Geschichte der Serben / Bis 1371 [1]

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ALLGEMEINE STAATENGESCHICHTE. Herausgegeben von

KARL LAMPRECHT.

ABTEILUNG GESCHICHTE DER EUROPÄISCHEN STAATEN. — II. ABTEILUNG GESCHICHTE DER AUSZEREUROPÄISCHEN STAATEN. — III. ABTEILUNG DEUTSCHE LANDESGESCHICHTEN. I.

:

:

:

Erste Abteilung:

Herausgegeben von

HEEREN, F. A. UKERT, GIESEBRECHT UND K. LAMPRECHT.

A. H. L.

W.

V.

Achtunddreifsigstes

JIRECEK, GESCHICHTE I.

Werk

DER SERBEN.

Band.

GOTHA

1911.

FRIEDRICH ANDREAS PERTHES

A.-G,

GESCHICHTE DER EUROPÄISCHEN STAATEN. Herausgegeben von

A. H. L.

HEEREN,

F. A.

UKERT, W.

v.

UND K. LAMPRECHT.

GIESEBRECHT

Achtunddreifsigstes Werk.

GESCHICHTE DER SERBEN. VON

J^

CONSTANTIN JIRECEK.

/

Erster Band. (Bis

137

GOTHA

1.)

1911.

FRIEDRICH ANDREAS PERTHES

A.-G.

Vorwort. Die Serben sind

seit

alte Illyricum stets eine

der Einwanderung der Slawen in das

hervorragende Nation der Balkanhalbinsel

Ihre Geschichte zerfällt in zwei Perioden

geblieben.

;

in der ersten

stehen im Vordergrunde die

Berührungen mit dem oströmischen Kaisertum, in der zweiten die mit den osmanischen Türken. Im Mittelalter waren die Serben zu verschiedenen Zeiten

Bundesgenossen, Vasallen, Rivalen und Gegner der Byzantiner, nie

aber

direkte

Untertanen

Kaiser

der

von Konstantinopel,

wie einmal ihre Nachbarn, die Bulgaren von 971, teilweise von

1018

Dabei wurden

Anhänger der orientaim Nordwesten gegen die in Dalmatien, Kroatien und Ungarn herrschende römische Kirche und die in Bosnien heimisch gewordene Sekte der Patarener (Bogomilen oder Babunen). Der Wechsel der Machtstellung brachte Ändebis

1186.

treue

sie

lischen Kirche, die äußersten

rungen des politischen Mittelpunktes

des

Serbentums mit

welcher sich in verschiedenen Jahrhunderten im Limtal,

am

sich,

See

von Skutari, an den Ufern der Raska bei dem jetzigen Novipazar, in Skopje im nördHchen Makedonien, zuletzt in Belgrad und Smederevo an der indessen

im

Donau

13. bis 18.

befand.

Die serbische Nationalkirche hatte

Jahrhundert ihren Mittelpunkt

stets in

Pec

(türkisch Ipek), nahe an der Ostgrenze des heutigen Montenegro.

Die Herrscher

der

Serben nannten sich Fürsten oder Herzöge,

Großzupane, Despoten, Könige, im 14. Jahrhundert sogar Kaiser (Zaren), als

das serbische Reich unter

und Griechen" Stephan Dusan (1331 Halbinsel in sich schloß.

dem „Kaiser

— 1355)

der Serben

den größten Teil der Bald darauf begann der Kampf gegen

Vorwort.

YI

Türken, mit den Schlachten an der Marica (1371) und auf dem (1 389). Eingeengt zwischen Ungarn und Türken, leisteten die Serben dem Vordringen der Osmanen hartnäckigen Widerstand.

die

Amselfelde

Der Untergang des altserbischen Staates hatte eine starke Emigration nach Norden und Nordwesten, nach Ungarn, Kroatien und Dalraatien zur Folge, zugleich aber auch einen bedeutenden Rückgang des serbischen Elementes im Innern der Halbinsel, in den genannten Gebieten. Diese Emigration brachte daß der Nachfolger der alten serbischen Erzbischöfe

jetzt „Altserbien"

es mit sich,

von Pec

oder Patriarchen

dem Boden

sich

in

Während die

zianer

in Karlowitz

an der Donau auf

des „dreieinigen Königreiches" von Kroatien, Slawonien

und Dalmatien diert.

jetzt

der österreichisch-ungarischen Monarchie resi-

des Verfalles des osmanischen Reiches beteiligten

Serben an allen Türkenkriegen der Österreicher, Vene-

und Russen.

Ihre Freiheitskriege führten zur Entstehung von zwei neuen serbischen Staaten, der heutigen Königreiche von Serbien und Montenegro.

Die Literatur über die serbische Geschichte gering.

An

ist

an Umfang nicht

der Grenzscheide zwischen der mittelalterlichen und mo-

dernen Historiographie steht ein Ragusaner, der Benediktiner Mauro Orbini mit seinem aus schriftlichen und mündlichen Quellen bunt zusammengestellten „IlRegno degli Slavi" (Pesaro 1601). Die einheimischen Arbeiten eröffnet im 18. Jahrhundert das vierbändige Buch des Archimandriten Rajic (1794).

großes nationales Geschichtswerk Art, wie die bändereichen

Das

19.

Jahrhundert hat kein

hervorgebracht,

Werke über

russische

etwas

in

der

Geschichte von

Karamzin und Solovjev, wohl aber eine große Anzahl von wichtigen Detailstudien. Dabei gab es unter den einheimischen Historikern zum Schluß des 19. Jahrhunderts große Kämpfe. Eine Partei ließ die Aufzeichnungen

der jüngsten Zeit, besonders die den letzten hundert Jahren gesammelten epischen Volkslieder und Volkssagen als Geschichtsquellen für das Mittelalter gelten, voran Panta Sreckovid (f 1903). Die Gegenpartei, geführt vom

in

Archimandriten

Ruvarac (f 1905), dem die serbische viel zu verdanken hat, und von Ljubomir Kovacevid, bemühte sich, die moderne historische Kritik in der Ilarion

Kirchengeschichte

vaterländischen Geschichtsforschung zur Geltung zu bringen.

Neben

,

Vorwort.

vn

der Geschichte des Despoten Georg und der Dynastie der Balsidi hat

Cedomil Mijatovid die ökonomischen Verhältnisse

der Ver-

gangenheit beleuchtet, der unermüdliche Stojan Novakovid neben einer

Menge von Fragen der gesamten

Geschichte bis

serbischen

und Rechtsgeschichte. Als Sammler und Herausgeber altserbischer Denkmäler haben Georg Danicid, Stojan Novakovid und Ljubomir Stojanovid eine neueste Zeit besonders die

in die

Kultur-

große Tätigkeit entfaltet, zumeist in den Schriften der einstigen Serbischen Gelehrten Gesellschaft von Belgrad (im Glasnik) und der unter König Milan gegründeten Königlich Serbischen Akademie der Wissenschaften (im Glas, Spomenik, Zbornik). Groß ist die Zahl der Publikationen über die Geschichte des 19. Jahrhunderts, eröffnet

1804

von den Zeitgenossen des serbischen Aufstandes der Jahre von dem Begründer der neuserbischen

bis 1815, besonders

Vuk Stefanovic Karadzid und von Lazar ArsenijevidVon hohem Wert sind für den Historiker die von dem Ragusaner Bogisid (f 1908), dem Verfasser des neuen monteneLiteratur

Batalaka.

grinischen

noch

Gesetzbuches,

lebenden

begonnenen Sammlungen der

Rechtsgebräuche.

gangenheit bietet das

Weite Ausblicke in

Sammelwerk über

(Naselja) unserer Zeiten, begründet (1902)

und in

Monographien geschichte

über

Dr. Jovan Cvijid, (bisher

sechs

politische,

Bände).

Rechts-,

geleitet

oft

von den

den

Schriften

Die

einheimischen

Kultur-

und

oder Archäologie aus den letzten 50 Jahren

den folgenden Seiten

die Ver-

die serbischen Siedlungen

Geographen Professor Belgrader Akademie

teilweise

erwähnt: von Dragovid,

der

Literatur-

sind auf

dem Archiman-

Nikephor Ducid, Gavrilovic, Viadan Gjorgjevic, Ivic, Ljubomir und Slobodan Jovanovid, Nikola Krstid, Milicevid, Gedriten

neral Miskovid, Konst. Nikolajevid, Ostojid, Pavlovid, Bozidar Pe-

und N. Petrovic, P. Popovid, Radonid, von Resetar, (dem serb. Ministerpräsidenten), Dimitrije Ruvarac Bruder), SkerHd, Stanojevid, Georg von Stratimirovid

tranovid, V.

Jovan

Ristid

(Ilarions

Johannes Safarik, Tomid, Vasid, Valtrovid, Trojanovid, Vilovski, Vitkovid, dem Grafen L. Vojnovid, Vujid, Vukidevid, Vukomanovid, Vulid

und

vielen

Untersuchungen zahlreicher

ist

anderen. für

die

chronologischer,

Das ältere

unbestrittene Zeit

die

genealogischer,

Verdienst

dieser

kritische Erörterung

geographischer

und

:

Vorwort.

VIII

Sammlung und Von Gesamtdarstellungen

rechtshistorischer Fragen, für die neuere die eifrige

Sichtung des archivaHschen Materiales. folgt

nach der des Russen Majkov (1857), serbisch übersetzt von (2. A. 1876), und den Schulbüchern von N. Krstic (2. A. 1868)

Danicic

und von 2

Lj.

Bde.) ein

Kovacevic und Lj. Jovanovic (Belgrad 1890 für

einen großen Leserkreis bestimmtes

„Geschichte des serbischen Volkes"

(bis

auf unsere Tage) von

Professor Dr. Stanoje Stanojevic (Istorija srpskoga naroda,

Belgrad

1910,

geschichte

385

8*^,

S.,

und ohne Belege

politische

in

— 1891,

Handbuch

Geschichte,

2. Aufl.,

ohne Kultur-

Anmerkungen).

