Geschichte der spät- und neusyrischen Literatur 9781463215354

More than a literary survey, this introduction to the history of late and Neo-Syriac (Neo-Aramaic) covers the works of t

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Geschichte der spät- und neusyrischen Literatur
 9781463215354

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Geschichte der spät- und neusyrischen Literatur

Gorgias Neo-Aramaic Studies

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Series Editors Geoffrey Khan Hezy Mutzafl

The purpose of the Neo-Aramaic Studies series is to publish volumes relating to the modern dialects of Aramaic or the literature of the Christian and Jewish speakers of these dialects. The volumes will include linguistic studies relating to any of the dialects or to groups of dialects.

Geschichte der spät- und neusyrischen Literatur

Rudolf Macuch

1 gorgias press 2009

Gorgias Press LLC, 180 Centennial Ave., Piscataway, NJ, 08854, USA www.gorgiaspress.com Copyright © 2009 by Gorgias Press LLC

All rights reserved under International and Pan-American Copyright Conventions. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, scanning or otherwise without the prior written permission of Gorgias Press LLC. 2009

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ISBN 978-1-59333-219-8

Printed in the United States of America

ISSN 1935-4428

Franz Altheim und Ruth Stiehl in herzlicher Erwiderung

Vorwort Mit der Veröffentlichung dieser Geschichte der spät- und neusyrischen Literatur erfülle ich mein in der O L Z 57/1962, Sp. 125 A. 1, gegebenes Versprechen. Mein Ziel war nicht nur, dort anzuknüpfen, wo unsere bisherigen Geschichten der syrischen Literatur (S. 1 A. 1) aufhören, sondern auch, die geschichtlichen Umstände, unter denen diese Literatur zustande gekommen ist, darzustellen, weil sie nur im Lichte dieser richtig begriffen werden kann. Während die Literatur in altsyrischer Sprache seit der Zeit des mongolischen Überfalls bis zu unseren Tagen im Westen nur ungenügend bekannt ist, ist die Literatur in neusyrischer Sprache sogar den Forschern auf dem Gebiet des Neusyrischen fast völlig unbekannt geblieben. J . Friedrich, dem das Verdienst gehört, das Neusyrische in Lateinschrift aus der Sowjetunion der westlichen wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben, 1 ) meinte, daß „sich das so geschaffene kärgliche neusyrische Schrifttum zur Höhe einer Literatur" nicht „erheben" konnte 2 ), und wollte darüber hinaus aufgrund eines täuschenden „argumentum e silentio" den literarischen Gebrauch der neusyrischen Sprache schon am Anfang unseres Jhdts. zum Abschluß bringen. 3 ) Derartige Stimmen dürften durch das in diesem Band vorgelegte Material ähnlich endgültig widerlegt werden, wie sie den Vf. von der Notwendigkeit einer ausführlichen Darstellung dieser Literaturgeschichte überzeugt haben. 1 !

8

Siehe Bibliographie in Macuch-Panoussi, Neusyrische Chrestomathie X X V I f. J . Friedridi, Zwei russische Novellen in neusyrischer Ubersetzung und Lateinschrift, S. VII. Siehe ebda., A. 2: „Das neusyrische Gedicht in syrischer Schrift, das L. Y A U R E in J N E S 16 (1957) S. 73—87 mitteilt, ist 1909 in Urmia veröffentlicht worden, beweist also Fortleben der neuen Sprache in alter Schrift nur für den Anfang unseres Jahrhunderts, nicht für die Gegenwart." Siehe auch die schon früher (1939) geäußerten Befürchtungen F. Rosenthals, Die aramaistische Forschung, S. 257, ob vom Neuostaramäischen überhaupt noch etwas für die Sprachwissenschaft zu retten sei. Zu den beiden siehe R. Macuch, O L Z 57/962, Sp. 124 f.

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VORWORT

Da ich mich seit 1962 hauptsächlich anderen Forschungsgebieten (der Mandäistik und der Samaritanistik) gewidmet habe, kam ich zu der lange geplanten Darstellung der Literaturgeschichte dieses kleinen, durch zahlreiche, in diesem Band eingehend geschilderte geschichtliche Tragödien betroffenen Volkes verhältnismäßig spät. Auch das Sammeln des in der ganzen "Welt verstreuten und nirgends vollständig zusammengehaltenen literarischen Materials sowohl in der künstlich am Leben gehaltenen alten als auch der lebenden neusyrischen Sprache war keineswegs einfach. Zahlreiche nicht nur im Manuskript vorhandene, sondern auch veröffentlichte Werke sind mir nur aus Besprechungen in den neusyrischen Zeitschriften sowie anderen benutzten orientalischen Quellen bekannt. Der handschriftliche Nachlaß aus der Verfallszeit der altsyrischen Literatur befindet sich nur sporadisch in den abendländischen Bibliotheken und wird meistens in privaten Händen, z. T. noch bei den Verwandten der Autoren oder in orientalischen Kirchen- und Klosterbibliotheken aufbewahrt. Da diese Bibliotheken entweder keine Kataloge haben oder ihre Kataloge durch die im Orient häufige Verteilung, (Versetzung und oft auch Zerstörung, Vernichtung oder Zerfall der Bibliotheken nutzlos werden 4 ), konnte es keineswegs mein erstes Ziel gewesen sein, einen vollständigen Katalog der Kataloge zu schreiben. Unter diesen Umständen verzichten in der Regel auch die orientalischen Autoren der Geschichte der syrischen Literatur (Aprem Barsom, Alber Abünä, A. Nouro und Pe'rä Sarmas), die meine Hauptquellen gewesen sind, auf den handschriftlichen Nachweis der von ihnen zitierten Werke, die sie in den orientalischen Bibliotheken in der Hand gehabt haben. Leider sind wir durch die im Orient verfaßten Literaturgeschichten auch hinsichtlich der veröffentlichten Werke nicht wesentlich besser bedient. P. Sarmas und A. Nouro haben zwar fast bei jedem Autor auch seine Fotographie abgedruckt; was aber seine Veröffentlichungen betrifft, findet man nur selten eine Jahresangabe und oft weiß man auch nicht, ob es sich um ein Buch oder nur einen Aufsatz oder ein ganz kurzes

4

Siehe die Schilderung der Lage durch W. F. Macomber, ZDMG 1969, Suppl. I 2, S. 473 ff. Besonders bedauernswert ist es, daß die von J. Shedd gegründete Bibliothek des Universitätskollegs in Urmia (S. 83, 90), deren Katalog noch von Baumstark verwendet wurde, fast spurlos verschwunden ist. Ein ähnliches Schicksal hat leider mehrere orientalische Bibliotheken getroffen.

VORWORT

IX

Gedicht handelt oder ob der betreffende Titel tatsächlich eine Veröffentlichung darstellt oder nur im Manuskript vorhanden ist. Da es keine vollständigen Verlagskataloge der gedruckten neusyrischen Bücher gibt, muß es oft als Glückssache betrachtet werden, ein gesuchtes spät- oder neusyrisches Buch in die Hand zu bekommen. Je älter das Buch, desto größer sind auch die Schwierigkeiten. Deshalb darf ich meinen ( a s s y r i schen Freunden, vor allem Abrohom Nouro und dem Ehepaar Shlemon und Gabriele Yonan, die mir sowohl beim Besorgen von Büchern und Zeitschriften als auch bei der Ergänzung der fehlenden Daten wertvolle Dienste erwiesen haben, meinen aufrichtigen Dank aussprechen, auch wenn trotzdem bei der erwähnten Lage der Dinge viele Lücken offen bleiben mußten. Bei materiellen Schwierigkeiten, denen die Schriftsteller dieses kleinen Volkes bei der Veröffentlichung ihrer Werke gegenüberstanden (siehe S. 216, 228 usw.), sind zwar viele Schriften nur im Manuskript geblieben; trotzdem weist aber die spät- und neusyrische Literatur eine verhältnismäßig hohe Anzahl von Veröffentlichungen auf, was bei einem Volk, das kaum eine Million erreicht, und dessen Söhne in der ganzen Welt zerstreut sind, nur zum geringen Teil die alte Sprache verstehen und verschiedene Dialekte sprechen, echt erstaunlich ist. Obwohl es sich dabei meistens nur um kleinere Veröffentlichungen handelt, deren Auflage auch entsprechend niedrig sein muß, darf man hier von einem sehr intensiven literarischen Leben reden. Es gibt kaum ein anderes Volk in der Welt, dessen Zahl so gering wäre, das eine so schwere Geschichte hat, und das auch innerlich so zersplittert und örtlich so zerstreut ist, das sich in literarischer Hinsicht mit dem (as)syrischen vergleichen könnte. Noch wichtiger als Bücher sind bei einem kleinen Volk die Zeitschriften (S. 342 ff.), deren Zahl andauernd wächst, und die den besten geistigen Spiegel nicht nur der literarischen, sondern auch nationalen, politischen und aller anderen intellektuellen Bemühungen dieses Volkes darstellen. Deshalb habe ich in dieser Literaturgeschichte auch eine detaillierte Zeitschriftenschau mehrerer älterer sowie neuerer neusyrischer Zeitschriften gegeben, weil diese einen direkten Zutritt zu den mannigfaltigsten brennenden Problemen des Volkes bieten und über alle seine wichtigen Tätigkeiten informieren. Ohne diese Zeitschriften würden uns auch die Namen zahlreicher Schriftsteller und Volksaufklärer, vor allem aus älterer Zeit, unbekannt bleiben, die keine andere Möglichkeit hatten,

X

VORWORT

ihre geistigen Früchte zu veröffentlichen als auf den Spalten der Zeitschriften, für die sie eifrig Beiträge lieferten. Die Abrisse der politischen Geschichte der „Assyrer", die ich jeder neuen literarischen Periode vorangeschickt habe, stützen sich — ähnlich wie die literargeschichtlichen Teile — vorwiegend auf Arbeiten der einheimischen Geschichtsschreiber. Diese sind bisher im Abendland völlig unbekannt gewesen und enthalten vieles Interessante und für das Verständnis für dieses kleine, unter den schwersten Bedingungen für seine Existenz kämpfende Volk Unentbehrliche. Deshalb habe ich bei der Wiedergabe der geschichtlichen Tragödien, wie der „Zerstörung von Urmia" (S. 181 ff.), der Verfolgungen und Verteidigungskämpfe der „Assyrer" in und nach dem ersten Weltkrieg (S. 230 ff.) u. ä., keineswegs mit Platz gespart. Ihre Darstellung geht nicht mehr auf Kosten der neusyrischen Literatur als die traurigen Ereignisse selbst. Die Musen sind bei den „Assyrern" trotz des Fegefeuers, der Blutbäder und anderer Not, die das Volk betroffen hat, nie völlig zum Stillschweigen gebracht worden. Das Lesen der betreffenden Seiten wird besonders denjenigen empfohlen, die noch heute die Literatur dieses Volkes als „kärgliches Schrifttum" bezeichnen möchten. Die vorwiegende Benutzung der orientalischen Quellen, auf die der Forscher auf diesem Gebiet wegen dessen Natur angewiesen ist, birgt manche Gefahr in sich. Am deutlichsten zeigt sich dies in einheimischen Berichten, in denen abendländische, vor allem englische Namen, ausschließlich in die schwerfällige, den phonetischen Tatsachen wenig gerechte syrische Buchstabierung verkleidet werden. Die syrische Buchstabierung steht zwar in phonetischer Hinsicht keineswegs hinter der englischen, sie ist aber trotzdem zur Auffindung der ursprünglichen Namensform höchst ungeeignet. Glücklicherweise konnte ich mich bei der Bearbeitung des Kapitels über die amerikanische Mission in Urmia (S. 116 ff.) auf P. Kawerau, Amerika und die orientalischen Kirchen (Berlin 1958) verlassen. Aufgrund seiner ausführlichen und ergebnisreichen Studien in den amerikanischen Missionsarchiven und anderen zuverlässigen Sammlungen dokumentarischen Materials war es mir in den meisten Fällen möglich, nicht nur die richtigen fremden Namensformen zu diesem wichtigen Kapitel der Anfänge der Literatur im Urmia-Dialekt festzustellen, sondern auch das allgemeine Bild des Kapitels besser abzurunden, als es mir allein aufgrund der neusyrischen

VORWORT

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Quellen möglich gewesen wäre. Wie oft jedoch diese den Forscher im Stich lassen können, ersieht man aus meiner Anmerkung auf S. 174 A. 54. Die Uneinheitlichkeiten der neusyrischen Buchstabierung, die auch eine einheitliche Umschrift der Texte unmöglich machen, wurden in der neusyrischen Literatur sehr oft erörtert, ohne freilich eine wesentliche Besserung herbeigeführt zu haben. Um den Lesern ein deutlicheres Bild von diesem unzureichenden Zustand zu geben, habe ich mehrere dieser Diskussionen ausführlich wiedergegeben (S. 74 ff., 371, 374, 376 ff., vgl. auch unterschiedliche Urteile darüber von Gelehrten, wie Nöldeke und Guidi, S. 109 f.). Die Unsicherheit der Buchstabierung und Vokalisierung ist mit der Zeit so fortgeschritten, daß manchmal ein- und dasselbe Wort in derselben Zeile unterschiedlich geschrieben wird. Die üblichsten Übel sind folgende 5 ): 1) Das Ptähä (a) wird sehr oft — jedoch sehr inkonsequent — durch Zqäpä (ä) ersetzt, ohne daß dieses Zqäpä ein tatsächlich langes ä bezeichnen würde. (Am Wortende im St. emph. bezeichnet Zqäpä + Allap [das in der Umschrift ausgelassen wird] sehr oft ein kurzes a, besonders wenn ihm in der vorhergehenden Silbe ein langer Vokal vorangeht, obwohl seine konsequente Umschrift mit ä üblich geworden ist.) 2) Ähnlich uneinheitlich ist der Gebrauch von Zlämä kiryä (e/i) und Zlämä qisyä (e), wobei das erstere seit alters her zur Bezeichnung von kurzem e und i ohne Unterschied der Vokalqualität gedient hat und das letztere am Wortende (e' mit Auslassung des Allap in der Umschrift) oft zur Bezeichnung des kurzen i dient. 3) Die Verwirrung zwischen Rwähä (o/ö) und Rhäsa (ujU) ist absolut hoffnungslos (siehe S. 77 f. m. A. 16, S. 80 u. 376). Die Vokalquantität wurde zwar bei diesen zwei Zeichen nie bezeichnet; nachdem aber die Syrer die ursprüngliche Bedeutung der beiden altererbten Zeichen vergessen haben, denken sie, daß sie ihre Beibehaltung durch willkürliche Vorschläge hinsichtlich ihrer Vokalqualität rechtfertigen können. 4) Noch schlimmer ist es aber, daß sie auch zwischen ü und l nicht immer unterscheiden können oder auch nicht wollen. 6 ) Weitere Uneinheitlichkeiten und Inkonsequenzen des neusyrischen Schriftsystems, mit denen 5 6

Vgl. dazu meine grammatische Skizze in Macuch-Panoussi, Op. c. §§ 8 f. (S. X V ff.). Siehe dazu R. Macuch, Gesprochenes Aramäisch und aramäische Schriftsprache, in F. Altheim — R. Stiehl, Christentum am Roten Meer I, 554; vgl. weiter Namen, wie Arsänö/is, Qügänö/is u. ä.

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es schwer wäre, ans Ende zu kommen, brauche ich an dieser Stelle nicht zu erwähnen (vgl. z. B. Qügänis, Qügänös, Qüdsäriis, Qücäriis u. ä. für ein- und denselben Ort). Unter den geschilderten Umständen war mir auch in diesem Buch nichts anderes möglich, als für das literarische Neusyrisch strikt mechanische Umschriftregeln anzuwenden, die das von Zeile zu Zeile und nicht selten auch innerhalb ein- und derselben Zeile sich verändernde Schrift- und Vokalisationsbild möglichst wenig entstellen. Eine absolut konsequente Befolgung des erwähnten mechanischen Transliterationsprinzips wäre schon wegen der eben erwähnten orthographischen Uneinheitlichkeiten unmöglich. Außerdem werden die Aufsätze und Kapiteltitel, in denen ausschließlich zahlreiche Namen vorkommen, nicht vokalisiert. Nur in solchen Fällen habe ich mich für die Vokalisation entschlossen, die ich nach der mir bekannten Aussprache als die wahrscheinlichste voraussetzen konnte. Daß aber der Autor sich dabei auch für eine andere, weniger erwartete Vokalisation hätte entscheiden können, ist selbstverständlich. Wenn ein- und derselbe (as)syrische Name in Lateinumschrift einmal als „Yacoboff" und einmal als „Yacoubov" u. ä. (siehe Reg. II s. vv.) wiedergegeben wird, ist kaum zu erwarten, daß er auch in der vokalisierten Originalschrift einheitlicher wiedergegeben wäre. Meint nun jemand, daß ich eine Normalisierung der verschiedenen Wiedergaben der z. T. gleichlautenden Namen hätte versuchen sollen, so darf ich darauf antworten, daß ich ein derartiges Vortäuschen einer Einheitlichkeit, wo es keine gibt, für wissenschaftlich unehrlich halten müßte. Ich habe es für meine Pflicht gehalten, meine Quellen möglichst getreu wiederzugeben, auch wenn es in einer Literaturgeschichte nicht so einfach ist wie bei der Edition eines Textes. Die hier angewandte mechanische Transliteration entspricht der in R. Macuch — E. Panoussi, Neusyrische Chrestomathie (PLO XIII, S. XVII ff.) eingeführten mit folgenden zusätzlichen Regeln: a) Das Allap am Wortanfang (') wurde nur nach proklitischen Partikeln und in Wörtern, die mit 'i- geschrieben werden, beibehalten, um den graphischen Unterschied zwischen 'Isö' (S. 354) und dem üblichen Isö' (ohne Allap) u. ä. deutlich zu machen. In allen anderen Fällen des vokalischen Anlauts wurde Allap als überflüssig ausgelassen. b) Zlämä qisyä + y wird zu e (statt e[y]) vereinfacht.

VORWORT

XIII

c) Die Gemination, die im Glossar in POL X I I I nur in Ausspracheangaben (in eckigen Klammern nach mechanischer Transliteration) angedeutet wurde, wird hier in den Fällen, wo sie noch zu hören ist, schon in der Transliteration angegeben, soweit diese Angabe das Schriftbild nicht wesentlich stört, wie in ga(n)bärä (st. gabbära), mdl(n)tä (st. mdittä) u. ä. In den letztgenannten und anderen vom Schriftbild her ähnlichen Fällen schien mir die Beibehaltung der mechanischen Transliteration wichtiger als die Angabe der Aussprache, die bei so üblichen Wörtern jedem Syrologen bekannt ist. Wie sonst hätte ich den Unterschied zwischen dem Schriftbild met"l (S. 74) und dessen Aussprache mettül oder zwischen kätäbe (S. 228, mit Zqäpä in der ersten Silbe) und kattäbe (S. 279, mit Ptähä in der ersten Silbe) zum Ausdruck bringen können, außer dem Schriftbild mit allen seinen Details Rechnung zu tragen? Nicht nur die neusyrische, sondern auch die traditionelle Aussprache des Altsyrischen hat sich von den ursprünglichen Geminationsregeln, bes. in den pa"äl-, pa"ily pu"äl-Formen oft entfernt. 7 ) In solchen Fällen habe ich mich nicht gescheut, die einfache Wiedergabe des Schriftbildes, die der tatsächlichen Aussprache besser Rechnung trägt als unsere üblichen Umschriften, die eine vorausgesetzte, erwartete Aussprache wiedergeben möchten, beizubehalten. d) Bei der erwähnten üblichen Gelehrtenumschrift hat man sich daran gewöhnt, jedes Rbäsä (u\ü) und Rwähä (o/ö), dem keine Gemination folgt, mit einem Längezeichen zu versehen. Diese grundsätzlich falsche Konsequenz beruht auf der Nachahmung der Umschrift des Arabischen, wo ein vokalisches wäw immer eine mater lectionis ist und als solches nur mit langem ü wiedergegeben werden kann, während dies im 7

Am bequemsten kann es der Leser im Neusyrischen in Lateinschrift aus der Sowjetunion beobachten, siehe z. B. baghjra, buqara, dubara qdxukand, katava u. ä. in J. Friedrich, Op. c., Wörterverzeichnis, S. 53, 58, 64, 69, 80 u. ä. Ähnliche Vereinfachungen ursprünglicher und sekundärer Geminationen kann man auch auf jeder beliebigen Tonbandaufnahme der traditionellen Aussprache des Altsyrischen hören. Freilich stellt diese schwankende Tradition keine ursprüngliche Aussprache des Altsyrischen dar, sie darf aber als eine Tatsache nicht ignoriert werden. Schon der Umstand, daß die syrische Punktation kein Verdoppelungszeichen (ar. tasdid) hat, zeugt davon, daß man sich um die Gemination nicht besonders gekümmert und sie einfach dem Sprachgefühl des Lesers überlassen hat. Andererseits war es unter anderem auch dieser Umstand, der zahlreichen Geminationen zum Schwund verholfen hat.

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Syrischen, wo es keine andere Möglichkeit gibt, als auch kurzes o und u mit waw zu schreiben, keineswegs der Fall ist. Während ich im Glossar zur Neusyrischen Chrestomathie in solchen Fällen die mechanische Umschrift mit der Aussprache zu kombinieren versuchte, habe ich in diesem Buch — freilich ohne überflüssige Konsequenz — das nicht immer zutreffende Längezeichen bei der mechanischen Umschrift von Rhäsa und Rwähä weitgehend beibehalten. Es gibt nämlich in diesem Buch auch eine große Anzahl von arabischen Namen, Titeln und Wörtern, deren Umschrift von denen in syrischer Schrift deutlich unterschieden werden muß. Dem Spezialisten wird es genügen, daß ich z. B. das auf S. 344 stehende Mürsid aus der syrischen Schrift nicht wie das arabische mursid transf e r i e r e n konnte, obwohl die Aussprache dieselbe ist. Dem Laien, der an der Literaturgeschichte dieses Volkes interessiert ist, müßte genügen, daß die Längezeichen nur in der offenen vorletzten Silbe (d. h. der Tonsilbe) als tatsächliche Längen, sonst aber nur als medianische Transliterationsmittel zu betrachten sind. Dies gilt auch von den Längezeichen bei den anderen Vokalen. Die seltenen Vokallängen in offenen Nebentonsilben in längeren Wortformen sind immer kürzer als die langen Vokale der offenen Haupttonsilbe, obwohl sie graphisch mit demselben Vokalzeichen ausgedrückt werden müssen. e) Bei der Umschrift des klassischen Syrisch habe ich mich hinsichtlich des Qussäyä und Rukkähä (harter und weicher Aussprache von k> g> ä> k, t) nur soweit an die ziemlich künstlichen Schulregeln gehalten, soweit sie der Aussprache keine Gewalt antun. Deshalb habe ich die weiche Aussprache der Dentale in allen Fällen unterlassen, in denen ihnen unmittelbar ein Zahn- oder Zischlaut folgt, dessen regressiver Einfluß die Spirantisierung unmöglich macht. f) Da das klassische 1? in den neusyrischen Dialekten zu h geworden ist, müssen beide Zeichen zur Umschrift dieses syrischen Buchstabens je nach seiner unterschiedlichen Aussprache im Alt- und Neusyrischen beibehalten werden. Da aber die Chaldäer das h oft als spirantisiertes k schreiben (siehe S. 71 u. 79), sind auch uneinheitliche Umschriften einund desselben Namens, wie z. B. Hayyät und Kayyät (Reg. I: s. Glwargls u. Girgis 'Abdlsö') unvermeidlich. g) Die runde, tiefe westsyrische Aussprache des Zqöfö wird als ä angedeutet, während das ostsyrische Zqäpä als a wiedergegeben wird.

VORWORT

XV

D i e Umschrift des Syrischen ist schon bei der alten Sprache sehr umständlich und kompliziert. Was die Umschrift des Neusyrischen betrifft, bereitet sie mir schon seit langen Jahren Kopfzerbrechen. Zu meiner Lösung des Problems in der Neusyrischen Chrestomathie (PLO X I I I ) haben sich keine Gelehrten mit besseren Vorschlägen gemeldet, so d a ß ich mich auch weiter an die von mir eingeführten Transliterationsregeln halten muß, auch wenn ich sie keineswegs f ü r restlos gelungen halte. Ein ähnliches Problem bot die Vorbereitung der Register, ohne die das Buch schwer brauchbar wäre. Manche Autoren, vor allem in der älteren Zeit, haben n u r einen N a m e n , dem in der Regel ein Titel (Q, S, R, M, Mälek u. ä.) vorangesetzt wird. Bei anderen wird auch der Vatersname (entweder mit oder ohne b.) angeführt. Einige haben statt dessen oder daneben eine Nisba, die vom N a m e n ihres Geburts- oder Tätigkeitsortes gebildet wird. Wie unzulänglich solche Bezeichnungen gewesen sind, sieht man aus dem N a m e n Yösep da-Mdi(n)tä (S. 85), Polos da-Mdi(n)tä (S. 209) u. ä., als ob in der „Stadt", unter der U r m i a zu verstehen ist, es n u r einen Joseph oder einen Paulus gegeben hätte, oder Urmia die einzige Stadt der Welt gewesen wäre. Familiennamen sind erst in der neueren Zeit in Mode gekommen. Demgegenüber haben aber einige Autoren allzuviele N a m e n , mit denen sich meistens nicht viel anfangen läßt: Bei der Taufe bekommt man den ersten N a m e n , als Mönch einen zweiten, bei der Priesterweihe einen dritten, als Bischof einen vierten und endlich als Patriarch trägt man den üblichen P a t r i a r chennamen. Diese N a m e n werden aber fast nie vollständig oder in derselben Reihenfolge a n g e f ü h r t ; bei jeder neuen W ü r d e verzichtet m a n gewöhnlich auf die früheren N a m e n und man bezeichnet sich nur mit dem zuletzt adoptierten, der in der Geburts- und T a u f u r k u n d e nicht steht. 8 ) U n t e r diesen Umständen kann man ein syrisches Namenregister 8

Wie verwirrend diese Lage ist, ersieht man aus folgendem Beispiel: Als der bekannte aramäische Epigraphiker R. P. Basile Aggoula bei mir war, sah ich, daß in seinem irakischen Paß der Name Matti Shamoon Matti steht. Die Erklärung war, daß nicht nur sein Priestername in seiner Urkunde nicht angeführt werden darf, sondern die Regierung audi den Gebrauch der Familiennamen in den Urkunden aufgehoben hat. Deshalb muß er sidi mit einem Namen ausweisen, unter dem er sonst nicht bekannt ist. Wer würde z. B. ahnen, daß ösa'nä d-Käleg „O. vom College" mit ösa'nä Sä('lhl')rölü (siehe Reg. I) identisch ist? Und zeugt nicht auch die uneinheitliliche Buchstabierung dieses nur am Rande gebrauchten Familiennamens des bekannten (as)syrischen Gelehrten von beispielhafter Nachlässigkeit für die Familiennamen?

XVI

VORWORT

keineswegs nach den Familiennamen einordnen, weil es sie meistens nicht gibt, sondern nur nach den Vornamen, die in den meisten Fällen die einzigen Namen sind. In zahlreichen Fällen reichen aber die unvollständig angeführten Vornamen nicht aus, um die Person genügend zu identifizieren. Deshalb habe ich — soweit es mir möglich war — versucht, dem Leser durch Querverweise aus der Not zu helfen. Wiederholte Anführungen desselben Autors an mehreren Stellen ließen sich nicht vermeiden. Ich muß gestehen, daß mir selbst manches „Who's Who" erst bei der Herstellung der Register klarer geworden ist. Reg. I, das ausschließlich orientalische (syrische und arabische) Namen enthält, ist nach dem syrischen Alphabet geordnet. Bei der Suche dieser Namen sind die Umschriftregeln (PLO XIII, S. XVII f. + hier S. XIII ff.) zu beachten. Für den Laien ist anzumerken, daß die Vokale außer 5 und ü (die an der Stelle des w im Alphabet stehen) dabei nicht zu berücksichtigen sind. Die selteneren arabischen Namen mußten auch nach dem syrischen Alphabet eingeordnet werden, nur wurde bei ihrer Einordnung das kurze u, das in arabischer Schrift — im Gegensatz zur syrischen — nicht erscheint, nicht berücksichtigt. Syrische Namen in Lateinschrift mußte ich allerdings ins Register II eingliedern, was sich angesichts der Tatsache, daß die meisten Autoren, deren Namen in Lateinschrift überliefert worden sind, auch Familiennamen ausweisen, verhältnismäßig leicht machen ließ. Jedoch ließen sich bei unterschiedlichen Schreibweisen (siehe z. B. Giamil = Jamil) auch hier Wiederholungen nicht vermeiden. Wenn auch dieses Register hinsichtlich der syrischen Namen keineswegs so vollständig sein kann wie Register I, wird es manchem Leser das Suchen ziemlich erleichtern, weil unser europäisches Gedächtnis leichter Familiennamen behält, als lange Serien von verschiedenartigen Vornamen, die uns nicht geläufig sind. Da dieser Band kein Handbuch der Geographie des vorderen christlichen Orients ist, habe idh auf ein Register geographischer Namen verzichtet. Ein Atlas detaillierter Landkarten des türkisch-libanesischsyrisch-irakisch-kurdisch-iranischen Gebiets mit (as)syrisch-christlichen Ansiedlungen wäre zwar sehr nützlich, seine Herstellung konnte aber nicht die Aufgabe dieses Buches sein. Am besten kommen dem Leser militärische Landkarten des Gebiets zu Hilfe, die zwar geheimgehalten werden, in den meisten geographischen Instituten aber vorhanden sind

VORWORT

XVII

(siehe z. B. die von J. Joseph veröffentlichten Landkarten, S. 339). Am meisten werden die Landkarten bei dem langen politisch-historischen Kapitel „Die Assyrer und die zwei Weltkriege" (S. 230—277) vermißt, das eine detaillierte Wiedergabe des Buches von Mälek Ya'qöb enthält. Dem Spezialisten wird hier aber die als Beilage zum erwähnten Buch veröffentlichte (as)syrische Landkarte zur allgemeinen Orientierung ausreichen. Was die Wiedergabe der geographischen Namen betrifft, bietet sie ähnliche Mannigfaltigkeit wie die der Personennamen. Sie wird noch dadurch erhöht, daß die geographischen Namen im Laufe der Geschichte mehrmals verändert wurden und deshalb auch nicht einheitlich in den Quellen stehen. Außerdem haben einige auch europäische Formen (vgl. syrisch Ürhay = arabisch ar-Rabä = türkisch Urfa = griechisch Edessa; A/Äml/ed = 'Amädlya = Amida = Diarbekr; Horns = Emessa u. ä.). Auch in solchen Fällen schien es mir sachgerechter, die in den Quellen überlieferte Form zu behalten, als sie zu vereinheitlichen oder wiederholt Erklärungsgleichungen anzugeben. Dem orientalischen Charakter und dem religiösen Kolorit der Quellen versuchte ich auch dadurch gerecht zu werden, daß ich ihre besonderen Ausdrucksweisen, wie „die Heilige Jungfrau, Seine Heiligkeit, Seligkeit" u. ä. beibehalten habe. Soweit es mir möglich war, habe ich mich auch bei der Interpretation der Quellen zurückgehalten. Freilich war es mir nicht immer möglich, die Sympathien für das verfolgte und blutende Volk nicht zu teilen. Es ist sehr bedauerlich, daß mein georgischer Freund Konstantin Tsereteli, Professor der semitischen Sprachen an der Staatlichen Universität in Tbilisi ( = Tiflis), den mir zugesagten Beitrag über die Geschichte der Literatur der Assyrer in Rußland und der Sowjetunion aus mehreren Gründen nicht liefern konnte. Ein großer Teil dieser Literatur ist nur in den Bibliotheken in Moskau und Leningrad zu finden. An einer Studienreise in die erwähnten Städte war er aber durch seine Erkrankung im Jahre 1974 verhindert. Da mir selbst die sowjetischassyrische Literatur nur sehr unvollständig bekannt und der bezügliche Teil in TSA III, 301—330, ebenfalls sehr mangelhaft ist, habe ich auf ihre Darstellung verzichten müssen. Bis zur Veröffentlichung der von Tsereteli vorbereiteten Skizze wird sich der Leser mit dem knappen Ersatz in J. Friedrichs Arbeiten (A. 1) sowie dem hier auf S. 320 f. und

XVIII

VORWORT

393 f. Dargestellten, der Leser des Neusyriscben auch mit P. Sarmas' erwähntem Kapitel begnügen müssen. Trotz des Interesses an der literarischen Geschichte der sowjetischen Assyrer schien es mir unangemessen, die Veröffentlichung des schon Anfang Sommer 1974 abgeschlossenen Manuskriptes weiter zu verschieben. Zum Namen „Assyrer", mit dem sich heute die Christen syrischer Sprache bezeichnen, siehe vorläufig S. 89 f. Darüber hinaus beabsichtige ich, die geschichtliche Entwicklung dieses Namens und Begriffes in einem besonderen Aufsatz zu behandeln. Das verehrte Forschungspaar, dem ich für die Widmung des sehr gelungenen ersten Bandes von „Christentum am Roten Meer" (Berlin 1971) zu Dank verpflichtet bin, bitte ich, dieses bescheidene Gegengeschenk mit der mir bisher erwiesenen Nachsicht entgegenzunehmen.

Inhaltsverzeichnis Vorwort

VII

Abkürzungen

A. Literatur der nadimongolischen Zeit bis zum Endes des 18. Jahrhunderts 1. Allgemeine und kirdienpolitische Lage des Zeitalters 2. Die Literatur des Zeitalters a) b) c) d)

bei bei die bei

den Jakobiten den Nestorianern Sdiule von Alqoä den Maroniten

XXI

l 10 10 31 48 50

B. Literatur in neusyrischer Volkssprache bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts 1. 2. 3. 4.

Die neusyrisdie Sprache Anonyme neusyrische Literatur Geistliche Dichtung des Zeitalters Katechetische Literatur

66 90 98 106

C. Das Neunzehnte Jahrhundert 1. Die Lage der „Assyrer" im 19. Jh 112 2. Amerikanische Mission in Urmia 116 3. „Die Strahlen des Lichtes" 136 4. Sonstige Veröffentlichungen des evangelischen Missionsverlags in Urmia 187 5. Katholische Lazaristische Mission 189 6. „Die Stimme der Wahrheit" 194 7. Englisch-episkopalische Mission 201 8. Die russisch-orthodoxe Mission 205 9. Die Nationalbewegung 206 10. „Der Stern" 206

XX

INHALT

11. Die Schriftsteller des 19. und 20. Jahrhunderts bis zur Auflösung der fremden Missionen 211 D. Das Zwanzigste Jahrhundert 1. 2. 3. 4. 5.

„Die Assyrer und die zwei Weltkriege" Die Schriftsteller dieser Periode bis auf den heutigen Tag Neusyrische Schriftsteller in Amerika (As)syrisdie Schriftsteller in fremden Sprachen Periodische Literatur

230 278 330 334 342

E. Die Literatur in altsyrischer Sprache in den letzten zwei Jahrhunderten 1. Ostsyrische (chaldäische und nestorianische) Autoren 2. Westsyrische (jakobitische und maronitische) Autoren 3. Syrische Literatur von Malabar

398 419 473

Nachträge und Verbesserungen

485

Register I

488

Register II

503

Abkürzungen A. A.A.F. ab. Abs. Abünä Add. AKPAW ALA antep. ar. ass. Aufl. Ausg. b. BO BRD Brit. Mus.

Anmerkung American Assyrian Federation aber Absatz, Abschnitt siehe ALA Addendum, Addenda Abhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin Al-ab Alber Abünä, Adab al-luga al-ärämlyä — Sipräyütä d-lissänä ärämäyä, Beirut 1970 antepaenultima = die dritte Zeile vom Ende der Seite arabisch assyrisch Auflage Ausgabe bar ( = Sohn) J. S. Assemanus, Bibliotheca Orientalis Clementino Vaticana, Romae 1719—29 (Neudruck G. Olms, Hildesheim—New York, 1975) Bundesrepublik Deutschland British Museum

Cat. cod. codd. Col. CSCO

catalogue codex codices, codicibus Colonel ( = Oberst) Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium. Scriptores Syri

D. dass. d. h. Dict. d'hist. et de géogr. eccl. Div. DMG ds. Dt.

Dominus dasselbe das heißt Dictionnaire d'histoire et de géographie ecclésiastiques Division Deutsche Morgenländische Gesellschaft dasselbe Deuteronium

XXII

ABKÜRZUNGEN

Eph. E. U. Ex Ez.

Brief des Paulus an die Epheser États-Unis ( = Vereinigte Staaten von Amerika) Exodus Hesekiel

F. Fasz. folg. fo. fortges. Forts. fos.

Femininum Faszikel folgende(r/s) Folio fortgesetzt Fortsetzung Folios

geb. Gen gest. gez. gr. GSL

geboren Genesis gestorben gezeichnet griechisch A. Baumstark, Geschichte der syrischen Literatur, Bonn 1922 (Neudruck 1968)

H h. d. HdO Hl. Hs Hss

Hakkïm ( < ar. hakïtn Arzt) häy den ( = d. h.) Handbuch der Orientalistik (hrsg. B. Spuler, Brill, Leiden) Heilige(r) Handschrift Handschriften

Impr.

Imprimerie

J. JA Jer. JgJh. Jhs. JNES Joh. JRAS JTS

Jahr Journal Asiatique Jeremia Jahrgang Jahrhundert Jahrhunderts Journal of Near Eastern Studies Johannes (Evangelium, Epistel des) Journal of Royal Asiatic Society Journal of Theological Studies

K. Kat. Kawerau

(syr.) Kt(/t)äbä, (ar.) Kitäb ( = Buch) Katalog P. Kawerau, Amerika und die orientalischen Kirchen, Berlin 1958

ABKÜRZUNGEN KBB

kl. Lantschoot Leitaufs. Lidzbarski lt. Luk. m. M M. Macudi-Panoussi Mat. MD Mgr. Mingana Mk Moss Mr. Msgr. MS MSS N.-D. d. Sim. Nom. act. Nom. ag. Nouro

XXIII Ktäbä de-berulle bedire dB-'al mardut yülpäne zehire des M 'Ignätiyös Agr?m I. in syrischer Übersetzung von Pllloksenos Yöhannän Dulbä'nl, QameSli 1967 (S. 449) klassisch(e)[r/s])

s. van Lantschoot Leitaufsatz M. Lidzsbarski, Die neuaramäischen Handschriften der Kgl. Bibliothek zu Berlin I—II, Weimar 1896 (Neudruck 1973) laut Evangelium des Lukas Mär(y) ( = „Herr", syr. Titel der Heiligen, Patriarchen und anderer Hochwürden) Maskulinum R. Macuch u. E. Panoussi, Neusyrische Chestomathie, PLO XIII, Wiesbaden 1974 Evangelium des Matthäus La Maison de Dieu, Paris Monseigneur A. Mingana, Catalogue of the Mingana Collection of Manuscripts I—III (S. 412) Evangelium des Markus C. Moss, Catalogue of Syriac Books and Related Literature in the British Museum, London 1962 Mister = Mgr. Manuscript Manuscripts

Nr. Nrr.

Notre Dame des Semences, Alqos Nomen actionis Nomen agentis A. Nouro, My tour in the Parishes of the Syrian Church in Syria & Libanon, Beirut 1967 (S. 462 f.) Nummer Nummern

OC OCP OCA od. OLZ OS

Oriens Christianus Orientalia Christiana Analecta Orientalia Christiana Periodica oder Orientalische Literaturzeitung L'Orient Syrien (S. 471)

XXIV

ABKÜRZUNGEN

P PdO pers. Phil. phon. PLO PO Präp. Pt.

Pater, Père (als Titel der Geistlichen) Parole de l'Orient, Kaslik-Liban (S. 349) persisch Brief des Paulus an die Philipper phonetisch Porta Linguarum Orientalium (O. Harrassowitz, Wiesbaden) Patrologia Orientalis Präposition Part, Partie

Q Q5

Qassä, Qassisä (als Priestertitel) Qälä d-Srärä „Stimme der Wahrheit" (Zeitschr. d. kathol. lazaristischen Mission in Urmia, S. 194 ff.)

R Reg. röm.-kath. Rondot

Râbï „Lehrer" Register römisdi-katholisth P. Rondot, Les Chrétiens d'Orient (Cahiers de l'Afrique et l'Asie IV) Revue de l'Orient Chrétien Brief des Paulus an die Römer Rivista degli Studi Orientali

ROC Rom. RSO s. S. s. E. seleuk. Sém. Ser. S. G. Sp. SS SS SS. st. St. Suppl. syr. 5

siehe Seite, aber auch : Sanctus, Saint seines Erachtens seleukidisch(e Ära) Semences (s. N.-D. d. Sém.) Serie(s) Sa Grâce Spalte Scriptores Syri si'ta siprêta da-'layme âtôrâyë (Assyrian Youth Cultural Society Press, Teheran, P.O.B. 3073) Sancti, -orum, -os, gelegentlich audi: Seiten statt Saint Supplement syrisch Sammäsä (Diakon)

TSA türk.

Dr. Pê'râ Sarmas, Tas'itä d-sipräyütä âtôrêtâ I—III (S. 294 ff.) türkisch

ABKÜRZUNGEN

u u. ä. üb. Übers. übers. ult. U. R. SS. USA v. van Lantsdioot vor. Vosté

Z. ZA ZAW ZB ZDMG ZKM z. T.

XXV Ustä(d) „Handwerksmeister" und ähnlidi(es) über Übersetzung übersetzt ultima (letzte Zeile) l'Union des Républiques Socialistes Soviétiques United States of Amerika

von A. van Lantsdioot, Inventaire des manuscrits Syriaques des Fonds Vatican (490—431), 1965 vorige(r/s/m/n) J. Vosté, Catalogue de la Bibliothèque Syro-Chaldéenne du Couvent de Notre-Dame des Semences près d'Alqos (Iraq), RpmeParis 1929 Zeile Zeitschrift für Assyriologie Zeitschrift für Alttestamentliche Wissenschaft 2a(h)rire d-ba(h)rä „Die Strahlen des Lichtes" (Zeitschrift der evangelisch-presbyterisdien Mission in Urmia, S. 136 ff.) Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes zum Teil

A. Literatur der nachmongolischen Zeit bis zum Ende des 18. Jahrhunderts 1. ALLGEMEINE U N D K I R C H E N P O L I T I S C H E LAGE DES ZEITALTERS

Unsere altsyrischen Literaturgeschichten enden gewöhnlich im Mittelalter und kommen nur selten weiter. 1 Die mongolische Plünderung, gegen die sich das früher als „syrisch" bekannte, heute sich zum Teil als „assyrisch" bezeichnende orientalisch-christliche Volk des osttürkischen, syro-mesopotamischen und iranisch-aserbeidschanischen Grenzgebiets zwar tapfer, aber ergebnislos verteidigte2, hat seiner blühenden Literatur einen fatalen Schlag versetzt. Das dezimierte Völkchen lebte in Elend und Armut auf seinem steinigen Boden und wurde noch mehr als früher von seinen feindlichen Nachbarn, von denen es sich am deutlichsten durch seinen christlichen Glauben unterschied, bedrängt und verfolgt, von den Kurden, seldschukischen Begs, turkmenischen Stämmen und arabischen Scheichs beständig angegriffen. Die einst starke „Kirche des Ostens" konnte unter diesen Umständen nur äußerst schwer

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W. Wright, A Short History of Syriac Literature (1894, Neudruck 1966) kommt nur bis zum Anfang des 14. Jh. R. Duval, La Littérature syriaque des origines jusqua'à la fin de cette littérature après la conquête par les Arabes (1907, Neudruck 1970) überschreitet auch nicht — wie schon der Untertitel sagt — das 13. Jh. Nur A. Baumstark. Geschichte der syrischen Literatur (1922, Neudruck 1968) kommt bis ins 17. Jh. hinauf und erwähnt knapp die sogenannte FellîhîDichtung, die allerdings außerhalb des thematischen Rahmens seines Buches lag. Im posthumen von A. Baumstark vorbereiteten und von A. Rücker ergänzten Aufsatz „Die aramäische und syrische Literatur" (HdO III 2—3 / 1954, 162—204) wird dieser Rahmen auch nicht überschritten. Siehe dazu M. S. Amirà, Tas'ïtâ d-Ätör, Kap.-.Hegüm d-Cïngïshan l-'lrän, S. 273 bis 275, Mälek Sallitä, S. 276—281, u. Sä(h)rü(h) brünä d-Taymur-Lang, S. 281 f., vgl. Y. Bê(t)-Soleymân, Tas'ïtâ d-'Aturâyë bzabnä d-kristyänütü, S. 64—66. Kein Wunder, daß die Ereignisse dieser Epoche assyrische Schriftsteller zur Schilderung der Heldentaten ihrer Vorväter im Kampf gegen die Mongolen inspiriert haben, siehe z. B. Râbî B. Arsänös, Ktäbä d-Taymur-Lang, Eqbäl kümtä u. ä. Macuch, Spät- und neusyr. Lit.

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LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN

ZEIT

a m Leben erhalten werden 3 . D i e einheimischen Historiographen ( F . BetSoleymän, M. S. Amirä u. a.) schildern diese Epoche in noch dunkleren und unerfreulicheren Farben als die Periode des mongolischen Überfalls. D i e v o n den einheimischen Geschichtsschreibern beweinte kirchliche Spaltung wegen der Person und des Sitzes des Patriarchen ist nur ein begleitendes S y m p t o m der Schwäche der damaligen syrischen Kirche. N a c h der Zerstörung v o n B a g d a d durch T e i m u r - L a n g wurde das Patriarchat nach Mosul versetzt 4 . U n g e f ä h r zur gleichen Zeit entstanden auch Streitigkeiten wegen der Person des Patriardien 5 . D e r südliche Teil, d. h. die Gläubigen der nord-irakischen Ebene, haben einen Patriarchen aus ihrer Mitte ( Y o h a n n ä n Süläqä) gewählt, während die nördlichen Bergbewohner ihren eigenen Patriarchen aus der alten patriarchalen Linie (Sim'on V I I I . D e n h ä ) eingesetzt haben 6 . D a s geistliche Zentrum der ersteren wurde das Kloster R a b b a n H o r m i z d , während der nördliche Patriarch mehrmals den Sitz gewechselt und endlich bis 1915 in Q ü g ä n l s saß 7 . Außer dieser äußeren politischen Trennung in der kirchlichen Führung gab es aber anfangs keine ideologische S p a l t u n g der nestorianischen Kirche. I m Vergleich mit dem Zeitalter der christologischen Streitigkeiten (4.—5. Jh.), die die Spaltung der „Kirche des O s t e n s " in einen jakobitischen und einen nestorianischen Zweig zur Folge hatte, w ä r e diese äußere Trennung nur eine unbedeutsame Erscheinung gewesen, wenn sie nicht auch schwerere, ideologische Folgen gehabt hätte, nämlich den Anschluß der südlichen Christen an die römischkatholische Kirche 8 , während die nördlichen Gläubigen einheitlich beim Nestorianismus verblieben sind, bis auch sie im 19. J h . durch die Wirkung verschiedener Missionen in mehrere Konfessionen gespalten wurden. 3

Eine kurze geschichtliche Übersicht bei B. Spuler, D i e morgenländischen

Kirdien

( H d O I, V I I I 2) 161 f. 4

Y. Bet-Soleymän,

5

B. Spuler, D i e G e g e n w a r t s l a g e der Ostkirchen (1948), S. 127; ders., D i e morgen-

O p . c. 64.

ländischen Kirchen 162 f. « B. Spuler, ebda. 163 f. 7

M. S. Amirä,

O p . c. 281 f., vgl. P. R o n d o t , Les chreticns d'Orient

159. Siehe

weitere Details bei B. Spuler, 1. c. 164 f. ( K a p . : Mehrere Patriarchate). 8

D e r mit R o m unierte Teil des syrischen Christentums w u r d e v o n A n f a n g an als „chaldäisch" bezeichnet. Diese Bezeichnung galt auch f ü r die schon früher mit R o m unierten maronitischen Christen (S. 5).

ALLGEMEINE U N D KIRCHENPOLITISCHE LAGE DES ZEITALTERS

3

Die Verhandlungen zwischen Rom und verschiedenen Repräsentanten (Bischöfe und Patriarchen) der syrischen Kirche sind verhältnismäßig alten Datums und gehen bis ins 13. Jh., in die Zeit des Patriarchen Eliyä III., zurück, werden aber erst seit der Mitte des 16. Jhs. intensiver vorangetrieben, ohne bis zu den achtziger Jahren des 18. Jhs. eine ununterbrochene Union schaffen zu können. Während die nestorianischen und protestantischen Geschichtsschreiber Rom des Schismas der „Kirche des Ostens" und der dadurch entstandenen Spaltung des (as)syrischen Volkes beschuldigen, w i r d in katholischen Berichten die Initiative der Vereinigung mit Rom den syrischen Patriarchen selbst zugeschrieben. Nach einem schematischen, in Q§ 1898, S. 74—76, veröffentlichten Bericht gab es zur Zeit des Patriarchen M Eliyä XI. ( J . 1773), aus der die betreffende Patriarchenliste stammt, schon 13 unierte Patriarchen von insgesamt 101 9 . Zu der a. a. O. abgedruckten Patriarchenliste wird hinzugefügt: „Die Zahl der Patriarchen w a r 101 bis M Eliyä XI., der auf dem Stuhl von Babylon im J . 1773 sitzt. Dreizehn waren mit Rom verbunden. 675 Jahre w a r die chaldäische Kirche in der Gefangenschaft der nestorischen Häresie 558—1233." 1 0 Obwohl aber schon im J . 1233 der 76. Patriarch Ya(h)b-Allähä vom Papst anerkannt wurde, folgten ihm bis zur Hälfte des 17. Jhs. mehrere, die sich um die päpstliche Bestätigung nicht kümmerten. In Rabban Hormlzd sind mehrere ,häretische' Patriarchen neben den von Rom anerkannten begraben. Die Jesuiten fingen zwar ihre Tätigkeit in Mesopotamien im J. 1540 an und in der 2. H ä l f t e des 17. Jhs. folgen ununterbrochen von Rom anerkannte Patriarchen, aber bis zur H ä l f t e des 17. Jhs. gab es noch keine ununterbrochene Union. Bei dieser lockeren, formalen Union mit Rom ist es wohl bis zum J . 1780 geblieben, in dem der Patriarch M Eliyä X I . vom Papst 9

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Da verschiedene Patriarchenlisten in zahlreichen Veröffenlichungen vorliegen, habe ich vom Abdrucken dieser Patriarchenliste abgesehen. Ihre Reihenfolge entspricht der von J. A. Assemanus in seinem Werk „De Catholicis seu Patriarchis Chaldaeorum et Nestorianorum commentarius historico-chronologicus" (hier S. 63) befolgten. Die letzten orientalischen Veröffentlichungen der Patriarchenliste befinden sich in M. S. Amlrä, Tas'itä d-Ätor (1962) 347—354 und Alber Abünä, Ad ab allugat al-ärämlya (1970) 665—675, die letzte in Europa abgedruckte in B. Spuler, Die morgenländischen Kirchen, Sonderdruck (1964), S. [ 2 0 9 — 2 1 1 ] , 1. c., S. 76.

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LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

bestätigt wurde 11 . Es ist begreiflich, daß diese Patriarchen in den schweren Zeiten der „Kirche des Ostens" eine Anlehnung an einen stärkeren Bruder suchten, ähnlich wie die iranisdh-aserbeidschanischen Nestorianer in der ersten Hälfte des 19. Jhs. unter der Wirkung der presbyterischen Missionare mindestens zum Teil dem evangelischen Glauben gefolgt sind. Die durch das Fegefeuer gegangene, geschwächte Kirche brauchte moralische sowie materielle Unterstützung von jedem, der bereit war, ihr seine hilfreiche Hand zu reichen. Der Streit um den Patriarchenthron hat sich freilich nicht ohne innere Spannungen und Ausbruch von scharfen Feindschaften abgespielt. Der Patriarch Sim'ön Denhä hat seinen Gegner, den in Rom ordinierten chaldäischen Patriarchen Yöhannän b. DänI'el Süläqä, gleich nach seiner Rückkehr 1555 vom mohammedanischen Präfekt in Amida gefangennehmen und im Gefängnis aufhängen lassen, wie es in einem Gedicht des Patriarchen 'Abd-Isö' (unt. S. 38) geschildert wird. Sein katholisches Glaubensbekenntnis „Professio fidei quam Siud sive Sulaka, electus Patriardha ab Nestorianis, ore et scripto est professus Romae anno C D L I I I . . . " wurde in lateinischer Ubersetzung von Andreas Masius im Appendix zu „De Paradiso Commentarius" [des Moses b. Kepä], Antverpiae 1569, S. 269—272, veröffentlicht. Rom war nicht bereit, jeden Patriarchen, der um Anerkennung gebeten hat, zu bestätigen. J. A. Assemani (De Catholicis, p. 231 f.) berichtet über den XCIX. Patriarch Elias: „Monachum quendam cum professione sua, literisque ann. Graec. MDCCCXVII. Chr. MDLXXXVI. Romam misit: sed cum ejus fides Nestorianis erroribus scateret a Xysto V. rejecta fuit, nec is ad Ecclesiam Romanam admsisus" (vgl. BO IV, 166). Unter seinem Nachfolger Elias Simeon ist aber die Intensivierung der Kontakte mit Rom so fortgeschritten, daß im J. 1622 die karmelitischen Jesuiten zu den Chaldäern nach Mesopotamien und in den folgenden Jahren auch nach Indien geschickt wurden. In Basra gelang es ihnen, einen Teil der Mandäer zum katholischen Glauben zu bekehren (: „Hinc Sabaeos, qui Christiani S. Joannis audiunt, ad fidem Catholicam, opera praesertim Ignatii a Jesu, ejusdem familiae Religiosi Viri, adductos, Goam Indiae Metropolim satagunt", J. A. Assemani, Op. c. 239). Bald folgten ihnen weitere Missionen, und die Mission schlug festere Wurzeln. 11

Amirä, Op. c., S. 282.

ALLGEMEINE U N D K I R C H E N P O L I T I S C H E LAGE DES ZEITALTERS

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Die Verwirklichung der Union ging also nur langsam vor sich und war keineswegs das Werk eines Tages. Die unierte Kirche bezeichnete sich von Anfang an als „chaldäisch". Nach einer Information Rödigers (ZKM 2/1839, 80) datiert die Existenz dieser Kirche wie auch ihres Namens aus dem J. 1681, „wo der nestorianische Metropolit von Diarbekr (Amid), in Folge eines Streites, den er mit seinem Patriarchen hatte, von Innocenz XI. als der erste Patriarch der Chaldäer geweiht wurde." Wir haben aber eben gesehen, daß dies keineswegs die erste Streitigkeit mit dem nestorianischen Patriarchen war und daß vor diesem Metropoliten schon über ein Jahrhundert mehrere ,chaldäischec Patriarchen anerkannt wurden. Auch die maronitischen Geschichtler der syrischen Kirche und Literatur aus der Familie Assemani bezeichnen diesen kirchlichen Zweig von Anfag an als ,chaldäisch'. Der Gebrauch dieses Namens schon im 16. Jh. widerlegt deutlich M. S. Amlrä's (Op. c. 286) Meinung, daß er erst im J. 1804 eingeführt wurde. Die Korrespondenz der ,clialdäischen' Patriarchen mit den römischen Päpsten ist sehr aufschlußreich und enthält trotz ihres weitschweifigen, für die nachmongolische Zeit charakteristischen Reimstils wichtiges kultur- und kirchlich-politisches sowie literarisches Dokumentarmaterial. Die Briefe wurden meistens im klassischen Syrisch, einige auch arabisch geschrieben und fangen in der Art der Maqämät an, vgl. den Brief des Patriarchen M Ellyä XI. aus dem J. 1779 12 : „An den Vater der Väter und Oberhaupt der Hirten, Petrus unserer Zeit und Paulus unseres Zeitalters, Haupt 12

QS 1898, S. 23 f., vgl. dazu seinen früheren, in ähnlichem blumenhaften Stil an den Papst geschriebenen Brief aus dem J. 1790 bei J. A. Assemani, De Catholicis seu Patriarchis, Appendix I, S. 249—252, lat. Übers., S. 253—256. Zwei Briefe desselben Patriardien wurden von J. Babakhan veröffentlicht und ins Französische übersetzt: Deux lettres d'Elie X I , Patriarche de Babylon, Revue de l'Orient chretien 5/1900, 481—91. Der erste ist ein Brief an den Papst Pius VI., der zweite an Simeon, Katholikos der Nestorianer. Aber schon 1617 hat Petrus Stroza einen Brief eines früheren Eliyä VIII. an Paulus V. veröffentlicht: „Epistola Patriardiae Babylonis ad S. D. N . Paulum Papam V. Professio fidei Patriardiae Baylonis" in: Petri Strozae de dogmatibus Chaldaeorum d i s p u t a t i o . . . Romae 1617, S. 4—14 (C. Moss 322). Vollständigere Ausgaben der Dokumentation zu den Unionsbestrebungen bei Girgis 'Abd-Isö' y a y y ä t (S. 401) u. Smü'el Gämll (S. 406). Ein Brief des M Sim'ön XII. an den Papst Clemens X . ( K t ä b ä d-Mär[y] Sim'ön „Epistola Simeonis Chaldaeorum Patriardiae") wurde von J. Gabriel, Elementa linguae chaldaicae (1860), S. 234—249) mit lateinischer Übersetzung veröffentlicht.

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LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

der Bischöfe, Krone der Führer, Ruhm der Christen, Bekleideter mit dem Ephod des Hochpriestertums Jesu und Eingehüllter im Mantel des simeonischen Hochpriestertums der Klöster und der Kirchen, Vater der Waisen und der Witwen, Gründer der Schulen und Lehranstalten, Freund Christi voller Gnade und Geist, unser hoher Vater und wachsamer Hirt, unser Herr Papst P i u s . . . " Dann erwähnt der Patriarch Briefe, die er an sein ,Vatertum' geschickt hat, sowie frühere, die in syrischer und arabischer Sprache hinsichtlich ritueller Fragen abgeschickt worden sind, und auf die keine Antwort gekommen ist. Er fragt sich, ob vielleicht die Briefe nicht eingetroffen sind, und bittet dringend um eine Antwort hinsichtlich der Riten, kirchlichen Verordnungen und Gesetze (außer den nicäischen) sowie der Freitags- und Donnerstagsspeise und der Ehe (sie) der Priester. In Verzweiflung über das lange Schweigen des römischen Vaters fragt er, ob er sich vielleicht um die Armen und Elenden, die sich wie in einer Gefangenschaft unter den Heiden befinden, nicht kümmere. Als Antwort auf diesen Brief erfolgte die Bestätigung des Patriarchen durch den Papst mit zahlreichen Geschenken aus Rom. Dadurch wurde die chaldäische Union mit Rom vollendet und ist bis heute ununterbrochen geblieben. Die nördlichen Nestorianer, die seit der Mitte des 15. Jhs. ein hereditäres Patriarchat haben13, sind dem Glauben ihrer Väter und ihrem Patriarchen treu geblieben. Die patriarchale Würde ging auf den Neffen oder Vetter des Patriarchen über. Seit dieser Zeit trägt der nestorianische Patriarch (Katholikos) regelmäßig den Namen Sim'ön (B. Spuler, 1. c.). Um die Heredität des Patriarchats auch äußerlich zu begründen, hat man zur Bedingung gestellt, daß die Mutter des künftigen Patriarchen während ihrer Schwangerschaft kein Fleisch essen und auch er sein ganzes Leben sich des Fleischgenusses enthalten soll. Deshalb konnten die Kandidaten des Patriarchats nur aus der Familie des Patriarchen stammen, wo diese Bedingungen leicht erfüllt und kontrolliert werden konnten. Ein äußerer Vorteil dieses hereditären Systems war, daß der Patriarch, der sich nicht nur auf seine theokratische Funktion beschränken, sondern auch als höchster politischer Führer der Assyrer gelten sollte, gegenüber den ebenfalls hereditären lokalen Stammeskönigen (malkë, Sg. mälek) in dieser 13

Y. Bêt-Soleymân, Op. c., 66; P. Rondot, Les Chrétiens d'Orient, 159; B. Spuler, Die Gegenwartslage der Ostkirchen, 128, Die morgenländisdien Kirchen 162 [44]

ALLGEMEINE U N D K I R C H E N P O L I T I S C H E LAGE DES ZEITALTERS

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Hinsicht als ebenbürtig auftreten konnte. Er spielte oft — obwohl nicht immer mit Erfolg — eine Vermittlerrolle zwischen dem mälek und seinem Volk und wurde auch bei kurdisch-assyrischen Streitigkeiten als Gesprächspartner des kurdischen Emirs angesehen. Ein Nachteil des hereditären Systems war aber, daß manchmal ein junger Mann, ja sogar ein Kind, auf dem Patriarchenthron gesessen hat, der total von seinen Verwandten, vor allem von seiner älteren Schwester, beherrscht wurde. Diese nahm nämlich an der Heiligkeit des Patriarchats teil, weil sie ein Kind derselben Mutter war, die während der Schwangerschaft kein Fleisch gegessen hat in der Hoffnung, daß sie den künftigen Patriarchen gebären wird. Es war üblich, daß sie auch weiter vegetarisch lebte, mindestens bis der junge Patriarch, dessen Tutorin sie war, heranwuchs. Dann konnte sie den Vegetarismus aufgeben, heiraten und ein normales Leben führen. Sie verzichtete aber gern auf diese Möglichkeit, um eine beständige Ratgeberin des Patriarchen und Teilhaberin am heiligen Amt des Patriarchats zu bleiben.14 Obwohl bis zur Hälfte des 15. Jhs. der nestorianische Patriarch von den Metropoliten gewählt wurde, hat sich das Prinzip des hereditären Patriarchats im Hinblick auf seine äußeren Vorteile verhältnismäßig leicht durchgesetzt, weil es der orientalischen Mentalität, die sich eine hereditäre Herrschaft schwer wegdenken konnte, entsprach. Audi bei den sl'itischen Nachbarn der Nestorianer hatte es eine Analogie in dem Glauben an die Heiligkeit der Familie 'Alis. Kein Wunder, daß sich die Nestorianer an diese in ihrer Umwelt geläufige religiös-politische Anschauung angepaßt haben. 15 Das Volk lebte in Armut und Elend, von seinen Feudalherren ausgebeutet und unterdrückt, von seinen muslimisdien Nachbarn bekämpft, verfolgt und dezimiert. Audi sein tapferer Kampf mit den Waffen in der Hand gegen eine Unmenge von Feinden hat ihm nur selten geholfen, die bloße Existenz zu retten. Die Schwächeren traten massenhaft zum Islam über, um sich vor den Verfolgungen zu retten. Im Laufe des

" P. Rondot, Op. c. 158—66. 15 Eine von P. Rondot (159 f.) mitgeteilte Anekdote verdient zitiert zu werden: Ein Nestorianer befragt von einem englischen Missionar, was für einen Vorteil habe dieses hereditäre Prinzip, hat geantwortet: „Wir haben dadurch genau dieselbe Möglichkeit, einen guten Patriarchen zu bekommen, wie Sie einen guten König."

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LITERATUR D E R NACHMONGOLISCHEN ZEIT

18. Jhs. sind in Slnä, Lähigän, Mukri und Säwegbülak alle Christen zum Islam übergetreten. Am letztgenannten Ort ist noch die Kirche des M Sargls geblieben16. Die Stammeskönige (malke) waren Führer ihrer Leute in den heroischen Verteidigungskämpfen, an denen sich manchmal auch die tapferen assyrischen Frauen, Mädchen und Kinder beteiligen mußten. In den siebziger Jahren des 18. Jhs. erlitten die nördlichen Assyrer eine der blutigsten Niederlagen, in der ihr Führer und mehrfacher sieghafter Held, Malkä Malkizdeq II. von Gilü, getötet und alle Gefangenen ermordet wurden. Sein Kampfgenosse, Mälek Benyämln, hat ihn zwar gerächt, indem er die Stadt Gäzartä ungezündet und Nahrung für die Flüchtlinge, die sich bei ihm befanden, erbeutet hat, aber nach dem Töten der Assyrer hat man — entsprechend dem Bericht des § Sim'ön von Nisibin, der von Mr. Andreas, einem amerikanischen Missionar in Märdln ins Englische übersetzt wurde — auch über eine Million syrischer Handschriften (Schriften des Arztes und Philosophen Zekä, des Mälek Sallitä u. a.) verbrannt17. In demselben Jahrzehnt versuchten die Kurden mit Hilfe der Türken, Aserbeidschan zu erobern. Sie wurden aber von der iranischen Armee mit dem Kaiser Fath-'AlT-Säh an der Spitze 1766 zerschlagen und in die Berge vertrieben. Nach dem Feldzug kam Fath-'All-Säh vom Dorf Digälä(h) nach Urmia und heiratete eine Assyrerin namens Pari, Tochter Benyämlns. Gleichzeitig organisierte er ein Regiment aus assyrischen Soldaten zur Verteidigung Teherans18. Dieser plötzliche politische Erfolg der Assyrer hat zwar den Neid ihrer kurdischen Nachbarn, die sie vom 14.—18. Jh. verfolgt, getötet und geplündert haben, gesteigert, er bedeutete aber einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte des jahrhundertelang verkannten, verfolgten und von niemandem unterstützten (as)syrischen Volkes. Die westlichen monophysitischen Jakobiten — die dogmatischen Gegner der Nestorianer —, die sich als „syrisch-orthodox" bezeichnen,

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M. S. Amirä, Op. c. 283, vgl. Y . Bet-Soleymän 77. M. S. Amirä, Op. c. 286. Ämirä fügt hinzu, daß die chaldäischen Patriarchen Yösep, YüJjännan, Ellyä u. a. sich aus Haß gegen die Nestorianer über das Verbrennen ihrer Bücher gefreut haben. Y. Bet-Soleymän 79 ob.

ALLGEMEINE U N D K I R C H E N P O L I T I S C H E LAGE DES ZEITALTERS

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kommen für die Geschichte der neusyrischen Literatur viel weniger in Betracht19. Ein Teil von ihnen hat sich (nach den schon während der Kreuzzüge im 15. und 16. Jh. unternommenen Versuchen) 1662 endgültig an Rom angeschlossen20. Da sie in arabischer Umwelt lebten, haben sie auch ihre Muttersprache vergessen und höchstens noch künstliche Prosa und Poesie geschrieben, auch bei der Wiederbelebung der arabischen Sprache und Literatur im 19. Jh. haben sie eine bedeutsame Rolle gespielt. Der selbständig gebliebene jakobitische Teil, dessen westneusyrisches Sprachzentrum Tür 'Abdin und Midyat ist, hat sich zwar sprachlich und folkloristisch als sehr interessant21, literarisch aber als wenig ergiebig erwiesen22. Die libanesischen Maroniten23 haben zwar schon im Mittelalter Syrisch als Volkssprache für das Arabische aufgegeben und auch in der arabischen nahda eine bedeutsame Rolle gespielt; trotzdem haben aber ihre Gelehrten Altsyrisch bis in die Neuzeit hin gepflegt und auf dem Gebiet der syrischen Sprache und Literatur hervorragende Arbeiten geleistet (siehe bes. S. 60 ff.). Demgegenüber stellt die syrische Kirche von Malabar in Südindien24 eine sonderbare Erscheinung dar. Obwohl in ihrer ganzen Geschichte von der syrischen Mutter19

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Zu ihrer politisch-geschichtlichen Lage siehe B. Spuler, Die Gegenwartslage der Ostkirchen 132—138 u. Die morgenländischen Kirchen 170—216, weiter Helga Anschiitz, Zur Gegenwartslage der syrischen Christen im Tur 'Abdin etc., ZDMG, Suppl. I, 2, 1969, 483 ff. B. Spuler, Die morgenländischen Kirchen 212 [94]. Sammlungen volkstümlicher Texte: E. Prym u. A. Socin, Der neuaramäische Dialekt des Tut 'Abdin, 2. Band: Syrische Sagen und Märchen aus dem Volksmunde gesammelt und übersetzt, Göttingen 1881; H . R i t t e r , Türöyo, Die Volkssprache der syrischen Christen des Tür'Abdin, I—II, Beirut 1967, 1969; ders.,Türöyö (Töränl), The Language of the Syrian Jacobites, in F. Rosenthal, An Aramaic Handbook, PLO X/1967, 78—81; ders., „Die beste Frau", Eine Türöyö-Erzählung aus dem Tür 'abdin, St. or. C. Brockelmann (Halle 1968), 155—169; O. Jastrow, Ein Märchen im neuaramäischen Dialekt von MIdin (Tür 'Abdin, ZDMG 118/1968, 29—63. Einige Spezimena wurden auf E. Sachaus Wunsch niedergeschrieben. Sie wurden von M. Lidzbarski, Op. c. I., S. VII f., aufgezählt und die Türöyö-Version wurde von ihm parallel mit dem arabischen Original (ebda. S. 2—77) veröffentlicht und ins Deutsche übersetzt (II, S. 3—41). Zu ihrer Geschichte siehe B. Spuler, Die morgenländischen Kirchen 117—225 [99—107]. B. Spuler, Die morgenländischen Kirchen 226—239 [108—121] mit einem Einlageblatt: Die Aufgliederung der Thomas-Christen.

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LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

kirche getrennt, hat sie sich in einen nestorianischen (ca. 15 000 Seelen) 2 3 und einen monophysitisdien Flügel (ca. 610 000) 2 5 sowie einige protestantische Denominationen aufgeteilt u n d ist dem Syrischen als einer kirchlichen Sprache treu geblieben. A n mannigfachen Verbindungen zur syrischen Mutterkirche hat es z w a r nie gefehlt und die Syrer haben auch dieser Kirche besondere A u f m e r k s a m k e i t erwiesen 2 6 ; trotzdem ist dadurch die Beibehaltung der syrischen Sprache über ein J a h r t a u s e n d in einer Kirche, deren Gläubige eine andere Sprache sprechen, höchst erstaunlich. A n literarischer Schöpfung in syrischer Sprache haben sich freilich nur die Geistlichen beteiligen können. T r o t z d e m hört die kirchliche Presse in Trlsür, K e r a l a , bis auf den heutigen T a g nicht auf,. Bücher nicht nur in der Volkssprache ( M a l a y a l a m ) und in der englischen, sondern auch in der alt- und neusyrischen Sprache zu veröffentlichen. In der Geschichte der syrischen Literatur kommen allerdings die Veröffentlichungen nur als Randerscheinungen in Betracht. Für das Fortleben der syrischen Sprache in dieser Kirche sind sie jedoch äußerst wichtig. 2. DIE LITERATUR DES ZEITALTERS D i e Literatur eines mit Verfolgungen und E x i s t e n z k ä m p f e n so schwer geladenen Zeitalters konnte nur mager sein, auch wenn die Kenntnis der alten, literarischen Sprache — des einzigen schriftlichen Ausdruckmittels über anderthalb Jahrtausende — nicht v o n T a g zu T a g mehr in Vergessenheit geraten wäre. Wird die nachmongolische Periode bei den Millionen von A r a b e r n durch einen lethargischen Zustand und einfache Kompilationen älterer Werke charakterisiert, wieviel mehr mußte das kleine um seine Existenz k ä m p f e n d e Völkchen von diesem allgemeinen S y m p t o m der Zeit betroffen sein?! a) A u f d e r j a k o b i t i s c h e n S e i t e führt B a u m s t a r k für das 14. J h . nur einen Dichter, Q IäSa'yä v . B e t - S b i r l n ä 2 7 (od. Säbirnäyä28 25

26 27 28

Zu diesen wenig garantierten, aber auch kaum genau darstellbaren Zahlen siehe B. Spulers Aufgliederungstabelle. siehe S. 27, 35, 37, 39 f., 47, 141 f., 184 u. bes. 473 ff. Baumstark, GSL 326 f. P. Sarmas TSA II, 236.

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od. Sbtrinä'yä29, Sohn eines Rabban Denha = S Denhä b. T'ömä an, der in der 2. Hälfte des 14. Jhs. erzogen wurde, 1417 eine Reise nach Jerusalem gemacht, bis 1425 gelebt und über die Verfolgungen der Christen nördlichen Mesopotamiens durch Teimur-Lang sowie durch Kurden und Türken gedichtet hat. Ihm wird auch die Redaktion eines jakobitischen Trauungsrituals für die Witwen zugeschrieben. 1391 verfaßte er ein Bußgedicht zur Feier der Märtyrer Adday, Abä'y und Mä'mä. Ignatius Aprem I. führt zwar in seiner Literaturgeschichte30 etwa ein Dutzend von Schriftstellern aus dem 14. Jh. an, es handelt sich aber eher um Sammler, Abschreiber, Nachahmer und Kommentatoren als um selbständige Sdiöpfer. Es sind folgende Namen: Patriarch Mikä'el II. (1312), genannt Barsomä, Haupt des Klosters in Küykä't, 1292 zum Patriarchen geweiht, von ihm stammen fünf Kapitel aus einer (nicht näher spezifizierten) Handschrift in Tür 'Abdin; Qürillos Sem'ön Elyänäyä Tür-'Abdinäyä, Bischof v. Hä'h (f 1333), mit 42 religiösen Traktaten und zwei Bußgedichten. — Bar Wahib genannt Zekd (und Amir Yüsep) mit dem Beinamen Badr-ad-Dln, Sohn des Abraham bekannt als Wahib Märdlrii nach seinem Geburtsort und Gürnäsi Tür-'Abdinäyä nach seiner Herkunft, studierte im Kloster des M Hannanyä, wurde 1285 zum Metropoliten von Märdin und 1293 zum Patriarchen geweiht und nannte sich Ignatius. Er hat zwanzig Metropoliten und Bischöfe ordiniert. Von ihm stammt eine Dissertation Thüme da-slawäta „Verordnungen der Gebete; Ktäbä d-hüle „Materialien", ein 1304 auf Wunsch des Mönchs Yüseg Gelsäyä verfaßtes Büchlein, in dem er die syrischen Buchstaben sowie die Spirantisierung der Begadkefat behandelt; 'Esra qänüne qplse „Sammlung von zehn Gesetzen" (einer Synode aus d. J. 1303). In demselben Jahr verfaßte er ein liturgisches Gedicht Alläha kasyd w-lä metdarkänä — griizä w-m"'alya w-lä met'aqbänä „Gott Verborgener und Unfaßbarer, Mystischer, Hoher und Unerforschbarer..." in 28 Teilen. Weiter stammt von ihm ein Bußgedicht: Tesbobtd l-(h)äw kyanä m°'alya w-lä methazyana d-'al29

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Ignatius Agr?m I., KBB 556 f. (ar. 552 f.), ALA 578 (weitere Lit.: Barhebraeus, diron, eccl. I 407, Assemani, BO II 334, cat. Wright 851, 881, 899, Cardahi 113—118). KBB 550—556. In ALA 577 werden nur zwei Namen aus dem 14. Jh. angeführt.

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lâhûtâ „Lobpreisung der hohen und unsichtbaren Natur der Gottheit". 31 — Mönch ïsô' b. Rabban Slïbâ b. Q 'ïshâq b. K ï r ô n , geb. um 1275 im Dorfe Hä'h, gest. 1335, studierte im Kloster der Jungfrau (Betültä) in der Nähe des Dorfes Sïrus ungefähr vor d. J. 1299 und wurde zum Priester ordiniert. Zum Ende seines Lebens zog er sidh mit seinem Vater (siehe folg.) in das Kloster Nâtpâ auf dem Berg von Mârdïn zurück. Von ihm stammt ein Bußgedicht32, Erklärungen zum Wörterbuch des Bar-Bahlül und vier Më'mrë in der Dichtungsart des Jakob v. S rüg: a) Ratschläge für die Kleriker, b) über das Ziel der Vollkommenheit, c) Tadel des schlechten Schülers, d) über die Folterung der vierzig Märtyrer in Mârdïn und die Zerstörung der Kirchen und Klöster des Ostens im J. 1333, und einige kürzere Gedichte über die Rose, über diejenigen, die an Vernünftiges halten, und über das Buch des Schatzes der Mysterien 33 . — Rabban Slïbâ b. Kïrôn, Vater des vorhergenannten, geb. um 1253, gest. 1340, widmete sich als Witwer dem Studium im Kloster der Jungfrau von Sïrûs und wurde 1323 zum Priester ordiniert. Später trat er mit seinem Sohn in das ob. genannte Kloster bei Mârdïn ein, wo er seinen Sohn überlebt hat. Bei ihm und bei seinem Sohn haben viele Kleriker gelernt und nannten ihn malçânâ d-madrfhâ „Lehrer des Ostens." Bis in sein hohes Alter verfaßte er religiöse Schriften und Gebete. Sein Hauptwerk ist eine Ergänzung der Jahresfeste aus der Chronik des Ya'qöb v. Edessa34, zu denen er die Heiligen, vor allem die Eremiten von Tür-'Abdin, hinzugefügt hat. Sie existiert in fünf Hss in Amida, Vatikan 35 und in der Bibliothek des jakobitischen Patriarchats in Antiodiia und wurde von P. Peters mit latienischer Übersetzung herausgegeben36. Von ihm stammen auch mittlere Më'mrë und lange Huttâmë. — S 'Abd-Alläh b. Barsömä b. 31

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Die Hss sollen sich in orientalischen Bibliotheken befinden. Der handschriftliche Nachweis wird leider — sowie bei den folgenden Schriftstellern — im KBB nicht mitgeteilt. Mingana 77 J. ein Gedicht Mingana 235, fo. 3 1 a . GSL 254. Hs Borgia 129, vgl. F. Nau, Un nouveau manuscrit du martyrologe de Rabban Sliba, Revue de l'Orient chrétien 5 (15) 1910, pp. 327—329. Le Martyrologe de Rabban Sliba, Analecta Bollandiana 27/1908 (Textausgabe v. P. Peters mit französischer Einleitung und lateinischer Obersetzung).

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'Abdeh b.Talyä ( f 1345) wurde 1296 zum Diakon ordiniert und schrieb zwei Agenden der Priesterweihe für Gabri'el, den Metropoliten von Gäzartä, denen er 1300 zwei genaue geschichtliche Auszüge hinzugefügt, in denen er die Kriege zweier mongolischer Könige Argon und Qä'zä'n-Hän in hervorragendem Stil geschildert hat. Er war Sekretär des Grigörius Mattay I., der 1 3 1 7 — 1 3 5 4 ein Mapreyän gewesen ist. — Metropolit Abu Allüpä Hasan-Ke'päya, geb. in Hasna d-Ke'pä, wurde zum Metropoliten einer der Diözesen von Tür-'Abdin geweiht. Von ihm stammt ein Lobgedicht auf Nlqölä'ös (Zäke), den Bischof von Mürä, aus dem J . 1307. — Mönch Abraham Mardenayä ( f 1365) soll eine geschichtliche Schilderung des Q Aharön von Arzangän und seiner Kirche und des Metropoliten Ya'qöb Haddäd von Hata'kiyä in 8 Kapiteln verfaßt haben. — Yösep b. Garlb, Metropolit von Amida ( f 1375), studierte im Kloster des M Hannanyä und wurde vor d. J . 1340 zum Priester geweiht und verfaßte 6 Bußgedichte für den großen Fasttag und für den Palmsonntag, die sich in alten Hss im Tür-'Abdin und des Klosters von Za'farän befinden. Aus d. J . 1360 stammt von ihm ein 17teiliges geistiges Lied, das mit Allaha de-qaddis wkullänäy e e taybütä yammä d -rahme w-m 'inä d-täbüta „Heiliger Gott, voller Gnade, Meer der Barmherzigkeit, Quelle der Güte" beginnt. — Mönch Däni'el Mard e näyä ( f 1382) 3 7 , genannt b. 'Isä, geb. 1327 in MardTn, studierte und wurde zum Priester im Kloster N ä t p a geweiht. E r studierte eifrig die syrische Sprache und arabische Philosophie, unternahm deswewegen 1356 eine Reise nach Ägypten, wo er 17 Jahre verbracht hat und dann zurückgekehrt ist. Arabisch verfaßte er ein Buch Usül ad-dln, „Prinzipien der Religion", weswegen er vom tyrannischen Gouverneur verfolgt 3 8 und bis zu seinem Tod exiliert wurde. E r hat Barhebraeus' Ktäba d-semhe „Buch der Strahlen", Awsar d-(')räze „Scheune der Geheimnisse" und Etiqön zusammengefaßt und 17 Kapitel aus Barhebraeus' Ktäb huddayä „Buch der Leitung" ins Arabische übersetzt und sein Buch He'wat hekmetd „Die Sahne der Weisheit" arabisch kommentiert und erweitert. Von ihm

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Siehe F. Nau, Rabban Daniel de Mardin, auteur syro-arabe du XIV. siecle, Revue de ¡'Orient Chretien 10/1905, 314—318. Seine Verfolgungen hat er in einer kurzen (im KBB nicht erwähnten) 1382 verfaßten Schrift geschildert, Hs Mingana 306, fo. 124 b—125 a.

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stammen weiter 9 Verse zum Tadel eines schlechten Priesters. Er wurde mehrfach mit Däni'el Hattäb, einem Zeitgenossen Barhebraeus' verwechselt, der mit dem nestorianischen Prediger Kamls b. Qardähe in Versen korrespondierte89. — Patriarch Abraham b. Garib (f 1412), Bruder des Metropoliten Yüsep b. Garib, studierte im Kloster M Hannanyä und wurde vor d. J. 1355 zum Priester geweiht. 1355 wurde er zum Metropoliten von Amld an Stelle seines Bruders ernannt und nannte sich Qürillos. Er hat 13 geistige Lieder gesammelt, von denen eines von seinem Bruder stammt. Er verfaßte ein Bußgedicht für den Morgen des Lazarus-Samstages. 1382 wurde er zum Patriarchen von Märdln. — PTllöksenos (f 1412), zuerst Metropolit von Damaskus, dann Patriarch von Antiochia, trug den Beinamen „Schreiber". Seine Schriften sind unbekannt. Weitere von Baumstark40 erwähnte Dichter und Schriftsteller des 15.Jhs. sind folgende: Patriarch Ignätüös V. (IX.) = Behnäm b. Yöhannän Hadläyä, zuerst Mönch im Kloster von Qartmln und seit 1393/94 Mapreyän unter dem Namen Basilios (f 1454/55, Gedichte über Zeitereignisse, Märtyrer Säbä und Behnäm, eine akrostichische Anaphora)41; ' A z I z b. S ä b t ä 4 2 , mit der Kunya Abü 1-Ma'än! (geb. 39 40 41

siehe GSL 320. GSL 327 f. Zusätzlich Angaben aus KBB (ar. 554—556) u. ALA 579 f. und der dort angeführten Literatur: Cat. Vat. syr. 33, S. 43; Assemani, Cat. II 236, BO II 456—467, Barhebraeus, Chron. eccl. I 809—812, 819—822, II II 534—540, F. di Tarräzi, as-Saläsil at-tärihiya): Sein Vater hieß Yöhannän von B?t-Habbükanäy Bart e läy. Er war Möndi im Kloster von Qartmln. Das Datum, zu dem er zum Mapr e yän wurde, wird als 1404 angegeben (also 10/11 Jahre später als bei Baumstark). Er wurde Statthalter des Patriarchen Abraham im Mardin am 24. Tammüz (Juli) 1412 und nach dessen Tod am 3. Sbät (Februar) 1445 Patriarch von Antiochia. Zur Zeit seines Patriarchats fand eine Synode in Florenz statt (1438—1445), zu der er einen Vertreter 'Abd-Alläh, den Metropoliten von Edessa, entsandte, um dem Papst die Treue zur apostolischen römischen Kirche in seinem eigenen Namen sowie im Namen seines Volkes zu manifestieren. Er starb am 10. Känün I. (Dez.) im Kloster von Za'farän. Seine Schriften: a) 10 Bußgedichte, davon 3 akrostichisch, zur Prozessionsfeier, zum Morgen des Mariafestes, drei für das große Fasten, vier für die Feste der Heiligen und Märtyrer. Im Gedicht über den Märtyrer Säbä gebraucht er viele griechische Wörter, b) eine Neubearbeitung des Psalmen-Kommentars des Däni'el v. Salah, die er nach seinem Autograph 1425 abschloß, die von Chabot falsdi ins 10. Jh. angesetzt wurde, und von der

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im Dorfe Basila, Kreis Märdln, als Gegenpatriarch des Tür- c Abdln unter dem Namen Ignatios VII. am Gründonnerstag 1461 ordiniert, -j-1481, Werke: K. d - s u l l ä q ä h a w n à n à y à i 3 „Sinnliche Himmelfahrt", ein visionäres Gedicht, eine Epistel über die Messe44 und Ktàbà d-'ürha d-qüstä „Der Weg der Wahrheit", eine religiöse Dissertation) 45 . G. Diettrich (KBB falsch: Gibbson) 1901 (: „Eine jakobitisdie Einleitung in den Psalter in Verbindung mit zwei Homilien aus dem großen Psalmenkommentar des Daniel von Salah" in: Beihefte für ZAW, Nr. 5) die Einleitung und zwei Me'mre herausgegeben hat. c) eine merkwürdige achrostische Anaphora, der ein Bußgedicht ; Tesböhtä l-hàw lahmà d-hayye, „Lobpreisung dem Brot des Lebens . . v o r a n g e h t und mit einem akrostichischen siebensilbigen Huttämä aus dem J. 1405 endet, d) elf Me'mre, fünf von ihnen im Srüg'schen Metrum, zum Lob des Märtyrers M Behnäm. In einem überlangen, fast eine Hälfte der ganzen Sammlung umfassenden Gedicht erwähnt er auch den Märtyrer M Bassos, in einem anderen den Märtyrer M Säba. in einem 12silbigen Me'mrä ermahnt er sich selbst zur Buße. Er fängt an: Isö' nü(h)rä d-anhar l-'älmc b-denheh rabbä „Jesus, Licht, das die Welten mit seinem großen Glanz beleuchtet." [Hss: Mingana 26, fo. 168—190 a, Vatikan 552, fo. 75 b—91a, Sachau 165 Nr. 4], Drei Stüde sind im Aprfm'schen Metrum über die Buße und das Bittgesuch zu Gott. Das erste fängt an: 5 napsä le-mün pebyä „Oh, Seele, warum irrst Du?" (Dieser Anfang scheint in Bußgedichten a(n)t(y) beliebt gewesen zu sein, siehe Mingana 251, fo. 1 b—3 b aus d. X 1617). Er schrieb auch drei S ü g y ä t ä : die erste akrostichisch über die Leiden Christi, die zweite zum Lob der Heiligen Jungfrau, die bis heute vor dem Lesen des Evangeliums am Mariafest gesungen w i r d ; die dritte über die Buße. — Hss GSL 327 A. 13; zusätzliche Hss: Mingana 26, fo. 168—190 a 77, fo. 32—39, 402, fo. 80—89 b, 409, fo. 1—148 b (Srüg'sche Me'mre); Sachau 165 Nr. 9, S. 516 (Aprèm'sches Me'mrä), 165 Nr. 4 = Vatikan 552 Nr. 6 (s. ob.). 42

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Dieser auch in TSA II 236, wonach einiges Zusätzliche. Die Rukkähä und die Vokalisation sind streitig. Baumstark (327) Sab(h)et(h)ä, Mingana (1180) = Sabthn (or Sabta). In TSA 1. c. als K. d-sullàqà d-hussàbè „Himmelfahrt der Gedanken" angeführt. Hss GSL 327 A. 10. Zusätzliche Hss Vatikan 518, fo. 2 a—24 b, vgl. Mingana 49, fo. 72 b—146 a, Cat. Sp. 140), Mingana 79, fo. 7—61 b. Hss GSL 327 A. 11. Zusätzliche Hs Mingana 79, fo. 1—6 a. Weiteres Zusätzliches aus KBB 561 f. (ar. 557 f.) = ALA 580 f.: Er studierte im Kloster von Qartmin und bei Rabban Isö' Sbirinäyä, wurde zum Priester und zum Bischof der Stadt Hä'h und am Tage der „fünf Mysterien" 1461 zum Patriarchen von Tür-'Abdin. Von ihm stammt: a) „Buch der geistigen Himmelfahrt" in sieben Teilen über geistige Visionen eines Asketen darüber, wie Gott in den Herzen der Söhne des Lichtes wohnt, über das irdische Paradies und die Seelen, die darin wohnen, über die Schöpfung der Engel und der menschlichen Geister, über die Buße und das Feuer, das die Sünder brennt; b) „Buch der Wahrheit" über die Vor-

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LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

Patriarch Ignätiös VII (XI.) = Hannanyä Aksenäya b. Slllah aus Bartellä (f 1493, 2 Me'mre im 12silbigen Metrum46; ein Mas'üd (Mönch und Abt im Tür 'Abdin, seit 1480 unter dem Namen Basileios Bischof des Kyriakosklosters in Hezzä, Vf. von K. d-elpa rühänetä „Buch des geistigen Schiffes"47, das von B. L. van Heimond, Mas'oud du Tour teile der Mönche; c) Eggartä d-qurräba w-näsöbä aynä d-lä sawe leh kähna „Sendschreiben über die Kommunion und den Kommunikanten, der des Priesters nicht würdig ist"; d) zwei Predigten: 1. über die Vergänglichkeit dieser Welt und das Leben in der anderen, 2. eine Ermahnung des Kleros und Warnung vor Übeln und Zaubereien. Arabisch schrieb er eine Abhandlung über die Struktur des Himmehr [Karäüni-Hs Kaläm muktassar 'alä tartlb as-samä, Mingana 445, fo. 37 b—44 b]. 46

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Zusätzliches aus K B B 563 f. (ar. 559 f.) u. ALA 581 f. (Assemani, BO I I 486): Hier heißt er Yöhannln b. Slllah b. Sa'd ad-Dln mit dem Beinamen b. Asfar. Geb. in Mardxn 1442 (nach ALA: 1438), war anfangs Mönch im Kloster von Za'farän und studierte bei den berühmten Lehrern seiner Zeit in Märdin, Damaskus und in Ägypten. Er wurde Priester, 1471 Bischof von Sürä und Amid und 1483 Patriarch von Antiochia und hat 14 Metropoliten und Bischöfe geweiht. Seine Aprem'schen Verse enthalten Lob in der Form des Tadels auf seinen Freund Däwld „den Phönizier" [Hss von zwei Me'mre: GSL 327 A. 13, weitere Hss: Mingana 77, fo. 42 a—44 b, 97, fo. 139 a—163 b, 190, fo. 122 a—123 a, vgl. fo. 128, 423, fo. 133 b—136 a (2 Me'mre). 494, fo. 30 b—32 b; Vatikan >66, fo. 157 a—160 a], 1496 hat ein Unbekannter unter seinen Schülern oder Freunden seine Biographie in 18 Kapiteln geschrieben. KBB 570—572 (ar. 567 f.) u. ALA 585 f., A. Scher, J A X , 71. Mit vollem Namen hieß er Patriarch Mas'üd Zä'zayä b. Sem'ön (1431—1512). Geb. 1431 im Dorfe Zä'z, er trat 1453 ins Kloster $libä in Bet-El ein. 1464 wurde er zum Vorstand der Klöster von Tür-'Abdin und wird als Reformator des damaligen orientalischen Klosterwesens betrachtet. 1481 wurde er zum Metropoliten von Zargal und Hasna d-K^ga unter dem Namen Basilios geweiht. Die Zahl der Mönche wuchs in seinen Tagen in Tür-'Abdin, so daß er die Klöster erweitern und weitere bauen mußte, bis ihre Zahl auf etwa zweihundert stieg. 1493 wurde er zum Patriarchen von Tür-'Abdin. Da er sich weigerte, einen Magr e yan und 12 Bischöfe zu weihen, weil es für sie nicht genügend Diözesen gab, wandten sich einige ältere Bischöfe und Kirchenhäupter gegen ihn an den Patriarchen von Antiochia, und er zog sich für gewisse Zeit in ein Kloster in Kartabart zurück. Er kehrte aber in seine Position wieder und starb am l l . S b ä r (Febr.) 1512. Sein K. d-'elpä rühänetä, eine Sammlung von mehreren Me'mre asketischen Inhalts, abgeschlossen 1481 im Maria-Kloster, diktiert seinem Schüler 'Aziz (Autograph Notre-Dame des Semence, Cod. 251, Voste 97; neuere Hss in Birmingham 91 und Deyr Za'farän) ist leider nicht ganz vollständig. Sie enthält fünf Me'mre, davon drei Srüg'sche und zwei Aprem'sche. Ein Me'mrä befindet sich in Paris. Außerdem stammt von ihm eine

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D I E LITERATUR DES ZEITALTERS

'Abdin, un mystique syrien du X V e siècle, étude et texte (Bibliothèque du Muséon 14, Louvain 1942) mit einer Studie über den Autor, seine Angeologie, Anthropologie, Christologie und mystische Lehre sowie mit seiner von seinem Schüler 'Azïz (S. 22) verfaßten Biographie mit lateinischer Übersetzung herausgegeben wurde. Schon vor dieser Ausgabe veröffentlichte J.-M. Vosté die Biographie Mas'üds aus der Feder seines Schülers 'Azïz und Auszüge aus seinem „Buch des geistigen Schiffes" in „Mas'oud de Tour 'Abdin, auteur ascétique jacobite du XV e siècle", Le Muséon 49/1936, 1—30; N ü h (1451—1509, Sohn des Gïwargïs von Bäküpä in Libanon, als Patriarch unter dem Namen Ignatios im Nov. 1494 ordiniert (arabische Prosaschriften, syr. Gedichte liturgischen epistolarischen und gemischten Inhalts) 48 ; ein Dâwïd „Der Phönizier" (Zeitgenosse und Landsmann des eben genannten Nüh, mit dem er wahrscheinlich dichterisch korrespondierte, da ein poetischer, an e

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lange Anaphora mit dem Anfang Mâryâ Allâhâ (h)äw d-'ïtâyk m 'ïnâ d-burkâtâ wyamtnâ d-tâbâtâ 'Herr Gott, der Du eine Quelle der Segen und ein Meer der Güte bist", deren Hs aus d. J. 1615 sich 1909 nach dem Zeugnis des Aprêm Barsöm in der Kirche von Qallät befand. Ihr geht ein Bußgedicht voran, e e das mit Tesbôhtâ w -tawdïtâ l qnüme tlâtâ qaddïsê „Lobpreisung und Danksagung sei den drei Heiligen Personen" anfängt. KBB 569 f. (ar. 565 f.) u. ALA 584 f. (Literaturangaben: Chron. eccl. II 549 bis 554, BO II 262, 468—482, Cardahi 85 f., O C IV, al-Magalla al-bitrïqïya II 355—358). Er wird als Nüh Lebnânâyâ bezeichnet. Er trat vom maronitischen zum orthodoxen Glauben über und studierte beim Mönch und Priester Thomas von Emesa (Homç) im Kloster des M MûiSë Kussâyâ. Er wurde zum Priester, 1480 zum Metropoliten von Horns und 1489 zum Mapr e yân unter dem Namen Qürillös und 1493 zum Patriarchen unter dem Namen Ignatios. Er starb in H e mât am 28. Tammüz (Juli) 1509, nachdem er 13 Metropoliten und Bischöfe geweiht hat. In seiner Sammlung von Gedichten befinden sich Më'mrë des Srüg'sdien Metrums, einige sind akrostichisch. Sie beziehen sich auf Demut, Buße, Reinheit der Seele und christliche Askese sowie auf die Ungerechtigkeiten der hunnischen ( = mongolischen) und kurdischen Machthaber. Zwei Më'mrë verschickte er nadi Horns und ins libanesische Gebirge. In einem beweint er den Tod seines Lehrers, des Priesters Thomas von Horns. Im anderen spricht er auf Wunsch des Malkë, des Patriarchen von Ma'dän, über die allgemeine und die besondere Natur. Seine Sprache ist nicht frei von dialektalen Barbarismen, zum Teil änigmatisch und schwer verständlich. Arabisch hat er ein Gedicht über die Heilige Jungfrau und ein kurzgefaßtes chronographisdies Stück geschrieben. Die Sammlung seiner Më'mrë wurde 1956 von Pïlloksënos Dûlbâ'nï, dem Metropoliten von Mârdïn, in der Druckerei Hekmetâ in der genannten Stadt veröffentlicht.

Macuch, Spät- und neusyr. L i t .

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LITERATUR DER N A C H M O N G O L I S C H E N ZEIT

ihn adressierter Brief Nühs erhalten ist, verschiedene Gedichte religiösen Inhalts)49. Aus dem 16. Jh. hat Baumstark50 nur über anonyme Chroniken zu berichten, während bei P. Sarmas51 dieses Jahrhundert ganz leer geblieben ist. Eine dieser Chroniken, die in zwei Abschnitten im Vatikan (Cod. Syr. 167, 388) und in einer im Jerusalemer Markuskloster (36*) 52 vorliegt, wie auch eine parallele (in Florenz, Cod. Palatinus Mediceus Orient. 118) 53 stellen eine Fortsetzung der Chronik des Barhebraeus bis zum J. 1582 dar. In Anhängen werden die traurigen Ereignisse des 19

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KBB 565—567 (ar. 561—563) u. ALA 582 f. (mit Literaturangaben: Cat. Zotenberg 127, Cardahi 162—168, Rahmani, Studia Syriaca I 41—43): Mönch Dáwid poniqàyà (f 1500) b. 'Abd al-Karim b. Saläh, geb. 1431 in Qiryateyn (Libanon), wanderte als Junger nach Horns und studierte bei Q Möse Monsef, trat in das Moses-Kloster in Nebek ein, wurde zum Diakon, später zum Priester ordiniert; 1459 übersiedelte er zum Kloster von Za'farän und später zum Kloster von Slibä, 1481 machte er eine Reise nach Konstantinopel. Von ihm stammen fünf Bußgedichte für die Tage des Heiligen E$t e pä'nös und Ahrön und drei für den Auferstehungssonntag, die er mit einem akrostichischen Gebet abgeschlossen hat, und die ins kirchliche Ritual verkörpert worden sind, sowie Kommentare zur Chronik, über die Zeiten der sieben Gebete und über die Psalme. Den letzten hat er aus den Kommentaren des Dänl'el v. §alah, des Bar-Slibáy und des Barhebraeus kompiliert. Von ihm stammt eine Autobiographie bis zur Mitte seines Lebens und eine Biographie des Nestorianers Yöhannän Dalyätl nadi den Mitteilungen seines Lehrers (veröffentlicht von I. E. Rahmani, I.e. 41—43). Es wird ihm Mehreres zugeschrieben, darunter zwei Me'mre asketischen Inhalts und zwei Gedichte im Srüg'schen Metrum, das erste über den Patriarchen *Aziz, das zweite: ein MessenHuttamä, sowie Verse, in denen er diejenigen tadelt, die ernsthafte Belehrung bei sündhaften Priestern sudien, und ein Agrem'sches Stüde zum Lob der zeitgenössischen Asketen von Tür-'Abdin aus d. J. 1462; weiter ein Madras, in dem er den Untergang der syrischen Kultur und das Verlorengehen der syrischen Bücher beweint. 1462 verfaßte er zwei Me'mre im 12silbigen Metrum, eines von ihnen akrostidiisch, beide änigmatisch und schwer verständlich. Auch seine Lobgedichte auf die Hohenpriester seiner Zeit sind voller griechischer Wörter und von geringem Geschmack. Er übersetzte zwei mittelmäßige Gedichte über den Priester und das Messeopfer und über die Gelübde und die Zehntel ins fehlerhafte Arabisch. — Hss: GSL 328 A. 3—7, weiter Mingana 7, fo. 160 b—161 b (vgl. 71; fo. 72), 97, fo. 136 b—140 a, 496, fo. 187. GSL 328. TSA II, 236. GSL 328 A. 8. ebda.

DIE LITERATUR DES ZEITALTERS

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14. u. 15. Jhs. (die Verwüstung von Tür 'Abdin durch Taimur-Lang u. ä.) geschildert. Aus den Biographien von drei Patriarchen des 16. Jhs. bis 1591 54 ersieht man, daß sich diese chronistische Tätigkeit bis zum Ende des 16. Jhs. fortgesetzt hat. Folgende weitere Schriftsteller des 15. und 16 .Jhs. können nach Ignatios Aprem 55 hinzugefügt werden: Q Sahdä mit einem akrostichischen Lied über das Ende der Welt in sieben- und fünfsilbigem Metrum; Q Sim'ön AmTdäyä ( f 1450), der vom Patriarchen Behnäm zum Priester ordiniert wurde und in der Schule der vierzig Märtyrer in Märdin Syrisch unterrichtete, von dem 17 Heiligen- und Märtyrerlieder erwähnt werden 56 . — Qömä Sbirinayä ( f 1454), zuerst Bischof in Qartamin, dann ab 1444 Patriarch von Tür-'Abdin. Von ihm stammt ein langes liturgisches Lied Allähä haw d-itayk saynä wa-slämä d-beryata kulhen „Gott, der Du Ruhe und Frieden aller Wesen b i s t . . . " — Barsöm Ma'denäyä 57 ( f 1455) studierte im Kloster des M Ya'qöb, wurde zum Priester und am 9. Nisän (April) 1422 vom Patriarchen Behnäm zum Mapr e yän ordiniert. 1417 schrieb er den Evangelienkommentar des Bar-Sllbäy ab und erweiterte ihn durch Aussagen der syrischen Väter. Seine Hs davon befindet sich in der Bibliothek des Patriarchats von Antiochien. Von dieser wurden am Ende des 15. Jhs. und im J . 1713 zwei Hss angefertigt. — Q Yöhannän Sbirinayä, Sohn des Q Isa'yä Sbirinayä, geb. in Bet Sbirlnä am Ende des 14 .Jhs. studierte bei seinem Vater und wurde sein Nachfolger in seiner Kirche. Von ihm stammt ein Me'mrä über das Gebet im Metrum des Ya'qob v. Srüg 58 . — Hasan b. Zurgä Müs e läyä, geb. um die Jahrhundertwende, schrieb ein Me'mrä und ein Huttämä, das mit den Wor54 55 56

57

58

2*

GSL 328 m. A. 10. KBB 557—576. Bei dem allgemeinen Mangel der Quellenangaben bei Aprem Bar$öm entsteht leicht der Verdacht, daß es sich hier um eine irrtümliche Verwechslung mit dem Metropoliten Sim'ön v. Amida (GSL 333 f., hier S. 40) handeln könnte. Diese wäre aber bei zeitlichem Unterschied um anderthalb Jahrhunderte sowie bei unterschiedlichen Titeln kaum möglich. Es ist nicht sicher, ob er mit Rabban Barsaumä Ma'd e näyä, von dem eine Kompilation des Traktats des Ja'qöb v. Edessa über die Inkarnation und den göttlichen Heilplan (Mingana 480, fo. 1 b—13 a) und eine Abschrift des Möüe b. Ke'pä über die Auferstehung (vgl. Mingana, Cat. I, Sp. 878) identisch ist. Jerusalem-Markuskloster 162, S. 454.

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ten „El allähä da-b-nfrome räme 'amar „El, Gott, der auf hohen Höhen wohnt". Die älteste Hs, in der dieses Huttämä gefunden wurde, datiert aus d. J. 1466, befindet sich im alten Kloster M Abraham und M Habel in der Nähe der Stadt Madid. — Mönch Garfb Man'amäyä (f 1476), Sohn des Barsomä Man'amäyä, wurde in der Kirche von Qrätmin ausgebildet und zum Priester geweiht. 1470 verfaßte er ein Ritual zum Fest des Heiligen Eugen und zusammen mit dem Mönch Isö' verfaßte er ein Bußgedicht zum Fest des Bischofs M Barsöm, von dem sich nur Fragmente erhalten haben. Mönch Malke b. Klgim Saqqä (f 1490), geb. in Bet Sbirlna, erzogen in der Kirche von Qartmin, verfaßte im Serug'schen Metrum ein langes Me'mrä über die Heilige Jungfrau 59 , ein anderes über die Geburt unseres Herrn und ein drittes gegen diejenigen, die die Jungfernschaft der Heiligen Jungfrau verneinen 60 . Von ihm stammt ein Heft für die Kontemplationswoche, das er aus alten Blättern zusammengestellt hat, und einige Bußgedichte. — Rabban Isö' Sbirinäyä (f 1492)61, Sohn des Q Isa'yä Sbirinäyä (S. 10 f.), wurde von seinem Vater erzogen und erlernte bei ihm die syrische Sprache und Literatur. Er entschloß sich für monastisches Leben in Qartmln, wo er nach weiterem Studium kurz vor 1439 zum Priester geweiht wurde. Er lebte gewisse Zeit als Säulenheiliger und es sammelten sich bei ihm Priester und Mönche von Tür-'Abdln. Er wurde sehr berühmt und erreichte ein hohes Alter. Von ihm stammen 40 Bußgedichte für den „goldenen Freitag", d. h. Freitag nach dem Pfingstsonntag, für den Morgen des Todestages der Heiligen Jungfrau, für die Heiligen Philoxenos, Aharon, Barbara, Simon vom ölberg, Sallltä, Ahä, Maria Magdalena, die Säulenheiligen Simeon und Qömä, die Eremiten von Ägypten, den Eremiten Abraham vom hohen Berg, Daniel, Malke, Dlmät, Adday, Sargls, Bakküs, Yärat. Einige dieser Bußgedichte (z. B. für den Morgen des Heiligen Ahä und für die Nacht des Heiligen Daniel) sind akrostichisch. Die Handschriften befinden sich in den Kir59

80

61

Hs. Mingana 501, fo. 23 b—50 b (der Dichter heißt hier: Dayräyä Pakkd's d-GGYM [Gaggim?] d. h. Malke Saqqä Sbirinäyä. Mingana's Ansetzung „who seems to have lived about A. D. 1400" (Cat. I. Sp. 901) sdieint demnach etwa ein halbes Jh. früher zu sein. Hs Mingana 501, fo. 50 b—60 b, obwohl der Dichter nicht namentlich erwähnt wird. kurzgefaßt in ALA 581.

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chen von Tür-'Abdin, vor allem in Bèt SbirTnä. Außerdem verfaßte er ein Me'mrä im Srüg'schen und ein anderes im Aprem'schen Metrum, ein abschließendes Ritual für das Fest des Heiligen Dada, und ordnete Rituale für 24 Auferstehungssonntage, von denen ein kalligraphischer Autograph vorhanden sein soll62. Q 'Isä v. Bèt Saddä'd Gäzlräyä (f 1495) aus einer Familie aus Tarham, südlich von Se'ert, die gezwungen war, nach Gäzartä auszuwandern. Von ihm hinterblieb ein Me'mrä und ein Huttämä. - § N u r ad-Din Mard e näyä (f 1500) hinterließ ein Mè'mrà 'al nükräyütä („über die Fremde"). Q Adday Sblrlnäyä (f 1502)63, Sohn des Q Malké, Sohn des Q Adday, geb. in Bèt SbirTnä, lernte Syrisch bei seinem väterlichen Onkel Rabban Glwargis und bei seinem mütterlichen Onkel, dem Mönch Isö'. 1464 wurde er zum Priester ordiniert und unterrichtete gewisse Zeit in der berühmten Schule seines Dorfes, die über 300 Schüler hatte. 1490 unternahm er eine Reise nach Jerusalem. Er schrieb einige Bußgedichte, zwei davon für den Morgen des Lazarus-Samstags und für die dritte Stunde des Heiligen 'Azzaz'el, acht unter dem Namen Te'ädiös Sblrlnäyä für die Feste der Heiligen Eugen und Bassus. Anonym soll er auch die kirchliche und politische Chronik des Barhebraeus fortgesetzt haben64. Diese Fortsetzung besteht aus den Biographien der Patriarchen und der Mapryäns 1285—1496 und der Schilderung des Angriffs der „mongolischen Hunnen" auf die Ortschaft von Ämid und der Vernichtung, die TaimurLang in Tür-'Abdin angerichtet hat 65 . — Metropolit Sargls Ha'häyä ( t 1508), Sohn des Q Yüsep Qar'önä Ha'häyä, studierte 1470 im Kloster von Sllbä, wo er von Mas'üd, dem Vorstehenden der Mönche Tür'Abdlns unterrichtet wurde. Nach der Priesterweihe ging er zweimal nach Jerusalem in den Jahren 1489 und 1495 und besuchte auch die Insel Zypern. 1505 wurde er zum Metropoliten von Hä'h ordiniert. Von ihm stammt ein Reisebericht über seinen Besuch von Zypern und Jerusalem, in dem er über einige Orte und Tempel erzählt, und zwei Bußgedichte zum Sonnenaufgang und zum Lazarus-Samstag aus d. J. 1504. 62

03 64 65

KBB 563 (ar. 557 f.). Hss nach ALA 581 A. 4: Oxf. 412, welter Deyr Za'farän und die orthodox-syrische patriarcale Bibliothek. auch in ALA 584 f. Dies ist persönliche Meinung des Vf. Ignatius Aprem I., Op. c. 567 f. H s Jer. 211, Oxf. 167, Veröifentl. P. J. Bruns, K. d-makf-bàmit zabnè I—II, e Lipsiae 1789, u. O. Behnsch, Ktäbönä d-makt bamit zahne, Vratislaviae 1838.

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— Mönch 'Azlz MadTdäyä (f 1510) b. Sllbä b. Bassüs, geb. in Madid, ging zum Patriarchen Mas'üd, lernte von ihm die asketische Lebensweise und diente ihm in den Klöstern Sllbä und Salliä vierzig Jahre, nachdem er 1465 den Priesterrang erreicht hatte. Er schrieb in sechs Kapiteln eine Biographie seines Lehrers bis zum Anfang seines Metropolitenamtes66 und sammelte seine asektischen Aussagen aus seinem Buch „Das geistige Schiff".67 Er beschrieb die Drangsale im Mittleren Osten im allgemeinen und in Tür-'Abdin im besonderen sowie die politischen und kirchlichen Ereignisse der Jahre 1501—1510 in vier Teilen. — Ya'qöb I., Patriarch von Antiochia (f 1517), b. 'Abd-Allah b. M'zöq, geb. im Dorfe Ahmadlya im Gebiet von Sora, nordöstlich von Märdin, wurde im Kloster des M Muse erzogen und zum Priester ordiniert. Dann trat er in das Kloster des M Hannänyä und 1480 in das Kloser des M Abäy ein. 1496 wurde er zum Metropoliten und nannte sich Philoxenos und 1512 wurde er zum Patriarchen mit dem Namen Ignätiös Ya'qöb. Von ihm stammt ein Stück Chronik mit Berichten über Dawld den Phönizier mit Erörterungen über einige Festtage und Srüg'sche Verse, in denen er sich selbst zur Buße rief. — Yüsep 'Ibaräyä88, Metropolit von Jerusalem (f 1537), geb. in Aleppo, verlor früh seine Eltern und wurde von Yöhannän XIV. erzogen. Weiter studierte er bei Ya'qöb I. und wurde 1495 im Kloster von Za'farän zum Priester ordiniert. Zwischen den Jahren 1510—1512 wurde er zum Metropoliten von Jerusalem und nahm den Namen Grlgöriös an. Von ihm stammen drei Bußgedichte — eines von ihnen zu den Festen des M Zekä (Niqölä'ös) aus d. J. 1507 ist akrostichisch — und Kommentare, die Berichte der Väter seines Zeitalters enthalten, sowie eine Einführung in Barhebraeus' He'wat hekrrftä („Sahne der Weisheit") aus d. J. 1533. — Mönch 'Abd al-'AzIz b. Ya'qöb b. Marbä b. Hsaynä genannt Bar-Salläkl, geb. im Dorfe Qasrä, südlich von Mardin, studierte im Kloster des M Hannänyä am Anfang des 16. Jhs. Er war Schreiber des Patriarchen 'Abd-Alläh I., auf den er 1546 ein Lobgedicht verfaßt hat. In demselben Jahr hat er das Lexikon 60

67

08

herausg. v. B. L. van Heimond, Mas'oud du Tour 'Abdln (S. 16 f.), S. 74*—86* (Appendice I). Ein Autograph befindet sich im Kloster Notre-Dame des Semences Nr. 256. Das Buch wurde ihm von seinem Lehrer im J. 1792 gr. = 1481 von Mas'üd diktiert (Vosti 97). Es wurde von B. L. van Heimond (s. vor. Anm.) herausgegeben. kurz erwähnt in ALA 586 unter dem Namen Yüsef al-Karagi.

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Bar-Bahlüls abgeschrieben. — 'Abd al-Gani Mansüräyä 69 (f 1575), geb. im Dorfe Mansüriya in der Nähe von Mardin. Sein Vater hieß Q Stlpän. Er studierte im Kloster des M Hannänyä, widmete sich besonders der syrischen Grammatik und wurde zum besten Kenner dieser Sprache in seinem Zeialter. Er wurde zum Priester, Epitropos, Patriarchen und zum Mapr e yän geweiht und nannte sich als solcher Basilios im J. 1575. Von ihm stammt eine überlange Anaphora, die aus 70 Teilen besteht. — Rabban Ya'qöb Qäsüräyä (f 1575), Sohn des Sem'ön von Qastra aus der Gegend von Qäsür, südlich von Mardin, erzogen im Kloster des M Hannänyä, übersetzte Bücher des M Ya'qöb Bart e läyä ins Arabische. — Patriarch Ni'mat-Allah (f 1587), Sohn des MaqdasI Yöhannän von der Familie Nür ad-Dln, geb. in Märdln, schloß sein Studium 1535 im Kloster Za'farän ab, wurde 1555 zum Mapryän und am Anfang des J. 1557 unter dem Namen Ignatius zum Patriarchen von Antiochia geweiht. Seine Siedlung machte er in Ämid. Er visitierte die Kirche in Edessa sowie an verschiedenen Orten Syriens und 1562 auch Jerusalem. Nachdem er 19 Metropoliten und Bischöfe ordiniert hat, mußte er am 10. Ädar ( = März) 1576 wegen eines Vergehens vom patriarchalen Thron abtreten und zog sich 157670 geheim in ein Kloster zurück. Er bereute in einem feinen Pönitenzgedicht seine Sünde, die ihn von seinen Leuten getrennt hat. Er war gezwungen, bitteren Herzens den Osten zu verlassen, fuhr im Oktober nach Rom und trat zum römischen Glauben über. Von ihm stammt weiter eine Abhandlung, in der er sich selbst beschuldigt, und ein Stück, das er ungefähr im J. 1580 schrieb, in dem er die Königreiche Europas, vor allem Italien, lobte und ihre Geschichte kritisch untersuchte. Seine Verse (insgesamt 50) sind im Srüg'schen Metrum verfaßt 71 . Er hat auch einige Schriften in volkstümlichem Arabisch hinterlassen72. — 'Iwä'nls (oder Wä'nls) Wänkäyaä, Metropolit von Kappadozien und Edessa (f 1624), geb. im Dorfe Wänak im Distrikt Gargar als Sohn des MaqdasI Mardirios aus einer Familie armenischen Ursprungs, wurde erzogen im Kloster der Jungfrau und des M Zakkäy, wo er 1566 sein Studium absolviert hat und zum

70 71 72

erwähnt in GSL 329 u. ALA 586. Siehe Mingana Catalogue, Sp. 552. einige davon in der H s Mingana 282, fo. 45 a—46 b. eine Karsüm-Hs Mingana 46, fo. 1—15.

