Germanische Heldensage. I. Band. I. Buch. Deutsche Heldensage [1, 2. Auflage] 3110001632, 9783110001631

Zweite, durch einen Anhang erweiterte, sonst unveränderte Auflage. Bibliographie zur deutschen Heldensage 1928-1960 von

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Germanische Heldensage. I. Band. I. Buch. Deutsche Heldensage [1, 2. Auflage]
 3110001632, 9783110001631

Table of contents :
Einleitung: Ursprung und Wesen der Heldensage 1
1. Der Begriff Heldensage 1
2. Das Ursprungsproblem (die Bausteine der Heldensage) 13
3. Das Einkleidungs- und Ausbreitungsproblem (die Formen der Heldensage) 31
4. Quellen und Aufgaben der Heldensagenforschung 42
I. Buch. Deutsche Heldensage.
Erster (analytischer) Teil 57
A. Literaturgeschichte der deutschen Heldensage 57
B. Die einzelnen Sagenkreise 73
Nibelungensagen 73
1. Die deutsche Nibelungensage 75
Das Nibelungenlied und seine Verwandten S. 75. — Jungsigfrid nach deutschen Quellen S. 115.
2. Die nordische Nibelungensage 124
Die eddischen Gedichte und ihre Prosaauflösungen S. 125. — Nordische Quellen zweiten Grades S. 150.
3. Die Bestandteile der Nibelungensage und ihre Zusammensetzung 157
Sigmund und Sinfjötli S. 157. — Sigfrids Jugend S. 164. — Sigfrids Tod S. 174. — Burgundenuntergang S. 190. — Verschmelzungsprobleme S. 203.
Gotensagen 211
1. Die historische Dietrichsage 214
Dietrichs Flucht, Rabenschlacht, Heimkehr S. 214. — Dietrich im Dienste Attilas S. 232. — Ermanrich der Verwandtenfeind S. 238.
2. Märchenhafte Dietrichfabeln 255
Riesen S. 255. — Zwerge S. 267. — Die Mischfabel S. 269. — Dietrich und der Teufel S. 278
3. Sproßfabeln zur Dietrichsage 282
Die Ahnen S. 282. — Der Zwölfkampf. Anhang: Die zwölf Dietrichshelden. Schwerter und Rosse S. 286. — Die Dietrichmannen: Hildebrand S. 315. — Heime S. 322. — Albhart, Dietleib, Herbort S. 324. — Wildifer S. 329.
Die kleineren Sagenkreise 331
1. Walther 331
2. Ortnid und Wolfdietrich 344
3. Hilde-Kudrun 361
Zweiter (synthetischer) Teil. Versuch einer Entwicklungsgeschichte 378
A. Die einzelnen Sagenkreise 378
Ermanarich S. 378. — Hilde S. 381. — Nibelungen S. 384. — Dietrich von Bern S. 397. — Walther S. 414. — Wolfdietrich S. 416.
B. Literaturgeschichte der deutschen Heldensage 421
Altgermanische Blütezeit S. 422. — Hochmittelalterliche Blütezeit S. 430.
Einleitung zu einer Darstellung der Heldensage 445
Bibliographie zur deutschen Heldensage 1928—1960 von Roswitha Wisniewski 458
Alphabetisches Verzeichnis der Namen der Verfasser, Herausgeber und Rezensenten 542
Verzeichnis der Abkürzungen und abgekürzt zitierten Titel 552
Nachwort von Roswitha Wisniewski 556

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GRUNDRISS DER GERMANISCHEN PHILOLOGIE UNTER M I T W I R K U N G ZAHLREICHER FACHGELEHRTER BEGRÜNDET VON

H E R M A N N PAUL

HERAUSGEGEBEN VON

WERNER BETZ

10/1

BERLIN

W A L T E R D E G R U Y T E R & CO. VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG — J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG — GEORG REIMER — KARL J. TRÜBNER — VEIT & COMP.

1962

GERMANISCHE HELDENSAGE VON

HERMANN SCHNEIDER

I. BAND I. BUCH: D E U T S C H E H E L D E N S A G E

ZWEITE, DURCH E I N E N ANHANG ERWEITERTE SONST U N V E R Ä N D E R T E A U F L A G E

BERLIN

W A L T E R DE G R U Y T E R & CO. VORMALS G. J . GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG — J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG - GEORG REIMER - KARL J. TRUBNER - VEIT Sc COMP.

1962

ALLE RECHTE, BESONDERS DAS DER ÜBERSERSETZUNG, VORBEHALTEN

ARCHIV-NR. 4 3 0 5 82/10 PRINTED IN GERMANY PHOTOMECHANISCHER NACHDRUCK WALTER DE GRUYTER & CO., BERUN W 3 0 1962

DEM GEDÄCHTNIS

GUSTAV ROETHES

INHALTSVERZEICHNIS. Seite

E i n l e i t u n g : Ursprung und Wesen der Heldensage . 1. Der Begriff Heldensage 2. Das Ursprungsproblem (die Bausteine der Heldensage) . 3. Das Einkleidungs- und Ausbreitungsproblem (die Formen der Heldensage) 4. Quellen und Aufgaben der Heldensagenforschung . . . 1. B u c h . Erster

Deutsche

i i 13 31 42

Heldensage.

(analytischer) Teil

A . Literaturgeschichte der deutschen Heldensage B. Die einzelnen Sagenkreise

57 • .



57 73

Nibelungensagen 73 1. Die deutsche Nibelungensage 75 Das Nibelungenlied und seine Verwandten S. 75. — Jungsigfrid nach deutschen Quellen S. 115. 2. Die nordische Nibelungensage 124 Die eddischen Gedichte und ihre Prosaauflösungen S. 125. — Nordische Quellen zweiten Grades S. 150. 3. Die Bestandteile der Nibelungensage und ihre Zusammensetzung 157 Sigmund und Sinfjötli S. 157. — Sigfrids Jugend S. 164. — Sigfrids Tod S. 174. — Burgundenuntergang S. 190. — Verschmelzungsprobleme

S. 203.

Gotensagen 211 1. Die historische Dietrichsage 214 Dietrichs Flucht, Rabenschlacht, Heimkehr S. 214. — Dietrich im Dienste Attilas S. 232. — Ermanrich der Verwandtenfeind S. 238. 2. Märchenhafte Dietrichfabeln 255 Riesen S. 255. — Zwerge S. 267. — Die Mischfabel S. 269. — Dietrich und der Teufel S. 278.

Vili

Inhaltsverzeichnis. Seite

2S2 3. Sproßfabeln zur Dietrichsage Die Ahnen S. 282. — Der Zwölfkampf. Anhang: Die zwölf Dietrichshelden. Schwerter und Rosse S. 286. — Die Dietrichmannen: Hildebrand S. 315. — Heime S. 322. — Albhart, Dietleib, Herbort S. 324. — W i l d i f e r S. 329. D i e k 1 e i n e r en S a g e n k r e i s e 1. Walther 2. Ortnid und Wolfdietrich 3. Hilde-Kudrun Zweiter (synthetischer) Teil. Entwicklungsgeschichte

331 331 344 361 Versuch

einer 378

A. Die einzelnen Sagenkreise 378 Ermanarich S. 378. — Hilde S. 381. — Nibelungen S. 384. — Dietrich von Bern S. 397. — Walther S. 414. — Wolfdietrich S. 416. B. Literaturgeschichte der deutschen Heldensage . . . 4 2 1 AltgeTmanische Blütezeit S. 422. — Hochmittelalterliche Blütezeit S. 430.

Anhang Einleitung zu einer Darstellung der Heldensage 445 Bibliographie zur deutschen Heldensage 1928—1960 von Roswitha Wisniewski 458 Alphabetisches Verzeichnis der Namen der Verfasser, Herausgeber und Rezensenten 542 Verzeichnis der Abkürzungen und abgekürzt zitierten Titel 552 Nachwort von Roswitha Wisniewski 556

EINLEITUNG. URSPRUNG UND WESEN DER HELDENSAGE. i. D E R B E G R I F F H E L D E N S A G E . Eine nationale „Heldensage" begegnet bei Indern, Iraniern, Griechen, Kelten, Germanen, Finnen, Russen; für das französische Mittelalter ist sie noch vor kurzem eifrig in Anspruch genommen worden, Spanier und Südslaven dürfen das gleiche Recht fordern, und von Zeit zu Zeit meldet sich immer wieder ein neuer exotischer Stamm. Was ist das Gemeinsame, das diese „Heldensagen" verbindet? Allenthalben kennen wir die Heldensage in der Gestalt epischer Dichtung. Die Formen sind verschieden: dem weitaus überwiegenden Heldengedicht steht etwa bei den Iren die feste Form der Prosadarstellung gegenüber. Das gesungene Heldenlied betrachtet man im allgemeinen als die gegebene Grundform der heroischen Dichtung, das Heldenepos als dessen Weiterentwicklung und Ausläufer. Historischer Hintergrund und Gegenstand der Heldensage sind nationale Kämpfe von einschneidender und denkwürdiger Bedeutung; Völkerschlachten, Staatengründungen, Staatenzerstörungen. In den Mittelpunkt treten einheimische Fürsten und Krieger, an deren reale Existenz man glaubt. Den heroischen Gegenständen und Hauptpersonen der Heldensage entspricht der Kreis, dem sie entwächst und für den sie bestimmt ist. Wo man ihren kulturellen Voraussetzungen nachgeforscht hat, da tun sich ihre Denkmäler als Adelspoesie kund; die Königshalle oder das Haus des Vornehmen ist Schauplatz, der ritterliche Krieger Zuhörer, Former und Verbreiter ein Mann, den man mit Ehrfurcht anhört und den Edelen gleichachtet. S c h n e i d e r , Deutsche Heldensage.

I

2

HELDENSAGE.

An diesen Voraussetzungen hing die B i l d u n g der Heldensage, aber ihr Dasein ging mit deren Verschwinden nicht zu Ende. Sie ist allerwärts zählebiger als ihr kulturelles Milieu. Nur sinkt sie mit der Zurückdrängung der kriegerischen Adelskultur sozial herab, kommt in die Pflege niederer Poetenkreise, wird in nicht immer günstigem Sinn umgebildet; in ihrer dichterischen Erscheinungsform wechseln erstarrte und willkürlich neugebildete Strecken. Mit der fortschreitenden Zeit wird die altnationale Tradition der Heldensage Gegenstand von Spott und Verdächtigung; namentlich geistliche Kreise befehden sie als unfromm und lügenhaft. Für die außergermanischen „Heldensagen" seien gleich ein für allemal die Werke genannt, aus denen sich die beste Auskunft erholen läßt (ihre meist ausführlichen Bibliographien können zu weiterer Einzelliteratur hinleiten): W i n t e r n i t z , Geschichte der indischen Literatur I, 1908, namentlich S. 259 f f . — N ö l d e k e , 2 Berlin-Leipzig Das iranische Nationalepos 1910. — R o b e r t , Die griechische Heldensage, 3 Bde. Berlin 1920. — W i l a m o w i t z , Die griechische Heldensage. I, I I B S B 1925 (die Zitate beziehen sich meist auf I). — T h u r n e y s e n , Die irische Heldenund Königssage Halle 1921. — K. K r o h n , Kalevala-Studien. /, 1924, F F C 53. — W o l l n e r , Untersuchungen über die Volksepik der Großrussen Leipzig 1879. — R e i n h o l d T r a u t m a n n , Das russische Heldenlied Euphorion 27, 462 f f . — S ö r e n s e n , Beitrag zur Geschichte der Entwicklung des serbischen Heldenlieds. Archiv f. sl. Phil. 14 ff., namentlich 556 f f . — M u r k o , Geschichte der älteren südslawischen Literatur Leipzig 1908, S. 200 bis 206, und Z V V k . 19, 13 f f . — V o r e t z s c h , Die französische Heldensage Tübingen 1894. — D e r s., Epische Studien I Halle 1900. — M e n i n d e z P i d a l , La Leyenda de los Infantes de Lara Madrid 1896. — S. a. die Bibliographie in Drerups Homerischer Poetik I Würzburg 1921, S. 29 f f . Historisch nicht mehr greifbare Verwickelungen und Kämpfe liegen zugrunde bei der indischen ( W i n t e r n i t z S. 264 und 390), iranischen ( N ö l d e k e S. 1), irischen, finnischen ( K r o h n S. 131) Heldensage. Auch im Russischen sind sie verwischt ( W o l l n e r S. 31, doch T r a u t m a n n S. 472) im Serbischen am besten kenntlich und am neuzeitlichsten (Murko S. 200). Die Ansichten über das historische Element in der griechischen Heldensage mustern F i n s l e r , Homer s I. S. 28 ff., und Drerup S. 265 f. ( W i l a m o w i t z definiert: „Heldensage ist die Erinnerung an geschichtliche Taten und geschichtliche Personen".) Wer eine französische Heldensage anerkennt (B € d i e r leugnet sie), muß ihre

DEUTSCHE

3

HELDENSAGE.

historische Grundlage in den Sarazenen- und Normannenkämpfen des 8.—10 Jahrhunderts sehen; Gegenstand der spanischen Heldensage wäre auch der nationale Sarazenenkampf. — Adelspoesie: W i n t e r n i t z S. 262. Schachnameh ein „Herrenbuch": N ö 1 d e k e S. 14. — B e t h e , Homer I, S. 5. — K r o h n S. 132: „Großbäuerliche z. T. geadelte Heldengeschlechter als Publikum". — W e c h s l e r , ZfrPh., 25, 464. — Feste und unfeste Teile: N ö l d e k e S. 5, F i n s l e r S. 60, D r e r u p S. 64, K r o h n S. 65, 135, W o l l n e r S. 9, M u r k o Z V V k 19, 23. — Feindschaft der Geistlichkeit: T h u r n e y s e n S. 12, W o l l n e r S. 45.

Für die Germanen ist das Heldenalter der Stammeskonflikte und Staatengründungen die Völkerwanderungszeit. Sie bildeten zu deren Beginne kulturell noch eine Einheit, waren sprachlich noch wenig differenziert und ihrer Zusammengehörigkeit noch bewußt. So ist ihre Heldensage nach Ursprung und Wesen gemeingermanisch. Der Ausdruck „Heldensage" ist jung und hat sich erst allmählich zu schärferer Abgrenzung entwickelt. Früher verstand man unter deutschen Heldensagen alle heroischen Gegenstände deutscher Vorzeitdichtung: den Artuskreis, den Tristankreis, den Karlskreis. Eine ganz eindeutige Abgrenzung ist auch in der Tat nicht möglich, und mancher Stoff in seiner Zugehörigkeit zur Heldensage umstritten, weil erstens die Ursprünge nicht überall feststehen, und zweitens jüngere Anwüchse von dem älteren Bestand nicht loszutrennen sind. So kann man nur sagen: wir schränken im allgemeinen den Ausdruck germanische Heldensage ein auf die Stoffe, die ihrem Ursprung nach der germanischen Wanderzeit entwachsen sind und ihre künstlerische Formung in altgermanischer Poesie erhalten haben. Die scheinbare nahe Verwandtschaft mit den „Heldensagen" anderer Völker hat das Vorurteil großgezogen, es walte überall die gleiche organische Gesetzmäßigkeit, und Beobachtungen anderswo seien ohne weiteres auf germanisches Gebiet übertragbar. Verkennung der individuellen Verschiedenheiten von Völkern, Zeiten, Kulturformen und mangelnde Klarheit der Begriffsbestimmung haben die Einsicht in Wesen und Werden der germanischen Heldensage getrübt. Die allgemeine Stoffabgrenzung und die längste erfolgte Einigung auf einige Gattungskennzeichen läßt noch genug grundverschiedene Auffassungen zu. Ein Jahrhundert germanischer Heldensagen1»

4

ZWEI

METHODEN.

f o r s c h u n g hat das immer wieder gezeigt. Und nur in e i n e m sind sich die verschiedenen Richtungen gleichgeblieben: sie haben an der Heldensage, ja an der Sage überhaupt, mehr das Verbindende als das Trennende, mehr das Internationale als das Germanische sehen wollen. Wir blicken zunächst zurück und scheiden zwei Perioden der Begriffsbildung und Methode auf dem Gebiete der Heldensage: die romantische und die folkloristische. Jede von ihnen kann uns viel lehren, keine uns völlig befriedigen. „Heldensage": zu v e r f o l g e n (s.

im

DWB

namentlich

JA.

30, 244)

Neuere

Abgrenzungsversuche

Hoops,

II,

Axel

ist

die

( I V , 2, 943 und V I I I , zeigen

Geschichte 1647). den

S y mo ns

älteren S.

des

Wortes

D i e B e l e g e aus

nicht Goethe

universalen

607—9,

Sinn.

H e u s 1 e r bei

488 f f .

Olrik

scheidet

(Danmarks H e l t e d i g t n i n g I I , E i n l . )

Ro-

mantiker und Realisten unter den Heldensagenforschern des 19. Jahrhunderts.

Ich

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Romantik

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Bedenken, zu

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sondern

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Folkloristen vielen

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ein

anderen

20.

Jahr-

hundert ihren Posten.

D e r r o m a n t i s c h e H e l d e n s a g e n b e g r i f f ist gegründet auf die Überzeugung, daß die Heldensage zu den urtümlichsten und eigensten Schöpfungen eines Volkes gehört, eine unmittelbare Äußerung der Volksseele, mit ihren primitivsten Allgemeinvorstellungen verknüpft. Ihre Äußerungsform ist die Volksdichtung, die buchstäblich dem ganzen Volke angehört, nicht nur als Besitz, sondern als Schöpfung. Die vage Schwärmerei des jungen Jakob Grimm, der es als undenkbar bezeichnete, daß ein Volksepos g e d i c h t e t werde, und des jungen Görres, der den Grundstoff aller Heldendichtung in menschlichem Gemeingut sah, das an die vorzeitliche Einheit aller Völker erinnere, klärte sich zwar bald durch das Eingreifen besonnenerer Köpfe, wie Wilhelm Grimm, Lachmann, Uhland. Für sie alle aber standen zwei echt romantische Grundsätze fest: 1. die Heldensage spiegelt die zwei wichtigsten Lebensinhalte des primitiven Volkes wieder: seine religiöse Weltauffassung und sein heroisches Erleben; dieses der geschichtliche Bestandteil der Heldensage, jenes der „mythische". 2. die Heldensage findet ihren poetischen Niederschlag in der Sphäre rein volksmäßiger Dichtung, das Walten des

DER

ROMANTISCHE

5

HELDENSAGENBEGRIFF.

künstlerischen Individuums und der erlernten Kunstübung bleibt ihr fern. Die Vorstellung von der Wichtigkeit des Götterglaubens oder Mythus für die Heldensage war aus indischen oder griechischen Verhältnissen erschlossen (die finnischen konnten sie später stützen) und wurde durch das spärliche Auftreten des Gottes Oöin in einzelnen nordischen Denkmälern befördert. Als Höchstleistung der V o l k s poesie pries man die Heldensage auf Grund der Vorstellung von dem großen Volksdichter Homer, den ja romantische Forschung der Persönlichkeit völlig beraubt hat, ihn selbst zur verkörperten Volksstimme, seine Werke zu einem Aggregat loser Einzelteile herabdrükkend. Diese Auffassung, von Lachmann auf die Spitze getrieben und mit Scharfsinn für die Nibelungen in Praxis umgesetzt, führte also das große Heldengedicht auf das Volkslied als Keimzelle oder Baustein zurück und stand insofern in Widerspruch zu der Theorie von Görres und Grimm, die das fabelhafte Volksepos, das „große, kolossale" Gedicht, an die Spitze aller Heldendichtung stellen. Ihnen schwebte sicher ein Gebilde von der Art des Mahabharata und, noch unhistorischer, des Schachnameh vor. Aber in der These der Individualitätslosigkeit des Dichters, der aktiven Beteiligung des ganzen Volkes fanden sich beide Theorien. Die Lachmannsche trug den Sieg davon, und selbst Forscher wie Uhland, deren Einsicht in die Daseinsbedingungen des Einzellieds lebendiger waren, hielten an dem Wesens- und Wertunterschied zwischen Helden- d. i. Volksdichtung und Kunstpoesie fest. Erst ganz neuerdings gibt die geänderte Terminologie, die „Heldenepos" statt Volksepos einsetzt, dem Schwinden dieser romantischen Lieblingsidee Ausdruck. Geschichte

der

Heldensagenforschung:

bis 612. —

Körner,

tik, L e i p z i g

1911. —

densage. schichte auf

ABA

Schneider,

1918,

9,

der deutschen

Andreas

Heusler.

Knapp

Nibelungenforschung namentlich

Uhland S.

Heldensagenforschung Diss. T ü b i n g e n

1923

die

Epos

und

Entstehung

Görres,

Der

Einsiedler,

1808

der

Geschichte altdeutschen

gehörnte

Sigfrid

und

( P f a f f s Neudruck, S.

die

S. 610 Roman-



Hel-

Haarer,

Ge-

von den Anfängen

bis

(ungedruckt).

Grimm,

1813, I V , 74. — Poesie.

Symons deutschen

und die deutsche

11—2.8

tige romantische Manifestationen: J a k o b Mythus,

der



Wich-

Gedanken

über

W. G r i m m ,

Über

1808, KL. Sehr., Nibelungen.

I, 92.

Zeitung

118 f f . ) . E i n e spät

— für

erschlos-

6

DER

FOLKLORISTISCHE

HELDENSAGENBEGRIFF.

sene Quelle: Briefwechsel der Brüder Grimm mit Lachmann. Hg. von Leitzmann. Berlin 1927. W. Grimm, HS S. 335 ff., Uhland, Schriften I, 24 ff. D e r f o l k l o r i s t i s c h e H e l d e n s a g e n b e g r i f f sucht die Volksgläubigkeit der Romantik wissenschaftlich zu vertiefen. Dabei gibt es zwei Methoden: der Völkerpsychologe sucht eine allgemeine seelenkundliche Erfahrungsdisziplin zu schaffen, der eigentliche Volkskundler vom Kleinsten und Individuellsten des einzelnen Stammes ausgehend langsam zu allgemeinen Sätzen emporzusteigen. Jene Richtung hat schnell an Wirkung verloren, diese steht in hoffnungsvoller Blüte, und es läßt sich ihr nur das Eine vorwerfen, d a ß sie mit der Herrschsucht junger, schnell zu Gewalt gelangter Machthaber auch Gebiete festhalten möchte, die ihr nicht zukommen. Die V ö l k e r p s y c h o l o g i e erlangte Ansehen und Einf l u ß weniger durch die Zeitschrift für Völkerpsychologie, die zu unseren Fragen einige recht verworrene Äußerungen ihres Herausgebers Steinthal enthält, als durch das in mehreren A u f l a g e n verbreitete Werk von Wundt. Sein Gebrechen ist, ganz allgemein gesprochen, d a ß es über Dinge philosophiert, die sich nur sorgfältigster Individualforschung erschließen können, und auf Grund unscharfer Analogieschlüsse scheinbare Erfahrungstatsachen formuliert, die in Wirklichkeit Apriorismen sind. Spätere A u f l a g e n haben auch gezeigt, d a ß Wundt sich durch die fortschreitende Einzelforschung nicht hat belehren lassen. Ein abstraktes Schema Märchen — Sage — Heldensage wird für die Entstehungsgeschichte zugrunde gelegt, und die literarische Erscheinungsform der Heldensage, das Epos, erscheint als notwendige und organische Gipfelleistung der „fließenden" Volkspoesie, wie bei den Romantikern im schroffen Gegensatz zum Kunstepos, dem Buchwerk aus der Hand des individuellen Künstlers. Primitive Heldengesänge, die der moderne Forschungsreisende bei den Kirgisen erlauscht hat, sollen maßgebend sein f ü r die B e g r i f f e , die man sich von der griechischen, der germanischen dichterischen Frühform der Heldensage zu machen hat. Hier liegt das Gemeinsame von völkerpsychologischem und volkskundlichem Verfahren: auch die Folkloristen suchen sich die aufschlußreiche vergleichende Methode nutzbar zu machen. Der unbestimmte B e g r i f f „ S a g e " und die Vorstellung

DER

FOLKLORISTISCHE

HELDENSAGENBEGRIFF.

7

einer Volksdichtung, die beide an den Denkmälern der Heldensage haften, verführen auch die reinen Empiriker gelegentlich zu vorschnellen Analogieschlüssen. Wir haben es, so sagt der Volkskundler, mit Sage zu tun, d. h. mit einer primitiven, unliterarischen Art von Volksdichtung, für die wir besondere Gesetze ermittelt haben. Die spezielle Erscheinungsform dieser Sagen, ihre Lebensweise und allmähliche Emporläuterung bis zum Epos wird die Erfahrung an modernen primitiven Völkern zur Klarheit erheben. Also auch hier sollen die Serben, die Kirgisen, ja die malayischen Atjeher uns lehren, in welchen Formen und Stilen die Goten von Ermanarich, die Griechen von Troja gesungen haben. Aus allen Nachrichten von dichterischer Stoffwahl, Eigenleistung, Textbehandlung, Kunstübung, Deklamationspraxis, Gedächtnisstärke von Rhapsoden oder Volkssängern, die sich erhalten haben, mögen sie nun um 500 v. Chr. in Hellas, um 1000 n. Chr. am weißen Meer, heute auf Sumatra sich hören lassen, kombiniert man ein Gesamtbild des „historischen" Lieddichters, unter dessen Händen sich die Erzählung des Tatsächlichen allmählich in Heldensage wandelt. Auch der beste Kenner des lebenden Volksliedes, John Meier, bekennt sich, wo er in die Vergangenheit der Heldendichtung blickt, zu diesem Pseudoempirismus, läßt das ganze „primitive" Volk an der improvisatorischen Gesangeskunst teilnehmen, die unkontrollierbare Willkür der Prosaerzählung allenthalben in der Heldensage wuchern und glaubt an eine langsame, „Sprünge", d. h. persönliche Kunstleistung ausschließende organische Entwicklung der Dinge. Und der Meister aller Heldensagenforschung, Axel Olrik, lehrt, die Heldensage stehe in all ihren literarischen Ausprägungen, selbst im norwegischen Unterhaltungsbuch des 13. Jahrhunderts und im höfischen Nibelungslied, als „Volksdichtung" im Banne besonderer Gesetze, die sie von der Kunstdichtung scheiden; wie ja Olrik auch seine Definition der „Sage" weit genug faßt, um der Heldensage mit Spielraum zu geben. Auch diese ist ihm, wie die Sage überhaupt, „die Darstellung einer für wirklich gehaltenen Begebenheit, die von Mund zu Mund geht", eine Schwester des Märchens also, nur, daß sie von bestimmten Personen handelt, menschlichen Gegenwartswesen, Ahnen der heutigen Geschlechter, und an das Kriegertum gebunden. Sie erscheint in den Hauptformen des Gedichts und

8

SAGE.

der Erzählung. Jede Sagenforschung — also auch die der Heldensage —, hat es mit Überlieferung zu tun, nicht mit Literatur. Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft 1860 ff., namentlich V, 1 und V I I , 1. — W u n d t , Völkerpsychologie Leipzig 1900 ( 3 1919), III. Band, vor allem 397 f f . und 434 f f . — J o h n M e i e r , Wesen und Werden des Volksepos Halle 1909, S. 6, 10, 14. — A x e l O l r i k , Epische Gesetze der Volksdichtung. ZfdA 51, 1 (veränderte Bearbeitung eines Aufsatzes aus Danske Studier, 1908, 69), Moltke Moe, Episke Grundlove, Zs. Edda II, 1. A x e l O l r i k , Nogle Grundsatninger for sagnforskning, herausgegeben von Ellekilde 1921. (§ 2. Ved sagn . . . forstas en med« delelse, der fremstiller noget som en sket begivenhed, og som gar fra mund til mund, uden at meddelerne kan kontrollere dens udspring eller dens tidligere hjemmelsmsend.) Die Erscheinungsformen der „Sage" unterscheidet § 5: De vigtigste arter af sagn er: kvad, saga og sagn — wobei unter „saga" „en fortselling af anselig lasngde og med mere sammensat handling" verstanden wird, unter „sagn" die kurze Volkssage (s. S. 35). Vgl. a. § 4, 7 und 185, sowie die zustimmende Anführung von H a r t l a n d s Wort: Sagnforskningen har at göre med overlevering, ikke med literatur. § 14. — D r e r u p , Horn. Poetik. S. 27 f f .

Zur K l ä r u n g d e r B e g r i f f s b i l d u n g ist nötig, daß man zunächst den romantischen, auch von den Volkskundlern nicht hinreichend scharf gefaßten Begriff der „Sage" kritisch prüft und seine Anwendbarkeit auf die sog. Heldensage untersucht. Dabei ergibt sich eine neue Auffassung des Verhältnisses von Sage und Dichtung; diese wiederum muß zu der Beantwortung der Frage anregen, wie weit sich auf die Heldendichtung die Wesensgesetze der Volkspoesie anwenden lassen. Von germanischem Zeugnismaterial allein darf man zuverlässige Antworten auf unsere Fragen erhoffen. Denn wir können einen Satz von Wilamowitz auf unsere Heldensage übertragen: Die Analogien anderer Völker zeigen uns zwar, was es alles geben k a n n , aber nicht, was es bei den Germanen gegeben h a t . Unsere Quellen für die germanische Heldensage, eine längst verklungene Kunst, kann unmöglich die mündliche Überlieferung sein, sondern wirklich nur die Literatur, d. h. die Angabe des schriftlichen Quellenwerkes, stelle es nun Stoffe der Heldensage dar oder berichte es über ihre Lebensform. Zu dem, was es daneben noch gegeben haben

SAGE.

9

könnte, ohne d a ß unsere Quellen seiner gedenken, wird man nur im äußersten Notfall Zuflucht nehmen. Es gilt die Klugheitsregel: keine unbekannten Größen zu postulieren, solange man mit bekannten irgend aushalten kann. Zunächst die S a g e . Mit Olrik lassen wir die V o l k s s a g e als reale Größe gelten, in ihren zwei Erscheinungsformen als Ortssage und als Anekdote, örtlich verhaftet, kann sie zäh die Jahrhunderte überdauern und mag sich, ebenfalls für lange Zeit, an ein geschichtliches Ereignis heften, das im ansprechenden oder eindrucksvollen Einzelzug weiterlebt. In beiden Fällen handelt es sich um ganz kurze Gebilde, die ohne feste Formulierung auf natürliche Weise von einer Generation zur anderen weitergegeben werden können. Dagegen ist eine entsprechende Art der Ausbildung und Fortpflanzung bei der H e l d e n s a g e bloßes Postulat, wenn auch das älteste und hartnäckigste auf unserem Gebiet. Der Sagenbegriff hat sich hier nur allzu oft als erwünschtes Hilfsmittel eingestellt, um literarhistorische Schwierigkeiten zu verwischen. Es war z. B. ein starker Rückschritt, als die altfranzösische Literaturgeschichte dem Begriff der Heldensage Eingang gewährte und das entstehungsgeschichtliche Problem der Heldenepik beiseite schob mit der bequemen Formel: Die Sage überbrückte die Jahrhunderte von Karls Taten bis zur Karlsdichtung. Die „Sage" ist in solchem Fall eine Notbrücke, ja eine Notlüge. Es handelt sich um die Feststellung, i n w e l c h e r G e s t a l t die Stoffe der sog. Heldensage gelebt haben, und da darf die Antwort nicht aprioristischen oder vergleichend folkloristischen Vorstellungen entnommen werden, sondern den literarischen Zeugnissen des bestimmten Volkes. Der Satz, den schon Symons an die Spitze seiner Heldensage stellte — er hat ihn freilich nicht völlig betätigt —, besteht zu Recht: die Heldensage gehört zur Literaturgeschichte, nicht zur Volkskunde. Die Literaturgeschichte aber hat es mit literarhistorischen Realitäten zu tun. John Meier und Olrik, so sahen wir, lassen die Sage in Lied und Prosaerzählung leben. Eine einfache Überlegung zeigt, daß die Erzählung ohne den zeitlichen oder örtlichen Anhalt der Volkssage und über den geringen Umfang der Anekdote hinauswachsend der wörtlichen Formung bedurft

10

HELDENLIED

UND

HELDENSAGE.

hätte. Die Vorstellung ist unannehmbar, daß zu gewissen Zeiten jeder im Volke die Geschichte Dietrichs von Bern, die Abenteuer Sigfrids nach einem bestimmten Inhaltsumriß, aber mit eigenen Worten ausführlich darstellen konnte, und d a ß in dieser festen und doch wieder unfesten Gestalt der Stoff eben als „Sage" die Jahrhunderte überdauert habe. Also bliebe nur die Annahme einer ausgebildeten Erzählkunst und eines Erzählerstandes. Andere Völker mögen ihn auf primitiver Stufe entwickelt haben. Für die Germanen fehlt jedes Zeugnis. Und es läßt sich feststellen: was auf dem Gebiet unserer Heldensage Lebenskraft besitzt, das ist niemals abstrakter Inhalt, sondern immer k o n k r e t e P r ä g u n g . Daß die Heldensage im L i e d lebte, ist ein allgemein anerkannter Satz. Wir fassen ihn bestimmter: die Heldensage lebte n u r im Lied; pointierter in der Umdrehung: außerhalb des Liedes gibt es keine „Heldensage", Heldensage wird erst im Lied und durch das Lied. Der erste, der ein Dietrichlied schuf, schuf die Dietrichsage. Dieser wichtige Satz stellt die Heldensagenforschung auf eine ganz neue Grundlage. Andreas Heusler hat ihn zuerst formuliert. Sinn und Tragweite werden uns noch beschäftigen. Heldensage und Heldendichtung sind damit gleichgesetzt. Das ist an sich nicht neu, schon Wilhelm Grimm und Uhland haben ausgesprochen, d a ß man es in der Heldensage zuvörderst mit Poesie zu tun habe, und Svend Grundtvig hat den Gedanken bis zur Einseitigkeit weiterentwickelt. Das Wesentliche ist aber nicht, d a ß der Dichtung das Ihre gegeben wird, sondern den Dichtern. D a s I n d i v i d u u m s c h a f f t d a s H e l d e n l i e d u n d d a m i t d i e H e l d e n s a g e . Wir werden sehen, d a ß es die Schöpfung nicht durchaus aus eignem vollzieht, sondern in der Tradition seines Stammes, im Banne seiner Zeit steht. Damit aber ein Ganzes, eine Fabel, ein des Weiterlebens Würdiges und Fähiges zustande komme, muß der Dichter gewirkt haben. Jegliche Heldensage germanischer Zunge verdankt der formenden Hand des persönlichen Künstlers ihr Dasein, ohne ihn wäre sie ein wesenloses Nichts, der Lebensfähigkeit bar. — Der Maler Kaulbach hat nach dem Geschmack und dem wissenschaftlichen Vorurteil seiner Zeit ein Bild der „Sage" gezeichnet. W i r verbannen diese phantastische Urmutter aus dem Bereiche gelehrter Heldensagen-

II

VOLKSDICHTUNG.

forschung und trachten an ihre Stelle eine Anzahl scharf profilierter Dichterköpfe zu setzen. Denn auch d i e s e Konsequenz gilt es zu ziehen: der „Volks•dichter" im Sinne des individualitätslosen Improvisators ist romantische Träumerei. Der germanische Sänger der Frühzeit ist uns aus den Quellen wohlbekannt. Er war kein erster bester aus der Masse. Auch die germanische Lieddichtung der Völkerwanderung war heroische Adelspoesie, durch Helden vor Helden gesungen und von Helden handelnd; von einer Sängergeneration zur anderen weitergegeben, niemals von der Tradition losgelöst oder als unindividueller Volksgesang verkommen. Daseinsformen und Entwicklungsgesetze der volksmäßigen Gattung, wie sie die Folkloristen der unliterarischen, volksläufigen Dichtung ablauschen, haben für diese stets bewußt geübte Kunstgattung keine Geltung. Die „epischen Gesetze der Volksdichtung" bedeuten für die germanischen Heldensagenpoeten aller Zeiten nicht mehr als für den mittelalterlichen Kunstdichter überhaupt (etwa den Artusdichter); der ist freilich in seinem Schaffen gewissen Gesetzmäßigkeiten und Formeln mehr unterworfen als der moderne. Die hier ausgesprochene Auffassung von der Heldensage soll uns befähigen, die großen Fragen, die sich an diese Werke der germanischen Vorzeit knüpfen, mit kühleren, kritischen, literarhistorisch geschulten Augen zu betrachten. Der kurze geschichtliche Rückblick wird gezeigt haben, daß es sich zu allen Zeilen um zwei Hauptprobleme gehandelt hat, und so fragen auch wir i. nach dem s t o f f l i c h e n U r s p r u n g s p r o b l e m , den B a u s t e i n e n der Heldensage, und 2. nach dem E i n k l e i d u n g s - und A u s b r e i t u n g s p r o b l e m , der d i c h t e r i s c h e n E r s c h e i n u n g s f o r m der Heldensage. Frühere Lösungsversuche werden, auch wo sie uns verfehlt scheinen, zur Schärfung der kritischen Einsicht immer willkommen sein. W i l a m o w i t z —

D r e r u p s

über

Einwand

die

griechische

Epik

BSB.

1910,

w e n i g s t e n s , w a s n ic h t g e w e s e n s e i n k ö n n e , h a t i n d e r Periode" vielfach

kein Gewicht hartnäckiges

F i n s l e r Phantasie",

(S. 3 3 ) und

er

ist

S.

a. a. O . , S . 42, d i e f r e m d e n A n a l o g i e n mehr.

Im

Festhalten die S a g e

scheidet

S.

altphilologischen an

dem

alten

402.

zeigten

„realistischen

Lager

zeigt

sich

Sagenbegriff.

Für

„keineswegs das Produkt dichterischer 59—60

ausdrücklich

zwischen

dich-

12

S A G E UND

DICHTUNG.

terisch geformter und ungeformter Sage. — W i l a m o w i t z , Heldensage S. 42: „Unter Sage verstehen wir doch etwas, das, wenn es nicht unmittelbar aus dem Volke stammt, so doch im Volke lebt, und von ihm ernsthaft genommen wird. Wohl wird der Erzähler oder Dichter von dem Seinen viel dazutun, aber das muß dann wieder im Volke lebendig werden." — O l r i k über die Volkssage: Grundscetninger § 5. E r verwischt die Grenze durch den Satz: „ E n ren folkeoverlevering af heltedigtning eksisterer dog. f. eks. i nordiske folkeviser og i ubunden form" § 186. Die Saga der Isländer ist keine Stütze für die Theorie von der mündlichen Sage d. h. Erzählung. Erstens ist sie bestimmt Sonderentwicklung, und zweitens betrifft sie von Haus aus heimische Stoffe, nicht altgermanische; diese werden vielmehr erst an der Schwelle der literarischen Zeit aus der Liedform in die gemeinhin übliche Prosa überführt. —• V o r e t z s c h , Epische Studien I, S. VI. „Heldensage ist in der Hauptsache die in der mündlichen Überlieferung sich vollziehende Umgestaltung der historischen Ereignisse und Personen, wobei die phantastischen unhistorischen Elemente bald größere, bald geringere Bedeutung haben." Die Frage: w e r gestaltet um, w e s s e n Phantasie durchdringt die Geschichte? — bleibt unbeantwortet, oder vielmehr die stillschweigende Antwort ist: das Volk — wodurch das Rätsel der jahrhundertelangen Erhaltung der Stoffe nicht gelöst, sondern erschwert wird. S. a. ebenda S. 4 und V o r e t z s c h , Alt franz. Lite* ratur 8 1924, S. 94 f f . — Gegen ihn schon S y m o n s , S. 608: „Die Heldensage ist durchaus ein Gegenstand der Literaturgeschichte, nicht ein Problem der Volkskunde." Schon er hat klar gesehen, es müsse „mit der Abstraktion gebrochen werden, als sei die Sage etwas vor und außerhalb der Dichtung Liegendes . . . Dichtung und Sage sind so wenig getrennt zu denken, wie Dichtung und Mythus, und wenn zwischen Heldensage und Heldendichtung ein theoretischer Unterschied gemacht werden soll, so kann es nur der sein, daß man durch die beiden Ausdrücke die mündliche Überlieferung der späteren Epik als Vorstufe und Quelle entgegenstellt." (S. 607 f.) S. a. M o g k , N. Jb. 1895, S. 68 f f . Knapp, aber im Kerne schon alle neue Erkenntnis enthaltend die Formulierung H e u s l e r s bei H o o p s , II, 494: ,,In und mit dem Liedinhalte wurden, wandelten sich und verbreiteten sich die heroischen Sagen. Ein Liedinhalt entsprach einer Sage." Sein Werk „Nibelungensage und Nibelungenlied" ( 2 1922) „schärft stillschweigend auf jedem Blatte ein": „was man herkömmlicher Weise Heldensage nennt, ist H e l d e n d i c h t u n g , von Dichtern geschaffen und weitergegeben und ausgebildet" (S. 311 ff.). Gegen das „gestaltlose Leben der Sage" auch N e c k e 1, Braunefestschrift, S. 87 f. — Heldensage ist Poesie: W. G r i m m , HS. S. 366 ff., 387. — U h l a n d , Schrif-

HELDENSAGE

UND

GESCHICHTE.

13

ten I, 134. — Sv. G r u n d t v i g , Udsigt over den nordiske oldtids heroiske digtning Kopenhagen 1867. E s ist natürlich Verkennung, wenn als das Wesentliche der Dichtungstheorie hervorgehoben wird, der Stoff der Heldensage sei E r f i n d u n g (wozu B e t h e , Mythus, Sage, Märchen S. 13, geneigt scheint). — Das Bild des germanischen Sängers wird am deutlichsten in der Darstellung H e u s l e r s („Dichtung" bei H 0 0 p s I, 455 ff. und 459 ff., und vor allem Die altgermanische Dichtung 1924, S. 145 und 149 ff).

2. DAS U R S P R U N G S P R O B L E M . (Die B a u s t e i n e der H e l d e n s a g e . ) Die kritische Arbeit an der Heldensage begann im 18. Jahrhundert damit, daß man ihr Verhältnis zur G e s c h i c h t e untersuchte. In den Denkmälern der Heldensage findet sich folgende seltsame Erscheinung: Historische Personen tauchen nach vielen Jahrhunderten wieder auf, obschon sie sonst, auch von den Historikern, völlig vergessen sind (Gibich, Giselher). Sie sind richtig (Dietrich = Theoderich in Italien) oder falsch (Chlodwig = Huga in Konstantinopel) lokalisiert, zeitlich richtig (Attila und König Gunther) oder falsch (Attila — Ermanerich — Theoderich) eingereiht, richtig (Dietrich = Theoderich) oder falsch (Etzel = Attila) charakterisiert. Erinnerungen an historische Handlungen sind verdreht oder verblaßt: Theoderich wird von Odoaker aus seinem Reich Italien vertrieben. Alle Heldensagendichtung neigt dazu, die großen Persönlichkeiten der nationalen Vorzeit als Zeitgenossen darzustellen. In den Heldensagendenkmälern des Hochmittelalters fällt besonders noch auf, daß auch Personen naher historischer Vergangenheit unter die des germanischen Altertums gemischt werden; so kommen Gestalten des 10. Jahrhunderts in das Nibelungenlied. Die Gleichsetzung der Heldenfiguren mit historischen Personen war die erste Aufgabe der Forschung; das 18. Jahrhundert hat darin mehr Spürsinn entwickelt als gerechtfertigt war, und schon Gottsched fand ein geschichtliches Modell für Sigfrid. Die Romantik brachte zunächst eine Reaktion gegen die geistlos mechanische Art, in der man Heldensage

*4

GESCHICHTE.

einfach als entstellte Geschichte hatte ausdeuten wollen. Görres und die Brüder Grimm sahen das Primäre in der zeitlosen Heldenfabel, die dann erst auf historische Personen angewendet und umgedeutet sei; daher J. Grimms charakteristische Formulierung: man solle nichts Geschichtliches im NL, sondern Nibelungisches in der Geschichte suchen. Noch in W. Grimms HS 1829 ist dieser Gedanke verfochten. Dagegen betonte Uhland, daß die Heldensage nicht die leeren Namen der Könige und Völker überliefert hat, sondern zugleich auch weltgeschichtliche Umrisse ihrer Stellung und ihres Wirkens, vor allem aber die Stimmung der Völkerwanderungszeit, die in der durchgehenden Tragik der germanischen Heldenfabel zu finden sei. Ein Interesse der Forschung an detaillierten Gleichsetzungen lehnt er ab. Solange die Bildung der Heldensage als ein geheimnisvoller organischer Prozeß des Volkslebens angesehen wurde und die Frage nach ihren weiteren aufbauenden Elementen romantische Antworten fand, die manchen unbefriedigt ließen, war das Bestreben begreiflich, wenigstens von den 'gesicherten' Bausteinen der einzelnen Sagengebäude, den historischen Bestandteilen, eine möglichst große Zahl bloßzulegen. Die Nachbardisziplinen krankten lange an der gleichen billigen Parallelensucht. Für die französische Heldendichtung hat ihr Bddier hoffentlich ein Ende bereitet. Er persifliert sehr glücklich das Streben, den Guillaume d'Orange der Chansons de geste als Amalgamierung von 16 historischen Wilhelmen zu erklären; damit sind auch Geschmacklosigkeiten und Übertreibungen unserer Sagenforschung getroffen. Aber eine Anwendung der Grundgedanken Bödiers auf deutsche Heldendichtung ist unvorstellbar: Er leugnet althistorische Traditionen überhaupt und betrachtet alles, was an geschichtlichen Beziehungen in der Heldensage steckt, als späteres Gelehrtenwerk, das aus der Chronik schöpft. Dabei kann doch gerade das untrennbare Gemisch von Geschichtlichkeit und Widergeschichtlichkeit, das einzelne Fabeln kennzeichnet, am wenigsten durch spätes Ausschreiben historischer Quellen erklärt werden. Höchstens wird man auch für das Germanische d i e Möglichkeit erwägen müssen, daß im Hochmittelalter ein gelehrter Dichter dann und wann sich der historischen Grundlage seiner Stoffe bewußt wurde und in Chroniken nachlas. Doch hat man

URSPRUNG

DER

GESCHICHTLICHEN

ELEMENTE.

15

bisher noch recht selten zu dieser Erklärung Zuflucht genommen. — Die modernen historischen Elemente und Namen erklärt man am liebsten als zeitgeschichtliche Niederschläge: nicht nur bei der ersten Ausbildung der Heldenfabel, auch in den späteren Entwicklungsformen hat die Geschichte mitgewirkt, und lose Reminiszenzen sind verwandt worden. Eine förmliche historisierende Umstilisierung der Heldenfabel vom lokalen oder stammgeschichtlichen Standpunkt aus kennt man im Dänemark und Niederdeutschland des 12. bis 13. Jahrhunderts. Die Frage: Wie kamen die historischen Elemente in die Heldensage? läßt sich natürlich auch nur vom Standpunkt des Heldendichters und des konkreten Dichtwerks aus beantworten. Genauer muß sie lauten: Wie verfuhren die ersten Schöpfer von Heldenliedfabeln? Noch die Generation von Forschern, die zuerst für unsere Art der Fragestellung Verständnis gewann, hat sich in der Antwort vergriffen, weil sie im Banne der falschen, vergleichenden Methode stand. Es waren wieder jene verhängnisvollen Analogien, die den Glauben an ein „historisches Lied" bei den Germanen erstehen ließen, derart, wie es sich bei den Serben am klarsten herausgebildet hat. Die Aufgabe dieser Lieder, meinte man, sei zuerst gewesen, wirkliche Ereignisse und Taten gegenwärtiger Helden der Menge mitzuteilen; im Laufe der Zeit hätten sich die klaren Linien der geschichtlichen Tatsächlichkeit verwischt, aus der Geschichte sei Sage geworden, nicht nur durch Entstellung, sondern durch das Eindringen von gangbaren Motiven der Erzählliteratur. Mag das altgermanische Preislied in manchem die Anforderung erfüllen, die man an das historische Lied stellt — es erzählt zwar nicht tatsächliche Geschichte, hat sie aber zur Voraussetzung und spielt auf sie an — so führt doch sicherlich von ihm zum Heldenlied kein Weg. Entweder behandelte der germanische Sänger lobpreisend die frische Tat eines allbekannten Helden, oder er erzählte episch von dem heldischen Geschehen der Vergangenheit. Für das erzählende historische Lied fehlt es völlig an Belegen, und es besitzt auch innerlich gar keine Wahrscheinlichkeit. Legen wir die Formel zugrunde: der Dichter erschafft durch seine künstlerische Leistung die Heldensage, so werden

i6

GESCHICHTE

ALS

SAGE.

wir in der Tat die Geschichte nur als e i n e n Baustein unter vielen betrachten dürfen. Denn zweierlei drängt sich sofort auf: i. es gibt offenbar Heldenliedfabeln ohne jede historische Unterlage, 2. neben historischen Personen stehen ohne jeden Abstand andere, die keinerlei Anhalt in der Geschichte haben. Schon deshalb ist das übertriebene Haschen nach historischen Analogien ein wenig aussichtsvolles Unternehmen. Woher nahm nun der Dichter sein geschichtliches Material, und wie verfuhr er damit ? Zweifellos in der Frühzeit niemals der Geschichtsschreibung, sondern der mündlichen Überlieferung — fürchteten wir nicht, mißverstanden zu werden, so würden wir sogar sagen: der S a g e . Daß Geschichte, unaufgezeichnet und nur von Mund zu Mund getragen, nicht Geschichte blieb, sondern unwillkürliche Veränderungen erfuhr, ist zweifellos; in diesem Fall ist „Sage" = Gerücht, zersagte Tatsächlichkeit. Aber (und das scheidet diese vorstellbare Sage von der unmöglichen romantischen) keine runde Fabel, keine Dichtung, sondern eben nur Baustein zu ihr. Es ist undenkbar, jede Abweichung von der Geschichte der Willkür oder künstlerischen Berechnung eines Dichters zuzutrauen. Der Attila der gotischen Dichtung ist nicht Gottes Geißel, sondern milder Herrscher: nicht, weil ihn der Dichter so brauchte, sondern weil ihn die Goten nach einigen Generationen so sahen. Theoderich wird aus einem sieghaften König ein glückloser Verbannter; nicht, weil ein mitleidswürdiger Recke den Dichter reizte, sondern weil das dunkle Geschick seines Volkes nachträglich auf den großen König abgefärbt hat. Zu den Bausteinen des Dichters gehörten also historische Gestalten mit unhistorischen Charakterzügen und Schicksalen. Es ist der unbewußt enthistorisierende Teil seiner Leistung, daß er diese der mündlichen Überlieferung entnimmt. Aber er trägt auch von sich aus, bewußt, zu dieser Verwischung des geschichtlichen Bildes bei. Die Auffassung, die er den ehemals geschichtlichen Stoffen und Menschen verleiht, entfernt sie noch ein weiteres Stück von ihrem Urbild. Er folgt damit einem durchgehenden Stilisierungsgesetz der altgermanischen Heldendichtung, über dessen psychologische oder gar literarische Wurzeln sich nichts ermitteln läßt. Wir beobachten nämlich, daß in den Heldenfabeln das rein Menschliche über das Politische den Sieg davonträgt, das

ENTHISTORISIERUNG.

17

historische Kostüm vom Alltagskostüm verdrängt wird. Statt militärisch-politischer Verwicklungen und Kampfhandlungen der Völker erleben wir die Erregung höchst individueller Leidenschaften, Sippenfehden und Einzelkämpfe. Daß die Helden Könige sind, ist in der Regel nicht vergessen, aber auch wo sie an der Spitze von Heerscharen auftreten, stellen sie sich in den Dienst persönlicher Motive, und der Streit der Vielen interessiert nie. Charakteristischstes Beispiel: der historische Burgundenkönig Gundicarius unterlag mit seinem Heer den Hunnen in der Feldschlacht; im Liede lockt der Schwager, der goldlüsterne Hunnenkönig, ihn und seinen (unhistorischen) Bruder zu sich und bringt beide ums Leben, die Schwester rächt sie. Die Entpolitisierung vollzog sich völlig freilich nur in d e m Sinn, daß die Persönlichkeit an Stelle des Stammes, der Sippenkonflikt an Stelle des Völkerstreites trat. Die Dimensionen der großen Schlacht konnten sich erhalten, auch wo der einzelne Mensch im Grunde allein wichtig war; etwa im Hunnenschlachtlied, das das große Völkerringen auf die einfache Formel eines Bruderkampfes bringt, aber doch von der Masse der hunnischen Kämpfer ein eindrucksvolles Bild gibt. Andererseits zeigt vor allem das deutsche Hochmittelalter das Streben, den gesamten höfischen und militärischen Apparat der ritterlichen Gegenwart auf die königlichen Helden der Sage zu häufen. Gunther, der einst nur in Begleitung des Bruders ritt, zieht jetzt mit 1000 Rittern und 9000 Knechten nach Etzeinburg. Ein weiteres hängt damit zusammen: die Heldendichtung, die man so gern als heimische Kunst im Gegensatz zu der importierten welschen preist, ist auf diese Art ihres nationalen Charakters entkleidet worden. Das Hochgefühl: das sind u n s e r e Helden, diese Kämpfe dienen zur Verherrlichung m e i n e s Volkes, meiner Heimat, spricht aus den uns zugänglichen Heldendichtungen nicht. Wo das Nationalbewußtsein sich zu regen scheint, ist es, wenn nicht künstlich, so doch unhistorisch, sekundär. Primäres, d. h. vom Dichter so gewolltes Nationalgefühl spricht höchstens aus dem altgotischen Hunnenschlachtlied. Die deutsche Heldenepik kennt nur eine späte Stelle, in der mit Stolz auf das Deutschtum eines Helden verwiesen und eine Vorzugsstellung für ihn gefordert wird. S c h n e i d e r , Deutsche Heldensage.

2

i8

DAS

NATIONALE.

Im übrigen verherrlichen die Bayern und Österreicher des 13. Jahrhunderts in ihren Heldendichtungen Goten, Franken, Ostseeanwohner und lassen sie als Könige von Italien, Spanien, Konstantinopel, Dänemark ohne jede Beziehung zum modernen Deutschland erscheinen. Auch die englischen Heldendichter des 8. Jahrhunderts feiern den Friesen Hengist, den (kontinentalen) Angeln Offa, den Gauten Beowulf, den Dänen Hroögar ohne, irgend völkischen Ehrgeiz zu äußern. Nicht ganz so die Nordgermanen. Bei ihnen gewinnt die Heldendichtung mehr und mehr nationale Färbung, und es ist ihr Streben, sich berühmte Helden anzueignen. Der Held der Hildesage wird je nach der Nationalität seiner Dichter Däne und Norweger, ja selbst die herrlichste aller fränkischen Heldensippen, die Wälsungen mit Sigfrid, ziehen die Nordleute zu sich herüber. In der Geschichtsschreibung Saxos erhält die Heldendichtung chauvinistisch dänische Tönung. Ein ähnlicher Unterschied ergibt sich, nicht zufällig, wenn wir der Rolle des örtlichen in der Heldensage nachfragen. Heldensage und Geschichte: O l r i k , Grundsœtninger. § 187 f f . (auch 185). Das historische Element der Nibelungensage überschätzt G o t t s c h e d , De temporibus Teulonicorum vatum mythicis Leipzig 1752, und eine große Anzahl anderer Nibelungen,kritiker, s. die Literatur S. 189. — Die romantische Idee der „primären" Fabel (W. G r i m m ) findet ihre moderne Auferstehung in der Theorie W u n d t s , der die Heldenfabel aus dem Märchen herauswachsen läßt. Die Märchenfabel rückte in historisches Licht, große historische Ereignisse, wie die Sinnahme Trojas oder die Hunnenschlacht halfen der epischen Fabel dann vollends zur Entfaltung, vgl. S. 452. — Ein „prähistorisches" Element in der Sage verficht auch V o r e t z s c h (E. St. S., V I ), doch nimmt er es keineswegs überall an. — U h l a n d Schriften I, 121 über die historische Stimmung der Heldensage. — B é d i e r , Les Légendes épiques, namentlich I, 180 f f . , IV, 49 ff., geißelt Ausartungen sehr treffend. Seine Schlußfolgerungen aber sind auch für das Französische anfechtbar, denn mit denselben Argumenten könnte man nachweisen, daß die germanische Heldensage auf keinerlei historischem Material aufbaue. Sein Hauptkriterium, die Verdunkelung und Vereinzelung geschichtlicher Züge, spricht weit eher gegen, als für eine Benützung von Chroniken. — D a s h i s t o r i s c h e L i e d hat nach S c h e r e r einen besonderen Fürsprecher in K ö g e l gefunden (Lit.-Gesch. I, 107 f f . ) — S ö r e n s e n , in seiner Studie über die Entwicklung des serbischen Heldenliedes a. a. O. 14, 567, hält die

DAS

ÖRTLICHE.

