Geschichte der Stadt Babylon

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(BefcjHdfte fcer Jkabf QjSaßgfott

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Dr. 35w3° T&tncßfer Professor an der Universität Berlin

Jf. £. 3E)tnrtcße’fcß* Q0ucßßanfcfune 9toHe unb fein ©ott ©ctjamafdj erfdjeint nod) at3 ber älterberecfjtigte in Anrufungen gegenüber bent neuen 3ieid)3gott SJtarbuf. Sn um fo [)eltere3 &id)t tritt bie 33ebeutung iöabt)Ion§ al§ $D?ittetpunft ber oorberafiatifdjen Äulturmett, metttt e§ tro^bem ab*

31C. VI, 1

Sie erfte ©tjnaftie öon Sobt)Ion.

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$auptftabt anerfannt mürbe, unb menn biefe Könige auef) i^re 9Vacpt= anfprücpe Oon 9J?arbuf unb bem Vefipe feiner (Stabt ableiteten. (Sie nennen fief) in erfter Sinie „®önig Don Vabpton", ipre 2)pnaftie luirb in ben babptonifepen Siften at§ bie erfte „fbpnaftie öon ^öabt)= Ion"' geführt, unb ber beginn be3 fö'önigreicpS Vabpton bamit augenfepeintiep üon iprem erften SVitgtiebe Sumu=abi pergeteitet. S)ie ^perrfepaft biefer S)t)nafiie bebeutet für bie ©ntmidtung Vabptonienauptftabt felbft nnS fdjtoerltdj etmaS liefern mirb, merbeit mir nocl) fef)eit. 9lber and) anbere Stuinen* ftätten l)aben bis jetd nocl) leine 9tefte biefer ßeit enthüllt. $)a3 fann anfällig fein, aber eS fdjeint, als ob eS in ben 9$er* l)ältniffen ber ßeit begrünbet märe. (Sine grofte 3e^ für 93abt)lon nnb and) für 93abt)lonieit finb biefe brei nnb einl)alb Sal)rl)mtberte fidjer nid)t gemefen. 2öenn mir bie elf als „Könige non 93abt)lon" lernten, fo brauchen fie beSl)alb noef) nid)t bort eine Stellung ein* genommen 51t l)abeit mie it)re elf Vorgänger. So niel tarnt jetd and) als fidjer gelten, baff fie nid)t attS 93abt)lon felbft flammten, fonbent biefeS 001t auffett l)er erobert l)abett. Unb ^nar ift als il)re Heimat baS „SOceerlanb" ober baS füblicl)fte 93abt)lonien feftjnftellen. @3 l)anbelt fiel) babei aber mol)l tueniger um einen nod)maligett 9luffcl)miutg SübbabtjlonienS, als um eine (Sroberitttg nont „9)?eer* lanbe" aus nnb unter 93erfjältttiffen, mie mir fie unter sD?ero* bad)=93alabatt im 8. Sal)rl)tutbert lernten lernen merben. ®afo über bie (Sntmidlung ber Stabt 93abl)loit felbft unter folgen Umftänben nid)tS näheres feftgeftellt merbeit fann, liegt auf ber £>anb. Sinnier* t)in bemeift bie ^olge^eit, baff bie geiftige 3ül)ruitg il)nt tticljt oer* loreit gegangen ift. 28ettn mir eine 3ed politifcljer Sdjmäclje für biefe 2)t)naftie üorauSjufe^en l)abeit merben, fo beftätigt bie folgenbe (Spodje, baff ilfr (Snbe burd) eine Urnmäljung, eine oöllige 93erl)eerung unb 93er* nicf)tung ber alten Kultur l)erbeigefiil)rt morbeit fein muff, eine itid)t geringere, üielleid)t fogar größere als bie, meld)e Sargoit unb ,'pammu* rabi borgefuitbcit f)atten. 93abl)lott gilt beut Orient als bie Stabt ber Spradiettuermir rung. 9lid)t nur bie 93ibel l)at bie ÜBiettyradjigfeit feiner 93emol)ner in 3°rm einer ^egenbe gebracht, fonbent ber Orient felbft l)at baS betont. Sinnier neue ^ölferntaffett l)abeit fid) im £aufe ber Sal)r*

9X0. VI, 1

®ie Staffiten.

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taufenbe über ba§ reiche Mturlanb ergoffeit bi§ faft an bie Sdjmelle ber üfteitgeit. 2öie Arabien fo fjat and) Oftafien feine Sölfertnaffen nad) beit Äulturlänbern abgeftofjeit. 2)ie erfte berartige Söderflut, meldfe mir feftfteÜen fönnen,1 ift biejenige, in beren Sefip mir Sabt)» loniett in ber ^olgegeit, citfo feit bem 17. Saf)rf)unbert, finben. X)a§ mt nennt fid) ÜJafdjfdju ober ^affiten, nnb mir muffen in ifym eine Srfdjeinung mie bie „Xiirten" ober Mongolen fel)en, ohne baff felbftüerftänblid) bamit über if)re engere etf)no(ogifd)e ßugefjörigfeit etma§ feftgeftedt märe. Sine Sroberung bitrd) ein ungibitifierteä Soll ooHgieljt fid) ftetS unter fermeren Srfd)ütterungen be3 mirtfchaftlicfjen uttb potitifcf)en Sebent, Stabte raerben gerftört, oft bilben fict) neue Staaten unb merben mieber geftürgt, ef)e eine einheitliche ßufatnmenfaffung ftattfinbet. So ift and) Sabplonien unb Sabplott in biefer ßeit be§ Umfiurgeä f)art mitgenommen morben, unb mir merben un£ feine Sage beim Sintritt ruhigerer 3uf^tt^e nic^t meniger fd)Iimm al§ oor ber £>ammurabigeit Dorftellen müffen. 9htr bafj bie^mal bie ßeit feiner Sorherrfdjaft für immer oorbei mar, oon felgt an fomtnen and) anbere Staaten unb Golfer auf. S3 muff geraume 3eit gebauert tjaben, bi§ bie $affiten fid) in Sabt)lonien t)eimifd) machten. X)ie $önig§lifte fet^t gmar bie 9?etf)e unmittelbar mit einer neuen Xtjnaftie üon 36 Königen mit 576 Safjren (alfo etma 1750 bi3 gegen 1100) fort, bie erfte größere Snfcffrift, bie mir au§ ber 3e*t biefer faffitifd)en Könige haben, famt aber liiert oon einem ber erften biefer §errfd)er f)errüt)ren unb geigt trotgbem nod) oötlig üeränberte 3wfiänbe. S§ f)at äugen» fcheintich lange 3eit gebauert, bi§ ba§ ^ulturlanb bie mtlben Sieger in feinen Sann gegmungen hatte unb bi§ fie fid) al§ „Sabi)lottier" fühlten. £)ie Snfdfrift be§ 2lgu (e§ fdfeint ein Xitel- ober eine 5amitienbegeid)nung gu fein) föafrime geigt biefen nod) al§ beit ^terrn über ein dieidj, ba§ gang anbere ©rengen hat at§ bie früheren babt)loitifd)en. SJcit feiner Umfaffung unb Setonung nörbtiefjer Säitber läfet e§ noch erfettnen, Oon mo biefe Sieger gefommen mareit, unb mo bie SSurgeln itjrer Straft lagen. 3lt9^e^ ä^igt biefelbe Sn» fdjrift aber and) ben Übergang, ben Seginn ber Sabtjlonifierung, inbem ber $önig barauf bebad)t ift, ber ^auptftabt Sabtjlon if^ Slnfelfen gurüdgugeben unb feine SBürbe fid) Oon ihrem ($otte 9Jcar» buf übertragen gu taffen, alfo mit anbern Porten fid) ben Über» 1) 910. 1,1- ©. 31.

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tJfoitfiifjrung ber 2)?aröuf=@tatue.