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LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

Priester geweiht wurde. Er hat zwei Reisen nach Jerusalem gemacht, verweilte gewisse Zeit im Kloster des Abähäy, bemühte sich, den Bau des Klosters des M Zakkäy im J. 1588 abzuschließen, und wurde 1590 zum Abt des Klosters Barsomä. Dann kehrte er in sein Kloster zurück und wurde 1599 zum Metropoliten von Kappadozien und Edessa ordiniert. Von ihm stammt eine Abschrift der Evangelien und des Psalters und ein chronologisches Stück über die Klöster von Gargar und Berichte über zwei Patriarchen, Pllätös und Hadäyat-Alläh, aus den Jahren 1591—1593. — Ähnlich wie der unierte chaldäische Patriarch Süläqa (S. 4) war auch der Bote des unierten jakobitischen Patriarchen, Moses Mardenus (Muse Mardenäyä), schon im 16. Jh. durch sein abgelegtes römisches Glaubensbekenntnis bekannt. Es wurde von seinem gelehrten Freund Andreas Masius73, mit dem er syrisch korrespondierte, unter dem Titel „Fidei professio, quam Moses Mardenus Jacobita, Patriarchae Antiocheni Legatus, suo et Patriarchae sui nomine est Romae professus anno MDLII ex ipso profitentis autographo Syrico traducta ad verbum, per Andream Mausium" im Anhang zu seinem Buch „De Paradiso C o m m e n t a r i u s . . A n t v e r p i a e 1569, S. 257—264, 273—6, in wörtlicher lateinischer Übersetzung veröffentlicht. Während seines Aufenthaltes in Europa hat M. Mardenus mit J. A. Widmanstadius 74 an der Wiener Ausgabe des Psltta-NT Ktäbä d- ewangellyön qaddisa dMäran Isö' Mslhä „Liber Sacrosancti Euangelii de Jesu Christo Domino et Deo nostro, Regiis impensis, M. Cymbermannus excudebat: Viennae Austriacae 1555", mitgewirkt. Seine Korrespondenz mit A. Masius sowie seine anderen Briefe und seine Dissertation über syrische Versionen der heiligen Bücher und die Wiener Ausgabe des Antiodiener Textes des N T wurden von A. Müller von Greiffenhagen in „Symbolae Syriacae . . . " , Berolini 1673, veröffentlicht, ins Lateinische übersetzt und ausgewertet. Ähnlich zieht sich die literarische Tätigkeit der Geistlichen in altsyrischer Sprache im 17. u. 18. Jh. 75 fort, trägt aber meistens deutliche Zeichen des Verfalls: § Sargls d-Bet Grir ( | 1669), geb. in Damaskus als Sohn des Bischofs Yöhannän b. 'Äbür b. Gwarlr Zürbäbäyä, 73 74

75

Zu seiner Bibliographie siehe C. Moss 782 f. Johann Albredit von Widmanstadt hat in demselben Jahr Tablita d-eskima d-'atwätä „Syriacae linguae . . . prima elementa . . V i e n n a e Austriacae 1555, und später nodi mehrere syrische Lehrbücher herausgegeben (siehe C. Moss 1142 f.). KBB 577—583.

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D I E LITERATUR DES ZEITALTERS

studierte bei seinem Vater und wurde zum Diakon ordiniert. Er hat 1661 Mendrat qudse „Die Leuchte der Heiligtümer" des Barhebraeus ins Arabische übersetzt 76 . Die Übersetzung ist aber mittelmäßig, weil ihm entsprechende Kenntnisse des Arabischen fehlten. Sein Vater, der Bischof von Damaskus (1668—1684) versuchte auch, sich literarisch zu betätigen. Von ihm stammt ein schlechtes Me'mrä (in Nachahmung des Aprem'schen Metrums) zur Verpönung der Widersacher der Orthodoxie, weiter einige scholastische Abhandlungen, die in ungenauer arabischer Ubersetzung hinterblieben sind. — Bischof Hadäyat-Alläh Ködldäyä ( | 1693)77, geb. in Ködidä (Qaräqös) als Sohn des Sämü, lernte Syrisch beim Priester 'Abd al-QassIs und wurde zum Diakon und Priester geweiht. Nachdem er 1661 verwitwete, studierte er im Kloster des M Behnäm und besuchte mehrere Klöster. 1685 wurde er von Basillos Yaldä Ködldäyä nach Malabar geholt und zum Bischof ordiniert. Von ihm stammt ein Aprem'sches Me'mrä zum Lob der Heiligen Jungfrau und eine Abhandlung über allgemeine Gesetze der Kirche von Malabar. — 'Ishäq, Patriarch von Antiochia (f 1724)78, Sohn des Maqdasi 'Ä'zä'r, geb. in Mosul, wurde im Kloster des M Mattay erzogen und zum Priester geweiht. In demselben Kloster wurde er zum Bischof, 1867 zum Mapryän und 1709 unter dem Namen Ignatios zum Patriarchen. Er verließ seinen Thron 1722 wegen seines Alters nachdem er 17 Metropoliten und Bischöfe geweiht hat. Er starb in Mosul. Als Mapr e yän verfaßte er 1699 eine syrische Grammatik in 15 Teilen. — Q Yöhannän d-Bet-Sblrlnäyä (f 1729) b. Q cAzIz b. Q Esa'yä mit dem Beinamen Qardäs, studierte bei den Lehrern seiner Zeit und wurde 1702 zum Priester geweiht. Er verfaßte zwei mittelmäßige Me'mre, eins in Srüg'schem Metrum über das Gebet und eines im Aprem'schen 78

V o n den zahlreichen H s s w i r d Paris 211

aus d. J. 1655 und Za'farän aus d.

J. 1679 erwähnt. 77

kurz erwähnt in ALA

78

Zur Zeit seines Patriachats im J. 2073 seleuk. =

586. 1762 wurde ein grammatisches

Traktat über die Verbalkonjugation v o m A k o l u t h e n (Mezamrana)

H e n d l im D o r f e

Qarä'qöäS bei Mosul geschrieben oder abgeschrieben (Mingana 238,

fo. 1 — 2 2 a).

Dieser ist kaum mit dem grammatischen Werk des Patriarchen identisdi. Stimmt aber die Zeitangabe im K o l o p h o n , so wurde sein Todesdatum v o n A p r e m Barsöm sowie v o n A . Abünä

ALA

586 etwa 40 Jahre z u früh angesetzt.

Außerdem

erfährt man aus diesem Kolophon, daß der Bruder des Patriarchen, Matthäus, ein Mapryän des Ostens war.

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LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

über die Einnahme von Tür-'Abdin, datiert im Oktober 1714. — M Basïliôs79 Sim'ön b. Malkë Man'âmâyâ (f 1740) überragte alle seine Zeitgenossen an Gelehrsamkeit. Er studierte in einem der Klöster von Tür-'Abdxn vor d. J. 1695 und wurde zum Priester und 1710 Mapr e yän von Tür-'Abdln geweiht und nahm als solcher den Namen Basïliôs an. Ein Jahr danach entschloß er sich für eremitisches Leben, im J. 1727 kehrte er aber zur Führung seines Volkes zurück, bis er am 6. NIsän (April) 1740 durch den kurdischen Tyrannen 'Abd-el-Ägä den Märtyrertod erlitt. Von ihm stammt: 1. K. d-të'ôlôgïyâ in zwölf Kapiteln, jedes von ihnen in zehn Abschnitten, in denen er die Trinität, ihre Einheit, das Ausströmen des Heiligen Geistes, die Inkarnation, die Geburt Christi und seine Natur, die Erlösung, die Widerlegung des Purgatorium, das Ende der "Welt, den Himmel und die Hölle behandelt, abgeschlossen am 15. Tammüz (Juli) 1714. Eine schöne Hs befindet sich im Kloster des M Eugen80. 2. Markabtâ d-(')râzë „Das Schiff der Geheimnisse": acht Më'mrë über die Vernunft, über das Schiff der Cherubim, die Hezekiel gesehen hat, über die Schöpfung der Welt, über die Engel und Dämonen, über die Schöpfung des Menschen, über den Nutzen der Inkarnation Christi, über die Auferstehung, das ,Königreich' und die Hölle, abgeschlossen 1727 od. 172981. 3. Zaynâ d-tôdïtâ w-sabrâ d-haymanütä „Die Waffe des Bekenntnisses und die Hoffnung des Glaubens" in 16 Kapiteln über die Heilige Dreieinigkeit und die Inkarnation sowie darüber, daß der Glaube nicht durch das Wissen erworben wird, über das Feuer der Purifikation, über diejenigen, die sagen, daß die Vergeltung und Bestrafung nicht körperlich ist, über die Buße und gesäuertes Brot des Messeopfers. Es ist nicht frei von schwachen Gedanken und besteht meistens aus einer Polemik gegen die römisch-katholische Lehre. Es wurde angeblich syrich geschrieben und 1723 ins Arabische übersetzt82. — 4. Homilien (Türgäme) über die Flügel der Seraphim, über 70 80

81

82

Audi ALA 590 (al-Magalla al-bitrïkïya li-s-Suryän al-ortodoksï II 23—30). eine Karsünl-Hs Kitäb tê'ôlogïya ay kitäb 'Um ilâhûtï Mingana 147 (J. 1774); nach dem Epilog im Juni 2031 griech. = A. D. 1720 ins Arabische übersetzt. Keine Hs war Ignatios Agrçm I. bekannt, Op. c. 579 (: Druckfehler 578); eine Karsûnï-Hs Kitäb markabat asrär al-aqlïya Mingana 143; ein syr. Me'mrä auf M Ya'qöb: Mingana 190 Y (fo. IIa), zwei mystische Më'mrë Mingana 404, fo. 39 a—47 a. Kitäb siläh ad-dïn wa-turs al-yaqïn, Karsünl-Hss Mingana 116 (J. 1724), 139, fo. 1—204, 276 (J. 1898), 290 (J. 1858), 308, fo. 2 b—71 b.

D I E LITERATUR DES ZEITALTERS

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die Talente, über den letzten Groschen83, über Vaterunser, das Fegefeuer, das Ende der Welt u. ä.84. — 5. eine umfangreiche Sammlung von Me'mre in dreifachem Metrum 85 . — 6. ein Wörterbuch, das er nach dem Lexikon Bar-Bahlüls kompiliert hat 88 . — 7. 36 Predigten in langweiligem und fehlerhaftem Arabisch. Seine Zeitgenossen haben auch seine zwei am Anfang zitierten Bücher ins Arabische übersetzt. Auch dieses Arabisch ist nicht erstklassig. — Köräya 'Abdisö' Qäsöräyä (f 1750), geb. im Dorfe Qäsör (Qasre) wurde 1718 in Ämld zum Priester und 1738 zum Köräya geweiht. Er hat in sechs gelungenen siebensilbigen Mem'mre die Kirchenväter seiner Zeit, vor allem den Patriarchen Giwargis II., den Mäpr e yän Sem'ön und den Metropoliten Rizq-Alläh, gelobt. — Mönch 'Abd-an-Nür b. Ni'mat-Allah Ämldäyä (f 1752) studierte im Kloster des M Malke in Tür-'Abdin und wurde 1700 zum Priester geweiht. Er bereiste viele Orte und war auch in Rom und Paris. Nach seiner Rückkehr wohnte er im Kloster von Za'faran und von 1722 bis zu seinem Tod im Kloster des M Ya'qöb. Er hat zahlreiche Bücher abgeschrieben, mehrere syrische theologische und philosophische Werke ins Arabische übersetzt. 87 — Magr°yän Sukr-Alläh Halabäyä (f 1764) Sohn des S Müse Qasbagäy, geb. in Aleppo, wurde zum Priester und zum Mapr e yän für Malabar in Indien und trug als solcher den Namen Basilios. Er beschrieb syrisch seine Reise nach Malabar bis zum J. 1751 und veröffentlichte sie arabisch im patriarchalen Blatt. Er schrieb arabisch auch ein Buch über die christliche Lehre. — Köräya Ya'qöb Qart e bläyä (f 1783)88, geb. im Dorfe Qartabel in der Nähe von Ämld als Sohn des § T'ümä b. Küzägä. Er lernte ausgezeichnet Syrisch und wurde ungefähr 1771 zum Priester und acht Jahre später (1779) zum Chor-Bischof ordiniert. Er verfaßte eine umfangreiche syrische Grammatik in 31 bzw. (nach einer anderen Hs) 23 Kapiteln, 163 83 84 85

88 87

,8

H s Mingana 139, fo. 205 a—218. H s Mingana 141, fo. 1—147 a (insgesamt 7 Homilien), 416 (36 Stück). Hss Birmingham 25, 404, Cambr. 2026, Jer. 161—163, Za'faran 4, Sarfe 8—19. (nach ALA 590 A. 1) " Hss Sachau 137, Birmingham 496, London 4097 (s. ALA 590 A. 2). Darunter: eine ar. Übersetzung des enzyklopädischen Werkes 'Ell"tä d-ktill 'elMän „Causa causarum" Mingana 136 (Hs aus d. J. 1869) sowie ein Katechismus der römischen Lehre aus d. J. 1725 Mingana 297, fo. 13 b—68 a; beide sind KarlSüni. vgl. TSA II 236 f. u. ALA 591 (Tarräzl, as-Saläsil at-täribiya 262).

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LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN

ZEIT

Abschnitten auf 378 Seiten im Großformat unter dem Titel Habbäb yad'ata „Die Blüte der Kenntnisse", die er im J. 1764 abgeschlossen, und die jahrelang als ein beliebtes Mittel zum Erlernen der syrischen Sprache im Nahen Osten gedient hat. Sie besteht aus vier Sektionen: a) Verbum (6 Kap.), b) Nomen (15 Kap.), Partikeln (5 Kap.), Phonetik einschl. rukkäkä und qussäya (5 Kap.). Sein schöner Autograph dieses Buches wird in Ämid aufbewahrt 89 . Er verfaßte auch drei Me'mre: a) über die Heilige Dreieinigkeit akrostichisdi im Aprem'schen Metrum, b) über die göttliche Weisheit im 12silbigen Metrum (auf 5 Seiten), c) 18 Verse, in denen er den Mangel an Kultur bei ungebildeten Syrern beweint90. 1766 bereitete er ein Gebetsritual vor sowie fünf Bußgedichte zum Fest des M Malke. Auch dieser schöne Autograph befindet sich in der Kirche von Ämid. — Q Lahdä Habbäbäyä hinterließ ein Me'mrä über sein Geburtsdorf Habbäb 91 . — Metropolit Ya'qöb b. Mirlgä'n (f 1804), geb. im Dorfe Urdäns, studierte in einem der Klöster seines Dorfes und wurde zum Priester und 1778 unter dem Namen Cyrill zum Metropoliten von Madld geweiht. Von ihm stammen elf Me'mre in dreifachem Metrum über die Buße, die Ereignisse seines Zeitalters und die Gerechtigkeit Hiobs und Josephs. Nach A. Abünä (ALA 587 ff.) können folgende Namen aus dem 17. und 18. Jh. hinzugefügt werden: Mapryan Baslllös Ishäq Göbeyr (1643—1721) 92 , Sohn des § £Abd al-Hayy Gobeyr, stammte aus einer syrisch-orthodoxen Familie in Mosul. Sein Vater trat 1657 zum Katholizismus über. Ishäq lernte die syrische Sprache von seiner Jugend an, bis er sie und ihre Literatur völlig erlernt hat. Dann widmete er sich dem Studium der arabischen Literatur bei den berühmtesten muslimischen Gelehrten seines Landes. Bei den 89

weitere H s s M i n g a n a 113, f o . I I b — 1 8 7 a ,

117 (etwa J . 1830, f a s t alle Wörter

sind auch in KarlSüni-Arabisth wiedergegeben), 340, f o . 2 a — 5 6 a

(unvollständig),

V a t i k a n 616, f o . 54 a — 1 2 8 b ( J . 1887), N o t r e - D a m e des Sem. 298 ( J . 1870), 299 ( J . 1880), 300 ( J . 1882). 90

V o n ihm stammt auch ein eulogisdies Turgämä

i m 12silbigen M e t r u m über Patriarch

Ignatius M a t t a y v o n M a r d i n , M i n g a n a 113, f o . 180 a — 1 9 0 b. 91

J e r u s a l e m - M a r k u s k l o s t e r 158.

92

ALA 587 f. ( L i t e r a t u r : F. dt Tarräzi, as-Saläsil at- tärlhlya 1 2 0 — 1 3 1 ; ders. Asdaq mä kän 'an tärlb Lubnän I 3 1 6 — 3 2 2 ; Yüsuf Däwud, Mubtasar tawärlh alkanisa 6 1 8 ; B. N a s r I , Dabirat al-adbän I I 2 9 4 — 2 9 6 ; al-Masriq X I 2 8 6 ; S. Sä'ig, Tärib al-Mosel I I 158 f., R . B ä b ü Ishäq, Tärlb nasärä l-'lräq 145 f.).

29

DIE LITERATUR DES ZEITALTERS

Kapuzinervätern lernte er auch die lateinische und italienische Sprache, bis ihn der Patriarch Ignatius Andreas zum Studium nach Rom schickte. Nach der Rückkehr aus Rom wandte er sich zum Kloster Qannübln (Libanon) und wurde 1672 vom maronitischen Patriarchen Stephan Duweyhl zum Priester und 1682 unter dem Namen Timotheus vom Patriarchen Petrus V I . zum Metropoliten von Amida geweiht; 1693 wurde er zum Stellvertreter des letztgenannten Patriarchen und dann unter den Namen Basilius zum Mapryän von Mosul ernannt. 1695 wurde er auf Grund einer Verleumdung bei der Regierung verhaftet und erst nach der Bezahlung einer schweren Geldstrafe entlassen und auf die Insel Zypern exiliert. Nach gewisser Zeit fuhr er in die Hauptstadt Konstantinopel, wo er sich beim französischen Botschafter aufhielt und die „Summa theologiae" des Thomas Aquino aus dem Lateinischen ins Arabische übersetzte. Als ihm die patriarchale Würde angeboten wurde, hat er sie nicht angenommen. 1706 verreiste er nach Rom, wo er als apostolischer Statthalter mit der Verwaltung der Angelegenheiten seines Volkes, dem Unterricht und übersetzerischer und schriftstellerischer Tätigkeit beschäftigt war. E r starb am 18. 5. 1721 und wurde in der Kirche de propaganda fide beigesetzt. Außer der schon erwähnten arabischen Ubersetzung hat er 1715 „De imitatione Christi" des Thomas a Kempis ins Syrische übersetzt und diese Ubersetzung wurde von Joseph Guriel (S. 400) 1857 ohne Erwähnung des Namens des Ubersetzers und ohne seine syrische Vorrede veröffentlicht, obwohl diese in der Original-Hs. in der VatikanBibliothek vorhanden ist. Er hat auch eine syrische Grammatik unter dem Titel Inärat al-ahdät „Die Erleuchtung der Phänomena" kompiliert und folgende arabische Schriften verfaßt: Madrak an-nagät wamabaggat

al-fawz

bi-l-hayät

fl sidq

al-kanisa

al-mustafät

„Dokument

der Erlösung und das Dokument der Erlösung und das Ziel des Triumphes im Leben der sakrosankten Kirche", al-'Ilal li-daf al-milal „Die Gründe zur Beseitigung der Konfessionen", Falsafat Aristütälis „Die Philosophie des Aristoteles" u. ä. Atanäsiös Sapar 'Attär (1638—1728) 9 3 , geb. in Mardin als Sohn des Maqdasi Hannä b. Maqsüd al-'Attär, hielt sich gewisse Zeit in Tiflis auf. Er studierte bei Basilius Ishäq Gobeyr, als dieser von seinen Studien 93

ALA 588—590 (Literatur: F. dl Tarräzl, as-Saläsil at-tarlfaiya 32—38, B. Nasri, Dahlrat al-adhän II 293 f.).

30

LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

aus Rom zurückkehrte. Im Juni 1672 wurde er vom Patriarchen Petrus VI. zum Priester ordiniert. 1682 reiste er mit einem katholischen Missionar nach Persien als sein Übersetzer aus der persischen Sprache. Nach drei Jahren kehrte er nach Aleppo zurück und wurde unter dem Namen Athanasios vom Patriarchen zum Rang des Bischofs von Mardin und Nisibis und ihrer Umgebung erhöht. Dann fuhr er mit Empfehlungsbriefen des Metropoliten von Caesarea nach Frankreich zum König Louis XIV., von dem er freundlich empfangen wurde. Mit der Genehmigung des Papstes Innocens II. fuhr er 1690 weiter nach Amerika, um Spenden für die Vorbereitung einer Geschichte der syrischen Klöster von Edessa und Mardin zu sammeln. Er fuhr durch Spanien und Portugal hin und durch Indien zurück. 1696 kam er wieder nach Rom. Als sein Patriarch nach Rom kam, beschloß er mit ihm, ein auf dem Hügel Esquilino errichtetes Kloster zu kaufen. Er lebte einige neunzig Jahre und starb am 4. 4. 1728 und wurde in der Kirche des erwähnten Klosters beigesetzt. Als im J. 1907 das Kloster in Laienhäuser verwandelt wurde, kümmerte sich Koräyä Yüsef Habrä, der patriarchale Stellvertreter in Rom, um die Übertragung seiner Gebeine in einen anderen Tempel und schickte seinen Schädel ins Kloster Sarfe in Libanon. Athanasius war ein guter Kenner der syrischen, arabischen, türkischen, indischen, persischen, lateinischen und italienischen Sprache, ein ausgezeichneter Prediger und kirchlicher Schriftsteller. Er veröffentlichte „Breviarium feriale syriacum SS. Ephrem et Jacob Syrorum juxta ritum eiusdem nationis quod incipit a feria secunda usque ad sabbatum inclusive. Additis variis hymnis ac benedictionibus ab Athanasio Saphar episcopo Mardinen", Romae 1696 (2, 365, 3 S.). Syrisch verfaßte er auch ein Buch „Der Weg der Buße", von dem sich zwei Hss im Kloster Sarfe (Libanon) befinden. Dem Q cAbd al-Ahad Sahbädln diktierte er 1711 ein dickes Buch, in dem er unter anderem die kirchlichen Grade me'ad'edan" und „ s a m i d " besprochen hat. Er hat es revidiert und zum Druck vorbereitet, ist aber wegen vieler Beschäftigungen in seinem achten Jahrzehnt nicht dazu gekommen, es zu veröffentlichen. Seine Schriften in andere Sprachen überschreiten den Rahmen dieses Buches. Patriarch Ignatius III. MIkä'el Garwa(h) (1731—1800)94, geb. in Aleppo am 3. 1. 1731 als Sohn des § Ni'mat Allah b. MIkä'el b. 'Atä 84

ALA 591—593 (Litaraturangaben: Yusef Däwud, Mufctasar tawärlh al-kamsa 618; Tarräzi, as-Saläsil at-tärihiya 212—228, Asdaq mä kän I 329 f., II 273—282;

31

D I E LITERATUR DES ZEITALTERS c

Allah Garwa und der ,Sidi , Tochter des Q Sukr Allah Nassäd, studierte bei dem Magryän Basilios Sukr Allah Manfüsl Haiabi. Am 4. 7. 1757 wurde er zum Priester geweiht und für den Dienst in der Kirche von Aleppo bestimmt. Im Februar 1766 wurde er zum Metropoliten von Aleppo und im J. 1774 verkündigte er seinen Anschluß an die katholische Kirche. Damit fingen aber Schwierigkeiten und Verfolgungen für ihn selbst sowie für diejenigen, die seinem Schritt gefolgt sind. Am 22.1. 1782 wurde er unter dem Namen Ignatius III. zum Patriarchen von Antiochia geweiht, aber seine monophysitischen Gegner haben einen Gegenpatriarchen eingesetzt. Wegen ihrer Feindschaft mußte er nach Libanon fliehen, wo er das Gelände Sarfe gekauft und darauf das berühmte Kloster gebaut hat. Vor dem Ende seines Lebens litt er an einer hartnäckigen Krankheit, an der er am 14. 8. 1800 gestorben ist. Patriarch Ignatius Garwa(h) bereitete Meßliturgie vor, die unter seinem Namen bekannt ist, zu der er zahlreiche Erklärungen und Emendationen hinzugefügt hat. Er verfaßte einen Traktat „Über die Inkarnation", einen „Uber die Weihungen", einen unter dem Titel „Offensichtliche Wahrheit über die Ausströmungen des reinigenden Heiligen Geistes" und einen „Über den Glauben an zwei Naturen (sc. Christi)" und übersetzte ein Buch von Bußgedichten ins Arabische95 sowie Rituale für den Frohnleichnam und die acht folgenden Tage96. Er übersetzte ein Buch der Bußgedichte dieser Tage ins Arabische. Er ordnete die Toten-Gebete und ein anderes Ritual für die Heiligen weiblichen Geschlechtes (Maria Magdalena u. a.), zu dem er weitere (wie Heilige Theresia, Catharina, Susanna u. Lucia), die im altsyrischen Heiligenkalender unbekannt waren, hinzugefügt hat. 1788 bereitete er eine Zweitausgabe des Priesterbreviars in Rom vor und hat es zum Druck vorgelegt, hat aber die Erlaubnis zum Druck nicht mehr erlebt. Außerdem stammen von ihm pastorale Schriften und Abhandlungen sowie Predigten, die im Kloster Sarfe in Libanon aufbewahrt werden. b) Eine lebendigere literarische Tätigkeit hat sich b e i den N e s t o r i a n e r n u n d bei den von ihnen abgespaltenen C h a 1 d ä e r n bis zum Ende dieses Zeitalters erhalten und ist zum Teil schon Yünüsis Afrasm Naqqäsa, 'Inäyat ar-Rahmän 85 96

fi bidädyat as-Suryän 186; B. Nasri,

Dahirat al-adhän II 346—351, 483; al-Magalla al-batriyarkiya nach ALA 592.

II 29—35).

siehe I. Armala, at-Tarfa fi mahtütät dayr as-Sarfa S. 115 {ALA 592 A. 1).

32

LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

vor seinem Ende in die Literatur der lebenden Volkssprache übergegangen. Das 14. Jh. ist auch hier noch verhältnismäßig schwach vertreten. Es war ein Jahrhundert schwerer Kämpfe, in dem man literarisch wenig schaffen konnte, weil man in denkbar schweren Umständen lebte und sich vor allem auf die Verteidigung konzentrieren mußte. Trotzdem erwähnt M. S. Amirä 9 7 , daß Mälek Sallltä im 14. Jh. nicht nur ein heldenhafter Kämpfer und Verteidiger seines Volkes, sondern auch ein fruchtbarer Schriftsteller war. Er war 1340 als Sohn des Mälek Sa(h)rönä und der Mutter Remremtä in Ninive geboren. Seine erste Erziehung bekam er in der Schule derselben Stadt, die „Schule des Propheten Jonas" hieß. Sein Studium setzte er an der syrischen Hochschule von Bet 'Abä ('Eqrä) fort. Von dort begab er sich auf die Insel Zypern, um die griechische Sprache und Philosophie zu erlernen. Auf dieser Insel soll er ein großes Buch über die Kämpfe der Kreuzfahrer geschrieben haben, in dem er die westlichen Christen beschuldigt habe, die christliche Lehre verdreht zu haben. Nach seiner Rückkehr von Zypern war sein Vater „der König von Ninive" tot und er wurde sein Nachfolger. In seiner Freizeit widmete er sich weiter dem Studium syrischer Gelehrter, vor allem der assyrischen Philosophen, deren Lehren im 8. Jh. durch den Asyä ( = ar. haklrn = Gelehrter) Sabrän Z e kä gegründet worden sein sollen, und in einem Protest gegen die geistliche Führung des orientalischen Christentums, die sogar in den schwersten Verfolgungszeiten sich auf die idealistischen Worte der Bergpredigt (Mat. 5 3 9 ) stützen wollte, ausmündeten. Wieweit Mälek Sallltä diese Protestlehre weiter entwickelt hat, ist unbekannt; es wird nur berichtet, daß er sie in seinem heroischen Kampf gegen die Mongolen, in dem er selbst gefallen ist, in die Praxis umgesetzt hat. Seine Schriften wurden — wie auch die seines Inspirators, des Philosophen Z e kä — laut dem ob. (S. 8) erwähnten Bericht des S Sim'ön von Nislbin in den siebziger Jahren des 18. Jhs. von den Verfolgern verbrannt. Die dort erwähnte Zahl „über eine Million Bücher" stellt wohl eine orientalische Hyperbole dar, trotzdem braucht aber der ganze Bericht nicht als völlig legendär zu gelten. Ungeheure Schäden, die uns an einer vollständigen Kenntnis der syri-

97

Op. c. 276 ff.

D I E LITERATUR DES ZEITALTERS

33

sehen Literatur hindern, wurden sicher durch barbarische Vernichtungen des Materials verursacht. P. Sarmas98 zufolge, soll auch Q Ishäq Qardähe Sbadnäyä im 14. Jh. als Zeitgenosse des Patriarchen Timotheos II. (1318—1360) gelebt haben; von Baumstark" wird er aber ins 15. Jh. angesetzt, da die seinen drei prächtigen akrostichischen 'Önyätä beigefügten Notizen auf ein Entstehungsdatum 1439/40 schließen lassen. Pater Abünä 100 führt als sein Todesdatum 1480? an. Audi seine Namensform steht nicht fest. Der Name wird entweder mit einem prosthetischen Aleph geschrieben oder ohne es. Cardahi (Op. c. 128) nennt ihn 'Ishäq Sbadnäyä und (ebda. 168) Asko, als ob es um zwei verschiedene Personen ginge, während es um ein- und dieselbe Person geht. Sein Hauptwerk besteht in einem Gedicht im 12silbigen Metrum über den göttlichen Heilplan von der Weltschöpfung bis zum Weitende, dem er einen gelehrten Prosakommentar voller Zitate aus älterer exegetischer Literatur hinzugefügt hat. 101 Dieser Kommentar, von dem ein Teil im Ktäbä d-partüte (Urmia 1898) veröffentlicht wurde ist wegen großer Menge von Zitaten aus der älteren syrischen Literatur sehr wertvoll. Zu seiner Herstellung fühlte sich der Autor schon deshalb veranlaßt, weil sein erwähntes Gedicht voller griechischer Lehnwörter ist, die sein Verständnis erschweren. Spätestens ins 15. Jh. scheint ein Malpänä Semsä,102 Priester des Dorfes Be(t)-Saidäyä anzugehören, von dem je eine Hymne für Weihnachten, Epiphanie und das Kreuzfest 103 stammt. Die Epiphaniehymne 98 100

101

102 103

99 TSA I 202. GSL 330. ALA 511 f. (mit weiteren Literaturangaben: Cardahi, Liber Thesauri 128, 168, K. d-partüte, Urmia 1898, 143, Kat. Sachau 257, Cat. Wright and Cook, S. 429, A. Scher R O C X I , S. 31. Butrus Nasrl, Dahirat al-adhän II, 80).

Hss GSL 330 A. 6—8 u. ALA 512 A 1, 3, 5, weiter Mingana 20, fo. 49 b—50, 80 b—92 a, 28, fo. 146 b—171 a, ¿7 (J. 1895), 131, fo. 140 a—155 a 150, fo. 1 7 6 a — 1 9 4 b (verschiedene 'önyätä z . T . akrostichisdi, einige wiederholt), Vatikan ¡92, fo. 41 a—92 b (Auszüge aus dem Kommentar des göttlichen Heilplans.) GSL 334, ALA 514 f. Hss GSL 334 A. 3—4, ALA 514 A. 5, 515 A. 1. Die erste ' ö n i t ä fängt an: Sägdlnan l-'Allähä melletä „Beten wir den Gott ,Logos' an"; die zweite für das Kreuzfest: Sägdinan l-'Allähä hayyä „Beten wir den lebendigen Gott an" Das Epiphanie-Stück wurde im Breviarium Chaldaicum, S. 407—410, abgedruckt. Weiteres bei Baumstark, 1. c. A. 3.

3 Macudi, Spät- und neusyr. Lit.

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LITERATUR DER N A C H M O N G O L I S C H E N ZEIT

wurde von P. Bedjan, Breviarium Chaldaicum (Paris 1886—7) I, 407—410, herausgegeben und von A. J. Maclean in F. C. Conybeare, Rituale Armenorum, 361—363, übersetzt. (Mit weiteren Literaturangaben: J. S. Assemani, BO III 1, S. 463, G. Cardahi, Liber Thesauri 57—59, Kat. Sachau 161—240, A. Scher, Cat. Séert, S. 40, R O C XI, S. 30). Seine Datierung ist allerdings sehr unsicher. Von Assemani und Cardahi wurde er irrtümlich allzu früh (schon ins 8. Jh.) angesetzt. Aber nicht nur theologische, sondern auch grammatikalische Dichtung hat in diesem Zeitalter einen bedeutsamen Vertreter, Isö'-ya(h)b b. Meqaddam104 (f 1440) der eine versifizierte Grammatik verfaßt hat. Über seinen Aufenthaltsort und die Entstehungszeit seiner Grammatik liegen zwei oder sogar drei unterschiedliche Daten vor: entweder war er 1426/7 Bischof von Däsän oder 1443/4 Metropolit von Arbela, wonach er die beiden Funktionen nacheinander bekleidet und die Grammatik ( S i m a t su'äle grammätiqäye „Schatz der grammatischen Fragen") schon zum erwähnten Datum in 7silbigem Metrum verdichtet zu haben scheint. Pater Abünä zufolge war er zur Zeit der Verifizierung seiner Grammatik ein Mönch im Kloster des Sabrlsö' in Bét Qoqä. Metropolit Sulaymän Sä'ig (a. O.) datiert ihn irrtümlich als einen Zeitgenossen von Scheich 'Adi Hakkärl, der 1160 gestorben ist. Außer der Grammatik stammen von ihm 50 Briefe und ca. 40 Büß- und Heiligenhymnen ('önyätä), einige Gesänge der Begräbnisliturgie sowie distichische Nachdichtungen zu Barhebräus' Me'mrä auf die göttliche Weisheit105, zu denen er einen Vorgänger auf der jakobitischen Seite (Kamls b. Qardähe) und einen Nachfolger auf der chaldäischen Seite (Katholikos Joseph II. 1697/8) fand, und einige „Rätsel". Spätestens in die erste Hälfte des 16. Jhs. scheint ein Bischof Isrä'el von Kaskar106 (mit dem Beinamen Harrlp zaw'e) anzugehören, 104 105

106

GSL 329 f. Hss a. a. O. vermerkt, weiter Mingana 20, fo. 77 b—80 b = 28, FO. 142 a—146 b {'önitä auf den Heiligen Georg), 228, fo. 29 a—54 b (Taufritual), 55 a—64 b (Bußritual), 509 („Sdiatz der gramm. Fragen") 566, fo. 152 a—154 b (uhdätä „Rätsel, Sprüche"), 570, fo. 77 a—79 a (drei Toten-Madrase)- Vatikan 504, fo. 117 a—119 a („Rätsel"), 570, fo. 1 b—75 b (Nachdichtung zu Barhebräus), 579, fo. 3 b—93 a (Grammatik), 587, fo. 39 a—b (über den yezidischen Scheich ' Ä d l . . . ) ; Notre-Dame des Sem 146, 2° ('önyätä), 176, 11°. = 177, 11° („Rätsel") 309, 1° = 310 = 311, 312 (Nadididitung zu Barhebräus) usw. GSL 334, ALA 517.

DIE LITERATUR DES ZEITALTERS

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dem ein Lied für den letzten Adventsonntag, ein Formular der Konsekration des Kelches außerhalb der Messe und Mitarbeit an der endgültigen Redaktion des nestorianischen Ordinationsrituals zugeschrieben wird. 107 Geschichtliches Interesse bieten drei Briefe des Metropoliten von Malabar M Ya'qöb, 1503—1530, die von G. Schurhammer, The Malabar Church and Rome during the early Portuguese Period and before, Trichinopoly 1934, S. 1—24, veröffentlicht wurden. Der erste wurde von M Ya'qöb zusammen mit drei anderen Bischöfen Syrisch verfaßt, ist aber leider nur in Übersetzung veröffentlicht. Die zwei weiteren wurden im portugiesischen Original mit englischer Übersetzung herausgegeben. 108 Die folgenden Namen vom Ende des 15. und im ganzen 16.-18. Jh. gehören schon zum Teil der unierten, chaldäischen Gruppe an, die besser organisiert war als die nestorianische, und in deren geistigem Zentrum, dem Kloster Rabban Hormizd bei Alqös, nicht nur die alte literarische Tradition fortgesetzt wurde, sondern auch die lebende Volkssprache schon anderthalb Jahrhunderte vor der Ankunft der amerikanischen Missionare zu den Nestorianern in Urmia zu literarischem Ausdruck gelangte. Zu den ältesten Vertretern der altsyrischen Schule von Alqös gehört Sargls b. Wahle 109 , sonst Sergius v. Aserbeidschan genannt, ein Mönch des Klosters Rabban Hormizd, dem er um die Jahrhundertwende 15./16. ein merkwürdiges Kunstgedicht in 22 zwölfsilbigen Me'mre in ähnlicher, sich wiederholender alphabetischer Reihenfolge der Endreime 110 gewidmet hat. Man wird ruhig Baumstarks Aussage 111 : „An 107

103 109

110

3*

Hss GSL 334 A. 5—6, ALA 517 A. 4—6. Im Kolophon der Hs Vatikan 624, 2°, fo. 159 b—160 b wird unter anderen M Isrä'fl als Koautor des nestorianischen Pontifikals angeführt (v. Lantsdioot 156). C. Moss 521 u. GSL 330 f., ALA 513 f. (mit weiteren Literaturangaben: R. Duval 22, Sulaimän Sä'ig, Tärlh al-Mausil III, S. 142). Hss GSL 330 A. 10, ALA 513 A. 3, weiter Mingana 61, fo. 91—182; herausg. von E. A. .W Budge, The Life of Rabban Hormizd and the foundation of his Monastery at AI-Kosh, Berlin 1894 (Semitische Studien, Ergänzungshefte zur ZA 2—3, VII, 168 S.) u. Übers, von dems., The Histories of Rabban Hormizd the Persian and Rabban 'Idtä, London 1902 (Luzac's Semitic Text and Translation Series, vol. 9—11). »» 1. c. 331.

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LITERATUR D E R N A C H M O N G O L I S C H E N ZEIT

Entstellung der Sprache durch gesuchte Häufung seltener oder dem Griechischen entlehnter Wörter hat er darin wohl das Menschenmögliche geleistet", zustimmen müssen. Der Dichter war sich der Schwierigkeit seiner Sprache wohl bewußt und hat deshalb sein Gedicht mit marginalen Glossen versehen, die sich auf die Wörterbücher Bar-'AlTs und Bar-Bahlüls stützen. In ähnlicher Sprache sind aber auch seine freieren, reimlosen Gedichte wie z. B. ein Gedicht auf den Heiligen Ahä, 112 'Önyätä über die nestorianische Patriarchengeschichte 113 , die Klostergründer Rabban KüdähwT von Bet-Häli und Sabrisö* von Bet-Qoqä u. ä. 114 , bestätigt, die spätestens in den Anfang des 16. Jhs. anzusetzen sind, weil ihre handschriftliche Überlieferung bis ins 16. Jh. zurückgeht. R. Duval's 115 Meinung, daß dieser Dichter vor dem 17. Jh. nicht leben konnte, hat sich demnach als richtig erwiesen. Ein großer Teil seiner Gedichte ist wahrscheinlich verlorengegangen, weil man voraussetzen darf, daß ein Dichter, der derart mit der Sprache und Lehnwörtern zu spielen pflegte, sich viel mehr literarisch betätigt hat. Entschieden auf nestorianischem Boden steht auch Q SHbä b. Däwld aus priesterlichem Geschlecht aus Mansürlya im Gebiet von Gäzartä 118 , von dem ein berühmtes Gedicht über Nestorios, mehrere Lieder über Christenverfolgungen in seiner Heimat in den Jahren 1509/10 bis 1511/12 und 1522, Gedichte über die Makkabäer, moralisch-ermahnende Stücke, Bußgesänge sowie Heiligen- und Toten-Madräse stammen, die z. T. auch liturgischen Gebrauch beim Niniviten-Fasten fanden 117 . Von ihm stammt weiter ein akrostichisches Gedicht, das sich in einer handschriftlichen Sammlung von Gedichten des Kämls Qardähe befindet und mit El Allähä hannänä „Oh Gott, oh barmherziger Gott" anfängt 118 .

112 113 114 115 116

Hs GSL 331 A. 1 = ALA 513 A. 4 (Diarbekr 76). Hss GSL 331 A. 2, ALA 514 A. 1. Hss GSL A. 1—5, ALA 514 A. 2—4. Op. c. 22. GSL 331 f., ALA 515 f. (mit weiteren Literaturangaben: J. S. Assemani, BO III 1, S. 463, G. Cardahi, Liber Thesauri 57—59, Kat. Sachau 161—240, A. Scher, Cat. Seert, S. 40, R O C XI, S. 30). Seine Datierung ist allerdings sehr unsicher. Von Assemani und Cardahi wurde er allzu früh (schon ins 8. Jh.) angesetzt.

117

Hss GSL 331 A. 7—12, 332 A. 1, ALA 515 A. 4, 516 A. 1—3

118

Notre Dame des Sem. 313, S. 206 (ALA 516 A. 3).

DIE LITERATUR DES ZEITALTERS

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Ähnlichen Inhalts sind die Gedichte eines anderen Priesters aus Gäzartä, 'Attäye b. ('Abdä) Atel! 119, von dem aus den Jahren 1521 bis 1562 Hymnen auf die Sonntage und Feiertage des Kirchenjahres sowie auf die Makkabäer, ein Bußgedicht und zwei Heiligengedichte (auf den Heiligen Eugenios und Rabban Hörmlzd) stammen, deren ersteres sich grundsätzlich auf Isö'-Dnah's Ktäbä d-nakpütä „Buch der Keuschheit" (aus d. 8. Jh.) stützt. In einigen Exemplaren werden sie dem Bischof Glwargls Wardä zugeschrieben. Von ihm stammen auch zahlreiche Kirchenlieder (sog ätä), dimissorische Hymnen und Gebete (huttäme), Totenliturgien und Litaneien 120 . Ähnlich hat Rabban Abraham d-Bet Slök 121 (geb. in der zweiten Hälfte des 15.Jhs. in Slök, dem heutigen Kirkük), ein Mönch im Kloster des heiligen Eugenios auf dem Berg 'Izlä, ein Gebetsformular für die einzelnen Monate des Jahres aus d. J. 1525/6, mehrere paränetische Gedichte und Totenliturgien hinterlassen. Sein Gebetsformular wurde auch in die liturgische Praxis, der chaldäischen Kirche übernommen. Von ihm stammen auch zwei liturgische Prosakommentare, die er als Anweisungen zum Gebrauch seines Gebetsformulars geschrieben hat. Einen wichtigen dokumentarischen Wert hat sein Bericht über die Beziehungen der Nestorianer zu den indischen Christen von Malabar in den Jahren 1489/90—1503/4, der einen Brief der indischen Bischöfe Tomas Ya(h)b-Allähä und Denhä an den Katholikos Elyä V. aus d. J. 1503/4 enthält, in dem die Ankunft der Portugiesen an der Malabarküste geschildert wird. 122 Seine liturgisch-dichterische Tätigkeit hat in seinem Neffen Gäbri'el d-Bet-Slök (1580—1620) 123 einen Nachfolger 110

120

121

122 123

GSL 332. ALA 518 f. (mit weiteren Literaturangaben: Kat. Sachau S. 259, A. Scher, R O C XI, S. 32). Die Aussprache des Namens ist nicht sicher; es kommen auch die Formen 'Attäyä, 'Attlyä u. ä., Atayll u. a. in Betracht. Hss a . a . O . , weiter einige Sögyätä Mingana 129, fo. I I a , 17a, 18b, 2 0 a , 60a, 65 b, 67 b, 85 b und 210, fo. 187 b, 192 a, 194, 246 a. GSL 332 f., ALA 516 f. (mit weiteren Literaturangaben: J. S. Assemani, BO III 1, S. 599, G. Cardahi 104, Cat. Wright and Cook, S. 145). Von Cardahi irrtümlich als Bischof von Seleukia in der Nähe von Antiochia bezeichnet, der im J. 1525 sterben sollte. Hss. u. Veröffentlichungen der erwähnten Werke GSL 332 A. 14—18, 333 A. 1. GSL 333, ALA 525 f. (mit weiteren Literaturangaben (: G. Cardahi 120 f., alMasriq 1901, S. 850, Smü'il Gamil, Kitäb al-'aläqät 152—159, Butrus Nasri, Dahlrat al-adhän II 184 f., Yüsef ad-Dibs, Tärifo Süriyä VII, 266 f.).

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LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

gefunden, von dem ein poetisches Segnungsformular für die Monate des Jahres aus den Jahren 1596/7 u. 1598/9 stammt. 124 Er lebte zuerst als Mönch im Kloster des heiligen Eugenios in der Nähe von Nisibis und wurde zum Bischof der Festung Ke'pä am Tigris zwischen Ämed und Gäzartä. Er schloß sich an die Union mit Rom an und unternahm auch eine Reise nach Rom, bei der er zwei Me'mre zum Lob des Papstes Paulus V. verfaßt hat. Das erste fängt an: L-semsä gmlrä da-byad n(h)üre(h) mnahhar l-'edtä12S „Der vollkommenen Sonne, durch deren Licht die Kirche erleuchtet wird" und das zweite: Semsä da-b-reqi'ä d-'edta126 „Die Sonne am Firmament der Kirche". Von nun an kommt das kirchliche Schisma zum Ausdruck und die unierten Chaldäer melden sich zu Wort: 'Abd-Isö' IV. Yöhannän von Gäzartä 127 , zuerst Mönch im Kloster des M Ahä und M Yöhannän in der Nähe des Dorfes MansürTya, dann vom Patriarchen M Süläqa 1554 zum Metropoliten von Gäzartä ernannt, hat 1552 unter dem Namen Eliyä eine zweite Linie des nestorianischen Patriarchats gegründet, wurde aber 1562 in Rom vom Papst Pius IV. als unierter chaldäischer Patriarch von Mosul ordiniert, gest. 11. 9. 1570. Er hat am Konzil in Tridente teilgenommen. Er ist der erste, der die Märtyrer der Union mit Rom besungen hat. 2wei Gedichte in 7silbigem Metrum hat er seinem Vorgänger M Süläqä gewidmet und seine Reise nach Rom, seine Ankunft am 18. 11. 1552, das Ablegen seines Glaubensbekenntnisses am 20. 2. 1553 mit anschließender Anerkennung durch den Papst am 20. 4. 1553 sowie sein tragisches Ende nach seiner Rückkehr nach Amida geschildert, wo er am 12. November desselben Jahres ankam, auf Veranlassung des altnestorianischen Patriarchen ins Gefängnis gesetzt und 1555 ermordet wurde. Das erste Gedicht fängt an: Subhä l-'ityä bäröyä „Lobpreisung dem schöpfenden Wesen", das zweite: Ö mä hmg sarbä hänä „Oh, wie traurig ist diese Geschichte!". Auch ein drittes Gedicht in 5silbigem Metrum hat er den 124 125 12s 127

Hss u. Ausgaben GSL 333 A. 2, ALA 526 A. 3 G. Cardahi, Op. c. 120 S. Gamil, Op. c. 152—159. B. Nasrl, Op. c. II 185. GSL 333, ALA 519—522 (mit folg. Literaturangaben: J. S. Assemani BO 1 536—542, G. Cardahi 80—83, K. dpartüte 221, R. Duval 18 A. 5, 296 A. 2., Butrus Nasrl, Dahirat al-adhän II 143—148, Yüsef Hubbi, OC 11/1966, 99—132. Yüsef ad-Dibs, Tarife Süriyä VIII, 70—73); TSA I 203 (mit ungenauen Daten).

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DIE LITERATUR DES ZEITALTERS

Märtyrern der Union mit Rom gewidmet 128 . Von ihm stammen auch merkwürdige poetische Analecta zum Lob des Papstes aus d. J . 1556 in 12silbigem Metrum 1 2 9 , sogar zum Lob des jakobitischen Patriarchen und der jakobitischen Mönche sowie auf den T o d des Abraham von Bet-Slök, zahlreiche liturgische Gedichte für Fest- und Fasttage —Sonntage des Kirchenjahres, 'Önyätä auf das Ninivitenfasten, den Stephanos-Freitag, den Heiligen Kyriakos mit einem Turgämä für seinen Festtag, Toten-Madrasê, dimissorische Hymnen und Gebete [Huttäme], ein Lobgesang [Tesböhtä] auf den Lazarus-Freitag, ein Formular der Monatsgebete u. ä. Von ihm stammt auch ein syrisches Glaubensbekenntnis und eine arabische Übersetzung der Evangelien-Perikopen 1 3 0 . Sein Gedicht über die Fremde wurde von G. Cardahi (a. a. O.) veröffentlicht. Über dieses reiche kirchlich-literarische Schaffen hinaus hat er eine grammatikalische Abhandlung über die Homonyma in 7silbigem Metrum versifiziert, die in zahlreichen Hss vorliegt 1 3 1 und von G. Hoffmann, 'Ab h d îsônis Gâzarteni Carmen heptasyllabum, de aequilitteris, Opuscula Nestoriana (Kiel 1880) S. 4 9 — 8 4 , sowie im Ktäbönä d-par tüte „Büchlein von Fragmenten" (Urmia 1898), S. 3 4 7 — 3 7 2 , veröffentlicht wurde. Von ihm stammt auch ein Me'mrä über die Seele mit zwei Gedichten 132 . I m 16. J h . lebte auch H ö r m i z Habblb Asmar 1 3 3 , als Metropolit von Ämid und Jerusalem Ëlïyâ genannt. E r war einer der fünf Bischöfe, die Yöhannän Süläqä ordiniert hat. Er lebte zuerst als Mönch im Kloster Rabbän Hormizd, dann wurde er zum Erzbischof von Ämid und Jerusalem, da das letztere Bistum bei den Ostsyrern an das Bistum von Ämid angeschlossen war. 'Abdxs'ö I V . schickte ihn als patriarchalen Boten nach Malabar. Auf dieser Reise wurde er von M Yüsep, dem

128

Hss aller drei im Vatikan (GSL 33 A. 4). Zum Inhalt siehe J. S. Assemani Op. c. I 523—534, vgl. A. Baumstark O C I 386 f., Veröffentlichung eines Gedichts bei G. Cardahi, Liber thesauri de arte poetica Syorum . . .

129

P. Bédjan, Manuel de Piété (1886) 481

f., (1893 2 ) 5 9 9 — 6 0 1 . Das Gedicht fängt

an: ö da-mhaymenïn b-had Allähä tlltäy qnüme „Oh, ihr, die an einen dreipersönlichen Gott glaubet."

130

al-Masriq 1901, S. 848.

131

GSL 333 A. 15.

182

183

ebda. A. 16; ALA 522 A 4 (Diarbekr 95).

ALA 522.

LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

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Bruder des Patriarchen Süläqä, der v o n 'Abdlso' I V . als Metropolit für M a l a b a r bestimmt wurde, und v o n zwei Dominikanern begleitet.

Er

h a t einen wichtigen geschichtlichen Bericht über die Lage der C h a l d ä e r in M a l a b a r und über das Bistum v o n Jerusalem geschrieben, den er nach seiner Rückkehr v o n M a l a b a r bei seiner weiteren Reise nach R o m 1 5 8 0 in italienischer Sprache dem K a r d i n a l C a r a f f a , dem Vertreter der chaldäischen Angelegenheiten in R o m , vorgelegt hat, als er sich dort zum Zweck der Bestätigung des Patriarchats für M Sem'ön D e n h ä befand. A u f der altnestorianischen Seite ist Sem'ön* 3 * M e t r o p o l i t v o n A m i d a , auch Y ö h a n n ä n genannt ( f um 1 5 9 0 ) geblieben, v o n dem ein Zyklus von M a r i a - und Heiligenhymnen stammt, der im J . 1 6 5 0 / 1 ins A r a bische übersetzt und durch ein weiteres Stück auf das Kreuzfest

er-

gänzt w u r d e 1 3 5 . Ü b e r den religiösen und liturgischen Dichter M a l p ä n ä S e m s ä,

Priester

des Dorfes B e ( t )

Saydäyä,

liegen keine

sicheren

D a t e n v o r . Jedenfalls scheint er spätestens dem 15. und der ersten H ä l f t e des 16. Jhs. anzugehören. Im J. 1596 verfaßte Ä d a m

' A q r ä y ä 1 3 6 eine H y m n e a u f R a b -

ban H o r m i z d . 154 135 138

J. S. Assemani, SO III/l, 600; GSL 333 f., ALA 523. Hss GSL 334 A. 1, 2 = ALA 523 A. 2, 3,; Aßfalg Nr. 33, I o (eine 'önitä) Zu diesem und den folgenden Dichtern siehe GSL 334 u. ALA 526 fF. Weitere Literatur zu Adam 'Aqräyä: G. Cardahi 102—104, R. Duval 208, S. Gamïl, K. al-'aläqät 111, Yüsef ad-Dibs, Tärilp Sürlyä 263—266, S. Sä'ig, Târih al-Môsel II 138, al-Masriq 1901, S. 850, Nasri, Dabirat al-adhän II 176—186, Tfinkdji, L'Église dialdéenne 12 f., Rafâ'ïl Bäbü Ishäq, Tärlh nasärä al-'Iräq 146 f. Zur Vita: geb. in 'Aqra von berühmten reichen Eltern, die sich um seine Erziehung kümmerten und ihn frühzeitig zur Schule schickten. Später trat er ins Kloster Rabban Hormizd ein, wo er über alle anderen derart hervorragte, daß er in zwei Jahren zum Vorstand des Klosters wurde. Von dort wurde er vom Patriarchen Éliyâ VIII. (1591—1617 nach Tisserand) als sein Sekretär und Ardiidiakon nach Mosul berufen. Als sich der Patriarch mit dem Gedanken der Übertretung zum katholisdien Glauben befaßte, verfaßte Ädam ein Kompendium, in dem er sich zu beweisen bemühte, daß es keinen Unterschied zwischen dem katholischen und dem nestorianischen Glauben gibt und der einzige Unterschied in den Namen besteht. Dann wurde er vom Patriarchen nach Rom geschickt, um sein Glaubensbekenntnis dem Papst Paulus V. vorzulegen. Dieses wurde nach langen Diskussionen in Rom anerkannt und die Union wurde beschlossen. Nach seiner Rückkehr aus Rom im J . 1615 wurde er unter dem Namen Tlmâtë'os vom Patriarchen zum Metropoliten von Ämid ernannt und entsprechend einem Brief des Papstes Paulus V. vom 8. Nisän ( = April) 1614 wurde ihm auch das Bistum von Jerusalem zugewie-

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©IE LITERATUR DES ZEITALTERS

Gabriel d-Bet-Rabbän, ein Mönch im Kloster des M Ya'qöb in der Nähe von Se'ert, schrieb im J. 1613/4 ein Lied über die Eigenschaften Gottes137. Ein anderer desselben Namens, Metropolit von Gäzartä, hat ein Lied auf das Ninivitenfasten hinterlassen138. Hinzu kommen noch einige Dichter, deren Datierung unsicher ist, die jedenfalls aber in das 17. Jh. anzusetzen sind: Bischof Yôsep v. Gäzartä u. T s mänön mit sen. Er war ein eifriger Anhänger der Union mit Rom, korrespondierte mit den nestorianischen Bischöfen, um sie zur Union mit dem apostolischen Stuhl zu bewegen, und veranlaßte zu diesem Zweck beim Patriarchen eine Synode in Ämid 1616 mit den Bischöfen von Ke'pä, Se'ert und Gäzartä. Als Ëlïyâ VIII. im J. 1617 starb, schickte sein Nachfolger Ëlïyâ IX. den Metropoliten Tïmâtë'os wiederum nach Rom mit seinem Glaubensbekenntnis. Diesmal blieb er sechs Jahre in Rom. 1622 kehrte er mit Geschenken zum Patriarchen zurück und es wurden ihm die Bistümer Nisibis und Märdin zugeteilt. Den Schwierigkeiten, die ihm die Türken verursachten, hat sein Tod an der Cholera in demselben Jahr 1622 ein Ende gemacht. Zu seinem Werk: Administrative Pflichten und Reisen ließen ihn zwar nicht viel Zeit zum Schreiben übrig, trotzdem verfaßte er aber den erwähnten Lobgesang auf Rabban Hormizd (Hs Vatikan Borgia 22, 1° aus d. J. 1705, Veröffentlichungen: G. Cardahi 102—4; Yüsep d-Qillêtâ, K. d-turgäme, Mosul 1935, 53—55), die mit ö d- etnayyab(u) „Oh ihr, die b e g e h r e t . . a n f ä n g t . Nach der Mitteilung von Estiphän Bello, dem chaldäischen Metropoliten von Aleppo, gibt es noch weitere Hss dieses Gedichtes in der Bibliothèque de Notre-Dame des Semences und in der Bibliothek von Alqos und es wurde früher am Tage des Rabban Hormizd beim Gottesdienst vor dem Lesen des Evangeliums vorgelesen (Zeitschr. an-Nagm, Mosul 1936, 228). Außerdem stammt von ihm das chaldäische Glaubensbekenntnis, das aus drei Kapiteln besteht. Das erste schrieb er im J. 1610 und es besteht in einer Harmonisierung der Lehre der Kirche des Ostens mit der der römischen Kirche. Die zwei anderen Kapitel schrieb er in den Jahren 1612—13. Eines schließt an das erste an und enthält eine Untersuchung der römisdi-katholischen Doktrin. Es ist in 6 Teile aufgeteilt, die die Einheit der göttlichen Natur, ihre Dreieinigkeit, die ewige und die zeitliche Geburt des Logos, die Einheit der Natur Christi neben seinem göttlichen und menschlichen Willen und Tun behandeln. Diesem Kapitel hat er eine Vorrede über das Primat des apostolischen Stuhles, die Ergebenheit seiner Macht und der Lehre des Hohenpriesters vorangesetzt. Das dritte Kapitel enthält eine allgemeine Widerlegung der Heräsien. Leider ist das syrische Original dieser zwei letzten Kapitel verlorengegangen und sie sind nur in der lateinischen Übersetzung erhalten geblieben, die der Kardinal Peter Stroza (Petri Strozae de dogmatibus Chaldaeorum disputatio, Romae 1617) veröffentlicht hat. 1882 hat sie Pater Smû'êl Gamïl während seines Aufenthaltes in Rom als patriarchaler Gesandter ins Syro-chaldäische übersetzt. Seine Korrespondenz mit den Führern der Kirche des Ostens ist völlig verlorengegangen. 137

Hss GSL 334 A. 9 = ALA 526 A. 4

™ In denselben Hss (GSL 334 A. 10).

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LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

einem Lied auf Christi Himmelfahrt 1 3 9 ; Q Darwls b. Hannä mit eine Sammlung von Liedern auf die Kirchweihsonntage 140 ; Yöhannän d-Bet Mär(y) Äbä mit liturgischen Gedichten 141 und 'Abd el-Masih d-Bet-Slök mit einem Gedicht auf verstorbene Diakone 142 . Patriarch YGsep II. (1667—1731 ) 143 , geb. in Tell-Kep, Bezirk Mosul, von den Eltern Gum'a und Samöni aus der Familie Ma'rüf, wurde bei der Taufe Slibä genannt. Seine Eltern sorgten um seine Erziehung und er war kaum 15 Jahre alt, als er zum Diakon ordiniert wurde. Dann ging er nach Ämid und vervollständigte seine Kenntnisse beim Patriarchen Joseph I. und aus Sympathie zu seinem Lehrer nahm er den Namen Joseph an. 1689 ordinierte ihn der Patriarch zum Priester und nach zwei Jahren erhöhte er ihn zum bischöflichen Rang und machte ihn zu seinem Gehilfen. Als Joseph I. alt, schwachsichtig und krank wurde, begab er sich nach Rom, um dort den Rest seines Lebens zu verbringen und trat 1694 vom Patriarchen thron zugunsten seines Gehilfen ab und bat den Papst Innocens XII., seinen Schüler als seinen Nachfolger zu bestätigen. Dies geschah im J. 1696 und der neue Patriarch hieß Joseph II. Seine von Baumstark (a. a. O.) erwähnte Nachdichtung zu Barhebräus aus d. J. 1697/8 stellt keineswegs seine ganze literarische Tätigkeit dar. Er verfaßte folgende Bücher: eine katholischdogmatische Schrift Mahzltä marrlqtä ,Ein klarer Spiegel", in der er zu beweisen versuchte, daß die katholische Kirche ein Haupt aller Kirchen und der Papst ein gemeinsamer Vater aller Christen und diese Kirche in den Glaubensfragen unfehlbar ist; gleichzeitig polemisiert er in dieser Schrift gegen andere Religionen; 1430 weiter ein „Kommentar der 1 1 0 Hss ebda. A. 12. Hss GSL 334 A. 11 Hss ebda. A. 13—14 = ALA 538 A. 1—2. 1 4 2 Hs GSL 1. c. A. 15 = ALA 1. c. A. 3. 143 ALA 531—533 (Literaturangaben: al-Masriq 1901, 850, B. Nasri, Dahlrat aladhän II 235—239, J. Tfinkdji, L'Eglise Chaldeenne 11, S. Gamll, K. al-'aläqät 213, Y. ad-Dibs, TärlJj Sürlyä 267—271, R. Bäbü Ishäq, Tärih nasärä l-'Iräq 145, E. Tisserant übers, v. S. Sä'ig, al-Kanisa al-kaldänlya 171). In GSL 330 k u r z erwähnt (Hss A. 4). Bei Mingana I, S. 1217, wird sein Todesjahr als 1714 angegeben. I 4 3 a D e r syr. Text des ersten Kapitels wurde mit lateinisdier Obers, von Samuel Jamil in „Documenta relationum inter S. Sedem, Apostolicam et Assyriorum Orientalium seu Chaldaeorum Ecclesiam" (Bessarione 4—14, Rom 1898—1903, siehe G. Moss, 937 f.) herausgegeben. Bei Mingana I, S. 147, werden ihm audi die 27 Kanons, die vom Ordinanden der römischen Kirche rezitiert werden sollen (Hs i i , fo. 48 bis 57 b), zugeschrieben. 130

141

DIE LITERATUR DES ZEITALTERS

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Mysterien", und ein Buch über die geistige Wandlung, das er MagnäfisUi „Magnet" benannt hat, und das 1910 in der Druckerei des M Torna SlThä in Indien herausgegeben wurde. Außerdem hat er die Synodalberichte und Gesetze bis zu seiner Zeit aus dem Arabischen ins Syrische übersetzt, deren arabische Übersetzung sich auf ein lateinisches Original stütze. Seine syrische Version, in der man von 11 Synoden bis zur Synode von Florenz spricht, wurde von P. Bedjan, Sünhädü tebelyätä heda'sre be-päsiqätä Compendium Consiliorum Oecumenicorum undecim (Parisiis-Leipzig 1888, 2. 241, 1 S.) herausgegeben. Weiter stammen von ihm Gedichte zum Lob der Einsamkeit und des monastischen Lebens mit zahlreichen anderen Gedichten und Gebeten zu einigen Festtagen, die es früher bei den Chaldäern nicht gab, wie das Fest der Beschneidung, des Frohnleichnams, des Herzens Jesu, der Darstellung Jesu im Tempel (das sogenannte Simeonfest), des Märtyrers Pityön, weiter die Maria-Feste (: ihre Geburt, ihre Verkündigung, Elisabeths Besuch bei Maria, das Töten der Kinder, Marias Himmelfahrt, der Tag ihres Verlobten Joseph), der Tag der Heiligen Barbara, des Heiligen Niqölä'ös u. ä. Leider tragen diese Gedichte deutliche Zeichen einer Verfallsperiode und sind mit der Ausdrucksweise des goldenen Zeitalters der syrischen Literatur keineswegs zu messen. Die von ihm gewählten Ausdrücke sind oft schwachsinnig und unpassend. Ähnlichen Charakter tragen seine Reformen des chaldäischen Rituals, die Auslassung alter Feste und alter ritueller Texte, die er durch neue, oberflächliche ersetzt hat, die der Stärke der Ausdrucksweise der klassischen Autoren nachbleiben. Außerdem übersetzte er einige Bücher aus dem Arabischen ins Syro-chaldäische, wie K. farah as-siddlqln „Die Freude der Gerechten", Talb al-hit'a „Die Suche der Sünde" Misbäh an-nür „Die Leuchte", und K. al-mantiq145 „Das Buch der Logik", zu denen er einige kurze Erklärungen hinzugefügt hat. Ursprünglich in arabischer Sprache verfaßte er einen Katechismus der römisch-kirchlichen Doktrin, den er unter dem üblichen Katechismentitel Yülpänä 146 mslhäyä „Christliche Doktrin" ins Syrische übersetzt hat. Anderer144 145

146

Hs Mingana 487 (um 1820, auf 152 fos.) u . 490 (J. 1810, 178 fos.) Ktäbä d-'isägögi Hs Mingana 433, fo. 26 a—33 a mit seinem Kommentar, ebda., fo. 33 a—63 a. Hs Mingana 51, fo. 85 b—95 b.

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LITERATUR D E R N A C H M O N G O L I S C H E N ZEIT

seits hat er priesterliche Gebete und liturgische Stücke aus dem Syrischen ins Arabische übersetzt. 147 Q Kidr Mösiäyä (1679—1751)148, Sohn des Maqdlsl Hormiz, geb. in Mosul im November 1679, anfangs nestorianischer Religion, ein guter Kenner der arabischen, syrischen und türkischen Sprache, wurde zum Priester ordiniert und eröffnete eine Schule in Mosul, zu der viele Schüler nicht nur aus derselben Stadt, sondern auch aus Kirkük und sogar aus Bagdad strömten. Unter ihnen waren auch die Neffen des nestorianischen Patriarchen Elia Marükl (1700—1722). Ungefähr 30 Jahre führte er mit Begeisterung den nestorianischen Unterricht an dieser Schule, bis 1718 ein Maronit vom Collegium de propagande fide, Andreas Alexander, auf seiner Suche nach orientalischen Handschriften für die Vatikan-Bibliothek nach Mosul kam und sich als Gast in seinem Haus niederließ. Dies war einer der Gründe, warum er nach langen Diskussionen zum katholischen Glauben übergetreten ist. Durch den erwähnten Maroniten schickte er sein Glaubensbekenntnis nach Rom und bat um die Sendung eines katholischen Priesters zum Unterricht der Christen in Mosul. Die Weiterentwicklung verlief sehr dramatisch und verursachte dem Q Kidr große Schwierigkeiten und Verfolgungen. Am Weihnachtsfest 1722 wurde Elia X. (nach Tisserand: XII.) Denhä zum nestorianischen Patriarchen im Kloster Rabban Hormlzd geweiht. Zu dieser Gelegenheit schickte der chaldäische Patriarch Yüsef III., der in Ämid residierte, den Metropoliten Basilius 'Abd el-Ahad, um dem neuen Patriarchen zu gratulieren und ihn gleichzeitig zur Übertretung zum katholischen Glauben zu überreden. Bei seiner Ankunft in Mosul verbreitete sich die Nachricht, daß er die Vollmacht mitbringt, den Q Kidr zum Bischof von Mosul zu ernennen. Es entstand eine Aufregung unter den Nestorianern und sie wollten Basilius ermorden, so daß er sich durch die Flucht retten mußte, ohne zur Gratulation dem Patriarchen zum Kloster Rabban Hormlzd gehen zu können. Q Kidr versteckte sich ein 147

148

Karsüni-Hs Mingana 78, fo. 1—25, und vielleicht auch einige andere Stücke in ders. Hs geschrieben noch zur Lebzeit dieses Patriarchen um 1710. ALA 533—537 (Literatur: B. Nasri u. A. Scher, al-Masriq 1901, 852, L. Cheikho, ebda. 1910, 852, B. Nasri, Dahlrat al-adhän II 315—317, an-Nagm (Mosul) 1936, 258—264, 294—298, 340—344, Rev. Fousti, O C P 10/1944, 45—90, R. Bäbü Ishäq, Tarif} nasärä l-'Iräq 146, S. Sä'ig, Tarif} al-Mausil III, 121); A. Scher, JA 1907, 408.

D I E LITERATUR DES ZEITALTERS

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Jahr in Mosul, und als er vom nestorianischen Patriarchen auf Wunsch seiner rebellierenden Gläubigen exkomminiziert wurde und den Leuten verboten wurde, ihre Kinder in seine Schule zu schicken, versuchte er erfolglos mit dem Patriarchen zu verhandeln. Der Patriarch verlangte von ihm, die römische Kirche zu verwerfen und zum nestorianischen Glauben zurückzukehren. Als sich Q Kidr dagegen weigerte, war er gezwungen, im August 1724 aus Mosul nach Märdin zu flüchten, wo er über 5 Monate verbracht hat und in der Begleitung des § Girgls am 24.2. 1725 nach Aleppo weiterzog. Von dort begaben sich beide nach Rom, wo sie am 27. 8. 1725 eintrafen und sich bei dem syrischen Bischof Athanasius Safar al-'Attär niederließen. Sie wurden vom Papst Benedictas XIII. empfangen und S Girgls wurde zum Studium am Päpstlichen Institut zugelassen, mußte aber 1729 infolge seiner plötzlichen Erkrankung in den Orient zurückkehren. Aber Q Kidr blieb in Rom, widmete sich der Bekämpfung des Nestorianismus und wurde beim apostolischen Stuhl mit den nestorianischen und chaldäischen Angelegenheiten beauftragt. Seine reichen Kenntnisse der syrischen Literatur und der orientalischen Traditionen sind auch dem maronitischen Gelehrten Joseph Simeon Assemani zugute gekommen. Durch seinen Einfluß bewirkte er, daß der Patriarch Denhä (1722—1778) schon im J. 1726 ein Glaubensbekenntnis nach Rom geschickt hat. Dieses war aber mit nestorianischen Doktrinen belastet. Am 1. 10. 1735 schickte der Patriarch ein zweites Glaubensbekenntnis, aber auch dieses war nicht frei von nestorianischer Lehre. Daraufhin beschloß Rom, ihm ein Glaubensbekenntnis des Papstes Urbanus VIII. in lateinischer und arabischer Sprache mit syrischer Ubersetzung des Q Kidr zuzuschicken. Der Patriarch hat sich aber für diese Fassung nicht entschlossen und wankte bis zu seinem Tod im J. 1778. Q Kidr wirkte auch an der Entsendung der dominikanischen Väter nach Mosul, wo sie im J. 1750 ihre Missionsstation eingerichtet haben. Q Kidr starb am 30. 12. 1751 im Alter von 73 Jahren. 149 Seine Bücher und Manuskripte vertraute er dem Q Yüsef Behnäm aus Mosul an, der damals in Rom studierte. Sein dreisprachiges Wörterbuch übergab er dem Collegium de propaganda fide zur Veröffentlichung, es wurde aber nie veröffentlicht. Ähnliches Schicksal hat auch seine anderen 149

Die frühere Datierung seines Todes im J. 1755 durch B. Nasri, A. Scher und L. Cheikho (a. a. O.) und andere, die ihnen gefolgt sind, erweist sich als irrtümlich.

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LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

Manuskripte betroffen, die glücklicherweise in die Vatikan-Bibliothek und in die Bibliothèque Nationale in Paris gelangt sind. Vor seiner Reise nach Rom schrieb Q Kidr viele Më'mrë, TotenMadräse und Turgäme, die unveröffentlicht geblieben sind. Seine TotenMadräse und Bußgedichte sind im Gebrauch bei den Chaldäern sowie bei orthodoxen Syrern. Er hat aus dem Arabischen ein Buch Abâtïl al-'älam „Die Nichtigkeiten der W e l t " ins Syrische übersetzt, das von einem Franziskaner verfaßt wurde. Außerdem verfaßte er drei akrostichische Huttäme und ein Rosarium-Gedicht, das er in Aleppo geschrieben und nach Rom mitgenommen hat. Nach seiner Ankunft in Rom schrieb er zahlreiche Bücher und übersetzte einige ins Syrische, darunter eine Schrift, die Athanasius Safar al-'Attär, Metropolit von Märdln, über die Erhabenheit der Kirche und ihre Einheit geschrieben hat, sowie ein Kompendium der christlichen Lehre von Maximian Kabüsl. Er vollendete ein arabisch-syrisches Lexikon, von dem er mehrere Abschriften gemacht hat 1 5 0 und ein großes dreisprachiges arabisch-chaldäisch-türkisches Lexikon in zwei dicken Bänden 1 3 1 . Außerdem schrieb er Briefe, darunter einen syro-chaldäischen vom 4. 5. 1734 an den Patriarchen Ëlïyâ Denhä 1 5 2 und zwei arabische 153 , und übersetzte Bellarmino's „Dottrina Christiana" ins Arabische 154 , die Einführung zur Andacht des Heiligen Francis Salez ins Syro-chaldäische 155 und das Buch der Admonitionen, eine pietistische Sammlung des Metropoliten Girgïs, des Direktors des maronitischen Kollegs in Rom, aus dem Arabischen ins Syrische 156 . R a f â ' ï l Bäbü Ishäq 157 zufolge stammt von ihm auch eine Übersetzung von „De imitatione Christi" des Thomas a Kempis und dem Metropoliten Soleymän Sä'ig nach auch eine arabische Übersetzung der 150 151

152

153 154 155 156 157

Hss Paris syr. 256, Vatikan ar. 493, syr. 195. Hss Mardin 75, Vatikan ar. 1575. Beschreibung bei S. Sä'ig in Zeitschr. an-Nagm, Mosul 1936, S. 258—264, 294—298, 340—344. Die vollständigste Hs befindet sich im Kloster Sarfe in Libanon (1081 u. 1113 fos.). herausg., übers., und kommentiert von J. M. Voste, Kas Rheder Maqdassi à Élie XII., Patriarche nestorien d'Alqos, Le Muséon 50/1937, 353—365. Hs. Mingana 246, fo, 137 b—139 a (unvollständig), vgl. fo. 141 b—145 b. Mingana 246, fo. 139 b (unvollständig), fo. 140 b—141 b. Hs Paris syr. 279. Hs Vatikan Borgia 6. Hs Paris syr. 218. Tarifa nasârêi l-'Irâq 146.

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D I E LITERATUR DES ZEITALTERS

Vita des Heiligen Mlkä'el, des Freundes der Engel, aus d. J. 1720, die im Buch der Vitae sanctorum 1796 in Mosul abgedruckt wurde. Ihm wird auch eine kurze syrische chronologische Aufzählung der Jahre von Adam bis zu seiner Zeit 158 und ein arabisches Turgäm für Palmsonntag 159 zugeschrieben. Von ihm stammen auch zahlreiche arabische Lobgedichte160. Im 18. Jh. lebte und wirkte S Giwargis Sä'yeg161, geb. in Mosul um die Mitte des Jahrhunderts in einer Zeit, in der die Bewegung der Union mit Rom so stark zugenommen hat, daß einige sogar daran dachten, den östlichen syrischen Ritus gegen starke Opposition durch den westlichen lateinischen zu ersetzen. § Giwargis gehörte in diesen Kampf zur Opposition, die die alten orientalischen Riten verteidigte, obwohl er zu den Anhängern der Union gehörte. 1783 verfaßte er eine Abhandlung in der er die Trogressisten' und ihre unberechtigte Neigung zu fremden Riten auf Kosten der alten einheimischen scharf kritisierte. Für die Kenntnis der damaligen Lage der Ostkirche und ihrer alten Riten und Bräuche ist diese Abhandlung äußerst wichtig. Q Yüsep Abraham d-Räwandüz (1750—1832)162, geb. in Räwandüz im Nord-Irak, ist in seiner Jugend mit seiner Familie nach 'Aynkäwä, Bezirk Arbel, umgezogen. Nach seiner Heirat wurde er zum Priester ordiniert. Als 'Aynkäwä, Saqläwä und die ganze Umgebung im J. 1779 zum Katholizismus übertrat, nahm er auch den katholischen Glauben an und wurde zum Metropoliten. 1797 wurde er mit Q Hormiz Bekä'nä 'ArmütT nach Malabar geschickt, wo er fünf Jahre verbracht hat und von dort nach Kirkük zurückgekehrt ist. Nach dem Tod des Q Yüsef Moseläyä, des Priesters von Bagdad, wurde er zu seinem Nachfolger bestimmt. In seinen Tagen erlitt Yönän von Kirkük den Märtyrertod in Bagdad unter Soleymän Päsä Küleh und auch sein eigenes 158 159

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161

162

H s Mingana 246, fo. 139 b—140 b. Hs Mingana 363, fo. 51 a—55 b. In dieser Hs wird er noch als nestorianischer Priester bezeidinet. Ein Lobgedicht auf die Jungfrau Maria wurde in al-Masriq 1904, 109 f., veröffentlicht. ALA 538 f. (B. Nasrl u. A. Scher), al-Masriq 1901, 853 f., S. Sä'ig, Tarifr alMausil III, 131 f. ALA 539 f. (al Masriq 1901, 852 f., B. Nasrl, Ishäq, Tärlh nasärä l-'Iraq 147—148).

Dajoirat al-adhän

II 397, R. Bäbü

48

LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

Leben ist in seinen letzten Tagen schwierig geworden. In der Kirche restaurierte er die vernachlässigte Ordnung. Er schrieb Gedichte in der türkischen Sprache, Toten-Madräse sowei ein Klagelied über den erwähnten Märtyrer Yönän in der syrischen Sprache. Er verfaßte ein Wörterbuch des Altsyrischen und der neusyrischen Umgangssprache und eine syrische Grammatik und übersetzte Yäqüt al-kahana „Hyazinth der Priester" und Mlzän az-zamän „Die Waage der Zeit" sowie ein Buch der Meditationen über die Leiden Christi, ein anderes über die Höllenstrafen, die zweite Epistel Petri, die zweite und dritte Epistel Johannis, die Epistel Judas aus dem Arabischen ins Syrische und das erwähnte Buch Yäqüt al-kahana „Hyazinth der Priester" und Mlzän az-zamän „Die Waage der Zeit" sowie den Kommentar der Mysterien des Patriarchen Joseph II. Ma'rüf aus dem Syrischen ins Türkische. Von ihm stammt auch eine türkische Übersetzung der epistolischen Perikopen und des Buches „Die Nichtigkeiten der Welt". c) Aus der S c h u l e v o n A l q o s 163 sind mehrere Dichter zu nennen. Einige verwenden schon nicht nur die alte Sprache, sondern auch ihren neusyrischen Mutterdialekt. Einer der wichtigsten und berühmtesten ist Q Isrä'el Alqösäyä (geb. 1541, gest. nach 1610)164, Sohn des Q Hormlzd v. Alqos, der in beiden Sprachen gedichtet hat, und dessen neusyrische Gedichte zu den ersten und ältesten gehören, deren Handschriften von E. Sachau nach Europa gebracht wurden. Von ihm stammt eine Rezension des nestorianischen Kalenders, die sich am Ende einer Liturgien-Hs. 165 befindet, und nach einem altsyrischen Bußgedicht im J. 1590/1166 und nach ähnlichen neusyrischen im J. 1609/10 datiert werden kann. Die letzteren fangen folgendermaßen an: Subhä l-'ltyä mtömäyä „Lob sei dem ewigen Wesen", Ba-smeh d-'äbä hannänä „Im Namen des barmherzigen Vaters." Beide stammen aus dem J. 1922 der seleukidischen Ära ( = 1609/10 n. Chr.). In derselben von Sachau erworbenen Hs steht noch ein drittes neusyrisches Gedicht, das mit 163 164

GSL 334 f. GSL a.a.O., ALA 523—525 (mit weiteren Literaturangaben: G. Cardahi 96 bis 100, S. Sä'ig, TäriJ} al-Mausil II 138, B. Nasri Dahirat al-adhän II 186, Rafä'il

Bäbü Ishäq, Tarih nasärä l-Iräq 147).

165 Notre-Dame des Semences 61 (nach Baumstark GSL, S. 334 A. 16), 120 (nach Voste, S. 47). Die Hs. ist datiert 17. April 2016 d. seleuk. Ära ( = 1705 Chr.) 166 Notre-Dame des Sem. 318, 3° (Voste, S. 114)

DIE LITERATUR DES ZEITALTERS

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Ba-smä da-tlltäyütä „Im Namen der Dreieinigkeit" anfängt und seleuk. 1943 ( = Chr. 1630/1) datiert wird. 167 Größer scheint aber seine literarische Betätigung noch in der alten Sprache zu sein, in der er eine Menge von Dimissorien (huttäme)168 und Toten-Madräse geschrieben hat. Auch eine Homilie (turgämä) von ihm ist erhalten geblieben.169 Ähnlich fruchtbar war sein Enkel, Q Giwargls Alqösäyä (f 1700?)170, von dem nicht nur mannigfaltige liturgische Gedichte und Turgäme, sondern auch zwei epische Gedichte über das Wirken des Apostels Adday in Edessa und des Apostels Thomas in Indien 171 stammen. 172 In der alten Sprache schrieb auch Q Yosep b. Q Qüryäqös 173 (Kyriakos) Toten-Madräse und ein Turgämä über Mikä, einen legendären Schüler des heiligen Eugenios. Ein Huttämä ist von Q Yaldä 174 erhalten geblieben, der wohl mit dem von P. Sarmas (I 260) angeführten Kopisten Q Yaldä Alqösäyä, der 1699 K. d-sapplrüt dubbäre — ein Buch der Ethik des Bar-Zö'bi, abgeschrieben hat und vielleicht auch mit dem Kopisten der MinganaHs 227 (aus d. J. 1706) identisch ist. 167

Zu allen drei siehe Lidzbarski, Op. c. I, S. X I (/S/5). Das Bußgedicht befindet sich

auch im K. d-dürikyätä, Notre-Dame des Sem. Hs. Nr. 320, 1° aus d. J. 1924 168

,co

(Voste, S. 120). Drei befinden sich in einer Huttäme-Sammhing-, Notre-Dame des Semences 93 (Kat. Voste, S. 39), drei andere in Hs 140 (Voste, S. 52). Siehe GSL 335. Weitere Hss Mingana 20 fo. 50 b—54 a (eine 'önitä: 'Ityä gnlzä wa-m'sabbBhä „Verborgenes und gepriesenes Wesen") = 28, fo. 86 b—93 a, fo. 118 b—123 a (ein Turgämä nb. einem anderen anonymen), 130, fo. 209 b—215 a

('önitä, s. ob.), 338, fo. 78 a—80 a (akrostichisches Huttämä), 570, fo. 105 a—107 (drei Toten-Madrase).

ALA 529 f. (weitere Literatur: S. $ä'ig, Täri}} al-Mausil II 159, R. 1. Bäbü, Täril} nasärä l-'Iräq 147). Zur Vita: geb. im ersten Viertel des 17. Jhs. und hat

171

172

173 174

wahrscheinlich schon bei seinem Großvater angefangen, Syrisch zu lernen. Nach Sä'ig (a. a. O.) war er auch ein Meister der arabischen Poesie und hat mehrere arabische Gedichtformen ins Syrische eingeführt. Das zweite wurde von G. Cardahi, 130—135, u. von Yosep d-Qilletä in K. d-turgäme 62—64 veröffentlidit. Hs GSL A. 5—10, weiter Mingana 129, fo. 74 b, 110 a (Sögyätä), 130, fo. 177 b bis 179 b ('Önitä auf den Heiligen Thomas), fo. 215 b—221 a ('Onitä-Gebet), 197, fo. 169 a—172 b (ein Me'mrä auf die Taufe aus d. J. 1689, Hs aus d. J. 1928),

210, fo. 267 a (Sögitä). ALA 530.

GSL 335, GSL 1. c.

4 Macudi, Spät- und neusyr. Lit.

50

LITERATUR DER N A C H M O N G O L I S C H E N ZEIT

Im 18. Jh. lebte Habas b. Gam'ä, der eine syrische Chronik der Belagerung von Mosul durch die Perser geschrieben hat, die von H. Pognon unter dem Titel „Chronique syriaque relative au siège de Mossoul par les Persans en 1743" in: Florilegium... dédié à Monsieur le Marquis Melchior de Vogûé (Paris 1909), S. 489—503 veröffentlicht wurde. Obwohl wir mit der Schule von Alqos schon an der Schwelle der Felllhï-Literatur und damit des neusyrischen Schrifttums in der Umgangssprache stehen, wird die alte Sprache auch weiter gepflegt. Die Abschreibertätigkeit ist zwar viel größer als die Originalschöpfung, doch hat auch die letztere bis zur Neuzeit nicht völlig aufgehört. Nach den am Ende des vorigen Jahrhunderts in der Bibliothek des Museums des amerikanischen College in Urmia vorhandenen Hss hat ein Ösa'nä Sä(h)rö 17S ein Verzeichnis der Abschreiber und der abgeschriebenen altsyrischen Werke von 1500 bis zum Ende des vor. Jhs. zusammengestellt, das 232 Kopistennamen enthält, 1898 in Urmia veröffentlicht und von P. Sarmas (II 257—268) wieder abgedruckt wurde. Ähnliche Listen lassen sich aus allen Handschriftensammlungen in der Welt herstellen und die Abschreibernamen würden nur bei den erhalten gebliebenen Hss der letzten fünf Jahrhunderte mehrere Tausende übersteigen. d) Die Darstellung der literarischen Tätigkeit dieses Zeitalters wäre ohne Erwähnung der m a r o n i t i s c h e n L i t e r a t e n des 17. u. 18. Jhs. nicht vollständig. Die libanesischen Maroniten, ursprünglich Monotheleten, sind mehr als andere Syrer mit den Kreuzfahrern in Kontakt gekommen und haben schon 1181 eine Union mit der römischen Kirche vollzogen 176 , der sie in ihrer ganzen weiteren Geschichte treu 175

178

bei Macomber umschrieben.

(ZDMG,

Suppl.

I, 2,

1969, 478 A . 34)

einfach als O .

Sarau

Siehe W. Strothmann, Die A n f ä n g e der syrischen Studien in E u r o p a (1971), 1 ff. Schon in der ersten H ä l f t e des 16. Jhs. fing m a n in Italien an, syrische T e x t e und d-qurräbä a(y)k Grammatiken zu drucken. 1592—94 erschien in R o m Ktäbä 'yädä d-Märönäye „Missale dialdaicum iuxta ritum Ecclesiae nationis M a r o n i t a r u m " , das 1604 und 1608 weitere Ausgaben erreicht h a t ; 1596 folgte Ktäb tesmestä d-qurräbä a(y)k 'yädä d-Märönäye „Liber Ministri Missae iuxta ritum Ecclesiae nationis M a r o n i t a r u m " (syrisch-arabisch) usw. Dieses maronitische Ritual hat in E u r o p a zahlreiche Ausgaben erreicht. I m 18. J h . besorgte ' A b d Allah, Erzbischof von Aleppo, eine revidierte Ausgabe Ktäbä d-tesmestä d-qurräbä a(y)k 'yädä d'edtä qaddistä anfiyöketä d-Süryäye märönäyd „Diaconale Syriacum iuxta ritum

DIE LITERATUR DES ZEITALTERS

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geblieben sind. Ihre frühere literarische Schöpfung war zwar nicht so ausgiebig wie die der Jakobiten und Nestorianer, sie retten aber die literarische Ehre des syr. Christentums im Zeitalter seines geistigen und literarischen Verfalls. Nach den schon von Baumstark 177 erwähnten Namen des Theophilos von Edessa (f 15. 7. 785) und Yöhannän Märön (625—707) fängt die eigentliche maronitische Literatur erst im 16.—17. Jh. an. Patriarch Müsä al-'Akkârï (f 1567)178 verfaßte zwei syrische Më'mrë, eine über seine Reise nach Rom und das andere über Joseph, Sohn Jakobs. Butrus al-MatüsI (1569—1625)179, geb. im Dorfe Matüs auf der Insel Zypern, wurde um 1584 vom Patriarchen Sargls ar-Rizzï zum Studium im maronitischen Kolleg nach Rom geschickt. Dort schloß er sich an die Societas Jesu an und wurde Lehrer am Collegium Romanum. Er wurde beauftragt, zusammen mit dem Chaldäer Ädam 'Aqräyä eine Reise in den Orient zu unternehmen, um den nestorianischen Patriarchen zur Union mit Rom zu bewegen. Er ist un verrichteter Dinge 1622 nach Rom zurückgekehrt. Mit Hilfe des Heiligen Bellarmino und anderer Gelehrter bereitete er die maronitischen Verordnungen zum Druck vor. 1622 veröffentlichte er in Rom einige Më'mrë über den Heiligen Aprëm und in seinem Todesjahr erschien in derselben Stadt seine syrische Grammatik. Ein Teil eines Lobgedichtes von ihm wurde von G. Cardahi (Op. c. 189) veröffentlicht.

177 178 179

Ecclesiae Antiodienae nationis Maronitarum", Romae 1736, der 1763 eine weitere revidierte Ausgabe von T'ümä b. Madlag folgte. Im 17. Jh. wurde es zum Teil von Abbé Morel ins Französische und vom Französischen ins Spanische übersetzt: „La Santa Missa de los Caldeos, y de los Maronitas del Monte Libano, Traducido de Siriaco en Francès y de Francès en Castellano", Madrid 1701. (C. Moss 651 f.) Merkwürdig ist die Bezeichnung der Maroniten als „Chaldäer". Als chaldäisches Alphabet galt anfangs in Rom das westsyrische jakobitische, nicht das ostsyrische, nestorianische, vgl. „Alphabetum Chaldaicum, cum Oratione Dominicali, Salutatione Angelica, et Salutatio ad Virginem Mariam, Latina et Chaldaica lingua compositis et impressis", Romae 1634 (9 S.), 2. Ausg. Romae 1636 (13 S.) u. ä. GSL 341 f., vgl. ALA 639—642. ALA 642 f. ALA (Literatur: P. Raphaël, Le rôle du collège maronite, Beyrouth 1950, 99 f.; L. Cheikho, at-Tä'ija al-mârûnïya wa-l-gam'ïya al-yasû'ïya, Beirut 1923, 108; Y. Dibs, Târïh al-Mawärina 380 f.; ders. Târïb Siiriyä VII 326 f., B. Gâlib, Hayât al batriyark 'Amlra, Beirut 1924, 326 f.; Cardahi 188 f.).

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LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

Jöhannä al-Hasrüm (f 1626)180, geb. in Hasrün in der zweiten Hälfte des 16. Jhs., wurde 1603 ins maronitische Kolleg nach Rom geschickt, wo er seine Kenntnisse der orientalischen Sprachen vervollkommnete. Von dort zog er nach Paris, wo er im Auftrag des Königs arabisdie, syrische und türkische Bücher ins Lateinische übersetzte. 1622 kehrte er nach Rom und von dort nach Libanon zurück, wo er zum Priester ordiniert wurde. 1625 schickte ihn der Patriarch Jöhannä Mahlüf nach Rom, um dem neuen Papst Urbanus VIII. zu beglückwünschen. Nach seiner Rückkehr machte ihn der Patriarch zum Metropoliten und seinem Gehilfen, er starb aber vier Monate danach und wurde in Hasrün beigesetzt. Er war vor allem als Übersetzer aus dem Syrischen ins Lateinische tätig. Neben den Büchern übersetzte er Briefe und Urkunden, die zwischen dem apostolischen Stuhl und dem nestorianischen Patriarchen ausgetauscht wurden. Angeblich hat er auch den Pentateuch und die sog. salomonischen Schriften aus dem Syrischen ins Lateinische übersetzt. Kurz nach ihm übersetzte Hüri Nasr-Alläh b. 181 Salaq das Buch Hiob aus dem Syrischen ins Lateinische . Bischof Sarkïs ar-Rizzï (1572—1638)182, Bruder des Patriarchen Yüsef ar-Rizzï, geb. in Bäqüfä (Libanon), wurde zum Studium nach Rom geschickt. Aber schon 1590 rief ihn sein Onkel, der Patriarch Sarkïs, um ihn in die Gemeinde Antonia (Libanon) einzusetzen. 1600 wurde er von seinem Bruder, dem Patriarchen Yüsef, zum Metropoliten von Damaskus ordiniert und 1602 als Bote zum Papst Paulus V. nach Rom entsandt, wo er bis zu seinem Tod geblieben ist. Er legte seine syrische Abschrift der Bibel dem erwähnten Papst vor, dem sie sehr gefallen hat und von den Gelehrten als die schönste Hs überhaupt angesehen und in der Vatikan-Bibliothek aufbewahrt worden ist. In Rom betreute er auch den Druck verschiedener maronitischer Liturgiebücher, die im J. 1625 gedruckt wurden, und untersuchte arabische Bibelhandschriften und verglich sie mit dem lateinischen Vulgata-Text. Das Ergeb188

181 182

ALA 644 (Literatur: P. Raphaël, Le rôle du collège maronite 96 f. Y. Dibs Tarifa al-mawärina 370 f., Tarifa Süriyä VII 316 f., L. Cheikho, at-Tä'ifa almärüniya ... 106; al-Masriq XVIII 543, X X 728). ALA 645 (ohne jeglidie weitere Angabe). ebda. (Literatur: Raphaël, Le rôle du collège m a r o n i t e . . 9 4 f., Y. ad-Dibs, Tarifa al-mawärina 429; al-Masriq IV 327, X X 725, XXII 590, XXXIII 516, XXXVIII 267; Tarräzi, Asdaq ma kän II 206).

D I E LITERATUR DES ZEITALTERS

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nis der letzteren Arbeit bestand in drei großen Bänden, die in der Pariser Biblia Polyglotta 1628 gedruckt worden sind. Daneben widmete er sich auch der Arbeit auf dem Gebiet der syrischen Grammatik und veröffentlichte mit Isaac Sciadrensis Ktâbâ mettül sarwâyê d-lessânâ suryâyâ „Rudimentum syriacum", Romae 1618 (91 S.). Das Buch enthält die syrischen Elementarregeln in arabischer Sprache gedruckt mit syrischen Buchstaben mit einer Chrestomathie aus Gebeten, Psalmen und anderen liturgischen Stücken. Von unserem Sarkïs ar-Rizzï == Sergius Risius, Erzbischof von Damaskus, stammt ein arabischer Genehmigungstext in syrischen Buchstaben.183. Patriarch Girgïs 'Amïra al-Ahdanï (f 1644) 184, geb. in der zweiten Hälfte des 16. Jhs. im Dorfe Ahdan, wurde von seinen Eltern, seinem Onkel Q Ya'qüb ad-Duwayhï anvertraut, der sich um seine Ausbildung in der arabischen und syrischen Sprache kümmerte. Im J. 1584 schickte ihn der Patriarch Sarkïs ar-Rizzï nach Rom. Er kehrte 1595 nach Libanon zurück und wurde zum Priester geweiht. 1600 wurde er zum Metropoliten von Ahdan, 1633 zum Patriarchen. Er starb 1644 und wurde in Qannûbïn beigesetzt. Während seines Aufenthaltes in Rom hat er die Veröffentlichung eines maronitischen Meßrituals betreut, das 1594 erschienen ist und zu dem er eine Biographie des M Yöhannän Märön in der Ubersetzung von Georgius Carmeniensis, Midiael Ednith und Gabriel Sionita hinzugefügt hat. 185 1596 veröffentlichte er seine lateinische Grammatik der syrischen Sprache. Gabrâ'ïl as-Sihyönl al-Ahdanï (1577—1648)186, geb. im Dorfe Ahdan, wurde frühzeitig vom Patriarchen Sarkïs ar-Rizzï zum Studium im maronitischen Kolleg nach Rom geschickt. Nach dem Abschluß seines Studiums unterrichtete er Arabisch und Syrisch im Weisheitskolleg in 183 184

185

186

Siehe C. Moss 501. ALA 646 (Literatur: Assemani, BO I 552; Y. ad-Dibs, Tari h al-mawärina 353—356, Tärih Süriyä VII 299—302; Raphaël, Le rôle du collège maronite 93-f., al Masriq X X 726, X X I I 3 4 1 . . . ) . Es handelt sich um Ktâbâ d-qurrâbâ a(y)k 'yâdâ dB-Marônâyê „Missale dialdaicum iuxta ritum ecclesiae nationis Maronitarum", In typographia Medicea, Romae 1592—4 (268, 9); C. Moss 651. ALA 646—648 (Literatur: Raphaël, Le rôle du collège maronite 73—75; Y. adDibs, Tarifc al-mawârina 382, Tärifo Süriyä VII 382 f.; al-Masriq III 83, X V 400, X X X V 253.

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LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

Rom, später in Venedig bis 1614. Dann verreiste er nach Paris, wo er zwei Jahre verbracht hat, 1617 kehrte er nach Rom und wieder nach Paris zurück. 1620 wurde er zum Malpänä ernannt, 1622 zum Priester ordiniert. In Paris bemühte er sich mit Hilfe von Yöhannä al-Hasrüni und Ibrahim al-Häqilläni eine Polygraphie zu gründen. Er allein hat einen größeren Teil der Heiligen Schrift aus syrischen Hss, die zu ihm aus dem Orient gelangt sind, ins Lateinische übersetzt. Seine Arbeit wurde zwar durch Neid und Schikanen seiner Feinde gestört, trotzdem gelang es ihm aber, die meisten Teile der Pariser Polyglotta unter seinem Namen zu veröffentlichen. Zum Ende seines Lebens litt er an körperlicher Schwäche und Erblindung. Er wirkte an der von Girgis 'Amlra al-Ahdam veröffentlichten Übersetzung des Yöhannän Märön (S. 53) mit. Weiter veröffentlichte er: ein maronitisches Meßritual mit arabischer Ubersetzung in syrischen Buchstaben ( K . d-tesmestä a[-y]k 'yädä dMärönaye „Liber ministri missae iuxta ritum ecclesiae nationis Maronitarum", Romae 1596, [6, 280 S.]); eine lateinische Ubersetzung des Psittä-Psalters (Liber Psalmorum Davidis regis et prophetae, Ex idiomate Syro in Latinum translatus a Gabriele Sionita . . . [ mit dem Psittä-Text]), Parisiis 1625, 21, 315, 12 S.); Psittä-Text des A T und N T mit lateinischer Ubersetzung (Lutetiae Parisiorum 1645) als Teil der Pariser Biblia Polyglotta, der auch in die Londoner Polyglotta 1657 übernommen wurde. Mit seinem Mitarbeiter Abraham Ecchellensis veröffentlichte er eine apologetische Schrift, die dritte in der Sammlung „Abraham Ecchellensis... epistola a p o l o g e t i c a . . . " (: Tertia in qua respondetur ad libellum quendam supplicem Supremo Galliarum Senatui oblatum a D. Gabriele S i o n i t a . . . ) Paris 1646—47. Außerdem hat er die theologischen Aussagen der altsyrischen Philosophen ins Lateinische übersetzt und in Paris 1634 veröffentlicht. Patriarch Yüsuf al-'Aqürl (f 1648) 187 veröffentlichte in Rom 1645 eine syrische Grammatik und schrieb Gedichte, von denen eine Probe von G. Cardahi, Liber Thesauri, S. 87—89, veröffentlicht wurde. Metropolit Ishäq as-SadräwI (1590—1663) 188 , geb. im Dorfe Sadrä, wurde im Alter von 13 Jahren ins maronitische Kolleg nach Rom 187 188

GSL 343, ALA 648. GSL 343, ALA 648 f. (Literatur: Assemani, BO I 552, Y. ad-Dibs Tärij} almawärina 373, Täri}} Süriyä VII 319 f., G. Cardahi 140—142, Sibli, Hayät al-

55

D I E LITERATUR DES ZEITALTERS

geschickt, wo er 1603—1618 geblieben ist. 1619 wurde er zum Priester ordiniert und wurde zum Oberhaupt der Priester von Beirut. Am 25. 3. 1629 ordinierte ihn der Patriarch Yühannä Mahlüf (1609—1633) zum Metropoliten von Qannübin und Tripolis. Er stab im Dorfe Gbil und wurde in der Kirche des M Ya'qüb beigesetzt. Schon während seines Aufenthaltes in Rom im Alter von 19 Jahren veröffentlichte er unter dem Namen Isaac Sciadrensis eine syrische Elementargrammatik Ktàbà

mettili

sarwaye

d-lessànà

suryàyà,

R o m a e 1618 1 8 9 (91 S.) mit

einer anschließenden Chrestomathie aus Gebeten, Psalmen und anderen liturgischen Stücken. Die grammatischen Regeln sowie die Druckgenehmigung von Sergius Risius (: Sargis ar-RizzI), Erzbischof von Damaskus, wurden arabisch mit syrischen Buchstaben gedruckt. Es sind von ihm weiter zwei Lobgedichte geblieben, eines auf den maronitischen Patriarchen Yühannä Mahlüf und ein anderes auf den Papst Urbanus VIII 190 . Das Collegium de propaganda fide beauftragte ihn und Yühannä alHasrüni, alle Dokumentarbriefe, die zwischen dem heiligen Stuhl und der chaldäischen Kirche ausgewechselt wurden, aus dem Syrischen ins Lateinische und aus dem Lateinischen ins Syrische zu übersetzen. In diesem Auftrag übersetzte er die Briefe des chaldäischen Patriarchen Elia XI., sein Glaubensbekenntnis und die päpstliche Bestätigung mit den dazu gehörigen Auflagen sowie die Akten der Synode, die der erwähnte Elia nach Ämid zusammengerufen hat, und seine zwei Gedichte zum Lobe des Papstes und ein anderes Gedicht des Gabriel, Bischof von Hasn Kifä, das er nach dem Abschluß der oben erwähnten Synode zum Lob des Papstes Paulus V. verfaßt hat. Außerdem schrieb Ishäq arabische Abhandlungen auf verschiedene Themen. Als er 1647 wieder nach Rom fuhr, betreute er mit dem Hürl Yüsef at-Tawll die Ausgabe eines maronitischen Breviars. Bei seiner letzten Reise nach Rom 1660 beauftragte ihn der Patriarch, mit Yüsef al-Karmesdäni (Carmensiensis) bei batriyark ad-Duwaybi 178, L. Cheikho, at-Tä'ifa al-märöniya 107, al-Masriq II 939, XX 736, XXII 590, XXIII 420, 506; Tarräzi, Asdaq mä kän 211 f.). 189

C. Moss 501; das von A. Abünä (1. c. 649) angegebene Veröffentlichungsdatum 1636 könnte nur für eine weitere Ausgabe zutreffen. Außerdem erwähnt Abünä (1. c. 651) einen gregorianischen Mönch Mlhä'il Sa'äda, der 1637 mit Ishäq asSadräwl eine syrische Grammatik geschrieben haben sollte, und einen weiteren

190

veröffentl. v. G. Cardahi a. a. O.

Grammatiker Yüsuf 'Isawi al-Bäni

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LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

der Ausgabe einer Penqltä zu helfen, wie er auch Ibrähim al-Häqilläni 1650 bei dem Druck eines Teiles davon geholfen hat. Es wird ihm noch ein Buch der Ethik zugeschrieben. Ibrählm al-Häqilläni, in Europa als Abraham Ecchellensis bekannt (f 1663)191, geb. zu Ende des 15. Jhs. im Dorfe Häqil (Libanon), studierte am maronitischen Kolleg in Rom, ließ sich aber nicht ordinieren und unterrichtete die arabische und syrische Sprache an der Universität von Pisa und am Collegium de propaganda fide. 1635 wurde er zum Übersetzer des erwähnten Collegium und zum Nachfolger des Metropoliten Sargls ar-Rizzi im Vorbereitungskomitee für die arabische und syrische Bibel und ihre Ubersetzung. Seit 1640 wirkte er an der Vorbereitung der Pariser Polyglotta mit, in der er den syrischen und arabischen Text des Buches „Ruth" mit lateinischer Übersetzung veröffentlicht hat. 1653 kehrte er endgültig nach Rom zurück. Neben dem schon Erwähnten veröffentlichte er: Grammätiql awket turras mam(l)lä sñryáya Abrahami Ecchellensis Collegii Maronitarum alumni linguae Syriacae, sive Chaldaicae perbrevis Institutio ad ejusdem nationis studiosos adolescentes, Romae 1628 (XVI, 255, 1 S.); Abraham Ecchellensis . . . epistola apologetica prima, in qua diluuntur calumniae ac imposturae quamplures adversus Syriacam libelli Ruth editionem et ejus Latinam versionem a Magistro Valeriano de Flavigny . . . congestae . . . , Altera in qua ejusdem Valeriani de Flavigny confutantur aliae calumniae et imposturae insertae ejus epistolae primae (Es folgt noch eine dritte Abhandlung von Gabriel Sionita, siehe S. 54), Paris 1646—47 (193 S.); Me'mrà d-'it beh menyànà da-ktàbe kaldáye 'edtànàyè wenükrayé ... incipimus scribere Tractatum continentem catalogum librorum Chaldaeorum, tam ecclesiasticorum, quam profanorum, auctore Hebediesu Metropolita Sobensi, latinitate donatum et notis illustratum ab Abrahamo Ecchellensi..., Romae 1653. Er bereitete den arabischen Bibel text vor, der 1671 in Rom gedruckt wurde.

191

ALA 649—651 (Literatur: Diet, de Thiol, cath. I. 116—118; Diet, d'histoire et

de géogr. eccl. I 169—171; Y. ad-Dibs, Tarifr al-mawärina 383—386, Tärih

Süriyä VII 339—342; L. Cheikho in al-Masriq X X 730, XXVIII 345, 349 f., 354; B. Sibli, Hayät ad-Duwayhl 124; Raphael, Le role du collège maronite 78—92).

DIE LITERATUR DES ZEITALTERS

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Patriarch Istifän ad-Duwayhl (1630—1704) 192 , geb. im Dorfe Ahdan (Libanon) am 2. 8. 1630. Als er drei Jahre alt war, stab sein Vater. Schon in seiner Kindheit fing er mit dem Erlernen der syrischen Sprache an. 1641 wurde er nach Rom geschickt, wo er aus alten Hss alles exzerpierte, was die Maroniten betrifft, und erwarb großes Wissen auf diesem Gebiet. 1655 kehrte er nach Libanon zurück. 1657 wurde er vom Patriarchen Yühannä as-SafräwT (1648—1656) zum Priester geweiht. Seine priesterliche Mission fing er mit der Eröffnung einer Schule in Ahdan an. Dann machte er zwei Missionsreisen nach Aleppo. 1668 wurde er vom Patriarchen Girgls (Georgius) II. (1657—1670) zum Metropoliten von Zypern ordiniert und nach zwei Jahren (am 20. 5. 1670) wurde er selbst als Stefan II. zum maronitischen Patriarchen. In dieser Funktion visitierte er die Kirchen, wählte fromme und gelehrte Priester, kontrollierte kirchliche Bücher, verbesserte Fehler, die den Abschreibern unterlaufen sind, und sorgte um die Aufrechterhaltung der alten Riten. Er starb am 3. 5. 1704 und wurde in Qannübin beigesetzt. A. Abünä zählt von ihm folgende Arbeiten leider ohne Nachweis der Hss oder Veröffentlichungen auf: 1. ein Ordinationsbuch (K. d-kerätöniyä), zu dem er einen ausführlichen Kommentar hinzugefügt hat; 2. ein Buch der Mönchweihe (suppär dayräye „tonsura monachorum"); 3. die Weihe der Kirche und kirchlicher Geräte (resam 'edtd wemd'neb); 4. ein Gebetsbuch; 5. Revision des Buches der „Springbrunnen"; 6. „kirchliche Mysterien"; 7. ein Buch der Gebete der Festtage; 8. eine ausführliche syrische Grammatik, die er schon als Student in Rom veröffentlicht hat. Außerdem sammelte er die anfangenden Verse (resqäle) und analysierte sie nach ihrem Metrum. Er verfaßte auch andere geschichtliche Bücher und Untersuchungen über das maronitische Volk und seine Patriarchen. Sein größtes Werk, das er K. al-manära betitelt und in dem er eine ausführliche theologisch-liturgische Geschichte des Mysteriums der Eucharistie mit Vergleichen der östlichen und westlichen Riten dargestellt hat, wurde nicht veröffentlicht. Außerdem verfaßte er eine apologetische Schrift, in der er die Maroniten gegen Beschuldigungen der Häresie 192

ALA 651—653 (Literatur: Y. ad-Dibs, Tär'th al-mawärina 361—468, Tärih Süriyä VII 307—314; B. Sibli, Hayät al-batriyark ad-Duwayhi 9, 13 f., 17, 19, 22, 198—312; Targumat abinä l-magbüt ad-Duwayhi (anonym), Beirut 1913; L. Cheikho, at-Tä'ifa al- märüniya. .. 121 f., Zeitschr. al-Manära I 88; Tarräzi, Asdaq mä kän . . . II 195 f.).

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LITERATUR DER NACHMONGOLISCHEN ZEIT

verteidigt. Er hat auch eine Revision des Totenrituals angefangen, ist aber nicht dazu gekommen, es abzuschließen. Er veranlaßte bei einigen Priestern und Bischöfen eine arabische Übersetzung der syrischen Heiligenlegenden, damit sie dem Volk verständlicher werden. Seine Rezension der Konfirmationsordnung des Heiligen Jacobus, Bischof von Batnän, wurde von J. A. Assemani in seinen Codex liturgicus ecclesiae universae III, S. 187—190 (: Idem ordo a Stephano Aldoensi Maronitarum Patriarcha recensitus)193 übernommen. Seine lateinische Version der syrisch-maronitischen Liturgie wurde am Anfang unseres Jhs. in Ephemerides liturgicae (Romae) (18/1904, 662—671 (: De ritu et usibus liturgicis ecclesiae Syrorum-Maronitarum) und 19/1905, 77 f., 224—233, 273—278, 344—351, 423—430 (De ordinationibus et versiculis psalmorum recitandis a sacerdote maronita, dum se induit sacris paramentis ad celebrandum — Ordo missae Syriacae iuxta ritum ecclesiae SyrorumMaronitarum. Anaphora S. Romanae Ecclesiae) veröffentlicht. Butrus Mahluf (f 1707)194 od. Butms Dûmït, geb. im ersten Viertel des 17. Jhs. im Dorfe Gusta (wonach er auch Güstäwl genannt wird), wurde 1639 zum Studium nach Rom geschickt. Nach der Rückkehr nach Libanon 1651 trat er ins Kloster des M Sallîtà ein, wo er zum Priester geweiht wurde. 1668 wurde er vom Patriarchen Georgius II. wieder nach Rom geschickt, um dem Papst Clemens IX. zu gratulieren. Dort verbrachte er zwei Jahre mit der Revision und lateinischer Übersetzung der Winter-Sektion des Penqïtâ (Breviar). Nach seiner Rückkehr wurde er vom Patriarchen Duwayhï zu seinem Sekretär und im J. 1674 zum Bischof von Zypern ernannt. Er revidierte mit Yüsuf Sam'än alHasrûnï das Buch der maronitischen Offizien und begab sich nach Rom, um es zu drucken. Unterwegs wurde er aber von den Seepiraten gefangen, von denen er durch einen Wohltäter losgekauft wurde. 1682 kehrte er nach Libanon zurück und half dem Patriarchen bei der Verwaltung der Angelegenheiten des maronitischen Volkes bis zu seinem Tod. Außer dem oben Erwähnten bereitete er eine Sammlung der Heiligen-Legenden vor und schrieb Gesänge und liturgische Stücke in syrischer Sprache. 193

C. Moss 656. "4 ALA 653 f. (Literatur: L. Cheikho, at-Jä'ifa al-Märönlya ... 276, XXII, 100; B. Sibti, Hayät al-batriyark ad-Duwayhl Butrus MaJjlüf; Raphaël, Le rôle du collège Maronite 109 f.).

119, al-Maìriq XXI, 115; Qälib, Hayät

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Murhig b. NIrü (Nimrün) al-Bänl (1625—1711 ) 195 , Sohn der Schwester des Ibrahim al-Häqilläni, geb. im libanesischen Dorfe Bän, wurde im Alter von 15 Jahren ins maronitische Kolleg in Rom geschickt. Nach dem Abschluß seines Studiums kehrte er 1649 in den Libanon zurück und wurde vom Patriarchen Jühannä as-Safräwi zum Priester geweiht. In demselben Jahr wurde er von ihm wieder nach Rom geschickt, um ein Buch des syrischen Rituals zu revidieren und den Druck des Penqltä sowie des N T syrisch und arabisch zu betreuen. Er wirkte mit seinem mütterlichen Onkel und anderen Gelehrten mit und half bei dem Unterricht der syrischen Sprache am Collegium sapientiae und als Übersetzer am Collegium de propaganda fide bis zu seinem Tod. Mit Hilfe seines Onkels Abraham Ecchellensis veröffentlichte er den ersten Teil des Penqltä im J . 1656 und den zweiten im J . 1666. Er verfaßte eine Abhandlung über den Ursprung der Maroniten, ihren Namen und ihren Glauben, die er in Rom 1679 veröffentlichte, und eine andere über die Richtigkeit des katholischen Glaubens nach älteren Zeugnissen der syrischen und chaldäischen Väter, die er 1694 in Rom veröffentlichte. Mit der Hilfe von Yüsuf al-Bänl betreute er die Ausgabe des syrischen Pslttä-Textes des N T parallel mit dem arabischen Text mit syrischen Buchstaben. Sein Bruder Yühannä Mattay al-Bänl arbeitete weiter am Katalog der syrischen Hss der Vatikan-Bibliothek, den schon sein Onkel Abraham Ecchellensis angefangen hat, der aber bis heute nur im Manuskript geblieben ist. Butrus Mubarak, Petrus Benedictus (16631742) 196 , geb. im libanesischen Dorfe Güstä, wurde im Alter von neun Jahren ins maronitische Kolleg nach Rom geschickt. 1685 kehrte er nach Libanon zurück. 1687 wurde er vom Patriarchen Duwayhl zum Priester von Güstä geweiht. 1691 schickte ihn der Patriarch nach Rom in den Angelegenheiten I9S

186

ALA 654 f. (Literatur: Y. ad-Dibs, Täri}} al-mawärina 386 f., Tärlh Süriyä V I I 342.344; Siblx, Hayät al-batriyark ad-Duwayhi 154; Gälib, Hayät al-batriyark 'Amira 77; L. Cheikho, at-Tä'ifat al-marüniya ... 114, al-Masriq X X 729, X X I 211, X X I I 91 ff.; Raphael, Le róle du collège maronite 105—108). ALA 655 f. (Literatur: Y. ad-Dibs, Tärlh al-mawärina 466 f.; L. Cheikho, atTä'ifa al-märüniya... 130, al-Masriq X X I 276, al-Manära II 809; B. Sibli, Hayät al-batriyark ad-Duwayhi 77 f., Raphael, Le róle du collège maronite 146—148).

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LITERATUR DER N A C H M O N G O L I S C H E N ZEIT

der maronitischen Kirche. Von dort machte er eine Reise nach Florenz, wo ihn der Herzog aufgehalten und gebeten hat, sich seiner berühmten Bibliothek zu widmen. 1707 schloß er sich an den Jesuitenorden an. Er gehörte zum Gelehrtenkomitee zur Revision des griechischen Textes des N T in Rom an und übersetzte auf Wunsch seines Vorgesetzten die Werke des Heiligen Ephraem ins Lateinische: Pälgütä qadmeta e (tlitetä) da-syame d -salges tübänä Mar(y) Aprem Sancti patris nostri Ephraem Syri opera omnia quae exstant graece, syriace, l a t i n e . . . Syriacum textum recensuit Petrus B e n e d i c t u s . . . notis vocalibus animavit, latine vertit et variorum scholiis locumpletavit. Die Ausgabe dieses umfangreichen 6bändigen Werkes fing 1732 an und wurde nach dem Tod von Petrus Benedictus von Stephanus Evodius Assemanus (S. 64 f.), im J. 1746 abgeschlossen. Petrus konnte nur die zwei ersten Bände herausgeben. Außerdem übersetzte er einige Schriften des Patriarchen Duwayhi ins Lateinische, vor allem seine Geschichte der Maroniten, die Richtigkeit ihres Glaubens und ihre Patriarchenliste, sowie die Legende des Heiligen Alexis und die Geschichte der sieben Schläfer von Ya'qob v. Srüg, die Verfolgung der Christen unter Säpür und seinen Nachfolgern, einige unveröffentlichte Martyrologien und die Geschichte des Simeon des Styliten von einem seiner Zeitgenossen. Von ihm soll weiter eine Abhandlung über eine neue Methode des Schreibens des Syrischen und eine 4bändige Sammlung von Gedichten, 2 Bände syrisch, 2 Bände chaldäisch 197 , stammen. 'Abd al-MasIh LIbän (f 1742), der die syrische Sprache in der maronitischen Schule in Aleppo erlernte, hat zwanzig religiöse Me'mre hinterlassen. H ü r l Butrus at-Taläw! (f 1745) verfaßte eine syrische Grammatik und mehrere arabische Schriften mannigfaltigen Inhalts. Die größten Namen der maronitischen Literatur stammen aber aus der Familie A s s e m a n i aus dem libanesischen Gebirge, von der mehrere Vertreter in Rom und an anderen Orten Italiens als Bibliothekare und Professoren der syrischen Sprache und Literatur tätig waren, und mit denen die wissenschaftliche Erforschung der syr. Literatur in Europa anfängt. 187

Abünä meint wohl dadurch eher einfach Sdirift als Sprache.