19

rein historischen Lieder nicht für fortzeugungsfähig, „ihnen fehlt die weitere Entwicklung, sie sind zu sehr Wahrheit, um eigentlich Dichtung sein zu können", aber andere ( D r e r u p S. 44) leiten gerade aus der serbisch-kroatischen Sangesübung die Erkenntnis ab, daß das Ereignis der jüngsten Gegenwart mit Vorliebe Gegenstand primitivimprovisatorischen Gesangs wurde und sich allmählich zur Sage entwickelte. Ähnliches beobachtete man bei den Kirgisen. Der Begriff „Sage" in dem oben angenommenen Sinn und seine klare Scheidung von der dichterischen Erfindung zuerst bei A. W. S c h l e g e l , Schriften XII, 387. Für das Preislied und seine Abgrenzimg gegen das Heldenlied ist ein für allemal auf H e u s l e r bei H o o p s , I, 453 ff. und Allgermanische Poesie, S. 119 ff., zu verweisen. Ihm verdanken wir auch die Beobachtung über die typische Verdrängung des Politischen durch das Persönliche und Familiäre: Geschichtliches und Mythisches in der germanischen Heldensage, BSB 1909, namentlich S. 920 bis 930. — Wichtige Ergänzungen dazu liefert O l r i k , Heltedigdning, II, 307 ff., der auch für dieses Moment eine entwicklungsgeschichtliche Betrachtung als notwendig erweist; die nordische Helden,dichtung setzt ideelle Faktoren und nationale Gesichtspunkte an Stelle der rein persönlichen Darstellung. — Äußerungen des Nationalstolzes im Albhart, Str.. 426. — Das Fehlen des nationalen Elements (s. a. C h a d w i c k , The heroic Age 1912, S. 32) ist der Hauptunterschied zur französischen Heldenepik des MA. (gegen V o r e t z s c h , Französische Heldensage S. 11). — Benutzung von Chroniken: H e u s l e r S. 912 A.

D a s ö r t l i c h e E l e m e n t als Baustein der Heldensage scheint zunächst nur in e i n e m Sinne von Bedeutung: die Ortssage kann die Heldendichtung befruchtet haben. Man hat das hie und da gemutmaßt. Freilich ist ätiologische Zurückführung örtlicher Eigenheiten auf Personen der Heldensage etwas Jüngeres, so die Sterkkarlsteine (Starkad) in Schweden, die percussio Watkarii in Novalese, das Sigfridsgrab in Lorsch. Aber schon in früher Zeit könnte eine örtliche Tradition, eine Gespenster- oder Ungeheuergeschichte, von einem Heldendichter erfaßt und in seine Sphäre erhoben worden sein. An der dänischen Königshalle in Lejre auf Seeland mochte eine Trollsage haften, die ein erster Beowulfdichter zum Heldenlied auf den Gauten adelte. Sicheres läßt sich darüber kaum je ausmachen. Die Heldensagen anderer Völker sind viel fester mit dem heimischen Boden verknüpft, etwa die der Iren, wo lokale 2*

20

DREIERLEI

LOKALISIERUNG.

Besonderheit die Dichterphantasie auf Schritt und Tritt zu Erklärungen reizt. Der griechische Heldenkreis verbindet mit jedem Heros bestimmte örtliche Vorstellungen, kennt sein Heimatland, seine Geburtsstätte. So kann das lokale Element für die Heldendichtung von Bedeutung werden: es mag häufig eigentlicher Träger des Historischen sein, Bindeglied zwischen der oft unrealen Gestalt und dem realen Stück Land, Träger natürlich auch des Nationalen. Bei den Germanen, die von der Völkerwanderung da und dort hingeworfen wurden, deren Stoffe nicht minder weit verschlagen wurden als ihre Stämme, und deren Völker häufig in der Lage waren, die poetischen Erbwalter untergegangener Nachbarn zu werden, läßt sich von vornherein feste Bindung der einzelnen Heldenfabel an eine bestimmte örtlichkeit nicht erwarten; freilich stehen auch hier die viel seßhafteren Nordgermanen unter Sonderbedingungen. Dreierlei Arten der Lokalisierung lassen sich feststellen: x. die a l t g e s c h i c h t l i c h e . Die Handlung geht auf demselben Schauplatz vor sich wie in der Wirklichkeit und hat diesen in der ganzen Entwicklung des Stoffes nicht verlassen. Derlei Fälle sind selten; als wahrscheinlich mag etwa gelten, daß ein Dänenfürst Rolf Kraki in der Königshalle zu Lejre mit seinen Mannen kämpfend unterging. Fast iooo Jahre lang hat die Heldendichtung Ereignis und Ort zusammen übermittelt. Meist sind solche Erinnerungen aber entwertet und nur ein kahler Name bleibt stehen — wie etwa der Entscheidungskampf Dietrich-Theoderichs um Italien die Rabenschlacht genannt wird, entsprechend dem geschichtlichen Ravenna; oder noch verdunkelter: in die Schilderung der großen Hunnenschlacht ragen wie Gespenster die zwei Namen Danpr (Dnjepr) und Dun (Donau), den Bereich der einstigen Gotenherrschaft am Schwarzen Meer kennzeichnend. — 2. die r e k o n s t r u i e r t e (meist auf gelehrtem Weg). Wenn Dietrich in Oberitalien kämpft, Stadt für Stadt erobert und schließlich Rom einnimmt, so zeigt der Dichter nicht Kenntnis gotischer Geschichte, sondern moderner italienischer Geographie. Andere suchen Schauplätze für berühmte Szenen der Heldensage, die aus äußeren Gründen geeignet erscheinen: Walthers Kampf mit der Übermacht wird schließlich an den Wasgenstein verlegt, die Schlacht zwischen Hedin und Hagen

ANEIGNUNG.

21

an die Scheidemündung. Historikerkonfusion versetzt den ersten christlichen Frankenkönig Hugo (Chlodwig) nach Konstantinopel. — 3. die w i l l k ü r l i c h a n e i g n e n d e , die vor allem in Niederdeutschland und Skandinavien geübt wird. Die Heldenfabel ist von ihrem ursprünglichen Boden in die Heimat des Dichters verlegt. Das ist ein später Vorgang; Mißverständnis konnte die Willkür stellenweise herausfordern und rechtfertigen. Daß Atilla für die niederdeutsche Lieddichtung des 12. und 13. Jahrhunderts in Soest residiert, mag auf die alte Bezeichnung „Hunaland" für Westfalen zurückgehen. Vielerorts aber ist eine solche Erklärung hinfällig, und einfach der starke Aneignungswille einer Landschaft maßgebend. Die Dänen lassen die Ermanrichsage in Seeland spielen, die Mörder des großen Königs stammen ihr von der Insel Hven, und die Nibelungenkatastrophe spielt nach später Tradition auf eben dieser Insel. Der grönländische Nibelungendichter läßt Gunther und Hagen über den dänischen Limafjord rudern, und die Geschichte von Hagbard und Signe ist mehr als 20 mal lokalisiert worden. In den Fällen 2 und 3 ist die Ansiedlung zugleich eine Umstilisierung und insofern für die Geschichte der Dichtung von unmittelbarer Bedeutung. Mit der aus der Homererklärung beliebten Formel: dieser und jener Held ist Repräsentant einer bestimmten Landschaft oder eines bestimmten Stammes, sollte man vorsichtig sein. Solche A b straktionen liegen unserer Heldendichtung offenbar fern. Ortssage als mögliche Quelle: H e u s l e r bei Hoops I I , 493. — F. R. S c h r ö d e r , Nibelungenstudien S. 37 möchte auch in der Geschichte vom Burgundenhort eine Ortssage sehen. — Zu den irischen ortsgebundenen Heldensagen s. T h u r n e y s e n S. 12. — Bei den Griechen ist Anknüpfung an Ort und Stelle oft das einzig Greifbare ( B e t h e , Mythus usw. S. 97). — Orte, auf Heldensage gedeutet: W i l a m o w i t z S. 61. — Sterkkarlstene Heltedigtning I I , 162. — Arten der Lokalisierung nach O l r i k (§ 129): a) Sage mit einer realen, dort ansässigen Handlung identisch; b) Sage, ätiologisch aus dem Ort abgeleitet; c) fertige Sage willkürlich an einen anderen Ort verlegt. Beliebte Aneignungsform der Sage ist, daß die Personen der Handlung als der Heimat des Erzählers zugehörig betrachtet werden (§ 115 A). Dazu hilft oft ein Anklang des Namens (§ 134). — B £ d i e r , Romania 1912, S. 5 f f . scheidet: a) uralte Lokalisierung, die mit dem historischen Vorgang verknüpft ist; b) örtlichkeiten, die ein Interesse daran hatten,

22

DER

MYTHUS.

die Sage zu pflegen und deshalb den Helden an sich zogen (nach B é d i e r vor allem: église — étape de pélérinage — champ de foire.) In deutschen Verhältnissen lassen sich wenige Analogien finden, direkte Interessiertheit etwa klerikaler Kreise ist nirgends nachweisbar. Die Lokalisierung in der Nähe scheint bei den Germanen immer aus idealen Interesse zu erfolgen, c) Lokalisierungen, die man vorgenommen hat, parcequ'il faut bien, que les choses qui arrivent arrivent quelquepart. Die mittelhochdeutschen Lokalisierungen zeugen stets von einem gewissen Nachdenken, doch auch Willkür fehlt nicht. Hagen, einst König der Holmrygier, wird dann zum Norweger, zum Dänen, zum Polen, zum Iren, sein Gegner, Hedin, wandert gar von der Ostsee nach Serkland (Afrika). Der ursprünglich auch baltische Schauplatz der Schlacht ist bald auf die Orkneyinseln, bald an die Scheidemündung verlegt worden. — D a ß einzelne Helden Verkörperungen ihrer Völker seien, ist vor allem die These W i l h e l m M ü l l e r s gewesen, die jetzt als erledigt gilt. Doch läßt noch 0 1 r i k Starkad und Biarki, Rüdeger und Iring als Repräsentanten ihrer Stämme gelten; die offenbar berechtigtere Theorie der Altphilologen z. B. bei W i 1 a m o w i t z I, S. 59. D a s P r o b l e m d e r H e l d e n s a g e n f o r s c h u n g w a r f ü r das 19. Jahrhundert: welches ist das s t o f f l i c h e E l e m e n t , das zu d e m g e s c h i c h t l i c h - ö r t l i c h e n hinzutrat, d a m i t H e l d e n s a g e entstand? W i r kennen bereits d i e romantische A n t w o r t auf diese F r a g e : d e r M y t h u s — u n d wissen, d a ß d e r G l a u b e an ihn das g a n z e Jahrhundert beherrscht hat. N a c h J. G r i m m setzt d i e echte H e l d e n s a g e ihr W e s e n in d i e D u r c h d r i n g u n g d e r rein mythischen (göttlichen) und historischen ( f a k t i s c h e n ) W a h r h e i t . U n t e r d e m „ M y t h u s " v e r stand man im allgemeinen, trotz a b w e i c h e n d e r E i n z e l a u f f a s sung, das heidnische Glaubenselement, in E r z ä h l f o r m e i n g e k l e i d e t . D i e A n f ä n g e der mythischen E r k l ä r u n g d e r H e l d e n sage, wie sie in e i l f e r t i g e r H a l b g e l e h r s a m k e i t v. d. H a g e n u n d M o n e betrieben, standen nicht höher als d i e g l e i c h z e i t i g e J a g d nach historischen P a r a l l e l e n ; „ r o h e I d e n t i f i k a t i o n e n " in- und ausländischer Götter und Helden, w i e L a c h m a n n schalt. B a l d heben sich verschiedene M e t h o d e n voneinander ab. D i e einen suchen überall d i e alten Götterpersönlichkeiten, d i e anderen lassen neben d e m Göttermythus einen „ H e r o e n m y t h u s " g e l t e n ; d i e einen suchen d i e H e l d e n f a b e l auf d i e E r z ä h l f o r m eines auch sonst bekannten Mythus zu bringen,

GOTT

UND

HELD.

23

die anderen erschließen den Mythus aus der Heldensage allein; letzteres vor allem dort, wo die vermeinte mythische Handlung zu dem bequemen Tiefsinn einer symbolischen Ausdeutung verlockt, je nachdem einer physikalischen oder ethischen. In alledem trat die germanische Philologie getreulich das Erbe der klassischen an, und kein Abweg der älteren Schwester ist der jüngeren erspart geblieben. Hat man doch ebenso ernsthaft wie auf germanischem Gebiet darüber gestritten, ob die Kämpfe um Troja geschichtlichen Ursprungs sind oder den Streit himmlischer Mächte um die den Sonnengott bergende Wolkenburg darstellen, bis man sich schließlich darauf einigte, d a ß beide Elemente zusammengeflossen seien. Der allegorische „Naturmythus", der sich mit zahlreichen Einzelzügen im Heldengedicht bergen soll, ist ein Wahn der klassischen Philologie. Dagegen kann die griechische Sage mit einem gewissen Rechte von „Heroenmythen" sprechen. Ihre großen Helden verdanken ihr übermächtiges Ausmaß ihrer noch lebendigen, unmittelbaren Abstammung von Göttern, sind also Halbgötter, denen auch lokale Kulte gewidmet werden konnten. Und man vermutet, d a ß manche Heroenfabel aus einer sehr einfachen örtlichen Überlieferung über ein halbgöttliches Wesen herausgesponnen wurde. Die Identifikation von Gott und Held konnte auf verschiedene Art erfolgen: entweder sah man in diesem den irdischen Erbwart von jenem — Dietrich von Bern = Donar; oder man sah in der Heldenfabel den gleichen mythischen Gedanken symbolisch ausgedrückt wie in der Götterfabel: Sigfrids Tod = Baldrs Tod. Die Zurückführung auf den bereits bekannten Mythus läuft also tatsächlich oft hinaus auf die Erschließung eines neuen, natursymbolischen. Die Herausschälung des natürlichen oder geistigen Vorgangs aus der Hülle des Mythus oder der Sage erfolgte entweder in ganz großen Zügen (Sigf r i d der junge Tag, Brünhild die Sonnenbraut, die Nibelungen und namentlich die „verhüllte" Grimhild die Nachtund Nebelgeister, die dem Tage die Sonne ablisten) oder in peinlicher Detailenträtselung, wie sie nach dem Vorgang der Creuzerschen Schule namentlich Uhland betrieb. Lachmann hatte die erste Methode sanktioniert und f ü r die Nibelungensage knapp begründet, Müllenhoff, den auch Uhlands physi-

24

NATURMYTHEN.

kaiische Ausdeutungen befruchteten, führte sie weiter, und Symons lieferte noch 1900 den letzten Ausbau des Systems. Bei ihm spielt, wie bei Müllenhoff, der „Heroenmythus" eine besonders große Rolle. Doch ist etwa auch sein „Kulturheros" Beowulf, „aus einem älteren Lichtwesen entwickelt", also ein verkappter Gott. Der Glaube an „Naturmythen" dieser Art entspringt einer veralteten Anschauung, die mit der heutigen Entwicklung der Religionsgeschichte nicht mehr vereinbar ist. Daß in den Helden bestimmte, uns namentlich bekannte Götter fortleben, ist gleichfalls ein unbegründetes Postulat. Jene Theorie will die Heldenfabeln, getreu romantischer Anschauung, als unmittelbare Schöpfungen des naturumgebenen, primitiven Volkes verstehen. Diese rückt ihre Entstehung zwar nicht in ein kulturell urtümliches Zeitalter, aber doch in die Periode des ungebrochenen germanischen Heidentums; dazu setzt sie voraus, die alten Götter hätten später der schützenden Maske irdischer Helden bedurft, um fortleben zu können. In dem einzigen Lande, wo wir die Entwicklung verfolgen können, in Island, zeigt sich umgekehrt, daß die Götter im Laufe der Zeit eine immer breitere Rolle in der Heldendichtung spielen. Schließlich ist der „Heroenmythus" ein unklarer uiid unnötiger Hilfsbegriff. Große Helden und berühmte Dynastien stammen wohl auch für die Germanen von Göttern ab, aber sehr oft ist das eine spielerische Konstruktion später Zeit. Die überlegene Kraft, die der germanische Held gleich dem „Helden" der ganzen Weltliteratur aufweist, ist durchaus irdischem Ursprungs; dichterische Stilform, nicht jenseitiges Überbleibsel. Ins Fabelhafte steigert sich die Leistung des germanischen Helden überhaupt nie, ins Groteske erst spät. Will man nicht gleich die gesamte Mythentheorie als überlebten Baiast über Bord werfen, so wird man sich auf die Erwägung folgender Fragen beschränken müssen: 1. traten Götter im germanischen Heldenlied auf? 2. sind Handlungselemente nachzuweisen, die man vom modernen Standpunkt aus als „mythisch" gelten lassen kann? — Es fehlt nicht ganz an der Berechtigung, die erste Frage vorsichtig zu bejahen. Die Geschichte von Frea und Wodan, die Paulus Diakonus als Einleitung einer langobardischen Schlachtsage erzählt, mag den Prolog eines Heldenlieds gebildet haben; also die Götter

MYTHISCHE

HANDLUNGSELEMENTE.

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Staffage, ähnlich wie in manchen Katalogdichtungen des Nordens oder zu Anfang der Nibelungensage in der Edda. Wo wir in isländischen Büchern derlei treffen, mag es am ehesten durch die künstliche Heidentumsrenaissance des 13. Jahrhunderts eingeschmuggelt sein; so etwa die Oöinfigur in der Lebensgeschichte der Wälsungen. Immerhin hat man erwägen können, ob nicht Sigmund bereits in einem vornordischen Lied Oöins Schützling war. Sicherlich aber waren Fälle der Art nicht zahlreich, und es besteht kein Anlaß, in irgendeine außemordische Heldenfabel einen Gott hineinzuinterpretieren. — 2. Es können Gestalten und Handlungszüge in die Heldenfabeln verwebt worden sein, die in naturmythischen Vorstellungen und Ritualen ihresgleichen haben. Der Stammvater der Dänendynastie Sc6af im Beowulf entspricht dem Korndämon, der Tod eines Frotho bei Saxo und sein bedeutungsreiches Begräbnis klingt an die Adonis-Attisriten an. Freilich handelt es sich dabei nicht um altertümliche Liedfabeln. Das vorsichtige Nachtasten des religionswissenschaftlich Geschulten vermöchte wohl noch mancherlei aufzufinden; Axel Olrik stellte das Muster auf. Aber durch diese oft unsicheren Einzelfälle wird das „Mythische" als typisches Aufbauelement der Heldensage ebenso wenig bewiesen wie durch jene der Gott als typische Hauptperson. Klassische Philologie: s. die historische Übersicht der Homerkritik bei F i n s 1 e r I, 72 ff., und bei D r e r u p den Abschnitt „Der Mythizismus" S. 212. Zur ,,Wolkenburg" F i n s l e r S. 32 und 34. Heros und Mythus: R o b e r t I, S. 2. — Dagegen jetzt mit aller Deutlichkeit W i l a m o w i t z S. 62: „Die Heroen sind keine vermenschlichten Götter, die Heldensagen keine Naturmythen." Es wäre beizufügen, daß bei den Indern und Finnen nicht von einer Entgötterung, sondern von einer zunehmenden Vergottung der Epenhelden im Laufe der Zeit gesprochen werden kann; eine Analogie zu dem späten Eindringen der Götter in den Sagenkreis des Nordens. S. W i n t e r n i t z zu Mahabharata und Ramayana, S. 391, 432; K r o h n , Kalevalasludien. S. 114 f.; L a c h m a n n und M ü l l e n h o f f s. o. — S y m o n s S. 655 skizziert den Sigfridmylhus. — Wenn wir die Herabsetzung von Göttergestalten auf menschliches Format ableugnen, sa hat es damit natürlich nichts zu tun, daß S a x o in seiner Dänengeschichte mehrfach Götterfabeln als menschliche Geschehnisse darstellt (z. B. die Baldrerzählung) und in seine historischen Rahmen einpreßt. Der Euhe-

26

DAS

MÄRCHEN.

merismus ist im Norden eine Zeitlang sehr stark Mode gewesen (s. H e u s l e r , A B A . 1908, S. 81 ff.), aber viel zu spät, um zur Formung der älteren Heldenfabeln schon beizutragen. — Gegenüber der unkritischen Übernahme des Begriffs Heroenmythus halte man sich immer A x e l O l r i k s schlichte Worte gegenwärtig (Grundscetninger § 185): .Heldendichtung und Heldensage sind epische Darstellungen mit Menschen als Hauptpersonen. Diese Personen werden dargestellt als ein Stück über das heutige menschliche Maß hinausragend. Sie gehören einer verschwundenen Zeit an, gewöhnlich einer Heldenzeit, wo die meisten dem Volke bekannten Helden gleichzeitig l e b t e a " S. a. § 7. Frea und Wodan bei Paulus Diakonus, Grimms deutsche Sagen Nr. 390. — Ein altes Sigmundlied mit Oöin als Helfer fordert N e c k e l , Zs. Edda, X I I I , 122 ff. — H e u s l e r , Geschichtliches und Mythisches (auch in unserer Frage abschließend) S. 927: Die ältesten südgermanischen Heldendichtungen waren „religionslos". — 0 1 r i k über Fruchtbarkeitsdämonen bei Saxo und in der dänischen Genealogie: Heltedigdning II, 249 ff. — S c h ü c k s übertreibende Anschauung von der Wichtigkeit der Ritualdichtung lehnt Heusler a. a. O. S. 939 mit Recht ab. Der Glaube an den Naturmythus ist noch nicht tot. Noch vor kurzem hat sich R o e t h e kräftig für ihn eingesetzt. Die außergermanistische Vulgatmeinung schreibt uns vor, daß wir in der Heldensagenforschung bei der Mythentheorie zu beharren haben, s. D r e r u p S. 262, G ü n t e r t , Kalypso Halle 1919, S. i i o f f . V o r e t z s c h , Ep. St. S. 38; für W u n d t ist der „Nibelungenmythus" eine selbstverständliche Größe, S. 457 u. ö. — O 1 r i k hebt § 181 triftig hervor, daß das „Mythische" oft als Zusatz zu einer bereits geformten Sage erscheint.

Romantischem Denken lag es nahe, in jenem X, das zur Geschichte hinzutrat, altgermanische Glaubenselemente zu sehen. Der unbefangenere Beobachter mochte sich bei der Erzählung von Beowulfs Grendelkampf, von Sigfrids Drachenabenteuer in eine Märchensphäre versetzt fühlen. Und so konnte es bei den ansteigenden volkskundlichen Interessen nicht fehlen, daß die alternde Mythentheorie eines Tages verdrängt wurde durch eine neue, die das X dem M ä r c h e n gleichsetzte. Der bekannte Vorrat an Weltmärchen war damals schon so groß, daß es gelingen mußte, so ziemlich jeden unhistorischen Zug aus diesem unerschöpflichen Hort zu belegen. Die Theorie ging von Wundt aus. Wir wissen schon, daß er das Märchen als Grundform menschlich-epischen Mittei-

MÄRCHENMOTIVE.

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lungsdrangs ansah und glaubte, von einer gewissen Zeit an sei, durch Anschluß an geschichtliche Personen oder unter dem starken Eindruck eines geschichtlichen Vorgangs, die „Erhöhung" zur Heldensage erfolgt. Es schien eine lohnende Aufgabe, diese Erhöhung rückgängig zu machen und die Heldenfabel wieder in die niedere Sphäre des ort- und zeitlosen Fabulierens zurückzuverfolgen. Panzer hat sich ihr vor allem unterzogen und damit zunächst Beifall gefunden. Doch wuchs eben damals die volkskundliche Methode schnell heran, und bald konnte sein Verfahren nach zwei Richtungen hin als ein Irrweg erwiesen werden: Es war erstens ein Apriorismus anzunehmen, d a ß schon zur Zeit der ersten Entstehung unserer Heldensage die jetzt landläufigen verwickelten Märchengebilde in allen Einzelheiten geformt waren. Und zweitens erwies sich die Herstellung einer „Urform" des Märchens durch Addition aller Varianten und dann wieder durch Auswahl der Motive, die zum Gang der Heldendichtung zufällig stimmten, als methodisch unhaltbar. Von der Leyen bahnte zunächst eine besonnenere Auffassung an, und die finnischen Volkskundler stellten die Märchenforschung auf neue Grundlagen. An diesem Punkt verdankt die Heldensage der Folkloristik die folgenreichste Förderung; wenn auch das Hauptresultat noch nicht allenthalben fest genug eingewurzelt ist: daß nämlich die Wege der beiden sich völlig scheiden müssen. — Zunächst galt es, den starren und mit Ehrfurcht angeschauten M ä r c h e n begriff unter die kritische Lupe zu nehmen. So wie das Märchen uns heute entgegentritt, ist es ja weit davon entfernt, ein „Urphänomen" zu sein. Man muß mit von der Leyen grundsätzlich scheiden zwischen M ä r c h e n m o t i v und Gesamtmärchen; jenes der Baustein, dieses das Gebäude. Mit gleichen Bausteinen kann oftmals gebaut werden. Man tut aber gut, noch einen Zwischenbegriff einzuschalten: die Motivkette; denn ihr Auftreten hat am meisten Verwirrung gestiftet. Die Märchenmotive gehen sehr gern, oft fast zwangsläufig, typische Verbindungen ein, und diese sind es gerade, die weit voneinander abliegenden Erzählinhalten oft den trügerischen Anschein naher Verwandtschaft oder gar Identität verleihen. Die ursprünglichen einfachen Gebilde, manchmal uralt, zu denen diese Motive zusammentreten, nennt man U r märchen.

28

HELDENDICHTUNG UND

MÄRCHEN.

Aus ihnen sind durch kunstmäßige, geschulte Erzähler, wenn auch nicht durch Literaten, neue, wohlgebaute, zum Teil verwickelte Schöpfungen entstanden, die sog. Kunstmärchen. Diese wieder sanken zu volksläufigem Erzählgut, und wurden, allgemein verbreitet und von jedem nacherzählt, V o l k s m ä r c h e n . So wenig wie beim Volkslied ist es möglich, aus den verschiedenen Fassungen des mündlich umlaufenden Märchens das alte Kunstmärchen wiederzugewinnen; aber durch die besonnene Sammelmethode der Finnen hat man gelernt, das Unwesentliche auszuschalten, eine einfache Grundform herzustellen und auch der Heimat des Märchens nahezukommen. Was folgt nun für die Heldensage? Eine unmittelbare Abhängigkeit der Heldendichtung der Frühzeit von einem verwickelten Kunstmärchen (derart, wie sie unseren heutigen Volksmärchen zugrunde liegen) ist nicht wohl denkbar; denn es läßt sich nicht erweisen, daß damals bei den Germanen diese Gattung geformter Erzählung schon geblüht hat. Daß das vereinfachte Schema eines Märchens in späteren Zeiten einmal die Grundlage für eine Dichtung der Heldensphäre gebildet hat, wäre an sich denkbar. Mustert man aber die in die Tausende gehende Liste der Märchentypen, die Antti Aarne zusammengestellt hat, so wird man nur zwei Fälle finden, in denen das Grundschema von Märchen und (recht junger) Heldenfabel übereinstimmt: 410 Dornröschen, 433 der Königssohn in Schlangengestalt. Und auch da wird man, wie sonst überall, eine andere Erklärung vorziehen: die Beziehungen zwischen Heldendichtung und Märchen bestehen lediglich darin, daß beide aus den gleichen Bausteinen errichtet sind. Der Schöpfer der Heldenfabel bediente sich der (heute gerne so benannten) Märchenmotive und ließ sie zu Ketten sich zusammenschließen, wie sie in anderen epischen Darstellungsformen, vor allem im Kunstmärchen, sich auch einzustellen pflegen. — Eine viel bedeutendere Rolle als man zunächst für wahr haben wollte, spielt die umgekehrte Entlehnimg: das Märchen entspringt aus der Heldensage; d. h. Heldendichtung in Prosa aufgelöst und dem Volksmund überliefert wächst mehr und mehr in Volksmärchenform hinein. W u n d t , a. a. O., 397, 452. — P a n z e r , Hilde-Gudrun, Halle 1901, Studien zur germanischen Sagengeschichte, 2 Bde. München 1910 und 1912. Die II, S. 6 in Aussicht gestellte theoretische Be-

DAS X.

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gründung ist leider nicht erfolgt; P a n z e r s früheres Heftchen Märchen, Sage und Dichtung München 1905, leistet diese Dienste ebensowenig, wie seine kurze Darstellung in J o h n M e i e r s Deutscher Volkskunde 1926, S. 219 ff. Gegen ihn gleichfalls ohne theoretische Darlegung S y d o w , Lunds Universitets Arskrift, N. F. 14, S. 4. — V o n d e r L e y e n , Das Märchen 3 (Wissenschaft und Bildung) 1925 (.Methodologisches, S. 34, Märchen, Märchenmotiv, S. 31, Sage und Märchen, Urmärchen, S. 87 f f ) . — A a n t i A r n e , Leitfaden der vergleichenden Märchenforschung, F F C 13 (1913), namentlich S. 12. — D e r s., Verzeichnis der Märchentypen, F F C 3 (1910). — B o l t e , Namen und Merkmale des Märchens F F C 35 (1920). — s. a. B e t h e , Mythus, Sage, Märchen Leipzig o. J. — R i i t g e r s , Bemerkungen über das Verhältnis von Märchen und Sage, Diss. Groningen 1923. — Heldendichtung und sekundäres Märchen: V o n d e r L e y e n 154. — T e g e t h o f f Zs. f. Deutschkunde 38, 243. — L ö w i s a f M e n a r , Pal. 142 Leipzig 1923. — Art und Häufigkeit übernatürlicher Elemente in der germanischen Heldensage stellt H e u s 1 e r , Geschichtliches und Mythisches, S. 940 f. zusammen. — Züge derb grotesker Märchenhaftigkeit im Sinne des Übermenschentums, wie sie (doch wohl meist als Entartungssymptome) im Indischen, Iranischen, Irischen, Finnischen und Russischen auftreten, kennt die germanische Heldensage nicht. D a ß N e c k e 1 die späte Aufblähung einer nordischen Sigurdballade als Überbleibsel eines sehr alten deutschen Sigfridliedes ansieht, ist eine Verkennung.

Wie beantworten w i r nun die Frage nach dem X, nachdem Mythus und modernes Volksmärchen versagt haben? Welche Bausteine hat die Heldensage außer den geschichtlichen und örtlichen benutzt ? Um die Beantwortung dieser Frage hat ein ganzes Jahrhundert schwer gerungen; unserer neuen Einstellung zum Heldensagenbegriff wird die Lösung leicht werden. Heldensage ist Heldendichtung; an Stelle geheimnisvollen, typischen Wachstums trat uns der bewußte künstlerische Formungsprozeß. So betrachtet, verwischen sich die Unterschiede zwischen den Jahrhunderten der Heldendichtung. Der Dichter eines hochmittelalterlichen Heldenepos steht unter den gleichen Voraussetzungen wie der Völkerwanderungspoet, der zuerst ein Heldenlied an eine historische Person anknüpft und damit die „Sage" für Jahrhunderte gültig schuf, und wir wären eigentlich der näheren Erklärung seines Verfahrens überhoben: der Dichter dichtet, seine Herrschaft über den

30

D I C H T E R UND

STOFF.

Stoff ist schrankenlos; Selbsterfundenes und überallher (oft unbewußt) Ererbtes und Entlehntes schließt er zu einem Ganzen zusammen. Stellen wir dennoch die Frage nach den Bausteinen, deren er sich bediente, so ist es eigentlich nur eine ganz nüchterne literarhistorische Erwägung, die wir vornehmen: wie hat man sich, stofflich betrachtet, das Schaffen eines mittelalterlichen Poeten vorzustellen? Die Jahrhunderte unterscheiden sich durch die Form, in der sie das vorhandene Erzählgut dem Heldendichter nahebrachten. In der Frühzeit, die die einzelnen Fabeln zuerst gestaltete, ist literarische Entlehnung wohl auszuschalten, obwohl es an sich durchaus denkbar wäre, daß ein germanischer Hofsänger auf altrömischem Boden sich klassische Bildung angeeignet hätte. Erzählgut des Altertums und des Orients („Märchenmotive" war schief und zu eng) hat er auch ohne das in reichlichem Maß aus mündlicher Tradition gewinnen können; die Zeit, die mit den Staaten der Antike auch die klassische Literatur zerschlägt, ist überreich an neuem, triebkräftigen Erzählmaterial, das zur künstlerischen Gestaltung drängt. Reales und Übernatürliches bot sich da in buntem Gemisch. Das Erlebte war aber in jener Zeit eine nicht minder starke poetische Quelle als das Erlernte; wenn der Dichter seine Helden auch in der Vorzeit suchte, er stellte sie in Gegenwartsverhältnisse. Die zunehmende Umstilisierung historischer Vorgänge ins Individuelle und Private brachte es mit sich, daß das Alltags- und Familienleben für den Gang und die Färbung der Ereignisse im Heldenlied immer maßgebender wurde; zumal, wenn die Kunst in so entlegene Gegenden übergesiedelt war, wie Island und Grönland. Sobald schließlich die Heldendichtung weitere Kreise zieht, ist auch eine gegenseitige Befruchtung der Lieder zu erwarten. Der spätere Heldenlieddichter, der seine Kunst buchmäßig übt, wird die gelehrte Quelle fleißig benutzen. Die literarischen Einflüsse der antiken Heldendichtung, vielleicht der Bibel, werden sich fühlbar machen; der Dichter ist in der Epik seiner Zeit beschlagen, höfischen Einflüssen zugänglich, er kann vielleicht Lateinisch oder Französisch und nutzt das aus. Eine Quellenuntersuchung am Heldenepos unterscheidet sich grundsätzlich nicht mehr von der am normalen mittelalterlichen Literaturwerk. Allenthalben setzt die Lösung der

DAS

31

EINKLEIDUNGSPROBLEM.

Ursprungsfrage in der Heldendichtung voraus, daß man über ihre Lebensbedingungen und Lebensformen in den einzelnen Epochen Klarheit geschaffen hat. H eu s1e r,

dem

wir

die

Überwindung

der

„Zweiquellen-

theorie" verdanken, stellt eine neue Ursprungsformel auf und nennt eine

vierfache

Geschichte, Erzählgut."

dem

Wurzel:

„Die

Privatleben,

Hoops,

II,

Heldendichter

eigenem

Erleben

schöpfen

aus

und

anderem

noch

der

493.

3. D A S E I N K L E I D U N G S - U N D PROBLEM. (Die D e n k m ä l e r der

AUSBREITUNGS-

Heldensage.)

Die Zuweisung der Heldensagendenkmäler an die Literaturgeschichte enthält eine Mahnung, die ganz eigenartigen literarhistorischen Verhältnisse scharf zu erfassen, unter denen die Entwicklung dieser Gattung steht. Von der „Volkspoesie" haben wir sie losgelöst; der Charakter des Liedes, die Art seiner Verbreitung, die Fortpflanzung durch die Jahrhunderte, die Um- und Neuformungen, die sich an die alten Gebilde anschließen, sein endliches Hineinwachsen in andere literarische Gattungen — das alles sind Erscheinungen, auf die sich die Gesetze der volksläufigen Dichtung nicht anwenden lassen. Aber erst von einem gewissen Zeitpunkt an haben wir es mit Literatur im wörtlichen Sinne zu tun; bis dahin, in Deutschland und im Norden viele Jahrhunderte lang, lebt die Heldendichtung nur mündlich fort. Das verschafft ihr eigene Lebensbedingungen; daß sie mit denen des Volkslieds verwechselt wurden, war begreiflich, aber doch übereilt. Unsere Heldendichtung steht auf seltsame Weise in der Mitte zwischen Volksdichtung und literarischer Kunstdichtung. Das zeigt sich auch in der Art, wie aus dem Liede schließlich das Epos wird: kein natürlicher Prozeß, sondern der freie Entschluß des Künstlers, aber eines Künstlers, dem die Hände in mannigfacher Weise gebunden sind. Das a l t g e r m a n i s c h e H e l d e n l i e d , der älteste und dauerhafteste Träger der Heldensage, braucht nicht durch trügerische Analogieschlüsse aus anderen Literaturen oder volkstümlichen Gattungen erschlossen zu werden. Unser Zeug-

32

DAS

GERMANISCHE

HELDENLIED.

n'smaterial ist beträchtlich genug, um ein Bild der Gattung zu geben. Wir haben keine Völkerwanderungspoesie mehr, wohl aber noch die Berichte von Zeitgenossen, die sie vortragen hörten und die teils vom allgemeinen Charakter, teils vom Bau und Inhalt der Lieder eine Vorstellung erstehen lassen. Einzelne Historiker verflechten Liedfabeln in ihren Bericht. Die ersten Aufzeichnungen fallen auch schon überraschend früh; in England nach 700, in Deutschland um 800. Das Heldenlied ist Adelskunst, aus dem Geist des kriegerischen Königstum, jener Zeit geboren und gestaltet. Es verherrlicht hohe Heldentugenden, nicht unmittelbar wie das Preislied, sondern durch den streng objektiven Vortrag einer heroischen Handlung. Vom Aufbau des Liedes lassen sich feste Begriffe fassen: es ist einsträngig, geradlinig, verfolgt e i n e Fabel zielbewußt. Es ist reines Kunstwerk, d h. der Stoff ist völlig poetische Form geworden und weist keinerlei Bestandteile auf, die dem faktischen Mitteilungsbedürfnis oder dem Belehrungsdrang entspringen. Es ist insofern auch unhistorisch; strebt es in mittelalterlicher Art danach, Wirklichkeit zu geben, so bietet es auf alle Fälle und schon durch die adelnde Form höhere Wirklichkeit. Struktur und Technik des Liedes verraten zumal in der Frühzeit deutlich, daß geordnete Mitteilung seine Absicht zuletzt ist. Allem germanischen Liedbau bis zur Ballade des späteren deutschen Mittelalters ist eine Auswahl unter den Situationen der Liedfabel gemein, die sich auf ein paar Gipfelauftritte beschränkt und alle Momente in die Senkung fallen läßt, die sachlich oder psychologisch minderes Interesse haben. Die allein fesselnden Höhepunkte sind szenisch, dialogisch gestaltet, und so erhält das Lied mehrfache dramatische Zuspitzung. Es ist nicht episch in dem Sinne ruhigen Erzählungsflusses und ist völlig unlyrisch. Es ist endlich von Hause aus vereinzelt, unzyklisch, ohne Anschluß nach vorn oder hinten; es setzt kein anderes Dichtwerk voraus und leitet auf keines hin. Der Sänger, der sich in der Königshalle hören lassen durfte, war sicherlich in der Frühzeit ein bedeutender Gefolgsmann, der das Schwert führte wie die Leier. Man darf annehmen, daß der Hofskald des nordischen Mittelalters die Stellung im alten Sinne wahrte; auch darin, daß er den Gefolgsherren wechseln konnte. Das ist für die Frühzeit ausdrücklich bezeugt

VERBREITUNG

DES

33

HELDENLIEDS.

und eine Hauptvoraussetzung für die Verbreitung der Lieder von einem Hof, einem Stamm zum anderen. Die zeitlichen und örtlichen Ursprünge sind unsicher. Daß das Heldenlied eine Schöpfung der Goten in ihrem Schwarzmeerreich des 3. und 4. Jahrhunderts sei, ist nur Vermutung. Doch führen direkte Zeugnisse an den gotischen Hof. Für eine Fortpflanzung zu den Franken gibt es vielleicht einen Beleg. Aus Deutschland fehlt direkte Kunde, doch muß es seiner zentralen Lage halber der Stapelplatz des Heldenliedguts gewesen sein. Zeitbestimmungen stehen auf schwachen Füßen. Die ältesten Darstellungen zeigen bereits eine sehr ausgebildete und verzweigte Kenntnis der Heldendichtung. Das 7., vielleicht schon das 6. Jahrhundert, in dem der südgermanische Heldensang abblühte, muß schon die Wanderungen nach allen Seiten gesehen haben. Der Langobarde Albwin ist die letzte historische Person, deren Ruhm durch den Heldensang bei den germanischen Stämmen verbreitet wird. In dieser Frühzeit benötigt das Lied nur einer leichten sprachlichen Tünche, um bei anderen Stämmen eingeführt zu werden. Wir erleben den Prozeß mit beim hochdeutschen Hildebrandslied, das in roher niederdeutscher Verhüllung zur Niederschrift gelangt ist. Das germanische Heldenlied: O l r i k , Nordisches Geistesleben Heidelberg 1908, S. 43 ff. — H e u s 1 e r bei Hoops unter Dichtung, I, 455 f f . — S c h n e i d e r , Heldendichtung Heidelberg 1925, S. 12—33. — D e r s. bei Merker-Stammler, I, 486 f f . — H e u s l e r , Altgermanische Dichtung S. 144 f f . (Dort reiche Literaturangaben.) — N e c k e l , Die gemeingermanische Zeit ZA. Deutschkunde, 1925, S. 1 und 91. — Das feste „Einzellied", das für D r e r u p ein „imaginärer" Begriff ist, S. 64, ist also im Germanischen die einzig reale Größe — allerdings nur Ausgangspunkt, denn es b l e i b t nicht fest.

Die germanischen Staaten ändern ihren Charakter: überstürzte Gründungen fallen wieder zusammen, die anderen bilden größere Einheiten, in denen der christliche und der langsam wiedergeborene klassische Einfluß mit der lateinischen Sprache als Organ das Übergewicht gewinnt. Die Stämme treten auch sprachlich und kulturell auseinander, die Bedingungen schwinden immer mehr, die eine gemeingermanische Kriegeradelspoesie begünstigten. Auch im Norden, wo der Hofskald Erbe des germanischen Hofsängers wird, ist er immer ausgesprochener persönlicher Lobredner des Fürsten, S c h n e i d e r , Deutsche Heldensage.

3

34

DER

WANDERNDE

SÄNGER.

das Preisgedicht d i e höfische Gattung. Das englische Königtum empfängt seine Huldigung ebenfalls, der einheimische Hof sängerstand scheint dort schnell erstorben. Die fränkischen Merovinger sind den Schmeicheloden des lateinischen Hofpoeten zugänglich. Karl der Große liebt die deutschen Heldenlieder und läßt sie sammeln, aber sein Interesse ist nur mehr antiquarisch. Hier beginnt für uns die dunkle Periode in der Geschichte des Heldenlieds. Es hat mit bewundernswerter Zähigkeit die Jahrhunderte überdauert und ist in Deutschland wie im Norden das Mittelalter hindurch lebendig gewesen; in England verstummt es am ehesten, immerhin reichen die Zeugnisse bis zum Ende des n . Jahrhunderts. An welche Träger ist das Heldenlied jetzt gebunden, welches sind seine Daseinsbedingungen und Daseinsformen? Der w a n d e r n d e Hofsänger, den das englische Gedicht Vidsiö lebendig macht, weist bereits die Richtung: der fahrende Sänger wird Pfleger der Gattung werden. Eine englische Elegie zeigt einen anderen Sänger und Kenner der Heldensage, der aus seiner Stellung am Hofe durch einen Rivalen verdrängt worden ist; was bleibt ihm übrig, als seine Heldenlieder, von denen er eine kurze Liste gibt, vor einem anderen Publikum vorzutragen? Zwei alte Zeugnisse aus Deutschland und England zeigen, wie der aristokratische Charakter des Sängers noch schneller schwand als der des Publikums. Immerhin wird der blinde Friese Bernlef, der nach einem Zeugnis von etwa 700 antiqurom actus regumque certamina bette noverat psallendo promere in der ganzen Gegend hochgeachtet. Alcuin tadelt 797, daß die englischen Geistlichen lieber den Harfner hören, der die Taten Ingelds singt, als das Vorlesen geistlicher Geschichten. Man hat sich angewöhnt, zu sagen, der S p i e l m a n n sei nun Träger der Heldensage geworden; dabei kann man bleiben, wenn auch der Ausdruck nicht ganz glücklich und eindeutig ist. F a h r e n d e B e r u f s s ä n g e r haben das Heldenlied in Pflege genommen, die Zuhörerschaft setzt sich aus allen Kreisen zusammen, je nach Ort und Gelegenheit. Geistliche Herren, friesische Landbevölkerung zeigten die beiden früheren Erwähnungen. Die Berichte des deutschen Mittelalters, geistliche Polemik und Rechtsverordnungen zumal,

VOLKSLIED

UND

35

ERBLIED.

machen zwischen den verschiedenen Arten fahrender Leute kaum einen Unterschied. Dennoch ist anzunehmen, daß der „Spielmann", dessen Repertoire wir uns reich an verschiedenartigsten Liedern denken — Schwanke, Spottlieder, improvisatorische Gelegenheitsgedichte — die Reinheit der altererbten Gattung bewahrte. Die Heldenlieder sind k e i n e V o l k s l i e d e r geworden. Ihre Pflege bleibt in der Hand eines Standes. Es ist unerlaubt, der deutschen und nordischen Gesamtbevölkerung von 800 an schon die Fähigkeit zuzuschreiben, die sie 500 Jahre später nach der gemeineuropäischen Blüte der musikalischen Kunstlyrik besessen hat: eine große Zahl von Liedern sich mit Wort und Ton völlig zueigen zu machen und sich Autorrechte an ihnen anzumaßen. Selbst von der hochgebildeten Bevölkerung Islands läßt sich das nicht nachweisen. Wie die skaldische Kunst, so lag die Pflege und Verbreitung des Heldenlieds immer in den Händen Einzelner, vielleicht der Skalden selbst; e i n Zeugnis scheint zum mindesten dafür zu sprechen, und man hat auch schon versucht, einzelne eddische Lieder namhaften Skalden zuzuweisen. In Deutschland wird die Entwicklung durch keinerlei Zeugnis geklärt. Die Anschauung, die Heldenlieder seien zu Volksliedern herabgesunken, scheint durch ihre textliche Entwicklung nahegelegt zu werden. Eine Art Zersingungsprozeß haben sie allerdings durchgemacht. Aber es fehlt dem Heldenlied völlig das Stereotype, die sich zwangsläufig einstellende Formel; seine Textgeschichte spielt sich auf ganz eigene Art ab. Das Heldenlied ist von Hause aus reine Kunstpoesie. Es wandert durch die Jahrhunderte, mannigfach zerrüttet, zerarbeitet, zersungen. Dennoch wird es nicht zur Volkspoesie. Mit der Kunstpoesie teilt es die ständige Pflege durch den individuellen, kunstgebildeten Dichter; mit der Volkspoesie Gebundenheit an ein einmal geprägtes Vorbild, das sich wohl ändern und ergänzen läßt, aber niemals beiseite schieben. Wir erkennen das Wesen dieser Dichtung am besten, wenn wir sie als ein Drittes, Mittleres bezeichnen: sie ist E r b p o e s i e. Eine Heldensage, so sagten wir, entsteht, indem ein erstes Heldenlied gedichtet wurde. Wir nennen solche eröffnenden, voraussetzungslosen Lieder U r l i e d e r . Sie werden zu E r b H e d e m , wenn sie lange Zeiträume überdauern und immer 3*

36

ERBPOESIE.

wieder von Dichtern in die Hände genommen und umgebildet werden. Das Kennzeichnende dabei ist, daß sich die Schichten aufeinanderlegen: Neuschichten über und neben die E r b schichten. Hier bleibt das Alte bestehen, dort wird es durch ein Neues ergänzt oder verdrängt. Die Erbpoesie ist zugleich Segen und Fluch. Segen, weil sie viele große Momente, lapidare Prägungen aus Völkerwanderungszeiten in spätere Jahrhunderte rettet; Fluch, weil die ehrfürchtig angestaunten und aus Ehrfurcht nicht angetasteten Reste des Alten oft fremd, gespenstisch in die neue Umgebung hineinragen und die Denkmäler der Heldensage zu stilistischer und kultureller Zwiespältigkeit verurteilen. Die älteren Schichten treten durch sprachliche, formale, sachliche Altertümlichkeiten hervor; ihrer Spur ist schon mit viel Glück nachgegangen worden. Bis zum Erlöschen des lebendigen Heldenlieds hat daneben die Erdichtung neuer Lieder nicht aufgehört. Neben das Urlied stellen wir ganz allgemein das N e u 1 i e d. Es ist selbständige Schöpfung, kann aber auf den Voraussetzungen eines Urliedes aufbauen. Ist das Heldenlied nun aber die einzige Form, in der Heldendichtung lebt ? Als wichtiger Träger von Heldensagentradition wäre der H e l d e n k a t a l o g zu nennen: er ist als Merkversreihe entstanden und zählt Herrscher der Vorzeit und ihre Völker auf. E r hat vor allem praktischen Wert, als Gedächtnisstütze, ist aber poetisch geformt. Die Gattung scheint nach englischen und nordischen Belegen und deutschen versprengten Resten gemeingermanisch gewesen zu sein. Sonst entspricht der zunehmenden kulturellen und sprachlichen Differenzierung der Stämme auch eine literarische. England und der Norden haben von sich aus Formen der Heldendichtung geschaffen, die in Deutschland ihresgleichen nicht haben. In England begegnet die interessante Neuschöpfung des R o l l e n l i e d s aus der Heldensage; angebliche Bekannte und Zeitgenossen der Helden sprechen zu uns. Das jüngere der beiden Gedichte rückt die Helden der Sage in elegische Beleuchtung. Die E l e g i e aus der Heldensage ist sonst die große Schöpfung des germanischen Nordens. Die Struktur des Heldenliedes wird dort im allgemeinen gewahrt, aber es bilden sich mannigfache neue Einkleidungsformen heraus, das

LITERATUR.

37

reine Redegedicht, das monologische Rückblicksgedicht, das prophetische Gedicht, die episodische Szene aus der Heldendichtung. Die wichtigste Neuschöpfung ist das H e l d e n e p o s ; Entstehungsbedingungen und Wesen wollen besonders behandelt sein. Das Bild des wandernden Hofsängers erwächst am deutlichsten aus dem Vidsiö. Dieser ist von Haus aus Hofsänger des Myrgingenherrschers Eadgils; mit Ealhhild, der Tochter Eadwins (Audoins) sucht er den Hof des Gotenkönigs Eormanrik auf und wird von diesem zum Lohn für seinen Gesang mit einem kostbaren Ring beschenkt. E r hat aber auch sonst alle denkbaren Völker und Könige besucht. Heimgekehrt gibt er den Ring seinem Herrn Eadgils, der ihn dafür mit Land beschenkt, d. h. seßhaft macht. In Gemeinschaft mit Scilling ist er nun der angestellte Hofsänger, dessen Leistung bei dem Gefolge Anerkennung findet. Sein Kollege Deor in dem Gedicht „Deors Klage" ist am Heodeningenhof von dem liedkräftigen Heorrenda ausgestochen worden und hat sogar seinen Landbesitz an ihn verloren. — Wenn wir von den Namen absehen, sicherlich realistische Bilder aus dem altgermanischen Sängerleben. — Zeugnisse für spätere Sagenkenntnis in England: B r a n d l , HA. 120, 1. — I m e l m a n n , DLZ. X X X , 999. — Der Spielmann: S c h n e i d e r , Heldendichtung. S. 471. — N a u m a n n , Vjs. II, 777 und bei Merker-Stammler unter „Spielmannsdichtung" spricht zu radikal über den „romantischen Spielmannsbegriff" ab. — Der Skalde als Träger der Heldendichtung : Jjormoör Kolbrunarskald trägt am Morgen der Schlacht bei Stiklastaöir 1030 das Heldenlied Bjarkamal vor (nach der Olafs saga ens helga). — G e n z m e r hat mit erwägenswerten Gründen den Skalden J>°rbjöm Hornklofi zum Vf. der Atlakviöa machen wollen, Arkiv 42, 97 f f . Den Ausdruck E r b p o e s i e , der mir das eigentümliche Doppelwesen der germanischen Dichtung am besten zu beleuchten scheint, verdanke ich der anregenden Studie M e n é n d e z P i d a i s , Poesia ¡popular y poesia tradicional Oxford 1922. Freilich faßt er den Begriff der poesia tradicional anders, aber dieser scheint mir mit entsprechender Sinnesänderung auf germanische Verhältnisse anwendbar. Wo M e n é n d e z P i d a l , B é d i e r triftig verbessernd, an der Chanson de geste-Dichtung den Charakter der poesia tradicional betont, da gebraucht er den Begriff ganz in unserem Sinn. — Die Schichtenbildung im germanischen Heldenlied aufzudecken ist ein Hauptziel von N e c k e 1 s Beiträgen zur Eddaforschung Dortmund 1908, die bei mancher Überspannung des formalen

38

LIED

UND

EPOS.

Kriteriums, das sie zugrunde legen, viel neue Erkenntnis gebracht haben. A m besten löst die A u f g a b e der Schichtenaufteilung H e u s 8 1 e r in den Proben Nibelungensage 244 f f . Heldenkataloge: ihrer zwei sind in den V i d s i ö eingegangen; damit zu vergleichen sind vor allem die Strophen Eddica Minora, X X (S. 105). D H S . S. 326 ist der A H B mitgeteilt, der vielleicht auch noch Spuren aufweist. — Nordische Neuschöpfungen: H e u s l e r , Altgermanische Poesie. S. 166 f f . Andere Gattungen als die erhaltenen zu postulieren, ist immer mißlich und gewagt; so etwa das volkstümliche Tanzlied aus der Heldensage, das N e c k e 1 , Braunefestschrift S. 88 A , überkühn aus der bekannten Stelle der Quedlinburger Chronik von den singenden Bauern ableitet; N a u m a n n (Vjs. II., S. 782) liest aus ihr heraus, d a ß die Heldenlieder bereits völlig zu Volksliedern herabgesunken waren. Beide Deutungen des vielbesprochenen Satzes: „ E t fuit iste Thideric de Bern, de quo cantabant rustici olim" sind abzulehnen, aber eine bessere ist schwer zu finden, wenn man nämlich die Verhältnisse des Jahres 1000 zugrundegelegt. Es scheint mir aber auch nach den Darlegungen S c h r ö d e r s , Z f d A . 41, 24 f f . noch Raum f ü r die ältere Auffassung, d a ß diese ehemalige Randglosse ein später Zusatz ist. Die Dietrichsage als Gegenstand des altmodischen Bauerngesangs — das ist sonst eine Vorstellung 2 des 15. und 16. Jahrhunderts. S. H e u s l e r , Nibelungensage S. 314Das Verhältnis von Lied und E p o s ist für uns wieder eine germanische

Angelegenheit,

keine

gemein

menschliche,

völ-

kerpsychologisch oder volkskundlich zu lösende. Das gemeinsame literarhistorische Problem, das in der großen Epik der Inder, Iranier, Griechen und Franzosen vorliegt, kann dennoch unsere Aufmerksamkeit fesseln und unseren Blick schärfen. Das finnische Epos verdankt

dem modernen gelehrten

Re-

daktor seine Entstehung; das genetische Problem scheidet da also aus. Die

vier

übrigen Völker sehen sich vor

Frage gestellt wie die Germanen: welcher Weg den überall als ursprünglich vermuteten neuerdings

freilich

bestrittenen)

(bei den

Einzelliedern

dieselbe

führte von

zu

Franzosen dem

ge-

schlossenen Gesamtwerk des Epos ? Seit Wolfs Homerkritik und Lachmanns Zerlegung des N L in 20 Einzellieder hat man die Frage lange Zeit so beantwortet: die Menge der Lieder ergibt schließlich, aneinander gefügt und zusammenredigiert, das Epos. Von

volkskundlicher

Seite hat man das im Einzelnen ausgemalt und den

Lieder-

LIED

UND

EPOS.