SIC. VI, 1

tieferungen ber alten Kultur 51t fügen, ein £3abt)lonier ftatt eines ^affiten §u Werben. Sn ben oorhergeljenben äöirren war £3abt)ton 001t einem be= nacbbarten Staate ober SBotfe einmal erobert unb bie Statue SDJarbufS fortgefdfleppt Worben. OaS Sanb wirb als (El)ani begeidjnet, eS ift in ber ^)auptfad)e gleich mit bem, waS fpäter Slffprien ift. SBeldjer Slrt aber bie bamaligen potitifdjen SSerljältniffe bort waren, ift nidft dar, eS fdfeint als ob l)ier bie Spuren ber 9D?itani=(Er* oberung Vorlagen.1 Oie Fortführung ber Statue bebeutet nach Sfa* fdjauung unb Sluffaffung beS Orients bie (Gefangennahme beS ©otteS felbft, ber bamit feinem Saitbe. ben bilden gelehrt t)at. ®iefeS oerliert baburd) baS 9^ecf)t auf felbftänbige (Ejiftens, benn alle ftaat= liehe Orbnuitg, bie ÄönigSwürbe obenan, ift ja SluSfluh ber gött= lidbjen Sßirffamfeit unb befteljt nur im üftamen ber ©ottl)eit. Of)ne bereit 3lnwefenl)eit ift leine Stabt, fein SSolf, fein Staat, feine Orb* nung möglichOer SluSgleich mit ber alten Kultur beS SanbeS, bie (Einorb* nung ber Sieger in bie OafeinSbebingungen beS eroberten SanbeS, War nach beffen Slnfcfjauungen unb (Einrichtungen nur möglich burd) bie Sinnahme ber alten Stufte. (Ein fööttig oon SSabplon muhte üoit SO^arbuf eingefegt fein unb Würbe bamit ein $önig ber alten Xfulturlänber ftatt eines Söarbarenfürften. Oarum muhte ber föaffiten* fitrft erft bie 9J?arbufftatue ^urüdfRaffen, el)e er bie föönigSwürbe unb bie Slnfprüdje, welche SDZarbuf unb feine bie ©eifter ber Kultur« weit regierenbe Cegre 311 oergeben hoffen, antreten fonnte. Ob baS Sanb (Eljani Oon iljm lel)nSabl)ängig ober il)m nur befreunbet war, ift nicht flar. (Er berichtet nur, bah er äftarbuf nach Skbplon $u* rüdbringeit lieh, unb bie unS erhaltene Snfdjrift ift biefent (Ereignis auSfchliehlid) gewibmet. 23on nun an fonnte ber Stönig ber Äaffiten unb ber benachbarten ßänber als erften feiner Oitel ben eines Königs oon SSabplon führen unb fid) als §errn ber ftulturmelt fühlen. Oer nädjfte Slaffitenfönig, oon bem wir wieber eine Snfdjrift hoben — er hat freilich fchon eine geraume $eit fpäter regiert — nennt fid) mit ben alten Oiteln Wie einer ber früheren Iperrfdjer „$önig oon 23abplon, Slönig oon Sumer unb Slffab" unb fügt erft als legten noch ein ,/^önig ber $afd)fd)u" l)io3u. Oie folgeitbeit taffen baS überhaupt weg, fie fühlen fid) nur nod) als 23abt)lonier. SBieber l)at baS Mturlanb eine neue 9?affe in fich aufgenommen. l) sic. I, l2 auptftabt für immer au3 ber herrfct)enben Stellung in Vorberafiett oerbrättgt morben. 3unächft mirb e§ auf ba3 eigentliche Vabt)lonteit befcpräittt, bann immer mehr gurüdgebrängt, bB ba§ Königreich Vabptoit nur noch ba§ Stabtgebiet, baö atte Stammtanb in Scorbbabptonieit untfaht ttnb atte anberen ©ebiete attbereit ^errett Oerfaßett. S)a§ (SrgebnB ber Untmätgungen, betten bie ©upfmattänber in ber 3l°tfdhengeit untermorfeit morben marett, mar ba§ Vorbringen StgppteiB bB nach Strien unb feine SSefe^ung gaitg $ßaläftina$ mit ^hänigieit, fomie bte ©inmattberung „hetfjitifcher" Votier nach 9)iejo= potamien, mo mir in ber Kaffitengeit bie SJcitani finben,- bie gur 3eit ihrer gröhteit Nca(f)t ba§ gange ©ebiet be$ fpäteren Slffpriett bB an bie ©renge VabptonienS, beit untern 3aB befeffett gu haben 1) Qn öen jteU9lmarna=93riefen. 210. I, 2. 2) 910. I, l2 21; II, l2 ©. 15; IV, 1 ©. 5; Ogi. oben ©. 24.

9t|ft)rien.

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«o. VI, 1

fcpeinen. ©egen ipre §errfd)aft fcpeint fiep auS ber altern SSeüöl* ferung guerft in ber uralten (Stabt $lffur ber Sßiberftanb erhoben gu paben, bie bereite ^)ammurabi als untertänig unb üon ipm mieberpergeftedt ermäpnt. Sin 15. ^abjrfjunbert, alfo in ber 93?itte ber Äaffitengeit, treten unS bereits fetbftänbige Könige üon Slffur entgegen, melcpe benutzt finb beim fßparao, ber felgt ftatt beS fierrn SÖabplonienS als ber erfte ^perrfcper beS Orients gilt, fict) bie 3ln* erfennung als gleic£)berec£)tigt mit bem Stönig üon 33abplon loie bem ber fDfttani 51t erringen.1 Die neue 9ftad)t pat bann im gleiten fcpneden ©mportoacpfen, roie mir eS oft finben (ügl. S. 7), fiep auSgebepnt, gunäcpft bie SDiitani auS Slffprien felbft Derbrängt, bann aber baS gange üon iljnen befetd gehaltene ©ebiet an fid) gebradjt. Sm 14. Saprpunbert üodgiept fiep biefe ©roberung, um 1300 befipt unter Salmanaffar I. Slffprien alles ©ebiet bis gum DauruS l)in. SEßenn bapcr in ben Del=9lmarna*93riefen im 15. Sapr* punbert nocp bie euppratenfifcpen ©rofjftaaten bem 33efitge beS fßparao in fßaläftina unb fßpönigien gefäfjrlid^ merbeit fönnen,2 fo finb eS fetgt nur nod) gmei, bie fid) in bie £>errfcpaft biefer Sänber teilen, unb bie nun ber üftatur orientalifcfjer Staaten gemäfg mit einanber in $ampf geraten müffen, beibe führen ben tarnen üon iprer gpauptftabt: Slffur unb SBabplon, unb beibe finb üon nun an bie* ienigen, melcpe faft ein Saprtaufenb lang fid) mecpfelfeitig bie .'perr* fcpaft ftreitig machen. Der natürliche ©egenfatg, i£)re Stärfe unb ib)re Scpmäcpe in politifcper föegiepung, berupt in ber Sage beiber. 28emt bie $ebeu* tung beS ©uppratgebieteS als üdiittelpunft nteprerer ^ulturmelten fid) auS feiner Sage erllären läfjt, melcpe eS eben tatfäd)lid) in ben Schnitt* puntt oder 3®ege üerfetgt, bie üon ber öftlicpen SBelt nad) ber meft* liehen unb üon ber nörblicpen nad) ber füblichen führen, fo neigt Sabplon mepr nad) bem Often unb bem perfifd)en SDteere, Slffur, baS halb burc£) bie günftiger gelegenen Stäbte Sialc^i unb Sftiniüe erfetgt mirb, mepr nad) bem korben unb fföeften fomie bem Spittel* meere pin. Die fßerbinbung beiber Süfteere unb SSelteit bilbet bie Quelle ber Stärfe unb SBlüte ber perrfepenben 9J?acpt im ©upprat* lanbe, feber üon ben beiben Staaten braucht alfo ben SBefitg beS anbern notroenbig als SßorauSfetgung feiner eigenen Überlegenheit, mie eS in ber 3eü ber unumftrittenen SOJacpt SöabplonS ber fyad gemefen mar. 1) «o. 1,22 ©. 17. 2) SIO. II, l2 ©. 15.

910. VI, 1

93abt)Ion unb Stffprien.

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Um 1400, halb nacp ber £eU2tmarna=3eit pat ber neu er= ftanbene üftebenbupter fcpon (Megenpeit, fiep tu bie babplonifcpeit 35erpättniffe §u mifcpen. ßunäcpft freilich maren bie Se^iepungen beiber EönigSpäitfer friebticp. $>er ©mporfömmting üerflidbjt fein Sntereffe mit bem beS üftad)bant burd) heiraten, pitft ipm bann in ber Olot, um fcfjtie^ticf) ipn §u beperrfcpen. 5)erfelbe Völlig üon 9tffur, Don bem mir S£el=2lmarna=23riefe paben, ?(ffur=nabin=adpi, uerpeiratete eine Sodpter mit bem ^affitenfönig bon 93abpton $ara cparbafcp. 93eibe Sänber öerfudpten alfo junädjft ipre beiberfeitigen Smtereffen auSgugleicpen unb nebeneinanber gu beftepen. 2)er 2Beg nad) bem 3Beften füprt non 23abpton über 9D?efopotamien, mo §arran ben nid)t umgepbaren ^notenpunft bitbet. 2)er große Ummeg ift notmenbig, meit ber gerabe 3öeg meftmärtS burdp bie (Steppe für Äaramanen ungangbar ift, megen SBaffer* mangels mie megen ber ©efapr burd) bie Steppenbemopner, bie ftetS ficf) nadpfcpiebenben (Scharen ber 35ölferfainmer Arabien. 9)cefopotamien aber mufite naturgemäß an 2tffprien falten, baS ja and) bie SOUtani non bort oertrieb, unb fomit beperrfd)te biefeS ben 28eg 5um SDättetmeere, mie umgefeprt 33abpton ben gum perfifcpen. üftun patte aber ber Sßerfepr mit bem Dften bamatS bereits offenbar anbere SBege gefucpt, einerfeitS ging er über Arabien, anbererfeitS mopl über ©tarn unb 9)?ebien, fobaß baS perfifcpe 9)?eer atS 33er= feprSftraße nicpt mepr bie 33ebeutung patte, mie bamatS atS üftaram* Sin nocp Saprein beperrfcpte (S. 12) unb babptonifcpe Sdpiffe mit dftagan unb äMucpa oerfeprten. 2)aS fpricpt fiep auep in ber ?lb= feptießung SabptonS uom SD^eere, ober beffer in beffen ^erjicpt auf biefeS, burep Abtrennung beS „SEReertanbeS" ('S. 22) auS. $)aS sDUtteImeer pingegen mit feinen §äfen an ber cilicifcpen unb ppöiti= jifepen Stüfte mar niept $u umgepen. So mar Affprien in ber giinftigeren Sage gegenüber 33abpton, baS opne einen 2Seg nad) bem sD£ittetmeere Oom SMtOerfepr abgefd)toffen unb Affur gegen¬ über in bie groeite Stellung gefepoben mar. @S mar baper ein s-8er* fuep ber alten SBettpauptftabt, menigftenS eine gteiepe Stellung neben ber S^ebenbupterin gu erpatten, menn ber Sopn jenes Staradparbafd), ber (£nfel beS AffprerfönigS, Stabafdjmamcparbe, ben 35erfud) mad)te, einen 3Seg nad) bem ÜDUttetmeere burdp Anlage üon Brunnen unb bie Sicperung ber Straßen burdp SSadptpoften mitten burdp bie Steppe pinburdp ju eröffnen.1 (£>aS (Gelingen beS ißtaneS pätte 1) 310. II, l2 ©. 16.