Die Historiker des stammverwandten Kroatiens haben sich durch Sammlung von Materialien auch

um

die serbische Geschichte

nicht geringe Verdienste erworben, vor allem Kukuljevic,

Ljubic und slawischen

Smiciklas,

Racki,

besonders in den Publikationen der Süd-

Akademie der Wissenschaften

in

Agram, den „Monu-

menta spectantia historiam Slavorum meridionalium ", den „Monumenta historico-juridica Slavorum meridionalium", den alte Texte enthaltenden „Starine" und dreieinigen Königreiches.

dem neuen „Codex

Für

die Slawisten

diplomaticus " des

hatte

das serbische

Anfängen der slawischen Philologie eine große Anziehungskraft, von welcher die Untersuchungen und Editionen Mittelalter seit den

von Dobrowsky, Vostokov, Kopitar, Paul

Jos. Safafik, Miklosich,

und Jagic Zeugnis geben. Bei ihren Studien über Byzanz, das orthodoxe Slawentum, die slawischen Sprachen und Literaturen und die Geschichte des russischen Reiches in der Neuzeit haben sich die Russen viel mit den Denkmälern und der VerSreznevskij

gangenheit der Serben beschäftigt,

seit

den ersten Reisen zu den

Bibliotheken des Athos, welche der Philologe Grigorovic spätere Bischof Porfyrij 19.

Uspenskij

in

und der

den vierziger Jahren des

Jahrhunderts unternommen haben: Bezsonov, Budilovic, der

Metropolit Filaret,

Florinskij,

Golubinskij,

Jacimirskij, Jastrebov, Kocubinskij,

K. Grot, Hilferding,

Kondakov, Kulakovskij, La-

manskij, Lavrov, Lavrovskij, der Archimandrit Leonid (Kavelin),

Majkov, Makusev, Miljukov, Petrovskij, A. Pogodin, Nil Popov, Pypin, Rovinskij,

Speranskij,

und

Nachbarliche Verhältnisse erweckten in Ungarn

ein

viele andere.

reges Interesse

für

Syrku, Theodor Uspenskij, Zigel

serbische

Geschichte;

voran stehen die

:

Vorwort.

IX

bekannten, auch in deutschen Ausgaben zugänglichen

Källay und von

In

Thalloczy,

Werke von

Sprache hat

deutscher

Christian von Engel, ein Beamter der siebenbürgischen

Johann

Hof kanzlei

(t 1814), mit Benützung des Werkes von Rajic, sowie lateinischer und griechischer Quellen ein umfangreiches Buch veröflfentlicht

„ Geschichte von Serwien und Bosnien ", Halle 1801, 4'^ (Geschichte des ungrischen Reiches und seiner Nebenländer, HI. Teil). Das

Werk wurde bei dem Mangel neuerer Handbücher bis auf unsere Tage von Nichtserben immer noch zu Rate gezogen. Einer der hervorragendsten deutschen Historiker unserer Zeit, Leopold von Ranke (t 1886), widmete der Geschichte des serbischen Aufstandes ein viel gelesenes Buch (1829), zu welchem ihm Vuk Karadzic das meiste Material geliefert hat; in der letzten Bearbeitung bietet es eine Fortsetzung bis die

zum Frieden von

St.

Stefano

:

„ Serbien

und

Türkei im neunzehnten Jahrhundert" (Leipzig 1879). Hundert Jahre nach dem Erscheinen des Werkes von Engel

wurde dem Verfasser des vorliegenden Buches von der Leitung der „ Allgemeinen Staatengeschichte " der ehrenvolle Auftrag

zuteil,

wieder eine vorzugsweise für abendländische Leser bestimmte Geschichte

Serbiens

zu

Balkanländer war er

Bei seinen Studien

bearbeiten. seit

Jahren

stets

in

über

die

Verbindung mit dem

Ausgabe (1874) des Typikons des vom Großzupau Stephan Nemanja im 12. Jahrhundert geGegenstande geblieben,

seit

seiner

gründeten Klosters Studenica (im Glasnik Bd. 40), durch Arbeiten über die historische Geographie und die Geschichte des Handels

und der Bergwerke des

mittelalterlichen Serbiens,

durch verschie-

dene Monographien, eine Urkundensaramlung (im Spomenik Bd. 11), Rezensionen neuerer

einem größeren

Werke

Werke u. zum

schon

noch war die Aufgabe nicht der Serben

ist

leicht.

reichhaltiger, als

z.

dgl.,

so

daß die Bausteine zu

DenDas Material zur Geschichte

Teil vorbereitet waren.

B. über die Geschichte der Bul-

garen, die der Verfasser einmal bearbeitet hat (1876), aber es

ist

besonders für das frühere Mittelalter sehr fragmentarisch und sehr ungleich erhalten. arbeiten.

Es

Alle bisherigen Quellensammlungen sind nur Vor-

gibt keinen

„Codex diplomaticus" und

keine Regesten

zur serbischen Geschichte, keine „Fontes rerum serbicarum", ja nicht einmal eine Quellenkunde oder eine historische Bibliographie.

X Für

Vorwort.

man

die Geschichte der Neuzeit vermißt

vor allem eine voll-

ständige Publikation der Korrespondenzen und Akten über die Meine Bemühungen, die sehr zer1815. Freiheitskämpfe 1804



streute Literatur aufzutreiben, hatten bei der Seltenheit vieler ser-

bischen und

herangezogen die

schriften

immer den gewünschten

nicht

Quellen sind außer einzelnen Hand-

dem

seit

Jahrhundert

12.

reich-

so

Archive der Republik Ragusa auf Grund von Studien,

haltigen die

Drucke

russischen

Von ungedruckten

Erfolg.

1878—1879 und 1890—1904 zu dem Erscheinen der „Monumenta

den Jahren

dort in

ich

wiederholten Malen noch

vor

Ragusina" der Südslawischen Akademie und

von Gelcich und Thalloczy,

sowie

der

Sammelwerke

von Jorga betrieben habe.

Benutzt sind die geringen Reste des Archivs von Cattaro, ebenso einiges aus

dem

Statthaltereiarchiv

von Zara und dem Archiv der

von Venedig. Als meine Hauptaufgabe betrachtete ich eine quellenmäßig beglaubigte, zusammenhängende, nüchterne Darlegung der wich-

einstigen Republik

tigsten Ereignisse in der Geschichte dieser Gebiete.

welche einem einheimischen Historiker und

mußten

liegen,

vermieden

Im

bleiben.

Einzelheiten,

seinen Lesern näher

Vordergrunde

steht

das Mittelalter, der altserbische Staat mit seiner politischen Gesellschaft

und

seinen wirtschaftlichen

serbischen Reich

ist

Verhältnissen.

Neben dem

aber auch allen Nachbarländern gebührende

Aufmerksamkeit gewidmet worden, vor allem dem

mittelalterlichen

und ein Rivale Serbiens war, sowohl zu Lebzeiten des Stephan Dusan, wo der bosnische Ban Stephan H. die Serben von der adriatischen Küste eine religiöse Sonderstellung hatte

Bosnien, welches

zu verdrängen begann, des

15. Jahrhunderts,

als in

der Periode der serbischen Despoten

welche mit den bosnischen Königen

fort-

während Grenzkriege zu führen hatten. Auf Wunsch der Redaktion der „Allgemeinen Staatengeschichte" wurden die inneren Verhältnisse keiten

mit

mehr sich

in Betracht

brachte,

Fragen besprochen werden, erforscht

sind.

gezogen, was manche Schwierig-

denn

es

mußten

die bis jetzt

In bezug auf viele Details,

schichte der alten Geschlechtsverfassung,

Studien über Staat und Gesellschaft im

zahlreiche

dunkle

nur wenig oder gar nicht z.

B.

verweise

über die Geich auf

mittelalterlichen

meine

Serbien,

Vorwort.

XI

welche in den Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien 1911 erscheinen sollen, begleitet von dem mitunter sehr umfangreichen

Buche beschränkte dieser

ich

Untersuchungen.

wertvollen

Daten

so

Bei

viele

gehen, hielt ich die genaue

wendig,

mag

das Buch

Beweismaterial;

mich auf

die

dem

in

Mitteilung

einer Literatur,

in

vorliegenden der

Resultate

welcher neben

Hypothesen und Kombinationen mit-

Angabe der Quellen

jederzeit für not-

dadurch mit Anmerkungen nicht wenig

belastet sein.

Den

zweiten

Band

soll

eine Darstellung der inneren Verhält-

nisse unter der Dynastie der

Nemanjiden eröffnen, auf welche die Darstellung des Zeitalters der Despoten des 15. Jahrhunderts uiid

schließlich die Neuzeit folgen wird, in

wie das

demselben Ausmaße gehalten,

Den Abschluß

des Werkes werden einige Beilagen bilden: eine Übersicht der Abkürzungen (zugleich auch ein Verzeichnis der benutzten Sammelwerke und Zeitschriften), Mittelalter.

die Reihenfolge der

Herrscher und der kirchlichen Oberhäupter,

einige genealogische Tafeln usw., sowie ein alphabetisches Register.

Die Drucklegung des Werkes hat sich durch große Unterbrechungen in der Arbeit sehr verzögert; das Glück, welches ich bei früheren schriftstellerischen Unternehmungen hatte, hat mich diesmal verlassen, infolge von großen Einschränkungen der freien Zeit durch periodisches Anwachsen der Berufsgeschäfte.

Wien,

Neujahr 1911.

Der

Verfasser.

:

Anmerkung über Die serbokroatischen

Formen wiedergegeben.