39

z y k l u s als Vorstufe des Epos angesetzt. Zu Grunde liegt dabei immer noch letzten Endes die romantische Vorstellung von dem Volksepos, das sich selber dichtet. Heutzutage haben die fortschrittlichen Folkloristen den Volksepenbegriff verabschiedet, sie bleiben freilich geneigt, zwischen dem kurzen Lied und dem breitausladenden Epos Mittelglieder einzufügen, die den Übergang erleichtern und begründen sollen. Immerhin besteht d a r ü b e r jetzt so ziemlich allgemein Übereinstimmung: damit das Epos zustande kommt, bedarf es der energischen Leistung eines besonders begabten künstlerischen Individuums. Das Epos „erwächst" nicht, es wird gedichtet. Eine gewisse Notwendigkeit einer solchen Entwicklung scheint ja unter bestimmten kulturellen und literarhistorischen Bedingungen vorzuliegen, da es sich in so verschiedenen Zeiten und Gegenden einstellt; Südslawen und Russen sind freilich nie dazu gelangt. Mit der Einsetzung des Dichters in seine Rechte ist aber die sog. Sammeltheorie nicht überwunden. Man hält es heute für keine Kleinigkeit mehr, Lieder zum Epos zu verarbeiten, und die Lachmannsche Verachtung des geistlosen „Redaktors" des NL ist verschwunden. Aber den Sammelprozeß als solchen hält man für möglich, und der Glaube an ihn schimmert bei den Theorien über die Entstehung des indischen und iranischen Epos deutlich durch. Die Homerkritik ist in diesen Fragen ganz zersplittert. Auf germanischem Gebiet besteht der unschätzbare Vorteil, daß Ausgangspunkt und Endpunkt verglichen werden können: w i r h a b e n Lied und Epos. Niemals freilich sind uns d i e Lieder erhalten, aus denen ein bestimmter Dichter ein uns ebenfalls erhaltenes Epos aufgebaut hat; aber wir wissen doch ungefähr, wie ein germanisches Lied ausgesehen hat und haben aus Liedern entwickelte Epen des 8., 10., 13. Jahrhunderts. So läßt sich feststellen: es fehlt im Germanischen an dem förmlichen Liederzyklus, wie ihn die Theoretiker errechneten, und wie er nicht einmal bei Russen und Serben als klares Endresultat der Entwicklung vorliegt. Manchmal begegnen mehrere Lieder gleichen oder verwandten Gegenstandes, gleicher Personengruppierung, Neulieder, die in eine von älteren Liedern gebotene Kette von Geschehnissen ein frisches episodisches Glied einschieben; die Lieder besaßen

40

L I E D UND

EPOS.

vielseitige Anziehungskraft, wurden kausal und genealogisch verknüpft. Aber wir stellten schon fest: nie in d e r Weise, d a ß das eine nur im Zusammenhang mit dem anderen verständlich gewesen wäre, dieses jenes als Voraussetzung oder Fortsetzung nötig gehabt hätte. Und das eben wäre das Wesen der zyklischen Dichtung. Mechanische Aneinanderreihung konnte also niemals zu einem epischen Gebilde führen. Aber selbst, wenn eine solche Entstehung denkbar wäre: aus mehreren Liedern entsteht vor allem deshalb kein Epos, weil Liedstil und Epenstil ganz verschiedene Dinge sind. Darüber hat nach dem Vorangang W. P. Kers Andreas Heusler endgültige Klarheit geschaffen. Am besten durch sein wohlgeschautes Bild: Lied und Epos verhalten sich zueinander nicht wie der Einzelbaum zur nebeneinandergepflanzten Baumreihe; sondern wie der jugendlich keimende Trieb zum voll ausgewachsenen Baum. Es ist ein organischer Umbildungsprozeß, aber durch den schöpferischen Willen des Künstlers bedingt. Mit anderem Bild: es herrscht das Verhältnis der knappen, flüchtig umrissenen Bleistiftskizze zum figuren- und farbenreichen großen Gemälde. Was bei der Gipfeltechnik des Heldenliedes in die Niederungen des Tales gefallen war, wird nur mit bedächtiger und behaglicher Breite ausgemalt. Nicht nur f ü r die Handlung Wichtiges, sondern auch Nebensächliches: kulturhistorische, repräsentative, kampftechnische Einzelheiten. Die Gipfelszenen selbst, durch die konservative Erbpoesie zum Teil wörtlich erhalten, erfahren doch auch eine starke Verbreiterung, der knappe Dialog wächst sich zur weiten dramatischen Szene aus. Neue Episoden werden eingelegt, neue Personen als ihre Träger eingeführt, die Charakterskizze des Liedes zum breitgepinselten Charaktergemälde umgestaltet. Es bleibt denkbar, daß der Epiker eine Reihe von Liedern kannte. Stellte er zwischen mehreren Liedern einen neuen Zusammenhang her, so tut sich das deutlich in der Vielheit oder Verzweigtheit der Fabel kund. Anspielungen auf ihm bekannte, aber nicht verwertete Lieder finden sich vielerorts, am deutlichsten im Beowulf. Aber auch der Dichter des NL hat sichtlich aus Liedern viel mehr von Sigfrids Jugend gewußt, als er erzählt. Daraus ergibt sich schon, daß das Epos das Lied nicht

L I E D UND

EPOS.

41

abgelöst hat, sondern daß Lied und Epos mindestens eine Zeitlang nebeneinander bestehen konnten. Das Buchwerk, schließlich das Druckwerk haben aber am Ende die mündliche Poesie in den Hintergrund gedrängt, der Sängerstand starb aus, späte Reste des Heldenlieds lebten im Volkslied fort. — Die Nordgermanen, die kein Versepos kannten und daher die buchmäßige Kunstprosa pflegen, setzen an Stelle des Heldenlieds später den H e l d e n r o m a n . Er steht insofern noch im Banne der Erbpoesie, als er in der Form der dichterischen Einlage Bruchstücke älterer Lieder aufbewahrt. Erzähltechnisch und formal geht er eigene Wege. Neben dem Lied-Eposproblem kennen manche Literaturen das Epos-Liedproblem; die spanische etwa. Die spanische Romanze gilt wohl mit Recht als Erbin der Cantar de gesta, des Heldenepos. Auf germanischem Boden ist die Frage schon von Uhland erörtert worden, sie wird aber brennend nur im Norden, wo die Ballade aus dem einheimischen Heldenroman und dem deutschen Heldenepos hervorwächst. Die verselbständigte Episode steht dabei neben der liedhaften Zusammenziehung einer großen epischen Darstellung. Deutschland kennt keine Lieder aus Epen, sondern nur gekürzte buchmäßige Neuformungen älterer umfangreicher Epen. Die alleinberechtigte individuelle Lösung des genetischen Problems der Heldenepik verficht auch N ö l d e c k e S. 5 A. 3. — Über die Entstehung des Kalevala: K r o h n S. 138. S. a. H e u s l e r , Preußische Jahrbücher 1923, 134 f f . — W u n d t , Über die Entstehung des Epos: S. 445 und namentlich 450, wo die Sammeltheorie deutlich zum Vorschein kommt. Ähnlich M o l t k e M o e , Zs. Edda, II, 4, der die alte begriffsmäßige Dreiheit der Entstehungsmöglichkeit eines Epos (Steinthal) durch eine historische zu ersetzen sucht: 1. spontan improvisierender Einzelgesang ( W u n d t s „fließende Form"); 2. kondensierende Epik d. h. Verbindung und Zusammenredigierung fertiger Lieder (also Liederzyklus — S t e i n t h a l s agglutinierende Epik); 3. das organische Epos. — J. M e i e r (Volksepos S. 31), der das Volksepos als eine Unmöglichkeit bezeichnet, tut nicht entschlossen genug den Schritt zur Anerkennung des schöpferischen Individuums und der stilistischen Grundverschiedenheit zwischen Lied und Epos (s. auch S. 26). Bei Nöldecke S. 5, W i n t e r n i t z S. 265, M u r k o S. 201, kommt die Sammeltheorie noch ziemlich deutlich zum Durchbruch. D r e r u p , der die Leistung des epischen Schöpfers sehr stark unterstreicht, betont wie M e i e r die stufenmäßige Abwickelung des

42

QUELLEN

UND

AUFGABEN.

Prozesses und nimmt das Zwischenglied des Liederzyklus an, S. 59 f f . F i n s l e r S. 59 ff., betrachtet das „Kleinepos" als Zwischenglied von Lied und Epos und läßt mehrere dergleichen in die homerischen Großepen eingehen. B e t h e , Homer I sucht die Theorie der Germanisten auf das griechische Heldenepos zu übertragen 1 ). Diese ist begründet worden durch W. P. K e r , Epic and Romance 2 Oxford 1908, und H e u s l e r , Lied und Epos in germanischer Sagendichtung Dortmund 1905. — Über das Heldenepos auch Panzer, Das altdeutsche Volksepos Halle 1903. S c h n e i d e r bei Merker-Stammler I, 479ff. und ZfdA. 58, 98; dort auch Übersicht über die spätere Entwicklung der Heldenepik; vgl. dazu M e n £ n d e z P i d a i s treffliche Charakteristik der Epigonenepik, die ganz auf deutsche Verhältnisse paßt, La Leyenda, S. 42 f f . Als direkte Ableitung aus der Heldenepik sieht M e n £ n d e z P i d a 1 die spanischen Romanzenzyklen an, doch vgl. die annehmbare, vermittelnde Anschauung G r i s w o l d M o r l e y s , Spanish Bailad Problems [University of California Publ. X I I I , 10, 207 f f . ] . — Lieder aus Epen: U h l a n d , Schriften, I, 401 f f . — Über die Entstehungsgeschichte der skandinavischen Ballade des Mittelalters s. die Literatur S. 157.

4. Q U E L L E N U N D A U F G A B E N D E R FORSCHUNG.

HELDENSAGEN-

Die Betrachtung der Einkörperungsformen führt weiter zu der Frage nach den Quellen überhaupt, aus denen die Kenntnis der Heldensage zu schöpfen ist. Damit, daß wir Heldensage und Heldendichtung gleichsetzen, haben wir nicht ausgesprochen, daß sich Kunde von der Heldensage nur aus dichterischen Quellen schöpfen lasse. Neben die Darstellung wird nach wie vor die Anspielung treten müssen; nur erwächst uns heute die Aufgabe, diese von Fall zu Fall auf ein bestimmtes Dichtwerk zu beziehen, nicht mehr auf die „Sage". Wir unterscheiden zweierlei Quellen der Heldensage: D e n k m ä l e r und Z e u g n i s s e . Unter (literarischen) D e n k m ä l e r n verstehen wir erzählende Darstellungen der Heldensage; sie teilen sich in u n 1) Korrekturnote: B e t h e s Homer I I I (soeben erschienen, Berlin 1927) handelt einleitend über „Die Heldensage bei Griechen und Germanen".

D E N K M Ä L E R UND

ZEUGNISSE.

43

m i t t e l b a r e und m i t t e l b a r e . Jene sind die eigentlichen Heldendichtungen, die nach dem Grundsatz der Erbpoesie alle mit älteren Schichten durchsetzt und von Nachbardichtungen abhängig sind, so daß wir unter ihnen eine grundsätzliche Scheidung nach Priorität und Wert einstweilen nicht vorzunehmen brauchen. Mittelbare Darstellungen sind Auszüge, Inhaltsangaben, Verarbeitungen, die nicht mehr die künstlerische Gestaltung der Heldensage zur Absicht haben. Die Grenze ist fließend. Die Z e u g n i s s e sind mancherlei Art. In erster Linie stehen die u n m i t t e l b a r e n A n s p i e l u n g e n , die natürlich von der unmittelbaren Darstellung nicht immer zu scheiden sind; die Abgrenzung hängt von Umfang und Genauigkeit der angeführten Momente ab. M i t t e l b a r e A n s p i e l u n g e n haben nicht die Absicht eines Hinweises auf die Heldensage und also auch keine bewußte Beziehung zu ihr. Das ist der Fall etwa bei dichterischen Stilfiguren, die ursprünglich auf Begriffe und Personen der Heldensage aufgebaut sind, und bei der Namengebung aus der Heldendichtung. Eine Stellung für sich, zwischen Darstellung und Anspielung, nehmen schließlich die b i l d l i c h e n Widergaben von Vorgängen aus der Heldendichtung ein. Eine glänzende Zeugnissammlung für Denkmäler und unmittelbare Anspielungen ist W. G r i m m s Deutsche Heldensage, 182g, 3 (von Reinhold Steig) Gütersloh 1889. Die wichtigste Ergänzung bilden M ü l l e n h o f f - J a e n i c k e s Zeugnisse und Exkurse zur deutschen Heldensage, Z f d A . 12 und 15 ( Z E . ) . — Quellenüber-. sieht bei S y m o n s 625 ff.

U n m i t t e l b a r e D e n k m ä l e r oder Heldendichtungen liegen vor in altenglischer, althochdeutscher, lateinischer, mittelhochdeutscher, norwegisch-isländischer Sprache. Die buchmäßige Übersetzung in eine weitere fremde Literatursprache hat untergeordnete Bedeutung. Freie Übersetzungen und Bearbeitungen führen vom Dänischen oder Norwegischen ins Lateinische, vom Deutschen ins Holländische, Dänische, Tschechische und Polnische. Die Denkmäler setzen ein im 8. Jahrhundert und reichen bis etwa 1600. Allenthalben geraten die Dichtungen eine längere Periode hindurch, zwischen Mittelalter und Neuzeit, in Vergessenheit, aus der sie antiquarisches Interesse wieder erlösen muß.

44

MITTELBARE

DENKMÄLER.

Die dichterischen Gattungen, denen die erhaltenen unmittelbaren Darstellungen angehören, sind: Heldenlied, Heldenepos, Heldenroman, Heldenballade. Die m i t t e l b a r e n D e n k m ä l e r bringen entweder knappe Inhaltsangaben von Heldendichtungen ohne eigenen dichterischen Anspruch, oder sie bieten Heldensage als Geschichte. In beiden Fällen treten neben den künstlerischen Gestaltungswillen andere, außerkünstlerische Faktoren, die die Reinheit der Stoffüberlieferung trüben. Als Träger dieser mittelbaren Überlieferung kommen in erster Linie die Historiker in Betracht. Nur selten liegt dabei der Fall so günstig wie bei dem Dänen Saxo Grammaticus, der Heldenromane systematisch, aber oberflächlich historisiert. Wo er Heldenlieder ins Lateinische übersetzt, bietet er wohl meist unmittelbare Denkmäler. Sonst gilt es überall die Augen offen zu halten für die individuellen Zusätze und Abänderungen des Geschichtsschreibers. Schwieriger ist das noch bei anderen Historikern, die offenbar Heldenlieder als Geschichtsquelle verwendet haben. Der Gote Jordanes beginnt damit, der Langobarde Paulus Diaconus und der Sachse Widukind tuen es mit einer Genauigkeit, die vom Umriß, sogar von der Technik mancher Lieder einen Begriff vermittelt. Früher war man aber oft zu vorschnell in der Herausschälung von Liedern, namentlich aus den fränkischen Historikern Gregor von Tours und Fredegar hat man jede gerundete und mit novellistischen Zügen geschmückte Episode als verkapptes Heldenlied verdächtigt. Das ist im romanistischen Lager ebenso geschehen und hat zur Diskreditierung der Cantilenentheorie wesentlich beigetragen. Mittelbare Denkmäler sind auch die englischen Rollenlieder, die ein paar Liedfabeln kurz umreißen, dann der umfängliche Auszug aus zum Teil verlorenen mittelhochdeutschen Heldenepen, den der A H B bringt, und manches Vereinzelte. Die u n m i t t e l b a r e n A n s p i e l u n g e n finden sich auch am reichlichsten bei Historikern. Wo sie den Inhalt des Heldenlieds oder des Heldenromans nicht für Geschichte halten, sondern für Entstellung oder Sage, polemisieren sie gegen die Heldensage, und da tritt meist an Stelle der vollständigen Mitteilung des Inhalts die Anspielung. Es fehlt ja auch nicht an geistlichen Chronisten, die das allgemeine Verdammungsurteil gegen die altheimische Dichtung nicht mitmachen, son-

ANSPIELUNGEN.

45

dem herablassend berichten, daß man v u l g a r i t e r das und jenes erzähle. (Quedlinburger Chronik, Eckehard von Aurach.) Andere polemisieren, machen sich aber doch nicht ganz von der mündlichen Tradition frei und liefern so ein seltsames Gemisch von Dichtung (d. i. Heldensage) und Wahrheit (die deutsche Kaiserchronik). In Dichtwerken finden sich ebenfalls zahlreiche direkte Anspielungen. Meist sind sie verlässiger als bei den Chronisten, obschon auch hier mit gewollter und ungewollter Verfälschung zu rechnen ist. Die eine Heldendichtung schon kann Anspielungen auf die andere enthalten (und sich unter Umständen sogar zur mittelbaren Quelle auswachsen: Inhaltsangabe eines Sigmundliedes und eines Finnliedes im Beowulfl). Erwähnungen in anderer literarischer Sphäre, etwa im mittelhochdeutschen höfischen Gedicht, dem vornehmerem Rivalen des Heldenepos, bergen die Gefahr verhöhnender Übertreibung (Wolfram). Die Hauptmasse der Anspielungen dieser Art fällt erst in die Zeit der späten mittelhochdeutschen Heldenepik und bezieht sich auf diese; namentlich das Eckenlied und die Gedichte des großen Heldenbuchs waren nach Anspielungen des 15. und 16. Jahrhunderts dem ganzen Volke lebendig. Eine besonders beliebte Art der unmittelbaren Anspielung in Dichtwerken ist der Vergleich von Vorgängen und Personen der Heldensage mit denen der gegenwärtigen Dichtung. So schon das berühmte Zeugnis des Alexander (um 1130) zur Hildesage, dann bei Eilhart, Veldecke usf. An der Grenze zwischen Anspielung und (bildlicher) Darstellung steht das norwegische Gedicht Ragnarsdrapa mit seinen Schilderungen von Szenen aus der Ermanarich- und Hildesage. Die m i t t e l b a r e A n s p i e l u n g kennzeichnet sich dadurch, daß eine Erstarrung eingetreten ist oder eingetreten sein kann. Der nordische Skald nennt in seinen metaphorischen „Kenningar" Gestalten der Heldensage, die ihm aus der lebendigen Dichtung nicht mehr geläufig zu sein brauchen, und ebenso steht es bei den Trägern und Verleihern von Namen aus der Heldensage. Der Isländer Snorri hält es für nötig, in seiner Poetik langwierige Erklärungen dafür zu geben, warum das Gold als „Ottervergeltung" bezeichnet wird oder als Mehl des Froöi, die Schlacht als Hjaöningenwetter. Das

46

NAMEN.

waren also bereits verblaßte Umschreibungen. Individuelle Augenblicksbildungen stehen daneben: wie Jonakrs bura harmr bei t>j6öolf von Hvin im 9. Jahrhundert, der danach ein Ermanarichlied gekannt zu haben scheint und eine unmittelbare Anspielung liefert. Die Beweiskraft der Namen hat man früher stark überschätzt. Mone und Jakob Grimm haben mit ihrer Verwertung begonnen, Müllenhoff verfuhr kritischer, doch ohne noch alle nötige Vorsicht walten zu lassen. Zu ihr hat uns erst Edward Schröder erzogen. Zweierlei ist bei der Auswertung von Namen zu bedenken: erstens tragen die Personen der Heldensage (und schon der Geschichte) zum guten Teil gemeingermanische Namen, die auch ohne Kenntnis der Heldendichtung am Leben geblieben wären. Alle Walther, Dietrich, Sigfrid gehören hierher, selbst jener Waltherus miles, Hyldegundis uxor mea und die nordhumbrischen Königssöhne })eoöric und Jjeoöhere (Dietrich und Diether). Zweitens können auch ausgesprochene Heldensagennamen, die in bestimmten Zeiten und Landschaften isoliert erscheinen, erstarrt sein und außer Beziehung zur Heldensage stehen. Beweiskräftig, d. h. Zeuge für die Kenntnis der bestimmten Dichtung an jenem Ort und in jener Zeit, ist nur der sehr charakteristische Name oder die dem Zufall entrückte Gruppierung von mehreren Namen. Die St. Galler Urkunde von 786 mit Suanailta und Saraleoz darf doch wohl auf Kenntnis eines Liedes von Svanhilt und Sörli gedeutet werden- Heimo und Witigauwo in e i n e r Urkunde sagen nichts; wohl aber ein Witigo frater Haimonis barbati, d. i. des Mönches. — Der Zeugniswert der Ortsnamen ist meist noch problematischer; wie wenig hat die endlose Debatte um den leclulus Brunichildae ergeben I Zu

weitgehende

Auswertung

lateinischer

Historiker

vor

allem

durch die Romanisten Rajna, Kurth usw. E i n e abgerundete E r z ä h l u n g verweist

zum

mindesten

nicht

immer

auf

ein

H e l d e n lied.

Ein

Beispiel f ü r besonnene Analyse g i b t N e c k e 1 , Festschrift zur Jahrhundertfeier

der

Universität

Hungerland. sage

aus

der

Breslau

Zeugnisse

zur

Skaldendichtung,

Mone,

Zeugnisse

Vorzeit

5 und 6. —

zur deutschen Jakob

1911,

S.

121—154.

Wölsungen-

Arkiv

20,

Heldensage,

Grimm,

Kleine

und

S.

1

und

Nibelungen105 f f .



Anz. f. Kunde d. d. Schriften,

2, 355.



BILDLICHE

DARSTELLUNGEN.

47

M ü l l e n h o f f und J a e n i c k e , ZE. — B i n z , Zeugnisse zur germanische Sage in England PBB. 20, 141 f f . — Jjeoöhere und J)eoöric: B r a n d l , Grd 8 II, S. 953. — S c h r ö d e r , Wieland der Schmied, ZfdA. 53, 329 f f . (S. 332 häufig vorkommende Namen: „ein .Andenken' an die Heldensage bleibt der Name doch, aber ein .Zeugnis' ist er nur bei seinem ersten Auftauchen, und wo dieser Wert schwindet, ist schwer zu bestimmen"). — Über die Namen der Heldensagen s. a. H e u s l e r , ZfdA. 52, 97 f f . (Heldennamen in mehrfacher Lautgestaltung) und S c h r ö d e r , ZfdA. 57, 127 f f .

D i e b i l d l i c h e D a r s t e l l u n g fordert ebenfalls die Kritik heraus, weil nicht immer die Beziehung auf eine bestimmte Heldenfabel nachweislich ist; es kann auch lediglich die Kenntnis von novellistischen und märchenhaften Zügen vorliegen, die auch zur Bildung jener gedient haben. Nur eine Mehrheit von Abbildungen oder die Anhäufung deutlicher Detailzüge beim einzelnen Bild ist unzweideutiges Zeugnis. England und Skandinavien allein liefern Gewichtiges. Das Britische Museum in London verwahrt das Clermonter Runenkästchen (Francs Casket) aus dem 8. Jahrhundert, ein unschätzbares Dokument für die Entwicklung und Verbreitung der Wielandsage. Skandinavien liefert ein paar zyklische Darstellungen, Schnitzwerke und Steinritzungen aus den Nibelungensagen. (Kirche von Hyllestad in Norwegen, Ramsundstein in Södermannland.) In Deutschland sind die Wandmalereien einiger Tiroler Schlösser Zeugnisse für die Verbreitung der Heldenepik, freilich zum Teil recht entstellte (Runkelstein, Lichtenberg im Vintschgau). Sehr unsicher ist die Beziehung eines romanischen Kapitäls am Baseler Münster auf Dietrich von Bern (Befreiung eines Ritters aus dem Maul eines Drachens), abzulehnen die Deutung der Türe von Valtjöfstaö in Island auf Dietrich oder Wolfdietrich. Clermonter Runenkästchen: gut abgebildet bei B u g g e , Arkiv 26, 33. Die nordischen Sigurdbilder zählt auf L i e s 10 1, Maal ok Minne 1917, S. 98; er erschließt aus ihnen Kenntnis der B a l l a d e n . Eine Reihe Abbildungen bei P a a s c h e , Norsk Literaturhistorie I, 1926; in Schweden: S c h ü c k , Sigurdristningar Studier i nordisk Litteratur- og Religionshistoria, I, 1904, S. 176 f f . — Z i n g e r 1 e , Freskenzyklus des Schlosses Runkclstein bei Bozen Innsbruck 1857. — Basler Münster: Abbildung bei D i e f f e n b a c h e r , Höfisches Leben (Göschen, 93) Titelbild. — ValJjjofstaö: D G F . I V , 681. Dazu S c h n e i d e r , Woljdietrich, S. 230 und 244, und

48

METHODEN

DER

FORSCHUNG.

Ehrismannfestschrift S. 170. S. ferner A a r b e g e r 1870 und die ZE. passim. Seit das Phantom einer vor- und über aller greifbaren Darstellung schwebenden „Sage" verflogen ist, hat die Bedeutung des einzelnen Denkmals stark zugenommen, das auf einen Heldensagenstoff darstellend oder anspielend Bezug nimmt. Die Heldensage ist kein Ding an sich mehr, das von der entstellenden Erscheinungsform befreit werden müßte, sondern das dichterische Denkmal der Heldensage ist selbst die „Heldensage". An Stelle der früheren Begriffe „echte Sage" und „unechter Zusatz", die eine künstlerische nicht nur, sondern fast eine moralische Bewertung bedeuteten, setzen wir nunmehr den Unterschied ältere Schicht, jüngere Schicht. Natürlich wird uns jene immer besonders reizen und fesseln, weil sie eine dunkle Periode germanischer Kunst und Kultur erschließt; häufig auch, weil sie gegenüber dem Jüngeren die kernhaftere, unverbildetere Poesie und Lebensanschauung enthält. Aber an sich ist es ein ganz unerlaubter Apriorismus, in dem Älteren unter allen Umständen das ästhetisch Wertvollere sehen zu wollen. Das Verständnis für die Probleme, die sich gelehrte Arbeit an der Heldensage zu stellen hatte, wird durch einen nochmaligen kleinen Rückblick erleichtert werden. Das Verhältnis des Forschers zur Quelle kennzeichnet dabei am besten den Fortschritt der Methode. Blinde Vertrauensseligkeit und selbstherrliche Vernachlässigung der Chronologie walten in der romantischen Periode. In der folgenden, nachromantischen Zeit schärft sich der Blick für Bedeutung, Zeugniswert, Alter, literarische Stellung der Quellen, und es bahnt sich langsam die umgekehrte Einseitigkeit an. Die philologische Kritik der erhaltenen Denkmäler setzt ein. Sie verträgt sich freilich noch lange Zeit mit unkontrollierbarer Schwärmerei über die präliterarische Sagenbildung; Lachmanns rein philologische Zergliederung des Nibelungentextes steht verbindungslos neben seiner phantastischen „Kritik" der Sage von den Nibelungen. In Ermangelung von Besserem wurden solche schnell abgestandene Phantasien als „gesicherte Forschungsergebnisse" durch Generationen weitergeschleppt. Die eigentliche Arbeit galt mehr und mehr den erhaltenen Quellenwerken, die nicht nur Ausgangspunkt, sondern alleiniger Gegenstand der For-

NEUE

49

FRAGESTELLUNG.

schung wurden. Die Frage nach der Herkunft der Stoffe wurde in streng literarischem Sinn gefaßt, die Entstehungsgeschichte der Quellen auf vielfach überspitzten philologischen Scharfsinn gegründet, der erst mit der Lupe und dann mit der Schere arbeitete und den Blick f ü r das poetisch und praktisch Mögliche ganz verlor (nur zwei äußerste Beispiele: Bugge und Boerl). Es mußte erst ein Mittelweg gefunden werden: bei dem Tasten nach der ungreifbaren „Sage" hatte sich die Forschung ebenso tot gelaufen wie bei der rein textanalytischen und stoff(selbst märchen-Vergleichenden Auspressung der Denkmäler. Erst als man in der H e l d e n d i c h t u n g insgesamt das Forschungsobjekt erkannt hatte, konnte Klarheit und Straffheit in die Methode kommen. Wir verdanken sie vor allem A x e l O l r i k — dem Praktiker mehr als dem Theoretiker. Die Forschung kann, durch ihn geschult und seine Anregungen weiterführend, sich Weg und Ziel vorschreiben wie folgt: Die Fragestellung, die die Heldensagendenkmäler nahelegen, ist vor allem entstehungsgeschichtlich, und zwar im literarhistorischen Sinn. Die Problemreihe, die sich an jeden Sagenstoffkreis anschließt, lösen hieße also, eine Folge von älteren Dichtungen in genauem Grundriß wiedererstehen lassen und ihr gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis klarlegen. Es hat sich dabei durchweg um literarische Realitäten zu handeln; nicht nur nach dem ungefähren Inhalt ist zu fragen, sondern auch nach Bau, Umfang, Kulturkreis, Entstehungszeit, Entstehungsort. Letztes Ziel ist immer das Urlied, das einen Sagenkreis überhaupt erst ins Leben gerufen hat, das selbst auch greifbare literarische Entstehungsbedingungen aufweisen kann, die es mit anderen Urliedern in Zusammenhang bringen. Die „Sagenforschung" romantischen und oft auch folkloristischen Stils sah ihre Aufgabe jenseits aller Literatur; u n s verliert sich jenseits des Urlieds der Weg ins Nebelhafte, Gestaltlose. Nach einzelnen Bausteinen und ihrer Herkunft werden wir tasten können, aber das irrationale Moment des dichterischen Willens hindert mechanisierende Zerlegung oder gezwungene Einpassung der Fabel in typische Formeln. Vom Urlied aus führt ein doppelter Weg vorwärts: einmal zu den jungen Formen dieses Gedichts, die, schichtenweise S c h n e i d e r , Deutsche Heldensage.

4

50

ANALYTISCHE

FORSCHUNG.

sich übereinanderlagernd, Schritt für Schritt bis zu den erhaltenen Denkmälern führen. Dann zu den Neuliedern, die nur in losem Zusammenhang mit dem Urlied stehen und eigener Erfindung und jüngerem Kulturgut weiteren Spielraum lassen. Unsere Überlieferung ist allenthalben lückenhaft, so wird auch auf dem Gebiete der epischen Buchdichtung im Grunde dieselbe Methode walten müssen, wie bei der unliterarischen Lieddichtung. Überall ist nur eine schmale, durch die Gesetze der Erbpoesie gebundene Auslese vorhanden, überall ist Klarheit zu schaffen über die verlorenen über- oder nebengeordneten Lieder. Bei jedem Heldenepos muß man wie beim Heldenlied nach Ahnen, Brüdern, Abkömmlingen, eigenen Daseinsbedingungen fragen. Nur, wo ein Literaturwerk das andere gezeugt hat, schwinden die besonderen entstehungsgeschichtlichen Bedingungen der Erbpoesie. Letztes Ziel der Forschung ist für jeden Stoffkreis, für jede Gedichtssippe ein genauer, aus festumrissenen dichterischen Realitäten bestehender S t a m m b a u m . Natürlich können wir ihn nicht aus der Wurzel hervorwachsen lassen, sondern wir müssen seine Rekonstruktion beginnen von den verästelten Seitentrieben aus, die uns allein erhalten sind. Das Verfahren der Forschung wird daher a n a l y t i s c h sein, zunächst rein philologisch. Das einzelne erhaltene Denkmal wird untersucht. Formale Kriterien bahnen den Weg, inhaltliche (Lücken, Widersprüche, Ungleichheiten des Aufbaus, Wechsel des Horizonts) müssen sie stützen helfen, literarische (Entlehnungen, Parallelberichte) und kulturhistorische (Widerspiegelung bestimmter Lebensverhältnisse) weisen weiter. Alle Anwüchse werden abgeschnitten — nicht, um die „reine Sage" wiederzugewinnen, sondern das ältere Literaturwerk. Oft ist die Zahl der Unbekannten bedrückend groß, der Umriß der Lieder verschwimmt, das Urlied verliert sich in unzugänglicher Ferne. Dann suche man wenigstens das absolut Gesicherte von dem Halbphantastischen zu trennen, das die wissenschaftliche Tradition vielerorts ausgesonnen hat, frage, wenn der Inhalt sich nicht genau erschließt, nach der Zahl der Urlieder, ihrer Zeit, ihrer Ausbreitung, ihrer Beliebtheit. Der Forderung nach Allgemeinherrschaft der literarischen oder dichterischen Realität werde man auch noch in einem anderen

METHODENLEHRE.

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Sinne gerecht: man führe nichts gänzlich Neues, nirgends Belegtes und mehr Gewünschtes wie Erschlossenes als Individuum oder Gattung in die Stammbäume der Heldensage ein. Brauchbare Methodenlehren der germanischen Heldensage gibt es nicht; die „methodologischen Bemerkungen" B o e r s Amsterdam 1911, sind das Gegenteil. Ein guter Ansatz bei N e c k e l , GRM. 2, 1. — O 1 r i k spricht Grundsaetninger § 144 über die dreifache Aufgabe des Sagenforschers: er hat festzustellen: 1. die Voraussetzungen, 2. die Grundform, 3. die Entwicklung der Sage. Setzen wir statt dessen des „Urlieds" einer Stoffgruppe, so können wir uns die Formel zu eigen machen. Dann gilt auch die Warnung, keine zu abstrakte Grundform aufzustellen. Peter Erasmus Müller und Uhland sahen in der dichterischen Durchbildung und Lebensfähigkeit das wichtigste Echtheitskriterium einer Fabel. Die älteste (dichterische) Form der Sage zu finden, ist (nach § 161) die größte, aber auch die schwerste Aufgabe der Forschung. Sie kann aufklären, welche seelischen Kräfte und welche äußeren Umstände für ihre Entwicklung bestimmend waren. Eine Kunst, in der gerade Olrik selbst unübertrefflich ist. Anders sieht der Altphilologe B e t h e das Ziel (Mythus, Sage, Märchen, S. 119). Ihm ist nicht das Urlied das Letzte, sondern eine einfachste Urhandlung mit wenigen Personen, nach Ablösung aller Novellen- und Märchenmotive. (S. a. die Bemerkungen S. 99 f f . ) — Fest steht bei allen besonnenen Forschern die Forderung, nicht nur von der Urgestalt, sondern auch von allen ferneren „Sagenstufen", d. h. weiterentwickelten Dichtungen eine klare Vorstellung zu geben und mit „unbekannten Zwischengliedern" keinen Mißbrauch zu treiben; so namentlich eindringlich T h u r n e y s e n a. a. O., S. 9—10. — Im übrigen wäre eine allgemeine Methodologie der Heldensagenforschung vom Übel. Wie scharf namentlich germanische und griechische Heldensagenforschung auseinander zu halten sind — vor allem wegen der örtlichen Verwurzelung der griechischen — zeigen die einleitenden Bemerkungen bei R o b e r t und der praktische Teil (11) bei W i l a m o w i t z .

In einer systematischen Darstellung der Heldensage wird man sich mit dem analytischen Verfahren freilich nicht begnügen können. Schon die Scheidung in einzelne Sagenkreise ist im Grunde ein Apriorismus. Die analytische Betrachtung kann auf jeden Fall nur bis zu einem bestimmten Punkt führen: zur Ansammlung und kritischen Ordnung aller Belege, die für frühere Gestalten bis zum Urlied hinauf anzuführen sind. Ist unser letztes Ziel ein großer Stammbaum, der nicht 4*

52

SYNTHETISCHES

VERFAHREN.

nur den einzelnen Sagenkreis, sondern die Heldendichtung insgesamt umfaßt, so kann auf analytischem Wege nur eine oft lückenhafte Umrißzeichnung gewonnen werden, die dazu noch auf dem Kopf steht. Es ergibt sich also die Notwendigkeit einer Darstellung aus zwei Gesichtspunkten: der analytischen muß sich eine s y n t h e t i s c h e als Ergänzung zugesellen. Diese soll, in der Frühzeit anfangend, den ganzen Bau der Heldendichtung bis zu ihren verschnörkelten Ausläufern und unorganischen Anbauten des 16. Jahrhunderts verfolgen und als ein Ganzes, wenn auch mit vielen blinden Fenstern, wirken lassen. Das Gleiche gilt für die Darstellung jedes Fabelbereichs. Die Denkmäler in ihrer Gesamtheit und die Stoffkreise in ihrer Einzelentwicklung müssen auf beiden Wegen verfolgt werden. Eine Literaturgeschichte im niederen Sinn der Buchung von Denkmälern wird die Grundlage des analytischen Teiles bilden, eine Literaturgeschichte in dem hohen Sinn der vollkommenen Überschau über alles je Vorhandene, seine Notwendigkeit und seinen Zusammenhang, soll den synthetischen Teil krönen. Eine weitere Zweiteilung kommt hinzu, die für die Trennung unserer Darstellung in zwei Bände maßgebend wurde: wir scheiden die d e u t s c h e n Sagen von den nichtdeutschen. Die Loslösung der beiden Stoffhälften voneinander vollzieht sich nicht ohne jede Gewalt, aber im Ganzen nach klaren Grundsätzen. D e u t s c h sind diejenigen Heldensagen, die in der Gestalt des mittelhochdeutschen Heldenepos ihre endgültige Formung gefunden haben. Sie sind also nicht alle sicher deutschen Ursprungs (Hildesage), und es werden Liedfabeln deutschen Ursprungs fehlen müssen, weil sie im 12. und 13. Jahrhundert keinen Epiker gefunden haben (Wielandsage). Wir werden aber, um des Teilungsgrundsatzes willen, keinen Stoffkomplex auseinanderreißen. „Die Ermanarichsage" hat nur in ihrem e i n e n Zweig in die mittelhochdeutsche Heldenepik A u f nahme gefunden; der andere, die sog. Svanhildsage, ist in Deutschland früh verkümmert; wir lösen aber die Einheit nicht auf, die durch die Person des großen Gotenkönigs gegeben ist. N i c h t d e u t s c h ist einmal die große Masse der s k a n -

DEUTSCHE

UND

NICHTDEUTSCHE

HELDENSAGE.

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d i n a v i s c h e n Heldensagen, der gautischen, schwedischen, dänischen (nur in einem Fall konnte man den dänischen Ursprung für den Stoff eines mittelhochdeutschen Heldenepos vermuten), die in Lied, Epos und Roman bei Engländern, Dänen, Westnordländern fortleben. Der Beitrag der Angeln selbst ist umstritten, die englische Heldendichtung unlöslich mit der skandinavischen verknüpft. Es bleiben nicht unerhebliche Reste; aber auch sie sind dadurch zusammengehalten, daß sie bei ganz verschiedenen Ursprüngen im Norden eine dichterische Pflegestätte fanden (die westgotische Hunnenschlachtsage, die niederdeutsche Wielandsage). Schließlich haben wir Heldenliedfabeln, die uns nicht mehr in poetischer Fassung überkommen sind; es bestehen für sie nur mittelbare Darstellungen, dennoch vermögen sie treffliche Einblicke in die Heldensage der Frühzeit zu vermitteln, etwa der Langobarden, von deren Sprache jeder Laut für uns verstummt ist. Alle Stoffe, die für uns keine deutschsprachliche poetische Gestaltung erfahren haben, finden ihren Platz im zweiten Band. Eine Gesamtdarstellung der germanischen Heldensage gibt es bis jetzt noch nicht.

ERSTES BU CH . DEUTSCHE HELDENSAGE.

ERSTER (ANALYTISCHER) TEIL. LITERATURGESCHICHTE DER DEUTSCHEN HELDENSAGE. Die erhaltenen Denkmäler der deutschen Heldensage gehören den Literaturen von fünf verschiedenen germanischen Nationen an: Deutschen, Engländern, Norwegern (Isländern, Grönländern, Färingen), Dänen, Schweden. Der Anteil außergermanischer Literaturen ist unbedeutend; später abgeleitete Erzählungen polnischer Chroniken und russischer Märchen fallen noch am meisten ins Gewicht. Übersetzungen ins Tschechische und Dänische und ein lateinischer Chronikbericht aus Italien liefern teils Bekanntes, teils Apokryphes. Der Hauptanteil der Denkmäler fällt auf Deutschland und Westskandinavien; Englands Beitrag ist klein, aber gewichtig, der Anteil Schwedens sehr gering. Die Denkmäler aus germanischen Gebieten bedienen sich der lateinischen, altenglischen, althochdeutschen, mittelhochdeutschen, mittelniederdeutschen, frühneuhochdeutschen, (alt)norwegischen, (isländischen, färöischen), dänischen, (alt)schwedischen Sprache. Deutschland kennt in der Hauptsache nur die Gattung des H e l d e n e p o s ; ein lateinisches und eine große Anzahl mhd., ein frühnhd.; dazu je ein H e l d e n l i e d aus ahd., mhd., nhd. Sprachbereich. Junge, seltenere Ableitungsformen ohne Quellenwert sind H e l d e n d r a m a und H e l d e n r o m a n (Volksbuch). England kennt nur ein Denkmal im engen Sinn, schmale Bruchstücke eines Heldenepos; als Grenzgattung zwei R o l l e n l i e d e r aus der Heldensage, das eine enthält sehr umfängliche H e l d e n k a t a l o g e . Island kennt in der Haupt-

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DEUTSCHE

LIEDER.

sache H e l d e n l i e d e r , die zu einem großen Zyklus vereinigt sind; Norwegen H e l d e n r o m a n e , von denen zwei der bedeutendsten in vollem Umfang Denkmalcharakter tragen, andere nur gelegentlichen Zeugniswert besitzen. Mit den anderen skandinavischen Ländern nimmt es teil an der H e l d e n b a l l a d e , die am zahlreichsten in Dänemark und Schweden anzutreffen ist. In Dänemark haben Chroniken, eine lateinische und eine ins Dänische übersetzte, stellenweise die Bedeutung von Denkmälern; Schweden liefert die mancherorts selbständige Übersetzung eines norwegischen Heldenromans. Zeitlich betrachtet fallen die deutschen Denkmäler nach einer ersten Liedniederschrift von 800 und einer vereinzelten lateinischen Dichtung des 10. Jahrhunderts alle in die Periode zwischen 1200 und 1600, die Hauptproduktion liegt in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die norwegisch-isländischen Aufzeichnungen sind erst vom 13. Jahrhundert, die Dichtungen zum Teil kenntlich altertümlicher. Saxo schreibt um 1200, die Romane gehören dem 13. Jahrhundert an. Die Niederschriften der Balladen sind allesamt modern, ihre Abfassungszeit spätes Mittelalter. Wir ordnen die Denkmäler geographisch, und innerhalb der einzelnen Literaturen gattungsgeschichtlich-chronologisch. D e u t s c h e L i e d e r . Das H i l d e b r a n d s l i e d wurde um 800 aufgezeichnet, gilt aber allgemein für älter; eine genaue Bestimmung ist nicht möglich. Es ist nach einem unanfechtbaren sprachlichen Ausweis (Schwund des anl. w vor r, V. 48) hochdeutscher Herkunft, trägt aber eine graphisch seltsame niederdeutsche Oberschicht. Das j ü n g e r e H i l d e b r a n d s l i e d begegnet in zahlreichen Handschriften und Drucken seit dem 15. Jahrhundert; bezeugt ist es schon im 13. Jahrhundert. Es wurde auch ins Niederländische und Dänische übertragen. — Das Lied von E r m e n r i k e s D o t liegt in einem verderbten Druck des 16. Jahrhunderts vor, die Sprache ist niederdeutsch. Man datiert es gewöhnlich ins 13. Jahrhundert zurück. Älteres Hildebrandslied: S t e i n m e y e r , Die kleineren ahd. Sprachdenkmäler, Berlin 1916, I. — B r a u n e , Ahd. Lesebuch, 8, Nr. X X V I I I ; daselbst die gesamte Literatur. Jüngeres HL., Kritische Ausgabe MSD., 3 , II. S. 20 ff. Ermenrikes Dot, herausgeg. von G ö d e k e , Hannover 1854.

NIBELUNGENLIED.

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D e u t s c h e H e l d e n e p e n . Vereinzelt steht der lateinische W a l t h a r i u s m a n u f o r t i s des St. Galler Klosterschülers Eckehard I. aus den 920 er Jahren. Ausgabe von A l t h o f , 2 Bde., 1899 und 1905, und S t r e c k e r Berlin 1924. Zur Verfasserfrage zuletzt R e e h , ZfdPh. 51, 413, mit nicht stichhaltigen Bedenken. 8

D a s N i b e l u n g e n l i e d leitet die Reihe der volkssprachigen Heldenepen des 13. Jahrhunderts ein. Man setzt die Urfassung um 1200 und hält den Dichter für einen bayerischösterreichischen Spielmann, vielleicht in Passau. Die zahlreichen Hss. gliedern sich in drei Gruppen. Nach der jetzt meistverbreiteten Meinung kommt die St. Galler Redaktion (B) der Urgestalt am nächsten. Sie steht in ihrem Strophenbestand zwischen der Hohenems-Münchener (A) und der Donaueschinger (C). A hat zweifellos stellenweise gekürzt und scheint moderne, höfische Stiltendenzen stärker zum Ausdruck zu bringen; dennoch bleibt zu erwägen, ob es nicht doch da und dort in Strophenbestand und Lesarten altertümlicher ist als B. C ist eine aufschwellende Bearbeitung, die allerhand neue Motive und Tendenzen hereinbringt (örtliche Anknüpfungen, Sympathie für Krimhild, Abneigung gegen Hagen). Wo C lückenhaft ist, tritt die Wallersteiner Papierhandschrift a zur Ergänzung ein. Die anderen vollständigen und wichtigeren Handschriften gehören der B-Gruppe zu. Jüngere Bearbeitungen von größerer Selbständigkeit sind die Bruchstücke einer niederländischen Übersetzung (T), die Umgießung in Sprache und Metrik des 15. Jahrhunderts in der Piaristenhandschrift (k) und schließlich die verlorene Fassung m, von der nur eine dem Original gegenüber sehr vermehrte Aventiurenliste erhalten ist. — In den drei Hauptredaktionen folgt auf das NL als unmittelbare Fortsetzung das wenig jüngere Reimpaargedicht die K l a g e . Der Zeit nach schließen sich wohl am nächsten an die zwei Bruchstücke eines bayerisch-österreichischen Epos von W a l t h e r u n d H i l d e g u n d e in der leicht variierten Nibelungenstrophe, um 1220. Aus Österreich heraus nach Ostfranken führen in den 30 er Jahren die zusammenhängenden Gedichte O r t n i d und W o l f d i e t r i c h A, dieses eine Bruchstück von 500 Str., das in den Hss. mehrfach fortgesetzt ist; beide haben noch eine große Zukunft in der zweiten Jahr-

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HELDENEPEN.

hunderthälfte. Um 1240 fällt die K u d r u n von einem Österreicher, in eigener Strophenform, erst durch die Ambraser Handschrift des 16. Jahrhunderts überkommen, am Ende verstümmelt. Eine reichere Produktionsfülle hat uns erst die zweite Jahrhunderthälfte erhalten; das dritte Viertel schafft am meisten Neues. B i t e r o l f u n d D i e t l e i b , das Reimpaargedicht eines Steiermärkers aus den 1250 er Jahren, kennen wir ebenfalls nur aus der Ambraser Handschrift. Zwischen ihm und den historischen Dietrichsepen, die man sich nach 1280 entstanden denkt, reihen sich in unsicherer zeitlicher Folge aneinander das tirolische E c k e n l i e d in der komplizierten Berner Weise; S i g e n o t , in der einen Handschrift als Vorspiel vorangeschickt; K ö n i g L a u r i n , ebenfalls aus Tirol, in Reimpaaren. Zwei weitere W o l f d i e t r i c h e , B und C, dieser nur in schmalen Bruchstücken, die zeigen, daß auch der O r t n i d in die Bearbeitung hineingezogen war; Ortnid C ist die erste alemannische Heldendichtung, die wir kennen. Ein erstes Gedicht vom R o s e n g a r t e n , A, bayerisch; und, als Übergang zur historischen Dietrichepik, das nur in einer lückenhaften Handschrift erhaltene Gedicht von A l b h a r t s T o d , gleichfalls bayerisch. Die ganze letzte Gruppe von den Wolfdietrichen an bedient sich der etwas gelockerten Form der Nibelungenstrophe. Einen Dichternamen glaubt man nur in einem Fall zu kennen: der Verfasser eines Gedichts von König G o l d e m a r , von dem nur einige Anfangsstrophen erhalten sind, nennt sich Albrecht von Kemenaten. Wir wissen von diesem Dichter durch das Lob Rudolfs von Ems; er müßte um 1240 gelebt haben. Unser Bruchstück steht aber im Berner Ton und ist sichtlich ein Nachzügler des Eckenlieds; also handelt es sich wohl um eine späte Autorfiktion. — Mehrere Fragmente und eine erst dem 15. Jahrhundert entstammende aufgeschwellte Vollform des Gedichts vom W u n d e r e r weisen auf ein bayerisches Werk um 1250. Die beiden nach 1280 fallenden Dietrichepen, das B u c h v o n B e r n (auch D i e t r i c h s F l u c h t genannt) und die R a b e n s c h l a c h t stehen in verschiedenen Maßen; jenes (als Chronik?) in Reimpaaren, dieses in der sechszeiligen Rabenschlachtstrophe. Nur für das erste Gedicht (V. 8000)

HELDENEPEN.

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ist der Dichtername Heinrich der Vogler bezeugt; das zweite, in Stil und Diktion sehr ähnlich, hat man neuerdings mit beachtenswerten Gründen einem anderen Verfasser zugesprochen. Die Heimat ist auf alle Fälle wieder Bayern oder Österreich. Das Jahrhundertende sieht dann noch das Gedicht von D i e t r i c h s e r s t e r A u s f a h r t in Alemannien entstehen. Während die zwei historischen Dietrichepen in mehreren Hss. eine ziemlich feste Textform aufweisen, hat dieses Gedicht in der Berner Weise gleich den Wolfdietrichen, den Rosengärten, dem Eckenlied und dem Laurin von 1300 an noch eine komplizierte Textgeschichte und ein langes Nachleben. Wir skizzieren sie kurz für jede der Gedichtgruppen. Unter den W o l f d i e t r i c h d i c h t u n g e n erscheinen A und C als selbständige Schwesterbearbeitungen. Näher zu A als zu C hielt sich eine fernere erweiternde Bearbeitung, von der durch verschiedene verlorene Mittelstufen der Hauptteil von B abstammt (nicht das von anderem Verfasser stammende Buch B I, die Liebesgeschichte von Wolfdietrichs Eltern) und die Fortsetzung von A. Aus C, B und vielleicht noch einem dritten, verlorenen Gedicht wurde in Alemannien um 1300 der sog. G r o ß e W o l f d i e t r i c h D zusammengestellt, der auch den Ortnid mit umfaßte und das Kernstück des Heldenbuchs ausmachte, das im 15. und 16. Jahrhundert noch große buchhändlerische Erfolge hatte. D i e R o s e n g ä r t e n zerfallen in zwei Hauptzweige A und D, die unabhängig aus derselben knappen Quelle geflossen sind. C ist Verschmelzung aus beiden, P gehört zur D-Gruppe, während die Stellung des Fragments F unklar ist; schwerlich ist es auch Kompilation. Auch der „große Rosengarten" geht ins Heldenbuch ein (Fassung A). Von der E c k e dichtung sind die Handschriften L und A bekannt, jene nicht ganz vollständig, diese ein kurzes Bruchstück, dazu eine Strophe in den Carmina Burana (B). Zur Ergänzung treten mehrere Drucke der Spätzeit ein (a, s) und die Redaktion des Dresdener Heldenbuchs (d). A gehört mit den Drucken und d zu einer jüngeren Gruppe, der gegenüber L (und erst recht B) den Vorzug verdient. Ein ähnliches Verhältnis besteht beim S i g e n o t, nur daß dort L ausnehmend knapp ist, d (Dresdener Heldenbuch) und die Drucke sich viel weitschweifiger geben und eine neue Einleitung aufweisen. So

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HELDENEPEN.

ist auch das Verhältnis zwischen L a u r i n A und dem erweiternden D. Das Dresdener Heldenbuch bringt den „kleinen Rosengarten" (Laurin) in einer strophischen Umsetzung ohne Eigenwert. Eine gute Überlieferungsgruppe des großen und kleinen Rosengartens zeigt die Verpflanzung der Gedichte nach Mitteldeutschland. Laurin fand im W a l b e r a n eine späte Fortsetzung. Die Gedichtsippe der V i r g i n a l (Dietrichs erste Ausfahrt, Dietrich und seine Gesellen) ist in drei Gestalten erhalten, die allesamt vom Original weit abstehen und durch mancherlei Aufschwellungen und Verschmelzungen gelitten haben. Man scheidet die Fassung der Heidelberger Hs (h), der PiaristenHs (w) und des Dresdener Heldenbuchs (d). Ihr Verhältnis ist verwickelt, w ist eine Kompilation von zwei Vorlagen, die h und d nahestanden, h zeigt das Originalgedicht in doppelter Anlängung und Überarbeitung, in d ist es gleichfalls interpoliert und weitergesponnen, aber von ganz anderer Hand. Südalemannien, Rheinland und Ostfranken haben Anteil an dieser dichterischen Arbeit genommen. — Das österreichische Fragment von D i e t r i c h und W e n e z l a n vom Jahrhundertende ist kein Heldenepos, sondern eine höfische Gelegenheitsdichtung auf Wenzel II. von Böhmen. Nibelungenlied: Ausgaben von L a c h m a n n (nach A Berlin 1826 u. ö.); B a r t s c h (nach B 1870 u. ö.); Z a r n k e (nach C Leipzig 1856 u. ö.). — L a c h m a n n , Zu den Nibelungen und zur Klage Berlin 1836. — B a r t s c h , Untersuchungen über das Nibelungenlied Wien 1865. — Über den Verfasser zuletzt H. F i s c h e r , MSB. 1914, 7; W i l h e l m , Münchner Archiv, 7 (1916); Hss.: B r a u n e , PBB. 25, 1 ff. (doch noch Z w i e r z i n a , ZfdA. 45» 393» mehr für A). — Bibliographie: A b e l i n g , Teutonia VII, 1 und 2 (1907—1909). — Neueste Literatur: Rosenfeld, Neuphilol. Mitt. 26, 145 ff.; N e u m a n n , Vjs. 5, 130 ff. — Klage: Ausgabe von L a c h m a n n ; B a r t s c h , Leipzig 1875i E d z a r d i , Hannover 1875; Hss.: U r s i n u s , Halle 1908. — Walther: bei S t r e c k e r , Waltharius 4 1924. — Kudrun, herausg. von M a r t i n (* S c h r ö d e r ) Halle 1911. S y m o n s 2 Halle 1914. —Überlieferungen und Textgeschichte: S c h r ö d e r , GN. 1917, 21 1918, 506; 1919, 38 und 158. — Rosengarten, herausg. von H o l z : Halle 1893. Zum Stammbaum, ZfdA. 58, 120, und B r e s t o w s k y , Der Rosengarten zu Worms Stuttgart 1928, S. 45 ff. — Alle anderen Dichtungen sind vereinigt im Deutschen Heldenbuch, herausg. von

HELDENEPEN.

63

M ü l l e n h o f f, J ä n i c k e , A m e l u n g , M a r t i n , Zupitza, Berlin 1866ff.: I Biterolf, Lauriti und Walberan (dazu H o l z , König Laurin Berlin 1897); I I Albhart, Dietrichs Flucht, Rabenschlacht; I I I und I V Ortnid und Wolfdietrich (daneben unentbehrlich H o l t z m a n n , Der große Wolfdietrich Heidelberg 1865); V Virginal (h), Sigenot (L), Ecke (L), Goldemar, Dietrich und Wenzelan. Daneben: Dietrichs erste Ausfahrt (w), herausg. von Stark Tübingen 1860; Sigenot nach dem Nürnberger Druck herausg. von S c h a d e Hannover 1854; Eckenlied A (Münchner Bruchstück), herausg. von K r a u s , A B A . , X X X I I , 3, 1926; Ecke nach dem Straßburger Druck herausg. von S c h a d e Hannover 1854. Das Dresdner Heldenbuch umfaßt Ortnid, Wolfdietrich (gekürzte Ausgabe von A { A 2), Etzels Hofhaltung (der Wunderer), Ecke und Sigenot (d), Dietrich und seine Gesellen (d), Laurin (in Langzeilen), Rosengarten B, herausg. ist es von v o n d e r H a g e n und P r i m i s s e r in den deutschen Gedichten des MA. II, 1820,/, 25. — Zur Datierung des Biterolf: R a u f f , Diss., Bonn 1907; L u n z e r , Euphorion, Erg.-Heft 16, 1923, S. 8 f f . Zur Frage der Einheit des Albhart: J i r i c z e k , P B B . 16, 115; K e t t n e r , ZfdPh. 31, 24, K n a p p , Diss. Tübingen 1925 (ungedruckt). E i n e n Verfasser für Flucht und Rabenschlacht leugnet L e i t z m a n n , ZfdPh. 51, 46 f f . — Verhältnis der Wolf dietrichtexte: S c h n e i d e r , Die Gediphte und die Sage von Wolfdielrick München 1913. — Virginal: Verhältnis der Texte W i l m a n n s , Altdeutsche Studien Berlin 1871, S. 95. — L u n z e r , Z f d A . 43, 193 f f . — E. S c h m i d t , P D S T . I I , 1906. — Abschließend: v. K r a u s , Z f d A . 50, 1 f f . — Zur Datierung: L u n z e r , ebenda 53, 1 f f . — Textgeschichte des Wunderers: H e m p e l , Diss. Halle 1915. — Das mittelniederländische Fragment v a n B e r e W i s s l a u w e , eine Spielmannsgeschichte mit Namen aus der Heldensage verbrämt und an die Karlssage angelehnt, ist keine Heldendichtung, sondern bringt nur Anspielungen (herausg. von M a r t i n , Q F . 65).