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Slffgrien getuinnt bie

«D. VI, 1

natürlich bet ber gemaltigen 2Ibfür§ung be§ ÜEBegeS ilpn ein Übergemixt über Slffprten gegeben. Sillein Sabplon unb Sabplonien Ijatte einen (Gegenfat) ber Seüölferung, ber bie babt)lonifcf)e ^Solitif be§ Staffiten §ufd)anben machte. S>a3 $önig§i)au3 mar längft babtjlonifc^ nnb mit bent Sanbe üermadjfen, unb ebenfo bie nornefjmen Raufer ber ehemaligen (Eroberer. 2£ie ftetS bei folgen (Eroberungen bleibt aber ein Über* fd)uh ber neuen Sebölferung, ber bei ber Seuteberteilung ju fur^ fommt ober ben Slnfdjluh an bie neuen ®ulturberfjältniffe nicht finbet. Sie in bie Sahnen ber altbabt)lonifchen Kultur einlenfenbe süolitif be§ ^errfdjerhctufeS geriet in ßmiefpalt mit bent noch nicht babljtonifdjen Seile ber faffitifdjen Sebölferung, unb biefe erhob fid) §u einem Slufftanbe, in meld)em ber Stönig ®abafd)man=d)arbe er morbet unb ein Staffit auf ben St)ron gefetjt mürbe. Sa§ mar eine millfomntene (Gelegenheit für 9lffprien, mo itod) immer ber alte 2lffur*nabin*ad)i regierte, um als 9\äd)er unb Reifer eingugreifen unb zugleich mit bem Sanfe ber Nebenbuhlerin bereit Untermürfigfeit einguheintfen. (Ein affprifcljeS §eer beseitigte ben githrer be§ ®affitentum§ unb fegte ben ©ol)n be§ (Ermorbeten unb Urenfel be£ SlffprerfönigS, ein unmünbigeS Äinb, Äurigatju, auf ben Sfjron. Somit mar Sabplon ein Äönig gegeben, ber eine babp* lonifche b. h- int ©imte ber alten Kultur gehaltene Eßolitif ber* folgen muhte, baS frembe, barbarifd)e ^affitentum mar gebroden. SlnbererfeitS mar bie Nebenbitl)lerfd)aft SabplonS beseitigt, eS ftanb unter bem ©djuge StffprienS unb muhte auf Sßläne mie ben ooit Äabafchman=d)arbe Oerfolgten bereichten. (ES oerlautet nie mieber etmaS üon beffett Srunnen unb feiner ©trage — bis auf ben heutigen Sag. ©elbftOerftänblid) l)ai bie ni(e 2ßeltt)auptftabt fid) nid)t ohne meitereS barein gefunbeit, fid) mit ber Slnerfemtung als nur geiftiger SDftttelpunft gu begnügen, ©o lange eS feine felbftänbige Ser* maltung unb bie Duellen ber 9Nad)t in feiner mirtfdjaftlidjen Se* beutung befah, l)a( ftetS barum gerungen unb ift burd) ben ßmang ber Serl)ältniffe, burd) bie Sebürfniffe beS £mnbelS barauf gebrängt morbett, immer mieber ttad) ber Sorherrfdjaft $u ftreben, unb — eS ift am (Eitbe noch einmal ©ieger geblieben. ßunädjft beginnen Kämpfe um bie ßurüderoberuitg beS ber* lorett gegangenen (EinfluffeS. SaS midjtigfte Stampfobjeft ift babei SNefopotantien, bie $rage ftel)t, ob Hffur ober Sabplon ber Safall fein foll. Segeicpnenb ift babei aber, bah ber alten SSelthauptftabt

210. VI, 1

$Borf)errjcf)aft; ©lernt.

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ftetö and) beim afj^rtfe^en Sieger it)r alte» Stabtredjt anerfannt ttrirö. Bi* auf bie gälle in späterer ßeit, bie befonberö gu be= fpred)en finb, mad)t fein afftjrifdjer Hönig ben SSerfucJ), bie Be= redftigung ber Selbftänbigfeit Babplon* gu beftreiten. Marbuf, ber SSeltenregent, muff feinen eigenen SteÜüertreter auf (Srbett an ber Stelle haben, too er too£)nt, baran wirb nicht gerüttelt. Unb ba oerlangt wirb, baff bie babt)lonifcl)e Hönig*frone bie elfte ift, baß ber Honig gur ©rlebigung feiner Obliegenheiten gum minbeften alljährlich beim $efte Marbuf*, beut 9leujaf)r*fefte, amoefenb ift, um ben feierlichen Umgug, ben „9lu*gug" be* ©otte* gu leiten, fo üergicf)tet man lieber auf bie Hönig*toürbe, at* mit alten 9ied)ten gu brechen. Man oergleidfe toieber ba* 9lom be* Mittelalter*. 2>a* ift eine Urfadje unenblidfer unb immer toieberljolter Sdjtoierig= feiten getoefen, aber immer toieber hot Slffprien ba* alte Hönig*unb @otte*red)t anerfannt. 2)er Hampf ber beutfeffen Haifer mit 9tom ift bie fd^lagenbfte parallele, toelbhe bie 2Seltgefc£)ict)te gu bem Hantpfe ber Slffprerfönige mit unb um Babplon geigt. ‘Oie einftige Beherrfcfjerin be* Dorbeut Orient* unb bie aner= fannte geiftige $atl)rerin toar alfo politifch feit ber Mitte ber Haffiten= geit in bie gtoeite Stelle oermiefen unb mußte fich ber aufftrebenben sJ^ad)barmad)t ntel)r unb mehr unterorbnen. Sn feinen Bemühungen um bie Sßiebererringung ber alten Stellung hat Babplon natur= gemäjg bie §ilfe gefugt, too e* fie finben fonnte. So ift e* ber gegebene Mittelpunft aller gegen Stffprien gerichteten Unternep* mungen getoefen unb hot ftet* auf folche gerechnet, um fidh ihrer gu bebienett. 9lußer Slffprien hotte e* noch einen neuen üftadjbarn erhalten, beffen ©ebiet fich oom babplonifc^en (Sinfluffe toenigften* politifd) lo*geriffen hotte. ©lam, einft eine babplonifche ^Sroüing (S. 13), ift jeßt ein felbftänbiger mächtiger Staat mit eigner unb oerfepieben* artiger Beüötferung.1 Babplon unb Babplonien gegenüber nimmt e* eine ähnliche Stellung ein toie Slffprien felbft, biefe* ift tpin al* Mutterlanb unb £>auptftabt ber Hultitr ba* nächftliegenbe ßiel feiner ©roberungett. 2lucp Gsdam* Hönige ftrebett banach, bie Sd)uß= perrfepaft über Babplonien au*guübett unb bie ^olitif be* reidbjen Sanbe* ihren ßtreden bienftbar gu machen. So fiept Babplon oott jeßt an gtoifchen biefen beiben militärifd) fräftigen Staaten'2 unb ift 1) 210. II, l2 35. 2) 210. II, l2 ic (Sntmidlung ber $)inge, ba§ burchfcpnittlicpe Übergewicht Slff priens unb beffen ©egenfatj gegen bie Gpalbäer brachte e§ mit fid), bah biefe oft als SöunbeSgenoffen (SlotnS erfcpeinen, oft aber and) if)re dürften fiel) auf ben Xpron ÖabplonS fepmingen.1 Sunäcpft fam e§ fcpoit mäprenb ber langen Regierung Sturi' galguS (S. 28) 51t mehrfachen Kämpfen mit Slffprien. 3m gangen fd)eint biefeS unter breieit feiner Könige erfolgreich getoefen git fein, unb ^abplon muhte immer met)r oott feinen (Gebieten abtreten. Unter bern erfolgreidfen Salmanaffar I. (S. 26) erreichte Slffpriett mol)l einen offenen 2öeg gunt Eftittelmeere, unb barnit loar e§ in bie Stellung getreten, meldfe 23abplott einft iitne gehabt patte ttttb bie eS nach bent 9iecpte feineö ©otteS oerlattgett muhte. 2)ie Regierung 001t SaliitanaffarS sJiad)folger, £itfitlti=$ftinib I., brachte baper bie erftmalige tatfäcplicpe HuSbepnung affprifeper Dberpopeit über gang 23abptonien. S)er Slffprerfönig mürbe gum Stönig 001t Sumer ttnb 2lffab, für Söabplon felbft aber begnügte er fiep mit ber Ausübung einer Sdjuppoheit. ®er gönn naep blieb ber Staat EftarbttfS unabhängig, fein Slöitig ein 33ruber, niept ein 2) i eit er feinet ^öefdjitperg.. 3n ber Sacpe mar 23abplott nun gunt erfteu Eftale ein abhängiges Stabtfönigtum, mie oiele im iöereiepe ber affprifepen Eftacpt unb mie einft oiele feilten Königen unterftanbeit patten. (£S mar nod) immer ein Slaffitenfönig, beit XufultUüftiitib abfepte, ttttb auep ber 001t ipm eittgefepte unb unter feinem Stpupe 6 Sapre regiereitbe Äöitig mirb 001t ber ®önigSlifte gur felbett £)pnaftie gerechnet. ®ie guftänbe erfttpreit eine plöplicpe $nberung burd) ben rafepen gufaminenfturg ber affprifepen Eftacht infolge beS s2lufftaitbeS gegen Xufulti=$ftinib.2 ®a§ ©rloorbette ging mit einem Sd)lage Oerloren unb 23abplon mar feinen einen Sdjupperrn loS, um beut anbern in bie £)änbe gtt fallen. Sn mie fern man fiep mit beffen |)itfe 1) 910. II, l2 e. 17. 2) 910. II, 1« e. 25.

