Gesamtausgabe (MEGA): Band 29 Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats 9783050076256, 9783050033655

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Gesamtausgabe (MEGA): Band 29 Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats
 9783050076256, 9783050033655

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(MEGA

KARL MARX FRIEDRICH ENGELS GESAMTAUSGABE (MEGA) ERSTE ABTEILUNG WERKE • ARTIKEL • ENTWÜRFE BAND 29

Herausgegeben vom Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung Berlin und vom Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion

FRIEDRICH ENGELS DER URSPRUNG DER FAMILIE DES PRIVATEIGENTUMS UND DES STAATS TEXT

(ff DIETZ VERLAG BERLIN 1990

Redaktionskommission der Gesamtausgabe: Günter Heyden und Georgi Smirnow (Leiter), Georgi Bagaturija und Erich Kundel (Sekretäre), Rolf Dlubek, Heinrich Gemkow, Rolf Hecker, Nikita Kolpinski, Wera Morosowa, Michail Mtschedlow, Richard Sperl und Witali Wygodski Redaktionskommission der Ersten Abteilung: Rolf Dlubek (Leiter), Nikita Kolpinski, Erich Kundel, Richard Sperl und Inge Taubert Bearbeitung des Bandes: Joachim H e r m a n n und Hansulrich Labuske (Leiter), Christian Mileta und Ursula Peters Gutachter: Anneliese Griese, Renate Merkel, Jakow Rokitjanski und Alla Rybikowa Marx, Karl: Gesamtausgabe : (MEGA) / Karl Marx; Friedrich Engels. Hrsg. vom Inst, für Geschichte der Arbeiterbewegung Berlin u. vom Inst, für Marxismus-Leninismus beim ZK d. KPdSU. - Berlin : Dietz Verl. [Sammlung]. Abt. 1. Werke, Artikel, Entwürfe Bd. 29. Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats / Friedrich Engels Text. - 1990. - 49, 569 S. : 11 Abb. Apparat. - 1990. - S. 571-898 I.Abt. ISBN 3-320-00000-4 Bd. 1/29 ISBN 3-320-00019-5

Text und Apparat Mit 11 Abbildungen © Dietz Verlag Berlin 1990 Lizenznummer 1 • LSV 0046 Technische Redaktion: Heinz Ruschinski und Waltraud Schulze Korrektur: Hanna Behrendt und Barbara Boehnke Einband: Albert Kapr Typografie: Albert Kapr/Horst Kinkel Schrift: Timeless-Antiqua und Maxima Printed in the German Democratic Republic Gesamtherstellung: INTERDRUCK Graphischer Großbetrieb Leipzig 111/18/97 Papierherstellung: VEB Druck- und Spezialpapiere Golzern Best.-Nr. 7448195 13500

Inhalt Einleitung Editorische Hinweise

Text 9*

Apparat

44*

Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen

579

FRIEDRICH ENGELS: DER URSPRUNG DER FAMILIE, DES P R I V A T E I G E N T U M S UND DES S T A A T S Vorbereitende Notiz zum „Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats"

3

583

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. Im Anschluß an Lewis H.Morgans Forschungen. Hottingen-Zürich 1884 Vorwort I. Vorgeschichtliche Kulturstufen I. Wildheit II. Barbarei II. Die Familie III. Die irokesische Gens IV. Die griechische Gens V. Entstehung des athenischen Staats VI. Gens und Staat in Rom VII. Die Gens bei Kelten und Deutschen VIII. Die Staatsbildung der Deutschen IX. Barbarei und Zivilisation

7 11 13 13 17 20 41 53 63 72 78 87 96

586

5*

Inhalt

Text 117

Apparat

Nota aggiunta pel lettore italiano

118

704

Note til den danske laeser

119

706

Vorbereitende Notizen zur 4. Auflage des „Ursprungs der Familie, des Privateigentums und des Staats"

121

708

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. Im Anschluß an Lewis H.Morgans Forschungen. 4. Auflage. Stuttgart 1892 Inhalt Vorworte I. Zur ersten Auflage 1884 II. Zur vierten Auflage 1891 I. Vorgeschichtliche Kulturstufen I. Wildheit II. Barbarei II. Die Familie III. Die irokesische Gens IV. Die griechische Gens V. Entstehung des athenischen Staats VI. Gens und Staat in Rom VII. Die Gens bei Kelten und Deutschen VIII. Die Staatsbildung der Deutschen IX. Barbarei und Zivilisation

125 129 130 130 132 145 145 147 150 194 207 214 223 232 243 253

713

275 279 281 283 283 284 287 304 314 320 327 332 339

787

Inhalt

ANHANG L'origine della famiglia, della proprietà privata e dello stato. In relazione alle ricerche di Luigi H.Morgan Federico Engels (Cenno biografico) Prefazione I. Gradi di cultura preistorica I. Stato selvaggio II. Barbarie II. La famiglia III. La Gente irocchese IV. La Gente greca V. Nascita dello stato ateniese VI. Gente e stato in Roma VII. La Gente nei celti e nei tedeschi Vili. La formazione dello stato dei tedeschi

6*

Inhalt

Text

Apparat

Famiiiens, privatejendommens og statens oprindelse. I tilslutning til Lewis H. Morgans undersogelser Forord 1ste afsnit. Forhistoriske kulturtrin I. Vildhed II. Barbari 2det afsnit. Familien 3dje afsnit. Den irokesiske stammeslaegt (gens) 4de afsnit. Den graeske gens 5te afsnit. Den athenske stats oprindelse 6te afsnit. Gens og stat i Rom 7de afsnit. Gensen hos Kelter og Tyskere 8de afsnit. Tyskernes statsdannelse Niende kapitel. Barbari og civilisation

363 367 369 369 370 373 390 400 406 413 418 425 432

802

L'origine de la familie, de la propriété privée et de l'État (Pour faire suite aux travaux de Lewis H. Morgan) Avant-propos I. Pour la première édition de 1884 II. Pour la quatrième édition de 1891 I. Stades de culture préhistoriques I. État sauvage II. Barbarie II. La famille III. La gens iroquoise IV. La gens grecque V. Genèse de l'État athénien VI. La gens et l'État à Rome VII. La gens chez les Celtes et les Germains VIII. La formation de l'État des Germains IX. Barbarie et civilisation Table des matières

447 451 451 452 462 462 463 466 503 514 520 528 535 545 553 569

809

IX. Barbarie e civilizzazione Indice

347 362

REGISTER Literaturregister I. Arbeiten von Marx und Engels II. Arbeiten anderer Autoren III. Periodica

833 833 834 840

7*

Inhalt Text

Apparat

Namenregister

843

Ethnographisches Register

856

Sachregister

861

Verzeichnis der A b b i l d u n g e n Vorbereitende Notiz zum „Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats"

5

Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigenthums und des Staats. Hottingen-Zürich 1884. Titelblatt

9

Karl Marx: Konspekt zu Lewis Henry Morgan: Ancient society. London 1877. Seite 1

15

Lewis Henry Morgan: Ancient society. London 1877. Titelblatt

55

Die Neue Zeit. Stuttgart. Jg. 2. 1884. Seite 420 mit Karl Kautskys einleitenden Bemerkungen zum Vorabdruck von Engels' Vorwort zur I.Auflage des „Ursprungs ..."

115

Vorbereitende Notizen zur 4. Auflage des „Ursprungs der Familie, des Privateigentums und des Staats"

123

Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigenthums und des Staats. 4. Auflage Stuttgart 1892. Titelblatt

127

Die Neue Zeit. Stuttgart. Jg. 9. 1890-1891. Bd. 2. Seite 460 mit dem Beginn des Vorabdrucks von Engels' Vorwort zur 4. Auflage des „Ursprungs ..."

133

Federico Engels: L'origine della famiglia, della proprietà privata e dello stato. Benevento 1885. Titelblatt

277

Friedrich Engels: Familjens, Privatejendommens og Statens Oprindelse. Kabenhavn 1888. Titelblatt

365

Frédéric Engels: L'origine de la famille, de la propriété privée et de l'État. Paris 1893. Titelblatt

449

8*

Einleitung Der vorliegende thematische Band enthält Friedrich Engels' Werk „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. Im Anschluß an Lewis H. Morgans Forschungen". Er beinhaltet die 1. Auflage, die Anmerkungen über die Markgenossenschaft, die Engels für die italienische und die dänische Ausgabe schrieb, sowie die überarbeitete und erweiterte 4. Auflage aus dem Jahre 1892. Ferner werden die vorbereitenden Notizen zur 1. und 4. Auflage sowie im Anhang die von Engels autorisierten Übersetzungen ins Italienische (1885) und Dänische (1888) sowie ins Französische (1893) abgedruckt. Der italienischen Ausgabe ist eine kurze Biographie von Engels vorangestellt, die gleichfalls wiedergegeben wird (siehe S. 279/280). Die Entstehung des „Ursprungs ..." fällt in eine Zeit tiefgreifender ökonomischer und sozialer Wandlungen, die die Arbeiterbewegung auf allen Gebieten mit neuen Aufgaben konfrontierten. In den fortgeschrittenen Industrieländern war die bürgerliche Umwälzung im wesentlichen abgeschlossen. Die Bourgeoisie hatte ihre Herrschaft gegenüber den Kräften der feudalen Reaktion unumkehrbar durchgesetzt. Der Kapitalismus entwickelte sich zum Weltsystem und verwandelte die Länder Südamerikas, Asiens und Afrikas mehr und mehr in Objekte seiner kolonialen und halbkolonialen Ausbeutung. Seit Beginn der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts zeichnete sich eine neue welthistorische Epoche ab, die Epoche des Übergangs vom Kapitalismus der freien Konkurrenz zum Imperialismus. Die Entwicklung von Wissenschaft und Technik stimulierte ein bis dahin ungekanntes Wachstum der Produktivkräfte. Zugleich aber zeigten sich Anzeichen, daß die Klassenherrschaft der Bourgeoisie die weitere Entfaltung der Produktivkräfte zu behindern

9*

Einleitung

begann. In der Entwicklung der Natur- und mehr noch der Gesellschaftswissenschaften ließen sich erste Symptome dafür finden, daß die Phase, in der die Bourgeoisie der Träger des welthistorischen Fortschritts war, der Vergangenheit angehörte. Diese Rolle ging auf das Proletariat über. Ein Symbol für den Beginn dieser neuen Epoche war die Pariser Kommune. Z u m ersten M a l e hatte die Arbeiterklasse versucht, die politische Herrschaft zu errichten. Nach ihrem Scheitern stand die proletarische Revolution zunächst nicht auf der Tagesordnung. Das Proletariat sammelte seine Kräfte, um sich ideologisch und organisatorisch auf die künftigen Schlachten vorzubereiten. In den meisten kapitalistischen Ländern konstituierten sich spätestens im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Arbeiterparteien, als deren theoretische Grundlage sich in zunehmendem M a ß e der Marxismus durchsetzte. Jedoch war die Durchsetzung des Marxismus in der internationalen Arbeiterbewegung ein komplizierter, von Rückschlägen nicht freier Prozeß. M a r x und Engels griffen wiederholt mit Analysen und konkreten Hinweisen in ihn ein. V o r allem galt es, das Verständnis für die historische Mission der Arbeiterklasse zu vertiefen. Die weitere Ausarbeitung des Marxismus in allen seinen Bestandteilen als der wissenschaftlichen Weltanschauung der Arbeiterklasse wurde zum vordringlichen Bedürfnis. Einen wesentlichen Beitrag dazu hatte Engels in seiner Schrift „Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft (Anti-Dühring)" (MEGA® I/27. S. 217-483) geleistet. Bei Abfassung dieser Arbeit hatte er noch die unmittelbare Mithilfe von M a r x in A n s p r u c h nehmen können. Die erste größere Arbeit, die Engels nach dem T o d e seines Freundes publizierte, war der „Ursprung ...". A u c h sie verdankt ihr Entstehen wesentlich der A n r e g u n g durch Marx, so daß Engels sie als „gewissermaßen die Vollführung eines Vermächtnisses" (S. 11) bezeichnete. Die Thematik des „Ursprungs ..." bot Engels die Gelegenheit, auf historischem Hintergrund Fragen von höchster Brisanz zu behandeln, die sowohl die aktuellen Kampfaufgaben des Proletariats als auch sein Fernziel, den Sturz der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, betrafen, und zugleich fachwissenschaftliche Fragen durch beispielhafte A n w e n d u n g der historisch-dialektischen M e t h o d e der Lösung näherzuführen. Über diese Zielstellung äußerte sich Engels selbst: Für die „Gesamtanschauung" des wissenschaftlichen Sozialismus und für dessen menschheitsgeschichtliche Stellung, für die Erkenntnis des W e s e n s v o n Privateigentum, Familie und Staat sollte das W e r k „besondre Wichtigkeit haben". So schrieb er am 26. April 1884 an Karl Kautsky. Engels erreichte diese Absicht, indem er die historischen Zusammenhänge zwi-

10*

Einleitung

sehen U r k o m m u n i s m u s und Klassengesellschaft b e z i e h u n g s w e i s e Zivilisation, z w i s c h e n der H e r a u s b i l d u n g v o n Privateigentum und der Entstehung v o n Gesellschaftsklassen und Staat, z w i s c h e n sozialökonom i s c h e r Entwicklung und Entwicklung der Familie darstellte. Damit wurden g r u n d l e g e n d neue Einsichten vermittelt, die den historischen M a terialismus und die dialektisch-materialistische W e l t a n s c h a u u n g weiter ausprägten. Die G e s c h i c h t e der Entstehung des W e r k e s sowie der Überarbeitung für die 4. A u f l a g e läßt s i c h aufgrund z a h l r e i c h e r Q u e l l e n rekonstruieren (siehe S. 5 8 6 - 6 1 9 und 713-731). A m 16. Februar 1884 s c h r i e b Engels, n a c h d e m er im N a c h l a ß v o n M a r x auf die Konspekte zu Lewis H e n r y M o r g a n gestoßen war, begeistert an Kautsky: „ Ü b e r die Urzustände d e r Gesellschaft existirt ein entscheidendes Buch, so e n t s c h e i d e n d w i e D a r w i n für die Biologie, es ist natürlich w i e d e r v o n M a r x entdeckt w o r d e n : M o r g a n , A n c i e n t Society, 1877." Es handelte s i c h u m das Buch des a m e r i k a n i s c h e n Ethnographen M o r g a n „ A n c i e n t society; o r researches in the lines of human progress f r o m savagery t h r o u g h barbarism to civilization", L o n d o n 1877. Engels würdigte im selben Brief aufgrund des M a r x s c h e n Konspekts den Beitrag v o n M o r g a n zur wissenschaftlichen Erforschung und Erkenntnis d e r frühen M e n s c h h e i t s g e s c h i c h t e und ihrer Institutionen. Er würde, hätte er d i e Zeit, „den Stoff, mit M a r x ' Noten, fürs Feuilleton des S[ozial-] D[emokraten] o d e r die N e u e Zeit bearbeiten". Er habe das Buch bereits vor fünf W o c h e n , also in der ersten Januarhälfte, bestellt, es bis z u m 16. Februar j e d o c h n o c h nicht erhalten. N o c h im selben Jahr, a m 3. O k t o b e r 1884, erledigte Engels die letzten Korrekturen an s e i n e m v o m V e r l a g d e r V o l k s b u c h h a n d l u n g in Hotting e n - Z ü r i c h h e r a u s g e g e b e n e n W e r k „ D e r U r s p r u n g d e r Familie, des Privateigentums und des Staats. Im A n s c h l u ß an Lewis H. M o r g a n s Fors c h u n g e n " (siehe Engels an H e r m a n n Schlüter, 3. O k t o b e r 1884). N a c h w i r k u n g e n der im W i n t e r 1883/1884 d u r c h s t a n d e n e n Krankheit, die p s y c h i s c h e Bürde, die nach d e m T o d v o n M a r x auf Engels lastete, sowie vor allem die g r o ß e Verpflichtung, die n u n m e h r auf rhm bei der weiteren A u s a r b e i t u n g und Propagierung der T h e o r i e des M a r x i s m u s , bei der Beratung d e r revolutionären A r b e i t e r b e w e g u n g und bei d e r Erfüllung des w i s s e n s c h a f t l i c h e n V e r m ä c h t n i s s e s von M a r x ruhte, ließen Engels zunächst mit d e r Bearbeitung z ö g e r n ; d e r N a c h l a ß v o n M a r x w a r zu sichten, der zweite und dritte Band des M a r x s c h e n H a u p t w e r k e s „Das Kapital" w a r e n zu bearbeiten. W e n n sich Engels d e n n o c h entschloß, nicht nur den Konspekt v o n

11*

Einleitung

Marx zu verarbeiten, sondern eine zusammenhängende Darstellung zu theoretischen und weltanschaulichen Grundfragen des Marxismus zu geben, so lagen dem Forderungen zugrunde, die aus den geistigen Auseinandersetzungen und dem ideologischen Klassenkampf seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts hervorgingen. Grundfragen wie die nach den Anfängen gesellschaftlicher Ordnung, nach den ursprünglichen Formen des Eigentums, der Produktion, Distribution und des gesellschaftlichen Zusammenlebens, nach der Rolle von Familie, Stammeswesen und Staat hatten Marx und Engels teilweise bereits in ihrem gemeinsamen Werk „Die deutsche Ideologie" erörtert. Das Wesen einer vorklassengesellschaftlichen Formation und deren innere Zusammenhänge vermochte Marx jedoch selbst in seinen „Grundrissen der Kritik der politischen Ökonomie" von 1857/58 mangels zureichender Quellen und Kenntnisse noch nicht zu behandeln (siehe MEGA® 11/1.2. S. 378-415). Sowohl Marx als auch Engels verfolgten daher fortwährend die Forschungsergebnisse, die zur menschlichen Frühgeschichte publiziert wurden. Aus der drängenden Aktualität der Fragestellungen und der langjährigen Beschäftigung mit Grundfragen der frühen Geschichte erklärt sich, daß Engels schließlich in wenigen Wochen das Manuskript des „Ursprungs ..." niederschreiben konnte. Engels hatte das Werk in der vorliegenden Form also nicht langfristig geplant. Insofern gab es keine „Vorstudien" im engeren Sinne, die im Hinblick auf die Ausarbeitung des „Ursprungs ..." angelegt worden wären. Mit der Niederschrift des Werkes begann Engels Anfang April 1884, nachdem er Marx' Konspekt zu Morgans Buch „Ancient society" durchgearbeitet und das Buch selbst zumindest teilweise gelesen hatte. Die Arbeit von Morgan gab Antwort auf zahlreiche Fragen der Gesellschaftsgeschichte, die Marx und Engels seit Jahrzehnten beschäftigt hatten. Erst aufgrund dieser langjährigen Studien, in deren Verlauf Marx auch Morgan konspektiert hatte, konnten die Ergebnisse von Morgan durch Marx und Engels gewürdigt und in die weitere Ausarbeitung des historischen Materialismus einbezogen werden. Engels hatte erste Studien zur Frühgeschichte europäischer Völker schon in der Jugend betrieben. Sie begannen mit Exzerpten, Notizen, Anstreichungen und der Anlage von Geschichtsheften während der Gymnasialzeit (siehe Friedrich Engels: Geschichtsheft I. Alte Geschichte. In: M E G A ® IV/1. S.439-535). Später kamen Studien zur keltischen Geschichte, insbesondere zur Geschichte Irlands, hinzu (1869/1870). Ferner beschäftigte er sich ausführlich mit skandinavischer Kulturgeschichte und Philologie. Eine wichtige Rolle spielten dabei die

12*

Einleitung

Arbeiten von Jens-Jacob Asmussen Worsaae. Ausgedehnte und gründliche Untersuchungen galten der Geschichte von Grundeigentum und Gesellschaft germanischer Stämme. Die Beschäftigung mit Reformation und Bauernkrieg, der ersten frühbürgerlichen Umwälzungsperiode in der deutschen und europäischen Geschichte, hatte 1850 zur Ausarbeitung des Werkes „Der deutsche Bauernkrieg" (MEGA® 1/10. S.367-443) geführt, in dem Engels unmittelbar nach der Niederlage der bürgerlich-demokratischen Revolution von 1848/49 die revolutionäre Kraft der Bauern in der Geschichte unter dem Gesichtspunkt ihrer zukünftigen Rolle in revolutionären Perioden als potentieller Bundesgenosse der Arbeiterklasse untersuchte. Etwa Ende 1873 wandte sich Engels von neuem dem Studium der deutschen Geschichte zu. Er beabsichtigte, für den „Volksstaat", das Zentralorgan der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, einen Artikel „über Deutschland" zu schreiben (Engels an Wilhelm Liebknecht, 27. Januar 1874). Doch im Prozeß der Arbeit gelangte er zu der Auffassung, daß die Ergebnisse in einer größeren Studie dargestellt werden müßten (siehe ebenda). Der Plan ließ sich jedoch nicht verwirklichen. Überliefert ist nur ein zweiteiliges Manuskript aus seinem handschriftlichen Nachlaß, das unter dem Titel „Varia über Deutschland" in die marxistische Literatur eingegangen ist (siehe MEGA® I/24. S. 340-350 und 1028-1052). Aus dem Werk „Der deutsche Bauernkrieg" ergaben sich Fragen nach dem Ursprung der Verhältnisse, unter denen die Bauern während des Mittelalters in Hörigkeit und Leibeigenschaft geraten waren. Solche Fragen waren bereits in der „Deutschen Ideologie" aufgeworfen worden. Marx hatte sie später unter anderem an rheinländischen Verhältnissen studiert und sodann die agrar- und verfassungsgeschichtlichen Arbeiten von Justus Moser und vor allem von Georg Ludwig von Maurer ausgewertet. Er hatte Engels nachdrücklich auf Maurer aufmerksam gemacht. Am 25. März 1868 schrieb Marx an Engels: „Seine Bücher sind außerordentlich bedeutend. Nicht nur die Urzeit, sondern die ganze spätere Entwicklung, die freien Reichsstädte, der Immunität besitzende Gutsbesitzer, die öffentliche Gewalt, der Kampf zwischen freiem Bauernthum und Leibeigenschaft erhält eine ganz neue Gestalt." Engels nahm diese Anregung auf. Er verfolgte ebenso wie Marx aufmerksam die heftigen Diskussionen, die um die Ursprünglichkeit des Gemeineigentums an Grund und Boden sowie über die Formen seiner Auflösung und seines partiellen, rudimentären Fortbestehens unter mittelalterlichen Verhältnissen geführt wurden. In seiner Skizze über den Verfall des Feudalismus und das Aufkommen der Bourgeoisie, die nach

13*

Einleitung

1874, vermutlich 1884, geschrieben wurde und der Vorbereitung einer geplanten Neuauflage des „Deutschen Bauernkriegs" diente, gibt er eine Darstellung von Grundlinien deutscher Geschichte. Seit der 1861 erfolgten Aufhebung der Leibeigenschaft befaßten sich Marx und Engels intensiv mit Geschichte, Entwicklung und Perspektiven der russischen Bauernschaft und ihrer Stellung zu den anderen Klassen und Schichten Rußlands. Von besonderem Interesse war für sie das Schicksal der russischen Dorfgemeinde und die Haltung der Staatsmacht ihr gegenüber. Den ersten Veröffentlichungen von Engels zu diesem Themenkomplex, die 1875 im „Volksstaat" unter dem Titel „Flüchtlingsliteratur IV" und „Flüchtlingsliteratur V" erschienen (siehe M E G A ® I/24. S. 405-425), lag ein umfangreiches Literaturstudium zugrunde, das durch den ständigen Gedankenaustausch mit Marx ergänzt wurde (siehe M E G A ® I/24. S. 1073-1076). Die Fortexistenz des Gemeineigentums selbst unter degradierenden äußeren Bedingungen bewies dessen ursprüngliche Lebenskraft - dies war ein Gedanke, auf den Marx und Engels wiederholt zurückkamen. Auch im „Anti-Dühring" griff Engels die Frage der Ursprünglichkeit des Gemeineigentums auf. Im Kapitel „IV. Gewaltstheorie. (Schluß.)" schrieb Engels im Sommer 1877, in Auseinandersetzung mit der These von Eugen Dühring, derzufolge am Anfang der Geschichte der große Grundherr gestanden habe. Die Arbeiten Maurers seien Dühring total unbekannt geblieben. Damit aber fehle Dühring jede Bekanntschaft mit dessen epochemachenden Schriften über die ursprüngliche deutsche Markverfassung, die Grundlage des gesamten deutschen Rechts, sowie „mit der hauptsächlich durch Maurer angeregten noch stets anschwellenden Literatur, die sich mit dem Nachweis der ursprünglichen Gemeinschaftlichkeit des Grundbesitzes bei allen europäischen und asiatischen Kulturvölkern und mit der Darstellung seiner verschiedenen Daseins- und Auflösungsformen" beschäftigte (MEGA® I/27. S.366). Im Zusammenhang mit seinen Studien zur germanischen, fränkischen und mittelalterlich-deutschen Geschichte legte Engels eine Reihe von Exzerpten und Notizen an, die er später unmittelbar oder durch seine Ausarbeitung „Zur Urgeschichte der Deutschen" vermittelt für den „Ursprung ..." verwertete. Dazu gehören Exzerptheft XIII mit Auszügen aus dem I., IV. und VI. Buch von Caesars „Commentarii de bello Gallico", aus Germanien betreffenden Teilen von Strabons „Geographica", aus der „Germania" des Tacitus und aus Carl Fredrik Wibergs Schrift „Der Einfluß der klassischen Völker auf den Norden durch den Handelsverkehr. Aus dem Schwedischen von J. Mestorf", Hamburg 1867, sowie ein Exzerpt mit Auszügen aus Maurers „Geschichte der Markenverfas-

14*

Einleitung

sung in Deutschland", Erlangen 1856; weitere Dokumente enthalten unter anderem einen Auszug aus Paul Roths „Geschichte des Beneficialwesens von den ältesten Zeiten bis ins zehnte Jahrhundert", Erlangen 1850, kurze Exzerpte aus den „Annales" des Tacitus sowie eine Liste der Stellen aus der „Naturalis historia" des älteren Plinius, die Germanien betreffen (siehe M E G A ® I/25. S. 993/994). Mehrmals, jeweils unter verschiedenen Gesichtspunkten, studierte Engels Maurers „Einleitung zur Geschichte der Mark-, Hof-, Dorf- und Stadt-Verfassung und der öffentlichen Gewalt", München 1854. Ebenso wie Marx exzerpierte er 1876 aus der Schrift „Die Gehöferschaften (Erbgenossenschaften) im Regierungsbezirk Trier", Berlin 1863, von Georg Hanssen. Auf derartige Studien stützte sich Engels unter anderem bei der Abfassung der beiden Manuskripte „Zur Urgeschichte der Deutschen" und „Fränkische Zeit" ( M E G A ® I/25. S. 307-351 und 352-396), die Engels als Vorstudien zu einer umfassenden Bearbeitung der Bauernfrage ansah. Der deutsche Bauernkrieg galt Engels mehr und mehr „als Wendepunkt der ganzen deutschen Geschichte". Eine Neubearbeitung seines 1850 erstmals erschienenen Buches sollte daher in der 4. Auflage „vorne und hinten bedeutende historische Zusätze erhalten", wie er am 11. November 1884 an Eduard Bernstein schrieb. Die beiden genannten Manuskripte sind wahrscheinlich von Mitte 1878 bis April 1880 sowie September bis Dezember 1881 und Ende April bis Anfang August 1882 entstanden. Einige Zusätze sind möglicherweise angebracht worden, als Engels während der Arbeiten am „Ursprung ..." im Frühjahr 1884 die Manuskripte durchsah (siehe M E G A ® I/25. S. 991). Studien und Ausarbeitungen zur deutschen Frühgeschichte, insbesondere zur Geschichte der Bauern und des Bodeneigentums, hatte Engels also zur Hand, als er den „Ursprung ..." schrieb, und zwar Studien, die bereits weitgehend durchgearbeitet waren. Doch - und das zeigen die über die genannten Manuskripte hinausgehenden Ausführungen - führte die Analyse und Darstellung des welthistorischen Zusammenhangs Engels auch in Fragen der germanisch-deutschen Geschichte zu neuen Erkenntnissen. Als eine „Erstlingsfrucht" seiner „seit einigen Jahren betriebnen Studien über deutsche Geschichte" (Engels an August Bebel, 22. Dezember 1882) sah Engels die Mitte September bis zum 20. Dezember 1882 abgefaßte Studie „Die Mark" an. Diese Arbeit erschien im März 1883 als Anhang zur deutschen Ausgabe der „Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft" ( M E G A ® I/27. S. 628-643). Wesentliche Zusammenhänge von Naturgeschichte, Menschwerdung und Geschichte hatte Engels bereits 1876 in seiner Studie über den „Anteil der Arbeit an

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Einleitung

der M e n s c h w e r d u n g des A f f e n " (MEGA® 1/26. S. 88-99) sowie im „AntiD ü h r i n g " untersucht. Darin begründete er unter p h i l o s o p h i s c h e n Gesichtspunkten den Ü b e r g a n g von der b i o l o g i s c h e n zu einer höheren, der gesellschaftlichen B e w e g u n g s f o r m der M a t e r i e und stellte zugleich die dialektisch-materialistischen Z u s a m m e n h ä n g e dar, die diesen Qualitätsumschlag hervorriefen. Engels verfügte d e m n a c h über u m f a n g r e i c h e eigenständige, langfristig erarbeitete Studienergebnisse, als er sich zur Abfassung des „Ursprungs ..." entschloß. Die wichtigste und unmittelbare G r u n d l a g e j e d o c h waren M o r g a n s Buch „ A n c i e n t society" (siehe S. 597-600) s o w i e der Konspekt von M a r x . Bevor Engels beides in H ä n d e n hielt, w u ß t e er aus G e s p r ä c h e n und aus der K o r r e s p o n d e n z mit M a r x um die Existenz v o n M o r g a n s Buch. M a r x seinerseits w a r d u r c h M a x i m M a x i m o w i t s c h Kowalewskis Arbeit „OÖMMHHOE 3EMAEBAAAT>Hie, n p i m u H b i , XOAI> M N0CAT«ACTBifl ero pa3A0>KeHifl", MocKBa 1879, auf das W e r k v o n M o r g a n aufmerksam gew o r d e n . K o w a l e w s k i gab später an, er habe M o r g a n s Buch für M a r x aus A m e r i k a mitgebracht. M a r x hatte bereits im S o m m e r 1880 mit d e m Konspektieren des Buches v o n M o r g a n b e g o n n e n (siehe S. 586). M o r g a n war von C h a r l e s D a r w i n beeinflußt und hatte sein W e r k unter evolutionstheoretischen G e s i c h t s p u n k t e n g e s c h r i e b e n . Er verm o c h t e auf diese W e i s e erstmals die in jahrzehntelangen Studien gew o n n e n e n Kenntnisse über die frühe M e n s c h h e i t s g e s c h i c h t e in eine Entwicklungsreihe zu stellen, die mit der Naturwüchsigkeit des M e n s c h e n g e s c h l e c h t s nach d e m Heraustreten aus d e m T i e r r e i c h begann und bis in die Klassengesellschaft fortgeführt w u r d e . D u r c h die A n w e n d u n g des E n t w i c k l u n g s g e d a n k e n s auf die heiligsten Institutionen der b ü r g e r l i c h e n Gesellschaft w i e Familie, Privateigentum und Staat nahm er diesen den N i m b u s der Ewigkeit. Die Basis hierfür lag im A u f d e c k e n v o n g r u n d l e g e n d e n Z u s a m m e n h ä n g e n d e r vorstaatlichen Gesellschaft. Das G e m e i n e i g e n t u m an Produktionsmitteln in d e r G e n t i l o r d n u n g , in deren Mittelpunkt die G e n s stand, bestimmte nach M o r g a n diese O r d nung, und d e m o k r a t i s c h e Institutionen w i e V o l k s v e r s a m m l u n g , Räte sow i e v o m V o l k gewählte und v o n i h m abhängige Häuptlinge entsprachen ihr. Auf dieser G r u n d l a g e v e r m o c h t e er eine in sich schlüssige H y p o these über die G e s c h i c h t e d e r Familie zu entwickeln, die die i m m e r n o c h vertretene T h e s e v o n einer ursprüng|ichen M o n o g a m i e und einer „natürlichen", das heißt b i o l o g i s c h bedingten V o r h e r r s c h a f t des M a n nes in das Reich der Fabel verwies. M o r g a n entnahm seine Fortschrittskriterien vier Gebieten des gesellschaftlichen Lebens, die er w i e d e r u m in z w e i G r u p p e n teilte. Auf der

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einen Seite stehen die „inventions and discoveries", das heißt die Errungenschaften in der Naturbeherrschung, in Technik und Wissenschaft. Sie stehen nach M o r g a n „in serial relations along the lines of human progress, and register its successive stages". (Ancient society. S. VI). Auf sie gründete er daher sein Periodisierungsschema, wobei er der Ausweitung der Nahrungsquellen besondere Aufmerksamkeit widmete. Er teilte die seit dem 18. Jahrhundert zuerst von Adam Ferguson und Adam Smith, dann auch von anderen Forschern der Zivilisation gegenübergestellten Perioden der Wildheit und Barbarei in jeweils drei Subperioden und wies dabei rezenten beziehungsweise durch historische Berichte bekannten Völkerschaften mit vorstaatlicher Organisation jeweils einen bestimmten Platz auf der Skala zu. So wurde die Ethnographie mit der Geschichte verknüpft; daher besaß das Schema bedeutenden heuristischen Wert. Doch hafteten ihm auch M ä n g e l an. Abgesehen von Mißgriffen im Einzelfall, von denen die viel zu tiefe Einstufung der Bewohner von Hawaii der gravierendste ist, ergaben sich solche aus der evolutionistischen Konzeption Morgans, der den Fortschritt als einen kontinuierlichen, gleichförmigen Prozeß ansah. Viel zu wenig rechnete er mit Rück- und Sonderentwicklungen, die einen Rückschluß von Rezentvölkern auf längst vergangene Verhältnisse in anderen Teilen der Erde sehr problematisch werden lassen. V o r allem aber knüpfte er den von ihm jeweils postulierten Gesellschaftszustand zu eng an bestimmte isolierte Kriterien, ohne auf den Gesamtstand der Produktivkräfte Rücksicht zu nehmen. Entscheidend war für ihn das quantitative Anwachsen. Das führte zu einer gewissen Willkür bei der Epochenabgrenzung. Sogar für die von ihm selbst zu Recht hervorgehobene Zäsur zwischen „Barbarei", das heißt Vorklassengesellschaft, und „Zivilisation", das heißt Klassengesellschaft, konnte er kein überzeugendes Kriterium finden, da er es teils auf dem Gebiet der Technik, teils in Erscheinungen des Überbaus suchte. Trotz solcher Schwächen war M o r gans Periodisierungsschema eine bedeutende Leistung; zu Recht kennzeichnete Engels es als einen ersten Versuch, „mit Sachkenntniß eine bestimmte Ordnung in die menschliche Vorgeschichte zu bringen" (S-13). Anders als mit den Erfindungen und Entdeckungen steht es nach M o r gan mit den gesellschaftlichen und bürgerlichen Institutionen, von denen er Regierung, Familie und Eigentum untersuchte. Sie stünden nicht in fortschreitenden, sondern sich entfaltenden Beziehungen (siehe Ancient society. S.4) und hätten sich aus wenigen ursprünglichen Gedankenkeimen entwickelt (siehe ebenda. S. VI). M o r g a n betonte das M o ment der Kontinuität: „The principal institutions of mankind originated

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in savagery, w e r e developed in barbarism, and are maturing in civilization." (Ebenda. S . V I . ) Die Widersprüchlichkeit des Fortschritts w u r d e ihm nur partiell bewußt. M o r g a n sah im Eigentum, w e n n auch aus der „ I d e e " geboren, eine grundlegende Kraft in der Geschichte. Er schrieb: „It is impossible to overestimate the influence of property in the civilization of mankind. It w a s the p o w e r that brought the Aryan and Semitic nations out of barbarism into civilization." (Ebenda. S. 505.) Der menschliche Geist stehe nunmehr ohnmächtig vor seiner eigenen Schöpfung.

Nichtsdestoweniger

w e r d e die Zeit kommen, in der die menschliche Intelligenz sich als Meister des Eigentums erweisen w e r d e (siehe ebenda. S.552). U n d generell führte er zur Triebkraft der Geschichte aus: Arbeit, Gesellschaft und Erfolge der wilden barbarischen Vorfahren, auf die sich menschliches Dasein begründe, seien Teile des Planes der Obersten Intelligenz (Supreme Intelligence), um einen Barbaren aus einem W i l d e n und einen M e n s c h e n der Zivilisation aus d e m Barbaren zu machen (siehe ebenda. S. 554). Die Triebkraft gesellschaftlicher Entwicklung lag für M o r g a n letztlich also in „ I d e e n " beziehungsweise in deren Entwicklung, w i e in der „ I d e e des Eigentums", der „ I d e e der Regierung", in der Z u n a h m e der Intelligenz. In Erfindungen und Entdeckungen, von der Pfeilspitze bis zur Eisenbahn, hätten sich diese Ideen verwirklicht und die G r u n d l a g e für die

menschliche

Entwicklung

gelegt.

Morgans

Argumentation

ent-

sprach fast wörtlich der, die Darwin in seinem W e r k „ T h e descent of man" im Jahre 1871 gab. Die natürliche Zuchtwahl im Sinne Darwins bewirkte nach M o r g a n s Ansicht die Durchsetzung von physischen und geistigen Fähigkeiten in den frühen Phasen der Geschichte, die er rekonstruierte. „ D i e Ehen zwischen nicht-blutsverwandten Gentes erzeugen eine kräftigere Race, physisch w i e geistig ..." (S.27; siehe Ancient society. S. 459.) Engels kommentierte: „ S t ä m m e mit Gentilverfassung mußten so über die Zurückgebliebenen die Oberhand g e w i n n e n oder sie durch ihr Beispiel mit sich ziehn." (S. 28.) Damit aber hatte, so folgerte er weiter, die „Naturzüchtung" auch ihr W e r k vollbracht. A n ihre Stelle traten „neue, gesellschaftliche

Triebkräfte" (S. 30). Aus den Le-

benserfahrungen und Resultaten seiner Forschungen zog M o r g a n Folgerungen für die G e g e n w a r t . S e i n e wissenschaftliche Arbeit hatte ihn die W i r k u n g der „Zivilisation" auf die U r e i n w o h n e r Amerikas e r k e n n e n lassen und die seitens der „Zivilisierten" angewandten kolonialen Praktiken verabscheuen gelehrt. M e h r e r e Erfahrungen ließen M o r g a n das bestehende Gesellschaftssystem zumindest tendenziell als fragwürdig erscheinen.

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S e i n e berufliche Tätigkeit,

in der er die Interessen

des

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„kleinen" Kapitals der Provinz gegen die Monopolisierungstendenzen des Großkapitals der Metropolen Boston und New York verteidigte, konfrontierte ihn mit ökonomischen Widersprüchen. Durch sein Wirken in der Politik erhielt er Einblick in die Verflechtung von Geld und Macht, wodurch ihm die Aushöhlung seiner demokratischen Ideale drastisch vor Augen geführt wurde. Schließlich lernte er auf einer Europareise 1871 - sie führte ihn unter anderem kurz nach der Niederschlagung der Kommune nach Paris - die tiefen gesellschaftlichen Widersprüche kennen, die in Amerika durch das „Sicherheitsventil" der offenen Westgrenze noch gedämpft waren. Morgans Fortschrittsglaube kollidierte mit den Realitäten. Am Ende seines Buches formulierte er seine Befürchtungen: „A mere property career is not the final destiny of mankind, if progress is to be the law of the future as it has been of the past. ... The dissolution of society bids fair to become the termination of a career of which property is the end and aim; because such a career contains the elements of self-destruction." (Ancient society. S. 552.) Seine Hoffnungen setzte er auf verbesserte menschliche Einsicht und Vernunft. Zu Recht wurde er von Marx (siehe Morgan-Konspekt. S. 16) und Engels (siehe S. 113, Fußnote; siehe auch Engels an Karl Kautsky, 26. April 1884) mit Charles Fourier verglichen. Obwohl seiner ganzen Stellung nach ein „Yankee-Republikaner" (S. 60) und „point du tout suspect de tendances révolutionnaires" (Karl Marx: Premier projet de la lettre à Vera Ivanovna Zassoulitch. In: MEGA® I/25. S.220), schloß er doch „mit direkt kommunistischen Postulaten" (Engels an Karl Kautsky, 16. Februar 1884). Er schrieb über die neue Gesellschaftsordnung, die er erwartete: „It will be a revival, in a higher form, of the liberty, equality and fraternity of the ancient gentes." (Ancient society. S. 552.) Diese Worte zeigen, daß sich in Morgans Denken durchaus dialektische Züge finden. Marx hob sie in seinem Konspekt, S.29, durch Unterstreichung hervor und zitierte sie zustimmend im ersten Entwurf des Briefes an Wera Iwanowna Sassulitsch (siehe Karl Marx: Premier projet ... In: MEGA® I/25. S.220); Engels stellte Morgans Worte, ebenfalls hervorgehoben, an das Ende seines „Ursprungs ..." (siehe S. 114). Marx machte aber auch auf die Grenzen des Morganschen Evolutionismus aufmerksam, ohne sich auf eine ausführliche Polemik einzulassen. Doch drückte er seine Kritik bisweilen durch Ausrufe- oder Fragezeichen aus. Er exzerpierte also: „Earliest ideas (!) of property" (Morgan-Konspekt. S. 20). Morgen zog nirgends über die Evolution im Darwinschen Sinne hinausreichende revolutionäre Veränderungen auch nur in Erwägung. Er setzte die Hoffnung in die Erziehung des Geistes und die Selbsterkennt-

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nis des Menschen, die das gesellschaftliche Dasein verändern sollten, die auch in der Lage seien, die Idee des Eigentums im menschlichen Geist zu zügeln (siehe Ancient society. S.552). Gegenüber den theoretischen Grenzen des Werkes von Morgan überwog jedoch der Wert der Entdeckungen über Grundlagen, Institutionen und funktionelle Zusammenhänge der Urgesellschaft, die es enthielt. „Es ist das große Verdienst Morgan's", so schrieb Engels im Vorwort zur 1. Auflage des „Ursprungs ...", „diese vorgeschichtliche Grundlage unserer geschriebenen Geschichte in ihren Hauptzügen entdeckt und wiederhergestellt, und in den Geschlechtsverbänden der nordamerikanischen Indianer den Schlüssel gefunden zu haben, der uns die wichtigsten, bisher unlösbaren Räthsel der ältesten griechischen, römischen und deutschen Geschichte erschließt." (S. 12.) Daher entschloß sich Engels zunächst, das Werk auf der Grundlage des Konspekts von Marx zu resümieren. Während der Arbeit, etwa Mitte April, wurde Engels klar, daß er Morgans Werk nicht einfach „resümieren" konnte. Er veränderte seine Konzeption in dem Maße, wie er sich in die Fragen von Familie, Eigentum und Staat im Werk von Morgan hineinarbeitete. Dabei fand er die besondere Bedeutung des Stoffes für den historischen Materialismus sowie für die seinerzeit aktuellen theoretischen Auseinandersetzungen mit dem Staatssozialismus. Im „Ursprung ..." selbst läßt sich - im Vergleich mit dem Konspekt von Marx - die Änderung der Konzeption deutlich feststellen. Die Kapitel „I. Vorgeschichtliche Kulturstufen", und „III. Die irokesische Gens" sind weitgehend Resümees oder Exzerpte aus Marx und Morgan (siehe S. 602-604). Das gilt in Gliederung und Inhalt auch zum großen Teil für das Kapitel „II. Die Familie". Der zweite Teil dieses Kapitels enthält jedoch auch in Detailfragen eigenständige Darstellungen und Wertungen durch Engels. Bereits Marx hatte in seinem Konspekt Einschätzungen gegeben, die die Familie treffender und tiefer als Morgan charakterisierten, wie zum Beispiel über den sozialökonomischen Charakter der monogamen Familie (siehe Morgan-Konspekt. S. 16). Die übrigen Teile des „Ursprungs ..." sind selbständige Ausarbeitungen von Engels, in denen er nur gelegentlich - direkt oder über den Morgan-Konspekt vermittelt - auf das von Morgan gebotene Material zurückgreift und es gegebenenfalls als Ausgangspunkt oder Illustration seiner Erörterungen benutzt. Erst diese über das ursprünglich beabsichtigte „Resümieren" hinausgehende Konzeption eröffnete Engels die Möglichkeit, im „Ursprung ..." Grundfragen des historischen Materialismus, die seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts an Aktualität gewonnen hatten, zusammenhängend und überzeugend zu behandeln.

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M o r g a n war zwar in letzter Instanz Idealist; doch prägte dieser Idealismus seine Darstellung nicht; er beschränkte sich vielfach auf die Terminologie. Der Sache nach, in seinen empirisch-historischen Ausführungen wie auch in seiner vergleichenden und rückschließenden Methode, gab es bei Morgan vielfach Berührungspunkte mit dem historischen Materialismus, weit mehr als bei seinen europäischen Fachkollegen. Dazu gehörten seine Grundüberzeugung von der Einheit des Menschengeschlechts und der Möglichkeit, die Gesetzmäßigkeiten seiner Entwicklung zu erkennen, wie auch die Aufdeckung wesentlicher objektiver Zusammenhänge auf dem von ihm untersuchten Gebiet. Gerade auf diese Seiten Morgans hatte sich bereits M a r x bei seiner Konspektarbeit konzentriert, und sie dienten als Ansatz- und Ausgangspunkt für Engels' eigene Forschungen. Die idealistischen Befangenheiten fielen demgegenüber nicht ins Gewicht, konnten als Beiwerk außer Betracht bleiben. Engels war daher zu der Feststellung berechtigt, daß M o r g a n „die Marxsche materialistische Geschichtsanschauung in den durch seinen Gegenstand gebotenen Grenzen selbstständig neu entdeckt" habe (Engels an Karl Kautsky, 16. Februar 1884). Diese Einschätzung schränkte Engels im Vorwort zur 1. Auflage 1884 leicht ein, indem er schrieb, M o r g a n habe die „materialistische Geschichtsauffassung in Amerika in seiner Art neu entdeckt" (S. 11). Den entscheidenden Punkt seiner Kritik formulierte Engels am Ende des Vorwortes zum „Ursprung ...": „Die ökonomischen Ausführungen, die bei M o r g a n für seinen Z w e c k hinreichend, für den meinigen aber durchaus ungenügend, sind alle von mir neu bearbeitet." (S. 12.) Im Text kam Engels mehrfach darauf zurück und entwickelte die Dialektik von ökonomischen Verhältnissen und Erscheinungen der Basis, eine Dialektik, die M o r g a n nicht kannte. Bei der Behandlung des athenischen Staates zum Beispiel heißt es: „Die Formverwandlungen sind im Wesentlichen von M o r g a n dargestellt, den sie erzeugenden ökonomischen Inhalt muß ich großentheils hinzufügen." (S.63.) Das gilt auch durchweg für die Darstellung der „militärischen Demokratie" als der letzten Epoche der Gentilgesellschaft. Die sozialökonomischen Zusammenhänge und Triebkräfte dieser Epoche wurden erst von Engels erkannt und dargestellt. M o r g a n blieb - soweit er historische Formen behandelte - bei der Darstellung der Formverwandlungen.

Engels gliederte seine Schrift teilweise in Anlehnung an das Buch von M o r g a n beziehungsweise an den Konspekt von Marx. Bereits M a r x hatte j e d o c h M o r g a n nicht kapitelweise, sondern unter eigenen Gesichtspunkten exzerpiert, beziehungsweise Teile, die bei M o r g a n nicht

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oder unzureichend ausgearbeitet waren, wie die über die Verhältnisse bei den Germanen zur Zeit von Caesar und Tacitus, aus anderen Quellen, vor allem nach Tacitus selber, ergänzt, den er nachweisbar während der Exzerptarbeiten zur Hand nahm (siehe S. 601). Im Vorwort zur I.Auflage von 1884 betonte Engels grundlegende Gesichtspunkte des historischen Materialismus und würdigte die Leistungen von Morgan (siehe S. 11/12). Insbesondere hob Engels die qualitativen Unterschiede zwischen der auf Geschlechtsverbänden beruhenden Gesellschaft, der Gentilgesellschaft, und der auf Privateigentum, Klassen, Klassenkampf und Staaten beruhenden Gesellschaft hervor. Das Vorwort zur überarbeiteten 4. Auflage enthält - die Schrift ergänzend eine Übersicht über die Geschichte der Familie von Bachofen bis Morgan (siehe S. 135-144). Darin sowie im Text dieser Auflage wertet Engels ausführlicher als 1884 die 1861 erschienene Monographie über das Mutterrecht von Johann Jakob Bachofen aus, mit der die Geschichte der Familie begründet wurde. Er gibt auf dieser Grundlage eine Typenrekonstruktion der Familie von der Promiskuität über Mutterrecht und Gynaikokratie bis zur Monogamie (siehe S. 152-179). Engels machte bereits im Vorwort zur I . A u f l a g e von 1884 deutlich, welchen Stellenwert er der Entdeckung der Gentilgesellschaft durch Morgan beimaß. Sie ist ein wesentliches Moment des historisch-materialistischen Verständnisses von der Gesetzmäßigkeit der Geschichte. Daher untersuchte er zunächst Grundlagen, Zusammenhänge und Triebkräfte der urgesellschaftlichen Entwicklung. Ausgehend von historischen Vorgängen in verschiedenen Regionen der Welt, analysierte er die „militärische Demokratie" als letzte Epoche der Urgesellschaft besonders gründlich und erkannte in deren Schoß die Wurzeln von Ausbeutung, Klassenteilung und Staat. Die großen historischen Linien, die er durch die Klassengesellschaften bis hin zum Kapitalismus und bis an die Schwelle des Sozialismus verfolgte, nahmen hier ihren Anfang. Der Kampf der Volksmassen um soziale Gerechtigkeit bestimmt seit dieser Zeit die Geschichte, im Klassenkampf der Arbeiterklasse erreicht er eine neue Qualität. Die Darstellung selbst erfolgte in neun Kapiteln. Kapitel „I. Vorgeschichtliche Kulturstufen" und Kapitel „III. Die irokesische Gens" sind im wesentlichen Resümees aus Morgans Werk oder aus dem Konspekt von Marx. Das Kapitel „II. Die Familie" und Kapitel „IV. Die griechische Gens" lehnen sich nur noch lose an Morgan an. In den Kapiteln V bis VIII behandelte Engels die Gentilgesellschaft und die Staatsbildung in Athen, in Rom, bei den Kelten und Germanen. Diese Kapitel beruhen auf Engels' eigenen Forschungen. Im Kapitel „IX. Barbarei und Zivilisa-

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tion" legte Engels zusammenhängend die historischen Gesetzmäßigkeiten dar, die die Gentilordnung bestimmten, die schließlich zu Klassengesellschaft und Staat führten und die die Überwindung der Klassengesellschaft durch die Arbeiterklasse erfordern und ermöglichen (siehe S. 605/606). Erheblich erweitert beziehungsweise ergänzt wurden in der 4. Auflage die Kapitel II, VI und VII. Das Hauptanliegen, das Marx zur ausführlichen und gründlichen Beschäftigung mit Morgan geführt hatte, galt auch für Engels: die weitere theoretische Ausarbeitung des historischen Materialismus und damit die Begründung der gesetzmäßigen Ablösung des Kapitalismus durch eine Gesellschaft ohne Ausbeuter und Ausgebeutete. Unter diesem Gesichtspunkt beschäftigten sich Marx und Engels, seit sie gemeinsam das Werk „Die deutsche Ideologie" 1845/1846 abgefaßt hatten, wiederholt mit den Stufen der Eigentums- und Gemeindeentwicklung. Sie kamen unter anderem zu dem Ergebnis, daß die Menschheit einen Urzustand durchgemacht habe, in dem das Stammeigentum, nicht das Privateigentum bestimmend war. Bei den antiken Völkern existierte., „weil in einer Stadt mehrere Stämme zusammenwohnen, das Stammeigenthum als Staatseigenthum, & das Recht des Einzelnen daran als bloße Possessio [...]. Bei den aus dem Mittelalter hervorgehenden Völkern entwickelt sich das Stammeigenthum durch verschiedene Stufen - feudales Grundeigenthum, korporatives Mobilareigenthum, Manufakturkapital - bis zum modernen, durch die große Industrie & universelle Konkurrenz bedingten Kapital, dem reinen Privateigenthum, das allen Schein des Gemeinwesens abgestreift & alle Einwirkung des Staats auf die Entwicklung des Eigenthums ausgeschlossen hat." (Karl Marx, Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie. I. Band. Kapitel I ... In: MEGA® Probeband. Editionsgrundsätze und Probestücke. Berlin 1972. S. 114.) Auf der Grundlage des Stammeigentums „kann die Herrschaft des Eigenthümers über die Nichteigenthümer auf persönlichen Verhältnissen, auf einer Art von Gemeinwesen beruhen" (ebenda. S. 79). Das Stammeigentum erscheint also hier als Grundlage vorkapitalistischer antagonistischer Gesellschaftsverhältnisse. Solche antagonistischen Gesellschaftsverhältnisse bestanden nach der damaligen Auffassung von Marx und Engels von Anbeginn der Geschichte. Daher heißt es im „Manifest der Kommunistischen Partei": „Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen." ([Karl Marx, Friedrich Engels:] Manifest der Kommunistischen Partei. Veröffentlicht im Februar 1848. London [1848]. S. 3.) Marx wandte sich im Zusammenhang mit den vorbereitenden Studien zum „Kapital" auch politökonomischen Untersuchungen über vorkapita-

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listische Gesellschaftsverhältnisse zu. Im Rahmen der Studien zu den „Grundrissen der Kritik der politischen Ökonomie" von 1857/58 ging er auf „Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehen" (MEGA® 11/1.2. S. 378-415) näher ein. Als erste ökonomische Gesellschaftsformation stellte er die „asiatische Produktionsweise" fest, die auf dem gemeinsamen Besitz der Produzenten der Dorfgemeinden an Grund und Boden einerseits und dem Obereigentum des Staates als Machtorgan der vom Despotismus organisierten herrschenden Klasse andererseits beruhte. Privateigentum hatte sich noch nicht durchgesetzt, die Aneignung des in den Dorfgemeinden erzeugten Mehrproduktes erfolgte mit Hilfe der patriarchalisch organisierten ausbeutenden Staatsgewalt (siehe MEGA® 11/1.2. S. 379/380). Im ersten Heft „Zur Kritik der politischen Ökonomie" geht Marx gleichfalls von der „asiatischen Produktionsweise" als erster der progressiven Epochen der Gesellschaftsformation aus (siehe MEGA® II/2. S. 101), ebenso in seinem Hauptwerk „Das Kapital" (siehe MEGA® II/5. S.48). Eine Existenz- und Entwicklungsform des „Stammeigentums" außerhalb einer Ausbeutergesellschaft und außerhalb einer staatlich organisierten Gesellschaft waren Marx und Engels in dieser Zeit nicht bekannt. Noch in der Mitte der siebziger Jahre waren sie daher der Auffassung, daß die Gesellschaft als staatlich organisierte Gesellschaft entstanden ist. In Vorbereitung seiner Auseinandersetzung mit Dühring notierte Engels Mitte 1876: „In der ganzen Gewalttheorie also soviel richtig daß bisher alle Gesellschaftsformen zu ihrer Erhaltung Gewalt nöthig hatten und sogartheilweise gewaltsam eingeführt worden. Diese Gewalt, in ihrer organisirten Form, heißt Staat. Wir haben hier also die Trivialität daß sowie die Menschen sich über die rohesten Zustände erhoben, überall Staaten existirt haben [...]. - Nun ist aber Staat und Gewalt grade das allen bisherigen Gesellschaftsformen Gemeinsame [...]" (Friedrich Engels: Vorarbeiten zum „Anti-Dühring". In: MEGA® I/27. S.9/10.) Das Problem, dem sich Marx und Engels bis zu dieser Zeit gegenübersahen, bestand darin, daß die Ouellen, die zur Verfügung standen, aus Überresten von Urgemeinden herrührten, die unter verschiedenen jüngeren Gesellschaftsbedingungen existiert hatten oder existierten. Sie lebten unter den Bedingungen der auf Ausbeutung beruhenden Klassengesellschaft fort, wie Marx und Engels später ausführten. Aus diesen Überresten ließ sich zwar auf vorhergehende urkommunistische Verhältnisse schließen, deren strukturelle und funktionale Zusammenhänge, also ihre Existenz als eigene Gesellschaftsformation, waren jedoch weitgehend unbekannt und unsicher. Diese Lücke in der historischen Erkenntnis und in der theoretischen 24*

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Ausarbeitung der materialistischen Geschichtsauffassung wurde in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts unter anderem von seiten der Kathedersozialisten, insbesondere von dem Nationalökonomen Adolph Wagner, ausgenutzt. In einem Lehrbuch der politischen Ökonomie brachte er erneut das gängige bürgerliche Scheinargument gegen den Kommunismus vor, daß dieser bisher nirgendwo praktisch funktioniere und nicht funktionieren könne, da ein Produktionsprozeß ohne Privatkapitalisten unmöglich sei. Die privatkapitalistische Produktion sei nicht transitorisch, wie Marx meine. M a r x setzte dieser Argumentation die ursprünglichen Gemeinwesen entgegen, die lange vor dem Aufkommen der Privatkapitalisten existiert hatten. Die theoretische Darstellung der Formation, in der sich der nicht auf Privateigentum beruhende Produktionsprozeß vollzogen hatte, wurde damit bedeutsam für die Festigung der materialistischen Weltanschauung und Geschichtsauffassung. Das theoretische Problem des Urkommunismus erhielt Ende der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts weitere praktische Bedeutung, weil es noch Gemeinden und Genossenschaften mit Gemeineigentum in der einen oder anderen Form in Ausbeuterstaaten, auch in kapitalistischen Staaten, gab. Insbesondere nach der Pariser Kommune und infolge der Entwicklung in Rußland drängte die Bauernfrage zur Erarbeitung von klaren Vorstellungen über die damit zusammenhängenden geschichtlichen Bedingungen, die die Arbeiterbewegung zu berücksichtigen hatte. Unter einem solchen Gesichtspunkt wandte sich M a r x der Geschichte der Gemeindeverhältnisse zu. Er studierte unter anderem 1879 das schon genannte Werk von Kowalewski und im Anschluß daran ab Mitte 1880 M o r g a n s Buch. Einen bedeutsamen Schritt zur theoretischen Erkenntnis früher Gemeindeverhältnisse vollzog Engels in der Auseinandersetzung mit Dühring. Im „Anti-Dühring" behandelte er wesentliche Fragen der geschichtlichen Entwicklung von den auf Gemeineigentum beruhenden Gesellschaftsverhältnissen zu solchen, die auf Privateigentum beruhen, das auf höherer Stufe zu negieren und in Gemeineigentum zu verwandeln ist. Er führte dazu aus: „Alle Kulturvölker fangen an mit dem Gemeineigenthum am Boden. Bei allen Völkern, die über eine gewisse ursprüngliche Stufe hinausgehn, wird dies Gemeineigenthum im Lauf der Entwicklung des Ackerbaus eine Fessel für die Produktion. Es wird aufgehoben, negirt, nach kürzeren oder längeren Zwischenstufen in Privateigenthum verwandelt. A b e r auf höherer, durch das Privateigenthum am Boden selbst herbeigeführter Entwicklungsstufe des Ackerbaus wird umgekehrt das Privateigenthum eine Fessel für die Produktion [...]. Die

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Forderung, es ebenfalls zu negiren, es wieder in Gemeineigenthum zu verwandeln, tritt mit Notwendigkeit hervor. Aber diese Forderung bedeutet nicht die Wiederherstellung des altursprünglichen Gemeineigenthums, sondern die Herstellung einer weit höheren, entwickelteren Form von Gemeinbesitz [...]" (MEGA© 1/27. S.333/334.) Damit hatte Engels eine klare theoretische Ausgangsposition dargelegt, von der aus sich Probleme der bäuerlichen Gemeinde, der Bauernfrage und der Funktion des Staates untersuchen ließen. In den ideologischen Auseinandersetzungen zu Beginn der achtziger Jahre spielte unter den Bedingungen des Sozialistengesetzes und der Sozialpolitik des Bismarckstaates der „Staatssozialismus" eine besondere Rolle. Die „Peitsche" der Unterdrückung und das „Zuckerbrot" der Sozialgesetzgebung sollten die selbständige Arbeiterbewegung zerschlagen und den wissenschaftlichen Sozialismus überwinden. Die Thesen vom „Staatssozialismus", vom Wohlfahrtsstaat preußischer Prägung blieben nicht ohne Einfluß auf einen Teil der sozialdemokratischen Führer, insbesondere in der Reichstagsfraktion. In Auseinandersetzung mit dem „Staatssozialismus" ging es unter anderem darum, die Rolle von Genossenschaften oder genossenschaftlichen Assoziationen im Ausbeuterstaat und die soziale Politik des Ausbeuterstaates durchschaubar zu machen, um in der Arbeiterklasse Illusionen über eine staatssozialistische Evolution nicht aufkommen zu lassen. Solche Auffassungen waren im Proletariat durch kleinbürgerliche Soziallsten wie Louis Blanc, durch die Ideen Ferdinand Lassalles (siehe Friedrich Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. In: M E G A ® 1/27. S. 618, Fußnote) sowie durch bestimmte Passagen im Gothaer Programm 1875 genährt worden (siehe Karl Marx: Kritik des Gothaer Programms. In: M E G A ® I/25. S.20-25). Anfang der achtziger Jahre kam es darüber hinaus zu einer Renaissance der Lehren von Karl Heinrich Rodbertus, insbesondere betrieben durch die postume Herausgabe seines „Vierten socialen Briefes" unter dem Titel „Das Kapital ..." (Carl Rodbertus-Jagetzow: Das Kapital. Vierter socialer Brief an von Kirchmann. Hrsg. u. eingel. von Theophil Kozak. In: Aus dem literarischen Nachlass von Dr. Carl Rodbertus-Jagetzow. Th. II. Berlin 1884). Die patriarchalisch-sozialistischen Utopien von Rodbertus behinderten den Kampf der Arbeiterklasse gegen den bürgerlichen Staat, vor allem den Bismarck-Staat, und für die sozialistische Gesellschaftsordnung. Angesichts des Einflusses der Lehren von Rodbertus wandten sich marxistische Führer der Sozialdemokratie wie Kautsky in ihren Veröffentlichungen gegen diese (siehe Karl Kautsky: Das „Kapital" von Rodbertus. In: Die Neue Zeit. Stuttgart. Jg. 2. 1884.

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H.8 und 9; siehe auch derselbe: Eine Replik. In: Die Neue Zeit. Stuttgart. Jg. 2. 1884. H. 11; siehe auch Engels an Karl Kautsky, 26. Juni 1884 und 20. September 1884). Engels war mit dieser Frage seit 1883 beschäftigt und nahm das Vorwort für die 1. deutsche Ausgabe der Schrift „Das Elend der Philosophie" zum Anlaß, um ¿ich mit Rodbertus auseinanderzusetzen. Das Vorwort entstand, während der „Ursprung ..." im Druck war. Rodbertus war, wie Engels ironisch bemerkte, „der eigentliche Begründer des spezifisch preußischen Sozialismus und wird jetzt endlich als solcher anerkannt" (Karl Marx: Das Elend der Philosophie. Stuttgart 1885. S. VIII). Die kleinbürgerlich-patriarchalischen Utopien, die als Sozialismus ausgegeben wurden und die sich zum Teil mit bestechender Naivität über sozialökonomische Grundlagen der Klassengesellschaft und des Staates hinwegsetzten, drängten Engels gleichfalls, sich ein klares Bild über Struktur und Funktionsweise urkommunistischer Verhältnisse sowie über die Triebkräfte, die zu Privateigentum und Staat geführt hatten, zu verschaffen. Engels setzte sich daher mit der Rolle auseinander, die genossenschaftliche Gemeinden und Produktionsformen, die auf lokal begrenztem Gemeineigentum beruhten, innerhalb einer von Privateigentum bestimmten staatlich organisierten Gesellschaft spielten. So ist es kein Zufall, daß er in seinem Brief an Kautsky vom 16. Februar 1884 die Skizze für die Ausarbeitung des Vorwortes zu Marx' Schrift „Das Elend der Philosophie" gab, in dem er „den Mythos von Rodbertus auflösen" wollte sowie das Problem der Unterordnung von alten kommunistischen Gemeinden durch Ausbeuterstaaten anging, und in ein und demselben Zusammenhang Gedanken über Morgan, dessen Bedeutung und eine mögliche Bearbeitung seines Werkes äußerte. Schon einen Monat zuvor, am 18. Januar 1884, hatte Engels ironisch vermerkt, in Java habe „die holländische Regierung die ganze Produktion auf Grundlage der alten kommunistischen Dorfgemeinden so schön sozialistisch organisirt [...]. Dagegen ist Bismarck doch ein pures Kind!" (Engels an August Bebel, 18. Januar 1884.) Einen Monat später kam Engels in dem oben skizzierten Zusammenhang erneut darauf zurück und empfahl, am Beispiel Java „den grassirenden Staatssozialismus an einem Exempel klarzulegen [...]. Hier sieht man wie die Holländer auf Grundlage des alten Gemeindekommunismus die Produktion von Staats wegen organisirt und den Leuten eine nach ihren Vorstellungen ganz komfortable Existenz gesichert haben [...]. Der Fall ist höchst interessant, und die Nutzanwendungen leicht zu ziehn. Nebenbei Beweis, wie der Urkommunismus dort wie in Indien und Rußland heute die schönste breiteste Grundlage der Ausbeutung und des Despotismus liefert (so-

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lange kein modern kommunistisches Element ihn aufrüttelt), und sich in der Mitte der modernen Gesellschaft ebensosehr als schreiender (zu beseitigender oder aber fortzuentwickelnder) Anachronismus bewährt wie die unabhängige Markgenossenschaft der Urkantone." (Engels an Karl Kautsky, 16. Februar 1884.) Mit den Ausführungen über Java und den „Staatssozialismus" schnitt Engels in anderem Zusammenhang das gleiche theoretische Problem an, das M a r x in den Briefentwürfen für W e r a Sassulitsch drei Jahre zuvor tastend unter dem Aspekt der Obschtschina behandelt hatte. Die „Nutzanwendungen" auf den „Staatssozialismus" sind für Engels ebenso eindeutig wie die auf die Organisation despotischer Staaten mit urkommunistischen Gemeinden als ökonomischer Grundlage. Den Begriff des „alten Gemeindekommunismus" oder „Urkommunismus" benutzte Engels erstmals in dem bereits zitierten Brief an Kautsky vom 16. Februar 1884, also nachdem er M a r x ' Morgan-Konspekt gelesen hatte. Die Frage des Verhältnisses von Gemeinden und Genossenschaften, die auf Gemeineigentum oder gemeinsamem Besitz an Hauptproduktionsmitteln beruhen, zu einem Staat, der sich auf Verhältnisse des Privateigentums gründet, wurde hier von Engels in aller Deutlichkeit aus aktuellem Anlaß theoretisch aufgeworfen. Seine mehrjährigen Studien der älteren deutschen Geschichte, aus denen unter anderem die Arbeit über die Markgenossenschaft hervorging, hatten Engels zu Beginn der achtziger Jahre zu einer vergleichenden Untersuchung germanischer urgeschichtlicher Verhältnisse und gesellschaftlicher Organisationsformen bei rezenten Primitivvölkern, besonders Indianern, geführt. Offensichtlich sah Engels die Notwendigkeit einer vertiefenden und generellen Behandlung dieser Frage, die er, auf Westeuropa bezogen, bereits 1882 in der „ M a r k " angeschnitten hatte. Aufgrund seiner Studien in der zweiten Hälfte der siebziger und zu Beginn der achtziger Jahre konnte Engels bereits 1882 darauf hinweisen, daß der von Klassenkämpfen geprägten Geschichte „Urzustände" vorhergegangen waren, deren geschichtliche Triebkraft zwar noch nicht bekannt war, in denen das historische Gesetz des Klassenkampfes jedoch noch nicht galt (siehe Friedrich Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. In: M E G A ® I/27. S.606). Diese Erkenntnis wurde von Engels in sein am 28. Juni 1883 gezeichnetes Vorwort zur 3. deutschen Auflage des „Manifestes der Kommunistischen Partei" aufgenommen (siehe (Karl Marx, Friedrich Engels:) Das Kommunistische Manifest. 3. autor. deutsche Ausg. Mit Vorworten der Verfasser. Hottingen-Zürich 1883. S. 4). Trotz der bedeutenden Fortschritte in der Erkenntnis standen M a r x

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und Engels vor dem Studium der Arbeit Morgans nach wie vor jedoch nur bruchstückhafte Fakten zur Verfügung, um den Formationscharakter der „Urzustände", deren Basis und Überbau zu bestimmen. Diese hatten ihnen zunächst als Vorgeschichte gegolten, standen demnach als naturwüchsige Zustände außerhalb der Geschichte, wie Marx in der „Einleitung zu den .Grundrissen ..."' (MEGA® 11/1.1. S.41) ausgeführt hatte. Erst im Anschluß an das Studium von Morgan vermochte Marx die Grundzüge der urkommunistischen Gesellschaftsformation und ihrer Funktionsweise zu erfassen. In den Entwürfen für den Brief an Wera Sassulitsch hatte er daraus die Schlußfolgerung im Sinne der weltgeschichtlichen Formationstriade angedeutet: Urkommunismus - Klassengesellschaft auf der Grundlage von Privateigentum - Kommunismus (siehe Karl Marx: Premier projet ... In: MEGA® I/25. S.220). Engels kannte die Briefentwürfe von Marx offenbar nicht. In seinen Arbeiten treten daher Begriffe wie primäre oder archaische Formation für die auf Privateigentum beruhenden Gesellschaften, wie sie Marx 1881 geschaffen hatte, nicht auf. Das theoretische Feld jedoch, in dem sich Engels bei der Ausarbeitung des „Ursprungs ..." bewegte, war das gleiche: die urkommunistische, „auf Geschlechtsverbänden beruhende Gesellschaft" (S. 12) beziehungsweise Gentilordnung, gesprengt und aufgehoben durch die auf Privateigentum beruhende, von Klassengegensätzen und Klassenkämpfen beherrschte Gesellschaft, „aus denen der Inhalt aller bisherigen geschriebenen Geschichte besteht" (ebenda), die überwunden wird in der bevorstehenden gesellschaftlichen Umwälzung „durch Verwandlung [...] der Produktionsmittel - in gesellschaftliches Eigenthum" (S. 187). Die Geschichte der menschlichen Gesellschaft ging von der auf Gemeineigentum und Geschlechterverbänden beruhenden urkommunistischen Gesellschaftsformation aus. Damit führte Engels die Erkenntnisse, die von ihm seit dem „Anti-Dühring" im Zusammenhang mit dem Studium von verschiedenen Gemeindeverhältnissen vertieft worden waren, im „Ursprung ..." konsequent in die Gesamtkonzeption der materialistischen Geschichtsauffassung ein. Als er 1888 die englische Ausgabe des „Manifestes der Kommunistischen Partei" besorgte, gab er in einer Anmerkung einen Rückblick auf den Weg, der zur Erkenntnis dieser urkommunistischen Gesellschaftsformation geführt hatte. Abschließend schrieb er: „The inner Organization of this primitive Communistic society was laid bare, in its typical form, by Morgan's crowning discovery of the true nature of the gens and its relation to the tribe." (Karl Marx, Friedrich Engels: Manifeste of the Communist Party. Authorized Engl, transl. London 1888. S. 7, Fußnote b;-siehe (Karl

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Marx, Friedrich Engels:) Das Kommunistische Manifest. 4. autor. deutsche Ausg. Mit einem neuen Vorwort von Friedrich Engels. London 1890. (Sozialdemokratische Bibliothek. Bd. 33. S. 9( Fußnote.) Im „Manifest der Kommunistischen Partei" wurde so aufgrund dieser Entdeckung als einziger Satz der über den Klassenkampf durch eine Anmerkung präzisiert. Weder vor noch nach der Entdeckung der gesetzmäßigen Abfolge der drei großen Formationen Urkommunismus - Ausbeutergesellschaft/Zivilisation - Kommunismus hat Engels einer undifferenzierten vorkapitalistischen klassengesellschaftlichen Formation das Wort geredet, ebensowenig wie Marx in den Entwürfen eines Briefes an Wera Sassulitsch, sondern innerhalb der antagonistischen Klassengesellschaft die „drei großen Epochen der Civilisation" (S. 112) unterschieden. Diese fand er charakterisiert durch drei große Formen der Knechtschaft: Sklaverei, Leibeigenschaft, Lohnarbeit. Dieselbe Idee lag auch dem Plan zugrunde, eine Arbeit „Über die drei Grundformen der Knechtschaft" zu schreiben (MEGA® I/26. S.583), aus der als Teil einer Einleitung die Studie „Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen" hervorgegangen ist; sie wurde von Engels später den Materialien zur „Dialektik der Natur" zugeordnet (siehe M E G A ® I/26. S. 88-99). Zugleich ging Engels auf einige Grundsätze des Sozialismus/Kommunismus ein, und zwar vor allem im Hinblick auf die Stellung des Menschen in der gesellschaftlichen Produktion, das Schicksal von Familie und Staat. Die grundlegende Erkenntnis zur Menschheitsgeschichte, an deren Anfang die urkommunistische Gesellschaft stand, ermöglichte es Engels, heftig umstrittene Probleme und Fragen des ideologischen Kampfes überzeugender darzustellen. Erstmals ließ sich zeigen, daß eine urkommunistische Gesellschaft über Jahrtausende auf eigener historisch-gesetzmäßiger Grundlage existiert und die Menschheit vorangebracht hat. Urkommunistische Wesenszüge wie Gemeineigentum an den wichtigsten Produktionsmitteln, darauf beruhende Gleichheit, Freiheit und soziale Sicherheit, Gleichstellung der Geschlechter, gleiche Rechte und Pflichten in der Gesellschaft hatten das menschliche Zusammenleben bestimmt. „Und es ist eine wunderbare Verfassung in all ihrer Kindlichkeit und Einfachheit, diese Gentilverfassung! Ohne Soldaten, Gendarmen und Polizisten, ohne Adel, Könige, Statthalter, Präfekten oder Richter, ohne Gefängnisse, ohne Prozesse, geht Alles seinen geregelten Gang." (S. 51.) Engels untersuchte die Ursachen dafür, daß diese urkommunistische Gesellschaft von Klassengesellschaft, Staat und Ausbeutung, von der „Civilisation", abgelöst wurde. Er zeigte jedoch auch die Verbindungsli-

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nien bis in die kapitalistische Periode seiner Zeit und die darüber hinausr e i c h e n d e Perspektive: „Die Produktion b e w e g t e sich in den engsten S c h r a n k e n ; aber - die Produzenten b e h e r r r s c h t e n ihr eignes Produkt. Das war der ungeheure V o r z u g der barbarischen Produktion, der mit d e m Eintritt der Civilisation v e r l o r e n g i n g und den w i e d e r z u e r o b e r n , aber auf G r u n d l a g e der jetzt e r r u n g e n e n gewaltigen Naturbeherrs c h u n g d u r c h den M e n s c h e n und der jetzt m ö g l i c h e n freien Association, die Aufgabe der nächsten G e n e r a t i o n e n sein w i r d . " (S.66.) Engels s c h l o ß den „ U r s p r u n g ..." mit W o r t e n M o r g a n s über die Umgestaltung der „Civilisation", mit W o r t e n , die, w i e Engels später bemerkte, „ M a r x gesagt haben könnte" (S. 143): „ D i e A u f l ö s u n g der Gesellschaft steht d r o h e n d vor uns als A b s c h l u ß einer g e s c h i c h t l i c h e n Laufbahn, d e r e n einziges Endziel der Reichthum ist [...]. Demokratie in der Verwaltung, Brüderlichkeit in der Gesellschaft, G l e i c h h e i t d e r Rechte, allgemeine Erziehung, w e r d e n die nächste h ö h e r e Stufe der Gesellschaft e i n w e i h e n [...]. Sie wird eine Wiederbelebung sein - aber in höherer Form - der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit der alten Gentes." (S. 114.) Im Z u s a m m e n h a n g mit der Erkenntnis d e r G e s c h i c h t s t r i a d e und der U n t e r s u c h u n g des Ü b e r g a n g s v o n der u r k o m m u n i s t i s c h e n Gesellschaftsordnung zur Klassengesellschaft konnte Engels die W u r z e l n des Staates und dessen M e r k m a l e bloßlegen. Der Staat sei als Instrument der h e r r s c h e n d e n Ausbeuterklassen z u s a m m e n mit diesen entstanden und diene in erster Linie der Ausbeuterklasse zur S i c h e r u n g ihrer Herrschaft. Diese G r u n d f u n k t i o n bleibe über die v e r s c h i e d e n e n E p o c h e n der Klassengesellschaft erhalten und m a c h e auch das W e s e n des bürg e r l i c h e n Staates aus, mit d e m sich die A r b e i t e r b e w e g u n g auseinanderzusetzen habe. „Da der Staat entstanden ist aus d e m Bedürfniß, Klassengegensätze im Z a u m zu halten; da er aber gleichzeitig mitten im Konflikt dieser Klassen entstanden ist, so ist er in der Regel Staat der mächtigsten, ö k o n o m i s c h h e r r s c h e n d e n Klasse, die vermittelst seiner auch politisch h e r r s c h e n d e Klasse wird, und so neue Mittel erwirbt zur Niederhaltung und Ausbeutung der unterdrückten Klasse. So war der antike Staat vor A l l e m Staat der Sklavenbesitzer zur Niederhaltung der Sklaven, w i e der Feudalstaat O r g a n des A d e l s zur Niederhaltung d e r leibeignen und hörigen Bauern, und der m o d e r n e Repräsentativstaat W e r k z e u g der Ausbeutung der Lohnarbeit d u r c h das Kapital." (S. 108.) D i e s e m W e s e n s z u g w a r e n andere bedeutende M e r k m a l e nachgeordnet. Engels nennt solche: „Eintheilung der Staatsangehörigen nach dem Gebiet", „die Einrichtung einer öffentlichen Gewalt, w e l c h e nicht m e h r unmittelbar zusammenfällt mit der, sich selbst als bewaffnete M a c h t organisirenden Bevölkerung [...]. U m diese öffentliche M a c h t

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aufrecht zu erhalten, sind Beiträge der Staatsbürger nöthig - die Steuern. [...] Im Besitz der öffentlichen Gewalt und des Rechts der Steuereintreibung, stehn die Beamten nun da als Organe der Gesellschaft über der Gesellschaft." (S. 107/108.) Hinter den verschiedenen Erscheinungsformen des modernen Staates in der konstitutionellen Monarchie oder der demokratischen Republik ließ sich der bürgerliche Klassencharakter dieses Staates bloßlegen. Selbst wenn „alle gesetzlichen Sondervorrechte der Kapitalistenklasse beseitigt und die volle juristische Gleichberechtigung beider Klassen hergestellt worden" sei, hebe die demokratische Republik „den Gegensatz beider Klassen nicht auf, sie bietet im Gegentheil erst den Boden, worauf er ausgefochten wird" (S. 186). In der demokratischen Republik „übt der Reichthum seine Macht indirekt, aber um so sichrer aus" (S. 109). Vom allgemeinen Stimmrecht, eingeführt im Deutschen Reich durch Bismarck, könne man nicht sagen, wen es höher erhoben habe, Bismarck oder den Bankier Bleichröder (siehe ebenda). Gegenüber Illusionen über die Bedeutung des allgemeinen Stimmrechts stellte Engels fest: „Das allgemeine Stimmrecht ist so der Gradmesser der Reife der Arbeiterklasse. Mehr kann und wird es nie sein im heutigen Staat ...". (Ebenda.) Mit der Überwindung der kapitalistischen Klassengesellschaft als letzter Stufe der Ausbeutergesellschaft wird die ihr dienende Staatsmaschine dahin versetzt, „wohin sie dann gehören wird: in's Museum der Alterthümer, neben das Spinnrad und die bronzene Axt" (S. 110). Ein wesentlicher Antrieb, den „Ursprung ..." zu schreiben, ging von den durchaus gegensätzlichen Auffassungen über Ursprung und Rolle der Familie im Denken jener Zeit aus. Nicht zufällig steht der Begriff „Familie" zuvorderst im Titel, da sich in ihrer Geschichte - theoretisch und historisch - das Problem des Übergangs vom Naturzustand zum Gesellschaftszustand ausdrückt. „Diese Wiederentdeckung der ursprünglichen mutterrechtlichen Gens als der Vorstufe der vaterrechtlichen Gens der Kulturvölker, hat für die Urgeschichte dieselbe Bedeutung, wie Darwin's Entwicklungstheorie für die Biologie und Marx' Mehrwerthstheorie für die politische Oekonomie. Sie befähigte Morgan, zum ersten Mal eine Geschichte der Familie zu entwerfen, worin wenigstens die klassischen Entwicklungsstufen im Ganzen und Großen, soweit das heute bekannte Material erlaubt, vorläufig festgestellt sind. Daß hiermit eine neue Epoche der Behandlung der Urgeschichte beginnt, ist vor aller Augen klar." (S. 142.) So schrieb Engels rückblickend 1891 in seinem Vorwort, das gewissermaßen ein Exkurs über Auffassungen zur Geschichte der Familie ist. Das Kapitel über die Familie gehört zu den Kapiteln mit den seinerzeit

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aktuellsten Bezügen und Folgerungen für Gegenwart und Zukunft. Das Problem von Ehe und Familie stellte sich unter den Bedingungen der großen Industrie, die „die Frau aus dem Hause auf den Arbeitsmarkt und in die Fabrik versetzt hat und sie oft genug zur Ernährerin der Familie macht" (S.40 und 184), in neuer Weise und im Zusammenhang mit dem Klassenkampf der Arbeiterklasse. Die rechtliche Ungleichheit von Mann und Frau, „die uns aus früheren Gesellschaftszuständen vererbt, ist nicht die Ursache, sondern die Wirkung der ökonomischen Unterdrückung der Frau" (S. 186). Die Grunderkenntnisse zur Entwicklung der Familie hatte Engels bereits in der 1. Auflage 1884 dargelegt, ausgehend von Bachofen und Morgan: „1. Die Blutsverwandtschaftsfamilie" (S.23); „2. Die Punaluafamilie" (S.23); „3. Die Paarungsfamilie" (S.27); „4. Die monogamische Familie. Sie entsteht [...], wie gezeigt, im Grenzzeitalter zwischen der mittleren und oberen Stufe der Barbarei; ihr endgültiger Sieg ist eins der Kennzeichen der beginnenden Civilisation. Sie ist gegründet auf die Herrschaft des Mannes ...". (S. 35.) In Vorbereitung der 4. Auflage vertiefte Engels seine Studien und erweiterte das Kapitel „II. Die Familie" von 21 Seiten auf 44 Seiten. Die Erweiterung betrifft vor allem die stärkere Herausarbeitung der patriarchalischen Hausgenossenschaft im Anschluß an die Studien von Kowalewski (siehe S. 716/717) sowie die ausführliche Darlegung der sozialökonomischen Bedingtheit der jeweiligen Familienform und der Stellung der Geschlechter zueinander. Vorüberlegungen zu dieser Thematik wie auch zu weiteren Änderungen der 4. gegenüber der 1. Auflage hielt Engels auf einem Zettel fest, der unter dem Titel „Vorbereitende Notizen zur 4. Auflage des .Ursprungs der Familie, des Privateigentums und des Staats'" in diesem Band zum ersten Mal veröffentlicht wird (siehe S. 121/122 und 708 bis 712). Engels arbeitete in seinen Ausführungen zur Geschichte der Familie die wesentlichen Zusammenhänge heraus, die die Stellung der Frau in den verschiedenen historischen Perioden bestimmt hatten. Auf der Grundlage des urgesellschaftlichen Gemeineigentums und der Gentilverhältnisse nahm die Frau eine geachtete Stellung in der Gesellschaft ein. Die Herausbildung des Privateigentums an den Produktionsmitteln, die Klassenspaltung und die Durchsetzung von Ausbeutungsverhältnissen bedeuteten für die Frau eine dem Grad nach von der Klassenzugehörigkeit abhängige Verminderung der gesellschaftlichen Stellung, Entrechtung, Unterdrückung und Ausbeutung. Die monogame Familie unter Bedingungen des Privateigentums nahm der Frau die Gleichbe-

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rechtigung und sicherte die Vorherrschaft des Mannes. Engels legte sodann dar, „daß die Befreiung der Frau zur ersten Vorbedingung hat die Wiedereinführung des ganzen weiblichen Geschlechts in die öffentliche Industrie, und daß dies wieder erfordert die Beseitigung der Eigenschaft der Einzelfamilie als wirtschaftlicher Einheit der Gesellschaft" (S. 186/187). Die juristische Gleichstellung werde verdeutlichen, daß die Befreiung der Frau nur ein Schritt zur Gleichberechtigung sei. Damit erläuterte Engels die Berechtigung und die Grenzen von Auffassungen, wie sie unter anderem ihren Niederschlag fanden in der Resolution des Internationalen Arbeiterkongresses von Brüssel im August 1891. Der Kongreß konzentrierte sich auf die Erringung gleicher bürgerlicher Rechte für die Frau wie für den Mann. Die Darlegungen zur Familie in der Zukunft, unter Bedingungen des gesellschaftlichen Eigentums an Produktionsmitteln, erweiterte Engels erheblich. Er deutete an, welchen Weg die zukünftige sozialistische Gesellschaft gehen müsse, um Berufstätigkeit der Frau und Mutterschaft in der Familie zu vereinbaren. Die Gesellschaft übernimmt Aufgaben des Familienhaushaltes durch Dienstleistungen und Industrie, Teilaufgaben der Kinderpflege und „sorgt für alle Kinder gleichmäßig, seien sie eheliche oder uneheliche" (S. 188). Damit erst werde eine von ökonomischer Unterdrückung und von ökonomischem Zwang freie Partnerschaft möglich. Die individuelle Geschlechtsliebe, die unter den Verhältnissen der monogamen Ehe höchstens im Keime bestehe, könne voll wirksam werden. Gegenseitige Zuneigung werde zum bestimmenden Motiv der Bindung (siehe S. 192/193). Bürgerlichen Anwürfen hielt er entgegen, daß „die auf Geschlechtsliebe begründete Ehe ihrer Natur nach Einzelehe" (S. 193) ist. Engels war sich der Problematik bewußt, die auch „nach der bevorstehenden Wegfegung der kapitalistischen Produktion" mit der „Ordnung der Geschlechtsverhältnisse" und der Familienentwicklung verbunden sein würde. (S. 193.) Die Menschen werden, wie er schreibt, ihre eigene Praxis zu gestalten haben und „sich den Teufel darum scheren, was man heute glaubt daß sie thun sollen" (S. 194). Im Denken von Marx und Engels wurde das geschichtliche Verhältnis von Familie und Gesellschaft nach den Studien der siebziger und achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts schärfer gefaßt. Ein erstes Ergebnis war bereits 1883 die Anmerkung von Engels zur 3. Auflage des ersten Bandes des „Kapitals", in der das Verhältnis von Familie und Stamm neu bestimmt wurde. Während Marx zunächst annahm, der Stamm sei aus der Familie hervorgegangen, hatten ihn spätere „sehr gründliche Studien", auf die Engels allgemein verwies, zu der Erkenntnis geführt, daß „der Stamm die ursprüngliche naturwüchsige Form der auf Blutsverwandt-

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schaft beruhenden menschlichen Vergesellschaftung war", aus der die verschiedenen Familienformen hervorgingen (MEGA® 11/8. S.347). Marx, Engels und andere Theoretiker der Arbeiterbewegung standen im Begriff, an der Wende der siebziger zu den achtziger Jahren die Rolle von Ehe, Frau und Familie unter dem Druck der damaligen sozialen Umstände vertiefend zu untersuchen. Das Werk von Morgan stellte dafür, nach evolutionsgeschichtlichen Gesichtspunkten geordnet, umfangreiches neues Material zur Verfügung. Engels ergänzte seine Arbeit in dieser Beziehung durch systematische Studien bis 1891. Er ging über die Zusammenfassung von Morgans Werk hinaus und schloß daran die Untersuchung und Darstellung von aktuellen Grundfragen der Geschichte an. Einige dieser Fragen ließen sich bei dem Forschungsstand seiner Zeit nicht lösen und sind auch bei dem heute erreichten Stand historischmaterialistischer Geschichtserkenntnisse noch nicht endgültig und allgemein gelöst. Dazu gehören Detailfragen über die Anfänge der Geschichte der Familie und Aspekte der frühen ökonomischen Gesellschaftsformation, insbesondere der „asiatischen Produktionsweise". Der „Ursprung ..." sollte der proletarischen Weltanschauung Argumente liefern, sie weiterentwickeln und die Position der Arbeiterklasse in der politischen und ideologischen Auseinandersetzung stärken. Dabei spielten die sehr theoretischen Fragen der Periodisierung der Geschichte der vorkapitalistischen Gesellschaftsformationen und die Erklärung einer noch weitgehend unbekannten frühen orientalischen und altamerikanischen Entwicklung keine besondere Rolle. Ebensowenig war in irgendeinem Lande außerhalb Westeuropas die Möglichkeit des Übergangs zum Sozialismus, also der Überwindung der herrschenden Ausbeutergesellschaft durch die Arbeiterklasse, abzusehen. Die orientalischen Gesellschaften lagen in dieser Beziehung für Engels im Abseits der Geschichte; lediglich unter dem Gesichtspunkt der Kolonialgeschichte als Ausbeutungsfeld des Kapitalismus und des „Staatssozialismus" ging Engels darauf ein. Dort, wo ältere, nicht auf Privateigentum beruhende Urgemeinden, archaische Gemeinden fortbestanden, wie in Indien, Südostasien und Rußland, kam Engels zu der Schlußfolgerung: sie können ihre weitere Existenz nur auf neuer Basis finden und sich als gesellschaftliche Institutionen erst erneuern, wenn ein „modern kommunistisches Element", das heißt der Sieg der proletarischen Revolution sie aufrüttelt (Engels an Karl Kautsky, 16. Februar 1884). Die Verhältnisse im Orient sah Engels ebenso wie Marx durch die Abwesenheit des Grundeigentums, das heißt durch das Fehlen von ausgebildetem Privateigentum gekennzeichnet. Hier lag ihrer Meinung nach

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der „Schlüssel zum ganzen Orient" (Engels an Marx, 6. Juni 1853. In: MEGA© III/6. S. 189). Im „Anti-Dühring" führte Engels diese Auffassung weiter aus, und im Jahre 1890 bekräftigte er sie erneut (siehe Friedrich Engels: Die auswärtige Politik des Zarenthums. In: Die Neue Zeit. Stuttgart. Jg. 8. 1890. Nr. 5. S. 193.) So lehrreich daher die orientalischen Studien hätten sein können sie schienen Engels seinerzeit nicht zum Hauptanliegen seiner Schrift beizutragen. „Die alten Gemeinwesen, wo sie fortbestanden, bilden seit Jahrtausenden die Grundlage der rohesten Staatsform, der orientalischen Despotie, von Indien bis Rußland. Nur wo sie sich auflösten, sind die Völker aus sich selbst weiter vorangeschritten, und ihr nächster ökonomischer Fortschritt bestand in der Steigerung und Fortbildung der Produktion vermittelst der Sklavenarbeit." (Friedrich Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft (Anti-Dühring). In: M E G A ® I/27. S.371.) Zuvor hatte Engels bereits festgestellt: „In diesem Sinne sind wir berechtigt zu sagen: Ohne antike Sklaverei kein moderner Sozialismus." (Ebenda. S.370.) Diese Konzeption des „Anti-Dühring" wurde im „Ursprung ..." auf der Grundlage der Entdeckung von Morgan fort- beziehungsweise ausgeführt. Das bedeutet jedoch nicht, daß Engels die asiatischen Verhältnisse übersehen hätte. Seine Briefe vom Januar und Februar 1884 zeigen deutlich, wie sehr sie ihm gegenwärtig waren. Engels ging es im „Ursprung ..." jedoch eindeutig um den Hauptweg oder primären Weg zum Sozialismus, nicht um eine vollständige Analyse vorkapitalistischer Gesellschaftsentwicklung. Engels erklärte die griechische Entwicklung, die ihm den Ansatz zu der auf Privateigentum beruhenden Formationsfolge bot, infolge der seinerzeit unzureichenden Erschließung des Zusammenhangs mit der orientalischen Entwicklung lediglich aus der urgesellschaftlichen Wurzel. Er konnte noch nicht darlegen, daß diese Wurzel allein auf der Grundlage orientalischer Vorleistungen gedeihen konnte. Im „Anti-Dühring" hatte Engels tastend solche Verbindungen zu ziehen versucht, ohne daß sie ihm jedoch historisch greifbar wurden. Er konnte die orientalischen Verhältnisse nur ungenau als solche einer Formation zwischen Urgemeinde und Sklaverei begreifen; in erster Linie sah er sie als Stagnation auf der Grundlage der Urgemeinde (siehe Friedrich Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung ... In: M E G A ® I/27. S.371). Es waren also nicht Urgemeinden schlechthin, die Marx und Engels mit dem Begriff der „asiatischen Produktionsweise" verbunden haben, sondern deren Fortbestand im Rahmen und als Bestandteil des Despotismus. Aufgrund des Standes der empirischen Forschung der damaligen Zeit war es Engels nicht möglich, die Verhältnisse im Orient vor der Epoche

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der antiken Sklaverei genauer zu beurteilen. Daraus kann jedoch nicht die Schlußfolgerung gezogen werden, daß diese Verhältnisse nicht bestanden, daß Engels sie nicht als solche einer ökonomischen Formation akzeptiert hätte oder daß Engels die orientalischen Verhältnisse gar der ökonomischen Formation der Sklaverei zugerechnet hätte. Engels konnte infolge der damaligen Quellenkenntnis den transitorischen Charakter der orientalischen Verhältnisse - oder der „asiatischen Produktionsweise", so wie sie Marx 1857/1858 in der Abfolge der progressiven Epochen der ökonomischen Gesellschaftsformationen theoretisch dargestellt hatte - , in der historisch-konkreten Darstellung nicht von dem Problem der jahrtausendelangen Stagnation dieser Produktionsweise abtrennen. Die von Engels ausgearbeitete universalgeschichtliche Konzeption bedarf - im Hinblick auf die historische Kontinuität von der Urgesellschaft zur Klassengesellschaft - also ohne Zweifel der Ergänzung durch die Gesellschaften des alten Orients. Ist auch diese Thematik aufgrund verschiedener Umstände im „Ursprung ..." nicht ausgeführt worden, so hat Engels doch ein damit zusammenhängendes bedeutsames theoretisches Problem aufgeworfen, das aus der Kontinuität der Geschichte als Formationsfolge einerseits und der Ungleichmäßigkeit der historischen Entwicklung andererseits folgt: die gleichzeitige Existenz von Gesellschaften auf der Stufe unterschiedlicher ökonomischer Gesellschaftsformationen. Das schließt das von Engels nicht angeführte Verhältnis von orientalischen Gesellschaften zur Urgesellschaft und zur antiken Sklavenhaltergesellschaft ein. Engels analysierte es jedoch am Beispiel der germanisch-römischen Beziehungen und in bezug auf den Untergang der Sklavenhalterordnung und die Entstehung des westeuropäischen Feudalismus. Es ging um folgende Komplexe: - Um Aufstieg und Zerfall einer vorkapitalistischen Klassengesellschaft sowie um deren Überwindung. - Um die subjektiven Kräfte, die unter den Bedingungen der zwar „an sich", aber nicht „für sich" existierenden ausgebeuteten Klassen der krisenzerrütteten Gesellschaften in der Lage sind, die Gesellschaft revolutionär zu erneuern und die historische Kontinuität zu sichern. Es ging Engels um die Kräfte, deren Kampf die Resultante der Geschichte hervorbrachte (siehe Engels an Joseph Bloch, 21./22. September 1890). - Um die Rolle der Volksmassen beziehungsweise um die in urkommunistischen Gemeinden oder Gemeinden urkommunistischer Tradition organisierten Volksmassen; im konkreten Fall war es der „freie fränkische Bauer" (S. 94). 37*

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- Um das Problem von Zentrum und Peripherie der historischen Entwicklung unter den Bedingungen vorkapitalistischer Klassengesellschaften, insbesondere im Zusammenhang mit der Herausbildung von Gesellschaftsordnungen eines neuen, höheren Typs. Engels kam zu der Schlußfolgerung, daß in den Zentren des historischen Fortschritts zum Teil beachtliche objektive Möglichkeiten für die ökonomische und kulturelle Entwicklung entstanden, die jedoch infolge der Grenzen, die die Klassenverhältnisse setzten, in der Verfallsphase gleichfalls dem Zerfall ausgesetzt waren, da subjektive Kräfte zu ihrer Freisetzung nicht existierten. Solche subjektiven Kräfte gab es in den Stämmen und Stammesverbänden urgesellschaftlicher Herkunft außerhalb dieser Zentren, von diesen zwar beeinflußt, aber in sozialer Hinsicht noch relativ jungfräulich dank ihrer gentilgesellschaftlichen Organisiertheit (siehe S. 52, 62 und 95/96). Die Frage nach den urgesellschaftlichen Gemeinden beziehungsweise gentilen Gemeinwesen, die Marx und Engels im Zusammenhang mit der kapitalistischen Entwicklung vielfach beschäftigt hatte, kehrte damit im Zusammenhang mit der vorkapitalistischen Entwicklung als theoretische Fragestellung bei Engels wieder. Mit den Analysen dieser historischen Zusammenhänge und deren theoretischen Verallgemeinerungen hat Engels eine universalgeschichtliche Triebkraft gesellschaftlicher Entwicklung in der Ungleichmäßigkeit des Geschichtsprozesses selbst entdeckt und vor allem das universalgeschichtliche Verhältnis von objektiven Bedingungen und subjektiven Kräften in der Geschichte, die neue Resultanten schufen, erfaßt. Die spezifische universalgeschichtliche Wirkungsebene und die Wirkungsbedingungen des Klassenkampfes unter vorkapitalistischen Gesellschaftsverhältnissen waren damit erkannt. Insbesondere erlangten diese Erkenntnisse erstrangige Bedeutung für die Untersuchung der revolutionären Übergänge zwischen den vorkapitalistischen ökonomischen Gesellschaftsformationen, für die Herausarbeitung des subjektiven Faktors und der führenden gesellschaftlichen Kräfte in solchen Epochen. Im „Ursprung ..." steht die Darstellung der Totalität von Epochen ökonomischer Gesellschaftsformationen nicht im Vordergrund. Die theoretische Konzeption, von der Engels - ebenso wie Marx in den Entwürfen für den Brief an Wera Sassulitsch - ausging, war die Geschichtstriade, die Entwicklung der Menschheit von der auf Gemeineigentum beruhenden urkommunistischen Großformation über die auf Privateigentum und Ausbeutung beruhenden klassengesellschaftlichen Großformation zu der auf Gemeineigentum auf höherer Ebene begründeten kommunisti-

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sehen Großformation der Gesellschaft. Innerhalb dieser Großformationen der Geschichtstriade kommt jedoch den ökonomischen Gesellschaftsformationen große Bedeutung zu. Sie erscheinen als Entwicklungsepochen einer Großformation der Triade. Die Unterschiede und Widersprüche zwischen den jeweiligen Epochen der Großformationen der Triade treten als Widersprüche niederer Ordnung im Vergleich zu denen zwischen Urkommunismus und Klassengesellschaft beziehungsweise Klassengesellschaft und Kommunismus auf. Das Verhältnis von Kontinuität und Diskontinuität und von Evolution und Revolution zwischen den Gesellschaftsepochen stellt sich infolgedessen innerhalb einer Großformation in anderer Weise dar als zwischen den drei Großformationen. Das bedeutet jedoch nicht, daß Engels innerhalb der Großformationen der Triade nicht die Epochengliederung gesehen hätte. Für die Urgesellschaft benutzte er die seit dem 18. Jahrhundert üblichen und von Morgan näher bestimmten Begriffe Wildheit und Barbarei zur Charakterisierung von zwei Hauptepochen (siehe S. 13-20). Die erste beruhte auf der vorwiegenden Aneignung fertiger Naturprodukte (siehe S.20). Die zweite Hauptepoche hatte ihre Grundlage in der gesteigerten Produktion von Naturerzeugnissen durch menschliche Tätigkeit (siehe ebenda), wodurch „ganz neue gesellschaftliche Verhältnisse" (S. 30) geschaffen wurden. Damit präzisierte er die Ausführungen Morgans. Die Vorüberlegungen zu diesem Punkt werden durch die „Vorbereitende Notiz zum ,Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats'" (S.3) dokumentiert. Sie führten ihn zu dem Schluß, daß die erste gesellschaftliche Arbeitsteilung aus dem Nebeneinander der beiden unterschiedlichen Formen der aneignenden und der produzierenden Wirtschaft entsprang und auf die Zeit der Ausprägung dieses Unterschieds zurückging. In der ersten Hauptepoche der Urgesellschaft, der Wildheit, entstanden die Voraussetzungen der Gens und schließlich die Gens selber. Ihr entsprach die Gruppenehe. In der Hauptepoche der Barbarei erhielten Gens und Familie einen neuen Inhalt und neue Formen. Die Gens ging ein in die Stammesgesellschaft. Die ausgeprägte Gentilordnung im eigentlichen Sinne entstand, die Gruppenehe wurde durch die Paarungsfamilie und schließlich die patriarchalische Familie abgelöst (siehe S. 96). Die Umwälzung zwischen beiden Hauptepochen, die Engels in Anlehnung an Morgan darstellte, war seinerzeit vor allem durch logisch-historische Überlegungen sowie durch Rückschlüsse aus Beobachtungen von Rezentvölkern erkennbar. Engels sah die Schwelle zwischen beiden urgesellschaftlichen Hauptepochen als sehr hoch an - er stellte sie in eine Reihe mit der zur Zivilisation. Der tiefgreifende Charakter der Um-

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wälzung, den Engels erschloß, ist durch spätere Forschungen zur neolithischen oder agrarischen Revolution der Produktivkräfte bestätigt worden. In der auf Privateigentum beruhenden Zivilisation unterschied Engels drei große Epochen - die der Sklaverei, der Leibeigenschaft und der Lohnarbeit - , getrennt jeweils durch revolutionäre Übergangsperioden (siehe S. 112). Diese Unterscheidung von Gesellschaftsformationen wurde infolge des Gesamtanliegens der Arbeit vorwiegend historischkonkret und weniger nachdrücklich theoretisch ausgeführt - bis auf den Übergang von der Sklaverei zum Feudalismus. Sie findet sich aber eindeutig als theoretische Grundlage der Geschichtsauffassung von Engels auch und gerade im „Ursprung ...". Engels gründete im „Ursprung ..." seine Erkenntnisse über die Geschichte und Rolle von Familie, Privateigentum und Staat in der Menschheitsgeschichte auf die konkrete Analyse historischer Epochen. Dieses Vorgehen begründet die Qualität und Tiefe der theoretischen Schlußfolgerungen von Engels. Die Darstellung der Dialektik von Ereignis, Struktur und Entwicklung, von Einzelnem, Besonderem und Allgemeinem in der Geschichte ist im „Ursprung ..." geradezu meisterhaft ausgeführt. Ein solches Ziel lag im Gesamtkonzept von Engels. Den Übergang zu Klassengesellschaft und Staat erfaßte Engels unter Verwendung des von Morgan geprägten Begriffs „militärische Demokratie". Zum Unterschied von Morgan jedoch, der die Formverwandlung von Institutionen darstellte, begriff Engels die „militärische Demokratie" als sozialökonomische Übergangsepoche, in der die Unterordnung von Strukturen grkommunistischer Herkunft unter die Herrschaftsziele der entstehenden, sich auf Privateigentum gründenden Ausbeuterklasse vor sich ging. Diese Grunderkenntnis führte weit über Morgan hinaus. Sie ist durch eine Vielzahl von Einzelanalysen bestätigt worden. Eine solche Kontinuität war Bedingung für die Diskontinuität in der Geschichte, für die soziale Revolution, die die urkommunistische Gesellschaft überwand und die Klassengesellschaft hervorbrachte. Das generelle Problem, das Engels im Brief vom 16. Februar 1884 an Kautsky im Hinblick auf Java tangiert hatte, ist von ihm am Beispiel indianischer Stämme, von Griechen, Römern, Kelten und Germanen und deren Übergang zu Klassengesellschaft und Staat untersucht worden. Im gleichen Zusammenhang wurde die Rolle von Volksmassen und Aristokratie, von Volksmassen und entstehender herrschender Klasse, wurde die Frage nach der Dialektik des Kampfes zwischen diesen gesellschaftlichen Kräften und nach der Resultante ihres Kampfes aufgeworfen. Den Begriff „militärische Demokratie" gebrauchte Engels also für die

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Übergangsepoche zwischen Gentilgesellschaft und Klassengesellschaft. Aus den Kämpfen der Epoche der „militärischen Demokratie" gingen politische Institutionen der Herrschaft der Ausbeuterklasse hervor. Vertreter der Stammesaristokratie, die den Prozeß trugen, stützten sich auf militärische Gefolgschaften und auf die militärisch-demokratisch organisierten Freien ihres Stammes beziehungsweise weiterer Stämme im Kampf gegen oftmals in gleicher Form organisierte andere Stämme. Die Kompliziertheit der Epoche und ihre Widersprüchlichkeit stellte Engels dar; er wies auch auf die unterschiedlichen Staatsformen hin, die aus den unterschiedlichen Bedingungen der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen hervorgingen, wobei Tyrannis, Königtum, Monarchie, aristokratische Republik usw. als politische Herrschaftsformen der jeweils herrschenden Klasse entstanden (siehe S. 106). Der „Ursprung ..." fand rasche Verbreitung vor allem in der Arbeiterklasse. Bis 1890 waren 5000 Exemplare in drei dem Titelblatt nach als unterschiedlich ausgewiesenen Auflagen verbreitet (siehe S. 616). Im Juli 1891 beendete Engels die Überarbeitung seines Buches für die 4. Auflage, die im November 1891 - mit dem Eindruck 1892 - vom Verlag J. H . W . Dietz ausgeliefert wurde. Mit der 6. Auflage, die im Jahre 1894 erschien, waren zu Lebzeiten von Engels 11000 Exemplare der deutschen Fassung gedruckt. Engels selbst war in der einen oder anderen Form an drei Übersetzungen beteiligt. Diese wurden als autorisierte Versionen in den vorliegenden Band aufgenommen. Unter starker Mithilfe von Engels erarbeitete Pasquale Martinetti, der zuvor bereits dessen Schrift „Socialisme utopique et socialisme scientifique" ins Italienische übertragen hatte, eine italienische Übersetzung, die 1885 von Benevento unter dem Titel „L'origine della famiglia, della proprietà privata e dello stato. In relazione alle ricerche di Luigi H. Morgan." (S. 275-362 und 787-801) erschien. Dem Text geht ein kurzer biographischer Abriß (Cenno biografico. S. 279/280) voraus. Von besonderer Bedeutung für die Verbreitung marxistischen Gedankenguts im skandinavischen Sprachgebiet war die dänische, von Gerson Trier besorgte Übersetzung „Familjens, Privatejendommens og Statens Oprindelse. I Tilslutning til Lewis H.Morgans Undersagelser", Kabenhavn 1888 (S. 363-446 und 801-808). Beiden Ausgaben fügte Engels je eine Anmerkung bei, in der er den ausländischen Leser über die wichtigsten Ergebnisse seiner Studien zur Markgenossenschaft informierte, die „Nota aggiunta pel lettore italiano" (S. 118 und 704/705) und „Note til den danske laeser" (S. 119/120 und 706/707). Die französische Übersetzung „L'origine de la famille, de la propriété et de l'État (Pour faire suite aux travaux de Lewis

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H. Morgan)", Paris 1893 (S. 447-569 und 809-829), basierte bereits auf der 4. deutschen Auflage. Ihr Text wurde von Henri Ravé erstellt und von Laura Lafargue unter Mitwirkung von Engels überarbeitet. Ferner erschienen zu Engels' Lebzeiten Übersetzungen in Polnisch (1885), Rumänisch (1885/1886), Serbokroatisch (1887/1888), Tschechisch (1891), Bulgarisch (1893), Russisch (1893) und Spanisch (1894). Der „Ursprung ..." gehörte damit zu den im 19. Jahrhundert am weitesten verbreiteten Schriften von Marx und Engels, nicht nur in der deutschen, sondern auch in der internationalen Arbeiterbewegung. Gegenwärtig ist der „Ursprung ..." in mehr als 50 Sprachen auf allen Kontinenten veröffentlicht. Groß war auch die mittelbare Wirkung des Werkes. Seit Erscheinen des „Ursprungs ..." standen historisch-materialistische Grunderkenntnisse über Entstehung und Entwicklung von Familie, Privateigentum und Staat in zusammenhängender Darstellung der revolutionären Arbeiterbewegung und deren Theoretikern zur Verfügung. Für die Ausbreitung des Marxismus und dessen Durchsetzung als Weltanschauung der Arbeiterklasse, für die Auseinandersetzungen mit bürgerlichen Geschichts- und Gesellschaftstheorien war ein grundlegendes Werk entstanden, dessen Ergebnisse in breitem Umfang von den revolutionären Führern der Arbeiterklasse in allen Ländern, insbesondere in der deutschen Sozialdemokratie, genutzt wurden. Als einer der ersten nahm Bebel die Im „Ursprung ..." dargelegten Erkenntnisse auf, die über seine Schrift „Die Frau und der Sozialismus" fortan Millionen Menschen in zahlreichen Ländern erreichten. Zu Lebzeiten Bebels erschienen 53 deutsche Auflagen und Übersetzungen in 20 andere Sprachen. Neben dem „Manifest der Kommunistischen Partei" und dem „Kapital" trug der „Ursprung ..." wesentlich dazu bei, dem neuen Parteiprogramm der deutschen Sozialdemokratie, das auf dem Erfurter Parteitag im Oktober 1891 beschlossen wurde, in Auseinandersetzung mit dem Opportunismus marxistischen Inhalt zu geben. Der „Ursprung ..." wurde als eine der grundlegenden Schriften des modernen Sozialismus charakterisiert (siehe Karl Kautsky: Das Erfurter Programm in seinem grundsätzlichen Theil erläutert. Stuttgart 1892). Mit Argumenten aus dem „Ursprung ..." wurden bei den Diskussionen um das Erfurter Programm die opportunistischen Auffassungen über den Staat und den „Staatssozialismus" auf der Grundlage des junkerlich-bourgeoisen Kaiserreiches zurückgewiesen und die Bedeutung der sozialen Befreiung der Frau unterstrichen. In der sogenannten Zukunftsstaats-Debatte im Februar 1893 verkündete Bebel die Erkenntnisse des „Ursprungs ..."