Neuhochdeutsohe

Heldendichtung zeigt nur e i n

Hel-

denepos, das Lied vom H ü r n e n S e y f r i d , das in einer A n zahl von Drucken von ca. 1527 bis 1611 überliefert ist. Eine Rückübersetzung in ältere Sprachform ist vor allem aus metrischen Gründen ausgeschlossen; es liegt eine Dichtung des 16. Jahrhunderts vor. Aus ihr f l o ß das V o l k s b u c h

vom

ge-

h ö r n t e n S i g f r i d , dessen erster bekannter Druck aus dem Jahr 1726 stammt; entstanden ist es wohl im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts und wird das ganze 18. und 19. Jahrhundert immer wieder neugedruckt.

64

ENGLISCHE UND

Ausgabe

des Hürnen

Golther

2

ZfdPh. 35, 47 Schröder,

Halle

Seyfried 1911.

f f . und

NORDISCHE

QUELLEN.

und des



Sprache

204 f f . —

V j . f. Lit.-Gesch.

Gehörnten und

Datierung

V,

Sigfrid

Metrik: des

von

Meyer,

Volksbuchs

E.

480 f f .

E n g l i s c h e s H e l d e n e p o s . W a l d e r e , z w e i Fragmente einer Handschrift des 10. Jahrhunderts; das Gedicht stammt vielleicht noch aus dem 8. Jahrhundert. Der Umfang bleibt ganz unbestimmt. R o l l e n l i e d e r : V i d s i ö (der Weitgewanderte), ein Gedicht, in dem viele Schichten aufeinanderliegen. Den Kern, die Weitfahrerfabel, lieferte wohl das 7. Jahrhundert. Die eingestreuten Merkverse können leicht ein bis zwei Jahrhunderte älter sein. Eine große Interpolationsschicht gehört ins 8. Jahrhundert, die Niederschrift ist erst 11. Jahrhundert. Dieselbe Hs. enthält auch D e o r s K l a g e , eine Elegie wohl noch des 8. Jahrhunderts. Waldere: Faksimile-Ausgabe von H o l t h a u s e n —

Kluge,

Schücking, Frage

ist

Ags.-Lesebuch Engl.

übrigens

Nr.

XXXI.

Studien, 60, 17 f f . nicht

von

Nr. X X I X . —

Chambers,

Deor: K l u g e

Nr. X X X V I .



Göteborg 1899.

Datierung:

(10. Jahrhundert

Bedeutung).



Vidsiö :

zuletzt —

die

Kluge

Vidsith Oxford 1912 (mit Text).



Altwestnordische L i e d e r . Heldendichtungen im eigentlichen Sinn bringt nur die sog. eddische Poesie. Von der zweiten großen Sippe altnorwegischer und altisländischer Lieder, den Skaldengedichten, hat keines die Heldensage zum unmittelbaren Gegenstand. Wohl aber ist Heldendichtung bei einem, sogar dem zeitlich ältesten Denkmal der Skaldik stoffliche Voraussetzung: B r a g i s Ragnarsdrapa beschreibt einen kostbaren Schild, auf dem Szenen aus der Heldensage abgebildet waren. Die Abfassungszeit ist wohl das 9. Jahrhundert. D i e e d d i s c h e n L i e d e r sind erhalten und zum Zyklus verbunden in der isländischen Liedersammlung von ca. 1250, die man als ältere Edda zu bezeichnen pflegt. Der Kopenhagener Codex Regius überliefert sie nicht vollständig; acht Blätter sind verloren gegangen. Die Liederreihe ist reichlich mit Prosa durchsetzt. Die Abgrenzungen und Liedertitel, die sich im Laufe der Zeit eingebürgert haben, stimmen nicht immer ganz mit denen der Handschrift überein. Die Einheiten, die man jetzt zu unterscheiden pflegt, sind diese: Fra dau}a Sinfjötla

EDDA.

65

(Prosa), Gripisspä, Reginsmal, Fäfnismäl, Sigrdrijumäl (Lücke), Brot (Bruchstücke des alten Sigurdliedes, der Anfang fällt in die Lücke), Guörünarkoita I, Sigurdarkvida en skamma, Helreid Brynhildar, Drap Nijlunga (Prosa), Gudrünarkvida II und III, Atlakviöa, Atlamäl, Oddrunargrätr, Gudrünarhvöt, Hamdismai. Alter und Heimat der Eddalieder gehören zu den umstrittensten Problemen der germanischen Philologie. Der anfänglich maßlos in die Ferne, d. h. in das Dunkel der germanischen Vorzeit schweifenden romantischen Datierung folgte eine Reaktion; man entschied sich für das 11. oder 12. Jahrhundert als Entstehungsperiode der meisten eddischen Lieder. Im Laufe der Zeit hat sich die Problemstellung geändert, und man verzichtet bei einer Anzahl von Liedern auf ein auch nur annähernd genaues Entstehungsdatum: man hat erkannt, daß sie von Hause nicht nordischen Ursprungs sind, und da ist die Frage von untergeordnetem Interesse, wann sie die jetzt vorliegende Einkleidung erfahren haben. Zumal nach der erfolgreich ausgebauten Schichtentheorie eine bestimmte Zeit für die Entstehung des Denkmals als Ganzen gar nicht angegeben werden kann. Aus unserer Reihe gehören Brot, Atlakviöa und Hamöismal in diese Kategorie. Unsicherheit herrscht desgleichen über die Dreiheit Reginsmal, Fafnismal, Sigrdrifumal; „norwegisch um 1000" ist im Grunde auch eine bloße Verlegenheitswendung. Auch die Herkunftsbestimmung ist bei diesen Liedern problematisch, denn zwischen Deutschland und Island gibt es für sie genau genommen nur Durchgangsstationen, keine wirkliche Heimat. Festen Boden gewinnen wir erst zur Zeit der sog. isländischen Nachblüte, die um 1100 eingesetzt haben dürfte. Das Schreibzeitalter brachte dann die Sammlung der Lieder. Sie erfuhren durch federfertige und poesieliebende Redaktoren bei der Niederschrift noch eine weitere Vermehrung. Diese jüngste Schicht entstammt also der isländischen Gelehrsamkeit des 13. Jahrhunderts; aus der Reihe der geschlossenen Lieder kann man mit Sicherheit nur die Gripisspä zu den Spätlingen rechnen. Der Rest wäre also Island des 12. Jahrhunderts, das eine oder andere Lied könnte ja wohl auch etwas früher fallen. — Bei e i n e m Lied nur haben wir einen verlässigen Hinweis auf die Heimat: die Atlamal werden als en grönlenzku bezeichnet. Zwar scheint S c h n e i d e r , Deutsche Heldensage.

5

66

EDDA.

die Angabe dadurch entwertet, daß sie bei der Atlakviöa auch schon aufgetreten ist; aber bei den Atlamal ist das Landschaftsbild ausgesprochen polar. Sonst hat man geographische und historische Kriterien zur Datierung und Lokalisierung meist umsonst bemüht. Der älteste Fall eines Gottesurteils durch „Kesselfang" in Norwegen z. B. braucht mit dem dritten Guörunlied nichts zu tun zu haben. Auch sprachliche (die unkontrahierten Wortformen) und metrische (Verhältnis von Satz und Vers) Erscheinungen dienen in erster Linie dazu, die relative Chronologie zu fördern. Ragnarsdrapa: Gering

Kvcepabrot

H a l l e 1886. —

Skjaldediglittg

II

tar

dazu

Glossar

I,

Jonsson, Neckel

1867. —

Gering, 1927).

1926).

1891.



Berlin

ler).



von

von

Thüle

Bugge,

I,

1888

1920 (Kommen-

1

1927

2

Ausgabe

(kommentierendes

von

Wimmer

S i m ro c k

Gering,

(Sammlung

von

norsk-islandske

Die Lieder der Edda

Edda

Übersetzungen

herausg.

Den

der älteren Edda

Neckel,

1926),

G e nz m e r

Leipzig erläutert

und

(erneuert

o.

J.

von

und

A.

von vor

Heus-

Über A l t e r und Heimat handeln als Vertreter der älteren

Theorie

Jonsson,

Historie

I8

vertritt

vor

und

Die Lieder



gamla,

Eddaausgaben:

Symons,

Photolithographische

allem

mund

ens

Kopenhagen 1912/15. —

Nor ran Fornkvcedi bis 1906. —

Braga

F i n n u r j o n s s o n ,

1908.

1920

und

allem —

Geisteswelt

Literaturhistorie

Den

Neckel,

Neckel, Nr. I

oldnorske

Mogk,

782)

Oslo

og

oldislandske

Grundriß Beiträge

Die

zur

S.

S.

55

ff.

Literaturs

572 f f . ;

die

neuere

Eddaforschung

altnordische

1923

1926,

II2

Literatur —

(aus

P aas che,

DortNatur Norsk

11 f f .

A l t w e s t n o r d i s c h e P r o s a . Die lateinische Geschichtsschreibung des Nordens hat nur in e i n e m Fall Stoffe der deutschen Heldensage herangezogen: S a x o Grammatic u s, ein seeländischer Geistlicher, hat bald nach 1200 seiner Dänengeschichte (jetzt Buch 10—16 des Gesamtwerkes Gesta Danorum) eine historisierende, aber ganz auf Romanquellen fußende Einleitung von neun Büchern vorangeschickt, eine Art Geschichte der dänischen Urzeit, die freilich bis nach 900 reicht. Seine Quellen kamen nicht aus Deutschland, er hat die romantische Darstellung deutscher Heldensage aus nordischer Prosadichtung übernommen. Ausgabe Jantzen Kommentar

von (1—9) von

Holder, Berlin

Straßburg 1900;

Herrmann,

von

1886.

Übersetzungen

Herrmann,

Leipzig

1922.

Berlin

von 1901.

Thidrekssaga.

67

N o r w e g i s c h e H e l d e n r o m a n e . Nach 1250 setzt man die Entstehimg der T h i ö r e k s s a g a am norwegischen Hof zu Bergen. Sie liegt vor in einer nicht vollständigen Pergamenths. (der sog. Stockholmer Membran Mb), mehreren isländischen Papierhss. des 17. Jahrhunderts (man zitiert gewöhnlich nur zwei, A und B) und der schwedischen Übersetzung, die kurz vor 1448 verfaßt wurde und in zwei Hss. erhalten ist; sie geht in manchen Einzelheiten über die norwegische Vorlage hinaus. Das Verhältnis der Handschriften ist zu verschiedenen Zeiten sehr verschieden beurteilt worden und ist besonders erschwert dadurch, daß Mb., von fünf Schreibern geschrieben, deutlich in zwei Teile zerfällt; wo die dritte Hand einsetzt (man nennt den folgenden Teil Mb3, den vorangehenden Mb2, weil nur der zweite und dritte Schreiber ernstlich beteiligt sind), macht sich ein deutlich umgestaltender Wille geltend. In den letzten Teil von Mb2 wird ein großes Stück eingeschaltet, ein Passus von iJ/a Kapiteln, die Mb2 geschrieben hatte, wird durchgestrichen, und es finden sich zweimal in Mb3 Dubletten zu Berichten von Mb2. Die notwendige Schlußfolgerung daraus wird doch wohl die sein: es setzt hier eine ganz neue Vorlage ein, der Schreiber Mb3 hatte eine andere Redaktion der ursprünglichen Saga vor sich. Mb liegt also offenbar weit vom Archetypus ab. Aus ihm, der „Urthiörekssaga", müssen zunächst zwei verschiedene Bearbeitungen geflossen sein, und unsere Pergamenths. Mb stellt eine Mischredaktion dieser beiden her. Der Schreiber Mb3 brachte eine ausführlichere und wie er glaubte bessere und besser angeordnete Redaktion mit in die Schreibstube als sein Vorgänger. Von dieser zweiten Redaktion des Archetypus, der Vorlage von Mb3, stammen auch die Papierhss.; sie vertreten also für den ersten Teil die Vorlage, die Mb3 benutzt hat. Die schwedische Redaktion faßt man am besten als freie Bearbeitung von Mb. Früher haben in den Entstehungstheorien der Ths. die „Interpolationen" eine große Rolle gespielt. Der Begriff wird jetzt entbehrlich; innerhalb dieser späten Redaktion hat alles gleiches Heimatrecht. Der reicher überlieferte Zweig Y 2 läßt umgekehrt in Mb2 einige Kürzungen erkennen. Es war ein Fehlschluß de Boors, wenn er unser Mb mit dem Archetyp identifizierte; dieser liegt, wie gesagt, minde5*

68

THIDREKSSAGA.

stens zwei Stufen zurück. Entstehungsgeschichtliche Winke für die Ursaga gibt der Wechsel von Mb2 und Mb3 nicht, er lehrt uns nichts über das primäre Werden der Sage, sondern nur über ihre sekundäre Textgeschichte. Davon abgesehen macht de Boor zutreffende Bemerkungen über die Entstehung der frühesten Fassung 1 ). Dieses Werden dürfen wir uns so denken: ein Norweger am bergischen Hof hat in langer Einzelarbeit eine Reihe von deutschen Buchwerken ins Norwegische übersetzt, dann auch die mündliche Liedtradition Niederdeutschlands und Dänemarks in Prosaform gegossen und schließlich in sehr sorgfältigem und zielbewußtem Aufbau den großen Sammelroman geschaffen. (Die Spuren seiner zusammenschweißenden und harmonistischen Tätigkeiten sind verwischt, Unstimmigkeiten in Mb weisen nur auf die sekundäre Mischredaktion.) Die Angaben des Prologs über die Quellen scheinen die Doppelheit des vorliegenden Materials anzudeuten: „ e i n i g e s ist von Liedern genommen, die alle Sachsen kennen: (I, 2, 14) — und die Stelle II, 328, 9, stellt die Übereinstimmung dieser Lieder mit den alten Dichtungen deutscher Zunge fest, d. h. doch wohl den Epen. Von ihnen hatte sich der Norweger Handschriften verschaffen müssen wie der gleichzeitige Verfasser der Karla Magnussaga von den französischen Chansons de Geste, die er ähnlich kompilierte. Ohne selbständige Bedeutung ist die B l o m s t u r v a l l a s a g a des 14. Jahrhunderts, die eine Reihe von Handlungselementen aus der Ths. zusammenstiehlt. Zeitlich und örtlich nicht weit von der Ths. mag die V ö 1 s u n g a s a g a entstanden sein, deren wörtliche Berührungen mit jener sich so am einfachsten erklären würden. An den 1) Graphisch stellt sich der Stammbaum, nach H e m p e 1 s überzeugend

einfachem

Entwurf

so

dar: X

(Archetypus,

Y^

Ursaga)

Y2

I

Mb 2

Mb 3 Mb

I

Sv

AB

VöLSUNGASAGA.

69

norwegischen H o f führt zwar mit Notwendigkeit nur die Gestalt, die uns jetzt in der einzig erhaltenen Pergamenths. vorliegt (die zahlreichen Papierhss. sind ohne Wert). Die Vs. erscheint da als Vorspiel der Ragnarssaga Lodbrokar: Ragnar gilt als Stammvater der norwegischen Dynastie; wurden seine Söhne an Sigurd angeknüpft, so stammte also das Königshaus von dem ersten aller Helden und letztlich von dem höchsten Gott. Man ist aber neuerdings geneigt, anzunehmen, die Vs. habe schon vor der Ragnarssaga ein Sonderdasein geführt. Dann war sie also einfacher Heldenroman mit reichen Stropheneinlagen, die wir zum großen Teil aus dem eddischen Liederkodex kennen, nicht höfisches Gelegenheitswerk. — Ein paar Heldennovellen der späteren Zeit folgen noch in weitem Abstand und enthalten zum Teil nur ferne Nachklänge deutscher Sagendichtung. Thidrekssaga, herausg. von U n g e r Christiana 1853; von B e r telsen Kopenhagen 1905—11 (mit wichtiger, aber überholter Einleitung. B's Text folgt Mb, im Bereich von Mb 2 hat er die La. A B als selbständigen Paralleltext in die Anmerkung gesetzt und damit, ohne es zu wollen, schon die beste Rechtfertigung für Hempels Stammbaum gegeben). — Übersetzung von F i n e Erichsen Jena 1924, Thüle Nr. X X I I . Schwedische Fassung: Sagau om Didrik af Bern ulgifven af Hylten-Cavallius Stockholm 1850. — Hss.-frage: G . S t o r m , Sagnkredsene om Karl den Store og Didrik af Bern Kopenhagen 1874. — D e r s., Aar boger 1877, 297 ff. — K l o c k h o f f , Upps. Univ. Aarsskrift 1880. — B e r t e l s e n , Om Didrik af Bern sagas oprindelige Skikkelse Kopenhagen 1902. — Boer, Arkiv 7, 205 f f . — D e B o o r , ZfdA. 60, 81 f f . (namentlich S. 96 f f . über die Iit. Quellen; so schon S t o r m S. 93). — H e m p e l , PBB. 48, 414 f f . — Blomsturvallasaga, herausg. von M ö b i u s Leipzig 1855. — Völsungasaga, herausg. von B u g g e Christiania 1865. Danach R a n i s c h (Berlin 1891, 2 1908). — M a g n u s O l s e n , Völsungasaga og Ragnarssaga Lodbrokar Kopenhagen 1906—1908. — S y m o n s , PBB. 3, 199 f f . — J o n s s o n , Lit. hisl. 2 II, S. 834 f f . Ursprüngliches Verhältnis zur Ragnarssaga (gegen Mogk Grd. 2 II, S. 843) d e V r i e s , Studien over färösche balladen 1915, S. 188 f f . und L i e s t 0 1, Maal og Minne 1917, S. 86.

Das Lehrbuch der Mythologie und Poetik, das der Isländer Snorri Sturluson Anfang der 1220er Jahre schuf, die S n o r r a E d d a , kommt in ihrem zweiten Teil, der „Dichtersprache" (Skaldskaparmal), bei der Erklärung skaldischer Metaphern

70

SNORRA

EDDA.

BALLADEN.

zweimal auf deutsche Heldenfabeln zu sprechen und umreißt sie (Kap. 39—41, 49). Im ersten Fall namentlich überwiegt die Erzählerfreude den sachlichen Zweck. Man hat daher gemutmaßt, diese Sagendarstellungen seien entweder von Snorri erst besonders aufgezeichnet oder durch spätere Zusätze von fremder Hand angehängt worden. Die einzelnen Redaktionen des Buches behandeln die betreffenden Abschnitte auch sehr verschieden. Die Uppsalaer Fassung verweist die Geschichten in einen Anhang und zeigt sehr knappe Form. Die Nibelungensage in ihrer vollen Ausdehnung samt der Svanhildsage ist nur in zwei Handschriften erhalten. Snorra

Edda,

herausg.

von J o n s s o n

2

Kopenhagen

1926

der Einleitung S. I X f. und „ T i l l ä g " V I ) .

Hss.-verhältnis

1 e n h o f f , DAK.

Aarbager

— —

Mogk,

5, 165 f f . —

Grdr. I I

Jonsson,

Lit.

N e c k e 1 1925, Thüle

2

Jonsson,

907 f. —

Hist.

8

II,

(in

M ü1-

1898, 383 f f .

H e u s 1 e r , A B A . 1908, S. 21 f f . S.

678 f f .



Übersetzung

von

XX.

Vereinzelt steht unter den nordischen Denkmälern die N e u d ä n i s c h e P r o s a c h r o n i k : 1603 wurde die H v e n s c h e C h r o n i k aus dem Lateinischen übersetzt. Sie lokalisiert deutsche Sage auf der Insel Hven im Sund und hängt zusammen mit der dänischen Balladendichtung. D F G . 1, 38 ff., Ausgabe von Jiriczek, Berlin 1892 (Acta germ. I I I , 2).

Die n o r d i s c h e B a l l a d e (dänisch kämpevise nach dem Gegenstand, folkevise nach der Volksläufigkeit genannt), das sanghafte Tanzlied mit formelhaftem Kehrreim, in Form und Weise durch romanische Vorbilder angeregt, ist in Aufzeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts erhalten. In Norwegen ist nur eine einzige lebendig geblieben ( S i g u r d S v e i n), das ostnordische Gebiet lieferte reichere Ausbeute bis auf den heutigen Tag. Auch auf den Färöern sind die Tanzlieder aus der Heldensage noch im 19. Jahrhundert lebendig. — Die Altersfrage ist umstritten; den Beginn der norwegischen Balladendichtung hat man wohl um 1300 anzusetzen; die färöischen Reigengedichte, gedehnt und überladen, fallen mindestens ein Jahrhundert später. Fast immer liegt eine größere Zahl von Aufzeichnungen vor, die zeigt, daß die Textformen ganz unfest und die Lieder allesamt sehr zersungen sind. Heldensagen behandeln die Balladen (Titel und Nummern nach Grundtvig) Sivard Snarensvend (2. Der norwegische

BALLADEN.

71

Sigurd Svein Landstadt Nr. 11; schwedisch: Grundtvig IV 584). Sivard og Brynhild (3. Norwegische Bruchstücke Gr. III, 768 und Landstadt). Grimhilds Hoevtt (5). Samson (6. Schwedisch Arwidsson Nr. 17). Kong Diderik og harn Kcemper (7. Schwedisch Arwidsson Nr. 3 und 4, färöisch Gr. IV, 614). Kong Diderik i Birtingsland (8). Kong Diderik og Laven (9). Abseits stehen die färöischen Lieder Regin smibur, Brinhild, Högni. Berührungen mit deutscher Heldensage in Thema oder Personenwahl bringen noch manche dänischen Balladen und aus den nur färöischen Stücken vor allem die sog. Dvörgamoylieder. L a n d s t a d , Norske Folkeviser 1853. — Volksausgabe: L i e I I I Bde. 1912—1920. — s t e l und M o e , Norske Folkeviser, G r u n d t v i g , Danmarks Gamle Folkeviser, V I I I Bde. Kopenhagen 1853—1920 (die ursprünglichen Texte in Band I, dann immer weitere Nachträge). — W. G r i m m , Altdänische Heldenlieder 1811 richtet sich meist nach den willkürlichen Mischtexten von Vedel und ist deshalb mit äußerster Vorsicht zu gebrauchen. — A r w i d s s o n , Svenske fornsanger, 3 Bde. 1834. — H a m m e r s h a i m b , Sjurdar Kvceii Kopenhagen 1851. Über die hs.-lichen Schätze in Kopenhagen s. zuletzt d e B o o r , Die färöischen Lieder des Nibelungenzyklus Heidelberg 1918, Einleitung; Dvörgamoylieder Arkiv 36, 207. — Neuere Balladenliteratur (neben den Erklärungen in den DGF. durch G r u n d t v i g , Bugge und O l r i k ) : O l r i k , Middelalderens vandrende spillemand i Norden og deres visesang (Mindre afhandlinger udgivne af det fil. hist. samfund Kopenhagen 1887, S. 74 ff.). — S t e e n s t r u p , Vore Folkeviser Kopenhagen 1891. — K e r , On the Danish ballads (The scotish historical review 1904, S. 359 f f . ) — v o n der R e c k e , Folkevisestudier: Vestnordisk indflydelse i dansk (Danske Studier 1907). — D e r s., Folkeviserredactioner ebenda 1911. — K n u t L i e s t 0 1 , Maal og Minne 1917, S. 81 f f . — S v e r k e r E k , Norske kämpavisa i östnordisk tradition Göteborg 1921. — A. H e u s l e r , Über die Balladendichtung des Spätmittelalters GRM. 1922, S. 16. — L i e s t 0 I , Zs. Edda 16, 40. (Die Literatur, die nur die Entstehungsgeschichte untersucht, ist übergangen, wie stets in diesen Kapiteln, s. S. 155.) Bisherige

Darstellung der deutschen Heldensage : W i l h e l m G r i m m , Deutsche Heldensage Gütersloh 182g. 3. Aufl. 1889.

72

DARSTELLUNGEN.

U h l a n d , Schriften zur Geschichte der Sage und Dichtung, I Stuttgart 1865. F. M o n e , Untersuchungen zur Geschichte der teutschen Heldensage Quedlinburg und Leipzig 1836. A. R a ß m a n n , Die deutsche Heldensage und ihre Heimat Hannover 1857—58. 2. Ausgabe 1863. W i l h e l m M ü l l e r , Mythologie der deutschen Heldensage Heilbronn 1886. O. L. J i r i c z e k , Deutsche Heldensagen Straßburg 1898. Erster (einziger) Band. — Die deutsche Heldensage. Sammlung Göschen 32 Straßburg 1894. 4. Auflage 1913, seitdem nur Neudrucke. S y m o n s , Heldensage in Pauls Grundriß I I I 2 606/734 Straßburg 1900. R ö d i g e r in Bethges Ergebnissen und Fortschritten der germanischen Wissenschaft im letzten Vierteljahr hundert Leipzig 1902. V o n d e r L e y e n , Die deutschen Heldensagen München 1912. 2. Aufl. 1923. H e u s l e r in Hoops' Reallexikon I — I V unter den einzelnen Helden- und Geschlechternamen. Straßburg 1911 —19. B r u i n i e r , Die germanische Heldensage Leipzig und Berlin 1915. (Aus Natur und Geisteswelt.) M o g k , Deutsche Heldensage Leipzig 1917, 2. Auflage 1926.

DIE E I N Z E L N E N

SAGENKREISE.

NIBELUNGENSAGEN. Unter dem Namen Nibelungensagen fassen wir die Gesamtheit der ma.liehen Dichtungen zusammen, die von den Wälsungen, dem Helden Sigfrid und dem Untergang der burgundischen Könige handeln. Der Norden überliefert sie allesamt in geschichtlicher Reihung, deutsche Dichtung faßt immer nur Teile zu kleineren Einheiten zusammen. Die Doppeldeutigkeit des Wortes Nibelungen ermöglicht die Anwendung des schillernden Gesamtnamens f ü r die ganze Ereignisund Gestaltenreihe. Liegt bei Ausgestaltung und Ausbreitung aller anderen Heldensagen der Schwerpunkt deutlich in einer bestimmten Landschaft oder wenigstens bei einem Volksstamme, so treten in der Pflege der Nibelungensage Norden und Kontinent in dauernd lebhaften Wettbewerb. Alle Fabeln, die ihr zugehören, sind kontinentaler Herkunft, aber der Norden hat ihre früheste Gestalt besser gewahrt. Deutschland hat ihnen im Hochmittelalter zur glänzendsten poetischen Ausgestaltung verholfen, aber auch Island sorgte vorher und gleichzeitig für individuelle und örtlich bedingte Fortbildung. Im Deutschland des 12. und 13. Jahrhunderts gab es mindestens drei Zentren für intensive Pflege unserer Sagen: Österreich-Bayern, den Mittel- und Niederrhein und Westfalen. Zunächst auf West6kandinavien beschränkt und um 1200 in Dänemark von Saxo nicht beachtet, hat sich die Nibelungensage zur Zeit der Balladendichtung in Norwegen, Schweden und selbst auf die weltentlegenen Färöer ausgebreitet.

74

NIBELUNGENSAGE.

England steht dagegen völlig beiseite. Nur e i n e der alten Liedfabeln, die schließlich in den skandinavischen Zyklus eingingen, ist dort bekannt gewesen, die von Sigmund. Die Quellen lassen zweifelhaft, ob Sigfrid auch nur dem Namen nach bekannt war (der Sigeferd des Finsburhbruchstückes ?); die Burgundenkönige sind jedenfalls nicht mehr als Namen. Der gemeinsame Anfangspunkt aller erhaltenen Darstellungen liegt in unerreichbarer Völkerwanderungsferne. Die Entwicklungsgeschichte der Nibelungendichtung zeitigt in den verschiedenen Landschaften so verschiedene Endergebnisse, daß eine reinliche Scheidung des Quellenmaterials nottut, und bis zu dieser Klärung jeder Rückschluß von einer Überlieferungsgruppe auf die andere unterbleiben muß. Freilich wird die Untersuchung zeigen, daß nicht nur literarische Beeinflussung zu Entlehnungen innerhalb der Einzelzweige geführt hat, sondern auch noch in der literarischen Zeit mündliche Verbreitung der Fabeln dazu beitrug, den Abstand zwischen den Sagenformen der einzelnen Pflegegebiete zu mindern. Wir legen einstweilen die Zweiteilung zugrunde: deutsche Sagenform — nordische Sagenform. Diese Scheidung fällt aber nicht zusammen mit der anderen: deutsche und nordische Sagendenkmäler. Spätere Einfuhr hat es dahin gebracht, daß der Norden Zeugnisse für die deutsche Sagengestalt liefert. Als „nordische Sagengestalt" bezeichnen wir deshalb nur die Darstellung d e r Denkmäler, die sich in letzter Linie auf der mündlichen Fortpflanzung des 6. und 7. Jahrhunderts aufgebaut haben, nicht auf dem literarischen Import des 11. bis 13. Jahrhunderts. Das umgekehrte Verhältnis: nordische Sagengestalt in deutschen Denkmälern — liegt wenigstens auf den ersten Blick nirgends zutage. Deutsche Denkmäler werten wir also bis auf weiteres als Quelle für rein deutsche Sage. Allgemeine Nibelungenliteratur: H e i n z e l , Über die Nibelungensage 1885, WSB. CIX. — B o e r , Untersuchungen über die NS. 3 Bde. Halle 1906 f f . — H o l z , Der Sagenkreis der Nibelunge * Leipzig 1913. — H e u s l e r b e i Hoops I, 358, I I I , 314, IV, 173. — Stand der Nibelungenforschung 1926: N a u m a n n , Zs. f. Deutschkunde 41, 1 f f . — H e m p e 1, Nibelungenstudien I Heidelberg 1926. — Sigfrid in England: U h l a n d , Schriften, V I I I . 479 ff., namentlich 496 f f . ; s. a. S. 158 f.

DIE

DEUTSCHE

NIBELUNGENSAGE.

75

I. D I E D E U T S C H E N I B E L U N G E N S A G E . Im Norden erscheint die Nibelungensage als ein zyklisch wohlkomponiertes Ganzes, wenngleich die vielschichtige eddische Tradition noch etwas von der gewaltsamen Harmonistik ahnen läßt, die nötig war, um diesen Schein von Einheit hervorzurufen. In Deutschland hat es eine umfassende Darstellung nie gegeben. Nicht nur fehlt jeder Rest einer Walsungendichtung (nur der Name Sigmund verbürgt ihr früheres Vorhandensein und eine spätere zyklische Verbindung mit der eigentlichen Nibelungensage), auch eine vollständige Biographie des Helden Sigfrid ist auf dem Heimatboden nie geschaffen worden. Seine Jugendtaten bilden eine eigene Traditionsreihe, die sich mit dem großen oberdeutschen Epos von Sigfrids Tod und Krimhilds Rache nicht vermischt und kaum da und dort berührt. Ob die Jungsigfridsage auf oberdeutschem Boden überhaupt Wurzel geschlagen hat, muß zweifelhaft bleiben, und der starke stoffliche und landschaftliche Abstand der Quellen nötigt auch hier zu einer Zweiteilung. Sachlich wäre zu scheiden: Sigfrids Jugend — Sigfrids Tod und Burgundenuntergang. örtlich: Rheinische und oberdeutsche (d. i. österreichische) Überlieferung. Auf beiden Seiten steht nur e i n e Hauptquelle zur Verfügung, in epischer Gestalt. Die oberdeutschen Nebenquellen sind ganz unerheblich, rheinische fehlen ganz. Beiderseits springt dann die nordische Tradition in die Bresche. Die norwegische Ths. umfaßt die drei Handlungsteile, die sich in Deutschland nie zur Einheit zusammenfinden konnten. Auch auf die nordische Ballade wird hie und da ein Blick zu werfen sein. Hauptquelle der deutschen NS ist das Nibelungenlied. An ihm hat jede Quellenkritik der Sage einzusetzen. DAS

NIBELUNGENLIED, SEINE QUELLEN U N D S E I N E VERWANDTEN. Zu Worms am Rhein lebt in hohen Ehren die Jungfrau Krimhild unter der Obhut ihrer Brüder, der Könige Gunther, Gernot und Giselher. Sie träumt einmal, sie zöge einen schönen Falken, den ihr zwei Adler zerreißen. Die Mutter Ute deutet: sie wird einen edlen Mann gewinnen und bald wieder verlieren. — Zu Xanten in den Niederlanden wird bei seinen Eltern, König Sigemund und Sigelind, der junge Sifrit höfisch erzogen. Nach seiner Schwert-

76

NIBELUNGENLIED.

leite will er um Krimhilde werben, die Eltern entlassen ihn unter Jammer und Unglücksahnung. In Worms erkennt ihn Hagen von Tronje sofort, -weiß auch von seinen Jugendtaten: von dem Drachenkampf, durch den er hürnen wurde, und von dem Erwerb des Nibelungenhorts und der unsichtbar machenden Tarnkappe. Sifrit will erst mit Gunther um sein Reich kämpfen, beschwichtigt sich aber im Gedanken an Krimhild und bleibt ein ganzes Jahr am Hof, ohne sie sehen zu dürfen. Erst als er f ü r Gunther einen siegreichen Krieg gegen den Sachsen Liudeger und den Dänen Liudegast durchfochten hat, kommt er auf dem Siegesfest mit ihr zusammen. Zu Gunther ist inzwischen die Kunde gelangt von einer schönen Jungfrau über See, Brünhild von Island, die jedem ihrer Freier drei Kraftproben auferlegt; besteht er sie nicht, so verliert er das Haupt. Gunther will um sie werben, Sifrit sagt ihm Hilfe zu, wenn ihm zum Lohne Krimhilds Hand zuteil wird. E r allein kennt die rechten Wasserstraßen, und sie machen sich auf seinen Rat zu vieren in einem kleinen Schiff auf; die Begleiter sind das Brüderpaar Hagen und Dankwart. Die Jungfrauen auf Isenstein erkennen Sifrit, Brünhild selbst begrüßt ihn zuerst mit Namen und fragt nach seinem Begehr. Sifrit gibt sich, einer Abrede gemäß, als Dienstmann Gunthers aus; dieser wolle die Werbung bestehen. Als die Kampfspiele beginnen, geht er scheinbar beiseite, in Wahrheit ist er, durch die Tarnkappe unsichtbar gemacht, zur Stelle und führt alle Kraftleistungen aus, Gunther macht nur die Gebärde. Die besiegte Brünhild muß Gunther an dem Rhein folgen; ihre Mannen freilich verhalten sich so bedrohlich, d a ß Sifrit in Eile aus dem Nibelungenland, das er sich früher unterworfen hat, iooo Mann herbeiholt. Die Braut wird festlich nach Worms gebracht, die Doppelhochzeit findet statt. Bei Tische bricht Brünhild in Tränen aus und gibt als Grund an: es schmerze sie, Krimhild an der Seite eines Unfreien zu sehen; sie will Gunther nicht angehören, bis sie den Grund zu dieser entwürdigenden Heirat weiß. In der Nacht ringen sie miteinander, Gunther wird gebunden und an einen Nagel gehängt. Sifrit verspricht Hilfe, bändigt sie in der nächsten Nacht und entreißt ihr Gürtel und Ring. Dann zieht er mit Krimhild in sein väterliches Reich. Sie gebiert ihm einen Sohn Sigemund. — Nach zehn Jahren wird auf Brünhilds Betreiben Markgraf Gere in die Niederlande geschickt, um Sifrit und Krimhilde einzuladen. Auch Sigemund schließt sich ihnen an. Bei einem Fest zu Worms geraten die Frauen in Streit: Krimhild rühmt ihren Gatten als den herrlichsten aller Helden, Brünhild nennt ihn Gunthers Leibeignen. Beim Kirchgang heißt sie die Leibeigene vor ihr zurücktreten. Da erwidert Krimhild: sie sei ja Kebse des Leibeignen gewesen,

NIBELUNGENLIED.

77

und zeigt ihr zum Erweise Gürtel und Ring. Brünhild klagt Gunther, Sifrit rühme sich, sie in Besitz genommen zu haben. Der Held schwört im Ringe der Burgunden einen Reinigungseid, aber Hagen rät von jetzt an seinen Tod, um Brünhilds Kränkung zu rächen. Der Held ist durch das Bad im Drachenblut nur an einer Stelle verwundbar. Unter dem Vorwande, die Sachsen hätten erneut den Krieg erklärt und Sifrit werde in der Schlacht in Lebensgefahr kommen, veranlaßt Hagen die Krimhild, diese Stelle durch ein rotes Kreuz auf Sifrits Gewände zu kennzeichnen (allerdings legt er dieses nachher ab!), damit er ihn schützen könne. Das Kriegsgerücht wird widerrufen, eine Jagd im Odenwald angesagt. Gernot und Giselher bleiben ihr fern, sie wissen, was geplant ist. Ein fürstlicher Küchentroß zieht mit, aber Hagen hat veranlaßt, d a ß die Getränke vergessen worden sind. So müssen die Helden aus einer Quelle ihren Durst stillen. Als Sifrit sich über das Wasser beugt, um zu trinken, sticht ihn Hagen von hinten durch die Stelle zwischen den Schulterblättern. Hätte er sein Schwert in Händen gehabt, wäre es Hagens Ende gewesen, so kann ihn aber der Sterbende nur noch mit seinem Schilde treffen. Hagen frohlockt, d a ß Sifrits Übermacht nun gebrochen ist. Der Tote wird vor Krimhilds Türe gestellt; Schächer, so gibt Hagen an, hätten ihn erschlagen. Krimhild aber weiß Bescheid: „Das hat geraten Brünhild und Hagen hat's getan." Die Nibelungen würden ihren Herrn gern rächen, Sigemund aber zieht mit seinem Enkel davon, Krimhild bleibt bei Sifrits Grab. 3 1 / 2 Jahre redet sie mit Gunther kein Wort, dann kommt durch die jüngeren Brüder eine Versöhnung zustande. Hagen trachtet danach, den Hort ins Land zu bringen; Krimhild wird durch die Brüder überredet, ihn kommen zu lassen, doch als sie gar zu freigebig davon spendet, nimmt Hagen ihn ihr weg und versenkt ihn in den Rhein. Krimhild ist dreizehn Jahre Witwe gewesen. Da stirbt die Hunnenkönigin Helche, und König Etzel läßt durch Markgraf Rüdeger um Krimhilds Hand werben. Die Brüder sind einverstanden, Krimhild selbst zaudert lange, auch wegen. Etzels Heidentum. Zwei Gründe bestimmen sie schließlich zur Einwilligung: sie wird wieder mit vollen Händen spenden können, und sie erlangt von Rüdiger das Versprechen, d a ß die Seinen ihr jedes Leid rächen werden. Sie macht sich auf die Fahrt, der treue Markgraf Eckewart begleitet sie in die Fremde, in Passau wird sie von ihrem Oheim, dem Bischof Pilgrim, empfangen und geleitet. Nach sieben Jahren gebiert sie dem Etzel einen Sohn Ortlieb. Nach dreizehn Jahren veranlaßt sie, halb aus Sehnsucht, halb in Rachegedanken, ihren milden und gütigen Gatten, die Burgunden nach Etzeinburg zu laden. Die Spielleute Werbel und Swemmel

7

8

NIBELUNGENLIED.

überbringen die Aufforderung. Hagen rät ab, wird aber von Gernot und Giselher der Feigheit bezichtigt und betreibt nun selbst eifrig den Zug. Auch die Mutter Ute warnt, durch Träume geängstigt. Aber die Fahrt wird angetreten, und Hagen reitet als Trost der Burgunden an der Spitze. Die iooo Nibelungenrecken haben sich auch angeschlossen (die Burgunden heißen von da an Nibelungen 1 Sie kommen an die Donau, Hagen sucht eine Gelegenheit zur Überfahrt und trifft zwei Meerweiber, die ihm die Umkehr raten; keiner als des Königs Kaplan werde aus Hunnenland heimkehren. Hagen wird von ihnen zu einem Fährmann gewiesen, den er durch List herüberlockt; als er sich betrogen sieht und nach Hagen mit dem Ruder schlägt, wird er getötet. Hagen fährt zu der Stelle, wo das Nibelungenheer, iooo Ritter und 9000 Knechte, harren, und setzt, den ganzen T a g arbeitend, die Menge über. Den Kaplan schleudert er unterwegs ins Wasser, er vermag sich aber zu retten. In der Nacht zieht das Heer weiter, Hagen und Dankwart führen die Nachhut. Die Bayernherzöge Else und Gelpfrat überfallen sie, um den Tod des Fergen zu rächen, aber Gelpfrat wird von Dankwart erschlagen. An der hunnischen Grenze finden sie einen schlafenden Mann, dem Hagen das Schwert nimmt: es ist Eckewart, der sie warnen wollte: „man ist iu hie gehazl" E r eilt, um sie in Bechelaren bei Rüdeger anzukündigen. Sie werden vom Markgrafen und seiner Gattin gastlich empfangen und erhalten kostbare Geschenke, Gernot ein Schwert, Hagen den Schild, der einst Nuodung gehört hat, und Giselher wird mit der Tochter des Markgrafen verlobt. Dann geht die Fahrt weiter nach Etzeinburg. Dietrich von Bern trifft vor der Stadt mit ihnen zusammen und warnt sie: „Krimhild weint noch immer um Sifrit." Die Königin sieht vom Fenster aus den Einzug — Hagen erregt gewaltiges Aufsehen — dann tritt sie ihnen entgegen, küßt Giselher und fragt Hagen, ob er ihr den Nibelungenhort mitgebracht habe. An Hagens schnöder Antwort und der Waffnung der Gäste erkennt sie, daß. sie gewarnt sind. Dietrich bekennt sich dazu und bedroht die välandinne. Hagen und Volker, der Fiedler, setzen sich im Hofe auf eine Bank, Krimhild tritt herzu, Hagen legt Sifrits Schwert auf seine Knie und steht nicht vor ihr auf. Umsonst will sie ihre Mannen auf ihn hetzen. Ebenso in der Nacht: nach dem freunde liehen Empfang durch Etzel gehen die Gäste zur Ruhe, Hagen und Volker wachen, der Spielmann fiedelt die Sorgenvollen in Schlaf. Die Hunnen schleichen sich im Dunkel an die beiden heran, wagen aber keinen Angriff. Am nächsten Morgen finden sich die Helden nach Hagens Rat zum Fest in W a f f e n ein. Beim Turnier erschlägt Volker aus Übermut einen Hunnen, Etzel stiftet Frieden. Nun versammelt sich alles in einem großen Saal zum FestmahL

NIBELUNGENLIED.

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Krimhild möchte gerne die Knechte beseitigen, denen Dankwart vorsteht, und wendet sich deshalb erfolglos an Dietrich, mit besserem Gelingen an Blödelin, Etzels Bruder. E r überfällt die Knechte und läßt alle niedermachen, wird aber selbst von Dankwart erschlagen. Dieser haut sich durch und betritt in dem Augenblick den Bankettsaal, als der junge Ortlieb in einem Schild vor Hagen getragen worden ist. Auf Dankwarts Botschaft hin schlägt Hagen dem Kinde das Haupt ab, und nun beginnt das große Morden. Dankwart hält die Türe, so d a ß kein Hunne hinaus kann. Aber Dietrich springt auf einen Tisch und verlangt f ü r sich und die Seinen, Etzel und die Königin, freien Abzug. E r wird gewährt, Volker und Dankwart besetzen wieder die Türe und schließlich werden alle Hunnen im Saal erschlagen, die Toten die Treppe hinuntergeworfen. Die Besten aus Etzels Scharen treten nun nacheinander auf Krimhilds Geheiß zum Kampf gegen die Burgunden an; der König selbst wird von Krimhild zurückgehalten. An seinem H o f e weilen Hawart von Dänemark mit seinem Markgrafen Iring und Irnfried, der Landgraf von Thüringen. Iring macht Hagen am meisten zu schaffen, wird aber gleich den anderen getötet. Krimhilds Verlangen, Hagen auszuliefern, lehnen die Nibelungen ab. In der Nacht wird der Saal angezündet, aber eine große Anzahl Burgunden bleibt dennoch am Leben (weil der Saal gewölbt war C). Nun wird Rüdeger von Krimhild an seinen Eid gemahnt; nach furchtbarem Seelenkampf geht er in den Streit und bleibt vor dem Schwert, das er Gernot geschenkt hat; auch Gernot findet dabei sein Ende. Die Amelungen, voll Empörung über Rüdegers Tod, fordern seine Leiche heraus, Hildebrand und Wolfhart an der Spitze. Es kommt auch mit ihnen zum Kampf und alle fallen, ausgenommen Hildebrand. Aber auch Giselher ist durch Wolfhart umgekommen, Volker durch Hildebrand, Dankwart durch Helferich. Dietrich selbst tritt nun vor Gunther und Hagen und verlangt Sühne. Im Einzelkampf bezwingt er erst Hagen und dann Gunther und bringt beide gefesselt vor Krimhild. Sie tut abermals die Frage nach dem Schatz. Hagen erwidert: er habe geschworen, ihn niemand zu verraten, solange einer seiner Herren am Leben sei. Darauf bringt sie ihm das abgeschlagene Haupt Gunthers. Aber Hagens Antwort ist: Den schaz den weiz nun niemen wan gol unde min, der sol dich välandinne immer wol verholn sin. Krimhild schlägt ihm mit Sifrids Schwert das Haupt ab. Das rächt Hildebrand und gibt ihr den Todesstreich. Die N a m e n geben wir hier in der Form der kritischen Ausgabea Sifrit erklärt sich einfach als Abschleifung des häufigen Namens (Sigi- zu Si-) die bei dem selteneren Sigemund, wenigstens obd.,

8o

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unterbleibt.

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43,

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56, 240 f f .

156 f f . ZfdA.

(Burgonden,



B o h n e n b erger 52,

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104 S.

ff.



ebenda

S c h r ö d e r ,

87.)

Die Hauptfrage aller Nibelungenkritik ist seit 100 Jahren: Haben wir es in dem Epos mit einer Einheit zu tun? Dem temperamentvollen Nein und dem hartnäckigen Ja, die sich bei den einzelnen Forschergenerationen ablösten, stellt man heute ziemlich allgemein ein et — et gegenüber. An dem e i n e n Nibelungendichter kann man seit Kettners Untersuchungen nicht mehr zweifeln. Aber wenn die letzte Schicht, die uns vor Augen liegt, leidlich ebenmäßig anmutet, so zeigt sie doch noch hinreichend, welch verschiedenartiges Erdreich in ihr zur Einheit gestampft wurde. DasNL kann nicht in ehemals selbständige Einzelteile zerlegt werden, wohl aber ist es möglich, unter den Vorlagen, die die Hand des letzten Dichters gleichmäßig zurechtgeschliffen und verarbeitet hat, starke Wesens- und Wertunterschiede herauszufühlen. Innere und äußere Kritik wirken dabei zusammen. Nachdem Roethe durch treffsichere Beobachtung stilistischer äußerer Merkmale die ehemalige Sonderexistenz des Schlußteils der „Nibelunge Not" nachgewiesen hatte, konnte Heusler eine klare Anschauung der zwei zugrundeliegenden Dichtungen von Sigfrids Tod und Krimhilds Rache vermitteln. Eine einheitliche Auffassung ist aber noch nicht erzielt. Manche sehen die Vorgeschichte des Liedes anders an als Heusler, und die beiden Hauptprobleme, die dabei zur Diskussion stehen, sind diese: 1. Hatte das NL eine einheitliche Quelle oder sind zwei verschiedene Werke verarbeitet ? 2. War dieses der Fall, lag

DIE

ZWEI

8l

TEILE.

dann die Dichtung von Sigfrids Tod in epischer oder liedhafter Form vor? — Will man statt des Trennenden die von der heutigen Forschung gemeinhin angenommene Erkenntnis unterstreichen, so kann man so formulieren: Eine ältere Not, d. h. ein Epos vom Burgundenuntergang, wurde im 12. Jahrhundert gedichtet und war die Hauptquelle des Liedes. Es fragt sich nur: hat dieses Epos auch (etwa in der Form des Vorspiels) Sigfrids Tod erzählt, oder gab es darüber eine eigene Dichtung als Lied oder Epos? Es ist untunlich, die beiden Fragen gesondert zu betrachten. Wer die Unterschiede zwischen den beiden Teilen des NL als vollgewichtig anerkennt, wird durch den ganz ungleichen Anteil des letzten Dichters hier und dort zur Annahme nicht nur verschiedener, sondern verschiedenartiger Quellenwerke gedrängt. Wir suchen die Theorie einer Quellenzweiheit: Brünhildlied — Notepos zu stützen durch drei Kriterien: 1: Formaler Abstand und sachliche Widersprüche zwischen I und II. 2. Besondere Unebenheiten in der Darstellung von I. 3. Uneinheitlichkeit und darstellerischer Abstand zwischen den entsprechenden Teilen der Ths. Der sachliche und formale Abstand der Partie 1 bis ca. 1400 von den etwas über 800 Str. der Nibelungenkatastrophe, die noch folgen, betrifft nicht besonders viele Punkte; aber diese sind durchschlagend. Vom Standpunkt der Form wäre vor allem anzumerken: die große Seltenheit der Reime vom Typus Hagene — degene, im ersten Teil; auf der stark halb so großen Notstrecke treffen wir die Bindung achtmal so oft an. Altertümliche Worte, wie balt, gram, dann der Anruf got vom himele treten erst hier hervor. Schwerer wiegt das Sachliche : Dankwart steht von Anfang an als erwachsener Held auf der Bühne, trotzdem erklärt er 1924: Ich was ein wenec kindel dö Sifrit vlös den lip. Volker ist erst im zweiten Teil der Fiedler, vorher blasser Statist. Die Hauptsache aber, die unseres Erachtens allein hinreicht, die Frage zu entscheiden: die sichtliche Verlegenheit, die sich des Dichters bemächtigt, als seine epische Quelle zum ersten Male den Namen Nibelungen im Sinne von Burgunden bringt I Es gibt keine andere Erklärung als die: dem älteren Epos waren die Burgunden schlechthin „Nibelungen". Unser Dichter verband mit dem Namen einen ganz anderen Begriff. Daher seine Verblüffung, S c h n e i d e r , Deutsche Heldensage.

6

82

UNEBENHEITEN

DES ERSTEN

TEILS.

als er die geläufige Bezeichnung plötzlich in einem ganz neuen Sinn gebraucht fand. Unmöglich, daß sich ein so lächerliches Verlegenheitsprodukt wie Str. 1523 durch mehrere Schichten hätte hindurchziehen können 1 Der erste Teil ist im Innern, als Organismus, und im Äußeren, erzähltechnisch ein grundanderes Gebilde als der zweite. Dieser allein hätte niemals zu der so verschiedenen ästhetischen Einwertung des NL geführt, die wir in einem Jahrhundert mittelhochdeutscher Literaturgeschichte antreffen. I h m versagt niemand die Bewunderung. Die Schwächen des Werks liegen am Anfang. Mag man die Lachmannsche Liedertheorie noch so sehr zum alten Eisen werfen: schon der rein optische Eindruck, den der Wechsel von Kursiv und Antiqua in seiner Ausgabe hinterläßt, gibt eine gute Stilcharakteristik und ein vergleichendes Werturteil beider Teile. Man sah sich denn auch allgemein zu dem Schlüsse gedrängt: für den ersten Teil ist in weit höherem Maße der jüngste Dichter verantwortlich. Namentlich für die zahllosen Strophen der Repräsentation und des Zeremoniells, die oft in überraschende Niederungen führen. Die Hand zuckt einem noch heute, wie vor 100 Jahren Lachmann, Strich über Strich anzubringen. Sehen wir, was übrig bleibt, wenn wir das Füllwerk herausnehmen und die Tünche abwischen. Sicherlich kein höfischer Prinz Sigfrid, sondern einer, der wirklich Drachen und Riesen bezwungen hatte und im Reckentrotz in Worms Einzug hält; er kehrte auch nicht zu den Eltern zurück, die seinen Auszug beklagt hatten. Er mag sich den künftigen Schwägern wert gemacht haben durch Hilfeleistung im Sachsenkrieg; aber daß eine so blasse Erzählung wie die der 4. Aventiure Ahnen gehabt hat, ist nicht wahrscheinlich. Aller höfische Glanz verlischt, wenn wir den Lebens« und Darstellungsstil der Vorlage danach bemessen, daß Gunther und Sigfrid, die beiden Könige, in einem armseligen Schifflein und nur von einem Reckenpaar begleitet sich auf die Brautfahrt begeben. Der ganze Verlauf des Brünhildenabenteuers steckt voller Unklarheiten und Unmöglichkeiten: es ist unwahrscheinlich, daß z w e i harmonisierende Kunstepiker nacheinander an diesen Dingen herumgerätselt haben sollten. E i n e r konnte sich so abplagen, um von einer halbverstandenen Liedquelle möglichst viel stehen zu lassen. Ein

UNEBENHEITEN

DES

ERSTEN

83

TEILS.

Nachfahre wäre kritischer gewesen, hätte Züge wie die problematische Bekanntschaft, die Dienstbarkeit Sigfrids, die ganz unangeschaute Szene der Wettkämpfe, Brünhilds Weinen bei Tisch besser ausgebaut oder ganz umgangen. Leeres Füllwerk, einem blinden Motiv entsprossen, ist wieder Sigfrids Fahrt nach dem Nibelungenland. Die vieljährige Zwischenzeit ist zu streichen; Krimhild und Brünhild kommen nicht lange nach der Vermählung Gunthers in Streit. Denn der Satz Hagens: Sul wir gouche ziehen ist futurisch, er bedeutet: wenn Brünhild jetzt Kinder gebiert, können sie von Sigfrid sein. Sigfrids verwundbare Stelle wird von Krimhild auf Hagens Verlangen b e z e i c h n e t . Man erhebt auch hier instinktiv dagegen Einspruch, daß die schlimme Gedankenlosigkeit der Heldin, die sich in dem Eingehen auf diesen Vorschlag zeigt, mehreren Dichtergenerationen erträglich gewesen sei. Der unglückliche Einfall eines Rationalisten! In der Jagd wieder der Abstand zwischen höfischem Apparat und primitivem heroischem Gebahren! Nach Sigfrids Tod schließlich kommen wir zu einem raschen Ende, wenn wir, der früheren Annahmen gemäß, den alten Vater Sigmund und die Witwenzuflucht Krimhilds streichen. Sie blieb bei den Brüdern, weil sie sonst nirgends eine Heimat hatte. Was übrig bleibt, gäbe ein knappes Gedicht mit wenig Personen und einer beschränkten Zahl von Auftritten; einsträngig, episodenlos, zielbewußt. Wir suchen für unsere Annahme am besten gleich eine Stütze in der Ths. Diese zeigte zunächst jede erwünschte Bestätigung dadurch, daß sie die Einheit des Stoffes äußerlich nicht aufweist und in Tempo und Darstellungsstil zwischen den Teilen 1 und 2 aufs Deutlichste unterscheidet. Die Ereignisse, die im Liede weit über 1000 Strophen beanspruchen, sind in knappen 10 Kapiteln abgemacht; den letzten 800 Strophen entsprechen 37 Kapitel der norwegischen Prosa. Die Saga berichtet zunächst in Kap. 169 (I, 319, 6 — Parallelbericht, der den Charakter des Auszugs trägt, in 170) von dem König Aldrian (Irung 170) vom Niflungaland mit den drei Söhnen Gunnar, Gemoz, Gisler (Gutthorm fügt 170 bei); sein Weib (Oda 170) war einst von einem Dämon beschlafen worden und hatte den Högni geboren. II, 37, 4, heißt es weiter: Gunnar und Högni haben Sigurd Svein (den jungen) in Dietrichs Gefolge kennengelernt. 6*

84

THIDREKSSAGA.