Namen,

die Sclireibung der

Namen und Worte

Die Transskription

sind in den

ist,

um

ein

landesüblichen wissenschaftlich

brauchbares, konsequent durchgeführtes System zu befolgen, die in Kroatien seit

1835 übliche, aufgenommen auch in den philologischen Werken von

Miklosich, Jagic, Leskien usw. und auf den österreichischen militärischen

Die neue, von Danicic 1878 eingeführte Schreibweise des Wörterbuchs (Rjecnik) der Südslawischen Akademie ist für philologische Zwecke genauer, hat aber noch nicht überall Boden gefaßt. K ist stets k, c aber tz (Cer lies Tzer, Golubac lies Golubatz, Studenica lies Studeuitza); z lautet wie deutsch s in lesen, s dagegen ist ein scharfes Karten.

s

wie- in

lies

deutsch

lassen,

Tschatschak, Macva

seh (Sabac

lies

französische

j,

C

essen.

ist

tsch (Caslav

lies

Tschaslaf, Cacak

Matschwa, Branicevo lies Branitschewo) Schabatz, Uros lies Urosch, Dusan lies Duschan), lies

magyarisch zs (Zica

lies

Schitscha, franz. Jitcha,

s ist

,

z das

Zarko

lies

Scharko), dz (im Rjecnik g) ein dsch, wie italienisch ge, gi in gente, giallo (Karadzic lies Karadschitsch\ Das dem Serbokroatischen eigentümliche « ist ein tj,

der Aussprache von tsch für

in

(altserbisch als

k wiedergegeben): Pec

Fremde schwer zu unterscheiden

lies

Petsch, Obrenovic

lies

Obreno-

Dj (im Rjecnik 3) ist ein weiches d oder g-, magyarisch gy: Djuradj oder Gjuragj (Georg), medja oder megja; iij (im Rjecnik u) ist ein weiches n wie spanisch ii, italienisch gu, magyarisch iiy (Nemanja wäre ital. Nemagna), H ist sowohl h als ch, da beide Ij ein weiches 1, ital. gl (im Rjecnik 1). Laute im Serbokroatischen in der Neuzeit zusammenfließen und in den Dialekten ganz verschwinden: der Feldherr Hrelja, ital. Creglia, griech. XQiXrjg, neuserb. meist nur Relja ausgesprochen. V ist das deutsche w, im Auslaut f (Vojislav witsch.

lies

Wojislaf).

In altserbischen Worten ist das cyrillische l (in der älteren kroatischen Orthographie e) ein Halblaut, wie englisch u in but, church; neuserbisch ist es meist durch a ersetzt (kazntc Schatzmeister, jetzt kaznac lies kasnatz).

Das Kirchenslawische

hatte zwei Halblaute:

i.

(u)

und

(Y).

i>

Kirchenslawisch

e lautete wie ea, ja, ebenso wie neubulgarisch, altserbisch wie e,

Russischen

ist es

Altserbisch als

Velcus

,

Dorn

(teru),

ist 1

Volchus

Vuk. Vokalisch

je;

im

Erweichung des vorangehenden Konsonanten. zwischen Konsonanten vokalisch Vlk in lat. Texten Vulchus wiedergegeben neuserbisch durch ii ersetzt r zwischen Konsonanten auch im Neuserbischen trn

ein e mit

,

bleibt

:

,

,

:

Prvoslav

(lat.

Pervosclavus), Srbin (^Serbin) der Serbe.

Rumänische und magyarische Worte werden

in

der nationalen Ortho-

graphie wiedergegeben, die albanesischen nach der Schi-eibuug von Gustav ein Halblaut wie 'B d ^ wie im Neugriechischen). OsmanischNamen und Worte sind nach der Umschreibung in der Grammatik von Wahrmund (Gießen 1869) aufgenommen (y ein dumpfer Laut, dessen

Meyer

(f

;

,

türkische

Aussprache zwischen

i

und ü

in der Mitte liegt).

Inhalt. Seite

Erstes Bach.

Die rorslawische Zeit

1

Erstes Kapitel: Die Natur des Landes und ihr Einfluß auf die

Geschichte

3

Die Balkanhalbinsel, ihre Gestalt und Gliederung, S. 3. Die historisch wichtigen Verbindungswege, S. 7. Die Wohnsitze der Serben und die territoriale Entwicklung der serbischen Geschichte, S. 9.

Zweites Kapitel: Illyrier, Thraker, Hellenen, Kelten. Die Eiszeit, S. 12. Wald und Tierwelt zu Beginn der historischen .

12

Zeit, S. 13. Die Illyrier, ihre Völkerstellung, Stamm- und Gauverfassung, Wohnsitze und Burgen, Götterkulte und Nekropolen,

Die Thraker und ihre sozialen und politischen Verhältnisse, Der thrakische Stamm der Triballer im jetzigen Königreich Serbien, S. 26. Hellenische Kolonien und Kultureinflüsse, S. 27. Vorstoß und Eroberungen der Kelten; die Skordisker im Morava-

S.

17.

S. 24.

gebiet, S. 28.

Dritt es Kapitel: Die

Römer und

das Zeitalter der Völker-

wanderungen

30

Die Eroberung der Hämusländer durch die Römer, vollendet unter Augustus, S. 30. Die Sarmaten jenseits der Donau, S. 32. Die römischen Provinzen die Donauarmee und Donauflotte die Lager;

kaiser

aus Illyricum,

;

33.

Bevölkerungsverhältnisse;

GauverDie Sprachen: Latein, Griechisch, Illyrisch und Thrakisch Romanisierung und Hellenisierung, S. 38. Wirtschaftliche Zustände; Bergbau, Verkehrswege und Handelsleben, S. 39. Heidentum und Christentum; Kunst und Literatur, S. 43. Abnahme der Bevölkerung, besonders durch die Invasionen fremder Völker; der Markomannenkrieg und die Gotenkriege, S. Die neue Reichshauptstadt Konstantinopel (325) und die Tei46. lung des römischen Reiches (395), S. 48. Die Hunnen des Königs S.

fassung und Stadtrechte, S. 36. ;

Attila

und

die

pontischen

Hunnen (Bulgaren)

,

S. 49.

Dalmatien

Inhalt.

XIV

Seite

unter Patricius Marcellinus und Kaiser Julius Nepos (f 480), später ein Teil des ostgotischen Reiches des Königs Theoderich, S. 51. Kaiser Justinian

I.

(527

— 565),

seine

Kriege und Bauten,

Das Ende der germanischen Völkerwanderung,

S. 52.

Die römi-

S. 56.

schen Kaiser (Trajan, Diokletian, Konstantin der Große) in der

Sage der Balkanländer, Zweites Buch.

S.

57.

Die Besiedlung lUyricnms durch die Slawen

...

ErstesKapitehDieSlawen

61

Völkerstellung und Urheimat der Slawen, S. 61. venen, Anten und Spori, S. 65.

59

Namen

Älteste Geschichte,

S.

der Slo-

Die

66.

Rumänien und Ungarn im 6. — 7. Jahrhundert; ihre Wohnsitze, Stämme, Verfassung, Wirtschaft und Kriegswesen, S. 69. Slawische Söldner im kaiserlichen Heer unter slawischen

Stämme im

jetzigen

Justinian S. 78.

Zweites Kapitel: Die Einwanderung der Slawen musländer Slawische Invasionen in das oströmische Reich im

in die

Hä81

Jahrhundert,

6.

Das Khanat des türkischen Volkes der Awaren, S. 83. Der Bemühungen des Kaisers Mauri-

S. 81.

Fall von Sirmium (582), S. 87. kios

(582

— 602) um

die

Verteidigung der Donaugrenze

,

S.

88.

Überflutung der Hämusländer durch die Awaren und Slawen unter



den Kaisern Phokas (602-610) und Heraklios (610 641), S. 93. Die Belagerungen von Thessalonich und der Fall von Salona, S. 94. Die Awaren und Slawen vor Konstantinopel (626), S. 98. Bleibende Besiedlung der Halbinsel durch die Slawen Ausgangspunkte, Richtungen und verschiedene Intensität der Kolonisation, S. 100. Die Urheimat der Serben, S. 103. Restauration der byzantinischen Oberhoheit über die Hämusländer; slawische Truppen in den oströmischen Heeren gegen die Araber, S. 104. Jüngere Sagen über die Urheimat und über die Art der Ansiedlung der Slawen in lUy;

ricum,

S.

Drittes Buch.

107.

Die Serben im froheren Mittelalter

— 12.

(7.

Jahr-

hundert)

111



Erstes Kapitel: Die Serben im 7. 10. Jahrhundert, ihre Landschaften, Fürsten, Stamm- und Familienverfassung Sclavonia {^ZxXaßt,vCcu) als Gesamtname, S. 113. Antike Namen: die

Serben bei den Byzantinern

als

Dalmater und Triballer,

S.

114.

Die Zachlumien (Chelmo), die Territorien der Narentaner und Kroaten, S. 116. Die eigentlichen Serben im Binnenlande, S. 120. Bosnien, Usora und

Landeseinteilung in Zupen (Gaue) und Landschaften, S. 115.

Küstengebiete : Dioklitien (später Zeta)

,

Travunien

,

113

Inhalt.

Xy Seite

Morava und die Tiinocauen, S. 123. Südslawische Thron und Residenzen Hof und Hofbeamte, S. 123. Die Zupane (erbliche Gaufürsten), Satnici (Hundertmänner) und Kaznaci (Schatzmeister), S. 127. Landtage und Zupenversammlungen S. 130. Recht und Gericht, S. 131. Adel, Bauern und Sklaven, S. 132. Geschlechtsverfassung: Sippschaften (pleme) und Bruderschaften (bratstvo), S. 133. Die grofse, ungeteilte Familie (Zadruga), S. 138. Wahlverbrüderung (pobratimstvo) und Gevatterschaft (kumstvo), S. 142. Besiedlung, Burgen und Dörfer, Formen des Grundbesitzes Viehzucht, Ackerbau und Jagd, S. 143. Gewerbe; Bronzen und anderer Schmuck; Viehgeld und Münze, S. 149. Kriegswesen, S. 151. Die Reste der älteren Einwohner: Albanesen, Rumänen (Wlachen) und dalmatinische Romanen, S. 152. Sol, S. 122.

Fürsten und Dynastien

;

;

,

;

Zweites Kapitel: Heidentum und Christentum Slawische Götter und Idole,

160

Feen (Vila) und Berggeister; Werwölfe (Vukodlak) und Vampire, S. 161. Verehrung der Himmelskörper und Reste des Tierglaubens, S. 166. Priester, Zauberer und Wahrsager; heidnische Opfer und Opferplätze, S. 167. Totenbestattung und Gräber, S. 169. Romanische und griechische Einflüsse durch Sagen und Märchen, S. 170. Verbreitung des Christentums im 7. 8. Jahrhundert aus den Städten Dalmatiens, verstärkt S. 1(J0.



unter Kaiser Basilios lonich,

I., Die Slawenapostel von ThessaS. 171. Konstantin (Kyrill) und Methodios, und die slawischen

Kirchenbücher,

S. 174.

Die serbische Feier der Schutzpatrone der

Sippschaften oder Familien (Slava), S. 180.

