , die Avantgarde des 5ten von Chaumesnil vor. Bei Brienne-la- Vieille ſtieß man auf den Feind ; die Reiter

Regimenter deployirten, die beiden reitenden Batterieen fuhren auf und es entſpann ſich ein Geſchüßkampf, der jedoch nur von kurzer Dauer war, da der Feind durch das Anrücken des 3ten und 5ten

Corps ſich zum Rückzug gezwungen jah . Auch Brienne- le -Chateau wurde bald darauf, unter Mitwirkung der reitenden Batterien des 4ten Corps, von den Deſterreichern geſtürmt. Hier ſcheiden ſich die Straßen nach Lesmont und Rosnay und

der F.-M. Fürſt Schwarzenberg , welcher bei der Einnahme von Brienne zugegen war, befahl nun , daß das 5te Corps , Wrede, ſich gegen Rosnay, die Stellung Marmonts wenden ſolle, während das 3te und 4te ihre Richtung auf Lesmont nehmen würden .

Kaum war die Cavalerie über Brienne hinaus gekommen , als ſich bedeutende feindliche Reiterlinien zeigten. Im Trabe rückte die Diviſion

des Prinzen Adam gegen dieſe vor, ſie hielten aber nicht Stand, ſon dern wichen eiligſt in der Richtung auf Lesmont zurück. Die Un ſeren folgten, das Regiment Ferdinand-Huſaren an der Tete. Das

Terrain zur Rechten der Straße nach Lesmont, zwiſchen der Aube und Voire (welch' legtere fich an dieſem Punkte in die erſtere er gießt), iſt hier wieder vollkommen eben und ſomit jagte man recht

munter über das Blachfeld hinweg , wobei eine Schwadron der Huſaren bei St. Chriſtophe ein franzöſiſches Regiment Garde Lanciers mit vielem Erfolg attatirte.

Dicht vor Lesmont, das großentheils auf dem diesjeitigen, dem rechten Aubeufer liegt, wurde noch mehr feindliche Cavalerie ſichtbar,

unſere fünf Regimenter entwickelten ſich in zwei Treffen, und waren im Begriff, zum Angriff überzugeben, als der Feind eine Batterie auf den Höhen links von der Straße demastirte, und ein ſehr heftiges

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Feuer eröffnete. Die feindliche Batterie , 24 Zwölfpfünder bei einer Windmühle placirt, hatte einen vortrefflichen Standpunkt und obwohl die beiden reitenden Batterien ſogleich gegen dieſelben auf fuhren , ſo konnten ſie doch , an Zahl und Kaliber ſchwächer, wie 1

begreiflich, keinen Vortheil über ſie erlangen. Es verdient aber alle Anerkennung, daß ſie eine Stunde lang in dieſem ungleichen Stampfe auszubarren vermocyten .

Während dieſer Zeit manövrirte unſere Cavalerie mit großer

Ruhe auf der freien Ebene. Dieſe, ſo glatt wie ein Ererzirplay, ge ſtattete vollfommen regelementsmäßige Bewegungen und ſolche wurden

denn auch, trop des heftigen Geſchüßfeuers, mit größter Präziſion ausgeführt.

Um ſich der Wirkung desſelben nicht in ihrem ganzen

Umfange auszuſeßen , bewegten ſich die Schwadronen in Echellons,

bald vor-, bald rückwärts und bald ſeitwärts und „ dieſer fort währenden Bewegung in den täuſchenden Linien der Staffeln ſchreibe ich es zu “, äußerte ſich der Stabschef der Cavalerie über dieſes Gefecht, „ daß unſer Verluſt nicht bedeutender wurde. “ Beim

Regiment Herzog Louis freilich famen nach einander doch mehr fache Verwundungen vor . Der Sec .- Lieut. Endres erhielt durch eine Kanonenkugel eine ſehr gefährliche Kontuſion am Kopf , er wurde beſinnungslos vom Súlachtfelde getragen und ſpäter (im Jahr 1816) durch dieſe Verwundung zum Invaliden; die Wacht meiſter Zinſer und Stammler wurden in kurzen Zwiſchen räumen verwundet, ebenſo der Unteroffizier Nupp und die Fäger Geber , Fraſch und Volf.

Dem

Stabs -Rittm . von Baß und

Prem .-Lieut. Sağmaier wurden die Pferde unter dem Leibe, außerdem

im Regiment 6 Dienſtpferde erſchoſſen und 7 verwundet. Dem Jäger Günther riß eine Kanonenkugel den Tſchakow vom Kopf. In Folge

der Erſchütterung jank er augenblicklich beſinnungslos auf ſeinem Pferde zuſammen , erholte ſich aber raſch und ſaß gar bald wieder im Gliede, das er nicht verlaſſen , aufrecht im Sattel . Wie glänzte da

wieder der Commandeur an der Spige ſeiner braven Jäger , mit

dem unerſchütterlichen Gleichmuth im tollſten Kugelſauſen vor der Front des Regiments haltend und, wo je, durch das Zuſammen brechen der getroffenen und in gräßlicher Verſtümmlung mit dem Tode ringenden Pferde eine kleine Unordnung entſtand , die Leute zur Ruhe und Stille mabnend. Und die Glieder ſchloſſen ſich auſs Neue, die Lücken wurden ausgefüllt - die Linie ſtand wieder ges

richtet da, als ob nichts vorgefallen wäre.

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Da aber die beiden reitenden Batterien fich allmählig ganz verfeuert hatten , auch einige Geſchüße derſelben demontirt waren und man gegen die Höhen von Lesmont, die außer jener Batterie auch noch mit zwei Infanterie - Diviſionen beſegt waren, mit Cava:

lerie allein nichts auszurichten vermochte, ſo befahl ſeine Königl. Hoheit der Kronprinz, ſich durch eine Rechtsziehung aus dem Bereich des feindlichen Feuers zu begeben . Das geſchah denn auch und zwar in der Art, daß die Cavalerie: Diviſion ſchließlich in der linken Flanke der feindlichen Poſition ſtand , wo ſie ſich in einem Treffen entwickelte, während die Artillerie nach St. Chriſtophe zu

rückgenommen wurde. Um dieſe Zeit nun trat ein ſo furchtbares Schneegeſtöber ein, daß man keinen Gegenſtand auf eine größere Entfernung als zehn Schritt erkennen konnte. Dadurch hörte denn freilich jeder Kampf von ſelbſt auf, auch der Feind ſtellte ſein Feuer

ein, benußte aber zugleich dieſen Zwiſchenfal, um den Rückzug durch das Defile von Lesmont fortzuſeßen . Um 4 Uhr Nachmittags endlich traf die Infanterie des 4ten Corps ein , die natürlich hinter den Bewegungen der Cavalerie weit zurückgeblieben war . Sofort erhielt nun die Brigade Stock mayer den Befehl, Lesmont von der linken Seite, von Precy-St.

Martin anzugreifen. Der Angriff gelang vollkommen , leider aber fand der Feind Zeit, die hölzerne Aube Brücke in Brand zu ſtecken,

nach dem er ſich über dieſelbe zurückgezogen hatte ; ihn an dem Zer ſtörungswerk zu hindern, ging Oberſt-Lieut. von Bismark mit einer Sawadron des Dragoner-Regiments im Galop durch die Stadt, kam aber ſchon zu ſpät ; ein heftiges Kartätſchenfeuer vom anderen Ufer empfing und nöthigte ihn zum Rückzug. Auch unter

bielt der Feind die ganze Nacht hindurch ein ſo lebhaftes Klein gewehrfeuer, daß alle Verſuche, die Brücke herzuſtellen , vergeblich blieben.

Damit (Wrede hatte gleichzeitig den Marſchall Marmont aus der Stellung hinter der Voire zurückgeworfen) endete, wieder erſt nach Eintritt völliger Dunkelheit , der heutige Kampf , das Nach

ſpiel der Schlacht bei Brienne oder bei La Rothière.

Die Trup

pen des 4ten Corps tantonirten und bivuatirten bei Leemont und

St. Chriſtophe, das Regiment Herzog Louis bei legterem Ort. Als ſolche, die ſich in den beiden Schlachttagen beſonders aus

gezeichnet haben , werden von den Louisjägern genannt : Oberſt

474

von Gaisberg, Major von Seidenberger, Stabs - Rittmſtr. von Rangau , Prem. -Lieut. Kaßmaier, Sec .-Lieut. Find b , Wachtmſtr. Stammler * ) und Keller *) ; Unteroff. Höfelich * ), Nettler *) , Rup p *), Keller *), Strudel*), Wiedmann * ) ;

Jäger Wallum *), Cramer*).

Ferner Quartiermſtr. Geb

bardt, Blaich er ; Unteroff. Bank, Schweitert, Schirmer,

Laug,Schneider,Fenninger, Niedinger;HorniſtWerrwag; Jäger Reiner, Wagner, Nägele, Sc a upp, Dold , Locher, Guldig , Graeter , Heuer , Schick, Rohr, Henzler, Ott, Haller , Bauer , Frank, Rocy, Pfiſterer, Greiſ, Binder, Heim, Schwerfle, Moß, Heinzelmann, Hipp, Mayer. 1

!

Für dieſen erſten, auf franzöſiſchem Boden , gegen den Kaiſer Napoleon ſelbſt, erkämpften Sieg ertheilte Seine Majeſtät der König ſeinen Truppen eine ganz beſondere Belohnung, deren Ge währung durch folgendes Dekret bekannt gemacht wurde : Seine Königliche Majeſtät haben zum bleibenden Denkmal , des unter dem Commando des Kronprinzen liebden am 1. und 2. Februar d. J. durch die !

Röniglichen Truppen mit erfochtuen Sieges ein eigenes Ehrenzeichen geſtiftet, welches nur für dieſen Tag des Ruhmes beſtimmt iſt. Es beſteht ſolches für die Offiziere in einer goldenen, für die Unteroffiziere und Soldaten in einer ſilbernen Medaille , welche an einem ponçeau -rothen Bande, wie das des großen Adler -Ordens getragen wird und Ehrenmedaille heißt. Die Aufſchrift iſt auf der einen Seite in einem Lorbeerkranz: Für den Sieg am 1. Februar 1814 und auf der anderen Seite, ebenfalls in einem Lorbeerfranz: König nnd Vaterland dem Tapferen .

Die ſilberne Ehrenmedaille hat den Rang vor der goldnen Militär- Verdienſt Medaille.

Dieſe Medaille wurde bewilligt: Seiner Königl. Hoheit dem Kronprinzen unter gleichzeitiger Ernennung zum Feld marſchall ; dem General - Lieutenant Prinz Adam ; ſämmtlichen Gen.- Lieuts. und Gen.-Majors der Cavalerie und Infanterie, und jämmtlichen Offizieren, welde der Schlacht angewohnt hatten, Von der ſilbernen Medaille wurden dem Regiment Herzog Louis 32 Stück verlieben. Außerdem wurden in dieſem * , Bejaßen alle die filberne, Erſterer die goldene Medaille.

475

Major von Seidenberger , Stabs - Rittmeiſter von Nan Bau, Premier- Lieutenant Ataşmayer, Seconde -Lieutenant Finch und Endres zu Rittern des Militär - Verdienſt- Ordens ernannt. ( Dem Gen.- Lieutenant Prinz Adam und Gen.-Major von

Walsleben wurde das Commandeur- Kreuz 1. Kl. dieſes Ordens

verliehen. Major von Bajſewiß erhielt 40 , Stabs - Rittmeiſter von Baß *) , die Lieuts . At agmayer und find b je 30 Louis d'ors für die in der Schlacht verlorenen Pferde .) Ferner wurde unter dem 2. Februar der Seconde- Lieutenant von Lilienberg der Garde zu Pferde als Premier - Lieutenant

zum Regiment Herzog Louis verſekt (traf am 11. beim Regi ment ein ) ;

unter dem 8. in Folge der Schlacht bei Brienne der Ritt meiſter von Nagel des Regiments Herzog Louis zum Major ernannt.

Oberſt von Gaisberg erhielt für ſeine ausgezeichneten Leiſtungen in der Schlacht bei Brienne den ruſſiſchen St. Annen Orden II . Klaſſe ; die Wachtmeiſter Stammler und Raible das ruſſiiche Georgen - Kreuz V. Klaſſe; Unteroffizier Riedinger die öſterreichiſche Tapferkeits-Medaille. Vorrücken auf Troyes. Belitnahme desſelben . Vorrücken auf der Straße nach Nogent- ſur Seine und auf Sons. 3. - 10. februar. Nach der Schlacht bei Brienne ſollten ſich, einem Beſchluß der

Monarchen von Rußland und Preußen und der beiden Obergenerale zu Folge, die ſchleſiſche und böhmiſche Armee wieder trennen. Jene

auf dem linken Marneufer, dieſe über Troyes in der Nichtung von Paris vordringen. Daraufhin war man eifrigſt bemüht, die Brücke von Lesmont,

von wo der Feind ſich in der Frühe zurückgezogen hatte, herzuſtellen ; da aber dieſe Brücke und ſogar deren Pfeiler bis auf den Waſſer ſpiegel abgebrannt waren, Material, um eine Schiffbrücke zu bauen, nicht gleich vorbanden war, der öſterreichiſche Pontontrain erſt von Chaumont herbeigeſchafft werden mußte, ſo waren die Corps des

Kronprinzen von Württemberg, Gyulai's und Wrede's gezwungen, * ) Wurde unter dem 24. Januar zum Stabe -Rittmeiſter befördert.

476

den 3. Februar ſtehen zu bleiben ; nur das Ite Corps , Colloredo, und die Garden und Reſerven rückten über Bendoeuvre gegen Troyes vor. Auch am 4. war die Brücke noch nicht hergeſtellt. Nun aber

wollte man nicht länger warten, und marſchirte um 6 Uhr Morgens das 4te Corps über Brienne zurück nach Dienville ; dort ging die Avantgarde des G.-M. von Walsleben : Inf. - Brigade Stock

mayer und die Cavalerie-Regimenter Nr. II und IV (die Huſaren traten unter die Befehle des G.-M. von Jett) über die Aube ; ibnen folgten die beiden reitenden Batterien und die übrige Reiterei ; mit Ausnahme von 2 Schwadronen Nr. V, die mit dem Gros der Infanterie bei Blaincourt den Fluß überſchritten. Der Marſch ging auf elenden Landwegen über Villers - le-brulé auf Piney , wo man die Chauſſee nach Troyes wieder erreichte und wo das Gros des Corps ſtehen blieb. Die Avantgarde wurde noch eine ſtarke Stunde weiter vorgeſchoben und à cheval der Straße in Bouy -Luxemburg, Bouilly und Saceys aufgeſtellt ; das Regiment Herzog Louis aber und das Ite Ba

taillon von Nr. 10 zur Deckung der rechten Flanke dieſer Stellung nach Onjon pouſſirt, Front gegen das 24, Meilen entfernte Arcis ſur-Aube . Die Patrouillen der Louisjäger , welche nach Longſols gingen, fanden nichts vom Feinde, brachten aber in Erfahrung, daß er in Arcis ſtebe. Der Feind batte vorwärts von Troyes auf den Straßen von

Bar-ſur-Aube und Bar-ſur-Seine die Uebergänge über die Barſe bei La Guillotière und bei Maiſons-blanches über die Hozain be

ſegt und ſchien dieſe beiden ziemlich ſtarken Poſitionen ernſtlich ver

theidigen wollen . Man war daher im großen Hauptquartier ent= ſchloſſen , beide Stellungen in der rechten Flanke des Feindes zu umgehen, weshalb ein allgemeines Linksſchieben angeordnet wurde. Das 4te Corps mußte ſich daber am 5. Februar von der Straße Leemont - Troyes auf die Straße Bar - ſur - Aube - Troyes dirigiren. G.-M. von Jett marſchirte zuerſt als Vorhut mit den Huſaren,

den Dragonern und den Jägern Nr. V dahin links ab ; ihnen folgte die Linien - Infanterie und endlich die bisherige Avantgarde unter G.-M. von Walsleben als Arriere - Garde. Der Marſch ging wieder auf erbärmlichen Vizinalſtraßen und Feldwegen vor ſich, die den

geſtrigen nichts nachgaben ; ja wäre nicht Froſtwetter eingetreten, hätten ſelbſt einzelne Fußgänger ſie nicht paſſiren können . Auf dieſe Weiſe mußte man zwei Meilen zurücklegen , was namentlich die

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Pferde in außerordentlich hohem Grade fatigirte, und gelangte über Géraudot und Mesnil- St.-Père endlich auf die Straße von Bar

ſur - Aube nach Troyes . Hier befand ſich um dieſe Zeit das 4te Corps unter Colloredo an der Brücke von La Guillotière im Ge fecht, wobei der F.-3.-M. Colloredo ſelbſt verwundet wurde . F. M.-L. Bianchi übernahm darauf das Commando des Iten Corps . Nachdem das Gefecht zu Ende, löſte die gewöhnliche Avantgarden Brigade des 4ten Corps, unter G.-M. von Walsleben , die Vorpoſten des 1ten Corps, links von der Straße, in Luſigny, Fon taines , Montaulin , Daudes ( alſo auf der Verbindungsſtraße zwi ſchen den Chauſſeen von Bar-ſur-Aube und Bar-ſur- Seine nach Troyes) ab. Die vorgebenden Patrouillen fanden das Dorf jen ſeits der Brücke von zwei feindlichen Compagnien , Laubreſſel,

ein Dorf nördlich der Straße ( 1 Mle. v. Troyes) von 2 franzöſi ichen Huſaren -Schwadronen und etwas Infanterie beſegt. 6. Februar.

Da der General Seslawin , der die Verbindung zwiſchen der ſchleſiſchen und böhmiſchen Armee unterhalten ſollte , meldete , daß der Feind von Troyes abziehe, ordnete F.-M. Fürſt Schwarzenberg eine Rekognoszirung an, welche Se. Kgl . Hoheit der Kronprinz mit 3 Esc. Huſaren , 2 Esc . Dragonern , den Jägern Nr. V , der 2ten reit. Batterie unter G.-M. von Jett , den Inf.-Regimentern Nr. 3 und 7 und der 1ten Fuß- Batterie unter G.-M. von Dö

ring gegen Laubreſſel ausführte. Unterdeß rückte aber der Feind zweimal über die Brücke von La Guillotière vor , griff das Dorf Courteranges an, das von den Deſterreichern behauptet wurde, wäh rend Luſigny vom Inf.-Reg. Nr. 9, ein links der Chauſſee liegender Wald von Nr. 10 beſegt war und ferner das Inf.-Reg . Nr. 4 , die Cav .-Regimenter Nr. II , IV und ' Nr. III nebſt einer öſterrei chiſchen Brigade des 3ten Corps in Reſerve bereit ſtanden. Der

Feind zog, dieſe Vorbereitungen gewahrend, denn auch nach wenigen Ranonenſchüſjen wieder ab . Abends 4,7 Uhr fehrte Se . Agl. Ho

beit von der Rekognoszirung zurück, während G.-M. von Döring in Laubreſſel, von wo der Feind vertrieben wurde , mit den oben

genannten Abtheilungen ſtehen blieb, um folgenden Tages das Vor rücken fortſeßen zu können ; da der Fürſt Schwarzenberg einen all gemeinen Angriff mit der 2ten leichten Diviſion , dem 1ten, 3ten, 4ten , 5ten und 6ten Corp8 (General Graf Wittgenſtein ) das in

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Charmont ( zwiſchen Troyes und Arcis) eingetroffen war , be abſichtigte. 7. Februar.

Um 2 Uhr Nachmittags ſollte dieſer Angriff erfolgen , ſo lau : tete die Dispoſition ; früh um 6 Uhr aber ging von den Vorpoſten die Meldung ein , daß der Feind die Brücke von Guillotière und die Stellung hinter derſelben geräumt habe. Kaum hatte Se. Kgl . Hobeit der Kronprinz dieſe Meldung entgegen genommen , als er über die Brücke , deren Verbaritadirung nur notdürftig binweg

räumen laſſend, vorritt und auf die Höhe von La Folie ſprengte . Vom Feinde zeigte ſich weit und breit feine Spur mehr.

Da be

fahl Se . Kgl. Hoheit, zwei Schwadronen des Regiments Herzog Louis , das mit den Jägern zu Pferde Nr. V auf die Höhe ge folgt war, dem Feinde naczuſeßen . Stabs -Rittmeiſter von Raß ler wurde mit der Commandeur - Escadron und der Escadron

Nagel (unter Prem .- Lieut. Ragmayer, da der Escadrons - Chef Tags zuvor erkrankte) dazu commandirt. An dem Cavalerie- Regi

ment Nr. V , das vor den Louisjägern ſtand , vorbeitrabend , geht es in ſcharfem Tempo gegen das noch eine Meile entfernte Troyes vor. Um 8 Uhr Morgens iſt es erreicht. Durch die Vorſtadt ja gend trifft der Stabs - Rittmeiſter von Raßler vor dem Thore ein ; das iſt geſchloſſen, alles ſtill. Durch Nufen und Lärmen wird der Thorwächter aufgeſchreckt und von ihm das ſofortige Deffnen des

Thores verlangt, widrigenfalls, wie der Nittmeiſter droht, die Stadt zuſammengeſchoſſen und geplündert werde. Das hilft , die Thor flügel ſchieben ſich auseinander, die Louisjäger dringen in die Stadt. Zur Seite ſteht der Thorwart, die Schlüſſel in der Hand . Raßler fümmert ſich nicht weiter um ibn, ſondern jagt unaufhaltſam wei ter . (Der Flügel- Adjutant des Kronprinzen, Oberſt von Münchingen,

nahm ſpäter die Schlüſſel in Empfang und überbrachte ſie im Na men Sr. Kgl . Hobeit dem Fürſten Schwarzenberg , wofür er mit dem Leopoldorden dekorirt wurde.) Auf dem Markt angekommen , läßt Raßler die Escadron Nagel vor dem Ratbbauſe aufmarſciren , dann reitet er ſelbſt mit der Commandeur- Escadron weiter. Wo iſt der Weg nach Paris ? ruft

er , und als ihm die Richtung bezeichnet, geht es im Trab und Galop durch die Straßen zum jenſeitigen Thore wieder hinaus, auf der Chauſſee nach Nogent-ſur -Seine vorwärts. In einem be wundernswürdigen Jagdgalop „ wie das wilde Heer" ſprengt die

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Schwadron auf der Straße fort ; wer nicht folgen kann, bleibt zu : rüd, die Anderen , der Rittmeiſter an der Spige , immer vorwärts.

Da ſieht man die erſten Nachzügler der retirirenden franzöſi ſchen Armee, rechts und links liegen ſie in den Chauſſeegräben, oder ſchleppen ſich mühſelig und ermattet auf der Straße ſelbſt fort. Sie aufzuſammeln, gönnt ſich die unaufhaltſam fortſtürmende Sowa

dron keine Zeit , ſie treibt ſie meiſtens nur den Nachfolgenden in die Hände . - Se. Kgl . Hobeit der Aronprinz nämlich war mit dem Reſt des Regiments Herzog Louis , dem Regiment Prinz Adam und zwei Escadrons Klenau - Chevaulegers des 3ten Corps , die unterwegs angetroffen wurden , der Vorhut unverzüglich gefolgt, hatte von Troyes Bejiß genommen und dieſe Schwadronen den vorauseilenden Louisjägern nachgeſendet. Von dieſen Nachrücken den wurden allmälig mehr denn 800 Gefangene nach Troyes ein geliefert, faſt alle von der jungen Garde. Stabs - Rittmeiſter von Naßler reitet unterdeß noch immer obne anzuhalten fort ; nur die beſtberittenen ſeiner Leute vermögen

ihm zu folgen , ſo daß alles, was er ſchließlich noch bei ſich hat, kaum mehr die Stärfe eines Zuges (dabei Sec .-Lieut. Schäffer) er reicht; das aber geht in vebementer Gangart auf den chaumbedecten

Pferden weiter und weiter , obwohl auch dieſen Pferden allmälig manches Hufeiſen fehlt ; Raßler's Pferd ſelbſt hatte alle vier Eiſen

verloren. Die kräftige Verfolgung lieferte , wie aus der großen Zabl Gefangener zu erſehen, das glänzendſte Reſultat; nur bei ei ner mit vier Pferden beſpannten Kurierchaiſe , die in geſtredtem Galop auf der Straße dahin jagte, glückte es nicht, ſie einzuholen ; troß aller Anſtrengungen , die den Pferden unſerer Jäger zuge muthet wurden , da man wohl nicht mit Unrecht vorausſette, daß eine Perſönlichkeit von Rang ſich in dem Wagen befinde. Endlich , jenſeits Les Grez, nachdem man von Troyes aus zwei, von der Brücke von Guillotières mehr wie drei ſtarke Meilen

im ſchärfſten Tempo zurückgelegt hatte , ſtieß man vorwärts von Chatres auf die feindliche Arrieregarde, die in der Nacht von Guil lotières abgezogen war. Napoleon mit dem Gros hatte ſchon Tags zuvor, wie Gen. Seslawin ganz richtig gemeldet, ſeinen Rückzug auf Nogent angetreten. Die feindliche Arrieregarde aber zeigte eine Stärke von 5000

Da gegen dieſe mit einer Handvoll Reiter , ebenſo übrigens mit den nachrückenden ( im Ganzen zehn) Schwadronen Nichts auszurichten war, ſo mußte man ſich begnügen, beobachtend 6000 Mann .

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ſtehen zu bleiben, womit die Verfolgung ein Ende hatte . Das Re giment Herzog Louis erlitt, während der Feind nunmehr ein lebhaftes Feuer gegen dasſelbe eröffnete, den geringen Verluſt von

zwei verwundeten Pferden , erbeutete dage jen 5, beſonders ausge= zeichnet hatten ſich die Säger Grünner und Käſer der Comman : deur- Escadron. Das fortbauernde feindliche Geſchüpfeuer wurde ſchließlich noch durch zwei, mittlerweile unter dem Commando eines

Feuerwerkers eintreffende öſterreichiſche Geſchüße erwidert, die ſchnell abprogten, dann ziemlich lange zielten, auf den endlich erfolgenden erſten Schuß aber gleich ein franzöſiſches Geſchütz demontirten, wo rauf die feindliche Artillerie alsbald abjubr. Bis Abends um 10 Uhr blieben die beiden Cavalerie -Negi menter Nr. II und IV in obiger Stellung, nur noch höchſtens drei ſtarke Tagemärſche von dem heißerſehnten Paris entfernt. Wahrlich, die ſchwache Armee Napoleons würde kein Hinderniß geweſen ſein, ſich mit den ungebeuren Heeresmaſſen der Verbündeten ſofort der

Capitale des gefürchteten Weltbezwingers zu bemächtigen ; die Diplo matie aber , die in dieſem Kriege eine ſo große Rolle ſpielte war doc), während die Feindſeligkeiten fortgeſegt wurden, in Cha tillon am 3. Februar ein Kongreß zuſammen getreten, über einen zu ſchließenden Frieden zu unterhandeln -- hinderte es, dem Krieg eine ſo ſchnell entſcheidende Wendung zu geben. Nachdem die Avantgarde des nachrückenden 5ten Corps die

Louis- und Adamjäger an der Straße nach Nogent abgelöſt hatte, die längs der Seine Dabin führt, rüdten dieſe weiter links auf eine gleichfalls dorthin gehende Parallelſtraße, wo ſie zwei Stun den nach Mitternacht eintrafen, um daſelbſt bei Pavillon und Ville

loup , Belleville und Pruncy-le-Sec mit der 1ten reit. Batterie Stellung zu nehmen .

Die Ausführung dieſer Maßregel geſchah, um die Verbindung zriſchen dem 5ten vnd 4ten Corps herzuſtellen ; das Gros des lega teren nämlich war, auf der in Troyes weſtlich abzweigenden Straße nach Sens vorgeſchoben und hatte ſeine Avantgarde : Brigade Stockmayer und Cav .-Regiment Nr. III bis Villemaur und St. Benoit pouſſirt.

Der folgende Tag, der 8. Februar , war für das 4te Corps

ein Raſttag. Nur (G.-M. von Jett wurde mit 2 Schwadronen Ferdinand-Huſaren von Dierrey - St.- Julien, wo er zur Kommuni

kation mit den Jäger-Negimentern Nr . II und IV die Nacht ge ſtanden hatte, zur Avantgarde auf der Straße nach Sens hinüber

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gezogen, das Jäger- Regiment Nr. V in Dierrey-St. Julien zurück laſſend. Auch den 9. blieb das Corps ſteben , bloß Streif-Com mandos der Huſaren vorwärts gegen Sens, rechts zum 5ten Corps, und links zur Verbindung mit Moriş Liechtenſtein entſendend, welch Leşterer von Auron beranrückte.

Da die Cavalerie-Regimenter Nr. II Louisjäger, und Nr. II Kronprinz- Dragoner durch den Avantgardendienſt in der legten Zeit

ſehr in Anſpruch genommen waren und namentlich das erſtere einiger Erleichterung im Dienſt nach den ſeit Beginn des Feldzugs gehabten Anſtrengungen bedurfte , ſo wurden ſie am 9. durch die

Regimenter Ferdinand - Huſaren und Jäger zu Pferde Nr. V ab gelöſt, und während dieſe nun unter das Commando des G.-M. von Waldleben traten, wurden die Regimenter Nr. II , III und IV nebſt der 1ten reitenden Batterie ( die gleichfalls mit der 2ten

im Dienſt bei der Avantgarde wechſelte) unter dem G.-M. von Jett und unter dem einigt.

Obercommando des Prinzen Adam ver

War auch die zweitägige Ruhe namentlich bei dem herrſchen : den ſchlechten Wetter ſehr wohlthätig , ſo war es doch natürlich , daß ſie fie manchem der Unterbefehlshaber befremdend erſcheinen mußte , zu einer Zeit wo nach dem Dafürbalten der Meiſten 1

ein unaufhaltſames Drauflosgehen das einzig Richtige und Er ſprießliche geweſen wäre, wo , um zur möglichſt ſchnellen Erreichung des vorgezeichneten Ziele zu gelangen , alle anderen Rückſichten ſchweigen mußten , wo ein Schonen der Sträfte zur unrechten Zeit nur ſchwerere Opfer für die Zukunft in Ausſicht ſtellte. Natürlich war es auch , daß diejenigen welche unter Napoleons Führung ge

kämpft hatten , welche gewohnt waren , unter ſeinem einheitlichen Commando zu ſtehen, das oft rückſichtslos aber mit alles dabin

reißender Gewalt zur Entſcheidung führte, daß dieſe, veranlaßt Ver gleiche zwiſchen jener Leitung und der jeßigen des vielföpfigen großen Hauptquartiers anzuſtellen, bei allem guten und oft gerade wegen des beſten Willens und des eifrigſten Strebens für die gute Sache, nicht zu Gunſten des legteren entſcheiden konnten . Soviel es in ihren Kräften ſtand, ſuchten jedod die meiſten

Armeecorps- Führer der Hauptarmee gleichen Schritt mit dem vor wärtsſtrebenden Geiſte der ſchleſiſchen Armee zu halten und dabei

gelang es ihnen denn auch hin und wieder die ſachte und vorſichtig vorgehenden diplomatiſchen Strategen unverſehens mit fortzureißen. So war in Betreff der Fortſeßung der Operationen beſtimmt, daß 31

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das Gros der Hauptarmee, zur erneueten Umgebung des feindlichen

rechten Flügels, follte ; Se . Kgl . führte mit ſeinem den glänzendſten

am 13. mit bedeutender Macht Sens angreifen bob. der Kronprinz aber , rajcher zur Hand, Corps allein ſchon am 11. dieſe Waffenthat aus, Erfolg erringend. 1

Am 10. Februar ſeşte ſich demgemäß das 4te Corps in Marſ ,

die Avantgarde rückte bis gegen Sens vor, drang in die Vorſtädte ein und belegte dieſelben . Der franzöſiſche General Alir hielt die

Stadt ſelbſt beſeßt und wies eine an ibn gemachte Aufforderung zur Uebergabe eben ſowohl ab , wie die am 30. Januar und 2. Februar

durch den Grafen Platow unternommenen Verſuche jich Sens' zu bemächtigen damals auch geſcheitert waren . Eine jegt unternommene Beſchießung aus 6 Geſchügen führte gleichfalls zu feinem Reſultat und ſomit beſchränkte man ſich für heute darauf, die Vorſtädte durch die Vorhut in Beſig zu behalten . Das Gros ſtand bei Villeneuve-ſur-Vannes ; vom Regiment Her 30g Louis 2 Escadrons, nebſt der 1ten reit. Batterie und 2 Com : pagnien des Inf.-Regts. Nr. 2 in Pont- ſur-Vannes, 2 Escadrons

mit 2 Compagnien des Inf.- Regts. Nr. 2 in Vareilles; das Dra goner- Negiment in Theil ; die Adam - Jäger in Chigy . Erſtürmung von Sens am 11. februar.

Um 9 Uhr Morgens ſollte das Rendezvous des Corps bei Malay- le- Vicomte, eine kleine Stunde diesjeits Sens ſein, da der

Befehl dazu, aber erſt kurz nach Mitternacht eintraf, die Truppen zum Theil ſehr weit zu marſchiren hatten , auch die demontirte Brücke über die Vannes zuvor herzuſtellen war, ſo wurde es 11 Uhr, bis man ſich zum Vorrücken gegen die Stadt , zu deren Angriff nunmehr geſchritten werden ſollte, in Bereitſchaft befand . Das beutige, für die Infanterie und namentlich für die Bri

gade des Prinzen Hohenlohe ſo rubmvolle Gefecht, ſollte der Rei terei feine Gelegenheit bieten , daran Theil zu nehmen. Während des zweiſtündigen Geſchüßkampfes und des darauf folgenden Stur: mes , den – das Inf. Reg . Nr. 4 und die öſterreichiſchen Pioniere an der Spige – unſere Infanterie, durch eine kleine Mauerpforte

in die Stadt dringend, unternahm , geführt vom 6.-M. Prinzen Hohenlohe und dem Generalſtabs - Chef Grafen Latour, der dieſen Eingang entdeckt batte - demſelben Latour , der 1848 in Wien

vom Pöbel auf ſo gräßliche Weiſe gemordet wurde – während deſjen bielt die Cavalerie in Neſerve, ohne vom feindlichen Feuer

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beläſtigt zu werden . ( Nur dem, noch immer bei Se . R. H. dem Kronprinzen commandirten Sec .- Lieut. von Hardt, wurde das Pferd unter dem Leibe erſchoſſen ). Auf dem rechten Flügel zwi

ſchen der Straße nad Pont-ſur- Yonne und der nach Bray die Huſaren, hinter der Brigade Stockmayer, die hier einen Schein angriff auszuführen hatten ; links von der Straße nach Bray das Regiment Herzog Louis , faſt während der ganzen Dauer des Gefechtes abgeſeſſen ; an diejes zur Linken anſchließend , das Re giment Prinz Adam ; auf dem äußerſten linken Flügel, endlich an der Straße von Troyes und durch die Stellung der Inf. Regmter. Nr. 2, 3 und 7 von obiger Cavalerie getrennt, die Re gimenter; Jäger Nr. V und Kronprinz- Dragoner. Das Reſultat des Gefechts war die Räumung der Stadt von Seiten des Feindes, der ſich über die Sonnebrücke auf das linke

Ufer, zurückzog, in unſeren Händen 5 Offiziere und 50 Mann als Gefangene zurücklaſſend. Ihn über jene Brücke zu verfolgen mußte unterbleiben, da er die Brücke unterminirt hatte ; jedoch war, wie ſich ſpäter zeigte , die Mine, von ſo geringer Wirkung, daß , als der Feind ſie ſpringen ließ, nur das Pflaſter über derſelben ſich ein wenig hob . Nach Einnabme der Stadt wurden Cavalerie-Abtheilungen auf der längs der Sonne führenden Straße nach Pont- ſur - Yonne vor

geſendet, und unter dieſen befand ſich von den Louisjägern der Sec . Lieut. Buck mit ſeinem Zug, der in einem Ort unterwegs ein paar franzöjijde Gendarmen mit ihren Pferden gefangen nahm . Einen ſehr ſchönen Fuchs darunter, den man mit Sattel und Zeug erbeutete, behielt Buck zu ſeinem eigenen Gebrauch und ritt den ſelben auch noch im Feldzuge des folgenden Jahres .

Pont-ſur- Yonne hatte der Feind übrigens in Folge der Er ſtürmung von Sens ebenfalls geräumt, die dortige Brücke geſprengt und ſich über den Loing zurückgezogen.. – Unſer Regiment fanto nirte in Villiers - Louis , (Straße von Troves nach Sens ).

Bewegungen zwiſchen Sons, Bray und Monterrau und Stellung bei lekterem Punkt.

12. - 17. februar.

Folgenden Tages den 12. , nachdem der Feind in der Nacht auch das linke Yonneufer verlaſſen hatte, wurde die dort gelegene

Vorſtadt ebenfalls von den Unjeren beſetzt, zugleich auch Pont- ſur Yonne. Patrouillen und Pikets ſchob man auf den Straßen nach 31 *

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Bray und Nemours vor. Die Cavalerie -Regimenter Nr. II u. IV rüdten auf das linke Yonneufer , poſtirten ſich dort zwiſchen Sens und Pont-ſur- Yonne in Paron , St. Martin , Nailly, Courtois, 1

Villenavotte, Villeperot und blieben auch den 13. daſelbſt ſtehen.

An legterem Tage traf die Ordre aus dem großen Haupt quartier ein, mit dem 4ten Corps nach Bray zu rücken ; dieſelbe kam aber ſo ſpät, daß ihre vollſtändige Ausführung an dieſem Tage

nicht mehr möglich war. Nur die Avantgarde unter G.-M. von Stockmayer wurde dorthin dirigirt, konnte aber Bray ſelbſt auch nicht beſeßen, da ſolches von dem 5ten Corps noch nicht geräumt worden, indem, dieſes ſeiner Seits an dem befohlenen Vorgehen nach Donnemarie durch den daſelbſt vorgefundenen feindlichen Wider ſtand verhindert wurde.

Der Feind verließ aber in der Nacht Donnemarie, das 5te Corps beſegte es am 14., ſchob ſeine Avantgarde gegen Nangis vor ; das 4te Corps rückte er denſelben Tag nach Bray und nahm hier auf

beiden Seineufern Stellung; mit dem Groß auf dem linken Ufer. Das Regiment Herzog Louis bezog daraufhin (an der Straße von Pont- ſur-Yonne nach Montereau) Cantonnement in Miſy. Die Bewegung auf Bray und Donnemarie war großentheils in Folge heftigen Drängens des Kaiſers Aleranders unternommen, der ernſtlichſt verlangte, die Hauptarmee ſolle auf Sezanne in Na poleons Rücken vordringen. Während dieſer ſich gegen die ſchleſiſche Armee gewendet hatte und ihr, die bei dem beabſichtigten Vordrin gen auf Paris zwiſchen Seine und Marne ihre Streitkräfte ſehr zerſplittert hatte, in den legten Tagen empfindliche Schläge beige die Niederlage bracht hatte ; waren die erſten Nachrichten

Olſuwiew's am 10. bei Champaubert – im großen Hauptquartier eingetroffen. Bald darauf langte daſelbſt dann auch die Mit: theilung der unglücklichen Gefechte. Sackens und Vorts am 11. und 12. bei Montmirail und Chateau Thierry an. Die Maß regeln aber, die man von Seiten des Hauptquartiers der böhmi

ichen Armee ergriff, um der ſchleſiſchen beizuſtehen, beſchränkten ſich auf wenig mehr, als einige Demonſtrationen .. Und als die Mar ſchälle Victor und Oudinot , die bei Donnemarie geſtanden , über Nangis zurückgewichen waren, unterblieb auch die für den 15. mit dem 4ten, 5ten und 6ten Corps beabſichtigte Offenſivbewegung ge gen Provins, das nunmehr ſchon durch das 6te Armee -Corps, wie Donnemarie durch das 5te , beſegt war.

Das 4te Corps aber

wurde auf Montereau dirigirt ; man wollte die zuvor eingeſchla

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gene Marſchrichtung auf Fontainebleau wieder aufs Neue feſta halten, da die Gerüchte über die Ereigniſſe bei der ſchleſiſchen Ar mee wieder beruhigend lauteten. Es hieß, Napoleon ziehe ſich wie : der auf Paris zurück. Die Avantgarde destten Corps wurde daher bei Montereau auf das rechte Seineufer vorgeſchoben , das Corps ſelbſt an der Straße von Bray nach Montereau echellonirt.

Das Regiment Herzog Louis blieb in Miſy ſtehen. Nun aber trafen an demſelben 15. Meldungen des General Diebitich ein, der ſich unbemerkt in die Näbe von Napoleons Ar

mee geſchlichen hatte und berichtete, wie auch Blücher am 11. von erſterem entſchieden geſchlagen , unter ſchwerem Verluſt bis Etoges zurückgedrängt worden und auf Chalons retirirt ſei . Von einem 1

Rückzuge Napoleons auf Paris aber ſei keine Rede .

Auf dieſe

Nachrichten hin nun wollte man die Hauptarmee wieder zurück ziehen und ſie auf der Straße, die von Troyes über Arcis - jur -Aube nach Chalons führt, concentriren .

Dem zu Folge traf am 16. beim 4ten Corps in aüer Frühe der Befehl ein, dasſelbe folle fich auf Donnemarie dirigiren, dann

ein zweiter, es folle auf Bray zurückgeben. Dorthin ſeşte man ſich in Marich, hatte Bray 2 '), Meile von Montereau — ſchon zum großen Theil erreicht, als eine dritte Dispoſition vorſchrieb , das 4te Corps ſolle in ſeiner Stellung bei Montereau bleiben. Aljo Rebrt gemacht und in die alten Quartiere -- Regiment Louis wic der nach Miſy – zurück. Dieſer leßte Befehl wurde durch die eingelaufenen Meldungen veranlaßt , daß Napoleon der ichleſiſchen

Armee nicht mehr folge, ſondern auf Montmirail zurücknarſchire, woraus mit Recht die Vermuthung entſtand, daß er ſich jeßt, nach dem er die ſchleſiſche Armee für halb vernichtet hielt , gegen die Hauptarmee wenden werde.

Und um nun die Bewegungen des

Feindes zu beobachten , die Uebergänge über die Seine zu decken, ſollten die drei, über dieſen Fluß vorgeſchobenen Corps : Wittgen ſtein mit dem 1ten bei Provins (war indeſſen ohne die Weiſung Schwarzenbergs auf Nangis , ſeine Vorhut auf Mormant vorge rückt), Wrede mit dem 5ten bei Donnemarie , der Kronprinz mit dem 4ten bei Montereau ſteben bleiben .

Mit legterem vereinigte ſich an dieſem Tage endlich die öſter: reichiſche Infanterie - Brigade Schäffer, die ſchon ſeit lange beſtimmt war, zum Corps zu ſtoßen . Sie beſtand aus den

Regimentern Colloredo : 2 Bataillone, und Z ach : 3 Bataillone, zuſammen 5 Bat. mit einer ( pfündigen Batterie von 8 Geſchüßen.

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Gleichzeitig unternahm Se . k. Hoh. der Kronprinz mit dem Huſaren -Regiment und einer halben reitenden Batterie eine Rekognoszirung auf Melun, das vom Feinde beſegt gefunden wurde. Den 17. Februar wurde Wittgenſteins Avantgarde (Bahlen) an gegriffen. Es war wirklich Napoleon , der , nachdem er Blücher in völliger Auflöſung wähnte , nun plößlich umgedreht hatte und gegen Nangis und Montereau mit 60,000 Mann anrückte. Pablen wurde aus ſeiner Stellung bei Mormant unter großem Verluſt in

der Richtung gegen Nangis zurückgeworfen, hier auch die Vorbut des öten Corps angegriffen und ebenfalls vertrieben. Wittgenſtein ging bis hinter Provins, Wrede auf Bray zurück. Der Kanonendonner des heutigen Gefechts drang ſebr vernehm = bar bis zu der Stellung des 4ten Corps berüber ; die in die rechte

Flanke entſendeten Patrouillen , beſtimmt die Kommunikation mit dem 5ten Corps aufrecht zu erhalten, fanden dieſe theilweiſe unter brochen . Feindliche Detachements näherten ſich unſeren Vorpoſten und engagirten ſich mebrfach mit dieſen. Oberſt von Mylius ,

der Commandeur des Jäger -Regiments Nr. V nahm , gegen Salins ſtreifend, drei franzöſiſche Aerzte gefangen und, in der Nacht weiter gegen dieſen Ort vorgehend, war er ſo glücklich dicht vor demſelben auf eine franzöſiſche Gardebatterie zu ſtoßen (welche ohne Bedeckung nach Montereau fahren wollte ) und ihr eine Stanone und eine

Haubige – die vorderſten Geſchüße, die übrigen entfamen in der abzunehmen . Die gefangenen Aerzte jagten aus, Napoleon ſei zu Nangis und marſcire mit der ganzen Armee nadı

Dunkelbeit

Donnemaric, Bray und Montereau .

Der am folgenden Tage das 4te Corps treffende Angriff war mit Gewißheit vorauszuſehen ; die vom Fürſten Schwarzenberg wie derboit ertheilten Dispoſitionen lauteten dahin , , den llebergangs punkt Montereau für den 18. dem Feinde auf alle Weiſe ſtreitig zu machen ", ja in einem zweiten Sdreiben und der demſelben bei 1

gegebenen Dispoſition wurde jogar der dringende Wunſch ausge prochen , „ daß Montereau bis zum 20. Morgens um 4 Uhr er halten werden ſolle.“ Das Gros der Hauptarmee wollte man mittlerweile rückwärts bei Troves concentriren, wo man gleichzeitig

eine Vereinigung mit der ſchleſiſchen Armee zu erſtreben hoffte . Der Punkt Montereau aber iſt, vermöge ſeiner Lage nur dann zu behaupten , wenn das rechte Seineufer, welches eine fegelförmige gegen den Fluß ziemlich ſteil abfallende mit Weinpflanzungen be deckte und durch Schloß und Park Surville gefrönte Höhe bildet,

487

beſeßt und gehalten wird ; die Stadt ſelbſt, auf dem linken ganz flachen Seine- und dem gerade ſo flachen Ufer der Yonne gelegen, die ſich hier in die Seine ergießt, iſt eben ſo wenig, wie das Ufer ſelbſt mit Erfolg gegen einen Feind zu vertheidigen , der ſich jener Höbe auf dem rechten Ufer bemächtigt hat.

Sollte alſo der Uebergangspunkt, wie man vermuthen mußte, zur Benügung eines demnäcit über denſelben auszuführenden

Cffenſivſtoßes behauptet werden , ſo mußte man ſich zur Bertheidi gung desjelben auf dem rechten Ufer, das Brüdendefile im Rücken , aufſtellen . Treffen bei Montcrcau am 18. februar.

auf dem rechten Ufer

Dort

waren 15 Bataillone, 9

Schwadronen und 26 Geſchüße des Aten Corps folgendermaßen poſtirt:

Linker Flügel . Brigade Stodmayer: Inf.- Regiment Nr. 10 hatte das Dorf Villaron und den dabei befindlichen Garten ; das 2te Bat. Inf. - Reg. Nr. 9 die Weingärten dicht am Dorfe gegen Surville beſegt . Ein Bataillon Golloredo (Brigade Schäffer) ſtand in den Weingärten links von der Straße nach Ba

lance ; 4 Escadrons Ferdinand- Huſaren zwiſchen dieſer Straße und Villaron ; das Jäger -Regiment zu Bjerde Nr. V vor dem Ba taillon Colloredo , rechts und links der Straße. Drei Geſchüße der 2ten reitenden Batterie waren an der Straße nach Balance,

die anderen drei Geſchüße vorwärts von Villaron aufgefahren.

Brigade Döring: Inf.-Reg. Nr. 2 und 7 und 1te Fußbatterie wurden rückwärts von Villaron als Soutien ; Inf. Reg. Nr. 3 mit

einem Bataillon rechts und einem links vorwärts des Dorfes auf geſtellt.

Zuſammen : 10 Bataillone , 8 Escadrons und 12

e

ſchüße.

Centrum . Brigade Schäffer : Inf.-Reg. Zach (3 Bat.) bielt Schloß und Park Surville und die Vorſtadt von Montereau (auf dem

rechten Ufer) bejegt ; das 2te Bataillon Colloredo

ſtand vorwärts von Surville auf dem gegen Forges ſich neigenden Abhange, zur Verlängerung der Tirailleurkette der Brigade Stock mayer. Die beiden öſterreichiſchen Batterien waren vor Surville,

zwei Sechspfünder an der Ecke des Parkes von Surville gegen Salins placirt .

14 Geſchüre.

Zuſammen 4 Bataillone,

Escadrons und

488

Rechter Flügel : 1tes Bat. Inf.-Reg. Nr. 9 ſtand am Fuß der Höhe von Surville und beſegte die einzelnen Häuſer auf der

Seite gegen Salins und Nangis ; die fünfte Escadron Ferdinand Huſaren (Major Sơmidt) bielt die Vorpoſten auf dieſer Straße binter Courbeton. - Zuſammen : 1 Bataillon , 1 Escadron und Geſchüße.

Zuſammen : 15 Bataillone, 9 Escadrons, 26 Geſchüße. Auf dem linken Ufer ſtand als : Reſerve. Brigade Hobenlobe : Inf.-Reg. Nr. 4 und 6 und 2te Fußbatterie an der Straße nach Bray bei Motteur.

Brigade fett : Cavalerie- Regimenter Nr. II , III , IV und ite reitende Batterie, jammelte ſich in der Frübe bei Miſy , dem Can: tonnement der Louisjäger und dem Stabsquartier des Prinzen Adam und nahm dicht hinter dem Punkte Stellung wo die

Straßen von Bray und Pont - ſur - Yonne zuſammenlaufen. Hier wurde gefüttert, gepugt und abgekocht, während das Kanonen- und Kleingewehrfeuer des auf dem rechten Ufer begonnenen Kampfes ſebr vernehmbar berüberſchalte.

Das Regiment Herzog Louis

ſtand auf dem rechten Flügel , die fronprinz - Dragoner in der Mitte , das Regiment Prinz Adam auf dem linken Flügel , die reitende Batterie vor der Front. Zuſammen : 4 Bataillone, 12 Escadrons, 12 Geſchüße.

Summa 19 Bataillone, 21 Escadrons, 38 Geſchüße.

Ferner hatte der F.-M.-L. Bianchi , der jich mit dem 1ten Corps bei Pont-ſur - Yonne befand, zur Unterſtüßung des Aten Corps eine Sechs- und eine Zwölfpfünder- Batterie auf dem linken Seine ufer rechts und links von Montereau auſfahren laſſen . Die Brigade Döring , die , wie wir angeführt haben , rück wärts von Villaron Stellung genommen hatte , wurde erſt am Morgen des 18. von La Tombe auf das rechte Seineufer berüber

gezogen, nachdem Se . kgl. Hoheit der Stronprinz ſich von der unverhältniſmäßigen Schwäche der Truppen , welchen die Verthei digung dieſes Ufers anvertraut war , überzeugt hatte. Allem An ſcheine nach um ein paar Stunden ſpäter (die uns darüber ge machten Angaben ſind nicht übereinſtimmend) wurde aud das Re giment Herzog Louis bejebligt auf das rechte Seineufer , und

zwar jo ſchnell wie möglich vorzurücken . Ueber die Brücke defilirend, begegnete ihm der jdywer verwundete Stabs -Hauptmann

489

Moriß v . Miller , der zwar noch zu Pferde fißend , aber von zwei Leuten unterſtüßt , ſich zurüctbegab . Auf dem rechten Ufer ange

kommen, marſcirte das Regiment links neben dem Schloſje Sur ville in linie auf *).

Hier ſtand es über den größten Theil der

* ) In keiner der vielen Beſchreibungen, die über das Gefecht bei Montereau exi ſtiren , iſt ſoweit ſie uns zu Geſicht gekommen ſind und wir glauben kaum , daß wir eine , der Deffentlichkeit übergebene, nicht in Händen gehabt haben , -

dieſes Umſtandes erwähnt; vielmehr iſt in allen , wo die genommene Auf

ſtellung detaillirter angegeben iſt, das Regiment Herzog Louis - Jäger Nr. II unter der Reſerveſtellung der Brigade Jett, ohne weitere Bemerkung nnd ohne, daß beigefügt wird , daß diejes Regiment jene Stellung im Lauſe des Vor mittags verlaſſen habe, aufgeführt. ( Dagegen erwähnt Plotho in dem Be

ridhi des Treffens bei Montereau „ Krieg in Deutſchland und Frankreich 2c.“ , Bei Erzählung des Rückzuges: zuerſt ſendete er ( der Kronprinz) die Cavalerie- Regimenter Nr. 3 und 5 und die brauchbare Ar

III Thi . S. 215.

tillerie zuriid “ , führt alſo zwei württembergiſche Reiter- Regimenter, nicht aber .

die öſterreidsiſchen Huſaren an und irrt in der Nummer des württembergiſchen Regiments ; während der preuß. Major von Strantz: „ Treffen bei Montereau und Nüdzug der Alliirten 2c.“ , Zeitſchr. f. K. W. u . Geſch. des Kriegs, 30 Bd. , 1. geft , dem wirflichen Sachverhalte am Nächſten tritt , indem er ſchreibt : „ vor dem linken Flügel in der Ebene, zwiſchen den beiden Wegen nach Me

lun, auch links von jenen, ſtand das Groß der Cavalerie : die württember giſchen Cavalerie-Regimenter Ni. 3 und 5 nebſt einiger Escadrons Deſter

reicher, von E.-H. Ferdinand Huſaren “ ; alſo die Zahl der Regimenter richtig angibt 1, bei den Nummern derſelben aber in den nämlichen Frrthum wie

Plotho verfält. Daß aber das Regiment Herzog louis ſich auf dem rech ten Ilfer befunden hat, erſehen wir zunächſt ang der Meldung des F.-3.-M. Grafen Franquemont an Se. Maj . den König, worin es in Betreff des Ge fechts bei Montereau heißt: „ die beiden Cavalerie-Regimenter Nr. II u . V , welche allein am Gefecht Theil hatten , wurden zuerſt zurücgcſdict. " Ferner führt Franquemont in ſeinem Operations journal vom Feldzuge 1814 , das Cavalerie- Regiment Nr. II unter G.-M. von Walsleben mit dem Huſaren

Regiment hinter dem linken Flügel zur Unterſtübung desſelben auf dem rechten Ufer aufgeſtellt an ; und endlich beſtätigen , die noch lebenden Mit glieder des Regiments , die an dem Gefechte bei Montereau bis 311 ſeineni Ende Theil nahmen und die wir aufzufinden im Stande waren , aufs Aler beſtimmteſte, daß ſich das Regiment auf dem rechten Ufer längere Zeit be funden habe. Nach den , von dieſen, i118 gemachten Mittheilungen haben wir

die Erzählung des Schidſale uuſeres Regiments in dieſem Treffen zuſammen geſtellt. Für die Kriegsgeſchichte iſt es allerdinge gleidygültig , ob ſich das Regiment auf dem linken oder rechten Ufer befunden hat , da es auf dem redhien Ufer nicht zur Thätigkeit kam und alſo in keiner Weiſe auf den Ver

lauf des Gefechts einwirkte; für die Geſchichte des riegiments aber ſchien

uns die Darlegung des genauen Thatbeſtandes von Wichtigkeit , weshalb wir mo bemüht haben , denſelben ſoviel wie mur möglich feſtzuſtellen .

190

Dauer des dortigen Gefechts in einer Frontſtärke von 18 Offizieren , 441 Gombattanten und Dienſtreitpferden. Von den Offizieren waren Rittmeiſter von Nagel und Sec . - Lieut. Endres krant und verwundet in Chaumont, Sec . Lieut. von Hardt nod immer

ins Hauptquartier des Aten Corps, Sec . - Lieut. von Schaich wie der zum Brigadeſtab commandirt ; Oberſt von Gaisberg , ſeit einiger Zeit ſchon an einer ſehr läſtigen Geſchwulſt beider Hände leidend und ſich jebrunwohl fühlend , wollte doch am Tage des Gefechtes nicht zurückbleiben und führte ſein Regiment, beide Arme

in Binden tragend, indem eine Ordonnanz ſein Pferd am Zügel leitete , da er ſelbſt nicht im Stande war die Zügel zu halten. Um 6 Uhr Morgens wurden unſere Vorpoſten vom Feinde an gegriffen und aus dem Walde von Valance vertrieben , dann aber blieb alles rubig , bis um 9 Uhr , wo Marſchal Victor mit den

vereinigten Kräften des 2ten Corps gegen das Dorf Villaron vor rückte. General Chateau griff dasſelbe lebhaft an , wurde aber nach hartnäckigem Nampfe durch das leichte Regiment Nr. 10 ab gewieſen uud zurückgetrieben. General Pajol , der mit ſeiner Cavalerie bald darauf aus dem Walde von Valance debouchirte, rückte gegen den linken Flügel der Unſeren vor und etablirte daſelbſt eine Batterie von 21 Geſchüßen,

deren gewaltige Thätigkeit von unſerer Artillerie lebhaft erwidert wurde. Das feindliche Geſchütfeuer dieſer Batterie war es ohne Zweifel, dem das Regiment Herzog Louis , faum nach dem es ſeine Stellung neben dem Schloſje Surville eingenommen hatte, aufs Läſtigſte längere Zeit ausgelegt war. Gleich nach dem Auf marid ſtürzte das Pferd des Sec. Lieut. Nober tödtlich getroffen, zuſammen, ebenſo wurden rajc nady einander viele Dienſtpferde er ſchoſjen, mehrere Leute verwundet. Während dieſes verbeerenden

Kugelregens, ritt Se . S. Hoheit der Kronprinz im langſamſten Schritt vom linken Flügel her, an der Front des Regiments berun: ter und riß durch ſeine unerſchütterliche Rube unſere Säger zur höchſten Begeiſterung, durch ſein Beiſpiel zur größten Hingebung fort. Ein unterdeß verſuchter zweiter Angriff auf Villaron, durch die Diviſion Dubesmes wurde wie der erſte zurückgewieſen ; ein dritter , unter gleichzeitig erneuetem vorrücken auf der Straße

von Valance hatte dasjelbe Schicjal, G.-M. von Döring warf an der Spitze des Infanterie- Regiments Nr. 3 den Feind mit dem Bajonet ins Ibal zurück , ein Bataillon 3 ach griff die feind licte Cavalerie auf freiem Terrain mit gefülltem

Gewehr an und

491

trieb ſie mit Hülfe von unſerer Cavalerie

Ferdinand - Huſaren

und Jäger Nr. V- in den Wald von Valance zurück. Das Re giment Herzog Louis tam dabei nicht in Thätigkeit. Es war 11 Uhr. Der tapfere Widerſtand , den der Feind überall gefunden hatte der legte Angriff hatte ihm einen Ver luſt von 5 Offizieren und 60 Mann nebſt drei von den Unſeren eroberten Kanonen gekoſtet ſchien ihn überzeugt zu haben , daß

vor dem Eintreffen ſeiner Verſtärkungen nichts auszurichten ſei . Dieſe erwartend, führte er ein hinhaltendes Schüßengefecht fort ; ein Verſuch des Feindes gegen unjeren rechten Flügel vorzubringen, wurde durch die Zwölfpfünder- Batterie des lten Corps (von dem linken Seineufer aus ) abgewieſen. Um 9 Uhr Morgens, als der erſte Angriff auf Villaron er

folgte, hatte Se . K. Hoheit der Kronprinz den Befehl bekom men , den Uebergang bei Montereau , wenigſtens bis zum Abend des 18. zu erhalten ; um 2 Uhr Nachmittags ſandte Leşterer an den

Fürſten Schwarzenberg, einen Adjutanten, mit der Meldung : Er boffe, die Poſition bis zum Abend zu behaupten . Doch fönne er

dieſes nicht mit Gewißheit verbürgen, wenn der Feind den Angriff mit Uebermacht und Nachdruck erneuere. *) Zu demſelben Zeitpunkt -- 2 Uhr traf General Gerard

mit zwei Pariſer Reſerve Diviſionen ; um 3 Uhr Napoleon ſelbſt von Nangis ein . Er entſeşte den Marſchall Victor, mit deſſen ihm als zu langſam erſcheinenden Bewegungen er unzufrieden war, des

Commandos über das 2te Corps, und übertrug ſolches , ſowie die Führung ſämmtlicher bier vereinigten Truppen – 30,000 Mann mit 60 bis 70 Geſchüßen -- dem General Gerard .

Dann ließ der Kaiſer vier Angriffs -Colonnen formiren , die von einer zahlreichen Artillerie unterſtüßt, aufs Neue gegen das 4te Corps vorrückten, bei dem bereits zehn Geſchüße demontirt und deſſen Truppen, durch den mehr als ſechsſtündigen , auch für ſie verluſtreichen Kampf natürlich allmälig ermüdet waren . Ein längeres Behaupten der Poſition war unter den jeßt ein getretenen Umſtänden durchaus nicht mehr ausführbar, wollte man nicht das Corps dem ſicheren Verderben Preis geben. Der Befehl zum Rückzuge wurde daber ertheilt ; zuerſt für die Cavalerie und * ) Schels, das Treffen bei Montereau ; Oeſterreich. milit. Zeitſchr. Jahrg . 1845 . 8. Heft.

492

Artillerie (die unbrauchbar gewordene Geſchüße der legteren waren ſchon früher zurückgeſchickt). Im Trabe wurde links-rüdwärts abgebro chen und den Abhang hinunter gegen die Brücke geritten ; die Cavalerie

Regimenter Nr. IV und II hinter einander, dann folgten die Ge ſchüße. Das Huſaren -Regiment ſcheint den Anfang gemacht zu haben, doch war darüber nichts Beſtimmtes in Erfahrung zu brin

gen . - Auf der ſchwankenden Brücke wurden unſere Reiter noch von den feindlichen Geſchüßkugeln, der nunmehr mit Heftigkeit vor dringenden Franzoſen erreicht; Jäger Riſt wurde hier an der

Schulter verwundet, dem Jäger Natter der Kopf weggeriſſen . Jeßt war man drüben, paſjirte die Stadt und marſchirte dicht hinter derſelben und vor der Brigade Jett auf. Im erſten Treffen ſtanden ſomit die Louisjäger und die Jäger Nr " , im zweiten Treffen die Regimenter Nr. III , IV und die Ferdinand -Huſaren, die wie oben ſchon bemerkt , ohne Zweifel etwas früber zurück 1

gegangen, ſich an die Brigade Jett anſchloſſen. Während die Ca valerie auf dieſe Weiſe das rechte Seineufer räumte, wurde nun mehr die Infanterie -Brigade Hohenlohe aus ihrer Reſerveſtel

lung vorgezogen , um den Brigaden Stockmayer, Döring und Schäf fer Luft zu machen, deren Rückzug nicht ſo leicht zu bewerkſtelligen

war, wie derjenige, der anderen beiden Waffen. Aufs Hißigſte mit dem Feinde verbiſſen, der , als er die Anſtalten zum Zurückgeben

gewahrte, concentriſch und aufs Energiſchte gegen die Brücke vorwärts drängte, geriethen die fatigirten und geſchwächten Bataillone in die ſchwierigſte Lage. Nur mit äußerſter Gefabr , die Se. A. Hobeit der Kronprinz im höchſten Grade mit ihnen theilte, und erſt nach ſchwerem Verluſt wurde der Uebergang über die Brücke bewert

ſtelligt, den die Brigade Hohenlohe durch ihr kräftiges Einwirken möglichſt zu erleichtern ſuchte. Nachdem Montereau endlich glüdlich geräumt war , zog ſich die Infanterie durch die Cavalerie, ſich hinter derſelben ſammelnd ;

während legtere nunmehr die Aufgabe hatte, das Debouchiren des faſt gleichzeitig mit den Unſeren in die Stadt gedrungenen Feindes nach Kräften zn verhindern oder doch zu erſchweren . Den Ueber gang des Feindes auf das linke Ufer durch Zerſtören der Brüde zu vereiteln , war bei dem raſchen Nachfolgen des legteren nicht mehr möglich geweſen. Auf dem rechten Flügel der Cavalerie (im erſten Treffen ) bin ter einer Reihe auſgetbürmter Heu- und Strobbaufen, wie ſie in

Frankreich nicht ſelten auf freiem Felde getroffen werden, hielt das

-193

Regiment Herzog Louis , bereit , dem Vorbrechen des Feindes aus Montereau mit aller Kraft zu begegnen ; ſolches zu unterſtüßen,

waren zur Seite des Regiments an der Straße zwei Geſchüße der Batterie Breithaupt aufgefahren . Das feindliche Geſchürfeuer, hauptſächlich von der, am rechten Seineuſer poſtirten Artillerie war ſehr heftig . Stabshorniſt Treffz der , ehe ins Gefecht gerückt wurde, dem Regimentsarzt Keller , in einer mit großer Beſtimmt

heit ausgeſprochenen Todesahnung, ſeine Habſeligkeiten von Werth übergeben und der ſich erſt unmittelbar vor dem Treffen, von einem erhaltenen Pferdeſchlag ins Geſicht, geneſen gemeldet hatte , wurde von zwei Kanonenkugeln , beinahe in einer Sekunde getroffen. Eine drang ihm in den Unterleib , die zweite riß , als er ſchon todt zu = ſammenſtürzte, ibm noch einen Fuß weg . Die Jäger Urban , Hensler , Hipp und Ströbele und eine nicht geringe Zahl von Pferden wurden gleichfalls erſchoſſen , viele Leute verwundet.

Lieut. Brud jab , wie eine Geſchügkugel, mehrmals rikochettirend, gerade gegen ſeinen Standpunkt vorwärts tanzte.

Unmittelbar

vor ſeinem Pferde ſchlug ſie wieder auf, 0118 Pferd erſchreckend, machte mit allen vier Füßen zugleich einen Sprung in die Höhe, die Kugel ſchnellte empor, unter dem Pferde durch , ohne dasſelbe zu treffen, riß aber zwei anderen hinter ihm im Gliede ſtehenden Pferden die Füße weg. * ) Gerade inter dem

Pferde des Lieut.

Schäffer zerplagte eine Granate, die Stücke derſelben flogen nach allen Seiten auseinander , ohne Reiter und Pferd zu verlegen . Während das Regiment hier im heftigſten Kugelregen ausharrte,

traf Graf Latour bei demſelben ein und überbrachte den beſtimms ten Befehl, ſo lange balten zu bleiben , bis der legte Mann des Corps Montereau verlaſſen habe . Da debouchirten aus der Stadt die erſten feindlichen Reiter ſuchten ſich ſo raſch wie möglich zu es waren Dragoner

entwickeln und ſtürzten dann mit großem Geſchrei den Unſeren entgegen. In dieſem Moment aber, die Dragoner mochten viel leicht nur noch 50 Schritt von unſerer Cavalerie entfernt ſein ,

krachten die beiden Geſchüße los , einen Kartätſchenhagel aus er

folgreichſter Nähe unter ihre Reihen ſchleudernd . Die Wirkung war *) Das Pferd welches lient. Buď bis zum Jahre 1818 bejaß , ſcheute vou die ſem Moment an vor dem geringſten ſchwarzen Gegenſtand, den es auf dem Boden erblickte und ſudite demſelben regelmäßig durch einen Seitenſprung aus zuweichen . !

194

außerordentlich; Noß und Reiter wälzten ſich am Boden , oder drängten in wilder Uncrdnung rückwärts dem Stadteingang ent gegen .

So wie aber die Geſchüße ſich entladen hatten , führte

Stabs - Rittmeiſter von Raßler mit ſeiner, auf dem rechten Flü gel haltenden Commandeur-Escadron eine Schwenkung aus , fiel auf die Flüchtenden mit dem blanken Eiſen , hieb einige zuſammen und jagte den Reſt vollends zurück, wobei noch ein paar Pferde Eines derſelben , einen prächtigen Trompeter erbeutet wurden . ſchimmel übergab der Rittmeiſter ſogleich dem Lieut. Rober , für das auf dem anderen Ufer verlorene Pjerd . Dem Trompeter ſelbſt, der zuvor einen der Unſeren erſchoſſen hatte , ſpaltete ein Jäger Maier nach langem Hin- und Herjagen , auf demſelben Plage wo jener Louisjäger niedergeſchmettert worden, unter dem Beifalls geſchrei ſeiner Stameraden den Kopf.

Nun , nachdem der erſte feindliche Anprall glüdlich abgewieſen und die Stadt mittlerweile von den Unſeren gänzlich geräumt war, wurde der Befehl zum Rückmarſch für das erſte Treffen - Louis Jäger und Jäger Nr. V , unter G.-M. von Walsleben – gegeben. Während mit Vieren umkehrt geſchwenkt wurde, riß eine Kanonen kugel dem Jäger Niedinger den Kopf weg. „ Der Rückzug des Regimentes," beſagt der Bericht eines Regimentsangehörigen , „ ge reichte demſelben zur höchſten Ehre , er war eine ſeiner ſchönſten -

Waffenthaten ; er geſchah – ungeachtet des fortwährenden Kanonen

feuers und der feindlichen Cavalerieangriffe und Neckereien ichachbrettförmig wie auf dem Ererzierplaße , gedeckt durch eine Plänklerlinie , wobei es noch öfters zu ernſtlichen Einzelgefechten

fam , in denen unſere Jäger kräftige Schwabenſtreiche austheilten ." Nachdem ſich auf dieſe Weiſe die beiden Regimenter ſchließlich durch das zweite Treffen - 6.-M. von Sett mit den Kronprinz- Drago nern , den Adam - Jägern und den Huſaren

zurückbegeben hatten,

dieſem die fernere Sicherung des Rückzuges übertragend, ließ leß teres bei Marolles eine halbe Meile von Montereau entfernt,

an

der Straße nach Bray 2 Schwadronen Adam Jäger als Vorpoſten

ſtehen, und ging mit dem Gros - 11 Schwadronen von den Hu faren, von Nr. III und IV , dem Infanterie - Regiment Nr. 4 , das der Cavalerie als Unterſtüßung zugetheilt war, und der 2ten Fuß batterie --- bis la Tombe ( 1 Mle. v. Montereau) zurück. Der Feind dob darauf ſeine Vedetten bis auf etwa 1000 Scritt an die Verpoſten des Regiments Prinz Adam ror , ohne daß es cabei zu weiteren Feindjeligkeiten gekommen wäre.

4.5

In dunkler Nacht, bei unterdeß eingetretenem heftigen Schnee

geſtöber ſeşte die Brigade Walsleben (momentan die Regimenter Nr. II und V ) ihren Rückzug fort ; dis Regiment Nr. V bis nach Bazoches, an der Straße von Bray , wo es in der Nähe der In fanterie lagerte , die ebenfalls bis hieher zurückgegangen war ; das Regiment Herzog Louis , auf der Straße nach Pont-ſur-Yonne (und Sens), wo es ſein früheres Cantonnement Miſy paſjirte und

hinter demſelben in Vinneuf zur Sicherung dieſer Rückzugslinie ſtehen blieb . Sec. - Lieut. Hezel wurde mit ſeinem Zug als äußerſte Feldivache gegen Montereau aufgeſtellt. Der Verluſt den das Regiment in dem heutigen Treffen er litten hatte, war folgender : außer den oben angeführten 7 Todten , werden als vermißt die Jäger Sturz und Mutichler angeführt, die aber ſpäter , da man nichts wieder von ihnen erſubr , auch zu den Todten gezählt werden mußten. Verwundet waren 10 Mann, der ſchon genannte Jäger Niſt; Unteroff. Stäble, Zimmer mann , Stüß; Jäger Eckert, Lönher, Durſt, Maier , Zie= mann , Raubleder. An Pferden waren 32 getödtet *) . Bei dem heutigen Rückzug hatten ſich beſonders ausgezeichnet Unteroff. Ar nold , Viceunteroff. Schwager, Quartiermeiſter Speidel und 1

1

Jäger Geß.

Oberſt von Gaisberg , in Folge ſeines Leidens an den Händen, nicht im Stande, das Regiments-Commando für die nächſte Zeit fortzuführen , mußte ſich zum großen Leidweſen ſeiner mit un

endlicher Liebe an ihm hängenden Louisjäger in das Lazareth nach Mühlhauſen begeben . Dorthin zu gelangen, ſtellte Prinz Adam

ihm ſeinen Wagen zur Dispoſition ; unterwegs hatte Gaisberg das Unglück, mit dem Wagen umzuwerfen, der dadurch ſchadhaft wurde, und ſo war der Oberſt genöthigt, den weiteren Maríd in ſeinem

fläglichen Zuſtande zu Pferde zurückzulegen . Von Mühlhauſen ging er dann ins Königreich zurück und übernahm das Regiments -Com = mando erſt wieder, als die Louisjäger nach dem Pariſer Frieden

die Grenze Württembergs ſchon überſchritten batten. an ſeine Stelle mußte auf Befehl Sr. Maj. des Königs

der Flügel-Adjutant Oberſt von Breuning treten . Dieſer , aus dem Königreich nachgeſendet, traf gegen Ende Februars beim Re * ) Das Dragoner-Regiment hatte einen Verluſt von 9 todten Pferden, 2 Mamn verwundet und 2 vermißt; Regiment Prinz Adam 13 Pferde todt, 1 Mann verwundet; Regiment Nr. V. 7 Mann , 41 Pierde todt , 9 Mann und 23 Pferde verwundet, 4 Mann und 4 Pferde vermißt.

.196

gimente ein, wurde jedoch ſchon am 7. März nach einer faum vier zehntägigen Führung zu einer anderen Beſtimmung wieder nach Württemberg zurückberufen , worauf Major von Seidenberger des Commando interimiſtiſch fortführte ; wie ' er ſolches auch nach

dem Abgange des Oberſten von Gaisberg (der allem Anſcheine nach vor Beendigung des Treffens bei Montereau erfolgte) , bis zur An funft Breuning's that .

liückzug über Trones und Vendocuvre bis hinter die Aubr. 19. - 27. februar . 19. Februar.

Nachdem

Abends um 11 Uhr (de$ 18. ) zuvor die Bagage,

heute früh um 2 Uhr die Zwölfpfünder- Batterie und Munitions : reſerve von Bazoches über Bray auf Nogent zurückmarſchirt war ; gleichzeitig das Inf.- Reg. Nr. 4 La Tombe und die Arrieregarde verließ und ſich in derſelben Richtung zurückzog, folgte um 4 Uhr Morgens die geſammte Infanterie, an der Tete die Brigade

Schäffer, dann die Brigade Stockmayer , Brigade Döring ; an der Queue Brigade Hoben lobe . Nur 6.-M. von Wals -. leben blieb mit den Louisjägern ( die, wie es ſcheint Morgens um 3 Uhr von Vinneuf abgezogen und die Straße von Pont- ſur

Yonne räumend auf diejenige nach Bray hinüberrückten), den Jä gern Nr . V und der 1ten reitenden Batterie bei Bazoches ſtehen , um die Arriergarde des G.-M. von Jett - Cavalerie- Regimenter Nr . Ul und IV und Ferdinand-Huſaren

aufzunehmen, die um

5 Uhr von La Tombe aufbrach, vom Feinde unverfolgt. Von La Tombe bis Bazoches beträgt die Entfernung %% Meilen, alſo wird 6.-M. v . Sett etwa um 6 Uhr vor legterem Ort ein getroffen ſein , von wo dann die ganze Cavalerie - Diviſion mit ibren

beiden Batterien die Nachhut bildete , die unter der perſönlichen Führung Sr. Kgl . Hoh. des Kronprinzen langſam dem Gros folgte . Dieſes wurde Anfangs durch das 5te Corps aufgehalten , das gleichzeitig von Bray abzog. Später jedoch ſtellte ſich leşteres zu beiden Seiten der Straße nach Nogent auf und ließ das 4te

Corps ſich durchziehen, das darauf bis auf Nogent-ſur -Seine ſeinen Nückmarſch fortſeşte und dort, mit dem Hauptquartier in St. Au bin ſtehen blieb . Die Cavalerie-Diviſion ihrer Seits wurde zwiſchen Bray und Nogent von der Sten ruſſiſchen Küraſſier Diviſion Are tow (nach Anderen Dufa aufgenommen und bezog darauf ein

497

Bivuat bei Macon , während die Küraſſiere im Verein mit 4 Öſter reichiſchen und 7 bayeriſchen Cavalerie - Regimentern unter dem General der Cavalerie von Frimont als äußerſte Nachhut auf

den Höhen zwiſchen Gumery und Trainel Stellung nahmen. Folgenden Tages, den 20., wurde der Rückzug fortgeſeßt. Die Infanterie trat um 6 Uhr an und rückte bis in die Nähe von Troyes , wo Cantonnements bezogen wurden ; Hauptquartier des 4ten Corps Barbery - St. Sulpice. Die Cavalerie folgte, und blieb etwas weiter vorwärts in Villeloup, Pavillon und Grange l'Eveque

ſtehen. In legterem Ort das Regiment Herzog Louis mit der Hälfte der 2ten reit. Batterie. Noch weiter vorwärts ſtand die Cavalerie Frimonts , zu deren Soutien unſere Cavalerie diente

und ihren Sammelplatz in Pavillon hatte.

Jenem Pavillon , in

dem man nach der luſtigen Verfolgung am 7. auf der Straße nach Nogent , damals freilich in beſſerer Stimmung, unter der froben

Hoffnung eines unaufhaltſam fortgeſegten Vordringens auf Paris geſtanden hatte.

Damit ſoll übrigens nicht geſagt ſein, daß Muth

und Stimmung gedrückt geweſen wären.

Im Gegentheil, das ' Vertrauen, der frohe Sinn, der friſche Muth waren da im vollſten Maße wie zuvor ; höchſtens ärgerte man ſich darüber , daß es ſo weit rückwärts ging , während doch tein Feind folgte , feine Noth wendigkeit den Rückzug zu gebieten ſchien. Dieſer mußte nichts deſto weniger auch am 21. fortgeſegt Das 4te Corps marſcirte durch Troyes und auf der Straße nach Vendoeuvre zurück und ſtellte ſich zwiſchen dieſer

werden .

Straße und dem rechten Ufer der Seine auf. Die Cavalerie dicht am Fluß , bei Villemoyenne , Courbeton , Courcelles , Bas- und

Haut- Villeneuve (Regiment Herzog Louis ). Die Vereinigung Hauptarmee bei Troyes wurde an demſelben Tage vollendet, das 4te Corps , die Garden und Reſerven ſtanden hinter Troyes ;

das 6te Corps auf dem rechten Flügel bei Mery - ſur-Seine; das 3te auf dem linken, an der Straße von Troyes nach Bar-ſur-Seine ; Moriß Liechtenſtein bei St. Liebault; das lte Corps bei Ville

neuve-ſur-Vannes ; das 5te Corps als Arrieregarde auf der Straße nach Nogent. Die ſchleſiſche Armee , welche ſich von ihren legten Unfällen bald wieder erbolt batte , war im Anmarſch auf Mery. Man erwartete und hoffte , daß hier mit den nunmehr vereinigten dem nachrückenden Feinde ſebr überlegenen Kräften eine Schlacht geliefert werde ; die obwaltenden Umſtände konnten ſich nicht wohl 32

498

günſtiger geſtalten, als es jeßt der Fall war, wo die Adliirten mit

150,000 Mann 70,000 Franzoſen gegenüberſtanden . Am 22. Februar traf die ſchleſiſche Armee bei Mery ein. Der Feind, welcher Tags zuvor die Stellung an der Seine rekognoszirt hatte, ſchien heute ernſtlich gegen dieſelbe vorrüden zu wollen. Das 4te Corp8 ſtand in Folge deſſen den ganzen Tag in Bereitſchaft bei Rouilly und Daudes, diesſeite Troyes. Jedoch kam es nur zu partiellen Gefechten gegen Wrede bei Pavillon und gegen Blüchers Vorbut bei Mery ; um eine Schlacht annehmen zu tönnen, ichienen

die franzöſiſchen Heertheile noch nicht nahe genug herangerüđt zu ſein. So wurden denn gegen Abend die alten Kantonirungen wie der bezogen.

Zur Schlacht aber ſollte es auch am folgenden Tage nicht kom Außerdem , daß Nachrichten aus dem Süden einliefen , nach

welchen Marſchal Augereau, in, dem Hauptquartier der böhmiſchen Armee bedenklich ſcheinender Weiſe, von dorther die Saone berauf

ziebe ; trafen nun auch (am 22. Nachmittags) Briefe Napoleons und Berthiers ein , die unter maßlos übertriebener und drohender Aufzählung der kaiſerlichen Heeresmacht zum Frieden aufforderten. Nach langen Berathungen hin und her entſchloß man ſich, einen Parlamentär an Napoleon zu ſenden, um wegen eines Waffenſtil ſtandes mit legterem zu unterhandeln ; zugleich aber, während dieſe Unterhandlungen gepflogen wurden , ſollte, ſo wurde beſchloſſen, der

Rückzug in der Richtung auf Langres angetreten werden. Daraufhin ſammelte ſich am 23. um 9 Uhr Morgens die In fanterie des 4ten Corpå bei Rouillerot (unweit Rouilly ), wurde hier durch die

Deſterreichiſche Grenadier - Diviſion. G.-M. Graf Alenau , Bataillon Putheany , Friſch , 11

Hromada , Rany ,

1 ſechspfünd. Batterie ,

verſtärkt und ſollte ſich Nachmittags um 5 Uhr auf Vendoeuvre in Marích legen , den ruſſiſchen Garden ſich anſchließend ; tam aber

erſt um 7 Uhr Abends zum Abmarſch und traf , Grenadiere , Bri gade Hohenlohe , Döring , Stockmayer einander folgend , mit der

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Tete am 24. Morgens um 3 Uhr (von Rouilly) nach Vendoeuvre ſind es 3 %, Meilen ) zu Vendoeuvre ein.

Die Brigade Schäffer mußte an den Seinebrüden bei Verrières und Clerey ſo lange zurückbleiben , bis dieſe von der, ebenfalls zur

Verſtärkung des Aten Corps beſtimmten Oeſterreichiſchen füraiſier - Diviſion , F. - M.-L. Graf Noſtig. G.-M. Graf Delfours :

Regiment Liechtenſtein -Küraſſiere 6 Escadrons, 11

Kaiſer

6

Oberſt Seymann :

Regiment Konſtantin

6 I

Sommariva

6 1

24 Escadrons

paſjirt waren . - Die Cavallerie - Diviſion Prinz adam ſammelte ſich mittlerweile Nachmittags bei Clerey und marichirte gleichfalls in der Richtung von Vendoeuvre ab , erreichte dieſes aber auch

nicht mehr an demſelben Tage , ſondern bezog gegen Abend ein !

Bivuak bei Champ-au - Roy ( "/, Meile von der Stadt).

Am 24. Februar blieb das 4te Corps auf den Höhen von Vendoeuvre ſtehen, um von nun an in dieſer Richtung die Nachhut

zu bilden ; das 5te Corps zog ſich nach der Räumung von Troyes auf Vendoeuvre zurück und hier durch das 4te Corps durch , das nunmehr auch noch durch die ruſſiſche bisher dem öten Corps zu getheilte Kürajjier - Diviſion Kretow verſtärkt wurde. Das 6te

Corps zog auf Dienville, das 3te und Morig Liechtenſtein auf Bar- ſur- Seine. Die ſchleſiſche Armee, die in den allgemeinen Rück zug fich nicht verwickeln laſſen wollte, wirkte vom Kaiſer von Ruß

land und König von Preußen die Genehmigung aus, ſich abermals von der Hauptarmee zu trennen , um ſich mit Bülow und Winzingerode zu vereinigen und dann auf Meaux, auf Paris zu marſchiren , dadurdy den Feind von der Hauptarmee abzuziehen. In der Nacht vom 23. auf den 24. paſjirte ſie wieder die Aube und rückte in der neuen Richtung weiter.

Außer den obigen Verſtärkungen trafen am 24. Februar nun auch die am 25. Januar unter G. - M. von Lalance aus dem

Königreich abgegangenen Land- Regimenter Nr. 3 , 4, 5 , 6 und das Linien-Infanterie- Regiment Nr. 5 Prinz Friedrich ( ſiehe Seite 1

32 *

500

422), nach den gehabten Verluſten ein willkommener Zuwache, beim Gorps ein.