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von der Tribüne des Reichstages aus. Die Stellung der Sozialdemokratie zum Staat legte er auf der Grundlage der Schrift von Engels dar. Seine Rede wurde als Broschüre in 1700000 Exemplaren verbreitet. 1894 zeigte der Verlag J . H . W . Dietz in einer Annonce das Werk von Engels mit dem Zusatz an: „Das Buch hat einen durchschlagenden Erfolg in Deutschland gehabt, wofür die jetzt vorliegende sechste Auflage ein beredtes Zeugniß ablegt." (Heinrich Cunow: Die Verwandtschafts-Organisationen der Australneger. Stuttgart 1894. S. [191].) In den Nachrufen für Engels wurde der „Ursprung ..." neben den Werken „Die Lage der arbeitenden Klasse in England" und „Anti-Dühring" als eine seiner Hauptschriften gewürdigt. Clara Zetkin schrieb über Engels 1895 in der „Gleichheit": „Die Proletarierinnen aber schulden ihm besonders dankbares Erinnern. Nicht nur für ihren Befreiungskampf als Ausgebeutete hat er die wissenschaftliche Grundlage geschaffen, auch für ihr Emanzipationsringen als Frauen ..." (Clara Zetkin: Friedrich Engels. Nachruf zu seinem Tode. In: Clara Zetkin: Ausgewählte Reden und Schriften. Bd.l. Berlin 1957. S.82). Für die Durchsetzung des Marxismus in der revolutionären deutschen Sozialdemokratie und die Herausbildung der marxistischen Massenpartei der deutschen Arbeiterklasse hatte die Schrift größte Bedeutung. In der Auseinandersetzung mit Opportunismus und Revisionismus in Fragen der Gesellschaftsentwicklung und insbesondere des Staates kamen die Führer der revolutionären Arbeiterbewegung immer wieder auf diese Schrift zurück. Lenin leitete seine Untersuchungen zur Staatsfrage mit den Worten ein: „Wir beginnen mit dem verbreitetsten Werk von Friedrich Engels: ,Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats' [...]. Hier ist mit voller Klarheit der Grundgedanke des Marxismus über die historische Rolle und die Bedeutung des Staates zum Ausdruck gebracht." (W. I. Lenin: Staat und Revolution. In: Werke. Bd. 25. Berlin 1981. S. 398.) Mit dem „Ursprung ..." ist, wie Lenin schrieb, „eines der grundlegenden Werke des modernen Sozialismus" entstanden (W. I. Lenin: Über den Staat. In: Werke. Bd. 29. Berlin 1984. S. 463).

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Editorische Hinweise Der vorliegende Band ist chronologisch aufgebaut und wird mit einer kurzen „Vorbereitenden Notiz zum ,Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats'" eröffnet. Der Text des „Ursprungs ..." in der Fassung von 1884 schließt sich an. Es folgen zwei Fußnoten über die deutsche Markgenossenschaft, die Engels für die Leser der Übersetzungen des „Ursprungs ..." ins Italienische beziehungsweise Dänische verfaßte, die „Nota aggiunta pel lettore italiano" und „Note til den danske laeser". Es handelt sich dabei um inhaltlich belangvolle und zugleich in sich geschlossene Erweiterungen des Textes. Anschließend werden die „Vorbereitenden Notizen zur 4. Auflage des ¡Ursprungs der Familie, des Privateigentums und des Staats'" wiedergegeben. Den Abschluß bildet die endgültige Fassung des Werkes, die Engels ihm 1891 für die 4. Auflage gab. Damit wird den bedeutsamen Erkenntnisfortschritten, die Engels in dieser Auflage erarbeitete, Rechnung getragen. In den Anhang wurden die von Engels autorisierten Übersetzungen ins Italienische, Dänische und Französische aufgenommen. Als Textgrundlage dienen die jeweiligen Drucke. Die Handschriften wurden erstmals entziffert. Der Edierte Text folgt der festgelegten Textgrundlage. Eine Vereinheitlichung oder Modernisierung der Orthographie wird nicht vorgenommen, jedoch erfolgt eine Textrevision zur Beseitigung eindeutig fehlerhafter Textstellen. Offensichtliche Druckfehler werden im Edierten Text korrigiert und nicht in das Korrekturenverzeichnis aufgenommen. Darunter fallen auch solche, die durch briefliche Hinweise von Engels oder durch Autorkorrektur in den Neuauflagen des „Ursprungs ..." ermittelt werden konnten. Sinnverändernde redaktionelle Korrekturen werden stets im

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Editorische Hinweise

Korrekturenverzeichnis ausgewiesen. Druckfehler, deren Korrektur in verschiedener Weise möglich ist bzw. die nicht eindeutig als solche zu bestimmen sind, werden im Falle einer hinreichenden Begründung im Edierten Text berichtigt, in unklaren Fällen jedoch nicht bereinigt. Entsprechende Hinweise enthalten die Korrekturenverzeichnisse. Versehen bei Faktenangaben sowie bei der Schreibweise von Namen, soweit sie eindeutig als solche bestimmbar sind, werden im Edierten Text korrigiert. Diese Berichtigungen sind im Korrekturenverzeichnis ausgewiesen. Ist der Sachverhalt nicht eindeutig, wird keine Veränderung vorgenommen, aber in den Erläuterungen darauf verwiesen. Die Interpunktion der zugrunde gelegten Handschriften bzw. der Drucke wird beibehalten. Nur offensichtliche Interpunktionsfehler werden im Text ohne Kennzeichnung korrigiert, soweit dadurch keine Sinnänderung eintritt. Anführungszeichen sowie halbe Anführungszeichen werden in einheitlicher Weise gesetzt, auch wenn dies von der jeweiligen Textgrundlage abweicht. Abkürzungen werden nur dann ausgeschrieben, wenn sie ungebräuchlich sind. Bei Abkürzungen in Drucken ist dies in der Regel nicht der Fall. Die für Engels' Handschriften typischen Abkürzungen, Wortverkürzungen und Kurzzeichen werden ohne Nachweis ausgeschrieben. Die Ergänzung abgekürzter Personennamen in Handschriften erfolgt in eckigen Klammern. In bibliographischen Angaben von Engels bleiben Abkürzungen von Personennamen und sonstige übliche Abkürzungen bestehen. Die verschiedenen Hervorhebungsstufen in handschriftlichen und gedruckten Textvorlagen werden im Edierten Text einheitlich folgendermaßen wiedergegeben: erste Hervorhebungsstufe - kursiv; zweite Hervorhebungsstufe - gesperrt; dritte Hevorhebungsstufe - kursiv gesperrt. Das Schrift- beziehungsweise Druckbild des zugrunde gelegten Zeugen (Schriftart, Schriftgröße usw.) bleibt unberücksichtigt. Alle hierzu erforderlichen Angaben bietet die Zeugenbeschreibung. Beginn und Ende einer Seite der handschriftlichen beziehungsweise gedruckten Textvorlage werden im Edierten Text kenntlich gemacht, und die Paginierung wird - wenn vorhanden - mitgeteilt. Über Besonderheiten der Wiedergabe der handschriftlichen Textgrundlagen geben die Hinweise zur Edition Auskunft. Zu jeder in dem Band aufgenommenen Texteinheit wird ein wissenschaftlicher Apparat geboten. Er besteht aus dem Teil Entstehung und Überlieferung (einschließlich Zeugenbeschreibung und Begründung des editorischen Verfahrens), dem Variantenverzeichnis, dem Korrektu-

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Editorische Hinweise

renverzeichnis und den Erläuterungen (siehe M E G A ® 1/1. S.46*-50*). Den Übersetzungen wird außerdem ein Verzeichnis von Abweichungen der jeweiligen Übersetzung von der deutschen Vorlage beigegeben. Der wissenschaftliche Apparat zu jeder einzelnen Texteinheit beginnt mit der Darlegung ihrer Entstehung und Überlieferung; von der jeweiligen Wirkungsgeschichte wird nur das unmittelbare zeitgenössische Echo erfaßt. In den Zeugenbeschreibungen werden alle für die Textentwicklung belangvollen Zeugen mit einer Sigle versehen (siehe S. 580) und zusätzlich mit Zahlenexponenten bezeichnet. Diese Numerierung erfolgt unabhängig vom Charakter des einzelnen Zeugen fortlaufend in der Reihenfolge ihrer Entstehung (z. B. J 1 , D J , J 3 , D 4 ). Titelauflagen wie die 2. und 3. Auflage des „Ursprungs ..." werden nicht berücksichtigt. Das Variantenverzeichnis enthält alle von Engels vorgenommenen Textänderungen, die den Text inhaltlich oder stilistisch weiterentwikkeln. Diese Varianten treten auf als Textreduzierungen (Tilgung nicht korrupter Textstellen), Textergänzungen (Einfügungen und Zusätze), Textersetzungen und Textumstellungen. Varianten in diesem Sinne existieren zwischen der 1. und 4. Auflage des „Ursprungs ..." sowie als innerhandschriftliche Varianten in den „Vorbereitenden Notizen zur 4. Auflage ...". Das Variantenverzeichnis ist ein mit notwendigen Stützworten aus dem Edierten Text versehener Werkstellenapparat, d.h., es verzeichnet, von Werkstelle zu Werkstelle fortschreitend, alle Varianten Fassungen einer Textstelle. Die innerhandschriftlichen Varianten zu einer Werkstelle werden mit Hilfe diakritischer Zeichen dargestellt (siehe S. 581). Das Variantenverzeichnis benutzt eine im wesentlichen diskursive (schlußfolgernde) Verzeichnungsform, d. h., es wird der Inhalt der Textänderungen festgehalten, jedoch nicht die Form, in der diese Änderungen durchgeführt wurden. Hierbei werden Sofortvarianten von Spätvarianten abgehoben. Sofortvarianten treten bisweilen als Abbrechungen auf. Als Abbrechungen werden solche Textänderungen bezeichnet, bei denen der Autor die Gedankenführung unterbricht und ihr (meist durch Tilgung, aber auch durch Ersetzung von Wörtern oder Wortteilen, Änderung von Flexionsendungen und Einfügungen) einen neuen Verlauf gibt. Abbrechungen, die in der Handschrift getilgt wurden, werden folgendermaßen dargestellt: Nach dem Stützwort aus dem Edierten Text folgt in Winkelklammern der getilgte Passus und danach das Abbrechungszeichen. Die neue Version der Fortsetzung dieses Satzes ist im Edierten Text nachzulesen. Da die Varianten zur 1. Auflage des „Ursprungs ..." als Edierter Text der 4. Auflage erscheinen, werden längere

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Textergänzungen und Textersetzungen in verkürzter Form mit Verweis auf den Edierten Text der 4. Auflage dargeboten. Die Erläuterungen geben alle für das Verständnis des Textes (einschließlich der Varianten) erforderlichen Erklärungen und Hinweise, soweit dies nicht schon im Apparatteil Entstehung und Überlieferung geschehen ist. Ein wichtiger Bestandteil der Erläuterungen ist die Darstellung des Verhältnisses von Engels' „Ursprung ..." zu Morgans „Ancient Society" und zu Marx' „Morgan-Konspekt". Knappe Aussagen dazu werden zu Beginn der Kommentierung jedes Kapitels der I.Auflage geboten. Weiterhin wird in den Erläuterungen die von Engels benutzte Literatur nachgewiesen. Wenn nicht ermittelt werden konnte, welche Ausgabe von ihm benutzt wurde, beziehungsweise die benutzte nicht verfügbar war, erfolgt in den Erläuterungen ein entsprechender Verweis. Abweichungen zwischen der Zitierweise von Engels und der benutzten Quelle werden verzeichnet, wenn diese inhaltlich belangvoll sind. Ferner wird vermerkt, wenn Engels dem Text nicht das angegebene Werk selbst zugrunde legte, sondern eine Sekundärquelle benutzte oder auf seine eigenen Exzerpte zurückgriff. Bei speziellen Sachverhalten der griechischen und römischen Geschichte wird in Form von Sacherläuterungen auch auf die antike Primärquelle hingewiesen. Hervorhebungen gegenüber der Quelle werden nachgewiesen, soweit dies nicht bereits bei Zitaten, die Engels ins Deutsche übersetzt hat, durch die Wiedergabe des Originaltextes geschieht. Zusätze von Marx und Engels in Klammern werden nur dann als solche gesondert ausgewiesen, wenn sie im Text nicht eindeutig kenntlich sind. Bei Zitaten aus der Weltliteratur wird in der Regel auf die Angabe einer konkreten Ausgabe verzichtet. Verweisungen auf die bisher erschienenen Bände aller Abteilungen der MEGA® erfolgen unter Verwendung der im Verzeichnis der Abkürzungen entschlüsselten Siglen. In allen anderen Fällen wird bei Zitaten aus Arbeiten von Marx und Engels direkt auf den Erstdruck oder die Handschrift verwiesen. Die Register erfassen den Edierten Text und die Varianten. Das Literaturregister umfaßt alle Literatur (Bücher, Broschüren, Zeitschriftenaufsätze, Zeitungsartikel usw.), die direkt oder indirekt zitiert, erwähnt oder benutzt wird. Die Titel anonymer Veröffentlichungen werden nach dem ersten Wort, das kein bestimmter oder unbestimmter Artikel ist, eingeordnet. Nicht aufgenommen werden allgemeine Hinweise auf Verträge, Verfassungen, Gesetze u. ä. sowie auf Manuskripte, Archivmaterialien und Briefe, die zum Zeitpunkt der Abfassung des Textes

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noch unveröffentlicht waren und es zum Teil auch heute noch sind. Der „Morgan-Konspekt", der neben Auszügen aus „Ancient society" auch Kommentare und eigene Gedanken von Marx enthält, die Engels seinen Ausführungen zugrunde legte, wird unter „Arbeiten von Marx und Engels. 2. Manuskripte" aufgeführt. Die Aufnahme der einzelnen Stellen erfolgt in den Fällen, wo über die Erläuterungen die Benutzung der Auszüge nachgewiesen wird. Wenn Engels Quellen ganz oder teilweise über Exzerpte benutzte, wird nach den Titeln auf das Vorhandensein der Exzerpte mit Angabe des Entstehungsjahres hingewiesen. Wenn keine genaue Jahresangabe möglich ist, wird auf die Seite des wissenschaftlichen Apparats verwiesen, auf der die Entstehungssituation der Auszüge dargestellt ist. Das Namenregister stellt alle direkt oder indirekt genannten Personennamen zusammen, wobei literarische und mythologische Namen einbezogen werden. Aufgenommen werden auch die Verfasser von Veröffentlichungen, die im Text selbst nicht genannt, deren Arbeiten aber direkt oder indirekt zitiert, erwähnt bzw. benutzt werden. Die alphabetische Einordnung der Personennamen erfolgt nach ihrer authentischen Schreibweise, bei griechisch oder kyrillisch geschriebenen Namen nach der entsprechenden transkribierten Form. Alle von der authentischen Form abweichenden Schreibweisen des Edierten Textes werden der authentischen Schreibweise in runden Klammern zugefügt und, wenn notwendig, gesondert als Verweisung angeführt. Der Band enthält ein ethnographisches Register, in dem alle Völker, Völkerschaften und Stämme erfaßt werden, die Gegenstand der historisch-ethnographischen Untersuchungen des „Ursprungs ..." sind. Die einzelnen Begriffe werden bei Bedarf durch kurze Zusätze in Klammern näher erläutert. Das Sachregister umfaßt die Begriffe, die den wesentlichen Inhalt der Arbeiten von Marx und Engels widerspiegeln. Die Schlagworte sind in der Regel dem Edierten Text entnommen oder lehnen sich weitgehend an diesen an. Das Sachregister ist in moderner Orthographie abgefaßt. Der vorliegende Band wurde im Auftrag der herausgebenden Institute von einer Arbeitsgruppe des Zentralinstituts für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der DDR unter Leitung von Joachim Herrmann und Hansulrich Labuske vorbereitet. Mitarbeiter waren Christian Mileta und Ursula Peters. Seitens der Redaktionskommission wurde der Band von Anneliese Griese (Humboldt-Universität zu Berlin) und Renate Merkel (Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung Berlin) betreut. Gutachter des IML beim ZK der KPdSU waren Jakow Rokitjanski und Alla Rybikowa.

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In den Band sind in vielfältiger Form die Ergebnisse einer internationalen Konferenz eingeflossen, die das Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie anläßlich des 100. Jahrestages des Erscheinens des „Ursprungs ..." vom 26. bis 30.November 1984 in Dresden veranstaltete (siehe Familie, Staat und Gesellschaftsformation. Grundprobleme vorkapitalistischer Epochen einhundert Jahre nach Friedrich Engels' Werk „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats". Hrsg. von Joachim Herrmann und Jens Köhn. Berlin 1988). Die Herausgeber danken allen wissenschaftlichen Einrichtungen und Persönlichkeiten, die bei der Vorbereitung des Bandes Unterstützung leisteten. Das Internationale Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam ermöglichte die Einsichtnahme in die Originale. Johannes Klare, Günter Kluge und Christian Wagner (Humboldt-Universität zu Berlin) entwarfen eine Analyse der französischen Übersetzung. Die dänische Übersetzung wurde von Flemming Vestergaard-Andersen (Radio Berlin International) analysiert und korrigiert. Die Korrekturen der italienischen Übersetzung las Ugo Piacentini (Humboldt-Universität zu Berlin), die der französischen Mohamed Tafere (Berlin). Für Hinweise und spezielle Ausarbeitungen danken die Herausgeber Iris Bautz, Ursula Herrmann und Brigitte Rieck (Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung Berlin) sowie Lothar Brandt (Berlin) und Jutta Seidel (Leipzig).

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Vorbereitende Notiz zum „Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats"

I ad Morgan 1) Wildheit extractive Industrie - Barbarei: Ackerbau und Viehzucht; - Civilisation: Industrie. I

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Vorbereitende Notiz zum „Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats"

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. Im Anschluß an Lewis H.Morgans Forschungen. Hottingen-Zürich 1884

Der Ursprung der Familie, des

Privateigenthums und des Staats.

Im Anschluss an

Lewis H. Morgan's Forschungen •on

Friedrich Engels.

— —

*

Hottinffen-Zürich. Druck der Schweizerischen Oenoasengchaftsbachdruckerei. 1884.

Vorwort

|III| Die nachfolgenden Kapitel bilden gewissermaßen die Vollführung eines Vermächtnisses. Es war kein Geringerer als Karl Marx, der sich vorbehalten hatte, die Resultate der Morgan'schen Forschungen im Zusammenhang mit den Ergebnissen seiner - ich darf innerhalb gewisser Gren5 zen sagen unserer - materialistischen Geschichtsuntersuchung darzustellen und dadurch erst ihre ganze Bedeutung klar zu machen. Hatte doch Morgan die von Marx vor vierzig Jahren entdeckte, materialistische Geschichtsauffassung in Amerika in seiner Art neu entdeckt, und war von ihr, bei Vergleichung der Barbarei und der Civilisation, in den Hauptpunkten 10 zu denselben Resultaten geführt worden, wie Marx. Und wie „das Kapital" von den zünftigen Oekonomen in Deutschland Jahre lang ebenso eifrig ausgeschrieben wie hartnäckig todtgeschwiegen wurde, ganz so wurde Morgan's „Ancient Society"*) behandelt von den Wortführern der „prähistorischen" Wissen||IV|schaft in England. Meine Arbeit kann nur einen gerin15 gen Ersatz bieten für das, was meinem verstorbenen Freunde zu thun nicht mehr vergönnt war. Doch liegen mir in seinen ausführlichen Auszügen aus Morgan kritische Anmerkungen vor, die ich hier wiedergebe, so weit es irgend angeht.

20 Nach der materialistischen Geschichtsauffassung ist das bestimmende Moment in der Geschichte: die Produktion und Reproduktion des unmittelbaren Lebens. Diese ist aber selbst wieder doppelter Art. Einerseits die Erzeugung von Lebensmitteln, von Gegenständen der Nahrung, Kleidung, Wohnung und den dazu erforderlichen Werkzeugen; andrerseits die Erzeu25 gung von Menschen selbst, die Fortpflanzung der Gattung. Die gesellschaftlichen Einrichtungen, unter denen die Menschen einer bestimmten Geschichtsepoche und eines bestimmten Landes leben, werden bedingt

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*) Ancient Society, or Researches in the Lines of Human Progress from Savagery, through Barbarism, to Civilization. By Lewis H.Morgan. London, Macmillan & Co., 1877. Das Buch ist in Amerika gedruckt und in London merkwürdig schwer zu haben. Der Verfasser ist vor einigen Jahren gestorben.

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Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. I.Auflage

durch beide Arten der Produktion: durch die Entwicklungsstufe einerseits der Arbeit, andrerseits der Familie. Je weniger die Arbeit noch entwickelt ist, je beschränkter die Menge ihrer Erzeugnisse, also auch der Reichthum der Gesellschaft, desto überwiegender erscheint die Gesellschaftsordnung beherrscht durch Geschlechtsbande. Unter dieser, auf Geschlechtsbande begründeten Gliederung der Gesellschaft entwickelt sich indeß die Produktivität der Arbeit mehr und mehr; mit ihr Privat||V|eigenthum und Austausch, Unterschiede des Reichthums, Verwerthbarkeit fremder Arbeitskraft und damit die Grundlage von Klassengegensätzen: neue soziale Elemente, die im Lauf von Generationen sich abmühen, die alte Gesellschaftsverfassung den neuen Zuständen anzupassen, bis endlich die Unvereinbarkeit Beider eine vollständige Umwälzung herbeiführt. Die alte, auf Geschlechtsverbänden beruhende Gesellschaft wird gesprengt im Zusammenstoß der neu entwickelten gesellschaftlichen Klassen; an ihre Stelle tritt eine neue Gesellschaft, zusammengefaßt im Staat, dessen Untereinheiten nicht mehr Geschlechtsverbände, sondern Ortsverbände sind, eine Gesellschaft, in der die Familienordnung ganz von der Eigenthumsordnung beherrscht wird und in der sich nun jene Klassengegensätze und Klassenkämpfe frei entfalten, aus denen der Inhalt aller bisherigen geschriebenen Geschichte besteht. Es ist das große Verdienst Morgan's, diese vorgeschichtliche Grundlage unserer geschriebenen Geschichte in ihren Hauptzügen entdeckt und wiederhergestellt, und in den Geschlechtsverbänden der nordamerikanischen Indianer den Schlüssel gefunden zu haben, der uns die wichtigsten, bisher unlösbaren Räthsel der ältesten griechischen, römischen und deutschen Geschichte erschließt. Es ist aber seine Schrift kein Eintagswerk. An die vierzig Jahre hat er mit seinem Stoff gerungen, bis er ihn vollständig beherrschte. ||VI| Darum aber ist auch sein Buch eins der wenigen epochemachenden Werke unserer Zeit. In der nachfolgenden Darstellung wird der Leser im Ganzen und Großen leicht unterscheiden, was von Morgan herrührt und was ich hinzugesetzt. In den geschichtlichen Abschnitten über Griechenland und Rom habe ich mich nicht auf Morgan's Belege beschränkt, sondern hinzugefügt, was mir zu Gebote stand. Die Abschnitte über Celten und Deutsche gehören wesentlich mir an; Morgan verfügte hier fast nur über Quellen zweiter Hand und für die deutschen Zustände - außer Tacitus - nur über die schlechten liberalen Verfälschungen des Herrn Freeman. Die ökonomischen Ausführungen, die bei Morgan für seinen Zweck hinreichend, für den meinigen aber durchaus ungenügend, sind alle von mir neu bearbeitet. Und endlich bin ich selbstredend verantwortlich für alle Schlußfolgerungen, soweit nicht Morgan ausdrücklich citirt wird. |

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I. Vorgeschichtliche Kulturstufen

|7| I. Vorgeschichtliche Kulturstufen. Morgan ist der erste, der mit Sachkenntniß eine bestimmte Ordnung in die menschliche Vorgeschichte zu bringen versucht; so lange nicht bedeutend erweitertes Material zu Aenderungen nöthigt, wird seine Gruppirung wohl 5 in Kraft bleiben. Von den drei Hauptepochen: Wildheit, Barbarei, Civilisation beschäftigen ihn selbstredend nur die ersten zwei und der Uebergang zur dritten. Jede der beiden theilt er ein in eine untere, mittlere und obere Stufe, je nach den in jeder derselben errungenen Fortschritten der Produktion der 10 Lebensmittel; denn, sagt er: „die Geschicklichkeit in dieser Produktion ist entscheidend für den Grad menschlicher Ueberlegenheit und Naturbeherrschung; von allen Wesen hat nur der Mensch es bis zu einer fast unbedingten Herrschaft über die Erzeugung von Nahrungsmitteln gebracht. Alle großen Epochen menschlichen Fortschrittes fallen, mehr oder weniger di15 rekt, zusammen mit Epochen der Ausweitung der Unterhaltsquellen." Die Entwicklung der Familie geht daneben, bietet aber keine so schlagenden Merkmale zur Trennung der Perioden.

I. Wildheit. 1. Unterstufe: Kindheit des Menschengeschlechts, das wenigstens theilweise 20 auf Bäumen lebend, wodurch allein sein Fortbestehn gegenüber großen Raubthieren erklärlich, noch in seinen ursprünglichen Sitzen, tropischen oder subtropischen Wäldern sich aufhielt. Früchte, ||8| Nüsse, Wurzeln dienten zur Nahrung; die Ausbildung artikulirter Sprache ist Hauptergebniß dieser Zeit. Von allen Völkern, die innerhalb der geschichtlichen Pe25 riode bekannt geworden sind, gehörte kein einziges mehr diesem Urzustand an. So lange Jahrtausende er auch gedauert haben mag, so wenig

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Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. I.Auflage

können wir ihn aus direkten Zeugnissen beweisen; aber die Abstammung des Menschen aus dem Thierreich einmal zugegeben, wird die Annahme dieses Uebergangs unumgänglich. 2. Mittelstufe: beginnt mit der Verwerthung von Fischen (wozu wir auch Krebse, Muscheln und andere Wasserthiere zählen) zur Nahrung und 5 mit dem Gebrauch des Feuers. Beides gehört zusammen, da Fischnahrung erst vermittelst des Feuers vollständig vernutzbar wird. Mit dieser neuen Nahrung aber wurden die Menschen unabhängig von Klima und Lokalität; den Strömen und Küsten folgend, konnten sie selbst im wilden Zustand sich über den größten Theil der Erde ausbreiten. Die 10 roh gearbeiteten, ungeschliffenen Steinwerkzeuge des früheren Steinalters, die sogenannten paläolithischen, die ganz oder größtentheils in diese Periode fallen, sind in ihrer Verbreitung über alle Kontinente Beweisstücke dieser Wanderungen. Die neubesetzten Zonen wie der ununterbrochen thätige Findungstrieb, verbunden mit dem Besitz des Reib- 15 feuers, brachten neue Nahrungsmittel auf; so stärkmehlhaltige Wurzeln und Knollen, in heißer Asche oder in Backgruben (Erdöfen) gebacken; so Wild, das mit Erfindung der ersten Waffen, Keule und Speer, gelegentliche Zugabe zur Kost wurde. Ausschließliche Jägervölker, wie sie in den Büchern figuriren, d. h. solche die nur von der Jagd leben, hat es nie 20 gegeben; dazu ist der Ertrag der Jagd viel zu ungewiß. In Folge andauernder Unsicherheit der Nahrungsquellen scheint auf dieser Stufe die Menschenfresserei aufzukommen, die sich von jetzt an lange erhält. Die Australier und viele Polynesier stehen noch heute auf dieser Mittelstufe derWildheit. 25 3. Oberstufe: beginnt mit der Erfindung von Bogen und Pfeil, wodurch Wild regelmäßiges Nah||9|rungsmittel, Jagd einer der normalen Arbeitszweige wurde. Bogen, Sehne und Pfeil bilden schon ein sehr zusammengesetztes Instrument, dessen Erfindung lange, gehäufte Erfahrung und geschärfte Geisteskräfte voraussetzt, also auch die gleichzeitige Bekannt- 30 schaft mit einer Menge anderer Erfindungen. Vergleichen wir die Völker, die zwar Bogen und Pfeil kennen, aber noch nicht die Töpferkunst (von der Morgan den Uebergang in die Barbarei datirt), so finden wir in der That bereits einige Anfange der Niederlassung in Dörfern, eine gewisse Beherrschung der Produktion des Lebensunterhalts, hölzerne Gefäße und Ge- 35 räthe, Fingerweberei (ohne Webstuhl) mit Fasern von Bast, geflochtene Körbe von Bast oder Schilf, geschliffene (neolithische) Steinwerkzeuge. Meist auch hat Feuer und Steinaxt bereits das Einbaum-Boot und stellenweise Balken und Bretter zum Hausbau geliefert. Alle diese Fortschritte finden wir z. B. bei den nordwestlichen Indianern Amerikas, die zwar Bo- 40 gen und Pfeil, aber nicht die Töpferei kennen. Für die Wildheit war Bogen

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und Pfeil, was das eiserne Schwert für die Barbarei und das Feuerrohr für die Civilisation: die entscheidende Waffe.

II. Barbarei.

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1. Unterstufe. Datirt von der Einfuhrung der Töpferei. Diese ist nachweislieh in vielen Fällen und wahrscheinlich überall entstanden aus der Ueberdeckung geflochtener oder hölzerner Gefäße mit Lehm, um sie feuerfest zu machen; wobei man bald fand, daß der geformte Lehm auch ohne das innere Gefäß den Dienst leistete. Bisher konnten wir den Gang der Entwicklung ganz allgemein, als gültig für eine bestimmte Periode aller Völker, ohne Rücksicht auf die Lokalität, betrachten. Mit dem Eintritt der Barbarei aber haben wir eine Stufe erreicht, worauf sich die verschiedene Naturbegabung der beiden großen Erdkontinente geltend macht. Das charakteristische Moment der Periode der Barbarei ist die Zähmung und Züchtung von Thieren ||10| und die Kultur von Pflanzen. Nun besaß der östliche Kontinent, die s.g. alte Welt, fast alle zur Zähmung tauglichen Thiere und alle kulturfähigen Getreidearten außer einer; der westliche, Amerika, von zähmbaren Säugethieren nur das Llama, und auch dies nur in einem Theil des Südens, und von allen Kulturgetreiden nur eins, aber das beste: den Mais. Diese verschiedenen Naturbedingungen bewirken, daß von nun an die Bevölkerung jeder Halbkugel ihren besondern Gang geht und die Marksteine an den Grenzen der verschiedenen Stufen in jedem der beiden Fälle verschieden sind. 2. Mittelstufe. Beginnt im Osten mit der Zähmung von Hausthieren, im Westen mit der Kultur von Nährpflanzen mittelst Berieselung und dem Gebrauch von Adoben (an der Sonne getrockneten Ziegeln) und Stein zu Gebäuden. Wir beginnen mit dem Westen, da hier diese Stufe bis zur europäischen Eroberung nirgends überschritten wurde. Bei den Indianern der Unterstufe der Barbarei (wozu alle östlich des Mississippi gefundenen gehörten), bestand zur Zeit ihrer Entdeckung schon eine gewisse Gartenkultur von Mais und vielleicht auch Kürbissen, Melonen und andern Gartengewächsen, die einen sehr wesentlichen Bestandtheil ihrer Nahrung lieferte; sie wohnten in hölzernen Häusern, in verpalisadirten Dörfern. Die nordwestlichen Stämme, besonders die im Gebiet des Columbiaflusses, standen noch auf der Oberstufe der Wildheit und kannten weder Töpferei noch Pflanzenkultur irgend einer Art. Die Indianer der s. g. Pueblos in Neu-Mexico dagegen, die Mexikaner, CentraiAmerikaner und Peruaner zur Zeit der Eroberung standen auf der Mittel-

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stufe der Barbarei; sie wohnten in festungsartigen Häusern von Adoben oder Stein, bauten Mais und andre nach Lage und Klima verschiedene Nährpflanzen in künstlich berieselten Gärten, die die Hauptnahrungsquelle lieferten, und hatten sogar einige Thiere gezähmt - die Mexikaner den Truthahn und andre Vögel, die Peruaner das Llama. Dazu kannten sie die Verarbeitung der Metalle - mit ||11| Ausnahme des Eisens, weßhalb sie noch immer der Steinwaffen und Steinwerkzeuge nicht entbehren konnten. Die spanische Eroberung schnitt dann alle weitere selbständige Entwicklung ab. Im Osten begann die Mittelstufe der Barbarei mit der Zähmung milchund fleischgebender Thiere, während Pflanzenkultur hier noch bis tief in diese Periode unbekannt geblieben zu sein scheint. Die Zähmung und Züchtung von Vieh, und die Bildung größerer Heerden scheinen den Anlaß gegeben zu haben zur Aussonderung der Arier und Semiten aus der übrigen Masse der Barbaren. Den europäischen und asiatischen Ariern sind die Viehnamen noch gemeinsam, die der Kulturpflanzen aber fast gar nicht. Die Heerdenbildung führte an geeigneten Stellen zum Hirtenleben; bei den Semiten in den Grasebenen des Euphrat und Tigris, bei den Ariern in denen Indiens, des Oxus und Jaxartes, des Don und Dniepr. An den Grenzen solcher Weideländer muß die Zähmung des Viehs zuerst vollführt worden sein. Den späteren Geschlechtern erscheinen sie so als aus Gegenden kommend, die, weit entfernt die Wiege des Menschengeschlechts zu sein, im Gegentheil für ihre wilden Vorfahren und selbst für Leute der Unterstufe der Barbarei fast unbewohnbar waren. Umgekehrt, sobald diese Barbaren der Mittelstufe einmal an Hirtenleben gewöhnt, hätte es ihnen nie einfallen können, freiwillig aus den grastragenden Stromebenen in die Waldgebiete zurückzukehren, in denen ihre Vorfahren heimisch gewesen. Ja selbst als sie weiter nach Norden und Westen gedrängt wurden, war es den Semiten und Ariern unmöglich, in die westasiatischen und europäischen Waldgegenden zu ziehen, ehe sie durch Getreidebau in den Stand gesetzt wurden, ihr Vieh auf diesem weniger günstigen Boden zu ernähren und besonders zu überwintern. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß der Getreidebau hier zuerst aus dem Futterbedürfniß für's Vieh entsprang und erst später für menschliche Nahrung wichtig wurde. Der reichlichen Fleisch- und Milchnahrung bei Ariern ||12| und Semiten, und besonders ihrer günstigen Wirkung auf die Entwicklung der Kinder, ist vielleicht die überlegne Entwicklung beider Racen zuzuschreiben. Dagegen haben die Pueblos-Indianer von Neu-Mexiko, die auf fast reine Pflanzenkost reduzirt sind, ein kleineres Gehirn als die mehr fleisch- und fischessenden Indianer der niedern Stufe der Barbarei. Jedenfalls ver-

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schwindet auf dieser Stufe allmälig die Menschenfresserei und erhält sich nur als religiöser Akt oder, was hier fast identisch, als Zaubermittel. 3. Oberstufe. Beginnt mit dem Schmelzen des Eisenerzes und geht über in die Civilisation vermittelst der Erfindung der Buchstabenschrift und ihrer Verwendung zu literarischer Aufzeichnung. Diese Stufe, die, wie gesagt, nur auf der östlichen Halbkugel selbständig durchgemacht wird, ist an Fortschritten der Produktion reicher als alle vorhergehenden zusammen genommen. Ihr gehören an die Griechen zur Heroenzeit, die italischen Stämme kurz vor der Gründung Roms, und die Deutschen des Cäsar (oder, wie wir lieber sagen möchten, des Tacitus). Vor Allem tritt uns hier zuerst entgegen die eiserne, von Vieh gezogene Pflugschar, die den Ackerbau auf großer Stufe, den Feldbau, möglich machte, und damit eine für damalige Verhältnisse praktisch unbeschränkte Vermehrung der Lebensmittel; damit auch die Ausrodung des Waldes und seine Verwandlung in Ackerland und Wiese - die wieder ohne die eiserne Axt und den eisernen Spaten auf großem Maßstab unmöglich blieb. Damit kam aber auch rasche Vermehrung der Bevölkerung, und dichte Bevölkerung auf kleinem Gebiet. Vor dem Feldbau müssen sehr ausnahmsweise Verhältnisse vorgekommen sein, wenn eine halbe Million Menschen sich unter einer einzigen Centralleitung sollte vereinigen lassen; wahrscheinlich war das nie geschehn. Die höchste Blüte der Oberstufe der Barbarei tritt uns entgegen in den homerischen Gedichten, namentlich der Ilias. Entwickelte Eisenwerkzeuge; der Blasbalg; die Handmühle; die Töpferscheibe; die Oel- und | |13| Weinbereitung; eine entwickelte, in's Kunsthandwerk übergehende Metallbearbeitung; der Wagen und Streitwagen; der Schiffbau mit Planken und Balken; die Anfänge der Architektur als Kunst; ummauerte Städte mit Thürmen und Zinnen; das homerische Epos und die gesammte Mythologie - das sind die Haupterbschaften, die die Griechen aus der Barbarei hinübernahmen in die Civilisation. Wenn wir damit die Beschreibung der Germanen bei Cäsar und selbst Tacitus vergleichen, die am Anfang derselben Kulturstufe standen, aus der die homerischen Griechen in eine höhere überzugehen sich anschickten, so sehen wir, welchen Reichthum der Entwicklung der Produktion die Oberstufe der Barbarei in sich faßt. Das Bild, das ich hier von der Entwicklung der Menschheit durch Wildheit und Barbarei zu den Anfängen der Civilisation nach Morgan skizzirt habe, ist schon reich genug an neuen und, was mehr ist, unbestreitbaren, weil unmittelbar der Produktion entnommenen Zügen. Dennoch wird es matt und dürftig erscheinen, verglichen mit dem Bild, das sich am Ende unserer Wanderschaft entrollen wird; erst dann wird es möglich sein, den Uebergang aus der Barbarei in die Civilisation und den schlagenden Ge-

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gensatz Beider in's volle Licht zu stellen. Vorderhand können wir Morgan's Abtheilung dahin verallgemeinern: Wildheit - Zeitraum der vorwiegenden Aneignung fertiger Naturprodukte; die Kunstprodukte des Menschen sind vorwiegend Hülfswerkzeuge dieser Aneignung. Barbarei - Zeitraum der Erwerbung von Viehzucht und Ackerbau, der Erlernung von Methoden zur Produktion von Naturerzeugnissen durch menschliche Thätigkeit. Civilisation - Zeitraum der Erlernung der weiteren Verarbeitung von Naturerzeugnissen, der eigentlichen Industrie und der Kunst. |

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|14| II. Die Familie. Morgan, der sein Leben großenteils unter den noch jetzt im Staat NewYork ansässigen Irokesen zugebracht und in einen ihrer Stämme (den der Senekas) adoptirt worden, fand unter ihnen ein Verwandtschaftssystem in Geltung, das mit ihren wirklichen Familienbeziehungen im Widerspruch stand. Bei ihnen herrschte jene, beiderseits leicht lösliche Einzelehe, die Morgan als „Paarungsfamilie" bezeichnet. Die Nachkommenschaft eines solchen Ehepaars war also vor aller Welt offenkundig und anerkannt; es konnte kein Zweifel sein, auf wen die Bezeichnungen Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Bruder, Schwester anzuwenden seien. Aber der Gebrauch dieser Ausdrücke widerspricht dem. Der Irokese nennt nicht nur seine eigenen Kinder, sondern auch die seiner Brüder, seine Söhne und Töchter; und sie nennen ihn Vater. Die Kinder seiner Schwestern dagegen nennt er seine Neffen und Nichten, und sie ihn Onkel. Umgekehrt nennt die Irokesin, neben ihren eigenen Kindern, diejenigen ihrer Schwestern ihre Söhne und Töchter, und diese nennen sie Mutter. Die Kinder ihrer Brüder dagegen nennt sie ihre Neffen und Nichten, und sie heißt ihre Tante. Ebenso nennen die Kinder von Brüdern sich unter einander Brüder und Schwestern, deßgleichen die Kinder von Schwestern. Die Kinder einer Frau und die ihres Bruders dagegen nennen sich gegenseitig Vettern und Cousinen. Und dies sind nicht bloße Namen, sondern Ausdrücke tatsächlich geltender Anschauungen von Nähe und Entferntheit, Gleichheit und Ungleichheit der Blutsverwandtschaft, und dienen zur ||15| Grundlage eines vollständig ausgearbeiteten Verwandtschaftssystems, das mehrere hundert verschiedene Verwandtschaftsbeziehungen eines einzelnen Individuums auszudrücken im Stande ist. Noch mehr. Dies System ist nicht nur in voller Geltung bei allen amerikanischen Indianern (bis jetzt ist keine Ausnahme gefunden), sondern es gilt auch fast unverändert bei den Ureinwohnern Indiens, bei den dravidischen Stämmen in Dekan und den Gaurastämmen in

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Hindustan. Die Verwandtschaftsausdrücke der südindischen Tamiler und der Seneka-Irokesen im Staat New-York stimmen noch heute überein für mehr als zweihundert verschiedene Verwandtschaftsbeziehungen. Und auch bei diesen indischen Stämmen, wie bei allen amerikanischen Indianern, stehen die aus der geltenden Familienform entspringenden Verwandtschaftsbeziehungen im Widerspruch mit dem Verwandtschaftssystem. Wie nun dies erklären? Bei der entscheidenden Rolle, die die Verwandtschaft bei allen wilden und barbarischen Völkern in der Gesellschaftsordnung spielt, kann man die Bedeutung dieses so weitverbreiteten Systems nicht mit Redensarten beseitigen. Ein System, das in Amerika allgemein gilt, in Asien bei Völkern einer ganz verschiedenen Race ebenfalls besteht, von dem mehr oder weniger abgeänderte Formen überall in Afrika und Australien sich in Menge vorfinden, will geschichtlich erklärt sein, nicht weggeredet, wie dies z. B. MacLennan versuchte. Die Bezeichnungen Vater, Kind, Bruder, Schwester sind keine bloßen Ehrentitel, sondern führen ganz bestimmte, sehr ernstliche gegenseitige Verpflichtungen mit sich, deren Gesammtheit einen wesentlichen Theil der Gesellschaftsverfassung jener Völker ausmacht. Und die Erklärung fand sich. Auf den Sandwichinseln (Hawaii) bestand noch in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts eine Form der Familie, die genau solche Väter und Mütter, Brüder und Schwestern, Söhne und Töchter, Onkel und Tanten, Neffen und Nichten lieferte wie das amerikanisch-altindische Verwandtschaftssystem sie fordert. Aber merkwürdig! Das Verwandtschaftssystem, das in Hawaii in Geltung | |16| war, stimmte wieder nicht mit der dort thatsächlich bestehenden Familienform. Dort nämlich sind alle Geschwisterkinder, ohne Ausnahme, Brüder und Schwestern, und gelten für die gemeinsamen Kinder, nicht nur ihrer Mutter und deren Schwestern, oder ihres Vaters und dessen Brüder, sondern aller Geschwister ihrer Eltern ohne Unterschied. Wenn also das amerikanische Verwandtschaftssystem eine in Amerika nicht mehr bestehende, primitivere Form der Familie voraussetzt, die wir in Hawaii wirklich noch vorfinden, so verweist uns anderseits das Hawaii'sche Verwandtschaftssystem auf eine noch ursprünglichere Familienform, die wir zwar nirgends mehr als bestehend nachweisen können, die aber bestanden haben muß, weil sonst das entsprechende Verwandtschaftssystem nicht hätte entstehen können. „Die Familie", sagt Morgan, „ist das aktive Element; sie ist nie stationär, sondern schreitet vor von einer niedrigeren zu einer höheren Form, im Maß wie die Gesellschaft von niederer zu höherer Stufe sich entwickelt. Die Verwandtschaftssysteme dagegen sind passiv; nur in langen Zwischenräumen registriren sie die Fortschritte, die die Familie im Lauf der Zeit gemacht hat, und erfahren nur dann radikale Aenderung, wenn die Familie sich radikal verändert hat." - „Und", setzt Marx hinzu, 21

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„ebenso verhält es sich mit politischen, juristischen, religiösen, philosophischen Systemen überhaupt." Während die Familie fortlebt, verknöchert das Verwandtschaftssystem, und während dies gewohnheitsmäßig fortbesteht, entwächst ihm die Familie. Mit derselben Sicherheit aber, mit der Cuvier aus den bei Paris gefundenen Marsupialknochen eines Thierskeletts schließen konnte, daß dies einem Beutelthier gehörte und daß dort einst ausgestorbene Beutelthiere gelebt, mit derselben Sicherheit können wir aus einem historisch überkommenen Verwandtschaftssystem schließen, daß die ihm entsprechende, ausgestorbene Familienform bestanden hat. Die eben erwähnten Verwandtschaftssysteme und Familienformen unterscheiden sich von den jetzt herrschenden dadurch, daß jedes Kind mehrere Väter und ||17| Mütter hat. Bei dem amerikanischen Verwandtschaftssystem, dem die hawaii'sche Familie entspricht, können Bruder und Schwester nicht Vater und Mutter desselben Kindes sein; das hawaii'sche Verwandtschaftssystem aber setzt eine Familie voraus, in der dies im Gegentheil die Regel war. Wir werden hier in eine Reihe von Familienformen versetzt, die den bisher gewöhnlich als allein geltend angenommenen direkt widersprechen. Die hergebrachte Vorstellung kennt nur die Einzelehe, daneben Vielweiberei Eines Mannes, allenfalls noch Vielmännerei Einer Frau, und verschweigt dabei, wie es dem moralisirenden Philister ziemt, daß die Praxis sich über diese von der offiziellen Gesellschaft gebotenen Schranken stillschweigend aber ungenirt hinwegsetzt. Das Studium der Urgeschichte dagegen führt uns Zustände vor, wo Männer in Vielweiberei, und ihre Weiber gleichzeitig in Vielmännerei leben, und die gemeinsamen Kinder daher ihnen Allen auch als gemeinsam gelten; Zustände, die selbst wieder bis zu ihrer schließlichen Auflösung in die Einzelehe eine ganze Reihe von Veränderungen durchmachen. Diese Veränderungen sind der Art, daß der Kreis, den das gemeinsame Eheband umfaßt, und der ursprünglich sehr weit war, sich mehr und mehr verengert, bis er schließlich nur das Einzelpaar übrig läßt, das heute vorherrscht.

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Indem Morgan auf diese Weise die Geschichte der Familie rückwärts konstruirt, kommt er in Uebereinstimmung mit der Mehrzahl seiner Kollegen auf einen Urzustand, wo unbeschränkter Geschlechtsverkehr innerhalb eines Stammes herrschte, so daß jede Frau jedem Mann, und jeder Mann jeder Frau gleichmäßig gehörte. Die Entdeckung dieses Urzustandes ist das 35 erste große Verdienst Bachofens.*) Aus diesem Urzustand entwickelte sich, wahrscheinlich sehr frühzeitig: | *) Wie wenig Bachofen verstand, was er entdeckt oder vielmehr errathen hatte, beweist er durch die Bezeichnung dieses Urzustandes als Hetärismus. Hetärismus bezeichnete den Griechen, als sie das Wort einführten, Verkehr von Männern, unverheiratheten oder in Einzelehe lebenden, mit unverheiratheten Weibern, setzt stets eine bestimmte Form der Ehe voraus, au-

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II. Die Familie

|18| 1. Die Blutsverwandtschaftsfamilie, die erste organisirte Form der Gesellschaft und die erste Stufe der Familie. Hier sind die Ehegruppen nach Generationen gesondert: alle Großväter und Großmütter innerhalb der Grenzen der Familie sind sämmtlich unter einander Mann und Frau, 5 ebenso deren Kinder, also die Väter und Mütter, wie deren Kinder wieder einen dritten Kreis gemeinsamer Ehegatten bilden werden, und deren Kinder, die Urenkel der ersten, einen vierten. In dieser Familienform sind also nur Vorfahren und Nachkommen, Eltern und Kinder von den Rechten wie Pflichten (wie wir sagen würden) der Ehe unter einander ausgeschlossen. 10 Brüder und Schwestern, Vettern und Cousinen ersten, zweiten und entfernteren Grades, sind alle Brüder und Schwestern unter einander und eben deßwegen alle Mann und Frau Eins des andern. Das Verhältniß von Bruder und Schwester schließt auf dieser Stufe die Ausübung des gegenseitigen Geschlechtsverkehrs von selbst in sich ein.*) Die typische Gestalt einer sol15 chen Familie würde bestehn aus der Nachkommenschaft Eines Paars, in welcher wieder die Nachkommen jedes einzelnen Grades unter sich Brüder und Schwestern und eben deßhalb Männer und Frauen unter einander sind. | |19| Die Blutsverwandtschaftsfamilie ist ausgestorben. Selbst die rohsten 20 Völker, von denen die Geschichte erzählt, liefern kein nachweisbares Beispiel davon. Daß sie aber bestanden haben mi{ß, dazu zwingt uns das hawaii'sche, in ganz Polynesien noch jetzt gültige Verwandtschaftssystem, das Grade der Blutsverwandtschaft ausdrückt, wie sie nur unter dieser Familienform entstehn können; dazu zwingt uns die ganze weitere Entwick25 lung der Familie, die jene Form als nothwendige Vorstufe bedingt. 2. Die Punaluafamilie. Wenn der erste Fortschritt der Organisation darin bestand, Eltern und Kinder vom gegenseitigen Geschlechtsverkehr auszuschließen, so der zweite in der Ausschließung von Schwester und Bruder. Dieser Fortschritt war, wegen der größeren Altersgleichheit der Betheilig30 ten, unendlich viel wichtiger, aber auch schwieriger als der erste; er vollzog sich allmälig, anfangend mit der Ausschließung der leiblichen Geschwister (d. h. von mütterlicher Seite) aus dem Geschlechtsverkehr, erst in ein-

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ßerhalb der dieser Verkehr stattfindet, und schließt die Prostitution wenigstens schon als Möglichkeit ein. In einem andern Sinn ist das Wort auch nie gebraucht worden, und in diesem Sinn gebrauche ich es mit Morgan. Bachofen's höchst bedeutende Entdeckungen werden überall bis in's Unglaubliche vermystiflzirt durch seine Einbildung, die geschichtlich entstandenen Beziehungen von Mann und Weib hätten ihre Quelle in den jedesmaligen religiösen Vorstellungen der Menschen, nicht in ihren wirklichen Lebensverhältnissen. *) In einem Brief vom Frühjahr 1882 spricht Marx sich in den stärksten Ausdrücken aus über die im Wagner'schen Nibelungentext herrschende totale Verfälschung der Urzeit. Sigmund renommirt: „War es je erhört, daß der Bruder die Schwester bräutlich umfing?" Diesen ihre Liebeshändel ganz in moderner Weise durch ein Bischen Blutschande pikanter machenden „Geilheitsgöttern" Wagner's antwortet Marx: „In der Urzeit war die Schwester die Frau, und das war sittlich."

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zelnen Fällen, nach und nach Regel werdend (in Hawaii kamen noch in diesem Jahrhundert Ausnahmen vor) und endend mit dem Verbot der Ehe sogar zwischen Kollateralgeschwistern, d. h. nach unserer Bezeichnung Geschwister-Kindern, -Enkeln und -Urenkeln; er bildet, nach Morgan, „eine vortreffliche Illustration davon, wie das Prinzip der natürlichen Zuchtwahl 5 wirkt". Keine Frage, daß Stämme, bei denen die Inzucht durch diesen Fortschritt beschränkt wurde, sich rascher und voller entwickeln mußten als die, bei denen die Geschwisterehe Regel und Gebot blieb. Und wie gewaltig die Wirkung dieses Fortschritts empfunden wurde, beweist die aus ihm unmittelbar entsprungene, weit über das Ziel hinausschießende Ein- 10 richtung der Gens, die die Grundlage der gesellschaftlichen Ordnung der meisten, wo nicht aller Barbarenvölker der Erde bildete und aus der wir in Griechenland und Rom unmittelbar in die Civilisation hinübertreten. Jede Urfamilie mußte spätestens nach ein paar Generationen sich spalten. Die ursprüngliche kommu||20|nistische Gesammthaushaltung, die bis tief in die mittlere Barbarei hinein ausnahmslos herrscht, bedingte eine, je nach den Verhältnissen wechselnde, aber an jedem Ort ziemliph bestimmte Maximalgröße der Familiengemeinschaft. Sobald die Vorstellung von der Ungebühr des Geschlechtsverkehrs zwischen Kindern Einer Mutter aufkam, mußte sie sich bei solchen Spaltungen alter und Gründung neuer Hausgemeinden (die indeß nicht nothwendig mit der Familiengruppe zusammenfielen) wirksam zeigen. Eine oder mehrere Reihen von Schwestern wurden der Kern der einen, ihre leiblichen Brüder der Kern der andern. So oder ähnlich ging aus der Blutsverwandtschaftsfamilie die von Morgan Punaluafamilie genannte Form hervor. Nach der hawaii'schen Sitte waren eine Anzahl Schwestern, leibliche oder entferntere (d.h. Cousinen ersten, zweiten oder entfernteren Grades) die gemeinsamen Frauen ihrer gemeinsamen Männer, wovon aber ihre Brüder ausgeschlossen; diese Männer nannten sich unter einander nun nicht mehr Brüder, was sie auch nicht mehr zu sein brauchten, sondern Punalua, d. h. intimer Genosse, gleichsam Associé. Ebenso hatte eine Reihe von leiblichen oder entfernteren Brüdern eine Anzahl Frauen, nicht ihre Schwestern, in gemeinsamer Ehe, und diese Frauen nannten sich unter einander Punalua. Dies die klassische Gestalt einer Familienformation, die später eine Reihe von Variationen zuließ, und deren wesentlicher Charakterzug war: gegenseitige Gemeinschaft der Männer und Weiber innerhalb eines bestimmten Familienkreises, von dem aber die Brüder der Frauen, zuerst die leiblichen, später auch die entfernteren, und umgekehrt also auch die Schwestern der Männer ausgeschlossen waren. Diese Familienform liefert uns nun mit der vollständigsten Genauigkeit die Verwandtschaftsgrade, wie sie das amerikanische System ausdrückt. 24

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Die Kinder der Schwestern meiner Mutter sind noch immer ihre Kinder, ebenso die Kinder der Brüder meines Vaters auch seine Kinder, und sie alle sind meine Geschwister; aber die Kinder der Brüder meiner Mutter sind jetzt ||21| ihre Neffen und Nichten, die Kinder der Schwestern meines Vaters seine Neffen und Nichten, und sie alle meine Vettern und Cousinen. Denn während die Männer der Schwestern meiner Mutter noch immer ihre Männer sind, und ebenso die Frauen der Brüder meines Vaters auch noch seine Frauen - rechtlich, wo nicht immer thatsächlich - so hat die gesellschaftliche Aechtung des Geschlechtsverkehrs zwischen Geschwistern die bisher unterschiedslos als Geschwister behandelten Geschwisterkinder in zwei Klassen getheilt: die Einen bleiben nach wie vor (entferntere) Brüder und Schwestern unter einander, die Andern, die Kinder hier des Bruders, dort der Schwester, können nicht länger Geschwister sein, sie können keine gemeinschaftlichen Eltern mehr haben, weder Vater noch Mutter noch Beide, und deßhalb wird hier zum ersten Mal die Klasse der Neffen und Nichten, Vettern und Cousinen nothwendig, die unter der früheren Familienordnung unsinnig gewesen wäre. Das amerikanische Verwandtschaftssystem, das bei jeder auf irgend einer Art Einzelehe beruhenden Familienform rein widersinnig erscheint, wird durch die Punaluafamilie bis in seine kleinsten Einzelnheiten rationell erklärt und natürlich begründet. Soweit dies Verwandtschaftssystem verbreitet gewesen, genau soweit, mindestens, muß auch die Punaluafamilie bestanden haben.

Diese in Hawaii wirklich als bestehend nachgewiesene Familienform würde uns wahrscheinlich aus ganz Polynesien überliefert sein, hätten die 25 frommen Missionare, wie weiland die spanischen Mönche in Amerika, in solchen widerchristlichen Verhältnissen etwas mehr zu sehen vermocht, als den simplen „Greuel".*) Wenn ||22| uns Cäsar von den Briten, die sich damals auf der Mittelstufe der Barbarei befanden, erzählt: „sie haben ihre Frauen je zehn oder zwölf gemeinsam unter sich, und zwar meist Brüder 30 mit Brüdern und Eltern mit Kindern" - so erklärt sich dies am besten als Punalua-Familie. Barbarische Mütter haben nicht 10-12 Söhne, alt genug, um sich gemeinschaftliche Frauen halten zu können, aber das amerikanische Verwandtschaftssystem, das der Punalua-Familie entspricht, liefert viele Brüder, weil alle nahen und entfernten Vettern eines Mannes seine 35 Brüder sind. Das „Eltern mit Kindern" mag falsche Auffassung des Cäsar

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*) Die Spuren unterschiedslosen Geschlechtsverkehrs, seiner s.g. „Sumpfzeugung", die Bachofen gefunden zu haben meint, fuhren sich, wie jetzt nicht mehr bezweifelt werden kann, auf die Punaluafamilie zurück. „Wenn Bachofen diese Punalua-Ehen .gesetzlos' findet, so fände ein Mann aus jener Periode die meisten jetzigen Ehen zwischen nahen und entfernten Vettern väterlicher oder mütterlicher Seite blutschänderisch, nämlich als Ehen zwischen blutsverwandten Geschwistern." (Marx.)

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sein; daß Vater und Sohn, oder Mutter und Tochter sich in derselben Ehegruppe befinden sollten, ist indeß bei diesem System nicht absolut ausgeschlossen, wohl aber Vater und Tochter, oder Mutter und Sohn. Ebenso liefert diese Familienform die leichteste Erklärung der Berichte Herodot's und anderer alter Schriftsteller über Weibergemeinschaft bei wilden und 5 barbarischen Völkern. Punaluafamilie muß auch sein, was Watson und Kaye (The People of India) von den Tikurs in Audh (nördlich vom Ganges) erzählen: „Sie leben zusammen (d. h. geschlechtlich) fast unterschiedslos in großen Gemeinschaften, und wenn zwei Leute als mit einander verheirathet gelten, so ist das Band doch nur nominell." 10 Direkt aus der Punaluafamilie hervorgegangen ist in weitaus den meisten Fällen die Institution der Gens. Zwar bietet auch das australische Klassensystem einen Ausgangspunkt dafür; die Australier haben Gentes, aber noch keine Punaluafamilie. Ihre Organisation steht jedoch zu vereinzelt, als daß wir darauf Rücksicht zu nehmen hätten. Bei allen Formen der Gruppenfamilie ist es ungewiß, wer der Vater eines Kindes ist, gewiß aber ist, wer seine Mutter. Wenn sie auch alle Kinder der Gesammtfamilie ihre Kinder nennt und Mutterpflichten gegen sie hat, so kennt sie doch ihre leiblichen Kinder unter den Andern. Es ist also klar, daß, soweit Gruppenehe besteht, die Abstammung nur von mütterlicher Seite nachweisbar ist, also nur die weibliche ||23| Linie anerkannt wird. Dies ist in der That bei allen wilden und der niederen Barbarenstufe angehörigen Völkern der Fall; und dies zuerst entdeckt zu haben, ist das zweite große Verdienst Bachofen's. Er bezeichnet diese ausschließliche Anerkennung der Abstammungsfolge nach der Mutter und die daraus sich mit der Zeit ergebenden Erbschaftsbeziehungen mit dem Namen Mutterrecht; ich behalte diesen Namen, der Kürze wegen, bei. Er ist aber schief, denn auf dieser Gesellschaftsstufe ist von Recht im juristischen Sinne noch nicht die Rede. Nehmen wir nun aus der Punalua-Familie die eine der beiden Mustergruppen, nämlich die einer Reihe von leiblichen und entfernteren (d. h. im ersten, zweiten oder entfernteren Grad von leiblichen Schwestern abstammenden) Schwestern, zusammt ihren Kindern und ihren leiblichen oder entfernteren Brüdern von mütterlicher Seite (die nach unserer Voraussetzung nicht ihre Männer sind), so haben wir genau den Umkreis der Personen, die später als Mitglieder einer Gens, in der Urform dieser Institution erscheinen. Sie haben alle eine gemeinsame Stammmutter, kraft der Abstammung von welcher die weiblichen Nachkommen generationsweise Schwestern sind. Die Männer dieser Schwestern können aber nicht mehr ihre Brüder sein, also nicht von dieser Stammmutter abstammen, gehören also nicht in die Blutsverwandtschaftsgruppe, die spätere Gens; ihre Kinder

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aber gehören in diese Gruppe, da Abstammung von mütterlicher Seite allein entscheidend, weil allein gewiß ist. Sobald die Aechtung des Geschlechtsverkehrs zwischen allen Geschwistern, auch den entferntesten Kollateralverwandten mütterlicher Seite, einmal feststeht, hat sich auch obige Gruppe in eine Gens verwandelt, d. h. sich konstituirt als ein fester Kreis von Blutsverwandten weiblicher Linie, die unter einander nicht heirathen dürfen, und der von nun an sich mehr und mehr durch andre gemeinsame Einrichtungen gesellschaftlicher und religiöser Art befestigt und von den andern Gentes desselben Stammes unterscheidet. Darüber ausführlich später. Wenn wir aber ||24| finden, wie nicht nur nothwendig, sondern sogar selbstverständlich die Gens aus der Punaluafamilie sich entwikkelt, so sind wir gezwungen, das ehemalige Bestehen dieser Familienform als fast sicher anzunehmen für alle Völker, bei denen Gentilinstitutionen nachweisbar sind, d. h. so ziemlich für alle Barbaren und Kulturvölker. 3. Die Paarungsfamilie. Eine gewisse Paarung, für kürzere oder längere Zeit, fand bereits unter der Punaluafamilie oder noch früher statt; der Mann hatte eine Hauptfrau (man kann noch kaum sagen Lieblingsfrau) unter den vielen Frauen, und er war für sie der hauptsächlichste Ehemann unter den andern. Dieser Umstand hat nicht wenig beigetragen zu der Konfusion bei den Missionaren, die in der Punaluafamilie bald regellose Weibergemeinschaft, bald willkürlichen Ehebruch sehen. Eine solche gewohnheitsmäßige Paarung mußte aber mehr und mehr sich befestigen, je mehr die Gens sich ausbildete und je zahlreicher die Klassen von „Brüdern" und „Schwestern" wurden, zwischen denen Heirath nun unmöglich war. Der durch die Gens gegebene Anstoß der Verhinderung der Heirath zwischen Blutsverwandten trieb noch weiter. So finden wir, daß bei den Irokesen und den meisten andern auf der Unterstufe der Barbarei stehenden Indianern die Ehe verboten ist zwischen allen Verwandten, die ihr System aufzählt, und das sind mehrere hundert Arten. Bei dieser wachsenden Verwicklung der Eheverbote wurden Gruppenehen mehr und mehr unmöglich; sie wurden verdrängt durch die Paarungsfamilie. Auf dieser Stufe lebt ein Mann mit einer Frau zusammen, jedoch so, daß Vielweiberei und gelegentliche Untreue Recht der Männer bleibt, wenn erstere auch aus ökonomischen Gründen selten vorkommt; während von den Weibern für die Dauer des Zusammenlebens meist strengste Treue verlangt und ihr Ehebruch grausam bestraft wird. Das Eheband ist aber von jedem Theil leicht löslich und die Kinder gehören nach wie vor der Mutter allein. Auch in dieser immer weiter getriebenen Ausschließung der Blutsverwandten vom Eheband wirkt die natürliche Zuchtwahl fort. In Morgan's Worten: „Die Ehen ||25| zwischen nicht-blutsverwandten Gentes erzeugen eine kräftigere Race, physisch wie geistig; zwei fortschreitende Stämme

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vermischten sich, und die neuen Schädel und Hirne erweiterten sich naturgemäß, bis sie die Fähigkeiten Beider umfaßten." Stämme mit Gentilverfassung mußten so über die Zurückgebliebenen die Oberhand gewinnen oder sie durch ihr Beispiel mit sich ziehn. Die Entwicklung der Familie in der Urgeschichte besteht somit in der fortwährenden Verengerung des, ursprünglich den ganzen Stamm umfassenden Kreises, innerhalb dessen eheliche Gemeinschaft zwischen den beiden Geschlechtern herrscht. Durch fortgesetzte Ausschließung erst näherer, dann immer entfernterer Verwandten, zuletzt selbst blos angeheiratheter, wird endlich jede Art von Gruppenehe praktisch unmöglich, und es bleibt schließlich das Eine, einstweilen noch lose verbundene Paar übrig, das Molekül, mit dessen Auflösung die Ehe überhaupt aufhört. Schon hieraus zeigt sich, wie wenig die individuelle Geschlechtsliebe im heutigen Sinn des Worts mit der Entstehung der Einzelehe zu thun hatte. Noch mehr beweist dies die Praxis aller Völker, die auf dieser Stufe stehn. Während in früheren Familienformen die Männer nie um Frauen verlegen zu sein brauchten, im Gegentheil ihrer eher mehr als genug hatten, wurden Frauen jetzt selten und gesucht. Daher beginnt mit der Paarungsehe der Raub und der Kauf von Frauen - weitverbreitete Symptome, aber weiter auch nichts, einer eingetretenen viel tiefer liegenden Veränderung, welche Symptome, bloße Methoden sich Frauen zu verschaffen, der pedantische Schotte MacLennan indeß als „Raubehe" und „Kaufehe" in besondere Familienklassen umgedichtet hat. Auch sonst, bei den amerikanischen Indianern und anderswo (auf gleicher Stufe) ist die Eheschließung Sache nicht der Betheiligten, die oft gar nicht gefragt werden, sondern ihrer Mütter. Oft werden so zwei einander ganz Unbekannte verlobt und erst von dem abgeschlossenen Handel in Kenntniß gesetzt, wenn die Zeit zum Heirathen heranrückt. Vor der Hochzeit macht der Bräutigam den ||26| Gentilverwandten der Braut (also ihren mütterlichen, nicht dem Vater und seiner Verwandtschaft) Geschenke, die als Kaufgaben für das abgetretene Mädchen gelten. Die Ehe bleibt löslich nach dem Belieben eines jeden der beiden Verheiratheten: doch hat sich nach und nach bei vielen Stämmen, z.B. den Irokesen, eine solchen Trennungen abgeneigte öffentliche Meinung gebildet; bei Streitigkeiten treten die Gentilverwandten beider Theile vermittelnd ein, und erst, wenn dies nicht fruchtet, findet Trennung statt, wobei die Kinder der Frau verbleiben, und wonach es jedem Theil freisteht, sich neu zu verheirathen.

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Die Paarungsfamilie, selbst zu schwach und zu unbeständig, um einen eigenen Haushalt zum Bedürfniß oder nur wünschenswerth zu machen, löst die aus früherer Zeit überlieferte kommunistische Haushaltung keines- 40 wegs auf. Kommunistischer Haushalt bedeutet aber Herrschaft der Weiber

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im Hause, wie ausschließliche Anerkennung einer leiblichen Mutter bei Unmöglichkeit, einen leiblichen Vater mit Gewißheit zu kennen, hohe Achtung der Weiber, d.h. der Mütter, bedeutet. Es ist eine der absurdesten, aus der Aufklärung des 18. Jahrhunderts überkommenen Vorstellungen, das Weib sei im Anfang der Gesellschaft Sklavin des Mannes gewesen. Das Weib hat bei allen Wilden und allen Barbaren der Unter- und Mittelstufe, theilweise noch der Oberstufe, eine nicht nur freie, sondern hochgeachtete Stellung. Was es noch in der Paarungsehe ist, möge Asher Wright, langjähriger Missionar unter den Seneka-Irokesen, bezeugen: „Was ihre Familien betrifft, zur Zeit, wo sie noch die alten langen Häuser (kommunistische Haushaltungen mehrerer Familien) bewohnten,... so herrschte dort immer ein Clan (eine Gens) vor, so daß die Weiber ihre Männer aus den andern Clans (Gentes) nahmen. ... Gewöhnlich beherrschte der weibliche Theil das Haus; die Vorräthe waren gemeinsam; wehe aber dem unglücklichen Ehemann oder Liebhaber, der zu träge oder zu ungeschickt war, seinen Theil zum gemeinsamen Vorrath beizutragen. Einerlei wie viel Kinder oder wie ||27| viel Eigenbesitz er im Hause hatte, jeden Augenblick konnte er des Befehls gewärtig sein, sein Bündel zu schnüren und sich zu trollen. Und er durfte nicht versuchen, dem zu widerstehn; das Haus wurde ihm zu heiß gemacht, es blieb ihm nichts als zu seinem eignen Clan (Gens) zurückzukehren oder aber, was meist der Fall, eine neue Ehe in einem andern Clan aufzusuchen. Die Weiber waren die große Macht in den Clans (Gentes) und auch sonst überall. Gelegentlich kam es ihnen nicht darauf an, einen Häuptling abzusetzen und zum gemeinen Krieger zu degradiren." - Die kommunistische Haushaltung, in der die Weiber meist oder alle einer und derselben Gens angehören, die Männer aber auf verschiedene Gentes sich vertheilen, ist die sachliche Grundlage jener in der Urzeit allgemein verbreiteten Vorherrschaft der Weiber, die ebenfalls entdeckt zu haben ein drittes Verdienst Bachofen's ist. - Nachträglich bemerke ich noch, daß die Berichte der Reisenden und Missionare über Belastung der Weiber mit übermäßiger Arbeit bei Wilden und Barbaren dem Gesagten keineswegs widersprechen. Die Theilung der Arbeit zwischen beiden Geschlechtern wird bedingt durch ganz andre Ursachen als die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Völker, bei denen die Weiber weit mehr arbeiten müssen, als ihnen nach unsrer Vorstellung gebührt, haben vor den Weibern oft weit mehr wirkliche Achtung, als unsere Europäer. Die Dame der Civilisation, von Scheinhuldigungen umgeben und aller wirklichen Arbeit entfremdet, hat eine unendlich niedrigere gesellschaftliche Stellung als das hart arbeitende Weib der Barbarei, das in seinem Volk für eine wirkliche Dame (lady, frowa, Frau = Herrin) galt und auch eine solche ihrem Charakter nach war.

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Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. I.Auflage

Ob die Paarungsehe in Amerika heute die Punaluafamilie gänzlich verdrängt hat, müssen nähere Untersuchungen über die noch auf der Oberstufe der Wildheit stehenden nordwestlichen und südamerikanischen Völker entscheiden. Jedenfalls sind noch nicht alle Spuren davon verschwunden. Bei wenigstens vierzig nordamerikanischen Stämmen hat 5 der Mann, der eine ||28| älteste Schwester heirathet, das Recht, alle ihre Schwestern ebenfalls zu Frauen zu nehmen, sobald sie das erforderliche Alter erreichen: Rest der Gemeinsamkeit der Männer für die ganze Reihe von Schwestern. Und von den Halbinsel-Kaliforniern (Oberstufe der Wildheit) erzählt Bancroft, daß sie gewisse Festlichkeiten haben, wo mehrere 10 Stämme zusammenkommen zum Zweck des unterschiedslosen geschlechtlichen Verkehrs. Es sind offenbar Gentes, die in diesen Festen die dunkle Erinnerung bewahren an die Zeit, wo die Frauen Einer Gens alle Männer der andern zu ihren gemeinsamen Ehemännern hatten und umgekehrt. Aehnliche Reste aus der alten Welt sind bekannt genug, so die Preisgebung 15 der phönizischen Mädchen im Tempel an den Festen der Astaroth; selbst das mittelalterliche Recht der ersten Nacht, das trotz neuromantischer deutscher Weißwaschungen eine sehr handfeste Existenz gehabt hat, ist ein vermuthlich durch die keltische Gens (den Clan) überliefertes Stück Punaluafamilie. 20 Die Paarungsfamilie entsprang an der Grenze zwischen Wildheit und Barbarei, meist schon auf der Oberstufe der Wildheit, hier und da erst auf der Unterstufe der Barbarei. Sie ist die charakteristische Familienform für die Barbarei, wie die Gruppenehe für die Wildheit u n d die Monogamie für die Civilisation. U m sie zur festen Monogamie weiter zu entwickeln, be- 25 durfte es andrer Ursachen, als derjenigen, die wir bisher wirkend fanden. Die Gruppe war in der Paarung bereits auf ihre letzte Einheit, ihr Molekül, herabgebracht: auf einen M a n n und eine Frau. Die Naturzüchtung hatte in der immer weiter geführten Ausschließung von der Ehegemeinschaft ihr Werk vollbracht; in dieser Richtung blieb nichts mehr für sie zu thun. Ka- 30 m e n also nicht neue, gesellschaftliche Triebkräfte in Wirksamkeit, so war kein Grund vorhanden, warum aus der Paarung eine neue Familienform hervorgehn sollte. Aber diese Triebkräfte traten in Wirksamkeit. Wir verlassen jetzt Amerika, den klassischen Boden der Paarungsfamilie. Kein Anzeichen läßt schließen, daß dort eine höhere Familienform sich 35 entwickelt, ||29| daß dort vor der Entdeckung und Eroberung jemals irgendwo feste Monogamie bestanden habe. Anders in der alten Welt. Hier hatte die Zähmung der Hausthiere und die Züchtung von Heerden eine bisher ungeahnte Quelle des Reichthums entwickelt und ganz neue gesellschaftliche Verhältnisse geschaffen. Bis auf die Unterstufe der Barba- 40 rei hatte der ständige Reichthum bestanden fast nur in dem Haus, der

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Kleidung, rohem Schmuck und den Werkzeugen zur Erringung und Bereitung der Nahrung: Boot, Waffen, Hausrath einfachster Art. Die Nahrung mußte Tag um Tag neu errungen werden. Jetzt, mit den Heerden der Pferde, Kamele, Esel, Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine hatten die vordringenden Hirtenvölker - die Arier im indischen Fünfstromland und Gangesgebiet wie in den damals noch weit wasserreicheren Steppen am Oxus und Jaxartes, die Semiten am Euphrat und Tigris - einen Besitz erworben, der nur der Aufsicht und rohesten Pflege bedurfte, um sich in stets vermehrter Zahl fortzupflanzen und die reichlichste Nahrung an Milch und Fleisch zu liefern. Alle früheren Mittel der Nahrungsbeschaffung traten nun in den Hintergrund; die Jagd, früher eine Nothwendigkeit, wurde nun ein Luxus. Wem gehörte aber dieser neue Reichthum? Unzweifelhaft ursprünglich der Gens. Aber schon früh muß sich Privateigenthum an den Heerden entwickelt haben. Es ist schwer zu sagen, ob dem Verfasser des s. g. ersten Buchs Mosis der Vater Abraham erschien als Besitzer seiner Heerden kraft eignen Rechts oder kraft seiner Eigenschaft als thatsächlich erblicher Vorsteher einer Gens. Sicher ist nur, daß wir ihn uns nicht als Eigenthümer im modernen Sinn vorstellen dürfen. Und sicher ist ferner, daß wir an der Schwelle der beglaubigten Geschichte die Heerden schon überall in Privateigenthum einzelner Familienvorstände finden, ganz wie die Kunsterzeugnisse der Barbarei, Metallgeräth, Luxusartikel und endlich das Menschenvieh - die Sklaven. Denn jetzt war auch die Sklaverei erfunden. Dem ||30| Barbaren der Unterstufe war der Sklave werthlos. Daher auch die amerikanischen Indianer mit den besiegten Feinden ganz anders verfuhren als auf höherer Stufe geschah. Die Männer wurden getödtet oder aber in den Stamm der Sieger als Brüder aufgenommen; die Weiber wurden geheirathet oder sonst mit ihren überlebenden Kindern ebenfalls adoptirt. Die menschliche Arbeitskraft liefert auf dieser Stufe noch keinen beachtenswerthen Ueberschuß über ihre Unterhaltskosten. Mit der Einführung der Viehzucht, der Metallbearbeitung, der Weberei und endlich des Feldbaus wurde das anders. Wie die früher so zahlreichen Gattinnen jetzt einen Werth bekommen hatten und gekauft wurden, so geschah es mit den Arbeitskräften, besonders seitdem die Heerden endgültig in Privatbesitz übergegangen waren. Die Familie vermehrte sich nicht ebenso rasch wie das Vieh. Mehr Leute wurden erfordert, es zu beaufsichtigen; dazu ließ sich der kriegsgefangne Feind benutzen, der sich außerdem ebensogut fortzüchten ließ wie das Vieh selbst. Solche Reichthümer, sobald sie einmal in Privatbesitz übergegangen und dort rasch vermehrt, gaben der auf Paarungsehe und Gens gegründeten Gesellschaft einen mächtigen Stoß. Die Paarungsehe hatte ein neues

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Element in die Familie eingeführt. Neben die leibliche Mutter hatte sie den beglaubigten leiblichen Vater gestellt, der noch dazu wahrscheinlich besser beglaubigt war als gar manche „Väter" heutzutage. Nach der damaligen Arbeitstheilung in der Familie fiel dem Mann die Beschaffung der Nahrung und der hiezu nöthigen Arbeitsmittel, also auch das Eigenthum an diesen letzteren zu; er nahm sie mit, im Fall der Scheidung, wie die Frau ihren Hausrath behielt. Nach dem Brauch der damaligen Gesellschaft also war der Mann auch Eigenthümer der neuen Nahrungsquelle, des Viehs, und später des neuen Arbeitsmittels, der Sklaven. Nach dem Brauch derselben Gesellschaft aber konnten seine Kinder nicht von ihm erben, denn damit stand es folgendermaßen. Nach Mutterrecht, also so lange Abstammung nur in weiblicher Linie gerechnet wurde und nach dem ||31| ursprünglichen Erbgebrauch in der Gens erbten anfänglich die Gentilverwandten von ihrem verstorbenen Gentilgenossen. Das Vermögen mußte in der Gens bleiben. Bei der Unbedeutendheit der Gegenstände mag es von jeher in der Praxis an die nächsten Gentilverwandten, also an die Agnaten mütterlicher Seite, übergegangen sein. Die Kinder des verstorbenen Mannes aber gehörten nicht seiner Gens an, sondern der ihrer Mutter; sie erbten zuerst mit den übrigen Agnaten der Mutter, später vielleicht in erster Linie von dieser, aber von ihrem Vater konnten sie nicht erben, weil sie nicht zu seiner Gens gehörten, sein Vermögen aber in dieser bleiben mußte. Bei dem Tode des Heerdenbesitzers wären also seine Heerden übergegangen zunächst an seine Brüder und Schwestern und an die Kinder seiner Schwestern, oder an die Nachkommen der Schwestern seiner Mutter. Seine eigenen Kinder aber waren enterbt. In dem Verhältniß also wie die Reichthümer sich mehrten, gaben sie einerseits dem Mann eine wichtigere Stellung in der Familie als der Frau, und erzeugten andrerseits den Antrieb, diese verstärkte Stellung zu benutzen, um die hergebrachte Erbfolge zu Gunsten der Kinder umzustoßen. Dies ging aber nicht, so lange die Abstammung nach Mutterrecht galt. Diese also mußte umgestoßen werden und sie wurde umgestoßen. Es war dies gar nicht so schwer, wie es uns heute erscheint. Denn diese Revolution - eine der einschneidendsten, die die Menschen erlebt haben brauchte nicht ein einziges der lebenden Mitglieder einer Gens zu berühren. Alle ihre Angehörigen konnten nach wie vor bleiben, was sie gewesen. Der einfache Beschluß genügte, daß in Zukunft die Nachkommen der männlichen Genossen in der Gens bleiben, die der weiblichen aber ausgeschlossen sein sollten, indem sie in die Gens ihres Vaters übergingen. Damit war die Abstammungsrechnung in weiblicher Linie und das mütterliche Erbrecht umgestoßen, männliche Abstammungslinie und väterliches

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Erbrecht eingesetzt. Wie sich diese Revolution bei den Kulturvölkern gemacht hat, und wann, darüber wissen wir nichts. Sie fällt ||32| ganz in die vorgeschichtliche Zeit. Daß sie sich aber gemacht, ist mehr als nöthig erwiesen durch die namentlich von Bachofen gesammelten reichlichen Spuren von Mutterrecht, und wie leicht sie sich vollzieht, sehen wir an einer ganzen Reihe von Indianerstämmen, wo sie erst neuerdings gemacht worden ist und noch gemacht wird, unter dem Einfluß theils wachsenden Reichthums und veränderter Lebensweise (Versetzung aus den Wäldern in die Prairie), theils moralischer Einwirkungen der Civilisation und der Missionare. Von acht Missouristämmen haben sechs männliche, aber zwei noch weibliche Abstammungslinie und Erbfolge. Bei den Shawnees, Miamies und Delawares ist die Sitte eingerissen, die Kinder durch einen der Gens des Vaters gehörigen Gentilnamen in diese zu versetzen, damit sie vom Vater erben können. „Eingebome Kasuisterei des Menschen, die Dinge zu ändern, indem man ihre Namen ändert! Und Schlupfwinkel zu finden, um innerhalb der Tradition die Tradition zu durchbrechen, wo ein direktes Interesse den hinreichenden Antrieb gab!" (Marx.) Dadurch entstand heillose Verwirrung, der nur abzuhelfen war, und theilweise auch abgeholfen wurde, durch Uebergang zum Vaterrecht. „Dies scheint überhaupt der natürlichste Uebergang." (Marx.) Der Umsturz des Mutterrechts war die weltgeschichtliche Niederlage des weiblichen Geschlechts. Der Mann ergriff das Steuer auch im Hause, die Frau wurde entwürdigt, geknechtet, Sklavin seiner Lust und bloßes Werkzeug der Kinderzeugung. Diese erniedrigte Stellung der Frau, wie sie namentlich bei den Griechen der heroischen und klassischen Zeit offen hervortritt, ist allmälig beschönigt und verheuchelt, auch stellenweise in mildere Formen gekleidet worden; beseitigt ist sie keineswegs. Die erste Wirkung der nun begründeten Alleinherrschaft der Männer zeigt sich in der jetzt auftauchenden Zwischenform der patriarchalischen Familie. Was sie hauptsächlich bezeichnet, ist nicht die Vielweiberei, wovon später, sondern die Organisation einer Anzahl von freien und unfreien Personen zu einer ||33| Familie unter der väterlichen Gewalt des Familienhaupts. In der semitischen Form lebt dies Familienhaupt in Vielweiberei, die Unfreien haben Weib und Kinder, und der Zweck der ganzen Organisation ist die Wartung von Heerden auf einem abgegränzten Gebiet. Das Wesentliche ist die Einverleibung von Unfreien und die väterliche Gewalt; daher ist der vollendete Typus dieser Familienform die römische Familie. Das Wort familia bedeutet ursprünglich nicht das aus Sentimentalität und häuslichem Zwist zusammengesetzte Ideal des heutigen Philisters; es bezieht sich bei den Römern anfanglich gar nicht einmal auf das Ehepaar und dessen Kinder, sondern auf die Sklaven allein. Famulus heißt ein

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Haussklave, und familia ist die Gesammtheit der einem Mann gehörenden Sklaven. Noch zu Gajus Zeit wurde die familia, id est Patrimonium (d. h. das Erbtheil) testamentarisch vermacht. Der Ausdruck wurde von den Römern erfunden, um einen neuen gesellschaftlichen Organismus zu bezeichnen, dessen Haupt Weib und Kinder und eine Anzahl Sklaven unter römischer väterlicher Gewalt, mit dem Recht über Tod und Leben Aller, unter sich hatte. „Das Wort ist also nicht älter als das eisengepanzerte Familiensystem der latinischen Stämme, welches aufkam nach Einführung des Feldbaus und der gesetzlichen Sklaverei, und nach der Trennung der arischen Italer von den Griechen." Marx setzt hinzu: „Die moderne Familie enthält im Keim nicht nur Sklaverei (servitus), sondern auch Leibeigenschaft, da sie von vornherein Beziehung hat auf Dienste für Ackerbau. Sie enthält in Miniatur alle die Gegensätze in sich, die sich später breit entwikkeln in der Gesellschaft und in ihrem Staat." Eine solche Familienform zeigt den Uebergang der Paarungsehe in die Monogamie. Um die Treue der Frau, also die Vaterschaft der Kinder, sicher zu stellen, wird die Frau der Gewalt des Mannes unbedingt überliefert: wenn er sie tödtet, so übt er nur sein Recht aus. Ehe wir zu der mit dem Sturz des Mutterrechtes sich rasch entwickelnden Monogamie Übergehn, noch ein paar Worte über Vielweiberei und Vielmännerei. ||34| Beide Eheformen können nur Ausnahmen sein, sozusagen geschichtliche Luxusprodukte, es sei denn, sie kämen in einem Lande neben einander vor, was bekanntlich nicht der Fall ist. Da also die von der Vielweiberei ausgeschlossenen Männer sich nicht bei den von der Vielmännerei übriggebliebenen Weibern trösten können, die Anzahl von Männern und Weibern aber ohne Rücksicht auf soziale Institutionen bisher ziemlich gleich war, ist die Erhebung der einen wie der andern dieser Eheformen zur allgemein geltenden von selbst ausgeschlossen. In der That war die exklusive Vielweiberei Eines Mannes offenbar Produkt der Sklaverei und beschränkt auf einzelne Ausnahmsstellungen. In der semitisch-patriarchalischen Familie lebt nur der Patriarch selbst, und höchstens noch ein paar seiner Söhne, in Vielweiberei, die übrigen müssen sich mit Einer Frau begnügen. So ist es noch heute im ganzen Orient; die Vielweiberei ist ein Privilegium der Reichen und Vornehmen und rekrutirt sich hauptsächlich durch Kauf von Sklavinnen; die Masse des Volks lebt in Monogamie. Eine ebensolche Ausnahme ist die Vielmännerei in Indien und Tibet, deren sicher nicht uninteressanter Ursprung aus der Punaluafamilie noch näher zu untersuchen ist. In ihrer Praxis scheint sie übrigens viel coulanter als die eifersüchtige Haremswirthschaft der Muhamedaner. Wenigstens haben bei den Nairs in Indien je drei, vier oder mehr Männer zwar eine gemeinsame Frau; aber jeder von ihnen kann daneben mit drei oder mehr andern Män-

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nern eine zweite Frau in Gemeinschaft haben, und so eine dritte, vierte u. s. w. Es ist ein Wunder, daß MacLennan in diesen Eheclubs, in deren Mehreren man Mitglied sein kann und die er selbst beschreibt, nicht die neue Klasse der Clubehe entdeckt hat. 4. Die monogamische Familie. Sie entsteht aus der Paarungsfamilie, wie gezeigt, im Grenzzeitalter zwischen der mittleren und oberen Stufe der Barbarei; ihr endgültiger Sieg ist eins der Kennzeichen der beginnenden Civilisation. Sie ist gegründet auf die Herrschaft des Mannes mit dem ausdrücklichen Zweck der ||35| Erzeugung von Kindern mit unbestrittener Vaterschaft, und diese Vaterschaft wird erfordert, weil diese Kinder als Leibeserben in das väterliche Vermögen dereinst eintreten sollen. Sie unterscheidet sich von der Paarungsehe durch weit größere Festigkeit des Ehebandes, das n u n nicht mehr nach beiderseitigem Gefallen lösbar ist. Es ist jetzt in der Regel nur noch der Mann, der es lösen und seine Frau verstoßen kann. Das Recht der ehelichen Untreue bleibt ihm auch jetzt wenigstens noch durch die Sitte gewährleistet (der Code Napoléon schreibt es dem Mann ausdrücklich zu, so lange er nicht die Beischläferin in's eheliche Haus bringt) und wird mit steigender gesellschaftlicher Entwicklung immer mehr ausgeübt; erinnert sich die Frau der alten geschlechtlichen Praxis und will sie erneuern, so wird sie strenger bestraft als je vorher. In ihrer ganzen Härte tritt uns die neue Familienform entgegen bei den Griechen. Während, wie Marx bemerkt, die Stellung der Göttinnen in der Mythologie uns eine frühere Periode vorführt, wo die Frauen noch eine freiere, geachtetere Stellung hatten, finden wir zur Heroenzeit die Frau in einer halbgefänglichen Abgeschlossenheit, u m die richtige Vaterschaft der Kinder sicher zu stellen. Der Mann dagegen vergnügt sich mit kriegsgefangnen Sklavinnen, seinen Zeltgenossinnen im Kriege. Kaum besser in der klassischen Periode. Man kann in Becker's Charikles des Breiteren nachlesen, wie die Griechen ihre Frauen behandelten. Wenn nicht gerade eingeschlossen, so doch abgeschlossen von der Welt, waren sie die obersten Hausmägde ihrer Männer geworden, beschränkt auf den Verkehr vornehmlich der übrigen Hausmägde. Die Mädchen wurden direkt eingeschlossen, die Frauen gingen nur aus in Begleitung von Sklavinnen. Kam Männerbesuch, so zog sich die Frau in ihr G e m a c h zurück. Trotzdem fanden die Griechinnen oft genug Gelegenheit, ihre Männer zu täuschen. Diese, die sich geschämt hätten, irgend welche Liebe für ihre Frauen zu verrathen, amüsirten sich in allerlei Liebeshändeln mit Hetären; aber die Entwürdigung der Frauen rächte sich an den ||36| Männern und entwürdigte auch sie, bis sie versanken in die Widerwärtigkeit der Knabenliebe und ihre Götter entwürdigten wie sich selbst durch den Mythus von Ganymed. Das war der Ursprung der Monogamie, soweit wir ihn beim civilisirte-

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sten und am höchsten entwickelten Volk des Alterthums verfolgen können. Sie war keineswegs eine Frucht der individuellen Geschlechtsliebe, mit der sie absolut nichts zu schaffen hatte, da die Ehen nach wie vor Convenienzehen blieben. Sie war die erste Familienform, die nicht auf natürliche, sondern auf gesellschaftliche Bedingungen gegründet war. Herrschaft des 5 Mannes in der Familie und Erzeugung von Kindern, die nur die seinigen sein konnten und die zu Erben seines Reichthums bestimmt waren - das allein waren die von den Griechen unumwunden ausgesprochenen ausschließlichen Zwecke der Einzelehe. Im Uebrigen war sie ihnen eine Last, eine Pflicht gegen die Götter, den Staat und die eignen Vorfahren, die 10 eben erfüllt werden mußte. So tritt die Einzelehe keineswegs ein in die Geschichte als die Versöhnung von Mann und Weib, noch viel weniger als ihre höchste Form. Im Gegentheil. Sie tritt auf als Unteijochung des einen Geschlechts durch das andere, als Proklamation eines bisher in der ganzen Vorgeschichte unbe- 15 kannten Widerstreits der Geschlechter. In einem alten, 1846 von Marx und mir ausgearbeiteten, ungedruckten Manuskript finde ich: „Die erste Theilung der Arbeit ist die von Mann und Weib zur Kinderzeugung." Und heute kann ich hinzusetzen: Der erste Klassengegensatz, der in der Geschichte auftritt, fällt zusammen mit der Entwicklung des Antagonismus 20 von Mann und Weib in der Einzelehe, und die erste Klassenunterdrückung mit der des weiblichen Geschlechts durch das männliche. Die Einzelehe war ein großer geschichtlicher Fortschritt, aber zugleich eröffnet sie neben der Sklaverei und dem Privatreichthum jene bis heute dauernde Epoche, in der jeder Fortschritt zugleich ein relativer Rückschritt, in dem das Wohl 25 und die Entwicklung der Einen sich durchsetzt durch das Wehe ||37| und die Zurückdrängung der Andern. Sie ist die Zellenform der civilisirten Gesellschaft, an der wir schon die Natur der in dieser sich voll entfaltenden Gegensätze und Widersprüche studiren können. Die alte verhältnißmäßige Freiheit des Geschlechtsverkehrs verschwand 30 keineswegs mit dem Sieg der Paarungs- oder selbst der Einzelehe. „Das alte Ehesystem, auf engere Grenzen zurückgeführt durch das allmäiige Aussterben der Punaluagruppen, umgab immer noch die sich fortentwikkelnde Familie und hing an ihren Schößen bis an die aufdämmernde Civilisation hinan. ... es verschwand schließlich in der neuen Form des Hetä- 35 rismus, die die Menschen bis in die Civilisation hinein verfolgt, wie ein dunkler Schlagschatten, der auf der Familie ruht." Unter Hetärismus versteht Morgan den neben der Einzelehe bestehenden außerehelichen geschlechtlichen Verkehr der Männer mit unverheiratheten Weibern, der bekanntlich während der ganzen Periode der Civilisation in den 40 verschiedensten Formen blüht und mehr und mehr zur offenen Prost itu-

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tion wird. Dieser Hetärismus, der eine gesellschaftliche Einrichtung ist wie jede andere, setzt also die alte Geschlechtsfreiheit fort - zu Gunsten der Männer. In der Wirklichkeit nicht nur geduldet, sondern namentlich von den herrschenden Klassen flott mitgemacht, wird er in der Phrase verdämmt. Aber in der Wirklichkeit trifft diese Verdammung keineswegs die dabei betheiligten Männer, sondern nur die Weiber: sie werden geächtet und ausgestoßen, u m so nochmals die unbedingte Herrschaft der Männer über das weibliche Geschlecht als gesellschaftliches Grundgesetz zu proklamiren.

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Aber man kann nicht die eine Seite des Gegensatzes haben ohne die andere, ebensowenig wie m a n noch einen ganzen Apfel in der Hand hat, nachdem die eine Hälfte gegessen. Trotzdem scheint dies die Meinung der Männer gewesen zu sein, bis ihre Frauen sie eines Bessern belehrten. Mit der Einzelehe treten zwei ständige gesellschaftliche Charakterfiguren auf, 15 die früher unbekannt waren: der ständige Liebhaber ||38| der Frau und der Hahnrei. Die Männer hatten den Sieg über die Weiber errungen, aber die Krönung übernahmen großmüthig die Besiegten. Neben der Einzelehe und dem Hetärismus wurde der Ehebruch eine unvermeidliche gesellschaftliche Einrichtung - verpönt, hart bestraft, aber ununterdrückbar. Die si20 chere Vaterschaft der Kinder beruhte nach wie vor höchstens auf moralischer Ueberzeugung, und u m den unlöslichen Widerspruch zu lösen, dekretirte der Code Napoléon Art. 312: L'enfant conçu pendant le mariage a pour père le mari; das während der Ehe empfangene Kind hat zum Vater - den Ehemann. Das ist das letzte Resultat von dreitausend Jahren 25 Einzelehe. So haben wir in der Einzelfamilie, in den Fällen, die ihrer geschichtlichen Entstehung treu bleiben und den durch die ausschließliche Herrschaft des Mannes ausgesprochnen Widerstreit von Mann und Weib klar zur Erscheinung bringen, ein Bild im Kleinen derselben Gegensätze und 30 Widersprüche, in denen sich die seit Eintritt der Civilisation in Klassen gespaltene Gesellschaft bewegt, ohne sie auflösen und überwinden zu können. Ich spreche hier natürlich nur von jenen Fällen der Einzelehe, wo das eheliche Leben in Wirklichkeit nach Vorschrift des ursprünglichen Charakters der ganzen Einrichtung verläuft, wo die Frau aber gegen die Herrschaft 35 des Mannes rebellirt. Daß nicht alle Ehen so verlaufen, weiß niemand besser als der deutsche Philister, der seine Herrschaft im Hause nicht besser zu wahren weiß als im Staat, und dessen Frau daher mit vollem Recht die Hosen trägt, deren er nicht werth ist. Dafür dünkt er sich aber auch weit erhaben über seinen französischen Leidensgenossen, dem, öfter als ihm 40 selbst, weit Schlimmeres passirt. Die Einzelfamilie trat übrigens keineswegs überall und jederzeit in der

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klassisch-schroffen Form auf, die sie bei den Griechen hatte. Bei den Römern, die als künftige Welteroberer einen weiteren, wenn auch weniger feinen Blick hatten als die Griechen, war die Frau freier und geachteter. Der Römer glaubte die eheliche Treue durch die Gewalt über Leben und Tod | |39| seiner Frau hinlänglich verbürgt. Auch konnte die Frau hier ebensogut wie der Mann die Ehe freiwillig lösen. Aber der größte Fortschritt in der Entwicklung der Einzelehe geschah entschieden mit dem Eintritt der Deutschen in die Geschichte, und zwar weil bei ihnen damals die Monogamie sich noch nicht vollständig aus der Paarungsehe entwickelt zu haben scheint. Wir schließen dies aus drei Umständen, die Tacitus erwähnt: Erstens galt bei großer Heilighaltung der Ehe - „sie begnügen sich mit Einer Frau, die Weiber leben eingehegt durch Keuschheit" - dennoch Vielweiberei für die Vornehmen und Stammesführer, also ein Zustand ähnlich dem der Amerikaner, bei denen Paarungsehe galt. Und zweitens konnte der Uebergang von Mutterrecht zu Vaterrecht erst kurz vorher gemacht worden sein, denn noch galt der Mutterbruder - der nächste männliche Gentilverwandte nach Mutterrecht - als fast ein näherer Verwandter denn der eigne Vater, ebenfalls entsprechend dem Standpunkt der amerikanischen Indianer, bei denen Marx, wie er oft sagte, den Schlüssel z u m Verständniß unserer eignen Urzeit gefunden. Und drittens waren die Frauen bei den Deutschen hoch geachtet und einflußreich auch auf öffentliche Geschäfte, was im direkten Gegensatz zur monogamischen Männerherrschaft steht. Mit den Deutschen kam also auch in dieser Beziehung ein ganz neues Element zur Weltherrschaft. Die neue Monogamie, die sich n u n auf den Trümmern der Römerwelt aus der Völkermischung entwikkelte, kleidete die Männerherrschaft in mildere Formen und ließ den Frauen eine wenigstens äußerlich weit geachtetere und freiere Stellung als das klassische Alterthum sie je gekannt. Damit erst war die Möglichkeit gegeben, auf der sich aus der Monogamie - in ihr, neben ihr und gegen sie, je nachdem - der größte sittliche Fortschritt entwickeln konnte, den wir ihr verdanken: die moderne individuelle Geschlechtsliebe, die der ganzen früheren Welt unbekannt war.

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Dieser Fortschritt entsprang aber entschieden aus dem Umstand, daß die Deutschen noch in der Paarungs||40|familie lebten, und die ihr entsprechende Stellung der Frau, soweit es anging, der Monogamie aufpfropften, 35 keineswegs aber aus der sagenhaften, wunderbar sittenreinen Naturanlage der Deutschen, die sich darauf beschränkt, daß die Paarungsehe sich in der That nicht in den grellen sittlichen Gegensätzen bewegt wie die Monogamie. Im Gegentheil waren die Deutschen auf ihren Wanderzügen, besonders nach Südost zu den Steppennomaden am Schwarzen Meer, sittlich 40 stark verkommen und hatten bei diesen außer ihren Reiterkünsten auch

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arge widernatürliche Laster angenommen, was Ammianus von den Thaifalern u n d Prokop von den Herulern ausdrücklich bezeugt. Wenn aber die Monogamie von allen bekannten Familienformen diejenige war, unter der allein sich die moderne Geschlechtsliebe entwickeln konnte, so heißt das nicht, daß sie sich ausschließlich oder nur vorwiegend in ihr, als Liebe der Ehegatten zu einander, entwickelte. Die ganze Natur der festen Einzelehe unter Mannesherrschaft schloß das aus. Bei allen geschichtlich aktiven, d. h. bei allen herrschenden Klassen blieb die Eheschließung, was sie seit der Paarungsehe gewesen, Sache der Konvenienz, die von den Eltern arrangirt wurde. Und die erste geschichtlich auftretende Form der Geschlechtsliebe als Leidenschaft, und als jedem Menschen (wenigstens der herrschenden Klassen) zukommende Leidenschaft, als höchste Form des Geschlechtstriebs - was gerade ihren spezifischen Charakter ausmacht - diese ihre erste Form, die ritterliche Liebe des Mittelalters, war keineswegs eine eheliche Liebe. Im Gegentheil. In ihrer klassischen Gestalt, bei den Provenzalen, steuert sie mit vollen Segeln auf den Ehebruch los und ihre Dichter feiern ihn. Die Blüte der provenzalischen Liebespoesie sind die Albas, deutsch Tagelieder. Sie schildern in glühenden Farben, wie der Ritter bei seiner Schönen - der Frau eines Andern - im Bett liegt, während draußen der Wächter steht, der ihm zuruft, sobald das erste Morgengrauen (alba) aufsteigt, damit er noch unbemerkt entweichen kann; die Trennungsscene bildet dann den Gipfelpunkt. ||41| Die Nordfranzosen und auch die braven Deutschen nahmen diese Dichtungsart mit der ihr entsprechenden Manier der Ritterliebe ebenfalls an, und unser alter Wolfram von Eschenbach hat über denselben anzüglichen Stoff drei wunderschöne Tagelieder hinterlassen, die mir lieber sind als seine drei langen Heldengedichte. Die bürgerliche Eheschließung unserer Tage ist doppelter Art. In katholischen Ländern besorgen nach wie vor die Eltern dem jungen Bürgerssohn eine angemessene Frau, und die Folge davon ist natürlich die vollste Entfaltung des in der Monogamie enthaltenen Widerspruchs: üppiger Hetärismus auf Seiten des Mannes, üppiger Ehebruch auf Seiten der Frau. Die katholische Kirche hat wohl auch nur deßwegen die Ehescheidung abgeschafft, weil sie sich überzeugt hatte, daß gegen den Ehebruch wie gegen den Tod kein Kräutlein gewachsen ist. In protestantischen Länd e m dagegen ist es Regel, daß dem Bürgerssohn erlaubt wird, sich aus seiner Klasse eine Frau mit größerer oder geringerer Freiheit auszusuchen, wonach ein gewisser Grad von Liebe der Eheschließung zu Grunde liegen kann und auch anstandshalber stets vorausgesetzt wird, was der protestantischen Heuchelei entspricht. Hier wird der Hetärismus des Mannes schläfriger betrieben und der Ehebruch der Frau ist weniger Regel. Da aber in jeder Art Ehe die Menschen bleiben, was sie vor der Ehe waren, und die

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Bürger protestantischer Länder meist Philister sind, so bringt es diese protestantische Monogamie im Durchschnitt der besten Fälle nur zur ehelichen Gemeinschaft einer bleiernen Langeweile, die man mit dem Namen Familienglück bezeichnet. Der beste Spiegel dieser beiden Heirathsmethoden ist der Roman, für die katholische Manier der französische, für die protestantische der deutsche und schwedische. In jedem von beiden „kriegt er sie": im deutschen der junge Mann das Mädchen, im französischen der Ehemann die Horner. Welcher von beiden sich dabei schlechter steht, ist nicht immer ausgemacht. Weßhalb auch dem französischen Bourgeois die Langeweile des deutschen Romans eben denselben Schauder ||42| erregt wie die „Unsittlichkeit" des französischen Romans dem deutschen Philister. Obwohl neuerdings, seit „Berlin Weltstadt wird", der deutsche Roman anfangt, etwas weniger schüchtern in dem dort seit lange wohlbekannten Hetärismus und Ehebruch zu machen. In beiden Fällen aber wird die Heirath bedingt durch die Klassenlage der Betheiligten und ist insofern stets Konvenienzehe. Wirkliche Regel im Verhältniß zur Frau wird die Geschlechtsliebe und kann es nur werden unter den unterdrückten Klassen, also heutzutage im Proletariat - ob dies Verhältniß nun ein offiziell konzessionirtes oder nicht. Hier sind aber auch alle Grundlagen der klassischen Monogamie beseitigt. Hier fehlt alles Eigenthum, zu dessen Bewahrung und Vererbung ja gerade die Monogamie und die Männerherrschaft geschaffen wurden, und hier fehlt damit auch jeder Antrieb, die Männerherrschaft geltend zu machen. Noch mehr, auch die Mittel fehlen; das bürgerliche Recht, das diese Herrschaft schützt, besteht nur für die Besitzenden und deren Verkehr mit den Proletariern; es kostet Geld und hat deßhalb armuthshalber keine Geltung für die Stellung des Arbeiters zu seiner Frau. Da entscheiden ganz andere persönliche und gesellschaftliche Verhältnisse. Und vollends seitdem die große Industrie die Frau aus dem Hause auf den Arbeitsmarkt und in die Fabrik versetzt hat und sie oft genug zur Ernährerin der Familie macht, ist dem letzten Rest der Männerherrschaft in der Proletarierwohnung aller Boden entzogen - es sei denn etwa noch ein Stück der seit Einfuhrung der Monogamie eingerissenen Brutalität gegen Frauen. So ist die Familie des Proletariers keine monogamische im strengen Sinn mehr, selbst bei der leidenschaftlichsten Liebe und festesten Treue Beider und trotz aller etwaigen geistlichen und weltlichen Einsegnung. Daher spielen auch die ewigen Begleiter der Monogamie, Hetärismus und Ehebruch, hier nur eine fast verschwindende Rolle; die Frau hat das Recht der Ehetrennung thatsächlich wieder erhalten, und wenn man sich nicht vertragen kann, geht man lieber auseinander. Kurz, die Prole||43|tarierehe ist monogamisch im etymologischen Sinn des Worts, aber durchaus nicht in seinem historischen Sinn.

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Kehren wir indeß zurück zu Morgan, von dem wir uns ein Beträchtliches entfernt haben. Die geschichtliche Untersuchung der während der Civilisationsperiode entwickelten gesellschaftlichen Institutionen geht über den Rahmen seines Buchs hinaus. Die Schicksale der Monogamie während dieses Zeitraums beschäftigen ihn daher nur ganz kurz. Auch er sieht in der Weiterbildung der monogamischen Familie einen Fortschritt, eine Annäherung an die volle Gleichberechtigung der Geschlechter, ohne daß er dies Ziel jedoch für erreicht hält. Aber, sagt er, „wenn die Thatsache anerkannt wird, daß die Familie vier Formen nach einander durchgemacht hat und sich jetzt in einer fünften befindet, so entsteht die Frage, ob diese Form für die Zukunft von Dauer sein kann. Die einzig mögliche Antwort ist die, daß sie fortschreiten muß wie die Gesellschaft fortschreitet, sich verändern im Maß wie die Gesellschaft sich verändert, ganz wie bisher. Sie ist das Geschöpf des Gesellschaftssystems und wird seinen Bildungsstand widerspiegeln. Da die monogamische Familie sich verbessert hat seit dem Beginn der Civilisation, und sehr merklich in der modernen Zeit, so kann man mindestens vermuthen, daß sie weiterer Vervollkommnung fähig, bis die Gleichheit beider Geschlechter erreicht ist. Sollte in entfernter Zukunft die monogamische Familie nicht im Stande sein, die Ansprüche der Gesellschaft zu erfüllen, so ist unmöglich vorherzusagen, von welcher Beschaffenheit ihre Nachfolgerin sein wird." |

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Wir kommen jetzt zu einer andern Entdeckung Morgan's, die mindestens von derselben Wichtigkeit ist, wie die Rekonstruktion der Urfamilienformen aus den Verwandtschaftssystemen. Der Nachweis, daß die durch Thiernamen bezeichneten Geschlechtsverbände innerhalb eines Stammes amerikanischer Indianer wesentlich identisch sind mit den genea der Griechen, den gentes der Römer; daß die amerikanische Form die ursprüngliche, die griechisch-römische die spätere, abgeleitete ist; daß die ganze Gesellschaftsorganisation der Griechen und Römer der Urzeit in Gens, Phratrie und Stamm ihre getreue Parallele findet in der amerikanisch-indianischen; daß die Gens eine allen Barbaren bis zu ihrem Eintritt in die Civilisation, und selbst noch nachher, gemeinsame Einrichtung ist (soweit unsere Quellen bis jetzt reichen) - dieser Nachweis hat mit einem Schlag die schwierigsten Partien der ältesten griechischen und römischen Geschichte aufgeklärt, und uns gleichzeitig über die Grundzüge der Gesellschaftsverfassung der Urzeit - vor Einführung des Staats - ungeahnte Auf-

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schlüsse gegeben. So einfach die Sache auch aussieht, sobald man sie einmal kennt, so hat Morgan sie doch erst in der letzten Zeit entdeckt; in seiner vorhergehenden, 1871 erschienenen Schrift war er noch nicht hinter dies Geheimniß gekommen, dessen Enthüllung seitdem die sonst so zuversichtlichen englischen Urhistoriker mäuschenstill gemacht hat. 5 Das lateinische Wort gens, welches Morgan allge||45|mein für diesen Geschlechtsverband anwendet, kommt wie das griechische gleichbedeutende genos von der allgemein-arischen Wurzel gan (deutsch, wo nach der Regel k für arisches g stehn muß, kan), welche erzeugen bedeutet. Gens, genos, sanskrit dschanas, gothisch (nach der obigen Regel) kuni, altnordisch und 10 angelsächsisch kyn, englisch kin, mittelhochdeutsch künne bedeuten gleichmäßig Geschlecht, Abstammung. Gens im Lateinischen, genos im Griechischen, wird aber speziell für jenen Geschlechtsverband gebraucht, der sich gemeinsamer Abstammung (hier von einem gemeinsamen Stammvater) rühmt und durch gewisse gesellschaftliche und religiöse Einrichtun- 15 gen zu einer besondern Gemeinschaft verknüpft ist, dessen Entstehung und Natur trotzdem allen unsern Geschichtschreibern bis jetzt dunkel blieb. Wir haben schon oben, bei der Punaluafamilie, gesehn, was die Zusammensetzung einer Gens in der ursprünglichen Form ist. Sie besteht aus al- 20 len Personen, die vermittelst der Punaluaehe und nach den in ihr mit Nothwendigkeit herrschenden Vorstellungen die anerkannte Nachkommenschaft einer bestimmten einzelnen Stammmutter, der Gründerin der Gens, bilden. Da in dieser Familienform die Vaterschaft ungewiß, gilt nur weibliche Linie. Da die Brüder ihre Schwestern nicht heirathen dürfen, 25 sondern nur Frauen andrer Abstammung, so fallen die mit diesen fremden Frauen erzeugten Kinder nach Mutterrecht außerhalb der Gens. Es bleiben also nur die Nachkommen der Töchter jeder Generation innerhalb des Geschlechtsverbandes; die der Söhne gehn über in die Gentes ihrer Mütter. Was wird nun aus dieser Blutsverwandtschaftsgruppe, sobald sie sich als 30 besondre Gruppe, gegenüber ähnlichen Gruppen innerhalb eines Stammes, konstituirt? Als klassische Form dieser ursprünglichen Gens nimmt Morgan die der Irokesen, speziell des Senekastammes. Bei diesem gibt es acht Gentes, nach Thieren benannt: 1) Wolf, 2) Bär, 3) Schildkröte, 4) Biber, 5) Hirsch, 35 6) Schnepfe, 7) Reiher, 8) Falke. In jeder Gens herrscht folgender Brauch: | |46| 1. Sie erwählt den Sachem (Friedensvorsteher) und Häuptling (Kriegsanführer). Der Sachem muß aus der Gens selbst gewählt werden und sein Amt war erblich in ihr, insofern es bei Erledigung sofort neu besetzt werden mußte; der Kriegsanführer konnte auch außerhalb der Gens 40 gewählt werden und zeitweise ganz fehlen. Zum Sachem wurde nie der

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Sohn des vorigen gewählt, da bei den Irokesen Mutterrecht herrschte, der Sohn also einer andern Gens angehörte; wohl aber und oft, der Bruder oder Schwestersohn. Bei der Wahl stimmten Alle mit, Männer und Weiber. Die Wahl mußte aber von den übrigen sieben Gentes bestätigt werden, und 5 dann erst wurde der Gewählte feierlich eingesetzt, und zwar durch den gemeinsamen Rath des ganzen Irokesenbundes. Die Bedeutung hiervon wird sich später zeigen. Die Gewalt des Sachem innerhalb der Gens war väterlich, rein moralischer Natur; Zwangsmittel hatte er nicht. Daneben war er von Amts wegen Mitglied des Stammesraths der Senecas wie des Bundes10 raths der Gesammtheit der Irokesen. Der Kriegshäuptling hatte nur auf Kriegszügen etwas zu befehlen.