Es wird ausgemacht, daß Sigurd Gunnars und Högnis Schwester Grimhild heiraten soll. Beim Hochzeitsmahl macht Sigurd den Gunnar auf Brynhild von Ssegard aufmerksam. Sie reiten mit Högni hin, Sigurd wird übel aufgenommen, denn er hat Brynhild bei einem früheren Besuch die Ehe versprochen. Sie läßt sich aber, auch durch ihre Verwandten, zur Einwilligung bewegen. Sie schläft drei Nächte mit Gunnar allein in einem Hause, aber wenn er ihr nahen will, fesselt sie ihn und hängt ihn an einem Nagel auf. Schließlich wird Sigurd zu Hilfe gerufen, er tauscht mit Gunnar die Kleider, bezwingt Brynhild, raubt ihr das Magdtum und nimmt einen Ring als Siegesunterpfand mit. — Erst Kap. 342/48 (258, 9) wird dieser Bericht fortgesetzt. Gunnar sitzt als König in Werniza (Worms). Sigurds Hornhaut und verwundbarer Stelle werden kurz gestreift. (Die schwedische Übersetzung, der Sonderquellen flössen, weiß auch vom Lindenblatt.) Grimhild und Brynhild geraten in Streit, weil jene nicht vor dieser aufstehen will. Brynhild schmäht den Gatten der Gegnerin als hergelaufenen Bettler, Grimhild erwidert, Sigurd sei Brynhilds erster Mann gewesen und weist den Ring vor. Als die drei burgundischen Brüder von der Jagd zurückkommen, klagt ihnen Brynhild ihr Leid. Für den nächsten T a g wird eine gemeinsame Jagd vereinbart, Brynhild fordert in längerer Unterredung den Högni auf, Sigurd zu töten. Högni läßt die Speisen versalzen. Nach der Jagd kommen sie im Wald an einen Bach, die Brüder trinken zuerst, dann Sigurd. Während er am Bach liegt und trinkt, stößt ihn Högni von hinten zutote. Sie nehmen die Leiche mit nach Worms und werfen sie Grimhild ins Bett. Högni behauptet, ein Wildeber habe ihn getötet; darauf Grimhild: „dieser Wildeber bist du gewesen, Högni 1" — Nach der einen Fassung der Saga (A) stirbt Brynhild bald. In den Grundlinien stimmt dieser Bericht vorzüglich zu dem von allem epischen Ballast befreiten Handlungsgerippe des ersten Teils. Es zeigt sich, daß in der Tat alle höfische Pracht, alle Massenaufgebote, alle Nebenpersonen, alle die langen Zeiträume spätes Beiwerk sind. Von den Episoden, die wir als jung bezeichnen, findet sich nicht eine, ja, es fallen auch Szenen und Motivgruppen fort, denen wir eine Stelle zu gönnen geneigt waren; so Sigurds erstes Auftreten in Worms, der Sachsenkrieg. Die Darstellung im Ganzen ist so gedrängt,

NL I

UND

THS.

85

daß, wer nach ihr eine epische Quelle verlangte, im ganzen Bereich der Ths. überhaupt kaum eine liedhafte Vorlage anerkennen dürfte. Zumal Anzahl und Länge der Gespräche erweckt die deutliche Vorstellung: knapper Liedstil in etwas behäbigeren Sagastil umgesetzt. Auf beiden Grundpfeilern, dem kritisch gekürzten NL und der Ths. hat nun Heusler den kühnen Bau seines Brünhildlieds errichtet. Er gibt ihm acht Personen und 23 Dialogszenen. Man könnte diese nicht hohe Zahl leicht noch vermehren und den in der Saga ganz verkümmerten Anfangsszenen damit zu größerer Fülle verhelfen: neben dem Krimhildentraum (mit seinen altertümlichen Reimen im NL) wäre vor allem an Sigfrids erstes Auftreten in Worms zu denken, das so deutliche Schichtenmischung aufweist — der junge Prinz wird miteins zum unhöfischen Tölpel — und an den Sachsenkrieg. Sicher ist eine Einbuße zu sehen in dem Fehlen der Kampfspiele; einer der zahllosen Fälle, in dem der Rationalismus des Sagamannes den märchenhaften Zug beseitigte; sein Groll galt der unsichtbaren Helferrolle Sigfrids. Wo für die Urgestalt einer Szene zwischen NL und Ths. zu wählen ist, wird bei solcher Eigenmächtigkeit des Norwegers die Entscheidung nicht immer zu seinen Gunsten fallen. Die konventionelle Freierfahrt nach Island entspricht sagagemäßer Typik; die vier Recken im Schifflein sind viel altertümlicher. Seltsamerweise erzählte die Sage ja auch von vieren —, sie schiebt hier ihren unvermeidlichen Dietrich von Bern ein; wer mag wohl ehemals der vierte gewesen sein ? — Sicherlich wahrt die Sage das Ältere bei der Bezwingung Brünhilds. Es läßt sich noch mit Händen greifen, daß das NL hier taktvoll, aber unlogisch geneuert hat: Krimhild überführt noch im Epos in der Zankszene des Lieds Brünhild nicht nur durch den Ring, sondern auch durch den Gürtel; deutlicher kann das geraubte Magdtum nicht symbolisiert werden. Der Zank der Königinnen in der Ths. darf wohl als primitive Vorstufe der kunstvoll aufgebauten Szenenfolge des Epos gelten. Die Gespräche, die in den nächsten drei Kapiteln folgen, sind so knapp, so mangelhaft disponiert und mit abgegristenen Sagawendungen durchsetzt, daß sich uns hier das Bild der Vorlage noch mehr verwirrt als im NL, das mannigfach geneuert hat. Nach den einfachen Verhältnissen der Jagdszenen kann der

86

DIE

KÖNIGSFAMILIE.

Sagabericht die Vorlage des Epos unmittelbar widerspiegeln. Näher steht er ihr vermutlich noch in der Szene nach der Rückkehr: der Wildeber, der Sigfrid auf der Jagd getötet haben soll, ist stilvoller und wahrscheinlicher als die Räuber. Die Leiche wird Grimhild ins Bett geworfen: auch das kann älter, brutaler anmuten, als das rücksichtsvollere vor die Türe Stellen des Lieds. Ein problematischer Punkt bleibt zur Erörterung: er betrifft die burgundische Königsfamilie. In der Saga wird Högni wohl zu Anfang als Halbbruder vorgestellt, aber in dem erzählenden Abschnitt ist nicht mehr die Rede davon. Er erscheint gleichberechtigt neben Gunnar. Gemoz ist Statist, von Gisler ist nicht die Rede, und der Vatername fehlt. Der notwendige Schluß scheint: die Quelle kannte keinen Gibich, Aldrian, Dancrat, und nur drei männliche Mitglieder des Königshauses. Da kommt aber eine Stelle, II, 266, 21, in die Quere: Der sterbende Sigfrid spricht von seinen Mördern als „ihr viere" und in Högnis Antwort findet sich dieselbe Zahl. Sie könnte formelhaft in neue Verhältnisse mitgeschleppt sein, und so eine Vierheit der Brüder für die Quelle erschlossen werden. Aber bei der Ths. darf man nicht jedes Wort auf die Goldwage legen; wer weiß, ob dem Redaktor nicht gerade wieder die Erinnerung an die nordischen Gutthorm durch den Kopf zog! Gernoz selbst ist ja auf der Jagd entbehrlich genug, im NL bleibt er ihr demonstrativ fern. Dennoch wird er dem Lied notwendig gewesen sein; vielleicht in der Rolle des abmahnenden Bruders (s. S. 209). Über Högnis Stellung zum Burgunderhaus läßt sich noch nichts Endgültiges sagen. Sicher aber ist es ein unerlaubter Apriorismus, hier auf Seiten des NL das Ursprüngliche suchen zu wollen. Die Gruppierung: zwei echte Brüder, der Halbbruder als Mörder wird uns genau so in den Sigurdliedern der Edda begegnen. Mag manche Dunkelheit einstweilen ungelichtet bleiben; alle äußere und innere Wahrscheinlichkeit spricht für ein selbständiges Brünhildlied als Vorlage zu NL I. Die Gegner der Heuslerschen Anschauung schwächen ihre Position von vornherein dadurch, daß sie ganz zersplittert sind. Folgende Theorien sind aufgestellt: 1. eine Mehrzahl von Liedern lag dem ersten Teil vor (Roethe). 2. Vorlage des ersten Teils war

SIGFRIDEPOS ?

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ein selbständiges Sigfridepos (Wesle, Naumann). 3. Teil I und II waren in der Vorlage schon verbunden (Hempel, Neumann, Dröge). Die erste Theorie reicht noch in die Vergangenheit und unterliegt den grundsätzlichen Bedenken, die unsere Einleitung bekämpft hat. Die beiden anderen Theorien haben das Postulat gemein: epische Form der Sigfridquelle. Sofort aber treten sie wieder auseinander: Neumann ist mit einer knappen Vorgeschichte der Not zufrieden, die anderen fordern eine ausgewachsene, episch breite Darstellung. Wir fassen gleichwohl diese Gegnerschar als Einheit und nehmen kurz zu den fünf wichtigsten Kriterien Stellung, mit denen sie, den Nachdruck verschieden verteilend, eine epische Vorlage von Teil I zu erweisen sucht. 1. Der Reichtum der Auftritte und Personen in der Quelle, behauptet man, spricht eher für ein Epos als für ein Lied. Die Verfechter dieser These haben einen schweren Stand, wenn sie Heuslers Handlungsumriß beibehalten. Wie müht sich Wesle ab, ein paar neue Plusszenen zu errechnen, die nun endlich den liedhaften Rahmen sprengen sollen! Wir waren bereit, Sigfrids Einzug in Worms, den Sachsenkrieg mit ihm in die Quelle aufzunehmen, weil es uns auf ein paar Dutzend Langzeilen mehr oder weniger nicht ankam. Wenn man freilich mit Wesle für den Sachsenkrieg „mindestens vier Auftritte" fordert, so ist das reine petilio principii, Annahme epischen Darstellungsstils, um das Epos zu erweisen. Ich meine, die Dinge liegen einfach genug: Es gab doch ein großes Sigfridgedicht, das die Ankunft in Worms, die Notizen von einem Dänenkrieg, so ziemlich alles in Heuslers Brünhildlied Aufgenommene und noch eine große Reihe umfangreicher Dialogszenen enthielt, und an dessen Liedcharakter doch niemand zweifelt: das isländische große Sigurdlied. Es schlägt alle theoretische Erörterung über das, was in einem Sigfridlied aus Raumgründen nicht gestanden haben könne, zu Boden. Grundsätzlich besser führt die Sache der Epenanhänger Hempel, wenn er, mit Heuslers Annahmen entschlossen brechend, ein Massenaufgebot von Stoff dementen für ein Sigfridepos herbeiführt, das jede noch so weite Liedfabel sprengen müßte. Aber er vermag es nur durch Wiederkehr zu dem verhängnisvollen Glauben an die alleinseligmachende Ths., den man seit Boers abschreckenden Konstruktionen glücklich

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SIGFRIDEPOS ?

überwunden glaubte. Alles, was der norwegische Roman von Sigfrid erzählt, soll aus einem deutschen Epos stammen. (Die beiden Teile der Jugendgeschichte werden wir noch kennen lernen.) Lassen wir äußere, auch stilistische Bedenken beiseite und stellen nur fest: Diese Theorie erklärt nichts von dem, was sie erklären soll. Wir suchen Aufschluß dafür, daß der erste Teil des Liedes so ungleichmäßig ist und so viele Widersprüche aufweist. Als Verschlimmbesserer einer wohlgeordneten epischen Vorlage wird uns der Nibelungendichter weder begreiflicher noch sympathischer. Die lückenhaften Angaben über Sigfrids Jugend erklärte man bisher aus mangelnder Kenntnis. Nun hören wir: der Dichter hat von alledem eine sehr ausführliche Darstellung besessen, sie aber abgestoßen, weil sie ihm nicht fein genug war. Statt dessen gab er knappe und verworrene Kunde von den Jugendtaten auf Grund einer anderen auch nicht höfischen Liedquelle. Schließlich schnitt er so viel weg, daß das, was übrig blieb, zum Epos nicht mehr reichte, und so mußte er auf eigne Faust aufblähen und zusetzen, damit das auf Liedkürze gebrachte Gedicht wieder Epenbreite erhielt! 2. Beziehungen des älteren Nibelungengedichts zur Literatur des 12. Jahrhunderts stellt Dröge zusammen; sie scheinen ihm zu beweisen, daß ein einheitliches Nibelungenepos schon dem Rother vorgelegen habe. Man kann auf Wesles Gegenargumente verweisen. 3. Beeinflussung der Vorlage durch eine französische Chanson de Geste, die sich auch in dem provenzalischen Roman von Daurel und Beton spiegelt. Singer hat die Berührungen aufgedeckt, Heusler sie sehr ernst genommen. Das Argument der Epenverfechter läßt sich hören: wie viel wahrscheinlicher ist die Wirkung von Epos auf Epos! Aber die Jagd- und Mordszenen, die das ältere Gedicht mit dem französischen geteilt haben müßte, sind so sehr aus typischen Zügen zusammengesetzt, daß eine direkte Beeinflussung nicht angenommen zu werden braucht, sondern nur ein besonders deutlicher Fall von deutsch-französischer Motivgemeinschaft. 4. Rheinische Beziehungen der Vorlage. Solche würden an sich auch in einem L i e d rheinischen Ursprungs erklärlich sein, und Heusler ist dieser Annahme nicht abgeneigt. Aber alle die rheinischen Elemente, die Hempel im Anschluß an Dröge und Dieterich zusammengestellt, konnten in e i n e m

RHEINISCHE

BEZIEHUNGEN.

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Lied schwerlich Platz finden. Die historischen Anhalte, die man sehen wollte, möchte ich nun allesamt ablehnen (für Liudeger Kaiser Lothar zu bemühen, ist auch unnötig). Die örtlichen wiegen schwerer; Namen und Namensformen geben zu denken. Zunächst die seltsame Form und Betonung: Burgonden; nach Schröder entweder ein landschaftliches Kriterium oder ein Zeichen gelehrten Einflusses. Roethe lehnt letztere Möglichkeit mit Recht ab, und die landschaftliche Festlegung: nördliches rheinfränkisch oder mittelfränkisch ist keineswegs eindeutig. Aber es seil das Brünhildlied habe die Form enthalten, die dem Dialekt des Verfassers entsprach. Dann die Ortsnamen: Santen, Tronje, Metz, Speyer, die den Gesichtskreis eines Rheinländers verraten und schwerlich alle in der Liedfassung vorhanden waren. Wirklich merkwürdig ist nur Xanten, wie überhaupt Sigfrid als König der Niederlande. Hier bleibt ein Fragezeichen. Die Lokalisierung burgundischer Helden in Orten der Rheingegend kann um so weniger befremden, als schon der Waltharius dergleichen, kennt: Gamelo von Metz, Hagen von Troja (doch wohl bereits der nova Troja, Tronje = Kirchheim, Hempel S. 22). Es ist wegen des Zusammenklanges mit Ekkehard sicher, daß die Helden diese Bezeichnung schon in den Liedern erhalten hatten. Speyer begegnet im zweiten Teil, und die alte Erklärung ist beizubehalten, daß hier einem Freunde des Bischofs Wolfger ein Kompliment gemacht werden sollte. — Schließlich der „Folkirus joculator" der Urkunde von 1130/31. Es gab also in den Rheinlanden eine Gestalt derart schon vor aller epischen Nibelungendichtung I Ich weiß nur nicht recht, was damit bewiesen werden soll. Meinetwegen bleibe der Zufall ausgeschaltet. Ging nur ein h i s t o r i s c h e r Volker in ein Nibelungenlied ein, dann konnte es auch die Notfabel sein, die ihn aufnahm; nach ihrem Auftreten in Soest kann man ihr ein rheinisches Zwischenstadium schon zubilligen. Stammt der „Spielmann Folker" von 1130 aber bereits aus einer Nibelungendichtung, so braucht auch ein Lied nicht am Rhein beheimatet gewesen, sondern nur vorgetragen worden zu sein, um auf die Namengebung zu wirken. Müssen die oft lockenden, aber nie ganz durchschlagenden historischen Parallelen Dröges und gar erst Dieterichs luftige Konstruktionen abgelehnt werden, so sind doch drei ganz

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GESCHICHTLICHE

ELEMENTS.

sichere Personen der deutschen Geschichte in das NL eingegangen und müssen in ihrem Dasein erklärt werden: Gere, Eckewart und Pilgrim von Passau. Wir gesellen gleich den zwei Markgrafen den Bischof, weil dieser nach unserer Einteilung nicht so unbedingt dem Notabschnitt zufallen muß und weil seine Einführung sich am leichtesten erklärt. Offenbar ist Passauer Ortstradition maßgebend gewesen. Entweder hat sich wirklich, wie Roethe will, die Kunde von Pilgrims Interesse an der Nibelungendichtung eines Meisters Konrad durch die Jahrhunderte erhalten; die vielberufene ausführliche Schlußnotiz der Klage kann doch nicht gut völlige Erfindung seinl (Daß diese lateinische Not noch vorhanden war, ist freilich ein kühnes Postulat, und sie hätte auf jeden Fall die deutsche Nibelungendichtung nur als bescheidene Nebenquelle befruchten können.) Oder die Sache verhält sich einfach so, daß der Dichter Beauftragter des Passauer Bischofs war und diesem in seinem Vorgänger huldigte. Er hätte dann diese donauländischen Ereignisse nach Willkür in die Zeit des berühmtesten Passauer Bischofs verlegt und aus Interesse an dem Kirchenfürsten des 10. Jahrhunderts chronikalische Studien getrieben. Ein Eckewart war bereits als Gestalt der Fabel eingebürgert (s. S. 199). Zu seiner Überraschung fand der Dichter in seiner Geschichtsquelle nun einen Markgrafen Eckewart, sogar als Berater einer verwitweten Fürstin; der Markgraf schickte sich gut zum Grenzwächter. Er beförderte also die ererbte Gestalt und gab ihr den historischen Zeit- und Amtsgenossen Gere zur Seite. Nimmt man mit Haupt gleich auch den Grafen Hosed der Ths. hinzu, der mit jenen beiden in der Sachsengeschichte des 10. Jahrhunderts eine Rolle spielt und also trefflich hierher passen würde, so rückt man die Entlehnung aus der Geschichte und damit Pilgrim und Gere in die nächsthöhere Schicht hinauf, was nicht wohl angeht. 5. Allgemeine literarische Erwägungen sollen den rheinischen und historischen Argumenten weiter aufhelfen und sind auch sonst zur Lösung unserer Frage gelegentlich beigebracht worden. Man meinte, die Entstehung des mittelhochdeutschen Epos liege am Rhein und es sei wahrscheinlich, daß wie das höfische so auch das Heldenepos dort seine erste Blüte getrieben habe. Unser Schlußabschnitt

LITERARISCHE

ERWÄGUNGEN.

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wird noch mit den Kriterien abrechnen, die für eine nummernreiche rheinisch-niederdeutsche Heldenepik angeführt worden sind. Es ist gut, daß man die romantische überscharfe Trennung der beiden Gattungen mittelhochdeutscher Epik aufgehoben hat. Anzunehmen aber, daß e i n e Landschaft, e i n e Zeit, e i n Publikum für beide gleich günstig gewesen seien, heißt in den viel größeren Fehler verfallen. Wir haben vor etwa 1230 kein Zeugnis und kein Überbleibsel einer Heldenepik, die außerhalb Österreichs geblüht hätte. Auch dann dringt sie erst spärlich vor, findet aber nie am Rhein oder in Niederdeutschland eine Heimat. Letzten Grundes ist die Hypothese doch nur eine Folge der heillosen Begriffsverwirrung, die die Ths. veranlaßt hat. — Noch sei eine literarische Erwägung Neumanns angeführt: er wehrt sich gegen ein Gedicht, dessen Handlung ganz aufgebaut sei auf der Tatsache von Sigfrids Ermordung, diese selbst aber unerzählt lasse. In der altfranzösischen Dichtung fände er manche Fälle der Art. Schon die älteste Chanson de Geste, das Wilhelmslied, läßt Derami seinen Vergeltungszug gegen Wilhelm antreten, ohne daß der Vorgeschichte gedacht wurde; und hat die völlige Unkenntnis aller Voraussetzungen der epischen Handlung bei Dichter und Publikum dem Erfolg des Willehalm geschadet? — Abschließend noch ein Gedanke Andreas Heuslers, den ich mir zueigen machen darf: der durchschlagende Erfolg des NL wäre unbegreiflich, wenn es derartiges schon vorher gegeben hätte, nämlich eine umfassende Darstellung der Abenteuer Sigfrids u n d des Burgundenuntergangs. Es ist überhaupt zu warnen vor der neuerdings beliebten Manier, Vorlagen zu postulieren, in denen ungefähr genau dasselbe gestanden haben soll wie in den erhaltenen Gedichten. Auch das verwischt die Grenze von Heldenepos und höfischem Gedicht: die ritterlichen Epiker stehen zu ihrem buoch grundsätzlich anders, weniger schöpferisch als die Heldendichter. Literatur zum N L . : K e 11 n e r , Die österreichische Nibelungendichtung 1897. — J. K ö r n e r , Das Nibelungenlied. Leipzig 1921.— H e u s 1 e r , Nibelungensage und Nibelungenlied. 2 1923. — Übersichten: R o s e n f e l d , Neuphil. Mitteilungen 26, S. 145 f f . — N e u m a n n , Vierteljahrschr. 5, 130 f f . — Zur Frage der Zweiteilung: R o e t h e , BSB. 1909, namentlich S. 653 f f . — H e u s l e r , Die Quelle der Brünhildsage in Ths. und NL. Braunefest-

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DER

ZWEITE

TEIL.

schrift 1920, S. 47 ff. (grundlegend). — Dem alten Brunhildlied sucht wörtlich nahe zu kommen K r a 1 i k , Germ. Forschungen, Wien 1925, S. 93 ff. — eine schmale Kostprobe umfassender Untersuchungen, die wir mit Ungeduld erwarten. — Die Quellendebatte: Heuslers Parteigänger zählt auf D r ö g e , ZfdA. 62, 185, und Wesle, ZfdPh. 51, 35. — Mehrere Lieder: R o e t h e , Korr.-Blatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichtsvereine, 1926, Sp. 14 f. — Selbständiges Sigfridepos: W e s l e , a. a. 0 . 33 f f . (Sachsenkrieg S. 43). — N a u m a n n , Zs. f. Deutschkunde 41, 6. — E i n e epische Vorlage f ü r beide Teile: D r ö g e , ZfdA. 62, 185 ff. — H e m p e l , Nibelungenstudien S. 121 ff. — N e u m a n n , a. a. O. 142. — Geschichtliche und örtliche Beziehtingen: D r ö g e , ZfdA. 48, 471 f f . (Stauferzeit); 51, 177 f f . (Salierzeit); 52, 193 f f . (Sachsenzeit); 58, 1 ff. (salisch-rheinisch). — Rheinische Beziehungen: D i e t e r i c h , Der Dichter des NL. Darmstadt 1923 (dazu H e u s 1 e r , AfdA. 44, 22, und R o e t h e , GGA. 1926, 336 ff., berechtigte Ablehnung). Besonnener: H e m p e l S. 12 ff. — Bischof von Speyer: F i s c h e r , MGB 1914, S. 17. — Folkirus joculator: Bresslau, AfdA. 34, 120. — Burgunden: E. S c h r ö d e r , ZfdA. 56, 240ff. (dazu R o e t h e a. a. O. S. 338). — Pilgrim von Passau und die Klage: R o e t h e , Nibelungias u. Waltharius, BSB. 1909. Dazu V o g t , Festschrift des schles. Vereins f. Volkskunde, 1911, S. 484 und Marb. Rektoratsprogramm 1913. — Beziehung zur Literatur des 12. Jahrhunderts: D r ö g e , ZfdA. 62, 196 f f ; dagegen W e s l e , S 34. — Daurel et Beton: S i n g e r , Neujahrblatt der Lit. Gesellschaft zu Bern, 1917; dazu S c h n e i d e r , ZfdPh. 51,206. Der zweite Teil des Liedes beruht auf der „älteren Not"; das heißt: vom Aufbruch der Burgunden nach Etzelenburg bis zum E n d e lag d e m N L eine bereits epische Stoffbehandlung vor. Das ist eine der wenigen allgemeingültigen Erkenntnisse der Nibelungenforschung. (Auch Roethe hat sie mit seiner Nibelungiastheorie für vereinbar erklärt.) D a läßt sich denn studieren, wie eine umgedichtete epische Vorlage aussieht; wie gering die Zahl ihrer Anstöße und ihrer inneren Widersprüche! Zwar ist auch hier der Abstand zwischen hochmittelalterlich ritterlichem Massenaufgebot und ursprünglichen kleinen Verhältnissen nicht ganz überbrückt, wenn Hagen in einem Boot d i e Tausende über d i e Donau führt — aber an die Primitivität der Schiffahrt des ersten Teils reicht das nicht heran. Leeres Füllwerk, unverstandene Anspielungen, unverarbeitete Reste finden sich sonst nirgends. Manchmal m a g die Rollen- und Gewichtsverteilung verwundern: ein kleiner Mann

SEITENZEUGNISSE.

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wie Dankwart erhält zwei Aristien, selbst über Hagen hinaus. Der Statist Hildebrand waltet am Schluß des Rächeramtes. Für den zweiten Teil gibt es zwei deutsche Seitenzeugnisse: Sie sind spärlich, hätten aber die Forschung mehr zum Nachdenken reizen sollen. Die K l a g e sah man ehemals als Quelle von bedeutendem Eigenwert an; das war ein Irrtum, sie schöpft in allem Wesentlichen aus dem NL. Aber wir verzeichnen drei Stellen, die Varianten der Nibelungendichtung anführen, zweimal in polemischem Sinn. 369ff. heißt es: Die Leute wunderten sich darüber, daß der wunderkräftige Held Hagen von eines Weibes Hand gestorben sein soll und hielten das für eine Lüge. Am Schluß macht der Dichter (in A fehlt die Stelle) sich über die verschiedenen Gerüchte lustig, die von Etzels Tod im Umlauf seien (ob er gebende wurde begraben" u. dgl.). Den Ausbruch des Konfliktes im Saal stellt er ganz seltsam dar 1903: Do sluoc Hagen des Wirtes kint ze slner angesihte sint, dar ez für den tisch schöz und im dar bluot sin haut begöz. W i e hat man sich d e n S c h l a g

vorzustellen, an dem das Kind, wie anzunehmen, starb? Jedenfalls anders als im NL, wo Hagen ihm den Kopf abhaut. Dem Verfasser der Klage war offenbar eine Nebentradition bekannt, die ihn verwirrte; das scheint sich zu bestätigen durch die zweite Nebenquelle, den A H B . S e i n e Wichtigkeit für die Entstehungsgeschichte ist längst erkannt. Er bietet zwar nicht, wie W. Grimm HS S. 337 meint, eine bis zu den Grundzügen hin veränderte Darstellung von dem zweiten Teil des NL, aber immerhin ein Gemisch von Konfusion und altertümlicher Sagenform. Was erzählt wird von Sigfrids Tod durch Dietrich im Rosengarten, von Krimhilds Rachegelüste gegen die Wölfingen, das sie zum Bund mit Etzel veranlasst, von Krimhilds Abmachung mit Hagen, einen Streit gegen Dietrich und die Seinen zu entfesseln — das ist alles Unsinn. Dann aber drei Angaben, die stutzen machen: Krimhild treibt ihren jungen Sohn an, Hagen durch einen Backenstreich herauszufordern; das erste Mal schlüpft er durch, das zweite Mal haut ihm der gereizte Held den Kopf ab. Der den anderen ins Angesicht schlug, war also ursprünglich nicht Hagen, sondern der Knabe! Es entspinnt sich ein großer Kampf, bei dem alle fallen, so daß nur noch Hildebrand übrig ist, der nun den bisher abwesenden Dietrich her-

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THIDREKSSAGA

UND

ALTE

NOT.

beiholt. Er überwindet und bindet Gunther und Hagen, Krimhild schlägt d e n b e i d e n das Haupt ab. Das rächt der Berner und hew sy in der mitten entzwey. Wer weiß, wie wir diese Angaben beurteilen würden, wenn zwei von ihnen nicht kontrollierbar wären! Sie bestehen aber glänzend die Probe auf ihren Alterswert; sie stimmen genau zur Ths. Diese Beobachtung allein zeigt jedem, der sehen will, das wahre Verhältnis von Ths. und N L : Nicht stammt jene von diesem ab (diese alte Paulsche These ist merkwürdigerweise noch immer nicht tot), sondern beide sind aus e i n e r Quelle geflossen. Und diese Quelle war die ältere Not, die also wohl auch dem A H B noch vorgelegen hat oder seinem Verfasser in dunkler Erinnerung war. Diese Tatsachen sind fast allgemein anerkannt. Indes warnen sofort die hier selten ausführlichen Quellenangaben der Saga davor, in ihrem Bericht einen reinen Widerhall österreichischer Heldendichtung des 12. Jahrhunderts zu erwarten. Leute aus Susat (Soest in Westfalen) werden zunächst als Zeugen aufgerufen, die an dem Schauplatz der Begebenheiten zu Hause sind und noch jede einzelne Stelle genau keinen. In der Tat spielt die Nibelungenkatastrophe für die Saga in Soest. Daneben aber ist die Rede von einer Reihe unabhängiger Gewährsmänner aus Bremen und Münster, die alle übereinstimmend erzählen und die doch unmöglich alle das Notepos auswendig gewußt haben I Welches Maß von Selbständigkeit die einzelnen Traditionszweige beanspruchen dürfen, wird sich erst herausstellen müssen. Auf jeden Fall hat man sich bei der Entgliederung des Sagaberichts auf eine schwierige Rechnung mit zwei Unbekannten gefaßt zu machen. Die Frage ist nicht nur: wie spiegelt sich die ältere Not in der Ths. — sondern: was ist an ihrem Bericht ältere Not, was Redaktorwerk, was schließlich Nebenquelle, und wie war diese beschaffen? Wir zerlegen zur besseren Übersicht die Sagadarstellung in eine Reihe kleinerer Abschnitte, die jeweils auf Quellenverhältnis, allenfalls Quellenmischung zu prüfen sind. — Die N a m e n behalten die Form bei, die sie im Sigfridteil hatten. Die Burgunden heißen aber nun Niflungen, entsprechend der durchgängigen Bezeichnung im zweiten Teil des NL. Etzel ist wohl durch gelehrte Einwirkung in Attila zurückgewandelt; sein Sohn heißt Aldrian. Das ist schwerlich „Not"erbe, son-

WERBUNG

UND

LADUNG.

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dem Redaktorklügelei: dem Sagamann hieß ja so der Vater der Krimhild. War das Kind in dem älteren Gedicht überhaupt benannt, dann wahrt wohl das NL die Tradition besser. Freilich ist die Form Ortlieb schwerlich ganz authentisch; man denkt an den Etzelsohn Ort in der Dietrichepik. — Geographische Namen begegnen wenige; sie zeigen die volle Verwirrung des Sagamannes, dem die Angaben des Epos und die der Soester unvereinbar waren. In jenem sprang die Handlung vom Rhein an die Donau über; daraus bildete sich der Norweger die Vorstellung, die beiden Flüsse strömten ineinander. Er läßt aber die Niflungen weiter die Rheinlinie verfolgen und verlegt auch Bechlam dahin, damit sie dann folgerichtig über Dortmund (^orta) nach Soest ziehen können. Die Werbung um Krimhild ist in NL und Ths. ausgesponnen, aber auf so verschiedene Weise, daß an eine gemeinsame Quelle kaum zu denken ist. Die Person des Werbers stimmt nicht (Osid — Rüdeger, freilich der verdächtig auftauchende Markgraf 278, 251). Die Pein der Unentschiedenheit bleibt der Krimhild des Norwegers erspart — sie wagt nicht, den mächtigen Attila abzuweisen — und vor allem: es fehlen der Saga die beiden Motive, die mit der Katastrophe verbinden): Hagens Warnung und das Versprechen des Werbers, ihr für alle Unbill Abhilfe zu schaffen 1 Sicher bot das ältere Epos hier kein Vorbild; wir erkennen die weitblickende Fügung des NLdichters und das konventionelle Füllwerk des Sagamannes. Die Ladung nach Hunnenland wird in der Saga 279, 5 ff., dreifach begründet: Krimhild hat die ganzen sieben Jahre um ihren Gatten Sigfried geweint; sie hat ihre Brüder die Zeit über nicht gesehen; sie begehrt nach Sigfrids Gold und verspricht, es mit Attila zu teilen. Diesen, den habgierigsten aller Menschen, grämt es, daß er den Nibelungenschatz nicht besitzt, und er stimmt der Ladung bei. Sie wird damit motiviert: Attila sei zu hinfällig, sein Land zu regieren, und sein junger Sohn Aldrian noch nicht imstande dazu. In Vemiza beraten sich die Brüder Gunnar, Högni, Gernoz und Gislher. Hagen rät ab: Krimhild sei eine kluge und treulose Frau, wenn sein Herr nach Hunnenland ziehe, werde er nicht zurückkehren. Gunnar erwidert: Du gibst mir ebenso schlechte Ratschläge wie deine Mutter meinem Vater (Variante: dein Vater meiner Mutter) gab. Högni zieht sich beleidigt zurück und fordert

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DIE

W A R N U N G E N VOR

DER

FAHRT.

seinen Freund Folker auf, sich mit ihm zur Reise ins Hunnenland zu rüsten. Die Königinmutter Oda erzählt warnende Träume: alle Vögel im Land sah sie tot. Högni weist sie mit Hohn zurück, und der junge Gislher verwahrt sich dagegen, daß er zu Hause bleiben solle. Mit dem Plus und Minus gegenüber dem NL steht es so: Das nächtliche Gespräch Krimhilds und Etzels kennt dort nur das Sehnsuchtsmotiv, vom Gold ist nicht die Rede. Die Beratung in Worms zeigt den abmahnenden Hagen, über dessen Feigheit und Schuldbewußtsein alle drei Brüder spotten. Dann schließt sich der berühmte Rat Rumolds an, des heiteren Materialisten, der meint, man möge sich doch nicht übermütig dem bequemen Leben entreißen lassen. Beim eigentlichen Abschied erzählt Ute ihren Traum und wird von Hagen abgefertigt; von Giselher ist nicht die Rede. Rumold, der noch einmal gewarnt hat, wird durch das Reichsverweseramt ausgezeichnet. Streichen wir die Dublette und rücken die Szenen zusammen, so ergibt sich für die ältere Not eine dreifache Warnung: Hagen, Rumold, Uote. Es ist de Boor beizustimmen, daß Rumold der Quelle angehörte, und sein sprichwörtlicher Rat an Stelle der zweiten, farblosen Warnung stand. Machen wir uns ein Mehr aus dem Lied für die Quelle zunutze, so läßt sich auch aus der Saga eines gewinnen und der alte Bestand hier wirklich durch Addition herstellen: Die Schmähung von Hagens Geburt ist sicher nicht Fremdkörper, sondern altes deutsches Sagengut, im Waltharius und also wohl schon in einem älteren Waltherlied nachgeahmt. Welche Form und Begründung für diese Schelte ursprünglich war, haben wir einstweilen nicht zu untersuchen. Die Vorstellung, die h i e r herrscht, ist offensichtlich: Hagen ist ein Kebsensohn. Das widerspricht dem, was die Saga früher von ihm erzählte, stand also in der epischen Quelle und stammt nicht vom Redaktor. Das NL mit seinem höfischen Mäc-Verhältnis hatte natürlich keinen Platz dafür. E i n Zug bleibt übrig, der nicht in die ältere Not paßt: Etzels Habgier. Ein Hunnenkönig, der selbst nach dem Gold lüstern ist, wird mit Hand anlegen, wenn es den Untergang seiner Gäste gilt. Und das brächte eine unerträgliche Verschiebung in das Sagenbild. Hier zum ersten Male meldet sich die Nebenquelle.

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DONAUÜBERGANG.

Ihr Dasein wird zur Sicherheit erhoben durch die folgende Szenenkette: Donauübergang. Die beiden Darstellungen gehen soweit einhellig, daß Hagen sich (in der Nacht, Ths.) entfernt, um eine Überfahrtsgelegenheit zu suchen und bei einem Wasser Moere (Moringen des Lieds) zwei Meerweiber trifft, die seiner Fahrt ins Hunnenland ein böses Ende prophezeien. (Er erschlägt sie, Ths.) Er hat von ihnen die List gelernt (ausdrücklich steht das nur im NL) sich dem Fährmann gegenüber als einen Mann Elsungs, des Landesherrn, auszugeben. Der Fährmann überzeugt sich, daß die Angabe falsch ist (deutlich bewahrt nur im NL) und weigert sich, ihn überzusetzen. Darauf bietet ihm Hagen einen Goldring, und der Fährmann, der jung verheiratet ist, läßt sich bestechen; also Pflichtverletzung des Grenz Wächters. Als er aber erkennt, daß der Fremde nicht bloß übersetzen, sondern das Boot anderswohin lenken, d. h. zu feindlichen Zwecken mißbrauchen will, setzt er sich zur Wehr. Nach dem NL erschlägt ihn Hagen bereits hier und bemächtigt sich des Schiffs, mit dem er nun die Mannschaft übersetzt (dabei Mordanschlag auf den Kaplan). Diese Handlungsfolge ist streng logisch. In der Ths. bleibt der Ferge zunächst am Leben, und es setzt ein sehr seltsamer neuer Bericht ein (287, 18): Gunnar und die Seinen haben inzwischen ein anderes, ganz kleines Schiff gefunden und damit überzusetzen versucht; aber es ist umgekippt, und sie sind mit genauer Not dem Wasser entronnen. Nun kommt Hagen mit dem großen Schiff, in das 100 Mann gehen, und rudert so mächtig, daß die Ruder brechen. Darauf schlägt er unter dem Vorwand, daß er Verräter fürchte, dem Fährmann das Haupt ab und wird von Gunnar dafür gescholten. Er erwidert, es werde doch keine Seele aus Hunnenland wiederkehren (im NL eröffnet er das dem gesamten Heer nach der glücklichen Landung, was Glaubhaftigkeit und Stimmung der Situation zerstört). Bei der Weiterfahrt zerbricht das Steuer, Högni bessert es aus, aber kurz vom Ufer kentert das Schiff und alle kommen naß ans Land. Ein gebrochenes Ruder kennt auch das Lied, aber als bedeutungslose Episode gleich nach dem Tod des Fährmanns. Hagen bindet es mit seinem Schildriemen wieder zusammen. Später zertrümmert er das Schiff, um keinem eine Hoffnung auf Wiederkehr zu lassen. Selten ist ein so klarer S c b n e i d e r , Deutsche Heldensage.

Fall von Quellenmischung

ge7

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ELSE

UND

ECKEWART.

geben wie hier. Aus der einen Quelle stammen: Meerweiber, Fährmann, großes Schiff. Aus der anderen: kleines Schiff, Kentern,' Naßwerden. Dast Motiv des Ruder- oder Steuerbrechens kannten auf Grund alter Verwandtschaft beide Quellen. Aus Kap. 366 ist das kleine Schiff und das zweimalige Kentern zu streichen, dagegen hat, wie Wesle richtig sah, der Kaplan hier schon in der älteren Not seine Stelle gehabt. Die Antwort Hagens auf Gunnars Vorwurf: „es wird doch keiner von dieser Fahrt zurückkommen", hat nur dann Sinn, wenn sich der Mordversuch gegen einen F a h r t g e n o s s e n richtete. Auch im folgenden ist das NL gegenüber der Saga treuerer Hüter des Erbes der Not. Das Abenteuer mit Elsung, dem feindlichen Landesherren, wird ihr nicht gefehlt haben, wenngleich es nach Ausweis der Saga damals noch keinen Dankwart gab. Der Norweger läßt den Uberfall am Donauufer (bei ihm spielt es am Rhein) hier weg und trägt ihn später nach, zu einer Aristie seines Haupthelden Dietrich umgebaut; den Namen Elsung (NL Else) und ein paar wörtliche Wendungen behielt er bei (hart ser joreyk mikinn oc fror undir blickia fagrir skildir, 336, 6, zu NL 1601 f.). Nur in der alten Nibelungenquelle hat der Satz Hildebrands, ehemals Hagens, Sinn: „Man soll im Hunnenland erfahren, daß ein paar von ihnen unter unseren Waffen fallen mußten", 337, 6). Aus NL 1594 läßt sich noch schließen, daß statt Dankwart einst Volker die zweite Rolle neben Hagen hatte. Ob die Not auch schon einen Gelpfrat kannte, muß dahinstehen. Saga und Lied gehen dann wieder eine lange Strecke Hand in Hand: Die Szene Eckewarts denken wir uns in der älteren Not bereits verworren wie in den beiden erhaltenen Quellen; Krimhilds Mann warnt vor Krimhild! Der wahre Sinn liegt tief verschüttet. Die gastliche Aufnahme bei Rüdeger ist ebenfalls aus den Händen dreier Bearbeiter ganz ähnlich hervorgegangen. Wir merken nur an: da die Nibelungen des Liedes nicht ins Wasser gefallen sind, brauchen sie sich auch nicht an Rüdegers Feuer zu trocknen. Das Schwert, das Rüdeger spendet, erhält im NL Gernot, hier der künftige Schwiegersohn, Giselher. Das bedingt eine andere Gestalt von Rüdegers Katastrophe. Schließlich erhalten die Gäste noch eine Warnung: Rüdegers Frau gibt ihnen einen Wink

DIE

DURCHNÄSSTEN

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NIFLUNGEN.

über Krimhilds ungestillte Trauer. Das N L kennt keinen Mißklang der Art in der Bechelarener Festesstimmung. Die Not kann ihn immerhin enthalten haben. Sie enthielt dann drei Warnungen vor dem Eintritt ins Hunnenland und drei nachher: Hagen, Ute, Rumold — Eckewart, Gotelind, Dietrich. (Die übernatürlichen Warnerinnen stehen für sich.) Eine abgestumpfte Szene, deren Sinn verloren ist, findet sich auch in der Schilderung der weiteren Fahrt der Nibelungen nach Susat: bei Jx>rta treffen sie auf einen Mann, der ihnen entgegengeschickt ist und Rodingeir, dem Geleitsmann der Niflungen, wortreich erzählt, die Gäste seien bereits im Land und man treffe große Vorbereitungen für sie. War auch er ursprünglich ein Warner, oder was wollte die Szene sonst? Müßige Erfindung des Sagamannes liegt schwerlich vor. — Wohl seine Erfindung, aber keine müßige, ist das Unwetter, das unterwegs die Niflungen durchnäßt. Wir sind ihm sogar sehr dankbar für diesen Wink. Erinnern wir uns: In der „Not" waren die Niflungen nicht ins Wasser gefallen, also spielte das Motiv des Durchnäßtwerdens keine Rolle; seinen Zweck haben wir bisher nicht durchschauen können. Jetzt erst wird es uns klar, wenn wir die Nibelungen an den Hunnenhof begleiten und sehen, daß sie am Feuer ihre Kleider trocknen, und Krimhild dabei ihrer Brünne gewahr wirdl Mit einem Mal erschließt sich die Einsicht in eine wohlgefügte Ereigniskette, die aber nicht der „Not" angehört haben kann: Umfallen des Boots, Durchnässung, Ankunft bei Attila, Trocknen am Feuer. Von der Aufnahme bei Rüdeger wußte dieser Bericht offenbar nichts, und nur der besonnene Norweger rechnet aus, daß die Fremden nach der Bewirtung bei Rüdeger nicht immer noch naß an den Hof gekommen sein können, und ruft einen Regenguß herbei. Damit ist uns ein erster Wink gegeben zur Entgliederung der Auftrittfolge, die das Eintreffen der Nibelungen an Etzels Hof und den ersten Abend dort umfaßt. Heusler hat sich mit ihr beschäftigt, und wir können uns seine Ausführungen zueigen machen, soweit wir nicht schon mit ihnen in Widerspruch geraten sind. Das Trocknen am Feuer enthielt u n s e r e ältere Not, wie gesagt, nicht; wie entbehrlich es ist, zeigt das NL, wo auch ohnedem die Rede ganz ungezwungen auf die starke Bewaffnung der Brüder kommt. Wenn Hagen sich vor Krim7*

100

DER

ERSTE

ABEND.

hilds Augen den Helm aufbindet, was bedurfte es da noch eines besonderen Anlasses, um die Brünnen zum Blinken zu bringen? Damit verträgt sich durchaus Heuslers Feststellung, daß die Szene im N L Dialogwendungen in sich aufgenommen hat, die eigentlich der Einleitung zu dem Mordbankett des nächsten Tages zugehören. Die Auftrittfolge im Ganzen hat Heusler sicher richtig rekonstruiert und treffend gezeigt, wie das Lied hier an Treue hinter der S a g a zurücksteht, wenngleich kraftvolle Prägungen der älteren Dichtung in Fülle an unser Ohr schlagen, die z. T. wieder an ihren alten Platz gerückt werden können. Wir scheiden aus dem Wirrwarr des Liedes mit Heusler: Empfang (und Warnung) durch Dietrich — Ausschau Krimhilds auf die Ankommenden (der T u r m ist Ths. I) — Hagen beim Eintritt begafft, vom Dichter beschrieben — Ankunft und Empfang in der Halle des Königshofes: abgestufte Begrüßung, Hagens Waffen, Horterfragung, Krimhilds Drohung gegen den Warner, Dietrichs zornige Antwort, Gespräch Krimhilds mit den Brüdern, wobei Hagen mahnt, den toten Sigfrid endlich ruhen zu lassen. Nach Krimhilds Abgang holt Dietrich die Gäste ab und führt sie Etzel zu, der nun seine Erinnerungen an Hagen vorbringt. (Ich möchte nur Heusler gegenüber den starken künstlerischen Vorzug des N L unterstreichen, das nach Dietrichs Worten Krimhild a b g e h e n läßt. Nur dann zeigt sich, wie sie gewirkt haben.) Wenn Heusler sich für genetische Einheitlichkeit des Berichtes der Sage erklärt, so stimmen wir mit dem bekannten Vorbehalt bei. Die Nebenquelle hat keine andere greifbare Spur hinterlassen als das Kleidertrocknen. Der Nibelungendichter hat in unserem Abschnitt durch ungünstiges Umgruppieren manches verschlechtert. Nunmehr bewährt er sich auf eine weite Strecke als Erfinder neuer Szenen, deren gedrungener Reckentrotz zum Besten des großen Epos gehört. Der Auftritt Wie er niht gen ir üfstuon entnimmt dem älteren Epos kaum ein paar Verse. Das abendliche Gastmahl bei Etzel, das die S a g a bezeugt, läßt er verkümmern und verweilt lange bei der nächtlichen Wachtn Hagens und Volkers, die nun schon den zweiten Angriff von Krimhilds Leuten gegen Hagen enthält. Man möchte danach mit Heusler die zwei ähnlichen Szenen zwei Schichten zuteilen, die Szene des

KRIMHILDS

BITTGÄNGE.

101

verweigerten Grusses als Dublette der Nachtszene ansehen. Aber es bleibt mehr gefühlsmäßiges Postulat, das vor allem d e r Empfindung sein Dasein verdankt: es müsse doch in der älteren Not dem S p i e l m a n n Volker eine Gelegenheit zu wirksamem Hervortreten gegönnt worden sein. Zweifellos ganz NL sind die Ereignisse des letzten Morgens: Kirchgang und Turnier. — Was die Saga 300, 23 f f . erzählt, waren für die Quelle Ereignisse des Vorabends. Die Not wird also mit den Vorbereitungen zum großen Gastmahl eingesetzt haben. Hier begegnen bedeutende Unterschiede: Schauplatz ist in der Saga ein Apfelgarten, im Lied ein Saal. Krimhild tut hier wie dort mehrere Bittgänge, um vor dem Hauptschlag, den sie im Saal gegen die Könige und ihr enges Gefolge führen will, die Masse der burgundischen Krieger beiseite zu schaffen. Im Liede wendet sie sich erst an Dietrich, dann an Blödelin. Dietrich weist sie entrüstet ab, Blödelin läßt sich gewinnen; freilich auf eine Weise, die bei seiner Stellung als Königsbruder sehr seltsam ist: sie will ihn mit Silber und Gold belohnen, ihm Nuodungs junge Witwe zum Weibe geben und ihm Landbesitz verleihen. Das ist typisch die Art, wie man mit einem länderlosen Vasallen spricht; die Stelle gehört zu den unhöfischen, standeswidrigen Entgleisungen des NLs. Man male sich aus, an Gernot oder Giselher würde ein solches Ansinnen gestellt! Ehemals war es ein anderer, der Krimhilds Lockrufen folgte, und die Ths. weist den richtigen Weg. In ihr findet sich freilich ein Zuviel, wie im NL ein Zuwenig. Man möchte, wiederum gefühlsmäßig, die Forderung erheben, daß ursprünglich drei Bittgänge stattfanden; gemäß gut epischem Gebrauch nach zwei vergeblichen ein erfolgreicher. Ths. und Lied stimmen überein im Anfang: Dietrich und Blödelin — den dritten bleibt uns das deutsche Epos schuldig; die Ths. belehrt uns, daß es I r u n g war. Einfach genug, zu erklären, warum der Lieddichter ihn durch Blödelin ersetzte! Seiner Neuschöpfung, dem kühnen Dankwart, zuliebe wollte er das Abenteuer mit dem Sieg des Burgunden enden lassen. Dem Irung war in den Endkämpfen noch eine bedeutende Rolle zugedacht, dem Blödelin allem Anschein nach eine geringfügige. So konnte man diesen vor der Zeit verschwinden lassen und Irung aufsparen. Was ists mit Attila? Er ist eigentlich der Dritte, den Krim-

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DER

ETZELSOHN.

hild vor der Bankettszene angeht; natürlich auch das ein Fehlschlag. Aber ist für ein Gedicht, das nach allem das bayerisch-gotische Etzelporträt getreu wiedergab, auch nur eine solche B i t t e an den Hunnenkönig denkbar ? Sollte Krimhild, nachdem sie bisher so fein gespielt hat, ihre Karten plötzlich aufdecken? Die Einzelheiten des Gesprächs mit Attila in der Saga verraten den Zusammenhang, in den die Szene gehört: Der König wird von seinem Weibe bei der Schatzgier gepackt. Diesen Zug trafen wir schon früher und schrieben ihn der Seitenquelle zu. Hier erfahren wir: allem Anschein nach ist auch in dieser Darstellung Attila um seine Hilfe angegangen worden. S o ablehnend wie hier hat er sich vermutlich in der Nebenquelle nicht verhalten; aber ob er die Führung der Handlung übernahm ? — Man könnte einwenden: die ältere Not brauchte diese unmittelbare Weigerung Etzels, um die gräßliche Tat Krimhilds zu motivieren: sie gibt nun ihr eigenes Kind preis, dd der strit niht anders künde sin erhaben. Aber das Lied kennt doch auch nichts dergleichen und arbeitet dabei die Gründe für die Opferung des Knaben stärker heraus als die Saga, die die psychologischen Zusammenhänge verschweigt. Das Etzelporträt schon der älteren Not wird derart gewesen sein, daß sich ein Verrat durch ihn ausschloß. Das Mordbankett ist hier und dort auf ähnlichen Voraussetzungen aufgebaut; zwei Besonderheiten der Ths. sind als älter anzusprechen. Der Knabe gibt in der Saga, von der Mutter angestachelt, Hagen einen Backenstreich und wird dafür erschlagen. Wir erinnern uns der Notiz im AHB, vielleicht auch der Klage und sind geneigt, den zweifachen Schlag der Quelle zuzuschreiben. Ein so leerer Kopf wie der Prologkompilator des 15. Jahrhunderts kommt auf dergleichen nicht. Die Streichung im NL erklärt sich wieder aus der Aristie Dankwarts: Dieser einzig Überlebende aller burgundischen Gefolgsleute betritt mit seiner Schreckensbotschaft den Saal in dem Augenblick, wo der kleine Etzelknabe auf seinem Schild von Hagen aufgestellt worden ist. Da bedarf es keiner Reizung mehr, und das Kind ist unschuldiges Opfer. Diese Neuerung allein reicht hin, um das angefochtene Künstlertum des Nibelungendichters zu erhärten. Freilich ist der glänzende Einfall durch eine starke kämpf-

DER

SAALKAMPF.

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technische Unmöglichkeit erkauft: In der Saga läßt die Königin das Gesinde ermorden und die Türen besetzen, damit die Burgunden drinnen keine Hilfe von außen erhalten und selbst nicht hinauskommen. Im Lied wird, recht ungeschickt, der Spieß umgedreht. Anstatt daß die Gäste vor allem trachteten, aus der Falle hinauszukommen, besetzen sie die Türen und lassen keinen Hunnen hinaus. Was haben sie davon, wenn alle Gegner im Saal umgekommen sind, und inzwischen ein riesiges Heer sich angesammelt hat, sie zu belagern? Etzel und Krimhild, die sie allenfalls als Geiseln festhalten könnten, müssen sie ja doch auf Dietrichs Eingreifen hin freilassen. Also die Situation ist ganz entstellt, wenn es auch ein gescheiter Ausweg war, durch Dietrichs Bitte um Entlassung die feststehende Endsituation wieder herzustellen: die Nibelungen drinnen, die Hunnen draußen. Die Ths. verzeichnet 309, 16, noch eine andere List Grimhilds, die in gleicher Richtung weist: sie läßt frische Ochsenhäute vor den Eingang spannen, damit die herausdrängenden Niflungen zu Fall kommen. Also auch hier die Tendenz, den Feind aus der Falle nicht heraus zu lassen. Demnach könnte der Zug der älteren Not angehört haben. Doch möchte man meinen, er liege nicht in ihrer Stilsphäre. Im NL ist hier schon die Situation des großen Schlußkampfes erreicht; sie wird in der folgenden Nacht lediglich verschärft durch das Anzünden des Saales, das aber den Eingeschlossenen nur Plage, nicht Untergang bringt. Alle folgenden Kämpfe spielen sich in gleicher Weise ab: Wer den Nibelungen etwas anhaben will, muß zu ihnen hinauf in den Saal. Herauslocken läßt sich keiner, aber auch ein Ausfall wird der Übermacht wegen nicht gewagt. Die törichte Taktik beim Gelage rächt sich. Die Saga bietet dagegen ein äußerst bewegtes kriegerisches Bild. Verzeichnen wir erst die Kämpfe, ehe wir im Einzelnen nach den Kämpfenden fragen. Als die Hunnen und Amelungen die Halle verlassen haben, schlagen die Eingeschlossenen eine Bresche in die Gartenmauer und machen einen Ausfall. Es kommt zum Straßenkampf; Högni lehnt sich mit dem Rücken an eine Hallentür und steht so gedeckt. Darauf stürmen die Niflungen wie rasend durch die Straßen der Stadt und machen

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KÄMPFE

IN

DER

THS.

alles nieder. Die Nacht bricht herein, die Niflungen mustern ihre übrigen Streitkräfte, holen Feuer aus einer Küche und zünden ein Haus an, um Licht zu haben, und setzen den Kampf fort. Es folgt eine gewaltige Schlacht, Krimhild feuert die Scharen an. Sie bemerkt, daß Högni müde geworden ist, eine Halle aufgebrochen hat und sich von innen gegen die Tür lehnt. Sie läßt Feuer an die Halle legen und schickt Irung gegen Hagen aus. Irung fällt. Folker dringt zu Hagens Halle durch und haut ihn heraus. Als die Amelungen in den Kampf eingreifen, werden die überlebenden Niflungen in die Halle gedrängt, Folker hält die Tür. Er wird erschlagen und die Schlußkämpfe spielen sich in der Halle ab. Es ist deutlich, daß zwei Vorstellungen sich hier kreuzen: Ausfall mit Straßenkampf, geschlossener Kampfraum mit bewachtem Tore. Diese ist so sicher das Alte, als der Saal gegenüber dem Baiungarten das Ursprüngliche wahrt. Ehemals war, das zeigen NL und Ths. 312,19 (upp hollene = zur Halle hinauf), der Eingang zur Halle erhöht und durch eine Treppe zu erreichen. Aus einem nicht ebenerdigen Gelaß war ein Ausbrechen durch Bresche (oder Fenster) nicht möglich; also verbot sich dieses in der älteren Not. Der Schlußkampf wird ohnehin auch in der Saga gezungenerweise wieder in eine Halle verlegt. Von dem Saalbrand findet sich im Nordischen wenigstens eine Spur, und auch diese Feuersbrunst fällt in die Nacht. Alles spricht dafür, daß die deutsche epische Quelle den Verlauf der Dinge im allgemeinen darstellte wie das NL. Die Neuerungen der Saga sind aber so reich und bedacht, daß sich willkürliche Redaktorzüge ausschließen. Es muß Quellenmischung vorliegen. Die Frage nach den H e l d e n r o l l e n im Burgundenuntergang hat Heusler zum Gegenstand besonders eingehender Untersuchungen gemacht. Es liegt in der Natur der Sache, daß seine Resultate weithin hypothetisch bleiben, denn es ist eine Rechnung mit zu vielen Unbekannten. Wir weichen teilweise von seinem Weg ab, vor allem darin, daß wir die Aufstellung einer vollständigen Kämpferliste für unmöglich halten. Der Ausgangspunkt der Untersuchung ist folgender: Auf jeder Seite stehen fünf Helden zur Verfügung: Blödel (s. o.), Iring, Rüdeger, Hildebrand, Dietrich — Volker, Gernot, Giselher, Gunther, Hagen. Am Leben bleiben nur Dietrich und

DIE

HELDENROLLEN.