1,1« @.11.

MX VI, 1

(Snbe bev Äalfiteujeit, fßafcfjes&Dnaftie.

3X

etwa „befreit" hatte, ift Dortäufig nodf nid)t dar, aber unter bem gerabe fo lange wie Ijunbert. $ür ba# ©tabtbilb finb bie fpärlidjeit Eingaben au# biefer $eit midjtig, meil fie noch oon bem ^eftepen be# alten ©argon* palafte# melben. $Bon biefen fiebert Königen mirb beridjtet, bah fie „im palafte ©argon# begraben" mürben, 23i# baljin muh alfo trolj mandjer ©roberungen bie ©tabt nod) ein 9(it#fehen gegeigt haben, melche# Denfmäler au# ber 3eit d)rer öegritnbung aufmie#, unb gmar nidjt nur al# gepflegte Überrefte — bergleidjeit fennt ber Orient nidjt — fonbern im ©ebraud) befinblidje. Da# ift gmei 3al)t> taufenbe nach ihrer ©ntfteljung. Die nädjften etma gmei Saljrljunberte finb eine 3ed ber fort fchreitenben ^eftfepung ber ©tjalbäer unb medjfehtber fleinftaatlidjer ^Reibereien. $8on jept an oollgieljt fidj 'bie ©inmanbentng, al# bereu ©rgebni# mir in ber $olgegeit ba# gefamte Sanb befonber# mit djal* 1) SSgl.

80. 39.

2)ev alte Orient, VI, X.

3

34

$8abpton al§ ßleinftaat,

20D. VI, 1

bäifdpen (Stämmen burcpfeßt finbett, bie unter if)ren eigenen „Königen" fiepen, mäprenb bte alten Stäbte auf ipr eigentlidjeS Stabtgebiet befcpränft finb. (£ineS biefer Stabtgebiete ift baS üon 23abplon, baS ebenfo tote ade anbern feine dpalbäifcpen Sdacpbarn — eS ift be= fonberS ber (Stamm $)aluri (f. S. 36—42) — pat. Sein altes ge= fdjidjtlicpeS 9^etf)t beftept aber bei ad ber Dpnmacpt fort unb jeber ber Könige unb Häuptlinge trachtet banad) „$önig Oon dkbplon" gu merben, um ben piftorifdjen 9lnfprucp auf bie Henrfcpaft über £anb unb bie 2Belt gu ermerben, um ein ©roßfünig gu merben. St>aS Scpmergemicpt ber politifdjen ©ntmidlung SßorberafienS liegt nun enbgiltig in 2lffprien unb dkbplonS Sdjidfale merben oon f)ier auS entfdpieben. St)ie ßeit bis gum dBieberanmadjfen ber affprifdpen ddacpt unter 2lffurnafirpal pat nur gelegentliche $u* famntenftöße mit dkbplon gefepen, mir finb aucp menig über bie ©ingelpeiten unterrid)tet. ©tma oon 885—854, alfo mefentlicp gleichzeitig mit dlffurnafirpal (883—861) t)at in SBabplon ein 97abu= aplu=ibbin regiert, ber bem dlffprer minbeftenS gemacpfen mar unb ihm am mittleren ©upprat fein Sntereffengebiet ftreitig macpte. 2luS ben ©reigniffen nacp feinem Stöbe gept peroor, baß er gang Sabp^ lonien befah, baß ipnt alfo ade ©palbäerftaaten gel)ord)ten. St>a dlffurnafirpal ber erfte mar, ber feit längerer ßeit mieber bis anS SDiittelmeer üorbrang, fo läßt fiep ber ßmed beS babplonifcpen $or= ftoßeS al§ ebenfadS in ben unS befannten SebenSbebürfniffen (S. 27) eines größeren dleidjeS $abplon gelegen erlernten. $>ie Selbftänbigteit gegenüber Hffprien ging aber mit bem Stöbe biefeS Königs oerloren. S3ei feinem Stöbe mürbe fein dleid) unter feine beiben Söpne geteilt, inbem ber eine SSabplon mit bem dior= ben, ber anbere Sübbabplonien in ©rittnernng an alte ßeiten er* hielt (Ogi. S. 5). ©S bauerte natürlich niept lange bis ber, melcper ben Süben erpalten patte, mo bie dpalbäifcpen Stämme biepter faßen, mit biefen über baS ©ebiet feines Ambers perfiel, mo bie Stabt ber SSorperrfchaft lag. S£>iefer manbte fich nacp 5lffprien um H^fe unb Salmanaffar II. beeilte fid) bie alte Scpußpopeit mieber gu ge= mäpren (851). Salmanaffar opferte in ©abplon, 33orfippa unb Äuta, ben brei Stäbten, melcpe oon jeßt an regelmäßig als bie ^ultuSmittelpunlte beS Königreiches SBabplon genannt merben. 9dar= buf=mabin=acpi, ber König Oon öabplon, regierte unter affprifdpent Sdjuße mie einft Slbab^fcpum^uffur (S. 31) unb felbftoerftänblicp beftanb fein fdeidp nur aus bem Königreich 23abplon int engeren Sinne.

m vi,, 1

unter afftjrifdjem Gsinftuffe.