D I E LITERATUR DES ZEITALTERS

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Der

erste und größte Joseph Simonius (Josephus Simonius Assemani ( er hat geöffnet" etymologisch mit -h geschrieben werden, obwohl dieses -h mit dem des Objektsuffixes zusammenfällt). Zum schwierigen Problem des Rwähä und Rhäsa machte Q Ösa'nä Isö' (1. c.) einen wenig praktischen Vorschlag: Rbäsä bezeichne einen ,engen' Vokal wie in s'übä [?], hubä [xubba] .Liebe', gubä [gubba] „Grube, Höhle", pumä [pumma] ,Mund' usw., während Rwähä einen offenen Laut, wie in tlölä [tlüla] ,Tauc, hlölä [xlüylce] ,Hochzeit', prörä ,Brühe', äkölä ,Fresser', qätölä ,Mörder' usw. Verschiedene Dialekte weisen bei diesen zwei Lauten große Unterschiede auf (eine Bemerkung, die zwar den uneinheitlichen Gebrauch dieser zwei Vokalzeichen bis zu unserer Zeit gerechtfertigt, als orthographischer Vorschlag aber unbrauchbar ist). In etymologischer Hinsicht gerechtfertigt ist aber sein Protest gegen die Beseitigung der stummen Buchstaben: „Sollen wir vielleicht statt qa(r)nä ,Horn' qänä schreiben, st. ke(r)sä ,Bauch' kesä, st. (')!?(r)enä ,der letzte' henä? Obwohl aber Q Däwld Benyämln die Form tlä st. tlä(t)' ,drei' empfiehlt, schreibt er sicher tlltäyä ,der dritte'! Einige Buchstaben haben in verschiedenen Dialekten unterschiedliche Aussprachen. Soll man deshalb von Dialekt zu Dialekt die Orthographie ändern?" Aus den Reihen der Auswanderer nach Amerika hat 'Isay Mälek Yonän in ZB 48/1897, S. 63, in seinem „Brief aus Amerika" zu den ob. mitgeteilten Vorschlägen des Ya'qöb Yore Stellung genommen und in seinen Auffassungen sogar den praktischen Sinn der im Orient lebenden amerikanischen Missionare weithin überschritten: „Es ist irrelevant, ob man in der 1. P. P. Präs. k oder h schreibt, soweit beide richtig verstanden werden. Wir müssen unbedingt das Verdienst Dr. Perkins und seiner gelehrten Helfer, der Priester Is'ö und Denhä und der Diakonen Ishäq, Tamü, Yonän usw. anerkennen. Sie haben die Grundlagen unserer Orthographie und Volkserziehung gelegt. Aber unsere heutige Sprache muß unseren gegenwärtigen Bedürfnissen entsprechen und wir müssen fremde technische Ausdrücke, wie qritlqe, sayqölögiyä, diyälöglyä, baysikel usw. übernehmen. Falls die Priester sie nicht verstehen, müssen sie nochmals zur Schule gehen und sie lernen! Was die Opposition gegen R Bäbä's Wörterbuch betrifft, sie ist eine Opposition gegen 1. die Er-

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ziehung des Volkes, und 2. die Freiheit des Denkens und Ausdrucks der Nation; 3. sie entmutigt junge Leute, die bereit sind, dieses Werk durchzuführen; 4. sie ist ein Angriff auf die grundlegenden Elemente des Wissens und 5. eine Überschreitung des schriftstellerischen Rechtes." In einer ausführlichen, echt orientalischen Art hat sich R Muse Düman aus Kermänsäh in 2B 48/1897, Sp. 90 a—c, in die Diskussion über die Verbesserung der Orthographie eingemischt: „Die syrische Sprache ist eine Perle, die in der Finsternis der Zeitalter leuchtet. Sie ist die älteste Sprache der Welt. Adam sprach sie und Eva hat sie ihren Kindern beigebracht. Wir Syrer sind nicht nur Adams Nachkommen, sondern wir sprechen auch seine Sprache. In dieser Sprache verkündigte der Heiland der Welt die Erlösung. Einige seiner ursprünglichen Aussagen wurden in allen Ubersetzungen der Heiligen Schrift beibehalten, wie Mat. 27M (Mk. 1534), Mk. 834, 5 41 . Jesus Christus sprach Chaldäisch." Nach dieser Einleitung dreht er aber seine Rede um und sagt: „Wir haben zwei Sprachen, eine alte und eine neue", wobei er die alte beiseite legt und sich der neuen widmet. Er schlägt vor: „1. alle Fremdwörter zu eliminieren und sie durch die Wörter der alten Sprache zu ersetzen. Warum sagen wir crähpäy ,Leuchter', düsäh ,Gefängnis', gada [ - d d - ] ,Pfad', qäpöci ,Torhüter', qonähleh ,Bankett', wenn wir dafür menärtä, (')sire, sbilä, nätar tar'ä, mestütä usw. haben?!" Aber gleich beim nächsten Punkt widerlegt er das eben Gesagte oder mindestens schränkt er es wesentlich ein: "2. Wörter der neuen Sprache, die — nach seiner Meinung — den Fremdsprachen nicht entlehnt worden sind, für Ausdrücke der alten Sprache nicht aufzugeben. Wozu soll man sagen: m-hdäde ,voneinander' 'elel ,über', tes'rl ,Oktober-November', nü(b)rä ,Licht', wenn wir dafür einheimische Ausdrücke m'udäle, 'ulul, cerl, ba(h)rä usw. haben?! 3. Die orthographischen Regeln der altsyr. Wörter nicht ändern: alähä ,Gott', mala'kä, ,Engel', atönä ,Ofen' werden mit Zqäpä (ä) ausgesprochen, aber mit Ptähä (a) geschrieben; qätölä, äkölä mit Rwähä, hä(d) mit Dalat; tlä(t), nicht tlä, denn im letzteren Fall müßte man auch tlitäyä, telta'sar, tläyl anstelle von tlitäyä, telt'sar, tlä(t)i schreiben. 4. Es ist besser, die neue Sprache den klassischen orthographischen Regeln zu unterwerfen: Vor einem Zqäpa immer Rwähä wie qätölä; Imperativformen von vier Buchstaben mit Rwähä, wie in qtöl; w vor t als Rhäsa, wie in haymanütä ,Glaube', Rwähä in der 2. P. PI., wie ahtön 'elokön usw.; k als Suff, eluk (M.), eläk(y) (F.), elokön; 6

Macudi, Spät- und neusyr. Lit.

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-h in der 1. P. PL, wie akläb, weil es von hnan stammt. 5. -h statt -5 nach dem prokl. / in Verbalformen, wie ('keleh, steleh, qimläh usw.; wenn wir (ohne Vokalisation qml' schreiben, weiß man nicht, ob es qimleh od. qimläh ,er od. sie stand auf' zu lesen ist.18 6. Es gibt keinen Grund gegen die Beseitigung von stummen Buchstaben, die keine grammatische Signifikanz haben, wie das Allap in pe'rä (s. ob. S. 75, 76) od. se'lä ,Sand'. Wenn jemand denkt, es sei besser, pe'rä zu schreiben, um es von päre, parä und pärä zu unterscheiden, wie sollen sich nun die drei letzteren voneinander unterscheiden?! Oder mit Hilfe welchen Buchstabens sollen wir den Unterschied zwischen päle ,er trennt', pälä ,Stück, Scheibe', palä ,Treppe', pelä ,Rettich' und pelä ,Gelegenheit (?)' zum Ausdruck bringen, wenn alle mit denselben konsonantischen Buchstaben geschrieben werden?! Das Allap ist also nicht unentbehrlich zur Andeutung des Unterschiedes, der durch die Vokalisation oder den Sinn des Satzes genügend zum Ausdruck kommt, 7. Es ist besser, maqwüye ,er kräftigt' als maqwüwe zu schreiben, denn in der ganzen Flexion gibt es y: maqwüye (M.) maqwüyä (F.), maqwiyänä ,kräftigend', mqawyänä ds. 8. Da wir in der neuen Sprache zwei grammatische Geschlechter haben, müssen wir sie auch bei den Zahlwörtern — wie in der alten Sprache — behalten: hä(d) — hdä, tre — tartey, tlä(t) — tlä(tä) usw. Das Geschlecht soll in der Schrift zum Ausdrude kommen, auch wenn es in der Sprache vernachlässigt wird. 9. Es entspricht der Regel in bestimmten Formen mediae infirmae das ' in y umzuwandeln, wie in pä'es > päyes ,bleibt, wird', dä'er > däyer ,dreht sich um, kehrt zurück', pä'h > päyeh ,bläst, weht', weil das y in der ganzen Konjugation erscheint, vgl. M. päyes, F. pisä, Nom. ag. pesänä (päy-), Nom. act. pyästä." Zum Schluß sagt der Vf.: „Ein Wörterbuch und eine Grammatik sind für die neue Sprache genauso notwendig wie die Wände für ein Haus. Deshalb müssen wir dem R Bäbä für die Vorbereitung des Wörterbuchs dankbar sein. Niemand hat das Recht, diese unentbehrliche Arbeit geringzuschätzen, auch wenn Verbesserungen darin als notwendig erscheinen können. Es gab kaum eine andere kirchliche oder missionarische Zeitschrift, die in einem Jahrgang philologischen Themen so viel Aufmerksamkeit 18

Es ist dem Verfasser nidit eingefallen, daß genau dasselbe Problem auch bei dem nicht vokalisierten qmlh entsteht.

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gewidmet hätte. Obwohl diese Diskussionen meistens mit subjektiven Anschauungen belastet waren und viele darin vorgebrachte Vorschläge sich schon deshalb allgemein nicht durchsetzen konnten, haben sie gelegentlich auch Objektives beigetragen und die Weiterentwicklung der neusyrischen Sprache entscheidend beeinflußt. Deshalb sind ZB während der 80 Jahre ihrer Existenz (dabei bis zum Erscheinen von QS fast fünfzig Jahre ohne jegliche Konkurrenz) als ein wichtiges Archiv für die Geschichte der neusyr. Sprache und ihrer Orthographie zu betrachten, in dem man die interessante Entwicklung dieser Sprache von ihren Anfängen bis zum Ende des ersten Weltkrieges verfolgen kann. Obwohl kein J a h r an philologischen Diskussionen so fruchtbar war wie das J a h r 1897, was durch die Vorbereitung des Lexikons des R Bäbä bedingt war, sind philologische Diskussionen auf den Spalten der ZB auch weiter ein willkommenes Thema geblieben, so daß man alle Aufsätze dieser Art in einem einführenden Kapitel nur schwer resümieren könnte. Außerdem wurden öffentliche Diskussionen über die Sprache und Orthographie zahlreiche Sondersitzungen des von den amerikanischen Missionaren gegründeten urmischen Universitätskollegs gewidmet, über die wir auch z. T . aus den Berichten in ZB erfahren. Der folgende Jahrgang 49/1898 bringt zwar weniger Philologisches, dieses Wenige ist aber auch weniger subjektiv und sachlich besser fundiert. Bei der Gelegenheit der Herausgabe (der ersten Lieferung) des ersten neusyrischen Lexikons bringt R Bäbä auf Sp. 29 c — 3 1 a einige sprachgeschichtlich interessante und wichtige Bemerkungen: Die U m gangssprache unterscheidet sich grundsätzlich von der alten Schriftsprache. In der Sammlung alter Hss, die der selige J . Shedd für die Kollegbibliothek eingerichtet hat, sah der V f . ein Evangeliar in der Sprache von Alqo, das etwa vor 250 Jahren geschrieben wurde. Es war aber nur kurze Zeit im Gebrauch. Eine Sprache, die keine lange literarische Tradition aufweist, kann nicht von einem Tag zum anderen grammatisch geregelt werden. Die Umgangssprache war eine absterbende Sprache: Die Bauern und Arbeiter brauchen nicht viele Wörter; ihr Hauptvokabular besteht aus plöh „arbeite!", (')köl „iß!", stl „trinke!", dmök „schlafe", qüm „stehe auf!" Die Umgangssprache war praktisch tot. An vielen Orten der Urmia- und Mosul-Ebene sowie bei den libanesischen Maroniten ist die syr. Umgangssprache völlig ausgestorben, während man an zahlreichen anderen Orten richtig eher von einem 6»

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Türkisch-Syrisch oder Kurdisch-Syrisch sprechen kann. Im J. 1840 gründete man die Druckerei in Urmia. Das erste gedruckte Spezimen war das Vaterunser. Die Volkssprache wurde zur Schriftsprache und wurde vor dem Aussterben gerettet. Besondere Anerkennung verdienen syrische Bücher, die 1840—1850 oder 1854 herausgegeben wurden und eine gute, reine, sorgfältig gewählte Sprache enthalten und die Eigentümlichkeiten der syrischen Sprache richtig bewahren. Ihre Sprache ist nicht verfälscht (mit seinen Worten: „nicht Jakobs Stimme und Esaus Hände"). Obwohl sie in der volkstümlichen Sprache geschrieben sind, sind viele Vorteile ihrer Orthographie nicht zu verkennen. Die nächste Nr. (6) bringt zwei Berichte von einer Sitzung des Universitätskollegs vom 13. lyär (Mai) betreffend die Reform der Orthographie: (S. 41) „Nach eingehender Diskussion hat man folgendes beschlossen: 1. Alle Dialekte sind unterschiedlich, viele aber nur in kleineren Details, z. B. die Aussprache von zügze — zuyze (s. ob. S. 76), von tänögrä — tänöyrä — tenürä — tänörä „Ofen" 19 . Dieser und ähnliche dialektale Unterschiede sind von keinem besonderen Belang. Es gibt aber auch andere, größere und gewichtigere, die soweit gehen, daß die Sprecher verschiedener Dialekte einander nicht mehr verstehen: Die Urmier verstehen die Mosuler nicht. Angesichts dieses Tatbestandes wählen wir als Grundlage für unsere Schriftsprache den Dialekt, der am meisten verbreitet, der stärkste und regelmäßigste ist. 2. Wie soll nun diese Grundlage näher spezifiziert werden? Alle Wörter, die aus der alten Schriftsprache übernommen wurden, und für die es in der Umgangssprache keinen anderen Ausdruck gibt, bei denen also keine dialektalen Unterschiede entstehen können, werden wie in der alten Sprache geschrieben, wie (')näsä ,Mensch', baytä ,Hausc, malkä .König', sahdä ,Zeuge, Märtyrer', ba(h)rä ,Licht' nahm ,Fluß'. 3. Woher nehmen wir Wörter, die es in unserer Umgangssprache nicht gibt, und die wir brauchen? Wir nehmen sie aus der alten Sprache, auch wenn sie griechischen Ursprungs sind. Solche Wörter werden wir für die Medizin usw. brauchen. Wir werden uns bemühen, die aus Nachbarsprachen, dem Türkisdien, Persischen und Arabischen, übernommenen Wörter zu elimieren. Nur wenn 19

Dialektale Unterschiede bei diesem W o r t blühen weiter. Eine Aussprache tandür (mit der Dissimilation der Geminate) habe idi mir bei einem Persisch sprechenden assyrischen Arbeiter in Teheran notiert.

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wir kein entsprechendes Wort in unserer alten Schriftsprache finden, werden wir es den Nachbarsprachen entlehnen und in unsere neue Schriftsprache einführen. 4. Wie werden wir diese Lehnwörter schreiben? Für alle Wörter, die aus der alten Schriftsprache stammen, behalten wir die alte Orthographie! 5. Gibt es verschiedene Schreibarten in der alten Sprache (wie pätä — pä'tä „Seite", hartä — ['Jhartä — ,Schluß, Ende'), welche von diesen sollen wir wählen? In solchen Fällen wählen wir die einfachere Form, die der umgangssprachlichen entspricht. Diese Regeln sind nicht verpflichtend, sie werden revidiert und notfalls geändert. Jeder, der an ihnen etwas auszusetzen hat, soll uns schreiben. (S. 43 c). Nach dem Abendbrot wurden die Veröffentlichungen der drei verschiedenen Missionsverlage verglichen. Wesentliche Unterschiede wurden nicht gefunden. Zu Mitgliedern der sprachwissenschaftlichen Kommission wurden folgende gewählt: M r . S h e d d , Q Ösa'nä d-Thümä, Q Yosep da-Mdl(n)tä, § Bäbä d-Kosi, H Ösa'nä-Hän, R Pe'rä d-Qäräglö, R Smü'el Bädäl. Die gewählten Mitglieder haben den Priester ösa'nä d-Sä'rö zur Mitarbeit eingeladen." Der nächste Jahrgang, ZB 50/1899, Sp. 5 a—c, bringt wieder einen Aufsatz des Däwld Benyämin d-Dlgäläh unter dem Titel „Uber die Aufrechterhaltung des syrischen Volkes und seiner Sprache", der mit dem Lob der großen Vergangenheit des Volkes und der enormen Leistung der presbyterischen Missionare eingeleitet wird. Hier melden sich schon die später üblich gewordenen bombastischen nationalistischen Tendenzen zu Wort: Obwohl das Volk und seine Sprache „syrisch" (und nicht wie später in unserem Jh. „assyrisch") genannt werden, „sind wir Nachkommen des Nabuchodonozor und des Laban. Es gibt kein anderes Volk, das so altertümlich wäre und die Sprache seiner Vorfahren schreiben könnte." Der Vf. als ein Katholiker bekennt, alle christlichen Konfessionen gleich zu schätzen; er meint, daß die Konfessionen nicht das Volk teilen und seine nationale Einheit beeinträchtigen sollten. Hinzu kommt die folgende Bemerkung der Redaktion: „Der Vf. wird uns verzeihen, daß wir seinen Aufsatz verkürzt haben. Sein Nationalgedanke ist zwar richtig, es ist aber nicht notwendig, ihn vollständig zu veröffentlichen. Einige seiner Ausdrücke mußten wir ändern, damit unsere Leser sie verstehen." (Aus dieser Bemerkung sieht man, daß Puristen, die altsyr. Wörter statt der einheimischen gebrauchen wollten, nicht ohne weiteres vom Volk verstanden werden konnten.).

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Aus dem Anfang unseres Jahrhunderts möchte ich noch einen Aufsatz des Professors des urmischen Kollegs, R Pe'rä Amrihas unter dem Titel Hakmä helte praqtlqäye b-maml(l)ä yan b-sipräyütä „Einige konkrete Fehler in der Rede oder beim Schreiben", 2B 58/1907, S. 14 u. 24, erwähnen, um die Behandlung der philologischen Diskussionen auf den Seiten der erwähnten Zeitschrift abschließen zu können. Der Vf. hat darauf hingewiesen, daß 1. die adverbiale Endung -it schon die Präp. b- impliziert, im Gegensatz zur nominalen Abstraktendung -ütä, die erst durch diese Präp. eine adverbiale Bedeutung bekommt, z. B. marlrä'it = b-marlrütä „bitter" (Adv.). Der Gebrauch der Präp. mit dem Adverb ist aufgrund falscher Analogie ihres Gebrauchs mit dem Abstraktnomen entstanden, bei dem sie erforderlich ist, um ihm eine adverbiale Bedeutung zu geben, während das ursprüngliche Adverb schon genügend als solches durch seine Endung gekennzeichnet wird. 2. Die Genitivpartikel soll nicht mit den Demonstrativpronomina ähä, äw, äy, an[n]e gebraucht werden, wenn sie nominative Bedeutung haben. Man darf also nicht d-'ähä sagen, wenn man „hic" und nicht „huius" meint 20 . 3. Adjektiva werden im Plural nicht geändert, außer wenn sie substantivisch gebraucht werden, z. B. aträ härigä „ein fremder Ort" — atrawäte härigä „fremde Orte", ab. hä(d) härigä „ein Ausländer" — mä" hänge „hundert Ausländer". 4. Er meint, es sei falsch, (h)wä u. (h)wo st. l(h)wä u. i(h)wo zu schreiben, wenn das Hilfsverb unmittelbar der Verbalform folgt: „Wir schreiben zwar (')zllä ywen (h)wä ,ich war gegangen' und be'zälä ywen (h)wä ,ich ging', weil (h)wä durch ywen von der Verbalform getrennt wird, aber wir haben be'zälä y(h)wä ,er ging', (')zilä y(h)wo ,sie waren gegangen' und be'zälä y(h)wo ,sie gingen', zu schreiben. Dies gilt auch, wenn das Hilfsverb dem Hauptverb vorangeht: i(h)wä (')ztlä und i(h)wo (')zile, oder wenn das Hauptwort mit einem Objektsuffix versehen ist, wie muhebuk [~bb~] I(h)wä ,er hätte dich lieb', und muhebokon [~bb~] y(h)wä ,er hatte euch lieb', aber nicht nach einem Personalaffix: bet äze(l)n (h)wä ,ich würde gehen', ke aze(l)t (h)wä ,du gingest'. 5. Er tadelt den Mißbrauch des Hilfs20

Trotz dieser Warnung ist aus diesem falschen Gebrauch eine sekundäre Form des Demonstrativpronomens entstanden, die nicht nur von den iranischen, sondern auch von den sowjetischen Assyrern -weiter gebraucht wird, siehe R. Macuch, OLZ 57/ 1962, Sp. 120.

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verbs päyes (pä'es) „werden" mit Hauptverben, die als intransitiv gebraucht werden: „Wozu soll man sagen pisle mcihä od. pisle (h)wiyä, wenn es reicht, mcihle ,er befand sich' u. (h)wele ,er wurde war)' zu sagen?!" Eine komprehensive Skizzierung der neusyrischen Dialekte hat der große Gelehrte und Schriftsteller, M T'ömä Odo im Vorwort zu seiner „Grammatik der Umgangssprache (Grämätlql d-lisänä swädäya, Urmi 1905" gegeben21. „Die syrische Sprache ist überall, wo sie gesprochen wird, mit anderen Sprachen vermischt, ungleich, rauh, eng, gesetzlos und arm wie das Volk, das sie spricht. Deshalb ist es äußerst schwer, sie zu erfassen und für sie gleich in einer ersten Grammatik Gesetze zu bringen. Die syrische Sprache entfiel den Lippen des Volkes gleich mit dem Anfang der arabisch-islamischen Herrschaft, weil das syrische Volk sehr verringert und vom Islam an allen Orten verschlungen wurde. Die Syrer der Städte — gleich ob in der Türkei oder im Iran — sind gering an Zahl und haben ihre Sprache für Arabisch oder — auf osmanischem Gebiet für Türkisch aufgegeben; es gibt nur sehr wenige, die ihre Sprache sprechen, nämlich einige Dörfer in den Ortschaften von Mosul, Kurdestan, Urmia und Salamas, aber ihre Sprache ist überall unterschiedlich, obwohl ihre Struktur dieselbe bleibt. Die Sprache von Urmia ist keineswegs die beste und weist manche Mängel auf: Ihr erster Mangel besteht in der Aussprache: Die Urmier — ähnlich den westeuropäischen Völkern — vernachlässigen die Laryngale, die dem Syrischen — ähnlich wie dem Arabischen und Hebräischen — eigen sind, sowie die Spirantisierung von Dälat und Täw. Deshalb verwechseln sie oft die Laute s, s, das weiche d und t sowie das arabische d und z. Der zweite Mangel ihrer Sprache besteht darin, daß sie viel mit Lehnwörtern aus fremden Sprachen, vor allem aus dem Türkisdien, Persischen, Arabischen und Kurdischen vermischt ist. Der dritte Mangel besteht darin, daß sie nicht viele Wörter haben und mehr als nötig das Verb 'bädä „machen, tun" gebraudien, wie die Türken und Perser . . . 21

Das Original der folgenden Ubersetzung wurde audi von P. Sarmas, TSA 35 f., abgedruckt.

III,

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Die Bewohner des Tales Bärändüz gebrauchen mehr türkische Wörter als die des Tales Näzlücä'y. Die Sprechart der Bewohner von Supurgän ist schwerfälliger und ihre Aussprache ist rauh, z. B. statt einfach türa, tanürä, züze22, süse (,Pferd') zu sagen, sprechen sie tügrä, tenügrä, zügze, sühse aus und einige fügen nach ü ein y hinzu, z. B. nüyrä ,Feuer', düyrä, ,Papagei', tüyrä usw. Die Aussprache der Leute von Ardlsäy ist feiner und edler; sie haben eine deutliche Sprechart. Die Sprache der Leute von Targäwär ist die süßeste, rhetorischste und schönste bis auf einige kleinere Mängel, die sie enthält. Ihre Aussprache ist ungezwungen und ausdrucksvoll. In einigen Dörfern wird das Wörtchen nl der Aussage hinzugefügt; sie sagen z.B. (')zilä (y)wen (h)wä nl ,ich war gegangen', (r)hlsä (h)wä nl ,er war gegangen'. Einige sprechen den Singular wie den klassischen Plural aus, indem sie ihm ein -nl hinzufügen, wie karmaynl, baytayni st. karman ,unser Weinberg', baytan,unser Haus'23. Die Leute von Salamas verschlingen (: synkopieren) viele Laute in ihrer Sprache und verwechseln das Zqäpä (ä) und Ptähä (a) mit dem Zläma (efi) ja sogar mit dem Rhäsa (u), so daß sie geseq (st. gaseq) ,er schaut', temüz st. tamüz) Juli', biyä (st. baytä) ,Haus', slmäsä (st. samasä) ,Diakon', yä'n (st. yäd'en) ,ich weiß', blrugzä (st. bärözä) ,trocken' u. ä. sagen . . Gut oder schlecht gewählt, ist der Dialekt von Urmia zur neusyrischen Schriftsprache geworden, so daß die Sprecher anderer Dialekte sich an diesen Dialekt gewöhnen mußten, obwohl sie ihn natürlich mit ihrer eigenen dialektalen Aussprache gelesen haben. Die Entwicklung der neusyr. Schriftsprache nach der Auflösung der Missionen in Urmia ist vielleicht größer und durchgreifender als die während der ganzen achtzigjährigen Tätigkeit der presbyterischen Missionspresse in Urmia. Die Unterschiede zwischen den Sprachen der vier Missionsverlage, nämlich des presbyterischen, des lazaristischen, des englisch-episkopalischen und des russisch-orthodoxen, über die sich die ,Assyrer' so oft klagten, waren z. T. durch unterschiedliche Auffassungen 22 23

Siehe oben S. 76, 84. Diese altertümliche Suffixform kommt nodi in der älteren urmischen Presse sporadisch vor, siehe Nöldeke, Neusyr. Gr. 79.

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bedingt. Die Zeitschrift der lazaristischen Mission, die ab 1897 erschien, sowie andere katholische Veröffentlichungen in Urmia neigten mehr zur klassischen Sprache und gebrauchten oft altsyr. Wörter, die in den Anmerkungen in der Volkssprache erklärt werden mußten. Die Tendenz, Fremdwörter mehr und mehr durch klassische syrische Wörter zu ersetzen, zeigt sich in der iranisch-chaldäischen Presse bis auf den heutigen Tag. Die Regeln der episkopalischen Mission wurden in den beiden Standardwerken Macleans (Grammar, S. XVI f. u. Dictionary XIII) zusammengefaßt. Die sieben von ihm erwähnten Hauptpunkte stellen die goldenen Regeln der neusyrischen Orthographie, die im großen und ganzen bis heute befolgt werden. Die Veröffentlichungen der russischorthodoxen Mission waren weniger zahlreich und konnten deshalb keinen besonderen Einfluß ausüben. Die Sprache der schon z. T. während des russisch-persischen Krieges im vor. Jh. und dann während des ersten Weltkrieges nach Rußland ausgewanderten ,Assyrer' stellt eine Sonderentwicklung dar, indem sie viele russische Wörter übernommen hat. Die sowjetischen ,Assyrer' haben z. T. die Lateinschrift für ihre Veröffentlichungen verwendet. 24 Durch die Umsiedlung von Tausenden von Assyrern von Urmia nach Teheran nach dem ersten Weltkrieg hat die einstige geistige Hauptstadt der Assyrer ihre führende Rolle an die assyrische Gemeinde in Teheran abgegeben. Die Schriftsprache der letzten Jahrzehnte steht im Zeichen puristischer Tendenzen. Dadurch entsteht zwar ein größerer Unterschied zwischen der Volkssprache und Schriftsprache, aber auch eine bessere Einheitlichkeit der letzteren wird gefördert. Man muß schon heute zwischen lisänä swädäyä (m)hümzemä und lisänä swädäyä sipräya „der gesprochenen und der literarischen Umgangssprache" unterscheiden. Zum Schluß noch eine Bemerkung über den Namen „Assyrer, assyrisch", mit dem das Volk sich selbst und seine Sprache bezeichnet. In der älteren Presse wird das Volk noch mellat suryetä und seine Sprache lisänä suryäyä genannt. Mit der zunehmenden Nationalbewegung haben sich aber die Namen umtä ätöreta und lisänä ätöräya fast einheitlich durchgesetzt. Man wird es diesem kleinen semitischen Völkchen kaum 24

Siehe dazu J. Friedrichs Arbeiten (Bibliographie in: R. Macudi - E. Panoussi, Neusyrische Chrestomathie, S. XXVI), vgl. R. Macudi, Zu J. Friedrichs Arbeiten über das Neusyrische in Lateinschrift, OLZ 57/1962, 117—125.

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übelnehmen können, daß es seine Geschichte möglichst weit zurück verfolgen und sich mit dem Namen seiner großen Vorfahren bezeichnen möchte. Seine neuaramäische Sprache können wir aber genauso wenig „Assyrisch" nennen, wie wir den libanesischen arabischen Dialekt für „Phönizisch" halten könnten. Wir bleiben also bei der Benennung „Neusyrisch", um eine Begriffsverwirrung zu vermeiden.

2. ANONYME NEUSYRISCHE LITERATUR

Es ist nicht erstaunlich, daß der Dialekt der Mosul-Ebene ungefähr drei Jahrhunderte früher zum literarischen Ausdruck gelangt ist als sein späterer Konkurrent, der Dialekt der Urmia-Ebene, der ohne die Tätigkeit der amerikanischen Missionare kaum literarisch gepflegt worden wäre. Mesopotamien stand den Quellen der syrischen sowie der europäischen Kultur näher als die assyrischen Randgebiete. Auch haben die fremden Missionen sehr schnell und früher den Weg ins Zweistromland gefunden als zu den nord-östlichen Teilen des syrischen Christentums, das erst im vorigen Jahrhundert von den Missionaren entdeckt wurde. Die Volkssprache war für katechetischen Unterricht unvermeidlich. Die biblisdien Geschichten und die kirchliche Doktrin mußten dem Volk in seiner eigenen Sprache beigebracht werden. Deshalb gehören auch Übersetzungen der Evangelien und Katechismen zu den ältesten Bestandteilen der mesopotamischen neusyrischen Literatur. Die auf Sachaus Wunsch niedergeschriebenen Übersetzungen der biblischen Stücke25 wurden zwar möglicherweise ad hoc für ihn selbst angefertigt, es ist aber wahrscheinlicher, daß sie sich auf ältere Vorlagen gestützt haben. Jedenfalls stimmt Sachaus Meinung, daß „eine Bibel-Ubersetzung in Felllhl aus älterer Zeit nicht vorhanden" wäre 26 , nicht. Wir haben schon ob. (S. 83) gesehen, daß J. Shedd für die Kollegbibliothek in Urmia ein altes Evangeliar in der Volkssprache von Alqos erworben hat, das spätestens am Anfang des 17. oder vielleicht schon im 16. Jh. geschrieben wurde, und dessen Sprache dem Volk nicht mehr verständlich war. Ein Evangeliar im Dialekt von Alqos wurde 1873 von der presbyterischen 85

E. Sachau, Skizze 77, vgl. M. Lidzbarski, Die neuaramäischen Handschriften I, S. VII f. ! » 1. c. m. A2

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Missionspresse in Urmia veröffentlicht und erstaunlich schnell ausverkauft 27 . Den Missionaren Smith und Dwight wurde in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts von dem Bischof in Ardisäy ein altsyrischer Pentateuch mit einem Kommentar gezeigt, der nach der Versicherung des Bischofs dem Volke verständlich sein sollte28. Die erwähnten Missionare waren nicht imstande, die Hs zu beurteilen; es handelt sich aber eher um eine Hs mit parallelen Kolumnen des altsyrischen Pentateuchtextes mit einer neusyr. Übersetzung als um einen neusyr. Kommentar zum altsyr. Text. Von Smith 29 erfahren wir weiter, daß dem Volk die Bibeltexte in der Volkssprache erklärt werden mußten. Aus dieser Kirchenpraxis, die Bibeltexte für das Volk zu übersetzeil, sind wohl — ähnlich den jüdischen Targumim — die ältesten neusyrischen Ubersetzungen der Evangelien und anderer biblischer Texte entstanden. Die Ubersetzungspraxis mußte aber ziemlich alt sein, wenn die Sprache des Evangeliars von Alqos aus dem 16./17. Jh. dem Volke im 19. Jh. nicht mehr verständlich sein sollte. Wahrscheinlich stützte sich das Evangeliar auf ältere Vorlagen. Maclean (Dictionary XI) erwähnt, daß er sich bei der Vorbereitung seines Wörterbuchs auf mehrere Hss der letzten zwei Jahrhunderte gestützt hat. Die gesamte ältere Literatur im Dialekt der Mosul-Ebene wurde nur handschriftlich überliefert, weshalb ihre Verbreitung sehr beschränkt geblieben ist. Beim Analphabetismus der Bevölkerung konnte sie sich auch sonst nicht besonders verbreiten. In Europa ist sie erst mehr als drei Jahrhunderte nach ihren Anfängen durch ein Verdienst E. Sachaus bekannt geworden. Dieser Gelehrte, der sich während seiner Reisen in Mesopotamien eine Reihe von neusyr. Hss abschreiben sowie Abfas27

28

Siehe Maclean, Dictionary X I A. 2. Der Grund für den schnellen Ausverkauf wird eher eine niedrige Auflage als ein allzu großes Interesse des Volkes gewesen sein, das einen anderen Dialekt sprach, zumal dem Volke von Alqos selbst die altertümliche Sprache kaum mehr verständlich war. Für Sprachgelehrte war diese Veröffentlichung von enormem Wert. Man versteht Macleans Sdimerz, daß ihm sein wertvolles Exemplar von den türkischen Zollbeamten konfisziert wurde. Aus der Aussage Sachaus (1. c. A. 3), der auf keinen näheren Vergleich eingeht, ist zu schließen, daß der Text von dem für ihn kopierten unterschiedlich war. War er aber mit dem erwähnten alten nicht identisch, so haben mehrere ältere Evangelienübersetzungen im Umlauf gewesen sein müssen.

Smith, Researdies II, 221, 241, 261 f., vgl. Rödiger, ZKM 2/1839. » 1. c.

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sungen von neuen Texten in der Volkssprache anfertigen ließ, hat ein ähnliches Verdienst um unsere Kenntnis der mesopotamisch-neusyr. Literatur wie Moses Gaster um die Kenntnis der samaritanisch-neuhebräischen. Wie wir dank Gasters Bemühungen arabische und samaritanischhebräische Doppeltexte besitzen (weil die meisten arabisch verfaßten Schriften der Samaritaner auf seinen Wunsch in das bei ihnen gebräuchliche, schriftlich gepflegte Hebräisch übersetzt wurden), so verdanken wir Sachau, daß er nicht nur Abschriften älterer Texte im mesopotamisch-syrischen Dialekt, sondern auch Abfassungen von neueren Texten in demselben veranlaßt hat. Bei den Ubersetzungen biblischer Stücke war freilich eine arabische Übersetzung nicht erforderlich und wurde auch dementsprechend unterlassen. Jeder Student des phonetisch geschriebenen und etymologisch mehrfach entstellten mesopotamischen Neusyrisch wird es aber begrüßen, zu einigen einheimischen Erzählungen 30 , Hochzeitsliedern31 und anderen volkstümlichen Gedichten32 auch die arabische Ubersetzung und darüber hinaus noch arabisch-syrisch-kurdische Gespräche33 und sogar ein englisch-neusyrisch-kurdisches Glossar (Codex Sachau 250)34 in die Hand zu bekommen. Der hohe Wert der Sachau'schen Sammlung besteht aber vor allem darin, daß sie 1. einen guten Teil der neusyrischen Volkspoesie sicherlich viel älteren Datums als das ihrer Niederschreibung sowie 2. die ältesten bekannten dichterischen Stücke der namentlich bekannten Autoren schon aus der ersten Hälfte des 17. Jhs. enthält. Die ältesten Spuren der literarischen Schöpfung eines Volkes sind immer in seiner Folklore zu suchen. Während aber die prosaischen Volkserzählungen wegen ihrer ungebundenen Sprache leicht sprachlichen sowie sachlichen Umwandlungen, Veränderungen und Erweiterungen unterliegen, ist es bei der rythmisch gebundenen Volkspoesie ohne echte Nachdichtung nicht gut möglich, sollte ein weiterer Volksdichter nicht spontan in derselben Sprache, demselben Geist und Metrum gedichtet haben. Wie bei der altarabischen Poesie und ihren Nachahmungen, kommt es nicht so viel auf die Echtheit des Bildes wie auf die des 30 31 32 33 34

Siehe Lidzbarski, Op. c. I, 2—77. ebda. 394—441. ebda. 442—457. ebda. 460—469. Vgl. ebda. S. XXV f., eingearbeitet in Lidzbarskis Glossar, Op. c. II 381—580.

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Abbildes und der echten Widerspiegelung an, weil der Geist und die gebundene Sprachform wesentlich dieselben bleiben. Obwohl man bei minutiösen Betrachtungen Tausende von Einwänden hinsichtlich sprachund sachgeschichtlicher Details vorbringen kann, wird das später überlieferte Bild nie so verdorben, daß es nicht mehr in den allgemeinen Rahmen der älteren Zeit passen würde. Die Entstehungszeit der Volkspoesie ist zwar genauso unbekannt wie ihre Autoren, es ist aber anzunehmen, daß sie zur Zeit ihrer Niederschreibung schon eine längere Uberlieferungsgeschichte hinter sich hatte. Ihre schwer nachzuweisenden Erweiterungen entstellen keineswegs ihren ursprünglichen Charakter, sondern ergänzen und verstärken sie ihn nur. Zu diesem Typus der neusyrischen Volkspoesie gehören vor allem die Hochzeits- und Tanzlieder. Solche sind in Cod. Sachau 336, fo. 5—12 (vgl. auch 200, fo. 57 b—58 a, und 343, fo. 1—13), vorhanden 33 ; einige von ihnen wurden bereits in Umschrift von Socin36 veröffentlicht und von ihm mit den bayerischen „Schnaderhüpfln" verglichen37. Dem letzteren zufolge sind sie besonders „in den kurdischen Alpen" zu Hause und bilden demnach einen gemeinsamen Fond der kurdisch-syrischen Folklore. Natürlich kommen in ihnen nur einfache Motive, wie Liebe, Sehnsucht, Schönheit der Geliebten od. des Geliebten, ihre Kleidung, tägliche Beschäftigungen, ihr Schmuck, ihre Finger, Locken, Körperteile, Blumen, natürliche Szenen u. ä., zum Ausdruck. Ihrem Inhalt entsprechend werden sie wechselweise vom Burschen und dem Mädchen, vom Bräutigam und der Braut gesungen, wie es schon beim alttestamentlichen Hohenlied, den mandäischen Hochzeitsliedern 38 und ähnlichen orientalischen Liebesgesängen gewesen sein mußte. In den meisten Liedern kommt — obwohl nur am Rande — auch ihr christlich-nestorianischer Ursprung zum Ausdruck, vgl. die von Lidzbarski edierten Stücke Nr. 22: Berted qäsä ki-bäll „Die Tochter des Pfarrers sehnt sich nach mir", Nr. 72: B'ö se'rä d-Mär(y) Yöhannän „Am Feste des heiligen Johannes" u. ä. Ihr Metrum ist in der Regel siebensilbig, was auch sonst die üblichste Form der nestorianischen Volkspoesie ist, und jeder Vers 35 36 37 38

Lidzbarski, Op. c. 394—441, Übersetzung: II, 327—344. Die Neu-Aramäischen Dialekte (Tübingen 1882), 127 ff. 1. c. A. 154, vgl. Sachau, Skizze 78. Lidzbarski, II 327. Siehe E. S. Drewer, The Canonical Prayerbook of the Mandaens, Nr. 215—232, vgl. die Übers., S. 184 f., und SarK d Qabin d Sislam Rba, S. 18 f.

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reimt sich unmittelbar mit dem folgenden, wobei der Reim wichtiger zu sein scheint als der Inhalt des Verses. Die Lieder weisen aber nichts Gekünsteltes auf und tragen hiermit ein echtes Zeichen natürlicher Volkspoesie. Zwischen den einzelnen Stücken gibt es keinen inhaltlichen Zusammenhang, der aber bei der gleichen Thematik auch nicht vermißt wird. Anspruchsvoller, obwohl noch immer volkstümlich, sind längere zusammenhängende Wechsellieder derselben Hs, wie „Wettstreit der Monate" 3 9 , „Der Streit des Weizens mit dem Golde" 4 0 sowie „Ein anderes Stück für Zechgelage und Hochzeiten zu Ergötzungen der Freundesliebe" 41 . Wie die ersten zwei Stücke Wettstreite enthalten, so mündet auch das dritte Stück in einen Streit zwischen dem Krug, dem Becher, dem Faß und dem Schlauch aus, in den sogar der Schankwirt einschreiten muß. Das Thema des Wettstreites ist in der nestorianischen Volkspoesie sehr beliebt. Auch die Unterschiede zwischen den Jahreszeiten und den zwölf Monaten sind ähnlich wie Naturbeobachtungen in volkstümlichen Literaturen sehr verbreitet. Im „Streit des Weizens mit dem Golde" werden wieder die einzelnen Monate in bezug auf den Weizen geschildert. In allen drei erwähnten Stücken zeigt sich nicht nur volkstümliche Weisheit, sondern auch christlicher Glaube, der als letztes und unwiderrufliches Argument allen Streitigkeiten ein resolutes Ende macht: Die unfruchtbaren Monate Dezember und Januar dürfen von den anderen nicht getadelt werden, weil in einem unser Herr geboren ist und im anderen getauft wurde. 42 Der Weizen triumphiert: „Die Priester tragen mich in ihre Kirchen, sie tragen midi unter Gesängen in Prozessionen) 4 3 . . . Ich befinde mich auf dem Altar, von mir reicht man das Abendmahl.. ." 4 4 . Und sogar der Becher im Zechgelage rühmt sich: „Der Priester, der mich trinkt, der lobt Gott und bringt seinem Herrn Dankopfer dar . . ." 4 5 . Ähnliche Stücke sind „Der Teufel und die Sünde", das mit Märart kud, 'Itele lemdi(n)tä [-tta] „Als unser Herr in die Stadt kam" anfängt (Cod. Sachau 336, fo. 84 b—87 b), Kud 'were Sim'ön qaddisä „Als der Heilige Simeon vorbeiging..." (ebda., fo. S8 40 42 43 44

Lidzbarski, I 442—446, Übers. II 344—347. Ebda. I 447—451, Obers. II 348—351. « Ebda. I 452—457, Übers. II 352—356. Lidzbarski I 445: paen, f., Übers. II 347 (17) ebda. I 450 :11 f., Übers. II 350 (16). 4 5 ebda. I 457 : 1 0 f., Übers. II 356 (20). ebda. I 451 : 1 0 f., Übers. II 351 (20)

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39 b—89 a), B-kösäbä b'edänä d-saprä „Im Gedanken zur Morgenzeit" (ebda., fo. 91 b—92 b). Einige von ihnen könnten vom blinden Volksdichter David von Nöhadrä (S. 104 f.) stammen, dem das folgende Stück „Der Räuber und der Cherub vor der Pforte des Paradieses" (fo. 93 a bis 100 a) ausdrücklich zugeschrieben wird. Jedoch werden sie hier anonym überliefert. Nach ihrem christlichen Inhalt darf man annehmen, daß sie entweder von Priestern oder Diakonen verdichtet wurden, wobei die anonymen Dichter entweder biblische Geschichten bearbeitet oder beliebte volkstümliche Motive übernommen und sie mit einer christlichen Punze versehen haben. An Altertümlichkeit sind sie wohl mit der primitiven naturgewachsenen Volkspoesie, wie sie uns aus den Hochzeits- und Tanzliedern bekannt ist, nicht zu messen; sicher ist nur, daß sie nicht erst für Sachau gedichtet wurden, sondern zur Zeit der Anfertigung des Cod. Sachau 336 schon längst vorhanden waren. Wegen ihres anonymen Ursprungs ist ihre Entstehungszeit nicht mit Sicherheit bestimmbar; aber gerade deshalb müssen sie an dieser Stelle erwähnt werden, weil sie in keine bestimmte Zeitperiode einzuordnen sind. Ähnlich ist es mit den (as)syrischen Sprüchen und Volksmärchen, bei denen aber die Thematik gewöhnlich älter ist als die Sprache, mit der sie bekleidet wird. Als bestes Beispiel dafür kann man die altaram. Volkserzählung von Ahlqär dem Weisen anführen, die seit alters her unter den Assyrern sowie bei anderen Völkern in den verschiedensten Versionen zirkuliert 46 , und von denen eine, früher unbekannte im Türöyö-Dialekt in jakobitischer Schrift mit arabischem Paralleltext im Cod. Sachau 339 (ed. Lidzbarski I 1—77) vorhanden ist. Diese Version stellt zwar nur eine Übersetzung aus dem Arabischen dar, die wahrscheinlich vom Schreiber Jesaias in Qyllith, selbst angefertigt wurde, aber das alte Thema ist bei den ,Assyrern' bis auf den heutigen Tag sehr beliebt geblieben. Bei den Volkserzählungen, die bisher in verschiedenen Dialekten reichlich gesammelt worden sind47, sind aber nicht nur sprachliche Veränderungen, sondern auch Stofferweiterungen und Veränderungen mög" Baumstark GSL 11 f., B. Meissner, ZDMG 47, 171 ff.; Lidzbarski II 3 f. Siehe Bibliographie in R. Macuch - E. Panoussi, Neusyrische Chrestomathiem unter Ceruli-Pennadiietti, Duval, Garbell, KalaSev, Lidzbarski (Dialekt v. Tiäri), PrymSocin, Ritter, Sachau, Tsereteli (Cbrestomatia u. Materialy); siehe weiter Hodifeld, Beiträge zur syrischen Fabelliteratur (Halle 1893).

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lieh. Diese aus verschiedenen mündlichen Überlieferungen bekannte Tatsache darf ich an einem typischen Beispiel einer (as)syrischen Volkserzählung und ihrer dichterischen Bearbeitung exemplifizieren: Das bekannte Motiv einer vom Feuer umgebenen Schlange, der ein Mensch einen Spieß reicht, mit Hilfe dessen sie aus den Flammen herauskriecht und dann ihren Retter beißen und töten will, hat sich mindestens in zwei Versionen erhalten: einer prosaischen im Urmia-Dialekt, die in Tseretelis Chrestomathie, S. 29—32, unter dem Titel Barnäsä w-hüwe „Der Mensch und die Schlange" (mit dem Untertitel „Eine kaukasische Erzählung") veröffentlicht wurde, und einer vom irakisch-assyrischen Dichter Däwid dem Blinden unter dem Titel Matlä d-kuwwe w-barnäsä „Erzählung von der Schlange und dem Menschen" am Ende des vor. Jhs. verdichteten 48 . Beide haben denselben Ausgangspunkt, in beiden begeben sich der Mensch und die Schlange zu den Schiedsrichtern aus der Tierwelt, die natürlich — wie auch die Schlange — die menschliche Sprache sprechen, und versuchen, mit ihrer Hilfe den entstandenen Streit zu lösen. In der prosaischen kaukasischen Version wird aber eine ganz neue Geschichte in die ursprüngliche Erzählung eingearbeitet, während die poetische mesopotamische ihren ursprünglicheren, primitiveren Charakter bewahrt. Das in die kaukasische Erzählung eingearbeitete Märchen von der Schlange die ihrem Wohltäter täglich ein Goldstück aus ihrem Loch bringt, bis er verreist und sein Sohn, der an seiner Stelle täglich von der Schlange ein Goldstück bekommt, sich vornimmt, die Schlange zu töten, um sich ihres Schatzes zu bemächtigen, ihr aber statt dessen ungeschickt nur den Schwanz abhackt und von ihr getötet wird, — ist aber auch kein ausschließlich kaukasisches Motiv, sondern ein kurdisch-assyrisches aus dem Märchen „Der Holzhauer und die Schlange" 49 bekanntes, das seinerseits mit dem der Äsop'schen Fabel „Der Bauer und die Schlange" verwandt ist 50 . Bei den mannigfaltigen Motiven, die die volkstümlichen assyrischen Erzählungen enthalten, ist es nicht einfach, ihre spezifische Charakteristik 48

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Däwid Kürä d-Nühadrä, Ktäbä d-matle tä esköläye ..., 1896, S. 133—140, vgl. Macuch-Panoussi, Op. c. 86 f. Lidzbarski I 115—118 (im Tiäri-Dialekt), Übers. II 75—77, identisch mit PrymSocin, Kurdische Sammlungen, Stück II (Abs. 1) u. Hodifeld, Beiträge zur syr. Fabelliteratur, No. 60. Lidzbarski II 75 (Einleitung)

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anzugeben. Ihre allgemeinen Züge sind ihnen mit den meisten, vor allem orientalischen Volksmärchen gemeinsam. Wie in allen, vor allem den Bidpai-Äsop-Loqmän-Fabeln, so sprechen auch in den assyrischen die Tiere, die menschliche Sprache und erteilen dem Menschen manch nützliche Ratschläge und moralische Belehrungen. Diese Fabeln sind ein gemeinsames Gut einer breiteren Umwelt. Auch sonst findet man bei den Assyrern viel gemeinsamen volkstümlichen kurdisch-persisch-arabisch-türkischen ErzählungsstofF, so daß vom iranischen Aserbeidschan bis zum Kaukasus ähnliche Motive verbreitet sind. Dies gilt von Fabeln und Märchen mit moralischen Belehrungen bis zu den ergötzlichen orientalischen Anekdoten mit der hervorragenden Gestalt des wohl ursprünglich iranischen, aber nicht mehr mit Sicherheit zu lokalisierenden Till Eulenspiegels Mollä Nasreddln und ähnlichen Schwänken, die einfach amüsieren wollen. Sie sind meistens übernommen, doch fehlt es auch nicht an Nachahmungen, wie z. B. die Anekdote von Mollä Nasreddln und Timurleng 51 beweist. Als ursprünglich ,assyrisch' gelten demgegenüber Erzählungen, die an einheimische Ortsnamen gebunden sind oder (as)syrische Stämme, Bräuche u. ä. zum Thema haben. Es kommt vor, daß ein Stamm sich über einen anderen überheben, ihn verspotten und sich über ihn lustig machen will. So geht es aus den Erzählungen „Wie ein Tiäri Eier ausbrütete", „Wie die Tiäri die Sonne suchten und fanden", „Wie ein Tiäri zum Melik ging", „Wie die Tiäri eine Mühle bauen wollten" 5 2 deutlich hervor, daß diese Ortschaft zum Abdera der ,Assyrerc geworden ist. Natürlich ist der Stoff solcher Erzählungen entweder ganz erfunden oder stark übertrieben. Es reicht manchmal, daß ein Stamm in schwereren natürlichen Lebensbedingungen lebt, damit sich die anderen, nur teilweise bevorteiligten über ihn lustig machen. Bei dem bunten, verschiedenartigen und mannigfaltigen orientalischen Inhalt der ,assyrischen' Volkserzählungen wäre es nicht nur unmöglich, sondern auch überflüssig, auf alle ihre Einzelheiten einzugehen. Im allgemeinen feudalistisch-orientalischen Rahmen findet man dort alles mögliche Vorstellbare, teils aus der Umwelt bekannte, teils typisch ,assyrische' oder den (as)syrischen Verhältnissen angepaßte. Jedoch kommen die letzteren Motive in der großen Masse des volkstümlichen Mate51 52

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Sachau, Skizze 71—73. Lidzbarski I 180—185, Übers. II 128—133. Macudi, Spät- und neusyr. Lit.

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rials erst am Rande zum Ausdruck. Es ist merkwürdig, daß echt christliche Elemente — wie z. B. die aus der klassischen Literatur bekannten Heiligenlegenden — in den volkstümlichen Erzählungen bis auf äußerst seltene Ausnahmen völlig vermieden werden. Die volkstümliche Literatur ist ihrem Ursprung nach nicht christlich, sondern entweder orientalisch-weisheitlich oder einfach amüsant und ist ihrem ursprünglichen Prinzip trotz des fast zweitausendjährigen Christentums des syrischen Volkes treu geblieben.

3. GEISTLICHE DICHTUNG DES ZEITALTERS Im scharfen Gegensatz zur volkstümlichen Literatur steht schon die älteste Dichtung und sonstige Literatur, deren Autoren uns namentlich bekannt sind. Diese ist grundsätzlich und wesentlich christlich, wie es auch zu erwarten war, weil sie anfangs ausschließlich von Priestern gepflegt wurde, die zum Teil oder manchmal auch vorwiegend noch altsyrisch gedichtet und sich auch bei ihren neusyrischen Schöpfungen an die altsyrischen literarischen Traditionen angeschlossen haben. Wie stark diese Traditionen gewesen sind, ersieht man daraus, daß es zwischen der ältesten Poesie aus der ersten Hälfte des 17. Jhs. und der des 19. Jhs. keinen wesentlichen formal-inhaltlichen Unterschied gibt. Sie besteht in der Nachahmung der klassischen syrischen dürikyätä und sögyätä und diese Art von Dichtungen ist bis heute trotz langsamer Durchsetzung neuer dichterischer Formen die beliebteste Form der neusyrischen Poesie geblieben. Ihre häufigsten Strophen, deren Anzahl je nach der kürzeren oder längeren Entwicklung des reflexiven religiösen Gedankens sehr unterschiedlich ist, sind meistens dreizeilig, vierzeilig oder sechszeilig. Die geistlichen Gedichte im mesopotamischen Neusyrisch (süret) haben sich anfangs — ähnlich wie die ganze altsyrische Literatur — nur handschriftlich verbreitet. Eine Druckerei stand den chaldäischen Christen in Mesopotamien nicht — wie ihren nestorianisch-presbyterischen Brüdern — bei ihren literarischen Schöpfungen in Volkssprache von Anfang an zur Verfügung. Demnach konnte sie sich nicht besonders unter dem Volk verbreiten, obwohl sie gegenüber der altsyr. Literatur den Vorteil hatte, vom Volk verstanden zu werden. Die Namen der Dichter dieser Periode sind uns nur aus handschriftlichen Sammlungen

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unter dem Titel Ktäbä d-dürikyätä bekannt. Ein besserer Teil der Gedichte ist schon in der erwähnten Sachau'schen Sammlung vertreten. Die Hss waren zwar nicht sehr verbreitet, die besten Stücke dieser Poesie werden aber bis heute handschriftlich überliefert. 53 Es ist merkwürdig, daß die Handschriftensammlungen schon mehrere Dichter aus dem 17. Jh. aufweisen, während das 18. Jh. in dieser Hinsicht sehr mager ist, bis sich um die Mitte des 19. Jhs. ein neuer Aufschwung der Dichtung in Volkssprache merken läßt. Alle poetischen Stücke sind zwar nicht genau datiert, aber diejenigen, die ein sicheres Datum tragen, zeigen deutlich, daß es hier trotz des verhältnismäßig frühen Anfangs der neusyr. Poesie eine sterile Lücke gegeben hat, die über ein Jahrhundert gedauert hat. Ohne Druckerei und Ausbildung des Volkes, das nicht schreiben und lesen konnte, hat es freilich keine besondere Nachfrage für die geistliche Poesie geben können. Der älteste namentlich bekannte neusyrische Dichter ist der schon ob. (S. 48 f.) erwähnte Q Isrä'el Alqösäyä, der die altsyr. Poesie mit der neusyrischen verbindet und wahrscheinlich auch als ein Gründer der letzteren betrachtet werden kann. Bei seiner dichterischen Tätigkeit in den beiden Sprachen war es freilich nicht zu erwarten, daß er für die neusyr. Dichtung irgendwelche neue poetische Formen entwickelt hätte. Seine schon a. a. O. besprochene Poesie in der Volkssprache bildet vielmehr nur ein Pendant zu seiner altsyr. Poesie. Es ist schade, daß in der einzigen, von Lidzbarski veröffentlichten Auswahl aus der Sachau'schen Sammlung dieser älteste neusyr. Dichter mit keinem Stück vertreten ist. Sein Zeitgenosse, Q Yösip b. Gemäldln (Gemdänl) Telkepnäyä der zwischen 1590 und 1666 lebte54, ist Verfasser von mehreren längeren geistlichen Gedichten, die am besten im Cod. Sachau 223 durch sechs überlange Stücke vertreten und mit Ubersetzung von Jeremía Sämir (Cod. 224) versehen sind. Alle seine Gedichte bestehen aus vierzeiligen Strophen. Das längste Stück Ba-sme d-'alähä abä hannänä „Im Namen Gottes, des barmherzigen Vaters" gedichtet im J. 1973 der seleuk. Ära 53

54



Siehe Notre-Dame des Sém. 320 (Vosté, S. 120 f.) zusammengestellt im J. 1924 nach Codd. 147 u. 151 der Sammlung A. Scher, die sich nicht mehr in der Bbiliothek befinden. Sachau, Skizze 78, vgl. Lidzbarski II 283 (Einleitung zur Übersetzung des Gedichtes „Die Gleichnisreden Jesu").

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( = 1650/51 Chr.) umfaßt über 600 Vierzeiler auf 76 Folioblättern (fo. 125 a—200 a). Datiert ist auch das von Lidzbarski veröffentlichte Stück Hayö mhaymäne de-msabhük l-märyä aläbä „Kommet her, Gläubige, laßt uns Herrn Gott preisen" 55 aus dem Jahre 1971 seleuk. (1658/ 59). Wie eingelebt diese christlich-geistliche Thematik und wie groß auch ihr formaler Einfluß auf spätere Dichter war, sieht man daraus, daß eine über ein Jahrhundert spätere von Socin56 in Transliteration und Ubersetzung von Sachau57 im Original veröffentlichte düriktä ähnlichen Inhalts von T'ömä Singärl (S. 101) nicht nur mit einer ähnlichen Formel eingeleitet wird, sondern in den ersten zwei Versen auch dasselbe Reimwortpaar: alähä—gnähä aufweist, wodurch die Abhängigkeit des späteren Dichters vom früheren mit aller Deutlichkeit nachgewiesen wird. Das Gedicht Msäruk b-semmä d-bäbä we-brönä w-rühä d-qüdsä „Fangen wir im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes an" (fo. 16 b bis 36 a) trägt offensichtlich ein unvollständiges Datum 's' lyonäye = 1901 seleuk. ( = 1589/90 Chr.), da dieses dem Geburtsdatum des Dichters als dem der Verfassung des Gedichtes näher steht. Der Abschreiber hat höchstwahrscheinlich aus Flüchtigkeit vergessen, das Jahrzehnt anzugeben58. In der dürikyätä-Sammlung der Bibliothek des Klosters NotreDame des Semences, Hs Nr. 333, 2 (fo. 5 b—46 b), ist von ihm ein Gedicht über die Inkarnation erhalten 59 . Von seinem jüngeren Zeitgenossen M Yöhannän, Bischof von Mäwänä, stammt ein Gedicht von 156 vierzeiligen Strophen, das mit Sübbä l-semmeh d-'ö d-beryelä „Ehre dem Namen dessen, der sie geschaffen hat" (Cod. Sachau 223, fo. 99 b—112 b), das im J. 1973 seleuk. ( = 1658/59 Chr.) gedichtet wurde. Mit diesen drei Namen ist die Zahl der mit absoluter Sicherheit ins 17. Jh. gehörenden, namentlich bekannten Dichter erschöpft. Die Grundlagen der neusyr. geistlichen Dichtung, die sie gelegt, oder — besser gesagt — vom Altsyrischen in die Volkssprache verlegt haben, werden aber von späteren teils anonymen, teils namentlich bekannten, aber nicht genau datierten späteren Dichtern bis ins 19. Jh. beachtet, wo wir wieder 55 58 57 58 59

Lidzbarski I 346—385, Übers. II 283—316 (Die Gleichnisreden Jesu) Die neu-aram. Dialekte, S. 144 ff. Skizze 79 ff. Siehe dazu Lidzbarski II 283 (Einleitung). Voste, S. 121.

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genauen Daten begegnen. Die ganze Poesie der drei Jahrhundete ist formal und inhaltlich so verwandt, daß man mit Recht von einer dichterischen Schule sprechen kann. Man bezeichnete sie nach dem ältesten Ort ihrer Blüte und ihrem Gründer, Q Israel v. Alqos, als Schule von Alqos, obwohl es unter ihren Vertretern auch Dichter aus anderen Orten (Telkep, Mäwänä, Rustäqä u. a.) gegeben hat. Die wesentlichen Charakteristika dieser Schule wurden schon durch ihren Gründer gegeben und wurden von anderen Dichtern deshalb befolgt, weil sie einen unmittelbaren Ausschluß an die in geistlichen Kreisen tief verankerte traditionelle altsyr. christliche Poesie bedeutete. Bei der folgenden Darstellung müssen wir also auf chronologische Einteilung verzichten. Im Cod. Sachau 232 (fo. 92 a—123 a) befinden sich drei kürzere anonyme Gedichte: a) fälük ke-lazmä eshadtä „Dich muß man bekennen" (fo. 92 a—103 a), b) Ähet takkllä le-san'ätä „Du gibst Vertrauen (?) zu den Werken" (fo. 103 a—107b); c) erst das dritte fängt mit einer doxologischen Formel an: Sübhä Isemmä d-gabälan „Lobpreis dem Namen unseres Schöpfers" (fo. 107 b—123 a). Fünf Gedichte ohne Datum haben sich von T'ömä Singärl Telkepnäyä im Cod. Sachau 232 (fo. 30 a—66 b, 80 b—92 a) mit der Ubers, von Jer. Sämir (Cod. Sachau 233)61. Von seiner formalen und inhaltlichen Abhängigkeit von Yosip Gemäldln Telkepnäyä war schon ob. S. 100 die Rede. Seine Gedichte weisen manchmal auch die gleichen Anfangsverse wie die des letzteren auf: Msäruk b-vsemmä d-bäbä w-brönä w-rühä d-qudsä (fo. 39 b—45 a), s. ob. S. 100; ähnlich das von Sachau im Original veröffentlichte Hayo de-mnonek w-talbük m-alähä (fo. 45 a bis 54 a) vgl.S. 100 m. A. 55. Die ¿«n&;y5i5-Sammlung,Hs330 der Bibliothek Notre-Dame des Semences, enthält sechs Gedichte von ihm: Nr. 4—7 Bußgedichte (fo. 74 a—103 a), Nr. 9 über die Hölle (fo. l i l a bis 117 b), Nr. 12 über die Mönche (fo. 125 b—131 a)62. Der Name des Dichters wird entweder in der oben angeführten Form oder in der kürzeren T'ömä Singärl oder in einer volleren T'ömä Tektek Singärl Telkepnäyä überliefert. In der Abschreiberliste der Bibliothek des urmisdien Kollegs wird unter den Kopisten des 18. Jhs., Nr. 15, ein Priester 60 61 62 es

Lidzbarski I, S. XI. Zu den anfangenden Zeilen und den Strophenzahlen siehe Lidzbarski I, S. XII f. Vost(§ 121. von O. Sä(h)ro, abgedruckt in P. Sarmas TSA II 257—268.

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T'ömä Telkepnäyä genannt, der 1771 das Buch Gubbaye „Auslesen" von Yühannän Bädöqä abgeschrieben hat. Da der Dichter in der 2. Hälfte des 18. und in der 1. Hälfte des 19. Jh. gelebt haben mußte 64 , war er höchstwahrscheinlich mit diesem Kopisten identisch. Nöldekes treffliches Urteil über sein von Socin veröffentlichtes Gedicht gilt im großen und ganzen über die gesamte Poesie dieser Schule: „Poetisch kann es uns freilich nicht eben ansprechen; es ist gut gemeint, ernst, etwas asketisch, aber ziemlich eintönig." 65 Merkwürdig ist die Anführung von zwei Psalmenstellen nach dem altsyr. Text im erwähnten Gedicht: nürä d-glhänä d-mistabqä b-äbä (Sachau 89, Strophe 94 b, vgl. Socin 15618) = nürä d-mestabqä b-'äbä Ps 83i4 und yä märyä w-lä b-rugzäk taksan (Sachau 90, Strophe 99 b, vgl. Socin 157n) = märyä lä b-rugzäk taksan(y) Ps 62, die freilich als keine Spezimina der gesprochenen Sprache gelten können. Die Ergänzungen innerhalb des altsyr. Textes sind minimal und dienen nur dazu, das notwendige Versmaß zu erreichen. Einige Schwächen der Überlieferung konnte schon Nöldeke (1. c.) nachweisen. Konnten solche in einem halben Jahrhundert entstehen, so müssen sie natürlich bei älteren Dichtern in viel höherem Maß vorkommen (s. unt.). Je ein Gedicht ist von Hnän-Iso' d-Rustäqä (Cod. Sachau 223 fo. 89 a—98 a) mit einem Aufruf zur Buße66 und von Estlfän Räyes (Ra'is) (N.-D. d. Sem. 330, 3, fo. 47 a—77 a) über Joseph, Sohn Jakubs 67 , bekannt. Das Alter der meisten dieser Gedichte verrät sich in schlechter handschriftlicher Uberlieferung 68 . Bei einer noch nicht richtig etablierten Orthographie des Neusyrischen bereiteten die volkstümlichen, über ein Jahrhundert alten Gedichte den Abschreibern schon größere Schwierigkeiten als Jahrhunderte überlieferte altsyr. Texte, deren Formen zwar tot, aber stabil und einheitlich tradiert waren. Man fühlt, daß man hier mit einer literarischen Sprache im Werden zu tun hat, der es an festgesetzten orthographischen Normen und literarischen Traditionen fehlte. Die verhältnismäßig schlechte Überlieferung dieser Gedichte innerhalb von 2—3 Jahrhunderten ist sicher auch diesem Umstand zuzuschreiben, 64 65 68 67 88

Socin, a. a. O.; Nöldeke, ZDMG 36/1882, 677. Nöldeke, 1. c. veröffentlicht von Lidzbarski I 386—392, Übers. II 317—323. Vosti 121. vgl. dazu Lidzbarski II 283, 317 (Einleitungen zu Übersetzungen).

GEISTLICHE DICHTUNG DES ZEITALTERS

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nicht ausschließlich den inneren sprachlichen Veränderungen in einer sprach- und literaturgeschichtlich nicht allzu langen Frist. Jedoch sind auch die letzteren nicht auszuschließen: In einer lebenden, literarisch frei behandelten Sprache machen sich drei Jahrhunderte mehr bemerkbar als Jahrtausende bei einer toten, nach festen unveränderlichen Normen behandelten literarischen. Die letzten Ausläufer dieser poetischen Schule führen uns schon ins 19. Jh., wo sie durch die Namen des Q Damyänös b. Yöhannän Gündirä aus Alqös in der ersten Hälfte und eines blinden Dichters, § Dâwïd Kürä („der Blinde") aus Nühadrä, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, vertreten wird. Während der erstere noch ganz im Strom der kirchlich-religiösen Poesie schwimmt, kommen beim letzteren neben den kirchlichen auch allgemein weisheitliche Motive zum Ausdruck. Beide Dichter hatten schon das Glück, ihre geistigen Früchte auch im Druck veröffentlichen zu können. Der erstere Q Damyänös aus Alqos (f 18 5 5)69 ( A L A 540 f.) ist der erste nach T'ömä Singârï (S. 101 f.) in Europa bekannte neusyr. Dichter. Er war Mönch im Kloster des Rabban Hormizd und trägt als solcher den Beinamen Dayräyä. Wie Q Isrä'el v. Alqos betätigte er sich literarisch in den beiden Sprachen, dem Alt- und dem Neusyrischen und in den beiden erreichte er bewundernswerte Meisterschaft, so daß er zu jeder Zeit eine glänzende improvisierte Predigt abhalten konnte. Auf Wunsch des Patriarchen Yüsep VI. Ödö (1848—1878) verfaßte er zwei schöne Rituale zum Fest der immaculata coneptio Beatae Mariae Virginis und zum Totenfreitag. Zu verschiedenen Zeiten fungierte er als Stellvertreter des Patriarchen in Mosul. Zu Ende seines Lebens hat er Mursid al-kahana aus dem Arabischen ins Syrische übersetzt 70 . Außerdem verfaßte er mehrere Më'mrë in der alten Sprache, von denen vor allem eines über die Gefangennahme von Alqos Erwähnung verdient, von dem sich mehrere Abschriften in der Bibliothèque de N.-D. des Sem. und in den Bibliotheken von Alqos befinden. Noch berühmter ist seine dichterische 69 70

ALA 540 f. Zwei Ausgaben wurden von M T'ömä Ödö in der dominikanischen Druckerei in Mosul besorgt: Mhadyänä dkähnl Manuale Sacerdotum ex operibus P. Segneri excerptum, in Linguam Chaldaicam a D. Damiano, sacerdote Chaldaico, olim translatum, nuper vero a D. Thoma Audo revisum, Mausiii 1882 (3, 372 S.); Editio secunda, Mausiii 1893.

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Tätigkeit in der neusyrischen Sprache. Schon vor dem Eintreffen der Sammlung Sachau nach Europa wurden seine geistlichen Lieder an Prof. I. Guidi geschickt, der am Ende seiner „Beiträge zur Kenntnis des neuaramäischen Felllhi-Dialektes" 71 davon kurze Proben: a) al sunäqa dgihana

„Uber die Qualen der H ö l l e " u n d b) eile dbusama 72

dmalkutha 73

„Uber die Freuden des Paradieses" veröffentlicht hat. Guidi hat mit Recht auf die Abhängigkeit dieses Dichters von Thomas Singärl hingewiesen. Da nun dieser seinerseits von Yosip Gemäldln abhängig war, erschließt sich eine Abhängigkeitskette in dieser Schule, die drei Jahrhunderte gedauert hat. Im Cod. Sachau 232 (fo. 3 b—24 b) befinden sich die zwei erwähnten Gedichte über die Hölle (120 Strophen zu 6 Versen) und das Paradies (65 Strophen derselben Form) aus d. J. 1855/6 sowie (fo. 77 b—80 b) ein kürzeres Maria-Gedicht (30 Strophen zu 4 Versen) ohne Datum 74 . Die ar. Übersetzung dieser Gedichte von Jer. Sämlr ist im Cod. Sachau enthalten. § Däwld Kürä d-Nöhadrä stammte aus einer armen Familie, die sich in Alqos angesiedelt hat. Sein Vater ist frühzeitig gestorben und die Mutter ist mit den Kindern nach Manges umgezogen, wo der junge Däwld zur Schule ging und das Lesen gelernt hat. Im Alter von etwa neun Jahren erblindete er infolge einer Pockenkrankheit, die sich in der Gegend verbreitet hat. Sein Leben war voller Schwierigkeiten. Seine Mutter hat wieder geheiratet und sein Stiefvater mißhandelte den blinden Jungen dermaßen, daß er aus dem Dorf fliehen mußte und sich zwei Jahre bei einem wohltätigen Mann in Karamles aufhielt, bis ihn seine Mutter aufsuchte und zurückholte, um sich mit den Kindern endgültig in Mär-Ya'qöb anzusiedeln, wo sie von den dominikanischen Vätern dieser Gegend durch Almosen unterstützt wurde. Trotz seiner Blindheit kultivierte sich Däwid weiter. Er ließ sich alle aufzutreibenden alten Bücher vorlesen und behielt deren Inhalt. Er wurde bald so berühmt, daß sich Leute sammelten, um ihm zuzuhören. Er heiratete ein Mädchen aus demselben Dorf, mit dem er fünf Kinder hatte. Nun ist aber sein jüngerer Bruder sowie seine jüngere Schwester vor ihm gestorben, so daß 71 72

n 74

ZDMG 37/1883, 293—318. Das zweite Gedicht befindet sich auch in Ktäbä d-dürikyätä 11, fo. 121 a—125 b). a. a. O. S. 314. Siehe Lidzbarski I, S. XII.

(N.-D. d. Sera. 330,

GEISTLICHE DICHTUNG DES ZEITALTERS

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sich der blinde Mann auch um ihre Kinder, insgesamt um dreizehn Personen, kümmern mußte. Das einzige Gewerbe, das er konnte, nämlich Stränge zu flechten, reichte nicht aus, eine so zahlreiche Familie zu ernähren. Er mußte betteln gehen. Mit einem Empfehlungsbrief des chaldäischen Patriarchen ging er von Dorf zu Dorf und von Tür zu Tür, um für seine Kinder einige Handvoll Weizen, Gerste, Rosinen zu sammeln. Er sang Gesänge und rezitierte Fabeln, um die Leute zur Barmherzigkeit zu bewegen. Seine lebhaften Fabeln wurden vom Vorstand des Dominikanerklosters Père Jacques Rhétoré (unter dem Pseudonym Ya'qöb Nükräyä Jacques l'Étranger') niedergeschrieben. Am Ende seines Lebens erkrankte er an einer schweren Krankheit, ging zur Behandlung nach Mosul, starb dort 1889 und wurde am Friedhof der Fremden der Kirche M Gïwargïs begraben. Von ihm stammt eine düriktä von 65 Vierzeilern (Cod. Sachau 336, fo. 13 a—17 b)75 und ein Gedicht von Wechselgesprächen „Der Räuber und der Cherub vor der Pforte des Paradieses" (ebda. fo. 93 a—100 a)76, das mit B-gô zqlpütä d-märan 'igiibê kzïlï „In der Kreuzigung unseres Herrn sehe ich Wunder" anfängt. Wechselgespräche und christlich-ethische Weisheitsmotive bilden ein beliebtes Thema dieses fruchtbaren Dichters, der formal sowie thematisch am wenigsten von der alten Schule von Alqos abhängt und eher an die volkstümliche Poesie und einfache Erzählungsform anknüpft. Die spontane Kunst dieses blinden Dichters wandte sich lieber Schilderungen lebhafter Szenen und Streitigkeiten zu, in denen er seinen moralischen Vorstellungen zum Sieg verhalf. Eine Auswahl seiner Gedichte erschien nach seinen Tod unter dem Titel Ktäbä d-matlê tä eskoläye b-lisänä swädäyä mpasqä „Fables en langue chaldéenne vulgaire par Daoud l'Aveugle de Mar-Yacoub (Mossoul, Imprimerie des Pères Dominicains 1896, 7 qm = 140, 3 S., 17,5 X 11 cm) mit einer kurzen Biographie des Dichters in französischer Sprache. Im gleichen Jahr erschien in derselben Druckerei ein Ktäbä d-maddïhë rühänäye, eine Sammlung religiöser Lieder in der Volkssprache auf 390 u. 6 Seiten, deren erster Teil von ihm und der zweite von einem Dâwïd Bäreznäyä d-Kärii-Palän stammt. 75 76

Audi im Ktäbä d-dürikyätä (N.-D. des Sem. 330, 10, fo. 117—121 a). Sie wurde von E. Sachau, Über die Poesie in der Volkssprache der Nestorianer, S. 194—215 (: Eine Tenzone von Narses) veröffentlicht.

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Vom blinden Dichter Däwid abgesehen darf man wohl sagen, daß allen Dichtern dieser Schule die Nachahmung der altsyr. düriktä-Form sowie eine christlich-dogmatische Themen Verwandtschaft und mit ihr verbundene Eintönigkeit gemeinsam ist, auch wenn man mit I. Guidi 77 zugeben muß, daß diese Gattung der FelllhT-Literatur gewiß nicht ohne jedes Interesse ist. Unser Interesse an ihr ist eher philologisch als literarisch. Als ältester Ausdruck des geschriebenen Neusyrisch verdient sie sicher unsere Aufmerksamkeit. Als einzige Form der literarisch über drei Jahrhunderte kultivierten syr. Volkssprache hat diese Poesie trotz ihrer christlich-dogmatischen Eintönigkeit bei dem frommen chaldäischen Volk sicher eine bedeutende erzieherische Rolle gespielt. Aber auch an erotischer Poesie hat es nicht gefehlt. Neben den ob. S. 93 f. erwähnten Hochzeits- und Tanzliedern enthält Cod. Sachau 336 (fo. 82 b—84 b) ein Liebeslied, in dem ein Metropolit von Aserbeidschan seine Geliebte Mämöy besingt, das mit dem merkwürdigen Satz Äbä webrönä (h)wl sär'adär tä gyärii dlläh tlemtä „Der Vater und der Sohn sei ein Richter für meine Seele, die sündhaft ist" anfängt.

4. KATECHETISCHE LITERATUR

Um ein abgerundetes Bild der älteren chaldäischen Literatur darzustellen, empfiehlt es sich, an dieser Stelle auch die katechetische Literatur zu besprechen, obwohl die uns bekannten Katechismen erst aus dem 19. Jh. stammen. Diese stellen aber die ersten nach Europa gelangten Spezimena der Sprache Süret überhaupt dar und haben den europäischen Gelehrten die ersten Möglichkeiten gegeben, sich mit dieser Sprache sprachwissenschaftlich zu befassen. Es ist offensichtlich, daß der Religionsunterricht nur in der Volkssprache stattfinden konnte. Sein Bedürfnis hat sich aber bei den chaldäischen Christen, wie auch später bei den der Urmia-Ebene erst unter dem Einfluß und durch die Wirkung der fremden Mission gezeigt. Demnach wird man wohl kaum irren, wenn man annimmt, daß eine ernst aufgefaßte katechetische Praxis in der chaldäischen Kirche in der Zeit ihrer intensiveren Anlehnung an Rom, spätestens am Ende des 18. Jhs. 77

ZDMG 37/1883, S. 314.

KATECHETISCHE LITERATUR

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entstehen mußte. Gewissenhafte Priester haben sicher schon damals ihre Katechesen schriftlich vorbereitet, um ihren Katechumenen die neue, von der alten, nestorianischen unterschiedliche kirchliche Doktrin richtig einprägen zu können. Der älteste uns bekannte, im J . 1827 abgeschlossene Katechismus, das von einem Priester aus Hosrowa [etymologisch: Hosrow(')bä(d)] stammt, ist ähnlich wie die folgenden schon völlig im römisch-katholischen Geist geschrieben. Chosrowa war zwar schon damals Sitz eines chaldäischen Bischofs, der die Suprematie des chaldäischen Patriarchen von Diarbekr anerkannte, es war aber nur ein Dorf, mit etwa 150 chaldäischen Familien. 78 Es ist wohl anzunehmen, daß man sich in größeren Zentren nicht weniger um katechetischen Unterricht kümmerte. Von den presbyterischen Missionsboten am Urmia-See, Dwight und Smith, erhielt E. Rödiger eine Abschrift des eben erwähnten römischkatholischen Katechismus sowie einiger Gebete, die von demselben eingeborenen Priester für seine Katechumenen geschrieben wurden. Es war das erste Spezimen des geschriebenen Neusyrisch überhaupt, das nach Europa gelangt ist und Rödiger ermöglicht hat, die erste wissenschaftliche Behandlung dieser Sprache unter dem Titel „Uber die aramäische Vulgärsprache der heutigen syrischen Christen" 7 9 zu veröffentlichen. Aus diesem handschriftlichen Büchlein, das er Doctrina christiana nannte, hat er im erwähnten Aufsatz das Credo in der alten und der neuen Sprache in parallelen Kolumnen veröffentlicht und mit einer Ubersetzung des neusyrischen Textes und einem philologischen Kommentar zu diesem versehen. Daß seine sprachlichen Erläuterungen in Anbetracht des noch so sehr dürftigen Materials eine hervorragende Leistung des berühmten Gelehrten darstellen, wurde schon von Nöldeke 80 hervorgehoben. Aus dem Anhang zu demselben Katechismus stammen auch die neusyrischen Gebete „Preces dialecto neosyriaca conscriptae", die Rödiger am Ende seiner Chrestomathie, S. 138 f., veröffentlicht hat. Aus Mangel an nestorianischen Typen mußte Rödiger die neusyrischen Texte in jakobitische Schrift umschreiben, er hat aber die ursprünglichen nestorianischen Vokalzeichen beibehalten. Dieser Notbehelf, Ostsyrisch in westsyrischer 78 79 80

E. Rödiger, ZKM 2/1839, 81. 1. c. 77—93, vgl. Kawerau, Op. c. 338 f. A. 39. Neusyr. Gr. XXVI.

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Schrift wiederzugeben und mit ursprünglichen ostsyrischen Vokalzeichen zu versehen, wurde auch später von mehreren Gelehrten (Nöldeke, Merx, Guidi u. a.) in ihren Veröffentlichungen über das Neusyrische beibehalten. Die streng an die röm.-kath. Doktrin angepaßten Katechismen konnten freilich keine neuen Gedanken entwickeln. Deshalb enthalten sie auch für uns nichts Neues und sind nur in sprachlicher Hinsicht interessant. In dieser Hinsicht besteht aber ihre Wichtigkeit gerade darin, daß sie die ersten Mittel gewesen sind, die den europäischen Gelehrten die Erschließung des mesopotamischen Neusyrisch eröffnet haben. Dazu war auch ihre einfache Sprache und Form, die aus Fragen und Antworten bestand, besonders geeignet, zumal ihr Inhalt dem europäischen Leser völlig vertraut war. Inhaltlich ein wenig interessanter sind ihre Anhänge, obwohl auch diese sich in einem ganz begrenzten Rahmen bewegen und selten mehr als das Credo, den Dekalog, Gebete und höchstens noch geistliche Lieder enthalten. Teile dieser Anhänge wurden auch von den europ. Gelehrten für veröffentlichungswürdiger gehalten als der eigene Katechismustext, wie es durch das Verfahren E. Rödigers und nach ihm I. Guidis (s. unt.) bewiesen ist. Obwohl der Gehalt des Katechismus strikt von kirchlichen Vorschriften abhängig war, gab es mehrere Katechismusversionen, die bei den Chaldäern verbreitet waren. Nach der Abschrift des von Rödiger erworbenen Katechismus wurde ein weiteres Katechismusexemplar nach Europa geschickt und zwar nach Rom an Prof. I. Guidi vom Alqositer Pater Yöhannän Ödo, der ihm während seines Aufenthalts in Rom einen vorläufigen Unterricht im Fellihl-Dialekt erteilt hat. Während Rödiger bei seiner, ersten Behandlung dieser Sprache überhaupt nie die Sprache gehört hat und sich ausschließlich auf die geschriebene Form stützen mußte, standen Guidi einheimische Gewährsleute zur Verfügung: außer dem schon erwähnten Alqositer Priester vor allem ein Student des Kollegs de propaganda fide namens Manni und ein Mosuler Pater Rihmänl, der zwar erst nach dem Abschluß seiner „Beiträge zur Kenntnis des neu-aramäischen Felllhi-Dialektes" 81 nach Rom kam, dessen Belehrungen er aber noch vor der Veröffentlichung berücksichtigen konnte. Außerdem stand Guidi auch weiteres vergleichendes sprachliches Material zur 81

ZDMG 37/1883, 293—318.

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Verfügung, das es zur Zeit Rödigers noch nicht gegeben hat. Neben Stoddards und Nöldekes klassischen Grammatiken des Neusyrischen, die leider betreffend Felllhi nicht über das von Rödiger zur Verfügung gestellte Material hinausgehen konnten und sich deshalb vorwiegend auf die Sprache der Urmia-Ebene stützen mußten, waren gerade frische direkte Textaufnahmen Socins vorhanden. 82 Diese Umstände ermöglichten Guidi nicht nur eine kurze, für die damalige Zeit aber sehr gelungene phonetische und morphologische Skizze des Fellihi-Dialekts auszuarbeiten, sondern auch die Beispiele und Sprachproben in konsequenter phonetischer Umschrift anzugeben und darüber hinaus wichtiges vergleichendes Material aus den damals bekannten neusyrischen Dialekten anzuführen. Der Anlaß zu diesem erfolgreichen Unternehmen wurde ihm durch den ihm zugeschickten Katechismus gegeben. Der von Guidi veröffentlichte Anhang zu seiner grammatischen Skizze bietet mehrfaches Interesse: 1. Die chaldäische Übersetzung von Mt. 26±—278 läßt sich leicht mit der Perkins'schen und 2. das Stück „Die Taufe der Syrer" mit dem von Merx, Neusyr. Lesebuch, S. 13, im Urmia-Dialekt veröffentlichten vergleichen; 3. Yulpana msihaya bsuale upunay „Christliche Lehre in Fragen und Antworten" enthält a) ein chald. Veni Sancte und Ave Maria 83 und b) eine einfache christliche Katechismuslehre in Fragen und Antworten 84 ; 4. die schon oben (S. 104) erwähnten geistlichen Lieder des Priesters Damianos mit deutscher Übersetzung 85 . Interessant ist die Beurteilung der Orthographie der beiden erwähnten Katechismen durch Nöldeke und Guidi. Nöldeke bemerkt zum ersten: „Der Verfasser jener Doctrina . . . wendet zur Darstellung seiner 82

Die neuaramäischen Dialekte von Urmia bis Mosul, Tübingen 1882. Prym-Socin, Der neuaramäische Dialekt des Tür-'Abdln I—II (Göttingen 1883) sowie Duval's Les dialectes neo-arameens de Salamas (Paris 1883) befanden sich gerade im Werden. Erstaunlicherweise waren Guidi nicht nur die im gleichen Jahr erschienenen Aufnahmen Prym u. Socins (s. 1. c. S. 293), sondern auch Duval's Vorarbeiten (s. ebda. 304 A. 1) bekannt. Die Geschwindigkeit der Verbreitung der wissenschaftlichen Informationen über die neuaram. Dialekte in diesem in dieser Hinsicht sehr fruchtbaren Jahr wäre mit dem heutigen verlangsamten Tempo und absterbenden Interesse schwer zu vergleichen.

83

1. c. 307. ebda. 307—314. ebda. 314—318.

84 85

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N E U S Y R I S C H E L I T E R A T U R B I S Z U M A N F A N G D E S 19. J H .

Muttersprache die altsyrische Schreibweise an, wie sie bei den Nestorianern üblich ist. Die absoluten und relativen Mängel derselben (gar zu große Menge von Pünktchen, nicht genügende Anzahl von Zeichen zur Unterscheidung der verschiedenen neusyr. Vocale usw.) sucht er nicht zu heben; nicht selten gebraucht er Zeichen, die fürs Neusyrische ganz unnötig sind, und hält sich auch in der Orthographie mehr als billig an die alten Formen. Doch dabei zeigt sich ein großes Schwanken im Orthographischen, welches uns aber oft zur Erkenntnis des wirklichen Lautes von Nutzen ist." 8 6 Ganz unterschiedlich ist Guidis Urteil über die Orthographie des um etwa ein halbes Jahrhundert späteren Katechismus: „Das Ms., in schöner sogen, chaldäischer Schrift und vollständig vokalisiert, gibt die jetzige Aussprache genau wieder, und ist vom Einflüsse = k"l dhä usw.), was der alten Orthographie frei (sehr. z. B. kudkä natürlich seinen Wert nur erhöht." 87 Sicher hat sich im Laufe eines halben Jahrhunderts die chaldäische Orthographie von manchem überflüssigem Ballast der altsyrischen befreit, aber ein so anerkennendes Urteil über ihren phonetischen Wert konnte erst dann ausgesprochen werden, wenn man schon über einheimische Gewährsleute verfügt hat. In der Einleitung zu seinem Aufsatz erwähnt Guidi noch einen in Mosul gedruckten Katechismus „in welchem keine Übersetzung noch sprachliche Erläuterungen beigefügt sind, und welcher in Europa fast unbekannt geblieben ist." 8 8 Es ist wohl anzunehmen, daß dieser in orthographischer Hinsicht dem letzteren, späteren näher stand als dem ersteren, früheren. Noch lehrreicher in phonetischer Hinsicht mußten Katechismen und Gebetsammlungen gewesen sein, die von Priestern an ganz abgelegenen Ortschaften verfaßt, oder sogar in den betreffenden Lokaldialekt „übersetzt" wurden 89 . Den Veröffentlichungen der Gebetssammlungen und ähnlicher religiöser Literatur, die auf jede Originalität verzichten muß, gibt es in den chaldäischen Druckereien in Mosul, Rom, Paris und anderen Orten 86

Nöldeke, Neusyr. Gr. X X V I f.

87

Guidi, a. a. O . 293.

88

ebda.

89

Siehe z. B . Ksäwä

d-säläwäse

(sie f ü r Ktäbä

d-säläwäte)

aus S a n a n d a g aus dem

E n d e des vor. Jh., aus dem in Macuch-Panoussi, S. 39, Auszüge veröffentlicht worden sind, u. ä.

KATECHETISCHE LITERATUR

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im vorigen und unserem Jahrhundert kein Ende 90 . Die wichtigeren werden noch an den ihnen chronologisch gebührenden Stellen angeführt. Eine a l l g e m e i n e C h a r a k t e r i s t i k der chaldäischen Literatur ist schon durch ihre christlich-religiöse Thematik, von der es keine oder nur äußerst seltene Abweichungen gab, gegeben. Sie ist durch ihr grundsätzliches Désintéressement am Weltlichen und ihre erstarrte, ängstliche Haltung an der christlichen Doktrin, ihren Dogmen, Riten und Praktiken gekennzeichnet. Es gibt kaum eine andere Literatur in der Welt, die so christlich wäre wie die chaldäische. Der Hauptgrund dafür liegt darin, daß sie fast ausschließlich von Priestern gepflegt wurde. Weltliche, außerkirchliche Gedanken und Ereignisse lassen sich in ihr kaum erkennen. Auch ihr nationaler Charakter bleibt passiv und äußert sich meistens nur dadurch, daß sie in der Volkssprache geschrieben wurde. Sonst ist er aber nur schlummernd und von der Religion unterdrückt geblieben, ohne sich zu einem besonderen Nationalgedanken — wie bei den iranischen ,Assyrernc — entwickeln zu können. Durch ihren weltfremden Charakter unterscheidet sie sich deutlich von der Literatur im Dialekt der Urmia-Ebene, die zwar auch aus einem religiösen Impuls der amerikanischen presbyterischen Missionare entstanden, im Sinne der von ihnen betriebenen reformierten Mission aber den weltlichen Problemen nicht verschlossen geblieben ist, sondern eine christliche Nation auch zum nationalen Bewußtsein erzogen hat.

90

Eine vollständige Anführung der Titel ist deshalb nicht möglich, vgl. Ktäbä d-yülpänä mslhäyä be-pslqäte „Petit Catéchisme en langue chaldéenne vulgaire, Deuxième tirage", Mosul 'pph = 1885 (36 S.); aus den neueren K. pslqäyä d-yülpänä mslhäyä „Katechismus der christlichen Lehre, Mosel 'snd = 1954; in Rom schon im 16.—18. Jh., vgl. Yulpänä mslhäyä, Roma 1633, 1665, 1861, 1866 (C. Moss 72 f.), „Alphabetum Syro-Chaldaeum una cum Oratione Dominicali, Salutatione Angelica et Symbolo Fidei", Romae 1797 (C. Moss 1052) u. ä.

C. Das Neunzehnte Jahrhundert 1. DIE LAGE DER .ASSYRER' IM 19. JAHRHUNDERT Es wäre schwer und sogar unmöglich, ein echtes Bild der Literatur dieses Zeitalters und ihrer Entwicklung darzustellen, ohne die politische Lage und die unaufhörlichen Schwierigkeiten, in denen sich das tapfere assyrische Volk befand, zu skizzieren. Die unerfreulichen, auf S. 1 ff. geschilderten Umstände werden auch in diesem Jahrhundert fortgesetzt: Den Angriffen, Verfolgungen und dem Blutvergießen von seiten der Türken und Kurden sowie den heroischen, manchmal aussichtslosen Kämpfen des Volkes um seine Existenz gab es kein Ende. Es ist unter diesen Umständen nicht erstaunlich, daß die im vorigen Kapitel behandelte, unter dem Einfluß der röm.-kath. Kirche stehende mesopotamischneusyrische Literatur es nicht weiter als zum verkrampften Glauben ans Jenseits gebracht hat. Das fast täglich um seine Existenz kämpfende, gläubige und hoffende Volk bedurfte einer weiteren geistlichen sowie materiellen Entwicklungshilfe, um sein Elend zu überleben und seine N o t zu überwinden. Die ,Assyrer' lebten am Ende des 18. und am Anfang des 19. Jhs. unter zwei politischen Obrigkeiten: in Mesopotamien, Syrien, Libanon und Türkei im breiten türkischen Imperium, dessen höchster Repräsentant zwar der Sultan war, tatsächliche Lokalherrscher aber die türkischen Paschas waren; im iranischen Aserbeidschan lebten sie kompakter unter der Herrschaft des Sah von Iran. Die habsüchtigen türkischen Lokalherrscher machten aber in Verbindung mit den kurdischen Emiren zahlreiche Übergriffe nicht nur gegen die ,Assyrer c ihres eigenen Gebiets, sondern bedrohten andauernd auch die des iransichen Grenzgebietes. Es ist unter den herrschenden Umständen nicht erstaunlich, daß sich die letzteren als die besten Wachposten des iranischen Grenzgebietes herausgestellt haben. Die Ereignisse auf dem disorganisierten türkischen Gebiet waren nämlich gänzlich fatal für ein weiteres Fortleben der ,Assyrer c überhapt. Diese traurige Lage dauerte bis zum Zerfall des türkischen Impe-

DIE L A G E DER ,ASSYRER* IM 19. JH.

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riums im ersten Weltkrieg, in dem sie in einem Massenmord von über zwei Millionen von Armeniern und Assyrern gegipfelt hat (s. 233). Nach den Verfolgungen der ,Assyrer' in den siebziger Jahren des 18. Jh., in denen ihr tapferer ,König' Maklzdeq II. von Gilü eine Niederlage erlitten hat (S. 8), entstanden schwere Zeiten für das kleine, unter ihren Feinden zerstreute ,assyrische' Volk. Die Türken mit ihren kurdischen Helfern widmeten sich systematisch der Ausrottung der Assyrer. 1 Nach dem Mord des erwähnten ,Königs' eroberte Hasan-Bag die Stadt Zlriqü und 'Ali Süricnäyä die Stadt Räwändüs (Dlyänä) und tötete Mälek Rübin (Rubel), den Großvater des Mälek Äsürbän, durch Überlistung eines ,assyrischen' Mädchens namens Sämäm. Aber der untere Teil von Räwändüs mit Sinü (Usnüq) und Bet-Ya'qöb wurde von Mälek Ba(h)ränä bis zu seinem Tode 1820 verteidigt. Nach seinem Tod folgte ihm sein Sohn Mälek Äsürbän. Mälek Äsürbän, von den Kurden Änüsiräwän genannt, ging in seiner Jugend zur Schule des Mär(y) Süpyä in Räwändös und widmete sich dem Studium des einheimischen Philosophen Asyä Z e kä, zu dem er mehrere Kommentare sowie ein philosophisches Buch Sebyänä („Der Wille") 2 geschrieben haben soll. Seiner philosophischen Tätigkeit wurde aber durch den Tod seines Vaters ein plötzliches Ende gemacht, indem er als Verteidiger seines Volkes für dessen Freiheit bis zu seinem Tod kämpfen mußte. Assyrische und armenische Flüchtlinge mehrten sich bei ihm von Tag zu Tag und er mußte sie in denkbar schweren Verhältnissen mit Nahrung versorgen. Zu dieser Zeit griff Osmän-Pasa den Bähädar-Hän Bag sowie die ,Assyrer' des Bezirks von Bü(h)tän an. Gämalmäs-Pasa überfiel und plünderte gleichzeitig die assyrischen Dörfer. Es entfachte sich ein harter Kampf auf Leben und Tod. Mälek Ilü der Große von Disä, der Befehlshaber Sim'ün von Bü(h)tän, Hisnü Häwarnäyä von Disä, Mälek Yonän mit den Leuten von Ober-Tiäri und alle Leute des assyrischen Gebirgslandes, Männer und Frauen mit den Waffen in der Hand liefen herbei, um ihren Brüdern in der assyrischen Ebene zu helfen. Auch diese Kämpfer mußte Mälek Äsürbän mit Nahrung versorgen. Er wurde zwar von Mälek 1

2

S

Die folgende Schilderung der Verhältnisse stützt sich im wesentlichen auf Ämirä, S. 288 ff. Über den Inhalt und das Schicksal dieser Schriften erfahren wir leider nichts weiteres. Macudi, Spät- und neusyr. U t .

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DAS NEUNZEHNTE JAHRHUNDERT

Samü von Targäwär, der ihm mit zahllosen Karawanen Nahrungsmittel zuschickte, unterstützt, aber die Zahl der Flüchtlinge, die sich bei ihm zu retten versuchten, ist so hoch gestiegen, daß sie nur mit größter Not gegen den Hungertod kämpfen mußten. Zu dieser wenig geeigneten Zeit kamen westliche Missionare zu Mälek Äsürbän und baten ihn, unter den Flüchtlingen, die sich bei ihm befanden, missionieren zu dürfen. Es ist unter den Umständen nicht erstaunlich, daß sie von ihm aufs schärfste zurückgewiesen wurden. Von der äußersten materiellen Not des um seine Existenz kämpfenden Volkes abgesehen, befürchtete er dessen weitere religiöse Zersplitterung, die ihm als unerwünscht erschien. Er bedrohte sogar die Missionare, sie total zu vertreiben, sobald sein Kampf gegen die Feinde zu Ende ist. Dieses Ziel hat aber Mälek Äsürbän nicht erreichen können. Er wurde als Bundesgenosse von Mähämad-Bag, Emir von Räwändüs, und Soleymän von Härirl mit den beiden erwähnten und mit seinem Kampfgenossen Mälek Yonän von Tiärl gefangengenommen und getötet. Das wichtigste Ereignis dieser Jahre war der russisch-persische Krieg, in dem der Iran den Kaukasus verloren hat. Im J. 1828 kam die zaristische Armee nach Urmia. In diesem Jahr wanderten zahlreiche ,assyrische' Familien in das benachbarte christliche Rußland aus, um sich von den Verfolgungen und dem Hungertod zu retten. Sie siedelten sich in Erewan und den benachbarten Dörfern an. Dieser Auswanderungswelle folgten noch mehrere bis zum Endes des ersten Weltkrieges3. Der hinterbliebene größere Teil des Volkes wurde weiter den türkischen und kurdischen Überfällen ausgeliefert. Die türkisch-kurdischen Versuche, Aserbeidschan zu erobern, wiederholten sich andauernd. Als im J. 1835 die presbyterischen Missionare Perkins und Smith den nestorianischen Bischof M Abrähäm in Urmia besuchten, sahen sie, daß er mit einem Schwert umgürtet war. Sie fragten ihn, warum er das Schwert trägt. Er antwortete: „Weil die Türken andauernd versuchen, Aserbeidschan von den Persern zu erobern. Deshalb müssen wir immer bereit sein, unser Land und Leben zu verteidigen, und ich darf mich vom Schwert nicht trennen." Die Missionare hat er willkommen geheißen mit der Bedingung, daß sie nicht versuchen, irgendwelche westliche 3

Zur ersten Emigration siehe einen Beridit A. Grants bei Kawerau, Op. c. 226 A. 315, zu der letzten ZB 66/1915, 1—2 (hier S. 181, 185).

DIE LAGE DER ,ASSYRER' IM 19. J H .

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Konfession hereinzubringen, sondern sich der Stärkung der einheimischen ,Kirche des Ostens' widmen. Dieses Gespräch wurde in der Chronik von Urmia vermerkt. Die Details der assyrischen' Verteidigungskämpfe sind nur teilweise bekannt. Man hatte nicht genug Zeit, sie alle zu notieren. Die einheimischen ,assyrischen' Historiographen berufen sich öfter auf die Chronik des Priesters Wardä von Tärgäwär aus d. J. 1842, in der ein guter Teil der ,assyrischen' Kämpfe in der ersten Hälfte des Jahrhunderts geschildert wird. Viel schwerer war die Lage der Assyrer auf dem türkisch-kurdischen Gebiet. In der Gegend von Usnü hat ein einäugiger kurdischer Emir in den Jahren 1826—1847 ca. 12 000 ,Assyrer' unter ihnen auch M HnänIsö', den Bischof von Mokri, getötet und auch die Orte Änkäwä, 'Aqrä, Ärbel, Älqös, Dühük angegriffen, geplündert und verfolgt. Die kurdischen Emirs Nüre-Bag und Bädur-Hän verteilten sich das assyrische Gebiet, ehe sie es erobert haben. Andere Emirs, wie Ismä'elBag und Mähämad, der blinde Emir von Räwändüs, haben sich an sie angeschlossen. Bäder-Hän herrschte über die ganze Gegend von Bü(h)tän und Särnäh bis zum Fluß Häbür; Ismä'el-Bag über Zäkö und 'Ämädlya bis zur Ebene Sipna, die er erobert hat; Nüre-Bag eroberte einen Teil von Gilümärg; der blinde Emir Mähämad-Bag von Räwändüs bemächtigte sich des Bezirkes von Arbel und einiger kleinerer Ortschaften, die von den Lokalscheichs verwaltet waren. Nüre-Bag belastete vor allem die Ortschaften von Tiäri und Thümä. Im J. 1842 sammelte Bädor-Hän mit Nüre-Bag und anderen kurdischen Emirs eine Armee von 95 000 Kämpfern und griffen die assyrische Gegend von Qudsänls mit dem Wohnsitz des Patriarchen M Sim'ün an. Die Brüder des Patriarchen, Denhä und Benyämin, haben sich mit ihren bescheidenen Verteidigungskräften in die Festung von Diz gerettet und sie bis zur Festnahme durch die Feinde heroisch verteidigt. Der Patriarch hat sich in der Nacht aus der Festung nach Mosul gerettet. Alle Verteidiger der Festung wurden mit dem Schwert getötet. 4 Von dort zog Bädur-Hän mit derselben Armee nach Ober-Tiärl, wo sich eine blutige Schlacht entfacht hat, die zwei Monate dauerte, für die 4

8*

vgl. P. Kawerau, Op. c. 249—253 nach Berichten Dr. A. Grants in Missionary Herald 1842—3.

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DAS NEUNZEHNTE JAHRHUNDERT

,Assyrer' aber aussichtslos war. Der Eroberer Bädur-Hän hat mit eigener Hand den Kopf des Mälek Ismä'el abgehackt. In demselben Jahr 1842 machten Bädur-Hän und Nüre-Bag sechs starke Angriffe auf Unter-Tiärl, die aber von den Verteidigern, Mälek Patü, Mälek Cülü und S Nanu, abgewehrt wurden. In einem dieser Kämpfe haben sie 5500 Feinde getötet. Im J. 1844 hat S Nanü die Feinde in die Festung von 'Asltä gedrängt. Zenal-Bag schickte zu ihm und den anderen Leuten von Tiäri, die mit ihm waren, eine Botschaft: „Unsere Nahrung ist zu Ende. Komm zu uns, wir wollen vor euch kapitulieren." S Nanü stieg in die Festung hinein und wurde dort hinterlistig getötet. Die Barbareien Bäder-Häns wären schwer aufzuzählen. Neben Tausenden von getöteten ,assyrischen' Jungen und Frauen wurde auch die Mutter des Patriarchen mit dem Schwert zerschnitten und in den Fluß Zäb geworfen. Eine große Zahl von ,assyrischen' Mädchen wurde deportiert und den türkischen Soldaten verkauft. Der Patriarch M Äbrähäm Sim'ün hat sich lange bemüht, durch Appelle an die türkische Regierung, in die er auch den englischen Konsul eingeschaltet hat, diese Barbereien zu verhindern, bis endlich auf den Befehl der türkischen Regierung Bader-Hän und Nüre-Bag von Osmän-Pasa gefangen und nach Istanbul geschickt wurden. Aber auch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts haben die ,Assyrer' auf türkischem Gebiet keine Ruhe vor ihren Feinden gehabt. In dieser Zeit hat die Türkei eine antiarmenische und antiassyrische Politik entwickelt, deretwegen die beiden Völker bis zum Ende des ersten Weltkrieges viel zu leiden hatten. Als im J. 1895 der Patriarch M Rübel Sim'ün in die Stadt Wän fuhr, wurde er von den Türken gefangen und nach Istanbul deportiert; erst auf die Intervention des amerikanischen Missionars, Dr. Cochran, wurde er freigelassen. Auch die Angriffe, Verfolgungen und Unterdrückungen von Seiten der kurdischen Stämme, auf deren Details man hier verzichten muß, gingen bis zum Ende des ersten Weltkrieges weiter. 2. AMERIKANISCHE MISSION IN URMIA

Am Anfang der dreißiger Jahre gedachte der amerikanische Board of Presbyterian Missions in Boston des verlassenen christlich-syrischen

AMERIKANISCHE MISSION I N ÜRMIA

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Volkes und bot ihm eine religiöse und kulturelle Entwicklungshilfe an, die sich als besonders gesegnet erweisen und dem mit Tausenden von Schwierigkeiten kämpfenden und sich im geistigen Verfall befindenden Volk zu einem neuen geistigen Leben verhelfen sollte. In den Jahren 1830—31 unternahmen die Missionare E. Smith und H. G. O. Dwight eine Untersuchungsreise ins Gebiet des alten Armeniens und der iranischen Nestorianer, die sich als erfolgreich erwiesen hat. Ihr Reisebericht, der zuerst fragmentarisch im Bostoner Missionary Herald 1831—32, dann vollständig unter dem Titel „Researches of the Rev. E. Smith and Rev. H . G. O. Dwight in Armenia" (by Eli Smith, Boston 1833) erschien, war höchst interessant und lehrreich5. Wie schon oben (S. 67, 107) erwähnt, haben sie auch sprachliches Material in dem einzigen bis dahin literarisch kultivierten chaldäischen Dialekt gewonnen, das die erste wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Neusyrischen ermöglicht hat. Das Ergebnis der Untersuchungsreise war positiv und der Mission Board hat sich 1833 entschlossen, in Urmia eine Missionsstation zu errichten. Durch diesen Entschluß wird Urmia in den folgenden Jahrzehnten zu einer geistigen Hauptstadt der ,Assyrer'. Die Anfänge der Mission und ihre erfolgreichen Ansätze sind aufs engste mit den Namen von zwei großen Persönlichkeiten, Rev. Dr. J u s t i n P e r k i n s (1805—1869) und Dr. A s a h e 1 G r a n t (1807 bis 1844), verbunden. Perkins hat in Amherst College studiert, wo er später als Tutor angestellt wurde. Am 8. 9. 1833 bekam er in der Anwesenheit von Eli Smith seinen Missionsauftrag mit Instruktionen über die Nestorianer und mit der Auflage, möglichst bald den nestorianischen Patriarchen in Qucänls aufzusuchen, um jede Art Mißtrauen gegen die amerikanische Mission auszuräumen 6 . Am 21.9.1833 verließen Smith und Perkins mit ihren Frauen Amerika in Boston, um sich zunächst nach Malta zu begeben, wo Perkins zum ersten Mal Bekanntschaft mit der syrischen Sprache machte, in der er bis zum Ende seines Lebens wirken sollte. Ein Missionar von der Church Missionary Society, Christoph Fr. Schlienz, fertigte ihm mit Hilfe eines chaldäischen Ubersetzers 'Isä 5

6

Rödiger, ZKM 2/1837, 78. Eine zusammenfassende Beschreibung aller wichtigen Ereignisse dieser Reise sowie ihrer Vorbereitungen befindet sich in P. Kawerau, Op. c., Kap. V 4, S. 217—124. Kawerau, Op. c. 228.

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DAS N E U N Z E H N T E J A H R H U N D E R T

Antonius Rassam eine neusyr. Fibel an 7 . Am 21. 12. 1833 erreichte das Ehepaar Perkins Konstantinopel, wo sie bis zum 17. 5. 1834 Türkisch gelernt haben. Am 28. 8. 1834 kamen sie in Tabrlz an. Von dort machte Perkins in Begleitung des Baseler Missionars Christoph Fr. Haas eine Reise nach Urmia und in ihre Umgebung, um sich einen Lehrer für die neusyrische Sprache auszusuchen, den wichtigen Persönlichkeiten des syr. Volkes zu begegnen und sie über sein Missionsprogramm (Verbreitung der Bibel, Gründung von Schulen und Vorbereitung von Schulbüchern) zu unterrichten. Begleitet von seinen beiden syrischen Sprachlehrern, dem nestorianischen Bischof M Yöhanän v. Gawilän, den schon Smith und Dwight in Hosrowä kennengelernt haben, u. Q Abraham, kehrte Perkins nach Tabrlz zurück, um sich intensiv dem syr. Sprachstudium zu widmen. Schwerer war es, einen Arzt für die Missionsstation in Urmia zu finden, bis sich Dr. Asahel Grant anbot. Er kam mit seiner Frau am 1 5 . 1 0 . 1835 in Tabriz an. Am 20. 11. 1835 waren schon beide missionarischen Paare in Urmia. Dr. Grants Ruf hat sich schnell verbreitet und der große Missionshof war täglich vom Morgen bis in die Nacht voller Kranker, die bei ihm die Heilung suchten. Ehe wir unsere Aufmerksamkeit dem Missionswerk in Urmia zuwenden, darf ich zuerst die unwahrscheinlichen Mühen erwähnen, die sich Dr. Asahel Grant, Arzt und Missionar in einer Person und ein bewundernswerter Held seines Glaubens, für die Ansätze einer Mission unter den Bergnestorianern gegeben hat. Diese wurden von P. Kawerau in seinem Kapitel Asahel Grants Vorstöße zu den Bergnestorianern 1839—1844 ( O p . c . 233—254) ausführlich geschildert und fallen in die äußerst schwere hier auf S. 114 ff. beschriebene Periode. Zu dieser Arbeit fühlte er sich von Anfang an berufen. Nach dem vorzeitigen Tod seiner Frau 1839 war er nicht mehr in Urmia aufzuhalten. E r bereiste per pedes apostolorum, seinen kleinjährigen Sohn auf den Armen tragend, das schwer zu bereisende nestorianische Bergland, das vor ihm kaum ein Okzidentaler betreten hat, heilte die Kranken, wodurch er nicht nur die Beliebtheit der Bevölkerung, sondern auch die der Lokalchefs gewann, verteilte zahlreiche mühevoll geschleppte schwere Maultierlasten syrischer Bibeln, besuchte mehrmals den nestorianischen Patriarchen in 7

ebda. 229; siehe audi weitere Seiten zum folgenden.

AMERIKANISCHE MISSION I N URMIA

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Qucänis, genoß mehrmals längere Zeit seine Gastfreundschaft und errichtete 1842 auf einem Hügel in 'Asitä ein Gebäude der Missionsstation, für die im Winter 1842/43 ein Mitarbeiter Rev. Thomas Laurie eintraf. Er plante noch weitere Stationen in den Distrikten von Thümä und Gilü einzurichten. Die tragischen Ereignisse des J. 1843 haben aber dieser Knospe ein vorzeitiges Ende gemacht. Das stark dezimierte nestorianische Bergland wurde den Kurden unterworfen, an eine Mission unter den Nestorianern in den Bergen war es nicht mehr zu denken. Die Missionare mußten sich ähnlich wie der nestorianische Patriarch selbst aus den Bergen nach Mosul retten. Gleich danach folgten weitere Katastrophen für die Missionare: Am 16. 12. 1843 starb in Mosul die Frau des frisch in die unheilvolle Lage angekommenen Rev. Th. Laurie und wurde am gleichen Tag auf dem jakobitischen Friedhof zu Mosul unter der Beteiligung der gesamten jakobitischen Geistlichkeit und mit dem Segen des aus den Bergen geflüchteten nestorianischen Patriarchen beerdigt. Am 24.4.1844 starb auch Dr. Grant und wurde neben seinem früheren Mitarbeiter Rev. Abel K. Hinsdale, der kurz nach seiner Ankunft am 26. 12. 1842 in 'Äsitä an Typhus starb, und neben Mrs. Laurie auf dem jakobitischen Marienfriedhof zu Mosul beerdigt. Nach seinem Tod unternahmen zwar Laurie u. Smith noch einen Vorstoß in die Berge, fanden es aber nicht möglich, eine Missionsstation dort zu organisieren, zumal auch der Patriarch neuerdings eine feindliche Einstellung gegenüber dem Missionswerk eingenommen und den Missionaren seine Unterstützung verweigert hat. Es blieb also nichts anderes übrig, als die Sorge um die Bergnestorianer der entfernten Missionsstation in Urmia zu überlassen. Unter den 125 000 ,Assyrernc dieser Stadt fanden die ersten Missionare nur etwa 40 Männer, die lesen und schreiben konnten, und unter den Frauen nur eine einzige, die Schwester des Patriarchen 8 . Es war ihnen klar, daß die Bekämpfung des Analphabetentums eine der ersten Pflichten der Mission sein muß. Vor allem mußte man aber orthographische Regeln für die bis dahin nur gesprochene und nie geschriebene Volkssprache ausarbeiten. Hier stand Dr. Perkins vor einer einmaligen Aufgabe, die er mit der Hilfe der einheimischen Gelehrten (S. 74,80) prak8

J. Eider, History of the American Presbyterian Mission to Iran 1834—1960, 8; siehe auch S. 10 ff. zum folgenden.

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DAS NEUNZEHNTE JAHRHUNDERT

tisch so gut, wie es nur beim ersten Versuch möglich war, gelöst hat. Zuerst mußte er aber selbst die neusyrische Sprache meistern. Mit dem Erlernen der Sprache hat er mit Hilfe seiner aus Urmia geholten Lehrer M Yöhanän u. Q Abraham schon in Tabriz begonnen. Er kannte zwar Altsyrisch und konnte sich mit seinen dieser Sprache kundigen Lehrern verständigen. Auch betrieb er gern altsyrische Studien, für die es Grammatiken und Wörterbücher gab, aber für das Neusyrische gab es keine derartigen Hilfsmittel, und die Sprache war strukturell sowie lexikalisch vom Altsyrischen derart unterschiedlich, daß das Volk sie nicht mehr verstand. Q Abraham hat für ihn eine Liste der neusyr. Verbalparadigmen 9 aufgestellt. Nach einigen Monaten mußte aber Perkins sein Studium des Neusyrischen unterbrechen, weil seine beiden Lehrer Tabriz wegen des Ausbruchs der Pest verließen. Diese Zeit hat er mit dem Studium des ebenfalls nur gesprochenen aserbeidschanischen Türkisch verbracht und dabei ein englisch-türkisches "Wörterbuch von etwa 10 000 Wörtern für die künftigen Missionare zusammengestellt. 10 Nach seiner Ankunft in Urmia begann er sofort mit Hilfe von Q Abraham, das Neusyrische zur Schriftsprache zu erheben. Als sein Helfer Q Abraham den ersten geschriebenen neusyr. Text, eine Ubersetzung des Vaterunser, las, sei er „in ein unmäßiges Gelächter ausgebrochen" 11 . So ulkig nahm sich die bis dahin nur gesprochene Sprache in der Schrift aus. Die Einführung des Neusyrischen als Schriftsprache ging langsam vorwärts. Die Schwierigkeiten, die Perkins gleichzeitig als Lehrling und erster Schriftsteller dieser Sprache in den ersten Jahren seiner Tätigkeit zu überwinden hatte, wäre es schwer zu schildern. Er selbst war sich der Unvollkommenheiten seiner ersten literarischen Leistungen in dieser Sprache voll bewußt, wie aus seinem Brief vom 14. 11. 1838 an Ed. Robinson, an den er seine für E. Rödiger bestellten Ubersetzungsproben zuschickte, deutlich hervorgeht. 12 Zu dieser Zeit hatte er schon Teile der neusyr. Bibelübersetzung, eine kleine Geographie u. ä. fertig. Mit der Wahl des Dialektes für die neue Schriftsprache konnten sich Perkins und seine Mitarbeiter keine langen Probleme machen. Wir haben 9

10 11

Ms. unter dem Titel: Kasha Abraham, Paradigm of the Verb to be in the Tijari Dialect jetzt in the Library of the American Oriental Society, nach Elisabeth Strout, Catalogue; P. Kawerau, Op. c. 337 A. 38. P. Kawerau, Op. c. 339. ebda. " P. Kawerau, Op. c. 340.

A M E R I K A N I S C H E MISSION I N URMIA

121

ob. (S. 87) gesehen, daß der Dialekt von Urmia sprachgcschichtlich gesehen, keineswegs der beste war, er war aber allgemein verständlich, und es wäre sicher schwer gewesen, gleich bei den Anfängen in Urmia einen anderen Dialekt für die Schriftsprache zu wählen. Aus praktischen Gründen mußte man sich für den Lokaldialekt von Urmia entscheiden und für ihn die Schriftregeln ausarbeiten. Auch diese Arbeit mußte anfangs Perkins mit seinen Mitarbeitern erledigen. Gleich am Anfang der vierziger Jahre wurden diese ersten Regeln in einer dürftigen neusyr. Grammatik unter dem Titel Huggäyä „Buchstabierung" von Albert L. Holladay zusammengefaßt, nach dessen Ausscheiden 1846 D. T. Stoddard diese Arbeit fortgesetzt und in erweiterter Form herausgegeben hat. Wie es bei der Einführung von neuen Schriftsprachen üblich ist 13 , hat es auch hier an Proteststimmen nicht gefehlt. Perkins wußte aber richtig, daß es nie möglich wäre, dem noch analphabetischen Volk das ihm fast völlig unverständliche Altsyrische beizubringen, und auch diesen Versuch konnte man nur mit Hilfe der Volkssprache durchführen. Die ersten im Missionsverlag herausgegebenen Bücher waren ja altsyrisch und auch die neusyr. Übersetzung des N T und AT ist in ParallelKolumnen mit dem altsyr. Psittä-Text erschienen, um dem Volk die Möglichkeit zum Studium seiner alten Sprache zu geben. Gleichzeitig dachte man daran, durch die Parallel-Kolumnen der beiden Texte einen Ausgleich für die Verschiedenheit der neusyr. Dialekte zu bieten. Dieses Verfahren wurde aber nicht mehr wiederholt, weil man inzwischen sicher feststellen mußte, daß der Dialekt der Urmia Ebene sogar den Bergnestorianern verständlicher war als der klassische Text. Durch die neusyr. Bibelveröffentlichung galt die neue Schriftsprache als endgültig gegründet. Diese neue, von Perkins gegründete neusyrische Schriftsprache ist nunmehr auch seine Sprache sowie die seiner einheimischen wie auch amerikanischen Mitarbeiter in seiner Missionsstation geworden. Wie man 13

ZB 53/1902, S. 7, berichtet von einem Aufstand in Athen wegen einer Übersetzung des Matthäus-Evangeliums

ins Neugriechische; zum Widerstand der Juden

und

Samaritaner gegen das Neuhebräische in Palästina siehe Prof. Smü'el Eisenstadt,

Sefätenü hä-'ibrlt ha-hayyä

(Tel-Aviv 1967, hebr.) 110 f.; ähnliche Opposition gab

es gegen das Neuarmenische,

siehe Kawerau

Op. c.