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Hildebrand. Fest steht, daß Irung vor Hagen fällt, Hagen von Dietrich bezwungen wird. Alles andere wird von Saga und Lied verschieden dargestellt. Ohne weiteres kann man als älter annehmen, was die Saga bietet für Blödelin und Rüdeger. Der Königsbruder fällt durch den Königsbruder; darin liegt Symmetrie und eine gewisse Höfischkeit; auch als Kämpfer wird man sie gleichstellen. Rüdeger fällt durch Giselher. Damit erst ist die Tragik der Gestalt vollendet, der volle künstlerische Zweck der Verlobung zu Bechlarn erfüllt. Der NLdichter hat durch die Einsetzung Gernots (der nun auch das Schwert erhält), eine Änderung vollzogen, die seinem guten Herzen alle Ehre macht, aber doch Abschwächung ist. Mit dieser doppelten Erkenntnis sind wir aber noch nicht weit. Heusler sagt mit Recht, das mehrfach angewandte Motiv der gegenseitigen Tötung dürfe nicht ohne weiteres auch in der Quelle gesucht werden. Gernot blieb sicher am Leben, Giselher möglicherweise. Waren Irung, Blödel, Rüdeger erledigt, so hatten die zwei Gotenhelden noch alle fünf Gegner vor sich! Nur e i n e r wäre vorzeitig vom Schauplatz abgetreten, wenn wir der Saga glauben sollen: Gunther. Er gerät in die Gefangenschaft des Osid, wird in den Schlangenturm geworfen und stirbt dort. Dieses Ende stimmt zu genau mit den nordischen Versionen überein, als daß wir hier oberdeutsche Sagen sehen könnten. Wir kennen die folgerichtige Vorstellung von dem Kampf in dem umstellten Saalbau — den Ausfall lehnen wir ab; wie sollte Gunther also gefangen genommen worden sein? In einer Fassung, die Gunther wirklich in Gefangenschaft geraten läßt, kann das durch einen benannten oder unbenannten Gegner geschehen sein.. Unter jenen kam nur Blödelin in Betracht; wahrscheinlicher ist der Unbenannte, der dann in die blasse Lieblingsfigur der Saga, Osid, verwandelt werden konnte. Verharrte Gunther bei den Seinen, dann blieb nur übrig, daß ihn Dietrich zur Strecke brachte, wie im Lied. Ich sehe keinen entscheidenden Grund dagegen. In der Saga kommt auf den Berner noch Folker, die beiden jüngeren Königsbrüder bezwingt Hildebrand; vielleicht alles nach der deutschen Quelle. Jedenfalls gehörte ihr der rührende Zug an, daß Hagen den jungen Giselher freizubitten sucht, der selbst erklärt, er sei bei Sigfrids Tod fünf Winter alt gewesen (323, 16). Leider hat

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DIE

KATASTROPHE.

der NLdichter diesen Zug schon an seinen Liebling Dankwart verschwendet. Über bloßes Vermuten kommen wir hinaus, wo die deutschen Seitenquellen eingreifen. Der A H B weist seine Verlässigkeit aus, wenn er von Dietrich und Hildebrand als den einzigen namhaften Gotenhelden spricht, die diesen Kampf ausfochten; seine Vorlage kannte, wie die der Ths., noch keinen Wolfhart. Und so dürfen wir auch seiner Angabe trauen, daß Krimhild ihre b e i d e n B r ü d e r getötet habe. Also d a s war Gunthers Ende schon in der älteren Not. Das Ende Krimhilds bezeugt uns der Zusammenklang zwischen A H B und Saga: Dietrich haut sie „in zwei Stücke". Sofort lassen uns die beiden Nebenquellen im Stich, wenn wir Zeugen für das Alter der Horterfragungsszene suchen. A H B überspringt sie, Ths. läßt sie absichtlich aus. Der Glaube an ihr Alter wird später noch zu rechtfertigen sein. So viel steht fest, wenn die ältere Not den Auftritt enthalten hat, war Hagen der Befragte und trotzige Schweiger; das entsprach der ganzen Gewichtsverteilung unter den Personen der Not. Die Ths. neuert hier völlig: Hagen bleibt noch am Leben, zeugt einen Sohn, dem er das Geheimnis des Schatzes vererbt, und stirbt dann. Der Sohn Aldrian wächst heran, lockt den uralten Attila in den Sigfridkeller, wo die Schätze liegen und läßt ihn dort verhungern. So übt er Vaterrache. So mahnt uns der Schluß der Geschichte wieder nachdrücklich an die Nebenquelle, die wir fast aus den Augen verloren hatten. Ihr Anteil errechnet sich aus zwei Argumenten: ihre Spuren zeigt alles, was i. mit der Situation des Baumgartens zusammenhängt, 2. doppelt erzählt wird. Der Ausfall, das sahen wir schon, und damit die Straßenkämpfe sind der Not fremd. Die Halle, die zweimal so gesucht hereingezogen wird, ist ältere Not, auch der Brand in der Halle, den Krimhild veranlaßt (319, 9). Das Feuer aber, das aus der Küche stammt und von den kampfmutigen Niflungen in die Häuser der Stadt geschleudert wird, ist Nebenquelle. Gunthers Gefangennahme durch Osid und sein Tod sind wenigstens bestimmt nicht ältere Not. Die grausame Ermordung Giselhers durch die eigene Schwester blieb ihr sicher auch fremd. Man könnte sie dem Sagamann zuschreiben, der Grimhild von dem Mord

DIE

NEBENQUELLE.

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an Gunther und Hagen entlastet hatte und eine neue Teufelstat brauchte, um Dietrich zu dem tätlichen Schlage zu reizen. Aber wer weiß, wie die Nebenquelle hier aussah I Es ist Zeit, ihr näherzutreten; die ältere Not ist uns so deutlich geworden, wie sie nur werden kann. Wir glauben an die niederdeutsche Herkunft der Sagenschicht, die wir hier nebenbei aufdecken konnten. Über die Beschaffenheit der Nebenquelle gibt es allerhand Ansichten. Die drei Forscher, die diese Dinge am gründlichsten behandelt haben, sehen hier ganz unterschiedlich. Heusler glaubt nur an lokal gefärbte und die Handlung ein wenig modifizierende Zusätze Soestscher Erzähler. Polak vertritt die systematische Ineinanderarbeitung zweier Quellenbereiche: Seine „Urths.", die auf Soestscher Quelle fußt, ist von Anfang bis zu Ende mit einem oberdeutschen Nibelungenbericht durchsetzt. Hempel endlich sucht die reale Größe eines sächsischen Liedes zu fassen. Doch unterscheidet er die Soester Ortstradition als „dritte Komponente", und die Kompilation von sächsischem Lied, oberdeutschem Epos und Soester Lokalzügen ist für ihn in Soest selbst erfolgt; in dieser fertigen Gestalt lag die Niflungensage dem Redaktor vor. Gegen Heuslers Theorie spricht, daß die Züge der Nebenquelle zu häufig und bedeutsam sind; für die Polaks sind sie nicht häufig und bedeutsam genug. Hempels anmutende Erklärung, die ganze Kompilation sei ein Spekulationswerk der Soester Fremdenindustrie, bleibt mißlich, weil sie wieder einen Ausflug auf das Glatteis der niederdeutschein Heldenepik bedeutet. Es müßte eine radikale Überarbeitung der oberdeutschen Not vorliegen, die ein sächsisches Lied benutzte und alles örtlich fixierte. Ein solches Verfahren würde schließlich unseren Sagamann zum Phantom verflüchtigen. Die Vorgänge bei der Entstehung der Saga werden sich nie genau ausrechnen lassen. Mit einem „es kann nur s o gewesen sein" läßt sich nicht operieren. Feststehen muß uns bei der Niflungensage die Dreiheit: 1. ältere Not, 2. sächsisches Lied, 3. Soester Ortselemente. Hempel hat richtig gezeigt, daß eine Kombination 1 und 3 ebenso unmöglich ist wie eine Kombination 2 und 3: die Soester Ortssage hat sich nicht einseitig mit dem Epos oder dem Lied verschmolzen, denn sie kennt oberdeutsche und nie-

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QUELLEN

DER

NIFLUNGENSAGA.

derdeutsche Elemente. Auf Grund eines Liedes, wie es eben in Norddeutschland umlief (und das der sächsischen Quelle der Ths. sehr verwandt gewesen sein wird), ist die Nibelungensage in der Hauptstadt Hunalands (Westfalens) angesiedelt worden; es g a b dort einen Niflungengarten, Gunnarturm und Iringsweg (der freilich von Hause aus nichts mit der Sage zu tun hat, wie Meißner zeigt); darin können wir der Sage trauen. Denn ihr Verfasser hatte Soester Gewährsmänner, die ihm offenbar bei der Niederschrift seines Werkes über die Schulter sahen und die jetzt wohl erst zu verstehen glaubten, warum es in ihrer Stadt einen Iringsweg gab. Sie brachten ihm die Nibelungensage lediglich in solchen örtlichen Niederschlägen, nicht poetisch geformt. Nur bei dieser Annahme wird man, scheint mir, der Quellenangabe der Saga ganz gerecht (327, 14), die auch deutlich e i n e D r e i h e i t unterscheidet: 1. Berichte von geborenen Soestern über die örtlichkeiten in der Stadt. 2. Erzählungen der Männer, die in Bremen und Münster geboren waren. „Keiner wußte Genaueres von dem anderen. Dennoch erzählten alle in derselben Weise (natürlich, denn sie schöpften aus dem sächsischen Lied) meist übereinstimmend 3. mit dem, was alte Lieder in deutscher Zunge sagen, die gelehrte Männer (frobir menn) gedichtet haben", d. h. doch wohl übereinstimmend mit dem E p o s , das auf weite Strecken mit dem Liede ging, dessen Abweichungen vom Lied der gewissenhafte Redaktor aber fast sämtlich vermerkt hat. Dennoch ist es keine leichte Aufgabe, das sächsische Gedicht wieder aufzubauen. Polak und Hempel, die es am ernstlichsten versucht haben, kommen zu recht verschiedenen Ergebnissen, und unsere Wege werden sich von ihrer beider Pfaden absondern. Vorab das Eine: L ü c k e n l o s werden wir den Inhalt auf keinen Fall erschließen; die sächsische Darstellung taucht zu sporadisch an die Oberfläche empor. Am Schluß gibt sie den Ton an; aber für uns zu spät: der Gang ihrer Katastrophe bleibt uns verschlossen. Auch die Zusammenstellung des Personals macht Schwierigkeiten. Versuchen wir zunächst die Züge, die aus dem Rahmen der „Not" fielen, zu einem leidlichen Ganzen zu vereinigen. Attila ist hier der Goldgierige, dem die Ladung der reichen Schwäger wohl gefällt; mörderische Absichten brauchen ihn dabei noch nicht zu leiten, trotzdem die List, die er anwendet

AUFBAU

DER

NEBENQUELLE.

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— seine Verwandten sollen ihm die drückende Herrscherbürde erleichtern — seine Hinterhältigkeit verrät. Die Nibelungen setzen auf ihrer Reise über ein Wasser; ihr kleiner Kahn kentert und alle setzen durchnäßt die Fahrt fort. Unterwegs begegnen sie einem Boten oder Warner. Krimhild bemerkt, als sie sich beim Feuer trocknen, ihre Brünnen. Am nächsten Tag findet ein Bankett in einem umhegten Baumgarten statt. Krimhild sucht Attila gegen die Gäste aufzustacheln. Es kommt zum Kampf, die Burgunden werden eingeschlossen und durch die frischen Rindshäute am Ausbrechen verhindert. Sie schlagen eiij Loch in die Gartenmauer, ein Straßenkampf beginnt, bei dem Gunther (von Osid?) gefangen genommen und in den Schlangenturm geworfen wird. In der Nacht reißen die Nibelungen Feuerbrände aus einem Küchenherd und setzen damit ein Haus in Brand, um weiterkämpfen zu können. Schließlich ist nur noch der totwunde Hagen übrig, der in der Nacht vor seinem Tod den Rächer zeugt. Dieser läßt, herangewachsen, Attila in der Schatzkammer verhungern. Zwei große Rätsel bleiben: durch wen erhielt Hagen, durch wen erhielt Krimhild die Todeswunde P Das hängt aufs Engste mit dem Personenbestand des Liedes zusammen. Bezeugt sind nur: Gunther, Hagen, Krimhild, Attila, der Hagensohn. Allgemein läßt sich sagen: Eine große Zahl Burgunden hätte in dem kleinen Kahn nicht Platz gefunden; anderseits bedarf es immerhin einen Trupps, damit die Vorstellung des Abgesperrtwerdens Gunthers und des erbitterten Straßenkampfes gerechtfertigt erscheint. Waren noch benannte Helden darunter? Etwa die Brüder? Und wer stand auf hunnischer Seite? Osid, eine niederdeutsche Gestalt, hätte die besten Ansprüche. Haupt rechnet ihn, bestechend, zu den zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten der niederdeutschen Dichtung und erklärt ihn als den Grafen Hosed, dem Sachsenhelden und Slaven. Kämpfer des 10. Jahrhunderts — wobei fraglich bleibt, ob er gerade für d i e s e Rolle geschaffen wurde. Der Sagamann schiebt ihn auch sonst gern auf leere Stellen. Fochten für Attila Irung, Blödel, Dietrich? Für keinen läßt sich ein Argument beibringen. An den Bemer zu denken, läge sagenhistorisch am nächsten; wir brauchen ihn, wenn wir bei der Annahme bleiben wollen (völlig sicher ist sie nicht), daß

HO

STÜTZEN.

Etzel in dem Gartenbankett Krimhilds Ansinnen noch zurückwies und dann doch in das große Morden willigte. Wenn wir Giselher und seine Ermordung durch Krimhild für das Lied beanspruchen, schreiben wir ihm vielleicht ein Stück jüngste Sagengeschichte zu. Fest steht das eine: Krimhild legte nicht Hand an Hagen; sie hätte es bei einer Wunde nicht bewenden lassen. Auch das wird man mutmaßen: Sie kam selbst um. Rächer ist der Hagensohn, und dessen Rache richtet sich gegen Attila. Hätte sie, wie im Norden, die Rache selbst geführt, so wäre der Hagensohn überflüssig. Blieb sie am Leben, so mußte die Rache a n i h r genommen werden. Wir kommen gleich darauf zurück. Suchen wir nach Stützen für unseren immerhin noch schwanken Bau, so fallen uns wieder die sagenkritischen Erwägungen der Klage ein. Wenn es dort heißt, manche Leute könnten gar nicht glauben, daß Hagen von der Hand eines Weibes gefallen sei, so bedeutet das eben, daß diesen Leuten eine andere Darstellung bekannt war, es wird wohl dieselbe gewesen sein, in der von Etzels Ende erzählt wurde, er sei lebend begraben worden. Beides deutet auf unser Lied. Enthielt es auch den Zug, den die Klage verzerrt wiedergibt: der Etzelsohn schlug Hagen das Gesicht blutig und führte damit das Verderben herbei ? Dieses B l u t i g schlagen treffen wir in der Hs. A der Ths. wieder (zu 308, 21), und es stimmt dort merkwürdig zu der färöischen Tradition (Högnatattur 105). Sein Auftreten in der K l a g e scheint die ältere Not als Quelle auszuschließen; denn es läßt sich nicht erweisen, daß das deutsche Anhängsel der zweiten Nibelungennot die erste gekannt hat. Bis zuf Unlösbarkeit schier hat man die Stammbaumfrage verwickelt durch Hereinbeziehen der skandinavischen Balladen und ihrer Ableger. Der Raum verbietet hier, in diese Wirrnis ausgiebig hineinzuleuchten und zu allen vorgebrachten Meinungen Stellung zu nehmen. Wir skizzieren lediglich. Es handelt sich um die dänische Ballade von K r e m o l d s R a c h e , die in zwei Fassungen vorliegt, und um den färöischen H ö g n a t a t t u r . Die beiden Werke sind grundsätzlich verschieden zu beurteilen. Für die nordische Heldenballade (der ostnordische Zweig hatte sicher einen westnordischen Vorläufer) wird man in der Regel e i n e , meist literarische Quelle vermuten dürfen. Sie ist das Produkt eines ganz neuen formalen

KREMOLDS

RACHE.

III

und stilistischen Wollens, das den Anhalt eines bereits geformten Stoffes sucht, um sein Anderssein darzutun. Die färöischen Lieder gehören ja ebenfalls dem Balladenzweig an; aber sie sind später, künstlicher; bei ihnen wird man mit der Annahme starker Quellenmischung (wiederum: literarische Quellen I) das Rechte treffen. Es ist ja sehr schwer, über sie klar zu sehen; auch de Boor, der manche Vermutung durch überlegene Materialkenntnis zu Boden zu schlagen vermag, scheint mir das Verhältnis von einfachen und komplizierten Fassungen nicht stets richtig zu beurteilen. Manches Plus der einzelnen Liedgestalten stammt aus literarischer Quelle. Das zeigt, wie verwickelt die Entstehungsgeschichte ist, wie irreführend der Begriff des „Archetypus". „Frau Kremolds Rache" wahrt nur am Anfang straffen Zusammenhang. Die späteren Partien sind ganz konfus, offenbar stark zersungen. Hagen dominiert, neben ihm behauptet sich Falquor Spilmant. Die anderen Nibelungen sind schattenhaft geworden. Etzel fehlt (wenn er nicht in dem Ottelin von B steckt). Kanselin, den Bugge mit ihm identifizierte, ist wohl Blödelin; Heusler bucht wörtliche Berührungen zu seiner Rede im NL 1909 f. Ein rätselhafter Obbe Jem stellt sich auf Hagens Seite. Der allein wohlerhaltene Anfangsteil birgt folgende Momente: Einladung durch Kremold, Traum (der Mutter Budel = Ute, B), Meerweibabenteuer, Fährmann (er schläft an der Seite seines Weibs; Kremold hat ihm verboten, jemanden überzusetzen). In B übernimmt teilweise der traditionelle Pförtner seine Rolle. Wirre Kampfszenen schließen ab, aus denen sich noch allerhand vertraute Töne heraushören lassen: Das Waffenverbot, Hagen trotziges Bekenntnis zum Mord an Sigfrid, Giselhers Anruf an Krimhild, Rüdegers letzte Schenkung, das Bluttrinken, Hagens Klage um den toten Volker. Es ist zu bedauern, daß sich Heuslers besonnene Ermittlungen über die Quelle von Kremolds Rache nicht völlig durchgesetzt haben. Er hält die Ballade für eine Abzweigung aus der älteren Not. Wir wissen, daß diese um 1250 in Norwegen bekannt war; literarhistorische Wahrscheinlichkeit stützt die höchst eingänglichen Einzelnachweise, denen ich nichts hinzufügen und nichts abstreichen möchte. Die vielverteidigte Anschauung, daß der H ö g n a t a t t u r

112

HÖGNATATTUR.

aus der Ths. geflossen sei, wird schon durch seine Anlehnung an das Balladenschema widerlegt. Die unklare Darstellung fügt hier wie dort an die Warnszene der Mutter Hagens Abenteuer mit Meerweib und Fährmann; dabei finden sich wörtliche Berührungen. Darüber legt sich zunächst eine dicke Schicht Ths., die man schon immer gesehen hat. Hingegen verschließt man meist die Augen für die Einflüsse der Vs.: namentlich der Abschied an den Schiffen ist ganz der Prosaparaphrase der Atlamal nachgebildet. Im übrigen sprechen die Namen Grimhild, Gudrun und das Motiv des Runenzaubers deutlich genug. Der Endkampf ist sehr verwirrt, der Gegner Högnis mit Namen Geva der Lange nicht zu identifizieren. Klar wird nur der immer stärkere Anschluß an die Ths., deren Episoden z. T. sehr breit ausgewalzt werden, etwa die Geschichte mit den Rindshäuten. Und zu besonderer Länge schwillt schließlich an die Geschichte vom Hagensohn. Getreu seinem Grundsatz, daß das Ausführliche, romanhaft Abenteuerliche das Ältere sein müsse, setzt Hempel an die Spitze des Stammbaumes dieser Erzählung den umfassendsten und jüngsten Bericht, die Darstellung der H v e n s c h e n Chronik! Am natürlichsten sieht man die Dinge s o an: der Hagensohn ist durch die Ths. in die nordische Literatur eingeführt worden; spätere Dichtungen gestalten nur deren Skizze immer weiter aus. Das ist offenbar auch Heuslers Meinung, und es läßt sich nichts Durchschlagendes gegen sie sagen. Aber so wenig ich Hempels gewagten Schlüssen zustimme: ich verstehe sein und anderer Gefühl, daß es sich in dem Bericht der Ths. nicht um eine vorbereitende, sondern um eine oberflächliche nachgezeichnete Skizze handle. — Die Hvensche Chronik und der Högni gehen sicher auf eine gemeinsame balladeinhafte Vorlage zurück, die aus den verschiedensten kontinentalen und nordischen Quellen gespeist war und lehrreich zeigt, daß das aufgeblähte und motivüberlastete Balladenschema eine Spätschöpfung nicht nur der Färöer ist. Über den Högni hinaus scheint der Verfasser dieses vielleicht doch nur dänischen Balladenmachwerks deutsche Epen (Rosengarten und NL) studiert und auch die nordische Ballade von Sivard und Brynhild beigezogen zu haben. Kremoldballade, Vs. und Ths. kennen wir schon aus dem Högni.

DER

HAGENSOHN.

"3

Trotz dieser Fülle kenntlicher Gewährsleute bleibt ein unbehaglicher Rest — eben in der Sphäre des Hagensohns. Sein Name Ranche ist natürlich preiszugeben. Aber sein Großvater heißt Nogling = Nibelung — vielleicht aus demselben Grund, der dem Hagensohn in der Ths. den Namen Aldrian verschaffte? Namensgleichheit von Großvater und EnkelI Dann hätte er also in der Quelle Nibelung geheißen, wie in der Edda, d. i. im sächsischen Lied (s. S. 198). Und nennen wir schon dieses, so liegt die Versuchung nahe, die färöische Balladengestalt (nicht die verzerrende Krimhildbiographie der Hvenschen Chronik!) um Unterstützung anzugehen bei der Ausfüllung der großen Lücke, die unser Wiederaufbauversuch enthielt. Auf welche Art ging Krimhild im sächsischen Lied zugrunde, so fragten wir. Wie aber, wenn sie gar nicht zugrunde ging? Wenn nur Attila getötet wurde, und sie eine andere Strafe traf? Und da ist die Lösung des Högni wirklich vortrefflich: Attila, der Hortgierige, verhungert im Goldkeller; Krimhild, die Aufstachlerin, tötet infolge der List ihrer Feinde ihr eigenes Kind und zieht den Rächer selbst groß! Die Kindesunterschiebung ist ein Wandermotiv, das sich überall ansetzen konnte. Traf die Ths. es in der sächsischen Quelle an, so mußte sie es streichen, da sie der Notquelle gemäß die Heldin schon entfernt hatte. Den Verdacht, d a ß sie das Motiv antraf, kann der plötzlich hereingeschneite junge Sohn Attilas II, 369, 6, immerhin erwecken. Die weiteren Folgerungen Hempels sind aber sicher starke Fehlschlüsse. Die Hvensche Chronik stellt die Hortgier K r i m h i l d s in den Mittelpunkt (überall sonst, selbst im NL, wo sie Etzel in der Horterfragungsszene beerbt hat, steht die Habsucht immer durchaus in zweiter Linie!) Attila ist von dem späten dänischen Kompilator völlig unterdrückt worden (er fehlte vielleicht schon der norwegischen Urballade). Jetzt blieb keine Wahl, als Krimhild im Keller verhungern zu lassen, wollte man die ganze Nibelunggeschichte nicht preisgeben. Hempel sieht darin die Urform von Krimhilds Tod! Wir denken uns das sächsische Lied entstanden durch freie Umdichtung der oberdeutschen Vorlage, unter Anlehnung an die nordische Gestalt. Diese lieferte vor allem den habgierigen Etzel, den eigentlichen Burgundenmörder. Aber nach oberS c h n e i d e r , Deutsche Heldensage.

8

114

EIN

HAGENSOHNLIED ?

deutschem Vorbild ist auch Krimhild des Verrates schuldig. Und sie könnte eine neue Strafe erhalten haben unter Anlehnung an ein vorhandenes Motiv: der Kindermord, einst ihre große Freveltat, ist jetzt die Rache, die das Schicksal und die Feinde an ihr nehmen. Selbst wenn diese weiteste Ausgestaltung der Geschicke Nibelungs dem sächsischen Lied angehört hat, brauchten wir nicht mit Heusler ein eigenes Lied vom Hagensohn anzunehmen. Die niederdeutsche Schöpfung des 12. Jahrhunderts darf man sich breit und szenenreich denken. Und war die Ths. Urzelle, dann reichte die knappe Fabel 369, 1—374, 25 für ein ganzes Lied erst recht nicht aus. Ich habe früher schon eine romanische Quelle für dieses ganze neue Schlußkapitel des großen Heldenromans vermutet; die Geschichte des Untergangs der Infanten von Lara hat man in Spanien mit genau demselben Nachspiel versehen. Das S i m e 1 i bergmotiv (das Wort steht sogar im norwegischen Text) ist freilich Beifügung des Niedersachsen, der dadurch einen trefflichen Abschluß des Schatzmotivs fand. Das niederdeutsche Gedicht rundet sich zu einem wirklichen Hortlied: Am Anfang wird Attilas Gier nach dem Schatz erweckt, die Helden fallen um seinetwillen, am Schlüsse nimmt ihn Attila endlich in Besitz, aber um den Preis seines Lebens. NL. und Ths.: P a u l , A B A 1900 (zustimmend noch de B o o r , Die färöischen Lieder, S. 61). — H e u s l e r , Nibelungensage 8 , namentlich 72 ff. — H e m p e 1 , Nibelungenstudien Teil A : Die Quelle des Burgundenfalls in der Ths., S. 31 ff. — P o l a k , Untersuchungen über die Sage vom Burgundenuntergang Berlin 1922 (auch ZfdA. 54, 55, 60). — Rumoldrat: d e B o o r , ZfdA. 61, 14 ff. — Donauübergang: W e s l e , PBB. 46, 231. — Ankunft in Etzelenburg: H e u s l e r , S. 269 ff. — Volker in der älteren Not: H e u s l e r , S. 193. — Krimhilds Bittgänge: H e m p e l , S. 48. — W i l m a n n s , Der Untergang der Nibelungen GGA. 1903. — H e u s l e r , Die Heldenrollen im Burgundenuntergang BSB. 1914. — Osid: H a u p t , Zur niederdeutschen Dietrichssage S. 88 ff. — Irings Weg: M e i ß n e r , ZfdA. 56, 77. — Das sächsische Lied: P o l a k (Quelle J), S. 99 ff.). — H e m p e l S. 91 ff., 108 f. — Dänische Ballade: D F G , I, 5 (Grimilds Haevn); G r u n d t v i g und B u g g e , I, 33 ff. und IV, 586ff. — K l o c k h o f f , Arkiv 23, 142 ff. — H e u s l e r , Die Quelle der Ballade von Kremolds Rache, BSB. 1921, 445. — Högnatattur: B o e r , Arkiv 20, 142 ff. — d e

JUNGSIGFRID.

115

V r i e s , Studien over fdrösche Balladen Harlem 1915, S. 100ff. — d e B o o r , Die färöischen Lieder des Nibelungenzyklus, 1918, S. 158 ff. — N e c k e l , Braunefestschrift, S. 97 f f . — Der Hagensohn: d e B o o r im Anhang S. 209 ff. (dort die ältere Literatur). — S c h n e i d e r , ZfdPh. 51, 232 ff. JUNGSIGFRID

NACH D E U T S C H E N

QUELLEN.

Das Nibelungenlied will Sigfrid nur als höfischen Prinzen sehen und verarbeitet andere Darstellungen nicht in seine Sigfridbiographie; daß es die Jugendgeschichte in allgemeinen Umrissen kennt, beweist die Erzählung Hagens 87 f f . , die im Biterolf 7 8 1 3 f f . eine Entsprechung findet: Sigfrid hat den Nibelungenhort erworben und den Drachen erschlagen, durch dessen Blut er hörnen wurde. Beide Abenteuer werden völlig auseinandergehalten, und nur das erste gewinnt etwas Farbe: Die beiden Söhne des alten Nibelung, Schilbung und Nibelung sind bei der Teilung des ungeheuern väterlichen Hortes in Streit geraten und rufen den vorbeikommenden Sigfrid als Schiedsrichter an. E r erhält zum Lohn das Schwert Balmung, kann es den Erben aber nicht recht machen, kommt mit ihnen in Streit, erschlägt sie samt zwölf Riesen und 700 Nibelungen und bewältigt schließlich auch den Zwerg Alberich, nachdem er ihm die Tarnkappe abgenommen hat. Do was des hortes herre Srvrit der küette man. Anspielungen finden sich auch sonst in der mittelhochdeutschen Dichtung verstreut, eine zusammenhängende Darstellung der Jugendgeschichte aber nur in einem frühnhd. Denkmal, das nach allgemeiner Annahme auf eine Vorlage des 13. Jahrhunderts zurückgeht. Man nennt es das S e y f r i d s l i e d ( S L ) . Seyfrid ist der Sohn des Königs Sigmund von Niederland. Der unbändige Knabe will in die Welt hinaus, und die Eltern mögen ihn nicht halten. E r nimmt Dienste bei einem Schmied, prügelt die Mitknechte, plagt den Meister und haut den Amboß in die Erde. Um ihn los zu werden, schickt ihn der Schmied nach Kohlen in den Wald; ein Lindwurm, der in der Nähe des Kohlenmeilers haust, soll ihn töten. Seyfrid erschlägt aber den Drachen und dann noch eine ganze Menge Gewürm, das er im Wald findet, mit ausgerissenen Bäumen überschüttet und dann verbrennt. Mit ihrem schmelzenden Horn, das er erst mit dem Finger erprobt, beschmiert sich Seyfrid und wird selbst überall hörnen — nur nicht zwischen den Schultern, wo er später die Todeswunde empfangen wird. Dann zog er an König Gybichs Hof und diente ihm die Tochter ab, die 8»

n 6

HÜRNEN

SEYFRID.

er acht Jahre hatte. Ehe er sie erwarb, wirkte er Wundertaten, er errang den Nyblinger Hort, den Nyblings Söhne besaßen und um dessentwillen später ein so großes Morden anhub (Str. i—15). — In Worms saß ein König Gybich mit drei Söhnen Gunther, Hagen und Gyrnot und einer Tochter Krimhild. Die wurde eines Tages von einem feurigen Drachen geraubt und auf einen Felsen entführt. Der Drache war eigentlich ein Mensch und nahm nur von Zeit zu Zeit seine natürliche Gestalt wieder an. Vier Jahre lebte Krimhild auf dem Fels. Damals gab es einen stolzen, unmäßig starken Jüngling Seyfrid. Der zieht eines Tages auf die Jagd und stößt auf die Spur, die der Drache mit der Jungfrau gezogen war. E r reitet nach und findet im finstern Wald den Drachenstein. Dort gesellt sich zu ihm der Zwergkönig Euglin, der ihm zuerst Vater und Mutter nennt (Seyfrid kennt sie noch nicht), Siglinge und Sigmund, und ihm von Krimhild erzählt. Seyfrid hat sie an ihres Vaters Hof gesehen und zwingt den Zwerg, ihm bei der Befreiung zu helfen. Den Schlüssel zum Drachenstein bewahrt der Riese Kuperan. In zwei Kampfgängen bewältigt ihn Seyfrid, wird aber, als sie sich Friede geschworen haben, von dem Treulosen von hinten niedergeschlagen. Eugel schützt ihn mit der Tarnkappe, er zwingt den Riesen abermals nieder und läßt sich von ihm auf den Felsen führen, wo Krimhild sitzt. Der Riese zeigt dem Helden das Schwert, durch das allein der Drachen überwunden werden kann, und schlägt ihm dabei hinterrücks eine Wunde. Seyfrid tötet ihn und wirft ihn den Felsen hinab. Der Drachen naht, Seyfrid beginnt mit ihm den Kampf. Hitze und Getöse sind so groß, daß die Zwerge, Eugels Brüder und Nyblungs Söhne, mit dem vom Vater ererbten Hort in eine Höhle in der Nähe flüchten. Seyfrid hat den Hort gesehen, aber nicht beachtet, er tritt nach kurzem Verkühlen aufs neue zum Kampf an und bleibt Sieger. Eugel gibt dem Bewußtlosen das Leben wieder und dankt ihm samt seinen Brüdern für ihre Befreiung. Seyfrid läßt sich von dem Astronomiekundigen die Zukunft vorhersagen und erfährt, daß er sich seines Weibes nur acht Jahre werde erfreuen dürfen; als seine Witwe werde sie ihn rächen. Seyfrid fügt sich in dies Los, erinnert sich aber nochmals des Hortes, den er bei den Drachen gesehen hat, kehrt um, lädt ihn auf sein Roß und zieht nach Worms. Unterwegs fällt ihm aber ein, daß er wegen seines frühen Todes doch nichts davon haben werde, und so senkt er ihn in den Rhein. — Bei Gybich in Worms wird festlich Hochzeit gehalten, die drei Schwäger beginnen aber bald, Seyfrids Macht zu beneiden, und der grimme Hagen wird dazu bestimmt, ihn im Odenwald zu morden, während er an einer Quelle trinkt. Über die acht Jahre der Zwischenzeit kann man in „Seyfrids Hochzeit" nachlesen.

ZEUGNISSE.

ii 7

Die Brüchigkeit dieses Berichts liegt auf der Hand. Zwei Kriterien hat man dafür vor allem ins Feld geführt: erstens den doppelten Einsatz, der mit Widersprüchen zwischen dem ersten und zweiten Teil (von Str. 16 ab) Hand in Hand geht, und zweitens den da und dort zutage tretenden und den Zusammenhang verwirrenden Einfluß des Nibelungenlieds. Die entstehungsgeschichtliche Frage ist aber von dem uns vorliegenden Denkmal aus nicht zu lösen. Es ist, an sachlichen Unebenheiten reich, formal aus einem Gusse, und die Frage nach seinen Schichten ist nicht zu trennen von der nach seinem Alter und seinen Quellen. Ein Gedicht, das in vielen Zügen dem zweiten Teil des SL entspricht, läßt sich für das 13. Jahrhundert belegen; Rosengarten A (dessen Anfangszeilen auf SL 16 und 33 gewirkt haben mögen) und Wolfdietrich D geben verschiedenartige Zeugnisse dafür. Im Rosengarten A 329/33 ist die Rede davon, daß Sigfrid auf einem Stein einen trachen vreissam erschlagen und von diesem Streit das Schwert Balmung davongetragen habe. Er besitzt auch eine Brünne von dem Meisterschmied Eckerich, bei dem er aufgewachsen ist; und schließlich ist er hörnen. Von der Jungfrau ist hier nicht die Rede, so daß man auch an ein anderes Drachenabenteuer denken könnte. Da ist folgende Analogie willkommen: In D V I I I muß Wolfdietrich seine Braut vom Drachen befreien wie Seyfrid, und die Bedrängte findet Krimhilds Worte: „gedenk an die grozen arbeit und an mich armez wip!" (SL i n zu D V I I I , 313). — In dem Artusroman Seyfrid von Ardemont, den wir nur in später Umgestaltung kennen, fand Panzer zahlreiche Anklänge an das SL. Schon der Name ist für einen Artushelden ungewöhnlich und beweist Beeinflussung, die sich sicher auch auf Handlungselemente erstreckt. Aber der Seyfrid von Ardemont ist doch ein zu unzuverlässiger Zeuge, um im einzelnen über ein deutsches Seyfridgedicht um 1300 aussagen zu können. Schließlich ein Zeugnis, das in den Anfang des 15. Jahrhunderts führt. Das Inhaltsverzeichnis der Darmstädter Nibelungenhs. (Bartschs m, sie selbst ist verloren) zeigt, daß diese Redaktion eine umfangreiche Darstellung von Sigfrids Jugendtaten, dem Drachenkampf und Krimhilds Befreiung in den Text des NL verwoben hat. Schon die erste Aventiure, wie siferit wusch zu stride und wie er hurnyn wart und der

n8

DIE

QUELLEN

DES

SL.

nebulunge hurt gewatt e er ritter wart, zeigt, daß diese Ereignisse der Chronologie gemäß an die Spitze treten. Sie weisen noch nicht unzweideutig auf das SL als Quelle hin. Deutlicher sprechen Aventiure 7 und 8: wie kriemilde nam ein wildir drache und fürte sie uff einen hohin stein; wie siferit die juncfrauwe von dem drachin steine gewan mit manchyr groszin arbeit. Bartsch berechnet für die erste Aventiure 75 Strophen, für 7/8 etwa 375. Es mag mancherlei aus dem Nibelungenlied mitgezählt sein; im Ganzen erwächst doch der Eindruck eines Gedichts, das viel umfänglicher ist, als das SL, das wir besitzen, mit seinen 179 (gleichfalls achtzeiligen) Strophen. Kein Zweifel jedenfalls, daß der Redaktor Stücke eines E p o s in das Nibelungenlied einschob. Ob sich nun die Reminiszenzen in der Dichtung des 13. Jahrhunderts alle auf ebendies Werk beziehen ? Ein Lied läge ebenso nahe. Es fragt sich nach dessen Umfang und Gehalt und damit nach den Quellen des SL. Die Ansichten sind da gespalten; eine „Zweiquellentheorie" steht der neuerdings häufiger vertretenen Anschauung gegenüber, daß im SL eine alte stoffliche Einheit vorliege. Im ursprünglichsten Sinn ist das sicher nicht der Fall: die Schmiede-Drachenfabel ist von Hause aus eine Einheit, die Jungfrauen-Drachenfabel ebenso; das kann nur der Eigensinn verkennen. Die Frage könnte nur sein: sind die beiden Fabeln schon in der ältesten faßbaren Gestalt vereinigt gewesen ? Panzer möchte darauf mit ja antworten und stützt sich auf das Zeugnis des Rosengartens, das in der Tat von dem Schmied, dem Hörnenwerden und dem Drachenkampf auf dem Stein berichtet. Nur schien es uns vorhin schon unsicher, ob der Drachenkampf des Rosengartens tatsächlich den des SL meint; es muß doch eine ältere Darstellung des Streits mit dem Lindwurm gegeben haben, und man wird wahrscheinlich finden, daß sie schon den sehr verbreiteten Zug ma.licher Ungeheuerkampf sagen enthielt: der Held gelangt während des Kampfes zu dem Schwert, durch das allein der Feind gefällt werden kann. Einem solchen Lied wird das Schmiedabenteuer schwerlich als Prolog vorangegangen sein; wir kennen ja die Einheit von Schmiedeleben und einem Drachenkampf ganz anderer Art. Die Inhaltsangabe nennt gerade den

ZWEI

QUELLEN.

119

Schmied nicht, und so hat der Bearbeiter in der Aventiure 1 vielleicht nur die Angaben des NL über die Hortgewinnung verbreitert. Also nicht einmal für die Zeit von 1400 ist die Verbindung von SL I und II sicher nachzuweisen. Weiter bleibt der stilistische Abstand der zwei Teile zu erwägen: Stammten beide aus einer Vorlage, so müßte sich der Bearbeiter in I einer ganz anderen, weit flüchtigeren Auszugstechnik befleißigt haben, als in I I ; wie stark stechen Tempo und Detailmenge jetzt voneinander abl — Schließlich das Hauptkriterium, mit dem die Zweiquellentheorie zu arbeiten pflegt: der völlig neue Einsatz in Strophe 16. Das könnte in einem Epos ein Aventiurenanfang gewesen sein. Aber wenn das Vorangehende (vielleicht bis auf die Strophen vom Hort 13/15) knapper Auszug aus dem ersten Teil des Epos ist, dann begreift man nicht, wie bei solcher Eile für Strophe 11 und 12 Platz war, die in müßigem Gerede das folgende vorwegnehmen. Zudem steht in Strophe 11 ganz deutlich, daß das Seyfrid-Krimhildabenteuer als selbständiges „anderes" Gedicht dem Kompilator vorgelegen habe: „als ir inn andern dichten her noch werdt hören wol". Zur Zeit von Rosengarten A (nach 1250) war das Schmiedeabenteuer in Liedform verbreitet; sicher können wir daneben aber nur ein Drachenlied feststellen, das „auf dem Stein" spielte und den Sieg an den Fund eines Siegschwerts knüpfte. Zeitlich zwischen Rosengarten A und Wolfdietrich D (um 1300) muß nun ein Gedicht fallen, das dem Drachenkampf eine neue Form gab: die entführte Jungfrau, der böse Riese, der hilfreiche Zwerg. Als Ende des 14. Jahrhunderts die Nibelungenbearbeitung hergestellt wurde, lag dieser Stoff jedenfalls in episierter Form vor. Ehemals kann er Lied gewesen sein, doch findet sich davon keine sichere Spur. Auch die Beeinflussung des Seifried de Ardemont mochte eher von einem Schriftwerk ausgehen. Dieses epische Gedicht, so nehmen wir an, wurde um 1500 neu bearbeitet, auf die Art, die ich früher als „Umschmelzung" bezeichnet habe: Umsetzung in Sprache und Ausdrucksformen jüngerer Zeit. Dabei blieb es aber nicht; der Bearbeiter drängte den Stoff sehr zusammen und fügte ein Dutzend Strophen bei, die die Verkürzung eines anderen, noch gangbaren Liedes von Seifrid dem Schmied und Wurmtöter darstellten, und brachte schließlich

120

ZWEI

SIGFRIDLIEDER.

einige neue Momente hinein, die seine Kenntnis des Nibelungenlieds beweisen. Der Nibelungenhort interessiert ihn vor allem; so flickte er schon an der Hauptnahtstelle seines Gedichts, vor dem Einsatz des alten Epos, die Str. 13—15 ein, die eine gedrängte Geschichte des Nibelungenhortes enthalten, und verlieh auch dem Schatz, der im Drachenstein ruhte, Züge des alten Zwergenhorts; selbst Eugel wurde ihm ein Nibelung. Ob das Versenken des Schatzes auch aus dieser Quelle stammt, ist zweifelhaft. Von allen späten Zufügungen im Sinn des NL muß man sich recht freizumachen suchen, wenn man das SL beurteilt. Der Verfasser selbst beschränkt sich geflissentlich auf knappe Andeutungen; wer mehr wissen will, den verweist er auf „Seifrids Hochzeit", d. h. auf die Fassung k des NL, die dem 15. Jahrhundert entstammt und ebenfalls eine Umschmelzung des mittelhochdeutschen Gedichts in frühneuhochdeutsche Form darstellt, wenn auch eine viel treuere. Freilich darf nur das beiseite gelassen werden, was g e n a u zum NL stimmt: alles, auch das nur leise Abweichende, wird uns aufs Höchste interessieren. Man kann kritischer Sagenbetrachtung nicht ärger ins Gesicht schlagen, als wenn man mit Golther und Bernhöft auch den Mord an Sigfrid auf das NL zurückführt; dabei sind Gunther, Gernot, Hagen im SL Brüder und ihr Vater Gybich lebt nochl Diese Beobachtung wird uns gleich auf den rechten Weg führen, wenn wir nun die Frage nach Vorlagen und ursprünglicher Gestalt der Dichtung von Sigfrid und Krimhild stellen. Sie hatte, so dürfen wir sagen, zwei Quellen: ein Drachenlied und ein rheinisches Lied von Sigfrids Tod. Die erste Kennzeichnung läßt sich gleich ergänzen: ein Drachen ho rt lied; denn trotz aller Verschleierungsversuche ist es deutlich, daß in der Quelle des Dichters der Hort dem Drachen gehört hatte. Seifrid findet ihn während des Kampfes (140), es wird nur zunächst als Irrtum von ihm bezeichnet, daß dieser Hort von dem Drachen gesammelt worden sei (140,7); dann, als er sich seiner von neuem erinnert, holt er ihn doch wieder aus dem Drachenstein heraus. Wir wollen uns auch das Bild merken: Seifrid belädt sein Roß mit dem Hort und verläßt so die Stätte seines Siegs über den Drachen. Es muß in der Geschichte der Sigfriddichtung einen Augen-

DIB

THS.

121

blick gegeben haben, wo es die Dichter verdroß, daß ihr Held auf so normale, natürliche Weise in den Besitz einer Frau kommt: im NL wie im alten Brünhildlied warb er um Krimhild und erhielt siel Das wurde heroisiert und romantisiert, und man übertrug auf Sigfrid ein fertig vorliegendes Märchenschema: ein zum Drachen verwandelter Mensch hat eine Jungfrau entführt; Seifrid kommt auf die Spur des Drachens, kämpft sich zum Drachenstein durch und tötet das Untier. Die befreite Jungfrau aber wurde Krimhild. Diese neue Krimhild-Sigfridfabel mußte irgendwie auf die alte aufbauen; die Grundlage lieferte ein Lied, das in allem Wesentlichen unserem Brünhildlied gleich war. Entscheidend ist die Dreiheit der Brüder, die zur Ths. stimmt: Hagen, Gunther, Gernot. Hagen vollführt die Tat; die Begründung ist: Neid wegen Sigfrids hochgestiegener Macht. Wir werden sehen: bereits ein Motiv der Brüder im ältesten greifbaren Sigfridlied. E i n e gewichtige Abweichung: dem Lied, das der neuen Sigfrid-Krimhilddichtung zugrunde gelegt wurde, war der Vater Gibich noch bekannt, und zwar als Lebender. Dieses und jenes Lied bildeten die Grundlage für die Neuschöpfung der 1260 und 70 er Jahre. — Vielleicht stammen hierher auch die acht Jahre zwischen Sigfrids Hochzeit und Tod. Doch man wird es leichtfertig finden, daß wir diese Erwägungen anstellten, ohne den Hort aller Sagenweisheit zu befragen, die Ths. Formulieren wir deshalb gleich zu Anfang unsere Stellung zu ihr: sie hat mit der neuen KrimhildSigfridfabel nichts gemein; natürlich, sie ist zu altertümlich dazu. Dagegen bestätigt sie das Dasein eines Liedes, in dem Sigfrids Jugend beim Schmied, der Drachenkampf und das Hürnenwerden dargestellt waren. Wir dürfen nicht eigentlich sagen: sie bestätigt dessen S o n d e r existenz; vorn und hinten zeigt die Erzählung Anwüchse. Es ist freilich jetzt noch verfrüht, in die Kritik dieser Kapitel der Ths. einzutreten. Wir werden später erkennen, daß hier eine vollkommene Quellenmischung besteht. Das deutsche Lied, das wir aus dem SL I kennen, ist mit Zügen einer isländischen Sigurdsage durchsetzt worden, und diese gab den alleinigen Inhalt für das vielberühmte und vielmißbrauchte Kap. 168 der Saga (I, 315, 9 ff ). Angeblich bildet es ja eine Entsprechung für unsere neue Krimhild-Sigfridhand-

122

THS.

UND

DEUTSCHES

LIED.

lung, ist die früheste Gestalt der „deutschen Erlösungsfabel". Wir aber erkennen nur noch e i n e n deutschen, offenbar aus dem Jungsigfridlied aufgesparten Zug in Kap. 168 an: Sigfrid erfährt den Namen seiner Eltern. Das stimmt allerdings zu dem z w e i t e n Teil des SL. Einiges mehr, als Ths. und SL 1 ahnen lassen, muß das deutsche Sigfridslied, das dem Sagamann vorlag, also doch enthalten haben. Die Namensfindung war in diesem Rahmen notwendig; der Zögling des Schmieds konnte sich selbst nicht immer unbekannt bleiben. Für jetzt ist es genug, die Züge zu buchen, die in der Ths. gut zum Deutschen stimmen. Der Knabe, der dem Schmied (Mime) zuläuft, ist so groß und stark, daß er alle Schmiedeknechte zerbläut (namentlich einen Eckehard, der ihn einmal aus Versehen schlägt, bringt er fast um); beim Schmieden stellt er sich tölpelhaft und schlägt den Amboß in den Boden. Mime möchte ihn gern los werden und schickt ihn deshalb zum Kohlenbrennen in den Wald. (Sigfrid ißt seinen Mundvorrat für neun Tage in vier Mahlzeiten auf und wünscht darauf einen kräftigen Gegner herbei.) Sofort erscheint der Drache, und der Knabe trifft ihn mit einem im Feuer geglühten Baumstamm zu Tode. Er schlägt ihm dann mit der Axt das Haupt ab, probiert mit der Hand (das Blut?), bestreicht sich mit dem Drachenblut und wird überall hürnen, nur nicht zwischen den Schulterblättern, wo er nicht hinkommen kann. Er geht dann nach Hause, das Drachenhaupt in Händen (Mimes Hinterlist ahnend?). Der Meister schenkt ihm ein Schwert und die Brünne, die Ortnit von Garda gehört hat (und wird getötet)? Man wird bemerkt haben, daß zu Beginn ein paar drastische Züge der Erzählung Farbe verliehen, die wir getrost der deutschen Quelle zuschreiben werden (sie stehen in Klammern). Gegen Schluß hat das Handlungsschema alles Blut verloren, indem wir die auch nordisch oder nur nordisch bezeugten Züge wegstrichen. Nur der eine Zug erfreut: Sigfrid schleppt das Haupt des Untiers in die Schmiede. Der Unkritik gegenüber muß betont werden, daß kein Motiv für das deutsche Lied in Anspruch genommen werden darf, das in der Edda zu finden ist und im SL fehlt. Der Tod des Meisters allein mag Zweifel verursachen; seine H i n t e r l i s t kannte auch das deutsche Lied; sollte sie dort ungestraft geblieben sein?

123

SlSIBE.

Die Ths. berichtet aber auch von S.s Eltern, und dieser Anwuchs weicht von allen nordischen Vorstellungen so weit ab, daß man ihm Deutschland als Heimat zuzuweisen pflegt. In welcher Form er da lebte, läßt sich nicht genau entscheiden. Für Hempel ist die Geschichte Sisibes das erste Buch des großen älteren Nibelungenepos, für Panzer die Einleitung zu dem Lied von Sigfrids Jugend, Drachenkampf, Jungfrauenerlösung. Indes besteht ja auch die dritte Möglichkeit, daß ein eifriger Poet das alte Lied von Sigfrids Schmiedeleben auf eine neue Grundlage stellte und die ehemals unbekannten Eltern (nur der Name Sigmund stand ihm fest) zu Trägern eines eigenen Romans machte. Zur „epischen" Aufschwellung tat der Sagamann das Beste; ihn für den Sisiberoman g a n z verantwortlich zu machen, ist doch gewagt. Zur motivgeschichtlichen Erhellung dieser Geschichte haben Panzer und Hempel verdienstlich beigetragen. Wenn Sisibe, des Helden Mutter, während König Sigmunds Abwesenheit von zwei Vasallen ihres Gatten bedrängt, dann des Ehebruchs bezichtigt und in die Wildnis verstoßen wird, wo sie sterben soll; die Verräter sich gegenseitig töten, der Sohn, den sie gebiert, ihr gleich verloren geht und sie selbst vor Schmerz stirbt; wenn eine Hindin sich des Kindes annimmt und es aufsäugt, bis es sich zu Mime findet (I, 282, 11 ff.), so ist hier ein Gemisch von Zügen aus verschiedenen Versionen der Geschichte von der verfolgten Frau, Crescentia, Genoveva usw. gegeben. Zur letzteren bestehen die stärksten Beziehungen, wie schon Panzer sah. Hempel will eine gemeinsame Vorlage für die Sisibe-Genovevageschichte ins 12. Jahrhundert setzen. Der Name Sigfrid, der in der Genovevageschichte historisch sein soll, ist vielleicht irgendwie im Spiel gewesen. Die übrigen Namen weisen entschieden nach Süden, schon die Form Sigfrid. Sigmund ist König von Karlungaland, d. h. Kerlingen oder Frankreich; die verrräterischen Grafen haben die deutschen Namen Hermann und Hartwin, sie stammen aus Schwaben, Schauplatz des Mordanschlags ist der Schwabenwald. Im Ganzen ein junger Fremdkörper in der Heldendichtung, der Einfall eines Rheinländers oder Niederdeutschen, der zufällig die Sanktionierung der Ths. gefunden hat. G o l t h e r , Das El. B e r n h ö f t ,

Lied Das

vom Hürnen Lied

vom H.

2 Halle 1911. — Diss. Rostock 1910. —

Seyfrid S.

124

DIE

NORDISCHE

NIBELUNGENSAGE.

P o l a k , Diss. Berlin 1910, passim. — P a n z e r , Sigfrid München 1912 S. 1—35 (SL.) 35—55 (Ths.) — H e u s l e r bei Hoops IV, 173 f. — S c h e i d w e i l e r , Progr. Neuwied 1914 (i. a. verfehlt, aber einsichtig in der Beurteilung der Ths.). Wichtige Rezension von B ä s e c k e , AfdA 37, 127. — K r o e s , Untersuchungen über das Lied vom HS. Diss. Groningen 1924. — Wolfdietrich und SL: S c h n e i d e r , Wolfdietrich S. 211 ff. — Seifrid de Ardemont, herausg. von P a n z e r , SLV 227, S. CXII f. — B ä s e c k e s Versuch a. a. O. S. 136 f., aus dem späten wirren Roman auch noch die Erlösungssage herauszugeheimnissen, geht von unhaltbaren Voraussetzungen aus. — Nibelungenhs. m: B a r t s c h , Nibelungenlied I, S. X X V ff. ( P a n z e r s Konjektur zu dem wusch der ersten Aventiurenüberschrift ist mir zu gesucht, Sigfrid S. 29 A.) — Sisibe: H e m p e l S. 179 ff. (Motivtabelle S. 192) und S. 230 ff. — Kuperan: L u n z e r , PBB 49, 468. — K u p r i a n im Reinfried (DHS 80) ist immerhin ein terminus post quem non.

2. D I E NORDISCHE NIBELUNGENSAGE. Ausgesprochener noch als auf dem Kontinent hat die Nibelungensage auf Island zyklische Formen angenommen. Sie gibt sich in den Quellen als großangelegter biographischer Heldenroman von Sigurd oder als Familiengeschichte der Völsungen. Nur scheinbar ist die Entgliederung dieses späten Ganzen leichter als in Deutschland. Hier zeigen die Hauptteile die geschlossene Epenform, dort leben sie noch in der flüssigen Liedform; aber diese Lieder haben ihre Einzelexistenz tatsächlich eingebüßt, sie sind so miteinander verbunden und aufeinander abgestimmt worden, daß der Weg von ihnen zu älteren Gestalten sich nicht müheloser zurücklegt, als von der hochdeutschen Epik aus. Die Fülle, aber auch die Undurchsichtigkeit der nordischen Tradition entsteht vor allem durch die reiche Parallelüberlieferung. Mehrere Lieder behandeln dasselbe Thema, oft mit verschiedener Gewichtsverteilung: was hier Mittelpunkt ist, kann dort Nebensache sein. Schließlich zeigt die nordische Dichtung Anwüchse in reicher Zahl. Die äußerlichsten sind rasch weggeschnitten: die Sagen von Helgi, von Svanhild gehören nicht in den Nibelungenzyklus, und erst späte Willkür hat den Dänenhelden zum Sohn Sigmunds, die Gotin zur Tochter Sigurds gemacht. Aber den jungen und wertlosen deutschen Fabeleien über Sigfrids Eltern steht hier eine geschlossene

125

PARALLELVERSIONEN.

Ahnenreihe gegenüber und eine ganze Anzahl Großtaten des Vaters Sigmund und des Bruders Sinfjötli. Neue Personen tauchen empor und treten im alten Rahmen in den Mittelpunkt neuer Fabeln. Die Liederreihe steht schließlich an Motiven und Gestaltenfülle hinter einem großen Epos nicht zurück und unterscheidet sich von diesem nur dadurch, daß die Ausweitung und Neueinführung in einer ganzen Zahl von Einzelfällen individuell untersucht und begründet werden muß. DIE

EDDISCHEN GEDICHTE UND PROSAAUFLÖSUNGEN.