Obwohl der Waffenſtillſtand, deſſen Verhandlungen in dem neutral erklärten Luſigny ( zwiſchen Troyes und Vendoeuvre) ſtatt fanden, nicht zu Stande tam, da Napoleon zu ſtolze Bedingungen - als Grundlage die in Frankfurt ſeiner Zeit gemachten Forde rungen – ſtellte; ſo wurde der Rückzug doch ununterbrochen fortgeſeßt. Gefecht bei Vendoeuvre am 25. Februar. Früh um 3 Uhr brach die Infanterie des 4ten Corps zu dem Ende wieder auf und marſcirte, Brigade Balance an der Spiße,

dann Hohenlohe , 12pfdr. Batterie , Grenadier - Brigade, Döring, Schäffer , Stockmayer , über die Aube bei Dolancourt und nach

Arſonval zurück, mit Ausnahme der Brigade Hohenlohe, die , rechts abbiegend , das Defile von Spoir beſegte , durch welches ein näherer Weg nach Bar-ſur-Aube führt. Die öſterreichiſchen Küraſſiere folg ten unmittelbar der Infanterie ; die ruſſiſchen ſtellten ſich bei Magny - Fouchard (zwiſchen Vendoevre und Dolancourt) auf , um den Rücmarſch der Infanterie zu decken . Die württembergiſche

Cavalerie- Diviſion Prinz Adam mit den beiden reitenden Bat terien nahm unter Führung Sr. R. Hoh. des Kronprinzen , auf den Höhen dicht binter Vendoevre, vor der ruſſiſchen Kürajjier- Diviſion Stellung. Durch das andauernde Steyenbleiben dieſer Nachbut wurde es möglich, daß eine außerordentlich große Anzahl von Trai neurs des 5ten Corps noch aufgenommen werden und ſich dieſelben 1

ungefährdet zurückziehen konnten . Bis die geſammte Infanterie die Aube pajjirt babe, ſo lautete die Dispoſition, jolle dieſe Arrieres

garde jene Höhen bejeßt halten, dann aber auf Maiſon - des - Champs zurückgeben und dort wiederum Stellung nehmen . Während des ganzen Vormittags ließ ſich vom Feinde nichts bliden ; endlich Nachmittags gegen 2 Uhr jah man ibn aus Ven doeuvre debouchiren ; jeine Avantgarde -- 4 Schwadronen Huſaren - weit voraus. Ihr gegenüber ließ der Diviſions - Commandeur rechts von der Straße die Commandeur - Escadron vom Regiment

Herzog Louis unter Stabs-Rittmeiſter von Raßler , links der Straße eine Escadron des Dragoner - Regiments unter Stabs-Ritt meiſter von Raben ſich entwickeln . Und nun , als die feindlichen

Reiter anrüdten , wurde die Escadron Baſſewig von den Louis

jägern unter ihrem Escadrons - Chef rechts ſeitwärts durch einen Wald vorgeſendet, dem Feind in die Flanke zu fallen.

501

Das gelang vollkommen . So wie die Schwadronen nahe genug heran waren, ging die Escadron Baſſewiß aus ihrem Verſteck vor und jagte in raſender Carriere auf die feindliche Schaar los. „ Haut die Himmelbunde zuſammen ," rief der Escadrons-Chef, er ſelbſt der

Vorderſte, ſeinen Jägern zu , welchem Befehl dieſe getreulich nach

zukommen ſtrebten. Gleichzeitig jegten die beiden anderen Schwa dronen zum Chock an, waren im Nu unter den Feinden, die nach kurzer Gegenwehr Kehrt machten und von den Unſeren , munter verfolgt, dahin zurüdjagten , woher ſie gekommen waren. Unſere Jäger athmeten ordentlich wieder auf, daß es ihnen vergönnt war, in luſtiger Attake wieder mit dem Feinde jid meſſen zu dürfen ; ſtatt fort und fort, und wie ſie meinten, ganz ohne Grund zu reti riren. So ging denn die Verfolgung auch eine gute Strecke weit .

fort, wobei man dem Feind 16 Gefangene abnahm und das Regi ment Herzog Louis 5 Pferde durch Wachm . Stammler,

Unteroff. Schweikert (2 P.), Jäger Grunner und Ganter erbeutete ; bis jeßt aus Vendoeuvre eine Colonne von 3000-1000 Reitern anrückte. Polniſche Ulanen ( nach anderer Angabe franzö

ſiſche Chevaulegers - Lanciers) an der Spige, debouchirten ſie aus der Stadt und gingen , raſch deployirt, unſeren drei Schwadronen auf den Leib . Bei der plößlich ganz unverhältniſmäßig gewordenen Uebermacht des Feindes verbot ſich die weitere Verfolgung von

ſelbſt ; vielmehr mußte man nun auf den eigenen Rückzug Bedacht nebmen, der in Ordnung und nicht ohne Widerſtand zu leiſten an getreten wurde. ,, Die feindlichen Lanciers“ berichtet ein bei dieſem

Gefecht Betheiligter (der damalige Lieutenant, jepige Rittmeiſter a. D. von Schaeffer) „ drangen - wie es ſchien, etwas angetrunken ganz beſonders auf uns ein (die Hauptmaſſe der feindlichen Cavalerie ſcheint ſich vorerſt noch paſſiv verhalten zu baben), wur den aber jedesmal gebührend empfangen und zurückgewieſen. Allez

donc à Paris, à Paris riefen ſie uns häufig höhniſch zu, wenn wir manchmal der Uebermacht weichen mußten . Jäger Sonntag , ein habituirter Wildſchüße, aber ein vortrefflicher (mit der ſilbernen Medaille dekorirter) Soldat und heiterer wißiger Stamerad, der ein ſehr gutes Koſadenpferd ( Beutepferd aus dem Feldzuge 1813) ritt, legte ſich ſo ſchlecht als er es vermodyte , in den Sattel , trabte ſo an der franzöſiſchen Plänklerlinie eine Strecke binab , äffte ſowohl den ſchlechten Siß der Franzoſen, als ihren Ruf : à Paris, à Paris

(was noch im tiefen Frieden ſpäter manchmal aufgeführt wurde) zur großen Beluſtigung vortrefflich nach; als ſie ihm aber zu Leibe

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ſteigen wollten , änderte er ſchnell ſeinen Siß , jepte über einen breiten Graben (den unſere Schwadron ſchon einmal paſſirt batte), was diejenigen Franzoſen, die Herren ihrer Pferde waren, bleiben

ließen. Einige , denen die Pferde durchgegangen waren , ſtürzten hinein und ihre Pferde wurden unſere Beute . Beim Rückzug durch ein Dorf - Defile (wabricheinlich Magny - Fouchard) war Jäger Lämmle, ebenfalls ein ſehr guter Soldat und ausgezeichnet be ritten , gleichſam

ſchon von uns abgeſchnitten und wurde beinabe

gefangen genommen . Ihn rettete aber auch ſein Pferd, er ſeşte über eine lebendige Hecke in der Nähe des Dorfes, das wir gerade durch fürzeſten Wege zu der Escadron . Jen

zogen und fam ſo auf dem

ſeits des Zauns hielt er noch einmal an , feuerte ſeine Piſtole ab und rief den ihn verfolgenden Franzoſen zu : So ihr Lausbuben , jeßt kommt auch nach !" was ſie jedoch aus nabe liegenden Gründen unterließen . Bis legte der aber beim Diviſion

die drei Schwadronen das Gros der Cavalerie erreichten, Feind die Verfolgung auf's Lebhafteſte fort, ſtellte dieſelbe Erbliden der Achtung gebietenden Linien unſerer Reiter ſogleich ein . Statt deſjen zog er nun Artillerie vor und

begann die Diviſion Prinz Adam damit zu fanoniren . Dieſe ließ ihre beiden reitenden Batterien ebenfalls auſfahren, worauf ſich ein ziemlich reſultatloſer Geſchütkampf entſpann, der bis zum Eintritt völliger Dunkelheit währte . Dann befahl Se. k . Hob. der Aron

prinz den Rückzug . Die ruſſiſchen Küraſſiere gingen auf das rechte Aubeufer zurück , die württembergiſche Cavalerie nahm auf dem linken Ufer Stellung.

Der Feind folgte nicht.

Das Negiment Herzog Louis hatte an dieſem Tage folgen legterem den Verluſt : todt die Säger Schüle nnd Käſer wurde bei dem Rückzuge der Kopf von einer Kanonenkugel förmlich wegraſirt ; das Gedränge in der Schwadron war in dem Augen

blide ſo ſtark, daß der Rumpf Käſer's nicht ſogleich vom Pferde 1

fallen konnte, ſondern noch eine Zeitlang kopflos im Gliede weiter ritt - und 13 Pferde ; verwundet Prem .-Lieut. von Lilienberg

- erhielt einen Prellſchuß, hatte darauf, ebenfalls beim Rückzuge, das Unglück , mit ſeinem Pferde zu ſtürzen und entging nur durch die Entſchloſſenheit des Unteroffiziers Blankenhorn vom Drag. Reg . der Gefangenſchaft - , Wachtmeiſter Stammler - wurde 1

an dem ichon oben erwähnten Graben durchs Knie geſchoſſen Jäger Nagele - verlor den linken Arm durch eine Ranonenkugel

503

und ſtarb im Lazareth zu langreß – , Book , Geß , Wirth , Ehrlich , Rod und Hartmann ; zuſammen 9 Mann. 26. Februar.

Die Retirade hatte noch nicht ihr Ende erreicht; um 6 Uhr Morgens brach man wieder auf. Die Cavalerie - Diviſion paſſirte bei Fontaine, unweit Bar-ſur-Aube, den Fluß, als Arrieregarde der

voranziehenden : Deſterreichiſchen Küraſſier - Diviſion , Grenadier Brigade, 12pfdr.-Batterie, Brigade Lalance, Schaeffer, Stocmayer, Döring, Hohenlobe, ruſſiſchen Nüraſſier- Diviſion. Das 5te Corps blieb vorläufig bei Bar ſtehen , den Arrieregardedienſt vom 4ten wiederum übernehmend , während dieſes nun am rechten Aubeufer aufwärts zog und bei Bleſſonville und Chateau - Villain Stellung nahm ; die Cavalerie - Diviſion Prinz Adam aber beim Kloſter Clairvaug wieder auf das linke Aubeufer zurückging, das Huſaren Regiment, die Dragoner Nr. III, die Jäger Nr. V und beide rei tende Batterien nach La Ferté-ſur-Aube , die Regimenter Herzog -

Louis und Prinz Adam nach Ville- ſous - la - Ferté verſchob, wo

ſie mit den Roſaden Seslawins in Verbindung traten. Unſere Patrouillen , die auf der Straße nach Bar-ſur-Seine bis Fontette

vorgingen, ſtießen hier auf den Feind. Seine von Vendoeuvre vor rückenden Colonnen vertrieben im Laufe des Tages die Arrieregarde

des 5ten Corps aus Bar-ſur-Aube ; die Garden und Reſerven wa ren ſchon bei Langreß eingetroffen , es ſtand in Ausſicht, daß die 1

ganze Armee in Bälde dort wieder vereinigt werde, an jenem „ ſtra tegiſch wichtigen Punkte ," auf deſſen Erreichung man icon bei

Beginn des Feldzuges einen ſo großen Werth gelegt hatte und den man nun nach einer blutigen Thätigkeit von ſechs Wochen wieder einzunehmen ſtrebte. Gefecht bei La Ferté- ſur-Aube am 27. februar.

Die mittlerweile einlaufenden Nachrichten aber, daß Napoleon

nicht mehr perſönlich bei den der Hauptarmee folgenden feindlichen Corps anweſend ſei , und daß von dieſen auch nur ein Theil noch erſterer gegenüberſtebe, ließ darauf ſchließen , daß der Raiſer fich

wieder gegen Blücher gewendet habe. Daraufhin wurde ein Vor geben von Seiten der Hauptarmee beſchloſſen ; zunächſt allerdings nur, um zu ſehen, was man vor ſich habe.

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Das 4te Corps jammelte ſich zu dieſem Zweck bei La Ferté mit Ausnahme der ruſſiſchen und öſterreichiſchen Küraſſiere, welche in ihren Quartieren blieben .

La Ferté und die weiter unterbalb

gelegenen Orte Clairvaur und Longchamp wurden beſegt und das

Huſaren - Regiment rechts nach Arconville vorgeſendet , während Seslawin mit ſeinen Stojacen durch den Wald von Clairvaur auf

der Straße nach Bar - ſur - Seine avancirte. Legterer ſtieß dann plöglich, bei Les Foſſes aus dem Wald debouchirend , Fontette gegenüber auf die Avantgarde des Marſchalls Macdonald , vor der er ſich raſch wieder zurückziehen mußte.

Zu ſeiner Aufnahme rückte Se. N. Hoh . der Kronprinz ſofort mit der Cavalerie-Diviſion und der reitenden Artillerie auf die ſanften Höhen vor La Ferté , auf dem linken Aubeufer. Die 1

Roſacken jagten in Unordnung zurück und ſuchten hinter unſerer Cavalerie Schuß. Dieſe nahm das Gefecht auf , ichidte Plänkler vor und unterbielt mit den franzöſiſchen Reitern ein leichtes Flanfeur

gefecht. Sec.-Lieut. Buck, der in der Frühe entſendet war , um die Verbindung links mit dem 3ten Corps aufzuſuchen , daß weiter oberhalb die Aube bei Montigny und Boudreville überſchritten und Abtheilungen in der Richtung von Bar-ſur- Seine vorpouſſirt hatte, ſchlug, als er nunmehr Kanonendonner in der Richtung von La Ferté

hörte, raſch den Weg dorthin wieder ein . Im Aubethal abwärts ziehend , traf er mit ſeinem Zug beim Regiment ein , als deſſen Plänkler bereits mit dem Feinde engagirt waren . Er wurde be

fehligt erſtere abzulöſen, worauf er ſeine Jäger hinter einem breiten Graben , von den feindlichen Flankeurs faum auf 20 Schritt ent fernt, in Nette auflöſte.

Der Feind aber entwickelte mittlerweile

auf den unſerer Stellung gegenüber liegenden Höben bedeutendere Kräfte , und begann bald darauf ein lebhaftes Geſchüßfeuer aus ſeiner zahlreichen Artillerie. Unſere reitenden Batterien erwiderten dasſelbe aufs Nachdrüdlichſte, ein längeres Gefecht aber , das De file der ſchmalen Aubebrücke im Rücken , einzugehen , erſchien nicht

rathſam . Se . N. Hoh . der Kronprinz ließ daber die in La Ferté poſtirte Infanterie

die öſterreichiſchen Grenadiere - über die

Brücke zurückgeben. Die Cavalerie welche dieſe Bewegung zu decken hatte hielt unterdeß im heftigen feindlichen Feuer ; das Regiment Herzog Louis verlor dadurch einen Jäger (jein Name blieb uns unbekannt) und ein Pferd . Das Jäger -Regiment Nr. V welches vermöge ſeines Standpunktes ganz beſonders unter dem Geſchüß

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feuer zu leiden hatte , büßte an Todten 1 Mann und 32 Pferde,

an Verwundeten 9 Mann ein. Nacybem die Infanterie den Uebergang bewerkſtelligt batte,

wurden auch die Cavalerie - Regimenter Nr. Il und V nebſt der Artillerie über die Brücke zurückgezogen und dieſe abgebrochen. Die Regimenter Nr. III und IV aber blieben auf dem linken Ufer zurück und traten nach einiger Zeit ihren Rückzug , Aube ab wärts auf Ville-ſous - la - Ferté an, um bier in der feindlichen linken Flanke ſtehen zu bleiben und den Uebergangspunkt Clairvaur zu deden .

Unterdeß hatten das 5te und 6te Corps im Aubethal zwiſchen Bar und Arſonval heftige Kämpfe gegen Oudinot zu beſtehen ge babt , die mit dem Rückzuge des Leşteren endeten . Wiederergreifen der offenſive und Vorrücken über Bar-ſur-Seine und Troyes auf Sens. 28. februar 5. März . 28. Februar .

In Folge deſjen erbielt Se. R. Hob. Der Kronprinz den

Befehl bei La Ferté wieder über die Aube zu geben , den Wald von Clairvaug zu paſſiren und bei Vitry- le- Croiſé ( an der Straße nac Bar- ſur - Seine) Stellung zu nehmen.

Gleichzeitig jollte das

3te Corps , welches unter die Befehle des Kronprinzen geſtellt wurde, nach Eſjoyes ( 1 " , Meile ſüdlich und in gleicher Höhe von Vitry le- Croiſé) rücken .

Am Morgen , während das Gros des 4ten Corps auf den Höhen des rechten Aubeufers, La Ferté gegenüber Stellung nabm, herrſchte zu Anfang ein ſo dichter Nebel, daß man von dem , was gegenüber beim Feinde vorging Nichts entdecken konnte ; als Nebel fich endlich aufhellte gewahrte man den Feind in bedeuten

der Stärke und feſter Stellung vor ſich. Im Angeſicht desſelben den Uebergang zu unternehmen ſchien keinen güuſtigen Erfolg zu verſprechen ; weshalb Se. R. Hob . der Kronprinz beſchloß , mit

ſeinem Corps rechts abzumarſchiren, um die Aube bei Clairvaux zu paſſiren und ſomit in die linke Flanke des Feindes zu gelangen, während Gyulai den Befehl erbalten hatte mit dem 3ten Corps auf das rechte Aubeufer zurückzugeben und auf La Ferté zu rüden. Nach ſeinem Eintreffen daſelbſt ſollte er dann ſtart gegen die Front tes Feindes demonſtriren.

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Da aber um 10 Uhr von Gyulai die Meldung anlangte, daß ſeine Ankunft ſich noch einige Zeit verzögern dürfte , blieben vom 4ten Corps einſtweilen die öſterreichiſchen Grenadiere und Küraſſiere bei La Ferté zur Dedung dieſes Punktes zurück.

Der übrige Theil

wurde bei Clairvaur concentrirt , ging hier über die Aube und rüdte gegen Champignol vor. Dorthin führte ein elender ſehr be

ſchwerlicher Hohlweg, der aber glüdlicher Weiſe vom Feinde unbe ſeßt war und ſo gelangte man ohne Verluſt nach legterem Ort. Von hier aus wandte ſich Se. Kgl. Hoheit mit den Cavalerie Regimentern Nr. II und IV, 2 Schwadronen von Nr. V den bei 1

den reitenden Batterien und den ruſſiſchen Küraffieren links gegen St. Uſage.

Das Huſaren - Regiment ſtand recht8 bei Arcon

ville, Nr. III ging gerade aus nac, Vitry -le- Croiſé, 2 Schwadronen von Nr. V blieben bei der Infanterie - Brigade Stodmayer zurück, die den Wald bei Champignol zur Aufnahme der Cavalerie beſeşte.

Den Feind fand man in einer Stellung zwiſchen St. Uſage und Fontette ; vorwärts von dieſer Stellung zeigten ſich einzelne Cavalerie-Abtheilungen. Dieſen gingen unſere Jäger zu Pferde

entgegen , es entſpann ſich ein leichtes Scharmügel, bei dem unſer Regiment 1 Mann, den Jäger Hablißel , und 1 Pferd als Todte verlor ; Quartiermeiſter Gebhardt wurde verwundet. Die feind lichen Reiter wurden raſch geworfen ; nun aber zeigte ſich das Gros des Feindes unter Macdonald in einer ſehr guten Poſition , zu es war 4 Uhr

deren Angriff man jegt bei Sonnenuntergang

um ſo weniger die Infanterie von rückwarts herbeiziehen wollte, als von Gyulai ſeither keine Nachricht mehr eingetroffen war. Nur die reitende Artillerie wurde vorgezogen und die feindliche Flanke lebhaft beſchoſſen .

Um dieſelbe Zeit etwa erzwang jedoch auch Gyulai den Aube Uebergang bei La Ferté und (oberhalb) bei Silvarouvre und warf

den Feind auf Fontette zurück.

Dieſes und die gleichzeitig bei

Macdonald eintreffenden Nachrichten des geſtrigen Rückzug von

Seiten Oudinots , bewogen erſteren nun ebenfalls auf Bar - ſur Seine zurück zu weichen.

Die Brigade Stockmayer, durch das 2te Bat. vom Reg. Prinz Friedrich Nr. 5 verſtärkt, und das Cavalerie-Regiment Nr. 1V bezogen eine Vorpoſtenſtellung vorwärts von Champignol ,

das Dragoner-Regiment bei Vitry- le-Croiſé. Das Groß des 4ten Corps lagerte zwiſchen Clairvaug, Ville-ſous -la - Ferté und Cham pignol ; das Regiment Herzog Louis bei legterem Ort. Die

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Nacht war bitterfalt, das Bivuak obne Stroh nicht das angenehmſte, die Verpflegung dürftig. Namentlich fehlte es faſt beſtändig an Brod ; Fleiſch war eber aufzutreiben und an Wein in dieſer Ges

gend Ueberfluß, was die Unbehaglichkeit der langen falten Bivuak nächte etwas milderte, auch war der Krankenſtand bei der Cavalerie

kein bedeutender und verhältniſmäßig bei Weitem geringer als bei der Infanterie , die durch die Märſche auf ſchlechten Wegen und

durch den allmälig einreißenden Mangel an guter Fußbekleidung vielfac litt.

1. März . Schon in der Nacht auf den 1. März lief von den Vorpoſten

die Meldung ein, daß man im feindlichen Lager links von Fontette fortwährendes Rollen von Wagen , anſcheinend in der Richtung gegen Bar-ſur-Seine und viele Cavalerie- und Infanterie-Signale vernehme, während die Wachtfeuer unvermindert fortleuchteten . Die wahrgenommenen, auf eine Bewegung des Feindes deutenden Mert male, dauerten etwa bis 3 Uhr Morgens fort. Eine bald darauf von dem Vorpoſten -Commandanten unternommene Rekognoszirung fand die Stellung vom Feinde verlaſſen , die Wachtfeuer aber noch fortwährend von dazu aufgeſtellten Bauern unterhalten.

Sobald Solches gemeldet worden war , befahl Se . k. Hoheit der Kronprinz, ſofort aufzubrechen, um dem Feinde zu folgen ; und zwar wurde die Infanterie des 4ten Corps nebſt den Cavalerie Regimentern Nr. III und V unter dem Grafen Franquemont auf dem geraden Wege über Vitry-le-Croiſé, Eguilly und Buxières auf Bar-ſur-Seine dirigirt, während S. K. Hoh. der Kronprinz

ſelbſt mit dem Huſaren - Regiment, den Jäger -Regimentern Herzog Louis und Prinz Adam , der ruſſiſchen und öſterreichiſchen Kü rajjier - Diviſion und der Infanterie - Brigade Stodmayer über Fontette , Viviers und Ville-ſur-Arce ebenfalls auf Bar-ſur-Seine vorrückte. Noch weiter links über Loches und Celles nach Poliſy

( Straße von Chatillon nach Bar-ſur- Seine) wurde das 3te Corps in Marſch geſegt.

Das Froſtwetter, welches ſeit dem 18. Februar ununterbrochen angehalten hatte , machte mit dem heutigen Tage einem eiſigen Regen Plag , der die Wege in die furchtbarſte Verfaſſung verſekte und den heutigen Marſch zu einem der aller beſchwerlichſten wer den ließ. Nachdem man ſich 2 %, Meilen unter Mühe und An:

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ſtrengung und unter mancherlei Verirrungen in den ſich vielfach kreuzenden Feldwegen vorwärts bewegt batte, ohne den Feind ein holen zu können, ſtieß man endlich auf ſeine Nachbut bei Ville - ſur Arce. Die legten äußerſten Spigen derſelben traf man noch dies ſeits der Arce , einem Flüſchen in einem ziemlich ſchmalen Thal

mit abſchüſſigen Rändern . – Das Regiment Prinz Adam hatte die Tete der Reiter-Colonne. Es zog Plänkler vor , die mit dem Feinde ein leichtes Gefecht engagirten , während die geſchloſſenen Schwadronen zu beiden Seiten einer Schlucht Stellung nahmen . Die mittlerweile vorgebolte Artillerie veranlaßte darauf die feindliche Arrieregarde zum Zurückgehen auf das Gros , welches Marſchall Macdonald auf dem linken Seineufer in Bar und weiter oberhalb) an der Brücke von Merrey poſtirt hatte. Da das 3te Corps, durch die ſchlechten Wege aufgebalten, erſt

ſpät am Tage herbei zu rücken vermochte, ſo war es nicht rathſam, heute noch einen Angriff gegen die Stellung des Feindes zu unter nehmen. Beide Corps blieben daber im Angeſicht deſſelben ſtehen .

Das auf dem rechten Seineufer gelegene Merrey ward durch die

Brigaden Hohenlohe und Stockmayer beſegt ; die Cavalerie - Regi menter Nr. III , IV und V und die Ferdinand - Huſaren unter 3.-L. Prinz Adam wurden rechts nach Fralignes und Magnan geſchoben , um Verbindung mit dem 5ten Corps zu unterbalten, das im Verein mit der Cavalerie des 6ten Corps unter Pahlen, heute

Oudinot aus Vendoeuvre und über die Barſe zurüdgeworfen batte ; das Regiment Herzog Louis aber bezog auf den Höhen Bar ſur-Seine gerade gegenüber bei dem Hofe La Folie eine Vorpoſten ſtellung, ſeine Vedetten links an die Arce lehnend und rechts bis zur Straße nach Vendoeuvre pouſſirend. Das Regiment ſtand hier in einer Ausrückſtärke von 17 Offizieren, 112 Mann und 410 Pfer den. Der wirkliche Stand war 23 Offiziere, 538 Mann, 438 Pferde,

von denen 4 Offiziere: Oberſt von Gaisberg , Stabs-Rittmeiſter van Rantzau, Premier - Lieutenant von Lilienberg , Sec. Lieutenant von Endres krant und verwundet ; Seconde- Lieutenant

von Hardt , Seconde - Lieutenant von Schaich, 126 Mann, 28 Pferde zu Sr. K. Hoh . dem Kronprinzen, zu G.-M. von Jett, von Stockmayer, bei der Bagage und beim Depot in Eimeldingen com mandirt waren. ( Major von Nagel war ſeit dem 25. Februar wieder geneſen .)

Den Beginn des dritten und legten eigentlichen Feldzug -Mo nats im Kriege von 1814 wollen wir zugleich benußen , um einige 1

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das Offizier-Corps im verfloſjenen Februar betroffene Veränderungen hier nachzuholen : Unter dem 8. Februar wurden der aus der ruſſiſchen Kriegs

gefangenſchaft zurückgekehrte Oberſt - Lieutenant Pring Heinrich von hobenlobe - Kirchberg des Regiments

Herzog Louis zum Ritter des Militär -Verdienſtordens ernannt und zum leib- Cavalerie-Regiment Nr. 1 verſekt ; Rittmeiſter von Nagel zum Major ;

Major von Seidenberger , Stabs - Rittmeiſter von Rantzau, Premier- Lieutenant Kaßmayer und Seconde Lieutenant Aug. Finch zu Rittern des Militär- Ver .

dienſtordens ernannt. Unter dem 25. Februar wurde der Stabs - Rittmeiſter An

ton von Speth vom Regiment Herzog Louis zum wirklichen Rittmeiſter beim Jäger - Regiment zu Pferde Nr. V ernannt. (Rüdte bei unſerem Regimente nicht ein, 1. o. ) 2. März .

Der Angriff auf Bar - ſur - Seine ſollte nun beute ſtattfinden ; Gyulai rückte demnach ſchon mit Tagesanbruch vor , erzwang bei Villeneuve oberhalb Merrey den Seineübergang, folgte dem in die

Stadt und auf die dominirenden Höhen hinter derſelben ſich zurück= Das ziebenden Feinde und warf ihn auch hier überall zurüd. 4te Corps war unterdeß um 10 Uhr Morgens angetreten , rückte mit den Infanterie- Brigaden Hohenlohe, Stockmayer, Schaeffer und

Miſani *) von den Höben von La Folie die Schlucht hinab gegen Bar-ſur - Seine ; die 2te Fußbatterie wirkte bier noch bei dem An griff des 3ten Corps mit, worauf Bar auch von den Truppen des

4ten Corps belegt wurde. In der Morgenfrühe , ebe der Angriff des 3tes Corps erfolgte, hatte das Regiment Herzog Louis ein leichtes Gefecht mit den feindlichen Vorpoſten vor Bar, wobei man

genöthigt war , die Jäger in dem coupirten Terrain abſigen und zu Fuß plänkeln zu laſſen.

* ) Früher Döring. G.-M. von Döring war mittlerweile zum Gen.- lieut. und Commandeur der 2ten Infanterie -Diviſion ernannt ſ. u.

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Nach der Bejißnahme von Bar- ſur-Seine ging Se . A. Hob.

der Kronprinz mit der Cavalerie- Diviſion Prinz Adam auf der Straße nach Troyes zur Verfolgung des Feindes vor. Eine halbe Meile jenſeits Bar's ſtießen die Reiter auf die feindliche Arrieregarde , welche hier hinter dem Sarce - Bach , zwiſchen der Seine und dem Wald von Vaug Stellung genommen hatte und

ernſtlichen Widerſtand leiſten zu wollen ſchien. Die Ite reitende Batterie wurde vorgezogen, das feindliche Geſchüßfeuer zu erwidern, bald darauf jene Batterie auch noch durch 2 Geſchüße der 2ten Fußbatterie verſtärkt, und ſolcher Geſtalt eine dreiſtündige Kanonade unterhalten, während die Cavalerie - Diviſion, wie es ſcheint, weiter rückwärts Stellung nahm , ohne dem feindlichen Feuer ausgeſegt zu ſein .

Etwas Ernſtliches gegen den hier poſtirten Feind zu beginnen, wurde unterlaſſen, da man von dem Ausgange der geſtrigen Unter nehmungen Wredes gegen Vendoeuvre noch keine Kunde hatte. Dieſe traf, die oben angeführte Beſignahme Vendoeuvres meldend, endlich Nachmittags 5 Uhr ein ; zu ſpät um noch einen Angriff auf die Stellung hinter dem Sarcebach einzuleiten . Mit Einbruch der Nacht räumte der Feind jedoch die Poſition

freiwillig und ging auf der Straße nach Troyes bis St. Parres les-Vaudes zurück. Da die Heertheile Macdonalds und Dudinots nunmehr in unmittelbare Verbindung traten , übernahm Erſterer das Obercommando über das Ganze, das eine Stärke von 32,800 Mann beſaß . Die Vorpoſten des 4ten Corps ſtanden längs des

Sarce- Baches, das Regiment Herzog Louis, welches geſtern und beute wieder der Avantgarde zugetheilt war , in fully - ſur -Sarce. Die Küraſſier- Diviſion Aretow rückte heute wieder bei der ruſſiſchen Reſerve-Cavalerie ein. 3. März. Der Feind

Gen. Molitor an Stelle Macdonalds

hatte

noch weiter rückwärts bei Maiſons - blanches , auf dominirenden Höhen - den linken Flügel an die Seine , den rechten an einen

Bach gelehnt , die Front durch Sümpfe gedeckt - eine Stellung genommen , die in der Front faſt unangreifbar und nur in ihrer rechten Flanke über Chaource -- wobin geſtern ſchon die leichte Cavalerie des 3ten Corps geſchoben war – mit Erfolg zu um-= geben iſt. Den beſtimmten Befehl biezu oder zu einem doch etwa

-

511

angeordneten Vorrücken in der Front erwartend, wurden die In

fanterie - Brigaden auf ihren Adarmplägen verſammelt , während Se . K. Hoh. der Kronprinz mit der Cavalerie - Diviſion Prinz Adam und der öſterreichiſchen Küraſſier - Diviſion zur Refognos:

zirung auf der Straße nach Troyes vorging. Marſch bis Maiſons - blanches

Auf dem ganzen

eine Strecke von 2 % Meilen

ſtieß man auch nicht auf eine feindliche Vedette und rückte ſomit bis unter die Kanonen der feſten Poſition Molitor'8.

Jegt - es

war Nachmittags 4 Uhr – traf der Befehl des Fürſten Schwar zenberg ein, daß der Kronprinz mit dem 3ten und 4ten Corps um

1 Uhr Mittags zum Angriff auf der Straße nach Troyes vorgehen ſollte, um dadurch die Bewegungen des 5ten und 6ten Corps auf dem rechten Seineufer zu unterſtüßen. (Legtere warfen den Feind mit großem Verluſt, unter der Gefangennahme von 2000 Mann und dem Erbeuten von 11 Kanonen zurüd.) Dazu war es natürlich iegt der Ueberbringer des Befehls hatte ſich unterwegs verirrt – viel zu ſpät, die Infanterie, 3 Meilen entfernt, heute gar nicht mehr ſo weit herbeizuziehen ; doch wurde 1

ſie in Marſch geſegt, um für den nun auf morgen feſtgeſekten An griff parat zu ſein. Die Cavalerie-Brigade I ett bezog an der Straße nach Troyes Kontonirungen, die Huſaren in La Vacherie, Nr. IV in St. Parres les- Vaudes , Herzog Louis in Vaudes, Vorpoſten in der linken Flanke ausſtellend. Von leşterem Regiment wurde die Escadron Nagel Nachmittags auf das rechte Seineufer entjendet , um die Verbindung mit dem G. d . C. Grafen Wrede aufzuſuchen. Dieſen

fand Major von Nagel in der Nähe von Luſigny (Straße von

Vendoeuvre- Troyes) gerade im Begriff, den ſchwierigen Angriff über die Barſebrüde bei La Guillotière zu unternehmen ; worauf von

Nagel ſofort wieder zu ſeinem Corps zurückeilte, dasſelbe jedoch erſt Abends wieder erreichte. 4. März .

Um Mittag concentrirte ſich das 4te Corps bei Vaudes : die Cavalerie - Diviſion Prinz Adam und die Brigade Stodmayer an der Tete ; dahinter Brigade Hohenlohe , Miſani , Schaeffer, Küraſſier- Diviſion, Diviſion Döring (beſtehend aus dem Inf.-Reg. Nr. 7 und den Land - Regimentern ; die neue Ordre de Bataille folgt Seite 513). Links vom 4ten Corps, das Ste. Erſteres ſolte

512

die Front des Feindes beſchäftigen , wäbrend leşteres ſeine rechte Flanke angriff.

Es kam aber hier nicht zum Kampf. Der Feind hatte die Stellung von Maiſons - blanches verlaſſent; nur noch eine Arriere garde hatte Troyes beſeßt , räumte aber die Stadt , nachdem der

Commandeur derſelben mit dem Herzog Eugen von Württemberg über eine halbſtündige Waffenruhe, zum Abzug aus Troyes , das man ſchonen wollte, übereingekommen war. Das 5te und 6te, bald darauf auch das 4te Corps hielten ihren Einzug in die Stadt, leşteres zum zweiten Male innerhalb vier Wochen . Freilich das erſte Mal war es ſchöner, luſtiger geweſen. In Troyes war man

bei dem fatalen Rückzug am 21. Februar genöthigt geweſen , eine große Anzahl Kranker und Verwundeter zurückzulaſſen. Die fand man jegt wieder ; verhältniſmäßig in ganz erträglichem Zuſtande. Die einrückenden Franzoſen hatten ſie zwar rein ausgeplündert, nachher jedoch ziemlich gut behandelt und verpflegt. Wieder rüdte das 4te Corps auf der Straße nach Sens vor. Das Regiment Prinz Adam auf Vorpoſten nach St. Liebault und Dierrey - St. Julien , die Louisjäger mit der 2ten reitenden Batterie links von der Straße, nach Bucev -en -Othe, die Dragoner rechte der Straße nach Macey , die Huſaren nach Fontvannes , an der Straße ſelbſt. 5. März.

Das Vorrüden gegen Sens wurde fortgeſegt, bei abſcheulichem Wetter , Regen und Schnee. Die Avantgarde ging bis Pont-ſur Vannes. Stabs - Rittmeiſter von Tungern vom Cav . -Reg . Nr. IV , welcher bis nach Sens ſtreifte, fand dies vom Feinde unbeſeßt, nur franke und verwundete Franzoſen darin. Das Regiment Herzog Louis kantonirte rechts von der Straße in Villiers Louis, eine Escadron wurde ganz rechts (nördlich) nach Fleurigny auf der Straße nach Nogent - ſur - Seine detachirt zur Verbindung mit dem 5ten Corps.

Das Regiment batte beute wiederum einen bitteren Verluſt

zu beklagen, indem der am 25. Februar verwundete Premier-Lieut . von Lilienberg im Lazareth zu Langres am Nervenfieber ſtarb, nachdem er kaum einen Monat dem Regimente angehört hatte.

-

513

Stellung in der Gegend von Sens. 6. bis 12. März. Während Blücher der , wie wir früher angeführt haben, gegen die Marne marſchirt war, dort einen mißlungenen Verſuch gemacht hatte, dieſelbe bei Meaur zu überſchreiten, dann, von Na

poleon gefolgt, über die Aisne zurückgewichen war, ſich mit Bülow und Winzingerode zu vereinigen , nun nach dieſer Vereinigung am 7. März bei Craonne tämpfte, am 9. und 10. dem franzöſiſchen Kaiſer bei Laon eine Schlacht lieferte , deren Reſultat der Rückzug des Leşteren über die kaum überſchrittene Aisne war : währenddem verlegte Fürſt Schwarzenberg die Hauptarmee in Erholungsquartiere und hielt in Erwartung des Verlaufes der Dinge bei der ſchlejiſchen Armee Ruhetage. Das Das 3te 3te Corps an der Straße nach Sens mit

dem Hauptquartier St. Liebault ; das 4te vor dieſem von Ville neuve l'Archeveque bis Sens ( Hauptquartier) das õte zwiſchen Trainel und Pavillon ( Hauptquartier) ; das 6te an der großen Straße von Troyes nach Nogent, Hauptquartier Châtres ; die Gar den und Reſerven zu Chaumont.

Die ſechstägige Ruhe wurde wenig geſtört und da ſie einmal gegeben war , nach Kräften benüßt. Beim 4ten Corps ging man zunächſt an eine Reorganiſation der Infanterie , die ſeit den Ver luſten bei Montereau ſebr erwünſcht war , zu der man aber bisber feine Zeit gefunden hatte. Zu dieſem Zweck wurden die Land

Regimenter Nr. 3, 4 und 5 aufgelöſt und ihre Mannſchaften unter die Linien -Regimenter Nr. 2 , 3 , 6 ,! 7 und 10 und unter die Ar tillerie vertheilt. Darauf trat dann folgende veränderte Ordre de Bataille in Kraft :

Vierte

A r mee - Corp % .

Commandirender General : Seine Königliche Hoheit der Kronprinz F.-M. Chef des General- Stabes : Oberſt Graf Latour. Commandeur der Artillerie : Oberſt von Brand.

Avantgarde. 6.-L. Prinz Adam von Württemberg. Stab & chef : Oberſt- lieut. von Bismart. 33

514

I. Cavalerie - Brigade : 8. M. von Waldleben .

Deſterreich. Huſaren -Regiment Nr. III Erzherzog 4 E&c . * )

Ferdinand

Cavalerie-Regiment Nr. V , Jäger . 1te reitende Batterie

.

4

.

6 Geſchüße.

.

II . Cavalerie- Brigade : 5.- M. von Jett .

Cavalerie- Regiment Nr. II. Jäger Herzog Louis Nr. IV . 11

+ Escad . 4 4

Säger Prinz Adam

Nr. III . Dragoner Kronprinz

2te reitende Batterie

1 11

6 Geſchüße.

1. Infanterie - Brigade : 3.- M. von Stodmayer.

Infanterie-Regiment Nr. 9 Jäger König Nr . 10 Leichte Infanterie

1 öſterreichiſche"Pionier-Compagnie

.

2 Batail .

.

2

//

1 Comp .

.

Gros

F. - 3.- M. Graf Franquemont . Stabschef: Ob. von Bangold. 1. Infanterie - Diviſion : G.- L. von Roch .

II . Infanterie - Brigade : G.-M. Prinz Hohenlohe - kirchberg.

Infanterie-Regiment Nr. 2 Berzog Wilhelm II

2 Batail . 2

Nr. 3

11

6 Geſchüße.

1 te Opfündige Fußbatterie

Wohin die fünfte Escadron gekommen iſt, vermögen wir mit Beſtimmtheit I

nicht anzugeben , doch ſcheint dieſelbe während des weiteren Verlaufes des Feldzuges fortwährend auf Streifcommando detadhirt geweſen zu ſein. Die

Brigade - Eintheilung der Cav.- Diviſion Prinz Adam blieb fernerhin nicht immer die hier angeführte ; die bei derſelben eintretenden Veränderungen wer den wir ſeiner Zeit bemerken .

-

515

III . Infanterie - Brigade : G.-M. von Mifani. 2 Batail .

Infanterie-Regiment Nr. 4 Nr . 5 Prinz Friedrich 2te 6pfündige Fußbatterie IV . Infanterie - Brigade : .

2

6 Geſchüge..

6.-M. von Lalance .

Infanterie-Regiment Nr. 6 Kronprinz .

2 Batail

Land-Regiment Nr. 6

1

II . Infanterie - Diviſion : G. L. von Döring. Infanterie-Regiment Nr . 7 Brigade Stockmayer (bei der Avantgarde).

2 Batail .

.

Reſerve .

F. - M. - L. Graf Noſti *). Deſterreichiſche Grenadier Diviſion : 5.- M. von Trent.

Grenadier Bataillon Butheany .

1 Bataill. 1

Friſch 11

I!

Hromada .

.

.

Lany .

1

11

1

Zwei 6pfor. und eine 12pfdr . Poſitionsbatterie

.

18 Geſchüße.

Neſerve - Cavalerie:

Oeſterreichiſche Küraſſier - Diviſion : F.-M.-L. von Kroyherr. 1. Brigade : G. - M. Graf Delfour s. 6 Küraſſier -Regiment Liechtenſtein . II

Raiſer

.

6

Escad . Il

**) Obwohl F.-M.-2. Graf Noſtig das Obercommando über die Grenadier- und Müraffier Diviſion führte, ſcheint er ſich doch vorzugsweiſe der Leitung der leşteren gewidmet zu haben. Wenigſtens finden wir in faſt allen Berichten, die von der Thätigkeit der Küraſſiere handeln , den Grafen Noſtitz als den.

jenigen bezeichnet , der ſich als unmittelbarer Anführer an der Spiße der Rüraffier Diviſion befand. 33 *

-

516

II . Brigade : b. Se y mann.

Küraſſier -Regiment Konſtantin . II

Sommariva

6 Escad . 6

Zuſammen : 21 Bat. , 44 Esc., 7 Batt. mit 42 Geſch. *).

Hatte Se. K. Hoheit der Kronprinz ſchon ſeit Beginn des Feldzuges ſeine Cavalerie bei jeder ( Helegenbeit ſo viel wie möglich vereinigt, um durch die zuſammengehaltene Neitermaſſe eine ſchleu nige und wirkungsreiche Entſcheidung berbeizuführen ; ſo brachte er dieſe Maßregel nach dem Treffen bei Montereau in noch vollſtän

digerer Weiſe zur Ausführung. Mit der geſammten Neiterei An fangs, wie wir geſehen haben , die Arrieregarde bildend , theilte er nun beim Wiederbeginn der Offenſiv - Operationen der Avantgarde die ganze leichte Cavalerie- Diviſion zu , vertraute ihr die Sicherung

des Heeres während der Bewegung , wie während des Stillſtandes an , zog in der Regel auch noch ſeine ſchwere Cavalerie an die Spige der vorrückenden Heeresſäulen und erkämpfte nicht ſelten

mit ſeinen Reitern und der ihnen beigegebenen reitenden Artillerie

allein den Sieg , ehe nur die Infanterie , der man weit voraus eilte , im Stande war auf dem Kampfplage einzutreffen . Bei der Cavalerie war es vorzugsweiſe der Hufbeſchlag, welcher einer gründlichen Reviſion bedurfte, da eine große Zahl von Pfer:

den ganz beſchlaglos war und es in legter Zeit durchaus an Ma terial zur Herſtellung der Hufeiſen gefehlt hatte. Auch die Mon tirungen und Armaturgegenſtände wurden ausgebeſſert; die Fuß bekleidung war – bei der Reiterei in demſelben Maße wie bei der Infanterie – von der ganzen Ausrüſtung am meiſten herunter ge kommen. Die Pferde , einer gründlicheren Wartung und Pflege unterzogen und genügend gefüttert , erholten ſich zuſehends ; doch wurden 50 marode Pferde der Reiter - Diviſion (vom Regiment Herzog Louis 15) zur Abgabe an das Depot , für den Fall des Wiederbeginns der Operationen , bezeichnet. – Ob dieſelben wirt lich wieder aufgenommen werden ſollten , wurde in den verſchieden : ſten Kreiſen vielfach ſehr in Frage geſtellt ; wobei es jedoch nach

* ) Die öſterreichiſche Brigade Schäffer wurde dem 5ten Corp8 zugetheilt.

517

dem bisher von uns Geſchilderten kaum der Bemerkung bedürfen wird, daß die Stimmung ſowohl im württembergiſchen Hauptquartier wie nicht minder bei dem württembergiſchen Staatsoberhaupte eine durchaus friegeriſche war und blieb, und ſich dieſelben, unbeirrt um die vielfachen Gerüchte von Separatfrieden u . in dieſer Richtung

entſchieden an Rußland anſchloſſen , deſſen ritterlicher Kaiſer Alexander, wie bekannt, mit glühendem Eifer das vorwärtsſtrebende Prinzip den Behutſamen und Zögernden im großen Hauptquartier gegenüber vertrat. Das Regiment Herzog Louis lag vom 6. – 12. in Fleu rigny, Thorigny und St. Martin , an der Straße von Sens nach

Nogent-ſur-Seine. Um dieſe Zeit wurde, wie wir oben ſchon ge ſeben haben , einer allerhöchſten Ordre zu Folge der Oberſt und

Flügel-Adjutant von Breuning ins Königreich zurückberufen, worauf Major von Seidenberger das Interims-Commando des Regiments am 7. März wieder übernahm . Stabs-Rittmeiſter von

Rantzau rückte mit 8 Mann als geneſen von Chaumont; Ses conde-Lieutenant von Hardt von ſeiner Commandirung zu Sr. Kgl . Hob . dem Kronprinzen am 10. wieder ins Regiment ein . Die Cavaleriepatrouillen welche vom 6. – 12. nach Bray und Montereau vorgingen , fanden beide Orte vom Feinde beſeßt. ( Erſteres wurde am 7. und 8. vom 5ten Corps angegriffen .) Eine Batrouille der Adam - Jäger unter Brem . -Lieut. Graf Reiſchach bob am 7. an der Straße nach Montereau ein Infanterie - Piket

von 14 Mann auf. Am 12. meldeten gegen Montereau vorgeſen dete Patrouillen, daß „ die erſte Brücke von Montereau (wahrſchein lich die über die Vonne) vom Feind verlaſſen , die zweite ( Brücke über die Seine) dagegen noch beſegt ſei , auch die Infanterie- und Cavalerie-Vedetten nebſt den 3 Kanonen, wie bisher, auf den Höhen jenſeits Montereau ſtänden."

Im großen Hauptquartier hatte man unterdeß verſchiedene, großentheils auf die zu erwartenden Ereigniſſe bei der ſchleſiſchen

Armee - von denen noch keine ſichere Kunde eingelaufen war bafirte Pläne entworfen Den Nachrichten von dorther entgegen

ſebend, ſollten die Truppen der Hauptarmee zunächſt enger zuſam men gezogen werden. Da der Friedensabſchluß , durch Napoleons Uebermuth vereitelt worden, mußte man zu einer endlichen Löſung der Weltangelegenbeiten vermittelſt Waffengewalt ſchreiten.

518

Bewegungen auf dem linken Seine

Wiederbeginn der Operationen.

ufer zwiſchen Nogent, Mery und Troyes,

13. -- 19. März.

Zu der befohlenen Concentrirung wurde das 4te Corps am 13. März, gegen die Seine, in der Richtung zwiſchen Nogent und Mery vorgeſchoben . Reichlich mit Lebensmitteln verſehen , mar ſchirte man, bei noch immer faltem, windigem Wetter in der vor geſchriebenen Direktion ab ; die Avantgarde beſeşte mit dem Cav. Reg. Nr. In , dem Inf . - Reg . Nr. 10 und der Iten reit Batterie Trancoult ; mit dem Reg. Herzog Louis und dem Inf.-Reg . Nr. 9 Bourdenay an der Straße Villemaur -Nogent. Das Cav. Reg. Nr. IV blieb zunächſt bei Pont-ſur -Yonne und Michery zur Beobachtung des bei Montereau befindlichen Feindes ſteben . Das 6te Corps, jegt unter Rayewski (anſtatt Wittgenſtein's ), war in Pont-ſur-Seine ; das 5te Corps , Wrede, marſchirte nach Arcis-ſur-Aube ; das 3te Corps , Gyulai, rückte hinter das 4te, 1

nach Prunay ; die Garden und Reſerven unter Barclay nach Brienne .

Den 14. März wurde der Marſch gegen Nogent- ſur -Seine fort geſeßt und die Stadt durch die Brigade Miſani Nachmittags 4 Uhr beſeßt, worauf die Avantgarde des 6ten Corps , bisher da : ſelbſt poſtirt , nach Pont- ſur -Seine abrückte.

Das Gros des 4ten

Corps ſtand rückwärts der Stadt. Zur Linken das Regiment Herzog Louis in Courceroy , an der Seine ; Nr. III , Nr. V und die Huſaren in Cumery und Fontenay - Boſſery ; zur Rechten .

die Küraſſiere in Ferreur. Das cechte Seineufer und die auf demſelben gelegene Vor

ſtadt von Nogent war ſtart vom Feinde beſeßt, die Brücke zerſtört. Ein am 15. gemachter Verſuch mit einigen Compagnien des Inf.Regmts . Nr. 4 auf ein paar Pontons und einem Mühlenſteg, unter dem Schuße der Artillerie auf das rechte Seineufer hinüber zugehen und dasſelbe zu belegen , mißlang in ſofern , als die mit

großer Unerſchrođenheit auf das andere Ufer gegangenen Abthei lungen der Dort ſich entwickelnden , feindlichen Uebermacht wieder weichen und auf das linke Ufer zurückkehren mußten ; worauf der beabſichtigte Brückenſchlag für heute unterblieb. Die Cavalerie- Diviſion Prinz Adam , welche um 10 Uhr !

abgekocyt batte, ſtand während dieſes Gefechts rückwärts in Reſerve. Sie war abgeſeſſen und nahm , außerhalb des Bereiches feindlicher Kugeln, an dem Rampfe , bei der Art desjeiben ſelbſtverſtändlich,

einen Theil . Nur Sec.-Lieut Schäffer unſeres Regiments , der

519

fich, um dem Gefecht zuzuſehen , in Begleitung des Unteroffiziers Möſt zu den Plänklern vorbegeben , die unſere Infanterie am Seineufer aufgeſtellt hatten, erhielt , als er ſich ſchon wieder auf dem Rüdweg zum Regiment befand , einen heftigen Prellichuß auf die linke Hüfte, der jedoch außer ziemlich ſtarken Schmerzen keinen Schaden verurſachte.

In der Frühe des 16. März räumte übrigens der Feind die

Vorſtadt Nogents , der Brückenſchlag über die Seine begann und war Mittags 1 Uhr beendet. Der gegebenen Dispoſition gemäß , jollte das Ate Corps auf dem rechten Ufer eine Avant garde gegen Bray entienden, um das dortige Defile vom Feinde zu reinigen und die Höhen von Meriot, gerade vorwärts von No gent zur Unterſtüßung des 6ten Corps zu beſegen. Da aber der Wald von Sourdun , an dem die Straße nach Bray vorbeiführt,

noch von den Franzoſen behauptet wurde , ſo unterblieb die Be wegung dahin um jo mehr, als nun eine zweite Dispoſition für den 16. eintraf , nach der das 4te Corps in ſeiner. Stellung bei Nogent bleiben, Pont-ſur-Seine aber mit einer Infanterie - Brigade, Cavalerie und 2 Batterien bejegen ſollte. Die zweite Dispoſition war eine Folge , der in der Nacht vom 15./16. und am 16. ein laufenden Meldungen über die Niederlage des Grafen St. Prieſt, den Napoleon nach ſeinem Rückzuge von Laon zu Rheims am 13. überfallen und deſſen Corps geſprengt hatte. Dieſe Nachricht brachte alle Offenſivoperationen wieder in Stillſtand ; da hieß es

St. Prieſt geſchlagen ſei, der Feind auf Chalons ziehe, ſo jollten die Geſammtfräſte der Hauptarmee bei Trannes (laut der vor Beginn der am 13. wieder aufgenommenen Operationen für die verſchiedenen möglichen Fälle feſtgeſtellten Beſtimmungen ) verſammelt werden. Als aber mittlerweile die Commando's des 4ten und 6ten

Corps dem großen Hauptquartier meldeten , daß der Feind das Defile von Nogent verlaſſen habe, erhielt das Ate Corps eine dritte

Dispoſition, wonach dasjelbe nun doch gegen Bray (welches vom Feinde Nachmittags geräumt worden war) eine Abtheilung ents ſenden, mit dem Gros des Corps auf dem linken Seineufer blei ben, Meriot und das Defile von Nogent beſeßen ſolle. Die Brigade Hohenlohe mit ihrer Batterie , nebſt einer

Küraſſier-Brigade und einer öſterreichiſchen Batterie waren in Folge der zweiten Dispoſition nach Pont- ſur- Seine marſchirt.

Die Brigade Lalance blieb in Nogent ſteben, die übrigen Trup

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pen rückten wieder in ihre vorigen Cantonnements, nachdem ſie von

Mittags 12 Uhr bis gegen Abend auf den Allarmpläßen geſtanden batten . - Das Regiment Herzog Louis kam heute alſo wiederum nach Courceroy zurück.

Den 17. März ſollte das 3te und 4te Corps wieder näher an Troyes gezogen werden, das 5te das linke Aubeufer bei Arcis, das 6te Nogent beſegt halten. – Nach Zurüdlaſſung der Brigade Miſani bei Nogent; der Brigade Hohenlohe und einer Müraſſier Brigade bei Pont-ſur- Seine bis zur Ablöſung durch Truppen des 6ten Corps ; des Cavalerie- Regiments Nr. IV zu Bray , wurde der

Rückmarſch auf der Straße nach Troyes angetreten . Das Haupt quartier des Iten Corps fam nach les Grez, das Gros des Corps in ſeine Nähe.

Das Wetter war heute , eigentlid, zum erſten

Male in dieſem Feldzuge, ſchön zu nennen und gar nicht falt . Jedenfalls war es beſſer , als die Stimmung, in der man wieder rückwärts zog . Auf der Straße zählte man acht todte Menſchen, an hundert todle Pferde, die unbeerdigt am Wege lagen, ein Zeichen , wie oft dieſe Route in legter Zeit von den Truppen benügt war.

Die franzöſiſchen Kuriere, die ſeit Eröffnung der Verhandlungen in Chatillon ununterbrochen durch das Heer der Verbündeten zogen ,

paſſirten heute ſtärker denn je die Straße von Troyes ; bequemer hätte man es den Spionen Napoleons doch wohl kaum machen fönnen *).

Die Cavalerie - Diviſion Prinz Adam bezog Abends kan tonirungen am weiteſten rückwärts ; das Regiment Herzog Louis in Fay an der Straße nach Nogent. Die von der ſchleſiſchen Armee unterdeß einlaufenden Nach

richten , ſowie die ſichere Kunde , daß Napoleons Hauptmacht vor zwei Tagen ſchon bei Rheims verſammelt ſei, von wo er, wie man im großen Hauptquartier annabm , entweder über Bery -au - Bac gegen die ſchleſiſche oder über Chalons gegen den rechten Flügel der Hauptarmee operiren werde, veranlaßten Schwarzenberg zu einem Vorrücken ſeines rechten Flügels gegen die Marne. „ Das 4te und 3te Corps , Gen. Seslawin und Fürſt Moriß Liechtenſtein ſichern dabei die Gegend von Pont - ſur - Seine bis Joigny " , beſagt die Dispoſition. *, Der Kongreß von Chatillon erreichte übrigens am 19. März ſein Ende.

521

Daraufhin ſeşte man ſich denn am 18. März wieder gen Nor den in Marſch nach Mery - ſur - Seine, wohin das Hauptquartier und die Grenadiere des Aten Corps kamen . Die Brigade Hohen lohe , geſtern erſt ſehr ſpät in Pont- ſur- Seine abgelöſt, hielt heute in Les Grez Raſttag ; die Brigade Miſani, welche geſtern gar nicht abgelöſt wurde, blieb auch heute in Nogent ſteben. Die Ca valerie- Diviſion Prinz Adam rückte nach Pars (Reg. Louis), Gelannes, Ferreur, St. Loup . An demſelben Tage aber, dem 18. , rückte Napoleon , wirklich von Rheims über Epernay auf Vertus

vorgedrungen, nach Fère - Champenoiſe gegen die Hauptarmee.

Kaiſarow , deſſen Roſaden von ihm angegriffen und zurücgeworfen wurden , brachte die erſte Nachricht von dieſer Bewegung. Die beim heutigen Vorrücken etwas zerſplitterte Hauptarmee ſollte auf dieſe

Neuigkeit hin nun am 19. und 20. zwiſchen Trannes und Bar-ſur Aube concentrirt werden, das 4te, 6te und 3te Corps" , jo lautete

in Folge deſſen die Dispoſition für den 19. „ ziehen ſich nach Troyes und laſſen den Gen. Seslawin mit Beigebung der nöthi gen Abtheilungen zurück , um den 19. die Uebergänge von Nogent

und Bray ſo gut als möglich zu ſichern ." Den 19. März marichirte darauf die Infanterie des 4ten Corps nach Troyes zurück, auch die Brigade Milani, nachdem ſie die

Pontonbrücke bei Nogent abgefahren hatte. Schon im Begriff, Troyes zu durchziehen , erhielt die Infanterie den Befehl umzukehren und auf der Straße nach Mery an der Vorſtadt St. Martin zu bivuakiren .

Die Cavalerie : Diviſion Prinz Adam blieb bei

Vallant-St. George und Payns (Herzog Louis) dicht an der Aube, die leichte Cavalerie des 3ten Corp8 bei Pavillon , gemeinſchaftlich die Arrieregarde bildend, ſtehen.

Die Küraſſier - Diviſion Kroy berr

rückte als Soutien derſelben nach Malmaiſon. 2 Grenadier- Ba taillone blieben in Mery zurück , wo ſie gegen Abend von dem bei Plancy über die Aube gegangenen Feind angegriffen wurden ; aber erſt nach Einbruch der Nacht die Stadt auf Befehl räumten und nach Troyes zurückmarſdirten . Eine Schwadron der Ferdinand

Huſaren wurde hier noch Abends vom Feind überfallen und mit Verluſt zurückgetrieben. Das am 14. Februar aus dem Königreich abmarſcirte In fanterie - Regiment Nr. 8 ( ſiehe Seite 422) vereinigte ſich heute mit dem 4ten Corps und wurde der Brigade Stockmayer als 2tes Bataillon des Infanterie - Regiments Nr. 10 zugetheilt.

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Die heutigen Bewegungen Napoleons, das langſame Vor rücken desſelben ſchienen die Möglichkeit darzubieten, die Corpå der Hauptarmee nicht erſt bei Trannes , ſondern vorwärts bei Arcis zu verſammeln . Dafür entſchied ſich Fürſt Schwarzenberg , indem er jeßt wirklich zur Offenſive ſchreiten wollte und die linke Flante

des Feindes anzugreifen beſchloß. Die Dispoſitionen für die zu dem Ende am 20. vorzunehmenden Bewegungen wurden im Laufe des 19. mehrmals abgeändert ; ſchließlich aber in Bezug auf das 4te Corps folgendermaßen feſtgeſtellt: ,, Der Kronprinz von Würt temberg rückt am 20. März von Troyes - wo er eine hinreichende

Bejagung , ſo wie an der Seine die zur Beobachtung des Fluſſes erforderlichen Truppen zurüdläßt mit dem 3ten , 4ten und 6ten Corps zum Angriff gegen Plancy über Charmont vor. Er ſoll ſich bemühen, mit der Spiße ſeiner Colonnen bei Charmont um 9 Uhr

Morgens eingetroffen zu ſein .“ Schlacht bei Arcis - ſur - Aube. Gefecht bei Mery - ſur - Seine.

20. März.

Um 6 Uhr Morgens marſcirte die Infanterie des 4ten Corps

von Troyes ab , im Verein mit dem Gros des 3ten Corps (deſſen leichte Diviſion F.-M.-L. Grafen Crenneville und Brigade Czollich zur Behauptung von Troyes und Beobachtung der Straßen von

Nogent , Trainel und Sens zurückgelaſſen wurden ) die linke Flügel Colonne bildend und auf der Straße nach Arcis - ſur - Aube vor: rüdend. Die rechte Flügel-Colonne beſtand aus dem 6ten Corps das über Trenay auf der Straße nach Charmont marſcirte. Ale drei unter dem Oberbefehl Sr. R. Hob . des Kronprinzen als

linker Flügel der heutigen Schlachtordnung.

Die leichte Cava

lerie des G.-L. Grafen Pahlen (des 6ten Corps) zog als Avant garde voraus .

Die Cavalerie-Diviſion Prinz Adam und die Küraſſier: Diviſion Kroyberr batten bei dieſem Vorrücken die Aufgabe, den Marſch in der linken Flanke zu cotoviren und zu decken . Zu dem Ende ging G.-L. Prinz Adam mit den Cavalerie - Regimentern Nr. II , III und IV (unter Commando des G.-M. von Walsleben)

in der Frühe vermittelſt einer aufgefundenen Furth bei Villacerf, Payns ſchräg gegenüber, durch die Seine und legte auf dem rechten

Ufer ſeinen Marſch in der Richtung gegen Planey fort. G. - M. von Jett mußte mit dem Cavalerie - Regiment Nr. V an der

523

Furth zur Beobachtung der Seine , das Huſaren-Regiment E.-H. Ferdinand bei Malmaiſon zur Beobachtnng von Nogent zurück bleiben .

Die Infanterie des 3ten und tten Corps, vielfach aufgebalten durch ein furchtbares Gedränge , Stockungen von Fubrweſen - 60

lonnen , ſich kreuzende Bewegungen der vorrückenden Truppen in den engen Defiles und auf den ſchlechten Brücken , die bei Troyes über mehrere Seinearme führen, konnte nicht zur beſtimmten Stunde (9 Uhr) Charmont erreichen . Als man jedoch um 10 Uhr in gleicher Höhe mit dieſem Ort bei Feuges —- 1/2 ! ", Meilen von Troyes

angekommen war und ſich nun gegen Charmont wenden ſollte, um dort den Barbuiſſe-Bach zu überſchreiten (wie eine ſpätere Be ſtimmung aus dem großen Hauptquartier vorſchrieb ), ichien es Sr.

N. Hob . dem Kronprinzen nicht rathjam , auf das rechte Ufer dieſes ſumpfigen Baches hinüber zu geben, um ſpäter bei Voué den Ueber gang auf das linke wieder zu bewerkſtelligen . Und ſolches war doch

nothwendig , wenn die Angriffsrichtung auf Plancy -- der Bar buiſſebach mündet zwiſchen Plancy und Arcis in die Aube - ein

gehalten werden ſollte, die in der geſtrigen Dispoſition vorgezeichnet war . Daß Napoleon unterdeß ſeine Marſchrichtung geändert hatte, alle Truppen, die in und bei Plancy ſtanden , links abmarſchiren ließ und an beiden Ufern der Aube auf Arcis dirigirte, konnte man im Hauptquartier des ten Corps nicht wiſſen. Es wurde viel mehr in demſelben beſchloſſen , das beſchwerliche Defile über den Barbuiſjebach zu vermeiden und von Feuges ſofort balblinks über

Les Grandes -Chapelles und Premier - Fait auf Plancy weiter zu rücken . Die Folge dieſer Bewegungen war es, daß unſer Regiment einen glänzenden jiegreichen Gefechtstag weiter den ſchon beſtande nen anreihen durfte . General Kaijarow , der mit ſeinen Roſađen ſchon bei Voué

ſtand, übernahm die Herſtellung der Verbindung zwiſchen dem Krons prinzen und dem 5ten Corps , das als rechter Flügel auf dem rechten Ufer des Barbuiſjebaces ſich befand. Der Marſch des

linken Flügels wurde nun alſo mit der Infanterie wie bisher in zwei Colonnen - links 3tes und 4tes , rechts 6tes Corps – in

der Richtung gegen Premier - Fait fortgelegt. Die Vorhut bildete die Cavalerie : zur Linken G.- L. Prinz Adam mit den drei württembergiſchen Regimentern Nr. II, III und IV , Herzog Louis - Jäger an der Tete ; in der Mitte F.-M.-L. Graf Noſtiß

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mit der Küraſſier- Diviſion Kroyberr ; rechts G.- L. Graf Pahlen mit der leichten Cavalerie des 6ten Corps .

Das wenig coupirte wellenförmige Terrain geſtattete in breiter Front zu marichiren und ſomit bewegten ſich die Reiter- Colonnen theils in Zugs-, theils ſogar in Schwadronsbreite vorwärts.

war ein herrlicher, warmer Frühlingstag. Am Nachmittage erreichte man Les Grandes - Chapelles ohne auf den Feind zu ſtoßen und während hier die Infanterie Halt machte, erhielt G.-L. Prinz Adam den Befehl, im Verein mit dem Grafen Pablen und dem rechts vorgerückten General Naijarow

noch bis an die Aube vorzupouſſiren .

Da gewahrte man plößlich

eine feindliche Cavalerie - Abtheilung , in der Richtung von Mery ſur- Seine nach Arcis - ſur - Aube marſchirend. Es waren Grenadiere und Jäger zu Pferde (auch eine Schwadron Mameluken ) der Garde. Zur Garde- Cavalerie-Diviſion des General Letort gebörend, waren

ſie geſtern bei Mery aufs linke Seineufer gegangen ; heute aber aus Mißverſtändniß dort - im Bivuat bei Les Grez - ſtehen ge blieben , während die übrigen Abtheilungen (die Garde-Dragoner) der Diviſion am Morgen ſchon bei dem allgemeinen Linksabmarſch der Napoleoniſchen Armee wieder über die Seine zurückgegangen waren . Um 2 Uhr Nachmittags folgten nun dieſe Grenadiere und Jäger mit einem geſtern bei Chatres erbeuteten Pontontrain nach . Es mochten etwa 1000 Pferde ſein .

Mit der Meldung von ihrem Anrücken wurde ſofort Sec.-lieut. Schäffer zu Sr. N. Hoh. dem Kronprinzen geſendet, worauf derſelbe den Befehl zum unverweilten Angriff mit dem Anfügen er theilte, daß die Diviſion Prinz Adam zunächſt nur durch Plänkler: ſowärme den Feind zu beſchäftigen und feſtzuhalten ſuchen ſolle. Es war Nachmittags fünf Uhr als die württembergiſchen Reiter

Regimenter dem erhaltenen Befehl zu Folge in der Richtung vor drangen, welche die Straße von Feuges nach Plancy verfolgt. Der Feind , durch den unerwarteten Anblick der Cavalerie der Verbün= Deten überraſcht, machte, raſch einſchwenkend, einen Augenblick gegen die Unſeren Front; wartete aber die Annährung derſelben nicht ab,

ſondern zog ſich - von der Richtung nach Arcis abbiegend ge rade nordwärts auf Charncy , einem Dorfe dicht vor Plancy in der Aubeniederung gelegen, zurück. Dieſe Bewegung aber hatte Graf Pablen ſogleich bemerkt und warf von rechts ber einen bedeutenden

Schwarm Koſacken gegen Charncy hinüber , um dem Feinde den Weg babin zu verlegen . Legterer , dem ſomit auch dieſe Marſch

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richtung abgeſchnitten war, ſah ſich dadurch genöthigt, ſeinen Rück = zug wieder auf Mery anzutreten.

Dem G.-L. Brinz Adam , der ſich mit ſeiner Cavalerie noch diesſeits der Chauſſee von Mery nach Arcis befand, war dieſe neue Direktionsveränderung nicht entgangen ; er ließ ſofort ſeine drei Regimenter mit großen Intervallen deployiren und die Adam jäger auf dem rechten Flügel , die Dragoner in der Mitte , die Louisjäger auf dem linken Flügel dem heranziehenden Feinde ent gegengehen. Dieſer eilte , in Colonne mit Zügen jenſeits der Chauſſee marſchirend, gegen Mery zurück. Dem Regiment ħer zog Louis hatte der Diviſions Commandeur in dieſem Moment ſeinen Stabschef , den Oberſt- Lieutnant von Bismark zur Füh rung zugetheilt.

Dadurch , daß das Regiment den linken Flügel

der Diviſion bildete , war ihm für den bevorſtehenden Kampf die entſcheidende Rolle zugefallen ; es wußte dieſen Schickſalswint zu benüßen .

Mit Halblinksum ging Oberſt- Lieut. von Bismark unverweilt mit dem Regimente vor und trabte ſo lange in der Diagonale fort, bis er ſich vollſtändig in der Flanke des Feindes befand , der in

dieſem Moment den Punkt erreicht hatte, an dem ſich die Straßen von Mery nach Arcis und von Troyes nach Plancy kreuzen . Jegt

erfolgt für die Louisjäger das Commando : „ Gerade aus und „Marſch, Marſch" ! Die Säbel raſſeln aus der Scheide, im wil den Rennen geht es vorwärts.

Da fommt man an den Chauſſee

graben , mit einem Saß fliegen unſere Reiter hinüber auf die Straße, mit dem nächſten, über den zweiten Graben wieder aufs Acerfeld, wie ein brauſender Orkan jagen ſie weiter. Jeßt haben

ſie die feindlichen Reiter erreicht, die nicht mehr Zeit finden ein zuſchwenken, ſo daß die Unſeren von der Seite gerade in die ge öffnete Zugscolonne bineinbrechen . Die erſten Hiebe fallen auf die Flügelleute, die ſofort niedergeſäbelt werden, dann geht es über die Anderen her.. Die feindlichen Grenadiere , Chaſſeurs und Mame lucken legen ſich mannhaft zur Wehr und ſuchen auf den für die Unſeren deutlich vernehmbaren Ruf ihrer Offiziere: Serrez les rangs die geſtörte Ordnung nach Kräften wieder herzuſtellen *). Umſonſt ; *) Die Unerſchrođenheit mit der ſich der Feind in dieſer für ihn höchſt nachtheili

gen Situation ſchlug, wird von allen Augenzeugen rühmend erwähnt. „Ich ſah nicht ſelten“ , ſchreibt einer der letzteren, „ daß Viele im ſtärkſten Retiriren ihre Piſtolen und Karabiner rückwärts gegen uns abſchoffen , was namentlich

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in den noch Stand haltenden Gliedern mit furchtbarer unwider ſtehlicher Gewalt vorwärts mäbend , ſind dieſe in einem Moment vollſtändig über den Baufen geworfen und ſuchen nun in Unord

nung und Verwirrung den Tod und Verderben bringenden Säbeln der Louisjäger zu entfliehen.

Das Alles drängt ſich in den kurzen Zeitraum weniger Minu ten zuſammen ; ſchneller als es ſich erzählen läßt, iſt der Ausgang des heißen Kampfes entſcheiden. Unterdeß haben die ruſſiſchen Þuſaren , Ulanen und Kojacken auf der entgegengeſegten Flanke ; die öſterreichiſchen Kürajſire hinter der Front des Feindes fich ent wickelt. Von dieſen tommen jedoch nur noch die Koſacken zur

wirklichen Thätigkeit, als nun die Verfolgung des in wilder Flucht jagen Mery fortſprengenden Feindes beginnt. In ſauſendem Galop gegen die Louisjäger, zwei Schwadronen Adamjäger und die Ko ſacken binter den feindlichen Reitern ber. Mit den beiden anderen Schwadronen des Regiments Prinz Adam und dem Dragoner Regiment folgt G.-L. Prinz Adam geſchloſſen als Reſerve. Bei obigen ſechs Schwadronen – Louis und Adam war natürlich von einem geregelten Zuſammenhalt gar keine Rede mehr. Bunt durcheinander beßen die Roth- *) und Gelbfragen und die Picenträger vorwärts, dem Feinde immer im Naden. Wer am beſten beritten oder am beberzteſten iſt, bleibt der Nächſte am Feinde .

Von dem Punkt, wo die Attake erfolgte, bis nach Mery, beträgt die Entfernung faſt eine deutſche Meile und auf dieſer ganzen Strece wurde die Verfolgung ununterbrochen fortgeſegt . Was man er reichen konnte, über hundert feindliche Reiter, wurden im wahren

Sinne des Wortes zuſammengehauen , mehrere hundert Mann ge fangen genommen . Mit dem legteren Geſchäft befaßten ſich nament lich die Rojaden, die in immer größerer Anzahl zurückblieben, um Beute zu machen , während unſere Jäger ohne Aufenthalt den flie henden Franzoſen nachlegten .

Wie denn ſolche Momente an wun

derlichen Zufällen reich zu ſein pflegen , ſo jagte plößlich, Mitten im Kampfgewühl der Koſackenoffizier, mit welchem Stabs-Rittm. von Raßler bei der Ablöſung vor Kehl Bekanntſchaft gemacht und den er ſeitdem nicht wieder geſehen hatte, plöglich an ihn hin . 1

der Fall war, als wir einer Standarte die wir gern erobert hätten , etwas eindringlicher zu Leibe gingen, die ſie aber heldermüthig bertheidigten ."

* ) Das Regiment Prinz Adam hatte rothe Kragen und Aufſchläge.

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Ah Kamerad, Kamerad, Paſchod : ſchrie er, ihn erfennend und war im nächſten Augenblick wieder unter der Maſſe verſchwunden . Bis dicht vor Mery wurde das tolle wilde Wettrennen fort geſeßt ; hier aber hatte ſich, kurz ehe man es erreichte, eine von

Pont-ſur- Seine herbeigerückte Infanterie -Abtheilung Macdonald's eingefunden, die endlich die raſtlos Fliehenden aufnahm . Das Feuer der Infanterie, ſo wie einer hier aufgefahrenen halben Zwölfpfünder: Batterie regte der Verfolgung der Unſeren Schranken. Zwar wurde auf Befehl Sr. R. Hob. des Kronprinzen jeßt die reitende Batterie Bürgi vorgezogen, das feindliche Feuer zu erwidern , doch brach bald darauf die Dunkelbeit herein , auch konnte von einem

wirklichen Angriff auf Mery ohne Infanterie keine Rede ſein ; und die war weit zurück in Les Grandes - Chapelles geblieben. Nunmehr hieß es denn endlich auch für unſere Jäger : Sam meln. Hinter den öſterreichiſchen Küraſſieren , die langſam gefolgt

waren, fand ſolches ſtatt. În blutbeſprigten Kleidern , die roth gefärbten triefenden Säbel in der Fauſt, tamen ſie in Trupps oder

einzeln in der munterſten Laune angeſprengt. Es war ein herr licher Tag für unſer Regiment, dieſer 20. März ; nach den thaten

loſen nicht enden wollenden Hin- und Herzügen der legten Wochen jeßt endlich einmal wieder eine geſunde träftige Attake , wo der alte Muth ſich bewähren fonnte -- und dann die friſche lebendige

Verfolgungsjagd in den ſonnigen Frühlingsabend hinein das Herz klopfte unſeren Burſchen hoch auf vor Freude. Als ſie jegt, von der Blutarbeit zurückkehrend, ihre Glieder wieder formirten, kam gerade der Kaiſer Alexander hinzu ; bezeugte dem Regiment laut ſeine Anerkennung *). - Und mit welch verhältnißmäßig ge

ringen Opfern hatte man das glänzende Reſultat - es waren allein erzielt ; 13 Offiziere und 300 Mann zu Gefangenen gemacht todt waren im Regiment 14 Pferde, verwundet Sec .-Lieut. Bud, die Jäger Wächter, Straub (erhielt eine Kugel in den Rücken, durch ſeinen Kochfeſſel bindurch ; es befanden ſich bei jeder Schwa

dron eine gewiſſe Anzahl ſehr großer Rochkeſſel die nach damaligem Gebrauch von den Jägern an die ſie ausgetheilt waren , auf dem Rücken getragen wurden) Locher und 2 Pferde. (Lieut. Bud ritt,

als das Gefecht durch Plänklerbewegungen eingeleitet wurde, an der Flankeurlinie auf und ab, wobei er bemerkte, wie ein fran

* ) So wird uns von Augenzeugen berichtet.

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zöfiſcher Offizier mit der Piſtole mehrmals nach ihm zielte. Plöß: lich fühlte er richtig, wie eine Kugel ihn an der linken Hüfte ge troffen hatte. Sie zerſchlug den Ring an der Säbelkuppel und einen meſſingenen Knopf ſeiner Beinkleider , wodurch das Eindrin gen in den Körper verbindert und nur eine leichte Rontuſion ver urſacht wurde ).

Ungleich größer war die Zahl derer , die wegen

beſonderen Auszeichnung hervorgehoben wurden.

Es waren dies

Major von Baiſewik, Stabs - Rittm . von Raßler, Prem.-Lieut.

von Kapff , von Bore , beſaßen ſchon den Militär- Verdienſtorden und wurden daber öffentlich belobt ; (Brig.-Adjutant Stabs - Rittm . von Batz erhielt den Ehrenjäbel) Sec. - Lieut. von þardt *), Rober , Buck, erhielten das Ritterkreuz des Militär- Verdienſt ordens ; Oberarzt Keller das des Civil- Verdienſtordens. Wachytm .

Keller **) , Quartierm . Gebhardt , Unteroff. Schweikert , Seyſſer ** ) , Schwager ; Jäger Gramer **) , Renner, Schneckenburger **), Guldig , Schaupp, Stoll, Mathes, Seemann , Fraîch , Werner , Schwager, Koch, Hopp , Mog , Lang , Müller , Weidenauer , Bauer 1 .**), Spren ger , Grönlein . Wer von dieſen nicht ſchon die ſilberne Me daille beſaß, dem wurde ſie nunmehr verliehen. 1

Von den 81 erbeuteten Pferden , die man dem Feinde abge

nommen hatte, waren 48 von unſerem Regiment erbeutet (von der Commandeur - Escadron allein 22 Grenadier - und 3 Mameluken

pferde ; prachtvolle Thiere, lauter Rappen .

Von dieſen wurden 14

als Erſag für die getödteten ins Regiment eingeſtellt , 14 an die

Artillerie, 4 an das Dragoner-Regiment , die übrigen 16 an das Hauptquartier abgegeben. Für jedes Pferd wurden 40 Gulden be zahlt. Unter den Gefangenen die beim Sammeln zum Regiment zurückgebracht wurden , erregten natürlich die Mameluten beſondere

Aufmerkſamkeit und großes Erſtaunen . Das Bivuak wurde vom ganzen 4ten Corps Nachts bei Les Grandes -Chapelles bezogen, wo am folgenden Morgen mit den ge machten Beutepferden ein förmlicher Pferdemarkt eröffnet wurde.

Sec .- lieut. von Hardt , der für den heutigen Tag wieder als Ordonnang Offizier 311 Sr. R. H. dem Kronprinzen commandirt war , hatte einen den !

Angriff betreffenden Befehl an den Oberſt-Lieut. von Bismark zu überbringen , und machte bei dieſer Gelegenheit, ſich an die Adamjäger anſchließend , die Attake freiwillig mit. ** ) Beſaßen ſchon die ſilberne Medaille.

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Die Küraſſiere mußten Mery gegenüber auf Vorpoſten ziehen, eine ſeltene Ehre, von der ſie übrigens nicht ſehr erbaut waren. -- Das 3te Corp8 lagerte bei Les Petites-Chapelles , das 6te bei Premier

Fait, die Dörfer vorwärts an der Aube und rechts am Barbuiſje Bach beſegend .

Wrede hatte unterdeß mit dem 5ten Corps ein bis Abends 11 Uhr dauerndes Gefecht vorzugsweiſe um das dicht bei Arcis gelegene Dorf Grand -Torcy geführt, das ſchließlich in den Händen der Franzoſen blieb. Reſultate von beſonderer Bedeutung wurden hier auf feiner Seite erfämpft.

21. März . Nach der Dispoſition für den 21. folite Se. R. H. der Kron

prinz um 5 Uhr Morgens in die concentrirte Stellung der Haupt armee eingerückt ſein , die ſich zwiſchen den Straßen von Troyes und von Lesmont nach Arcis entwickeln ſollte ; hier den ver mutbeten Angriff Napoleons zu erwarten . — Dieſe Dispoſition

traf aber erſt um 5 Uhr Morgens in Les Grandes - Chapelles ein, weshalb die Truppen des 3ten , 4ten und ( ten Corps nicht vor 9 Uhr in den befohlenen Stellungen ſein konnten . Der Marſch , dahin wurde übrigens ſogleich nach Empfang der Ordre angetreten , der Barbuiſjebach bei Voué paſjirt und auf dem rechten Ufer des

ſelben die vorgeſchriebene Poſition eingenommen . Um 10 Uhr war die Aufſtellung beendet . Das 6te Corps mit dem linken Flügel eigentlich ſollte das 4te an den Bach bei St. Remy gelehnt Corps ſich hier als linker Flügel poſtiren , da aber das 6te ich on daſelbſt ſtand, ſo ſchien es nun , im Angeſicht des Feindes , nicht

rathſam , mit dem 6ten Corps einen Flankenmarſch zu unternehmen ; das 4te rückte daher hinter dem 6ten weg , an die Stellc des leß teren ins Centrum -- ; den Raum zwiſchen dem 6ten und dem rechts von dieſem, mehr gegen die Mitte aufgeſtellten 3ten Corps füllte die Cavalerie des 3ten , 4ten und 6ten Corps aus ; das 4te

Corps im Centrum hielt das vor ſeiner Front gelegene Dorf Le Mesnil- la - Comteſſe durch 1 Bataillon und 2 Schwadronen beſett. Den rechten Flügel (bis Chaudrey an der Aube) bildete dann

wie geſtern das 5te Corps. Ganz rechts, auf dem rechten Aube ufer ſtand bei Dommartien die ruſſiſche Garde - Cavalerie- Diviſion

Djarowsky , die Garden und Reſerven hinter dieſer Stellung im zweiten Treffen. Naiſarow blieb zur Sicherung der Straße von Plancy nach Troyes auf dem linken Ufer des Barbuiſſebaches zurück. 34

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In obiger Stellung verblieb man ruhig während des ganzen Vormittags . Die Cavalerie - Diviſion Prinz Adam , nachdem ſie das Regiment Nr. 1 wieder von Villacerf an ſich gezogen – wie es ſcheint, blieben die Huſaren noch bei Malmaiſon zurück hielt auf dem rechten Flügel der Cavalerie , daneben die öſterreichiſchen Kürajjiere, links Pablen's Neiterei .

Allerdings batte Napoleon die Abſicht, die Hauptarmee anzu greifen, von der er wäbnte, daß ſie ſich im vollen Rückzug befinde.

Der geſtrige Kampf bei Torcy tonnte in ſeinen Augen, als ein Verſuch gelten, ſich zur Erleichterung des Nückzuges Luft zu machen ; und ange treten war der Rückzug ja von der Seine bis hierher ſchon am 19. März. Zwiſchen 10 und 11 Uhr rückte der franzöſiſche Kaiſer denn auch wirklich mit ſeinen Colonnen vor.

Pablen's

Cavalerie wurde ein wenig zurückgedrängt. Nun aber gewahrten die franzöjiſchen Heerführer Ney und Sebaſtiani die ganze Maſſe der Hauptarmee in einem großen Halbkreis entwickelt vor ſich. Dieſe Uebermacht anzugreifen , wäre Thorheit geweſen , und das einſehend, ließ Napoleon ſeine Colonnen im Angeſicht der gegen überſtehenden Armee wieder umkehren und begann ſofort, am bellen Tage, den Rückzug über die Aube .