Drittes Kapitel: Die byzantinische Oberhoheit und der Kampf gegen die Bulgaren im 9. und 10. Jahrhundert Die byzantinischen Provinzen am Adriatischen Meere; ihre Städte und Beamten; Flotte, Landheer und die befestigten Grenzlinien, Tribute und Truppenkontingente der Slawenfürsten imd Verkehr mit dem Kaiserhof, S. 187. Die Bulgaren, S. 189. Das Ende des Awarenreiches (796) und die Eroberungen Karls des Großen in Istrien und Dalmatien, S. 190. Die südslawischen Fürstentümer um das Jahr 820, S. 192. Vorstoß der Bulgaren an der mittleren Donau und in Makedonien im 9. Jahrhundert und der Widerstand der Serben, S. 193, Verfall der byzantinischen Seeherrschaft; Verwüstung Dalmatiens durch die Araber und Narentaner bis zur Erneuerung des byzantinischen Einflusses in Dalmatien und Unteritalien durch Kaiser Basilios I. (867—886), S. 195. S.

183.

ihr

,



Symeon von Bulgarien (893? 927) und sein Kaisertitel; Wettkampf einer byzantinischen und einer bulgarischen Partei unter

183

XVI

Inhalt. Seite

den serbischen Fürsten,

(um

bis

zum

vollständigen

Zusammenbruch

Ser-

Erneuerung Serbiens durch den Fürsten Das westbulgarische Reich und sein Vorstoß gegen Durazzo und Dalmatien unter den Zaren Samuel und Vladislav; Ermordung des hl. Vladimir, des serbischen Fürsten von Dioklitien (um 1015), S. 203. Eroberung des bulgarischen Reiches durch Kaiser Basilios II. (1018), S. 208. biens

924), S. 197.

Caslav (um 931), S. 201.

Viertes Kapitel: Die Könige von Dioklitien und dieGroßzupane von Ras im Kampfe gegen Byzanz im 11. bis 12. Jahrhundert Drückende Oberhen'schaft von Byzanz nach 1018, S. 210. Zwei Dynastien der Serben die Fürsten später Könige des KüstenDie lateigebietes und die Großzupane des Binnenlandes, S. 211. nische Kirche im Westen die neuen Erzbistümer von Antivari und Ragusa, S. 216. Die orientalische Kirche im Osten: das autokephale Erzbistum von Ochrid und das Bistum von Ras, S. 219. Die Sekte der Bogomilen (Patarener) in^Bulgarien, Serbien und Bosnien S. 222. Kultur und Literatur Inschriften das Evangeliar des Fürsten Miroslav und das lateinische Buch des Presbyters Dio-

210

,

:

:

,

:

,

cleas, S. 225.

Beziehungen zu den Byzantinern, dem deutschen Normannen und Ungarn, S. 227. Kroatien

Reich, den Venezianern,

Ungarn; Bosnien unter ungarischem Einfluß, S. 229. Die Dioklitier im 11. Jahrhundert: Stephan Vojislav, sein Sohn König Michael und sein Enkel König Bodin, S. 231. Großzupan vereinigt mit



Vlkan und Kaiser Alexios Komnenos (1081 1118), S. 238. Der Durchzug der Kreuzfahrer (seit lÜ9t!), S. 239. Verfall Dioklitiens im 12. Jahrhundert, S. 242. Die Kriege der Kaiser Johannes Komnenos (1118—1148) und Manuel Komnenos (1143—1180) gegen die serbischen Großzupane Uros I., Uros II. und Desa, S. 244. Vorstoß des Desa gegen die Dioklitier zum Adriatischen Meer, S. 251. Erneuerung der byzantinischen Herrschaft im Küstengebiet von Der Großzupan TiDioklitien und Dalmatien (um 1164), S. 253. homir,

S. 254.

Fünftes Kapitel: Der Großzupan Stephan Nemanja.

.

.

Nemanja wird durch eine Revolution zum Großzupan erhoben (1170?), kämpft im Bund mit Venedig gegen Byzanz muß sich aber (1172) Kaiser Manuel unterwerfen, S. 255. Nemanjas Brüder Sracimir und Miroslav als Teilfürsten, S. 262. Nach Kaiser Manuels Tod (1180) Offensive der verbündeten Serben und Ungarn gegen das griechische Reich, S. 263. Nemanja erobert Antivari und CatRagusa betaro; Ende des dioklitischen Fürstentums, S. 265. hauptet sich gegen die Serben unter dem Schutz der Normannen, S. 267. Das neue Bulgarenreich an der unteren Donau (1186), ,

255

Xvn

Inhalt.

Seite

Der von Nemanja S. 269.

dritte

Kreuzzug (1189); Kaiser Friedrich

in Nis;

Bund

I.

begrüßt

der Kreuzfahrer mit den Serben und

S. 270. Nemanja wird nach dem Durchzug des Kreuzheeres vom Kaiser Isaak Angelos zum Frieden gezwungen (1190); territorialer Gewinn Serbiens, S. 273. Kirchliche Verhältnisse und Klostergründungen, S. 275. Nemanjas Sohn Rastko flieht auf den Athos und wird Mönch als Sava; ein anderer Sohn Vlkan führt den dioklitischen Köuigstitel, S. 276. Abdankung des Nemanja (1196): als Mönch Symeon gründete er das Kloster Chilandar auf dem Athos (f 1199?), S. 277.

Bulgaren gegen die Griechen,

Viertes Buch:

Großmacht der Halbinsel unter den Nemauja (1196—1371)

Serbien eine

Nachkommen

des

281

Erstes Kapitel: Die Söhne und Enkel des Nemanja während Erwerbung der des lateinischen Kaisertums. Königskrone und Gründung der serbischen Nationalkirche durch Stephan den Erstgekrönten





1228). König StephanUtos I. (1243 (1196 1276). Die internationale Stellung Serbiens unter den Nemanjiden, S. 283. Stephan der Erstgekrönte (1196 1228), Nemanjas Sohn, als Großzupan und später als König, S. 284. Während des vierten Kreuzzugs in Serbien der Bruderkrieg zwischen Stephan und Vlkan (1202 1203), S. 289. Beziehungen zu den Venezianern, Ungarn, Bulgaren, den Lateinern von Konstantinopel und den Griechen von





Erwerbung der Königskrone (1217) S. 290. und Errichtung des serbischen Erzbistums unter dem ersten Erzbiscbof Sava I. (1219), S. 296. Die Schicksale Zachlumiens, S. 301. König Stephan Eadoslav (1228—1234) und sein Sturz, S. 303. König Stephan Vladislav (1234—1243, als zweiter König bis um Durchzug der Mongolen durch Serbien (1242), S. 1264), S. 305. König Stephan Uros I. (1243 1276), anfangs im Bund mit 308. den Nikäern, S. 310. Der ßusse Rostislav als Herzog in der Macva; Bosnien unter Ban Ninoslav und seinen Nachfolgern, S 311. Krieg der Serben gegen die verbündeten Bulgaren und Ragusaner (1252 bis Konstantin Aben, ein Verwandter der Nemanjiden, 1254), S. 312. wird Zar von Bulgarien (1257), S. 316. Anschluß Uros' I. an die Epiroten und Frauken gegen die Nikäer (1258) seine französische Gattin Helena, S. 317. Bund mit König Bela IV., S. 320. Uros I. Epirus und Nikaia,



;

verbündet

mit

Kaiser

Michael Palaiologos,

wird aber

von den

Ungarn in der Macva geschlagen und gefangen (1268), S. 321. König Karl I. von Anjou und seine Verbindungen mit Serbien und Bulgarien gegen die Griechen Neue Feindseligkeiten S. o23. zwischen Uros I. und Ragusa, S. 324. Sturz Uros' I. durch seinen Sohn, den jüngeren König" Stephan Dragutin, S. 326. ,

,,

283

Inhalt.

xvin

Seite

Zweites Kapitel: Offensive gegen Byzanz. Aufschwung Serbiens unter den Königen Stephan Dragutin (1276 — 1282, in Norden bis 131G), Stephan Uros IL Milutin (1282 — 1321) und Stephan Uros IIL

(1321-1331)

327

König Stephan Dragutin (1276—1282), später herrschend nur im Norden (f 1316), S. 327. Sein Bruder König Stephan Uros II. (1282—1321),

Milutin

S.

330.

Langjährige

Byzantiner in Makedonien und Albanien

den Tataren

als

Oberherren Bulgariens,

Oflfensive

S. 333.

,

S. 335.

gegen die

Verhältnis zu

Beziehungen zu

den letzten Arpäden und den ersten Anjous in Ungarn, S. 337. Serben Franken Epiroten und Byzantiner in Albanien Uros IL im Besitz von Durazzo (1296), S. 338. Friedensschluß des Königs ;

,

,

Uros IL mit den Griechen und seine Heirat mit Simonis, Tochter Konflikte mit ßagusa, Bosnien unter den Bauen Stephan L, dem Schwiegersohn S. 341. Stephan Dragutins und Stephan IL zugleich führen auch die Baue des küstenländischen Kroatiens, Paul und Mladen Subic des Kaisers Andronikos IL (1299), S. 339.

;

,

(1299—1322), den Titel eines Bans von Bosnien, S. 342. Bund zwischen Uros IL und dem lateinischen Titularkaiser Karl von Valois (1308), S. 344. Erneuertes Bündnis mit Andronikos IL; serbische Hilfstruppen bei den Griechen gegen die Türken in Kleinasien Bruderkrieg zwischen den Königen Stephan S. 346. Dragutin und Stephan Uros IL, S. 347. Uros IL läßt seinen Sohn Stephan gefangen nehmen und halb blenden, S. 348. Krieg Uros' IL gegen König Karl Robert von Ungarn, Bau Mladen von Kroatien und die Neapolitaner in Albanien (1318—1320), S. 350. Kampf der drei Prätendenten nach Uros' IL Tod (1321); Untergang des Königs Konstantin, Sohnes des Uros IL, Vertreibung des Königs ,

Vladislav,

Sohnes des Stephan Dragutin, und Sieg des halbgeIII. (1322—1331) und seines Sohnes und

blendeten Stephan Uros

Mitregenten Stephan Dusan, Bosnier durch das Narentatal

S. 354.

Gleichzeitiger Vorstoß

zum Meere

;

die

der

Nemanjiden verlieren

Zachlumien, nach dem Aufstand der Söhne des Branivoj S. 356. Bulgarien und Byzanz Sieg der Serben über den

Krieg mit

;

bulgarischen Zaren Michael bei Velbuzd

(1330), S. 361.