IHRE

Zwei große Parallelberichte liegen vor: die eddische Liedserie des Codex Regius ( C R ) und die Prosadarstellung der Völsungasaga (Vs.). Nur diese umfaßt den ganzen durch die Isländer des 13. Jahrhunderts zur Einheit verschmolzenen Sagenkomplex. Wir teilen ihn zur Übersicht in vier Abschnitte ein: a) Die Völsungen, b) Sigurds Jugend, c) Sigurds Tod (mit Nachspiel: Gudruns zweite Heirat), d) Burgundenuntergang. Den Hauptteil a enthält uns die Edda vor. Sie erzählt nur in einem kurzen Prosabericht Fra dauia Sinfjötla den Untergang der beiden Helden der Völsungengeschichte, Sinfjötlis und Sigmunds. Verglichen mit der Sigurdbiographie der Vs. fehlen der Edda beträchtliche Stücke durch den Ausfall von acht Blättern in C R. Sonst ist sachlich der Parallelismus genau. Als Parallelüberlieferung minderer Bedeutung treten noch hinzu: Die Snorra Edda (Sn E), deren 2. Buch, Kap. 37—39 sich zur Erklärung der Kenning: Gold = Otterbusse wesentlich auf b und c beschränkt und d nur kurz anflickt. Schließlich die Darstellung des NomagestJjattr, die Episoden aus b und c enthält, mit jungem Material ausgeweitet. Wir betrachten zunächst die erhaltene Überlieferung in der Reihenfolge der Biographie. a) Die Völsungen. Das ruhmreiche Geschlecht wird auf Oöin zurückgeführt, von dem der Heros eponymos Völsung im dritten Glied abstammt. Er ist König von Hunaland und hat zehn Söhne und eine Tochter, Signy, die Zwillingsschwester des ältesten, Sigmund. Um sie wirbt der König von Gautland, Siggeir. Beim Hochzeitsmahl erscheint ein alter Mann mit fleckigem Mantel und herabhängendem Hut und stößt ein Schwert in den Apfelbaum, der mitten in der Halle steht: Wer es herauszuziehen vermag, dem soll dieses beste aller Schwerter gehören. Sigmund allein ist dazu

I2Ö

DIE

VÖLSUNGEN.

imstande. Siggeir zieht grollend mit der widerwilligen Signy ab und lädt Schwiegervater und Schwäger heimtückisch zu sich. Sie kommen der Ladung nach, Signy eilt ihnen entgegen und warnt sie; aber Völsung hat das Gelübde getan, nie zu fliehen, und geht mutig ins Verderben. Er fällt gegen Siggeirs Scharen, seine zehn Söhne werden gefangen und in den Stock gesetzt. Eine Wölfin kommt jede Nacht — es soll Siggeirs Mutter sein — und beißt einen zu Tode. Der Letzte, Sigmund, rettet sich durch Signys List und beginnt nun ein Reckenleben im Wald. Signy schickt ihm ihre jungen Söhne hinaus, damit er sie zur Rache auferzieht; aber sie sind Weichlinge und müssen sterben. Da teilt Signy in der Gestalt eines Zauberweibs mit ihrem Bruder selbst das Lager und gebiert den Sinfjötli, dessen Heldentum schon im Kindesalter Sigmunds Proben besteht. In Wolfsbälgen, aus denen sie nur jeden zehnten Tag in die Menschengestalt zurückkehren, führen sie ein wildes Waldleben, bis sie ihre Bälge verbrennen und der Vaterrache gedenken. Sie schleichen sich in Siggeirs Haus, werden aber entdeckt und lebendig begraben. Durch Signy erhalten sie das Schwert und wühlen sich heraus. Sie legen Feuer an die Halle und verbrennen Siggeir und die Seinen, Signy nimmt Abschied von ihnen und geht in das brennende Haus hinein, um mit ihrem Gatten umzukommen. Sigmund wird dann ein mächtiger König (in Frankenland nach CR) und vermählt sich mit Borghild (von Dänemark CR), deren Bruder von Sinfjötli erschlagen wird. Borghild reicht dem Stiefsohn beim Erbmahl einen vergifteten Trunk; Sigmund, der giftgefeite, erprobt ihn ohne Schaden dreimal, aber Sinfjötli stirbt am Genuß des Trankes. Der Vater trägt den Sohn auf den eigenen Armen zum Meeresstrand, wo ein unbekannter Ferge mit ihm verschwindet. Sigmund verstößt Borghild und vermählt sich mit Hjördis, der Tochter König Eylimis. Sie hat den ruhmreichen alten Helden dem Hundingssohn Lyngvi vorgezogen. Die Nebenbuhler befehden sich. In der Schlacht steht Sigmund plötzlich einem Mann in blauem Mantel mit herabhängendem Hut gegenüber, an dessen Speer sein Schwert zerschellt. Hjördis findet den Todwunden auf dem Schlachtfeld, und Sigmund verkündet ihr, daß sie einen Knaben gebären wird, den berühmtesten aller Helden; aus den Trümmern des Schwertes soll Gram geschmiedet werden, mit dem er alle Großtaten verrichten wird. Sigmund stirbt; Hjördis gerät in die Gefangenschaft des Vikingerkönigs Hjalprek und wird bald in ihrem Adel und Wert erkannt, trotzdem sie mit ihrer Magd die Kleider getauscht hat. Alf, Hjalpreks Sohn, vermählt sich mit ihr. b) Sigurds Jugend. Zu scheiden wären die vier Unterabteilungen:

SCHMIEDELEBEN,

VATERRACHE.

127

Sigurd beim Schmied — Vaterrache — Horterwerb — Jungfrauenerlösung. Vs. und CR (1 und 2 als Reginsmal, 3 als Fafnismal, 4 als Sigrdrifumal) enthalten alle vier Punkte, SnE. läßt die Vaterrache aus und kürzt die Erlösungsgeschichte bis zur Unkenntlichkeit. CR schickt der ganzen Abenteuerserie das Gedicht Gripisspa voraus (Gr.), dessen Inhalt Vs. später knapp resümiert: Sigurd sucht seinen Mutterbruder Gripir auf und läßt sich von ihm sein Schicksal vorhersagen. Wir betrachten dieses Gedicht zweckmäßig nicht als Ganzes, sondern ziehen sein Zeugnis bei den einzelnen Stationen von Sigurds Leben bei. Reginn ist der Ziehvater Sigurds (Vs.), Schmied an Hjalpreks Hof (Sn. E.). E r stachelt ihn wegen seiner Armut und angeblich mißachteten Stellung auf und heißt ihn um ein Roß bitten. Sigurd läßt sich bei der Pferdewahl von einem alten Mann beraten, den er im Wald trifft. Aus einer Schar Rosse wählt er Grani, einen Nachkommen Sleipnirs: die Pferde werden ins Wasser getrieben und steigen alle schleunigst wieder heraus, nur Grani nicht (nur Vs.). Der Mann war Oöin. Reginn reizt seinen Zögling nun an, das große Gut zu gewinnen, das der Drache Fafnir auf der Gnitaheide hüte. E r will ihm ein Schwert schmieden; aber Sigurd zerbricht es, und ein zweites ebenso (nur Vs.). Erst als er von der Mutter die Trümmer des Vaterschwertes erhalten hat, bewährt sich Reginns Werk in seiner Hand, zerspaltet den Ambos und trennt eine Wollflocke, die den Strom (Rhein C R ) herabgeschwommen kommt. Sigurds erstes Werk soll nun die Vaterrache sein; er will den H undingssöhnen zeigen, daß noch nicht alle Völsungen tot sind. Die Könige rüsten ihm eine Flotte aus, unterwegs geraten die Schiffe in einen Sturm, der erst abnimmt, als sie einen Mann an Bord nehmen, der auf einem Vorgebirge ihrer harrte; es ist Hnikar, der Sigurd gute Lehren erteilt (dies nur C R ; es war Oöin, Norn.). Als er an dem Mörder des Vaters Rache genommen hat, kann Sigurd auch an Fafnir und das Gold denken. Die Vorgeschichte des Hortes hat ihm Reginn erzählt. Er ist von Oöin, Hönir und Loki als Buße für die Ermordung Otrs an dessen Vater Hreiömar ausgezahlt worden und stammt von dem Zwerg Andvari, der in Hechtsgestalt in einem Wasserfall lebte und von Loki gefangen wurde; er belegte das Gold mit einem Fluch. Hreiömar wollte seinen Söhnen nichts von dem Hort geben, da erschlug ihn Fafnir und verweigerte auch seinem Bruder Reginn jeden Anteil an dem Gold. Er verwandelte sich in einen Drachen und schuf sich ein Haus (Sn. E.) an der Gnitaheide. Reginn führt Sigurd dorthin und rät ihm, eine Grube zu graben und den Wurm von unten zu Tode zu stoßen. Ein alter Mann aber, der ihm zur Seite tritt, rät, mehrere Gruben zu machen, damit das Blut abfließen kann (nur

1 2 8

DRACHENKAMPF

UND

JUNGFRAUENERLÖSUNG.

Vs.). Fafnir kommt giftschnaubend zum Wasser gekrochen, da stößt ihm Sigurd von unten das Schwert in den Leib. Der Sterbend« fragt, wer sein Mörder sei und wer seine Eltern. Sigurd verschweigt sein Geschlecht (aus Furcht vor dem wirksamen Fluch des Sterbenden [ C R ] ) und nennt sich go/ugt äyr „herrliches T i e r " ; er habe nicht Vater noch Mutter. Fafnir zeiht ihn der L ü g e (nur Vs.), worauf der H e l d seinen und des Vaters Namen nennt. Sein eigener Mut habe ihn zum Kampf mit Fafnir gereizt. F a f n i r : ihn wundere diese Kühnheit, wo Sigurd doch ein Knecht und Kriegsgefangener sei; S i g u r d : er sei zwar von seinem Vatererbe fern, aber kein Unfreier. F a f n i r : das glänzende G o l d werde ihm den T o d bringen. S i g u r d : einmal müssen alle Menschen sterben. Der Wurm rät ihm, das G o l d liegen zu lassen und von dannen zu reiten. Sigurd erklärt, dem Rat nicht folgen zu wollen. Fafnir verkündet sterbend: Reginn werde auch ihm den T o d ansinnen. Der Ziehvater erscheint auch alsbald und fordert Bruderbuße. E r schneidet F a f n i r das Herz aus und heißt Sigurd es braten, dann trinkt er salbst das Herzblut und legt sich schlafen. A l s das Blut zu schäumen anfängt, versucht Sigurd mit dem Finger, ob das Herz gebraten ist, verbrennt sich, steckt den Finger in den Mund und versteht plötzlich, was die Spechtmeisen im Gebüsch reden: Sigurd solle Fafnirs Herz essen und Reginn töten, der ihm Böses sinne; dann sei er der einzige Herr des Schatzes. Sigurd f o l g t ihrem Rat, schlägt Reginn das Haupt ab und i ß t das Herz des Wurms. D a hört er weiter, was die V ö g e l sagen: dem Sigurd sei eine wunderschöne Maid bestimmt, grüne P f a d e führen zu Gjuki, seine Tochter könne Sigurd mit Silber kaufen. Eine H a l l e stehe leuchtend auf Hindarfjall, von Lohe umgeben, eine Schlachtjungfrau liege dort im Zauberschlaf, den Odin wegen Ungehorsams über sie verhängt. (Vs. nennt sie Brynhild.) Sigurd dringt in Fafnirs Haus ein, belädt Grani mit dem Hort, schlägt den W e g nach Frankenland ein und reitet hinauf nach H i n d a r f j a l l . E r sieht einen mächtigen Schein, wie wenn ein Feuer brennte, aber als er näher kommt, sieht er, d a ß auf dem Berg eine Schildburg errichtet ist. E r geht hinein und findet einen schlafenden Mann in W a f f e n . Sigurd nimmt den Helm ab und sieht, d a ß es ein W e i b ist. E r schneidet mit Gram das Eisen des Panzers entzwei, die Frau erwacht und fragt, wer ihr W a f f e n k l e i d und die Fesseln ihres Schlummers gelöst habe. Sigurd nennt seinen Namen (Vs.: sie fragt sofort, ob das Sigurd Sigmundssohn sei, der Fafnirtöter). Sie ist Walküre und nennt sich S i g r d r i f a (Vs. nennt sie schlechtweg Brynhild; Sn. E . sagt: sie nannte sich Hildr, wird Brynhild genannt und war Walküre. Nach Norn. t r i f f t Sigurd in Hindarheidi Brynhild; nach Gr. 13 f f reitet Sigurd erst zu Gjuki, dann t r i f f t

SIGURD

UND

BRYNHILD.



DIE

GJUKUNGEN.

1 2 9

er auf dem Felsen schlafend die Jungfrau, die seit Helgis Tode da liegt). Die Erweckte erzählt, daß zwei Könige sich schlugen, Hjalmgunnar und Agnar. Gegen Oöins Befehl verschaffte sie diesem den Sieg; Oöin stach sie mit dem Schlafdorn und verhängte, daß sie sich vermählen sollte. Sie ihrerseits gelobte, sich keinem zu vermählen, der Furcht kenne. Sigurd bittet sie, ihn Weisheit zu lehren, da sie doch in allen Welten Bescheid wisse. Es folgt eine große Reihe von Runenlehren und Sinnsprüchen (mitten darin bricht CR ab), die beiden schwören sich Treueide (nur Vs.). Sigurd kommt in ein großes Gehöft, wo Heimir, Brynhilds Pflegevater und Schwager haust. E r befreundet sich mit dessen Sohn Alsvi{>r. Eines Tages entfliegt ihm ein Falke zu einem Turmfenster, er klettert hinauf und sieht Brynhild oben in einem Gemach sitzen; Alsvi})r führt ihn auf seine Bitte bei ihr ein. Sigurd erinnert an ihre gegenseitigen Gelöbnisse, aber Brynhild kennt die Zukunft: sie soll Schildmaid sein, er wird Guörun, Gjukis Tochter besitzen. Dennoch erneuern sie schließlich ihre Schwüre. (So Vs.; Gr., die einzige Nebenquelle, berichtet ungefähr dasselbe, doch begegnen sich hier Brynhild und Sigurd bei Heimir zum ersten Mal.) König Gjukis Tochter Guörun wird von bösen Träumen gequält; sie zieht zu Brynhild, und diese deutet aus den Träumen ihr und Guöruns ganzes künftiges Schicksal: „Sigurd, den ich mir zum Mann erkor, wird zu Euch kommen. Du mußt ihn besitzen und schnell wieder verlieren" (nur Vs.). c) S i g u r d s T o d . (Quelle zunächst nur Vs.). Sigurd reitet zur Halle König Gjukis, wird freundlich bewillkommnet und schließt mit Gjurkis Söhnen Gunnar und Högni Kameradschaft. Gjukis Stiefsohn ist Gutthorm, seine Tochter (Töchter Sn. E.) Guörun (und Guöny Sn. E.). Die Königin Grimhild bemerkt, wie sehr Sigurd an Brynhild hängt, sie reicht ihm einen Vergessenheitstrank und veranlaßt Gjuki, ihm die Tochter Guörun anzubieten. Fünf Halbjahre bleibt er dort, dann wird die Hochzeit gefeiert. Die Geschwister begeben sich mit Sigurd auf Wikingzüge und verrichten manche Großtat. Sigurd gibt Guörun von Fafnirs Herz zu essen und macht sie so grimmer und weiser. Beider Sohn ist Sigmund. (Nach Gr. weilt Sigurd nur eine Nacht unter Gjukis Dach und hat dann Brynhild schon vergessen. Die Hochzeit findet zugleich mit der Gunnars und Brynhilds statt.) Grimhild veranlaßt Gunnars Werbung um Brynhild, Sigurd soll mitreiten. Sie sprechen erst bei Buöli, Brynhilds Vater, vor, dann bei Heimir. Brynhild hält sich in einem nahegelegenen Saal auf (in Hindarfjall SnE.), um den ein Feuer loht, und will keinen Mann nehmen, der sich nicht durch das Feuer zu reiten getraut. (Aus dem Rückblick Vs. 29 ergibt sich folgender Verlauf: Die Gjukungen drohten bei ihrer S c h n e i d e r , Deutsche Heldensage.

9

130

DIE

WERBUNG.

Werbung, Buölis Land zu verwüsten, wenn sie nicht Brynhild erhielten; Buöli nahm die Tochter beiseite und stellte sie vor die Wahl: enterbt werden oder sich vermählenI Brynhild schwankt, ob sie nicht um ihre Freiheit kämpfen soll, beschließt aber, sich dem besten Helden zu eigen zu geben, nämlich dem, der den Drachen getötet hat und das Feuer zu durchschreiten sich getraut. Nach dem kurzen Sigurdlied: Sigurd und die Gjukungen kommen zu Atli; der droht mit Enterbung, wenn sie sich nicht vermähle; sie schwankt, ob sie nicht kämpfen solle, verlobt sich dann aber innerlich dem Fafnirtöter, der auf Grani reitet. V o n dem Loheritt ist nicht die Rede.) — Gunnars Roß Goti (so Vs. 27 und Sn. E.) scheut vor dem Feuer zurück, Grani, den ihm Sigurd leiht, gehorcht dem fremden Reiter nicht. So müssen die beiden die Gestalt tauschen (Grimhild hat es sie gelehrt) und SigurdGunnar reitet durch die Flamme zu Brynhild hindurch. (Vs. 27, Sn. E.). Sie empfängt ihn verwundert und befangen, denn sie hat Sigurd erwartet. Sie verlangt von dem Freier, er solle mit allen kämpfen, die sie bezwungen hat, und rühmt sich ihrer Kriegstaten. E r ermahnt sie an ihr Gelübde, den zu nehmen, der das Feuer durchschritten habe (all das nur Vs. 27). Drei Nächte weilt er bei ihr und legt das Schwert zwischen sich und sie (alle Quellen) Auf ihre Frage erklärt er, so sei es ihm bestimmt, Hochzeit zu feiern (Vs. 27.) E r nimmt ihr einen Ring (Andvaranaut, den er ihr früher gegeben hat, Vs.) und gibt ihr einen aus Fafnirs Erbe (gibt ihr Andvaranaut Sn. E . ; die Notiz Vs. 29 ,der Ring, den ich Dir gab, als ihr Gjukungen zu Buöli kamt' — bezieht sich wohl auf die gleiche Situation). Brynhild geht zu Heimir und spricht ihre Enttäuschung aus, daß Sigurd nicht um sie geworben habe, „ok er kann minit frumverr". Nach Brynhilds Hochzeit erinnert sich Sigurd wieder aller Eide, die er Brynhild geschworen hat (Vs. 27). (Sigurd reitet in Gunnars Gestalt zu der Walküre Brynhild empor, die Odin zur Strafe für Ungehorsam in Zauberschlaf versenkt hat; er ruht acht Nächte wie ein Bruder neben ihr auf dem Lager. Helrei'ö.) Der Betrug kommt zutage durch einen Zank der Frauen beim Bad (Vs. 28, bei der Haarbleiche Sn. E.). Brynhild beansprucht f ü r sich den Vorrang, weil ihr Gatte durch die Lohe geritten sei (was Sigurd nicht wagte, Sn. E . ) ; den Sigurd nennt sie einen Knecht Hjalpreks. Guörun: „du wärest klüger zu schweigen, denn Sigurd hat die Lohe durchritten, er war dein erster Mann, und er nahm von dir den Ring Andvaranaut (Sn. E.: er gab dir Andvaranaut gegen diesen Ringl), den ich jetzt trage." Brynhild wird bleich wie der Tod und spricht nichts mehr. Es fällt auf, wie unfroh (ükat) sie ist. (Das kurze Sigurdlied kennt keinen Frauen-

DIE

AUFREIZUNG.

131

zank. Brynhild ist sich keines Makels bewußt; wie sie den Betrug erfährt, ist nicht ausgesprochen, das Hauptmotiv für ihr Vorgehen ist Liebe zu Sigurd; sie gönnt ihn der Guörun nicht.) In einem weiteren Gespräch (Vs. 28) zwischen Guörun und Brynhild kommt diese Gehäßigkeit offen zutage: „Du sollst büßen, daß Du Sigurd zum Manne hast; ich gönne Dir nicht den Mann und das viele Gold." — Sie hat Eide geschworen, man hat sie betrogen, das muß gerächt werden. Guörun spricht ihr umsonst gut zu: sie sei ehrenvoll vermählt, und Gunnar stehe nicht hinter Sigurd zurück. Auf diese Unterredung, heißt es Vs. 28 am Ende, folgte dann der Zank am Flusse. Brynhild legt sich danach zu Bett (Vs. 29) und als Gunnar zu ihr kommt, erzählt sie ihm, wie es bei der Werbung zugegangen ist (s.o.). Sie schmäht Gunnar, den feigen, fahlen, der so weit hinter Sigurd zurückstehe, und will Hand an ihn legen. Högni wirft sie in Fesseln, was Gunnar nicht duldet. Ihr Jammer tönt durch das ganze Haus, als ihren Hauptschmerz bezeichnet sie aber, daß sie Sigurd nicht besitzen darf. Als Sigurd von der Jagd kommt und von ihrem Gemütszustand hört, ahnt er gleich (wie Guörun auch), daß sie Anschläge gegen ihn brütet. E r geht zu ihr hinein, und es kommt zu der ersten großen Aussprache zwischen ihnen seit Sigurds Untreue. Sie erzählt, sie habe seine Augen auch in der Truggestalt erkannt. Abermals sucht Sigurd sie von der Trefflichkeit der Gjukunge zu überzeugen. Schließlich erklärt er seine Bereitwilligkeit, mit ihr das Lager zu teilen. Aber Brynhild weist das zurück: „Ich will nicht zwei Könige in einer Halle besitzen!" Sigurd verläßt sie, seine Erregung ist so groß, daß seine Brust den Panzer sprengt. Brynhild sagt zu Gunnar: „Sigurd hat mich und dich betrogen, als du ihn mit mir das Lager teilen ließest. Ich will nicht zwei Männer zugleich in einer Halle haben, und deshalb muß Sigurd sterben oder du oder ich. E r hat alles Guörun gesagt, und die wirft es mir vor" (Schluß von Kap. 29). Brynhild droht nun dem Gunther, ihn zu verlassen, wenn er nicht Sigurd und seinen Sohn töte. (AI eigi upp ulfhvelpinn.') Gunnar ist bekümmert; er möchte Brynhild nicht missen, Sigurds Gold und Macht locken ihn. Högni rät ab: so einen Verwandten fänden sie niemals mehr I Gunnar meint: „Er stirbt, sonst muß ich sterben." Brynhild: sie werde mit Gunnar das Lager nicht mehr teilen, bis das Urteil vollstreckt sei. Gunnar: Sigurd verdiene den Tod, da er Brynhilds Magdtum geraubt habe. Diese Unterredung findet sich einfacher auch im Bruchstück des Sigurdslieds: Högni mahnt von der Tat ab, Brynhild habe Gunnar zum Bösen gereizt, sie mißgönne der Guörun die gute Ehe. Gunaar: „ E r hat die Eide gebrochen, die ihm am heiligsten sein sollten." Gutthorm soll mit der Tat betraut werden: 9*

132

SIGURDS

TOD.

er hat dem Sigurd keine Eide geschworen. Mit Wurm- und Wolfsfleisch wird er gestärkt. Sigurd wird südlich vom Rhein erschlagen, — im Freien, wie es in der Prosa nach Brot 20 eigens heißt; der Waldtod wird in der Prosa als deutsche Sagenvorstellung bezeichnet. Nach dem kurzen Sigurdslied mordet ihn Gutthorm, während er mit Guörun zu Bette liegt; das Schwert des Totwunden schneidet der Mörder in zwei Stücke. Ebenso berichtet die Vs. Kap. 30, die noch beifügt, zweimal sei der Mörder vor den glänzenden Augen Sigurds zurückgeschreckt. Der Sterbende tröstet noch seine Gattin, bezeichnet Brynhild als die Urheberin des Mords und beteuert seine Unschuld: „Hätte ich das vorher gewußt und aufrecht mit meinen W a f f e n gestanden, da hätten manche ihr Leben eingebüßt, ehe ich gefallen wäre, und deine Brüder wären erschlagen worden, und es wäre ihnen schwerer geworden, das größte Wisent oder Wildschwein zu fällen als mich." Nach „Brot" hat gleich nach der Tat ein Rabe den Mördern mit Atlis Rache gedroht. Nach Brot und 2. Guörunlied kehren die Mörder nach Hause zurück, Guörun erwartet sie vor der Türe und erhält von Högni die Todesnachricht. Grani neigt den Kopf über die Leiche. (Grani läuft ledig heim, 2. Guörunlied.) Guörun flucht Gunnar. Brynhild lacht dabei laut auf: „Nun können die Helden des Landes und der Schätze walten." Gunnar verweist ihr das Lachen (Skamma). Guörun sitzt in starrem, tränenlosen Schmerz an Sigurds Bahre, erst die Enthüllung der Leiche löst ihre Tränen. Ihre Klagerede bezeichnet die roten Ringe als Ursache des Mordes. Brynhild wird beim Anblick der Leiche zum giftspeienden Dämon: Atli ist ihr an allem schuld —, wohl weil er nach skamma sie zur Ehe mit Gunnar zwang (1. Guörunlied). Guörun geht allein in den Wald und findet die Leiche (2. Guörunlied). In der Nacht wird Brynhild von bösen Träumen geängstet und offenbart, erwacht, den ganzen Trug (so Brot; Skamma ohne Einleitung. Vs. 31 verwischt): Sigurd hat zwischen sich und sie das blanke Schwert gelegt. Sie will selbst sterben (Brot bricht hier ab); Gunnar sucht sie durch Bitten dem Leben wiederzugewinnen, Högni möchte sie gewähren lassen. Sie prophezeit noch das künftige Schicksal der Gjukunge und nimmt sich dann das Leben (Skamma). Sie wird neben Sigurd verbrannt, sein Scheiterhaufen flammt zuerst auf; als sie auch verbrannt ist, eilt sie auf ihrem Wagen durch unterirdische Gefilde ihm nach und weist eine Riesin zurück, die ihr Vorwürfe macht, weil sie dem fremden Mann zulaufe (HelreiÖ). Guörun zieht nach Dänemark und weilt dort drei Jahre, mit weiblicher Arbeit die Zeit vertreibend. Grimhild hört davon und fordert die Brüder auf, Sühne zu bieten. Sie veranlaßt wohl auch die Werbung Atlis um Guörun und bricht mit den drei Königen

ATLIS

WERBUNG

UND

EINLADUNG.

133

auf, 11m sie zu versöhnen und einzuholen. (Daß Atlis Werber gerade in diesem Moment eingetroffen sei, wird man nicht glauben.) Da das reiche Gefolge und die Kleinode Atlis (deren Schilderung hier einen exotischen Eindruck macht) nicht hinreichend Eindruck machen, reicht Grimhild der Tochter einen Vergessenheitstrank, der aber nicht völlig zu wirken scheint; überdem bedrückt sie ihre Kenntnis der Zukunft. Sie erklärt schließlich, nur gezwungen einzuwilligen und folgt den Werbern auf langer, beschwerlicher Reise. (So 2. Guörunlied. Die Vs. Kap. 32 deutet alles, was von Geschenken, großem Gefolge usw. gesagt ist, auf den prächtigen Zug der Gjukungen nach Dänemark und läßt den Gedanken an die Heirat erst aufkommen, als der Vergessenheitstrank gewirkt hat.) d) D a s E n d e d e r B u r g u n d e n behandeln der Prosaabschnitt Dräp Niflunga, die zwei Parallellieder Atlakviöa (Akv.) und Atlamdl (Am.), die Elegie Oddrünargrätr und die Vs., deren Bericht hier bedeutende Zusätze aufweist. Wir folgen i. a. der Atlakviöa. Atli, (der habgierigste aller Könige, auf das reiche Gold Gunnars erpicht, Vs.) schickt einen Boten Knefröd (Vingi Am.) zur Einladung der Burgunden. Guörun sendet als Warnung einen Ring, um den Wolfshaare geflochten sind (Runenzeichen, die Wingi geändert hat, Am.). Der Bote verheißt in Atlis Namen reiche Schätze und weite Länder, wenn sie zu ihm kämen. Gunnar erklärt stolz, seine Schätze seien herrlicher als alle Hunnenpracht, und fragt Högni um seine Meinung. Dieser verweist auf die Warnung der Schwester: „Wölfisch wird der Weg zur Wohnung Atlis." Gunnar ruft im Heldentrotz: die grauen W ö l f e sollten seines Erbes walten, wenn er nicht zurückkehre, und die Fahrt wird beschlossen. (Gunnar überläßt die Entscheidung Högni, dieser fügt sich Gunnars Meinung, und so wird gereist, Am. Als die Könige ganz trunken sind, erklärt Wingi: Atli sei alt und kraftlos, sein Sohn noch ganz jung, er habe die Burgunden berufen, um sein Reich zu beherrschen Vs. 33.) — (In der Nacht haben Kostbera und Glaumvör, die Frauen Högnis und Gunnars, böse Träume [Bärentraum], die die Männer rationalistisch deuten A m ) Nach Akv. reiten Gunnar und Högni allein durch die wilden Myrkvid, nach Am. fahren sie über den Fjord, zwei Söhne und ein Schwager Högnis sind dabei. Sie rudern so heftig, daß die Planken reißen und die Pflöcke bersten. Bald sehen sie Atlis Burg (Wingi bekennt sich offen zu seinem Verrat und wird niedergemacht Am.) Gu5run hört von ihrer Ankunft und stürzt vor das Haus; sie beklagt, daß sie nicht zahlreicher und besser gerüstet erscheinen. (Atli begrüßt sie vor der Königshalle und fragt sie, ob sie ihm das viele Gold Sigurds mitgebracht hätten, worauf Gunnar trotzig antwortet. Guörun begrüßt

134

UNTERGANG.

ihre Brüder zärtlich und küßt sie Vs. 36. Guörun möchte ihre Kinder veranlassen, um das Leben ihrer Brüder zu bitten, sie wollen aber nicht, Eddaprosa.) Der Kampf mit den Hunnen beginnt, Högni schlägt acht nieder, ehe er gefesselt wird; auch Gunnar wird gefangen. (Guörun selbst kämpft für ihre Brüder und tötet den Bruder ihres Gatten. Der Kampf dauert bis zum nächsten Mittag, 18 Hunnen fallen, auch die drei Begleiter der Helden, Am. Atli feuert die Seinen an; Gunnar und Högni allein sind schließlich noch übrig, betont Vs. 37.) Gunnar wird gefragt, ob er sein Leben mit dem Hort lösen wolle. Erst müsse, so erwidert er, Högnis Herz in seiner Hand liegen. Sie schneiden dem Knechte Hjalli das Herz aus, das Gunnar aber an seinem unmännlichen Beben erkennt ( A m : ohne bestimmte Motivierung soll dem Högni das Herz ausgeschnitten werden; man will Hjalli vorschieben, der gebärdet sich aber so jämmerlich, daß Högni sich selbst an seiner Statt anbietet; lachend duldet er, daß man ihm das Herz ausschneidet.) Als Gunnar das Herz Högnis in der Hand hält, weiß er, daß Atli nie den Hort der Niflunge besitzen wird: der reißende Rhein soll ihn ewig hüten. Gunnar wird in die Schlangengrube geworfen. Um sich die Tiere fernzuhalten, schlägt er die Harfe, (die Gudrun ihm gesandt hat, Vs. 37. Er schlägt sie mit den Zehen, Am. Eine große Schlange läßt sich aber nicht einschläfern und sticht ihn ins Herz, Vs. und Eddaprosa. Es ist die Mutter Atlis, Oddrünargrätr.) Am Morgen sind beide Fürsten tot. Guörun schlachtet ihre beiden Kinder und setzt sie Atli zur Mahlzeit vor. Als er eingeschlafen ist, tötet sie ihn mit dem Schwert und setzt die Königshalle in Brand, so daß alle zugrunde gehen, auch sie selbst. (In Atlamal sehr verbreitert: Plötzlich ist ein Sohn Hagens, Hniflung, zur Stelle, der ihr beim Mord an Atli hilft. Guörun bleibt hier am Leben.) Die vielen erhaltenen Gedichte lassen auf viele verlorene schließen. Die Mangelhaftigkeit der Überlieferung zeigt ein Blick auf Sn. E., wo zum Teil bessere Quellen ausgezogen sind, und auf die Vs. Das Abhängigkeitsverhältnis der überkommenen Lieder bleibt unter diesen Umständen oft fraglich; überall können ergänzende Zwischenglieder verloren sein. Das macht auch die relative Chronologie ganz unsicher. Ein Lied B, das auf ein Lied A anzuspielen scheint, braucht doch nicht jünger zu sein, als dieses, es kann von einer nicht mehr erhaltenen Vorlage A 1 abhängig sein. Zweifellos betreffen die Verluste aber auch Einzelstrophen von Liedern, die als scheinbares

VERLUSTE.



VORGESCHICHTE.

135

Ganzes erhalten sind. Wieviel bei manchem Gedicht ausgefallen ist, d. h. in der Niederschrift fehlt, die uns vorliegt, zeigt wiederum die Vs. Die Verluste liegen in verschiedenen Schichten; nur die jüngste, eben die Vs., ist frei davon und uns lückenlos erhalten. Die vorletzte, die eddische Schicht, ist schon weit verderbter. Nicht nur sind einige Lieder in kläglich trümmerhaftem Zustand und weisen andere bei scheinbar guter Erhaltung störende Sprünge; der CR selbst ist durch den Verlust jener acht Blätter lückenhaft geworden. Die nächste noch erreichbare Schicht, die mündliche Liedtradition Islands im 13. Jahrhundert, offenbart weitere Verluste: eine Anzahl von Stoffen war dem eddischen Sammler bereits nicht mehr in Gedichtform zugänglich. So die gesamten Völsungenschicksale. Er erkennt selbst die Lückenhaftigkeit seines Liedmaterials und deutet wenigstens den Schluß der Vorgeschichte in Prosa an. D i e primitive Ansicht hat man längst aufgegeben, daß der eddische Sammler unmittelbar aus dem Volksmund seine Lieder schöpfte und sie, soweit sie lückenhaft waren, aus eigenem oder gar „aus mündlicher Sage" in Prosa ergänzte. Die Rolle der Prosa in der Edda zumal hat zu verschiedenen, oft romantischen Vermutungen Anlaß gegeben. Fragen wir auch hier nach der literarischen Realität, so ergibt sich, daß die erhaltenen Denkmäler, CR und Vs. voran, eine verwickelte Entstehungsgeschichte gehabt haben, die sich schon seit mehreren Generationen auf literarischem Boden abspielte. Für die prosareichen Partien, vor allem Sigfrids Jugendschicksale, lag eine bereits geformte Prosaquelle vor, ein kleiner Heldenroman, den man als die S i g u r ö a r s a g a bezeichnet. In Vorzeitfabelweise schöpft sie aus Liedern und zitierte da und dort ein Bruchstück aus ihnen, schuf wohl auch einige Losestrophen (Lausavisur). Nicht nur das Dasein der weiterstreckten Prosapartien in dem Sigurdteil von CR fordert Erklärung, sondern auch der Vorantritt des Programmgedichtes Gripisspa. Es enthält nur den Lebenslauf Sigurds, nicht auch die ferneren Ereignisse, die doch schon früher in einem engen ursächlichen Zusammenhang mit dem Tod des Helden gesehen wurden. Es liegt nahe, als eine der Grundlagen für unsere umfängliche Samm-

136

DIE LIEDER

DER

LÜCKE.

lung, die von Brynhild, Gunnar und Högni und gar von Guörun noch so viel zu erzählen weiß, eine ältere Liedreihe anzunehmen, eine Biographie in Liedern, zu der die Gripisspa das poetische Inhaltsverzeichnis bildete. Die verbindende Prosa hätte die Sigurdsaga geliefert; das S i g u r d l i e d e r h e f t hat Heusler die Sammlung genannt. Es wurde in den CR hineingearbeitet, bleibt also als Eigengröße ohne praktische Bedeutung. Die selbständige Zwischenschicht Siguröarsaga wird in unseren Berechnungen ihre Rolle zu spielen haben. Die Untersuchung wird gut tun, einstweilen nicht nach der Reihenfolge der Abenteuer, sondern nach der Chronologie der Schichten vorzuschreiten und den Fragen nachzugehen, die ihr Bestand und noch mehr ihre Verluste aufgeben. Zunächst das Dringlichste: die Ausfüllung der großen Lücke des CR. Heusler hat die Aufgaben, die hier gestellt sind, der Lösung sehr nahe gebracht. Verloren sind drei Lieder ganz, eines zur Hälfte, von einem vierten das Ende. Sigurdrifumal ist ohne die Schlußstrophe überkommen; vielleicht folgte auch noch eine Prosanotiz über die Verlobung. Die ganz verlorenen Lieder nennen wir mit Heusler: Falkenlied, Traumlied, großes Sigurdslied. Das „Brot" ist die zweite Hälfte eines „alten Sigurdsliedes" (Foma). — Die Umrisse der beiden ersten Lieder treten in der Vs. und so in unserer Inhaltsangabe (s. S. 129) deutlich zutage; das Falkenlied gewinnt auch durch die Gripisspä einige Gestalt. Das große Problem der Lücke sind die verlorenen Sigurdlieder. Die erste Hälfte der Forna wird nicht viel Raum eingenommen haben, vielleicht 20 Strophen. So erschließt sich, den ganzen Rest des verfügbaren Raumes füllend, die S i g u r d a r k v i ö a e n m e i r i (künftig: Meiri) ein Lied gewaltigen Ausmaßes; die langgedehnten Redeszenen der Vs., die zu Forna und Skamma gleich schlecht passen, weisen in eben diese Richtung. Der Wiederaufbau dieses Gedichts gehört zu den reizvollsten Aufgaben der nordischen Philologie; denn man wird Neckel recht geben: es muß ein ganz ungewöhnliches Werk gewesen sein, nach äußerem Reichtum wie nach innerer Tiefe; dazu ein originelles Gemisch von Ererbtem und Selbstgeschaffenem, Altertümlichem und Hochmodernem. Einzigartig auch in seiner Wirkung auf die spätere Sigurddichtung.

DIE

DREI

SIGURDLIEDER.

137

Hauptquelle für die Rekonstruktion sind Kap. 25—30 der Vs., die freilich nicht allein aus der Meiri stammen. In Kap. 27 liegt Mischung mit der Forma vor, die in Kap. 28 förmlich verletzend zutage tritt: der Anfang erzählt den Frauenzank nach der Forma; als der entsprechende Punkt der Meirihandlung erreicht ist, heißt es: „Und nun folgte der Zwist am Fluß." 29 lenkt erst gegen Schluß in den Fornabericht ein, bringt aber dabei eine Szene, die auch in der Meiri ganz ähnlich gestanden haben muß. 30 ist anfangs mit Skammabestandteilen durchsetzt, auch Foma klingt an, wiederum offenbar von Meiri treu gefolgt. Die Aufteilung der Szenen und Züge, die unsere Inhaltsangabe im Zusammenhang angeführt hat, auf die drei Sigurdlieder, von denen wir nur i1/2 besitzen, geht aus diesem Schema hervor: Forna.

Skamma.

Sigurd kommt zu den Gjukungen.

dgl. Söhnchen Sigurd,

Vermählung mit Guörun. ? Werbung bei Buöli Heimir ? Brynhild hat freien Willen Gestaltentausch, Flammenritt Keusches Beilager

dgl. Brynhild Schildmaid Werbung bei Atli Brynhild vor die Alternative gestellt Wahl Sigurds nicht erwähnt dgl.

Meiri. Vorverlobung mit Brynhild. dgl. Vergessenheitstrank. dgl. dgl. Wikingzüge, Guöru n Schildmaid ? dgl. Werbung bei Buöli Heimir dgl, (nach der Vorverlobung umgebogen.) Gestaltentausch, Flammenritt dgl. Vergessenheitstrank versiegt. Brynhild tikat. Gespräch Sigurd — Guörun üb. Brynhild

138

DIE

Forna. (Keine Eifersucht)

DREI

SIGURDLIEDER.

Skamma. Monolog Brynhilds, Zorn und Eifersucht

Frauenzank Männervergleich, Ring

Brynhild wirft Sigurd den Raub des Magdtums vor; fordert seinen Tod; .nicht zwei Männer in einer Halle' Mordrat. Hagen rät ab.

Gutthorm Mörder. Er wird zauberisch gestärkt. Waldtod

Brynhild enthüllt Sigurds Unschuld. Brynhild stirbt.

Meiri.

Gespräch Brynhild — Gudrun. E i f e r s u c h t , Betrug, Männervergleich I Frauenzank, Männervergleich II, Ring. Brynhild im Bett, Rückblick, Schmähung Gunnars, Gudrun u. das Kammerweib, Sigurd. Gespräch Sigurd — Brynhild. .Nicht zwei Männer i. einer Halle'.

Br. droht Gunnar zu verlassen, wenn Sigurd nicht getötet wird.

dgl.

dgl.

dgl.

Gunnar wählt Gutthorm zum Mörder.

Bettod Gutthorm f Sigurds letzte Worte dgl. Prophezeiung dgl.

Brynhild droht, sich Gunnar zur versagen. dgl. dgl. dgl.

? dgl.?

E s zeigt sich, daß die Meiri am Anfang den Rahmen weiter spannte als die anderen Lieder: nicht nur die erste Ankunft Sigurds bei den Gjukungen und der Betrug Grimhilds war ausführlicher geschildert (danach Vs. Kap. 25), sondern auch von der Vorverlobung war die Rede; natürlich nicht mit einer rätselhaften Walküre Sigrdrifa, sondern mit Brynhild.

DIE

MEIRI.

139

Das war ja eben das Feine an Grimhilds Plan: den Gast der Braut abspenstig zu machen, jenen mit der Tochter, dièse mit dem Sohne zu vermählen. Für den Wiederaufbau dieses Teiles der Meiri versagt die Vs. vollkommen. Sie sagt nicht einmal darüber aus, ob die Szene das Lied eröffnete oder in Form eines Rückblicks gegeben wurde. D a ß ihrer zum mindesten gedacht worden, ist sicher. Sigurd und Brynhild verlobt, das war ein Motiv, das vor dem Meiridichter keiner ersonnen hatte und das deshalb nur breit exponiert, nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden konnte. Hier allein kann man von einem Verlust oder vielmehr freiwilligen Verzicht der jüngsten Schicht reden. E s heißt da andere W e g e einschlagen, um zum Z i e l zu kommen. Eine g r o ß e Anzahl von Eddaliedern zeigt sich von der Meiri abhängig und weist Züge auf, die stellenweise noch etwas zur Bekörperung unseres kahlen Gerippes beitragen könnten. Die Vorverlobungsszene, f ü r die wir vor allem nach Anhaltspunkten suchen, ist zum selbständigen Thema geworden im Falkenlied, das ehemals Brynhilds und Sigurds erstes Zusammentreffen schilderte. Die Oddrunklage bringt eine seltsame Darstellung von Sigurds erstem Eindringen bei Brynhild. E s finden sich Berührungen zwischen beiden Szenen, und das schon verbietet die Annahme, d a ß es sich auf einer Seite oder auf beiden um willkürliche E r f i n d u n g handle. Die Meiri bot eine verlorene Darstellung von Sigurds erstem Zusammentreffen mit Brynhild, hier haben wir zwei solche Darstellungen ohne erkennbare Quelle. W a s liegt näher als die Annahme, d a ß sie aus der Meiri stammen? Die Oddrunklage (17 f.) kennt Brynhild als Schildmaid; sie sitzt aber zeitweise auch zu Hause bei weiblichen Arbeiten (borda rakpi). Sie wird dabei bewacht. Eines Tages erdröhnen Himmel und E r d e (wir denken an Vs. Str. 22), der Fafnirtöter wird die Burg gewahr. E r kämpft mit welschem Schwert und erbricht die Feste, die Brynhild besitzt. Die Situation ist etwas wirr, namentlich durch den Zusatz: „ B a l d erfuhr sie allen Betrug." Welcher Betrug ist gemeint, welcher Besuch bei Brynhild? E s ist nicht zwingend, zu interpretieren: Bald erfuhr sie, d a ß er sie (durch die falsche Gestalt, von der nicht die Rede ist) betrogen hatte — man kann auch s o verstehen: B a l d mußte sie erfahren, d a ß er sie betrog, d. h. die Treu-

140

MBIRI

UND

EDDISCHE

LIEDER.

eide nicht hielt. Das würde dann auf den ersten Besuch deuten. Auch dem Falkenlied ist Brynhild eine Schildmaid, sie sitzt aber zeitweise zu Hause auf einem Turm bei Heimir, wohlbehütet, so daß man nicht leicht zu ihr kommt. Sie webt Teppiche — also auch hier die seltsame Doppelheit, gewissermaßen Brynhild und Bekkhild in einer Person. Sigurd erhält Zutritt, wird freundlich aufgenommen und bewirtet, aber eine Verbindung weist die Schildmaid zunächst ab. Dennoch tauschen sie am Schluß Treuschwüre. Der ritterliche Charakter des jungen Falkenliedes und die Einführung des Falkenmotives, das einem weitverbreiteten Novellenzug entspricht, stören sichtlich das alte Bild. Für die Meiri ergeben sich die gemeinsamen Züge: Die Schildmaid wohlbehütet zu Hause bei weiblichen Arbeiten. Das Behütetsein setzt in minder höfischer Sphäre ein gewaltsames Eindringen voraus, wie es Oddrunargratr bietet. Die jüngeren Lieder sind gutenteils auf die Meiri zurückzuführen: bei Falkenlied, Traumlied, 2. Guöruniled, Oddrunklage und Atlamäl ist die Abhängigkeit zweifellos. Die Idee zur Oddrunklage scheint aus der Skamma zu stammen, wo ihr Inhalt in Brynhilds Prophezeiungen anklingt. Aber wenn man als die Quelle der Meiri statt der doch sehr jungen Skamma ein verlorenes Sigurdlied ansetzt, so ist die Reihenfolge: X (verlorenes Sigurdlied) — Meiri — Oddrunklage — Skamma möglich. Das erste Guörunlied (nach Ussing ein Ableger des zweiten) mit seinen Ansätzen zur Dämonisierung Brynhilds scheint die Skamma vorauszusetzen. Das verlorene Sigurdlied denken wir uns als Ableger der Forna, die auch für Meiri und zweites Guörunlied die zweite Quelle bildete. Unmittelbar von jenem verlorenen Lied, unter Umgehung der ganzen Meirisippe, scheint nur Brynhilds Heifahrt zu stammen. Dieses Lied arbeitet mit drei Motiven, die wir in der Forna heimisch glauben: Flammenwall — Brynhild bei Heimir — Gemeinsamer Leichenbrand. Für die Forna noch nicht nachweisbar ist einzig das Schildmaidmotiv. Die Liebe Brynhilds zu Sigurd, unausgesprochen und doch Lebensnerv des Gedichtes, braucht nicht aus Skamma oder Meiri zu stammen. Von den drei Liedern, die die Nibelungenkatastrophe behandeln, konnten zwei an das große Sigurdlied angeschlossen

DIE

ATLILIEDER.

141

werden. Natürlich ist es aber nur Nebenquelle: vor allem ist ihr Verhältnis zur ältesten nordischen Darstellung, zur Atlakviöa, zu ermitteln. Wie stehen zunächst die beiden Atlilieder zueinander? Beide im Grundriß ebenso ähnlich, wie in der Einzelausführung verschieden. Beide mit allerlei Nebenpersonen arbeitend, die zum Teil große Funktionen haben (der Bote, der Hagensohn); aber in keiner Nebenrolle übereinstimmend, mit Ausnahme des Hjalli. Beide entwerfen ein grundverschiedenes Kulturbild; das ältere Lied hebt die Fremdländischkeit der Hunnen hervor, dieser Leute mit herabhängenden Bärten (34), deren Fürsten als die „bleichnasigen" bezeichnet werden (35; vielleicht empfing das Hunnenbild des zweiten Guörunlieds hier seine Anregung). Dem Grönländer sind die Niflungen grönländische Kleinbauern, die über den Fjord rudern und törichterweise allein ziehen, trotzdem sie zehn Mann hätten mitnehmen können (30). Das Wesentliche ist der inhaltliche Zuwachs des jungen Gedichts, dem allerdings ebenso seltsame Lücken gegenüberstehen. Becker weist schon darauf hin, daß das Hortmotiv völlig fehlt. Aber eine absichtliche Streichung wird das nicht sein, denn er bemerkt mit Recht, daß auf die Art Einladung und Mord ganz unmotiviert wären. Das Gedicht ist im höchsten Grade lückenhaft, und so ist es nicht Willkür, die bedeutsamen Züge, die die Vs. über die Am. hinaus anführt, der ursprünglichen Liedform zuzurechnen. Dann ergibt sich gegenüber der Atlakviöa folgendes Plus: die angebliche Herrschermüdigkeit Atlis, die Warnungsträume der Frauen, die mitreisenden drei Gefolgsmannen, das starke Rudern und Brechen des Schiffs, die höhnische und verspätete Warnung vor dem Eintritt in die Burg, die Bewillkommnung durch Atli und die Frage nach dem Hort, die Bewillkommnung durch Guörun, Küsse, Kampf, bei dem die Brüder Atlis fallen und schließlich nur Gunnar und Högni übrig bleiben, der Hagensohn als Rächer. An wichtigen Momenten der alten Handlungsreihe fehlen: die Abmahnung Högnis; die ganze Horterfragungsszene, in deren Rahmen allein Hjallis Tod Sinn hat. Gunnars Gefangennahme und Tod. Die Verteilung des Königshorts durch Guörun. Guöruns Tod. Die Oddrunklage rückt die Dinge in andere Beleuchtung. Ohne die Ereignisse anzutasten, ändert sie die Motive: Oddrun

142

SCHEIDUNG

DER

SIGURDLIEDER.

und Gunnar sind ein heimliches Liebespaar; um die Gjukungen zu strafen, lädt Atli ihn und Högni zu sich, ohne Guörun zu verständigen. Gunnar sucht im Schlangenturm vergebens Oddrun durch Harfenspiel zu sich zu locken. Atlis Mutter sticht ihn zu Tode. Von Einflüssen der Atlamal zeigt sich nichts; schon der verheiratete Gunnar des Grönländers schließt das aus. Quelle ist nur die Atlakviöa. Die Lokalisierung in dänischen Gewässern macht freilich stutzig. Aber die Hinneigung der Heldendichtung nach Dänemark ist ein Kennzeichen der jungen Schicht (der Dänenkönig der Meiri, Gudruns dänischer Aufenthalt). Bisher haben uns innereddische Probleme beschäftigt; zu ihrer Lösung bedurfte es nur bisweilen der jüngsten Überlieferungsschicht. Für die Lieder, deren Behandlung noch aussteht, müssen wir zu einer älteren, voreddischen Schicht durchstoßen. Es handelt sich vor allem um die Reihe Reginsmal, Fafnismal, Sigrdrifumal, der durch eine konservative Kritik allezeit zu viel Ehre angetan worden ist. Noch vor kurzem hat Finnur Jonsson versucht, von ihr zu retten, was irgend zu retten ist. Dieser Harmonistik gegenüber ist es nötig, scharf herauszustellen, wie uneinheitlich die Strophenmasse vom Einsatz der Sigurdlieder bis zur Lücke, ja, wie mühselig sie zusammengestoppelt ist. Schon äußerlich tut sich das kund durch das Nebeneinander der epischen und der gnomischen Strophenform, das so wahllos ist, daß die Aufteilung auf Lieder verschiedenen Gegenstands und Ausmaßes nicht völlig gelingt; anzunehmen, daß all diese Themen in Parallelliedern verschiedenen Maßes behandelt und diese dann durcheinandergewürfelt wurden, war ein verzweifeltes Auskunftsmittel. Viele Strophen, namentlich gnomischen oder lehrhaften Gehaltes, sprengen ihre Zusammenhänge vollständig und verraten einen Redaktor, der so viel Material zusammenrafft, als er irgend erlangen kann. Er ist es, der das Liederbuch zusammengestellt hat. Den Rahmen bot ihm die Siguröarsaga, die wir mit Heusler und F. Jonsson annehmen. Für Umfang und Beschaffenheit dieses Heldenromans fehlen uns sichere Zeugnisse. Sn. E. und NomagestJjattr gedenken seiner (Heusler leugnet das freilich); beide mögen ihn auch ausschöpfen (an Snorri selbst ist kaum zu denken, eher

VATERRACHELIED

UND

HORTLIED.

143

an einen Fortsetzer seines Artikels „Ottervergeltung"). Hauptzeuge neben dem CR ist die Vs. Die Saga hatte einst aus denselben Liedern geschöpft — oder wenigstens einem Teil von ihnen — die jetzt dem Redaktor vorlagen. Aber er besaß sie offensichtlich nur noch in Trümmern. Manches mag er auch selbst auseinandergerissen, Zusammengehöriges durch anorganische Einstreuungen getrennt haben. Für den ersten und zweiten Teil der Jugendgeschichte hat Heusler die Frage nach dem ursprünglichen Liedbestand schlagend gelöst. Entsprechend dem zweifachen Metrum scheidet er: Hortlied im gnomischen Maß, Vaterrachelied im epischen Maß. Die Rechnung nach Strophen geht freilich nicht auf; ortsfremde Einschiebsel und Lausavisur der Sage bleiben da und dort. Aber im Ganzen greift die Zweiteilung durch. Sie schafft Ordnung in den sog. Reginsmäl und zeigt zugleich, daß Reginsmal und Fafnismal eine alte Einheit sind. Das Lied vom Drachenhort umfaßte viel mehr als das Gespräch mit dem sterbenden Fafnir und war eines der merkwürdigsten Gebilde isländischer Heldendichtung: durchaas Dialogform wahrend erzählte es die Geschichte des Horts von dem Erdenwallen der drei Götter bis zum Tode des letzten Hreiömarsprößlings, Regins. Der Hort blieb vom Anfang bis zum Ende zentral. Die vielerlei unangebrachte Weisheit, die heute aus Andvaris, Hnikars und Fafnirs Munde kommt, mag der Sammler anderswoher haben. Die Spechtmeisenstrophen hielten sich eng an den Gegenstand des Gedichts: Warnung vor Regin, der nach dem Hort und nach Sigurds Leben trachtet. Zwischen Rm 12 und Fm 1 mögen einige Strophen fehlen. Sie führten wohl das Schmiedmotiv und Sigurd als Regins Lehrling ein. Die höfische Umgebung, in die Sigurd nach Vs. gehört, hat mit dieser Fabel nichts zu tun. Er kennt zwar seinen und seines Vaters Namen, ist aber sonst aüfgewachsen, wie ein Tier im Wald (daher vielleicht das gofugt dyr Fm. 2) und kann von Fafnir Str. 7 Knecht geschmäht werden (das haftr ok hernuminn scheint schon Angleichung an die andere Sagenform). Dem Lied von der Vaterrache möchte Heusler (im Anschluß an Polak) ein größeres Ausmaß zubilligen, als auf den ersten Blick eingeht. Ist das Ljoöahattlied eine Geschichte-

144

.Erwecküngslikd'.

vom Hort, so ist dieses eine Geschichte vom Schwert. Die Prosa von Fra dauöa Sinfjötla verarbeitet alte (dem Sammler längst nicht mehr zugängliche) Reste des Liedes, das einst dem Sagamann vorgelegen hat; in Kap. n der Vs. treten sie deutlicher zutage. Sigmunds Schwert zerspringt an 0 8 ins Speer, er vermacht sterbend dem noch ungeborenen Sohn die Trümmer. Herangewachsen läßt Sigurd das Schwert schmieden und rächt des Vaters Tod an den Hundingsöhnen. Hier liegen Anlehnungen an die Helgisage vor, die schon in dem „alten Völsungenlied" mit der Sigmundsage verbunden war. Der Hundingstöter ist ursprünglich Helgi, HUndings Tod ein Akt der Vaterrache. Da nun Helgi und Sigurd nach der jungen Tradition e i n e n Vater hatten, war es Ehrensache, daß Sigurd die Rache übernahm. Wie weit die Schmiedepisode in unser Lied hereinspielte, und welche besonderen Züge sie hier erhielt, läßt sich nicht ermitteln. Sie war jedenfalls entlehnt. Als drittes Einzellied der Jungsigurddichtimg (die bis zur Lücke reicht) pflegt man das „Erweckungslied" zu bezeichnen. Heuslers Scheidekunst hat den Versuch gemacht, es aus dem Geschling der Überlieferung in möglichst reiner Gestalt herauszulösen. Er macht einen scharfen Strich zwischen zwei ursprünglich ganz getrennten Fabeln: Sigurd wirbt um die freierspröde Jungfrau hinter dem Flammenwall — Sigurd erweckt die in Zauberschlaf versenkte Walküre in der Schildburg; oder, mit knappen Formeln: „der Widerspenstigen Zähmung" und „Domröschen". Zu jener Fabel haben wir uns bekannt; es ist die der Forna. Die andere anzuerkennen, hegen wir gewichtige Bedenken. „Sigrdrifumal" nennen die Ausgaben den Komplex, der die Reste des „Erweckungslieds" enthalten soll. Wiederum ein seltsames Gemisch; alles Wesentliche wird in Prosa mitgeteilt. Die einzige Strophe, die Gewicht hat und die Sigurds Namen nennt, die erste Frage der Erweckten und des Helden Antwort, steht im epischen Maß; fast alles andere im gnomischen. Von diesen gnomischen Strophen ist der größte Teil außer Zusammenhang mit der Fabel; es ist eine Reihe von Sinnsprüchen und Runenlehren. Vorher geht eine schöne hymnische Anrufung der Götter. Epischen Einschlag zeigen nur drei Strophen: in einer (2) spricht die Erweckte aus: „Lang

SlGRDRIFUMAL.