Man ſah , die zum Vorſchein

gekommenen feindlichen Linien nach und nach wieder verſchwinden, fab jie bald darauf die Höhen hinter Arcis wieder hinauf zieben. Darauf hin wurde endlich um 3 Uhr Nachmittags das Signal zum Angriff gegeben . Derſelbe ſollte in drei Colonnen : 5tes 3tes und Ites - 6tes 6tes Corps erfolgen.. Die mittlere theilte Se. Corps erfolgen

R. Hob. der Kronprinz wieder in zwei geſonderte Colonnen, jedes der beiden Gorps für ſich marſchiren laſſend; zwiſchen ibnen rückte

die Cavalerie Diviſion Prinz Adam und die Küraſſier - Diviſion Kroyherr vor. Mit klingendem Spiel wurde avancirt, in einer Ordnung und mit einer Präziſion, wie bei einem Friedensmanöver. Die Cavalerie des Grafen Pahlen länge des Barbuiſſebaches hinabziehend , traf zuerſt auf den Feind und warf deſſen Arriere garde, die Cavalerie Sebaſtianis, zurück. Se . K. Hoh . der Kron

prinz eilte darauf mit ſeiner Cavalerie , zu der noch das Che vauleger- Regiment Roſenberg des 3ten Corps ſtieß , ebenfalls vor aus, mit Pahlen in gleiche Höhe zu kommen . In ſcharfem Tempo ging es vorwärts , der Stadt entgegen ;

jeßt erreichte man die legte Höhe , gewahrte die feindliche Cava lerie , welche ſich immer dichter gegen die Thore von Arcis hin

zuſammenzog. Raſch wurden die beiden reitenden Batterien vor

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gebolt, fie progten ab und ſendeten einen Hagel von Startätſchen -ſo nabe war man dem Feind -- in die Reihen der franzöſiſchen

Reiter . Deiſe zogen ſich hinter ihre Infanterie zurück, während

unſer Geſchüßfeuer lebhaft erwidert wurde. Die Cavalerie-Ne gimenter Nr. IV und V hielten während des Artilleriekampfes rechts und links der Batterien, die Regimenter Nr. II und III hin

ter denſelben. Hier wurden der Unteroffizier Keller und Jäger Zint unſeres Regiments verwundet.

Die Artillerie

des

6ten

Corps , ſowie zwei öſterreichiſche Zwölfpfünder-Batterien fuhren nun ebenfalls auf ; die Wirkung des concentriſchen Feuers, nament lich der öſterreichiſchen Zwölfpfünder, die ſehr langſam , aber ſehr ſicher ſchoſſen * ), war ganz außerordentlich und der Feind zog unter großem Verluſt in die Stadt zurück. Dieſe wurde noch eine Zeit lang von der feindlichen Nachhut vertheidigt ; von Truppen des 3ten und 6ten Corps geſtürmt, war ſie jedoch bald nach 6 Uhr Abends in den Händen der Unſeren.

Das 4te Corps blieb diesſeits der Aube ſtehen, die Infanterie in der Stellung zwiſchen Grand- und Petit-Torcy und St. Nabor dicht am Ufer der Aube ; die Cavalerie im Bivuat auf der Ebene vor der Stadt ; das Hauptquartier in Voué. Bei dem Rückzug der franzöſiſchen Colonnen batte man be

merkt, wie dieſe auf dem rechten Aubeufer ihre Direktion rechts genommen hatten, die Richtung auf Chalons oder Vitry einſchla

gend. Eine Gefährdung des rechten Flügels hierdurch befürchtend, wurde das 5te Corps ſofort auf das rechte Aubeufer nach Donne ment und Dommartin geſchoben. Webergang über die Aube und Marſch nach Vitry. 22. - 24. März. 22. März.

Um 7 Uhr Morgens ſegten ſich das 4te und 6te Corps , zu

folge der gegebenen Dispoſition ſich rechts wendend, nach Chaudrey in Marſch . Hier wurde die Aube oberhalb Arcie bis Rameru auf einer ſchlechten Bockbrücke überſchritten und die Stellung hinter *) Schauen'a, äußerte bei dieſer Gelegenheit ein öſterreichiſcher Artillerieoffizier, !

unſeren Kaiſer koſtet jeder Schuß einen Dukaten , da darf man nit unnöthig in die luft ſchießen, es muß gleich einſchlagen. 34 *

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dem Puisbach bei Dampierre bezogen , welche das 5te Corps über Nacht belegt hatte. Die Vorpoſten des legteren wurden durch die Brigade Jett - nunmehr wieder Regimenter Nr. IV und V und Ferdinand- Huſaren - bei dem Hofe La Val-le - Comte ( zwiſchen den Straßen von Arcis und Brienne nach Chalons-ſur-Marne), durch die Brigade Walsleben – Regimenter Nr. II und III – bei Brebant abgelöſt. Das 5te Corps zog darauf weiter auf der Straße nach Vitry ; das 3te ſtand in Arcis und unterhielt hier

den ganzen Tag ein Tiraillement mit dem gegenüberſtehenden Feinde.

Auch das Regiment Herzog Louis hatte heute bei Brebant ein lebhaftes aber reſultatlojes Vorpoſtengefecht zu beſtehen. 23. März

Für den heutigen Tag waren drei verſchiedene Dispoſitionen erlaſſen , je nachdem der Feind dieſe oder jene Richtung eingeſchla gen habe , worüber man noch nicht im Klaren war : eine Dispo ſition für den Fall, daß er auf Chalons ; eine andere für den Fall, daß er auf Vitry ; und eine dritte , falls er auf Montmirail ge 1

zogen ſei .

Daß der zweite Fall eingetreten war, wurde bald zur Gewiß beit.

Das 4te Corps wurde daraufhin Morgens auf Metiercelin

und Petit- Fenu in Marſch geſegt. Die Avantgarde ſollte ſich bei Mailly) und Poivre aufſtellen. Dudinot, der bisher noch vor Arcis

ſtand , trat Heute ſeinen Marſch über Dosnon und Sommepuis auf Vitry an , wobei eine Colonne ſeiner Truppen in der Frühe die Vorpoſten des 4ten Corps zwiſchen Grandville und Dampierre angriff und ſie zurückwarf. Um dieſelbe Zeit etwa rückte nun Se. K. Hoh . der Kronprinz mit der Cavalerie - Diviſion Prinz Adam in jener Richtung vor ; die Brigade Walsleben wird zu

dem Ende links abmarſchirt ſein und die Brigade Jett aufgenom men haben, welch legtere es obne Zweifel war , die von Dudinot

zurückgetrieben wurde, da ſie in jener Direktion auf Vorpoſten ſtand. Die feindlichen Plänkler verjagte man darauf ohne große An ſtrengung und erblickte nun eine Cavalerie- Colonne, die, etwa 4000 Pferde ſtart, auf Vitry marſcirte und die man Anfangs für Pab lens Reiter hielt. Gar bald aber ſtellte es ſich heraus, daß es der Feind war. Und zwar hatte man hier Macdonalds Arrieregarde

vor ſich , die kurz darauf bei Trouan-le-Grand aufmarſchirte, um

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den Rückzug des Macdonald'ſchen Gros zu deđen , das ebenſo wie Dudinot auf Vitry) marſcirte.

Die Cavalerie- Diviſion Prinz Adam war aber für ſich alein nicht ſtark genug, um gegen dieſe feindliche Reitermaſſe etwas unter : nehmen zu können ; ſo mußte man ſich vorläufig begnügen derſelben gegenüber ſtehen zu bleiben , während Adjutanten über Adjutanten

zurückgeſchickt wurden , die Kürajjier- Diviſion herbei zu holen , der dieſelbe Richtung, welche die württembergiſche Cavalerie genommen hatte, vorgeſchrieben war. Unterdeß wurden die reitenden Batterien vorgezogen und die feindliche Arrieregarde lebhaft beſchoijen ; worauf dieſe nicht länger Stand hielt, ſondern ihren Rückzug fortſeşte .

Endlich nach langem Warten trafen die Küraſſiere ein. So gleich ſeşte ſich die geſammte Cavalerie des 4ten Corps in Trab ; ſtarke Plänklerſchwärme vor der Front, das Gros in Colonnen

mit Zügen , ſo folgte man dem Feinde. Der aber hatte mittler weile einen bedeutenden Vorſprung gewonnen , und war , ſo ſehr man auch eilte, nicht mehr einzuholen. Um Mittag kamen unſere Reiter nach Sommepuis . Das ganze Dorf war mit vernagelten franzöſiſchen Kanonen , Munitionswagen und Pontons angefüllt, die G.-L. Djarowsky mit der leichten ruſſiſchen Garde- Cavalerie Diviſion einige Stunden früber bier dem retirirenden General

Gerard abgenommen hatte . Weiter ging es dann in der Richtung auf Vitry (das in Vertheidigungsſtand geſegt und von Preußen be ſegt war, bei dem Marſch des Kaiſers Napoleon über Vitry nach St. Dizier aber vom Feind eingeſchloſſen wurde ) . Wrede , lo lautete eine ( unrichtige) Meldung, beſchieße bereits eine oberhalb

Vitry gelegene Marnebrücke, über welche der Feind ſeinen Rückzug ausführe , es ſei daber nöthig , den Feind auch auf der Seite von Vitry gegen dieſes Defile zu drängen. Als man jedoch endlich es war ſchon Abend bei den Höhen vor Vitry anfam , empfing unſere Cavalerie ein lebhaftes Geſchüpfeuer der feindlichen Arriere

garde. Ein Pferd des Regiments Herzog Louis wurde dadurch

erſchoſſen, der Jäger Kreglinger durch eine Kanonenkugel ſchwer verwundet.

Die Brigade W alsleben bivuakirte darauf als Avantgarde bei dem Hof La Cence- de -Blacy , eine Meile diesſeits Vitry , die Brigade Jett ging nach Sommepuis zurück, bis wobin das Gros des Corps nachgerückt war . Das Regiment Herzog Louis batte heute einen Marich von beinahe 4 Meilen gemacht, das war gerade

nichts Ungewohntes ; verdient aber wegen der Gangart , die dabei

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eingehalten wurde und troß der die Pferde der Louisjäger friſch und munter ins Bivuak und folgenden Tages wieder weiter rückten, der Erwähnung . Die am 21. Februar aus dem Königreich abmarſchirte 6te

Marſch -Colonne: G.-M. von Spigemberg mit dem Leib - In fanterie- und den Land-Regimentern Nr. 2, 7 und 8 ( ſiehe S. 422) traf heute in Bar-ſur-Aube ein und defilirte dort am Kaiſer von Deſterreich vorbei, der ſich daſelbſt aufhielt ; die Colonne batte den Befehl , nach Brienne zu marſchiren . Dorthin ohne Cavalerie und !

Artillerie vorzurüden , ward aber bei den Bewegungen Napoleons,

die für den Rücken der Armee als im höchſten Grade gefährlich an geſehen wurden, für unthunlich gehalten ; G.-M. von Spigemberg empfing daher vom Kaiſer Franz die Ordre , ſich ſeinem Hoflager anzuſchließen, das nach Chatillon aufbrach. Am 25. März wurde legterer Ort erreicht, dort aber der weitere Befehl gegeben, nach Dijon zurückzuweichen , wo die Colonne am 27. März eintraf und

dem General von Spigemberg zwei öſterreichiſche Batterien zuge Der Munitions - Reſervepark konnte nur mühſam auf dieſen Märſchen nachfolgen . Eine am 2. April zu Dijon ein: treffende Königliche Ordre vom 28. März ertheilte darauf dem G.-M. von Spigemberg den Befehl , nun ſofort auf Brienne zu wieſen wurden .

marſchiren , da die Kommunikation wieder offen ſei. Gegen Mitte April traf die Colonne demnach bei Bar - ſur - Seine zum Corps,

als dieſes bereits nach dem Abſchluß des Waffenſtilſtandes Nan tonirungsquartiere im Departement der Yonne und Aube bezogen hatte. Bei dem damals ſchon nahe bevorſtehenden Frieden aber er hielten am 23. April das Leib-Infanterie- und die Land-Regimen: ter Nr. 7 und 8 und eine Abtheilung des Reſerveparks die Ordre,

den Rüdmarſch ins Königreich anzutreten , wohin das Land -Regi ment Nr. 6 am 30. April ebenfalls inſtradirt wurde.

Nur das

Land-Regiment Nr. 2 blieb beim Corps als Ergänzungstruppe zurüdt. Die Bewegungen Napoleons, deren wir ſo eben erwähnten, waren bekanntermaßen diejenigen, durch welche er momentan die franzöſiſche Hauptſtadt Preis gab und in den Rücken der Verbün=

deten gegen den Rhein marſcirte. Ein Manöver, das ſeine Ge danken ſchon während des ganzen Feldzuges beſchäftigt hatte , das er nun aber zur Ausführung brachte, weil ihm kein anderes Mittel mehr übrig zu bleiben ſchien. Er hoffte damit ſeine Gegner zu ſchrecken, ſie zur Umkehr zu veranlaſſen , um ihre Verbindung mit

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Wirklich auch wurde in dem Kriegsrath, der zuſammentrat , nachdem die Gewißheit über die eingeſchlagene Richtung Napoleons keinem Zweifel mehr unterlag , der Fall er wogen , ob es noch möglich ſei auf Parallelſtraßen in Gewalt dem Rhein herzuſtellen .

märſchen am Feinde vorbeizukommen und fich ihm irgendwo wies der vorzulegen . Das mußte aber verneint werden und darauf be ſchloß man , im Rücken des Feindes mit der Hauptarmee auf

Chalons -ſur -Marne zu marſciren und ſich dort mit der ſchleſiſchen und Nordarmee zu vereinen . Daß man am Abend des 23. faktiſch Winzingerodes Vorhut ſchon mit dieſen in Verbindung ſtand unter Czernitſchew ſtand in Sommeſous, erſterer mit 7000 Pferden in Vatry ( zwiſchen Sommelous und Chalons) ; Tettenborn in Soude- St. Croir (zwiſchen Sommelous und Vitry) ; Langeron und

Sacen in Rheims , Avantgarde Epernay ; York und Kleiſt in war an dieſem Abend Chateau - Thierry ; Bülow bei Soiſſons im großen Hauptquartier noch nicht ſo genau bekannt. 24. März .

Als man aber das in der Frühe des heutigen Tages in Er fabrung brachte ; als der durch einen Difizier Tettenborns (Lieut.

Redlich der hanſeatiſchen Legion) aufgefangene Brief Napoleons an

Marie Luiſe , andere wichtige Depeſchen aufgehobener franzöſiſcher Souriere die Lage der franzöſiſchen Armee in einem zum Theil ganz neuen Lichte dem Hauptquartier darſtellten ; während Briefe hochgeſtellter Männer Frankreichs den zerrütteten Zuſtand des Heeres , die Erſchöpfung der Raſſen und Arſenale , die Sehnſucht

des Volkes nach Frieden ſchon ſeit längerer Zeit dokumentirten da beſchloß man den Marſch auf Chalons aufzugeben , der Spur

des Feindes zu folgen und unverweilt bei Vitry über die Marne zu geben. Endlich aber , nachdem ſchon die Befehle dazu ertheilt waren , fand der in einem Kriegsrath beim Kaiſer Alexander von

legterem ſelbſt heute Morgen neuerdings wieder in Anregung ge brachte Vorſchlag allgemeine Billigung: mit ganzer Macht auf Þaris zu marſch iren , während dem franzöſiſchen Kaiſer nur ein ſtarkes Detachement auf St. Dizier , wohin er ohne Aufenthalt fortmarſcirte, folgen ſolle, um den Marſch nach Paris zu mastiren und Napoleon in dem Glauben zu erhalten , die ganze Armee der

Verbündeten folge ihm . Der König von Preußen und Schwarzen berg , die ſchon von Sommepuis fortgeritten waren, als man dieſen Beſchluß faßte , wurden vom Kaiſer Alexander darauf unterwegs

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eingeholt und beide Erſtere „ gaben dem Vorſchlag des Kaiſers mit Begeiſterung ihre Zuſtimmung und konnten nicht anders als einen glänzenden Erfolg diejer wichtigen Bewegung vorherſehen * ).“ Daß die wechſelnden Entichlüſſe geſtern und heute früh eine

nicht geringe Zahl verſchiedener , ja ſich widerſprechender Befehle hervorriefen, iſt begreiflich : ſechserlei verſchiedene Ordres liefen raſch nach einander ein, beſagt ein uns vorliegender bandſchriftlicher Be richt. Nach derjenigen , die den Marſch nac Vitry vorſchrieb (um Napoleon zu folgen ), ſtand das 4te und 6te Corps Morgens 8 Uhr bei Sommepuis zum Abmarſch bereit ; die Cavalerie - Diviſion Prinz Adam auf der Höhe zwiſchen dieſem Ort und Vitry ,

etwas rückwärts der über Nacht bezogenen Vorpoſtenſtellung; die Küraſſier- Diviſion marſchirte zu derſelben Stunde von Humbauville (rückwärts Sommepuis ) ebendabin . Bis dicht an die Stadt rück ten die beiden Corps vor und bezogen hier ihr Bivuat.

Rechts der

Straße, bei Blacy das 4te Corps Mitten in den Weinbergen ; links der Straße bei Loiſy , Drouilly und Pringy das 6. Corps . Die Cavalerie des 4ten Corps rückwärts bei den Höfen La Cence -de Blacy und La Cence-du - Puits.

Bei dem prächtigen Wetter war es eines der angenehmſten Bivuaks während des ganzen Feldzuges , zumal die nabegelegenen Dörfer und Höfe Fourage und Lebensmittel in Ueberfluß lieferten .

Mit dieſen hatte man ſich natürlich reichlich verſehen, als die ſpä ter auf dem Lagerplage eintreffenden öſterreichiſchen Küraſſiere „ uns die ſonderbare Zumuthung machten, unſere Vorräthe mit ihnen zu

theilen “, berichtet ein Regimentsangehöriger. „ Dabei kam es zu einigen Differenzen und als die Küraſſiere hierauf die Ferdinand Huſaren zu Hülfe riefen, antworteten dieſe : Machn's weiter, Würt temberger ſein immer bei uns ihr nie ; worauf ſchnell Friede ge chloſſen wurde ."

Vorrücken auf Paris. 25.-29 . März, Treffen bei Sère - Champenoise am 25. März. Am geſtrigen Nachmittage noch war der Heertheil , welcher be ſtimmt worden, dem franzöſiſchen Kaiſer zu folgen, in der Richtung auf St. Dizier abmarichirt.

Es war der General der Cavalerie

Winzingerode mit 8000 Pferden und 46 Kanonen. Dem ganzen übrigen Heere wurde die Direktion auf Paris gegeben. So geheim auch dieſer Marſch gehalten werden ſollte und deshalb den Truppen: *) v. Bernhardi.

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theilen ſelbſt von Seiten der Befehlshaber nichts darüber mitge theilt worden war, ſo brach ſich doch , wie es eben geht , das Ge

rücht darüber gar bald Bahn und rief lauten , freudigen Jubel bervor , als die Richtung auf die franzöſiſche Hauptſtadt nunmehr eingeſchlagen ward .

Um 4 Uhr Morgens brach Se . K. Hob. der Kronprinz mit der Cavalerie des 4ten und Sten Corps auf und rückte auf der Straße nach Sezanne vor . Die Cavalerie - Diviſion Prinz Adam

links neben der Straße in Colonne mit Zügen, Regiment Herzog Louis an der Spiße ; die Cavalerie des G. L. Grafen Bablen

(21 Schwadronen Ulanen und Huſaren und mehrere Kojackenpults) rechts von der Straße, die reitende Artillerie auf der Straße ſelbſt. Als Reſerve die öſterreichiſche Kürajjier - Diviſion und die ruſſiſche

des 6.-L. Kretow. – Ihr folgten in Echelons das Gros des Cten und 4ten Corps, die Garden und Reſerven , das 5te und 3te Corps. Das 3te , 4te und 6te Corps ſtanden wieder unter dem Oberbefehl des Kronprinzen .

Die Marſchälle Mortier und Marmont hatten unterdeß am 23. in Chateau-Thierry den Befehl ibres Raiſers erhalten , ſich ſo

raſch wie möglich mit ihm zu vereinigen , rückten daber in einer Stärke von 25,000 Mann , darunter 7000 Reiter , am 23. in der

Richtung auf Vitry nach Etoges und Vertus und am 24. Abends ſtand Mortier als linker Flügel bei Vatry, wo ſich die Straßen Troyes-Chalons und Vertus-Vitry freuzen ; Marmont als rechter Flügel an der Straße Sezanne-Vitry bei Soude-St. Croig und Soudé- Notre- Dame, den die Straße quer durchſchneidendenSoude bac vor der Front. ge Bei Coole – 2 ſchwache Meilen weſtlich von Vitry wahrte man die erſten franzöſiſchen Poſten , ſie wichen zurück. Prinz Adam eilte zur Avantgarde vor, die unterdeß auf Soudé - St. Croix avancirte . „Ich erachtete für nöthig “, ſagt er in ſeiner Relation I

über dieſe Begebenheit , „ um die Stärke und Faſſung des Feindes kennen zu lernen , zwei Geſchüße auſfahren zu laſſen . Auf die erſten 1

Kanonenſchüſſe formirte der Feind , welcher überraſcht ſchien , eine Cavalerielinie von ungefähr 8000 Pferden , einigen 30 Piecen , von einer zahlreichen Infanterie unterſtüßt. Zwei Gefangene, welche

durch dieſe raſche Bewegung in unſere Hände fielen , ſagten aus, daß ſich hier das Corps des Marſchau Marmont, die junge Garde

unter Marſchall Mortier und ungefähr 10,000 Mann Cavalerie be fanden .“

Auf die über dieſen Vorfall gemachte Meldung, es war zwiſchen

538

8 und 9 Uhr, fam Se. N. Hob. der Ironprinz ſelbſt herbei ; da er ſeine noch weit entfernte Infanterie nicht abwarten wollte, ſo befahl er mit der Cavalerie auf beide Flanken des Feindes zu

manövriren ; die durch den Bach gedeckte Front mit Neiterei allein anzugreifen, hätte keinen Erfolg verſprochen . Pahlen ging darauf rechts in der Richtung auf Soudé - Notre - Dame, Se. K. Hoheit ſelbſt führte die Diviſion Prinz Adam links in Echellons gegen die rechte feindliche Flanke vor. Der Feind unterhielt ein lebhaftes Feuer gegen die avancirenden Reiterlinien. Eine Büchſenkugel traf den Seconde -Lieutenant von Bud Mitten auf den Unterleib und

zerſplitterte einen Knopf an ſeiner Kleidung. Seit der am 20. er haltenen Kugel trug er eine wollene Binde um den Leib , die ihn heute vor einer gefährlichen Verwundung ſchüßte. Als er die Uni form aufriß fand ſich die Kugel auf dem Körper liegend, obne in denſelben eingedrungen zu ſein. Folgenden Tags war der Leib

zwar außerordentlich geſchwollen , wodurch Buck ein paar Tage dienſtunfähig wurde , in der Schlacht von Paris jedoch ſchon wie der vor ſeinem Zuge ſtand. Der Feind - Marmont und Mortier, welch leşterer gerade von Vatry beranmarſchirt war nunmehr auf beiden Flanken

bedroht, von unſerer Artillerie heftig beſchoſſen, trat ſeinen Rückzug auf Sommeſous an . Unſere Reiter folgten links , Pahlen rechts, ruſſiſche Huſaren, Noſaden und die ruſſiſche Kürajjier - Diviſion Kretow in der Mitte . Die Verfolgung ging luſtig vorwärts , und wurden ſchon jet an der Queue Mortiers, die noch auf der Straße von Vatry ſtand, durch Pahlens Cavalerie viele Leute zuſammen gehauen . Bei Sommeous machte der Feind wieder Front. Marmont

ſtellte ſeine Infanterie rechts , Mortier linfs des Dorfes, die Ca valerie in zwei Treffen vor der Infanterie auf. Während eines beftigen Geſchüßkampfes zog darauf der Feind unter dem Schuße

ſeiner Artillerie den linken Flügel über den Sommebach zurück, der bisher beide Marſchälle noch trennte und ſtand nun auf einer ſanften Anhöhe, den linken Flügel an den Sommebach, den rechten an einen anderen Bach (der bei Vaurefroir fließt) und an das Dorf Montépreur gelehnt. Das Artilleriegefecht dauerte bier bis Mittag fort , während unſere Cavalerie in Linie entwickelt weiter rückwärts aufmarſchirte. Die Brigade Jett : Cavalerie -Regimenter

Nr. IV, V und Ferdinand-Huſaren , und die öſterreichiſche Küraſſier Brigade Delfours ſtanden im erſten Treffen ; die Brigade

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Wal8leben : Regimenter Nr. II und III , und die Küraffier Brigade Seymann rüdten als zweites Treffen nach. Obgleich auch jetzt noch immer feine Infanterie zur Stelle war, wollte Se . K. Hoh. Der Kronpriuz doch den Angriff auf

den allerdings durch das Terrain ſehr begünſtigten Feind nicht länger verſchieben.

Das Regiment Prinz Adam machte auf die

Front des rechten feindlichen Flügels mehrere glückliche Attaken, während das Regiment Ferdinand - Huſaren den Befehl erhielt, ſich mehr gegen die Flanke dieſes Flügels zu dirigiren, die Brigade

Delfours folgte in Colonnen. Se. S. Hoh. der Kronprinz führte hier , den Säbel in der Hand , die Reiter perſönlich zur

Attake , tämpfte ſelbſt im wildeſten Getümmel und feuerte durch ſein Beiſpiel Alles zur glänzendſten Tapferkeit an . Das Huſaren Regiment warf den Feind , gleichzeitig aber wurde das Nürajjier

Regiment Liechtenſtein , welches den Huſaren unmittelbar folgte, vom Feind angegriffen und zurüdgetrieben. Dadurch mußte die begonnene Attake wieder abgebrochen werden . Unterdeß traf das etwas zurücgebliebene zweite Treffen : Wals leben und Seymann ebenfalls , und die Meldung vom Groß fürſten Konſtantin ein , daß er mit rujjuder Barde - Cavalerie ron Sommepuis über Poivre vorrüde und die rechte feindliche Flanke umgeben werde.

Der Feind aber wartete das Eintreffen unjerer Verſtärkung nicht ab . Die Cavalerie zog ſich hinter die Infanterie und dieſe trat in großen Maſſen ſchachbrettförmig ihren Rückzug an, in eine recyter Flügel neue Stellung zwiſchen Connantray und Lenbarré linker Flügel gebend. Die Cavalerie des 4ten Corps , ſowie die Pablens folgten, legtere trieb den Feind lebhaft

vor ſich her.

Nun traf auch der Großfürſt Konſtantin von links

her ein und zwang durch ſeine drohenden Flankenbewegungen die jeindlichen Reiter zum Zurückziehen auf ihre Infanterie. Dieſe formirte Quarres, das Regiment Prinz Adam griff ein ſolches, aus etwa 1000 Tirailleurs beſtehend , dreimal nach einander an, nahm zwei Kanonen, vermochte aber nicht es zu ſprengen. Darauf

unternahm General von Jett mit den Ad a m - Jägern und Ferdi nand - Huſaren gemeinſchaftlich die vierte Attake , ſprengte das Quarre und bieb es größtentheils zuſammen . Ein unterdeß eingetretenes Sturm- und Hagelwetter, das dem Feind ins Geſicht ſchlug, trug nicht dazu bei, ſeine Lage zu ver beſſern ; die Gewehre gingen nicht mehr los , die Lunten waren

540

kaum brennend zu erhalten , die Stimmung der Franzoſen mußte ro unvermuthet auf einen Feind treffend der zwiſchen den Mar ſchällen und ihrem Kaiſer ſtand , ſie von dieſem abdrängte

eine

immer gedrücktere werden . Ehe der Feind das „Defile von Con nantray " durchzogen hatte, wurden die Quarres der Garde- Volti

geurs noch durch die Ferdinand - Huſaren, Kaiſer- und Ron : ſtantin - Nüraſſiere nach hartnädigem Widerſtand geſprengt. Der

Flügel-Adjutant des Kronprinzen Oberſt von Wimpffen machte dieſe Attake mit und drang Mitten in das feindliche Viereck ein. Das Defile war , nachdem der Feind ſeinen Rückzug durch

dasſelbe endlich ausgeführt hatte, von zurückgelaſſenen Munitions und Bagagewagen , vollſtändig geſperrt , wodurch die Verfolgung momentan ins Stocken gerieth. Se. k. Hoh . der Kronprinz befahl ſeiner Cavalerie, rechts vom Dorfe den an demſelben vor beifließenden Bach zu paſjiren. Mann für Mann mußten die Rei ter über die ſteilen Ufer ſeßen .

Unſere reitende Artillerie , nach

konnte zehnſtündigem Marſch und Gefecht es war 2 Uhr wegen der durch das Manövriren auf dem feuchten Lehmboden

ganz erſchöpften Pferde nicht mehr vorwärts. Die Reiter drangen jedoch, nachdem man Defile und Bach hinter ſich hatte, friſch wie der vor. So wie ſie ſich zeigten, flob der Feind in großer Ver wirrung auf das nicht mehr ferne Fère - Champenoiſe und die rechts

rückwärts gelegenen Höhen von Brouſſy -le-Grand, St. Loup und Linthes .

Pahlen hatte unterdeß Bach und Defile Fère - Champenoiſe rechts umgangen und rückte gegen die linke feindliche Flanke vor. Dabin zog jegt auch Prinz Adam , während die ruſjiſche Garde Cavalerie dem rechten Flügel gegenüber im Vordringen blieb. In der Ebene jenſeits Fère- Champenoiſe breitete ſich die ver

cinigte Cavalerie – es waren hier ſchließlich über 10,000 Reiter beiſammen

wieder aus und Se. A. Hob . der Kronprinz

war gerade im Begriff, die Dispoſitionen für den Angriff auf obige Höhen zu entwerfen, als die Meldung einlief , daß man im Rücken der Alliirten Kanonendonner vernehme.

Es waren die

Diviſionen Pacthod und Amey, die von Etoges aufgebrochen , ſich

mit den Marſchällen Mortier und Marmont vereinigen wollten, die aber bei Villeſeneure, auf dem Wege nach Vitry entdeckt, von den Generalen Norff und Waſſiltſchikow (der ſchleſiſchen Armee) angegrijpen und, bei dem darauf angetretenen Rückzuge gegen Fère

Champenoiſe, vollſtändig vernichtet wurden .

541

Der plößlich vernommene Kanonendonner dieſes Gefechts diente jedoch den Marſchällen Mortier und Marmont zum Heil . Die ruſſiſche Garde-Cavalerie und Pahlens Reiterei erhielten den

Befehl , dorthin umzukehren und die Cavalerie des 4ten Corps allein war natürlich zu ſchwach, etwas Ernſtliches ferner zu unter : nehmen. Zumal nach einer jegt faſt zwölfſtündigen Anſtrengung und ohne Artillerie. Nur eine ruſſiſche Gardebatterie war noch verfügbar *) und mit dieſer wurde das Feuer gegen die vom Feinde beſegten Höhen fortgeſeßt. Der Feind nun, ebenfalls den almälig näher kommenden Ra nonendonner im Rücken der Alliirten vernehmend, glaubte, es rühre

derſelbe vom Kaiſer Napoleon her , der von der Marne anrückend die Verbündeten angreife. Um ihn darin nach Kräften zu unter ſtügen , ging die franzöſiſche Cavalerie wieder vor , ſtürzte ſich auf die ruſſiſchen Geſchüße und hätte dieſe , welche zurüdjagten , faſt ereilt, als noch rechtzeitig der brave Oberſt- Lieutenant von Rein hardt mit ſeinen Abamjägern zur Hand war , dem Feind in die rechte Flanke fiel und ihn mit Hülfe eines Küraſſier-Regiments zurückwarf. Unterdeß trat die Dunkelheit ein , die dem Kampfe ein Ende machte. Die franzöſiſchen Marſchälle zogen ſich auf die Höhe von Allemant und in der Nacht auf Sezanne zurück, nach einem Ver luſt von 5000 Todten und Verwundeten und 10,000 Gefangenen

( einſchließlich der Diviſionen Pacthod und Amey ), 80 Geſchüßen und 250 Munitionswagen.

Von der Cavalerie des 4ten und 6ten

Corps wurden allein 15 Geſchüße erobert , 30 vom Feind ſtehen gelaſſene fielen nebſt 100 Munitions- und Gepäckwagen und 4000 Gefangenen in ihre Hände . Leider fand das Regiment Herzog Louis keine Gelegenheit,

bei dieſem glänzenden Neitergefecht eine beſondere Thätigkeit zu entwickeln. Nur ganz zu Anfang bildete eß die Vorhut und griff als ſolche mit ſeinen Plänflern die feindlichen Poſten an , ſpäter

blieb es, wie erwähnt, als zur Brigade Walsleben gehörig, in Re ſerve. ( In einer Ausrüdſtärke von 17 Offizieren, 314 Combattan ten , 38 Noncombattanten , 302 Dienſtreit- und + Zugpferden.

Oberſt von Gaisberg , Prem.-Lieut. von Braunmüller und Sec .-Lieut. von Endres waren frank und verwundet ; Sec . -Lieut. *) Bismart führt in ſeiner Ideentaktit jogar nur drei leichte Geſchüße Ses lawing an.

542

von Schaich commandirt.

-

Die Effektivſtärke betrug 558 Mann ,

incl. Offiziere, und 429 Dienſtreit- und 8 Zugpferde, von denen

allein 88 Mann und 105 Pferde bei der Bagage , die Uebrigen anderweitig commandirt, im Lazareth oder beim Depot waren .) Es folgte allen oben beſchriebenen Bewegungen der Diviſion, ohne daß es ihm vergönnt worden wäre , ſelbſt zur Attafe anreiten zu

dürfen. Wir können daher den heutigen , ſonſt ſo glänzenden Ge fechtstag, als keinen beſonders freudigen für unſer Regiment be zeichnen , da ſeinem Thatendurſt und der , wir möchten ſagen , an erfannten Gewohnheit, das Regiment überall wo es galt an der 1

Spige zu ſeben, bier nicht ſein Recht wurde. - Nur hin und wie

der wurde die Stampf - Unthätigkeit durch leichte Scharmügel vor gezogener Plänkler unterbrochen und einmal auch ſollte wenigſtens die Commandeur - Escadron zum Einbauen kommen . Eine zur Rechten derſelben auf einige Entfernung aufgeſtellte ruſſiſche Hu

ſaren-Schwadron nemlich wurde von franzöſiſchen Küraſſieren mo mentan hart bedrängt, weshalb von erſterer der Ruf : Cavalerie vor ! erſcholl. Stabs - Rittmeiſter von Naßler , das vernehmend, ſeşte, ohne ein weiteres Commando abzuwarten, ſeine Schwadron ſofort in Galop , fiel blißſchnell den Küraſjieren in die Flanke, hieb ſelbſt einen feindlichen Panzerträger vom Pferde , befreite durch ſein raſches Handeln die ruſſiſchen Huſaren aus der fritiſchen

Lage und rüdte dann, ruhig als ob nichts vorgefallen wäre, wieder in die Linie des Regiments ein. Der Verluſt desſelben beſtand. in 3 todten Pferden und den

Jägern Sämann und Lindner, welche vermißt wurden. Legterer, in feindliche Gefangenſchaft gefallen , kehrte ſpäter wieder daraus zurück , während Sämann nie wieder zum Vorſchein fam.

Bei

dem Rückzug des Feindes bemächtigten ſich Stabs- Rittmeiſter von Raßler und Premier-Lieutenant von Boſe eines unbeſpannten franzöſiſchen Zwölfpfünders, nachdem deſſen Bedienungsmannſchaft von ihnen verjagt worden war. Da aber hinzukommende Koſacken bebaupteten , Daß fie furz zuvor das Geſchüß eigentlich erobert

hätten, mußte ihnen dasſelbe auf eingeholten höheren Befehl über laſſen werden.

Die Cavalerie kantonirte nach beendigtem Gefecht in Connantre und Ognes, unweit Fère -Champenoiſe ; die nachrückende Infanterie des 4ten und 6ten Corps nabm zwiſchen Connantre und Corroy Stellung .

543 26. März

Wo das Gefecht geſtern geendet hatte, wurde heute um 6 Uhr Morgens zur Verfolgung des Feindes wieder angetreten . Die Cu valerie des Iten , 5ten und 6ten Corps war beſtimmt, die Avant

garde zu bilden . Die Reiter des 6ten Corps zogen voraus, dann folgte , nad den ruſſiſchen Küraſſieren , die Diviſion Prinz Adam

mit ihrer Artillerie , dann eine öſterreichiſche Kürajjier - Brigade . Das Ganze unter Commando Sr. N. Hoh . des Kronprinzen .

Die zweite öſterreichiſche Kürajjier - Brigade und die Ferdinand Huſaren blieben zur Deckung der ruſſiſchen Grenadiere zurück , die zur Unterſtüßung der Avantgarden - Cavalerie beſtimmt waren .

Sezanne fand man vom Feinde verlaſſen. Eine Stunde jen: ſeits der Stadt bei Moeurs ſcheiden ſich die alte und neue Straße nach La Ferté- Gaucher.

Hier um 2 Uhr Nachmittags angekom

men , erfuhr man , daß der Feind die neue Straße eingeſchlagen habe und zwar mit ſeiner Hauptmacht um

1 Uhr Mittags ab

marſchirt ſei. Während der General der Cavalerie Frimont mit der Reiterei des 5ten Corps auf die alte Straße nach Meilleray dirigirt wurde , wo die Armee heute lagern ſollte, rückten die Cavalerie des Aten und Gten Corps und die ruſſiſchen Grenadiere

auf der neuen Straße vor. Hinter Eſternay am Grand- Morin (einem Fluß der beide Straßen trennt) ſtand die feindliche Nach hut. Sie wurde vertrieben und unerwartet traf man hier mit der

Avantgarde des Kleiſt'ſchen Corps zuſammen ; gemeinſchaftlich wurde der Marſch fortgeſeßt.

Um die vortheilhaften Stellungen des Feindes, die er hier hin ter der großen Zahl kleiner Bäche nehmen konnte , zu umgeben, bog die Cavalerie des 4ten Corps unter der Führung des Kron prinzen links von der Straße ab , über Courgivoug, Maiſoncelles und Pierrelez gegen St. Mars vorrückend, während Bahlen mehr rechts nach Moutils zug. Auf der Straße ſelbſt gingen einige preußiſche Bataillone vor , die ſich bei der Kleiſt'ſchen Avantgarde befanden . Dieſe griffen Moutils an. Se . k. Hobeit mittlermeile gewahr werdend, daß bei Tage St. Mars nicht mehr zu erreichen war, wendete auch wieder rechts gegen die Straße und ließ durch ſeine reitende Artillerie Moutils beſchießen . Das Dorf wurde ge nommen , die feindliche Arrieregarde retirirte ſüdlich über Cour tacon auf Provins. Die beiden Marſchälle batten ſchon zuvor den

Weg dahin eingeſchlagen .

Die Savalerie des 4ten und 6ten

Corps bivuafirte dann bei dem erſtürmte Dorfe.

-

544

27. März.

In der Frühe um 6 Uhr ging es weiter . Die Cavalerie des Aten und 6ten Corps ſollte nun auch ſüdlich auf Courtacon geben, dem dabin ausgewichenen Feinde zu folgen . Dort fand ſich aber nichts Feindliches mehr vor , wohl aber traf ein Befehl des Kron

prinzen ein, der die Cavalerie in die Richtung auf Coulommiers dirigirte , während gegen Provins nur 1000 Rojacen unter Gen. Ilowaiski XII pouſjirt wurden. Die Anderen machten Kehrt und ſtanden Abends wieder an den Straßen vorwärts von Coulommiers auf beiden Ufern des Morin . Das Hauptquartier Sr. A. Hoheit und die öſterreichiſchen Küraſſiere in Guérard, die übrigen Cavalerie

Abtheilungen in Pommeuſe und Farmoutiers ; das Regiment Her zog Louis dieſſeits Crecy in La Chapelle auf Vorpoſten , nur noch fünf ſtarke Meilen vor Baris. 28. März .

So ſchnell wie es nur die Kräfte erlaubten , waren die legten

beiden Märſche zurückgelegt, Ades trieb , drängte vorwärts , dem großen Ziele entgegen . Nach Paris ! ſo lautete die Loſung in allen Truppentheilen . Heute jedoch ging es etwas weniger ſcharf, nur kaum eine bis Couilly, Pont-aur-Dames und St. Germain Meile von Crecy

vor .

Der zu bewerkſtelligende Marneüber

gang hielt die Bewegung auf, da weder gerade vorwärts bei Lagny eine Brücke vorgefunden wurde, noch diejenige bei Meaux (nördlich ) bergeſtellt war.

Napoleon hatte ſich unterdeſſen am 26. gegen den nachfolgen den Winzingerode umgewendet, in der Meinung, die Avantgarde der Aliirten ſich gegenüber zu haben, die Armee derſelben , ſeinem Plane gemäß, nach ſich zu ziehen. Erſt am 27. nachdem Winzin gerode zurückgeworfen war und der Kaiſer auf Vitry vordrang ,, wurde er ſeinen Irrthum gewahr, ließ am 28. ſeine Armee wieder über Vaſſy und Doulevent auf Troyes marſchiren , ſie in dieſer Richtung auf Paris vorbewegend, eilte endlich ſelbſt ſeiner Armee voraus, traf aber wie bekannt , über Fontainebleau in dem Poſt

bauſe von Juviſy erſt ein, nachdem Paris ſchon kapitulirt hatte. Das heutige Bivuak - Herzog Louis bei St. Germain -war ganz erträglich, in den nahegelegenen Dörfern gab es Wein, Mehl, Geflügel und andere Lebensmittel in Fülle * ), die Stim *) „ Unſere Soldaten “ , äußert ſich in dieſer Beziehung ein Tagebuch aus jener

Zeit , „wußten die Hühner, welche gewöhnlich verſtedt waren , gut zu finden,

545

mung war vortrefflich ; daß die Einwohner faſt alle geflüchtet waren , genirte nicht ſehr , da ſie die Vorräthe zurückgelaſſen hatten ; der Unterſchied zwiſchen dieſer und jener vollſtändig ausgeſogenen Ge gend , die man in den legten Wochen die Kreuz und die Quere

durchzogen, machte ſich auf ſehr vortheilhafte Weiſe fühlbar. 29. März.

Ein Verſuch, die Brücke bei Lagny herzuſtellen , war mißlun

gen, das dahin vorgeſendete Cavalerie-Regiment (Nr. IV oder V ) ſollte auf Scheunenthüren und ähnlichen improviſirten Floßen dort die Marne paſſiren . (Scheint jedoch nicht zur Ausführung gebracht

zu ſein.) Die übrigen Abtheilungen des 4ten Corps marſchirten in der Morgenfrühe gegen Meaug, um den, dort wieder hergeſtell ten Uebergang zu benügen. Die Cavalerie- Diviſion brach ſchon um 5 Uhr auf. In Meaug aber war man genöthigt, Stunden lang zu warten. Unmittelbar hinter den Garden und Reſerven,

die jegt, da es auf Paris ging , an die Spiße gezogen wurden ſollte das 4te , dann das 3te Corps die Marne paſſiren . Bis die Garden aber mit ihren endloſen Trainkolonnen über die ſchlechte Brücke defilirten , wurde es ſpät Nachmittags. Die Cavalerie Diviſion Prinz Adam batte Gelegenheit gefunden, in den Swi: 1

ſchenräumen der Parts die Brücke zu überſchreiten , bei der Infan:

terie des 4ten Corps, dauerte der Uebergang die ganze Nacht, das 3te Corps vermochte ſogar erſt am folgenden Morgen denſelben zu bewerkſtelligen. Die Cavalerie-Brigade Walsleben wurde noch im Laufe des Tages bis Chelles vorgeſchoben , wo ſie als Avantpoſten bivuatirte.

Schlacht bei Paris am 30. März. Nach dem

die Marſchälle Mortier und Marmont über

Nangis marſchirend, am 29. bei Paris eingetroffen waren und ihre Stellungen : Mortier links , von Paſſy auf dem Montmartre bis zum Qurcq-Kanal ; Marmont rechts, vom Qurcq -Kanal

indem ſie das Geſchrei einer Henne, wenn ſie legen will, nachahmten , worauf

in der Regel eine Antwort folgte , die den Verſted der eingeſperrten Thiere verrieth. " 35

546

über die Höhen von Belleville bis an den Wald von Vincennes

und bis an die Seine, oberhalb der Hauptſtadt, eingenommen hat: ten , betrug die ganze Streitmacht, die zur Vertheidigung von Paris in dieſer Linie aufgeboten war , 24,546 Mann ( 18,981 M. Inf., 5565 M. Cav.) mit 154 Geſchüßen. Ferner die Beſagungen von St. Maur, Charenton, Vincennes, St. Denis und Neuilly 1970 Mann. (6000 Mann Nationalgarden , die beim erſten Schuß wie der verſchwanden , nicht gerechnet). Dagegen hatten die Alliirten : die ſchleſiſche Armee 47,000

Mann ; die Hauptarmee, das 3te, 4te, 6te Corps, die Garden und Reſerven 55,482 M. Inf. , 13,009 M. Cav.; außerdem ca. 5000 M. ruſſ. und öſterr. Artillerie bei den verſchiedenen Heertheilen, zuſam men 120,191 Mann zur Stelle *) .

Das 5te Corps , Wrede,

und Sacen blieben mit 33,000 Mann bei Meaug und Trilport zurück, um den Rücken der Armee gegen die möglicherweiſe dort erfolgenden Angriffe Napoleons, über deſſen Marichrichtung man keine ſichere Kunde batte, abzuweiſen. Die dyleſiſche Armee war beſtimmt, den Montmartre ; die

Hauptarmee, mit dem 6ten Corp8 (das geſtern ſchon den Feind aus dem Gehölz von Bondy vertrieben und Pantin beſegt hatte) die Höhen von Belleville und Romainville und das Dorf La Villette St. Denis anzugreifen ; die Garden und Reſerven ſollten als Unter ſtüßung folgen ; das 4te Corps über Fontenay- aur-Bois gegen Vin cennes vorrücken, den Wald von Vincennes, die Dörfer St. Maur

und Charenton angreifen und das Schloß von Vincennes ein

ſchließen ; und das 3te Corps wiederum dem 4ten als Unterſtüßung folgen.

Der ertheilten Dispoſition zu Folge war das 4te Corps be auftragt, von Annet, bis wohin es nach dem Marneübergang vor gerückt war, um 5 Uhr Morgens aufzubrechen und in nachſtehen der Ordnung über Chelles nach Neuilly vorzurücken , um ſich dort zu ſammeln :

Cavalerie- Brigade Jett.

Deſterreichiſche Küraſſier- Diviſion. Infanterie-Brigade Stockmayer. Miſani.

Hohenlohe . * ) v . Bernhardi, III . 767 u. ff.

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Deſterreichiſche Grenadier - Diviſion (mit den 3 öſterreich. Batterien ).

Infanterie -Brigade Lalance . Die Cavalerie-Brigade , welche ſchon bei Chelles ſteht, beſagt die Dispoſition weiter , pouſſirt, ohne auf das Gros des Corps zu warten, gegen Fontenay, Nogent-ſur-Marne, Montreuil und den Wald von Vincennes, hat alle dieſe Punkte zu rekognosziren und die Verbindung mit dem 6ten Corps in der Richtung auf die Höhen von Belleville herzuſtellen . Das war alſo die Aufgabe der Brigade Walsleben, Louis jäger und Kronprinz- Dragoner, die, wie wir geſehen haben, geſtern bereits bis Chelles vorgerückt war. – Zu der befohlenen Her ſtellung der Verbindung mit dem 6ten Corps , Rayewsky , wurde

der Stabs-Rittmeiſter von Raßler mit der Commandeur-Esca dron des Regiments Herzog Louis befehligt, auf deſſen Thätig teit wir ſpäter zurüdkommen ; die übrigen 7 Schwadronen Wals leben führten die weiteren , ihnen ertheilten Aufträge befohlener Maßen aus, ohne daß wir im Stande wären , darüber etwas Be ſonderes zu berichten. Mit dem Feinde ſcheint man dabei kaum

in Berührung gekommen zu ſein ; ein irgendwie ernſthafter Zuſam menſtoß fand jedenfalls nicht ſtatt. Um 10 Uhr Morgens traf darauf Se. R. Hob. der Aron -

prinz mit dem Groß der Cavalerie zu Neuillyy ein. Der Feind hielt Nogent, die Höbe von Fontenay und die Eingänge deß Wal des von Vincennes noch beſegt. Der Adjutant Sr. R. Hoheit, wenn wir nicht irren Oberſt von Münchingen, wurde

mit dem Cavalerie-Regiment Nr. V vorgeſendet , die Franzoſen traten nach kurzem Gefecht ihren Rückzug auf St. Maur und die Eingänge des Vincenner Waldes an.

Um 1 Uhr Mittags erreichte erſt die Infanterie des 4ten Corps die Höhen von Fontenay und Nogent. Dort , von der Galerie einer hoben ſteinernen Windmühle , erblickte man zum erſten Male in nebelhafter Ferne die ſtolze Kaiſerſtadt und trank auf den guten Ausgang des Weltkampfes jubelnd eine Flaſche Champagner. Es

war ein eigenes Gefühl, hier endlich im Angeſicht der mächtigen, erſehnten Hauptſtadt zu ſtehen, ein Gefühl erhebendſter Art, deſſen ſich wohl Wenige erwehren konnten. Die Infanterie des 4ten Corps wurde nunmehr in zwei Co

lonnen formirt.

Die linke Colonne : Brigade Hohenlohe ,

.

Miſani , Lalance, rüdte links von der Straße von Lagny gegen 35*

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Die ſteinerne Umfaſſung &mauer wurde unter dem feindlichen Kanonenfeuer von St. Maur durch

den Wald von Vincennes vor.

brochen und der Marſch durch und längs des Parkes nach dieſem Orte fortgeſegt.

Die rechte Colonne: Brigade Stockmayer , Inf.-Neg . Nr. 7 und die öſterreichiſche Grenadier - Diviſion , ging auf der Straße von Lagny gerade gegen den Oſt -Eingang des Waldes von

Vincennes, verjagte den dort poſtirten Feind und drang durch den Park ebenfalls auf St. Maur vor. Das Dorf wurde von der Brigade Stockmayer erſtürmt, die daſelbſt befindliche Marne

brücke überſchritten ; 8 Kanonen und 2 Munitionswagen fielen in ihre Hände .

Ein Theil der Brigade Stockmayer und die Brigade La lance beobachteten und ſchloſſen darauf das Schloß von Vincen nes ein . Von der Brigade Hohenlohe aber rückten 3 Batail lone, nebſt den öſterreichiſchen Grenadieren und den Ferdinand Hujaren , durch den Wald auf Charenton. Auch dieſes Dorf wurde

nach kurzem , aber hartnäckigem Stampfe erſtürmt , der Uebergang

über die Marnebrücke auch hier erzwungen und der Feind auf den Straßen nach Provins und Melun in die Flucht getrieben , nach

dem man ihm viele Gefangene abgenommen und 8 Geſchüße er obert batte .

Um 4 Uhr Nachmittags war nach Zurücklegung eines ſehr beſchwerlichen Marſches endlich auch das 3te Corps zwiſchen Fon tenay und Montreuil eingetroffen , ſchloß nun das Schloß von Vincennes von dieſer Seite ein und rückte gegen die Vorſtadt St. Antoine vor.

Um 5 Uhr, als Se. K. Hobeit der Kronprinz ſoeben im Begriff ſtand , einen ernſtlichen Angriff gegen dieſe Vorſtadt zu unternehmen , traf der Befehl des Fürſten Schwarzenberg ein , die Feindſeligkeiten einzuſtellen ; Paris fapitulirte. Die preußiſchen

Garden hatten unterdeß die Höhen von Belleville , Abtheilungen des 6ten Corps die Höben von St. Gervais erſtürmt ; die ſchleſiſche Armee die Dörfer La Vilette und La Chapelle genommen . Legtere wollte ſich gerade zum Angriff auf den Montmartre anſchiden,

als ihr die Nachricht des Waffenſtillſtandes zufam. Lange ron, der den Abſchluß desſelben erſt ſpäter erfuhr, unternahm noch einen Sturm auf den Montmartre, der mit Erfolg gekrönt wurde . Die Ermächtigung zum Abſchluß einer Kapitulation hatte der Marſchall Marmont ſchon um Mittag von Joſef Bonaparte er

-

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balten, der vom Montmartre aus den Stampf zu leiten bemüht war,

und von Marmont ſchon damals die Meldung empfing, daß er ſich nicht im Stande fühle , länger als einige Stunden Widerſtand zu leiſten. Als nach dem Eintreffen des 4ten Corps – ehe es an

tam, hatte man bei den übrigen Corps einen Stillſtand in dem begonnenen Angriff eintreten laſſen die Heereßmaſſen mit ver einigten Kräften die Angriffsbewegungen erneuerten, ſäumte Mar mont nicht länger eine Kapilulation anzubieten , auf die denn auch , wie bekannt, die Monarchen eingingen . Die württembergiſche Cavalerie - Diviſion, unter dieſer das Re giment Herzog Louis in einer Ausrückſtärfe von 16 Offizieren , 297 Dienſtreit- und 4 Zugpferden (effectiv 21 Offiziere, 424 Reit und 8 Zugpferde) fand während der heißen Dorfgefechte keine Gelegenheit in den Kampf einzugreifen , ſondern nabm faſt über

die ganze Dauer der Schlacht eine Reſerveſtellung, wie es ſcheint, zwiſchen Fontenay und dem Schloß von Vincennes ein . Nur der Commandeur -Escadron der Louisjäger ſollte es be

ſchieden ſein, auch an dem Schlußakt des nunmehr zu Ende ge ſpielten Dramas einen , wenn auch geringen , aktiven Antheil zu nebmen . Stabs - Rittmeiſter von Rafler war , wie wir geſehen, zur Herſtellung der Verbindung mit dem 6ten Corps dorthin De tachirt, batte ſich bei dem Commandeur desſelben , dem General

der Cavalerie Rayewsty gemeldet und bei der Reiterei dieſes Corps mit der Schwadron Stellung genommen , einen lebhaften Patrouillengang zwiſchen ſeinem Standpunkte und dem vorrücken den 4ten Corps unterhaltend. Die ruſſiſchen Reiter (des 6ten Corps) unter dem 1.-2 . Gra:

fen Bablen hatten mittlerweile gegen das Schloß von Vincennes geſtreift und einzelne Abtheilungen derſelben ſich der Barriere du

Trone genähert. Dadurch ließ ſich der franzöſiſche Major Evain verleiten, mit ſeinen 28 an jener Barriere aufgeſtellten, faſt durch

gängig mit Poſtpferden beſpannten und durch Poſtillone geführten Reſervegeſchüßen gegen die ruſſiſche Cavalerie vorzurücken. Die Chauſſee, welche aus der Barriere du Trone nach Vincennes führt, läuft auf einem ziemlich hohen Damme fort , deſſen Breite es ge ſtattete, mit zwei Geſchügen neben einander zu marichiren. fn dieſer Weiſe avancirte denn auch Nachmittags 3 Uhr Major Evain mit ſeiner Artillerie , die nur von einigen Gendarmen begleitet, obne weitere Bededung war ; ließ , nachdem er bis in die

Höhe von Charonne vorgegangen war , die vorderſten Geſchüße

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abproßen und eröffnete ſein Feuer auf die ruſſiſchen Reiter. Graf Pablen ließ dasſelbe ſofort durch eine reitende Batterie erwidern

und befahl gleichzeitig , die franzöſiſche Artillerie durch die Ulanen von Tſch uguyew angreifen zu laſſen. Zwei Schwadronen der ſelben unter dem General Kamenew gingen daraufhin vor , wäh rend gleichzeitig Graf Þahlen den mit ſeiner Schwadron in der Nähe befindlichen Stabs-Rittm. von Raßler erſuchte , den Ula nen als Soutien nachzurücken.

Leştere attakirten unterdeß mit vielem Erfolg , bieben einen

Theil der Bedienungsmannſchaft zuſammen und erbeuteten die Kanonen. Das Scheuwerden der Pferde und die Beſtürzung der

Fahrknechte veranlaßte unter der feindlichen Artillerie eine große Verwirrung , die durch die bedeutende Zahl der an den Geſchüßen

getödteten Pferde noch vermehrt wurde, das Abfahren der eroberten Kanonen aber zugleich ſehr erſchwerte. Und als nunmehr das 30te

franzöſiſche Dragoner-Regiment zur Unterſtügung der bedrängten Artillerie anrückte, ſich einen Weg durch die Gärten bahnte und den Ulanen in die Flanke fiel, waren dieſe genötbigt , unter Auf geben eines großen Theils der Beute, den Rückzug anzutreten. Das geſchah zu der Zeit , als Stabs-Rittm. von Raßler mit ſeiner Escadron, der Aufforderung Pahlens zu Folge , vor rückte. Ehe er ſelbſt es noch bemerkte, riefen ſeine Jäger plöglich : Da jagen die Ulanen ſchon wieder zurück. So war es auch , und nun zeigten ſich gegenüber die feindlichen Dragoner , gerade vor wärts die feindliche Batterie, von der jeßt Major Evain, den Mo

ment benußend, ſofort einige Geſchüße wieder ſchußfertig machte und die Louisjäger mit Kartätſchen begrüßte. Dieſe hielten die – übrigens keinen Verluſt verurſachende - feindliche Ladung aus und deďten, den Franzoſen gegenüber ſtehen bleibend, den Rückzug der Ulanen , durch ihre Rube dem Feinde imponirend . Weiteres zu unternehmen , daran war natürlich bei der Ueberlegenheit der franzöjiſchen Reiterei nicht zu denken. Unweit des Standpunktes

aber der Commandeur-Escadron lag eines von den feindlichen, die Dammböſchung binabgeſtürzten Geſchügen, mit den Rädern nach oben, ſammt der Beſpannung in der Tiefe . Dieſes Geſchüßes hät ten ſich unſere Jäger gar zu gern bemächtigt. Raßler ließ einige Leute der Schwadron abjigen, die ſich mit Aufbietung aller Kräfte daran machten, die kanone wieder aufzurichten. Aber vergebens ; und dazu wurde der feindliche Kartätſchenhagel ſo heftig , daß der Escatronsfübrer

nachdem die Ulanen ſid nunmehr wieder rüdt

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den Rückzug beſchloß , der in vollkom wärts geſammelt hatten mener Ordnung und mit großer . Ruhe vor ſich ging . Während des Zurückgebens wurde das Pferd des Sec . - Lieut. So äffer oberhalb des rechten Sprunggelenkes von einer Kugel durchſchoſſen, es ſtürzte augenblicklich zuſammen , raffte ſich aber eben ſo ſchnell wieder auf und trug ſeinen Reiter noch eine Strecke mühſam und binter der Schwadron zurückbleibend, fort. Die feindlichen Dra

goner, welche den weichenden Louisjägern auf dem Fuße folgten , waren , im Begriff über Schaeffer herzufallen, als Stabs- Rittm . von Raſier Halt ! Front ! commandirte. Die Franzoſen ſtugten und der Lieut. Schäffer entging der ſicheren Gefangenſchaft.

Ferner wurden bei dem Rückzuge zwei Dienſtpferde erſchoſſen , der Unteroff. Seiſer von einer Prellkugel auf den Leib getroffen. Zu ſeinem Glücke trug er um denſelben eine mit franzöſiſchen Thalern gefüllte, ſogenannte Geldkaße. Auf dieſe ſchlug die feind liche Kugel, bog zwei Thalerſtücke vollſtändig um und verurſachte dem Getroffenen furchtbare Schmerzen , hatte aber weiter keine Folgen *): ( Die Ruſſen führten 9 eroberte Geſchüße und 6 Muni tionswagen mit ſich fort) . Das war die legte Kriegsthat des Regiments Herzog Louis in dem Feldzuge von 1814, bier vor den Thoren von Paris .

Welch eine unermeßliche Reihe bedeutungsvoller Ereigniſſe lag nicht zwiſchen dieſem Moment, und jenem , als die Louisjäger an den Iboren von Moskau ſtanden ; welchy', wunderlichen , wechſelvollen

Schickſalsgang hatte das Regiment ſeit jenem Augenblick durch laufen, ohne daß es wäbrend dieſes langen Zeitraumes - für und gegen den franzöſiſchen Imperator tämpfend

auch nur auf einen

Augenblick außer Thätigkeit gekommen wäre.

Jegt endlich ſollte

in dieſe eine Pauſe treten , auf Sabresfriſt ; dann noch einmal in

den blutigen herrlichen berauſchenden Strauß und dann endlich zur langen Friedensruhe. Das Regiment Herzog louis lagerte nach Einſtellung der Feindſeligkeiten mit den Kronprinz- Dragonern

*) Sec.- lieut. Schäffer empfing als Erſay für ſein erſchoſſenes Pferd 25 Louisdor,

die Jäger Sontheimer und Grindler , welche als Ordonnanzen zu G.-M. Þrinz Hohenlohe commandirt, ſich bei dem Sturm auf Charenton beſonders hervor thaten, erhielten die ſilberne Medaille; ebenſo Jäger Vöringer , der während des ganzen Feldzuges als Ordonnanz zum G.-M. von Stocmayer comman

dirt geweſen und ſich bei jeder Gelegenheit ansgezeichnet hatte. Weitere Be lohnungen ſ. 11 .

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auf der Höhe ron Fontenay . Das 4te Corps bebielt Charenton und den Wald von Vincennes beſeßt und ſtand mit dem Reſt zwi fchen Nogent-ſur-Marne und Neuilly .

Für die beiden legten in dem Krieg gegen Frankreich erfoch tenen Siege wurde den Truppen der württembergiſchen Armee eine beſondere Belohnung zu Theil und dieſe durch folgendes allerhöch ſtes Defret vom 16. April bekannt gemacht: Für die glorreichen Tage vom 25. und 30. März haben Seine Mönigliche Majeſtät auf dieſelbe Weiſe wie für den 1. und 2. Februar eigene Ehrenzeichen ge ſtiftet, welche für die Offiziere ebenfalls in goldenen und für die Unteroffiziere und Soldaten in ſilbernen Medaillen beſtehen, die wie jene an einem ponceaurothen Band getragen werden und nur für dieſe beiden Tage des Ruhms beſtimmt find ; und die

goldenen ſämmtlichen dieſen Gefechten beigewohnten Offizieren , die ſilbernen Ehren medaillen der ſich in dieſen Gefechten beſonders andgezeichneten Mannſchaft vom Wacht

meiſter und Feldwebel abwärts allergnädigſt bewilligt, wobei Seine Mönigliche Majeſtät aber wiederholt ansdrüdlich befehlen , daß überhaupt nur diejenigen Offi 1

ziere, welche bei den Gefechten wirklich anweſend waren und von der Mannſchaft nur

diejenigen die Ehrenmedaille erhalten , welche ſchon die Militär- Verdienſt - Medaille beſitzen .

In einem Zuſag heißt es dann übrigens noch : ,, Seine A. Ma jeſtät wollen jedoch die goldene Ehrenmedaille vom 25. März auch den , den Gefechten vom 20. und 21. beigewohnten Offizieren aller

gnädigſt bewilligt haben .“ Die ſilberne Ehrenmedaille für den 25. und 30. März erhiel ten, als Solche, deren Namen beſonders bezeichnet werden : der Wachtmeiſter Reller, Unteroffizier Keller , Jäger Seyfer und Gramer. Ferner wurden 20 ſilberne Ehren- und 18 ſilberne Verdienſt-Medailleu dem Regimente zur Austheilung übergeben. Die leßten Operationen des Feldzuges. Stellung an den Straßen nach Fontainebleau.. 31. März – 9. April . 31. März.

Bei dem feierlichen Einzug, den die Monarchen heute an der Spige von Abtheilungen der ſiegreichen Armee in Paris hielten , ging es den württembergiſchen Truppen gerade ſo, wie denjenigen der meiſten anderen Armeen. Die, welche vorzüglich zur endlichen Entſcheidung des Kampfes beigetragen hatten , die eine große Reibe

von Gefechten beſtanden , die den feindlichen Kugeln , wie den tal ten und ſtürmijden Tagen der rauhen Wintermonate getroßt bat

-

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dadurch aber in ihrer äußeren Erſcheinung ſich nicht mehr auf die vortheilhafteſte Weije präſentirten , wollte man den Pari ſern nicht geradezu vor Augen führen. In ihren von allen Wet tern gezeichneten Montirungen , auf ihren abgetriebenen Pferden waren ſie allerdings auch weit entfernt von dem Ideal eines Pa radeſoldaten. *) Und ſo wurde denn als Repräſentant der würt ten

tembergiſchen Armee bei dem Einzuge der Adiirten das Inf. -Reg. Nr. 5 Prinz Friedrich beſtimmt, das vermöge ſeines Aeußeren noch am Erſten vor den Augen eines Inſpizirenden beſtehen konnte, und übrigens doch auch die Kämpfe des legten Monats mit durch

gefochten hatte. Um 10 Uhr Morgens ſtand legteres Regiment zum Einrücken an der Barriere von Pantin bereit ; der übrige Theil des 4ten Corps überſchritt unter Führung des F.-3.-M. Grafen Fran : quemont bei Charenton die Marne, mit Ausnahme der Ferdinand

Huſaren und der 4 öſterreichiſchen Grenadier-Bataillone , von denen Zwei den Einzug mitmach ten, zwei Bataillone aber nebſt den Hu ſaren die Eingänge von Paris von der Barriere du Trone bis an .

die Seine beſeßten .

Das Groß des 4ten Corps ſtellte ſich auf dem rechten Seine

ufer bei Villeneuve -St. Georges hinter dem hier in die Seine mündenden Veres auf.

Die Cavalerie - Diviſion Prinz Adam

wurde als Avantgarde zwiſchen Seine und Veres auf den Straßen nach Corbeil und Melun vorgeſchoben . Brigade Jett gab mit den Regimentern Nr. IV und V und 3 Geſchüßen der 2ten reit. Batterie die Vorpoſten auf der legteren Straße und bis an den Yeres zu Lieuſaint, Billepéque und Combs- la-Ville ; von der Bri :

gade W alsleben das Dragoner- Regiment die Vorpoſten auf der Straße nach Corbeil in Draveil und Soiſy -ſous- Etiolle; das Re giment Herzog Louis mit den übrigen 1 %, reit . Batterien be legte als Repli Montgeron. Melun und Corbeil fand man vom Feinde beſeßt.

*) Unſere Kollets , berichtet ein louiøjäger, waren nothdürftig geflict, etwas mehr als fadenſcheinig, mit den Beinkleidern ſah es noch etwas ſchlimmer aus.

Der eine unſerer Jäger hatte ſolche von einem grünen Bettteppich, der andere Auch uns Offizieren ging es nicht viel beſſer. Wir ſtachen deshalb ſtart ab gegen die geſchonteren Truppentheile, waren aber viel vergnügter wie dieſe. von einem Billardtuch .

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1. April.

Die mittlerweile eingelaufenen Nachrichten beſagten einſtimmig, daß Napoleon ſeine Hauptmacht bei Fontainebleau concentrire . Um einem Vorrücken derſelben über Eſſonne zu begegnen , beſchloß

Fürſt Schwarzenberg, die Armee der Verbündeten auf dem linken Seineufer zu vereinigen. Dem zu Folge wurde am heutigen Nach mittage das 4te Corps nach Charenton auf das rechte Marneufer

zurückgezogen, die Avantgarden- Cavalerie aber noch auf dem linken Ufer in Creteil und Maiſons (Regiment Louis ) belaſſen.

Dem

Umſtande, daß die zerſtörte Seinebrüde bei Choiſy-le-Roi noch nicht wieder hergeſtellt war, hatte 0.18 württembergiſche Corps es zu danken , daß es folgenden Tages , um aufs linke Seineufer zu

gelangen, nun auch einen Theil von Paris durchziehen ſollte. 2. April .

Um 5 Uhr Morgens wurde von Maiſons aufgebrochen und,

bei Charenton mit dem Gros des Corps vereinigt, gegen die Barriere von Marengo vormarſcirt. Die Cavalerie - Diviſion Prinz Adam an der Tete, rückte das 4te Corps durch dieſe Bar riere in die Vorſtadt St. Antoine ein , (Jäger Sonntag unſeres

Regimentes ritt bei dieſem Anlaſſe wie bei Vendoeuvre - zur Beluſtigung der Franzoſen ſelbſt, „ à Paris, à Paris" ein) , durch ihre mit Wirthshäuſern, Weinhandlungen und Schenken dicht be feßten Straßen gegen die prachtvolle Brücke von Auſterlig vor. Das Gedränge von neugierigen Zuſchauern war ſehr groß , größer aber noch das der hier zuſammenſtoßenden Truppenmaſſen . Na

mentlich hielt das gleichzeitige Defiliren des Eten Corps an der Brücke von Auſterliş ſehr lange auf. Man hatte unterdeß Muße, ſich die großartige Umgebung zu betrachten, worin freilich, das ein getretene Regenwetter etwas ſtörte. Nachdem die Brücke paſſirt war , marſcirte man durch die Lindenalleen der Boulevards de l'Hôpital, an glänzenden Reſtau

rationen und Cafes vorbei , ließ das Hôpital des vieilles femmes zur Linken und verließ die Weltſtadt wieder durch die Vorſtadt St. Victor und die Barriere d’Italie. Am bekannten Bicetre vorbei

über Villejuif und La vieille Poſte marſchirte man darauf auf der breiten gepflaſterten , auf dein linken Ufer nach Corbeil führenden Chauſſee bis nach dem 1 , Meile von Paris entfernten Athis vor.

Dort rückte das Grus der Infanterie ins Bivuat , während

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dié Cavalerie- Diviſion Prinz Adam und die Brigade Stock mayer als Avantgarde weiter vorgeſchoben wurden. Legtere be zog nebſt dem Dragoner -Regiment eine Stellung bei Ris ( Chauſſee

nach Corbeil) ; mit der Brigade Fett zwiſchen Grigny und Viry (an einer Parallelſtraße ); ,, das Regiment Herzog Louis gab die Vorpoſten vor legterer Brigade bei Fleury ". Nachdem aber Fürſt Schwarzenberg Nachmittags die Vorpoſten beritten hatte, be fahl er, daß die bei Evry poſtirten ruſſiſchen Ulanen des 6ten Corps nach Fleury , dagegen die Louisjäger von dort nach Evry rücken jollten . Dieſer Wechſel wurde gegen Abend vorgenommen.

Unſer

dieſem Regiment ſtand darauf – an der Straße nach Corbeil Ort auf etwa 4000 Schritt gegenüber. Die gegen denſelben vor gebenden Patrouillen meldeten , daß der Feind dort und auf den

Höhen von Eſſonne etwa eine Stärke von 6000 Mann zeige. Das 6te Armee- Corps ſtand vor dem 4ten , bei Juviſy ; das

3te hinter leşterem bei Villeneuve-le -Roi und Orly, das 5te Corps, welches von Meaur berbeigezogen worden , rechts vom 3ten bei Barey und Rungis. Die ſchleſiſche Armee und ein Theil der Nord

armee bildeten den rechten Flügel , bei Longjumeau Stellung nehmend; die Garden und Reſerven blieben in Paris . 3. — 9. April.

Am 3. rekognoszirte Se. R. Hoh. der Kronprinz die feind liche Stellung bei Eijonne, franzöſiſche Deſerteurs ſagten aus, daß die Truppen in erſter Linie unter dem Marſchau Marmont ſtänden ;

um den immer noch erwarteten Offenſivbewegungen zu begegnen, blieb die ganze Armee der Verbündeten in ſteter Bereitſchaft. Un terdeß aber ſchloß Marmont für ſein Corps am 4. eine Stapitula tion ab und an demſelben Tage unterzeichnete Napoleon , den der Senat ſchon am

2. des Thrones entſegt hatte, die Abdankungs

urkunde zu Gunſten ſeines Sohnes . (Dieſe wurde jedoch bekannt lich von den Alliirten nicht anerkannt und er dadurch ſchließlich genöthigt, am 7. ohne alle Bedingungen dem franzöſiſchen Thron zu entſagen).

Mit der erſten Entſagungsakte ſandte Napoleon Macdonald, Ney und Caulaincourt nach Paris . Bei den Vorpoſten der Louis

jäger wurde das bevorſtehende Durchpaſſiren der Legteren gemeldet, worauf das Muſikcorps des Regiments den Befehl erhielt, ſich zur Seite der Straße aufzuſtellen. A18 die franzöſiſchen Marſchälle

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anlangten, es war ſchon ganz dunkel, ſpielte die Muſik die „ Re Daran erkannte Ney, daß er württembergiſche Truppen er trat vor ſich habe hatte er ſie doch lange genug befehligt

traite " .

auf den Regiments - Commandeur zu und begrüßte denſelben , der Vergangenheit gedenkend ; dann legte er ſeine Reiſe fort . Welche Empfindungen mochte wohl der wunderliche Wechſel der Ereigniſſe und Verbältniſſe hervorrufen , der den Betheiligten hier ſo unmit telbar vor Augen geführt wurde ! Am 5. Tollte das Marmont'iche Corps, nachdem es fapitulirt

hatte, die Linie der Alliirten durchziehen , um unter die Befehle der proviſoriſchen Regierung zu treten . Um 7 Uhr Morgens ſtand das 4te Corps in zwei Treffen unweit des Lagers von Athis, zu beiden Seiten der Straße aufmarſchirt; um 9 Uhr nahte das franzöſiſche Corps, von Gen. Soubam commandirt, in einer Stärke von 10,000 Mann Infanterie, 2000 Pferden und etwa 30 Geſchüßen. Mit den üblichen militäriſchen Ehrenbezeugungen empfangen , zogen die franzöſiſchen Truppen Mitten durch das tte Corp8 hindurch. Die Infanterie gehörte meiſtens der jungen Garde an „ Die Soldaten, welche ihren Generälen gefolgt waren , ohne zu wiſſen , was man 1

mit ihnen vorbatte, ſchienen ſehr unzufrieden zu ſein und ſtießen

laut Verwünſchungen gegen dieſelben aus. " An demſelben Tage traf G.-L. Prinz Adam mit dem nun mehr ihm gegenüberſtehenden Vorpoſten-Commandanten des Victor ſchen Corps, Gen. Lucotte eine Uebereinkunft zur vorläufigen Ein ſtellung der Feindſeligkeiten , wobei zugleich der Eſſonne- Fluß als Demarkationslinie bezeichnet wurde. Aehnliche Conventionen wur

den auch auf den übrigen Punkten der Vorpoſtenlinie eingegangen , bis ein paar Tage darauf der Waffenſtilſtand faktiſch abgeſchloſſen wurde . Das 4te Corps blieb darauf noch bis zum 9. April in ſeiner bisherigen Stellung, ohne daß etwas Bemerkenswerthes bei demſelben vorgefallen wäre. Die Offiziere, welche dienſtfrei waren,

benugten die Nähe von Paris zu häufigen Ausflügen nach der Weltſtadt; als übrigens der Befehl eintraf, das Lager bei Athis am 10. zu räumen um Cantonnements im Departement der Yonne zu beziehen , begrüßte man dieſe Kunde mit Freuden , da bei der mangelhaften, immer farger werdenden Verpflegung der bisherige Aufenthalt nicht zu den angenehmſten gehörte.

Der Verluſt an Mannſchaft im Regiment Kerzug Louis während des Feldzuges von 1814 war folgender : Vor dem Feinde

geblieben : 1 Stabshorniſt, 1 Unteroffizier, 16 Jäger ; in den Spi

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tälern geſtorben : 1 Offizier ( Prem. -Lieut. von Lilienberg), 1 Unter offizier , 5 Jäger ; auo Unvorſichtigkeit ertrunken : 1 Jäger ; durch

Selbſtmord umgekommen : 1 Jäger. Zuſammen 1 Offizier, 1 Stabs. borniſt, 2 Unteroffiziere, 23 Jäger = 27 Mann.

Der Abgang an Pferden vor dem Feinde betrug 99 Stück.

Wieviel Pferde ( durch Krankheit, Wunden u .) im Regiment geſtürzt ſind, vermögen wir leider nicht mit Beſtimmtheit anzugeben. Rech nen wir jedoch, daß das Regiment während des Feldzuge8 68 Pferde erbeutete, von dieſen, allem Anſcheine nachy, 33 Pferde als Erſak 1

in die Schwadronen einſtellte, wodurch obiger Abgang bis auf 66 Pferde wieder gedeckt wurde , und erwägen wir ferner , daß das Regiment mit 511 Dienſtreitpferden in's Feld zog , mit 422 aber laut Rapport vom 10. Juni in's Königreich zurückkehrte, ſo würde ſich daraus ein weiterer Abgang von 23 Pferden ergeben , die an Krankheiten , Wunden u ., kurz bei anderen Gelegenheiten als vor dem Feinde , gefallen ſind. Mithin dürfte der Geſammtverluſt 122 Pferde betragen .

Räumung der Stellung vor Paris. Kantonirungs-Quartiere im Departement der Yonne.

10. April – 15. Mai .

Am 10. April ſammelten ſich die Cavalerie- Diviſion Prinz Adam und die Brigade Stockmayer bei Juviſy, vereinigten ſich dort mit dem Gros des 4ten Corps und rückten Seine-abwärts

bis Conflans unweit Charenton. Hier wurde der Fluß auf einer Pontonbrüde überſchritten uud zwiſchen beiden Orten ein Bivuat bezogen. Se. N. Hoheit der Kronprinz übergab an dieſem Tage das Commando des 4ten Corps dem F.-3.-M. Grafen Fran quemont.

Die öſterreichiſchen Grenadiere , Küraſſiere und die

Ferdinand-Huſaren trennten ſich vom Corps und wurden dem Commando des 3ten Corps überwieſen. Den 11. wurde die Marne wieder überſchritten und in zwei

Colonnen : 1 ) Cavalerie - Diviſion und Brigade Stockmayer; 2) Bri gaden Hohenlobe , Miſani und Lalance um 6 und 7 Uhr nach

Brie -Comte -Robert abmarſchirt, Reg. Herzog Louis nach Gregy (Straße nach Nangis). Den 12. marſchirte das Regiment nach Bombon und Breau ; den 13. nach Egligny und Chatenay (zwi ſchen Montereau und Bray) ; den 14. nach Fleurigny , Thorigny und Lonay, in die bekannten Quartiere zwiſchen Sens und Nogent ſur- Seine (vom 6. - 12. März). Sie ſtanden nicht im beſten An

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denken, weshalb der am 15. hier zu haltende Raſttag keine beſon dere Freude verurſachte. Am 16. wurde durch Sens marſchirt nach St. Julien -du -Sault, am 17. und 18. hier wieder geraſtet und am

19. endlid in die Kantonirungsquartiere gerückt. Dieſe wurden von dem Hauptquartier des 4ten Corps in Augerre , dem Haupt quartier der Cavalerie- Diviſion in Sens, dem Brigade -Comman deur 3. M. von Walsleben in Joigny , an der Straße von

Sens nach Auxerre genommen. In demſelben Ort kantonirte der Stab, die Commandeur- Escadron und die Escadron Bajje

wiß deß Regiments Herzog Louis ; in St. Julien-du-Sault die Escadron Nagel ; in Charny , an der Straße von Aurerre

nach Montargis die Escadron Seidenberger (nunmehr Abele ſ. u.). In dieſen guten – nach dem Sprachgebrauche der Mann ſchaft paſſabelen

Quartieren (das Prädikat „ gut “ wurde von

ihr nur äußerſt ſelten ertheilt) blieb das Regiment volle vier Wochen - bis zum 16. Mai – ſtehen . Da ihm die Beobachtung der Straßen nach Courtenay und Chateau-Renard – den hinter der vorgezeichneten Demarkationslinie ſtehenden Franzoſen gegenüber oblag, ſo ſtellte es von Offizieren befehligte Pikets an der erſteren

Straße zu St. Martin - d'Ordon , an der leşteren zu Ville- Franche auf, die von fünf zu fünf Tagen abgelöſt wurden. Im Uebrigen war man bemüht , die Pferde , die in Joigny in einer dortigen Kaſerne untergebracht waren , nach den ausge ſtandenen Strapaßen durch ſorgfältige Pflege wieder in guten

Stand zu ſegen, die Montirungen, Waffen und übrigen Ausrüſtungs artikel der Mannſchaft nach Kräften herzuſtellen , wozu bedeutende

Requiſitionen an Geld und Tuch gemacht wurden. Die aus dem Königreich abgeſchichten 6. l . von Wöllwarth und Kriegsrath

Major von Kauffmann hielten , wie nach den früheren Feld zügen , eine kommiſſariſche Inſpektions -Revue über das Regiment ab , das nach einem Rapport vom 15. April einen Effektiv - Stand von 21 Offizieren, 55 Unteroffizieren, 428 Mann = 505 Combat tanten , 33 Noncombattanten ; 97 Difiziers- , 425 Dienſtreit- und

8 Zugpferden hatte. Von dieſen waren allerdings Oberſt von Gaisberg , Sec.-Lieut. von Endres und 50 Mann in den verſchiedenen Spitälern zu Mühlhauſen , Veſoul , Troyes und Pa

ris * ) ; beim Depot in Baldersheim Prem .-Lieut. von Braun Was von den Kranken irgend transportabel war, wurde ſofort ins Königreich zurüd inſtradirt, ebenſo gingen alle Depotabtheilungen direkt dahin ab.

jenige des Regiments traf im Diai zu Ludwigsburg ein.

Die

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müller , 95 Mann und Pferde ; als Estorte der am 4. April

in's Königreich abgegangenen eroberten Kanonen die Lieutenants Hezel und von Urigelter , 28 Mann und 26 Pferde ; ferner im Regiment eine Anzahl Kranfer, ſo daß momentan nur 320 Mann mit 272 Pferden ausrückend blieben.

Als beſonders hervorzuhebendes, in dieſe Zeit fallendes Ereig niß möchte zu erwähnen ſein , daß am 23. April eine Schwadron des Regiments in St. Barre und eine andere in Bar-ſur-Seine einzutreffen hatte, um die Kaiſerin Marie Louiſe auf einer gewiſſen Strecke ihrer Reiſe über Baſel zur Heimath zurück zu eskortiren,

während der abgeſegte Kaiſer am 20. ſeinen Weg von Fontaine bleau in's Eril nach Elba angetreten hatte. Was wir ferner während dieſer Ruhezeit anzuführen haben, ſind die Veränderungen, die kurz vor und während derſelben das

Offizier-Corps des Regiments betrafen : Unter dem 11. April wurde Seconde-Lieutenant v . Sc a ich zum Premier-Lieutenant ;

unter dem 16. Major von Baſſewiß zum Oberſt- Lieutenant befördert ;

Major von Seidenberger zum Cavalerie - Regiment =

Nr. V ; dagegen Major von A bele von jenem zum Regiment Herzog

Louis verſekt (erhielt die Escadron Seidenberger). Dem Oberſt- Lieutenant von Baſſewiß in Folge deſſen das interim . Commando über das Regiment übertragen.

Der aus der ruſſiſchen Kriegsgefangenſchaft zurückgekehrte Seconde-lieutenant von Mengingen wurde dem Ca valerie-Depot des Regiments in Ludwigsburg zugetheilt. Unter dem 5. Mai wurde Stabs - Rittmeiſter von Raßler zum wirklichen Rittmeiſter und Escadrons - Chef im Regiment Nr. IV Prinz A dam ernannt. Unter dem 9. Mai wurde der aus der ruſſiſchen Kriegege

fangenſchaft zurückgekehrte Major Gremp von Freudenſtein unter Beförderung zum Oberſt- Lieutenant zum Cavalerie -Regiment Nr. IV Prinz Adam ; der gleichzeitig mit dieſem aus der Ge fangenſchaft zurückgekehrte Seconde - Lieutenant Karl von Finch zu demſelben Regiment verſeßt. Unter dem

14. Mai wurde Oberſt- Lieutenant Gremp von

Freudenſtein wieder zum Regiment Herzog Louis , dagegen Major von Abele zum Regiment Nr. IV verſegt.