35

Bon nun an geht e§ herüber unb hinüber mit Borftögen d)al= böiger dürften auf Babplon unb Bemühungen 2lfft>rienö bie er* rungette Stelle gu behaupten. (Slam fdjeint in biefer ßeit feine auäfdjlaggebenbe Stoffe gefpielt gu fyaben. £>a§ Schidfal BabplonS hängt atfo — Dom (Snbe be3 9. Sal)ri)unbert§ bi§ um 750 — non ben affprifdjen ßuftänben ab. Sn biefer 3eit mirb bie norber* afiatifd^e ©efd)id)te enbgiltig eine affprifcpe. Beim Stöbe Salmanaffarä ging in beut großen 5Iufftanbe nie! non afftjrifd^em (Sinfluffe Oerloreu, ba§ ftetS untmorbene Babplon geriet felbftnerftänblid) unter ben erften in anbere |)änbe. Sd)amfd)i* Slbab f)atte baffer auf mehreren 3ügeit ba§ Verlorene mieber gu erobern. Snt Anfänge feiner Regierung f)atte er ben $önig 9)?arbuf* balat*fu*ifbi gu befämpfen, ber il)m an ber Spipe eiltet §eere§ non (Sffatbäern, — er mar augettfc^eintid^ ein (Sffalbäer — non in Babp* lonien anfäffigen Slramäerftämmen, elamitifd)en1 unb anbern §ilf§truppen au3 bem ©ebiete SDcebienS (üftamri) Briberftanb leiftete. 2)er 9Iu§gattg biefer Kämpfe mirb in ber itn§ erhaltenen Snfd)rift nod) nicht ergäbt. SDamt ift eö 813, im Slobegfahre be§ ^önig§, unb 812 gu 3ügen nach Babplon unb gegen bie (Sfjalbäer gefommen, auf benen ber neue ft'önig 5lbab*nirari III. (812—783) biefelben 3ufiäube mie unter Salmanaffar f)erfteüte, bie er mol)l auf mehrmaligen fpäteren ßügen aufrecht erhielt (796. 795 nad) Üftorbbabplouien, nicht nach Babplon, 791 gegen bie (Spalbäer). Sie 3eit nad) vlbabmirari bradjte mieber einen Bitdgaitg ber affprifdjen SO?acf)t, ber im SBeften mit einem Borrüden Armeniens nach Sprien nerbunbett mar unb felbftnerftänblid) Babplon mieber chalbäifchen Eroberern in bie £)änbe fpielte, bie hier al3 Könige non Babplon über ihre Stainmeägenoffen je nad) ihren äftadjtoerpält* niffen perrfdjen tonnten. (S3 l)at jebodh and) nicht an Bemühungen feiten^ 2lffprien£ gefehlt, feine (Stellung gu behaupten. SOieprfad) merben, menigften§ anfangs, noch 3nge nad) ®halbäa ermähnt, non bereu Berlaitf mir freilich noch nid)t§ ^Rähereg miffen. So 783 unb 782, 777, 771 unb 769 ein 3U9 nad) Borbbabplonien. Snt ©angen ha^en nur nn3 ^iefe 3eü eine ^er Äletn*' ftaaterei in Babplonien oorguftetlen, mo (Spalbäerfürften unb Stabt* gebiete ftänbig einanber befel)beten unb fiep gegenfeitig gu unter* merfen fucf)ten. (Sin Bilb au§ ben 3uftänben biefer 3eü 9^1 nn§ eine merfroürbige Urfunbe, melcpe bie 3erriffenheit ber Berf)ältniffe 1) (Slam erfcheint atfo in einer gegen früher untergeorbneten 3totte. 3*

36

Sabplon cil§ Stleinftaat aber al§

910. VI, 1

im grellsten Siebte geigt, ©ie ftammt auS ber fRegierungSgeit eines Königs 9^abu=fc£)iun=if(f)f[un?] Hon Sabplon, ber oieHeid)t bis 748, auf jebeit $all aber in biefer 3e^ regiert fjat. Darin berietet Üftabu=fd)um4mbi, ber Sürgermeifter1 oon Sorfippa, über Sauten am ÜRebotempet unb ergäbt im Stnfdjlufe baran: „9113 entftanben in Sorfippa, ber «Stabt be§ 5ied)te3 unb ber Drbnung, Umfturj, Serl)eerungen, 9lufruf)r unb Dtebolutionen; unter ber Regierung be3 Königs 9tabu=fd)um=ifd)![un], oon 33it=bafuri ,2 ba leimten bie Sürger non S3abt)= Ion, Sorfippa unb ®ufd)ulti, bie 9lnmof)ner be§ Ufer§ be3 Gsupprat, alle (SpaU bäer, 9lramäer, Sürger bon ®ilbat3 lange ßeit bie Söaffen gegen einanber, fcf)lugen fid) gegenfeitig unb führten mit ben Sürgern bon Sorfippa Kämpfe um ifjre Sanbmari. llnb 9?abu=fd)um=ibbin (ber SSorfte^er be§ Sfabotempelä, alfo ber fg-üffrer ber ißriefterfdfaft), oeranftaltete auf eigene Sauft gegen 9tabu= fd)um=imbi, ben Sürgermeifter bon Sorfippa (einen 9lufrupr). Qn ber 9?ad)t mie ein ®ieb bradjte er ©efinbel, Sanbiten ufm. jufammen unb führte fie in ben 9?ebotempel. @ie erregten 9lufrul)r. 9lber bie Sürger bon Sor* fippa unb anbere, bie $u §ilfe tarnen, umfteUten ba§ £>au§ be§ Sürgermeifter3 unb berteibigten e3 mit Sogen [unb Pfeilen]."

5Ufo bie geifttiefje Partei Oerfudjt innerhalb ber ©tabt, um bie fic£) ber $önig nicf)t fümmert, einen ,*panbftreid) gegen bie melttidje !$?ad)t. DaS Silb oergteidje man mit foldjen auS bem fpäteren itatienifetjen unb beutfepen 9Jcittetatter. 5ttS @egenftüd bagu mag eine Sftadjridjt bienen, bie fo Oer= eingelt mie fie bis felgt fteljt, unS um fo toidftiger als ein ßcugniS für bie mettgefdjidjtlidje Sebeutung SabptonS ift. ©atmanaffar II., ber Sabplon unb Sabplonien toieber unter feinen ©inftufg gebracht Ijatte (©. 34), berichtet Oon einer ©ejdnbtfdjaft eines SanbeS äftufgri, bie if)tn „Dribut", b. f). in biefent gatte ©efd)enfe überbrac^te. Der Sporne beS SanbeS ift berfelbe loie für ?tgppten, loaS eS bamit für eine SemanbtniS bat, ift nod) unftar. 3tüeifeUoS ift, baff eS fid) um ein Sanb beS fernen DftenS fjanbelt, benn baS beloeifen bie überbradjten ©efdjenfe: bie groeitjödrigen Äamele unb ber an ben £>f)ren fold^er erfenntlicfje inbifcEje (Stefant. DiefeS Sanb SCRuffri mufe minbeftenS Saftrien ober gar ein norbinbifdieS getoefen fein unb bie ©efanbtfdjaft ift ein ©egenftüd gu ber £>arun=at'9iafd)ibS an $art ben ©roffen. Der ßloed mar natürlidj, mit bem £>errn oon Sabtjton freunbfdjaftlidje Segiefjungen fjergufteüen unb bie 9ftarbuf* 1) SDtan beamte bie fid) für bie SSerfaffung biefer ©dpoefierftabt (ogl. 910. V, ©. 20) SabljlonS ergebenbeit 9luffd)lüffe. Sn Sabtjlon mürbe ber $önig über fold^e Sauten berichten. 2) 9llfo ein ßfjalbäerfiirft! ((£r ift 5Ti3nig Oon Sa bl) Ion). 3) 9?orbbabt)lonifd)e ©labt.

m vi,' 1

‘iölittefyunft in £mnbel unb Kultur.

37

ftcibt erfdjeint pier beutticf) in iprer 9xoüe als Vermittlerin beS Ver= feprS ber öftticfjen unb meftlidjen SBelt. äftag aucp ber unmittel* bare Verfepr ber Könige fo meit auSeinanber liegender Sänber eine 9luSnapme gebilbet fabelt, fo liegt pier bocp ein ßeugni§ üor, melcpeS größere meltgefcpicptlicpe Vebeutung I)at als bie auSfüprlicfjen Ve= richte über bie micptigften ^Eroberungen. Siefe ©efanbtfcpaften gingen SBege, melcpe ber §anbet unb bie Kultur regelmäßig gurüdlegten. ‘Sie (Srgängung piergu bitbet ein anbereS ©reigniS berfetben 3eit, melcpe 9)?arbufS ©tabt unb Sepre als bie geiftige Veperrf eperitt ber bamaligen $ulturmelt im ^ellften Sichte geigt. (Siner ber testen Röntge biefer ßeit ber 3en:iffenpeit mar üftabunaßir, ber üftabonaffar ber griedjifcpen Überlieferung. @r ift potitifcf) ebenfo unbebeutenb mie irgenb einer feiner unmittelbaren Vorgänger, unb in ben 14 Sapren feiner Regierung pat eS politifcp in Vabploit unb Vabplonien nicpt anberS auSgefepen als unS bie Urfunbe auS Vorfippa fcpitbert. £>ie babßlonifcpe ßproitif meiß Don ipm gar nicptS gu beridjten. s2lber eine 97acpricpt ift burcp bie griecpifcpe Überlieferung auf unS gefommen, bie lange rätfelpaft, erft jüngft oerftäitblicp gemorben ift: er pabe alle ilrfunben feiner Vorgänger gerbrecpen laffen, bamit Don ipm auS gerechnet merbe. £>aS ift nicptS als bie legenbarifcpe (£in= tleibung1 für bie (ünnfüprung einer neuen 3eitrecÜnung, eines neuen Calenberg. 3m 8. 3apüjunbert mar ber $jßunft ber grüpjaprStageS* gleicpe bereits in ben SSibber geritrft unb bie auf baS ©tiergeitalter geftimmte sJ?ecpnung nicpt rnepr burcpfüprbar. £)aS erfte 3e^en beS £ierfreifeS, in melcpeS bie ©onne in ber SageSgleicpe eintrat, mar nidjt mepr ber ©tier, fonbern ber SBibber.2 IDie Rimmels* farte, ber gange ^alenber unb alles maS im großen 3ufmnmenpange ber babplonifcpen Sepre bagu in Vegiepungeit ftanb, mußte atfo in biefent ©inne neu burcpgefepen unb in ©inflang gebracht merben. £)iefe Maßregel mürbe unter feiner Regierung burcpgefüprt, unb mie (Gregor XIII. ift er burdj feine Menberreform unfterblicp gemorben. SSeldje Vebeutung Vabtjlon unb feine Sepre für bie SBiffenfcpaft beS SlltertumS unb bamit ber SCßenfcppeit überhaupt patte, gept barauS peroor, baß alle Slftronomie auf bie „Üra SßabonaffarS" Vegug nimmt unb öon feinem SlnfangSjapre 747 ö. ßpr. an ein neues 3e^°^er recpnet. 9ßtolemaeuS pat feine Verecpnungen barauf begrünbet unb fie pat beftanben, fotange bie aftronomifcpen Sepren 1) 3m felben ©inne wie bie Segenbe ©argon§ ©. 14. SDiefe Segenbe feprt im gteidjen ©inne aud) fonft in ßfjina unb im 3§Iam tuieber. 2) 9l£>. III, 2/32 ©. 82.