Kampf

zwischen Vater und Sohn; Sieg des Stephan Dusan, Absetzung

und Tod des Uros

III.

(1331), S. 364.

Drittes Kapitel: Serbien unter Stephan Dusan (1331 bis 1355) als König, seit 1346 als Kaiser, die größte Macht der Halbinsel. Eroberung von Makedonien, Albanien, Thessalien und Epirus Krieg mit Friedensvermittler gewinnen die Halb-

Persönlichkeit und Politik des Stephan Dusan, S. 367.

Bosnien; die Eagusaner

als

367

xiT

Inhalt.

Seite

von Stagno (1333"), S. 372. Krieg mit Kaiser Andronikos III. und Friedensschluß vor Thessalonich (1334), S. 373. Erster Krieg mit Ungarn unter König Karl Robert, S. 375. Kaiser Andronikos III. erobert Thessalien und das Despotat von Epirus; Abfall des serbischen Feldherrn Hrelja zu den Griechen, S. 376. Wirren im griechischen Reiche nach des Andronikos III. Tod (1341), S. 379. Der Gegenkaiser Johannes Kantakuzenos als Flüchtling am serbischen Hofe (1342—1343), S. 382. Eroberungen der Serben in Makedonien und Albanien König Stephan gekrönt in S. 385. Skopje zum Kaiser der Serben und Griechen (134G\ S. 386. Des Räuberhauptmanns Momcilo, des Herrn der Rhodope, Glück und Ende, S. 389. Johannes Palaiologos und Johannes Kantakuzenos insel

,

beide Kaiser von

Konstantinopel

nebeneinander (1347),

Zweiter Krieg mit Ungarn, unter König

Ludwig

I.;

S.

390.

Freundschaft

Zar Stephan besetzt Epirus und Feldzug des Zaren Stephan gegen

der Serben mit Venedig, S. 392.

Thessalien

(1348),

S.

394.

Bosnien und sein Besuch in Ragusa (Herbst 1350), S. 397. Gleichzeitige Offensive der Byzantiner gegen die Serben in Makedonien

und

die

Kaiserbegegnung vor Thessalonich (Ende 1350),

S. 399.

Stephans Gesandtschaft zum osmanischen Emir Orchau nachBrussa

Wiederausbruch des byzantinischen Bürgerkrieges; unterstützt von Zar Stephan und dem bulgarischen Zaren Alexander, wird bei Dimotika von Suleiman, Orchans Sohn und Parteigänger des Kantakuzenos, geschlagen (1352), S. 404. Festsetzung der Türken auf dem Boden Europas in Kallipolis (1354), S. 406. Verhandlungen des Zaren Stephan mit dem Papst in Avignon um Anerkennung als „ Capitaneus der Christenheit gegen die Türken, S. 407. Vereitelt durch den dritten Krieg mit Ungarn, S. 410. Des Zaren Stephan Tod (1355), (1351), S. 403.

Kaiser Johannes Palaiologos

,

,

S. 412.

Viertes Kapitel: Verfall des serbischen Reiches unter dem Kaiser Uros (1355 — 1371). Kaiser Symeon in Thessalien (1356 — 1370?). König Vlkasin (1366

— 1371)

und

die

Türkenschlacht au der

Marica (1371)

Um

das Erbe des Stephan Dusan kämpfen sein Bruder Zar Symeon

und sein Sohn Zar Stephan Uros (bis 1358), S. 413. Mißlungener Versuch des Nikephoros, das epirotische Despotat zu erneuern, S. Kaiser Matthaios Kantakuzenos von den Serben geschlagen und bei Philippi gefangen (1357), S. 418. Der Friede von Zara (1358) zwischen Ungarn und Venedig und seine Folgen, S. 419. Symeon bleibt in Thessalien; sein Schwiegersohn Despot Thomas in Epirus, S. 420. Feldzug des ungarischen Königs Ludwig I. gegen den Zaren Uros (1359), S. 421. Die Ragusaner, nunmehr

416.

413

XX

Inhalt. •

1

TT

1



Seite

1

unter ungarischer Hoheit, bedrängt von den Serben, S. 422. Vojislav (t 1363) und nach ihm Vlkasin die einflußreichsten Männer am

Hofe des Zaren Uros,

Die drei Brüder Baisici als StattKarl Topia, Fürst von Albanien, und Alexander, Herr von Valona, S. 425. Vlkasin wird König neben dem Zaren Uros (1366); sein Bruder, der Despot Ugljesa, Wächter S. 423.

halter in der Zeta, S. 424.

der Südostgrenze gegen die

Türken mit dem Sitz in Serrai, S. Zar Uros verliert allen Einfluß; Cattaro unterwirft sich dem König von Ungarn (1371), S. 432. Die Statthalter von Makedonien 430.

als Teilfürsten: Kesar Novak Despot Dragas u. a., S. 433. Der mächtige Zupan Nikola Altomanovic in der jetzigen Herzegowina im Kampf mit allen Nachbarn, S. 434. Knez Lazar, Herr von ,

Kudnik (1370), S. 435. Mißlungene Off"ensive des Königs Vlkasin und des Despoten Ugljesa gegen die Türken von Adriauopel und

Tod in der Schlacht an der Marica (September 1371), S. 437. Zar Uros stirbt natürlichen Todes (Dezember 1371); der letzte Nemanjide, der Kaiser Johannes Uros Palaiologos in Thessalien, Sohn Symeons, geht ins Kloster als Mönch Joasaph 1410), S. 440. ihr

(f

Berichtigungen uud Ergänzungen. 24

um

350

nach

S.

20, Z.

S.

51, Z. 16 lies: Erztafel mit Silberschrift,

lies:

Chr.

gefunden in Belgrad, einst verwahrt im ungarischen Nationalmuseum, führt usw. S. 279 zu A. 1: D. N. Anastasijevic, Das Jahr des Todes des Nemanja, Glas 86 (1911) 135—140 meint, daß der tvytvtaTUTos fi^ya; Covnavog rfjg Zf()ßiag 6 Ntf/xdv als Mönch Symeon zur Zeit der Ausstellung der zweiten Urkunde des Kaisers Alexios IH. für das Kloster Chilandar im Juli 1199 noch lebte und erst

im Februar 1200 gestorben ist. Das Todesjahr 1199 teidigt Jovan Radonic im Letopis 275 (1911) 64—67.

ver-

Erstes Buch.

Die vorslawisclie Zeit.

Jirecek, Geschichte der Serben.

I.

Erstes Kapitel. Die Natur des Landes und ihr Einfluß auf die Geschichte. Der

serbischen Geschichte befindet

der

iSchauplatz

sich

der östlichsten der drei großen Halbinseln von Öüdeuropa. Halbinsel unterscheidet

und

sich

der Gestaltung ihrer

in

in ihrer ethnographischen

und

politischen

auf

Diese

Oberfläche

Entwicklung nicht

wenig von den beiden anderen, der Pyrenäischen und Apennini-

Obwohl

schen.

ihre

höchsten

nicht die

Gipfel

Höhe der

Sierra

Nevada oder des Ätna erreichen, ist sie viel gebirgiger und unwegsamer als Italien und Spanien und hat keinen natürlichen Sie hat auch

Mittelpunkt, der in der Geschichte zur Geltung käme.

keinen einheitlichen, allgemein anerkannten einen gehabt;

man

nennt

oder Balkanhalbinsel. Einheit

;

sie die illyrische

Nie bildete

nur die Römer haben

sie

sie

und Osmanen nur mit Ausnahmen.

Namen und

hat auch nie

oder griechische, Hämus-

eine politische oder sprachliche

ganz beherrscht, die Byzantiner Physisch besteht

sie

aus zwei

Die nördliche, massive Hälfte, vom Quarnero bis zur Mündung der Donau an 1200 Kilometer breit, von der Moravamündung bis Salonik 475 lang, hat im Bezug auf Klima,

ungleichen Teilen.

Pflanzenwelt und Kulturverhältnisse einen mitteleuropäischen Cha-

Von dem

rakter.

übrigen Europa

ist

sie

durch kein hohes Ge-

birge in der Art getrennt, wie Spanien durch

ItaUen durch die Alpen. treten

als

Nordgrenze

Donau, welche konnten.

bei

Diese

Die

Stelle der

große Flüsse,

den Völkerzügen

die

die leicht

Save und die untere überschritten werden

mehr kontinentale Nordhälfte

meist von Slawen bewohnt.

Pyrenäen und

hohen Gebirgsketten ver-

Die südhche Hälfte

ist

gegenwärtig

von der an 1*

ist

4

Erstes Buch.

Erstes Kapitel.

300 Kilometer langen Linie zwischen der Bucht von Valona und dem Golf von Salonik abwärts um mehr als zwei Drittel enger Das als der Norden, aber au der Küste viel reicher gegliedert. ist

Halbinsel

eigenthche griechische

die

,

welche

allen

in

histo-

rischen Perioden eine vorwiegend griechische Bevölkerung besaß

Aber auch ist

die

und Bevölkerung keineswegs

ihrer Bodengestaltung

in

gleich-

In der Westhälfte wohnen die Serben mit den stammver-

artig.

wandten Kroaten, im Südwesten

ein Rest

der antiken Bewohner,

Der Westen

die Albanesen; in der Osthälfte sitzen die Bulgaren.

hat bei weitem

in

Verbindungswege

schlechtere

dem Berglande

Die

als der Osten.

und Serben befinden

Wohnsitze der Kroaten Teil

^).

der Balkanhalbinsel

Hälfte

nördliche

breite,

zum großen

sich

Die Gebirgs-

des Dinarischen Systems.

züge dieser längs des Adriatischen Meeres gelagerten Gruppe behalten von der

Gegend zwischen dem Quarnero und den Quellen

der Kulpa, in welcher

sammenhang Venezianer,

sie

mit den Ostalpen in unmittelbarem Zu-

stehen, angefangen bis

dem Mündungsgebiet

zum „Golfo

Hauptrichtung von Nordwest nach Südost Kreideformation,

tief

sich

Sommer

riodisch mit

und

die

polje, Feld), alte

Die Ge-

füllt (blato,

Fels-

steilen

großen,

krater-

Seebecken, deren

meist trocken bleibt, im Winter aber

Wasser

die

sind Gebirge der

die zwischen

eingeschnittenen Flußtäler

förmigen Kesseltäler (serbokroat. Sohle im

um

Es

engen Ketten.

mit dichtgedrängten,

Landes gruppiert

schichte des

gebirgen

-).