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Erſter Pariſer Friedr. Rückmarſch des württembergiſchen Corps ins Königreich. 15. Mai -– 13. Juni. Nachdem Ludwig XVIII . , auf den franzöſiſchen Königsthron zurückberufen , am 4. Mai ſeinen Einzug in Paris gehalten hatte, wurden die Grundlagen zum Frieden entworfen und dieſer am 30. Mai unterzeichnet. Noch bevor aber der Abſchluß des Friedens

erfolgte , ſegten ſich ſchon die Truppentheile der Verbündeten in Bewegung, um den Rückmarſch in die Heimath anzutreten. Nach einem Befehle des Fürſten Schwarzenberg hatte das württembergiſche Corps dieſen zu beginnen , nachdem die Feſtung Mainz , das Fort Kehl und die Feſtungen in Piemont von den Franzoſen an die Verbündeten übergeben ſein würden. Die Weber

gabe der erſteren beiden Veſten ſollte am 3. , die der legteren am

8. Mai ſtattfinden. Bei den außerordentlich zahlreichen Truppen maſſen, die ihren Marſch in ein und derſelben Richtung zu bewert

ſtelligen hatten , konnte die Bewegung natürlicherweiſe nur nach und nach vor ſich gehen . Das 4te Corps hatte dabei dem 5ten unmittelbar zu folgen und ſeinen Rückmarſch anzutreten, ſobald es

von dem legteren die Nachricht empfangen , daß dieſes ſich in Marſch geſegt habe.

Am 15. Mai brach das württembergiſche Corps auf. Es war

in ſechs Colonnen eingetheilt : 1 ) Inf.-Reg. Nr. 2, Nr. 3, 1te Fuß 1

batterie ; 2) Inf.-Reg. Nr. 6, Nr. 7 , Ref.-Part ; 3) Cav.-Reg . Nr. IV , Nr. V ; 4) Inf.-Reg. Nr. 9, Nr. 10 ; 5) Inf -Reg. Nr. 4 , Nr. 5, Ite reit. Batt., 2te Fußbatt.; 6) Cav . -Reg. Nr: II , Nr. III, 2te reit. Batt.

Am 16. marſchirte das Regiment Herzog Louis aus ſeinen Kantonirungen ab. Leichten Herzens ; es batte namentlich in der legten Zeit der Fatalitäten mancherlei gegeben, die einen längeren

Aufenthalt nicht wünſchenswerth machten. Zur Herſtellung der in furchtbarer Weiſe abgenußten Montirungen bedurfte natürlich das Corps einer außerordentlich großen Menge von Tuch, Lein- · wand und Leder (das Regt. Herzog Louis allein 266 Eden Lein wand, 26 % Ellen grünen, 133 grauen, 35 gelben Tuches, 140 Kalb felle, 354 Baar Sohlen , 179 Vorſchube). Alles das ſollte, wie wir oben ſchon andeuteten , durch Requiſitionen beigeſchafft werden .

Das ging denn auch eine Zeit lang, wenn auch nicht ohne manche

Schwierigkeiten , doch ziemlich befriedigend von Statten. Später

561

aber wurden alle weiteren Requiſitionen dieſer Art durch den König von Frankreich ſelbſt unterſagt , welches Verbot dann die franzö

fiſchen Bauern auch auf die durchaus nothwendigen Fouragerequi ſitionen ausdehnten . Gegen die widerſpenſtigen Bauern, ſay man ſich

ſchließlich genöthigt, Eretutionen anzuwenden ; dieſe führten zu ernſt haften Rencontres , wobei ſich der traurige Fal ereignete, daß Lieut. von Beyer des Cav .- Regts. Nr. V von Landesbewohnern erſchoſſen wurde.

Der Marſch unſeres Regiments ging Anfangs auf der Straße nach Chatillon -ſur -Seine vor fich ; den 16. nach St. Florentin, den 17. nach Tonnerre , den 18. Ruhetag, den 19. nach Larrevy, unweit Chatillon, den 20. durch dieſe Stadt nach Vanvey, an der Straße nach Langres; den 21. nach Montigny -ſur-Aube. (Wenn nur ein Ort ohne weitere Angabe aufgeführt iſt, bezeichnet derſelbe ſtets das Stabsquartier des Regiments ), am 22. war Rubetag.

Am 23. wurde weiter nach Giey -ſur-Aujon , am 24. nach Neuilly, nordöſtlich von Langres, marſchirt, am 25. nach Varennes (zwiſchen Langres und Bourbonne- les- Bains ), der 26. war wieder ein Raſt

tag. Den 27. ging der Marſch nach Bourbonne-les -Bains, den 28 . nach Ligneville , den 29. nach Mirecourt, den 30. Raſttag. Am 31. Mai wurde nach Châtel- ſur- Moſelle, am 1. Juni nach Buls,

Ste. Helene und Vomécourt (zwiſchen Epinal und Rambervillers)

marſcirt , am 2. fam die ganze Brigade Walsleben nach St. Dié , am 3. war Rubetag. Den 4. rüdte unſer Regiment nach St. Marie -aur - Mines, den 5. nach Reſtenbolz , bei Schlettſtadt,

den 6. im Rheinthal abwärts nach Benfeld , den 7. nach Fegers heim. Man ſtand hier 1-1 /2 Meile von Straßburg entfernt; die Stadt zu betreten war aber Allen

Offizieren wie Mann

ſchaft - aufs Strengſte unterſagt, um jeder Mißhelligkeit zwiſchen den franzöſiſchen und unſeren Truppen vorzubeugen. Am 8. Juni wurde auf der Straße nach Jukirchen gegen Straßburg vormarichirt , dicht vor der Stadt aber die Direktion

rechts verändert, geſchloſſen, in größter Propreté , mit klingendem Spiel, fliegenden Fahnen und brennenden Lunten " , wie es in dem

betreffenden Befehl heißt , an der Feſtung vorbei defilirt und vor wärts ging es dann gegen den Rhein. Vor mehr als fünf Monaten batte man ihn überſchritten – jeßt , als man die Schiffbrücke be trat , dröhnten die Bretter wie damals unter den Huftritten der Pferde ; Mancher aber ſollte ihn nicht wieder jeben, den majeſtätiſch 36

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breiten Strom , wie er dabin rauſchte in ſtolzem Mogen , unbe

fümmert um den blutigen Streit, der – ja auch um ſeinen Beſig - ſo viele Tauſende über ſein Bett bin und her geführt .

Wer

nicht den feindlichen Kugeln in dem ernſten Ringen um's Baters land erlegen war , grüßte jegt freudig die deutſche Erde wieder, die man mit Einſebung ſeiner Kraft, ſeines Blutes, ſeines Lebens im rubmvollen Kampfe erſtritten hatte .

Auf dem rechten Rheinufer wurde dann der Marſch noch nach Rheinbiſchofsheim fortgelegt. Da war man wieder in den alten Quartieren vom Dezember ; als mit der Blockade von Rehl das

wieder errichtete Regiment Herzog Louis auf's Neue ſeine Kriegsthaten begann. Am 9. Juni hielt das Regiment Ruhetag, am 10. wurde nach Gaggenau, den 11. nach Durlach, den 12. bis dicht an die württembergiſche Grenze nach Düren und Niefern marſchirt, am 13. die Grenze überſchritten und Quartier in Dürr:

menz-Mühlacker (Stab) , Detisheim , Enzberg und Deſchelbronn bezogen .

Kevue bei Vaihingen an der Ens und Kantonirungen bei Ludwigsburg . 14 — 21. Juni.

Hier traf endlich auch der Regiments - Commandeur Oberſt von Gaisberg (mit ihm Oberſt- Lieut. Gremp) wieder bei ſeinen

Louisjägern nach viermonatlicher Abweſenheit ein ; er war , nun mehr gänzlich hergeſtellt, ſeinem Regimente entgegen geritten , um das Commando desjelben zu übernehmen und die ſiegreich aus dem Feldzuge zurüdkehrende Truppe Seiner Majeſtät dem 1

König vorzuführen.

Seine Majeſtät nemlich , auf dem Luſtſchloſſe

Freudenthal ſich aufhaltend, hatte an den vorhergehenden Tagen die fünf erſten Colonnen inſpizirt; die Revue der ſechsten nun follte am 15. Juni ſtattfinden. Ilm ſich für dieſelbe vorzubereiten wurde am 1. Raſttag gebalten , die Depotabtheilungen rückten

beim Regimente ein , auch wurden an dasſelbe eine Anzahl Hoſen und Stiefel (202 und 13: Paare) abgegeben , um es wieder in

durchaus präjentabelen Zuſtand zu verſeßen. Am 15. Juni Nachmittags 3 Uhr erſchien Seine Majeſtät der König vor der Front der Brigade Walleben , die in der Nähe von Vaihingen an der Ens aufmarſehirt ſtand ; auf dem

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rechten Flügel das Regiment Herzog Louis *), in der Mitte

die 2te reit. Batterie , auf dem linken Flügel das Dragoner-Re giment. Als der Monarch an der Linie der Brigade hinunterfuhr, empfing ihn dieſe mit lautem jubelndem Hochrufe. Seine Majeſtät unterhielt ſich darauf auf's Gnädigſte mit dem Offizier-Corps ſeiner krieg& geübten Regimenter ; dann wurde defilirt und nach dem Vor beimarſche ſpeiſten die Offiziere unter aufgeſchlagenen Zelten, wäh. rend an die Mannſchaft Wein, Brod und Räſe ausgetheilt wurde .

Nach beendigter Revue wurden die Seconde - Lieutenants Bürger , Hezel und Schaeffer des Regiments Herzog Louis zu Rittern des Militär- Verdienſtordens ernannt und ferner 4 gol

dene und 12 filberne Militär- Verdienſtmedaillen dem Regimente verliehen . Dieſes rückte wieder in ſein altes Cantonnement, mar

ſchirte folgenden Tages , den 16., mit dem Stab und der Com mandeur - Escadron nach Rornweſtheim , der Escadron Baſſewiß nach Zakenhauſen , Escadron Nagel nach Stamm heim, Escadron Gremp nach Aldingen. An demſelben Tage drückte Seine Majeſtät durch folgenden Parolebefehl der Armee und ihren Führern ſeine Anerkennung für

ihre Leiſtungen in dem Feldzuge des Jahres 1814 aus : Seine Königliche Majeſtät haben nach Beendigung der ſämmtlichen Be

fichtigungen nicht umhin gekonnt, Ihre lebhafte Freude und vollkommenſte Zufrieden heit über den Zuſtand des aus dem Felde zurückkehrenden St. Armee - Corps allen

Waffen an den Tag zu legen , und Seiner Königlichen Hoheit dem Rron prinzen mit gerührtem Herzen bei Ihrer Abweſenheit **) ſchriftlich Ihren aufrich tigſten Dank dafür abzuſtatten, daß durch Ihren vielgeliebten Sohn, und unter deſſen Ober - Commando nicht allein die Ehre und der Ruhm der Königlichen Waffen auf das Höchſte gebracht worden , ſondern auch der ungeheueren Anſtrengungen und fort dauernden Strapaten des Armee-Corps ungeachtet, ſolches noch in einem ſolchen Zu- . ſtande an Mannſchaft und Pferden in das Königreich zurückgekommen. Der General der Infanterie Graf Franquemont ***) deſſen allgemein aner fannte Verdienſte für König und Vaterland fich auch in dieſem glorreichen Feldzuge !

* ) Effektivſtärke des Regiments laut Rapport vom 10. Juni: 23 Offiziere, 56 Unteroffiziere, 425 Mann , 44 Noncombattanten = 548 Mann ; 97 Offizier-, 422 Dienſtreit- und 8 Zugpferde.

** ) Se. k. Hoheit hatte ſich von Paris am 28. Mai nach London begeben und traf erſt am 11. Juli von dort wieder in Stuttgart ein. *** ) Nach einer allerhöchſten Ordre vom 17. Mai ſollten die bisherigen Feldzeug meiſter in Zukunft Generale der Infanterie oder der Cavalerie benannt werden und der Titel : Feldzeugmeiſter ausſchließlich für den Chef der Artillerie bei behalten werden.

36 *

561

ſo ausgezeichnet bewährt, hat die gerechteſten Anſprüche auf den Dank des Könige und Vaterlandes erworben ; beide bleiben ſeine Schuldner, die Freundſchaft und das

Zutrauen des Königs und die Achtung aller Bürger Württemberge ſind ſein Lohn . Allen Generalen , Offizieren und braven Soldaten gebiihrt der Dant des Könige und Vaterlandes , welche beide nie vergeſſen werden , daß in dem größten Streit, in der wichtigſten Fehde , die je die Welt jah, der Name Württemberg nicht nach ſeiner

politiſchen Kraft, ſondern durch ſeine Mitwirkung die ausgezeichnetſte Stelle erhielt .

Bis zum 21. Juni blieb das Regiment in den oben bezeich neten Cantonnements in der Nähe von Ludwigsburg ſtehen , an dieſem Tage hielt Seine Majeſtät der König auf dem ſo genannten langen Felde eine große Muſterung über folgende in und bei Ludwigsburg concentrirten Truppen ab : Regiment Garde zu Pferde ; Regiment Garde zu Fuß ; Garde batterie .

Leib - Cavalerie -Regiment Nr. I ; Leib- Infanterie- Regiment Nr. 1 ; Infanterie - Regiment Nr. 9 Jäger König. Cavalerie- Regiment Nr. II Jäger Herzog louis ; Nr. III Dragoner Kronprinz; Nr. IV Jäger Prinz Adam ; Nr. V Jäger ; 1te und 2te reitende Batterie . Infanterie- Regiment Nr. 5 Prinz Friedrich. Nach der Revue wurde der Mannſchaft wiederum Brod, Fleiſch

und Wein gereicht und darauf in die Kantonirungen zurückmar chirt , mit dem Befehl von nun an , die den Regimentern ange

wieſenen Garniſonen zu beziehen . Dem Regiment Herzog Louis wurde als ſolche die ehemalige Reichsſtadt Ulm beſtimmt. Ehe wir das Regiment dahin begleiten, wollen wir zuvor die neuerdings wieder bei dem Difiziercorps desſelben eingetretenen Veränderungen hier nacholen. Unter dem 30. Mai wurde der Stabs - Rittmeiſter von Ran

Bau zum Garde -Regiment zu Pferde ; der Stabs -Rittmſtr. von Tungern vom Cav. -Reg. Nr. 1V zum Regiment Herzog Louis verſegt ; der aus der ruſſiſchen Gefangen

ſchaft zurückgekehrte Seconde -Lieutenant Kübel wieder im Regimente eingetheilt ; Sec. - Lieut. von Mengingen zum Premier-lieutenant befördert. Unter dem 3. Juni wurde Stabs -Rittmeiſter von Wick des

Garde - Regiments 311 Pjerde zum Regiment Herzog louis verjett ;

Unter dem 13. Juni wurde dem Legteren die nachgeſuchte Entlaſſung aus i. Dienſten ertheilt,

63

Unter dem 11. Juni wurde der Oberſt lieutenant Gremp

von Freudenſtein zum Commandeur des Cavalerie Re giments Nr. V ; dagegen Stabs - Rittmeiſter von Bag zum wirklichen Rittmeiſter und Escadrons- Chef im Regiment Herzog Louis er nannt ;

Prem. -Lieut. von Bülow vom Cavalerie -Regiment Nr. III zum Stabs -Nittmeiſter im Regiment Herzog Louis befördert.

Unter dem 21. Juni wurde Regterem das Ritterfreuz des Mi. litär - Verdienſtordens verlieben.

Das Friedens-Halbjahr

Juli bis Dezember

1814 .

Garniſon Ulm . 25. Juni 1814

21. März 1815.

Das Regiment Herzog Louis , welches nach der Revue, am 22. Juni nach Ober- Eflingen , am 23. nach Göppingen und am 24 nach Geißlingen marſchirte, traf am 25. in der Garniſon Ulm ein. Die Pferde wurden ſofort in den beiden dortigen Kaſernen untergebracht, die Mannſchaft aber, ebe ſie dieſelben bezog, zu vor auf einen Tag einquartiert. Drei Schwadronen darauf in die

Zeughaus -faſerne und eine Schwadron in die Wengern -Raſerne verlegt.

Nach den oben genannten Veränderungen ſtand das Regiment unter folgenden Offizieren : Commandeur : Oberſt von Gaisberg.

Stabs -Offizier: Oberſt- Lieut. von Baſiewiß. Adjutant Prem .-Lieut. von Kapff. Major von Nagel , Escadrons- Chef. Rittmeiſter von Baß. Stabe-Rittm . von Tungern. von Bülow.

Prem . -Lieut. 11

von Sigel . von Boje. von Braunmüller.

von Raßmaier,

566

Prem .- lieut. von Schaich . von Mensingen. Sec. - lieut.

Rübel .

von Hardt. II

von Bürger. Aug. von Finth . von Endres .

11

von Kober . n

von Buc.

11

von Hezel .

von Ungelter. von Schäffer. Auditor Piſtorius.

Reg. -Quart. -Mſtr. Brecht. Reg.-Arzt von Keller. Reg .-Pf. -Arzt Schallich. Die Linien - Cavalerie formirte nach einer beim Einrüden der

Truppen ins Königreich gegebenen Beſtimmung zwei Diviſionen , die erſte unter G.-L. von Wöllwarth und dem Brigadier G. M. Graf Salm *) beſtand aus den Regimentern Nr. II u . 1V (in Ellwangen) und der Iten reit. Batterie (Winnenthal) ; die zweite unter 6.-8. Brinz Adam und Brigadier G.-M. von Jett aus den Regimentern Nr. III (Eßlingen ), Nr. IV (Kirch beim und Nürtingen ) und der 2ten reit. Batterie (Winnenthal)

die Garde-Cavalerie formirte zwei Brigaden unter dem Gen. Inſp . G.-L. Graf Dillen , und den Brigadiers G.-M. von Röder und 6.-M. von Moltke: Garde-Reg . zu Pf., Leib- Cav. Reg. Nr. I und reit . Garde-Batterie. Zu der Zeit als unſer Regiment in ſeine neue Garniſon rückte,

wurde befohlen , daß „alle Regimenter , deren Chefs Prinzen des Königl. Hauſes ſind (Cav.- Reg. Nr. II , III, IV ; Inf.-Reg. Nr. 2, 5, 6 ), hinfort auf Kragen und Aufſchlägen eine Liße, die Offiziere von Silber oder Gold , je nach den Knöpfen , die Gemeinen von weißer oder gelber Wolle erhalten ſollen “. Ferner wurde die Ver fügung getroffen , daß bei allen Regimentern und Corps , lämmt liche gemeine Mannſchaft , welche dekorirt ſei , im erſten Gliede zu rangiren habe. G.-M. von Walsleben trat nach der Rückkehr aus dem Felde wieder in das Kriegsdepartement zurüc.

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Der Befehl zur ſofortigen Zurückführung aller Regimenter auf den Friedensetat, nachdem ſie ins Königreich zurück Corps und gekehrt ſeien, war, ehe dieſelben noch die Grenze überſchritten batten (am 2. Juni), erfolgt. Die Beurlaubung der Mannſchaft verzögerte ſich jedoch noch bis zum 28. Juni , dann aber trat dieſelbe in der Art ein, daß nur 40 Gemeine per Escadron präſent blieben , wäh rend der Pferdeſtand 108 per Escadron , 433 für das Regiment betrug.

Und ſo befand man ſich denn plößlich Mitten im Frieden. Nach einer Zeit der wechſelvollſten, wunderbarſten Begebenheiten, nach einem Leben vol Bewegung , voll Aufregung, vol der über wältigendſten , Körper und Geiſt in einer ſteten Spannung erhal tenden Eindrücke, mochte die plögliche Ruhe wohl gar eigenthümlich ſchmecken. Waren doch Viele jeit dem Abmarſch zur ruſſiſchen Campagne , im März 1812 eigentlich nicht mehr aus dem Kriegs getümmel herausgekommen , nur ins Vaterland zurückgekehrt, um nach wenigen Wochen , anſtrengendſter Dreſſur- und Mobilmachungs Beſchäftigung, ſofort wieder aufs Neue zum Waffentanz zu ziehen . Das hatte zwei und ein balbes Jahr ununterbrochen fortgebauert und nun --- nach dieſem Leben, in dem Glanz, Ueberfluß und bes

rauſchender Genuß mit Elend , Hunger , Tod und Verzweiflung ſo unendlich eng verſchwiſtert ſind , die ſtille Einförmigkeit des Gar : niſonszuſtandes , das zahme ſolide Einerlei des friedlichen Alltag lebens , an das man ſich erſt wieder gewöhnen mußte der Ab ſtand, der Unterſchied war zu groß, als daß man jo ohne Weiteres

ſich gleich wieder in den neuen Verhältniſſen vollkommen wohl und behaglich befunden hätte. Und dieſer Friede verſprach von langer Dauer zu ſein ; der Rorſe war verbannt und die Welt be

durfte der Ruhe, um die ſeit zwanzig Jahren geſchlagenen Wunden zu heilen.

Zu Anfang gab es zwar noch allerhand Ereigniſſe, die eine völlige Ruhe nicht geſtatteten, an die joeben beſchloſſene Thätigkeit mehrfach mabnten . So wurde dem Regiment der Befehl ertheilt, zwei Colonnen ehemaliger, nun aufgelöſter weſtfäliſcher Cavalerie zu eskortiren, die auf ibrem Rückmariche nach Kajjel , jede in einer

Stärke von etwa 160 Mann, den 19. und 22. Juli die württem

bergiſche Grenze bei Mengen überſchreiten, und über Gamertingen und Bergingen durch die Hobenzollernſchen Lande ; über Bondorf

und Calw durch Württemberg in der Richtung gegen Pforzheim ziehen ſollten . Die diejen Golonnen zugetheilten Commandos, be

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auftragt alle Erzeſie der Mannſchaft, namentlich das Trainiren zu verbindern, beſtanden aus je 1 Rittmeiſter, 2 Lieutenants und 50

Pferden . ( Das Ite St.- Rittm . von Tungern , Sec.-Lieut. Kübel und von Bürger ; das 2te St.- Rittm . von Bülow , Prem.-Lieut. von Schaich , Sec .- Lieut. von Finckly.) Der Durchmarſch der Weſtfalen fand jedoch in einer anderen als der bezeichneten Rich

tung ſtatt und ſomit rückten die Commandos wieder ein , ohne ihren Auftrag ausgeführt zu haben . Aucy Durchzüge anderer, namentlich ruſſiſcher Truppen fanden

noch häufig ſtatt und gaben Veranlaſſung zu mancherlei ernſten und beiteren Scenen . Die in den Jahren 1812 und 1813 in ruſ

fiche Kriegsgefangenſchaft gefallenen Württemberger waren, obwohl ſchon viele wieder eingetroffen , doch noch bei weitem nicht alle zurückgekehrt. Im Juni , Auguſt , September und Oktober 1814

langte nach und nach eine große Zahl derſelben an – ſo der Stabshorniſt Horlacher ( bei Winkowo 3. Okt. 1812 gefangen) am 7. September -- ; Einzelne dann noch im Januar 1815 ( Jäger Kanz am 17.) , ja die legten ſogar erſt im Februar 1816. Auch aus Preußen ſtellten ſich 18 Württemberger ein , die mit Ausnahme von Einem , der ſchon 1812 gefangen genommen worden , ihrer Angabe gemäß am 6 September 1813 bei Jüterbogť in preußiſche (Gefangenſchaft fielen , in der Folge , wie ſie ausſagten, gezwungen wurden , in preußiſche Kriegsdienſte zu treten, wo ſie im 26ten Infanterie - Regiment gedient hatten , nach beendigtem Feld -

zuge von 1815 aber auf ihr Verlangen entlaſſen wurden. Sie alle beſaßen die preußiſche Medaille für 1813 und 1814, und unter

dieſen Achtzehn befand ſich denn auch ein ehemaliger Louisjäger : Johann Georg Schönleber , ferner hatte der frühere Louisjäger Markus Start als Unteroffizier im brandenburgiſchen Huſaren Regiment gedient. Ebenſo waren in die in Rußland errichtete ruſſiſch -deutſche Legion manche der 1812 in Gefangenſchaft ge rathenen Württemberger zwangsweiſe eingetreten , die nach der Auflöjung der Legion gleichfalls wieder ins Vaterland zurüdkehrten. Die meiſten diejer Leute, die allerdings unerlaubter Weiſe unter fremden Fahnen gedient und gefochten batten , wurden aus Rüd

ſicht für die dabei ſtattgefundenen eigentbümlichen Verhältniſſe par: Donirt.

Unter denen , die in der ruliſch - deutſchen Legion gedient

hatten, befanden ſich 8 Louisjäger: Unteroffizier E đ (in der Legion Wachtmeiſter), Fahnenſattler Kuc ) und die Jäger Müller, Erle, Er bardt , Urban , Büd und Bertic (lepterer ſtand im

Iten

5569

Huſaren-Reg . der Legion) ; ſie alle wurden am 12. Auguſt 1814 mit 12jähriger Kapitulation wieder ins Regiment eingeſtellt. Unter dem 22 März 1815 finden wir dann auch noch einen Jäger Feuer ſtein , der „ aus K. Engliſchen Dienſten “ wieder ins Regiment ein tritt. ( Wabrſcheinlich hatte er der engliſchen Legion angehört.) Bei der Durchreiſe Seiner Majeſtät des Königs hatte

das Regiment am 4. Auguſt in Ulm die Ehrenwache, beſtehend aus 5 Offizieren : Stabs-Rittm. von Tungern , Prem .-Lieut.

von Braunmüller , Sec .-Lieut. von Hardt , von Bürger , von Finch , 1 Wachtm ., 10 Unteroff., 2 Horniſten und 72 Jägern • 1

zu geben .

Durch allerhöchſte Ordre vom 25. Auguſt wurde beſtimmt, daß das Regiment auf einen Stand von 401 Pferden reduzirt werden

ſolle, am 30. Auguſt beſichtigte in Folge deſſen der General- In ſpekteur der Cavalerie Gen.- Lieut. Graf Dillen die Pferde des

Regiments und wurden darauf 29 Stück zum Verkaufe bezeichnet. Im November wurde vom Brigadier Nachſtehendes bekannt gemacht:

„ Seiner Majeſtät der Kaiſer von Rußland hat Seiner König. lichen Majeſtät überlaſſen , die St. Georgen -Kreuze V. Klaſſe der verſtorbenen Unteroffiziere und Soldaten an andere tapfere Männer der Königl . Armee , wenn dieſe nämlich dem Feldzuge 1813 und 1814 beigewohnt haben, zu verleiben. Auf Allerhöchſten Befehl jou dieſes bei der Königl. Armee um darnach zu verfabren , mit dem

Anfügen bekannt gemacht werden, daß die jeweiligen Veränderungen der Geh. Kriegskanzlei angezeigt werden ſollen ." Die Thätigkeit des Regiments im Friedensbalbjahr 1814 be chränkte ſich auf Babnreiten , Ererziren zu Fuß mit Karabiner

und Säbel , Unterricht der jüngeren Offiziere und Unteroffiziere. Rekruten wurden nicht eingeſtellt und mit der alten Mannſchaft war bei dem geringen ausrückenden Stand nicht viel zu unternehmen . Die Offiziere gingen faſt alle nach einander auf längere und türzere

Zeit in Urlaub. Theils um lange nicht mehr geſehene Eltern und Geſchwiſter zu beſuchen , theils auch um in verſchiedenen Bädern, die angegriffene Geſundheit wieder herzuſtellen, noch nicht vernarbte Wunden zu heilen.

So ging denn das Jahr 1814 zu Ende . Daß das nächſte Jahr unſere Jäger nochmals auf das Feld der Ehre berufen werde, das erwartete man wohl von allen Dingen am wenigſten. - Im -

Offizier -Corps des Regiments hatte ſich in den legten Monaten

-

570

wieder Manches geändert , was wir hier nachtragen , ehe wir von 1

dem denkwürdigen Jahre ganz Abſchied nehmen : Unter dem 18. Juli wurde der Sec .-lieut. Kübel zum Prem.-Lieut. im Regiment Nr. IV Prinz Adam be fördert.

Unter dem 23. Juli wurde der Sec.-lieut. von Ungelter

auf ſeinen Wunſch zum Infanterie-Regiment Nr. 3 verſegt.

Unter dem 5. Auguſt wurde der Stabs - Rittmeiſter von Tungern zum Regiment Nr. IV Prinz Adam , das gegen der Stabs - Rittmeiſter von Viſcher von jenem

zum Regiment Herzog Louis verſegt. Unter dem 29. September wurde dem Brem .- Lieut. von

Mengingen die nachgeſuchte Entlaſſung aus den K. Dienſten mit dem Rarafter als Stabs - Rittmeiſter ;

Unter dem 27. Oktober dem Auditor Piſtorius gleichfalls die nachgeſuchte Entlaſſung ertheilt.

Sechſter Abſchnitt. Die Jahre 1815 und 1816. Mobilmadung. Gtat und Zus Napoleone Rüdfehr von Giba . Concentrirung der Armee . fammenſeßung des Feldtruppencorps . Vormarſch an den Rhein , 27. Ppril . Drire de Bataille des 3ten Armeceorps. Stellung auf dem redten Rheinufer. Uebergang bei Germersheim und

Gefecht bei Rheinzabern , 23. Junt.

Borrüden gegen die Weißenburger Linien.

Gefecht bei

Gefecht bei Hagenau , 27. juni . Sreffen bei Straßburg , 28. Juni. Kuntonirunge Stellung vor Straßburg bis 5. Juli. Vorrüden in D :18 Inuere von Frankreiit . quartiere iu den Departements Savne und Loire, und Nievre bis 4. Oftober. Rüdmarid . Garniſon Ulm . Rheinübergang . 17. November . Revue bei Freudenthal , 22. November. Surburg , 26. Juni,

1815.

Mobilmachung. Rückkehr Napoleons von Elba. der Armee. Januar bis April. -

Concentrirung

Während auf dem Wiener Kongreß, oder am 1. November 1814 eröffnet worden war, man ſich vergebens bemühte, die Verfügungen des Pariſer Friedenstraftate zu vervollſtändigen und die, von faſt

allen Seiten gemachten Länder -Anſprüche und Länder- Entſchädi gungen auf eine für alle Parteien befriedigende Weiſe zur Ent ſcheidung zu bringen. Während die ſich freuzenden Intereſſen der verſchiedenen Mächte eine unverkennbare Spannung zwiſchen den Kabinetten derſelben hervorriefen und namentlich das fernere Schick jal Polens und Sachſens ernſte Verwicklungen herauf zu beſchwö ren drohte, ja eine von Preußen , in Betreff Sachſens gemachte Erklärung, ſogar zu einem geheimen Defenſiv - Bündniß zwiſchen Deſterreich, England und Frankreich gegen die Monarchie Bran denburg führte. Während im Publikum Gerüchte ſebr ernſter Art

aufzutauchen anfingen , die zu zerſtreuen, ſich ſelbſt der damals ſehr behutſame und fich faſt jeden politiſchen Raiſonnements

enthaltende „ Schwäbiſche Merkur " befleißigte, indem er folgenden

Artikel am 16. Januar veröffentlichte , den wir hier einfließen laſſen , weil er für die damals herrſchende Stimmung ſehr

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bezeichnend iſt: „ Die Kriegsgerüchte vermindern ſich zu Wien. Un gern hört man die Ausſtreuungen einiger Militärs , die von Liebe zu ihrem Stande oder von Ehrgeiz getrieben, ſchon das zu ſehen glauben, wovor die Völker zurückſchaudern. Die Monarchen , ſo wie ihre aufgeklärten und wohlwollenden Miniſter haſjen den Krieg im Allgemeinen. Sie werden ihn aber noch mehr in einem Zeit punkte zu vermeiden wiſſen , wo er bei dem erſchöpften Zuſtande der Finanzen ſämmtlicher Staaten von Europa nicht ohne ſchwere

Bedrückung der Unterthanen und nicht ohne ſchreckliche Verwüſtung der Länder geführt werden fönnte . " Während dem befand ſich, die württembergiſche Armee wenigſtens, im Zuſtande des tiefſten Frie dens. Die Compagnien hatten wenig mehr als ihre Kadres prä ſant und bei den Schwadronen war, wie wir geſehen , Alles bis auf die zur Pferdewartung unumgänglich nöthige Mannſchaft be urlaubt ; es wurden überdies, wo es nur möglich war, Erſparniſſe beim Militär-Etat angeordnet, die alljährlich vorgeſchriebenen Ab gaben von beſtimmtem Sattelzeug-Nachſchub ſollten für dieſes Jahr unterbleiben, die Schwadronen nach und nach um einen Difizier

vermindert werden ; 24 Mann, meiſtens einzige Söhne, wurden (am 11. Februar) entlaſſen , kurzum lauter Anordnungen getroffen , die man nur in den friedlichſten Zeiten zu verfügen pflegt. Da brachten die erſten Tage des Monats März die Anfangs noch ſehr unſichere Kunde, daß Napoleon Elba verlaſſen habe und an der franzöſiſchen Küſte gelandet ſei. Die zuerſt nur zweifel haft aufgenommene , dann als ein wahnſinniges Wagniß betrachtete Neuigkeit beſtätigte ſich vollkommen : Napoleon war nicht nur am 26. Februar von Elba abgeſegelt , hatte nicht nur am 1. März wieder den franzöſiſchen Boden betreten , ſondern war faſt ohne Aufenthalt auf Paris gezogen. Das Häuflein ſeiner Getreuen ver mehrte ſich von Tag zu Tag durch die ihm entgegen geſtellten, aber zu ihm übergebenden franzöſiſchen Truppen. In der Nacht vom 19. auf den 20. März verließ König Ludwig XVIII wieder 1

!

Paris ; Napoleon , der Kaiſer Napoleon bielt am 20. Abends 8 Uhr ſeinen Einzug in die Tuilerien. Dieſe überraſchenden Ereigniſſe brachten die, mehr als bedrobte

Einigkeit unter den Fürſten der Alliirten wieder vollſtändig zu Stande . Noch ebe Napoleon in Paris eintraf , erließen ſie , am 13. März, eine Proklamation in der ſie ſein Unternehmen für ver

brecheriſch und ihn für ehrlos erklärten. Am 16. wurde zu Wien ein großer Kriegsrath gehalten, dem der, beim Kongreß anweſende

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Kronprinz von Württemberg , Fürſt Schwarzenberg , Wellington, Wrede , Gneiſenau , auch Metternich und Hardenberg anwohnten ; am 25. März ſchloſſen die Großmächte Oeſterreich Rußland, Eng land und Preußen ein neues Bündniß , mit dem Verſprechen , die Waffen nicht eher niederzulegen, bis Napoleon außer Stand geſegt ſei, Unruben zu erregen und Verſuche zur Erlangung der höchſten Gewalt in Frankreid) zu wagen.

Befehle zur ſchleunigſten Mobilmachung wurden ertheilt, was

marſchfertig war unverweilt gegen den Rhein in Bewegung geſeßt ; das ganze kriegeriſche Leben, das man auf Jahre verbannt zu haben glaubte , trat plößlich wie auf einen Zauberſchlag wieder in ſein altes Recht, das es ſeit einem Vierteljahrhundert geübt hatte.

Unter dem 13. März befahl Seine Majeſtät der König, daß ſich vom 16. an die Cavalerie- Regimenter Nr. I bis V und die Infanterie - Regimenter Nr. 1 bis 7 dergeſtalt bereit halten ſollten , daß fie 24 Stunden nach erhaltenem Befehl marſchiren fönnten . Die Beurlaubten der Cavalerie , Anfangs nur auf den

Friedenspferdeſtand einberufen, erhielten kurz darauf die Ordre auf Kriegsſtärke einzurücken und trafen am 15. ( 189 M.), 18. und 21 . (30 M.) größtentheils beim Regiment Herzog Louis ein. Als dieſes darauf ſeine Garniſon verlaſſen mußte, wurde Sec.-Lieut. von Bud commandirt , die noch nicht eingerückten Beurlaubten nachzuführen. Am 17. März erhielt das ſeit dem 10. durch aller hand Abgang nur noch 394 Pferde ſtarke Regiment einen Zuwachs von 10 Gendarmerie Pferden , am 27. und 28. von der Remon

tirungs- Settion 50 und 57 Pferde, ſo daß es nunmehr wieder auf ſeine volle Kriegsſtärke von 511 Dienſtreitpferden gebracht war.

Am 22. mußte ſich das Regiment bereits in Bewegung feßen, um zur Concentrirung der Armee nach Ludwigsburg zu rücken *) ;

* ) „ Die Nachricht, daß wir zunächſt nach Ludwigsburg in Garniſon tommen ſollten“ , theilt uns ein Regimentsangehöriger mit, „ war nicht gerade die aller erfreulichſte, denn zwiſchen Ulm und Ludwigsburg war damals ein großer

Unterſchied, doch man flagte nicht, obgleich den ſogenannten Donaurittern die luft in den prachtvollen Alleen dieſer Reſidenz etwas zu beengend war ; man

hoffte bald wieder vor Paris zu ſtehen. Der Aufenthalt in Ludwigsburg ging unter ſtrengem Dienſte pfeilſchnell vorüber , und wie gern und freudig

eilte man zu allen Uebungen und anderen Dienſtgeſchäften , deren Zweck man ſo nahe vor Augen hatte , fie trugen niemals den Typus eines mechaniſchen !

Gedrills an ſich.“

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es ging an dieſem Tage bis Geißlingen , den 23. nach Göppingen , 24. nach Eßlingen und traf am 25. zu Ludwigsburg ein , wo es in der Kaſerne des Garde-Regiments zu Pferde (das zur Zeit in

Stuttgart garniſonirte) untergebracht wurde. Die Cavalerie war in Folge allerhöchſter Verfügung in nachſtehender Weiſe neuerdings formirt und dislocirt :

1. Diviſion . G.-L. Prinz Adam zu Stuttgart. Brigadier : G.-M. von Moltre zụ Ludwigsburg. Leib-Cavalerie- Regiment Nr . I Cavalerie-Regiment Nr. III , Dragoner , Kronprinz zu !

Eflingen. 1te reit. Batterie zu Winnenden .

II . Diviſion. G.- L. von Wöllwarth zu Ludwigsburg. Brigadier : G.-M. von Fett zu Ludwigsburg. Cavalerie -Regiment Nr. II Jäger Herzog Louis zu Ludwigsburg. Cavalerie - Regiment Nr. IV Jäger Prinz Adam zu Kirchheim und Nürtingen.

Cavalerie-Regiment Nr. V Jäger zu Megingen , Urach, Dettingen und Neubauſen. 2te reit. Batterie zu Winnenden.

Die übrigen zum Ausmarſche beſtimmten Abtheilungen der Armee waren längs des Neckars zwiſchen Heilbronn und Rotten burg echelonirt und behielten im Ganzen genommen dieſe Stellung bis Ende April bei.

Das Regiment Herzog Louis blieb während dem (bis zum 27. April) in Ludwigsburg und wandte die Zeit, welche ihm noch bis zum Abmarſch ins Feld vergönnt war, nach Kräften an, um ſich auf die bevorſtehende Thätigkeit in rühriger Weiſe vorzubereiten . Obwohl auch dieſes Mal die Mobilmachung mit gewohnter Energie vom Kriegsherrn angeordnet und in außerordentlich kurzer Zeit vollzogen wurde (bis zur Concentrirung 14 Tage, bis zum Abmarſch ins Feld 6 Wochen ) , ſo war doch die gegebene Friſt im Vergleich !

zu derjenigen , welche vor dem Aufbruch zu den legten Feldzügen bewilligt werden konnte, als eine außergewöhnlich lange zu betrachs ten. Denn man muß bedenken , daß im Frühjahr und Herbſt 1913 aus den balberfrornen oder mit Krankheiten behafteten Trümmern

in wenig Wochen unter Einſtellung von einer ganz unverbältniß mäßigen Zahl nur nothdürftig geſchulter Rekruten ein ſchlagfertiges

-

575

Corps ins Feld geſtellt wurde ; während es ſich hier nur darum bandelte , triegøgeübte Soldaten unter Einreibung einiger weniger Refruten zu den Fahnen zu berufen und ſie, die erſt vor acht Mo

naten beurlaubt waren, wieder in die Kadres einzuweiſen und ein wenig in den Waffen zu üben. Nicht ſo günſtig war es freilich mit den Pferden beſtellt, unſer Regiment wenigſtens hatte, wie wir geſehen , über hundert , alſo ein Fünftel ſeiner Stärke , gänzlich robe Remontepferde empfangen. Dieſe waren natürlich nicht inner halb vier Wochen zuzureiten ; da ſich aber die wirkliche Eröffnung des Feldzuges für das württembergiſche Corp8 bis über Mitte Juni verzögerte, ſo wurde hierdurch doch wenigſtens eine faſt drei monatliche Friſt für die Remontedreſſur gewonnen. Ein Verhält niß , das ſich bei dem nächſten Feldzuge wohl ſchwerlich günſtiger 1

geſtalten dürfte.

Kurz vor und während der Kantonirung in Ludwigsburg fielen beim Regimente folgende Veränderungen vor : Unter dem 8. Februar wurde der Auditor von Becher *) dem Regiment Herzog Louis zugetheilt. Unter dem 17. Februar wurde der Thierarzt Schallid zum Leib- Cavalerie- Regiment Nr. I ; dagegen

der Thierarzt Anoll jenes Regiments zum Reg. Herzog louis verſeßt.

Unter dem 30. März wurde der bisherige Inſpektions -Adju tant der Cavalerie Premier-Lieutenant von Röder zum

Regiment Herzog Louis verſeßt. Unter dem 2. April wurde der Rittmeiſter von Bag zum Major ernannt.

Unter dem 9. April derſelbe als Adjutant zum G.-L. Prinz Adam commandirt ; dagegen

der Flügel-Adjutant Sr. Majeſtät des Königs Oberſt-lieu tenant von Moltke als Escadrons- Chef beim Regiment Herzog Louis eingetheilt ; Stabe - Rittmeiſter von Viſcher wurde zum Cavalerie Depot ( f. u. ) ; dagegen

Stabs -Rittmeiſter von Rettler vom Cavalerie-Regiment Nr. III und * ) Becher hatte ſich während des Feldzuges 1812 durch ganz außerordentliche Thätigkeit in ſeiner Eigenſchaft als Kriegecommiffär vielfach auøgezeichnet und wurde mehrfach beſonders belobt und belohnt.

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_

Seconde-lieutenant, Adjutant von Gemmingen der Garde zu Fuß zum Regiment Herzog Louis verſeßt. Unter dem 16. April wurde der Premier- Lieutenant von Röder zum Brigade-Adjutanten bei G.-M. von Jett ernannt ;

Seconde- Lieutenant von Münchhauſen des Garde-Re giments zu Pferde zum Regiment Herzog Louis verſeßt. Daraufhin war das Offizier-Corps, mit welchem das Regiment au& marſchirte, folgendermaßen zuſammengeſeßt und eingetheilt : Commandeur: Oberſt von Gaisberg. Stabsoffizier : Oberſt-Lieutenant von Baſſew it . Adjutant: Premier-Lieutenant von Stapff. Commandeur - Escadron : Stabs - Rittmeiſter von Stettler. Prem.-Lieut. von Boſe . Sec .- lieut. von Rober. 11

von Münchhauſen.

von Schäffer. Eécadron Bajjewis :

Stabs.-Rittm. von Bülow .

Prem .-Lieut. von Braunmüller. II

von Scaic.

Sec . -Lieut. von Bürger. Escadron Moltre :

Oberſt - Lieut. von Moltke.

Prem .-Lieut. von Sigel. Sec.- lieut. von Gemmingen . 11

Aug. von Find h. von Bud .

Escadron Nagel :

Major von Nagel. Prem . Lieut, von Aam a ver. Sec . -Lieut. von Hardt. von Endres. II

von Hezel .

Auditor von Becher.

Reg .-Quart.- Mſtr. Brecht. Reg. -Arzt von Keller. Reg. Pferde-Arzt inoll. Die vier Wachtmeiſter waren noch dieſelben des vorigen Jahres :

Stammler , Reller , Raible und Zinſer ; Stabshorniſt, der 1812 gefangene, nun aber beim Regimente wieder eingerückte Hor : lader .

577

Am 9. April wurde durch allerhöchſte Verfügung die Errichtung eines Cavalerie- Depots befohlen. Das Commando desſelben erhielt der Gen.-Maj . und Gen.-Adj . von Breuning ; vorläufig nur zu einer Schwadron formirt , führte dieſe der Oberſt-Lieutenant von Bär und wurden derſelben ferner der Stabs - Rittmeiſter von

Viſcher der Louisjäger , und der bisherige Diviſ.-Adj. Prem.

Lieut. von Horlacher zugetheilt. Unſer Regiment mußte an dieſes Depot 1 Horniſten und 24 Mann , ſeine trächtigen Stuten, die ſich unter den Remontepferden vorgefunden hatten , und die „aus dem Marſtall abgegebenen vierjährigen Pferde ", im Ganzen

6 Stück, abtreten. Der dadurch entſtandene Abgang wurde durch Pferde aus dem Leib- Cavalerie-Regiment erſegt. Vom 25. April an wurde das zum Abmarſch beſtimmte Armee-Corps auf vollkom menen Kriegsfuß geſeßt.

Der Feldzug von 1815. Vormarſch an den Rhein . Stellung auf dem rechten Ufer zwiſchen Bruchſal und kehl. 29. April – 21. Juni. Das Truppen-Corps welches Württemberg für den bevorſtehen

den Feldzug mobil machte, batte folgenden Etat , wobei wir die jenige Eintheilung anführen , welche zur Zeit des Beginns der Operationen beſtand, da bis dahin mancherlei Veränderungen vor genommen wurden :

Im Hauptquartier Seiner Königlichen Hobeit des Kronprinzen , dem das Commando über das dritte Corpå der Armee des Fürſten Schwarzenberg übertragen wurde (1. u .) ; zu ſammen :

Mann. Reitpf. Zugpf. 30

3

Württembergiſches Armee- Corp 8. Gommandiren der General : 3. d. J. Graf Franquemont. Chef des Gen.- Stabe : Oberſt von

Bangold. zu übertragen : 30

3 37

578

Mann . Reitpf. Zugpf.

Uebertrag :

30

3

158

38

Commandeur der Artillerie : G.-M. von Brand .

Stab und Feldgendarmerie uc. I. Infanterie - Diviſion : G.- L. von Koch. zuſ. Stab : 1. Brigade : 6.-M. Prinz Karl von Hohenlohe- Kirchberg, zuſ. Stab : .

30

-

10

1

8

Infanterie-Regiment Nr. 2 Herzog Wilhelm (ob . v. Biberſtein ) . 1434

Inf.-Reg. Nr . 4 (Ob. v. Imhoff) . .

1434

16 16

Nr. 5 Prinz Friedrich Stumpe )

1434

16

"(Ob. v..

Il. Brigade : 6.-M. von Miſani zuſ. Stab :

8

Inf.-Reg. Nr . 3 (Ob. v. Beulwiß) Nr. 7 (Ob. v. Rellenbach ) . .

1434

16

.

1434

16

II

Ite 6 pfd. Fuß-Batterie (St.-Hauptm .

zuſ. Stab :

8

1

10

-

II . Infanterie - Diviſion : G.-L. von Döring , zuſ.Stab : III . Brigade : G.-M. von Lalance

58

2

163

v . Diskau ) .

Infanterie- Regiment Nr.6 Kronprinz .

(Ob . v . Maier )



1-131

1434

zuſ. Stab :

8

--

Inf.- Reg. Nr. 8 (Ob. v . Berndes) IV . Brigade : G.-M. Auguſt von Hügel *)

16 16

Infanterie - Regiment Nr. 9 . Jäger König (Ob . Gr. 3. Lippe)

Infanterie - Regiment Nr. 10. Infanterie (b. v. Seeger)

1424

16

1424

16

Leichte

Zu übertragen : 13,289

43

232

*) Die beiden Generale Auguſt und Ernſt von Hügel, ſeit 1812 und 1813 in Inactivität, wurden durch allerh. Ordre vom 27. April wieder bei der Armee

mit ihrer früheren Anciennetät angeſtellt; Erſterer erhielt darauf wie in dem Feldzuge von 1809 das Commando der leichten Brigade ; lepterer wurde ins Hauptquartier Wellingtons commandirt .

579 Mann .

Uebertrag : 13,289

Reitpf. Zugpf . 43

232

Infanterie-Regiment Nr. 11. Scharf: ſchüßen, 1 Bat. (Maj . v. Gaisberg) 1040 2te 6pfd. Fuß-Batterie ( St.-Hauptm . v. Faber du Faur )

10

2

163

58

V. Brigade : G.-M. von Stodmayer 1

8

-

zuſ. Stab :

1tes Landwehr- Regiment (Ob. - Lieut. v . Seybothen ) .

1040

10

2tes Landwehr-Reg. (Maj. v. Sattler) 1040

10 10

3tes

.

(Maj.v. Fribolin) Cavalerie - Diviſion :

1040

G.-L. Prinz Adam von Würt temberg.

-

Stabs -Chef Oberſt von Bismart . Adj. Maj . von Bag , St. - Rittm . zuſ. Stab : von Graff

21

I. Brigade : G.-M. von Jett. Adi. Prem . Lieut. . Röder zuſ. Stab :

8

Cavalerie -Regiment Nr. II, Jäger Her zog Louis (Ob. v . Gaisberg )

580

511

Cavalerie - Regiment Nr. IV , Jäger Prinz Adam (Ob. v. Reinhardt) 1te reit. Batterie (Maj. v. Breithaupt) II. Brigade : 6.-M. von Moltke.

580 153

511 54

8

oo

.

8 82

Adj. Sec.-Lieut. v. Mundorff -

-

zuſ. Stab :

8

Cavalerie -Regiment Nr. III , Dragoner Kronprinz (Ob.-lt. v. Mögelin) . Cavalerie-Regiment Nr. V, Jäger (Dk.

580

511

8

580 153

511

8 82

1

v. Schröder ) .

.

2te reit. Batterie (Maj. v. Bürgi) . Reſerve-Artillerie : Oberſt von Bartruff zuſ. Stab :

54

6

2 12 pfd. Fuß-Batterie (Hptm. v. Wickede) 199 Zu übertragen : 20,488 2199

37 *

130 656

580 Mann. Reitpf. Zugpf .

Uebertrag : 20,488 2199 177 1 Pionier-Comp. ( Hptm . v . Lesuire) Reſerve- Park (Maj. v . Diedel) . 311 11 .

656 8 468

Zuſammen : 22 Bataillone, 16 Schwadronen, 5 Batterien mit 30 Geſchüßen

20,976 2211

1132 *)

Der Krieg war unvermeidlich. Die Verbündeten waren ent cloſjen ihn zu führen , um Napoleon aufs Neue von dem ſoeben

erſt wieder beſtiegenen Throne herabzuſtürzen, weil ſie fühlten, daß, ſo lange er die Macht in Händen habe , an feine Ruhe zu denken ſei . Napoleon aber , dieſen Entſchluß ſeiner Gegner ſehr wohl kennend , bereitete ſich mit der faſt jede ſeiner Handlungen fenn zeichnenden Energie vor , jene mit allen ihm zu Gebote ſtehenden Mitteln zu empfangen. Er brachte dazu Alles in Allem nach Plotho 212,860 Mann Linie , 146,880 Mann Nationalgarden , zuſammen 359,740 Mann auf, denen die verbündeten Deutſchen, Ruſſen, Eng länder , Niederländer , Dänen und Sardinier über eine Million Streiter entgegenſtellten.

* ) Die Cavalerie-Regimenter hatten dieſelben Etats der früheren Jahre ; die 6pfdr. Batterien beſtanden aus 4 -- Opfdr. Kanonen und 2 – 7pfdr. Haubigen. Die 12pfdr. Batterien aus 6 – 12pfdr. Kanonen . Die Linien - Infanterie- Re gimenter hatten je 2 Bataillone zu 4 Compagnien , die Landwehr-Regimenter und das Scharfſchützen -Regiment je 1 Bataillon zu 5 Compagnien. Im Kö nigreich blieben zurüd unter dem G. - £. Graf Dillen : Garde - Reg. zu Fuß. Fuß -Garde-Batterie; G. - 4. Graf Schéler und G.-M. v. Bünau : Leib - F1 fanterie -Regiment Nr. 1 , Garniſons- Regiment Nr. 12 ; unter G.-L. Graf Dillen und G.-M. v. Röder : Garde-Regiment zu Pferde, reitende Garde Batt.;

G.-M. Graf Salm : leib- Cav.- Reg. Nr. I ; G.-M. v. Breuning: Cavalerie Depot ; G. - M. v. Schnadow : Artillerie- Reſerve. Zuſammen 5 Bataillone, 9 Schwadronen , 2 Batterien . Von dieſen marſchirten am 4. Juli unter G.-L.

Graf Schéler das 2te Bataillon des Garde -Regiments, das leib-Inf. -Reg., das leib -Cav .=Regiment und die beiden Garde-Batterien von Ludw geburg ge gen Kehl ab , um die im Großherzogthum Baden befindlichen Magaziu 2c. gegen Streifzüge der Garniſon Straßburg zu ſchüben. Als Soutien dieſes

Corps ſollten ſich darauf bei Freudenſtadt 3 Depot- und 4 Landwehr -Bataillone nebſt entſprechender Artillerie concentriren .

Der gänzliche Umſchwung der

triegeriſchen Verhältniſſe aber führte dieſe Truppen ſehr bald wieder ins König reid) zurüd ; am 23. Juli trafen ſie wieder zu Ludwigsburg eiii.

581

Der Feldzugsplan der Regteren war dem des vorigen Jahres jebr ähnlich); Paris das Haupt- Operationsobjekt. Gegen dieſes follte die große Heeresmaſſe in vier gewaltige Streithaufen getheilt concentriſch vorrücken : 1 ) Das niederländiſche Kriegs heer 100,000 Eng

länder, Hannoveraner, Niederländer, Braunſchweiger und Naſſauer unter Wellington und

2) Daß niederrheiniſche Kriegsbeer - 167,000 Preußen mit Norddeutſche unter Blücher ſollten , wie es ſchon ibre Namen beſagten , aus den Niederlanden und vom Niederrhein ber

gegen Frankreich vordringen. 3) Das mittelrheiniſche Kriegsbeer – 167,950 Ruſſen unter Barclay de Tolly war Anfangs beſtimmt die Reſerve zu bilden , mußte aber ſpäter in die Lücke einrücken , die durch die Vereinigung der beiden erſtgenannten entſtand. 254,492 Deſter 4 ) Das oberrheiniſche Kriegsbeer reicher, Bayern, Württemberger, Badener und Heſſen - Darmſtädter – unter Schwarzenberg hatte die Aufgabe, den Rhein zwiſchen Mannheim und Baſel wie im vorigen Sabre zu überſchreiten . Ferner waren noch in erſter Linie vorhanden 5) die ſchweizer Neutralität 8 - Armee, 6) daß öſterreichiſche Krieg & beer von Oberitalien unterFrimont und 7 ) das öſterreichiſche

Kriegsheer von Neapel unter Bianchi , das gegen Murat, den König von Neapel zog, der ſich für Napoleon erklärte und ichon am 30. März mit einer Armee von ca. 30,000 Mann in den les

gationen die Feindſeligkeiten eröffnete.

In der Schlacht von To

lentino am 2. und 3. Mai aber durch F.-M.-L. Bianchi völlig

aufs Haupt geſchlagen , wurde Murats Armee in der unabläſſig fortgeſeşten Verfolgung gänzlich aufgerieben ; der König ſelbſt flüch tete nach Frankreich).

Da die zur Armee des Oberrheins beſtimmten öſterreichiſchen Corps fich dem Rhein näherten und zum Theil die Stellungen beſeßen ſollten, welche das württembergiſche Corps ſeit Ende März

bezogen hatte, ſo erhielt leşteres die Weiſung vom Fürſten Schwar zenberg in die für dasſelbe bczeichnete erſte Aufmarſchlinie längs des Rheins von Schwegingen bis Durlach zu rücken . Zur Ein leitung dieſer Maßregel ertheilte zunächſt Seine Majeſtät der König, unter dem 23. April den Brigaden Jett und Hügel *) * ) Die Brigade Hügel zunächſt noch ohne das Scharfſchüßen -Regiment.

582

den Befehl, ſich den 27. in Marſch zu ſeßen , um durch das Ein nehmen der Punkte Bruchſal und Durlach vorläufig die Rhein linie auf dieſer Strecke zu beobachten. Am 27. April alſo verließ das Regiment Herzog Louis in einer mehr als etatmäßigen Stärke (mit 583 M. 519 P.) nach

vierwöchentlichem Aufenthalt wieder Ludwigsburg, um in einem Zeitraume von zehn Jahren jegt zum ſechſten Male ins Feld zu ziehen . Unterwegs wurde die Brigade Jett durch Se. K. Hoh. den Kronprinzen Morgens 9 Uhr in der Nähe von Asperg be ſichtigt. Der erſte Marſch der Louisjäger ging dann bis Vaibin gen a. d . Ens, den 28. nach Ueberſchreitung der württembergiſchen 1

Grenze bis Bretten, den 29. nach Bruchſal.

Die beiden Abtheilungen welche Bruchſal und Durlach be ſeşten, waren unabhängig von einander und ſtanden unter unmit telbarem Befehl des Grafen Franquemont. Ihre Aufſtellung war folgende : 1) G.-M. von fett : Bruchſal.

Vorhut : Cav .-Reg. Nr. II Jäger Herzog louis ; Stab : Philippsburg . Commandeur - Escadr.: Alt- u . Neu - lußheim | Rechter

Escadr. Moltke : Rheinhauſen und Oberhauſen Flügel. Nagel : Philippsburg und Rheinsheim Linker 1

Flügel . Baſſew it : Hüttenheim und Rusbeim Gros : Inf.-Reg. Nr. 9. 1te reit. Batterie : Bruchſal, Gra ben, u. Grombach .

2) 6.-M. von Hügel : Durlach .

Vorhut : Cav.-Reg. Nr. IV. Jäger Prinz Adam : Liedols heim bis Mühlburg. Gros : Inf.Reg . Nr. 10 : Durlach und Ettlingen. Die Louisjäger ſtanden alſo unmittelbar am Rheinufer, hatten rechts die Communikation mit dem über Mannheim und Speyer

vorrückenden bayeriſchen Corps aufzuſuchen, links Verbindung mit dem Cavalerie- Regiment Nr. 1V zu halten .

Vorpoſten wurdeu

zunächſt noch nicht ausgeſtellt , dagegen mußte fleißig bei Tag und Nacht längs der ganzen Linie , die man beſegt hatte patrouillirt und jeder Verkehr mit dem linken Rheinufer unterbrochen werden, zu welchem Ende Oberſt von Gaisberg ſofort ſämmtliche Rhein

fahrzeuge auf der bezeichneten Strecke mit Beſchlag belegen und ans Land ziehen ließ.

-

583

Dadurch aber, daß die bayeriſche Armee ihren linken Flügel bis Germersheim ausdehnte, und ſich ſomit vor die Stellung un

ſeres Regiments ſchob, wurde dieſes ſeiner Funktionen als Avant

garde vollſtändig enthoben und blieb in Folge deſſen nur das Cav. Reg. Nr. IV in Berührung mit dem Feinde . Die oben angege benen Orte behielt jedoch das Regiment Herzog Louis bis zum 2. Mai beſeßt, ohne daß während dieſer Zeit ſich etwas beſonders Bemerkenswerthes bei demſelben zugetragen hätte.

Vom 6. bis 10. Mai rückte das Gros des württembergiſchen Corp8 in der Richtung gegen Bruchſal nach, woſelbſt Se . A. Hoh. der Kronprinz am 7. ſein Hauptquartier nabm. Nachdem die übrigen Truppen, welche zur Bildung des dritten Armee - Corps beſtimmt waren, ſich ebenfalls dort vereinigt hatten , wurde das ſelbe folgendermaßen formirt : Drittes Armee-Corps.

Commandiren der General : Seine Königliche Hoheit der Kronprinz von Württemberg. F.-M. Chef des Gen.-Stabes K. A. G.-M. Graf Latour. Souschef K. K. Maj. von Hauer ; beigegeb. Maj. v . Valois, Q.-M.-Lt. v. Martens.

Flügel- Adjutant Ob. v. Münchingen, v. Wimpffen, Maj . Gr. Graevenib, I. R. Rittm. Gr. Beaumont.

A. Württembergiſches Armee - Corp8. G. d . I. Graf Franquemont.

(Siebe Seite 577) 22 Batail. 16 Escadr. 5 Batt. mit 30 Geſch.

B. A. K. Deſterreichiſches und Großh. Heſſen - Darm ſtädtiſches Corp8.

F.-M.-L. Brinz Philipp von Heſſen - Homburg. 1. (R. R. Deſterreichiſche) Diviſion : F.-M.-L. von Palombini .

Bu übertragen : 22 Batail. 16 Escadr. 5 Batt. mit 30 Geſch.

584 Batail. Escadr.

Uebertrag : 22

Geich.

Batt.

30

5

16

I. Brigade : G.-M. von Luxem. Inf.-Reg. Nr. 18 Reuß - Greiß 3

(Ob. Georgy)

Inf.-Reg. Nr. 47 Vogelſang (Ob . Neugebauer )

1

1

1

II . Brigade :: G.-M. von 6zollich..

1

3

Inf.-Reg. Nr. 44 Bellegarde 4

(Ob. Portner) .

Inf.-Reg. Nr. 63 B ia nchi (9b. Cheſy) 4 Cavalerie F.-M.-L. Graf Kinsky

Huſaren-Reg. Nr. II Kronprinz von Württemberg (Ob. Gr. Wielandt)

]

12 18

! co

2-6pfd. und 1 – 12pfd. Fußbatt . II. (Großh. Heſſen - Darmſtädtiſche Diviſion 6.-L. Brinz Emil von Heſſen - Darmſtadt.

I. Brigade G.-M. von Folleniu 8.

Leibgarde- Inf.-Reg .

1

2

1

Inf.- Reg. Groß- und Erbprinz (S. N. H. der Gr. u. Erbprinz).

( Db. von

Steinling)

2

-

-



1

2

Garde - Füſilier - Reg . (Ob . von Schönberg, ſpäter Ob.-Lt. v . Bou chenröder) II . Brigade G.-M. von Gall (ipä

2

Il

Leib - Inf.-Reg. (Ob. Köhler) Inf. Reg. Prinz Emil (9b . Kraft) 1 Detachement Chevaulegers (Prem.

li

ter 6.-M. v. Schönberg ). 2

1

-

Lieut . Glod )

2 – 6pfd . Fußbatterien (Ob. -lieut. Rullmann)

Zuſammen :

46

28

2

12

10

60

585

Nachdem am 20. Juni die Brigade Stockmayer (Landwehr Reg. Nr. 1 , 2 und 3), die vierten Battaillone der öſterreichiſchen Regimenter Bellegarde und Bianchi und das 2te Bat. des heſſiſchen Reg. Groß- und Erbprinz vom Corps getrennt wur den, um bei deſſen Vorrücken aufs linke Rheinufer vorläufig auf dem rechten zurück zu bleiben , ſpäter aber bei der Belagerung der Feſtungen im Elſaß verwendet zu werden , trat für das dritte Armee- Corp 8 folgende Ordre de Bataille in Kraft :

Moltke. II.I.vv.. Brigade. G.-M. Jett. R.-B. 2... C.-R. V. III. Nr IV. 5.-R. Nr II. R.-B. 1. R. A. Quſaren Regiment Kronprinz von Württemberg .,- N

N. Württembergiſch esuvd-.. Corps General Inf. Graf Franquemont K. Großh. Heff Corpå F.-M.-L. Prinz Philipp Heſſen Homburg . 586 Brig II.v.. G.-M. 1Miſani.

1.6pf.B. JR.Nr. 7.. Nr.3 IR FR Nr.5 Nr.4 Nr.2 IR H.1.B.E.u.G. H.G.F. R. H.L.G.R. H.6pf.B. Vogelſang .

IV.vv... 6.-M. Hügel Brigade III. G.-M. Lalance. 2.6pf.B. JR.Nr.11 JR.. Nr 10. IR Nr.9 Nr.8 JR Nr.6 IR.

R.e.W. Cavaleri Diviſion

G.-L. Prinz von. WürttemAdam berg

I.v. Diviſion G.-L. Roch

II.v. Diviſion G.-L. Döring

Se. A. Hoh. der Kronpr von inz Württe mbeeg, F.-M.

I.. Brig 6. Ma Prinz Hohenlo he

W. 12pfdr B..

III. Arme e8.Corp

Erſte Treff en.

Gr.Hell.Div.G. L.Pr.Emil v.Heff Darmſt M.K. Diviſion F..M. L.v.Palombiui

weiteen. 83 Treff G.-M. Galv.

G.-M.sv.. Folleniu

H.IR. H.L.JR. $ .6pf.B. PrinzGmil.

M. F..Ringty Graf

M. A. 12pfdr. B.

R. A. R.R. J.-R.

A.R.JR. R.R.IR.

MR.6pf. B. Piandi Bellegart e..

6pf.B. KR..öreiz Reuß

G.-M. Luremv..

G.-M.v. Czollich

587

Ferner beſtand die Armee des Oberrhein

unter den

Fürſten Schwarzenberg aus dem 1ten Corps, F.-3.-M. Graf Col. loredo ; dem 2ten, G. d . Cav. Fürſt von Hohenzollern - Hechingen ; dem 4ten F.-M. Fürſt Wrede ; dem öſterreichiſchen Reſerve- Corp8 des Erzherzogs Ferdinand ; dem Blockade- Corps des Erzherzog

Johann ; der badiſchen Diviſion G.-L. v . Schäffer; Alles in Allem 250—260,000 Mann.

Da die badiſche Diviſion, welche bisher an den linken Flügel unſerer Vorpoſtenlinie ſich angeſchloſſen hatte , auf Anordnung Schwarzenbergs ſich weiter Rhein - aufwärts ziehen mußte, wurde die württembergiſche Avantgarde am 3. Mai beordert, die dadurch bloß geſtellte Strecke von Durmersheim bis Lichtenau zu beſeßen. Die

Brigaden Jett und Hügel marſchirten dem zu Folge das Cav. Reg . Nr. IV und Inf.- Reg. Nr. 9 nahm Durmersheim - Lichtenau als linker Flügel ; das Reg. Louis und das Inf.-Reg. Nr. 10 die Linie von der

links ab ; die Linie Herzog Pfinz bis

Durmersheim als rechter Flügel ein, ſo daß der rechte Flügel un ſeres Regiments iegt dort (bei Rusheim an der Pfinz) ſtand, wo bisher der linke Flügel poſtirt geweſen war. Solcher Geſtalt blieb man (mit dem Stab in Müblburg ) wieder bis zum 8. Mai ſteben.

Um dem 2ten Armee-Corps das zwiſchen Offenburg und Em mendingen Poſition genommen hatte , einige Erleichterungen zu verſchaffen, wurde die Brigade Hügel beordert, ihre Vorpoſten bis nach Kehl auszudehnen und da nunmehr auch das Gros des würt tembergiſchen Corps gegen das Rheinthal vorgerückt war , über nahm G.-L. Prinz Adam am 9. Mai das Vorpoſten -Commando und ließ die Brigade Moltke die Linie beziehen, welche die Louis: jäger ſeit dem 3. behauptet hatten , worauf dieſe ſich wiederum weiter links (choben .

Die Stellung welche das Regiment darauf mit kleinen Infan=

terie - Detachements untermiſcht , vom 9. Mai an einnahm , war 1

folgende :

Brigade- und Regimentsſtab und lte reit Batterie : Raſtatt. Escadron Baſſewiß : Raſtatt 2 Züge, Steinmauern 2 Züge uud 1 Inf. -Piket. 11

Nagel : Raſtatt 2 Züge , Plittersdorf 2 Züge und 1 Inf.Piket. Moltke : Ottersdorf 1 Zug und | Inf.- Biket,

Wintersdorf 1 Zug und 1 Inf.- Piket , Sffezheim 2 Züge .

588

Commandeur - Escadron : Hügelsheim 1 Zug und 1 Inf.: Piket, Söllingen (dem Fort Louis gerade gegenüber) 1 Zug und 1 Inf.-Pitet , Stollhofen und bei der Hedenmühle 2 Züge und 1 Inf.-Piket. Zur Linken war man wieder mit dem Cav.-Reg . Nr. IV in Verbindung , das ſeine Vorpoſten bis dicht vor Rehl ausdehnte. Und da ſtand man denn , während eines Zeitraumes von ſechs

Wochen ziemlich ruhig und unbeläſtigt.

Zwar zeigten ſich drüben

am linken Rheinufer feindliche Poſten , die hin und wieder eine Sugel berüber ſendeten, oder ſich auf den Rheininſeln unſeren Vor

poſten näherten und ihnen in deutſcher Sprache zuſchrieen : Unſer Kaiſer iſt angekommen, nun wird es bald anders geben ! doch batte es dabei ſein Bewenden und beſchränkte man ſich im Uebrigen von

beiden Seiten auf bloße Beobachtung. Während der franzöſiſche Kaiſer ſeine Hauptmacht in der Richtung gegen die Niederlande zuſammen zog , in der Abſicht ſeinen erſten Schlag gegen Blücher und Wellington zu führen , hüteten ſich die ſchwachen feindlichen Abtheilungen die im Elſaß (5tes Corps, General Rapp mit 20,000

Mann bei Straßburg) und zur Beobachtung des Jura (6te Corps le - Courbe , 5000 Mann zwiſchen Belfort und Hüningen) auf geſtellt waren , wohlweißlich etwas gegen die Maſſen der Ober rbeinarmee zu unternehmen *) . Und dieſe, ihrer Seits beharrte vor der Hand in vollſtändiger Unthätigkeit, mittlerweile einen lebhaften I

Antheil an den Erfolgen der öſterreichiſchen Waffen in Italien ge

gen Murat nehmend , auch bemüht die Siegesbülletins Bianchis in der eigenen Armee zu vertheilen, ſo wie ihnen in der feindlichen nach Kräften Eingang zu verſchaffen . Für den Fall, daß der Feind einen Angriff auf den Poſten

von Kehl verſuchen würde , waren für die Avantgarde des 3ten Corps die Beſtimmungen getroffen , daß General v. Hügel mit dem Inf.-Reg. Nr. 10 und dem Cav . -Reg. Nr. IV zur Aufnahme der

Beſagung von Biſchoffsheim an die Kinzig, General von Jett da gegen mit dem Cav.-Reg . Nr. II Herzog Louis und dem Inf.-Reg. Nr. 9 gegen Biſchoffsheim vorrücken , um dort nach Umſtänden zu I

Nur am 20. Juni unternahm Gen. Rapp eine Rekognoszirung länge der Queich, wobei es zwiſchen ſeinen und den bayeriſchen auf dem linken Rhein ufer poſtirten Truppen des G.-L. Delamotte zum Gefecht fam . Völderndorff,

Kriegsgeſchichte von Bayern. 8. Buch.

589

agiren. Als ſpäter (16. Juni) der F.-M. Fürſt Wrede Sr. R. Hob . dem Kronprinzen meldete, man habe durch Kundſchafter erfahren, eine ſtarke franzöſiſche Diviſion unter Gen. Grandjean concentrire ſich bei Lauterburg , um hier (während des Vorrückens Napoleons in den Niederlanden ) ſtark zu demonſtriren ; wurde , ſo unwahrſcheinlich auch eine ernſtliche Demonſtration das heißt ein Rheinübergang ſchien , doch dem Prinzen Adam empfohlen, ſeine Auf mertiamkeit auf der Strecke zwiſchen Mühlburg und Raſtatt zu ver

doppeln. Es wurde dem zu Folge ein vermehrter Patrouillengang angeordnet und waren den Truppen nachſtebende Rendezvous für den Fall eines Angriffes angewieſen : Cav.- Reg. Nr. V Durmers heim, Cav . Reg. Nr. III , Inf.-Reg. Nr. 7 und 2te reit. Batt. , zur Dedung von Mühlburg, Grünwinkel ; Cav . -Reg . Nr. II und Ite reit. Batt. zwiſchen Raſtatt und Raubentbal ;

Brigade Hügel : Nr. 9 und 11 Raſtatt. Cav.-Reg. Nr. IV und Inf.-Reg. Nr. 10 bleiben zur Beo bachtung des Rheins in ihren Stellungen. Brigade Hohenlohe concentrirt ſich bei Durlach, Brigade La lance bei Neumalſch, Brigade Stocmayer bei Raſtatt , Inf.- Reg. Nr. 3 bei Ettlingen .

Von unſerer Cavalerie wurde der lange Stillſtand in den an

geführten Quartieren aufs Eifrigſte benüßt , um die noch mangel bafte Dreſſur der Pferde nachzuholen und die Mannſchaft fleißig im Felddienſt zu üben, wozu vom Diviſions- Commando ſehr de taillirte Inſtruktionen erlaſſen wurden. Legteres hielt überdies häufige Beſichtigungen über die Reiter -Regimenter ab . Beim Re giment Herzog Louis am 20. Mai (eine Spezialrevue) auf dem Marktplaße in Raſtatt, am 25. auf einem dazu auserwählten freien Felde der Rheinebene, wo das Regiment manövriren mußte. Von den , während dieſer Periode gegebenen Befehlen thei len wir vorzugsweiſe folgenden und zwar wörtlich mit, weil er in taktiſcher Beziehung für die württembergiſche Cavalerie von be ſonderer Bedeutung iſt. Der Befehl , offenbar aus der Feder des Stabschef der Cavalerie- Diviſion gefloſſen, enthält die erſten Spu

ren desjenigen Syſtems, welches ſein Schöpfer, von ſeinem Könige dazu ermächtigt, ſpäter bei der württembergiſchen Reiterei in au gedehnter Weiſe zur Geltung brachte und mit beſonderer Vorliebe förderte und begte. Er lautet :

590

Diviſion 8 - Befehl. Mühlburg , 17. Mai 1815.

„ Da die Manövrirfähigkeit gewinnt, wenn zwiſchen den Es cadrons Intervallen gehalten werden *) , und die Cavallerie der

Aliirten ebenfalls Intervallen zwiſchen den Escadrons und Divi

ſions hat ; ſo ſoll, aber nur für die Dauer des gegenwärtigen Krieges, zwiſchen jeder Escadron eine Intervalle von 6 Schritt gehalten werden .

Um ferner Gleichheit zu erzielen , ſollen die Vedetten, Spigen der Avantgarden u . den Karabiner hoch halten.

Die Regimenter

haben dahin zu ſtreben , daß mit dem Karabiner geplänkelt wird. Der Piſtolenſchuß iſt ohne Wirkung und trägt viel zu kurz. Weil aber nicht alle Leute dabin gebracht werden können, fich

des Karabiners mit Wirkung zu bedienen, ſo ſollen pr. Esca dron zwei Unteroffiziers und 16 Mann Schügen ge bildet werden , welche als eine Art Elite betrachtet, Flanqueurs genannt und in die Kategorie der Ge freiten bei der Infanterie geregt werden ſollen : Die Flanqueurs ſollen bei der Escadron immer vollzählig er

balten und gleichmäßig in die Züge vertheilt werden. Gelingt es auch, nur den vierten Mann von dieſen 64 Flan queurs pr. Regiment vollſtändig auszubilden , ſo wird man immer den großen Vortheil erreichen , durch einige wirkſame gut ange brachte Schüſſe auf der Plänklerlinie ſich Anſehen zu verſchaffen ." Am 21. Juni traf zu Heidelberg, dem þauptquartier Schwar

zenbergs die Siegesbotſchaft der Schlacht bei Belle Alliance ein ** ), jenes glänzenden Triumpfes , den die deutſchen Waffen über die

Schaaren des franzöſiſchen Kaiſers feierten und der durch die faſt

beiſpiellos daſtehende Verfolgung zu den großartigſten Reſultaten führte. *) Siehe : Befehl vom Jahre 1811, Seite 182. **) An demſelben Tage, den 21. Juni, vernahın man in der Richtung von Straß burg eine, den Unſeren ganz unerklärliche, außerordentlich ſtarke Kanonade. Es war, wie ſich nachher herausſtellte ein (allerdings mittlerweile ſehr unzeitig gewordenes) Victoriaſchießen , das mit den Feſtungsgeſchüßen zu Folge einer in Straßburg eingetroffenen Nachricht über den Sieg bei ligny, oder über zu !

Anfang der Schlacht bei Belle- Alliance errungenen Vortheile angeordnet wurde.

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Dieſe Siegesnachricht brachte denn endlich auch das Haupt quartier der Oberrhein-Armee in Thätigkeit. Das Vorrücken auf franzöſiſchen Boden wurde beſchloſſen. Der linke Flügel der Schwarzenberg'ſchen Armee : 1te , 2teß und Öſterreichiſches Reſerve

Corps, ſollte dem zu Folge den Rhein zwiſchen Baſel und Rhein felden überſchreiten ; der rechte Flügel : 3tes und 4tes Corp8,

zwiſchen Germersheim und Mannheim. Als nächſtes Operations ziel wurde Nancy bezeichnet, wo die Vereinigung mit der ruſſiſchen Armee Barclays ſtatt finden ſollte. Dem 3ten Corps war laut der gegebenen Dispoſition Ver

mersheim zum Uebergangspunkt beſtimmt; alsdann ſollte , läng ſtens am 25. durch dasſelbe Landau blocirt , auf Weißenburg und Lauterburg vorgerügt und zur Cernirung von Straßburg geſchrit ten ; die Beobachtung dieſer Feſtung, darauf dem Walmoden'ſchen Corps ( 10 Bat. , 5 Esc . 1 -- Opfdr. Batt. ) übertragen werden , das einſtweilen unter die Befehle Sr. R. Hoh. des Kronprinzen geſtellt war, worauf Lepterer den Weitermarſch auf Nancy anzutreten habe. 22. Juni.

Mit dem heutigen Tage begann der Rheinübergang des 3ten Corps, indem das Dragoner-Regiment Kronprinz und die Ite reitende Batterie über die Brücke bei Germersheim rückten und an der Straße von Speier nach Landau bei Ober -Luſtadt Stellung nabmen. Zur Unterſtüßung Wallmoden der ſchon jeßt die Be obachtung Landaus und der Queich von Wrede übernommen hatte,

während Legterer ſeinen Vormarſch auf Nancy über Sargemünd und Chateau-Salins ins Wert legte. Das Regiment Reuß der Brigade Lugem beſegte, nebſt einer Sechspfünder -Batterie die Verſchanzungen von Germersheim ; die heſſiſche Diviſion rückte nach Philippsburg ; die Brigade Jett und

Hügel concentrirten ſich bei Mühlburg. Das Cav.-Reg. Nr. V ſtand zu Rusheim, die Brigade Hohenlohe zu Graben, Miſani zu Durlach, Lalance zu Ettlingen , die Diviſion Palombini zwiſchen Mingolsheim und Bruchſal. Das Hauptquartier des 3ten Corps, ſeit dem 20. in Schwegingen , wurde nach Germersheim verlegt.

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-

liheinübergang und Gefecht bei Rheinzabern am 23. Juni. Das Groß der Diviſion Palombini, die Diviſion Prinz Emil von Heſſen und die württembergiſchen Cavalerie- Regimenter Nr. II und V nebſt der 2ten reitenden Batterie paſfirten heute ebenfalls den Rhein.

Es mochte zwiſchen 10 und 11 Uhr Morgens ſein , als unſer Regiment bei Germersheim an der Pontonbrücke angelangt war. Wie 1814 bei Märkt wurde abgeſeſſen und , das Pferd am Zügel,

mit großen Abſtänden, um die ſchwankende Brücke nicht zu ſehr zu belaſten , ging es hinüber. In freudig gehobener Stimmung betrat man aufs Neue den feindlichen Boden. – Bei Nieder: Luſtadt wurde geruht und gefüttert ; der Feind hatte ſich hier über al zurückgezogen. Die eingezogenen Nachrichten ſagten aus , daß er hinter der Queich bei Bellheim Stellung genommen habe , gegen die vorzu rüden der Commandirende des 3ten Corps den Befehl ertheilte.

Das Regiment Herzog Louis brach demnach gleich nach Mittag wieder von ſeinem Standpunkte bei Nieder - Luſtadt auf und rückte

erhaltener Ordre gemäß, an die Germersheim -Belheimer Chauſſee. Die Rekognoszirung welche Se. A. Hoh. der Kronprinz in

der Richtung gegen Weißenburg und Lauterburg vorzunehmen ent chloſſen war , ſollte in zwei Colonnen geſchehen.

Und zwar war

die Colonne des rechten Flügels , F.-M.-L. Philipp von Heſſen - Homburg mit der Cavalerie-Brigade Moltke und der Inf.-Brigade lurem , beſtimmt von Germersheim auf Anit

telsheim zu rücken, um hier die Queich zu überſchreiten, während die Colonne des linken Flüge 18 G.-L. Prinz Emil von Heſſen - Darmſtadt Würt. Cav .-Reg. Nr. II Jäger Herzog Louis , Würt. lte reit. Batterie,

Heſſiſche Infanterie- Diviſion. Zuſammen 4 Schwadronen , 9 Bataillone, 3 Batterien mit 18 Geſchüßen von Germersheim auf der Chauſſee nach Rhein zabern vorzugehen hatte. „ Durch dieſe Bewegungen umging man auf beiden Seiten die Stellung des Feindes bei Bellheim , hinter der Queich), und nöthigte ihn zum Verlaſſen derſelben." Um die Aufmerkſamkeit des Feindes zu theilen, ſollte Wallmo den gleichzeitig gegen Landau ſtark demonſtriren. 1

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-

Um 2 Uhr Nachmittags brach die Colonne des linken Flügels von ihrem Rendezvous an der Bellheimer Chauſſee auf ; die Louisjäger an der Tete. An der Brücke über die Queich zei gen ſich die erſten feindlichen Vedetten, ſie ziehen ſich zurück. Um + Uhr läßt darauf Prinz Emil von Heijen drei Signalſchüſſe ge ben, (zur Benachrichtigung für die Colonnen des Prinzen Philipp)

und überſchreitet auf der ſogenannten Spiegelbrücke die Queich und den dicht dahinter befindlichen Spiegelbach. Der Feind räumt das eine halbe Stunde rechts (weſtlich ) gelegene Bellheim und tritt ſeinen Rückzug auf Rheinzabern an. Mit den Louisjägern und einem heffiſchen Inf.- Regiment folgt Se. k. Hoh. der Kronprinz unverweilt nach ; der Feind hält nirgends Stand und in heiterſter Laune treiben unſere Jäger die retirirenden Abtheilungen vor ſich her. War es doch die erſte friegeriſche Thätigkeit , die man ſeit

mehr denn Jahresfriſt wieder entwickeln konnte und zwar ſogleich nachdem man faum den Rhein überſchritten , kaum den Fuß auf feindliches Gebiet geſegt batte.

Vier Gefangene jagte unſer Regiment dem Feinde auf dem Weg nach Rheinzabern ab ; da zeigte dieſer endlich in und bei

dem Städtchen einige Abtheilungen (3 Comp . und 3 Esc.) die entſchloſſen ſchienen , dasſelbe vertheidigen zu wollen. Die beffiſche Infanterie wurde vorgezogen, und der Ort nach kurzem aber leb haften Gefecht, in das die 1te reitende Batterie noch thätig ein griff und bei dem die Heſſen 1 Todten und 6 Verwundete verloren, genommen , was ſich noch vom Feinde diesſeits des Erlenbach

hinter den er retirirte, zeigte, ward von den Louisjägern verjagt. Die Golonne des rechten Flügel hatte auf die er wähnten Signalſchüſſe hin , ebenfalls die Queich und zwar bei Knittelsheim überſchritten , die ſchwachen feindlichen Abtheilungen vertrieben und ſich bis an den Klingbach vorbewegt , an dem ſich das Gros der beiden Colonnen zu Hergheim, Rülzheim und Hörbt

ausbreitete. Die Vorpoſtenkette lief von Offenbach über Hergheim nach Reimersheim .