375:

Zur

neuarmenischen

Bibelübersetzung. Die syrischen Jakobiten haben es bis heute — bis auf vereinzelte Ausnahmen — nicht gewagt, ihren Vulgärdialekt zu schreiben.

122

DAS NEUNZEHNTE JAHRHUNDERT

aus seiner riesigen literarischen Tätigkeit in dieser Sprache sieht, widmete er sich ihr mit außergewöhnlicher Liebe und Begeisterung. Während sechsunddreißig Jahre seiner missionarischen Tätigkeit verbrachte er täglich über acht Stunden an seinem Schreibtisch und die literarische Aktivität hat den größeren Teil seiner Zeit in Anspruch genommen. Perkins und seine Mitarbeiter haben sich unter den ,Assyrern c schnell akklimatisiert und wurden beliebt. Ihre Dienste wurden schnell geschätzt. Durch ihr Verdienst ist ein Volk, das sich in tiefer geistiger Lethargie befand, zu einem intensiven geistigen Leben erweckt worden: es besaß seine Schulen, seine Presse, seine Zeitschriften (die ersten im Iran!) und sogar ein Universitätskolleg zu einer Zeit, als seine Nachbarn noch lange nicht von einem derartigen Fortschritt träumen konnten. Am 18. 1 . 1 8 3 6 wurde im Keller des Hauses von D r . Perkins die erste Schule eröffnet, die am ersten Tag nur sieben Schüler hatte. Am nächsten Tag kamen aber siebzehn weitere und bald noch weitere auch von benachbarten Dörfern. Das Unterrichtsprogramm des ersten Jahres war einfach: 2 Stunden Lesen, 2 Stunden Schreiben, 2 Stunden Arithmetik. Für ältere Schüler gab es auch 2 Stunden Englisch. Nach drei Monaten verließen dreißig Schüler die Schule für die ersten Ferien. Alle wurden auf Missionskosten untergebracht. Im J . 1939/40 hatte die Schule schon 55 Schüler. Im J . 1846 wurde sie einige Kilometer außerhalb der Stadt ins D o r f Slre verlegt. Auch hier wurden alle Schüler untergebracht. Mit der Zeit kamen auch Schüler aus den assyrischen Bergen zu dieser Schule, so daß man an die Eröffnung weiterer Schulen denken mußte. Bis zum J . 1840, in dem die presbyterische syrische Druckerei in Urmia gegründet wurde, verfügte man nur über handgeschriebene Lehrmittel. Mrs. Judith Grant, die schon eine gute klassische Kultur sowie Kenntnis der Mathematik besaß, hat in Persien schnell Türkisch sowie Alt- und Neusyrisch gelernt. M Y ö h a n n ä n und andere Bischöfe haben bei ihr Englisch gelernt. Am 18. März 1838 fing sie an, vier nestorianische Mädchen zu unterrichten; sie ist leider schon am 14. 1. 1839 an der Malaria gestorben. Die Schule, in der auch Mrs. Perkins unterrichtete, war unter der Führung von Q Abraham. Die Aufgaben, die auf die zwei Missionare in Urmia gewartet haben, waren einfach von zwei Leuten nicht zu bewältigen, so daß sie sich bereits am 29. 1 2 . 1 8 3 5 mit dringender Bitte an den Mission Board um

AMERIKANISCHE MISSION I N URMIA

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Hilfe wenden mußten 14 . Am 7.6. 1837 traf ein weiterer Missionar Albert L. Holladay und ein Lehrer William R. Stocking in Urmia ein und am 17. 11. 1839 noch ein anderer Missionar Willard Jones. Als Nachfolger für Asahel Grant, der am 1.4. 1839 seine Mission bei den Bergnestorianern eintrat, kam am 25. 6. 1840 Dr. Austin H. Wright als Missionsarzt an. Im J. 1841 mußten die Perkins wegen schlechten Gesundheitszustandes von Mrs. Perkins eine Erholungsreise nach Amerika machen, auf der sie von ihrem Freund, dem nestorianischen Bischof MYöhannän v. Gawilän begleitet wurden. Zu dieser Zeit wurde Mr. Stocking in der nestorianischen Kirche Ma(r)t(y) Maryam in Urmia zum Geistlichen ordiniert, wohl um Perkins während seiner Abwesenheit ersetzen zu können. Während seines Aufenthaltes in Amerika hat Perkins sein Buch A Residence of Eight Years in Persia, among the Nestorian Christians; with notices of the Muhammedans [Andover 1843] veröffentlicht. Als die drei im Frühjahr 1843 zurückkehrten, kam schon mit ihnen ein Stab von Mitarbeitern mit: Mr. u. Mrs. David Tappan Stoddard, Mr. u. Mrs. Edwin Bliss, die bei den Bergnestorianern missionieren sollten, wegen des Nestorianer-Massakers aber in Trapezunt bleiben mußten, sowie die Lehrerinnen Miss Catherine Myers u. Miss Fidelia Fiske. Miss F i d e l i a F i s k e , die gerade ihr Studium in Mt. Holyoke College abgeschlossen hat, begann 1843 den Unterricht mit 2 Mädchen, im Frühjahr 1844 hatte sie schon 6 und am Jahresende 22 Schülerinnen. MYöhannän war ihr Helfer. Trotz der Opposition des Patriarchen waren 1845 vierzig Schülerinnen untergebracht. 1843 hatte sie noch nur ein Buch: die altsyrische Bibel. Bald kamen aber nacheinander weitere Bücher: Fibeln, Arithmetikbücher, allgemeine Geographie, Geographie des Heiligen Landes usw. Aber das wichtigste Buch war die Perkins'sche Ubersetzung des N T (1846) und des AT (1852). Die Mädchen lernten in drei Wochen über tausend ausgewählte Texte aus dem biblischen Katechismus auswendig, um das Buch als Belohnung bekommen zu können. Das Werk ist gewachsen und gediehen. Das wichtigste Ereignis der vierziger Jahre war die Ankunft einer portablen Druckmaschine, die 1840 mit einem trainierten Setzer, Edwin Breath, eintraf. Die Wirkung der Presse auf die Bevölkerung war un14

Zum folgenden u. zu weiteren Details siehe P. Kaweraum Op. c. 273—-276.

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glaublich. Noch vor dem Ende des ersten Jahres schrieb Dr. Perkins: „We put our press in operating by printing on small scraps a few copies of the Lord's Prayer in ancient Syriac, merely to gratify the curiosity of the natives. The press is now the lion here." 15 Der presbyterischen Presse in Urmia gehörte tatsächlich ein Löwenanteil in der rapiden geistigen Entwicklung des jahrhundertelang vernachlässigten ,assyrischen' Volkes. Als die ersten Blätter des altsyrischen Vaterunsers unter das Volk verteilt wurden, gab es noch keine neusyrische Literatur. Auch war die altsyrische Version des Gebetes die einzige, die dem Volke bekannt war. Die Presse hat aber eine schnelle Entfaltung eines bis dahin unbekannten literarischen Lebens gefördert. Das erste Buch, das gedruckt wurde, war eine Ausgabe der altsyrischen Psalmen Ktäbä d-mazmüre d-tübänä Dâwïd malkä wa-nbïyâ, das am Anfang des J. 'pm = 1841 erschien. Mit dieser Ausgabe wollte man den gottesdienstlichen Zwecken der Nestorianer entgegenkommen. Außerdem erschien noch eine Ausgabe mit Parallelstellen 16 . Etwa gleichzeitig mußte eine altsyrisch verfaßte antipapistische Polemik unter dem Titel Tüb kâtbïnan qallïl mellë mettül haymänütä d-prötestantäye auf 83 S., die wahrscheinlich Perkins mit Hilfe eines eingeborenen Gelehrten verfaßt, wobei der Protestant den Inhalt, Geist und Ton bestimmt, der Nestorianer das sprachliche Gewand gegeben hat. Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie gut sich die Protestanten und die Nestorianer auf gemeinsamer Ebene treffen konnten. Das Buch ist vielleicht mit dem in Kaweraus Liste N r . 88 unter dem Namen Perkins, Arguments against the Papacy (in ancient Syriac) angeführten identisch. Es mußte ziemlich f r ü h erscheinen, weil es schon in Eugene Boré's 1840 datierter Correspondance et Mémoires d'un Voyageur en Orient, Bd II 465—473, französisch unter dem Titel „Raisons pour lesquelles je ne suis pas catholique" veröffentlicht wurde. Das erste gedruckte neusyr. Buch war eine Übersetzung von „On the Necessity of a N e w H e a r t " (Kawerau's Liste N r . 87). Die eingeborenen Priester, die an dieser Ubersetzung gewirkt haben, konnten ihr Staunen und ihre Begeisterung schwer beherrschen, als sie dieses erste gedruckte neusyr. Buch in die H a n d bekamen. 15

16

J. Elder, Op. c. 11; vgl. P. Kawerau, Op. c. 278, zur Vorgeschichte dieser Presse siehe ebda. 276 f. Siehe Kawerau, Op. c. 279 m. A. 648.

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Mr. Breath verwendete anfangs die in England geschnittenen Typen, versuchte aber bald selbst zusätzliche Typen zu schneiden, und hat es soweit gebracht, daß die Druckerei allen steigenden Ansprüchen entsprechen konnte. Bis zu seinem Tod an der Cholera im November 1861 hat er der syrischen Presse wertvolle Dienste geleistet 17 . Ein echter Löwe dieser Zeit war aber der unermüdliche Dr. J. P e r k i n s (geb. am 12. 3. 1805 zu West Springfield, Mass., gest. am 31. 12. 1869 in Chicopee, Mass.) selbst, den man als Gründer einer Literatur in einer Sprache, die er erst als Erwachsener gelernt hat, nicht genügend bewundern kann. Zahlreiche Übersetzungen und von ihm selbst verfaßte Bücher hörten nicht auf, aus seiner Feder zu fließen. Gleich nach seiner Ankunft und lange vor der Einführung der Presse bereitete er Übersetzungen biblischer Zitate vor, die er auf losen Karten unter dem Volk verbreitete. Außerdem widmete er sich der Vorbereitung einer priesterlichen Agenda in der neusyrischen Sprache, von denen ein Teil Qänüne d-bäräktä „Agenda der Einsegnung" (aus dem J. 1836?) später gedruckt wurde. Erst die Presse gab ihm die Möglichkeit zur vollen Entfaltung seiner literarischen Tätigkeit. Seine ersten und wichtigsten Bemühungen gingen dahin, das syrische Volk mit einer vollständigen und sorgfältigen neusyr. Bibelübersetzung zu versorgen. Diese Arbeit fing er schon am 15. 2. 1838 in Urmia an 18 . Dies war für einen naturalisierten „Syrer" kein leichtes Unternehmen, zumal er mit zahlreichen anderen, organisatorischen und entwicklungsfördernden Aufgaben beschäftigt war. Auch der Umstand, daß er eingeborene Mitarbeiter, unter ihnen auch drei Nestorianer: S Yósep v. Digäläh, Yonän v. 'Ädä u. Q Isö', für diese Arbeit zu gewinnen wußte, mindert an seinem Verdienst nicht das Geringste, denn auch Luther mußte bei der Vorbereitung seiner deutschen Bibelübersetzung über manches ihm in seiner Muttersprache wenig Vertraute den Fleischer und ähnliche Gewerbeleute fragen. Viel wichtiger ist der Umstand, daß die Perkins'sche Bibelübersetzung — ähnlich der Luther'schen in Deutschland — von den Eingeborenen als eine Grundlage ihrer Schriftsprache betrachtet wurde, auf die man sich in Zweifelsfällen und Streitfragen berufen konnte (siehe ob. S. 79). So viel Anerkennung ist es m. W. bei 17 18

J. Eider. Op. c. 1 1 ; P. Kawerau, Op. c. 278, 280. P. Kawerau, Op. c. 377.

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der Gründung einer Schriftsprache noch keinem Ausländer zuteil geworden. Sicher verändert sich auch die Sprache und der Sprachgeschmack im Laufe der Zeit, aber auf solche Veränderungen wie King James' English Bible Version oder die Luther'sche Bibelübersetzung wird die Perkins'sche noch lange warten müssen. Geändert hat sich bisher eigentlich in gewisser Hinsicht nur der Buchstabierungsgeschmack (vgl. ob. S. 77 A. 15), der aber tatsächlich nur eine Geschmackssache darstellt und sich in vielen Sprachen viel schneller verändert, als es bei der von Perkins mit Hilfe seiner eingeborenen Mitarbeiter eingeführten Buchstabierung der Fall gewesen ist. Diese Buchstabierung hat eine lange, über 80jährige Tradition der urmisdh-amerikanischen Missionspresse hinter sich und jeder ,Assyrerf muß sich an sie gewöhnen, wenn er ältere Veröffentlichungen in seiner Muttersprache lesen will, auch falls er sie heute in einigen Punkten anders buchstabieren möchte. Was die Sprache der Perkins'schen Bibelübersetzung betrifft, ist sie ein gutes fließendes Neusyrisch der Urmia-Ebene, mit dem nicht nur ein Ausländer, sondern auch ein ,Assyrerc diese Sprache lernen kann. 1846 erschien in Urmia Perkins' vollständige Übersetzung des NT 19 , 1852 die des AT. Beide Bände wurden parallel mit der altsyr. nestorianischen Version veröffentlicht. Der Veröffentlichung des N T ist schon zwei Jahre früher die Veröffentlichung von vier Evangelien und noch früher die von zwei Evangelien, der Josephsgeschichte und einiger kürzerer Episteln in Perkins' neusyr. Übersetzung vorangegangen. Dabei wurden zu verschiedenen Zeiten einige andere Bibelteile veröffentlicht 20 . Das 19

20

Zu Perkins eignem Urteil über diese Ubersetzung in seinem Brief von 30. 11. 1846 siehe P. Kawerau, Op. c. 379. Aus diesem Brief ersieht man, aus welchen Gründen dieses wichtige Buch erst ein Dutzend Jahre nach den ersten Versuchen, Neusyrisch zur Schriftsprache zu erheben, erschienen ist, während das unverhältnismäßig umfangreichere und schwerere AT in der H ä l f t e dieser Zeit erfolgte. Die orthographische und stilistische Vollkommenheit der Übersetzung, die von verschiedenen Missionsmitgliedern sorgfältig revidiert wurde, hätte sich damals nicht erreichen lassen, als sich die neue Schriftsprache nodi im Werden befand. Kleinere Modifikationen des Ausdrucks werden wohl noch in späteren Ausgaben nötig, aber im großen und ganzen kann man schon der Ubersetzung einen bleibenden Wert beimessen. Kawerau, Op. c. 380 m. A. 233 nach einem Bericht Perkins' vom 30. 11. 1846, mit Ergänzungen von Stoddard: The Gospel of Matthew, in Modern Syriac (192 pp.), The Four Gospels, in Modern Syriac (637 pp.), u. von North: First publication,

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AT hat Perkins mit der Hilfe von A. H . Wright aus dem hebräischen Original und der LXX übersetzt. An der Übersetzung des AT saß Perkins schon längere Zeit vor der Drucklegung der neusyr. Ubersetzung des NT, während Breath an der Herstellung kleiner Typen für den Satz dieser Übersetzung arbeitete. Die Übersetzung war schon 1849 fertig, man mußte aber bis Sommer des folgenden Jahres auf die Typen warten. Man hat dann sofort mit dem Satz des altsyr. und neusyr. ParallelKolumnen-Textes angefangen und etwa im Herbst 1852 war die schwere Arbeit, ein prächtiger Großquartband von mehr als 1000 Seiten fertig. 21 Beide Testamente wurden später mehrmals ohne altsyrischen Text entweder getrennt oder zusammen, oder auch verschiedene biblische Bücher selbständig nachgedruckt. Die zweite Auflage des N T erfolgte schon im J. 1854 und der Text wurde dann auch von Perkins' Mitarbeiter A . H . W r i g h t in New York 1886 herausgegeben. Im J. 1858 besorgte Perkins die zweite Ausgabe des neusyr. AT mit einer von ihm vorbereiteten Konkordanz. Der Pslttä-Text seiner ersten Ausgabe ohne neusyr. Übersetzung wurde 1913 in London nachgedruckt. 1868 erfolgte in Urmia ein Nachdruck der Psalmenübersetzung. Perkins' Übersetzung des AT in weniger als sechs Jahren war eine beträchtliche Leistung. Sie war aber keineswegs seine einzige übersetzerische und literarische Tätigkeit dieser Jahre. Inzwischen brachte er um die Mitte des Jahrhunderts einen biblischen Chatechismus (Ktäbä d-bäqaryäte) heraus und war nunmehr seit 1850 mit seinen Mitarbeitern mit der Redigierung der ersten und fast 50 Jahre einzigen neusyrischen Zeitschrift Za(h)rlre d-ba(h)rä „Die Strahlen des Lichtes" beschäftigt. Gleichzeitig nahm er mehrere literarische Projekte in Angriff. Im J. 1854 veröffentlichte er seine Übersetzung von Richard Baxter, The Saints' Everlasting Rest unter dem Titel Niyähtä d-qaddfse d-hal äbäd (auf 614 Seiten); 1856 erschien seine Übersetzung von C.G.Barth, Christliche Kirchengeschichte (nach engl. Übersetzung: History of the Church of Christ, London 1837) unter dem Titel Tas'itä krlta d-edtä d-märän

21

two Gospels, in 1840 at Urumia, transí, by Justin Perkins, The Acts and three short Epistles 1841; ZDMG 7/1853, Nr. 1236—38: Das Mat.- u. Joh.-Evangelium, die Geschichte Josephs (Gen. 47—50) u. eine Evangelienausgabe (von Perkins an die Bibliothek der D M G geschickt, alles neusyrisdh, ohne Jahresangabe). ebda. 381 m. A. 238 nach einem Brief Perkins vom 2 2 . 4 . 1 8 5 3 an Fleischer in Leipzig, vgl. ZDMG 7/1853, S. 572.

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Isö' Mslhä mit einem Appendix über die Geschichte der nestorianischen Kirche und ihre Mission und Sitze in China. Seine theologische Gelehrsamkeit stellt sich aber erst durch seine zahlreichen neusyrischen Bibelkommentare heraus, die er sorgfältig nach der damals zugänglichen Literatur zusammengestellt hat. Es sieht so aus, als ob er sich vorgenommen hätte, die ganze Bibel für seine syrischen Leser zu kommentieren, was sich natürlich durch eine Person schwer vollziehen ließe. Jedenfalls ist es ihm gelungen, seine Nuhhäre „Kommentare" zu Genesis (1868), Exodus (ohne Datum, aber wahrscheinlich gleich nach dem ersten) und Daniel (1869) abzuschließen und zu veröffentlichen. Bei der syrischen Version hat ihm S Yonan eine ausgiebige Hilfe geleistet22. Dr. Perkins war nicht nur der Gründer der urmischen neusyr. Literatur, sondern auch ihr fleißigster und fruchtbarster Autor, dessen Namen die ,Assyrer' nur mit Dank und Respekt erwähnen dürften. Als Theologe hat er vor allem die Gebiete der exegetischen, praktischen und kirchengeschichtlichen Theologie kultiviert. Er hat alle seine Kräfte dem von ihm geliebten christlichen (as)syrischen Volk gewidmet und ihm einmalige bewundernswerte Dienste geleistet. Durch sein Verdienst sind die lange verlassenen ,Assyrerc wieder einmal zu einem Kulturvolk geworden. Er ist fast zu einem legendären Helden der neusyrischen Literatur geworden, was bei seinen einmaligen Verdiensten um sie nicht verwundert. Man kann ruhig sagen, daß alles während seines 36jährigen Dienstes in Urmia Veröffentlichte durch seine Hände ging und er an allem mitgewirkt hat. Nicht nur vieles anonym, besonders in den vierziger Jahren Erschienene, sondern auch unter den Namen anderer Bekannte und Veröffentlichte wird ihm zugeschrieben und nicht ganz zu Unrecht, weil er eine echte Seele aller neusyrischen Unternehmen seiner Zeit war und ohne seine Mitwirkung kaum etwas erschienen ist. In dem von Mary A. Walker für P. Kawerau, Amerika und die orientalischen Kirchen, S. 639—642, angefertigten Verzeichnis der evangelischen Missionspresse in Urmia werden 105 Titel (etwa ein Drittel der Gesamtproduktion) mitgeteilt. Davon stammt mit Sicherheit über ein Drittel 22

Siehe seine Einleitung zum Kommentar zur Genesis, abgedruckt in MacudiPanoussi (28—30), 30 : ff.

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aus der Feder Perkins', auch wenn manches Anonyme oder ihm Zugeschriebene fraglich bleibt, denn alles in den vierziger bis sechziger Jahren wurde, wenn nicht von ihm selbst vorbereitet, mindestens von ihm revidiert. In der erwähnten Liste stammen von ihm folgende Bücher: 1. O T with references (1858), 2. First signature of Psalms (1841), 3. Psalms in ancient Syriac (1841, von ihm betreut), 4. N T (1859), 6. NT, from the Peshito (1866), 7. Acts and Romans (1841), 8. St. Paul's epistle to the Galatians (1843), 9. Gospels, 13. Transl.: Barth. Christian Gottlob, 1799—1862, Church History (1856). 14. Transl.: Baxter, Richard: Saints' Rest (1854). (15. Transl.: Bunyan John: Pilgrim's Progress wird hier ihm zugeschrieben, obwohl sonst unter dem Namen D. T. Stoddard bekannt), 23. Transl.: Doddridge, Philip: Rise and Progress of Religion in the Soul (1857), 27. Transl.: Green Pastures for the Lord's Flock (1855), 29—32. Hymnals (das erste, Nr. 29. The First Book of Hymns published in Mod. Syriac in den vierziger Jahren; N r . 30. Book of Sacred Hymns 1860, von ihm wahrsch. auch die zwei weiteren, obwohl nicht namentlich bezeichnet), 40. Commentary on Exodus (1869), (41. Commentary on Matthew, 1865, hier ihm zugeschrieben, obwohl sonst unter dem Namen J. G. Cochran bekannt), 42. Story of Joseph, The Gospel of John (in den vierziger Jahren). 47. Revision of Richmond, Legh: The Dairyman's Daughter, transl. by Albert L. Holladay (1845), 53. Die Übersetzung v. D. T. Stoddard, Outlines of Theology (1857) wird ihm zugeschrieben, 55. = 42., 61—71. A T u. N T sowie verschiedene biblische Bücher (1841—1864), 73. Book of pleasant anecdotes (Dr. Perkins was one of many contributors to this book), 82—85 Hymnals, 88. Arguments against the Papacy in Ancient Syriac, 89. Commentary on Daniel, 90. Commentary on Genesis, 91. Instructions from the Word of God, 92. Scripture Narratives, 93. Scripture Questions and Answers (1st ed. 1846 or 1847, 2nd ed. 1852), 94. A Spelling-Book (1st ed. 1847 or 1848, 2nd ed. 1852). 97. Second Scripture Manual and a larger Hymn-Book, containing nearly seventy hymns (131 p., ohne Namen u. Datum), 99. Transl.: The Shepherd of Salisbury Plain (tr. by J. Perkins?), 103. Watts, Isaac: A Preservative from the Sins and Follies of Childhood (1842), 105. The Young Cottager [von Legh Richmond, unter dem Titel Gèn z'ürtä, 1862] (tr. by J. Perkins?). Einiges ihm in dieser Liste Zugeschriebenes kann zwar fraglich sein, es entsteht aber andererseits die Frage, an wie vielem Anonymen in 9

Macudi, Spät- und neusyr. Lit.

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dieser Liste er direkt oder indirekt beteiligt war. D a über eine gute H ä l f t e der Missionsveröffentlichungen anonym war, ist es nicht mehr möglich, diese Frage genau zu beantworten. Sicher ist nur, daß er nicht nur Ubersetzungen der biblischen und anderer religiös-spiritueller Literatur sowie die katechetische, liturgische, exegetische und pädagogische, sondern auch grammatische sowie allgemein unterhaltsame Literatur und kirchliche Poesie gepflegt hat. Seine Übersetzungen der schönsten evangelischen Kirchenlieder der Welt bilden eine solide Grundlage des syrischevangelischen Kirchengesangs, sie werden bis auf den heutigen Tag gesungen und werden auch weiter gesungen werden. Es ist heute nicht mehr möglich zu sagen, wieweit ihm einheimische Dichter bei der Umdichtung behilflich waren, sicher zeigt sich aber bei diesen Nachdichtungen auch sein eigenes dichterisches Talent in einer Sprache, die er sich aus Liebe zu seiner Mission und zu dem Volk, um dessen Heil er sich kümmerte, bis zu den feinsten poetischen Nuancen angeeignet hat. Seine wissenschaftliche Tätigkeit in englischer Sprache überschreitet den Rahmen dieses Buches. Für diese ist ihm bei seinen anspruchsvollen Beschäftigungen, die von ihm Leib und Seele verlangten, nur wenig Zeit geblieben. Trotzdem sei mindestens seine Übersetzung „The Revelation of the Blessed Apostle Paul, Translated from an ancient Syriac M S " (The Journal of Sacred Literature, London 1865, 3 7 2 — 4 0 1 ) sowie T . D . Woolseys „Notice of a Life of Alexander the Great translated from the Syriac by Justin Perkins ( J A O S 4/1954, 3 5 9 — 4 4 0 ) erwähnt, durch die er sich auch als ein Kenner des Altsyrischen erwiesen hat. 2 3 Die Befürchtungen der (as)syrischen Geistlichen und anderer führender jAssyrer', daß die Missionare dem Volk einen neuen Glauben beibringen und es konfessionell weiter zersplittern möchten, haben sich nicht erfüllt. Perkins und seine Mitarbeiter haben von Anfang an Nestorius als einen Reformator seiner Zeit anerkannt und erklärt, daß sie nur den alten christlichen Glauben im evangelischen Sinn stärken möchten. Auch die Mitarbeiter Perkins' haben sich schnell in Urmia eingelebt, die Volkssprache gelernt und in ihr literarisch gewirkt. Kurz nach ihm fingen auch A l b e r t L e w i s H o l l a d a y , D a v i d Tappan 23

Seine weiteren englischen Veröffentlichungen sind in Kaweraus Literaturverzeichnis, Nr. 423—430

(Op. c. 679 f.) angeführt. Siehe auch den Nachruf seines Sohnes

Henry Martin Perkins, Life of Rev. Justin Perkins, DD., Pioneer Missionary to Persia, by his son, Chicago 1887 (Kawerau 697, N r . 422)

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S t o d d a r d und J o s e p h G a l l u p C o c h r a n ihre missionarische und literarische Tätigkeit an. A. L. Holladay (geb. 1805) ist schon 1845 aus dem Missionsdienst in Urmia ausgeschieden. Von ihm stammt neben der ob. (S. 121) angeführten kurzen Grammatik des Neusyrischen Huggäyä noch eine Ubersetzung von Legh Richmond, The Dairyman's Daughter (135 S.), die wahrscheinlich erst nach seinem Ausscheiden von Perkins revidiert und veröffentlicht wurde. Dieses Buch stand auf dem Übersetzungsprogramm der Mission in verschiedenen orientalischen Ländern, obwohl schon im Mai 1838 ein Missionar unter den Armeniern, John Bailey Adger feststellen mußte, daß diese Erzählung dem orientalischen Geist wenig entsprach,24 während man über Bunyan's The Pilgrim's Progress zu ganz anderem Urteil gekommen ist (s. S. 132). D. T. S t o d d a r d (1818—1857) ist den Studenten des Neuaramäischen als erster Grammatiker des Neusyrischen bekannt. Seine „Grammar of the Modern Syriac Language as Spoken in Oroomiah, Persia and Koordistan" (London 1855 = JAOS 5/1856, 1—180)25 war für einen linguistisch wenig trainierten Missionar eine anerkennungswerte Leistung, die es auch Nöldeke erlaubt hat, diese von ihm nie gehörte Sprache mit mehr Sicherheit grammatisch zu bearbeiten, als es ihm ausschließlich auf Grund der Literatur möglich gewesen wäre 26 . Stoddard ist aber nicht nur der erste im Westen bekannte Grammatiker des Neusyrischen, sondern auch bei den ,Assyrern' selbst einer der ersten namentlich bekannten. Sein Ktäbä d-huggäyä „Ein Buch der neusyr. Orthographie" (auf 138 Seiten) gehört zu den ältesten in den vierziger Jahren des vor. Jh. in Urmia veröffentlichten Büchern, obwohl es schon damals Holladay's Huggäyä sowie eine kürzere, anonym veröffentlichte Grämätlql suryetä (auf 96 Seiten) gab, die etwa ein Jahr früher veröffentlicht wurde und seinem Mitarbeiter Cochran zugeschrieben wird. 27 Etwa im gleichen Jahr veröffentlichte Stoddard ein Buch biblischer Erzählungen (Haqyäte mn ktäbe qaddlse) mit entsprechenden Kirchenliedern (auf 384 Seiten). Noch im gleichen Jahrzehnt kommt seine Übersetzung von J. Bunyan, The Pilgrim's Progress unter dem Titel Sapar d-hä müqdüsi mn d-a(b)ä 'älmä l-älmä d-'äte (1848), der er einen 24 25 26 27



P. Kawerau, Op. c. 392. Zur allgem. Charakteristik siehe F. Rosenthal, Aramaistisdie Forschung 262. Siehe ebda. 263. C. Moss 1048.

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Katediismus über das Werk hinzugefügt hat (2 + 712 + 99 S.)28. Diese Übersetzung erfreute sich großer Beliebtheit. Für wie geeignet man dieses Buch für die orientalische Christenwelt hielt, sieht man daraus, daß ihrer neusyr. Übersetzung eine neuarmenische in Smyrna 1843 vorangegangen war und auch mit einer arabischen man sehr bald (schon 1843) begonnen hat. 29 Die Verbreitung dieses Buches gehörte also zum allgemeinen Missionsprogramm im Vorderen Orient. Schon vor seiner Übersetzung las Holladay das Buch 1839 in Urmia mit einigen Nestorianern, die an der lebendigen Bildersprache Bunyans trotz seiner altmodischen und nur sehr schwer zu übersetzenden Ausdrucksweise sehr interessiert waren. Kein Wunder, daß die Mission eine Übersetzung dieses Buches in ihr Veröffentlichungsprogramm aufnahm. Auch Perkins äußerte sich bei der Veröffentlichung der Übersetzung in einem Brief v. 26. 1.1848, daß The Pilgrim's Progress dem Geschmack des primitiven orientalischen Volkes hervorragend entspricht und man von ihm für ein „revival of pure religion" in dieser alten Kirche große Wirkungen erwarten kann 30 . Dieser Übersetzung folgte 1857 (in seinem Todesjahr) eine weitere von P. Doddridge, The Rise and Progress of Religion in the Soul unter dem Titel Bälädci ya'ne mad'etä d-sretä w-garwastä d-zdu'tä d-'Allähä go gänä (2 + 350 S.). In demselben Jahr wurde noch sein Abriß der Theologie (Ktäbä d-te'ölöglyä auf 5 + 185 S.) veröffentlicht. Neben dieser Tätigkeit widmete er sich dem Übersetzen und Kommentieren biblischer Texte: 1854 gab er seine Übersetzung des PslttäTextes des N T mit Randbemerkungen zu den Abweichungen aus dem griechischen Text heraus. 1861, erst drei Jahre nach seinem Tode, erschien seine kommentierte Ausgabe der Kleinen Propheten (Ktäbä dnuhhäre 'al nblye z'5re)zl auf 1 + 722 Seiten. 1873 kam die zweite Ausgabe seiner Evangelienübersetzung (Ewangeliyön qaddlsä) heraus. In seinem leider kurzen Leben hat Stoddard nicht nur seiner Mission im Osten sondern auch der westlichen Wissenschaft hervorragende Dien28

28 30 31

Bei P. Kawerau 391, sowie in Mary A. Walker's Verzeichnis der Veröffentlichungen der evang. Presse in Urmia Nr. 15, ebda. 640, wird diese Übersetzung J. Perkins zugeschrieben (vgl. ob. S. 129). Kawerau 391 m. A. 293—297. ebda. 392 f. In Macudi-Panoussi 31 ist der Name des Vf. zu ergänzen und die Vertippung des Jahres von 1891 auf 1861 zu verbessern.

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ste geleistet. Sein Wörterbuch des Neusyrischen, in dem er über 10 000 Wörter verzeichnet hat, ist nie gedruckt -worden und ist deshalb der wissenschaftlichen Öffentlichkeit unbekannt geblieben. Drei Kopien dieser lexikographischen Vorarbeiten befinden sich in Yale Univ. Library, New Häven, Conn., USA. Offensichtlich ist Stoddard keine Zeit geblieben, sein lexikographisches Unternehmen zum Abschluß zu bringen 32 . Ähnlich wie Perkins stand er nicht nur mit der amerikanischen, sondern auch mit der deutschen Orientalistik (E. Rödiger, G. H . Bernstein, H . L. Fleischer und der DMG in Halle) in ständigem Kontakt 33 . Durch seine Tätigkeit ergänzte er Dr. Perkins dermaßen, daß man zwischen ihren Arbeiten nicht mehr genau unterscheiden kann. Die Ubersetzung seiner Theologie ähnlich wie auch seine Übersetzung Bunyans wird Dr. Perkins (S. 129) zugeschrieben. Es ist schwer, darüber Entscheidung zu treffen, welcher der beiden und wieweit an diesen Werken beteiligt war. Es war ihr gemeinsames Projekt, bei dem sich beide seiner Ergebnisse gefreut haben. Die letzten Früchte seiner Arbeiten konnte leider nur Dr. Perkins allein ersehen. Dieser hat wahrscheinlich auch Stoddards Buch „Mental Arithmetic" (Urmia 1859, 268 p.) 34 herausgeben. In ähnlicher Richtung arbeitete auch Joseph Gallus C o c h r a n (1817—1871), der seine ersten Schriften in der Mitte der vierziger Jahre, die ob. (S. 131) erwähnte neusyr. Grammatik und eine polemische Schrift gegen das Papsttum (päpäyütä)35, noch anonym veröffentlicht haben sollte. Da die Nestorianer die Spaltung ihrer Kirche dem päpstlichen Einfluß bei den chaldäischen Christen zur Last legten, war ihnen eine solche Polemik 36 , die die Positionen des protestantischen Nestorianismus stärken sollte, sicher willkommen. Aber Cochran ist nicht nur ein anonymer Grammatiker und Polemiker geblieben. Noch vor dem Ende der vierziger Jahre, 1849, erschien aus seiner Feder ein Handbuch der Pietät unter dem Titel Hablä d-tlä 32 33 34 35 36

vgl. Kawerau 342 m. A. 58. ebda. 422 m. A. Kawerau 641, Nr. 52. C. Moss 257 Die Uniaten von Mosul und seiner Umgebung sind auch nicht untätig geblieben: Ein Me'mrä von 5 'Abd al-Wähid (Mingana 177, fo. 226) enthält eine Warnung gegen die amerikanischen Missionare, ähnlich fünf kurze poetische Stücke von Q Giwargis von BassSiqä (Mingana 190 fo. 157).

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täqe „Ein Seil mit drei Knoten" (4 + 191 S.)37. Das Buch enthält eine Auswahl aus der Heiligen Schrift für jeden Tag des Jahres und wurde so benannt, weil die Auswahl für jeden Tag in drei Sektionen (Morgen, Mittag, Abend) eingeteilt wurde. Im J. 1856 gab Cochran ein Handbuch der biblisdien Geographie und Geschichte (Ge'ögräfiyä w-kröniqön d-haqiyat qaddisä) auf 172 Seiten mit einer Landkarte heraus38, dem etwa zwei Jahre später ein geographisch-historischer Katechismus zu den Evangelien (Ktäbä dbäqäryäte) folgte. 1865 brachte er einen ausführlichen Kommentar zum Evangelium des Matthäus (Nuhhärä d-'ewangeliyön d-Mattay) auf 444 Seiten heraus 39 . In Mary A. "Walkers Liste bei P. Kawerau werden von ihm neben der ob. erwähnten „Scripture Geography and Chronology" (Nr. 20) noch „Pastoral Theology" 1863 (Nr. 18), „Rudiments of Algebra" 1864 (Nr. 19), „Astronomy" ohne Datum (Nr. 77), „History" ohne Datum (Nr. 78), „Homilectics" ohne Datum (Nr. 79) u. „Natural Philosophy" ohne Datum (Nr. 80) angeführt. Perkins' Mitarbeiter an der Übersetzung des AT, Austin Hazen W r i g h t (1811—?) pflegte hauptsächlich technische Literatur. 1856 veröffentlichte er ein Lehrbuch der Geographie (Ktäbä d-ge'ögräjiyä) in Form von Fragen und Antworten. Sonst kompilierte er Almanache (sürgäde), von denen sich einer für das Jahr 1870 im British Museum befindet. 40 1886 besorgte er in New York die 5. Auflage der Perkins'sdien Ubersetzung des NT. Von W i l l i a m R e d f i e l d S t o c k i n g (1810—1854), Lehrer und Missionar, stammt ein Buch Tiyäbütä „Repentance" (1843ff), ein anderes „On faith" (1845) und ein später veröffentlichtes „Written Arithmetic" (1856)41. Um dem Volke ein praktisches Buch zur Bekämpfung der Krankheiten in die Hand zu geben, veröffentlichte F r a n k N . H . Y o u n g , Ktäbä d-hakimütä „Buch der Medizin" (Urmi 'psg = 1863, 13, 146 S.), 37

38

39 40 41

Audi dieses wird in Mary A. Walkers Verzeichnis bei Kawerau 641, Nr. 57 als eine Übersetzung J. Perkins' angeführt. Soll mit Nr. 20 (: Scripture Geography and Chronology, Urmia 1856) bei Kawerau 640 identisch sein. Auch dieser wurde, Kawerau 640, Nr. 41, J. Perkins zugeschrieben. C. Moss. 1148. P. Kawerau 542, Nr. 101—102.

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das eine Sammlung von Rezepten für verschiedene Krankheiten enthält. Auch die Frauen der Missionare nahmen an literarischen Betätigungen teil, wie aus ihren Beiträgen und den von ihnen redigierten Rubriken in der Zeitschrift ZB sowie aus ihren selbständigen Veröffentlichungen, wie Käleske d-Allähä — sähdwäte mn ktäbe qaddise but bayye d-gälibütä mn Misis Hanna Smit „Gottes Kutschen — kristiyänäye Zeugnisse aus den Heiligen Schriften über siegreiches christliches Leben, von Anna Smith" (14 Seiten, ohne Datum), u. ä., hervorgeht. Zahlreiche Bücher der Missionspresse wurden anonym veröffentlicht. Bei einigen ist auch kein Veröffentlichungsdatum festzustellen. Sie stammen auch noch vorwiegend von den Missionaren, aber auch ein Anteil einheimischer Mitarbeiter ist nicht auszuschließen. Im folgenden versuche ich, soweit wie möglich, sie sachlich und chronologisch einzuordnen. Zu den allerersten in Urmia veröffentlichten Büchern gehört ein biblischer Katechismus Slötä d-Märan (auf 152 S.), das mit dem Vaterunser und dem Dekalog anfängt. Zum Ende der vierziger Jahre erscheint Cyädtä le-lä hüdäte „Einladung an die Unbekehrten" (240 S.); Hayyeränä b-mägahtä d-sähdwäte mn ktäbe qaddise „Hilfsmittel zum Auffinden der Zitate aus den heiligen Schriften", eine Bibel-Konkordanz (auf 192 S.), der 1852 Yulpäne d-mn himizmäne d-'Allähä „Lehren aus Gottes Worten" (auf 77 S.) folgt und aus ausgewählten biblisdien Texten mit kurzen Kommentaren besteht, denen Kirchenlieder folgen; ähnlich Cimäne mlle qä pesqä d-Märyä „Grüne Weiden für die Herde des Herrn" ( U r m l ' p n h [== 1855], 379 S.). Später um 1860 wird eine Theorie der Musik Qäntine d-müslql (271 S.) und eine persische Grammatik Grammatiqi pärsä'lt, 1891 eine englische Grammatik mit einem Vokabular Grammatiql d-lisänä d-'inglls w-lekslqön d-melle usw. veröffentlicht. 1870 ( = 'p') erschien Layle d-gappä „Mühevolle Nächte" (eine anonyme Übersetzung eines englischen Berichtes über die Anfänge der evangelischen Missionsarbeit auf Tahiti, auf 5 , 1 , 221 S.) u. ä. Die Aufgabe der Missionare und ihrer einheimischen Helfer war auch die Vorbereitung von Fibeln und Schulbüchern für alle in ihren Schulen unterrichteten Fächer, von theologischen Hilfsmitteln für Geistliche, Gesangbüchern für die Kirche, allgemein erzieherischen Büchern für das Volk. Die Druckerei arbeitete unaufhörlich an allen Arbeitstagen. Ein Volk, das vor der Ankunft der Missionare noch keine Bücher besaß, befand sich nach den ersten 2—3 Jahrzehnten der Wirkung der Missions-

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presse schon im Besitz einer stattlichen Bibliothek, die die einseitige und langwierige ,chaldäische' Literatur von mehr als zwei Jahrhunderten schnell überholt hat. Die Bücher waren zwar größtenteils Ubersetzungen oder Adaptionen fremder Themen, die Ubersetzer und Autoren waren fast ausschließlich Amerikaner, aber das verlassene und verfallene Volk brauchte gerade diesen fremden Einfluß, weil es eben außer seiner Folklore keine eigene lebende Kultur mehr haben konnte und erst an guten fremden Mustern zum Denken erzogen werden mußte. Die Missionare hätten sicher gern auch gute einheimische geistige Früchte veröffentlicht, aber diese ließen noch auf sich warten. Es mußte selbstverständlich ein paar Jahrzehnte dauern, bis ein früher total analphabetisches Volk das Lesen und Schreiben und erst dabei Denkprozesse erlernen konnte. 3. „DIE STRAHLEN DES LICHTES" Für breitere Schichten des Volkes haben die evangelischen Missionare die Zeitschrift Zahrire d-ba(h)rä „Die Strahlen des Lichtes" gegründet, die ab 1849 bis zum Ende des ersten Weltkrieges ununterbrochen, zuerst monatlich, später vierzehntägig, erschien. Es war die erste Zeitschrift im Iran überhaupt, erschien länger als irgendwelche andere iranische Zeitschrift und hatte auch die größte Zahl von Lesern im In- und Ausland (besonders in Amerika und Rußland). Diese Fakten allein beweisen genügend die Wichtigkeit dieser Zeitschrift. Noch wichtiger ist aber, daß sie zur ersten Tribüne der neusyrischen Schriftsteller geworden ist. Ihr Redaktionskreis bestand aus Missionaren und ihren einheimischen Mitarbeitern. Zahlreiche, vor allem von der Redaktion stammende Beiträge, Missionsberichte, Nachrichten aus dem In- und Ausland wurden zwar anonym veröffentlicht, es erscheinen aber hier und da mit andauerndem Zuwachs auch Namen eingeborener Prediger, Gelehrter, Schriftsteller und Dichter. Die Zeitschrift, die im Quartoformat auf dreispaltigen Seiten gedruckt wurde, war zwar vorwiegend kirchlich-religiösen Inhalts — wie es bei einer Missionszeitschrift zu erwarten war, aber neben evangelistischen Themen findet man darin schon auch nationale, pädagogische, archäologische, historische, geographische, ethnographische, grammatische, religionsvergleichende, informatorische u. ä. Themen sowie Buchbesprechungen und interessante Nachrichten aus der ganzen damali-

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gen Welt, durch die sich ein ehemaliges Volk von Bergbewohnern, Viehzüchtern und Bauern von nun an mit der Welt verbunden fühlen sollte. Der enge Horizont der ,Assyrerc, die außer ihren Bergen, Tälern und Dörfern nichts gesehen haben, wurde erweitert. Sie fingen an, sich für die Welt und ihre Geschichte zu interessieren, ihr Nationalbewußtsein wurde gestärkt, über ihre Probleme diskutiert, über ihre Fortschritte berichtet. Aus den Nekrologen berühmter Leute des Volkes sowie aus den Berichten über die Kirchen, Schulen und später auch nationale Institutionen gewinnt man einen Überblick über die geschichtlichen Verhältnisse der damaligen Zeit sowie über manche Details der assyr. Geschichte in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts und bis zum Ende des 1. Weltkrieges, die uns sonst verlorengegangen wären. Die 80 Bände dieser Zeitschrift sind echte Annalen des (as)syrischen Volkes, deren Aufhören infolge der Auflösung der Missionsstation nach dem 1. Weltkrieg man nur sehr bedauern kann. Die ersten vier Jahrgänge wurden schon von Nöldeke zur Vorbereitung seiner Neusyr. Grammatik verwendet. Die erste neusyrische Zeitschrift erfreute sich besonderen Interesses bei den Neuaramaisten des vorigen Jahrhunderts. Die Jahrgänge 1849—71 befinden sich im British Museum, leider fehlen da einige Nummern in mehreren Bänden sowie die Bände 9 und 1842. Die Form und die Rubriken der Zeitschrift haben sich in den acht Jahrzehnten ihrer Existenz nicht wesentlich geändert. Die Zeitschrift hatte einen hohen journalistischen Standard, den sie bis zum Ende behalten hat. Die Anzahl ihrer Leser vermehrte sich mit dem Fortschritt des Schulwesens und ebenso wuchs die Zahl der einheimischen Mitarbeiter. Um dem Leser ein möglichst genaues Bild dieser Zeitschrift zu geben, führe ich hier eine detaillierte, z. T. auch kommentierte Inhaltsangabe der Jahrgänge 48/1897—69/1918 an. Auf diese 21 Bände aus dem letzten Viertel dieser Zeitschrift darf ich mich aus folgenden Gründen beschränken: Erstens sind sie die einzigen, die ich vollständig in der Hand gehabt habe. Zweitens begegnen wir hier nach den Anfängen, die ob. geschildert wurden und fast ausschließlich mit den Namen der Missionare zusammenhängen, einer wichtigen Periode, in der es gelungen ist, das ,assyrische' Schulwesen und kulturelles und literarisches Leben sich derart auswirken zu lassen, daß ihnen der nun eng gewordene Rah42

C. Moss 873.

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men einer kirchlich-missionarischen Zeitschrift nicht mehr ausreichte und 1906 eine unabhängige nationale Zeitschrift Kökbä „Der Stern" gegründet wurde, obwohl schon im vor. Jahrzehnt, nach mehr als 50 Jahren der Existenz von ZB als der einzigen neusyrischen Zeitschrift auch eine von der lazaristischen Mission gegründete Zeitschrift Qälä d-srärä „Die Stimme der Wahrheit" erschien. Die ausschließlich an kirchlichen Quellen erzogenen Kinder des (as)syrischen Volkes versuchen, sich nun selbständig auf ihre eigenen Füße zu stellen, und eine gewisse Abhängigkeit von ihren kirchlichen Erziehern zu erreichen. Man kann hier also von der ersten Blüte einer selbständig werdenden und später auch gewordenen ,assyrischen', mindestens journalistischen Nationalliteratur sprechen, die leider bald nach dem 1. Weltkrieg eine fatale Unterbrechung erleiden sollte. All diese Umstände werden im letzten Viertel des Lebens von 2B bis zu ihrer bedauerlichen Auflösung deutlich widergespiegelt. Deshalb lohnt es sich auch, den Leser mit dem Inhalt dieser Periode vertraut zu machen. 48/1897 erscheint zweiwöchentlich auf 8 und 4 dreispaltigen Seiten. Ab 1899 erscheinen die Nummern monatlich auf 8 oder auf 12 Seiten. Diese Änderung wurde in der letzten Nummer 1898 S. 133, angekündigt. Die Redaktion war dazu gezwungen, um mehr Zeit für die Veröffentlichung von Büchern, Vorbereitungen für Sonntagsschulen u. ä. zu gewinnen. Der evangelistische Zweck der Zeitschrift zeigt sich schon in ihrem Titel sowie im biblischen Zitat unter dem Titel: „um von dem Licht zu zeugen" (Joh. 1 8 ). In 1902—1918 lautete das Zitat unter dem Titel: „Ich, Jesus, sandte meine Engel, es euch zu bezeugen". (Offenb. 22 ie ). 48/1897 Inhaltsangabe: Nr. 1: 1 a ffabre zabnänäye (Aktualitäten): S c h u l e n (Kritik des sog. Erziehungsausschusses [dastä d-mardütä], der die von anderen gegründeten Dorfschulen nicht unterstützen will); 1 a—b Z e i t d e s D i e n s t e s (Ermahnung zum ständigen praktischen Gottesdienst); 1 b „Du bist der Mann!" (II. Sam. 127 in Bezug auf einen früheren Aufsatz über „billige Religion", den jeder Leser auf einen anderen statt auf sich selbst beziehen wollte), l b D i e Z e i t s c h r i f t (Diese Zeitschr. ist evangelisch-protestantisch, glaubt an ein Evangelium für alle Menschen. Es ist eine syr. Zeitschr. zur Vereinigung und Erziehung des Volkes. Die Mehrzahl der Beiträge wird von den Söhnen dieses Volkes vorbereitet. Den Hauptanteil an dieser Arbeit hat R Smü'el Bädäl, er selbst ein Syrer. Wir nehmen immer gern Beiträge von den Söhnen dieses Volkes an. Wir hoffen, daß uns viele ohne Unterschied der Kon-

„die s t r a h l e n d e s l i c h t e s

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fession ihre Beiträge liefern werden); 1 b—c H i l f e f ü r d i r A r m e n (5 Grundregeln für die Hilfe der armen Brüder: 1. nicht in der Art, damit sie sich an das Betteln gewöhnen, 2. sie nicht von einem Dorf ins andere ziehen lassen, 3. ihnen Arbeit geben, 4. ihnen Nahrung geben, 5. ihnen das Licht des Evangeliums und der Erziehung gewähren): l c P r ä m i e n (Jeder, der 3—10 Abonnenten erwirbt, bekommt ein Buch zur Belohnung: eine biblische Geographie für 10, ein Buch ausgewählter Lesestücke für 5, ein Buch über die Landwirtschaft für 3 neue Abonnenten). — 2 a—c Predigt „Kampf mit Gott" auf Gen 32 2 5 _ 2 6 von Dr. Talmidge von Amerika. 3 a—c „Unser Verhältnis zur alten Kirche", ein Vortrag von Eliyä Mellat-Basi am Jahreskonvent der evang. Kirche (: Die alte Kirche ist identisch mit unserem Volk, sie ist unsere Mutter. Deshalb müssen wir sie lieben, ehren und ihr helfen. Sie verbreitete das Licht des Evangeliums im ganzen barbarischen Asien, aber heute befindet sie sich in lamentablem Zustand. Unsere Pflicht, ihr gegenüber in dieser Lage ist vierfach: 1. sie trösten, 2. sie lieben, 3. ihr unsere gute Tat und unser gutes Beispiel zeigen, 4. sie durdi Anteilnahme an ihrer richtigen Doktrin, die wir von unseren Vätern bekommen haben, unterstützen. Wir haben zwei Sakramente, nicht sieben von unserem Heiland und auf Grund der evangelischen Lehre unserer Väter bekommen. Es folgt eine Aufzählung der evangelischen Prinzipien des nestorianischen Glaubens gegenüber ihren katholischen Gegenteilen. Wir sollen Nestorius, durch den unsere evangelische Lehre formuliert wurde, sowie Theodoros und Diodoros, die Lehrer der wahren Lehre, respektieren. Wir respektieren unsere eigene syrische Kirche, unsere alte Sprache und Bücher, die unsere Väter geschrieben haben. Wir respektieren unseren Patriarchen und akzeptieren ihn als ein Haupt unserer Nation . . . Umarmen wir unsere alte Kirche wie unsere liebe Mutter!) — 4 a—c A l e x a n d r o s (Gesch. Alexanders des Großen, die in den folgenden Nummern fortgesetzt wird) — 5 a S o n n t a g s s c h u l e (Forts, zur letzten Nr., wie wird ein Leiter der Sonntagsschule erfolgreich); 5 — c „Der Leiter" (2. Teil von Hinweisen f ü r den Leiter der Sonntagsschule, wird in den folg. N r n . fortgesetzt) — 6 a—b T o d e s n a c h r i c h t e n (Ein Nekrolog des 30jährigen ösa'nä b. 'Aywäz Dümän von Digäläh aus der Feder des S Benyämln Dümän v. Digäläh; 6 b ein weiterer, 3zeiliger Todesbericht. [In dieser Rubrik erscheinen Nekrologe aus der Feder von Priestern und Diakonen und zwar nicht nur über wichtige Persönlichkeiten des Volkes, sondern auch über weniger bedeutsame Leute. Ihr Inhalt wird hier nur im ersteren Fall angegeben. Ihre Form ist meistens stereotyp]); 6 b H u n g e r i n I n d i e n ; 6 c Eine V i e h k r a n k h e i t (in Südafrika), K ö n i g i n V i c t o r i a (60. Feiertag ihres Herrschens), Die A m e r i k a n e r (: jedes Jahr reisen ca. 90.000—100.000 Amerikaner ins Ausland, wo sie über 25,000.000 Pfund ausgeben) — 7 a — b Masjoadtä (Evangelisation); G e s c h i c h t e n a u s d e m M i s s i o n s f e 1 d (Erziehung der Frauen in Japan, christl. Kirche auf Madagaskar); 7 b—c A n s i e d l e r i n S a l a m a s , ein Bericht und Aufruf zur Hilfe von R Elisa' Adam v. Salamas (: In Salamas gibt es über 1.400 Flüchtlinge mit zahlreichen Familien von 15—20 Mitgliedern aus den Dörfern von Albäq und Wä'n, wo sie geplündert und getötet wurden. Viele Familien haben ihre Väter verloren und auch sonst gibt es kaum eine Familie, in der niemand getötet wurde. Eine große Zahl ist nach Rußland ausgewandert, wo sich schon früher Syrer aus Albäq und Gäwär ange-

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siedelt haben, wo ihnen die Armenier helfen. Auch in Salamas wird ihnen zwar von den Armeniern geholfen. Aber das Elend ist allzu groß. Der Beriditerstatter schildert sie in lebhaften Farben und ruft auf zur Hilfe, wo die Hilfe am meisten nötig ist); 7 c Majjbartä „Anzeige" (Der Schneider Baron Harotion Vartirisyan, der vor 2 Jahren aus Tabriz ankam, öffnete seinen Laden im Karawanserei. Die Missionare empfehlen seine Dienste.) — 8 a—c ffabre mn refoqä (Nachrichten aus der Ferne): Europa u. Türkei, Cuba, Rußland u. China, Wagen ohne Pferde (: elektr. Tramways in England), Der Nutzen des Wasserfalls v. Niagara (zur Anschaffung elektrischer Energie für die Stadt v. Buffalo), Verschiedene Nachrichten (12. kurze Nachrichten aus der Welt). Am Ende der letzten Spalte steht folg. Anzeige englisch: American subscribers to The Rays of Light, should send their subscriptions to Rev. Benjamin Labaree, D. D., Roselle New Jersey. The subscription price is 50 cents a year. Payment in advance is required. Please giye notice of change of address. N r . 2: 9 a—b Ifabre mn dünye (Nachrichten aus der Welt): Erdbeben in England und Wales, — Rußland u. China, Türkei; Entdeckung einer neuen Mine in New Mexico; 9 c Verschiedene Nachrichten (11 kurze Nachrichten aus der Welt). — 10 a—b Qälä d-häwär qä mellat suryetä „Ein Hilferuf an das syr. Volk" von Q Ya'qob Yore (zum Problem der Orthographie, ob. S. 75); 10b—c Das L e b e n C h r i s t i : Jahre seines öffentlichen Dienstes; 10 c—11 c Mänäyütä d-mam(l)lä 'nasäyä „Die Quiddität der menschl. Pprache" von 'Ishäq Mälek Yonän aus Amerika 43 (In der Einl. erwähnt der Autor die lebhaften Aufsätze v. Q ösa'nä Säro in ZB 47/1896. die dasselbe Thema behandeln, und zu denen er einige kritische Bemerkungen eher vom Standpunkt eines Gläubigen als eines Sprachwissenschaftlers zu haben meint, die beiseite gelassen werden können. Danach erwähnt er zwei Theorien über den Ursprung der menschl. Sprache: 1. die orthodoxe: sie ist gottgegeben, 2. die moderne: sie hat sich aus Zeichen und Nachahmung von Naturlauten zu organischen Lauten und Worten entwickelt. Die ketzerische Theorie wird widerlegt: Gott hat Adam als ein vollkommenes Wesen geschaffen und ihm Fähigkeiten wie keinem anderen Seiner Geschöpfe gegeben. Adam hat die Sprache durch Anhören der Worte Gottes gelernt!!); 11c Mantetä d-mellat „Erfolg des Volkes" von R La'zär vom College (Drei Dinge sichern den Erfolg des Volkes: 1. Fortschritt des Schulwesens, 2. Fortschritt in Überlegung, 3. erzogene Mütter, die ihre Kinder erziehen. Es fehlt uns vor allem an Überlegung [rä'yikärütä]. Es folgen Beispiele). — 12 a—c „Welche Sprache sprach Christus" (ein Bericht über Mrs. A. Smith-Lewis' Entdeckung eines alten syrischen Evangeliars in St. Katharina-Kloster auf Sinai). Nr.3: 13 A k t u a l i t ä t e n : a—b R e i s e n a c h T a r g a w a r (Reisebericht v. 'hfoäq Yonän v. Digäläh); b. W a i s e n h a u s ; b—c N a t i o n a l v e r s a m m l u n g (Die Resolutionen wurden veröffentlicht und sind bei 5 Eliyä MellatBäsi zu erhalten); c D o r f s c h u l e n (Bericht über den Fortschritt des Schulwesens unter der Leitung v. R Däni'el v. Siräbäfd], Einige Schwierigkeiten werden erwähnt, unter anderem Mangel an einer vollständigen syr. Grammatik für den 43

Dieser Beitrag wurde ob. S. 75 ausgelassen, weil er mit den dort mitgeteilten Diskussionen über die neusyr. Orthographie nichts zu tun hat.

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Sprachunterricht, die nur durch ein unvollständiges Büchlein ersetzt wird) — 14 a—c „Echte Vernunft", Predigt v. Mr. Moody auf Dan. 123. — 15 a—b „Gute und schlechte Lehren, ein Brief an die Mütter (von einer Mutter-Missionarin); 15 b „Der größte Kopf der Welt" (ein Sensationsbericht); 15 b—c Temön l-häwär „Kommet zur Hilfe" von R Bäbä (s. S. 75); 15 c „Russische Bauern"; zwei kurze Nachrichten (am Ende der Spalte); 16 a—c Aleksandros (Forts.); 17a—c Sonntagsschule (3.Teil); 18a—c „Die Mutter von Mr. Moody (ein ausführl. Nekrolog); 19a—c E v a n g e l i s a t i o n : „Die Syrer von Malabar" von einem engl. Prediger (In Zentralasien missionierten erfolgreich die Nestorianer. Die Gegenden v. Malabar sind bis heute von eingeborenen syr. Christen bewohnt, die sich Christen des M Thomas nennen. Die Christen Süd-Indiens bilden sieben Kirchen, die nach der Tradition vom Apostel Thomas gegründet wurden. Ober 1000 Jahre waren sie Nestorianer, aber 1665 hat die röm.-kath. Kirche ihre Verbindung mit dem nestorianischen Patriarchen zerstört und sie wurden an das antiochische monophysitische Patriarchat angegliedert. 1502 wurde Vasco di Gama vom portugiesischen König zweimal zu ihnen geschickt. Die Christen von Carangora kamen ihm mit Geschenken entgegen. Sie sagten ihm, daß ihre Anzahl 30.000 ist und sie sich vor ihren heidnischen Nachbarn hüten. 1503 schenkte ein Radscha den Portugiesen ein Territorium, an dem sie eine Festung bauten, die eine Stütze des Katholizismus in Indien wurde. Diese Christen haben ihre alten Annalen und zwei tausendjährige Bücher, die von ihrer Wanderung nach Indien erzählen. Eines in der Sprache Tamil zeugt vom Verschenken eines Stücks Land an einen Kaufmann manichäischen U r s p r u n g s . . . Die Katholiken verfolgten die syrischen Christen bis 1795, als die Engländer das Land erobert h a b e n . . . ) ; 20a—c Nachrichten aus der Welt; 20 c Verschiedene Nachrichten. Bei den folgenden Nummern führe ich nur namentlich bezeichnete Aufsätze eingeborener Mitarbeiter und wichtige Berichte aus dem syrischen Leben an, sonstige Nachrichten sowie allgemeines missionarisch-evangelistisches Material beiseite lassend. Nr. 4: 23 a—b H ösa'nä f}än Bädäl, Rä'yi 'al lisänä suryäyä „Eine Meinung über die syr. Sprache" (ob. S. 75); 23 b—c Q Abraham Morhäc, Nekrolog v. Mrs. Doss, Großmutter der Missionarin Mrs. Shedd (gest. im Alter von 87 Jahren); 24 a—c „Die Syrer v. Malabar (Forts.: Gewaltige Katholizisierung syrischer Christen, Vertreibung von verheirateten Priestern, syr. Widerstand gegen die Latinisierung des Gottesdienstes und die Einführung der Idololatrie. Als 1653 der antiodiische Abönä M Ignatius die Christen v. Malabar besuchte, haben ihn die Portugiesen gefangen, wegen Ketzerei verurteilt und verbrannt. Sie haben so viel Übel begangen, daß Rom endlich dorthin eine besondere Mission schicken mußte. Die Katholiken haben die dortige syr. Kirche verdorben). 24 c am Spaltenende: Kalender für den kommenden Monat, mit dem von nun an jede zweite Nummer des Monats endet. N r . 5: 27 a—c Q Bäbilä d-Gügtäpäh, Wie verbreiten wir das Königreich Christi (Vortrag am Generalkonvent v. Cahärbab?); 30 a Mr. Shedd, Huggäyä „Buchstabierung" s. S. 76); 30 a—c Brief v. Dr. Labaree aus Amerika (: Die amerikanischen Kirchen haben mit großem Interesse seine Berichte über die schlechte Lage der Syrer im Bergland gehört; sie werden sich bemühen, ihnen zu helfen. Die Nachricht von der Erkrankung von Mr. Spear in Hamadan. Wir hoffen, daß er bald gesund wird);

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31 a—b R Smii'fl Bädäl, Nekrolog des Q Yonän v. Baló (gest. im Alter v. 68 Jahren. Gewisse Zeit war er Inspektor der Schule v. Siré. Dann machte er mehrere Reisen mit den Missionaren in die Türkei. Am Anfang seiner Tätigkeit in Bälö hatte er viele Gegner. Er gründete dort eine Schule, die viele Schüler absolviert haben. Er war dort 22 Jahre tätig, war ein ausgezeichneter Prediger, guter Kenner der Heiligen Schrift, ein Vater seines ganzen Dorfes). N r . 6: 35 a—b Mirzä Masrüj, Malkütä d-'Ätöräye y an d-(')süräye mn haqiyat qaddistä w- antike d-Nlnwe „Das assyrische Königreich (nach biblischer Geschichte und den Ausgrabungen von Niniveh)"; 35 b—c Q Abraham Morhäc, Nachruf auf Dr. Shedd, mit dem Motto „Er redet, obwohl er gestorben ist" Hebr. 114 (Zwei Jahre sind noch nicht vergangen seit dem Tode des bedeutenden Mannes Dr. Shedd. Er lebte und starb für dieses Volk. Sein Werk stirbt nicht, sondern bringt Früchte. Im Museum des Universitätskollegs befinden sich viele alte Münzen, syrisch beschriftete Antiquitäten sowie alte Handschriften unserer Väter, die Dr. Shedd gesammelt hat. Der Grund dafür, daß diese Sammlung unter der Leitung seines Sohnes William Shedd nicht wächst, liegt darin, daß er andere Pflichten hat und an Geldmangel leidet. Diesem kann man abhelfen, wenn jedes Mitglied 10 Toman für seine Mitgliedschaft bezahlt und dieses Geld zum Ausbau des Museums verwendet wird. Ich appelliere an alle: Kommet und helfet!); 36a—b „Die Syrer von Malabar" (Forts.: 1727 kamen dänische Missionare nadi Malabar, wo sie von der Existenz der syr. Kirche erfuhren und sie aufsuchten. Sie sahen, daß die Kleriker in zwei Gruppen geteilt waren, nämlich die Nestorianer und die ,Yutikäer' [yütekäye], die von der römischen Kirche abhängig und sehr ungebildet waren. Sie kannten sehr schwach die syr. Schrift und konnten nur mit Schwierigkeit die gottesdienstlidien Bücher lesen. Deshalb meinten die dänischen Missionare, es wäre nicht gut, sie an ihre Kirche anzuschließen. Sie haben sich auch indische Gewohnheiten angeeignet. Einmal töteten sie fünf Leute, weil diese eine Kuh geschlachtet haben. Sie sind unvernünftig wie Tiere. 1795 wurde Cochin von den Engländern erobert, die alle Mittel verwendeten, um die geistige und materielle Lage der dortigen Christen zu bessern. Englische Kirche eröffnete dort ihre Mission. 1816 kamen ihre Missionare nach Travancor und wurden von den dortigen Syrern mit großer Freude aufgenommen. 1835 fing dort Rev. Wilson seine missionarische Tätigkeit an. Die Missionare haben ein neues Kolleg für die syrischen Christen gebaut); 36 b—c Q Tsö' v. 'AlIyäbä(d), Nekrolog v. Sallijä, Kircheninspektor v. 'Aliyäbä(d) (gest. am 3. Sbät = Febr. im Alter von 50 Jahren. 30 Jahre war er als Kircheninspektor tätig); Nr. 7: 39 b—c Q Bäbilä v. Gúgtapáh, Qälä d-mistülig „Erfreuliche Stimme" (schematisier Bericht aus syr. Kirchen); 43 a—b „Einfluß alkoholischer Getränke u. die Hunde" (Brief eines Lesers an den Redaktor mit Anfrage über die Wirkung alkoholischer Getränke auf den Körper u. Antwort v. Mr. Brunson auf Grund von Experimenten mit Hunden in den USA); 43 b—c R Yä'qöb v. Särälän, Ädabütä „Gute Sitten" (praktische Hinweise). N r . 8: 46 c—47 a Q Ya'qöb Y ore, Die nestorianische Kirche (Die syrische nestorianische und die evangelisch-protestantisdie Kirche lehren genau dasselbe und es gibt zwischen ihnen keinen Unterschied, wie am Vergleich von 6 dogmatischen Punkten bewiesen wird. Die beiden Kirchen waren zwar lange voneinander getrennt, haben

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sidi aber jetzt wegen ihrer gemeinsamen evangelischen Lehre vereinigt); 47 a—b „Reise im Iran» (R Pe'rä v. 'Ädä hat eine Reise nach Teheran gemacht und bemerkt, daß in allen Städten junge Armenier als Postbeamte und Geschäftsleute arbeiten. Möchten auch die syr. Jungen ähnliche anständige Jobs finden!); 48 a—c Q Däwld Benyämin (v.) Digälä(b), Turräs-huggäyä d-lisänä hadtä d-Süräye „Orthographie der neu-syrischen Sprache" (s. S. 76 ff.). N r . 9 : 49a A k t u a l i t ä t e n : Prüfungsprogramm des Kollegs 1897: Mo. 5. 'Iyär ( = Mai) von 2—4 Persisch u. Protokollierung bei Mirzä Yüsip; Di. 6 . ' I y ä r 9—12 Psychologie u. Englisch bei Mr. Shedd, 1 1/1—3 1/2 Ethik u. biblische Geschichte bei Q Abraham Morhäc, 3 1/2—4 1/2 russische Sprache bei H Iso'; Programm der Graduiertenvorträge am Mi. den 7. Iyär um 9 U h r (: N a m e n von 16 Abiturienten und ihrer Vortragsthemen) 4 4 ; 49 b Die Verteilung der Diplome wird bei Dr. Cochran um die Mittagszeit abgeschlossen 45 , J a h r e s v e r s a m m l u n g d e r K o l l e g s m i t g l i e d e r fängt nachmittags desselben Tages am 7. 'Iyär an. Wir hoffen, daß alle Regelungen des Kollegs rechtzeitig fertig werden (Tagesordnung: Rede des Präsidenten Q Abraham v. College; Wahl des Präsidenten, Vizepräsidenten u. eines Protokollanten; Erörterungen von physischen Arbeiten von H Ö i a ' n ä - Ö ä ' n ; Erörterung von pädagogischen Arbeiten, von Q Ösa'nä vom College; Erörterung von geistigen Arbeiten von Q Bäbönä v. AläwäcS; Abendbrot; Vorträge: Q Bäbilä v. Digäläh, Die Arbeiten u. N u t z e n des Nationalkommitees; R Bäbä d-Kosi, Die syrische Sprache, Q D a v i d dZäragälö, Nationalismus; H 'IsJjäq, Neue Experimente; Abendschluß; am nächsten Morgen: eine halbstündige Versammlung unter der Leitung von Q Yöhannän von Gülpäsän); 49 b—c Q Iso' v. 'Abagalö, Das Werk des H e r r n im Bezirk des Flusses N ä z l ö (Kirchenbezirksbericht); 51 a—b Sohn des R David. [?: mn räbl Däwld brönü(hy)], Nekrolog des 5 ö l a ' n ä v. Särälän (90jährig: säbä w-süb'yä d-yömäne „Greis und satt der Tage"), 51 b—c Protokoll eines Konvents (des Bezirks am Flusses Näzlö) vom Protokollanten 5 Absälöm v. Bälö; 54 b—55 Smü'el d-Q Yonan, Abstinentismus, Erziehung und Moral (Vortrag gehalten am Kirchenkonvent in GülpäSän). N r . 10: 57 c—58 a College (Die Mitglieder des College haben nach dem in der vor. N r . angegebenen Programm ihre Arbeiten abgeschlossen. Am Mittwoch kam eine große Menge, die Vorträge der Graduiertenklasse zu hören, und wurde von den 16 Vorträgen nicht müde. Alle Vorträge waren sehr gut, nützlich und ungezwungen. Die Eröffnungsrede war altsyrisch. Yonän v. Digäläh hat seine Rede im akzentfreien Persisch gehalten. Viele Mitglieder des College sind zur erwähnten Versammlung gekommen. Mr. NIsän wurde zum Präsidenten und Q Yösip v. M ä [ r ] t [ y ] Maryam zum Vizepräsidenten und R y ö s ä b ä zum Protokollanten g e w ä h l t . . . ) ; 58 Fisk seminere „Fiske Seminary" (Die Schule hat am Mittwoch den 14. 'Iyär = Mai ihre Arbeit beendet. Die Prüfungen der Mädchen waren sehr befriedigend. Am Dienstag 44

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D a am Anfang u. am Ende sowie nach jedem vierten Vortrag noch ein Lied gesungen werden sollte, mußten die Graduiertenreden ziemlich kurz sein, um damit um die Mittagszeit für die Verteilung der Diplome fertig zu werden. siehe vor. Anm.

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bekamen 16 Mädchen ihre Abiturzeugnisse). 59 a—b Q Yöfyannän v. Sälämäs, Kümmere dich (religiös-moralische Ermahnungen); 60 a—c Q ösa'nä Isö', Verbesserung der Orthographie der neusyr. Sprache (s. S. 79 f.). N r . 11: 63 a—c 'Isay Mälek Yonän, Brief aus Amerika (s. S. 80 f.). Nr. 13: 78 a—c f. R Smü'el Bädäl, Nekrolog von Q Ya'qöb Yore (vgl. S. 74 ff. m. A. 11; gest. am 22. ö z i r ä n = Juni, geb. 1827. Als er 14 Jahre alt war, starb sein Vater u. er wurde in die Missionsschule unter der Leitung v. Mr. Stocking, Stoddard u. Cochran geschickt. Drei Jahre war er Lehrer in Sire. Im Alter v. 25 Jahren heiratete er Murasä, Tochter v. Mälek David v. Sipurgän. Danadi war er 27 Jahre Prediger in Sipurgän. 1880 machte er mit seiner Frau eine Reise nach England. Unterwegs blieben sie 4 Monate in Tiflis, wo er den dortigen Syrern predigte. In England verbrachten sie 11 Monate. Nach der Rückkehr siedelten sie in die Stadt um. 1891 reisten sie wieder nadi England, wo sie 14 Monate verbrachten. Nach schwerer Rückkehr, 1892 starb seine Frau, die ihm 4 Kinder hinterlassen hat. Dann heiratete er Sarah, die Witwe von M Yosip v. Bötän. Vor seinem Tod machte er eine Sammlung aller seiner Predigten. Er bemühte sich um die Vereinigung des Volkes. Er war sehr fleißig, studierte viel und schrieb viele Bücher. Er kannte ausgezeichnet die Schriftsprache. In den letzten 2 Jahren schrieb er viele Aufsätze für die Zeitschrift), 79 a S Sim'ön v. 'Ada, Ein Gedicht zum Tod des Q Ya'qöb. Nr. 14: 8 7 b Nekrolog v. Süiän, Frau des Mlrzä Masrüf (von ihrem Ehemann); 89 S Sim'ön v. 'Ada, Über die Heiligen Schriften; 90 a—c R Muse Dümän v. Kermänsäh, Die Verbesserung der syrischen Orthographie (s. S. 81 f.). N r . 16: 94 a—b „Brief aus England" (von einer Engländerin, die große Liebe zu den Nestorianern hegt und ihnen hilft. In kurzer Zeit lernte sie mit Hilfe der syr. Jungen Syrisch und schrieb diesen Brief: Sehr geliebte nestorianische Jungen! Ich will euch eine Brief schreiben. Ich liebe euch sehr. Ich liebe die Nestorianer und ich hoffe, daß Gott sie für seinen heiligen Dienst verwenden will. Es ist nicht gut, daß Ihr nach London ohne Freunde und ohne Geld kommt. Es ist hier sehr schwer, an die Universität ohne irgendwelche Hilfe zugelassen zu werden. Audi die Universität kann euch nicht das geben, was Ihr für euer Volk braucht. Nur der Heilige Geist und kein anderer kann den Leuten beibringen, wie man predigen soll. Wollt Ihr hier ein Fach lernen, ist es besser, wenn ihr uns zuerst schreibet. Wir werden euch antworten, ob es hier gelehrt wird, und ob es euch nützlich sein wird. Hier ein Fach zu erlernen, verlangt viel Zeit u. Geld. Einige syr. Jungen sind gekommen, hatten aber kein Geld und sind deshalb wie Gefangene in den Fabriken geblieben. Wenn ihr uns schreibt, werden wir euch informieren und euch helfen); 95 a—b S Sim'ön v. 'Ada, Über die Heiligen Schriften (Forts.). Nr. 17: 98 A k t u a l i t ä t e n : Einige syr. Reisende fuhren nach Europa: Mr. Nisän, Q Äbrähäm Morhäi, seine Tochter, Q Yore, R Hormizd v. Teträs, Sim'ön 'Äräs, R Smü'el v. DIgäläh u. U Sim'ön v. Gurdtäpäh. Einige bleiben in Europa. — Es wird ein neues Gymnasium am College eröffnet. Die Lehrer sind: R Pe'rä, Mirzä Yüsip, Mr. Shedd. — 98 Q Yöhannän v. Ma(r)t(y) Maryam, Predigt auf Hoheslied 1 6 : „aber meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet" (Disposition: Die Kirche gleicht dem Weinberg: 1. hinsichtlich der Arbeit, die es zu tun gibt, 2. hin-

„DIE STRAHLEN DES LICHTES'

145

sichtlich der Weinlese, 3. hinsichtlich ihrer Vergnügen, 4. hinsichtlich ihrer Früchte, 5. weil es Zeit zur Weinlese ist). N r . 18: 101 a—c S Sim'ön v. 'Ädä, Über die Heiligen Schriften (Forts.); 106 c bis 107 a „Ein Brief aus England" (Iso' u. 'Azrä, Söhne des Q Kamis v. Gäwär, reisten vor ein paar Jahren zur Zeit des Jubiläums der engl. Königin nach England, um die Feierlichkeiten zu sehen. Alle Klassen des Volkes haben der Königin Victoria zum 60. Jahrestag ihrer Herrschaft brieflich gratuliert. Auch diese zwei Jungen schrieben einen Brief der Königin Victoria, um ihr zu dem Jubiläum zu gratulieren. Hier veröffentlichen wir diesen Brief: „Königin Victoria lebe ewiglich. Wir sind [Deine] schwache [n] Diener aus dem chaldäischen Volke. In unserer Unwürdigkeit und Niedrigkeit bitten wir Deine Majestät, uns zu erlauben, diesen Brief als Zeichen unserer Freude und unseres Vergnügens über das diamantene Jubiläum Deiner Herrschaft zu schreiben. Als Repräsentanten unseres Volkes bringen wir aus der Tiefe unseres Herzens unsere Freude über Dein geehrtes Jubiläum dar. Durch die sanfte u. friedliche Verbreitung Deiner Regierung haben auch wir mit anderen die Segen Deiner Herrschaft genossen. Deine sehr ergebenen unwürdigen Diener IiSo' u. 'Azrä. — Anm. der Redaktion: Der obige Brief wurde in altsyr. Sprache und in künstlerischer kalligraphischer Schrift geschrieben. Er gehört zweifellos zu den schönsten Briefen, die die Königin bekommen hat. Der Brief wurde folgendermaßen beantwortet: „Geehrte Edelleute! Ich wurde vom Staatssekretär beauftragt, Euch folgendes mitzuteilen: Euer freundlicher Brief zum 60. Jahrestag der Herrschaft der Königin wurde Ihrer Majestät vorgelegt. Euer ergebener Diener Charles Murdach [?]). 107 b—c Drei Nekrologe: von Sanum d-Q Yöhannän üb. S 'Isljäq v. Ardiääyi (gest. am 29. TabäJj = Aug. Er war Schüler der Schule v. Sire. Gewisse Zeit war er Lehrer in Cahärbahl Danach ging er nach Tabrlz u. Qärädäg, wo er mit dem Verkauf der Heiligen Schriften beschäftigt war. Nachdem er dort viele Jahre verbrachte, kehrte er nach Urmia zurück und verbreitete Bücher in der Stadt sowie in Barandiz. Danach predigte er das Evangelium in Taklyä, Bäbärüd, Züweg u. JjEedrä'bä [d]. In den letzten Monaten litt er an einer hartnäckigen Krankheit. Er hinterließ seine alte Mutter, die 40 Jahre als Witwe lebt, seine Frau, drei Töchter und einen Sohn); von S Däwid v. Mäwänä üb. Bügermeister Malhäm v. Mäwänä (gest. am 13. TabäJ) = Aug. im Alter von 70 Jahren nach 2jähriger Krankheit. Er war ein braver u. kluger Mann von gutem Geschmack, in ganz Targäwär gab es nicht seinesgleichen); von S Däni'el v. Teträs üb. Smü'el b. Ätänos v. TeträS (gest. am 4. TabäJ) = Aug. im Alter von 41 Jahren. Dieser Junge wurde 19 Tage vor seinem Tod von einer Kugel getroffen, als er im Garten lag. Er hinterließ seine Frau, einen Sohn u. drei Töchter); 107c bis 108 b S Sim'ön v. 'Ädä, Über die Heiligen Schriften (Forts.). Nr. 19: 11 a—c Mr. Shedd, Vollständigkeit der Heiligen Schriften (antikatholische Polemik); 113 a—c f. S Sim'ön v. 'Ada, Über die Heiligen Schriften (Forts.). Nr. 20: 117 c S Däwid v. Sipürgän, ein kurzer Nekrolog üb. Yetär, Frau v. Bäkos v. Sipürgän (gest. am 31. TabaJ) = Aug. im Alter von 70 Jahren. Sie war eine gute Kennerin der Bibel u. der Geschichte u. eine eifrige Christin. Sie hinterließ 3 Söhne u. 3 Töchter); S Sim'ön v. 'Ädä, üb. die Heiligen Schriften (Forts.). 10

Macuch, Spät- und neusyr. Lit.

146

DAS N E U N Z E H N T E J A H R H U N D E R T

N r . 21: 121 a—c Aktualitäten: Frauenversammlung (findet am 7.Ccri 'häräyä = Nov. in Cähärgüse, 'Ada, Dezätaklyä u. im College statt); D r . M a t t h e w s (mit Mr. Coan verließen Urmia, um im Tabrxz zu missionieren. Dr. Matthews wird sich dort einige Tage aufhalten und dann nach Hause nach London zurückkehren. Seine hiesige Mission ist in vielen Hinsichten nützlich gewesen. Erstens ist schon die Ankunft eines derartigen Mannes, eines Repräsentanten einer Kirche, die aus 25.000.000 Presbyterianern in der Welt besteht, in eine kleine Gemeinde wie die unsere, sehr bedeutsam. Zweitens beweist die Ankunft eines derartigen 70jährigen Mannes seine Begeisterung für seine Mission. Ein Bericht über seine frühere Missionstätigkeit und seine Erfahrungen auf diesem Gebiet); E i n f a c h e s E v a n g e l i u m (Ich [: der Redakteur] begleitete Dr. Matthews auf seinen Missionsreisen und staunte über seine einfädle Predigt des Evangeliums, in der er die allerschwersten Probleme klar u. deutlich löste, weil seine Hauptthese die These der Predigt Jesu: ,Bekehret euch!' war); D i e S c h u l e v. ö a b s e b ä (Diese Schule hat Dr. Matthews die größte Freude bereitet: Männer u. Frauen, Junge u. Greise, die Gottes Wort lernen u. lehren. Dankwort und Ermutigung an die Lehrer); G e n e r a l k o n v e n t (Vorbericht zum Hauptbericht auf S. 126 ders. Nr.); 125 a—c 'Ishäq Mälek Yönän, Eine Stimme aus Steinbergen (ein Informationsbericht aus Amerika); 125 c Mary am v. Cahärbafc's, Konvent v . ö w ä r k ö s e ; G e n e r a l k o n v e n t (Hauptberichtvom Hauptprotokollanten R Smû'çl Bädäl, s. die erste Seite der Nr., 121 c). Nr. 23: 129 a A k t u a l i t ä t e n : Smû'çl Bädäl, Zahïrë d-bahrä (redaktionelle Mitteilung: im künftigen Jahr wird die Zeitschr. nur einmal im Monat erscheinen, vgl. ob. S. 138), O r d i n a t i o n (von R Smü'el Ëliyâ Prediger der Kirche von Sïrë zum Diakon am 14. Cêrï qä[d]mäyä = Okt. 1897), D i e S t a d t b i b l i o t h e k wird zweimal in der Woche, am Dienstag u. Freitag 10—14 geöffnet. Niemand bekommt Bücher außerhalb dieser Stunden); Mr. Coan, D a s J a h r 1897 (ein Jahresbericht des Missionsdienstes mit Ermahnungen); 134 c S 'Ishäq Yôrë, Nekrolog von Q Mürädfcän v . Gügtäpäh (gest. am 29. Ilül = Sept. 1897 im Alter von fast 100 Jahren. Er war ein eifriger Prediger. Sogar in seinem hohen Alter las er ohne Brille. Er hatte eine sehr süße u. angenehme Stimme u. komponierte viele neue Psalmmelodien, die viele Schüler von ihm gelernt haben. Er war ein Schüler der Schule v. Sîrë und arbeitete unter der Leitung der amerikanischen Missionare. Nach gewisser Zeit kehrte er aber zurück, um der alten Kirche seiner Väter zu dienen, und war jahrelang Pastor dieser Kirche. Seine letzte Krankheit war sein hohes Alter, aber er hat sich nie beklagt. Seine letzten Worte waren: „Ich freue mich, zu meinem Heiland Christus zu gehen . . . Ich verlasse euch in Frieden u. gehe zu meinem Heiland"); Q Muse v. Tabriz, Nekrolog von Nàtânî'çl, Sohn des ïsô' v. Gügtapah (geb. 18.Tämöz = Juli 1877, gest. 20. Cêrï qä[d]mäyä = Okt. 1897. Ein edler, höflicher, gehorsamer, rechtschaffener u. gottesfürchtiger Junge. Gott tröste alle, die f ü r ihn trauern). 137 b—c „Ein neues Buch üb- M Yä(h)b Alähä (Besprechung v. Dr. R. Hilgenfeld, Jabalahae III. ex Silvae Mossulani libro [sie], Otto Harrassowitz, Leipzig, mit kurzer Inhaltsangabe). N r . 24 enthält nur Weltnachrichten und eine Forts, von „Das Leben Jesu".

„DIE S T R A H L E N D E S L I C H T E S "

147

4 9 / 1 8 9 8 (erscheint monatlich) 1 a—c

Aktualitäten:

Englisch-Unterricht

(Antwort

auf

die

Klage, daß Englisch in der Vorbereitungsschule für das College nicht gelehrt wird: Die Schüler müssen zuerst ihre Muttersprache, die Arithmetik u. Geographie lernen. Erst dann sind wir bereit, sie Englisch, Persisch und Russisch zu lehren. Ein Sdiüler, der kèpul> st. képuk

schreibt, darf noch nicht Englisch lernen. Darüber hinaus stellt

der Englisch-Unterricht in zahlreichen Dorfschulen eine Gefahr dar, weil er auf Kosten des Elementarunterrichts stattfindet. Das ist, als ob man einem Säugling, der nur Milch braucht, eine schwere Speise gäbe);

Dorfschulen

(Eine erfreuliche Nach-

richt ist, daß die Dorfleute Verständnis für die Bedürfnisse ihrer Schulen haben und ihnen das Notwendige liefern);

Mr.

Spear

(ist nach einer Reise durch Indien,

China, Korea u. Japan nach N e w Y o r k gelangt); U Gabriel, Sohn des Q Yönän in Gügtäpäh); tagsschulen

(werden wieder gedruckt);

zahlen); 3 a — b Q Abraham syrischen Brüder) ; 3 b—c H

Mörbäc,

Uhrmacherei

Lektionen

Zeitschrift

für

(Reklame für die

Sonn-

(Abonnement voraus-

Brief aus Amerika (voller Nostalgie für die

Ösa'nä

ftä'n,

Ein Wort

der Liebe u.

Enttäuschung

(Unsere katholischen Brüder in ihrer Zeitschrift Q5, herausg. von der Lazaristischen Mission, behaupten, daß die Heiligen Schriften des A T u. N T nicht ausreichen, alle Regeln für die Kirche zu geben, und die Kirche deshalb Gesetze formulieren muß, die in den Schriften nicht enthalten sind. In der N r . 8 im Monat Känün II [ =

Januar]

liest man eine Beschuldigung des Protestantismus, das er die apokryphischen Bücher nicht beachtet und das AT, die Epistel an die Hebräer und die Epistel Jakobs in Luthers u. Calvins Theologien anders aufgefaßt werden. Ich bedauere es sehr, eine viel gravierendere Inkonsequenz des Katholizismus erwähnen zu müssen. Das ganze Christentum betrachtet den Dekalog als göttliche Offenbarung, aber unsere katholischen Brüder haben in ihrem Gebetsbuch, Urmia 1896, S. 10, das zweite Gebot „Du sollst dir kein Bildnis machen" ausgelassen. Gott hat befohlen: „Du sollst nicht stehlen!", und sie erlauben sich, aus dem Buche Gottes zu stehlen! Es tut mir leid, darauf hinweisen zu müssen. Darüber hinaus nennen sie Maria „Mutter Gottes". Darf ich sie fragen, ob Maria eine Göttin oder ein menschliches Wesen war? Jesus als Gott ist präexistent und wurde nicht in der Zeit geboren, und Maria bezeichnet sich selbst als eine „Magd des H e r r n " . Diese bedauerlichen Gegensätze der katholischen Kirche zur Schrift beweisen, was für Irrtümer

Heiligen

da entstehen können, wenn man die Heilige

Schrift für ungenügend hält und zwischen dem Wort Gottes und der menschlichen Phantasie nicht deutlich unterscheiden kann). I I a Mirzä Yönätän

des Q Ya'qöb,

Nekrolog von Helene, Tochter des Q Ya'qöb

u. der Mürasä (geb. 1856 in Sipürgän, gest. am 26. Känün I. =

Dez. 1 8 9 7 ) ;

Ila—b

drei weitere Todesberidite. — 22 a Nekrolog von Mrs. Perkins (Witwe v. Dr. Perkins, gest. am 3. Känün I

=

Dez. 1897, geb. 1808. 1833 heiratete sie Mr. Perkins u. in demselben Jahr kamen sie nach Iran. Vor ihrer Ankunft verbrachten sie den Winter in Istanbul u. ein Jahr danach in Tabriz. Am Ceri 'bäräyä II =

N o v . 1835 kamen sie nach Urmia. Ihre

Gesundheit war schwach u. das missionarische Leben schwer. 1857 kehrte sie nach 10*

148

DAS N E U N Z E H N T E J A H R H U N D E R T

Amerika zurück, wo sie nodi 40 Jahre gelebt hat. Dr. Perkins blieb im Iran bis 1869. Kurz nach seiner Rückkehr nach Amerika starb er. 6 Kinder von Mrs. Perkins sind gestorben. Nur ein Sohn, Prediger in den USA, ist geblieben, bei dem sie lange Jahre gelebt hat und auch gestorben ist). 22 a—c Nekrolog des R Polos, Sohn des H 'Aywäz v. Sir'äbä(d) (geb. am 25. Ceri I. = Okt. 1876, gest. im Ceri II. Nov. 1897. Er war ein Student des College. Vor seinem vorzeitigen Tod an einer plötzlidien Krankheit, die 12 Tage dauerte, tröstete er seine Familie); 22 b Nekrolog von Ijtannä, Frau des Bürgermeisters Sim'ön, Mutter des 'Abd Iä>ö' f j ä ' n v. Gülpäsän (gest. im Alter von 80 Jahren), gez. S Yübannärt v. Gülpäsän. — 29 c—31a R Bäbä, Sprache u. Orthographie (s. S. 83); 43 a—b Nekrolog v. Mrs. Elisabeth Woods Labaree (Frau des Missionars Dr. Labaree, die nach vier Tagen ihrer am l l . N i s a n = Apr. 1889 gestorbenen Tochter Miss Luzy Labaree gefolgt ist); 43 c Versammlung der Mitglieder des College am 13. 'lyär = Mai (: Nadi gemeinsamem Abendbrot verglich man die Arbeiten der Verlage der drei Missionen in Urmia, um orthographische und sprachliche Differenzen zu beseitigen, s. S. 84 f.). 49 A k t u a l i t ä t e n : Dr.Labaree kommt nadi Iran, um die Missionsarbeit fortzusetzen; 50 a Q Yonän v. Ma(r)t(y) Maryam, Der Dienst des Predigers; 50 b—c 5 Pe'rä v. Samasgin, Ein Konventsbericht. — 57 b—c Mr. Labaree, Türäne „Die Bergbewohner" (Bericht üb. das ass. Gebirge, die Schwierigkeiten seiner Bewohner, ihre Prediger und ihr Werk mit einer Ermahnung, sie nicht zu vergessen); 60 a—61 a Dr. Cochran, Das Trinken alkoholischer Getränke und ihre Wirkung auf den Körper. — 65 a—c A k t u a l i t ä t e n : S i m ' ö n , d e r P a t r i a r c h (Ein röm.-kath. Priester besuchte den Patriarchen und versprach, ihm zu helfen. Der Patriarch gab ihm eine selbstbewußte Antwort, für die wir alle ihm dankbar sein müssen. Die nestorianische Kirche ist auf keinen Fall bereit, die falschen Lehren der römischen Kirche anzunehmen. Gott gewähre auch weiter dem Patriarchen K r a f t u. Hilfe, damit er sein Volk durch alle Schwierigkeiten auf dem richtigen Weg führen kann); R e i s e i n s G e b i r g e (Mr. Coan mit Q Öäa'nä vom College u. Q Bäbilä v. DIgäläh ging ins Gebirge, um zu predigen. Sie bleiben dort voraussichtlich ein paar Monate. Beten wir um die Gabe des Heiligen Geistes für die Hörer!); 65 b—c N a m e 4 6 d e s V o l k e s (Denke daran, daß dein Name ein Teil des Volkes ist. Viele Syrer, die ins Ausland fahren, sollen nicht vergessen, daß sie ihr Volk repräsentieren, und daß dieses nach ihnen beurteilt wird. Q 'Isfeäq Düman hat den Syrern einen guten Namen in Japan gemacht; ähnlich die Syrer in Rußland: es ist eine Ehre für das Volk, daß die Syrer in Erewan als Fahrer beschäftigt werden. Durch deinen guten Namen in der Welt dienst Du am besten deinem Volk); 65 b—c N a c h r i c h t e n (für die Mitglieder des College); 65 c Miss Rüssel, Fiske Seminary (Jede Schülerin bekommt 5 Toman für ein Jahr; jede muß also ein wenig Geld für den Anfang mitbringen. Leute aus der Urmia-Ebene dürfen ihre Töchter, die ihr 12. Lebensjahr abge46

wörtl. Übersetzung, eigentl. Ruf. In dieser Zeit nannte sich das Volk noch „syrisch" u. nicht „assyrisch". Es geht hier um den inneren Gehalt, nicht um die äußere Form.

„DIE STRAHLEN DES LICHTES'

149

sdilossen haben, zur Aufnahmeprüfung bringen); — 73 a—b A k t u a l i t ä t e n : Nachricht vom Tode des Q Yosip v. Sämasgin u. Ya'qöb v. Qärägälö; 73 c G e n e r a l k o n v e n t (Programm: Predigt des Vizepräsidenten Q Sim'on da-Mdi[n]tä; Vorträge: Q Yöhanän d-Gülpäsän, Was für Prediger braucht die gegenwärtige Kirche; Q Däwld d-Qärägälö, Wie kann die gegenwärtige Kirche auf eigenen Füßen stehen; R Däwid d-'Ardisäyi, Wie die Kirdhe ein College zur Erziehung von musterhaften Lehrern braucht; Schlußpredigt v. Mr. Shedd); 75 a—c Q Pe'rä v. Sämasgin, ein ausführlicher Nekrolog des Q Yosip v. Sämasgin (gest. am 10.'Ilül = Sept. 1898; geb. in Märägä als Sohn eines armen. Vaters und einer syr. Mutter. Er hat nicht im College studiert. Zuerst ging er zur Dorfschule in Ardisayi, dann in Sire. Nach einigen Jahren des Studiums wurde er zum Diakon, ging nach Sämasgyän und wirkte dort als Pastor. Danach wirkte er 3 Jahre im Dorf Bäbröd und kehrte zurück nach SämaSSgyän. Es folgt ein ausführlicher Katalog seiner Tugenden); 76 a—c Cochran, Das Trinken alkoholischer Getränke und ihre Wirkung auf den Körper. — 81 a—b A k t u a l i t ä t e n : Dr. L a b a r e e (kam aus Amerika zurück. Wir freuen uns seiner Rückkehr und bitten Gott, noch lange Jahre seinen nützlichen Missionsdienst genießen zu dürfen); G e s a n g b u c h (ist nach langer Zeit erschienen. Es enthält alle Lieder des alten Gesangbuches und mehrere neue. Zu diesen haben wir einige Psalmstücke, die in der Kirche gesungen werden, sowie einige Liturgien hinzugefügt.); G e n e r a l k o n v e n t (Einladung); S t a d t b i b 1 i o t h e k (unter der Leitung v. Mr. Labaree wird jeden Mittwoch g e ö f f n e t ) . . . —; 83 Q Yöhanän d-Gülpäsän: Nekrolog der Rä{j|l, Frau des 5 Yofcanän d-Gülpälän; 84 a—c f. Dr. Cochran, Das Trinken alkoholischer Getränke u. ihre Wirkung auf den Körper (Forts.) — 89 a—c A k t u a l i t ä t e n . . . B e r g l a n d (Mr. Coan schreibt, daß die Reise sehr erfolgreich ist. Überall wird er freundlich empfangen. Es war ihm sehr schwer, die Lehrer für die Schulen bereit zu stellen, die man braudit. An einigen Orten zeigt sich die Neigung, röm.-kath. Missionare zu empfangen. Sehr erfreulich war ein Konvent der Gebirgsleute in Zärne am 13. Ceri I. = Okt., zu dem viele von weit her gekommen sind, obwohl ihre Reise nicht ohne Gefahr war. Die Missionsmöglichkeiten an diesen Orten sind jetzt besser geworden als in früheren Jahren und wir hoffen, daß die Arbeit ihre Früchte bringt); O r d i n a t i o n (R Hanä d e -Thümä wurde am 25. Ceri II. = Nov. in der Kirche v. M ä [ r ] t [ y ] Maryam vom Vorstand des Generalkonvents Q Nblyä und von anderen Mitgliedern zum Priester ordiniert). T o d e s b e r i c h t (R Abraham d-'Eryäwä ist nach langer Krankheit am 20. Ceri II. = Nov. gestorben. Dieser Junge hat 1895 das Theologiestudium im College abgeschlossen. Danach verbrachte er einige Monate in Rußland, woher er mit seiner Todeskrankheit zurückgekehrt i s t . . . ) ; 92a—c Dr. Codiran, Das T r i n k e n . . . (Forts.); 9 4 a — 9 5 b G e n e r a l k o n v e n t (vom Protokollanten Smü'el Bädäl).

50/1899 1 a—b A k t u a l i t ä t e n : Das Jahr 1899: e i n G r u ß v o n Dr. L a b a r e e (Mit großer Freude übernehme ich wieder die Redaktion der ZB, die ich schon lange Jahre geführt habe . . . ) ; 1 b—c Die r u s s i s c h e M i s s i o n (das

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DAS N E U N Z E H N T E J A H R H U N D E R T

vergangene Jahr wird lange erwähnt als ein Jahr der Ankunft der russischen Mission zum syrischen Volk und der Übertretung vieler zur orthodoxen Konfession. Als vor vielen Jahren die amerikanischen Missionare herkamen, befand sidi das Volk in großem Verfall und großem Elend. Können die russischen Missionare dem syrischen Volk solche Dienste leisten wie Dr. Perkins und seine Mitarbeiter, werden sich die amerikanischen Missionare daraus in erster Linie freuen. Wir begrüßen es jedenfalls, daß die russische Kirdie diese Aufgabe unternommen hat und als Haupt dieser Mission einen gelehrten, gottesfürchtigen und edlen Mann, wie Närmänäl) Te'öfilaljt, gewählt hat. Wir sind betrübt über den Tod eines Mitarbeiters dieser Mission und fühlen Mitleid mit seiner armen Witwe, die in Trauer von hier weggegangen ist); 1 c „Die Stimme der Wahrheit" (Fast 50 Jahre war ZB die einzige syr. Zeitschrift. Aber vor 2 Jahren erschien eine neue Zeitschrift Qälä d-srärä, die ebenso monatlich erscheint. Sie hat einen schönen Namen, auch die Zeitschr. selbst ist sehr schön. Natürlich kann keiner von uns die Lehre eines anderen annehmen. Audi die Weltnachrichten können die Protestanten u. die Katholiken nicht mit demselben Auge zu betrachten. Jeder denkt für sich selbst, daß seine Lehre die Stimme der Wahrheit ist und die echten Strahlen des Lichtes darstellt. Wir brauchen nicht einander zu belehren. Es reicht, wenn jeder auf seine Art u. Weise treu seine Pflichten tut und die Wahrheit und das wahre Licht sucht); O r d i n a t i o n (des R Smü'el Dümän zum Pfarrer der evangelischen Kirche in Dlgäläh am 17. Känün I. = Dez. Segnungen u. Glückwünsche). 3 c Q Bäbönä v. Aläwäc, Nekrolog v. Jiäton, Frau des S MüSe v. Aläwäc (einer der ersten Schülerinnen v. Miss Fiske, hat 1843 ihr Studium abgeschlossen. 1855 heiratete sie S Müse, beide stammten aus Gügtäpäh. Dann kamen beide nach Aläwäc. Sie war eine Säule der dortigen K i r c h e . . . ) ; Iso' v. Allyäbä(d) Nekrolog v. Müse v. Sä'atlüwe (26jährig); 4 b — 5 c Die R e i s e d e s d e u t s c h e n K a i s e r s n a c h P a l ä s t i n a 4 7 ; 5a—c Q Däwld Benyämln d-Digäläb, Über die Aufrechterhaltung des syr. Volkes u. seiner Sprache (s. S. 85) — 9 b V e r b r e i t u n g d e r H e i l i g e n S c h r i f t i n U r m i a (Im vergangenen Jahr wurden 2.884 Bände im Laden von Herrn S Eliyä und von den anderen Verkäufern S Sim'ön u. R Benyämln für 355 Toman verkauft. Davon waren 1.205 Heilige Schriften, 125 [komplette] Bibeln, ein Teil Neue u. Alte Testamente, ein Teil verschiedene Heilige Bücher. Nur 162 davon wurden gratis gegeben. 921 von diesen Büchern waren in syr. Sprache, 124 hebräisch, 67 persisch, 56 türkisch, 22 russisch, 6 armenisch, 6 arabisch, 1 englisch, 1 französisch, 1 griechisch. Wir danken der amerikanischen u. englischen Bibelgesellschaft, daß sie uns die Verbreitung der Heiligen Schrift in so vielen Sprachen ermöglicht hat); Mr. C o a n (schreibt in seinem letzten Brief aus Mosul, daß es dort großen Mangel an Nahrung gibt. Auf dem Weg nach Mosul ging er einmal durch 6 Dörfer, die von Bewohnern ganz verlassen wurden und niemand erscheint auf diesem Weg. In einem Dorf hat ein Syrer einem Kurden, dem er 10 Toman schuldig war, seine Frau gegeben, weil er die Schuld nicht bezahlen konnte. Die Wege in der Umgebung v. Mosul sind nicht sicher und man weiß nicht, ob u. wann Mr. Coan zurückkehren wird) . . . — 11c Ein kurzer Nekrolog v. Bürger47

Unter zahlreichen ausgelassenen Weltnachrichten hielt ich diesen ausführlichen Bericht für erwähnenswert.

,DIE S T R A H L E N DES L I C H T E S "

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meister La'äzar bnay Bälölän (gest. am 28. Känün I. = Dez. 1898. Er war der erste Freund der Missionare in seinem Dorf, der sie in seinem Haus empfangen hat. Er war sehr beliebt in ganz Targäwär . . . ) ; 16 N a c h r i c h t e n a u s I r a n (QS berichtet, daß Mälek Bäbilo bnay Cahre v. Sälämas, ein berühmter Mann dieses Ortes, eines Tages nach Delemän ging und 25 Kurden begegnete, die ihn gefangen u. in die Berge geschleppt haben. Nachdem sie ihn von allem beraubt haben, bewarfen sie ihn mit Steinen und schössen ihm eine Kugel in den Mund, die durch die Hinterseite des Kopfes herauskam. Er war 45 Jahre alt. Vor einigen Jahren wurde der Onkel des genannten Mälek, Mälek Däwid, in der Nähe desselben Ortes von den Kurden getötet. — Im vergangenen Sommer haben die Kurden das Dorf Qärägälö angegriffen und das Haus des Q Däwid u. einige andere Häuser geplündert, aber der Oberkommandant, Ägä Mahmad 'Äüehä'n Nezäm es-Saltänäh hat von ihnen den Preis der geplünderten Dinge erzwungen und seinen Dörfern zurückgegeben). — 1 7 a Gesangbuch (Vom neuen Gesangbuch wurden bisher 500 Exemplare, d. h. ein Viertel der Auflage, verkauft); 17 b ZB (wird am Mittwoch vor dem 1. Sonntag jedes Monates erscheinen, damit die Zeitschr. im großen Teil der Dörfer noch vor diesem Sonntag verbreitet werden kann); C h r i s t l i c h e G e m e i n s c h a f t (Aus Teheran schreibt man uns, daß es sehr sehenswürdig war, als die Botschafter von England, Amerika und Holland mit ihren Familien und anderen Mitgliedern ihrer Botschaften auf Stühlen der ersten Reihe in der amerikanischen Kirche am Gottesdienst teilgenommen haben. Bei dieser Gelegenheit hat man 160 Toman für die Armen gesammelt). — 19 b Mrs. Labaree, Ratschläge für die Mütter. — 33 a—c F e s t d e r A u f e r s t e h u n g ; Rückk e h r v o n Mr. C o a n (Er ist nach einer 7monatigen Missionsreise am 13. Ädär = März zurückgekehrt. Mit Q Bäbilä v. Digäläh hat er alle berühmten Orte Kurdistans zwischen Urmia u. Mösul besucht. In Mosul sind sie 7 Wochen geblieben. Von dort ging Q Bäbilä ins Bergland, um zu evangelisieren, und ist noch nicht zurückgekehrt. Mr. Coan ging aus Mosul nach Bagdad, um den dortigen englischen Missionaren zu begegnen, mit denen er viele Tage in Gesprächen voller geistigen Einverständnisses verbracht hat. Von dort kam er durch Kermänsäh, Säwogböläg und Söldüz zurück; Frauenversammlung (findet am Freitag, den 14. östl. 'lyär = Mai in M ä [ r ] t [ y ] Maryam, Gügtäpäh, KosI, Qärägälö u. Samsagyän statt. Es freut uns zu berichten, daß im vor. Jahr die Frauenversammlung an zwei neuen Orten stattgefunden hat, nämlich Targäwär u. Sälämäs. Salbe des M BehiSo' war die Vorsitzende der ersteren u. R öurmä v. Ülä übernahm den Vorsitz der letzteren.); E i n Sonderk o n v e n t (des Bezirkes des Flusses Näzlö findet in Bälö am Donnerstag nach dem Auferstehungsfest am 22. östl. Nisän = April statt. Programm: Predigt des früheren Vorsitzenden Q Däwid v. Qärägälö, Vorträge: 1. Q Isö' der Evangelist [sie, sc. Evangelisator], Wieweit der Protestantismus an das Evangelium gebunden ist; 2. Mr. Shedd, Das Bedürfnis der Kirche, sich der Zeit anzupassen; 3. R Däwid d-KosI, Wie die Geistlichkeit der einzelnen Mitglieder zu erzielen ist.); Die A u f e r s t e h u n g d e s H e r r n (ein anonymes Gedicht) — 49 A k t u a l i t ä t e n : Dr. L e p s i u s (organisiert Waisenhäuser in der Türkei u. im Iran. Im Waisenhaus in £töy gibt es 175 Waisen u. in Urmia 75. Er gründet weitere Waisenhäuser). — 51 c Mrs. Labaree, Ein Wort zu den Müttern; 52 a—53 c „Geschichte des Lebens u. des Dienstes von

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DAS NEUNZEHNTE JAHRHUNDERT

Q Ya'qöb Diläkof (mit einer Einleitung von Dr. Labaree: 1892 kam er nach Amerika, wo er seinen Sohn in einer Schule untergebracht hat. Er wohnte 6 Monate in meinem Haus. Dann kehrte er nach Rußland zurück, wo er bis zu seinem Tod im vor. Jahr seine Tätigkeit fortsetzte. Als er bei mir war, habe ich ihn gebeten, mir seine Lebenserinnerungen aufzuschreiben. Er schrieb etwa 100 Seiten, von denen ich hier einen Auszug veröffentliche: „Meine Eltern sind gestorben, als ich noch klein war. Meine Brüder wollten mich nicht studieren lassen. Deshalb habe ich das Haus verlassen und bin nach Sire gegangen. Mein Bruder folgte mir und zwang mich zur Rückkehr. In die Schule wurde ich damals nicht aufgenommen, weil es keinen Platz mehr gab. Man hat mir aber für das nächste Jahr einen Platz zugesagt. Ich mußte also vorläufig nach Hause zurückkehren. 1853 wurde idi in Sire angenommen u. 1858 habe ich die Schule zu großer Zufriedenheit von Dr. Perkins, Mr. Stoddard u. Mr. Cochran abgeschlossen. In demselben Jahr lehrte idi in der Dorfschule zu Qärägälö. Im nächsten Jahr ging ich nach Rußland und fing an, ohne Lehrer Russisch zu lernen. 1861 kehrte ich nach Urmia zurück, ich entschloß midi aber, wieder nach Rußland zu gehen und den syrischen Arbeitern sowie den Russen zu predigen. Die ganze Woche arbeitete ich und am Sonntag hielt ich den Gottesdienst ab. Meine Arbeit wurde gesegnet. Fast jeden Tag rief man mich in die benachbarten Dörfer."); 59 b—c Mrs. Labaree, Ein Wort zu den Müttern; 59 c 5 Eliyä Mellat-Bäsl, Nekrolog v. Aslyat, Frau des Q Z e kariyä d-Bäz (gest. am 31. Iyär = Mai 1899. Sie war eine gute Helferin ihres Mannes in seinem schweren Beruf bei den Gebirgsleuten); 60 a—61 c „Geschichte des Lebens und des Dienstes des Q Ya'qöb Diläkof (II. Teil: Bibelstunden in der deutschen Kolonie in Rußland u. Hilfe, die ihm die deutschen Evangeliken geleistet haben. Rückkehr nach Urmia. Rückkehr nach Rußland 1863 u. seine Tätigkeit als Prediger). — 76 a—c Dr. Cochran, Das Trinken . . . (Forts.). — 81 a—c A k t u a l i t ä t e n : K i r c h e n b e r i c h t e (Die Totalzahl der evang. Christen dieses Missionsgebietes ist 2.405); A m e r i k a n i s c h e M i s s i o n a r e (wurden vom amerik. Ambassador in Teheran zu ihm zum Weihnachtsfest eingeladen.) — Dr. Holmes, Missionar in Hamadan, der in Urmia, Tabriz u. Hamadan tätig war, mußte wegen schwerer Krankheit seiner Frau in seine Heimat zurückkehren...); 82a—c Bericht vom Generalkonvent. — 85 c Q Isö' v. 'Aliyäbä(d), Nekrolog v. Säde, Frau des verstorbenen Q Hormizd v. 'Aliyäbä(d) (gest. am 19. y z i r ä n = Juni 1899 im Alter v. 45 Jahren) — 91 a—c R Mattay d-Häsän, Nekrolog: Nisän bnè Botän (gest. in Ceri II. = Nov. 1898 über 40 Jahre alt).

51/1900 2 b—c Müse Dümän d-Ma(r)t(y) Mary am, Die Henne u. ihre Küken (Homilie auf Mat. 23 37 _ S9 ). — 11 a—12 a Mr. Shedd, Die K r a f t der Sakramente; 12 a—b Ein Brief v. S ffnäntso' (aus Irland); 12 c f. 5 Zay'ä d-Gülpatälihan, Nekrolog: S Yónan v. N ä z l (als 14jähriger kam er in die Schule v. Sire, die er 1863 absolviert hat. Dann war er Lehrer in seinem Dorf. Einige Zeit wirkte er in der Brädöst-Ebene. Nach der Rückkehr heiratete er und wirkte weiter in Zümalän, Qürdtäpäh u. Näzl. Am letzten Ort starb seine Frau. Er heiratete zum zweiten Mal u. wurde wieder nach Brädöst

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geschickt, woher er nach Peqahbaglüwe und von dort an seine letzte Station Armüd'ägäg ging. Er starb am 22. Känün I. = Dez. im Alter v. 57 Jahren); 20 Nätani'el des Q Yonän d-Ma(r)t(y) Mary am, Die Prosperität des Volkes (Ein Brief aus Rußland über die materielle u. finanzielle Lage der syr. Jungen im Ausland, ihre Arbeits- und Lohnverhältnisse). — 29 Wasiliy Nosqof, Nekrolog v. Q Ya'qöb Diläkof (übers, aus dem Russischen, zu seiner Lebensgeschichte s. ob. S. 152). — 45 Mirzä Masrüf (Übersetzer des aserbeidschanischen Zollamtes), Die Reise des Sah nach Europa. — 50 f. Verein der College-Mitglieder (ein Bericht vom Vizeprotokollanten Smü'el Bädäl; 52 Dr. Labaree, Nekrolog: § Möse (Er gehörte zu den ersten, die die amerikanische Mission empfangen haben, und missionierte an vielen Orten. Gewisse Zeit war er Dorflehrer, danach Lehrer in Sire. Später wirkte er als Prediger in 'Ädä u. Sälämäs und zuletzt in Tiflis. Er machte eine Reise nach Petrograd und nach Amerika in der Hoffnung, daß er mit seiner Feder Geld verdienen wird, um seine Schulden bezahlen zu können); 5 a—b Mirzä Smü'el Bädäl, Die Kinderaufsicht im Sommer; 53 a—b R Smü'el d*-Tfeümä, Die Sprüche Ahiqärs, des Schreibers Senacheribs, die er Nadan, den Sohn seiner Schwester, lehrte; 62 —b Ein Brief von Mr. Labaree (: Auf dem Weg nach Amerika haben wir uns in Österreich und einige Tage in Prag aufgehalten, wo der Vater von Mrs. Labaree, Dr. Schaffler, schon jahrelang in dieser Heimat des Johannes Hus wirkt. Prag ist eine wunderschöne Stadt, etwa 1500 Jahre alt. Wir haben dort eine bewundernswerte Uhr gesehen, die die Jahre, Jahreszeiten, Monate, Tage, Stunden und Minuten zeigt. Es ist ein Werk eines Künstlers, der vor etwa 500 Jahren gelebt hat. Uber der Uhr steht eine Burg, die zwei kleine Türen und zwischen ihnen einen eisernen Hahn hat. Jedesmal, wenn die Uhr schlägt, machen sich die Türen auf und die Statuetten der zwölf Apostel marschieren aus einer Tür in die andere. Der letzte ist Sim'ön Ke'pä. Dann schließen sich die Türen und der Hahn kräht. Jetzt gibt es etwa 4000 Tschechen in den USA. Sie sind z. T. katholisch, aber ein großer Teil von ihnen ist inkonfessionell. Einige sind Protestanten). — 66 a—b Q Yöfcannän d-Ma(r)t(y) Maryam, Predigt (auf Jes. 3314. Disposition: 1. Gott ist anwesend in der Kirche, 2. Die Sünder sind andauernd in Todesfurcht gefangen, 3. Die Sünder fühlen sich unwohl in der Kirche, wo sie auf ihr schandhaftes Leben aufmerksam gemacht werden); 76 a—c M Yonän Apisqöpä, Ein Wort zum syrischen Volk (Ermahnungen gegen Verschwendung und Trunkenheit); 82 a—b Mirzä Smü'el Bädäl, Ein Opfer für die Predigt; 83 a—c Assyrisch-babylonische Bibliothek (anonymer archäologischer Bericht). — 93 Mirzä Smü'el Bädäl, Fortschritt Englands unter der Königin Victoria.

53/1902 48 1. A k t u a l i t ä t e n (: Das neue Jahr gibt eine neue Gelegenheit, Gott und unseren Nachbarn zu dienen. Gott hat unser syrisches Volk für seinen Dienst auserwählt; 2 b—c Q Mälek Yonän, Das Credo u. die Heiligen Schriften (ein Vergleich 48

Bei der Inhaltsangabe der folgenden Jahrgänge bin ich gezwungen, mich auf meine 1960 in Teheran aufgenommenen Notizen zu verlassen, Jahrgang 52/1901 fehlt in meinen Notizen.