Drino" der

dello

und des Drim,

der Bojana

sich

Sumpt), mit unterirdischen

,

pe-

mit-

unter verstopften Abflüssen (ponor, ponikva, in Griechenland /Mxa-

1) J.

Cvijic,

Oblik

Balkauskog

Naturforschergesellschaft, Bd. 10

des Balcans: 2) Serb. ital.

Le Globe Drim,

t.

alb.

ist

Mit ihm

Serbien und Bosnien,

poluostrova: 1899)

=

Glasnik

La forme de

der la

kroat.

peniusule

39 (Genf, Okt. 190Ü). Drin,

Drino, Lodrin, Ludrino

Drilon der Hellenen.

(Agram

Dreinos

Drymon

der

Anna Komnena, im Mittelalter Römer (Dirino des Plinius),

der Drinius der ist

nicht zu verwechseln die Drina zwischen

des Ptolemaios,

Drinus der Römer ^Tab.

Lim galt, da nach Ptolemaios der Dreinos und der nördliche Quellfluß des Drilon (der Weiße Drim) nahe beieinander entspringen. Die Namen sind nach Tomaschek Peut.), als dessen Oberlauf im Altertum

desselben Ursprungs reißen).

(Stamm

avestisch

wahrscheinlich der

dar,

griech. dfo,

slaw.

der, spalten,

5

Die Natur des Landes und ihr Einfluß auf die Geschichte. ßöd-ga).

Es

welche mit ihren vegetations-

gibt hier Landschaften,

erscheinen diese Berge bei grellem Sonnenlicht

graues,

man

den

auch an

oft

großen Verbindungswegen

sehen,

Njegusi an der Straße von Cattaro nach Cetinje,

zwischen Ragusa und Trebinje,

in

z.

B.

bei

den Bergen

der Station Labin an

oder bei

Das vom Meere

nach Drnis.

der Eisenbahn von Spalato

wie ein blaß-

öde Steinwüsten kann

Solche

Trugbild.

durchsichtiges

Im Sommer

wie der Mond.

losen, verwitterten Karsttelsen kahl sind

weiter

entfernte Binnenland bilden dagegen gut bewaldete Gebirge älterer

Formationen mit Erzlagern, deren Ausbeutung über die historische Das Waldtal des Lim mit seinen maZeit hinaus zurückreicht. lerischen

Felsen

bietet

schon einen

viel

freundlicheren

Küstenlandes.

als die traurigen Karstgebiete des

Anblick,

Über den grünen

Wäldern des Lim- und Ibargebietes erhebt sich auf der Westseite im Hintergrund, wie ein Leuchtturm, das weiße Profil des Durmitor (2606 Meter), des höchsten Berges des Dinarischen Systems.

Abhänge haben die erzreichen Gebirge Serbiens, und die Berge von Rudnik (Gipfel Das Waldland der Sumadija erinnert nach Sturac 1104 Meter). einer Bemerkung von Ami Boue an die Ardennen, den Harz und das Innere des Wiener Waldes. Sanfte waldige

der Kopaonik (2106 Meter)

Bei der Bucht von

den

tiefsten

wendet sich

Stellen

S.

Giovanni

di

Medua, gerade gegenüber Meeres

des Adriatischen

die Fortsetzung des Dinarischen

banesischen Alpen

Prokletja),

(die

1600 Meter), teils gegen

des östlichen Montenegro und die „ Al-

Nordost, wie die Gebirge '^

(an

Systems

nach Süd und Südost,

teils

wie die Berge Albaniens, welche den Übergang zu dem albanesisch-

An

griechischen Gebirgssystem bilden.

Valona erstreckt

sich eine

warme,

reicher Flüsse sumpfige

Ebene,

von den

steilen

der Küste von Alessio bis

den Mündungsgebieten zahl-

in

ihrer

in

Natur ganz verschieden überragten und von

Bergmassen

felsigen, von Hunderten von Inseln und Khppen

aller

Größen begleiteten Ge-

staden Dalmatiens.

Ganz anders Sie streichen

sind

die

Bergzüge der Osthälfte der Halbinsel.

vorwiegend von West nach Ost, besonders die lange

Kette des Balkans,

des

Hämus

des

Altertums und

der

Stara

Planina (des „alten Berges") der Bulgaren, und die aus Urgestein

6

Erstes Buch.

Erstes Kapitel.

bestehende gewaltige, weitverzweigte Masse der Rhodope. birgs^ietten dieser

Länder

sind breit, massiv,

Die Ge-

mit weiten Becken

dazwischen

^). Eine große Ausdehnung haben die thrakische Ebene zwischen Hämus und Rhodope und die Steppen DonauBulgariens zwischen Hämus und Donau. Auch an der Grenze zwischen der Ost- und Westhältte der Halbinsel liegt eine Reihe

breiterer, fruchtbarer Täler: das Tal der vereinigten Morava, das Becken von Nis, im Zentrum der Halbinsel das berühmte Amselfeld (Kosovo polje) und das benachbarte Becken des Weißen Drim mit den Städten Pec (türk. Ipekj und Prizren am Nordfuß des

antiken Scardus,

der majestätischen Sar Planina. Südlich vom Sar folgen die großen ringförmigen Becken Makedoniens. Einige

davon besitzen schöne Seen, wie die von Ochrid, Prespa, Kastoria, Ostrov, andere aber nur Reste alter Sümpfe, wie die von Skopje und Bitolia Die Landschaften des alten Thrakiens im Südostender Halbinsel vermitteln teilen,

nicht

die

Europa und Asien, viel

breiter

als

ein

Verbindung zwischen beiden Welthier nur durch zwei Meerengen,

die

großer

Fluß,

voneinander geschieden

werden.

Der Norden der Balkanhalbiusel hat infolge seines gebirgigen viel kälteres Klima als Griechenland, Italien oder

Charakters ein

der größte Teil der Pyrenäischen Halbinsel.

dem

kälteren

Die Grenze zwischen Klima und dem wärmeren des Küstengebirge von Dalraatien und

mitteleuropäischen

Mittelmeergebietes

bilden

Montenegro, der Sar

die

und der Balkan.

Im Narentatal und im Becken des Sees von Skutari, des größten Sees der Halbinsel, reicht die immergrüne, mediterrane Flora tiefer landeinwärts. Das Binnenland gehört der mitteleuropäischen Flora an. Eine Zone großer Laubwälder, nach Grisebach vorwiegend eine Eichenzone,

erstreckt sich

vom

zentralen Rußland über Siebenbürgen, Serbien,

1) Einen direkten Zusammenbang der Alpen mit den Bergen Illyriens und dem Hämus behaupteten seit Aristoteles die geographischen Theorien des Altertums, des Mittelalters, der Humanistenzeit vCatena mundi) und der Neuzeit bis um 1840. Vgl. meine Gesch. der Bulgaren 2—3 und meine Heerstraße von Belgrad nach Konstantinopel 139. Die Karten von Ortelius

bis 1846 mit der angeblichen Zentralkette

Makedonien

(serb.,

Belgrad 1903), Bl.

8.

bei

Cvijic, Geolog. Atlas von

Die Natur des Landes und ihr Einfluß auf die Geschichte.

7

Bosnien und Nordalbanien bis zur Adria, analog den Waldregionen i). In dem Gebiet der mediterranen Flora ist dagegen der Wald in der historischen Zeit sehr stark zurückgegangen,

Nordamerikas

ebenso wie in Italien und Spanien.

In der Wirtschaftsgeographie

bemerkenswert der Unterschied zwischen den kalten Gebirgslandschaften ohne Weinbau und den wärmeren Küsten und Tälern ist

mit Weingärten. Weinlos sind die Gebirge Bosniens, der Herzegowina, von Montenegro, Nordalbanien und Westserbien. Längs der Donau reicht in den waldfreien Ebenen die Steppenflora aus der pontischen Niederung bis nach Ungarn hinein, so weit, als sich

auch die Wanderungen der Reitervölker verschiedener Zeiten westwärts zu erstrecken pflegten.

Für die Geschichte eines jeden Landes sind die natürhchen Kommunikationen von größter Bedeutung. Die Verbindungen zwischen der Adriatischen Küste und dem Stromgebiet der Donau führen alle durch unwegsame Gebirgsländer. Bis in die neueste Zeit waren sie mehr für Karawanen von Saumtieren, als für den Wagenverkehr geeignet. Die steilen und kahlen Bergzüge des Dinarischen Systems schließen das Binnenland

Meere

ab.

Die

Wege

oft

mauerartig

vom

von hohen Jochen in tiefe, enge Fiußtäler hinab und winden sich dann abermals ins Gebirge hinauf. Dieser Art sind die uralten Straßen von Spalato steigen

wiederholt

ebenso die von der Mündung der Narenta über die Ivan Flanina (lOlO Meter) in das Bosnatal und weiter gegen zur Save,

ist der Weg von Ragusa durch die Gebirge der Herzegowina über den Berg Cemerno (137^ Meter) zur Drina, ebenso seine Fortsetzung über Plevlje und Novipazar, am Südfuß des Kopaonik vorüber, durch das Tal der Toplica nach Nis.

Osten.

Schwierig

Ungleich gröfsere Hindernisse

nach Onogost

hatte

und zum

der Saumpfad von

Cattaro

Markt Brskovo an der oberen Tara zu überwinden, mit Anschluß an den Ragusaner Karawanenweg. Diese beiden Routen durchzogen ein Ge(jetzt Niksici)

altserbischen

biet pittoresker Dolomiten, mit steilen Spitzen, großartigen Riesen-

und den eigenartigen, tief eingeschnittenen Caüons der Piva, Tara und Sutjeska. Erst südlich vom Drim werden die Berge

toren

1)

Grisebach,

Vegetation der Erde 1 (1872), 158, 260.