In legterem Ort unweit des Rheins ſtand die

Commandeur-Escadron der Louisjäger , während die anderen drei mit dem heſſiſchen Infanterie- Regiment Rheinzabern beſeßt hielten. Die Gefangenen fagten aus, General Rapp babe ſich mit dem Gros

ſeiner Streitmacht ſchon auf Straßburg zurücgezogen . 38

594 24. Juni .

Diejenigen Abtheilungen des 3ten Corps , welche ſich geſtern noch auf dem rechten Rheinufer befanden : die beiden Inf.- Divi ſionen i och und Döring , bas Cav.-Reg . Nr. IV Brinz Adam , die öſterreichiſchen Huſaren Aronprinz von Würt 1

temberg , Reſerve- und Proviantparks u . gingen heute ſämmtlich auf das linke Ufer, womit der Rheinübergang beendet war. Während F.-M.-L. von Palombini mit der Brigade Czollich und dem Cav.-Reg. Nr. V gegen Landau vorgeſchoben wurde, zur Dedung, der mit dem Gros des 3ten Corps zu unter 1

nehmenden Bewegung, marſcirte dieſes rechts ab , um die Straße Landau -Weißenburg zu gewinnen . An derſelben war das Städt chen Billigheim als Rendezvous für die Avantgarde unter 6.-L. Prinz Adam bezeichnet.

Sie beſtand zur Zeit nur aus den

Kronprinz - Dragonern, den Louis - Jägern und den beiden reitenden Batterien . Die Jäger Nr. V waren, wie bemerkt detachirt; Nr. IV und die Huſaren überſchritten heute erſt den Rhein.

Das Regiment Herzog Louis rückte, wahrſcheinlich längs des Erlenbaches ; zwei Schwadronen Dragoner und die reitende Artillerie über Difenbach und Insheim nach Billigheim , wo geruht und abgefüttert wurde . Zwei Dragonerſchwadronen gingen nebſt einem bejjijden Bataillon nach Erlenbach und Langenkandel (Lan bau - Lauterburger Straße) vor.

Der Cavalerie folgten unter F.-M.-L. Prinz Philipp, die Brigade Lurem und die herſiſche Diviſion ; unter dem G. d. J. Graf Franquemont die Diviſion hoch und Brigade Hügel . Die Brigade Lalance bejeşte den Brückenkopf von Germersheim ; F.-M.-L. Graf Wallmoden ließ vor Landau 3 Bataillone, 2 Escadrons und 2 Geſchüße zurück und rückte auf Rheinzabern, Avantgarde bis Jodgrim , vor, um von nun an unter den Befehlen Sr. N. Hoh . des Kronprinzen den linken Flügel des 3ten Corps zu bilden.

Der franzöſiſche General Rapp ſandte Sr. R. Hoheit heute einen Brief , der die Anzeige von Napoleons Abdankung und von

der Bildung einer proviſoriſchen Regierung enthielt, welche bereits Kommiſjäre abgeſchickt habe, um mit den Verbündeten zu unter handeln. Der Kronprinz ertheilte auf dieſes Schreiben jedoch keine Antwort, ſondern jeşte das begonnene Vorrücken unbeirrt fort. Man näberte fid) den berühmten ,,Weißenburger Linien" und dieſe zu retognosziren ging Se. R. Bob. der Kronprinz mit

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den beiden Dragonerſchwadronen und der 2ten reit . Batteric auf der einen der beiden Straßen , die von Landau nach Weißenburg führen (der öſtlichen) vor ; während G.-M. von Jett mit dem

Regiment Herzog Louis und 1 Bataillon des K. I. Inf. - Reg . Vogelſang auf der anderen ; der weſtlichen Straße avancirte. Die Escadron Moltke der Louisjäger als Avantgarde, rückte Ge neral Sett über Bergzabern hinaus, von dort ſeine Vorhut gegen

Weißenburg pouſſirend. Bei Ober- Otterbach , etwa halbwegs ſtieß die Escadron Moltke auf die Vorpoſten des Feindes, der hier nach

und nach eine Stärke von 5 Bataillonen , 2 Sdwadronen und

o Geſchüßen zeigte , ohne jedoch etwas Ernſtliches gegen unſere Schwadron zu unternehmen . Dieſe wurde übrigens mittlerweile auf das Gros des Regiments zurückgezogen , das weiter zu keiner Thätigkeit tam, während ſeine Flanfeurs nur noch ein leichtes reſul tatloſes Geplänfel mit dem Feinde unterhielten. Se . K. Hob . der Kronprinz war unterdeß mit den Dra= gonern über Barbelroth auf Nieder-Otterbach vorgerückt. Die zwei Schwadronen ſtießen bei letterem Ort auf den Feind, beſtanden gegen denſelben , der hier zwei Reiter - Regimenter (2te und 7te Chaſſeur -Reg . ) entwickelte ein ernſthaftes Gefecht, in dem ſich die Unſeren längere Zeit mit Erfolg gegen den überlegenen Feind be haupteten, ſich ſchließlich aber auf Dierbach zurückzogen . Dort wur den die Vorpoſten der Kronprinz - Dragoner und der nac)gerück ten Adam - Jäger ausgeſtellt, während 6.-M. von Jett mit dem Regiment Louis rich in Bergzabern behauptete. Beide Orte lies gen eine ſchwache Meile von einander entfernt. Das Hauptquar

tier kam nach Billigheim . Die Louisjäger ſchoben ihre Vorpoſten unter Sec. Lieut. von Find h auf der Straße nach Weißenburg

vor, einen lebhaften Patrouillengang in der Richtung dahin unter baltend. 25. juni.

Für den Fall, daß der Feind die Weißenburger Linien ſtark

beſegt halte, ſollte daß 3te Armee-Corps der gegebenen Dispoſition zu Folge, gegen die Front der Linien vorrücken , während das 4te Corps ſie auf der linken Seite zu umgeben hatte. Leşteres Corps jedoch ſtand unter Wrede icon am 21. mit dem Hauptquartier in Saargemünd, und war am 25. zwiſchen Meg und Saarbrücken

echellonirt, alſo mindeſtens neun bis zehn Meilen von Weißenburg entfernt, wodurch an ſeine Mitwirtung bei einem etwaigen Angriffe 38 *

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nicht mehr gedacht werden konnte. Uebrigens räumte der Feind in der Nacht auf den 25. die Stellung hinter der Lauter und zog ſich

auf den Hagenauer Forſt zurück. Das 3te Corps konnte ſomit ungehindert von Weißenburg Beſit nehmen. Man rüdte gegen dasſelbe in zwei Colonnen vor : linke Colonne : F.-M.-L. Brinz Philipp von Heſſen Cav.-Reg. Nr. V , Ite reit. Batt., heſſiſche Diviſion ; um 11 Uhr Morgens von Nieder- Otterbach aufgebrochen . Rechte Colonne : Cav.-Brig. Fett , 2te reit. Batt.; Cav.-Reg. Nr. III, 4, 1te reit. Batt.; Brigade lugem , 1-6pfd. , 1-12pfd. öſterr. Batt.; Brigade Hügel, Diviſion Koch, 2 württ. 6pfd. Batt.; Brigade Czollich i öſterr. 6pfd. Batt. F. M.-L. Graf Rinsky löſte den F.-M.-L. Palombini vor Landau .

1

mit 2 Schwadronen Kronprinz von Württemberg - Huſaren

und der Brigade Lalance ab, worauf die geſtern dem Commando Palombinis anvertrauten Schwadronen wieder wie oben bezeichnet beim Gros des Corps einrückten .

Die Colonne des rechten Flügel8 ſeşte fich um 11 Uhr Morgens von Bergzabern aus in Bewegung, die Louisjäger an der

Tete. Es war ein Sonntag und abſcheuliches Regenwetter , in welchem man, wahrſcheinlich gegen 1 Uhr Mittags , nach Weißen burg kam . Die Cavalerie-Regimenter Nr. II, IV und Ill rüdten 1

durch die Stadt auf der Straße nach Hagenau bis Ingolsheim vor, ohne auf den Feind zu ſtoßen. In Ingolsheim wurde das Regiment „militäriſch einquartiert“, ſeine Vorhut auf der Straße nach Sulg aufgeſtellt. Gefecht bei Surburg am 26. Juni. Das Vorrücken in der Richtung auf Hagenau wurde heute

fortgeſeßt. Nachdem man abgefocht hatte, ſammelte ſich die Cav. Diviſion um Mittag bei Ingolsheim und rückte als Avantgarde, das Regiment Prinz Adam an der Spiße , über Schönenburg

gegen Sulß vor. Als Soutien folgte die Brigade Lugem. Auf den Höhen diesjeits Sulg ſtößt man auf die erſten feind lichen Vedetten ; nach wenigen Schüſſen ziehen ſie ſich auf den Ort zurück. Dieſer , den man vom Feinde beſegt glaubt , wird mit großer Vorſicht betreten, aber von Leşterem ſchon geräumt gefun Nachdem die Unſeren Sulß paſjirt baben , rücken ſie wieder die jenſeitigen Höhen hinauf Sulg liegt in dem ſanft einge ſchnittenen Thal des Sulgbaches da zeigen ſich geſchloſſene !

-

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Reiter-Abtheilungen des Feindes. Die Flankeurs der Commandeur Escadron vom Regiment Louis ſprengen vor und ſind im Nu mit dem Feinde engagirt. Er hält nicht lange Stand ; in dem von Gräben und Bächen vielfach durchſchnittenen Terrain aber können unſere Reiter nur langſam und mit großer Behutſamkeit folgen . Plöglich ſtoßen ſie auch auf feindliche Infanterie, die durch Boden hinderniſſe gedeckt, ein lebbaftes Feuer gegen ſie eröffnen. Mit der

Cavalerie allein einen ernſtlichen Angriff gegen die Infanterie in ihrer vortheilhaften Stellung zu unternehmen , verſprach nicht den

mindeſten Erfolg. Erſtere zog ſich daher , um dem läſtigen Feuer auszuweichen langſam wieder auf Sulg zurück, die Ankunft der Brigade Luxem erwartend ; die traf denn endlich ein. Das Regi

ment Reuß - Greiß nahm ſofort das Gefecht auf, griff einen rechts der Straße gelegenen Wald der vom Feinde ſtark beſeft war, lebhaft an, warf den Feind auf Surburg zurück und auch hier vertrieb ihn mit ſtürmender Hand , wiewohl nach heftigem Wider ſtand das Ite Bataillon des Regiments , ſein Oberſt Georgy an

der Spige, wobei die halbe Batterie Bürgi thätig einwirkte. Dicht hinter Surburg befindet ſich ein Wieſenthal das vom

Sauer- oder Surbach durchſchnitten wird , hinter dieſem der große Hagenauer Forſt. Der Feind warf bei ſeinem die Brücke über den Bach ab, ſtellte ſeine Plänkler längs ſeitigen Ufers auf und unterhielt mit dieſen und zwei

beginnt Rückzuge des jen auf der

Chauſſee aufgefahrenen Geſchüßen ein lebhaftes Feuer ; ſeine In

fanteriemaſſen zeigten ſich am Eingange des Forſtes . Gegen denſelben noch heute zum Angriff vorzurücken , erſchien nicht rathſam und ſo begnügte man ſich mit einem von beiden

Seiten mit großer Zähigkeit bis zur Dunkelheit fortgeſepten Feuer gefecht. Die Cavalerie- Diviſion , welche den vorgebenden Bewe: gungen der Infanterie wiederum gefolgt war, nahm während dieſes

legten Kampfes zur Linken von Surburg Stellung , wurde hier zwar vom Feinde heftig beſchoſſen , erlitt dadurch jedoch keinen er heblichen Schaden, da faſt alle Kugeln zu hoch gingen. Nach Eintritt der Dunkelheit bezog die Reiterei auf dem lega ten Aufſtellungspunkte das Bivuat, mit Ausnahme des Cav.-Regts. Prinz - Adam, welches zur Deckung der rechten Flanke mit 1 Ba

taillon Vogelſang nach Gunſtett detachirt wurde. Unſer Regiment erlitt in dem heutigen Gefecht einen Verluſt von 3 verwundeten Jägern, 4 todten und 4 verwundeten Pferden.

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Gefecht bei Hagenau am 27. Juni.

Daß der Feind den großen Hagenauer Forſt und das faſt eine Meile lange Defile der durch denſelben führenden Chauſſee nach Hagenau, nad Straßburg ernſtlich vertbeidigen werde , war ſehr

wahrſcheinlich und die Dispoſition zum Angriff Seitens des 3ten Corps entworfen. Um 10 Uhr Morgens war abgekocht und das Vorrücken in folgender Weiſe angeordnet : A vantgarde.

(Rendezvous Surburg .) Württemb. Pioniere . 2 Bat. Inf.- Reg. Neuß - Greig. Cav. - Reg. Nr. II Herzog Louis. 1 Bat. Inf.-Reg . Vogelſang . 1 öſterr. Opfd. Batt. Nechte Flankendeckung, Cav . - Reg. Nr. IV Prinz Adam , 1 Bat. Inf.-Neg. Vogelſang: Gunſtett. Linke Flankendedung , 1 Bat. Inf.-Reg. Vogelſang: 1

Schwaabweiler. Gro B.

(Rendezvous Surburg.) Heſſiſche Diviſion.

Cav .-Brigade Moltke. ( Rendezvous Sulb .)

Brigade Hügel. Diviſion

och

Brigade Czollich. Der Feind aber hatte ſchon in der Frübe um 3 Uhr ſeinen

Rückzug durch den Wald angetreten ; die Brücke über den Surbach wurde hergeſtellt und der Marſch durch das lange Defile angetre ten. Es mochte kurz nach Mittag ſein, als die Spige der Colonne

am jenſeitigen Ausgange angekommen war und nun , indem man auf das freie ſanft anſteigende Terrain hinaustrat, das den Wald noch von der Stadt Hagenau trennt, das Cavalerie-Regiment

Herzog Louis an die Tete gezogen wurde. Es ſollte dem Re

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giment vergönnt ſein, am Ende ſeiner , bis auf den heutigen Tag, beſchloſſenen kriegeriſchen Laufbahn , ſich noch einmal im Glanze ſeiner echt cavaleriſtiſchen Tugenden zu zeigen . Noch einmal den Säbel boch geſchwungen in der nervigen Fauſt zur Attake anzurei:

ten und den Feind ſtändig zu werfen ; Gegners zu feiern, Namen es ex in ſeine

im ſiegesgewohnten, ſiegesſicheren Anritt voll noch einmal einen Triumpf über die Waffen des wie ihn jeder Feldzug aufzuweiſen hatte, deſſen

Fahne ſchreiben konnte – ſelbſt der traurigſte, der von Anno Dreizehn. Aus dem Forſte tretend, gewahrte man gegenüber, dicht vor

Hagenau feindliche Linien entwickelt, die entſchloſſen ſchienen Stand

halten zu wollen .

Im Nu waren die Louisjäger deplovirt und

von ihren vorſprengenden Flankeurs ein Plänklergefecht eröffnet. Der Feind bezeigte aber keine Luſt ſich auf einen ernſtlichen Kampf einzulaſſen , ſondern zog ſich , nachdem auf ſeiner Seite ein paar Kanonenſchüſſe gefallen waren, die man nicht im Stande war un

ſerer Seits zu erwidern , ziemlich raſch in die Stadt zurück. Das Regiment Herzog Louis folgte , näherte ſich aber der lekteren nur langſam und mit Anwendung aller nöthigen Vorſichtsmaß = regeln , fand ſie jedoch vom Feinde icon verlaſſen. Raſch wurden jeßt, ebe man Hagenau betrat , die weiteren Dispoſitionen ent Die Commandeur - Escadron erhielt den Befehl die Stadt links, die Escadron Moltte dieſelbe rechts zu umgeben , um ſolcher Art den Feind in beiden Flanken zu faſſen ; während

worfen .

-

die Escadrons Baſſew iß und Nagel durch Hagenau ſelbſt rücken und den Feind in der Front angreifen ſollten. Unverweilt ſegen ſich die Schwadronen in Bewegung. Die beiden legtgenannten ſprengen im Galop in die Stadt , donnernd jagen fie in Mitten derſelben über die Moder -Brücke , durch die

Straßen, zum jenſeitigen Thore wieder hinaus . Plänkler vor der Front geben ſie nach ihrem Debouchiren in munterem Tempo wei: ter, den weichenden Feind einzubolen .

Da zeigt dieſer auf dem

leicht gewellten Terrain zwiſchen Hagenau und Niederſcheffolsheim , unfern der Liſiere eines Wäldchens drei geſchloſſene Schwadronen, in Linie aufmarſchirt. Unſere Plänkler rücken ihnen etwas un verſchämt auf den Leib , das ſcheint den Franzoſen Hoffnung zu machen, jene durch einen raſchen Angriff zu vertreiben : ſie gehen plöglich zur Attake vor.

Die Flankeurs der Louisjäger aber

weichen geſchidt aus, jagen, die Front frei machend, um die Flügel der Schwadronen herum und rücken in dieſe ein.

Doch kommt

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die ſchnelle Beweguug des Feindes , der jegt unter furchtbarem Geſchrei auf die Unſeren losſtürzt, immerhin überraſchend genug. -

Von den beiden, durch die Stadt vorgegangenen Schwadronen, be findet ſich die Escadron Nagel rechts, Baſiewiß links ; legtere iſt durch eine leichte Terrainerhebung den Augen des Feindes noch verborgen. Ohne ſich auch nur einen Moment zu beſinnen , geben beide ſofort dem Feinde entgegen. Die Escadron Nagel gerade vorwärts, die Escadron Baſſew it ihren Escadrons -Chef an der 1

Spige und von dem in der Nähe befindlichen Stabschef Oberſten

von Bismark begleitet , gegen die rechte Flanke des Feindes . Da kommt die Schwadron an einen breiten Graben , Premier Lieutenant von Schaich führt ſeinen Zug zuerſt hinüber, die an deren folgen . Durch das Paſſiren des Hinderniſſes wohl etwas gelockert, aber mit einer unwiderſtehlichen Gewalt geht es weiter. Jeßt iſt man am Feind - beide Schwadronen - dringt im wila deſten Anprall auf ihn ein ; und nun brauſt, vom Regiments Commandeur ſelbſt geführt , auch die Escadron Moltke , die in geſtrecktem Galop den Weg um die Stadt zurückgelegt hat , beran, gegen des Feindes linke Flanke. Oberſt von Gaisberg , der Escadrons- Chef, die Zugführer fliegen weit voraus, die Jäger vom glänzenden Beiſpiel ihrer Führer entflammt in raſender Carriere hintendrein. In ſich das feſte Bewußtſein , daß die feindlichen Chaſſeurs da drüben ſchon die Ihren ſeien. Und der ganze tolle Haufe ſtürzt mit Jubelgeſchrei faſt gleichzeitig auf den Feind ; der ſegt ſich zur Wehr – aber den furchtbaren Hieben die zerſchmet ternd in ſeine Reihen fallen , kann er nicht Stand halten. Jäger Röſch der Escadron Baſiewiß der Erſte am Feind ſprengt 1

1

gerade auf den Chef der feindlichen Eliteſchwadron, einen Capitän

Ballot zu, gewinnt hochgeſchwungenen Säbels deſſen linke Seite — zwei furchtbare Hiebe fallen auf ſein Haupt und mit geſpaltenem Schä del ſinkt der franzöſiſche Capitän vom Pferde. Jäger Ed dringt gleich

zeitig auf einen feindlichen Offizier ein, den er verwundet und ge fangen nimmt. Jäger Seit haut nacheinander vier feindliche Chaſſeurs vom Pferde, Unteroffizier Ehrle deren auch ein Paar. Der wilde Kampf wogt Mann gegen Mann und -- wunderlicher Zufall das franzöſiſche Jäger- Regiment führt, wie das unſere die Nummer zwei , hat wie das unſere gelbe Aufſchläge und weiße

Knöpfe. Die ſchwäbiſchen , 3 weier" aber tragen den Sieg davon. Der von beiden Seiten mit gleicher Erbitterung geführte blutige

Streit, iſt wie alle ernſtlich gemeinten Reitergefechte raſch entſchie den. Der Feind iſt geworfen, flieht dem Walde zu, die Louisjäger

-

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bintendrein. – Die Commandeur- Escadron , welche bei ihrem Vor: rücken um die linke Stadtſeite einen bei Weitem größeren Raum zu durchlaufen hatte und überdies noch auf ihrem Wege auf mehrere ſchwierige Terrainbinderniſſe ſtieß, konnte leider keinen Antheil mehr

an dieſer glänzenden Attake nehmen, ſondern nur den vorausjagen den ſiegestrunkenen Schwadronen folgen ; ſollte aber , wie wir ſo gleich ſehen werden ſpäter noch dafür entſchädigt werden und auch das Shrige zur Entſcheidung des Tages beitragen . Pêle -mêle langen die franzöſiſchen und württembergiſcheu Jäger am Eingang des Waldes an ; die dort poſtirte feindliche

Infanterie aber thut der Verfolgung momentan Einbalt, indem ſie ihre Reiter aufnimmt und die unſeren mit lebhaftem Feuer empfängt. Während indeſſen Legtere , einen feindlichen Offizier , über 20 Chaſſeurs und 9 Pferde als Beute zurückbringend , ſich nach der

luſtigen Attake zu ſammeln ſuchen und ihre Pferde einen Augen blid verſchnaufen laſſen, während Se . A. Hob. der Kronprinz die übrigen Reiter - Regimenter im Trabe nachrücken läßt , um mit der vereinigten Cavalerie- Diviſion die Verfolgung fortzuſegen , räumt der Feind das Feld und zieht durch Niederſcheffolsheim zurück. Die Unſerern ſegen ihm durch das Dorf nach, da erblickt man jen ſeits desjelben und vorwärts des nächſten Ortes : Kriegsheim eine bedeutende Reitermaſſe , die ganze feindliche Cavalerie , an 4000 Pferde, in zwei Linien entwickelt. Zwei reitende Batterien auf dem rechten Flügel an der Straßburger Chauſſee aufgefahren. Sowie die vier württembergiſchen Regimenter aus Nieder

ſcheifolsheim nach einander de bouchiren, gehen ſie ſofort zum Deploye ment in einem Treffen über ; ehe jedoch der Aufmarſch der Cavalerie ganz beendet iſt, ertheilt Se. k. Hoheit ſchon den Befehl zum An griff, der Feind aber wartet dieſen nicht ab, ſondern zieht ſich ſchleunigſt auf das in der Thalniederung des Zornfluſſes gele gene Brumath (oder Brumpt) zurück, hier wiederum hinter ſeiner Infanterie Schuß ſuchend, die den Ort beſeßt hält. In der angeführten Schlachtordnung rückt unſere Cavalerie

Diviſion vor, ohne daß es noch möglich iſt, die feindlichen Reiter einzuholen ; wogegen man jegt von Brumath aus, durch Schüßen feuer der feindlichen Plänkler empfangen wird. Wie ſo oft im Feldzuge 1814 war auch hier Se. A. Hoh. der Kronprinz mit der Reiterei ſeiner Infanterie weit vorausgeeilt, die Entſcheidung mit jener allein erkämpfend, ehe dieſe nachzurücken vermochte. Ein Angriff auf das Dorf war aber mit Kämpfern zu Pferde nicht

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wohl zu unternehmen. Man wußte ſich jedoch auch hier zu helfen. Die Commandeur- Escadron des Regiments Herzog Louis erhielt den Befehl , einen Tbeil ihrer Leute abfißen und gegen Bru

math vorrücken zu laſſen . Sofort läßt ihr Führer , der Stabs Rittmeiſter von Stettler, zwei Züge von den Pferden ſpringen und ſie unter dem Prem .- Lieut. von Boje in Plänklerlinie auf gelöſ't, zu Fuß, den Karabiner in der Hand gegen das Dorf avan ciren. Und auch in dieſe Rolle wußten ſich die Louisjäger raſch zu finden und ihrem Namen : ,, Jäger" auch im Fußgefechte Ebre

zu machen. Mit gewohnter Entſchloſſenheit dringt die Schwadron vor, greift Brumath an und – der Feind, das Fußvolt von Pro feſſion, wenn wir uns ſo ausdrücken dürfen , wird durch das Fuß

volt par excellence aus dem Drte vertrieben und dieſer von den Unſeren behauptet. Der Zornfluß befindet ſich am jenſeitigen (Straßburg zuge

kehrten) Ausgange des Dorfes. Bis dorthin wurden die Franzoſen verfolgt ; beim Rückzuge aber gelingt es ihnen die Brücke abzuwer fen und da nunmehr überdies die Dunkelheit eintritt , wird der Kampf für heute eingeſtellt. „ Wenn ich nicht ganz irre “, ſchreibt ein Theilnehmer dieſes Fußgefechtes „ ſo hatten wir biebei nicht einmal einen Verluſt zu beklagen , deſto größer war die Freude,

daß auch einmal Reiterei zu Fuß feindliche Infanterie veranlaßt babe, fich zurückzuziehen .“ Im Uebrigen beſtand der Verluſt des

Regimentes bei dem heutigen glüdlichen Gefecht in 5 Verwundeten : Horniſt Werewaag, Unteroff. Debrle und Fürſt und 2 Jägern ; ferner in 4 todten und 7 verwundeten Pferden. Dagegen hatte man, wie ſchon erwähnt , 9 Pferde erbeutet (von denen 3 ins Re giment eingeſtellt, die übrigen ans Hauptquartier abgegeben wur den ) und zwiſchen 20 und 30 feindliche Chaſſeurs zu Gefangenen gemacht.

In dem froben Gefühl heute in treuer Pflichterfüllung einen glänzenden Tag beſtanden zu haben , ging man nunmehr ins Bi vuat.

Prinz Adam dem Benehmen des Regimentes volles Lob

ſpendend , hebt in ſeinem Bericht die Namen der Oberſten von Gaisberg und Bismark beſonders hervor. Der Regiments: Commandeur aber ſagt in ſeiner Relation : ,, Da jeder der Herren

Offiziere meines Regiments ſeine Schuldigkeit im ſtrengſten Sinn erfüllt hat, ſo kann ich deswegen keinen Einzelnen nennen, welcher ſich beſonders ausgezeichnet hätte."

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Das Groß der Cavalerie lagerte als Avantgarde diesſeite Brumath und hielt den Ort beſeßt. Als Soutien derſelben nabm

die heſſiſche Diviſion Stellung bei Kriegsheim. Die rechte Flanke deďte das Cav.-Reg. Nr. IV und 1 Bat. Vogelſang, indem es Mom menheim beſeşte und die Straßen nach Burweiler und · Saverne beobachtete . In der linken Flanke wurden 2 Schwadronen der Brigade Moltke nach Biſchweiler geſchoben , um die Verbindung 1

mit Wallmoden herzuſtellen , der bis gegen Druſenheim vorge rückt war.

Die Diviſion Roch und die Brigade Hügel nahmen bei Nieder ſcheffolsheim , die Brigade Czollich bei Hagenau , Lalance und das K. A. Reg . Kronprinz von Württemberg-Huſaren bei Ingolsheim Stellung Treffen bei Strakburg am 28. Juni.

General Rapp, der auch den auf dem rechten Zornufer gelegenen Tbeil von Brumath in der Nacht auf den 28. räumte, war ent chloſjen die vortheilhafte Stellung hinter dem Suffelbach im An gejicht von Straßburg zu vertheidigen ; Se . A. Hoheit der Aron

prinz , ihn in derſelben anzugreifen, gegen die Feſtung zurückzu 1

werfen und dieſe einzuſchließen.

Auf Wrede, der den früher erlaſſenen Beſtimmungen zu Folge in ein derartiges Unternehmen durch Vorrücken in der feindlichen linken Flanke thätig hätte eingreifen ſollen, war nicht mehr zu rechnen. Er war, wie ſchon angedeutet wurde, auf Nancy marſchirt. Se. A. Hoheit entwarf daber für den durch das 3te Corps allein

auszuführenden Angriff folgende Dispoſitionen : Die Cavalerie- Diviſion Prinz Adam als Avantgarde rückt um 12 Uhr Mittags von Brumath auf der Chauſſee nach Straß burg vor, ihr folgt die Diviſion Prinz Emil von Heſſen ; das Cav -Reg . Nr. IV und 1 Bat. Vogelſang cotoyiren den Marſch in der rechten Flanke, über Bilwisheim marſchirend und vereinigen ſich mit dem Gros bei Vendenheim. F.-M.-L. Graf Kinsky bricht mit dem Huſaren-Regiment mit Tagesanbruch von Ingolsheim auf und folgt der heſſiſchen Diviſion ; dann kommt die Diviſion Palombini, zulegt die Di viſion Franquemont; die Brigade Lalance beſegt als Reſerve

Hagenau und deckt den Park ; F.-M.-L. Graf Wallmoden geht

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gleichzeitig mit den Bewegungen des 3ten Corps von Druſenheim über Wanzenau vor.

Bis Vendenheim wurde alſo vom Gros des 3ten Corps nur die eine Straße zum Vormarſch benußt. Das Cav.- Reg. Nr. V an der Tete, rückte man zur befohlenen Stunde längs des Bru mather Waldes vor. Nachdem dieſer bei Edwersheim paſſirt war,

deployirte die Cavalerie- Diviſion zur Rechten der Chauſſee, dies ſeits Vendenheim ; die vorgeſchobenen Spigen der Avantgarde ſtießen

bei dem Wirthsbauſe an der Straße jenſeits Vendenheim auf feinds liche Poſten des Feindes mit denen die Commandeur -Escadron des Regiments Herzog Louis ein Pläntlergefecht engagirte, wel ches jedoch nach kurzer Dauer mit dem Rückzug des Feindes hinter die Suffel endete. Hinter dieſem Bache zeigten ſich ſeine Maj

ſen. Er lehnte den rechten Flügel an die Fu, hielt hier die ſtark verſchanzten Dörfer Hönheim , Biſchbeim und Schiltigheim , im

Centrum das Dorf Suffelweyersheim , mit dem linken Flügel Mundolsheim und das vorgeſchobene Lampertheim , ſowie die Wein

berge daſelbſt beſeßt. Centrum und namentlich linker Flügel waren durch die zum Theil ſumpfigen , zum Theil ſehr ſteilen Ufer des Suffelbaches gedeckt. Seine K. Hoheit der Kronprinz befahl den Angriff folgendermaßen : Nechter Flügel : F.-M.-L. Gr. Kinsky : Huſaren-Reg.

und reit. Batt. Bürgi umgehen die linke Flanke des Feindes und ſchneiden die in Lampertheim poſtirte Infanterie ab . F.-M.-L. von Palombini : Brigade lurem , ſucht die

Weinberge von Lampertheim zu gewinnen , Brigade Czollich ſchließt ſich dem linken Flügel der erſteren an.

F.-M.-L. Prinz Philipp von Heſſen : Diviſion Prinz Emil von Heſſen rüdt auf die dominirenden Höhen zwiſchen Vendenheim und Lampertheim und beginnt den Angriff auf legte res Dorf , wenn die Brigade Lugem gegen die feindliche Flanke avancirt iſt.

linker Flügel : 6. D. J. Graf Franquemont : Brigade hobenlohe, Miſani, Hügel rückt gegen Reichſtett und Suffel weyersheim vor. Die Cavalerie - Diviſion Prinz Adam endlich hat den Raum im Centrum zwiſchen Franquemont und dem Prinzen Emil auszufüllen.

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Es war 3 Uhr Nachmittags. Die erſte heffiſche Brigade ging zum Angriff auf Lampertheim vor, nahm nach hartnädigem Wider ſtande das Dorf und die Weinberge weg und trieb im Verein mit der zweiten Brigade den Feind ebenfalls aus einem Theil von Mundolsheim, der jedoch, da die öſterreichiſchen und württember

giſchen Colonnen rechts und links noch nicht weit genug vorgerügt waren, wieder geräumt werden mußte.

Die Huſaren nemlich hatten erſt nach Ueberwindung großer Schwierigkeiten und mit einigem Zeitverluſt die ſteilen Ufer des Suffelbache& pafſirt ; nachdem ſolches jedoch bewerkſtelligt war, ging F.-M.-L. von Palombini mit 3 Schwadronen derſelben und der

Brigade Lurem über Pfulgriesheim gegen Niederhausbergen in der feindlichen linken Flanke vor, wodurch es nunmehr auch den Heſſen

möglich wurde, ſich nach großen Anſtrengungen und mit glänzender Bravour Mundolsheims zu bemächtigen und dasſelbe zu behaupten. Graf Kinsky rückte unterdeß mit dem Reſte des Huſaren Regiments und der Batterie Bürgi über Griesheim und Dings beim auf Oberhausbergen vor und ſtand im Begriff über den Feind herzufallen , der von Mundolsheim fich zurückzog, als ſich plöglich feindliche Infanterie und zwei Cavalerie-Regimenter zeig ten die auf der Straße von Waſſelonne nach Straßburg bier zwi ſchen Wolfisheim und Eæbolsheim ſeine Flanke bedrohten. (Es war der franz. Gen. Merlin der von Hagenau auf Saverne mar

ſchirt war, jegt aber gegen Straßburg umgedreht hatte , um ſich mit dem Gen. Rapp zu vereinigen). Gegen dieſe wendete ſich nunmehr Graf Rinsky und warf fie unter die Ranonen von Straß burg zurück.

Graf Franquemont, der mittlerweile auf Reichſtett vorgerückt war, fand dieſes bei ſeinem Anrücken ſchon vom Feinde geräumt.

Dagegen hielt legterer des jenſeits des Baches gelegene Suffel weyersheim ſtart beſeßt. G.-M. von Hügel erhielt den Befehl das Dorf mit ſeiner leichten Brigade anzugreifen. Obgleich die Brücke

über den Bach abgeworfen war, gingen die Fußjäger und leichten Infanteriſten unverweilt zum Angriff vor , durchwateten den Bach, wobei ihnen das Waſſer bis über die Hüften reichte und nahmen das Dorf mit Sturm . Der vertriebene Feind, namhaft verſtärkt,

machte mebrfache, aber vergebliche Verſuche, rich Suffelweyersheim wieder zu bemächtigen. Alle Angriffe wurden abgeſchlagen ; der Feind ſogar durch das Scharfſchüßen - Regiment bis an die Ver

ſchanzungen von Hönheim getrieben und das rechte Ufer des Suffel

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baches, während eines vierſtündigen Kampfes behauptet , an dem ſchließlich auch noch das Inf.- Reg. Nr. 2 und das Ite Bat. des Inf.-Reg. Nr. 4 unter ihrem Brigadier , dem Prinzen Hohenlohe Antheil nahmen. – Mochte General Hügel ſich wohl bei dieſem

glänzenden Bachübergang und der Erſtürmung des Dorfes einer ähnlichen Waffenthat erinnern , die er vor jechs Jahren in der Schlacht bei Edmühl mit derſelben Brigade und derſelben Kübn

heit ausführte ? Damals unter den Augen Napoleons, iegt unter denen ſeines Kronprinzen. Die Brigade Ozollich war unterdeß auf der Vendenheim Straßburger Chauſſee vorgerückt; unter ihrem Schuße hatte die württembergiſche Zwölfpfünder-Batterie unfern des Suffelbaches

abgeproßt und beſchoß eine feindliche, auf einer jenſeitigen Höbe etwa 200 Schritt hinter dem Bachufer poſtirte Batterie. Die Cavalerie- Diviſion hatte , den ihr vorgezeichneten Raum einneh mend, Flankeurs vorgeſchickt; die zwiſchen der Brigade Cjollich und dem Bache in Plänklerkette ſtanden , wobei wie es ſcheint, alle Reiter - Regimenter vertreten waren . Die Plänkler der Louisjäger waren von der Escadron Moltke unter ihrem Escadrons- Chef

und den Lieutenants von Finck h und von Buck, auf dem äußer ſten linken Flügel in Verbindung mit den Brigaden Franquemonts. Hier ſtanden ſie denn während der bartnädigen und blutigen Kämpfe um die drei Dörfer, in der leicht in Athem erhaltenden

Bewegung eines Schüßengefechtes ſich tummelnd , daß mit den am jenſeitigen Bachufer ſich zeigenden Plänklern der feindlichen Cava lerie vermittelſt des Karabinerfeuers unterhalten wurde , ohne auf beiden Seiten, wie natürlich, ein nennenswerthes Reſultat zu lie fern. Das Gros der feindlichen Reiterei aus Dragonern, Chaſſeurs und Huſaren beſtehend , zuſammen 6 bis 7 Regimenter, hielt in verdeckter Aufſtellung hinter der genannten Batterie.

Jegt, es war halb ſieben Uhr Abends, - Lampertheim, Mun dolsheim und Suffelweyersheim in den Händen unſerer Infanterie ichien der Augenblick günſtig mit der Cavalerie auf der Chauſſee vorzugeben und über die Brücke zu debouchiren. Der Befehl da zu wurde ertheilt und das Cav.-Reg. Nr. IV Prinz Adam , das nächſte an der Brücke, die im Bereiche des wirtjamen Kartätích

ſchuſſes der feindlichen Batterie lag, erhielt die Ordre zuerſt hinü ber zu geben. Die Breite der Chauſſee erlaubte es , in Zugsfront

vorzurücken. Im Galop wurde avancirt. Der Flügel-Adjutant des Kronprinzen Major Graf Graeveniß, derſelbe welcher 1812 und

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1813 als Premier-Lieutenant in unſerem Regiment gedient hatte, erbat ſich von Sr. M. Hoheit die Erlaubniß, die feindliche Batterie, die ihr Feuer jeßt concentriſch gegen die Brücke richtete, attatiren zu dürfen. Mit den raſch geſammelten Flankeurs der Adamjäger ging Gräveniß zuerſt durch das Defile, jagte jenſeits mit den ſchnell wieder in Schwärme aufgelöſten Jägern auf die Batterie los und eroberte fünf Geidyüße Das Gros des Regiments Prinz Adam folgte. In dieſem Moment aber ließ der Feind drei Cav.

Regimenter vorrücken, um ſich der verlorenen Geſchüße wieder zu bemächtigen. Das Regiment Nr. IV deployirte in der Carriere, ging dem überlegenen Feind entgegen. Se. A Hob . der Kronprinz der das Cavaleriegefecht in eigener Perſon leitete , hatte die Re gimenter Nr. IV und V jelbſt über die Brücke vorgeführt. Ehe

aber das legtere debouchiren konnte, war die Lage der Adamjäger, dem weit ſtärkeren Feinde gegenüber ſebr bedenklich. Die Linien der Gegner waren bereits auf einander geprallt , Reiner wollte weichen , man tämpfte Mann gegen Mann , der Kronprinz den Säbel in der Hand Mitten im Streitgewühl ; ſchon ſchien ſich der Ausgang des Gefechtes zu Gunſten des Feindes zu geſtalten , als es nunmehr dem Jäger -Regiment Nr. V gelungen war, den Kampf plaß zu erreichen . Ohne ſich Zeit zum Deploviren zu laſſen , ging es, durch den General von Moltke geführt, in Zugscolonne gegen den Feind, attatirte ſeine linke Flanke und entſchied dadurch den Kampf ; die franzöſiſchen Schwadronen wurden geworfen und bis unter die Kanonen von Straßburg verfolgt.

Die Cav .-Regimenter Nr. II Herzog Louis und Nr. III Kronprinz waren, wie Prinz Adam in ſeinem Gefechtsbericht ſchreibt: „unſeren beiden ſiegenden Regimentern (Nr. IV und V ) als Soutien gefolgt uud konnten nur mit Mühe abgehalten wer den, nicht auch los zu brechen.

Um ihnen indeſſen auch einigen

Theil an dem glänzenden Waffenruhm der A. Cavallerie zu be willigen , wurde ihnen erlaubt , ihre Flankeurs vorzuſchicken .“ Die der Louisjäger unter den oben genannten Offizieren ſegten ſich ſofort in Galop, holten ihre vorausgegangenen Waffengefährten ein und jagten darauf gemeinſchaftlich mit dieſen , hinter dem im vollen Rüdzuge befindliden Feinde ber.

Die beinahe vollſtändige Unthätigkeit , in der unſere Fäger während der Kämpfe des Nachmittages batten ausharren müſſen, trug natürlich dazu bei , fie in einen hohen Grad von Aufregung

zu verſeßen, und nun endlich losgelaſſen, ließen ſie in wilder Kampf

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begier ihren Pferden die Zügel ſchießen.

Die drei Difiziere :

Moltke , Buck und Finch * ) an der Spige, erreichen ſie im vol len Laufe den Feind, von deſſen früber erwähnter Batterie , der noch nicht in unſeren Händen befindliche Reſt aufgepropt hat und

ſich unter dem Schuße ſeiner Bedeckungsmannſchaft zu retten ſucht. Unter dieſe ſprengen jegt die Louisjäger, hauen zuſammen was ſie erreichen fönnen , werden Säbelhieben unſerer Reiter entgeht, ſucht in der Flucht ſein Heil. Die Offiziere, mit ihnen Wacht meiſter Zinſer , Quartiermeiſter Bleicher, Horniſt Herzog , die Jäger Ott 1 , Meck, Werner, Widmann III und Müb 1

Ter gelangen als die Erſten an die feindliche Batterie, Oberſt

Lieut. von Moltke und Lieut. von Buck bemächtigen ſich eines

Zwölfpfünders, und eines beſpannten Munitionswagens; Lieut. von Finch einer Haubige , die im Triumpf zurückgeführt werden .

Lieut. von Finch der nach Zurücklaſſung eines Unteroffiziers bei dem eroberten Geſchüß, an der Spige ſeiner Plänkler die Verfol

gung des Feindes fortſegte, erhielt plöglich, einen Schuß durch den

linken Oberſchenkel, der von einem in geringer Entfernung abge feuerten Geſchüß herrührte und ihn zwang den Kampfplatz zu verlaſſen, während die Uebrigen munter weiter jagten , bis die Ranonen der Feſtung der Verfolgung ein Ende machten. Die anderen drei Schwadronen hatten unterdeß gleichfalls den

Bach überſchritten, ohne jedoch Gelegenheit zu finden , noch an dem Kampfe Theil zu nehmen . Bis zum Eintritt völliger Dunkelheit blieben ſie auf dem Schlachtfelde ſtehen , im Kornfelde noch ein

paar verwundete Franzoſen aufleſend , die zur Ambulance zurüc=

Nachdem dann allmälig die von der hißigen geſchidt wurden. Verfolgung zurückkehrenden Leute der Escadron Moltke fich beim Gros des Regimentes einfanden, ging dieſes wieder über den Suf felbach zurück und bezog , wie befohlen , ſein Bivuak beim Dorfe

Reichſtett. Drei Schwadronen der Cavalerie - Diviſion wurden auf Vor poſten geſchickt, von dem Regiment Herzog Louis die Escadron Nagel, welche bei Suffelweyersheim Stellung zu nehmen hatte.

Sec.-Lieut. von Hardt wurde von dort aus noch in der Nacht mit ſeinem Zuge abgeſendet, um das Wallmoden'ſche Corps auf zufuchen ; ſtieß, in der Dunkelheit, die vorgezeichnete Richtung ge gen den Rhein ſo gut wie möglich einhaltend, zuerſt auf ein fran * ) Der am 25. Januar 1862 als Oberſt des Ehren - Invalidencorp8 geſtorbene.

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zöſiſches Piket, daß zwar Feuer gab, ohne jedoch den Unſeren Schaden

zuzufügen ; gelangte endlich in der Frühe des 29. nach Wanzenau, traf dort den Grafen Wallmoden an und gelangte , nunmehr den Rüdmarſch antretend, wieder glücklich zum Regimente. Der Verluſt desſelben in dieſem leßten Gefechte, beſtand außer

dem verwundeten Sec.-Lieut. von Finch , in einem ſchwer ver wundeten Jäger, und einem todten Dienſtpferd . Dagegen wurde ein Beutepferd gemacht und dieſes einrangirt. Außer den ſchon oben Genannten, werden als ſolche, die ſich beſonders ausgezeichnet Die Wunde des Lieut. von Finckh, ward, ſobald derſelbe wieder bei dem Gros

hatten, noch die Jäger B eß und Graf genannt.

des Regiments eingetroffen war, von dem Doktor Keller unterſucht, der vermittelſt ſeiner Sonde, eine im Fleiſch ſtecken gebliebene acht Töthige Kartätſchfugel zum Vorſchein brachte. Bei näherer Beſich tigung zeigte ſich Erde an derſelben , woraus hervorgeht, daß die ſelbe, ehe ſie Finch getroffen hatte , aufgeſprungen und das durch zu ſeinem Glüce in ihrer Kraft geſchwächt worden war. Sec.-lieut. von Find b erhielt den Befehl, ſich in das Spital nach Hagenau zu begeben , wo er , nach etwa 10 Wochen wieder ber geſtellt , die weitere Ordre empfing bei dem daſelbſt befindlichen Depot bis zur Rückkehr des Regiments aus dem Innern von Frant 1

reich zu bleiben.

Die Kugel bat der damalige Lieutenant, zulegt

Oberſt des Ehren - Invalidencorps von Finch bis zu ſeinem Tode aufbewahrt.

Der Kampf dauerte auf einigen Punkten des Schlachtfeldes, ſo namentlich bei der Brigade Hügel bis 10 Uhr Abends fort, wo gegen den in ſeine Verſchanzungen zurücgeworfenen Feind noch fortwährend ein Tiraillement unterhalten wurde. Endlich ſchwieg auch dieſes, und die durch den heißen Kampf ermüdeten Truppen bezogen ihre Bivuaks . Der Feind batte überall das Feld geräumt und war auf ſeine

Feſtungswerke zurückgewichen. Die Stellung des 3ten Corp8 dieſen gegenüber war folgende :

linker Flügel : Brigade Hügel hielt Suffelweyersheim beſegt und lagerte bei dem Dorfe , binter demſelben Cav.-Brigade

Moltke ; bei Reichſtett Cav .-Brigade Jett und Inf.-Diviſion Koch .

F.-M.-L. Graf Wallmoden der wegen des von den ,,Auen “ bei Straßburg empfangenen heftigen Feuers nicht durch das Defile von Wanzenau bebouchiren konnte, blieb hier ſtehen . 39

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Centrum (zweites Treffen ) : Diviſion Prinz Emil von Herren bivuafirte bei Mundolsheim.

Nechter Flügel : Die Brigaden Czollich und Lurem, Hu ſaren-Reg. Kronprinz von Württemberg ſtellten ſich bei Nieder-, Mittel- und Oberhausbergen auf , beſegten dieſe Ort: ſchaften, poſtirten eine Seches, eine Zwölfpfünder -Batterie und ein

Bataillon an der Brücke über die Suffel und am Suffelwirths hauſe und ſchoben das Reg. Vogelſang und die württ. reit. Batterie Bürgi als Avantpoſten gegen Edbolsheim vor. Der Tag nach dem Treffen von Straßburg , der 29. , verlief ohne beſondere Störungen und ohne bedeutungsvolle Ereigniſſe. Unternommene Rekognoszirungen ergaben, daß ſich General Rapp mit ſeiner ganzen Macht in die Feſtung zurückgezogen hatte und nicht, wie zum Theil vermuthet wurde, Abtheilungen derſelben die Straße nach Raon l'Etape eingeſchlagen hatten. In der Stellung des 3ten Corp& wurde keine weſentliche Aenderung vorgenommen ; nur was ſich von Truppen auf dem rechten Suffelufer befand,

aufs linke zurückgezogen , das Dorf Suffelweyersheim abgebrannt und ſodann dieſer Punkt leicht wieder beſegt.

Die Brigade La

lance rückte von Hagenau herbei. Der Feind verhielt ſtch faſt ganz ruhig. Graf Franquemont drückte den Truppen ſeinen Dank für die Tapferkeit aus , die ſie in den Gefechten dieſes kurzen Feld: zuges an den Tag gelegt hatten ; ein paar Tage darauf wurde ihnen dann weiter durch die Gnade des Königs eine beſondere Belohnung zu Theil, die folgendes Dekret bekannt machte: Seine Königliche Majeſtät haben vermöge Allerhöchſter Ordre vom 3. Juli für die in gegenwärtigem Feldzuge fich auszeichnenden Individuen eine beſondere Dekoration in drei Klaſſen beſtimmt:

Erſte klaſſe beſteht aus einem goldenen Kreuz mit der Aufſchrift: „ Für Tapferkeit und Treue. 1815.“ an einem dreifarbigen, roth, ſchwarz und gelben Bande. 3 weite Alaſſe , ein ebenſolches Kreuz von Silber an demſelben Bande. Dritte Mlaſie , die ſilberne Militär-Verdienſt-Medaille an demſelben Baude. Zur Bezeugung Allerhöchſt Threr Zufriedenheit mit dem braven Benehmen des

Königl. Armee-Corps in dem Treffen bei Straßburg am 28. v. M. und den frühe ren Gefechten haben Seine Königliche Majeſtät folgende Beförderungen und Belohnungen vorgenommen : Das goldene Ehrenkreuz erhalten :

Seine Durchlaucht General-Lieutenant Prinz Adam von Württemberg , Oberſt von B i 8 mart ,

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Oberſt-Lieutenant von Moltfe des Cav.-Reg. Nr. II Jäger Herzog Louis , Seconde- Lieutenant von Findh von Buď

11

Das ſilberne Ehrenkreuz: Die Adjutanten des G.-L. Prinz Adam : Major von Baß und Stabs - Rittmeiſter von Graff ;

und erhält jedes Cavalerie - Regiment fünf filberne Medaillen am dreifarbigen Bande.

Ferner wurden der Oberſt von Gaisberg mit dem Kleinkreuz . des öſterreichiſchen Leopoldordens , die Oberſt-Lieutenants von Bajſewig und von Moltke mit dem ruſſiſchen St. Annenorden

11. Klaſſe, Quartiermeiſter Wenzel und Unteroffizier Halter mit ruſſiſchen Georgenkreuzen V. Klaſſe dekorirt ; Wachtmeiſter Binſer zur goldenen , Wachtmeiſter Keller und Unteroffizier Schweitert zur ſilbernen öſterreichiſchen Tapferkeits -Medaille eingegeben. Bis zum 5. Juli hatte das 3te Armee-Corps noch vor Straß burg zu verbleiben ; alsdann ſollte es vermöge der getroffenen Be

ſtimmungen in das Innere von Frantreich abrücken, die Beobach tung Straßburgs dem 2ten Corp8 übergebend. Während dieſer Woche nach dem Treffen vom 28. blieb die

Cavalerie-Brigade Jett im Bivuak bei Reichſtett ſtehen ; auch die übrigen Truppen veränderten ihre Stellungen nur unweſentlich. Der Feind unternahm durchaus Nichts gegen das Blođade-Corps, ſo daß dieſes von jener Seite her alſo ziemlich ungeſtört blieb, Durch ſtrengen Vorpoſtendienſt aber , namentlich die Cavalerie , ge: nügend in Thätigkeit erhalten wurde. Unterdeß war das 4te Corps der Oberrhein - Armee , Fürſt Wrede, ſchon bis Nancy vorgerüdt , das 2te Corps , Fürſt von Hohenzollern, marſchirte gegen Straßburg ; das lte Graf Cols loredo, ſtand in der Gegend von Belfort, das öſterreichiſche Reſerve: Corps, Erzberzog Ferdinand traf in St. Diey ein. Das Haupt quartier der drei Monarchen von Oeſterrcich, Preußen und Ruß land und des Fürſten Schwarzenberg kam nach Saarburg. Blücher und Wellington hatten mittlerweile auf ihrem raſt loſen Zuge nach Paris die Trümmer der franzöſiſchen Armee vor ſich hergetrieben , waren vor der Hauptſtadt eingetroffen , ſtanden am 29. Juni vor dem Montmartre und ſchloſſen St. Denis ein.

Nach der am 23. erfolgten Abdankung Napoleons hatte nunmehr 39 **

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-

Davouſt den Oberbefehl über das feindliche Heer übernommen, das entſchloſſen ſchien, Paris aufs Hartnädigſte vertheidigen zu wollen. Die auf dem rechten Seineufer angelegten Befeſtigungen , nament lich auf dem Montmartre, waren ſo bedeutender Art , daß hier ein Angriff nicht rathſam ſchien. Die beiden Anführer der Nieder rhein- und der niederländiſchen Armee verſtändigten ſich deshalb dahin, daß die den Preußen etwas langſamer nachrückenden Eng länder nach ihrem Eintreffen vor Paris, jene auf dem rechten Ufer ablöſen und die Preußen dann auf das linke Ufer übergeben ſollten, um Paris hier von Verſailles aus anzugreifen. Dieſes Manöver wurde ausgeführt und nach einigen heftigen Gefechten auf dem linken Seineufer, am 3. Juli, eine Kapitulation abgeſchloſſen, nach welcher die Franzoſen Paris zu räumen und hinter die Loire zu rückzugehen hatten. Am 4. Juli verließ Davouſt Paris, am 7. wurde es von den

Verbündeten beſegt , am 8. hielt der König von Frankreich das ſelbſt wieder ſeinen Einzug und – am 15. lieferte ſich Napoleon, der ſeine Flucht nach Amerika nicht mehr auszuführen vermochte, den Engländer aus und ſchiffte ſich auf dem Bellerophon ein nach St. Helena !

Vorrücken in das Innere von Frankreich über Luneville, Chaumont und Bar- ſur- Seine nach Autun 5. - 28. Juli. Am 5. Juli aljo fand nach Eintreffen des 2ten Armee-Corp8

die Ablöſung vor Straßburg ſtatt. (Vom Reg. Herzog Louis wurde, die wiederum auf Vorpoſten ſtehende Escadron Nagel am Chauſſeehauſe auf der Vendenheim -Straßburger Straße durch K. R. Joſef-Huſaren abgelöſt). Um 12 Uhr Mittags trat das 3te Corp8 ſeinen Marſch gen Weſten an.

An der Spige die Cav.

Brigade fett. Das Regiment Herzog Louis hatte einen Effektivſtand von 25 Offizieren, 555 Mann und 512 Pferden ; von dieſen waren ausrückend 24 Offiziere, 522 Mann , 490 Pferde ; nicht ausrüdend : verwundet Sec.-Lieut. von Findb ; 1 Horniſt,

1 Unteroff., 6 Jäger bei dem in den legten Tagen in Hagenau errichteten Depot ; ferner beim Depot 1 Thierarzt, 2 Unteroffiziere, 15 Jäger, 16 Pferde ; krank in Raſtatt im Spital 1 Unteroff., im Regiment 1 Unteroff., 1 Pferd ; commandirt im Hauptquartier 5 Jäger, 5 Pferde ; zuſ. 1 Offizier, 33 Mann, 22 Pferde.

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Auf die Brigade Jett folgte die Diviſiou Döring , Brigade Hohenlohe, Bagage, Artillerie -Reſerve uuc . Die Inf.- Brigade Mi ſani und die Cav.-Brigade Moltke traten ihren Marſch erſt ſpäter, nachdem ſämmtliche Part-Colonnen einen bedeutenden Vor ſprung gewonnen hatten , an . Der Marſch ging über Lampert

heim, Pfulgriesheim in einem großen Bogen um Straßburg herum über Offenheim , Furdenheim , Sulß und Molsheim , zwei Straßen nach Savern überſchreitend, in Bivuats bei Altorf : Brigaden Hü gel und Jett ; und bei Dorlisbeim : (an der Straße nach Lune ville ) Gros der Infanterie , Artillerie und Parts . So daß man Abends im Südweſten von Straßburg ſtand , während man ſich

Morgens im Norden der Feſtung befunden hatte. ( Zwei Stunden nach dem Abmarſche des 3ten Corps unternahm der Feind , der fich, wie erwähnt, bis dahin ganz rubig verhalten hatte, einen Aus fall gegen die Truppen des neuen Cernirungscorps). Die ſeit dem 2. Juli angeordneten Verſuche, die Feſtung Pfalz burg durch eine energiſche Beſchießung aus Feldgeſchüßen zur Ueber gabe zu veranlaſſen , ſcheiterten an der Feſtigkeit des franzöſiſchen Commandanten, worauf die Unternehmung am 6. Morgens wieder aufgegeben wurde. G.-M. von Brand hatte dieſelbe unter dem Oberbefehl des F.-M.-L. von Palombini geleitet. Die Diviſion des Leşteren, zum Theil bei dieſer Berennung von Pfalzburg ver wendet, erhielt kurz darauf die Beſtimmung bei der weiter vorzu nehmende Einſchließung der Feſtungen im Elſaß mitzuwirken und trennte ſich ſomit vom 3ten Corps. Die beſfiſche Diviſion Prinz

Emil und das öſterreichiſche Huſaren-Regiment ſegten dagegen

unter dem Commando deß Prinzen Philipp von Heſſen Homburg im Verein mit den württembergiſchen Truppen des 3ten Corps ihren Marſch fort.

Dieſer wurde am 6. Juli früh um 4 Uhr angetreten , ging über Mußig in die vorigen Jahre, nur bei es ſich nebenbei von der damaligen,

Vogeſen , die in derſelben Richtung, wie im etwas weiter nördlich durchzogen wurden ; wo : ſehr bemerkbar machte, daß die Jahreszeit eine, durchaus verſchiedene war. Statt ſtarrenden

Eiſes und Schnees, ſtatt der Januartemperatur herrſchte jegt eine

drückende Hiße, die den Marſch ebenſo beſchwerlich machte, wie das mals die ſpiegelglatten Gebirgswege. Bei Schirmeck marſchirte man zwiſchen einigen Schanzen durch, die zur Vertheidigung des Paſſes aufgeworfen waren ; bei Framont, eine Stunde weiter, ſteigt die Straße bedeutend bergan. Auf dem

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Bergkamm, dem Cens du Donnons angekommen , hat man den höchſten Punkt auf dieſer Seite der Vogeſen erreicht, die ſich von da an, gegen Allarmont wieder abſenken.

Dieſen Ort erreichte

man auf ſchlechter, ſehr verwahrloſter Steinſtraße nach einem elf

ſtündigen Marſche und ſchlugen dort die Brigade I ett und das Inf.- Reg. Nr. 9 ihr Bivuak auf.

Das Hauptquartier des 3ten

Corps tam nach Raon l'Etape. Am 7. Juli wurde, nachdem abgekocht war , erſt um 9 Uhr

aufgebrochen . Bei Raon l'Etape trat man aus den Vogeſen heraus und rüdte auf fortwährend ſchlechter Straße nach Baccarat , Re

giment Herzog Louis nach Brouville; die Escadron Baſie : wiß wurde zur Deckung der linken Flanke der Marſchcolonne auf die Straße von Raon-l'Etape nach St. Diey detachirt. Das Hauptquartier befand ſich in Luneville. Der 8. Juli war ein Raſttag; am 9. wurde die bis hierber

eingehaltene Marſchrichtung nach Nancy verlaſſen, die Direktion auf Joinville' eingeſchlagen und bis Rambervillers marſchirt; Regiment Louis nach Fauconcourt. Die Nachricht der Kapitulation von Paris und des Einzuges der Verbündeten hatte geſtern unſer Corps erreicht, heute liefen Gerüchte über Parteigängercorps ein, die ſich im Rücken der Unſeren gezeigt haben ſollten und zur Vorſicht mahn ten. Den 10. ging es nach Mirecourt, Regiment Louis Mattain court ; den 11. nach Neuchateau, Louis nach Dhan. Bon hier

aus wurde die Marſchdirektion zum zweiten Male geändert , indem das 3te Corps den Befehl des Fürſten Schwarzenberg erhielt , über Troyes und Sens auf Fontainebleau zu rücken , wo das Ite, 3te und 4te Corps concentrirt werden ſollten . Es wurde demnach zunächſt

die Richtung auf Chaumont eingeſchlagen , den 12. bis Andelot marſchirt, Regiment Louis nach Blancheville, den 13. ging das Hauptquartier nach Chaumont . Die vom vorigen Jahre her noch bekannte Stadt betrat unſer Regiment nicht, ſondern ging etwas

weiter abwärts über die Marne, durch das ebenfalls bekannte Städtchen Juzennecourt nach La Chapelle -en-Blaiſy . Hier , unfern von Colombé -les- deur - Egliſes, wo man vor’m Jahr grkämpft hatte , wurde am 14. Raſttag gehalten ; am 15. durch Bar -ſur -Aube (Hauptquartier ) nach Argançon marſchirt . Die Spuren des Feld zuges von 1814 zeigten ſich überall noch deutlich , von den nieder gebrannten Häuſern waren nur wenige wieder aufgerichtet, die Ein wobner, wie damals wieder meiſtens entflohen .

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Wieder traf ein Befehl Schwarzenberg & ein , der die Beſtim mung des 3ten Corps aufs Neue änderte und demſelben vorläufig

Kantonirung& quartiere zwiſchen Tonnere und Montbard anwies. Die Richtung gegen Troyes wurde daher am 16. Juli wieder ver laſſen und von Vendoeuvre aus, in die Straße nach Bar-ſur-Seine eingebogen. Unſer Regiment rückte auf dieſer , bis nach Magnan vor, überall Anknüpfungspunkte an die Erinnerungen vom vorigen Jahre findend. Jeder Ort, faſt den man in dieſer Gegend durch zog, mahnte an Thaten, Entbehrungen, Abenteuer. Am 17. wurde

durch Bar-ſur- Seine bis in die Nähe von Chatillon-ſur- Seine nach Montliot marſchirt, am 18. rückte unſer Regiment nach Puits an der Chatillon - Montbard -Straße und hielt hier am 19. Raſttag.

Am 20. marſchirte es durch Montbard nach Seigny und blicb hier am 21. wieder ſtehen. Das Hauptquartier kam nach Tonnere,

Seine St. Hoh. der Kronprinz aber, ging für ſeine Perſon nicht mit dahin, ſondern begab ſich am 18. von Troyes nach Paris. Auf den Befehl Schwarzenbergs hin, herrſchte die Anſicht, daß man hier zwiſchen Tonnere und Montbard - einige Zeit ſtehen bleiben werde, doch traf noch am 21. Abends, zu Folge einer Mit theilung des Erzherzogs Ferdinand, daß die Franzoſen bei Nevers und la Charité die Loire überſchritten und öſterreichiſche Patrouil.

len erfolgt hätten, der Befehl für das 3te Corps ein , gegen die Loire vorzurücken. Vom Regiment Herzog Louis geſchah ſolches am 22. Juli über Semur nach Montigny -ſur-Armançon. Am 23 . wurde die Cavalerie- Diviſion und die Brigade Hügel über Saulieu in der Richtung auf Autun vorgeſchoben. In Saulieu aber erfuhr man, daß Autun von den Deſterreichern des Frimont'ſchen Corps

beſeßt ſei und daß Colloredo, der ſich in Langres befand , mit Jourdan , der zu Beſançon und mit Lecourbe in Belfort, einen Waffenſtilſtand abgeſchloſſen habe.

Auf dieſe Nachrichten wurde Halt gemacht, da aber Colloredo's Corps im Departement Côte d'Or, die Reſerve-Armee E.-H. Fer dinand's im Departement der Yonne ausgebreitet war , ſo blieb dem württembergiſchen Corps zwiſchen beiden nur ein ſehr be ſchränkter Raum auf der Linie Semur-Saulieu übrig . Und ſo kam es denn, daß das Gros der Cavalerie- Diviſion und die Bri gade Hügel , vom 23. an , vier Tage lang zwiſchen den elenden Orten Chiſſey und Luceney, vorwärts von Saulieu, faſt ohne Sub fiſtenzmittel bivuafiren mußten . Dem Regiment Herzog Louis wurde dieſes Loos glüdlicherweiſe nur zwei Tage zu Theil, indem

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dasſelbe im Verein mit der Inf.-Brigade Mijani am 25. nach Arnay-le-Duc (Straße nach Béaune) pouſſirt wurde und am 26. und 27. dort ſtehen blieb. Die Stimmung der Einwohner war in dieſer Gegend, eine durchaus feindſelige , das Landvolt faſt durch gehend bewaffnet, einzelne Soldaten , welche ſich nur auf kurze

Streden von ihrem Truppentheil entfernt hatten, wurden meuchlings ermordet, aus den Wäldern wurde auf vorbeiziehende Traincolon

nen geſchoſſen. Das ſehr coupirte Terrain verſprach die Führung eines Parteigängerkrieges auf gefährliche Weiſe zu begünſtigen und daß Zuſammenrottungen von Bauern , Deſerteurs u. ſ. w . ſtatt gefunden hatten , meldete man von faſt allen Seiten mit großer Beſtimmtheit. Es wurde daber den Truppenabtheilungen wieder bolt die größte Vorſicht und Wachſamkeit empfohlen und nament

lich jede Zerſplitterung der Kräfte unterſagt. Am 28. Juli rückte unſer Regiment über Autun bis La Com melle am 29. über Luzy nach Bourbon-Lancy , dicht an die Loire. kantonirungsquartiere in dem Departement Saone und Loire und in dem Departement Nievre.. 28. Juli – 4. Oktober.

Mit dem Hauptquartier Autun ſollte das 3te Corps hier in den Departements Saone und Loire und dem Departement Nievre

vor der Hand ſtehen bleiben. Die Brigade fett , welche nebſt der Brigade Hügel die Avantgarde bildete , wurde längs des 1

rechten Ufers der Loire aufgeſtellt ; das Cav.- Reg. Nr. IV Prinz Adam auf dem rechten Flügel von Decize bis Bourbon-Lancy, das Reg . Herzog Louis als linker Flügel von da bis Digoin : in St. Aubin Stab und Commandeur - Esc.; Dupont und

Fontenay Esc . Baſſewiß ; St. Agnant Esc. Moltke und Nagel. Auf dem linken Loireufer im Dorfe Pont du Fournaux und in Garnat, eine Stunde hinter der Brücke, die unfern Bour bon - Lancy über den Fluß führt, wurden franzöſiſche Dragonerpikets bemerkt ; weiter rückwärts in St. Pierre ſtand ein Dragoner - Regi ment, in Moulins Gendarmerie, in Garnat ein Parteigängerhaufen. Ein gefangener ſardiniſcher Offizier, der ausgewechſelt worden war und durch die Quartiere des dritten Corps reiſte , gab das demſelben

gegenüberſt hende, zu beiden Seiten des Allier vertheilte Corps unter Davouſt a, f 10,000 Mann an.

-

617

Bis zum 2. Auguſt blieb unſer Regiment in der angeführten Stellung, in einer der unfruchtbarſten, der ärmſten Gegenden von Frankreich. Da die Ortſchaften ſehr ausgedehnt waren, aus vielen einzelnen , weit zerſtreuten Häuſern beſtanden , ſo wurden die in

denſelben untergebrachten Truppen nur in die concentrirten Theile der Dörfer verlegt , um ſich vor den ſchon erwähnten Gefahren zu ſchüßen, und, was dabei nicht in Häuſern und Scheunen Unter kommen fand, mußte barakiren. An Lebensmitteln und namentlich an Fourage war großer Mangel, man war daber genöthigt, den

· Pferden theils geſchroteten Roggen, theils auch nur grünes Futter zu reichen .

Einem am 2. Auguſt eintreffenden Befehle des Fürſten Schwar zenberg zu Folge , ollte das 3te Corps das Departement Saone und Loire dem 1ten Corps einräumen , dagegen ſeine Quartiere allein im Departement de la Nievre beziehen, ohne jedoch das linke

Loireufer zu belegen. Am 3. concentrirten ſich daher die Brigaden Hügel und Jett bei Bourbon-Lancy, am 4. wurde nach Decize marſchirt und dort bivuakirt , um die Truppen nicht in den weit läuftigen Gebirgsdörfern zu zerſtreuen ; am 5. ging der Marſch im

Thal der Loire weiter nach Impby und am 6. bezog das Regiment Herzog Louis Kantonirungsquartiere unweit Nevers (dem Haupt quartier ) in Chazeaux (Stab), St. Benin d'Azy, Limon, Monceaux und St. Chriſtophe.

In Quartieren , die eben ſo ſchlecht waren,

wie die vorigen, wobei man die Pferde mit dem , auf dem Felde friſch geſchnittenen Hafer füttern mußte , blieb das Regiment bis zum 15. Auguſt ſtehen.

Um die Mitte des Auguſt's räumten die Franzoſen das rechte Ufer des Allier, worauf das 3te Corps die Erlaubniß erhielt das Departement des Allier bis an den , dasſelbe durchſchneidenden

Fluß gleichen Namens zu beſeßen.

Die Brigaden Hügel und

Moltke wurden dorthin vorgeſchoben, die übrigen Brigaden dagegen in den bisherigen Cantonnements weiter auseinander gezogen, wo durch das Regiment Herzog Louis am 16. Auguſt mit dem Stabe nach Nevers verlegt wurde und ſich mit ſeinen Schwadro nen rechts und links der Stadt im Loirethal zu Marzy, Imphy uc. ausbreitete , um ſolcher Geſtalt bis zum 4. Oktober ſtehen zu 1

bleiben.

Der faſt zwei Monate dauernde Aufenthalt in und bei Nevers verging für unſer Regiment, unter der Vornahme gewöhnlicher militäriſcher Friedensbeſchäftigungen. Es wurde egerzirt, inſpizirt,

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das Sattelzeug und die Montirung ausgebeſſert und im Uebrigen nach den Märſchen der legten Wochen der Ruhe gepflogen. Die Quartiere waren gut ; die Verpflegung, nachdem ſie einmal geord net, was bei dem böſen Willen der Einwohner ſeine Schwierigkeiten batte, reichlich. An Amuſement aller Art war kein Mangel. Ra meradſchaftliche Zuſammenfünfte, Fiſchfang, Jagd auf allerlei Wild pret, ſelbſt auf Wölfe, fanden häufig ſtatt. Nur mit den Landes bewohnern lebte man fortdauernd nicht auf dem beſten Fuße. Wer

die Hauptſchuld dabei trug , wollen wir hier nicht unterſuchen, Ueberfälle von Seiten bewaffneter Bauern gegen einzelne Soldaten* aber waren an der Tagesordnung. – Um Militäreffekten von Paris ins Königreich Württemberg zu ſchaffen, wurden Stabs -Rittm . von Bülow , Sec.-Lieut. von Münchhauſen, 3 Unteroff., 1 Horniſt und 4+ Jäger vom Regiment am 6. September nach der frans zöſiſchen Hauptſtadt in Marſch geſegt. Die Einzigſten von den Louisjägern , welche auch im Feldzuge Fünfzehn das ſtolze Paris .

betreten ſollten .

Das Offizierscorps des Regiments erfuhr während dieſer Zeit folgende Veränderungen : Unter dem 25. Auguſt wurde der Oberſt-lieutenant von Baſſewiß vom Regiment Herzog Louis zum Inte rims-Commandeur des Cav.-Reg. Nr. III Dragoner Kronprinz ernannt ; dagegen Oberſt- Lieutenant von Mögelin von jenem zum Regiment Herzog Louis verſegt. Am 3. Oktober verließ der Oberſt- lieutenant von Moltke

das Regiment um zu Folge allerhöchſter Ordre wieder ſeinen Po ſten als Flügel-Adjutant in der Königl. Suite einzunehmen , wo gegen Major von Bag als Escadrons-Chef beim Regiment einrückte.

Schon am 28. Auguſt wurde das öſterreichiſche Huſaren-Res giment Kronprinz von Württemberg vom 3ten Corps ge trennt ; am 21. September traf dann ein Schreiben Sr. R. Hoh. des Kronprinzen ein, worin er von dem Corps -Abſchied nabm, den nahe bevorſtehenden Frieden *) und den Anfangs Oktober ins Werk zu fegenden Rückmarſch in die Heimath ankündigte. *) Wurde am 20. November 1815 abgeſchloſſen .

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Rückmarſch nach Deutſchland , 5. Oktober

18. November.

Die erſte Bewegung für dieſen Rückmarſch erfolgte vom Regi ment Herzog Louis am 5. Oktober , nach Decize , den 6. nach Bourbon -Lancy. Hier aber trat wieder ein Stillſtand von mehr als zwei Wochen ein . Endlich am 23. Oktober marſcirte das Re giment mit der 1ten reitenden Batterie nach Autun und damit be

gann die Fortſegung der Rückzugsbewegung. Sie wurde in ſechs Colonnen ausgeführt: Erſte Colonne : Inf.-Reg. Nr. 7, 12- u. eine 6pfdr. Batt.; zweite Colonne : Inf.- Reg. Nr.4, Nr.5, Reſerve-Park ;

dritte Colonne : Inf.-Reg. Nr.2, Nr. 3, Nr. 8, Cav.-Reg. Nr. IV , eine 6pfdr. Batt. *) ; vierte Calonne: Inf.-Reg. Nr. 6, Cav .- Reg. Nr. II, 1te reit. Batt ; fünfte Colonne : Inf.-Reg. Nr. 10, Cav. Reg. Nr . V ; ſechste Colonne Inf.-Reg. Nr. 9 , Nr. 11 , Cav . Reg. Nr. III, 2te reit . Batt. Die dritte Colonne war beſtimmt, einen Theil der Okupa

tionsarmee zu bilden , welche unter dem Herzog von Wellington für die nächſten Jahre in Frankreich zu bleiben hatte. Unter dem Commando des Gen.-lieut. von Wöllwarth , ſpäter Gen.-lieut.

Graf Schéler, beſegten die Truppen dieſer Colonne das Arrondiſ ſement Weißenburg und kehrten im Jahre 1818 (zum Theil ſchon etwas früher) ins Königreich zurück. Am 25. Oktober marſcirte die vierte Solonne unter G.-M.

von Fett von Autun weiter nach Nolay , den 26. nach Nuits, den 27. nach Dijon ; das Reg. Herzog Louis wurde in der Nähe der Stadt in Ruffey, Bellefond zc . untergebracht, marſchirte den 28. nach Flarigny , hielt am 29. Raſttag, rückte den 30. nach Grancey, den 31. nach Langres, wo es den 1. November wiederum blieb. Am 2. wurde nach Combeau - Fontaine, den 3. nach Vej marſchirt, den 4. nach Lurieul , den 5. nach Plombieres , den 6. wurde hier Ruhetag gehalten und am 7. nach Epinal gerückt. Der Bogen den man beſchrieb, um von Langres nach Epinal zu ge

langen, wurde durch die große Zahl von Truppen-Colonnen faſt aller Herren Länder bedingt , die um dieſe Zeit ebenfalls ihren Rüdmarſch bewerkſtelligten.

Am 8. November marſchirte unſer

*) 3u Anfang war die Colonneneintheilung von der hier angeführten in Etwas abweichend, da dieſe erſt in Kraft trat , nachdem unterwegs der Befehl einge troffen war , welcher die Regimenter der 3ten Colonne zum Zurücbleiben in Frankreich bezeichnete.

620

Regiment nach Bruyeres, am 9. nach St. Diey, hielt am 10. wie der Ruhetag und fam am 11. , in Zidzadſtraßen die Vogeſen er ſteigend, deren höhere Punkte ſchon wieder den Winterſchmuck tru gen , Mitten in denſelben nach St. Marie-aur- Mine .

Am 12.

ging es , dem Laufe des Leberfluſſes folgend , hinab ins Rheinthal nach Dambach , am 13. nach Ober-Ehnheim , wo den 14. geruht 1

1

wurde.

Den 15. nach Ober -Schäffolsheim , unweit Straßburg, 1

am 16. über das Schlachtfeld auf dem man vor vier Monaten ge ſtritten batte, nach Druſenheim.

Am 17. November überſchritt das Regiment Herzog Louis zum vierten Male innerhalb zweier Jahre den Rhein, auf der Pon tonbrücke beim Fort Louis und rückte auf deutſchem Boden zu

Iffezheim ins Quartier. Am 18. marſchirte es nach Ettlingen und betrat am 19. wieder das Gebiet des Königreichs Württemberg,

nach faſt ſiebenmonatlicher Abweſenheit , ſein erſtes Cantonnement in Dürrmenz und Enzberg nehmend.

Revue bei Freudenthal. Rückmarſch in die Garniſon. 22. November.

Wie im vorigen Jahre wollte Seine Majeſtät der König von Freudenthal aus die aus dem Felde zurückkehrenden Colonnen wiederum bei Vaihingen muſtern. Das ſchlechte Wetter aber, wel ches ſchon faſt während des ganzen Rüdmarſches aus Frankreich geherrſcht hatte, brachte auch jeßt fortdauernd in die vorzunehmen

den Beſichtigungen mancherlei Störungen. So war die Revue über die vierte Colonne auf den 21. November feſtgelegt, wurde aber,

als die Truppen ſchon auf dem Marſche zum Revueplaße waren,

abbeſtellt und das Regiment Herzog Louis , welches Tags zu= vor Quartier in Enſingen und Horrheim bezogen hatte, nach Bön nigheim und Bietigheim verlegt. Nachdem nunmehr der von ſeiner Wunde geneſene Sec.-Lieut. von Finch mit 29 Mann nnd 5 Pferden – aus dem Depot und Spitale zu Hagenau, direkt ins Königreich inſtradirt – ebenſo wie der Stabs-Rittm. von Viſcer nach der am 11. November

erfolgten Auflöſung der Depots in Ludwigsburg – wieder beim Regimente eingerückt waren , hatte dieſes eine Effektivſtärke von 22 Offizieren , 67 Unteroffizieren , 449 Jägern , 40 Noncomb. =

578 Mann , 493 Dienſtreit- und 8 Zugpferden.

Davon waren

-

621

commandirt : bei Sr. N. Hoh. dem Kronprinzen : 4 M. 4 Pf. ; im Hauptquartier : 5 M. 4 Pf. ; ins Königreich zurück: 14 M. 10 Pf.; nach Baris (1. o.) 1 Off. (Lieut. v. Münchhauſen ſcheint

früher wieder zurückgekehrt zu ſein), 48 M. 48 Pf.; bei der Equi page Sr. R. Hob.: 1 Ofi. (Sec.-Lieut. v. Bürger) 33 M. 33 Pf. Krant : 9 M. 2 Pi. Zuſammen abweſend : 115 Mann 101 Pferde. Blieben außrückend :

20 Offiziere , 443 Mann, 392 Dienſtreit- und 8 Zugpferde .

Verloren hatte das Regimeut während des Feldzugs 1815 : Mann 12 Pferde (incl. 3 in Folge von Wunden geſtürzten );

Vor dem Feinde

Durch Krankheit

1

Verunglüdt

1

8

Zuſammen 2 Mann 20 Pferde.

Dagegen Zuwachs 5 Beutepferde (inſofern ins Regiment ein rangirt wurden).

Das Offiziers -Corps des Regiments erlitt im Monat Novem ber folgende Veränderungen : Unter dem 6. Novemver wurde Major von Nagel zum Oberſt - Lieutenant befördert ; Seconde- Lieutenant von Münchhauſen zum Garde-Regiment zu Pferde verſekt ; Unter dem 19. wurde Major von Bodew il8 vom Cav. Reg. III Dragoner kronprinz zum Regiment Herzog Louis verſeßt, dagegen Oberſt- Lieutenant von Mögelin à la Suite des legteren geführt. Am 22. November hielt trop des unaufhörlichen Schnee- und Regenwetter8 Seine Majeſtät die Revue über die vierte Co lonne , jedoch nicht bei Vaihingen , ſondern bei Freudenthal und zwar , durch die ungünſtige Witterung gezwungen , in ſehr modifi cirter Weiſe ab ; indem die Truppen der Colonne nur einmal durch den Schloßbogen von Freudenthal defilirten , worauf das Inf. Reg . Nr. 6 und die 1te reit. Batterie ſofort wieder in ihre Quar tiere abrückten , während das Regiment Herzog Louis auf einem Felde in der Nähe des Schloſſes aufzumarſchiren hatte, und noch mals von Seiner Majeſtät beſichtigt wurde.

„ Zum Beweis Allerhöchſt Ihrer Zufriedenheit mit dem Be nehmen in der beendigten Campagne , haben Se. R. Majeſtät

dem G.-M. und Brigadier von I ett und dem Commandeur

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des Cav.-Reg . Nr. II Jäger Herzog Louis, Oberſten von Gais berg, das Militär-Ehrenzeichen erſter Klaſſe von 1815 allergnädigſt verliehen “, lautet ein Befehl vom gleichen Tage, an dem das Re giment nach beendigter Revue Quartiere in Stammheim . uc bezog.

Garniſon Ulm. 26. November 1815

28. April 1817.

Das Feldtruppencorps wurde nach ſeiner Inſpizirung für auf gelöſt erklärt und die Regimenter hatten den Befehl, in ihre Frie densgarniſonen zu rücken . Das Regiment Herzog Louis ſollte wieder ſeine legte Garniſon : Ulm , beziehen , marſchirte daher am 23. November nach Eßlingen , am 24. nach Göppingen , 25. nach Geißlingen und zog am 26. , von der Einwohnerſchaft feſtlich em pfangen , in die Mauern der alten Reichsſtadt ein. Die Cavalerie erhielt darauf folgende Eintheilung : General-Inſpekteur der Cavalerie : G.-l. Graf Dillen. Maiſon du Roi. Erſte Brigade : Brigadier G.-L. von Röder.

Reg. Garde zu Pferde, reit. Garde-Batterie. Garniſon : Stuttgart und Ludwigsburg. Zweite Brigade : Brigadier G.-M. von Moltke. Leib- Cavalerie-Regiment Nr. 1. Garniſon : Ludwigsburg . Linien - Cavalerie.

Diviſionär: 6.-L. Prinz Adam von Württemberg. Erſte Brigade : G.-M. von Jett. Regiment Nr. III Dragoner Kronprinz*) . Garniſon : Eflingen.

Regiment Nr. V Jäger.

Garniſon : Kirchheim und

Nürtingen. Zweite Brigade : Brigadier G.-M. Graf Salm . Regiment Nr. II Jäger øerzog Louis. Garniſon : Ulm .

Die Zurückführung des Regiments auf den Friedensſtand fand

gleich nach dem Einmarſch in die Garniſon ſtatt, die Schwadronen *) Wurde im Dezember 1815 zu einem Zäger -Regiinent umgeformt.

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wurden biß auf 100 Pferde reduzirt , die Mannſchaft derſelben bis auf 45 Leute beurlaubt. Und ſo war denn der legte Aft einer , mit Einſchluß dreier Kriegsbereitſchaftsjahre, neunjährigen glänzenden und ruhmvollen Kriegsthätigkeit für unſer Regiment beendet. Eine lange, lange Friedensperiode, bis auf den heutigen Tag noch nicht beendet , ſollte folgen. Mochte auch Feder beim Abſchluß des zweiten Pariſer Friedens das Bedürfniß der Welt nach Ruhe anerkennen und daraus auf eine lange Dauer des durch denſelben eingeſegten Zuſtandes mit großer Sicherheit rechnen ; ſo gaben ſich doch gewiß nur Wenige dem Glauben an einen für

Deutſchland dreiunddreißig- und – für Solche, die das Jahr 1848 nicht zur Feuertaufe führte

fünfundvierzig -jährigen Frieden hin.