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2. Sie setzt den Sachem und Kriegshäuptling nach Belieben ab. Dies geschieht wieder von Männern und Weibern zusammen. Die Abgesetzten sind nachher einfache Krieger wie die andern, Privatpersonen. Der Stammesrath kann übrigens auch Sachems absetzen, selbst gegen den Willen der Gens. 3. Kein Mitglied darf innerhalb der Gens heirathen. Dies ist die Grundregel der Gens, das Band, das sie zusammenhält; es ist der negative Ausdruck der sehr positiven Blutsverwandtschaft, kraft deren die in ihr einbegriffenen Individuen erst eine Gens werden. Durch die Entdeckung dieser einfachen Thatsache hat Morgan die Natur der Gens zum ersten Mal enthüllt. Wie wenig die Gens bisher verstanden wurde, beweisen die früheren Berichte über Wilde und Barbaren, wo die verschiedenen Körperschaften, aus denen die Gentilordnung sich zusammensetzt, unbegriffen und ununterschieden als Stamm, Clan, Thum u. s. w. durcheinander geworfen wurden, und von diesen zuweilen gesagt wird, ||47| daß die Heirath innerhalb einer solchen Körperschaft verboten sei. Damit war denn die rettungslose Konfusion gegeben, in der Herr MacLennan als Napoleon auftreten und Ordnung schaffen konnte, durch den Machtspruch: Alle Stämme theilen sich in solche, innerhalb deren die Ehe verboten ist (exogame) und solche, in denen sie erlaubt (endogame). Und nachdem er so die Sache erst recht gründlich verfahren, konnte er sich in den tiefsinnigsten Untersuchungen ergehen, welche von seinen beiden abgeschmackten Klassen die ältere sei: die Exogamie oder die Endogamie. Mit der Entdeckung der auf Blutsverwandtschaft, und daraus hervorgehender Unmöglichkeit der Ehe unter ihren Mitgliedern, begründeten Gens hörte dieser Unsinn von selbst auf. Es ist selbstverständlich, daß auf der Stufe, auf der wir die Irokesen vorfinden, das Eheverbot innerhalb der Gens unverbrüchlich eingehalten wird.

4. Das Vermögen Verstorbener fiel an die übrigen Gentilgenossen, es 40 mußte in der Gens bleiben. Bei der Unbedeutendheit der Gegenstände, die ein Irokese hinterlassen konnte, theilten sich die nächsten Gentilverwand-

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ten in die Erbschaft; starb ein Mann, dann seine leiblichen Brüder und Schwestern und der Mutterbruder; starb eine Frau, dann ihre Kinder und leiblichen Schwestern, nicht aber ihre Brüder. Ebendeshalb konnten Mann und Frau nicht von einander erben, oder die Kinder vom Vater. 5. Die Gentilgenossen schuldeten einander Hülfe, Schutz und nament- 5 lieh Beistand zur Rache für Verletzung durch Fremde. Der Einzelne verließ sich für seine Sicherheit auf den Schutz der Gens und konnte es; wer ihn verletzte, verletzte die ganze Gens. Hieraus, aus den Blutbanden der Gens, entsprang die Verpflichtung zur Blutrache, die von den Irokesen unbedingt anerkannt wurde. Erschlug ein Gentilfremder einen Gentilgenos- 10 sen, so war die ganze Gens des Getödteten zur Blutrache verpflichtet. Zuerst versuchte m a n Vermittlung; die Gens des Tödters hielt Rath und machte dem Rath der Gens des Getödteten Bei||48|legungsanträge, meist Ausdrücke des Bedauerns und bedeutende Geschenke anbietend. Wurden diese angenommen, war die Sache erledigt. Im andern Fall ernannte die 15 verletzte Gens einen oder mehrere Rächer, die den Tödter zu verfolgen und zu erschlagen verpflichtet waren. Geschah dies, so hatte die Gens des Erschlagenen kein Recht, sich zu beklagen, der Fall war ausgeglichen. 6. Die Gens hat bestimmte Namen oder Reihen von Namen, die im ganzen Stamm nur sie gebrauchen darf, so daß der Name des Einzelnen zugleich sagt, welcher Gens er angehört. Ein Gentilname führt Gentilrechte von vornherein mit sich. 7. Die Gens kann Fremde in sich adoptiren und sie dadurch in den ganzen Stamm aufnehmen. Die Kriegsgefangnen, die man nicht tödtete, wurden so vermittelst Adoption in einer Gens Stammesmitglieder der Senecas und erhielten damit die vollen Gentil- und Stammesrechte. Die Adoption geschah auf Antrag einzelner Gentilgenossen, Männer, die den Fremden als Bruder resp. Schwester, Frauen, die ihn als Kind annahmen; die feierliche Aufnahme in die Gens war zur Bestätigung nöthig. Oft wurden so einzelne, ausnahmsweise zusammengeschrumpfte Gentes durch Massenadoption aus einer andern Gens, mit Einwilligung dieser, neu gestärkt. Bei den Irokesen fand die feierliche Aufnahme in die Gens in öffentlicher Sitzung des Stammesraths statt, wodurch sie thatsächlich eine religiöse Ceremonie wurde. 8. Spezielle religiöse Feierlichkeiten kann m a n bei indianischen Gentes schwerlich nachweisen; aber die religiösen Ceremonien der Indianer hängen mehr oder minder mit den Gentes zusammen. Bei den sechs jährlichen religiösen Festen der Irokesen waren die Sachems und Kriegshäuptlinge der einzelnen Gentes von Amtswegen den „Glaubenshütern" zugezählt und hatten priesterliche Funktionen. 9. Die Gens hat einen gemeinsamen Begräbnißplatz. Dieser ist bei den

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mitten unter Weißen eingeengten Irokesen des Staats New-York jetzt ver-| |49|schwunden, hat aber früher bestanden. Bei andern Indianern besteht er noch; so bei den den Irokesen nah verwandten Tuscaroras, die, obgleich Christen, für jede Gens eine bestimmte Reihe im Kirchhof haben, so daß zwar die Mutter in derselben Reihe begraben wird wie die Kinder, aber nicht der Vater. Und auch bei den Irokesen geht die ganze Gens eines Verstorbenen zum Begräbniß, besorgt das Grab, die Grabreden etc. 10. Die Gens hat einen Rath, die demokratische Versammlung aller männlichen und weiblichen erwachsenen Gentilen, alle mit gleichem Stimmrecht. Dieser Rath erwählte Sachems und Kriegshäuptlinge und setzte sie ab; ebenso die übrigen „Glaubenshüter"; er beschloß über Bußgaben (Wergeid) oder Blutrache für gemordete Gentilen; er adoptirte Fremde in die Gens. Kurz er war die souveraine Gewalt in der Gens. Dies sind die Befugnisse einer typischen indianischen Gens. „Alle ihre Mitglieder sind freie Leute, verpflichtet Einer des Andern Freiheit zu schützen; gleich in persönlichen Rechten - weder Sachems noch Kriegsfuhrer beanspruchen irgend welchcn Vorrang; sie bilden eine Brüderschaft, verknüpft durch Blutbande. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, obwohl nie formulirt, waren die Grundprincipien der Gens, und diese war wiederum die Einheit eines ganzen gesellschaftlichen Systems, die Grundlage der organisirten indianischen Gesellschaft. Das erklärt den unbeugsamen Unabhängigkeitssinn und die persönliche Würde des Auftretens, die Jedermann bei den Indianern anerkennt." Zur Zeit der Entdeckung waren die Indianer von ganz Nordamerika in Gentes organisirt, nach Muttenecht. Nur in einigen Stämmen, wie dem der Dacotas, waren die Gentes verfallen, und in einigen andern, Ojibwas, Omahas, waren sie nach Vaterrecht organisirt. Bei sehr vielen indianischen Stämmen mit mehr als fünf oder sechs Gentes finden wir je drei, vier oder mehr Gentes zu einer besondern Gruppe vereinigt, die Morgan in getreuer Uebertragung des indianischen Namens nach ihrem griechischen Gegenbild Phratrie (Brüderschaft) nennt. So haben die Senekas zwei Phra||50|trien; die erste umfaßt die Gentes 1 - 4 , die zweite die Gentes 5 - 8 . Die nähere Untersuchung zeigt, daß diese Phratrien meist die ursprünglichen Gentes darstellen, in die sich der Stamm anfanglich spaltete; denn bei dem Heirathsverbot innerhalb der Gens mußte jeder Stamm nothwendig mindestens zwei Gentes umfassen, um selbständig bestehn zu können. Im Maß wie sich der Stamm vermehrte, spaltete sich jede Gens wieder in zwei oder mehrere, die nun jede als besondere Gens erscheinen, während die ursprüngliche Gens, die alle Tochtergentes umfaßt, fortlebt als Phratrie. Bei den Senekas und den meisten andern Indianern sind die Gentes der einen Phratrie Brudergentes, während die der

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andern ihre Vettergentes sind - Bezeichnungen, die im amerikanischen Verwandtschaftssystem, wie wir sehen, einen sehr reellen und ausdrucksvollen Sinn haben. Ursprünglich durfte auch kein Seneca innerhalb seiner Phratrie heirathen, doch ist dies längst außer Gebrauch gekommen und auf die Gens beschränkt. Tradition der Senekas war, daß Bär und Hirsch die beiden ursprünglichen Gentes seien, von denen die andern abgezweigt. Nachdem diese neue Einrichtung einmal eingewurzelt, wurde sie nach dem Bedürfniß modificirt; starben Gentes einer Phratrie aus, so wurden zuweilen zur Ausgleichung ganze Gentes aus andern Phratrien in jene versetzt. Daher finden wir bei verschiedenen Stämmen die gleichnamigen Gentes verschieden gruppirt in den Phratrien. Die Funktionen der Phratrie bei den Irokesen sind theils gesellschaftliche, theils religiöse. 1. Das Ballspiel spielen die Phratrien gegen einander: jede schickt ihre besten Spieler vor, die Uebrigen sehen zu, jede Phratrie besonders aufgestellt, und wetten gegen einander auf das Gewinnen der Ihrigen. - 3. Im Stammesrath sitzen die Sachems und Kriegsfuhrer jeder Phratrie zusammen, die beiden Gruppen einander gegenüber, jeder Redner spricht zu den Repräsentanten jeder Phratrie als zu einer besondern Körperschaft. - 3. War ein Todtschlag im Stamm vorgekommen, wo Tödter und Getödtete nicht zu derselben Phratrie gehörten, ||51| so appellirte die verletzte Gens oft an ihre Brudergentes; diese hielten einen Phratrienrath und wandten sich an die andre Phratrie als Gesammtheit, damit diese ebenfalls einen Rath versammle zur Beilegung der Sache. Hier tritt also die Phratrie wieder als ursprüngliche Gens auf, und mit größerer Aussicht auf Erfolg als die schwächere einzelne Gens, ihre Tochter. - 4. Bei Todesfällen hervorragender Leute übernahm die entgegengesetzte Phratrie die Besorgung der Bestattung und der Begräbnißfeierlichkeiten, während die Phratrie des Verstorbenen als leidtragend mitging. Starb ein Sachem, so meldete die entgegengesetzte Phratrie die Erledigung des Amts dem Bundesrath der Irokesen an. - 5. Bei der Wahl eines Sachems kam ebenfalls der Phratrienrath in's Spiel. Bestätigung durch die Brudergentes wurde als ziemlich selbstverständlich angesehn, aber die Gentes der andern Phratrie mochten opponiren. In solchem Fall kam der Rath dieser Phratrie zusammen; hielt er die Opposition aufrecht, so war die Wahl wirkungslos. - 6. Früher hatten die Irokesen besondere religiöse Mysterien, von den Weißen medicine-lodges genannt. Diese wurden bei den Senekas gefeiert durch zwei religiöse Genossenschaften, mit regelrechter Einweihung für neue Mitglieder; auf jede der beiden Phratrien entfiel eine dieser Genossenschaften. - 7. Wenn, wie fast sicher, die vier linages (Geschlechter), die die vier Viertel von Tlascalä zur Zeit der Eroberung bewohnten, vier Phratrien waren, so ist damit bewiesen, daß die Phratrien wie bei den Griechen und 46

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ähnliche Geschlechtsverbände bei den Deutschen, auch als militärische Einheiten galten; diese vier linages zogen in den Kampf, jede einzelne als besondre Schaar, mit eigner Uniform und Fahne und unter eignem Führer. Wie mehrere Gentes eine Phratrie, so bilden, in der klassischen Form, mehrere Phratrien einen Stamm; in manchen Fällen fehlt das Mittelglied, die Phratrie, bei stark geschwächten Stämmen. Was bezeichnet einen Indianerstamm in Amerika? 1. Ein eignes Gebiet und ein eigner Name. Jeder ||52| Stamm besaß außer dem Ort seiner wirklichen Niederlassung noch ein beträchtliches Gebiet zu Jagd und Fischfang. Darüber hinaus lag ein weiter, neutraler Landstrich, der bis an's Gebiet des nächsten Stammes reichte, bei sprachverwandten Stämmen geringer, bei nicht sprachverwandten größer war. Es ist dies der Grenzwald der Deutschen, die Wüste, die Cäsars Sueven um ihr Gebiet schaffen, das isarnholt (dänisch jarnved, limes Danicus) zwischen Dänen und Deutschen, der Sachsenwald und der branibor (slavisch = Schutzwald), von dem Brandenburg seinen Namen trägt, zwischen Deutschen und Slaven. Das solchergestalt durch unsichere Grenzen ausgeschiedne Gebiet war das Gemeinland des Stamms, von Nachbarstämmen als solches anerkannt, von ihm selbst gegen Uebergriffe vertheidigt. Die Unsicherheit der Grenzen wurde meist erst praktisch nachtheilig, wenn die Bevölkerung sich stark vermehrt hatte. - Die Stammesnamen erscheinen meist mehr zufallig entstanden als absichtlich gewählt; mit der Zeit kam es häufig vor, daß ein Stamm von den N&hbarstämmen mit einem andern als dem von ihm selbst gebrauchten bezeichnet wurde; ähnlich wie die Deutsehen ihren ersten geschichtlichen Gesammtnamen, Germanen, von den Celten auferlegt bekamen.

2. Ein besondrer, nur diesem Stamm eigenthümlicher Dialekt. In der That fallen Stamm und Dialekt der Sache nach zusammen; Neubildung von Stämmen und Dialekten durch Spaltung ging noch bis vor Kurzem in 30 Amerika vor sich und wird auch jetzt kaum ganz aufgehört haben. Wo zwei geschwächte Stämme sich zu einem verschmolzen haben, kommt es ausnahmsweise vor, daß im selben Stamm zwei nahverwandte Dialekte gesprochen werden. Die Durchschnittsstärke amerikanischer Stämme ist unter 2000 Köpfe; die Tscherokesen indeß sind an 26 000 stark, die größte Zahl 35 Indianer in den Vereinigten Staaten, die denselben Dialekt sprechen. 3. Das Recht, die von den Gentes erwählten Sachems und Kriegsführer feierlich einzusetzen und | |53| 4. Das Recht, sie wieder abzusetzen, auch gegen den Willen ihrer Gens. Da diese Sachems und Kriegsführer Mitglieder des Stammesraths 40 sind, erklären sich diese Rechte des Stamms ihnen gegenüber von selbst. Wo sich ein Bund von Stämmen gebildet hatte und die Gesammtzahl der

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Stämme in einem Bundesrath vertreten war, gingen obige Rechte auf diesen über. 5. Der Besitz gemeinsamer religiöser Vorstellungen (Mythologie) und Cultusverrichtungen. „Die Indianer waren in ihrer barbarischen Art ein religiöses Volk." Ihre Mythologie ist noch keineswegs kritisch untersucht; sie stellten sich die Verkörperungen ihrer religiösen Vorstellungen - Geister aller Art - bereits unter menschlicher Gestalt vor, aber die Unterstufe der Barbarei, auf der sie sich befanden, kennt noch keine bildlichen Darstellungen, sogenannte Götzen. Es ist ein in der Entwicklung zur Vielgötterei sich befindender Natur- und Elementarkultus. Die verschiedenen Stämme hatten ihre regelmäßigen Feste, mit bestimmten Kultusformen, namentlich Tanz und Spielen; der Tanz besonders war ein wesentlicher Bestandtheil aller religiösen Feierlichkeiten; jeder Stamm hielt die seinigen besonders ab. 6. Ein Stammesrath für gemeinsame Angelegenheiten. Er war zusammengesetzt aus sämmtlichen Sachems und Kriegsführern der einzelnen Gentes, ihren wirklichen weil stets absetzbaren Vertretern; er berieth öffentlich, umgeben von den übrigen Stammesgliedern, die das Recht hatten dreinzureden und mit ihrer Ansicht gehört zu werden; der Rath entschied. In der Regel wurde jeder Anwesende auf Verlangen gehört, auch die Weiber konnten durch einen Redner ihrer Wahl ihre Ansicht vortragen lassen. Bei den Irokesen mußte der endliche Beschluß einstimmig gefaßt werden, wie dies auch in manchen Beschlüssen deutscher Markgemeinden der Fall war. Dem Stammesrath lag ob namentlich die Regelung des Verhältnisses zu fremden Stämmen; er empfing Gesandtschaften und sandte solche ab, er erklärte Krieg und schloß Frieden. Kam es ||54| zum Krieg, so wurde dieser meist von Freiwilligen geführt. Im Prinzip galt jeder Stamm als im Kriegszustand befindlich mit jedem andern Stamm, mit dem er keinen ausdrücklichen Friedensvertrag geschlossen. Kriegerische Auszüge gegen solche Feinde wurden meist organisirt durch einzelne hervorragende Krieger; sie gaben einen Kriegstanz, wer mittanzte, erklärte damit seine Betheiligung am Zug. Die Kolonne wurde sofort gebildet und in Bewegung gesetzt. Ebenso wurde die Vertheidigung des angegriffenen Stammesgebiets meist durch freiwillige Aufgebote geführt. Der Auszug und die Rückkehr solcher Kolonnen gaben stets Anlaß zu öffentlichen Festlichkeiten. Genehmigung des Stammesraths zu solchen Auszügen war nicht erforderlich und wurde weder verlangt noch gegeben. Es sind ganz die Privatkriegszüge deutscher Gefolgschaften, wie Tacitus sie uns schildert, nur daß bei den Deutschen die Gefolgschaften bereits einen ständigeren Charakter angenommen haben, einen festen Kern bilden, der schon in Friedenszeiten organisirt wird und um den sich im Kriegsfall die übrigen Freiwilligen grup-

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piren. Solche Kriegskolonnen waren selten zahlreich; die bedeutendsten Expeditionen der Indianer, auch auf große Entfernungen, wurden von unbedeutenden Streitkräften vollführt. Traten mehrere solche Gefolgschaften zu einer großen Unternehmung zusammen, so gehorchte jede nur ihrem eignen Führer; die Einheit des Feldzugsplans wurde durch einen Rath dieser Führer gut oder schlecht gesichert. Es ist die Kriegführung der Alamannen im vierten Jahrhundert am Oberrhein, wie wir sie bei Ammianus Marcellinus geschildert finden. 7. In einigen Stämmen finden wir einen Oberhäuptling, dessen Befugnisse indeß sehr gering sind. Es ist einer der Sachems, der in Fällen, die rasches Handeln erfordern, provisorische Maßregeln zu treffen hat bis zu der Zeit, wo der Rath sich versammeln und endgültig beschließen kann. Es ist ein schwacher, aber in der weiteren Entwicklung meist unfruchtbar gebliebener Ansatz zu einem Beamten mit vollstreckender Gewalt; dieser hat sich vielmehr, wie sich zeigen wird, ||55| in den meisten Fällen, wo nicht überall, aus dem obersten Heerführer entwickelt. Lieber die Vereinigung im Stamm kam die große Mehrzahl der amerikanischen Indianer nicht hinaus. In wenig zahlreichen Stämmen, durch weite Grenzstriche von einander geschieden, durch ewige Kriege geschwächt, besetzten sie mit wenig Menschen ein ungeheures Gebiet. Bündnisse zwischen verwandten Stämmen bildeten sich hie und da aus augenblicklicher Nothlage und zerfielen mit ihr. Aber in einzelnen Gegenden hatten sich ursprünglich verwandte Stämme aus der Zersplitterung wieder zusammen geschlossen zu dauernden Bünden, und so den ersten Schritt gethan zur Bildung von Nationen. In den Vereinigten Staaten finden wir die entwickeltste Form eines solchen Bundes bei den Irokesen. Von ihren Sitzen westlich vom Mississippi ausziehend, wo sie wahrscheinlich einen Zweig der großen Dacota-Familie gebildet, ließen sie sich nach langer Wanderung im heutigen Staat New-York nieder, in fünf Stämme getheilt: Senekas, Cayugas, Onondagas, Oneidas und Mohawks. Sie lebten von Fisch, Wild und rohem Gartenbau, wohnten in Dörfern, die meist durch ein Pfahlwerk geschützt. Nie über 20000 Köpfe stark, hatten sie in allen fünf Stämmen eine Anzahl von Gentes gemeinsam, sprachen nahverwandte Dialekte derselben Sprache und besetzten nun ein zusammenhängendes Gebiet, das unter die fünf Stämme vertheilt war. Da dies Gebiet neu erobert, war gewohnheitsmäßiges Zusammenhalten dieser Stämme gegen die Verdrängten natürlich, und entwickelte sich, spätestens Anfangs des 15. Jahrhunderts, zu einem förmlichen „ewigen Bund", einer Eidgenossenschaft, die auch sofort im Gefühl ihrer neuen Stärke einen angreifenden Charakter annahm, und auf der Höhe ihrer Macht, gegen 1675, große Landstriche ringsumher erobert und die Bewohner theils vertrieben, theils

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tributpflichtig gemacht hatte. Der Irokesenbund liefert die fortgeschrittenste gesellschaftliche Organisation, zu der es die Indianer gebracht, soweit sie die Unterstufe der Barbarei nicht überschritten (also mit Ausnahme der ||56| Mexikaner, Neumexikaner und Peruaner). Die Grundbestimmungen des Bundes waren folgende: 1. Ewiger Bund, auf Grundlage vollkommener Gleichheit und Selbständigkeit in allen innern Stammesangelegenheiten, der fünf blutsverwandten Stämme. Diese Blutsverwandtschaft bildete die wahre Grundlage des Bundes. Von den fünf Stämmen hießen drei die Väterstämme, und waren Brüder unter einander; die beiden andern hießen Sohnstämme und waren ebenfalls Bruderstämme unter einander. Drei Gentes - die ältesten - waren in allen fünf, andre drei in drei Stämmen noch lebendig vertreten, die Mitglieder jeder dieser Gentes allesammt Brüder durch alle fünf Stämme. Die gemeinsame, nur dialektisch verschiedene Sprache war Ausdruck und Beweis der gemeinsamen Abstammung. 2. Das Organ des Bundes war ein Bundesrath von 50 Sachems, alle gleich in Rang und Ansehn; dieser Rath entschied endgültig über alle Angelegenheiten des Bundes. 3. Diese 50 Sachems waren bei Stiftung des Bundes auf die Stämme und Gentes vertheilt worden, als Träger neuer Aemter, ausdrücklich für Bundeszwecke errichtet. Sie wurden von den betreffenden Gentes bei jeder Erledigung neu gewählt und konnten von ihnen jederzeit abgesetzt werden; das Recht der Einsetzung in ihr Amt aber gehörte dem Bundesrath. 4. Diese Bundessachems waren auch Sachems in ihren jedesmaligen Stämmen und hatten Sitz und Stimme im Stammesrath. 5. Alle Beschlüsse des Bundesraths mußten einstimmig gefaßt werden. 6. Die Abstimmung geschah nach Stämmen, so daß jeder Stamm und in jedem Stamm alle Rathsmitglieder zustimmen mußten, um einen gültigen Beschluß zu fassen. 7. Jeder der fünf Stammesräthe konnte den Bundesrath berufen, dieser aber nicht sich selbst. | |57| 8. Die Sitzungen fanden vor versammeltem Volk statt; jeder Irokese konnte das Wort ergreifen; der Rath allein entschied. 9. Der Bund hatte keine persönliche Spitze, keinen Chef der vollziehenden Gewalt. 10. Dagegen hatte er zwei oberste Kriegsführer, mit gleichen Befugnissen und gleicher Gewalt (die beiden „Könige" der Spartaner, die beiden Konsuln in Rom). Das war die ganze öffentliche Verfassung, unter der die Irokesen über vierhundert Jahre gelebt haben und noch leben. Ich habe sie ausführlicher nach Morgan geschildert, weil wir hier Gelegenheit haben, die Organisa-

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III. Die irokesische Gens

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tion einer Gesellschaft zu studiren, die noch keinen Staat kennt. Der Staat setzt eine von der Gesammtheit der jedesmal Betheiligten getrennte, besondre öffentliche Gewalt voraus, und Maurer, der mit richtigem Instinkt die deutsche Markverfassung als eine vom Staat wesentlich verschiedne, wenn auch ihm großentheils später zu Grunde liegende, an sich rein gesellschaftliche Institution erkennt - Maurer untersucht daher in allen seinen Schriften das allmälige Entstehn der öffentlichen Gewalt aus und neben den ursprünglichen Verfassungen der Marken, Dörfer, Höfe und Städte. Wir sehn bei den nordamerikanischen Indianern, wie ein ursprünglich einheitlicher Volksstamm sich über einen ungeheuren Kontinent allmälig ausbreitet, wie Stämme durch Spaltung zu Völkern, ganzen Gruppen von Stämmen werden, die Sprachen sich verändern, bis sie nicht nur einander unverständlich werden, sondern auch fast jede Spur der ursprünglichen Einheit verschwindet; wie daneben in den Stämmen die einzelnen Gentes sich in mehrere spalten, die alten Muttergentes als Phratrien sich erhalten und doch die Namen dieser ältesten Gentes bei weit entfernten und lange getrennten Stämmen sich gleich bleiben - der Wolf und der Bär sind Gentilnamen noch bei einer Majorität aller indianischen Stämme. Und auf sie alle paßt im Ganzen und Großen die oben ||58| geschilderte Verfassung nur daß Viele es nicht bis zum Bund verwandter Stämme gebracht haben.

Wir sehen aber auch, wie sehr - die Gens als gesellschaftliche Einheit einmal gegeben - die ganze Verfassung von Gentes, Phratrien und Stamm sich mit fast zwingender Nothwendigkeit - weil Natürlichkeit - aus dieser Einheit entwickelt. Alle drei sind Gruppen verschiedner Abstufungen von 25 Blutsverwandtschaft, jede abgeschlossen in sich und ihre eignen Angelegenheiten ordnend, jede aber auch die andre ergänzend. Und der Kreis der ihnen anheimfallenden Angelegenheiten umfaßt die Gesammtheit der öffentlichen Angelegenheiten des Barbaren der Unterstufe. Wo wir also bei einem Volk die Gens als gesellschaftliche Einheit vorfinden, werden wir 30 auch nach einer ähnlichen Organisation des Stammes suchen dürfen wie die hier geschilderte; und wo hinreichende Quellen vorliegen, wie bei Griechen und Römern, werden wir sie nicht nur finden, sondern uns auch überzeugen, daß wo die Quellen uns im Stich lassen, die Vergleichung der amerikanischen Gesellschaftsverfassung uns über die wichtigsten Zweifel und 35 Räthsel hinweghilft. Und es ist eine wunderbare Verfassung in all ihrer Kindlichkeit und Einfachheit, diese Gentilverfassung! Ohne Soldaten, Gendarmen und Polizisten, ohne Adel, Könige, Statthalter, Präfekten oder Richter, ohne Gefängnisse, ohne Prozesse, geht Alles seinen geregelten Gang. Allen Zank und 40 Streit entscheidet die Gesammtheit derer, die es angeht, die Gens oder der Stamm, oder die einzelnen Gentes unter sich - nur als äußerstes, selten

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angewandtes Mittel droht die Blutrache, von der unsre Todesstrafe auch nur die civilisirte Form ist, behaftet mit allen Vortheilen und Nachtheilen der (Zivilisation. Obwohl viel mehr gemeinsame Angelegenheiten vorhanden sind als jetzt - die Haushaltung ist einer Reihe von Familien gemein und kommunistisch, der Boden ist Stammesbesitz, nur die Gärtchen sind 5 den Haushaltungen vorläufig zugewiesen - so braucht man doch nicht eine Spur unsres weitläuftigen und verwickelten Verwaltungsapparats. Die Betheiligten ||59| entscheiden, und in den meisten Fällen hat jahrhundertelanger Gebrauch bereits Alles geregelt. Arme und Bedürftige kann es nicht geben - die kommunistische Haushaltung und die Gens kennen ihre Ver- 10 pflichtungen gegen Alte, Kranke und im Krieg Gelähmte. Alle sind gleich und frei - auch die Weiber. Für Sklaven ist noch kein Raum, für Unterjochung fremder Stämme in der Regel auch noch nicht. Als die Irokesen u m 1651 die Eries und die „Neutrale Nation" besiegt hatten, boten sie ihnen an, als Gleichberechtigte in den Bund zu treten; erst als die Besiegten dies 15 weigerten, wurden sie aus ihrem Gebiet vertrieben. Und welche Männer und Weiber eine solche Gesellschaft erzeugt, beweist die Bewundrung aller Weißen, die mit unverdorbnen Indianern zusammenkamen, vor der persönlichen Würde, Geradheit, Charakterstärke und Tapferkeit dieser Barbaren. 20 Von der Tapferkeit haben wir ganz neuerdings in Afrika Beispiele erlebt. Die Zulukaffern vor einigen Jahren wie die Nubier vor ein paar Monaten beides Stämme, bei denen Gentileinrichtungen noch nicht ausgestorben haben gethan, was kein europäisches Heer thun kann. Nur mit Lanzen und Wurfspeeren bewaffnet, ohne Feuergewehr, sind sie im Kugelregen der 25 Hinterlader der englischen Infanterie - der anerkannt ersten der Welt für das geschlossene Gefecht - bis an die Bajonette vorgerückt und haben sie mehr als einmal in Unordnung gebracht und selbst geworfen, trotz der kolossalen Ungleichheit der Waffen und trotzdem daß sie gar keine Dienstzeit haben und nicht wissen was Exerciren ist. Was sie aushalten und lei- 30 sten können, beweist die Klage der Engländer, daß ein Kaffer in 24 Stunden einen längeren Weg rascher zurücklegt als ein Pferd - der kleinste Muskel springt vor, hart und gestählt, wie Peitschenschnur, sagte ein englischer Maler. So sahen die Menschen und die menschliche Gesellschaft aus, ehe die Scheidung in verschiedne Klassen vor sich gegangen war. Und wenn wir ihre Lage vergleichen mit der der ungeheuren Mehrzahl der heuti||60|gen civilisirten Menschen, so ist der Abstand enorm zwischen dem heutigen Proletarier und Kleinbauer und dem alten freien Gentilgenossen. Das ist die eine Seite. Vergessen wir aber nicht, daß diese Organisation dem Untergang geweiht war. Ueber den Stamm ging sie nicht hinaus; der

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Bund der Stämme bezeichnet schon den Anfang ihrer Untergrabung, wie sich zeigen wird, und wie sich schon zeigte in den Unterjochungsversuchen der Irokesen. Was außerhalb des Stammes, war außerhalb des Rechts. Wo nicht ausdrücklicher Friedensvertrag vorlag, herrschte Krieg von Stamm zu Stamm, und der Krieg wurde geführt mit der Grausamkeit, die den Menschen vor den übrigen Thieren auszeichnet und die erst später gemildert wurde durch das Interesse. Die Gentilverfassung in ihrer Blüte, wie wir sie in Amerika sahen, setzte voraus eine äußerst unentwickelte Produktion, also eine äußerst dünne Bevölkerung auf weitem Gebiet; also ein fast vollständiges Beherrschtsein des Menschen von der ihm fremd gegenüberstehenden, unverstandnen äußern Natur, das sich widerspiegelt in den kindischen religiösen Vorstellungen. Der Stamm blieb die Grenze für den Menschen, sowohl dem Stammesfremden, als auch sich selbst gegenüber; der Stamm, die Gens und ihre Einrichtungen waren heilig und unantastbar, waren eine von Natur gegebene höhere Macht, der der Einzelne in Fühlen, Denken und Thun unbedingt unterthan blieb. So imposant die Leute dieser Epoche uns erscheinen, so sehr sind sie ununterschieden Einer vom Andern, sie hängen noch, wie Marx sagt, an der Nabelschnur des naturwüchsigen Gemeinwesens. Die Macht dieser naturwüchsigen Gemeinwesen mußte gebrochen werden - sie wurde gebrochen. Aber sie wurde gebrochen durch Einflüsse, die uns von vornherein als eine Degradation erscheinen, als ein Sündenfall von der einfachen sittlichen Höhe der alten Gentilgesellschaft. Es sind die niedrigsten Interessen - gemeine Habgier, brutale Genußsucht, schmutziger Geiz, eigensüchtiger Raub an Gemeinbesitz - die die neue, civi||61|lisirte, die Klassengesellschaft einweihen; es sind die schmählichsten Mittel - Diebstahl, Vergewaltigung, Hinterlist, Verrath, die die alte klassenlose Gentilgesellschaft unterhöhlen und zu Fall bringen. Und die neue Gesellschaft selbst, während der ganzen dritthalbtausend Jahre ihres Bestehens, ist nie etwas andres gewesen, als die Entwicklung der kleinen Minderzahl auf Kosten der ausgebeuteten und unterdrückten großen Mehrzahl, und sie ist dies jetzt mehr als je zuvor. |

|62| IV. Die griechische Gens. Griechen wie Pelasger und andre stammverwandte Völker waren schon seit vorgeschichtlicher Zeit geordnet nach derselben organischen Reihe wie die 35 Amerikaner: Gens, Phratrie, Stamm, Bund von Stämmen. Die Phratrie konnte fehlen wie bei den Doriern, der Bund von Stämmen brauchte noch nicht überall ausgebildet zu sein, aber in allen Fällen war die Gens die

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Einheit. Zur Zeit, wo die Griechen in die Geschichte eintreten, stehn sie an der Schwelle der Civilisation; zwischen ihnen und den amerikanischen Stämmen, von denen oben die Rede war, liegen fast zwei ganze große Entwicklungsperioden, um welche die Griechen der Heroenzeit den Irokesen voraus sind. Die Gens der Griechen ist daher auch keineswegs mehr die ar- 5 chaische der Irokesen, der Stempel der Punaluafamilie fängt an sich bedeutend zu verwischen. Das Mutterrecht ist dem Vaterrecht gewichen; und damit hat der aufkommende Privatreichthum seine erste Bresche in die Gentilverfassung gelegt. Eine zweite Bresche war natürliche Folge der ersten: da nach Einfuhrung des Vaterrechts das Vermögen einer reichen Er- 10 bin durch ihre Heirath an ihren Mann, also in eine andre Gens gekommen wäre, durchbrach man die Grundlage alles Gentilrechts, und erlaubte nicht nur, sondern gebot in diesem Fall, daß das Mädchen innerhalb der Gens heirathete, um dieser das Vermögen zu erhalten. Nach Grote's griechischer Geschichte wurde speciell die athenische Gens zusammengehalten durch 1. Gemeinsame religiöse Feierlichkeiten, und aus||63|schließliches Recht des Priesterthums zu Ehren eines bestimmten Gottes, des angeblichen Stammvaters der Gens, der in dieser Eigenschaft durch einen besondern Beinamen bezeichnet wurde; 2. Gemeinsamen Begräbnißplatz (vgl. Demosthenes' Eubulides); 3. Gegenseitiges Beerbungsrecht; 4. Gegenseitige Verpflichtung zu Hülfe, Schutz und Unterstützung bei Vergewaltigung; 5. Gegenseitiges Recht und Verpflichtung zur Heirath in der Gens in gewissen Fällen, besonders wo es Waisentöchter oder Erbinnen betraf; 6. Besitz, wenigstens in einigen Fällen, von gemeinsamem Eigenthum mit einem eignen Archon (Vorsteher) und Schatzmeister. Sodann band die Vereinigung in der Phratrie mehrere Gentes zusammen, doch weniger eng; doch auch hier finden wir gegenseitige Rechte und Pflichten ähnlicher Art, besonders Gemeinsamkeit bestimmter Religionsübungen und das Recht der Verfolgung, wenn ein Phrator getödtet worden. Die Gesammtheit der Phratrien eines Stammes hatte wiederum gemeinsame, regelmäßig wiederkehrende heilige Feierlichkeiten unter Vortritt eines aus den Adligen (Eupatriden) gewählten Phylobasileus (Stammvorstehers). So weit Grote. Und Marx fügt hinzu: „Durch die griechische Gens guckt der Wilde (Irokese z.B.) aber auch unverkennbar durch." Er wird noch unverkennbarer, sobald wir etwas weiter untersuchen. Der griechischen Gens kommt nämlich ferner zu: 7. Abstammung nach Vaterrecht;

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IV. Die griechische Gens

8. Verbot der Heirath in der Gens außer im Fall von Erbinnen. Diese Ausnahme, und ihre Fassung als Gebot, beweisen die Geltung der alten Regel. Diese folgt ebenfalls aus dem allgemein gültigen Satz, daß die Frau durch die Heirath auf die religiösen Riten ihrer Gens verzichtete und in 5 die ihres Mannes übertrat, in dessen Phratrie sie auch eingeschrieben wurde. Heirath außerhalb der Gens war hiernach und nach einer berühmten Stelle des Dikäarchus Regel, und ||64| Becker im Charikles nimmt geradezu an, daß Niemand innerhalb seiner eigenen Gens heirathen durfte. 9. Das Recht der Adoption in die Gens; es erfolgte durch Adoption in 10 die Familie, aber mit öffentlichen Formalitäten und nur ausnahmsweise. 10. Das Recht, die Vorsteher zu erwählen und abzusetzen. Daß jede Gens ihren Archon hatte, wissen wir; daß das Amt erblich in bestimmten Familien sei, wird nirgends gesagt. Bis an's Ende der Barbarei ist die Vermuthung stets gegen die Erblichkeit, die ganz unverträglich ist mit Zustän15 den, wo Reiche und Arme innerhalb der Gens vollkommen gleiche Rechte hatten. Nicht nur Grote, sondern auch Niebuhr, Mommsen und alle andern bisherigen Geschichtschreiber des klassischen Alterthums sind gescheitert an der Gens. So richtig sie auch viele ihrer Merkmale aufgezeichnet haben, so 20 sahen sie in ihr stets eine Gruppe von Familien, und machten es sich damit unmöglich, die Natur und den Ursprung der Gens zu verstehn. Die Familie ist unter der Gentilverfassung nie eine Organisationseinheit gewesen und konnte es nicht sein, weil Mann und Frau nothwendig zu zwei verschiedenen Gentes gehörten. Die Gens ging ganz ein in die Phratrie, die Phratrie 25 in den Stamm; die Familie ging auf halb in die Gens des Mannes und halb in die der Frau. Auch der Staat erkennt im öffentlichen Recht keine Familie an; sie existirt bis heute nur für das Privatrecht. Und dennoch geht unsre ganze bisherige Geschichtschreibung von der, namentlich im achtzehnten Jahrhundert unantastbar gewordenen, absurden Voraussetzung 30 aus, die monogamische Einzelfamilie, die kaum älter ist als die Civilisation, sei der Krystallkern, um den sich Gesellschaft und Staat allmälig angesetzt habe. „Herrn Grote ferner zu bemerken", fügt Marx ein, „daß obgleich die Griechen ihre Gentes aus der Mythologie herleiten, jene Gentes älter sind 35 als die von ihnen selbst geschaffene Mythologie mit ihren Göttern und Halbgöttern." Grote wird von Morgan mit Vorliebe angeführt, ||65| weil er ein angesehener und doch ganz unverdächtiger Zeuge. Er erzählt weiterhin, daß jede athenische Gens einen von ihrem vermeintlichen Stammvater abgeleiteten 40 Namen hatte, daß vor Solon allgemein, und noch nach Solon bei Abwesenheit eines Testaments, die Gentilgenossen (gennetes) des Verstorbenen

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sein Vermögen erbten, und daß im Fall von Todtschlag zunächst die Verwandten, dann die Gentilgenossen und endlich die Phratoren des Erschlagenen das Recht und die Pflicht hatten, den Verbrecher vor den Gerichten zu verfolgen: „alles was wir von den ältesten athenischen Gesetzen hören, ist begründet auf die Eintheilung in Gentes und Phratrien." Die Abstammung der Gentes von gemeinsamen Urahnen hat den „schulgelehrten Philistern" (Marx) schweres Kopfbrechen gemacht. Da sie diese natürlich für rein mythisch ausgeben, so können sie sich die Entstehung einer Gens aus nebeneinanderstehenden, ursprünglich gar nicht verwandten Familien platterdings nicht erklären, und doch müssen sie dies fertig bringen, um nur das Dasein der Gentes zu erklären. Da wird denn ein sich im Kreise drehender Wortschwall aufgeboten, der nicht über den Satz hinauskommt: der Stammbaum ist zwar eine Fabel, aber die Gens ist eine Wirklichkeit, und schließlich heißt es denn bei Grote - mit Einschiebungen von Marx - wie folgt: „Wir hören von diesem Stammbaum nur seiten, weil er vor die Oeffentlichkeit nur in gewissen, besonders feierlichen Fällen gebracht wird. Aber die geringeren Gentes hatten ihre gemeinsamen Religionsübungen (sonderbar dies, Mr. Grote!) und gemeinsamen übermenschlichen Stammvater und Stammbaum ganz wie die berühmteren (wie gar sonderbar dies, Herr Grote, bei geringeren Gentes!); der Grundplan und die ideale Grundlage (werther Herr, nicht ideal, sondern carnal, germanice fleischlich!) war bei allen dieselbe." Marx faßt Morgan's Antwort hierauf wie folgt zusammen: „Das der Gens in ihrer Urform - und die Griechen hatten diese einst besessen wie andre Sterb||66|liche - entsprechende Blutsverwandtschaftssystem bewahrte die Kenntniß der Verwandtschaften aller Mitglieder der Gentes unter einander. (Sie lernten dies für sie entscheidend Wichtige durch Praxis von Kindesbeinen.) Mit der monogamischen Familie fiel dies in Vergessenheit. Der Gentilname schuf einen Stammbaum, neben dem der der Einzelfamilie unbedeutend erschien. Es war nunmehr dieser Name, der die Thatsache der gemeinsamen Abstammung seiner Träger zu bewahren hatte; aber der Stammbaum der Gens ging so weit zurück, daß die Mitglieder ihre gegenseitige wirkliche Verwandtschaft nicht mehr nachweisen konnten, außer in beschränkter Zahl von Fällen bei neueren, gemeinschaftlichen Vorfahren. Der Name selbst war Beweis gemeinsamer Abstammung, und endgültiger Beweis abgesehn von Adoptionsfällen. Dahingegen ist die thatsächliche Läugnung aller Verwandtschaft zwischen Gentilgenossen á la Grote und Niebuhr, welche die Gens in eine rein ersonnene und erdichtete Schöpfung verwandelt, würdig .idealer' d. h. stubenhockerischer Schriftgelehrter. Weil die Verkettung der Geschlechter, namentlich mit Anbruch der Monogamie, in die Ferne gerückt, und die vergangne Wirklichkeit im mythologi-

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sehen Phantasiebild wiedergespiegelt erscheint, schlössen und schließen Philister-Biedermänner, daß der Phantasiestammbaum wirkliche Gentes schuf!" Die Phratrie war, wie bei den Amerikanern, eine in mehrere Tochtergen5 tes gespaltene und sie einigende Muttergens, und leitete sie alle oft noch vom gemeinsamen Stammvater ab. So hatten nach Grote „alle gleichzeitigen Glieder der Phratrie des Hekatäus einen und denselben Gott zum Stammvater im sechszehnten Glied"; alle Gentes dieser Phratrie waren also buchstäblich Brudergentes. Die Phratrie kommt noch bei Homer als 10 militärische Einheit vor, in der berühmten Stelle, wo Nestor dem Agamemnon räth: Ordne die Männer nach Stämmen und nach Phratrien, daß die Phratrie der Phratrie beistehe, und der Stamm dem Stamm. - Sonst hat sie das Recht und die Pflicht der Verfolgung der an einem Phrator begangnen Blutschuld, ||67| also in früherer Zeit auch die Verpflichtung zur Blutrache. 15 Sie hat ferner gemeinsame Heiligthümer und Feste, wie denn die Ausbildung der gesammten griechischen Mythologie aus dem mitgebrachten alt-arischen Naturkultus wesentlich bedingt war durch die Gentes und Phratrien und innerhalb ihrer vor sich ging. Ferner hatte sie einen Vorsteher (Phratriarchos) und nach De Coulanges auch Versammlungen und bin20 dende Beschlüsse, eine Gerichtsbarkeit und Verwaltung. Selbst der spätere Staat, der die Gens ignorirte, ließ der Phratrie gewisse öffentliche Amtsverrichtungen. Die Vereinigung mehrerer verwandter Phratrien bildet den Stamm. In Attika gab es vier Stämme, zu je drei Phratrien, von denen jede dreißig 25 Gentes zählte. Solche Abzirkelung der Gruppen setzt bewußtes, planmäßiges Eingreifen in die naturwüchsig entstandene Ordnung voraus. Wie, wann und warum dies geschehn, darüber schweigt die griechische Geschichte, von der die Griechen selbst nur bis in's Heldenzeitalter hinein sich Erinnerung bewahrt haben. 30 Dialektische Abweichung war bei den auf verhältnißmäßig kleinem Gebiet zusammengedrängten Griechen weniger entwickelt als in den weiten amerikanischen Wäldern; doch auch hier finden wir nur Stämme derselben Hauptmundart zu einem größern Ganzen vereinigt, und selbst in dem kleinen Attika einen besondern Dialekt, der später als allgemeine Prosaspra35 che der herrschende wurde. In den homerischen Gedichten finden wir die griechischen Stämme meist schon zu kleinen Völkerschaften vereinigt, innerhalb deren Gentes, Phratrien und Stämme indeß ihre Selbständigkeit noch vollkommen bewahrten. Sie wohnten bereits in mit Mauern befestigten Städten; die Bevöl40 kerungszahl stieg mit der Ausdehnung der Heerden, des Feldbaus und den Anfängen des Handwerks; damit wuchsen die Reichthumsverschiedenhei-

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ten und mit ihnen das aristokratische Element innerhalb der alten, naturwüchsigen Demokratie. Die einzelnen Völkchen führten unaufhörliche Kriege um den Besitz der besten Landstriche und auch wohl der Beute wegen; ||68| Sklaverei der Kriegsgefangnen war bereits anerkannte Einrichtung. Die Verfassung dieser Stämme und Völkchen war nun wie folgt. 1. Stehende Behörde war der Rath, bule, ursprünglich wohl aus den Vorstehern der Gentes zusammengesetzt, später, als deren Zahl zu groß wurde, aus einer Auswahl, die Gelegenheit bot zur Ausbildung und Stärkung des aristokratischen Elements; wie denn auch Dionysios gradezu den Rath der Heroenzeit aus den Vornehmen (kratistoi) zusammengesetzt sein läßt. Der Rath entschied endgültig in wichtigen Angelegenheiten; so faßt der von Theben, bei Aeschylos, den für die gegebne Sachlage entscheidenden Beschluß, den Eteokles ehrenvoll zu begraben, die Leiche des Polynikes aber hinauszuwerfen, den Hunden zur Beute. Mit Errichtung des Staats ging dieser Rath über in den späteren Senat. 2. Die Volksversammlung (agora). Bei den Irokesen fanden wir das Volk, Männer und Weiber, die Rathsversammlung umstehend, dreinredend in geordneter Weise und so ihre Beschlüsse beeinflussend. Bei den homerischen Griechen hat sich dieser „Umstand", um einen altdeutschen Gerichtsausdruck zu gebrauchen, bereits entwickelt zur vollständigen Volksversammlung, wie dies ebenfalls bei den Deutschen der Urzeit der Fall war. Sie wurde vom Rath berufen zur Entscheidung wichtiger Angelegenheiten; jeder Mann konnte das Wort ergreifen. Die Entscheidung erfolgte durch Handerheben (Aeschylos in den Schutzflehenden) oder durch Zuruf. Sie war souverain in letzter Instanz, denn, sagt Schömann (griech. Alterthümer), „handelt es sich um eine Sache, zu deren Ausführung die Mitwirkung des Volks erforderlich ist, so verräth uns Homer kein Mittel, wie dasselbe gegen seinen Willen dazu gezwungen werden könne". Es gab eben zu dieser Zeit, wo jedes erwachsene männliche Stammesmitglied Krieger war, noch keine vom Volk getrennte öffentliche Gewalt, die ihm hätte entgegengesetzt werden können. Die naturwüchsige Demokratie stand noch in voller Blüte, ||69| und dies muß der Ausgangspunkt bleiben zur Beurtheilung der Macht und der Stellung sowohl des Raths wie des Basileus.

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3. Der Heerführer (basileus). Hierzu bemerkt Marx: „Die europäischen 35 Gelehrten, meist geborne Fürstenbediente, machen aus dem Basileus einen Monarchen im modernen Sinn. Dagegen verwahrt sich der YankeeRepublikaner Morgan. Er sagt sehr ironisch, aber wahr, vom öligen Gladstone und dessen Juventus Mundi': Herr Gladstone präsentirt uns die griechischen Häuptlinge der Heldenzeit als Könige und Fürsten, mit der 40 Zugabe, daß sie auch Gentlemen seien; er selbst muß aber zugeben: im

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Ganzen scheinen wir die Sitte oder das Gesetz der Erstgeburtsfolge hinreichend, aber nicht allzuscharf bestimmt vorzufinden." Es wird auch wohl dem Herrn Gladstone selbst scheinen, daß eine so verklausulirte Erstgeburtsfolge hinreichend, wenn auch nicht allzuscharf, gerade so viel werth ist wie gar keine. Wie es mit der Erblichkeit der Vorsteherschaften bei den Irokesen und andern Indianern stand, sahen wir. Alle Aemter waren Wahlämter meist innerhalb einer Gens, und insofern in dieser erblich. Bei Erledigungen wurde der nächste Gentilverwandte - Bruder oder Schwestersohn - allmälig vorgezogen, falls nicht Gründe vorlagen, ihn zu Übergehn. Ging also bei den Griechen unter der Herrschaft des Vaterrechts das Amt des Basileus in der Regel auf den Sohn oder einen der Söhne über, so ist das nur Beweis, daß die Söhne hier die Wahrscheinlichkeit der Nachfolge durch Volkswahl für sich hatten, keineswegs aber Beweis rechtskräftiger Erbfolge ohne Volkswahl. Was hier vorliegt, ist bei Irokesen und Griechen die erste Anlage zu besondern Adelsfamilien innerhalb der Gentes, und bei den Griechen noch dazu die erste Anlage einer künftigen erblichen Führerschaft oder Monarchie. Die Vermuthung spricht also dafür, daß bei den Griechen der Basileus entweder vom Volk gewählt oder doch durch seine anerkannten Organe - Rath oder Agora - ||70| bestätigt werden mußte, wie dies für den römischen „König" (Rex) galt. In der Ilias erscheint der Männerbeherrscher Agamemnon nicht als oberster König der Griechen, sondern als oberster Befehlshaber eines Bundesheers vor einer belagerten Stadt. Und auf diese seine Eigenschaft weist Odysseus hin, als Zwist unter den Griechen ausgebrochen war, in der berühmten Stelle: nicht gut ist die Vielkommandirerei, Einer sei Befehlshaber u.s.w. (wobei noch der beliebte Vers mit dem Scepter späterer Zusatz). „Odysseus hält hier keine Vorlesung über eine Regierungsform, sondern verlangt Gehorsam gegen den obersten Feldherrn im Kriege. Für die Griechen, die vor Troja nur als Heer erscheinen, geht es in der Agora demokratisch genug zu. Achilles, wenn er von Geschenken, d. h. Vertheilung der Beute, spricht, macht stets zum Vertheiler, weder den Agamemnon noch einen andern Basileus, sondern ,die Söhne der Achäer', d. h. das Volk. Die Prädikate: von Zeus erzeugt, von Zeus ernährt, beweisen nichts, da jede Gens von einem Gott abstammt, die des Stammeshaupts schon von einem vornehmeren' Gott - hier Zeus. Selbst die persönlich Unfreien, wie der Sauhirt Eumäus u.A. sind ,göttlich' (dioi und theioi) und dies in der Odyssee, also in viel späterer Zeit als die Ilias; in derselben Odyssee wird der Name Heros noch dem Herold Mulios beigelegt wie dem blinden Sänger Demodokos. Kurz, das Wort basileia, das die griechischen Schriftsteller für das homerische sogenannte Königthum anwenden (weil die Heerfuhrer-

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schaft ihr Hauptkennzeichen), mit Rath und Volksversammlung daneben, bedeutet nur - militärische Demokratie." (Marx.) Der Basileus hatte außer den militärischen noch priesterliche und richterliche Amtsbefugnisse; letztere nicht näher bestimmt, erstere in seiner Eigenschaft als oberster Vertreter des Stamms oder Bundes von Stämmen. 5 Von bürgerlichen, verwaltenden Befugnissen ist nie die Rede; er scheint aber von Amtswegen Rathsmitglied gewesen zu sein. Basileus mit König zu übersetzen, ||71| ist also etymologisch ganz richtig, da König (Kuning) von Kuni, Künne, abstammt und Vorsteher einer Gens bedeutet. Aber der heutigen Bedeutung des Wortes König entspricht der altgriechische Basi- 10 leus in keiner Weise. Thucydides nennt die alte Basileia ausdrücklich eine patrike, d.h. von Gentes abgeleitete, und sagt, sie habe festbestimmte, also begrenzte Befugnisse gehabt. Und Aristoteles sagt, die Basileia der Heroenzeit sei eine Führerschaft über Freie gewesen, und der Basileus Heerführer, Richter und Oberpriester; Regierungsgewalt im spätem Sinne hatte er also 15 nicht.*) Wir sehn also in der griechischen Verfassung der Heldenzeit die alte Gentilorganisation noch in lebendiger Kraft, aber auch schon den Anfang ihrer Untergrabung: Vaterrecht mit Vererbung des Vermögens an die Kinder, wodurch die Reichthumsanhäufung in der Familie begünstigt und die 20 Familie eine Macht wurde gegenüber der Gens; Rückwirkung der Reichthumsverschiedenheit auf die Verfassung, vermittelst Bildung der ersten Ansätze zu einem erblichen Adel und Königthum; Sklaverei, zunächst noch blos von Kriegsgefangnen, aber schon die Aussicht eröffnend auf Versklavung der eignen Stammes- und selbst Gentilgenossen; der alte Krieg 25 von Stamm gegen Stamm bereits ausartend in systematische Räuberei zu Land und zur See, um Vieh, Sklaven, Schätze zu erobern, in regelrechte Erwerbsquelle; kurz, Reichthum gepriesen und geachtet als höchstes Gut, und die alten Gentilordnungen gemißbraucht, um den gewaltsamen Raub von Reich||72|thümern zu rechtfertigen. Es fehlte nur noch Eins: eine Ein- 30 richtung, die die neuerworbenen Reichthümer der Einzelnen nicht nur gegen die kommunistischen Traditionen der Gentilordnung sicherstellte, die nicht nur das früher so gering geschätzte Privateigenthum heiligte, und diese Heiligung für den höchsten Zweck aller menschlichen Gemeinschaft *) Wie dem griechischen Basileus, so ist auch dem aztekischen Heerführer ein moderner Fürst untergeschoben worden. Morgan unterwirft die erst mißverständlichen und übertriebenen, später direkt lügenhaften Berichte der Spanier zum ersten Mal der historischen Kritik und weist nach, daß die Mexikaner auf der Mittelstufe der Barbarei, höher jedoch als die neumexikanischen Pueblos-Indianer, standen, und daß ihre Verfassung, soweit die entstellten Berichte sie erkennen lassen, dem entsprach: ein Bund dreier Stämme, der eine Anzahl andrer zur Tributpflichtigkeit unterworfen hatte, und der regiert wurde von einem Bundesrath und Bundesfeldherrn, aus welchem letzteren die Spanier einen „Kaiser" machten.

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erklärte, sondern die auch die nacheinander sich entwickelnden neuen Formen der Eigenthumserwerbung, also der stets beschleunigten Vermehrung des Reichthums mit dem Stempel allgemein gesellschaftlicher Anerkennung versah; eine Einrichtung, die nicht nur die aufkommende Spal5 tung der Gesellschaft in Klassen verewigte, sondern auch das Recht der besitzenden Klasse auf Ausbeutung der nicht besitzenden, und die Herrschaft jener über diese. Und diese Einrichtung kam. Der Staat wurde erfunden. |

1731 V. Entstehung des athenischen Staats. 10 Wie der Staat sich entwickelt hat, indem die Organe der Gentilverfassung theils umgestaltet, theils durch Einschiebung neuer Organe verdrängt, und endlich vollständig durch wirkliche Staatsbehörden ersetzt wurden, während an die Stelle des in seinen Gentes, Phratrien und Stämmen sich selbst schützenden wirklichen „Volks in Waffen" eine diesen Staatsbehörden 15 dienstbare, also auch gegen das Volk verwendbare, bewaffnete „öffentliche Gewalt" trat - davon können wir wenigstens das erste Stück nirgends besser verfolgen als im alten Athen. Die Formverwandlungen sind im Wesentlichen von Morgan dargestellt, den sie erzeugenden ökonomischen Inhalt muß ich großentheils hinzufügen. 20 Zur Heroenzeit saßen die vier Stämme der Athener in Attika noch auf getrennten Gebieten; selbst die sie zusammensetzenden zwölf Phratrien scheinen in den zwölf Städten des Kekrops noch gesonderte Sitze gehabt zu haben. Die Verfassung war die der Heroenzeit: Volksversammlung, Volksrath, Basileus. Soweit die geschriebene Geschichte zurückreicht, war 25 der Grund und Boden schon vertheilt und in Privateigenthum übergegangen, wie dies der gegen Ende der Oberstufe der Barbarei bereits verhältnißmäßig entwickelten Waarenproduktion und dem ihr entsprechenden Waarenhandel gemäß ist. Neben Korn wurde Wein und Oel gewonnen; der Seehandel auf dem Aegäischen Meer wurde mehr und mehr den Phöni30 ziern entzogen und fiel großentheils in attische Hände. Durch den Kauf und Verkauf ||74| von Grundbesitz, durch die fortschreitende Theilung der Arbeit zwischen Ackerbau und Handwerk, Handel und Schiffahrt, mußten die Angehörigen der Gentes, Phratrien und Stämme sehr bald durcheinander kommen, der Distrikt der Phratrie und des Stammes Bewohner erhal35 ten, die, obwohl Volksgenossen, doch diesen Körperschaften nicht angehörten, also in ihrem eignen Wohnort fremd waren. Denn jede Phratrie und jeder Stamm verwalteten in ruhigen Zeiten ihre Angelegenheiten selbst, ohne nach Athen zum Volksrath oder Basileus zu schicken. Wer

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aber im Gebiet der Phratrie oder des Stamms wohnte, ohne ihm anzugehören, konnte an dieser Verwaltung natürlich keinen Antheil nehmen. Das geregelte Spiel der Organe der Gentilverfassung kam damit so in Unordnung, daß schon zur Heroenzeit Abhülfe nöthig wurde. Die dem Theseus zugeschriebne Verfassung wurde eingeführt. Die Aenderung bestand vor Allem darin, daß eine Centraiverwaltung in Athen eingerichtet, d. h. ein Theil der bisher von den Stämmen selbständig verwalteten Angelegenheiten für gemeinsame erklärt und dem in Athen sitzenden gemeinsamen Rath übertragen wurden. Hiermit gingen die Athener einen Schritt weiter als irgend ein eingebornes Volk in Amerika je gegangen: an die Stelle des bloßen Bundes nebeneinander wohnender Stämme trat ihre Verschmelzung zu einem einzigen Volk. Damit entsprang ein athenisches allgemeines Volksrecht, das über den Rechtsbräuchen der Stämme und Gentes stand; der athenische Bürger erhielt, als solcher, bestimmte Rechte und neuen Rechtsschutz auch auf Gebiet, wo er stammesfremd war. Damit war aber der erste Schritt geschehn zur Untergrabung der Gentilverfassung; denn es war der erste Schritt zur späteren Zulassung von Bürgern, die in ganz Attika stammesfremd waren, die ganz außerhalb der athenischen Gentilverfassung standen und blieben. Eine zweite dem Theseus zugeschriebne Einrichtung war die Eintheilung des ganzen Volks, ohne Rücksieht auf Gens, Phratrie oder Stamm, in drei Klassen: Eupatriden oder Adlige, Geomoren oder Ackerbauer, und Demiurgen oder Handwerker, und die Ueber||75|weisung des ausschließlichen Rechts der Aemterbesetzung an die Adligen. Diese Eintheilung blieb zwar, mit Ausnahme der Aemterbesetzung durch den Adel, wirkungslos, da die beiden andern Klassen keine besondern Rechte erhielten. Aber sie ist wichtig, weil sie uns die neuen gesellschaftlichen Elemente vorführt, die sich im Stillen entwickelt hatten. Sie zeigt, daß die gewohnheitsmäßige Besetzung der Gentilämter aus gewissen Familien sich bereits zu einem wenig bestrittenen Anrecht dieser Familien auf die Aemter ausgebildet hatte, daß diese Familien, außerdem mächtig durch Reichthum, anfingen, außerhalb ihrer Gentes sich zu einer eignen bevorrechteten Klasse zusammenzuthun, und daß der eben erst aufkeimende Staat diese Anmaßung heiligte. Sie zeigt ferner, daß die Theilung der Arbeit zwischen Landbauern und Handwerkern bereits genug erstarkt war, um der alten Gliederung nach Gentes und Stämmen den Vorrang in gesellschaftlicher Bedeutung streitig zu machen. Sie proklamirt endlich den unverträglichen Gegensatz zwischen Gentilgesellschaft und Staat; der erste Versuch der Staatsbildung besteht darin, die Gentes zu zerreißen, indem er die Mitglieder einer jeden in Bevorrechtete und Zurückgesetzte, und diese wieder in zwei Gewerbsklassen scheidet und so einander entgegensetzt.

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Die politische Geschichte Athens von Einführung dieser Verfassung bis auf Solon ist nur unvollkommen bekannt. Das Amt des Basileus kam in Abgang; an die Spitze des Staats traten aus dem Adel gewählte Archonten. Die Herrschaft des Adels stieg mehr und mehr, bis sie gegen das Jahr 600 vor unsrer Zeitrechnung unerträglich wurde. Und zwar war das Hauptmittel zur Unterdrückung der gemeinen Freiheit - das Geld und der Wucher. Der Hauptsitz des Adels war in und um Athen, wo der Seehandel, benebst noch immer gelegentlich mit in den Kauf genommenem Seeraub, ihn bereicherte und den Geldreichthum in seinen Händen konzentrirte. Von hier aus drang die sich entwickelnde Geldwirthschaft wie zersetzendes Scheidewasser in die auf Naturalwirtschaft gegründete, alther||76|gebrachte Daseinsweise der Landgemeinden. Die Gentilverfassung ist mit Geldwirthschaft absolut unverträglich; der Ruin der attischen Parzellenbauern fiel zusammen mit der Lockerung der sie schützend umschlingenden alten Gentilbande. Der Schuldschein und die Gutsverpfändung (denn auch die Hypothek hatten die Athener schon erfunden) kannten weder Gens noch Phratrie. Und die alte Gentilverfassung kannte kein Geld, keinen Vorschuß, keine Geldschuld. Daher bildete die sich immer üppiger ausbreitende Geldherrschaft des Adels auch ein neues Gewohnheitsrecht aus zur Sicherung des Gläubigers gegen den Schuldner, zur Weihe der Ausbeutung des Kleinbauern durch den Geldbesitzer. Sämmtliche Feldfluren Attikas starrten von Pfandsäulen, an denen verzeichnet stand, das sie tragende Grundstück sei dem und dem verpfändet um so und so viel Geld. Die Aekker, die nicht so bezeichnet, waren großentheils bereits wegen verfallner Hypotheken oder Zinsen verkauft, in das Eigenthum des adligen Wucherers übergegangen; der Bauer konnte froh sein, wenn ihm erlaubt wurde, als Pächter darauf sitzen zu bleiben und von einem Sechstel des Ertrags seiner Arbeit zu leben, während er fünf Sechstel dem neuen Herrn als Pacht zahlen mußte. Noch mehr. Reichte der Erlös des verkauften Grundstücks nicht hin zur Deckung der Schuld, oder war diese Schuld ohne Sicherung durch Pfand aufgenommen, so mußte der Schuldner seine Kinder ins Ausland in die Sklaverei verkaufen, um den Gläubiger zu decken. Verkauf der Kinder durch den Vater - das war die erste Frucht des Vaterrechts und der Monogamie! Und war der Blutsauger dann noch nicht befriedigt, so konnte er den Schuldner selbst als Sklaven verkaufen. Das war die angenehme Morgenröthe der Civilisation beim athenischen Volk.

Früher, als die Lebenslage des Volks noch der Gentilverfassung entsprach, war eine solche Umwälzung unmöglich; und hier war sie gekommen, man wußte nicht wie. Gehn wir einen Augenblick zurück zu unsern 40 Irokesen. Dort war ein Zustand undenkbar, wie er sich jetzt den Athenern sozusagen ohne ihr Zuthun ||77| und sicher gegen ihren Willen aufgedrängt

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hatte. Dort konnte die sich Jahraus Jahrein gleich bleibende Weise, den Lebensunterhalt zu produziren, nie solche, wie von Außen aufgezwungne Konflikte erzeugen, keinen Gegensatz von Reich und Arm, von Ausbeutern und Ausgebeuteten. Die Irokesen waren noch weit entfernt davon, die Natur zu beherrschen, aber innerhalb der für sie geltenden Naturgrenzen beherrschten sie ihre eigne Produktion. Abgesehn von schlechten Ernten in ihren Gärtchen, von Erschöpfung des Fischvorraths ihrer Seen und Flüsse, des Wildstandes ihrer Wälder, wußten sie, was bei ihrer Art, sich ihren Unterhalt zu erarbeiten, herauskam. Was herauskommen mußte, war der Lebensunterhalt, ob er kärglicher oder reichlicher ausfiel; was aber nie herauskommen konnte, das waren unbeabsichtigte gesellschaftliche Umwälzungen, Zerreißung der Gentilbande, Spaltung der Gentil- und Stammgenossen in entgegengesetzte, einander bekämpfende Klassen. Die Produktion bewegte sich in den engsten Schranken; aber - die Produzenten beherrschten ihr eignes Produkt. Das war der ungeheure Vorzug der barbaTischen Produktion, der mit dem Eintritt der Civilisation verloren ging und den wiederzuerobern, aber auf Grundlage der jetzt errungenen gewaltigen Naturbeherrschung durch den Menschen und der jetzt möglichen freien Association, die Aufgabe der nächsten Generationen sein wird. Anders bei den Griechen. Der aufgekommene Privatbesitz an Heerden und Luxusgeräth führte zum Austausch zwischen Einzelnen, zur Verwandlung der Produkte in Waaren. Und hier liegt der Keim der ganzen folgenden Umwälzung. Sobald die Produzenten ihr Produkt nicht mehr direkt selbst verzehrten, sondern es im Austausch aus der Hand gaben, verloren sie die Herrschaft darüber. Sie wußten nicht mehr, was aus ihm wurde, und die Möglichkeit war gegeben, daß das Produkt dereinst verwandt werde gegen den Produzenten, zu seiner Ausbeutung und Unterdrückung. Darum kann keine Gesellschaft auf die Dauer die Herrschaft über ihre eigne Produktion, und die Kon||78|trole über die gesellschaftlichen Wirkungen ihres Produktionsprocesses behalten, die nicht den Austausch zwischen Einzelnen abschafft. Wie rasch aber, nach dem Entstehn des Austausches zwischen Einzelnen, und mit der Verwandlung der Produkte in Waaren, das Produkt seine Herrschaft über den Produzenten geltend macht, das sollten die Athener erfahren. Mit der Waarenproduktion kam die Bebauung des Bodens durch Einzelne für eigne Rechnung, damit bald das Grundeigenthum Einzelner. Es kam ferner das Geld, die allgemeine Waare, gegen die alle andern austauschbar waren; aber indem die Menschen das Geld erfanden, dachten sie nicht daran, daß sie damit wieder eine neue gesellschaftliche Macht schufen, die Eine allgemeine Macht, vor der die ganze Gesellschaft sich beugen mußte. Und diese neue, ohne Wissen und Willen ihrer eignen Erzeuger

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plötzlich emporgesprungne Macht war es, die ihre Herrschaft, in der ganzen Brutalität ihrer Jugendlichkeit, den Athenern zu fühlen gab. Was war zu machen? Die alte Gentilverfassung hatte sich nicht nur ohnmächtig erwiesen gegen den Siegeszug des Geldes; sie war auch absolut 5 unfähig, innerhalb ihres Rahmens selbst nur Raum zu finden für so etwas wie Geld, Gläubiger und Schuldner, Zwangseintreibung von Schulden. Aber die neue gesellschaftliche Macht war einmal da, und fromme Wünsche, Sehnsucht nach Rückkehr der guten alten Zeit, trieben Geld und Zinswucher nicht wieder aus der Welt. Und obendrein waren eine Reihe 10 andrer, untergeordneter Breschen in die Gentilverfassung gelegt. Die Durcheinanderwürfelung der Gentilgenossen und Phratoren auf dem ganzen attischen Gebiet, namentlich in der Stadt Athen selbst, war von Geschlecht zu Geschlecht größer geworden, trotzdem daß auch jetzt noch ein Athener zwar Grundstücke außerhalb seiner Gens verkaufen durfte, nicht 15 aber sein Wohnhaus. Die Theilung der Arbeit zwischen den verschiednen Produktionszweigen: Ackerbau, Handwerk, im Handwerk wieder zahllose Unterarten, Handel, Schiffahrt u. s. w. hatte sich mit den Fortschritten der Industrie und des ||79| Verkehrs immer vollständiger entwickelt; die Bevölkerung theilte sich nun nach ihrer Beschäftigung in ziemlich feste Grup20 pen, deren Jede eine Reihe neuer, gemeinsamer Interessen hatte, für die in der Gens oder Phratrie kein Platz war, die also zu ihrer Besorgung neue Aemter nöthig machten. Die Zahl der Sklaven hatte sich bedeutend vermehrt und muß schon damals die der freien Athener weit überstiegen haben; die Gentilverfassung kannte ursprünglich keine Sklaverei, also auch 25 kein Mittel, diese Masse Unfreier im Zaum zu halten. Und endlich hatte der Handel eine Menge Fremder nach Athen gebracht, die dort des leichtern Gelderwerbs wegen sich niederließen und ebenfalls nach der alten Verfassung recht- und schutzlos, und trotz herkömmlicher Duldung ein störend fremdes Element im Volk blieben. 30 Kurz, mit der Gentilverfassung ging es zu Ende. Die Gesellschaft wuchs täglich mehr aus ihr heraus; selbst die schlimmsten Uebel, die unter ihren Augen entstanden waren, konnte sie nicht hemmen noch heben. Aber der Staat hatte sich inzwischen im Stillen entwickelt. Die neuen, durch die Theilung der Arbeit zuerst zwischen Stadt und Land, dann zwischen den 35 verschiednen städtischen Arbeitszweigen geschaffnen Gruppen hatten neue Organe geschaffen zur Wahrnehmung ihrer Interessen; Aemter aller Art waren eingerichtet worden. Und dann brauchte der junge Staat vor Allem eine eigne Macht, die bei den seefahrenden Athenern zunächst nur eine Seemacht sein konnte, zu einzelnen kleinen Kriegen und zum Schutz 40 der Handelsschiffe. Es wurden, zu unbekannter Zeit vor Solon, die Naukrarien errichtet, kleine Gebietsbezirke, zwölf in jedem Stamm; jede Naukra-

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rie mußte ein Kriegsschiff stellen, ausrüsten und bemannen und stellte außerdem noch zwei Reiter. Diese Einrichtung griff die Gentilverfassung zwiefach an. Erstens indem sie eine öffentliche Gewalt schuf, die schon nicht mehr ohne Weiteres mit der Gesammtheit des bewaffneten Volks zusammenfiel; und zweitens, indem sie zum ersten Mal das Volk zu öffentlichen Zwecken eintheilte, nicht nach Verwandt||80|schaftsgruppen, sondern nach örtlichem Zusammenwohnen. Was das zu bedeuten hatte, wird sich zeigen. Konnte die Gentilverfassung dem ausgebeuteten Volk keine Hülfe bringen, so blieb nur der entstehende Staat. Und dieser brachte sie in der solonischen Verfassung, indem er sich zugleich neuerdings auf Kosten der alten Verfassung stärkte. Solon - die Art, wie seine in das Jahr 594 vor unsrer Zeitrechnung fallende Reform durchgesetzt wurde, geht uns hier nichts an - Solon eröffnete die Reihe der sogenannten politischen Revolutionen und zwar mit einem Eingriff in das Eigenthum. Alle bisherigen Revolutionen sind Revolutionen gewesen zum Schutz einer Art des Eigenthums gegen eine andere Art des Eigenthums. Sie können das eine nicht schützen, ohne das andere zu verletzen. In der großen französischen Revolution wurde das feudale Eigenthum geopfert, um das bürgerliche zu retten; in der solonischen mußte das Eigenthum der Gläubiger herhalten zum Besten des Eigenthums der Schuldner. Die Schulden wurden einfach für ungültig erklärt. Die Einzelheiten sind uns nicht genau bekannt, aber Solon rühmt sich in seinen Gedichten, die Pfandsäulen von den verschuldeten Grundstücken entfernt und die wegen Schulden in's Ausland Verkauften und Geflüchteten zurückgeführt zu haben. Dies war nur möglich durch offne Eigenthumsverletzung. Und in der That, von der ersten bis zur letzten sogenannten politischen Revolution sind sie alle gemacht worden zum Schutz des Eigenthums - einer Art und durchgeführt durch Konfiskation, auch genannt Diebstahl des Eigenthums - einer andern Art. So wahr ist es, daß seit drittehalb tausend Jahren das Privateigenthum hat erhalten werden können nur durch Eigenthumsverletzung.

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Nun aber kam es darauf an, die Wiederkehr solcher Versklavung der freien Athener zu verhindern. Dies geschah zunächst durch allgemeine Maßregeln, z. B. durch das Verbot von Schuldverträgen, worin die Person des Schuldners verpfändet wurde. Ferner wurde ein größtes Maß des von 35 einem Einzelnen zu besitzenden Grundeigenthums festgesetzt, um dem Heiß||81|hunger des Adels nach dem Bauernland wenigstens einige Schranken zu ziehn. Dann aber kamen Verfassungsänderungen; für uns sind die wichtigsten diese: Der Rath wurde auf vierhundert Mitglieder gebracht, hundert aus jedem 40 Stamm; hier blieb also noch der Stamm die Grundlage. Das war aber auch

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die einzige Seite, nach welcher hin die alte Verfassung in den neuen Staatskörper hineingezogen wurde. Denn im Uebrigen theilte Solon die Bürger in vier Klassen je nach ihrem Grundbesitz und seinem Ertrag; 500, 300 und 150 Medimnen Korn (1 Medimnus = 15 frühere Berliner Metzen = ca. 41 Liter) waren die Minimalerträge für die ersten drei Klassen; wer weniger oder keinen Grundbesitz hatte, fiel in die vierte Klasse. Alle Aemter konnten nur aus den obersten drei, die höchsten nur aus der ersten Klasse besetzt werden; die vierte Klasse hatte nur das Recht, in der Volksversammlung zu reden und zu stimmen, aber hier wurden alle Beamten gewählt, hier hatten sie Rechenschaft abzulegen, hier wurden alle Gesetze gemacht, und hier bildete die vierte Klasse die Majorität. Die aristokratischen Vorrechte wurden in der Form von Vorrechten des Reichthums theilweise erneuert, aber das Volk behielt die entscheidende Macht. Ferner bildeten die vier Klassen die Grundlage einer neuen Heeresorganisation. Die beiden ersten Klassen stellten die Reiterei; die dritte hatte als schwere Infanterie zu dienen; die vierte als leichtes, ungepanzertes Fußvolk oder auf der Flotte und wurde dann wahrscheinlich auch besoldet. Hier wird also ein ganz neues Element in die Verfassung eingeführt: der Privatbesitz. Je nach der Größe ihres Grundeigenthums werden die Rechte und Pflichten der Staatsbürger abgemessen, und soweit die Vermögensklassen Einfluß gewinnen, soweit werden die alten Blutsverwandtschaftskörper verdrängt; die Gentilverfassung hatte eine neue Niederlage erlitten. Die Abmessung der politischen Rechte nach dem Vermögen war indeß keine der Einrichtungen, ohne die der Staat nicht bestehn kann. Eine so große Rolle sie auch in der Verfassungsgeschichte der Staaten ge||82|spielt hat, so haben doch sehr viele Staaten und grade die am vollständigsten entwickelten, ihrer nicht bedurft. Auch in Athen spielte sie nur eine vorübergehende Rolle; seit Aristides standen alle Aemter jedem Bürger offen. Während der nächstfolgenden achtzig Jahre kam die athenische Gesellschaft allmälig in die Richtung, in der sie sich in den folgenden Jahrhunderten weiter entwickelt hat. Dem üppigen Landwucher der vorsolonischen Zeit war ein Riegel vorgeschoben, ebenso der maßlosen Konzentration des Grundbesitzes. Der Handel und das mit Sklavenarbeit immer mehr im Großen betriebne Handwerk und Kunsthandwerk wurden herrschende Erwerbszweige. Man wurde aufgeklärter. Statt in der anfänglichen brutalen Weise die eignen Mitbürger auszubeuten, beutete man vorwiegend die Sklaven und die außerathenische Kundschaft aus. Der bewegliche Besitz, der Geldreichthum und der Reichthum an Sklaven und Schiffen wuchs immer mehr, aber er war jetzt nicht mehr bloßes Mittel zum Erwerb von Grundbesitz, wie in der ersten, bornirten Zeit, er war Selbstzweck geworden. Damit war einerseits der alten Adelsmacht eine siegreiche Konkur-

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renz erwachsen in der neuen Klasse von industriellen und kaufmännischen Reichen, andrerseits aber auch den Resten der alten Gentilverfassung der letzte Boden entzogen. Die Mitglieder der Gentes, Phratrien und Stämme waren über ganz Attika zerstreut und so vollständig durcheinander geworfen, daß sie zu politischen Körperschaften ganz untauglich geworden; eine Menge athenischer Bürger gehörten gar keiner Gens an, sie waren Eingewanderte, die zwar in's Bürgerrecht, aber nicht in einen der alten Geschlechtsverbände aufgenommen worden; daneben stand noch die stets wachsende Zahl der bloß schutzverwandten fremden Einwanderer. Während dessen gingen die Parteikämpfe voran; der Adel suchte seine früheren Vorrechte wieder zu erobern und erlangte wieder für einen Augenblick die Oberhand, bis die Revolution des Kleisthenes (509 vor unsrer Zeitrechnung) ihn endgültig stürzte; mit ihm aber auch den letzten Rest der Gentilverfassung. | |83| Kleisthenes, in seiner neuen Verfassung, ignorirte die vier alten auf Gentes und Phratrien begründeten Stämme. An ihre Stelle trat eine ganz neue Organisation auf Grund der schon in den Naukrarien versuchten Eintheilung der Bürger nach dem bloßen Ort der Ansässigkeit. Nicht mehr die Zugehörigkeit zu den Geschlechtsverbänden, sondern nur der Wohnsitz entschied; nicht das Volk, sondern das Gebiet wurde eingetheilt, die Bewohner wurden politisch bloßes Zubehör des Gebiets. Ganz Attika wurde in hundert Gemeindebezirke, Demen, getheilt, deren Jeder sich selbst verwaltete. Die in jedem Demos ansässigen Bürger (Demoten) erwählten ihren Vorsteher (Demarch) und Schatzmeister, sowie dreißig Richter mit Gerichtsbarkeit über kleinere Streitsachen. Sie erhielten ebenfalls einen eignen Tempel und Schutzgott oder Heroen, dessen Priester sie wählten. Die höchste Macht im Demos war bei der Versammlung der Demoten. Es ist, wie Morgan richtig bemerkt, das Urbild der selbstregierenden amerikanischen Stadtgemeinde. Mit derselben Einheit, mit der der moderne Staat in seiner höchsten Ausbildung endigt, mit derselben fing der entstehende Staat in Athen an. Zehn dieser Einheiten, Demen, bildeten einen Stamm, der aber zum Unterschied vom alten Geschlechtsstamm jetzt Ortsstamm genannt wird. Der Ortsstamm war nicht allein eine selbstverwaltende politische, er war auch eine militärische Körperschaft; er erwählte den Phylarchen oder Stammvorsteher, der die Reiterei, den Taxiarchen, der das Fußvolk, und den Strategen, der die gesammte im Stammesgebiet ausgehobene Mannschaft befehligte. Er stellte ferner fünf Kriegsschiffe nebst Mannschaft und Befehlshaber, und erhielt einen attischen Heros, nach welchem er sich benannte, zum Schutzheiligen. Endlich wählte er fünfzig Rathsmänner in den athenischen Rath.

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Den Abschluß bildete der athenische Staat, regiert von dem aus den fünfhundert Erwählten der zehn Stämme zusammengesetzten Rath und in letzter Instanz von der Volksversammlung, wo jeder athenische Bürger Zutritt ||84| und Stimmrecht hatte; daneben besorgten Archonten und andre Beamte die verschiednen Verwaltungszweige und Gerichtsbarkeiten. Ein oberster Beamter der vollziehenden Gewalt bestand in Athen nicht. Mit dieser neuen Verfassung und mit der Zulassung einer sehr großen Zahl Schutzverwandter, theils Eingewanderter, theils freigelaßner Sklaven, waren die Organe der Geschlechterverfassung aus den öffentlichen Angelegenheiten hinausgedrängt; sie sanken herab zu Privatvereinen und religiösen Genossenschaften. Aber der moralische Einfluß, die überkommene Anschauungs- und Denkweise der alten Gentilzeit erbten sich noch lange fort und starben erst allmälig aus. Das zeigte sich bei einer ferneren staatlichen Einrichtung. Wir sehen, daß ein wesentliches Kennzeichen des Staats in einer von der Masse des Volks unterschiednen öffentlichen Gewalt besteht. Athen hatte damals nur erst ein Volksheer und eine unmittelbar vom Volk gestellte Flotte; diese schützten nach Außen und hielten die Sklaven im Zaum, die schon damals die große Mehrzahl der Bevölkerung bildeten. Gegenüber den Bürgern bestand die öffentliche Gewalt zunächst nur als die Polizei, die so alt ist wie der Staat, weßhalb die naiven Franzosen des 18. Jahrhunderts auch nicht von civilisirten Völkern sprachen, sondern von polizirten (nations policées). Die Athener richteten also gleichzeitig mit ihrem Staat auch eine Polizei ein, eine wahre Gendarmerie von Bogenschützen zu Fuß und zu Pferd - Landjäger, wie man in Süddeutschland und der Schweiz sagt. Diese Gendarmerie aber wurde gebildet - aus Sklaven. So entwürdigend kam dieser Schergendienst dem freien Athener vor, daß er sich lieber vom bewaffneten Sklaven verhaften ließ, als daß er selbst sich zu solcher Schmach hergab. Das war noch die alte Gentilgesinnung. Der Staat konnte ohne die Polizei nicht bestehn, aber er war noch jung, und hatte noch nicht moralischen Respekt genug, um ein Handwerk achtungswerth zu machen, das den alten Gentilgenossen nothwendig infam erschien. Wie sehr der jetzt in seinen Hauptzügen fertige ||85| Staat der neuen gesellschaftlichen Lage der Athener angemessen war, zeigt sich in dem rasehen Aufblühen des Reichthums, des Handels und der Industrie. Der Klassengegensatz, auf dem die gesellschaftlichen und politischen Einrichtungen beruhten, war nicht mehr der von Adel und gemeinem Volk, sondern der von Sklaven und Freien, Schutzverwandten und Bürgern. Zur Zeit der höchsten Blüte bestand die ganze athenische freie Bürgerschaft, Weiber und Kinder eingeschlossen, aus etwa 90000 Köpfen, daneben 365 000 Sklaven beiderlei Geschlechts und 45 000 Schutzverwandte -

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Fremde und Freigelassene. Auf jeden erwachsenen männlichen Bürger kamen also mindestens 18 Sklaven und über zwei Schutzverwandte. Die große Sklavenzahl kam daher, daß Viele von ihnen in Manufakturen, großen Räumen, unter Aufsehern zusammen arbeiteten. Mit der Entwicklung des Handels und der Industrie aber kam Akkumulation und Konzentration 5 der Reichthümer in wenigen Händen, Verarmung der Masse der freien Bürger, denen nur die Wahl blieb, entweder der Sklavenarbeit durch eigne Handwerksarbeit Konkurrenz zu machen, was für schimpflich, banausisch, galt und auch wenig Erfolg versprach - oder aber zu verlumpen. Sie thaten, unter den Umständen mit Nothwendigkeit, das letztere, und da sie die 10 Masse bildeten, richteten sie damit den ganzen athenischen Staat zu Grunde. Nicht die Demokratie hat Athen zu Grunde gerichtet, wie die europäischen, fürstenschweifwedelnden Schulmeister behaupten, sondern die Sklaverei, die die Arbeit des freien Bürgers ächtete. Die Entstehung des Staats bei den Athenern ist ein besonders typisches 15 Muster der Staatsbildung überhaupt, weil sie einerseits ganz rein, ohne Einmischung äußerer oder innerer Vergewaltigung vor sich geht - die Usurpation des Pisistratus hinterließ keine Spur ihrer kurzen Dauer - weil sie andrerseits einen Staat von sehr hoher Formentwicklung, die demokratische Republik, unmittelbar aus der Gentilgesellschaft hervorgehen läßt, 20 und endlich weil wir mit allen wesentlichen Einzelnheiten hinreichend bekannt sind. |

|86| VI. Gens und Staat in Rom. Aus der Sage von der Gründung Roms geht hervor, daß die erste Ansiedlung durch eine Anzahl zu einem Stamm vereinigter latinischer Gentes 25 (der Sage nach hundert) erfolgte, denen sich bald ein sabellischer Stamm, der ebenfalls hundert Gentes gezählt haben soll, und endlich ein dritter, aus verschiedenen Elementen bestehender Stamm, wieder von angeblich hundert Gentes, anschloß. Die ganze Erzählung zeigt auf den ersten Blick, daß hier wenig mehr naturwüchsig war außer der Gens, und diese selbst in 30 manchen Fällen nur ein Ableger einer in der alten Heimath fortbestehenden Muttergens. Die Stämme tragen an der Stirn den Stempel künstlicher Zusammensetzung, jedoch meist aus verwandten Elementen und nach dem Vorbild des alten gewachsenen, nicht gemachten Stamms; wobei nicht ausgeschlossen bleibt, daß der Kern jedes der drei Stämme ein wirkli- 35 eher, alter Stamm gewesen sein kann. Das Mittelglied, die Phratrie, bestand aus zehn Gentes und hieß Curie; ihrer waren also dreißig.

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Daß die römische Gens dieselbe Institution war wie die griechische, ist anerkannt; ist die griechische eine Fortbildung derjenigen gesellschaftlichen Einheit, deren Urform uns die amerikanischen Rothhäute vorfuhren, so gilt dasselbe ohne Weiteres auch für die römische. Wir können uns hier also kürzer fassen. Die römische Gens hatte wenigstens in der ältesten Zeit der Stadt folgende Verfassung: 1) Gegenseitiges Erbrecht der Gentilgenossen; das Vermögen blieb in der Gens. Da in der römischen ||87| Gens wie in der griechischen schon Vaterrecht herrschte, waren die Nachkommen der weiblichen Linie ausgeschlossen. Nach dem Gesetz der zwölf Tafeln, dem ältesten uns bekannten geschriebnen römischen Recht, erbten zunächst die Kinder als Leibeserben; in deren Ermanglung die Agnaten (Verwandte in männlicher Linie); und in deren Abwesenheit die Gentilgenossen. In allen Fällen blieb das Vermögen in der Gens. Wir sehen hier das allmälige Eindringen neuer, durch vermehrten Reichthum und Monogamie verursachter Rechtsbestimmungen in den Gentilbrauch: das ursprüngliche gleiche Erbrecht der Gentilgenossen wird zuerst - wohl schon früh, wie oben erwähnt - durch Praxis auf die Agnaten beschränkt, endlich auf die Kinder und deren Nachkommen im Mannsstamm; in den zwölf Tafeln erscheint dies selbstverständlich in umgekehrter Ordnung.

2) Besitz eines gemeinsamen Begräbnißplatzes. Die patricische Gens Claudia erhielt bei ihrer Einwanderung aus Regilli nach Rom ein Stück Land für sich angewiesen, dazu in der Stadt einen gemeinsamen Begräb25 nißplatz. Noch unter Augustus wurde der nach Rom gekommene Kopf des im Teutoburger Wald gefallenen Varus in der Grabstätte der Gens Quinctilia (gentilitius tumulus) beigesetzt. 3) Gemeinsame religiöse Feiern. Diese, die sacra gentilitia, sind bekannt. 30 4) Verpflichtung, nicht in der Gens zu heirathen. Dies scheint in Rom nie in ein geschriebnes Gesetz verwandelt worden zu sein, aber die Sitte blieb. Von der Unmasse römischer Ehepaare, deren Namen uns aufbewahrt, hat kein einziges gleichen Gentilnamen für Mann und Frau. Das Erbrecht beweist diese Regel ebenfalls. Die Frau verliert durch die Heirath 35 ihre agnatischen Rechte, tritt aus ihrer Gens, weder sie noch ihre Kinder können von ihrem Vater oder dessen Brüdern erben, weil sonst das Erbtheil der väterlichen Gens verloren ginge. Dies hat Sinn nur unter der Voraussetzung, daß die Frau keinen Gentilgenossen heirathen kann. 5) Ein gemeinsamer Grundbesitz. Dieser war in der ||88| Urzeit stets 40 vorhanden, sobald das Stammland anfing getheilt zu werden. Unter den latinischen Stämmen finden wir den Boden theils im Besitz des Stammes,

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theils der Gens, theils der Haushaltungen, welche nicht nothwendig Einzelfamilien waren. Romulus soll die ersten Landtheilungen an Einzelne gemacht haben, ungefähr eine Hektare (zwei Jugera) auf jeden. Doch finden wir noch später Grundbesitz in den Händen der Gentes, vom Staatsland gar nicht zu sprechen, um das sich die ganze innere Geschichte der Republik dreht. 6) Pflicht der Gentilgenossen zu gegenseitigem Schutz und Beistand. Davon zeigt uns die geschriebne Geschichte nur noch Trümmer; der römische Staat trat gleich von vornherein mit solcher Uebermacht auf, daß das Recht des Schutzes gegen Unbill auf ihn überging. Als Appius Claudius verhaftet wurde, legte seine ganze Gens Trauer an, selbst die seine persönlichen Feinde waren. Zur Zeit des zweiten punischen Kriegs verbanden sich die Gentes zur Auslösung ihrer kriegsgefangnen Gentilgenossen; der Senat verbot es ihnen. 7) Recht den Gentilnamen zu tragen. Blieb bis in die Kaiserzeit; den Freigelassenen erlaubte man, den Gentilnamen ihrer ehemaligen Herren anzunehmen, doch ohne Gentilrechte. 8) Recht der Adoption Fremder in die Gens. Dies geschah durch Adoption in eine Familie (wie bei den Indianern), die die Aufnahme in die Gens mit sich führte. 9) Das Recht, den Vorsteher zu wählen und abzusetzen, wird nirgends erwähnt. Da aber in der ersten Zeit Roms alle Aemter durch Wahl oder Ernennung besetzt wurden, vom Wahlkönig abwärts, und auch die Priester der Curien von diesen gewählt, so dürfen wir für die Vorsteher (principes) der Gentes dasselbe annehmen - so sehr auch die Wahl aus einer und derselben Familie in der Gens schon Regel geworden sein mochte. Das waren die Befugnisse einer römischen Gens. Mit Ausnahme des bereits vollendeten Uebergangs zum Vaterrecht, sind sie das treue Spiegelbild der Rechte ||89| und Pflichten einer irokesischen Gens; auch hier „guckt der Irokese unverkennbar durch". Noch fast dreihundert Jahre nach Gründung Roms waren die Gentilbande so stark, daß eine patricische Gens, die der Fabier, mit Einwilligung des Senats einen Kriegszug gegen die Nachbarstadt Veji auf eigne Faust unternehmen konnte. 306 Fabier sollen ausgezogen und in einem Hinterhalt sämmtlich erschlagen worden sein; ein einziger zurückgebliebner Knabe habe die Gens fortgepflanzt. Zehn Gentes bildeten, wie gesagt, eine Phratrie, die hier Curie hieß, und wichtigere öffentliche Befugnisse erhielt als die griechische Phratrie. Jede Curie hatte ihre eignen Religionsübungen, Heiligthümer und Priester; diese letzteren, in ihrer Gesammtheit, bildeten eins der römischen Priesterkollegien. Zehn Curien bildeten einen Stamm, der wahrscheinlich, wie die

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übrigen latinischen Stämme, ursprünglich einen gewählten Vorsteher Heerführer und Oberpriester - hatte. Die Gesammtheit der drei Stämme bildete das römische Volk, den Populus Romanus. Dem römischen Volk konnte also nur angehören, wer Mitglied einer Gens, und durch sie einer Curie und eines Stammes war. Die erste Verfassung dieses Volkes war folgende. Die öffentlichen Angelegenheiten wurden besorgt zunächst durch den Senat, der, wie Niebuhr zuerst richtig gesehn, aus den Vorstehern der dreihundert Gentes zusammengesetzt war; eben deßwegen, als Gentilälteste, hießen sie Väter, patres, und ihre Gesammtheit Senat (Rath der Aeltesten, von senex, alt). Die gewohnheitsmäßige Wahl aus immer derselben Familie jeder Gens rief auch hier den ersten Stammesadel in's Leben; diese Familien nannten sich Patricier und nahmen ausschließliches Recht des Eintritts in den Senat und alle andern Aemter in Anspruch. Daß das Volk sich diesen Anspruch mit der Zeit gefallen ließ und er sich in ein wirkliches Recht verwandelte, drückt die Sage dahin aus, daß Romulus den ersten Senatoren und ihren Nachkommen das Patriciat mit dessen Vorrechten ertheilt habe. Der Senat, wie die athenische ||90| Bule, hatte die Entscheidung in vielen Angelegenheiten, die Vorberathung in wichtigeren und namentlich bei neuen Gesetzen. Diese wurden entschieden durch die Volksversammlung, genannt Comitia curiata (Versammlung der Curien). Das Volk kam zusammen, in Curien gruppirt, in jeder Curie wahrscheinlich nach Gentes, bei der Entscheidung hatte jede der dreißig Curien eine Stimme. Die Versammlung der Curien nahm an oder verwarf alle Gesetze, wählte alle höhern Beamten, mit Einschluß des Rex (sogenannten Königs), erklärte Krieg (aber der Senat schloß Frieden) und entschied als höchstes Gericht, auf Berufung der Betheiligten, in allen Fällen, wo es sich um Todesstrafe gegen einen römischen Bürger handelte. - Endlich stand neben Senat und Volksversammlung der Rex, der genau dem griechischen Basileus entsprach, und keineswegs der fast absolute König war, als den Mommsen ihn darstellt. *) Auch er war Heerführer, Oberpriester und Vorsitzer in gewissen Gerichten. Civilbefugnisse oder Macht über Leben, Freiheit und Eigenthum der Bürger hatte er durchaus nicht, soweit sie nicht aus der Disciplinargewalt des Heerführers oder der urtheilsvollstreckenden Gewalt des Gerichtsvorsitzers entsprangen. Das *) Das lateinische Rex ist das celtisch-irische righ (Stammesvorsteher) und das gothische reiks; daß dies ebenfalls, wie ursprünglich auch unser Fürst (d. h. wie englisch first, dänisch forste, der erste) Gentil- oder Stammesvorsteher bedeutete, geht hervor daraus, daß die Gothen schon im vierten Jahrhundert ein besonderes Wort für den späteren König, den Heerführer eines gesammten Volkes, besaßen: thiudans. Artaxerxes und Herodes heißen in Ulfilas BibeiÜbersetzung nie reiks, sondern thiudans, und das Reich des Kaisers Tiberius nicht reiki, sondern thiudinassus. Im N a m e n des gothischen Thiudans, oder wie wir ungenau übersetzen, Königs Thiudareiks, Theodorich, d. h. Dietrich, fließen beide Benennungen zusammen.

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Amt des Rex war nicht erblich; er wurde im Gegentheil, wahrscheinlich auf Vorschlag des Amtsvorgängers, von der Versammlung der Curien zuerst gewählt und dann in einer zweiten Versammlung feierlich eingesetzt. Daß er auch absetzbar war, beweist das Schicksal des Tarquinius Superbus. | |91| Wie die Griechen zur Heroenzeit, lebten also die Römer zur Zeit der sogenannten Könige in einer auf Gentes, Phratrien und Stämmen begründeten und aus ihnen entwickelten militärischen Demokratie. Mochten auch die Curien und Stämme zum Theil künstliche Bildungen sein, sie waren geformt nach den ächten, naturwüchsigen Vorbildern der Gesellschaft, aus der sie hervorgegangen und die sie noch auf allen Seiten umgab. Mochte auch der naturwüchsige patricische Adel bereits Boden gewonnen haben, mochten die Reges ihre Befugnisse allmälig zu erweitern suchen das ändert den ursprünglichen Grundcharakter der Verfassung nicht, und auf diesen allein kommt es an. Inzwischen vermehrte sich die Bevölkerung der Stadt Rom und des römischen, durch Eroberung erweiterten Gebiets theils durch Einwanderung, theils durch die Bewohner der unterworfnen, meist latinischen Bezirke. Alle diese neuen Staatsangehörigen (die Frage wegen der Klienten lassen wir hier bei Seite) standen außerhalb der alten Gentes, Curien und Stämme, bildeten also keinen Theil des populus romanus, des eigentlichen römischen Volks. Sie waren persönlich freie Leute, konnten Grundeigenthum besitzen, mußten steuern und Kriegsdienste leisten. Aber sie konnten keine Aemter bekleiden und weder an der Versammlung der Curien theilnehmen, noch an der Vertheilung der eroberten Staatsländereien. Sie bildeten die von allen öffentlichen Rechten ausgeschlossene Plebs. Durch ihre stets wachsende Zahl, ihre militärische Ausbildung und Bewaffnung wurden sie eine drohende Macht gegenüber dem alten, gegen allen Zuwachs von Außen jetzt fest abgeschlossenen Populus. Dazu kam, daß der Grundbesitz zwischen Populus und Plebs ziemlich gleichmäßig vertheilt gewesen zu sein scheint, während der allerdings noch nicht sehr entwikkelte kaufmännische und industrielle Reichthum wohl vorwiegend bei der Plebs war.

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Bei der großen Dunkelheit, worin die ganz sagenhafte Urgeschichte Roms gehüllt ist - eine Dunkelheit, noch bedeutend verstärkt durch die ra- 35 tionalistisch-pragmatischen Deutungsversuche und Berichte der späteren | |92| juristisch gebildeten Quellenschriftsteller - ist es unmöglich, weder über Zeit, noch Verlauf, noch Anlaß der Revolution etwas Bestimmtes zu sagen, die der alten Gentilverfassung ein Ende machte. Gewiß ist nur, daß ihre Ursache in den Kämpfen zwischen Plebs und Populus lag. 40 Die neue, dem Rex Servius Tullius zugeschriebne, sich an griechische

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VI. Gens und Staat in Rom

Muster, namentlich Solon, anlehnende Verfassung schuf eine neue Volksversammlung, die ohne Unterschied Populus und Plebejer ein- oder ausschloß, je nachdem sie Kriegsdienste leisteten oder nicht. Die ganze waffenpflichtige Mannschaft wurde nach dem Vermögen in sechs Klassen 5 eingetheilt. Der geringste Besitz in jeder der fünf Klassen war: I, 100000 Aß; II, 75000; III, 50000; IV, 25 000; V, 11000 Aß; nach Dureau de la Malle gleich ungefähr 14000, 10 500, 7000, 3500 und 1540 Mark. Die sechste Klasse, die Proletarier, bestand aus den weniger Begüterten, Dienst- und Steuerfreien. In der neuen Volksversammlung der Centurien 10 (Comitia Centuriata) traten die Bürger militärisch an, kompagnieweise in ihren Centurien zu hundert Mann, und jede Centurie hatte eine Stimme. Nun aber stellte die erste Klasse 80 Centurien; die zweite 22, die dritte 20, die vierte 22, die fünfte 30, die sechste des Anstands halber auch eine. Dazu kamen die aus den Reichsten gebildeten Reiter mit 18 Centurien; 15 zusammen 193; Majorität der Stimmen: 97. Nun hatten die Reiter und die erste Klasse zusammen allein 98 Stimmen, also die Majorität; waren sie einig, wurden die übrigen gar nicht gefragt, der gültige Beschluß war gefaßt. Auf diese neue Versammlung der Centurien gingen nun alle politischen 20 Rechte der früheren Versammlung der Curien (bis auf einige nominelle) über; die Curien und die sie zusammensetzenden Gentes wurden dadurch, wie in Athen, zu bloßen Privat- und religiösen Genossenschaften degradirt, und vegetirten als solche noch lange fort, während die Versammlung der Curien bald ganz einschlief. Um auch die alten drei Geschlechterstämme 25 aus dem Staat zu verdrängen, wurden vier ||93| Ortsstämme, deren jeder ein Viertheil der Stadt bewohnte, mit einer Reihe von politischen Rechten eingeführt. Somit war auch in Rom, schon vor der Abschaffung des sogenannten Königthums, die alte auf persönlichen Blutbanden beruhende Gesell30 schaftsordnung gesprengt und eine neue, auf Gebietseintheilung und Vermögensunterschied begründete, wirkliche Staatsverfassung an ihre Stelle gesetzt. Die öffentliche Gewalt bestand hier in der kriegsdienstpflichtigen Bürgerschaft, gegenüber nicht nur den Sklaven, sondern auch den vom Heeresdienst und der Bewaffnung ausgeschlossenen sogenannten Proleta35 riern. Innerhalb dieser neuen Verfassung, die bei der Vertreibung des letzten, wirkliche Königsgewalt usurpirenden Rex Tarquinius Superbus und Ersetzung des Rex durch zwei Heerführer (Consuln) mit gleicher Amtsgewalt (wie bei den Irokesen) nur weiter ausgebildet wurde - innerhalb dieser 40 Verfassung bewegt sich die ganze Geschichte der römischen Republik mit allen ihren Kämpfen der Patricier und Plebejer um den Zugang zu den

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Aemtem und die Betheiligung an den Staatsländereien, mit dem endlichen Aufgehen des Patricieradels in der neuen Klasse der großen Grund- und Geldbesitzer, die allmälig allen Grundbesitz der durch den Kriegsdienst ruinirten Bauern aufsogen, die so entstandenen enormen Landgüter mit Sklaven bebauten, Italien entvölkerten und damit nicht nur dem Kaiserthum die Thür öffneten, sondern auch seinen Nachfolgern, den deutschen Barbaren. |

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|94| VII. Die Gens bei Celten und Deutschen. Der Raum verbietet uns, auf die noch jetzt bei den verschiedensten wilden und barbarischen Völkern, in reinerer oder getrübterer Form bestehenden Gentilinstitutionen einzugehn, oder auf die Spuren davon in der älteren Geschichte der asiatischen Kulturvölker. Hier nur einige kurze Notizen über die Gens bei den Celten und Germanen. Die ältesten erhaltenen celtischen Gesetze zeigen uns die Gens noch in vollem Leben; in Irland lebt sie wenigstens instinctiv im Volksbewußtsein noch heute, nachdem die Engländer sie gewaltsam gesprengt; in Schottland stand sie noch Mitte des vorigen Jahrhunderts in voller Blüthe und erlag auch hier nur den Waffen, der Gesetzgebung und den Gerichtshöfen der Engländer. Die altwalisischen Gesetze, die mehrere Jahrhunderte vor der englischen Eroberung, spätestens im elften Jahrhundert, niedergeschrieben wurden, zeigen noch gemeinschaftlichen Ackerbau ganzer Dörfer, wenn auch nur als ausnahmsweisen Rest früherer allgemeiner Sitte; jede Familie hatte 5 Acker zur eignen Bebauung; ein Stück wurde daneben gemeinsam bebaut und der Ertrag vertheilt. Daß diese Dorfgemeinden Gentes repräsentiren, oder Unterabtheilungen von Gentes, ist bei der Analogie von Irland und Schottland nicht zu bezweifeln, selbst wenn eine erneuerte Prüfung der walisischen Gesetze, zu der mir die Zeit fehlt (meine Auszüge sind vom Jahr 1869), dies nicht direkt beweisen sollte. Was aber die walisischen Quellen, und mit ihnen die irischen, ||95| direkt beweisen, ist, daß bei den Celten die Paarungsehe im elften Jahrhundert noch keineswegs durch die Monogamie verdrängt war. In Wales wurde eine Ehe erst unlöslich oder besser unkündbar nach sieben Jahren. Fehlten nur drei Nächte an den sieben Jahren, so konnten die Gatten sich trennen. Dann wurde getheilt: die Frau theilte, der Mann wählte sein Theil. Die Möbel wurden nach gewissen, sehr humoristischen Regeln getheilt. Löste der Mann die Ehe, so mußte er der Frau ihre Mitgift und einiges Andre zurückgeben; war es die Frau, so erhielt sie weniger. Von den Kindern bekam der Mann zwei, die

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Frau eines, und zwar das mittelste. Wenn die Frau nach der Scheidung einen andern Mann nahm, und der erste Mann holte sie sich wieder, so mußte sie ihm folgen, auch wenn sie schon einen Fuß im neuen Ehebett hatte. Waren die Beiden aber sieben Jahre zusammengewesen, so waren sie Mann und Frau, auch ohne vorherige förmliche Heirath. Keuschheit der Mädchen vor der Heirath wurde durchaus nicht streng eingehalten oder gefordert; die hierauf bezüglichen Bestimmungen sind äußerst frivoler Natur und keineswegs der bürgerlichen Moral gemäß. Beging eine Frau einen Ehebruch, so durfte der Mann sie prügeln (einer der drei Fälle, wo ihm dies erlaubt, sonst verfiel er in Strafe), dann aber weiter keine Genugthuung fordern, denn „für dasselbe Vergehen soll entweder Sühnung sein oder Rache, aber nicht beides zugleich". Die Gründe, auf die hin die Frau die Scheidung verlangen durfte, ohne in ihren Ansprüchen bei der Auseinandersetzung zu verlieren, waren sehr umfassender Art: übler Athem des Mannes genügte. Das an den Stammeshäuptling oder König zu zahlende Loskaufgeld für das Recht der ersten Nacht (gobr merch, daher der mittelalterliche Name marcheta, französisch marquette) spielt eine große Rolle im Gesetzbuch. Die Weiber hatten Stimmrecht in den Volksversammlungen. Fügen wir hinzu, daß in Irland ähnliche Verhältnisse bezeugt sind; daß dort ebenfalls Ehen auf Zeit ganz gebräuchlich und der Frau bei der Trennung genau geregelte, große Begünstigungen, sogar ||96| Entschädigung für ihre häuslichen Dienste zugesichert waren; daß dort eine „erste Frau" neben andern Frauen vorkommt und bei Erbtheilungen zwischen ehelichen und unehelichen Kindern kein Unterschied gemacht wird - so haben wir ein Bild der Paarungsehe, wogegen die in Nordamerika gültige Eheform streng erscheint, wie es aber im elften Jahrhundert bei einem Volk nicht verwundern kann, das noch zu Cäsar's Zeit in der Gruppenehe lebte.