38

9?abonaffat.

Xiglat=$ilejer III.

»0. VI, 1

beg 2Utertum§ galten. üftodj tjeute gälten mir bie £ierfrei§geid)en in ber jetd fdjon nicht mehr gutreffenben, mit bem Sßibber be* ginnenben 9ietl)e auf. 33abpfon mar tro3 feiner pofitifdjen Dfjn* macht ber geiftige SDiittelpunft einer Mturtoelt, bie üief mehr um= fajjte, al§ je gu einem pofitifdjen 33erbanbe gehört t)at. üftabonaffarg Regierung mufj immerhin für SSabpfon eine 3eU berf)ättni§mäfeiger 9M)e gemefen fein, fonft märe aud) mof)t ber ©ebanfe an ein grofjeä SMturmerf nidb)t aufgefommen. ®iefe SRufje mar üon ben ßwf^nben in 5lffgrien abhängig unb l)ier hatte faft gleichzeitig eine neue $eit mit bem 9fegierung§antritte Xigfat* Sßifeferg III. (745 = ÜRabonaffarS 3. Satjre) begonnen. ©leid) gu Einfang güdjtigte ber neue Äönig, unter bem ^Cfftjrien fctjnell feine alte SftadjtfteEung gurücfgemann, bie Sframäer* unb S^albäerftämme üftorbbabt)fonien§ unb gmeifeffoS f)at Sftabonaffar unter feinem @d)ut$e regiert. SJiit ber 9iegierung £igtat=ißilefer§ beginnt ba§ neuaffhrifdje 9^eicf), bie $eit ber 35ort)errfcl)aft 9lfft)rien8 in SBorberafien bi3 gum $alte 97iniüe§ im Safjre 606. ißon nun an finb mir meift genauer über bie ©reigniffe unterrichtet unb fönnen artet) bie ßufammenfjänge im eingelnen oerfolgen. 23abt)Ion§ ©efdjicfjte mirb met)r af§ je burd) bie 9fffprien3 beftimmt. 3)ie SBIüte unb bie georbneten ßuftänbe, meldje bie $ofge einer ftarfen Regierung finb, fommen aud) ibjm gu ftatten, mit feinem 2Bol)Iftanbe madjfen aber and) jebeämal feine ?(nfprüd)e. ift nur natürlich, baf? bie (Stabt, meldje geiftig bie erfte Stolle fpielt unb bie üon Stfftjrien au§ in ihren Slnfpriidjen gefdjütd mirb, and) politifd) nach Unabhängigfeit unb bann nach ber ^errfdjaft trautet. SDagmifdbjen fpielen bann immer mieber bie $er* fudhe üon ©Ejalbäerfürften, au§ eigener Äraft unb mit @lam£ ^)ilfe fich auf ben Xf)ron ber SBeltftabt gu fdringen. £)enn auch ®fam fängt gerabe mie Stfftjrien an, jept mieber über feine ©rengen hinauf gugreifen. 9?ad) furgen ßmifdjenregierungen, meldje auf bie üftabonaffarä folgten, hatte in Sßabplon mieber ein (Sljalbäerfürft fidj gum Sfönig ge* macht, ber fich brei Saljre behauptete, bi§ £iglat=ißi(efer nach ber Unter* merfung be§ 2Beften§ (®ama§fu§) freie §anb für 23abplonien hotte. Ufin*gir, ber Sljalbäer, mürbe 730 oertrieben unb s£igtat*ißilefer lieh ficf) nun fetbft gum $önig Oon 23abplon auSntfen. @3 mar ein merfmürbiger 5lu§meg, ber bieSmal gemäf)ft mürbe, um ber ftönigSftabt 9ttarbuf3 ihren 5lnfprud) auf ©elbftänbigfeit gu fiebern unb fie feinem $önig eine§ fremben SanbeS gu unterteilen. 2113

310. VI; 1

©argon in §Babt)Ion.

39

Äönig öoit SSabplon führte f£iglat=$ßilefer einen anbern Manien,1 inte al§ König Don Slffprien. (Sr nannte fiel) s^ntu. £)iefelbe $orm ber Sßerfonalunion l)at bann fein ©optt ©almanaffar (als König Don 23abplon Ululai) unb fpäter 5lffurbanipal (Kanbalattu) bttrep* geführt. Xiglat^ilefer l)at nod; gmei Sapre regiert, bann pat itacp feinem £obe fein ©opn ©alntanaffar41lulai fünf Sapre beit Xpron öon 9lffprieit unb SBabplon ittne gehabt. ®er Llmftur§ in Stffprien, melcper mit ©argon II. eine neue SDpitaftie auf beit Xprott brachte, fitprte and) in Sabplott 51t einer Um«* mälgung, beren Ergebnis natürlich mieber ein (Spalbäer als König mar. (£S mar bieSmal ber gürft beS „SDfeertanbeS", 9Jürobacp=23alaban, ber faft gleichzeitig mit ©argon als Sättig auSgerufen mürbe (721). ©argonS erfte 9)7afereget mar ber sI>erfudj ipit zu Vertreiben, allein bie ©djlacpt bei 2)ur4lu in 9£oröbabploitiett fiel fo aus, bafe er auf baS Königreich S3abplon unb beit ©üben öorläuftg oerzidjteit nutfete. (Sr manbte fid) zuuäcpft ber 23efeftiguitg feiner .Sperrfcpaft im Sorbett unb SBeften zu, unb mäprenb biefer 3eit pat 9tteroöacp*93alaöan (721—710) ungeftört im 23unbe mit (Staut fiep behaupten fönnen. (Srft nad)bent ©argon fiep beit SBefteit gefiepert unb Armeniens SD^adht gebrodhett patte, manbte er fiep gegen 9)terobacp=23alabait. ©argoit mar von ber Sßriefterfdpaft feines SaitbeS uuterftüfet uttb ift auep itt Sabploitiett von biefer ©eite auS geförbert morbett. 9Iacpbent er feinett ©egiter einmal gefcplageit, räumte biefer 23abt)= Ion opne meitereS, um im ©üben unb in feinem ©tammlanbe beit üföiberftanb ttoep eilt paar Sapre fortzufefeeit. ©argoit mürbe itt iöabplon als Befreier von feiner Partei empfangen unb pat fiep burep 23eftätigung ber S&orredfte unb (Sinlünfte ber Tempel in Sabplon unb in beit übrigen alten Kultftäbten als einen richtigen König von S3abploit uttb ©unter unb 5lffab gezeigt. Sind) er tiefe fiep zum König öon s-8abploit auSrufen, pat aber biefett £itel bann — mopl megen ber ©dpmierigfeit ber batnit oerbttttbenen zeremoniellen 33erpflidjtungen (©. 29) — niept gefüprt, fonbern fiep, mie eS in StuSnapmefällen zu gefcpepeit pflegte (©. 33), nur als „©tattpalter öon Söabploit" bezeichnet. £)ie noep übrigen fünf Sapre feiner 9ie= gierung patte äJiarbufS ©tabt unb ^riefterfdjaft 9iupe unb gute Xage. 1) Sem kanten woI)nt nad) orientalifdier 2tnfd)auung eine befonbere Se= beutung inne, er madjt ba§ Sßefett ber Verfem au§. „9Dtit tarnen gerufen werben" fjeifet „tn bie (Srfcfjeinung treten, Seben ermatten". 9JJan ügt- 1 90tof. 2, 19, wo bie Stere oont 2Jienfd)en benannt, unb bamit it)m 3U eigen gegeben werben. SSgl. aud) 34 43, 1.