Unſerem Regimente wurde das legtere Loos zu Theil. Die eigent

lichen, die wahren Feſttage des Soldaten - denn ſolches ſind allein die Tage des Rampfes — waren mit dem 28. Juni 1815 für das Regiment Nummero Zwei zu Ende. Ebe wir aber mit dem Schluſſe des leßten Kriegsjahres von

ihnen für immer Abſchied nehmen – mit der einzig froben , ſchon mehrfach in dieſen Blättern ausgeſprochenen Hoffnung , daß doch der Kriegsgott ein Einſehen haben und uns je eber je lieber wie der auf das wilde , dampfende Feld des Kampfgetümmels und be rauſchenden Waffentanzes führen möge, dorthin, wo Männerwerth und Männertugend in unverfälſchtem , reinem Glanze ſtrahlen, wo das Ideal echter Kameradſchaft zur Wahrheit wird , wo uns die 1

erſehnte Gelegenheit würde , die Heldenthaten unſerer Vorgänger der alten Louisjäger zum Vorbild nehmend , ihnen mit ganzer Kraft und ganzem Ernſte nachzueifern und ſie ſo Gott will auf:

Neue zur Wahrheit zu machen – wollen wir zuvor noch einen kurzen Rüdblick auf die Erlebniſſe des Regimentes während ſeiner ewig denkwürdigen Kriegszeit werfen. Nach einer Eriſtenz von dreiviertel Jahren ſchon rüdte es zum

erſten Male ins Feld , um in den lehrreichen Wechſelfällen des kleinen Krieges, während der Belagerung der ſchleſiſchen Feſtungen ſeine erſte Schule durchzumachen , unter der Leitung des trefflichen General Montbrun zu echten Soldaten gebildet zu werden und hier ſofort ſeinen Ruf aufs Glänzendſte zu begründen. Der Krieg von 1806/7 war ſomit die Rekrutenſchule der Louisjäger. Und von nun

an finden wir das Regiment , durch Zufall und Glück - Glück,

Gelegenheit zum Auszeichnen, bedarf jeder Menſch, der Soldat am Meiſten, wil er ſich in der Welt Geltung verſchaffen – ſowie durch

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eigenen Werth und leuchtende Tapferkeit faſt überall an der Spiße ; wo es galt, mit dem ehernen Griffel ins Gewicht fal

lende Begebenheiten in die Tafeln der Kriegs- ja Weltgeſchichte zu graben. 1809 geleitete es den franzöſiſchen Imperator mit deſſen erſtem Eintreffen bei der Armee in Deutſchland , war Zeuge und thätiges Werkzeug bei Führung der erſchütternden Schläge von Abensberg, Landshut und Eckmühl und ſicherte ſich durch die fühne

That des 17. Mai's für immer einen unvergänglichen Ruhm. 1812 unter dem ehemaligen Lehrmeiſter Montbrun ſtand es als erſte und

äußerſte Vorhut auf Vorpoſten am Niemen , hatte wenigſtens das Glück – denn als eine Art von Glück müſſen wir es bezeichnen , wie wir auch früher ſchon andeuteten unter dem fortdauernden

Gebrauch ſeiner Waffe, in unzähligen Gefechten und Scharmügeln ſeiner Auflöſung entgegen zu gehen, während vielen, vielen anderen der ſtolzen Reiterſchaaren dieſes bittere Loos zu Theil wurde , be

vor ſie noch den Feind geſehen hatten. Nach ſtandhaftem Ausharren im verheerenden Geſchüpfeuer bei Borodino, betrat im Verein mit den beiden anderen Regimentern der Brigade etrangère der Roſſehuf der

Louisjäger zuerſt die ſtolze Czarenſtadt. Im Frühjahr 1813 gehörte das neu errichtete Regiment wieder zu den erſten mobilen Truppen, die ins Feld marſchirten, wußte auch in dieſem an bitteren Erfahrun gen ſo reichen Feldzuge ſeine kriegeriſche Ehre und ſeinen flecken loſen Ruf zu wahren ; war im Herbſt 1813 wiederum , kaum aufs

Neue formirt, das erſte Reiter-Regiment, welches ausmarſchirte. Nach dem Rheinübergang bildeten ſeine Schwadronen die Spiße des durch die Vogeſen vordringenden württembergiſchen Corps ; vom Rhein bis Paris tämpfte darauf das Regiment in allen Gefechten und Schlachten des 4ten Corps der Hauptarmee. Einen Theil von Paris wenigſtens durfte es en parade durchziehen , eine Ehre die nicht dem größten Theil der verbündeten Heeresmaſſen zu Theil

wurde . 1815 war das Regiment wieder das erſte , welches (unter dem General von Jett mit dem Regiment Nr. IV ) vorrückte , an !

den Rhein ; an allen Gefechten des kurzen Feldzuges thätigen An

theil nahm , bis der legte Kugelſchuß württembergiſcher Geſchüße auf dem zitternden Bladyfeld vor Frankreichs Grenzveſte verballte.

Es iſt nebenbei ein eigener Zufall , daß es wenige deutſche Cavalerie-Regimenter gibt, welchen es beſchieden war *) , die gegen *) In der württembergiſchen Armee nur das jevige 4te Reiter - Regiment.

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Reihe der Feldzüge von 1806 bis 1815 ununterbrochen durchzu tämpfen, was wir natürlicher Weiſe aber weit entfernt ſind , als etwas beſonders Bedeutendes hervorheben zu wollen, da die meiſten

deutſchen Staaten dagegen Regimenter beſigen , die in den ſchleſi ichen und im ſiebenjährigen Kriege, ſowie in den neunziger Jahren am Rhein kämpften, ja das jeßige K. württembergiſche 1te Reiter

Regiment ſchon im Jahre 1683 als „ſchwäbiſches Kreis- Regiment“ in Ungarn gegen die Türken ; zu Ende des ſiebenzehnten und An fangs des achtzehnten Jahrhunderts gegen die Truppen Ludwigs XIV ; im ſiebenjährigen Kriege ; in der Rheincampagne und in den folgenden Feldzügen bis 1801 gegen, von 1805 bis 1813 für Frank reich ſtritt.

Der legte Monat des Jahres 1815 nun verfloß für unſer Re giment in Ruhe und unter bedeutungsloſen Ereigniſjen ; bemerkens werth dürfte ſein, daß Stabs - Rittmeiſter von Bülow , am 8. No

vember mit ſeinem Effektentransport von Paris in Stuttgart ein getroffen , nach Uebergabe desſelben mit 2 Unteroff . , 1 Horniſten und 22 Jägern als Wache nach Ellwangen commandirt wurde, wo

Prinz Ferome, ehemaliger König von Weſtfalen, bis zum 7. Augnſt 1816 reſidirte; nach deſſen Abreiſe St.-Rittm. von Bülow mit ſeinem Commando (dem gegen Ende November noch der Lieut. v . Schaich

zugetheilt wurde) wieder beim Regiment einrückte. Das Offiziercorps des Regimentes erfuhr vor dem Jahres ſchluß noch nachſtehende Veränderungen : Premier-Lieutenant von Röder war nach Eintritt des Friedensfußes wieder zum Regiment zurücverſeßt. Unter dem 4. Dezember wurde Stabs - Rittm. von Viſcher à la suite des Leib - Cavalerie-Regiments Nr. I verſeßt, mit der Beſtimmung die Aufſicht über ſämmtliche Reit und Zugpferde der Artillerie und der auch auf dem Frie densfuß beibehaltenen Trainpferde zu führen. Unter dem 19. wurde dem Premier-Lieutenant von Braun

müller die nachgeſuchte Entlaſſung aus dem R. Militär dienſten ertheilt ;

Oberſt-Lieutenant von Mögelin penſionirt.

Gleichzeitig wurde auch General-Major von fett auf ſeinen Wunſch in den Ruheſtand verſeßt.

Und hiermit treten wir denn zum legten Jahre, der von uns als erſten Zeitraum bezeichneten Periode unſeres Regiments über. 40

626

Nach den glorreichen Kriegsthaten, die in ſo außerordentlich reicher Zahl dieſen Zeitraum ſchmücken , bleibt uns für die an demſelben

noch fehlenden Monate nicht viel mehr zu berichten übrig; was fich während dieſer Zeit für das Regiment irgend Bedeutendes ereignete wird in wenigen Worten geſagt ſein.

· 1816.

Bei einem ſo geringen Mannſchaftsſtand wie ihn das Regiment

präſent hatte, konnte von größeren Uebungen, ja nicht einmal vom Exerziren in den Schwadronen die Rede ſein. Die ganze Thätig keit beſchränkte ſich daher außer dem gewöhnlichen Wach- und Stad dienſt auf Bahnreiten, Fußererziren und theoretiſchen Unterricht mit den jüngeren Offizieren und Unteroffiziren. Ein Einberufen der Beurlaubten, um im Regimente exerziren zu tönnen , unter blieb wegen der faſt im ganzen Lande , in mehr oder weniger bef tiger Weiſe herrſchenden Blattern. Durch eine allerhöchſte Ordre vom 26. Auguſt wurde dann auch noch eine weitere Verminderung des Pferdeſtandes um 25 Stück per Schwadron , (alſo 100 per

Regiment) angeordnet. Dem zu Folge wurden zunächſt 78 Pferde ausrangirt und am 9. Oktober zum Verkauf nach Ehingen geſchict. Ein Ereigniß von Bedeutung für unſer Regiment , in ſofern 1

es mehrere Offiziere desſelben berührte, war das am 5. März wie in früheren Jahren , durch Seine Majeſtät den König zu Stuttgart abgehaltene Kapitel des Militär-Verdienſtordens, bei

dem alle Ritter, welche den Ritterſchlag noch nicht erhalten hatten, erſcheinen mußten.

Im Offizier -Corps des Regiments endlich fielen eine große Zahl von Veränderungen vor , die wir hier der Reihe nach anführen : Unter dem 22. Januar erhielt Prem -Lieut. von Raß

maier die nachgeſuchte Entlaſſung aus K. Dienſten. Unter dem 7. Februar wurde Major von Bodewils zum Cavalerie - Regiment Nr. V Jäger verſekt ; dagegen der R. Flügel- Adjutant Oberſt- lieut. von Moltte wieder

als Escadrons -Chef zum Regiment ; Unteroff. Scholl ( Dezember 1813 vor fehl, vom Fäger

zum Unteroff.) zum Sec .- Lieut. beim Cav.-Reg. Nr. V ernannt.

627

Unter dem 18. Februar wurde Quartiermeiſter Speidel zum Kadeten ernannt. Unter dem 20. Februar wurde Seconde-Lieutenant von

Gemmingen zum Garde-Reg. zu Pferde ; Seconde-Lieutenant von Endres zum Invaliden-Corps verſeßt ;

Dem Seconde - Lieutenant von Bürger die nachgeſuchte Entlaſſung aus K. Dienſten ertheilt ; Leibpage von Falkenſtein des Kadeten-Inſtituts zum

Seconde - Lieutenant im Regiment Herzog Louis er nannt .

Unter dem 7. März wurde dem Auditor von Becher die Oberamtei Cannſtadt übertragen ; Unter dem 30. März wurde General- Major und Brigadier

Graf Salm zum erſten Stallmeiſter Ihrer Majeſtät der Königin ; dagegen der vom Geſandſchaftspoſten zu London zurüdberufene General-Adjutant , General-Major Graf

Beroldingen zum Brigadier über das Regiment Her zog Louis ernannt.

Unter dem 6. Mai erhielt Stabs - Rittmeiſter von Rett ler die nachgeſuchte Entlaſſung aus K. Dienſten. Unter dem 27. Mai wurden Premier- Lieutenant von Rö -

der zum Garde-Reg. zu Pferde verſekt ; Premier-Lieutenant von Siegel zum Stabs -Rittmeiſter befördert ;

Kadet Hebich des Leib. -Cav.-Reg. Nr. 1 ; Kadet Speidel und

Kadet Landſee vom Cav. Reg. Nr. 1V Prinz Ada m zu Seconde-Lieutenants im Regiment Herzog louis ernannt.

Unter dem 8. Juli erhielt der General-Major und Bri

gadier Graf Beroldingen eine andere Beſtimmung, wogegen General-Major von Moltke zum Brigadier über das Regiment ernannt wurde. Unter dem 21. Oktober wurde Seconde-lieutenant von

Hardt zum Premier- Lieutenant befördert ; Unter dem 22. Oktober Major von Baß zum Cav.-Reg.

Nr. IV Prinz Adam verſegt. Nach dem Eintreten dieſer mannigfachen Veränderungen war das Offizier- Corps, das legte Offizier - Corps des Jäger 40 *

628

-

Regiments zu Pferde Herzog Louis - denn in kurzem ſollte dieſes Benennung und Chef verlieren

folgender Geſtalt zuſams

mengeſeßt :

Commandeur : Oberſt von Gaisberg . Adjutant : Premier-Lieutenant von Rapff. Escadrons- Chef : Oberſt- Lieutenant von Moltte. von Nagel , Stabe - Rittmeiſter von Bülow (commandirt die Comman: deur- Escadron).

von Siegel ( commandirt die auf allerh.

Befehl neuerdings wieder ſo benannte Leib - Escadron ). Premier lieutenant von Boje. 11

von Schaich.

11

von Hardt.

Seconde -Lieutenant von Findh . von Rober. von Bud. 1

11

11

von Hezel . von Schäffer. von Falkenſtein . Hebich. Speidel . Landſee.

Regiments - Quartiermeiſter Brecht.

Regiments-Arzt von Keller. Regiments-Pferdearzt Knoll. Das Jahr 1816 war bis in den Oktober ruhig und gleich mäßig dahin gefloſſen, ohne irgend welche Begebenheiten zu bringen, die für Württemberg von beſonderem Einfluß und höherer Bedeus tung geweſen wären und es hatte ganz den Anſchein , als ob die legten zwei Monate gleichfalls in derſelben Weiſe fich abſpinnen würden, als plöglich ein Ereigniß eintrat, das wie es für alle Län der, die es betrifft, ſtets eines der fühlbarſten , in alle Schichten der Bevölkerung tief eingreifendes zu ſein pflegt, ſo auch für das Rönigreich Württemberg von den nachhaltigſten Folgen ſein ſollte. Seine Majeſtät der König Friedrich I am 6. No vember 1754 geboren, am 23. Dezember 1797 als Herzog zur Re gierung gekommen , am 27. April 1803 mit der Kurfürſtenwürde

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betraut, am 1. Januar 1806 die Königswürde annehmend , ver ſchied in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober, kurz vor ſeinem dreiundſechszigſten Geburtstage, nach kurzem Krankenlager in über raſchend ſchneller Weiſe an den Folgen eines heftigen Katarrhfiebers.

Seine Königliche Hoheit der Kronprinz trat als König Wilhelm 1 die Regierung an und that ſolches ſeinem Volfe durch folgende Worte kund : Wilhelm ,

Von Gottes Gnaden König von Württemberg . Liebe Getreuen ! Es hat der göttlichen Vorſehung gefallen , Seine Majeſtät den Allerdurchlauchtigſten König Friedrich, Unſeres vielgeliebteſten Herrn Vaters

Gnaden , heute Morgen gegen zwey Uhr, aus dieſem Leben abzurufen. Da nun kraft des in Unſerem Königlichen Hauſe beſtehenden Erſtgeburts-Rechts, Uns die Nachfolge in der Regiernng angefallen iſt , und Wir diefelbe auch wirklich angetreten haben : ſo geben wir euch ſolches hiermit gnädigſt zu erkennen, und ver ſehen uns zu allen Unſeren Königlichen Beamten , geiſtlichen und weltlichen Dienern

und Unterthanen , daß ſie die ſchuldige Dienſtpflicht, Treue und Gehorſam erfüllen und leiſten werden. Die Wohlfahrt und das Glück der Uns anvertrauten Unterthanen wird das

einzige Ziel Unſerer Bemühungen, und es wird Unſer erſtes Beſtreben ſeyn, die Er

reichung dieſer hohen Zweđe durch eine dem Zeitgeiſte und den Bedürfniſſen Unſeres Volks entſprechende, und ſeinen Wohlſtand erhöhende Verfaſſung ſicher zu ſtellen . Indem Wir hiezu die heilige Verpflichtung übernehmen, verſichern wir euch und

alle Unſere Königlichen Unterthanen Unſerer Königlichen Huld und Gnade. Gegeben Stuttgart, den 30. October 1816. Wilhelm ,

Ad Mandatum Sacrae Regiae Majestatis proprium .

Miniſter, Staats -Secretair v. Vellnagel.

Dieſer Thronwechſel ſollte für unſer Regiment wie für die ganze Armee - von ſo außerordentlicher , dasſelbe bis ins In nerſte berührender und umgeſtaltender Bedeutung werden, daß wir, wohl nicht mit Unrecht , mit dem Tode des Königs Friedrich den

erſten Zeitraum der Geſchichte des Regimentes , als abgeſchloſſen be zeichnen. Ein neuer Zeitraum beginnt, der weniger wechſelvolle Bilder aufzuweiſen hat. Die Zeit der Thaten, ſie iſt vorerſt vorüber, wir find

nicht mehr im Stande, von luſtigen Kriegsfahrten, von wilder blutiger Attake,von Sieg und Ruhm zu berichten ; der einzig ſchönen, fo ver

führeriſch ſchönen Poeſie des gewaltigen Kriegslebens folgt die lange, lange Periode, des oft nüchternen Garniſonslebens. Vielleicht aber

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intereſſirt es doch manchen unſerer Reſer , einen Blick auch in den

ferneren Entwidlungsgang, den die veränderte Organiſation unſe res Regimentes genommen, zu thun ; und wer durch die Schilde: rung der Kriegsthaten angezogen wurde , wer dabei unſere alten Louisjäger vielleicht ein wenig lieb gewonnen hat , wer die alte vergilbte Ehrenſtandarte freudigen Gefühls heutigen Tages im Winde flattern ſieht, oder gar unter ihr gedient hat, der , hoffen wir, folgt uns auch jeßt ins Garniſons- und Friedensleben. Und ſo wollen wir es denn wagen – denn ein Wagſtück iſt es – an die Schilderung desſelben nach Sträften zu ſchreiten ; hat es doch ebenſo gut eine Berechtigung, in der Geſchichte des Regiments eine

Stätte zn finden, wie die glänzendſten ſchönſten Tage bei Strehlen und Glaß, bei Linz, Dawgeliczky und Jüterbogk *), bei Brienne, Mery und Hagenau . * ) Am 28. Auguſt 1813 .

E

BRI .

65

1902

114

18 61 .

Zweiter Zeitraum .

Das Regiment unter der Regierung

König Wilhelm's I von

Württemberg Vom Jahre 1816 bis auf die Gegenwart.

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Erſter Abſchnitt. Die Jahre 1816 , 1817 , 1818.

Dic Garniſonen Ulm und Eßlingen. Reorganiſation der Ormee .

Reiter.Regiment erhält.

Deränderte Formation des Regiments, das den Namen : 2tes

Tod des ehemaligen Regiments -Chef, þerzog louis von Württemberg am 20. September 1817. – Friedensbeſchäftigungen.

1816 und 1817.

Garniſon Ulm. Bis 29. April 1817.

Faſt jeder Regierungswechſel und jeder beendigte Krieg pflegen geringere oder größere Veränderungen in der Geſtaltung und Or ganiſation der Truppen zur Folge zu haben. Hier nun traf beides zuſammen. Der Königliche Feldherr , erſt ſeit Jahresfriſt aus der belebenden , erhebenden Thätigkeit ſiegreicher Kriegszüge zurüdge kehrt, aus dem friſchen Born überreicher , an der Spiße ſeines

Armeecorps (ja oft der halben böhmiſchen Armee ) geſammelten Erfahrungen ſchöpfend, machte es bei ſeinem Regierungsantritte zu einer ſeiner Hauptaufgaben , die von des Lebens grünem Baume

gepflückten Früchte bei der nunmehr angeordneten Reorganiſation der württembergiſchen Armee mit vollen Händen auszuſtreuen. Im

Verein mit der Anwendung der gemachten Erfahrungen wurde es bei der Neuformation des Heeres für nothwendig befunden , eine der politiſchen Weltlage angemeſſene und den finanziellen Kräften des Landes entſprechende Verminderung der aufzuſtellenden Streit macht eintreten zu laſſen . Welchen Einfluß nun dieſe beiden hier

aufgeſtellten Faktoren auf die Reiterei Württembergs und ſpeziell auf unſer Regiment ausübten , wollen wir uns bemühen , zunächſt in den folgenden Blättern darzuſtellen , wobei wir uns befleißigen 1

634

werden, die chronologiſche Ordnung , ſoviel wie möglich und in ſo weit einzuhalten , als es mit der uns nöthig erſcheinenden Ueber

ſicht der zu ſchildernden Veränderungen vereinbar ſcheint. Die erſten, kurz nach dem Regierungsantritt erlaſſenen Königl. Defrete vom 3. und 4. November beziehen ſich vorzugsweiſe auf

Perſonalverhältniſſe ; fie ertheilen dem General-Adjutanten, Gen. Lieut. von Scheler interimiſtiſch die Inſpektion über die Cav. Regimenter Nr. I, II, III und V. Von tiefer eingreifender Be deutung iſt dann nachſtehende Verfügung : 1

Seine stönigliche Majeſtät haben laut Alerhöchſter Drdre vom 19. No vember Folgendes beſtimmt: Die ganze Cavallerie mit Ausnahme der Leibgarde zu Pferde und der Feldjäger

Escadron *) wird in Eine Diviſion , welche incl. des in Frankreich befindlichen Re giments aus vier Cavallerie- Regimentern beſtehen ſoll, proviſoriſch formirt. Die Cavallerie-Regimenter werden blog nach ihren Nummern : Nr. I , II, III und IV genannt. Das Regiment beſteht aus vier Escadrons welche ebenfalls blog mit Nummern , ohne Anſehen der Anciennete des Escadrons - Chef& benannt werden.

Der Commandeur des Regiments hat für die Zukunft keine Escadrou mehr,

der älteſte Stabsoffizier nach demſelben, welcher übrigens ſeine Escadron beibehält **), verſieht deu Stabsoffiziers -Dienſt beim Regiment ; die drei übrigen Escadrons-Chefs , ſte mögen einen Grad haben welchen ſie wollen, werden bloß als wirkliche Rittmeiſter betrachtet.

Das Cavallerie -Regiment Nr. V ſoll demnach aufgelöſt und zwei Escadrons desſelben beim Cavallerie -Regiment Nr. II und die anderen zwei Escadrons dem Cavallerie-Regiment Nr. III einverleibt werden . Die Offiziere welche mit ihren Ees cadrons zu dieſen Regimentern verſeßt werden ,. behalten bis auf Weiteres ihre bis.

herige Uniform . Mit der Auflöſung dieſes Regiments und der proviſoriſchen Or ganiſation der Cavallerie-Regimenter Nr. II und III haben Se Königl. Majeſtät Allerhöchſt Ihren Adjutanten , Oberſten Grafen von Bismart ***) beauftragt.

Was nach dem beiliegenden Etat bei den Cav.-Regmtern. Nr. I , II und III an Mannſchaft vom Wachtmeiſter abwärts überzählig iſt, ſoll einſtweilen bis zur eintretenden definitiven Organiſation der Cavallerie-Regimenter als übercomplet ge führt werden.

Zum Divifionär der Cavallerie haben Se. Rönigl. Majeſtät den Gen. Lieut. Prinz Adam ernannt, wie auch beſtimmt, daß unter demſelben der Gen. *) Die Leibgarde zu Pferde -- eine Schwadron wurde aus dem in dem ſelben Donate aufgelöſten Sarde-Regiment zu Pferde formirt , die Feldjäger: Schwadron aus dem erft 1815 neu errichteten Leib- Ulanen - Corps.

**) Die Einrichtung, daß der Regiments-Stabsoffizier zugleich Schwadronschef war, wurde erſt im Jahre 1830 aufgehoben .

*** ) Wurde im April 1816 in den Grafenſtand erhoben.

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Lieut. von Röder das Brigade-Commando über die Cav. -Reg. Nr. I und III übernehmen und beide ihr Quartier in Ludwigsburg nehmen ſollen. Der Gen.-Maj.

von Moltke bleibt in ſeiner bisherigen Eigenſchaft bei dem Cav.-Reg. Nr. II in Ulm .

Der proviſoriſche Etat wurde feſtgeſtellt auf 1 Commandeur, 1 Stabsoff., 1 Adj., 3 Rittm., 2 Stabs-Rittm., 3 Oberlieut., 8 Un terlieut., 381 Unteroff. und Soldaten, 5 Nichtſtreitbare; zuſammen 1

405 Mann mit 17 Offiziers-Chargenpferden und 381 Mannſchafts pferden.

Die 17 Chargenpferde wurden gleichzeitig mit obigem Erlaß unſerem Regimente überwieſen .

Es waren das Pferde des ebe

maligen Garde-Regiments, die den Offizieren vom Escadrons-Chef

abwärts übergeben wurden und nur im Dienſte geritten werden durften.

Die Auflöſung des Cavalerie-Regiments Nr. V fand noch im Monat November ſtatt, indem am 25. die beiden in Kirchheim garniſonirenden Schwadronen : die Commandeur-Escadron und die Escadron Þodew ile nach Geißlingen, am 26. nach Ulm mar ichirten ; die beiden anderen Schwadronen aber aus ihrer Garniſon Nürtingen nach Eßlingen zum Cav.-Reg. Nr. III abrücten. Die Schwadronen welche zum Cavalerie-Regiment Nr. II ſtießen, nahmen dahin nur je 50 Pferde mit – die übrigen wurs den nach Ludwigsburg abgegeben – und trafen, an dem genann ten Tage unter folgenden Dfiizieren bei unſerem Regimente ein : Oberſt von Schröder , (bisher Commandeur des Regmts. Nr. V ).

Major von Podewils . Oberlieutenant von Wagner.

von Min fwig.

Unterlieutenant von Hünersdorf. Fakler. 11

von Entreß. Scoll .

Späth.

Die Mannſchaft, der dem Regimente neu zugewachſenen Schwa dronen wurde ſofort demſelben einverleibt , die Offiziere theils in die Schwadronen eingetheilt, theils als überzählig geführt. Wie ſchon aus der Titulatur obiger Offiziere zu erſehen iſt, verſchwand die Benennung : „ Premier- und Seconde -Lieutenant" ganz und trat der „ Ober- und Unter-Lieutenant" an ihre Stelle.

636

In ähnlicher Weiſe wurden, ſo weit es irgend möglich war, ohne finnentſtellend oder unverſtändlich zu werden , alle nicht deutſchen Wörter aus der militäriſchen Sprache verbannt. So wurde naments lich das Wort „ Cavalerie durch die Bezeichnung „ Reiterei“ er 1

ſegt und – im März 1817 – befohlen, daß in Folge deſſen unſer

Regiment , das ſeit November 1816 zwiſchen den Namen , 2tes Cavalerie- Regiment“, und „ Cavalerie -Regiment Nr. II “ variirt hatte, in Zukunft : 2teß Reiter-Regiment (oder wie man ſich da mals auszudrücken pflegte: Reuter-Regiment) zu benennen ſei. Anſtatt des bisher gebräuchlichen Ausdrucs ,Escadron " wurde im Dienſt die Benennung „Schwadron " eingeführt und der ,, Escadrons Chef“ von nun an Rittmeiſter I. Riajie , der „Stabs -Ritt

meiſter “ Rittmeiſter II. Klaſſe genannt. Mit dem Jahre 1841 hörte die förmliche Unterſcheidung zwiſchen den Rittmeiſtern I. und II . Klaſſe auf und machte ſich von da an nur in Bezug

auf verſchiedene Gagirung geltend ; gleichzeitig trat an die Stelle des Namens „ Unterlieutenant“, der Titel „ Lieutenant“ .) Der bis herige Wachtmeiſter erhielt den Namen : Oberwachtmeiſter der Rang des „ Unteroffiziers" wurde fernerhin durch : Ober

mann , der des „ Viceunteroffiziers“ durch Rottmeiſter bezeichnet, (die Bezeichnung Unteroffizier als Geſammtausdruck für alle, dieſer Rangklaſſe Angehörigen beibehalten). Zwiſchen dem Oberwacht meiſter und Obermann wurde dann eine Mittelſtufe : der Wacht

meiſter, zwiſchen dem Unteroffizier und Gemeinen ebenfalls eine der Schüß e geſchaffen ; der Gemeine fernerhin : Reiter genannt. Die Verwandlung des Wortes „ Commandeur" in „ Commandant“ fand erſt mit Beginn des Jahres 1825 ſtatt, wo gleichzeitig an die Stelle der Benennung Quartiermeiſter, die Bezeichnung : Fou rier trat.

Was die Uniform betrifft, ſo wurde die Grundfarbe derſelben für die geſammte Linien -Reiterei tönigsblau ; die Abzeichen, Epau lettes 2c. gelb . Dieſe Uniform - von den Offizieren im Septem ber 1817 , von der Mannſchaft erſt in der zweiten Hälfte des Jahres

1818 angelegt – beſtand in einer langen, faſt bis ans Knie reichen

den Kutka ohne Knöpfe, vorn zugehakt , mit gleichfarbigen (königs blauen ) Aufſchlägen und Kragen, roth paſſepoilirt ; einem tuchenen Leibgürtel, blauen Hoſen , (mit Leder beſegte Beinkleider wurden erſt im Jahre 1822 abgegeben), einem boben Tſchatow von gelbem Tuc *), *) 1tes Reiter-Regiment Bärenmüyen , 3tes carmoiſinfarbene, 4tes ſcharlachrothe Tidakow's .

637

gelben Panzerepauletes, weißem Lederzeug und als Interim8uni

form einem blauen Tuchſpenzer. Die Grababzeichen der Offiziere waren zu Anfang noch nicht ganz dieſelben, wie jeßt, ſondern unter ſchieden ſich vorzugsweiſe dadurch von dieſen, daß der Oberſt- Lieut. eine Epaulette mit und eine ohne Bouillons und der Major zwei

Epaulettes ohne Bouillons trug. Sind die bis hierher geſchilderten , in Formation , äußerer Erſcheinung 2c. der Reiterei ſich darſtellenden Veränderungen mei ſtens auf finanzielle Rückſichten

die Reduktion der Garde zu

einer Schwadron, Auflöſung des 5ten Regiments — ; oder auf den Geſchmack - im Betreff der Uniformirung - allerdings mit Be rückſichtigung und in Erwägung einer , dem Feldgebrauch ange meſſenen Zweckmäßigkeit begründet , und beziehen ſich daher mehr auf adminiſtrative Einrichtungen, die taktiſchen Verhältniſſe der Cavalerie weniger und entfernter berührend ; ſo kommen wir jegt

um ſo mehr an dieſe und wenden uns dabei zunächſt dem ,,Schüßen Syſtem " zu.

Die große Mehrzahl unſerer Leſer hat ohne Zweifel Bis

marke „ Taktik der Reiterei“, ſeine „ Reiterbibliothek", ſein ,,Syſtem der Reiterei," ſeine ,, Ideentaktit" oder ſein ,,Schüßenſyſtem der Rei terei" geleſen oder doch wenigſtens durchblättert und weiß daher aus einem oder dem anderen dieſer Werke denn in allen wird des

Schüßen - Inſtituts gedacht – welche Bedeutung obige Bezeichnung hat und auf welchen Grundlagen das Syſtem baſirt iſt. Wir ver

weiſen daher in dieſer Richtung , um keine Wiederholungen von ſchon Bekanntem zu bringen, auf obige Werke und werden nur das hier einfügen, deſſen Erwähnung wir als durchaus in dieſe Blätter gehörig betrachten. Graf Bismart war, wie bekannt , im Jahre 1814 u. 1815

Generalſtabs -Chef der württembergiſchen Caralerie, befand ſich als ſolcher, namentlich in der zweiten Hälfte des Feldzuges Vierzehn

faſt immer auf Vorpoſten, immer bei der Avantgarde , leitete die ſtets mit großer Energie angeordnete und ſo weit es nur möglich

mit großer Nachhaltigkeit betriebene Verfolgung des Feindes und bediente ſich dabei, wo es nur immer ſein tönnte, aufgelöſter Flan

feurhaufen. Den meiſterhaften Gebrauch, welchen die Koſacken , mit deren Gefechtsart er ſich als Feind und Freund ſeit 1812 ge nugſam bekannt machen konnte , von dieſer Angriffs- und Verfol gungsweiſe zu machen wiſſen , mochte er ſich wohl vielfach zum Vorbild nehmen. Die Reſultate welche Bismark mit ſeinen

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„ Schwärmattaken " erzielte, ſchildert er ſelbſt als ganz außerordent: liche und als im Jahre 1815 die deutſchen Armeen aufs Neue über

den Rhein zogen, wurde, wie wir geſehen haben (S. 590 ) der erſte

Anfang gemacht, die Fechtart der Flankeurs in eine Art Syſtem zu bringen und bei jeder Schwadron eine gewiſſe Anzahl Leute eigens für dieſen Dienſt zu beſtimmen. Der Feldzug Fünfzehn gab dann ferner mehrfache Gelegenheit in dieſer Richtung neue Er fahrungen zu ſammeln, namentlich auch in Betreff des Fußgefechts, wovon Bismart in ſeiner ,, Ideentaktit“ verſchiedene, ſehr lehrreiche Beiſpiele anführt. Bei der nunmehrigen Reorganiſation der Rei

terei wurde ihm von Seiner Majeſtät dem König ein weſent

licher Thätigkeits-Antheil eingeräumt und ihm namentlich das Ins lebenrufen eines förmlichen Schüßen - Syſtems *) anvertraut. Die Schüßen des ganzen Regiments, auf dem Friedensfuß 16, Kriegefuß 32 pr. Schwadron, ſollten von einem , beſonders hierzu beſtimmten Offizier dem „ Schüßen- Offizier“ ausgebildet und wenn das Regiment vereinigt wäre , von dieſem , nach Umſtänden zu einer Schwadron zuſammengezogen, geführt werden, dem Regi ment in ſeinen Bewegungen hinter beiden oder zur Seite beider Flügel folgen , oder , zur Deckung des Regiments, in Plänklerkette .

aufgelöſt, ſich vor der Front desſelben befinden . Bei der Verfol

gung des Feindes ſollten ihm die Schüßen in Schwärmangriff ſtets

auf den Ferſen ſein , beim Rückzuge des Regimentes , dem nach ſegenden Feinde in die Flanken fallen – mit einem Wort im Ge fecht die Verrichtungen des leichten Reiters in der ausgedehnteſten Bedeutung dieſes Wortes verſehen, während dem geſchloſſenen Re gimente mehr der Dienſt der Linienreiterei oblag. Bismark ver band zugleich damit die Abſicht, die Verwirklichung der ſchon ſo vielfach, aber leider noch nie mit beſonderem Erfolg verſuchten Idee der Doppeltämpfer (zu Fuß und zu Pferde) bei ſeinen Schügen ins Werk zu ſegen. Seinem Syſtem zu Folge ſollte neben den vier Zügen einer Schwadron aus dieſen Schüßen ein geſchloſſener fünfter Zug for mirt werden, da hierzu aber die württembergiſchen Schwadronen

nicht die nothwendige Kriegsſtärke beſaßen , - er verlangt über 200 Pferde pr. Schwadron -- beabſichtigte man ſpäter die Schwa

Der Name „ Schüße“ wurde durch Kriegsminiſterial- Erlaß vom 3. Februar 1817 an Stelle der bisherigen Ausdrüđe: Flankeur, Pläntler u . geſegt.

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dron auf vier Zügen zu belaſſen , und den vierten Zug aus den Schüßen der Schwadron zu bilden So lange jedoch dieſe Ein theilungsart feſtgehalten wurde, ( bis zum Jahre 1851 ) befanden ſich

des langen Friedens wegen, die Regimenter nie auf ganzem Kriegs fuße, und da im Frieden die württembergiſchen Schwadronen nicht zu vier Zügen formirt ſind, ſo kam dieſe Maßregel auch nicht zur vollſtändigen Ausführung *) . Zunächſt wurden die Schwadronen auf dem Friedensſtand in

zwei Züge zu 16 Rotten abgetheilt, auf deren linken Flügeln , in jene Rottenzahl eingerechnet, die 4 Schüßenrotten rangirten ; ſo daß, wenn dieſe herausgezogen wurden , der Zug noch 12 Rotten ſtart war. Später bildeten die 16 präſenten Schügen den vierten hal ben Zug, der auch in Halbzüge abgetheilten Schwadronen und dieſe Einrichtung wurde faſt durchgehend – bei unſerem Regimente mit Ausnahme der Jahre 1840, 1818, 1849 und 1850 – bis zum Jahre 1

1851 beibehalten .

Wir erwähnten ſoeben der halben Züge und berühren damit eine zweite weſentliche Neuerung der württembergiſchen Cavaleries taktit. Bisher hatte man die Züge nur in Abtheilungen zu vier

Notten getheilt und damit die Wendungen rechts, links und kehrt gemacht. Jegt tam durch das neu entworfene Reglement die Ab theilung zu halben Zügen hinzu, (mit der , bekanntlich, ſeitdem die meiſten Kehrt- und Flankenwendungen gemacht werden), unter Beibehaltung der Abtheilungen zu zweien und Vieren , für die Marſchordnung und für Nothbehelfe bei mangelndem Raum. Die dritte weſentliche Aenderung in der Reiterei betrifft die Bewaffnung.

Der Schüße erhielt neben ſeinem Säbel einen 34,

9 “, 7 " **) langen Karabiner (im Jahre 1855 einen gezogenen Karabiner nach Minié'ſchem Syſtem ) und eine Piſtole. Der Rei

ter dagegen wie bisher ſeinen Säbel, einen 3' — " , 7"" langen Karabiner , eine Piſtole ***) und eine 9', 9 " lange Lanze (Zu I

*) Nur im Späthherbſt 1850 waren auf ganz kurze Zeit die Schwadronen zu

4 Zügen formirt, mit denen man aber wegen der vielen , in den Anfange gründen der Dreſſur befindlichen Remontepferde feine beſonderen Evolutionen ausführen konnte.

**) Der Fuß zu 10 Zou à 10 linien.

***) Die Piſtole fiel beim Schüßen und Reiter im Jahre 1841, nachdem die Ein führung der Berkuſſionsſchlöſſer an den Karabinern ins Leben getreten war,

weg, und wurde von da an nur noch eine (anſtatt der früheren zwei) für den Unteroffizier beibehalten.

640

Anfang hatte die Mannſchaft des zweiten Gliedes keine Lanze und dagegen den Schüßenkarabiner; im November 1818 aber wurde befohlen, daß auch die Leute des zweiten Gliedes Lanzen und kurze Karabiner erhalten ſollten ; zunächſt nur für den Frieden beſtimmt,

wurde dieſe Anordnung ſpäter auch für den Feldgebrauch beibe halten).

Die Exerzitien mit der Lanze begannen im Oktober 1817, und daraus nehmen wir Veranlaſſung folgenden Befehl des Brigadiers G.-M. von Moltke einzuſchalten , der über die Beſtimmung dieſer in Württemberg neuen Waffe , die nun der ganzen Cavalerie zu eigen wurde, ſich in nachſtehender Weiſe äußert : Da mehrfache Anfragen über die Dreſſur der Reuterei mit der Lanze beweiſen ,

daß die Commandeurs der Reuter-Regimenter nicht gehörig mit dem Zweđe , der durch Einführung dieſer Waffe erreicht werden ſoll, bekannt ſind , ſo wird hiermit .

Folgendes eröffnet: Die Mannſchaft des erſten Gliedes der Reuterei ſoll aus dem Grunde mit der

Lanze bewaffnet ſein, damit ſie mit gleichem Vortheil, ſowohl gegen ſchwere Heuterei, als auch gegen Infanterie , aber nie einzeln zum Plänkeln ,I zu welchem Ende die

Schüßen und die Mannſchaft des zweiten Gliedes verwendet werden ſollen , gebraucht werden können . Es ſollen demnach die Regiments - Commiandeurs ihr Augenmerk hauptſächlich dahin richten , daß das erſte Glied die Lanze nur zu dem angegebenen Zwede geſchloſſen gehörig gebrauchen lerne * ). Eflingen deu 14. Dezember 1817. Gen. Maj., Brigadier von Moltke.

Der –· Februar 1817 — feſtgeſegte Friedensetat eines Reiter Regiments war folgender :

*) Im Jahre 1841 wurde jedoch die Verfügung getroffen, daß in Zukunft nicht nur die Schützen , ſondern ſämmtliche Mannſchaft der Schwadronen zum Plänt

lerdienſt eingeübt und ganze Schwadronen ziim Plänkeln verwendet werden follten ; und zwar der Art, daß diejenige Schwadron, welche vorgezogen würde, um das Regiment durch Plänkler zu deđen, bei vier Zügen, einen Zug in Kette aufzulöſen , und dieſem als Soutien mit den übrigen drei Zügen ge ſchloſſen zu folgen habe.

641

bekommt jährlich : ſtatt wie bisher :

1 Oberſt, Regiments - Commandeur

2400

fl. 1500

1 Oberſtlieut, oder Major

1500

1200

fl.

( reſp . 1800 )

1 Reg .- Adjutant 1 Schüßen Difizier 1 Reg .-Quart.-Mſtr.

1 Regiments -Arzt

600

360

600 900 600

360 600 300

( reſp . 900 ) 600

300

4 1. Kl . 1200

900 u . 600

1 Reg .-Pferde -Arzt 4 Rittmeiſter

II .

4 à 4 à

4 Oberlieutenants 4 Unterlieutenants 1 Stabstrompeter

900 600

360

480

3-18 *)

1

1 Stabsquartiermeiſter 1 Profos

1 Reg .-Sattler 1 Reg .- Büchſenmacher 2 Unterärzte

4 Oberwachtmeiſter 8 Wachtmeiſter 4 Quartiermeiſter

4 8.

24 Obermänner

1 12 24

8 Rottmeiſter

8

12 Trompeter

64 Schüßen 200 Reiter

4 Hufſchmiede 354 Mann .

61 200

4

343 Pferde.

Die Beſtrafung durch Stockſchläge wurde vermöge höchſter Ver fügung vom 20. Mai 1817 in Friedenszeiten in der Art abge ſchafft, daß ſie nicht mehr von militäriſchen Vorgeſetzten , ſondern

nur noch in gewiſſen Fällen durch kriegsrechtlichen Spruch ver hängt werden durfte. (Auch die durch dieſe Verfügung noch geſtat *) Obige Gagirung wurde bis zum Jahre 1858 beibehalten. 41

642

teten Ausnahmsfälle wurden ſpäter, 1848, aufgehoben) . Statt deſſen wurden drei Arreſtgrade als Strafmittel eingeführt .

Unter dem

10. Auguſt ſette Seine Majeſtät die bisherige zehnjährige Ka pitulationszeit der ſchon ausgehobenen Mannſchaft auf ſieben Jahre, der noch auszuhebenden aber nur auf ſectys falſre herab ; ausſchließ licy zweier Jahre, welche die Mannſchaft , nacydem ſie ausgedient,

noch landwehrpflichtig zu bleiben hatte – von dieſen ſechs Dienſt jabren jedoch ſollte der Mann nur zirei Jahre bei der Fabne , die

übrige Zeit aber , außergewöhnliche Fälle abgerechnet, beurlaubt ſein *). — Und damit möchten denn wohl die hauptſächlichſten und weſentlichſten Beſtimmungen und Anordnungen erwähnt ſein, die auf die Reorganiſation der Reiterei und ſpeziel unſeres Regiments beſon : deren Bezug und für dieſelben

beſondere Bedeutung haben **).

Was ſich nun fernerhin bei unſerem Regimente Erwähnens werthes ereignete, wollen wir in möglichſter Kürze, jedoch ohne

Hinweglaſſung des für die Regimentsgeſchichte uns weſentlich Er cheinenden berichten : * ) Stellvertretung durch leute die ſchon eine volle Kapitulation gedient hatten, wurde dabei geſtattet.

** ) Die anderen Waffengattungen hatten nicht minder wie die Reiterei eine be deutende Formationsveränderung erfahren. Bei der Infanterie wurde der Unterſchied zwiſchen einer leichten und linien - Infanterie aufgehoben , und nur eine aus 8 Infanterie-Negimentern zu 2 Bataillonen beſtehende Infanterie

fornirt: 1tes Infanterie -Regiment aus dem 1ten Bat. der Garde zu Fuß und dem Leib - Inf.-Reg . Nr. 1 ; 2tes aus dem Inf.- Reg. Nr. 5 Prinz Friedrich und 2 Comp. des leidyten Inf.- Reg. Nr. 11 ; 3tes aus dem Inf. Reg. Nr. 2 Herzog Wilhelm und dem 1ten Bat. des Inf.-Reg. Nr. 3 ; 4tes aus dem Inj.-Reg. Nr. 8 und dem 2ten Bat. des Inf.-Reg . Nr. 3 ; 5tes aus dem Fußjäger- Reg. Nr. 9 König und 2 Comp. des leichten Inf.- Reg. Nr. 11 ; 6tes aus dem 2ten Bat . der Garde zu Fuß und dem

Inf.-Neg . Nr. 6 Kronprinz; 7tes aus dem Inf.-Reg. Nr. 7 und 4 Comp. des leichten Inf.- Neg. Nr. 10 ; 8tes aus dem Inj.-Reg. Nr. 4 und 4 Comp. des leichten Inf.- Reg. Nr. 10. Aus dem Juf.- Nieg. Nr. 12 wurden 2 Gar

niſon compagnien gebildet.

Bei der Artillerie wurde 1 Bataillon reitender

Artillerie von 3 Batterien mit Sedispfündern ; 1 Bataillon Fuß - Artillerie zu

4 Batterien mit Zwöljpjündern ausgerüſtet. Man hatte wohl in den Feld zügen die Erfahrung gemadht, daß die ſechspfündigen Fußbatterien , mit wahr ſcheinlich , damals etwas ſchwerfälligem Material von , im Ganzen nur ge ringem Nutzen geweſen waren . Die hiermit angeführte Formation der In= fanterie blicb bis zum Jahre 1859, die der Artillerie bis zum Jahre 1855 in einer im Ganzen unveränderten Weiſe in Kraft.

643

Garniſon Eßlingen. 1. Mai 1817

1. Oktober 1818.

Zu Folge Königlichen Erlaſſes mußte unſer Regiment am 29. April 1817 ſeine im Sommer 1814 bezogene Garniſon Ulm

verlaſſen und nach Eflingen an die Stelle des 3ten Weiter - Regi ments rücken, das von da an in Ludwigsburg garniſonirte. Ueber Geißlingen (29.) und Göppingen ( 30.) marſchirend, traf das Regiment am 1. Mai in Eßlingen ein. Noch in der alten Uniform der Louisjäger ; jeßt zum dritten Male in dem gemüth lichen Winkelneſt, um hier zum dritten Male neu formirt zu wer

den. Denn die Umbildung in ein Lanzenreiter-Negiment fand hier erſt ſtatt. In Eßlingen erlebte das Regiment in organiſatoriſcher Beziehung ſeine drei bedeutungsvollſten Momente 1805 ſeine Er richtung, 1813 ſeine Wiedererrichtung nach der Rückkehr aus Rußland und nun 1817 eine durchaus veränderte Geſtalt , die es bis heute im Ganzen genommen beibebalten bat. Kurz nach dem Einrücken in die wohlbekannte Garniſon wurde durch Seine Majeſtät ben am 6. Mai das Regiment

Rönig gemuſtert, wozu es „ auf dem Kies unterhalb der Brücke " aufgeſtellt war. Wir führen dieſen Aufſtellungsplat an, um damit außer der nicht vorhandenen bedeckten Reitbahn -- den vielleicht

alleinigen Nachtheil der Garniſon Eßlingen den großen Mangel an genügendem Raum zum Ererziren, anzudeuten. Der Ererzir plaß war ein ſchmaler Wieſenſtreifen im Neckarthal auf dem man kaum einen Frontmarſch machen konnte, weshalb man denn , ſowie das Getreide auf den Feldern geſchnitten war, den Zollberg hinauf marſchirte und auf der Hochfläche bei Nellingen die Uebungen ab bielt.

Am 6. September mußte dort das Regiment auch vor Sei

ner Majeſtät ererziren.

Der Brigadier 6.-M. von Moltfe

hatte, ſeit das Regiment Ulm geräumt, ſeinen Wohnſit gleichfalls

in Eßlingen genommen ; das andere Regiment der Brigade , bas 4te ſtand noch immer im Elſaß , die Reiter-Brigade Röder 1tes und 3tes Regiment – in Ludwigsburg.

Noch war kein Jahr verfloſſen ſeit das Regiment durch höchſte Verfügung Chef und Namen verloren hatte , als auch dieſer ſelbſt,

Seine Königliche Hobeit der Herzog Louis von Würt temberg in der Nacht vom 19. auf den 20. September 1817 an

den Folgen wiederholter Schlaganfälle ſeinen Geiſt aufgab. Dem 41 *

644

Regimente wurde die ſchmerzliche Ehre zu Theil die Trauerbeglei tung bei der Beſtattung der irdiſchen Reſte ſeines ehemaligen hohen Chefs zu geben, als dieſe am 24. September von Kirchheim unter

Teck, der Reſidenz des Herzogs , nach Stuttgart gebracht und dort Abends um 11 Uhr in der Königlichen Gruft unter der Stifts kirche beigeſegt wurden *) .

Ein auf den 6. Oktober feſtgeſegtes Manöver , welches die Truppen der Garniſonen Stuttgart , Ludwigsburg , Asperg und Eflingen ausführen ſollten , wurde des ſchlechten Wetters wegen auf den 11. verſchoben und fand dann zwiſchen Zuffenhauſen , Kornweſtheim und Zaßenbauſen ſtatt. Es nahmen daran 9 Ba taillone, 14 Schwadronen und 5 Batterien mit 40 Geſchüßen Theil . Die beiden ſich gegenüberſtehenden Corps commandirten der Gen. der Inf. Graf Franquemont und der Gen.- Lieut. von Döring . Im Laufe des Jahres 1817 fanden im Offizier- Corps fol gende Veränderungen ſtatt: Unter dem 23. Januar wurde Unterlieutenant Landſee aus R. Militärdienſt entlaſſen.

Unter dem 27. Stallmeiſter von Knieſtädt als überzäh liger Rittmeiſter dem 2ten Reiter- Regiment zugetheilt. Unter dem 28. desgleichen der bisherige Ordonnanz- Offizier Rittmeiſter Guſtav von Speth.

Unter dem 2. Februar wurde Nittmeiſter von Anieſtädt zum dienſtthuenden Kammerherrn ernannt und dem zu Folge der Militärdienſte entlaſſen. Unter dem 22. März wurde Oberſtlieutenant von Raben

vom Iten zum 2ten Reiter- Regiment, dagegen Major von Podewils zum lſten verſeßt.

* ) Herzog Louis Friedrich Alerander von Württemberg, am 30. Auguſt 1756 geboren , wurde 1782 k. preuß. General-Major und Chef des Küraſſier -Regts. Nr. 5 , 1790 General-Lieut., 1795 Gouverneur von Anspach und Bayreuth , 1798 General der Cavalerie, erhielt 1800 dic erbetene Entlaſſung aus preuß. Dienſten mit dem Karakter als General- Feldmarſchall , verblieb aber Gouver neur von Anspach und Bayreuth , war ſpäter ruſſiſcher General bis zum Jahre 1806, von da an bis zu ſeinem Tode K. württemb. General- Feldmarſchall. Mebes, Beiträge zur Geſch. des brandenb.-preuß. Staates und Heeres.

645

Unter dem ? April wurden Nittmeiſter Graf Neiſch a chy vom 3ten und Oberlieutenant von Schli t vom Iten zum 2ten Reiter -Regiment; dagegen Oberlieutenant von Wagner zum 1ten Reiter -Regiment verſeßt . Unter dem 8. Mai wurde unterlieutenant von Hüners -

dorff zum Iten Reiter- Regiment verſett. Unter dem 6. September wurde der aggregirte Unterlieute nant Graf Degenfeld des 3ten , im 2ten Reiter - Regi

ment eingetheilt. Unter dem 6. Oktober wurde der penſionirte Oberſtlieute nant von Mögelin dem 2ten Reiter -Regiment zuge theilt.

Unter dem

4. Dezember wurde Unterlieutenant Fakler

zum 1ten Reiter- Regiment verſeßt. Unter dem 17. wurde Rittmeiſter von Bülow zum Divi fions-Adjutanten bei Sr. Durchl. dem G.-L. Brinzen Adam ernannt.

Danach war das Offizier-Corps des Regimentes am Schluſſe des erſten Regierungsjahres Sr. Majeſtät des Königs Wil belm , des Jahres 1817, nachſtehendes : Commandeur: Oberſt von Gaisberg . Stabsoffizier : Oberſt von Schröder.

Adjutant : Oberlieut. von Stapff. Schüßenoffizier: Oberlicut. von Boſe . Rittmeiſter I. RI .: Oberſtlieut, von Moltke. 11

von Nagel. von Naben.

Rittmeiſter II . NI.: Graf Reiſch a ch . Oberlieut. von S da ich. von Schliß. von Minkwis. von Hardt. Unterlieut . von Finkb). von Kober . von Bud .

von Schäffer.

Graf Degenfeld .

Reg .-Quart.-Mſtr. Brecht, Reg Arzt von Ateller.

Reg .-Pferdearzt Knoll.

646

Ueberzählig : Oberſtlieut. von Mögelin. Rittm . II . Kl.: von Sigel. Guſt. von Speth. Unterlieut. von Entreß. 11

von Falkenſtein . Scholl. Späth .

Hebich. 1818 .

Ueber die neun Monate, welche das Regiment im Jahre 1818 noch in Eßlingen verbrachte, iſt wenig zu berichten . Die gewöhn lichen Friedensübungen füllten den größten Theil der Zeit aus ; unter dieſen vorzugsweiſe die noch ungewohnte Handhabung der neuen Waffe, der Lanze, und die Dreſſur der Refruten- und Re monten, welche beide im Frühjahr ins Regiment eingeſtellt wur den (die Einrichtung nach welcher die Rekruten im Herbſte zum Einererziren beim Regimente einrücken , trat erſt mit dem Fabre 1822 ins Leben ).

Am 11. Februar beſichtigte Se. Majeſtät der

Rönig das Regiment, namentlich in Beziehung auf die Einzel reiterei, auf die Fortſchritte der Heiter in den Lanzenübungen , der

Sdüşen in der Chargirung zu Pferde ; am 4. Auguſt rüdte das Regiment erſtmals in ſeiner neuen Uniform vor Seiner Maje ſtät aus.

Am 31. März wurde in Stuttgart zur Erinnerung an die 1814 erfolgte Einnahme von Paris, eine große Parade abgehalten, zu der außer der Stuttgarter Garniſon die drei Reiter- Regimenter und die reitende Artillerie von Ludwigsburg und Erlingen beige

zogen wurden. Am 22. September war wie im vorigen Jahre Manöver der Truppen , dieſer drei Garniſonen bei Zuffen

wie

hauſen , und laut Königlichen Erlaſjes endlich vom 30. Auguſt batte das Regiment am 1. Oktober die Garniſon Eflingen zu ver

Tajjen, um , wiederum mit dem 3ten Regimente tauſchend , in die des legteren : nad Ludwigsburg zu ziehen ; mit welchem Ereigniſ wir den erſten Abſchnitt dieſes zweiten Zeitraumes unſerer Regi mentsgeſchichte d ließen ; mit dem

Bemerken , daß die , ſeit dem

Jahre 1818 im Difizier-Corps des Regiments eingetretenen Ver änderungen am Schluſje diejes Zeitraumes zuſammengefaßt ſind.

Zweiter Abſchnitt. Die Jahre 1818 bis 1833. Garniſon Ludwigsburg. 1. Oktober 1818 1818. Uebergabe neuer Standarten .

1. Oktober 1833.

Veränderte Diviſions- und Prizade -Eintheilung.

1819 .

Tod Ihrer Majeſtät der Königin. Herbſtmanöver. – 1820. Wiedervermählung seiner Majeſtät. – 1822. Zweite groge Kriegsübung . 1821. Uniformsverinderung. Erſte große Kriegsübung . 1823. Geburt Sr. R. 6oh. 00 $ Kronprinzen . – 1824. Dritte grove Kriegsübung. – 1825. – 1826. Vierte große Rriegsübung. – 1827. – 1828. - 1829. 1830. Ernennung des Regiments-Gonuman : danten Oberſten von Gaisberg zum Generalmajor, des Oberſtlicut. von Moltfe zum Oberſt und

Regiments -Gommandanten. Fünfte große Kriegsübung. Einflus ir relitijd'en Bewegungen von 1830 auf under Regiment , - 1831 .

1832. - 1833.

Am 1. Oktober 1818 marſcirte das Regiment von Eflingen

ab, begegnete in Cannſtatt dem 3ten Regimente und bezog, in Lud wigsburg eingetroffen , an demſelben Tage die Kaſerne am Karls plage . Am Sonntag den 4. Oktober übergab Seine Majeſtät der

König der Armee anſtatt der bisherigen Fahnen neue Feldzeichen, die aus dem , eine ſchwarze Stange krönenden und von einem gol

denen Eichenkranze umgebenen Königlichen Namenszuge beſtanden. Um 11 Uhr waren die Garniſon Ludwigsburg und von den ander wärts garniſonirenden Regimentern Deputationen auf dem „ kleinen Exerzirplaže" in Colonnen , weidye drei Seiten eines Vierecks bildeten auſmarſchirt. Die vierte Seite enthielt einen Altar auf dem die neuen Feldzeichen lagen.

Seine Majeſtät überreichte dieſelben , den Regiments Commandeurs, worauf dieje ſie wiederum ihren Regimentern über

gaben und die Truppen beeidigt wurden. Unſer Regiment behielt neben dieſer neuen Standarte, die für das Gefecht bei Linz em pfangene, bei und führt ſeitdem beide neben einander auf dem rech ten Flügel der dritten Schwadron.

648

Nachdem am 7. November die aus dem Elſaß zurückkehrenden württembergiſchen Truppen, mit ihnen das 4te Reiter-Regiment

die Grenze des Königreichs überſchritten hatten und legteres nach Ulm verlegt worden war , hatte die Reiter- Diviſion folgende Ein theilung: Diviſionär 6.-L. von Röder ( interimiſtiſch ſeit 30. Sept. 1818, definitiv 10. Dez. 1821).

I. Brigade G.-M. von Moltke.

Ites und 2tes Reiter - Regiment: Ludwigsburg. II . Brigade Oberſt ( 5. April 1819 (G.-M. ) Graf Bis m ar k .

3tes Reiter -Regiment : Eflingen , 4tes Reiter -Regiment: Ulm . G.-L. Prinz Adam von Württemberg der bisherige Di viſionär der Cavalerie erhielt am 31. Oktober die nachgeſuchte Ent laſſung aus K. Dienſten ; er trat als Brigade-General in die Dienſte des Königreichs Polen und richtete beim Abſchied folgende Worte an ſeine Diviſion : Den Dienſt meines Vaterlandes verlaſſend mein Mutterland zieht

da meine Beſtimmung mich in

wird es mir zur ſchmerzlichen Pflicht Ihnen meine Waffen

gefährten das letzte Lebewohl zu ſagen. Ich drücke meinen Dank allen braven Neutern und Unteroffizieren aus, die durch

troue Fflichterfüllung im Frieden , durch Tapferkeit in den beiden letzten Feldzügen ,

in denen ich den Beſchl über meine braven Kampfgenoſſen zu führen ſo glüciich war, ſid) auszeichneten ; ich danke allen niederen und höheren Offizieren , die währenddem ihr Zutrauen mir jdencten , ihre Ergebenheit ,1 wo ſie vermochten , mir zeigten ; ich daufe den Oberſten und Generalen , die mir gern meine Pflicht zu erleichtern ſtrebten ; meinen wärmſten Dank aber zolle ich dem Oberſten Grafen Bismark, der in den beiden Feldzügen als Chef meines Generalſtabes mit ſeinem Rath, ſeiner Erfahrung,

ſeiner Freundſchaft mir zur Seite ſtand ; ich empfehle mich Ihrem Wohlwollen Herr General - lieutenant von Röder, der Sie nad mir den Befehl der vier Neuter-Regi mienter übernehmen .

Ich hoffe auch in dem Andenfen der beiden Regimenter zu bleiben , die mehrere Jahre meinen Namen führten und deren Chef ich war .

Wie fern and getrennt, wie lange ich auch mein Vaterland verlaſſen werde

mir Freunde zu bleiben , iſt meine Bitte an Alle, das Wohl jedes Einzelnen mein aufrichtigſter Wund); früher oder ſpäter , die welche mir werth waren , wieder zu 1

ſehen, meine angenthmſte Hoffnung ; und meine thenerſte Pflidit wird ſein, denen die das Schidſal wieder in meine Nähe führt, wo ich kann zu nüßen . Stuttgart den 4. November 1818.

Adam Prinz von Württemberg .

649

Der Beginn des Jahres 1819 verſeşte das ganze Land in tiefſte Trauer durch das am 9. Januar erfolgte Ableben Ihrer Majeſtät der Königin ; der Brigade Moltke wurde die trau rige Pilicht , bei der am 14. zu Stuttgart erfolgten Beiſeßung Spalier zu bilden . von 200 ausnahms Am 1. März empfing das Regiment weiſe in Norddeutſchland aufgekauften und am 18. Februar zu

Leipzig durch den Pferdehändler Schimmel abgelieferten Remonten, die unter militäriſcher Aufſidyt (wozu das Regiment 2 Wachtmei ſter und 2 Reiter zu geben hatte) nach Heilbronn geführt wurden, 42 Stück.

Am 14. Mai mußte das Regiment 16 Schimmel an

die Leibgarde zu Pferde abgeben , die Seine Majeſtät durch gebend mit Schimmeln beritten zu machen , befohlen hatte, wogegen das Regiment von dorther ebenſoviel Pferde von anderen Farben empfing.

Frühling und Sommer verging unter den gewöhnlichen Erer zitien ; während Seine Majeſtät der König das Regiment unter der Zeit mehrmals beſichtigte. Am 14. Auguſt ererzirte die Ite Reiter-Brigade vor Seiner Majeſtät ; am 4. September vor dem Herzog von Cambridge. Am 22. September und 1. Oktober wurde

Leibgarde- und Feldjäger- Schwadron , 1tes, 2tes, 3tes Reiter - Regiment und reitende Artillerie – auf dem Felde bei Schmiden ezerzirt . Am 7. Oktober war Manöver von in der Diviſion

den Garniſonen Stuttgart, Ludwigsburg und Eßlingen bei Aldin gen - Flußvertheidigung und Uebergang über den Neckar auf einer

Pontonbrücke - am 13. ein zweites Manöver bei Stammheim . Zu Anfang des Jahres 1820 - 15. Januar hatten die beiden Ludwigsburger und des Eflinger Reiter-Regiment bei Er

öffnung der Ständekammer in Stuttgart zu paradiren. Am 8. Mai hielt Seine Majeſtät der König Muſterung über unſer Re giment ab .

Am 15. April feierte es die an dieſem Tage erfolgende

Wiedervermählung Seiner Majeſtät mit Ihrer Majeſtät

der Königin Pauline Thereſe Louiſe , Tochter des verewigten Herzogs Louis, des ehemaligen Regimentschef, deſſen Name unver geßlich eingeprägt blieb in den Herzen aller Mitglieder des Ne gimentes.

Die Herbſtübungen , zu denen diesmal auch das 4te Reiter Regiment von Ulm herbeigezogen wurde , während derſelben in Cannſtatt und Umgegend fantonirend , beſtanden hauptſächlich in

650

drei großen Manövern am 23. Sept. ( bei Feuerbad), 29. Sept. ( zwiſchen Pflugfelden und Stammheim ) und am 5. Oktober (zwi ſchen Cannſtatt und Fellbach ). Ein Königlicher Erlaß vom 31. Oktober verfügte eine Uniforms

veränderung , indem die vier Reiter- Regimenter anſtatt der ver ſchiedenfarbigen Tſchakow's, deren gleichmäßige, von ſcharlachrother Farbe erhielten ; dagegen zur Unterſcheidung von einander das Ite Regiment mit rothen , das 2te mit gelben , das 3te mit fönigs blauen und das 4te mit ſchwarzen Armelaufſchlägen verſehen wurden.

Im Jahre 1821 wurde durch höchſte Verfügung vom 27. Ja nuar die ſeit 1816 beſtehende Einrichtung der Offiziers-Chargen pferde wieder aufgehoben , den Lieutenants der Reiterei jedoch das Chargenpferd welches ſie ſchon beſaßen unentgeldlich belaſſen ; den böberen Offizieren erlaubt , das ihrige um den Remontepreis von

209 fl. behalten zu dürfen. Gleichzeitig wurde den bisherigen Beſigern von Chargenpferden für die Zukunft eine zweite Nation bewilligt. Durch Königlichen Erlaß vom 3. Juni (reſp . 23. Dez. v. I.)

wurde wiederum eine Uniformsänderung befohlen und ſofort zur Auſtatt der Kutkas erhielt die geſammte Reiterei blaue Kollets mit kurzen Schößen, blauen Kragen, rothen Aufſchlägen und zwei Reihen gelber Knöpfe, auf denen die Regi

Ausführung gebracht.

mentsnummer angebracht war. Auf den Tichakow's wurde ein halb

mondförmiger Schild von Metall , ebenfalls mit der Regiments nummer verſehen , und im Jahre 1823) über der Sofarde ein kleiner Buſch von roth und ſchwarzer , - bei den Schüßen von grüner - Wolle befeſtigt; 1823 erhielten überdies die Tuchbein kleider breite rothe Streifen . Im Februar, März und Mai 1821 beſichtigte Seine Ma jeſtät der König das Regiment; am 17. Juni , in Begleitung des Großfürſten Nikolaus von Rußland , die ganze Ludwigsburger Garniſon. Für dieſe und beſonders für die beiden Reiter- Regi

menter war der 2. Juli ein ſchmerzlicher Trauertag. Der Com mandeur des lten Reiter- Regiments Oberſt Karl von Rein hardt , derſelbe welcher zu Anfang des Jahres 1806 in das Re giment Herzog Louis eintrat und ihm bis gegen Ende 1813 angehörte, mit Leib und Seele angehörte, als trefflicher Soldat, treuer Kamerad und ritterlicher Anfübrer, er , der den feindlichen

Kugeln und Säbelbieben jo unzählige Male getrokt hatte, ſollte von

651

dieſen verſchont werden, um jeßt auf einem Spazierritt durch einen unglücklichen Sturz ſeines Pferdes in der Nähe von Stornweſtheim das Leben zu verlieren.

Am 3. Juli 1821 Abends wurde ſeine

Leiche von Kornweſtheim in feierlicher Weiſe nach Ludwigsburg geführt und dort am 4. Nachmittags um 4 Uhr zur legten Nuhe ſtätte getragen .

Die diesjährige Ererzirzeit ſollte zu Folge Königlichen Be ſchluſſes, mit einem größeren , mehrere Tage dauernden Opera tionsmanöver endigen , zu dem ſämmtliche Truppen zwiſchen

Ludwigsburg und Stuttgart concentrirt wurden. Am 20. Sept. nahm das Manöver ſeinen Anfang. Zwei ſich gegenüber ſtehende Corps – ein Corps des mittleren Neckars (G. -4 . Graf -

Schéler) und ein Corps des unteren Neckars) (G.-L. von

Hügel) - eröffneten ihre Bewegungen zwiſchen Ludwigsburg und Bietigheim . Das Corps des unteren Neckars, im Vordringen von dort auf Cannſtatt begriſſen , wurde laut der gegebenen Dis

poſition – vom mittleren Neckarcorps auf Heilbronn zurückgedrängt, ſie erhielt dort Verſtärkungen, ergriff aufs Neue die Offenſive und drang abermals gegen Ludwigsburg vor . Dieſe Operationen wur den vom 20. bis 26. September ausgeführt ; am 27. , dem Ge

burtsfeſte Seiner Majeſtät großer Feldgottesdienſt, am 28. Rube tag gehalten. Am 29. fand darauf noch ein , von den vorigen un

abhängiges Manöver bei Stammheim ſtatt , in welchem die ver einigte Reiterei gegen die geſammte Infanterie leştere von Seiner Majeſtät ſelbſt befchligt - zu operiren hatte ; worauf am 30. der Rückmarſch in die Garniſonen angetreten wurde.

Im Jahre 1822 klopfte wieder einmal der Tod beim Regi Der ſeit längerer Zeit ſchon leidende Oberlieutenant

von Schliß ſtarb am 1. Mai an der Auszehrung und wurde am 4. beerdigt .

Die Uebungen gingen in gleichförmiger Weiſe fort. Im März Mai und Auguſt beſichtigte Seine Majeſtät der König das Negiment, am 15. Auguſt exerzirte die Brigade Moltke vor Er ſterem und dem in Stuttgart anweſenden Großfürſten Michael von Rußland . Wie im vorigen Jahre wurde die Ererzirzeit mit einem größeren Manöver beſchloſſen, zu welchem ſämmtliche Truppentheile

in der Nähe von Stuttgart zuſammengezogen wurden . Nach den ertheilten Suppotionen und Dispoſitionen ſtößt ein Armeecorps

632

das Donau corps (6.-L. von Hügel)

von der ſüdlichen

Grenze Schwabens vordringend, unweit Stuttgart auf einen über legenen Feind – das Ne ofarcorp (G.-M. vvn Varnbüler) -, welcher die Beſtimmung bat, die Operationslinien eines von bi !

lippsburg gegen Donauwörth, in Bewegung beſindlichen Heeres zu ſchüßen Das Neckarcorps wirft das Donaucorps über den Neckar

zurück, dieſes zieht auf Rottenburg ſeinen erwarteten Verſtärkun gen entgegen . Nachdem ſolche eingetroffen ſind, ergreift das Donau corps aufs Neue die Offenſive , rückt auf der nächſten Linie von Rottenburg über Herrenberg gegen Stuttgart und Cannſtatt wie der vor und nöthigt das Nectarcorps zum Rückzuge.

Dieſes Manöver, vom 5. bis 11. September während, begann zwiſchen Plieningen und Echterdingen , zog ſich über Tübingen gegen Nottenburg und wieder rückwärts über Herrenberg auf Böb

lingen, wo die Kriegsübungen beendet und von wo die Truppen in ihre Garniſonen inſtradirt wurden . Der 6. März des Sabres 1823 war ein Freudentag für die

Königliche Familie, die Armee, das ganze Land , er brachte das

glüdliche Ereigniß der Geburt eines Kronprinzen ; die Garniſon Ludwigsburg – wie das geſammte Volt – feierte dieſelbe in einer der hohen Bedeutung dieſes Tages entſprechenden Weiſe. Von den übrigen, das Regiment im Laufe dieſes Jahres be

rührenden Ereigniſſen führen wir , die unter dem 26. April, von Seiner Majeſtät dem König verfügte Einführung des Inſti tuts der „ Regiments- Offizierszöglinge" an. Unter den gewöhnlichen Friedensübungen, von deren gewiſſen hafter Ausübung Seine Majeſtät der König , durch die all jährlich ſich wiederholende Frühjahrsmuſterung, ſowie durch Seine

Anweſenheit bei den Herbſtererzitien der Brigaden und der Divi ſion ſich überzeugte, verfloß das Fahr. Das darauf folgende, das Jahr 1824 ſchloß dieſe Ererzitien

durch ein großes Herbſtmanöver. Die ſtrategiſchen Vorausſegungen dazu und die Ausführung der Kriegsübungen waren folgende: Eine bei Ulm ſtehende Armee, bereit, eine andere vom Rhein gegen die Donau vorrückende zu bekämpfen, pouſſirt mehrere Corps nach ver ſchiedenen Richtungen vor , um die Bewegungen der Rheinarmee zu beobachten und die Verpflegung zu erleichtern .

Eines dieſer

Corps : das Dona ucorps ( 6.- 2. von Hügel) iſt über die ver

653 .

ſchanzte Stellung von Geißlingen vorgerügt, bei Köngen über den Neckar gegangen und hat auf dem linken Ufer dieſes Fluſſes, hin ter dem Kerſchbach Stellung genommen . Von der Rheinarmee rückt unterdeß ein dem Donaucorps überlegenes Nedarcorps (G.-L.

Graf Schéler) mit dem Auftrage vor , das Defile von Geißlingen zu durch brechen , die bei Ulm ſtehende Armee zu bedroben und nach

Gewinnung des Alb - Plateaus, ſid , links wendend, mit dem Gros der eigenen Armee in Verbindung zu ſegen, die mit Umgehung der Alb über Aalen und Fall vorrüdt , und der bei Ulm ſtehenden

Armee in den Rücken zu manövriren ſucht. – Die Operationen des Donau- und Neckarcorps nun waren der Gegenſtand des Ma

növers . Das Neckarcorps trieb das Donaucorps vom Neckar bis in die Stellung vou Geißlingen zurück ; der hier von erſterem unter nommene Angriff auf dieſe ſtarke Stellung aber wurde vom Donau

corps abgewieſen. Leşteres erhielt mittlerweile vom Comman direnden , der bei Ulm befindlichen Armee den Befehl, fich langſam dorthin zurückzuziehen , um jenen Punkt zu decken (während das Gros der Donauarmee die Rheinarmee in dem Augenblick des von legterer zu unternehmenden Donauübergangs zu ſchlagen ſuchte). Das Neckarcorps folgte dem Donaucorps und ſuchte dabei die rechte Flanke desſelben und die Straße von Heidenheim nach Dil

lingen und Neresheim ( Verbindung mit der Armee) zu gewinnen ; womit die Operationen endigten.

Mit der Concentrirung der Truppen am 11. September be gonnen, dauerten die' Kriegsübungen einſchließlich der großen Re vue bei Söflingen, unweit Ulm , bis zum 19. „ Die ſtrategiſche Annahme“, heißt es in dem Manöverbericht , „ knüpfte ſich an die Erinnerung längſt vergangener Begebenheiten und ſchuf ſonach bei

den Truppen mit dem militäriſchen, zugleich ein nationelles Inte reſje." Das Terrain, welches benüßt wurde, war zum Theil durch frühere Feldzüge ein klaſſiiches geworden ; die Manöver ſelbſt waren , wie die der vorigen Jahre ſehr lehrreich. Wie konnte es anders ſein unter der Leitung des Königlichen Feldherrn, der ſeine Trup pen vor einem Dezenium ſo oft zu Kampf und Sieg geführt und fich und ihnen den ſchönſten Lorbeer errungen hatte, und der nun

die geſammelten Erfabrungen zum Beſten der jungen Truppen an zuwenden ſuchte, und die Uebungen von Anfang bis zu Ende un

ermüdet überwachend, ſofort nach Beendigung jedes Operations tages, unter Beifügung gründlicher Belehrung, Lob oder Tadel ſpendete, wie es ihm nöthig und erſprießlich ſchien. !

654

Das Jahr 1825 iſt eines von denen, die durchaus nichts des

.

Bedeutungsvollen für unſer Regiment bieten. Es ſchließt ſich an die große Zahl, der oft einförmig und ereignißlos ſich aneinander rei henden Friedensjahre an , deren lange Kette wir zu durchlaufeu

haben und bei deren Erwähnung wir uns nur auf die Bezeichnung der weſentlichſten Begebenheiten beſchränken werden . Im Jahre 1826 bildet wieder ein großes Herbſtmanöver den Abſchluß der gewöhnlichen Ererzirzeit. Die ſtrategiſchen Annahmen für dieſes Manöver waren, daß eine , bei Ulm concentrirte Armee, einer anderen die vom Schwarzwalde herunter zieht und gegen Jl ler und Lech vordringt , durch Bedrohen ihrer Operationslinien Widerſtand zu leiſten ſuchte, ohne ſich in eine Schlacht einzulaſſen .

Die vom Schwarzwalde anrückende Armee hat Biberach zu einem Hauptdepotplaße außerſeben und zur Dedung dieſes Punktes , wie des weiteren Vormarſches gegen den Lech verſchiedene Corps nach Ehingen, Laupheim und Dietenheim detachirt. - Das Corps bei nun Ehingen Schwarzwaldcorp (G.-L. von Röder) hat den beſonderen Auftrag, wenn es gedrängt wird , Anfangs in der Richtung auf Riedlingen zurückzugeben , um ſeinen Gegner von

einem direkten Marſch auf Biberach möglichſt abzuziehen , dann aber ſich gegen legteren Punkt zu wenden . Der Commandirende des bei Ulm befindlichen Heeres faßt den Entſchluß mit einem Corps - dem Donaucorps (6.-L. von Hügel) die Operationslinie der feindlichen Armee zu durch

brechen und wählt hierzu die Richtung über Ehingen und Riedlin gen, treibt das Schwarzwaldcorps von Ehingen über die Donau zurück, folgt ihm bei Munderkingen auf das rechte Donauufer und

rückt ihm unter fortwährenden Gefechten bis gegen die Stellung von Biberach nach, in der das Schwarzwaldcorps den Angriff des Donaucorps erwartet und abſchlägt; womit das Manöver endete . Es dauerte vom 11. bis 16 .; für unſer Regiment, vom Tage des

Abmarſches bis zur Rückkehr in die Garniſon gerechnet, vom 6. bis 21. September.

Ueber die Thätigkeit unſeres Regimentes, in dieſem , wie in den früheren Manövern haben wir bisher geſcwiegen und werden auch fernerhin, bei Erwähnung der ſpäteren Herbſtübungen , in die ſer Richtung nicht viel zu berichten haben. Das Regiment war jegt bemüht, unter Führung ſeines trefflichen Commandanten , die

Friedensevolutionen, ebenſo ſehr zur Zufriedenheit zu löſen, wie es 1

i

655

.

ehemals unter dem Heulen und Pfeifen der feindlichen Geſchoſſe

es verſtanden hatte, mit einer Ruhe „ wie auf dem Ererzirplage" zu manövriren .

A18 bemerkenswerth wollen wir von dem dies

jährigen Manöver noch anführen , daß unſer Regiment, während desjelben zum Theil in Quartiere verlegt wurde, die es ſchon ein

mal , vor fünfzehn und ſechszehn Jahren, unter damals, freilich von ben jezigen , unendlich verſchiedenen Verhältniſſen bezogen hatte : zu Ober- und Untermarchtbal und Zwiefalten . Von den Offizie

ren, die damals und die ſeit der Exiſtenz des Regimentes demſelben angehört hatten, ichied in dieſem Jabre der lekte aus : der Oberſt

lieutenant von Nagel, der ſeinem Wunſche gemäß am 9. April in den Ruheſtand verſekt wurde.

Ueberhaupt ſah das Jahr 1826 manden der alten Kriegsbel den aus den Reiben der württembergiſchen Armee ſcheiden. Drei,

unter deren Führung auch unſer Regiment geſtanden hatte, rief der unerbittliche Tod ab und allen Dreien gab unſer Regiment bas legte Geleite. Am 6. Februar bem General- Lieutenant Graf Sché ler , am 1. April dem General-Lieutenant von Noch und am

9. Oktober dem General-lieutenant von Seckendorf. Das I abr 1827 ging ſtill vorüber. A18 bedeutungsvoll für unſer Regiment bezeichnen wir , daß im Winterbalbjahr von 1827

auf 1828 Seiner Königlichen Hobeit, dem Prinzen Fried rich von Württemberg durch den Rittmeiſter von Holland des

Regimentes Unterricht im inneren Dienſte der Reiterei gegeben und im Sabre 1828 – vom 15. Mai an – dem Regimente die Ehre zu Theil wurde, daß Seine Königl. Hobeit allen dienſtlichen

Verrichtungen desſelben beiwohnte.

Im Herbſt 1828 fand wiede

rum eine Concentrirung in der Nähe von Ludwigsburg ſtatt. Die

Reiterdiviſion ererzirte gemeinſchaftlich auf dem „ langen Felde“, auf welchem auch am 12. , 13. und 15. September Schulmanöver, ( iede Waffe Anfangs für ſich und dann mit einander verbunden ,

manövrirend) und am 17. und 18. ein großes Terrainmanöver ab gehalten wurde. Im Frühling des Jahres 1828 — am 7. März –- ſchieb wie der ein altes treues Mitglied des Regimentes aus. Der Regiments Quartiermeiſter Brecht der den Louisjägern über die Donau, den Niemen , die Berezina und die Seine gefolgt war , ſtarb an dem genannten Tage an der Auszehrung.

656

Das Fahr 1829 brachte für unſer Regiment, mit Ausnahme der Veränderungen im Offiziercorps, die, wie ſchon erwähnt, unten folgen, nichts Nennenswerthes. Deſto bedeutungsvoller ſollte das

Fahr 1830 werden, das ein , unſer Regiment, bis ins Innerſte berührendes, folgenſchweres Ereigniß zu Tage förderte , indem es

ihm ſeinen Commandanten raubte , der ſeit ſiebenzehn Jahren an der Spige des Regimentes geſtanden, es in der glänzenden Kriegs periode, wie in der darauf folgenden langen Friedenszeit mit gleicher

Trefflichkeit geführt hatte, er ſelbſt ein leuchtendes Beiſpiel für alle feine Untergebenen, das Ideal eines echten ritterlichen Reiterführers . Das Band, welches die Liebe und Verehrung, mit der Alle bis auf den legten Reitersmann an ihrem Oberſten hingen , zwiſchen ihm und den Regimentsangehörigen geknüpft hatte ; befeſtigt durch das unbegrenzte Vertrauen, welches dieſe in ihn ſeşten, befeſtigt durch die gemeinſam beſtandenen Gefahren, durch die lange, lange Zeit, welche ihn an der Spige des Regimentes beließ, dieſes Band war ein ſchwer und nur mit Schmerz zu löſendes, als der Oberſt von Gaisberg am 26. September zum Generalmajor und Comman danten der 2ten Reiter-Brigade ernannt wurde , (an die Stelle des

gleichzeitig zum Gen.- lieut. und Diviſionär der Reiterei beförder ten G.-M. Grafen Bismark , der dieſen Poſten für den, in den

Ruheſtand verſekten G.-L. von Röder einnahm). Nur das Bewußtſein , daß dem geliebten Regiments -Comman

danten durch dieſe Beförderung die wohlverdiente Anerkennung ſeiner Fähigkeiten und Leiſtungen zu Theil wurde und der beſon dere Glücksfall, daß ſein Nachfolger, - der nunmehr zum Oberſt und

Regiments - Commandanten ernannte bisherige Oberſtlieutenant von Moltke – eine dem Regimente keineswegs unbekannte Perſön= lich feit war, die vor der Front desſelben im Jahre 1815 ſchon im Kugelſauſen und Kampfgebraus das legte militäriſche ramen glänzend beſtanden hatte, vermochte das bittere Gefühl der Tren =

nung einigermaßen zu lindern. Im Frühling desſelben Jahres am 23. Mai, hielten alle Offis

ziere, welche den Feldzug von 1812 mitgemacht hatten , eine Ge dächtniſfeier an dieſen , einzig in ſeiner Art, ſeinen Entbehrungen und Strapaßen daſtehenden Krieg ; jegt nach Verfluß von achtzehn Jahren in ruhiger Behaglichkeit jener ernſten Zeit gedenkend. Im Herbſte fand wiederum ein großes Manöver ſtatt, welches vom 13. bis 20. September dauerte.

Den darüber gegebenen Be

657

ſtimmungen gemäß, ſtand in der Gegend von Mühlacer ein Ne darcorp 8 (G.-L. Fürſt von Hohenlohe-Kirchberg), das durch ein Schwarzwaldcorp 8 (G.-L. von Hügel) über Illingen in die verſchanzte Stellung von Vaihingen a. d . Enz zurückgeworfen wurde.

Dieſe griff darauf das Schwarzwaldcorps, wiewohl vergebens an ; umging darauf aber, nach dem mißlungenen Erſtürmungsverſuch , jene Stellung in ihrer linken Flanke, wodurch ſich das Necarcorps

jur Näumung derſelben genöthigt ſah. Dem Mückzug des legteren Corps, hinter die Glems folgte das Schwarzwaldcorps und er zwang den Uebergang über dieſes Flüßchen , womit das Manöver endete. Nach der am 20. September abgehaltenen Schlußparade wurde die Mannſchaft auf dem Revueplage geſpeiſt; während Seine Majeſtät der Atönig dem geſammten Offiziercorps eine

Feſtlichkeit auf dem Roſenſtein gab. Die politiſchen Bewegungen des Jahres 1830 endlich, die fran zöſiſche Julirevolution und ihre Folgen, die vielfachen Ruheſtörun gen in Deutſchland, die Revolution in Polen und namentlich auch die Lostrennung Belgiens von Holland ſollten im württembergi ſchen Heere ſich in ſofern fühlbar machen, als z. B. im Herbſt beim Einrüden der Rekruten der Reiterei die um dieſe Zeit zu be

urlaubendeu alten Reiter bei der Fahne behalten wurden, „ damit“, wie es in dem betreffenden Befehle vom 9. Oktober heißt „ auf den etwa eintretenden Fall eines nothwendig werdenden Ausmarſches egerzirte Mannſchaft ſchon präſent ſei“. Am 26. Oktober wurde dieſe zwar „ bis auf den nothwendigſten Dienſtbedarf“, mit dem Bemerken beurlaubt, „ daß geeignete Maßregeln zu treffen ſeien, um dieſelben nöthigen Fals ſchnell wieder einberufen zu fönnen " ; im Frühjahr 1831 ward jedoch wieder die Zahl der erſt im

Herbſt zum Dienſte herbeizuziehenden Rekruten ſofort in die Regi menter zur Dreſſur eingeſtellt und bis Ende Mai bei denſelben behalten . Auch deutenzahlreiche Befehle aus jener Zeit auf die Thätigkeit hin, die in jeder Beziehung entwickelt wurde , um ſich auf eine Mobilmachung vorzubereiten ; und erſt die Unterdrückung der polniſchen Inſurrektion führte die württembergiſchen Truppen wieder vollſtändig in den Friedenszuſtand zurück. Vom I abre 1832 erwähnen wir die , von den Garniſonen Stuttgart , Ludwigsburgs und Eflingens ausgeführten Schul manöver bei Schmiden am 13. und 15. September, ſowie das am 7. November angeordnete Ererziren eines aus der alten Mann 42

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ſchaft deß lten und 2ten Reiter-Regiments zuſammengeſegten und von dem Oberſt von Moltke commandirten Regimentes , das bei Stammheim vor Seiner Königl . Hoheit dem Prinzen Anguſt von Preußen auszurücken hatte.