Die irische Gens (Sept, der Stamm heißt Clainne, Clan) wird nicht nur 30 durch die alten Rechtsbücher, sondern auch durch die, zur Verwandlung des Clanlandes in Domäne des englischen Königs hinübergesandten englischen Juristen des siebzehnten Jahrhunderts bestätigt und beschrieben. Der Boden war bis zu dieser letzten Zeit Gemeineigenthum des Clans oder der Gens, soweit er nicht bereits von den Häuptlingen in ihre Privatdo35 mäne verwandelt worden war. Wenn ein Gentilgenosse starb, also eine Haushaltung einging, so n a h m der Vorsteher (caput cognationis nannten ihn die englischen Juristen) eine neue Landtheilung des ganzen Gebiets unter den übrigen Haushaltungen vor. Diese m u ß im Ganzen nach den in Deutschland gültigen Regeln erfolgt sein. Noch jetzt finden sich einige 40 vor vierzig oder fünfzig Jahren sehr zahlreiche - Dorffluren in s. g. Rundale. Die Bauern, Einzelpächter des früher der Gens gemeinsam gehöri-

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gen, vom englischen Eroberer geraubten Bodens, zahlen jeder die Pacht für sein Stück, werfen aber das Acker- und Wiesenland aller Stücke zusammen, theilen es nach Lage und Qualität in „Gewanne", wie es an der Mosel heißt, und geben jedem seinen Antheil in jedem Gewann; Moor- und Weideland wird gemeinsam genutzt. Noch vor fünfzig Jahren wurde von Zeit 5 zu Zeit, manchmal jährlich, neu umgetheilt. Die Flurkarte eines solchen Rundale-Dorfes sieht ganz genau so aus wie die einer deutschen Gehöferschaft an der Mosel oder im Hochwald. Auch in den Factions lebt die Gens fort. Die irischen Bauern theilen sich oft in Parteien, die auf scheinbar ganz widersinnigen oder sinnlosen Unterschie||97|den beruhen, den 10 Engländern ganz unverständlich sind, und keinen andern Zweck zu haben scheinen als die beliebten solennen Prügeleien der einen Faktion gegen die andre. Es sind künstliche Wiederbelebungen, nachgeborner Ersatz für die zersprengten Gentes, die die Fortdauer des ererbten Gentilinstinkts in ihrer Weise darthun. In manchen Gegenden sind übrigens die Gentilge- 15 nossen noch ziemlich auf dem alten Gebiet zusammen; so hatte noch in den dreißiger Jahren die große Mehrzahl der Bewohner der Grafschaft Monaghan nur vier Familiennamen, d. h. stammte aus vier Gentes oder Clans. In Schottland datirt der Untergang der Gentilordnung von der Niederwerfung des Aufstandes von 1745. Welches Glied dieser Ordnung der schottische Clan speziell darstellt, bleibt noch zu untersuchen; daß er aber ein solches, ist unzweifelhaft. In Walter Scott's Romanen sehn wir diesen hochschottischen Clan lebendig vor uns. Er ist, sagt Morgan, „ein vortreffliches Musterbild der Gens in seiner Organisation und in seinem Geist, ein schlagendes Beispiel der Herrschaft des Gentillebens über die Gentilen. ... In ihren Fehden und in ihrer Blutrache, in der Gebietsvertheilung nach Clans, in ihrer gemeinsamen Bodennutzung, in der Treue der Clanglieder gegen den Häuptling und gegen einander finden wir die überall wiederkehrenden Züge der Gentilgesellschaft. ... Die Abstammung zählte nach Vaterrecht, so daß die Kinder der Männer in den Clans blieben, während die der Weiber in die Clans ihrer Väter übertraten." Daß aber in Schottland früher Mutterrecht herrschte, beweist die Thatsache, daß in der königlichen Familie der Pikten, nach Beda, weibliche Erbfolge galt. Ja selbst ein Stück Punalua-Familie hatte sich, wie bei den Walisern, so bei den Skoten, bis in's Mittelalter bewahrt in dem Recht der ersten Nacht, das der Clanhäuptling oder der König als letzter Vertreter der früheren gemeinsamen Ehemänner bei jeder Braut auszuüben berechtigt war, sofern es nicht abgekauft wurde. Dasselbe Recht - in Nordamerika kommt es im äußersten Nordwesten vielfach vor - galt auch ||98| bei den Russen, wo die Großfürstin Olga es im zehnten Jahrhundert abschaffte. Die in Frankreich, besonders in Nivernais und der Franche-Comté bis

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zur Revolution bestehenden kommunistischen Haushaltungen leibeigner Familien, ähnlich den slavischen Familiengemeinden in den serbischkroatischen Gegenden, sind ebenfalls Reste früherer gentiler Organisation. Sie sind noch nicht ganz ausgestorben, man sieht z.B. bei Louhans (Saöne et Loire) noch eine Menge großer, eigenthümlich gebauter Bauernhäuser mit gemeinsamem Centraisaal und Schlafkammern rings herum, von mehreren Generationen derselben Familie bewohnt.

Daß die Deutschen bis zur Völkerwanderung in Gentes organisirt waren, 10 ist unzweifelhaft. Sie können das Gebiet zwischen Donau, Rhein, Weichsel und den nördlichen Meeren erst wenige Jahrhunderte vor unsrer Zeitrechnung besetzt haben; die Cimbern und Teutonen waren noch in voller Wanderung, und die Sueven fanden erst zu Casars Zeit feste Wohnsitze. Von ihnen sagt Cäsar ausdrücklich, sie hätten sich nach Gentes und Verls wandtschaften (gentibus cognationibusque) niedergelassen, und im Munde eines Römers der gcns Julia hat dies Wort gentibus eine nicht wegzudemonstrirende bestimmte Bedeutung. Dies galt von allen Deutschen; selbst die Ansiedlung in den eroberten Römerprovinzen geschah noch nach Gentes. Im alamannischen Volksrecht des achten Jahrhunderts wird genealogia 20 gradezu mit Markgenossenschaft gleichbedeutend gesetzt; so daß wir hier ein deutsches Volk, und zwar wiederum Sueven, nach Geschlechtern, gentes, angesiedelt, und jeder Gens einen bestimmten Bezirk zugewiesen sehn. Bei den Burgundern und Langobarden hieß die Gens fara, und die Bezeichnung für Gentilgenossen (faramanni) wird im burgundischen 25 Volksrecht gradezu gleichbedeutend mit Burgunder gebraucht, im Gegensatz zu den romanischen Einwohnern, die natürlich nicht in den burgundischen Gentes einbegriffen waren. Die Landtheilung ging also ||99| auch in Burgund nach Gentes vor sich. So löst sich die Frage wegen der faramanni, an der sich die germanischen Juristen seit hundert Jahren vergebens die 30 Köpfe zerbrochen. Dieser Name fara für Gens hat schwerlich allgemein bei den Deutschen gegolten, obwohl wir ihn hier sowohl bei einem Volk gothischer, wie bei einem andern herminonischer (hochdeutscher) Abstammung finden. Die im Deutschen für Verwandtschaft angewandten Sprachwurzeln sind sehr zahlreich, und werden gleichmäßig für Ausdrücke angewandt, bei 35 denen wir Beziehung zur Gens voraussetzen dürfen. - Wie bei Mexikanern und Griechen, war auch bei den Deutschen die Schlachtordnung, sowohl die Reiterschwadron wie die Keilkolonne des Fußvolks, nach Gentilkörperschaften gegliedert; wenn Tacitus sagt: nach Familien und Verwandtschaften, so erklärt sich dieser unbestimmte Ausdruck daher, daß 40 zu seiner Zeit die Gens in Rom längst aufgehört hatte, eine lebendige Vereinigung zu sein. 81

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. I.Auflage

Der entscheidendste Beweis aber ist eine Stelle bei Tacitus, wo es heißt: der Mutterbruder sieht seinen Neffen an wie seinen Sohn, ja Einige halten das Blutband zwischen mütterlichem Onkel und Neffen noch heiliger und enger als das zwischen Vater und Sohn, so daß, wenn Geiseln gefordert werden, der Schwestersohn für eine größere Garantie gilt als der eigne 5 Sohn dessen, den man binden will. Hier haben wir ein lebendiges Stück aus der nach Mutterrecht organisirten, also ursprünglichen Gens, und zwar als etwas die Deutschen besonders Auszeichnendes.*) Wurde von | |100| Genossen einer solchen Gens der eigne Sohn zum Pfand eines Gelöbnisses gegeben und fiel als Opfer bei Vertragsbruch des Vaters, so hatte 10 dieser das mit sich selbst auszumachen. War es aber der Schwestersohn, der geopfert wurde, so war das heiligste Gentilrecht verletzt; der nächste, zum Schutz des Knaben oder Jünglings vor allen Andern verpflichtete Gentilverwandte hatte seinen Tod verschuldet; entweder durfte er ihn nicht verpfänden oder er mußte den Vertrag halten. Hätten wir sonst nicht eine 15 Spur von Gentilverfassung bei den Deutschen, diese eine Stelle würde hinreichen. Im Uebrigen war das Mutterrecht zu Tacitus Zeit bei den Deutschen schon dem Vaterrecht gewichen: die Kinder erbten vom Vater; wo keine Kinder waren, die Brüder und die Onkel von Vaters- und Muttersseite. Die 20 Zulassung des Mutterbruders zur Erbschaft hängt mit der Erhaltung der eben erwähnten Sitte zusammen und beweist ebenfalls, wie jung das Vaterrecht damals noch bei den Deutschen war. Auch bis tief in's Mittelalter finden sich Spuren von Mutterrecht. Damals noch scheint man der Vaterschaft, namentlich bei Leibeignen, nicht recht getraut zu haben; wenn also 25 ein Feudalherr von einer Stadt einen entlaufnen Leibeignen zurückforderte, mußte z. B. in Augsburg, Basel und Kaiserslautern die Leibeigenschaft des Verklagten beschworen werden von sechs seiner nächsten Blutsverwandten und zwar ausschließlich von Mutterseite. (Maurer, Städtevf. I, S.381.) 30 Einen ferneren Rest des eben erst absterbenden Mutterrechts bietet die dem Römer fast unbegreifliche Achtung der Deutschen vor dem weibli*) Die aus der Zeit des Mutterrechts stammende besonders enge Natur des Bandes zwischen mütterlichem Onkel und Neffen kennen die Griechen nur noch in der Mythologie der Heroenzeit. Nach Diodor IV, 34 erschlägt Meleager die Söhne des Thestius, die Brüder seiner Mutter Althäa. Diese sieht in dieser That einen so unsühnbaren Frevel, daß sie dem Mörder, ihrem eignen Sohn, flucht und ihm den Tod anwünscht. „Die Götter erhörten, wie m a n erzählt, ihre Wünsche und machten dem Leben des Meleager ein Ende." Nach demselben Diodor (IV, 44) landen die Argonauten unter Herakles in Thracien und finden dort, daß Phineus seine mit seiner verstoßenen Gemahlin, der Boreade Kleopatra, erzeugten beiden Söhne auf Antreiben seiner neuen Gemahlin schmählich mißhandelt. Aber unter den Argonauten sind auch Boreaden, Brüder der Kleopatra, also Mutterbrüder der Mißhandelten. Sie nehmen sich sofort ihrer Neffen an, befreien sie und erschlagen die Wächter.

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chen Geschlecht. Jungfrauen aus edler Familie galten für die bindendsten | 11011 Geiseln bei Verträgen mit den Deutschen; der Gedanke daran, daß ihre Frauen in Gefangenschaft und Sklaverei fallen können, ist ihnen fürchterlich und stachelt mehr als alles Andere ihren Muth in der Schlacht; etwas Heiliges und Prophetisches sehn sie in der Frau, sie hören auf ihren Rath auch in den wichtigsten Angelegenheiten, wie denn Veleda, die brukterische Priesterin an der Lippe, die treibende Seele des ganzen Bataveraufstandes war, in dem Civilis an der Spitze von Deutschen und Belgiern die ganze Römerherrschaft in Gallien erschütterte. Im Hause scheint die Herrschaft der Frau unbestritten; sie, die Alten und Kinder haben freilich auch alle Arbeit zu besorgen, der Mann jagt, trinkt oder faulenzt. So sagt Tacitus; da er aber nicht sagt, wer den Acker bestellt, und bestimmt erklärt, die Sklaven leisteten nur Abgaben, aber keine Frohnarbeit, so wird die Masse der erwachsenen Männer doch wohl die wenige Arbeit haben thun müssen, die der Landbau erforderte. Die Form der Ehe war, wie schon oben gesagt, eine allmälig der Monogamie sich nähernde Paarungsehe. Strikte Monogamie war es noch nicht, da Vielweiberei der Vornehmen gestattet war. Im Ganzen wurde streng auf Keuschheit der Mädchen gehalten (im Gegensatz zu den Celten) und ebenso spricht Tacitus mit einer besondern Wärme von der Unverbrüchlichkeit des Ehebandes bei den Deutschen. Nur Ehebruch der Frau gibt er als Scheidungsgrund an. Aber sein Bericht läßt hier Manches lückenhaft und trägt ohnehin den, den liederlichen Römern vorgehaltnen Tugendspiegel gar zu sehr zur Schau. So viel ist sicher: waren die Deutschen in ihren Wäldern diese ausnahmsweisen Tugendritter, so hat es nur geringer Berührung mit der Außenwelt bedurft, um sie auf das Niveau der übrigen europäischen Durchschnittsmenschheit herunterzubringen; die letzte Spur der Sittenstrenge verschwand unter den Römern noch weit rascher als die deutsche Sprache. Man lese nur Gregor von Tours. Daß in den deutschen Urwäldern nicht die rafilnirte Ueppigkeit der Sinnenlust herrschen konnte | 11021 wie in Rom, versteht sich von selbst, und so bleibt den Deutschen auch in dieser Beziehung noch Vorzug genug vor der Römerwelt, ohne daß wir ihnen eine Enthaltsamkeit in fleischlichen Dingen andichten, die nie und nirgends bei einem ganzen Volk geherrscht hat. Der Gentilverfassung entsprungen ist die Verpflichtung, die Feindschaften des Vaters oder der Verwandten ebenso zu erben wie die Freundschaften; ebenso das Wergeid, die Buße, anstatt der Blutrache, für Todtschlag oder Verletzungen. Dies Wergeid, da» noch vor einem Menschenalter als eine specifisch deutsche Institution angesehn wurde, ist jetzt bei Hunderten von Völkern als allgemeine Milderungsform der aus der Gentilordnung entspringenden Blutrache nachgewiesen. Wir finden es, ebenso wie die

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Verpflichtung zur Gastfreundschaft, unter andern bei den amerikanischen Indianern; die Beschreibung, wie die Gastfreundschaft nach Tacitus (Germania c.21) ausgeübt wurde, ist fast bis in die Einzelnheiten dieselbe, die Morgan von seinen Indianern gibt. Der heiße und endlose Streit darüber, ob die Deutschen des Tacitus das Ackerland schon endgültig aufgetheilt oder nicht, und wie die betreffenden Stellen zu deuten, gehört jetzt der Vergangenheit an. Seitdem die gemeinsame Bebauung des Ackerlands durch die Gens und später durch kommunistische Familiengemeinden, die Cäsar noch bei den Sueven bezeugt, und die ihr folgende Landzuweisung an einzelne Familien mit periodischer Neu-Auftheilung fast bei allen Völkern nachgewiesen, seitdem festgestellt ist, daß diese periodische Wiedervertheilung des Ackerlands in Deutschland selbst stellenweise bis auf unsre Tage sich erhalten hat, ist darüber kein Wort weiter zu verlieren. Wenn die Deutschen von dem gemeinsamen Landbau, den Cäsar den Sueven ausdrücklich zuschreibt (getheilten oder Privatacker gibt es bei ihnen durchaus nicht, sagt er) in den 150 Jahren bis zu Tacitus übergegangen waren zur Einzelbebauung mit jährlicher Neuverteilung des Bodens, so ist das wahrlich Fortschritt genug; der Uebergang von jener Stufe zum vollen Privateigenthum ||103| am Boden während jener kurzen Zwischenzeit und ohne jede fremde Einmischung schließt eine einfache Unmöglichkeit ein. Ich lese also im Tacitus nur, was er mit dürren Worten sagt: sie wechseln (oder theilen neu um) das bebaute Land jedes Jahr und es bleibt Gemeinland genug dabei übrig. Es ist die Stufe des Ackerbaus und der Boden-Aneignung, die der damaligen Gentilverfassung der Deutschen genau entspricht. Während bei Cäsar die Deutschen theils eben erst zu festen Wohnsitzen gekommen sind, theils noch solche suchen, haben sie zu Tacitus Zeit schon ein volles Jahrhundert der Ansässigkeit hinter sich; dem entsprechend ist der Fortschritt in der Produktion des Lebensunterhalts unverkennbar. Sie wohnen in Blockhäusern; ihre Kleidung ist noch sehr waldursprünglich; grober Wollenmantel, Thierfelle, für Frauen und Vornehme leinene Unterkleider. Ihre Nahrung ist Milch, Fleisch, wilde Früchte, und, wie Plinius hinzufügt, Haferbrei (noch jetzt celtische Nationalkost in Irland und Schottland). Ihr Reichthum besteht in Vieh; dies aber ist von schlechter Race, die Rinder klein, unansehnlich, ohne Horner; die Pferde kleine Ponies und keine Renner. Geld wurde selten und wenig gebraucht, nur römisches. Gold und Silber verarbeiteten sie nicht und achteten seiner nicht, Eisen war selten und scheint wenigstens bei den Stämmen an Rhein und Donau fast nur eingeführt, nicht selbstgewonnen zu sein. Die Runenschrift (griechischen oder lateinischen Buchstaben nachgeahmt) war nur als Geheimschrift bekannt und wurde nur zu religiöser Zauberei ge-

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braucht. Menschenopfer waren noch im Gebrauch. Kurz, wir haben hier ein Volk vor uns, das sich soeben aus der Mittelstufe der Barbarei auf die Oberstufe erhoben hatte. Während aber die an die Römer unmittelbar angrenzenden Stämme durch die erleichterte Einfuhr römischer Industrieprodukte an der Entwicklung einer selbständigen Metall- und Textilindustrie verhindert wurden, bildete sich eine solche im Nordosten, an der Ostsee, ganz unzweifelhaft aus. Die in den schleswigschen Mooren gefundenen Rüstungsstücke - langes Eisenschwert, Kettenpanzer, ||104| Silberhelm etc., mit römischen Münzen vom Ende des zweiten Jahrhunderts und die durch die Völkerwanderung verbreiteten deutschen Metallsachen zeigen einen ganz eignen Typus von nicht geringer Ausbildung, selbst wo sie sich an ursprünglich römische Muster anlehnen. Die Auswanderung in das civilisirte Römerreich machte dieser einheimischen Industrie überall ein Ende, außer in England. Wie einheitlich diese Industrie entstanden und fortgebildet war, zeigen z.B. die bronzenen Spangen; die in Burgund, in Rumänien, am Asow'schen Meer gefundenen könnten mit englischen und schwedischen aus derselben Werkstatt hervorgegangen sein, und sind ebenso unbezweifelt germanischen Ursprungs. Der Oberstufe der Barbarei entspricht auch die Verfassung. Allgemein bestand nach Tacitus der Rath der Vorsteher (principes), der geringere Sachen entschied, wichtigere aber für die Entscheidung der Volksversammlung vorbereitete; diese selbst besteht auf der Unterstufe der Barbarei wenigstens da wo wir sie kennen, bei den Amerikanern, nur erst für die Gens, noch nicht für den Stamm oder den Stämmebund. Die Vorsteher (principes) scheiden sich noch scharf von den Kriegsführern (duces), ganz wie bei den Irokesen. Erstere leben schon zum Theil von Ehrengeschenken an Vieh, Korn etc. von den Stammesgenossen; sie werden, wie in Amerika, meist aus derselben Familie gewählt; der Uebergang zum Vaterrecht begünstigt, wie in Griechenland und Rom, die allmälige Verwandlung der Wahl in Erblichkeit und damit die Bildung einer Adelsfamilie in jeder Gens. Dieser alte, sogenannte Stammesadel ging meist unter in der Völkerwanderung oder doch bald nachher. Die Heerführer wurden ohne Rücksicht auf Abstammung, bloß nach der Tüchtigkeit gewählt. Sie hatten wenig Gewalt und mußten durch's Beispiel wirken; die eigentliche Disciplinargewalt beim Heer legt Tacitus ausdrücklich den Priestern bei. Die wirkliche Macht lag bei der Volksversammlung. Der König oder Stammesvorsteher präsidirt; das Volk entscheidet - nein: durch Murren; ja: durch Akklamation und Waffenlärm. Sie ist zugleich ||105| Gerichtsversammlung; hier werden Klagen vorgebracht und abgeurtheilt, hier Todesurtheile gefällt, und zwar steht der Tod nur auf Feigheit, Volksverrath und unnatürlicher Wollust. Auch in den Gentes und andern Unterabtheilungen

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richtet die Gesammtheit unter Vorsitz des Vorstehers, der, wie in allem deutschen ursprünglichen Gericht, nur Leiter der Verhandlung und Fragesteller gewesen sein kann; Urtheilsfinder war von jeher und überall bei Deutschen die Gesammtheit. Bünde von Stämmen hatten sich seit Cäsars Zeit ausgebildet; bei eini- 5 gen von ihnen gab es schon Könige; der oberste Heerführer, wie bei Griechen u n d Römern, strebte bereits der Tyrannis zu und erlangte sie zuweilen. Solche glückliche Usurpatoren waren nun keineswegs unbeschränkte Herrscher; aber sie fingen doch schon an, die Fesseln der Gentilverfassung zu brechen. Während sonst freigelaßne Sklaven eine untergeordnete Stel- 10 lung einnahmen, weil sie keiner Gens angehören konnten, kamen solche Günstlinge bei den neuen Königen oft zu Rang, Reichthum und Ehren. Gleiches geschah nach der Eroberung des Römerreichs von den n u n zu Königen großer Länder gewordnen Heerführern. Bei den Franken spielten Sklaven und Freigelaßne des Königs erst am Hof, dann im Staat eine große 15 Rolle; z u m großen Theil stammt der neue Adel von ihnen ab. Eine Einrichtung begünstigte das Aufkommen des Königthums: die Gefolgschaften. Schon bei den amerikanischen Rothhäuten sahen wir, wie sich neben der Gentilverfassung Privatgesellschaften zur Kriegführung auf eigne Faust bilden. Diese Privatgesellschaften waren bei den Deutschen bereits ständige Vereine geworden. Der Kriegsführer, der sich einen Ruf erworben, versammelte eine Schaar beutelustiger junger Leute u m sich, ihm zu persönlicher Treue, wie er ihnen, verpflichtet. Der Führer verpflegte und beschenkte sie, ordnete sie hierarchisch; eine Leibgarde und schlagfertige Truppe zu kleineren, ein fertiges Oflizierkorps für größere Auszüge. Schwach wie diese Gefolgschaften gewesen sein müssen und auch z.B. bei Odovaker in Italien später erscheinen, so bildeten sie doch schon den Keim ||106| des Verfalls der alten Volksfreiheit und bewährten sich als solche in und nach der Völkerwanderung. Denn erstens begünstigten sie das Aufkommen der königlichen Gewalt. Zweitens aber konnten sie, wie schon Tacitus bemerkt, zusammengehalten werden nur durch fortwährende Kriege und Raubzüge. Der Raub wurde Zweck. Hatte der Gefolgsherr in der Nähe nichts zu thun, so zog er mit seiner Mannschaft zu andern Völkern, bei denen es Krieg und Aussicht auf Beute gab; die deutschen Hülfsvölker, die unter römischer Fahne selbst gegen Deutsche in großer Menge fochten, waren z u m Theil durch solche Gefolgschaften zusammengebracht. Das Landsknechtswesen, die Schmach und der Fluch der Deutschen, war hier schon in der ersten Anlage vorhanden. Nach Eroberung des Römerreichs bildeten diese Gefolgsleute der Könige neben den unfreien und römischen Hofbedienten den zweiten Hauptbestandtheil des späteren Adels.

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Im Ganzen gilt also für die zu Völkern verbündeten deutschen Stämme dieselbe Verfassung, wie sie sich bei den Griechen der Heroenzeit und den Römern der sogenannten Königszeit entwickelt hatte: Volksversammlung, Rath der Gentilvorsteher, Heerführer, der schon einer wirklichen königli5 chen Gewalt zustrebt. Es war die ausgebildetste Verfassung, die die Gentilordnung überhaupt entwickeln konnte; sie war die Musterverfassung der Oberstufe der Barbarei. Schritt die Gesellschaft hinaus über die Grenzen, innerhalb deren diese Verfassung genügte, so war es aus mit der Gentilordnung; sie wurde gesprengt, der Staat trat an ihre Stelle. |

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|107| VIII. Die Staatsbildung der Deutschen. Die Deutschen waren nach Tacitus ein sehr zahlreiches Volk. Eine ungefähre Vorstellung von der Stärke deutscher Einzelvölker erhalten wir bei Cäsar; er gibt die Zahl der auf dem linken Rheinufer erschienenen Usipeter und Tenkterer auf 180000 Köpfe an, Weiber und Kinder eingeschlossen. Also etwa 100000 auf ein Einzelvolk,*) schon bedeutend mehr als z. B. die Gesammtheit der Irokesen in ihrer Blütezeit, wo sie, nicht 20 000 Köpfe stark, der Schrecken des ganzen Landes wurden, von den großen Seen bis an den Ohio und Potomac. Ein solches Einzelvolk nimmt auf der Karte, wenn wir versuchen, die in der Nähe des Rheins angesessenen, genauer bekannten nach den Berichten zu gruppiren, im Durchschnitt ungefähr den Raum eines preußischen Regierungsbezirks ein, also etwa 10000 Quadratkilometer oder 182 geographische Quadratmeilen. Germania Magna der Römer aber, bis an die Weichsel, umfaßt in runder Zahl 500 000 Quadratkilometer. Bei einer durchschnittlichen Kopfzahl der Einzelvölker von 100000, würde die Gesammtzahl für Germania Magna sich auf fünf Millionen berechnen; für eine barbarische ||108| Völkergruppe eine ansehnliche Zahl, für unsre Verhältnisse - 10 Köpfe auf den Quadratkilometer oder 550 auf die geographische Quadratmeile - äußerst gering. Damit aber ist die Zahl der damals lebenden Deutschen keineswegs erschöpft. Wir wissen, daß die Karpathen entlang bis zur Donaumündung hinab deutsche Völker gothischen Stamms wohnten, Bastarner, Peukiner und andre, so zahlreich, daß Plinius aus ihnen den fünften Hauptstamm *) Die hier angenommene Zahl wird bestätigt durch eine Stelle Diodors über die gallischen Celten: „In Gallien wohnen viele Völkerschaften von ungleicher Stärke. Bei den größten beträgt die Menschenzahl ungefähr 200000, bei den kleinsten 50000." (Diodorus Siculus, V, 25.) Also durchschnittlich 125000; die gallischen Einzelvölker sind, bei ihrem höheren Entwicklungsstand, unbedingt etwas zahlreicher anzunehmen als die deutschen.

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der Deutschen zusammensetzt und daß sie, die schon 180 vor unsrer Zeitrechnung im Solddienst des makedonischen Königs Perseus auftreten, noch in den ersten Jahren des Augustus bis in die Gegend von Adrianopel vordrangen. Rechnen wir sie nur für eine Million, so haben wir als wahrscheinliche Anzahl der Deutschen zu Anfang unsrer Zeitrechnung mindestens sechs Millionen. Nach der Niederlassung in Germanien muß sich die Bevölkerung mit steigender Geschwindigkeit vermehrt haben; die oben erwähnten industriellen Fortschritte allein würden dies beweisen. Die schleswig'schen Moorfunde sind, nach den zugehörigen römischen Münzen, aus dem dritten Jahrhundert. Um diese Zeit herrschte also schon an der Ostsee ausgebildete Metall- und Textilindustrie, reger Verkehr mit dem Römerreich und ein gewisser Luxus bei Reicheren - Alles Spuren dichterer Bevölkerung. Um diese Zeit aber beginnt auch der allgemeine Angriffskrieg der Deutschen auf der ganzen Linie des Rheins, des römischen Grenzwalls und der Donau, von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer - direkter Beweis der immer stärker werdenden, nach Außen drängenden Volkszahl. Dreihundert Jahre dauerte der Kampf, während dessen der ganze Hauptstamm gothischer Völker (mit Ausnahme der skandinavischen Gothen und der Burgunder) nach Südosten zog und den linken Flügel der großen Angriffslinie bildete, in deren Centrum die Hochdeutschen (Herminonen) an der Ober-Donau und auf dessen rechtem Flügel die Iskävonen, jetzt Franken genannt, am Rhein vordrangen; den Ingävonen fiel die Eroberung Britanniens zu. Am Ende des fünften Jahrhunderts lag das ||109| Römerreich entkräftet, blutlos und hülflos den eindringenden Deutschen offen.

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Wir standen oben an der Wiege der antiken griechischen und römischen Civilisation. Hier stehn wir an ihrem Sarg. Ueber alle Länder des Mittelmeer-Beckens war der nivellirende Hobel der römischen Weltherrschaft gefahren, und das Jahrhunderte lang. Wo nicht das Griechische Widerstand leistete, hatten alle Nationalsprachen einem verdorbenen Lateinisch wei- 30 chen müssen; es gab keine Nationalunterschiede, keine Gallier, Iberer, Ligurer, Noriker mehr, sie alle waren Römer geworden. Die römische Verwaltung und das römische Recht hatten überall die alten Geschlechterverbände aufgelöst, und damit den letzten Rest lokaler und nationaler Selbstthätigkeit. Das neugebackne Römerthum bot keinen Ersatz; es 35 drückte keine Nationalität aus, sondern nur den Mangel einer Nationalität. Die Elemente neuer Nationen waren überall vorhanden; die lateinischen Dialekte der verschiednen Provinzen schieden sich mehr und mehr; die natürlichen Grenzen, die Italien, Gallien, Spanien, Afrika früher zu selbstständigen Gebieten gemacht hatten, waren noch vorhanden und machten 40 sich auch noch fühlbar. Aber nirgends war die Kraft vorhanden, diese Ele-

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mente zu neuen Nationen zusammenzufassen; nirgends war noch eine Spur von Entwicklungsfähigkeit, von Widerstandskraft, geschweige von Schaffungsvermögen. Die ungeheure Menschenmasse des ungeheuren Gebiets hatte nur ein Band, das sie zusammenhielt: den römischen Staat, und dieser war mit der Zeit ihr schlimmster Feind und Unterdrücker geworden. Die Provinzen hatten Rom vernichtet; Rom selbst war eine Provinzialstadt geworden wie die andern - bevorrechtet, aber nicht länger herrschend, nicht länger Mittelpunkt des Weltreichs, nicht einmal mehr Sitz der Kaiser und Unterkaiser, die in Konstantinopel, Trier, Mailand wohnten. Der römisehe Staat war eine riesige, komplicirte Maschine geworden, ausschließlich zur Aussaugung der Unterthanen. Steuern und Lieferungen aller Art drückten die Masse der Bevölkerung in immer tiefere Ar||110|muth; bis zur Unerträglichkeit wurde der Druck gesteigert durch die Erpressungen der Statthalter, Steuereintreiber, Soldaten. Dahin hatte es der römische Staat mit seiner Weltherrschaft gebracht: er gründete sein Existenzrecht auf die Erhaltung der Ordnung nach Innen und den Schutz gegen die Barbaren nach Außen. Aber seine Ordnung war schlimmer als die ärgste Unordnung, und die Barbaren, gegen die er die Bürger zu schützen vorgab, wurden von diesen als Retter ersehnt. Der Gesellschaftszustand war nicht weniger verzweifelt. Schon seit den letzten Zeiten der Republik war die Römerherrschaft auf rücksichtslose Ausbeutung der eroberten Provinzen ausgegangen; das Kaiserthum hatte diese Ausbeutung nicht abgeschafft, sondern im Gegentheil geregelt. Je mehr das Reich verfiel, desto höher stiegen Steuern und Leistungen, desto schamloser raubten und erpreßten die Beamten. Handel und Industrie waren nie Sache der völkerbeherrschenden Römer gewesen; nur im Zinswucher hatten sie Alles übertroffen, was vor und nach ihnen war. Was sich von Handel vorgefunden und erhalten hatte, ging zu Grunde unter der Beamten-Erpressung; was sich noch durchschlug, fallt auf den östlichen, griechischen Theil des Reichs, der außer unsrer Betrachtung liegt. Allgemeine Verarmung, Rückgang des Verkehrs, des Handwerks, der Kunst, Abnahme der Bevölkerung, Verfall der Städte, Rückkehr des Ackerbaus auf eine niedrigere Stufe - das war das Endresultat der römischen Weltherrschaft.

Der Ackerbau, in der ganzen alten Welt der entscheidende Produktions35 zweig, war es wieder mehr als je. In Italien waren die, seit Ende der Republik fast das ganze Gebiet einnehmenden ungeheuren Güterkomplexe (Latifundien) auf zweierlei Weise verwerthet worden. Entweder als Viehweide, wo die Bevölkerung durch Schafe und Ochsen ersetzt war, deren Wartung nur wenige Sklaven erforderte. Oder als Villen, die mit Massen von Skla40 ven Gartenbau in großem Styl trieben, theils für den Luxus des Besitzers, theils für ||111| den Absatz auf den städtischen Märkten. Die großen Vieh-

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weiden hatten sich erhalten und wohl noch ausgedehnt; die Villengüter und ihr Gartenbau waren verkommen mit der Verarmung ihrer Besitzer und dem Verfall der Städte. Die auf Sklavenarbeit gegründete Latifundienwirthschaft rentirte sich nicht mehr; sie war aber damals die einzig mögliche Form der großen Agrikultur. Die Kleinkultur war wieder die allein loh- 5 nende Form geworden. Eine Villa nach der andern wurde in kleine Parzellen zerschlagen und ausgegeben an Erbpächter, die eine bestimmte Summe zahlten, oder partiarii, mehr Verwalter als Pächter, die den sechsten oder gar nur neunten Theil des Jahresprodukts für ihre Arbeit erhielten. Vorherrschend aber wurden diese kleinen Ackerparzellen an Kolonen 10 ausgethan, die dafür einen bestimmten jährlichen Betrag zahlten, an die Scholle gefesselt waren und mit ihrer Parzelle verkauft werden konnten; sie waren zwar keine Sklaven, aber auch nicht frei, konnten sich nicht mit Freien verheirathen und ihre Ehen unter einander werden nicht als vollgültige Ehen, sondern wie die der Sklaven als bloße Beischläferei (contuber- 15 nium) angesehn. Sie waren die Vorläufer der mittelalterlichen Leibeignen. Die antike Sklaverei hatte sich überlebt. Weder auf dem Lande in der großen Agrikultur, noch in den städtischen Manufakturen gab sie einen Ertrag mehr, der der Mühe werth war - der Markt für ihre Produkte war ausgegangen. Der kleine Ackerbau aber und das kleine Handwerk, worauf die riesige Produktion der Blütezeit des Reichs zusammengeschrumpft war, hatte keinen Raum für zahlreiche Sklaven. Nur für Haus- und Luxussklaven der Reichen war noch Platz in der Gesellschaft. Aber die absterbende Sklaverei war immer noch hinreichend, alle produktive Arbeit als Sklaventhätigkeit, als freier Römer - und das war ja jetzt Jedermann - unwürdig erscheinen zu lassen. Daher einerseits wachsende Zahl der Freilassungen überflüssiger, zur Last gewordener Sklaven, andrerseits Zunahme der Kolonen hier, der verlumpten Freien (ähnlich den poor whites der Ex-Sklavenstaaten ||112| Amerikas) dort. Das Christenthum ist am allmäligen Aussterben der antiken Sklaverei vollständig unschuldig. Es hat die Sklaverei Jahrhunderte lang im Römerreich mitgemacht, und später nie den Sklavenhandel der Christen verhindert, weder den der Deutschen im Norden, noch den der Venetianer im Mittelmeer, noch den späteren Negerhandel.*) Die Sklaverei bezahlte sich nicht mehr, darum starb sie aus. Aber die sterbende Sklaverei ließ ihren giftigen Stachel zurück in der Aechtung der produktiven Arbeit der Freien. Hier war die ausweglose Sackgasse, in der die römische Welt stak: die Sklaverei war ökonomisch unmöglich, die Arbeit der Freien war moralisch geächtet. Die eine konnte nicht mehr, die andre *) Nach dem Bischof Liutprand von Cremona war im 10. Jahrhundert in Verdun, also im heiligen deutschen Reich, der Hauptindustriezweig die Fabrikation von Eunuchen, die mit großem Profit nach Spanien für die maurischen Harems exportirt wurden.

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noch nicht, Grundform der gesellschaftlichen Produktion sein. Was hier allein helfen konnte, war nur eine vollständige Revolution. In den Provinzen sah es nicht besser aus. Wir haben die meisten Nachrichten aus Gallien. Neben den Kolonen gab es hier noch freie Kleinbau5 ern. Um gegen Vergewaltigung durch Beamte, Richter und Wucherer gesichert zu sein, begaben sich diese häufig in den Schutz, das Patronat eines Mächtigen; und zwar nicht nur Einzelne thaten dies, sondern ganze Gemeinden, so daß die Kaiser im vierten Jahrhundert mehrfach Verbote dagegen erließen. Aber was half es den Schutzsuchenden? Der Patron stellte 10 ihnen die Bedingung, daß sie das Eigenthum ihrer Grundstücke an ihn übertrügen, wogegen er ihnen die Nutznießung auf Lebenszeit zusicherte - ein Kniff, den die heilige Kirche sich merkte und im 9. und 10. Jahrhundert zur Mehrung des Reiches Gottes und ihres eignen Grundbesitzes weidlich nachahmte. Damals freilich, gegen das Jahr 475, eifert 15 der Bischof Salvianus von Marseille ||113| noch entrüstet gegen solchen Diebstahl und erzählt, der Druck der römischen Beamten und großen Grundherren sei so arg geworden, daß viele „Römer" in die schon von Barbaren besetzten Gegenden flöhen und die dort ansässigen römischen Bürger vor nichts mehr Angst hätten, als wieder unter römische Herrschaft zu 20 kommen. Daß damals Eltern häufig aus Armuth ihre Kinder in die Sklaverei verkauften, beweist ein dagegen erlassenes Gesetz.

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Dafür, daß die deutschen Barbaren die Römer von ihrem eignen Staat befreiten, nahmen sie ihnen zwei Drittel des gesammten Bodens und theilten ihn unter sich. Die Theilung geschah nach der Gentilverfassung; bei der verhältnißmäßig geringen Zahl der Eroberer blieben sehr große Striche ungetheilt, Besitz theils des ganzen Volks, theils der einzelnen Stämme und Gentes. In jeder Gens wurde das Acker- und Wiesenland unter die einzelnen Haushaltungen zu gleichen Theilen verloost; ob in der ersten Zeit wiederholte Auftheilungen stattfanden, wissen wir nicht, jedenfalls verloren sie sich in den Römerprovinzen bald und die Einzelantheile wurden veräußerliches Privateigenthum, Alod. Wald und Weide blieb ungetheilt zu gemeinsamer Nutzung; diese Nutzung sowie die Art der Bebauung der aufgetheilten Flur wurde geregelt nach altem Brauch und nach Beschluß der Gesammtheit. Je länger die Gens in ihrem Dorfe saß, und je mehr Deutsche und Römer allmälig verschmolzen, desto mehr trat der verwandtschaftliche Charakter des Bandes zurück vor dem territorialen; die Gens verschwand in der Markgenossenschaft, in der allerdings noch oft genug Spuren des Ursprungs aus Verwandtschaft der Genossen sichtbar sind. So ging hier die Gentilverfassung, wenigstens in den Ländern, wo die Markgemeinschaft sich erhielt - Nordfrankreich, England, Deutschland und Skandinavien - unmerklich in eine Ortsverfassung über und erhielt

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damit die Fähigkeit der Einpassung in den Staat. Aber sie behielt dennoch den natürwüchsig demokratischen Charakter bei, der die ganze Gentilverfassung auszeichnet, und erhielt so selbst in der ihr später ||114| aufgezwungnen Ausartung ein Stück Gentilverfassung und damit eine Waffe in den Händen der Unterdrückten, lebendig bis in die neuste Zeit. 5 Wenn so das Blutband in der Gens bald verloren ging, so war dies die Folge davon, daß auch im Stamm und Gesammtvolk seine Organe ausarteten in Folge der Eroberung. Wir wissen, daß Herrschaft über Unterworfene mit der Gentilverfassung unverträglich ist. Hier sehen wir dies auf großem Maßstab. Die deutschen Völker, Herren der Römerprovinzen, hatten diese 10 ihre Eroberung zu organisiren. Weder aber konnte man die Römermassen in die Gentilkörper aufnehmen, noch sie vermittelst dieser beherrschen. An die Spitze der, zunächst großentheils fortbestehenden, römischen lokalen Verwaltungskörper mußte man einen Ersatz für den römischen Staat stellen, und dieser konnte nur ein andrer Staat sein. Die Organe der Gen- 15 tilverfassung mußten sich so in Staatsorgane verwandeln, und dies, dem Drang der Umstände gemäß, sehr rasch. Der nächste Repräsentant des erobernden Volks war aber der Heerführer. Die Sicherung des eroberten Gebiets nach Innen und Außen forderte Stärkung seiner Macht. Der Augenblick war gekommen zur Verwandlung der Feldherrnschaft in Königthum: 20 sie vollzog sich. Nehmen wir das Frankenreich. Hier waren dem siegreichen Volk der Salier nicht nur die weiten römischen Staatsdomänen, sondern auch noch alle die sehr großen Landstrecken als Volksbesitz zugefallen, die nicht an die größeren und kleineren Gau- und Markgenossenschaften vertheilt waren, namentlich alle größeren Waldkomplexe. Das erste, was der aus einem einfachen obersten Heerführer in einen wirklichen Landesfursten verwandelte Frankenkönig that, war, dies Volkseigenthum in königliches Gut zu verwandeln, es dem Volk zu stehlen und an sein Gefolge zu verschenken oder zu verleihen. Dies Gefolge, ursprünglich seine persönliche Kriegsgefolgschaft und die übrigen Unterführer des Heers, verstärkte sich bald nicht nur durch Römer, d. h. romanisirte Gallier, die ihm durch ihre Schreiber||115|kunst, ihre Bildung, ihre Kenntniß der romanischen Landessprache und lateinischen Schriftsprache, sowie des Landesrechts bald unentbehrlich wurden, sondern auch durch Sklaven, Leibeigne und Freigelassene, die seinen Hofstaat ausmachten und aus denen er seine Günstlinge wählte. An alle diese wurden Stücke des Volkslandes zuerst meist verschenkt, später in der Form von Beneficien zuerst meist auf Lebenszeit des Königs verliehen und so die Grundlage eines neuen Adels auf Kosten des Volks geschaffen. Damit nicht genug. Die weite Ausdehnung des Reichs war mit den Mit-

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teln der alten Gentilverfassung nicht zu regieren; der Rath der Vorsteher, war er nicht längst abgekommen, hätte sich nicht versammeln können und wurde bald durch die ständige Umgebung des Königs ersetzt; die alte Volksversammlung blieb zum Schein bestehn, wurde aber ebenfalls mehr und mehr bloße Versammlung der Unterführer des Heers und der neuaufkommenden Großen. Die freien grundbesitzenden Bauern, die Masse des fränkischen Volks, wurden durch die ewigen Bürger- und Eroberungskriege, letztere namentlich unter Karl dem Großen, ganz so erschöpft und heruntergebracht, wie früher die römischen Bauern in den letzten Zeiten der Republik. Sie, die ursprünglich das ganze Heer, und nach der Eroberung Frankreichs dessen Kern gebildet hatten, waren am Anfang des neunten Jahrhunderts so verarmt, daß kaum noch der fünfte Mann ausziehen konnte. An die Stelle des direkt vom König aufgebotenen Heerbannes freier Bauern trat ein Heer, zusammengesetzt aus den Dienstleuten der neuaufgekommenen Großen, darunter auch hörige Bauern, die Nachkommen derer, die früher keinen Herrn als den König, und noch früher gar keinen, nicht einmal einen König gekannt hatten. Unter den Nachfolgern Karl's wurde der Ruin des fränkischen Bauernstandes durch innere Kriege, Schwäche der königlichen Gewalt u n d entsprechende Uebergriffe der Großen, zu denen nun noch die von Karl eingesetzten und nach Erblichkeit des Amts strebenden Gaugrafen kamen, endlich durch die Einfälle der Normannen vollendet. ||116| Fünfzig Jahre nach dem Tode Karl's des Großen lag das Frankenreich ebenso widerstandslos zu den Füßen der Normannen, wie vierhundert Jahre früher das Römerreich zu den Füßen der Franken. Und nicht nur die äußere Ohnmacht, sondern auch die innere Gesellschaftsordnung oder vielmehr -Unordnung war fast dieselbe. Die freien fränkischen Bauern waren in eine ähnliche Lage versetzt wie ihre Vorgänger, die römischen Kolonen. Durch die Kriege und Plünderungen ruinirt, hatten sie sich in den Schutz der neuaufgekommenen Großen oder der Kirche begeben müssen, da die königliche Gewalt zu schwach war, sie zu schützen; aber diesen Schutz mußten sie theuer erkaufen. Wie früher die gallischen Bauern, mußten sie das Eigenthum an ihrem Grundstück an den Schutzherrn übertragen und erhielten dies von ihm zurück als Zinsgut unter verschiedenen und wechselnden Formen, stets aber nur gegen Leistung von Diensten und Abgaben; einmal in diese Form von Abhängigkeit versetzt, verloren sie nach und nach auch die persönliche Freiheit; nach wenig Generationen waren sie zumeist schon Leibeigne. Wie rasch der Untergang des freien Bauernstands sich vollzog, zeigt Irminon's Grundbuch der Abtei Saint Germain des Prés, damals bei, jetzt in Paris. Auf dem weiten, in der Umgegend zerstreuten Grundbesitz dieser Abtei saßen damals,

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noch zu Lebzeiten Karl's des Großen, 2788 Haushaltungen, fast ausnahmslos Franken mit deutschen Namen. Darunter 2080 Kolonen, 35 Liten, 220 Sklaven und nur 8 freie Hintersassen! Die von Salvianus für gottlos erklärte Uebung, daß der Schutzherr das Grundstück des Bauern sich zu Eigenthum übertragen ließ und es ihm nur auf Lebenszeit zur Nutzung zurückgab, wurde jetzt von der Kirche gegen die Bauern allgemein praktizirt. Die Frohndienste, die jetzt mehr und mehr in Gebrauch kamen, hatten in den römischen Angarien, Zwangsdiensten für den Staat, ihr Vorbild ebensosehr gehabt wie in den Diensten der deutschen Markgenossen für Brükken- und Wegebauten und andre gemeinsame Zwecke. Dem Schein nach war also die Masse der ||117| Bevölkerung nach vierhundert Jahren ganz wieder beim Anfang angekommen. Das aber bewies nur zweierlei: Erstens, daß die gesellschaftliche Gliederung und die Eigenthumsvertheilung im sinkenden Römerreich der damaligen Stufe der Produktion in Ackerbau und Industrie vollständig entsprochen hatte, also unvermeidlich gewesen war; und zweitens, daß diese Produktionsstufe während der folgenden vierhundert Jahre weder wesentlich gesunken war, noch sich wesentlich gehoben hatte, also mit derselben Nothwendigkeit dieselbe Eigenthumsvertheilung und dieselben Bevölkerungsklassen wieder erzeugt hatte. Die Stadt hatte in den letzten Jahrhunderten des Römerreichs ihre frühere Herrschaft über das Land verloren und in den ersten Jahrhunderten der deutschen Herrschaft sie nicht wieder erhalten. Es setzt dies eine niedrige Entwicklungsstufe sowohl des Ackerbaus wie der Industrie voraus. Diese Gesammtlage produzirt mit Nothwendigkeit große herrschende Grundbesitzer und abhängige Kleinbauern. Wie wenig es möglich war, einerseits die römische Latifundienwirthschaft mit Sklaven, andrerseits die neuere Großkultur mit Frohnarbeit einer solchen Gesellschaft aufzupfropfen, beweisen Karl's des Großen ungeheure, aber fast spurlos vorübergegangene Experimente mit den berühmten kaiserlichen Villen. Sie wurden fortgesetzt nur von Klöstern und waren nur für diese fruchtbar; die Klöster aber waren abnorme Gesellschaftskörper, gegründet auf Ehelosigkeit; sie konnten Ausnahmsweises leisten, mußten aber ebendeßhalb auch Ausnahmen bleiben.

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Und doch war man während dieser vierhundert Jahre weiter gekommen. Finden wir auch am Ende fast dieselben Hauptklassen wieder vor wie am 35 Anfang, so waren doch die Menschen andre geworden, die diese Klassen bildeten. Verschwunden war die antike Sklaverei, verschwunden die verlumpten armen Freien, die die Arbeit als sklavisch verachteten. Zwischen dem römischen Kolonen und dem neuen Hörigen hatte der freie fränkische Bauer gestanden. Das „unnütze Erinnern ||118| und der vergebliche 40 Streit" des verfallenden Römerthums war todt und begraben. Die Gesell-

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schaftsklassen des neunten Jahrhunderts hatten sich gebildet, nicht in der Versumpfung einer untergehenden Civilisation, sondern in den Geburtswehen einer neuen. Das neue Geschlecht, Herren wie Diener, war ein Geschlecht von Männern, verglichen mit seinen römischen Vorgängern. Das Verhältniß von mächtigen Grundherren und dienenden Bauern, das für diese die auswegslose Untergangsform der antiken Welt gewesen, es war jetzt für jene der Ausgangspunkt einer neuen Entwicklung. Und dann, so unproduktiv diese vierhundert Jahre auch scheinen, ein großes Produkt hinterließen sie; die modernen Nationalitäten, die Neugestaltung und Gliederung der westeuropäischen Menschheit für die kommende Geschichte. Die Deutschen hatten in der That Europa neu belebt, und darum endete die Staatenauflösung der germanischen Periode nicht mit normännisch-sarazenischer Unterjochung, sondern mit der Fortbildung der Beneficien und der Schutzergebung (Kommendation) zum Feudalismus. Was aber war das geheimnißvolle Zaubermittel, wodurch die Deutschen dem absterbenden Europa neue Lebenskraft einhauchten? War es eine, dem deutschen Volksstamm eingeborne Wundermacht, wie unsre chauvinistische Geschichtsschreibung uns vordichtet? Keineswegs. Die Deutschen waren, besonders damals, ein hochbegabter arischer Stamm, und in voller lebendiger Entwicklung begriffen. Aber nicht ihre specifischen nationalen Eigenschaften waren es, die Europa verjüngt haben, sondern einfach - ihre Barbarei, ihre Gentilverfassung. Ihre persönliche Tüchtigkeit und Tapferkeit, ihr Freiheitssinn und demokratischer Instinkt, der in allen öffentlichen Angelegenheiten seine eigenen Angelegenheiten sah, kurz, alle die Eigenschaften, die dem Römer abhanden gekommen und die allein im Stande, aus dem Schlamm der Römerwelt neue Staaten zu bilden und neue Nationalitäten wachsen zu lassen - was waren sie ||119| anders als die Charakterzüge des Barbaren der Oberstufe - Früchte seiner Gentilverfassung? Wenn sie die antike Form der Monogamie umgestalteten, die Männerherrschaft in der Familie milderten, der Frau eine höhere Stellung gaben, als die klassische Welt sie je gekannt, was befähigte sie dazu, wenn nicht ihre Barbarei, ihre Gentilgewohnheiten, ihre noch lebendigen Erbschaften aus der Zeit des Mutterrechtes? Wenn sie wenigstens in dreien der wichtigsten Länder, Deutschland, Nordfrankreich und England, ein Stück ächter Gentilverfassung in der Form der Markgenossenschaften in den Feudalstaat hinüberretteten, und damit der unterdrückten Klasse, den Bauern, selbst unter der härtesten mittelalterlichen Leibeigenschaft, einen lokalen Zusammenhalt und ein Mittel des Widerstands gaben, wie es weder die antiken Sklaven fertig vorfanden noch die modernen Proletarier - wem war das geschuldet, wenn

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nicht ihrer Barbarei, ihrer ausschließlich barbarischen Ansiedlungsweise nach Geschlechtern? Und endlich, wenn sie die bereits in der Heimath geübte mildere Form der Knechtschaft, in die auch im Römerreich die Sklaverei mehr und mehr überging, ausbilden und zur ausschließlichen erheben konnten; eine Form, die, wie Fourier zuerst hervorgehoben, den Geknechteten die Mittel zur allmäligen Befreiung als Klasse gibt (fournit aux cultivateurs des moyens d'affranchissement collectif et progressif); eine Form, die sich hierdurch hoch über die Sklaverei stellt, bei der nur die sofortige Einzelfreilassung ohne Uebergangszustand möglich (Abschaffung der Sklaverei durch siegreiche Rebellion kennt das Alterthum nicht) - während in der That die Leibeignen des Mittelalters nach und nach ihre Befreiung als Klasse durchsetzten - wem verdanken wir das, wenn nicht ihrer Barbarei, kraft deren sie es noch nicht zur ausgebildeten Sklaverei gebracht hatten, weder zur antiken Arbeitssklaverei noch zur orientalischen Haussklaverei? | |120| Alles, was die Deutschen der Römerwelt Lebenskräftiges und Lebenbringendes einpflanzten, war Barbarenthum. In der That sind nur Barbaren fähig, eine an verendender Civilisation laborirende Welt zu veijüngen. Und die oberste Stufe der Barbarei, zu der und in der die Deutschen sich vor der Völkerwanderung emporgearbeitet, war gerade die günstigste für diesen Prozeß. Das erklärt Alles. |

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|121| IX. Barbarei und Civilisation. Wir haben jetzt die Auflösung der Gentilverfassung an den drei großen Einzelbeispielen der Griechen, Römer und Deutschen verfolgt. Untersuchen wir zum Schluß die allgemeinen ökonomischen Bedingungen, die die 25 gentile Organisation der Gesellschaft auf der Oberstufe der Barbarei bereits untergruben, und mit dem Eintritt der Civilisation vollständig beseitigten. Hier wird uns Marx' „Kapital" ebenso nothwendig sein wie Morgan's Buch. Hervorgewachsen auf der Mittelstufe, weitergebildet auf der Oberstufe 30 der Wildheit, erreicht die Gens, soweit unsre Quellen dies beurtheilen lassen, ihre Blütezeit auf der Unterstufe der Barbarei. Mit dieser Entwicklungsstufe also beginnen wir. Wir finden hier, wo uns die amerikanischen Rothhäute als Beispiel dienen müssen, die Gentilverfassung vollkommen ausgebildet. Ein Stamm hat 35 sich in mehrere Gentes gegliedert; diese ursprünglichen Gentes zerfallen mit steigender Volkszahl jede in mehrere Tochtergentes, gegenüber denen

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die Muttergens als Phratrie erscheint; der Stamm selbst spaltet sich in mehrere Stämme, in deren jedem wir die alten Gentes großentheils wiederfinden; ein Bund umschließt wenigstens in einzelnen Fällen die verwandten Stämme. Diese einfache Organisation genügt vollkommen den gesell5 schaftlichen Zuständen, denen sie entsprungen ist. Sie ist weiter nichts als deren eigne, naturwüchsige Gruppirung, sie ist im Stande, alle Konflikte auszugleichen, die innerhalb der so organisirten Gesellschaft entspringen können. Nach ||122| Außen gleicht der Krieg aus; er kann mit Vernichtung des Stamms endigen, nie aber mit seiner Unterjochung. Es ist das Großar10 tige, aber auch das Beschränkte der Gentilverfassung, daß sie für Herrschaft und Knechtung keinen Raum hat. Nach Innen gibt es noch keinen Unterschied zwischen Rechten und Pflichten; die Frage, ob Theilnahme an den öffentlichen Angelegenheiten, Blutrache oder deren Sühnung, ein Recht oder eine Pflicht sei, besteht für den Indianer nicht; sie würde ihm 15 ebenso absurd vorkommen wie die: ob Essen, Schlafen, Jagen ein Recht oder eine Pflicht sei. Ebensowenig kann eine Spaltung des Stammes und der Gens in verschiedene Klassen stattfinden. Und dies führt uns auf Untersuchung der ökonomischen Basis des Zustandes. Die Bevölkerung ist äußerst dünn; verdichtet nur am Wohnort des Stamms, um den in weitem Kreise zunächst das Jagdgebiet liegt, dann der neutrale Schutzwald, der ihn von andern Stämmen trennt. Die Theilung der Arbeit ist rein naturwüchsig; sie besteht nur zwischen den beiden Geschlechtern. Der Mann führt den Krieg, geht jagen und fischen, beschafft den Rohstoff der Nahrung und die dazu nöthigen Werkzeuge. Die Frau be25 sorgt das Haus und die Zubereitung der Nahrung und Kleidung, kocht, webt, näht. Jedes von Beiden ist Herr auf seinem Gebiet: der Mann im Walde, die Frau im Hause. Jedes ist Eigenthümer der von ihm verfertigten und gebrauchten Werkzeuge: der Mann der Waffen, des Jagd- und Fischzeugs, die Frau des Hausraths. Die Haushaltung ist kommunistisch für 30 mehrere, oft viele Familien.*) Was gemeinsam gemacht und genutzt wird, ist gemeinsames Eigenthum: das Haus, der Garten, das Langboot. Hier also, und nur hier noch, gilt das von Juristen und Oekonomen der civilisirten Gesellschaft angedichtete „selbsterarbeitete Eigenthum", der letzte verlogne Rechtsvorwand, auf ||123| den das heutige kapitalistische Eigenthum 35 sich noch stützt. 20

Aber die Menschen blieben nicht überall auf dieser Stufe stehn. In Asien fanden sie Thiere vor, die sich zähmen und gezähmt weiter züchten ließen. Die wilde Büffelkuh mußte erjagt werden, die zahme lieferte jährlich ein Kalb, und Milch obendrein. Eine Anzahl der vorgeschrittensten 40

*) Besonders an der Nordwestküste Amerikas, siehe Bancroft. Bei den Haidahs auf Königin Charlotte's Insel kommen Haushaltungen bis zu 700 Personen unter einem Dache vor. Bei den Nootkas lebten ganze Stämme unter einem Dache.

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Stämme - Arier, Semiten, vielleicht auch schon Turanier - machten erst die Zähmung, später nur noch die Wartung von Vieh zu ihrem Hauptarbeitszweig. Hirtenstämme sonderten sich aus von der übrigen Masse der Barbaren: erste große gesellschaftliche Theilung der Arbeit. Die Hirtenstämme producirten nicht nur mehr, sondern auch andre Lebensmittel als die übrigen Barbaren. Sie hatten nicht nur Milch, Milchprodukte und Fleisch in größeren Massen vor diesen voraus, sondern auch Häute, Wolle, Ziegenhaare und die mit der Masse des Rohstoffs sich vermehrenden Gespinnste und Gewebe. Damit wurde ein regelmäßiger Austausch zum ersten Male möglich. Auf früheren Stufen können nur gelegentliche Austäusche stattfinden; besondre Geschicklichkeit in der Verfertigung von Waffen und Werkzeugen kann zu vorübergehender Arbeitstheilung fuhren. So sind unzweifelhafte Reste von Werkstätten für Steinwerkzeuge aus dem späteren Steinzeitalter an vielen Orten gefunden worden; die Künstler, die hier ihre Geschicklichkeit ausbildeten, arbeiteten wahrscheinlich, wie noch die ständigen Handwerker indischer Gentilgemeinwesen, für Rechnung der Gesammtheit. Keinenfalls konnte auf dieser Stufe ein andrer Austausch als der innerhalb des Stammes entstehn, und dieser blieb ausnahmsweises Ereigniß. Hier dagegen, nach der Ausscheidung der Hirtenstämme, finden wir alle Bedingungen fertig zum Austausch zwischen den Gliedern verschiedner Stämme, zu seiner Ausbildung und Befestigung als regelmäßige Institution. Ursprünglich tauschte Stamm mit Stamm, durch die gegenseitigen Gentilvorsteher; als aber die Heerden anfingen in Privateigenthum überzugehen, überwog der Einzelaustausch ||124| mehr und mehr, und wurde endlich einzige Form. Der Hauptartikel aber, den die Hirtenstämme an ihre Nachbarn im Tausch abgaben, war Vieh; Vieh wurde die Waare, in der alle andren Waaren geschätzt und die überall gern im Austausch gegen jene genommen wurde - kurz, Vieh erhielt Geldfunktion und that Gelddienste schon auf dieser Stufe. Mit solcher Nothwendigkeit und Raschheit entwickelte sich schon im Anbeginn des Waarenaustausches das Bedürfniß einer Geldwaare.

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Der Gartenbau, den asiatischen Barbaren der Unterstufe wahrscheinlich fremd, kam spätestens in der Mittelstufe bei ihnen auf, als Vorläufer des Feldbaus. Das Klima der turanischen Hochebene läßt kein Hirtenleben zu ohne Futtervorräthe für den langen und strengen Winter; Wiesenbau und 35 Kultur von Kornfrucht war also hier Bedingung. Dasselbe gilt für die Steppen nördlich vom schwarzen Meer. Wurde aber erst die Kornfrucht für das Vieh gewonnen, so wurde sie bald auch menschliche Nahrung. Das bebaute Land blieb noch Stammeseigenthum, anfänglich der Gens, später von dieser den Einzelnen zur Benutzung überwiesen; sie mochten gewisse 40 Besitzrechte daran haben, mehr aber auch nicht.

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Von den industriellen Errungenschaften dieser Stufe sind zwei besonders wichtig. Die erste ist der Webstuhl, die zweite die Schmelzung von Metallerzen und die Verarbeitung der Metalle. Kupfer und Zinn und die aus beiden zusammengesetzte Bronze waren weitaus die wichtigsten; die Bronze lieferte brauchbare Werkzeuge und Waffen, konnte aber die Steinwerkzeuge nicht verdrängen; dies war nur dem Eisen möglich, und Eisen zu gewinnen, verstand man noch nicht. Gold und Silber fingen an zu Schmuck und Zierrath verwandt zu werden, und müssen schon hoch im Werth gestanden haben gegenüber Kupfer und Bronze. Die Steigerung der Produktion in allen Zweigen - Viehzucht, Ackerbau, häusliches Handwerk - gab der menschlichen Arbeitskraft die Fähigkeit, ein größeres Produkt zu erzeugen, als zu ihrem Unterhalt er||125|forderlich war. Sie steigerte gleichzeitig die tägliche Arbeitsmenge, die jedem Mitglied der Gens, der Hausgemeinde oder der Einzelfamilie zufiel. Die EinSchaltung neuer Arbeitskräfte wurde wünschenswerth. Der Krieg lieferte sie: die Kriegsgefangnen wurden in Sklaven verwandelt. Die erste große gesellschaftliche Theilung der Arbeit zog mit ihrer Steigerung der Produktivität der Arbeit, also des Reichthums, und mit ihrer Erweiterung des Produktionsfeldes, unter den gegebnen geschichtlichen Gesammtbedingurgen, die Sklaverei mit Nothwendigkeit nach sich. Aus der ersten großen gesellschaftlichen Arbeitstheilung entsprang die erste große Spaltung der Gesellschaft in zwei Klassen: Herren und Sklaven, Ausbeuter und Ausgebeutete. Wie und wann die Heerden aus dem Gemeinbesitz des Stammes oder der Gens in das Eigenthum der einzelnen Familienhäupter übergegangen, darüber wissen wir bis jetzt nichts. Es muß aber im Wesentlichen auf dieser Stufe geschehn sein. Mit den Heerden nun, und den übrigen neuen Reichthümern kam eine Revolution über die Familie. Der Erwerb war immer Sache des Mannes gewesen, die Mittel zum Erwerb von ihm produzirt und sein Eigenthum. Die Heerden waren die neuen Erwerbsmittel, ihre anfangliche Zähmung und spätere Wartung sein Werk. Ihm gehörte daher das Vieh, ihm die gegen Vieh eingetauschten Waaren und Sklaven. All' der Ueberschuß, den der Erwerb jetzt lieferte, fiel dem Manne zu; die Frau genoß mit davon, aber sie hatte kein Theil am Eigenthum. Der „wilde" Krieger und Jäger war im Hause zufrieden gewesen mit der zweiten Stelle, nach der Frau; der „sanftere" Hirt, auf seinen Reichthum pochend, drängte sich vor an die erste Stelle und die Frau zurück an die zweite. Und sie konnte sich nicht beklagen. Die Arbeitstheilung in der Familie hatte die Eigenthumsvertheilung zwischen Mann und Frau geregelt; sie war dieselbe geblieben; und doch stellte sie jetzt das bisherige häusliche Verhältniß auf den Kopf, lediglich weil die Arbeitstheilung außerhalb der Familie eine andre geworden war. Dieselbe Ursache, die der Frau ihre frühere |

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|126| Herrschaft im Hause gesichert: ihre Beschränkung auf die Hausarbeit, dieselbe Ursache sicherte jetzt die Herrschaft des Mannes im Hause: die Hausarbeit der Frau verschwand jetzt neben der Erwerbsarbeit des Mannes; diese war Alles, jene eine unbedeutende Beigabe. Hier zeigt sich schon, daß die Befreiung der Frau, ihre Gleichstellung mit dem Manne, 5 eine Unmöglichkeit ist und bleibt, so lange die Frau von der gesellschaftlichen produktiven Arbeit ausgeschlossen und auf die häusliche Privatarbeit beschränkt bleibt. Die Befreiung der Frau wird erst möglich, sobald diese auf großem, gesellschaftlichem Maßstab an der Produktion sich betheiligen kann, und die häusliche Arbeit sie nur noch in unbedeutendem Maß 10 in Anspruch nimmt. Und dies ist erst möglich geworden durch die moderne große Industrie, die nicht nur Frauenarbeit auf großer Stufenleiter zuläßt, sondern förmlich nach ihr verlangt, und die auch die private Hausarbeit mehr und mehr in eine öffentliche Industrie aufzulösen strebt. Mit der faktischen Herrschaft des Mannes im Hause war die letzte Schranke seiner Alleinherrschaft gefallen. Diese Alleinherrschaft wurde bestätigt und verewigt durch Sturz des Mutterrechts, Einführung des Vaterrechts, allmäligen Uebergang der Paarungsehe in die Monogamie. Damit aber kam ein Riß in die alte Gentilordnung: die Einzelfamilie wurde eine Macht und erhob sich drohend gegenüber der Gens. Der nächste Schritt führt uns auf die Oberstufe der Barbarei, die Periode, in der alle Kulturvölker ihre Heroenzeit durchmachen: die Zeit des eisernen Schwerts, aber auch der eisernen Pflugschar und Axt. Das Eisen war dem Menschen dienstbar geworden, der letzte und wichtigste aller Rohstoffe, die eine geschichtlich umwälzende Rolle spielten, der letzte bis auf die Kartoffel. Das Eisen schuf den Feldbau auf größeren Flächen, die Urbarmachung ausgedehnterer Waldstrecken; es gab dem Handwerker Werkzeug von einer Härte und Schneide, der kein Stein, kein andres bekanntes Metall widerstand. Alles das allmälig; das erste Eisen war oft noch weicher als Bronze. So verschwand die ||127| Steinwaffe nur langsam; nicht nur im Hildebrandslied, auch noch bei Hastings im Jahr 1066 kamen noch Steinäxte in's Gefecht. Aber der Fortschritt ging nun unaufhaltsam, weniger unterbrochen und rascher vor sich. Die mit steinernen Mauern, Thürmen und Zinnen steinerne oder Ziegel-Häuser umschließende Stadt wurde Centraisitz des Stamms oder Stämmebundes; ein gewaltiger Fortschritt in der Baukunst, aber auch ein Zeichen vermehrter Gefahr und Schutzbedürftigkeit. Der Reichthum wuchs rasch, aber als Reichthum Einzelner; die Weberei, die Metallbearbeitung und die andern, mehr und mehr sich sondernden Handwerke entfalteten steigende Mannigfaltigkeit und Kunstfertigkeit der Produktion; der Landbau lieferte neben Korn, Hülsenfrüchten und Obst jetzt auch Oel und Wein, deren Bereitung man gelernt hatte. So

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mannigfache Thätigkeit konnte nicht mehr von demselben Einzelnen ausgeübt werden; die zweite große Theilung der Arbeit trat ein: das Handwerk sonderte sich vom Ackerbau. Die fortwährende Steigerung der Produktion und mit ihr der Produktivität der Arbeit erhöhte den Werth der menschlichen Arbeitskraft; die Sklaverei, auf der vorigen Stufe noch entstehend und sporadisch, wird jetzt wesentlicher Bestandtheil des Gesellschaftssystems; die Sklaven hören auf einfache Gehülfen zu sein, sie werden dutzendweise zur Arbeit getrieben auf dem Feld und in der Werkstatt. Mit der Spaltung der Produktion in die zwei großen Hauptzweige, Ackerbau und Handwerk, entsteht die Produktion direkt für den Austausch, die Waarenproduktion; mit ihr der Handel, nicht nur im Innern und an den Stammesgrenzen, sondern auch schon über See. Alles dies aber noch sehr unentwikkelt; die edlen Metalle fangen an vorwiegende und allgemeine Geldwaare zu werden, aber noch ungeprägt, nur nach dem noch unverkleideten Gewicht sich austauschend. Der Unterschied von Reichen und Aermeren tritt neben den von Freien und Sklaven - mit der neuen Arbeitstheilung eine neue Spaltung der Gesellschaft in Klassen. Die Besitzunterschiede der einzelnen Familien-| |128|häupter sprengen die alte kommunistische Hausgemeinde überall, wo sie sich bis dahin erhalten; mit ihr die gemeinsame Bebauung des Bodens für Rechnung dieser Gemeinde. Das Ackerland wird den einzelnen Familien zunächst auf Zeit, später ein für alle Mal zur Nutzung überwiesen, der Uebergang in volles Privateigenthum vollzieht sich allmälig und parallel mit dem Uebergang der Paarungsehe in Monogamie. Die Einzelfamilie fängt an, die w i r t s c h a f t l i c h e Einheit in der Gesellschaft zu werden.

Die dichtere Bevölkerung nöthigt zu engerem Zusammenschließen nach Innen wie nach Außen. Der Bund verwandter Stämme wird überall eine Nothwendigkeit; bald auch schon ihre Verschmelzung, damit die Verschmelzung der getrennten Stammesgebiete zu einem Gesammtgebiet des 30 Volks. Der Heerführer des Volks - rex, basileus, thiudans - wird unentbehrlicher, ständiger Beamter. Die Volksversammlung kommt auf, wo sie nicht schon bestand. Heerführer, Rath, Volksversammlung bilden die Organe der zu einer militärischen Demokratie fortentwickelten Gentilgesellschaft. Militärisch - denn der Krieg und die Organisation zum Krieg sind 35 jetzt regelmäßige Funktionen des Volkslebens geworden. Die Reichthümer der Nachbarn reizen die Habgier von Völkern, bei denen Reichthumserwerb schon als einer der ersten Lebenszwecke erscheint. Sie sind Barbaren: Rauben gilt ihnen für leichter und selbst für ehrenvoller als Erarbeiten. Der Krieg, früher nur geführt zur Rache für Uebergriffe oder zur Ausdeh40 nung des unzureichend gewordenen Gebiets, wird jetzt des bloßen Raubs wegen geführt, wird stehender Erwerbszweig. Nicht umsonst starren die

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dräuenden Mauern um die neuen befestigten Städte: in ihren Gräben gähnt das Grab der Gentilverfassung, und ihre Thürme ragen bereits hinein in die Civilisation. Und ebenso geht es im Innern. Die Raubkriege erhöhen die Macht des obersten Heerführers wie die der Unterführer; die gewohnheitsmäßige Wahl der Nachfolger in denselben Familien geht, 5 namentlich seit Einführung des Vaterrechts, allmälig über in erst ge-| |129|duldete, dann beanspruchte, endlich usurpirte Erblichkeit; die Grundlage des Erbkönigthums und des Erbadels ist gelegt. So reißen sich die Organe der Gentilverfassung allmälig los von ihrer Wurzel im Volk, in Gens, Phratrie, Stamm, und die ganze Gentilverfassung verkehrt sich in ihr Ge- 10 gentheil: aus einer Organisation von Stämmen zur freien Ordnung ihrer eignen Angelegenheiten wird sie eine Organisation zur Plünderung und Bedrückung der Nachbarn, und dem entsprechend werden ihre Organe aus Werkzeugen des Volkswillens zu selbständigen Organen der Herrschaft und Bedrückung gegenüber dem eignen Volk. Das aber wäre nie möglich 15 gewesen, hätte nicht die Gier nach Reichthum die Gentilgenossen gespalten in Reiche und Arme, hätte nicht „die Eigenthumsdifferenz innerhalb derselben Gens die Einheit der Interessen verwandelt in Antagonismus der Gentilgenossen" (Marx), und hätte nicht die Ausdehnung der Sklaverei bereits angefangen, die Erarbeitung des Lebensunterhalts für nur sklavenwür- 20 dige Thätigkeit, für schimpflicher gelten zu lassen als den Raub.

Damit sind wir angekommen an der Schwelle der Civilisation. Sie wird eröffnet durch einen neuen Fortschritt der Theilung der Arbeit. Auf der untersten Stufe produzirten die Menschen nur direkt für eignen Bedarf; die etwa vorkommenden Austauschakte waren vereinzelt, betrafen nur den zufällig sich einstellenden Ueberfluß. Auf der Mittelstufe der Barbarei finden wir bei Hirtenvölkern in dem Vieh schon einen Besitz, der bei einer gewissen Größe der Heerde regelmäßig einen Ueberschuß über den eignen Bedarf liefert, zugleich eine Theilung der Arbeit zwischen Hirtenvölkern und zurückgebliebnen Stämmen ohne Heerden, damit zwei neben einander bestehende verschiedne Produktionsstufen, und damit die Bedingungen eines regelmäßigen Austausches. Die Oberstufe der Barbarei liefert uns die weitere Arbeitstheilung zwischen Ackerbau und Handwerk, damit Produktion eines stets wachsenden ||130| Theils der Arbeitserzeugnisse direkt für den Austausch, damit Erhebung des Austausches zwischen Einzelproduzenten zu einer Lebensnothwendigkeit der Gesellschaft. Die Civilisation befestigt und steigert alle diese vorgefundenen Arbeitstheilungen, namentlich durch Schärfung des Gegensatzes von Stadt und Land (wobei die Stadt das Land ökonomisch beherrschen kann, wie im Alterthum, oder auch das

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Land die Stadt, wie im Mittelalter), und fügt dazu eine dritte, ihr eigent ü m l i c h e , entscheidend wichtige Arbeitstheilung: sie erzeugt eine Klasse, die sich nicht mehr mit der Produktion beschäftigt, sondern nur mit dem Austausch der Produkte - die Kaufleute. Alle bisherigen Ansätze zur Klas5 senbildung hatten es noch ausschließlich mit der Produktion zu thun; sie schieden die bei der Produktion betheiligten Leute in Leitende und Ausführende, oder aber in Produzenten auf größerer und auf kleinerer Stufenleiter. Hier tritt zum ersten Mal eine Klasse auf, die, ohne an der Produktion irgendwie Antheil zu nehmen, die Leitung der Produktion im Ganzen 10 und Großen sich zu erobern, die Produzenten sich ökonomisch zu unterwerfen weiß, die sich zum unumgänglichen Vermittler zwischen je zwei Produzenten macht und sie beide ausbeutet. Unter dem Vorwand, den Produzenten die Mühe und das Risico des Austausches abzunehmen, den Absatz ihrer Produkte nach entfernten Märkten auszudehnen, damit die nütz15 lichste Klasse der Bevölkerung zu werden, bildet sich eine Klasse von Parasiten aus, echten gesellschaftlichen Schmarotzerthieren, die als Lohn für sehr geringe wirkliche Leistungen, sowohl von der heimischen wie von der fremden Produktion den Rahm abschöpft, rasch enorme Reichthümer und entsprechenden gesellschaftlichen Einfluß erwirbt, und eben deßhalb 20 während der Periode der Civilisation zu immer neuen Ehren und immer größerer Beherrschung der Produktion berufen ist, bis sie endlich auch selbst ein eignes Produkt zu Tage fördert - die periodischen Handelskrisen. Auf unsrer vorliegenden Entwicklungsstufe hat die junge Kaufmannschaft allerdings noch keine Ahnung ||131| von den großen Dingen, die ihr bevorstehn. Aber sie bildet sich und macht sich unentbehrlich, und das genügt. Mit ihr aber bildet sich aus das Metallgeld, die geprägte Münze, und mit dem Metallgeld ein neues Mittel zur Herrschaft des Nichtproduzenten über den Produzenten und seine Produktion. Die Waare der Waaren, die 30 alle andern Waaren im Verborgnen in sich enthält, war entdeckt, das Zaubermittel, das sich nach Belieben in jedes wünschenswerthe und gewünschte Ding verwandeln kann. Wer es hatte, beherrschte die Welt der Produktion, und wer hatte es vor Allen? Der Kaufmann. In seiner Hand war der Kultus des Geldes sicher. Er sorgte dafür, daß es offenbar wurde, 35 wie sehr alle Waaren, damit alle Waarenproduzenten, sich anbetend in den Staub werfen mußten vor dem Geld. Er bewies es praktisch, wie sehr alle andern Formen des Reichthums nur selber bloßer Schein werden gegenüber dieser Verkörperung des Reichthums als solchen. Nie wieder ist die Macht des Geldes aufgetreten in solcher ursprünglichen Roheit und Ge40 waltsamkeit wie in dieser ihrer Jugendperiode. Nach dem Waarenkauf für Geld kam der Geldvorschuß, mit diesem der Zins und der Wucher. Und 25

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keine Gesetzgebung späterer Zeit wirft den Schuldner so schonungs- und rettungslos zu den Füßen des wucherischen Gläubigers wie die altathenische und altrömische - und beide entstanden spontan, als Gewohnheitsrechte, ohne andern als den ökonomischen Zwang. Neben den Reichthum an Waaren und Sklaven, neben den Geldreichthum trat nun auch der Reichthum an Grundbesitz. Das Besitzrecht der Einzelnen an den ihnen ursprünglich von Gens oder Stamm überlassenen Bodenparzellen hatte sich jetzt soweit befestigt, daß diese Parzellen ihnen erbeigenthümlich gehörten. Wonach sie in der letzten Zeit vor Allem gestrebt, das war die Befreiung von dem Anrecht der Gentilgenossenschaft an die Parzelle, das ihnen eine Fessel wurde. Die Fessel wurden sie los - aber bald nachher auch das neue Grundeigenthum. Volles, freies Eigenthum am Boden, das hieß nicht nur Möglichkeit, den Boden unverkürzt | |132| und unbeschränkt zu besitzen, das hieß auch Möglichkeit, ihn zu veräußern. So lange der Boden Gentileigenthum, existirte diese Möglichkeit nicht. Als aber der neue Grundbesitzer die Fessel des Obereigenthums der Gens und des Stamms endgültig abstreifte, zerriß er auch das Band, das ihn bisher unlöslich mit dem Boden verknüpft hatte. Was das hieß, wurde ihm klar gemacht durch das mit dem Privatgrundeigenthum gleichzeitig erfundene Geld. Der Boden konnte nun Waare werden, die man verkauft und verpfändet. Kaum war das Grundeigenthum eingeführt, so war auch die Hypothek schon erfunden (sieh Athen). Wie der Hetärismus und die Prostitution an die Fersen der Monogamie, so klammert sich von nun an die Hypothek an die Fersen des Grundeigenthums. Ihr habt das volle, freie, veräußerliche Grundeigenthum haben wollen, nun wohl, ihr habt's tu l'as voulu, Georges Dandin!

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So ging mit Handelsausdehnung, Geld und Geldwucher, Grundeigenthum und Hypothek die Konzentration und Centralisation des Reichthums in den Händen einer wenig zahlreichen Klasse rasch voran, daneben die steigende Verarmung der Massen und die steigende Masse der Armen. Die 30 neue Reichthums-Aristokratie, soweit sie nicht schon von vornherein mit dem alten Stammesadel zusammengefallen war, drängte ihn endgültig in den Hintergrund (in Athen, in Rom, bei den Deutschen). Und neben dieser Scheidung der Freien in Klassen nach dem Reichthum ging besonders in Griechenland eine ungeheure Vermehrung der Zahl der Sklaven,*) de- 35 ren erzwungne Arbeit die Grundlage bildete, auf der sich der Ueberbau der ganzen Gesellschaft erhob. Sehen wir uns nun danach um, was unter dieser gesellschaftlichen Um*) Die Anzahl für Athen s. oben S.85. In Korinth betrug sie zur Blütezeit der Stadt 460000, in Aegina 470 000, in beiden Fällen die zehnfache Anzahl der freien Bürgerbevölkerung.

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wälzung aus der Gentilverfassung geworden war. Gegenüber den neuen Elementen, die ohne ihr Zuthun emporgewachsen, stand sie ohnmächtig | 113 31 da. Ihre Voraussetzung war, daß die Glieder einer Gens, oder doch eines Stammes, auf demselben Gebiet vereinigt saßen, es ausschließlich bewohnten. Das hatte längst aufgehört. Ueberall waren Gentes und Stämme durch einander geworfen, überall wohnten Sklaven, Schutzverwandte, Fremde, mitten unter den Bürgern. Die erst gegen Ende der Mittelstufe der Barbarei erworbene Seßhaftigkeit wurde immer wieder durchbrochen durch die von Handel, Erwerbsveränderung, Grundbesitzwechsel bedingte Beweglichkeit und Veränderlichkeit des Wohnsitzes. Die Genossen der Gentilkörper konnten nicht mehr zusammentreten zur Wahrnehmung ihrer eignen gemeinsamen Angelegenheiten; nur unwichtige Dinge, wie die religiösen Feiern, wurden noch nothdürftig besorgt. Neben den Bedürfnissen und Interessen, zu deren Wahrung die Gentilkörper berufen und befähigt, waren aus der Umwälzung der Erwerbsverhältnisse und der daraus folgenden Aenderung der gesellschaftlichen Gliederung neue Bedürfnisse und Interessen entstanden, die der alten Gentilordnung nicht nur fremd waren, sondern sie in jeder Weise durchkreuzten. Die Interessen der durch Theilung der Arbeit entstandenen Handwerkergruppen, die besondem Bedürfnisse der Stadt im Gegensatz zum Land, erforderten neue Organe; jede dieser Gruppen aber war aus Leuten der verschiedensten Gentes, Phratrien und Stämme zusammengesetzt, sie schloß sogar Fremde ein; diese Organe mußten sich also bilden außerhalb der Gentilverfassung, neben ihr, und damit gegen sie. - Und wiederum in jeder Gentilkörperschaft machte sich dieser Konflikt der Interessen geltend, der seine Spitze erreichte in der Vereinigung von Reichen und Armen, Wucherern und Schuldnern in derselben Gens und demselben Stamm. - Dazu kam die Masse der neuen, den Gentilgenossenschaften fremden Bevölkerung, die wie in Rom eine Macht im Lande werden konnte, und dabei zu zahlreich war, um allmälig in die blutsverwandten Geschlechter und Stämme aufgenommen zu werden. Dieser Masse gegenüber standen die Gentilgenossenschaften da als geschlossene, ||134| bevorrechtete Körperschaften; die ursprüngliche, naturwüchsige Demokratie war umgeschlagen in eine gehässige Aristokratie. - Schließlich war die Gentilverfassung herausgewachsen aus einer Gesellschaft, die keine inneren Gegensätze kannte, und war auch nur einer solchen angepaßt. Sie hatte kein Zwangsmittel außer der öffentlichen Meinung. Hier aber war eine Gesellschaft entstanden, deren sämmtliche ökonomische Lebensbedingungen die Gesellschaft in Freie und Sklaven, in ausbeutende Reiche und ausgebeutete Arme hatten spalten müssen, die diese Gegensätze nicht nur nicht wieder versöhnen konnten, sondern sie immer mehr auf die Spitze treiben mußten. Eine sol-

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che Gesellschaft konnte nur bestehn entweder im fortwährenden offnen Kampf dieser Klassen gegen einander, oder aber unter der Herrschaft einer dritten Macht, die, scheinbar über den widerstreitenden Klassen stehend, ihren offnen Konflikt niederdrückte, und den Klassenkampf höchstens auf ökonomischem Gebiet, in sogenannter gesetzlicher Form, sich ausfechten ließ. Die Gentilverfassung hatte ausgelebt. Sie war gesprengt durch die Theilung der Arbeit, die die Gesellschaft in Klassen spaltete. Sie wurde ersetzt durch den Staat.

Die drei Hauptformen, in denen der Staat sich auf den Ruinen der GentilVerfassung erhebt, haben wir oben im Einzelnen betrachtet. Athen bietet die reinste, klassischste Form: hier entspringt der Staat direkt und vorherrschend aus den Klassengegensätzen, die sich innerhalb der Gentilgesellschaft selbst entwickeln. In Rom wird die Gentilgesellschaft eine geschlossene Aristokratie inmitten einer zahlreichen, außer ihr stehenden, rechtlosen aber pflichtenschuldigen Plebs; der Sieg der Plebs sprengt die alte Geschlechtsverfassung und errichtet auf ihren Trümmern den Staat, worin Gentilaristokratie und Plebs bald beide gänzlich aufgehn. Bei den deutschen Eroberern des Römerreichs endlich entspringt der Staat direkt aus der Eroberung großer, ||135| fremder Gebiete, die zu beherrschen die Gentilverfassung keine Mittel bietet. Weil aber mit dieser Eroberung weder ernstlicher Kampf mit der alten Bevölkerung verbunden ist, noch eine fortgeschrittnere Arbeitstheilung; weil die ökonomische Entwicklungsstufe der Eroberten und die der Eroberer fast dieselbe ist, die ökonomische Basis der Gesellschaft also die alte bleibt, deshalb kann sich die Gentilverfassung lange Jahrhunderte hindurch in veränderter, territorialer Gestalt als Markverfassung forterhalten und selbst in den späteren Adels- und Patriciergeschlechtern, ja selbst in Bauerngeschlechtern wie in Dithmarschen, eine Zeitlang in abgeschwächter Form verjüngen.*)

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Der Staat ist also keineswegs eine der Gesellschaft von Außen aufge- 30 zwungne Macht; ebensowenig ist er „die Wirklichkeit der sittlichen Idee", „das Bild und die Wirklichkeit der Vernunft", wie Hegel behauptet. Er ist vielmehr ein Produkt der Gesellschaft auf bestimmter Entwicklungsstufe; er ist das Eingeständniß, daß diese Gesellschaft sich in einen unlösbaren Widerspruch mit sich selbst verwickelt, sich in unversöhnliche Gegensätze 35 gespalten hat, die zu bannen sie ohnmächtig ist. Damit aber diese Gegensätze, Klassen mit widerstreitenden ökonomischen Interessen, nicht sich *) Der erste Geschichtsschreiber, der wenigstens eine annähernde Vorstellung vom Wesen der Gens hatte, war Niebuhr, und das - aber auch seine ohne Weiteres mit übertragnen Irrthümer - verdankt er seiner Bekanntschaft mit den dithmarsischen Geschlechtern.

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und die Gesellschaft in fruchtlosem Kampf verzehren, ist eine scheinbar über der Gesellschaft stehende Macht nöthig geworden, die den Konflikt dämpfen, innerhalb der Schranken der „Ordnung" halten soll; und diese, aus der Gesellschaft hervorgegangene, aber sich über sie stellende, sich ihr mehr und mehr entfremdende Macht ist der Staat. Gegenüber der alten Gentilorganisation kennzeichnet sich der Staat erstens durch die Eintheilung der Staatsangehörigen nach dem Gebiet. Die alten, durch Blutsbande gebildeten und zusammengehaltenen Gen||136|tilgenossenschaften, wie wir gesehen, waren unzureichend geworden, großentheils weil sie eine Bindung der Genossen an ein bestimmtes Gebiet voraussetzten und diese längst aufgehört hatte. Das Gebiet war geblieben, aber die Menschen waren mobil geworden. Man nahm also die Gebietseintheilung als Ausgangspunkt und ließ die Bürger ihre öffentlichen Rechte und Pflichten da erfüllen, wo sie sich niederließen, ohne Rücksicht auf Gens und Stamm. Diese Organisation der Staatsangehörigen nach der Ortsangehörigkeit ist allen Staaten gemeinsam. Uns kommt sie daher natürlich vor; wir haben oben gesehn, wie harte und langwierige Kämpfe erfordert waren, bis sie in Athen und Rom sich an die Stelle der alten Organisation nach Geschlechtern setzen konnte. Das Zweite ist die Einrichtung einer öffentlichen Gewalt, welche nicht mehr unmittelbar zusammenfällt mit der, sich selbst als bewaffnete Macht organisirenden Bevölkerung. Diese besondre, öffentliche Gewalt ist nöthig, weil eine selbstthätige bewaffnete Organisation der Bevölkerung unmöglich geworden seit der Spaltung in Klassen. Die Sklaven gehören auch zur Bevölkerung; die 90000 athenischen Bürger bilden gegenüber den 365 000 Sklaven nur eine bevorrechtete Klasse. Das Volksheer der athenischen Demokratie war eine aristokratische öffentliche Gewalt gegenüber den Sklaven und hielt sie im Zaum; aber auch um die Bürger im Zaum zu halten, wurde eine Gendarmerie nöthig, wie oben erzählt. Diese öffentliche Gewalt existirt in jedem Staat; sie besteht nicht bloß aus bewaffneten Menschen, sondern auch aus sachlichen Anhängseln, Gefangnissen und Zwangsanstalten aller Art, von denen die Gentilgesellschaft nichts wußte. Sie kann sehr unbedeutend, fast verschwindend sein in Gesellschaften mit noch unentwickelten Klassengegensätzen und auf abgelegnen Gebieten, wie zeit- und ortweise in den Vereinigten Staaten Amerikas. Sie verstärkt sich aber in dem Maß, wie die Klassengegensätze innerhalb des Staats sich verschärfen, und wie die einander begrenzenden Staaten größer und volk-| |137|reicher werden - man sehe nur unser heutiges Europa an, wo Klassenkampf und Eroberungskonkurrenz die öffentliche Macht auf eine Höhe emporgeschraubt haben, auf der sie die ganze Gesellschaft und selbst den Staat zu verschlingen droht.

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Um diese öffentliche Macht aufrecht zu erhalten, sind Beiträge der Staatsbürger nöthig - die Steuern. Diese waren der Gentilgesellschaft vollständig unbekannt. Wir aber wissen heute genug davon zu erzählen. Mit der fortschreitenden Civilisation reichen auch sie nicht mehr; der Staat zieht Wechsel auf die Zukunft, macht Anleihen, Staatsschulden. Auch da- 5 von weiß das alte Europa ein Liedchen zu singen. Im Besitz der öffentlichen Gewalt und des Rechts der Steuereintreibung, stehn die Beamten nun da als Organe der Gesellschaft über der Gesellschaft. Die freie, willige Achtung, die den Organen der Gentilverfassung gezollt wurde, genügt ihnen nicht, selbst wenn sie sie haben könnten; Trä- 10 ger einer der Gesellschaft entfremdeten Macht, müssen sie in Respekt gesetzt werden durch Ausnahmsgesetze, kraft deren sie einer besondren Heiligkeit und Unverletzlichkeit genießen. Der lumpigste Polizeidiener des civilisirten Staats hat mehr „Autorität" als alle Organe der Gentilgesellschaft zusammengenommen; aber der mächtigste Fürst und der größte 15 Staatsmann oder Feldherr der Civilisation kann den geringsten Gentilvorsteher beneiden um die unerzwungne und unbestrittene Achtung, die ihm gezollt wird. Der Eine steht eben mitten in der Gesellschaft; der Andre ist genöthigt, etwas vorstellen zu wollen außer und über ihr. Da der Staat entstanden ist aus dem Bedürfniß, Klassengegensätze im Zaum zu halten; da er aber gleichzeitig mitten im Konflikt dieser Klassen entstanden ist, so ist er in der Regel Staat der mächtigsten, ökonomisch herrschenden Klasse, die vermittelst seiner auch politisch herrschende Klasse wird, und so neue Mittel erwirbt zur Niederhaltung und Ausbeutung der unterdrückten Klasse. So war der antike Staat vor Allem Staat der Sklavenbesitzer zur Niederhaltung ||138| der Sklaven, wie der Feudalstaat Organ des Adels zur Niederhaltung der leibeignen und hörigen Bauern, und der moderne Repräsentativstaat Werkzeug der Ausbeutung der Lohnarbeit durch das Kapital. Ausnahmsweise indeß kommen Perioden vor, wo die kämpfenden Klassen einander so nahe das Gleichgewicht halten, daß die Staatsgewalt als scheinbare Vermittlerin momentan eine gewisse Selbständigkeit gegenüber Beiden erhält. So die absolute Monarchie des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts, die Adel und Bürgerthum gegen einander balancirt; so der Bonapartismus des ersten und namentlich des zweiten französischen Kaiserreichs, der das Proletariat gegen die Bourgeoisie und die Bourgeoisie gegen das Proletariat ausspielte. Die neueste Leistung in dieser Art, bei der Herrscher und Beherrschte gleich komisch erscheinen, ist das neue deutsche Reich bismarck'scher Nation: hier werden Kapitalisten und Arbeiter gegen einander balancirt und gleichmäßig geprellt zum Besten der verkommnen preußischen Krautjunker. In den meisten geschichtlichen Staaten werden außerdem die den

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Staatsbürgern zugestandenen Rechte nach dem Vermögen abgestuft und damit direkt ausgesprochen, daß der Staat eine Organisation der besitzenden Klasse zum Schutz gegen die nichtbesitzende ist. So schon in den athenischen und römischen Vermögensklassen. So im mittelalterlichen Feudalstaat, wo die politische Machtstellung sich nach dem Grundbesitz gliederte. Sc im Wahlcensus der modernen Repräsentativstaaten. Diese politische Anerkennung des Besitzunterschieds ist indeß keineswegs wesentlich. Im Gegentheil, sie bezeichnet eine niedrige Stufe der staatlichen Entwicklung. Die höchste Staatsform, die demokratische Republik, die in unsern modernen Gesellschaftsverhältnissen mehr und mehr unvermeidliche Nothwendigkeit wird und die Staatsform ist, in der der letzte Entscheidungskampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie allein ausgekämpft werden kann - die demokratische Republik weiß officiell nichts mehr von Besitzunterschieden. In ihr übt der Reichthum seine ||139| Macht indirekt, aber um so sichrer aus. Einerseits in der Form der direkten Beamtenkorruption, wofür Amerika klassisches Muster, andrerseits in der Form der Allianz von Regierung und Börse, die sich um so leichter vollzieht, je mehr die Staatsschulden steigen und je mehr Aktiengesellschaften nicht nur den Transport, sondern auch die Produktion selbst in ihren Händen konzentriren und wiederum in der Börse ihren Mittelpunkt finden. Dafür ist außer Amerika die neueste französische Republik ein schlagendes Beispiel, und auch die biedre Schweiz hat auf diesem Felde das Ihrige geleistet. Daß aber zu diesem Bruderbund von Regierung und Börse keine demokratische Republik erforderlich, beweißt außer England das neue deutsche Reich, wo man nicht sagen kann, wen das allgemeine Stimmrecht höher gehoben hat, Bismarck oder Bleichröder. Und endlich herrscht die besitzende Klasse direkt mittelst des allgemeinen Stimmrechts. Solange die unterdrückte Klasse, also in unserm Fall das Proletariat, noch nicht reif ist zu seiner Selbstbefreiung, solange wird sie, der Mehrzahl nach, die bestehende Gesellschaftsordnung als die einzig mögliche erkennen und politisch der Schwanz der Kapitalistenklasse, ihr äußerster linker Flügel sein. In dem Maß aber, worin sie ihrer Selbstemancipation entgegenreift, in dem Maß konstituirt sie sich als eigne Partei, wählt ihre eignen Vertreter, nicht die der Kapitalisten. Das allgemeine Stimmrecht ist so der Gradmesser der Reife der Arbeiterklasse. Mehr kann und wird es nie sein im heutigen Staat; aber das genügt auch. An dem Tage, wo das Thermometer des allgemeinen Stimmrechts den Siedepunkt bei den Arbeitern anzeigt, wissen sie sowohl wie die Kapitalisten, woran sie sind.

Der Staat ist also nicht von Ewigkeit her. Es hat Gesellschaften gegeben, 40 die ohne ihn fertig wurden, die von Staat und Staatsgewalt keine Ahnung hatten. Auf einer bestimmten Stufe der ökonomischen Entwicklung, die

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mit Spaltung der Gesellschaft in Klassen nothwendig verbunden war, wurde durch diese Spaltung der Staat eine Nothwendigkeit. Wir nähern uns jetzt ||140| mit raschen Schritten einer Entwicklungsstufe der Produktion, auf der das Dasein dieser Klassen nicht nur aufgehört hat, eine Nothwendigkeit zu sein, sondern ein positives Hinderniß der Produktion wird. 5 Sie werden fallen, ebenso unvermeidlich, wie sie früher entstanden sind. Mit ihnen fällt unvermeidlich der Staat. Die Gesellschaft, die die Produktion auf Grundlage freier und gleicher Association der Produzenten neu organisirt, versetzt die ganze Staatsmaschine dahin, wohin sie dann gehören wird: in's Museum der Alterthümer, neben das Spinnrad und die bron- 10 zene Axt.

Die Civilisation ist also nach dem Vorausgeschickten die Entwicklungsstufe der Gesellschaft, auf der die Theilung der Arbeit, der aus ihr entspringende Austausch zwischen Einzelnen, und die Beides zusammenfassende Warenproduktion zur vollen Entfaltung kommen und die ganze frühere Gesellschaft umwälzen. Die Produktion aller früheren Gesellschaftsstufen war wesentlich eine gemeinsame, wie auch die Konsumtion unter direkter Vertheilung der Produkte innerhalb größerer oder kleinerer kommunistischer Gemeinwesen vor sich ging. Diese Gemeinsamkeit der Produktion fand statt innerhalb der engsten Schranken; aber sie führte mit sich die Herrschaft der Produzenten über ihren Produktionsprozeß und ihr Produkt. Sie wissen, was aus dem Produkt wird: sie verzehren es, es verläßt ihre Hände nicht; und so lange die Produktion auf dieser Grundlage betrieben wird, kann sie den Produzenten nicht über den Kopf wachsen, keine gespenstischen fremden Mächte ihnen gegenüber erzeugen, wie dies in der Civilisation regelmäßig und unvermeidlich der Fall ist. Aber in diesen Produktionsprozeß schiebt sich die Theilung der Arbeit langsam ein. Sie untergräbt die Gemeinsamkeit der Produktion und Aneignung, sie erhebt die Aneignung durch Einzelne zur überwiegenden Regel, und erzeugt damit den Austausch zwischen Ein||141|zelnen - wie, das haben wir oben untersucht. Allmälig wird die Waarenproduktion herrschende Form. Mit der Waarenproduktion, der Produktion nicht mehr für eignen Verbrauch, sondern für den Austausch, wechseln die Produkte nothwendig die Hände. Der Produzent gibt sein Produkt im Tausch weg, er weiß nicht mehr, was daraus wird. Sowie das Geld, und mit dem Geld der Kaufmann als Vermittler zwischen die Produzenten tritt, wird der Austauschprozeß noch verwickelter, das schließliche Schicksal der Produkte noch ungewis-

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ser. Der Kaufleute sind viele, und keiner von ihnen weiß, was der andere thut. Die Waaren gehen nun schon nicht bloß von Hand zu Hand, sie gehn auch von Markt zu Markt; die Produzenten haben die Herrschaft über die Gesammtproduktion ihres Lebenskreises verloren, und die Kaufleute haben sie nicht überkommen. Produkte und Produktion verfallen dem Zufall. Aber Zufall, das ist nur der eine Pol eines Zusammenhangs, dessen anderer Pol Nothwendigkeit heißt. In der Natur, wo auch der Zufall zu herrschen scheint, haben wir längst auf jedem einzelnen Gebiet die innere Nothwendigkeit und Gesetzmäßigkeit nachgewiesen, die in diesem Zufall sich durchsetzt. Ebenso ist es in der Gesellschaft. Je mehr eine gesellschaftliche Thätigkeit, eine Reihe gesellschaftlicher Vorgänge der bewußten Kontrole der Menschen zu mächtig wird, ihnen über den Kopf wächst, je mehr sie dem puren Zufall überlassen scheint, desto mehr setzen sich in diesem Zufall die ihr eigenthümlichen, innewohnenden Gesetze wie mit Naturnotwendigkeit durch. Solche Gesetze beherrschen auch die Zufälligkeiten der Waarenproduktion und des Warenaustausches; dem einzelnen Produzenten und Austauschenden stehn sie gegenüber als fremde, Anfangs sogar unerkannte Mächte, deren Natur erst mühsam erforscht und ergründet werden muß. Diese ökonomischen Gesetze der Waarenproduktion modificiren sich mit den verschiednen Entwicklungsstufen dieser Produktionsform; im Ganzen und Großen aber steht die gesammte Periode der Civilisation unter ||142| ihrer Herrschaft. Und noch heute beherrscht das Produkt die Produzenten; noch heute wird die Gesammtproduktion der Gesellschaft geregelt, nicht durch gemeinsam überlegten Plan, sondern durch blinde Gesetze, die sich geltend machen mit elementarer Gewalt, in letzter Instanz in den Gewittern der periodischen Handelskrisen. Wir sahen oben, wie auf einer ziemlich frühen Entwicklungsstufe der Produktion die menschliche Arbeitskraft befähigt wird, ein beträchtlich größeres Produkt zu liefern als zum Unterhalt der Produzenten erforderlich ist, und wie diese Entwicklungsstufe in der Hauptsache dieselbe ist, auf der Theilung der Arbeit und Austausch zwischen Einzelnen aufkommen. Es dauerte nun nicht lange mehr, bis die große „Wahrheit" entdeckt wurde, daß auch der Mensch eine Waare sein kann; daß die menschliche Arbeitskraft austauschbar und vernutzbar ist, indem man den Menschen in einen Sklaven verwandelt. Kaum hatten die Menschen angefangen auszutauschen, so wurden sie auch schon selbst ausgetauscht. Das Aktivum wurde zum Passivum, die Menschen mochten wollen oder nicht. Mit der Sklaverei, die unter der Civilisation ihre vollste Entfaltung erhielt, trat die erste große Spaltung der Gesellschaft ein in eine ausbeutende und eine ausgebeutete Klasse. Diese Spaltung dauerte fort während der ganzen civilisirten Periode. Die Sklaverei ist die erste, der antiken Welt ei-

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genthümliche Form der Ausbeutung; ihr folgt die Leibeigenschaft im Mittelalter, die Lohnarbeit in der neueren Zeit. Es sind dies die drei großen Formen der Knechtschaft, wie sie für die drei großen Epochen der Civilisation charakteristisch sind; offne, und neuerdings verkleidete, Sklaverei geht stets daneben her. Die Stufe der Warenproduktion, womit die Civilisation beginnt, wird ökonomisch bezeichnet durch die Einführung 1) des Metallgelds, damit des Geldkapitals, des Zinses und Wuchers; 2) der Kaufleute als vermittelnder Klasse zwischen den Produzenten; 3) des Privatgrundeigenthums und der Hypothek, und 4) der ||143| Sklavenarbeit als herrschender Produktionsform. Die der Civilisation entsprechende und mit ihr definitiv zur Herrschaft kommende Familienform ist die Monogamie, die Herrschaft des Mannes über die Frau, und die Einzelfamilie als wirtschaftliche Einheit der Gesellschaft. Die Zusammenfassung der civilisirten Gesellschaft ist der Staat, der in allen mustergültigen Perioden ausnahmslos der Staat der herrschenden Klasse ist, und in allen Fällen wesentlich Maschine zur Niederhaltung der unterdrückten, ausgebeuteten Klasse bleibt. Bezeichnend für die Civilisation ist noch: einerseits die Fixirung des Gegensatzes von Stadt und Land, als der Grundlage der gesammten gesellschaftlichen Arbeitstheilung; andrerseits die Einführung der Testamente, wodurch der Eigenthümer auch noch über seinen Tod hinaus über sein Eigenthum verfügen kann. Diese der alten Gentilverfassung direkt in's Gesicht schlagende Einrichtung war in Athen bis auf Solon unbekannt; in Rom ist sie schon früh eingeführt, wann, wissen wir nicht;*) bei den Deutschen führten die Pfaffen sie ein, damit der biedre Deutsche sein Erbtheil der Kirche ungehindert vermachen könne.

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Mit dieser Grundverfassung hat die Civilisation Dinge vollbracht, denen die alte Gentilgesellschaft nicht im Entferntesten gewachsen war. Aber sie hat sie vollbracht, indem sie die schmutzigsten Triebe und Leidenschaften der Menschen in Bewegung setzte und ||144| auf Kosten ihrer ganzen übri- 30 gen Anlagen entwickelte. Die platte Habgier war die treibende Seele der Civilisation von ihrem ersten Tag bis heute, Reichthum und abermals *) Lassalle's „System der erworbenen Rechte" dreht sich hauptsächlich um den Satz, das römische Testament sei so alt wie Rom selbst, es habe fur die römische Geschichte nie „eine Zeit ohne Testament gegeben"; das Testament sei vielmehr in vorrömischer Zeit aus dem Kultus der Verstorbenen entstanden. Lassalle, als gläubiger Althegelianer, leitet die römischen Rechtsbestimmungen ab, nicht aus den gesellschaftlichen Verhältnissen der Römer, sondern aus dem „spekulativen Begriff" des Willens, und kommt dabei zu jener total ungeschichtlichen Behauptung. Man kann sich darüber nicht wundern in einem Buch, das auf Grund desselben spekulativen Begriffs zu dem Ergebniß kommt, bei der römischen Erbschaft sei die Uebertragung des Vermögens reine Nebensache gewesen. Lassalle glaubt nicht nur an die Illusionen der römischen Juristen, besonders der früheren Zeit; er übergipfelt sie noch.

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Reichthum, und zum drittenmal Reichthum, Reichthum nicht der Gesellschaft, sondern dieses einzelnen lumpigen Individuums, ihr einzig entscheidendes Ziel. Wenn ihr dabei die steigende Entwicklung der Wissenschaft, und zu wiederholten Perioden die höchste Blüte der Kunst in den Schoß gefallen ist, so doch nur, weil ohne diese die volle Reichthumserrungenschaft unsrer Zeit nicht möglich gewesen wäre. Da die Grundlage der Civilisation die Ausbeutung einer Klasse durch eine andre Klasse ist, so bewegt sich ihre ganze Entwicklung in einem fortdauernden Widerspruch. Jeder Fortschritt der Produktion ist gleichzeitig ein Rückschritt in der Lage der unterdrückten Klasse, d. h. der großen Mehrzahl. Jede Wohlthat für die Einen ist nothwendig ein Uebel für die Andern, jede neue Befreiung der einen Klasse eine neue Unterdrückung für eine andre Klasse. Den schlagendsten Beweis dafür liefert die Einführung der Maschinerie, deren Wirkungen heute weltbekannt sind. Und wenn bei den Barbaren der Unterschied von Rechten und Pflichten, wie wir sahen, noch kaum gemacht werden konnte, so macht die Civilisation den Unterschied und Gegensatz Beider auch dem Blödsinnigsten klar, indem sie einer Klasse so ziemlich alle Rechte zuweist, der andern dagegen so ziemlich alle Pflichten. Das soll aber nicht sein. Was für die herrschende Klasse gut ist, soll gut sein für die ganze Gesellschaft, mit der die herrschende Klasse sich identiflcirt. Je weiter also die Civilisation fortschreitet, je mehr ist sie genöthigt, die von ihr mit Nothwendigkeit geschaffnen Uebelstände mit dem Mantel der Liebe zu bedecken, sie zu beschönigen oder wegzuleugnen, kurz eine konventionelle Heuchelei einzuführen, die weder früheren Gesellschaftsformen noch selbst den ersten Stufen der Civilisation bekannt war, und die zuletzt in der Behauptung gipfelt: die Ausbeutung der unterdrückten Klasse werde betrieben von der ausbeutenden ||145| Klasse einzig und allein im Interesse der ausgebeuteten Klasse selbst; und wenn diese das nicht einsehe, sondern sogar rebellisch werde, so sei das der schnödeste Undank gegen ihre Wohlthäter, die Ausbeuter.*) Und nun zum Schluß Morgan's Urtheil über die Civilisation: „Seit dem Eintritt der Civilisation ist das Wachsthum des Reichthums so ungeheuer geworden, seine Formen so verschiedenartig, seine Anwendung so umfassend, und seine Verwaltung so geschickt im Interesse der Ei*) Ich beabsichtigte anfangs, die brillante Kritik der Civilisation, die sich in den Werken Charles Fouriers zerstreut vorfindet, neben diejenige Morgan's und meine eigne zu stellen. Leider fehlte mir die Zeit dazu. Ich bemerke nur, daß schon bei Fourier Monogamie und Grundeigenthum als Hauptkennzeichen der Civilisation gelten und daß er sie einen Krieg des Reichen gegen den Armen nennt. Ebenfalls findet sich bei ihm schon die tiefe Einsicht, daß in allen mangelhaften, in Gegensätze gespaltenen Gesellschaften Einzelfamilien (les familles incohérentes) die wirtschaftlichen Einheiten sind.

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genthümer, daß dieser Reichthum, dem Volk gegenüber, eine nicht zu bewältigende Macht geworden ist. Der Menschengeist steht rathlos und gebannt da vor seiner eignen Schöpfung. Aber dennoch wird die Zeit kommen, wo die menschliche Vernunft erstarken wird zur Herrschaft über den Reichthum, wo sie feststellen wird sowohl das Verhältniß des Staats zu dem Eigen- 5 thum, das er schützt, wie die Grenzen der Rechte der Eigenthümer. Die Interessen der Gesellschaft gehen den Einzelinteressen absolut vor, und Beide müssen in ein gerechtes und harmonisches Verhältniß gebracht werden. Die bloße Jagd nach Reichthum ist nicht die Endbestimmung der Menschheit, wenn anders der Fortschritt das Gesetz der Zukunft bleibt, 10 wie er es war für die Vergangenheit. Die seit Anbruch der Civilisation verflossene Zeit ist nur ein kleiner Bruchtheil der verflossenen Lebenszeit der Menschheit; nur ein kleiner Bruchtheil der ihr noch bevorstehenden. Die Auflösung der Gesellschaft steht drohend vor uns als ||146| Abschluß einer geschichtlichen Laufbahn, deren einziges Endziel der Reichthum ist; denn 15 eine solche Laufbahn enthält die Elemente ihrer eignen Vernichtung. Demokratie in der Verwaltung, Brüderlichkeit in der Gesellschaft, Gleichheit der Rechte, allgemeine Erziehung, werden die nächste höhere Stufe der Gesellschaft einweihen, zu der Erfahrung, Vernunft und Wissenschaft stetig hinarbeiten. Sie wird eine Wiederbelebung sein - aber in höherer Form - 20 der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit der alten Gentes." (Morgan, Ancient Society, p. 552.) |

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En dehors de ses attributions militaires, le ||155| basileus en avait encore de religieuses et de judiciaires; ces dernières étaient indéterminées, mais les premières, il les détenait en sa qualité de représentant suprême de la tribu ou de la fédération de tribus. Il n'est jamais question d'attributions politiques, administratives ; le basileus 15 semble cependant avoir été, en raison de sa charge, membre du conseil. Traduire basileus par Kœnig (roi) est donc étymologiquement très exact, puisque Kœnig (Kuning) dérive de Kuni, Kiinne et signifie chef d'une gens. Mais le basileus de l'ancienne Grèce ne correspond en aucune façon à la signification actuelle du mot Kœnig (roi). Thucydide appelle expressément l'ancienne basileia une patrikê, 20 c'est-à-dire dérivée de gentes, et dit qu'elle a eu des attributions fixes, donc limitées. Et Aristote dit que la basileia des temps héroïques avait été un commandement exercé sur des hommes libres, et le basileus un chef militaire, juge et grand prêtre. Celui-ci n'avait donc pas de pouvoir gouvernemental dans le sens ultérieur du mot (1). 25 Nous voyons donc dans la constitution grecque ||156| des temps héroïques la vieille organisation de la gens encore en pleine vigueur, mais nous y voyons aussi le commencement de sa ruine : droit paternel avec héritage de la fortune accordé aux enfants, ce qui facilite l'accumulation des richesses dans la famille et fait de celle-ci une puissance en face de la gens-, réaction de la différence des fortunes sur la 30 constitution par la formation du premier germe d'une noblesse héréditaire et d'une royauté; esclavage, ne comprenant d'abord que les prisonniers de guerre, mais ouvrant déjà la perspective de l'asservissement des propres membres de la tribu et même des gennêtes; l'ancienne guerre de tribu à tribu se transformant déjà en déprédations systématiques sur terre et sur mer pour conquérir du bétail, des esclaves, 35 des trésors, et devenant une source de richesses normale ; bref, la fortune appréciée et considérée comme le bien suprême, et l'ancienne organisation de la gens dénaturée pour justifier le vol des richesses par la violence. Il ne manquait plus qu'une

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(1) De même qu'au basileus grec, on a substitué aussi au chef militaire aztèque un prince moderne. Morgan soumet pour la première fois à la critique les récits des Espagnols, d'abord erronés et exagérés, plus tard directement mensongers ; il prouve que les Mexicains en étaient au stade moyen de la barbarie, à un degré supérieur cependant que les Indiens des pueblos du Nouveau-Mexique, et que leur constitution, autant que des récits informes permettent de la reconnaître, correspondait à ceci : une confédération de trois tribus qui en avait rendu un certain nombre d'autres ses tributaires et qui était gouvernée par un conseil et un chef militaire fédéraux; les Espagnols firent de ce dernier un «empereur».