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DAS N E U N Z E H N T E J A H R H U N D E R T

des Credo mit Gen 1„ Dt 46, Jer. 1210, Joh. 24 4 , II. Joh 316> Mat. 1 20 , Luk. 27, Joh. 1 14 , 18 , Mat. 2726, Luk. 23 40j Mat. 27 59 _ 60 , Rom. 8 n usw.); 4. Mirzä Smü'el Bädäl, Das syrische Volk (Kritik der Uneinheitlichkeit des Volkes, das in Dialekte, Konfessionen u. Stämme zerteilt ist. Wäre das ganze Volk vereinigt, würde es an Kraft gewinnen. Wird fortgesetzt) — 12 Mirzä Smü'el Bädäl, Forts.; Syrische Jungen in der Welt (ein Brief von Polos Sim'ön aus England); 12 c—13 b Ein Brief des Däwid d-Q Yöfaannän d-Sälämäs (aus Amerika: die amerikanischen Zeitungen werden öfter die Welt gegen die Verfolger der Nestorianer alarmieren); 15 S Giwargis d-Delgösä, Nekrolog: Aslyat, Tochter des Q Hurmizd; 16 b Mrs. Labaree, Ein Wort zu den Eltern: Gespräche am Tisch (In vielen Familien versammelt sich die Familie nur beim Essen. Es ist gut, zu beobachten, welche Art von Gesprächen am Tisch geführt werden soll. Zähle, wieviel mal man sagt „Tu' es nicht!", wie oft man spricht vom Essen, Wetter, von den Nadibarn u. ä. Dann zähle vernünftige, erbauliche Gespräche. Du wirst sehen, wie wenig es an ihnen gibt. Wenige sind sich bewußt, daß die Gespräche am Tisch eine Quelle des Segens oder des Übels darstellen. Praktische Hinweise); 18 Die Nachrichten aus der Welt (meistens aus London Times); Lokalnachriditen. — 19 A k t u a l i t ä t e n (Gegen die Trunkenheit, ein Laster des syr. Volkes); 21 Mirzä Smü'el Bädäl, Das syr. Volk (Forts.); 24 Mrs. Labaree, Ein Wort zu den Müttern. — 27 A k t u a l i t ä t e n (Die Syrer im Iran haben eine Selbsthilfegemeinschaft gegründet, Daten der Versammlungen); 30 Mirzä Smü'el Bädäl, Das syr. Volk (Forts.); 31 A n t i q u i t ä t e n i m I r a n (Mozaffar ed-Din-Säh erlaubte der französischen Regierung, Grabungen im Süd-Iran zu unternehmen. Frankreich schickte einen Archäologen nach Susa, der viele Inschriften gefunden hat, die nadi Paris mitgenommen wurden); 5 Yönatän Däwid d-Mär(y)-Behisö', Eine Schneelavine in Mär(y)-BehIso'. — 37 A k t u a l i t ä t e n : C o l l e g e (In diesem Jahr hält nur Yosip v. Bo[h]tän eine Absolventenrede und bekommt ein Diplom der Theologie. Wochenprogramm der Vorlesungen). — 47 A k t u a l i t ä t e n (Zwei Monate konnte man die Zeitung nicht per Post schicken, weil das Postamt keine Briefmarken hatte; Sonderkonvent, Frauenversammlung); 50 Mirzä Smü'el Badal, Die syrischen Fremden (über das Übel der Auswanderung der syr. Jungen), Das syr. Volk (Forts.); D o r f s c h u l e n . — 55 A k t u a l i t ä t e n (College-Bericht; Heiligkeit des Sonntags); 62 N a c h r i c h t e n a u s I r a n (Die Kurden in Usnüq). — 91 Mrs. Labaree, Ein Wort zu den Müttern (über das Trinkwasser). — 98 Mirzä Smü'el Bädäl, Die Religion in der Schule; Mrs. Labaree, Ein Wort zu den Müttern; 100 c Ein nestorianischer Kommentar zur Tora von M Ko'däd (Besprechung der Ausgabe G. Diettrichs); 101 Weltnachrichten: Verbindung Irans zu anderen Ländern.

54/1903 1 Die Verteiler der Zeitschr.: in Amerika Rev. A. Johannan, PhD, Columbia Univ., N. Y. C.; in Rußland: Qasa Abraham Tamraz, Elizabetinska ulica 108, Tiflis. 4 c Dr. Cochran, Pocken u. Pockenimpfung; 6 a—c Q ösa'nä Isö', Gedicht üb. das Menschwerden Gottes; 10 Mrs. Labaree Für das Haus u. für die Schule; Dr. Cross v. Isfahän (engl. Missionar, Obersetzer der Bibel ins Persische), Erfahrungen im Iran. —

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13 b—c Mirzä Smü'el Bädäl. „Die Strahlen des Lichtes"; Archäologische Funde im J . 1902 (Deutsche archäologische Mission im Irak, Inschriften und Tempel des Nabopolassar, alte Bibliothek in Istanbul, Grabungen in Susa, Entdeckung des Palastes von Susa, Inschriften des Amrafel, alte Gebäude auf der Insel Kreta); — 18 Dr. Cross v. Isfahan. Erfahrungen im Iran (Forts.); 19 Mrs. Labaree, Für das Haus u. die Schule. — 26 Mirzä Smü'el, Beerdigungsfeste; 29 F ü r d a s H a u s u. d i e S c h u l e : Dr. Cochran, Hinweise für die Führung kleiner Kinder. — 43 b C o l l e g e - A b s c h l u ß (eine Statistik); N e u e r Patriarch der syr. O s t k i r c h e (Wir bekamen die Nachricht, daß Benyämin, Sohn des verstorbenen S 'Isay, der Bruder des verstobenen Rübel M Sim'ön, von Mafrän Hnänisö' v. Nöciyä zum Patriarchen in Qudsänis geweiht wurde. Zu dieser Feier haben sich viele Leute aus den benachbarten Dörfern versammelt); 44 a—44 b Q 'Ishäq Mälek Yonän, Der brennende Busch (Predigt am Konvent der Stadt im Nisän = Apr. 1903 auf Ex 3 3 : Der brennende Busch — ein Bild der verfolgten Kirche. Disposition; 1. Der Berg, auf dem die Vision stattfand, war ein Berg Gottes. In den Heiligen Schriften hat sich Gott öfter einen hohen Berg ausgewählt: Abraham auf dem Berg Moriah, Moses auf dem Berg Höreb und Sinai, drei Jünger mit Jesus auf dem Veränderungsberg usw. Gott wollte dadurch zeigen, daß die Kirche der Welt überlegen sein soll. 2. Gott hat sich einen dornigen Busch ausgewählt, nidit einen schönen Baum. Das symbolisiert, daß der Sieg der Kirche durch einfache Predigt des Evangeliums, nicht durch Feldzüge vollbracht werden sollte. 3. Gott wählte sich einen brennenden Busch aus. Feuer symbolisiert drei Dinge in den Heiligen Schriften: die Reinheit, die Vernichtung und das Leiden. 4. Das Wichtigste aber ist, daß der brennende Busch nicht verbrennt. Ähnlich brennt zwar die Kirche, aber verbrennt nicht: 1. weil sich Gott in ihr wie im brennenden Busch befindet, 2. weil Er sie liebt, 3. weil Er sie zum Mittel seiner Gnade und Erlösung der verlorenen Welt gewählt hat.); Nekrolog: S Eliyä MellatBäsi (hat in dem vergangenen Vierteljahrhundert eine so bedeutsame Stellung in der Urmia-Ebene gewonnen wie nur wenige Söhne seines Volkes. Geb. 1838, absötvierte die Schule in Sire 1857, fing die Evangelisationstätigkeit 1861 als Mitarbeiter von Q Giwärgis v. Gügtapah an, 1866 ging er als Prediger nach Sälämäs, wo er 15 Jahre tätig war. 1881 wurde er zum Prediger in Cahärbalj? gewählt. Der generale Kirchenverband hat ihn zum Mellat-Bäsl ernannt. In dieser Funktion verblieb er bis zu seinem Tod); 47 D i e U m g a n g s s p r a c h e (Besprechung von I. Rosenbergs Lehrbuch der Neusyrischen Schrift- und Umgangssprache, das die Mission vom Verf. aus Wien erhalten hat); 49 F ü r d a s H a u s u. d i e S c h u l e : Mrs. Labaree, Die Ecke der kleinen Kinder; 50 Neue u. alte Städte (ein Bericht über die Entdeckung des Kodexes Hammurabis); 53 ein 9strophiges Gedicht von Q ösa'nä Isö', Ga(h)yä (')tiyä Ikes Msljoä (auf Mat. 11 2 8 _ 2 9 ); 56 a—b ein Brief von Mr. Shedd aus Amerika; 56 c—57 a Eine erstaunliche Bibliothek (Bericht über Dr. Hilprechts Ausgrabungen in Babylon, Entdeckung einer keilschriftlidien Bibliothek im Tempel von Nippur: Tausende von Tontafeln, Schulbüchern, Mathematik, Astronomie, Medizin, Sprachwissenschaft; in anderen Räumen: religiöse Bücher, Hymnen, Gebete, Inschriften, gelehrte Werke; Geometrie, Arithmetik, Bücher über Hortikultur, Agrikultur, Haushalt, Hausarbeiten u. ä. Dr. Hilprecht wird im nächsten Jahr in den Irak zurück-

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kommen, um die Grabungen fortzusetzen); 57 b—58 a Syrische Umgangssprache (Ubersetzung der Einleitung zu I. Rosenberg, Lehrbuch der Neusyrischen Schrift- und Umgangssprache. Zum Schluß eine Bemerkung, daß die Werke europäischer Gelehrter, die so große Aufmerksamkeit der neusyr. Sprache widmen, die Syrer, die sich für ihre eigene Sprache schämen, beschämen dürften);59 Mrs.Labaree,Für das Haus u.die Schule; 63 b—c Süryäyüta w-patryärkütä „Das Syrertum und das Patriarchat" (Aus allen Berichten, die uns aus den kurdistanischen Bergen erreichen, erfahren wir, daß das syrische Volk sich sehr darüber freut, daß der neue Patriarch installiert wurde. In der kurzen Zeit seit dem Tod des verstorbenen Patriarchen Rubel hat er vieles für sein Volk geleistet. Wir bekamen viele Trauerlieder über den Tod des M Sim'ön, die von einer kultivierten Tochter des Volkes geschrieben wurden. Aus Raummangel können wir sie nicht alle veröffentlichen. Es folgt ein Klagelied über den Tod des Patriarchen aus der Feder der anonymen Nestorianerin, der es an dichterischer Begabung nicht fehlte. Den tiefen Schmerz, der in diesen Versen zum Ausdruck kommt, hat das Volk mit dem Gedanken an den neuen Patriarchen überwunden. Zahlreiche Syrer in Kurdistan ehren M Sim'ön als Haupt des Volkes. Sie ehren Nestorius und andere Väter der Ostkirche, auch wenn nicht alle ihrer Lehre folgen. Wie Nestorius ein Protestant seiner Zeit war, so sind auch wir Syrer Protestanten unserer Zeit. Die Protestanten, die sich im Bezirk des M Sim'ön befinden, sind seine aufrichtigen und ergebenen Freunde. Wir freuen uns über die Einsetzung von Benyämin, Sohn des S 'Isay auf den Thron seiner Väter und wir bitten Gott, ihm das Leben zu verlängern.); 66 Zwei berühmte Syrer (aus einer englischen Zeitung: Geschichte des Klosters Rabban Hormizd 3 Meilen nördlich von Mösul u. eine Meile von Alqos, am Ort, den die mesopotamischen Nestorianer für den Geburtsort des Propheten Nahum halten. Beschreibung des Klosters. Die Bibliothek besaß einst wertvolle Bücher, bis 1844 die Kurden das Kloster überfallen und geplündert haben. Die Mönche versteckten zwar 500 Handschriften in einer nahen Grube, aber das Wasser von den Bergen hat diesen Schatz vernichtet. Unter den Handschriften, die überblieben, ist „Geschichte des Rabban Hormizd u. des Bar-'Edtä. Dr. Budge hat dieses Werk über zwei bedeutende Nestorianer veröffentlicht und ins Englische übersetzt. Darin gibt es ein alphabetisches Gedicht des Rabban Hormizd in 3.899 Versen, eingeteilt in 20 Kapiteln, deren jedes mit einem neuen Buchstaben des Alphabets anfängt. Seinerzeit sangen die Mönche diese Lieder beim Gottesdienst); 69 Mrs. Labarees übliche Rubrik, — 76 R Süriyä, Tochter des Q Yonän dMa(r)t(y) Mary am, Erziehung der Töchter (Vortrag gehalten in der Frauenversammlung. Disposition: 1. Napoleon hat gesagt: „Wollt ihr ein Volk erziehen, müßt ihr zuerst die Mütter zur Tugend erziehen." 2. Im Altertum dachte man, die Erziehung zur Tugend sei nur für Männer. Die Mädchen brauchen noch mehr Tugend, weil sie Mütter werden. Die Familie ist nur dann glücklich, wenn beide Eltern tugendhaft sind. 3. Beispiele großer Männer, die ihre Mütter loben: Spurgeon, George Washington, St. Augustin; Beispiele tugendhafter Mütter aus der Heiligen Schrift. Es ist nötig, daß die Mädchen gut ihre Muttersprache sowie die Sprachen ihrer Nachbarn und anderer Völker lernen, damit sie sich durch das Lesen verschiedener Literaturen ausbilden können. Wir brauchen gute Lehrerinnen. Die Eltern sollen sich um die Erziehung ihrer Töchter bemühen. Die Frauen sol-

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len auch die Medizin, Pädagogik und andere Fächer studieren. Sie braudien das Studium, wie der Körper die Nahrung und die Kleidung. 4. Wir alle müssen uns bemühen, dieses Ziel zu erreichen, und alle möglichen Wege zu ihm ebnen); 79 die Rubrik v. Mrs. Labaree. — 90 N a c h r i c h t e n a u s I r a n (Ein neuer Arzt, liägx Näzem Dowleh, kam nach Urmia. Ein neuer russischer Konsul in Urmia. Eine neue russische Handelsgesellschaft wurde gegründet und es gibt die Hoffnung, daß in kurzer Zeit auch eine russische Bank eröffnet wird). — 104 b—105 a Mirzä Masrüfffän Karam, 'All-Allähismus (Es gibt über 200.000 Anhänger dieser Sekte. Den Mohammedanern sagen sie, sie glauben an Allah, den Christen, sie glauben an einen Messias El, d. h. Emmanuel. Deshalb nennen sie sich manchmal auch unter sich selbst Näsräye, ein Name, mit dem sich alle östlichen Kirchen bezeichnen. Vor den Außenstehenden bezeichnen sie sich als Nosairi. Sie haben keine Bücher, aus denen man ihre Lehre begreifen könnte. Sie haben eine Menge von mündlichen Traditionen. Ihre religiösen Vorsteher nennen sie plr [„der Alte"]. Die Lieder in ihren religiösen Versammlungen werden nur aus dem Gedächtnis gesungen. Einige Merkmale: 1. Einen 'Ali-Allähl kann man nach dem Schnurrbart erkennen, der vorne mit der Schere zugeschnitten ist, damit er beim Trinken die Getränke nicht berührt. Nach einer islamischen Tradition, wenn jemand Wasser oder Tee trinkt und das Getränk mit seinem Schnurrbart berührt, ist es, als ob er Wein tränke. Ihre Schnurrbarte rasieren sie deshalb nicht, weil auch 'Ali, Sohn des Abu Täleb, seinen Schnurrbart nicht rasierte. 2. Sie haben einen Opferritus, der an jüdisches Passah erinnert. Am Anfang des Winters nach einem 3tägigen Fasten — das sind ihre einzigen Fasttage — versammeln sie sich alle im Hause ihres Plr. Ich glaube aber, daß sie nie sehen, was geopfert wird. Der Pir bereitet ein Abendessen für alle vor. Jeder bringt etwas zu essen mit und der Plr segnet alle Speisen im Namen des David oder des Benjamin oder des Ell-KabüdSawär. Es dürfen dem Opfertier keine Knochen gebrochen werden. Die Knochen werden gesammelt und begraben. Dann wird ein Krug Wein gebracht, der von den Gläubigen ausgetrunken werden muß. Nach dem Abendbrot singt der Plr ein heiliges Lied. Es ist möglich, daß sie von den gesegneten Speisen etwas den Christen geben, aber nie den Muslimen. 3. Sie haben keine Gebetsvorschriften. Die türkischen 'AliAllähls haben zwar ein 3tägiges Fasten, aber kein Gebet. 4. Wie die libanesischen Druzen und Jeziden haben sie mit dem Islam nichts gemeinsam. Sie praktizieren aber die Beschneidung. 5. Sie dürfen nicht mehr als eine Frau heiraten und es gibt bei ihnen keine Ehescheidung. Wenn aber ein Mann eine Muslimin heiratet, die seiner Religion nicht folgen will, oder die religiösen Geheimnisse der Sekte verbreitet, ist er gezwungen, sich von ihr zu trennen. In der Regel heiraten sie nicht mit den Musliminnen, gelegentlich gibt es aber auch Ausnahmen aus dieser Regel. 6. Sie haben keine rituelle Waschung, alle werden für rein gehalten. An vielen Orten halten sie die Christen für ihre Brüder. 7. Alkoholische Getränke sind ihnen nicht verboten, sondern erlaubt. Alle ihre Rechtsvorschriften unterscheiden sich von den muslimischen. Sonst haben sie sich aber viele muslimische Gewohnheiten angeeignet); 107c Der Dienst des Q Ya'qöb Diläkof (Vor ein paar Monaten erfuhren wir über ein orthodoxes Buch über das Leben des Q Ya'qöb Diläkof aus Belgovajsensk, von einer sogenannten Bruderschaft der Heiligen Jungfrau. Der Vf. verkehrte mit Q Ya'qöb. Er heißt Vasil'

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Nikolajevic! Ivanov. Sein Buch wurde in 'Ilül = Sept. 1896 geschrieben. Es fängt mit der Schilderung der baptistischen Bewegung in Amur an).

55/1904 7 c—8 a Q Y ö J j a n n a n d - K 6 s i (Als Dr. Perkins 1836 die Schule in Urmia eröflfnete, brauchte er einen zweiten Lehrer. Q Abraham v. Gügtapah u. Bäbä des 5 ijinänisö' empfahlen ihm Q Yöhannän als einen fähigen Priester, der nicht nur die alte Sprache kannte, sondern auch in die Umgangssprache zu übersetzen wußte. Er war sehr intelligent und gelehrt. Mit seinem Unterricht waren wir sehr zufrieden. Er fing an, Hebräisch zu unterrichten, und zwar mit gutem Erfolg. Es folgt eine Beschreibung seiner Persönlichkeit u. seiner Sprachkenntnisse); 11c Ein Brief von Dr. Abraham Yöhannän in New York; 12 a—b Q Gsa'nä Isö', Das Menschwerden [Gottes] (ein Gedicht auf Phil. 2 7 _ 9 ). — G e s c h i c h t e e i n i g e r Syrer: Presbyter Isö' v. Gäwär (wirkte zuerst in Gäwär, dann siedelte er nach Urmia über, wo Dr. Perkins u. Dr. Grant von ihm gehört haben. Als sie seine Begabung und Gelehrsamkeit erkannten, haben sie ihn sofort für ihre Arbeit engagiert. Seine Tochter Sarah wurde damals 1841 als lOjähriges Mädchen zur Schule unter der Leitung von Mrs. Grant geschickt. S. Isö' wurde zum Lehrer der Mädchenschule und lehrte oft auch in der Knabenschule. 1846 kam sein Herzinfarkt, und auch seine Tochter ist 6 Monate später gestorben. Er hat auch in der Druckerei große Dienste geleistet und half Dr. Perkins und seinen Mitarbeitern bei der orthographischen und grammatischen Grundlegung der Umgangssprache. Er kannte gut klassisches Syrisch sowie verschiedene Bergdialekte. Solange er lebte, machte er Korrekturen aller Bücher, die in der Druckerei erschienen sind. Er war ein guter Prediger und hatte seine eigene Sammlung von Predigten mit seiner kalligraphischen Schrift geschrieben. Da er gut Englisch konnte, hatte er die Möglichkeit, auch fremde Quellen zu benutzen, er zog aber seine eigenen selbständigen Gedanken u. Auffassungen vor.) — 17 Mrs. Labaree's Rubrik Für Haus und Schule (wird im ganzen Jahrgang fortgesetzt 49 ; 18 b Syrische Syrer in Amerika (anonymer Bericht); 22 b—c Q Yonän d-Ma(r)t(y) Mary am, Predigt auf Apostelgesch. 1121 (Disposition: 1. Die Hand des Herrn ist mit uns und Er hat uns in diesen Dienst eingesetzt, 2. Die H a n d des Herrn ist mit uns und mit unseren Händen und wir halten ihr Werk für edel und großartig, 3. Die H a n d des Herrn ist mit uns, weil wir uns auf unsere Lehre und ihre Autorität stützen, 4. Die H a n d des Herrn ist mit uns in dieser Zeit, in der sich die Spaltungen und Lehren vermehren); 25 a—c Die Auferstehungsfeier in Jerusalem; 26 Verkauf der Heiligen Schriften im Iran (Ein Brief v. Smü'?l Bädal, Verkäufer in Isfahän; 27 c—28 b G e s c h i c h t e e i n i g e r S y r e r : Mr. Stoddard {aus dem J. 1857), Der Pilger Hörmizd (machte vor 60 Jahren eine Pilgerfahrt nach Palästina. Mit seinem Pilgerstab machte er eine Reise von 2000 Meilen. Mit Begeisterung unternahm er alle Schwierigkeiten und nahm alle Gefahren in Kauf, nur damit seine Füße das Heilige Land berühren können. Als im J. 1834 die ersten Missionare nach Urmia kamen, begegneten sie Hörmizd, der 49

wird weiter nicht angeführt.

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schon 80 Jahre alt war. Er war ein anerkannter Mann, geehrt von allen, die ihn kannten. Seine Tür war immer offen für Fremde und er war ein echter Wohltäter. Er hatte einen Garten, den er im Geburtsjahr seines Sohnes, Q Yöfrannän Gän [ = John], gepflanzt hat. Er konnte zwar nicht lesen, war aber trotzdem sehr kundig und erfahren und liebte die religiöse Erziehung. Jeden Tag ging er zur Kirche. Er hat sich vorgenommen, seinen Neffen, Q Abraham Bäba d-ynänisö' d-Gügtäpäh, dessen Vater gestorben war, studieren zu lassen und brachte nach Gügtapäh einen Priester aus Sälämäs, der ihn unterrichtete, und zu dem er noch elf andere Kinder versammelt hat. So hat er eine Schule gegründet, indem er den Priester vier Jahre aus seinen eigenen Mitteln bezahlt hat. Dies war die einzige Schule in der Urmia-Ebene. Pilger Hörmizd benannte sie .Schule des M Eliyä' zum Andenken an seinen Vater. 1834 kam Dr. Perkins nach Tabriz, wo er seine Familie ließ, und kam allein nadi Urmia, um sich die Stadt anzusehen und einen Lehrer zu suchen, der ihm die syr. Sprache beibringen würde. Q Abraham d-Gügtäpäh, der sieben Jahre in der Schule seines Onkels, des Pilgers Hörmizd, studiert hat, wurde sein Lehrer. Q Yohannän d-Gäwilän u. Q Abraham folgten Dr. Perkins nach Tabriz, und ein Jahr später kam Perkins nach Urmia. Der alte Pilger Hörmizd kam ihm entgegen. Er brachte seinen Sohn Yohannän mit, legte die H a n d seines Sohnes in die Hand Dr. Perkins' und sagte ihm: „Dies ist dein Sohn. Er heißt J o h n ' . " Als man die Schule in der Stadt eröffnete, ging der Pilger Hörmizd von Haus zu Haus in seinem Dorf und überredete die Leute, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Er kam jeden Tag zur Schule, um zu sehen, ob alle Kinder gekommen sind. Er saß oft in der Schule und lernte ganze Kapitel aus der Bibel auswendig. Im Alter von 80 Jahren wurde er schwach, aber er dankte Gott, seine geistige Sicht eröffnet zu haben. 1852 hat er das Tal des Todes verlassen.); Mr. Shedd, (Der tragische Tod von) Mr. Labaree 50 (am 26. Sbät = Febr. kam die traurige Nachricht, daß Mr. Labaree und sein Diener auf dem Weg von i j ö y nach Sälämäs getötet wurden. Eine große Schar hat ihre Leichen zum College gebracht. Der Abschiedsgottesdienst wurde am l . Ä d ä r = März abgehalten. Sie kamen beruflich nach t j ö y und verließen das Dorf vormittags. Unterwegs wurden sie von Dieben überfallen. Der Diener wurde erschossen, Mr. Labaree mit Messern getötet. Die Räuber haben sie völlig ausgezogen und nackt auf dem Weg liegen lassen. Mr. Labaree ist am 5. ijtzlrän = Juni 1865 in Urmia geboren, wo er von seinen Eltern erzogen wurde. Nach dem Studium der Theologie und seiner Ordination in Amerika kehrte er 1893 zu seinem Geburtsort zurück.); 34 G e s c h i c h t e d e s C h r i s t e n t u m s i m O r i e n t (Besprechung und Inhaltsangabe der östlichen Kirchengeschichte von Mr. Shedd, die in Amerika großes Interesse findet: 1. Verbreitung der syr. Kirche im Orient. Kampf des Islam gegen den Kaiser Chosro und gegen den christl. Kaiser Heraklios von Konstantinopel. Das Konzil in Ephesos 431 hat Nestorius, den Patriarchen von Konstantinopel, exkommuniziert. Er stammte von Antiochia, wie vor ihm Theodorus von Mopsuestia. Die alte Schule v. Edessa hat die Lehre des Nestorius angenommen, die sich auch im Iran verwurzelt hat, während sich die jakobitische monophysitische Lehre in Syrien verbreitete. Während des Chalifats von 'Omar ver50

d. h. Rev. Benjamin W. Labaree

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breitete sidi das nestorianische Christentum bis nach China.); 41 Q Ösa'nä Isö' vom College, ein östrophiges Gedicht auf Ps. 44 22 ; 42 Mr. Labaree, Predigt auf Ps. 121 48 Mr. Shedd, Islam u. Christentum in ersten Jahrhunderten (Forts. 2: Zur Zeit der arabischen Invasion hatten die Nestorianer eine starke Kirche im Chuzestan sowie in Marw, Isfahän, Slräz, Hamadän usw., wie die Schriften des Metropoliten Isö'-Ya(h)b beweisen); 54 Geistliche Lieder des Giwärgls Wardä (eines Dichters der 1. Hälfte des 13. Jh., Besprechung eines Büdileins von Dr. Hilgenfeld, das man aus Deutschland bekommen hat. Das Buch wurde mit den schönen Typen gesetzt, die die deutsche Druckerei in Leipzig vom amerikanischen Verlag in Urmia bekommen hat. Es folgt Inhalt der Märtyrerlieder. Das Buch würde verdienen, in unsere Umgangssprache übersetzt zu werden.) — 62 a Mirzä Smü'el Bädäl, Versammlung der CollegeMitglieder (Mittwochnachmittag am 16. £tzirän = Juni. Der Vorsitzende Q Abraham Morhäc las seinen Bericht vor. Zum neuen Vorsitzenden wurde H 'Ishäq-Öän Lugmän El'atebbä und zum 2. Protokollanten R Aprem d-Gülpatallhän gewählt.); 62 b—c Mr. Polos Sim'ön, ein zweiter Bericht über dieselbe Versammlung; 65 Mr. Shedd, Islam u. Christentum (Forts. 3: Nestorianisches Christentum in China; syr. Inschriften auf christl. Gräbern im russischen Turkestan); 71 c Q ösa'nä Isö', Getrieben zum Dienst des Herrn (6strophiges Gedicht auf Jes. 810). — 92 c ders., Die Reinheit (ein Gedicht auf I Joh. 3 S ); 99 ( = Druckfehler 89) a Dr. Cochran, Die Liebe zum Volk; 101 a A k t u a l i t ä t e n (Mr. Coan wurde zum Ehrendoktor; Mr. Robert Labaree kam, an Stelle seines verstorbenen Bruders zu arbeiten; Miss Flemming wird Miss Lewis im Seminar [Fiske] helfen); 101 c Mr. Shedd, Der Geist des Generalkonvents; 104 a Comte Tolstoj und seine Lehre (anonymer informativer Bericht).

56/1905 Die Rubrik von Mrs. Labaree, Für Haus und Schule wird auf S. 7, 17, 27, 37, 47, 57 fortgesetzt. — 12 N a t i o n a l e Z e i t u n g (Einige ältere und jüngere Syrer haben sich versammelt u. regelmäßige Veröffentlichung einer nationalen Zeitung beschlossen. Ihr Ziel lautet folgendermaßen: 1. eine Zeitung auf 8 Seiten alle zwei Wochen herauszubringen, die sich in erster Linie mit den Angelegenheiten von Urmia u. Kurdistan befaßt, 2. das Volk in Urmia über die Zerstreuten, ihre Lage usw. sowie über die Syrer in der Welt zu informieren, 3. ein Organ des Volkes und nicht der Stammespolitik zu gründen. Aufruf zur Subskription). — 18 b—c Q ffosäbä, Nekrolog: S Sim'ön d-Slr'äbä(d) (gest. am 28. Känün I. = Dez. 1804. Wenige Brüder haben an so verschiedenen Orten Irans gewirkt wie dieser. Sein großes Tagebuch ist mit Berichten über seine mühevollen Missionsreisen ausgefüllt. 1865 als 30jähriger wurde er unter dem Einfluß seiner Predigt von Mr. Cochran in den Band des Heiligen Geistes gezogen und zu dieser Zeit trat er in die Kirche ein. 1873—1876 begleitete er die Missionare auf gemeinsamen Missionsreisen. Einige Monate lehrte er in der Schule in der Stadt. Er hat über 33 Missionsreisen gemacht.). — In dieser Zeit erschien das erste Bild in der Zeitschrift: 24 Berg Ararat. — 35 Das glorreiche Bochara (Vor 2 Jahren kam Prof. Jackson in den Iran zum Studium des Zoroastrianismus. Er unternahm auch eine Reise nach Bochara u. hat die Stadt in einer New Yorker Zeitung

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beschrieben. Zusammenfassung); 38 Frühes morgenländisches Christentum (Besprechung des Buches v. Prof. Burkitt [Early Eastern Christianity] mit Zusammenfassung. Wird fortgesetzt). — 42 § Sim'ön d-'Ädä, Predigt auf Apostelgesch. 2l (mit einer 6teiligen Partition, in der die Geschehnisse auf Sinai aufgezählt und mit dem Pfingsttag verglichen werden. Die Kontraste lehren uns, zwischen Gesetz und Gnade zu unterscheiden). 5 1 c Ankündigung vom College-Präsidenten D r . Coan; 54 a—55 a Frühes morgenländisches Christentum (Forts. 2 v. S. 38); 64 (Forts. 3 von S. 54 f.); 7 1 c Q ösa'nä Isö' vom College, Das Gebet des H e r r n (Gedicht); 76 a—c Bericht über eine Jugendgemeinschaft in Amerika von 5 'Isfcäq Yöfyannän aus Amerika; 78 Beerdigung von Q y ö s ä b ä d-Sir'äbä(d), Beerdigungspredigt von Q Iso' d-'Abägälö auf Luk. 2 29 30 > 82 „Warum hat Gott D r . Cochran zu sich berufen", Beerdigungspredigt von R Pe'rä d-'Ädä auf Deut 35 = Moses Tod); Mirzä Masrufbä'n, Nekrolog: Dr. Cochran (geb. 1855 in Sire, w o sein Vater bis zu seinem Tod 1870 Direktor der Schule war. Der junge Joseph Cochran hat in Amerika seine Studien abgeschlossen und ist 1879 in den Iran zurückgekehrt. Er wirkte 25 Jahre als Arzt in Aserbeidschan. Seine Frau starb 1895. 1904 heiratete er Miss Macanhay, eine Lehrerin im Seminar Fiske. Er konnte gut Syrisch, Türkisch und Persisch.); 94 a—c ders., Verse auf den Tod von Dr. Cochran (ein akrostichisches Gedicht); 96 Nekrolog: S tLnänisö' Abraham d-Gügtapah (als 1837 J. Perkins und Dr. Grant nach Urmia kamen, war sein Vater der erste Lehrer der amerikanischen Missionare und arbeitete mit ihnen bis zu seinem Tod zusammen. S Unänisö' hat 1854 die Schule in Sire absolviert. Er machte zwei Englandreisen 1874—1878 und 1884—1886), — 105 c Schilderung einer Reise von Dr. Cochran (Im schriftlichen Nachlaß von Dr. Codiran fanden wir eine Beschreibung seiner Reise aus Tabriz an südlicher Küste des Urmia-Sees. Jahresangabe fehlt. Ein Erlebnis in einem kurdischen Dorf wird mitgeteilt). — 112 Q ösa'nä Isö' vom College Der Verkündigungsengel (Gedicht auf Luk. 2 14 ); 114 b—c Q 'Ishäq Yöhannän, Nachrichten aus Amerika; ders., Zum Andenken an Dr. Cochran.

57/1906 4 Aus dem Nachlaß v. D r . Cochran: Belagerung von Urmia durch Seich 'Ubaydu-lläh 1880 (: Dr. Cochran wurde geschickt, um mit dem Seich in seinem Lager zu verhandeln. Trotzdem hat man mit der Belagerung begonnen. Als aber die Kurden sahen, daß die Kanonen gegen sie gerichtet waren, fingen sie an, von den Seiten zu kämpfen. N u r infolge meines [: Dr. Cochrans] vorangegangenen Gesprächs hat der Seich den Kampf um einen Tag verspätet. Sonst hätten sie sicher die Stadt erobert und es hätte sich in ihr ein schrecklicher Kampf entfacht); 4 c—6 a R Polos Sim'ön d-Delgösä, Die Jungen unseres Volkes und Amerika; 8 Smü'el Bädäl, Ist Iran imstande, sich an das westliche Leben anzupassen? (Iran importiert alles und exportiert nichts. Die importierten Waren werden f ü r den vier- bis siebenfachen Preis verkauft. Wie kann ein iranischer Bürger mit geringem Einkommen sie kaufen? Iran hat heute keine Möglichkeit, mit dem westlichen Leben Schritt zu halten); 12 b—c Q Abrähäm Mörhäc, An vernünftige Schälke (auf Grund von Luk. 18 22 ). 14 b—15 b R Aprem Orsän d-'Ädä, Westlicher Einfluß auf unser Volk (Betrachten wir 1. das

11 Macudi, Spät- und neusyr. Lit

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äußere Aussehen, 2. das gesellschaftliche Leben, 3. die Erziehung u. Kultur, 4. den Geschmack, 5. finanzielle Angelegenheiten, 6. physische Arbeit, 7. die Religion; in jeder Hinsicht hat der Westen auf uns einen guten Einfluß ausgeübt); 18 a—b Smü'el Bädäl, Sipräyütä „Die Literatur" (Das erste Ziel einer literarischen Kultur ist die Kenntnis der alten Sprache u. Literatur. Diese Kenntnis war berühmt in verschiedenen Epochen unserer nestorianischen Väter, die über verschiedene Themen geschrieben haben. Viele ihrer Bücher befinden sich bis heute unter dem Volk und in alten Kirchen und Klöstern, ein Teil wird im College-Museum, andere in europäischen Bibliotheken aufbewahrt. Paul Bedjan veröffentlicht dieser Zeit viele von diesen Büchern in Europa. Er befindet sich jetzt in Paris. Heute leiden wir am Mangel an Schriftstellern sowie an der Uneinheitlichkeit des Schriftsystems. Viele schreiben zwar schon, wie sie es in der Schule gelernt haben, es gibt aber noch immer viele, die diesem System nicht folgen wollen.); 18 c—19 b Polos Sim'ön, Dollars — Lire — Tomans, 31 Q Ya'qöb Däwid, Verband christlicher Jungen; D i e S c h r i f t e n d e s M N e s t o r i u s (Ein deutscher Gelehrter Dr. Loofs hat Nestorius' Schriften entdeckt und herausgegeben51. Dr. Maclean schreibt von dieser Ausgabe: Der Kaiser Theodosios hat befohlen, Nestorius' Schriften zu verbrennen, so daß seine Lehre nur durch seine Feinde, Cyrill von Alexandria und dessen Anhänger, bekannt geblieben ist. Die Gelehrten der Welt sind Dr. Loofs dafür sehr verbunden, daß er Nestorius' Schriften aus alten griechischen und syrischen Quellen gesammelt hat. Den Nestorianern war nur ein Buch Nestorius' bekannt, obwohl er zahlreiche geschrieben hat. Nach dem Tod dieses Patriarchen hat sich die nestorianische Kirche von ihm entfernt). — 37 ff. Q Abraham Mörbäc, Die Reise von Dr. Cochran zum Patriarchen (1896 starben bedeutende Persönlichkeiten des College: Mrs. Cochran, die Frau von Dr. Cochran, sowie S 'Isay, der Bruder des verstorbenen Patriarchen M Sim'ön. Im Sommer war es nötig, daß Dr. Cochran u. Mr. Labaree den Patriarchen besuchen. Ich wurde als Vertreter der protestantischen Kirche gewählt, sie zu begleiten. Ich kannte zwar Dr. Cochran mein ganzes Leben, aber auf dieser Reise habe ich seine Eigenschaften und Fähigkeiten kennengelernt, die ich sonst nicht hätte kennenlernen können. Wir kamen ins Dorf Häwänä, wo ein Teil des Volkes lebte, das sich dort vor kurdischen Sdiwertern versteckt hatte. Dr. Cochran hat für diese Leute eine große Tat geleistet und sie vor der Vernichtung gerettet. Junge, mit Gewehr bewaffnete Leute wollten uns gefangennehmen. Als sie den Namen von Dr. Cochran hörten, empfingen sie uns mit großer Ehre. Nach vielen Gefahren kamen wir zum Patriarchen. Auch der Patriarch hatte großen Respekt für Dr. Cochran. Wir sind bei ihm 4 Tage geblieben. Die ganze Reise dauerte 20 Tage). — 52 Nachruf für Dr. Labaree (geb. am 21 Ädar = März 1834 in Tennessee, USA. Seine Mutter starb, als er noch jung war, so daß sein Vater allein für ihn sowie seinen Bruder sorgen mußte. Sie siedelten nach Vermont um, wo sein Vater lange Jahre Präsident von Medelburgh College war. Dort hat Dr. Labaree 1854 sein Studium abgeschlossen. Zwei Jahre war er

51

Nestoriana. Die Fragmente des Nestorius, gesammelt, untersucht und herausgegeben von Dr. Friedrich L o o f s . . . Mit Beiträgen von Stanley A. Cook . . . und Dr. Georg Kampifmeyer. Halle a. S. 1905 (X, 407 S.)

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Lehrer, dann studierte er noch zwei Jahre Theologie, die er 1859 absolviert hat. Ein Jahr studierte er Medizin und andere Wissenschaften. 1860 heiratete er Elisabeth Woods. 1862 kamen sie in den Iran und wohnten in Urmia bis 1872. Im J . 1874 kamen sie wieder nach Urmia. 1882—4 verbrachten sie in Istanbul. 1886 ging er wieder nach Amerika, um Schritte für eine Neuauflage der syr. Bibel einzuleiten, und kam in demselben Jahr mit seinem Sohn Robert zurück. 1888 kehrte er nach Amerika zurück und betreute die Neuausgabe der syr. Bibel. 1898 kam er zurück und blieb mit uns bis zum 4. Nisän = April dieses Jahres. 1859—60 kamen fünf junge Missionare nach Urmia: Labaree, Shedd und Tompson, alle drei aus derselben Klasse der Theologie. Zwei andere waren Dr. Young und Mr. Cab, die bald nach Amerika zurückkehrten. Mr. Tompson ist nach einigen Monaten im Missionsdienst gestorben. Die Namen Dr. Labaree u. Dr. Shedd sind lange mit dem Missionsdienst verbunden geblieben. Ihre Ankunft bedeutete eine neue Epoche der Mission. Sie haben viele Reformen durchgeführt. Dr. Labaree hat Türkisch gelernt und die Evangelien ins aserbeidschanische Türkisch übersetzt. Er hat das syr. A T u. N T in einem Band herausgegeben. Das war eine Arbeit von 10 Jahren. Die Redaktion der Zeitschrift ZB lag auch auf seinen Schultern. Sein Name wird immer neben dem von Dr. Perkins bleiben.); 53 a Q Bäbönä, Die ersten Jahre Dr. Labarees (Als ich vor 46 Jahren Prediger in Gawilän war, kam Dr. Labaree mit seinen Mitarbeitern nach Urmia. Im ersten Sommer haben wir ihn nach Gawilän mitgenommen. Damals fing er gerade an, die Sprache zu lernen.); 53 a—b Q 'Isfjäq Yonän, Die mittleren Jahre Dr. Labarees (Durch das Herausgeben der Bücher in syrischer Sprache sowie der Zeitschrift ZB hat er wertvolle Dienste geleistet. Er hat die ganze Bibel u. das N T herausgegeben. Er hat sich um den Fortschritt des syrischen Volkes verdient. Das sind Dienste, die wir ihm nie vergessen dürfen. Er war ein ausgezeichneter Kenner der syr. Sprache. Die Druckerei mit schönen Typen und Maschinen ist auch sein Werk.); 53 b—c Smü'el Bädäl, Die letzten Jahre von Dr. Labaree (Er war ein ausgezeichneter Redakteur der Zeitschrift, ein guter Schriftsteller und ein sehr gelehrter Mann. Außer seiner Muttersprache konnte er Latein, Griechisch, Hebräisch, Persisch und Türkisch. Im Syrischen hat er sich als ein geschickter Schriftsteller erwiesen. Unter seiner Leitung wurden viele Bücher in syrischer sowie persischer u. türkischer Sprache herausgegeben.); 54 Ein Brief von Dr. Abraham Yöhannän (an Mr. Shedd. Er überweist 8236,50 Dollar, die man in Amerika für die urmische Kirche gesammelt hat); 54 c Smü'el Bädäl, Notwendigkeit eines Nationalverbandes (Die Syrer sind in der Welt zerstreut. Man braucht ein Verbindungsmittel für das Volk, eine Nationalzeitschrift, um das Nationalbewußtsein aufrechtzuerhalten. Unsere Jungen in Amerika müssen über die Bedürfnisse ihres Volkes informiert werden. Ein Lob den großzügigen syr. Jungen in A.merika, die Geld für ihre einheimische Kirche gesammelt haben, siehe den eben angeführten Brief von Dr. Abraham Yonän); 58 Vom seligen Dr. Labaree, Christliches Leben, wie es sich in Kirchenliedern der letzten Jahrhunderte zeigte (mit einer Übersetzung von Luthers Ein' feste Burg ist unser Gott); 61 a Nachtrag zum Nachruf für Dr. Labaree: Sein Sohn Robert wird bald zu uns kommen. — 64 Q 'Ishäq Düman, Die Jungen unseres Volkes und Amerika; 64 c Smü'el Bädäl, Ein neuer Stern (: Kökbä auf dem Firmament des syr. Volkes. 50 Jahre sind „die Strahlen des

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Lichtes" allein geblieben, aber vor 8 Jahren ist ihnen ein Bruder „Die Stimme der Wahrheit", vor 2 Jahren ein weiterer Bruder „Das orthodoxe Urmia" und am 21. ö z i r ä n = Juni 1906 ein vierter Bruder geboren. Das Volk muß sich der Geburt dieses kleinen Söhnchens freuen.—; 68 b Baron Qazazian, Was wir in Dr. Labaree gesehen haben; 75 a—c Mr. Nisän, Erinnerungen an die Jugend Dr. Cochrans (Dr. Joseph Cochran ist an diesem Ort, im Dorf Sire, geboren und herangewachsen. Er war in vielerlei Hinsicht ein echter Syrer. Als er von den Syrern sprach, sagte er immer „unser Volk". In der Kindheit lebten wir zusammen. Er hatte angenehme und fröhliche Kameraden. Eine seiner beliebten Hausarbeiten war das Tränken der Pferde. Er ritt gern. Er war berühmt durch Erledigungen schöner und angenehmer Dinge). 84 Q Abraham Morhäc, Reise in den Kaukasus (ein sehr interessanter Bericht, fortgesetzt auf S. 94). — 95 Smü'el Bädäl, Verschwendung in unserer Zeit; 104 Q Y.'. Isö' d-'Abägälö, Verschwendung und unser Volk; R Aprem Ursän, Die Ursachen der Verschwendung; 105 R Nargiz Tomas, Verschwendung bezüglich der Bekleidung. — 112 a—c R Pe'rä Mirzä, Persönliches Gebet (Predigt auf Mat. 6 e . Disposition: Hindernisse des persönlichen Gebets: 1. Gedankenlosigkeit u. Faulheit, 2. allzugroße Eile, 3. allgemeine Worte oder Phrasen (wird in der 1. N r . des nächsten Jahrgangs fortgesetzt); 114 a—c H Lotar Karam, Lungenkrankheit.

58/1907 2 Forts, der Predigt von R Pe'rä Mirzä aus 57/1906, 112 (Unvermeidliche Bedingungen des persönlichen Gebets: 1. ein waches Gefühl der Anwesenheit Gottes, 2. einfache u. vertrauensvolle Worte, 3. Bekenntnis der Sünden, 4. Geist der Versöhnung, 5. Glauben u. Festhalten an Gottes Gnade). — 7, 17, 27, 37, 47 usw. Die Rubrik von Mrs. Robert Labaree „Für Haus u. Schule". — 14, 24—35 R Pe'rä Amrifjäs, Einige konkrete Fehler in der Rede oder beim Schreiben (s. S. 86 f.). — Q Abraham Mörhäc, Ein Leben, das mit meinem Leben zusammenstößt (Predigt auf I. Joh. 2„); 34 a Q ösa'nä Isö' vom College, Über die Auferstehung des Herrn (ein Gedicht auf I. Kor. 15 20 ); 34 b—c Eine merkwürdige Reise nach 'Asitä (ein Brief von Mr. McDowell aus Wän vom 19. Känün I. = Dez. 1907); 41 b—42 a Heirats- u. Scheidungsgesetze der Nestorianer (stammen vom Patriarchen M Timäte'os 780—823 und wurden nach einer Hs von einem Franzosen H . Labourt herausgegeben und ins Lateinische übersetzt 52 . Sie sind in Form von Fragen u. Antworten. Ihre Zahl ist 99. Die Nrn. 18—45 betreifen die Heirat); 42 c Mirzä Masrüfhän v. Tabrlz, Nekrolog: Q Möse v. Tabrlz (ein Schüler von Mr. Stoddard u. Dr. Cochran); R Aprem Ursän, Notwendigkeit der diakritischen Zeichen in der syr. Sprache (knüpft auf R P. Amrihäs, S. 14, 25 f., an. Grammatische Regeln des Neusyrischen unterscheiden sich von den altsyrischen wegen der unterschiedlichen Entwicklung. Syr. 52

De Timotheo I. Nestorianorum Patriarca — 728—823 — et Christianorum orientalium condicione sub Chaliphis Abbasidis. Accedunt X C I X eiusdem Timothei definitiones canonicae e textu syriaco inédito nunc primum latine r e d d i t a e . . . Thesim proponebat H . Labourt. Parisiis 1904 (XV, 86, 2 S.).

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f lautet wie w. Einige Fremdwörter wurden aber syrianisiert, wie giyä'gräfe [nach engl, geography] -> -piyä, fizyälege [physiology] -»- püsiyölögiyä usw. Notwendigkeit der diakrit. Zeichen für spirantisierte u. affrizierte Laute c, g, u. £ ) ; 45 UrmiaSee u. seine Umgebung (Vor einigen Jahren kam ein Kenner des Zoroastrianismus und der iranischen Sprachen, Prof. Jackson von Columbia University nach Persien auf eine Forschungsreise. Er hat ein Buch über Iran veröffentlicht, in dem er über den See und die Stadt von Urmia folgendes erwähnt: Der See von Urmia wird schon in der Zeit Zarathustras sowie vor ihm erwähnt. Den assyrischen Königen war dieser Ort gut bekannt. Sie haben dort viele berühmte Kämpfe geführt. In den Inschriften heißt der Ort Nyry u. im Zend-Avesta Cecasta. Die Araber nannten ihn anfangs Ces, später Ses. Der Kaspische See hieß in der altiranischen Sprache Hastarchän, d. h. Europäisches Meer, siehe Ibn Hauqal u. a. Artasir Papakän u. sein Sohn Säpür eroberten dieses armenische Gebiet im J. 230. Über die Stadt Urmia berichtet Prof. Jackson folgendes: Yäqüt besuchte die Stadt 1220 und hat sie beschrieben. Yäqüt sowie ein älterer Schriftsteller aus d. J. 816 nennt sie die Stadt Zarathustras. Ein anderer aus d. J. 851 sagt, daß Urmia eine alte iranische Stadt ist. Ihre Einwohner waren die Magier, unter denen Zarathustra seinen Ursprung hatte. Audi andere Bücher verbinden den Namen dieser Stadt mit Zarathustra und weisen auf die Altertümlichkeit dieser Stadt hin. Es ist möglich, daß der Name Urmia vom Namen Urwäpä, d. h. märe mäye sör „Salzwasser besitzend" abgeleitet wird.); 48 Q Bäbilä Sim'ön v. Gügtäpä, Die Bedürfnisse der Kirche (Predigt auf Eph. 5 S0 . Disposition: Die wahre Kirche als ein Leib Christi hat ähnliche Bedürfnisse wie 1. ihr Kopf: Die Verbindung des Kopfes mit dem Leib ist a) unmittelbar, b) organisch, c) unvermeidlich, 2. gegenseitige Verbindung der Glieder: Sie muß a) koordiniert b) sympathisch und verständnisvoll sein; 3. die Pflicht der Kirche ist zu zahlen dafür, was sie bekommen hat; dies erfolgt a) vom natürlichen Gesetz, b) vom Gebot des Herrn Mat 28uit). — 51 A k t u a l i t ä t e n : Kökbä (Erfolg der ersten Nummer der Nationalzeitschrift); 54 a—b Q Bäbönä ffängaldi v. Gügtäpäh, Geschichte der Priester der älteren Generation: M Eliyä v. Gügtapah u. M Yöhannän v. Gawllän (Zur Zeit von M Eliyä war nicht jeder Priester fähig, die alte Sprache zu erklären. Er mahnte unaufhörlich die Leute, nicht blind zu sein, und ihre Kinder zur Schule zu schicken, damit sie lesen können. Ein papistisdier Priester hat ohne seine Kenntnis ein Bild Jesu und der Jungfrau Maria an die Wand seiner Kirche aufgehängt. Er traf ihn bei der Tat und sagte ihm: „Nimm dein Bild und packe Dich! Wenn du nochmals in meine Kirche trittst, zerbreche ich dir die Beine." Er starb im Alter von 70 Jahren. — M Yöhannän v. Gawilän war der erste Syrer, der die amerikanischen Missionare in seinem Haus mit großer Freude empfangen hat. Als Dr. Perkins mit seiner Frau in seinem Haus war, kam ein betrunkener Landbesitzer und beschimpfte sie. M Yöhannän sagte aus Ehre zu ihnen: „Schimpfe nicht! Sie sind doch unsere Gäste!" Aber der Mann griff M Yöhannän und fing an, ihn mit seinem Gewehr zu schlagen, bis er ihm 10 Toman bezahlt hat, um sich loszukaufen. Als Dr. Perkins diese Erpressung sah, regte er sich übermäßig auf. Er schrieb darüber dem russischen Botschafter in Teheran, der damals die Angelegenheiten der Mission vertrat, und der betreffende Herr wurde auf den kaiserlichen Befehl sehr streng bestraft: Alles was er hatte an Dörfern und sonstigen Besitzen,

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wurde ihm enteignet. Von seinem Sturz hat er sich bisher nicht erholt. Darüber hinaus war M Yöhannän der erste Syrer und vielleicht der erste Iraner überhaupt, der nach Amerika gelangt ist. Er war etwa 3 Monate auf dem Ozean. Damals gab es noch keine Dampfschiffe. Jedoch wurde der Bezirk des Flusses Näzlö wieder sein Pastoralgebiet. Er ging mit Dr. Wright predigen. Ich habe zwei seiner Predigten gehört: eine auf Ez. über die verstreuten Knochen und eine auf Eph. 5 über die Erziehung. Die Leute ehrten ihn überall. Er war ein Haupt der Gemeinde, als ich hinkam. Nach ihm wurde 1852 eine Schule benannt, die 50 Schüler hatte. 1853 hat er zwei Schulen gegründet: eine Knaben- und eine Mädchenschule. Im Frühjahr 1854 hat man die Herren und Damen Wrights, Stoddards, Cochrans, Coans, Miss Fiske und Miss Wright zur Schulprüfung eingeladen. Sie sind dort zwei Tage auf seine Kosten geblieben. Bis heute leben 2—3 Schüler dieser Schule in Gawilän. Einmal wollten die Papisten nestorianische Kirchen einnehmen. In dieser Angelegenheit ging er nach Teheran und brachte einen Befehl von Mohammed-Säh, auf Grund dessen man die Papisten vertrieben hat. Er starb im Alter von 75 Jahren); 54 Die Stadt von Hamadan (Aus dem Buch von Prof. Jadbon: Die Sasaniden nannten die Stadt Hamatan und in altiranischen Inschriften Haigamatana, d. h. ein Ort, auf dem Wege gebaut werden. Sie war nicht nur eine Siedlung der medischen Könige, sondern auch ein wichtiger Kreuzweg. In babylonischen Inschriften hieß sie Akmatanu, gräzisiert Ekpatana. Alter u. Geschichte der Stadt). — 58 Q Smü'el Amrihäs, Zwei Beter (Predigt auf Luk. 18^—14); 58 c Q Ösa'nä, Gedicht auf Gen. 5 ä . 64 a—c Q 'Ishäq Mälek v. Gügtäpäh, Tiflis und seine Einwohner (Die Stadt wurde wie viele orientalische Städte oft in Kämpfen zerstört, so daß keine seiner Altertümlichkeiten geblieben sind außer einer alten Kirche auf einem der benachbarten Hügel. Im 14. Jh. hat Timur-Leng die Stadt völlig zerstört. 1795 hat Aga Mohammad Hän einen vernichtenden Angriff auf die Stadt gemacht. Zu dieser Zeit hat der letzte georgische König aus Furcht die Stadt dem russischen Zaren abgetreten. Es war damals eine kleine Stadt mit etwa 25.000 Einwohnern. Seither wächst sie sehr schnell und hat heute über 200.000 Einwohner. Die Stadt befindet sich in einem Tal mit etwa 800 m hohen Hügeln auf beiden Seiten. Durch die Mitte der Stadt fließt ein großer Fluß Kur. Das Klima ist sehr angenehm, aber der Sommer ist sehr heiß, weil es keinen Wind gibt. Nach ihren Gebäuden kann man die Stadt in drei verschiedene Viertel einteilen. Die Altstadt befindet sich tief im Tal am Fluß Kur. Das ist eine orientalische Stadt in jeder Hinsicht: die Straßen sind eng und schmal, die Häuser alt. Die Geschäfte sind klein und alle auf die Straße geöffnet, wo allerlei kaukasische Waren ausgestellt und verkauft werden. Die Muslims wohnen in diesem Viertel. Gegenüber der Altstadt liegt die Neustadt, die von den Russen erbaut wurde und in jeder Hinsicht einen europäischen Charakter hat. Die Straßen sind breiter und sauber, die Gebäude hoch. Die Geschäfte sind groß und schön und voller europäischer Waren. Es gibt dort ein militärisches Museum. Die Hauptstraße heißt Golovenskij Prospekt. Von diesen beiden Vierteln unterscheidet sich das deutsche Viertel, das von den Deutschen gebaut wurde, die vor etwa 75 Jahren gekommen sind. Es ist ein besonderer, deutscher Stadtteil, sonst aber ein echtes Babylon von allen möglichen Völkerschaften, Deutschen, Engländern, Italienern, Griechen, Schweden, Polen, Franzosen und Russen. Von den Stämmen am

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Schwarzen Meer wohnen dort Emertianer, Mengrilianer, Abhasianer, von den dagestanischen Bergen Lazgier, vom Kaukasus Armenier und Georgier, aus Urmia und Salamas Syrer. Es gibt auch zahlreiche Iraner und Türken. In diesem Winter habe ich dort auch Chinesen gesehen. Natürlich gibt es — wie überall — auch Juden. Alle sprechen mehrere Sprachen. Die Bevölkerungsschichten nach ihrer Zahl: Die Russen sind meistens Offiziere, Soldaten, Staatsangestellte und Beamte. Die Amtssprache ist Russisch. Die Georgier sind natürlich sehr zahlreich, weil es ihre Heimat ist. Sie sind aber faul, unzuverlässig, unerzogene Säufer und Taugenichte. Sie sind meistens Lohnarbeiter und Diener und sind arm im Vergleich mit den anderen Bevölkerungssdiichten. Die Armenier waren weniger zahlreich als die Georgier, aber infolge der türkischen Verfolgungen wächst ihre Zahl sehr schnell und gleicht heute der der Georgier, falls sie sie nicht überschreitet. Die besten Geschäfte in der Stadt sind in ihren Händen und sie erreichen audi bedeutende Positionen im Staatsdienst. Der Reichtum von Tiflis ist in ihren Händen. Deshalb werden sie von den Georgiern gehaßt. Wird fortgesetzt.) — 64 c—65 b Inschriften auf den Felsen von Behistän (Obersetzung eines Berichtes von Prof. Jackson). — 71 A k t u a l i t ä t e n : Von nun an werden nur die Namen der Gestorbenen und keine Nekrologe veröffentlicht. — 74—78 Q 'Ishäq Mälek d-Gügtapäh, Die Syrer in Tiflis (Vor etwa fünfzig Jahren fing die Auswanderung der Syrer nach Tiflis an. Damals waren es über 1000 Seelen. Vor dem Anfang der Auswanderungen nach Amerika war es üblich, nach Tiflis auszuwandern. Zu einer Zeit gab es dort ca. 5000 Syrer. Heute gibt es etwa 1500. Zweihundert Familien leben in der Stadt und etwa tausend in der nächsten Umgebung. Einige dieser Syrer lebten in der Stadt über dreißig Jahre. Sie bauten sich Häuser, heirateten dort und einige holten ihre Familien aus Urmia und Salamas. Heute ist in der Tat ein größerer Teil der Tifliser aus Iran. Die meisten sind aus Urmia u. Salamas, aber einige auch aus Ardisäyl, Takiyä, C a h ä r b a p und Gülpäsän und wohnen manchmal zu 5—6 in einem kleinen Zimmer. Sie halten es für ökonomisch. Man dürfte ihnen erklären, daß es eine ungesunde und teuflische Ökonomie ist. In Tiflis sind sie berühmt als ausgezeichnete Gewerbeleute: Maurer, Tischler, Maler u. ä. Es gibt unter ihnen auch einen Uhrmacher. Aber zum größeren Teil leben sie als Lohnarbeiter. 5 A g ä - y ä n hat seit seiner Umsiedlung ein Geschäft mit Zitronen. Einige von ihnen leben wohl, aber die meisten schlecht und sind unterernährt. S c h ä d l i c h e E i n f l ü s s e v o n T i f l i s a u f d i e S y r e r : Tiflis ist zwar eine Quelle des Segens und der Hoffnung für viele Syrer. Aber viel Segen bringt auch viele Flüche und verderbliche Einflüsse auf unsere Jungen mit, die dort gewisse Zeit verbringen. Drei allgemein schädliche Einflüsse sind folgende: 1. auf das nationale Leben unseres Volkes. Zwei Drittel der dortigen assyrischen Jungen haben bei uns nicht 5—30 Jahre gelebt. Viele heiraten fremde Mädchen, haben mit ihnen Kinder und die syrische Sprache wird in ihren Häusern weder gesprochen noch gelesen. Viele haben ihre Familien mitgenommen, aber Kinder lernen schnell fremde Sprachen zu sprechen und zu lesen. Nach ein paar Jahren werden sie ihr Volkstum verlieren, wenn man kein Mittel findet, dieses Übel zu verhindern. Andere haben Teile ihrer Familie in Urmia gelassen und vergessen sie. Sie passen sich an das dortige Leben an. Dadurch verlieren wir einen großen Teil der Kräfte unseres Volkes. Dagegen gibt es zwei Mittel: a) die

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DAS N E U N Z E H N T E J A H R H U N D E R T

Heiraten mit fremden Frauen verhindern, b) eine syrische Sdiule eröffnen, damit alle Kinder zuerst ihre eigene Sprache lesen lernen. Meine Erfahrungen im vorigen Winter haben mich von der Notwendigkeit einer solchen Schule überzeugt. Die Syrer, denen die Angelegenheit unseres Volkes am Herzen liegt, können ihm keinen besseren Dienst leisten, als eine solche Schule zu unterstützen. 2. Einfluß auf das religiöse Leben der Syrer. Wir in Urmia leben in einer religiösen Atmosphäre. Von unserer Kindheit an hören wir das Wort Gottes. Wir lernen die Religion in der Kirche sowie zu Hause. Aber in Tiflis gibt es überhaupt keine religiöse Erziehung. Die Sorgen der Welt ersticken das Korn, das in der Kindheit eingesät wurde. Das Volk ist zerstreut wie Schafe ohne einen Hirten. Vor ein paar Jahren haben einige Leute eine schöne Tat geleistet: Sie bereiteten einen Raum mit einem Tisch und Stühlen zum Gottesdienst vor. Dieses Werk geht jetzt unter der Leitung eines eifrigen und fähigen syrischen Predigers vorwärts. 3. Einfluß auf das moralische Leben unserer Jungen. Wie alle westlichen Städte, so ist auch Tiflis voller Immoralität. 4. Die Hauptsünden der Tifliser: a) Verachtung der Religion, b) Trunkenheit, c) Unehrlichkeit, d) Unbekümmertheit hinsichtlidi der Familie in der Heimat.); 82 a—c Q Elisa' Ädam, Nekrolog: Q Nbiyä Sähbäz v. Wazir'äbä(d) (70jährig). 85 a Q Osa'nä lso' v. College, Gedicht auf Luk. 1042 ; 85 a—c Pasargadae u. Cyrus' Grab (nach einem Bericht von Prof. Jackson). — 104 Q Abraham Mörhäc, Nutzloser Exodus (Damit Du die Lage deines Volkes begreifst, empfiehlt es sich, auf den Weg zu gehen, auf dem die großen Karawanen dieses Volkes strömen. Dort begreifst du alle seine Bewegungen. Durch die westlichen Missionare haben wir mehr Erziehung bekommen, als wir bereit waren zu fassen. Dadurch sind wir mit unseren Verhältnissen unzufrieden geworden. Deshalb müssen wir uns bewegen. Die ersten Auswanderungen führten nach Rußland. Sie hatten schlechte Folgen: moralischen Verfall, Armut usw. Wie ist es möglich, daß das Volk in 50 Jahren die folgenden Tatsachen nicht gelernt hat? 1. Wenn das Gewerbe an einem Ort ohne Erfolg bleibt, ist man berechtigt, an einen anderen Ort zu ziehen, aber mit der Familie. 2. Ist Rußland ein guter Ort für den Mann, warum nicht auch für die Frau?! 3. Wie kann ein Junger als gehorsamer Lohnarbeiter an einem reichen Ort arbeiten, ohne als ein geschickter Handwerksmeister nach Urmia zurückzukehren? 4. Warum jeder Mann bei seiner Rückkehr seine Frau betrügt und ihr erzählt, daß Geld in Rußland mit Sicheln geerntet wird? Die Frau gibt dann dreifach aus! 5. Sein Lohn für die Tischlerei, Maurerei, Malerei — dies sind die syrischen Gewerbe — hängt von der Gnade der anderen ab. Wenn andere dir keine Arbeit geben, bleibst du arbeitslos und kannst die Fliegen jagen. 6. Warum von der Schuhreparatur bis zum Seidenverkauf kein anständigerer Gelderwerb für die Syrer gefunden wird? 7. Man sagt: „Bei der Geburt jedes Persers steht auf seinen Lippen geschrieben: „Er ist ein Dichter." Ähnlich müßte man sagen: „Bei der Geburt jedes Syrers steht auf seinen Lippen geschrieben: „Er ist ein Lohnarbeiter?" Jeder Syrer denkt, daß er — wenn er kein Pfarrer ist — Lohnarbeiter werden muß. Betrachten wir die Dinge richtig. Das Mittel zur Erlösung von der Lohnarbeit und Abhängigkeit von anderen ist die Erziehung. Mögen wir bei unseren Kindern höhere Dienste im Leben sehen!); 104 c bis 105 b Die Stadt Siräz (nach einem historischen Bericht von Prof. Jackson). — 114 a bis 115 a R Aprem Orsän, Das Gehen zum Richter (eine üble Gewohnheit des syr.

„DIE STRAHLEN DES

LICHTES"

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V o l k e s ) ; 115 D i e S t a d t Teheran (nach P r o f . J a c k s o n ) ; 115 b — 1 1 6 b D i e

Tradition

über den Apostel T h o m a s (Origines sagt, d a ß T h o m a s ein parthischer Apostel w a r . D a s a p o k r y p h e Buch A c t a Iudaei T h o m a e spricht v o n einem parthischen Prinzen, der in Indien herrschte. D i e Schule v o n E d e s s a w u r d e v o n T h o m a s ' J ü n g e r A d d a y gegründet.); 118 Mirzä

Smü'el

Bädäl,

D e r S t a b Moses (Predigt a u f E x 4 2 . D i s p o s i t i o n : W a s

lehrt uns der S t a b Moses? 1. d a ß w i r z u m Dienste G o t t e s d a s verwenden

sollen,

w a s wir haben, nicht das, w a s w i r nicht haben, 2. d a ß G o t t zur D u r c h f ü h r u n g seiner Absicht einfache Mittel gebraucht und auf menschliche Macht u n d Fähigkeit

nicht

angewiesen ist, 3. d a ß diese Mittel erfolgreich sind, wenn w i r uns a u f den verlassen, den er ausgewählt

hat, u n d a u f

keinen anderen, 4. d a ß G o t t f ü r seinen

Dienst

Leute wählt, die sich selbst f ü r u n f ä h i g halten.)

59/1908 R Aprem Orsän, Rechtsstreitigkeiten (siehe 58/1907, S. 114 a — 1 1 5 a ) ; 4 c — 6 c Geschichte Irans ( v o n der medischen D y n a s t i e 7 0 0 — 5 5 0 v. C h r . bis zur Q ä g ä r e n d y n a s t i e 1 7 9 4 — . ) ; 7, 17, 2 7 usw. Mrs. R o b e r t L a b a r e e , F ü r H a u s u n d Schule. 15 Geschichte des C y r u s des G r o ß e n ; 2 2 Statistik der Bücher in G ü l p ä s ä n ; 24 c ff. D a r i u s und A r t a x e r x e s . — 3 2 Q 'Ishäq Mälek Yonän, N a c h r u f a u f M i r z a Smü'el B ä d ä l (Die evangelische Kirche in U r m i a hat einen bedeutsamen Stern, M i r z a Smü'el B ä d ä l t J a n g e l d l v. G ü g t a p a h , verloren, der a m 16 A d ä r = M ä r z 1908 gestorben ist. Er ist a m 15. IIul = Sept. 1865 in G ü g t a p a h geboren, w o er seine K i n d h e i t verbracht hat. Schon als K i n d eignete er sich geistliche Anschauung, G l a u b e n u. Ö k o n o m i e an. E r ging zur Mittelschule in der S t a d t . 1882 w u r d e er im College angenommen, w o er ein T h e o l o g i e d i p l o m erreicht hat. E r lehrte in den Schulen in B ä l 6 , K o s ! u n d Q u z b ä und h a l f dem seligen S i j n ä m s o ' bei der V e r w a l t u n g des Waisenhauses in G ü g t ä p ä h . D a m a l s hat er Ktäbä d-luqqäte „ M i s z e l l a n e e n " vorbereitet. A m 7. Ceri I I . = N o v . 1891 ging er nach A m e r i k a und nach 3 J a h r e n fleißiger A r b e i t erhielt er ein zweites D i p l o m v o m theologischen Seminar in M a d i s o n , N e w Yersey. Wegen seiner schwachen Gesundheit überredeten ihn die Ä r z t e und seine Freunde, unmittelbar in die H e i m a t zurückzukehren. E r kehrte a m 17. T a b ä t ) = A u g . 1894 nach U r m i a zurück. Im K ä n ü n II. 1895 w u r d e er v o n den Missionaren z u m K o r r e k t o r der Druckerei gewählt, w o er treu und fleißig bis zu seinem T o d arbeitete. In vierzehn J a h r e n h a t er unschätzbare Dienste geleistet. Es g a b z w a r besser K u l t i v i e r t e und grammatisch Geschulte als er, es g a b aber keinen Fleißigeren und Gewissenhafteren. U n t e r seiner L e i t u n g w u r d e eine vernünftige G r u p p e v o n Setzern zu einer brüderlichen Gemeinschaft entwickelt. D i e Spalten der 2 B w a r e n a m meisten durch seine geistigen Früchte ausgefüllt. Er lehrte und ermahnte d a s V o l k und wies auf seine Fehler mit klaren, deutlichen und ernsten Worten hin. E r half in jeder Hinsicht. Seit 1896 w a r er der bedeutendste kirchliche Schriftsteller). — 54 R Aprem. Ursän, N a t i o n a l i s m u s . 68 c f. H 'Isay Mälek Yonän, M i r z ä Smü'el B ä d ä l (zweiter N a c h r u f ) ; 72 Q I s a ' y ä G l w a r g i s , N e k r o l o g : S ' A b d i s ö ' v. G ü g t ä p ä h (80jährig, gehörte zu den ersten Schülern der Schule in Sire) 74 Q Elisa' Adam, D i e A r b e i t (u. Ö k o n o m i e bereichern die V ö l k e r . Forts, in der nächsten N r . ) — 114 Licht eines verschollenen Volkes (Entdeckung der hettitischen Keilschrifttafeln). 115 T e y m u r - L a n g 1369—1405. 4 a—c

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DAS NEUNZEHNTE JAHRHUNDERT 60/1909

1. Kokbä (braucht materielle Hilfe, wenn die Zeitschift nicht eingestellt werden soll.). — 84 Q Abraham Mörhäc, Urmia — das Paradies Eden. — 94. M Tlmäte'os (Metropolit von Malabar, Indien), Die Erdbeben und die Ankunft unseres Herrn; 111 Das Haus des Patriarchen (soll jedem Leser und jedem Sohn unseres Volkes bekannt sein. M Sallitä in Qüdsänis ist ein heiliger Ort. Dieser Name wurde ihm gegeben, als der Patriarch von Mosul dorthin übersiedelt ist.)

61/1910 1 c f. Gerücht über die Fehler der Syrer (Eine persische Zeitschrift in Teheran veröffentlichte einen Aufsatz über die syrischen Christen in Urmia. Sie beklagt sich über die Auswanderung nach Amerika und schreibt den Schulen die Schuld dafür zu. Er wird behauptet, daß den Leitern dieser Schulen der Segen Irans nicht am Herzen liegt. Dies ist ein großer Irrtum. Weiter wird gesagt, der einzige Zweck dieser Schulen sei die Erziehung der Priester. Die Ärzte, Kaufleute und Industrialisten, die man in diesen Schulen ausbildet, werden mit keinem Wort erwähnt. Ein bedeutender Armenier kam nach Urmia und sagte den Syrern, daß sie sich um Iran nicht kümmern. Es ist unangenehm, etwas solches zu hören, auch wenn es richtig sein kann. Wir haben aber davon zu lernen. Wir brauchen jedenfalls mehr an patriotischer Erziehung. Die Syrer verlangen vom Iran ihre Rechte. Wir sind dazu berechtigt, nachdem wir die Genugtuung haben, dem Iran Dienste geleistet zu haben); 4 Dr. Shedd, Die Mittel gegen die Voreingenommenheit gegenüber den Syrern in Urmia. — 11 A k t u a l i t ä t e n : Ein neues Gesangbuch (wird voraussichtlich noch in diesem Jahr erscheinen); 14 Q Dänl'el d-Bäz, Das Evangelisationswerk der alten Kirche in den ersten Jahrhunderten (Geschichte der Apostel des Ostens und der ersten nestorianischen Patriarchen). — 24, 34, 44 usw. Geschichten aus dem Sähnäme. — 32 Nachruf für Q Smü'el Düman (geb. 1872. Sein Vater starb, als er 12 Jahre alt war. 1882 wurde er im College angenommen. 1891 erhielt er ein Diplom des wissenschaftlichen Zweiges, 1895 ein Diplom der Theologie. Er war ein guter Gelehrter. Er lehrte in den Schulen in Büräsän, Alwäc, Kos! und in seinem eigenen Dorf. Lange Jahre war er Prediger in Gülpäsän. Er fuhr nach Amerika, blieb dort aber nur ein Jahr, weil seine Krankheit anfing. Auf die Empfehlung der Ärzte kehrte er zurück und war Pfarrer in seinem eigenen Dorf.) — 45 Christliche Kirchen in muslimischen Ländern (Zur Zeit, als Nestorius im J. 428 Patriarch von Konstantiopel war, gab es 4 Patriarchate: in Jerusalem, Antiochia, Alexandria u. Konstantinopel. Die Exkommunikation des Nestorius auf Anlaß von Cyrill von Alexandria am Konzil in Ephesos 431 hat ein Schisma verursacht. 498 wurde ein persischer Patriarch gewählt und in Ktesiphon etabliert. Eine nestorianische Schule wurde in Nisibln gegründet. Die Anhänger Cyrills haben die göttliche Natur Christi auf Kosten seiner menschlichen übertrieben. Sie lehrten, daß Christus nur die göttliche Natur hatte und hießen deshalb Monophysiten. Am Konzil in Chalcedon 451 wurde zwar diese Lehre verworfen, durch die Werbetätigkeit von Jakob Baradaeus hat sie aber weiter gewuchert. 491 trennten sich die Armenier

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von der orthodoxen Kirche und schlössen sich an die Monophysiten an. Die Nestorianer haben in Asien bis China missioniert. In Malabar, Indien, gibt es bis heute eine Kirche von etwa 400.000 Seelen, die sich syrisch nennt. Auf der anderen Seite erfolgte die Christianisierung der Slawen [im 8. Jh.], Im 11. haben sich die Armenier infolge der seldschukidischen und mongolischen Überfälle an die Kreuzfahrer angelehnt, sich z. T. von der gregorianischen Kirche getrennt und sich mit der römischen Kirche vereinigt. Ähnliche Schritte haben auch die syrischen Maroniten im Libanon unternommen. Als Ergebnis der geschichtlichen Entwicklung gibt es heute folgende orientalische Kirchen: 1. die griechisch-orthodoxe, 2. die griechisch-katholische, 3. die ägyptisch-koptische, 4. die nestorianische, 5. die nestorianisch-katholische, die sich als chaldäisch bezeichnet, 6. die jakobitische, 7. die jakobitisch-katholische, 8. die maronitische, 9. die armenisch-gregorianische, 10. die armenisch-katholische.); 48 a—c Pe'rä Mirzä, Predigt auf Rom. 8 28 (Disposition: 1. Undefinierbarkeit der göttlichen Leitung, 2. Harmonie Seiner Leitung, 3. Die Absicht in dieser Leitung); — 61 a Kökbä (die Zeitschrift hat ihren 5. .Geburtstag' gefeiert; 62 Q Y.'. Tsö' vom College, Nachruf auf Q Bähähän v. Sir'äbä(d) (geb. 1852, studierte Theologie in Urmia 1882—1884, predigte 26 Jahre). — Vom seligen Q Dümärt, Das Licht am Abend (Predigt auf Sach. 147 (Disposition: „Am Abend wird es Licht sein." Diese Prophetie erfüllt sich: 1. Am Abend der Verfolgung der Gerechten, 2. in der Kirche, 4. im Frieden des christlichen Lebens). — 91 A k t u a l i t ä t e n : 75. Jahrestag der Ankunft von Dr. Perkins u. Dr. Grant in Urmia (1835); Dr. Brown (episkopalischer Missionar in Qudsänis ist im 'Uöl = Sept. 1910 gestorben. Während seiner Tätigkeit im östlichen Patriarchat hat er wertvolle Dienste in Kurdistan geleistet.); 94 Q 'hhäq Dämän, Ruf um Gotteshilfe in der syrischen Kirche (Der Aufsatz von Q Dänl'el d-Bäz über die Zerstreutheit u. Zersplitterung der syrischen Kirche [derselbe Jg., S. 14] mußte jeden Syrer beeindrucken. Was sind die Ursachen unserer Zersplitterung und die Mittel zu ihrer Beseitigung? Wir sind so zersplittert, daß es keine Hoffnung auf Vereinigung gibt. Ursachen: 1. Uneinheitlichkeit der Sprache, 2. Zersplitterung in Stämme wie schon in der alten Zeit auf Nestorianer, Jakobiten, Maroniten usw. Hinzu kommt unsere Faulheit und unser Mangel an Kooperation.) — 101 c—102 c Generalkonvent (Bericht vom Protokollanten S Smü'el flösäbä). — 105 H ö r m 1 z d R a s s a m (Biographie des berühmten chaldäischen Archäologen, der in den letzten Jahren in England gestorben ist, nach Lonton Times: geb. 1826 in Mosul. Er wurde berühmt, als er 1845 zum Assistenten von Mr. Layard bei den Grabungen in Niniveh gewählt wurde, deren Funde sich im British Museum befinden. 1852 wurde er zum Leiter der Grabungen bestimmt, die er bis 1854 fortsetzte. Danach hatte er mehrere politische Aufträge von Seiten der englischen Regierung im Vorderen Orient. Der bedeutsamste aber war, als er 1864 nach Abessinien zum Kaiser Theodoros geschickt wurde und den Konsul Cameron und seine Genossen aus dem Gefängnis befreit hat, in das sie vom Kaiser geworfen wurden. Der Konsul saß 22 Monate in Ketten im 53

Der labile Ausdruck „orthodox" wird subjektiv gebraucht. Gemeint ist die nestorianische Kirche. Sonst bezeichnen sich heute die Monophysiten als „syrisch-orthodoxe Kirche".

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DAS NEUNZEHNTE JAHRHUNDERT

Gefängnis mit vielen anderen Europäern, die den Kaiser die Kriegstechnik lehrten. Hormizd brachte einen Brief vom König Victor, mit königlichem Siegel. Der Kaiser ließ zwar den Konsul und seine Genossen frei, setzte aber stattdessen Hormizd und seine englischen Freunde ins Gefängnis. 1867 brach ein Krieg zwischen England und Abessinien aus. 1868 wurden die Gefangenen befreit und der Kaiser beging Selbstmord. Mr. Rassam wurde als englischer Botschafter mit besonderen Aufträgen in die Türkei geschickt. D a er ein Nestorianer war, kannte er die Lage der Christen in Kleinasien und in Kurdestan. Er hat mehrere Bücher über die Heiligen Schriften und ein Buch über seine Erfahrungen mit dem Kaiser Theodoros geschrieben. Sein bedeutsamstes Buch ist „Assur, das Land Nimrods". Durch sein Verdienst hat Layard einen großen Teil der alten Stadt Assur ausgegraben. Layard wurde wieder zu Grabungen geschickt und Rassam mit ihm. Ihre Funde in Niniveh und Babylon kann man an dieser Stelle nicht beschreiben. 1877 ging er wieder nach Mosul zu graben und alte Städte zu entdecken). — 108 Q Bäbilä Sim' 07i, Das Zeichen der Erlösung (Predigt auf Jos. 2 2 J. Disposition: 1. Worin besteht das Zeichen der Erlösung. 2. Die Farbe dieses Zeichens, 3. Der Ort dieses Zeichens, 4. Es wurde befestigt.); I I I A k t u a l i t ä t e n : Was haben wir in den vergangenen 75 Jahren des Missionsdienstes gewonnen? 113 R Yöfcannän Muse, Die E r z i e h u n g w ä h r e n d d e r 75 J a h r e d e r M i s s i o n (1810 gab es nur zwei Priester in der ganzen Urmia-Ebene. Die Gottesdienste wurden sehr schwach besucht. Sie fanden in der alten, dem Volke unverständlichen Sprache statt. Eine echte Wiedergeburt des syr. Volkes erfolgte am 18. Känün II. = Januar 1836, als Dr. Perkins, der geistliche Vater des syr. Volkes, im Keller des Stadthauses seine Schule eröffnete. Er begann mit 7 Schülern. 1837 hatte die Hauptschule der Stadt schon 38 Schüler. Ihr Direktor war Mr. Stocking. In diesem Jahr wurden auch 3 Dorfschulen in 'Ädä, Gügtäpäh und bei Salamas eröffnet. 1839 stieg die Zahl der Schüler auf 340. Im J. 1840 fing man auf Antrag von M Sim'ön an, auch Schulen im Gebirge zu gründen. In demselben Jahr wurden drei Schulen eröffnet und in Urmia wurde die Druckerei gegründet. Die letztere bedeutete eine Epoche für unser Volk. Diese Neuigkeit war wie ein Theater für die Syrer sowie für die Muslims. Hunderte von Leuten kamen täglich, die Druckerei zu besichtigen. 1842 stieg die Zahl der Lehrer von Dorfschulen auf 48, von denen 22 Priester waren. In diesem Jahr fing die erste Klasse der Theologie an. Im nächsten Jahr wurde die Sonntagsschule eröffnet. Ihr Leiter war Mr. Stoddard während 14 Jahre. 1844 war bedeutsam wegen des Umzugs der Schule nach Sire, einem angenehmen, sehr ruhigen und deshalb geeigneten Ort. Nach zwei Jahren hatten wir eine große Zahl von Schülern trotz der Opposition des Patriarchen M Sim'ön gegen weiteren Ausbau des Schulbetriebs. Wir haben gesiegt, weil das Volk wach geworden ist. 1853 stieg die Zahl der Schulen unter der Leitung von Mr. Stocking auf 79. Das Werk ging voran. Der Hauptlehrer, Mr. Stoddard, hat Chemie, Philosophie, Physiologie, biblische Archäologie, höhere Arithmetik und eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Fächern eingeführt. Dr. Perkins hat in den Jahren 1857—1871 eine große geistige Epoche gesteuert, obwohl sich in diesen Jahren auch vorübergehende Anzeichen des Verfalls, vor allem in den Dorfschulen, zeigten. 1862 ist die ziemlich hohe Zahl der Schüler auf eine Hälfte gesunken. Aber die Leute haben schon die Bedeutung der Erziehung begriffen und die Zahl fing

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wieder an, zu steigen. Statistik bis 1885: In den ersten zehn Jahren 24 Schulen mit 530 Sdiülern. In den nächsten zehn Jahren 50 Schulen mit 908 Schülern. Im J. 1882 gab es 80 Schulen mit 2286 Schülern. 1875 wurde die Schule wieder in die Stadt verlegt und einige Jahre stritt man um den Ort, bis im J. 1897 unter der Leitung von Dr. Shedd diese schönen College-Gebäude eröffnet wurden. Es ziemt sich, die Hauptarbeiter dieser Schule in den ersten 50 Jahren zu erwähnen: Q Abraham, Q Denhä, Q Isö' v. Gäwär, § Müse v. Gügtäpäh, Q Ya'qöb Yore, Q Benyämin v. Qärägalö, § Yosip v. Digäläh, Q Yosip v. Wazlräbä(d), R Bäbä v. Kosi. 1885—95 bedeuteten einen Aufstieg der Dorfschulen, des College und des Philosophischen Seminars. Die Zahl der Dorfschulen stieg auf 89, die Zahl der Schüler auf 2000. Im College mit den Vorbereitungsklassen, Theologie und der industriellen Schule gab es ca. 130 Schüler. Audi das Philosophische Seminar prosperierte. Bedeutende Leiter dieser Jahre waren: Dr. John Shedd, Mr. St. Pierre, Miss Mudburry; bedeutende Lehrer: R Müse Däni'el, Q Abraham Mörhäc, R Pe'rä Mirzä. Die letzten Jahre bedeuteten vielleicht einen äußeren Verfall, aber auch ein starkes geistiges Wachstum. In den letzten Jahren hat Dr. William Shedd auch eine Sdiule für die Muslims eröffnet. — 114 R Aprfrn Orsän, D i e L i t e r a t u r w ä h r e n d d e r 75 J a h r e d e r M i s s i o n (Bis zur Ankunft der Missionare gab es weder Bücher noch Leser. Man sagt, daß es bis 1810 in der ganzen Urmia-Ebene nur zwei Priester gab, die noch Bücher in der alten Sprache und auch diese nur teilweise und inkorrekt lesen konnten. 1836 hat Dr. Perkins einen neuen Geist mitgebracht. Seine im Keller eröffnete Schule war ein bescheidener Anfang unserer neuen Literatur. D i e S p r a c h e u. O r t h o g r a p h i e : Als die amerikanischen Missionare kamen und das Volk im erwähnten Zustand fanden, sahen sie, daß in der Volkssprache überhaupt nichts geschrieben wurde. Sie haben begriffen, daß die Volkssprache auf die Stufe einer Schriftsprache erhoben werden muß. Heute ist unsere Volkssprache eine Schriftsprache, obwohl sie auch viele Mängel aufweist. In den 75 Jahren hat unsere Literatur große Fortschritte gemacht. Die Sprache wird andauernd vervollkommnet. Die Bibel und Za(h)rlre d-ba(h)rä folgen schon den Grundregeln, die wir Dr. Perkins, 5 Yonän v. 'Ädä, § Yosip v. Digäläh, Dr. Labaree, Mirzä Abräham v. Gülpäsän, Q Yosip v. Waziräbä(d), Q Osa'nä Sä'rü, Q Osa'nä Isö', R Abrähäm YoJjannän u. R Bäbä v. Kosi verdanken. Neue Bücher: 1840 fing man an, Bücher zu drucken. Man erzählt, daß es vor 75 Jahren sporadisch einige neutestamentliche Bücher gab. Aber die Presse hat wissenschaftliche sowie religiöse Bücher und die Heiligen Schriften in Tausenden verbreitet. Jedes Haus ist ein Zeuge davon. Der Missionsverlag hat etwa 300 verschiedene Bücher veröffentlicht. Auch die Zeitschriften Za(h)rire d-ba(h)rä und Kökbä sind ihm zu verdanken. B e s o n d e r e P e r s ö n l i c h k e i t e n : In den 75 Jahren erstanden Spradigelehrte und Schriftsteller. Wir sind dem R Bäbä von Kosi verbunden, daß er lange Jahre der Vorbereitung eines Wörterbuchs der neusyrischen Sprache widmete, obwohl er es nicht abschließen konnte. Er war jedenfalls der erste, der diese verdienstvolle Arbeit für unser Volk geleistet hat. Wer wird seine unterbrochene Arbeit abschließen? Q ösa'nä Isö' hat eine Grammatik vorbereitet. Es fehlt uns leider eine Persönlichkeit wie M Aprem.) H Te'ödöros Mär(y) Yosip, M e d i z i n i s c h e L e i s t u n g d e r v e r g a n g e n e n 75 J a h r e (Dr. Grant fing seine Arbeit 1835 an

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DAS N E U N Z E H N T E J A H R H U N D E R T

und setzte seinen Dienst bis 1844 fort. Er bereiste die kurdistanischen Berge bis Mosul. Ein anderer Missionar dieser Richtung war J. Wright 54 , der hier 15 Jahre arbeitete. Nach ihm hat J. Young ein Büchlein über die Medizin neusyrisch geschrieben. 1866 kam Dr. von Radin [?]. Er hat die Grundlagen des medizinischen Systems gelegt, nach dem bis heute im College gelehrt wird. Dr. Holmes, 1874—77, war durch seine Dienste auch an anderen Orten Irans bekannt. Eine große Zahl der Ärzte, die im Iran wirkten, sind aus Japan gekommen. Aber alle hat Dr. Cochran übertroffen, der 1878 ankam. Im nächsten Jahr hat er beim College ein Krankenhaus gegründet. Es war das erste Krankenhaus im Iran. Diesem folgte eine Apotheke. Im Krankenhaus konnte man mindestens 40 Kranke unterbringen. In diesem Krankenhaus ist niemand gestorben! Im Laufe eines Jahres wurden dort etwa 10.000 Kranke gepflegt. Eine bedeutsame Arbeit Dr. Cochrans war auch die Vorbereitung der Ärzte für den Dienst im Iran. Er lehrte acht verschiedene Klassen. Seine Schüler wirken jetzt an verschiedenen Orten Irans. Dr. Wichard und Dr. Hanson arbeiteten in Kurdistan und Mosul. Obwohl es dort kein Krankenhaus gab, haben sie als wandernde Ärzte Tausenden von Kranken geholfen. In späteren Jahren arbeitete hier Dr. Muller als Frauenarzt. Gleich zur Zeit seiner Ankunft wurde ein Frauenkrankenhaus gegründet. Sein Assistent war Mr. Samuel Clement. Dr. Pacard [?], der im J. 1904 ankam, arbeitet erfolgreich. 1907 wurde auf Grund seiner Bemühung ein weiteres Gebäude zum Krankenhaus hinzugefügt); 116 R Lüse [Lucy] d-Q Däwid Ösa'nä, D a s F r a u e n w e r k i n d e n 75 v e r g a n g e n e n J a h r e n (Man sagt, daß es 1835 keine syrische Leserin gab außer Helena, Schwester des M Sim'ön. Dr. Perkins u. Dr. Grant haben diese schändliche Lage total verändert. 1838 fanden sie einige Frauen, die täglich einige Zeit bei Mrs. Grant gelernt haben. Nach ihrem Tod hinterließ Mrs. Grant diese Arbeit Dr. Holladay und anderen. 1848 kam eine ausgezeichnete Pädagogin, deren Name sich zu den bedeutenden Missionaren ihrer Zeit reiht, Miss Fidelia Fiske, die eine Pensionsschule für die Mädchen gegründet hat. Ihre Anfangsschwierigkeiten waren enorm: Sie konnte noch nicht die Landessprache; die Eltern wehrten sich gegen die Erziehung ihrer Töchter und fragten, ob sie vielleicht Pastorinnen werden. In der Hauptschule, die ,Fiske Seminary' benannt wurde, wurden damals 6 Mädchen untergebracht. Sie hatten keine Bücher. Sie lasen ihre Lektionen von Wandkarten. In drei Jahren stieg die Zahl der Schülerinnen auf 50, die von der ganzen Ebene sowie von den Bergen kamen. Es war eine Erziehung von Mädchen, die sonst keine Erziehungsmöglichkeit hatten. Die Eltern begriffen die Bedeutung der Erziehung und verwehrten sie ihren Töchtern nicht mehr. Die Druckerei brachte ihren Nutzen auch für dieses Arbeitsgebiet. Die Heilige Schrift und religiöse Bücher gerieten bald in die Hände der Töchter unseres Volkes. Die Liebe der Mädchen zum Worte Gottes wurde erhöht.

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Dieser und die folgenden Namen sind bei P. Kawerau, Op. c. 643 ff., entweder überhaupt nicht oder mindestens nicht mit den hier angegebenen Vornamen verzeichnet und ihre Identifizierung ist nach der syrischen Buchstabierung äußerst schwer. Beim ersten wird es sich um A. H . Wright (S. 134), beim zweiten um F. H . N . Young (S. 134 f.) handeln müssen. Bei den weiteren Namen habe ich Identifikationsversuche aufgegeben.

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Diese Arbeit und ihre Früchte sind auch in die Döfer gedrungen. Die Mädchen kamen in den Ferien nach Hause und mit ihnen auch die Wirkung des Heiligen Geistes. 1847 kam eine weitere eifrige Arbeiterin, Miss Rice. 1850 gab es das erste Auftreten vor einer Versammlung von 200 von weit her angereisten Söhnen des Volkes. Die Mädchen machten ein öffentliches Examen in ihren Schulfächern: Arithmetik, Geographie, Ethik, Astronomie usw. Das war ein großer Erfolg und ein erfreulicher Tag. Unter der Leitung von Miss Fiske und Miss Rice gab es damals 11 Klassen mit 92 Mädchen. 1868—1892 war die Schule unter der Leitung von Miss Dean und oft auch von Miss Van Doozy. Es gab damals schon 13 Klassen, in denen 86 Mädchen diplomiert wurden. Die Jahre 1891—1898 können als eine Kulminationsperiode des ,Fiske Seminary' betrachtet werden. Miss Mudburry hat tiefe Spuren in der Erziehung unseres Volkes hinterlassen. Sie hatte 7 Klassen, davon zwei pädagogische und die Zahl der Diplomierten war 66. Die Jahre 1898—1903 waren weniger glücklich: die Schule war in verschiedenen Händen, bis sie 1903 durch die Ankunft von Miss Lewis wieder eine solide Leitung bekam. Die Mädchen zeigten große Opferbereitschaft für die Schule und gaben für sie ihre letzten Groschen aus, wenn es nötig war. Damals gab es schon 40 Klassen und 335 Mädchen wurden diplomiert. Diese Schule war eine Quelle der Kraft und des Lichtes für andere Werke unter den Frauen. Aus ihr stammte die Sonntagsschule sowie die Frauenversammlung. 1890 wurde eine Gemeinschaft der ehemaligen Schülerinnen des Seminars gegründet, die sich alle 2—3 Jahre versammelt. Auch die Arbeit der „Christlichen Charität", die 1901 begann, hat ihren Ursprung im ,Fiske Seminary'. Sie wurde von Mrs. Cochran geleitet, jetzt ist sie unter der Leitung von Miss Macanhay, der Leiterin der Schule. Man hat mehrmals auch mit der Erziehung der muslimischen Mädchen begonnen, sie wurde aber erst 1902 wieder aufgenommen. Seit dieser Zeit wächst sie und die christliche Erziehung durchdringt auch muslimische Herzen); 117 Dr. Coan, D i e Evangelisation i n d e n v e r g a n g e n e n 25 J a h r e n (In den Bergen ist überall unser Gebiet außer Mosul. Wir haben dort 6 Prediger. In der Urmia-Ebene haben wir aber Prediger an 22 Orten. 50 Jungen haben das Diplom der Theologie erhalten. 70 Arbeiter sind gestorben, 40 sind aus anderen Gründen ausgefallen, so daß wir 110 Arbeiter verloren haben. Neue Kirchen werden in folgenden Orten gebaut: die Stadt, Lire, Cahärbahs, Wazlräbäfd], Gügtäpäh, 'Ädä, Sipürgän, Qärägalü, 'Äbägalü, Nazi u. Kosi, Gebetshäuser in Erlyäbä[d], Dezä d - ^ i y a r e , Nahcüwän, Täpäh, 'Abdulläkandl, Zümälän u. Armüdägäc. An allen diesen Orten wurden Prediger eingesetzt. In der Stadt hatten wir vor 25 Jahren nur eine kleine Kirdie, in der nur 300 Leute Platz fanden, so daß eine große Menge vor der Tür stehen mußte. In der neuen Kirche wird es für mehr als 1.000 Platz geben. Die geistlichen Verhältnisse sind schlechter als vor 25 Jahren. Die Leute wurden verweltlicht. Freie Gedanken dringen vom Westen durch. Der Sonntag wird weniger gefeiert. Die Trunkenheit steigt. In den letzten 25 Jahren sind folgende Mitarbeiter gestorben: Q Yosip v. Samasgin, Q Hormizd v. 'Ali'äbäfd], Mälek Yönän u. Q GiwargTs v. Gügtäpäh, Q Nblyä v. Wazir'äbä[d], Q Sim'ön u. Q Yö^annän sowie Q Smü'el v. Digäläh, S Eliyä v. Cahärbahs mit dem Sohn R Ösa'näh, MIrzä Smü'el Bädäl, Q yösabä v. 5iräbä[d], weiter Dr. John Shedd, Dt. Cochran, Dr. Labaree, Mr. Benjamin Labaree.); 118

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DAS N E U N Z E H N T E J A H R H U N D E R T

Q Abraham Morhäc, Einflüsse des Westens auf den Osten, besonders auf die Syrer (Iran paßt sidi gern an alles an, was vom Westen kommt, ob es gut oder schlecht ist. Das letztere hat folgende Folgen: 1. eine Desorganisation des Familienlebens: die Jungen folgen fremden Einflüssen und halten das Väterliche nicht für heilig. 2. Die ethischen Prinzipien werden umgangen und gebrochen. 3. Die ökonomischen Gesetze werden verdorben. 4. Die Religion wird mißachtet.) — 129 b—c Tod des Comte Tolstoj.

62/1911 1 b—c E i n e P e r s ö n l i c h k e i t i n T e h e r a n (Die Konstitution hat sich dem syr. Volk sehr nützlich erwiesen: Ein Syrer hat ein Mandat im Parlament bekommen. Früher wurden uns oft unsere Rechte verweigert. Heute können wir zufrieden sein. Hinsichtlich der Erziehung sind wir hinter keinem Volk des Irans geblieben.) 5 a—c R Yöhannän Muse, Mahnung zur Rechtschreibung (Wir hören von höherer Erziehung, fremden Sprachen, Wissenschaften und Philosophie. Die Erziehung ist für uns ein Vergnügen. Hier will ich aber von der Grundlage jeder Erziehung, den Buchstaben, dem Lesen und Schreiben der Muttersprache reden. Die Schule hat heute in vieler Hinsicht ein höheres Niveau als vor 25 oder 50 Jahren. Die Leute haben begriffen, daß Erziehung ein Weg zum Wohlstand ist. Ein Sprichwort aber sagt: „Es gibt keinen königlichen Weg zur Erziehung." Niemand kann ein Musiker werden, ohne mehrere Jahre mit dem Erlernen dieser Kunst zu verbringen. Aber das, wovon wir sprechen ist einfacher: Das neue globale System, durch das das Erlernen des Lesens leichter gemacht wurde. Darf ich in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, daß die Reihe falscher Buchstabierer von Tag zu Tag wächst. Es gibt zwei gewichtige Gründe, aus denen das Lernen der syrischen Sprache Rückschritte macht: 1. Die Krankheit, das Lernen der Fremdsprachen zu bevorzugen, 2. falsche Unterrichtsmethoden. Es ist traurig, daß man unter 50 Lehrern in den Dorfschulen keinen einzigen findet, der 5 Sätze schreiben könnte. In einer Lehrversammlung vor 3 Jahren gab es wenige, die 10 Sätze von 16 schreiben konnten, die zur Prüfung diktiert wurden. Und dieser Mangel wird von den Eltern unterstützt. Einige wollen nicht, daß ihre Kinder die Volkssprache lernen. Sie meinen, das sei nicht nötig. Demgegenüber behaupten die Kinder, sie können ihre Sprache; wozu sollen sie also damit die Zeit verlieren. Die Ergebnisse dieser Einstellung sind negativ. Durch die globale Methode lernen zwar die Kinder zu lesen, aber nicht zu schreiben. Die Rechtschreibung ist die Grundlage jeder Erziehung. Keiner von uns ist vollkommen, aber es gibt eine Grenze, die jeder erreichen kann, um beim Schreiben nicht völlig ratlos zu sein. Der Leseunterricht verlangt viel mehr Aufmerksamkeit, als ihm bei der Anwendung der globalen Methode geschenkt wird.), — 7, 17, 27 usw. Mrs. Robert Labaree's Rubrik: Für Haus und Schule; 11 c—12 a Gruß unserem neuen Bruder (ZB, die älteste syr. Zeitschrift grüßt die von den russischen Missionaren herausgegebene Zeitschrift örml artädoksetä und wünscht ihr Erfolg); 12 Todesbericht: H Osa'nä-Öan Bädäl (Schüler des College in Urmia, gehörte zu den ersten drei, die ein Medizindiplom erhalten haben). — 14 a—15 b Q Isa'yä Gïwargîs, Die Grundlehren der evangelischen Kirche. 21 A k t u a l i t ä t e n :

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Q S (fing im letzten Monat an, die Theologie Luthers und Calvins anzugreifen, die sie in den manichäischen Lehren findet. Wir glauben, QS gibt sich überflüssige Mühe, um die Quellen dieser berühmten Theologen zu entdecken. Wir finden sie in den Heiligen Schriften, vor allem in den Briefen des Apostel Paulus. Wir wollen nicht polemisieren. Es ist vielmehr nötig, daß sich die Christen annähern und am großen Werk, zu dem sie berufen wurden, zusammenwirken.); Ein besserer Weg (Kökbä in der letzten Zeit verlangt, da'ß alle Missionare die Stadt verlassen, weil ihre Wirkung das Volk verfeindet. Wir wissen nicht, ob die Redaktion von Kökbä dieses Arzneimittel tatsächlich servieren möchte oder nicht. Wir sympathisieren mit der Zeitschrift Kökbä, weil wir glauben, daß sie dem Volk einen nützlichen Dienst leistet. Wir sehen aber, daß die Kraft des Volkes verfällt, weil es durch Stammesgenossenschaften zersplittert ist. Jedesmal, wenn wir versuchen, das Volk zu vereinigen, scheitern unsere Bemühungen am H a ß und Zank zwischen verschiedenen Stämmen. Wir glauben, daß diese Zersplitterung den Nutzen, den die Ausländer unserem Volk gebracht haben, nicht aufwiegt. Wir denken, daß es einen besseren Weg zur Beseitigung der Verfeindung des Volkes gibt. Die Zwietracht im Volk ist für das Missionswerk hinderlich. In vielen Ländern der Welt haben sich verschiedene Klassengruppen einander genähert. Obwohl alle Leute sich hinsichtlich der Konfession nicht vereinigen können, ist trotzdem die Einheit im Herzen und in guter Absicht erreichbar. Es ist notwendig, daß wir einen brüderlichen Geist in all diese Gruppen hineinbringen, damit sie alle zum Wohl unseres Volkes arbeiten.); 24 Q Isa'yä Giwargis, Die Grundlehren der evangelischen Kirche (Forts.). — 31 A k t u a l i t ä t e n : Ein Leser von ZB und anderer Zeitschriften hat uns eine Erwiderung auf den Angriff von QS hinsichtlich der Theologie Luthers und Calvins zugeschickt, die wir nicht veröffentlichen. Nicht, daß wir mit ihm nicht einverstanden wären, aber wir halten die Veröffentlichung nicht für nützlich. Wenn sich andere Zeitschriften gegenseitig fressen und diffamieren, werden wir doch nicht dasselbe tun, weil wir es weder für menschlich noch für christlich halten.); 32b—c Abrähäm Yöhannän v. Dlgäläh, Die Frauen als Opiumraucher; 34 R Abrähäm Ürsän, Nationale Schulen (Wir brauchen nationale Schulen. Wir müssen zwischen der Erziehung und der Religion unterscheiden. Man muß die Jungen für alle möglichen Lebensberufe vorbereiten. Unsere jetzige Schule entspricht diesen Bedürfnissen nicht. Nationale Schulen werden viel zur Vereinigung des Volkes und zur Kooperation mit verschiedenen Völkern in unserem Land beitragen, wo Muslims, Syrer, Juden und Armenier leben. Wir sind alle Bürger ein- und desselben Reiches, in dem wir Arbeit und Beruf finden müssen. Gemeinsame Erziehung wird eine Familie schaffen. Die Zersplitterung tötet uns.). — S Sim'ön v. 'Ädä, Jesus Christus im AT (Predigt auf Luk. 24 27 ); 54 Abrähäm Yöhannän, Ein Brief aus Amerika.

63/1912 1 A k t u a l i t ä t e n : Warum wir nicht streiten (Wir möchten unseren Freunden von QS u. örml artädoksetä sagen, warum wir mit ihnen nicht streiten wollen. Wir 12 Macuch, Spät- und neusyr. Lit.

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DAS N E U N Z E H N T E J A H R H U N D E R T

halten es nicht für würdig, so zu handeln, wie sie es tun. Wir sind über ihre Handlungen empört und überzeugt, daß es besser wäre, wenn sie unserem Beispiel folgen würden. 1. Wir haben keine Furcht vor dem Polemisieren. Der Protestantismus ist auf der Wahrheit gegründet und ist trotzdem nicht autoritativ. Jede Wahrheit muß bewiesen und der Mensch von ihr überzeugt werden. Wenn wir nicht denselben Ton und Geist anwenden wie die erwähnten brüderlichen Zeitschriften, ist es nur deshalb, weil wir es für unnötig und unwürdig halten. 2. Wir ziehen nicht aufs Schlachtfeld, weil wir nicht denken, daß dies der richtige Weg zur Bewährung der Konfession wäre. Die Wahrheit wird nicht durch Verschmähung und Verspottung einer anderen Konfession bewiesen. Wir sind überzeugt, daß Q$ u. Orml artädöksetä mit der Art, die sie in den letzten Monaten gezeigt haben, keinen Menschen für ihre Sache gewinnen werden. 3. Diese Art des Kampfes ist unmenschlich. Es ist möglich, daß sich Zuschauer sammeln werden, um sich die Schlägerei anzusehen, aber keiner wird diejenigen respektieren, die sich schlagen. Durch Mangel an Respekt für die anderen, zeigen wir Mangel an Respekt für uns selbst. 4. Diese Art des Kampfes ist gegen den Geist Christi. Wenn wir ohne Liebe sprechen, wind wir tönendes Erz. Wie ihr wollt, daß die Leute euch tun, so tuet ihnen. Nein, Brüder, auf diese Art werden wir nicht mit euch kämpfen!). — 12 Nekrolog: Q Yonän Pe'rä (geb. vor 72 Jahren im alten M a [ r ] t [ y ] Maryam. Als 13jähriger ging er zur Schule in Sire. 1857 als 18jähriger bekam er sein Diplom. 1869 wurde er von M Sim'ön zum Priester ordiniert. Er war 22 Jahre Pfarrer in seinem Dorf. Er predigte das Evangelium unter den Muslims und Juden.) — 22 Nekrolog: Q Yöhannän Päsä (gest. am 26 Tesrln II. = Nov. 1911 im Krankenhaus in New York. 1880 schloß er sein Studium im College ab und erhielt ein Diplom der Wissenschaften. Sieben Jahre lehrte er in den Dorfschulen und in Urmia, vier Jahre in der Schule zwischen der Stadt und Sipurgän. 1887 erhielt er ein Diplom der Theologie. Vor 16 Jahren machte er eine Reise nach Deutschland. Er verband sich mit der lutherischen Kirche und kam nach Urmia als Missionar dieser Kirche zurück.) — 27, 37, 47 usw. Die Rubrik „Für Haus u. Schule" wird von nun an von Mrs. Sterrett redigiert, — 52 a—c Mr. Mc D o w e 11, Das Bergland (es gibt über 300 syrische nestorianische Bergdörfer, aber nur wenige dieser Dörfer haben 100—500 Häuser. Zum größten Teil bestehen sie aus 30—50 Häusern. Die Zahl aller Syrer westlich von Urmia und Salamas beträgt vielleicht nicht mehr als 75.000. Sie sind an verschiedenen Orten und Wegen verstreut. Den größten Teil bilden die 'Äsiräte „Stämme" und andere Orte am Fluß Zäb und in einigen Tälern. Ihr Zentrum ist Gulämark u. Qüdsänis. Ein anderer großer Teil liegt in der Mosul-Ebene. Noch ein anderer Teil, der etwa 30 Dörfer enthält, ist der Bezirk von Bohtän mit fruchtbarem Boden, Trauben, Feigen, Granatäpfeln und anderen Früchten. Noch ein anderer Teil liegt in der Nachbarschaft von Sairt [Seert] u. südlich von Betlis. Der bedeutendste Ort ist Atel, wo 5 Yöhannän, der den Lesern von ZB bekannt ist, eifrig wie Apostel Paulus arbeitet. Weiter leben die Syrer in der Umgebung von Wän, Saräy und Bäsqälä. Sie leben in Armut, die viele ins Ausland vertrieben hat. Sie sind gläubig und freigiebig. Es ist unsere Absicht, ihnen zu helfen.); 5 2 c Nekrolog: Q Ya'qöb d-'Ardxsäyl. — 71a R e d a k t i o n ( elles): Die Gesangbücher wurden ausverkauft; eine neue Auflage des Gesangbuches

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•wird geplant. Dr. William Shedd wurde mit dieser Arbeit beauftragt. Es gibt darin über 50 neue Lieder. — 84 Mirzä Masmf-ffän Kamm, Bäbismus und Bähaismus (In der letzten Zeit lesen wir in den Zeitungen von der Ehre, die dem 'Abbäs Effendi, einem Muslim der babischen Richtung, zuteil wurde. Natürlich gibt es in seiner Lehre schöne Gedanken. Es ist aber erstaunlich, wie ihm in christlichen Ländern solche Ehre zuteil werden konnte. 'Abbäs Effendi ist ein Sohn von Mirzä Hoseyn 'Ali-Bahä. Nach dem Tod seines Vaters hieß er 'Abd-Allah. Was ist der Bäbismus? Ein islamischer Häretismus, insbesondere der Si'a. Diese Religion ist leider im Iran zustande gekommen. Ich habe mit vielen Anhängern dieser Religion gesprochen und ihre Bücher gelesen. Im großen und ganzen scheint mir diese Religion voller Unsinn und Widersprüche zu sein, und ihre Anhänger werden in ganz Iran verfolgt, verachtet und getötet. Mahdi ist der Imäm Hasan al-'Askari, der 11. Imäm der Si'a. Mirzä 'Ali Bäb behauptete ein Mahdi zu sein u. seine Nachfolger hießen Bäbi und oft auch Azall. Mirza Hoseyn 'Ali-Nüri nannte sich Bahä. Seine Anhänger hießen Bahä'i. 'Abd el-Bahä ist ein Sohn des Mirzä Hoseyn 'All. Wird unter anderen Titeln fortgesetzt.); 84 c ff. R Yöhanan Mitse, Die Sabbatisten (wollen nach Urmia kommen! Sollten sie Erfolg haben, würde es eine weitere konfessionelle Zersplitterung des Volkes zur Folge haben. Das Volk wird vor ihnen gewarnt.) — 104 Mirzä Masmf-tfän Kar am, Die Geschichte des Seyyed 'Ali Muhammad Bäb (Vor 100 Jahren, als der Süfismus in der Welt des Islam herrschte, übersetzte Henry Murton, ein Priester der englischen Armee in Indien, die Heilige Schrift ins Persische. Damals begannen die Perser die Bibel zu lesen, die ihnen früher unbekannt war. Einfluß auf die Perser. Muhammad soll gesagt haben: „Ich bin eine Stadt und 'Ali ist ihr Tor." Die Worte unseres Herrn „Ich bin die Tür" schreiben die Bäbls dem Seyyed 'Ali zu. Seyyed 'Ali Muhammad in Slräz. Seine Ermordung.) — 112 Elisa' Ya'qöb v. 'Abdelkandi, (alphabetisches) Gedicht.

64/1913 22 R Pe'rä Amribäs, Neues Testament und der Wein; 24 a—25 a Mirzä Masrüfffän Karam, Bahaismus; 35 f. R Pe'rä Amribäs, Neues Testament u. der Wein (Forts.) — 42 a Mr. McDowell u. Frau sind von ihrem Arbeitsgebiet, dem Dorf 'Äsitä von Tiäri, wo sie 8 Monate gewirkt haben, Wengen des Unwohlseins von Mrs. McDowell nach Urmia umgezogen. — 52 b Dr. Shedd, der mit seinem Freund Mr. McDowell eine Reise ins Bergland machte, hat den Patriarchen M Sim'ön besucht. 54 R Pe'rä Amrijoas, Das N T u. der Wein (Forts.) 61 f. R Aprem Vrsän, Drei neue Lichte (geschichtlich-nationale Ermahnung). S Sim'ön v. 'Ädä, Die Heiligen Schriften (auf Grund v. Jes. 34 le ). 81 R e d a k t i o n (elles) : R Aprem Vrsän (Eine Verteidigung des Volkes gegen die Beschuldigungen zeitgenössischer Zeitungen und Warnung vor der Verallgemeinerung: 5 faule und ungerechte Personen sind noch weit nicht das ganze Volk); 98 Q Abrähäm Mörhäc, Die Absicht u. die Art des Predigens (Predigt auf I. Kor. 1 17 . Disposition: 1. Die Absicht: das Evangelium zu predigen, 2. die Art: nicht mit ,klugen' Worten). — 111 R e d a k t i o n (elles) : Wir haben drei Bücher für die Schule und zur Privatlektüre veröffentlicht: 1. kleine 12*

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DAS N E U N Z E H N T E

JAHRHUNDERT

Arithmetik (insbesondere für Dorfschulen), 2. das A-B-C-Buch (10. revidierte Ausgabe: einiges wurde hinzugefügt, anderes verkürzt und verändert. Das A-B-C befindet sich darin nicht am Anfang, sondern in der Mitte des Buches. Es ist besser, -wenn ein Anfänger zuerst Wörter und erst dann das Alphabet zu lesen lernt. Die letzte Ausgabe wurde von Miss Lewis vorbereitet. 3. Rf'sitä Jolitä „Die erste süße Frucht" vergleicht den Islam mit dem Christentum, enthält viele interessante geschichtliche Kapitel und lehrt vieles über die Religion und den Geist des Islam. Das Buch führt zur Dankbarkeit für das Geschenk des Christentums, das uns Gott gegeben hat. Der Autor ist ein Syrer aus Syrien und hat sein Buch arabisch geschrieben. Es wurde in Übersetzung in vielen Weltsprachen herausgegeben. Ins Syrische wurde es von R Aprem Ürsän übersetzt. — 114 a—115 c R Yöhannän Muse, Was fordert das Zeitalter vom Prediger (Der heutige Prediger ist ein Erbe des alttestamentlichen Propheten, d. h. ein Mensch, der an Gottes Stelle redet. Er ist ein Prophet, nicht ein Priester. Die Sonderarbeit eines Propheten ist das Predigen, nicht die Prophezeiung. Die Mission des Predigers ist also die schönste, seine Stellung die höchste, seine Funktion die mannigfaltigste, die man sich vorstellen kann. Verschiedene Zeitalter hatten verschiedene Probleme. Unser Zeitalter verlangt aktuelle Prediger. Ich erwähne drei Eigenschaften, die es vom Prediger verlangt: 1. das Bewußtsein eines himmlischen Befehls, auf Grund dessen er an der Stelle eines Propheten steht; 2. die Macht, den himmlischen Befehl weiter zu geben; 3. die moralische Fähigkeit kombiniert mit persönlicher Einfachheit und Freundlichkeit.)

65/1914 1 f. R Aprem Ürsän, Dorfkonvente (ein Bericht); 7, 17, 27, 37 Für Haus u. Schule unter der Redaktion von Mrs. Sterrett, I I b R e d a k t i o n (elles) : ZB bekam einen neuen Bruder Madenfaä „Der Osten" herausgegeben in Tiflis. 11 b—12 c. R Aprem Ursän, Warum sich unsere Gemeinschaften nicht bewähren? (In der letzten Zeit hat man Üötäpütä sipretä süryetä „Literarische syrische Gemeinschaft" gegründet. In einer Gemeinschaft darf man nicht persönliche Interessen walten lassen. Sie verlangt innigstes Interesse für die Belange der Gemeinschaft. In einer literarischen Gesellschaft z. B. müssen ihre Mitglieder die Liebe zur Literatur, zum Lesen, zum Schreiben, zur Erziehung und zum gesellschaftlichen Nutzen pflegen. In einer Gemeinschaft treffen wir uns zum Dienst. In jeder Gemeinschaft muß es Leute geben, deren Lebensinteressen aus gemeinschaftlichen Angelegenheiten bestehen). — 21 b—22 b R Aprem Ürsän, Selbstüberwindung (religiös-ethischer Aufsatz). — 31 Dr. Coan hat in der syrischen Kirche in Chicago einen Gottesdienst abgehalten; 32 Q Abraham Mörhäc leistet Missionsarbeit in Tiflis; 37, 47 usw. Für Haus u. Schule unter der Redaktion von Mrs. Miller. — 52 R Aprfm Ürsän, Glückliches Urmia (Nach dem, was ich höre, sowie nach meiner eigenen Meinung, ist dies die glücklichste Zeit Urmias. Wir haben unter dem gesegneten Einfluß der russischen Regierung mehr Freiheit als in den vergangenen Jahren. Die Anwesenheit der russischen Armee entwaffnet unsere kurdischen Feinde. Ein weiteres Glück ist, daß wir keine offenen Klassenunterschiede haben. Unsere Kaufleute prosperieren offensichtlich. Und vor allem haben wir eine

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gute, konstitutionelle Regierung.) 54 c f. S Zay'ä d-Giilpäsän, Zoroastrianismus oder Magismus (5 tägliche Gebete. Ablution und rituelle Purifikationen. Totenbeseitigung u. sexuelles Leben. Im 3. Jh. versuchte Mani den Zoroastrianismus mit dem Christentum zu verbinden.) 55 a—56 a Jan Hus in Konstanz. 64 R Yöhannän Milse, Die Sonntagsschule. 65 a—c S Sim'ön v. 'Ädä, Die Art und der Geist des Alten u. Neuen Testaments. 65 c—66 a Asiyat des Q Yöhannän Pä'sä, Gute Frau (auf Sprüche 3110) — 91 R e d a k t i o n (elles) : Neue Schwierigkeiten der Syrer (Das Volk lebt in Armut und Elend und wird unterdrückt. Auswärtige Missionen helfen, wie sie nur können.) 99 c—100 c L o k a l e N a c h r i c h t e n : 3.000 Kurden haben die Syrer angegriffen und es kam zu einem schweren Kampf. Die russische Armee hat den Syrern geholfen, 110 c (Forts.:) In der letzten Nummer haben wir berichtet, wie die Kurden mit ihren türkischen Helfern nach schweren Kämpfen und Verlusten von Cahärbahs von der russischen Armee abgewendet und verfolgt wurden. Weitere Kämpfe zwischen den Russen und den Kurden u. Türken. 115 a—c Q Muse Düman, Die Kirche im Trübsal (ein langes Gedicht).