40

©anljerib.

m vi,

1

©ein Sob, ber gelegentlich eines unglüdlid)ett $elbgugeS ftatt= gefunbeit gu haben fdjeint, gab Stterobach^alaban fofort (Gelegen* fjeit [ich ™ 33abt)lon lieber feft§ufe^en (704). ©aitherib, ber neue Äöitig, maitbte [ich n^er fofort gegen ihn unb nad) nur neunmonatiger Sauer [einer |>err[d)a[t muhte er gum gloeiteit ÜDMe au[ Sabhlon Oergichten, nad)bem er mit[amt einem elamitifchen ^>itfSl)eere ge= fer Stufbau ber ©tabt unb beS Stempels t)at bie gan-^e sJte= gierungS^eit Stffart)abbonS auSgefüttt. StuS ber ßmifchen^eit ^aben mir eine 9?acf)ricf)t, metd§e bie bortigen Vert)ättniffe gan§ im ©tnne ber Urfunbe Vabu*fchum*imbfS (©. 36) §eigt. SDie 6t)atbäer beS benachbarten (©. 34) ©ebieteS Vit*Oafuri tjatten bie Gelegenheit benu^t, um ben herrent°S gemorbenen Ve^irf gu beferen, ©ie mufften mit SBaffengematt auS ben „Stcfern Don Vabpton unb Vor* fippa" üertrieben merben. ©S fdfeint atS ob bie beoorftetjenbe Vottenbung beS Sftarbuf* tempelS in SCfftjrien mit VeforgniS üerfotgt morben ift unb atS ob fie bie Veranfaffung gemefen märe, bei metctjer bie gegen SlffartjabbonS gefamte ^otitif gerichtete Vemegung jum StuSbrucf fam. Offenbar hatte 3tffart)abbon beabfictjtigt, Vabpton, mie eS ja bie Sehre 9)?ar* bufS oertangte, gur erften ©tabt beS VeicpeS gu erheben unb ent* 1) 9t0. II, l2 ©. 30.

HD. VI, 1

Hffurbanipal unb 6djamafdHdjum=u!in.

43

lieber felbft bie Störte üon Sfabpton anzunepmen unb bortt)irt bie Regierung 51t Derlegen, fein Neid) atfo Don einem affprifdjen gu einem babplonifcpen §u machen, ober bocp bie Ärone 001t SSabplon feinem ätteften ©opne ©cpamafcp=fcpum=ufin zu übertragen, bamit nad) feinem Xobe bie innere S3erfcpiebung fiep mn fo leicpter burcp* fepe. ©r muff ber überzeugte Anhänger ber fßriefterfcpaft Don Sabplon unb iprer Sepren gemefen fein. ®urz oor ber ßurüdfüprung ber ÜNarbufftatue nad) SEkbplon, b. t). epe ber neue ®önig Oon Skbplon gefrönt merben fonnte, fam e3 in Slffur 51t einem Nufftanbe ber „©roffen" b. f). be§ 9lbel§ unb ber 23eamtenfcpaft 2lffprien§, bie ben brof)enben ©cplag abzumepren fugten. Spr äftann mar ber zweite ©opn 2lffarpabbon§ Nffurbani* pal unb bie 2)arftellungen ber ©reigniffe, melcpe mir I)aben, metben, nad) babplonifcper Stnfcpauung, baff ber Äönig ,,Diele ©roffe fcplug", nacp affprifcper, baff er auf „giirfpracpe feineä ©opne§ Nffurbanipat bie ©roffen begnabigte". SNan mirb fid) Doi’zufteüen paben, baff bie affprifcpe Partei einen nid)t gang unbeftrittenen ©ieg über bie babt)lonifd)e bauontrug. 2)ie Neuregelung ber Nerpältniffe brüdt ba£ beutlicp ait§: 5XffurbanipaI mürbe zum fünftigen Slönig Don Nffprien im bi§perigen ©inne auSgerufen, ©cpamafcp=fcpum ufin ebenfo Zum Äönig Don 23abplon, aber aud) ebenfo im ©inne ber früperen ©cpupperrfcpaft 5lffprien8. 9lffarpabbon3 fßlan mar atfo gefcpeitert. Oer offenbar fcpon bejaprte Äönig blieb bem Namen nad) &önig, er ftarb aber bereite im felben Sapre auf bem $uge, ber beftimmt mar, Oaparfa mieber au§ Ngppten zu oertreiben. Oie Neuorbnung ber Nerpältniffe mar burcp einen fßutfcp ober burcp eine NeDolution perbeigefüprt morben, 23abploit patte babei Zioar nicpt ben großen unb ganzen, aber bod) immerpin einen ©r= folg gepabt. Oie grabtinige ©ntmidftung muffte zur meiteren Ner* fotgitng be§ nocp nicpt ©rreicpten füpren. ©§ mar aucp rein menfcp* ticp, baff ber bei ©eite gefcpobene ältere S3ruber in ber üöeltpaupt* ftabt bie tatfädplicp erfte ©teile zu erringen fucpte. Oie $einbticp= feiten bracpen unter ben atten Söegleiterfcpeinungen au§. ©tarn unb ber ganze Stffprien untermorfene Orient mar aufgerüttelt morben unb überall erpoben fid) Stufftänbe. 2tber nod) einmal fiegten bie affprifcpen §eere. üöabplonien, mo namentlicp in ©ippar, Äuta, iöorfippa unb 33abpton fetbft ber SBiberftanb fiep feftgefe^t patte, fiel unb ©epamafcp*fd)um*ufin fucpte ober fanb feinen Oob in ben flammen (618), mie Slffurbanipat in feinen in gepöbener ©praepe gepaltenen Söericpten fagt. Slffurbanipal napm al§ Sianbalanu (Dgl.

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2)te cf)albäifcfje ®t)naftie 9?a£>opoIaffar§,

m vi, i

©. 39) felbft bie ®önig§frone bon Vabßlon an unb für bie nod) übrigen 21 Saßre feiner Regierung (big 626) mar Vabßlott rußig. ©ein Oob bebeutet ben beginn bon 5lfft)rien§ fcßnellent Verfall. Oa§ geigt |"icß aucß in Vabßlott, mo fofort lieber ein ct)atbäifcßer f^ürft fidb) gutn ®önig au§rufen liefe. (S§ mar 9Zabofeotaffar, bei* ©tammbatec ber neuen Oßnaftie be§ neubabfetonifcfeen 9teicße§. Sn bem Völfergefcßiebe, ba§ jefet bie borberafiatifcßen St'ulturlänber bon Farben ßer bebroßte1, ßatte 2lffßrien gegen bie Kimmerier ficfe mit ben S4fcfefuga, ben „©fßtßen" berbünbet, baS mieber emporfommenbe Vabßlon feiett be§t)atb naturgemäß gu bereu öftlicßen 9?acßbarn, ben Gebern, bereu Veicß bie 9toCte be§ bau Stffurbanipal im 2ln^ fcfetufe an ben Slrieg gegen ©cßamafd)==fcßum=ufin böllig bernicfeteten (Slam2 übernammen ßatte. SSäßrenb ber 21jäl)rigen Regierung 92abopolaffar§ ßat fidß 9lffßrien nocß behauptet, bann fiel üftinibe burcß bie ÜSKeber. Oie beiben VunbeSgenoffen ßaben ficß in ben Vefiß geteilt, nnb e§ ift eine ber feftenften (Srfd)einungen, baß, menigften§ folange ber gerabe um biefe ßeit gur Regierung tontmenbe Sftebufabnegar (605—561) lebte, an ben bamalg getroffenen Ver= abrebungen nid)t gerüttelt toorben ift. Oie greunbfcßaft gmifcßen Vabßlon unb SOiebern fcfeeiirt bauerßaft getbefen gu fein. 9?ebufab= negar fod eine mebifcße ÄönigStocßter gur grau gefeabt ßaben, ber ein großer (Sinfluß gugefcferieben toirb. Ourd) bie neue Verteilung be§ Oriente ßatte ba§ Vabßlon ber neuen Oßnaftie nocß einmal bie -Jperrfdfaft über alle Vefißungen 5lfft)rien§ in ben (Supßratlänbern unb bi3 an§ SO?ittelmeer, im ©üben bi§ an bie ©renge 2lgßpten§ erhalten. Oie Regierung 9tebufabnegar3 bebeutet eine leßte Sölütegeit, eine nochmalige SDurcfefefeung ber alten 2lnfprücße. Oa3 gefcßießt aber unter einer cfealbäifcfeett Oßnaftie, Vabßlonien ift begßalb d^albäifd) unb unter biefem tarnen fennt ber Orient feitbem bie Vebölferung Vabßloitien§. @3 muß eine reidße unb blüßenbe Kultur getbefen fein, bie mäßrenb biefer ßeit in bem nunmeßr mieber gur anerfannten ^muptftabt be§ Oriente er ßobenen Vabßlon fid) entmidelte, unb bie ficf) als Söiebererfteßung ber ^mmmurabigeit füllte (©. 19). 'Oie Abgaben unb bie Veute, melcße bigßer Slffßrien berfdßlungen featte, floffen nun mieber nadß Vabßlon. 9febulabnegarS unb aucß feiner üftacßfolger 3eü infolgebeffen einen großen SSoßlftanb auf, ber in ben gemaltigen Vauten an 1) 9(0. I, l3 ©. 32. 2) Gsbenba ©. 34.

9(£>. YI, 1

ba§ neubabljlonifdje 9teid), ^ebufabitejar.

'Jüe ipevfer.