8

Erstes Buch.

niedriger

und weniger

Erstes Kapitel.

Die verhältnismäßig

steil.

bindung führt aus der Landschaft die

um

leichteste Ver-

den See von Skutari über

Berge von Nordalbanien (Joch von Cjafa Malit

in das

Becken des Weißen Drim und weiter über

Hügelkette

benachbarte

das

in

Frizren rechnet

man

Von

Amselfeld.

auf diesem

Wege

33

1107 Meter) eine

niedrige

Skutari

Stunden.

nach

Es

folgt

dann die „via Egnatia" der Römer aus Durazzo und dessen Umgebung über Ochrid nach Salonik und von dort durch die Küstengebiete des Agäischen oder, wie es die Balkanvölker nennen, des

Weißen Meeres zum Hellespont oder Bosporus. In der Römerzeit bildete

diese

Straße

die

wichtigste

Verbindung Roms mit dem

ferneren Orient, in der byzantinischen Periode den kürzesten

Weg

von Konstantinopel nach

auch

Nicht schwierig

Unteritalien.

ist

von Valona durch das Gebiet des oberen Devol nach Kastoria und in die umhegenden Landschaften von Makedonien

die Route

und Thessalien. Gangbarer nach Ost waren

als alle transversalen stets

die

Kommunikationen von West Wege von Norden nach

longitudinalen

Süden, welchen gegenwärtig auch die neuen Eisenbahnen folgen.

Es ist bemerkenswert, daß die Römer die untere Donau zuerst von Makedonien, nicht von Dalmatien aus erreicht haben. Auf demselben

Wege bewegten

sich

die Invasionen

der Kelten

nach

und der Slawen in das byzantinische Reich. Die wichtigste Linie führt von der Donau in der Gegend der Moravamün düng durch das Tal dieses Flusses aufwärts, dann entweder über das Amselfeld und den Paß von Kacanik (634 Meter) zwischen dem Sar und der Crna Gora, oder über den niedrigeren Sattel von Presevo bei Vranja (43Ü Meter) in das Tal des oberen Vardar bei Skopje und dem Laufe dieses Flusses abwärts folgend bis Salonik, im ganzen an 475 Kilometer lang. Die Täler an Griechenland,

diesem

Wege

Landschaften

der Goten

sind

breiter,

fruchtbarer

die Pässe als

Adriatischen Meere landeinwärts.

Kommunikationen

niedriger

und kürzer,

auf den schwierigen Pfaden

die

vom

Ein wichtiger Kreuzpunkt der

neben dem Moravatal auch durch das Timoktal eine Verbindung mit der unteren Donau hat.

Bei Nis zweigt von

ist

Nis,

welches

dem Weg, welcher

die

Donau mit dem Golf

von Salonik verbindet, eine zweite Straße ab, welche durch das

Die Natur des Landes und

Becken von engen

9

ihr Einfluß auf die Geschichte.

nach Philippopel, Adrianopel und zu den MeerDas ist die historisch so bekannte große Heerstraße

Sofia

führt.

von Belgrad nach Konstantinopel, die Hauptverbindung zwischen Die Flußtäler des Ibar Westeuropa und dem näheren Orient.

und der Drina sind zu eng und zu gewunden, um groI5e Koraraugangbarer ist das Tal der Bosna. nikationslinien bilden zu können ;

Zu erwähnen straße

und

teils

ist

von

noch eine Sofia, teils

von dort durch

Bosnien.

Von den

in

der Kriegsgeschichte wichtige Quer-

von Scres nach Skopje am Vardar, und über Novipazar nach

das Amselteld

zur Adriatischen Küste parallelen

Wegen

ist

der bedeutendste die schon von einer Römerstraße benutzte Route

von Skutari durch das Tal der Zeta aufwärts nach Niksici und weiter über

Von

Gacko und Nevesinje

ins Narentatal.

geringer Bedeutung sind die Wasserwege der Halbinsel,

wegen des starken Gefälles der meisten Flüsse. Neben der Donau und Save besteht heute eine größere Schiffahrt nur auf der Bojana Einmal gab es einen Verkehr von und der unteren Narenta. Booten und Flößen auch auf der unteren Drina, der vereinigten Morava, dem unteren Drim, Vardar, Struma und Marica. Die Landschaften zwischen den Felsbergen von Montenegro und dessen Umgebung und dem Stromgebiet der Morava ^) sind Es ist die älteste und ständigste Heimat des serbischen Volkes. ein kühles, armes Bergland, im Westen ein Karstgebiet, im Osten ein

Waldgebirge mit hochgelegenen Alpentriften, größtenteils nur wenig An-

zur Viehzucht geeignet, welches für fremde Eroberer ziehungskraft besaß.

Es bot aber zu jeder

Zeit alle Vorteile des

Die Beschaffenheit des Landes beförderte die Entwicklung einer kräftigen, kriegerischen, expansiven Bevölkerung, welche sich in ihren von Natur aus festen Bergen und Tälern Hirtenlebens.

gegen

Angriflfe

fremder Völker gut verteidigen

konnte, daneben

aber auch offensiv in die adriatische Küstenebene und in die Täler

und Becken des Ostens und Südens vorzudringen lichen Verhältnisse brachten es mit sich,

einen Überschuß ihrer Einwohner den

pflegte.

Die natür-

daß diese Bergländer

stets

durch historische Umwäl-

zungen entkräfteten, tiefergelegenen Landschaften abtreten konnten.

1)

Von Belgrad

bis

Medua rechnet man

in der Luftlinie

340 Kilometer.

10

Erstes Buch.

Erstes Kapitel.

Nach neueren Untersuchungen Bevölkerung die

in

Bergländer

sind Bosnien

sind bei den Verschiebungen der unseren Zeiten aktiv die Herzegowina, Montenegro,

Nordalbaniens

und

und Makedoniens. Ungleichartig von Novipazar. Passiv ist Dal-

die Landschaft

matien und das Königreich Serbien beide erhalten

eine Verstärkung

in

seinen

heutigen Grenzen;

Bevölkerung durch einen langsamen Zuzug neuer Einwohner aus den Bergländern in der Mitte zwischen beiden Gebieten ^). Ebenso werden in Bulgarien ihrer

die Ebenen an der Donau und in Thrakien allmähhch neu besiedelt von der Gebirgsbevölkerung des Balkans und der Rhodope 2). Denselben Entwicklungsgang finden wii' in der älteren Ge-

schichte dieser Länder.

Unter den slawischen Stämmen, welche den Balkanländern niedergelassen haben, waren die eigentlichen Serben ursprünglich ein Binnenvolk, das abseits von der sich in

Donau und dem Meer lichen

Morava

hauste.

in

den Tälern des Lim, Ibar und der west-

Von

dort

erweiterten

sie

ihre

Macht

in

der Richtung zur adriatischen Küste und hatten einige Zeit ihren

Schwerpunkt in den Landschaften von Dioklitien (oder Zeta) am See von Skutari. Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts begann der führende Teil der Nation einen Vorstoß gegen Osten, zu den Straßen, die von der Donau zum Agäischen Meere führen. Ein

neues Zentrum

des Volkes wurde die Landschaft bei der Burg Kas am Flusse Raska, einem Nebenfluß des Ibar, die Gegend des

heutigen Novipazar, ein hochgelegenes Gebiet (an 550 Meter),

am

Kreuzpunkt wichtiger Wege in der IVIitte der waldigen Bergländer zwischen Tara und Morava gelegen ^). Die Autorität der Könige von Dioklitien mußte bald der Macht der „großen Zupane^' von Ras weichen, der Familie des Nemanja. Die Eroberung der beiden fruchtbaren Becken gerade in der Mitte des nördlichen Teiles der Halbinsel, des Beckens des Weißen Drim mit den Städten Pec und Prizren und des Amselfeldes, verschob den Mittelpunkt weiter gegen Süden. Ped wurde für fünf Jahrhunderte der Sitz des Oberhauptes der serbischen Nationalkirche. Cvijic, Naselja 1 (1902) S. CCX. Fürstentum Bulgarien 48 f. Miletic, Das Ostbulgarische (Wien, Baikaukommission der Kaiser!. Akademie 1903) 10 f. 1)

2)

Mein

3) Altserb. Ras, mask., 'Püaov der Byzantiner.

11

Die Natur des Landes und ihr Einfluß auf die Geschichte.

Im

Jahrhundert

13.

neue Offensive der Serben.

eine

folgte

Gegen Norden wendeten sie sich in das untere Moravatal, um dessen Besitz zuvor Ungarn und Bulgaren miteinander gestritten haben, und weiter abwärts zur Donau, in der Gegend zwischen Gegen der Savemündung und den Engen des Eisernen Tores. ISüden machten sie

bei

dem

raschen

Verfall

des

nach der Vergroße

treibung der Lateiner restaurierten byzantinischen Reiches Fortschritte

Makedonien.

in

zum Kaiser

Stephan Dusan, welcher sich 1346

der Serben und Griechen krönen

ließ,

besetzte

während

der Bürgerkriege zwischen den Griechen ganz Makedonien (außer Innere Wirren Thessalonich), Albanien, Epirus und. Thessalien.

aber bald darauf das Vordringen eines neuen

erleichterten

keren

Griechen,

den, an

osmanischen

Türken,

auch gegen die Serben.

als

Despoten des

Am

der

Eroberers,

15.

Der

stär-

gegen

die

serbische Staat

der

sowohl

Jahrhunderts hatte seine Basis wieder im Nor-

der Donau, in

Belgrad und in Sraederevo

(bis

1459).

Macht der Osmanen von den einheimischen Fürsten die Crnojevici in den gewaltigen Gebirgen oberhalb des Golfes von Cattaro und des Sees von längsten jedoch behaupteten sich gegen die

Skutari.

Als in neueren Zeiten die Grenzen des osmanischen Weltreiches wieder zurückgingen, erfolgte die Bildung neuer serbischer

Staaten gerade auf IMittelalters

:

in

dem Boden

der letzten politischen Gebilde des

den unwegsamen Bergen von Montenegro bei dem

von den Crnojevidi im Jahre 1485 gestifteten Kloster von Cetinje und im Waldland der Sumadija, nicht weit südlich von Belgrad

und von der Burg der Despoten

in

Smederevo.