66/1915 1 f. Der russische Konsul u. die russische Armee helfen allen Christen dieser Ortschaft. 5—6 Z e r s t ö r u n g v o n U r m i a u n d F l u c h t n a c h Rußland (Die Zerstörung von Urmia und Salamas und die Flucht eines großen Teiles der aserbeidschanischen Christen mit der russischen Armee nach Rußland ist eines der schwersten Ereignisse der letzten Zeit. Der Abzug der Russen bedeutet eine große Gefahr für alle Christen Aserbeidschans). — 2 6 a Nekrologe: Q Ö s a ' n ä S ä r ö u. R S ä r ä (starben in ihrem Haus im College am Anfang der Schwierigkeiten des letzten Winters. Sie waren etwa 90 Jahre alt. Etwa im Alter von 40 Jahren wurde Q öäa'nä Professor der alten Sprachen im College. Er konnte ausgezeichnet die altsyrische Sprache u. Grammatik. Er war ein guter Lehrer und großer Gelehrter. Er bereitete Bücher und die Übersetzung der Heiligen Schriften vor. Seine Frau Sarä, die Tochter von Q Abraham v. Gügtäpäh, war sehr großzügig. Sie studierte im ,Fiske Seminary', sie studierte aber beständig auch weiter und war sehr gelehrt. Sie schrieb und übersetzte viele Bücher, die auch herausgegeben wurden. Ihr Leben war ein musterhaftes Beispiel der alten Erziehung, die die Missionare unserem Volke gegeben haben. Sie las und schrieb ausgezeichnet auch in der englischen Sprache.); 26 b M r s . S h e d d (Mrs. Louise Willbur Shedd kam 1899 nach Urmia als Lehrerin der Kinder von Missionaren. 1901 wurde sie zur Leiterin des ,Fiske Seminary 1 und zwei Jahre später heiratete sie Dr. Shedd. Sie wohnte mit ihrem Gatten und ihren Töchtern im College); 2 6 b — c M r s . M c D o w e l l (kam nach Urmia 1897. Sie wohnte mit ihrem Gatten an verschiedenen Orten: in den Bergen, in Mosul. Sie lebte in großen Gefahren, war aber immer zufrieden. Sie liebte das Leben in den Bergen und lobte es immer. In Tiare hatten sie nur ein kleines dunkles Zimmer ohne Ofen und ohne Möbel. Als die Lage gefährlich wurde, waren sie gezwungen, nach Urmia zu kommen. Sie half im ,Fiske Seminary'. Sie war eine sehr erudierte Frau.) — 32 a—34 a Z e r s t ö r u n g v o n U r m i a : Der Pogrom von Salamas (Bei dem

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Abzug der russischen Armee bereiteten sich alle Christen von Salamas auf die Flucht vor. In ganz Salamas gab es etwa 1000 Seelen oder mehr, die nicht freiwillig geflüchtet sind. Sobald die Türken gehört haben, daß die Russen aus Salamas abgezogen sind, wandten sie sich gegen die dortigen Christen. N a d i dem Abzug der Russen baten die Christen die Muslims um Hilfe. Diese Bitte ist für sie fatal geworden. Alle, die das Gesudi um Hilfe unterschrieben haben, wurden abgeführt und getötet. Ihre Zahl betrug ungefähr 750, davon 150 Syrer, der Rest Armenier. Ihre Köpfe wurden abgehackt. Es ist unglaublich, daß der Mensch so grausam werden könnte. Das allergrausamste Ende wurde dem Q Absälöm v. Cahärbahs u. dem Q Isräyel v. Kosrä'bä[d], der Chef des Zollamtes in Salamas war, bereitet. Bei der Ankunft von Monsieur Vedenskij waren die Dörfer von Salamas voller Gestank und Verwesung. Er zwang muslimische Arbeiter, die Toten zu begraben. In jedem Dorf wurde ein großes gemeinsames Grab gemacht. Jedes Grab war etwa 14 Ellen lang, 8 Ellen breit und 4 Ellen tief. Man erzählt, daß viele Muslims, die an der Beerdigung arbeiteten, vom großen Gestank bewußtlos auf den Boden fielen. Der Anblick der Frauen, die ihre Männer zu erkennen versuchten und ihre nackten Körper mit eigenen Kleidern bedeckten, war schrecklich. Viele von ihnen bekamen die Erlaubnis vom Konsul, ihre Männer mit eigenen Händen begraben zu dürfen. Es gab keinen Priester und keinen K a n t o r . . . Man erzählt, daß eine Frau ihre zwei kleinen Kinder mit Brot zu ihrem Mann schickte, von dem sie meinte, daß er sich bei Muslims in Kosräbä[d] versteckt habe. Diese Kinder wurden einem türkischen Offizier vorgeführt. Er sagte Ihnen: „Kehret zurück! Wir geben das Brot eurem Vater", obwohl ihr Vater schon getötet war. Dann gab er ihnen einen Brief, damit sie ihn der Karawane übergeben. Die Kinder übergaben den Brief, ohne zu wissen, daß er einen Befehl zu ihrem Mord enthielt. Die Türken bereiteten sich vor, auch die Frauen zu töten, aber plötzliche Rückkehr der russischen Armee hat ihre Absicht verhindert. Die Muslims, die das grausame Massaker auf dem Gewissen hatten, sind aus der Stadt geflüchtet. — 36 Q Isa'yä v. Str'äbä(d), Nekrolog: 5 Smü'el Mellat-Bäsi (gest. im Ädar = März 1915 im Alter von 55 Jahren. Als er sein Studium im College unter der Leitung des seligen J. Shedd abschloß, wurde er nach Tabrlz geschickt, um unter den Muslims und Armeniern zu missionieren. Von dort wurde er nach Säwogbüläg geschickt, um unter den Muslims und Armeniern zu predigen. In den letzten 12 oder mehr Jahren wirkte er in Urmia als Mellat-Bäli und verteidigte die Armen und Unterdrückten seines Volkes. Seine ganz letzten Jahre widmete er wieder der Arbeit unter den Muslims. Er war ein ständiger Helfer von Dr. Shedd.); Q Däwld Osa'nä, Nekrolog: R Ösa'nä Tamräz (begraben im College); § Ägahän v. Alqiyän (war ein Schüler von Sire); S Zay'ä v. Gülpäsän (war ein bedeutendes Haupt seines Volkes). — 37 Die barbarischen Türken erwürgten 8.000—10.000 Armenier in Trabzon. Etwa 25.000 wurden in der Gegend von Bäsqälä getötet und viele waren gezwungen, entweder nach Rußland zu fliehen oder zum Islam überzutreten. Unter den Arabern hat man etwa 1.500 Armenier getötet. — 42 c—44 b Z e r s t ö r u n g U r m i a s : Urmische Syrer in Salamas (Die Lage der Flüchtlinge war sehr schwer und ihre Hoffnungen, zurückzukehren, wurden durch die Armee Qalil-Bags zerstört. Sobald die russische Armee Salamas eingenommen hat, wurde den Christen befohlen, in ihre Heime und

„DIE STRAHLEN DES LICHTES"

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zu ihren Berufen zurückzukehren. Die Urinier hofften, zurückkehren zu können, und begaben sich nach Dilimän. Einige hatten keinen Pfennig in der Tasche. Hätte sich Ägä Patros nicht um sie gekümmert, wären sie alle verhungert. Er hat auf den Befehl des Konsuls alle Weizenvorräte, die die Türken hinterlassen haben, für die Flüchtlinge mahlen l a s s e n . . . ) — 46 Q Zekaryä v. Bäz, Nekrolog: Q Däni'el v. Bäz (lernte von seiner Kindheit an, studierte im College in Urmia, konnte ausgezeichnet Altsyrisch, Persisch, Arabisch und ziemlich gut auch Englisch); R Mikä'el Säyäd (war ein geschickter Schriftsteller); R T'ömä Ya'qöb (45jährig); 5 Sim'ön Däwid v. 'Ädä (lieferte viele Beiträge für die ZB, war ein guter Bibelkenner und alles, was er schrieb, hatte eine biblische Grundlage.)

67/1916 5—6 Z e r s t ö r u n g v o n U r m i a : Allgemeine Ubersidit (die russische Armee verließ Urmia am 20. Känün I. = Dez. 1914 und kam am 11. lyär = Mai 1915 zurück. In dieser kurzen Zwischenfrist wurden 1.000 Christen getötet und 4.000 starben an verschiedenen Krankheiten. Urmia hatte 32.000—35.000 Einwohner. Mit dem Abzug der Russen sind etwa 10.000 geflüchtet. Der 21. Känün I. war ein schrecklicher Tag. Die amerikanische evangelische Mission und die katholische öffneten ihre Türen und empfingen Flüchtlinge aus den Dörfern. Die amerikanische Flagge hat an jenem Tag viele Leben gerettet.) — 28 f. Z e r s t ö r u n g v o n U r m i a : Allgemeine Ubersicht (Forts.) — 39 Nekrologe: S Benyämln Düman; U Sim'ön Sargis, — 44 a—c Mirzä Masrüf-Ijän Karam, Die Kurden von Mokrl (Ein Drittel der Kurden an der iranisch-türkischen Grenze spricht den Dialekt v. Karmangi. Das Zentrum des Gebiets ist Säwogbüläg. Dieser Ort liegt 18 Farsach ( = über 50 km) süd-westlich von Urmia. Westlich von dieser Stadt in einem Wald liegt eine Ruine einer alten Kirche des M Sargis. Hinter diesem Wald liegt das Dorf Läcin, wo Ruinen eines heiligen Ortes liegen. Die Kurden dieser Ortschaft scheinen syrischer Herkunft zu sein. Die Stadt hat 12.000 Einwohner, alle si'itischer Religion. Sie sind sehr hypokritisdi und unerzogen. Es gibt dort 120 jüdische Häuser. Von alters her gibt es da einige syrische und armenische Familien, die Türkisch sprechen. Nördlich liegt Usnö mit etwa 500 kurdischen Häusern. Vor 100 Jahren lebten dort Syrer. Es gab da eine alte syrische Kirche des M Abrähäm. Die Einwohnerzahl ist etwa 12.000.) — 41 a—c Q Bäbilä Sim'ön, Die Kraft des Glaubens in der Zeit der Pflichten (Predigt ohne Textangabe. Disposition: 1. Die Quelle dieser Kraft, 2. Was gibt dieser Glaube in der Zeit der Pflichten? Er gibt: 1. Geduld, 2. Mut, 3. physische Gesundheit, 4. Freude, 5. größere Sympathie, 6. Hoffnung in der Zeit der Verfolgung.) — 55 f. Z e r s t ö r u n g v o n U r m i a : Allgemeine Obersicht (Die amerikanische Mission hatte kein Geld mehr und mußte 15.000 Flüchtlinge ernähren. Geld ist aus dem Umlauf verschwunden. Da kamen in einer Nacht 10.000 Toman. Die Bäcker gaben Brot und gewannen Vertrauen zu den Missionaren. Die Geschichte dieser 5 Monate ist voller Plünderung und Vernichtung dieser reichen Stadt.) — Mirzä Masrüf-tfä'n Karam, Die Kurden v. Mokrl (Forts.) — 62 c Däwid S Giwargis Mälek, König der Könige Nikolaj II. lebe ewiglich (ein Gedicht u. Gebet für den russischen Tzaren) — R Yöhannän Muse, Die National-

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Versammlung (Warum war die Nationalversammlung erfolglos? 1. Weil sie kein grundlegendes Statut hatte, 2. geringe Zahl der Wähler: aus dem Volk von 20.000 haben nur 144 gewählt, 3. Die Versammlung folgte nicht den parlamentarischen Regeln, 4. Streitigkeiten waren ein weiterer Nachteil, 5. Es gab darin persönliche Zwecke) — 67 c—68 c Dr. Pacard; Z e r s t ö r u n g v o n U r m i a : Die Errettung von Gügtäpäh. — 73 R e d a k t i o n (elles) : Zum Andenken an Miss Fiske (zum 100. Jahrestag ihrer Geburt) — 77c—78 Dr. Pacard, Z e r s t ö r u n g v o n U r m i a : Errettung von Gügtäpäh (Forts.) — 78 c—80 b R Yöhannän Muse, Parlamentarisches Gesetz. — 90 c—91 c Vom seligen H Däwid Däni'el, Z e r s t ö r u n g v o n U r m i a : Errettung von Gügtäpäh. — 102 f. Z e r s t ö r u n g v o n U r m i a : Ereignisse in GülpäSSan (In einer Nadit wurden 58—60 Leute getötet. Erst nach einer Woche konnten Mr. Allen und einige andere kommen, sie zu beerdigen. Viele Leichen wurden von Hunden zerrissen. Die Beerdigung fand mit großer Mühe statt.) — 114 f. Z e r s t ö r u n g v o n U r m i a : Pogrom in 'Ädä (Die Christen wurden zuerst von ihren muslimischen Nachbarn und erst daraufhin von den invahierenden Kurden u. Türken getötet.) — 126 Z e r s t ö r u n g v o n U r m i a : Auf dem „Berg der Juden" (Im Känün II. = Jan. 1915 drang eine Gruppe türkischer Soldaten in die katholischen Dörfer ein. Sie fingen alle Jungen und Männer in der Zahl von etwa 160 und hielten sie in zwei kleinen Räumen gefangen. Nach einigen Tagen haben sie auf die Intervention der Missionare etwa 100 von ihnen befreit. Die übrigen 60 haben sie getötet. Mr. Allen hatte wieder die schwere Aufgabe, sie zu beerdigen). — 138 f. Z e r s t ö r u n g v o n U r m i a : Einige Sonderberichte. — 144b—c Die C h r i s t e n i n I n d i e n (Mr. Sherwood Eddy reist in der Welt umher, um die Gemeinschaften christlicher Jungen zu besuchen. Er berichtet über seinen Aufenthalt in der syrischen Kirche in Indien in Trawankuz. Mehr als 40.000 syrische Christen kamen zu fünf Versammlungen christlicher Jungen. Wer sind diese Syrer? Nach ihrer Tradition wurden im J. 52 vom Apostel Thomas 7 Kirchen in Indien gegründet. Die Historiker meinen, daß die indische Kirche infolge der Missionierung der iranischen Nestorianer entstand. Nadi mehr als tausend Jahren ihres Bestehens, nach der Ankunft der Portugiesen an der indischen Küste, versuchte die katholische Kirche mit Zwang, sie zu Rom zu bekehren. Aber bis auf den heutigen Tag gibt es in Süd-Indien 300.000 syrische Christen außerhalb der römischen Kirche, die da über 1500 Jahre gewesen sind. Drei verschiedene Kirdien haben gemeinsam an unseren Sitzungen teilgenommen: die Priester der jakobitischen Kirche, der Kirche des Apostels Thomas und der englischen Kirche saßen nebeneinander. Der Metropolit von Calcutta und andere Kirchenrepräsentanten haben Grüße bestellt.)

68/1917 6 Z e r s t ö r u n g v o n U r m i a : Eine tyrannische Erpressung. 18 f. dass.: Die Wunden der Syrer in Urmia (21. Känün I. 1915 wird immer als eine dunkle Periode der syr. Geschichte erwähnt. Der erste Schlag war das schreckliche Töten der Menschen auf grausame Arten: in den ersten Tagen Massenmorde in Ardisäyl,

,DIE STRAHLEN DES L I C H T E S "

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Gügtäpäh, 'Ädä und in verschiedenen Dörfern von Barandiz sowie an anderen Orten. Über 40 wurden auf dem „Judenberg" getötet, etwa 60 in GülpäiSän, über 60 Bergeinwohner auf dem Weg von Gäwär und an vielen anderen Orten, insgesamt über 1000 Seelen. Ein zweiter Schlag war die Konzentration der Flüchtlinge. Alle Syrer aus Nöclyä, Targäwär, Margäwär und der Ebene — außer den 7.000—10.000 nach Rußland geflüchteten — suchten so schnell wie möglich Schutz in den Häusern der amerikanischen Mission und im College. Es gab etwa 12.000 Flüchtlinge in der Stadt, davon etwa 3000 im College und etwa 3000 in der katholischen Mission. Ein anderer großer Teil vom Bezirk des Flusses Näzlö wurde in den benachbarten muslimischen Dörfern gehalten wie Kühe im Stall, die man nur melken möchte. Man kann wohl sagen, daß eine nicht geringe Zahl in den muslimischen Häusern auch aus Menschlichkeit und Freundlichkeit versteckt wurde. Etwa 25.000 Leute wurden in 5 Häusern in einer bitteren Zwangsgefangenschaft gehalten. Die Kurden brachen an einer Stelle in das College ein, zogen einen Bergeinwohner heraus und erwürgten ihn. In einer kleinen Stube des College wohnten 100 Personen. Kein Wunder, daß sich Krankheiten und Todesfälle vermehrten. Ein dritter Schlag: Unterernährung, Hunger und Tod. Von den 3000 im College sind 700 gestorben. An einigen Tagen starben bis 15 Leute. Auch drei Missionare sind gestorben. Auch in der Stadt starben täglich durchschnittlich vier Leute. Aus einer Familie aus den Bergen sind im College 17 Leute, aus einer anderen 18 gestorben, also ganze Familien sind ausgestorben. Der vierte Schlag: Hunger, Nacktheit u. Kälte. Der fünfte Schlag: Schmutz. Der sechste Schlag: Plünderung. Der siebente Schlag: Schreck u. Angst. Der achte Schlag betraf die Äcker und Weinberge, die verlassen waren. Der neunte Schlag war die Vergewaltigung von Mädchen und Frauen. Viele Mädchen wurden gefangengenommen. Die Schilderung der Zustände wird lieber unterlassen. — 30 a—31 a Z e r s t ö r u n g v o n U r m i a : Einige Sonderberichte — 31 f. Cüdit d-Q Ya'qöb Däwld, Die Pflicht einer Frau (1. gegenüber ihrem Mann, 2. gegenüber den Kindern) — 41 a—42 b Dr. Shedd, Z e r s t ö r u n g U r m i a s : Einige Missionsverhältnisse (1. Eines der Lebenselemente der Missionswerke ist der Kontakt mit dem Leben der Menschen. Dieser Tatsache sind wir uns in Urmia im Kampf um die Lebenserhaltung bewußt gewesen, 2. auch im Verhältnis zu den Leuten anderer Konfessionen. 3. Es wäre schwer, die Arbeiten des Missionswerkes und ihren Nutzen aufzuzählen. 4. Das Leben der Missionare war mit dem Leben der Menschen aufs engste verbunden.) — 47 c f. Dr. Pacard, Berichte aus den Kirchen und dem Lande. 51 f. Q Nestöris G. Mälek, Z e r s t ö r u n g von U r m i a : Sonderberichte. 52 Bagdad, die Stadt der Challfen. 53 Q Bäbilä Mörhäc, Predigt (auf Gen 1 26 ). — 57 f. In den D o r f s c h u l e n gibt es 1841 Schüler: 1164 Knaben. 677 Mädchen. Die Zahl der Schulen ist 55. In den Bergschulen gibt es 1257 Schüler. — 62 f. Q Bäbilä Sim'ön, Z e r s t ö r u n g U r m i a s : In der Zeit der Gefangenschaft. — 62 a—c Rev. M Ellyä der Bischof, Ermahnung an das Volk (Ein großer Teil des Volkes ist in den schweren Tagen aus Furcht geflüchtet und hat alles in den Händen der Feinde gelassen. Viele wurden getötet, viele gefangengenommen. Der Glaube, die Hoffnung, das Vertrauen ist im Volk ausgestorben...) — 67 R e d a k t i o n (elles) : Mit dieser Nummer werden zwei Geschichten abgeschlossen: Die Geschichte der Presbyterianer und die Geschichte der Zerstörung von Urmia, die

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viele Monate fortgesetzt wurden. Die Geschichte der Presbyterianer, die ab N r . 8. 1914 veröffentlicht wurde, ist jetzt in Buchform erschienen. Dadurch entsteht Raum für andere Themen. Die Leser werden gebeten, Beiträge zu liefern. — 70 c—71 b Q Bäbilä Mörhäc, Z e r s t ö r u n g v o n U r m i a : Die Beerdigung der Getöteten. — 71b—72 b R Aprem. Ürsän, Generalkonvent — 79 Nekrolog: Mr. St. Pierre (kam 1897 nadi Urmia, hat schnell Syrisch gelernt, war ein ausgezeichneter Lehrer u. Prediger) — 81 Güdit Ya'qöb Däwid, Die Heirat (Betrachtung des Heiratens von verschiedenen ethischen Aspekten. Die Heirat soll kein Geschäft sein. Das Heiraten junger Mäddien mit alten Männern, mit Angehörigen fremder Völker u. ä. ist ein großer Irrtum.) — 82 f. Q Ke'nä d-Bäz, Die Zustände der 'asiräte „Bergstämme" (Vom Ädar = März 1915 bis Ädar 1916 konnten wir uns außerhalb des Berglandes nicht bewegen. N u r die Kurden brachten uns Nachrichten, Hunger und Verfolgung. Für 7 Kurden hat man 150 Syrer getötet.) — 83 b—c Q Abraham Mörhäc, Evangelisation: Das Werk Gottes in Tabrlz (Die Mission in Tabrlz ist eine Tochter der urmischen. Viele denken, daß es in Tabrlz und Teheran kein Zeichen des Missionswerkes gibt. Vor mehr als 40 Jahren haben die evangelischen Missionare ihre Arbeit in Tabriz begonnen. Mit Freude sage ich, daß die Syrer diese Arbeit angefangen haben und die Hauptarbeiter auf diesem Gebiet waren. Einige von ihnen sind bekannt: Q Giwargls v. Sipurgän, S Giwargis, v. Sipurgän, S Glwargis v. DezatakTyä, Q 'Isfräq Düman, § Isö' [Hakim], Q Müse v. Cahärgüse usw. Mr. Eston fing seine Arbeit in Tabriz an. Er kam mit Mr. Basset nach Urmia. Nach kurzem gesegneten Aufenthalt ging Mr. Basset nach Teheran und Mr. Eston nadi Tabriz. In 40 Jahren sah diese Station viele amerikanische Arbeiter und einige armenische. Offiziell galt diese Mission den Armeniern. Mirzä Masrüf{jän Karam wirkte dort unter den Syrern. In den vergangenen 30 Jahren seines Wirkens wurde er auch von den Armeniern und Muslims geschätzt. Offizieller Gottesdienst ist türkisch, es gibt aber auch einen armenischen.) — 101 Q Ke'nä d-Bäz, Die Zustände der 'asiräte „Bergstämme" (Forts.: Unser Ort wurde in Asche und Ruinen verwandelt.); 11 a—c Q Ke'nä d-Bäz, Die Zustände der 'asiräte (Schluß). — 111 c—113 a R Yöhannän Müse, Die Muttersprache (Zwei große Irrtümer: Die Leute sagen: „Die Kinder lernen nicht unsere eigene Sprache, weil sie sie können." Fremde Sprachen kann man nur auf Grund der Muttersprache lernen. Ein Wort zu den Lehrern: Wie soll man praktisch das Lesen, die Grammatik, die Kalligraphie lehren. Die Schrift muß mindestens lesbar sein. Bevor die Schüler die Kursivschrift lernen, müssen sie zuerst deutlich schreiben lernen. O f t sagt man, daß wir keine eigenen Büdier haben. Wir haben aber Übersetzungen vieler Bücher aus dem Englischen und Französischen, die für unsere Zwecke ausreichen. Solche Bücher sind das Buch von Erzählungen von R Susan Agäsi Sim'ön, Ktäbä d-wägibüyäti55 „Das Buch meiner Pflichten", Ktäbä d-malke ga[n]bäre d-'lrän „Das Buch iranischer Heldenkönige", die Ubersetzung der Tragödie Othellos u. ä . ) . . .

55

Im Text . . . d-wägibüyäte „... ihrer (PI.) Pflichten". Die Wiederausgabe des Buches (Tabriz 1929) weist aber beim Titel keine Vokalisation auf. Die von mir angegebene Vokalisation scheint mir sinngemäßer.

S O N S T I G E V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N D. E V A N G E L I S C H E N VERLAGES

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69/1918 I b Ökonomie in der Buchproduktion ist in dieser Zeit materieller Not unvermeidlich. Die Bibeln sind ausverkauft und andere Bücher, die im Missionsverlag veröffentlicht wurden, sind entweder auf schlechterem Papier oder in schlechterer äußerer Ausstattung. Gehen Sie deshalb sorgfältig mit den Büchern um, damit sie nicht zerrissen und verdorben werden. Die Heiligen Schriften brauchen nicht in der Schule als Textbücher gebraucht zu werden. Die Kinder zerreißen sie schnell. Und bis zum Ende des Krieges oder auch noch lange Zeit danach werden wir die Heiligen Schriften aus Amerika nicht erhalten können. Da es sie nicht mehr im Verlag gibt, wird man auf sie lange in den Familien sowie in der Kirche warten müssen. Deshalb ist eine erhöhte Vorsicht im Umgang mit den Büchern notwendig. — 2 Q Bäbilä Mörhäc, Nekrolog: 5 ööseb v. Süldüz (war einer der Schüler von Sire aus der Zeit, als Mr. Cochran Leiter der Schule war. In jener Zeit kamen drei Kinder aus Süldüz zur Schule. R tjöüeb konnte nicht gehen und Mr. Codiran überlegte sich, ob er ihn überhaupt annehmen soll. Als er aber einige seiner Fragen vernünftig beantwortete, nahm er ihn an. Er war ein intelligenter Schüler, und hat danach lange Jahre unterrichtet.); 6 Über den Mißerfolg vieler Prediger (: 1. Sie sind nicht imstande, die Leute zu interessieren, damit sie ihrer Predigt zuhören, 2. Sie sind nicht imstande, sich in die Situation der anderen einzuleben, 3. Sie wissen nicht, auf die Massen einzuwirken. Die Worte großer Prediger wirken wie Feuerschüsse auf die Herzen der Zuhörer [Aus Hinweisen eines auswärtigen homiletischen Schriftstellers für diejenigen, die den Predigerdienst antreten]). — 8 Die Redaktion der Rubrik „Für Haus und Schule" wurde nach Mrs. Labaree, Mrs. Sterret u. Mrs. Miller von Mrs. Pacard übernommen . . .

4. S O N S T I G E V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N D E S E V A N G E L I S C H E N M I S S I O N S V E R L A G S I N URMIA

Der Direktor der Missionsstation B. W. Labaree hat am 26. Tabäh = Aug. 1897 an den Wiener Professor I. Rosenberg eine Preisliste der seinerzeit im Verlag vorhandenen Bücher mit dem Titel Qätälögös da-

ktäbe qä, zabüne b-misnere amerikäye, Ormi, Tamüz 1896 „Katalog der Bücher zum Verkauf bei den amerikanischen Missionaren, Urmia, Juli 1896" geschickt. Diese Liste hat Rosenberg in seinem Lehrbuch der Neusyrischen Schrift- u. Umgangssprache, S. 151—159, im Original mit hebräischer Umschrift und deutscher Ubersetzung abgedruckt. Sie erwähnt leider nicht die Namen der Verfasser oder Herausgeber, statt dessen gibt sie aber die uns heute weniger interessierenden Preise an. Eine verkürzte Fassung dieser Liste unter Auslassung der Preise wurde in P. Sarmas' TSA III, 25—27, veröffentlicht. Aus den 100 Titeln (außer

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DAS NEUNZEHNTE JAHRHUNDERT

den Heiligen Schriften) führt Sarmas nur 58 Titel (mit Einschluß der Heiligen Schriften) an. Die Zahlen 15—19, 40—49, 54—59, 81—99 fehlen allerdings auch in Rosenbergs Liste. Da diese Liste einen Einblick in die verschiedenartigsten Tätigkeiten dieses Missionsverlages bis zum Ende des 19. Jh. ermöglicht, teile ich im folgenden ihren Inhalt mit: Die Heiligen Schriften: Bibel vollständig oder ihre Teile in neusyrischer Sprache sowie altsyrisches N T mit und ohne Psalmen, außerdem auch in persischer, türkischer, turkestanischer, armenischer, arabischer, hebräischer und englischer Sprache. Schulbücher: 1—14 (Fibeln, Lesestücke, Rechenbücher, neusyr. Konjugationstabellen, Physiologie, Naturlehre, Katechismen, Geographie, moralische Erzählungen). Kirchenbücher: 20—25 (Kirchengesetze, evangelische Riten, Glaubensbekenntnis; eine Neuausgabe des Gesangbuches wird angekündigt). Bibelkommentare: 30—39 (zum NT, zur Genesis zum Exodus u. zu Daniel [Perkins], zu den kleinen Propheten [Stoddard], zu Matthäus [Cochran], Konkordanzen, Fragen zu den Aposteln; Ankündigung einer biblisdien Geographie). Theologische Werke: 50—53 Theologie für Geistliche [Stoddard], Homiletik, Kirchengeschichte [Perkins?], Ethik). Asketisch-religiöse Schriften: 60—80 {Müqdüsl [Stoddars Übers.], Niyahtä d-qaddise [Perkins' Übers.], Baladcl [Stoddars Übers.], Ciyädtä ls-le hüdäte „Einladung der Nichtwiedergeborenen, Päpäyütä [J. G. Cochran?], Garge gubye „Ausgewählte Texte", Layle d-gappä „Mühevolle Nächte": Missionswerk auf den Pazifischen Inseln, Qoläne mbumne „Gläubige Stimmen", Brätä d-Wilburg „Die Tochter des W.", Gin z'ürtä „Die kleine J.", Baqaryäte 'al ktäbä d-müqdüsT „Fragen zum Pilgrim's Progress" [Stoddard], Haymanütä d-protestantäye „Der Glaube der Protestanten", 'Ezqtä d-dahbä „Goldener Ring", Tiyäbütä „Die Reue", Gürütä d-purqänä „Die Größe der Erlösung", Hayye d-haymanütä „Das Glaubensleben", Moresä b-moresä „Vom Morgen zum Morgen" verfaßt von Mr. Spurgeon; Mendiyäne resäne „Die hauptsächlichen Dinge", Predigten von Dr. Newton; 'Ägibüyäte d-kiyänä „Die Wunder der Natur"; Yöhannän akkärä „Der Landmann J." von Mr. Spurgeon; A[y]k M'sihä „Wie Christus"). Geschichtswerke: 100. Geschichte von Babylon, Wandkarten von Palästina u. von Persien, die beiden Hemisphären, Wandbilder zur

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Bibel; Ankündigung einer Weltgeschichte u. ausgewählter Aufsätze aus den ZB vorbereitet von S Hnänisö' Abraham (?)56. Diese Liste ist in mehrfacher Hinsicht instruktiv: In der Kategorie der Bibelkommentare und theologischen und religiösen Werke waren zur Jahrhundertwende noch Bücher vorhanden, die kurz nach der Einführung der Presse in Urmia in den vierziger und fünfziger Jahren veröffentlicht wurden, und über ein halbes Jahrhundert im Verlag gelegen haben. Das Angebot an Büchern war also besonders in den ersten Jahrzehnten des Verlags viel größer als das Bedürfnis. Soweit die Namen der Autoren angegeben werden oder ergänzt werden können, sieht man bis auf den Hersteller der Auswahl aus den Aufsätzen der ZB noch keine einheimischen Namen. Von einer einheimischen belletristischen Literatur gibt es nodi keine Spur. Die Tätigkeit des Verlags diente ausschließlich religiösen und erzieherischen Zwecken. Eine andere Liste der Veröffentlichungen des evangelischen Missionsverlags in Urmia ist die schon ob. (S. 128 f.) erwähnte, von Mary A. Walker für P. Kawerau, Amerika und die orientalischen Kirchen 639—642 vorbereitete, die aus 105 z. T. wiederholten englischen Titeln besteht. Audi diese enthält nur etwa ein Drittel der Veröffentlichungen des Missionsverlags. Der einzige einheimische Name, der darin auftaucht, ist S Yonän als Übersetzer von „Signet Ring" (1869), Nr. 100.

5. KATHOLISCHE LAZARISTISCHE MISSION

Vier Jahre nach der Ankunft der presbyterischen Missionare in Urmia, kamen 1839 Missionare der französischen katholischen lazaristischen Mission, die schon früher in einigen Städten Aserbeidschans (Salamas, Hosrow'äbä[d], Tabriz) gewirkt hat. Rom wollte nicht lange der Wirkung der protestantischen Mission zuschauen, ohne ihr entgegenzuwirken. Gleich nach Perkins' Niederlassung in Urmia am 20. 11. 1835 fingen Versuche katholisch-nestorianischer Bischöfe an, die Nestorianer auf ihre Seite zu gewinnen57. Am 23.2.1837 schrieb Perkins in sein 58 57

Im Text (S. 154) steht Raham, in der Übersetzung (S. 159) Auram. Zum folgenden s. Kawerau, Op. c. 532—534.

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DAS NEUNZEHNTE JAHRHUNDERT

Tagebuch, daß ein katholischer Bischof aus Salamas nach Urmia kam und behauptete, von Rom 25 000 Dollar zur Unterstützung und zum Unterricht der Nestorianer bekommen zu haben, mit der Bedingung, daß sie zum katholischen Glauben übertreten. Gleich am nächsten Tag kam auch der unierte Erzbischof von Hosrowa (der spätere chaldäische Patriarch von Bagdad) Nikolaus Jesajas v. Ädarbaigän in die Stadt. Die Nestorianer haben ihn zu einem öffentlichen Disput eingeladen und baten Perkins, ihnen beim Zusammenstellen von biblischen Zitaten gegen die katholische Idololatrie und andere antibilische Bräuche zu helfen, was er gern getan hat. Bei dem Disput stand der unierte Erzbischof dem nestorianischen Bischof M Yöhannän, dem Q Abraham und einem ungenannten Priester entgegen. Dazu hat man noch einen Schiedsrichter, einen Mollä, herbeigeholt, der sich über den katholischen ,Götzendienst' ereifert und mit den Nestorianern sympathisiert hat. Dem Erzbischof, der mit keinen Schriftargumenten operieren konnte, ist nichts anderes übrig geblieben, als unverrichteter Sache Urmia zu verlassen. Nicht erfolgreicher war ein päpstlicher italienischer Bote, der mit dem unierten Bischof aus Alqos den nestorianischen Patriarchen in Qüdsäms im Auftrage des Papstes besuchte, ihm eine Sendung von Geschenken ankündigte und ihr Eintreffen bei ihm abwarten wollte. In den nächsten Tagen hat der Patriarch mehrere bergnestorianische Geistliche, unter ihnen auch den Bischof M Yüsip, zu einer öffentlichen theologischen Disputation mit den Papisten einberufen, die er selbst geleitet hat. Das Ergebnis konnte für die Papisten nicht günstig sein. Der Patriarch hat ihre Geschenke zurückgewiesen und ihnen die ,Erlaubnis' zur Abreise erteilt. Es geschah im Oktober 1842, als Grant und Hinsdale mit der Zustimmung des Patriarchen ihre Vorbereitungen zur Einrichtung einer Missionsstation in 'Äsltä trafen. Die Nestorianer waren also bereit und imstande, ihre Lehre gegen die röm.-katholische zu verteidigen, und haben den katholischen Missionaren keinen so freundlichen Empfang bereitet, wie den protestantischen, mit deren Lehre sie sich identifizieren konnten. Die katholische Mission hat es nicht leicht gehabt, im protestantischnestorianischen Urmia zu wirken. Ihre Gründung hängt mit dem Namen Eugène Boré's, eines Vertreters des ultramontanen Katholizismus und eines Hassers des Protestantismus 58 , zusammen, der im ganzen Orient 58

Uber seinen Lebenslauf s. K.awerau, Op. c. 510—522

KATHOLISCHE LAZARISTISCHE MISSION

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katholische Missionsstationen gegründet und auch die in Mosul gestärkt hat 59 . Die Arbeitsweise der katholischen Mission in Urmia war von Anfang an zu militanisch, ihr Ziel war die Bekämpfung des Protestantismus. Es ist unter diesen Umständen nicht erstaunlich, daß gleich am Anfang der protestantischen Presse in Urmia mehrere antipapistische Traktate erscheinen, an denen auch die Nestorianer mitgewirkt haben mußten (S. 124, 138). Andererseits ist es verständlich, daß die Katholiken die einzige protestantische Autorität, nämlich die Heilige Schrift, nicht auf der gleichen Ebene bekämpfen konnten, sondern die Werte umkehren mußten. Es ist merkwürdig, daß sie gleich in den ersten Jahrgängen ihrer Zeitschrift QS eine ausführliche „Einleitung in die Heiligen Schriften" in zahlreichen Fortsetzungen (s. S. 196 ff.) veröffentlichten, die nicht nur in die Heiligen Schriften einführt, sondern auch von ihnen wegführt. Gleich am Anfang mußte betont werden, daß die Heilige Schrift nicht ausreicht, sondern von der absoluten Autorität der unfehlbaren Kirche überschattet wird. Ähnlich den evangelischen Missionaren eröffneten auch die Lazaristen Kirchen und Schulen in Urmia und in den syrischen Dörfern Aserbeidschans. Entsprechend einem Bericht von Eugene Bore60, erhielten sie am Anfang der vierziger Jahre eine Erlaubnis von Malek Mansür Mlrzä, dem kaiserlichen Regenten in Urmia, in Ardisäyl und den benachbarten Dörfern, Schulen zu eröffnen. In diesem Farmän 61 wurde außerdem die religiöse Freiheit der katholischen sowie der nestorianischen Konfession garantiert: „Jeder ist Gott allein verantwortlich und niemand hat das Recht, ihn zu einem anderen Bekenntnis zu zwingen. Wer dagegen handeln würde, wird gesetzlich bestraft." Durch diesen Farmän haben die iranischen ,Assyrerc eine religiöse und kulturelle Freiheit erreicht, die ihnen an vielen Orten des vorderen Orients, an denen sie leben, bis auf den heutigen Tag noch nicht zuerkannt worden ist. 69

60 61

Die Syrer haben sich nicht nur in Urmia, sondern audi an anderen Orten gegen die „frankischen Papisten" wehren müssen. Aus einem Kolophon, Mingana 100, fo. 116 b—117 a, geht hervor, daß der westsyrische Erzbischof Behnäm im J. 2196 seleuk. = 1885 ehr. nach Konstantinopel fahren mußte, um die Rechte der westsyrischen Kirchen, die mit Gewalt von den frankischen Papisten besetzt wurden, zu verteidigen. Maktbänüt nestörnäyütä (Urmi 1893), S. 156; TSA III A. 1. Neusyr. Übersetzung in TSA I, 208 f., III 30 f.

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Auch die Lazaristen eröffneten Knaben- und Mädchenschulen in Salamas u. Urmia sowie in ihrer Umgebung, einschließlich eines theologischen Seminars. Ihre Druckerei in Urmia arbeitete in der gleichen Richtung wie die chaldäische Druckerei von Mosul und den beiden hat sich später durch das Verdienst von Paul Bédjan auch die syrische Druckerei in Leipzig (neben der schon in Rom vorhandenen) beigesellt. Ihre Veröffentlichungen bestanden neben den Fibeln und Schulbüchern aus kirchlich-religiösen Büchern katholischer Richtung, Ritualen, Gebetbüchern, altsyrischer Schriften mit neusyr. Übersetzungen u. ä. P. Sarmas, TS A III, 31 f., führt eine Liste von 30 Titeln dieser Missionspresse bis zum Ende des 19. u. zum Anfang des 20. Jh. an, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, und die ich hier wiedergebe und z. T. ergänze. Die Namen der Verfasser oder Ubersetzer werden auch hier nicht erwähnt und — da idi die Bücher nicht vollständig zur Hand habe — lassen sie sich nur selten ergänzen. Auch das Jahr der Veröffentlichung wird nur selten angegeben. Trotz ihrer Unvollständigkeit reicht diese Liste aus, um sich einen allgemeinen Gedanken über die Richtung dieser Presse zu machen. Sie enthält: Fibeln u. Lesebücher, Yulpänä mslhäyä b-keryütä Doctrina Christiana lingua Chaldaica idiomatis Urmiae Persidis (eine Revision von St. Robert Bellarmino, Dottrina Christiana, P. Bédjan, Leipzig— Paris 1886 nach einer älteren Ausgabe, Rom 1861); Makfbänüt nestornäyütä „Chronik des Nestorianismus" (E. Bore?, 1893); Makfbanüt protestantäyütä (1893); Urhä d-slibä „Der Weg des Kreuzes"; 'lyär d-wardê y an Yarhä d-Ma(r)t(y) Mary am „Mai der Rosen oder Monat der Heiligen Maria (Hymnen, Meditationen, Gebete u. Legenden zur Ehre der Heiligen Jungfrau für jeden Tag des Monats Mai, Haupttext neusyrisch, z. T. altsyrisch, ed. P. Bédjan, Leipzig—Paris 1904); Tas'ïtâ qaddïstâ b-keryütä „Ein Kompendium biblischer Geschichte" mit französischem Titel „Histoire Sainte" von P. Bédjan, 1888); Sarbë d-sâhdë wqaddïsë „Acta Martyrum et Sanctorum, ed. P. Bédjan, Leipzig—Paris 1890—97) 62 ; Ktäbä d-ebädatkärütä mit dem französischen Titel „Manuel de piété" (bekanntlich hrsg. v. P. Bédjan, erste Auflage 1886,

62

Inhaltsangabe bei C. Moss 100 (siehe hier S. 219).

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zweite Aufl. Paris 189363, Obraldruck von Oscar Brandstetter in Leipzig); Durrâgë „Gradualien"; „Ausgewählte Lesestücke" (M T'ömä Ödö); Ktäbä d-dmetä da-l-Märanlsö' Msihä Imitatio Christi, nunc primum ex Latino in Chaldaicum idiomatis Urmiae Persidis translata (von P. Bédjan, Leipzig—Paris 1885, obwohl es schon eine ältere Ausgabe 'AI dumyä d-Märan Isö' Msïhâ Thomae a Kempis de Imitatione Christi a Josepho Guriel Persa-Chaldaeo Chaldaice, Romae 1857, gab); Ktäbä d-mä" matlë „Buch von hundert Fabeln" (Fabeln in Versen von M T'ömä Ödö); Kalllä w-Dimnä (M T'ömä Ödö); Mhadyänä dbatâyë „Führer der Sünder" (Abä Sölömön); Kommentar zum N T ; K. d-hayyë dqaddïsë „Vie des Saints" (P. Bédjan, Paris—Leipzig 1912); K. d-yarhâ d-lebbä qudsä d-Ya'qöb „Monat des Herzens des Heiligen Jakobs"; Grammâtïqî pränsä'lt dl Ôlêndorf (Anonyme Adaptation H . G. Ollendorfs Lehrbuches der französischen Sprache, Urmia 1880); Turräsmaml(l)ë qplsä b-trën lisäne „Kurzgefaßte zweisprachige Grammatik"; K. d-bnâtë d-Mä(r)t(y) Mary am „Die Töchter der Heiligen Maria"; 63

Vom schnellen Erfolg der ersten Ausgabe erfährt man aus dem französischen Avant-Propos zur zweiten: „Notre première édition, qui a paru au commencement de 1886, a produit en Perse un effet extraordinaire; nous laissons la parole à ceux qui furent témoins de ce succès si consolant et si envourageant pour nous. Voici qu'un missionaire nous écrivait le 25 décembre 1886: „Votre premier volume du bréviare chaldéen est arrivé, tout le monde s'extasie et se réjouit d'un si bon succès . . . Tous les prêtres chaldéens d'Ourmiah veulent vous écrire une lettre de félicitations et de remerciements.. . Votre volume de l'Imitation avait fait une grande sensation dans le pays lorsqu'il a paru, mais je puis vous dire que vos Manuels de pieté on été reçus avec plus d'enthousiasme encore. Tous veulent les avoir: Catholiques, Nestoriens, Anglicans, et même les Méthodistes. Je viens encore d'en vendre un pour un de leurs ministres. Ces derniers . . . vont jusqu'à dire que celui qui l'a fait doit être des leurs. Cela est clair, disent-ils, puisqu'il parle comme nous à propos de l'ivrognerie. Mais ils n'ajoutent pas que vous parlez tout autrement qu'eux au sujet de la Sainte Vierge, des sacrement et de tant de questions religieuses . . . Les Anglicans exigent de leurs prêtres et de leurs élèves qu'ils aient un de ces livres pour l'église et pour la lecture... Ces dernières paroles se sont vérifiées de la manière la plus consolante, selon ce qu'on nous écrit tout dernièrement en date du 3 décembre 1892. On nous dit: „Le branle est donné, et les conversions ne feront qu'augmenter. Selon mon humble avis, vos livres sont pour beaucoup dans ce mouvement de retour à l'Eglise catholique; ils ouvrent les yeux à bien des gens qui cherchent la vérité de bonne f o i . . Die 3000 Exemplare der ersten Auflage wurden so schnell ausverkauft, daß man bald darauf eine zweite verlangt hat.

13 Macudi, Spät- und neusyr. Lit.

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K. d-haqlyäte b-tren lisäne „Erzählungen in zwei Sprachen"; weitere Erzählungs- u. Schulbücher. Ein guter Teil der in dieser Liste enthaltenen Bücher wurde im Ausland (Mosul, Leipzig—Paris, Rom) herausgegeben. Wichtig ist aber nur, daß sie sich unter den Chaldäern in Urmia sowie in Mosul schnell verbreitet haben. Die Sprache dieser Bücher unterscheidet sich schon gewissermaßen von der der evangelischen Presse, eine Tatsache, die den protestantischen Syrern keinen geringen Kummer verursachte (siehe S. 75,77); sie war aber praktisch bedingt: das chaldäisdie Element mußte sich als überregional erweisen, denn die chaldäischen Veröffentlichungen waren für die Chaldäer im Iran wie im Irak bestimmt. Außerdem pflegten die Katholiken auch die alte Sprache mehr als die Protestanten. Mehrere ihrer Veröffentlichungen sind mindestens zum Teil zweisprachig, nämlich in der alten Sprache mit neusyrischer Übersetzung oder wenigstens mit Erklärungen in der Volkssprache in Fußnoten. Auch die katholische Missionszeitschrift QS, die ab 1896 erschien, gebrauchte oft klassische Wörter, die in Fußnoten erklärt werden mußten. Diese Tradition hat sich bis in die Neuzeit erhalten: Die puristischen Tendenzen, Fremdwörter durch altsyr. Wörter zu ersetzen, zeigen sich deutlicher auf der katholischen Seite als auf der protestantischen und nestorianischen.

6. „DIE STIMME DER WAHRHEIT"

Die offizielle Zeitschrift der katholischen lazaristischen Mission in Urmia, Qälä d-srärä, die seit 1896 erschien, war ein spätes katholisches Gegenbild der protestantischen ZB. Die ZB 50/1899, S. 1 (hier S. 150) hat QS willkommen geheißen, gleichzeitig aber auch den Begriff der „Wahrheit" als individuell auslegbar betrachtet und gegenseitige Belehrungen als unerwünscht bezeichnet. Diese sind freilich bei den unterschiedlichen konfessionellen Richtungen der beiden Zeitschriften trotzdem nicht ausgeblieben. Den Angriffen von QS auf die evangelische Lehre hat sich später auch Örrrii artädoksetä angeschlossen. Diese Angriffe wurden von ZB (63/1912, S. 1) einfach als unchristlich und unwürdig bezeichnet und ZB ließ sich nicht zur gleichen Art des Polemisierens verleiten (siehe schon früher ZB 62/1911, S. 21 u. 31, wo es abgelehnt wurde, eine von den Lesern der ZB zugeschickte polemische Erwiderung auf einen Angriff

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von Seiten der QS auf die Theologien Luthers u. Calvins zu veröffentlichen, obwohl die Redaktion mit seinem Inhalt einverstanden war). Die Zeitschrift hatte nur etwa ein Viertel der Lebensdauer der ZB und konnte schon deshalb die Wichtigkeit der letzteren nicht erreichen. Die formale Einteilung der Rubriken erinnert an die der ZB, die wohl als ein Muster für die späteren Zeitschriften angesehen wurde. Im folgenden gebe ich den Inhalt der zwei mir zugänglichen Jahrgänge an: 2/1898—9964 I f . P r o g r a m m d e r Z e i t s c h r i f t : theologisch, philosophisch, erzieherisch, historisch, Nachrichten; jeden Monat bringen wir einen Aufsatz über die Heiligen und Märtyrer der Ostkirche. Wir fürchten, daß viele unserer Leser diejenigen, die schreiben, nicht gut verstehen; deshalb fügen wir Erklärungen auf jeder Seite hinzu. — 2 a—b D i e C h r o n i k R o m s (Jerusalem wurde verflucht, aber nicht Rom, der Papst); 3 a Mozaffar ad-Dln-Säh hat MTrzä Rezä-ljiän nach Berlin, England, Frankreich u. zum Papst Leo X I X . geschickt, dem er einen Brief unseres Kaisers übergeben hat. 3 b Die K a r d i n ä l e (tragen rote Purpurkleider. Der Papst hat neue Kardinäle ernannt und ihre Zahl auf 72 ergänzt.) — 4 a P r o p a g a n d a (Die Lehrer und Schüler des Kollegs de Propagande Fide haben am 22. Nisän = Apr. ein großes Bankett zur Ehre des Direktors Padre Philippo Camasai anläßlich des 25. Jahres seiner Priesterweihe vorbereitet); Ein englischer Kardinal besuchte den Papst, um mit ihm über das 25. Jubiläum der Königin Victoria sowie über die Feier des Heiligen Thomas von Canterbury zu beraten. 5 b N a c h r i c h t e n a u s I r a n : Die Beerdigung Nasr-ed-Din Sähs (Q Müse schreibt uns aus Teheran folgendes über diese Beerdigung: Der Kaiser ging zu Fuß hinter der Bahre seines Vaters.); 5 a Wir haben gehört, der Sah bereite sich auf eine Reise nach Europa vor; wir hoffen, daß sie erfolgreich sein wird; Parämarz-ffän (Sohn des seligen Borzü-yän ist jetzt 29 Jahre alt. Er verbrachte 5 Jahre in der militärischen Schule in Saint Cyre u. anderen Schulen. Jetzt wurde er für 3 Jahre als iranischer Botschafter nach Wien geschickt. Er kann gut Persisch, Syrisch u. andere Sprachen. Wir hoffen, daß er ein Stolz seines syrischen Volkes, ähnlich wie sein Onkel Yamln es-Saltaneh, sein wird) 6—8 A l l g e m e i n e N a c h r i c h t e n : D i e A r m e n i e r (Kampf der Armenier gegen die türkischen Unterdrücker in Istanbul u. Athen); K a m p f (zwischen den Kretern u. den Griechen, zwischen den Griechen u. den Mazedoniern, zwischen den Griechen u. dem Zaren Nikolaj. Die Italiener helfen den Griechen. Deutschland unterstützt die Türkei durch militärische Erziehung und Abkommandierung der Offiziere zur Führung des Kampfes) — 8 b K a t h o l i z i s m u s : In England (In den 50 letzten Jahren hat der Katholizismus in diesem Land große Fortschritte gemacht. Von der Zeit des Heiligen Augustin bis zur traurigen Zeit des Henry VIII. ist dieses Land Rom treu geblieben. Es ist unmöglich, alle blutigen Verfolgungen unter Elisabeth u. Cromwell zu schil64

13*

Von y z i r ä n = Juni 1898 bis 'Iyär = Mai 1899.

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dem.) — 10 Einleitung in die Heiligen Schriften — 12 a—14 a Der Dienst der katholischen Mission im J. 1896, — H a f f . Die letzten Nachrichten: Politische Veränderungen in Griechenland und Kämpfe gegen die Türken — Schrecklicher Brand in Paris — Attentatsversuch auf den italienischen König durch einen 24jährigen Arbeiter. Es ist zum dritten Mal, daß der König dem Tod entkam. — 15b f. R u s s i s c h e P r i e s t e r ("Am 13.'Iyär = Mai kamen zwei russische Priester Viktor Michajlovic mit seiner Fruu und Q Sim'ön v. Güyläsar nach Urmia. Sie gingen durch die Stadt mit einer großen Prozession unter Ovationen. Etwa 10.000 Syrer kamen ihnen auf dem Weg von Gäwilän bis zum Tor von Bälö entgegen) — 16 D e r e r s t e O p f e r d i e n s t (in der Kathedrale von Ma[r]t[y] Gülpätälihän wurde am Himmelfahrtstag von Q Wardä Estapänos abgehalten.) — 16 b Redaktionelle Mitteilung (: Die Zeitschr. QS erscheint monatlich. Jahresabonnement: 2 Qrän für Iran, 2 Riyäl fürs Ausland. Beiträge sollen an die folgende Anschrift des Redakteurs geschickt werden: Monsieur Raphael, Mission Lazariste, Gülpätälihän, Urmi, Iran. Der Preis der Einzelnummer ist 1 'Abbäsl.) — 1 7 a — 1 9 b E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n S c h r i f t e n (: 1. Mat 28 19 . 20 , Mk 16 15 : Die Schrift reicht nicht aus zur Erlösung ohne einen anderen Vermittler; 2. Jeder Mensch versteht sie nicht, deshalb ist sie nicht eine Grundlage des Glaubens; 3. Viele Leute können nicht lesen. Die Schrift kann also nicht als einziges Erlösungsmittel betrachtet werden. Weitere ähnliche Punkte.) — 19 v—21 a Das L e b e n d e r H e i l i g e n (einleitender Aufsatz über die Notwendigkeit des Lesens ihrer Biographien) — 21 b—22 Die A r b e i t d e r M i s s i o n 1896. 22 ff. Briefe des Patriarchen M Eliya X I . an den Papst (zugeschickt vom Alqositen S Estepän Räyes b. Gagö Räyes aus Mosul. Die Briefe wurden am 11. Tamüz = Juli 1896 entdeckt. Das Original wird in der Redaktion jedem Interessenten gezeigt. Zum Inhalt s. ob. S. 5 f.). — 25 a Q Ya'qöb d-'Ardüäyi, Nekrolog: § Isö' v. M Behisö' (studierte 7 Jahre in der Schule des Heiligen Joseph in Urmia, unter der Leitung von Monsieur Montet in den Jahren 1888—1894. Er war der beste Schüler der chaldäischen, französischen und lateinischen Sprache. Nach zweijährigem Studium der Philosophie u. Theologie in Kesrö'äbäfd] kam er nach Urmia, um zum Priester geweiht zu werden, aber tödliche Krankheit hat es verhindert. Er liebte sein chaldäisches Volk, wie man aus seinen Gedichten in QS sehen kann.); 26 a—29 b Qäribütä „Die Fremde" (Verse des verstorbenen S Isö' v. M Behisö' in 34 Strophen); 29 b Q Polos d-'Armod Agag, Uber den Enthusiasmus, den die Schüler für das Lesen haben sollen (1. Das Lesen kultiviert die Vernunft, 2. Das Lesen, vor allem der Heiligen Schriften, führt zur Erkenntnis der Wahrheit, 3. Die Lazaristische Mission gibt Erzziehungsmöglichkeiten den zurückgebliebenen Schülern); 30 b—31 b Die C h r o n i k R o m s ; 32ff. A l l g e m e i n e N a c h r i c h t e n : Der König v. Siam war in Europa — Vorbereitungen in England zum diamantenen Jubiläum der Königin — Schrecklicher Brand in Paris (Forts.) — Kampf in Epirus u. Thessalien — Armenier in der Türkei — Kreta — Cuba — Die letzen Nachrichten: Der siamesische König in Rom. — 35 b—36 a Zwei neue Heilige (Antönis Z e kariyä 1502—1539, Petros Fourrier gest. 1565) ... a—d Der Heilige Thomas, Apostel, Märtyrer und Hoherpriester des Ostens (g Der Bericht über den Heiligen Thomas aus Bar-Hebräus' Kirchenchronik) — 37 a—41 a E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n S c h r i f t e n

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(In Nr. 2 haben wir gezeigt, daß die Heiligen Schriften nur ein Teil der Offenbarung sind, siehe Joh 2125. Die Absicht Christi war also nicht, daß die ganze kirchliche Lehre aufgeschrieben wird. Die Schrift muß auch erklärt werden. Wären die Heiligen Schriften eine Grundlage der Kirche, so hätte es sie von Anfang an geben müssen. Das Johannesevangelium wurde aber erst nach 80 Jahren geschrieben. Wenn nun die christliche Kirche so lange ohne es bleiben konnte, hätte sie ohne es bis auf den heutigen Tag existieren müssen, wenn es inzwischen nicht gesdirieben worden wäre. Wir sind also auf die Heilige Kirche angewiesen!) — 41 a—b Katholische Mission: Das Leiden der Christen in Mesopotamien (aus dem Brief von Padre Galland, eines dominikanischen Missionars in Wän: Kurdische Repressalien) — 42 a Missionsarbeit auf Madagaskar (Jesuiten im Norden, Lazaristen im Süden) — 42 b—43 b Ein aussätziges Kind (aus dem Brief von Padre Ronge aus Kaledonien) — 43—46 Brief an den Patriarchen M Sim'ön (Geschichte des chaldäischen Patriarchats im J. 1779) — 46 a—48 Die C h r o n i k R o m s : Der russische Botschafter im Vatikan hat den Papst besucht — Die Bulgaren haben den gregorianischen Kalender angenommen . . . — Die Kopten: Die Missionare unter den Kopten leben u. wirken auf Kosten von Kaiser Franz Joseph (von Österreich) — 48 f. Nachrichten a u s I r a n u. U r m i a : Der Sah wird seinen Sommerurlaub in IJawirän v e r b r i n g e n . . . — Nekrologe: Q Ya'qöb Yore d-Gügtäpäh (gest. am 23. Hzirän = Juni im Alter von 75 Jahren. Die Syrer in Urmia verlieren in ihm einen bedeutenden, friedfertigen Mann, der sich viel Mühe um die Vereinigung des Volkes gegeben hat. Er war zwar nicht sehr gelehrt und auch nicht sehr genau in seinen Urteilen, er war aber intelligent, brav und beredsam. Er lebte zur Zeit der nestorianisch-protestantischen Auseinandersetzungen und leistete den Priestern beider Kirchen Dienste); Ishäq Isö' d-Golpatällhän (gest. im Alter v. 50 Jahren) — 49 b ff. Nachrichten aus der Welt. — 57 a—58 a Einleitung in die Heiligen Schriften (Forts, in dem schon bekannten kathol. G e i s t ) . . . 60 a—62 a Iran — Urmia (Der vatikanische Botschafter hat den Sah besucht u. ihm einen Brief des Papstes übergeben, über den er sich sehr gefreut hat.) — 63 a Die Chronik Roms . . . — 65 a—66 b S Isö', Gedicht auf das chaldäische Volk in 28 Strophen) — 67 a Katholizismus in den Vereinigten S t a a t e n . . . h—h Das Leben der Heiligen: Der Heilige Thomas (Forts.) — 69—72 a Einleitung in die Heiligen Schriften (Forts. In der Heiligen Schrift gibt es keine Widersprüche wie im Koran. Alle Propheten wurden erfüllt. Alle historischen Berichte der Heiligen Schrift wurden bestätigt.) — 72 b—74 Katholische Missionen (Forts.) — 74—76 Die Liste der Patriarchen (s. ob. S. 3 m. A. 9) — 77 a—c S Isö', Gedicht (Forts., Strophen 29—41) — 78 a—80 a S Estlpän Räyes Alqösäyä, Die Jeziden (Jezid ibn Mu'äwTya gründete diese Sekte im J. 990 der griechischen Ära. Ihr Haupt im Mosuler Teil wohnt im Dorf Bet 'EdrI u. heißt Mirzä Bäg Päsä. Sein Stamm heißt Gül Bäg. Sie beten die Sonne bei ihrem Aufgang und Untergang sowie große Bäume an. Sie trinken Wein. Sie glauben an die Metempsychosis. Beschreibung ihrer Bräuche). — 80 a—b Die C h r o n i k Roms: Rückkehr zum Katholizismus (Übertritte in England); 81 a Katholizismus in Rußland — 81 a—88 b Weltnachrichten. — 89—91 a E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n S c h r i f t e n (Inspiration); 91.92a Die Tradition in der katholischen Kirche; 92 a—95 b Missionsberidite — 95 f. S Isö', Gedicht (Forts., Stropen 42—64) —

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S Estlpän Räyes Alqösäyä, Die Jeziden (Forts. Hierarchien, Gott, der D u f t u. der Seich 'Adl sind eins. Das Neujahr nennen sie sar-e säl. Am sab-e cahärsambe sürl „Vorabend des letzten Mittwochs des Jahres" muß es in jedem Haus Fleisch geben. Die Frauen legen die Speise auf die Gräber. Sie beten an den Gräbern kurdisch. Ihre liturgische Sprache ist Altkurdisch. Bei der Hochzeit bringen die Jeziden Brot aus dem Hause des Scheichs. Eine Hälfte davon geben sie dem Bräutigam, eine Hälfte der Braut. Jeder JezTdi kann bis 8 Frauen heiraten.) 99 b ff. Die C h r o n i k R o m s : Ubertritte zum Katholizismus — Das katholische Irland. 101 a Das Reichtum der Könige; 101b Die Schulden der Königreiche — 102—104 Nachrichten. — 105 ä f f . Einleitung in die Heiligen Schriften (Geschichte der Kanonisation des AT) — 110 b bis 112 a Ein Lied für jeden Monat des Jahres (im klassischen Syrisch); 112 a—113 a Erklärung der Namen der Monate (Von Räban Sim'ön Sanqeläwi). — 113 a—116 b $ Estipän Räyes Alqösäyä, Die Jeziden (Forts. 1893 hat sich das jezidische Volk in zwei Gruppen geteilt: eine folgte dem Amirä Mirzä Päsä, die andere dem Kücig Mirzä. Der Sultan verlangte von ihnen den Militärdienst wie von den Muslims, so daß ein Teil von ihnen unter der Führung von Kücig Mirzä nach Singär wegzog. Der Sultan schickte zwar Soldaten gegen sie, war aber letzten Endes gezwungen, mit ihnen Frieden zu schließen. Endlich töteten die Anhänger von Mirzä Päsä den Kücig-MIrzä) — t—yb über den Palast, den der Heilige Thomas für Gündipar, den König von Indien, gebaut hat, — 121—122 b E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n S c h r i f t e n (Die Reformatoren des 16. Jh. haben die apokryphischen Bücher aus den Heiligen Schriften ausgeschlossen. Luther hat die kanonischen Bücher des AT und aus dem N T die Epistel an die Hebräer sowie die Episteln des Jakob u. Judas und die Offenbarung Johannis nicht anerkannt. Auch Calvin verwarf die apokryphischen Bücher des AT, er nahm aber die des N T an. Die Schüler Luthers erkannten zwar die Offenbarung Johannis an, sie deuten aber Babylon und seine Priester als Rom und den Antichristen als Papst aus!); 122 b—124 a Q Wardä d-Digäläh, Die Tradition (Begründung u. Wichtigkeit der kirchlichen Tradition auf Grund von II, Thess. 215, 3 e , II. Tim. 2 2 ) — 137 a—b E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n Schriften (Aufzählung der Bücher des AT u. N T ) . . . 148 b—152 a Ein W o r t d e r W a h r h e i t u. L i e b e a n H Osa'nä (In der Nr. Kanon II. = Jan. 1898 von ZB unserer verehrten protestantischen Brüder gab es einen erfreulichen, gleichzeitig aber auch traurigen Aufsatz v. H OSa'nä. Wir möchten ihm antworten, wir wissen aber nicht, in welcher Sprache: Sollten wir mit ihm wie mit einem Protestanten oder einem Nestorianer reden? H Osa'nä ist ein verehrter Mann unseres Volkes wegen seiner praktischen Vernunft, seiner Kenntnis der Sprache und seiner praktischen organisatorischen Fähigkeiten. Die nestorianisdie Kirche, deren Leiter jetzt H Osa'nä ist, stützt sich dodi auf die Tradition. Wir haben gesagt, daß die Protestanten die apokryphischen Bücher nicht anerkennen, und diese Feststellung wird von den Protestanten selbst nicht verneint. Er nennt uns ,Diebe', die die Gebote Gottes gestohlen und versteckt haben. Wir nennen Maria ,Mutter Gottes* und beten die Heiligen a n . . . Wir möchten hier veröffentlichen, was er gesagt, aber wir schämen uns, weil es weder den grammatischen, rhetorischen und logischen Gesetzen noch philosophischen und theologischen Prinzipien folgt. Die Heiligen haben immer für die Sündigen interveniert,

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vgl. Gen. 20 17 , Hiob 42„, Mat. 8 10 , Luk. 7 S . Hinsichtlich der Anbetung Marias hat er den folgenden Syllogismus aufgestellt: „Ist Maria eine Göttin oder ein menschliches Wesen? Ist sie eine Göttin, warum sprechen wir von der menschlichen Inkarnation des Herrn Jesu Christi? Ist sie ein menschliches Wesen, warum beten wir sie an?" Antwort: Dieser Syllogismus ist verkehrt und verdreht. Die Inkarnation ist ein großes Mysterium, das der Kirche offenbart wurde, siehe I. Tim. 3 16 . Wir bitten den Redakteur der ZB derartige Blasphemien gegen den christlichen Glauben nicht mehr zur Veröffentlichung anzunehmen. Dies ist doch ein gemeinsamer Glaube aller Christen, auch der Protestanten!) — 153—155 Einleitung i n d i e H e i l i gen S c h r i f t e n : Apokryphische Bücher (Aufzählung der Titel. Der Brief Abgars an Jesum im Neusyrischen), — 155 b—156 b Das Wiederfinden eines verlorenen Schafes (Bericht eines Priesters)... 167 b—168 b S y r i s c h e . K ö n i g e ' i m V a t i k a n (Nach dem Bericht einer römischen Zeitung vom 27. Känün II. = Jan. 1898 haben .König' des Stammes Gilö im Kurdistan Mälek Benyämln b. Mälek Wardä und sein Neffe GiwargTs Natni'el auf ihrer Reise den Papst besucht) — 169 a—172 b Dr. Yósip BSgä'n, Geschwulst (Auf Forts.) — yg—yw Einige der Wunder des Heiligen Thomas. — 173 a—174 b E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n Schriften (Jesu Antwort dem König Abgar im Neusyrischen) — 177 b—180 a Q Estipänos Wardä, nätar (')räze „Hüter der Mysterien", Die Predigt unter den Syrern — die Zahl der Zuhörer) — 180 a—181 b QS (Eine längere redaktionelle Ankündigung: ,Das Leben der Heiligen' drucken wir mit Sonderpagination, damit es als ein Buch gebunden werden kann. Wir hoffen, in der Zukunft mehr Aufmerksamkeit den syrischen Heiligen widmen zu können.) 189 a—192 b Dr. Begän (Arzt der katholischen Krankenhäuser, Militärarzt), Geschwulst (Forts.) — yz—k Der Heilige Thomas im Gefängnis und sein Tod. — 193 a—194 b E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n S c h r i f t e n (Zweifel über die apokryphischen Bücher); 1 9 4 a — 1 9 7 a Q Benyämln Arkän, Dienst dem Feinde; 197 a—199b S Ögüstinos Tòma Die Assyrer u. die Babylonier (In den letzten Jahren reisen syrische Jungen gern nach Europa, damit sie sagen können, daß sie die vier berühmten Städte: Paris, London, Berlin u. Wien gesehen haben. Berühmte assyrisch-babylonische Städte. Beschreibung ihrer Bevölkerung.) 199 b—200b Q Muse Süryäyä de-Tabriz, Christlicher Sieg (Gedicht in 10 Strophen); Mirzä Masrüf, Süriyä hribtä „Verdorbenes Syrien" (Gedicht in 12 Strophen)... 209 a—210 b Dr. Bègà'n, Geschwulst (Forts.) — k'—Iw Heiliger Giwargis, der Märtyrer. —

3/1899—1900 65 425 a—427 b E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n S c h r i f t e n (Prinzipien der Schriftauslegung: Verschiedene Bedeutungen der Heiligen Schriften); 427 b—432b Q Absalöm v. Cahärbahs, Die edite Kirche Christi (Der römische Bischof ist ein legaler Nachfolger des Heiligen Petrus. Christus hat auf Petrus seine Kirche gegründet. Beweise, daß Petrus in Rom war aus Ibn yaldün u. al-Mas'üdl); 434 b—435 Dr. 65

Nr. 1 ist aus dem 1. özirän = Juni 1899.

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DAS N E U N Z E H N T E J A H R H U N D E R T

Begä'n Das Brennen. — 441 a—444 a E i n l e i t u n g i n d i e Heiligen S c h r i f t e n (Die mystische Bedeutung); 444a—447 Q Absalöm v. Cahärbabs, Der Nachfolger Petri (ist unfehlbar); 447 b—449b Ein Brief des M T'ömä Ödö, des Metropoliten v. Urmia, an die katholischen Priester. — 457 a—460 a E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n S c h r i f t e n (Auslegungsprinzipien); 460 a—461 b Q Absalöm v. CahärbaJjs, Der Nadifolger Petri ist unfehlbar, 461 b—464 a N o n n e n k l ö s t e r d e r g a n z e n W e l t (im Osten u. im Westen) — 473 a—475 a E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n S c h r i f t e n (Auslegungsprinzipien; 475 a bis 478 Nonnenklöster (Forts.); Q Benyämln Arkänä v. Gülpäsän, Die Priester der Kirche. — 489 a—492 a E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n S c h r i f t e n : Die Einteilung der Zeit bei den Hebräern (: Stunden, Wochen, Monate, Anfang des Jahres); 492a—494 b Nonnenklöster (Forts.); 495 b—497a Nekrolog: S 'Ishäq b. Zay'ä v. Mäwänän. — 505 a—510 b E i n l e i t u n g i n d i e Heiligen S c h r i f t e n : Maße, Gewichte u. Geld. 512b—515b N a c h r i c h t e n a u s d e r W e l t : Die Kurden (Es gibt drei Gruppen von Kurden in Urmia: die Bagzaren v. Targäwär od. Dast, die Harkäen u. die Sähkankäen; die Bagzaren nennen sich selbst Labasiten.) — 521 b—522b E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n S c h r i f t e n : Geschichte der Sdiriftauslegung (Philons allegorische Exegese); 522 b—524 a Geschichte des M Abä Qätöliqä (Anfangs war er ein Heide u. war grausam gegenüber den Christen. Christus erschien ihm wie dem Apostel Paulus.); Nekrolog: M Giwargls 'Abdßö' ijayyäp (Patriarch der Ostkirche in Bagdad, geb. 1827 in Mosul. Schon als Kind wurde er von seinen Eltern zur Schule geschickt. Er hat viele Bücher in verschiedenen Sprachen geschrieben. 1869 hat er in Rom ein lateinisches Buch über die Führung und die Unfehlbarkeit des Papstes nach den Zeugnissen unserer östlichen Kirche und unserer östlichen Lehrer herausgegeben 66 . Dieses Buch ist in der Welt berühmt geworden.); 527 b—529 a Zarathustra (wurde in Urmia geboren. Der Name Zartust bedeutet „goldener Luster"); 533 a—534 a Ein Brief aus Bochara (Mirzä Däwld v. Ardlsäyi, jetzt aus Ma[r]t[y] Maryam, schreibt uns aus Taskent). — 537 a—538 b E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n S c h r i f t e n : Die palästinischjüdische Schule (Halaka — Haggada); 538 b f. M Abä Qätöliqä (2. Forts.); 540 b f. Zarathustra (2. Forts.); 540 a—541 b Die Syrer von Syrien u. Libanon (Die arabische Zeitung „Der amerikanische Stern" in N . Y. ist ein syrisches Organ, das jeden Tag erscheint)... 522 Redaktionelle Mitteilung (vom Redakteur M Sälömön). — 553 a bis 554 b E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n S c h r i f t e n : Die Geschichte des Jerusalemischen Talmuds; 554 b—555 b M Abä Qätöliqä (3. Forts.) 555 b—556 b Zarathustra (3. Forts., von S Öguspinos nach syr. Hs. des Brit. Mus. Add. 7184 fo. 19, Sp. 1 ) — 569a—570a E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n S c h r i f t e n : Der Babylonische Talmud; 570 a—571 a M Abä Qätöliqä (4. Forts.); 571 a—572 a Zarathustra (4. Forts.); 582 b—584 a Die Entdeckung Babylons — 585 a—587 b E i n l e i t u n g i n d i e H e i l i g e n S c h r i f t e n : a) Die Protestanten kennen die katholische Kirche nicht (Der Protestant fragt — der Katholik antwortet);

•* Syri orientales, seu Chaldaei, Nestoriani et Romanorum Pontificum Primatus (siehe S. 401).

ENGLISCH-EPISKOPALISCHE MISSION 588 a — b M Abä Einleitung

(5. Forts.);

in

die

201

589—591 a Zarathustra

Heiligen

Schriften:

(5. Forts.)



601 a — 6 0 5 a

b) Der Protestantismus ist

eine neue Konfession (Fragen u. Antworten hinsichtlich des Lebenslaufes Luthers); 606 a — 6 0 7 a M Abä

Qätöliqä

(6.

Forts.);

6 0 7 a — 6 0 8 a Zarathustra

609 a — 6 1 0 b Das Syrertum (ZB im Monat Nisän =

(7.

Forts.);

Apr. 1900 schreibt von einer

syrischen Grabinschrift, die in Turkestan gefunden wurde. Von derartigen Steinen wurden in Turkestan u. China viele gefunden. Das Christentum haben dort zuerst syrische Kaufleute

bekannt

gemacht. Dann wandten

sich die Einwohner

an

den

Metropoliten, der ihnen Missionare geschickt hat.); 614 b—616 a Das kurdische Volk.

7. E N G L I S C H - E P I S K O P A L I S C H E

MISSION

Die dritte Mission, die sich in Urmia angesiedelt und eine weitere Druckerei gegründet hat, war die Mission des Erzbischofs von Canterbury im J . 1884. Die Missionare der episkopalischen Kirche standen aber schon früher mit dem patriarchalen Haus in QügänTs in Verbindung. Die Vorgeschichte dieser Mission ist eigentlich eine viel längere als die aller anderen Missionen in Urmia 8 7 . Sie fängt mit dem Namen eines deutschen, zuerst zum römischen Katholizismus übergetretenen Juden Joseph Wolff (1796—1862) an, der nach orientalischen Studien in Deutschland und Österreich 1816 nach Rom kam, im Collegium Romanum studierte und als Missionar nach Persien entsandt werden sollte. Das Schicksal hat aber anders bestimmt. Wolff trat in England zur anglikanischen Kirche über und bereiste in ihren Missionsaufträgen fast alle Erdteile, bis er am 26. 9. 1837 in Newark, New Jersey, USA, zum Geistlichen der amerikanischen episkopalischen Kirche ordiniert wurde. Seit 1821 reiste er im Orient herum und kam am 19. 3. 1824 von Damaskus aus über Mardin nach Mosul. Aus Interesse für die Nestorianer schlug er der British and Foreign Bible Society die Herausgabe einer chaldäischen Bibelübersetzung vor. Im Mai 1825 traf er in Hosrowä zwei frühere Schüler der Propaganda, Don Isa'yä u. den Bischof Jöhannän Gürl'el v. Hosrowä, das Oberhaupt der katholischen Nestorianer von Salamas. Er erwarb eine nestorianische Pentateuchhandschrift, die er zuerst der Propaganda in Rom zum Druck anbot und nach der Ablehnung der British and Foreign Bible Society vorlegen wollte. Später in Gäbiläh erwarb er "

Sie wurde von P. Kawerau, Op. c. 553 ff., ausführlich geschildert. Hier wird sie zusammengefaßt.

202

DAS NEUNZEHNTE JAHRHUNDERT

noch eine Kopie des Hexateuchs und in Urmia zwei Evangelienhandschriften mit einem Psalter, die zum Gottesdienst in der dortigen nestorianischen Marienkirche gebraucht wurden. Diese von ihm an die British and Foreign Society geschickten Handschriften dienten als Grundlage für die erste 1829 in London erschienene Ausgabe der nestorianischen Evangelienversion. In Urmia besuchte er den Sohn des Fath-'Ali-Säh (1797 bis 1834), Mälik Qäsim Mirzä, den er beim Lesen von Fenelon, Les avantures de Telemaque, getroffen und mit ihm die Möglichkeiten der Gründung von Schulen in Tabriz u. Urmia besprochen hat. Seinen Plan, den nestorianischen Patriarchen M Sim'ön X V I I . (1820 bis 1861) sowie die Bergnestorianer überhaupt zu besuchen, mußte er wegen schlechten gesundheitlichen Zustands aufgeben und durch Tabriz und Kaukasus zurückkehren. In Tiflis hat er am 26. 6 . 1 8 2 5 einen englischen Major kennengelernt, der das nestorianische Bergland bereist hatte und ihm genaue Informationen über die Bergnestorianer gewähren konnte, die Wolff z. T . in seinem Tagebuch (Wolff, Memoir 3, 1 9 0 — 1 9 6 ) veröffentlicht hat. E r ist zwar nicht mehr nach Urmia zurückgekehrt, wurde aber von der episkopalischen Kirche Englands u. Amerikas als einer ihrer Missionare angesehen, der den Weg für ihre Mission unter den Nestorianern geebnet hat. Sein dortiger Besuch ist in den Missionskreisen in Erinnerung geblieben. Trotz dieses Vorstoßes wurde erst nach einer englischen EuphratExpedition am Ende der dreißiger Jahre ein englischer Missionar, George Badger zu den Bergnestorianern entsandt. E r stammte aus Malta und war dort in der Druckerei der amerikanischen Missionspresse angestellt. Als die Druckerei nach Beirut verlegt wurde, ging er mit ihr nach Beirut, wo er unter anglikanischen Einfluß geriet, zum anglikanischen Geistlichen ordiniert wurde und schließlich einen Auftrag, unter den Bergnestorianern zu missionieren, erhielt. Als er im Winter 1842/43 nach Mosul kam, waren dort gerade Grant und Laurie mit den Plänen zur Einrichtung der Missionsstation in 'Äsitä beschäftigt. Doch hat Badger keinen Kontakt mit ihnen gesucht. Auch bei seinem Gespräch mit dem Patriarchen, den er im März 1843 mit Geschenken und Empfehlungsbriefen des Erzbischofs von Canterbury, des Lordbischofs von London und des anglo-preußischen Bischofs von Jerusalem besucht hat, versuchte er die Arbeit der amerikanischen Missionare zu verhindern. England sei bereit, den Nestorianern bei der Errichtung von Schulen in den Bergen

ENGLISCH-EPISKOPALISCHE MISSION

203

Hilfe zu leisten, dies sei aber mit den sich im Bau befindlichen amerikanischen Schulen inkompatibel. Man weiß nicht genau, wieweit es ihm gelang, den Patriarchen zu beeinflussen. Jedenfalls wagte dieser nicht, wegen guten Rufes Dr. Grants, dessen ärztliche Dienste nicht nur die Nestorianer, sondern sogar Nürulläh Beg und die Kunden zu schätzen wußten, sowie wegen der schweren Summen, die die Amerikaner auf nestorianischem Berggebiet investierten, sich mit den amerikanischen Missionaren zu verfeinden. Der Patriarch hat sich im August 1843 in einem Brief an den Erzbischof von Canterbury und an die anglikanischen Bischöfe für ihre Briefe und Geschenke bedankt, aus der Mission Badgers ist aber nidits geworden. Hinsichtlich seiner intoleranten Methode, über die die englischen Bischöfe selbst empört waren, war es auch kein großer Schade. Wegen der ob.S.115f. u. 119 geschilderten Katastrophe, die 1843 die Bergnestorianer überfiel, war es aber auch keine geeignete Zeit für die Wirkung fremder Missionen. Trotzdem wurden aber in dieser Zeit in England syrische Katechismen gedruckt: Ktäbä d-malpänütä la-tlen z'ürln „The Shorter Catechism agreed upon the Assembly of Divines at Westminister, now for the first time traslated into the Syriac language, by Robert Young", Edinburgh 1854 (24, X V I S.), später Ktäbä d-yulpänä z'ürä seu Catechismus brevior de quo convenerunt Theologi Westmonasteri, in linguam Syriacam conversus, ab Henrico Sheil Mc Kee, etc. Dublini 1864 (48 S.). Im J. 1868 haben sich die Nestorianer an den Erzbischof von Canterbury mit der Bitte um Hilfe gewandt. Die Reaktion auf diesen Ruf kam aber ziemlich spät: erst 1876 wurde Rev. E. L. Cutts zur Untersuchung der Lage entsandt und erst 1881 kam der erste Missionar, Rev. Rudolph Wahl, ein Priester der amerikanischen episkopalischen Kirche deutschen Ursprungs. Erst zwei Jahre nachdem sich die Mission in Urmia schon niedergelassen hat, wurden drei weitere Missionare, Athelstan Riley, Canon Maclean u. W. H . Browne entsandt, die solide Grundlagen für das Missionswerk gelegt haben. 68 Ein Grund f ü r diese Verzögerung war wahrscheinlich die persönliche Haltung des gegenüber den fremden Missionen mißtrauisch gewordenen Patriarchen 69 . 88

G. H. Scherer, Mediterranean Missions 1808—1870, S. 19, zitiert bei Kawerau 562 A. 333. •• s. Kawerau 549.

204

DAS N E U N Z E H N T E

JAHRHUNDERT

Die englischen Missionare strebten danach, die alte Ostkirche materiell und spirituell zu unterstützen. Sie veröffentlichten eine ganze Reihe altsyrischer Kirchenbücher und Rituale, wie Ktäbä d-hudrä „ZyklusBuch" (eine Art priesterlicher Agenda) u. ä. Sie haben aber auch die Volkssprache nicht vernachlässigt. Ihre wichtigste neusyr. Veröffentlichung ist Francis Earp's Ubersetzung der Geschichte von Herodotos unter dem Titel Ktäbä d-makfbänüt zabne d-Pärsäye w-Yonäye „Chronik der Perser und der Griechen", Urmia 1904 (14 + 460 S.). Merkwürdig an diesem Buch ist, daß der Übersetzer, ein Engländer, sich am Anfang des Jahrhunderts nur etwa neun Monate in Urmia aufhielt, wo er den syrischen Urmia-Dialekt gelernt und gleich im nächsten Jahr die anspruchsvolle Übersetzung, die einzige ihrer Art im Neusyrischen, angefertigt hat. Sonst widmeten die englischen Missionare den altsyrischen Schriftstellern besondere Aufmerksamkeit, aber auch ihre Bemühungen um die Volkssprache sind nicht zu unterschätzen. Der wichtigste Mann dieser Mission, der die grammatische und lexikographische Tätigkeit Stoddards von der amerikanischen Mission fortgesetzt hat, war Arthur John Maclean, später Dean of Argyll and the Isles, dessen vollständigste — wenn audi nicht immer wissenschaftlich adäquate — „Grammar of the Dialects of Vernacular Syriac" (Cambridge 1895) und „A Dictionary of the Dialects of Vernacular Syriac" (Oxford 1901) bisher durch keine besseren ersetzt worden sind und als bearbeitetes sprachliches Dokumentationsmaterial aus dem Ende des vor. Jh. auch unersetzlich bleiben werden. Als Vorarbeit zu diesen beiden Arbeiten hat Maclean im englischen Missionsverlag in Urmia ein Vokabular der neusyr. Verba aus verschiedenen Dialekten mit engl. Bedeutung veröffentlicht 70 . Die Mission hat eine Grammatik des klassischen Syrisch und eine des Neusyrischen, beide im gleichen Jahr in der Volkssprache veröffentlicht 71 : a) Turräs mam(l)lä (h)änö den grammatlqi d-lissänä süryäyä „A Grammar of the Classical Syriac, composed in Neo-Syriac and published by the Archbishop of Canterbury's Mission to the Eastern Syrians", Urmia 1890 (72 S.); b) Grammatiqi d-lisänä hadtä d-Suryäye mad"nhäye „A Grammar of Neo-Syriac published by the Archbishop of Canterbury's Mission to the Eastern Syrians", Urmia 1890. 70

71

Siehe Maclean, Grammar X V I I Note. Zu anderen Arbeiten Macleans außerhalb der Missionspresse in Urmia siehe C. Moss 698 f. C. Moss 424 f.

DIE RUSSISCH-ORTHODOXE MISSION

205

Die Mission hatte ihre eigenen Buchstabierungsregeln, die in Macleans Grammar, S. X V I f., angeführt worden sind, und die im wesentlichen denen der presbyterischen Mission entsprechen. Dies war die einzige Mission, die keine Zeitschrift herausgab und deshalb den Eingeborenen keine Möglichkeit zu eigenem literarischen Wirken eröffnet hat.

8. DIE RUSSISCH-ORTHODOXE MISSION

Die letzte Mission, die nach Urmia kam, war die russisch-orthodoxe. Sie siedelte sich vierzehn Jahre nach der englischen Mission 1898 an und eröffnete ähnlich der protestantischen und der katholischen Mission ihre eigenen Schulen in Urmia und der Umgebung und sogar eine Hochschule und eine Druckerei in der Stadt. Diese Mission war auch die erste, die Urmia verlassen hat und schon 1917 liquidiert wurde. Trotz ihrer kurzen Dauer war sie keineswegs unwichtig und man kann wohl sagen, daß sie wegen der Nachbarschaft des orthodoxen Rußlands, wohin sich schon Zehntausende von christlichen Syrern gerettet und in den schweren Verfolgungszeiten noch weitere Zehntausende ihre Rettung gesucht haben, während ihrer fast 20jährigen Dauer politisch als die wichtigste angesehen werden kann. Die Länder, die durch die anderen drei Missionen vertreten waren, lagen weit entfernt, während Rußland zu Fuß erreichbar war. Unter diesen Umständen gelang es den russischen Missionaren, in kurzer Zeit eine große Zahl von Konvertiten für den orthodoxen Glauben zu gewinnen. Die Ankunft der Mission wurde in der protestantisch-nestorianischen Zeitschrift ZB 50/1899, 1 b—c (hier S. 149 f.) geschildert und begrüßt, obwohl im gleichen Jahr massenhafte Ubertritte zur orthodoxen Konfession erfolgten. Die Mission gab außer Büchern seit 1904 eine Zeitschrift Örml ärtädöksetä „Das orthodoxe Urmia" heraus (ZB 57/1906, S. 64, hier S. 164), von der mir leider kein Spezimen vorliegt. Es war aber schon die dritte kirchliche Zeitschrift, bis endlich auch die erste unabhängige nationale Zeitschrift Kökbä 1906 erschien. Die Freude der evangelischen Missionare über die Ankunft der russischen Mission sowie über ihre Zeitschrift konnte leider nicht lange andauern, weil es hier ähnlich wie in der katholischen Mission und ihrem Organ QS nur um das Fischen der Seelen statt um eine christlich-interkonfessionelle — heute

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DAS N E U N Z E H N T E

JAHRHUNDERT

würden wir sagen ,ökumenische' — Kooperation ging (siehe ZB 63/1912, S. 1, hier S. 177 f.). Trotz des erwähnten und begreiflichen politischen Erfolges sind die Veröffentlichungen des Verlags der russischen Mission mit denen der anderen drei Missionen an Wichtigkeit und Verbreitung unter den Syrern nicht zu vergleichen. Neben den religiösen Veröffentlichungen ist in diesem Verlag 1909 Sargis Archimandrit, Russko-sirijskij leksikon erschienen. 9. D I E N A T I O N A L E B E W E G U N G

Mit dem Fortschritt des Schulwesens und der syrischen Presse erwachte auch das syrische Nationalbewußtsein. Man kann uneingeschränkt sagen, daß die Zeitschrift ZB, nicht nur als einziges Organ des Volkes über 50 Jahre, sondern auch als eine gemeinsame Tribüne der Protestanten und der Nestorianer, und früher auch der Katholiken, seine Pflegemutter war. Aufsätze über nationale Themen nahmen mehr und mehr zu, Stimmen über die Notwendigkeit der Einheit der syrischen Nation wuchsen ständig. Auch die Wirkungen der verschiedenen Missionen waren nicht imstande, das Volk zu spalten, sondern umgekehrt haben sie indirekt seine Vereinigung auf nationaler Basis herbeigeführt. Das Volk wird zwar in der nationalen Literatur mindestens bis zum Ende des ersten Weltkrieges konsequent als mellat süryetä „syrisches Volk" und seine Söhne als süryäye „die Syrer" bezeichnet und der Name ätüräye „die Assyrer" ist noch niemandem eingefallen, aber das nationale Bewußtsein meldet sich trotzdem deutlich zu Wort und der enge kirchliche Rahmen der drei Missionszeitschriften reichte ihm nicht mehr aus. 1906 wurde ein unabhängiges nationales Organ Kokbä „Der Stern" gegründet, in ZB 57/1906, S. 64 c willkommen geheißen und auch weiter in dieser Zeitschrift mit den Bitten um seine Unterstützung begleitet. Im folgenden teile ich den Inhalt seiner ersten zwei Jahrgänge mit.

10. „ D E R S T E R N "

1/1906—7 Die erste N r . erschien am 21. ö z l r ä n =

Juni 1906. Die Seiten sind zweispaltig.

Jede Nummer besteht aus 8 Seiten: 1 a — 3 a Kökbä und ihr Ziel (Es war ein sehnlicher Wunsch unseres Volkes in den vergangenen Jahren, unsere eigene Zeitschrift zu haben. Wir braudien mehr denn je

„DER STERN"

207

ein solches Band, das die zerstreuten Söhne unseres Volkes aneinander binden würde, ein syrisches Band, nicht ein fremdes, ein östliches, nicht ein westliches. Es besteht eine große Befürchtung, daß sich die Leute durch Auswanderung entfremden, Jerusalem vergessen und die Mutter, die sie geboren hat, verwerfen. Diese Klage gab es schon lange bei eifrigen Syrern, die ihr Volk lieben, aber bisher gab es große Hindernisse, die einer Schaffung einer nationalen Zeitschrift im Wege standen. Wir wollten sie schon im vorigen Jahr gründen, aber es gab zwei Hindernisse: es fehlte uns Geld und eine Person, die ihre Zeit der Zeitung widmen und die volle Verantwortung für sie hätte übernehmen können. Diese Schwierigkeiten haben wir jetzt überwunden: Geld haben wir gesammelt, Mitarbeiter gewählt, und wir fangen an: 1. das erste Ziel der Zeitschrift ist, das Volk zu vereinigen. Heute sind wir nicht einig in der Religion, wie wir es vor etwa hundert Jahren gewesen sind. Es fehlt uns ein gemeinsames Nationalgefühl. Wir stehen gegeneinander im konfessionellen sowie im privaten Leben. Diese Zeitung will ein Zufluchtsort des Volkes sein, will nicht die nationalen Angelegenheiten mit konfessionellen, sondern mit nationalen Augen betrachten. Heute sind wir auch in der Orthographie nicht einig. Etwas solches beweist bei keinem Volk, daß es Erziehung hat. Und es gibt viele andere Übel, die wir als ein Volk versuchen müssen zu beseitigen. 2. Wir wollen durch Briefe, Aufsätze u. Nachrichten in dieser Zeitung unser zerstreutes Volk in der Türkei, im Iran, in Rußland und Amerika verbinden. 3. Kökbä soll ein kulturelles Organ des Volkes sein. Jeder erbauliche Beitrag wird in dieser Zeitung Platz finden. 4. Kökbä möchte auch in geschäftlichen und ökonomischen Fragen dem zerstreuten Volk durch Informationsdienst helfen. 5. Wir werden versuchen, einfach und offen die Vorteile u. Nachteile der Auswanderung zu besprechen. 6. Kökbä soll kein Instrument der Stammgenossenschaft sein. Streitigkeiten zwischen den Kirchen und Stämmen interessieren uns nicht. Es geht uns um das ganze Volk und seine ethische Erziehung. Kökbä wird zwar nicht irreligiös sein, wird aber keiner Partei dienen. 7. Kökbä wird eine nationalistische und patriotische Zeitschrift sein. Wir sind Iraner und streben nach der Prosperität unseres Landes, unseres Kaisers u. unseres kaiserlichen Regenten.) — 3 a—4 a Die Art der Zeitung (Kökbä wird zweiwöchentlich auf 8 Seiten erscheinen und über die Angelegenheiten des Volkes in der Nähe u. in der Ferne informieren. Wir bitten alle unsere Leser, uns darüber zu schreiben, was das Volk interessiert und ihm dient. Die Produktionskosten und die Verantwortung für die Zeitschrift werden von einer Gruppe von elf Personen getragen, die sich Dastä basmenäntä d-Kökbä „Veröffentlichungsgemeinschaft des K." nennt. Wir hoffen, daß unsere Zahl wachsen wird und zu uns auch Söhne unseres Volkes in Rußland u. Amerika hinzutreten. Wir bitten um Abonnements nicht nur für euch selbst, sondern auch für eure Brüder, die es sich nicht leisten können, und die Zeitschrift unter euren Freunden zu verbreiten. Wir möchten nicht nur die Zeitschrift sondern auch andere Dinge, die unserem Volk nützlich wären, veröffentlichen. Natürlich hängt das alles von dem Verständnis u. Entgegenkommen unseres Volkes ab.) 4 a—5 b N a c h r i c h t e n a u s d e r N ä h e (: Die Jungen, die ein paar Jahre im Ausland verbringen, können sich kaum vorstellen, was für Veränderungen in Urmia und in der Umgebung stattfinden. Uberall entstehen Häuser u. Gebäude: das Haus der russischen Mission, neue presbyterische Kirche neben der Mädchenschule am

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DAS NEUNZEHNTE JAHRHUNDERT

Gelände, das man von der englischen Mission abgekauft hat, u. zahlreiche Häuser bekannter Syrer [deren Namen angeführt werden]. Der Architekt der presbyterischen Kirche ist U Ösa'nä v. Cahärbahs. — Aus Amerika kehrten zurück: Dr. 'Ishäq Ädam, H Te'ödöros d-M Yosip v. Bohtän, Yonän d-Q Mürädhän v. Gügtäpäh u. weitere [namentlich Genannte], Weitere persönliche Nachrichten. — Das Telefon wurde eingeführt in Urmia u. Tabrlz und erweist sich als sehr nützlich. Man hat es in vierzig Geschäften, vier von ihnen gehören den Syrern. Weitere Lokalnachrichten.) 5 b—6 b C o l l e g e (Am 7. Hzirän = Juni hat Mr. Shedd den folgenden Absolventen in einer großen Versammlung die Diplome verteilt: Yosip d-R Ösa'nä v. Cahärbahs, Slemon d-Mirzä Däwid Mälek v. Gügtäpäh, Yohannän d-Q Ke'nä v. B ä z . . . Nachmittags gab es eine Versammlung der College-Mitglieder. H Ismä'el Yohannän wurde zum Vorsitzenden gewählt. Abends gab es ein freundliches Zusammentreffen auf dem Dach. Reiche Geldsammlung für bedürftige Studenten . . . ) ; 6 b f. Die Schule ,Fiske Seminary' (: Am 14. Hzirän = Juni haben 12 Mädchen ihre Diplome in einer großen Versammlung bekommen. Es folgen die Namen der Absolventinnen); 7 a A k t u a l i t ä t e n (: Aussichten auf gute Weinlese). 7 a—8 a Nachrichten aus der Welt; 8 a—b Redaktionelle Ankündigung (Bitte um Beiträge); 8 b Dastä basmenäntä d-Kökbä „Mitglieder der Redaktion (: Q 'Isjjäq Yonan, Chefredakteur; Bäbä d-Q Nblyä Sähbäz v. Wazirä'bä[d], exekutiver Redakteur; Mirzä Däwid-Hä'n Q Ya'qöb v. Ardisäyi, Sekretär; U Sim'ön Gangi v. Qurtäpäh, Schatzmeister; U Abrähäm ösa'nä v. Cahärbahs, U La'zär Pe'rä v. 'Ädä, U La'zär v. Säm, Ellyä v. CahärbaJjS, Mirzä Abiiaht Smü'el v. Ardisäyi, R Mlkä'el Säyäd v. Digäläh, Mr. Abrähäm v. der Stadt u. Polos Sim'ön Mälek v Gügtäpäh). — 9 f. Kokbä (Leitaufsatz zur Nr. 2); 10 An die Abonnenten des Kokbä (Dank u. Bitte, weitere Abonnenten zu gewinnen); 10 b f. Ein Brief des H Yosip Yore an Q Bäbä v. Sähbäz (: ein Ausdrude der Freude über die nationale Zeitschrift); 11 ein ähnlicher Brief der Elisba' des U Polos v. Cahärbahs an die Redaktion; I I b Pe'rä B. Amrifräs, Unser Mütterchen wird unsere Mutter (Fortschritt des syrischen Volkes u. Appell an syrische Jungen im Ausland, ihr Volk nicht zu vergessen); 12b—13 a Prüfungen (Berichte aus verschiedenen Schulen); 13 a—b Die Auswanderer nach Amerika (Ankunft einer Gruppe syrischer Auswanderer in New York); 13 b f. Nachrichten aus der Nähe; 14 a—15 a Nekrolog: Q Bäbä, Sohn des Q Nbiyä v. Wazirä'bä(d) (gest. am Mittwoch den 12 Tämüz = Juli nach 40tätiger Krankheit. Er hat sein Studium der Wissenschaften u. Sprachen 1891 im College abgeschlossen. Er war der beste seiner Klasse. Dann verbrachte er 9 Jahre in Amerika und bekam ein Diplom der Wissenschaften in Carlton, Indiana, und ein Diplom der Theologie von Hartford Seminary. Von Lutheran Synod, Ohio, wurde er als Missionar in den Orient entsandt. Fünf Jahre lehrte er in Säwögbüläg die Kurden, Perser, Armenier u. Juden. Vor drei Monaten kam er nach Urmia, hat sich für die Gründung dieser nationalen Zeitschrift eingesetzt u. wurde zu ihrem Redakteur gewählt. Sein Tod bedeutet eine Nationaltrauer); 15—16 Nachrichten. 17 Kokbä wird auch nach dem Tod des Redakteurs unverändert erscheinen72; 18 f. H Yosip YYore v. Tabriz. Was erhöht ein Volk? (Nationalbewußtsein, Dienst 72

Im folgenden führe ich nur Aufsätze an, bei denen der Name des Vf. angegeben ist.

„DER STERN"

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der Kultur, Ökonomie, Liebe u. Kultur der eigenen Sprache...); 20 Q Elisa' Ädäm v. Cahärbab's, Die Syrer an der Meeresküste (Sommerurlaub am See); 27 a—28 b M T'ömä, Metropolit v. Urmia, Das Volk (Motto: Mat. 7U eine nationalistische Ermahnung); 28 b—29 Q Abraham Mörhäc, Landsleute im Kaukasus; 36 b—37 a ein Brief von Mirzä Masrüfhän Karam an den Redakteur {Kökbä braucht drei Dinge: 1. Nationalismus ohne Konfessionalismus, 2. Aufsätze aus der syrischen Geschichte, 3. von Zeit zu Zeit auch Poesie); 38 b Q La'zär Gorg v. Kosrä'bä(d), Ein Geschenk der ,Söhne' von Salamas (ein patriotisches Gedicht); 43 a—44 b R Yöhannän Muse, Ursprung eines erzogenen Menschen (Gedanken zum neuen Schuljahr); 44 b—45 b H Isö' Ya'qöb, Keuchhusten; 45 b Echos aus der Ferne: Ein Brief an Kökbä von Yosip d-Qäsä Däwld Yosip v. Qäragälö aus Kalifornien, das mit einem kurzen Gedicht endet; 46 a ein kurzer Brief von Mirzä Qahremänhän v. Tehrän. — 50 f G e s c h i c h t e d e s V o l k e s : M Timäte'ös (Die Rubrik wurde auf den Vorschlag 2 des Mirzä Masrüfhän Karam auf S. 36 b f. eröffnet; der Beitrag ist anonym; wird fortgesetzt); 52 Aleksandrös v. Säm, Bäbo v. Dezätä'kiyä, Verse für Kokbä (8 vierzeilige Strophen); 52 b f. Q 'Ishäq Isö' Yöhannän v. Digäläh, Die nationale Schule v. Delgosä(d) (ein Bericht). — 57 f. Mirzä Qahremän-Hän, Der nationale Schatz (Bitte um materielle Unterstützung des Kokbä), 66 b—68 a 'Omar ijayyäm (anonym); 68 a—69 a Mr. Abraham, Ein Werk für die Mädchen (Mehrere Vorschläge für Beschäftigungen der Mädchen, wenn syrische Burschen nach Rußland, Europa u. Amerika auswandern) — 82 a—83 b Q Polos da-Mdi(n)tä, Verschwendung, (Warnung vor einem unter den Syrern eingewurzelten Obel) — 89 b f. Ein Weihnachtslied (anonym); 90 a—b Mr. Yonän Abraham, Neues Wasser (zu Weihnachten); 90 b—91 a Echos aus der Ferne: Ein Brief an Kokbä v. H Yosip v. Qärägälö in Kalifornien; 92 Verse für Kokbä (anonym) — 98 b—100 a Q Milse Mörhäc, Märägä (Bericht über eine Stadt östlich vom Urmia-See); 100 a—101b Mr. Yonän Abrähäm, Das Volk (Freude darüber, daß die Urmier die Nation von der Religion getrennt haben); 106 Q Yosip Epitröpä, Verschwendung (vgl. ob. 82 äff.); 107 a—108 a R Benjamin Mirzä, Das syrische Volk u. der Fortschritt (Fortschritte im J. 1906 trotz Mörder, Plünderungen, hoher Preise u. ä.); 109 Hilfsbereitschaftsversammlung (von Mr. Abrähäm, dem Sekretär); 114 H Ösa'nä-ffän Bädäl Die Situation u. die Pekularität der Nation; 114 b—115 b M Yonän Episqöpä v. Urmia, Vom bischöflichen Haus; 138 S Yosip d-Qilletä, Das Ehescheidungsgesetz; 140 b—141a M Abislöm Yargö Orsän 'Abägalö in Chicago, Eine Klage Amerikas gegen Urmia (Wir verdienen Geld unter schweren Bedingungen, um zurückzukehren und dem Lande unserer Väter zu helfen). 148 a—b M. R. Polös Aleksandrös, Hosanna in den Höhen (Gedicht in 6 vierzeiligen Strophen); 154 a—b R Polös Eskandar, Auferstanden ist unser Herr (Ostergedicht in 5 vierzeiligen Strophen); 154 b R Yöhannän des Q Ke'nä v. Bäz, Auferstehungsfest (Ostergedicht in 3 fünfzeiligen Strophen); 154 b—156 a Mr. Yöhannän Abrähäm, Die Zeit des großen Festes ( = Osterfest); 170 a—171a M. Andre'ös Säm Däwid Orsän 'Abägalö in Chicago, Der Einfluß Amerikas auf unsere Jungen ( = Emgiranten); 171 a-172 a M. Qahremän-l^än in Teheran, Selbstunterstützung: Die Hilfe u. der Schatz des Volkes; — 178 ä f f . Mr. 'Ishäq Slemön, Dank den Ausländern ( = den Missionaren!).

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Macudi, Spät- und neusyr. Lit.

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DAS N E U N Z E H N T E J A H R H U N D E R T

2/1907—8 2 a—4 b Nationale Vereinigung der syrischen Christen (anonym); 4 b—6 a Warum lieben die Orientalen die Okzidentalen nicht (anonym: 1. natürliche Unterschiede, 2. Einfluß des russisch-japanischen Krieges, Steigerung des asiatischen Selbstbewußtseins, 3. die Okzidentalen im Orient sind weder freundlich noch vernünftig verfahren, 4. sie verfuhren gegen die Interessen der Eingeborenen, 5. religiöser Unterschied illustriert am Beispiel der Haltung der Chinesen gegenüber dem Christentum. Man möchte die Europäer vertreiben, es werden aber viele Jahre vergehen, bis die Völker Asiens den Rang Japans erreichen.); 6 f. Echos aus der Ferne (Ein Brief von U Sargis

Ba'bä v. Golpätälihän in Chicago u. weiteres) — 15 a—16 b H Ägäbän Sargis, Die Zähne u. die Gründe ihres Verderbens; 19 a—20 a Q Däwid ösa'nä, Der Eifer der Jungen von Takiyä u. Ardlsäyl (Die Jungen aus diesen Dörfern in Rußland haben einen Bund zur Unterstützung ihrer Dörfer geschlossen); 27 b—29 a Mikä'el Säyäd in Amerika, Das Theater von Jamestone; 30 R Ester fjtnänisö' Abraham, Das Waisenhaus des S ynanisö' (gegründet vor 28 Jahren hat jetzt 30 Kinder) — 50 a—b Ein Brief von M Sim'ön, dem Patriarchen (Freude über den Fortschritt des Nationalbewußtseins im Volke); 50 b—52 a Q Muse Mörhäc v. Märägä, Einige Blicke auf die Berge (ein topographischer Bericht); Miss Märe Lüwis (Mary Lewis), Fiske Seminary, (Bericht über die Ausgaben der Schule); 99—101 a Andre'ös Örsän, Die Stadt von Chicago: — 110 a—111 a Mr. Yortän Abraham, Kongreß der Gemeinschaft

für Hilfsbereitschaft; 125 a—126 a H Slfmon Wardä, Pocken; 126 a—b Q Slemon 'Ismä'sl v. Qäräläre, Mahnung an die Jungen, die trinken (ein Gedicht in 14 vierzeiligen Strophen); 136 a—137 b H Isräyel-tfän, Eine Reise nach Sulduz; 148 b—149 b

R Polos Eskandar, Unterricht in der Schule; 149 b—151 Q Y.'. Isö' v. 'Abägalö, Die Armen des Volkes u. die Gemeinschaft für Hilfsbereitschaft (Aufruf zur Hilfe); Dr. Pakard, Einiges über die Astronomie . . .

Die Zeitschrift war ein Zögling der 2B. Die meisten Mitarbeiter schrieben für die beiden Zeitschriften, auch die Thematik der Beiträge ist in mancher Hinsicht ähnlich. Die Erziehungsprinzipien, denen die beiden Zeitschriften folgten, sind gleich. Wird im Kökbä das nationale Element auf Kosten des religiösen stärker betont, so wurde es auch in ZB nicht vernachlässigt, sonst ist aber auch Kökbä nicht irreligiös, sondern nur überkonfessionell gewesen. Die Nachrichten aus der Welt haben auch hier meistens mit Amerika und Rußland zu tun, weil in diesen Ländern schon ein großer Teil des syrischen Volkes nach der Auswanderung lebte. Die Lokalnachrichten sind manchmal sehr detailliert und sollten auch vor allem zur Information der Auswanderer über ihre Heimat dienen. Sie enthalten manche interessante Details über das Leben des syrischen Volkes am Anfang unseres Jahrhunderts, setzen aber auch viele Kenntnisse der lokalen Verhältnisse, der Ortschaften und Personen voraus,

DIE SCHRIFTSTELLER DES 19. U N D 20. JH.

ohne welche ihre schwer verdaulich Ergänzung zu 2B als Annalen des betrachten.

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Wiedergabe für den westlichen Leser langwierig und wäre. Jedenfalls bietet aber diese Zeitschrift eine gute und ihre Jahrgänge sind ähnlich wie die der letzteren ostsyrischen Volks- und Kulturlebens ihrer Zeit zu

11. DIE SCHRIFTSTELLER DES 19. U N D 20. JAHRHUNDERTS BIS ZUR AUFLÖSUNG DER FREMDEN MISSIONEN

Q Giwargis Mälek Däwld (1837—1909)73 aus dem Dorfe Sipurgän im Urmia-Bezirk war ein Schüler der Schule in Slre. Nach dem Abschluß des Theologiestudiums im amerikanischen College in Urmia wirkte er als Lehrer und Prediger an verschiedenen Orten: Tabriz, Teheran und Isfahän. Er hat auch Reisen nach Afganistan, Indien, Mesopotamien und Europa unternommen. Gewisse Zeit wirkte er auch als Professor der orientalischen Sprachen und Literaturen am College in Urmia. Er war ein ausgezeichneter Kenner der syrischen und persischen Sprache sowie der kirchlichen und politischen Geschichte des Orients. In seinen letzten Jahren bereitete er mehrere Bücher für den Druck vor und unternahm noch eine Reise nach Amerika. Bei der Rückkehr starb er in Tiflis. P. Sarmas führt von ihm folgende Bücher im Manuskript an: Ktäbä d-sünhädös, Tas'itä d-'lrän, Löqäte'al sä'lre 'iränäye und Tas'ltä d-'edtä d-madenhä. Nur das letzte wurde von seinem Sohn, Q Nestörös Giwargis Mälek in englischer Übersetzung unter dem Titel: George David Malech, History of the Syrian Nation and the Old EvangelicalApostolic Church of the E a s t . . . edited by his son Nestorius George Malech (revised by A. H . Gjevre, mit einem Portrait, X X I I + 449 Seiten u. 2 Landkarten), Minneapolis, Minn. 1910,74 herausgegeben. Es enthält eine interessante Geschichte der Nestorianer und ihrer Literatur. M T'oma Ödo (1853—1918)75, aus einer berühmten chaldäischen Familie (Neffe des Patriarchen Yösep Ödö und Bruder des Metropoliten 73 74 75

¡4"

TSA I 235. C. Moss 703. TSA I. 221—223, III 66—8/, siehe auch Smii'el B?t Külyä, Gilgames 1952, Nr. 9, S. 9; ALA 553—555 (weitere Literatur: al-Masriq III 591, an-Nagm [Mosul] II 308—318, Sulaimän Sä'ig, Tärih al-Mausil II 276, Rafä'Il Bäbü Ishäq, Tärih nasärä l-'Iräq 151 f.).

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DAS NEUNZEHNTE JAHRHUNDERT

von Mardin Isrä'el Ödö), kann mit Recht als Vater der neusyrischen Literatur bezeichnet werden und gehört zweifellos zu ihren bedeutendsten Schriftstellern. Er stammte aus Alqos und seine literarische Tätigkeit bildet einen Gipfel der literarischen Bemühungen der Schule, die mit dem Namen seines Geburtsortes bezeichnet wird. Er hat in der Schule der katholischen Missionare in Mosul studiert und wurde nach dem Abschluß seines dortigen Studiums von seinem Onkel, dem Patriarchen, 1869 nach Rom mitgenommen, wo er im Collegium de propaganda fide bis 1880 sein Studium der Theologie und Philosophie fortgesetzt hat, zum Priester geweiht wurde und nach Mosul zurückgekehrt ist. Er verbrachte zwei Jahre bei dem neuen Patriarchen Ellyä £ Abd-el-Yönän und wurde als patriarchaler Stellvertreter nach Aleppo geschickt, wo er weitere vier Jahre verbracht hat. Dann kehrte er wieder nach Mosul zurück, um die Leitung des patriarchalen Priesterseminars zu übernehmen. 1892 wurde er zum Metropoliten von Urmia und Salamas bestimmt. Diese Wahl hat sich nicht nur für die syrische Kirche, sondern auch für das syrische Volk als ganzes als sehr glücklich erwiesen, denn M T'ömä — obwohl ein hoher Repräsentant seiner Kirche — war als hervorragender Literat meistens überkonfessionell, seine Schöpfung gehörte dem ganzen Volk, und er wurde nicht nur von den Chaldäern sondern auch von den Nestorianern und Protestanten gleich geehrt. Als eingeborener Syrer war er dazu berufen, eine geschliffene neusyrische Sprache mit elegantem Stil zu schaffen, wie es den ausländischen Missionaren trotz ihrer besten Bemühungen nie gelingen konnte. Am Anfang des ersten Weltkrieges, als viele Urmia verlassen haben, um ihr Leben zu retten, ist er an Ort und Stelle geblieben, um wie ein Hirt sein Volk zu schützen und hat seine Liebe zum Volk mit seinem Leben bezahlt. Er wurde 1918 auf perfiden Befehl eines Todfeindes der ,Assyrer' getötet (S. 249). Seine Veröffentlichungen zeichnen sich nicht nur durch die Zahl, sondern auch durch Qualität aus: Ktäbä d-mä" matle „Das Buch von hundert Fabeln", eine neusyrische Bearbeitung der Fabeln Lafontaine^, Urmi 1909 (spätere Ausgabe 1956 auf 256 S.) stellt ähnlich wie seine frühere Übersetzung der indischen Fabeln von Bldpä'I (Bidpay) Ktäbä d-Kalilä w-Dimnä, mit französischem Titel: Kalia et Dimna, Fables indiennes, traduites en langue chaldeenne par Mgr. Thomas Audo, Archeveque Chaldeen d'Ourmia, Mossoul 1895 (273 S.), eine echte Perle des neusyrischen Schrifttums dar. Beide Bücher gehören zu den bekanntesten

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und beliebtesten der neusyrischen Literatur. Ähnlich waren es auch seine w-släwäte „Gedichte und Gebete" bei dem frommen chaldäischen Volk 76 . Aber auch seine prosaischen Schriften waren nicht weniger wichtig und beliebt. Unter diesen werden folgende erwähnt: 1. Ktäbä d-grämätiqi d-ltsänä swädäyä „Grammatik der neusyr. Sprache" (Urmï 1905, 1911, nach deren interessanter Einleitung (hier auf S. 87 f.) eine Charakteristik der neusyrischen Dialekte und ihrer Unterschiede angegeben worden ist; 2. Dictionnaire de la Langue Chaldéenne (Mossoul, Imprimerie des Pères Dominicains 1897) I—II; 3. Päsöqe l-tas'ïtan „Aufsätze zu unserer Geschichte"; 4. Ktäbä d-qeryäne gübye, eine Auswahl verschiedener, vor allem geschichtlicher und patriotischer Aufsätze (Urmï 1906), aus denen P. Sarmas (III 67 ff.) die S. 168 ff. abgedruckt hat, auf denen M T'ömä für die Rückkehr zum ursprünglichen Namen Ätöräye „Assyrer" statt Süryäye „Syrer" plädiert, da der letztere aus dem ersteren durch Aphäresis und spirantisierte Aussprache des Dentals entstanden ist, eine Argumentation, die auch P. Sarmas in seinem Büchlein Ahnan märii (y)wäh „Wer sind wir?" wieder aufgenommen hat. Hier fängt also der Gedanke des Namens „Assyrer" an, der sich in unserem Jahrhundert durch die Bemühungen dieses Volkes für alle seine Gruppen bis zu den Maroniten hin durchsetzt. Neben dieser allgemein schriftstellerischen Tätigkeit wirkte M Tömä auch als theologischer Schriftsteller. Von ihm stammt ein Kompendium der Theologie (Urmia 1899), eine Revision der Übersetzung des Manuale Sacerdotum (Mosul 1882, 1893, s. S. 103 A. 70), sowie eine Übersetzung von P. Louis Togni, Instructio pro sacris ecclesiae ministris unter dem Titel Malpänltä l-samsânê dargë d-edtä und mit dem französischen Titel: Instruction pour les ministres de l'Eglise d'après le P. Louis Togni, Ouvrage traduit du Latin en langue chaldéenne par Mgr. Thomas Audo. (Mosul 1895, 283 + 2 S. ) 77 . Es war ein großes Glück für die jahrhundertelang vegetierende chaldäische Literatur, einen Mann dieses Formats zu haben, der sie zu vollem Leben geweckt und zu frischer Blüte entfaltet hat. Seine neusyrischen Werke beweisen — ähnlich wie die von Paul Bédjan (S. 218—222) — daß nur Gelehrte, die Altsyrisch gemeistert haben, auch ein unübertreffliches Neusyrisch schreiben können. Müshäte

78

77

Ein Stück von diesen unter dem Titel Slötä qä mellat „Gebet für das Volk" wurde in TSA I 223 abgedruckt. C. Moss 1091 (vgl. 64 f.)