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chose: une institution qui non seulement assurât les nouvelles richesses ||157| des individus contre les traditions communistes de l'organisation de la gens, qui non seulement sacrât la propriété individuelle si peu estimée primitivement et fît de cette sanctification le but le plus élevé de la société humaine, mais qui légitimât encore au nom de la société en général les nouvelles formes de l'acquisition de la 5 propriété se développant les unes après les autres, c'est-à-dire l'accroissement toujours accéléré des richesses; en un mot une institution qui non seulement perpétuât la division naissante de la société en classes, mais encore le droit de la classe possédante d'exploiter celle qui ne possédait rien, et la prépondérance de la première sur la seconde. 10 Et cette institution vint. On inventa l'État. \

|159| V Genèse de l'État athénien De quelle façon l'Etat s'est développé, quand les organes de la gens étaient en partie transformés, en partie supplantés par l'intrusion d'organes nouveaux et enfin complètement remplacés par des administrations d'Etat; pendant qu'une «force publique» armée, au service de ces administrations d'Etat et par suite utilisable contre le peuple, prenait la place du véritable «peuple en armes» se protégeant soi-même dans ses gentes, phratries et tribus, - nous ne pouvons nulle part mieux que dans l'ancienne Athènes suivre au moins la première phase de cette évolution. Les modifications de forme sont, dans leurs points essentiels, exposées par Morgan; quant aux conditions économiques qui les ont produites, il me faudra en grande partie les ajouter moi-même. | |160| Au temps héroïque, les quatre tribus des Athéniens étaient encore établies sur des territoires distincts; même les douze phratries qui les composaient semblent encore avoir eu des emplacements particuliers dans les douze villes de Cécrops. La constitution était celle de l'époque héroïque: assemblée du peuple, conseil du peuple et basileus. Aussi loin que remonte l'histoire écrite, le sol était déjà partagé et passé en propriété privée, conformément à la production marchande, relativement développée déjà vers la fin du stade supérieur de la barbarie et du commerce de marchandises qui y correspond. En outre du grain, ou produisit du vin et de l'huile ; le commerce maritime sur la mer Égée fut de plus en plus enlevé aux Phéniciens, et tomba en grande partie entre des mains attiques. Par l'achat et la vente de la propriété foncière, par la division progressive du travail entre l'agriculture et le métier manuel, le commerce et la navigation, les membres des gentes, des phratries et des tribus durent bientôt se confondre, et le district de la phratrie et des tribus recevoir des habitants qui, bien que concitoyens, ne faisaient pas partie de ces corporations et qui, par suite, étaient des étrangers dans leur propre demeure. Car chaque phratrie et chaque tribu administrait ses affaires elle-même en temps de paix, sans envoyer personne à Athènes au conseil du peu||161|ple ou au basileus.

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Mais quiconque demeurait sur le territoire de la phratrie ou de la tribu sans leur appartenir, ne pouvait naturellement prendre aucune part à cette administration. Le jeu régulier de la constitution gentile en fut à tel point déséquilibré qu'aux temps héroïques déjà il devint nécessaire d'y remédier. On adopta la constitution attribuée à Thésée. Le changement consistait surtout en ceci qu'une administration centrale fut instituée à Athènes, c'est-à-dire qu'une partie des affaires jusque-là administrées d'une façon indépendante par les tribus fut déclarée commune, et portée devant le conseil général siégeant à Athènes. Les Athéniens allèrent en cela plus loin que ne le fit jamais aucun des peuples indigènes de l'Amérique : à la place d'une simple confédération de tribus voisines eut lieu leur fusion en un seul peuple. De là naquit un droit populaire athénien général qui était au-dessus des coutumes légales des tribus et des gentes; le citoyen d'Athènes reçut, comme tel, des droits déterminés, ainsi qu'une protection juridique sur le territoire même où il était étranger à la tribu. Mais ce fut aussi le premier pas vers la ruine de la gens, car c'était le premier pas vers l'admission de citoyens qui étaient étrangers aux tribus de toute l'Attique, et qui étaient et restèrent complètement en dehors de la constitution gentile athénienne. Une seconde ||162| institution attribuée à Thésée fut la division de tout le peuple, sans tenir compte de la gens, de la phratrie ou de la tribu, en trois classes: les eupatrides ou nobles, les géomores ou agriculteurs et les démiurges ou ouvriers, ainsi que l'attribution à la noblesse du droit exclusif des emplois. Il est vrai qu'à l'exception de l'occupation des emplois par la noblesse, cette division resta sans effet, en ce qu'elle n'établissait pas d'autres différences de droit entre les classes. Mais elle est importante parce qu'elle nous fournit les nouveaux éléments sociaux qui s'étaient silencieusement développés. Elle montre que l'occupation des fonctions gentiles, habituelle dans certaines familles, s'était déjà transformée en un droit de ces familles aux offices ; que ces familles, d'ailleurs puissantes par la richesse, commencèrent à se réunir en dehors de leurs gentes en une classe privilégiée propre, et que l'Etat à peine naissant consacra cette prétention. Elle montre que la division du travail entre paysans et ouvriers était devenue assez forte déjà pour disputer le premier rang en importance sociale à l'ancienne répartition en gentes et en tribus. Elle proclame enfin l'inconciliable antagonisme entre la gens et l'Etat ; le premier essai de formation de l'Etat consiste à déchirer les gentes en divisant les membres de chacune d'elles en privilégies et non privilégiés, et en séparant ||163| ces derniers en deux nouvelles classes de travailleurs, qu'il oppose ainsi l'une à l'autre. L'histoire politique ultérieure d'Athènes, jusqu'à Solon, n'est qu'imparfaitement connue. La fonction du basileus tomba en désuétude ; des archontes pris dans la noblesse furent placés à la tête de l'État. L'autorité de la noblesse augmenta de plus en plus jusqu'à devenir insupportable, vers l'an 600 avant notre ère. Et le moyen principal d'opprimer la liberté commune fut l'argent et l'usure. Le siège principal de la noblesse était à Athènes et dans les environs, où le commerce maritime ainsi que la piraterie à l'occasion et par surcroît l'enrichissait et concentrait l'argent entre ses mains. D'ici le trafic d'argent se répandit comme un acide dissolvant sur les conditions d'existence des vieilles communes agricoles basées sur le commerce de produits naturels. La constitution de la gens est absolument incompatible avec le

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trafic d'argent; la ruine des petits paysans de l'Attique coïncida avec le relâchement du vieux lien de la gens qui les protégeait. La créance et l'hypothèque (car les Athéniens avaient déjà inventé l'hypothèque) ne respectèrent ni la gens ni la phratrie. Et la gens ne connaissait pas l'argent, ni le prêt, ni les dettes d'argent. Aussi la ploutocratie, qui prenait sans cesse de l'extension, créa-t-elle un nouveau droit 5 usuel pour la garantie du créan||164|cier vis-à-vis du débiteur et pour consacrer l'exploitation du petit paysan par le possesseur d'argent. Toutes les plaines de l'Attique étaient hérissées de poteaux hypothécaires sur lesquels il était inscrit que les biensfonds qui les portaient étaient engagés à un tel ou un tel, pour tant ou tant d'argent. Les champs qui n'étaient pas ainsi désignés étaient en grande partie déjà vendus 10 par suite de non-payement de l'hypothèque ou des intérêts, et devenus la propriété de l'usurier noble; le paysan pouvait s'estimer heureux quand il lui était permis d'y rester établi comme colon et d'y vivre d'un sixième du rendu de son travail, tandis qu'il lui fallait payer à son nouveau maître les cinq sixièmes comme fermage. Bien plus. Quand le produit de la vente de la pièce de terre ne suffisait pas à couvrir la 15 dette, ou bien quand cette dette était contractée sans être assurée par un gage, le débiteur devait vendre ses enfants comme esclaves à l'étranger pour couvrir le créancier. La vente des enfants par le père, - voilà le premier fruit du droit paternel, et de la monogamie ! Et si le vampire n'était pas encore satisfait, il pouvait vendre son débiteur lui-même comme esclave. Telle fut l'aimable aurore de la civilisa- 20 tion chez le peuple athénien. Dans le passé, à l'époque où les conditions d'existence du peuple correspondaient encore à ||165| la condition de la gens, un pareil bouleversement était impossible, et voilà qu'il s'était produit sans qu'on sût comment. Revenons un instant à nos Iroquois. Chez eux, une situation telle qu'elle s'était imposée aux Athéniens, pour ainsi dire sans leur concours et malgré eux, était inconcevable. La façon de produire bon an mal an les choses nécessaires à l'existence y restant toujours la même, ne pouvait jamais créer de pareils conflits imposés en quelque sorte du dehors, ni aucun antagonisme entre riches et pauvres, entre exploiteurs et exploités. Les Iroquois étaient loin encore de maîtriser la nature, mais dans les limites naturelies qui leur étaient imposées, ils étaient maîtres de leur propre production. A part les mauvaises récoltes dans leurs petits jardins, l'épuisement de la provision de poisson dans leurs lacs et leurs fleuves, et du gibier dans leurs forêts, ils savaient ce qui résultait de leur façon de se créer des moyens d'existence. Ce qui devait en résulter, c'était l'entretien de leur vie, plus ou moins abondant; mais ce qui ne pouvait jamais en résulter, c'étaient des bouleversements sociaux imprévus, la rupture des liens de la gens, la scission des gennêtes et des membres de la tribu en classes opposées se combattant réciproquement. La production se mouvait dans les limites les plus étroites, mais ... les producteurs étaient maîtres ||166| de leurs propres produits. C'était là l'immense avantage de la production barbare, qui se perdit avec l'entrée en scène de la civilisation et que les générations futures auront pour devoir de reconquérir, mais en lui donnant pour base la puissante domination aujourd'hui conquise par l'homme sur la nature, et la libre association, chose désormais possible. Il en était autrement chez les Grecs. Les progrès de la propriété privée en trou522

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peaux et en objets de luxe menèrent à l'échange entre individus et à la transformation des produits en marchandises. Et c'est là le germe de toute la révolution qui va suivre. Dès que les producteurs ne consommèrent plus directement eux-mêmes leurs produits, mais s'en dessaisirent par l'échange, ils cessèrent d'en être les maî5 très. Ils ne savaient plus ce qu'il en advenait, et il devint possible que le produit fût quelque jour employé contre le producteur pour l'exploiter et l'opprimer. C'est pourquoi aucune société ne saurait d'une façon durable rester maîtresse de ses propres produits ni conserver un contrôle sur les effets sociaux de son système de production, sans se débarrasser d'abord de l'échange entre individus. 10 Mais les Athéniens devaient apprendre avec quelle rapidité le produit se met à dominer le producteur dès que commencent l'échange entre individus et la transformation des produits en ||167| marchandises. Avec la production marchande apparut la culture de la terre par des individus pour leur propre compte, et bientôt après la propriété individuelle du sol. Plus tard vint l'argent, la marchandise univer15 selle contre laquelle toutes les autres pouvaient s'échanger; mais tandis qu'ils inventaient la monnaie, les hommes ne songèrent pas qu'ils créaient ainsi une force nouvelle, la force universelle unique devant laquelle la société entière devait s'incliner. Et ce fut cette force nouvelle, surgissant subitement à l'insu de ses propres créateurs et malgré eux, qui Ht sentir sa puissance aux Athéniens, dans toute la 20 brutalité de sa jeunesse.

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Qu'y avait-il à faire? La constitution de la gens s'était montrée impuissante contre la marche triomphale de l'argent; elle était de plus absolument incapable de trouver dans son cadre la moindre place pour des choses comme l'argent, les créanciers et les débiteurs, le recouvrement des dettes par la force. Mais la nouvelle force sociale était là, et ni les pieux souhaits, ni le désir ardent de revenir au bon vieux temps ne chassèrent plus du monde l'argent et l'usure. En outre, une série d'autres brèches moins importantes avaient été faites à la gens. Le mélange des gennêtes et des phrators sur tout le territoire attique, notamment dans la ville d'Athènes même, s'accentuait davantage de géné||168|ration en génération, bien qu'à ce moment un Athénien eût le droit de vendre un bien-fonds en dehors de sa gens, mais non sa maison d'habitation. La division du travail entre les différentes branches de production : agriculture et métiers, et dans ceux-ci entre une foule de sous-genres tels que le commerce, la navigation, etc., s'était de plus en plus développée avec les progrès de l'industrie et du négoce; la population se divisait maintenant, suivant ses occupations, en groupes assez déterminés, dont chacun avait une série de nouveaux intérêts communs pour lesquels il n'y avait aucune place dans la gens ou dans la phratrie, et qui par conséquent nécessitait de nouvelles fonctions pour veiller sur eux. Le nombre des esclaves avait considérablement augmenté et devait, à cette époque déjà, dépasser de beaucoup celui des Athéniens libres; la gens ne connaissait primitivement aucun esclavage ni par suite aucun moyen de maintenir sous le joug cette masse de gens non libres. Et enfin le commerce avait amené à Athènes une foule d'étrangers qui s'y établirent en raison de la plus grande facilité qu'ils y trouvaient à gagner de l'argent, et qui restèrent au milieu du peuple un élément étranger, privé, de par la vieille constitution, de droits et de protection, malgré la tolérance traditionnelle.

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Bref, la constitution gentile toucha à sa fin. ||169| La société la déborda chaque jour davantage ; elle ne pouvait ni enrayer ni supprimer les pires maux qui avaient surgi sous ses yeux. Les nouveaux groupes, constitués par la division du travail, d'abord entre ville et campagne, ensuite entre les différentes branches d'industrie des villes, avaient créé de nouveaux organes pour la défense de leurs intérêts ; des offices de tout genre avaient été institués. Puis le jeune Etat eut avant tout besoin d'une force propre qui, chez les Athéniens navigateurs, ne put être d'abord qu'une force navale, en vue de petites guerres particulières et pour la protection de leurs navires de commerce. On établit, à une époque indéterminée, avant Solon, les Naucraries, petites circonscriptions territoriales à raison de douze par tribu; chaque naucrarie devait fournir, armer et équiper d'hommes un vaisseau de guerre, et fournir en outre deux cavaliers. Cette institution entamait doublement la gens, d'abord parce qu'elle créait une force publique qui déjà ne se confondait plus avec l'ensemble du peuple armé, et en second lieu parce que pour la première fois, dans les affaires publiques, elle divisait le peuple, non d'après les groupes consanguins, mais d'après l'habitation locale. Nous ne tarderons pas à voir ce que cela signifiait. La constitution gentile ne pouvant venir en ||170| aide au peuple exploité, il ne lui restait que l'Etat naissant. Et celui-ci vint à son secours par la constitution de Solon, pendant qu'il se fortifiait de nouveau aux dépens de l'ancienne constitution. Solon (la façon dont fut accomplie sa réforme en l'an 594 avant notre ère ne nous regarde pas ici), Solon ouvrit la série de ce qu'on appelle les révolutions politiques, et il le fit par une atteinte à la propriété. Toutes les révolutions jusqu'ici ont été des révolutions en faveur d'un genre de propriété à l'encontre d'un autre. Elles ne peuvent pas protéger l'un sans léser l'autre. Dans la grande Révolution française, la propriété féodale fut sacrifiée pour sauver la propriété bourgeoise ; dans celle de SoIon, ce fut la propriété des créanciers qui dut souffrir au profit de celle des débiteurs. Les dettes furent simplement déclarées nulles. Les détails ne nous sont pas exactement connus, mais Solon se vante dans ses poésies d'avoir enlevé les poteaux hypothécaires des champs endettés, et d'avoir rapatrié les hommes qui, à cause de leurs dettes, avaient été vendus comme esclaves ou s'étaient enfuis à l'étranger. Cela ne pouvait se faire que par une violation ouverte de la propriété. Et en fait, depuis la première jusqu'à la dernière de ces prétendues révolutions politiques, elles ont toutes été faites pour la défense d'un genre de propriété et accomplies au moyen de la confis||171|cation, autrement dit du vol d'un autre genre. Tant il est vrai que depuis deux mille cinq cents ans la propriété n'a pu être maintenue qu'au moyen de la violation de la propriété. Mais il s'agissait dès lors d'empêcher le retour d'un pareil asservissement des libres Athéniens. On y obvia d'abord au moyen de mesures générales, par exemple par l'interdiction des contrats de créances dans lesquels le débiteur devenait le gage du créancier. De plus, on fixa un maximum de biens-fonds qu'un même individu pouvait posséder, afin de mettre un frein qui modérât l'avidité des nobles pour la terre des paysans. Ensuite il y éut des changements dans la constitution, dont les principaux pour nous sont les suivants : Le conseil fut porté à 400 membres, 100 de chaque tribu; ici la tribu restait donc encore la base du système. Mais ce fut là aussi le seul côté par lequel la vieille

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constitution fut introduite dans le nouveau corps de l'Etat. Car, pour le reste, Solon divisa les citoyens en quatre classes, d'après leur propriété foncière et son rendement. 500, 300 et 150 médimnes de grain (1 médimne = environ 41 litres) furent les rendements minima pour les trois premières classes ; quiconque avait moins de bien foncier ou n'en avait pas du tout tombait dans la quatrième classe. Tous les offices ne pou||172|vaient être occupés que par les trois premières, et les plus élevés par la première classe seule ; la quatrième n'avait que le droit de prendre la parole et de voter dans l'assemblée du peuple ; mais c'est dans cette assemblée qu'étaient choisis tous les fonctionnaires ; c'est là que ceux-ci avaient à rendre leurs comptes ; c'est là que se faisaient toutes les lois, et la quatrième classe y formait la majorité. Les privilèges aristocratiques furent en partie renouvelés dans la forme par les privilèges de la richesse, mais c'est le peuple qui conserva le pouvoir suprême. D'autre part, les quatre classes formèrent la base d'une nouvelle organisation militaire. Les deux premières fournissaient la cavalerie ; la troisième devait servir dans l'infanterie de ligne; la quatrième comme troupe légère, ne portant pas cuirasse, ou dans la flotte, et qui touchait probablement une solde. Ici donc un élément tout nouveau s'introduisait dans la constitution: la propriété privée. Les droits et les devoirs des citoyens de l'Etat furent déterminés d'après l'importance de leur bien foncier, et au fur et à mesure qu'augmenta l'influence des classes possédantes, les anciennes corporations consanguines furent supplantées ; la gens avait subi une nouvelle défaite. L'attribution des droits politiques d'après ||173| la fortune n'était toutefois pas une de ces institutions sans lesquelles l'Etat ne peut pas exister. Si grand que soit le rôle qu'elle a joué dans l'histoire de la constitution des États, nombre de ceux-ci, et précisément les plus complètement développés d'entre eux, n'en eurent pas besoin. A Athènes même, elle ne joua qu'un rôle passager; depuis Aristide tous les emplois étaient accessibles à chaque citoyen. Pendant les quatre-vingts ans qui suivirent, la société athénienne prit graduellement la direction dans laquelle elle a continué de se développer dans les siècles suivants. Bon ordre était mis aux abus du riche usurier d'avant Solon, de même qu'à la concentration excessive de la propriété foncière. Le commerce, les métiers manuels et artistiques s'exerçant de plus en plus en grand, grâce au travail des esclaves, devinrent les principales branches de production. On devint plus éclairé. Au lieu d'exploiter d'une façon brutale, comme au début, ses propres concitoyens, on exploita surtout les esclaves et la clientèle extra-athénienne. La fortune mobilière, la richesse financière, le nombre des esclaves et des navires augmentèrent de plus en plus, mais ne furent plus un simple moyen d'acquérir du bien foncier, comme aux temps bornés de la première époque ; elles devinrent un but à soi. D'une part la vieille noblesse avait ainsi rencontré ||174| une concurrence victorieuse dans les nouvelles classes de riches industriels et commerçants; mais d'autre part aussi la dernière base avait été enlevée de la sorte aux restes de la constitution gentile. Les gentes, phratries et tribus dont les membres étaient dès lors dispersés par toute l'Attique et vivaient complètement entremêlés, étaient par cela même devenus tout à fait impropres à la formation de corps politiques ; une foule de citoyens athéniens n'appartenaient plus à aucune gens-, c'étaient des immigrés qui avaient bien été ad-

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mis aux droits de citoyen, mais dans aucun des anciens groupes consanguins; à côté de ceux-ci il y avait encore le nombre toujours croissant des immigrants étrangers, des métèques. Pendant ce temps, les luttes des partis allaient leur train; la noblesse cherchait à reconquérir ses privilèges et reprit pour un moment la haute main, jusqu'à ce que la révolution de Cleisthènes (509 av. notre ère) la renversât définitivement, mais avec elle aussi le dernier reste de la gens. Cleisthènes, dans sa constitution nouvelle, ne s'occupa pas des quatre tribus anciennes basées sur gentes et phratries. A leur place vint une organisation toute nouvelle ayant pour base la répartition des citoyens, déjà essayée dans les naucraries, d'après leur lieu de résidence. Ce ne fut plus le fait d'appartenir aux groupes consanguins qui décida, mais le seul domicile; ce ne ||175| fut pas le! peuple, mais le sol qu'on subdivisa; les habitants devinrent politiquement un simple accessoire du territoire. Toute l'Attique fut partagée en cent circonscriptions de communes ou dèmes, dont chacune s'administrait elle-même. Les citoyens (démotes) habitant chaque démos élisaient leur chef (démarque) et leur trésorier, de même que trente juges ayant juridiction sur les petits différends. Ils avaient également un temple propre, et un dieu protecteur, ou héros, dont ils élisaient les prêtres. Le pouvoir suprême dans le démos appartenait à l'assemblée des démotes. C'est, comme le remarque justement Morgan, le type des communes urbaines d'Amérique, se gouvernant elles-mêmes. L'Etat naissant eut à Athènes pour point de départ la même unité qui distingue l'Etat moderne à son plus haut degré de perfectionnement. Dix de ces unités ou dèmes formaient une tribu ; mais celle-ci, contrairement à l'ancienne tribu de race, fut maintenant appelée tribu locale. La tribu locale n'était pas seulement un corps politique s'administrant lui-même, mais aussi un corps militaire ; elle élisait son phylarque ou chef de tribu, qui commandait la cavalerie, le taxiarque pour l'infanterie, et le stratège qui avait sous ses ordres l'ensemble des troupes levées sur le territoire de la tribu. Elle fourais||176|sait en outre cinq navires de guerre avec leurs équipages et leurs commandants, et recevait comme protecteur sacré un héros de l'Attique dont elle portait le nom. Enfin, elle élisait cinquante membres du conseil d'Athènes. La réunion de tous ces éléments formait l'Etat athénien, gouverné par un conseil composé des cinq cents élus des dix tribus, et en dernière instance par l'assemblée du peuple où chaque citoyen athénien avait accès et droit de vote; à côté, des archontes et d'autres fonctionnaires veillaient aux diverses branches de l'administration et de la juridiction. Il n'y avait pas à Athènes de dépositaire suprême du pouvoir exécutif. Avec cette constitution, et l'admission d'un très grand nombre de métèques - les uns immigrés, les autres esclaves affranchis - les organes de la gens étaient évincés des affaires publiques. Mais l'influence morale, les manières de voir et de penser venues du temps de la gens se perpétuèrent encore et ne disparurent complètement que petit à petit. On s'en aperçut à une institution gouvernementale ultérieure. Nous voyons qu'un caractère essentiel de l'Etat consiste en une force publique distincte de la masse du peuple. Athènes n'avait à ce moment qu'une armée popu526

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laire et une flotte directement fournie par le peuple. Celles-ci la protégeaient à l'extérieur et tenaient en respect ||177| les esclaves qui, à cette époque déjà, formaient la majeure partie de la population. En face des citoyens, la force publique n'existait d'abord que sous la forme de la police, qui est aussi vieille que l'Etat; c'est pourquoi les naïfs Français du XVIII e siècle ne parlaient pas non plus des nations civilisées, mais des «nations policées». Les Athéniens instituèrent donc, en même temps que leur État, une police, une véritable gendarmerie à pied et à cheval. Mais cette gendarmerie fut formée ... d'esclaves. Ce métier de sbire paraissait si indigne au libre Athénien qu'il aimait mieux se faire arrêter par un esclave armé que se prêter lui-même à un pareil avilissement. C'était là encore l'ancien état d'esprit du gentilis. L'Etat ne pouvait exister sans la police, mais il était jeune encore et n'avait pas assez d'autorité morale pour rendre respectable un métier qui semblait nécessairement infâme aux vieux gentiles.

Combien l'Etat, dès lors parfait dans ses grandes lignes, était approprié à la nouvelle condition sociale des Athéniens, le rapide essor de la richesse, du commerce et de l'industrie nous le prouve. L'antagonisme de classes, sur lequel reposaient les institutions sociales et politiques, n'existait plus entre nobles et gens du commun, mais entre esclaves et hommes libres, métèques et citoyens. Au temps de sa plus grande prospérité, l'ensemble des citoyens libres ||178| d'Athènes tout entier, 20 femmes et enfants compris, se composait d'environ 90000 individus, à côté desquels on comptait 365 000 esclaves des deux sexes et 45 000 métèques, - étrangers et affranchis. Pour chaque citoyen adulte on comptait donc au moins 18 esclaves et plus de deux métèques. Le grand nombre des esclaves provenait de ce que beaucoup d'entre eux travaillaient en commun sous les ordres de surveillants, dans des manu25 factures et de grands ateliers. Mais avec le développement du commerce et de l'industrie vint l'accumulation et la concentration des richesses en un petit nombre de mains, l'appauvrissement de la masse des citoyens libres, auxquels il ne restait que le choix, ou de faire concurrence au travail des esclaves par leur propre travail manuel - ce qui était considéré comme déshonorant et ne promettait d'ailleurs qu'un 30 maigre profit - ou bien encore de devenir des parasites. Ils prirent par nécessité, vu les circonstances, le dernier parti, et comme ils formaient la masse, ils amenèrent aussi la ruine de l'Etat athénien tout entier. Ce n'est pas la démocratie qui a conduit Athènes à la ruine, comme le prétendent les pédantesques flagorneurs des princes européens, mais l'esclavage, qui proscrivait le travail du citoyen libre. 35 La formation de l'Etat chez les Athéniens est un modèle particulièrement typique de la forma||179|tion de l'Etat en général, parce que d'une part elle s'accomplit sans immixtion de violences extérieures ou intérieures - l'usurpation de Pisistrate ne laissa pas derrière elle la moindre trace de sa courte durée - ; parce que d'autre part elle fait immédiatement surgir de la gens un Etat d'une forme très perfection40 née, la République démocratique; et enfin parce que nous sommes suffisamment au courant de ses particularités essentielles. | 15

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|181| VI La gens et l'État à Rome D'après la légende de la fondation de Rome, le premier établissement se fit par un certain nombre de gentes latines - cent, dit la légende - réunies en une tribu ; il s'y rattacha bientôt une tribu sabellienne, qui est dite avoir compté cent gentes, et en5 fin une troisième tribu, composée d'éléments divers et encore une fois de cent gentes. Le récit tout entier montre, au premier coup d'œil, qu'il n'y eut plus guère ici rien de spontané en dehors de la gens, et que celle-ci même ne fut, en bien des cas, qu'un essaim de la gens-mère qui continuait à vivre dans l'ancien pays natal. Bien que composées pour la plupart d'éléments non étrangers et d'après le modèle 10 de l'ancienne tribu, dont la formation avait été naturelle et non factice, les tribus n'en portent pas ||182| moins au front le sceau de leur composition artificielle, ce qui n'exclut pas que le noyau de chacune de ces trois tribus a pu être réellement une tribu ancienne. Le membre intermédiaire, la phratrie, se composait de dix gentes, et s'appelait curie-, il y en avait donc trente. 15 Il est reconnu que la gens romaine était la même institution que la gens grecque ; si la gens grecque est une forme plus développée de cette unité sociale dont les Peaux-Rouges américains nous offrent la forme primitive, cela est vrai aussi pour la gens romaine. Nous pouvons donc, ici, aller plus vite. La gens romaine avait, tout au moins dans les premiers temps de la Ville, la 20 constitution suivante: 1° Droit héréditaire réciproque des gennêtes ; la fortune restait dans la gens. Comme le droit paternel régnait déjà dans la gens romaine ainsi que dans la grecque, les descendants de la ligne féminine étaient exclus de l'héritage. D'après la loi des douze tables, le droit romain le plus ancien qui nous soit connu, les enfants hé- 25 ritaient d'abord en qualité d'héritiers directs; à leur défaut, les agnats (parents de la ligne masculine) et, en l'absence de ceux-ci, les gennêtes. Dans aucun cas, la fortune ne sortait de la gens. Nous voyons ici l'introduction graduelle dans la coutume de dispositions légales nouvelles motivées par l'ac||183|croissement de la richesse et par la monogamie: le droit héréditaire, primitivement égal parmi les gennêtes, est 30 d'abord (et de bonne heure déjà, comme nous l'avons indiqué plus haut) limité aux agnats, et finalement aux enfants et à leurs descendants dans la ligne masculine; dans les douze tables, naturellement cet ordre nous paraît renversé. 2° Possession d'un lieu de sépulture commun. La gens Claudia reçut, lors de son immigration de Regilli à Rome, une portion de terre qui lui fut assignée et, en 35 outre, un lieu de sépulture commun dans la Ville même. Du temps d'Auguste encore, la tête de Varus, tué dans la forêt de Teutobourg, fut rapportée à Rome et placée dans le gentilitius tumulus; la gens (Quinctilia) avait donc encore une sépulture particulière. 3° Solennités religieuses communes. Celles-ci, les sacra gentilitia, sont connues. 40 4° Obligation de ne pas se marier dans la gens. Celle-ci ne paraît pas avoir jamais été transformée, à Rome, en une loi écrite, mais la coutume persista. Parmi le nom-

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bre énorme de couples conjugaux romains dont les noms nous ont été conservés, pas un seul n'a le même nom gentil pour l'homme et pour la femme. Cette règle est encore démontrée par le droit héréditaire. La femme perd, par le mariage, ses droits agnati||184|ques, elle sort de sa gens; ni elle ni ses enfants ne peuvent hériter de son père ou des frères de celui-ci, parce que, autrement, la part d'héritage serait perdue pour la gens paternelle. Cela n'a de sens que dans la supposition que la femme ne peut épouser aucun gennête. 5° Une propriété foncière commune. Celle-ci exista déjà au temps primitif, dès que l'on commença à partager le territoire de la tribu. Chez les tribus latines, nous trouvons le sol possédé partie par la tribu, partie par la gens, partie par des ménages qui ne pouvaient guère à cette époque être des familles individuelles. C'est Romulus qui a dû faire le premier partage des terres aux individus, environ un hectare (deux jugera) à chacun. Cependant nous trouvons plus tard encore la propriété du sol entre les mains des gentes, sans parler des terres de l'État, sur lesquelles roule toute l'histoire intérieure de la République. 6° Devoir pour les gennêtes de se prêter mutuellement secours et assistance. L'histoire écrite ne nous en montre plus que des débris; l'État romain entra en scène dès le début avec une prépondérance telle que le droit de protection contre les injures lui échut. Quand Appius Ciaudius fut arrêté, toute sa gens, même ses ennemis personnels, prirent le deuil. Au temps de la deuxième guerre punique, les gentes s'associèrent pour ra||185|cheter leurs membres faits prisonniers; le Sénat le leur défendit. 7° Droit de porter le nom de la gens. Il se maintint jusqu'au temps des empereurs. On permettait aux affranchis de prendre le nom de la gens de leur ancien maître, cependant sans leur accorder le droit de gennêtes. 8° Droit d'adoption d'étrangers dans la gens. Elle avait lieu par l'adoption dans une famille (comme chez les Indiens), ce qui entraînait avec soi l'admission dans la gens. 9° Le droit d'élire et de déposer le chef n'est mentionné nulle part. Mais comme, aux premiers temps de Rome, toutes les fonctions, à commencer par celles du roi, n'étaient obtenues que par l'élection ou par l'acclamation, et comme les prêtres des curies eux-mêmes étaient élus par celles-ci, nous pouvons admettre qu'il en fut de même pour les chefs (principes) des gentes, bien que leur choix dans une seule et même famille de la gens ait déjà pu être la règle. Tels étaient les traits caractéristiques d'une gens romaine. A l'exception du passage au droit paternel, accompli déjà, ils sont l'image fidèle des droits et devoirs d'une gens iroquoise; ici encore «l'Iroquois perce d'une manière évidente». Nous ne donnerons qu'un exemple de la confusion qui règne aujourd'hui encore, en ce qui ||186| concerne l'organisation de la gens romaine, même chez nos historiens les plus renommés. On lit dans le travail de Mommsen sur les noms propres romains de l'époque républicaine et du temps d'Auguste (Rœmische Forschungen, Berlin, 1864, tome I): «En dehors de l'ensemble des membres masculins de la famille, les esclaves naturellement exceptés, mais y compris les familiers et les clients, le nom patronymique était également accordé aux femmes ... La tribu (comme Mommsen traduit ici gens) est ... une république née de la communauté

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(réelle, ou probable ou même fictive) d'origine, tenue en faisceau compact par la communauté des fêtes, des sépultures et des héritages, et à laquelle tous les individus personnellement libres - les femmes aussi, par conséquent - peuvent et doivent appartenir. Le difficile est d'établir le nom patronymique des femmes mariées. Cette difficulté disparaît, il est vrai, tant que la femme ne pouvait se marier qu'avec 5 un membre de sa gens; et il est prouvé que pendant longtemps il a été bien plus difficile pour les femmes de se marier en dehors que dans le sein de la gens-, c'est ainsi qu'au VI e siècle encore ce droit spécial, gentis enuptio, était accordé comme un privilège personnel, à titre de récompense. ... Mais là où des mariages extérieurs de ce genre avaient lieu, la femme, dans les premiers temps, a dû passer ||187| dans la 10 tribu de son mari. Ce qu'il y a d'absolument certain, c'est que dans l'ancien mariage religieux la femme entre pleinement dans la communauté tant légale que religieuse à laquelle appartient son mari, et qu'elle sort de la sienne à elle. Tout le monde sait que la femme mariée perd son droit d'héritage tant actif que passif visà-vis de ses gennêtes, mais que par contre elle entre en association d'hérédité avec 15 son mari, ses enfants et avec leurs gennêtes en général. Et si elle est ainsi adoptée par son mari et entre dans sa gens, comment peut-elle rester en dehors de sa lignée?» (Pages 9 à 11.) Mommsen affirme donc que les femmes romaines appartenant à une gens n'auraient pu, à l'origine, se marier que dans cette gens, et que par suite la gens ro- 20 maine aurait été endogame et non exogame. Cette opinion, qui est en contradiction avec tout ce que nous avons appris sur d'autres peuples, est surtout, sinon exclusivement, basée sur un seul passage, longuement controversé, de Tite-Live (livre XXXIX, chap. 19), d'après lequel le Sénat, en l'an de Rome 568, soit 186 avant notre ère, décida « uti Feceniœ Hispallœ datio, deminutio, gentis enuptio, tutoris optio item 25 esset quasi ei vir testamento dedisset; utique ei ingenuo nubere liceret, neu quid ei qui eam duxisset, ob id fraudi ignominiœve esset - c'est-à-dire que Fecenia Hispalla serait libre de disposer de ses ||188| biens, de les amoindrir, de se marier en dehors de la gens, de se choisir un tuteur, comme si son mari (défunt) lui en eût donné le droit par testament; et qu'elle pourrait épouser un homme de condition libre sans que ce 30 mariage pût être imputé ni à crime ni à honte à celui qui l'aurait prise pour femme». Il n'est donc pas douteux que l'on donne ici à Fecenia, une affranchie, le droit de se marier en dehors de la gens. Et il est non moins évident que, d'après ce qui précède, le mari avait le droit de transmettre par testament à sa femme celui de se 35 marier en dehors de la gens, après sa mort. Mais en dehors de quelle gens? Si, comme l'admet Mommsen, la femme devait se marier dans le sein de sa gens, elle restait également dans cette gens après son mariage. Mais, d'abord, cette prétendue endogamie de la gens est précisément le point à prouver. En second lieu, si la femme devait se marier dans la gens, il en était naturellement de même de 40 l'homme qui, sans cela, n'eût pu trouver femme. Et alors, nous en venons à ceci, que le mari pouvait transmettre testamentairement à sa femme un droit qu'il ne possédait pas lui-même pour son propre compte, c'est-à-dire que nous aboutissons à une absurdité juridique. Mommsen le sent aussi, et suppose alors «que pour le mariage en dehors de la lignée, il fallait, en droit, non seulement ||189| le consente- 45

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ment du mari sous l'autorité duquel la femme se trouvait, mais encore celui de l'ensemble des membres de la gens». (P. 10, note). Voilà, d'abord, une supposition bien hardie, et, en second lieu, elle est en contradiction avec le texte même du passage cité ; le Sénat, en effet, donne ce droit à Fecenia aux lieu et place de son mari ; 5 il ne lui donne expressément ni plus ni moins que son mari eût pu lui donner luimême, mais ce qu'il lui donne est un droit absolu, indépendant de toute autre entrave ; de telle sorte que si elle en fait usage, son nouveau mari n'aura pas non plus à en souffrir; le Sénat charge même les consuls et les préteurs présents et à venir de veiller à ce que Fecenia n'ait à subir à ce propos aucune injure. L'hypothèse de 10 Mommsen paraît donc absolument inacceptable. Autre supposition : la femme épousait un homme d'une autre gens, mais restait elle-même dans sa gens d'origine. Dans ce cas, d'après le passage cité, son mari eût eu le droit de permettre à la femme de se marier en dehors de sa propre gens à elle. C'est-à-dire qu'il eût eu le droit de prendre des dispositions dans les affaires d'une 15 gens à laquelle il n'appartenait pas. La chose est si absurde qu'il n'y a pas un mot de plus à perdre sur ce sujet. Il ne reste donc que l'hypothèse suivante : la femme aurait épousé en premières noces un ||190| homme d'une autre gens et aurait passé, du fait même de ce mariage, dans la gens du mari, comme Mommsen l'accorde d'ailleurs pour les cas de 20 ce genre. Alors, tout l'enchaînement des faits s'explique immédiatement. La femme, arrachée par le mariage à son ancienne gens et adoptée dans la gens de son époux, y a une situation toute particulière. Elle est, à la vérité, membre de la gens, mais elle n'y est rattachée par aucun lien consanguin ; le genre de son adoption l'affranchit tout d'abord de toute interdiction de se marier dans le sein de la gens dans 25 laquelle elle vient précisément d'entrer par le mariage ; elle est en outre admise aux droits d'hérédité de la gens ; en cas de décès de son mari, elle hérite de sa fortune, c'est-à-dire de la fortune d'un membre de la gens. Qu'y a-t-il de plus naturel que, pour conserver cette fortune à la gens, la veuve soit tenue d'épouser un gennête de son premier mari, et personne d'autre? Et si une exception doit être faite, qui donc 30 est aussi compétent pour l'y autoriser que celui-là même qui lui a légué cette fortune, son premier mari? Au moment où il lui abandonne une partie de ses biens et lui permet en même temps de la reporter par mariage ou à la suite de mariage dans une gens étrangère, cette fortune lui appartient encore, il ne dispose donc littéralement que de sa propriété. En ce qui concerne la femme elle-||191|même et sa situa35 tion à l'endroit de la gens de son mari, c'est celui-ci qui l'a introduite dans cette gens par un acte de libre volonté - le mariage; il semble donc également naturel qu'il soit la personne la plus propre à l'autoriser à sortir de cette gens pour un second mariage. Bref, la chose paraît simple et naturelle, dès que nous abandonnons l'idée bizarre de l'endogamie de la gens romaine, et si nous considérons celle-ci, 40 avec Morgan, comme originairement exogame. Il reste encore une dernière hypothèse qui a, elle aussi, trouvé ses défenseurs, et non les moins nombreux: le passage de Tite-Live signifierait simplement que «des filles affranchies (libertés) ne pourraient pas sans autorisation spéciale e gente enubere (se marier en dehors de la gens), ou entreprendre aucun acte qui, en vertu de 45 la capitis deminutio minima, occasionnerait la sortie de la liberta de l'association de

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la gens». (Lange : Antiquités romaines. Berlin, 1856, tome I, p. 195, où l'on s'en réfère à Huschke pour notre passage de Tite-Live.) Si cette hypothèse est exacte, le passage cité n'a aucune signification pour la condition des Romaines libres, et à plus forte raison ne peut-il être question d'une obligation pour celles-ci de se marier dans le sein de la gens. L'expression enuptio gentis ne se trouve que dans ce passage, et plus nulle part ailleurs dans ||192| toute la littérature romaine; le mot enubere, se marier au dehors, ne se rencontre que trois fois, également chez Tite-Live, et ne s'applique pas à la gens. Cette idée fantaisiste, que les Romaines ne pouvaient se marier qu'au sein de la gens, doit son existence à ce seul passage. Mais elle ne tient absolument pas debout. Car, ou bien la phrase de Tite-Live ne s'applique qu'à des restrictions spéciales aux affranchies, et alors elle ne prouve rien pour les femmes de condition libre (ingenuce) ; ou bien elle s'applique également aux femmes de condition libre, et alors elle prouve au contraire que, en règle générale, la femme se mariait en dehors de sa gens, mais passait, par son mariage, dans la gens du mari; elle se prononce donc contre Mommsen, et pour Morgan. Encore trois cents ans presque après la fondation de Rome, l'association de la gens était si forte, qu'une gens patricienne, celle des Fabiens, put entreprendre à son propre compte, avec le consentement du Sénat, une expédition contre la ville voisine de Véies. 306 Fabiens se mirent en campagne, dit-on, et furent tous tués dans une embuscade; un seul jeune garçon, resté en arrière, aurait perpétué la gens. Dix gentes formaient, comme nous l'avons dit, une phratrie qui porta ici le nom de curie, et fut dotée d'attributions publiques plus importantes ||193| que la phratrie grecque. Chaque curie avait ses pratiques religieuses, ses sanctuaires et ses prêtres particuliers ; ces derniers, dans leur ensemble, formaient un des collèges de prêtres romains. Dix curies constituaient une tribu, qui devait avoir à l'origine, comme le reste des tribus latines, un chef, commandant d'armée et grand prêtre. L'ensemble des trois tribus formait le peuple romain, le populus romanus. Nul ne pouvait donc appartenir au peuple romain s'il n'était membre d'une gens, et par elle d'une curie et d'une tribu. La première constitution de ce peuple fut la suivante. Les affaires publiques furent d'abord gérées par un Sénat qui, comme Niebuhr a été le premier à le comprendre, était composé des chefs des trois cents gentes ; c'est précisément pour cela que ceux-ci, en qualité de plus anciens gentiles, s'appelèrent pères (patres), et leur ensemble Sénat (conseil des anciens, de senex, vieillard). L'élection habituelle du pater dans la même famille pour chaque gens créa ici également la première noblesse de tribu; ces familles s'appelèrent patriciennes et prétendirent au droit exclusif d'entrer au Sénat et d'occuper tous les autres offices. Le fait que le peuple, avec le temps, se laissa imposer ces prétentions, et que celles-ci se transformèrent en un droit réel, la légende l'explique à sa façon en disant que Romulus ||194| aurait donné en partage aux premiers sénateurs et à leurs descendants le patriciat avec ses privilèges. Le Sénat, comme la boulé athénienne, décidait dans beaucoup d'affaires, et on le consultait pour les plus importantes, notamment les lois nouvelles. Celles-ci étaient votées par l'assemblée du peuple, appelée comitia curiata (assemblée des curies). Le peuple se réunissait, groupé en curies, et vraisemblablement dans chaque curie par gentes, et chacune

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des trente curies avait une voix dans la décision. L'assemblée des curies adoptait ou rejetait toutes les lois, élisait tous les hauts fonctionnaires, y compris le rex (le soidisant roi), déclarait la guerre (mais le Sénat concluait la paix), et décidait, en qualité de tribunal suprême, de la convocation des intéressés, dans tous les cas où il s'agissait de prononcer la peine de mort contre un citoyen romain. Enfin, à côté du Sénat et de l'Assemblée du peuple était placé le rex, qui correspondait exactement au basileus grec et n'était point du tout le roi presque absolu tel que Mommsen le présente (1). Il était aussi chef militaire, grand ||195| prêtre et président de certains tribunaux. Il n'avait de droits ou de pouvoirs civils d'aucune sorte sur la vie, la liberté et la propriété des citoyens, en tant que ces droits ne découlaient pas du pouvoir disciplinaire du chef militaire ou du pouvoir judiciaire exécutif du président de tribunal. Les fonctions de rex n'étaient pas héréditaires; il était au contraire, et probablement sur la proposition de son prédécesseur, élu d'abord par l'assemblée des curies, et ensuite solennellement installé dans une seconde assemblée. Qu'il pouvait être déposé aussi, le sort de Tarquin le Superbe le prouve. De même que les Grecs de l'époque héroïque, les Romains du temps des soi-disant rois vivaient donc en une démocratie militaire basée sur les gentes, les phratries, les tribus, et issue d'elles. En admettant que les curies et les tribus ne fussent en partie que des formations artificielles, elles n'en étaient pas moins constituées d'après les vrais modèles spontanés de la société de laquelle elles étaient sorties et qui les enserrait encore de toutes parts. En admettant même que la ||196| noblesse patricienne spontanée ait gagné du terrain et que les reges aient cherché à élargir petit à petit leurs attributions, cela ne change rien au caractère fondamental originel de la constitution, et c'est de celui-ci seul qu'il s'agit. Entre temps, la population de la cité de Rome et du territoire romain agrandi par la conquête s'accrut, en partie par l'immigration, en partie au moyen des habitants des régions soumises, pour la plupart latines. Tous ces nouveaux sujets de l'Etat (nous laissons de côté ici la question des clients) vivaient en dehors des vieilles gentes, curies et tribus, et ne formaient par suite aucune partie du populus romanus, du vrai peuple romain. Ils étaient personnellement libres, pouvaient posséder de la propriété foncière, étaient tenus de payer l'impôt, et soumis au service militaire. Mais ils ne pouvaient revêtir aucune fonction, prendre part ni à l'assemblée des curies, ni au partage des terres conquises par l'Etat. Il formaient la plèbe, exclue de tous droits publics. Par l'accroissement constant de leur nombre, par leur éducation et leur armement militaires, ils devinrent une puissance menaçante en face de l'ancien populus, dès lors étroitement fermé à tout accroissement extérieur. A cela s'ajoutait que la propriété foncière semble avoir été partagée assez également entre (1) Le latin rex est le celto-irlandais righ (chef de tribu) et le gothique reiks. Ce mot signifiait, de même qu'à l'origine notre fiirst (c'est-à-dire de même qu'en anglais flrst, en danois foerste, le premier), chef de gens ou de tribu; cela ressort de ce que les Goths avaient dès le IVe siècle un mot particulier pour le roi ultérieur, le chef militaire de l'ensemble d'un peuple : thiudans. Artaxercès et Hérode ne s'appellent jamais, dans la traduction de la Bible d'Ulflla, reiks, mais thiudans, et l'empire de Tibère ne porte jamais le nom de reiki, mais de thiudinassus. Les deux dénominations se confondirent en une seule dans le nom du thiudans gothique, ou comme nous le traduisons inexactement, du roi Thiudareiks, Théodorich, c'est-à-dire Dietrich.

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populus et plèbe, tandis que la fortune ||197| commerciale et industrielle, peu développée encore du reste, appartenait en majeure partie à la plèbe. Dans la grande obscurité qui règne sur toute l'histoire primitive traditionnelle de Rome - obscurité fortement augmentée par les essais d'interprétation et les récits rationalistes et pragmatiques dus à l'éducation juridique des écrivains postérieurs il est impossible de rien dire de positif sur la date, le cours ou les circonstances de la révolution qui mit fin à la vieille constitution de la gens. Tout ce qu'il y a de certain, c'est qu'elle eut sa cause dans les luttes entre plèbe et populus.

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La nouvelle constitution, attribuée au rex Servius Tullius, s'appuyant sur des modèles grecs, notamment sur celui de Solon, créa une nouvelle assemblée du peu- 10 pie qui comprenait ou excluait indistinctement populus et plébéiens, selon qu'ils rendaient ou non des services militaires. L'ensemble des hommes astreints au service militaire fut divisé, selon leur fortune, en cinq classes: la I re 100000 as; la 2 e 75000; la 3 e 50000; la 4 e 25000; la 5 e 11000, correspondant respectivement, d'après Dureau de la Malle, à 18 000, 13 500, 9000, 4500 et 1980 francs. La sixième 15 classe, les prolétaires, se composait des moins fortunés, exempts de service et d'impôts. Les citoyens, dans l'assem||198|blée des centuries (comitia centuriata), se rangeaient militairement, par compagnies, en leurs centuries de cent hommes, et chaque centurie avait une voix. Or, la première classe fournissait 80 centuries, la 2 e 22, la 3 e 20, la 4 e 22, la 5 e 30, et la 6 e une aussi, pour la forme. Ensuite venaient les che- 20 valiers, comprenant les plus riches, avec 18 centuries; total 193; majorité des voix: 97. Les chevaliers et la l r e classe, ayant ensemble 98 voix, avaient la majorité; quand ils étaient d'accord, les autres classes n'étaient même pas consultées, et la décision définitive était prise sans elles. Tous les droits politiques (sauf quelques-uns purement nominaux) de l'assem- 25 blée des curies, passèrent maintenant à la nouvelle assemblée des centuries; les curies et les gentes qui les composaient, furent ainsi, comme à Athènes, dégradées au rang de simples associations privées et religieuses et végétèrent longtemps encore sous cette forme, tandis que l'assemblée des curies ne tarda pas à s'éteindre. Pour exclure également de l'Etat les trois vieilles tribus de familles, on créa quatre tribus 30 locales, dont chacune habitait un quartier de la Ville, avec une série de droits politiques. C'est ainsi qu'à Rome aussi, avant même la suppression de la soi-disant royauté, le vieil ordre social, reposant sur les liens du sang ||199| personnel, fut détruit et fit place à une véritable constitution d'Etat, basée sur la division territoriale et sur la 35 différence des fortunes. La force publique consistait ici en le corps des citoyens soumis au service militaire, vis-à-vis non seulement des esclaves, mais encore des hommes dits prolétaires, exclus du service militaire et de l'armement.

C'est au sein de cette constitution nouvelle - à laquelle l'expulsion du dernier rex, Tarquin le Superbe, qui usurpait un véritable pouvoir royal, et son remplace- 40 ment par deux chefs militaires (consuls) avec pouvoir égal dans leurs fonctions (comme chez les Iroquois), ne firent que donner un plus large essor - c'est au sein de cette constitution que se meut toute l'histoire de la République romaine, avec toutes ses luttes entre patriciens et plébéiens pour l'accès aux fonctions publiques et la participation aux terres de l'Etat, et avec la disparition finale de la noblesse pa- 45

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tricienne dans la nouvelle classe des grands propriétaires fonciers et financiers; cette classe absorba petit à petit toute la propriété foncière des paysans ruinés par le service militaire, se mit à cultiver avec des esclaves les immenses domaines formés de la sorte, dépeupla l'Italie, et ouvrit ainsi la porte, non seulement à l'Empire, mais encore à ses successeurs, les barbares germains. |

|201| VII La gens chez les Celtes et les Germains La place nous manque pour étudier les institutions gentiles qui existent actuellement encore, sous une forme plus ou moins pure, chez les peuples sauvages et bar10 bares les plus divers, ou pour en suivre les traces dans l'histoire primitive des peuples asiatiques cultivés. Les unes ou les autres se trouvent partout. Nous n'en citerons que deux exemples. Avant même que la gens ait été bien connue, l'homme qui s'est donné le plus de peine pour mal la comprendre, Mac-Lennan, en a indiqué l'existence, et l'a très exactement décrite, chez les Kalmoucks, les Tcherkesses, 15 les Samoyèdes, et chez trois peuples de l'Inde, les Waralis, les Magars et les Munnipuris. Plus récemment, M. Kovalevsky l'a découverte et décrite chez les Pschaves, les Schevsures, ||202| les Svanêtes et d'autres tribus du Caucase. Voici seulement quelques courtes notes sur la gens chez les Celtes et les Germains. Les plus anciennes lois celtiques parvenues jusqu'à nous nous montrent encore 20 la gens en pleine vitalité ; en Irlande, elle survit même de nos jours, au moins instinctivement, dans le sentiment populaire, après avoir été violemment détruite par les Anglais; en Ecosse, elle était encore en pleine floraison au milieu du siècle dernier et n'y succomba également qu'aux armes, aux lois et aux tribunaux de l'Angleterre. 25 Les lois de l'antique pays de Galles, qui furent écrites plusieurs siècles avant la conquête anglaise, au plus tard au XI e siècle, montrent encore la culture communiste de villages entiers, ne fût-ce qu'à titre de reste exceptionnel d'une coutume générale antérieure; chaque famille avait cinq acres de terre pour sa culture personnelle ; en outre, une pièce était cultivée en commun, et son produit partagé. L'ana30 logie entre l'Irlande et l'Ecosse ne permet pas de douter que ces villages représentaient des gentes ou des fractionnements de gentes, quand bien même une étude nouvelle des lois galloises pour laquelle le temps me manque (mes notes sont de 1869), ne le prouverait pas directement. Mais ce que les documents gallois et irlandais prouvent d'une ||203| manière directe, c'est que chez les Celtes, au XI e siècle, 35 le mariage syndiasmien n'avait pas encore été du tout supplanté par la monogamie. Dans le pays de Galles, un mariage n'était consolidé, ou plutôt il n'était indissoluble, qu'au bout de sept ans. Ne manquât-il que trois nuits aux sept années, les époux pouvaient se séparer. Alors, on partageait; la femme faisait les parts, l'homme choisissait la sienne. Les meubles étaient partagés suivant certaines règles 40 fort humouristiques. Si c'était l'homme qui rompait, il devait rendre à la femme sa

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dot et quelque chose en plus; si c'était la femme, elle recevait moins. Sur les enfants, deux revenaient à l'homme, et un, le puîné, à la femme. Si, après la séparation, la femme prenait un autre mari et si le premier venait la reprendre, elle était obligée de le suivre, eût-elle déjà un pied dans le nouveau lit conjugal. Mais si tous deux étaient restés ensemble pendant sept ans, ils étaient mari et femme, même sans mariage formel préalable. La chasteté des filles avant le mariage n'était ni gardée ni exigée bien rigoureusement; les données que nous avons là-dessus sont de nature extrêmement frivoles et ne répondent en rien à la morale bourgeoise. Une femme commettait-elle un adultère, le mari avait le droit de la battre (c'était un des trois cas où cela lui était permis; dans les autres, il encourait une peine), mais il ne pouvait exiger aucune ||204| autre satisfaction, car «pour la même faute, il doit y avoir expiation ou vengeance, mais non les deux à la fois». Les motifs pour lesquels la femme pouvait réclamer le divorce sans rien perdre de ses droits au moment de la séparation étaient de nature fort large : la mauvaise haleine du mari suffisait. Le prix de rachat du jus primce noctis (gobr merch, d'où le nom du moyen âge marcheta, en français marquette), payable au chef de tribu ou roi, joue un grand rôle dans le code. Les femmes avaient droit de vote dans les assemblées du peuple. Ajoutons qu'en Irlande il existe des conditions analogues, que là aussi les mariages temporaires sont très usités et qu'en cas de séparation de grands avantages, exactement réglés, voire une indemnité pour ses services domestiques, sont assurés à la femme; que là aussi on trouve une «première femme» à côté des autres femmes; que dans les partages de successions, il n'est fait aucune différence entre les enfants légitimes et les enfants naturels, - et nous avons ainsi une image du mariage par couple à côté duquel la forme du mariage usitée dans l'Amérique du Nord semble sévère, mais qui ne doit pas étonner au XI e siècle chez un peuple qui vivait encore en mariage par groupe au temps de César. La gens irlandaise (sept ; la tribu s'appelle clainne, clan) n'est pas seulement établie et ||205| décrite par les vieux livres de droit, mais encore par les juristes anglais qui furent envoyés au XVII e siècle dans le pays pour transformer le territoire des clans en domaines du roi d'Angleterre. Le sol était resté jusque-là propriété commune du clan ou de la gens, en tant qu'il n'avait pas été transformé déjà en domaines privés par les chefs. Quand un gentilis mourait, et quand par suite un ménage prenait fin, le chef (les juristes anglais l'appelaient caput cognationis) faisait un nouveau partage de tout le territoire entre les autres ménages. Ce partage devait se faire en général d'après les règles en usage en Allemagne. Aujourd'hui encore, il se trouve quelques villages (il y a quarante ou cinquante ans ils étaient très nombreux) dits en rundale. Les paysans, fermiers individuels du sol, jadis propriété commune de la gens et volé depuis par le conquérant anglais, payent le fermage chacun pour sa part, mais ils réunissent tous les lots de champs ou de prés, les divisent suivant leur position et leur qualité en «gewänne», comme on dit sur les bords de la Moselle, et donnent à chacun sa part dans chaque «gewänne»; les marais et les pâturages servent en commun. Il y a cinquante ans encore, on refaisait le partage de temps en temps, en bien des endroits chaque année. La carte topographique du territoire d'un village rundale a très exactement l'aspect d'un village des ||206| bords de la Moselle ou du Hochwald. La gens survit aussi dans les «factions». Les paysans ir-

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landais se divisent souvent en partis qui, paraissant fondés sur des différends tout à fait absurdes, restent incompréhensibles pour les Anglais, et semblent n'avoir d'autre but que les rixes solennelles et populaires d'une faction contre l'autre. Ce sont des reviviscences artificielles, des compensations posthumes pour la gens dé5 membrée, qui montrent à leur manière la persistance de l'instinct héréditaire. Dans bien des contrées, d'ailleurs, les gentiles sont encore assez agglomérés sur leur ancien territoire; c'est ainsi que vers 1830 encore, la grande majorité des habitants du comté de Monaghan n'avaient que quatre noms de famille, c'est-à-dire qu'ils descendaient de quatre gentes ou clans (1). 10 En Ecosse, la ruine de l'ordre de la gens date de l'écrasement de l'insurrection de 1745. Quel ||207| membre de cet ordre représente spécialement le clan écossais, c'est ce qui reste à rechercher; mais qu'il en fût un, c'est indubitable. Dans les romans de Walter Scott, ce clan haut-écossais vit devant nos yeux. «Il est, dit Morgan, un spécimen parfait de la gens dans son organisation et dans son esprit, un 15 exemple frappant de la puissance de la vie de la gens sur les gennêtes. ... Dans leurs querelles et dans leurs vendettas, dans le partage du territoire par clans, dahs l'exploitation commune du sol, dans la fidélité des membres du clan à leur chef et entre eux, nous retrouvons partout les traits de la société fondée sur la gens. ... La filiation suivait le droit paternel, de telle sorte que les enfants des maris restaient 20 dans leurs clans, tandis que ceux des femmes passaient dans les clans de leurs pères.» Mais une preuve de l'existence antérieure du droit maternel en Écosse, c'est le fait que, dans la famille royale ||208| des Pietés, d'après Beda, l'hérédité féminine comptait. Il s'était même conservé chez les Écossais comme chez les Gallois jusqu'au moyen âge un vestige de la famille punaluenne dans le jus primœ noctis 25 que le chef de clan ou le roi avait le droit d'exercer sur toute fiancée, en qualité de dernier représentant des maris communs de jadis, si son rachat n'avait pas eu lieu.

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Il est certain que jusqu'à la migration des peuples, les Germains furent organisés en gentes. Ils ne peuvent avoir occupé que peu de siècles avant notre ère le territoire situé entre le Danube, le Rhin, la Vistule et les mers du Nord ; les Cimbres et les Teu-

(1) (Note de la 4' édition). - Pendant quelques jours passés en Irlande, j'ai senti à nouveau combien le peuple des campagnes y vit encore dans les idées du temps de la gens. Le propriétaire foncier, dont le paysan est le fermier, est toujours encore pour celui-ci une sorte de chef de clan ayant à administrer la terre dans l'intérêt de tous, à qui le paysan paye tribut sous 35 forme de fermage, mais duquel il doit aussi recevoir aide et protection en cas de besoin. Et de même, tout Irlandais plus aisé est considéré comme tenu de secourir ses voisins plus pauvres, dés qu'ils tombent dans la misère. Ces secours ne sont pas une aumône ; ils constituent ce qui revient de droit au plus pauvre de la part de son compagnon ou de son chef de clan plus riche. On comprend les plaintes des économistes politiques et des juristes sur l'impossibilité d'incul40 quer au paysan irlandais la notion de la propriété bourgeoise moderne ; une propriété qui n'a que des droits, mais pas de devoirs, cela ne peut absolument pas entrer dans la tête de l'Irlandais. Mais on comprend aussi comment des Irlandais, brusquement jetés avec ces naïves conceptions de gentiles dans les grandes villes d'Angleterre ou d'Amérique, au milieu d'une population ayant des idées de morale et de droit toutes différentes, finissent facilement par ne 45 plus rien comprendre au droit et à la morale, perdent toute mesure et doivent nécessairement se démoraliser en masse.

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tons étaient encore en pleine migration, et les Suèves ne trouvèrent qu'au temps de César des résidences fixes. César dit d'eux en termes exprès qu'ils s'étaient établis par gentes et par parentés (gentibus cognationibusque), et dans la bouche d'un Romain de la gens Julia, ce mot de gentibus a une signification particulière dont il n'y a pas à se débarrasser par des raisonnements. Cela s'appliquait à tous les Germains ; même la colonisation dans les provinces romaines conquises se fit encore par gentes. Il est constaté ||209| dans le droit populaire alaman que le peuple s'établit sur les territoires conquis au sud du Danube par genealogiœ ; le mot genealogia est employé exactement dans le même sens que le furent plus tard les expressions de communautés de la marche ou de villages. Kovalevsky a récemment émis l'opinion que ces genealogiœ ne seraient autre chose que les grandes associations domestiques entre lesquelles le sol aurait été partagé et desquelles ne seraient sorties que plus tard les communautés de villages. La même idée s'appliquerait donc aussi à la fara, expression par laquelle, chez les Burgundes et les Langobards, - c'est-à-dire chez un peuple d'origine gothique et chez un autre d'origine herminonique ou haut-allemande - on désignait à peu près, sinon exactement, la même chose que par genealogia dans le code alaman. Il y a lieu de rechercher de plus près en présence de quoi nous nous trouvons réellement ici : de la gens ou d'une communauté domestique.

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Les monuments philologiques nous laissent dans le doute sur la question de savoir si chez tous les Allemands la même expression s'appliquait à la gens, et quelle 20 était cette expression. Etymologiquement, au grec genos, au latin gens, correspond le gothique kuni, le moyen haut-allemand kunne, que l'on emploie aussi dans le même sens. Ce qui nous rappelle les temps du ||210| droit maternel, c'est que le nom pour femme dérive de la même racine : en grec gynê, en slave zena, en gothique qvino, en vieux norvégien kona, kuna. Chez les Langobards et les Burgundes, nous 25 trouvons, comme nous l'avons déjà dit, fara, que Grimm fait dériver de la racine hypothétique fisan (engendrer). Je préférerais en revenir à une dérivation plus évidente, de faran (marcher, voyager), pour désigner une fraction compacte, naturellement formée de parents, du peuple en migration; cette désignation, au cours d'une migration de plusieurs siècles d'abord vers l'Est, puis vers l'Ouest, aurait fini par 30 s'appliquer petit à petit à toute la communauté de même origine. Puis nous avons le gothique sibja, l'anglo-saxon sib, le vieux haut-allemand sippia, sippa (parent). Le Scandinave ne nous donne que le pluriel sifjar (les parents) ; le singulier n'existe que comme nom d'une déesse, Sif. Et enfin, nous trouvons encore une autre expression dans le chant d'Hildebrand, où Hildebrand demande à Hadubrand «quel est son 35 père parmi les hommes de la peuplade ... ou de quelle famille tu sois» (eddo huêlîhhes c n u o s l e s du sis). Autant qu'un nom allemand général a pu exister pour la gens, il a dû être le gothique kuni; à l'appui de cette opinion se prononce non seulement l'identité avec l'expression correspondante des langues de même origine, mais encore cette circonstance ||211| que c'est de ce mot kuni que dérive le mot ku- 40 ning (roi), qui signifie primitivement chef de gens ou de tribu. Sibja (parent) semble pouvoir être laissé de côté ; tout au moins sifjar, en Scandinave, ne signifie pas seulement consanguins, mais encore parents par alliance, et embrasse par suite les membres d'au moins deux gentes; sif ne peut donc avoir été lui-même l'expression s'appliquant à la gens. 45

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Chez les Germains aussi, de même que chez les Mexicains et chez les Grecs, l'ordre de bataille, qu'il s'agît de l'escadron de cavalerie ou de la colonne en coin de l'infanterie, était formé par des corporations de gentiles\ quand Tacite dit: par familles et parentés, cette expression vague s'explique par ce fait qu'à son époque la gens avait depuis longtemps cessé d'être à Rome une association vivante. Un passage décisif de Tacite est celui où il est dit : le frère de la mère considère son neveu comme son fils ; quelques-uns même tiennent le lien du sang entre oncle maternel et neveu pour plus étroit et plus sacré qu'entre père et fils, de telle sorte que lorsqu'on exige des otages, le fils de la sœur est considéré comme une plus grande garantie que le propre fils de celui qu'on veut lier. Voilà un reste vivant de la gens organisée d'après le droit maternel, c'est-à-dire primitive, et qui caractérise même les Germains d'une ||212| façon particulière (1). Quand des membres d'une gens de ce genre donnaient leur propre fils en gage d'une promesse solennelle, et quand ce fils était victime de la violation du traité par son père, celui-ci n'en devait compte qu'à soi-même. Mais si c'était le fils d'une sœur qui était sacrifié, cela constituait une violation du droit de la gens le plus sacré; le parent gentil le plus proche, à qui incombait avant tous les autres la protection de l'enfant ou du jeune homme, avait causé sa mort; ou bien il ne devait pas le livrer comme otage, ou il devait observer le traité. Si, en dehors de cet exemple, nous ne trouvions pas une seule autre trace de la gens chez les Germains, cet unique passage nous suffirait. | |213| Plus décisif encore, parce que postérieur d'environ 800 ans, est un passage du chant Scandinave sur le crépuscule des Dieux et sur la fin du monde, le Vôluspâ. Dans cette «vision de la prophétesse» (à laquelle, comme cela est aujourd'hui démontré par Bang et Bugge, se mêlent aussi des éléments chrétiens), il est dit, au cours de la description du temps de dépravation et de corruption générale qui amène la grande catastrophe : Broedhr munu berjask munu systrungar

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ok at bônum verdask; sifium spilla.

«Les frères se feront la guerre et deviendront les meurtriers les uns des autres, des enfants de sœurs briseront leur parenté. » Systrungr veut dire le fils de la sœur de la mère, et que ces fils renient entre eux la parenté consanguine, cela est regardé par le poète comme une aggravation du crime même de fratricide. L'aggravation consiste dans le systrungar, qui exprime la parenté du côté maternel ; si à la place de ce mot il y avait syskina-bœm (enfants de frères et sœurs), ou syskina-synir (fils de (1) Les Grecs ne connaissent plus que par la mythologie de l'époque héroïque la nature étroite, provenant de l'ère du matriarcat, du lien entre l'oncle maternel et le neveu, qui se retrouve chez nombre de peuples. D'après Diodore (IV, 34), Mêléagre tue les fils de Thestius, les frères de sa mère Althée. Celle-ci voit dans son action un crime si impardonnable qu'elle maudit le meurtrier, son propre fils, et lui souhaite la mort. «Les Dieux, d'après ce que l'on raconte, exaucèrent ses vœux, et mirent fin à la vie de Méléagre. » D'après le même Diodore (IV, 44), les Argonautes atterrirent sous Héraclès en Thrace, et y trouvèrent que Phineus maltraitait odieusement, à l'instigation de sa nouvelle femme, les deux fils qu'il avait eus de son épouse répudiée, la Boréade Cléopâtre. Mais parmi les Argonautes il se trouve aussi des Boréades, frères de Cléopâtre, et par suite frères de la mère des victimes. Ils prennent immédiatement fait et cause pour leurs neveux, les délivrent et tuent leurs gardiens.

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frères et sœurs), la seconde ligne du texte cité ne renchérirait pas sur la première, mais au contraire l'affaiblirait. Donc, même au temps des Vikings, où apparut la Vôluspâ, le souvenir du matriarcat n'était pas encore effacé en Scandinavie. | |214| Du reste, au temps de Tacite déjà, le droit maternel avait fait place, chez les Germains - tout au moins chez ceux qu'il a connus de plus près - au droit paternel: les enfants héritaient du père; à leur défaut, la succession revenait aux frères et aux oncles du côté paternel ou maternel. L'admission du frère de la mère à l'héritage coïncide avec le maintien de la coutume que nous venons de rappeler et prouve également combien le droit paternel était à ce moment récent encore chez les Germains. On retrouve des traces du droit maternel en plein moyen âge. A cette époque encore on ne paraît pas avoir eu, notamment chez les serfs, grande confiance dans la paternité ; ainsi quand un seigneur réclamait d'une ville un de ses serfs évadé, il fallait, à Augsbourg, à Bâle et à Kaiserslautern, par exemple, que la qualité de serf du poursuivi fût affirmée sous serment par six de ses plus proches parents consanguins, tous exclusivement du côté maternel (Maurer, Stœdteverfassung, 1, p. 381). Un autre reste du matriarcat à peine disparu, c'était le respect, presque incompréhensible pour les Romains, des Germains pour le sexe féminin. Les jeunes filles des familles nobles étaient considérées comme les otages les plus sûrs dans les traités avec les Germains; l'idée que leurs femmes et leurs filles pouvaient tomber en captivité ou en esclavage était terrible pour eux, et ||215| excitait plus que tout au monde leur courage dans la bataille ; ils voyaient dans la femme quelque chose de prophétique et de sacré ; ils obéissaient à ses avis, même dans les circonstances les plus graves; c'est ainsi que Velleda, la prêtresse Bructère des bords de la Lippe, fîut l'âme de toute l'insurrection batave dans laquelle Civilis, à la tête des Germains et des Belges, ébranla toute la domination romaine dans les Gaules. A la maisoni, l'autorité de la femme parait incontestée; elle, les vieillards et les enfants, ont, il est vrai, à vaquer à toute la besogne ; l'homme chasse, boit ou paresse. Voilà ce que diit Tacite; mais comme il ne dit pas qui travaille la terre, et déclare expressément qute les esclaves ne faisaient que payer un tribut, mais ne fournissaient aucune corvée, les hommes adultes, eux aussi, ont bien dû faire le peu de travail qu'exigeait la cullture du sol. La forme du mariage était, comme on l'a vu plus haut, le mariage syndiasmiem, se rapprochant peu à peu de la monogamie. Ce n'était pas encore la stricte monogaimie, puisque la polygamie était permise aux grands. En général, on tenait rigoureutsement à la chasteté des filles (contrairement à ce qui se passait chez les Celtes), eit Tacite s'exprime également avec une chaleur particulière sur l'indissolubilité dui lien conjugal chez les Germains. Il ne donne que ||216| l'adultère de la femme comme motif de divorce. Mais son récit renferme ici bien des lacunes, et étale danss tous les cas avec beaucoup trop de complaisance un modèle de vertu devant less yeux des Romains débauchés. Ce qu'il y a de certain, c'est que, si les Germains ontt été, dans leurs forêts, ces exceptionnels chevaliers de vertu, il ne leur a fallu quee bien peu de contact avec l'extérieur pour les ramener au niveau du reste de l'humanité européenne ; au milieu du monde' romain, la dernière trace de la rigueur dess mœurs s'évanouit bien plus rapidement encore que la langue allemande. Qu'on lisee

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seulement Grégoire de Tours. Il va de soi que, dans les forêts primitives de la Germanie ne pouvaient régner, comme à Rome, les excès de plaisirs sensuels raffinés, et il reste ainsi aux Germains, dans cet ordre d'idées, assez d'avantages encore sur le monde romain, sans que nous leur attribuions dans les choses de la chair une continence qui n'a jamais ni nulle part existé chez aucun peuple. La constitution de la gens donna naissance à l'obligation d'hériter des inimitiés du père ou des parents aussi bien que de leurs amitiés; on lui doit de même la «composition», aux lieu et place de la vendetta, pour le meurtre ou les dommages commis. Cette composition (Wergeld) qui, il y a une génération à peine, était consi-| |217|dérée comme une institution particulière à l'Allemagne, se retrouve aujourd'hui chez des centaines de peuples comme une forme atténuée de la vendetta, issue de la gens. Nous la retrouvons notamment, en même temps que l'obligation de l'hospitalité, chez les Indiens de l'Amérique; la description de la manière dont l'hospitalité était exercée d'après Tacite (Mœurs des Germains, ch. 21) est, dans ses moindres détails, presque la même que celle donnée par Morgan pour les Indiens. Les chaudes et interminables discussions sur la question de savoir si les Germains de Tacite avaient définitivement réparti la terre labourable, et comment interpréter les passages qui ont trait à ce point, appartiennent aujourd'hui au passé. Depuis que la culture de la terre en commun par la gens, plus tard par les associations de familles communistes, que César constate encore chez les Suèves, et l'attribution subséquente de la terre à des familles isolées avec répartition nouvelle périodique, ont été découvertes chez presque tous les peuples; depuis qu'il a été établi que ce nouveau partage périodique de la terre s'est conservé dans certains endroits en Allemagne jusqu'à nos jours, il n'y a plus un mot à perdre sur cette question. Si, de la culture de la terre en commun, telle que César la décrit expressément pour les Suèves (il n'y a chez eux, ||218| dit-il, aucune espèce de champs partagés ou particuliers), les Germains ont passé, dans les cent cinquante ans qui séparent cette époque de celle de Tacite, à la culture individuelle avec partage annuel du sol, cela constitue assurément un progrès suffisant; le passage de ce stade à la pleine propriété privée du sol, dans ce court intervalle et sans aucune immixtion étrangère, implique une simple impossibilité. Je ne lis donc dans Tacite que ce qu'il dit sèchement : « Ils échangent (ou partagent à nouveau) chaque année la terre cultivée, et il reste en outre assez de terres communes. » C'est là l'étape de l'agriculture et de l'appropriation du sol qui correspond exactement à la gens contemporaine des Germains. Je laisse l'alinéa ci-dessus, sans y rien changer, tel qu'il se trouve dans les éditions précédentes. Dans l'intervalle, la question a pris une autre tournure. Depuis que Kovalevsky (voir plus haut, page 209) a démontré l'existence très répandue, sinon générale, de la communauté domestique patriarcale comme stade intermédiaire entre la famille communiste matriarcale et la famille individuelle moderne, il ne s'agit plus, comme entre Maurer et Waitz, de propriété commune ou privée du sol, mais bien de la forme de la propriété collective. Il n'est pas douteux que chez les Suèves, au temps de César, ||219| existait non seulement la propriété collective, mais encore la culture en commun pour le compte commun. On discutera long-

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temps encore sur la question de savoir si l'unité économique était la gens, ou la communauté de ménage, ou un groupe de parenté communiste tenant le milieu entre les deux, ou si les trois groupements existèrent simultanément, suivant les conditions du sol. Mais Kovalevsky prétend que la situation décrite par Tacite supposait non pas la communauté de marche ou de village, mais bien la communauté de ménage; ce n'est que de cette dernière que serait alors issue, bien plus tard, la communauté de village, par suite de l'augmentation de la population. Il suivrait de là que les établissements des Germains sur le territoire occupé par eux au temps des Romains comme sur celui enlevé plus tard à ces derniers, ne consistaient pas en villages, mais en grandes communautés de familles qui comprenaient plusieurs générations, prenaient à charge de culture une étendue de terrain correspondant au nombre de leurs membres et utilisaient avec leurs voisins, à titre de marche commune, les terres environnantes laissées incultes. Le passage de Tacite relatif aux changements du sol cultivé devrait donc, en fait, être pris dans le sens agronomique: la communauté aurait défriché chaque année une certaine étendue ||220| de terre, et laissé en jachère ou même complètement en friche les terres cultivées l'année précédente. Etant donné le peu de densité de la population, il serait toujours encore resté assez de terrains vagues pour rendre inutile toute querelle ayant la possession du sol pour objet. Ce n'est qu'après des siècles, quand le chiffre des membres de la communauté eut pris un tel accroissement que le travail en commun ne fut plus possible dans les conditions de production de l'époque, qu'ils se seraient séparés; les champs et les prairies jusque-là cultivés en commun auraient été partagés de la façon ordinaire entre les ménages individuels en formation, d'abord à titre temporaire, puis une fois pour toutes, tandis que les bois, les pâturages et les eaux restaient en commun. Pour la Russie, cette marche de l'évolution paraît pleinement démontrée par l'histoire. En ce qui concerne l'Allemagne et en second lieu les autres pays germaniques, il n'y a pas à nier que cette hypothèse élucide mieux les documents et résout plus facilement les difficultés que celle adoptée jusqu'ici et qui fait remonter jusqu'à Tacite la communauté de village. Les documents les plus anciens, par exemple le Codex Laureshamensis s'expliquent, somme toute, bien plus facilement à l'aide de la communauté de ménages que de la communauté de village. D'autre | |221| part, cette hypothèse soulève de nouvelles difficultés et de nouvelles questions qu'il va falloir résoudre. De nouvelles recherches pourront seules être décisives; toutefois je ne dois pas dissimuler que le stade intermédiaire de la communauté de ménages a aussi pour lui beaucoup de vraisemblance en ce qui concerne l'Allemagne, la Scandinavie et l'Angleterre. Tandis qu'à l'époque de César les Germains sont à peine arrivés à avoir des résidences fixes et les cherchent même encore en partie, ils ont déjà, au temps de Tacite, tout un siècle de stabilité derrière eux; aussi le progrès dans la production des choses nécessaires à l'existence ne saurait-il être méconnu. Ils demeurent dans des blockhaus ; leur costume rappelle encore la sauvagerie primitive : un grossier manteau de laine, des peaux de bête, et pour les femmes et les grands des tuniques de lin. Leur nourriture est le lait, la viande, des fruits sauvages, et, comme l'ajoute Pline, de la bouillie de gruau d'avoine, qui est encore aujourd'hui le mets national

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celtique en Irlande et en Écosse. Leur richesse consiste en bétail; mais celui-ci est de mauvaise race, les bœufs sont petits, de peu d'apparence, sans cornes ; leurs chevaux sont de petits poneys et non pas des coursiers. La monnaie, exclusivement romaine, était rare et peu employée. Ils ne travaillaient et n'estimaient ||222| ni l'or ni 5 l'argent ; le fer était rare et semble presque, du moins dans les tribus du Rhin et du Danube, n'avoir été qu'importé par elles. L'écriture runique (imitée des caractères grecs ou latins), n'était connue que comme écriture secrète, et n'était employée que pour la sorcellerie religieuse. Les sacrifices humains étaient encore en usage. Bref, nous avons ici devant nous un peuple qui vient à peine de passer du stade moyen 10 au stade supérieur de la barbarie. Mais tandis que chez les tribus immédiatement voisines des Romains - par l'importation plus facile des produits de l'industrie romaine - le développement d'une industrie métallurgique et textile propre fut empêché, il n'y a pas de doute qu'une industrie de ce genre se forma dans le Nord-Est, sur les bords de la mer Baltique. Les pièces d'armement trouvées dans les marais 15 du Schleswig - longue épée de fer, cotte de mailles, casque d'argent, etc. - avec des monnaies romaines de la fin du II e siècle, et les objets en métal de fabrication allemande répandus par la migration des peuples, offrent un type tout particulier, d'une perfection peu commune, même là où ils se rapprochent des modèles romains originels. La migration dans l'empire romain civilisé mit partout une fin à 20 cette industrie indigène, sauf en Angleterre. Avec quel ensemble ces industries prirent naissance et se perfec||223|tionnèrent, les agrafes de bronze, par exemple, nous le montrent; celles que l'on a retrouvées en Bourgogne, en Roumanie, sur les bords de la mer d'Azof, pourraient être sorties du même atelier que les anglaises et les suédoises et sont, elles aussi, sans aucun doute, d'origine germaine. 25 La constitution également correspond au stade supérieur de la barbarie. Partout existait, d'après Tacite, le conseil des chefs (principes) qui décidait des affaires les moins graves, mais préparait les plus importantes pour la décision par l'assemblée du peuple. Celle-ci même n'existe, au stade inférieur de la barbarie, du moins chez les Américains où nous la rencontrons, que pour la gens seule et non encore pour la 30 tribu ou la confédération de tribus. Les chefs (principes) se distinguent encore fortement des commandants militaires (duces), tout comme chez les Iroquois. Les premiers vivent déjà en partie de présents honorifiques consistant en bétail, grain, etc. que leur font les gentiles-, ils sont le plus souvent, comme en Amérique, choisis dans la même famille. Le passage au droit paternel favorise, comme en Grèce et à Rome, 35 la transformation progressive de l'élection en hérédité, et par là même la formation d'une famille noble dans chaque gens. Cette antique noblesse, dite noblesse de tribu, disparut pour la plupart dans ||224| la migration des peuples ou tout au moins peu de temps après. Les commandants militaires étaient élus sans qu'on s'occupât de leur origine, uniquement d'après leur capacité. Ils avaient peu de pouvoir et de40 vaient agir par l'exemple. Tacite attribue expressément aux prêtres le pouvoir disciplinaire à l'armée. Le véritable pouvoir appartenait à l'assemblée du peuple. Le roi ou chef de tribu préside ; le peuple décide : non, par des murmures ; oui, par l'acclamation et le bruit des armes. Elle est en même temps assemblée de justice; on y porte et juge les plaintes, on y prononce la peine de mort; d'ailleurs seuls la lâcheté, 45 la trahison envers le peuple et les vices contre nature sont punis de mort. Dans les

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gentes également et dans, leurs subdivisions, la collectivité rend la justice sous la présidence du chef qui, comme dans toute la justice allemande primitive, ne peut avoir été qu'un directeur des débats et un interrogateur; dès l'origine et partout, chez les Germains, le juge c'était la collectivité. Des confédérations de tribus s'étaient formées depuis César; déjà, chez quelques-unes d'entre elles, il y avait des rois ; déjà, de même que chez les Grecs et les Romains, le chef militaire supérieur aspirait à la tyrannie et y arrivait parfois. Ces usurpateurs heureux n'avaient cependant rien du pouvoir absolu; cependant ils commen||225|cèrent à briser déjà les entraves de la gens. Tandis qu'autrefois les esclaves affranchis occupaient une condition inférieure parce qu'ils ne pouvaient appartenir à aucune gens, auprès des nouveaux rois des esclaves favoris parvenaient souvent à un rang, à la fortune et aux honneurs. La même chose arriva après la conquête de l'empire romain par les chefs militaires, devenus dès lors rois de grands pays. Chez les Francs, les esclaves et les affranchis jouèrent un grand rôle, d'abord à la cour, ensuite dans l'État; la nouvelle noblesse descendit d'eux en grande partie. Une institution, celle des compagnies militaires, favorisa l'avènement de la royauté. Nous avons déjà vu, chez les Peaux-Rouges américains, comment, à côté du régime de la gens, il se crée des associations particulières pour faire la guerre à leur propre compte. Ces associations particulières avaient déjà pris chez les Germains un caractère permanent. Un chef guerrier, qui s'était fait un renom, rassemblait une troupe de jeunes gens avides de butin, tenus envers lui à la fidélité personnelle, comme lui envers eux. Le chef veillait à leurs besoins, leur faisait des présents et les organisait hiérarchiquement; ils formaient une garde du corps et une troupe aguerrie pour les petites expéditions, un corps d'officiers complet pour les plus grandes. Si ||226| faibles que doivent avoir été ces compagnies et qu'elles nous le paraissent, par exemple, chez Odoacre en Italie, elles n'en constituaient pas moins les germes de la ruine de l'antique liberté populaire, et se prouvèrent tels pendant et après la migration des peuples. Car, tout d'abord, elles favorisèrent l'avènement du pouvoir royal. Mais, en second lieu, elles ne pouvaient, comme le remarquait déjà Tacite, être tenues en état de cohésion que par des guerres et des expéditions de rapine continuelles. La rapine devint un but. Quand le chef de la compagnie n'avait rien à faire dans le voisinage, il s'en allait avec sa troupe chez d'autres peuples où il y avait la guerre et des chances de rapine ; les troupes auxiliaires allemandes qui, sous le drapeau romain, combattaient contre les Allemands eux-mêmes, étaient en partie composées de compagnies de ce genre. C'était là la première ébauche du système des lansquenets, la honte et la malédiction des Allemands. Après la conquête de l'empire romain, ces gens de la suite des rois formèrent avec les serfs et les valets de cour romains le second élément principal de la future noblesse. En général, les tribus allemandes réunies en peuplades ont donc la même constitution qui s'est développée chez les Grecs de l'époque héroïque et les Romains du temps soi-disant des ||227| rois: assemblée du peuple, conseil des chefs des gentes, commandant militaire qui aspire déjà à un véritable pouvoir royal. C'était la constitution la plus parfaite que pût produire la gens; elle était la constitution-type du 544

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stade supérieur de la barbarie. C'en fut fait de la gens du jour où la société sortit des limites dans lesquelles cette constitution était suffisante; la gens fut détruite et remplacée par l'État. |

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\229\ VIII La formation de l'État des Germains Les Germains étaient, suivant Tacite, un peuple très nombreux. Nous nous faisons par César une idée approximative de la force des peuples isolés; il donne le chiffre de 180000 têtes, femmes et enfants compris, pour les Usipetères et les Tenctères apparus sur la rive gauche du Rhin. C'est donc environ 100 000 pour chaque peupie (1), chiffre beaucoup plus important déjà ||230| que, par exemple, celui de la totalité des Iroquois en leur temps le plus florissant, où, au nombre de moins de 20 000, ils devinrent la terreur du pays tout entier, depuis les grands lacs jusqu'à l'Ohio et au Potomac. Un pareil peuple, si nous cherchons à grouper ceux qui s'étaient établis dans le voisinage du Rhin et qui nous sont plus exactement connus par les relations qui en ont été faites, occupe en moyenne sur la carte à peu près la place d'un département prussien, soit environ 10000 kilomètres ou 182 milles géographiques carrés. Or, la Germania Magna des Romains, jusqu'à la Vistule, embrasse en chiffres ronds 500 000 kilomètres carrés. En prenant pour chaque peuple isolé le chiffre moyen de 100000 têtes, la population totale s'élèverait donc, pour la Germania Magna, à cinq millions; ce chiffre est considérable pour un groupe de peuples barbares ; il est extrêmement faible pour nos conditions : - 10 têtes par kilomètre carré, ou 550 par mille géographique carré. Mais le nombre des Germains vivant à cette époque est loin d'y être compris. Nous savons que le long des Carpathes, jusqu'à l'embouchure du Danube, demeuraient des peuples allemands d'origine gothique, les Bastarnes, les Peukins et autres, si nombreux, que Pline en forme la cinquième tribu principale des Germains et que, déjà passés en l'an 180 avant ||231| notre ère au service du roi macédonien Persée, ils pénétrèrent, dans les premières années d'Auguste, jusque dans la contrée d'Adrianople. Evaluons-les à un million seulement ; et nous aurons, au commencement de notre ère, un total probable d'au moins six millions d'Allemands. Après l'établissement en Germanie, la population a dû rapidement s'accroître; les progrès industriels dont nous avons parlé plus haut en seraient déjà une preuve. Les découvertes faites dans les marais du Schleswig sont, d'après les monnaies romaines qui en font partie, du III e siècle. Donc, à cette époque déjà, régnaient sur les

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(1) Le chiffre admis ici est établi par un passage de Diodore de Sicile sur les Celtes gaulois: «En Gaule demeurent de nombreuses peuplades de force inégale. Chez les plus grandes, le chiffre des individus en comporte environ 200000; chez les plus petites 50000.» (Diodorus Siculus, V, 25). Soit, en moyenne, 125000. Les peuples gaulois, en raison de leur degré supérieur de développement, doivent être évidemment considérés comme un peu plus forts en nombre que les Allemands.

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bords de la mer Baltique une industrie métallurgique et une industrie textile perfectionnées; d'où commerce actif avec l'empire romain et un certain luxe chez les plus riches ; - tous indices d'une population plus dense. Mais à cette époque aussi commence la guerre offensive générale des Germains sur toute la ligne du Rhin, de la frontière fortifiée romaine et du Danube, depuis la mer du Nord jusqu'à la mer 5 Noire, - preuve directe de l'accroissement constant et de l'expansion forcée de la population. La lutte dura trois siècles, pendant lesquels toute la tribu principale des peuples gothiques (à l'exception des Goths scandinaves et des Burgundes) marcha vers le Sud-Est, formant l'aile gauche de la grande ligne d'attaque au ||232| centre de laquelle les Hauts-Allemands (Herminones) sur le Haut-Danube et à l'aile gauche 10 de ceux-ci les Iskaevons, maintenant appelés Francs, se précipitaient sur le Rhin; la conquête de la Bretagne échut aux Ingaevons. A la fin du Ve siècle l'empire romain, affaibli, exsangue et impuissant, était ouvert à l'invasion des Allemands. Nous nous tenions plus haut au berceau de l'antique civilisation grecque et romaine. Nous voici près de son cercueil. Le rabot niveleur de la domination romaine 15 sur le monde avait passé sur tous les pays du bassin de la Méditerranée, et cela pendant des siècles. Partout où le grec ne résistait pas, les langues nationales avaient dû faire place à un latin dégénéré; il n'y avait plus de différences de nationalités, plus de Gaulois, d'Ibériens, de Liguriens, de Noriques ; tous ils étaient devenus Romains. L'administration et le droit romains avaient partout rompu les antiques 20 groupements, et dissous du même coup le dernier reste d'indépendance locale ou nationale. La qualité de citoyen romain, conférée à tous, n'offrait pas de compensation; elle n'exprimait aucune nationalité; elle indiquait seulement le défaut d'une nationalité. Les éléments de nations nouvelles existaient partout; les dialectes latins des différentes provinces se différencièrent de plus en plus; les frontières natu- 25 relies qui avaient ||233| précédemment fait de l'Italie, de la Gaule, de l'Espagne, de l'Afrique, des territoires indépendants, subsistaient et comptaient encore. Mais nulle part n'existait la force pour réunir ces éléments en nations nouvelles; nulle part il ne restait de traces de capacité de développement, de force de résistance, de forces créatrices. L'énorme masse humaine de cet immense territoire n'avait qu'un 30 lien qui la tint réunie: l'État romain; et celui-ci était devenu avec le temps son ennemi et son oppresseur le plus cruel. Les provinces avaient ruiné Rome; Rome même était devenue une ville de province comme les autres, privilégiée, mais non plus maîtresse, non plus point central de l'empire universel, non plus même siège des empereurs et des sous-empereurs qui résidaient à Constantinople, à Trêves, à 35 Milan. L'État romain était devenu une machine gigantesque, compliquée, ayant pour but exclusif l'exploitation de ses sujets. Des impôts, des corvées et des réquisitions de tout genre jetaient la masse de la population en une pauvreté toujours plus profonde. L'oppression était arrivée à un degré insupportable par les exactions des gouverneurs, des collecteurs d'impôts, des soldats. Voilà à quoi avait abouti la do- 40 mination de l'État romain sur le monde; il basait son droit à l'existence sur le maintien de l'ordre à l'intérieur, et sur la protection contre les barbares à l'exté-| |234|rieur. Mais son ordre était pire que le pire désordre, et les barbares contre lesquels il prétendait protéger les citoyens étaient attendus par ceux-ci comme des sauveurs. 45

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La situation sociale n'était pas moins désespérée. Déjà, dans les derniers temps de la République, la domination romaine était basée sur une exploitation sans scrupules des provinces conquises; l'empire n'avait pas supprimé cette exploitation, mais l'avait, au contraire, réglementée. Plus l'empire déclinait, plus les impôts et les réquisitions augmentaient, plus les fonctionnaires pillaient et pressuraient sans vergogne. Le commerce et l'industrie n'avaient jamais été l'affaire des Romains dominateurs de peuples; ce n'est que dans l'usure qu'ils dépassèrent tout ce qui fut avant et après eux. Ce qu'il y avait eu auparavant et ce qu'il s'était conservé de commerce périt sous les exactions des fonctionnaires ; ce qui en restait encore s'applique à la partie grecque, orientale, de l'empire, qui est en dehors de notre cadre. Appauvrissement général, rétrogradation du commerce, du travail manuel, de l'art, diminution de la population, décadence des villes, retour de l'agriculture à an état inférieur, - tel fut le résultat final de la domination romaine universelle. L'agriculture, la branche de production capi||235|tale dans tout l'ancien monde, l'était de nouveau plus que jamais. En Italie, les immenses domaines (latifundia) qui, depuis la fin de la République, prenaient presque tout le territoire, avaient été mis en valeur de deux manières, soit en pâturages, où la population était remplacée par des moutons ou des bœufs dont la surveillance n'exigeait qu'un petit nombre d'esclaves, soit en villas où des masses d'esclaves faisaient de l'horticulture de grand style, en partie pour le luxe du propriétaire, en partie pour approvisionner les marchés des villes. Les grands pâturages avaient été conservés, et même étendus ; les domaines des villas et leur horticulture somptueuse avaient péri par suite de l'appauvrissement de leurs propriétaires et de la décadence des villes. L'exploitation des latifundia basée sur le travail des esclaves ne donnait plus de bénéfices, mais elle était à cette époque la seule forme possible de la grande agriculture. La petite culture était redevenue la seule forme rémunératrice. L'une après l'autre, les villas furent morcelées en petites parcelles et remises à des fermiers héréditaires qui payaient une certaine somme, ou à des partiarii, plus administrateurs que fermiers, qui recevaient pour leur travail la sixième ou même seulement la neuvième partie du produit annuel. Mais on livrait de préférence ces petites parcelles à des colons qui payaient en ||236| échange un intérêt annuel fixe; ces colons étaient liés au sol et pouvaient être vendus avec leurs parcelles ; ce n'étaient pas, à proprement parler, des esclaves, mais ils n'étaient pas libres non plus; ils ne pouvaient pas se marier avec des femmes libres, et leurs unions entre eux n'étaient pas considérées comme des mariages entièrement valables, mais, ainsi que celles des esclaves, comme un simple concubinage (contubernium). Ils furent les précurseurs des serfs du moyen âge. L'antique esclavage avait fait son temps. Ni à la campagne dans la grande agriculture, ni dans les manufactures urbaines, il ne donnait plus de profit qui en valût la peine ; le marché pour ses produits avait disparu. Or la petite agriculture et la petite industrie, qui venaient de remplacer la gigantesque production des temps florissants de l'Empire, n'avaient pas d'emploi pour de nombreux esclaves. Ceux-ci ne trouvaient plus place dans la société que comme esclaves domestiques et de luxe des riches. Mais l'esclavage agonisant était encore suffisant pour faire considérer tout travail productif comme besogne d'esclave, indigne d'un Romain libre, - ce

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que chacun était dès lors. D'où, d'une part, augmentation croissante des affranchissements d'esclaves superflus, devenus une charge, et d'autre part multiplication, ici des colons, là des gueux libres (analogues aux poor ||237| whites des anciens États esclavagistes de l'Amérique). Le christianisme n'est absolument pour rien dans l'extinction progressive de l'esclavage. Il l'a pratiqué pendant des siècles dans l'Empire romain et n'a jamais empêché plus tard le commerce des esclaves des chrétiens, ni celui des Allemands dans le Nord, ni celui des Vénitiens dans la Méditerranée, ni plus récemment la traite des nègres (1). L'esclavage ne rapportait plus, c'est pourquoi il finit par disparaître. Mais en mourant il laissa derrière lui son aiguillon empoisonné sous forme de proscription du travail productif pour les hommes libres. Telle est l'impasse sans issue dans laquelle se trouvait le monde romain: l'esclavage était économiquement impossible, le travail des hommes libres était moralement proscrit. Le premier ne pouvait plus, le second ne pouvait pas encore être la base de la production sociale. Le seul remède à cette situation était une révolution complète. Les choses n'avaient pas meilleur aspect dans les provinces. Les plus amples renseignements que nous ayons sur ce point concernent la Gaule. Ici, à côté des colons, il y avait encore ||238| de petits paysans libres. Pour être assurés contre les violences des fonctionnaires, des magistrats et des usuriers, ils se mettaient souvent sous la protection, le patronage d'un puissant; et ce ne furent pas seulement des individus isolés qui prirent cette précaution, mais des communes entières, de telle sorte que les empereurs, au IVe siècle, lancèrent plusieûrs fois des interdictions à ce sujet. Mais de quoi cela servait-il à ceux qui cherchaient protection? Le patron leur imposait la condition de faire passer sur sa tête la propriété de leurs terres, dont par contre il leur assurait l'usufruit leur vie durant, - stratagème dont s'aperçut la sainte Église et qu'elle imita bravement aux IX e et X e siècles pour agrandir le royaume de Dieu et ses propres biens. A cette époque, il est vrai, vers l'an 475, l'évêque de Marseille, Salvianus, s'élevait encore avec indignation contre un pareil vol ; il raconte que l'oppression des fonctionnaires romains et des grands seigneurs fonciers était devenue si cruelle que beaucoup de «Romains» se sauvaient dans les contrées occupées déjà par les barbares, et que les citoyens romains qui s'y étaient établis ne craignaient rien tant que de retomber sous la domination romaine. Qu'à cette époque, des parents en grand nombre vendissent, par misère, leurs enfants comme esclaves, une loi rendue contre cette coutume le prouve. |

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|239| Pour avoir délivré les Romains de leur propre État, les barbares Germains 35 leur prenaient les deux tiers de leurs terres et se les partageaient entre eux. Le partage avait lieu suivant le régime de la gens-, en raison du petit nombre des conquérants, de très grands espaces restaient indivis et demeuraient la propriété, partie de tout le peuple, partie des tribus et gentes isolées. Dans chaque gens, les champs et les prairies étaient divisés en parties égales entre tous les ménages ; nous ne savons 40 pas si, dans les premiers temps, il se faisait de nouvelles répartitions périodiques; (1) D'après l'évêque Liutprand de Crémone, au X e siècle, à Verdun, par conséquent dans le Saint-Empire allemand, la branche principale d'industrie était la fabrication d'eunuques, que l'on exportait avec grand profit en Espagne, pour les harems des Maures.

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dans tous les cas, cet usage ne tarda pas à se perdre dans les provinces romaines, et les parcelles isolées devinrent propriété particulière aliénable, alod. Les forêts et les pâturages restèrent indivis pour servir à l'emploi collectif ; cet usage, de même que le mode de culture de la terre partagée, était réglé d'après l'ancienne coutume et par décret de la collectivité. Plus la gens était depuis longtemps établie dans son village, plus Germains et Romains se confondaient petit à petit, et plus le caractère familial de l'association s'effaçait devant le caractère territorial; la gens se fondit dans l'association de la Marche, où se retrouvent toutefois assez souvent les traces de la parenté originelle des associés. C'est de la sorte qu'ici la constitution gentile, tout au moins ||240| dans les pays où la communauté de la Marche se maintint - nord de la France, Angleterre, Allemagne et Scandinavie - se transforma insensiblement en une constitution locale, et fut ainsi mise en mesure de se fondre dans l'État. Mais elle conserva cependant le caractère démocratique primitif qui est le propre de toute la constitution gentile, dont elle conserva ainsi un vestige même dans la dégénération subie ultérieurement, et par là une arme restée jusqu'à nos jours vivante entre les mains des opprimés. Si donc le lien du sang dans la gens se perdit vite, cela tint à ce que dans la tribu et dans l'ensemble du peuple ses représentants dégénérèrent par suite de la conquête. Nous savons que la domination des sujets est incompatible avec le régime de la gens. Nous le voyons ici sur une grande échelle. Les peuples germains, maitres des provinces romaines, avaient à organiser leur conquête. Mais on ne pouvait ni admettre les masses romaines dans les corps gentils, ni dominer les premières au moyen des seconds. A la tête des corps locaux d'administration romains en grande partie conservés, il fallait placer un équivalent de l'État romain, et cet équivalent ne pouvait être qu'un autre État. Les représentants de la gens devaient donc se transformer en représentants de l'État, et cela assez rapidement, sous la pression des circonstances. Mais le repré||241|sentant le plus direct du peuple conquérant était le chef militaire. La sécurité du territoire conquis, à l'intérieur comme à l'extérieur, exigeait que l'on renforçât son pouvoir. Le moment était venu de la transformation du commandement militaire en royauté : elle s'accomplit. Prenons l'empire des Francs. Ici étaient échus aux Saliens victorieux, comme propriété du peuple, non seulement les vastes domaines de l'État romain, mais encore tous les autres immenses territoires qui, dans les communautés de villages ou de cantons, grandes et petites, restaient indivis, notamment toutes les grandes surfaces boisées. La première chose que fît le roi franc, devenu de simple chef militaire supérieur un véritable prince, fut de transformer cette propriété du peuple en domaine royal, de la voler au peuple et de la donner ou de la concéder aux gens de sa suite. Cette suite, primitivement formée de son escorte militaire personnelle et du reste des officiers de l'armée, ne tarda pas à se renforcer non seulement de Romains, c'est-à-dire de Gaulois romanisés que leur talent de scribes, leur éducation, leur connaissance de la langue vulgaire romane et de la langue latine écrite lui rendirent bientôt indispensables, mais encore d'esclaves, de serfs et d'affranchis de sa cour, et parmi lesquels il choisissait ses favoris. A tous ces gens on ||242| fit d'abord le plus souvent cadeau de lots du territoire du peuple ; plus tard on les leur concéda sous forme de bénéfices donnés, pour la plupart, à l'origine, pour la durée de la vie

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du roi; c'est ainsi que fut formée, aux dépens du peuple, la base d'une noblesse nouvelle. Cela ne suffisait pas. Il ne fallait pas songer à gouverner la vaste étendue du nouveau royaume avec les moyens de l'antique constitution de la gens; le conseil des chefs, en admettant qu'il ne fût pas depuis longtemps tombé en désuétude, n'aurait pu se rassembler, et ne tarda pas à être remplacé par l'entourage permanent du roi ; on conserva pour la forme l'ancienne assemblée du peuple, mais elle aussi devint de plus en plus une simple réunion des chefs inférieurs de l'armée et de la noblesse naissante. Les paysans libres, propriétaires du sol, la masse du peuple franc, furent épuisés et ruinés par les éternelles guerres civiles et de conquête - par ces dernières notamment sous Charlemagne - aussi complètement que l'avaient été jadis les paysans romains dans les derniers temps de la République. Eux qui primitivement avaient formé toute l'armée, et après la conquête de la France, le noyau de celle-ci, étaient au commencement du IXe siècle si appauvris, que c'est à peine si un homme sur cinq pouvait encore prendre les armes. A la place ||243| du ban et de l'arrière-ban des paysans libres directement levés par le roi, surgit une armée composée de la valetaille de la nouvelle noblesse, parmi laquelle se trouvaient aussi des paysans asservis, les descendants de ceux qui jadis n'avaient reconnu que le roi pour maître et qui, à une époque plus reculée encore, ne reconnaissaient aucun maître, pas même un roi. Sous les successeurs de Charlemagne, les guerres intestines, la faiblesse du pouvoir royal et les empiétements correspondants des grands, à qui vinrent s'ajouter les comtes institués par Charlemagne et qui aspiraient à l'hérédité de leurs fonctions, enfin les incursions des Normands achevèrent la ruine des paysans francs. Cinquante ans après la mort de Charlemagne l'empire des Francs gisait aussi incapable de résistance, aux pieds des Normands, que quatre siècles auparavant l'empire romain aux pieds des barbares.