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Xempeln unb SefeftigungSmerfen gum 5luSbrucf fommt, bie überall auSgefül)rt mürben. £)ie ^muptftabt erlieft ein gan3 anbereS 2luS= fefjen, baS Sabplon ber ^ebufabne^ar^eit mürbe üollfommen um= gebaut1 unb mar eine oöllig neue ©tabt. 2öo bie ©puren Rebufabne^arö gu finben finb, ba ift beSpalb für ben ©paten beS 2luS* grciberS nicpt nie! 31t hoffen. Rebufabne3ar ift baS neue Sabplon, fein Reich pat il)n nicpt aE3u!ange überlebt. 9iacf> feinem Xobe begannen bie Reibereien mit Riebien. Der lepte König Rabunaib mürbe im Anfang feiner Re= gierung oon feinem ©egner 5lftpageS befreit burcp — KproS. £>ie $reube hat gerabe fo lange gemährt, bis biefer ben gangen übrigen Orient untermorfen hatte, bann öerfiet it)m auch Sabplon, mo bie Parteien im Sttnern gegeneinanber mirften unb befonberS bie ^Sriefter* Partei ben ©ieger mit offenen 9(rmen als ben oerpeipenen Retter unb Sßeltenfürften empfing. £)er i]Serfer KproS pat fofort mit üoKem Semufjtfein bie Sahnen betreten, toelcpe bereit Sehren ihm oorfcpriebeit. @r mollte ein babplonifcper König fein unb feine Krone im ©inne altorien* tatifcher .fperrfdher tragen. XeSpalb pat er alten Rechte oon Sabplon anerfannt unb bie Sabplonier fonnten, menngteicp nicht als |)auptftaat, fich hoch als gleichberechtigt mit bem ^errenüolfe ber Werfer fühlen. Sei ber innern Umloäl3ung im ißerf erreiche, melche XariuS auf ben Xpron brad^te, unb ben allgemeinen Serfuchen, bie nationale ©elbftänbigfeit 3U erlangen, melche überall bamit oerbuttben marett, l)at auch Sabplon Oerfucht fidh frei 31t machen. Mein auch fein neuer König „Rebufabne3ar“ (III.) Oermodhte ben perfifdhen §eeren feinen erfolgreichen SSiberftanb 31t leiften. Xropbent unb trop feiner baS ^erfertum in ben Sorbergrunb fcpiebenbett Reuorbnung beS gansen Reichet pat XariuS aber SabplonS alte Rechte nodh an* erfannt. XaS Königreich Sabplon geniest noch immer ein Sorrecpt, infofern eS bem König unmittelbar unterfteht, ber „König ber Könige“ führt felbft ben Xitel eines Königs oon Sabplon unb regiert als folcper in RiarbufS ©tabt. XiefeS Serl)ältniS hat bis auf XerjeS beftanben. Unb im $u* fammenhange mit bem Riiperfolg gegen ®riecpenlanb hat Sabplon mieber öerfucpt fiep felbftänbig 3U machen. 2Bir paben auS biefer ßeit bie Ramen oon mehreren „Königen oon Sabplon“, bie alle l) m Y, 4.

46

Süejanber.

$ie ©eleufiben

MO. VI, 1

mir ein paar Monate regiert Ijaben. SllS $olge iljrer 2lufftanbe f)nt bie (Stabt it)re alten SBorredjte üertoren, fie nntrbe nidjt mepr als bie 4?auptftabt freS Oriente anerfannt. Xer Äönig fütjrt beit Xitel „Völlig Don SSabplon" nidjt mepr unb 33abplon ift barnit eine ^SroDin§ftabt mie alle anbern, eS gehört gur ©atrapie, luelc^e numnel)r feinen Hainen trägt (©. 3). X)er üÖJarbuftempel ©agila aber mürbe gefcploffen, nacpbem man it)n felbftDerftänblid^ Dörfer forgfaltig aufgeräumt pabeit mirb,1 2 SDiarbuf, ber 333eltenperr, mar ab= gefept unb mürbe ttad) ©ufa inS ©efängniS geführt — mie fcpott früher (©. 24). 2US Sllejanber baS perfifcpe sJteid) in feinem ganzen Umfange erobert patte, fnüpfte er au cp an bie alten ßepren unb Xräume ooit SkbplonS SSeltperrfcpaft an. 2lucp er mar oon ber gurücfgefe^ten Söeltpauptftabt freubig empfangen morben als ber Derpeipene 2öelten= perr, ber ©ottfönig beS neuen ßeitalterS. Sllejanber l)at beutlid) bie 5lbficf)t gehabt, Sabplon tatfäcplicp gur §auptftabt feines 2Selt= reicpeS ju ergeben unb fjat beSpalb angefangen beit Bttarbuftempel aufpgrabett“ — er ntujf teilmeife fcpon unter gemaltigen ©cputt= maffen gelegen paben — unb neu §u bauen, ©ein früper Xob machte allebem ein (Snbe, folange aber ber 5lnfdjein feiner 9?adpfolge Oon ben Xiabodjen aufrecpt erhalten mürbe, galt SBabploit als ^errfcpaftSfip. X>ort l)at itocp HlejanberS ©ol)it „regiert", Söabplott mar alfo nocp einmal iatfäcplid) als §auptftabt, als üüftttelpunft ber Sßelt anerfannt. ©eleufoS pat ben SfiegierungSfip nadp feiner ^eugrünbung, ©eleufeia, an ben XigriS üerlegt. ($S fdpeiitt, als ob bie 2Saffer= Derfjältniffe babei mitgefprodpen pätten. X)er (Supprat mar Oerfanbet unb Hlejanber l)atte üergeblicp oerfud)t il)n für bie ©cpiffaprt bis gum perfifcfjen SDieere frei §u legen. (Sr Ijatte bann felbft ben XtgriS bafür erfcbjlie^en müffen unb fo merben ftarfe praftifcfje Sntereffen bie neue ^auptftabt gegenüber ber alten begünftigt paben. Snner= politifcpe ©rüttbe finb mol)l ebenfalls babei majjgebenb gemefett, bie neue ©tabt mar beit ©eleufiben ergeben unb Ijatte nidjt ipre alten fjiftorifdjen 2lnfprüdpe, bie ebenfo unbequem merben fonnteit, mie fie $fnfepen Oerlieljen. Sn ©eleufeia Oerlief; berfelbe „5tpollo" bie SfönigSfrone, bie etmaS fpäter in Xappne bei 2lntiod)ia nodp meljr bem (Sinfluffe ber (Suppratfultur entrüdt mürbe. XaS IHeidp ber ©eleufiben mürbe ein fprifdpeS ftatt eines babploitifcpen. 1) 91ucp ba§ toerfp>rt(f)t nidjt t>iel für Nachgrabungen. 2) MD. V, 4 22.

91D. VI, 1

burd) ©eleufeia unb ßtefipljon beeinträchtigt.

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$)ie §errfd)aft ber ©eteufiben t)at in SBabplonien fetjr batb ftarf mit parttjifd^en Übergriffen gu rechnen gehabt, trotjbem ift S9obt)Iott, folonge e§ überhaupt ein ©eleufibenreidj gibt, biefein er= geben gemefen. @3 mar je£t eine ©tabt mie anbere aucf) unb §errfd)aft3anfprüd)e tonnten nid^t mepr entfielen. ©0 ift e§ unter ber Sßartfjerljerrfdjaft geblieben unb Ätefiptjon £)at mie ©eleufeia e§ mefjr unb mefjr in ben ©djatten gebrängt. ©tabt üon 33ebeu= tung t)at e§ beftanben unb mirb e§ mefjrfad) ermähnt, erft unter ben ©affaniben fdjeint e§ bann gang Derfüminert gu fein.

Jttjiaft. $er 9Zame 23abt>(onien ©. 3. — $)ie älteften 3e'ten &er babtjlonifdjen ©efc^idEjte ©. 4— 6. — 93abt)lon eine bertjältniStnäjjig junge (Stabt, gegrünbet bon ©argon bon Slgabe; beffen SReidj nnb 93abtyIon§ 9toüe al§ ^auptjtabt ber borberaftatifcben Äulturtoelt ©. 7—16. — ®te „erfte 2)tynaftie" bon 33abi)Ion, ein babt)lonijdje§ „$Rittetaiter"f |>amnturabi ©. 17—21. — $>ie jtoeite 3)t)naftie ©. 22. — 2)ie ^ajfiten, S5abl)Ion jtoifcfjen 9lfft)rien nnb Slam ©. 23—31. — 3)ie 2)t)naftie $afd)e, Sßebufnbnejar I. ©. 31—32. — ®er SSerfaH, bie Heinen 2)t)nafiien, bie ßtjatbäer ©. 33—34. — Unter afftyrijcfjem ©djujje ©. 34—36. — 5118 ©tabtfönigtum ©. 36. — Unter bem ßinftuffe be8 neuafftyrifcben 9teid)8 ©. 38—43. — Störung unb Slufbau ©. 40—41. — 9118 £>au:pt[tabt be8 neubabl)ionifcf)en, d)albäifcf)en 9ieict)8, 9?ebu!abne§ar ©. 44—45. — $ie Werfer* äeit, 5Uejanber, ©eleufiben ©. 45—47.