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DAS NEUNZEHNTE JAHRHUNDERT

Prof. Äsör Bet Yosip v. Harpüt (1858—1915)78 aus der genannten ,assyrischen' Stadt in der Türkei wirkte als Lehrer in verschiedenen türkischen Städten: Harpüt, Amadia, Smyrna, Antiochia. Später wurde er zum Professor am Euphrates College ernannt und erhielt mehrere Auszeichnungen der türkischen Regierung für seine pädagogischen Verdienste. In der Geschichte der neusyrischen Literatur kommt er vor allem als Gründer und Herausgeber der Monatszeitschrift Mursid d'-Ätör „Führer Assyriens" in Betracht, in der er versucht hat, das syrische Volk des breiten türkischen Imperiums, d. h. des heutigen Irak, Syriens und Libanons (neben der Türkei selbst) zu vereinigen. Die Zeitschrift wurde zwar in türkischer Sprache, aber mit syrischen Buchstaben gedruckt und kam von 1910 bis zum Tode des Herausgebers heraus. Nach dem Bericht seines Sohnes, Dr. Yosip Bet Yosip in der Zeitschrift Atör hadtä „Neues Assyrien" 1916, Nr. 15, wurde er gleich am Anfang der Christenverfolgungen von Seiten der türkischen Regierung 1914 von seiner Lehrveranstaltung entführt und im Mai 1915 mit zahlreichen anderen Assyrern an einen unbekannten Ort weggeschleppt und getötet. Auch assyrische Frauen haben sich schon im vor. Jh. am literarischen Leben betätigt. Im J. 'psb = 1892 erschien in Urmia eine Ubersetzung unter dem Titel Ä(y)k aus dem Englischen von R Särä d-QÜsa'nä M"sihä



tahmanyäte

'al

hayye

büke

d-dmltä

l-brönä

d-Alähä

Q Andre'ös Mrry „Wie Christus — Meditationen über ein seliges Leben der Ähnlichkeit dem Sohne Gottes, verfaßt von Rev. Andrew Murray (?)" auf 248 Seiten. Mlrzä Masröf-ijän Karam (1862—1943)79, geb. im Dorf Sa'atlüwe im Bezirk von Urmia als Sohn des Q Karam. Nach dem Abschluß des theologischen Studiums wirkte er zuerst als Prediger und später als Zollbeamter in Tabrlz. Er war ein guter Kenner des Altsyrischen, Arabischen und Persischen. Zahlreiche Beiträge aus seiner Feder sind in ZB erschienen, in denen er kleinen religiösen und ethnischen Gruppen besondere Aufmerksamkeit widmete. Nach der Gründung der Zeitschrift Kökbä wurde auch diese seine Tribüne. Mehrere seiner Gedichte, vor allem auf nationale Themen, sind auf den Spalten der Zeitschriften erschienen. mulhemä

78

79

mn

TSA I 224, ergänzt durch Sürgädä ümtänäyä 1968 (Teheran, Assyrian Youth Cultural Society Press), Aufsatz zum Monat Januar. TSA, 242 f.

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Sein dichterisches Talent hat er am besten durch seine Übersetzung der berühmten Vierzeiler 'Omar Hayyäms und des kurdischen Dichters Bäbä Täher bewiesen, die unter dem Titel Ktäbä d-rebä'iyyät d-Ömar Hayyä'm 'am mushäte d-Bäbä Täher Löräyä mturgemä mllsäne asläye d-pärsl wa-d-lörö qurdäyä l-lisänä ätöräyä, Tabriz — matba'tä Sa'ädlyeh 1933, herausgegeben wurde. 80 MIrzä Smü'el Bädäl Hängalde v. Gugtäpäh (1865—1908) 81 war Redakteur der Zeitschrift ZB, die nach seinem Tod einen Nachruf veröffentlicht hat (59/1908, S. 32), der hier auf S. 169 wiedergegeben worden ist, und in dem alle wichtigen Details seines Lebens sowie seine literarischen Arbeiten erwähnt worden sind. Er war seiner Zeit der fruchtbarste Schriftsteller dieser Zeitschrift, in der er sich mit zahlreichen brennenden Problemen der syrischen Nation befaßt, für ihre Einheit und gegen ihre Zersplitterung gekämpft und als unermüdlicher, besonnener Erzieher des Volkes gewirkt hat. Äbä Solomon 82 stammte aus Thümä und wuchs in Kösräbä'(d) heran. Nach dem Studium der katholischen Theologie im priesterlichen Seminar in Salamas wurde er zur Fortsetzung seiner Studien nach Frankreich geschickt. Dort verkehrte er mit den Lazaristen, trat in ihren Orden ein, wurde zum Priester geweiht und kehrte in seine Heimat zurück, um bei den lazaristischen Missionaren in Urmia mitzuwirken. Neben seinen priesterlichen und pastoralen Pflichten wurde er mit der Leitung des katholischen Missionsverlags und mit der Redaktion der Zeitschrift Q$ beauftragt. Die Zeitschrift war größtenteils sein persönliches Werk und zahlreiche religiös-ethische, historische und andere wissenschaftliche, anonym veröffentlichte Aufsätze stammen aus seiner Feder. Er betreute auch Ausgaben mehrerer altsyrischer Texte. Außerdem war er ein guter Enthomologe und Botaniker. Er hat eine bis dahin unbekannte Pflanze entdeckt, die mit seinem Namen benannt wurde. Von ihm stammt eine altsyrische Grammatik, ein Kommentar zu den Evangelien und Episteln und ein Ktäbä da-mhadyänä d-hatäye „Führer der Sünder".

80 81 82

Einige Vierzeiler befinden sich in Macudi-Panoussi 88. TSA I 225. TSA I 226 f.

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DAS NEUNZEHNTE

JAHRHUNDERT

R Bäbä d-Kosi 8 S war lange Zeit ein Pfeiler der Nationalbewegung in Urmia. Er studierte in Sire. Von ihm stammt eine Sammlung neusyrischer Sprichwörter und Redensarten. Er bereitete auch ein ausführliches Lexikon der neusyrischen Sprache (: neusyrisch-neusyrisch-englisch-persisch) vor. Uber dieses Projekt haben wir in ZB 1897—8 mehrere Diskussionen gelesen. Trotz der Bedeutung dieses Werkes und seines unbestreitbaren Interesses sind aber davon nur einige Lieferungen erschienen und die Veröffentlichung wurde aus materiellen Gründen unterbrochen. Offensichtlich war das kleine und arme syrische Volk um die Jahrhundertwende nicht imstande, eine derartige Veröffentlichung aus eigenen Mitteln zu finanzieren. R Bäbä fuhr nach Amerika mit der Absicht, dort sein Lexikon veröffentlichen zu können. Er ist aber unverrichteter Dinge zurückgekehrt. 1906 fuhr er nach Tiflis mit der Bitte an die dortigen Syrer, sein Unternehmen zu unterstützen. Eine gewisse Summe wurde zwar gesammelt, aber endlich nicht zur Verwendung für den erwähnten Zweck ausgegeben. R Bäbä verlor jede Hoffnung, starb in Enttäuschung und die größte lexikalische Arbeit eines Syrers blieb unveröffentlicht. S Sim'ön b. Däwid v. c Ädä (1859—1914) 8 4 war ein Volksdichter und angesehener Mann in seinem Dorf, in dem er sein Leben verbracht hat. Seine geistlichen Lieder zeugen von tiefen christlichen Gefühlen des Verfassers. Sie wurden 35 Jahre nach seinem Tod von seiner Tochter Maryam in einem Band Ktäbä d-mushäte „Buch der Verse" (Bagdad 1945) veröffentlicht. Ein ähnlicher Volksdichter war Yosip Mödäri 8 5 , der etwa im gleichen Jahr wie der vorhergehende geboren wurde. Nach den Aussagen seiner Freunde wurde er im J . 1930 im Alter von 71 Jahren in Salamas ermordet, so daß sein Geburtsdatum auf 1859 zu bestimmen wäre. Eine kurze Zeit bereitete er sich auf das Priesteramt vor, hat es aber aufgegeben. Er war berühmt durch seine volkstümlichen Lieder weltlicher Natur, die er bei den Feierlichkeiten, Hochzeiten und Trinkgelagen zu singen pflegte. Zwei von ihnen wurden von P. Sarmas 86 abgedruckt. 83

84 85 88

TSA III 199 f. mit weniger üblicher Buchstabierung Bä'bä d-Köse, Bet-Külyä, Gilgames 1952, Nr. 9, S. 9 a. TSA III 225. TSA III 211 f. ebda.

vgl. Smü'el

DIE SCHRIFTSTELLER DES 19. UND 20. J H .

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Q Muse Dümän (1872—1918) 8 7 , geboren in Digäläh, Bezirk Urmia, hat 1895 sein Studium der Theologie am evangelischen College in Urmia abgeschlossen. 1896 wurde er nach Kermänsäh entsandt, wo er lange Jahre als Lehrer und Prediger verbracht hat. Während des Krieges besuchte er Urmia, und als er 1918 nach Kermänsäh zurückkehrte, erkrankte er und starb in Hamadan. Obwohl von Urmia entfernt, nahm er lebhaften Anteil am dortigen kulturellen und nationalen Leben. Sein Beitrag zur Verbesserung der syrischen Orthographie in 2B 48/1897, Sp. 90 a—c (hier S. 81 f.) ist einer der ausführlichsten, die zu diesem Thema in dieser Zeitschrift veröffentlicht wurden. Er hat sich aber vor allem als nationaler und kirchlicher Dichter bewährt, hat ein Gesangbuch von 22 Liedern für den Gebrauch der syrischen presbyterischen Kirchen sowie ein Gedicht über den Krieg (mushäte 'al pläsä) und über das Elend der Welt (sa'r 'al saqiyütä d-dünye) im Missionsverlag herausgegeben und die Hoffnung des Volkes (sa'r 'al bebt d-mellat) und das in seinen Tagen gegründete nationale Komitee (sa'r 'al knusyä ümtänäyäJ88 89 besungen. Nach dem Zeugnis des Smü'el Bet-Külyä war er ein geborener Dichter. Nicht nur seine Schriften, sondern audi seine Gespräche waren dichterisch. Viele seiner Schriften sind zwar verlorengegangen, aber diejenigen, die verblieben sind, würden verdienen, gesammelt und herausgegeben zu werden. 90 R Yöhannän Möse (1874—1918) 9 1 , geb. in Gügtäpäh, Bezirk Urmia, hat im College in Urmia studiert und sein Studium im Colgate College in Amerika fortgesetzt. Nach seiner Rückkehr in den Iran im J . 1905 gründete er die Zeitschrift Kökbä, die er ab 1906 bis zum Ende seines Lebens redigierte. Daneben war er ein ständiger Mitarbeiter der evangelischen Missionszeitschrift ZB. Der größte Teil der Beiträge in der nationalen Zeitschrift Kökbä wurde von ihm geschrieben. Aus diesen gehen seine mannigfaltigen Sorgen um das Volk und seine bessere Zukunft, Bekämpfung seiner Zersplitterung und Bemühungen um nationale Erziehung und die Promotion des nationalen Gedankens deutlich hervor. Neben der Redaktion dieser Zeitschrift, deren zwölf Jahrgänge schon 87 88 89 80 91

TSA I 228 f., siehe auch Smü'el Bet Kulyä, Gilgames 1952, Nr. 9, S. 9 b f. Zwei Strophen aus diesem Gedicht in TSA I 229. Gilgames a. a. O. ebda. TSA I 227.

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DAS NEUNZEHNTE

JAHRHUNDERT

eine ehrwürdige Leistung darstellen, verfaßte er eine G r a m m a t i k und ein Wörterbuch des Neusyrischen. Seine G r a m m a t i k (Pslqäte d-lisänä süryäyä swädäyä), die in drei Teilen im evangelischen Missionsverlag in U r m i a 1912 erschien und 1928 in T a b r i z wieder herausgegeben worden ist, stellt eine praktische Sprachlehre f ü r Dorfschulen und niedere K l a s sen der Mittelschulen dar. Gegen die Anordnung ihres Stoffes könnte m a n z w a r vieles einwenden, aus ihrer N e u a u s g a b e ersieht m a n aber, daß sie ihre A u f g a b e erfüllt hat und noch nach sechzehn J a h r e n durch keine methodologisch vollständigere ersetzt werden konnte. Jedes K a p i t e l enthält grammatische Regeln sowie ausreichende Übungen, die dem Schüler eine vollständige theoretische Beherrschung sowie praktische Einarbeitung in seine keineswegs einfache Muttersprache und ihren korrekten schriftlichen Gebrauch ermöglichen. Einem Okzidentalen kann sie z w a r schwer z u m Erlernen des Neuostsyrischen empfohlen werden, den einheimischen Schulen hat sie aber aus Mangel an besseren mit so zahlreichen Übungen ausgestatteten Lehrmitteln gute Dienste geleistet. Ihre Mängel sowie ihre Vorteile erklären sich dadurch, daß sich ihr Verfasser nach einer englischen Unterrichtsgrammatik gerichtet hat, d a ihm keine ausreichenden einheimischen Muster dieser A r t zur V e r f ü g u n g standen. Bei der Gestaltung des Stoffes waren ihm William Shedd, R Aprem U r s ä n und R P e ' r ä A m r l h ä s behilflich. Erst in seinem Todesjahr 1918 erschien seine Darstellung der alttestamentlichen Geschichte (Darse 'al psaqyäte d-dlyäteqe 'ätiqtä) auf 156 Seiten. Q Paul B e d j a n ( 2 7 . 1 1 . 1 8 3 8 — 9 . 6 . 1 9 2 0 ) aus C h o s r a w a (Bezirk S a l a m a s ) ist der größte N a m e der neusyrischen Literatur überhaupt und der in E u r o p a a m besten bekannte. D a seine Biographie v o n J . - M . Voste in O C P 11/1945, 4 5 — 1 0 2 , ausführlich dargestellt und sein Werk gewürdigt wurde 9 2 , beschränke ich mich hier nur auf die A n f ü h r u n g seiner wesentlichen D a t e n und seiner wichtigsten Veröffentlichungen, die aus zahlreichen wissenschaftlichen Ausgaben altsyrischer Schriften einerseits und aus neusyrischen Übersetzungen und eigenen Schriften und Dichtungen andererseits bestehen. Einige v o n ihnen wurden schon ob. S. 192 f. angeführt. 92

siehe audi ALA 555—557 (wo auch eine arabische Abkürzung des erwähnten bio-bibliographischen Aufsatzes des J.-M. Voste von Q Giwargis Karmü in an-Nagm [Mosul] 12/1952, 388—398, angeführt wird)

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Er hat die syrische Abteilung des berühmten Obraldrucks in Leipzig gegründet und dort auch seine meisten Arbeiten herausgegeben. Unter den aus dem berühmten chaldäisch-iranischen Dorf Chosrawa stammenden katholischen Theologen gibt es keinen anderen, der mit ihm an Bedeutung gemessen werden könnte. Seine wichtigsten Veröffentlichungen sind: Yulpänä msïhâyâ (S. 192); K. d-ebädatkärütä (S. 193m. A63); Tas'ïtâ d-Mär(y) Ya(hjb'alähä pätryärkä wa-d-Rabban Sorna Histoire de Mar Yab-Alaha, Patriarche, et de Raban Sauma, Paris 1888 (ed., X I I + 185 S.)93 eine weitere Ausgabe: Histoire de Mar-Jabalaha, de trois autres patriarches et de deux laïques nestoriens, Paris—Leipzig 1895 (XVI + 574); Ktâbë d-maktbänüt zahne l-Mär(y) Grigöriös bar 'Ebräyä Gregorii Barhebraei chronicon Syriacum e codd. MSS. emendatum ac punctis vocalibus adnotationibusque locupletatum, Paris—Leipzig 1890 (ed., VIII + 599 + I S.); Tas'ïtâ qaddfstä b-keryütä (s. ob. S. 192); Sarbë d-sâhdë wqaddïsë (s. ebda.), eine über sieben Jahre in sieben Bänden erscheinende Serie: 1. Das Leben der Märtyrer von Edessa, zugeschrieben dem Theophilos von Edessa, 2.—4. Acta der persischen Märtyrer, hauptsächlich von Märütä von Maiperqat, 3. Acta Thomae u. das Leben des Heiligen Ephraim, 5. Das Leben der ägyptischen Heiligen, 7. Paradies des Paladios in der syrischen Version des 'Anän-Isö' 94 ; Eqlësïyâstïqï d-'Ewsëbïyâs Qesaräyä Histoire Ecclésiastique d'Eusèbe de Césarée, (Paris)—Leipzig 1897 (ed., VIII + 598 S.); Ktäbä d-Huddâyë Nomocanon Gregorii Barhebraei, Parisiis. Lipsiae 1898 (ed., XIII + 551 S.); Ktäbä d-rësânë Liber Superiorum seu Historia Monastica, auctore Thoma, Episcopo Margensi: Liber fundatorum monasteriorum in regno Persarum et Arabum 95 , Homiliae Mar-Narsetis in Joseph96, Documenta patrum de quibusdam verae fidei dogmatibus 97 (: Eggartâ d-M Lë'ôn in zwei syr. Versionen, 2. Auszüge aus Tëgûrtâ d-Hëraqlëdôs von Nestorius, 3. Auszüge aus Ktäbä d-sumläy dubbârë, ein Traktat von Sähdönä über den orthodoxen Glauben, 4. Dïyatëqë d-Qaddïsâ M Aprëm Testament des Hl. Ephraim) 98 , Paris—Leipzig 1901 (ed., 9 + 711); Ktäbä d93 vgl. dazu eine Zusammenfassung von R. Duval, JA 1889, 313—354, C. Moss 1153. »4 C. Moss 100. 95 Ktäbä d-nakpütä des Isö'-Dnab v. Basra. 98 Mê'mrë 'al Yôsip. 97 Yulpänä d-'abähätä d-'al sarbë meddem d-haymänütä sarrlrtä. 98 C. Moss 1160.

DAS NEUNZEHNTE JAHRHUNDERT

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itlqon ...: Ktäbä d-yônâ metfl dubbäre d-ihldäye Ethicon seu Moralia Gregorii Barhebraei: Liber Columbae, seu Directorium Monadiorum, Parisiis-Lipsiae 1898 (ed., IX + 18 + 605)"; K. d-'lyär d-wardë... (s. ob. S. 192); Më'mrë mgabbâyë d-M Ya'qöb da-Srüg Homiliae selectae Mar-Jacobi Sarugensis I—V (I. mit zwei Appendices: 'al 'ëdtâ w-'al slïhë „Uber die Kirche u. die Apostel" und 'al hurbäh d-'Ûrislëm „Uber die Zerstörung Jerusalems" bestehend aus Auszügen aus den Büchern 3—5 der syrischen Version der Theophania von Eusebius, denen Më'mrâ d-'al hurbäh 'häräyä d-Orislëm, eine syr. Version des 6. Buches von Josephus Flavius Bellum Judaicum 100 hinzugefügt wurde), ParisiisLipsiae 1905—10; Maml(l)ä mötränä d-'al urhä d-dayrütä Mar Isaacus Ninivita, de perfectione religiosa, quam edidit Paulus Bedjan, ParisiisLipsiae 1909 (XVIII + 646)101;Ä'. d-metqerë Tegurtä d-Hëraqlëdôs d-mn Darmesüq Nestorius, Le Livre d'Héraclide de Damas, édité par Paul Bédjan . . . evec plusieurs appendices (Appendix I: anonyme Versionen der folgenden Briefe und Dokumente betreffend die Incarnation: 1. 'ErtiÀwiç tüjv 8obÔ£xa y.EtpaJiaicov py|i) Eïacz êv 'Eqpéacp die zwölf Kapitel des Hl. Cyrill v. Alexandrien, 2. ein Brief des Hl. Cyrill an Valerianus, Bischof v. Iconium, 3. ein Libellus des Paulus, Bischof v. Emesa an den Hl. Cyrill, 4. ein Brief des Johannes, Bischof von Antiochia an den Hl. Cyrill, 5. die Antwort des Hl. Cyrill, 6. ein Brief des Hl. Athanasius, Patriarchen v. Alexandrien, an Epiktetos, Bischof v. Korinth, 7. ein Brief des Hl. Proclus, Bischof v. Konstantinopel, an die Armenier; Appendix II: eine anonyme Version der Kanons des 2. Konzils von Konstantinopel.. .)102. Die unermüdliche editorische Tätigkeit Paul Bédjans, durch die er zahlreiche altsyrische Quellen für die europäische Syrologie eröffnet hat, hat das Interesse der europäischen Gelehrten auf die von ihm behandelten Probleme gelenkt. Es ist nicht erstaunlich, daß er als der beste Kenner dieser Probleme um Mitarbeit an ihrer weiteren Klärung gebeten wurde, an der er auch teilgenommen hat. Aus diesen gemeinsamen Arbeiten erwähne ich nur die französische Ubersetzung seiner letzt erwähnten 99 100 101 m

C. Moss C. Moss C. Moss C. Moss

400. 524 f. 496. 814.

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Textausgabe: Le Livre d'Héraclide de Damas, traduit en français par F. Nau . . . avec le concours du R. P. Bédjan et de M. Brière . . ., Paris 1910 (XXVIII + I 404)103. Bédjans voluminöse Ausgaben altsyrischer Texte erfreuten nicht nur europäische Gelehrte, sondern auch die chaldäischen und sogar die nestorianischen und protestantischen orientalischen Christen. Seit J. S. Assemani, dessen Bibliotheca Orientalis sich im Orient wenig verbreitet hat, war es zum ersten Mal in der Geschichte der Druckkunst, daß dicke Bände der Schriften der syrischen Väter so unaufhörlich nacheinander aus der Druckerei geflossen sind. Es war ein gemeinsamer Stolz aller syrischen Christen ohne Unterschied der Konfession. Es ist merkwürdig, daß ein syrischer Protestant Smü'el Bädäl in der protestantischen Zeitschrift 2B 57/1906, 18 a—b (s. ob. S. 162)104 auf die Veröffentlichungen dieses katholischen Priesters hingewiesen hat. Unter Bédjans Veröffentlichungen haben sich freilich die in neusyrischer Sprache unter dem chaldäischen Volk am meisten verbreitet, und auch diese haben z. T. wegen ihrer angenehmen Sprache und ihrer tiefen christlichen Wurzeln den engen konfessionellen Rahmen durchbrochen (S. 193 A. 63). P. Sarmas 105 führt in seiner knappen und keineswegs vollständigen Liste der Veröffentlichungen P. Bédjans noch drei in Europa wenig bekannte Bücher (leider wie üblich ohne jegliche weitere Angabe) an: Qeryäne „Lesestücke", Durräge

bar"

'edtänäye

„Kirchenlieder" u n d K. d-huggäyä

„Sylla-

106

. Aus dem letzteren hat er drei Gedichte: Hub beb d-brünä qä „Die Liebe des Sohnes zu seiner Mutter", Häbartä d-bäbä tïyâ mn qärlbütä „Das Willkommenheißen des aus der Ferne gekommenen Vaters" und 'al hesdä w-'al pulhänä107 abgedruckt, aus denen man ersieht, daß P. Eédjan nicht nur ein hervorragender Kenner und unermüdlicher Herausgeber der altsyr. Literatur und ein geschickter neusyrischer Schriftsteller, sondern auch ein feiner Dichter gewesen ist, der in einfachem und elegantem Neusyrisch die tiefsten und wärmsten menschyemmü(hy)

105 104

105 106

107

ebda. Der Text wurde auch in TS A I 230 f., wiedergegeben (P. Sarmas hat das ursprüngliche süräyä des Textes zu 'süräyä abgeändert). TSA III 194 f. Es handelt sich um „Syllabaire chaldéen, idiome d'Ourmiah", Paris-Leipsic 1886 (59 S.). TSA III 195—199.

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liehen Gefühle auszudrücken wußte. In der neusyr. Literatur bleibt er ein einzigartiges und kaum erreichbares Beispiel. R Polos Sarmas v. 'Ädä (Däkö) (1870—1939)108, als Sohn des Isö' Sarmas in 'Ädä, Bezirk Urmia, geboren, unterrichtete gewisse Zeit nach dem Abschluß seines Studiums in der Schule der katholischen Missionare an derselben Schule, dann wurde er Beamter des Zollamtes in BandarPahlawi. 1913 zog er nadi Tabriz als Schatzmeister des Provisionsamtes um, wo er 1918 zum Chef des erwähnten Amtes gewählt wurde. In dieser Funktion ist er etwa 20 Jahre (fast bis zum Ende seines Lebens) verblieben. Für seinen treuen Dienst bekam er nach 37 Jahren eine Auszeichnung von Rezä-Säh Pahlawl. Er starb in Teheran. Es verdient erwähnt zu werden, daß er Vater der beiden bedeutendsten neusyrischen Literaten unserer Zeit, Dr. Pe'rä Sarmas, des Autors der ersten dreibändigen neusyrischen Literaturgeschichte ( T S A I—III) und seines Bruders, des Dichters, Lexikographen und Journalisten Ing. William Sarmas gewesen ist. Man hat es hier also mit einer Familie zu tun, die in der Renaissance der neusyrischen Literatur eine analoge Rolle gespielt hat, wie die libanesische Bustärii-VuraiYie in der arabischen nabda. R. Polos war ein guter Dichter und hat unter dem Pseudonym Däkö in der nationalen Zeitschrift Kökbä die nunmehr unter dem erweiterten Titel Kökbä d-möresä „Der Morgenstern" in Urmia erschien, sowie in Kökbä d-madnhä „Der Stern des Ostens" in Tiflis mehrere Gedichte veröffentlicht, die z. T. von seinem Sohn Dr. Pe'rä Sarmas gesammelt und in TSA III 83—93 abgedruckt worden sind: Slötä d-büdälä109 „Das Gebet eines Einfältigen" ( K ö k b ä d-möresä 1918 in 10 sechszeiligen Strophen), Sogöli r'ös „Mein Lieber, erwache"! (7 vierzeilige Strophen), Qüllyä (Kökbä d-madnhä 1914, der Name „Julia" dient als ein Symbol des Volkes), Prastä d-wakile „Zerstreuung der Abgeordneten" (nach dem verlorenen Wahlkampf 1926, nachdem die Assyrer wegen ihrer Uneinigkeit durch einen armenischen Abgeordneten im iranischen Parlament vertreten werden mußten), Sä'at hlltä „Die süße Stunde" (ein Kampfgedicht in 8 sechszeiligen Strophen, scheint aus der Zeit der 108

TSA I 238 f. (Geburtsdatum 1872), III 83 (Geburtsdatum 1870). » Ein Teil dieses Gedichts auch in TSA I 239 f. Wie weit die Unsicherheit der neusyr. Orthographie geht, ersieht man daraus, daß an dieser Stelle das richtige Slötä, TSA III 83 demgegenüber das weniger gute Slütä erscheint.

10

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assyrischen ,Leviesc zu sein, von denen man die Befreiung des Volkes erwartete). In TSA werden noch einige weitere Titel (ohne Datum und Quellenangabe mitgeteilt: Ümtä süretä „Die syrische Nation", Terwan m'üdäle „Wir beide zusammen", Sabrä d-'ümtä „Die Hoffnung der Nation", Zmartä d-mellat „Ein Lied des Volkes". Abiiqäm d-Bet Qilletä (1870—1929)110, geb. als Sohn des Q Lölö v. Qilletä im Dorfe Mär(y)-b-Isö c . Er absolvierte 1895 sein Studium an der Schule der episkopalischen Missionare und emigrierte nach Amerika. Er übersetzte einige Schriften der altsyr. Väter in die Volkssprache und schrieb einige Gedichte, von denen sechs nach seinem Tod von Yöhannän d-Q Däm'el d-Bäz 1945 in Bagdad veröffentlicht wurden 111 . Q Yö'el Wardä 112 , geb. in Urmia, studierte an der dortigen amerikanischen Missionsschule und emigrierte nach Amerika, wo er zum Pfarrer der evangelischen assyrischen Kirche wurde. Er sah die Notwendigkeit der literarischen Betätigung in der syrischen Volkssprache ein und gründete eine Zeitschrift 'Izgaddä ätöräyä „Der assyrische Bote". Nach dem ersten Weltkrieg kam ein großer Zufluß assyrischer Einwanderer nach Amerika, denen er sich widmen mußte. Neben der Redaktion der von ihm gegründeten neusyrischen Zeitschrift wird von ihm ein Englischsyrisches Wörterbuch und ein Buch geschichtlichen Inhalts K. d-srägä taptepantä d-Äsiyä „Flimmernde Lampe Asiens" angeführt. Als Präsident der „Assyrian National Association in America" hat er die Schrift „The Claims of the Assyrians" für die Friedenskonferenz in Paris 1919 vorbereitet (S. 230 A. 2). R Pe'rä Amrlhas (1872—1945)113 aus dem Dorf 'Ädä, Bezirk Urmia, war Professor am College in Urmia. Als Literat war er vor allem Grammatiker und Dichter. Seine Beiträge sind in den Zeitschriften ZB und Kökbä verstreut. P. Sarmas erwähnt von ihm ein Gedicht in memoriam seines Freundes Q Smü'el Düman v. Digäläh, aus dem er vier vierzeilige Strophen veröffentlicht hat. Sein handschriftlicher Nachlaß befindet sich in den Händen seines Sohnes (S. 292 f.) in Teheran. 110 111

112

TSA I 268, III 225; vokalisiert: I Qi/elletä, II Qalletä. e Ein Bruchstück von 'AI mellat n plltä d-'Ätoräye „Über das gefallene Volk der Assyrer" in TSA III 226 f. TSA I 234, III 270—272. TSA I 243 f.

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R Aprem Ürsän ( 1 8 7 4 — 1 9 3 7 ) 1 1 4 v. 'Ädä studierte Pädagogik u. Theologie am College in Urmia. Seine Kenntnisse der syrischen, persischen und englischen Sprache waren berühmt. 1898 trat er in den Dienst der evangelischen Druckerei in Urmia ein, in dem er zwanzig Jahre bis zur Auflösung der Missionsstation verbracht hat und für alle dort veröffentlichten Bücher verantwortlich war. Von 1920 lebte er in Teheran und lehrte am dortigen amerikanischen College. E r veröffentlichte: K d-grämätiql qä madräse d-mätwäte „Grammatik für Dorfschulen", K. dqäryänä „Ein Lesebuch" und zahlreiche Zeitschriftenaufsätze. M Habel Zay'ä Bet Zay'ä ( 1 8 7 2 — 1 9 5 1 ) 1 1 5 , Metropolit von Urmia und Salamas, allgemein als Monseigneur Habel bekannt, geb. in Mäwäna in der Urmia-Ebene, studierte in der Schule der katholischen Missionare in Urmia und im priesterlichen Seminar in Kosräba'(d). Nach dem Abschluß seines Studiums wurde er als Diakon nach Paris geschickt, wo er sein Studium der Theologie und Philosophie sowie der französischen und lateinischen Sprache vervollkommnet hat und zum Priester geweiht und als Priester nach Konstantinopel, Salamas, Tabriz und Urmia geschickt wurde. Vierzig Jahre übte er die priesterlichen Pflichten aus und widmete sich der Erziehung der Jugend und der Vorbereitung von Schulbüchern: K. d-'äritmätiql, K. d-ge'ögräfiyä, K. d-matle u. K. d-yülpänä mslhäyä, die im katholischen Missionsverlag in Urmia erschienen sind. Däwld Giwargls Mälek ( 1 8 7 6 — 1 9 3 1 ) 1 1 6 , Sohn des S Giwargls aus Sipürgän, ging zur Schule der episkopalischen Missionare in seinem D o r f und studierte dann in Rußland in St. Petersburg. Nach seiner Rückkehr siedelte er nach Urmia um und beteiligte sich an der Gründung der nationalen Front (huyyädä ümtänäyä) und bekämpfte die Zerteilung des Volkes in Stämme. E r bereiste die Städte Irans, Iraks und Amerikas zum Zweck der Vereinigung des Volkes, aber ohne ersichtlichen Erfolg. In TSA I werden von ihm folgende Schriften ohne Datumsangabe angeführt: 1. Tas'itä da-mdi(n)tä d-'Ürmi Geschichte der Stadt Urmia, 2. Nuhhäre 'al tas'itä d-Mögöläye Erklärungen zur Geschichte der Mongolen, 3. Me'mre 'al ha(d)kmä malke ätöräye Epen über einige assyrische Könige, 4. verschiedene Dramen und Romane, 5. Gedichte. Von den letzteren werden in TSA I I I einige, leider ohne genaue Datumsangabe, abge114 113 116

TSA I 237 f. TSA I 245 f. TSA I 236 f., III 70 ff.

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druckt: Bä'ötä „Das Gebet" (Kökbä d-moresä ohne Jahres- u. Seitenangabe) und drei Stücke aus dem Poem Ätör rabtä „Großes Assyrien", das 1928 verfaßt und von Mälek Qambar in Beirut 1932 veröffentlicht wurde. Mirzä Benyämin Kaldäni (geb. 1879) 117 aus Kösräbä(d), Bezirk Sälämäs, studierte an der Schule der katholischen Missionare in Urmia, unterrichtete gewisse Zeit, war dann bis zum Ende des ersten Weltkrieges als Kaufmann und danach als iranischer Beamter tätig. Er war ein fruchtbarer Schriftsteller und Ubersetzer. Aus Mangel an einer Druckerei hat er mit Hilfe seines Sohnes 'Esä eine Lithographie gegründet, in der er seine Schriften und Übersetzungen: Qeryäne qä yäle z'öre „Lesestücke für kleine Kinder", sowie mehrere Erzählungsbücher, z. T. von ihm selbst verfaßt oder gesammelt, z. T. übersetzt, und seine Übersetzung französischer medizinischer Schriften veröffentlicht hat. Unter anderem hat er die Komödie Moliere's „L'Etourdi" übersetzt und unter dem Titel Qömediyä Giiänä (mn Molier mturgemä b-yed Benyämin Kaldäni), Teheran 'smh ( = 1948) lithographisch herausgegeben. Aus dem Persischen hat er Ktäbä d-sarbe d-Mülä Nasredln „Anekdoten Mollä Nasreddins übersetzt (Teheran 'smz = 1947). Nach der Auflösung der Missionen und ihrer Druckereien in Urmia mußten mehrere (as)syrische Schriftsteller zum lithographischen Verfahren greifen. R Sllmön Isö' v. Salamas (1884—1951) 118 aus dem Dorf Ügälä bei Salamas studierte in der Schule der amerikanischen Missionare in Urmia. Dann war er als Lehrer tätig. Später wurde er zum Mitarbeiter von Ürml Artädoksetä bestimmt. Er starb in Kermänsäh und hinterließ eine Menge von Gedichten und anderen Manuskripten, die er nicht veröffentlichen konnte, darunter ein schönes Gedicht unter dem Titel Orärä ( < C cüqAqiov). Glücklicherweise ist sein geistiges Erbe nicht verlorengegangen. Im Jahre nach seinem Tode, 1952, hat R Andriüs 'Abdlsö' in der Zeitschrift Gilgames, Nr. 5, S. 3—5, über seinen Nachlaß berichtet und einige Auszüge aus seinem Werk mitgeteilt. Seine Sammlung nationaler Gedichte wurde elf Jahre nach seinem Tod von William W. Mälek Pe'rä unter dem Titel Säpär d-dem'e b-'ürbä d-demmä „Reise der Tränen auf dem Weg des Blutes" (SS, Teheran 1962 (47 S., 21 X 15 cm, Preis 117 118

TSA I 255. TSA I 246, III 95 ff.

15

Macuch, Spät- und neusyr. Lit.

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50 Rial) veröffentlicht 119 und mit einer Vorrede auf 17 Seiten versehen. Der Ton dieser Gedichte verrät deutlich ihre Entstehungszeit im ersten Weltkrieg, als die Assyrer sich noch Hoffnungen auf den Sieg im Kampf gegen ihre Feinde machen konnten. Q Abraham Mörhäc studierte evangelische Theologie in Urmia und wurde zum assyrischen Missionspfarrer. E r begleitete die amerikanischen Missionare auf ihren Reisen in Kurdistan und 1896 besuchte er mit Dr. Cochran und Mr. Labaree den nestorianischen Patriarchen in Qugänis (S. 162). Im folgenden Jahr unternahm er mit seiner Tochter und einer Gruppe von Syrern eine Reise nach Europa und Amerika. Am Anfang des Jahrhunderts machte er mehrere Missionsreisen zu den Assyrern im Kaukasus, von denen er interessante Berichte in ZB veröffentlicht hat (S. 164). Er war ein ständiger und fleißiger Mitarbeiter der erwähnten Zeitschrift bis zu ihrer Einstellung. Neben den Predigten und Homilien waren seine beliebten Themen soziale und ökonomische Probleme des Volkes (vgl. S. 168), Missions- und Reiseberichte. Eine geographischhistorische Studie aus seiner Feder wurde auch englisch veröffentlicht (Rev. Abraham Moorhatch, Geotapa, Urmi, Iran. Ceres/California 1946). § Bäsilyös Hangälde (1887—1951) 1 2 0 , aus dem Dorf Siräbä('d). Bezirk Urmia, studierte in der Schule der orthodoxen Missionare und wirkte als Lehrer in Urmia und in mehreren Dörfern dieses Bezirks. Er absolvierte auch ein theologisches Studium und wurde zum Diakon ordiniert. Nach dem ersten Weltkrieg war er bis zum Ende seines Lebens als Lehrer in seinem Dorf Slräbä('d) tätig. E r hat neusyrisch sowie türkisch gedichtet. Seine neusyrischen Gedichte Za(h)rìrè d-hewi „Die Strahlen der Hoffnung", die mit Hilfe seiner Tochter Sofia Qagariyän veröffentlicht wurden (SS, Teheran 1970, 167 S., 21 X 16 cm, Preis 100 Rial), enthalten: eine Geschichte der zwei Weltkriege in Versen, Verse über die Schönheit von Urmia, ein nationales Gebet, ein Gedicht über Joseph, Sohn Jakobs, und ein akrostichisches Gedicht. Smü'el 'Aywäz Bèt Ya'qöb 1 2 1 vom Dorf Siräbä('d), Bezirk Urmia geb. am Ende des 19. Jh., wurde im Alter von 15 Jahren nach Amerika 118 120 121

Auszüge davon in TSA III 96—98, Macudi-Panoussi 92. TSA III 94 f. TSA I 241 f., III 261 ff.

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geschickt, wo er am Tag arbeitete und abends studierte. Auf diesem Weg erwarb er Kenntnisse der syrischen und der englischen Sprache. Er dichtete in den beiden Sprachen. Seine ersten Gedichte wurden in einer amerikanischen assyrisch-iranischen Zeitschrift unter dem Pseudonym Brä-der ( = pers. „Bruder") veröffentlicht. Seine Reime und Rhythmen weisen nicht nur total neue, in der syrischen Literatur unbekannte Formen, sondern auch neue Gedankenwege auf. Er ist aber auch ein ständiger Mitarbeiter der einheimischen nationalen Zeitschrift Kökbä 122 d-m(h)5resä geblieben . In der älteren Generation der Auswanderer nach Amerika haben sich noch mehrere ,Assyrer c literarisch betätigt. Unter diesen sind zu nennen: Q Smü'el Däwld (1872—1929) 123 , geb. in Gäwilan, ging zur Schule in Urmia und Salamas, woher er von den katholischen Kirchenführern nach Marseille geschickt wurde, wo er das theologische Studium im Seminar St. Victor, abgeschlossen hat und zum Priester geweiht wurde. Nach einem kurzen Dienst in seiner Heimat wanderte er nach Amerika aus, wo er sich in Chicago mit großem Eifer der neusyrischen Literatur gewidmet hat. Er veröffentlichte ein L(h)ekslqon b-lisänä swädäyä-inglis — inglls„Ein neusyrisch-englisches und englisch-neusyrisches Lexikon; swädäyä 12 Me'mre des M Aprem über Joseph in neusyrischer Übersetzung; Ktäbä d-haymänütä d-'abähäte „Ein Buch des Glaubens der Väter"; Sappir-dubbäre „Die Ethik"; Ktäbä d-durräge 'edtänäye „Ein Buch kirchlicher Lobgesänge"; Taksä d-(')räzä „Ein sakramentales Ritual"; Tärlh d-ümtä mn qädlml hal 1918 „Geschichte des Volkes vom Altertum bis 1918". Yünätan Bet-Süleman 124 , geb. 1893 im Dorfe Gügtäpäh, Bezirk Urmia, ging zur Schule in seinem Dorf und 1904 im Alter von 14 Jahren verließ er sein Dorf, sein Haus und seine Eltern und wanderte nach Amerika aus. Dort sah er, daß seine Landsleute im fremden Land ihre Muttersprache vergessen und versuchte sein Volk im Ausland zu retten. Nach schwerer Tagesarbeit, um sein tägliches Brot zu verdienen, bemühte er sich, die Kenntnisse seiner Muttersprache zu bereichern und 1929 fing 122 Einige Proben aus den Jahren 1914/15 in TSA 261—269. 123 TSA III 272 f. = Sürgädä ümtänäyä (Nationalkalender), Teheran 1951. 124 TSA III 278 ff.

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er an, eine Zeitschrift in dieser Sprache unter dem Titel Ätör herauszugeben, die sich nicht nur unter den Assyrern in Amerika, sondern auch im Irak und Iran verbreitet hat. Auf den Spalten dieser Zeitschrift hörte er bis 1942 nicht auf, zur Gründung einer einheitlichen nationalen Front (Huyyädä ümtänäyä) zu mahnen. 1931 erschien sein großes Werk Tas'itä d-Ätöräye b-zabnä d-kristyänütä125 „Geschichte der Assyrer in christlicher Zeit" (Druckerei Ätör in Nwbrtn = New Britain in Amerika), das zahlreiche detaillierte Angaben über das Leben der Assyrer in den Bergen von Kurdistan und ihre Beziehungen zu den Kurden und Türken, bes. im 18.—19. Jh., enthält. Außerdem veröffentlichte er auch unterhaltende Bücher, wie Tärlh d-Pransei Wensen (Druckerei Ätör 1928)126 und Ktäbä d-matle d-Mülä Näser-Dln (ebda. 1933)127. Das erstere Buch war eigentlich das erste, das in der von ihm gegründeten assyrischen Presse in Amerika erschienen ist, bei dem es ihm einfach darum ging, seinem Volk irgendwelche Lektüre in seiner Muttersprache in die Hand zu geben, in einer Zeit, in der es einen empfindlichen Mangel an ,assyrischen' Büchern gab. Daß er sich um Besseres nicht nur bemüht, sondern es auch erzielt hat, ist durch seine ausführliche assyrische Geschichte, die drei Jahre später in derselben Druckerei erschienen ist, bewiesen. In diese Periode gehört wohl auch R Däwid v. Sipürgän, den Smü'el Bet-Kulyä in seinem Aufsatz Kätäbe ümtänäye „Nationale Schriftsteller" 128 unter anderen (leider insgesamt ohne Datenangaben) anführt, die ihre literarischen Werke nicht veröffentlichen konnten (wie auch der von ihm erwähnte Lexikograph R Bäbä d-KosI, hier S. 216). Er soll in seinem ganzen langen Leben unermüdlich literarisch gearbeitet und viele Bücher, vor allem Gedichte, geschrieben haben. Als er in schweren und gefährlichen Zeiten alles in Urmia verlassen mußte, hat er nur seine Manuskripte mühevoll nach Amerika mitgeschleppt in der Hoffnung, sie dort veröffentlichen zu können. Es war aber nur eine täuschende Hoffnung. Wie man aus mehreren Stellen dieser Literaturgeschichte ersehen kann, war es leider kein vereinzelter Fall. Erwähnung verdienen noch Q Yöhannan Päsä d-DIgälä(h) und § Ögüstin T'ömä d-Körsäbä(d), und zwar nicht wegen ihrer Wichtigkeit 125 126 127 128

Auszüge in Macuch-Panoussi 11—14. Auszüge ebda. 65. Auszüge ebda. 66. GilgameSS 1952, Nr. 9, S. 9 a.

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für die neusyrische Literatur, in der sie fast unbekannt geblieben sind, sondern deshalb, weil von ihnen die einzigen in Deutschland befindlichen Hss im Dialekt der Urmia-Ebene (Aßfalg, Nr. 97—100) stammen. Der erstere wurde (nach Wajnberg, Kat. S. 348) von zwei deutschen Missionaren nach Deutschland geschickt, um die deutsche Sprache zu erlernen und sie dann in ihrer Mission zu unterstützen. Während seines Aufenthaltes in Berlin 1907 bereitete er drei Hss (Wajnberg 37—39 = Aßfalg 98 = 100) vor: a) Mäsäle güm'ye go Ürtrii „Sprichwörter gesammelt in Urmia" (1000 Stück); b) Haqlyäte w-mäsäle.. . güm'ye go Ürml w-'lrän „Sprichwörter und Erzählungen gesammelt in Urmia und Iran" (295 Sprichwörter und 60 Erzählungen); c) ein Sammelband von Erklärungen der neutestamentlichen Parabeln und Verse. Jede dieser drei Hss besteht genau aus 100 Schulheftblättern. Vom zweiten, dem genannten Diakon stammt die Hs Wajnberg 36 = Aßfalg 97 = Kunnäsä danglle w-metelyäte „Sammlung von Erzählungen und Sprüchen" aus d. J . 1909—10 in Berlin geschrieben und mit einem französischen Inhaltsverzeichnis aller 89 Erzählungen und einem französischen Übersetzungsversuch der ersten 8 Erzählungen.

D. Das Zwanzigste Jahrhundert 1. „ D I E A S S Y R E R U N D D I E Z W E I

WELTKRIEGE"

(1914—1945)

Unter diesem Titel 1 hat Ya'qöb bar Mälek Ismä'el von Ober-Tiäri das Tagebuch seines Bruders Slemön d-Malek Ismä'el von Ober-Tiäri aus dem ersten Weltkrieg zur Veröffentlichung vorbereitet und mit Ereignissen bis zum Ende des zweiten Weltkrieges ergänzt. Es war eine Periode großer und trügerischer Hoffnungen der Assyrer, zuerst mit russischer, später mit englischer Hilfe ihre lange ersehnte Freiheit und Selbständigkeit erkämpfen zu können. Haben sich die Assyrer bis zum Anfang des ersten Weltkrieges unter dem Schutz und der Förderung der fremden Missionen trotz der Angriffe und Repressalien ihrer Nachbarn mindestens geistig und kulturell und gewissermaßen auch wirtschaftlich entwickeln können, dachten sie nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges, daß auch der Tag ihrer nationalen Selbständigkeit nahegekommen sei, und haben sich zuerst auf der russischen, später auf der englischen Seite in zahlreiche Kämpfe gegen ihre Nachbarn verwickelt, die zwar nicht ohne zahlreiche Einzelsiege, letzten Endes aber erfolglos geblieben sind: Die zaristische Armee mußte sich bald wegen der russischen Revolution zurückziehen und die Hoffnungen, die die Assyrer auf die Engländer gestützt haben, auf deren Seite ihre „Levies" bis zum Ende der dreißiger Jahre gekämpft haben 2 , sind auch unerfüllt geblieben. 1

Atöräye

w-tre pläse tebläye,

h. d. Ätöräye

mn 1914 bal 1945,

SS Teheran 1964,

264 S., 21 X 16 cm, Preis 300 Rial. 2

Die Wichtigkeit der ass. Kriegstruppen für die britische Nahostpolitik ersieht man aus zahlreichen englischen Veröffentlichungen, vor allem aus „The Claims of the Assyrians before the Conference of Peace at Paris 1 9 1 9 " by Joel Werda (President of the Assyrian National Association in America), A. K.

Yoosuf

(America),

Shimon Ganja-Lazar, Georg Lazar Yacoboff (delegates representing Assyrians in Persia, Caucasia and Kurdistan) und aus dem kleinen Büchlein des ehemaligen Missionars unter den Assyrern, Bischof W . A . Wigram, D. D., Our Smallest Ally (London - N e w York, Macmillan 1920), in dem die Kämpfe der Assyrer im ersten

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Jedoch verdient auch diese negative Bilanz dargelegt zu werden, weil sie nicht nur zum besseren Begreifen des heute in der ganzen Welt zerstreuten „Assyrertums" führt, sondern auch zur höheren Einschätzung der literarischen Bemühungen dieses blutenden Volkes dient. Ehe ich zur summarischen Wiedergabe der erwähnten Kriegsannalen greife, sei hier eine Übersetzung der assyrischen „Marseillaise", des von S Aprêm d-Serâ'ï d-Mâmïdà'ï aus Wän verfaßten Marschliedes der ass. Kriegstruppen angeführt: 8 1

Stehet auf, Brüder, schlafet nicht, erwachet, heute gegen euren ständigen Feind fechtet, nehmet die Waffen, gegen Kurden kämpfet. In deinem Namen kämpfen wir, Mär Sim'ön.

2 Stehet auf, Führer, stehet auf,,Könige', nehmet euer Gewehr, steigt auf eure Pferde. In alten Zeiten hattet ihr Könige. In deinem Namen kämpfen wir, Mär Sim'ön.

s

Weltkrieg geschildert werden, und das von Tûbîyâ Abraham Giwargis ins Neusyrische übersetzt und 1967 veröffentlicht wurde, weiter seine Schriften „The Assyrian Settlement" (London 1922), „The Cradle of Mankind" (London 1922) und „The Assyrians and their Neighbours" (London 1929). Im Central Asiatic Journal erschienen in den Nadhkriegsjähren folgende Aufsätze zum ass. Problem: Lieut.-Col. F. Cunliff-Owen, C. M. G., The Assyrian Adventure of 1920, Jahrg. 1922, 86—94; Major Bentick, The Assyrians, 1925, 123—135; Dr. Wigram, A Discussion of the Assyrian Problem, 1934, 38—57; M. Maurice Bérard, Installing the Assyrians in the Orontes Valley, 1936, 477—485; nach dem zweiten Weltkrieg erscheint hier eine Stimme des exilierten nestorianisdien Patriarchen His Beatitude the Patriarch Mar Eshai Shimun, Assyrians in the Middle East, 1953, 151—160. Eine traurige Bilanz von ass. Hoffnungen, Kämpfen und Enttäusdiungen wird vom ebenfalls exilierten ass. Schriftsteller Yösuf Malek in seinen Werken „The Assyrian Tragedy" und „The British Betrayal of the Assyrians" (Chicago 1935) gezogen. Siehe auch R. S. Stafford, The Tragedy of the Assyrians (London 1935), sowie eine französische Brosdiüre „L'Etablissement des Assyriens — une œuvre humanitaire et d'apaisement" (Les Activités de la Société des Nations 5, Genf 1935) und R. Strothmann, Heutiges Christentum und Schicksal der Assyrer (Zeitschr. f. Kirdiengesch., Stuttgart 1936, H e f t 1—2.) Eine knappe Übersicht der Lage wird von B. Spuler, Die morgenländisdien Kirchen, S. 166 f. gegeben. Das Original wurde in der neusyr. Obersetzung des in vor. Anm. angeführten Büchleins von W. A. Wigram, S. 45—47, abgedruckt.

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DAS ZWANZIGSTE J A H R H U N D E R T

3 Syrische Jungen, singen werden sie, aus Tiäri, Thüma, Gilö und Bäzi; syrische Jungen, geordnet stehen sie, in deinem Namen kämpfen sie, Mär Sim'ön.

4 Syrische Jungen, das Volk von Gebirgen, sie werden im Kampf unnütz nicht gefangen, sie lassen ihr Qügänüs nicht gefangennehmen. In deinem Namen kämpfen sie, Mär Sim'ön.

5 Syrische Jungen,,gekrönte Könige', laufen in die Armee, füllen die Ebene, mit dem Hall ihrer Waffen erklingen die Berge. In deinem Namen kämpfen sie, Mär Sim'ön. 6 Lehrerin Sürmä 4 , von heiligem Ursprünge, du untrerichtest Kinder in der Wiege, damit sie fassen den Pfeil und den Bogen. In deinem Namen kämpfen sie, Mär Sim'ön.

7

Die heilige Sippe unsres Herrn des Ostens schickt aus eine Armee schnell wie Sonnenstrahlen gegen den Feind in seinen Todestälern. In deinem Namen kämpfen sie, Mär Sim'ön. 8 Syrischer Junge, unser Held David, er wird sicher führen unser Volk an das Licht, es wird ein Tag kommen, Sonne aus dem Mondlicht. In deinem Namen kämpfen wir, Mär Sim'ön.

9

General David aus heiliger Sippe, es sammeln sich Söhne der Berge und Ebene befrei' unsres Volkes christliche Söhne. Du kämpfst doch im Namen des Mär Sim'ön. 4

Schwester des Patriarchen M Benyamln Sim'ön X X L

,DIE ASSYRER U N D D I E Z W E I W E L T K R I E G E "

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10 Wir -werden die Berge besteigen, in die Mosul-Ebene hingehen, in der Stadt Ninive ein Königreich gründen. In deinem Namen kämpfen wir, Mär Sim'ön. Obwohl in diesem Marschlied der ass. Kriegstruppen das Volk noch als söräye „Syrer" bezeichnet wird 5 , ersieht man aus den Strophen 2 und 10, daß der Dichter sein kleines Volk an seine ruhmhafte alte Geschichte erinnert und von der Wiederherstellung seines Königreiches in Ninive geträumt hat. Der Gedanke des modernen Assyrertums war schon da, obwohl man sich vom Namen „Syrer" noch nicht losgetrennt hat. Erst in den kommenden Jahrzehnten haben die Führer des Volkes systematisch daran gewirkt, den Namen süräyä durch ätöräyä zu verdrängen. Auch einheimische Geschichtsbücher fangen immer mit der altassyrischen Geschichte an wie die mittelalterlichen mit der Schöpfung der Welt und der Paradiesgeschichte. Auch dem hier behandelten Buch „Die Assyrer und die zwei Weltkriege" wird auf den ersten 23 Seiten ein Stück der altassyrischen und späteren syrischen (freilich immer als „assyrisch" aufgefaßten) Geschichte vorangeschickt, bis man zu den Ereignissen des ersten Weltkrieges kommt.® Aus räumlichen Gründen muß ich viele Details der äußerst interessanten Geschichte dieses „assyrischen" Abenteuers auslassen und mich nur auf das Allerwesentlichste beschränken: Gleich am Anfang des ersten Weltkrieges wurden einige Armenier in Wän eines Verrats an der türkischen Regierung beschuldigt, wonach der Sultan einen Befehl zur totalen Ausrottung der Christen im türkisdien Reich erteilte. Zu den ersten durch diesen Befehl Betroffenen gehörten die wehrlosen Assyrer der Gegenden von Gäwar, Albaq und Nödez, die in Haufen gefangen und im starken Winter durch Bergwege voller Schnee in ärmlicher Kleidung und barfuß zu den Zentren getrieben wurden, wo sie in Massen ermordet 5

6

T. A. Giwargls verwendet z w a r die später üblich gewordene Orthographie (')söräye, um das Wort graphisch an ätöräye anzugleichen, das W o r t konnte aber jedenfalls nur süräye lauten. Der Verantwortliche ist schwer zu finden, da an der Redaktion des Buches mehrere H ä n d e gewirkt haben. Es ist aber wenig wahrscheinlich, d a ß diese A u f fassung sowie der konsequente Gebrauch des Namens „Assyrer" schon dem A u t o r des Tagebuches des ersten Weltkrieges Slemön d-Malek Ismä'el zuzuschreiben wäre.

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DAS ZWANZIGSTE JAHRHUNDERT

wurden. Nur wenigen ist es gelungen, sich durch die Flucht zum Patriarchen nach Qügänis oder zu den Stämmen in Tiäri, Thümä, Dlz, Bäz, Gilö usw. zu retten. Mälek Ismä'el v. Ober-Tiäri hat dann am 15. 1. 1915 500 junge Krieger zum Schutz des Patriarchen und seiner Schützlinge nach Qügänis geschickt. Am 29. 1. 1915 wurden über 100 weitere Jungen von demselben Mälek zum gleichen Zweck nach Qügänis geschickt. Kurz nach ihrer Ankunft hat man in einer Sitzung unter dem Vorsitz des Patriarchen M Benyämin Sim'ön X X I . beschlossen, alle Frauen und Kinder wegen der verstärkten Verfolgungsbefehle des Sultans nach Ober-Tiäri wegzuschicken. Audi die Schwester des Patriarchen Sürmä-Hänim mußte Qügänis verlassen. N u r die zum Verteidigungskampf entschlossenen Männer sind geblieben. Hundert Männer begleiteten die Frauen und Kinder auf dem gefährlichen Weg nach Ober-Tiäri, wo sie im Dorfe Cambä bei Mälek Ismä'el untergebracht wurden . . . Im Frühjahr 1915 kamen russische Truppen nach Albaq und Basqälä und zerschmetterten das kurdische Heer des Halll-Bag. Mälek Ismä'el begab sich damals mit 1500 Kriegern nach Bägirä im Bezirk Le'ön, wo sich zahlreiche kurdische Flüchtlinge befanden. Er wollte verhindern, daß die Flüchtlinge in ihrem erbärmlichen Zustand von den Tiaris mißhandelt werden. Als er sich von dem Vormarsch der russischen Truppen nach Le'ön persönlich informieren wollte, wurde er mit seinen Genossen von den Kosaken gefangen und vor den russischen Befehlshaber gebracht. Zuerst konnten sie sich schwer verständigen, weil der Dolmetscher Mälek Ismä'els nicht genügend Russisch konnte. Dann fing Ismä'els Genosse Ha(d)bsäbä [Hos-] an, Englisch zu sprechen, wonach der Befehlshaber einen englischen Dolmetscher herbeigerufen hat. Es gelang ihnen, dem russischen Offizier zu erklären, daß sie in diesem Krieg Bundesgenossen der Russen gegen die Türken und Kurden sind, und ihn zu informieren, daß die Türken Kriegstruppen zur Stärkung der Armee Halil-Bags geschickt haben, wonach der Befehlshaber seinen Truppen befahl, am nächsten Tag nach Albaq zurückzukehren, um die Türken an ihrem Marsch zu hindern. Ha(d)bsäbä meinte, es wäre die beste Gelegenheit, jetzt mit den Kurden fertig zu werden, und schlug dem Mälek Ismä'el vor, sie anzugreifen. Dieser lehnte es aber ab, mit der Begründung, daß die Assyrer und die Kurden uralte Nachbarn sind, und es nicht schön wäre, die letzteren gerade in diesem Moment anzugreifen, in dem sie unschädlich geworden sind. Solange sie uns nicht angreifen, brauchen wir

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sie nicht zu bekämpfen, und die Russen werden sie schon genügend beschäftigen. Außerdem meinte er, daß man abwarten soll, bis der Patriarch beim russischen General Androniskij Waffen und weitere notwendige Ausrüstung beantragt. Ha(d)bsäbä konnte nicht mehr auf seinem V o r schlag beharren. Sobald er aber nach Hause in Unter-Tiäri zurückkehrte, hat er mit Mälek Bardü von Unter-Tiäri drei kurdische Dörfer angegriffen und geplündert. Andererseits griffen die Kurden von Örämar den Mälek Hämo von Zer an, dem rechtzeitig die Assyrer von Gilö und von Bäz unter der Führung des Q N b l y ä und des Mälek Hämo von Bäz zur Hilfe gekommen sind und nach einem 36stündigen K a m p f die Feinde vertrieben haben. In diesem Gefecht fielen 70 Personen von den Assyrern, einschl. Frauen und Kinder, und 15 Männer von den Kurden. Haydar-Bag, der türkische Statthalter von Mosul, organisierte mit Hilfe der kurdischen Stämme einen Feldzug gegen sechs ass. Stämme, die über tausend Jahre im schwer zugänglichen nördlichen Gebirge angesiedelt und frei von direkter Einmischung der Regierung in ihre Angelegenheiten waren und ihre unabhängigen „Könige" (Maleks) und Häuptlinge unter dem Patronat des Patriarchen hatten. Das kurdische Heer bestand aus folgenden Führern und ihren Truppen: 1) Rasid-Bag, Amir von Unter-Barwar, mit seinen Stämmen und türkischen Truppen mit vollständiger Ausrüstung und Kanonen gegen Asitä und das Tal von LIzän und Unter-Tiäri, 2) Sä'id-Ägä vom Dorfe Cäl mit seinen Kriegsleuten gegen Sälabän, ein Tal des Mälek Barkö in Unter-Tiäri, 3) Smä'el-Ägä von Be(t)-Gärbiyän mit seinem Heer gegen Camba des Mälek Ismä'el von Ober-Tiäri, 4) Sä'id-Ägä von der Stadt Gülämarg gegen Mazragö von Ober-Tiäri, 5) Sötö-Ägä vom Dorfe Örämar mit seinen Truppen von Ober-Apisnäye gegen Gilö, Dez und Bäz. Diesen fünf Befehlshabern befahl der Statthalter gleichzeitig, alle ass. Stämme anzugreifen, damit sie einander nicht helfen können. Von diesem Plan wurden die Führer der Assyrer durch ihre Spione informiert. Am 11. 6 . 1 9 1 5 griffen zwei Flügel der Truppen Rasid-Bags Unter-Tiäri an: der erste Flügel Asitä und Säraspidö, der zweite das Tal von LIzän. Die Führer der assyrischen Verteidigung, Zenhö v. Be(t)-Hiyöb und La'zär v. Asitä waren zwar gute Strategen und tapfere Krieger, aber Asitä und Säraspidö wurden trotzdem in einem Tag erobert. Die Frauen und Kinder mit Schafherden wurden gleich zu Anfang des Angriffs durch die Brücke von Cambä auf die andere Seite des Flusses Zäb geschickt, wo sie sich im

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Dorfe Be(t)-Dalyätä und weiter im Gebirge gerettet haben. Der Verteidigungsführer gegen den zweiten Flügel war Ha(d)bsäbä Yosip v. Llzän. Ein starker Kampf an der Brücke von Germäni dauerte von der Morgendämmerung bis in die Nacht. Alle Angriffe der Feinde wurden zurückgeschlagen und es gelang ihnen nicht, die Brücke zu erobern. Als es dunkel wurde, befahl Ha(d)bsäbä, die Brücke anzuzünden, damit sie nicht in die Hände der Feinde fällt. Zwei Brüder, die bereit waren, diese Aufgabe zu erledigen, La'zar und Gisö Ösa'nä von Be(t)-Kokä (im Tal von Llzän), wurden aber beim Anzünden vom Feind bemerkt und durch Kanonen beschossen. Der jüngere Gisö ist nach einem Tag gestorben; La'zar ist von den Wunden genesen und hat sich bis 1918 an zahlreichen Kämpfen beteiligt und hat noch 1924—1943 als Unteroffizier bei den ass. Levies gedient. An demselben Tag (11. 6. 1915) sehr früh griff auch Sa'id-Ägä v. Cäl mit seinen Truppen das Tal des Mälek Barkö von Unter-Tiäri an. Den ganzen Tag und die ganze Nacht hörten die Angriffe der Feinde nicht auf, es gelang aber nicht, mehr als 12 Häuser zu verbrennen. Am nächsten Tag (den 12. 6.) kam Mälek Glwargis v. Thümä mit einer großen Schar von Kriegern dem Mälek Barkö zu Hilfe und es fing ein starker assyrischer Gegenangriff an und das Heer des Ägä v. Cäl wurde vertrieben. Es fielen 25 Kurden und 8 Assyrer, aber alle Dörfer, die der Feind erobert hatte, wurden verbrannt und ausgeplündert. Die Assyrer, die in ihre Dörfer zurückkehrten, fanden weder Wohnung noch Nahrung, statt dessen aber den Rauch, der zum Himmel emporstieg. Ähnliche harte Verteidigungskämpfe 7 hatten die Assyrer in den folgenden Tagen in ganz Tiäri zu führen, die teils mit pyrrhischen Siegen, teils mit Niederlagen endeten. Am 27. 6.1915 bekam der Patriarch folgenden Erpressungsbrief von Haydar-Bag: „Ganz Tiäri ist zerstört. Drei Dörfer, nämlich Sarzer, Destän und Tarwänes sind verbrannt. Die Kämpfe gehen weiter. Darf ich Dir mitteilen, daß Dein Bruder Hürmlzd sich in Gefangenschaft in Mosul befindet. Wenn Du nicht mit allen Deinen Stämmen kapitulierst, wird Dein Bruder ermordet." Der Patriarch antwortete folgendermaßen: „Ich kann die Stämme auf keinen Fall Deiner Macht unterwerfen, nachdem ich die Unterdrückungen und Folterungen gesehen habe, die die 7

Zu den Details siehe Op. c., S. 40 ff.

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türkische Regierung den assyrischen Christen getan h a t . . . Deshalb ziehe ich es vor, meinen Bruder ermorden zu lassen, als das ganze Volk preiszugeben." Der Patriarch rief die erreichbaren Chefs der Stämme zu einer Beratung zusammen, um zu entscheiden, wie man verfahren sollte. Slemön, Sohn des Mälek Ismä'el, als Vertreter seines Vaters von OberTiäri, Q Ke'nä v. Bäz und Ha(d)bsäbä Yosip vom Tal LIzän haben empfohlen, sich zuerst durch die Feinde zu den russischen Bundesgenossen im Iran durchzukämpfen und die Familien in Sicherheit zu bringen, dann zurückzukehren und die Kurden und Türken zu vertreiben, denn es ist schwer, von Frauen und kleinen Kindern umgeben zu kämpfen, und das noch ohne Nahrung und Waffen. Mälek Barkö von Unter-Tiäri, Mälek Glwargis, Q Glwargls und Mikö von Thümä schlugen vor, die Wohnsitze nicht zu verlassen, statt dessen soll sich der Patriarch zu den Russen begeben und sie um Hilfe an Waffen und Ausrüstung bitten. Nach langer Diskussion entschloß man sich für den zweiten Vorschlag. Gleich am nächsten Tag nach dieser Sitzung (28. Juni 1915) reiste der Patriarch in Richtung Dezen. Als er zum Dorf Mädes kam, sah er, daß es dort eine große Schlacht gibt. Mit seinen Begleitern bestieg er einen der Berge von Dezen, wo sie einige Flüchtlinge des Stammes Lägepä fanden und bei ihnen in Kälte und Regen die Nacht verbrachten. Am nächsten Morgen kamen sie mit großer Schwierigkeit nach Dezen, wo sie sahen, daß die Assyrer die Kurden von Örämar besiegt haben, obwohl es sie viele Opfer gekostet hat. Schlechteres geschah im Dorfe Särämös, wo 60 Personen im Schlaf getötet wurden, wo die Kurden um 2 Uhr nach Mitternacht hineinbrachen, als die Wächter schliefen und eine derartige Gefahr nicht erwarteten. Am 1. 7. 1915 verließ der Patriarch, begleitet von 60 Kriegern, Dezen, um sich nach Albaq zur Verhandlung mit den russischen Befehlshabern zu begeben. Zwei Tage haben sie nur von Pflanzen gelebt. Audi sonst herrschte großer Hunger, Mälek Ismä'el beschloß mit den Häuptlingen von Ober-Tiäri, die ganze fruchtbare Landschaft von Le'ön noch vor der Ernte zu erobern, um die Assyrer vor dem Hungertod zu retten. Der Plan hat gewirkt: die Assyrer besetzten die ganze Gegend bis zur Stadt Gülämarg und haben das Volk in die fruchtbare Gegend umgesiedelt. Der Hungertod wurde verhindert. Als aber der kurdische Befehlshaber Ismä'el-Ägä sah, daß die Ortschaft von Le'ön mit der ganzen Ernte in die Hände der Assyrer fiel,

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sammelte er seine Gruppen und lagerte im Dorf Q ä w ä l e hinter dem Berg auf der westlichen Seite von Le'ön mit der Absicht, die ganze Bergkette zu besetzen und die Assyrer aus dem von ihnen besetzten Gebiet auf die andere Seite des Flusses Zäb zu vertreiben. Als vierzig tapfere Assyrer zur Ernte nach Q ä w ä l e gingen, ohne zu ahnen, was für eine Gefahr dort auf sie wartete, wurden sie plötzlich von beiden Seiten angegriffen. In dieser Schlacht fielen fünf Assyrer und drei Kurden, unter den letzteren auch der Bruder des Ismä'el-Ägä und sein Sohn H ä m l d wurde verletzt. Dies war der letzte Zug Ismä' el-Ägäs gegen die Assyrer. Er hat nie mehr versucht, sie nochmals anzugreifen. An ähnlichen kleineren Verteidigungskämpfen der Assyrer, in denen sich ihre Tapferkeit gezeigt hat, wären mehrere zu erwähnen. 8 Kurz danach griffen die kurdisch-türkischen Truppen unter der Führung von Gozad-Bag Qügänis an, wo sich viele Assyrer aus den Nachbardörfern und einige Armenier aus Basqalän, Gülämarg und Page als Flüchtlinge befanden. Nach zweitägigem K a m p f wurde ein großer Teil des Dorfes vom Feind erobert. Die Familien waren gezwungen, zu flüchten und sich in einem Lager in Mär Sallitä zu konzentrieren. Erst am dritten Tag wurde der Feind überwunden. Die Zahl der Toten beim Feind ist unbekannt. Bei den Assyrern gab es fünfzig Tote, einschl. Frauen und Kinder, und zehn Verwundete. A m 29. 7. 1915 kehrte der Patriarch von seinem Besuch beim General Cernozubov zurück. Das Ergebnis seiner Reise war wenig befriedigend: „Die Russen können uns nicht in den Bergen Hilfe leisten; wir müßten zu ihnen in den Iran kommen!" Vor einiger Zeit schrieb Haydar-Bag an Mälek Sllbö und andere Häuptlinge von Thümä: „Andere Stämme sind von der Regierung vernichtet worden. Auch ihr werdet vernichtet, falls ihr nicht kapituliert." Sie antworteten: „Wir sind bereit, Deine Bedingung anzunehmen, falls D u das Heer, das D u gesammelt hast, auflösest. Denn wir haben keine Feindschaft mit der türkischen Regierung, sind aber gezwungen, uns gegen selbständige Angriffe der feindlichen Stämme zu wehren." Diese Antwort wurde mißdeutet und ein unmittelbarer Angriff auf Thümä wurde vorbereitet. Die Assyrer wurden zwar durch ihre Spione von dieser Vorbereitung informiert, sie hatten aber keine Zeit und Möglichkeit, 8

Siehe z. B. Op. c. 50 f.

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sich auf eine Verteidigung gegen die mit Kanonen und Maschinengewehren ausgerüstete Armee Haydar-Bags vorzubereiten. Gleich die ersten feindlichen Angriffe waren so erschütternd, daß der Patriarch einen Befehl zur schnellen Evakuierung des ganzen Volkes geben mußte. Die ersten Evakuierten sollten in Ober-Barwar im Dorfe Qütränls auf die weiteren warten, um sich dann zusammen weiter nach Albaq zu begeben. Zu dem Kummer des Patriarchen um das Volk kam noch ein weiterer doppelter Schmerz hinzu. Als er sich in das Lager nach Mär cAbdlsöc begab um seinen kranken Bruder Isa'yä zu besuchen, war dieser schon tot. Gleichzeitig erreichte ihn auch die traurige Nachricht, daß sein Bruder Hurmlzd, der sich als Geisel bei Haydar-Bag befand, auf dessen Befehl ermordet wurde. Trotz dieser schweren seelischen Lage arbeitete der Patriarch unermüdlich daran, das Volk von allen Seiten, außer einigen Thümä'ern, einigen Leuten des Mälek Barkö und des ganzen Stammes Halmön, nach Qütränls zu versammeln. Im Dorfe Seläye schloß sich auch Mälek Ismä'el mit seinen Leuten von Ober-Tiäri an, um mit dem Rest des Volkes weiter zu ziehen. Eine solche Massenwanderung war kein einfaches Unternehmen und die Kurden haben selbstverständlich versucht, sie zu verhindern. Der kurdische Chef Seich Säyed Tähä v. Nlrl schrieb folgendermaßen an Haydar-Bag und die kurdischen Chefs: „Mälek Ismä'el und die assyrischen Stämme verließen ihren Wohnsitz, um zur russischen Armee zu gelangen. Sie sind im Begriff, sich der ganzen Gegend von Basqälan bis Albaq zu bemächtigen. Verhindert sie sofort ohne Verzögerung, ohne einen einzigen kriegsfähigen Jungen am Leben zu lassen, ehe sie zur russischen Armee gelangen. Wenn ihr diese Gelegenheit vernachlässigt, werden sie mit der russischen Armee zurückkehren und ganz Kurdistan vernichten." Die Kurden haben die Gelegenheit nicht verpaßt: am 9. 8. 1915 stand der erwähnte (1) Seich Säyed Tähä und die folgenden kurdischen Führer mit ihren Armeen von etwa 4500 Männern am Berg Zinlyä: (2) Gangir-Ägä v. Daryänäye, (3) Täher-Ägä v. Ober-Düstiknäye, (4) Mahmüd-Ägä v. Äpinsaye, (5) Sötö-Ägä v. Örämar, (6) Karim-Ägä v. Ober-Äpinsäye, (7) Müsä-Bag vom Dorf Gülanke, (8) Rasld-Bag vom Dorf Bäye, (9) Rustam-Bag vom Dorf Däre. Am nächsten Morgen wurden die unvorbereiteten Assyrer am Fuß des Berges mit einem Regen von kurdischen Kugeln begrüßt. Die Familien mußten zurückweichen, aber die tapferen assyrischen Jungen sprangen ohne

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Todesfurcht vorwärts und etwa 100 Krieger unter der Führung von Denhä, Sohn Mälek Ismä'els, umrangen die Feinde von der rechten Seite und nach einer schweren Schlacht gelang es ihnen, sie zu einer schandhaften Flucht zu zwingen. In dieser Schlacht fiel Karim-Ägä mit 15 Kriegern und vielen Verletzten. Die Assyrer verloren 10 Männer, unter ihnen Q Nbiyä v. Bäz, und 32 waren verletzt. Ha(d)bsäbä Yosip verfolgte den Feind, um ihn vom Wege der assyrischen Flüchtlinge fernzuhalten. Danach hat Seine Heiligkeit der Patriarch Wächter für alle Seiten des Volkes bis zur Entfernung von zwei Meilen bestimmt und er selbst paßte auf die Ausübung ihrer Funktion auf. Mälek Yosip v. Samesdln und Mälek Ismä'el überwachten die Bergseite, bis das Volk zum Dorfe H ä g ! Name (: Na'män) im Tal der Särapnäye kam. Am 11.8. verließen sie das erwähnte Dorf. Unterwegs begegneten sie einigen russischen Kosaken. Das erfreuliche Zusammentreffen wurde durch Kanonensalven gefeiert. Am 12. 8. wurde ein russischer Offizier mit zwölf Reitern vom russischen General in Albaq zu Seiner Heiligkeit entsandt. Er küßte seine Hände und sagte: „Der General der zaristischen Armee läßt Seine Heiligkeit grüßen und euch für eure große Tapferkeit danken, die von einem kleinen Volk wie das eure kaum zu erwarten war. Mit ein paar hundert Gewehren habt ihr die türkische Armee und die kurdischen Stämme zerschmettert, die mit den besten und modernsten Waffen versorgt waren, und ihr habt euch den schweren Weg durch das Bergland bis zu euren Bundesgenossen eröffnet. Wahrlich darf ich sagen, daß es unter göttlicher Leitung geschehen ist." Der Patriarch ließ sich beim General bedanken und ihn grüßen. Am 13. 8. kamen sie nach Basqälan, wo sich das erschöpfte und hungrige Volk sechs Tage erholt hat. Am 15. 8. kam General Cernozubov nach Basqälan, um Seiner Heiligkeit, dem Patriarchen Benyämin, und dem assyrischen Volk zu begegnen. Beide haben sich über dieses Zusammentreffen sehr gefreut. Cernozubov empfahl dem Patriarchen, mit dem Volk in Basqälan zu bleiben und nicht in den Iran zu ziehen, bis er weitere Befehle aus Rußland bekommt. Danach kehrte er in seinem Automobil zu seinen Truppen zurück. An einem anderen Tag ging aber Däwid, Bruder des Patriarchen, nach Albaq und berichtete am selben Tag dem Patriarchen, daß die russischen Truppen Albaq verlassen und

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die Assyrer ohne Verzögerung in der Richtung von Salamas in den Iran ziehen sollen. Am 18. 8. kamen sie nach Albaq und am 21. in die Ebene von Salamas, wo sie sich niederließen. Noch vor dem Winter wurde das Volk durch die Russen auf drei Orte: Salamas, Höy und Urmi verteilt. In den Flüchtlingslagern wurde aber das Volk von Pestilenz heimgesucht. Es vergingen kaum zwei Tage ohne Beerdigung. Durch ausgiebige Hilfe der Russen und der amerikanischen Missionare unter der Führung des Arztes McDowell gelang es aber, dieses Übel einzustellen. Am 2. 1. 1916 übergab der russ. Konsul Seiner Heiligkeit eine Einladung des russ. Statthalters Nikolaj zum persönlichen Gespräch über die Angelegenheiten des Volkes nach Tiflis. Ein Automobil wurde ihm zur Verfügung gestellt. Er nahm M Eliyä, den Bischof von Alqös, Zkaryä 'Isay v. Beh-Isö' und einen Diener des russ. Konsulats mit und begab sich durch Höy und Gelpä (Gulfa) nach Tiflis. In Höy wurde er offiziell vom russ. Kommando empfangen und hat dort übernachtet. Einige Offiziere begleiteten ihn nach Tiflis, wo er mit großer Ehre vom Onkel des Zaren empfangen wurde. Viele Befehlshaber kamen nach Tiflis, um ihn mit militärischen Paraden zu begrüßen. Die Stadt wimmelte von Einheimischen und Auswärtigen, die gekommen sind, Seine Heiligkeit zu sehen. Der Onkel des Zaren versprach dem Patriarchen, daß Rußland seine Truppen aus Aserbaidschan, vor allem aus Urmia und Salamas nicht zurückziehen, sondern sie stärken wird, und wenn der Krieg zu Ende ist, wird die Freiheit der Assyrer von Rußland und seinen Alliierten, England und Frankreich, offiziell anerkannt. Während seines zehntägigen Besuches wurde er auch vom Zaren und seiner Familie empfangen und hat sie gesegnet. Er kehrte durch Dillmän zurück, wo er nicht nur von den russischen, sondern auch von den iranischen Autoritäten feierlich empfangen wurde. Auch ein Regiment von assyrischen Soldaten hat sich an dieser Feierlichkeit beteiligt. Im Mai 1916 bekam der Patriarch folgendes Telegramm von General Cernozubov: „Ich befehle den assyrischen Gruppen, mit unseren Waffen und unserem Unterhalt zurückzukehren und ihre Feinde im Kurdistan zu zerschlagen." Der Patriarch rief die Chefs von 6 Stämmen: Thümä, Gilö, Bäz, Dez, Ober- und Unter-Tiäri zusammen, um mit ihnen zu beraten. Alle waren bereit, in diesen Kampf zu gehen. 16

Macudi, Spät- und neusyr. Lic.

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Am 21. 5. 1916 verließen Mälek Ismä'el und Ha(d)bsäbä Yösip mit ihren Truppen Urmia auf dem Weg von Salamas nach Dllimän, wo sie sich am nächsten Tag mit dem General Däwld, dem Bruder des Patriarchen, Mälek Samezdln und den anderen Chefs der Stämme von Thümä, Gilö, Bäz und Dez mit ihren Soldaten trafen. Am 23. 5. begaben sie sich durch Hänä-Sör nach Basqälan. Am 27. 5. erreichten sie Qügänls und sahen, daß der ganze Ort vom Albaq bis Qügänls vom Feinde verlassen wurde. In Qügänls fanden sie tausend Kosaken, die den Ort vorübergehend bewachten. Von Qügänls aus verteilten sich die assyrischen Truppen auf zwei Flügel. Der erste zog unter der Führung des Mälek Ismä'el durch Hanänis und Seläye nach Däräbä, wo er sich mit denen von Tiäri traf, die im vorigen Jahr aus Basqälan zurückgekehrt sind und sich wieder in Tiäri festgesetzt und ihre Felder besät haben. Der zweite Flügel mit General Däwld, dem Bruder des Patriarchen, Mälek Samezdln und Mälek Ösa'nä v. Thümä ging durch die Stadt Gülämarg und die Brücke des Großen Zäb auf die andere Seite des Flusses und durch das Tal Täl nach Thümä. Der Ort war leer und verwüstet, nur einige Kartoffeln vom vorigen Jahr haben sie auf den Feldern von Thümä gefunden. Dort trafen sich die beiden Flügel am Dorfe Cäl und verteilten sich auf drei Flügel zur Zerstörung von ÄpinyänTs. Der erste Flügel mit General Däwld, dem Bruder des Patriarchen, Mälek Ismä'el v. OberTiäri und Mälek Andre'ös v. Gilö zog nach Barösä (beim Sonnenaufgang). Der zweite Flügel mit Mälek Hämo v. Bäz und Ha(d)bsäbä v. Lizän v. Unter-Tiäri zogen nach Tälänä (beim Sonnenuntergang). Der dritte Flügel mit Mälek Samezdln, dem Bruder des Mälek Barko v. Unter-Tiäri und Mälek Ösa'nä v. Thümä zog durch die ganze Gegend, zerstörte alle Dörfer und gewann große Beute an Schafen und Besitz, mit der sie nach Thümä zurückkehrten, wo man die Beute verteilte. Mälek Ismä'el u. Mälek Samezdln kehrten in das Tal von Tiäri zurück. General Däwld mit seinen Leuten zog durch das Tal Täl und Gülämarg nach Qügänls. Ha(d)bsäbä Yösip mit seinen Männern machte einen Raubzug zum Ort der Äpinsäye. General Däwld mit Mälek Ismä'el und ihren Armeen kehrten zum Besuch der Assyrer zurück, die aus Salamas in ihre ursprünglichen Dörfer zurückgekehrt waren. Inzwischen wurde Mälek Ismä'el informiert, daß sich die russische Armee aus Qügänls auf fünf Stunden in der Richtung von Basqälan entfernt hat und möglicherweise noch weiter nach Basqälan ziehen wird. In diesem

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Fall könnten sich die nach Tiäri zurückgekehrten Assyrer schwer gegen die türkischen und kurdischen Angriffe verteidigen. Er empfahl, Späher auszuschicken, und sobald sie militärische Vorbereitungen bemerkten, sollte das Volk unmittelbar ohne K a m p f nach Salamas und Urmia zurückkehren. Er selbst kehrte durch Däräbä und Qügänis nach Salamas zurück. A m 29. 6. wurde die Expedition aufgelöst und die assyrischen Krieger kehrten in ihre temporären Wohnsitze in Aserbaidschan zurück. Nach ihrer Rückkehr beobachteten sie zahlreiche Veränderungen in den Unternehmungen der russischen Armee: Ein großer Teil zog nach Soldüz, um weiter durch Räwändüz nach Mosul zu ziehen. Ein anderer großer Teil zog durch das innere Kurdistan nach Gäwar und Gazirä; ein dritter Flügel durch Basqälan nach Qügänis, um das Gebiet von H a k k ä r l bis nach Wän zu besetzen. Wegen innerer Unstimmigkeiten in Rußland mußte aber das Heer wieder in ihre Zentren in Urmia und Salamas zurückgezogen werden. A m 6. 7. 1916 sammelte sich wieder das türkische Heer des H a y d a r Bag mit kurdischen Stämmen an vier Orten, aber der größte Teil im Dorfe Cal. Die assyrischen Stämme von Thümä, Be(t)-'Elätä und Waltöb wurden nach einem starken Kanonenangriff zerschlagen, ein großer Teil von ihnen wurde getötet und ein Teil der Kapitulierenden in Gefangenschaft nach Mosul deportiert. A m 5. 8.1916 bekam der Patriarch ein Telegramm von General Cernozubov: „Zweitausend Kanonen sind bereit. Stellet zweitausend Kanoniere bereit." Die assyrischen Jungen haben erstaunlich schnell zu großer Zufriedenheit Cernozubovs den Umgang mit dieser Waffe gelernt. A m 1 7 . 9 . 1 9 1 6 zogen die assyrischen Truppen aus Dilimän nach Basqälan um das Tal von Bet-Masirö, in dem viele russische Kosaken getötet wurden, zu zerstören. Diese Aufgaben haben sie am 8. 10. erfolgreich zur Anerkennung der russischen Offiziere erledigt. Ein russischer Oberst befahl dem assyrischen General Däwld, ein Bataillon nach Gäwar zur Zerstörung des Tales H a r k zu schicken. Mit dieser Aufgabe wurde Ha(d)bsäbä Yosip vom Patriarchen beauftragt. Er zog nach Gäwär und von dort nach Nirl, der Hauptstadt von Samesdln. Abends gelangte er an den Fuß eines Berges, der vom Feind besetzt war. Däni'el, Sohn des Mälek Ismä'el, und Räyes Bökö Ösa'nä v. Äsitä griffen ohne Befehl des russischen Obersten an. Er war damit un16'

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zufrieden, hielt es für gefährlich und sagte es dem Ha(d)bsäbä. Ha(d)bsäbä antwortete: „Fürchte nicht! Du wirst gleich sehen, wie die Assyrer kämpfen." In Kürze zerschmetterten sie den Feind, der viele Tote hinterließ, und das ganze Tal wurde zerstört. In diesem blutigen Kampf hatten die Assyrer drei Tote und vier Verletzte. Am 22. 10. befahl der russische Oberst dem Ha(d)bsäbä, mit den Truppen nach Nlrl und von dort nach Gäwar zurückzukehren. Als die Truppenführer sahen, daß Winterkleider und Schuhe für ihre Soldaten nicht ankommen und Kälte und Schnee nahekommen, informierten sie darüber General Semjonov und fragten ihn, was sie tun sollen. Er antwortete: „Diejenigen, die keine Winterkleider und Schuhe haben, sollen zurückgeschickt werden!" Nach ein paar Tagen bekamen sie aber den zweiten Befehl, daß auch die zweite Hälfte mit Ha(d)bsäbä nach Urmia zurückkehren soll. Ein Teil von ihnen kehrte mit dem Offizier Dänl'el, Sohn des Mälek Ismä'el, durch Basqälan nach Salamas zurück. Ihre Rückkehr in Kälte und Schnee durch die ganze Gegend von Tiäri war sehr beschwerlich. Zu dieser Zeit kam Cernozubov zu Besuch zum Patriarchen nach Dillmän. M Benyämln zeigte ihm, wie ärmlich die assyrischen Soldaten gekleidet und genährt wurden. Cernozubov sagte: „Dieser Zustand darf nicht geduldet werden. Es ist die höchste Zeit, daß wir offiziell für die Assyrer eine Armee unter der russischen Führung aufbauen. Dann werden diese Mißstände, auf die Eure Heiligkeit hinweist, nicht mehr weiter bestehen." Am 28. 3. 1917 wurde ein offizielles assyrisches Batallion unter der Führung von Polkovnik (: Oberst) Kuzmin und des Bruders des Patriarchen General Däwid gebildet. Dieses Batallion hat zahlreiche siegreiche Kämpfe geführt, die hier nur summarisch angeführt werden können: Am 20. 5. 1917 vertrieb er die Türken vom Ort Cyäye-Ras (Schwarzberg) 9 , im Juni von Gardin 1 0 . Am 10. 7. wurde Polkovnik Kuzmin durch Polkovnik Chan und General Däwid durch seinen Bruder Polos abgelöst. Die wegen Mangel an Nahrung unterbrochene Expedition in Gardin wurde am 15. 7. wiederaufgenommen und endete mit der totalen Niederlage der Türken und ihrer kurdischen Bundesgenossen11. Am 13. 8. bekam der Patriarch eine telegraphische Einladung vom russischen 9 10 11

Details, Op. c. 69 f. Op. c. 71 f. Op. c. 72 ff.

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General Karpos nach Urmia. Bei diesem Besuch ermahnte er assyrische Jungen und Männer in Urmia und Salamas zur Bereitschaft zu einem erneuten Angriff auf Kurdistan und schickte seinen Bruder Zay'ä und Zkaryä vom Stamme M Beh-Is'ö zum Zweck der Ermahnung der Assyrer nach Höy. Am 2. 9. waren alle in Urmia zur Waffenübernahme bereit. Sie zogen durch viele verwüstete Orte, die infolge der vergangenen Schlachten von den Kurden und Türken sowie von den Assyrern verlassen wurden. Auf diesem Feldzug begegnete der Patriarch mit General Semjonov nochmals der assyrischen Armee in Dezä von Gäwar, ermahnte sie zum Mut und segnete sie und zog sich mit Semjonov nach Cambä in den temporären Wohnsitz, der für ihn vorbereitet war. Die Armee zog zum sieghaften Angriff an Örämar und seine Umgebung 12 . Örämar fiel in die Hände der Assyrer am 13. 9. 26 Feinde wurden getötet und 22 gefangengenommen; bei den Assyrern gab es 4 Tote und 7 Verwundete. Am Nachmittag desselben Tages war auch schon der Patriarch Benyämin da und am nächsten Tag kam Polkovnik Bankovik mit Kanonen und Maschinengewehren in die Stadt. Die Armee erholte sidh dort acht Tage, während Patriarch Benyämin mit dem genannten Polkovnik und Cernozubov weitere Angriffspläne vorbereitete. Am 20. 9. marschierte man gegen das Dorf Narweke, wo nach einer zweistündigen Schlacht der Feind zerschmettert wurde, aber Einzelkämpfe mit den hinter verschiedenen Felsen zerstreuten Feinden waren noch nachzukämpfen. Am nächsten Tag wurde das Dorf eingenommen, ausgeplündert und angezündet. Der Patriarch blieb mit der Armee bis zum Ende und auf seinen Befehl hat man die Orte Artös, Apinyänls und Cäl erobert und zerstört. Am allerschwersten war die Eroberung des letzterwähnten, schwer zugänglichen Felsdorfes mit einer Festung. Von den Feinden fielen 160 Krieger und viele wurden gefangengenommen. Die Assyrer hatten 15 Tote und 32 Verwundete. Der Patriarch kehrte mit der Armee nach Dezä in Gäwar und von dort nach Urmia zurück. Die Gefangenen wurden den Russen übergeben. Da aber der Patriarch sah, daß sie sehr mißhandelt wurden, bat er Semjonov, sie nach Hause zurückkehren zu lassen. Seiner Bitte wurde entsprochen: sie wurden mit Nahrung für zehn Tage versehen und nach Hause zurückgeschickt. 12

Details mit Namen der Anführer in Op. c. 75 ff.

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A m 22. 11. 1917 wurde Seine Heiligkeit M B e n y ä m i n zum zweiten Mal von General Semjonov nach Urmia eingeladen. Von Ägä Patros und den russischen Offizieren, die ihn außerhalb der Stadt erwarteten, wurde ihm ein feierlicher Empfang vorbereitet. Von den Reitern, die vor und hinter seiner Kutsche ritten, wurde er zum Hause der englischen Mission begleitet, wo für Seine Heiligkeit von Mr. Nlsän, einem assyrischen Priester der episkopalischen Mission, ein Platz vorbereitet wurde. Am nächsten Tag wurde ihm die höchste militärische Auszeichnung des zaristischen Rußlands cetvertyj stepen „vierter Ehrengrad" erteilt. Unter Fanfarentönen zogen die Offiziere ihre Schwerter aus den Scheiden zum militärischen Gruß Seiner Heiligkeit aus. General Semjonov hielt eine Lobrede auf den heroischen Siegeskampf der Assyrer und legte die Auszeichnung an die Brust des Patriarchen M Benyämin Sim'ön. Am nächsten Tag besuchte Semjonov den Patriarchen in der englischen Mission und teilte ihm mit: „Die russische Armee muß wegen innerer DesOrganisierung in Rußland Iran verlassen und sich nach R u ß land zurückziehen. Wir überlassen euch alle unsere Waffen im Iran und auch eine Gruppe von Offizieren, die bereit sind, zu bleiben und euch den Umgang mit Kanonen, Maschinengewehren und ähnlichem beizubringen. Und falls Eure Heiligkeit Gelder, Kleider und ähnliches braucht, bin ich bereit, euch durch die Offiziere, die bei euch bleiben, weiter zu helfen." Nach diesem Geheimgespräch hat sich der General von Seiner Heiligkeit verabschiedet. A m 25. 11. 1917 rief der Patriarch alle Häuptlinge des Berglandes und Urmias mit den Armeniern zum Zweck der Organisierung eines offiziellen assyrischen Bataillons von etwa 4 0 0 0 Männern zusammen. Nach ihrer Zustimmung holte er die Zustimmung der iranischen Regierung zur Gründung einer assyrischen Armee zum Zweck der Verteidigung des assyrischen Gebietes und der iranischen Grenzen ein. Die assyrischen Jungen rekrutierten sich sehr gern in diese reorganisierte Armee. Sie wurde folgendermaßen eingeteilt: ein Teil mit dem russischen Polkovnik Kondratov, der zweite Teil mit 'Ishäq des Slemon Sim'onäyä, der dritte mit Räpä'el-Hän von Urmia; der Oberbefehlshaber aller drei Teile war General Däwld, Bruder des Patriarchen. Die Stammestruppen wurden unter der Führung ihrer Mäleks und ein Teil anderer Völkerschaften unter General Ägä Patros organisiert.

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A m 11. 11. 1918 kamen hundert assyrische Soldaten von Salamas nach H ö y ; 45 blieben dort, 55 zogen weiter nach Gelpä (Gulfa), um die Kleidung für die assyrischen Truppen zu holen. Unerwartet wurden sie auf dem Weg von Gulfa am 14. 11. von den Iraniern angegriffen wie auch diejenigen, die in H ö y geblieben sind, und mehrere von ihnen getötet. Sie kämpften sich langsam in der Richtung von Salamas durch. Zwei von ihnen wurden getötet und zwei verletzt. Die Iranier sind geflüchtet, sie feuerten aber wieder auf die Assyrer, als diese ins D o r f Qöreh kamen. Den Assyrern blieb nichts anderes übrig, als die Iranier in ihrem Versteck anzugreifen. Nach einem harten K a m p f gelang es ihnen, sie zu vertreiben. Sie hinterließen acht Tote, von den Assyrern ist nur einer gefallen, aber von den hundert kamen nur 4 2 nach Salamas zurück. Uber diesen unerwarteten Uberfall haben sie unmittelbar dem Patriarchen in Urmia berichtet. Inzwischen haben schon die Iranier ihre Truppen aus Tabrlz nach Urmia gezogen und ihre frühere freundliche Haltung gegenüber den Assyrern verwandelte sich plötzlich in eine feindliche. Seine Heiligkeit schickte Ägä Patros mit einigen Mitgliedern des assyrischen Zentralkomitees zum iranischen Häkem 'Esrat Homäyün in Urmia mit einem Hinweis auf das bisherige gute Verhältnis zwischen den Assyrern und dem Iran, mit der Bitte, die Morde an den Assyrern einzustellen, und mit der Versicherung, daß die eingewanderten Assyrer unmittelbar nach dem Ende des Weltkrieges Iran verlassen werden. Der boshafte Häkem gab eine derbe und frechte Antwort: „Die Morde werden nicht eingestellt und werden von Tag zu Tag zunehmen. Ihr habt keine andere Wahl, als Iran zu verlassen." Nach Erhalt dieser Erklärung offener Feindschaft beriet der Patriarch mit dem Zentralkomitee, wie man verfahren sollte. Alle meinten, daß eine Rückwanderung in der Winterzeit durch schlechte Wege voller Schnee und Eis ausgeschlossen war und sie dabei an Kälte, Hunger und Krankheiten sterben müßten. Deshalb beschlossen sie, einen ehrenhaften T o d im K a m p f um ihre Existenz einem schandhaften vorzuziehen. Gleich danach wurden 600 assyrische Krieger zur Besetzung des iranischen Zollamtes in der Mitte der Stadt geschickt. U m 6 Uhr abends wurde Ägä Patros mit einer großen Zahl tapferer Krieger zum Hafen der Stadt Haydarabad gesandt, um die Waffen und Kanonen zu bringen, die sich dort bei den russischen Instruktoren befanden. Die ganze Nacht marschierten sie mit besonderer Geschwindigkeit in Schnee und Winter-

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kälte. Gleich nach der Ankunft um 5 Uhr morgens nahmen sie die Kanonen mit und unmittelbar ohne Ausruhen kehrten sie zurück. Nach der Rückkehr um 8 Uhr abends stellten sie die Kanonen hinter dem Dorf Cahärbags am Orte genannt „Judenberg" gegenüber Urmia auf. Die Kanonen standen bereit, um die Assyrer gegen iranische Angriffe zu verteidigen. Die Nacht und den folgenden Tag verbrachten die Assyrer in großer Spannung und Unruhe. Sie hofften, daß 'Esrat Homäyün seinen grausamen Entschluß ändern wird, weil sie keine Lust hatten, gegen die Iranier zu kämpfen. Am 9. 2. 1918 etwa um 5 Uhr nachmittags griff die iranische Armee das Gebäude des assyrischen Arsenals (mit Kanonen, Maschinengewehren und anderen Waffen) an, als sich die assyrische Armee beim Abendbrot befand. Sie unterbrachen das Essen und jeder lief an seine Stelle, um den Angriff abzuwehren. Die ganze Stadt wurde von den beiden Armeen befeuert. Nach 10 Uhr abends haben die Assyrer mit Handgranaten und anderen Waffen das Arsenal abgewehrt. Viele Feinde sind gefallen, von den Assyrern wurden 7 Männer getötet. Um Mitternacht begannen auch schon die Assyrer anzugreifen. Zwei Tage und zwei Nächte kämpften die assyrischen Helden auf den Straßen, in den Höfen und in den Häusern der Stadt. Von beiden Seiten fielen Handgranaten und Kanonenschüsse, unter denen die ganze Stadt erzitterte; inzwischen kämpfte man mit Bajonetten, Dolchen und Messern. Die Straßen und Häuser waren voller Blut. Am 12. 2. 1918 flüchtete ein kleiner Teil der iranischen Armee durch Salamas nach Tabrlz. Der verbliebene Teil kapitulierte vor den Assyrern mit allen Waffen und der ganzen Ausrüstung, die sie in Urmia hatten. Die Kanonen der Iranier wurden in den H o f des Ägä Patrös geschleppt. Weiße Friedensfahnen schwebten über den Dächern der Muslims. Die Häupter der Stadt und mit ihnen Tausende von Menschen kamen zu Seiner Heiligkeit zur Kapitulation. Der Patriarch versicherte ihnen, sie am Leben zu lassen. Unmittelbar hat man eine assyrische Polizei organisiert, um in der Stadt Ordnung zu halten. In diesem Kampf verlor der Feind mehr als tausend Seelen. Zahlreiche Verwundete gab es auf beiden Seiten. Die assyrischen Verwundeten wurden zum französischen und amerikanischen Hospital in der Stadt •jipEjqsS

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Nachdem die Stadt erobert wurde, fielen alle umgebenden Dörfer in die Hand der Assyrer. 'Esrat Homäyün ist zu Mgr. Santac, dem französischen Metropoliten und Repräsentanten des Papstes geflüchtet. Das assyrische Zentralkomitee wußte, daß er persönlich für diese Schlacht und Zerstörung verantwortlich war, und hat mehrmals beim Monseigneur seine Auslieferung beantragt. Der Monseigneur verweigerte es und beschützte ihn mit seiner ganzen Familie in seinem Haus. Als aber die Assyrer die Stadt verlassen haben, um sich zur Festung Säyen zu begeben, tötete 'Esrat Homäyün den Monseigneur mit seinen eigenen Händen und befahl, auch den hervorragenden chaldäischen Gelehrten und Schriftsteller M T'ömä Ödö zu töten. Beide Geistlichen waren über 70 Jahre alt. Das war die Dankbarkeit des perfiden Bösewichtes dafür, daß sie ihm sein schandhaftes Leben gerettet haben. Aber auch der iranische Bürgermeister der Stadt wurde im Hause des Ägä Patrös behütet. Assyrische Wächter standen Tag und Nacht vor der Tür des Hauses und ließen keinen Assyrer oder Armenier zu ihm kommen. Nach einigen Tagen kam § Parhäd von Waziräbäd und bat um Erlaubnis, zu ihm zugelassen zu werden. Er erzählte den Wächtern: „Der Befehlshaber ist mein Herr. Ich bin sein bester Freund und verwalte seine Dörfer." Die Wächter ließen ihn hinein. Nach einigen Minuten hörten sie Revolverschüsse. Als sie hereinkamen, sahen sie, daß der Bürgermeister mit einem anderen Herrn von § Parhäd getötet wurde. Als ihn vorm Gericht Ägä Patrös fragte: „Wie hast du dir erlaubt, in mein Haus zu kommen und den Bürgermeister zu töten?", antwortet er: „Als ich in Targäwar die Grenzen hütete, kam mir ein Brief dieses Bürgermeisters in die Hand, in dem er die Türken zur Vernichtung der Assyrer im Iran einlud." Aber das Gericht hat ihn trotzdem verurteilt und er wurde in Urmia aufgehängt. Der neue iranische Hakem in Urmia wurde von den Assyrern gewählt. Am 21. 2. 1918 fuhr der Patriarch, begleitet von vielen Reitern und zwei Kanonen nach Salamas, um die erforderlichen Schritte bei der iranischen Regierung einzuleiten, damit sich ein Kampf zwischen den Iraniern und den Assyrern nicht mehr wiederholt. Er wurde von Karagüzal, dem iranischen Hakem der Stadt Dlllmän, feierlich empfangen und beide haben einen Friedensvertrag unterzeichnet. Am Abend desselben Tages kam Misä'el, einer der Assyrer aus Höy, begleitet von zwei

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iranischen Reitern, mit einem Brief von Yüsef Mamälek, dem iranischen Hakem von H ö y , in dem dieser Seine Heiligkeit um ein Zusammentreffen und einen Vorschlag eines Ortes zu diesem Zweck bat. Der Patriarch hat Dllimän vorgeschlagen. Bei dem freundlichen Zusammentreffen in Diliman haben auch sie beide ihren Beschluß zum friedlichen Zusammenleben der Assyrer und der Iranier bestätigt. Nach diesen Erfolgen kam aber ein für das assyrische Völkchen erschütterndes Ereignis. Der Patriarch bekam eine hinterlistige Einladung des kurdischen Führers Ismä'el-Ägä (kurz mit dem Nachnamen Simko bezeichnet), um mit ihm die Vereinigung der Kurden mit den Assyrern zu besprechen. Diese Angelegenheit wurde in einer Sitzung des assyrischen Zentralkomitees besprochen. Die Assyrer wünschten sich natürlich nichts Besseres, als sich mit den Kurden zu vereinigen, und in ihre alten Wohnsitze zurückzukehren, was ihnen ermöglicht hätte, sich gegen beide, die Türken sowie die Iranier, zu verteidigen. Trotzdem haben viele dem Patriarchen von dieser Reise abgeraten. Sie sagten: „Es ist der Anfang der Fasttage. Die Wege sind voller Schnee. Wenn er Eure Heiligkeit treffen möchte, laßt ihn her zu Euch kommen." Aber der Patriarch meinte, daß man die Gelegenheit einer Einladung zu einem freundlichen Gespräch über eine so wichtige Angelegenheit nicht verspielen sollte. Auch Kapitän Greasy und Leutnant MacDowell, die in der Sitzung anwesend waren, unterstützten die Meinung des Patriarchen. Man hat also schnell 150 Reiter unter der Führung Däwids, des Bruders des Patriarchen, vorbereitet, die mit Polkovnik Kondratov und vier russischen Offizieren Seine Heiligkeit nach Kühlnäsähir zum Treffen mit dem kurdischen Chef begleiteten. Gleich als der Patriarch von seiner Kutsche herunterkam, kam ihm Simko entgegen und beugte sich nach der kurdischen Sitte mit den an der Brust gekreuzten Händen, begrüßte den Patriarchen und reichte ihm die Hand. Im H o f e seines Palastes standen seine Soldaten in zwei Reihen. Seine Heiligkeit beobachtete die Soldaten und sagte dem Simko: „Es freut mich sehr, daß eure Armee so wohlgeordnet ist. Die erste Reihe mit russischen, die zweite mit türkischen Gewehren." Simko kreuzte wieder seine Hände an seiner Brust, beugte sich und sagte: „Bitte, kommen Sie herein!" Polkovnik Kondratov, vier russische Offiziere, General Däwid und Smü'el-Hän traten mit Seiner Heiligkeit in die Empfangshalle hinein. Die 150 Reiter blieben im H o f , und da sie erwarteten, daß das Gespräch nicht allzu lange dauern wird,

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stiegen sie nicht von den Pferden herunter und ihre Gewehre hingen auch auf ihren Schultern. Als das Gespräch sehr lange dauerte, trat Danl'el, Sohn des Mälek Ismä'el in die Empfangshalle hinein. Die Halle war voller Kurden, die mit gekreuzten Beinen und mit ihren Gewehren auf dem Erdboden saßen, so daß er an der Tür stehen mußte. In der Mitte des Tisches saß Seine Heiligkeit mit Kondratov und den russischen Offizieren an seiner Rechten und Simko mit seinen Leuten an seiner Linken. Ein iranischer Diener brachte dreimal Tee, stellte die Gläser immer vor die Kurden, aber kein einziges Mal vor die Russen. Danl'el war über diese Art von Gastfreundschaft erstaunt und fragte den Iranier: „Warum bringst Du keinen Tee für die Russen? Trinken die vielleicht keinen Tee?" Ein Kurde, der daneben saß, antwortete an seiner Stelle: „Die Russen sollen Blindheit trinken!" 1 3 Danl'el regte sich auf und sagte: „Die Kurden sollen Blindheit trinken!" Aber ein kurdischer Greis griff ein und sagte: „Schweige, Dummkopf! Der Genosse ist doch ein Assyrer!" Simko sagte dem Smü'el-Hän: „Sage dem Mär Sim'ön Effendi, ich habe gehört, daß er sehr gut unsere kurdische Sprache spricht. Wir brauchen also keinen Dolmetscher." M Sim'ön antwortete: „Es ist wahr, Ägä, ich sprach eure kurdische Sprache gut, seitdem ich aber von diesem Ort weg bin, habe ich sie nicht mehr gesprochen. Deshalb ist es mir ein wenig schwer, Kurdisch zu sprechen." Simko bemerkte: „Insalläh, nach unserer Vereinigung werdet ihr diese Sprache wieder wie früher sprechen." Er fügte hinzu: „Bitte schön, wir haben ein Sonderzimmer für Sie, Kondratov, Smü'el-Hän und MIrzä-Ägä vorbereitet." Das Gespräch dauerte über eine Stunde. Simko begleitete den Patriarchen, vor die Tür, verabschiedete sich von ihm und kehrte in das Haus zurück. M Sim'ön und diejenigen, die mit ihm waren, gingen zu den Reitern, die auf sie im Vorhof warteten. Als er aber in die Kutsche steigen wollte, traf ein Schuß aus dem Fenster des Zimmers, in das Simko zurückgegangen ist, den Kutscher und tötete ihn. Dies war offensichtlich ein verabredetes Zeichen für die Soldaten im H o f und die Kanoniere auf dem Dach. Sofort erfolgte ein Kugelregen vom H o f und vom Dach auf die Assyrer im Vorhof. Der Patriarch sprang auf die andere Seite des Wagens. DänT'el des Mälek Ismä'el, der etwa zehn Meter von ihm war, fiel vom Pferd, das erschossen wurde. Sein linker Arm ist vom 13

kurdisches Idiom = blind werden.

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Sturz taub geworden, und sein Gewehr wurde ihm aus der rechten Hand abgeschossen. Mit der rechten Hand griff er das Gewehr eines gefallenen assyrischen Reiters. In dem Moment bemerkte er den Patriarchen mit einigen assyrischen Soldaten in der Nähe eines Baches außerhalb des Vorhofs. Dort und auf der anderen Seite des Baches war die Gefahr geringer. Er beeilte sich, zu ihm zu kommen, aber der Patriarch fiel gleich zur Erde in der Nähe des Baches, weil die Kurden besonders auf ihn aufpaßten. Däni'el hing sein Gewehr auf seinen Nacken und versuchte den Patriarchen mit dem rechten Arm zu tragen, weil er dachte, daß er nur verwundet war. Bald mußte er aber feststellen, daß er kein Zeichen des Lebens gab und im fortdauernden Kugelregen gelang es ihm nicht, ihn mit einer Hand auf seinen Rücken aufzulegen. Mit tausend Schwierigkeiten gelang es ihm, sich aus der Gefahr zu retten, ohne die Leiche des Patriarchen mitnehmen zu können. Auf dem Weg nach Hosrü'abä(d) kamen zu ihm 20 assyrische Reiter seiner Abteilung, denen er sagte, daß man die Leiche des Patriarchen holen muß, und er kehrte mit ihnen zurück. Innerhalb und außerhalb des Hofes sahen sie Leute, wie sie in Dunkelheit die Leichen ihrer Kleider beraubten. Sie feuerten auf die Räuber vor dem Tor, einer fiel, die anderen entflohen in den Hof. Es dauerte gewisse Zeit, bis sie die Leiche des Patriarchen fanden, weil man sie von ihrem Platz entfernt hat und auch seine oberen Kleider gestohlen wurden. Die Leiche des Patriarchen wurde um Mitternacht nach Hosrü'abä(d) gebracht. Dort wußte man schon, was sich in Kühlnäsähir abgespielt hat. Polkovnik Kondratov, der gleich am Anfang des Kugelregens am Bein verletzt wurde, setzte sich sofort auf das Pferd eines gefallenen Reiters und ritt blitzschnell nach Hosrü'abä(d), um militärische Hilfe zu schicken. Die Trauer des assyrischen Volkes war enorm. An diesem Tag, dem 3 . 3 . 1 9 1 8 , verlor es im Patriarchen M Benyämln Sim'ön X X I . einen erfahrenen geistlichen, sowie politischen und militärischen Führer, der es durch alle Gefahren des ersten Weltkrieges mit Mut und Überlegung geführt hat und dessen Fähigkeiten und Erfolge allgemein anerkannt wurden. Am Sonntag, dem 4. 3., begaben sich zwölf Reiter mit dem Trauerbrief der hochwürdigen Sürmä-Hänim, der Schwester des Patriarchen, zu den assyrischen Häuptlingen. Morgen früh gelangten sie zu M Hnänlsö',

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Metropolit von Rustäqä und Samesdln, zu M Sargls, Bischof von Gilö, zu Mälek Ismä'el von Ober-Tiäri, zu Rayes Ha(d)bsäbä Yosip von Unter-Tiäri und allen assyrischen Chefs, die sich in Urmia befanden. Alle versammelten sich zu einer Zentralsitzung in Urmia, verfaßten ein Beileidsschreiben an die hochwürdige Sürmä-Hanim und versprachen ihr, die kurdische Schandtat durch ihre Rache abzuwaschen. Unmittelbar begab sich jeder zu seinem eigenen Stamm, um seine Truppen zum Rachezug nach Kühinäsähir zu organisieren. Man dachte, daß auch General Däwid, Bruder des Patriarchen, unter den Getöteten war, aber am Sonntag um 10 Uhr kam ein Armenier von Kühinäsähir mit einem Brief von General D ä w i d : „Ich, Däwid, befinde mich mit fünf Soldaten in der armenischen Kirche Sälämat. Schicket unmittelbar militärische Hilfe." D e r verletzte Kondratov befahl sofort zwei assyrischen Offizieren, Mälek Samezdin von Unter-Tiäri und Mälek Ösa'nä von Thümä, die westliche Seite von Kühinäsähir zu umgeben, und er selbst stieg mit einer Kanone hin. U m 12 Uhr fingen sie an, die Stadt mit Kanonen zu beschießen, und von der anderen Seite griffen sie an, um in die Stadt einzudringen. U m 4 U h r nachmittags eroberten sie zwei Teile der Stadt. Zu dieser Zeit verließ General Däwid mit seinen Leuten Sälämat. Erst dann konnten die assyrischen Leichen gesammelt werden. Ismä'el-Ägä griff am Montag zwei christliche Dörfer, Pätäwer und Malham an. Sein Angriff wurde von armenisch-assyrischen Soldaten unter der Führung des tapferen Armeniers GabrI'el abgewehrt. Nach einer Schlacht, die von 7 Uhr morgens bis Mittag dauerte, zerschmetterten seine Soldaten die Truppen Ismä'el-Ägäs und verfolgten sie bis zu ihrem Zufluchtsort, der Festung von Cäräh. Dort sagte GabrI'el seinen Soldaten: „Kehret zurück und ruhet euch aus, denn unser K a m p f gegen diesen Hund geht nicht an einem Tag zu Ende. Am 6. 3. wurde die Leiche des Patriarchen M Benyämln Sim'ön X X L von Bischof M Ellyä Alqösnäyä, der sich z. Z. in Salamas aufhielt, unter Teilnahme großer Scharen des Klerus, des Volkes und 2 0 0 0 Männern der offiziellen assyrischen Armee mit vielen russischen und assyrischen Offizieren in der armenischen Kirche des M Glwargls in Hosrü'abäd beerdigt. In derselben Kirche wurde am 11. 3. sein Bruder Polos als M Sim'ön X X I I . vom Bischof M Ellyä in das patriarchale Amt eingeführt und am 14. 4. auf den patriarchalen Thron eingesetzt, der schon zur Zeit seines Vorgängers nach Hosrü'abäd übertragen wurde.

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Die unterbrochenen militärischen Operationen in Kühlnäsähir und der Festung Cäräh und ihrer Umgebung wurden um die Mitte des Monats fortgesetzt. Nach schweren Schlachten haben die Assyrer die Kurden zerschmettert und die ganze Gegend eingenommen. Leider hat sich Ismä'el-Ägä, alias Simko, der alle diese Schlachten verursacht hat, durch schandhafte Flucht gerettet und mußte noch jahrelang auf seinen Tod durch „göttliche" Rache (S. 269 f.) warten. Gegen Ende des Monats hatten die Assyrer wieder gegen die iranischen Kräfte in Dilimän und Höy zu kämpfen 14 . Nach mehreren Schlachten gelang es ihnen, sie zu überwinden und aus Dilimän zu vertreiben. Am Anfang des nächsten Monats haben sie unter der Führung von Ägä Patros einen türkischen Angriff von Urmia abzuwehren. In diesem Kampf haben sie 21 Türken getötet und 18 gefangengenommen; von den Assyrern sind 6 gefallen. Die Türken waren aber unermüdlich. Am 23. 4. 1918 waren sie wieder bei Urmia und umgaben die Stadt von zwei Seiten, von Targäwar und vom Ufer des Flusses von Bärändüz. Der Führer der türkischen Armee 'Ali Hasan Päsä hat einen seiner Offiziere als Boten mit folgendem Brief des chaldäischen Patriarchen M 'Ammänü'el von Mosul, zu Ägä-Patrös geschickt: „An unsere geliebten Söhne, die Chefs der assyrischen Stämme. Nehmet unseren Gruß und unseren Segen an. Wir meinen, daß es in eurem Interesse ist, vor 'All-Hasan Päsä zu kapitulieren. Es ist besser für euch, denn es kommt gegen euch eine sehr starke Armee des türkischen Reiches. Es wird euch nicht möglich sein, euch gegen sie zu verteidigen. Der Päsä verspricht uns, daß ihr, wenn ihr kapituliert, geschützt wäret und es wird euch kein Unrecht geschehen." Ägä-Patros empfing den Boten freundlich und sagte ihm: „Wir freuen uns sehr über den Brief Seiner Seligkeit und werden kapitulieren." Der Bote freute sich sehr, griff die Hand des Ägä-Patros, schüttelte sie und dankte ihm im Namen des türkischen Reiches. Am nächsten Tag wurde er mit Rosinen, Brot und Geschenken zum Zeichen der Kapitulation und mit folgendem Brief an 'Ali-Päsä zurückgeschickt: „Wie Eure Hoheit wohl weiß, zerfallen die Assyrer in zahlreiche verschiedene Stämme. Diese müssen gesondert von unserer Kapitulationsabsicht verständigt werden. Deshalb bitten wir Euch, uns die Gelegenheit zu geben, ihnen ihre Ge14

Details in Op. c. 115 ff.