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Et non seulement y avait-il impuissance à l'extérieur, mais encore dans l'ordre ou plutôt le désordre social intérieur. Les paysans francs libres en étaient réduits à une situation analogue à celle de leurs prédécesseurs, les colons romains. Ruinés par les guerres et les pillages, ils avaient dû se placer sous la protection de la nou- 30 velle noblesse ou de l'Église, le pouvoir royal étant trop faible pour les protéger; mais cette protection, il leur fallait l'acheter cher. ||244| Comme autrefois les paysans gaulois, ils durent faire passer la propriété de leurs terres sur la tête du seigneur suzerain, duquel ils la recevaient à nouveau comme bien censitaire sous des formes diverses et variables, mais jamais autrement qu'en échange de services et de 35 contributions ; une fois réduits à cette forme de dépendance, ils perdirent petit à petit leur liberté individuelle; après peu de générations ils étaient déjà serfs pour la plupart. La rapidité avec laquelle s'accomplit la ruine des paysans libres nous est montrée par le livre cadastral de l'abbaye de Saint-Germain-des-Prés, jadis près, et aujourd'hui dans Paris. Sur les vastes terres, répandues aux environs de cette ab- 40 baye, vivaient alors, encore du temps de Charlemagne, 2788 ménages, presque exclusivement des Francs à noms allemands. Là-dessus on comptait 2080 colons, 35 lites, 220 esclaves et seulement 8 manants libres! La pratique déclarée impie par Salvianus, et d'après laquelle le seigneur suzerain faisait passer sur sa propre tête la terre du paysan et ne la rendait à celui-ci que comme usufruit, cette pratique était 45

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dès lors employée d'une manière générale par l'Église à l'égard des paysans. Les corvées, qui entraient de plus en plus dans l'usage, avaient eu leur modèle dans les angaries romaines, travaux fprcés pour l'Etat, comme dans les corvées imposées aux membres ||245| des communautés de villages allemands pour la construction de 5 ponts et de routes et pour d'autres travaux collectifs. La masse de la population semble donc, après quatre siècles, en être complètement revenue à son point de départ. Mais cela ne prouvait que deux choses : d'abord que l'ordre social et la répartition de la propriété dans l'empire romain agonisant avaient été adéquats au degré 10 de la production contemporaine dans l'agriculture et l'industrie, et avaient donc été inévitables; en second lieu que pendant les 400 ans qui suivirent, l'état de la production n'ayant subi ni progrès ni regrès essentiels, il avait nécessairement introduit de nouveau la même répartition de la propriété et créé les mêmes classes de population. La ville avait, dans les derniers siècles de l'empire romain, perdu son 15 autorité sur la campagne et ne l'avait pas reconquise dans les premiers siècles de la domination allemande. Cela suppose un degré de développement inférieur et de l'agriculture et de l'industrie. Cette situation d'ensemble produit nécessairement de grands propriétaires puissants et de petits paysans dépendants. Combien il était impossible d'imposer à une semblable société, d'une part l'exploitation latifundienne 20 romaine avec des esclaves, et d'autre part la nouvelle grande culture au moyen de corvées, ||246| les immenses expériences faites par Charlemagne avec ses fameuses villes impériales, disparues sans presque laisser de trace, le prouvent. Elles ne furent continuées que par des couvents et ne pouvaient être productives que pour eux; mais les couvents étaient des corps sociaux anormaux basés sur le célibat; ils 25 pouvaient, il est vrai, accomplir des choses exceptionnelles, m?.is devaient aussi, par cela même, rester des exceptions. Et pourtant, pendant ces 400 ans, des progrès avaient été réalisés. Si nous retrouvons, à leur expiration, presque les mêmes classes principales qu'au début, les hommes qui formaient ces classes n'en avaient pas moins changé. Disparu, l'anti30 que esclavage; disparus, les gueux libres, qui méprisaient le travail comme servile. Entre le colon romain et le nouveau serf avait vécu le libre paysan franc. Le «souvenir inutile et la lutte vaine» de l'empire romain agonisant étaient morts et enterrés. Les classes sociales du IXe siècle s'étaient formées, non pas dans le croupissement d'une civilisation à son déclin, mais dans les douleurs de l'enfantement d'une nou35 velle. La nouvelle génération, maîtres comme serviteurs, était une génération d'hommes, en comparaison de ses prédécesseurs romains. Les rapports entre de puissants propriétaires fonciers et des paysans qui les servaient, qui avaient été [ |247| pour ceux-ci la forme de ruine inéluctable de l'ancien monde, étaient devenus pour ceux-là le point de départ d'un développement nouveau. Et en outre, pour si 40 improductives que ces quatre cents années paraissent, elles n'en avaient pas moins produit un grand résultat, à savoir les nationalités modernes; la refonte et la réorganisation de l'humanité de l'Europe occidentale pour l'histoire future. Les Germains avaient en effet revivifié l'Europe, et c'est pourquoi la dissolution des États de la période germanique n'aboutit pas à l'assujettissement normano-sarrasin, mais à 45 l'évolution des bénéfices et de la recommandation (la mise sous la protection d'un

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puissant) vers la féodalité, et cela avec un accroissement si intense de la population que, deux siècles plus tard à peine, les fortes saignées des croisades purent être supportées sans grand dommage. Mais qu'était-ce que le mystérieux sortilège par lequel les Germains insufflèrent à l'Europe agonisante une force vitale nouvelle? Était-ce une puissance miraculeuse innée à la race du peuple allemand, comme nous le racontent nos historiens chauvins? En aucune façon. Les Germains étaient, surtout à cette époque, une tribu arienne très heureusement douée et en pleine vitalité de développement. Mais ce ne sont pas leurs qualités nationales spécifiques qui ont ||248| rajeuni l'Europe, c'est tout simplement ... leur barbarie, leur constitution gentile. Leur capacité et leur courage personnels, leur esprit de liberté et leur instinct démocratique, qui voyait sa propre affaire dans toutes les affaires publiques, bref toutes les qualités que les Romains avaient perdues et qui, seules, étaient en mesure de former des États nouveaux avec la fange du monde romain et de faire grandir des nationalités nouvelles, qu'étaient-ils, sinon les traits caractéristiques des barbares du stade supérieur, - les fruits du régime de la gens? S'ils ont métamorphosé la forme antique de la monogamie, adouci l'autorité de l'homme dans la famille, donné à la femme une situation plus élevée que n'en avait jamais connu le monde classique, qu'est-ce donc qui les en a rendus capables, sinon leur barbarie, leurs habitudes de gentiles, héritage vivant des temps du droit maternel? Si, au moins dans trois des principaux pays, l'Allemagne, la France du Nord et l'Angleterre, ils sauvèrent, en la transportant dans l'État féodal, une partie du régime de la gens sous la forme des communautés de village, donnant ainsi à la classe opprimée, aux paysans, même sous le servage le plus cruel du moyen âge, une cohésion locale et une force de résistance telles que ||249| ni l'esclave antique, ni le prolétaire moderne n'en ont eu de pareilles, - à quoi cela est-il dû, sinon à leur barbarie, à leur système exclusivement barbare de colonisation par familles? Et enfin, s'ils développèrent et purent rendre exclusive la forme de servitude mitigée qu'ils avaient employée déjà dans leur pays natal et qui prit de plus en plus dans l'empire romain aussi la place de l'esclavage; une forme qui, comme Fourier a été le premier à le mettre en évidence, «fournit aux cultivateurs des moyens d'affranchissement collectifst progressif», et l'emporte ainsi de beaucoup sur l'esclavage où l'affranchissement immédiat et sans transition de l'individu était seul possible (l'antiquité ne fournit pas d'exemple de suppression de l'esclavage par une rébellion victorieuse), tandis que les serfs du moyen âge arrivèrent petit à petit à leur émancipation comme classe, - à quoi est-ce dû, sinon à leur, barbarie, grâce à laquelle ils n'avaient pas encore atteint un esclavage complet, ni l'antique esclavage du travail, ni l'esclavage domestique oriental? Tout ce que les Germains apportèrent au monde romain de force et d'animation vitales était barbarie. En fait, des barbares seuls sont capables de rajeunir un monde qui souffre d'une civilisation mourante. Et le stade supérieur de ||250| la barbarie, auquel et au sein duquel les Germains s'élevèrent avant la migration des peuples, était précisément le plus favorable à ce procès. Cela explique tout. |

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Nous avons maintenant suivi la marche de la dissolution de la gens dans les trois grands exemples particuliers des Grecs, des Romains et des Germains. Recherchons, pour finir, les conditions économiques générales qui, au stade supérieur de la barbarie déjà, minaient l'organisation gentile de la société et la firent disparaître complètement avec l'entrée en scène de la civilisation. Ici le Capital de Marx nous sera aussi nécessaire que le livre de Morgan. Née au stade moyen, développée au stade supérieur de l'état sauvage, la gens, autant que les documents dont nous disposons nous permettent d'en juger, atteint son époque la plus florissante au stade inférieur de la barbarie. C'est ||252| donc ce degré de développement que nous prenons pour point de départ. Ici, où les Peaux-Rouges de l'Amérique doivent nous servir d'exemple, nous trouvons la constitution gentile complètement développée. Une tribu s'est scindée en plusieurs gentes, le plus souvent en deux; ces gentesprimitives, le chiffre de leurs membres venant à augmenter, se segmentent chacune en gentes-filles, vis-à-vis desquelles la gens-mère apparaît comme phratrie; la tribu elle-même se subdivise en tribus, où nous retrouvons, en grande partie, les anciennes gentes; une confédération, du moins dans certains cas, relie les tribus apparentées. Cette organisation simple répond entièrement aux conditions sociales qui l'ont engendrée. Elle n'en est que le groupement spontané ; elle est capable d'aplanir tous les conflits qui peuvent naître au sein d'une société ainsi organisée. Les conflits extérieurs, c'est la guerre qui les résout; elle peut anéantir la tribu, mais non l'asservir. Le côté grandiose, mais aussi le côté faible du régime de la gens, c'est qu'il ne comporte ni domination, ni servitude. Au dedans, il n'existe pas encore de différence entre droits et devoirs : la question de savoir si c'est un droit ou un devoir que de prendre part aux affaires publiques, de s'associer à une vendetta, ou d'accepter une composition, n'existe pas pour l'Indien; se ||253| la poser lui paraîtrait aussi absurde que de se demander si manger, dormir, chasser est un devoir ou un droit. Il ne peut pas davantage y avoir division de la tribu et de la gens en classes distinctes. Et ceci nous conduit à l'examen de la base économique de cet ordre de choses. La population est extrêmement clairsemée; elle n'est relativement dense qu'au lieu de résidence de la tribu ; autour de celui-ci s'étend en vaste cercle le territoire de la chasse; puis vient la zone neutre de la forêt protectrice qui le sépare des autres tribus. La division du travail est absolument spontanée ; elle n'existe que de sexe à sexe. L'homme fait la guerre, va à la pêche, et fournit les instruments à cet effet, ainsi que la matière première de la nourriture. La femme prend soin de la maison, des aliments et des vêtements ; elle cuisine, file et coud. Chacun des deux est maître dans son domaine : l'homme dans la forêt, la femme à la maison. Chacun est propriétaire des instruments ouvrés et employés par lui: l'homme de ses armes, de ses engins de pêche et de chasse, la femme de ses ustensiles de ménage. Le mé-

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nage est commun à plusieurs, souvent même à de nombreuses familles (1). Ce qui se fait et s'utilise en commun ||254| est propriété commune: la maison, les jardins, les grandes barques. Ici donc, et ici seulement l'expression de «la propriété, fruit du travail personnel» est de mise, que les juristes et les économistes appliquent à la société ; dernier subterfuge juridique sur lequel s'appuie encore la propriété capita- 5 liste d'aujourd'hui. Mais les hommes n'en restèrent pas partout à cette étape. En Asie, ils se trouvèrent en présence d'animaux qui se laissèrent d'abord apprivoiser, puis élever. Il fallut aller à la chasse pour s'emparer de la femelle du buffle sauvage ; apprivoisée, elle fournit chaque année un veau et du lait par surcroît. Un certain nombre des tribus 10 les plus avancées - Ariens, Sémites, peut-être même déjà des Touraniens - firent de la domestication, et plus tard de l'élevage et de la garde des bestiaux leur principale occupation. Des tribus de pasteurs se détachèrent du reste de la masse des barbares : première grande division sociale du travail. Les tribus pastorales ne produisirent pas seulement davantage, mais aussi encore d'autres vivres que le reste des bar- 15 bares. Elles avaient sur les autres l'avantage de posséder plus de lait, de produits lactés ||255| et de viandes; de plus, elles possédaient des peaux, des laines, du poil de chèvre, ainsi que des fils et des tissus dont la quantité augmentait avec la masse des matières premières. Ainsi fut pour la première fois rendu possible un échange régulier. Aux stades antérieurs, il ne peut y avoir que des échanges accidentels; une 20 habileté particulière dans la fabrication des armes et des ustensiles, peut introduire, il est vrai, une division passagère du travail; c'est ainsi que l'on a trouvé en bien des endroits des restes indubitables d'ateliers pour la fabrication d'instruments en silex datant des derniers temps de l'âge de la pierre. Mais les artistes qui exerçaient là leur habileté travaillaient vraisemblablement, comme le font encore les ouvriers 25 actuels des villages indiens, pour le compte de la collectivité. En tout cas, à ce moment du développement, il ne pouvait se produire d'échange que dans le milieu même de la tribu, et cet échange restait un fait exceptionnel. Mais dès que les tribus pastorales se furent détachées du reste des sauvages, nous trouvons toutes faites les conditions nécessaires pour l'échange entre les membres de tribus différentes et 30 pour le développement et la consolidation de l'échange en institution régulière. Au début, l'échange se fit de tribu à tribu par l'entremise réciproque des chefs de la gens; mais dès que les troupeaux commencèrent à devenir ||256| propriété privée, l'échange individuel l'emporte de plus en plus et finit par devenir la forme unique. L'article principal que les tribus de pasteurs donnaient en échange à leurs voisins 35 était le bétail; le bétail devint donc la marchandise en laquelle toutes les autres étaient évaluées et qui était partout volontiers acceptée en échange de celles-ci; bref, le bétail reçut la fonction de monnaie et fit office d'argent à cette étape déjà. C'est avec cette nécessité et cette rapidité que se développa, dès le début de l'échange des marchandises, le besoin d'une marchandise remplissant la fonction 40 de monnaie. (1) Surtout sur la côte ouest d'Amérique. Voir Bancroft. Chez les Haidahs, dans l'île de la reine Charlotte, on trouve sous le même toit jusqu'à des ménages de sept cents personnes. Chez les Nootkas, des tribus entières vivaient sous le même toit.

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La culture des jardins, probablement inconnue aux barbares asiatiques du stade inférieur, surgit chez eux au plus tard au stade moyen, comme avant-coureur de l'agriculture. Le climat des plateaux touraniens ne permet pas la vie pastorale sans provisions de fourrage en vue d'un long et rigoureux hiver. La culture des prés et des grains était donc ici une condition nécessaire. La même chose est vraie pour les steppes du nord de la mer Noire. Mais si tout d'abord on produisit du grain pour le bétail, il ne tarda pas à devenir aussi un aliment pour l'homme. La terre cultivée resta encore propriété de la tribu; en premier lieu de la gens, qui plus tard en confiait l'exploitation aux communautés de familles, et enfin aux individus. Ils pouvaient avoir cer||257|tains droits d'occupants, mais certainement rien au delà. Parmi les découvertes industrielles de ce stade, deux surtout sont importantes. La première est le métier à tisser, la seconde la fonte des minerais et le travail des métaux. Le cuivre, l'étain, et le bronze, combinaison des deux, étaient de beaucoup les plus importants ; le bronze fournissait des instruments utiles et des armes, mais ne pouvait pas supplanter les outils de pierre; cela n'était possible qu'au fer, et le fer, on ne savait pas encore l'obtenir. L'or et l'argent commencèrent à être employés en bijoux et en ornements, et devaient avoir atteint déjà une haute valeur par rapport au cuivre et au bronze. Par suite du développement de la production dans toutes ses branches - élève du bétail, agriculture, métiers - la force-travail humaine devenait capable de créer plus de produits qu'il n'en fallait pour son entretien. Une plus grande productivité augmenta en même temps la somme de travail quotidienne qui tombait en partage à chaque membre de la gens, de la communauté domestique ou de la famille isolée. Il devint désirable d'englober de nouvelles forces de travail. La guerre les fournit. Les prisonniers de guerre furent transformés en esclaves. En augmentant la productivité du travail, et par conséquent la richesse; en étendant le champ de la | |258| production, la première grande division du travail, l'ensemble des conditions historiques étant donné, devait nécessairement entraîner l'esclavage. De la première grande division sociale du travail naquit la première grande scission de la société en deux classes: maîtres et esclaves, exploiteurs et exploités. Quand et comment les troupeaux passèrent de la propriété commune de la tribu ou de la gens à la propriété des chefs de famille isolés, nous n'en savons rien jusqu'ici : mais cela doit, pour l'essentiel, s'être produit durant ce stade. A ce moment, avec les troupeaux et les autres richesses nouvelles, une révolution se fit dans la famille. Le gain avait toujours été l'affaire de l'homme, les moyens nécessaires à cet effet, produits par lui, étaient sa propriété. Les troupeaux constituaient les nouveaux moyens de gain, leur domestication d'abord et leur surveillance ensuite étaient l'ouvrage de l'homme. Aussi est-ce à lui qu'appartenait le bétail, de même que les marchandises et les esclaves qu'il échangeait contre le bétail. Tout le bénéfice que donnait maintenant la production revenait à l'homme ; la femme en jouissait avec lui, mais n'y avait aucune part de propriété. Le guerrier, le chasseur «sauvage» s'était contenté d'occuper dans la maison la seconde place, après la femme; le pasteur, «plus doux», se targuant ||259| de sa richesse, se poussa à la première place et relégua la femme à la seconde. Et elle ne pouvait pas se plaindre. La division du travail dans la famille avait réglé le partage de la propriété entre l'homme et

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la femme ; elle était restée la même, et cependant elle bouleversait maintenant les rapports domestiques, uniquement par ce fait qu'en dehors de la famille la division du travail avait changé l'aspect. La même cause qui avait assuré à la femme son autorité antérieure dans la maison : son emploi exclusif aux travaux du ménage, y assurait maintenant la prépondérance de l'homme: le travail de ménage de la femme disparaissait dès lors à côté du travail productif de l'homme ; le second était tout, le premier un accessoire insignifiant. Cela montre déjà que l'émancipation de la femme, son égalité de condition avec l'homme, sont et demeurent une impossibilité tant qu'elle reste exclue du travail productif social et confinée dans le travail privé domestique. L'émancipation de la femme ne devient possible que lorsque celle-ci peut prendre part sur une vaste échelle à la production sociale et que le travail domestique ne la réclame plus que dans une mesure insignifiante. Et cette condition n'a pu se réaliser que dans la grande industrie moderne, qui non seulement admet le travail de la femme sur une vaste échelle, mais encore l'exige formellement, ||260| et tend de plus en plus à transformer le travail domestique privé en une industrie publique. L'autorité effective de l'homme dans la maison avait fait tomber les derniers obstacles qui s'opposaient à son pouvoir absolu. Ce pouvoir absolu fut consolidé et éternisé par la chute du droit maternel, l'introduction du droit paternel, le passage graduel du mariage syndiasmien à la monogamie. Mais cela produisit aussi un déchirement dans le vieil ordre de la gens; la famille particulière devint une puissance, et s'éleva menaçante en face de la gens. Le progrès le plus immédiat nous conduit au stade supérieur de la barbarie, la période où tous les peuples cultivés passent par leur temps héroïque: l'âge de l'épée, mais aussi de la charrue et de la hache de fer. L'homme, par l'acquisition du fer, s'était rendu maître de la dernière et de la plus importante des matières premières qui eurent dans l'histoire un rôle révolutionnaire, la dernière ... jusqu'à la pomme de terre. Le fer rendit possible l'agriculture à grandes surfaces, le défrichement des contrées boisées les plus étendues ; il donna à l'ouvrier un outil d'une dureté et d'un tranchant auxquels aucune pierre, aucun autre métal connu ne pouvaient résister. Tout cela petit à petit; le premier fer était souvent encore plus mou que le bronze. C'est ainsi que l'arme de pierre ne disparut que lentement; | |261| non seulement dans le chant d'Hildebrand, mais aussi à Hastings, en 1066, des haches de pierre apparaissent dans le combat. Mais le progrès marcha dès lors sans discontinuer, avec des interruptions moins fréquentes, et d'une manière plus rapide. La ville, enfermant dans ses murs, ses tours et ses créneaux de pierre les maisons, également en pierre ou en brique, devint le siège central de la tribu ou de la confédération de tribus; un progrès considérable dans l'architecture, mais signe aussi d'un surcroît de danger et de besoin de protection. La richesse s'accrut rapidement, mais sous forme de richesse individuelle ; le tissage, le travail des métaux et les autres métiers de plus en plus spécialisés, donnèrent une variété et une perfection croissante à la production; l'agriculture fournit, outre le grain, des légumes et des fruits, et de plus l'huile et le vin dont on avait appris la préparation. Un travail aussi varié ne pouvait plus être exercé par le même individu, la deuxième grande division du travail s'effectua; le métier se sépara de l'agriculture. L'accroissement

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constant de la production et avec elle de la productivité du travail augmenta la valeur de la force-travail humaine ; l'esclavage, encore à l'état naissant et sporadique au stade précédent, devient maintenant un élément essentiel du système social ; les esclaves cessent d'être ||262| de simples auxiliaires; c'est par douzaines qu'on les mène au travail des champs ou à l'atelier. Avec la scission de la production en les deux grandes branches principales, l'agriculture et le métier, naît la production directe pour l'échange, la production marchande, et avec elle le commerce, non seulement à l'intérieur et sur les frontières de la tribu, mais aussi déjà par mer. Tout cela cependant bien peu développé encore ; les métaux précieux commencent à devenir la marchandise-monnaie, dominante et universelle ; toutefois on ne les frappe pas encore, et ils ne s'échangent que d'après leur poids. La différence entre riches et pauvres s'établit à côté de celle entre hommes libres et esclaves, - de la nouvelle division du travail résulte une nouvelle scission de la société en classes. La disproportion des biens des chefs de famille individuels détrait les anciens villages communistes partout où ils se sont maintenus jusque-là, et avec eux le travail commun de la terre pour le compte de ces collectivités. Le sol à cultiver est attribué aux familles particulières, d'abord à temps, plus tard une fois pour toutes ; le passage à la propriété privée complète s'accomplit petit à petit et parallèlement au passage du mariage syndiasmien à la monogamie. La famille commenee à devenir l'unité économique dans la société. La population devenant plus dense, oblige à ||263| créer des liens plus étroits au dedans comme au dehors. La confédération de tribus consanguines devient partout une nécessité ; il en est bientôt de même de leur fusion et de la réunion des territoires de tribus isolées en territoire collectif de la nation. Le chef militaire du peupie, - rex, basileus, thiudans, - devient un fonctionnaire indispensable et permanent. L'assemblée du peuple surgit là où elle n'existait pas,encore. Chef militaire, conseil, assemblée du peuple, forment les représentants de la société gentile évoluée vers une démocratie militaire. Militaire, car la guerre et l'organisation pour la guerre sont désormais des fonctions régulières de la vie du peuple. Les richesses des voisins excitent l'avidité des peuples pour qui l'acquisition des richesses est déjà un des premiers buts de la vie. Ils sont des barbares : le pillage leur paraît plus facile et même plus honorable que le gain dû au travail. La guerre, uniquement faite dans le passé pour venger l'usurpation ou dans le but d'étendre un territoire devenu insuffisant, est maintenant menée en vue du seul pillage et devient une branche d'industrie permanente. Ce n'est pas pour rien qu'autour des villes nouvellement fortifiées les murailles se dressent menaçantes : dans leurs fossés s'ouvre béant le tombeau de la gens, et leurs tours s'élancent jusque vers la civilisation. Au dedans il en va de même. ||264| Les guerres de pillage augmentent le pouvoir du chef militaire supérieur comme celui des chefs inférieurs ; le choix habituel de leurs successeurs dans les mêmes familles passe petit à petit, notamment depuis l'introduction du droit paternel, à l'état d'hérédité d'abord tolérée, ensuite réclamée, finalement usurpée ; la base de la royauté et de la noblesse héréditaire est jetée. Ainsi les organes de la constitution gentile se détachent petit à petit de leur racine dans le peuple, dans la gens, la phratrie et la tribu, et la constitution tout entière est intervertie : d'une organisation de la tribu ayant pour but la libre ordonnance de ses propres affaires, la

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gens devient une organisation visant le pillage et l'oppression des voisins, et conformément à cela, ses organes cessent d'être les instruments de la volonté du peuple et deviennent des organes indépendants pour dominer et pour opprimer le peuple. Mais cela n'eût jamais été possible si la soif des richesses n'eût pas divisé les membres de la gens en riches et en pauvres, si «la différence de biens dans le sein d'une même gens n'eût pas transformé l'unité des intérêts en antagonisme des gentiles» (Marx), et si l'extension de l'esclavage n'eût déjà commencé à faire considérer le fait de gagner sa vie par le travail comme un acte digne seulement d'un esclave et plus déshonorant que la rapine.

|265| Nous voici donc arrivés au seuil de la civilisation. Elle s'ouvre par un nouveau progrès de la division du travail. Au stade le plus inférieur, les hommes ne produisaient que directement pour leurs propres besoins; les quelques actes d'échange qui avaient lieu étaient isolés et ne portaient que sur le superflu qui survenait par hasard. Au stade moyen de la barbarie, nous trouvons déjà chez les peuples-pasteurs, sous forme de bétail, une propriété qui, étant donné une importance relative des troupeaux, fournit régulièrement un superflu sur les besoins personnels; nous trouvons en même temps une division du travail entre les peuples-pasteurs et les tribus arriérées, sans troupeaux; d'où deux degrés de production différents existant l'un à côté de l'autre ; d'où encore les conditions d'un échange régulier. Le stade supérieur de la barbarie nous offre une division plus grande encore du travail entre l'agriculture et le métier; d'où production d'une quantité toujours croissante d'objets fabriqués directement pour l'échange, et élévation de l'échange entre producteurs individuels au rang de nécessité vitale de la société. La civilisation consolide et augmente toutes ces divisions du travail déjà existantes, notamment en accentuant l'antagonisme entre ville et campagne (ce qui permet à la ville de dominer économiquement la campagne, comme ||266| dans l'antiquité, ou à la campagne d'opprimer la ville, comme au moyen âge) et y ajoute une troisième division du travail, qui lui est propre, et d'une importance capitale : elle crée une classe qui ne s'occupe plus de la production, mais uniquement de l'échange des produits, - les marchands. Jusque-là, la production seule avait déterminé la formation de classes naissante ; les personnes qui prenaient part à la production étaient scindées en directeurs et en exécuteurs ou encore en producteurs sur une grande ou sur une petite échelle. Ici, pour la première fois, apparaît une classe qui, sans prendre la moindre part à la production, sait en conquérir la direction générale et s'assujettir économiquement les producteurs ; une classe qui se fait l'intermédiaire indispensable entre deux producteurs, et les exploite l'un et l'autre. Sous prétexte de débarrasser les producteurs des peines et des risques de l'échange, d'étendre l'écoulement de leurs produits aux marchés éloignés et de devenir ainsi la classe la plus utile de la population, il se forme une classe de parasites, de véritables vermines sociales qui, sous forme de salaires pour des services réels fort minces, écréme la production indigène comme la production étrangère, s'acquiert des richesses énormes et une influence sociale proportionnée, et qui, précisé||267|ment pour cela, est appelée, durant la période de civilisation, à des honneurs toujours nouveaux et à une domination toujours plus

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grande de la production, jusqu'à ce qu'en fin de compte elle mette au jour un produit propre : - les crises commerciales périodiques. Au degré de développement où nous en sommes arrivés, le jeune commerce, il est vrai, ne se doute pas encore des grandes choses auxquelles il est destiné. Mais il se forme et se rend indispensable, et cela suffit. Avec lui aussi, se crée la monnaie de métal, la monnaie frappée, nouveau moyen pour le non-producteur de tenir dans ses mains le producteur et sa production. La marchandise des marchandises, qui renferme à l'état latent toutes les autres; le pouvoir magique qui peut se transformer à volonté en toutes choses désirables et désirées, était trouvé : qui l'avait, était maître du monde de la production; et qui donc l'avait avant tous? - Le marchand. Détenu par lui, le culte de l'argent était assuré. Il prit soin de rendre manifeste que toutes les marchandises, et avec elles tous leurs producteurs, devaient se prosterner dans la poussière devant l'argent. Il prouva d'une manière pratique que toutes les autres formes de la richesse ne sont qu'une chimère en face de cette incarnation de la fortune comme telle. Jamais, depuis, la puissance de l'argent ne s'est ||268| manifestée avec une pareille brutalité, une pareille violence primitive que dans cette période de son enfance. Après l'achat de marchandises pour de l'argent vinrent les prêts, et avec ceux-ci l'intérêt et l'usure. Aucune législation ultérieure ne jette aussi cruellement et irrémissiblement le débiteur aux pieds du créancier-usurier que ne le faisaient les lois de l'ancienne Athènes et de l'ancienne Rome ; et dans les deux cas ces lois naquirent spontanément, sous forme de droit coutumier, sans autre contrainte que les nécessités économiques. A côté de la richesse en marchandises et en esclaves, à côté de la fortune-argent apparut aussi la richesse foncière. Le droit de propriété sur les parcelles du sol concédées primitivement aux individus par la gens ou par la tribu, s'était consolidé à tel point que ces parcelles leur appartenaient comme bien héréditaire. Ce que dans les derniers temps ils avaient réclamé avant tout, c'était d'être affranchis des droits qu'avait sur ces parcelles la collectivité de la gens, droits qui devenaient pour eux une entrave. Ils furent débarrassés de l'entrave, mais peu après aussi de la nouvelle propriété foncière. Propriété pleine et entière du sol, cela ne signifiait pas seulement faculté de la posséder d'une manière absolue et sans restriction; cela voulait dire encore faculté de l'aliéner. Aussi longtemps ||269| que le sol était resté propriété de la gens, cette faculté n'existait pas. Mais lorsque le nouveau propriétaire foncier supprima définitivement les entraves imposées par la gens et par la tribu en tant que propriétaires directs, il déchira aussi le lien qui jusque-là l'unissait indissolublement au sol. Ce que cela signifiait, il l'apprit par la découverte de l'or, contemporaine de la propriété foncière privée. Le sol put dès lors devenir une marchandise que l'on vendait et mettait en gage. A peine la propriété foncière fut-elle introduite que l'hypothèque était inventée aussi. (Voyez Athènes.) De même que l'hétaïrisme et la prostitution talonnent la monogamie, de même, à partir de ce moment, l'hypothèque s'attache aux talons de la propriété foncière. Vous avez voulu avoir la propriété du sol complète, libre, aliénable ? eh bien, vous l'avez !... «Tu l'as voulu, Georges Dandin ! »

C'est ainsi qu'avec l'extension du commerce, l'argent et l'usure, la propriété fon45 cière et l'hypothèque, la concentration et la centralisation de la fortune entre les 559

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mains d'une classe peu nombreuse firent des progrès rapides simultanément avec l'appauvrissement des masses et l'augmentation du nombre des pauvres. La nouvelle aristocratie de la fortune, partout où elle ne s'était pas déjà confondue avec la vieille noblesse de race, finit par rejeter celle-ci à l'arrière-||270|plan (à Athènes, à Rome et chez les Germains). Et à côté de cette division des hommes libres en classes, suivant leur fortune, se produisit, surtout en Grèce, un énorme accroissement du nombre des esclaves (1), dont le travail forcé formait la base de tout l'édifice social. Jetons maintenant un regard en arrière, sur ce qu'il est advenu de la gens au cours de cette révolution sociale. En face des éléments nouveaux, qui avaient surgi, sans sa participation, elle gisait sans forces. Sa condition première était que les membres d'une gens ou d'une tribu fussent réunis sur le même territoire et l'habitassent exclusivement. Cet état de choses avait pris fin depuis longtemps. Partout gentes et tribus était mêlées; partout esclaves, métèques, étrangers, vivaient parmi les citoyens. La stabilité, obtenue seulement vers la fin du stade moyen de la barbarie, fut de nouveau sans cesse rompue par la mobilité et l'incertitude du domicile, dues au commerce, à la variabilité du travail et aux vicissitudes des propriétés. Les membres de la gens ne pouvaient plus se réunir pour la sauvegarde de leurs propres affaires communes; on ne s'occupait guère plus que de choses sans ||271| importance, telles que des fêtes religieuses. A côté des besoins et des intérêts, à la défense desquels la gens était appelée et apte, la révolution dans les rapports du travail, et les changements sociaux qui en résultaient avaient donné naissance à de nouveaux besoins et à de nouveaux intérêts, qui non seulement étaient étrangers à l'ancien ordre de la gens, mais qui encore le contrecarraient de toute manière. Les intérêts des groupes de métiers issus de la division du travail, les besoins particuliers de la ville, en opposition avec ceux de la campagne, exigaient des représentants nouveaux; mais chacun de ces groupes était composé de personnes appartenant aux gentes, aux phratries, aux tribus les plus différentes; il renfermait même des étrangers. Ces corps représentatifs devaient donc se former en dehors de la gens, à côté d'elle, et par suite contre elle. Et dans chaque corporation de gentiles à son tour ce conflit des intérêts se faisait sentir, et atteignait son point culminant dans la réunion de pauvres et de riches, d'usuriers et de débiteurs dans la même gens et la même tribu. - Puis vint la masse de la nouvelle population, étrangère aux associations de la gens qui pouvait, ainsi qu'à Rome, devenir une force dans le pays et qui en outre était trop nombreuse pour pouvoir être admise dans les lignées et tribus consanguines. Les membres de la gens ||272| figuraient en face de cette masse comme des corporations fermées, privilégiées : la démocratie primitive, spontanée, était transformée en une détestable aristocratie. - En un mot, le régime de la gens, issu d'une société qui ne connaissait point d'antagonismes intérieurs, n'était approprié qu'à une société de ce genre. Il n'avait point d'autres moyens de coercition que l'opinion publique. Mais une société venait de surgir, qui, en vertu de l'ensemble (1) Voir plus haut, page 178, le total pour Athènes. A Corinthe, au temps florissant de la ville, il était de 460000; à Egine, de 470000; dans les deux cas le décuple de la population des citoyens libres.

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des conditions économiques de son existence, avait dû se diviser en hommes libres et en esclaves, en exploiteurs riches et en exploités pauvres; u n e société qui non seulement ne pouvait pas concilier ces antagonismes, mais était au contraire obligée de les pousser de plus en plus à leurs extrêmes limites. Une société de ce genre ne pouvait exister que grâce à une lutte publique incessante de ces classes entre elles, ou encore sous la domination d'une troisième puissance qui, ostensiblement placée au-dessus des classes en lutte, pesait sur leurs conflits publics et ne permettait à la lutte des classes de se livrer que sur le terrain économique, sous une forme soi-disant légale. La gens avait vécu. Elle fut détruite par la division du travail, qui scinda la société en classes, et remplacée par l'État.

|273| Nous avons étudié plus haut u n e par une les trois formes principales sous lesquelles l'État s'élève sur les ruines de la gens. Athènes offre la forme la plus pure, la plus classique; ici l'État naît directement et d'une manière prépondérante des antagonismes de classes qui se développent au sein même de la société gentile. A Rome, cette société devient une aristocratie fermée, au milieu d'une plèbe nombreuse, tenue à l'écart, privée de droits, mais chargée de devoirs; la victoire de la plèbe détruit l'ancienne constitution de la gens et institue sur ses ruines l'État, où l'aristocratie de la gens et la plèbe ne tardent pas à se confondre. Chez les vainqueurs germains de l'empire romain enfin, l'État surgit directement de la conquête de vastes territoires étrangers que le régime de la gens est impuissant à dominer. Mais comme à cette conquête il ne se rattache ni une lutte sérieuse avec l'ancienne population, ni u n e division plus complète du travail ; comme le degré de développement économique des vaincus et celui des conquérants sont presque les mêmes, et que par suite l'ancienne base économique de la société subsiste, la gens peut se maintenir à travers de longs siècles sous u n e forme territoriale modifiée, dans la constitution de la marche, et m ê m e se rajeunir pendant u n certain temps, sous u n e forme amoindrie, dans les maisons nobles et patriciennes ultérieures, ||274| voire dans les familles de paysans, comme chez les Dithmarses (1). L'État n'est donc pas du tout un pouvoir imposé du dehors à la société ; il n'est pas davantage «la réalisation de l'idée morale», «l'image et la réalisation de la raison», comme le prétend Hegel. Il est bien plutôt un produit de la société parvenue à un degré de développement déterminé; il est l'aveu que cette société se met en une irrémédiable contradiction avec soi-même ; elle est scindée en antagonismes irréconciliables qu'elle est impuissante à conjurer. Mais afin que les classes antagoniques, aux intérêts économiques opposés, ne se consument pas, elles et la société, en luttes stériles, une puissance dominant ostensiblement la société et chargée d'apaiser le conflit ou de le maintenir dans les limites de «l'ordre», est devenue nécessaire: cette puissance, issue de la société, mais qui se place au-dessus d'elle et lui devient de plus en plus étrangère, c'est l'État.

(1) Le premier historien qui se soit fait de la nature de la gens une idée au moins approximative est Niebuhr. Il le doit - ainsi que les erreurs qu'il a acceptées en même temps - à la connaissance qu'il avait des familles dithmarsiennes.

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En face de l'ancienne organisation de la gens, l'État se caractérise d'abord par la répartition des individus qui le composent, d'après le territoire. Les vieilles associations constituées et ||275| maintenues par les liens du sang, ainsi que nous l'avons vu, étaient devenues insuffisantes, en grande partie, parce qu'elles impliquaient l'attachement des associés à un terrain déterminé, ce qui avait cessé d'être depuis 5 longtemps. Le territoire n'avait pas bougé, mais les hommes étaient devenus mobiles. On prit la division territoriale comme point de départ, et on laissa les citoyens exercer leurs droits et leurs devoirs là où ils s'étaient établis, sans s'occuper de la gens ni de la tribu. Cette organisation des sujets de l'Etat d'après leur affectation locale est commune à tous les États. C'est pourquoi elle nous semble natu- 10 relie : nous avons vu ci-dessus quelles pénibles et longues luttes furent nécessaires jusqu'à ce qu'elle pût, à Athènes et à Rome, prendre la place de l'ancienne organisation par races. Le second point est l'institution d'une force publique, qui ne coïncide plus directement avec la population s'organisant elle-même en force armée. Cette force publi- 15 que, particulière, est nécessaire, parce qu'une organisation armée issue spontanément de la population, est devenue impossible depuis la scission en classe. Les esclaves appartiennent aussi à la population ; les 90 000 citoyens d'Athènes ne forment, en face des 365 000 esclaves, qu'une classe privilégiée. Le peuple armé de la démocratie athénienne était, vis-à-vis des esclaves, une force publique ||276| aristo- 20 cratique, et les tenait en respect; mais pour tenir en respect les citoyens, une gendarmerie devint nécessaire, comme nous l'avons dit plus haut. Cette force publique existe dans tout État; elle ne consiste pas seulement en hommes armés, mais encore en accessoires matériels, en prisons et en établissements de justice de tout genre, dont la gens ne savait pas le premier mot. Elle peut être très peu importante, 25 presque nulle même dans les sociétés où les antagonismes de classes ne se sont pas développés encore et sur des territoires éloignés, comme il arrive en certains endroits et à certaines époques aux États-Unis d'Amérique. Mais elle se renforce à mesure que les antagonismes de classes deviennent plus aigus dans le sein de l'État, et que les États voisins deviennent plus puissants et plus peuplés ; - que l'on 30 examine seulement notre Europe actuelle, où la lutte des classes et la concurrence des conquêtes ont élevé la force publique à une hauteur telle qu'elle menace d'absorber la société entière et jusqu'à l'État lui-même. Pour maintenir debout cette force publique, il faut des contributions de la part des citoyens de l'État - les impôts. Ceux-ci étaient complètement inconnus à la 35 gens. Nous autres, nous sommes en mesure d'en parler sciemment aujourd'hui. Avec le progrès de la civilisation, ces ||277| impôts à leur tour deviennent insuffisants; l'Etat tire des lettres de change sur l'avenir, fait des emprunts, des dettes d'État. De cela aussi la vieille Europe peut parler en connaissance de cause. En possession de la force publique et du droit de faire rentrer l'impôt, voici les 40 fonctionnaires, les préposés de la société, placés au-dessus de la société. Le tribut de respect que l'on payait librement et spontanément aux investis du pouvoir dans la gens, ne leur suffit pas, en admettant qu'ils pussent l'obtenir ; porteurs d'un pouvoir devenu étranger à la société, il leur faut se faire respecter par des lois d'exception, grâce auxquelles ils jouissent d'une sainteté et d'une inviolabilité particu- 45

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lières. Le plus piètre policier de l'État civilisé a plus «d'autorité» que tous les investis de pouvoir de la gens réunis ; mais le prince le plus puissant, le plus grand homme d'État ou de guerre de la civilisation peut envier au plus mince chef gentil le respect spontané et incontesté qui lui est rendu. L'un se meut au milieu de la so5 ciété ; l'autre est tenu de vouloir représenter quelque chose, en dehors et au-dessus d'elle. L'État étant né du besoin de refréner les antagonismes de classes, mais étant né aussi au sein du conflit de ces classes, il est en règle générale l'État de la classe la plus puissante, de celle qui ||278| règne économiquement et qui au moyen de l'État 10 devient aussi classe prépondérante au point de vue politique, et crée de la sorte de nouveaux moyens de subalterniser et d'exploiter la classe opprimée. C'est ainsi que l'État antique était avant tout l'État des possesseurs d'esclaves pour tenir ceux-ci sous le joug, de même que l'État féodal fut l'organe de la noblesse pour assujettir les paysans, serfs ou vassaux, et que l'État représentatif d'aujourd'hui est l'instru15 ment de l'exploitation du salariat par le capital. Par exception cependant, il se produit des périodes où les classes en lutte sont si bien équilibrées que le pouvoir de l'État acquiert, comme médiateur apparent, une certaine indépendance momentanée vis-à-vis de l'une et de l'autre. C'est le cas de la monarchie absolue du XVIIe et du XVIII e siècle qui mettait en balance la noblesse et la bourgeoisie; c'est le cas du 20 bonapartisme du premier et surtout du second Empire français qui se servait du prolétariat contre la bourgeoisie et de la bourgeoisie contre le prolétariat. La plus récente production en ce genre, où dirigeants et opprimés font une figure également comique, c'est le nouvel empire allemand de la nation bismarckienne où l'on balance capitalistes et travailleurs les uns contre les autres, et les rançonne tous 25 sans distinction au profit des hobereaux prussiens. | |279| Dans la plupart des États historiques, les droits accordés aux citoyens sont d'ailleurs gradués suivant leur fortune, et par cela il est expressément déclaré que l'État est une organisation pour protéger la classe possédante contre celle qui ne possède pas. Il en était déjà ainsi à Athènes et à Rome où le classement se faisait 30 d'après la fortune. Il en est de même dans l'État féodal du moyen âge, où le pouvoir politique se répartit d'après la propriété foncière. Il en est encore de même dans le cens électoral des États représentatifs modernes. Cette reconnaissance politique de la différence de fortune n'est cependant pas essentielle. Au contraire, elle dénote un degré inférieur du développement de l'État. La forme d'État la plus élevée, la 35 République démocratique, - qui dans nos conditions sociales modernes devient de plus en plus une inéluctable nécessité, et qui est la forme d'État sous laquelle seule peut se livrer la lutte définitive entre le prolétariat et la bourgeoisie, la République démocratique ne reconnaît plus officiellement des différences de fortune. La richesse y exerce son influence d'une manière indirecte, mais d'autant plus 40 sûre. D'une part, sous la forme de corruption directe des fonctionnaires, dont l'Amérique est un modèle classique ; d'autre part sous la forme d'alliance entre le gouvernement et la Bourse. Cette alliance ||280| s'accomplit d'autant plus facilement que les dettes d'État s'accroissent davantage et que les sociétés par actions concentrent de plus en plus dans leurs mains, non seulement les transports, mais 45 encore la production même et qu'elles trouvent à la Bourse, elles aussi, leur point

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d'appui. En dehors de l'Amérique, la nouvelle République française en est un exemple frappant, et la brave petite Suisse a aussi fourni le sien dans cet ordre d'idées. Mais qu'une République démocratique ne soit pas nécessaire à cette union fraternelle entre Bourse et gouvernement, c'est ce que prouve, en dehors de l'Angleterre, le nouvel empire allemand, où l'on ne saurait dire qui, de Bismarck ou de 5 Bleichrœder, le suffrage universel a élevé plus haut. Et enfin la classe possédante règne directement au moyen du suffrage universel. Aussi longtemps que la classe opprimée, dans notre cas donc le prolétariat, ne sera pas mûre pour sa propre délivrance, aussi longtemps elle reconnaîtra l'ordre social actuel comme le seul possible, et formera la queue, l'aile gauche extrême de la classe capitaliste. Mais à me- 10 sure qu'elle devient capable de s'émanciper elle-même, elle se constitue en parti distinct, élit ses propres représentants, et non ceux des capitalites. Le suffrage universel donne de la sorte la mesure de la maturité de la classe des travailleurs. Il ne peut pas faire davantage ||281| et ne fera jamais davantage, dans l'État actuel; mais c'est assez aussi. Le jour où le thermomètre du suffrage universel marquera pour les 15 travailleurs le point d'ébullition, ils sauront aussi bien que les capitalistes où ils en seront. L'État n'existe donc pas de toute éternité. Il y a eu des sociétés qui se sont passées de lui, qui n'avaient aucune notion de l'État et de l'autorité de l'État. A un certain degré du développement économique qui était nécessairement lié à la scission de la société en classes, cette scission fit de l'État une nécessité. Nous nous rapprochons maintenant à grands pas d'un degré de développement de la production où non seulement l'existence de ces classes a cessé d'être une nécessité, mais où elle devient un obstacle positif à la production. Les classes disparaîtront aussi fatalement qu'elles ont surgi. Et avec elles s'écroulera inévitablement l'État. La société, qui organisera de nouveau la production sur les bases d'une association libre et égalitaire des producteurs, transportera toute la machine de l'État là où sera dès lors sa place : dans le musée des antiquités, à côté du rouet et de la hache de bronze.

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|282| La civilisation est donc, d'après ce que nous avons dit, le degré de l'évolution 30 de la société où la division du travail, l'échange entre individus qui en découle, et la production marchande qui embrasse les deux faits, atteignent leur plein développement et bouleversent toute la société antérieure. A tous les degrés inférieurs de la société, la production était essentiellement commune, de même que la consommation avait lieu sous un régime de répartition 35 directe des produits au sein des petites ou grandes collectivités communistes. Cette communauté de production avait lieu dans les limites les plus étroites, mais elle comportait pour les producteurs la maîtrise du procès de leur production et de leur produit. Ils savent ce que le produit devient: ils le consomment, il ne sort pas de leurs mains ; et aussi longtemps que la production s'effectue sur cette base, elle ne 40 peut pas exercer d'autorité sur les producteurs ni faire surgir en face d'eux le spectre de forces étrangères, comme cela est régulièrement et inévitablement le cas dans la civilisation. Mais dans ce mode de production se glisse lentement la division du travail. Elle

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mine la communauté de la production et de l'appropriation, érige en règle prédominante l'appropriation individuelle et crée par là l'échange entre indi||283|vidus; comment, nous l'avons examiné plus haut. Petit à petit, la production marchande devient la forme dominante. Avec la production marchande, la production non plus pour la consommation personnelle, mais pour échange, les produits changent nécessairement de mains. Le producteur se dessaisit de son produit dans l'échange ; il ne sait plus ce qu'il en advient. A mesure qu'intervient la monnaie, et avec elle le marchand comme intermédiaire entre les producteurs, le système d'échange devient encore plus compliqué, le destin final des produits encore plus incertain. Les marchands sont nombreux; aucun d'eux ne sait ce que l'autre fait. Dès lors les marchandises ne vont plus seulement de mains en mains, elles vont aussi de marché en marché; les producteurs ont cessé d'être les maîtres de la production collective de leur milieu, et les marchands ne le sont pas devenus. Produits et production sont livrés au hasard. Mais le hasard n'est que l'un des pôles d'un ensemble dont l'autre pôle s'appelle nécessité. Dans la nature où le hasard semble dominer de même, il y a beau temps que nous avons démontré, pour chaque domaine particulier, la nécessité immanente et les lois intimes qui s'affirment dans ce hasard. Mais ce qui est vrai pour la nature l'est aussi pour la société. Plus un mode d'activité sociale, une série de faits so||284|ciaux échappent au contrôle conscient des hommes et les maîtrisent, plus ils semblent abandonnés au pur hasard, et plus leurs lois propres et inhérentes s'affirment dans ce hasard comme par une nécessité de la nature. Ce sont des lois analogues qui régissent les éventualités de la production et de l'échange des marchandises ; en face du producteur et de l'échangiste isolés, elles surgissent comme des puissances étrangères, méconnues, dont il faut péniblement démêler et approfondir la nature. Ces lois économiques de la production marchande se modifient selon les divers degrés de développement de cette forme de production: mais en général toute la période de la civilisation est régie par elles. Aujourd'hui encore le produit domine le producteur; aujourd'hui encore la production totale de la société est réglée non d'après un plan élaboré en commun, mais par des lois aveugles qui s'imposent avec la force d'éléments, en dernier ressort dans les orages périodiques des crises commerciales. Nous avons vu comment, à un degré assez primitif de développement de la production, la force-travail de l'homme devient apte à fournir un produit bien plus considérable que ne l'exige l'entretien des producteurs, et comment ce degré de développement est pour l'essentiel le même où naissent la division du travail et l'échange entre ||285| individus. De là il n'y eut pas loin à la découverte de la grande «vérité» que l'homme lui-même peut servir de marchandise; que la forcetravail humaine peut devenir un objet d'échange en faisant de l'homme un esclave. A peine les hommes avaient-ils commencé à pratiquer l'échange, que déjà euxmêmes aussi furent échangés. L'actif se changea en passif, que les hommes le voulussent ou non. Avec l'esclavage, qui atteignit son maximum de développement sous la civilisation, s'opéra la première grande scission de la société en une classe exploitante et une classe exploitée. Cette scission se maintint pendant toute la période civilisée.

565

L'origine de la famille, de la propriété privée et de l'État

L'esclavage est la première forme, propre au monde antique, de l'exploitation; le servage lui succède dans le moyen âge, le salariat dans les temps modernes. Ce sont là les trois grandes formes de la servitude, qui caractérisent également les trois grandes époques de la civilisation; l'esclavage, d'abord franc, puis plus ou moins déguisé les accompagnant toujours. Le stade de la production marchande, avec lequel commence la civilisation, se signale au point de vue économique par l'introduction: 1° de la monnaie métallique, et avec elle du capital-argent, du prêt, de l'intérêt et de l'usure; 2° des marchands en tant que classe intermédiaire entre les producteurs; 3° de la propriété | |286| foncière et de l'hypothèque, et 4°, du travail des esclaves comme forme dominante de la production. La forme de la famille qui correspond à la civilisation et l'emporte définitivement avec elle, est la monogamie, la suprématie de l'homme sur la femme, et la famille individuelle comme unité économique de la société. L'ensemble de la société civilisée se résume dans l'État qui, dans toutes les périodes classiques modèles, est exclusivement l'État de la classe dirigeante et reste dans tous les cas une machine essentiellement destinée à tenir en respect la classe opprimée et exploitée. La caractéristique de la civilisation est encore : d'une part la fixation de l'antagonisme entre campagnes et villes comme base de toute la division du travail social; d'autre part l'introduction des testaments par lesquels le propriétaire peut encore disposer de son bien même après sa mort. Cette institution, qui est un outrage direct à l'antique constitution de la gens, était inconnue à Athènes jusqu'au temps de Solon; elle fut introduite de bonne heure à Rome, mais nous ignorons à quelle époque (1). ||287| En Allemagne, elle fut introduite par les prêtres pour que le brave Allemand pût en toute liberté laisser à l'Église sa part d'héritage. Avec ce régime pour base, la civilisation a accompli des choses dont l'ancienne société gentile était bien loin d'être capable. Mais elle les a accomplies en mettant en mouvement les penchants et les passions les plus vils des hommes et aux dépens de leurs meilleures dispositions. La plus basse cupidité a été l'âme de la civilisation depuis son premier jour jusqu'aujourd'hui ; la richesse, encore la richesse et toujours la richesse, non pas la richesse de la société, mais celle de tel ou tel piètre individu, son unique but final. Si néanmoins, le développement grandissant de la science, et, à plus d'une période, la plus magnifique floraison de l'art sont tombés en partage à la civilisation, il n'en a été ainsi que parce que sans eux la pleine conquête de la fortune n'eût pas été possible. |

5

10

15

20

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30

35

(1) Le Système des droits acquis de Lassalle, dans sa 2e partie, roule principalement sur cette thèse que le testament romain serait aussi ancien que Rome même, qu'il n'y aurait jamais eu pour l'histoire romaine «une époque sans testament», et que le testament serait né du culte des morts, bien avant l'époque romaine. Lassalle, en sa qualité de croyant vieux-hégelien, fait remonter les dispositions du droit romain, non pas aux conditions sociales des Romains, mais 40 au «concept spéculatif» de la volonté, et c'est ainsi qu'il en vient à cette assertion absolument contraire à l'histoire. Il n'y a pas lieu de s'en étonner dans un livre qui, en vertu de ce même concept spéculatif, en arrive à ce résultat que dans l'héritage romain la transmission de la fortune n'aurait été qu'une simple question accessoire. Lassalle ne se contente pas de croire aux illusions des juristes romains spécialement de ceux de la première époque ; il les dépasse en- 45 core.

566

IX. Barbarie et civilisation

|288| La base de la civilisation étant l'exploitation d'une classe par une autre classe, son évolution tout entière se meut en une constante contradiction. Chaque progrès de la production est en même temps un regrès dans la situation de la classe opprimée, c'est-à-dire de la majorité. Chaque bienfait pour les uns est nécessaire5 ment un mal pour les autres ; chaque degré d'émancipation atteint par une classe est un nouvel élément d'oppression pour une autre. La preuve la plus frappante nous en est fournie par l'introduction du machinisme, dont les effets sont aujourd'hui connus du monde entier. Et si chez les barbares, comme nous l'avons vu, la différence entre les droits et les devoirs peut à peine être établie, la civilisa10 tion fait entre les deux une différence et un contraste qui sautent aux yeux de l'homme le moins intelligent, en ce sens qu'elle départit à peu près tous les droits à une classe, et à peu près tous les devoirs à l'autre. Mais il ne faut pas que cela soit. Ce qui est bon pour la classe dirigeante doit être bon pour toute la société avec laquelle elle s'identifie. Plus donc la civilisation pro15 gresse, plus elle se trouve dans l'obligation de couvrir du manteau de la charité les maux qu'elle a fatalement engendrés, de les pallier ou de les désavouer; bref d'introduire une hypocrisie conventionnelle que ne connaissaient ni les formes primitives de la ||289| société ni même les premiers degrés de la civilisation, et qui finalement en arrive à prétendre que l'exploitation de la classe opprimée est uniquement 20 exercée par la classe exploitante dans l'intérêt de la classe exploitée, et que si cette dernière ne le reconnaît pas, et se montre même rebelle, cela constitue de sa part la plus noire ingratitude envers ses bienfaiteurs, les exploiteurs (1). Et maintenant pour conclure, voici le jugement que porte Morgan sur la civilisation (Ancient Society, p. 552): 25 «Depuis l'avènement de la civilisation, l'accroissement de la fortune est devenu si énorme, ses formes si diverses, son application si étendue et son administration si habile dans l'intérêt des propriétaires, que cette fortune s'est constituée en face du peuple en une puissance dont il lui est impossible de venir à bout. L'esprit humain se \ |290| trouve déconcerté et interdit devant sa propre création. Mais le temps viendra ce30 pendant où la raison humaine sera assez forte pour dominer la richesse, où elle fixera aussi bien les rapports de l'État et de la propriété qu'il protège que les limites des droits des propriétaires. Les intérêts de la société passent absolument avant les intérêts individuels, et doivent les uns et les autres être amenés à un rapport juste et harmonique. La simple chasse à la fortune n'est pas la destinée finale de l'huma35 nité, du moins si le progrès reste la loi de l'avenir comme il a été celle du passé. Le temps écoulé depuis l'avènement de la civilisation n'est qu'une fraction infime de l'existence passée de l'humanité, qu'une fraction infime du temps qu'elle a encore

40

45

(1) J'avais d'abord l'intention de me servir de la brillante critique de la civilisation qui se trouve éparse dans les œuvres de Charles Fourier pour la rapprocher de celle de Morgan et de la mienne propre. Malheureusement, le temps m'a manqué pour cela. Je ferai remarquer simplement que déjà chez Fourier la monogamie et la propriété foncière sont considérées comme les institutions caractéristiques de la civilisation et qu'il l'appelle une guerre des riches contre les pauvres. De même on rencontre déjà chez lui cette idée profonde que dans toutes les sociétés défectueuses pleines d'antagonisme, les «familles incohérentes» sont les unités économiques.

567

L'origine de la famille, de la propriété privée et de l'État

devant elle. La dissolution de la société se dresse menaçante devant nous comme le terme d'une carrière historique dont le but final est la fortune, car une pareille carrière renferme les éléments de sa propre ruine. La démocratie dans l'administration, la fraternité dans la société, l'égalité des droits, l'instruction générale, inaugureront la prochaine étape supérieure de la société à laquelle tendent constamment l'expérience, la science et la raison. Ce sera une reviviscence, mais sous une forme supérieure, de la liberté, de l'égalité et de la fraternité des antiques gentes. » |

568

5

IX. Barbarie et civilisation

|29l| Table des matières

5

10

Avant-propos I. - Stades de culture préhistoriques II. - La famille III. - La gens iroquoise IV. - La gens grecque V. - Genèse de l'État athénien VI. - La gens et l'État à Rome VII. - La gens chez les Celtes et les Germains VIII. - La formation de l'État des Germains IX. - Barbarie et civilisation

I 1 13 113 141 159 181 201 229 2511

569

(MEjGA Band 1/29 Siglen und diakritische Zeichen D

Autorisierter selbständiger Druck

H

Eigenhändige Niederschrift

J

Autorisierter Abdruck in Zeitungen und Zeitschriften

[ ]

Redaktionelle Ergänzung

( )

Eckige Klammern in der Textgrundlage

|1| Beginn einer paginierten Seite der Textgrundlage | Ende einer Seite der Textgrundlage ( ) I >

Textreduzierung (Tilgung) Textergänzung (Einfügung, Zusatz) Textersetzung, Textumstellung (ver ändert in, wurde zu)

] _f

Abgrenzung der Wiederholung aus dem Edierten Text (Lemmazeichen) Absatz

[ 1 Eckige Klammern in Quellen (Verzeichnis der Abkürzungen siehe S 579-581)

Inhalt Text

Apparat 579

3

583 583 584

7

586 586 586 592 593 606 609 620

Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen Vorbereitende Notiz zum „Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. Im Anschluß an Lewis H. Morgans Forschungen. Hottingen-Zürich 1884 Entstehung und Überlieferung Zur Vorgeschichte Zum Ablauf der Arbeit Voraussetzungen, Quellen und Arbeitsweise Zur Druckgeschichte Zur unmittelbaren Wirkung und Verbreitung Variantenverzeichnis Verzeichnis der Änderungen von Kautsky am Vorabdruck des Vorworts zur I.Auflage des „Ursprungs ..." in der „Neuen Zeit" Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

627 628 628

Nota aggiunta pel lettore italiano Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

118

704 704 705

Note til den danske laeser Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

119

706 706 707

575

Inhalt

Vorbereitende Notizen zur 4. Auflage des „Ursprungs der Familie, des Privateigentums und des Staats" Entstehung und Überlieferung Variantenverzeichnis Verzeichnis der Erledigungsvermerke Erläuterungen Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. Im Anschluß an Lewis H. Morgans Forschungen. 4. Auflage. Stuttgart 1892 Entstehung und Überlieferung Vorbereitende Studien Zum Ablauf der Arbeit Veränderungen gegenüber der I.Auflage Zur unmittelbaren Wirkung und Verbreitung Variantenverzeichnis Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

Text

Apparat

121

708 708 709 710 710

125

713 713 713 720 723 727 731 731 732

275

787 787

ANHANG

L'origine della famiglia, della proprietà privata e dello stato. In relazione alle ricerche di Luigi H. Morgan Entstehung und Überlieferung Verzeichnis von Abweichungen der italienischen Übersetzung von der deutschen Vorlage Verzeichnis der von Pasquale Martignetti im „Cenno biografico" gegenüber der französischen Vorlage vorgenommenen Änderungen Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Famiiiens, privatejendommens og statens oprindelse. I tilslutning til Lewis H. Morgans undersogelser Entstehung und Überlieferung Verzeichnis von Abweichungen der dänischen Übersetzung von der deutschen Vorlage Korrekturenverzeichnis Erläuterungen L'origine de la famille, de la propriété privée et de l'État -(Pour faire suite aux travaux de Lewis H. Morgan) 576

792

798 798 799 363

802 802 805 808 808

447

809

Inhalt

Entstehung und Überlieferung Verzeichnis von Abweichungen der französischen Übersetzung von der deutschen Vorlage Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

Text

Apparat 809 816 828 829

REGISTER Literaturregister I. Arbeiten von Marx und Engels II. Arbeiten anderer Autoren

833 833 834

III. Periodica

840

Namenregister

843

Ethnographisches Register

856

Sachregister

861

577

Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen I. A b k ü r z u n g e n IISG

Internationales Institut für Sozialgeschichte Amsterdam.

IfGA/Bibl.

Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung Berlin. Bibliothek.

IML/ZPA Moskau

Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU. Zentrales Parteiarchiv.

MEGA®

Karl Marx, Friedrich Engels: Gesamtausgabe (MEGA). Berlin 1975ff.

I/2

Abt. 1. Bd. 2: Karl Marx. Werke, Artikel, Entwürfe März 1843 bis August 1844. Berlin 1982.

I/3

Abt. 1. Bd. 3: Friedrich Engels. Werke, Artikel, Entwürfe bis August 1844. Berlin 1985.

1/10

Abt. 1. Bd. 10: Karl Marx, Friedrich Engels. Werke, Artikel, Entwürfe Juli 1849 bis Juni 1851. Berlin 1977.

I/24

Abt. 1. Bd. 24: Karl Marx, Friedrich Engels. Werke, Artikel, Entwürfe Dezember 1872 bis Mai 1875. Berlin 1984.

I/25

Abt. 1. Bd. 25: Karl Marx, Friedrich Engels. Werke, Artikel, Entwürfe Mai 1875 bis Mai 1883. Berlin 1985. 579

Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen

1/26

Abt. 1. Bd. 26: Friedrich Engels. Dialektik der Natur (1873-1882). Berlin 1985.

I/27

Abt. 1. Bd. 27: Friedrich Engels. Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft (Anti-Dühring). Berlin 1988.

I/30

Abt. 1. Bd. 30: Friedrich Engels. Werke, Artikel, Entwürfe Juni 1883 bis September 1886.

11/1.1

Abt. 2. Bd. 1.1: Karl Marx. Ökonomische Manuskripte 1857/58. Teil 1. Berlin 1976.

11/1.2

Abt. 2. Bd. 1.2: Karl Marx. Ökonomische Manuskripte 1857/58. Teil 2. Berlin 1981.

II/2

Abt. 2. Bd. 2: Karl Marx: Ökonomische Manuskripte und Schriften 1858-1861. Berlin 1980.

II/5

Abt. 2. Bd. 5: Karl Marx. Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Hamburg 1867. Berlin 1983.

II/8

Abt. 2. Bd. 8: Karl Marx. Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Hamburg 1883. Berlin 1989.

III/4

Abt. 3. Bd. 4: Karl Marx, Friedrich Engels. Briefwechsel Januar bis Dezember 1851. Berlin 1984.

III/6

Abt. 3. Bd. 6: Karl Marx, Friedrich Engels. Briefwechsel September 1852 bis August 1853. Berlin 1987.

IV/1

Abt. 4. Bd. 1: Karl Marx, Friedrich Engels. Exzerpte und Notizen bis 1842. Berlin 1976.

Morgan: A. S.

Lewis Henry Morgan: Ancient society; or researches in the lines of human progress from savagery through barbarism to civilization. London 1877.

Morgan-Konspekt

Karl Marx: Konspekt zu Lewis Henry Morgan: Ancient society ... London 1877 (MSG, Marx-Engels-Nachlaß, Sign. B 162/B 146).

580

Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen

II. Siglen H Eigenhändige Niederschrift D Autorisierter selbständiger Druck J Autorisierter Abdruck in Zeitungen und Zeitschriften III. Diakritische Zeichen [ ] Redaktionelle Ergänzung ( ) Eckige Klammern in der Textgrundlage |1| Beginn einer paginierten Seite der Textgrundlage | Ende einer Seite der Textgrundlage ( ) Textreduzierung (Tilgung) l: :l Textergänzung (Einfügung, Zusatz) >

Textersetzung, Textumstellung (verändert in, wurde zu) ] Abgrenzung der Wiederholung aus dem Edierten Text (Lemmazeichen)

J~ J ]

Absatz Eckige Klammern in Quellen

581

Vorbereitende Notiz zum „Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" Wahrscheinlich April 1884 (S.3)

E N T S T E H U N G UND ÜBERLIEFERUNG Die vorliegende Notiz zeugt offenbar von Engels' gedanklicher Vorbereitung seiner Ausführungen am Ende von Kapitel I des „Ursprungs ...": „Vorderhand können wir Morgan's Abtheilung dahin verallgemeinern: Wildheit - Zeitraum der vorwiegenden Aneignung fertiger Naturprodukte; die Kunstprodukte des Menschen sind vorwiegend Hülfswerkzeuge dieser Aneignung. Barbarei - Zeitraum der Erwerbung von Viehzucht und Ackerbau, der Erlernung von Methoden zur Produktion von Naturerzeugnissen durch menschliche Thätigkeit. Civilisation - Zeitraum der Erlernung der weiteren Verarbeitung von Naturerzeugnissen, der eigentlichen Industrie und der Kunst." (S. 20.1-8.) In der Notiz zieht Engels in knappster Form die Quintessenz aus dem Material, das Lewis Henry Morgan in den drei Kapiteln „Ethnical periods", „Arts of subsistence" und „Ratio of human progress" seines Werkes „Ancient Society", London 1877, Part I (Growth of intelligence through inventions and discoveries), vorgelegt hatte. Engels akzeptierte die Periodisierung Morgans, der die seit dem 18. Jahrhundert geläufigen Termini „Wildheit" und „Barbarei", die der „Zivilisation" gegenübergestellt wurden, für Frühgeschichte und Völkerkunde gleichermaßen fruchtbar gemacht hatte, indem er sie mit „neuen und, was mehr ist, unbestreitbaren, weil unmittelbar der Produktion entnommenen Zügen" (S. 19.37-38) bereicherte. Engels erkannte aber auch die Unzulänglichkeiten, die sich aus der evolutionistischen Methode Morgans (siehe S.599) ergaben. Da Morgan den gesellschaftlichen Fortschritt als einen kontinuierlichen Prozeß der Anhäufung von Kenntnissen und Fertigkeiten bzw. der Entfaltung von Institutionen betrachtete, gelang es ihm nicht, den Hauptinhalt einer jeweiligen Epoche festzustellen, und entsprechend willkürlich oder zumindest sekundär waren seine Kriterien der Epochenabgrenzung, nämlich die Erfindung der Töpferei beim Übergang zur Barbarei, die Erfindung der Buchstabenschrift beim Übergang zur Zivilisation. Engels hält dagegen die wesentlichen Merkmale fest, die in den einzelnen Epochen das Verhältnis des Menschen zur Natur prägen, und weist damit zugleich auf deren qualitative Unterschiede hin. Die Termini „Wildheit" und „Barbarei" sind heute nicht mehr gebräuchlich. Doch hat die moderne Forschung die Auffassung von Engels bestätigt, daß das von ihm aufgestellte Kriterium des Übergangs von der nahrungsmittelaneignenden zur nahrungsmittelproduzierenden Wirtschaftsweise eine entscheidende Zäsur der Universalgeschichte markiert. Diese „agrarische Revolution der Produktivkräfte", die aus archäologischer Sicht dem Übergang zum Neolithikum entspricht, leitete die Periode der vollen Entfaltung der Urgesellschaft ein, etwa während des 9. Jahrtausends v. u. Z. in den Progressionszentren des Orients, 583

V o r b e r e i t e n d e Notiz z u m „Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats"

während des 4.Jahrtausends v.u.Z. in Mitteleuropa. Auf diesem Boden konnten sich die von Engels als „Industrie" gekennzeichneten Produktivkräfte entwickeln und damit die Widersprüche herausbilden, die die Entstehung von unterschiedlichen Formen der Klassengesellschaft und damit des Staates zur historischen Notwendigkeit machten. Engels faßt, Morgan und Charles Fourier folgend, hier wie überhaupt im „Ursprung ..." die verschiedenen Formationen der Klassengesellschaft unter dem Begriff „Zivilisation" zusammen. Es kam ihm darauf an, „den Uebergang aus der Barbarei in die Civilisation und den schlagenden Gegensatz Beider in's volle Licht zu stellen" (S. 19.40-20.1). Der frühestmögliche Zeitpunkt für die Entstehung der Notiz ist die Auffindung des „Morgan-Konspekts" durch Engels im Januar 1884. Doch ist dies wenig wahrscheinlich, da bereits eine kritische Verarbeitung der Resultate Morgans deutlich wird. Dieser Umstand spricht dafür, daß die Notiz in die Zeit gehört, als Engels den Plan, Morgan nur zu resümieren (Engels an Karl Kautsky, 11. April 1884), aufgab und zu einer selbständigen Darstellung überging (Engels an Karl Kautsky, 26. April 1884). Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann sie also auf April 1884, vielleicht Mitte des Monats, datiert werden. Eine spätere Entstehung ist nicht völlig auszuschließen. Der auf der anderen Seite des Blattes stehende Text (siehe Zeugenbeschreibung) hat keine sichtbaren Beziehungen zum „Ursprung ...". Die „Vorbereitende Notiz ..." wird im vorliegenden Band zum erstenmal veröffentlicht. Zeugenbeschreibung H1 Originalhandschrift: IISG, Marx-Engels-Nachlaß, Sign. H 62/H33. Beschreibstoff: 1 Blatt weißes, mittelstarkes Papier, Format 178 x 112 mm; Rißkante am linken Rand; Wasserzeichen: parallele Linien im Abstand von 25 mm; links unten (auf der ursprünglichen Vorderseite links oben) runder Eindruck, möglicherweise Prägestempel. Zustand: Papier gut erhalten, leicht vergilbt. Schreiber: Engels. Schreibmaterial: Schwarze Tinte. Beschriftung: Vorderseite (ursprüngliche Rückseite) mit zwei Zeilen beschrieben; Rückseite (ursprüngliche Vorderseite) mit Notizen unter der Überschrift „Zum Bauernkrieg" fast vollständig beschrieben. Das Blatt wurde von Engels für die „Vorbereitende Notiz zum Ursprung ..." umgedreht und kopfgestellt. Deutsche Schrift. Vermerke fremder Hand: Auf der Vorderseite kopfstehend Fotosign.: IJ II b; auf der Rückseite Sign, des SPD-Archivs: II 2) H 7 b; Fotosign.: IJ II a; IISG-Sign.: H 33. Alle Vermerke mit Bleistift. Der Edierte Text folgt H1. Die Verkürzungen werden ausgeschrieben. ERLÄUTERUNGEN 3.1

Morgan: A. S.

3.3

Siehe S. 20.1-8.

584

Entstehung und Überlieferung 3.3

extractive Industrie] Siehe S. 20.2-4. Gedacht ist an Sammeln, Jagen, Fischen und die Gewinnung mineralischer Stoffe wie Salz und Feuerstein. Der Begriff „Industrie" ist inzwischen im allgemeinen Sprachgebrauch auf die moderne Großproduktion eingeengt; in der Fachliteratur wird er auch heute noch gelegentlich auf urgeschichtliche Sachverhalte angewandt.

3.3

Ackerbau und Viehzucht] Siehe S. 20.4-6. Die Umstellung zu „Viehzucht und Ackerbau" deutet darauf hin, daß Engels dort Morgans These von der primären Rolle der Viehzucht übernimmt.

3.4

Industrie] Siehe S. 20.6-8. Der Begriff schließt entsprechend dem damaligen Sprachgebrauch auch das im Rahmen des „Ursprungs ..." behandelte antike und völkerwanderungszeitliche Handwerk ein.

585

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. Im Anschluß an Lewis H. Morgans Forschungen. Hottingen-Zürich 1884 Anfang April bis 26. Mai 1884 (S. 7-117)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Die Schrift „Der Ursprung der Familie, des Privateigenthums und des Staats. Im Anschluss an Lewis H.Morgan's Forschungen", Hottingen-Zürich 1884, war für Engels „gewissermaßen die Vollführung eines Vermächtnisses" (S. 11). Bei der Sichtung des Nachlasses von Marx war er auf einen umfangreichen Konspekt zu Morgans Hauptwerk „Ancient society; or researches in the lines of human progress from savagery through barbarism to civilization", London 1877, gestoßen, der zahlreiche eingestreute Bemerkungen von Marx enthielt. Die Durchsicht führte ihn zu der Überzeugung, daß dieser sich vorbehalten hatte, „die Resultate der Morgan'schen Forschungen im Zusammenhang mit den Ergebnissen seiner - ich darf innerhalb gewisser Grenzen sagen unserer - materialistischen Geschichtsuntersuchung darzustellen und dadurch erst ihre ganze Bedeutung klar zu machen" (S. 11). Es war Marx selbst nicht mehr vergönnt, Morgans Werk umfassend auszuwerten. Zur Vorgeschichte Der Konspekt zu Morgans Werk bildete den Ausgangspunkt und die unmittelbare Grundlage für die Abfassung des „Ursprungs ...". Marx war auf das Buch aufmerksam geworden, als er zwischen Herbst 1879 und Sommer 1880 im Zusammenhang mit seinen Studien zur Geschichte des Grundeigentums Maxim Maximowitsch Kowalewskis Buch „06inMHHoe 3eMAeBAaAtHie, npMHMHbi, XOAI> M nocAt>ACTBifl ero pa3AO*KM3Hb", > K e H e B a 1894, S . 7 6 5 (Die Arbeit erschien in Lieferungen seit Februar 1888). Die Grundschrift und die ersten beiden Erledigungsvermerke mit Bleistift, am Ende ein Raum von 4 bis 5 Zeilen zunächst freigelassen. Weitere Erledigungsvermerke und Ergänzungen mit schwarzer Tinte. Deutsche Schrift. Das Blatt wurde von Engels, bevor die Ergänzungen mit Tinte entstanden, umgedreht, kopfgestellt und, über die letzten 6 Zeilen der Bleistiftbeschriftung hinwegreichend, mit schwarzer Tinte mit folgendem Text beschrieben: Table »

Dessert » »

Table Tea Egg

forks knives forks spoons knives spoons do do

12 24 5 12 16 -

3 4

+

7

12 —

+ +

4 7

+

6 7

+





12 12 6 12

Vermerke fremder Hand: Auf der Rückseite Bleistiftpaginierung „3".

Hinweise zur Edition 1

Der Edierte Text folgt H . Die Textanordnung folgt der Handschrift möglichst genau. Schwierigkelten ergaben sich bisweilen bei der Zuordnung kleinerer Zusätze. Kürzel und sonstige Verkürzungen wurden stillschweigend ausgeschrieben. Im Variantenverzeichnis werden Sofortvarianten durch die Sigle SV gekennzeichnet. Die Erledigungsvermerke werden in einem gesonderten Verzeichnis zusammengestellt. In den Erläuterungen wird die Bezugsstelle (1. Aufl.) und, soweit gegeben, die Verwendung (4. Aufl.) detailliert nachgewiesen. VARIANTENVERZEICHNIS 121.1-2

Familie bis versucht. (Kurnai. Thierfamilien)

121.3

Zweifel daran jetzt Mode. I SV

121.5

da (was wir von den)/ SV

121.9

|: Zur irokesischen Gens Steht ohne Einfügungszeichen schräg am linken Rand.

121.18

Kroki und Kumite.

122.1-2

|: Die Männer bis Ehebruch.

122.7-8

|: und keine hetärischen Übungen mehr.

709

Vorbereitende Notizen zur 4. Auflage

122.8-9

Dann aber bis Folgen. (Prostitution):

122.10

S. 188 bis l.Aufl. ]

122.11

Eifersucht bis Gruppenehe. :l

122.12-13

:

Gruppenehe bis Ehebruch :l Verzeichnis der Erledigungsvermerke

121.3-7 121.13-19 121.19-20 121.21-25 121.27-29

Von links oben nach rechts unten. Von links oben nach rechts unten. Von rechts oben nach links unten. Von links oben nach rechts unten, zusätzlich Streichungen in Zeile 23 und 24. Von links oben nach rechts unten. ERLAUTERUNGEN

121.1-2

Bezug: S. 36.30-37.9. Verwendung: S. 180.16-38 (siehe auch S. 169.32-37 und 187.12-19).

121.3-7

Bezug: S. 22.31-35. Vorbereitung der Polemik gegen CharlesJean-Marie Letourneaus „L'évolution du mariage et de la famille", Paris 1888.

121.3

Regelloser bis Mode.] Verwendung: S. 153.10-12.

121.3-5

Beispiele bis Schwierig.] Verwendung: S. 156.12-21. Siehe Hubert Howe Bancroft: The native races ... Vol. 1. London 1875. S. 117, Fußnote 193. Siehe auch Friedrich Engels: Exzerpt aus Hubert Howe Bancroft: The native races ... S. [2]: „Tinnehs: ... scheinen ziemlich entartet. Auch hier soils vorkommen daß 2 Söhne ihre Mutter zur Frau hatten, Einer seine Tochter, mehre ihre Schwestern."

121.5-7

DieThierebis Wilde?] Verwendung: S. 153.12-30 und 154.1-24.

121.8-12

Bezug: S. 24.8-11. Ohne Erledigungsvermerk, nicht verwertet. Vielleicht war eine Verlegung in das Kapitel III geplant.

121.13-20

Bezug: S. 27.14. Verwendung: S. 161.33-164.25. Offenbar angeregt durch die Kenntnis von Lorimer Fisons und Alfred William Howitts „Kamilaroi and Kurnai. Group-marriage and relationship, and marriage by elopement", Melbourne, Sydney, Adelaide, Brisbane 1880.

121.18

Kroki und Kumite] Siehe S. 162.12-26.

121.21

Bezug: S. 30.1-4. Verwendung: S. 167.15-18 und 168.23-38.

710

Erläuterungen

121.22

Bezug: S. 30.9-20 (siehe auch S. 36.30-37.9). Verwendung: S. 180.16-28.

121.23

Bezug: S. 31.15-18. Verwendung: S. 170.33-36.

121.24-25

Bezug: S. 38.6-10. Verwendung: S. 182.2-6.

121.26

Bezug: S. 39.15-22. Ohne Erledigungsvermerk, nicht verwertet. Anfangszeile einer berühmten, vermutlich zwischen 1200 und 1250 entstandenen Alba: „Us cavalhers si jazia ab la re que plus volia; soven baizan li dizia: doussa res, ieu que farai? que I iorns ve e la nueytz vai. ..." „Als ein edler Herr lag mit dem sehr begehrten Wesen und sie einander vielmals küßten, sagte er ihr: Süßes Wesen, was soll ich tun? Denn der Tag kommt und die Nacht geht. ..." Der Verfasser ist unbekannt. Man vermutet, daß Bertran d'Alamano oder Gaucelm Faidit das Gedicht geschrieben hat. Vermutlich benutzt: Karl Bartsch: Grundriß zur Geschichte der provenzalischen Literatur. Elberfeld 1872. S. 115. Bartsch bringt die zitierte Zeile als Nr. 23 des Verzeichnisses der Anfangszeilen von Gedichten des Bertran d'Alamano.

121.27-122.9

Bezug: S. 40.41

121.27-29

Verwendung: S. 185.7-187.3.

122.1-2

Verwendung: S. 187.5-19.

122.3-9

Verwendung: S. 187.29-188.29 und 192.41-194.10.

122.10

Alexis Giraud-Teulon: Les origines de la famille. Genève, Paris 1874. S. 188, Fußnote 1: „Les gorilles et les singes anthropomorphes en général sont monogames, ..." Diese Stelle entnahm Giraud-Teulon einer persönlichen Mitteilung Henri de Saussures, was jedoch aus der Auflage von 1874 nicht hervorgeht. Engels stützte sich in der 4. Auflage (S. 154.4) auf die umgearbeitete Neuauflage von 1884 (siehe Erl. 154.4). Die Auflage von 1874 stand Engels nicht vor Ende Mai, aber spätestens am 13. Juni 1891 zur Verfügung (siehe Engels an Paul Lafargue, 29. Mai 1891, und Engels an Laura Lafargue, 13. Juni 1891).

711

Vorbereitende Notizen zur 4. Auflage

122.11

Verwendung: S. 155.5-156.7, besonders S. 155.30-38.

122.12-13

Siehe Erl. 122.1-2.

709, Variante 121.1-2

Kurnai] Australischer Stamm. Siehe Erl. 121.13-20.

712

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. Im Anschluß an Lewis H. Morgans Forschungen. 4. Auflage. Stuttgart 1892 20. Mai bis 22. Juli 1891 (S. 125-271)

E N T S T E H U N G UND ÜBERLIEFERUNG Die 1. Auflage des „Ursprungs ..." war 1884 erschienen. Titelauflagen erfolgten 1886 als 2. und 1889 bzw. 1890 als 3. Auflage (siehe S. 616). Spätestens Mitte April 1890 entschloß sich Engels endgültig, sein Werk neu zu bearbeiten. Ihn bewogen dazu ebenso wissenschaftliche wie politische Gründe. Das Material zur Kenntnis der menschlichen Ur- und Frühgeschichte hatte sich beträchtlich vermehrt. Die Disziplin war Mitte der achtziger Jahre aus ihrem Pionierstadium herausgetreten und hatte sich fest konstituiert. Vertreter von Nachbardisziplinen - Engels wies besonders auf die „vergleichenden Juristen" (S. 144) hin hatten „theils neuen Stoff, theils neue Gesichtspunkte gebracht" (ebenda). Innerhalb der gerade erst entstehenden marxistischen Geschichtswissenschaft besaß die Ur- und Frühgeschichte bereits eine gewisse Tradition, die von Engels begründet worden war und sich mit Namen wie Karl Kautsky, Paul Lafargue, Bruno Schoenlank und Heinrich Cunow verband. Nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes im Jahre 1890 entstanden für die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands neue Kampfbedingungen. Diese erforderten die verstärkte Propagierung des Marxismus, was durch die wiedererrungene Legalität erleichtert wurde. Das Interesse an den Ideen des wissenschaftlichen Sozialismus war beträchtlich gewachsen. Der Partei strömten zahlreiche neue Mitglieder zu, die mit deren Zielen vertraut gemacht werden mußten. Ein neues Parteiprogramm wurde vorbereitet, das der Aufgabe, den wissenschaftlichen Sozialismus in der marxistischen Massenpartei der deutschen Arbeiterklasse durchzusetzen, entsprach. Diese Aufgabe gewann an Gewicht, zumal die herrschenden Klassen nun stärker als zuvor auch zur ideologischen Beeinflussung der Volksmassen übergingen. Dem Erfordernis, marxistische Ideen in breitem Umfang zu propagieren, wurde die Partei in den frühen neunziger Jahren in beachtlichem Maße gerecht. Dabei spielte der „Ursprung ..." in seiner umgearbeiteten und ergänzten Form von Anfang an eine wichtige Rolle.

Vorbereitende

Studien

In die 4. Auflage des „Ursprungs ..." sind umfangreiche Literaturstudien eingegangen. Sie entsprangen teils ständiger, weit zurückreichender Beschäftigung mit dem Stoff, teils gezielter Arbeit in unmittelbarer Vorbereitung der Neuauf713

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

läge. Auch ging Engels auf Anfragen von Lesern ein, ließ Ergebnisse wissenschaftlichen Meinungsaustausches einfließen und stützte sich auf persönliche Erlebnisse und Erfahrungen. Engels hat offenbar den Gedanken an eine Neubearbeitung und Erweiterung seiner Schrift nie aus den Augen verloren. So bereitete er sich schon im Herbst 1884 auf eine mögliche Auseinandersetzung mit Theodor Mommsen zum exogamen Charakter der römischen Gens (enuptio gentis) vor, den dieser in einem älteren Aufsatz in Frage gestellt hatte (siehe Engels an Karl Kautsky, 20. Oktober 1884). Er legte sich Exzerpte aus Livius' Geschichtswerk „Ab urbe condita" an, die er später mit ähnlichen Materialien in einem Umschlag unter dem Titel „Zum Ursprung der Familie. Auszüge" (siehe S.718) vereinigte. Zu den Exzerpten aus Hubert Howe Bancrofts Werk „The native races of the Pacific states of North America", vol. 1, London 1875, die bereits 1882 entstanden und in der I.Auflage des „Ursprungs ..." benutzt worden waren (siehe S.588/589), fügte er unter dem Stichwort „Gens" einige Zusätze hinzu. Dies könnte ebenfalls noch 1884 geschehen sein. Auch die Exzerpte aus Bancroft wurden in den erwähnten Umschlag eingelegt. In die gleiche Zeit gehört offenbar auch ein vertiefendes Studium von Johann Jakob Bachofens Hauptwerk „Das Mutterrecht", Stuttgart 1861. Eine allgemeine Vorstellung von dessen Charakter und Bedeutung besaß Engels bereits 1882/1883, als er mit Karl Kautsky über urgeschichtliche Fragen diskutierte und dessen „Eheartikel" in der Zeitschrift „Kosmos" brieflich kritisierte (siehe S.590). Auch war er bei der Würdigung der Verdienste Bachofens bereits in der I.Auflage des „Ursprungs ..." über „Morgan: A.S." hinausgegangen. Nun wird aber Bachofen in der 4.Auflage weit stärker berücksichtigt als in der I.Auflage. So stellte Engels Bachofens Erklärung des „jus primae noctis" als Relikt (survival) der Gruppenehe als dessen viertes großes Verdienst dar (S. 135 und 168). Diesen Zusammenhang hatte er früher für eine eigene Vermutung gehalten (S. 30. Siehe Engels an Marx, 8. Dezember 1882. Siehe auch S. 588). Engels hatte bei der Niederschrift der Ergänzungen in der 4. Auflage Bachofens Buch jedoch nicht zur Hand. Das einzige wörtliche und mit Stellenangabe versehene Zitat (S. 168) stammt aus einer Abschrift, die er sich von Laura Lafargue anfertigen ließ (siehe S.718). Die Lektüre des „dicken Quartanten" (S. 137) lag schon lange zurück (Engels an Laura Lafargue, 13. Juni 1891). Ein möglicher Zeitraum dafür ist der Sommer 1884 nach dem Abschluß der Arbeit am Manuskript des „Ursprungs ..." am 26. Mai. Denn Mitte August sandte Engels noch zwei Fußnoten nach Zürich (siehe S.593), die vermutlich mit der Lektüre Bachofens in Zusammenhang stehen (Engels an Karl Kautsky, [30. August 1884]). Im Herbst 1884 beschäftigte sich Engels mit der „Älteren Edda" im altnordischen Originaltext (Engels an Laura Lafargue, 23. November 1884). Im gleichen Brief bat er um Rücksendung von Karl Joseph Simrocks deutscher Übersetzung der „Edda" und des „Beowulf", da er sie, neben Charles Darwins Hauptwerk „On the origin of species ...", London 1859, dringend brauche. Die Erwähnung der vieldiskutierten und auch ins Deutsche übersetzten Arbeiten von Anton Christian Bang und Sophus Bugge (S. 237) zeigt, daß Engels auch die nordisti-

714

Entstehung und Überlieferung sehe Fachliteratur kontinuierlich verfolgte. In einem Brief vom 16. Juni 1890 an Engels wandte sich Charles Bonnier gegen die Kritik von Marx an der Auffassung der Urgeschichte in Richard Wagners Operntext „Der Ring des Nibelungen", die Engels in den „Ursprung ..." übernommen hatte (S.23). Das veranlagte diesen zu einer Erweiterung der Note, wobei er erneut auf ein Gedicht der „Älteren Edda" zurückgriff (S. 157). Ein Gegenstand ständiger Aufmerksamkeit war ferner die Geschichte der Markgenossenschaften bzw. Dorfgemeinden und ihrer Auflösung. So gehört zu den im Brief an Laura Lafargue vom 23. November 1884 zurückerbetenen Büchern auch Just Paquets Schrift „Des institutions provinciales et communales et des corporations des pays de l'ancienne France à l'avènement de Louis XI", Paris 1860. Aufschlußreich für die Berücksichtigung auch relativ abgelegener Literatur ist die Erwähnung von John Raes Arbeit „The Scotch village Community", erschienen in der Londoner „Fortnightly Review", new ser., Nr. 227 vom 1. November 1885, im Brief an Ferdinand Domela Nieuwenhuis vom 4. Februar 1886. Zu den Verhältnissen in Indien, Irland und Schottland äußerte er sich aus älterer Kenntnis heraus im Brief an Nikolai Franzewitsch Danielson vom 10. Juni 1890. Er wurde auf die Hausgenossenschaft (Zadruga) der Südslawen aufmerksam (Rudolph Herrmann Meyer an Engels, 25. Dezember 1884) und äußerte sich über Reste des Gentilkommunismus bei Serben und Bulgaren (Engels an Paul Lafargue, 25./26. Oktober 1886). Von besonderem, weil nach wie vor aktuellem Interesse war für ihn die russische Dorfgemeinde (Mir), deren Schicksal bereits für Marx zu einem zentralen Problem geworden war. Er verfolgte die ökonomische und gesellschaftliche Entwicklung Rußlands genau (z. B. Engels an Nikolai Franzewitsch Danielson, 23. April 1885), und von Seiten des russischen Gelehrten Maxim Maximowitsch Kowalewski kam schließlich auch ein Anstoß, der ihn seine Anschauungen zur Entstehung der Markgenossenschaft neu überdenken ließ (Engels an Paul Lafargue, 27. August 1890). Es kann als sehr wahrscheinlich gelten, daß Engels die Ausgrabungen Heinrich Schliemanns in Troja und Mykene zur Kenntnis nahm, die für die griechische Frühgeschichte völlig neue Grundlagen schufen. Ein direktes Zeugnis dafür ist die Anfrage, die Édouard Fortin am 25. Dezember 1885 über deren Auswertbarkeit für die „Heroenzeit" an ihn richtete. Die Antwort von Engels ist nicht überliefert, und in der 4. Auflage fanden die Ergebnisse Schliemanns keine Berücksichtigung. Das Umfeld und die zeitliche Einordnung der Funde waren damals noch zu wenig geklärt, um daraus weitreichende Schlüsse zu ziehen. Mitte April 1890 hatten die Vorstellungen und Vereinbarungen für eine Neuauflage konkrete Gestalt angenommen. Wenn Engels trotz seiner notorischen Arbeitsüberlastung diese neue Aufgabe übernahm, mußte er gewichtige Gründe dafür haben. Er selbst nannte im neuen Vorwort den wissenschaftlichen Fortschritt: „Seit dem Erscheinen der ersten Auflage sind sieben Jahre verflossen, in denen die Kenntniß der ursprünglichen Familienformen bedeutende Fortschritte gemacht hat. Es war hier also die nachbessernde und ergänzende Hand fleißig anzuwenden" (S. 132). Manche Einzelhypothese Morgans war dadurch „schwankend oder selbst hinfällig" geworden. Doch konnte Engels kon-

715

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

statieren: „Aber nirgendwo hat das neu gesammelte Material dazu geführt, seine großen Hauptgesichtspunkte durch andere zu verdrängen." (S. 144.) In engem Zusammenhang damit stand das Bestreben, die Theorie des historischen Materialismus durch Präzisierung einzelner Formulierungen vor verflachenden vulgärökonomischen Ausdeutungen und Versuchen, an die Stelle der Dialektik von Basis und Überbau eine monokausale Erklärungsweise zu setzen, zu bewahren. Besonders deutlich wird dies in Engels' Brief an Joseph Bloch vom 21./22. September 1890, der eng mit Problemen des „Ursprungs ..." in Verbindung steht. Doch auch in anderen Briefen dieser Zeit, so an Conrad Schmidt vom 27. Oktober 1890, kam Engels auf diese Frage zu sprechen. Ein weiteres Motiv war, die Verdienste Morgans und in gewissem Maße auch Bachofens angesichts der Totschweigetaktik der etablierten „prähistorischen Schule" gebührend zu würdigen. Dies geschah innerhalb eines neuen Vorworts. Damit schuf er zugleich einen historischen Hintergrund, der ein leichteres Verständnis der folgenden systematischen Darlegungen ermöglichte. Es zeigte sich, daß dafür noch einmal aufwendige Literaturstudien nötig waren (Engels an Friedrich Adolph Sorge, 10. Juni 1891; Engels an Laura Lafargue, 13. Juni 1891). Ferner hatte Engels die Absicht, eigene weiterführende Überlegungen zur Geschichte der Familie im Mittelalter und in der Neuzeit einzuarbeiten. Im Laufe des Jahres 1890 wurden die letzten der 5000 Exemplare abgesetzt, die 1884 in Zürich gedruckt und dann von Dietz übernommen worden waren (Johann Heinrich Wilhelm Dietz an Engels, 7. April 1890; Karl Kautsky an Engels, 9. März 1891; Engels an Friedrich Adolph Sorge, 21. März 1891). In dem auf den 16. Juni 1891 datierten neuen Vorwort teilte Engels mit, daß die Schrift „seit fast einem halben Jahr vergriffen" sei (S. 132). Angesichts der in Aussicht genommenen Stereotypierung war er sich darüber im klaren, daß jetzt die letzte Gelegenheit bestand, die geplanten Änderungen und Erweiterungen vorzunehmen und dem 1884 unter großem Zeitdruck entstandenen Werk auch stilistisch die endgültige Form zu geben. Engels konnte sich jedoch bis Mitte Mai 1891 nur sporadisch mit der Thematik befassen. Andere Aufgaben nahmen seine Arbeitskraft vorrangig in Anspruch. Ein erster Hinweis darauf, daß er mit der Materialsammlung begann, ist sein Interesse für Morgans letztes größeres Werk „Houses and houselife of the American aborigines", Washington 1881, über das ihn Paul Lafargue informiert hatte (Engels an Paul Lafargue, 21. Mai 1890). Am 29. Mai 1890 bat er Sorge um Beschaffung des Werkes, da er es für die 4. Auflage des „Ursprungs ..." brauche. Am 3. Juli 1890 sandte Sorge das Buch, das er nach vielen Schwierigkeiten hatte antiquarisch erwerben können, nach Europa, meinte allerdings, daß Engels „nicht soviel Freude daran" haben werde wie an „Morgan: A.S." (Friedrich Adolph Sorge an Engels, 17., 24., 30.Juni sowie 3. und 9.Juli 1890). Engels bestätigte den Empfang am 30. Juli und 9. August 1890. Das Buch fand in der Neuauflage keine Verwendung. Einen wichtigen Impuls für seine Studien gab ihm dann Kowalewskis Buch „Tableau des origines et de l'évolution de la famille et de la propriété", Stock716

Entstehung und Überlieferung

holm 1890. Ein Exemplar, das vermutlich aus seinem Besitz stammt und Anstreichungen von seiner Hand aufweist, ist erhalten. Er diskutierte das Buch mit Paul Lafargue. Während jener in ihm „rien de nouveau" fand (Paul Lafargue an Engels, 24. August 1890), entdeckte Engels darin „une chose importante". „J'en parlerai dans la nouvelle edition de mon livre." (Engels an Paul Lafargue, 27. August 1890.) Kowalewski ist neben Andreas Heusler, den Engels über ihn kennenlernte, einer der im neuen Vorwort angesprochenen „vergleichenden Juristen" (S. 144 und 172/173). Bei der „chose importante" handelt es sich um den Versuch, die patriarchalische Hausgenossenschaft, die Engels bisher nur als Spezialfall bei den Südslawen und in einem Teil Frankreichs kannte, als allgemein verbreitete Zwischenstufe nachzuweisen, und zwar sowohl in bezug auf die Entwicklung der Familie wie auch bei der Herausbildung der Mark- oder Dorfgenossenschaft. Weitere Anregungen dürfte Engels auch direkt durch den mündlichen Gedankenaustausch bekommen haben, auf den er im genannten Brief verweist. Der Zusammenhang, in dem Engels die neuen Erklärungsmöglichkeiten auswertete (S. 174/175, 235/236 und 240/241), legt nahe, daß Engels im Anschluß an die Lektüre etymologische Studien betrieb und sich erneut mit den germanischen Volksrechten (leges barbarorum) und anderen frühmittelalterlichen Quellen beschäftigte, mit denen er sich bereits bei seinen Vorarbeiten zu seiner Studie „Die Mark" befaßt hatte. Auch im September 1890 war Engels mit Problemen beschäftigt, die im „Ursprung ..." eine Rolle spielen. Im Brief an Bloch vom 21./22. September, mit dem er eine Anfrage vom 3. September 1890 beantwortete, nahm er zu einigen Fragen der Familie in Griechenland und im ptolemäischen Ägypten Stellung. Er stützte sich dabei auf Angaben in Wilhelm Wachsmuths Werk „Hellenische Alterthumskunde aus dem Gesichtspunkte des Staats", 2., umgearb. und verm. Ausg., Halle 1846, sowie in Georg Friedrich Schoemanns Werk „Griechische Alterthümer", Bd.1, Berlin 1855. Dieselben Autoren legte er seinen Präzisierungen und Erweiterungen zur Ehe in Athen und Sparta auf S. 177/178 zugrunde. Im Februar 1891 studierte Engels Kowalewskis jüngstes Werk „Modern customs and ancient law of Russia being the llchester lectures for 1889-1890", London 1891 (Engels an Paul Lafargue, 10. Februar 1891), und versah es mit Anstreichungen, besonders im Kapitel über die russische Dorfgemeinde. Doch lassen sich eindeutige Spuren einer Benutzung im „Ursprung ..." nicht nachweisen. Ähnlich wie Engels mit Materialien zur „Dialektik der Natur" verfuhr (siehe MEGA® I/26. S.570), sammelte er später eine Reihe von Exzerpten und ähnlichen Materialien, die zu unterschiedlichen Zeiten entstanden waren und die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Neuauflage des „Ursprungs ..." stehen, in einem Umschlag (IISG, Marx-Engels-Nachlaß, Sign. J 50/J 30), den er mit der Nummer 27, dem Titel „Zum Ursprung der Familie. Auszüge" und folgender Aufschrift versah:

717

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

„Zu: Ursprung der Familie 1) 2) 3) 4) 5)

Aus Bancroft, Native Races Zu Enuptio Gentis Aus Agassiz und Bancroft Hist, of United States Aus Vorrede, Bachofen Mutterrecht McLennan, Lubbock, Lavroff Auszüge." Im einzelnen handelt es sich um folgende Ausarbeitungen: 1. Auszüge aus Hubert Howe Bancrofts Werk „The native races ...", vol. 1, London 1875. Die Exzerpte (12 Seiten) wurden zum größten Teil bereits 1882 angelegt (siehe S.588). Ein als „nachträglich" gekennzeichneter Zusatz unter dem Stichwort „Gens" (10 Zeilen) ist vermutlich 1884 entstanden. Die Exzerpte wurden sowohl für die 1. wie auch für Zusätze in der 4. Auflage benutzt. 2. Eine Sammlung von Stellenangaben aus Livius zu „enuptio gentis" bzw. „enubere", die Edward Aveling aus zwei Lexika zusammenstellte (1 Seite). Anhand dieser Angaben schrieb sich Engels die betreffenden Stellen aus einer Livius-Ausgabe heraus und ordnete sie zeitlich ein (2 Seiten). Das Material diente der Sicherung gegen eventuelle Angriffe der Mommsenschen Schule und war am 20. Oktober 1884 fertiggestellt (Engels an Karl Kautsky, 20. Oktober 1884). Es bildete den Ausgangspunkt für die Polemik gegen Theodor Mommsen, die Engels in Kapitel VI einschob. 3a) Auszüge aus Jean-Louis-Rodolphe Agassiz' und Elisabeth Cabot Agassiz' Buch „A journey in Brazil", Boston, London 1868 (im Exzerpt: Boston, New York 1886), und unmittelbar anschließend 3b) Auszüge aus George Bancrofts „History of the United States from the discovery of the American continent", vol. 3, New York 1888 (insgesamt 3 Seiten). Die Abfassungszeit liegt vermutlich zwischen 1890 und Mitte 1891. Eine Passage aus Agassiz wurde in der 4. Auflage verwendet. Das Exzerpt aus George Bancroft, das möglicherweise als Illustration zu den Ausführungen über die Shawnees (S.33) gedacht war, blieb unberücksichtigt. 4. Von Laura Lafargues Hand Auszüge aus Bachofens Werk „Das Mutterrecht", Stuttgart 1861 (3 Seiten). Die Entstehung läßt sich auf den 14. oder 15. Juni 1891 eingrenzen (Engels an Laura Lafargue, 13. Juni 1891; Engels an Karl Kautsky, 16. Juni 1891). Engels, der soeben das neue Vorwort beendet hatte, erkundigte sich bei Laura Lafargue, die im Besitz seines BachofenExemplars war, ob er sich in einer den „Hetärismus" betreffenden Frage zu Recht für die Priorität Bachofens ausgesprochen habe. Die ihm offenbar postwendend zugesandten Exzerpte bestätigten seine Ansicht. Einen Satz aus den Exzerpten verwendete Engels in Kapitel II (S. 168). 5a) Auszüge aus John Ferguson MacLennans „Primitive marriage", Edinburgh 1865, nach einer späteren Ausgabe. Ein unveränderter, jedoch im Anhang neuere Arbeiten des Autors enthaltender Abdruck erschien 1876 in London unter dem Titel „Studies in ancient history comprising a reprint of Primitive

718

Entstehung und Überlieferung

5b)

5c)

6.

7.

marriage". Davon wiederum kam ein unveränderter postumer Nachdruck unter gleichem Titel 1886 in London und New York heraus. Aus diesem stammen die Exzerpte von Engels (1 Seite). Da für ihn die Identität des Abdrucks mit dem Original wichtig war, notierte er eingangs: „Vorrede datirt Jan. 65". Auch Engels' Handexemplar mit Randbemerkungen und Anstreichungen, die weitgehend den Exzerpten entsprechen, ist erhalten (IfGA/ Bibl., Sign. Ma 579). Die Studien zu MacLennan fallen wahrscheinlich in die Zeit vor dem 29. Mai 1891, da sie in dem auf diesen Tag datierten Brief von Engels an Paul Lafargue vorausgesetzt werden. Sie fanden in der kritischen Würdigung MacLennans im neuen Vorwort ihren Niederschlag. Engels ging dort allerdings auch auf die Zusätze von 1876 ein, ebenfalls nach der Ausgabe von 1886. Auszüge aus John Lubbocks Buch „The origin of civilisation and the primitive condition of man", 4. ed., London 1882 (1 Seite). Sie sind wahrscheinlich kurz nach den Exzerpten aus MacLennan entstanden und fanden ebenfalls im neuen Vorwort Verwendung. Auszüge (15 Zeilen) aus Pjotr Lawrows „AHTponoAomMecKaa >KM3Hb", >KeHeßa 1894. Die Arbeit erschien seit Februar 1888 in Lieferungen. Das Exzerpt bezieht sich auf S.765 des Buches und hat die Bedeutung der Mutter-KindBeziehung bei der Entstehung der Familie zum Inhalt. Es handelt sich um Engels' eigene Übersetzung aus dem Russischen; russische Wörter sind eingestreut. Dem Thema nach gehört der Auszug zu den in der 4. Auflage (S. 153-157) hinzugesetzten Erörterungen über die frühesten Formen der Familie, er wurde aber nicht verwendet. Die folgenden Arbeiten hat Engels nicht im Inhaltsverzeichnis ausgewiesen: Auszüge aus Alexis Giraud-Teulons Buch „Les origines de la famille", Genève, Paris 1874 (1 Seite). Sie entstanden höchstwahrscheinlich in der ersten Juni-Dekade 1891 (Engels an Paul Lafargue, 29. Mai 1891; Engels an Laura Lafargue, 13. Juni 1891). Engels war bei der Durchsicht einer umgearbeiteten Fassung dieses Werkes (Les origines du mariage et de la famille. Genève, Paris 1884) auf die Behauptung des Autors gestoßen, er sei 1874 den Entdeckungen Morgans zuvorgekommen. Engels bezweifelte das und bat Lafargue um Überprüfung des Sachverhalts oder kurzfristige Überlassung des Buches. Letzteres geschah; Engels notierte einige Stellen, die seine Zweifel bestätigten, und schrieb am 13. Juni an Laura Lafargue: „Giraud-Teulon is as bad and as great an appropriator of other people's ideas as any Englishman ..." Entsprechende Andeutungen finden sich im neuen Vorwort, S. 141 und 143. Siehe auch S. 122.10 und Erl. dazu. Eine Liste mit Stellen aus Kapitel II der I.Auflage, bei denen Engels eine Änderung bzw. Erweiterung ins Auge faßte, meist mit Angabe der Richtung dieser Änderung. Dieser Text wird im vorliegenden Band publiziert (siehe Vorbereitende Notizen zur 4. Auflage des „Ursprungs ...", S. 121/122 und 708-712).

719

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

Zum Ablauf der Arbeit Über einen Neudruck bzw. eine Neuauflage wurde seit 1888 korrespondiert (Johann Heinrich Wilhelm Dietz an Engels, 16. Mai 1888). Dietz schlug den Druck im Rahmen eines Sammelbandes vor, der Kosmogonie, Erdgeschichte und die Darwinsche Theorie behandeln und durch den „Ursprung ..." abgerundet werden sollte. Engels' Antwort ist nicht bekannt, dürfte aber, zumal noch Exemplare des Druckes von 1884 vorrätig waren, ablehnend oder zumindest hinhaltend gewesen sein (siehe J. H.W. Dietz an Engels, 2. Juni 1888). Am 7. April 1890 wandte sich Dietz erneut an Engels. Er berief sich darauf, daß er vor längerer Zeit dessen Bereitschaft zu einer Neuauflage über Kautsky eingeholt habe. Jetzt sei der Zeitpunkt gekommen. Nur wenige Exemplare seien noch am Lager. Er bat Engels um Mitteilung seiner Bedingungen, fragte an, ob Änderungen, Zusätze und eine neue Vorrede vorgesehen seien, und äußerte den Wunsch, die Schrift der „Internationalen Bibliothek" einzuverleiben. Auch machte er Vorschläge zu Ausstattung und Preis: 1,- Mark broschiert, 1,50 Mark gebunden. Die neue Vorrede erbat er für Juli bis August, falls keine weiteren Änderungen geplant seien. Von Engels' Antwort ist nur das Konzept auf dem Brief von Dietz erhalten: „Beantwortet 10/4. Soll wegen Honorar (an Parteikasse zahlbar) Vorschläge machen - Größe der Auflage?" Sowohl aus Dietz' Antwortbrief vom 22. April 1890 wie auch aus Engels' Brief an Kautsky vom 11.April 1890 geht hervor, daß eine Umarbeitung beabsichtigt war. Diese neue, nunmehr 4. Auflage (Engels an Karl Kautsky, 13. Juni 1891) stand also von Mitte April 1890 an fest auf dem Arbeitsprogramm von Engels. Dietz rechnete mit einer sehr schnellen Fertigstellung: „Wenn die Änderungen, Zusätze in ca. 10 Wochen hier sind, so kann die 2. (lies: 4.) Auflage im September 1890 erscheinen." (J.H.W. Dietz an Engels, 22. April 1890.) Dazu sah sich Engels jedoch nicht in der Lage, vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Zudem kamen von seiten Richard Fischers Bedenken gegen eine sofortige Neuauflage des „Ursprungs ..." Er teilte also Dietz am 5.August 1890 mit, daß er noch abwarten wolle, „bis das alles zur allseitigen Zufriedenheit geregelt" ist. Er setzte jedoch seine Vorstudien fort. Am 16. Dezember 1890 erkundigte sich Dietz bei ihm nach dem Stand der Dinge. Engels' direkte Antwort ist nicht bekannt. Am 23. Februar 1891 bat er Kautsky, Dietz mitzuteilen, er sei bei der Bearbeitung des „Ursprungs ...", meldete aber gleichzeitig eine neue Abhaltung, „drei neue Vorreden". Aus den drei „Vorreden" wurden bald drei Neubearbeitungen, die seine ganze Arbeitskraft absorbierten. Es handelte sich um Marx' „Der Bürgerkrieg in Frankreich" und „Lohnarbeit und Kapital" sowie um die 4. Auflage von Engels' „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft". Er übernahm diese Aufgabe, „weil dem ewigen Wiederabdruck Lassalle'schen Kohls entgegengetreten werden muß" (Engels an Friedrich Adolph Sorge, 4.März 1891).Der „Ursprung ..." wurde in dem genannten Brief nicht erwähnt. Wenig später stand jedoch fest, welche Kapitel nicht oder nicht viel verändert werden sollten (Engels an Henri 720

Entstehung und Überlieferung

Rav6, 6. März 1891 (Entwurf)), d. h., Engels war sich klar über die Richtung der vorzunehmenden Änderungen. Wenn im Brief von Engels an Filippo Turati vom 7. März 1891 von vier zu revidierenden Schriften die Rede ist, so ist darunter der „Ursprung ..." mitzuverstehen. Inzwischen wurde Dietz schon ungeduldig (Karl Kautsky an Engels, 9. März 1891). Dennoch hatten die anderen drei Arbeiten den Vorrang. „Sobald ich aber diese Arbeit vom Halse habe, gehts an den .Ursprung'. Ich habe schon ziemlich Vorstudien erledigt." (Engels an Karl Kautsky, 17. März 1891; Engels an Friedrich Adolph Sorge, 21. März 1891). Am 30. April gedachte Engels „nächste Woche" an den „Ursprung ..." zu gehen, der als „absolut dringend" eingestuft wurde (Engels an Karl Kautsky, 30. April 1891.) Im gleichen Brief bat er Kautsky um Überlassung einer Artikelserie von Heinrich Cunow, die in der Neubearbeitung (S. 175) Berücksichtigung fand. Am 13. Juni bestätigte er den Empfang (Engels an Karl Kautsky, 13. Juni 1891; Engels an Karl Kautsky, 5. März 1892). Anfang Mai schloß Engels die letzte der erwähnten Neubearbeitungen ab. „.Entwicklung [des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft]' folgt in ein paar Tagen. Dann müssen die Anforderungen aber aufhören. Ich habe Neuaufl. von .Ursprung' seit einem Jahr versprochen, das muß fort, und dann übernehme ich absolut nichts Neues, bis der 3. Band .Kapital' im Manuskript fertig." (Engels an August Bebel, 1./2. Mai 1891.) Doch verging noch einige Zeit, bis Engels mitteilen konnte: „Demain enfin je pourrai commencer de m'occuper de mon Origine de la famille - si rien n'arrive!" (Engels an Paul Lafargue, 19. Mai 1891.) In der Tat begann wohl am 20. Mai 1891 die unmittelbare Arbeit am neuen Vorwort und am Text. Sie dauerte mit einigen Unterbrechungen bis zur Fertigstellung der Neuauflage am 22. Juli 1891 (Engels an Laura Lafargue, 20.Juli 1891). Einen Zusatz, in dem Engels Eindrücke von einer Reise durch Schottland und Irland (8. bis etwa 23. September 1891) verwertete (Fußnote zu S. 234), fügte er noch ein, als er in den letzten Septembertagen die Korrekturen las (Engels an Friedrich Adolph Sorge, 30. September 1891). Engels konzentrierte sich zunächst auf das neue Vorwort. In diesen Zusammenhang gehören offenbar die Exzerpte aus MacLennan, Lubbock und Lawrow, doch sind bei ihnen auch Beziehungen zu Kapitel II „Die Familie" erkennbar. Gleiches gilt für das Studium der Neuauflage von Giraud-Teulon, das zur Anfrage bei Paul Lafargue am 29. Mai 1891 und zur Anlegung der entsprechenden Exzerpte führte. Am 10. Juni schrieb Engels: „Ich sitze bis über die Ohren in der Neuauflage des .Ursprung der Familie etc.', habe die ganze betreffende Literatur seit 8 Jahren neu durchnehmen müssen, und soll nun die Quintessenz in das Buch hinein verarbeiten, was kein Spaß, besonders bei den vielen Unterbrechungen. Doch hab' ich das Schlimmste hinter mir ..." (Engels an Friedrich Adolph Sorge, 10. Juni 1891.) Drei Tage später war das neue Vorwort fertig, und Engels bot es Kautsky zum Vorabdruck in der Stuttgarter „Neuen Zeit" an. Auch Dietz brauche nicht mehr lange zu warten. „Beim .Ursprung' hat mich die N o t wendigkeit, die ganze Literatur durchzusehn, sehr aufgehalten. Eine größere gegenseitige Assekuranzgesellschaft als die Prähistoriker gibts nicht. Es ist ein Lumpenpack, das die Kamaraderie und den Cliquenboykott international be721

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

treibt, was bei der relativ geringen Zahl angeht. Indes kommt jetzt mit den vergleichenden Juristen ein neues Element hinein, das seine schlechten Seiten hat, aber doch wohl den alten Ring sprengen dürfte." (Engels an Karl Kautsky, 13. Juni 1891.) Diese Formulierungen haben enge Parallelen im neuen Vorwort. Engels schickte das Vorwort nicht sofort ab. Vielmehr erkundigte er sich zunächst bei Laura Lafargue, bei der sich sein Bachofen-Exemplar befand, ob er diesem zu Recht die Priorität in einer Spezialfrage zugeschrieben habe. „As soon as I have your answer, the Ms can go off ..." (Engels an Laura Lafargue, 13. Juni 1891.) Die Antwort erfolgte umgehend in Form von Auszügen aus Bachofen, die Engels später in den Umschlag „Zum Ursprung der Familie. Auszüge" einlegte. Engels fand seine Darstellung bestätigt, und so ging das Manuskript des Vorworts an Kautsky ab: „Hierbei das Ms. - Ob Du das Ganze abdrucken oder erst auf S. 2, nach dem Strich, wo der eigentliche Aufsatz anfängt, anfangen willst, überlasse ich ganz Dir. Als Titel könnte man setzen: ,Zur Urgeschichte der Familie: Bachofen, McLennan, Morgan.' Von F. E., oder so etwas, und dann Note: Einleitung zur x-ten Auflage des ,Ursprungs etc."' (Engels an Karl Kautsky, 16. Juni 1891.) Das Vorwort wurde von Engels auch auf den 16. Juni datiert und erschien, geringfügig verändert, im September in der „Neuen Zeit" (Stuttgart. Jg. 9. 1891. Bd. 2. Nr. 41, S. 460-467) unter dem Titel „Zur Urgeschichte der Familie. (Bachofen, MacLennan, Morgan.)". Nach Fertigstellung des Vorworts nahm Engels sofort die Umarbeitung des Textes auf. „... es brennt mir auf den Nägeln", schrieb er am 16. Juni 1891 an Kautsky (siehe auch Engels an Pasquale Martignetti, 19. Juni 1891). Im Mittelpunkt stand zunächst die Arbeit an Kapitel II. So geht aus dem Brief an Laura Lafargue vom 13. Juni 1891 hervor, daß Engels mit dem Studium von Charles-JeanMarie Letourneaus Buch „L'évolution du mariage et de la famille", Paris 1888, beschäftigt war. Engels benutzte bei der konkreten Ausarbeitung einen Zettel mit konzeptionellen Notizen (siehe „Vorbereitende Notizen zur 4. Auflage des Ursprungs ...", S. 121/122 und 708-712). Es kam allerdings zu einer Unterbrechung aus aktuellem Anlaß: „Eben saß ich glücklich und vergnügt in der Gruppenehe, da kam das Parteiprogramm mir auf den Pelz, und das mußte vorgenommen werden." (Engels an Karl Kautsky, 29. Juni 1891; siehe auch Engels an Conrad Schmidt, I.Juli 1891.) Engels war offenbar mit der Umarbeitung des Abschnitts über die Punaluafamilie in Kapitel II beschäftigt, wobei er aufgrund der australischen Forschungen von Lorimer Fison und Alfred William Howitt die Auffassungen Morgans in einem wichtigen Punkt modifizierte (siehe S. 161.33-164.25). Die Auseinandersetzung mit deren wichtigem Buch „Kamilaroi and Kurnai", Melbourne, Sydney, Adelaide, Brisbane 1880, spiegelt sich auch in Zusätzen zu den „Vorbereitenden Notizen ..." wider (siehe S. 121). Einige Tage später, vermutlich am 3. Juli, nahm Engels die Arbeit am „Ursprung ..." wieder auf. Sie näherte sich jetzt dem Abschluß: „I am finishing the revision of the Ursprung für the 4th edition. There will be considerable and important additions; especially a new introduction ... and then in the chapter on the family. I think you will like them; my inspiring genius to a great extent has been Louise Kautsky who is full of clear, transparent and original views on the 722

Entstehung und Überlieferung

subject." (Engels an Laura Lafargue, 7. Juli 1891; siehe auch Engels an Laura Lafargue, 12. Juli 1891.) Am 20. Juli war Engels beim letzten Zusatz und hoffte, bis zum 22. Juli fertig zu sein (Engels an Laura Lafargue, 20. Juli 1891). Offenbar ist das Manuskript auch am 22. Juli an Dietz abgegangen, da Engels an diesem Tag eine neue Verfügung über das Honorar traf (Engels an Viktor Adler, 22. Juli 1891): Das Geld - es waren 50,- Mark für je 1000 gedruckte Exemplare - sollte jetzt der deutschen und der österreichischen Parteikasse zu gleichen Teilen zugute kommen. Bereits früher hatte man sich über die wesentlichen Konditionen der Neuauflage geeinigt, so auf die Aufnahme in die Serie „Internationale Bibliothek" (J. H. W. Dietz an Engels, 7. April 1890). Die Auflagenhöhe wurde jetzt auf 2000 Exemplare festgesetzt, und nach Bedarf sollten Nachauflagen, die als „unveränderte" gekennzeichnet waren, in gleicher Höhe folgen (J. H . W . Dietz an Engels, 24. Juli 1891). Auf Wunsch von Engels sollte die Zahl der insgesamt verlegten Exemplare auf den jeweiligen Titelblättern angegeben werden (J. H.W. Dietz an Engels, 15. August 1891). Ende Juli 1891 begann Dietz mit dem Druck (J. H . W . Dietz an Engels, 24. Juli 1891). Anfang September hatte Engels schon sechs Bogen Korrektur gelesen (Engels an Friedrich Adolph Sorge, 2. September 1891). Gegen Ende des Monats - etwa am 23. September war er von einer Reise durch Schottland und Irland zurückgekehrt - erledigte er den Rest (Engels an Friedrich Adolph Sorge, 30. September 1891; Engels an Laura Lafargue, 2. Oktober 1891) und benutzte die Gelegenheit, um noch einen Korrekturzusatz anzubringen (Fußnote zu S. 234). Anfang November verfügte Engels bereits über ausgedruckte Exemplare (Engels an Laura Lafargue, 1. Dezember 1891), obwohl auf dem Titelblatt die Jahreszahl 1892 stand.