Das I ahr 1833 endlich brachte für unſer Regiment, wie für alle Infanterie- und Cavalerie-Regimenter, nach fünfzehn Jahren

einen Garniſonswechſel , deſſen Eintritt auf den Monat Oktober fiel. Und damit erreicht denn dieſer Abſchnitt wiederum ſein Ende.

Britter Abſchnitt. Die Jahre 1833 bis 1842. Garniſon Ulm. 3. Ditober 1833

26. Juli 1842.

1834. — 1835. Sedéte große Kriegsübung . -- 1836. – 1837. Siebente große Kriegsübung.

1838 .

1839. – 1840. Goncentrirung und Manöver des VIII. deutſchen Bundes - Armeecorps. Kriegg. bereitſchaft. - 1841 Jubiläumsfeſt zur Feier der 25jährigen Regierung Sr. Majeſtät des Königs. 1842 .

Genau nach fünfzehn Jahren, am 1. Oftober 1833 marſchirte unſer Regiment von Ludwigsburg ab, das es am 1. Oktober 1818 als Garniſon bezogen hatte. Der Marſch ging über Plochingen ( 1.) und Geißlingen (2.) nach Ulm, wo das Regiment am 3. Di tober eintraf und für dieſen Tag einquartiert wurde, da das 4te Regiment erſt Tags darauf die Garniſon verließ. (Das 4te Re giment rückte von Ulm, das 3te von Eßlingen nach Ludwigsburg, das lte von Ludwigsburg nach Eflingen).

Die Reiter - Diviſion

batte alſo nach Ausführung des Garniſonswechſels folgende Ein theilung :

Diviſions -Commandant. G.-l. Graf Bismark : Stuttgart. I. Reiter-Brigade. G.-M. Graf Sontheim : Ludwigsburg. 3tes Reiter-Regiment : Ludwigsburg . 4tes

11

II. Reiter-Brigade. G.-M. von Gaisberg : Ulm. 1tes Reiter-Regiment : Eflingen. 2te8

Ulm .

Die Garniſon Ulm war dem Regimente aus den Jahren 1814

und 1815, gar wohl bekannt. Aber freilich unter dem Offizier 42 *

-

660

Corps war mit Ausnahme des Regiments - Commandanten auch nicht Einer mehr, der damals -- vor zwanzig Jahren - bei den ,, Louiß

jägern “ geſtanden hatte ; während unter den Unteroffizieren , ſich noch Mancher vorfand , der jene Zeiten im Regiment erlebt hatte und nun die bekannten Räume, und den ehemaligen Regiments Commandanten, jegigen Brigade-General von Gaisberg wieder be grüßte , unter deſſen direktes Obercommando iegt das Regiment aufs Neue trat

Von nennenswerthen Ereigniſſen , wiſſen wir für die nächſte Zeit nach dem erfolgten Garniſonswechſel nichts zu berichten. Der Reſt des Jahres 1833, das

abr 1834 verliefen in aller Stille.

Im þerbſte 1835 wurde wieder ein großes Manöver ab gehalten, zu welchem unſer Regiment am 9. September von Ulm abmarſchirte und am 12. in der Nähe von Ludwigsburg (zu Neckar rems), dem Verſammlungspunkte, eintraf. Die für die Kriegs übungen getroffenen Beſtimmungen ließen ein -- über den Knie bis und Freudenſtadt - nach Stuttgart vorgedrungenes Rheincorps

(G.-L. Fürſt Hohenlohe-Kirchberg) bei Hoheneck den Ne& ar über ſchreiten, hinter den, das gegenüberſtehende Neckarcorps (G.-L. Graf Bismark) zurückgewichen war. Legteres ſegte darauf ſeinen Nüdzug vor dem überlegenen Feinde unter ſteten Gefechten über Marbach , Groß-Bottwar, Heilbronn und Kochendorf fort, den aus

der Maingegend zu erwartenden Verſtärkungen entgegen ziehend. Nachdem dieſe eingetroffen . erwartete das Nectarcorps , in einer Stellung zwiſchen Rocher und Jagſt den Angriff des Rheincorps und ergriff nach gewonnener Schlacht die Offenſive, womit das Manöver ſein Ende erreichte und die Truppen in ihre Garniſonen !

zurückmarſchirten. Das 2te Reiter -Regiment traf in der ſeinigen am 24. September wieder ein .

Vom Jahre 1835 müſſen wir noch den , am 21. Oktober zu Stuttgart erfolgten Tod des penſionirten General-Majors von Walsleben berichten, deſſen Brigade unſer Regiment 1813/14 an gehört hatte. Das Jahr 1836 brachte keine Ereigniſſe oon Be deutung.

1837 fanden abermals große Kriegsübungen ſtatt: Das , an genommener Weiſe, vom Rhein über Donaueſchingen und Stockach vorgedrungene Rheincorps ( 6.-L. von Stockmayer ) bat die

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Oſtrach erreicht; das Donaucorps (G.-M. von Bartruff) ſich

vor erſterem hinter die Schwarzach zurückgezogen. Vor dem über legenen Rheincorps weicht das Donaucorps nach einander in die Stellungen hinter dem Röthenbach, der Canzach , der Donau (bei

Unter-Marchthal) und dem Schmiechfluſſe unter lebhafter Gegen= wehr zurück; ſchickt ſich aber jenſeits Ulm , in der Poſition von Ober- und Unter-Haslach , nach Herbeiziehung bedeutender Ver

ſtärkungen zu einer nachhaltigen Vertheidigung an , der es denn auch gelingt, die fortgeſegten Angriffe des Rheincorps hier ſchließ

lich zurück zu weiſen.

Das Manöver, welches am 18. September

begann, entfernte diesmal unſer Regiment nicht weit von ſeiner Garniſon, die es auch , vermöge der Richtung , welche die Kriegs

übungen nahmen , ſchon am 23. vor Beendigung derſelben (25. ) D

wieder bezog.

Im Jahre 1838 ereigneten ſich wieder zwei Todesfälle, die das Regiment nabe berührten . Am 22. Januar ſtarb an Bruſt leiden der Oberthierarzt von Grebner und am 28. Juli Seine

Hobeit General- lieutenant Herzog Heinrich von Württemberg , der ſeit Jahren ſchon ſeinen Wohnſit zu Ulm hatte und deſſen Leiche, behufs ihrer Beiſeßung in der Gruft zu Stuttgart von Commandos des 2ten Reiter -Regiments bis Göp

pingen geleitet und dort zur Weiteresforte dem 4ten Reiter-Regi ment übergeben wurde, das neuerdings in Eßlingen garniſonirte. Auch das Jahr 1839 raubte dem Regimente einen alten Be

kannten und in gutem Andenken ſtehenden Vorgeſekten , den pen ſionirten General-Lieutenant von Wöllwarth der am 20. Juni ſtarb. A18 nennenswerthe Begebenbeit , die in dieſes Jahr fält,

erwähnen wir das am 30. Juni zu Ulm abgehaltene „ Veteranen feſt“ , bei dem man ſich in heiterer Gemeinſchaft der vergangenen Feldzugsjahre erinnerte. (In demſelben Jahre wurde durch höchſte

Verfügung die Einführung von Tidakows, etwas veränderter Form befohlen).

Am 1. Januar 1840 ſtiftete Seine Majeſtät der König eine Kriegsdenkmünze , welche, aus einer Medaille von Kano nenmetall beſtehend, zu tragen, ein Jeder beanſpruchen darf , der

einen Feldzug in Königlich Württembergiſchen Dienſten mitge: macht hat.

662

-

Das Jahr 1840 zeichnet ſich außerdem durch die bekannte Concentrirung des achten Armeecorps (Württemberg, Baden , Heſſen - Darmſtadt) aus .

Seit Feſtſtellung der deutſchen

Bundes- Kriegsverfaſſung, war es das erſte Mal, daß eines der drei aus Truppen verſchiedener Staaten zuſammengeſeşten Bundes: Armeecorps zu gemeinſchaftlichen Uebungen ſich verſammelte. Das ins Leben Rufen dieſer vorübergehenden Vereinigung wurde von allen , dabei betheiligten Truppen mit lebhafter Freude begrüßt. Die Wichtigkeit derſelben vollkommen würdigend , beſeelte alle ein edeler Wetteifer, deſſen Folge es war, daß die gemeinſamen Kriegs übungen , über die Seine Majeſtät der König das oberſte Schiedsrichteramt führte , in einer , die gemachten Anforderungen befriedigenden Weiſe ausgeführt wurden und, ihrem Zwecke ent ſprechend , eine durchaus belehrende und für das Ganze förder liche Wirkung ausübten . Eine Beſchreibung der vom 12. bis 20. September dauernden Manöver glauben wir unter Hinweiſung auf die über dieſelben vor

handenen, zahlreichen Berichte übergehen zu können. Um ſich ge nügend zu der, dem Armeecorps bevorſtehenden Aufgabe vorzu . bereiten , verließ unſer Regiment ſchon am 18. Auguſt ſeine Sar niſon und bezog in Wangen ( Stab) , Hedelfingen , Unter- und Obertürkbeim Kantonirung&quartiere, wodurch die II . Reiter-Bri:

gade (2tes und 4tes Regiment) concentrirt wurde , gemeinſam bis zum 31. Auguſt in der Umgegend dieſer Quartiere ererzirend und manövrirend. In den erſten Tagen des Septembers wurden da rauf noch Ererzitien mit der zuſammengezogenen Reiter - Diviſion

ausgeführt , und am 8. September der Marſch nach Heilbronn, dem Anfangspunkte der Manöver angetreten, die mit einer großen Revue bei Schwegingen ( 20. Sept.) endeten. Am 28. September traf das 2te Reiter - Regiment wieder zu Ulm ein .

Zu den gewöhnlichen Friedensübungen ſollte nach der jecha: wöchentlichen Abweſenbeit, das Regiment nicht ſogleich wieder zu

rückkehren ; im Gegentheil verſchafften ihm die bekannten Kriegs drohungen und Rheinufergelüſte unſerer weſtlichen Nachbarn , nach der beendeten erhöheten Thätigkeit ſogleich eine weitere , die nicht minder nugbringend und in ſehr erſprießlicher Weiſe anſpannend, auf die Glieder des Regimentes

einwirkte.

Die in

Erwar:

tung eines etwaigen nachbarlichen Beſuches angeordnete Kriegs bereitſchaft nämlich, hatte den Auftauf zablreicher Remonten und

663

die vorläufige Einberufung von 100 Mann per Regiment zur Folge. Und da gab es denn der Arbeit genug, die ſich auch noch bis weit

in das Jabr 1841 hinaus erſtreckte. Durch den größeren Mann ſchaftsſtand wurde eine veränderte Formation der Schwadronen nöthig. Man theilte ſie, ſtatt wie bisher zu zwei , nunmehr zu

drei Zügen ab, den dritten Zug aus den Schüßen der Schwadron bildend. Zur Zeit der gewöhnlichen Frühjahrsmuſterung ( April 1841 ) wurden dann auch die , über den Winter eifrig dreſjirten Remontepferde erſtmals in die Schwadronen eingeſtellt. Bis zum Herbſt 1841 wurde der erhobete Pferde- und Mannſchaftsſtand bei

behalten, im September jedoch das Regiment durch Verkauf einer Anzahl von Pferden und Beurlaubung der einberufenen Mann ſchaft auf den Friedensetat zurückgeführt; dieſer übrigens der Art verändert, daß das Regiment von jeßt an 361 Pferde und 382 Mann vom Oberwachtmeiſter abwärts präſent behielt. Die Schwa dronen wurden nach der vorgenommenen Verminderung wieder zu zwei Zügen formirt. Im höchſten Grade bedeutungsvoll wurde das Jahr 1841 da

durch, daß Seine Majeſtät der König am 30. Oktober das

fünfundzwanzigſte Regierungsjahr vollendete. Wie dieſes für das geſammte Volt und Land ſo über alle Maßen glückliche

Ereigniß am 28. September von ganz Württemberg gefeiert wurde, iſt hinlänglich bekannt. An dem zu Stuttgart veranſtalteten glän

zenden „ Jubiläumsfeſte" betheiligte ſich vom 2ten Reiter-Regiment eine Deputation, beſtehend aus dem Stabsoffizier: Oberſtlieutenant von Raben, dem Rittmeiſter von Veyhelmann, Oberlieutenant von Malchus, Lieutenant Graf Graveniß , Reg. Quart.-Mſtr. Eben ſperger und einem Oberwachtmeiſter, Wachtm ., Oberm . , Rottm. , .

1

Schüßen und Reiter. In dem großen Feſtzuge waren unter der Zahl der Veteranen

auch die Louisjäger in ihrer ehemaligen Uniform vertreten . Das Jahr 1842 beginnt mit einem , auch von unſerem Re

gimente, ſchmerzlich empfundenen Todesfall. Am 2. Januar ſtarb zu Cannſtatt der General der Infanterie a. D. Graf Franque mont , der bewährte hochverehrte Führer der württembergiſchen Truppen in den Jahren des Kampfes 1813 bis 1815, Dasſelbe Jahr brachte ferner für das 2te Reiter -Regiment, das nun ſeit beinabe neun Sabren in Ulm ſtand , wiederum einen Garniſonswechſel.

664

Nachdem der Brigade-Commandant G.-M.von Gaißberg mit berzlichen Worten von ſeinem alten Regimente Abſchied genommen

hatte, verließ dieſes am 26. Juli 1842 Ulm , um aufs Neue die Garniſon Ludwigsburg zu bezieben ; während an ſeine Stelle das 3te Neiter-Regiment von dort nach Ulm rückte. 1

Pierter Abſchnitt. Die Jahre 1842 bis 1852. Garniſon Ludwigsburg . 29. Juli 1842

26. Oktober 1852.

1843, Tod des Oberften von Moltke. Oberſt von Trovfi wird Regimente (sommandant. Adte große Kriegsübung. 1844 und 1845. Uniformøveränderungen . 1846. Neunte große Kriegsübung . 1847. - 1818. Die Folgen der franzöſiden Februar: Vermählung Sr. R. 6. des Kronpringen . -

rerolution . Abmarid des Regimentes in die Wegend von speilbronn rur Unterdrückung ron Hube: ſtörungen , 12. Mirz bis 5. April . Marſch nach illingen u. 1. w. , ju gleichen Zweifen, 15. april Auemarid nad Schleswig : 1 is 4. Mat. Zweiter Marid nach beilbronn , 16. bis 23. juni. polſtein , 21. auguſt. (5ontreurdre, duro nen Malmöer Wiffenſtillſtand herbeigeführt, in Trans: Rücfmarſch. feld , 6. September . Die Unruhen in Frankfurt. Pufenthalt daſelbſt vom 19. bis Stellung 30. September. - Marí nad Freiburg , Stellung in der Umgegend bis Ende Oftober. in der Gegend von Donaueſchingen bis Mitte Mai 1849. Oberſt von Irouff wird General , Oberfta lieutenant von Hall , Reg.- (sommandant , 12. März 1849 Rüdfehr des Regimentes in die Rönig reid ', 18. Mai. Hejebung des Sdwarzwaldes bis Anfang Juni. Verlegung des Regiments in die Nähe von Stuttgart. Sprengung des Rumpfparlamentes, 18. Juni . abermaliges Bor: Wüdfebr in die Garniſon 24. Juli . rücken in den Sdwarzwald , 25. Juni. Zurüdführung -

auf den Frieden afuß - 1850, Mobilmaidung in Folge der Ereigniſſe in Kurbeſjen . Fabrien und Standarten . Sowadronsjyſtem .

1851.

Beränderte Stellung u . der Sdüßen .

tativndidule.

Neue

squi :

1852 .

Ueber Geißlingen, Göppingen und Eßlingen traf das Regiment am 29. Juli in Ludwigsburg ein, wo wieder die Kaſerne auf dem Karlsplaße bezogen wurde. Nach Ausführung des Garniſons wechſels war die Eintheilung der Reiter - Diviſion folgende : Commandant: 6.-L. Graf Bismart* ). * ) G.-L. Graf Bismark war in den lezten Jahren mit geringen Unterbrechungen faſt immer abweſend, meiſtentheils auf dem Geſandſchaftspoſten zu Karlsruhe, !

den er gleichzeitig mit der Stelle des Diviſions-Commandanten bekleidete ; weshalb der Int.-Diviſionär eigentlich faktiſch das Commando fortwährend führte, wie ſolches in den neun vorhergehenden Jahren ſchon der damalige Brigadier Graf Sontheim ( 1842 Krieg8miniſter) gethan hatte. Im Jahre 1847 wurde dann Sr. A. Hoheit dem Prinzen Friedrich das Diviſions Commando definitiv übertragen. ( Siehe unten .)

666

Int.- Commandant : G. 2. Prinz Friedrich von Württemberg K. H.

1. Brigade. G.-M. von Lügow : Ludwigsburg . 1tes Reiter - Regiment. 2tes

II . Brigade. G.-M. von Gaisberg : Ulm . 3tes Reiter-Regiment : Ulm. 4tes Eßlingen ( 1845 Stuttgart). al

Der Reſt des Jahres 1812 verlief in der Garniſon Ludwigs burg unter Abhaltung der gewohnten Friedensererzitien in gleich förmiger Weiſe. Von größerer und leider ſchmerzlicher Bedeutung ſollte das erſte Viertel des folgenden, des Fabre8 18 13 für unſer Regiment werden, indem dasſelbe am 17. März ſeinen verehrten Commandanten, den Oberſten von Moltke durch den Tod verlor. Er ſtarb in Folge eines nervöſen Matarrhfiebers und ward am

19. März um 4o 3 Uhr Nachmittags beerdigt , tief betrauert von Kameraden und Untergebenen . An ſeine Stelle trat durch Igl. Erlaß vom 27. März der bis

herige Commandant der Leibgarde zu Pferde, Oberſt von Troyff. (Siehe unten.)

Die diesjährige Egerzirzeit wurde wiederum durch ein großes

Manöver abgeſchloſſen und in Folge deſſen unſer Regiment am 8. September in Marſch geſeßt. Die für die Kriegsübungen er theilten Beſtimmungen lauteten : „Ein auf die Operationslinie von Stocach, über Ulm, Heidenheim und Elwangen angewieſenes Oſt corps (G.-L. Prinz Friedrich von Württemberg) iſt unter ſteten Gefechten mit einem ſtärkeren Weſtcorp 8 (G.-L. von Brand) nach und nach bis in die Höhe der Haslacher Höfe (bei Ulm) zurück gedrängt worden und legt ſeinen Rückzug (damit beginnt das Ma növer am 13. September) durch das Brenz- und Kocherthal und über das Härdtfeld unter ähnlichen Verhältniſſen fort. Bei EU wangen angelangt, erhält das Dſtcorps Verſtärkungen , es ergreift nun ſeinerſeits die Offenſive und nöthigt das Weſtcorps zum Rüd zug, den dasſelbe auf der bisherigen Operationslinie bewerkſtelligt";

womit das Manöver am 19. September ſein Ende erreichte. Am 24. September traf unſer Regiment wieder zu Ludwigsburg ein.

Dem 2ten Reiter-Regimente wurde die hohe Ehre zu Theil, daß Seine Königliche Hobeit der Kronprinz

am

5. März 1843 zum Major ernannt – über die Dauer der Kriegs -

667

übungen in die Reihen des Regimentes eintrat , um in denſelben,

wie es in der betreffenden Königl. Verfügung heißt , „Stabs-Offi ziers - Dienſt zu thun “; und dieſem freudigen Ereigniſſe , reihte ſich im folgenden Jahre, das in noch erhöhetem Maße dem Regiment 1

zur Ehre gereichende an , daß es Se. Königl. Hobeit auch noch

fernerhin (bis zum 18. November 1845. S. u.) zu ſeinen Ange hörigen zählen durfte, wie nachſtehender Corpsbefehl beſagt : Mittelſt höchſter Entſchließung vom heutigen Tage haben Seine Königl. Maj. des Kronprinzen Königliche Hoheit zum Oberſten mit der Beſtimmung ernannt, die Uniform des 2ten Reiter- Regiments zu tragen. Stuttgart den 6. März 1844. Graf Sontheim.

In demſelben, dem Jahre 1844, trat eine Uniformsverände rung in Kraft, indem die Rollets, ſtatt der bisherigen zwei Reiben, jeßt eine Reihe Knöpfe erhielten und Proben mit leichten Tichakows" (Keppis) gemacht, die den franzöſiſchen nachgebildet, im folgenden Fabre eingeführt wurden ; deren Form mit einigen Modificationen

bis auf den heutigen Tag beibehalten worden iſt. Das legtgenannte Jahr 1845 fügte den zahlreichen Todes fällen, die unſer Regiment näher oder ferner berührend , in dieſen Blättern Erwähnung fanden, drei weitere hinzu . Am 27. Februar ſtarb der Rittmeiſter Karl , Friedrich Wilhelm , Ludwig von Forſtner; am 29. Mai der penſionirte General-Major von Jett , der ehemalige Regiments- Commandeur , der treu bewährte treffliche Reitergeneral, der die Louisjäger ſo oft zum blutigen, ruhmvollen Strauß geführt hatte ; am 15. November der Lieutenant Karl von Moltke.

1846 brachte wieder eine große Truppeu- Concentrirung . „ Seine Majeſtät der König “, heißt es in dem bezüglichen Corpsbefehl, „haben die Abhaltung großer Kriegsübungen auf der Linie von Mark: dorf nach Memmingen befohlen. Dieſen Uebungen wird folgende ſtrategiſche Grundlage gegeben : Das Weſtcorp 8 ( G -L. Graf zur Lippe), beauftragt von Markdorf über Ravensburg und Wur zach gegen Memmingen vorzugehen , um die rechte Flanke einer

gleichzeitig an der Donau operirenden Armee zu decken , trifft vor wärts von Ravendorf (am 7. Sept.), auf das zu ähnlichem Zweck

hier aufgeſtellte Oſtcorp 8 (G.-L. Prinz Friedrich von Württem berg), und drängt dasſelbe nach und nach bis in die Nähe von

668

Wurzach zurück. Das Oſtcorps wird hier durch erhaltene Ver ſtärkungen in den Stand geſeßt , den Gegner von ſich abzuwebren und zum Rückzug zu zwingen , den derſelbe über Waldſee ausführt ( 12. Sept.) - Sur Löjung dieſer Aufgabe jammeln ſich jämmt:

liche Truppen des Königlichen Armeecorps den 5. Sept. zwiſchen

Ravensburg, Tettnang und Friedrichshafen , ruhen am 6. und be ginnen am 7. die Uebungen u . "

Unſer Regiment , das zur Concentrirung am 31. Auguſt von Ludwigsburg abmarſchirte , rückte nach beendigtem Manöver am 19. September wieder dort ein.

Die in demſelben Fabre , am 13. Juli , erfolgte Vermählung

Sr. K. Hoheit des iconprinzen mit Ihrer Kaiſerlichen Hoheit der Großfürſtin Olga Nicolajew na von Rußland be rief die 1te Reiter-, die 3te Infanterie-Brigade und das Fußartillerie Bataillon am 23. September von Ludwigsburg nach Stuttgart, um an dieſem , für das ganze Königreich bedeutungsvollen Feſte , dem Einzugstage des Hohen Paares in die Reſidenz, bei den dort ſtattfindenden Feierlichkeiten Spalier zu bilden und zu ſalutiren. Ohne einen Todesfall ſollte denn auch dieſes Jahr für unſer Regiment nicht vorübergeben : am 23. November ſtarb der Lieu: tenant Seubert und wurde am 25. beerdigt. Und das folgende ,

das Jabr 1847 brachte ſogar drei Todesfälle, die das Regiment in naher Weiſe berührten . Am 4. Auguſt hatte eine Schwadron desſelben die irdiſchen Reſte des früheren Diviſionärs , des am 27. Juli zu Langenſchwalbach verſtorbenen Prinzen Adam von Württemberg auf dem legten Gange in die Fürſtengruft zu

Stuttgart bis Zuffenhauſen zu geleiten ; am 28. November ſtarb der Regiments - Pferdearzt D ambly , am 16. Dezember Oberlieu tenant von Baldinger des Regimentes.

1848 und 1849.

Wir kommen jegt an einen Zeitpunkt der dem Regimente eine

ungleich größere Thätigkeit , als die der legten dreißig Jahre ver ſchaffen ſollte. Leider aber , war ſie nicht immer freudigſter Art.

Mehrfache bedenkliche Gährungen hatten ſchon im Jahre 1847 zu ernſten Beſorgniſſen, hin und wieder auch zu Ergreifung von ſtren gen Maßregeln geführt ; was alles aber unter der von unter

irdiſchem Feuer an manchen Stellen ſchon leicht gehobenen und

669

erſchütterten Oberfläche verborgen war , das ſollte erſt im Jahre darauf in ſeiner ganzen Ausdehnung zum Vorſchein kommen , als die Pariſer Februarrevolution den Signalſchuß gab und ihre dunke len Wellen über den Rhein zu uns berüber ſtürzten und fort und fort flutbeten bis an Deutſchlands öſtlichſten Markſtein .

Die Folgen, welche jene Revolution in Deutſchland ausübte, ſind. zur Genüge bekannt und können wir daher eine weitere Er

örterung derſelben füglich übergehen , uns lediglich auf das be ſchränkend, was unſerem Regimente durch ſie beſchieden wurde. Die ſchon in nicht geringem Grade erbigten Köpfe eines großen Theils der Bevölkerung, namentlich in Süddeutſchland, wurden durch die Pariſer Ereigniſſe vollends zur höchſten Aufregung ge bracht. Die kurz nach dem Bekanntwerden der Revolution unter

dem badiſchen Landvolke und den grundpflichtigen Bauern der hobenloheſchen Landſchaften ausbrechenden Unruben , namentlich

die ungeſtümen Förderungen der legteren , um Erleichterung oder Nachlaß der Grundabgaben an den ſtandesherrlichen und ritter ſchaftlichen Adel bildeten die erſte Veranlaſſung unſer Regiment in Thätigkeit zu bringen. Um dieſen ungeſeglichen Bewegungen zu ſteuern, wurde näm lich am 11. März eine mobile colonne unter dem General Major von Baumbach aus dem 2ten Reiter- und 7ten Infanterie

Regiment formirt, die am 12. März nach Heilbronn (Reg . - Stab und 2 Schwadronen, 2 Schwadronen nach Bödingen , die zuſam mengezogenen Schüßen, welche ſchon am 11. nach Beſigheim vor geſchoben waren, nach Neckarſulm ) marſcirte und ſich, mit dem dort

garniſonirenden Sten Infanterie-Regiment vereinigte.

Die Ober

ämter Heilbronn , Nedarulm , Weinsberg , Dehringen , Künzelsau,

Gerabronn und Mergentheim wurden durch ein Poſtenneg beſegt; unſer Regiment rüdte dem zu Folge, in den folgenden Tagen ( 13. —

15.) mit je einer Schwadron nach Dehringen, Kupferzell, Mergent heim und Weinsberg, mit kleineren Detachements nach Aſſumſtadt

und Dörzbach ; in den Diſtrikten der genannten Oberämter einen Ordonnanzcours unterhaltend.

„ Das bloße Erſcheinen der bewaffneten Macht war jedoch hin reichend, die geſtörte Ruhe wieder herzuſtellen “ und ſomit kehrten die Abtheilungen der mobilen Golonne , mit Ausnahme , eines in dem immer noch beunruhigten Mainbardter Walde zurückbleibenden

Detachements, zu Anfang April – das 2te Reiter-Regiment.

670

Schwadronsweiſe in auf einander folgenden Tagen, die legte Schwa dron am 5. – wieder in ihre Garniſon zurück.

Hier wurde nun in Berückſichtigung der politiſchen Verhält niſſe, die Dreſſur der im leßten Herbſt eingerückten Rekruten, ſowie der im Regiment vorhandenen Remontepferde , ſo viel wie nur irgend möglich beſchleunigt, um die ganze Mannſchaft, von der bei der Heilbronner Expedition noch ein großer Theil in der Garniſon zurückgelaſſen werden mußte, marſchfähig zu machen. Durch eine Ordre vom 27. März route überdies der Stand ſämmtlicher Reiter

Regimenter je um 75 Pferde vermehrt werden , deren Auftauf ſo fort angeordnet wurde. Nach dem Eintreffen dieſer Pferde bei den Regimentern gab es dann natürlich noch vermehrte Arbeit. Die Reiter-Regimenter Nr. 1 , 2 und 3 wurden als zum erſten Bundeskontingent gehörig bezeichnet; durch die im April erfolgte

Ernennung Seiner Königl. Hoheit des Þrinzen Friedrich zum Commandirenden des VIII . Armeecorps hörte die Formation der Reiterei in eine Diviſion auf und traten die beiden Brigaden vor:

läufig unter den direkten Befehl des Kriegsminiſteriums. Später wurde dem Brigadier G.-M. von Lüßow das Diviſions -Commando interimiſtiſch übertragen.

Beſondere Muße zur Mannſchaft- und Pferdedreſſur ſollte un ſerem Regimente übrigens in Ludwigsburg nicht werden. Zwar

trieben die Abtheilungen des VIII. Armeecorps im badiſcheu Ober lande die Freiſchaaren zu Baaren und auf das Schweizergebiet

zurück, unterdeß aber, nahmen die Verhältniſſe in der Nähe von Karlsruhe einen ſehr bedenklichen Karakter an. Namentlich waren es die Arbeiter-Bewegungen in dem der württembergiſchen

Grenze nahen Pforzheim und die aufgeregte Stimmung deß dortigen Landvolkes, welche zu Ergreifung von Vorſichtsmaßregeln auffor derten. Es wurde daber am 14. April abermals eine mobile

Colonne organiſirt; diesmal unter dem G.-M. von Lüßow , beſtehend aus dem 2ten Reiter-Regiment , dem 7ten Infanterie: Regiment und einer halben reitenden Batterie (4 Geſchügen ). Die Colonne marſchirte am 15. gegen die Grenze und nahm

hier mit dem Hauptquartier Flingen eine Beobachtungsſtellung. Unſer Regiment beſegte die Orte Mühlacker (St. u . 3te Schw .) Dürrmenz, ( 1te Schw .), Illingen (2te Schw .) und Vaihingen ( 4te Schw .) Ein angeordnetes Vorrücken nach Karlsruhe, zu deſſen Vor: bereitung am 19. zwei Schwadronen nach Enzberg marſchirten, wurde jedoch wieder abbeſtellt, worauf man in den vorigen Quar !

671

tieren bis zum 4. Mai ſteben blieb und an dieſem Tage, nachdem

die geſeßliche Ordnung wieder hergeſtellt war, unter Auflöſung der mobilen Colonne in die Garniſon zurückkehrte. Hier blieb unſer Regiment unter eiferiger Thätigkeit auf dem

Ererzirplage und der Reitbahn wieder bis zum 16. Juni, als aufs Neue ausgebrochene Unruhen in Heilbronn , das Abſenden von Truppen dorthin nöthig machte. Am Abend des 16. um 9 Uhr ſegte ſich das 2te Reiter -Regiment in Marſch und traf Morgens etwa um / 6 Uhr vor Heilbronn ein. Weiter waren dahin bes ordert das 4te Infanterie- Regiment, ein Bataillon des 7ten und eine reitende Batterie. Das Ganze unter Commando des Generals Lieutenant von Miller. Der Einmarſch in die Stadt geſchah

zwar unter tumultuariſchen Zuſammenrottungen eines Theils der Einwohnerſchaft, doch wurde ihm fein wirklicher Widerſtand ent gegen geſegt und die geſtörte Ruhe ohne große Schwierigkeiten wie Bis gegen 2 uhr blieb unſer Regiment abge der bergeſtellt. ſeſſen und mit gekuppelten Pferden die vor Durſt ſchier erlagen, in Heilbronn in der ſogenannten Allee aufgeſtellt; dann wurden

die 1te und 4te Schwadron in Nedargartach und Bödingen , der Stab und die anderen beiden Schwadronen in Heilbronn einquartiert. Am 18. marſchirte darauf das Regiment nach Lauffen, Thal beim und Kirchheim , blieb hier bis zum 21. ſtehen , rüdte von da mit zwei Schwadronen nach Beſigheim und traf mit dieſen ( 1te und 3te) am 22., mit dem Reſt am 23. Juni wieder zu Ludwigs burg ein, (die 2te und 4te Schwadron gingen in der Nacht vom 21 .

auf den 22. nochmals nach Heilbronn zurück, um der aufgeregten Einwohnerſchaft einen bedeutenden Pulvervorrath, 8 bis 10 Wagen voll zu entführen, was auch glüdlich gelang) ; auf die kurze Ab

weſenheit, folgten wieder acht Wochen Garniſonsleben. Dann end

lich ſollte dieſes auf längere Zeit eine Unterbrechung erfahren. Zur Verſtärkung der Operationsarmee in Schleswig -Holſtein , die be kanntlich zu Anfang nur aus preußiſchen und Truppen des X. Armee corps beſtand, wurden (laut einer Mittheilung des Reichskriegs miniſteriums vom 30. Juli) die jüddeutſchen Staaten — Deſterreich

und Kontingentsſtaaten des VII. , VIII ., IX. Armeecorps und der Reſerve - Diviſion aufgefordert. Die verlangten Streitkräfte ſollten eine Geſammtſtärke von circa 40,000 Mann betragen , zu denen Württemberg eine Infanterie-Brigade , ein Reiter-Regiment und eine reitende Batterie zu ſtellen hatte. Se . Majeſtät der 1

672

-

König erklärte ſich mit legterer Verfügung einverſtanden und er theilte dem Hüljøcorps folgende Eintheilung : Commandirender General der combinirten Diviſion des VIII , Armeecorps. G.-L. von Miller.

Chef deß Generalſtabes : Oberſt -Lieut. von Widerbold . zuſ. Hauptquartier

Mann .

Pferde.

64

34

32

1

16

13

1835

3+

1835

34

576

537

259

271

66

28

187 48 20

171 26 7

4938

1161

Commandant der württembergiſchen Brigade G.-M. Graf Wilhelm von Württemberg. zuſ . Stab

Feldgendarmerie

(Oberlieut.

Graf

Adelmann

6tesInfanterie-Regiment (Oberſt von Brand)

8tes Infanterie -Regiment (Oberſt von Reinbardt)

2tes Reiter-Regiment (Oberſt von Troyff)

.

3te reitende Batterie (Hauptm . von Schöpfer ) .

.

.

Pionier-Abtheilung (Hauptm. von Pfeiffelmann) Munitions- Reſerve - Colonne ( Hauptm. von Erdner

Aufnabmsſpital Feldbäckerei

.

.

Da vom Reichs -Kriegsminiſterium die Stellung von 500 Pferden von Seiten Württembergs gefordert wurde , erhielt das

2te Reiter-Regiment , eine dieſer Forderung angemeſſene Einthei lung ; die Schwadron zu drei Zügen, der dritte Zug aus Schügen beſtehend. Die an obigem Stand , einſchließlich 40 zum Zurück bleiben in der Garniſon beſtimmten, noch fehlenden Pferde wur den vom 4ten Reiter-Regiment und vom Depot des lten Reiter:

673

Regimente (je 50 Stück) übernommen. Der Etat des Regimentes war darauf folgender. Streitbare : 20 Offiziere, 82 Unteroffiziere, 100 Schüßen, 300 Reiter, 482 Pferde . Nichtſtreitbare : 3 Offiziere, 71 Mann ; 22 Zug-, 5 Back-, Pad- 28 Reitpferde . Zuſammen : 576

Mann, 537 Pferde. 1 ſechs-, 2 vier- und 3 zweiſpänn. Wagen. Bis zum 18. Auguſt mußte dem erhaltenen Befehle gemäß, das Regiment marſchfertig ſein. Es ſtand unter folgenden Offizieren : Regiments-Commandant : Oberſt von Troyff. Stabsoffizier : Major von Rau. Reg.-Adjutant : Oberlieutenant von Ziegeſar. Schüßenoffizier : Rittmeiſter Graf Arpeau .

1te Schwadron : Rittmeiſter von Gudelen. Oberlieutenant von Reiſdach. Lieutenant von Röder. von Schreckenſtein . 2te Schwadron : Rittmeiſter von Menoth. Oberlieutenant von Einſiedel . Lieutenant Graf Zeppelin. von Baumbach. 11

3te Schwadron : Rittmeiſter von Malch u 8. Oberlieutenant Dagobert v. Wimpffen. Lieutenant von Stetten. Woodman.

4te Schwadron : Rittmeiſter von Rangau . Oberlieutenant on Gaisberg . Lieutenant von Ellrich bauen . von Palm .

Reg.-Quart.-Mſtr. Bilfinger. Reg. Arzt Dr. Rreuſer.

Reg.-Pf.-Arzt Prof. Dr. Dutten bofer * ). Am 19. Auguſt beſichtigte Se . R. Hoheit der Kronprinz die zum Ausmarſch beſtimmten Truppen der Garniſon Ludwigs burg – das Ste Inf.-, 2tes Reiter Reg . , 3te reit. Batt. – am 21 . ſegte ſich das Corps in Bewegung. Die Infanterie und Artillerie **) Oberlientenant Neidhardt blieb ale Depot-Commandant in der Garniſon zurüd. 43

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marſcirte in aufeinander folgenden Colonnen (es wurden einſchl.

der Reiterei ſechs gebildet) nad) Mannheim und fuhr von dort per Dampfboot den Rhein hinab ; das 2te Reiter-Regiment dagegen am erſten Marſchtage, den 21. , nach Brackenheim , den 22. nach Sins heim, 23. Heidelberg, 24. Raſttag, 25. nach Heppenheim, 26. Darm ſtadt , 27. nach Frankfurt , wo das Regiment am Reichsverweſer vorbei defilirte und folgenden Tags Raſttag bielt. Den 29. Weiter

marſch nach Friedberg , 30. nach Gießen, 31. Schönſtadt, 1. Sept. Ruhetag, 2. nach Jesberg, 3. nach Friglar, 4. Kaſſel , wo des Re: giments (wie in allen vorhergehenden Orten , namentlich auch in Frankfurt) ein glänzender Empfang wartete und am 5. Ruhetag gehalten wurde. Am 6 ging es weiter nach Dransfeld ; es ſollte

der leßte Marſch zum Kriegsſchauplaße ſein. Die freudigen Hoff nungen endlich wieder dem wahren Elemente des Soldaten zurüd : gegeben zu werden, bei dem coupirten , der Verwendung von Rei terei im höchſten Grade ungünſtigen Terrain im Herzogthum Schles wig allerdings von vorn herein ſchon in Etwas getrübt, dieſe Hoff nungen wurden durch den am 26. Auguſt abgeſchloſſenen Malmöer Waffenſtillſtand plöglich zu Nichte. In Dransfeld traf als eine Folge davon, unſer Regiment, die vom 6.-L. von Miller aus ſeis nem Hauptquartier Altona erlaſſene Ordre zum Rüdmarſch , der am 8. September angetreten wurde . *) Auf derſelben Route, nicht gerade in der freudigſten Stimmung

der vaterländiſchen Gränze wieder entgegenziehend , die man erſt vor ſo kurzer Zeit überſchritten hatte , traf unſer Regiment am 1

16. September in Frankfurt ein .

Der Abſchluß des Malmöer

Waffenſtilſtandes hatte hier große Aufregung hervorgerufen , die fich Abends durch einen Krawall, Fenſtereinwerfen in Weſtendhau, im engliſchen Hof und durch ähnliche Demonſtrationen Luft machte.

In Folge dieſer Ruheſtörungen wurde Generalmarſch geſchlagen und die Ordnung mit Hülfe der aufgebotenen Truppen wieder herge ſtellt , wobei jedoch unſer Regiment nicht zur Verwendung fam.

*) In den Herzogthümern blieben an Bundestruppen nur zurüd : 1 Bataillon ( dag 2te des Sten Inf.-Reg. ) Württemberger, 1

Badener, 1 Großh . Heſſiſche Batterie,

2 Schwadronen Hanſeaten,

die unter die Befehle des commandirenden Generals der Shleswig -Holftei niſchen Armee, K. Preuß. G.-M. von Bonin geſtellt wurden .

675

Folgenden Tags, den 17., ſeşte es ſeinen Marſch nach Darmſtadt, den 18. nach Bensheim und Heppenheim fort ; als dasſelbe dort Abends der Befehl zur ſchleunigen Umkehr nach Frankfurt erreichte. Die Unruhen waren aufs Neue ausgebrochen ; bei der am 17. auf

der „ Pfingſtweide “ abgehaltenen Volksverſammlung hatten ſich die dabei Anweſenden im böchſten Grade aufgeregt und es war der

Beſchluß gefaßt worden, die Mitglieder der Majorität der National verſammlung zu Verräthern am deutſchen Volte zu erklären. Am 18. Morgens wollte die Umſturzpartei das Parlament ſtürmen ; gegen 11 Uhr erhoben ſich in allen Theilen der Stadt Barikaden ; um 1 Uhr, nachdem die Garniſon durch den Zuzug von mehreren Tauſend Deſterreichern und Preußen verſtärkt worden war, begann der Kampf , während deſſen bekanntermaßen Auerswald und Lich nowsky auf ſo ſchändliche Weiſe ermordet wurden . Sofort nach erhaltenem Befehl abmarſchirend, traf unſer Re

giment um halb 12 Uhr Nachts, unter Zurüclaſſung der kranken Mannſchaft und der maroden Pferde , in Darmſtadt ein , wo

auf dem Garniſonsexerzirplaße die Pferde abgefüttert und die Leute geſpeiſt wurden . Der Regimentsſtab und die 4te Schwadron wurde von hier aus mittelſt Extrazuges auf der Eiſenbahn befördert, wäh rend die übrigen drei Schwadronen unter Führung des Rittmeiſters von Malchus auf der Chauſſee weiter marſcirten . Bei Sachſen

bauſen vereinigten ſich am 19. Morgens wieder die Schwadronen , die mit der Eiſenbahn beförderte Schwadron traf um 5 Uhr , die

andern drei um 8 Uhr Morgens dort ein. Leştere hatten den Verluſt eines an Entkräftigung geſtürzten Pferdes . Als ſie jedoch

gegen 9 Uhr Morgens in die Stadt einrückten , waren ſämmtliche Barikaden bereits im Beſig der verbündeten Truppen und der blutige Kampf beendet. Unſer Regiment bezog ein Bivuat auf dem

Goetheplag. Die vereinigten Deſterreicher , Preußen , Bayern, Württemberger (2tes Reiter-Reg. und die am 18. Abends eingetrof

fene reitende Batterie Schöpfer) Kurbeſſen , Heſſen - Darmſtädter und Naſſauer wurden unter den Oberbefehl des öſterreichiſchen Generale Grafen Nobili geſtellt.

Eine der erſten Thätigkeiten unſeres Regimentes, dem es alſo nicht mehr beſchieden war , am Kampfe ſelbſt Theil zu nehmen,

beſtand darin , bei der Verkündigung des Belagerungszuſtandes (am 19.) mitzuwirken, wozu die Lieutenants von Stetten und von Röder mit ihren Zügen verwendet wurden. Für die nächſtfolgen

den Tage blieb das Regiment in ſeinem Bivuak ſtehen , zahlreiche 43 *

676

Pitets und Patrouillen nac, alen Richtungen entjendend . Bei einem aus einem Zug des Regiments und einem Zug Großherzogl. heſſiſcher Infanterie beſtehenden Piket am Adlerheiligenthor trug ſich

ein komiſcher Vorfall zu , der ſeiner Eigenthümlichkeit wegen hier Plaß finden mag. „Nadidem wir“, ſchreibt unſer Berichterſtatter, „ in der Nacht alles Holz, darunter einen großen Leiterwagen, den wir auf den Barikaden gefunden , verbrannt hatten , fing uns !

gegen Morgen gewaltig zu frieren an. Ein kleiner Tambour der Heſſen - Darmſtädter, welcher ſich auch bei Erſtürmung der Barika den beſonders ausgezeichnet hatte , fam auf einen herrlichen Ein

fall : er ſtellte überal Poſten aus , ließ alle Mägde, welche ausge gangen waren , um ihren Herrſchaften Frühſtüdbrod zu holen,

anhalten und ihnen ihre gefülten Körbe abnehmen. Gegen einen tüchtigen Korb Holz verſprach er , ihnen das Brod zurückzugeben und ſo hatten wir in kurzer Zeit Holz in Maſſe ." 1

Bei der Beerdigung der am 18. Gefallenen eröffnete (am 21.) eine Schwadron unſeres Regimentes den Leichenkondukt. Im Uebrigen war das Bivuat auf dem Goetheplag, das noch einige Tage behauptet wurde , ein gar heiteres , reich an luſtigen Scenen und bunten Bildern und der alte Goethe" , jo lautet eine Mit

theilung aus jener Zeit , „ blidte ganz erſtaunt auf die um ſein Poſtament herum geſtellten ſchwarz und roth beflaggten Lanzen und horchte andächtig auf die ſchwäbiſchen Geſänge , die er aus Uhlands Munde nicht beachten wollte."

Nachdem die Schwadronen gegen Ende des Monats Septem tember einquartiert , ſchließlich dann noch Baraten für die Pferde auf dem alten Bivuakplaß erbaut worden waren, ſollte unſer Regis ment mit dem erſten Tage des Oktobers Frankfurt wieder ver: laſſen ; nicht aber, um nun ſofort wieder in ſeine Garniſon zurüdt zukehren . Die Bewegungen in Frankfurt hatten auch die badiſchen Revolutionsmänner aufs Neue zur Thätigkeit entflammt und dem zu Folge wurde die nach Schleswig beſtimmte Diviſion des VIII . Armeecorps befehligt , ſo raſch wie möglich nach dem badi ſchen Oberlande zu rücken und dort zwiſchen Freiburg und Offen burg Stellung zu nehmen. Am 1. Oktober marſchirte daraufhin dag 2te Reiter-Regiment von Frankfurt ab , zum dritten Male im

Laufe von ſechs Wochen nach Darmſtadt; den 2. nach Heppenbeim , 3. Heidelberg, 4. Bruchſal, wo an demſelben Tage die Führer des ſchon wieder gedämpften badiſchen Aufſtandes Struve, Blind u. ſ. w. als Gefangene in das dortige Zellengefängniß eingeliefert wurden.

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Am 5. war Ruhetag , am 6. ging es weiter nach Ettlingen , den 7. nach Bühl , 8. Raſt; 9. Offenburg , 10. Herbolzheim , 11. nach Freiburg (Stab und / Schw .), Ebnet , Barten , Umkirch , Buch

heim, Hugſtetten, Hochdorf, Gundelfingen , Vörſtetten (ſpäter auch Gottenheim), um hier bis gegen Ende (23. und 24.) Oktober ſtehen zu bleiben.

Das Beobachtung& corp8 mit dem Hauptquartier Freiburg batte folgende Eintheilung : Commandirender General : 6.-L. von Miller.

Chef des Generalſtabes : Oberſt- Lieut. von Wiederhold.

Württembergiſche Brigade : G.-M. Graf Wilhelm von Württemberg.

4tes Inf.-Reg. 6tes

-

1te8 Bat. Sten Inf. - Reg . 2teß Reiter-Reg. 3te reit . Batterie .

1 Pionier- Abtheilung. 5 Bat.

4 Schw .

8 Geſch.

Badiſche Brigade : G.-M. von Gayling. Infanterie : Oberſt von Röder. 2tes Inf. -Reg. 1 Bat. Leib- Reg. 1

1tes Inf.-Reg.

1

3tes

11

Dragoner-Reg. Großherzog. 1 Fuß- Batterie. 6 Bat.

4 Schw .

8 Geſch .

Zuſammen : 11 Bat. 8 Schw Schw .. 16 Geſch . Nach beinabe vierzehntägiger Ruhe in den bezeichneten Quar tieren mußte das Regiment in Folge einer Verlegung des Beobach tungscorps in den Seekreis - württembergiſche Brigade – und den Oberrheinkreis - badiſche Brigade - fich vom 23. Oktober

wieder in Marſch leben , um andere Kantonirungen mit dem Stab8 quartier Donaueſchingen (vom 26. Oktober bis November, zugleich Hauptquartier des Beobachtungscorps) zu beziehen.

-

678

Die Hauptaufgabe der württembergiſchen Brigade beſtand in der allgemeinen Ueberwachung des Seekreiſes, und der Beobachtung der Schweizergrenze, der Hauptverbindungsſtraßen und der Rhein

übergänge . Die Dislokation des Regiments war zu Anfang fol gende : Stab Donaueſchingen , Ite Schwadron (zu einer mobilen

Colonne unter Commando des badiſchen Oberſt- Lieut.. v. Klod detachirt) in Wollmatingen, bei Conſtanz ; 2te Löflingen und Dög

gingen ; 3te Riedböhringen , Stühlingen , Geiſingen und Pfobren ; 4te Donaueſchingen, Allmendshofen und Hüfingen.

Während der

Regimentsſtab bis Ende März 1819 in Donaueſchingen blieb, fan den in den Kantonirungen der Schwadronen mannigfache Verän derungen ſtatt; ſo wurden die 1te Schwadron zu Anfang Novem

ber nach Hilzingen, Gottmadingen und Weiterdingen verlegt; die Stationen Seppenhofen und Füezen , Engen, Grimeltshoven, Eber

fingen, Unter-Eggingen, Behla, Hauſen, Kirchen , Singen, Mößkirch, Waldshut , Liptingen , Thiengen u . 1. w . nach einander von ver ſchiedenen Abtheilungen des Regimentes abwechslungsweiſe beſegt ; die 1te Schwadron um die Mitte Februars einer mobilen Colonne unter Oberſt v. d . Oſten zugetheilt ; die 2te Schwadron gegen Ende

Februar 1819, zur Zeit, des gegen Struve und Blind in Freiburg einzuleitenden Prozeſſes nach Offenburg dirigirt, wo ſie (nebſt 1 Ba taillon und 1 Batterie unter Commando des Oberſten von Reina

hardt) bis 14. März ſtehen blieb , dann aber nach St. Georgen bei Freiburg abrüdte, um hier bis zum 2. April zu fantoniren . Um dieſe Zeit fand eine veränderte Dislokation für die ganze Feldbrigade ſtatt, um der durch mehr als fünfmonatliche Einquar

tierung beläſtigten Gegend einige Erleichterung zu verſchaffen.. Das 2te Reiter- Regiment tam dem zu Folge mit dem Stabe am 3. April nach Anſelfingen, am 13. nach Stockach ; auf Grund einer unmittelbar vom Kriegsminiſterium ertheilten Weiſung aber muß ten die kaum bezogenen Quartiere wieder mit den früheren vertauſcht werden . Am 17. April ſtand darauf das Regiment mit dem Stabe in Unter-Baldingen (unweit Donaueſchingen ) mit den Schwa dronen in Sundhauſen, Rieſingen ( 1.), Ober- und Unter-Baldin

gen (2.), Defingen (3.) und Hochemmingen (4.) ; am 25. nach abermaligem Quartierwechſel Stab in Stockach, Ite Schwadron (26.) in Thiengen u ., 2te in Liptingen, 3te in Radolfszel, 4te i. Bräunlingen.

Die Thätigkeit der Schwadronen beſtand der oben angeführten Aufgabe des Beobachtungscorps gemäß in Patrouillengang , Aus

ſtellung von Grenzpoſten und einem ſehr ausgedehnten Ordonnanz

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cours, der die Aufſtellung einer großen Zahl kleiner Detachements mit ſich brachte.

Im Inneren des Regimentes hatten mittlerweile mehrfache Veränderungen ſtattgefunden; von denen wir, als die bedeutendſte, den Wechſel im Commando desſelben anführen. Durch den am 19. Februar 1819 erfolgten Tod des General-Majors von Lügo w (wieder eines ehemaligen Louisjägers, der mit den Trümmern des

Regimentes über Rußlands Schneefelder gezogen war), wurde unter dem 12. März Oberſt von Troyff zum General-Major und in terimiſtiſchen Commandanten der Reiterei, (unter dem 26. Juli wurde dieſe Ernennung definitiv beſtätigt, gleichzeitig die Reiterei , unter Aufhebung der bisherigen Eintheilung in eine Diviſion zu zwei

Brigaden, zu einer Brigade von vier Regimentern formirt) ; der unter dem 29. Januar vom Major zum Oberſtlieutenant be förderte Stabsoffizier des Regiments von Rau zum Comman danten, (7. reſp . 8. Juni zum Oberſt), der adjutant des Corp8 commandanten, Rittmeiſter von Entreß - Fürſte ned zum Major und Stabsoffizier desjelben ernannt. Unter dem 19. Februar batte

außerdem auch in der Adjutantur eine Aenderung ſtattgefunden, indem dieſe dem Lieuteuant von Röder, anſtatt des von derſelben zurüdtretenden Oberlieutenant von Ziegejar übertragen wurde. (Weitere Aenderungen im Offizier- Corps, 1. u .) Die beim Depot in Ludwigsburg im Laufe des Winters ausgebildeten Refruten wur den im Frühjahr ( Ende Mai) in das Regiment eingeſtellt, dagegen

eine gleich große Zahl alter Mannſchaft entlaſſen. So rückte denn der Monat Mai beran .

Die revolutionären

Bewegungen an verſchiedenen Punkten Deutſchlands , die ſich auf: Neue, in ſebr drobender Weiſe verwirklichten , ſollten den Aufent 1

balt des Regimentes im Großherzogthum Baden beenden. Am 12. Mai erhielten die 2te und Ate Schwadron den Befehl zur Ver

ſtärkung der Beſaßung von Frankfurt zweien , ſchon am 7. dorthin dirigirten württembergiſchen Bataillonen zu folgen. Die Schwa dronen und eine Batterie, unter dem Befehl des Major von Entreß gelangten jedoch nur in die Nähe von Freiburg ; der zwiſchen dem

11. und 13. Mai in Carlsrube und Raſtatt erfolgende Ausbruch der badiſchen Revolution veranlaßte für die beiden Schwadronen die Ertheilung eines Gegenbefehls ; während das immer weitere Umſichgreifen der Aufſtandsbewegungen die Ordre zur Folge hatte : das Beobachtungscorps aus dem Großherzogthum Baden zurück

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zuziehen und zum Schuße der eigenen Grenze , innerhalb derſelben aufzuſtellen. In Folge deſſen ſtand das Regiment am 18. Mai mit dem

Stab *) und der 4ten Schwadron in Troſſingen ; der 1ten Schwa:

dron in Thalheim , der 2ten Durchhauſen , 3ten Thuningen , auf württembergiſchem Gebiet, dicht an der Grenze. Weiter ging der Marſch über Roſenfeld (21.) , Horb (22. –- 24.) nach Herrenberg ( 25). Mai). Die erſte Feldbrigade G.-M. Graf Wilhelm von Württemberg : jeßt noch ein Bataillon des 4ten , das 6te Inf. Regiment, das 2te Reiter-Regiment und eine reitende Batterie,

hatte Kantonirungen in der Gegend von Calw und Weil die Stadt zu beziehen ; das 2te Reiter -Regiment rückte daraufhin, den 26. nach Alt-Hengſtett, Oſtelsheim und Simozheim und am 31. Mai nach Nenningen ( Stab) , Rutesheim und Merklingen. Die zweite Feldbrigade G.-M. von Baumbach (5tes und 7tes Inf.-Reg., 4tes Reiter -Regiment, eine reitende und eine Fiißbatterie) wurde von Dürrmenz hinüber bis ins Zabergau aufgeſtellt. Am 1. Juni wurde unſer Regiment nach Heimerdingen (Stab),

Schödingen , Hirſchlanden und Digingen verlegt ; und in dieſen Quartieren bis zum 8. ſtehen bleibend, wurde es am 7. durch Seine Majeſtät den König zwiſchen Schwieberdingen (Haupt quartier) und Möglingen gemuſtert. - Bei dieſer Parade war eß, wo Seine Majeſtät den Reg .-Commandanten, Oberſt - Lieut. von Rau zum Oberſten ernannte.

Die mittlerweile erfolgte Ueberſiedlung des Reſtes der deutſchen Nationalverſammlung nach Stuttgart in den erſten Tagen des Juni und der ſich hieraus ergebende unausbleibliche Konflikt zwiſchen

jenem und der württembergiſchen Regierung gebot eine Zuſammen ziehung des Beobachtungscorps in der Umgegend von Stuttgart ; weshalb das Pte Reiter Regiment am

9. Juni nach Zuffenhauſen

(Stab) , Gerlingen (1te und Ate Schwadron ) und Stuttgart (2te und 3te Schwadron ), am 10. mit dem Stabe und der Iten Schwa dron nach Cannſtatt und der Aten nach Stammheim verlegt wurde, während die 2te und 3te unter dem Commando des Major von Entreß in Stuttgart blieben, wobin gleicty zeitig das Hauptquartier kam .

* ) Derſelbe marſchirte am 11. Mai von Stocadh nach Möhringen , 12. nach Donaueſdiingen, 14. nadh Villingen , 17. Weilersbach, 18. Troſſingen.

-

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Am 13. und 14. beſichtigte Seine Majeſtät der Mönig die in Stuttgart befindlichen Schwadronen , die abwechſelnd zug8 weiſe Bereitſchaftsdienſt batten . Am 18. Juni endlich „ward den Königlichen Truppen der Auftrag, der fernern Exiſtenz des Rumpf parlaments eine Ende zu machen ."

Dieſer Tag fand das Regiment , deſſen Schwadronen mitt lerweile mit den Quartieren gewechſelt hatten : Stab und 2te Schwadron in Cannſtatt , 3te in Zuffenhauſen , 1te und 4te in Stuttgart in der dortigen Reiterkaſerne. Kurz nach Mittag wur den die beiden legteren allarmirt und rückten unter Führung des

Stabsoffiziers mit einer ihnen beigegebenen reitenden Batterie auf den Schloßplaß. Von dort aus wurde die 4te Schwadron an das

Friße'ſche Reithaus, das Sigungslokal des Rumpfparlamentes ent ſendet. Major von Entreß ſelbſt führte die Schwadron Dorthin, und ſperrte die bobe Straße" ab , ſich an das 6te Infanterie

Regiment anſchließend, deſſen Abtheilungen unterdeß die Bänke und andere derartige Geräthſchaften aus dem Reithauſe entfernt und die übrigen nach dem Lokale führenden Straßen beſegt hatten. Mittlerweile nabete der Zug der Abgeordneten und da er der Aufforderung , von dem Betreten des Reithauſes zurückzuſtehen, feine Folge leiſtete, ſo erhielt die Schwadron unſeres Regiments den Befehl , die Straße zu ſäubern.

Im Schritt vorrüdend und

obne von den Waffen Gebrauch zu machen , wurden die Abgeord neten und die anweſende Volksmenge ohne beſondere Mühe zurück

gedrängt und zerſtreut. Auf die Nachricht aber, die Mitglieder des Rumpfparlaments ſeien nunmehr geſonnen, ihre Sißungen in dem damals in der oberen Königsſtraße gelegenen Hotel Marquardt zu halten , befehligte der commandirende General, G.-L. von Miller, den Major von Entreß, ſich mit der Schwadron dorthin zu begeben . Vor den Ausgängen des Hotels in der Königs- und Schmalen Straße wurden daraufhin die Züge der Schwadron vertheilt. Die erwähnte Nachricht beſtätigte ſich jedoch nicht;; der Schwadron

wurde nur noch die Aufgabe zu Theil, die vor dem Hotel verſammelte

Voltsmenge zu vertreiben, während Civil- Regierungscommiſjäre die in dem Gaſthof logirenden Abgeordneten mit dem Willen der württembergiſchen Regierung bekannt machten . Die 1te Schwadron war währenddem zur etwa nöthigen Stra ßenſäuberung durch die Königsſtraße hinauf bis an die Infanterie kaſerne und wieder zurück auf den Schloßplaß marſchirt, wo ſich jeft alle vier Schwadronen vereinigten , indem die in Cannſtatt 1

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und Zuffenhauſen fatonirenden mit dem Regimentsſtabe mittler weile ebenfalls dort eingetroffen waren. Hier wo gleichzeitig In fanterie und Artillerie aufgeſtellt war , fam es noch zu einigen tumultuariſchen Scenen, wobei einige Schreier und unruhige Köpfe den ihnen gebührenden Lohn empfingen . Gegen Abend , nachdem allem Anſcheine nach seine ernſtlichen

Unruhen mehr zu befürchten waren – die ganze Angelegenheit war überhaupt ruhiger abgelaufen, als zu erwarten war marſchirten die lte und 4te Schwadron in die Kaſerne, die 2te nach Cannſtatt zurück, wo an der Ufffirche und am Waſſerhauſe Feldwachen auf geſtellt wurden, zur Dedung der vom Oberlande führenden Eiſen bahn und Straßen , auf denen man Freiſchaarenzüge erwartete.

Die 3te Schwadron wurde dagegen die Nacht über, als Piket auf dem Schloßplage belaſſen und ging erſt am Morgen des 19. in ihre alten Quartiere zurück.

Bis zum 24. Juni blieb das Regiment in ſeinen bisherigen Cantonnements, nur mit den Schwadronen in denſelben wechſelnd. Die Freiſchaaren aber, welche ſich gegen die badiſche Grenze be wegten, um der Revolutionspartei zu Hülfe zu eilen , ſowie die, von jenſeits her, durch die Aufſtändiſchen ſtattgefundenen und noch zu befürchtenden Einfälle , führten das Beobachtung 8corps

unter G.-L. von Miller (nunmehr : 1tes, 3tes, 5tes, 6tes In fanterie-Regiment ; Ites, 2tes, 4tes Reiter- Regiment, drei Schwa dronen des 3ten ; drei reitende, eine Fußbatterie – 24 Geſchüße — und ein Pontontrain , in zwei Feld- und eine Reſerve -Brigade ge theilt), nochmals in den Schwarzwald. Am 24. wurde eine Schwadron unſeres Negiments nach Deger

lochy, am 25. zwei nach Plieningen und Echterdingen auf die Fil der, der Stab nach Stuttgart verlegt, und folgenden Tages ſegte das ganze Regiment den Marſch über Nufringen nach Eutingen (Stab), Freudenſtadt, Pfalzgrafenweiler, Nagold 2. fort ; wo es

unter das Commando der 2ten Feldbrigade (G.-M. von Baumbach trat) und wo in legterem Ort am 30. eine Schwadron vor Sei ner Majeſtät zu Fuß defilirte. Am 3. Juli rückte das Negiment nach Dornban (Stab) , Fluorn , Winzeln , Hohen -Mösſingen und 1

.

Marſchaltenzimmern , am 4. (mit dem Stab ) nach Sulz ; am 5.

wurde das Regiment der Reſerve-Brigade (G.-M. von Troyff) zugetheilt, zwei Schwadronen wurden unter Führung des Major von Entreß zur Entwaffnung und Bewachung einer badiſchen Com pagnie nach Troſſingen vorgeſchoben ; der Stab des Regiments war

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am 5. in Aidingen , unweit Spaichingen , am 6. in Spaichingen ſelbſt, die Schwadronen dort, in Dentingen, Hofen und Troſſingen (beziehungsweiſe nach Beendigung des in Troſſingen zu vollziehen den Auftrages in Aigheim ), wo ſie bis zum 18. Juli ſtehen blieben.

Da der badiſche Aufſtand , der mit der am 23. Juli erfolgten Uebergabe Raſtatts ſein Ende erreichte , ſchon jeßt in der Haupt ſache, durch die preußiſche und die Reich)sarmee niedergeworfen, auch von den Truppen dieſer Armeen das ganze Großherzogthum

beſeßt war, ſo ertheilte Seine Majeſtät der König unter dem 15. Juli , dem größten Theile des Beobachtungscorps !

darunter

Tem 2ten Reiter-Regiment – den Befehl zum Rücmarſch in die betreffenden Garniſonen. Am 19. Juli wurde der Marſch von unſerem Regimente an

getreten, das über Rottweit , Sulz ( 20. ), Eutingen (21. ), Ruppin gen ( 22.) und Leonberg ( 23.), am 24. Juli nach elfmonatlicher Abweſenheit wieder in die Garniſon Ludwigsburg einrüdte und die zuvor innegehabte Kaſerne am Karlsplaße bezog. Damit aus dem Corpsverband tretend, wurde auch im Laufe der nächſten Wochen erſterer durch Beurlaubung, der Mannſchafts- und Pferdeſtand legterer durch Abgabe von Pferden an andere Regimenter (31 an

das Ite, 27 an das 3te) und Verkauf – auf den Friedensfuß ge ſeßt. Während dieſes Ausmarſches batte das Regiment einen Ab gang von 42 Pferden , 10 waren geſtürzt; 4 als dienſtuntauglich verkauft ; 28 (im Februar und Juni 1849) an das Depot zurüd gegeben .

Obgleich es dem Regimente , während ſeines faſt ein Jahr dauernden Ausmarices nicht beſchieden war , ſeine Kraft auf dem

Felde der Ehre zu erproben und dort nach Lorbeeren zu ringen, ſo hatte es doch bei den endloſen Kreuz- und Querzügen, den Garni ſonsſtaub gründlich abſchütteln und mancherlei Erfahrungen ſam meln können , die ihm in vielfachen Richtungen zu Gute tamen.

Der Reſt des Jahres verging nach dem wechſelvollen Marſch- und

Kantonirungsleben nun vollends in ruhiger Weiſe , hinreichende Muße bietend, auf das Erlebte zurückzublicken . Was wir vom Jahre 1849 noch zu berichten haben, iſt zunächſt

eine, unter dem 13. Auguſt verfügte Uniformsänderung, durch welche, anſtatt des Rollets für die ganze Reiterei der Waffenrod einge führt und die rotben Streifen an den Beinfleidern abgeſchajít

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wurden ; und ferner die Auflöſung der Feldjäger-Schwadron * ), als deren Erſaß , eine Anzahl Unteroffiziere den Reiter-Regimen tern mit der Beſtimmung zugetheilt wurden , ſolche als zur Feld gendarmerie gehörig zu bezeichnen und ſie im Hinblick auf dieſe Beſtimmung auszubilden . Und ſchließlich noch , ehe wir von dem ereignißvollen Jahre ſcheiden, müſſen wir uns der ernſten Pflicht unterzieben, außer dem – wie erwähnt , am 19. Februar – ver 1

-

ſtorbenen General von Lüğow , noch dreier alten Regimentsange höriger zu gedenken, die als treue Mitglieder desſelben , in dieſen Blättern häufig rühmend erwähnt wurden, nun aber auch zur großen Heerſchau ins Jenſeits abgegangen waren. Es ſind Oberſt von Baſſewiß, der am 30. Dezember 1848 ; Oberſt von Milfau, der am 1. Februar und Oberſtlieutenant Gremp von Freu Denſtein , der am 11. Dezember 1849 das seitliche ſegnete .

I Das folgende fabr – 1850 – unterbrach den kaum wie der eingetretenen Friedenszuſtand aufs Neue. Die politiſchen Ver widlungen, welche durch die Ereigniſſe in Kurheſſen zwiſchen Preu ßen und Deſterreich hervorgerufen wurden , nahmen gegen Ende Oktober einen ſo ernſten Karakter an , daß auch Württemberg fich

genöthigt ſah , vorbereitende Maßregeln zu treffen. Es wurden 16 Bataillone, 16 Schwadronen – Leibgarde zu Pferde (2 Schwa dronen) ; 2tes , 3tes , 4tes Reiter- Regiment; 2 Schwadronen des 3 reitende und 2 Fußbatterien zur Mos 1ten Reiter-Regiments bilmachung bezeichnet, eine dem Pferdebedarf dieſer Abtheilungen entſprechende außerordentliche Remontirung angeordnet und die be I

urlaubte Mannſchaft, bei der Reiterei zunächſt auf den Pferdeſtand

( ausſchließlich der am 15. Oktober eingerügten Rekruten) einberufen. Die Dreſſur der jungen Pferde wurde mit allem Eifer , bei den kurzen Herbſttagen ſogar auf beleuchteten Reitbahnen betrieben ; ſowie die allmälig an Pferden und Mannſchaft ſtärker werdenden Regimenter in den Kaſernen feinen Raum mehr fanden , wurden

einzelne Züge in die den Garniſonen zunächſt gelegenen Dörfer verlegt ; vom 2ten Reiter-Regiment nach Ofweil und Kornweſtheim .

Als jedoch der faſt unvermeidlich ſcheinende Ausbruch des Krieges in der zwölften Stunde noch durch eine Verſtändigung zwiſchen den Kabinetten der deutſchen Großmächte abgewendet wurde , geſchab

ſofort der angeordneten Einberufung der bis dahin noch Beurlaub Wurde durch höchſte Verfügung vom 20. Oktober 1851, reſp. 13. Februar 1855 , nur in etwas modifizirter Weiſe, wieder errichtet.

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ten , ſowie dem Pferdeauftauf Einhalt und nach dem Seine Mas am 7. Dezember - die in

jeſtät der König zuvor noch

Kriegsbereitſchaft befindlichen Truppen der Garniſonen Stuttgart und Ludwigsburg, ( ltes, 2tes, 4tes, 5tes, 6tes Infanterie-Regiment Leibgarde zu Pferd, 2tes, 3tes, 4tes Reiter-Regiment, 5 Batterien, Pionier-Compagnie u. f. w .) in erſterer Stadt beſichtigt hatte, hör ten bis zum 20. Dezember ſämmtliche Kriegsrüſtungen auf; die Zurüdführung des Pferdeſtandes der Reiter-Regimenter auf völligen Friedensfuß trat jedoch erſt mit dem Frühjahr 1851 in ganze Wirt ſamkeit.

Das Iabr 1851 iſt für die württembergiſche Armee ſowohl,

wie ſpeziell für die Reiterei in mehrfacher Hinſicht von ganz beſon derer Bedeutung.

In erſterer Beziehung

ſämmtliche Truppen

theile betreffend - dadurch , daß anſtatt der bisherigen , im Jahr 1818 empfangenen Feldzeichen die Infanterie- Bataillone und Rei

ter-Regimenter fliegende Fahnen und Standarten *) erhielten. Am 3. Sept. wurden dieſelben den auf dem Cannſtatter Egerzirplag vers einigten Regimentern der Garniſonen Stuttgart und Ludwigsburg und den Deputationen der auswärts Garniſonirenden in feierlicher

Weiſe von Seiner Majeſtät dem König überreicht und von den Truppen ſofort der Eid der Treue aufs Neue abgelegt. In Betreff der Reiterei erwähnen wir drei bedeutende Neue rungen verſchiedener Art , die in dieſem Jahre in Kraft traten . Erſtens die zunächſt nur in proviſoriſcher Weiſe angeordnete, dann aber definitiv beibehaltene Einrichtung des Schwadronsſyſtems. Bisher wurden während des Wintercurſus die Rekruten des ganzen

Regimentes in eine Abtheilung vereinigt, durch beſonders hierzu commandirte Offiziere ausgebildet , und erſt im Frühjahr in die Schwadron eingeſtellt; ebenſo die Schüßen , ( durch die Schüßen offiziere) die Remontepferbe , ſelbſt die Unteroffiziere, was Reiten und theoretiſchen Unterricht betrifft. - Dieſes Centraliſationsſyſtem nun, wurde aufgehoben , und das geſammte Material an Unter offizieren , Schüßen , alten und jungen Reitern , alten und jungen Pferden 2c . , dem Schwadronscommandanten zur ſelbſtändigen Dreſ I

* ) Die Standarten von rother Seide, mit dem Namenszug des Königs auf der einen , dem württembergiſchen Wappen auf der anderen Seite geziert, tragen

als Franzeneinfaſſung die Farben der Aufſchläge, durch welche ſich die Reiter Regimenter vor dem Jahre 1816 unterſchieden , 1tes gelb , 2tes grün , 3tes 1

weiß, 4tes roth .

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ſur, Aus- und Fortbildung in die Hand gegeben *). Theilweiſe Verſuche hatte man ſchon im vorigen Jahre mit dieſer Neuerung gemacht, im Jahre 1851 aber trat ſie erſtmals in ihrer ganzen Ausdehnung ins Leben, um nach verhältniſmäßig kurzer Zeit ſchon,

die für die Waffe ſich daraus ergebenden ſegensreichen Folgen in eklatanteſter Weiſe ans Licht zu fördern.

Eine weitere Veränderung wurde mit der Eintheilung der Schütfen in ihren Schwadronen und ihrer Verwendung vorge nommen. Bisher hatten ſie, wie wir geſehen haben, eine geſchloſ ſene Abtheilung der Schwadron den vierten Zuß, auf dem Frie

densfuß den vierten Halbzug – gebildet. Dieſe Eintheilungsart hob man jeßt auf, und die Schüßen wurden der Art vertheilt, daß ſie von

nun an neben den als Rahmen der Züge aufgeſtellten Unteroffizie ren ,1 die Flügelrotten der Züge und Halbzüge bildeten. (Werden die Schüßen zum Plänkeln vorgezogen, ſo geben nach Einfüh rung dieſer veränderten Aufſtellungsart zunächſt nur die Schüßen des erſten Gliedes, theils die Kette , theils Reſervetrupps for mirend vor , während die Schüßen des zweiten Gliedes an die Stelle der plänkelnden in das erſte Glied rücken .) I

Die dritte der Neuerungen , eine ſehr weſentliche und nicht minder von ganz außerordentlich günſtigem Einfluß, bildet die Errich tung einer Equitationsſchule, auf die, ſeit ihrem Beſtehen, zu einem Anfangs neun , ſpäter elfmonatlichen (vorübergehend auch einmal ſiebenmonatlichen) Curſus Offiziere und Unteroffiziere der reitenden Waffen - von jedem Reiter-Regiment, der Leibgarde und Artil lerie je ein Offizier – commandirt werden.:

Einen, das Regiment betreffenden Todesfall brachte auch dieſes Jahr wieder. Am 23. Januar 1851 ſtarb der Oberlieutenant von Gaisberg ; und in dem Jahre darauf , am 17. Juli , der ebe

malige Escadrons-Chef und ſpätere Commandeur der Louisjäger : der penſionirte General-Lieutenant und Oberſt- Stallmeiſter von Münchingen . Vom Jahre 1852 erwähnen wir, ein im Frühjahr – 16. April - ſtattfindendes Ausrüden eines, aus der alten Mannſchaft der drei *) Nur einzelne Zweige, wie der Schreibs, der Fecht, der thierärztliche Unterricht

der Unteroffiziere 2. wurden dieſen auch fernerhin gemeinſchaftlich im Regiment ertheilt.

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-

in Stuttgart und Ludwigsburg garniſonirenden Reiter-Regimenter, combinirten Regimentes zu ſechs Schwadr., das unter dem Coms mando des Oberſten von Weißenſtein (Commandanten des 3ten Regts.) vor dem, in Stuttgart anweſenden Großfürſten von Rußland egerzirte ; ſowie einen , am 13. September erlaſſenen Befehl , wonach der

Geſammttörper der vier Reiter-Regimenter anſtatt wie bisher durch Reiter-Brigade, künftig durch Reiter : Diviſion zu bezeichnen ſei." Und endlich als Hauptereigniß dieſes Jahres dann, tritt ein Garniſons wechſel auf , den unſer Regiment von Ludwigsburg fort , an einen Standort führen ſollte, den es bis dahin noch nicht unter die Zahl

ſeiner Garniſonen rechnen durfte. Es wurde beſtimmt, im Oktober mit dem 4ten Neiter-Regiment wechſelnd, nach Stuttgart zu rücken,

die neuerbaute, im Jahre 1845 erſtmals von jenem Regimente ein genommene Reiter-Naſerne zu beziehen.

Fünfter Abſchnitt. Die Jahre 1852 bis 1861.

Garniſon Stuttgart.. 1852. - 1853. Oberſt von Reiſdadı übernimmt das Regiments.Commando , 17. januar. - 3chnie große Ariegøübung. — 1854. – 1855. Kriegebereitſdiaft. - 1856. – 1857. Tod der Herzogin Henriette , Elfte große Kriegsübung. – 1858. – 1859. Oberfi Wittwe des Herzogø Louis von Württemberg. Mobilmachung. Krieges und Prinj ju Sadjen- Weimar wird Regimento -Commandant, 9. Mai. Marſchbereitſchaft. - Åbmaríd zur Concentrirung bei Heilbronn , 20. Juni .

Friede von Bila :

franca . Rüdmarſch und Kantonirung quartiere bis Ende Oftober . – Enthüllung des Standbildes Ferzog Eberhard's , 10. Tezember. 1861 .

Am 26. Oktober 1852 um balb zehn Uhr Morgens rüdte das

2te Reiter-Regiment zum Nedfarthore in die Reſidenz und über den Schloßplaß und zum Königsthor wieder hinaus in die ihm be ſtimmte Kaſerne ein.

Der Reſt des Jahres verfloß unter dem Einfluß der neuen Umgebungen in eifriger Ausübung des gewöhnlichen Friedens dienſtes. Mit dem Beginn des folgenden Iahre 8 – 17. Jan. 1853 – traf das Regiment ein Commandowechſel; anſtatt des wirklichen Commandanten , Oberſten von Rau , wurde wegen eines längeren Krankſeins desſelben, die Führung des Regimentes in in terimiſtiſcher Weiſe dem Commandanten der Leibgarde zu Pferde, Oberſten von Reiſch ach übertragen und dieſer, nach der wegen

fortdauernder Kränklichkeit erfolgten Penſionirung des Erſteren unter dem 11. Juli definitiv zum Regiments-Commandanten ernannt.

Nach ſiebenjähriger, durch die Zeitumſtände gebotener Unter brechung fand in dieſem Jahre wieder eine größere Kriegsübung ſtatt. „ Eine feindliche Armee, welche den Rhein bei Straßburg überſchritten und ſich gegen Raſtatt gewendet hat“, lautet die ſtrategiſche Grundlage, „ läßt alsbald nach ihrem Uebergange ein Corps -- das Weſtcorps über Freudenſtadt, (G.-M. Graf Wilhelm von Württemberg)

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Herrenberg gegen Stuttgart , Ludwigsburg überraſchend vorgehen. Das diesjeitige - Oſtcorps (G.-L. von Baumbach ) -- nicht völlig kampfbereit, zieht ſich hinter die Neckarlinie Cannſtatt-Rems ‘ zurüd und zerſtört die Brücken. Mit dieſem Tage beginnen die Ue bungen . Die beiden Corps ſtehen ſich, durch den Nedar getrennt, gegenüber ; das Oſtcorps vertheidigt die Uebergangsſtellen, vollendet ſeine Rüſtungen und gehörig verſtärkt, ergreift es die Offenſive. Glücklich in ſeinem Unternehmen treibt es den hartnädigen Gegner nach und nach über Herrenberg bis Bondorf zurück. Friſche Kräfte,

welche hier zum Weſtcorps ſtoßen, veranlaſſen einen Umſchlag. Das Oſtcorps wird geſchlagen. Mit dieſem Gefechte enden die Kriegs übungen." Am 5. Oktober wurden ſie durch eine Truppenſchau auf dem

Felde bei Schmiden eröffnet. Am 6. begann das Manöver. Am 6. und 7. bei Tage Lagerſtellungen zu beiden Seiten des Neckar, dann Nedarübergang und Vorrücken des Oſtcorps über Feuerbach, Renningen, Magſtatt, Ehningen, Herrenberg nach Bondorf, wo die Uebungen am 15. ſchloſſen. Wodurch ſich dieſes Manöver weſentlich von den früheren unter

ſchied, war, daß bisher nach Beendigung des für dieſen und jenen Tag vorgeſchriebenen Gefechtspjedes auf die ſtrategiſchen Annah men baſirte Verhältniß zwiſchen den betreffenden Gegnern aufhörte und die Truppen ruhig in ihre Nachtquartiere abrückten ; während jeßt die vorgeſchriebenen Feindſeligkeiten auch nach dem Schluß des eigentlichen Gefechtes fortdauerten , die Vorpoſten auf beiden Seiten ausgeſtellt wurden und die Unternehmungen des kleinen

Krieges auch dem ſubalternen Vorgeſetzten, ja, dem einzelnen Mann Gelegenheit gaben, ſich in ſeiner Sphäre zu verſuchen und die all nächtigen Bivuaks der Avantgarden weſentlich dazu beitrugen , die Truppen feldmäßig auszubilden. Als beſonders erwähnenswerth beben wir einen Moment

am 11. Oktober bei Aidlingen - hervor, in dem zwei Schwadronen unſeres Regiments (die 2te und 4te), befehligt, ein auf einer ziem

lich ſteilen Abdachung fich zurüđziehendes Bataillon anzugreifen, nachdem die Höhe erreicht war , in der Carriere die Böſchung hinunter jagten und das feindliche Quarre mit vielem Erfolg atta kirten.

Die Stoßkraft, welche durch das Bergabreiten im vollen

Laufe erzeugt wurde, war eine ganz außerordentliche , wahrhaft überwältigende , die im Ernſtfalle zu dem glänzendſten Reſultate

hätte führen müſſen. Um ſo mehr iſt es zu bedauern , daß eine 44

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Bewegung von ſo ganz unläugbarer Wirkung , deren ſichere Aus führung denn doch nicht ohne Schwierigkeit iſt, bei den Friedensübun gen ſo ſelten geübt wird. (Bei dem erwähnten Angriff ſtürzte übrigens kein Pferd.)

Nach Beendigung des Manövers , dem theilweiſe auch Seine R. Hobeit der Großherzog von Didenburg anwohnte , batte unſer Regiment in Tübingen Ruhetag und rückte am 18. Oktober wieder in Stuttgart ein. Vom Jabre 1854 erwähnen wir die im September verfügte

Errichtung eines Fohlendepots . Bei dem merklichen Steigen der Pferdepreiſe, ſowie bei dem häufig ſich ſehr fühlbar machenden hoben Grade von Abnußung , in dem die Remontepferde , zur Zeit ihres Auftaufs, in einem Alter von 44% – 5 Jahren, durch übermäßigen -

Gebrauch in den Entwicklungsjahren ſich befanden , beabſichtigte man , zweijährige Fohlen aufzukaufen, dieſe in ein Depot auf den Landgeſtüten zu vereinigen , daſelbſt durch , von den Regimentern abcommandirte Wärter zu verpflegen und nach zwei Jahren an die Abtheilungen als ein geſchontes , ſorgſam aufgezogenes Material abzugeben .

Weiter wurden in dieſem Jahre im Oktober Verſuche mit dem Ein- und Ausladen und dem Transport von Reiter- ' abtheilungen auf der Eiſenbahn gemacht, die ſehr befriedigende Reſultate lieferten .