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wehre wegzunehmen, was gewisse Zeit dauern wird. Sobald die Gewehre gesammelt werden, wird Eure Hoheit benachrichtigt, damit Ihr mit Eurer Armee kommen könnt, und wir sind bereit, Euch in Frieden zu empfangen." Nach der Rückkehr des Boten hat sich 'All-Pasa und sein ganzes Heer sehr gefreut. Ägä-Patrös bediente sich dieses Strategems, um Zeit und Gelegenheit zur Organisierung der assyrischen Armee zum Gegenangriff gegen die Türken zu gewinnen, weil die Assyrer auf einen Angriff einer so starken Armee nicht vorbereitet waren. Sein Plan war erfolgreich. Die assyrische Armee wurde gesammelt, hat mit Kanonen und Maschinengewehren den Feind angegriffen und umgeben. Die Türken flüchteten nach Haydaräbäd und Soldüz. Die Assyrer haben 20 türkische Offiziere mit 510 Soldaten, 4 Ärzten, 4 Maschinengewehren und vielen anderen Waffen gefangengenommen; gefallen sind 200 Türken. Bei den Assyrern gab es nur 45 Tote und 52 Verwundete. Sie verfolgten die Türken auf ihrer Flucht nach Haydaräbäd. Endlos war die Freude des assyrischen Volkes, als die sieghafte ass. Armee mit den türkischen Gefangenen durch die Stadt Urmia marschierte. Die Gefangenen wurden in den leeren russischen Kasernen untergebracht und genährt; sogar Schlafanzüge wurden ihnen gegeben und Ärzte, assyrische sowie türkische, besuchten sie regelmäßig. Am Sonnabend wurden sie zum Bad gebracht. Die ausgehungerten Türken begriffen bald, daß es ihnen in der Gefangenschaft viel besser ging als in ihrer eigenen Armee. 'Ali-Cawis, einer der türkischen Gefangenen sagte dem Ägä-Patrös: „Darf ich Deine Gnade erbitten, mir mein Maschinengewehr zurückzugeben, und mich als einen Deiner besten und treuesten assyrischen Soldaten zu betrachten. So wie ich der türkischen Macht treu gewesen bin, verspreche ich Dir, Dir noch treuer zu werden. Ägä befreite ihn von der Gefangenschaft und gab ihm sein Maschinengewehr zurück. Als der Patriarch M P61ös in Urmia weilte, bekam er am 24. 4. ein Telegramm von seinem Bruder, dem General D ä w l d : „Die Türken machen schwere Angriffe auf die Assyrer von Salamas. Die Schlachtlinie dehnt sich vom Dorfe Qal'äsar bis zur Stadt Kühinäsähir." Mit der H i l f e Kondratovs gelang es den Assyrern und Armeniern, den Angriff in vier Tagen abzuwehren. Sie verloren dabei 40 Männer und 15 wurden verwundet. D e r fliehende Feind hinterließ 40 Leichen, ein Kanonier wurde gefangengenommen. Am 28. 4. telegrafierte General Däwld seinem Bruder, dem Patriarchen Polös: „Nach viertägigem K a m p f wurde

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der Feind vertrieben. Jetzt befindet sich das Lager der Türken im Dorfe Säkiryäze und Soläwe." Nach dem 28. 4. sammelten sich türkische und iranische Truppen im Dorfe 'Askaräbäd zum Angriff auf die Assyrer und forderten sie zur Kapitulation auf, die abgelehnt wurde. 'Askaräbäd bestand aus mehr als tausend Häusern und wurde mit 4 m hohen und 1 m dicken Mauern umgeben, auf denen sich 12 Kampftürme befanden. Die assyrisch-armenische Armee umgab das Dorf von allen Seiten. Nach hartem dreitägigem Kampf gelang es ihnen, das befestigte Dorf zu erobern und den Feind durch das westliche Tor zu vertreiben. Bei dieser Eroberung erwies sich der ehemalige türkische Soldat 'Ali Cäwis (S. 255) mit seinem Maschinengewehr, der auch in weiteren blutigen Kämpfen auf der Seite der Assyrer seine dem Ägä-Patros versprochene Treue bewiesen hat 14a . Als die Führer der offiziellen assyrischen Armee in Salamas, General Däwid mit den Polkovniks Kondratov und Chan, sahen, daß die türkische Armee in den Dörfern Sakriäze und Söläwe zunahm, baten sie den Patriarchen M Polos, ihnen 1000 Männer zur Hilfe zu schicken, damit sie die Türken angreifen können, ehe sie von ihnen angegriffen werden. Der Patriarch bat Polkovnik Kuzmin, die erforderliche Hilfe nach Salamas zu schicken. Der Polkovnik beauftragte sofort Ägä Patros und Ha(d)bsäbä, die geforderte Zahl von Soldaten zu sammeln und zur Hilfe ihren Brüdern nach Salamas zu überführen. Am 27. 5. brach eine Gruppe von Reitern unter der Führung des Abö b. Smü'el-Hän von Mäwänä in der Begleitung des Patriarchen nach Salamas auf. Auf dem Weg trafen sie sich mit Ha(d)bsäbä, der 400 Krieger mitbrachte. Am 29. 5. kam auch Polkovnik Kuzmin nach Salamas, um den Angriff zu organisieren und strategische Pläne vorzubereiten. 15 Der Kampf war äußerst schwer, weil der Feind weiteren Nachschub bekam. In einer Woche fielen 82 assyrische Jungen, 151 wurden verwundet. Die Zahl der Gefangenen wird nicht angegeben. Polkovnik Kuzmin mußte dem Patriarchen mitteilen, daß der Kampf aussichtslos ist. Dieser Bericht wurde auch von Za'yä, dem Bruder des Patriarchen bestätigt. Es blieb nichts anderes übrig, als die Assyrer aus Salamas nach Urmia zurückzu-

14a 15

Sein weiterer Lebenslauf in Op. c. 128, Abs. 2 Op. c. 129 f.

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ziehen, da die Verteidigung von zwei voneinander fernliegenden Orten für die kleine assyrische Armee sehr schwierig war. Gleich nach der Rückkehr nach Urmia fing ein weiterer türkischer Kanonenangriff auf die Stadt an. Die assyrischen Soldaten konnten sich weder von den erschöpfenden vorangehenden Kämpfen noch von dem anstrengenden, zwei Tage und eine Nacht dauernden Rückmarsch erholen. Sie besetzten die ganze Umgebung der Stadt und versuchten die Angriffe abzuwehren, mußten sich aber wegen deren Stärke immer weiter zurückziehen. Als die Lage schon ganz desperat aussah, entschloß sich Ha(d)bsäbä Yösip am 10. 6. mit 12 tapferen Kriegern, die Feinde in ihrem eigenen Lager anzugreifen. Er wußte zwar, daß dieser Plan aussichtslos war, aber der Tod schien sowieso sicher zu sein. Ohne E r laubnis des Ägä-Patros verließ er seine Stelle, ging um 9 Uhr abends zum Patriarchen und berichtete ihm über die Lage. Der Patriarch zog ins Dorf Cahärbahs und Ha(d)bsäbä in die Berge von Dizen und Tiäri. In derselben Nacht kamen die Türken bis zum Berg von Sire. Die Assyrer entschlossen sich zum K a m p f auf Leben und Tod. Auch Geistliche beteiligten sich an diesem K a m p f . Am 11. 6. nahm sogar M Yösip, der Bischof von Rustäqä, die Kriegswaffen und bat seinen Onkel Hnanisö', den Metropoliten um Erlaubnis, in den K a m p f zu gehen. Bei seiner Ankunft machten die Assyrer einen starken Angriff auf die Stellungen der Feinde und zerschmetterten sie. Die Assyrer kehrten mit einer Beute von zwei Kanonen, drei Maschinengewehren und vielen anderen Waffen zurück. Die Feinde retteten sich durch Targäwar nach Darband in der Richtung der Berge von Nociyä. Von den Assyrern wurden 63 getötet und 83 verwundet. Die Feinde haben 207 Tote zurückgelassen; die Zahl ihrer Verwundeten ist unbekannt geblieben. Fast unmittelbar zogen auch die türkischen Truppen von Salamas weiter gegen Urmia. Am 13. 6. wurde die assyrische Armee unter der Führung von General Däwld und Polkovnik Kuzmin zur Verteidigung geordnet. Nach hartem K a m p f mußte sich der Feind nach Salamas zurückziehen. E r hinterließ 75 Tote, 10 Gefangene, eine Kanone, zwei Maschinengewehre und viele Waffen. Von den Assyrern fielen 37 und 62 wurden verwundet. Am 1. 7. erschien ein Flugzeug über Urmia. Die Assyrer fingen zuerst an, zu feuern. Als sie aber sahen, daß das Flugzeug sich zur Landung 17

Macuch, Spät- und neusyr. L i t .

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vorbereitet, stellten sie das Feuer ein und warteten, bis es landete. Es war ein englisches Flugzeug, aus dem Kapitän Peanicton herauskam, mit Freude und Ehre empfangen und in das Haus der englischen episkopalischen Mission geführt wurde. Er kam im Auftrag der britischen Regierung, die britisch-assyrische Allianz, die schon mit Kapitän Greasy im Dezember 1917 vorbesprochen wurde, zu festigen und bot den Assyrern materielle und militärische Hilfe durch englische Offiziere zur Organisierung einer erfolgreicheren assyrischen Armee an. Gleichzeitig wiederholte er die schon von Kapitän Greasy gemachten Versprechungen, nach dem Abschluß des Weltkrieges, den Assyrern absolute Freiheit unter ihrer eigenen Regierung in ihren ursprünglichen Gebieten von Aserbeidschan bis zu den Bergen von Hakkäri, die sich z. Z. unter türkischer Macht befanden, durch England und die alliierten Mächte zu garantieren. Dieses Angebot wurde von den Assyrern mit großer Freude akzeptiert und sie waren auch sofort bereit, die verlangten 2000 Soldaten zur Verfügung zu stellen, die nach Sä'en-Qal'ä ziehen und sich an die britischen Kräfte anschließen sollten. Sie organisierten sofort ein Regiment von zwei Tausend Soldaten, das sich unter der Führung des Za'yä, Bruders Seiner Heiligkeit M Polos, Ägä-Patrös. Slemon des Mälek 'Ismä'el und Abö des Smü'el-Hän nach Sä'en-Qal'ä begab. Unterwegs wurden sie zwar drei Tage durch starke Angriffe der türkischen Kanonen und Maschinengewehre aufgehalten, aber nach unterbrochenen Gegenangriffen töteten die Assyrer 25 Feinde und zogen weiter nach Esnüq. In derselben Nacht umgaben sie die Feinde an einem Ort östlich von Kalyäsin und nahmen 80 von ihnen mit den Kühen, Nahrung und Waffen gefangen. Sie zogen weiter bis nach Sä'en-Qal'ä, aber sie fanden keine Engländer dort, weil sie über zwei Tage mit den Kämpfen verbringen mußten und nicht rechtzeitig ankommen konnten. Deshalb haben sich die Engländer weiter auf die andere Seite von Sä'en-Qal'ä zurückgezogen. Nach endlichem Zusammentreffen mit den englischen Truppen entwickelte sich ein freundliches Gespräch. Bei ihrer Rückkehr nach Urmia trafen sie unerwartet Leute, die von Sä'en-Qal'ä vertrieben wurden, und nach Hause zurückkehrten. Als die Türken sahen, daß sich die Assyrer mit den Engländern verbunden haben, begriffen sie, daß es der echte Moment war, ihre Angriffe auf die Assyrer zu verstärken, ehe die Engländer zu ihrer Hilfe nach Urmia gelangen. Hier haben die Engländer nach Meinung des Verfas-

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sers16 einen fatalen Fehler begangen: Die 2000 tapferen Männer, die zum Zusammentreffen mit den englischen Truppen gezogen sind, haben in diesem kritischen Moment in Urmia besonders gefehlt. Er zweifelt auch daran, daß die Engländer bereit waren, den Assyrern ihre Selbständigkeit im Grenzgebiet Rußlands zu garantieren. Die russischen Polkovniks Kuzmin, Chan und Kondratov sowie andere russische Offiziere waren jahrelang mit dem assyrischen Volk echt befreundet, haben seine Armee erfolgreich dirigiert und für seine Existenz mit dem Einsatz ihres eigenen Lebens gekämpft. Es leuchtet ein, daß der unerwartete und schlecht überdachte englische Eingriff in einem äußerst ernsten Moment auf sie sehr enttäuschend gewirkt haben mußte 17 . Das Ergebnis war katastrophal: Den Türken kamen auch ihre muslimischen kurdischen und iranischen Bundesgenossen zu Hilfe und die verlassenen und verdünnten assyrischen Truppen hatten einen ungleichen Kampf gegen unaufhörliche schwere Angriffe von allen Seiten zu führen. Nach einem schweren Aderlaß entschlossen sich 4000 assyrische Seelen, einschließlich Greise, Frauen und kleine Kinder, Urmia zu verlassen und auf einem unvorstellbaren Zwangsmarsch, von Hunger, Krankheiten und Tod geplagt, sich einen 19tägigen Weg nach Hamadan durchzukämpfen, um sich mit der dortigen englischen Besatzung zu treffen. Von dort wurde das Volk wieder auf einen 18tägigen Marsch in ein Lager nach Bäkübä [ = ar. Ba'qübä] in der Nähe von Bagdad geschickt. Auf dem Weg von Hamadan nach Bäkübä in Kermänsahr starb M HnänTsö', Metropolit von Rustäqä, der von allen fremden Missionen als ein Pfeiler des östlichen Christentums anerkannt war. Seine Leiche wurde von Bischof M Yosip in Anwesenheit des gesamten Klerus und Volkes nördlich von Kermänsahr beigesetzt. Im Lager von Bäkübä wurden über 60 Abteilungen mit je 52 Zelten für die assyrischen Flüchtlinge aufgestellt. In der Mitte zwischen den Abteilungen lag ein Weg für die Lastwagen, die die Flüchtlinge mit Provisionen versahen. Jede Abteilung hatte eine Toilette und Waschmöglich16 17

17-'

Op. c. 143. Die Absichten der Engländer sind dem Vf. in einem Gespräch mit einem Obersten 1927 im Dorfe Diana in der Nähe von Räwändöz klar geworden. Er wurde gefragt: „Im Falle eines Krieges mit Rußland wäret ihr bereit, mit uns gegen die Russen zu kämpfen, nachdem ihr so lange mit ihnen befreundet gewesen seid?" Die Antwort auf diese Frage wird nicht gegeben, siehe 1. c.

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keiten. In der Nähe des Flusses organisierte man ein Krankenhaus, wo sich britische und indische Ärzte den Kranken widmeten. Das Volk wurde nach der Ankunft nach Stämmen eingeteilt und jede Abteilung wurde von einem britischen Kapitän und zwei Feldwebeln geleitet. Letzten Endes wurde das Patriarchat und das Haus des Mälek Ismä'el mit Automobilen nach Säwärln, östlich von Hamadan verlegt. Im Lager verbreitete sich eine Epidemie, an der täglich 50—60 Leute starben. Die Toten wurden von Indern in eine 25 m lange, 2 m breite und 3—4 m tiefe Grube getragen, die man zu diesem Zwecke vorbereitet hat. Am Ende des Jahres 1918 vertrieb die britische Militärmacht den erfahrenen militärischen Führer General Ägä-Patros und seinen Bruder Mlrzä und entfernte sie mit ihren Familien vom Volk wegen Schwierigkeiten, die hinsichtlich der Führerschaft entstanden sind. Nach der Weihe von M Yösip, Bischof von Rustäqä, zum Metropoliten durch den Patriarchen am 2 . 1 2 . 1918 in der englischen Kirche von Bagdad wurde M Polos mit seiner Schwester Sürmä-Hänim und dem neuen Metropoliten vom Bürgermeister von Bagdad zum Mittagessen eingeladen und ein großer Teil der Teilnehmer wurde in den Gebäuden, die von den Briten vorbereitet wurden, empfangen. Nach dem Mittagessen eröffneten sie eine Sitzung zur Wahl eines offiziellen Vertreters der Assyrer in den ,Vereinten Nationen' (d. h. dem Völkerbund), der die Lebensrechte seines Volkes verteidigen würde. Nach langen Diskussionen wurde die hochwürdige Sürmä-Hänim, die Schwester Seiner Heiligkeit für diese wichtige Funktion gewählt, weil man keinen anderen gefunden hat, der mit ihr an Intelligenz und Kenntnis der englischen Sprache gemessen werden könnte. Am nächsten Tag kehrten die Assyrer nach Bäkübä zurück. Nur M Polos und seine Schwester Sürmä-Hanim sind geblieben, um mit dem britischen Marschall, der sich z. Z. in Bagdad aufhielt, die Frage der assyrischen Vertretung in den ,Vereinten Nationen' zu besprechen. Er hat freundlich den Vorschlag des assyrischen Komitees angenommen und hinzugefügt: „Ich werde mit meiner Regierung euren Vorschlag unterstützen. Ihr seid dazu genauso wie Belgien und andere kleine Alliierte berechtigt." Nach der Versicherung von der britischen Seite kehrten auch sie nach Bäkübä zum Volk zurück. Am 4. 3. 1918, beschloß der allgemeine Kirchenkonvent, eine Geldsammlung für die Gründung einer assyrischen Presse durchzuführen. Diese Sammlung wurde im Auftrag des Konvents von der hochwürdigen

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Surma-Hanim, vom Metropoliten M Yosip und vom Bischof von Gllö M Sargis durchgeführt. Der Patriarch ist mit einem schönen Beispiel der Großzügigkeit vorgegangen, indem er 50 Goldstücke für diesen edlen Zweck geopfert hat. Aber auch alle Flüchtlinge haben im Rahmen ihrer bescheidenen Möglichkeiten beigetragen. Die gesammelte Summe wurde dem S Yosip Eliyä Behisöc in die Hand gegeben mit dem Auftrag, in Indien eine Druckmaschine mit syrischen Typen und allen nötigen Bestandteilen zu kaufen. Er kehrte 1921 aus Indien nach Mosul zurück, wo er in der von ihm gegründeten „assyrischen Druckerei" (matba'ta ätöretä) Hunderte von Büchern gedruckt hat, von denen hier einige angeführt werden: 1. Ktäbä d-margäriitä (Das Perlenbuch) des M 'AbdTsö' v. Söbä (mit einer Liste der Patriarchen, Kapiteln über Bücher mit Namen der Schriftsteller und Jahresangaben)18, 2. Ktäbä da-qdam wa-d-bätär ... (Buch des ,Vor und Nach') 19 3. Tas'itä d-'üretä b-sü'älä w-pünäyä hal l-Yosip (Geschichte der Tora in Fragen und Antworten, bis zu Joseph), 4. Rusmä d-qeryäne w-sllhe w-'ewangälyön ... (Perikopen, die Apostel und das Evangelium), 5. Taksä d-kähne d-kHlay(hy) tesmesätä (')räzänyätä d-'edta dmadnhä (Priesterliche Agenda zu allen sakramentalen Riten der Ostkirche), 18

19

Dieses berühmte Werk des 'Abdlsö' b. Brikä aus d. J. 1297/8 wurde mehrmals veröffentlicht und übersetzt (siehe Literaturangaben, GSL 324 A. 2). Die erste orientalische Ausgabe erfolgte schon in Urmia 1908, die letzte in Trisur (Malabar) 1955 mit neusyrischer Übersetzung. Zum Titel siehe Baumstark, GSL 53 A. 9. Dieses nestorianische Offizium wurde im 12. Jh. z. T. aus älteren Stücken vom Patriarchen Eliyä III Abü Halim redigiert (GSL 289). Zu den von Baumstark (1. c. A. 2) verzeichneten Hss kommt eine von W. F. Macomber entdeckte aus dem 14. od. 15. Jh. in der Bibl. de Notre-Dame des Sern., die in Voste's Cat. fehlt (ZDMG, Suppl. I, 2, 1969, 477), weiter Athen Nationalbibl. 1806 (J. 1832), s. S. Brock, Le Museon 79/1966, 166, usw. hinzu. Das Offizium wurde auch von den Chaldäern übernommen und erschien in der Presse des chaldäischen Patriarchats in Mosul zuerst 'psw 1866 (s. C. Moss 640)

und 'skd = 1924 unter dem Titel Taksä d-tesmesätä 'edtänäyätä. . . w-mettlda' ktäbä da-qdäm wa-d-bätar „Ritual der kirchlichen Offizien. . . bekannt als Buch des ,Vor und Nach'" mit einer Vorrede des Patriarchen M Yosep 'Ammanü'el II. Eine nestorianische Ausg. wurde in Urmia 1892 von Ösa'nä Särö betreut.

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6. Ktäbä d-pardaysä da-den (Das Paradies von Eden) des M 'Abdisö' v. Söbä (nach 6 alten Handschriften) 20 , 7. Turgäme d-qa(d)m ewangälyön w-sögyätä d-qa(d)m (')räze wtakse da-msamsäne (Homilien vor dem Evangelium, Gesänge vor den Sakramenten und liturgischen Offizien), 8. Gra(m)mätlql d-lisänä engllsäyä w-süryäyä21, 9. L(h)eksiqön d-melle süryä'it mpusqä l-engllsäyä22, 10. Ha(d) qdllä z'örä qä lisänä d-engllsäye (Ein kleiner Schlüssel der Sprache der Engländer), 11. Qeryänä trayänä qä yälöpe d-yäl(d)e w-bnäte b-lisänä swädäyä (Zweites Lesebuch für Schüler und Schülerinnen in der Volkssprache), 12. Grammäflql d-englis w-lhekslqön d-melle23 und viele andere. Diese erfolgreiche Druckerei, die in der Zeit nach der Auflösung der auswärtigen Missionen und ihrer Druckereien in Urmia, den Assyrern viele gute Dienste erwiesen hat, war bis 1928 in den Händen des erwähnten S Yosip d-Bet Qilletä, der am 13.9. 1927 vom indischen Metropoliten Timäte'ös bei seiner Rückkehr von Europa durch Mosul zum Priester geweiht wurde. Diese Weihe fand ohne Zustimmung des Patriarchen M 'Isay Sim'ön statt. Infolgedessen nahm der junge Patriarch 1928 die Druckerei aus den Händen des Q Yösip weg und vertraute sie mit den unverkauften Büchern dem Q Yöhannän Isö' v. Mazra'yä v. Thümä in Mosul an. Gleichzeitig geriet aber die Druckerei außer Betrieb, denn ein Teil des Volkes wurde vom Irak nach Syrien umgesiedelt und es fehlten die Hände, die man hätte in der Druckerei beschäftigen können. Sogar die schon veröffentlichten Bücher wurden von Yöhannän nur zum Teil verkauft, ein anderer Teil wurde von Mäusen und Ratten zerfressen und nur ein kleiner Teil wurde von Q Yöhannän ins Dorf Tel Rümän Tahtänl in Gazirä in Syrien gebracht. Nach diesem literarischen Exkurs verfolgen wir die unterbrochene politische Geschichte der Assyrer. In demselben Jahr 1919, in dem

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22 23

1. Ausgabe: Urmia 1916, 2. Ausgabe: Mosul 1928. Ist wohl mit Turräs mam(l)lä engllsäyä 'am. l(h)eksiqön d-melle süryäyätä (byed 5 Yosip d-Bft Qiletä) Mosul 1924 und deshalb auch mit dem folgenden Buch identisch. Es ist merkwürdig, daß die Sprache audi weiter als „Syrisch" bezeichnet wird, obwohl die Druckerei schon ätöretä „assyrisch" heißt. siehe vor. Anm. vgl. Anm. 21. Der Titel ist jedenfalls ungenau angeführt.

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SYosip nach Indien geschickt wurde, verließ auch die hochwürdige Sürmä-Hänim das Lager von Bäkübä, um sich nach Genf zur Versammlung der ,Vereinten Nationen' zu begeben, um die Rechte des assyrischen Volkes zu verlangen, die ihm, von den Vertretern der britischen Regierung und der alliierten Mächte versprochen wurden. Von dort fuhr sie weiter nach London, wo sie von der Königin Mary empfangen wurde. Im Februar 1920 erschien plötzlich Ägä Patrös mit zwei britischen Colonels im Lager von Bäkübä zur Errichtung einer Gedächtnisstatue für die 14 000 Seelen, die in Bäkübä gestorben sind. Bei dieser Gelegenheit versuchte er in einer Sitzung der Bergleute und der Urinier, die beiden Seiten zu überzeugen, daß sie das Gebiet von Hakkärl von der Türkei erobern müssen und es zum Zentrum ihres selbständigen Staates machen. Dies wurde zwischen ihm und den Vertretern der britischen Regierung verabredet. Zwei britische Offiziere werden die Assyrer begleiten und ihnen in jeder Hinsicht finanzielle, militärische und organisatorische Hilfe leisten. Die Assyrer waren aber uneinig. Ein Teil von ihnen meinte, daß man abwarten solle, bis Sürmä-Hanlm von ihrer Mission in den .Vereinten Nationen' zurückkehrt, und erst wenn diese ergebnislos sei, soll man dem Plan des Ägä-Patrös folgen. Andere meinten, daß man nicht so lange warten solle und daß die Assyrer wie alle Alliierten ihre Rechte selbst erkämpfen müßten. England neigte zur Meinung des ÄgäPatros und seiner Genossen Ha(d)bsäbä Yösip, Mälek Hnänö v. Thümä, Mälek Hämo v. Bäz und der Urmier, denen geheim gesagt wurde, daß sie nach Urmia zurückkehren sollten und daß dieser Plan nur die assyrischen Bergstämme betreffe. Der Patriarch war krank und wurde vom Volke getrennt und ins Kloster Mär Mattay gebracht. Zu dieser Zeit fingen die Briten an, die patriarchale Seite auf mehrfache Art und Weise zu bekämpfen: a) die täglichen Provisionen wurden eingestellt, b) Die Familienzelte wurden auf Kilometer versetzt, c) Die Priester wurden verhaftet und verfolgt: Den Priestern Handö, Glwargls v. Thümä, Narsay v. 'El u. Abner v. Qilletä wurden sogar die Bärte abrasiert. Endlich wurden auch die Zelte des Metropoliten M Yösip, des Bischofs v. Gllö M Sargls und sogar des hochwürdigen M Za'yä, des Bruders des Patriarchen M Polos, auf die Distanz von 12 Stunden entfernt. Am 26. 3. 1920 erteilte der britische Befehlshaber Colonel F. Cunliff Owen folgenden offiziellen Befehl Seiner Seligkeit dem Metropoliten M Yösip Hnänisö' und dem Bischof M Sargls: „Es gibt vier Komitees, die mit

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der britischen Regierung verhandeln. Haltet euch von jeder Einmischung in die Angelegenheiten des Volkes ab." Am 27. 4. starb Seine Heiligkeit der Patriarch M Polos. Die Beerdigungszeremonien wurden vom Metropoliten M Yosip Hnanisö' und dem Bischof M Sargis mit der Assistenz von Priestern und Diakonen im Lager von Bäkübä abgehalten. Die Leiche wurde nach Bagdad gefahren und auf dem armenischen Friedhof beigesetzt, weil die schismatischen Chaldäer Seiner Heiligkeit keinen Platz auf ihrem Friedhof geben wollten. Als die Assyrer etwa 6 Monate im Lager von Bäkübä weilten, sammelten sich Truppen der kurdischen Stämme vom Bezirk Zäkö bis zum Fluß Zäb in Hamzä, dem Dorf des Täher-Ägä von Unter-Düstiknäye zum Kampf gegen die englischen Truppen, die aus indischen Soldaten bestanden. Nachts griffen sie die indisch-britische Armee im Swärtüke an und die schwere Schlacht dauerte die ganze Nacht. Die Gegenangriffe der indischen Soldaten mit Kanonen und Maschinengewehren waren nicht imstande, den feindlichen Angriff abzuwehren. Die Kurden zerschlugen die Inder und bemächtigten sich ihrer Waffen. 75 indische Soldaten wurden getötet. Man erzählt, daß Täher-Ägä triumphierend auf einer Kanonenlafette fuhr. Früh am Morgen kamen aber die Truppen von Tiäri aus Mosul und griffen zusammen mit den Indern mit Granaten und Maschinengewehren die Kurden an, töteten 25 von ihnen und zerschlugen sie. Danach marschierten die indischen Truppen durch einen engen Bergpaß des Tales Mezurkä zwischen zwei hohen Felsketten gegen UnterBarwar. Die Kurden versteckten sich hinter den Felsen, feuerten auf die Inder von beiden Seiten, töteten 150 von ihnen und haben sie völlig entwaffnet. Die Briten begriffen, daß sie mit Hilfe indischer Soldaten die schwer zugänglichen Bergklüfte keineswegs erobern können, und setzten die Assyrer gegen die Kurden ein. Im Juni 1919 wurden die assyrischen Truppen in die 18. Division der 45. Brigade des General Nightingale eingegliedert und haben sich an sechs militärischen Operationen im unteren Kurdistan beteiligt, die zwar nicht erfolglos gewesen, aber für sie selbst nutzlos geblieben sind.24 Im J. 1920 wurde gegen vorläufiges englisches Verbot, das von Colonel Owen dem Metropoliten Yosip Hnanisö' erteilt wurde, 24

Details in Op. c. 158—161.

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M 'Kay Sim'ön zum Patriarchen der Ostkirche geweiht und auf den Thron der seligen Apostel des Ostens eingesetzt. Dem britischen Colonel wurde von S Muse Yosip v. Äsitä folgende Antwort gegeben: „1) Die britische Militärverwaltung hat kein Recht, in die kirchlichen Gesetze einzugreifen. 2) Diese Gesetze stammen von den seligen Aposteln des Ostens: M Adday, M Mä'rl und M T'ömä. 3) Der Patriarch, den wir weihen, betrifft keine westliche Kirche, er ist von den katholischen Päpsten und episkopalischen oder jakobitischen Kirchenhäuptern unterschiedlich. 4) In dieser Hinsicht haben wir die Ehre, keinem anderen offiziellen, sondern unserem kirchlichen Gesetz zu folgen. 5) Von diesem Gesetz dürfen wir auf keinen Fall abweichen. Unsere kirchlichen Gesetze wurden auch in der Zeit der 'abbäsidischen Chalifen respektiert, weil der Prophet des Islam sie im Jahre 4 der Higra durch einen Vertrag garantiert hat, der in seiner Anwesenheit in Medina von 33 Häuptern der mohammedanischen Religion, wie Abu Bakr, 'Omar b. Hattäb, Mo'äwlya Abü Sufyän u. a., unterzeichnet wurde, und dessen Kopie sich in Istanbul befindet. Wir wollen lieber ehrlich sterben, als uns unsere allgemein anerkannten kirchlichen Rechte wegnehmen lassen . . ." 2 5 Im Juni 1920 hat man die assyrischen Truppen aufgelöst, damit sie von Bäkübä weiter ziehen können, wie Ägä-Patros verlangt hat. Als die Araber merkten, daß ein großer Teil des Volkes das Lager verlassen hat und die anderen ihre Waffen abgegeben haben, sammelten sie ein starkes Heer zu einer Razzia auf die Verbliebenen. Die britischen Offiziere bemerkten zwar diese Vorbereitungen, trotzdem bewaffneten sie aber nur einen kleinen Teil der assyrischen Soldaten mit minderwertigen Waffen. Diese haben zwar den starken Angriff der Araber auf die Familienzelte abgewehrt; als aber Colonel Owen und andere britische Offiziere die Übermenge der Araber sahen, meinten sie, es wäre besser zu kapitulieren, als weiterzukämpfen. Die Assyrer versammelten sich zu einer Beratung über ihr weiteres Verfahren, in der Mälek Ismä'el folgendes gesagt hat: „Ich bin der Älteste und Erfahrenste unter euch. Wir alle haben unsere Erfahrungen in harten Kämpfen gegen feindliche Armeen und Stämme gewonnen, und Gott hat uns immer gerettet. Ich habe weder gesehen noch gehört, daß die Assyrer schon einmal kapituliert hätten. Ihre Waffen konnten nur ihren Leichen weggenommen wer25

Vollständiger Text dieser Antwort in Op. c. 162 f.

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den. Das ist eine fest eingewurzelte Gewohnheit unseres Volkes: Der Tod im Kampf ist ruhmhafter als die Feigheit der Kapitulation vor dem Feind. Dieses müssen wir den Engländern verständlich machen: Es ist ausgeschlossen, daß wir bis zum letzten Mann aufgeben würden." Nachdem der Colonel und die englischen Offiziere diese Entschlossenheit der Assyrer sahen, verlangten sie weitere Waffen aus Bagdad. Als § Denhä des Mälek Ismä'el mit einer Gruppe die westliche Seite des Lagers hütete, sahen sie einen Wagen von Bagdad, der etwa drei Meilen von ihnen aufgehalten und von Arabern umgeben wurde. Er befahl, unmittelbar anzugreifen, um den Wagen aus der Hand der Araber zu befreien. Er sagte: „Es ist sicher der Wagen, der uns Waffen bringt!" Bei dem Kampf fielen sechs Araber und ein Assyrer. Sie vertrieben die Araber und befreiten den Wagen, sie konstatierten aber, daß der Motor kaputt war. Sie stießen den Wagen zum Kommandostab und verteilten sofort die Waffen unter den Kriegern. Die anstrengenden Verteidigungskämpfe dauerten über zwanzig Tage, weil die Angriffe der Araber nicht aufhörten und immer weitere Angriffe hinzukamen. Diese Kämpfe waren für die Assyrer deshalb besonders erschöpfend, weil sie in der heißen und wasserlosen Wüste zu Fuß gegen die arabischen Reiter kämpfen mußten. Erst als die Araber von britischen Flugzeugen mit Bomben angegriffen wurden, zogen sie sich zurück. Als das Lager von Bäkübä nach Mandän verlegt werden sollte, wurde Ya'qöb des Mälek Ismä'el mit 600 Männern vorausgeschickt, um den Platz für das neue Lager vorzubereiten. Der Rest mit allem Hab und Gut der Flüchtlinge ist ihnen zwei Monate später gefolgt. Die Karawane wurde aber von den Arabern überfallen und beraubt. Die 50 Inder und 10 assyrischen Reiter, die sie begleiteten, waren nicht imstande, den Angriff abzuwehren. Einer der Reiter rannte zu Ya'qöb des Mälek Ismä'el, der sie mit seinen Männern im Dorfe Hammäm-'All erwartete, um ihm von dem Überfall zu berichten. Er eilte sofort mit 10 Reitern und 50 Infanteristen zu Hilfe. Nachdem sie drei Araber getötet und gleichfalls drei Männer verloren haben, gelang es ihnen, die Araber von den Wagen zu vertreiben und mit den Provisionen zum Lager nach Mandan zu gelangen. Am 1.10. 1920 bekamen alle Männer, die mit Ägä-Patros und Ha(d)bsäbä Yosip waren, Waffen und Proviant für einen Monat und griffen die Stadt 'Aqrä an, um sich den Weg zu den kurdischen Berg-

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Stämmen von Zaybar, Artös, Örämar und Gäwar durchzukämpfen, wie zwischen Agä-Patros und Col. Owen und anderen britischen Offizieren verabredet wurde (S. 263). Nach vielen Kämpfen kamen sie nachts auf die andere Seite des Flusses Zäb. Als sie das Dorf Singile erreichten, kam ein Regen und infolgedessen eine große Kälte, an der 9 assyrische Wächter in den Bergen im Dorfe Artös gestorben sind. In dieser schweren Lage entstand eine Zwietracht zwischen den Führern der Assyrer, Ägä-Patros und Ha(d)bsäbä. Der letztere empfahl, nach Mandän zurückzukehren und gewann die Vertreter von Tiäri und Thümä auf seine Seite. Ägä-Patros bestand darauf, daß man weiter nach Aserbeidschan zieht, sich dort mit Proviant und Kleidern versorgt und dann im Frühjahr 1921 nach Wän weiterzieht und das ganze Gebiet von Hakkärl erobert. Erst dann könne man berechtigt an die Versammlung des Völkerbundes appellieren. Sonst könne er ihre Rückkehr vor den Engländern nicht verantworten, sie würde alle Hoffnungen des assyrischen Volkes verspielen. Aber sein Plan wurde von den Stammeshäuptlingen nicht akzeptiert. Am nächsten Tag kehrten die Truppen von Thümä und Tiäri nach Mandän zurück: und da diese den wesentlichen Kern der assyrischen Kräfte darstellten, ohne die die Armee nur wenig verrichten konnte, sind ihnen auch die anderen unverrichteter Dinge gefolgt. Bei dieser unerwünschten Rückkehr hat Mr. Gibbson im Dorfe Gügär zwischen 'Aqrä und Mandän Selbstmord begangen, weil er dem britischen Kommando den starken Verlust von Waffen nicht verantworten konnte. Gleich nach der Rückkehr nach Mandän wurden alle Stammeshäuptlinge, die die Rückkehr verursacht haben, verhaftet und nach Mosul ins britische Headquarter deportiert. Ägä-Mirzä, der Bruder von Ägä-Patros starb an einem Unfall: als er im Automobil vom Dorfe Telkepä nach Mosul fuhr und sein Karabiner hinter seinem Rücken hing, schoß seine Waffe bei einer plötzlichen Bewegung in seinen Oberschenkel. Der unbesiegbare Held, Ägä-Patros, der die assyrischen Soldaten in allen wichtigen Schlachten des ersten Weltkrieges geführt hat, wurde nach Marseille exiliert und ist dort 1932 gestorben. Am 1. 4. 1921 erschien im Lager von Mandän Dr. Wigram, der ehemalige episkopalische Missionar bei den Assyrern in der Zeit vor dem Weltkrieg, um die Assyrer im Lager und anschließend in den Dörfern, in denen sie sich wieder verbreitet haben, in den britischen militärischen Dienst zu werben. Die Worte dieses bekannten Freundes der Assyrer und

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die wiederholten britischen Versprechungen der Anerkennung ihrer Rechte haben eine große Wirkung gemacht und am 5. 4. haben schon 4000 assyrische Jungen in den britischen Militärdienst rekrutiert, die den britischen Offizieren und dem General Däwid, dem Vater des Patriarchen M 'Isay Sim'ön untergeordnet waren. Sie wurden zuerst nach c Aqrä, Dühük und Zäkö verschickt und nach der Etablierung der irakischen Regierung unter englischem Protektorat bis zum Ende der dreißiger Jahre zu Kämpfen für die Konsolidierung der Lage an verschiedenen Orten gebraucht, deren Details hier ausgelassen werden dürfen. 26 Den Assyrern selbst haben diese Kämpfe nur zum Unglück verholfen. Am Anfang des J. 1922 kehrten die alten Einwohner von Tiäri und Thümä ohne Erlaubnis der türkisdien Regierung in ihre ursprünglichen Dörfer zurück. Thümä gehörte zum türkischen Gebiet. Deshalb schrieb der türkische Prokurator von Wän an 'Öli-Bag, den Chef des Ortes Cäl im Juni 1924 folgendermaßen: „Benachrichtige die Assyrer, daß ich mit dem Statthalter von Gülämarg zu ihnen komme, um ihnen zwei Fragen zu stellen: 1. Falls ihre Ansiedlung hier durch die britische Macht veranlaßt wurde, ist es notwendig, daß sie den Ort in Frieden verlassen und zurückkehren. 2. Falls sie wie alle loyalen Bürger hier in Frieden wohnen und leben wollen, empfangen wir sie in Frieden zur Freude aller Einwohner des Landes." 'Öli-Bag schickte aber einen Boten zu Mälek Gelyänä v. Thümä, um sie vor der Ankunft des Statthalters zu warnen, weil er zum Zweck kommen solle, sie zu vertreiben. Als im Juli der Statthalter aus Gülämarg zum Zusammentreffen mit den Assyrern aufbrach, kam ihm Mälek Yonän mit drei bewaffneten Männern entgegen. Aus Mißverständnis töteten sie den Statthalter und sechs Soldaten aus seiner Begleitung und nahmen die anderen gefangen; der Prokurator wurde an der Außenfläche der Hand verwundet. Sie brachten die Gefangenen nach Thümä, übergaben sie den Briten in 'Ämediä. Mälek Ismä'el und Ha(d)bsäbä Yosip waren über diesen Fehlschritt der Thümäer sehr betrübt und äußerten ihr Bedauern darüber den englischen Offizieren. Sie wußten, daß dieser Irrtum keine guten Folgen haben wird, zumal in Thümä und Tiäri keine jungen Kämpfer vorhanden waren, da sich alle assyrischen Jungen im britischen Dienst befanden. 26

Siehe Op. c. 173 ff.

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Die britische Antwort versicherte dem Mälek Ismä'el, daß die Briten imstande sind, mit ihren Flugzeugen und ihrer Armee jeden türkischen Angriff auf Tiäri abzuwehren. Der türkische Angriff auf Tiäri ließ nicht lange auf sich warten und die Assyrer waren auf ihre eigenen bescheidenen Kräfte angewiesen. Das Dorf Äsitä ist gefallen, die Türken sind in den Irak vorgedrungen. Erst dann kamen englische Flugzeuge zu Hilfe, warfen ein paar Bomben auf Äsitä und beendeten den Kampf. Danach trafen sich Captain Badley und der assyrische Unteroffizier Yahänls des Mälek Hämo v. Bäz mit einem der türkischen Führer im Dorfe 'Örä. Die Details ihres Gesprächs sind unbekannt, aber nach der Rückkehr Badleys kam ein Befehl von Colonel Bark, die freiwilligen assyrischen Kämpfer zu entlassen und sich vom türkischen Gebiet fernzuhalten. Es bestand keine Möglichkeit, das Gebiet ihrer Väter wieder zu erobern. Ein einziges für die Assyrer erfreuliches Ergebnis dieser schweren Jahre war der Mord des Ismä'el-Ägä, alias Simkö, der im Frühjahr 1918 durch schandhaften Verrat Seine Heiligkeit M Benyämln Sim'ön X X I . ermordet hat (S. 251 f.) und seit jener Zeit sich auf ständiger Flucht vor den Assyrern befand. Der Verfasser, Ya'qöb des Mälek Ismä'el, hat sich vorgenommen, ihn zu töten. Er wurde von einem kurdischen Freund über seinen Zufluchtsort informiert und begab sich im Juli 1930 mit einer Gruppe von ausgewählten Männern, ihn zu verfolgen. Simkö wurde aber von diesem Plan durch seinen Briefträger benachrichtigt und hat sich durch die Flucht von seinem Versteck in Kanyä-Ras (Bezirk Räwändöz) in die Türkei gerettet. Die Rache ist aber unerwartet von anderer Seite, und zwar auf ähnliche Art und Weise, wie er den Patriarchen ermordet hat, erfolgt: 1930 begab sich sein Freund und Beschützer Seyyed Tähä v. N M , Statthalter v. Räwändöz vom Irak nach Teheran, um von der iranischen Regierung seine Territorien in Margäwar auf iranischem Gebiet zu verlangen. Als er aber die iranische Kaiserstadt betrat, wurde er dort festgehalten. Die Iranier haben diese Gelegenheit ausgenutzt, auch ihre weiteren Feinde unter den kurdischen Chefs, vor allem Ismä'el-Ägä (Simkö), in die Hand zu bekommen und ihnen die folgende Nachricht zukommen lassen: „Seich Seyyed Tähä v. Nlri wurde mit großer Freude vom iranischen Kaiser Rezä-Säh Pahlawi empfangen und wird zu seinem kaiserlichen Stellvertreter im ganzen iranischen Kurdistan er-

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nannt. E r wird Prinz von Kurdistan heißen, seine Hauptstadt wird Esnüq sein. Jeder Häuptling, der diesen Chef liebhat, und dem die Freiheit Kurdistans am Herzen liegt, wird zum freundlichen Empfang dieses Prinzen nach Esnüq eingeladen. Alle früheren Feindschaften werden vergessen und jeder wird als echter Iranier betrachtet." Sehr schnell versammelten sich die Chefs verschiedener kurdischer Stämme und ihre Satelliten in Esnüq. Sie wurden von der iranischen Polizei mit vorgetäuschter Ehre, Höflichkeit und Freundlichkeit empfangen. Simkö mit zwei anderen wurde als offizieller Gast Seiner kaiserlichen Gnade im Polizeigebäude untergebracht. Den geschmackvollen Persern gefiel es aber, mit den alten Feinden ein bißchen Freundlichkeit zu spielen. Die Kurden bekamen die Nachricht, daß Seyyed Tähä nach Urmia gelangt ist. Die Herren dachten, daß ihr Prinz am gleichen Tag nach Esnüq kommen würde, und begaben sich auf den "Weg zu seiner feierlichen Begegnung. Unterwegs bekamen sie aber eine Nachricht, daß das Automobil des Prinzen eine Panne hatte und repariert werden muß, so daß er erst am nächsten Tag nach Esnüq kommen kann. Die Herrschaften kehrten zurück und am nächsten Morgen begaben sie sich wieder auf den Marsch von ein paar Kilometern. Wieder kam eine Nachricht: D a heute ein Freitag (muslimischer Ruhetag) ist, will der Seich die Stadt nicht verlassen. Dann verging den Persern die Lust, weiterzuspielen, und sie fingen an, zu handeln. Als die Herrschaften vom letzten Marsch zur Begegnung des Seichs, der Teheran überhaupt nicht verlassen hat, zurückkehrten, war schon ein Maschinengewehr gegenüber dem Zimmer, in dem Simkö wohnte, aufgestellt. E r fand die Tür seines Zimmers verschlossen, kehrte sich um und wurde erschossen. Dasselbe Schicksal traf noch zwei weitere. Einige Verwundete haben sich durch die Flucht aus Esnüq gerettet. I m November 1931 kam einer von ihnen, der am Oberarm verwundet war, in das patriarchale Haus des M Sim'ön und bat, ihm ärztliche Hilfe zu besorgen. D e r hochwürdige Za'ya, Onkel des Patriarchen befahl, ihn zu einem armenischen Arzt in Mosul zu bringen. Aber der Arzt bemerkte: „Man braucht monatelang, um die alte Wunde zu heilen. Der Arm ist vergiftet. Warum hast du so lange gewartet? Gibt es keine Ärzte in Kurdistan?" E r antwortete: „Jeder, der mit dem verfluchten Ismä'elAgä verbunden war, wird von Gott verfolgt. Ich glaube auch nicht, daß es einen Arzt gibt, der meinen Arm heilen kann, weil ich auch mit dem Verfluchten in Esnüq war. Die Perser haben ihm richtig gegeben, was er

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verdient hat, aber auch wir werden durch das Feuer dieses Bösewichtes verzehrt." 27 Als die Assyrer nach mehr als zehn Jahren eingesehen habe, daß ihr Militärdienst für die Briten und Iraker ihrer eigenen Sache keinen Nutzen bringt, beantragten sie ihre Entlassung. Die Briten waren aber nicht bereit, sie zu entlassen, und ihr Kommandant appellierte an den Patriarchen. M 'Isay Sim'ön bat die Soldaten, ihren Dienst vorläufig nicht zu verlassen, bis sich die beiden Seiten, Irak und England, zu ihrem Auftrag auf die Anerkennung ihrer Rechte endgültig geäußert haben. Die Assyrer sind also im britischen Militärdienst weiter geblieben. Im Mai 1932 rief der Patriarch eine Sitzung zur Beratung über die Zukunft des Volkes in 'Ämediä zusammen. Mälek Ismä'el von OberTiäri ließ sich wegen seines fortgeschrittenen Alters von seinem Sohn Ya'qöb vertreten. Dieser suchte zuerst Ha(d)bsäbä von Unter-Tiäri zu einer Vorberatung auf. Beide waren der Meinung, daß für die Assyrer kein anderer Weg übrig bleibt, als den Irak zu verlassen und sich in ihre alten Orte in der Türkei zu begeben, und falls die Türkei sie nicht akzeptiert, andere Orte zu versuchen. Danach besuchte Ya'qöb die hochwürdige Sürmä-Hänim in ihrem Zelt bei 'Ämediä, die mit seinem in Konsequenzen nicht durchdachten Plan keineswegs einverstanden war. 28 Am selben Abend kamen die Häuptlinge der assyrischen Stämme nach 'Ämediä und am nächsten Morgen fand die Versammlung statt. Neben Seiner Heiligkeit nahmen auch MYosip Hnänlsö', Metropolit von Samesdln, M Sargls, Bischof von Gllö und M Ya(h)b'alähä, Bischof von Unter-Barwar an der Sitzung teil. Der Patriarch versuchte zuerst, vom Exodus abzuraten, und empfahl, sich weiter zu bemühen, einen modus vivendi im Irak zu finden. Da aber die absolute Mehrheit für den ersteren Weg entschlossen war, hat er sich dieser Meinung angeschlossen und alle feierlich verschworen, daß sie einheitlich und ohne Streitigkeiten bei diesem Entschluß verbleiben werden. Man hat noch versucht, eine endgültige Antwort der irakischen Regierung zu den folgenden 9 Punkten zu bekommen: 1. Die Assyrer sollen nicht als ein Stamm, sondern als ein Volk im Irak anerkannt werden. 2. Ihr altes Gebiet von Hakkärx soll ihnen zurückgegeben und an den Irak angeschlossen werden; eine 27

28

Nadi der Erzählung von Q 'Isljäq Rehäne v. Säpätan, Gardin, der als Assistent und Dolmetscher des Patriarchats tätig war, Op. c. 201. Details des Gesprächs in Op. c. 205 f.

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Summe soll ebenfalls zur Reparatur der verdorbenen Kirchen zur Verfügung gestellt werden. 3. Falls die zweite Bedingung nicht erfüllt werden kann, soll ein neuer Ort im Irak für die Assyrer in und außerhalb vom Irak gefunden werden. 4. Die Freiheit der geistlichen und organisatorischen Verwaltung durch den Patriarchen soll garantiert werden, wie es in der Türkei gewesen ist. 5. Ein Vertreter bei der irakischen Regierung wird vom assyrischen Einheitskomitee nominiert. 6. Eine Schule mit zweisprachigen arabisch-assyrischem Unterricht wird im assyrischen Zentrum eingerichtet. 7. Den Kirchenhäuptern wird Hilfe geleistet. 8. Ein Krankenhaus wird in der Stadt Dühük und mit Abteilungen in der Umgebung eingerichtet. 9. Den Assyrern werden ähnlich wie anderen Stämmen ihre Waffen belassen." Die Antwort, die dem Patriarchen durch den britischen Botschafter zugeschickt wurde, lautete folgendermaßen: „Euer Antrag wird angenommen. Wir bedauern aber, daß der Anschluß eures Gebietes in Hakkärl an den Irak sowie finanzielle Hilfe zur Renovierung eurer Kirchen und zur Gründung eurer Schule außerhalb unserer Möglichkeiten steht. Dafür ist der Völkerbund zuständig. Ihr habt die Möglichkeit, ihren Antrag durch euren Patriarchen an den Völkerbund einzureichen, und wir werden ihn unterstützen." Danach begab sich der Patriarch im November 1932 im Auftrag der Vertreter des Volkes zur Sitzung des Völkerbundes nach Genf. M Sargis, Bischof von Gilö wurde für die Zeit seiner Abwesenheit zum patriarchalen Stellvertreter ernannt. Am 4. 5. 1933 kam der Patriarch unverrichteter Dinge nach Mosul zurück. Gleich danach wurde er nach Bagdad zum Innenminister vorgeladen, und da er auf sein Prärogativ des Führers des Volkes nicht verzichten konnte, wurde er dort festgehalten. 29 Die Meinung der irakischen Regierung hat sich schnell geändert. Die Dienste, die die Assyrer der Regierung erwiesen haben, wurden vergessen. Die Freiheiten, die man ihnen zugesagt hat, wurden verweigert. Im Streit um die Rechte des Patriarchen gelang es der Regierung, einen Teil der Assyrer auf ihre Seite zu ziehen, aber auch ein fester und einheitlicher Entschluß hätte den Assyrern kaum geholfen. Die irakischen Autoritäten in Mosul haben eine Gegend zur Ansiedlung der Assyrer vorgeschlagen, die ihnen inakzeptabel war. Dieses Angebot wurde mit dem Nachsatz kommentiert, daß diejenigen, die damit nicht einverstanden sind, die Freiheit 29

Zum folgenden vgl. P. Rondot, Op. c. 164—166.

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haben, das Land zu verlassen. Nach diesem Ultimatum entschlossen sich etwa tausend Assyrer, mit den Waffen in der Hand sich auf die andere Seite des Tigris und weiter nach Syrien zu begeben, wo sie von den Franzosen freundlich angenommen wurden und ihnen die Waffen abgegeben haben. Die Möglichkeit, sich in Syrien anzusiedeln, wurde ihnen in Aussicht gestellt. Plötzlich kam aber eine Nachricht aus dem Irak, daß sie zurückkehren sollen und von der Regierung freundlich angenommen werden. Die Mehrheit ist diesem Aufruf gefolgt und hat auch ihre abgegebenen Waffen zurückbekommen. Nachdem sie aber am 4. 8. 1933 an das östliche Ufer des Tigris gelangten, wurden sie von den irakischen Soldaten beschossen. Es entfachte sich ein ungleicher Kampf, in dem die Assyrer für eine Weile den irakischen Angriff abgewehrt haben, in dem es ihnen aber klar werden mußte, daß es keinen Frieden zwischen ihnen und der irakischen Regierung, von der sie betrogen und in die Vernichtung zurückgerufen wurden, geben kann. Ein Teil von ihnen kehrte nach Syrien zurück, die Verbliebenen wurden von den irakischen Soldaten gefangen, entwaffnet und an Ort und Stelle erschossen. Am nächsten Tag erfolgte ein Massenmord der Assyrer in der Umgebung von Mosul. Hunderte von Frauen, Kindern, Greisen und entwaffneten Männern wurden getötet. Als die irakische Armee von diesem schandhaften Zug durch das Dorf Semel zurückkehrte, bekamen die Assyrer aller umgebenden Dörfer den Befehl, sich nach Semel zu sammeln, um gegen die bewaffneten Stämme durch die Regierung geschützt zu werden. In Semel wurde ihnen gesagt: „Die staatliche Armee unter der Führung von Bäker Sidqi und H ä g l Ramadän ist heute hergekommen. Deshalb verlangen wir von euch, alle eure Waffen als ein Zeichen der Treue gegenüber der irakischen Regierung a b z u g e b e n . . . " Danach schrie GabrI'el Yönän Baznäyä mit hoher Stimme auf: „Wie ihr wohl wißt, bin ich ein treuer Beauftragter der Regierung und ihr seid ihre echten Anhänger, weil ihr von Anfang an auf der Seite der irakischen Regierung gekämpft habt. Deshalb sollen sich alle, die keine Verwandten unter den Flüchtlingen in Syrien haben, zur Zuflucht in meinem Hause sammeln." Als alle bei ihm versammelt waren, stellte er die Nationalfahne auf das Haus auf und legte ein Emblem mit Nationalfarben an seine Brust auf und stellte sich mit seinem Sohn William an die Tür. Trotz aller dieser Maßnahmen wurde er mit seinem Sohn und allen, die sich in seinem Haus versammelten, von 18

Macuch, S p ä t - und neusyr. L i t .

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den irakischen Soldaten getötet. Kein einziger wurde am Leben gelassen. Alle bis zum letzten waren treue Anhänger der Regierung, weil GabrI'el keinen Verdächtigen in sein Haus hereinkommen ließ, um mit gutem Gewissen sagen zu dürfen, daß alle in seinem Haus Versammelten absolut regierungstreu waren. Zur gleichen Zeit wurde ein Teil der assyrischen Familien in der Polizeistation bewacht. Als man sie hinaustrieb und sie wußten schon, was sie erwartete, sagte Slibö Simkö, einer der Leute des Mälek Ismä'el dem Polizeichef: „Ist das die Erfüllung deines Ehrenwortes, uns nach der Waffenabgabe zu beschützen, daß wir jetzt vor die Maschinengewehre zum Tod getrieben werden?! Diese Waffen sollen im Kampf und nicht gegen Familien und Wehrlose gebraucht werden. Ich sage es nicht zu meiner Selbstrettung, für uns ist ein derartiger Tod ruhmreich, aber deine Regierung verdient dadurch nichts anderes als Schande und Verachtung." Sobald er diese Worte aussprach, wurde er erschossen. Danach wurden alle anderen, Jungen, Greise, Kinder, herzlos und bestialisch erschossen. Dann wurden weitere mit gebundenen Händen aus dem Gefängnis geholt, unter ihnen zwei 80jährige Geistliche, Q Sähdä u. Q Arsänis, denen man die Bärte abrasiert, sie geschlagen und gefoltert hat. Sie wurden in Lastwagen nach 'Alökä gebracht und in Massen erschossen. Die stinkenden Leichen lagen über fünf Tage auf den Straßen, bis Major Tomson vom Völkerbund entsandt wurde, diese grausame Lage zu mildern, die Leichen beseitigen zu lassen und sich um die Familien der assyrischen „Levies" zu kümmern. Sogar die britische Mission der Royal Air Force wurde von den Irakern gehindert, in die Bergdörfer zu gelangen und den blutenden assyrischen Familien Hilfe zu leisten. Der schandhafte „Sieg", der erste, den die irakische Armee ohne britische Hilfe gewinnen konnte, wurde in Bagdad und Mosul zelebriert. Der Kommandant Bekir Sidql und die mit ihm für das verächtliche grausame Blutbad der Wehrlosen mitverantwortlichen Offiziere bekamen Auszeichnungen.30 Am 18. 8. 1933 wurde der Patriarch und seine ganze Familie auf die Insel Zypern exiliert, die sich unter dem britischen Mandat befand. Von dort fuhr er zu einer Sitzung des Völkerbundes, um eine Klage seiner Kirche und seines Volkes gegen die irakische Regierung einzureichen. 30

P. Rondot, Op. c. 166.

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Die nach Syrien emigrierten Assyrer wurden im April 1934 vom irakischen Grenzgebiet zu einem temporären Wohnsitz ins Dorf Mär, 40 km südöstlich von Damaskus, gebracht. Im September desselben Jahres versetzte man sie auf das östliche Ufer des Flusses Chabur ins Dorf Tel-Tamar. Im Oktober 1934 kam zu ihnen der erste Teil ihrer Verwandten aus dem Irak; die weiteren folgten ihnen im Juni 1936. Fünfunddreißig Dörfer entstanden auf beiden Seiten des Flusses Chabur zwischen Häsetcä und Ra's al'Ayn. Auch ein Krankenhaus und eine große assyrische Schule wurde im Dorfe Tel-Tamar mit Filialen in allen Dörfern gegründet. Damit gehen die grausamen Aderlässe und Blutbäder des kleinen assyrischen Volkes zu Ende. Man versteht die Dankbarkeit des Autors gegenüber der syrischen Regierung31, die durch ihren freundlichen Empfang die Assyrer gerettet und ihnen Entwicklungsmöglichkeiten gegeben hat, ebenso wohl wie die der iranisch-assyrischen Schriftsteller gegenüber der kaiserlich-iranischen Regierung32, die den Assyrern nicht nur die besten Lebensmöglichkeiten im Orient garantiert, sondern sie auch durch die Liquidierung der eigenwilligen Stammesgenossenschaften durch RezäSäh, den Gründer der Pahlavi-Dynastie, gegen Übergriffe von Seiten ihrer Nachbarn geschützt hat. Die Assyrer haben sich auch am zweiten Weltkrieg beteiligt. Die Briten haben ein Bataillon aus Assyrern, Kurden und Jeziden zusammengestellt. Es war zum ersten Mal in der Geschichte, daß die Assyrer und die Kurden nebeneinander und nicht gegeneinander gekämpft haben. Sie wurden an verschiedenen Orten, im Irak, Iran, Syrien, Palästina und Zypern zu militärischer Hilfe gebraucht. Durch ihren Einsatz gelangte die amerikanische Hilfe zu ihren einstigen Bundesgenossen, den Russen. Im Mai 1945 kämpften assyrische Fallschirmjäger mit ihren genannten Genossen in Griechenland gegen die deutschen Nazis und nahmen 90 Deutsche gefangen. In dem harten Kampf sind 14 Assyrer gefallen. Am Ende des Buches wird noch ein assyrischer Kriegsführer, Mälek Qambar Wardä erwähnt, der im ersten Weltkrieg 1915 nach Rußland 31 32

18*

Op. c. 238—241. Siehe z. B. Pe'rä Sarmas, TSA I 216 u. ä. und fast jede Seite der im Iran und Ausland erscheinenden iranisch-assyrischen Zeitschriften.

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ausgewandert ist. 1919 kehrte er nach Beirut zurück, wo er ein Bataillon assyrischer Soldaten unter der französischen Führung organisiert hat. Von der französischen Regierung wurde er zum Obersten ernannt. 1923 zog er sich vom Militärdienst zurück. Während des abessinisch-italienischen Krieges 1934—1936 diente er aber wieder als Offizier in Äthiopien im Kampf gegen die Armee Mussolinis. Dann kehrte er nach Beirut zurück. Damit endet das Buch das Mälek Ya'qöb, eines Augenzeugen der beiden Weltkriege, der unaufhörlichen Schläge, die den Assyrern zuteil geworden sind und der heroischen Kämpfe, die dieses kleine Volk für seine Existenz führen mußte. Die schweren Folgen dieser Tragödie wurden bisher nicht überwunden und sind kaum noch zu überwinden. 33 Die Assyrer, von ihren ursprünglichen Wohnsitzen vertrieben, wurden in der ganzen Welt zerstreut. Der nestorianische Patriarch, ein ehemaliges Symbol der Einheit des assyrischen Volkes, hat nach seiner Verbannung auf Zypern die Insel verlassen und sich in Chicago angesiedelt, wo es schon seit älterer Zeit eine assyrische Kolonie gab. Er wurde zum amerikanischen Bürger und ist nicht nur der erste Patriarch, der einen Wagen fährt, sondern auch der einzige, der 40 Jahre im Exil verbracht hat. Die schon in der Zeit seines Aufenthaltes im Irak entstandene Opposition gegen ihn hat sich dadurch natürlich nur verstärkt. Unter den Assyrern am Chabur hat sich ein „Assyrian Liberation Committee" in Hasaca gebildet, in dessen Pamphleten der Patriarch in Chicago in starken Worten angegriffen und als ein Verräter des Volkes, ein unverantwortlicher opportunistischer Anarchist u. ä. beschuldigt wird. Ähnliche Oppositionen gegen M 'Isay Sim'ön X X I I I . zeigen sich auch in anderen intellektuellen assyrischen Zentren in der Welt, vor allem in Beirut, aber auch in Chicago selbst, wo gegenüber der offiziellen „Church of the East" eine Gegenkirche „The American Assyrian Apostolic Church" gegründet wurde, die sogar von einem Mitglied der patriarchalen Familie, Q Sädöq des M Sim'ön, geleitet wurde. Trotzdem hat der exilierte Patriarch versucht, auch seinen Einfluß auf die Assyrer im Orient auszuüben. 1948 hat er sich in der irakischen Botschaft in Washington mit der irakischen Regierung versöhnt. Er hoffte offensichtlich, nach Bagdad zurückkehren 33

Sie werden von P. Rondot im Kapitel „Une communauté malheureuse et divisée", Op. c. 167—170, geschildert.

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und dort seine patriarchale Funktion in der alten Art und Weise ausüben zu dürfen. Es gelang ihm aber erst 1961, die assyrischen Gemeinden im Osten bis nach Indien 34 zu besuchen. Von allen Seiten sammelten sich die Assyrer ohne Unterschied der Konfession zu seiner feierlichen Begegnung. In Teheran hat er bei dieser Gelegenheit am 13. 2.1962 eine neue assyrische Kirche und einen Bischof, den einzigen nestorianischen in ganz Iran, geweiht.35 Im Frühjahr 1973, nachdem er seit seiner Jugend über 50 Jahre mit der patriarchalen Würde bekleidet war, hat er auf das Patriarchat verzichtet und geheiratet. Die Nestorianer stehen vor der Wahl eines neuen Patriarchen, der es eigentlich leichter haben müßte als sein Vorgänger, wird sich aber nur auf die geistliche Führung seines Volkes konzentrieren und auf jegliche politische Ambitionen verzichten müssen. Die Schwierigkeiten fangen trotzdem an, sich schon vorzeitig zu zeigen: Die irakische Ba't-Regierung hat den Erzbischöfen der assyrischen Kirche aus Syrien, Libanon, Indien, den Vereinigten Staaten Amerikas und anderen Ländern nicht erlaubt, sich in Bagdad zur Wahl des neuen Patriarchen zu treffen. Als man sich dann für die Wahl des Patriarchen in Beirut entschloß, verhinderte die erwähnte Regierung den Erzbischöfen von Bagdad, an dieser Wahl teilzunehmen. Viel schwerwiegender ist aber, daß ein irakischer Ba'tist versucht hat, die populärsten Kandidaten auf den patriarchalen Thron, die Erzbischöfe M Denhä von Teheran, und den M Narsay, den Erzbischof von Beirut, bei ihrem Zusammentreffen in Beirut durch einen Bombenanschlag an die dortige assyrische Kirche zu ermorden. Die explodierte Bombe hat zwar nur kleinere Schäden am Kirchengebäude verursacht und die beiden Erzbischöfe sind mit dem Leben davongekommen 36 , es ist aber ein schlechtes Signal, das sich mit dem von der Weltöffentlichkeit so herzlich begrüßten Entschluß der irakischen Regierung, den Assyrern ihre kirchlichen und kulturellen Freiheiten zu garantieren (s. S. 317 m. A. 131), wenig verträgt. 34

35

36

Siehe „Souvenir in honour of the visit to India of His Holiness Maran Mar Eshai Shimun X X I I I the 119 Catholicos Patriarch of the Church of the East from 15th N o v . 1961 to 16th Jan. 1962", Trichur, Kerala State. Gregory Lima, The Assyrians, A Report on Minorities in Iran-1, Kayhan International, Thursday, February. 15, 1962 (Bahman 26, 1340), Supplement. Zeitung Ätör (Atour), Teheran, Sept. 4/73 (Nov. 58), S. 1.

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D A S ZWANZIGSTE J A H R H U N D E R T 2. D I E SCHRIFTSTELLER DIESER PERIODE BIS A U F D E N H E U T I G E N T A G

Aus den vorangehenden Seiten der Geschichte der Assyrer zwischen den zwei Weltkriegen geht deutlich hervor, daß die inneren und äußeren Umstände für die Entwicklung eines intensiveren literarischen Lebens höchst ungünstig waren. Es ist schon erstaunlich, daß die Assyrer unter denkbar elenden Umständen im Lager von Bäkübä überhaupt an die Gründung einer Presse gedacht und Geld zu diesem Zweck gesammelt haben (S. 260 ff.). Die Tatsache, daß sie es trotzdem getan haben und daß Mälek Ya'qöb, der eine Geschichte der Kämpfe schrieb, in seinem Buch auch über die Gründung dieser Presse und ihre Veröffentlichungen so ausführlich berichtet, beweist, wie den Assyrern das Interesse an ihrem gedruckten Wort am Herzen lag. Dieses Interesse hat sich gleich nach der Konsolidierung der drastischen Verhältnisse der dreißiger Jahre im Irak durch zahlreiche Veröffentlichungen auf allen Seiten der assyrischen Welt gezeigt. Überall entstehen literarische Komitees und neue Schriftsteller melden sich zu Worte. Der Umstand, daß die Zahl der iranisch-assyrischen Schriftsteller, die sich vor allem um die Sl'tä sipretä da-layme ätöräye „Assyrian Youth Cultural Society" (gegründet am 21. 2. 1950, Teheran, P. O. B. 3073)37 gruppieren, alle übertrifft, hängt sicher nicht nur mit der im Iran eingewurzelten neusyrischen literarischen Tradition zusammen — diese war auch im Irak vorhanden —, sondern vielmehr mit der Tatsache, daß die Assyrer im Iran unter unvergleichlich besseren Bedingungen, sozusagen hinter dem Wind der bedauerlichen Ereignisse, die ihre Brüder im Irak betroffen haben, lebten. Auch diese haben zwar durch die ärmlichen Nachkriegsverhältnisse an materieller Not gelitten, so daß die Schriftsteller entweder ihre Werke oft lithographisch vervielfältigen mußten oder überhaupt nicht herausgeben konnten. Diese Schwierigkeiten wurden aber leichter überwunden als dort, wo das Volk mit Waffen in der Hand um seine Existenz kämpfen mußte. Einige Schriftsteller, deren Namen schon vor dem ersten Weltkrieg in die Literatur eingetragen sind und die in der Nachkriegszeit ihre lite37

Diese kulturelle Organisation der iranischen Assyrer hat vor kurzem eine Preisliste der Bücher veröffentlicht, die bei ihr bestellt werden können. Bei den in dieser Liste enthaltenen Büchern wird im folgenden auch der Preis in iranischer Währung angegeben. Der N a m e des Verlags der Sl'tä sipretä wird hier als SS abgekürzt.

DIE SCHRIFTSTELLER DIESER PERIODE

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rarische Tätigkeit fortgesetzt haben, wurden schon im Kapitel C erwähnt, da hier eine genaue chronologische Tennung schwer möglich ist. Die wichtigste literarische Persönlichkeit aus der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen im Irak ist der schon ob. S. 261 ff. erwähnte Q Yosip d-Bet Qilletä (1880—1952) 3 8 der im Dorfe Märblsö' an der iranischtürkischen Grenze an der Quelle des Flusses Mazlü geboren ist. Er studierte in der episkopalischen Schule in Urmia, wo er später auch unterrichtet hat. Im J . 1894 wurde er vom Metropoliten von Samesdin M Hnänisö' in der Kirche des M Isö' zum Diakon ordiniert. 1910—1911 wurde er nach London eingeladen, wo er an der Ausgabe des altsyr. A T mitgewirkt hat. Dann machte er eine Reise nach Amerika, von der er 1918 zurückkehrte. Auf diesen Reisen hat er seine Kenntnisse der Druckkunst vervollständigt. Seine fruchtbare literarische und setzerische Tätigkeit in Mosul bis 1928, als er vom Metropoliten von Malabar zum Priester ordiniert und infolgedessen vom jungen Patriarchen M 'Isay Sim'ön aus der von ihm selbst gegründeten Druckerei enthoben wurde, wurde schon a. a. O. angeführt. Er schrieb altsyrisch und neusyrisch. Dr. P. Sarmas fügt noch folgende Werke hinzu, die in dem erwähnten Verzeichnis des Mälek Ya'qöb fehlen: Tas'itä d-Herödötös (es wird nicht erwähnt, ob es sich nur um eine Neuauflage der neusyrischen Übersetzung von Francis Earp, S. 204, handelt); Tas'itä d-'edta d-madenhä „Geschichteder Kirche des Ostens"; Ktäbä d-partute, h. d. luqqäte mn syäme d-kattäbe rrfhire ätöräye (Auszüge aus berühmten altsyrischen Schriften);

Tas'itä ätöretä b-yomäne

d-sallite säsänäye 'iränäye „Assyrische Ge-

schichte in den Tagen der sasanidischen Herrscher" u. a. Weiteres bei Abünä 567. Sein literarischer Einfluß im Irak war entsprechend groß und die modernen irakisch-assyrischen Schriftsteller stammen aus seiner Schule. Ein echter Nestor der neusyrischen Nachkriegsliteratur im Iran ist R Benyämin Ärsänls (1882—1957) 3 9 aus Digälä, Bezirk Urmia. Nach dem Abschluß seines Studiums am Gymnasium der orthodoxen Mission in Urmia, studierte er in Rußland die Weltgeschichte, vor allem die alte Geschichte. Nach seiner Rückkehr aus Rußland unterrichtete er am ge38

39

TSA I 247 f., III 283, vgl. Gilgames 1952, Nr. 4, S. 21—23. Sein genaues Todesdatum war 25. Sbät = Februar 1952 (Gilgames 1952, Nr. 2, S. 2, wonach TSA III 283 zu verbessern ist). TSA I 249 f., III 99—105.

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DAS ZWANZIGSTE JAHRHUNDERT

nannten Gymnasium bis zur Auflösung der orthodoxen Mission 1918. Danach lebte er gewisse Zeit im Irak und nach seiner Rückkehr in den Iran bis zu seinem Tod in Teheran. Er war ein überzeugter, ideologischer Assyrer. Dem Assyrertum und seiner alten Geschichte galt vorwiegend sein Interesse, dem er auch den größten Teil seiner literarischen Tätigkeit gewidmet hat. Das christliche Syrertum sah er als eine genuine Fortsetzung des Assyrertums an. Obwohl seine Bücher, Novellen und Romane, meistens nur lithographisch herausgegeben wurden, sind sie schnell zu einem nationalen Gemeingut der Assyrer geworden, weil sie dem Volk nicht nur eine allgemein interessante Lektüre, sondern auch national(istisch) unterfärbtes Material darboten. Er fing zwar schon 1913 als 21jähriger junger Mann in Urmia an, eine Zeitschrift Hussäbe d-denhä „Gedanken des Aufgangs" herauszugeben, aber der wesentliche Hauptteil seiner literarischen Tätigkeit fällt in die Nachkriegszeit. Romane, Novellen und Gedichte, die er auch nur zum Teil veröffentlichen konnte, hörten bis zu seinen letzten Tagen nicht auf, von seiner Feder zu fließen. Einige sind in seinem Selbstverlag erschienen und wurden noch nach seinem Tode von seiner Witwe verkauft. Als die assyrische Zeitschrift Gilgames 1951 in Teheran gegründet wurde, gehörte er von Anfang an zu ihren Mitarbeitern und veröffentlichte darin eine Anzahl seiner feinen Gedichte 40 . Auch die Si'tä sipretä da-layme ätöräye in Teheran hat gleich nach der Gründung ihrer Druckerei an die Veröffentlichung seiner geistigen Früchte gedacht. In der Vorrede zur posthumen Ausgabe seines Ktäbä d-matle w-qesemyäte d-Ätöräye „Buch der Sprichwörter und Redensarten der Assyrer" (Teheran 1958) wird folgendes gesagt: „Das Seufzen nach einer nationalen Druckerei kommt in den Schriften des seligen R Benyämin Ärsänis sehr oft zu unseren Ohren. Sein Leben lang diente er der Literatur. Er schrieb und sammelte wertvolle Wahrheiten aus dem Leben des Volkes, die leider nicht gedruckt worden sind. Das war sein größter Schmerz, in dem er mit Kummer der Zukunft des Volkes entgegenblickte. Seine einzige Hoffnung bestand im literarischen Komitee der assyrischen Jungen, dem er in seinen letzten Tagen seine Schriften anvertraut hat, weil er wußte, daß diese Organisation die große Schwierigkeit in der Literatur des Volkes durch die Gründung einer Druckerei beheben kann. Das literarische Komitee erweist durch die Veröffent40

Proben davon in TSA III 99 ff.

DIE SCHRIFTSTELLER DIESER PERIODE

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lichung dieses Buches seine Ehre dem wertvollen literarischen Werk des R Benyämin Ä r s ä n i s . . V o n seinen Büchern sind folgende bekannt: ein Roman Mlrzä Bädäl Märwäyä; Qeryäne gübye „Ausgewählte Lesestücke"; Dubbäqe „Abhandlungen"; Ktäbä d-Taymür-Lang (eine Schilderung des heroischen Kampfes der syrischen = ,assyrischen' Christen gegen den mongolischen Eroberer); Qäyemtä d-'Ätöräye b-Cin „Das assyrische Denkmal in China (1. Aufl.: Verlag der amerikanischen Mission 1951, 32 S., 20 X 16 cm, Preis 40 Rial, 2. Aufl. SS 1970, 43 S., 15 X 11 cm, Preis 30 Rial); Nepalta d-malkütä d-Ätör „Der Fall des assyrischen Reiches" (1952, 45 S. 20 X 16 cm, Preis 30 Rial); Metaltä mn hayye ätöräye „Eine Erzählung aus dem assyrischen Leben" mit dem überschriebenen Untertitel Yöhannän qüm tä „Johannes, steh auf und komm!" (Druckerei Honeyn, Teheran 1953, 24 S., Preis 20 Rial); Sü'räne d- Ätöräye b-'Äslyä „Das Werk der Assyrer in Asien" (Verlag Gilgames, Teheran 1954, 112 S., 20 X 15 cm, Preis 50 Rial) 41 ; Purqänä d-lrän — Hdä eqbäl kümtä „Erlösung Irans — Ein dunkles Schicksal" (1959, 30 S., 20 X 16 cm, Preis 30 Rial) ähnlichen Inhalts wie das „Buch von Taimur-Lang" (ob.); Ktäb qölä d-m'alyüteh Mohammad rfblyä d-'isläm „Ein Vertrag Seiner Hoheit Mohammad, des Propheten des Islam" (eine geschichtliche Abhandlung mit der neusyrischen und persischen Übersetzung des hier auf S. 265 erwähnten Abkommens zwischen Muhammad und den syrischen Christen, 1950, 46 S., 21 X 17 cm [nach der Preisliste der SS: 50 S., 20 X 16 cm], Preis 50 Rial) usw. usf. Alle nicht anders vermerkten angeführten Schriften sind in den fünfziger Jahren im Selbstverlag des Vf. erschienen. Seine Gedichte — darunter auch eine neusyrische Übersetzung eines Gedichtes des Bardesanes42 — stellen ihn nicht nur als einen Meister des Wortes, sondern auch des echten dichterischen Gefühls vor. Die posthume Ausgabe seiner assyrischen Sprüche und Rätsel Ktäbä d-matle w-qesemyäte (Teheran — SS 1958) 43 , der in seinem Selbstverlag 1947 ein kürzeres Ktäbä d-qesemyäte „Rätselbuch" voranging, besteht aus einer Sammlung der syrischen Volksweisheit, die nicht nur von Philologen, sondern auch von Ethnologen nicht außer acht gelassen werden dürfte.

41 42 43

Auszüge davon in Macudi-Panoussi 16 f. TSA III 104. Einige Auszüge davon bei Macudi-Panoussi 90.

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DAS ZWANZIGSTE J A H R H U N D E R T

Yösip Dürnä (1889—1958)44, geb. in Diarbekr, ist als Kind mit seinen Eltern nach Amerika ausgewandert. 1918 bekam er ein Diplom der Jurisprudenz und wirkte 40 Jahre als Rechtsanwalt. Im fernen Ausland eignete er sich die neusyrische und arabische Sprache an und bemühte sich um die Vereinigung der „Assyrer" verschiedener Sprachen. Er dirigierte drei Zeitschriften: Huyyädä ätor-kaldäyä „Die assyrisdhchaldäische Einheit", Bet-Nahren „Mesopotamien" und Kokbä ätöräyä „Der assyrische Stern". S Däwld Bet-Benyämln v. Äsitä (geb. 18 8 8)45 gehört zu den enterbten türkisdien Assyrern, die trotz der oben erwähnten Schwierigkeiten (S. 271 ff.) Irak nicht verlassen haben. Durch eigenen, aber schon in seiner Familie angeregten Fleiß hat er die altsyrische Sprache gelernt und ihre literarischen Produkte seinem Volk zugänglich gemacht. Er gründete die berühmte assyrische „Druckerei Niniveh" in Kirkük, die das fleißige Werk des seligen Q Yosip v. Qilletä fortgesetzt hat, und in der er unter anderem seine Übersetzung der Me'mre des M Narsay über Joseph in die Volkssprache herausgegeben hat. R Yüfeännan d-Q Däni'el v. Bäz (geb. 1892)46, ein Assyrer des verlassenen Gebiets des Bezirkes von Wän, wurde nach seiner ersten Erziehung in seinem Geburtsdorf Bäz in die amerikanische Schule in Wän geschickt und hat anschließend 1911—1913 am amerikanischen College in Urmia studiert. Dann wirkte er als Lehrer im Dorfe Zlrlni und nach 1918 in verschiedenen Schulen in Bagdad. 1940—1956 nach der Gründung einer Druckerei wirkte er an der Herausgabe von Büchern, die von ihm selbst sowie von anderen verfaßt wurden. Gleichzeitig redigierte er eine Zeitschrift Penqltä (63. 414. 415 f. 417. Polos Sim'ön (d-Delgösä) 154. 160. 162. Polos Sim'ön Mälek d-Gügtäpäh 208. Patrös Bagzäde/äh s. Patrös T'ömä —. Patrös Däwid Yönän v. Mazra'yä 418. Patrös Yü'änis 370. Patrös Säbä Bartelläyä 445 f. Patrös T'ümä 471 f. (nicht identisch m. 'folg.). Pafros (T'ömä) Bagzäde/äh 376. 389. 390. Pxllks 'Idödlkl, Köraya 481. Q ebda. Pilimön Därmü 384. Filip Bet-Ösa'nä, General 385 n. A. 233. Reg. II: Ochana. Filip dl Tarräzl 14 A. 41. 27 A. 88. 28 ff. A. 92 ff. 52 A. 182. 61 A. 198. 63 A. 200. 64 A. 204. 335. 420. A. 44. 422 A. 57. 425 f. A. 61 f. 427 A. 64. 428 A. 67. 429 A. 69. 432 A. 76. 436 A. 85. 441 A. 94. Pilipos 'Ishäq Zay'ä 386. Philip Mälek 358. Plllöksenos 14. Pilloksenos Yöhannän Dülbä'ni 17 A. 48. 443 A. 95. 446—449. 459. Flörä Qagariyan 341. Reg. I I : Kajaryan F. Pnü'el Pur Sahbäz 365. Päpä Bargäge 360. Fred Tamimi 386. Parhäd, v. Waziräbäd 249. Farid Eliä's Nuzhä 345. 470. Predön (Komponist) 291. Fredön (Bet) Abrähäm Ätöräyä 343. 383. 389 f. Parämarz-Hän 195. Pränsä Beblä 286. Fransis Däwid 412. 413. Fransis Pä'z 360. Säde d-Q Hormizd v. 'Aliyäbä(d) 152. Sädöq d-M Sim'ön 276. Söpyä Bäsilxyös 323.

REGISTER I Söpiyä Qägärlyän 366. 375. Reg. II: Khangaldi-Kajarian. Sürlyä, R (Tochter d. Q Yönan d-Ma[r]t[y] Maryam) 156. Sürlyä ynänlsö' 366. §albe d-M Behiso' 151. §libä b. Däwid 36. Silba b. Kirön, Rabban 12. Slibö, Mälek v. Thümä 238. Sllbö Simkö 274. Samünil Mätäy 484 A. 182. Qahremänhän, Mirzä 209. Qöma Sbirináyá 19. Qöstantln b. Mattay 389. Qürillös 'Ignätiyös Behnäm II. Bennl 426 f. Qürilös Ya'qöb Q Giwargls 471. Qürillös Sem'ön Elyánáyá Tür-'Abdínáya 11 Qazazian, Baron 164. Qambar Wardä 275 f. Q. P. Matiyäb 384. Rabbülá 466. Ribhi Tawfiq Kamäl 465. Raglnä Abrähäm 'Isjiäq 299. Rüb'el Mubattas 295. 303 f. Rubel Sim'ön (XIX.) 116. 156. Rüben Däwägä'n 377. Rözä Bet Därmü 377. 389. Rözä Dezäci 389. (Rüzä) 391. Rüfä'el B?(t) Däwid 373. Reg. I I : Bidawid. Raymond Bali/Barle 360. 364. Reg. I I : Baily. Rafä'll Bäbü Ishäq 28 A. 92. 40 A. 136. 42. 44 A. 148. 46 m. A. 157. 47 A. 162. 211 A. 75. 398 A. 1. 400 A. 4. 402 A. 7. 405 A. 8. 422 A. 57. Raphael Mäzigl 401. 426. 427 ä. 63. Rasld-Bag 235. Sä'wel Z. T'ömä 327. 350. (identisch mit folg.? Vokalisation unsicher). Sä'öl T'ömä 364 f. 366. (identisch mit vorherg.? Vokalisation unsicher).

501

REGISTER I Sibil, B. 54 A. 188. 56 A. 191. 59 A. 195 f. Süres Zagrös 359. Susan Agäsi Sim'ön 186 m. A. 55. Süsan Mälek Yönän 289. Sukr-Allah Halabäyä 27. Sukri Darräqgi 344. Sallltä v. 'Aliyäbä(d) 142. Slemön v. Basra 63. Slemon Wardä 210. Slemon H a n n o Arkahäyä 469. Slemön Yonän 417. Sllmön Isö', H 332. Slimön Isö' v. Salamas 225 f. 343. 362. 388. Slemon d-MIrzä Däwld Mälek v. Gugtäpäh 208. Slemon d-Malek Ismä'el 230 ff. (233 A. 6). Slimon Nbiyä d-Gülpäsän 391. Smü'el Eliyä v. Sire 146. Smö'el Wardä d-Termäne 390. Smö'el 'Ishäq 367 f. Smü'el Amrihäs 166. Smü'el Bädäl (in Isfahan) 158. Smü'el Bädäl (öängalde v. Gügtäpäh) 74 A. 11. 85. 138. 142. 146. 149. 153. 155. 160. 161. 162. 163. 164. 169. 175. 215. 221. 343. Smü'el Bet Külyä s. Smü'el Y6sip —. Smü'el/il Gä/amil (Gmil) 5 A. 12. 37 A. 123. 38 A. 125. 40 f. A. 136. 42 A. 143. 400 A. 4. 405—407. 408. Reg. II: Giamil u. Jamil. Smü'el Düman 170. Smü'el Däwid 227. Smü'?l v. DIgäläh 144. (Sm. Dümän) 150. 175. Smö'fl Wardä d-Tarmäne 394. Smü'el HöSäbä 171. 5mü'?l Ualllpä 358. Smü'?l-Öän 250 ff. Smü'?l (Yosip) Bet Külyä 211 A. 75. 75. 216 A. 82. 217 A. 87. 228 m. A.

128. 287 f. 351. 371. 372. 377. 381. 394. Nachtrag zu 288 Ende des 1. Abs. Smü'?l Mellat-Bäsi 182. Smü'?l 'Aywäz Bet Ya'qöb 226 f. Smö'el Patrös 389. Smü'el d - Q Yonan 143. Smö'el Qälö 374. 3mü'?l T'ümä Bet Ya'qüb 299 f. Smö'el d-Termäne 388. s. audi Smö'el Wardä. Sim'ön VIII. M Denhä 2. 4. Sim'ön X I I . 5. A. 12. Sim'ön XVII. 202. Sim'ön (XX.) 148. 21t). Sim'ön X X I . s. Benyämin S—. Sim'ön X X I I . 253 ff. Sim'ön X X I I I . 346. 349 f. 351. 353. 357. 359. 360. 387. Sim'ön (y. Digäläh?) 175. Sim'ön, S (v. Nisibin) 8. Sem'ön v. Amida 40. Sim'ön Amidäya, Q 19 m. A. 56. Sim'ön Bägim 361. Sim'ön Bet Isö' 368 f. 389. 391. Sim'ön Bet-Isö' Bäbrür 361. Sim'ön v. Güyläsär 196. Sim'ön v. G u r d t ä p ä h 144. (S. Gang! v. Qurtäpäh) 208. Sim'ön Dülyä 377. Sim'ön (b.) Däwld s. S. v. *Ädä 216. Sim'ön da-Mdi(n)tä 149. Sim'ön Sargls 183. Sim'ön v. 'Ädä 144. 145. 161. 177. 179. 181. 183. s. Sim'ön b. Däwld. Sim'ön 'Äräs 144. Sim'ön d-Slräbä(d) 160. Sim'ön Slimön s. ISö' Sim'ön Slemön Sim'ön Sanq e läwl 198. Semsä, Malpänä 33 f. 40. Zä'n Aljjä's 307. s. auch Gä'n. 2 ä ' n Noqli/e 363. 365. Reg. I I : Noghli. Zürä Isö' d-Zümalän 328. Te'ädios Sbirlnäyä 21.

502 Te'ödörös d-Bet 'Abdisö' 327. Theodor(us) v. Mopsuestia 159. 431. Te'ödöretos Qörsäya 468. Te'ödörös M Yosip 173 f. T'ömä Odo, M 87 f. 103 a. 70. 200. 209. 211—213. 286. 295. 367. 405. 407. T'ümä Bet M Yühannän 305 f. 311. T'ömä Därmö 301—303. 344. 345. 350 m. A. 220. 356.

REGISTER I T'oma Ya'qöb 183. T'ömä b. Madlag 51 A. (176). T'ömä Singäri Telkepnäyä 100. 101 f. 104 T'ömä Ribbö v. Asitä 418. T'ümäs Yü'äb Zay'ä 329. T'ömä Tümäs 356. Tawfiq Kamäl s. Ribhi —. Tam(m)ü, S 74. 80. 377.

Register II P E R S O N E N N A M E N I N LATEINSCHRIFT: Autoren; Militäre mit nachgesetztem milit. Titel; * orientalische Namen in Lateinschrift; ** Missionare Abbeloos, J. B. 422 A. 54. * Abbodi, Robbans 315. * Abouna, Albert 315; s. Reg. I: Albêr Abünä. * Abraham, Ephraim 332. Achoury, Baba 313. Reg. I : Babägä'n 'Ishäq —. * Aggoula, Basile, XV A. 8. 446. ** Adger, J.B. 131. * Alaverdov, K. 320. * Aldoensis, Stephanus 58. Alencherry, I. 480. * Alexander, Andreas 44. Alexander, K. C. 484 A. 182. ** Allen, Mr. 184. Altheim, F. 340 A. 208. 417 A. 39. Ambrosius 400. Andreas (Mr.) 8. Androninskij, General 235. Anschütz, H . 339 A. 205. 345. * Armalé, Isaac Reg. I: 'Ishäq b. Armalta u. Ishäq Armala. * Ashourian, Homer Nachtrag zu 348, Abs. 2, Z. 10. * Assemani, Elias 61. * Assemani, -us, J. A. 3 A. 9. 4. 5 A. 12. 16 A. 46. 58. 63 f. * Assemani, J. S. (oft nur BO) I I A . 29. 14 A. 41. 17 A. 48. 34. 36 A. 116. 37 A.

121. 38 A. 127. 45. 53 A. 184. 54 A. 188. 61—63. 64. 65 A. 205. 336. * Assemani, J. S. II. 65. * Assemani, -nus, S. E. 62. 64 f. Aßfalg, J. 40 A. 136. 229. * Athanus, Mme Gracie 317. * Atanous, George 311. * Audo, Thoma 103 A. 70. Reg. I: T'ömä 0 d ö . Augustinus 400. * Aziz, Aziz 315. * Baaba, Y. A. 350 A. 219. 388. s. Reg. I: Yö'el Bäbä. * Babakhan, J. 5 A. 12. * Bachi, Paul 313. 315. 316. ** Badger, G. (P.) 202 f. 337 A. 197. Badley, Captain 269. * Baily, Raymond 313. Reg. I: Raymond Bali. Bankovik, Polovnik 245. * Baradaeus, Jakob 448. * Bardesanes 281. * Barhebraeus I I A . 29. 13 f. 17 A. 48. 18 m. A. 49. 21. 22. 25. 34 A. 105. 42. 64. 76. 196. 219 f. 294. 414. 422. 434. 436. 439. 443. 444. 445. 448. 453. 483. Bark, Col. 269. Barth, C. G. 127. 129. * Basha, Simon

R E G I S T E R II

504 :i:t

Basset, Mr. 186. * Batta, Msgr. Gibrail 315. Baumstark, A. (oft nur GSL) V I I I A. 4. 1 A. 1. 10 m. A. 27. 12 A. 34. 14. A. 39 ff. 15 A. 42, 44. 16 A. 46. 18 f. A. 49 ff. 33 ff. A. 99 ff. 48 A . 163 ff. 51 m . A . 177. 54 A. 187. 62 A. 199. 63 A. 202. 96 A. 46. 261 A. 18 f. 473. * Baz, D r . Petros de 315. Baxter, R. 127. 129. * Bédjan, P. 34. 39 A. 129. 43. 162. 192 f. m. A. 63. 213. 218—222. 407. Reg. I : Pôlos Began. Bedroyev, I. 320. Beggiani, S. 336. Behnsch, O . 21 A. 65. s " Benedictus, Petrus 65 s. Reg. I : Butrus Mubarak. *Benni, Cyrillus Behnam 427. Reg. I : Qürillös 'Ignätiyös B e h n a m Bennï. Bentick, Major 231 (A. (2). * Benyamin, Koresh 316. Reg. I : KüreS — Bérard, M. 231. A. (2). Bernardin de Saint-Pierre 455. Bernstein, G. H . 133. * Bet-Mansour, D r . Wilson 340. 348. Reg. I : Wilson —. * Bet-Namrod, Mrs. Shamiram 387. * Bet O d i a n a s. O d i a n a . * Bet Osana s. Oäana. * Bidawid, Raphaël 458. Reg. I : Rûfâ'êl Bë(t) D â w ï d . Bidpay 212. Bigne, M. La 477. Bishop, E d m u n d 478. Black, M. 471. ** Bliss, Ed. 123. Blochet, M. E. 335. ** Boré, E. 124. 190 f. 192. * Bostrensis, Salomon 63. * Boustany, Camille E f r a i m 455. ** Breath, Ed. 123. 125. 127.

Brock, S. P. 261 A. 19. 471 A. 166. 475 A. (171). 480. ** Brown, D r . 171. Brown, L. W. 475 A. (171). ** Browne, W. H . 203. Brun, P . Le 478. Bruns, J. 21 A. 65. Budge, E. A. W. 35 A. 110. 156. Bunyan, J. 129. 131 f. Burkitt, F. C . 161. 478. ** Cab, Mr. 163. C a d b u r y , D r . E d w a r d 411. * Cardahi, G . 17 A. 48. 18 A. 49. 33 m. A. 100. 34. 36 A. 116. 37 A. 121. 123. 38 A. 125, 127. 39 m. A. 128. 40 f. A. 136. 48 A. 164. 49 A. 171. 51 m. A. 179. 54 A. 188. 55 A. 190. 61 A. 198. 62. Reg. I : Gabri'ël Q a r d â h ë . * Carmeniensis, Georgius 53. Cersoy, P. 425 m. A. 59. Ceruli-Pennachietti 95 A. 47. Chabot, J. B. 14 A. 41. 445—475 A (171). Chan, Polkovnik 244 ff. * Chanko, Jacob 313. * Cheikho, Mgr. J. 316. Reg. I : Yôsip Sayko. "'Cheikho, L. 44 f. A. 148 f. 51 A. 179. 52 A. 180. 56 A. 191. 58 A. 194. 59 A. 195 f. 334 f. * Chemoun, Georges 313. * Chikko, Malik G. 321. * Chlimon, Idiou Chamoun 319. Reg. I : Isô' (Sim'ôn) Slïmôn. ** Clement, Samuel 174. Clugnet, Léon 335. ** Coan, M r . / D r . 146. 148. 149. 150. 151. 160. 161. 166. 175. 180. ** Codiran, D r . J. 143. 148. 149. 155. 160. 161. 162. 174. 175. 226. 376. ** Codiran, J. G. 116. 129. 131. 133 f . 144. 152. 160. 164. 166. 187.

* Breydy, Michel 466 f.

** Codiran, Mrs. 162, 175.

Brière, M. 221.

Connoly, R . N . 478.

505

REGISTER II Conybeare, F. C. 34. Cook, A. S. 162 A. 51. Corneille 456. Costaz, Louis 455. »* Cross, D r . 154. 155. C u n l i f f - O w e n , Lieut.-Col. 231 A. (2), 263. 264 ff. ** Cutts, E. L. 203. Cymbermannus, M. 24. Cyril, F. 480. Cernozubow, General 238 ff. D a h l m a n n , J. 475 A. (171). * Daniel I. 475 A. (171). * Daniel, K . A. 479. * Danielov, J. Y. 320. * Darauni, J. N . 61 A. 198. 62. Darblade, J . B . 471. * Dartley, Charles S. 316. 364. 365. 380. * Dartley, Rose B. 328. 353. * Dashtou, Mgr. Zaya 318. Reg. I : Z a y ' ä Daätü. * D a v i d , Clemens Joseph 401; Reg. I : Iqlimis. * D a v i d , Francis, Reg. I : Fransls D . * D a v i d , Rayes Daryawish 316. * D a v i d , Vania 314. Reg. I : W ä n y ä —. * Davidloo, Z a r y a 311. * D a y a r a , I. 480. A. 174. * Denkha, M a r K h . 316. 318. 319. 321. Reg. I : Denljä (Bischof v. Teheran). ** D e a n , Miss 175. Denzinger, H . 64.

Duval, R . 1 A. 1. 35 A. 109. 36 m. A. 114. 38 A. 127. 40 A. 136. 109 A. 82. 219 A. 93. ** Dwight, H . G. O . 91. 107. 118. ** Earp, F. 204. 279. * Ecchellensis, A b r a h a m 54. 59. 61 ; s. Reg. I : I b r a h i m al-Häqillänl. * Eddy, J. 379. Ednith, Michael 53. Eisenstadt, S. 121. A. 13. ** Eider, J. 119 A. 8. 124 m. A. 15. 125 A. 17. * Elias, J o h n 311. * Elisha, Cyriacus 478. Eugène, Jacques 407. Reg. I : Y a ' q ö b Ewgên M a n n â u. Ewgçn M a n n a . Eston (?), Mr. 186. Evans, Alexander, P. 311. 313. 356. 371. Fénélon 446. ** Fiske, Miss F. 123. 166. 174. 184. Flavigny, Valerianus de 56. Fleischer, H . L. 127 A. 21. 133. ** Flemming, Miss 160. Fousti 44 A. 148. Friedrich, J. V I I m. A. 2—3. X I I I A. 7. X V I I . 71 A. 8 89 A. 24 (Yohannis Fredric) 321. 338. * Gabriel, J. 5 A. 12. Reg. I : Yôsip Gabrï'êl. Gagliardi, Joseph 427.

* Dib, Pierre 335 f.

** Galland, P a d r e 197.

Diettridi, G. 15 A. (41). 154.

* G a n j a - L a z a r , Sh. 230 A. 2.

* D i n k h a s. Den —

* Ganji, Klamès 313.

Doddridge, Ph. 129. 132.

Garbell (I.) 95 A. 47.

Dodge, Mrs.

Geddes, M . 474 A. 171.

* D o m a n , Clyden 311.

* Gemayel, Pierre E d m o n d 467.

** Doozy, Miss Van 175.

Germann, W . 474 A. 171.

* Doumeth, Michel 455.

* Giamil, Samuel 406. Reg. I :

Drower-Macudi 458.

Smü'el G a m ï l .

* Duro, N . 311.346.

Gibbson, Mr. 267.

506 Gjevre, A. H . 211. * Goral, Abbé Antoine Garboudie 315. Gougerdy, Mme Gladis 317. ** Gouvea, Antonis de 476 f. ** Grant, A. 114 A. 3. 115 A. 4. 117—119. 123. 158. 161. 171. 173 f. 190. 202 f. ** Grant, Mrs. J. 118. 120. 158. 174. Greasy, Kapitän 250. 258. Guidi, I. 72 A. 10. 104 m. A. 71. 106 m. A. 77. 108 ff. 335. * Guivarguis, Yonan 313. 9 Guivarguisov, I. 320. * Guriel, Josephus, Reg. I: Yôsip Gabriel. ** Haas, Fr. 118. Hambye, E. R. 475 A. (171). 480. Hammerschmidt, E. 364 A. 224. ** Hanson, Dr. 174. Harvis, Dr. Rendel 410. 411. Havret, Henri 335. Hayek, Michel 466. Heimond, B. L. van 16 f. 22 A. 66 f. Herodotos 204. Heyd, Mme Danièle 321. Hilgenfeld, R. 146. 160. Hilprecht, Dr. * Hindo, Paul 336. ** Hinsdale, A. K. 119. 190. Hitti, Ph. 61 A. 198. * Hobeika, Joseph Reg. I: Yusef Hobeyqä * Hobeika, Pierre 335. 435. Hochfeld 96 A. 47. 96 A. 49. Hoffmann, G. 39. ** Holladay, A. L. 121. 123. 129. 130 f . 132. 174. ** Holmes, Dr. 152. 174. Honigmann, E. 430 A. 70. Hornus, J. M. 319. Hosten, J. 475 A. (171). Hough, J. 474 A. 171. 479. Houpert, J. C. 475 A. (171). Howard, G. B. 474 A. 171. 479. Hyvernat, H . 335.

REGISTER II Ibrahimi, A. 311. * Ibrahimi, M. W. 310. 316. * Ichaq, Chmouel 317. * Idiou, L. Kh. 320. !f Ignatius Jacob III. 314. Reg. I: ïgnâtîyôs XXIX. Ja'qôb III. * Ilyan (: Ilyan), David 320. 338. * Isaacus Ninivita 220. * Issabey, Nebu J. 318. Reg. I: Nêbû Yû'êl 'ïsa-bê. * Issai, Mgr. Y. 316. 318. Reg. I: Yöhannän 'Isâ'I. * Ivanios, Mar 475 A. (171). 479. Ivanov, V. N . 158 f. Jackson, Prof. 160 f. 165. 166. 167. 168. 169. * Jacob, Baba 330. Jacob, V. 480. * Jacobs, Lili La 317. * Jamil, Samuel 42 A. 143 A. s. auch Giamil u. Reg. I: Smü'el Gamîl. Jastrow, O. 9 A. 21. Jean Baptiste, F. 476 f. Jeannes, Mme. Dominique 315. ** Jones, W. 123. * Joseph, John XVII. 339 f. * Joseph, T. K. 475 A. (171). Kadousshy, Jean 315. * Kajaryan, Flora 311. 313. 318. s. Reg. I: Flora K. Kalasev 95 A. 47. * Kaleita, Ch. 320. Kampffmeyer, Dr. G. 162 A. 51. Kandathil, G. 480. *Karabach, Abdel Masseh Naaman 315. Reg. I: 'Abd M e äihä d-Qarahbâs. * Karam, George L. 381. * Karam, Malcolm Lothar 399. Reg. I : Malköm Karam. * Kardoussly, Jean 315. Karopok, General 245. * Kasso, S. 314.

507

REGISTER II Kawerau, P. X. 107 A. 79. 114A. 3.115 A. 4. 117 ff. (oft). 189 ff. 201A. 67. 203 A. 68 f. Keay, F. E. 475 A. (171). Kessler, Walter 362. * Khalifé. I.-A. 422 A. 56. Reg. I: 'Abdoh tfalifah *Khangaldi-Kajarian, Sofia 318. Reg. I: Sopiyä Qägärlän. * Khodabakhsh Lous 311. 346. 352. Reg. I: Lü'is y ü d ä b a l ) ! * Khouri-Sarkis, G. 431 A. 73. 471. * Khoury, Joseph 468. Khoury Kfarnissy, P. 450. Reg. I: Polos al-Küri... King, A. A. 478 f. 479. * Konat, A. 480 A. 174. Kondratov, Polkovnik 246 ff. Kuzmin, Polkovnik 244. 256. 259. * Kyriakos, Mansour 335. ** Labaree, Dr. Benjamin 140. 141. 148. 149. 152. 153. 162 f. 164. 173. 175. ** Labaree, Mr. (Benjamin W.) 148. 149. 153. 159. 160. 162. 175. 187. 226. ** Labaree, R. 160. 163. ** Labaree, Mrs. E. W. 148. ** Labaree, Mrs. (R.) 151. 152. 153. 154. 155. 156. 157. 158. 160. 164. 169. 176. Labourt, H . 164 m. A. 52. Lafontaine 212. Lagrange, F. 65 A. 206. * Lamsa, George M. 337 f. Lamy, T. J. 422 A. 54. Lantschoot, Arn. yan 35 A. 107. ** Laurie, Th. 119. 202. Layard 171 f. ** Lepsius, Dr. 151. Lewis, A. S. 411. ** Lewis, Miss M. 160. 175. 180. 210. Lidzbarski, M. 9 A. 22. 49 A. 167. 67 A. 4. 71. 90 A. 25. 92 ff. A. 90 ff. (oft). Ligori, St. Alphonso 413. * Lima, Gregory 277 A. 35.

Littledale, R. F. s. Neale. Loofs, Dr. F. 162 m. A. 51. ** Macanhay, Miss 161. 175. Mc Dowell, Leutnant 250. ** Mc Dowell, Mr. 164. 178. 179. 241. ** Mc Dowell, Mrs. 179. 181. ** Mc Kee, H . S. 203. (**) Maclean, A. J. 34. 66 m. A. 2. 68 ff. 72 A. 10. 75 A. 13. 76. 89. 91 m. A. 27. 162. 204 m. A. 70. 458. ** Maclean, C. 203. Macomber, W. F. VIII A. 4. 50 A. 175. 261 A. 19. Macuch, R. VII A. 3. XI A. 5—6. 72 A. 9. 86 A. 20. 89 A. 24. Macuch, R. — Panoussi, E. VII A. 1. X I A. 5. X I I ff. 68 A. 5. 71 A. 7. 72 A. 10. 89 A. 24. 95 A. 47. 110 A. 89. 128 A. 22. 132 A. 31. 215 A. 80. 226 A. 119. 281 A. 41. 43. 283 A. 52. 286 A. 55. 287 A. 60. 288 A. 61. 294 A. 76 f. 300 A. 96 f. 99. 304 A. 110. 305 A. 113. 307 A. 122. 309 A. 128 f. 323 f. A. 142 f. 324 A. 145. 326 A. 154. 328 A.165. Madey, J. 480. Maius, Angelus 62. 64. * Malech, G. D. s. Reg. I: Giwargls Mälek Däwid. * * Malek, Yusuf 338 f. Malou, J. 65 A. 206. * Mardenus, Moses s. Reg. I: Müse Mard e näyä. * Margensis, Thomas 219. Margoliouth, D. S. 409 A. 24. 411. Margoliouth (Mrs.) 411. 458. * Marogoulov, K. 320. Marshall s. Strickland. * Mar Yossef, Mme. V. 314. Masius, Andreas 4. 24. ** Matthews, Dr. 146. * Matveyev, K. P. 320. Mauroy, Hubert de 318. 321.

508 Medleycott, A. E. 474 A. 171. Meissner, B. 95 A. 46. * Melikhova, Dr. med. M. Y. 320. ** Menezes, A. de 476 ff. 483. Merx 108. 109. ** Michajlovic, Viktor 196. ** Miller, Mrs. 180. * Mingana, A. 12 A. 32 f. 13 A. 38.15 f. A. 41 ff. 18 A. 49. 19 A. 57. 20 A. 59 f. 23 A. 70 ff. 25 A. 78. 2 6 f f . A . 80 ff. 33 A. 101. 34 A. 105. 35 A. 110. 37 A. 120. 42 ff. A. 143 A. ff. 46 A. 152 f. 47 A. 158 f. 49 A. 172. 133 A. 36. 191 A. 59. 421 f. A. 46 ff. Molière 225. Monteil, V. 466 A. 134. Montet 196. ** Moody, Mr. 141. Morel, Abbé 51 A. (176). Moss, C. 5 A. 12. 24 A. 73 f. 35 A. 108. 42 A. 143 A. 51 A. (176). 53 A. 183. 185. 55 A. 189. 58 A. 193. 111 A. 90. 131 A. 27. 133 A. 35. 134 A. 40. 137 A. 42. 204 A. 70 f. 211 A. 74. 213 A. 77. 219 f. A. 93 f. 98—102. 261 A. 19. 335 A. 189. 336 A. 193. 399 A. 2. 400 A. 4. 402 A. 7. 405 A. 8. 422 A. 55. 425 f. A. 61 f. 429 A. 89—91. 466 A. 136. 471 f. A. 165 ff. * Mouterde, Paul 455. * Mudburry, Miss 173. 175. Müller von Greiffenhagen, A. 24. Müller, Manfred 361. Muller, Dr. 174. Munoz, F. 476. ** Murton, Henry 179. * Myers, Miss C. 123. * Namek, Yacoub 315. Reg. I: Ya'qüb Nämeq. * Narsey, Mar 322. Nau, F. 12 A. 35. 13 A. 37. 221. 335. 430 A.71. Neale, J. M. — Littledale, R. F. 478.

REGISTER II Newton, Dr. 188. Niebuhr, K. 66. Nightingale, General 264. Nilles, N . 478. * Ninivita s. Isaacus. Nöldeke, Th. 67. 88 A. 33. 102 m. A. 64 f. 107 m. A. 80. 108 ff. 131. 137. * Noghli, Jean 312. Reg. I: 2ä'n Noqli. * Nouro, A. VIII f. 301 A. 101 f. 302 A. 103. 315. 317. 402 A. 7. 405 A. 8. 408 m . A . 22. 414 A. 33. 415 A. 36. 415 A. 38. 425 A. 61. 428 m. A. 65. 67. 429 A. 68 f. 433 A. 78. 434 A. 79. 435 ff. A. 81 ff. (oft). Reg. I: Abraham Nürä. * Odiana, Brigadier-General Philip Bet 316. Reg. I : Filip B?t-Ö5a*nä. * Oraham, A. J. s. Reg. I: Aleksandrös Yósip Abraham * Oraham, A. Yonan 317. 458. * Osana, Dr. Sargon Bet 317. ** Pacard (? Pakard), Dr. 174. 184. 185. 210. ** Pacard (?), Mrs. 187. * Palisian, Dr. Robert 351. Palmer, E. J. 475 A. (171). * Palocaren, J. 479. * Panikkar, Sri. 483. * Panjikäran, J. C. 480. * Panoussi, Estiphan 340 f. — s. audi Macuch-Panoussi. Pascal, A. 475 A. (171). * Pathrapankal, J. M. 480. * Paul, Yoash 391. Paulinus a. S. Bartholomaeo 474 A. 171. Payne Smith 458. Peanicton, Kapitän 258. * Perdi, Albert 347. Pereira, F.-M.-E. 335. Perini, D. A. 426. ** Perkins, Dr. J. 72. 74. 76. 77 A. 15. 80.109.114.117 f. 119—123.125—130.

REGISTER II 131 S. 174 f. 150. 152. 158. 159. 161. 163. 165. 171. 172. 173 f. 188. 189. 367. 370. Perkins, H. M. BOA. 23. ** Perkins, Mrs. 122 f. 147 f. * Perley, Dr. David B. 317 f. 337. 353. 358. 362. 363. 369. 380. 388. 390. 392. Reg. I: Dàwïd Barsom —. Peters, P. 12 m. A. 36. * Petros Elloff 322. * Petros Eloff, David 316. Petros Elloff, Dimitri 310. 311. 312. 322. * Petros, Dr. Henri 315. * Petros, Mathieu 311. 313. Reg. I: Mattay d-Bêt-Patrôs. * Petrossov, D. 320. * Philipos, Edavalikel 474 A. 171. * Philipose, A. 474 A. 171. Pigulevskaja, N. V. 475 A. (171). Pilorge, Dr. D. 318. Pognon, H. 50. Pothen, L. P. 484 A. 182. Prym, E. — Socin, A. 9 A. 21. 95 A. 47. 96 A. 49. 109 A. 82. Puskin 291. ** Radin (?), Dr. v. 174. * Raes, Alphonse 472 f. 479. Ragozin, A. 364. * Rahmani, I. E. 18 A. 49. Reg. I: 'Ignâtïyôs Agrëm II. * Ram, K. A. 387. ** Raphaël 196. * Raphaël, P. 51 A. 179. 52 A. 180. 182. 53 A. 184. 186. 56 A. 191. 58 A. 194. 59 A. 195 f. 63 A. 200. 64 A. 204. 65 A. 207. * Rassam, Joseph 316. 318. 321. Raulin, Jo. F. 477. * Rayes, Bakhus 322. * Rayess, Emmanuel 315. ** Rhétoré, J. 72 A. 10. 105. Reg. I: Ya'qôb Nûkrâyà. Ricciotti, G. 336.

509 ** Rice, Miss 175. Richards, W. J. 474 A. 171. Richmond, L. 129. * Risius, Sergius s. I: Sarkis ar-Rizzi. Ritter, H. 9 A. 21. 95 A. 47. ** Robinson, Ed. 120. Rödiger, E. 5. 66 m. A. 1. 67 m. A. 3. 91 A. 27. 107 m. A. 78 f. 108 f. 117 A. 5. 120. 133. Rondot, P. 2 A. 4. 6 A. 13. 7A. 14 f. 272 A. 29. 274 A. 30. 276 A. 33. Rongé, Padre 197. Rosenberg, I. 155. 156. 187 f. Rosenthal, F. VII A. 3. 9 A. 21. 131 A. 25 f. Rücker, A. 1 A. 1. Roustaveyli, Chota 321. ** Rüssel, Miss 148. Sachau, E. 9 A. 22. 15 A. (41). 33 A. 100. 36 A. 116. 37 A. 119. 48. 67m.A. 4. 68. 72 A. 10. 90 m. A. 25 f. 91 m. A. 27. 92 ff. (oft). * Sadek, Augustin 315. * Saldanha, A. 474. * Saliba, Raba 315. st Salman, Hanna 315. Santac, Mgr. 249. ** St. Pierre, Mr. 173. 186. * Sapper, W. E. 311. 360. * Sargiss, I. G. 387. *Sargonis 387. 391. * Sarguissov, L. H. 320. * Sarkar, Elias * Sarmas. Dr. Pera VIII. XVIII. 317. 318. 387. Reg. I: Pe'rä Sarmas. Sarmas, W. s. Reg. I: William —. * Sarmas, (Mme. W.) 320. * Sbath, Paul 436 m. A. 84. *Scelhot s. Reg. I: 'Ignäfiyös Giwargls Salhát. * Scher, A. 16 A. 47. 33 A. 100. 34. 36 A. 116. 37 A. 119. 44 A. 148. 45 A. 149.

510 47 A. 161. 99 A. 53. 401. Reg. I: Adday Sêr. * Scher, Gabriel 402. Scherer, G. H . 203. ** Sdilienz, Ch. Fr. 117. Schurhammer, G. 35. * Sciadrensis, Isaac s. Reg. I: Ishâq as-Sadrâwï. Semjonov, General 244—248. Shakespeare 455. ** Shedd, Dr. J. VIII A. 4. 83. 90. 142. 163. 173. 175. 182. ** Shedd, Mr./Dr. W. 76. 85. 143. 145. 149. 151. 152. 155. 159. 159 f. 160. 163. 170. 173. 179. 182. 185. 208. 218. ** Shedd, Mrs. (L. W.) 141. 181. * Shimon XXIII., I/Eshai 231A. (2). 336 f. Reg. I: "Isay u. Sim'ön X X I I I . Shukri, George 387. * Sionita, Gabriel 53. 56; Reg. I: Gabrä'xl as-Sihyüm. ** Smith, Anna 135. ** Smith, E. 91 m. 28 f. 107. 114. 118. 119. Socin, A. 93 A. 36 f. 100 A. 56. 102 m. A. 64. 109 m. A. 82. s. auch Prym-Socin. * Soura, Petros 320. ** Spear, Mr. 141. 147. Spuler, B. 2 A. 3. 5—7. 3 A. 9. 6 m. A. 13. 9 A. 19 f. 23 f. 10 A. 25. 231. 476 A. 172. Spurgeon 156. 188. Stafford, R. S. 231 A. (2). ** Steward, J. 480. Stiglmayr, J. 431 A. 72. Stiehl, R. 417 m. A. 39 f. Stiehl, R. — Stier, E. 340 A. 208. Stock, E. 474 A. 171. ** Sterrett, Mrs. 178. 180. ** Stocking, W. R. 123. 144. 172. ** Stoddard. D. T. 72 A. 10. 109. 121. 123. 126 A. 20. 129. 131—133. 144. 152. 158 f. 164. 166. 172. 188.

REGISTER II Strickland-Marshall 483. Strothmann, R. 231 A. (2). Strothmann, W. 50 A. 176. Stroza, Petrus 5 A. 12. 41 A. 136. * Suleiman, G. 316. * Surinus, Patriarch 63. Swanston, Ch. 474 A. 171. Talmidge, Dr. 139. Tamraz, Abraham 154. * Tamraz, Youra 379. 391: Reg. I: Yürä —. * Tamrazov, Major-Général Alexandre H . 320. * Tamrazov, Dr. F. M. 320. Tfinkdji, J. 40 A. 136. 42 A. 143. 400 A. 4. 402 A. 7. 412 A. 27. * Theophilos v. Edessa 51. 219. Thomas, Apostel 219. Thomas, P. J. 475 A. (171). * Timotheus, Patriarch 63. Tisserand, E. 40 A. 136. 42 A. 143. 44. 64 A. 204. 399 A. 2. 430 A. 71. 475 A. (171). Togni, L. 213. Tolstoj, Comte (L. N.) 160. 176. Tomson, Major, 274. ** Tompson, Mr. 163. Tsereteli, K. 72 A. 10. 95 A. 47. 96. * Ushana, Sargon A. 386. 387. Vaeth, A. 475 A. (171). * Vattakhuzy, M. 480. * Vavanikunnel, G. 480. * Vellian, J. 480. Vithuvattikal, L. 480. Vosté. J. M. 16 A. 47. 17. 22 A. 67. 46 A. 152. 48 A. 165 f. 49 A. 167 f. 99 A. 53. 100 A. 59. 101 A. 62. 102 A. 67. 218 m. A. 92. 261 A. 19. 406 ff. A. 9 ff. 413 A. 30. 414 A. 32. 422 A. 57. ** Wahl, R. 203.

511

REGISTER II Walker, Mary A. 128. 132 A. 28. 134 m. A. 37. 39. 41. 189. Washington, George Watts, I. 129. Webb, D. 480. * Werda, J. s. Reg. I: Yö'el Wardä. ** Wichard (?), Dr. 174. Widmanstadius, J. A. 24 m. A. 74. " W i g r a m , W. A. 230 f. A. 2. 3. 267 f. 327. ** Wilson 142. Winslow, J. C. 475 A. (171). Woledge, G. 409 A. 24. 411 m. A. 26. ** Wolff, J. 201 f. ** Woods, Elisabeth ( = Mrs. Benj. Labaree) 163. Woolsey, T. D. 130. •••* Wright, A. H . 123. 127. 134. 166. (** Wright, J. 174 m. A. 54). ** Wright, Miss 166. Wright, W. 1 A . 1. I I A . 29. 33 A. 100. 37 A.

* Yacobofi, G. L. 230 A. 2. * Yacoubov, Colonel T. A. 320. * Yaure, Lazarus 338. s. audi Yori, L. * Yav-Allah, Mar Andreous 319. * Yalda, Benjamin 311. Yonan, Gabriele 484 A. 182. * Yonan, T. N . 315. * Yonan, William G. 313. 354. 355. 358. 365. 379. * Yonan, Victor 335. * Yoosuf, A. K. 230 A. 2. * Yori, Lazar 321. s. auch Yaure, Lazarus. * Youkhana, Arminak 379. Younan (Glebov), Mabell 389. ** Young, F. N . H. 134 f. 163. (** Young, J. 174 m. A. 54). ** Young, R. 203. * Youssoupov, D. I. 320. Zaleski, L. M. 475 A. (171). * Zaya, Zaya Bet Zaya 318.