Veränderungen gegenüber der 1. Auflage Das erneute Durchdringen des Materials, das mit intensivem Literaturstudium verbunden war (Engels an Friedrich Adolph Sorge, 10. Juni 1891; Engels an Karl Kautsky, 13. Juni 1891; Engels an Laura Lafargue, 13. Juni 1891), führte zu beträchtlichen Umarbeitungen und Erweiterungen. Bereits im wiederabgedruckten Vorwort von 1884 findet sich eine kleine, aber wichtige Präzisierung. Engels hatte seinerzeit geschrieben: „Nach der materialistischen Geschichtsauffassung ist das bestimmende Moment in der Geschichte: die Produktion und Reproduktion des unmittelbaren Lebens." (S. 11.) Diese Formulierung hatte zu Mißverständnissen geführt, da aus ihr eine Leugnung der aktiven Rolle des Überbaus herausgelesen werden konnte. Engels wandte sich gegen derartige Interpretationen in seinem Brief an Joseph Bloch vom 21./22. September 1890: „Nach materialistischer Geschichtsauffassung ist das in letzter Instanz bestimmende Moment in der Geschichte die Produktion und Reproduktion des wirklichen Lebens. Mehr hat weder Marx noch ich je behauptet. Wenn nun jemand das dahin verdreht, das ökonomische Moment sei das einzig bestimmende, so verwandelt er jenen Satz in eine nichtssagende, abstrakte, ab723

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

surde Phrase." So ergänzte er den zitierten Satz des Vorworts durch den Zusatz „in letzter Instanz" (S. 130). Der Vorrede von 1884 ließ Engels ein neues Vorwort folgen. Es ist in seinem Hauptteil eine in sich geschlossene wissenschaftsgeschichtliche Abhandlung. Engels schrieb sie „hauptsächlich deswegen, weil die englische, chauvinistisch angehauchte prähistorische Schule noch fortwährend ihr Möglichstes thut, die durch Morgan's Entdeckungen vollzogne Umwälzung der urgeschichtlichen Anschauungen todtzuschweigen, wobei sie jedoch in der Aneignung von Morgan's Resultaten sich keineswegs genirt" (S. 132). Er begann seine Untersuchung an dem Punkt, an welchem man anfing, die Familie als historisches Phänomen zu begreifen, d. h. sie unter entwicklungsgeschichtlichem Aspekt zu sehen. Entsprechend würdigte er den rationalen Kern in den Anschauungen Bachofens, den er schon 1882/1883 in seiner Kritik an Karl Kautskys „Eheartikeln" im „Kosmos" erkannt hatte (Engels an Karl Kautsky, 2. März 1883), und legte Bachofens mutterrechtliche Ausdeutung der „Orestia" des Aischylos seiner eigenen Interpretation dieses Werkes zugrunde. Dann ging er auf die Vertreter der europäischen „prähistorischen Schule" ein, hauptsächlich auf MacLennan, daneben Lubbock und Giraud-Teulon, und zeigte ihre Befangenheit in selbstgeschaffenen Vorurteilen. Dem stellte er die Leistung Morgans gegenüber: „Diese Wiederentdeckung der ursprünglichen mutterrechtlichen Gens als der Vorstufe der vaterrechtlichen Gens der Kulturvölker, hat für die Urgeschichte dieselbe Bedeutung, wie Darwin's Entwicklungstheorie für die Biologie und Marx' Mehrwerthstheorie für die politische Oekonomie." (S. 142.) Während, wie Engels konstatierte, manche Einzelhypothese Morgans „schwankend oder selbst hinfällig geworden" (S. 144) ist - dies gilt vor allem für seine Rekonstruktion der frühesten Familienformen - , hat diese Entdeckung die Zeiten überdauert und ist zu einem wichtigen heuristischen Prinzip der Ethnographie und Historiographie geworden. In Kapitel II (S. 153-157) beschäftigte sich Engels in einem längeren, im Keim bereits in den „Vorbereitenden Notizen ..." (S. 121) angelegten Zusatz mit den frühesten Formen der menschlichen Familie, wobei er z.T. auf die 1882/1883 gegenüber Kautsky geäußerten Argumente zurückgriff, so in der Ablehnung des Eifersuchtsmotivs. Er kam zu dem Schluß, „daß die sich aus der Thierheit emporarbeitenden Urmenschen entweder gar keine Familie kannten, oder höchstens eine, die bei den Thieren nicht vorkommt" (S. 155). Damit löste er sich von einer allzu zuversichtlichen Rekonstruktion, die Morgan vorgenommen hatte, und fand einen neuen Lösungsweg zur Erklärung der Entstehung der Gruppenehe. Im gleichen Kapitel (S. 161-164) wertete Engels ausführlich das Buch „Kamilaroi and Kurnai" von Fison und Howitt aus, deren Forschungen durch Morgan angeregt worden waren. In dem australischen System der Heiratsklassen, das er in der ersten Auflage nur kurz gestreift hatte, sah er jetzt einen möglichen Ausgangspunkt für die mutterrechtliche Gens. Damit verlor die sogenannte Punaluafamilie, die sich später als Phantom erwies, ihre Bedeutung als allgemeines Durchgangsstadium, die Morgan ihr zugewiesen hatte. Engels sah jetzt in ihr 724

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„die höchste, die klassische Form" (S. 162), also nur noch einen Spezialfall der Gruppenehe, deren Vielgestaltigkeit ihm klar wurde: „... hier liegt ein bis jetzt nur eröffnetes, kaum schon betretenes Untersuchungsgebiet vor." (S. 164.) Er selbst beschäftigte sich auch späterhin mit dieser Problematik, z.B. in seiner Arbeit „Ein neuentdeckter Fall von Gruppenehe", die in der Stuttgarter „Neuen Zeit", Jg. 11, 1892-1893, Bd. 2, Nr. 12, erschien. Ebenfalls in Kapitel II (S. 168/169) findet sich die Interpretation der zeitlich beschränkten Preisgebung der Frau als Relikt der Gruppenehe, ein Punkt, der auch schon in den Diskussionen 1882/1883 eine Rolle gespielt hatte. Engels wertete sie jetzt, wie schon im neuen Vorwort, als „vierte große Entdeckung Bachofen's". An dieser Stelle fügte er ein direktes Zitat aus dessen „Mutterrecht" nach der von Laura Lafargue für ihn verfertigten Abschrift (siehe S.718) ein. Ferner verwertete er seine Exzerpte aus dem Werk „A journey in Brazil", Boston, London 1868, des Ehepaars Agassiz (siehe ebenda), griff noch einmal auf seine Exzerpte aus Bancrofts „Native races ..." (siehe ebenda) zurück und zitierte ein Dokument aus der Geschichte Aragoniens. Damit belegte er die Fortexistenz von Resten der Gruppenehe in verschiedenen Regionen: Südamerika, Nordbzw. Mittelamerika und Westeuropa. Bereits im neuen Vorwort hatte Engels auf die wachsende Bedeutung der „vergleichenden Juristen" hingewiesen (S. 144). Gemeint war vor allem Kowalewski und die von diesem in seinem Werk „Tableau des origines ...", Stockholm 1890, herangezogenen Autoren, darunter Andreas Heusler. Engels wertete die Ergebnisse Kowalewskis zunächst unter dem Aspekt der Familienorganisation aus. Das betraf die Rolle der patriarchalischen Haus- oder Familiengenossenschaft, die man bisher als eine Sonderentwicklung bei den Südslawen angesehen hatte. Kowalewski trat jetzt den Nachweis an, daß sie „die Uebergangsstufe gebildet hat zwischen der, aus der Gruppenehe entspringenden, mutterrechtlichen Familie und der Einzelfamilie der modernen Welt" (S. 174). Engels legte die Thesen Kowalewskis relativ breit dar und folgerte: „Jedenfalls erhält jetzt die patriarchalische Hausgenossenschaft mit gemeinsamem Grundbesitz und gemeinsamer Bebauung eine ganz andre Bedeutung als bisher." (S. 175.) Wichtig war für ihn offenbar, daß wieder eine scheinbar isolierte Erscheinung in den allgemeinen welthistorischen Entwicklungsweg eingeordnet werden konnte. Eine beträchtliche Erweiterung und Konkretisierung erfuhr die Darstellung der Monogamie bei den Griechen (S. 177/178). Das Material dazu entnahm Engels den Standardwerken „Griechische Alterthümer" von Schoemann, Berlin 1855, und „Hellenische Alterthumskunde ..." von Wachsmuth, Halle 1846. An der grundsätzlichen Einschätzung brauchte er nichts zu ändern. Ausführlicher als bisher stellte Engels auch den Umschlag der aus der Gruppenehe entspringenden zeitweiligen Preisgebung der Frau in gewerbsmäßige Prostitution dar (S. 180). Er knüpfte dabei an Gedanken an, die er in den „Vorbereitenden Notizen ..." (S. 121/122) niedergelegt hatte. Deutlicherais zuvor arbeitete er anhand auch dieser Erscheinung den widersprüchlichen Charakter des Fortschritts heraus: „So ist die Erbschaft, die die Gruppenehe der Civilisation 725

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vermacht hat, eine doppelseitige, wie alles was die Civilisation hervorbringt, doppelseitig, doppelzüngig, in sich gespalten, gegensätzlich ist: hier die Monogamie, dort der Hetärismus mit sammt seiner extremsten Form, der Prostitution." (S. 180.) Eine wesentliche Ergänzung ist ein ebenfalls bereits in den „Vorbereitenden Notizen ..." angedeuteter Zusatz über die Stellung der Frau in der modernen Gesellschaft und über die Perspektive der Ehe in der künftigen sozialistischen Ordnung (S. 185-194). In diesen Abschnitt dürften in besonderem Maße persönliche Erfahrungen und aktuelle Diskussionen eingegangen sein, darunter auch die Anregungen von Louise Kautsky, über die Engels in seinem Brief an Laura Lafargue vom 7. Juli 1891 berichtete. Mit aller Klarheit hob Engels hervor, daß die volle Gleichberechtigung der Frau keine juristische, sondern eine ökonomische Frage ist, d.h. von der Stellung der Frau in der Produktion und zu den Produktionsmitteln bedingt wird. In diesem Zusammenhang schaltete er eine längere Untersuchung über die Herausbildung der individuellen Geschlechtsliebe seit dem Altertum ein. In ihr erblickte er das einzig legitime, weil sittliche Motiv der Gattenwahl, das freilich erst nach Wegfall der durch die Klassengesellschaft gesetzten Schranken voll in Wirksamkeit treten könne. „Dann bleibt eben kein andres Motiv mehr als die gegenseitige Zuneigung." (S. 193.) Jedoch hütete er sich vor einer Prognose über die künftige Form der Ehe: „Wenn diese Leute da sind, werden sie sich den Teufel darum scheren, was man heute glaubt daß sie thun sollen ..." (S. 194.) Die Kapitel III, IV und V ließ Engels im wesentlichen unverändert. In Kapitel VI fügte er eine längere Polemik gegen den führenden deutschen Althistoriker Mommsen ein (S. 225-228), der die römische Gens als ursprünglich endogam dargestellt hatte. Engels griff dabei auf Material zurück, das er sich bereits 1884, kurz nach Fertigstellung der ersten Auflage, erarbeitet hatte (siehe S.718). Zusätzlich zog er Ludwig Langes Werk „Römische Alterthümer", Bd. 1, Berlin 1856, heran. Das Buch hatte er aus der Privatbibliothek von Marx übernommen. In Kapitel VII trug Engels einige Angaben über Reste von Gentilinstitutionen bei einer Anzahl außereuropäischer Völker nach (S.232). Er berief sich dabei auf MacLennan und Kowalewski. In einer Fußnote (S.234) schilderte er aus eigener Anschauung das Fortleben gentiler Vorstellungen im Bewußtsein des irischen Volkes. In das gleiche Kapitel brachte Engels die Ergebnisse seiner germanistischen und nordistischen Studien ein. Er untersuchte die germanischen Ausdrücke für „Gens" (S.236) und entnahm der „Völuspä", einem Gedicht der „Älteren Edda", einen Beleg für die einstige Existenz gentiler Verwandtschaftsverhältnisse bei den Germanen (S. 237/238). Angeregt durch die Thesen Kowalewskis und gestützt auf ein erneutes Studium der germanischen Volksrechte des 5.-8. Jahrhunderts, überdachte er seine bisherigen Vorstellungen über die Agrarverfassung in der altgermanischen und der Völkerwanderungszeit. Das wichtigste Resultat war, daß er sich von der vor allem durch Georg Ludwig von Maurer geprägten, heute als unzutreffend erkannten Auffassung löste, die die hochmittelalterliche Markgenossenschaft bzw. Dorfgemeinschaft „bis zu Tacitus zurückrei726

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chen läßt" (S. 241). Unbestritten blieb die Tatsache des ursprünglichen Gemeineigentums am Boden. Es ging jetzt darum, die Form dieses Eigentums festzustellen. Hier sah Engels Aufgaben für die künftige Forschung (S. 236 und 241). In den beiden letzten Kapiteln nahm Engels nur unbedeutende Änderungen vor. So hatte Engels sein Buch den Erfordernissen der neuen Wirkungsmöglichkeiten angepaßt, den neuesten Forschungsstand eingearbeitet und der Forschung zugleich neue Aufgaben gestellt.

Zur unmittelbaren Wirkung und Verbreitung In seiner umgearbeiteten Form übte der „Ursprung ..." eine noch größere Wirkung aus als zuvor. In einer Verlagsanzeige zu Heinrich Cunows Buch „Die Verwandtschafts-Organisation der Australneger", Stuttgart 1894, formulierte Dietz: „Das Buch hat einen durchschlagenden Erfolg in Deutschland gehabt, wofür die jetzt vorliegende sechste Auflage ein beredtes Zeugnis ablegt." Der „Ursprung ..." wurde von Freund und Feind als grundlegende Schrift des Marxismus verstanden. Die Verbreitung und Aufnahme seiner Ideen bildeten einen Bestandteil der Durchsetzung des Marxismus in der revolutionären deutschen Sozialdemokratie und förderten die Herausbildung und Entfaltung der marxistischen Massenpartei der deutschen Arbeiterklasse. Hoch einzuschätzen ist auch seine Wirkung auf die internationale Arbeiterbewegung, vor allem auf die französische und russische. Der „Ursprung ..." zählte zusammen mit dem „Manifest der Kommunistischen Partei", dem „Kapital" und weiteren Schriften zu jenen Werken von Marx und Engels, die dem neuen marxistischen Parteiprogramm der deutschen Sozialdemokratie, das auf dem Erfurter Parteitag im Oktober 1891 beschlossen wurde, das Gepräge gaben. Der „Ursprung ..." hatte mit dazu beigetragen, das historisch-materialistische Denken zu vertiefen, die Rolle des Privateigentums zu verdeutlichen, die Notwendigkeit der Eroberung der politischen Macht durch die Arbeiterklasse theoretisch zu untermauern und die Befreiung der Frau als Bestandteil des proletarischen Befreiungskampfes zu verstehen. Dazu enthielt das Erfurter Programm marxistische Aussagen. Der Einfluß des „Ursprungs ..." auf die Programmatik der deutschen Sozialdemokratie widerspiegelte sich in den Schriften zur Erläuterung des neuen Programms, die im Auftrag des Parteivorstandes verfaßt wurden, um einen großen Kreis von Parteimitgliedern zu einem Verständnis der marxistischen Strategie und Taktik zu führen. Sie basierten auf der überarbeiteten Ausgabe des „Ursprungs ...". In drei Auflagen erschien 1892 „Das Erfurter Programm in seinem grundsätzlichen Theil erläutert" von Karl Kautsky. Im Vorwort nannte er Engels' „Ursprung ..." unter den grundlegenden Schriften des modernen Sozialismus. Er charakterisierte die Rolle des Privateigentums in der Geschichte und bezog sich auf die urkommunistische Gesellschaft mit Schlußfolgerungen für die sozia-

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listische Zukunft. Gedanken aus Engels' Schrift verwandte er auch bei der Charakterisierung der ökonomischen Machtmittel des kapitalistischen Staates und bei der Begründung der Notwendigkeit, die Produktionsmittel in gesellschaftliches Eigentum zu überführen. Auf den „Ursprung ..." gestützt, erläuterte er das Wesen von Ehe und Familie im Kapitalismus und Sozialismus und verwies auf die produktive Arbeit von Frauen in der Industrie als Grundlage ihrer Gleichberechtigung. Eine knapper gefaßte Programmbroschüre erschien 1892 unter dem Titel „Grundsätze und Forderungen der Sozialdemokratie. Erläuterungen zum Erfurter Programm". Kautsky faßte im ersten Teil die Darlegungen seiner Schrift „Das Erfurter Programm ..." zusammen. Schoenlank kommentierte im zweiten Teil die nächsten Forderungen des Programms. Dazu zitierte er aus dem „Ursprung ..." die Feststellung, daß der Mann seit der Auflösung der Urgesellschaft über die Familie geherrscht habe. Er verarbeitete Engels' Darlegungen in der 4. Auflage über die Notwendigkeit und die Grenzen der juristischen Gleichstellung der Frau. Diese Broschüre wurde 1892 in 120000 Exemplaren verbreitet. Die Rolle des „Ursprungs ..." für die Programmatik der Partei und für ihre Umsetzung in der Praxis trat in der „Zukunftsstaatsdebatte" im Reichstag hervor, vor allem in Bebels Reden vom 3. und 6. Februar 1893. Bebel zählte darin den „Ursprung ..." zu den grundlegenden Werken von Marx und Engels, die dem Kampf der Partei die Richtung wiesen. Besonders eingehend äußerte er sich zur historischen Entstehung des Staates und dessen Funktion in den verschiedenen Gesellschaftsformationen. Die Sozialdemokratie verbreitete die Reichstagsreden als Sonderdruck in mindestens 100000 Exemplaren (Der sozialdemokratische „Zukunftsstaat". Berlin 1893). Bebels Rede vom 3. Februar erschien außerdem in 1,7 Millionen Exemplaren (August Bebel: Zukunftsstaat und Sozialdemokratie. Berlin o.J.). Auch wurden die Reden in sozialdemokratischen Zeitungen abgedruckt. Die weiteste Verbreitung fanden Ideen des „Ursprungs ..." damit im Zeitraum bis 1895 während dieser Debatte. Paul Lafargue wurde durch den „Ursprung ..." weiterhin zu eigenen Arbeiten angeregt. Er widmete Engels seine Schrift „Origine et évolution de la propriété" (Paul Lafargue: La propriété. Origine et évolution. Thèse communiste. Réfutation par Yves Guyot. Paris 1895. S. 301-532). Wladimir lljitsch Lenin benutzte Engels' Schrift gleich zu Beginn seiner revolutionären Tätigkeit in der russischen Arbeiterbewegung. Er stützte sich auf sie in seiner Polemik gegen P. B. Struve und N. K. Michailowski. Im Frühjahr 1894 übersetzte er selbst einige Abschnitte im Zusammenhang mit seiner Arbeit „Was sind die ,Volksfreunde' und wie kämpfen sie gegen die Sozialdemokraten?", o.O. 1894. Auch in der 1895 in Sankt Petersburg veröffentlichten Schrift „Der ökonomische Inhalt der Volkstümlerrichtung und die Kritik an ihr in dem Buch des Herrn Struve" bezog er sich auf den „Ursprung ...". Dabei hatte er die kurz zuvor erschienene russische Ausgabe zur Hand und machte auf einige Schwächen der Übersetzung aufmerksam. Auch in bürgerlichen Kreisen fand der „Ursprung ..." immer stärker Beachtung. War er noch 1888 in Meyers „Konversationslexikon" sachlich erwähnt worden, so bezog angesichts des Einflusses der Ideen auf die deutsche Sozial728

Entstehung und Überlieferung

demokratie und des Erstarkens der deutschen Arbeiterbewegung die bürgerliche Marxismus-Kritik den „Ursprung ..." in ihre Angriffe ein, zumeist in Verbindung mit Anwürfen gegen Marx' „Kapital". Gegen den „Ursprung ..." wandten sich Ökonomen der Grenznutzenschule und der jüngeren Historischen Schule, Philosophen, Soziologen und Naturwissenschaftler. Besonders ausgeprägt trat das in folgenden Schriften hervor: Lujo Brentano: Die Volkswirthschaft und ihre konkreten Grundbedingungen. In: Zeitschrift für Social- und Wirtschaftsgeschichte. Bd. 1. Freiburg i.B., Leipzig 1893. S.77 und 101-148. - Friedrich Paulsen: Einleitung in die Philosophie. 2. Aufl. Berlin 1893. S. 326/327. - Eugen von Philippovich: Grundriß der politischen Oekonomie. Bd. 1. Allgemeine Volkswirtschaftslehre. Freiburg i.B., Leipzig 1893. S. 50. - Werner Sombart: Friedrich Engels (1820 bis 1895). Ein Blatt zur Entwicklungsgeschichte des Sozialismus. Berlin 1895. S. 21/22. - Adolph Wagner: Lehr- und Handbuch der politischen Oekonomie. Hauptabth.1: Grundlegung der politischen Oekonomie. Th. 1. Hbd. 1. Leipzig 1892. S. 10/11. Th.2. Leipzig 1894. S. 15/16 und 191. - Paul Weissengrün: Verschiedene Geschichtsauffassungen. Leipzig 1890. S.27/28. Der Freiburger Universitätsprofessor Ziegler richtete seine Angriffe vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus gegen den „Ursprung ...". (Heinrich Ernst Ziegler: Die Naturwissenschaft und die socialdemokratische Theorie. Ihr Verhältnis dargelegt auf Grund der Werke von Darwin und Bebel. Zugleich ein Beitrag zur wissenschaftlichen Kritik der Theorien der derzeitigen Socialdemokratie. Stuttgart 1893.) Bebel schrieb dazu an Engels: „Dem Titel nach richtet sich das Buch gegen mich, in Wahrheit richtet es sich vielmehr gegen Dich, der Du Dein vollgerüttelt Mass von Angriffen erhältst." (August Bebel an Engels, 27. Januar 1894.) Als Resümee formulierte Ziegler: „Ich glaube erwiesen zu haben, daß die sozialdemokratische Lehre hinsichtlich der ursprünglichen sozialen Stellung der Frau, hinsichtlich des Ursprungs der Familie, hinsichtlich der Volksvermehrung, hinsichtlich des Kampfes ums Dasein, hinsichtlich der Herleitung des Staates und hinsichtlich der Theorie der Gleichheit der Menschen von der naturwissenschaftlichen Auffassung wesentlich abweicht oder ihr entgegengesetzt ist; ich habe ferner gezeigt, daß die internationale Tendenz und die kommunistische Idee in keiner Beziehung zur Naturwissenschaft stehen." (Heinrich Ernst Ziegler: Die Naturwissenschaft ... S. 239.) In der Vorrede zur 25. Auflage von „Die Frau und der Sozialismus" wies Bebel 1895 diese Angriffe auf den „Ursprung ..." unter direkter Bezugnahme auf Engels' Schrift zurück. (August Bebel: Vorrede zur fünfundzwanzigsten Auflage. In: Die Frau und der Sozialismus. Vollst, durchges., verb. und mit neuen Materialien vers. Jubiläums-Ausg. 25. Aufl. Stuttgart 1895. S.VII-XXIV.) Gegen die Ideen des „Ursprungs ..." richtete sich eine Flut weiterer antisozialistischer Schmähschriften, die nach dem Fall des Sozialistengesetzes in größerer Zahl erschienen. Sie bewiesen auf ihre Art, daß die Ideen des „Ursprungs ..." im gesellschaftlichen Denken jener Jahre weite Verbreitung gefunden hatten. In fast allen Nachrufen auf Friedrich Engels wurde der „Ursprung ..." unter seinen Hauptschriften, nächst der „Lage der arbeitenden Klasse in England" und 729

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

dem „Anti-Dühring", genannt. Speziell die umfangreichen Erweiterungen über die gesellschaftliche Stellung der Frau in der überarbeiteten 4. Auflage des „Ursprungs ..." hatte Clara Zetkin vor Augen, als sie in ihrem Nachruf auf Engels in der Zeitschrift „Die Gleichheit", Stuttgart, Nr. 17 vom 21. August 1895, schrieb: „Die Proletarierinnen aber schulden ihm besonders dankbares Erinnern. Nicht nur für ihren Befreiungskampf als Ausgebeutete hat er die wissenschaftliche Grundlage geschaffen, auch für ihr Emanzipationsringen als Frauen ... Im Anschluß an die Arbeiten Morgans und Bachofens, die er erweiterte, vertiefte, als Bausteine eines wunderbar logischen und klaren Gefüges ordnete, wies er wissenschaftlich unanfechtbar nach, daß die Familie wie jedes andere soziale Gebilde unter der treibenden Kraft der Wirtschafts- und Eigentumsverhältnisse wächst und sich verändert, daß ihre Formen ein stetes Werden und Vergehen erfahren. Seine meisterhafte Studie ,Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats' ist von grundlegender Bedeutung für den Befreiungskampf des gesamten weiblichen Geschlechts." Auch wenn es in den folgenden Jahren, vor allem mit dem Aufkommen des Revisionismus, nicht an Versuchen fehlte, außer notwendigen Korrekturen, die sich aus dem Fortschritt der Wissenschaft ergaben, auch solche anzubringen, die auf Verfälschung des revolutionären Gehalts des Werkes hinzielten, blieb es als historischer Leitfaden in der internationalen Arbeiterbewegung und Quelle von methodischen Anregungen für die Wissenschaft lebendig. Die 2000 Exemplare der 4. Auflage (Sechstes und siebentes Tausend) waren sehr schnell vergriffen, so daß schon 1892 die 5. Auflage (Achtes und neuntes Tausend) folgte. Im Jahre 1894 erschien die 6. Auflage (Zehntes und elftes Tausend). Der „Ursprung ..." gehört damit zu den Werken von Engels, die zu Lebzeiten des Verfassers die weiteste Verbreitung fanden. Auf der Grundlage der 4. Auflage erschien 1893 in Paris eine französische Übersetzung, die von Henri Rav6 angefertigt, von Laura Lafargue revidiert und von Engels durchgesehen wurde (siehe S. 447-569 und 809-829). Eine bulgarische Übersetzung kam 1893 in Sliven heraus. Eine russische Übersetzung wurde 1893 illegal in Jurjew (Tartu) gedruckt. Die erste legale russische Übersetzung erschien am 10. März 1894 in Sankt Petersburg mit Nachauflagen am 17. Oktober 1894 (2000 Exemplare) und, leicht verändert, im Juni 1895 (3000 Exemplare). Sie wies Eingriffe der Zensur auf. Engels war von der Vorbereitung der Ausgabe unterrichtet (Engels an Karl Kautsky, 30. März 1892). Danielson übersandte ihm ein Exemplar (Engels an Nikolai Franzewitsch Danielson, I.Juni 1894). Eine spanische Übersetzung erschien 1894 in Madrid. Zeugenbeschreibung J

J

730

Vorabdruck des Vorworts zur vierten Auflage unter dem Titel „Zur Urgeschichte der Familie. (Bachofen, MacLennan, Morgan.) Von Friedrich Engels.". In: Die Neue Zeit. Stuttgart. Jg. 9. 1891. Bd. 2. S. 460-467. Zum Verfassernamen die redaktionelle Anmerkung: „Vorliegende Arbeit bildet die Einleitung zu der neuesten, vierten Auflage von Engels' »Ursprung der Fa-

Variantenverzeichnis • Korrekturenverzeichnis

milie, des Privateigenthums und des Staats', die nächstens bei Dietz erscheinen wird. Die Freundlichkeit des Verfassers gestattet uns, die Einleitung jetzt schon in der .Neuen Zeit' zu publizieren." D4

Der Ursprung der Familie, des Privateigenthums und des Staats. Im Anschluß an Lewis H.Morgans Forschungen von Friedrich Engels. Vierte Auflage. Sechstes und siebentes Tausend. Stuttgart. Verlag von J.H.W. Dietz 1892. XXIV. 188 S. Auf dem Einband: Friedrich Engels. Der Ursprung der Familie. Internationale Bibliothek. Stuttgart. Verlag von J. H. W. Dietz. IfGA/Bibl., Sign. R 60/4196. Die Grundschrift ist Fraktur. Fremdsprachige Worte und Zitate stehen in Antiqua. Hervorhebungen erfolgen durch Sperrdruck. Hinweise zur Edition 4

Der Edierte Text folgt D . Die Abweichungen von J3 gegenüber D4 wurden im Variantenverzeichnis zusammengefaßt. Bei den Erläuterungen wird, soweit keine Varianz des Textes besteht, auf die entsprechenden Erläuterungen zur I.Auflage verwiesen. VARIANTENVERZEICHNIS 132.6

II. Zur vierten Auflage 1891.] J3 Zur Urgeschichte der Familie. J (Bachofen, MacLennan, Morgan.)

132.14-15

die beabsichtigte Stereotypirung des gegenwärtigen Textes mir fernere Aenderungen für einige Zeit unmöglich machen wird. ] J3 die neue Auflage die, heute in der deutschen sozialistischen Literatur übliche, in andren deutschen Büchergebieten noch immer sehr seltne Stärke erhalten soll.

140.7

Forschungen ] J3 Entdeckungen

141.3-4

allein sie] J3 sie allein

143.18

verkünstelten ] J3 erkünstelten KORREKTURENVERZEICHNIS 4

140.41 156.16

1876] D 1875 Kaviaks ] D4 Kaviats

166.19 168.25 173.14 173.18 198.36

Asher] D4 Arthur London 1868 ] D4 New York 1886 die] D4 „die Gebiet.] D4 Gebiet." dem] D4 den

Korrigiert nach Bancroft.

731

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

203.33

gehörte ] D 4 gehört

226.1

augusteischen ] D 4 augustinischen

227.39 231.10 240.34 244.8 254.18

Erbverband ] D 4 Eheverband 3500 und 1540] D 4 3600 und 1570 Siehe Erl. 77.6-7. hätte] D 4 hätten also ] D 4 als selbsterarbeitete ] D 4 selbstbearbeitete

264.36

entfremdeten ] D 4 entfremdenden

Korrigiert nach der I.Auflage. Korrigiert nach Mommsen.

Korrigiert nach der I.Auflage. Korrigiert nach der I.Auflage.

ERLAUTERUNGEN Die Seiten- und Zeilenangaben zu den Erläuterungen beziehen sich - in dieser Reihenfolge - auf die 4. Auflage des „Ursprungs ..." und die französische Übersetzung. 130.8-12 451.7-10

Siehe Erl. 11.6-10.

130.9 451.9

vor vierzig Jahren] Siehe Erl. 11.7.

130.14-16 451.13-14

Siehe Erl. 11.12-14.

130.18-20 451.16-18

Siehe S. 600/601.

130.25-26 451.27-28

Siehe Erl. 11.28-29.

130.21 451.19

in letzter Instanz] Mit diesem Zusatz wendet sich Engels gegen den seit dem Fall des Sozialistengesetzes und dem Zustrom akademischer Kreise zur Sozialdemokratie sich breitmachenden Vulgärmaterialismus bzw. -Ökonomismus, dessen Vertreter die Dialektik von Basis und Überbau nicht erfaßten. Ausführlich erörterte Engels dieses Problem in seinem Brief an Joseph Bloch vom 21./22. September 1890.

131.24-25 452.16

der Inhalt aller Erl. 12.20-21.

131.31-34 452.21-24

Siehe Erl. 12.27-30.

732

bisherigen

geschriebnen Geschichte]

Siehe

Erläuterungen

131.35-132.3 452.25-34

Siehe S. 601-606.

131.41 452.31

Siehe Erl. 12.37.

131.41-132.1 452.31-32

Siehe Erl. 12.38.

132.7-8 452.37-38

Siehe Johann Heinrich Wilhelm Dietz an Engels, 7. April 1890, Karl Kautsky an Engels, 9. [März] 1891, und Engels an Friedrich Adolph Sorge, 21. März 1891.

132.8 452.38

der Verleger] Johann Heinrich Wilhelm Dietz.

132.8-9 452.38-39

Siehe Johann Heinrich Wilhelm Dietz an Engels, 16. Mai 1888 und 7. April 1890. Siehe auch S. 720.

135.3 453.23-24

Die Bibel. Das Alte Testament. 1.-5. Buch Mose. In diesen Büchern, die z. T. auf sehr alten mündlichen Überlieferungen beruhen, spiegelt sich das Leben einer patriarchalischen Hirtengesellschaft wider.

135.21-22 453.40-41

Edward Burnet Tylor: Researches into the early history of mankind and the development of civilization. London 1865. S. 273-297. (Chap. X: Some remarkable customs.)

135.23-24 453.42-43

Verbot bis berühren] Ebenda. S. 275.

135.26-27 453.44-45

Johann Jakob Bachofen: Das Mutterrecht. Stuttgart 1861.

135.27-42 Die ersten drei der genannten vier Punkte hatte Engels bereits in 453.45-454.15 der I.Auflage näher erläutert (siehe S. 22.35-36 mit Fußnote, S. 26.21-29 und 29.25-29). Der vierte Punkt erscheint in der 4. Auflage neu (siehe S. 168.1-18). Engels war sich der Priorität Bachofens für diesen vierten Punkt nicht ganz sicher und fragte deshalb bei Laura Lafargue an, bei der sich sein Bachofen-Exemplar befand (Engels an Laura Lafargue, 13. Juni 1891). Diese übersandte ihm daraufhin Auszüge aus dem „Mutterrecht", darunter die erbetene Abschrift von S. XIX des Vorworts (siehe S. 168.15-18 und 718). 136.13-137.2 Johann Jakob Bachofen: 454.26-455.7 S. 44-46. 136.13-14 454.26-27

Das Mutterrecht.

Stuttgart 1861.

Aeschylus: Orestia. - Die Trilogie besteht aus den Tragödien Agamemno (Agamemnon), Choephori (Choephoren) und Eumenides (Eumeniden). Sie wurde 458 v. u. Z. in Athen aufgeführt. Im Gewand der Mythologie behandelt der Dichter aktuelle Fra733

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

gen seiner Zeit. In den „Eumeniden", die hier interpretiert werden, plädiert der Autor für die Einbindung einer aus der Gentilzeit überkommenen Institution, des von der alten Aristokratie beherrschten Areopags, dem die Blutgerichtsbarkeit zustand, in den Dienst des demokratischen Staates. Ebenso unterwerfen sich auf mythologischer Ebene die dämonischen Erinyen (Erinnyen), jetzt Eumeniden (Wohlmeinende) genannt, der neuen Ordnung. 136.15 454.28-29

Heroenzeit] Siehe Erl. 19.8.

136.25-26 454.36-37

Die bis Erinnyen.] Aeschylus: Eumenides 565-578 (595-608 nach moderner Zählung).

136.26-29 454.37-39

Orest bis Schuldigere?] Ebenda 570-574 (600-604 nach moderner Zählung).

136.31 454.41

Ebenda 575 (605 nach moderner Zählung): „OÜK rjv ÖPAI|Joq iporrdq, öv ötneKTOtvev." Übersetzung bei Bachofen: „Sie war dem Mann nicht blutsverwandt, den sie erschlug."

136.35-36 Nun bis auf;] Ebenda 627-636 (657-666 nach moderner Zäh454.45-455.1 lung). 136.38-39 455.3-4

da bis frei.] Ebenda 704-711 (734-741 nach moderner Zählung).

136.40 455.4

„Götter jungen Stamms"] Ebenda 748 (778 nach moderner Zählung): „9eoi vediTegoi". Übersetzung bei Bachofen: „neue Götter" Engels folgte vermutlich der Übersetzung von Johann Gustav Droysens „Aischylos", 4., umgearb. Aufl., Berlin 1884, S. 135.

137.33-36 455.35-37

John Ferguson MacLennan: Primitive marriage. An inquiry into the origin of the form of capture in marriage ceremonies. Edinburgh 1865. - Eine unveränderte Neuausgabe dieses Werkes, die jedoch im Anhang einige neuere Arbeiten des Autors enthielt, erschien 1876 in London unter dem Titel „Studies in ancient history comprising a reprint of Primitive marriage. An inquiry into the origin of the form of capture in marriage ceremonies" (siehe Erl. 21.13-14). Ein postumer Nachdruck unter dem gleichen Titel kam 1886 in London und New York heraus. In der 1. Auflage des „Ursprungs ..." hat Engels von MacLennan nur durch die Replik Kenntnis genommen, mit der Morgan 1877 auf die Angriffe MacLennans von 1876 gegen seine „Systems of consanguinity ..." von 1871 geantwortet hatte (Morgan: A.S. S. 509-521. Siehe Erl. 21.13-14). In Vorbereitung der 4. Auf-

734

Erläuterungen

läge studierte Engels MacLennans „Primitive marriage" in der Ausgabe von 1886 und fertigte Auszüge daraus an, die in einen Umschlag mit der Aufschrift „Zum Ursprung der Familie. Auszüge" eingeordnet wurden (siehe S. 718/719). Auch Engels' Handexemplar ist erhalten (IfGA/Bibl., Sign. Ma 579). - Das Buch enthält An- und Unterstreichungen von Engels' Hand, die sich inhaltlich weitgehend mit seinen Auszügen decken. - Im folgenden wird MacLennan nach der Ausgabe von 1886 zitiert. Die Seitenzahlen der Ausgabe von 1876 werden hinzugefügt, wenn Engels auf dieses Erscheinungsjahr hinweist. 138.4 455.45

„Raubehe"] Bei MacLennan: marriage by capture

138.7-8 456.4

die bis wurden] Morgan: A.S. S.65: „In American Ethnography tribe and clan have been used in the place of gens as an equivalent term, from not perceiving its universality. In previous works, and following my predecessors, I have so used them."

138.15 456.10

„Stämmen"] Bei MacLennan: tribes

138.23-29 456.17-23

John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ... London, New York 1886. S. 75/76. Siehe Friedrich Engels: Exzerpt aus John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ...: „Exogamy durch female infanticide, which, rendering women scarce, led at once to polyandry within the tribe and the capturing of women from without. Female infanticide, common among savages everywhere - p. 75. Blutsverwandtschaft nichts damit zu thun 76."

138.31-32 456.24-26

John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ... London, New York 1886. S. 85. Siehe Friedrich Engels: Exzerpt aus John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ...: „Mutterrecht - the most ancient system in which the idea of bloodrelationship was embodied was a system of kinship through females only. 85."

138.32-35 456.26-28

John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ... London, New York 1886. S. 92. Siehe Friedrich Engels: Exzerpt aus John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ...: „Man habe sich um die Weiber gezankt, kein Friede im Stamm - daher Raubehe! 92."

138.35-42 456.28-34

John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ... London, New York 1886. S. 124/125: „And as exogamy and polyandry are referable to one and the same cause—a want of balance between the sexes—we are forced to regard all the exogamous races as having originally been polyandrous ... Therefore we 735

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

must hold it to be beyond dispute that among exogamous races the first system of kinship was that which recognised blood-ties through mothers only." Siehe Friedrich Engels: Exzerpt aus John Ferguson MacLennan: Studies In ancient history ...: „Da Exogamie und Polyandrie von derselben Ursache stammen müssen wir alle exogamen Völker als ursprünglich polyandrisch ansehn. Daher müssen wir für zweifellos halten daß alle exogam[en] Völker ursprünglich nur kinship through females only kannten. 124.25." 139.5 456.39

Quellen MacLennan's] MacLennan zitierte zahlreiche ethnographische Quellen zur griechisch-römischen Antike, zu Westeuropa (Frankreich, Irland), zu Afrika, Asien, Australien und Amerika. Darunter befand sich auch ein Zirkularbrief Morgans, in dem dieser seine bisherigen Erkenntnisse über amerikanische Verwandtschaftssysteme zusammengefaßt hatte und den er 1859 über amerikanische diplomatische Dienststellen im Ausland hatte verteilen lassen, um in Vorbereitung seines umfangreichen Werkes „Systems of consanguinity ..." Auskünfte über ihn diesbezüglich interessierende Fragen in anderen Teilen der Welt einzuholen (siehe Erl. 140.16-39).

139.6-9 456.39-43

Robert Gordon Latham: Descriptive ethnology. Vol. 1: Eastern and Northern Asia - Europe. London 1859. S. 80. Zitiert nach: John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ... London, New York 1886. S. 56: „The Magar tribes fall into thums, all the members of each of which are supposed to be descended from a common ancestor; the Magar husband and wife must belong to different thums; within one and the same thum there is no marriage. Latham, in noticing the Magars, says—,This is the first time (Vol. I. p. 80, Descriptive Ethnology) I have found occasion to mention this practice. It will not be the last; on the contrary the principle it suggests is so common as to be almost universal. We find it in Australia; in North and South America; in Africa; in Europe; we shall suspect and infer it in many places where the actual evidence of its existence is incomplete.'" - Anstreichung im Handexemplar. Siehe Friedrich Engels: Exzerpt aus John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ...: „Latham (Descriptive Ethnology 1859) beschreibt Eintheilung der indischen Magars into Gentes (ohne den Namen) mit Eheverbot zwischen den Thums, und sagt die Sitte sei allgemein almost universal ... in Central, North and South America, Africa und Europe. 56."

139.9-12 456.43-45

[Lewis Henry Morgan:] Letters on the Iroquois. [Gez.:] Skenandoah. Letter III. In: The American Review. New York. 1847. Vol.5. S. 186/187. - Lewis Henry Morgan: League of the Ho-de-

736

Erläuterungen

no-sau-nee, or Iroquois. Rochester, New York, Boston 1851. S. 83. Zu seinem Erkenntnisstand in diesen Arbeiten wie auch in den „Systems of consanguinity ..." äußerte sich Morgan wie folgt: „I have used tribe as the equivalent of gens, and its place; but with an exact definition of the group." (Morgan: A. S. S.65.) 139.14-17 457.2-4

John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ... London, New York 1886. S.319: „Das Mutterrecht—an inquiry into the gynaikocracy of the ancient world in its connection with religion and law—the work of a Swiss jurist, published in 1861, announced to the world, for the first time, the discovery that a system of kinship through females only had everywhere preceded the rise of kinship through males." S.319, Fußnote 1: „It was in the spring of 1866 that I first heard of Das Mutterrecht, and then I found that I had been anticipated by Herr Bachofen in this discovery."

139.17-23 457.4-10

Der Ausdruck „kinship through females only" kommt im Exzerpt aus MacLennan mehrfach vor. - Zur Kritik am unhistorischen Gebrauch dieses Ausdrucks durch MacLennan siehe auch Morgan: A.S. S. 515/516.

139.28-31 457.15-17

John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ... London, New York 1886. S. 140: so it is observable that the form of capture is now most distinctly marked and impressive just among those races which have male kinship." - Anstreichung im Handexemplar. Siehe Friedrich Engels: Exzerpt aus John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ...

139.31—34 457.18-20

John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ... London, New York 1886. S. 146: „It is a curious fact that nowhere now, that we are aware of, is infanticide a system where exogamy and the earliest form of kinship coexist." - Anstreichung im Handexemplar. Siehe Friedrich Engels: Exzerpt aus John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ...

140.14-15 457.39-40

John Lubbock: The origin of civilisation and the primitive condition of man. London 1870. „Communal marriage" ist ein von Lubbock geprägter Begriff für eine Form des Zusammenlebens, „where every man and woman in a small community were regarded as equally married to one another". (Ebenda. S.67.) Lubbock schrieb der Gruppenehe universelle Geltung zu und berief sich dabei auf Bachofen und MacLennan.

'

140.16-39 Bereits 1859 hatte sich Morgan davon überzeugt, daß das von 457.41-458.19 ihm zunächst bei den Irokesen beschriebene Verwandtschaftssystem auf dem nordamerikanischen Kontinent allgemeinere Gül737

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

tigkeit hatte. Im gleichen Jahr wurde er über das bei den Tamilen in Südindien geltende Verwandtschaftssystem informiert und erkannte die Ähnlichkeit mit dem bei den amerikanischen Ureinwohnern gültigen. Mit Hilfe der „Smithsonian Institution", einer direkt dem Präsidenten der USA unterstehenden wissenschaftlichen Einrichtung, dehnte er daraufhin seine Untersuchungen weltweit aus, wobei die amerikanischen diplomatischen Vertretungen seine Fragebogen an die Informanten, meist Missionare, vermittelten. Die Resultate legte er in seinem monumentalen^ Werk „Systems of consanguinity ..." dar, das 1865 im wesentlichen fertiggestellt war, aber erst 1871 erschien. 140.40-41 458.20-21

John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ... London 1876. - Engels benutzte das Werk in der Ausgabe von 1886 (siehe Erl. 137.33-36). Engels bezog sich auf Arbeiten, die MacLennan dem Wiederabdruck von „Primitive marriage" folgen ließ. So griff er im Abschnitt „Communal marriage" (S.423-449 der Ausgabe von 1876 bzw. S. 329-347 der Ausgabe von 1886) Lubbock an. Gegen Morgan wandte er sich in dem Abschnitt „The classificatory system of relationships". Chap. I: „Mr. Morgan's conjectural solution of the origin of the classificatory system of relationships" (S. 329-371 der Ausgabe von 1876 bzw. S. 249-276 der Ausgabe von 1886).

141.4-10 458.25-31

John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ... London, New York 1886. S. 99. - Die antiken Quellen, auf die sich MacLennan stützte, sind: Tacitus: Germania 20. - Caesar: Commentarii de bello Gallico V, 14, 4-5. - Strabo: Geographica. Siehe Friedrich Engels: Exzerpt aus John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ...

141.14-15 458.34-35

John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ... London, New York 1886. S.347 (S.449 der Ausgabe von 1876. Siehe Erl. 137.33-36). MacLennan polemisierte gegen die von Lubbock vorausgesetzte Gruppenehe (communal marriage): „We have seen that Sir John Lubbock has not only failed to show that the initial stage of his scheme ever existed, but has failed also to make it in any the least degree probable that it ever existed." Bei Bachofen verbarg sich die Gruppenehe unter dem Terminus „Sumpfzeugung" (siehe S. 160.36-38).

141.15-18 458.35-38

John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ... London, New York 1886. S. 277-301 (S. 372-407 der Ausgabe von 1876. Siehe Erl. 137.33-36). Engels' Ausführungen wurden anscheinend angeregt durch „Morgan: A.S.", S.518: „Mr. McLennan wishes us to believe that

738

Erläuterungen

these all-embracing systems were simply conventional, and formed to enable persons to address each other in salutation, and for no other purpose. It is a happy way of disposing of these systems, and of throwing away the most remarkable record in existence respecting the early condition of mankind." Es handelt sich hierbei um eine Replik Morgans auf die von MacLennan 1876 geäußerten Vorwürfe, die in den „Systems of consanguinity ..." beschriebenen Systeme seien lediglich „a system of modes of addressing persons" gewesen (siehe Erl. 21.13-14). 141.34 459.8-9

Alexis Giraud-Teulon: Les origines de la famille. Genève, Paris 1874. S. 110/111 (Kapitel: Organisation de la tribu: Exogamie). Siehe Friedrich Engels: Exzerpt aus Alexis Giraud-Teulon: Les origines ...: „Nimmt die Exogamie ganz im Sinn MacLennans: Verbot im Stamm zu heirathen, Zwang eine Fremde zu heirathen. ... G[iraud-]T[eulon] nennt die Exogamie: ,l'organisation de la tribu'."

141.34-35 459.9

John Lubbock: The origin of civilisation ... 4. ed. London 1882. S. 103: „I believe that communal marriage was gradually superseded by individual marriage founded on capture, and that this led firstly to exogamy and then to female infanticide; thus reversing M'Lennan's order of sequence. Endogamy and regulated polyandry, though frequent, I regard as exceptional, and as not entering into the normal progress of development." S. 129: „It is conceivable that the difference between endogamous and exogamous tribes may have been due to the different proportion of the sexes: those races tending to become exogamous where boys prevail; those, on the other hand, endogamous where the reverse is the case. I am not, however, aware that we have any statistics which enable us to determine this point, nor do I believe that it is the true explanation of the custom." Siehe Friedrich Engels: Exzerpt aus John Lubbock: The origin of civilisation ... In ihm sind die beiden angeführten Stellen enthalten.

142.14-15 459.28-29

Die griechische bis Räthsel] Siehe z.B. Alexis Giraud-Teulon: Les origines de la famille. Genève, Paris 1874. S. 210: „La constitution de la gens, institution pour nous aussi mystérieuse que celle des phratries, et qui a servi de base aux premières sociétés greques et romaines, est un des points les plus obscurs et les plus controversés de l'histoire ancienne." Siehe auch Friedrich Engels: Exzerpt aus Alexis Giraud-Teulon: Les origines ... - Die Worte „nous aussi mystérieuse" und „obscurs" von Engels unterstrichen.

739

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

142.35-41 460.2-8

Während Morgans Buch in Amerika mit Zustimmung aufgenommen wurde, erschienen in England scharf ablehnende Rezensionen (siehe Erl. 11.12-14).

143.1-2 460.8-10

Lewis Henry Morgan: Die Urgesellschaft. Aus dem Engl, übertr. von W. Eichhoff unter Mitw. von Karl Kautsky. Stuttgart 1891.

143.29-35 460.35-40

Morgan: A. S. S.552. Siehe Morgan-Konspekt. S.29. Engels zitierte die programmatischen Worte Morgans am Schluß des „Ursprungs ..." (S. 113/114 bzw. 270/271). Gleichzeitig erwähnte er seine ursprüngliche Absicht, Fouriers Kritik der Zivilisation neben diejenige Morgans zu stellen.

143.36-38 460.41-43

John Ferguson MacLennan: Studies in ancient history ... London, New York 1886. S. 250, Fußnote 3: „How antipathetical to Mr. Morgan's mind the historical method is, may be seen in his ascribing the origin of what he calls ,the Hawaian custom' to a reformatory movement of society; and the origin of exogamy— which he calls the tribal organization—to legislation. In his view they were both of them institutions designed to work on the amelioration of society." Alexis Giraud-Teulon: Les origines du mariage et de la famille. Genève, Paris 1884. S. 464, Fußnote 1: „ - ceci nous étonne un peu sous la plume d'un savant tel que M. Morgan, et justifie jusqu'à un certain point le reproche que lui adresse M. Mac Lennan de manquer de philosophie dans l'esprit."

143.38-40 460.43-45

Siehe Erl. 141.34.

144.16-17

einen ehemaligen Kongreßdeputirten ] Alfred Ely.

461.16-17 144.16-23 461.16-22

740

Engels hielt sich vom 17. August bis 19. September 1888 in Arnerika auf. Die Angaben seines Gewährsmannes (siehe Erl. 144.16-17) lassen sich schwer verifizieren. Von einem Bruder Morgans im Kriegsministerium ist nichts bekannt. Es könnte eine Verwechslung mit Edwin Barbour Morgan (1806-1881) vorliegen, der 1853-1859 den Wahlbezirk von Morgans Heimatort Aurora im Repräsentantenhaus vertrat und 1858 die Versendung von dessen ethnographischen Fragebogen in den USA unterstützte. Er erreichte im Bürgerkrieg den Rang eines Colonel, war aber nie im Kriegsministerium tätig und außerdem mit Morgan nicht verwandt. Andererseits wäre an Morgans alten Freund und Blutsbruder, den Irokesen Ha-sa-ne-an-da alias Ely Samuel Parker (1828-1895), zu denken, der unter General Grant bis zum Brigadegeneral avancierte und unter dessen Präsidentschaft zeitweilig (1869-1871) das Kommissariat für Indianerfragen leitete.

Erläuterungen

das damals dem Kriegsministerium unterstand. Morgan finanzierte im allgemeinen seine Forschungen und Publikationen aus eigenen Mitteln, die er sich durch seine Tätigkeit als Anwalt und Geschäftsmann erworben hatte. Lediglich für „Systems of consanguinity ..." nahm er Beihilfen der staatlichen „Smithsonian Institution" in Anspruch (siehe auch Erl. 140.16-39). 145.1 462.1-2

Siehe Erl. 13.1.

145.2-5 462.3-6

Siehe Erl. 13.2-5.

145.9-15 462.10-15

Siehe Erl. 13.10-15.

145.15-17 462.15-17

Siehe Erl. 13.16-17.

145.22-23 462.22

Früchte, Nüsse, Wurzein] Siehe Erl. 13.22.

146.2-5 462.25-28

Siehe Erl. 13.26-14.3.

146.2 462.25

So lange Jahrtausende] Siehe Erl. 13.26.

146.6-7 462.29-463.1

(wozu bis zählen)] Siehe Erl. 14.4-5.

146.8-12 463.2-6

Siehe Erl. 14.6-10.

146.12-15 463.6-9

Siehe Erl. 14.10-14.

146.17 463.10-11

Reibfeuers] Siehe Erl. 14.15-16.

146.20-21 463.14-15

Siehe Erl. 14.19-20.

146.23-25 463.17-19

Siehe Erl. 14.21-23.

146.25 463.19

viele Polynesier] Siehe Erl. 14.24.

146.25 463.19-20

noch heute] Siehe Erl. 14.24.

741

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

146.29-32 463.23-26

Siehe Erl. 14.28-31.

146.33-34 463.27

von bis datirt] Siehe Erl. 14.32-33.

146.38 463.31

geschliffene (neolithische) Steinwerkzeuge] Siehe Erl. 14.37.

147.1-3 463.36-37

Siehe Erl. 14.41-17.2.

147.5-16 463.39-464.6

Siehe Erl. 17.4-15.

147.37-38 464.27-28

Die Indianer der s.g. Pueblos] Siehe Erl. 17.36-37.

147.38-39 464.28-29

die Mexikaner, Erl. 17.37-38.

148.15-17 464.42-44

Siehe Erl. 18.15-17.

148.22-35 465.4-16

Siehe Erl. 18.22-35.

148.41-149.2 465.22-24

Jedenfalls bis Zaubermittel] Siehe Erl. 14.21-23.

149.8 465.29-30

Griechen zur Heroenzeit] Siehe Erl. 19.8.

149.9 465.30

Gründung Roms] Siehe Erl. 19.9.

149.9 465.30

die Deutschen] Siehe Erl. 19.9-10.

149.9 465.30-31

Tacitus] Siehe Erl. 19.10.

149.13-14 465.34-35

eine für damalige Verhältnisse praktisch unbeschränkte Vermehrung der Lebensmittel] Siehe Erl. 19.13-14.

149.20 465.40-41

unter einer einzigen Centraileitung] Siehe Erl. 19.20.

149.22-23 465.43

Siehe Erl. 19.22-23.

149.31 466.5

Cäsar] Siehe Erl. 19.9.

742

Central-Amerikaner

und

Peruaner]

Siehe

Erläuterungen

149.31 466.5

Tacitus] Siehe Erl. 19.10.

149.38-150.1 466.12-15

Siehe Erl. 19.38-20.1.

150.1-9 466.15-24

Siehe Erl. 20.1-8.

150.10 466.25-26

Siehe Erl. 20.9 und S. 724-726.

150.11-13 466.27-29

Siehe Erl. 12.27-30.

150.16 466.31-32

„Paarungsfamilie"] Siehe Erl. 20.15.

150.33—34 467.5-6

eines vollständig ausgearbeiteten Verwandtschaftssystems] Siehe Erl. 20.31-32.

150.36-151.5 Siehe Erl. 20.34-21.3. 467.7-13 151.16 467.22-23

Siehe Erl. 21.13-14.

151.37-152.4 Siehe Erl. 21.35-22.2. 467.40-468.2 152.6-9 468.4-6

Siehe Erl. 22.4-7.

152.7 468.5

Marsupialknochen] Siehe Erl. 22.5.

152.34-38 468.28-31

Siehe Erl. 22.31-35.

152.40-153.9 Siehe Erl. 22.35-36 und 22.38-41. u. 153.33-36 468.33-44 u. 469.38-39 153.10-13 469.1-4

Siehe S. 121.3-7. Siehe auch Engels an Karl Kautsky, 10. Februar 1883.

153.14-154.1 Charles-Jean-Marie Letourneau: L'évolution du mariage et de la 469.4-21 famille. Paris 1888. Engels las dieses Buch in der ersten Junihälfte 1891 (Engels an Laura Lafargue, 13. Juni 1891). Er verwendete vorwiegend Material aus Kapitel II (Le mariage et la famille chez les animaux). 743

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

153.38-39 469.41-42

Siehe Erl. 23.33-34.

154.1-3 469.21-24

Charles-Jean-Marie Letourneau: L'évolution ... S.42: „Les singes anthropomorphes, ces cousins germains de l'homme, ont adopté tantôt la polygamie, tantôt la monogamie."

154.4 469.24-25

Alexis Giraud-Teulon: Les origines du mariage et de la famille. Genève, Paris 1884. S. XV, Fußnote 1. Giraud-Teulon zitiert eine persönliche Mitteilung von Henri de Saussure: „Les gorilles et les singes anthropomorphes en général sont monogames ..." Siehe S. 122.10 und Erl. dazu.

154.4-7 469.25-27

Edward Westermarck: The history of human marriage. London, New York 1891. S. 13/14. Westermarck stützte sich auf mehr oder minder zufällige Beobachtungen von Reisenden und Jägern.

154.8-10 469.28-30

Charles-Jean-Marie Letourneau: L'évolution ... S.41: „II n'y a du reste, chez les mammifères, aucune relation rigoureuse entre le degré de développement intellectuel et la forme de l'union sexuelle."

154.11-15 469.30-34

Alfred Espinas: Des sociétés animales. Paris 1877. S. 303/304. Zitiert nach: Alexis Giraud-Teulon: Les origines du mariage et de la famille. Genève, Paris 1884. S. 518: „La peuplade est la plus élevé des groupes sociaux qu'il nous soit donné d'observer chez les animaux. Elle est, ce semble, composée de familles, mais même à l'origine, la famille et la peuplade ... sont antagoniques; elles se développent en raison inverse l'une de l'autre." - Von Giraud-Teulon gegenüber dem Original gekürzt und leicht verändert.

154.16-24 469.35-470.6

Siehe S. 121.5-7.

154.29-155.2 Alfred Espinas: Des sociétés animales. Paris 1877. S.306/307. Zi470.11-24 tiert nach: Alexis Giraud-Teulon: Les origines du mariage et de la famille. Genève, Paris 1884. S.519/520: „Et, là où la famille est étroitement unie, nous ne voyons pas de peuplade se former, sauf de rares exceptions. Au contraire, les peuplades s'établissent en quelque sorte naturellement là où règne soit la promiscuité soit la polygamie. ... Il faut pour que la horde prenne naissance, que les liens domestiques se soient détendus en quelque sorte, et que l'individu ait repris sa liberté. C'est pourquoi les peuplades organisées sont si rares chez les oiseaux. ... En revanche, c'est parmi les mammifères que nous trouvons des sociétés quelque peu organisées, précisément parce que dans cette classe l'individu ne se laisse pas absorber par la famille. ... 744

Erläuterungen

La conscience collective de la peuplade ne doit donc avoir à sa naissance de plus grande ennemi que la conscience collective de la famille. N'hésitons pas à le dire: si une société supérieure à la famille s'est établie, ce ne peut être qu'en s'incorporant des familles profondément altérées, sauf à leur permettre plus tard de se reconstituer dans son sein à l'abri de conditions infiniment plus favorables." - Von Giraud-Teulon gegenüber dem Original gekürzt und leicht verändert. 155.20-21 470.40-41

Siehe Erl. 154.4-7.

155.30-41 471.4-14

Implizit wendet sich Engels gegen Auffassungen, die Kautsky 1882/1883 vorgetragen hatte. Siehe Engels an Karl Kautsky, 10. Februar und 2. März 1883. Siehe auch S. 122.11.

156.15-18 471.26-29

Hubert Howe Bancroft: The native races of the Pacific states of North America. Vol. 1. London 1875. S. 81. Siehe Friedrich Engels: Exzerpt aus Hubert Howe Bancroft: The native races ... S. [1/2],

156.18-21 471.29-32

Charles-Jean-Marie Letourneau: L'évolution ... S. 81/82. - Als antike Berichterstatter führt Letourneau Strabon, lustinus, Tertullianus und Priskos an.

156.37-40 472.1-4

Edward Westermarck: The history ... S. 19: marriage is nothing else than a more or less durable connection between male and female, lasting beyond the mere act of propagation till after the birth of the offspring."

157.2-4 472.7-9

Ebenda. S. 70/71 : „Marriage ... is the natural form of the sexual relations of man ... Far from being a relic of the primitive life of man, irregularity in this respect is an anomaly ... Free sexual intercourse previous to marriage is quite a different thing from promiscuity, the most genuine form of which is prostitution. But prostitution is rare among peoples living in a state of nature and unaffected by foreign influence. It is contrary to woman's natural feelings as involving a suppression of individual inclinations."

157.10-158.9 Siehe Erl. 23.1-25. 472.15-473.10 157.25-29 472.27-32

Siehe Erl. 23.38-43.

157.26-27 472.29

Siehe Erl. 23.39-40.

157.30 472.32-33

Ein französischer Freund und Wagnerverehrer] Charles Bonnier.

745

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

157.30-33 472.32-36

Siehe Charles Bonnier an Engels, 16. Juni 1890. - Bonnier zitiert die betreffenden Worte der Fricka aus Richard Wagners „Walküre" (siehe Erl. 23.39-40) und verweist dann implizit auf die Oegisdrecka als Quelle Wagners: „Le passage correspondant se trouve dans la traduction de Simrock: dialogue entre Freia et Loge."

157.31-32 472.33-35

Die ältere Edda. Oegisdrecka. Strophe 32. - Für die Übersetzung vermutlich benutzt: Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda. Übers, und mit Erl. begleitet von Karl Simrock. 7. Aufl. Stuttgart 1878. S.76.

157.32 472.35

den eignen Bruder] Freyr.

157.33-36 472.36-39

Die Oegisdrecka (Oegirs Trinkgelage), auch Lokasenna (Lokis Streit) genannt, entstand gegen Ende des 10. Jahrhunderts, als in Skandinavien die gentilen Gesellschaftsverhältnisse, die Grundlage der nordischen Mythologie, sich bereits weitgehend aufgelöst hatten. Loki tritt als Provokateur auf und wirft den Göttern reihum ihre Fehltritte vor, bis er sich schließlich in einen Lachs verwandelt. Der Vergleich dieser Dichtung mit den Dialogi deorum (Göttergesprächen) des Lukianos aus Samosata, in denen dieser die klassischen griechisch-römischen Götter sich selbst entlarven läßt, wird in der einschlägigen Literatur wiederholt gezogen.

157.35 472.38

als Mephisto] Anspielung auf die Gestalt des Mephistopheles (Mephisto) in frühneuzeitlichen Volksbüchern und in Johann Wolfgang von Goethes „Faust".

157.36-37 472.39-41

Die ältere Edda. Oegisdrecka. Strophe 36. - Nach der Einleitung zur Oegisdrecka war der Vane Niördhr, seit er unter den Asen lebte, mit Skadi verheiratet. Auf diese kann sich der in Strophe 36 geäußerte Vorwurf jedoch nicht beziehen. Nach der von Engels anschließend angeführten Stelle aus der Ynglinga Saga lebte Niördhr, als er noch unter den Vanen weilte, mit seiner namentlich nicht genannten Schwester, in welcher manche Forscher die aus Tacitus' „Germania" 40 bekannte Nerthus sehen, zusammen und zeugte mit ihr Freyr und Freyja.

157.37-39 472.41-43

Snorri Sturluson: Heimskringla. Ynglingatal. Die Ynglinga Saga (Ynglingatal) wurde von dem Skalden Thiodolf in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts aus altnordischen Mythen und Sagen zusammengestellt. Sie ist erhalten in der Bearbeitung durch Snorri Sturluson und bildet den I . T e i l seines großen historischen Sammelwerkes Heimskringla (Weltkreis), das um 1230 abgeschlossen wurde. An der angeführten Stelle spricht nicht Niördhr, sondern der Autor selbst.

746

Erläuterungen

157.43-45 472.47-48 u. 473.43-44

Johann Wolfgang von Goethe: Der Gott und die Bajadere.

158.17-18 473.17-18

Siehe Erl. 24.1-2.

158.20-22 473.20-22

Siehe Erl. 24.4-6.

158.25-30 473.24-29

Siehe S. 121.8-11.

158.41-159.15 Siehe Erl. 24.24-39. 473.39-474.11 159.41-160.4 474.34-37

Siehe Erl. 25.23-27.

160.5-7 474.39-475.1

Siehe Erl. 25.28-30.

160.12-13 475.5-6

Siehe Erl. 25.35-26.1.

160.15-18 475.9-11

Siehe Erl. 26.3-6.

160.18-22 475.11-16

Siehe Erl. 26.6-10.

160.23-24 475.17-18

Siehe Erl. 24.24-39.

160.24-27 475.18-21

Siehe Erl. 26.12-15.

160.35-161.3 475.29-32

Siehe Erl. 26.23-26.

160.36-37 474.40-41

Siehe Erl. 25.36-37.

160.38-41 474.42-45

Siehe Erl. 25.38-41.

160.38 474.42

Siehe Erl. 25.38.

161.34-35 476.14-15

Lewis Henry Morgan: On Australian kinship; with app. by Rev. Lorimer Fison. In: Proceedings of the American Academy of Arts and Sciences. Vol.8. Boston, Cambridge. 1873. S.412-438. Ein Teil dieses Materials wurde in „Morgan: A. S.", Part II, Chapter I (Organization of society on the basis of sex, S. 49-61) verwendet. 747

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage 161.35-37 476.15-16

Lewis Henry Morgan: Systems of consanguinity ... S . 4 5 1 - 4 5 7 .

162.10-164.25 Lorimer Fison, Alfred William Howitt: Kamilaroi and Kurnai. 476.29-478.33 Group-marriage and relationship, and marriage by elopement. Melbourne, Sydney, Adelaide, Brisbane 1880. Engels studierte dieses grundlegende, von Morgan angeregte, aber über ihn hinausführende Werk vermutlich in der zweiten Junihälfte 1891 und entnahm ihm das Faktenmaterial für den vorliegenden Abschnitt (siehe S. 121.18-19). 164.26 478.34

Paarungsfamilie] Siehe Erl. 20.15.

165.9-13 479.11-15

Siehe Erl. 27.40-28.2.

165.26-30 479.28-31

Siehe Erl. 28.15-19.

165.31-34 479.33-35

Siehe Erl. 28.20-23.

166.19-36 480.14-30

Siehe Erl. 29.8-25.

166.40 480.34

Siehe Erl. 29.28-29.

166.40-167.11 Siehe Erl. 29.29-41. 480.34-45 167.15-18 481.4-7

Siehe S. 168.24-36 und Erl. dazu. Siehe auch S. 121.21.

167.22-25 481.10-12

Siehe Erl. 30.9-12.

167.28-34 481.15-20

Alexis Giraud-Teulon: Les origines du mariage et de la famille. Genève, Paris 1884. S. 84: „Dans quelques tribus les femmes sont plus ou moins monopolisées par les hommes d'âge mûr, par les chefs et les sorciers; mais le droit communiste revit en certaines circonstances (assemblées, fêtes, etc.), et les maris sont tenus de prêter leur femmes aux jeunes gens - toujours sous le contrôle de la loi des classes." Siehe Lorimer Fison, Alfred William Howitt: Kamilaroi and Kurnai. Melbourne, Sydney, Adelaide, Brisbane 1880. S. 354.

167.34-41 481.20-26

Edward Westermarck: T h e history ... S. 25-38. Westermarck ging von der Existenz einer Brunstzeit (rutting season) im Tierreich sowie beim primitiven Menschen aus und interpretierte auf S. 28/29 Berichte von Ethnographen über „saturnalia" bei verschiedenen Völkerschaften in diesem Sinne.

748

Erläuterungen

167.35 481.21

Saturnalienfeste] Im alten Rom Feierlichkeiten zu Ehren des Göttervaters Saturnus, bei denen die geltenden gesellschaftlichen Normen außer Kraft gesetzt wurden.

168.1-18 481.27-45

Siehe S. 121.22 und Erl. 135.26-27.

168.7-13 481.33-40

Zur Prostitution zu Ehren der Mylitta siehe Herodotus: Historiae I, 199; I, 131. Der Kult der Anaitis wurde von den Persern in ganz Vorderasien verbreitet und nahm zahlreiche lokale Ausprägungen an, die oft mit Tempelprostitution verbunden waren, so besonders in Armenien (siehe Strabo: Geographica XI, 14, 16 p. 532).

168.13-18 481.40-45

Engels zitiert Bachofen nach Auszügen, die Laura Lafargue in seinem Auftrag angefertigt hatte. Siehe S.718 und Erl. 135.27-42.

168.18 481.45

Personen] Bei Bachofen und Laura Lafargue: Persönlichkeiten

168.24-36 482.6-11

Louis Agassiz, [Elisabeth Cabot] Agassiz: A journey in Brazil. Boston, London 1868. S. 266. Die beschriebene Reise fand von April 1865 bis Juli 1866 statt. Das Buch beruht wesentlich auf Aufzeichnungen von Mrs. Agassiz. Auch bei vorliegender Episode ist sie die Erzählerin. Namen der angeführten Personen werden von ihr nicht angegeben. Siehe Friedrich Engels: Exzerpt aus Louis Agassiz, [Elisabeth Cabot] Agassiz: A journey ...

168.28 482.9-10

Krieg gegen Paraguay] Im Buch ist nur von der Abwesenheit des Ehemannes bei der Armee die Rede. Bereits im Exzerpt schloß Engels daraus auf den Krieg der Tripelallianz von Brasilien, Argentinien und Uruguay gegen Paraguay (1864-1870), der mit einer vernichtenden Niederlage Paraguays endete. Die Menschenverluste waren enorm, und Paraguay wurde zu einem „Land ohne Männer". Die Ereignisse wurden auch in Europa stark beachtet.

168.30-38 482.11-18

Louis Agassiz, [Elisabeth Cabot] Agassiz: A journey ... S. 266/ 267: „It is the way the Indian or half-breed women here always speak of their illigitimate children, and though they say it without an intonation of sadness or of blame ... it has-the most melancholy significance ... So far is this from being an unusual case, that among the common people the opposite seems the exception. Children ... know about their mother, for all the care and responsibility falls upon her, but they have no knowledge of their father; nor does it seem to occur to the woman that she or her children have any claim upon him." Siehe Friedrich Engels: Exzerpt aus Louis Agassiz, [Elisabeth Cabot] Agassiz: A jour-

749

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

ney ...: „It is the way the Indian and halfbreed women always speak of their illigitimate children, ohne alle Scham oder Tadel." Engels kommentierte dies mit den Worten: „Weil nach Mutterrecht die Kinder der Mutter gehören." 168.39-169.5 Alexis Giraud-Teulon: Les origines du mariage et de la famille. 482.19-25 Genève, Paris 1884. S. 30-32. - Edward Westermarck: The history ... S.72-80. In beiden Werken werden, z.T. aus zweiter Hand, folgende antike Quellen angeführt: Diodorus Siculus: Bibliotheca historica V, 18 (für die Verhältnisse auf den Balearen). - Herodotus: Historiae IV, 172. - Pomponius Mela: Chorographia I, 8 (für die Augiler). - Für die Bareas zog Giraud-Teulon ein zeitgenössisches Werk heran (Werner Munzinger: Ostafrikanische Studien. Schaffhausen 1864). - Als Beispiel für die Übertragung des Rechts der ersten Nacht auf eine Amtsperson wird zitiert: Herodotus: Historiae IV, 168. Dort ist von einem Stamm in Libyen die Rede. 169.5-22 482.25-40

Hubert Howe Bancroft: The native races ... S. 81-83. Siehe Friedrich Engels: Exzerpt aus Hubert Howe Bancroft: The native races ... S. [1].

169.8-9 482.28-29

Hubert Howe Bancroft: The native races ... S. 584. Siehe Friedrieh Engels: Exzerpt aus Hubert Howe Bancroft: The native races ... S. [11],

169.10 482.30

direkt aus der Gruppenehe überliefert ] Siehe S. 141.6-8, 160.4 bis 8 und 233.37-28.

169.14-22 482.33-40

Samuel Sugenheim: Geschichte der Aufhebung der Leibeigenschaft und Hörigkeit in Europa bis um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. St. Petersburg, Riga, Leipzig 1861. S. 35, Fußnote 1: „Item, sentenciam arbitram, é declaram que les dits senyors non ... tampoc pugan la primera nit que lo pagés prend muller dormir ab ella, ó en senyal de senyoria, la nit de las bodas, après que la muller sera colgada en lo lit, pasar sobre aquell, sobre la dita muller; ni pugan los dits senyors de la filla ò fili de pagès, ab paga, ni sens paga servirse dells sens sa voluntat." Es handelt sich um die sogenannte Guadaluper Sentenz vom 21. April 1486. Der König trat hier als Vermittler zwischen den Feudalherren und den aufständischen Bauern auf. Wesentliche Teile der feudalen Rechte wurden abgeschafft, allerdings unter der Bedingung des Loskaufs.

169.23-25 482.41-43

Johann Jakob Bachofen: Das Mutterrecht. Stuttgart 1861. S. XIX: „Es kann nicht verkannt werden: die Gynaikokratie hat sich

750

Erläuterungen

überall in bewußtem und fortgesetztem Widerstande der Frau gegen den sie erniedrigenden Hetärismus hervorgebildet, befestigt, erhalten. Dem Mißbrauche des Mannes schutzlos hingegeben, und ... durch dessen Lust zum Tode ermüdet, empfindet sie zuerst und am tiefsten die Sehnsucht nach geregelten Zuständen und einer reinem Gesittung, deren Zwang der Mann im trotzigen Bewußtsein höherer physischer Kraft nur ungern sich bequemt." Der Terminus „Sumpfzeugung" findet sich auf S. XXIII. 169.32-37 483.3-8

Siehe S. 121.1-2 und 122.1-2.

170.33-36 483.45-484.3

Siehe Erl. 31.15-18 und S. 121.23.

171.1-16 484.9-23

Siehe Er .31.24-38.

172.23-25 484.29-31

Siehe Er .33.3-5.

172.34-37 485.31-34

Siehe Er .33.14-17.

172.37-40 485.34-36

Siehe Er .33.17-20.

172.40-173.3 Maxime Kovalevsky: Tableau des origines et de l'évolution de la famille et de la propriété. Stockholm 1890. 485.36-39 Von diesem Werk ist ein Exemplar erhalten, das vermutlich aus dem Besitz von Engels stammt (IML/ZPA Moskau, Sign. f. 1, op. 1, d. 6535). - Anstreichungen und an vier Stellen Randvermerke, die sehr wahrscheinlich auf Engels zurückgehen. 173.13-18 486.2-7

Siehe Erl. 33.30-35.

173.26-27 486.14-15

Siehe Erl. 34.2-3.

173.31-34 486.18-21

Siehe Erl. 34.7-10.

173.34-38 486.21-24

Siehe Erl. 34.10-14.

174.4-175.33 Siehe Paul Lafargue an Engels, 24. August 1890, und Engels an 486.31-488.5 Paul Lafargue, 27. August 1890. 174.8 486.34

Verfreundung] Bei Kowalewski, S.63: coamitiè

751

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. 4. Auflage

174.8 486.35

Brüderschaft] Bei Kowalewski, S.63: fraternité

174.14-30 Maxime Kovalevsky: Tableau ... S.64/65. 486.39-487.10 174.31-34 487.11-14

Ebenda. S. 65/66: „II y a une dizaine d'années, on ignorait complètement l'existence de communautés familiales pareilles à celles des Serbes parmi les paysans de la grande Russie. ... Or, à l'heure présente, il serait difficile, je dirai même impossible, de • rencontrer un légiste russe de valeur qui ne reconnaisse avec moi que la communauté familiale aussi bien que la communauté rurale constituent le fond même du droit coutumier du peuple de nos campagnes."

174.34-37 487.14-17

Ebenda. S.63: „Le monde slave reconnaît la communauté familiale dans ses anciens codes, ... Russes ou Polonais, Serbes ou tchèques, peuvent ressusciter l'époque récente de ces coutumes communistes pratiquées sous l'appellation sudo-slave de ,verf' qui reste écrite dans le recueil des lois dalmatiennes, et acceptée par le rédacteur de la ,Prawda de Jaroslav', le plus ancien code russe; ..."

174.38-175.1 487.18-21

Andreas Heusler: Institutionen des deutschen Privatrechts. Bd. 2. Leipzig 1886. S. 271. Zitiert nach Maxime Kovalevsky: Tableau ... S. 62: „La famille des anciens germains n'est point l'union de personnes liées exclusivement par le fait du mariage et par l'unité de sang, mais une communauté d'individus, vivant sous le même toit (une Hausgenossenschaft). Aussi faut il considérer comme membres de la famille non seulement ceux qui sont d'état libre, mais aussi ceux qui dépendent à un degrés quelconque du chef de la communauté (les esclaves, les affranchis)."

175.1-4 487.21-24

Maxime Kovalevsky: Tableau ... S.67/68: „Des études recentes sur l'organisation ancienne de la famille chez les Romains confirment notre théorie. Jhering et Mommsen démontrent que, sous les rois et aux premiers temps de la république, les Romains gardaient les vestiges d'une communauté familiale composée de membres habitant la même demeure. ... Ainsi l'évolution de la famille romaine rentre dans la loi générale, et subit la transition de la communauté matriarcale à celle que commande le mari et le père, sans pourtant interdire une certaine indépendance aux membres subalternes." Siehe auch ebenda. S. 94/95.

175.4-5 487.24-25

Ebenda. S. 66: „Nous nous bornerons à mentionner l'existence de communautés identiques chez les Celtes de l'Irlande ..."

752

Erläuterungen

175.5-12 487.25-31

Ebenda. S. 63 und 93/94. - Den Terminus „parçonneries" übernahm Engels von Kowalewski. Die angeführten Fakten finden sich in anderem Zusammenhang bereits in der 1. Auflage des „Ursprungs ..." (siehe S. 80.41-81.7).

175.13-14 487.32-33

Die Aussage des Nearchos ist überliefert bei: Strabo: Geographica XV, 1, 66 p. 717: „nag' dxAAoiq 5è K O T O auyyéveiav «oivfi TOÙÇ Kagnoùq ègyacjapévouq, ènàv ouyKopicxüKJiv, aïgea9ai cpogTÎov, ëKOCTTOv eiç ôiaTgo Germanen Deutsche, mittelalterliche 39 90 112 183 189 247 269 302 342 359 388 427 445 494 499 548 566 Dorer (Dorier) 53 177 207 314 400 489 514 Drawida (dravidische Stämme) 20 151 287 373 467 —> Kota; Nair; Tamilen Erie 52 205 312 399 512 Europäer 18 29 83 95 148 163 167 239 251 285 295 336 345 371 380 422 431 465 477 478 480 540 551 Franken 86 88 93 94 242 245 249-251 338 340 344 345 424 426 429-431 544 546 549-551 —> Salier Franzosen 39 183 302 388 494 Gallier 87 88 91 92 244 245 247-249 339 340 342-344 425 426 428 429 545 546 548-551 Gaura 20 151 287 373 467 Germanen 12 19 38 47 48 60 78 81-96 104 118 121 131 141 143 149 174 182 183 200 202 211 232 235-253 261 286 301 302 308-310 317 331 332 334-343 345-347 353 368 372 387 388 394 396 404 418 420-432 439 452 458 465 466 487 493 494 508-510 517 535 537 bis 549 551-553 560 -•Alemannen; Augiler; Bastarner; Bataver; Franken; Goten; Herminonen; Heruler; Ingväonen; Iskävonen; Langobarden; Peukiner; Sueven; Taifaler; Teutonen; Usipeter Goten (Gothen) 75 81 87 88 229 236 244 245 329 335 340 416 420 425 426 533 538 546 Griechen 19 22 33-36 38 41 46 51 53 54 57-61 66 76 81 82 86 87 96 112 136 137 149 153 156 173 177-179 181 194 195 200 205 207-213 217 230 236 237 242 243 253 269 286 289 298-301 304 308 312 314-318 322 330 335 338 339 347 359 372 375 383-385 387 390 394 399 400 402-405 409 416 421 424 425 432 445 454 455 465 466 468 471 485 486 489-491 493 503 504 508 512 514-519 522 533 539 544 545 553 566 —>Athener; Dorer; lonier; Spartaner Haidah 97 254 347 433 554 Halbinselkalifornier —»Indianer auf der kalifornischen Halbinsel Hawaiianer 21-25 151 152 158 159 288-291 374-377 467 473-475 Hellenen —»Griechen Herminonen 81 88 236 245 335 340 420 426 538 546 Heruler 39 182 302 387 494 Ho 167 481 Hunnen 156 471 Iberer 88 245 340 426 546 Inder, indische Stämme 20 21 151 168 232 287 288 373 467 482 535 —» Drawida; Ho; Karen; Magar; Munnipuri; Santal; Tikur; Warali Indianer 12 14 17 18 20 21 27 28 30 31 33 38 41 44 45 47-53 59 61 73 74 84-86 96 97 121

857

Ethnographisches Register 131 141 142 146-148 150 151 161 164 165 167 168 171 172 182 194 198 200-205 207 210 212 224 225 239 242 243 253 254 282 284-288 293-297 301 304 307-312 314 316 318 327 328 336 338 347 348 368 370-373 379-383 387 390 392-400 403 404 414 415 422-424 432 433 452 458 459 463-465 467 476 478 479 481 482 484 485 493 503 506-514 516 518 528 529 541 543 544 553 - auf der kalifornischen Halbinsel 30 167 295 381 481 - in Mexiko 17 18 50 81 147 148 203 236 285 311 335 371 397 421 464 510 519 539 —»Azteken; Tahu - am Missouri (Missouristämme) 33 172 297 383 485 - in Neumexiko 17 18 50 62 147 148 203 213 285 286 311 319 371 372 397 405 464 465 510 519 - an der Nordwestküste 17 30 147 167 285 295 371 380 381 464 481 —> Haidah; Nootka - in Peru 17 18 50 147 148 203 285 311 397 464 510 - in Südamerika 30 167 168 295 380 381 481 482 —» Cucu - in Zentralamerika 17 147 285 371 464 —» Dakota; Delawaren; Erie; Irokesen; Kariben; Miami; Shawnee; Tahu; Tinneh Ingväonen (Ingävonen) 88 245 340 426 546 lonier 177 178 489 490 Iren, alte 79 233 333 419 537 Iren, moderne 79 80 233 234 333 419 536 537 Irokesen 20 21 27-29 42-46 48-50 52-54 60 61 65 66 74 77 85 87 139 140 150 151 164 166 196-208 211 212 217 225 231 242 244 287 288 293 294 305-314 317 318 322 329 331 338 339 373 379 380 390-395 397-401 404 408 415 417 423 425 456 457 466 467 478-480 504 bis 514 517 518 522 529 534 543 545 —»Cayuga; Mohawk; Oneida; Onondaga; Seneca; Tscherokesen; Tuscarora Iskävonen (Istävonen, Istväonen) 88 245 340 426 546 Italer (italische Stämme) 19 34 149 173 286 298 372 384 465 486 —» Latiner; Ligurer; Sabeller; Sabiner Kabylen 175 487 Kadiak 156 471 Kaffern —» Zulu Kalmüken 232 535 Kamilaroi 163 477 Karen 156 471 Kariben (Karaiben) 156 471 Kastilien, Bewohner von 69 482 Kaukasier (kaukasische Stämme) 232 535 —» Pschaven; Schevsuren; Svaneten Kaviat (Kaviak) 156 471 Kelten 12 47 78 83 87 131 168 175 200 232 233 238 282 309 332 336 368 394 418 422 452 482 487 508 535 540 —» Beigen; Briten, alte; Gallier; Iren, alte; Noriker; Skoten; Waliser, alte Kimbern 81 235 334 420 537 Kota (Kotar) 167 481

858

Ethnographisches Register Langobarden 81 236 334 420 538 Latiner (latinische Stämme) 34 72 75 76 173 223 229 230 298 327 329 330 384 413 415 416 486 528 532 533 Ligurer 88 245 340 426 546 Magar 139 232 456 535 Malaien (malaiische Völker) 168 482 Mauren 90 247 342 428 548 Mexikaner —» Indianer in Mexiko Miami 33 172 297 383 485 Mohawk 49 202 203 310 397 510 511 Munnipuri (Manipuri) 232 535 Nair 34 176 299 384 488 Nenzen (Samojeden) 232 535 Neumexikaner —» Indianer in Neumexiko Nootka 97 254 347 433 554 Noriker 88 245 340 426 546 Normannen 93 149 250 344 430 465 540 550 Nubier 52 205 313 399 512 Ojibwa 45 156 198 307 393 471 507 Omaha 45 198 307 393 507 Oneida 49 202 203 310 397 510 511 Onondaga 49 202 203 310 397 510 511 Pandscha 167 481 Parther 156 471 Pelasger 53 207 314 400 514 Perser, alte 156 471 Peruaner —* Indianer in Peru Peukiner 87 244 340 425 545 Phönizier 30 63 214 295 320 381 406 521 Pikten 80 235 334 420 537 Polynesier 14 146 284 370 463 Provenzalen 39 183 302 388 494 499 Pschaven 232 535 Pueblo-Indianer —» Indianer in Neumexiko Römer 33 34 38 41 51 72-78 81-83 85-96 112 156 173 181 195 205 223-232 235 238 240-249 251-253 269 298 301 304 312 327-331 336-347 359 384 387 390 399 413-417 420-429 431 432 445 471 486 493 503 504 512 528-534 538 540-553 566 Romanen 189 Russen 80 334 420 Sabeller (sabellische Stämme) 72 223 413 528 Sabiner 327 Salier (salische Franken) 92 249 343 429 549 Samojeden —* Nenzen

859

Ethnographisches Register Santal 167 481 Schevsuren 232 535 Schotten 80 235 333 334 419 420 537 Semiten 18 31 98 148 170 174 254 285 286 296 348 371 372 381 433 464 465 483 486 554 Seneca (Seneka) 20 21 29 42-46 49 150 151 166 196 197 199 200 202 203 287 288 294 305-308 310 373 380 390-394 397 466 467 480 504-508 510 511 Serben 174 486 Shawnee 33 172 297 383 485 Skoten 80 235 334 420 537 Skythen (Scythen) 156 471 Slawen, alte 47 200 308 394 508 Spartaner (Spartiaten) 50 178 182 204 311 398 490 493 511 Südseeinsulaner 168 482 —* Hawaiianer; Polynesier Sueven 47 81 84 200 235 239 240 308 334 337 340 394 420 422 508 538 541 Svaneten 232 535 Tahu 169 482 Taifaler (Thaifaler) 39 182 302 387 494 Tamilen 21 151 287 373 467 Tenkterer 87 244 339 425 545 Teutonen 81 235 334 420 537 538 Thraker 168 482 Tikur 26 160 292 377 475 Tinneh 156 471 Tscherkessen 232 535 Tscherokesen (Cherokee) 47 201 309 394 509 Turanier 98 254 348 433 554 Tuscarora (Tuskarora) 45 198 307 392 506 Usipeter 87 243 244 339 425 545 Venetianer 90 247 342 427 428 548 Waliser, alte 78-80 232 233 235 332 334 418-420 535-537 Warali 232 535 Wikinger —» Normannen Zulu 52 205 206 313 399 512 513

860

Sachregister Abessinien 169 482 Abstammungsfolge - nach weiblicher Linie 26-28 32 33 42 43 80 137-139 160-162 166 171-173 195 196 235 292 293 297 298 305 333 334 377-379 382 383 390 391 420 455-457 474-476 480 484 485 504 505 537 - nach männlicher Linie 32 33 35 54 73 80 139 171-173 176 208 224 235 297 299 314 327 328 333 334 382-386 401 414 420 457 484-486 488 515 528 537 - und Erbschaftsbeziehungen 26 32 33 73 160 171 172 224 292 297 327 328 378 382 383 414 475 484 485 528 Ackerbau 63 67 78 99 100 214 218 232 255 257 320 323 332 349 350 406 409 417 418 434 435 520 523 535 555-557 - als Merkmal der Barbarei 3 17 20 147 150 285 287 370 371 373 464 466 - und Viehzucht 3 17 18 20 147 148 150 285-287 370-373 464-466 - als entscheidender Produktionszweig in der Antike 89 246 341 427 547 - Verfall des A. im spätrömischen Reich 89 90 94 246 247 251 341 342 345 427 430 547 548 551 - bei den Germanen 83 238 336 422 548 - im Frankenreich 94 251 345 430 431 551 - und Familienverhältnisse 34 83 173 238 289 336 384 422 486 548 - Trennung des Handwerks vom A. 63 64 67 100-102 105 214-216 218 257 259 262

320 321 323 350-352 354 407 409 436 437 439 520 521 523 556-558 560 —*Agrikultur; Bauernschaft; Boden; Bodennutzung; Feldbau; Gartenbau; Getreidebau; Kartoffel; Mais; Pflug, eiserner Adel 51 104 202 261 312 353 399 439 510 560 - als bevorrechtete Klasse 64 65 69 70 215 216 220 221 321 322 324 325 407 408 411 412 521 525 526 - und Erblichkeit von Gentilämtern 61 64 75 85 102 212 215 229 242 258 318 321 329 338 351 404 405 407 415 416 423 424 436 437 518 521 532 543 557 - begründet auf Reichtumsunterschieden 62 104 213 261 319 353 406 438 439 519 559 560 - Geldherrschaft des A. 65 69 216 220 321 322 324 408 411 521 525 - und naturwüchsige Demokratie 59 60 105 211 262 263 317 353 354 403 439 517 561 - und neue Klasse von industriellen und kaufmännischen Reichen 69 70 104 221 261 325 353 411 412 438 439 525 559 560 - in Griechenland 54 59-62 64 65 68-70 208 211-213 215 216 219-221 314 317-319 321-325 401 403-408 410-412 514 517-519 521 522 524-526 - in Rom (Patriziat) 75-78 105 106 229-232

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Sachregister 262 263 329-331 354 415 416 439 440 532-535 561 - Stammesadel der Germanen 38 85 182 242 301 338 387 423 424 493 543 - neuer A. im Frankenreich 86 92 93 242 243 249 250 339 343 344 424 429 430 544 550 - Feudaladel des Mittelalters 108 120 265 356 396 442 563 - Feudaladel des 17. und 18. Jh. 108 265 356 442 563 —> Aristokratie; Centiladel; Junkertum, preußisches; Patriziat Adoption 31 44 57 74 171 197 198 208 225 296 306 315 328 382 392 401 415 484 506 515 529 Altestenrat - als Organ der militärischen Demokratie 101 258 351 436 557 - Stammes- und Bundesrat bei den Irokesen 43 47 48 50 196 200 201 203 204 305 309-311 391 395 396 398 505 508 509 511 - Bule im homerischen Griechenland 60 62-64 211 213-215 317-320 404 406 407 429 517 519-521 - Bule im klassischen Athen 60 63 64 68-71 211 214 215 220-222 317 320 324-326 404 406 407 411 412 517 520 521 524-526 - Senat in Rom 74 75 225-227 229 328 329 415 416 529-532 - bei den Germanen 85-87 93 242 243 249 338 339 344 423-425 543 544 550 - im Frankenreich 93 249 344 429 550 Afrika 21 52 88 151 167 169 205 245 288 313 340 374 399 426 467 481 482 512 546 —» Abessinien; Algerien Agrarverfassung - der Germanen 84 239-241 336 337 422 423 541 542 - im Römischen Reich 89 90 246 341 342 427 547 —» AHod; Bauernschaft; Boden; Bodennutzung; Calpullis; Dorfgemeinde, -gemein schaft, -genossenschaft; Gehöferschaft; Grundbesitz, -eigentum; Hausgenossen schaft, patriarchalische; Landnahme; Landteilung; Latifundien; Markgenossenschaft, -gemeinde, -gemeinschaft; Mark-

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verfassung; Patriarchat (patriarchalische Familie); Rundale; Villenwirtschaft Agrikultur - große und kleine 90 246 247 341 342 427 547 —> Feldbau Aigina 104 261 353 439 560 Aktiengesellschaften - und Börse 109 266 357 442 563 564 - und Konzentration des Transports und der Produktion 109 266 357 442 563 564 Alaska 156 169 471 482 Albas (Tagelieder) 39 121 183 189 302 388 494 499 Algerien 175 487 Allod 91 248 343 428 549 —» Eigentum; Grundbesitz, -eigentum Amerika 17 18 21 30 41-52 70 80 96 97 121 142 143 147 148 151 167-170 175 185 186 194-205 221 234 253 254 285 286 288 295 304-313 325 334 347 370 371 374 380 390-399 412 420 432 433 459 460 464 467 481-483 487 496 503-512 526 537 553 554 —» Alaska; Beringstraße; Brasilien; Mexiko; Neu-Mexiko; New York (Staat); Peru; Potosi; Tlascalä; Vereinigte Staaten von Amerika Anarchie der Produktion 110 111 267 268 358 443 444 564 565 —* Assoziation; Plan Aneignung - gemeinsame und private 110 267 358 443 564 565 Antagonismus - der Gentilgenossen 102 259 351 437 558 —> Gegensatz; Widerspruch Anthropologen 144 461 Aragonien 169 482 Arbelt 83 238 336 422 540 - Entwicklungsstufen der A. 12 131 281 367 452 - freie und Sklavenarbeit 72 90 91 223 247 327 342 413 427 428 527 548 - Ächtung der freien A. 72 90 91 94 102 223 247 251 259 327 342 345 351 413 427 428 437 527 548 551 558 - gesellschaftlich produktive A. der Frau

Sachregister als Bedingung der Emanzipation 100 256 257 349 435 556 —> Frauenarbeit; Fronarbeit, Frondienste; Haushaltsführung; Jagd; Lohnarbeit; Sklavenarbeit Arbeiter - Stellung des A. zu seiner Frau 40 184 303 389 495 - und Kapitalist 108 109 265 266 356 357 442 443 563 564 -* Proletarier; Proletarierin Arbeiterklasse - konstituiert sich als eigene Partei 109 266 357 443 564 —> Bourgeoisie; Klassenkampf; Proletariat Arbeitskraft - Verwertbarkeit fremder A. 12 31 99 101 111 131 171 256 257 268 281 296 349 350 358 359 368 382 434 436 444 452 484 555 bis 557 565 - und Unterhaltskosten 31 99 111 171 255 268 296 349 358 359 382 434 444 484 555 565 - Wert der A. 101 257 350 436 557 —» Mehrprodukt Arbeitsmarkt 40 184 303 389 494 Arbeitsmittel - im Eigentum des Mannes 32 171 296 382 484 - Vieh und Sklaven als neue A. 32 171 297 382 484 —* Produktionsmittel Arbeltsproduktivität - und Arbeitsteilung 99-101 256 257 349 350 434 436 556-558 - und Austausch 12 131 281 368 452 - und Klassengegensätze 12 99 131 256 281 282 349 368 434 452 555 - und Privateigentum 12 131 281 368 452 - und Reichtumsunterschiede 12 131 281 368 452 - und Verwertbarkeit fremder Arbeitskraft 12 99 101 111 131 256 257 268 281 349 350 358 359 368 434 436 444 452 555-557 565 Arbeitstellung - vorübergehende, gelegentliche 98 254 348 433 434 554 - zwischen Mann und Frau (naturwüchsige

A.) 29 32 36 97 99 100 167 171 179 186 254 256 295-297 300 347 349 380 382 385 433 435 480 484 491 496 497 553 555 556 - zwischen Hirtenvölkern und übrigen Barbaren (erste gesellschaftliche A.) 98 99 102 254 256 259 348 349 351 433 434 437 554 555 - zwischen Ackerbau und Handwerk (zweite gesellschaftliche A.) 100-102 257 259 350-352 436 437 556-558 - zwischen Produzenten und Kaufleuten (dritte gesellschaftliche A.) 103 259 352 437 438 558 - zwischen Ackerbau, Handwerk, Handel und Schiffahrt 63 64 67 105 214-216 218 262 320 321 323 353 354 406 407 409 439 520 521 523 524 560 - zwischen Stadt und Land 67 105 112 218 262 269 323 353 354 359 409 439 445 524 560 566 - und Arbeitsproduktivität 99-101 256 257 349 350 434 436 556-558 - und Eigentumsverteilung 32 99 171 256 296 349 382 435 484 556 - und Erweiterung des Produktionsfeldes 67 99 218 256 323 349 409 434 523 555 - und GentiVerfassung 64 67 105 215 216 218 262 321 323 353 354 407 409 439 521 523 524 560 - und gesellschaftliche Gruppen 67 105 218 262 323 353 354 409 439 523 560 - und Mobilität der Bevölkerung 63 214 215 320 406 407 520 - und Spaltung der Gesellschaft in Klassen 99 101 106 111 256 258 262 268 349 350 354 358 359 434 436 440 555 557 561 565 - und Warenproduktion 101 102 110 257 259 267 350-352 357 436 437 443 557 558 564 565 - und Zivilisation 102 103 110 112 259 260 267 269 352 357 359 437 443 445 558 559 564 566 - untergräbt Gemeinsamkeit der Produktion und Aneignung 110 267 358 443 564 565 Arbeitsvertrag 185 496 Architektur 19 100 149 257 286 350 372 435 466 556 —> Hausbau; Wohnstätten

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Sachregister Argonauten 82 237 335 421 539 Aristokratie - geschlossene A. und ursprüngliche Demokratie 105 106 120 262 263 330 354 396 439 440 561 - in Rom 76 105 106 230 262 263 354 416 417 439 440 533 561 - in mittelalterlichen Städten 120 396 —> Populus Romanus Armenien 180 491 Asien 21 97 151 254 288 348 374 433 467 554 —> Armenien; Beringstraße; Indien; Kaukasus; Tibet; Troja Assoziation - freie A. der Produzenten 66 110 217 266 322 357 409 443 522 564 Athen, altes 63-72 104 106 112 214-223 261 262 269 320-327 353 354 359 406-413 438 440 445 520-527 559-561 566 - als typisches Muster der Staatsbildung 72 106 223 262 263 327 354 413 440 527 561 - in der Spätzeit 189 499 - Ursachen des Untergangs 72 223 327 413 527 Audh 26 160 292 377 475 Aufklärung des 18. Jh. 29 57 71 166 208 222 294 315 326 380 402 412 413 480 515 527 Ausbeutung - als Merkmal der Klassengesellschaft 53 206 313 400 513 - als Merkmal der Zivilisation 113 269 360 445 567 - Sklaverei, Leibeigenschaft und Lohnarbeit als die drei Formen der A. 111 112 268 359 444 566 - des Kleinbauern durch den Geldbesitzer 65 216 321 322 408 522 - der Sklaven in Athen 69 221 325 411 525 - der Reichsbevölkerung durch den spätrömischen Staat 88 89 245 246 340 341 426 427 546 547 - des Produzenten durch den Kaufmann 103 104 259 260 352 437 438 558 559 - der Lohnarbeit durch das Kapital 108 265 356 442 563

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Ausbeutung - und Klassen 63 103-105 113 214 259 260 262 269 270 319 352-354 360 406 437 438 440 445 520 558-561 567 —» Knechtschaft; Mehrprodukt; Unterdrükkung, ökonomische Austausch - gelegentlicher und regelmäßiger 98 102 254 255 259 348 351 433 434 437 554 558 - zwischen Stämmen 98 255 348 433 434 554 - zwischen einzelnen 98 102 110 111 255 259 267 268 348 351 352 357 359 434 437 443 444 554 558 564 565 - Abschaffung des A. zwischen einzelnen 66 217 322 409 522 - Produktion für den A. 101 103 257 259 350 352 436 437 557 558 - und Arbeitsproduktivität 12 131 282 368 452 - und Arbeitsteilung 101 103 110 257 259 267 350 352 357 436 437 443 557 558 565 - und Privateigentum 66 217 322 409 522 523 - und unterschiedliche Produktionsstufen 102 259 351 352 437 558 - und Zivilisation 110 267 357 443 564 —> Handel; Kaufleute Australien 21 26 151 160-164 167 288 292 374 377 378 467 475-478 481 —» Heiratsklassen der Australier Axt - steinerne 14 100 146 257 284 350 370 435 463 556 - bronzene 110 266 357 443 564 - eiserne 19 100 149 257 286 350 372 435 465 556 Bachofens Aischylos-Interpretation 136 137 454 455 Balearen 169 482 Barbarei (als Kulturstufe) 17-20 96-102 147-150 253-259 284-287 347-351 370-373 432-437 463-466 553-558 - gekennzeichnet durch Ackerbau und Viehzucht 3 17 20 147 150 285 287 370 373 464 466 - gekennzeichnet durch Gentilinstitutio-

Sachregister nen 41 95 195 252 304 346 390 431 503 504 552 - gekennzeichnet durch Paarungsfamilie 30 169 187 295 381 483 497 - Vergleich von B. und Zivilisation 11 19 20 96-114 130 149 150 253-271 281 287 347-361 367 372 373 432-446 451 466 553-568 - und absterbende Zivilisation 95 96 251-253 346 431 432 552 Basis, ökonomische 106 263 354 355 440 561 - der Gentilverfassung 97 253 347 433 553 - u n d Überbau 104 261 353 439 560 Bataveraufstand (69/70 u. Z.) 83 238 336 421 422 540 Bauernschaft - abhängige Kleinbauern und herrschende Großgrundbesitzer 94 251 345 430 551 - Ruin der attischen Parzellenbauern 65 216 321 408 522 - römische Pachtbauern 89 90 246 341 342 427 547 - Ruin der römischen B. 78 93 232 249 331 344 417 418 429 535 550 - gallische Kleinbauern 91 93 247 250 342-344 428 430 548 550 - freie fränkische Bauern 93 94 249 251 344 345 429 430 550 551 - Ruin der fränkischen B. 93 94 249 250 344 429 430 550 551 - leibeigene und hörige Bauern des Mittelalters 108 265 356 442 563 - Bauerngeschlechter in Dithmarschen 106 263 355 440 561 - irische Pachtbauern 79 80 234 333 419 536 - moderne Kleinbauern 52 206 313 400 513 - Befreiung der B. als Klasse 96 252 346 432 552 —> Heloten; Koloriert; Leibeigenschaft Beamtenkorruption 109 266 357 442 563 Bedingungen - natürliche und gesellschaftliche (ökonomische) 36 179 300 385 491 Bedürfnisse 46 105 187 199 261 262 308 353 354 393 439 498 507 560 Benefizien 92 95 249 251 344 345 429 431 549 551

—> Patronat; Schutzergebung (Kommendation) Beringstraße 156 Berlin 40 184 303 388 495 Besitzrechte - am Stammeseigentum 98 255 348 434 555 - gehen über in Eigentumsrechte 104 260 261 353 438 559 Bevölkerung - Bevölkerungsdichte 19 49 87 97 149 202 243 244 254 286 310 339 340 347 372 397 425 433 465 510 545 553 - Vermehrung der B. 19 47 59 76 88 101 149 169 200 211 230 240 244 251 258 286 309 317 330 340 351 372 394 403 416 425 426 436 465 482 508 517 533 542 545 552 557 - Abnahme der B. im spätrömischen Reich 89 246 341 427 547 - Mobilität der B. 63 64 67 70 105 107 214 215 218 221 261 263 320 323 325 353 355 407 409-412 439 441 520 521 523 525 526 560 562 - Einteilung der B. nach örtlichem Zusammenwohnen 12 68 70 77 91 92 107 131 219 221 231 248 263 264 282 323 325 331 343 355 368 410 412 417 428 440 441 452 524 526 534 549 562 Bewfisserungsbodenbau 17 18 147 148 285 371 464 Biologie 142 459 —* Darwins Entwicklungstheorie Blutrache 44 45 59 80 97 197 198 210 235 253 306 307 316 333 347 392 403 420 433 505 506 516 537 553 - ersetzt durch Wergeid —> Bußgaben (Wergeid) - Todesstrafe als zivilisierte Form der B. 51 52 205 312 399 512 Blutschande 23 25 138 156 157 160 290 291 375 377 456 471 472 474 475 —* Inzucht Blutsverwandtschaftsfamilie 21-24 151 152 157 158 162 288-290 374-376 467 468 472 473 477 Boden - Gemeineigentum am B. 79 80 84 101 234

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Sachregister 235 239 240 258 332-334 336 337 350 419 420 422 423 436 536 537 541 542 557 - Obereigentum der Gens am B. 104 261 353 438 559 - Privateigentum am B. 63 66 84 91 101 104 214 217 239 248 258 261 320 322 337 343 350 352 353 406 409 423 428 436 438 520 523 541 549 557 559 - wird zur Ware 104 261 353 438 559 —* Allod; Landteilung Bodennutzung - gemeinsame B. von Clans und Gentes 80 84 235 239 240 333 334 337 420 422 423 537 541 542 - gemeinsame B. durch Dörfer 78 232 332 418 535 - gemeinsame B. durch Hausgenossenschaften 101 174 175 240 241 258 350 436 486 487 541 542 557 - Übergang von gemeinsamer B. zu Einzelbebauung 84 101 239-241 258 337 350 422 423 436 541 542 557 - Einzelbebauung in der Markgemeinde 118-120 175 334 395 396 487 - durch einzelne 66 101 217 258 322 350 409 436 523 557 —> Landteilung Börse - Allianz von Regierung und B. 109 266 357 442 563 - und Aktiengesellschaften 109 266 357 442 563 Bonapartismus 108 265 356 442 563 Boot (Einbaum) 14 31 97 146 170 254 284 296 347 348 370 381 433 463 483 554 —> Schiffbau, Schiffahrt Bourgeoisie - und Proletariat 40 108 109 184-186 192 265 266 303 356 357 388 442 495-497 501 502 563 564 - Entscheidungskampf zwischen B. und Proletariat 109 265 357 442 563 —> Bürgertum; Kapitalisten Brandenburg 47 200 308 394 508 Brasilien 168 482 Bronze 99 100 255 257 349 350 434 435 555 556 - bronzene Axt 110 266 357 443 564

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Bronze - bronzene Spangen 85 241 242 337 423 543 Buchstabenschrift - als Kennzeichen der Zivilisation 19 149 286 372 465 Bürgerrecht - athenisches 64 70 215 221 320 325 407 411 521 525 526 - römisches 88 245 340 426 546 Bürgertum - Aufkommen des B. 191 192 501 502 - B. des 17. und 18.Jh. 108 265 356 442 563 - bürgerliches und feudales Eigentum 68 219 324 410 524 —»Bourgeoisie; Kapitalisten Bule —» Ältestenrat Bußgaben (Wergeid) 45 83 84 198 239 307 336 392 422 506 541 —> Blutrache Calpullis 175 487 Christentum - bei Indianern 45 198 307 392 506 - in nordischen Heldenliedern 237 539 - und Sklaverei 90 247 342 427 428 548 —» Kirche; Klöster; Missionare; Protestantismus Clan 79 80 233 234 333 334 418 419 536 537 -» Schottland Claneigentum - in Privateigentum verwandelt 79 234 332 419 536 Darwins Entwicklungstheorie 142 459 —» Zuchtwahl, natürliche Dekan 20 151 287 373 467 Demokratie - naturwüchsige 60 105 211 262 317 354 403 439 517 560 - militärische 61 62 76 101 212 213 230 258 318 330 351 405 416 436 518 519 533 557 - antike und moderne 70 221 325 412 426 - Blüte und Verfall der athenischen D. 71 72 222 223 326 327 412 413 527 - Klassencharakter der athenischen D. 107 264 355 441 562

Sachregister Demokratie - Umschlag in Aristokratie 105 120 262 354 396 403 560 —> Repräsentativstaat, moderner; Republik; Stimmrecht, allgemeines Denkweise - mittelalterliche und bürgerliche 191 192 500 501 - gentile 71 78 80 222 232 234 235 326 332-334 413 418 419 526 527 535 537 —> Traditionen; Volksbewußtsein Deutschland 37-40 91 95 112 118-120 184-186 241 248 252 269 301-303 334 343 345 346 359 387 388 395 396 428 431 432 445 494-496 542 549 552 - Heiliges römisches Reich 90 247 342 428 548 - deutsches Reich von 1871 108 109 265 266 356 357 442 563 564 —» Berlin; Brandenburg; Dithmarschen; Hochwald; Mosel Dithmarschen 106 263 355 440 561 Domestikation - von Pflanzen 17 147 285 370 371 464 - von Tieren 17 18 30 31 97 98 147 148 170 254 285 296 348 370 371 381 433 464 465 483 554 Dorf - Anfänge der Niederlassung in Dörfern 14 146 284 370 463 - verpalisadierte Dörfer 17 49 147 203 285 310 371 397 464 510 - gemeinsamer Ackerbau von Dörfern 78 232 332 418 535 - ursprüngliche Verfassung der Dörfer 51 120 204 311 396 398 511 Dorfgemeinde, -gemeinschaft, -genössenschaft 175 487 - russische (Obschtschina) 174 240 487 542 - altwalisische 78 232 332 418 535 - und Gens 81 235 334 335 420 538 - u n d Hausgenossenschaft 235 236 240 241 538 541 542 —> Cehöferschaft; Markgenossenschaft, •gemeinde, -gemeinschaft; Rundale Ehe - drei Hauptformen der E. 30 169 187 295 381 483 497