Der ſchon ſeit 1853 währende orientaliſche Krieg batte mittler: weile eine Ausdehnung genommen , die es dem deutſchen Bund rath ſam erſcheinen ließ, ſich für alle Eventualitäten vorzubereiten. Es wurde daber in der Bundestagsſigung vom 8. Februar 1855 der

Beſchluß gefaßt, die Bundesſtaaten zu einer Kriegsbereitſchaft ihrer Hauptcontingente in der Art aufzufordern, daß dieſelben im Stande ſeien , nach Verfluß von vierzehn Tagen „marſch- und ſchlagfertig" dazuſtehen. Demgemäß ward zunächſt eine Beſchleunigung in der Ausbildung der Herbſtrekruten angeordnet, dann – unter dem 19. Februar die Kriegsbereitſchaft der Infanterie-Regimenter Nr. 1 bis 5 ; des Iten, 2ten und 3ten Reiter- Regiments ; zweier reiten den und dreier zwölfpfünd. Fußbatterien, einer Pionier -Compagnie, Munitions- Reſerve u . ſ. w. befohlen und in Folge deſſen, ein außer ordentlicher Auftauf von Remontepferden ins Werk geſegt. So wie

deren Zahl , durch allmäliges Eintreffen beim Regimente ſich ver größerte, wurden in gleichem Verhältniß die auf den Friedensſtand

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Beurlaubten einberufen und nun das mühſame Geſchäft der Pferde dreſſur mit Ernſt und Eifer begonnen. Am 30. April hatte das Regiment (zu 16 Zügen) einen (den höchſten ) Stand von 678 Pferden und da für dieſe die Räumlich feiten in der eigenen Kaſerne nicht ausreichten , ſo wurden Abthei

lungen in die Garde- und Feldjäger-Kaſerne , in den Königlichen Marſtal, die Königliche Maierei , in das Wirthshaus „ zum würt temberger Hof“ , (ſpäter noch in drei weitere Privatſtälle) und vom 16. März an, bis Mitte Oktober – geſchloſſene Züge bis zu 100 Pferden nach Cannſtatt verlegt. Auf den 1. Juli wurden dann, die gewöhnlich erſt im Herbſt einrückenden Rekruten einbe rufen und mit ihrem Einererziren begonnen . Im Herbſt – 19. beſichtigte Seine Majeſtät der König das Re September giment, gleichzeitig mit den übrigen Truppen der Garniſon Stutt -gart auf dem Schloßplaße. Als aber die politiſchen Conſtellationen im Spätſommer und namentlich nach dem, am 8./9 . September erfolgten Fau Herbſt von Sebaſtopol — ſich weniger drohend geſtalteten, wurde zunächſt angeordnet, die Reiter-Regimenter nicht mehr auf voller Kriegs ſtärke, ſondern nur auf dem Stand von „ annähernd" 628 Pferden zu erhalten und nach dem , am 30. März 1856 erfolgten Frieden

von Paris die Kriegsbereitſchaft aufgehoben. Bei der Zurückführung der Reiterei auf den Friedensfuß aber wurden den, vom Bund geſtellten Forderungeu gemäß , die Regi menter auf einem höheren Friedensſtand: von 429 Pferden (incl. 16 Fohlen auf dem Landgeſtüt) belaſſen und zugleich die Präſenz zeit der Mannſchaft von zwei Jahren auf drei erhöht * ). Während

das Regiment im Monat Juli des Jahres 1856 den Tod des Oberſten im Ehren- Invalidencorps von Baş ( 1812 Adjutant, ſpäter Rittmeiſter im Regiment ) zu betrauern hatte, mußte es am Schluſſe desſelben Jahres dem am 24. Dezember verſtor

benen Diviſions General von Weißenſtein das legte Geleite geben **) und der Anfang des Jahres 1857 rief darauf das Regiment ſogleich wieder zur Erfüllung einer noch ernſteren

*) Die Schwadronen auf dem Friedensfuß wurden von da zu drei Zügen formirt. An ſeine Stelle trat der, unter dem 5. Januar 1857 zum 6.-M. und Com. mandanten der Reiter- Diviſion ernannte, bisherige Commandant des 4ten Reiter Reg. Oberft Graf Linden. 44 *

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Pflicht. Vor vierzig Sahren hatte es ſeinen ehemaligen Regiments Chef, den Herzog Louis von Württemberg, zu Grabe getragen und jeßt – am 2. Januar

verſchied in ihrer Reſidenz Kirchbeim

unter Teck , deſſen Gemahlin , die Herzogin Henriette von Württemberg (geborene Fürſtin von Naſſau -Weilburg ), Mutter

Ihrer Majeſtät der Königin. Die lte und 3te Schwadron des 2ten Reiter-Regiments erhielten Befehl , die irdiſchen Reſte der Fürſtin in die Königliche Gruft nach Stuttgart zu geleiten. Am 6. Januar marſcirten die Schwadronen unter Fübrung des Re giments-Commandanten nach Kirchheim , wo ſie einquartiert wurden. Um 11 Uhr Morgens des folgenden Tages fand im dortigen Schloſſe ein Trauergottesdienſt ſtatt, zu dem das Offizier-Corps beigezogen wurde , um 1 Uhr ſegte ſich der Zug in Bewegung. Ade Orte, die er durchzog, hatten ihr Trauergewand angelegt, mit ichmerz:

licher Theilnahme empfing überall die Einwohnerſchaft die in feier licher Stille Dahinziehenden – die Trauer um die hochverehrte Herzogin, die in ihrem Leben alüberal Gutes geſpendet und un zählige Thränen getrocknet hatte , war eine allgemeine. Von den beiden anderen Schwadronen unterwegs - in Berg - eingebolt,

paſjirte der Leichenkondukt Abends um 8 Uhr das Königsthor und eine halbe Stunde ſpäter endete der ernſte Dienſt des Regimentes an den Pforten der Stiftskirche.

Für den Herbſt desſelben Jahres war wieder ein großes Ma= növer befohlen. ,,Zwei nahezu gleich ſtarke Corps ſtehen ſich am unteren Neckar in der Höhe von Heilbronn gegenüber “, ſo lautet die „ ſtrategiſche Grundlage".

Sie beißen Rhein- und Main

corpo (G.-2. Graf Wilhelm von Württemberg und 6.-L. von Baumbach ), das erſtere iſt im Beſik. der Nedarübergänge und bereit, die Offenſive in öſtlicher Richtung zu ergreifen . Das legtere ſteht im Weinsberger Thal und wird ſofort , bis an die Kupfer zurück

gedrängt. Verſtärkungen, welche dem Maincorps hier zukommen, veranlaſſen das Rheincorps ſich auf dem Plateau des Mainhardter Waldes und damit auf der Linie Hall -Cannſtatt aufzuſtellen . Das Maincorps ſchreitet von Had auß zur Offenſive und zwingt den Gegner zum Rückzug auf Cannſtatt."

Am 8. September marſchirte unſer Regiment in der Richtung von Heilbronn ab ; am 10. begannen die Kriegsübungen , die ſich namentlich durch den Marſch und ein zweitägiges, von beiden Corps

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abwechſelnd bezogenes Lager im Mainhardter Walde auszeichneten ,

an dem eine Schwadron (die 3te) unſeres Regimentes Theil nahm, während das Gros der Reiterei des Rheincorp8 – in dieſem Ter rain nicht wohl verwendbar – eine mehr weſtlich gelegene, für die

Verpflegung vortheilhaftere Operationslinie benugte. Der Vor poſtendienſt wurde in beiden Corps ohne Unterbrechung

ein

ſchließlich der Ruhe und Sonntage -- gegeben. Am 19. dem Schluß tage der Uebungen rüdte unſer Regiment wieder in die Garniſon ein, worauf am 21. noch eine große Parade auf dem Felde bei Schmiden abgehalten wurde. In demſelben Jahre riß der Tod wieder zwei Glieder aus der

Reihe des Offizier-Corps unſeres Regimentes. Am 18. Februar ſtarb in Folge eines Pferdeſturzes, der Schüßenoffizier Oberlieutenant Karl Philipp von Ellrich 8 h auſen , am 3. Dezember der Rittmeiſter von Valois . Auch zwei ehemalige Regiments und Kriegs-Kameraden ſchieden zu dieſer Zeit aus : der Re gimentsarzt a. D. von Keller ( ſtarb 12. Juli 1857 ) und im

Fabre 1858 der Oberſt des Ehren-Invalidencorps von Rangau, der am 21. Dezember ſtarb und am 23. von zwei Schwadronen

unſeres Regimentes zu Grabe geleitet wurde. Der „ Neujahrsgruß" des fahres 1859 ſollte auch bei uns die Hoffnungen zur endlichen Erfüllung der ſo lange und ſo heiß erſehnten Kriegsthätigkeit bis aufs Höchſte ſpannen leider blieb es auch diesmal wieder nur bei den Hoffnungen, die jäh zerſchellten, als wir die Verwirklichung ſchon faſt vor Augen zu haben wähnten. Gegen Ende März begann in Folge der ſich drohend am po

litiſchen Horizont zuſammenziehenden Wolken der Ankauf von Re montepferden, die Einberufung der Beurlaubten. In der zweiten Hälfte des April - am 19. – wurde erſtmals eine Abtheilung

des Regimentes nach Cannſtatt verlegt, da der Raum in der Ras

ſerne nicht mehr ausreichte. Es folgten dieſer Abtheilung nach und nach mehrere, die in Cannſtatt, Fellbach und Schmiden einquartiert

wurden, bis ſchließlich zu Anfang Juni ganze Schwadronen nach Cannſtatt, Fellbach, Rommelshauſen und Stetten rückten und ſich zulegt nur noch eine Schwadron und die gegen Ende April auf geſtellte Depotíchwadron des Regimentes in der Raſerne befanden,

die außerdem durch Trainpferde des Hauptquartiers u. ſ. w . be ſeßt war.

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Ende April wurde die Kriegsbereitſchaft, Anfangs Mai die „Marſchbereitſchaft“ für das Hauptcontingent, beſtehend aus einer Infanterie - Diviſion : 1. Feldbrigade 2tes, 3tes, 6tes Inf.-Reg. 11 .

4tes , Stes

einer Reiter Brigade : 2tes, 3tes, 4tes Reiter -Regiment ; zwei reitenden , zwei und einer halben zwölfpfünd. und zwei ſechspfünd. Fußbatterien

befohlen. Zum Erſagcontingent wurde das lte Infanterie- und das Ite Reiter-Regiment, beſtimmt. Seine Königliche Hoheit Prinz Friedrich von Württem berg wurde (von Sr. K. H. dem Großherzog von Heſſen) zum Commandirenden des VIII, Armeecorps ; G. -L.'von Miller zum

Commandanten der württembergiſchen Feld - Diviſion ernannt. Durch die am 9. Mai erfolgte Ernennung des Commandanten del 2ten Reiter-Regiments , Oberſten von Reiſch ach zum Bri gadier über die drei zum Hauptcontingent gehörenden Reiter Regimenter trat in dem Regiments-Commando ein Wechſel ein und wurde unter demſelben Tage der bisherige Commandant der Leibgarde zu Pferde, Seine Hoheit Oberſt Prinz zu Sachſen Weimar zum Commandanten unſeres Negimentes ernannt. Am 12. trat er den Befehl an. Mit folgenden Worten nahm Oberſt von Neiſchach von dem Regimente, daß er ſechs Jahre geführt hatte, 1

Abſchied :

Seine Majeſtät der König haben allergnädigſt geruht, mich zum Comman danten der Feldbrigade zu ernennen und Seiner Hoheit dem Prinzen Hermann zu Sachſen -Weimar das Commando des 2ten Regiment8 zu übertragen . Das Com

mando iſt bereits in die Hände Eures neuen Oberſten gelegt , aber ich kann nicht aus meiner Stelle ſcheiden , ohne Euch meinen Dank, meine Anerkennung auszudrüđen für die Hingebung und den Eifer, mit dem Jeder an ſeinem Plate bemüht war, mich in der Erfüllung meiner Pflichten zu unterſtüßen. Mit Stolz ſtand ich an der Spige des braven Regimentes, von deſſen Tapfer

teit die Geſchichte der Vergangenheit ruhmvolle Zeugniſſe bewahrt, und wenn es mir vergönnt ſein ſoll, Euch mit unſeren Waffenbrüdern hinauszuführen , auf das Feld .

der Ehre für König und Vaterland, für deutſches Recht und deutſche Ehre, ſo hoffe ich, daß Ihr den alten Ruf bewahren werdet und daß man , wie von Euren Vors

fahren, auch von Euch wird ſagen tönnen : ſie waren unter den Braven die Tapferften. Oberft von Reiſchach.

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Mit dem 15. Juni wurde die Feld - Diviſion „ als formirt

betrachtet“ und wenige Tage darauf regte ſie ſich zur Concentri rung bei Heilbronn in Marſch. Unſer Regiment, deſſen Feldetat feſtgeſtellt war , auf 1 Commandanten (Oberſt), 1 Stabsoffizier,

1 Adjutant, 1 Schüşenoffizier, 4 Rittmſtr., 4 Oberlieut. , 8 Lieut., 1 Stabsfour. , 1 Stabstromp., 4 Oberwachytmſtr., 8 Wachtmſtr., 4 Four., 16 Tromp ., 40 Oberm., 24 Rottm., 96 Schüßen, 442 .

1

Reiter. = Streitbare : 656.Mann, 636 Dienſtreitpferde.

1 Reg .- Quart.-Mſtr., 1 Reg.- Arzt, 1 Reg.-Pf.- Arzt, 4 Unter ärzte, 1 Profoß, 1 Reg.- Sattler, 8 Hufſchm ., 1 Büchſenm ., 1 Büch ſenm . -Geh., 4 Schw .-Sattler, 4 Krankenführer, 30 Offiz.- Diener, 1 Wagenmſtr ., 15 Trainſold . = Nichtſtreitbare: 73 Mann , 25 Dienſtreitpferde.. 10 Fahrzeuge ( 1 Stabs-, 1 Mun.-, 1 Regiſtr.-, 1 Requiſ.-, 1 Ambulance-, 4 Schw .- Gepäck-Wagen, 1 Feldſchmiede) mit 28 Zugpferden (incl . 2 Reſ.-Pf.) ; zuſammen = 729 Mann, 689 Dienſtpferde, trat ſeinen Marſch am 20. Juni an. Das Offizier Corp8 war nach den weiter unten erſichtlichen Veränderungen fol 1

gendes :

Regiments -Commandant: Oberſt Prinz zu Sachſen Weimar.

Stabsoffizier : Major von Klüpfel. Reg .-Adjutant : Oberlieut. von Baumbach .

Schüßen - Offizier: Oberlieut. Wilh. von Maucler. 1te Schwadron : Rittmeiſter von Stetten. Oberlieutenant von Lud.

Lieutenant Moſer. Prinz Nikolaus zu Hohen : lohe- Waldenburg. 2te Schwadron : Rittmeiſter Graf Püdler.

Oberlieutenant Bopp. Lieutenant Graf Alexander von Würt temberg . n

von Hügel. von Herrmann.

3te Schwadron : Rittmeiſter von Reicach .

Oberlieutenant Startlof. Lieutenant Aug. von Maucler.

von Baldinger .

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4te Schwadron : Rittmeiſter Graf A delmann. Oberlieutenant Campbell. Lieutenant von Reiſc a chy.

Prinz Viktor zu Hohenlohe Waldenburg.

Portepeekadet von Bayer - Ehrenberg . Reg .-Quart.- Mſtr. Schweifle.

Reg.-Arzt Dr. Aichele. Reg.-Pferde-Arzt Dochtermann.

(Regimentskadeten waren bei der Iten Schw. Radet Sieber, 2ten Heyer von Roſenfeld, 3ten Häußler. Beim Depot blieben zurück : Rittm. von Taube und Oberl . Hugo von Kirn ). Der erſte Marſch ging nach Ludwigsburg (eine Schwadron Egolsheim ); am 21. nach Bönnigheim (Stab und 2te Schw.), Bodenheim und Meimsheim ( 1te Schw .), Brackenheim (3te Schw .) und Erligheim (4te Schw .). Am 23. wurden die Quatiere in ſo

fern gewechſelt, daß die 2te Schwadron nach (Gügglingen, die Hälfte der 4ten nach Bönnigheim und ein Zug der 3ten nach Frauen zimmern rückte. Alles andere blieb und bis zum 2. Juli verweilte das Regiment in obigen Kantonirungen . Am 2. wurde das Re giment zum Abhalten einer großen Beſichtigung , in die Nähe von Heilbronn beordert , wo ſich die ganze Felddiviſion bei Bödingen concentrirte. Um 9 Uhr Morgens erſchien Seine Majeſtät der

König, der nach dem Bereiten der Front, die höheren Truppenführer um ſich verſammelte und ſie auf den Ernſt und die Bedeutung der Ihrer und ihrer Truppen wartenden Aufgabe hinwies . Es folgte dann das Defiliren der Regimenter, worauf wieder in den früheren Quartiere zurückmarſchirt, zum Theil auch , wie z . B. von unſerem Regiment andere bezogen wurden.

Bei dieſer Parade war es unter Anderem zur Sprache gekom men , ob es denn nicht bedenklich ſei, daß das 2te Reiter- Regiment mit zwei Standarten ins Feld marſchire und ob nicht etwa die

Linzer Ehrenſtandarte zurückzulaſſen wäre. Einſtimmig aber erklärte das Regiment, mit mannbafter Treue beide Standarten düşen und wahren , mit Gut und Blut für ihre Erhaltung einſtehen zu wollen . Wir gebrauchten ſo eben den Ausdruck „ ins Feld mar diren." - Es berrichte, als wir nach dieſer Revue in die neuen

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Quartiere rückten, unter uns kein Zweifel mehr , daß die unſere glückliche Beſtimmung in Kurzem ſein werde. Die Dislokation des Regimentes: Stab Heilbronn, Ite Schwadron Kirchhauſen und

Biberad ), 2te Ober- und Unter-Eiſisheim , 3te Necargartach und Frankenbach , 4te Schwaigern und Großgartach war faſt dieſelbe wie die, in der unſer Regiment 1812 vor dem Abmarſch zur ruſſt ſchen Campagne geſtanden hatte. Die Stimmung, mit der man den nächſten Ereigniſſen entgegenſab , konnte ohne Scheu den Vergleich mit dem Kriegsmuth unſerer Waffenbrüder von Anno Zwölf aus halten.

Es war eine ſchöne, ſchöne Zeit die legten Juni- und

erſten Julitage. Leider ſollte ſie nicht lange dauern. Der Friede von Villafranca machte unſeren Hoffnungen ein raſches Ende. Am 11. Juli erfolgte der Befehl, am 14. andere Cantonnements in

der Gegend von Stuttgart und Ludwigsburg zu beziehen und

am 21. wurde die Feldaufſtellung des K. Truppencorps aufgehoben. Unſer Regiment marſchirte am 14. nach Beſigheim (St. u. 3. S. ), Wahlheim (2), Löchgau ( 1 ), Erligheim und Freudenthal (4) ; am 15. mit dem Stab, der 1ten und der Hälfte der 2ten Schwadron

zurück nach Stuttgart, mit der zweiten , mit der 3ten und 4ten nach Dipingen , Zuffenhauſen , Stammheim , Weil im Dorf und Kornthal. Und vom folgenden Tage an wurden abwechlungsweiſe mit 24% Schwadronen (und ſchließlich, nachdem der Pferdeſtand nach und nach vermindert, reſp. für den erhöht bleibenden in der Garniſon durch Erbauung von Barackenſtällen u . Raum geſchafft worden, noch mit 62 Pferden ) Kantonirung& quartiere in Weil im

Dorf , Dipingen , Hirſchlanden , Schödingen , Leonberg, Höfingen , Eltingen und ſpäter auch in Weil die Stadt, Gerlingen und auf der Solitude bis zum 24. Oktober bezogen.

Am 30. Juli wurde unter Auflöſung der Depotſchwadron die Formation der drei Feld - Regimenter zu je fünf Schwadronen von

112 ( das Regiment alſo 560) Pferden verfügt ; unter dem 21. Nos vember jedoch dieſe Einrichtung wieder aufgehoben und neben den vier Schwadronen (zu 3 Zügen) eines Regimentes ( zu 429 Pferden incl . der 16 Foblen, im Gegenſaß zu dem früheren Friedensſtand) für jedes, ein ſogenanntes Pferdedepot errichtet, das an Mannſchaft auf je vier Pferde einen Reiter präſent bebielt ; die übrigen wur

den beurlaubt. Mit dem 29. September hatte man mittlerweile zunächſt bei der Artillerie begonnen, die über den Friedensetat noch vorhandenen Pferde (eine nicht unbedeutende Zahl wurde ſofort

-

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verkauft) an, ſich freiwillig Meldende, Landwirthe u. ſ. w . zur Be nügung nnd Fütterung zeitweiſe zu übergeben. Mit dem März 1860 wurde dieſe Maßregel auch auf die Reiterei ausgedehnt und auf dieſe Art wurden zu Anfang 105 Pferde des Regimentes ,, ver ſtellt“ ; jegt ( Auguſt 1861 ) nachdem die übrigen durch Verkauf u . in Abgang kamen, beträgt die Zahl noch 60 Stück.

Gegen das Ende des Jahres 1859, das für uns ebenſo ereig nißvoll zu werden verſprach , als es für einen großen Theil Euro pa's in der That ward , hatte das Regiment noch an einer Feier beſonderer Art, der am 10. Dezember erfolgenden Enthüllung eines

im inneren Schloßhofe zu Stuttgart errichteten Standbildes des Herzogs Eberhard (im Barte) von Württemberg, Theil zu nehmen. Es rügten dazu die Truppentheile der Garniſonen Stuttgart, Lud wigsburg und Hohenasperg aus ; an Reiterei das lte , 2te , 4te Regiment und die Leibgarde. Und kurz vor dem Jahresſchluß unter dem 19. Dezember traf das Regiment ein bedeutungsvolles 1

Ereigniß durch den ſchon nach ſieben Monaten eintretenden Verluſt ſeines Commandanten des Oberſten Prinzen zu Sachſen -Wei mar, der zum General-Major und Commandanten der Reiter - Di viſion ernannt wurde , wogegen Oberſt von Röder unſeres Re giments ( ſiehe unten ) zum Commandanten desſelben vorrückte.

Das Fabr 1860 verging in erwartungsvoller Spannung auf das Erſcheinen von Ereigniſſen, die Deutſchland zu einer aktiven

Theilnahme an der Abwickelung des geſchürzten Knotens führen ſollten. Wie bekannt ohne ſich zu erfüllen . Vom Frühjahr 1861 endlich erwähnen wir eines Feſttages des 7. März für unſer Regiment an dem Seine Hoheit General-Major Prinz zu Sachſen -Weimar dem 2ten Reiter - Regi ment als buldvolles Erinnerungszeichen an die Monate , während

welcher er dasſelbe geführt hatte , ein lebensfriſches, Wahrheit und Treue athmendes Gefechtsbild - das Treffen des 17. März 1809 1

bei Linz darſtellend - zum Geſchenk machte.

Das Bild wurde

von Seiner Hobeit einer Deputation aus allen Chargen des Re gimentes -- vom Oberſt bis zum Reiter – überreicht ; und noch

an demſelben Tage übergab der Regiments-Commandant wiederum das werthvolle Geſchenk dem verſammelten Regimente, das in dank barer Geſinnung für den Geber dieſen Tag in heiterer Gemein ſchaft feierte, ganz im Sinne des legteren der glänzenden That

unſerer Vorfahren gedenkend , ohne ſich die damaligen Gegner ins

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Gedächtniß zurückzurufen , mit denen wir das nächſte Mal, wie ja ſchon vor ſieben und vierzig Jahren, freudigen und echt kamerad ſchaftlichen Sinnes Hand in Hand gegen den Feind zu ziehen hoffen , der unſere Grenzmarten bedrohen will möge er nun tommen wober er wolle.

Und damit ſind wir denn an der Gegenwart und dem einſt weiligen Schluſſe unſerer Arbeit angekommen. Möge die nächſte Zukunft unſeres Regiments nur halb ſo thatenreich ſein, wie ſeine große Vergangenheit und es kann und wird , denken wir , jeder !

echte Reitersmann ſich damit zufrieden erklären .

Veränderungen im Offizier- Corps des 2ten Reiter-Hegimentes. 1818

1861 .

1818. Unter dem 13. Januar wurde Unterlieutenant von Findb zum Oberlieutenant im 3ten Reiter-Reg. befördert ; der dem Iten Reiter-Reg. aggregirte Unterlieutenant Gaupp im 2ten eingetheilt.

Unter dem 18. der aggregirte Unterlieutenant von Entreß im 3ten Reiter-Reg. eingetheilt. Unter dem 28. Unterlieutenant von Vittinghof der Feldjäger- Schwadron zum 2ten Reiter- Reg.; dagegen Oberlieutenant von Hardt zur Feldjäger-Schwa dron verſeßt.

Unten dem 9. März wurde Oberlieutenant von Wagner des 4ten zum 2ten Reiter - Reg. verſeßt.

Unter dem 17. Mai wurde der Schüßenoffizier Oberlieut. von Boje zum Hauptmann beim Train ; dagegen Oberlieut. von Minkwiß zum Schükenoffizier ernannt ; Unterlieut. von König des Iten zum Oberlieut. im 2ten Reiter- Reg . befördert ;

der aggregirte Unterlieut. von Falkenſtein im 1ten Reiter Reg . eingetheilt.

Unter dem 4. Juni wurde Unterlieut. von Buď zum Oberl. befördert.

Unter dem 10. Juli wurde Unterlieut. Hebich zum Iten Reiter- Reg . verſeßt . Unter dem 21. September wurde Unterlieut. Scholl zum Brigade-Adjutanten bei 3.-M. von Moltke :

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Unter dem 30. 6.-L. von Röder interim . ( 10. Dez. 1821

definitiv) zum Diviſionär der Reiterei , der Commandant des 3ten Reiter-Reg. Oberſt Graf Bismark zum Bri gadier (5. April 1819 G.-M.) ernannt. Unter dem 7. Oktober erhielt Unterlieut. von Vitting hof;

Unter dem 31. der Diviſionär der Reiterei G.-L. Þrinz Adam von Württemberg die nachgeſuchte Entlaſſung aus R. Dienſten ; wurde Unterlieut. von Schäffer zum Oberlieut. im 3ten Reiter.-Reg. befördert ; die aggregirten Lieutenants von Maſſenbach des 3ten und Hebich des Iten im 2ten Reiter-Reg. eingetheilt. 1819. Unter dem 8. April erhielt Rittmeiſter Guſtav von Speth

die nachgeſuchte Entlaſſung aus R. Dienſten . Unter dem 14. wurde der aggregirte Unterlieut. Speth im 1ten Reiter-Reg. eingetheilt. Unter dem 29. Wachtmeiſter von Berglas, zum Unterlieut. im Iten Reiter-Reg. ernannt.

Unter dem 1. Juli wurde Oberſtlieut. von Mögelin zum 3ten Reiter -Reg.; Unterlieut. von Maſſenbach zum General- Quatiermeiſter Stabe verſekt ; Wachtmeiſter von St. Andreé des 3ten zum Unterlieut. im 2ten Reiter-Reg. ernannt. Unter dem 22. wurde Rittmeiſter II . Kl. Graf Reiſchach

zum Rittmeiſter 1. Kl. im 4ten Reiter-Reg. befördert ; dagegen

Rittmeiſter von Cranz des 3ten zum 2ten Reiter-Reg. verſegt .

Unter dem 20. Auguſt erhielt Unterlieut. Graf Degenfeld die nachgeſuchte Entlaſſung aus K. Dienſten. Unter 2ten Unter zum

dem 31. wurde Unterlieut. Schott vom 3ten zum Reiter-Reg. verſeßt. dem 8. September wurde unterlieut. von Rober Oberlieut. im 3ten Reiter-Reg. befördert.

Unter dem 27. Oktober wurde Oberlieut. von Wagner zum 3ten Reiter -Reg. verſeßt. Unter dem 2. November wurde Wachtmeiſter Clemens , Aug. von Malch u 8 zum Unterlieut. im 3ten Reiter Reg. ernannt.

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1820. Unter dem 18. Januar wurde dem Rittmeiſter von Siegel auf ſeinen Wunſch eine Civilanſtellung übertragen. Unter dem 26. Mai wurde Unterlieut. Hebich aus K. Dien ſten entlaſſen.

Unter dem 30. Unterlieut. von Maſſenbach vom G.-Q. Stabe zum Regiment zurückverſeßt. Unter dem 26. Auguſt wurde der Reg.-Adjutant Oberlieut. von Napff zum Rittmeiſter im 1ten Reiter-Reg . beför: dert ; dagegen

Oberlieut. von Herbort des lten Reiter-Reg. zum Adju tanten im 2ten ernannt.

1821. Unter dem 19. Juni wurde Oberſtlieut. von Abele der Gendarmerie zum 2ten Reiter-Reg. verſeßt. Unter dem 17. Juli wurde Oberſt von Schröder zum

Commandeur des 1ten ; dagegen Oberſt von Mundorff des lten zum Stabsoffizier des 2ten Reiter- Reg. ernannt. Unter dem 11. Dezember wurde der aggregirte Unterlieut. Willmar deß lten Infanterie-Reg. im 2ten Reiter-Reg. eingetheilt.

Unter dem 14. erhielt Unterlieut. Schott die nachgeſuchte Entlaſſung aus i. Dienſten.

Unter dem 18. wurde Wachtmeiſter Graf Ferdinand von Normann zum Unterlieut. im 2ten Reiter-Reg . ernannt. 1822. Unter dem 5. Mai wurde unterlieut. von Vey belmann

des 4ten zum Oberlieut. im 2ten Reiter-Reg . befördert. Unter dem 3. September wurde unterlieut. von Majien

bach zur Feldjäger-Schwadron verſeßt. Unter dem 5. Wachtmeiſter Heinzmann des 3ten zum Unterlieut. im - 2ten Reiter-Reg . ernannt.

Unter dem 11. Dezember wurde der , in der Offiziers-Bila dungsanſtalt befindliche Unterlieutenant Albert von Hügel im 2ten Reiter-Reg. eingetheilt. 1823. Unter dem 23. März wurde Wachtmeiſter von Tauben heim zum Unterlieut. bei der Leibgarde zu Pferde ernannt. 1824. Unter dem 19. April wurde Wachtmeiſter Stumpe zum Unterlieut. im 1ten Reiter-Neg . ernannt. Unter dem 27. September wurde der Rittmeiſter II . RI.

von Cranz zum Rittmeiſter I. RI . im 1ten Reiter-Reg.; Oberlieut. von Schaich zum Rittmeiſter ;

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Unterlieut. von Entreß des 4ten zum Oberlieut. im 2ten Reiter-Reg. befördert.

Unter dem 29. Oktober wurde der, dem General- Quartier meiſter -Stabe beigegebene Hauptmann Graf Alexander von Württemberg des Iten Inf.-Reg . dem 2ten Reiter Reg. zugetheilt und unter dem 17. Februar 1825 als Ritt

meiſter mit ſeiner bisherigen Anciennetät förmlich zur Reiterei verſeßt.

Unter dem 30. Dezember wurde Wachtmeiſter Graf Rei ſdh ach zum Unterlieut. ernannt und unter dem 4. Jan.

1825 zum 1ten Reiter.Neg. verſeßt. 1825. Unter dem 18. März wurde Oberlieut. von Entreß zum 4ten ; bagegen

Unterlieut. Graf Gronsfeld vom 4ten zum 2ten Reiter Reg. verſeßt. Unter dem 27. April wurde Oberſtlieut. von Moltke zum Stabsoffizier im

Iten Reiter-Reg. ernannt ;

der dem 2ten Regimente aggregirte Oberſtlieut. von Abele als Rittmeiſter I. RI . in demſelben eingetheilt. Unter dem 4. Oktober wurde der Commandant der Iten

Reiter-Brigade G.-M. von Moltke zum Landoberſtad meiſter und Vorſtand der Geſtütscommiſſion ; dagegen Unter dem 31. Dezember der Commandant des 4ten Reiter:

Reg. Oberſt Graf Sontheim zum Commandanten der · 1ten Reiter-Brigade ernannt ;

Rittmeiſter von Schaich zum 1ten Reiter-Reg. verſegt ; Oberlieut. von Holland des 4ten zum Rittmeiſter; * Wachtmeiſter Graf Degenfeld des Iten zum Unterl. im 2ten Reiter-Reg. ernannt.

1826. Unter dem 1. Februar wurde Wachtmeiſter von Eiſen decer zum Unterlieut. ernannt.

Unter dem 9. April wurde Oberſtlieut. von Nagel (i. o.) auf ſeinen Wunſch in den Ruheſtand verſegt ; dagegen Rittmeiſter 11. RI. von Wagner des 3ten zum Rittmeiſter 1. RI. im 2ten Reiter-Reg.; Unterlieut. von Rangau des 1ten zum Oberlieut. im 2ten Reiter-Reg. befördert ;

Unterlieut. Heinzmann zum 1ten Reiter- Reg . verſeßt.

Unter dem 9. Mai wurde Unterlieut. Graf Degenfeld der Leibgarde zu Pferde aggregirt.

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Unter dem 6. Dezember erhielt Unterlieut. von St. An

dre é die nachgeſuchte Entlaſſung aus K. Dienſten unter Ertheilung des Oberlieutenants - Karakters; wurde der, dem 3ten Reiter-Reg. aggregirte Unterlieut. von Forſtner im 2ten eingetheilt. 1827. Unter dem 12. April wurde der Unterlieut. der Offiziers Bildungsanſtalt Ihmle dem 2ten Reiter-Neg. aggregirt. Unter dem 8. Mai wurde der Rittmeiſter II . Kl. Graf

Alexander von Württemberg zum Rittmeiſter 1. KI . im 3ten Reiter-Reg . befördert. Unter dem 8. Juni wurde Unterlieut. I hmle zum lten

Reiter- Reg . verſekt . Unter dem 29. Oktober wurde der aggregirte Unterlieut. von Eiſendecher im 3ten Reiter-Reg. eingetheilt ;

Wachtmeiſter von Falkenſtein des 2ten zum Unterlieut. im 3ten Reiter-Reg. ernannt.

Unter dem 17. Dezember wurde der Sohn des Diviſionärs der Reiterei Karl von Röder zum Unterlieut, ernannt und dem 2ten Reiter-Reg. aggregirt.

1828. Unter dem 3. April wurde der Unterlieut. der Offiziers Bildungsanſtalt Ludwig von ħügel dem 2ten Reiter Reg. aggregirt.

Unter dem 19. wurde der Regiments- Quartiermeiſter Eben ſperger des 6ten Inf. -Reg. zum 2ten Reiter-Neg . verſeßt. Unter dem 8. Mai wurde Unterlieut. Graf Gronsfeld zum Oberlieut. im 4ten Reiter- Reg. ernannt.

Unter dem 15. wurde Se. K. Hobeit der Rittmeiſter Prinz Friedrich von Württemberg dem 2ten Reiter-Reg. zugetheilt.

Unter dem 14. Auguſt erhielt Oberlieut. von König die nachgeſuchte Entlaſſung aus i . Dienſten mit dem Karat ter als Rittmeiſter ; dagegen wurde Unter dem 16. der Unterlieut. Graf Normann zum Ober lieut. befördert. Unter dem 20. September wurde der Rittmeiſter des Sten

Reiter-Reg. Herzog Alerander von Württemberg zum Major im 2ten Reiter. Heg.; Oberlieut. und Schüßenoffizier von Minkwiß zum Ritt meiſter ;

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Unterlieut. von Hügel zum Oberlieut. im 3ten Reiter Reg . befördert.

1991

Unter dem 29. wurde Oberlieut. von Ranga u zum Schüßen offizier ;

Wachtmeiſter Wöllwarth zum Unterlieut. ernannt. Unter dem 18. Oktober wurde Oberlieut . von Veyhel mann zum 3ten Reiter-Reg. verſeßt.

THACTE

Erl. ll.

Unter dem 29. November wurde Wachtmeiſter Franz von Falkenſtein zum Unterlieut. ernannt. 1829. Unter dem 22. Januar wurde Unterlieut. Stockmayer

des 4ten Inf.- Reg. zur Reiterei verſegt und dem 2ten Reiter

cili ;

Reg. aggregirt. Unter dem 6. März wurde Oberlieut. Albert von Hügel zum Rittmeiſter ernannt und dem Generalſtabe zugetheilt.

There

Unter dem 22. Juni wurde der Rittmeiſter II . RI . Se . R.

terlicut

Hobeit Prinz Friedrich von Württemberg zum Rittmeiſter 1. Kl. bei der Leibgarde zu Pferde befördert. Unter dem 8. Auguſt wurde unterlieut. von Forſtner zum Oberlieut . ernannt.

Unter dem 7. September wurde Oberſtlieut. von Raben zum Stabsoffizier im 4ten Reiter-Reg. ernannt; dagegen Rittmeiſter II . Kl . von Gräveniß des Iten zum Rittmſtr. 1. RI . im 2ten Reiter - Reg. befördert. Unter dem 14. wurde Oberlieut . Graf Normann zum

. CHER!

er 11

Schüßenoffizier im Iten Reiter- Reg . ernannt ; Oberlieut. Graf Gronsfeld vom Iten zum 2ten Reiter Reg . verſegt ;

Wachtmeiſter von Gültlingen zum Unterlieut. ernannt. Unter dem 18. Oktober wurde Oberlieut ., Reg .-Adjutant von Herbort zum Mittmeiſter im 1ten Reiter-Reg. be fördert ; dagegen

Unter dem 26. Oberlieut. von Beſſerer des 3ten zum Reg .-Adjutanten im 2ten Reiter-Reg . ernannt.

1830. Unter dem 3. Juni wurde der Major Herzog Alegan der von Württemberg zum Oberſtlieut. befördert. n

temi

Unter dem 26. September wurden der Commandant der Reiter - Diviſion General-Lieut. von Röder und

der Stabsoffizier des 2ten Reiter-Reg. Oberſt von Mun : dorff in den Ruheſtand verſekt ; 45

706

General-Major Graf Bismart zum General-Lieut. und Diviſions-Commandanten ;

Oberſt von Gaisberg zum General - Major und Come mandanten der 2ten Neiter- Brigade ; Oberſt-Lieut. von Moltke des Iten zum Oberſt und Reg. Commandanten des 2ten Reiter-Reg . ernannt. der Stabsoffizier des 4ten Reiter- Reg . Oberſtlieut. von Raben zum 2ten verſekt ;

Rittmeiſter II . Kl. von Minkw iß zum Rittmeiſter 1. KI. im Iten Reiter-Reg.

Oberlieut. von Buck zum Rittineiſter im 3ten Reiter-Reg.; Oberlieut. von Rober zum Mittmeiſter ;

Unterlieut. von Hügel zum Oberlieut. befördert ; Oberlieut. und Reg.-Adj . von Beſſerer zum Brig . -Adi . der 2ten Reiter-Brigade ;

Oberlieut. und Schüßenoffizier von Rangau zum Reg. Adjutanten ;

Unterlieut. W öllwarth zum Schüßenoffizier ernannt. Unter dem 28. wurde der Rittmeiſter und Diviſions -Adj . von Rau im 2ten Reiter-Reg. eingetheilt.

Unter dem 18. Oktober wurden die Wachtmeiſter v . Hoch ſtetter des lten und v. Linden des 2ten zu Unterlieuts . im 2ten Reiter-Reg . ernannt.

Unter dem 6. Dezember erhielt der Oberſtlieut. Herzog Aler ander von Württemberg die nachgeſuchte Ent laſſung aus i. Dienſten mit dem Karakter als Oberſt; wurde Oberlieut. Ludwig von Hügel zum Diviſions Adjutanten ernannt.

Unter dem 13. Dezember wurde Unterlieut. von Menoty des 1ten zum Oberlieut. im 2ten Reiter-Reg . befördert ;

Unterlieut. von Linden zum 1ten Reiter - Reg. verſeßt. Unter dem 27. Dezember wurde Oberſtlieut. von Abele penſionirt ;

Wachtmeiſter von Neubronn zum Unterlieut. im iten Reiter- Reg . ernannt. 1831. Unter dem 3. Januar wurde Rittmeiſter II . KI . von lin den der Reibgarde zu Pferde zum Rittmeiſter I. Al . im 2ten Reiter- Reg . befördert.

Unter dem 29. März der Unterlieut. des Offiziers -Bildungs anſtalt von Theobald dem 2ten Reiter-Reg. aggregirt.

707

1832. Unter dem 2. April wurde unterlieut. von Theobald , beim 1ten Reiter - Reg. eingetheilt ;

Regiments - Offizierszögling von Brand, zum Unterlieut. ernannt.

(8. Mai 18333 geſtorben .)

Unter dem 9. wurde der Unterlieut. der Offiziers Bildungs

anſtalt von Walsleben, dem 2ten Reiter-Reg. aggregirt. 1833. Unter dem 20. April wurde der Unterlieut . der Offiziers Bildungsanſtalt von Berlidingen, dem 2ten Reiter Reg. aggregirt. Unter dem 3. September wurde Oberlieut. Graf Gron feld, zur Leibgarde zu Pferde verſekt. Unter dem 9. wurde unterlieut. von Eiſenbecher des

Iten zum Oberlieut. im 2ten Reiter- Reg.; Unter dem 21. unterlieut. von Röder zum Oberlieut. im 4ten Reiter - Reg. befördert ;

der dem 3ten Reiter- Reg . aggregirte Unterlieut. von Wir ſing, im zten Reiter - Reg. eingetheilt. Ferner wurden in Folge des Garniſonswechſels der Reg.

Arzt Weiß und der Oberthierarzt von Grebner (der ſelbe, welcher früher als Lieutenant im Regimente geſtan den hatte) vom 4ten zum 2ten Reiter-Reg. verſeßt, da das ärztliche Perſonal die Vergünſtigung erhielt, in ſeiner bis berigen Garniſon bleiben zu dürfen ; ebenſo wurden die jenigen aggregirten Difiziere , die einer baldigen Einthei

lung bei anderen Regimentern entgegenſaben, zur Zeit des Garniſonswechſels , zu dieſen verſegt , um ein doppeltes

Hin- und Herziehen zu vermeiden . Die Betreffenden waren, ſo weit ſie unſer Regiment angingen : Unterlieut. von Walsleben , vom 2ten zum 3ten Reiter Reg. verſekt ; Unterlieut. Karl von Holg , vom 4ten zum 2ten Reiter Reg. verſett ;

Unterlieut. von Hiller , vom 4ten zum 2ten Reiter-Reg . verſet;

Unterlieut. Graf Reiſch ac , vom 4ten zum 2ten Reiter Reg. verſeßt ; Unterlieut. von Berlich ingen , vom 2ten zum 4ten Reiter

Reg. verſeßt. Obige Verſegungen traten mit dem Tage des Garniſons wechſels in Kraft. 45 *

708

1834. Unter dem 12. Mai erhielt Unterlieut. Graf Reiſach die nachgeſuchte Entlaſſung aus K. Dienſten . Unter dem 26. September wurde Wachtmeiſter Kuno von Reiſch ach zum Unterlieut. ernannt. Unter dem 6. Oktober wurde unterlieut. von Holß zum

4ten Reiter -Reg. verſegt. Unter dem 3. November wurde der Schüşenoffizier Unter lieut. Wöllwarth zum Oberlieut. befördert. Unter dem 25. Oberlieut. Clemens Aug. von Malch us

vom 3ten zum 2ten Reiter-Reg. verſeßt. Unterlieut. von Falkenſtein zum Oberlieut. im 3ten Reiter-Reg. befördert. Unter dem 29. Dezember wurde Rittmeiſter II . Kl . von

Rau zum Rittmeiſter I. Kl. im 4ten Reiter- Reg.; Oberlieut. von Hünersdorff des lten zum Rittmeiſter im 2ten Reiter-Reg. befördert.

1835. Unter dem 20. April wurde der Unterlieut. der Offiziers Bildungsanſtalt von Ziegeſar dem 2ten Reiter-Reg. aggregirt.

Unter dem 31. Auguſt wurde unterlieut. Anobel des Iten

zum 2ten Reiter-Reg. verſegt. Unter dem 21. September wurde Wachtmeiſter Hans von

Gaisberg zum Unterlieut. ernannt. Unter dem 12. Oktober erhielt Unterlieut. von Hochſtet ter mit Ertheilung des Oberlieutenants- Karakters die nachgeſuchte Entlaſſung aus i. Dienſten. Unter dem 21. Dezember wurde Unterlieut. von Gült : lingen zum Oberlieut. im 4ten Reiter-Reg. befördert. 1836. Unter dem 11. Januar wurde der , dem 3ten Reiter-Reg.

aggregirte Unterlieut. Schott von Sdottenſtein im 2ten eingetheilt. Unter dem 18. Wachtmeiſter Wed berlin zum Unterlieut. im lten Reiter -Reg. ; Unter dem 22. Februar Wachtmeiſter von Gundlach zum Unterlieut. ernannt.

Unter dem 21. März wurde Unterlieut. von Wirſing zum Oberlieut. im Iten Reiter-Neg . befördert. Unter dem 18. April wurde Unterlieut. Schott von

Schottenſtein zum 3ten Reiter-Reg.;

709

Unter dem 4. Oktober Oberlieut . von Eiſenbecher zur Feldjäger -Schwadron verſeßt. 1837. Unter dem 19. Juni wurde Oberlieut. W öll warth ſeiner

Stelle als Schüßenoffizier auf ſein Anſuchen enthoben und

zum Iten Reiter-Reg. verſeşt ; dagegen Oberlieut. von Menoth zum Schüßenoffizier ernannt ; Oberlieut. Gudelen vom 1ten zum 2ten Reiter-Neg . verſ. Unter dem 3. Juli erhielt Unterlieut. von Gundlach die nachgeſuchte Entlaſſung aus i. Dienſten

Unter dem 26. September wurde Rittmeiſter von Hüners dorff zum Adjutanten der Reiter -Diviſion ernannt ;

Brigade-Adjutant Oberlieut. von Beſſerer zum Rittmſtr. im 2ten Reiter-Reg . befördert ;

Oberlieut . Gudelen zum Brigade-Adjutanten ; Wachtmſtr. Adolf von Moltke zum Unterlieut. ernannt .

Unter dem 3. Oktober wurde Wachtmſtr. Heimpel zum Unterlieut. im 4ten ;

Unter dem 30. Wachtmſtr. Veiel zum Unterlieut. im 3ten Reiter-Reg. ernannt.

1838. Unter dem 19. Febr. wurde Reg.- Pferde - Arzt inoll vom 3ten zum 2ten Reiter-Reg . verſeßt. ( Anſtatt des ver ſtorbenen Oberthierarztes von Grebner, . o )

1839. Unter dem 9. Sept. wurde Wachtmſtr. Karl von Moltke; Unter dem 4. Novbr. Wachtmſtr. Stein zum Unterlieut. ernannt.

1840. Unter dem 13. Januar wurde 3. von Berofbolszum Unterlieut. im 2ten Reiter-Reg. ernannt.

Unter dem 10. Febr. wurde Rittmſtr. von Wagner zum Major im 3ten Reiter- Reg .; Rittmſtr. Il . Al . von Beyelmann des 4ten , zum Rittmſtr. 1. RI . im 2ten Reiter-Reg .;

Unterlieut. von Hiller zum Oberlieut. im Iten Reiter Reg. befördert. Unter dem 9. März erhielt Oberlieut. von Rath die nach geſuchte Entlaſſung aus K. Dienſten, mit dem Karakter als Rittmſtr.

Unter dem 16. wurde Unterlieut. Anobel zum Oberlieut, befördert.

Unter dem 19. Okt. wurde Se. R. Hobeit, G.-M. Command.

des I. Reiter-Brigade, Prinz Friedrich von Würt

-

710

temberg , interim . ( 11. Oktober 1847 definitiv ) zum Diviſions -Commandanten der Reiterei ernannt.

1841. Unter dem 5. Jan. wurde Se. k. Hoheit, G.-M., Prinz Friedrich von Württemberg zum G.-L. befördert. Unter dem 1. März wurde der Commandant der Iten Reiter:

Brigade G.-M. Graf Sontheim zum Adjutanten Sr. Maj. des Königs ; dagegen

Unter dem 4. der Commandant des 3ten Reiter- Reg . , Oberſt

von Lügow zum 6.-M. und Brigade -Commandanten ernannt;

der Reg.-Adi , Oberlieut. von Nanau zum Rittmſtr. im 3ten Reiter-Reg . befördert ; Oberlieutenant , Schüßenoffizier von Menoth ) zum Reg. Adjutanten ; Oberlieut. Clemens, Aug. von Malchu s zum Schüßen offizier ernannt ;

Lieutenant von Ziegeſar zum Oberlieut. befördert ; der dem 4ten Reiter- Reg. aggregirte Lieutenant Graf Grä: veniß im 2ten eingetheilt.

Unter dem 26. April wurde Mar von Gaisberg zum Lieutenant im 2ten Reiter-Reg. ernannt. Unter dem 31. Mai wurde Lieutenant von Reiſch ach zum

Oberlieut. befördert. Unter dem 26. Oktober wurde Oberlieut. Anobel zum

Reg.- Adjutanten im Iten Reiter -Reg. ernannt ; Lieutenant Neidhardt des 4ten zum Oberlieut. im 2ten Reiter-Reg. befördert ;

Lieutenant Graf Leutrum von Ertringen der Leibgarde zu Pferde zum 2ten Reiter-Reg . verſeßt. Unter dem 2. November wurde Lieutenant von Berck -

bolß zum 4ten Reiter -Reg. verſegt. Unter dem 13. Dezember wurde der Schüßenoffizier, Ober

lieut. von Malch us zum Rittmſtr. im 4ten Reiter-Reg . befördert ; dagegen Unter dem 18. Lieutenant Hans von Gaisberg zum Schüßenoffizier ernannt ;

der dem 1ten Reiter-Reg. aggregirte Lieutenant Seubert im 2ten eingetheilt. 1842. Unter dem 4. Juli wurden verſegt :

Rittmſtr. von linden vom 2ten zum 3ten Reiter -Reg .

711

Rittmeiſter von Rangau vom 3ten zum 2ten Reiter - Reg . 2ten Lieutenant Graf Leutrum 3ten Stein

2ten

3ten 2ten 3ten

11 11

von LüROW

3ten

Marv . Gaisberg v . 2ten .

.

Reg . -Arzt von Weiß vom von Neller

11

? ten

3ten

3ten

2ten

11

3ten 2ten Reg =" Pferdearzt Inoll Dambly vom 3ten 2ten 1813. Unter dem 9. Jan. wurde Warren Haſtings Wood 11

man zum Lieutenant im 2ten Reiter- Reg. ernannt ;

Unter dem 16. der , dem

Iten Reiter - Neg. aggregirte Lieut.

von Miller im 2ten Reg . eingetheilt.

Unter dem 27. März wurde dem Commandanten der Leib garde zu Pferde, Oberſt von Trovff , das Commando Des 2ten Reiter-Reg. übertragen ;

Iten Reiter- Reg.

Rittmſtr. v . Gräven iß zum Major im Oberlieut. Ferdinand

von Malchus des 4ten

zum

Rittmſtr. im 2ten Reiter-Reg . befördert.

Unter dem 19. Juni wurde der Schyügenoffizier Lieutenant von Gaisberg zum Oberlieut. befördert. Unter dem 11. Dez. wurde Wachtmſtr. Auguſt von Nö der zum Lieutenant ernannt. 1844. Unter dem 8. Januar wurde der aggr. Lieut. Graf Grä veniş im 3ten Reiter-Reg . eingetheilt .

Unter dem 6. März wurde Se. Königl. Hobeit der Kronprinz , Major, zum Oberſten mit der Beſtimmung ernannt, die Uniform des 2ten Reiter- Reg. zu tragen .

Unter dem 16. Sept. wurde der aggr. Lieutenant v . Lü Bow des 2ten im 3ten Reiter- Reg . eingetheilt.

Unter dem 30. Sept. wurde der Zögling I. NI . der Dffiziers Bildungsanſtalt Seine Hoheit Prinz Hermann zu Sachſen-Weimar zum Lieutenant im 2ten Reiter Reg. ernannt ;

Lieut. Adolf von Moltke zur Leibgarde zu Pf. verſeßt. Unter dem 7. Oktober wurde der , dem

1ten R.-R. aggr .

Lieut. von Gumppenberg - Pöttmes im 2ten Reg . eingetheilt .

Unter dem 16. Dez. wurde Oberſtlieut. von Raben zum Plagadjutanten in Ulm ernannt ;

-

712

Rittmſtr. Graf Linden des 3ten zum Major und Stabs offizier im 2ten Reiter- Reg .; Oberlieut. von Forſtner zum Rittmſtr .; Lieut. von Baldinger des Iten zum Oberlieut . im 2ten Reiter-Reg. befördert ;

Rittmſtr. von Malchus zum 3ten Reiter- Neg. verſeßt. Unter dem 20. Dez. wurde der , im K. A. öſterr. Dienſten

geſtandene Kadet von Mengingen zum Lieut . im 2ten Reiter-Reg . ernannt . 1845. Unter dem 10. Febr . wurde Oberlieut. Albert von Nö -

der des Iten zum Rittmſtr. à la suite des 2ten Reiter Reg . ernannt.

Unter dem 10. März wurde der Reg .-Adj ., Oberlieut . von

Menoth zum Rittmſtr. befördert ; Oberlieut. von Ziegeſar zum Reg.-Adj . ernannt ; der karakteriſirte Rittmſtr. Graf Arpeau de Gallatin

vom Iten zum 2ten Reiter-Reg. verſeßt. Unter dem

14. Juni wurde dem Lieut. von Miller die

nachgeſuchte Entlaſſung aus i. Dienſten ertheilt ; Unter dem 16. Lieut. von Breuning des 4ten im 2ten Reiter-Reg. eingetheilt ; Lieut. Woodman zum 3ten Reiter - Reg . verſeßt. Unter dem 6. Oktober wurde Lieut . Prinz zu Sachſen

Weimar, Hoheit, zur Leibgarde zu Pf. verſeßt . Unter dem 18. Nov. wurde Se. Königl . Hoheit der Kronprinz zum G.-M. befördert . Unter dem 24. Nov. Lieut. Woodman des 3ten wieder

beim 2ten Reiter-Reg. eingetheilt . 1846. Unter dem 9. Febr. wurde Lieut. v. Breuning zum 4ten Reiter-Reg .;

Unter dem 4. Mai Lieut. v. Mengingen zum 3ten Reiter Reg. verſeßt. Unter dem 6. Juli wurde dem Rittmſtr. à la suite Albert

v . Röder die nachgeſuchte Entlaſſung aus i. Dienſten ertheilt .

Unter dem 23. wurde Rittmſtr. v. Vey belmann auf ſein Anſuchen zum Ehren - Invalidencorps verſegt. Unter dem 27. wurde der Reg . -Adj . des 3ten Reiter- Reg. Oberlieut. Karl von Röder zum Rittmſtr. im 2ten Reg. befördert.

713

Unter dem 24. Auguſt wurde der Zögling I. NI. der Off. Bildungsanſtalt Vogt zum Lieut. im 2ten Reiter-Reg . ernannt.

Unter dem 21. Sept. wurde Major Graf Linden zum Oberſtlieut. befördert.

Unter dem 5. Dez. wurde der, dem Iten Reiter - Reg. aggr.

Lieut. Karl Philipp von Ellrich & bauſen im 2ten Reiter-Reg. eingetheilt. 1847. Unter dem 18. Jan. wurde Rarl Roth von Screens ſtein ;

Unter dem 17. Febr. Ludwig von Baumbach zum Lieut. im 2ten Reiter- Reg. ernannt;

Unter dem 22. Lieut. von Gumppenberg zum 3ten ; Lieut. Ferdinand von Stetten zum 2ten R.-R. verſeßt.

Unter dem 31. Auguſt wurde Rittmſtr. Karl von Röder zur Leibgarde zu Pferde ; dagegen Rittmſtr. Friedrich Georg von Forſtner von der Leib

garde zu Þf., zum 2ten Reiter-Reg . verſeßt . Unter dem 7. Oktober wurde der Commandant der Reiter

Diviſion , 6.-L. Graf Bismart auf ſeinen Wunſch in den Ruheſtand verſeßt. Unter dem 8. Nov. wurde Lieut. Vogt zum Sten Inf.-Reg. verſegt. Unter dem 27. Dez. wurde der, dem 4ten Reiter-Reg. aggr.

Lieut. Graf Zeppelin im 2ten Reiter-Reg . eingetheilt. 1848. Unter dem 11. Jan. wurde dem vormaligen Profeſſor der Thierarzneiſchule Dr. Dutten bofer , die Stelle des

Reg.- Pferdearztes (21. Jan. 1850 definitiv) proviſoriſch übertragen .

Unter dem 17. der Oberlieut. von Gaisberg der Schüßen offiziers -Stelle enthoben ; dagegen Rittmſtr. Graf Arpeau zum Schüßenoffizier ernannt. Unter dem 17. April wurde Rittmſtr. von Forſtner dem Regimente aggregirt. Unter dem 24. Oberſtlieut. Graf Linden zum Comman danten der Leibgarde zu Pferde ; dagegen der karakteriſirte Major des lten Reiter-Reg . v. Rau zum wirkl. Major und Stab8off. im 2ten ernannt ; Rittmſtr. Ferdinand von Mald us des 3ten zum 2ten

Reiter -Reg. verſegt ;

714

Reg.-Arzt Dr. Neller , in Berückſichtigung ſeiner vielen Feldzüge und ſeines vorgerückten Alters ſeiner Stelle ent hoben und ſolche dem

Aſſiſtenzarzt der chirur. Klinik zu Tübingen Dr. Kreuſer übertragen.

Unter dem 1. Mai wurde der Brigade-Commandant G.-M. von Gaisberg auf ſeinen Wunſch in den Ruheſtand verſeßt.

Unter dem 22. Juli wurde Obermann v. Balm des 4ten zum Lieut. im 2ten Reiter-Reg . ernannt. Unter dem 16. Aug. wurden Rittmſtr. v. Gudelen des Iten ; Oberlieut. Dagobert von Wimpffen des 4ten zum 2ten Reiter-Reg . verſeßt ; Lieut. von Einſiedel des Iten zum Oberlieut. im 2ten Reg . befördert.

Unter dem 19. Rittmſtr, von Beſſerer auf ſein Anſuchen mit dem Majors - Karakter in den Rubeſtand verſeßt .

Unter dem 21. Reg .-Quartiermſtr. Ebenſperger , wegen Felddienſtuntüchtigkeit zum 7ten Inf.- Reg.; dagegen

Reg .- Quartiermſtr. Bilfinger des 7ten Inf.- zum 2ten Reiter -Reg . verſeßt .

1849. Unter dem 29. Jan. wurde Major von Rau zum Oberſt lieut. in ſeinem Reg. ;

Lieut. v . Stetten zum Oberlieut. im 1ten Reiter-Reg. be fördert, (rückte erſt am 5. April dahin ab.)

Unter dem 19. Febr . wurde Oberlieut. von Ziegeſar auf ſeinen Wunſch der Adjutantenſtelle enthoben ; dagegen Lieut. v . Röder zum Reg.-Adj. ernannt; dem aggr. Rittmſtr. Friedrich Karl v. Forſtner die

nachgeſuchte Entlaſſung aus K. Dienſten ertheilt. Unter dem 12. März. wurde Oberſt v. Trovff zum 6.-M. und interim . ( 26. Juli definitiv ) zum Commandanten der Reiter - Brigade ; Dugegen Oberſtlieut. v . Rau zum Commandanten des 2ten Reiter

Reg . ernannt; der Adjutant des Corps - Command., Rittmſtr. v . Entre ß

Fürſtened zum Major und Stabsoff . des 2ten Reiter Reg. befördert.

Unter dem 8. Juni wurde Oberſtlieut. v . Rau zum Oberſt befördert ;

715

Se . Hoh . Lieut. Herzog Mar von Württemberg vom 8ten Inf.- zum 2ten Reiter - Reg. verſett, (war ſeit 12. Febr. zum Reg. commandirt).

Unter dem 10. Sept. wurde Oberlieut. Dagobert von Wimpffen zum 3ten Reiter- Reg. verſekt ; der aggr. Lieut. v. Schreckenſtein im 3ten Reiter- Reg. eingetheilt. Unter dem 11. Oktober wurde Lieut. Paul v. Maucler

des 6ten Inf.- zum 2ten Reiter- Reg. verſett .

IInter dem 17. Dez. wurde der aggr . Lieut. v . Baumbach im 3ten Reiter -Reg. eingetheilt ; Oberlieut. v. Einſiedel zu demſ. Reg. verſeßt.

1850. Unter dem 6. Mai erhielt der Reg .-Arzt Dr. Rreuſer die nachgeſuchte Entlaſſung aus i. Dienſten . Unter dem 10. Juni wurde der funkt. Oberarzt Biber -

ſtein zum Reg .-Arzt des 2ten Reiter- Reg . ernannt. Unter dem 26. Sept. wurde Major v. Entreß zum Oberſt lieut. befördert ;

Reg.-Offizierszögling v. Müblen des 4ten zum Lieut . im 2ten ;

Reg.-Offizierszögling Truchſeß zum Lieut . im 4ten Reiter Reg . ernannt.

Unter dem 30. Lieut. Herzog Max von Württemberg zum Oberlieut. befördert. 1851. Unter dem

20. Januar wurde der , dem 3ten Reiter-Reg.

aggr. Lieut. v. W urſte m berger im 2ten eingetheilt ; Lieut. v . Müblen zum 1ten Reiter- Reg. verſet.

Unter dem 27. Reg.- Offizierszögling Bopp des 3ten zum Lieut. im 2ten Reiter-Reg . ernannt. Unter dem 17. Febr. wurde Rittmſtr. von Ranßau auf

ſeinen Wunſch, unter Beförderung zum Major, zum Ehren Invalidencorps verſeßt ; dagegen

Oberlieut. GrafAdelmann des 4ten Reiter-Reg . zum Ritt meiſter und Schwadrons-Commandanten im 2ten befördert. Unter dem 28. April wurde Lieut. Woodman im 1ten Reiter -Reg.;

Reg .-Adj . Lieut. v. Röder in ſeinem Reg. zum Oberlieut . befördert. Unter dem 20. Oktober wurde Rittmſtr. Graf Arpeau zum

Commandanten der Feldjäger-Abtheilung ernannt;

716

Unter dem 27. wurde Oberlieut. v . Biegeſar zum Rittm. im 3ten Reiter- Reg.;

Lieut . Karl Philipp v . Ellrich hauſen zum Oberlieut. befördert ;

der dem 4ten . Reiter-Reg. aggr. Lieut. Truchieß im 2ten eingetheilt. Unter dem

17. Nov. wurde Lieut . Paul von Maucler

zum Schüßenoffizier ernannt. 1852. Unter dem 2ten Febr. wurde den Rittmeiſtern v. Menoth und v. Gudelen der Karakter und die Auszeichnung als Major verlieben , legterem unter Verſegung zum Iten Reiter- Reg .; dagegen

Rittmeiſter v. Klüpfel des Iten zum 2ten R.-R. verſekt ; Reg.-Arzt Biberſtein zum Garniſons -Arzt auf Hohen asperg ;

Oberarzt Dr. Höring zum Reg .-Arzt des 2ten Reiter-Reg .;

Reg .-Offizierszögling Ernſt v. Kirn des 3ten zum Lieut. im 2ten Reiter-Reg. ernannt. Unter dem 10. Mai wurde Lieut. v. Palm zum Iten Reiter Reg . verjeßt.

Unter dem 17. der Lieut. a. D. Wilhelm von Ma uc Ier dem 2ten Reiter- Reg. aggr. Unter dem 12. Juli wurde Oberlieut. von Reiſch ach zum

Rittmſtr. u. Schwadrons - Commandanten im 4ten Reiter Reg . befördert ;

Oberlieut. Dagobert v. Wimpffen vom 4ten zum 2ten Reiter-Reg . verſeßt.

Unter dem 6. Sept. wurde der Brigade-Commandant, G.-M. v. Troy ff auf ſein Anſuchen in den Ruheſtand verſekt ; dagegen Unter dem 13. der Commandant des 3ten R.-R. Oberſt v.

Weißenſtein zum G.-M. und Diviſions - Commandanten Der Reiterei ernannt.

Unter dem 20. Sept. wurde Lieut. Graf Zeppelin zum Oberlieut. befördert ;

Lieut. v . Rirn zum 3ten ; Lieut . Starflof des 3ten zum 2ten ;

Unter dem 27. Rittmſtr. v . Reiſd) a ch des 4ten zum 2ten Reiter-Reg . verſeßt .

-

717

Unter dem 11. Ditober wurde der Adjutant des Corps

Commandanten Rittmſtr. von Silberborn vom 4ten zum 2ten ;

Oberlieut . v . Ellrich & byauſen vom 2ten zum 4ten Reiter Reg. verſekt ;

Reg .- Offizierszögling Sch önlin zum Lieut. ernannt.

Unter dem 26. wurde Reg -Arzt Dr. Höring vom 2ten Reiter- Reg. zum Aten ;

Reg.-Arzt Dr. Heimerdinger vom 4ten R.-R. zum 2ten ; Reg.-Pferdearzt Prof. Dr. Duttenbofer vom 2ten Reiter

Reg. zum 4ten ; Reg .-Pferdearzt Prof. Straub vom 4ten R.-R. zum 2ten verſeßt.

Unter dem 27. dem Reg.- Quartiermſtr . Bilfinger eine Civilanſtellung übertragen .

Unter dem 1. November wurde Reg .- Quartiermſtr. Luſt vom Sten Inf.- zum 2ten Reiter-Reg. ; Unter dem 8. Rittmſtr. von Malch us auf ſeinen Wunſch unter Beförderung zum Major in den Ruheſtand verſeßt . 1853. Unter dem 17. Jan. wurde der Commandant der Leibgarde zu Pf. , Oberſt v . Reiſdach zum Int. -Commandanten des 2ten Reiter-Reg . ernannt ;

Lieut. v. Baumb ach des 3ten zum 2ten Reiter-Reg. verſeßt. Unter dem 7. Febr . wurde der K. preuß. Portepeefähnrich von Lud zum Lieut. im 2ten reiter -Reg .; Unter dem 28. Oberlieut. Dagobert v. Wimpffen zum

Commandanten der Feldjäger-Abtheilung ernannt; Oberlieut. Karl Philipp v. Ellrichshauſen u. Lieut.

Graf Dillen vom 4ten zum 2ten Reiter-Reg. verſeßt. Unter dem 16. Mai wurde der karakt. Major v . Menoth zum wirkl . Major und Stabsoff. im Iten Reiter-Reg. der Diviſions-Adi. Rittmſtr. v . Valois zum Schwadrons Commandanten im 2ten Reiter-Reg. ernannt.

Unter dem 3. Juni wurde der Schüßenoffizier Lieut. Paul von Maucler zur Leibgarde zu Pferde verſeßt. Unter dem 12. Juni erhielt Oberlieut. Herzog Maç v . Würt temberg die nachgeſuchte Entlaſſung aus R. Dienſten. Unter dem li . Juli wurde der Reg.- Commandant Oberſt

v. Rau auf ſeinen Wunſch in den Ruheſtand verſekt ;

718

dem Oberſt v . Reiſch ach das Reg.- Commando definitiv übertragen ; Oberſtlieut v. Entreß zur Leibgarde zu Pferde verſekt ; Major v . Röder der Leibgarde zum Stabsoff. im Reiter - Reg .;

2ten

Oberlieut. v . Ellrichshauſen zum Schüßenofi ernannt ; Lieut. v. Baumbach zum Oberlieut. befördert.

Unter dem 29. Auguſt wurde Reg.-Quartiermſtr. Luſt ins Finanzminiſterium verſeßt ;

Unter dem 5. Sept. Regiſtrator Habermaas zum funkt. Neg .- Quartiermſtr. des 2ten Reiter-Reg. ernannt.

Unter dem 24. Oktober wurden die aggr . Lieutenants Graf Dillen und Schönlin im lten Reiter- Reg. eingetheilt. Unter dem 7. Nov. wurde Oberlieut. Woodman vom Iten

zum 2ten Reiter- Reg. verſeßt. 1854. Unter dem 6. März erhielt Oberlieut. Neidhardt die nachge ſuchte Entlaſſung aus i . Dienſten unter Ertheilung des Rittmeiſters-Karaktere:

Unter dem 9. Oktober wurde Kriegsſchüler Gerold ; Unter dem 4. Dez. Obermann Campbell zum Lieut. im 2ten Reiter - Reg. ernannt.

Unter dem 18. wurde der funkt. Reg.- Quartiermſtr. Haber maas zum Kriegsminiſterial- Sekretär ernannt ; dagegen Reg.-Quartiermſtr. Schweitle des Aten Inf.- zum 2ten Reiter -Neg. verſeßt. 1855. Unter dem 8. Jan. erhielt Oberlieut. Woodman die nachge ſuchte Entlaſſung unter Ertheilung des Rittmſtr.-Karakt.; wurde Oberlieut. v. Faber du Faur vom 4ten zum 2ten

Reiter-Reg. verſeßt. Unter dem 5. Febr. erhielt Oberlieut. Graf Zeppelin ; Unter dem 19. Lieut. v. Wurſtemberger die nachgeſ. Ent laſſung aus i . Dienſten ; legterer mit dem Karakter eines Oberlieutenants.

Unter dem 26. wurden die Oberlieutenants v . Stetten des 1ten und v . Palm des 3ten Reiter- Reg. zum 2ten verfekt. Unter dem 2. April wurde Kriegsſchüler v. Schnizer zum Portepeefadeten im 2ten Reiter - Reg. ernannt. IInter dem 16 wurde Maj. v. Röder z. Oberſtlieut. befördert. Unter dem 23. Obermann v . Entreß - Fürſteneck der Leibg.

zu Pf. , zum Portepeekadeten im 2ten Reiter- Reg. ernannt.

-

719

Unter dem 28. Mai wurde Lieut. v . Müblen des Iten zum

Oberlieut . im 2ten Reiter- Reg . befördert ; Oberlieut. v. Palm vom 2ten zum 3ten Neiter -Reg. verſeßt .

Unter dem 26. Sept. trat der Adjutant des Corpscommand. Rittmſtr. v. Silberborn , vermöge eines veränderten Etats aus dem Megimentsverbande ;

wurden die aggr. Lieutenants v . Luď und Gerold im 4ten und Sten Reiter-Reg. eingetheilt ; Portepeekadet v. Schnizer zum Lieut. im 3ten Reiter-Reg . ernannt.

1856. Unter dem 26. Mai wurde Lieut. Truchſeß zum Oberlieut.

im 3ten Reiter -Reg. befördert. Unter dem 16. Juni wurde der, dem 4ten Reiter-Reg. aggr.

Lieut. v. Linden im 2ten eingetheilt . Unter dem 13. Aug. wurde Portepeekabet v. Schott des Iten zum Lieutenant im 2ten Reiter -Reg. ernannt.

Unter dem 22. Sept. wurde Kriegsſchüler Graf Gronsfeld zum Portepeekabeten im 2ten Reiter -Reg. ernannt. Unter dem 6. Oktober wurde Oberlieut. v. Stetten zum Ritt meiſter;

Lieut . Ernſt v . Kirn des 3ten zum Oberlieut. im 2ten Reiter-Reg . befördert ; Portepeekadet Graf Gronsfeld zum Lieut. ernannt ; Oberlieut. v. Mühlen zur Feldjäger -Abtheilung verſeßt. 1857. Unter dem 5. Jan. wurde der Commandant des Aten Reiter

Reg . Oberſt Graf Linden zum 6.-M. u. Commandanten der Reiter - Diviſion ernannt;

Oberſtlieut. v. Röder zur Leibgarde zu Pferde verſett ; Rittmſtr. v Crailsheim des 4ten Reiter-Reg. zum Major und Stabsoffizier im 2ten ;

die Lieutenants Bopp und Wilhelm

v. Maucler zu

Oberlieuts. befördert ;

Wachtmeiſter Moſer zum Portepeekadeten ernannt ; Portepekadet v. Entreß zum 3ten ; Unter dem 9. Febr. Oberlieut. v . Rirn zum 4ten Reiter Reg . verſeßt. Unter dem 2. März wurde Oberlieut. v . Faber zum Schüßen offizier ernannt ;

Lieut. Starflof zum Oberlieut. befördert. Unter dem 11. Mai wurde Portepeekadet Moſer zum Lieut. ;

720

Unter dem 7. Sept. Kriegsſchüler Graf Alexander von Württemberg ;

Unter dem 17. Oktober Hans von Reiſchach , (Sohn des

Landoberſtallmeiſters) zum Portepeekadeten im 2ten R.-R. ; lInter dem 14. Dez. Portepeekabet Graf Alexander von Württemberg zum Lieut. ernannt. 1858 linter dem 20. Juni wurde Rittmſtr. v . Klüpfel zum Major und Stabsoff. im i ten Reiter- Reg .;

Oberlieut. v. Taube des Iten zum Rittmſtr. und Schwas drons - Commandanten im 2ten Reiter-Reg.; Unter dem 20. Sept. Kriegsſchüler Auguſt v. Maucler zum Portepeekabeten im 2ten Reiter -Reg. ernannt.

Unter dem 20. Dez. wurde dem Reg .- Pf.-Arzt Prof. Straub der Titel und Rang eines Medizinalraths verliehen . 1839. linter dem 12. März wurde der Reg.- Udi. Oberlieut. v. Röder zum Rittmſtr. und Schwadrons - Commandanten im 3ten Reiter Reg.;

Oberlieut . v . Baumbach zum Reg . -Adj . ernannt ;

Lieut. v . Lud des 4ten zum Oberlieut. im 2ten Reiter-Reg . befördert.

linter dem 11. April Portepeekadet Aug. v. Maucler zum Lieut. ernannt.

lInter dem 3. Mai wurden Portepeefadet v . Reiſ d ach ;

die Prinzen Nikolaus und Viktor zu Hohenlohe Waldenburg ;

die Studioſen Paul v . Baldinger und Eugen v . Hü gel zu Lieutenants im 2ten Reiter-Reg.; Obermann v. Mühlen zum Lieut. im Iten Reiter-Reg.; Oberamte- I hierarzt Doctermann zum Reg . - Pferdearzt

ernannt (unter dem 9. Mai dem ten R - R . zugetheilt). Inter dem 9. wurde der Reg.-Comm. Oberſt v. Reiſchach zum Commandanten der Feld- Reiter-Brigade ; der Commandant der Leibgarde zu Pferde , Oberſt Þrinz zu Sachſen - Weimar zum Commandanten des 2ten Reiter - Reg .;

der Schüßenoffizier Oberlieut . v. Faber zum Ordonnanz offizier ( 16. Mai zum Rittmſtr. und Adj .) des Command. der Feld -Diviſion ernannt ;

Reg. Pferdearzt, Medizinalrath Straub in das Haupt .

quartier derſelben verſeßt.

721

Regimentsarzt Dr. Heimerdinger zum dirigirend. Ober arzt des I. Aufnabm - Spitals ernannt ;

Reg .-Arzt Aicele des 5ten Inf.- zum 2ten Reiter-Reg. verjet.

der Gutsbeſiger Benedikt v. Herrmann zum Lieutenant im 2ten Reiter- Reg. ernannt .

Unter dem 16. wurde Oberlieut. Graf Friedrich v. Þückler der Leibgarde zu Pferde , zum Rittmeiſter und Sawit drons -Commandanten im 2ten Reiter- Reg .; Oberlieut. Wilhelm von Maucler zum Schüßenoffizier ernannt ;

die Lieutenants von linden und Campbell zu Ober: lieutenants ;

Lieutenant v. Scott zum Oberlieut. im 1ten Reiter-Reg. befördert ;

Kriegsſchüler von Spigemberg zum Portepeekadeten im 2ten Reiter-Reg. ernannt; Major v . Crailsheim des 2ten zum Iten ;

Major v . Klüpfel des Iten zum 2ten Reiter-Reg. verſegt. Unter dem 23. wurde Lieut. Graf Gronsfeld zur Feld jäger-Abtheilung verſeßt. linter dem 30. wurde Portepeekabet v . Spigemberg zum

Lieut. bei der Leibgarde zu Pferde ernannt. Unter dem 13. Juni wurde Oberlieut. v. linden auf unbeſtimmte Zeit beurlaubt. Unter dem 20. wurde Lieut . Hugo v. Kirn des Iten zum

Oberlieutenant im 2ten Reiter-Reg. befördert ; Reg.-Kadet v . Bayer - Ehrenberg zum Bortepeekadeten ernannt.

Unter dem 2. Auguſt wurde Reg.-Arzt Dr. Heimerdinger ; Unter dem 4. Reg .-Pferdearzt Medizinalrath Straub zum 2ten Reiter-Reg.;

Reg .-Arzt Aichele zum 5ten Inf. -Reg. zurückverſegt.

Unter dem 18. Reg . -Pferdearzt Dochtermann quiescirt. Unter dem 22. wurden der Adjutant, des Comm . der Feld

Diviſ. Rittmeiſter von Faber und Lieut. Schmid des

Lebensmittelfuhrweſens im 2ten Reiter-Reg. eingetheilt. Lieut. Prinz Nikolaus zu Hohenlobe auf Friedens dauer beurlaubt ; 46

-

722

Lieut. v. Herrmann auf ſein Anſuchen aus K. Dienſten entlaſſen . Unter dem

10. Oktober wurde der Commandant der Leib

garde zu Pferde , Oberſt v. Röder zum zweiten Oberſt des 2ten Reiter-Reg . ernannt .

Unter dem 24. Rittmſtr. von Taube zum 3ten Reiter-Reg. verſeßt .

Unter dem 14. Nov. wurde der Adjutant des Command. der Reiter- Diviſion Rittmeiſter (Graf Normann auf rein Anſuchen zum Schwadrons - Commandanten im 2ten Reiter- Reg .;

Rittmſtr. v. Faber zum Adjutanten des Comm. d . Reiter Diviſion ernannt ;

Oberlieut . v . Linden zum 4ten Reiter-Reg. verſeßt. Unter dem 21. wurde Major v . Alüpfel zum Oberſtlieut. befördert.

Unter dem 12. Dez. wurde der Commandant der Reiter Diviſion 6. M. v. linden auf ſeinen Wunſch in den Rubeſtand verſett ;

Unter dem 19. der Commandant des 2ten Reiter-Reg. Oberſt Prinz zu Sachſen -Weimar zum G.-M. und erſten Commandant der Reiter-Diviſion ; der Commandant des 3ten Reiter-Reg . Oberſt v . Entreß Fürſte necf zum Reiter Diviſion ;

G.-M. und zweiten Command. der

Oberſt v. Röder zum Commandanten des 2ten Reiter - Reg.; Rittinſtr. Graf Adelmann zum Major und Command

der Leibgarde zu Pferde ernannt.

Unter dem 22. Dez. wurde Portepeekadet v. Bayer zum Lieut. ernannt.

1860. lInter dem 4. Jan erhielt Regimentsfadet Sieber die erbetene Entlaſſung aus Königl. Dienſten mit dem Karakter als Lieutenant.

Unter dem 20. Febr. wurde Reg .- 20 . Oberlieut. v . Baum bach zum farakt. Rittmſtr. und Adj . des General- Inſpek teurs der Königl. Truppen ernannt.

linter dem 5. März wurde Oberlieut. Startlof zum Reg. Adj . ernannt.

Unter dem 19. Lieut. von Hügel auf unbeſtimmte Zeit be : urlaubt .

723

-

Ilnter dem 7. Mai wurde Oberlieut. Graf Adolf » . Püd

ler des Iten zum 2ten , Oberlieut. Hugo v. Kirn des 2ten zum Iten Reiter - Reg. verſeßt. Unter dem 7. Juli wurde Oberſtlieut. v. Klüpfel auf ſeinen Wund in den Ruheſtand verjeßt.

linter dem

15. Rittmeiſter v. Reiſdach zum Major und

Stabsoffizier ernannt ;

Rittmeiſter Rau des 4ten zum 2ten Reiter-Reg. verſeßt. 1861. Unter dem 14. Jan. wurde Oberlieut. Gerold des Sten zum 2ten Reiter- Reg. verſeßt. Inter dem 25. April wurde Oberlieut. Campbell auf Frie densdauer beurlaubt .

lInter dem 28. Juli wurde Rittmſtr. v. Stetten zum Land Oberſtallmeiſter ernannt.

Unter dem 9. Auguſt wurden Rittmſtr. v. König des Iten und

.Oberlieut. Graf Gronsfeld der Feldjäger-Abtheilung zum 2ten Reiter - Reg .;

Lieut. v. Maucler zur Leibgarde zu Pferde verſetzt; Oberlieut. Bopp zum Schüßenoffizier ; Lieut. Bach des 3ten zum Oberlieut. 'im 2ten Reiter- Reg. ernannt.

Ilnter dem 21. Oktober erhielt Oberlieut. Campbell die nachgeſuchte Entlaſſung aus R. Dienſten . Unter dem + Nov. wurden die Kriegsſchüler Graf Degen

feld und von Reiſchad zu Portepeefadeten im 2ten Reiter-Reg. ernannt.

Berichtigungen.

Seite 17 Zeile 20 von oben, ſtatt: Vandou se lies : Vandouve. Kantonirte lies : kantonirte.

17

81

84 Bei der daſelbſt verzeichneten Ordre de Bataille gehört die 1te reitende Batterie zur I. Cavalerie- Brigade ; das 1te und 2te leidte Bataillon zur II. Infanterie -Brigade. 96 Zeile 9 von oben , ſtatt: en moi lies : au moi. 205

15

220 221

9 16

229 242

M

21 10 6 12

1

254 313

mißbilligſten lies : mißbilligendften .

1

Sit lies : Ed.

iſt das Zeichen : ** ) hinter 13 Mann , ſtatt !

11

n

hinter 15 Mann zu legen. Alepino lies : Alerino. rieſigen lies : eiſigen . am 8. Oktober lies : am 18. Oktober Coelln lies : Coelin.

M 1

unten , 1

325 346

2

11

hinter : griffen ſogleich den Feind, fehlt au. oben , ſtatt: Jähnsdorf lies : fühnsdorf.

n

358

14 17

362 369

ces Ao co

381

398 410 427

9 3

unten , oben ,

den lies : de 8 .

beſtanden lies : befanden.

!!

1

4 13

11

unten,

Stöllhofen lies : Stollhofen. Bartenhein lies : Bartenheim . Gaucogny lies : Faucognty.

431

2

482

15 16

demontirte lies : demolirte. oben, ſtreiche hinter : rückte das Wort : er.

11 9 5 16

Gefechte den Punkt. unteni, ſtatt: 1ten lies : 6te n . vorrüđen lies : Vorrüđen . Bruď lies : Buď. oben ,

484 484 485 490

,

Unterhalb lies : Unterhalt. Nieweđ lies : Niemed. 55 Offizier & pferde lies : 5 Dffiziere : pferde.

1

I

493 500 518

I

I

17 u. 21 von oben , ſtatt: Vendo evre lies : Vendoeuvre. 1 von unten, ſtatt; einen lies : keine n .

Seite 524 Zeile 2 u . 5 von unten , ſtatt: Charncy lies : Charney. 8 von oben, ſtatt: entſcheiden lies : entſchieden. 526 13 526 jagen lies : gegen . 526 14 gegen , jagen . n

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529 566

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569 581 591 612 615 624

19 9 1 19 19

651 660

18 16

669 687

12 4 11

696

Dommartien lies : Dommartin . Nr. II und V. Nr. II und IV Seiner lies : Seine.

unten ,

oben ,

mit lies : und. unten ,

errungenen lies : errungelle. Engländern . Engländer

" oben ;

erfolgt lies : verfolgt . gegen lies : ganze. oben , ſtreiche: ſie.

munten ,

1

ſtatt : n

Knie bio lics : Kniebis.

untent,

Nedarim .

oben ,

dem lies : den . den die.

unten ,

1

Nedarſulm .

1

AP 65

Drud von 6. 2. Vedle in Darmſtadt

Inhaltsverzeichniß.

Erſter Zeitraum. Erſter Abſchnitt. Die Jahre 1805 , 1806 , 1807, 1808 Bweiter Abſchnitt. Die Jahre 1809, 1810, 1811

3

88

Dritter Abſchnitt. Das Jahr 1812 185

Vierter Abſchnitt. Das Jahr 1813

278

Lünſter Abſchnitt. Das Jahr 1814

420

Sechſter Abſchnitt. Die Jahre 1815 und 1816

571

Zweiter Zeitraum . Erſter Abſchnitt. Die Jahre 1816, 1817, 1818 Bweiter Abſchnitt. Die Jahre 1818 bis 1833

633

647

Dritter Abſchnitt. Die Jahre 1833 bis 1842

659

Vierter Abſchnitt. Die Jahre 1842 bis 1852

665

Fünfter Abſchnitt. Die Jahre 1852 bis 1861

688