Zweites Kapitel. Thraker, Hellenen, Kelten

Illyrier,

Noch unlängst glaubte man, von Professor

die

Balkanhalbinsel

Neuere Untersuchungen

eine Eiszeit gehabt.

Cvijic in Belgrad,

^).

seit

habe nie

1896, besonders

haben nachgewiesen, daß

in der-

selben Zeit, in welcher die Gletscher der Südalpen in die Po-Ebene

und dadurch

herabreichten

die jetzigen

oberitalischen Seen

ent-

standen sind, auch die Gebirge der Balkanhalbinsel Gletscher besaßen

Spuren dieser glazialen Periode wurden nachgewiesen

-).

auf den höchsten Bergen von Bosnien, der Herzegowina, Monte-

1)

Die prähistorischen Altertümer der südslawischen Länder sind

besten erforscht in Bosnien von M.

Truhelka

Hoernes,

V.

Radimsky,

F.

am

Fiala,

Über Serbien die Arbeiten von M. Valtrovic, S. TroDas meiste in Zeitschriften: Glasnik bos., Wiss. Mitt., Vjesnik arheol., Starinar, Glas. Ein Handbuch vom Berghauptmann V. Radimsky, Die prähistorischen Fundstätten, ihre Erforschung und Behandlung, mit besonderer Rücksicht auf Bosnien und "die Hercegovina, Sarajevo 1891 mit 3.37 Abb. (auch in serbokroat. Ausgabe). Wilhelm C.

u.a.

janovic und M. Vasic.

Tomas chek.

Die alten Thraker,

1893—1894,

Hefte (aus den SB.W.Akad. Bd. 128, 130, 131).

Illyrier

3

gibt

es

bisher

Paul Kretschmer,

keine

eine ethnologische Untersuchung,

erschöpfende

Darstellung.

Wien

Über die Die Sprachen:

Einleitung in die Geschichte der griechischen Sprache,

Göttingen 1896 (Kap. VII Die Thraker, VIII Die illyrischen Stämme^ Wichtig für die Völkerkunde Illyriens sind die zahlreichen Abb. von Dr. C.

Patsch

in

den Wiss. Mitt.

Penck, Die

2) A.

Eiszeit auf der Balkanhalbinsel: Globus Bd. 78 Cvijic, L'epoque glaciaire dans la p^ainsule des Balcans: Annales de geographie 9 (1900) 359—372. Derselbe, Neue Ergebnisse

(1900) 183

f.

J.

über die Eiszeit auf der Balkanhalbinsel: Mitteilungen der Gesellschaft in Wien, Bd. 47 (1904) 149 f.

k.

k.

geograph.

13

Thraker, Helleneu. Kelten.

lllyrier,

negro und Nordalbanien,

ebenso auf

Makedonien und auf der Rila

dem

Sar,

dem

Peristeri

in

Die Gletscher be-

in Bulgarien.

fanden sich meist nur auf der Nord- und Nordostseite der Gebirge, mit kurzen Gletscherzungen, selten in die Täler hinabsteigend.

Am

tiefsten lag die glaziale Schneegrenze an der Adria im Dinarischen

Küstengebirge, so

tief,

ungefähr 1400 Meter über

dem Meere, demnach

wie gegenwärtig an der norwegischen Küste in der Gegend

von Bergen

;

sie stieg

landeinwärts, ebenso wie heute in Norwegen,

von West nach Ost allmähhch empor.

Auch

menge war im Diluvium im Westen größer

die Kälte

und Regen-

im Osten. Unterhalb der Gebirge befanden sich zahlreiche Seen, aus denen sich bei dem sinkenden Wasserstand die heutigen Becken der Karstpoljen entwickelten tief

Auch

^).

die

als

zwischen riesigen Steilwänden

eingeschnittenen Durchbruchstäler, die großartigen Canons der

oberen Narenta, der Tara (an 800 bis 1000 Meter

tief)

und der

Piva zeugen von einer mächtigen Erosion in einer Periode mit größeren Wassermengen. tiefe

Hälfte der Adria

Die nördliche,

mag

seichte,

nur bis 200 Meter

(nach Cvijic) schon damals bestanden

haben, bis auf die Küsteninseln und Klippen Dalmatiens, die erst bei

der fortschreitenden Senkung

als Reste des

des Adriatischen

Küstenlandes

eingesunkenen Festlandes stehen geblieben

sind.

Diese

Senkung des dinarischen Systems schreitet auch in der historischen Zeit fort. Sie ist bemerkbar am See von Skutari, dessen Grund seit dem Diluvium unter das Meeresniveau gesunken ist, und an einigen Bauten der römischen und frühmittelalterlichen Zeit an den Küsten Istriens und Dalmatiens. Im Osten der Halbinsel hat man dagegen eine Hebung des Landes beobachtet. Nach der Eiszeit trat in den Balkanländern ein wärmeres, feuchtes Klima ein, mit einer reichen Vegetation und großen Urwäldern. Aber noch in der historischen Zeit galten die nördlichen Gebiete der Halbinsel bei den Griechen und Römern als rauh und unwirtlich. Bei einem Winterfeldzug im heutigen Strandzagebirge, nordwestlich von Bjzanz, litten die Griechen Xenophons im tieten Schnee arg unter der Kälte, bei welcher Wein und Wasser ge-

1)

Cvijic, Die Karstpoljen: Abhandlungen der

schaft in

Wien

3 (1901) 81

ff.

k.

k.

geogr.

Gesell-

Erstes Buch.

14

Zweites Kapitel.

und beneideten die Thraker um ihre warmen Pelzmützen und Mäntel ^). Die Römer kannten den frühzeitigen, rauhen und schneereichen Winter der Berge von Illyricum, der Täler des

fror,

Hämus und schildert

furchtbaren Winterstürme in

die

dem Hause, denn

gehe dabei aus Reiter samt

zu werfen,

Donau

der Provinzen an der unteren

Roß

wo

in die Lüfte zu

er

den Tod finde

Prokopios

-).

Niemand

Dalmatien.

vermöge einen

der Windstoß

heben und wieder zum Boden

^).

Die Nachricht

übertrieben,

ist

aber in unseren Tagen haben Bora und Scirocco auch Züge der schmalspurigen Eisenbahnen

neuen

Damm

vom

1904 bei Clissa oberhalb Salona und

dert,

heruntergeschleu-

an der

bei Ostrozac

oberen Narenta. In den Wäldern der ältesten Zeit hauste eine Fauna großer Tiere.

Löwen gab

es

zwischen den Flüssen Nestos (Mesta) in

Auf dem

der Rhodope und Acheloos (Aspropotamo) in Atolien.

Durchmarsch des Königs Xerxes durch das Küstenland Makedoniens beunruhigten die

sie,

wie Herodot erzählt, Abgebildet sind

Kamele des Lagers.

Skulpturen, Jagd- und Reiterbildern. die

vielen

steinernen

Grablöwen

in

sie

den Nächten

in

auf den thrakischen

Aus der Römerzeit stammen den Nekropolen der Donau-

städte.

im

Wilde Rinder zweifacher Art belebten die Waldwiesen noch Als der Stammvater einiger Varietäten unseres

Mittelalter.

Hausrinds der

gilt

Römer (Bos

(ßosg äyQioi)

in

der jetzt ausgestorbene primigenius).

der

Ur

urus

oder Auerochs,

Herodot erwähnt diese wilden Stiere

Nähe des Golfes von

Ihre langen

Salonik.

Hörner dienten den thrakischen Fürsten, ebenso wie den Germanen Der Dakerkönig trank aus als Trinkgefäße.

in der Zeit Cäsars,

einem mit Gold eingefaßten Hörn

{ßoög

Kaiser Trajan aus der Kriegsbeute

dem Zeus Kasios widmete

ocqov

ytegag),

welches *).

Varro kennt in Cäsars Zeit eine wilde Art der Hausrinder (boves

1)

Xenophon,

Anabasis VII cap.

Strabo VII Tacitus, Annales IV 2)

3) Prokopios ed.

p.

317.

cap.

Haury

51.

V

4.

Vellejus Paterculus Geographi cap.

lat.

II

cap.

minores ed. Riese

15 (de belle goth.

I,

15).

4) Anthologia Palatina VI, 332 (ein Gedicht Hadrians).

p.

113.

12L

Illyrier,

Auch im

,

Mittelalter

tur

slawisch

15

im Lande der Maden und in Thrakien ^). war der Auerochs in Osteuropa wohlbekannt, turica), rumänisch bouru (daher Ortsname

Dardanien

in

perferi)

Thraker, Hellenen, Kelten.

(fem.

Boureni)

genannt.

Bosnien,

iSerbien,

Zahlreiche Ortsnamen in Krain, Dalmatien, Makedonien und Bulgarien sind von tur ab-

Landschaft Turopolje (das „Auerochsenfeld'') bei Agrara, Dörfer Turovo, Tuija, Turica, Turici, Turjane u. a. '-). Auerochsen jagten noch die heidnischen Bulgaren, wie an den Knochengeleitet:

funden im Lager von Aboba zu sehen bulgariens.

Als der serbische

ist, in den Wäldern OstKönig Stephan der Erstgekrönte turice) von König Andreas IL von

(um 1215) solche Tiere (tari i Ungarn zum Geschenk erhielt, dürften sie in Serbien schon eine Seltenheit geworden sein ^). Daraals war der Auerochs noch verbreitet im Karpathengebiet, wo die Moldau, ebenso wie der Kanton im Wappen führt. Verschieden vom Auerwar der behaarte Wisent (Bison europaeus), die „iubati

Uri, einen Stierkopf

ochsen

bisontes" des Plinius, mit verhältnismäßig kleinen, nach rückwärts

gewendeten

Hörnern,

unseren

in

Litauen und im Kaukasus gehegt.

Tagen noch

Bialystok

bei

Im Altertum war

in

er in großer

Zahl vorhanden in den Wald wüsten der Hämusländer, besonders im Stromgebiete des Strymon und Axios ^). Noch in der Kaiserzeit

pflegte

hetzen

man

in

Rom

den päonischen Wisent

des Amphitheaters

südlich der

Donau

selten

vorzuführen.

geworden.

Im

b