Ehe - unter Sklaven und Kolonen 90 246 341 342 427 547 - bürgerliche Klassenehe 192 501 502 - in der künftigen Gesellschaft 122 188 193 194 498 502 503 —» Blutsverwandtschaftsfamilie; Einzelehe, Einzelfamilie; Erziehung; Exogamie und Endogamie; Familie; Frau (gesellschaftliche Stellung); Geschwisterehe; Gruppenehe; Kaufehe; Konvenienzehe; Liebesehe; Monogamie (monogame Familie); Paarungsfamilie; Patriarchat (patriarchalische Familie); Polyandrie; Polygamie; Punaluafamilie; Raubehe; Recht über Leben und Tod (väterliche Gewalt) Ehebruch 27 39 40 83 122 164 183 187 238 293 302 303 336 378 388 422 478 494-497 540 - und individuelle Geschlechtsliebe 39 183 189 191 302 388 494 499 501 - als unvermeidliche gesellschaftliche Einrichtung 37 181 301 386 492 - nur bei Frauen bestraft 27 35 37 79 165 176 177 181 187 233 293 299 300 301 332 379 385 386 418 419 479 489 492 497 536 - in Sparta unbekannt 178 490 —> Untreue, eheliche Eheschließung - abhängig von ökonomischen Rücksichten 190-193 499-502 - von Verwandten arrangiert 28 165 190 bis 192 294 379 479 499-501 - Roman als Spiegel der Heiratsmethoden 40 184 303 388 494 495 - im Altertum und Mittelalter 189 190 499 500 - bürgerliche 39 40 183-186 191 192 302 303 388 389 494-496 500-502 - in der künftigen Gesellschaft 192-194 502 503 - und individuelle Geschlechtsliebe 38 40 183 184 188-194 302 303 387 389 494 495 498-503 —> Exogamie und Endogamie; Heiratsklassen der Australier; Konvenienzehe; Liebesehe; Recht der ersten Nacht Ehetrennung, -Scheidung - bei der Paarungsfamilie 27 28 32 78 79

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Sachregister 165 166 171 233 293 294 296 297 332 333 Eigentum 379 380 382 418 419 479 480 484 535 536 - und Zivilisation 97 254 347 433 554 - Eigentumsverhältnisse und kapitalisti- bei Monogamie 35 176 299 385 488 489 sche Produktion 193 502 - in Sparta 177 489 - in Rom 38 182 301 387 493 - Verwandlung der Produktionsmittel in - bei den Germanen 83 238 336 422 540 gesellschaftliches E. 187 188 498 - in Irland und Wales 78 79 233 332 333 - bürgerliche Juristen über das E. 97 254 418 419 535 536 347 433 554 - Verstoßung der Frau 35 176 299 385 489 —» Besitzrechte; Claneigentum; Erbrecht; - von der katholischen Kirche abgeschafft Gemeineigentum; Grundbesitz, -eigen39 183 303 388 494 tum; Luxus, Luxusartikel; Patronat; Pri- in der proletarischen Familie 40 185 303 vateigentum, -reichtum; Raub; Reich389 495 tum; Sondereigentum; Stammeseigen- in der künftigen Gesellschaft 193 502 503 tum; Testament Eheverbot 135 453 Eigentumsunter?chiede - zwischen Blutsverwandten 27 164 293 - und Lohnarbeit 180 492 378 478 479 - und Antagonismus der Gentilgenossen - zwischen Bruder und Schwester 23-27 102 259 351 437 558 42 121 158-162 195 290-293 305 375 bis —* Reichtumsunterschiede 378 390 473-476 504 Eigentumsverteilung - zwischen Eltern und Kindern 23-26 121 - und Stufe der Produktion 94 250 345 430 157-162 290-292 376 377 472-476 551 - in der Gens 27 42 43 45 54-57 73 161 162 - zwischen Mann und Frau 99 256 349 434 164 165 195-197 199 208 224-228 293 435 555 556 305-307 314 315 328 378 379 390 391 393 - und Arbeitsteilung 99 256 349 434 435 401 402 414 475 476 478 479 504 505 507 555 556 515 528-531 Einstimmigkeit 48 201 309 395 509 - in australischen Heiratsklassen 162-164 Einzelehe, Einzelfamilie 22 135 140 150 152 476-478 163 164 175 240 289 373 374 454 457 466 —* Exogamie und Endogamie 468 477 478 487 488 541 Ehevertrag 185 186 191 192 495 496 500 501 - als großer geschichtlicher Fortschritt 36 Eifersucht 122 155 156 470 471 38 179 182 300 301 386 387 491 493 Eigentum - Übergang zur E. von Frauen bewirkt 121 - gentiles 31 52 54 84 97 98 170 205 207 169 193 482 502 239 254 255 296 312 314 336 337 347 348- Buße für Übergang zur E. 135 168 169 382 399 401 422 423 433 434 483 512 514 454 481 482 541 553 554 - als Macht gegenüber der Gens 100 257 - gentiles und bürgerliches 234 537 350 435 556 - gemeinsames und persönliches 31 32 97 - als Zellenform der zivilisierten Gesell170 171 254 296 297 347 381 382 433 483 schaft 36 180 300 386 491 484 553 554 - als wirtschaftliche Einheit der Gesell- gemeinsames und privates 84 239 240 schaft 101 112 113 186-188 258 268 270 336 337 422 423 541 542 350 359 360 436 444 445 497 498 557 567 - bürgerliches und feudales 68 219 324 410 - und Freiheit des Geschlechtsverkehrs 36 121 180 300 386 492 524 - kapitalistisches 97 254 347 433 554 - und Hetärismus 36 37 180 181 300 386 - bewegliches E. wird Selbstzweck 69 221 491 492 325 411 525 - in der künftigen Gesellschaft 192-194 - und Revolution 68 219 324 410 524 502 503

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Sachregister —» Monogamie (monogame Familie) Eisen 18 19 84 99 100 148 149 241 255 257 285 286 337 349 350 371 372 423 434 435 464 465 543 555 556 —> Axt; Pflug, eiserner; Waffen; Werkzeuge Endogamie —» Exogamie und Endogamie England 85 91 95 109 120 139 142 143 185 186 206 241 248 252 266 337 343 346 357 396 423 428 431 442 457 459 460 496 513 542 549 552 564 - englische Infanterie 52 205 313 399 513 - Eroberung von Irland, Schottland und Wales 78-80 232-235 332-334 418-420 535-537 —» Hastings Entdeckungen, geografische 191 192 500 501 Entfremdung - zwischen Gesellschaft und Staat 107 108 263 264 355 356 440 441 561-563 - gespenstische fremde Mächte 110 267 358 443 564 - Gesetze der Warenproduktion als fremde, unerkannte Mächte 111 268 358 444 565 Entwicklung - der Menschheit durch Wildheit und Barbarei zu den Anfängen der Zivilisation 19 149 287 372 466 - von Familie und Gesellschaft 21 151 152 288 374 467 - drei Hauptstadien der menschlichen E. 187 497 - ökonomische E. und Spaltung der Gesellschaft in Klassen 109 110 266 357 442 443 564 —» Darwins Entwicklungstheorie; Fortschritt Erbgebrauch, gentiler 32 33 43 44 54-58 73 171 172 197 207 209 224 297 306 314 315 327 328 382 383 391 401 402 414 484 485 505 514 515 528 Erblichkeit - E. gentiler Ämter 57 61 64 75 76 85 208 212 215 229 230 242 315 318 321 329 330 338 401 404 405 407 415 416 423 515 518 521 532 533 543

Erblichkeit - und Adelsfamilien 61 64 74 85 102 212 215 225 242 258 318 321 328 329 338 351 404 405 407 415 416 423 437 518 521 529 543 557 - und Königtum 102 258 351 437 557 —* Centilfunktionäre Erbrecht - in der monogamen Familie 35 36 62 176 177 187 188 190 213 299 300 319 384 385 406 488 489 498 500 519 - und Eheschließung 185 186 190 496 500 - in Rom 73 224-228 327 328 414 528-531 - bei den Germanen 82 238 335 421 540 - in Irland 79 233 333 419 536 Erbtochter 54-57 207 208 314 315 401 514 515 ErwerbsverhSItnisse - und gesellschaftliche Gliederung 105 262 353 354 439 560 Erziehung - wird öffentliche Angelegenheit 188 498 - der Mädchen in Athen 178 490 Ethnografen und Prähistoriker, bürgerliche 11 42 43 130 132 143 195-197 281 304-306 367 390 391 451 453 460 504 505 - Auffassungen zur Geschichte der Familie 135-144 453-461 —* Historiker, bürgerliche; Rechtswissenschaft Eunuchen 90 178 247 342 428 490 548 Europa - verjüngt durch Stämme mit Gentilverfassung 95 96 251-253 346 431 432 551 552 - öffentliche Gewalt im modernen E. 107 264 355 356 441 562 - Steuern und Staatsschulden im modernen E. 108 264 356 441 562 -»Deutschland; England; Frankenreich; Frankreich; Gallien; Germanien; Griechenland; Irland; Italien; Rom, Römisches Reich; Rußland; Schottland; Schweiz; Skandinavien; Spanien; Wales Exogamie und Endogamie 27 43 45 54-57 73 138-143 161 162 164 165 196 197 199 207 208 224-228 292 293 305-307 314 315 328 378 379 391 393 401 414 456-460 476 478 479 505 507 514 515 528-532

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Sachregister Fabrik 40 184 186 303 389 495 497 —» Manufaktur Fachvereinsgenossen (Gewerkschaftsmitglieder) 141 458 Familie 12 131 281 367 368 452 - als Geschöpf der Gesellschaft 41 194 304 389 496 497 - als aktives Element 21 22 151 152 288 374 467 468 - Arbeitsteilung in der F. 99 100 256 257 349 435 555 556 - Spezifik der menschlichen F. gegenüber der Tierfamilie 153-156 469-471 - bürgerliche und proletarische F. 39 40 183-185 302 303 388 389 494 495 - bürgerliche Auffassungen von F., Gesellschaft und Staat 57 208 315 402 515 - Geschichte der F. 22-41 150-194 289-304 373-389 466-503 - Forschungsgeschichte zur F. 135-144 453-461 -» Ehe Familienformen 12 13 131 140 145 282 283 367 368 452 457 462 - progressive 21 22 151 152 288 374 467 468 - und Verwandtschaftssysteme 20-23 25 41 121 140 150-152 158-161 194 287-292 304 373-377 390 458 466-468 473-476 503 - und Gesellschaft 30 41 169 187 194 295 304 381 389 482 483 497 503 - Entwicklungsrichtung der F. in der Urgesellschaft 28 30 165 170 187 293 295 379 381 479 483 497 —» Blutsverwandtschaftsfamilie; Einzelehe, Einzelfamilie; Gruppenehe; Monogamie (monogame Familie); Paarungsfamilie; Patriarchat (patriarchalische Familie); Polyandrie; Polygamie; Punaluafamilie Familiengemeinde, -genossenschaft 81 84 175 239-241 334 337 420 422 487 541 542 —» Hausgenossenschaft, patriarchalische Familienordnung - von Eigentumsordnung beherrscht 12 99 100 131 256 257 282 349 368 435 452 556 Feldbau 19 31 34 59 98 100 149 171 173 211 255 257 286 296 298 317 348 350 372 382

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384 403 434 435 465 484 486 517 555 556 Feudalismus 80-82 93-95 106 189 190 238 249-251 263 333-335 344 345 354 355 420 421 429-431 440 499 500 540 549-552 561 - feudales Eigentum 68 219 324 410 524 - Feudalstaat 95 106 108 109 252 263 265 346 354-357 431 440 442 552 561 563 —»Adel; Allod; Aristokratie; Benefizien; Frankenreich; Fronarbeit, Frondienste; Kirche; Klöster; Kreuzzüge; Leibeigenschaft; Markverfassung; Mittelalter, europäisches; Nationalitäten, moderne; Patronat; Schutzergebung (Kommendation); Zunftwesen Feuer (Reibfeuer) 14 146 283 369 370 463 Findungstrieb 14 146 284 370 463 Fischfang 14 47 49 57 146 200 202 203 254 283 308 310 347 369 370 394 397 433 462 463 508 510 553 -»Jagd Form und Inhalt 63 214 320 406 520 Fortschritt - jeder F. zugleich ein relativer Rückschritt 36 113 179 269 270 300 360 386 445 491 567 - Entwicklung des Menschen aus dem Tierreich als größter F. der Natur 155 470 - Epochen menschlichen Fortschritts 13 145 283 369 462 - als Gesetz der Zukunft 114 270 361 446 567 - in der Produktion der Unterhaltsmittel 13 17 19 84 88 145 147 149 241 244 283 285 286 337 340 369-372 422 423 425 426 462 464-466 542 543 545 546 - von Industrie und Verkehr 67 100 218 257 323 350 409 435 436 523 556 - der Familie 21 24 41 151 152 158 169 187 194 288 290 304 374 376 389 467 468 473 483 497 503 - Einzelehe als großer geschichtlicher F. 36 179 300 386 491 - größter F. in der Entwicklung der Einzelehe 38 182 301 387 493 - in der Ehegesetzgebung 185 495

Sachregister Fortschritt - von erblich überkommenen zu freiwillig kontrahierten Zuständen 191 500 - von der Spätantike zum frühen Mittelalter 94-96 251 252 345-347 431 432 551 552 - in der Architektur 100 257 350 435 556 - in Ethnografie und Prähistorie 132 142 bis 144 452 459-461 —» Entwicklung Franche-Comté 80 175 334 420 487 Frankenreich 92-94 249-251 343-345 429-431 549-552 - neuer Adel 86 242 243 338 424 544 - Bauernschaft 93 94 249-251 344 345 429-431 550 551 - Rolle von Sklaven und Freigelassenen 86 242 338 424 544 —• Gallien; Gesellschaftsordnung Frankreich 37-40 91 95 120 175 184-186 248 252 301-303 343 346 386-388 396 428 431 487 494-496 549 552 - 1. und 2. Kaiserreich 108 265 356 442 563 - 3. Republik 109 266 357 442 564 —» Franche-Comté; Louhans; Revolution, französische (1789-1795) Frau (gesellschaftliche Stellung) - ökonomisch bedingt 40 99 100 121 184 185 256 257 303 349 388 389 435 495 496 555 556 - weltgeschichtliche Niederlage des weiblichen Geschlechts 33 173 298 383 485 - in der Urgesellschaft 29 38 135 137 166 167 182 294 295 301 380 387 454 455 480 493 - in der Zivilisation 29 33 34 167 173 191 192 295 298 380 383 384 480 485 486 500-502 - in Griechenland 33 35 36 173 177-179 298-300 384 385 489-491 - in Rom 33 38 173 181 182 298 301 383 384 387 486 493 - bei den Germanen 38 82 83 95 182 238 252 301 302 336 346 387 421 422 431 493 540 552 - im europäischen Mittelalter 38 95 182 252 302 346 387 431 493 552 - in der Neuzeit 37 40 181 184-188

190-194 301 303 386-389 492 494-498 500-503 - in der künftigen Gesellschaft 41 188 192-194 304 389 498 502 503 —> Ehe; Ehebruch; Erbtochter; Familie; Gleichberechtigung, juristische; Gynaikokratie; Haushaltsführung; Haushaltungen, kommunistische; Hetären; Hetärismus; Kinder; Liebe; Mann; Matriarchat; Mutterrecht; Proletarierin; Sklavinnen; Untreue, eheliche Frauenarbeit - in der Urgesellschaft 29 83 166 167 186 238 294 295 336 380 422 480 496 540 - in Griechenland 35 178 299 385 490 - unter kapitalistischen Verhältnissen 40 184 186 303 389 495 - gesellschaftlich produktive Arbeit der Frau als Vorbedingung der Emanzipation 40 100 121 184 186 187 256 257 303 349 389 435 495-497 556 —> Haushaltsführung; Nahrungszubereitung Frauenemanzipation - und große Industrie 40 100 184 186 187 256 257 303 349 389 435 495 497 498 - in der künftigen Gesellschaft 41 188 193 194 304 389 498 502 503 - und Aufhebung der ökonomischen Abhängigkeit 121 Frauenkauf und -raub 28 31 138 164 165 171 190 294 296 379 382 455 478 479 484 500 —> Kaufehe; Raubehe Frauenstimmrecht - bei den Irokesen 43 196 305 391 505 - in Wales 79 233 332 419 536 Freie - und Sklaven 71 72 99 101 104 105 107 223 256 258 261 262 264 326 327 349 350 353-355 412 413 434 436 439-441 527 555 557 560-562 - Deklassierung freier Bürger 72 104 223 261 327 353 413 438 527 559 560 - verlumpte Freie im spätrömischen Reich 90 94 247 251 342 345 427 431 548 551 Freigelassene - in Athen 71 222 326 412 526 - in Rom 74 225-228 328 415 529-532

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Sachregister Freigelassene - bei den Germanen des 1.Jh. 86 242 338 424 544 - im spätrömischen Reich 90 247 342 427 548 - im Frankenreich 86 92 242 249 339 344 424 429 544 549 Freimaurer 141 458 Fremde (Nichtbürger) 105 261 353 439 560 - in Athen 67 70-72 218 221 223 323 325-327 409 410 412 413 523 525 bis 527 Fronarbeit, Frondienste 94 250 251 345 430 431 551 Gallien 87 91 244 247 248 339 342 425 428 545 548 —> Frankenreich Gartenbau - in Altamerika 17 18 147 148 285 371 464 - bei den Irokesen 49 202 203 310 397 510 - auf römischen Latifundien (Villen) 89 90 246 341 427 547 - in Mittel- und Vorderasien 98 255 348 434 555 Gastfreundschaft 83 84 239 336 422 541 Gefolge, Gefolgschaft - bei Irokesen und anderen Indianern 48 49 86 202 243 309 310 338 396 397 424 509 510 544 - bei den Germanen 48 49 86 202 243 309 310 338 396 397 424 509 510 544 - im Frankenreich 92 249 343 344 429 549 Gegensatz - zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten 66 217 322 408 522 - zwischen Gentilgesellschaft und Staat 64 216 321 407 521' - zwischen Stadt und Land 102 103 105 112 259 262 269 352 354 359 437 439 445 558 560 566 - innerhalb der Monogamie 36 37 179-181 300 301 385-387 491 492 - Gegensätze in Familie, Gesellschaft und Staat 34 36 37 105-107 173 179-181 262 263 298 300 301 354-356 384-387 439-441 486 491 492 559-561 —»Antagonismus; Widerspruch Gehöferschaft 80 119 234 333 395 419 536

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Geld - als allgemeine Ware 66 103 218 260 322 352 409 438 523 559 - im Austauschprozeß 110 267 358 443 565 - als gesellschaftliche Macht 66 103 104 218 260 261 322 352 409 438 523 559 560 - als Mittel der Unterdrückung 65 216 321 408 521 - Geldkapital 112 268 359 444 566 - bei Germanen ungebräuchlich 84 241 337 423 543 —»Gold und Silber; Metallgeld (geprägte Münze); Vieh; Wucher Geldware - Vieh als G. 98 255 348 434 554 - Edelmetalle als G. 101 258 350 436 557 Geldwirtschaft 65 216 321 408 521 522 - unverträglich mit Gentilverfassung 65 67 216 218 321 323 408 409 521-523 —> Naturalwirtschaft Gemeineigentum 97 254 347 348 433 553 554 - Verwandlung von G. in Privateigentum 79 104 179 190 234 260 261 333 353 419 438 491 500 536 559 - Übergang der Produktionsmittel in G. 188 498 - in Germanien 84 239 240 337 422 423 541 - Form des G. in Germanien 240 541 542 - in Irland 79 80 233 234 333 419 536 537 —> Eigentum Gemeinschaften, kommunistische - als Grundlage der Gruppenehe 164 478 —»Haushaltungen, kommunistische Gemeinwesen - naturwüchsige 53 206 313 400 513 - kommunistische 110 267 358 443 564 —> Haushaltungen, kommunistische Gens - als Grundlage der gesellschaftlichen Ordnung bei Barbarenvölkern 24 31 41 42 45 51 53 54 73 78-82 121 158 171 194 195 198 204 207 224 232-237 290 296 304 305 307 312 314 327 332-335 376 381 390 392 393 398 400 414 418-421 473 484 503 504 507 512 514 528 535-539 - historische Herleitung der G. 26 27 42 58 59 160 161 195 209 210 292 293 305 316 377 378 390 402 403 475 476 504 515 516

Sachregister Gens - Sprachliches zur G. 42 81 195 236 304 334 335 390 420 421 504 538 - Aufbau und Funktionen 42-45 54-59 73 74 196-198 207-210 224 225 305-307 314-316 327-329 390-392 400-402 414 415 504-507 514-516 528 529 - Exogamie als Grundregel der G. 43 54-57 73 142 196 207 208 224 225 305 306 314 315 328 391 401 414 431 459 505 514 515 528 529 - Eheverbot in der G. 27 42 43 45 54-57 73 161 162 164 165 195-197 199 207 208 224 225 292 305-307 314 315 328 390 391 393 401 414 476-479 504 505 507 514 515 528 529 - Ausheirat aus der G. 226-228 529-532 - mutterrechtlich organisiert 27 29 42 43 45 82 142 161-163 166 171 196 198 199 237 292-295 305 307 335 378 380 390 391 393 421 459 475-477 480 484 504 507 539 - mutterrechtlich organisierte G. als Angelpunkt der Urgeschichte 142 459 - vaterrechtlich organisiert 45 54 73 74 142 198 207 224 225 307 314 327 393 401 414 459 507 514 528 529 - Übergang von der mutterrechtlichen zur vaterrechtlichen G. 32 33 54 82 171 172 207 237 297 314 335 382 383 401 421 484 485 514 539 - Blütezeit der G. 96 253 347 432 553 - Ansiedlung nach Gentes 81 91 96 235 248 252 334 343 346 420 428 432 538 549 552 - Eigentum der G. 31 54 73 74 79 80 84 104 170 207 225 233 234 239 261 296 314 328 333 336 337 353 381 401 414 419 422 423 438 483 514 529 536 537 541 559 - Eigentumsunterschiede in der G. 57 102 208 259 315 351 401 437 515 558 - Auflösung der G. 105 106 261 262 353 354 439 440 560 561 - und Dorfgemeinde, Markgenossenschaft 78 81 91 95 232 235 248 252 332 334 343 346 418 420 428 535 538 549 552 - Wiederbelebung der G. in höherer Form 114 217 361 446 522 - bei den Australiern 26 160 163 292 378 475 477

Gens - bei Irokesen und anderen Indianern 29 41-51 73 96 97 121 142 166 194-205 224 253 254 294 304-312 327 347 348 380 390-398 414 432 433 459 480 503-512 528 553 - bei den Griechen 41 53-65 73 142 194 195 207-216 224 304 305 314-321 327 390 400-408 414 459 503 504 514-522 528 - bei den Römern 41 72-77 81 142 194 195 223-231 236 304 305 327-331 334 390 413-417 420 459 503 504 528-534 539 - bei den Germanen 81-87 91 235-243 248 334-339 343 420-425 428 537-545 548 549 - bei den Kelten 30 78-81 232-235 295 332-334 381 418-420 535-537 —> Erbgebrauch, gentiler; Exogamie und Endogamie Gentiladel 54 60 61 75 83 85 207 211 212 229 238 242 314 317 318 329 336 338 401 404 405 415 416 422-424 514 517 518 532 540 543 Gentilfunktlonäre - Wählbarkeit 42 43 57 61 74-76 85 102 196 208 212 225-230 242 258 305 315 318 328-330 338 351 391 401 404 405 415 416 423 436 437 504 505 515 518 529-533 543 557 - als erbliche Herrscher mißdeutet 60-62 75 211-213 229 317-319 329 404 405 415 416 518 519 533 Gentilgenossenschaften - als bevorrechtete Körperschaften 105 262 354 439 560 Gentilgesellschaft - auf Geschlechtsbande gegründet 12 51 96 97 131 205 253 254 281 312 347 348 367 398 399 432 433 452 512 553 554 - überall wiederkehrende Züge der G. 80 235 333 334 420 537 - fortentwickelt zu militärischer Demokratie 61 62 76 101 212 213 230 258 318 330 351 405 416 436 518 519 533 557 - erschüttert durch Aufkommen des Privateigentums 31 32 171 172 296 297 382 484 485 - und Unterdrückung 52 205 312 399 512

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Sachregister Gentilgesellschaft - und Klassengesellschaft 53 206 313 400 513 - und Staat 64 68 69 76 77 216 219 220 231 320 321 323 324 330 331 407 410 411 416 417 521 524 525 534 - Organe der G. und Staatsorgane 108 264 265 356 441 563 Gentllinstitutionen - ökonomische Basis 97 254 347 348 432 433 553 - allgemeine Verbreitung 27 41 42 51 52 78 96 97 161 194 195 204 205 232 253 254 293 304 312 313 332 347 348 378 390 398 399 418 432 476 503 504 512 535 553 554 - bei afrikanischen Völkern 52 205 206 313 399 512 513 - Mißbrauch und Funktionswandel der G. 62 63 102 213 214 258 259 319 320 351 406 437 518 519 557 558 - verwandelt in Staatsinstitutionen 63 92 214 248 249 320 343 406 429 520 549 - verdrängt durch Staatsorgane 71 105 106 222 262 326 354 412 439 526 560 - verjüngen Europa 95 96 250-252 345 346 431 432 550-552 - als Waffe der Unterdrückten im Feudalstaat 92 95 96 248 252 343 346 428 429 431 432 549 552 Gentilkörperschaften - als militärische Einheiten 46 47 59 81 200 210 236 308 316 335 394 403 421 508 516 539 - Konflikt der Interessen in G. 105 262 354 439 560 Gentllnamen 44 51 74 80 197 204 225 226 234 306 312 328 333 392 398 415 419 506 512 529 530 537 - und Stammbaum 58 59 209 210 316 402 403 515 516 Gentilordnung - kommunistische Traditionen der G. 62 214 319 406 520 - Denkweise der G. 71 80 222 235 326 333 334 412 413 420 526 537 - Nachleben im Volksbewußtsein 78 80 232 234 332 333 418 419 535 537

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Gentilverfassung - ökonomische Basis der G. 97 254 347 348 432 433 553 554 - entspricht einer Gesellschaft ohne innere Gegensätze 105 262 354 439 560 - als Evolutionsvorteil 28 165 293 379 479 - Blüte der G. 53 87 96 206 243 253 313 339 347 400 425 432 513 544 545 553 - naturwüchsig demokratischer Charakter 92 95 248 252 343 346 428 429 431 549 552 - unverträglich mit Geldwirtschaft 65 67 216 218 321 323 408 409 521-523 - unverträglich mit Herrschaft und Knechtschaft 52 67 92 93 97 106 205 218 248 249 253 263 312 323 343 344 347 354 399 409 429 433 440 512 523 549 550 553 561 - ökonomische Bedingungen der Auflösung der G. 96 105 106 253 261 262 347 353 354 432 439 440 553 560 561 - Beginn der Untergrabung 53 54 62-65 76 86 101 102 104 105 206 207 213-216 230 242 243 258 259 261 262 313 314 319-322 330 338 339 350 351 353 354 400 401 406-408 416 417 424 436 437 439 440 513 514 519-522 533 534 544 545 557 558 560 561 - Krise der G. 65-70 216-221 321-325 408-412 521-526 - abgelöst durch den Staat 63 67-71 76-78 87 92 105 106 214 218-222 230-232 243 248 262 319 323-326 330 331 339 343 353 354 406 409-412 416 417 425 429 439 440 520 524-527 534 535 544 545 549 560 561 - geht über in Ortsverfassung 91 248 343 428 549 - und Agrarverfassung 84 91 239 240 248 337 343 422 423 428 541 542 548 549 - lebt fort als Markverfassung 91 95 106 248 252 263 343 346 354 355 428 431 440 549 552 561 Germanien - Besiedlung und Grenzen 81 87 88 235 243 244 334 339 340 420 425 426 537 538 545 546 —* Deutschland Gerontokratie 167 481 Geschichte - Klassengegensätze und Klassenkämpfe

Sachregister als Inhalt der geschriebenen G. 12 131 Gesellschaftsordnung 282 368 452 - des Frankenreichs 93 250 344 430 550 - Ironie der G. 191 192 500 502 - kapitalistische 109 266 357 442 564 Geschichtsauffassung, materialistische 11 —» Feudalismus; Gesellschaftssystem^. Kapi130 281 367 451 talismus; Sklaverei Geschlechtsverbände 12 41 96 131 194 252 Gesellschaftssystem 281 282 304 346 367 368 390 432 452 503 - Sklaverei als wesentlicher Bestandteil 552 des G. 101 257 350 436 557 - abgelöst durch Ortsverbände 12 70 77 91 Gesellschaftsverfassung 92 106 107 131 221 231 248 263 264 282 - auf Gentilinstitutionen beruhend 41 42 325 326 331 343 354 355 368 412 417 428 194 195 304 305 390 391 503 504 440 441 452 526 534 549 561 562 Gesetze (in Natur und Gesellschaft) 111 267 268 358 444 565 - aufgelöst durch römische Herrschaft 88 245 340 426 546 - ökonomische G. der Warenproduktion 111 268 358 444 565 - mittelalterliche Adels-, Bauern- und Patriziergeschlechter 106 263 355 440 561 Gesetze, juristische Geschwisterehe 23 24 156-158 289 290 375 - altathenische 58 69 209 220 315 324 402 411 515 525 376 471-473 - altwalisische und altirische 78-80 Gesellschaft 232-234 332 333 418 419 535 536 - Entwicklung der G. von niederer zu hö—> Gewohnheitsrecht; Volksrechte des herer Stufe 21 151 288 374 467 - Gegensätze und Widersprüche in Fami5.-8. Jh.; Zwölftafelgesetz lie, G. und Staat 34 36 37 105-107 173 Gesetzmäßigkeit 180 181 262 263 298 300 301 354 bis - und Zufall 111 267 268 358 444 565 356 384-386 439-441 486 491 492 560 Getreidebau 17 18 63 98 100 147 148 214 561 255 257 285 286 320 348 350 371 372 406 - seit Eintritt der Zivilisation in Klassen ge434 436 464 465 520 555 556 spalten 37 52 105-107 181 206 262 263 —» Mais 301 313 354-356 386 399 439-441 492 Gewalt, öffentliche 60 211 317 404 518 513 560 561 - als Merkmal des Staates 51 63 71 77 107 - moderne G. aus Einzelfamilien zusam204 214 222 231 264 311 320 326 331 355 mengesetzt 186 187 497 356 398 406 412 417 441 511 520 526 527 - Zufall und Gesetzmäßigkeit In der G. 111 534 562 563 267 268 358 444 565 - Bürgerheer und Seemacht Athens 67 71 - künftige Umgestaltung der G. 114 143 107 219 222 264 323 326 355 410 412 441 187 271 361 446 460 497 568 524 526 527 562 - und Individuum 113 269 360 445 - Polizei Athens 71 107 222 264 326 355 566 412 413 441 527 562 - und Produktionsprozeß 66 90 91 110 217 - Bürgerheer Roms 77 231 331 417 534 247 266 322 342 357 408 409 428 443 523- im modernen Europa 107 264 355 356 441 562 547 548 564 - und Staat 34 41 50 51 106 107 109 110 Gewanne 80 119 234 333 395 419 536 173 195 204 262 263 266 298 304 311 354Gewohnheitsrecht 355 357 384 390 398 440 443 486 504 511 - zur Sicherung des Gläubigers 65 104 216 561 564 260 321 352 408 438 522 559 - und Stufen der Produktion 94 106 250 Gleichberechtigung, juristische - von Proletarier und Bourgeois 121 185 251 263 345 354 355 430 440 551 561 186 496 497 - und Verfassung 87 105 243 262 339 354 425 439 440 544 545 560 561 - von Mann und Frau 121 185 186 495-497

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Sachregister Gleichgewicht - zwischen kämpfenden Klassen 108 265 356 442 563 Gold und Silber 84 99 192 241 255 337 349 423 434 501 543 555 - Edelmetalle als Geldware 101 258 350 436 557 Gottheiten - neue G. als Repräsentanten neuer Anschauungsweisen 136 454 455 Griechenland - Vorzeit 35 41 53 54 177 194 195 207 299 304 314 385 390 400 489 503 504 514 - homerische Zeit 19 24 35 54 59-63 87 149 158 177 207 210-214 243 286 287 290 299 314 317-319 339 372 376 385 400 401 403-406 424 425 465 466 473 489 514 516-520 - archaische Zeit 63-70 214-221 319-325 406-412 520-526 - klassische Zeit 35 70-72 177-179 221-223 299 325-327 385 412 413 489-491 526 527 —> Aigina; Athen, altes; Korinthos; Sparta Grundbesitz, -eigentum 104 260 353 438 559 - unter solonischer Verfassung 68 69 219 220 324 325 410 411 524 525 - im ältesten Rom 73 74 225 328 414 415 529 - Konzentration des G. in Athen 65 69 104 216 220 260 261 321 325 352 353 408 411 438 522 525 559 560 - Konzentration des G. in Rom 77 78 94 232 251 331 345 417 418 430 535 551 - Konzentration des G. im Frankenreich 94 251 345 430 551 - gemeinsamer G. in patriarchalischer Hausgenossenschaft 175 487 - privater G. als Kennzeichen der Zivilisation 112 268 359 444 566 - Kauf und Verkauf von G. 63 104 214 260 261 320 353 407 438 520 559 - und Warenproduktion 66 104 217 261 322 353 409 438 523 559 - und politische Machtstellung 109 265 356 442 563 —» Hypothek Gruppenehe 26 79 121 122 140-142 152

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155-157 160-164 167 176 190 207 233 292 333 378 419 457-459 468 471 472 474-479 481 488 500 514 536 - als charakteristische Familienform der Wildheit 30 169 187 295 381 483 497 - modifiziert nach Lebensbedingungen 121 164 478 - verdrängt durch Paarungsfamilie 27 79 164 193 233 293 333 379 419 479 502 536 - Überbleibsel der G. 79 167-169 176-178 180 233 333 419 481-483 488-492 536 - besteht weiter für Männer 121 169 187 483 497 - bei Lubbock (communal marriage) 140 457 —»Punaluafamilie Gynaikokratie 29 135 166 294 295 380 454 480 —> Matriarchat; Mutterrecht Handel 63 67 69 104 214 218 220 261 320 323 325 353 406 409 411 438 520 523 525 559 - Fernhandel 103 260 352 437 558 - Seehandel 63 65 67 101 214 216 219 257 320 321 323 350 406 408 409 436 520 521 524 557 - zwischen Rom und Germanien 85 88 241 244 337 340 423 426 543 546 - Reichtum durch Industrie und H. 70-72 221-223 325-327 411-413 525-527 - Verfall des H. im spätrömischen Reich 89 246 341 427 547 - und Warenproduktion 63 101 214 257 320 350 406 436 520 557 —»Arbeitsteilung; Austausch; Kaufleute; Welthandel Handelskrisen 103 111 260 268 352 358 438 444 559 565 Handel- und Gewerbetreibende 69 70 76 221 230 325 330 411 417 525 534 Handwerk 63 67 99 214 218 255 320 323 349 407 409 434 520 523 555 - Anfänge des H. 59 211 327 403 517 - Trennung des H. vom Ackerbau 63 64 67 100-102 105 214-216 218 257 259 262 320 321 323 350-352 354 407 409 436 437 439 520 521 523 556-558 560 - Spezialisierung des H. 67 100 105 218

Sachregister 257 262 323 350 354 409 436 439 523 556 560 - Kunsthandwerk 19 69 149 220 286 325 372 411 465 525 - mit Sklavenarbeit betrieben 69 101 220 257 325 350 411 436 525 556 - Verfall des H. im spätrömischen Reich 89 90 246 247 341 342 427 547 548 —»Arbeitsteilung; Manufaktur; Metallgewinnung und -Verarbeitung; Textilindustrie; Töpferei; Weberei; Zunftwesen Handwerker 100 257 350 435 556 - neolithische 98 254 255 348 433 554 - ständige H. indischer Gentilgemeinwesen 98 255 348 433 554 - in mittelalterlichen Städten 120 396 Hastings - Schlacht bei H. (1066) 100 257 350 435 556 Hausbau 14 146 284 370 463 - mit Steinen und Ziegeln 17 18 100 147 148 257 285 350 371 435 464 556 - Blockhäuser der Germanen 84 241 337 423 542 - Langhäuser amerikanischer Stämme 29 97 166 254 294 347 380 433 480 554 - Bauernhäuser bei Louhans 81 175 334 420 487 - Frauengemach in Griechenland 35 178 299 385 490 —»Architektur; Wohnstätten Hausgenossenschaft, patriarchalische 174 175 235 236 240 241 255 486-488 538 541 542 555 —> Zadruga Haushaltsführung - als Aufgabe der Frau 32 35 97 99 100 171 178 186 254 256 296 297 299 347 349 382 385 433 435 484 490 496 497 553 555 556 - wird zum Privatdienst 100 186 256 349 435 496 556 - wird öffentliche Industrie 100 188 257 349 435 497 556 - Entschädigung für H. 79 233 333 419 536 —» Arbeitsteilung Haushaltungen, kommunistische 24 28 29 52 81 97 121 158 166 186 205 254 290 294 295 312 334 347 376 380 399 420 433 473 480 496 512 553 554

Haushaltungen, kommunistische - als Grundlage für die geachtete Stellung der Frau in der Urzeit 29 166 186 294 295 380 480 496 - durch Besitzunterschiede gesprengt 101 258 350 436 557 —> Familiengemeinde, -genossenschaft; Gemeinschaften, kommunistische; Gemeinwesen Haussklaven 90 177 247 342 427 489 547 - im Orient 96 252 346 432 552 - famuli in Rom 33 34 173 298 384 486 - Frau als Haussklavin in der modernen Familie 184 495 Hawaii 21 24 25 151 152 158 159 288-291 374-377 467 468 473 474 Heerführer 101 258 351 436 557 - bei den Irokesen 43 45 46 48-50 196 198 199 201-203 305 307-311 391-393 395-398 504 506 507 509 510 - bei den Griechen (Basileus) 60-63 65 101 211-214 216 258 317-321 351 404-408 436 518-521 557 - bei den Römern (Rex) 61 74-77 101 212 229-231 258 318 328-331 351 405 415-417 436 518 533 534 557 - bei den Germanen des 1. Jh. 85 242 338 423 543 544 - bei den Goten (thiudans) 75 101 229 258 329 330 351 416 436 533 557 - bei den Azteken 62 213 319 405 519 - fälschlich als Monarch interpretiert 60-62 75 211-213 229 317-319 329 330 404 405 416 518 519 533 - wird zum Herrscher (König) 92 102 249 258 343 351 429 436 437 549 557 —> Gefolge, Gefolgschaft Heiratsklassen der Australier 26 121 160-164 292 377 378 475-478 Heloten 178 490 Herden (von Nutzvieh) 18 30 31 59 148 170 211 285 296 317 371 381 382 403 464 483 484 517 - als neue Erwerbsmittel 99 102 256 259 349 351 434 435 437 555 558 - Wartung von H. als Zweck der patriarchalischen Familie 33 173 298 383 486 —> Hirtenstämme; Vieh; Viehzucht

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Sachregister Heroenzeit (Heldenzeit) - gebunden an die Oberstufe der Barbarei 19 100 149 257 286 350 372 435 465 466 556 - bei den Griechen (homerische Zeit) 19 35 54 59-64 82 87 149 177 207 210-215 237 243 286 299 314 317-320 335 339 372 385 400 403-407 421 425 466 489 514 517-521 539 544 Hetären 35 178 179 299 385 490 - Elite der athenischen Hetären 178 490 - stehen außerhalb der offiziellen Gesellschaft 189 499 Hetärismus 22 23 36 39 40 104 153 180 183-185 261 289 300 302 303 353 375 386 388 389 438 468 469 491 492 494 495 559 - Entstehung 36 180 187 300 386 491 497 - als gesellschaftliche Einrichtung 37 180 300 386 491 492 —» Preisgebung der Frau; Prostitution Heuchelei 39 113 183 270 303 360 388 445 494 567 Hlndustan 21 151 287 373 467 Hirtendichtung (Bukolik) 188 189 498 499 Hirtenstfimme 18 31 148 170 285 286 296 371 372 381 464 465 483 - und gesellschaftliche Arbeitsteilung 98 102 254 259 348 351 433 437 554 558 —* Herden (von Nutzvieh); Vieh; Viehzucht Historiker, bürgerliche - chauvinistische deutsche 95 252 346 431 552 - Althistoriker 57 58 60 61 72 75 106 208 209 211 212 223 225-229 263 315-318 327 329 355 402-405 413 416 440 515 516 518 527 529-533 561 - Wirtschaftshistoriker 240 541 —» Ethnografen und Prähistoriker, bürgerliche Hochwald 80 234 333 419 536 Hypothek 65 104 112 216 261 268 321 353 359 408 438 444 522 559 566 Indien 31 34 167 168 170 175 176 180 192 232 296 299 381 384 481-483 487 488 492 501 535 - indische Gentilgemeinwesen 98 255 348 433 554

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—» Audh; Dekan; Hindustan; Pandschab Individuum - und Gesellschaft 113 269 360 445 566 Industrie - als Merkmal der Zivilisation 3 20 150 287 373 466 - extraktive 3 - industrielle Fortschritte auf der Mittelstufe der Barbarei 99 255 348 349 434 555 - Fortschritte der I. in Athen 67 218 323 409 523 - Reichtum durch I. und Handel 70-72 221-223 325-327 411-413 525-527 - industrielle Revolution 113 270 360 445 567 - große 40 184 186 303 389 495 496 - moderne I. und Befreiung der Frau 40 100 184 186-188 256 257 303 349 389 435 495-498 556 —> Produktion Industrieprodukte - römische 85 241 337 423 543 Inhalt —» Form und Inhalt Interessen 33 53 67 102 105 172 190 206 218 259 261 262 297 313 323 351 354 383 400 409 437 439 485 500 513 524 558 560 - Interessenkonflikt in Gentilkörperschaften 105 262 354 439 560 - Einzelinteressen und I. der Gesellschaft 114 270 360 446 567 Inzucht 24 158 162 163 290 376 473 476 477 —* Zuchtwahl, natürliche Irland 78-80 84 175 232-234 241 332 333 337 418 419 423 487 535-537 543 Italien 78 86 88 232 243 245 331 339 340 418 424 426 535 544 546 Jagd 14 31 47 49 83 97 146 170 200 202 238 254 284 296 308 310 336 347 381 394 397 422 433 463 483 508 510 553 —»Fischfang; Waffen Junkertum, preußisches 108 265 356 563 Juristen - bürgerliche 97 185 234 254 348 433 496 536 554

203 370 540

442

495

Sachregister Juristen - englische J. in Irland und Schottland 78 79 232-234 332 333 418 419 535 536 - Frauen als J. 186 497 - juristische Argumentationen MacLennans 137-141 455-459 —> Rechtswissenschaft Kapital - und Lohnarbeit 108 265 356 442 563 —> Wucher Kapitalismus - kapitalistisches Eigentum 97 254 348 433 554 - kapitalistische Produktion und ihre Beseitigung 191-193 500-503 - und Modus der Eheschließung 191-193 500-502 —> Gesellschaftsordnung Kapitalisten - Sondervorrechte der Kapitalistenklasse 186 497 - und Arbeiter 108 109 265 266 356 357 442 443 563 564 —* Bourgeoisie; Bürgertum Kartoffel 100 257 350 435 556 Kastilien 169 482 Katholizismus 39 40 183 184 302 303 388 389 494 - katholische Geistliche 141 458 Kaufehe - alte und moderne Form der K. 190 500 —» Frauenkauf und -raub; Raubehe Kaufleute 103 104 111 112 259 260 267 268 352 353 358 359 437 438 444 445 558 559 565 566 Handel; Handelskrisen; Handel- und Gewerbetreibende; Zunftwesen Kaukasus 175 487 Kinder - Erziehung der K. als öffentliche Angelegenheit 188 498 - eheliche und uneheliche K. 79 188 233 333 419 498 536 - Verkauf von K. in die Sklaverei 65 91 216 248 322 343 408 428 522 548 - Tötung weiblicher K. 138 139 143 456 457 460 —> Erziehung

Kirche 91 93 94 192 247 250 342 344 345 428 430 501 548 551 —* Christentum; Klöster; Missionare Klassen - Spaltung der Gesellschaft in K. 37 63 66 99 101 104-107 110-113 181 214 217 256 258 261-264 266-270 301 319 322 349 350 353-355 357-360 386 406 408 434 436 438-440 443-446 492 520 522 555 557 560-562 564-567 - Gesellschaft ohne Spaltung in K. 52 97 206 254 313 347 399 433 513 554 - besitzende, herrschende K. 37 39 63 107-113 180 183 186 190 192 214 264 bis 270 300 302 319 355-360 386 388 406 441-446 492 494 497 500 502 520 562-567 - nichtbesitzende, unterdrückte K. 50 63 108-113 184 186 191 192 214 265-270 303 319 356-360 389 406 441-446 495 497 500 502 520 563-567 - K. mit widerstreitenden ökonomischen Interessen 106 263 355 440 561 - und Entwicklungsstufe der Produktion 94 110 250 251 266 345 357 430 431 443 551 564 - und Arbeitsteilung 99 101 106 111 256 258 262 268 349 350 354 359 434 436 440 444 555 557 561 565 - und Ausbeutung 63 103 105 113 214 259 260 262 269 270 319 352 354 360 406 437 439 440 446 520 558 560 561 567 - u n d Staat 12 63 105-110 131 214 262 bis 266 282 319 354-357 368 406 440 bis 443 452 520 561-564 - Aufhebung der K. 110 266 357 443 564 - Gesellschaftsklassen des 9. Jh. 94 95 251 345 431 551 - Befreiung der Leibeigenen als Klasse 95 96 252 346 431 432 552 - Klasseneinteilung des Theseus 64 215 321 407 521 - Klasseneinteilung des Solon 69 220 224 225 411 525 - Klasseneinteilung des Servius Tullius 77 231 330 331 417 534 —» Arbeiterklasse; Bauernschaft; Bourgeoisie; Bürgertum; Heiratsklassen der Australier; Proletariat; Sklaven

879

Sachregister Klassengegensatz - Entstehung und Entfaltung von Klassengegensätzen 12 131 281 282 368 452 - erster K. in der Geschichte 36 179 300 385 386 491 - unentwickelte Klassengegensätze 107 264 355 441 562 - Klassenstellung und Machtstellung 185 496 - und öffentliche Gewalt 107 264 355 441 562 - und Staat 106-108 263-265 354-356 440-442 561-563 - zwischen Armen und Reichen 66 101 102 104-106 217 258 259 261 262 322 350 351 353 354 408 436-440 522 557-561 - zwischen Freien und Sklaven 71 72 99 101 105 107 223 256 258 262 264 326 327 349 350 354 355 413 434 436 439-441 527 555 557 560-562 - zwischen Kaufleuten und Produzenten 103 259 260 352 437 558 - zwischen Bourgeoisie und Proletariat 186 497 Klassengesellschaft - und Gentilgesellschaft 52 53 106 206 262 " 3 1 3 354 400 440 513 - und Klassenkampf 106 262 354 440 561 - und Staat 106 262 354 440 561 Klassenkampf - als Inhalt aller bisherigen geschriebenen Geschichte 12 131 282 368 452 - auf ökonomischem Gebiet 106 262 354 440 561 - und Klassengesellschaft 106 262 354 440 561 - und Staat 106 107 263 354 355 440 441 561 - zwischen Adel und Polisbürgertum in Athen 70 221 325 412 525 - zwischen Populus und Plebs in Rom 76-78 230-232 330 331 416 417 533-535 - im modernen Europa 107 264 356 441 562 - Entscheidungskampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie 109 265 357 442 563 Klassenunterdrückung - erste K. in der Geschichte 36 179 300 385 386 491

880

Klassenunterdrückung - jede Befreiung der einen Klasse eine neue Unterdrückung für eine andre Klasse 113 269 270 360 445 567 Kieldung 11 31 84 97 131 170 241 254 281 296 337 347 367 381 423 433 451 483 542 553 —» Textilindustrie; Weberei Klöster 94 251 345 431 551 Knechtschaft - drei große Formen der K. und drei Epochen der Zivilisation 112 268 359 444 566 —»Ausbeutung; Klassen; MehrproduktUnterdrückung, ökonomische König, Königtum - im homerischen Griechenland (Basileus) 60-62 211-213 317-319 404 405 518 519 - in Sparta 50 204 311 398 511 - in Rom (Rex) 74-76 225 229 230 328-330 414-416 529 533 534 - bei den Germanen 75 85 86 229 236 242 243 329 330 338 339 415 416 423 424 533 538 543 544 - im Frankenreich 86 92 93 242 249 250 338 343 344 424 429 430 544 549 550 - Erbkönigtum 102 258 351 437 557 —> Heerführer; Monarch; Monarchie, absolute Kolonen 90 246 247 341 342 427 547 548 - als Vorläufer der mittelalterlichen Leibeigenen 90 93 94 246 250 251 342 344 345 427 430 431 547 550 551 Kolonialismus 33 44 45 52 78-80 164 172 191 192 198 205 206 232-234 297 307 313 332-334 383 392 399 418 419 478 485 500 501 506 507 512 513 535-537 Konkurrenz 69 70 221 325 411 525 - zwischen freier und Sklavenarbeit 72 223 327 413 527 - Eroberungskonkurrenz der europäischen Staaten 107 264 356 441 562 Konsumtion - in kommunistischen Gemeinwesen 110 267 358 443 564 Konvenlenzehe - in Griechenland 36 179 300 385 491 - charakteristisch für herrschende Klassen 39 40 183 184 190 302 303 388 389 494 495 499 500

Sachregister Konzentration Kriegsorganisation - des Grundbesitzes 65 69 78 94 104 216 - bei den Germanen 46 47 81 200 236 308 220 232 251 260 261 321 325 331 345 353 335 394 421 508 539 408 411 417 418 430 438 521 522 525 535 - im Frankenreich 93 249 250 344 429 430 551 559 560 550 —> Gefolge, Gefolgschaft; Landsknechts- von Produktionsmitteln 187 498 wesen - des Transports und der Produktion 109 266 357 442 563 Kunst 20 150 287 373 466 - des Reichtums 72 104 223 261 327 353 - Kunsterzeugnisse der Barbarei 31 170 413 438 439 527 559 560 296 382 483 Korinthos 104 180 261 353 439 491 560 - Kunsthandwerk 19 69 149 220 286 325 Kreuzzüge 251 552 372 411 465 525 Krieg - Verfall der K. im spätrömischen Reich 89 - als regelmäßige Erwerbsquelle 62 86 101 246 341 427 547 213 243 258 319 338 339 351 406 424 436 - und Wissenschaft 113 269 360 445 566 519 544 557 —> Architektur; Literatur - bei Irokesen und anderen Indianern Kupfer 99 255 349 434 555 48-50 53 97 201-203 206 253 254 Kurie 309-311 313 347 396-398 400 432 433 —» Phratrie 509 510 513 553 Land - im homerischen Griechenland 60-62 -> Stadt 211-213 317-319 403-406 517-519 Landnahme - Seekriege Athens 67 219 323 410 524 - Eroberungskriege Roms 76 230 330 416 - der Sueven 81 235 334 420 538 533 - germanischer Stämme im Römerreich 81 - Bürger- und Eroberungskriege des Fran85 86 88 91 235 240 241 243-245 248 334 kenreichs 93 249 344 429 550 335 337-340 342 343 420 421 423-426 —• Heerführer; Landsknechtswesen; Waf428 538 542 544-546 548 549 fen

Kriegsführer

—* Seßhaftigkeit;

Völkerwanderung

(4. bis

7. Jh.)

Landsknechtswesen 86 88 243 244 339 340 Kriegsgefangene 424 425 544 545 - adoptiert oder getötet 31 44 171 197 296 Landteilung 306 382 392 484 506 - periodische und endgültige 79 80 84 91 - versklavt 31 60 62 99 171 211 213 256 296 101 118-120 175 234 239 240 248 258 333 317 319 349 382 403 406 434 484 517 519 334 336 337 343 350 395 396 419 422 423 555 428 436 487 488 536 541 542 548 557 - von Gentilgenossen ausgelöst 74 225 328 Landwirtschaft 415 529 —» Ackerbau; Agrikultur; Allod; ArbeitsteiKriegsorganisation lung; Bauernschaft; Bewässerungsbo- bei Irokesen und anderen Indianern denbau; Boden; Bodennutzung; Calpul46-49 81 200-202 236 308-310 335 lis; Dorf; Dorfgemeinde, -gemeinschaft, 394-397 421 508-510 539 -genossenschaft; Feldbau; Gartenbau; - bei den homerischen Griechen 46 47 81 Gehöferschaft; Getreidebau; Gewanne; 200 236 308 335 394 421 508 539 Grundbesitz, -eigentum; Hausgenossen- im archaischen Athen 69 220 324 411 schaft, patriarchalische; Herden (von 525 Nutzv.dh); Kartoffel; Landnahme; Landteilung; Latifundien; Mais; Markgenos- im klassischen Athen 70 221 326 412 526 senschaft, -gemeinde, -gemeinschaft; - in Rom 77 231 330 331 417 534

—> Heerführer

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Sachregister Obst; Öl- und Weinbereitung; Patriarchat (patriarchalische Familie); Pflug, eiserner; Rundale; Seßhaftigkeit; Staatsland, römisches; Stadt; Viehzucht; Villenwirtschaft Laster 38 39 83 85 182 239 242 302 336 338 387 422 424 494 541 543 Latifundien - mit Sklaven bewirtschaftet 78 89 90 94 232 246 251 331 341 345 417 418 427 430 535 547 551 - zwei Typen von L. 89 90 246 341 427 547 —> Villenwirtschaft Lebensbedingungen - ökonomische L. einer Gesellschaft 105 262 354 439 440 560 561 - und geschichtliche Veränderungen 136 454 - religiöser Widerschein der L. 136 454 Lebensunterhalt - als Ziel der Produktion in der Gentilgesellschaft 66 217 322 408 552 Leibeigenschaft 34 81 82 95 96 108 169 173 238 252 265 298 334 336 346 356 384 420 421 431 432 442 482 486 540 552 563 - als mittelalterliche Form der Ausbeutung 95 112 252 268 346 359 431 444 552 566 - und Sklaven, Sklaverei 96 252 346 431 552 - Kolonen als Vorläufer der mittelalterlichen Leibeigenen 90 93 94 246 250 251 342 344 345 427 430 431 547 550 551 - im Frankenreich 92-94 249-251 344 345 429 430 549-551 - Befreiung der Leibeigenen als Klasse 96 252 346 431 552 Liebe 35 179 191 192 299 385 490 501 502 - individuelle Geschlechtsliebe 36 38-40 179 182-184 188 189 191-194 299 302 303 385 387-389 491 493-495 498 499 501-503 - im Altertum 188 189 498 499 - ritterliche L. des Mittelalters 39 183 189 bis 191 302 388 494 499-501 - als Regel nur in der Proletarierehe 40 184 303 389 495 - und Einzelehe 28 36 165 179 188-194 293 299 300 379 385 479 491 498-503

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Liebe - und Monogamie 39 183 188 302 387 388 494 498 - Knabenliebe 35 179 189 299 385 490 499 Liebesehe - als Menschenrecht 191 192 501 502 - in der künftigen Gesellschaft verwirklicht 192-194 502 503 Limes, obergermanisch-rätischer 88 244 340 426 546 Literatur - altklassische 136 137 454 455 - homerisches Epos 19 59-61 149 177 210-213 257 286 316-318 372 403-405 465 489 516-519 557 - antike Hirten- und Liebesdichtung 188 498 499 - nordische Götter- und Heldensagen (Edda) 157 237 238 472 539 540 - mittelalterliche Liebes- und Heldendichtung 39 183 189 190 302 388 494 499 500 - provenzalische Liebespoesie 39 121 183 189 302 388 494 499 - russische Volkslieder 175 488 - Romantik 191 500 - deutscher und französischer Roman 40 184 303 388 494 495 Lohnarbelt - Aufkommen der L. 180 492 - Verschwindet! der L. 188 498 - und Kapital 108 265 365 442 563 - als die Form der Ausbeutung in der Neuzeit 112 268 359 444 566 Louhans 81 175 334 420 487 Luxus, Luxusartikel 31 88 89 99 170 244 246 255 296 340 341 349 381 426 427 434 483 546 547 555 - Luxussklaven 90 247 342 427 547 Mais 17 18 147 148 285 371 464 Mann - Vorherrschaft des M. in der Familie 33 95 99 100 112 173 184 193 252 256 257 268 298 346 349 350 359 383 431 435 444 485 486 495 502 552 555 556 566 - Herrschaft der Männer als gesellschaftliches Grundgesetz 37 181 300 386 491 - als Besitzer der Produktionsmittel 99 256 349 435 555

Sachregister Mann - als Ernährer der Familie 186 497 - Antagonismus zwischen M. und Frau 36 179 300 385 386 491 - Demoralisierung des M. durch Prostitution 187 497 —> Frau (gesellschaftliche Stellung); Recht über Leben und Tod (väterliche Gewalt); Vaterrecht; Vaterschaft, beglaubigte Manufaktur - in Athen 72 223 327 413 527 - im römischen Reich 90 247 342 427 547 - kapitalistische 191 500 —> Fabrik Mark, gemeine 118-120 240 334 395 396 542 Markgenossenschaft, -gemeinde, -gemelnschaft 48 92 94 175 201 240 241 249 250 309 343 345 395 428 430 488 509 542 549 551 - und Gens 81 91 235 248 334 343 420 428 538 549 - und Feudalherr 120 396 - als Waffe der Unterdrückten 92 95 248 252 343 346 429 431 432 549 552 Markverfassung 118-120 175 334 395 396 487 - setzt Gentilverfassung fort 106 263 354 355 440 561 - und Dorf-, Stadtverfassung 51 120 204 311 396 398 511 - und öffentliche Gewalt 51 204 311 398 511 —* Gehöferschaft; Landteilung; Rundale Maschinerie 113 269 360 445 567 Materialismus -* Geschichtsauffassung, materialistische Matriarchat 29 166 294 295 380 480 —* Gynaikokratie; Mutterrecht Mehrprodukt 31 99 102 111 171 255 256 259 268 296 349 351 358 359 382 434 437 444 484 555 558 565 - und Arbeltsproduktivität 31 99 171 255 256 296 349 382 434 484 555 - vom Mann angeeignet 99 256 349 435 555 —» Mehrwerttheorie Mehrwerttheorie 142 459

Meinung, öffentliche 28 166 188 194 294 379 380 479 498 503 - als einziges Zwangsmittel 105 262 354 439 560 —* Moral, Moralvorstellungen Mensch - Herausbildung aus dem Tierreich 13 14 145 146 155 156 283 369 462 470 471 - und Tier 53 167 206 313 400 481 513 - Beherrschtsein des M. von der Natur 53 206 313 400 513 - große Epochen menschlichen Fortschritts 13 145 283 369 462 - Ausbreitung über die Kontinente 14 146 284 370 462 - Entwicklung der Menschheit durch Wildheit und Barbarei zu den Anfängen der Zivilisation 3 19 20 149 150 287 372 373 466 - wird zur Ware 111 268 359 444 565 —• Entfremdung; Frau (gesellschaftliche Stellung); Kinder; Mann Menschenaffen 121 122 153-155 469-471 Menschenfresserei 14 18 19 146 148 149 284 286 370 372 463 465 Menschenopfer 85 241 337 423 543 Menschenrecht 192 502 Metalle —» Bronze; Eisen; Gold und Silber; Kupfer; Zinn Metallgeld (geprägte Münze) 103 112 260 268 352 359 438 444 559 566 Metallgewinnung und -Verarbeitung 18 19 31 99 100 148 149 171 255 257 285 286 296 348-350 371 372 382 434-436 464 465 484 555 556 - germanische Metallindustrie 85 88 241 244 337 338 340 423 426 543 545 546 Mexiko 169 175 192 482 487 501 Missionare 25 27 29 33 121 160 162 164 166 172 291 293 294 297 377 378 380 383 474 476 478 480 485 Mittelalter, europäisches 38 39 82 103 112 118-120 182 183 188-190 238 259 268 302 334-336 352 359 387 388 395 396 421 437 444 493 494 498-500 540 558 566 - mittelalterliche Denkweise 192 501 —* Feudalismus; Nationalitäten, moderne

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Sachregister Mohammedaner 34 90 176 247 299 342 384 428 488 548 Monaghan 80 234 333 419 537 Monarch - griechischer Basileus als M. dargestellt 60 61 211 212 317 318 404 405 518 519 - römischer Rex als M. dargestellt 75 229 329 416 533 - aztekischer Heerführer als M. dargestellt 62 213 319 405 519 —* König, Königtum Monarchie, absolute - des 17. und 18. Jh. 108 265 356 442 563 Monogamie (monogame Familie) - als charakteristische Familienform der Zivilisation 30 35 57 112 169 170 176 186 187 208 268 295 299 315 359 381 384 402 444 483 488 496 497 515 566 - gegründet auf den Sieg des Privateigentums 36 73 179 187 224 300 328 386 414 491 498 528 - ökonomische Grundlagen der M. 187 188 192 193 497 498 502 - Zweck der M. 35 36 40 176 179 184 187 299 300 303 384 385 389 488-491 495 498 - Übergang von der Paarungsehe zur M. 34 35 38 83 100 101 173 176 182 193 238 257 258 298 299 301 336 350 384 385 387 422 435 436 486 488 493 502 556 557 - bei den Germanen noch nicht vollständig entwickelt 38 83 95 121 182 238 252 301 336 346 387 422 431 493 540 552 - von Männern durchgesetzt 169 193 483 502 - gilt nur für die Frau 121 169 177 187 193 483 489 498 502 - proklamiert Widerstreit der Geschlechter 36 179 300 385 386 491 - Gegensätze und Widersprüche innerhalb der M. 37-39 181-183 300-302 386-388 492-494 - und Sklaverei 177 498 - und individuelle Geschlechtsliebe 38 39 182 183 302 387 388 493 494 - Proletarierehe keine M. im historischen Sinne 40 184 303 389 495 - und künftige Gesellschaft 122 188 193 194 498 502 503

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Monogamie (monogame Familie) - Morgans Urteil über die M. 41 194 304 389 503 —» Einzelehe, Einzelfamilie Moorfunde In Schleswig 85 88 241 244 337 340 423 425 426 543 545 Moral, Moralvorstellungen 33 163 172 188 297 383 477 478 485 498 - und gesellschaftliche Praxis 22 37 152 180 189 192 289 300 374 386 468 492 499 502 - Demoralisierung durch Prostitution 187 497 - künftige Sexualmoral 188 498 - Fourier über Heiratsmoral 184 495 —» Meinung, öffentliche Morgan (Angaben zu Leben und Werk) 11-132041-43 62 130-132 140-145 150 194-196 213 228 281-283 287 304 305 319 367-369 373 389-391 405 451 452 457-462 466 503 504 519 531 - verglichen mit Fourier und Marx 143 460 - der Yankee-Republikaner M. 60 212 317 404 518 Mosel 80 118 119 234 333 334 395 419 536 Mutterbruder 141 458 - als nächster männlicher Gentilverwandter 38 44 82 182 197 237 301 306 335 387 391 421 493 505 539 —* Schwestersohn Muttermord 136 454 Mutterrecht 26 32 33 42 43 80 136-139 161 162 171-173 195 196 235 236 292 297 305 334 378 382 383 390 391 420 454-457 475-477 484 485 504 505 537 538 - Übergang zum Vaterrecht 32 33 38 45 54 74 82 85 100 102 171-173 182 190 198 207 225 238 242 257 258 297 301 307 314 329 335 338 350 351 383 387 393 401 415 421 423 435 437 484-486 493 500 507 514 529 540 543 556 557 - Kampf zwischen M. und Vaterrecht 136 137 454 455 - Umsturz des M. als weltgeschichtliche Niederlage des weiblichen Geschlechts 33 173 298 383 485 - Überbleibsel des M. 38 82 83 95 168 182 237 238 252 301 302 336 346 387 421 422 431 481 482 493 539 540 552

Sachregister —» Gynaikokratie; Matriarchat Mysterien - medicine-lodges der Irokesen 46 200 308 394 508 Mythologie - indianische 48 201 309 395 509 - griechische 19 35 57-59 82 149 177 208-210 237 286 299 315-317 335 372 385 402 403 421 466 489 515 516 539 - nordische 157 237 238 472 539 540 —» Religion

Naturalwirtschaft 65 102 216 259 321 351 408 437 521 558 —> Geldwirtschaft Naturbedingungen - unterschiedliche N. modifizieren die gesellschaftliche Entwicklung 17 147 285 370 371 464 Naukrarien 67 68 70 219 221 323 325 410 412 524 526 Neu-Mexiko 17 147 286 371 487 New York (Staat) 20 21 45 49 150 151 198 202 287 307 310 373 392 397 466 467 506 510 Nivernais 80 175 334 420 487 Notwendigkeit - und Zufall 111 267 268 358 444 565

Nahrung 11 31 131 170 281 296 367 381 451 483 - Wildfrüchte 13 84 145 241 283 337 369 423 462 542 - Fisch 14 18 49 146 148 202 203 283 286 Obst 100 257 350 436 556 310 369 370 372 397 462 465 510 Ökonomen, bürgerliche 11 97 130 234 254 - Fleisch jagdbarer Tiere 14 18 49 97 146 281 348 367 433 451 537 554 148 202 203 254 284 286 310 347 370 372 Ökonomie 397 433 463 465 510 554 - ökonomische Bedingungen für die Auflö- Fleisch und Milch von Haustieren 18 31 sung der Gentilverfassung 96 105 106 253 84 97 98 148 170 241 254 286 296 337 348 262 347 354 432 439 440 553 560 561 371 381 423 433 464 465 483 542 554 - ökonomische Lebensbedingungen einer - Produkte des Gartenbaus 17 18 49 147 Gesellschaft 105 262 354 439 440 560 148 202 203 285 310 371 372 397 464 561 510 - Getreideprodukte 18 84 98 148 241 255 - Klassenkampf auf ökonomischem Gebiet 106 262 354 440 561 286 337 348 372 423 434 465 542 543 555 —> Fischfang; Jagd; Kartoffel; Mais; Obst; - ökonomische Gesetze der Warenproduktion 111 268 358 444 565 Öl- und Weinbereitung - ökonomische Grundlagen der MonogaNahrungsbeschaffung mie 187 188 192 193 497 498 502 - als Aufgabe des Mannes 32 97 171 186 - ökonomischer Inhalt der Staatsentste254 296 347 382 433 484 496 553 hung 63 214 320 406 520 Nahrungszubereitung - ökonomische Stellung von Frau und - als Aufgabe der Frau 32 97 171 254 296 Mann 121 186 187 496 497 347 382 433 484 553 - ökonomische Stellung von Proletarier Nationalitäten, moderne 95 251 252 345 und Bourgeois 121 185 186 496 497 431 551 552 - ökonomische Ungleichheit bei juristi- Elemente neuer Nationen 88 89 245 340 scher Gleichstellung 121 185 186 496 341 426 546 497 Natur - ökonomischer Zwang 104 260 352 438 - und Gesellschaft 111 267 358 444 565 559 - Beherrschtsein des Menschen von der —» Basis, ökonomische; Politische ÖkonoN. 53 206 313 400 513 mie - Beherrschung der N. 13 66 145 217 283 322 369 408 462 522 öl- und Weinbereitung 19 63 100 149 214 - Zufall und Gesetzmäßigkeit in der N. 111 257 286 320 350 372 406 436 465 520 556 267 358 444 565

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Sachregister Paarungsfamilie 27-30 38 164-167 169 170 182 190 293-295 302 378-381 387 478-481 483 493 500 - als charakteristische Familienform der Barbarei 30 169 187 295 381 483 497 - von Frauen durchgesetzt 169 193 482 502 - und Freiheit des Geschlechtsverkehrs 36 180 300 386 491 - erschüttert durch Aufkommen des Privateigentums 31 32 171 172 296 297 382 383 484 485 - Übergang von der P. zur Monogamie 34 35 38 83 100 101 173 176 182 193 238 257 258 298 299 301 336 350 384 385 387 422 435 436 486 488 493 502 556 557 - bei Irokesen und anderen Indianern 20 27 38 150 164 182 287 293 301 373 379 387 466 467 478 479 493 - Überreste der P. bei den Germanen 38 83 182 238 301 336 387 422 493 540 - Überreste der P. in Irland 79 233 333 419 534 - Überreste der P. in Wales 78 79 233 332 333 418 419 534 535 - Überreste der P. in Sparta 177 178 182 489 490 493 Pandschab 175 487 Parallelen, hlstorisch-ethnografische - zwischen Indianern und Griechen 41 42 45 46 51 54 59-61 73 81 84 194 195 199 200 205 207 208 210-212 224 236 239 304 307 308 312 314 316-318 327 335 337 390 391 393 394 399-401 403 404 414 422 503 504 507 508 512 514 517 518 528 539 541 - zwischen Indianern und Spartanern 50 204 311 398 511 - zwischen Indianern und Römern 41 42 50 51 73 74 77 194 195 204 205 224 225 231 304 311 312 327 329 331 390 391 398 399 414 415 417 503 504 511 512 528 529 534 - zwischen Indianern und Germanen 38 46-49 81 84-86 182 200 202 236 239 242 243 301 308-310 335-338 387 394-397 421-424 493 508-510 539 541 543 544 - zwischen Griechen und Römern 73 75 224 229 327 329 414 416 528 532 533 - zwischen Griechen und Germanen 46 60

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81 85 200 211 236 242 308 317 335 338 394 404 421 423 508 517 539 544 - zwischen Spartanern und Germanen 182 493 - zwischen Römern und Germanen 85 242 338 423 544 Partei, proletarische 109 266 357 442 443 564 Partriarchat (patriarchalische Familie) 33-35 173-176 186 187 298 299 383 384 485-488 497 498 - als ursprüngliche Familienform angesehen 135 453 Patriziat - in Rom 75 77 78 229 332 329 331 415 417 532 534 535 - Verschmelzung des Patrizieradels mit der neuen Klasse der großen Grund- und Geldbesitzer 78 232 331 417 534 535 - in mittelalterlichen Städten 106 120 263 355 396 440 561 —» Populus Romanus Patronat 91 93 247 250 342 344 428 430 548 550 —* Benefizien; Schutzergebung (Kommendation) Peru 175 487 Pflug, eiserner 19 100 149 257 286 350 372 435 465 556 Phratrie - bei Irokesen und anderen Indianern 45-47 59 96 97 198-200 210 253 307 308 316 347 393 394 403 432 507 508 516 553 - bei den Griechen 45 53 54 59 63 64 199 207 208 210 214 215 307 314 316 320 321 393 400 403 406 407 507 514 516 517 520 521 - Kurie in Rom 72 74 75 224 229 230 327 329 414-416 528 532 533 - als militärische Einheit 46 47 59 200 210 308 316 394 403 508 516 Plan - zur Regelung der Produktion 111 268 358 444 565 Plebs - und Populus Romanus 76-78 106 230-232 263 330 331 354 416 417 440 533-535 561

Sachregister Polisbürgertum - neue Klasse von industriellen und kaufmännischen Reichen in Athen 69 70 221 325 411 525 - neue Klasse der großen Grund- und Geldbesitzer in Rom 77 78 232 331 417 534 535 Politische Ökonomie 142 459 —> Mehrwerttheorie Polizei 51 71 108 205 222 264 265 312 326 356 399 412 413 441 512 527 562 563 Polyandrie 22 34 35 135 138 140 141 152 153 155 175 176 289 298 299 374 375 384 453 456-458 468 469 471 488 - Ursprung der P. 34 176 299 384 488 - als spezialisierte Form der Gruppenehe 176 488 Polygamie 22 27 33-35 135 140 152-154 163-165 173 175 176 187 289 298 299 374 375 383 384 453 457 468-470 478 479 486 488 497 - bei den Germanen 38 83 182 238 301 336 387 422 493 540 - bei Indianern 38 182 301 387 493 - und Sklaverei 121 122 176 488 Polynesien 23 25 158 160 290 291 375 377 473 474 Populus Romanus - Gliederung und Verfassung 75 76 229 230 329 330 415-417 532 533 - und Plebs 76-78 106 230-232 263 330 331 354 416 417 440 533-535 561 Potosi 192 501 PrShistoriker —• Ethnografen und Prähistoriker, bürgerliche Praxis, gesellschaftliche 22 58 152 190-194 209 289 316 374 402 468 500-503 516 - und Theorie 189 192 499 501 502 Preisgebung der Frau - rituelle 30 157 168 180 295 381 473 481 491 492 - erzwungene und gewerbsmäßige 180 492 - als Buße für das Ausscheiden aus der Männergemeinschaft 121 135 137 168 180 454 455 481 491 —> Hetärismus; Prostitution; Recht der ersten Nacht

Priester 44 54 62 70 74 85 198 207 213 221 229 242 307 314 318 325 329 338 392 401 405 412 415 424 506 514 519 526 532 543 - weise Frauen der Germanen 83 238 336 421 422 540 Privateigentum, -reichtum 36 179 300 386 491 554 - am Boden 63 66 91 104 112 214 217 248 261 268 320 322 342 353 359 406 409 428 438 444 520 523 549 559 566 - an Vieh (Herden) und Sklaven 31 66 98 170 171 217 296 322 348 381 382 409 434 483 484 522 523 554 - und Arbeitsproduktivität 12 131 281 368 452 - und Austausch 66 217 322 409 523 - erschüttert Gentilgesellschaft 31 32 54 62 63 66 171 207 213 214 217 296 314 319 322 382 401 406 407 409 484 514 519 520 523 - Sieg des P. über das Gemeineigentum 190 500 - vom Staat geheiligt 62 214 319 406 520 - aufrechterhalten durch Eigentumsverletzung 68 219 323 410 524 - als Element der Verfassung 69 220 324 411 525 —» Reichtum; Sondereigentum Produkt - Naturprodukte und Kunstprodukte 20 150 287 373 466 - vom Produzenten beherrscht 66 110 217 267 322 358 409 443 522 565 - Verwandlung der Produkte in Waren 66 217 322 409 523 - beherrscht Produzenten 66 111 217 268 322 358 409 444 523 565 - Verwendung des P. gegen den Produzenten 66 217 322 409 523 —• Mehrprodukt Produktion - und Reproduktion des unmittelbaren Lebens 11 12 130 131 281 367 368 451 452 - des Lebensunterhalts auf der Stufe der Wildheit 14 146 284 369 370 463 - Beschränktheit der P. in der Gentilgesellschaft 53 66 110 206 217 267 313 322 358 400 408 409 443 513 522 564

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Sachregister Produktion - Fortschritte auf der Oberstufe der Wildheit 14-17 147 284 369 370 463 - Fortschritte auf der Oberstufe der Barbarei 19 84 99-101 149 241 255-257 286 287 337 348-350 372 423 434-436 465 466 542 543 554-557 - Rückgang der P. im spätrömischen Reich 90 247 342 427 547 - Produktionsprozeß und Gesellschaft 66 90 91 110 111 217 247 266 268 322 342 358 409 428 443 444 523 547 548 563 bis 566 - jeder Fortschritt der P. ein Rückschritt in der Lage der unterdrückten Klasse 113 269 360 445 567 - Stufen der P. und Eigentumsverteilung, gesellschaftliche Gliederung, Klassen 94 110 111 193 250 251 266 268 345 358 430 443 444 502 551 564-566 - unterschiedliche Stufen der P. als Bedingung eines regelmäßigen Austauschs 102 259 351 437 558 - gesellschaftliche P. und Privatdienst 186 496 - kapitalistische 191 193 501 503 - Konzentration der P. 109 266 357 442 563 - gemeinsame P. auf früheren Gesellschaftsstufen 110 267 358 443 564 565 - Beherrschung der P. in der Gentilgesellschaft 66 110 217 267 322 358 408 409 443 522 564 - gesellschaftliche P. geregelt durch blinde Gesetze 111 268 358 444 565 - Beherrschung der P. als Aufgabe der nächsten Generationen 66 217 322 409 522 —» Plan; Warenproduktion Produktionsmittel - Verwandlung der P. in gesellschaftliches Eigentum 187 188 498 - Herden als neue Erwerbsmittel 31 99 170 256 296 349 381 434 435 483 555 —> Arbeitsmittel; Boden; Werkzeuge Produzent - beherrscht eigenes Produkt 66 110 217 267 322 358 409 443 523 565 - Verwendung des Produkts gegen den P. 66 217 322 409 523

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Produzent - Beherrschung des P. durch den Nichtproduzenten 103 260 352 437 559 - freie Assoziation der Produzenten 66 110 217 266 322 357 409 443 522 564 —* Assoziation Proletariat - als unterdrückte Klasse 40 95 109 184 186 252 265 303 346 357 389 432 442 495 497 552 563 - und Bourgeoisie 40 108 109 184 186 192 265 266 303 356 357 389 442 443 495 497 563 564 - Entscheidungskampf zwischen P. und Bourgeoisie 109 265 357 442 563 - Selbstbefreiung, Selbstemanzipation des P. 109 266 357 442 443 564 - und künftige Gesellschaft 188 498 - und bürgerliches Recht 40 184-186 303 389 495-497 - und allgemeines Stimmrecht 109 266 357 443 564 - konstituiert sich als eigene Partei 109 266 357 443 564 —> Arbeiterklasse; Klassenkampf; Partei, proletarische Proletarier 40 52 184 206 303 313 389 400 495 513 - Familie des P. 40 184 185 303 389 495 - proletarii in Rom 77 231 331 417 534 —> Arbeiter Proletarierin - als Ernährerin der Familie 40 184 303 389 495 - und große Industrie 186 497 Promiskuität (unbeschränkter Geschlechtsverkehr) 22 25 27 30 121 135 141 152 153 156 157 160 162 164 167 289 291 292 295 375 377 378 381 454 458 468 469 471 472 475 476 478 481 - zwischen Eltern und Kindern 25 121 156 160 162 291 377 471 475-477 - zwischen Bruder und Schwester 23 156 157 289 375 471 472 - Überreste der P. 30 36 167 180 295 300 381 386 481 492 Prostitution 22 36 37 40 121 122 153 157 180 184 187 188 289 300 303 375 386 388 389 468 472 491 492 495 497 498

Sachregister Prostitution - in Athen 178 490 - Tempelprostitution 180 491 - Verschwinden der P. 188 498 - und Lohnarbeit 180 188 492 498 - und Monogamie 104 188 261 353 438 498 559 —» Hetärismus; Preisgebung der Frau Protestantismus 39 40 183 184 192 303 388 494 501 - protestantische Heuchelei 39 183 303 388 494 —> Reformation, lutherische und kalvinistische Punaluafamilie 21 23-27 30 42 54 151 152 158-162 164 195 288 290-293 295 305 314 374 376-378 380 381 390 401 466 467 473-478 504 - als Spezialfall der Gruppenehe 121 162 164 476 478 - Aussterben der Punaluagruppen 36 180 300 386 491 - Überbleibsel der P. 30 34 80 235 295 299 334 380 381 384 420 537 Raub - von Vieh, Sklaven, Schätzen 62 101 213 214 258 319 351 406 436 519 557 - Seeraub 65 216 321 408 521 - Arbeit schimpflicher als R. 101 102 258 259 351 436 437 557 558 Raubehe - scheinbare R. als Überbleibsel wirklicher R. 138 455 456 —» Kaufehe Recht 26 161 292 378 475 - allgemeines athenisches Volksrecht 64 215 320 407 521 - römisches 88 245 340 426 546 - altschwedisches 120 396 - bürgerliches R. und Proletariat 40 184 bis 186 303 389 495-497 - historisches R. und „freier" Vertrag 191 500 - öffentliches R. und Privatrecht 57 208 315 402 515 —»Bürgerrecht; Gewohnheitsrecht; Juristen; Volksrechte des 5.-8. Jh. Recht der ersten Nacht 30 79 80 169 233

235 295 332 334 381 419 420 482 536 537 Recht über Leben und Tod (väterliche Gewalt) 33 34 38 173 175 181 298 301 384 387 486 487 493 Rechte, politische - nach dem Vermögen abgemessen 69 77 109 220 231 265 324 331 356 411 417 442 525 534 563 Rechtsfindung - bei den Germanen 85 242 338 424 543 544 Rechtswissenschaft - germanistische 81 335 420 - vergleichende 144 172-175 461 485-488 Reformation, lutherische und kalvinistische 191 501 —» Protestantismus Reibfeuer —* Feuer (Reib feuer) Reichtum - als höchstes Gut 62 63 101 112-114 213 214 258 269-271 319 351 359-361 406 436 445 446 519 520 557 566-568 - an Geld 65 69 103 216 221 260 321 325 352 408 411 437 438 521 525 559 - an Grundbesitz 104 260 353 438 559 - an Sklaven 69 104 221 260 325 353 411 438 525 559 - besteht in Vieh 84 241 337 423 543 - und Adelsfamilien 64 65 215 216 320 321 407 408 521 522 - kaufmännischer und industrieller R. in Athen und Rom 69 76 221 230 325 330 411 417 525 534 - Akkumulation und Konzentration des R. 71 72 104 222 223 261 326 327 353 413 438 439 527 559 560 - Gegensatz von reich und arm 66 101 102 104-106 217 258 259 261 262 322 350 bis 354 408 436-440 522 557-561 - indirekte Machtausübung des R. 109 265 266 357 442 563 564 —» Eigentum; Privateigentum, -reichtum Reichtumsvermehrung 100 257 350 436 556 - und Stellung des Mannes in der Familie 32 33 73 172 187 224 297 327 328 383 414 485 498 528

889

Sachregister Reichtumsvermehrung - stärkt die Familie gegenüber der Gens 62 213 319 406 519 - gesellschaftlich anerkannt 63 214 319 406 520 Reichtumsunterschiede - und Arbeitsproduktivität 12 131 281 282 368 452 - und Aristokratie 59 60 62 69 104 211 213 220 261 317 319 324 353 403 406 411 439 517 519 525 559 —>

Eigentumsunterschiede

Religion 105 192 193 261 353 439 501 502 560 - und unverstandene äußere Natur 53 206 313 400 513 - indoeuropäischer Naturkultus 59 210 316 403 516 517 - religiöse Zeremonien der Indianer 44 48 198 201 307 309 392 395 506 509 - religiöse Zeremonien der Griechen 54 58 207-209 314 316 401 402 514 515 - religiöse Zeremonien der Römer 73 74 224 229 328 329 414 415 528 532 - als historische Triebkraft bei Bachofen 22 23 135-137 153 289 375 454 455 469 —* Christentum;

Gottheiten;

Kirche;

Klöster;

daner;

Priester;

mation,

Missionare;

Katholizismus; Mohamme-

Protestantismus;

lutherische

und

Refor-

kalvinistische

Repräsentativstaat, moderner 108 109 265 356 442 563 Republik - demokratische R. in Athen 72 223 327 413 527 - innere Geschichte der römischen R. 74 77 78 225 231 232 328 331 415 417 418 529 534 535 - 3. französische R. 109 266 357 442 564 - demokratische R. als Boden für die Ausfechtung der Klassengegensätze 109 186 265 357 442 497 563 Revolution - Sturz des Mutterrechts 32 33 99 172 256 297 349 383 434 435 485 555 - Reformen Solons 68 219 324 410 524 - Reformen des Kleisthenes 70 71 221 222 325 326 412 526

890

Revolution - Reformen des Servius Tullius 76 77 230 231 330 331 417 534 - zwischen Altertum und Mittelalter 91 247 342 428 548 - in den Auffassungen von der Geschichte der Familie 137 455 Revolution, französische (1789-1795) 68 81 175 219 324 334 410 420 487 524 Revolutionen, politische - und Arten des Eigentums 68 219 324 410 524 Umwälzung,

soziale

Rom, Römisches Reich - Urzeit 41 72 195 223 304 327 390 413 414 504 528 - Königszeit 24 72-77 87 105 106 112 158 223-225 229-231 243 262 263 269 290 327-331 339 354 359 376 414-417 425 439 440 445 473 528 529 532-534 544 545 560 561 566 - Republik 74 77 78 89 93 225-228 231 232 246 249 328 331 341 344 415 417 418 426 429 529-532 534 535 547 550 - Kaiserzeit 73 78 89 189 224 232 246 328 331 341 418 426 427 499 528 535 547 - Spätzeit und Untergang 78 88-91 93 94 232 245-248 250 251 331 340-342 344 345 418 426-428 430 431 535 546-548 551 - als Ausbeuter und Unterdrücker 89 245 246 341 546 547 Rückschluß (als Methode) - von Verwandtschaftssystemen auf frühere Familienformen 21-23 25 27 41 140 151 152 158 159 161 194 288-291 293 304 373-375 377 378 390 458 467 468 473 474 476 503 - von tierischen auf menschliche Gesellschaften 155 470 471 Rundale 79 80 234 333 419 536 Runenschrift 84 85 241 337 423 543 Rußland 80 174 175 240 334 420 487 488 542 Schiffbau, Schiffahrt 19 63 67 149 214 218 286 320 323 372 406 407 409 466 520 523 - Kriegsschiffe Athens 67 70 219 222 323 326 410 412 524 526 —» Boot (Einbaum);

Naukrarien

Sachregister Schottland 78 80 141 232 235 332 333 418 bis 420 458 535 537 - Aufstand von 1745 80 235 333 419 537

—*

Monaghan

Schrift

—* Buchstabenschrift;

Runenschrift

Schutzergebung (Kommendation) 93-95 250 251 344 345 430 431 550-552

—> Benefizien;

Patronat

Schweiz 71 109 222 266 357 413 442 564 Schwert, eisernes 17 85 100 147 241 257 284 337 350 370 423 435 463 543 556 Schwestersohn 43 61 82 141 196 212 237 305 318 335 391 404 421 518 539 558 —»

Mutterbruder

Senat

—» Ältestenrat

Seßhaftigkeit - Anfänge der Niederlassung in Dörfern 14 105 146 261 284 353 370 439 463 560 - Ansiedlung kommunistischer Gemeinschaften 164 478 - Seßhaftwerdung der Germanen 81 84 88 235 241 244 334 337 340 420 423 425 537 538 542 545

—*

Landnahme

Silber

-» Gold und

Silber

Skandinavien 91 120 238 241 248 343 396 428 540 542 549 Sklaven 31 67 69-72 77 83 86 92 95 99 101 104 105 107 108 170 218 221 222 231 238 242 249 252 256 258 261 262 264 265 296 323-327 331 336 338 344 346 349 350 352-356 382 409 411-413 417 422 424 429 432 434 436 438-442 484 523 525-527 534 540 544 549 552 555 557 560-563 - Kriegsgefangene als S. 31 60 62 99 171 211 213 256 296 317 319 349 382 403 406 434 484 517 519 555 - Schuldsklaven 65 68 216 219 321 322 324 408 410 522 524 - Verkauf von Kindern als S. 65 91 216 248 322 343 408 428 522 548 - in der patriarchalischen Familie 33 34 173 298 384 486 - stehen außerhalb der Gens 86 226 242 338 529 530 544

Sklaven - haben keinen Teil am Staat 189 499 - als Polizei in Athen 71 107 222 264 326 355 413 441 527 562 - Hirtensklaven in antiker Liebesdichtung 189 498 499

—> Haussklaven

Sklavenarbeit - als Grundform der gesellschaftlichen Produktion 90 91 101 104 112 247 257 261 268 342 350 353 359 428 436 439 444 547 548 557 560 565 566 - in Handwerk und Kunsthandwerk 69 72 101 220 222 257 325 327 350 411 413 436 525 527 557 - auf Latifundien 89 90 94 101 246 251 257 341 342 345 350 427 430 436 547 551 557 - neben Lohnarbeit 180 492 - und freie Arbeit 72 90 91 102 223 247 259 327 342 351 413 427 428 437 527 457 548 558 Sklavenhalter - und Sklaven 108 265 356 442 563

—» Freie

Sklavenhandel - in Mittelalter und Neuzeit 90 247 342 427 428 548 Sklaverei 60 62 184 211 213 317 319 403 406 495 517 519 - Entstehung und ökonomische Grundlagen 31 34 99 101 170 171 173 256 257 296 298 349 350 382 384 434 436 484 486 555 557 - als antike Form der Ausbeutung 111 112 268 359 444 566 - und Leibeigenschaft 96 252 346 432 552 - und Monogamie 35 36 177-179 299 300 385 386 489-491 - und Polygamie 34 121 122 176 298 384 488 - und Gentilverfassung 67 102 218 258 323 351 409 437 523 557 - und Zivilisation 65 111 112 216 268 322 359 408 444 522 566 - bei den Germanen 83 238 336 422 540 - als Ursache für den Niedergang Athens 72 223 327 413 527 - Absterben der S. im spätrömischen

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Sachregister Reich 90 94 247 251 342 345 427 430 431 547 548 551 Sklavinnen - im homerischen und klassischen Griechenland 35 177 299 385 489 - Kommando von Männern über S. 187 497 - Kauf von Haremssklavinnen 34 176 299 384 488 - Frau als Haussklavin des Mannes 186 497 Sondereigentum 170 255 484 —> Privateigentum, -reichtum Spanien 90 247 342 428 548 —> Aragonien; Balearen; Kastilien Sparta 177 178 489 490 - Spartaner und Germanen 182 493 Spinnrad 110 266 357 443 564 Sprache - Ausbildung artikulierter S. 13 145 283 369 462 - Stammesdialekte der Indianer 47 50 51 200 203 204 309 311 312 394 397 398 508 bis 511 - indoeuropäische Sprachen 18 148 285 371 464 - griechische Dialekte 59 210 317 403 517 - griechische Gemeinsprache (Koiné) 59 210 317 403 517 - Latein als Amtssprache 92 249 344 429 549 - Vulgärlatein 88 92 245 249 340 343 344 426 429 546 549 - germanische Stammessprachen 81 83 236 239 334 336 420 422 538 540 - Althochdeutsch 236 538 - Altnordisch 236 237 538 539 - Katalanisch 169 482 - Provenzalisch 39 121 183 189 302 388 494 499 - Etymologisches 42 75 195 229 236 304 305 329 330 390 416 504 532 538 Staat 12 131 282 368 452 - Gesellschaften ohne S. 41 51 52 109 195 204 266 304 312 357 390 398 399 443 504 511 564 - als Produkt der Gesellschaft auf bestimmter Entwicklungsstufe 106 109 110 263 266 355 357 440 442 443 561 564 - als Organisation der besitzenden Klasse

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zum Schutz gegen die nichtbesitzende 109 112 265 269 356 359 442 445 563 566 als Zusammenfassung der zivilisierten Gesellschaft 112 269 359 444 445 566 als S. der ökonomisch herrschenden Klasse 108 112 265 269 356 359 441 442 445 563 566 als scheinbar über der Gesellschaft stehende Macht 107 263 355 440 561 als scheinbarer Vermittler zwischen kämpfenden Klassen 108 265 356 442 563 drei Hauptformen der Staatsentstehung 106 262 263 354 440 561 entspringt aus Klassengegensätzen 106 bis 110 262-266 355-357 440-443 561 bis 564 entspringt aus Eroberung 106 263 354 440 561 antiker und moderner S. 70 221 325 412 526 antiker S. als Organ der Sklavenhalter zur Niederhaltung der Sklaven 108 265 356 442 563 antiker S. als Lebenssphäre des freien Bürgers 189 499 Feudalstaat 95 106 108 109 252 263 265 346 354-357 431 440 442 552 561 563 Feudalstaat als Organ des Adels zur Niederhaltung der leibeigenen und hörigen Bauern 108 265 356 442 563 moderner Repräsentativstaat als Werkzeug zur Ausbeutung der Lohnarbeit durch das Kapital 108 265 356 442 563 nach Ortsverbänden gegliedert 12 68 70 77 91 92 107 131 219 221 231 248 263 264 282 323 325 331 343 355 368 410 412 417 428 429 440 441 452 524 526 534 549 562 bedarf öffentlicher Gewalt 51 63 67 71 77 107 204 214 219 222 231 264 311 320 323 326 331 355 398 406 409 410 412 413 417 441 511 520 524 526 527 534 562 sichert erobertes Gebiet 92 249 343 429 549 anerkennt Klassenspaltung 63 64 214 bis 216 319 321 406 407 520 521 heiligt Privateigentum 62 63 214 319 406 520 ignoriert und zerreißt Gentes 59 64 77

Sachregister 210 215 216 231 316 321 331 403 407 417 517 521 534 - Gegensätze in Familie, Gesellschaft und S. 34 173 298 384 486 - Aufhebung der Klassen und des S. 110 266 357 443 564 - und Familie 57 208 315 402 515 - und Gentilgesellschaft 64 67-69 77 87 106 216 218-220 231 243 262 263 321 323-325 331 339 354 407 409-411 417 425 440 521 524 525 534 545 561 562 - und Vermögensklassen 69 77 108 109 220 231 265 324 325 331 356 411 417 441 442 525 534 563 - athenischer 71 72 106 222 223 262 263 326 327 354 412 413 440 526 527 561 - römischer 77 78 106 231 263 331 354 417 440 534 561 - spätrömischer 88-91 106 245-248 263 340-343 354 426-428 440 546-548 561 - fränkischer 86 92-94 106 242 249-251 263 338 339 343-345 354 424 429-431 440 544 549-551 561 - Hegels Staatsauffassung 106 263 355 440 561 Staatsbeamte - als Organe der Gesellschaft über der Gesellschaft 108 264 265 356 441 562 563 - verglichen mit Organen der Gentilgesellschaft 108 264 265 356 441 562 563 —* Beamtenkorruption Staatsbehörden - und Gentilorgane 63 71 102 105 214 222 258 259 262 320 326 351 354 406 412 437 439 520 526 527 557 558 561 - als Instrumente der Ausbeutung 89 245 246 341 426 427 546 Staatsform - demokratische Republik als höchste S. 109 265 357 442 563 —*Aristokratie; Demokratie; Monarchie, absolute; Repräsentativstaat, moderner; Republik; Tyrannis Staatsland, römisches 74 76-78 225 230 bis 232 328 330 331 415-417 529 533 bis 535 Staatsschulden 108 109 264 266 356 357 441 442 562 563

Stadt - befestigte S. als Zentralsitz des Stammes 100-102 257 258 350 351 435 436 556 557 - im homerischen Griechenland 19 59 63 149 211 214 286 317 320 372 403 406 466 517 520 - städtische Märkte im römischen Reich 89 246 341 427 547 - Verfall der S. im spätrömischen Reich 89 90 94 246 251 341 345 427 430 547 551 - ursprüngliche Verfassung der mittelalterlichen S. 51 120 204 312 396 398 511 - selbstregierende amerikanische Stadtgemeinde 70 221 325 412 526 - und Land 67 94 102 103 105 112 218 251 259 262 265 323 345 351 352 354 359 410 430 437 439 445 524 551 558 560 563 Stamm - als Grenze für die Gentilorganisation 52 53 206 313 400-513 - bei Irokesen und anderen Indianern 47-49 97 200-202 253 308-310 347 394 bis 397 432 433 508-510 553 - bei den Griechen 53 54 59 60 63 64 207 208 210 211 215 314 316 317 320 400 403 404 406 407 514-517 520 521 - die vier attischen Stämme 59 63 210 214 316 320 403 406 516 520 - in der solonischen Verfassung 68 69 220 324 411 524 - Ortsstämme des Kleisthenes 70 222 325 412 526 - in Rom 72 74 75 223-225 229 327 329 413-415 528 529 532 - germanische Stämme 87 88 243 244 339 340 424-426 544 545 Stammesbund - bei Irokesen und anderen Indianern 49 50 52 53 87 97 202-204 206 244 253 310-313 339 347 397 398 400 425 432 510 511 513 545 553 - bei den Griechen 53 207 314 400 514 - bei den Germanen 86-88 242 243 338 339 424-426 543 544 - Fortentwicklung zu Völkerschaften 59 bis 62 64 87 101 210-213 215 243 258 317 bis 319 339 351 403-405 407 424 425 436 517-519 521 544 557

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Sachregister Stammeseigentum 98 99 255 256 348 349 433 434 554 555 - erscheint als Fessel 104 260 353 438 559 Steinzeit - Altsteinzeit (Paläolithikum) 14 146 284 370 462 463 - Jungsteinzeit (Neolithikum) 14 98 146 254 284 348 370 434 463 553 554 Steuern 76 89 108 230 245 264 330 341 356 416 426 441 533 546 562 Stimmrecht, allgemeines - als Herrschaftsinstrument der besitzenden Klasse 109 266 357 442 564 - als Gradmesser der Reife der Arbeiterklasse 109 266 357 443 564 —*Frauenstimmrecht Sumpfzeugung 25 160 169 291 377 474 482 Systeme - politische, juristische, religiöse und philosophische 22 152 288 374 468 —> Gesellschaftssystem

Tier - Tierfamilie und menschliche Urgesellschaft 121 122 155 156 167 470 471 481 - und Urmensch 13 145 167 283 369 462 481 —» Menschenaffen Tlascalä 46 200 308 394 508 Töpferei 14-17 146 147 284 370 463 - Töpferscheibe 19 149 286 372 465 Traditionen - kommunistische T. der Gentilordnung 62 214 234 319 406 520 536 —» Denkweise; Volksbewußtsein Transportwesen 109 266 357 442 563 —> Boot (Einbaum); Schiffbau; Schiffahrt; Wagen und Streitwagen Triebkräfte, gesellschaftliche 30 170 295 381 483 Troja 61 212 318 405 518 Tyrannis 72 86 223 242 327 338 413 424 527 544

Tagelieder —»Albas (Tagelieder) Tanz 48 201 309 395 509 - Kriegstanz 48 201 202 310 396 509 Tauschwert 171 484 -» Wert Testament - als Merkmal der Zivilisation 112 269 359 445 566 - in Athen 57 58 112 209 269 315 359 402 445 515 566 - in Rom 34 112 173 226-228 269 298 359 384 445 486 530 531 566 - im mittelalterlichen Deutschland 112 269 359 445 566 - im modernen Europa 185 496 Teutoburger Wald 73 224 328 414 528 Textilindustrie - germanische 85 88 241 244 337 340 423 426 543 546 —* Kleidung; Spinnrad; Weberei Theorie - und Praxis 189 192 499 502 Tibet 34 176 299 384 488 Tier - Paarungsverhalten 153-156 469-471 - Tierfamilie und Horde 154 155 469-471

Überbau 104 261 353 439 560 —» Systeme Umwälzung, soziale - Sturz der Gentilordnung 12 66 104-110 131 217 261-267 282 322 353-357 368 409 439-443 452 523 559-564 - Sturz des Kapitalismus 187 498 —»Revolutionen, politische Unfreie - in der patriarchalischen Familie 33 173 298 383 486 - in Hausgenossenschaften 174 175 487 488 —> Heloten; Leibeigenschaft; Sklaven; Sklavinnen Unterdrückung, ökonomische - der Frau 186 193 497 502 - des Proletariats 186 497 - und juristische Gleichberechtigung 121 185 186 495-497 —> Ausbeutung; Frau (gesellschaftliche Stellung); Klassen; Klassenunterdrükkung; Knechtschaft Untreue, eheliche 163 193 477 502 - bleibt Recht der Männer 27 35 165 176 177 187 293 299 379 385 479 489 497 —> Ehebruch

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Sachregister Urgeschichte 12 22 28 131 152 165 282 289 293 368 374 375 379 452 468 479 - mutterrechtlich organisierte Gens als Angelpunkt der U. 142 459 Urkommunismus - Untergrabung des alten Kommunismus 169 482

144 201 202 309 310 394 397 460 461 509 510 - Beamtenkorruption 109 266 357 442 563 564 - öffentliche Gewalt 107 264 355 441 562 - poor whites 90 247 342 427 548 New

York (Staat);

Alaska

Verfassung Haushaltungen, kommunistische - und Gesellschaft 87 243 339 425 545 Urzeit - und Privatbesitz 69 77 109 220 231 265 - Geselischaftsverfassung der U. 12 41 42 324 331 356 411 417 442 525 534 563 51 131 195 204 205 281 282 304 312 367 - öffentliche V. der Irokesen 51 204 312 368 390 398 399 452 504 511 512 398 399 511 - der Heroenzeit in Griechenland 62 63 76 - Geschlechtsbeziehungen in der U. 23 87 213 214 230 243 319 320 330 339 405 135 155-157 289 290 375 453 454 406 416 424 425 513 514 533 544 470-472 - des Theseus 64 215 216 320 321 407 521 - Indianer als Schlüssel zur europäischen U. 12 38 131 182 282 301 368 387 452 493 - des Solon 68 69 219 220 323 324 410 411 524 525 - des Kleisthenes 70 71 221 222 325 326 Väterliche Gewalt 412 526 —» Recht über Leben und Tod (väterliche - älteste V. Roms 76 87 230 243 330 339 Gewalt) 416 424 425 533 544 Vaterrecht - des Servius Tullius 77 231 330 331 417 - Kampf zwischen Mutterrecht und V. 136 534 137 454 - der Germanen im 1. Jh. 85-87 242 243 - Übergang zum V. 32 33 38 45 54 74 82 85 338 339 423-425 543 544 100 102 171-173 182 190 198 207 225 238 Geselischaftsverfassung 242 257 258 297 301 307 314 329 335 338 —» 350 351 382 383 387 393 401 415 421 423 Vermögen - und politische Rechte 69 77 109 220 231 435 437 484-486 493 500 506 514 529 540 265 324 331 356 411 417 442 525 534 563 543 556 557 - Kindesverkauf als Frucht des V. 65 216 —» Erbgebrauch, gentiler; Erbrecht 322 408 522 Vertrag - bei Indianern 45 198 307 393 507 - „freier" V. und ökonomische Lage 185 - bei den Griechen 54 62 65 207 213 216 186 496 314 319 322 401 406 408 514 519 522 - historisches Recht und „freier" V. 191 - bei den Römern 73 74 224 225 327 329 500 414 415 528 529 —* Arbeitsvertrag; Ehevertrag Verwandtschaftssysteme - bei den Germanen 38 82 85 182 238 242 301 335 338 387 421 423 493 540 543 - und Familienformen 20-23 25 41 121 140 150-152 158-161 194 287-292 304 - bei den Schotten 80 235 334 420 537 —> Patriarchat (patriarchalische Familie) 373-377 390 458 466-468 473-476 503 Vaterschaft, beglaubigte 32 37 82 171 181 Vieh 102 259 351 437 558 238 296 301 335 336 382 386 421 484 492 - Eigentum an V. 30-32 84 170-172 241 540 296 297 337 381 382 423 483-485 543 - als Zweck der Monogamie 35 36 176 179 - als Eigentum des Mannes 99 256 349 434 299 300 384 385 488 491 435 555 Verdun 90 247 342 428 548 - als Maß des Reichtums 84 241 337 423 543 Vereinigte Staaten von Amerika 47 49 143 —» Gemeinschaften,

kommunistische;

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Sachregister Vieh - als allgemeine Ware 98 255 348 434 554 - erhält Geldfunktion 98 255 348 434 554 Viehzucht 18 31 99 148 171 255 285 296 349 371 372 381 434 464 484 554 - als Kulturfortschritt 3 20 98 150 254 287 348 373 433 466 554 - als Tätigkeitsgebiet des Mannes 99 256 349 434 555 - und Ackerbau 3 17 18 20 147 148 150 285-287 370-373 464-466 - auf römischen Latifundien 89 90 246 341 427 547 —» Domestikation; Herden (von Nutzvieh) Villenwirtschaft 89 94 246 251 341 345 427 430 547 551 Völkerwanderung (4.-7. Jh.) 38 39 81 86 88 96 182 235 243-245 253 302 334 339 340 346 387 420 424 426 432 493 537 544-546 552 Volksbewußtsein - Fortleben der Gens im V. 78 232 332 418 535 —> Denkweise; Traditionen Volksrechte des 5.-8. Jh. 81 235 236 334 335 420 538 Volksversammlung 101 258 351 436 557 - Versammlung der Gens bei den Irokesen 45 85 198 242 307 338 392 423 506 543 - bei den Griechen (Agora) 60 62 63 71 87 211 213 214 222 243 317-319 326 339 404-406 412 425 517-520 526 544 - als entscheidende Instanz in Athen 69 71 220 222 324 326 411 412 525 526 - Kuriatkomitien in Rom 75 76 87 229 230 243 329 330 339 416 425 532 533 544 - Zenturiatkomitien in Rom 77 231 331 417 534 - bei den Germanen 60 85 87 211 242 243 317 338 339 404 423 425 517 543 544 - im Frankenreich 93 249 344 429 550 - in Wales 79 233 332 419 536 Waffen 31 97 170 254 296 347 381 433 483 553 - Keule und Speer 14 146 284 370 463 - Pfeil und Bogen 14-17 146 147 284 370 463 - Lanze und Wurfspeer 52 205 313 399 513

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Waffen - steinerne 18 98 100 148 254 257 285 348 350 371 433 435 464 554 556 - bronzene 99 255 349 434 555 - eiserne 17 85 147 241 284 337 370 423 463 543 - Feuerwaffen 17 52 147 205 284 313 370 399 463 513 - Rüstungsstücke in Schleswigschen Moorfunden 85 88 241 244 337 340 423 425 426 543 545 —»Axt; Jagd; Krieg; Schiffbau, Schiffahrt; Schwert, eisernes; Wagen und Streitwagen Wagen und Streitwagen 19 149 286 372 465 466 Wählämter - in Athen 69 220 324 411 525 - in Rom 74-76 225 229 230 329 330 415 416 529 532 533 —» Centilfunktionäre Wahlrecht —* Frauenstimmrecht; Stimmrecht, allgemeines Wahlzensus 109 265 356 442 563 Wales 78 79 232 233 332 333 418 419 535 536 Waren 99 256 349 435 555 - Handel mit W. 63 214 320 406 520 - Vieh als allgemeine Ware 98 255 348 434 554 - Geld als allgemeine Ware 66 103 218 260 322 352 409 438 523 559 - Verwandlung der Produkte in W. 66 217 322 409 523 - Verwandlung des Bodens in eine Ware 104 261 353 438 559 - Verwandlung des Menschen in eine Ware 111 268 359 444 565 - Verwandlung aller Dinge in W. 191 500 Warenproduktion - und Arbeitsteilung 101 102 110 257 259 267 350-352 357 436 437 443 557 558 564 565 - und Grundeigentum 66 217 322 409 523 - und Handel 63 101 214 257 320 350 406 436 520 557 - Zufall und Gesetzmäßigkeit in der W. 111 267 268 358 444 565

Sachregister Warenproduktion - Entwicklungsstufen der W. 111 112 268 358 359 444 566 - kapitalistische W. 187 497 - und Zivilisation 102 110-112 143 259 267-269 351 357-359 437 443 444 460 558 564-566 Weberei 14 31 97 98 100 146 171 254 257 284 296 347 348 350 370 382 433 436 463 484 553 554 556 - Webstuhl 99 255 348 434 555 —* Kleidung; Textilindustrie Wein —* Öl- und Weinbereitung Welthandel 191 500 Wergeld -» Blutrache; Bußgaben (Wergeld) Werkzeuge 11 31 97 131 170 254 281 296 347 367 382 433 451 483 553 - steinerne 14 18 98-100 146 148 254-257 284 285 348-350 370 371 433-435 463 464 554-556 - bronzene 99 255 349 434 555 - eiserne 19 100 135 149 257 286 350 372 435 453 465 556 —»Axt; Pflug, eiserner W e n 31 296 382 - der Arbeitskraft 101 257 350 436 557 —* Tauschwert Widerspruch - Widersprüche in der zivilisierten Gesellschaft 36 37 53 113 180 181 206 269 270 300 301 313 360 386 400 445 491 492 513 567 - fortdauernder W. in der Entwicklung der Zivilisation 113 269 360 445 567 - unlösbarer W . der Gesellschaft mit sich selbst 106 263 355 440 561 - Widersprüche in der Einzelehe 36 37 39 179-181 183 300-302 385 386 388 491 492 494 - zwischen Familienformen und Verwandtschaftssystemen 20-22 150-152 287 bis 289 373-375 466-468 —» Antagonismus; Gegensatz Wikingerzeit 237 238 540 Wildheit (als Kulturstufe) 13-17 145-147 283 284 369 370 462 463

Wildheit (als Kulturstufe) - gekennzeichnet durch extraktive Industrie 3 - gekennzeichnet durch Aneignung fertiger Naturprodukte 20 150 287 373 466 - gekennzeichnet durch Gruppenehe 30 169 187 295 381 483 497 Willensfreiheit 191 501 Wissenschaft - und Kunst 113 269 360 445 566 Wohnstätten 11 67 84 131 218 241 281 323 337 367 409 423 451 523 542 —> Architektur; Hausbau Wucher 103-105 112 260-262 268 352-354 359 438 439 444 559 560 566 - im vorsolonischen Athen 65-67 103 104 216-218 260 321-323 352 353 408 409 438 521-523 559 - in Rom «9 103 104 246 260 341 352 353 427 438 546 559 Zadruga 174 486 Zinn 99 255 349 434 555 Zivilisation (als Kulturstufe) - ö k o n o m i s c h e Merkmale 3 20 102-114 150 258-271 287 351-361 373 437-446 466 557-568 - beruht auf Ausbeutung einer Klasse durch eine andere 113 269 360 445 567 - drei Epochen der Z. und drei Formen der Knechtschaft 112 268 359 444 566 - Vergleich von Barbarei und Z. 11 19 20 96-114 130 149 150 253-271 281 287 347-361 367 372 373 432-446 451 466 553-568 - Widersprüche in der zivilisierten Gesellschaft 36 37 53 113 180 181 206 269 270 300 301 313 360 386 400 445 491 492 513 567 - und Klassengesellschaft 37 53 181 206 301 313 386 400 493 513 - und Sklaverei 65 111 112 216 268 321 322 359 408 444 522 565 566 - und Arbeitsteilung 102 103 110 112 259 260 267 269 351 352 357 359 437 443 444 558 559 564-566 - und Austausch 110 267 357 443 564 - und „selbsterarbeitetes Eigentum" 97 254 348 433 554

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Sachregister Zivilisation - und Warenproduktion 102 110-112 143 259 267-269 351 357-359 437 443 444 460 558 564-566 - gekennzeichnet durch Monogamie 30 35 112 169 170 176 186 187 268 269 295 299 359 381 384 444 483 488 497 566 - Todesstrafe als zivilisierte Form der Blutrache 51 52 205 311 399 512 - Untergang und Geburt einer Z. 95 96 251-253 345 346 431 432 551 552 - Fouriers Kritik der Z. 113 270 360 446 567 - Morgans Urteil über die Z. 113 114 143 270 271 360 361 446 460 567 568

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Zuchtwahl, natürliche 24 27 28 158 165 290 293 376 379 473 479 - und gesellschaftliche Triebkräfte 30 170 295 381 483 Zufall - und Gesetze, Gesetzmäßigkeit, Notwendigkeit 111 267 268 358 444 565 Zunftwesen 190 192 500 501 Zwang - ökonomischer 104 260 352 438 559 - öffentliche Meinung als einziges Zwangsmittel 105 262 354 439 560 Zwölftafelgesetz 73 224 327 414 528