145

war mein Schlaf, Oöin hat ihn verhängt." Mitten in die Lehren streut sie dann die Mahnung: der Held solle die rechte Wahl treffen, alles Geschick sei vorbestimmt — worauf die nicht ganz passende Antwort folgt: „Ich will nicht fliehen, wenn du mich auch totgeweiht nennst." Und am Schluß des Ganzen steht, sehr unvermittelt, die Prophezeiung, das Leben des Fürsten werde nicht mehr lange dauern. Man ist heute geneigt, das meiste Gnomische als Fremdkörper auszuweisen; selbst Müllenhoff wollte nur sechs Strophen gelten lassen, Heusler entfernt noch etwas mehr. In Prophezeiung und fatalistischer Antwort sieht man ein altes Stück Sigurdfabel; aber diese Züge finden sich schon im Falkenlied und Traumlied bei der ersten Begegnung Brynhilds mit Sigurd. Das ist der große Unterschied zu Fm. und Rm.: auch diese zeigen gemischte Strophenform und viel prosaisches Zwischenwerk; wenn man aber die gleichgeformten Strophen jeweils zusammenreiht, trifft man auf feste Fabelsubstanz. Hier in Sm. ist von geordneter Fabel überhaupt keine Rede, der Doppelheit der Metra kann auf keinen Fall eine Doppelheit der Lieder entsprechen. Und ohne die Prosa fiele das Ganze auseinander. Wenn irgendwo, so wäre hier die Annahme einer Sigurdsaga als Quelle am Platz. Und hier gerade leugnet sie Heusler; woher die Prosa sonst kommt, darüber äußert er sich nicht. Aber was Fm. und Rm. recht ist, ist Sm. billig. Wir sind eine Erklärung für die breite Prosa und das Strophengemisch schuldig und stehen wie dort vor einem verwickelten Entstehungsvorgang. Unsere Auffassung (sie ist anderwärts ausführlicher begründet als hier möglich) ist diese: Hauptquelle ist wiederum die Siguröarsaga. Diese selbst schöpfte ganz unbestreitbar aus einer uns bekannten Lied vorläge, der Helreiö; das wird auch von F. Jonsson zugegeben, der sogar die Halbstrophe, die über Agnar handelt, für die Helreiö in Anspruch nimmt. Aus ihr kommt also das Motiv des oöinverhängten Zauberschlafs hinter dem Flammenwall. Daneben hatte die Sage aber noch eine andere Vorlage, die verbreitetste Sigurddichtung des 12. Jahrhunderts: die Meiri. Diese enthielt die Vorverlobung. Der Sagamann, der als erster eine Sigurdbiographie schuf und die alte Kette der Jugendtaten mit der Fabel von Sigurd, Brynhild und Guörun verband, mußte der chronologiS c h n e i d e r , Deutsche Heldensage.

10

146

SlGRDRIFUMAL.

sehen Folge nach jetzt zunächst die erste Begegnung mit Brynhild einschalten; da ihm diese in zwei Formen vorlag — Meiri und Helreiö — half er sich durch entschlossenes Addieren. Die Meiri erzählte von der Schildmaid, von dem Saale und den weiblichen Arbeiten, von Wächtern, gewaltsamem Eindringen, Verlobung; die Helreiö ebenfalls von der Schildmaid, der Schildburg, dem Flammenwall, dem Zauberschlaf. Zauberschlaf und Schildmaid behielt der Sagaverfasser bei, die weiblichen Arbeiten verboten sich, die Schildburg blieb, der Flammenwall wurde vielleicht erst in Vs. und Sn. E. zur bloßen Illusion herabgedrückt. Das Gemach wurde ersetzt durch das romantisch freie Lager auf Bergeshöhen. (Doch noch in Fm. 42 der salr.) Kern und Ziel der Situation blieben bestehen: die Verlobung. Die Geschichte der ungehorsamen Walküre kam natürlich mit dem Zauberschlaf aus der Helreiö herüber. Die Saga wird an dieser einprägsamen Stelle eine Losestrophe enthalten haben; das ist Sm. 1. Daneben stand vielleicht ein Prosasatz, der die Erwartung der Erweckten aussprach : S i g u r d müsse gekommen sein. Das ist in der Vs. ebenso. Dann folgte gleich der Satz: „Sie selbst nannte sich Brynhild und war Walküre" und wie in Vs. 20, 19 die E r zählung von ihrem Vorleben. Also in der Saga nur Prosa und 1V2 Strophen episches Maß! Der Liedsammler, der bisher zwischen seinen Liedquellen und der Siguröarsaga beste Einhelligkeit gefunden hatte, muß an dieser Stelle gestutzt haben: Ein neues Abenteuer, von dem er gar nichts wußte I Und dazu ein unechtes, denn er wußte ja aus dem Falkenlied — das jünger ist als die Siguröarsaga — in welcher Form die Verlobung Sigurds und Brynhilds stattgefunden hatte! Er fand nun in den Vogelstrophen Fm. 40—44 (die wir mit Heusler gleichfalls als Losestrophen der Saga ansehen) das Appellativum „Sigrdrifa" und schloß: Die Erweckte hieß also nicht Brynhild, sondern Sigrdrifa. Hier hat sich der V f . der Vs., der ihm sonst in diesem Abschnitt sklavisch folgt, anders entschieden: er blieb mit der Siguröarsaga bei dem Namen Brynhild. Aus eigenem eingesetzt hätte er ihn nie, er kann sich nicht selbst die Schwierigkeit geschaffen haben, unter der er bei der Wiedergabe des Falkenlieds so sehr leidet!

KEIN

ERWECKUNGSLIED.

147

Alles, was nicht in der Saga stand, stammt vom Liedsammler. E r hatte aber sicherlich k e i n S i g u r d l i e d in der Hand, das in diesen von Kompilatormißverstand geschaffenen neuen Zusammenhang so trefflich hineinpaßte. Das angebliche Sigurdlied schuf er selbst. Für die gnomischen Strophen braucht das nicht erst gezeigt zu werden. Auch die hymnischen konnten überall stehen. Str. 2 zeigt nur, daß es die Darstellung des Erwachens eines Schildmädchens (nur durch das Femininum der Aussage bewiesen!) gab, das von Oöin in Schlaf versenkt worden war. Aus Helreiö könnten wir das ohnehin erschließen. Ihr Dichter hat die schöne Zauberschlaffabel nicht erfunden, sondern nur auf Brynhild übertragen. Sicherlich kannte er sie aus einem Lied, und aus ebendiesem entnahm unser vielerfahrener Strophenkenner einen kleinen Ausschnitt, unsere Str. 2. Entweder kannte er selbst nicht mehr, oder der Rest paßte ihm nicht in die neuen Voraussetzungen. Die so schlecht vernieteten fatalistischen Ausblicke aber sind des Sammlers eigene Schöpfung im Anschluß an Angaben der Saga. Das Phantom eines „Erweckungslieds" und damit einer dritten Jugendgroßtat Sigurds, fällt in sich zusammen. Der ganze Komplex Sigrdrifumal ist späte willkürliche Kombination, die von jetzt an aus der Sagenbetrachtung ausscheiden kann. Wir kommen zu den Verlusten der frühesten erreichbaren Schicht: Die V ö l s u n g e n l i e d e r sind verstummt, nur die Prosa der Saga gibt einen Nachhall von ihnen. Es fragt sich, wie die Kapitel bis zum Einsetzen der Jugendgeschichte Sigurds entstehungsgeschichtlich zu bewerten sind. Finnur Jonsson möchte sie alle aus der Siguiöarsaga ableiten. Die Anknüpfung des Heldenstamms an 0 3 in lag aber schwerlich schon im Interesse und Gesichtskreis des Isländers um 1200. In Wahrheit setzte die alte Quelle wohl erst mit der ernsthaften Handlung ein. Die Geschichte von Sigmund, Siggeir, Signy und Sinfjötli verdankt dem Verfasser der Siguröarsaga ihre romantische Ausbildung. Die Völsungengeschichte trat der Sigurdbiographie vor, weil Sigmund schon auf der Liedstufe Sigurds Vater geworden war. 10*

148

DAS

GROSSE

VOI.SUNGENI.IED.

Die ursprüngliche Liedvorlage f ü r diese Partien steht außer Zweifel schon durch ein Halbstrophenzitat Vs. Kap. 8, in einer der spannendsten Situationen: Sigmund und Sinfjötli graben sich mit einem Schwert aus — natürlich mit demselben, das Oöin einst gespendet hatte und schließlich mit seinem Speer zertrümmert. Es hat also auch im Mittelpunkt der Dichtung von den Völsungen gestanden. Wir glauben mit Heusler an die Einheit dieses Liedes, nicht an die Gedichtzyklen von den Völsungen, die frühere Forscher erträumten. Lediglich die Fabel von Sinfjötlis Tod könnte einmal liedhafte Sonderexistenz geführt haben, und in Kap. n fanden wir schon den Prolog zu dem ersten Sigurdlied der Reihe. Das Wesentliche der Sigmundfabel, vom Hochzeitsmahl bis zur Brenna, umf a ß t e die weitangelegte Fabel des g r o ß e n V ö l s u n g e n 1 i e d s. Wir nennen es so im Gegensatz zu dem (sicheren jüngeren) alten Völsungenlied, das in der E d d a zitiert wird, ein Gemisch aus Völsungen- und Helgisage. Das große Völsungenlied stammte von keinem uns bekannten Eddalied unmittelbar ab; aber der Sagentypus im Ganzen erinnert doch sehr stark an die Burgundenkatastrophe. Sechs nahe verknüpfte Handlungsmomente lassen sich d a f ü r a n f ü h ren: die verräterische Einladung der Schwäger durch Siggeir; die Warnung der Schwester, die ihnen entgegeneilt; der Rekkentrotz, der in der Gefahr nicht weichen mag; Kampf der wenigen Gäste gegen eine große Übermacht; Gefangennahme der Überlebenden und Verbringung an einem Marterort; die bösartige Mutter des Feindes, die in Tiergestalt den Gefangenen den Tod bringt. Am Schluß der grausen Sippenrache erinnert die Signy, die freiwillig den Tod im Flammengrab des verhaßten Gatten wählt, wieder an Guörun. Die übrigen Züge stammen, wie ohne Einzelnachweis einleuchtet, aus dem ersten Teil eines Liedes vom Untergang der Niflungen. Ein bestimmtes Eddalied als Vorlage f ü r alle Züge läßt sich nicht angeben; die Mutter Schlange begegnet erst in der Oddrunklage. H i e r wäre ja auch der umgekehrte Entlehnungsweg denkbar, der auch f ü r den Hagensohn von ferne zu erwägen ist; freilich stehen er und Sinfjötli sich reichlich fern. Es scheint hier der seltene Fall vorzuliegen, d a ß mehr ein abstrakter Liedgrundriß als einzelne konkrete Liedauftritte

VÖLSUNGEN

UND

NIBELUNGEN.

149

zum Vorbild gedient haben; keine Szene ist in ihrer Anlage aus einem Burgundenlied übernommen. Aus dieser Anlehnung spricht offenbar der Vorsatz, die Völsungengeschichte der Nibelungenhauptfabel nahezurücken. Sicherlich war also der Sigmund dieses Gedichts bereits der Vater Sigurds. Andere Anhaltspunkte für das Altersverhältnis zu den erhaltenen eddischen Liedern gibt es nicht. Und es ist ja auch längst nicht die ganze Völsungensage von diesen Einflüssen abhängig; wir haben es sicher mit einer eigenwüchsigen Fabel zu tun. Die eddische Liederreihe hat sich durch unsere Untersuchungen teils bereichert, teils ist sie eingeschrumpft. Mehrere verlorene Lieder wurden greifbar; andere büßten an Bedeutung ein durch starke Abhängigkeit von älteren, deren Parallellieder sie sind; ihr selbständiger Quellenwert wird dadurch problematisch. Dasselbe gilt von neuerfundenen Fabeln, die sich in Lücken der älteren oder zwischen ältere einschoben; sie schöpfen ihren Stoff meist aus der Umgebung oder bringen neue Erfindung, so daß sie entstehungsgeschichtlich ergebnislos sind. Immerhin fanden sich ein paar Beispiele dafür, daß auch verlorene Quellen auf junge Liederfindungen gewirkt haben können. Eddalieder

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1917,

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der L ü c k e :

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H e u s l e r ,

Z f d P h . 35, 464

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S c h n e i d e r , 40).

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D e r s.: Sagnform' Von

griff. — Siguröarsaga: J o n s s o n , ker

i



1920, S. 264 f f . (z. T . veraltete

2

1923, S. 834 f f . — 1921,

Eddaforschung

Hellekvadene

(1. G u d r u n l i e d I

zur

8.307,315,453,465.)

PBB.

die

P a n z e r Sigfrid. Zfvgl. LG. S . 86 f f . 33,

S.

Färöischen

Sigurddichtung S.

Lieder

II

236 f .



Zum

12, S. 289 f f . ; d e namentlich

240 f f ,



N. F.

„Erweckungs-

Boor,

( Z u k u n f t s s t r o p h e n S. 97).

193 f f ,

passim).

(erscheint i m A r k i v

— die



258 f.

Arkiv

36,

Atlilieder: —

Quelle

150

THIDREKSSAGA.

der Vòlsungasaga: B u g g e , NorrSn fornkvcedi 1867, S. 3 4 f f . S y m o n s , P B B 3, S. 287 f f . — B u g g e , Arkiv 25, S. 240. H e u s l e r , BSB 1919, S. 1 9 0 f f . ; bei H o o p s IV, S-442ff. Volsungensage und Burgundensage : B e c k e r , PBB. 33, S. 277

NORDISCHE Q U E L L E N (Ths. und

ZWEITEN

— — — ff.

GRADS.

Balladen.)

Den Bericht über Sigurds Jugend in der Ths. konnten wir zum Teil aus deutschen Quellen ableiten. Aber von Anfang an und dann immer stärker drängten sich fremde Bestandteile dazwischen und trübten das Bild des deutschen Liedes. Jetzt sehen wir klar, daß die nordische Fassung der Sigurdgeschichte hier vorbildlich war. Ein sichererer Fall von Quellenmischung wird wohl selten begegnen. Wohlgemerkt, diese Mischung erstreckt sich auch auf das vielumkämpfte Kapitel 168 und gerade auf dieses. Man hat das bisher auch deshalb nicht sehen wollen, weil man sich immer mit dem vagen Behelf „Einmischung nordischer Züge" begnügte. Unsere Untersuchung wird gleich zeigen: es sind ihrer so viele, daß sie in bewußtem Zusammenhang übernommen und in die deutsche Quelle eingearbeitet sein müssen. Ein Lied kann sie nicht alle enthalten haben, sondern nur eine Prosadarstellung. Vs. ist jünger als Ths.; es bleibt nur die Siguröarsaga. In der Tat lösen sich alle Schwierigkeiten für Kap. 168, wenn wir in ihr das Vorbild sehen, und unsere Rekonstruktion der strittigsten Partien dieses ersten Prosaromans von den Nibelungen erhält eine erwünschte nachträgliche Bestätigung. Züge aus der Saga sind: Zunächst die Namen Sigurd (siegt erst S. 306, Kap. 166, über die deutsche Form Sigfrid) und Reginn (seltsamerweise für den Wurm angesetzt; der Name Fafner wird später vom Redaktor vermerkt). Dann die Handlungsmomente : Sigurd b r ä t den Wurm, der Finger soll erproben, ob die Speise gar ist, er wird zum Munde geführt, weil er v e r b r a n n t ist. Sigurd versteht die Unterhaltung der beiden Vögel; sie teilen sich aber nur mit, daß Mime des Drachen Bruder ist und dem jungen Helden den Tod zugedacht hat. Die Q u e l l e n m i s c h u n g wird ganz evident bei folgender Erwägung: in der deutschen Quelle hat Sigfrid durch die Fingerprobe bemerkt, daß das Blut hörnen macht;

THIDREKSSAGA

UND

SIGURÖARSAGA.

1 5 1

h i e r hat sie ihn die Vogelsprache gelehrt. Dennoch zieht er in der Ths. die Folgerung aus der deutschen Fingerprobe, d. h. er bestreicht sich mit dem Blut. — Deutsch ist die Rückkehr nach Hause und die Brünnenschenkung; nordisch wieder die Überreichung des besten aller Schwerter, Gram, schließlich auch der Hinweis auf Brynhild, der allerdings verknüpft wird mit dem auf das Pferd Grani. Zur vollen Ausrüstung gehörte das Pferd — eine E'wägung, ganz im Sinne des praktisch nüchternen Redaktors. Die Pferdeprobe, die die SigurÖarsaga schon früher gebracht haben muß, soll hier nachgetragen werden; Brynhild ist nur Mittel zu diesem Zweck. Wir merken außerdem an, daß der Hort fehlt. Wieder tut sich der Redaktor kund: die deutsche Quelle kannte den Hort in dieser Umgebung nicht. Grani stand noch nicht zur Verfügung, und allein konnte Sigurd die Schätze doch nicht weiterschleppen; zwei Gründe, sie zu streichen. — Sigurd zieht weiter, kommt zu der Burg Brynhilds und schlägt sich durch die Wachmannschaft durch. Brynhild hört ihn und sagt: „Da wird Sigurd, Sigmunds Sohn gekommen seinl" Sie schlichtet den Kampf, bewillkommnet ihn und fragt nach seinem Namen. Er nennt sich Sigurd, seine Eltern kann er nicht nennen. Sie selbst weiß die Namen: Sigmund und Sisibe. Sigurd bittet nun um die Erlaubnis, Grani mitzunehmen. Sie gestattet es; mit zwölf Mann muß Sigurd dem Pferd zu Leibe gehen, endlich legt er ihm den Zaum an und besteigt es. Eine Nacht ist er in Brynhilds Haus, sorgfältig verpflegt, dann zieht er davon. Wer könnte hier die Verballhornung des Berichtes der SigurÖarsaga verkennen ? Alles Märchenhafte ist dem Rotstift des Rationalisten zum Opfer gefallen: Flammenwall, Zauberschlaf, Walkürentum, Erweckung. Die Wachmannschaft ist nur hier und in der Oddrunklage erhalten. Am schlagendsten ist der Zusammenklang mit der Vs. 316, 11, wo Brynhild sagt: „}ar man vera kominn Sigurdr Sigmundarson" (fast wörtlich so Vs. 20, 13/14; dennoch dann die Frage nach seinem Namen, wie in der losen Strophe der SigurÖarsaga Sm. 1). Nun aber: Sigurd kennt seiner Eltern Namen nicht, und Brynhild (die „erlöste Jungfrau", fabelte man) nennt sie dem Verwaisten I Diese Wendung verdient das Wohlgefallen, das sie stets erweckt hat; aber „schön" und alt ist in der

152

SIGURD

BEI

BRYNHILD.

Sagendichtung wirklich nicht immer dasselbe; unser Norweger war hier einmal auf eigene Faust poetisch. Wenn man die Szene einer deutschen Quelle zuschrieb, so war lediglich der W u n s c h der Vater des Gedankens. Die Sache steht so: Die Namennennung (ursprünglich nicht der Eltern allein, sondern des Helden selbst dazu!) war ein Rest aus der deutschen Quelle; im SL fällt sie Eugel zu. Wer die Rolle in der Vorlage des Norwegers hatte, wissen wir nicht. Auf jeden Fall wurde sie Brynhild zugeschoben, weil das erste Zusammentreffen zwischen Sigurd und ihr schon in der Saga mit Namenserfragung und Namensnennung eröffnet wurde. — Die Saga schloß den Auftritt mit der Verlobung. Daß der Redaktor von ihr wußte, beweist die spätere Stelle (II, 39, 6 ff.), wo Brynhild dem Sigurd den Bruch der Verlobungseide vorwirft (die Hs. A geht hier in ihren Entlehnungen aus der Saga ins Maßlose). Es ist die allgemeine Meinung, daß die dort benutzte deutsche Liedvorlage diesen Zug n i c h t kannte. Wie kommt schließlich Grani in diese Umgebung? Da hat schon Boer das Richtige gesehen: das Verbindungsglied ist Heimir, der zwar wunderlicherweise hier nicht genannt ist, wohl aber der Siguröarsaga bekannt war als der Vormund, der in Brynhilds Nähe wohnte (aus Helreiö oder schon Forna?), und der vom Redaktor der Ths. zusammengeworfen wurde mit jenem Heimir, aus dessen Gestüt alle hervorragenden Sagenrosse geholt wurden; daß auch Grani aus seiner Zucht stammt, sagt die Ths. ausdrücklich 355, 8. Nach dem Besuch Sigurds bei Brynhild wird gleich Ths. 319, 6 f f . die burgundische Fürstenfamilie vorgestellt. Das muß verwundern, denn die Kenntnis dieser Persönlichkeiten ist aus einem Lied geschöpft, das erst viele Kapitel später ausgewertet wird; Sigurd kommt ja hier noch längst nicht nach Worms. Offenbar war da wieder die Siguröarsaga maßgebend. Sie hat ganz zweifellos den Ritt nach Worms an den Besuch bei Brynhild angeschlossen (die Vs. schiebt Falkenlied und Traumlied dazwischen). Ein letzter Beweis, daß sie hier der Ths. Vorbild war. Alle Beobachtungen an dem vielumstrittenen Kap. 168 weisen in der gleichen Richtung wie unsere früheren Eindrücke: Eine alte Fabel von der Erlösung einer Jungfrau durch Sigurd

URSPRUNG

DER

NIBELUNGENBALLADEN.

153

hat es nicht gegeben, die angebliche dritte Großtat ist aus der Reihe der Jugendabenteuer zu streichen. Das Sehnen nach verlorenen alten deutschen Heldenliedern, das hier so viele Fehlurteile verschuldete, hat auch lange Zeit die Bedeutung und historische Stellung der nordischen B a l l a d e n verdunkelt und verdunkelt sie teilweise noch heute. Es gibt je eine Ballade aus dem Bereich der Jugendschicksale und aus der Handlungsstrecke Sigurd—Brynhild. Die meisten nordischen Gebiete haben an ihnen Anteil. Der festländischen Gruppe stehen auch hier die färöischen Reigenlieder gegenüber und heben sich von ihr ab (wie der Högni) durch große Ausmaße und krause Motivmischung. Der färöische Regin smidur umfaßt einen viel weiteren Stoffkreis als der norwegische Sigurd Svein (dänisch Sivard Snarensvend). Die dänische Ballade Sivard und Brynhild (norwegisch ist sie verkümmert) berührt sich mit dem großen Brinhildartatlur der Färöer. Drei Theorien über Ursprung und Entwicklungsgeschichte der nordischen Nibelungenballaden sind aufgestellt worden. Die erste, von Grundtvig und anfangs auch von Olrik vertreten, neuerdings von Neckel mit mehr Temperament als Überzeugungskraft wieder aufgenommen, läßt die .Ballade aus deutscher Liedquelle stammen, schaltet also das Buchwerk bei ihrer Entstehung grundsätzlich aus. Das andere Extrem erreicht eine Theorie, die eigentlich nur das Buchwerk gelten läßt: Fornaldarsaga und Liederkodex sind die alleinigen Quellen, die färöischen Lieder sind unabhängig von der festländischen Gruppe auf gelehrtem Weg, aus Büchern zusammengestellt. Diese Anschauung ist von Boer und de Vries auf die Spitze getrieben worden. Noch Liestol läge die Wahrheit in der Mitte: Er glaubt (ähnlich wie schon Golther) an ursprüngliche Abkunft vom Buchwerk, dann aber an gemeinnordische Verbreitung der sanghaften Ballade, die auch auf die Färöer hinüberwirkte. Einfluß einer deutschen Liedquelle geht ihm in e i n e m Falle nebenher. Heusler scheint sich ihm anzuschließen, de Boor, den wir f ü r den färöischen Högni die Buchquelle verfechten sahen, kommt zu keiner durchgängigen Formel, sondern entscheidet von Fall zu Fall verschieden und erwägt auch verlorene Liedquellen.

154

SIGURD

SVEIN.

Sicherlich hat Liestol im Ganzen recht; er vermochte in größerem Rahmen den Nachweis zu führen, daß die norwegische Ballade auf der Fornaldarsaga (und zwar auf der schriftlichen) zu fußen pflegt. Der Glaube an einen gemeinnordischen Balladenumriß hat sich uns schon aus dem „Högni" bestätigt: wir sahen ihn zum Anfang von „Kremolds .Rache" stimmen. Er zeigte uns freilich auch ein buntes Quellengemisch, das literarische Vorlagen, vor allem Thidrekssaga und Völsungasaga, immer mehr zur Herrschaft gelangen ließ. Dieses Verhältnis besteht auch für „Regln smidur" und „Brinhild". J u n g S i g u r d ist eine Ballade von des Helden erstem Ausritt. Er läßt sich von der Mutter das ungestüme Roß Grani weisen und reitet damit, die Warnungen verachtend, zum Hause des Mutterbruders. Das alte Hauptmotiv ist: Vaterrache. Meist wird erzählt, seine Spielgefährten hätten ihn dazu angereizt. Die Mutter sollte ihm ursprünglich nicht den Namen des Vaters nennen (wie jetzt im Norwegischen), sondern den des V a t e r m ö r d e r s . Der Mutterbruder hätte ihm wohl zur Rache verholfen. Die schwedische Fassung allein ist sich des alten Kerns noch bewußt und läßt ihn die Rache •wirklich vollziehen. Die norwegische und dänische Gruppe beginnt mit einem sehr kräftigen Ausholen, um mit einem Hieb in die Luft zu enden. Das ist Schuld der zerrütteten Überlieferung, die erst zur Abbröckelung und dann zu unorganischen Anwüchsen führte. Der eddische Liederkodex lieferte die Hauptmotive: Wahl Granis, Fahrt zu Gripir, Vaterrache, die Gripisspa speziell den äußeren Rahmen. Wenn aber Sigurd das Roß erst bändigen muß und es von einer Frau erhält, so deutet das auf Kap. 168 der Ths., zumal einige Fassungen geradezu Brynhild an Stelle der Mutter einsetzen. Liestol, dem wir den Hinweis verdanken, unterliegt nicht der Versuchung, eine deutsche Liedquelle anzunehmen, die hinter der Saga und der Ballade stünde, sondern rechnet mit Doppelheit der literarischen Quellen. R e g i n d e r S c h m i e d zeigt von den Balladenelementen nurmehr sehr wenig. Die Gestalt des Mutterbruders fehlt, die Vaterrache ist sehr knapp angedeutet. Aber die Szene: die Mutter als Beraterin des Vaterlosen und Weiserin zu Grani wahrt auch hier ihre Bedeutung. Im übrigen ist der Schwer-

BRYNHILD.

155

punkt verschoben, die Hauptabenteuer des jungen Sigurd, Schwertschmiedung, Drachenkampf aus der Vs. eingedrungen. Manches mutet freilich altertümlicher an als ihre Darstellung, und so verwickelt sich die Quellenfrage. Aus aller Not hilft wohl Heuslers Annahme einer Benutzung der Siguröarsaga. Die B r y n h i 1 d ballade in ihrer dänischen Form ist eines der kräftigsten und originellsten Gebilde des ganzen Literaturzweiges und doch, wie es scheint, von dem norwegischen Urgedicht ziemlich weit abgerückt. Hier hat die mündliche Abschleifung zu unübertrefflicher Glätte und Prägnanz geführt. Nur vier Personen: Sivard, Brynhild, Hafver (Hagen), Sienhild (typischer Balladenname, statt Guörun); ein märchenhafter Einsatz, der den unverständlichen Flammenritt verdrängt: Sivard hat ein Fohlen gezähmt und reitet mit ihm auf den Glasberg, Brynhild zu erwerben. Er gibt sie seinem Stallbruder Hafver. Ein Zank der Frauen bringt den Betrug ans Licht, Sienhild überführt die Gegnerin durch einen Ring. Brynhild liegt krank zu Bett, Hafver fragt, was er ihr zur Heilung bringen könne, sie antwortet: Sivards Haupt. Der Held kann aber nur durch sein eigenes Schwert getötet werden, Hafver entlehnt es von ihm und schlägt ihm das Haupt ab. Dann tötet er Brynhild und sich selbst. Hagen als Mörder — das scheint eine deutsche Quelle nahezulegen. Liestol und Heusler nehmen sie an. Aber ganz zwingend ist der Schluß nicht. Die Vereinfachung des Personals konnte von selbst dahin führen. Auch die Vorbereitungen zum Mord (Hagens List beraubt den Helden seines besten Schutzes) könnte man ähnlich finden, in Wahrheit liegen sie doch weit voneinander ab. Unzweideutig ist nur diese Beziehung: aus dem aut — aut, das schon die Forna aufweist und die Meiri übernahm (Vs. 29 am Schluß) ist ein et — et geworden: „Sigurd muß sterben oder du (Gunnar) oder ich (Brynhild)." Die kranke Brynhild, die zu Bett liegt, ist Meiri. Fest steht also der eddische Liedkodex als Grundlage. Verwickelter liegen die Dinge wieder beim B r i n h i l d t a t t u r zur Zeit wohl dem rätselhaftesten und urstrittensten Denkmal der Nibelungendichtung. Brinhild liebt Sjuröur, den nie Gesehenen, und erbittet sich von ihrem Vater Buöli einen Saal, um den der Vaöalogi brennt. Gunnar Jukasohn kommt in

156

BRINHILD.

Högnis Begleitung als Werber. Buöli wünscht die Vermählung (verworrene Reste des Kampfmotivs aus Vs. 29, 8). Die Vögel weisen Sjuröur auf Brynhild hin, er reitet zu ihr, am Iukungenhof vorbei, wo er sich nicht aufhalten läßt. Er durchquert das Feuer, dringt bei Brynhild ein, trifft sie in W a f f e n auf einem Ruhelager, sie fragt nach seinem Namen. Die beiden vereinigen sich, ihre Tochter ist Asla. Brynhild prophezeit die Zukunft, trotzdem reitet Sigurd zu den Iukungen, Gudrun reicht ihm den Zaubertrank. Plötzlich ist Brynhild am Iukungenhof und erklärt, den Helden der Guörun nicht gönnen zu wollen. Frauenzank, Ring „Sjurdur hevir tin moydom spellt". Im Bett liegend reizt Brinhild Gunnar auf; seine Einwände: Sjurdur ist Schwurbruder und unverletzlich. Brinhild rät, die Speisen zu versalzen. Sjuröur liegt am Wasser zum Trinken, da töten ihn Hagen und Gunnar gemeinsam. „Hätte ich mein Schwert in Händen gehabt, hätte ich um den Betrug gewußt, ich wäre Euer aller Herr geworden." Die Leiche wird Guörun ins Bett geworfen, Brinhild zerspringt vor Harm. Für de Boor, der an der Ballade lang herumrätselt, ist die Meiri die Quelle. Seine Begründung greift fehl, aber die Vermutung ist verführerisch. Kein erhaltenes Lied hat uns den Grundriß der Meiri so erhalten wie diese Brinhild (de Boor sieht das freilich nicht). Werbung bei Buöli und Kriegsdrohung — das ist ja Meiri 1 Und nur in der Meiri fand sich im Liedrahmen die Vorverlobung! Sogar d e n Zug konnte man für sie in Anspruch nehmen, daß Sigurd v o r dem Ritt zu Brynhild schon einmal am Gjukungenhof war. Er stimmt zur Gripisspa. Aber da können auch die Vogelstrophen Fm. 40 bis 44 maßgebend gewesen sein, die bei Sigurds Fahrt zu Brynhild so sichtlich einwirken. Die Schilderung des ersten Zusammentreffens zeigt Spuren von Sigrdrifumal (sogar von Vs. : Aslaug!). Also kommen wir wieder auf die Formel: eddische Sammlung als Vorlage. Auf die nordische Ballade könnte weisen: Brynhild im Bett, Ermordung durch (Gunther und) Hagen von hinten. Liestel fügt noch ein paar Einzelmomente bei. Aber gerade der Motivkomplex Sigfrids Tod bereitet große Schwierigkeiten. Man denkt zunächst bei dem Jagdtot, den versalzenen Speisen, dem Leichnam im Bett an die Ths. Aber

DEUTSCHE

QUELLE.

157

de Boor sieht richtig, daß sie nicht ausreicht und bucht Anklänge an das NL. (Het er swert enhende, so WCBT ez Hagnen tot 986.) Sein Ausweg ist freilich ungangbar: Die Meiri hätte die Waldtodfassung mit all diesen Einzelheiten enthalten! Für sie ist der Bettod mit dreimaligem Anschleichen Gutthorms festgestellt. H i e r ist ein deutsches Lied als Nebenquelle nicht zu umgehen. Man kann mit Heusler an das Brünhildlied denken, das als Vorlage der Ths. um 1250 in Norwegen bekannt war. Sicherlich ist Norwegen der gegebene Boden für die Einwirkung des deutschen Lieds. Aber es braucht nicht die norwegische Stammballade beeinflußt zu haben; i h r all die Einzelheiten zuzuschreiben, die dem Brinhildtattur und der deutschen Überlieferung gemein sind, heißt das breitgewalzte Inhaltsschema färöischen Stils ohne feste Gewähr nach Norwegen verpflanzen. Liestol denkt sich allerdings die Frühballaden bereits übertrieben stoffreich. Ein Färing, der in Norwegen Gedichtmaterial sammelte, fügte die Angaben des deutschen Lieds an die des CR (Fm., Sm., Meiri), eine dünne oberste Schicht lieferte schließlich die Vs. Ths. 164—168: P a n z e r S. 36 ff., P o l a k S. 104, H e m p e l S. 127 f f . — Balladen: Landstadt Nr. XI, D G F . Nr. 2 und 3, dazu vor allem Band IV, S. 583 f f . ( B u g g e ) ; Hammersh a i m b . S. 3 f f . — Übersicht über den Wandel der Theorien: L i e s t o i , Zs. E d d a 16, S. 40 f f. — Norwegische Balladen und Fornaldarsaga: L i e s t 0 1 , Norske Trollvisor og norrane sogor Kristiania 1915, namentlich S. 12—14, 226ff, 241. — G o l t h e r , Zs. f. vgl. Lit. Gesch. 2, 269 ff., B o e r , Arkiv 20, 142 ff., P o l a k S. 68 f f . — Spielplatzmotiv: O l r i k , Danske Studier 1906, S. 91 f f . — D e V r i e s , Studien over järöiche Balladen Haarlem 1915, S. 5 f f . — L i e s 10 1, Maal og Minne 1917, S. 81 f f . (Sigurd Svein und Ths. S. 94 f f . Ausgedehnte Frühgestalt S. 99 f f . ) — D e B o o r , Die färöischen Lieder 1918 (17—56 Reginn, 57—157 Brinhild; die wörtlichen Beziehungen zum NL. S. 116). — H e u s l e r , BSB. 1919, S. 172; 1921, S. 445 f f . — N e c k e l , Die Nibelungenballaden, Braunefestschrift S. 85 f f .

3. D I E B E S T A N D T E I L E D E R N I B E L U N G E N S A G E U N D IHR ZUSAMMENWACHSEN. SIGMUND

UND

SIGFRID.

Die Quellen, die von Sigmund sprechen, sind spärlich an Zahl. Den Deutschen ist er immer nur Sigfrids Vater; das

158

DIE BEOWTJLFSTEI.I.E.

NL, das ihm eine kleine Rolle verleiht, kennt keinerlei Liedtradition über ihn. Die Ths. fabelt nur von Sigfrids Mutter. Auch dem Norden sind alle Lieder verloren gegangen; wir haben nur noch die Prosa der Vs. Der Niederschlag eines altenglischen Sigmundlieds liegt vor in den Zeilen des Beowulf 875—902. Sigmund ist der Sohn Wälses. Er hat, nur von Fitela begleitet, unerhörte Fehde und furchtbare Taten verrichtet; stets waren Oheim und N e f f e die nächsten Genossen bei allen Kämpfen. Viele aus dem Riesengeschlecht streckten sie nieder. — Einen Augenblick innehaltend stellen wir fest, daß hier offenbar ein Sagenkern gegeben ist, der auch dem reicheren und weitschweifigeren Bericht der Vs. zugrunde liegt: ein wildes Leben voll Fehde und Untat, in Wildnis und Feindschaft. Auf dem Vater, der hier richtig Wälse heißt, liegt bedeutender Nachdruck. Kannte das 8. Jahrhundert schon die Vaterrache? Sigmund und Fitela sind Oheim und Neffe, nicht Vater und Sohn; das Incestmotiv ist also erst durch die nordischen Dichter in die Sage gekommen. Man sollte denken, es hing eng mit der Vaterrache zusammen. Doch Fitela bleibt ja Wälses Enkel, auch wenn er nicht Sigmunds Sohn ist. Der weitere Bericht des Beowulf bringt ganz neue Kunde von Sigmund und birgt das eigentliche Problem: „Dem Sigmund erwuchs nach seinem Todestag nicht geringer Ruhm, daß der Streitkühne den Wurm tötete, den Hortwächter. Er unternahm unter dem grauen Stein, der Sohn des Edelings, allein die kühne Tat. Fitela war nicht bei ihm. Doch es glückte ihm, daß sein Schwert den furchtbaren Wurm durchschritt, daß es im Berge stand, das kostbare Eisen. Der Drache starb an dem Mord. Der Schreckliche hatte schnell geendet, so daß er (der Held) den Ringhort benutzen konnte nach seinem Belieben. Er belud sein Seeboot, trug in den Schoß des Schiffes den glänzenden Schmuck, Wälses Nachkomme. Der Wurm zerschmolz heiß. Er war der Recken weitberühmtester über das Menschenvolk, der Kämpfenden Obdach". Diese Stelle hat zwei grundverschiedene Auslegungen gefunden. Die erste, gemeinhin gültige, liegt auf der Hand: Sigmund hat den Drachen getötet. Kritischere Leser haben die Stellen, die wir durch Kursiv hervorheben, unter die Lupe

SIGMUND

ODER

SIGFRID ?

159

genommen, weil sie der Nachricht nicht trauten, d a ß auch Sigmund, gleich seinem berühmten Sohn, ein großer Drachenkämpfer gewesen sei. Sie fanden auffallend, d a ß Sigmund erst nach seinem Todestag den Ruhm erntete; d a ß er plötzlich „der Sohn des Edelings" heißt; d a ß Fitela, der doch soeben als sein Genosse in allen Fehden bezeichnet wurde, bei diesem Abenteuer fehlte. Wälses ,&afora" heißt ja eigentlich sein Sohn, kann aber auch den oben gewählten weiteren Sinn haben. Und schließlich ist uns die abschließende Lobesformel aus späteren skandinavischen Quellen wohlbekannt: Ihr Träger pflegt S i g f r i d zu sein. Kurz, einige ältere Forscher, denen sich neuerdings Heusler zugesellt, meinen, auch dem Beowulf sei S i g f r i d der Drachenkämpfer; er sei so bekannt, d a ß man ihn nicht erst zu nennen brauche; andere sagen vorsichtiger, der Name sei fortgefallen. W i r haben den ganzen Text hergesetzt, um zu zeigen, d a ß dessen wahrlich boshafte Doppeldeutigkeit keine absolut sichere Entscheidung ermöglicht. Haben die Kritiker recht, so ist die „Sigmundsage" sehr vereinfacht: wir wären an sich genötigt, aus der Beowulfstelle zwei Liedfabeln herauszulesen: die Reckenfabel, die Sigmund immer an Fitelas Seite zeigte, und die Drachenkampffabel, bei der es dem Beowulfdichter selbst a u f f i e l , d a ß der Held ohne Fitela auftrat. Fällt diese Nötigung weg, so ist die Entwicklung der Fabel geradlinig und führt von dem U m r i ß des Beowulf zu der reichen Fülle der Saga. Neckel folgt der anderen Interpretation und sucht das B i l d von Sigmunds Drachenkampf wiederzugewinnen. E s führte in ein Seefahrermilieu und vergegenwärtigte das Heldentum Sigmunds in der eindrucksvollen W e i s e : allein sucht er das g i f t - und feuerschnaubende Untier in der dunklen Höhle auf einer Insel und sticht ihm das Schwert bis zum Heft in den Leib. In der Tat wohl der. kräftigste Preis körperlichen Heroentums, den die altgermanische Liedpoesie kannte. Mit zweifelhafterem Rechte sieht Neckel weiter in diesem Drachenstreit das Vorbild der meisten anderen berühmten Wurmkämpfe des Nordens (auch Beowulfs) und sucht bereits auf dieser frühen Stufe Oöin als Schutzherrn und Schwertspender Sigmunds zu erweisen. Eine Schwertfindung mag ja mit dieser wie so mancher anderer Ungeheuersage verbunden gewesen sein.

i6o

SIGMUND

UND

OÖIN.

D a s werden wir Neckel zugeben: die Cöinfigur in Sigmunds Geschichte ist älter als die Verbindung mit Sigfrid und stammt nicht erst von dem Dichter des Vaterrachelieds. Es gibt außer der Beowulfstelle noch e i n Zeugnis zur Sigmundsage, das der Vs. zeitlich bedeutend vorausliegt. Die E i r i k s m a l , eine Skaldendichtung des 10. Jahrhunderts, zeigen Sigmund und Sinfjötli als Einherjer, lassen aber die Verknüpfung von Sigfrid und Sigmund vermissen. Über den einstigen Ausklang der Sigmundsage erhalten wir hier einen Wink: Sigmund fragt Oöin, warum er den König Eirik, der dogh ein so großer Held war, des Sieges beraubt habe; worauf Oöin erwidert, er brauche Helden zum letzten Kampf um Walhall. Unmöglich kann es Zufall sein, daß gerade S i g m u n d diese Frage stellt, er, den nach unseren späten Quellen Oöin zum Lieblingshelden erkor und doch schließlich des Siegs beraubte I Vor iooo schon verlor Sigmund sein Leben in der Schlacht, weil Oöin seine Zeit als abgelaufen ansah. Einer besonderen Begründung wird das für den Heldendichter nicht bedurft haben. Damit ist ein wichtiger Baustein für ein altes norwegisches Sigmundlied gewonnen. Es kannte natürlich nicht das abstrakte Motiv: der Gott entzieht dem Helden seine Gunst, sondern eine S z e n e , die das darstellte. Wie kann man sie anders denken, als nach Vs. Kap. n ? Die Waffe, die Sigmund einst von Oöin erhalten hat, zerspringt. Und das heißt nun wieder: das Lied wies eine Szene auf, in der der Gott die W a f f e spendete, und sie hatte für die ganze Sigmundgeschichte zentrale Bedeutung. Diese Züge des Vs. sind als alt anzusprechen. Wie die Schenkung erfolgte, ist wieder zweifelhaft. Der schöne Auftritt der Saga erweckt den Verdacht später Entlehnung. Nach Fremdkörpern zu suchen, ist in Kapitel 3—8 der Saga auch sonst noch Anlaß genug. Wir kennen bis jetzt für ein Lied des 10. Jahrhunderts nur d i e s e Tatsachen: Reckenleben Sigmunds und Fitelas, Riesenkampf und allerlei schwere Taten, unter dem Schutze des Schwertspenders Oöin, der aber die geschenkte W a f f e später selbst zertrümmert. Das wichtigste Moment aber zur Formung der Sigmundfabel, wie sie uns ein „großes Völsungenlied" bot, war die Vaterrache.

FREUDKÖRPER.

161

Verführerisch sieht auf den ersten Blick die Annahme Boers aus: Die Vaterrache der Half dansöhne habe hier eingewirkt. Sie führen ein Waldleben in Wolfsgestalt, rächen sich schließlich an dem verräterischen Stiefvater durch eine Brenna und werden dabei von einer Schwester Signy unterstützt. Aber gerade diese Signy erweckt Verdacht: die Analogie wird übergenau. Die Vaterrache war wohl Vergleichspunkt mit der schon ausgebildeten Völsungensage, und diese lieferte dann Wolfsgestalt, Brenna und Schwester Signy. Herkunft und Alter ihres zweiten Hauptmotivs bleiben nach wie vor fraglich. Einer jüngeren. Schicht ist dann der Einfluß der Nibelungensage, d. h. eines Atliliedes, zugute gekommen. Das dorther bezogene Einladungsmotiv befehdet sich aber mit dem Reckenmotiv; wenn Völsung ein mächtiger Herrscher ist, warum kehrt Sigmund nicht nach Hause zurück und rüstet gegen den verräterischen Schwager? Die alte. Outlawsage schon des Engländers stand offenbar zu fest und war zu wirksam, um aufgegeben zu werden. — Sicherlich kamen die neuen nibelungischen Züge noch der Liedgestalt zu, und auch durch die keltischen Elemente mag sie befruchtet worden sein, die die Kap. 3—8 der Vs. enthalten. Die eindrucksvollste Szene der ganzen Bilderreihe: der unbekannte Greis stößt das Schwert in den Stamm und bestimmt es dem Stärksten — ist Nachahmung eines keltischen Auftritts; Artus bewährt in seiner Jugend sein Heldentum auf dieselbe Art wie hier Sigmund. Als oberste Schicht unseres Berichts und typisches Fornaldarsagagut wird man mit v. d. Leyen bezeichnen: erstens die ausgeprägt märchenhaften Elemente, zweitens die übertreibenden Steigerungen und Wiederholungen: nicht nur Signys Vater kommt um, sondern auch neun Brüder; zweimal mordete Signy ihre Kinder; Sigmund tötet den Sohn in einem Jähzornsanfall, nur um ihn nach Märchenweise wieder zum Leben erwecken zu können; und voller Märchengut steckt auch die Geschichte von Völsungs Vorfahren Sigi und Rerir. Gern wüßte man, ob das Inzestmotiv liedhafte Vergangenheit hat. Im allgemeinen wird man gut tun, das Wilde, allen Menschlichkeitsgesetzen Hohn Sprechende am Leben der Völsungen als grelle Zutat der Heldenromanzeit aufzufassen; S o b n e l d e r , Deutsche Heldensage.

IÖ2

SlGRLINN.

ich spüre nicht, wie v. d. Leyen, aus der Darstellung der Saga den Abscheu vor der Wildheit der alten Heldenzeit heraus oder gar den Versuch, dieses rohe Geschlecht moralisch zu läutern, sondern die Abenteuersucht einer ins Grelle entartenden Kunst. Wir kennen nicht die kriegerischen Ereignisse, die dem Helden vordem das Leben kosteten. Mit einem Nebenbuhler zu kämpfen war für ihn erst geboten, als die Dichter ihm einen Sohn verleihen wollten. Die Werbung um Hjördis ist jüngste Liedschicht. Die Erwählte hieß ehemals wohl anders, Sigrlinn. Der Name hat sich in einem jungen Liede in die Helgisage verirrt. Die Namenbildung aber schon erweist die Ursprünglichkeit der Gruppierung: Hjörward — Hjördis — Helgi; Sigmund — Sigrlinn — Sigurd. Die Übereinstimmung mit dem d e u t s c h e n Muttemamen des NL und die Abweichung von dem Namen des Vaterrachelieds zeigt, daß die Verknüpfung zwischen Sigmund und Sigurd doch ein verwickelter Vorgang war. Sigmund ist nicht erst zum Vater Sigurds gemacht worden, indem ein Dichter das Vaterrachelied abfaßte. Die beiden waren als Vater und Sohn schon länger bekannt, so bekannt, daß man sogar einen Mutternamen dazu erfunden hatte, den das Vaterrachelied schon wieder umbildete. Sicherlich sind beide Namen aus Deutschland eingeführt. Eine alte Liedfabel, in die Eltern und Sohn verflochten waren, braucht deshalb nicht nach Skandinavien gedrungen zu sein. Es genügt die Annahme, daß sich zu einer bestimmten Zeit in Deutschland die Formel eingestellt hatte: Sigfrid, der Sohn Sigmunds und der Siglinde. Diese drang (wahrscheinlich im Rahmen eines Jungsigfridliedes) nach Norwegen und Island. Dichterische Früchte trug sie erst später, als man die Völsungen bereits mit einem Helden des Nordens, mit Helgi, in Verbindung gesetzt hatte. Sigmund kam aus dem Süden, ist von Hause ein deutscher Held. S o viel Glauben braucht man den Angaben der norwegischen Prosa (Frakkland, Karlungenland) nicht zu schenken, daß man ihn mit einem fränkischen oder burgundischen König identifiziert (dem Sigmund, der um 600 herrschte). Die Dichtung hätte ohnehin außer dem Namen nichts aus der Geschichte genommen. Aber eine fränkische Sage liegt wohl vor. Wir denken dabei zunächst an das Reckenlied; gab es

SlNFJÖTLI.

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auch ein fränkisches D r a c h e n l i e d , so mußte es bis zu seiner Verwendung im Beowulf gründlich umgestaltet worden sein. Denn die Landschaft, wie sie dieser Drachenkampf voraussetzt, war wohl nirgends anzutreffen, wo fränkische Zunge erklang. Den Haupterweis für die deutsche Herkunft der Sage liefern deutsche Namenszeugnisse des 9. und 10. Jahrhunderts: Der Name Sintarvizzilo ist auffallend genug, um unzweideutig die Sage zu bezeugen; zumal wenn man ihn als sprechenden Namen, „Bastard" oder „ W o l f " faßt. Er tritt in mehreren bayerischen Urkunden des 9. und 10. Jahrhunderts auf, eine Welisung gesellt sich aus anderer Gegend dazu. Die Lieder müssen zum mindesten den Namen Weisung bis ins 13. Jahrhundert gebracht haben; ein Nachhall Biterolf 561 u. ö. (Schwert). Hat sich an Sinfjötli noch eine weitere Liedfabel geheftet ? Seine Rolle im „alten Völsungenlied" kann hier beiseite bleiben; es fragt sich nach der Vorgeschichte des Berichts über seinen Tod. Die Darstellung der Vs. sieht doch noch mehr nach einem Heldenroman aus. Wir raten wieder auf die Siguröarsaga, die ganz gut aus eigenem den stimmungsvollen keltischen Zug von Oöin als Fährmann beigefügt haben könnte. Das Gastmahl Borghilds konnte allerdings eine kräftige Liedszene liefern. Doch wird man nur dann Interesse daran haben, der Ereignisreihe eine poetische Vergangenheit zuzusprechen, wenn man sie geschichtlich ableitet. Giesebrecht hat das zuerst versucht und darauf hingewiesen, daß nach Gregor von Tours Sigerich, der Sohn Sigmunds von Burgund, durch die Ränke seiner Stiefmutter beim Mahl ermordet wurde. Die fränkischen Historiker sind auf der Suche nach „Sagengut" reichlich sutdiert und ausgeplündert worden ; kaum eine Analogie ist so bestechend wie diese, deshalb hat man sie auch mit Freuden zur Aufhellung der sonst so dunklen Völsungengeschichte benutzt. Es könnte sich aber doch wohl nur um die späte Einreihung einer ganz selbständig entwickelten Liédfabel handeln, zu der lediglich der Name Sigmund Veranlassung gegeben hätte. H e u s l e r bei Hoops I V , S. 173. — N e c k e l , Sigmunds Drachenkampf Zs. E d d a 13, S. 122 u. 204 f f . — U h i a n d , Schriften V I I I , 479, 493 ff- — Eiriksmal: S c h n e i d e r , Z f d A . 54, 339. — Sigmunds Schwert : P e s t a l o z z i , Z f d A . 52, 259. — Halfdans£1*

SIGFRIDS

164 söhne: B o e r , digtnig

Nibelungensage

I, 331; bei O l r i k

Todesfahrt

S.

248;

Heusler

bei

Hoops

v.

d.

Leyen,

Heldensagen

S. 1 8 9 f f . ; Namenbelege 653;

Vertauschung

Danmarks

Heide-

fernerhin: Blutschandmotiv S.

155 f f . ;

keltische IV, ZE.

JUGEND.

I I I , 81. O l r i k , Züge

173. — S.

Völsungensage

S.

Quellenanalyse

der

279 f f .

Uhland,

Z f d A . 23, 140; M u c h ,

Sigerich von Burgund: G i e s e b r e c h t , II, 203 f f . ; S c h ü t t e ,

Heusler,

BSB.

255; Vs.: 1919,

10 und 14; Etymologie Grdr. I I I ,

Hjördis-Sigrlinn:

130f.; M ü l l e n h o f f ,

der Gute

Schriften

Z f d A . 57, 166f.

v. d. Hagens

2,

VIII, —

Germania

Zs. E d d a 8, 213 f f .

SIGFRIDS

JUGEND.

Man mag die Beowulfstelle im Sinn Heuslers oder der Vulgatmeinung ausdeuten, für die kritische Betrachtung der Jungsigfridsage macht das nicht viel aus. In beiden Fällen hat der altenglische Bericht über den Drachenkampf als älteste Quelle dieser Tat des jungen Helden zu gelten. War Sigmund Drachenkämpfer, so wurde die Großtat später mit ihren kennzeichnenden Einzelheiten auf den Sohn übertragen. Heuslers Anschauung hat vielleicht d a s gegen sich: sie läßt für die Sigfridsage eben die Schwierigkeit entstehen, die sie für die Sigmundsage aus dem Weg geräumt hat. Man muß eine eigene Grundfabel von Sigfrids Drachenkampf annehmen und gleichberechtigt neben die vom Horterwerb setzen — anders gesagt: zwei unabhängige Hortsagen an Sigfrid knüpfen! und das ist doch bedenklich. Drachensage und Zwergenhortsage — diese Zweiheit der Jugendabenteuer ist althergebracht und rechtfertigt sich nicht nur aus dem Bericht des NL, das Drachenkampf und Horterwerb scharf scheidet, sondern auch aus der Motivüberlastung der nordischen Darstellung des Drachenkampfs. Als Vorspiel kommt hierzu die Schmiedepisode; sie ist nur bezeugt in Verbindung mit dem Drachenkampf. Die dritte Großtat der Reihe haben wir gestrichen und der erweckten Jungfrau das Lebenslicht ausgeblasen. Das SL ist für uns lediglich eine Variante des Drachenkampfs. Wir beginnen den Quellenvergleich mit dem Drachenkampf, wo wir den festeren Boden unter den Füßen haben. Freilich gilt es die eddische Darstellung aus der Verklammerung mit dem Hortabenteuer zu lösen — und dann gleich festzuhalten,

DREI VERSIONEN

DES

DRACHENKAMPFES.

165

daß der unvermischte Drachenkampf auch mit einem Horterwerb verbunden war. Nur das Motiv der erbstreitenden Brüder verweist auf die reine Hortfabel. So lassen sich drei Gestalten der Drachensage scheiden: 1. ursprüngliche Drachenhortsage — Beowulf und SL I I ; 2. Drachensage ohne Hort — NL, SL I und Ths. Die beiden letzteren Darstellungen vertreten e i n e ältere deutsche Liedquelle. 3. Drachenhortsage vermischt mit Zwergenhortsage — eddische Sippe. Der Wurm des Beowulf ist Schatzhüter, liegt in einer grauen Steinhöhle und zerschmilzt nach dem tötlichen Schlag; die Vorstellung von Feuerdrachen und Giftdrachen ist hier verbunden. Neckel verweist triftig auf eine Notiz aus ,Fr& dauba Sinfjötla': Sigmund ist innen und außen gegen Gift gefeit. Konnte er so dem Gift des Wurms trotzen oder ist er erst durch dessen Gift fest geworden? In diesem Fall hätten wir die deutliche Ansatzstelle für das spätere Motiv des Hürnenwerdens. — Das SL wahrt am Genauesten die Vorstellung des Steins, wo der Wurm haust, der Felshöhle, in der der Schatz ruht, des feuerspeienden Drachen, vor dessen Hitze man sich kaum schützen kann. Beide Darstellungen erwähnen das ausgezeichnete Schwert, das Sigfrid schon nach dem alten Drachenlied (cf. Rosengarten A) auf dem Kampfplatz fand. Die Drachensage in der einfachen Form des SL I teilt mit dem Beowulf das Motiv des Zerschmelzens, d. h. des Ablaufens der flüssig gewordenen Hornhaut. Der Rationalismus des späten deutschen Dichters läßt aber den Helden das Feuer selbst entzünden, in dem der Wurm umkommt. Das NL kennt auch nur die einfache Form: der Wurm erschlagen, Sigfrid hürnen; nur setzt es das Bad im Drachenblut an Stelle des Bestreichens mit der flüssig gewordenen Hornhaut. Das Eddalied vom Drachenhort verleiht, wie bekannt, den Ereignissen eine höchst merkwürdige Stilisierung: Das Tatsächliche erfährt keine Erwähnung, es führt nur die Reden der beteiligten Personen an. Die heroische Seite des Drachenkampfs interessiert gar nicht, die technische kaum: Sigurd macht eine Grube und stößt dem Untier von unten das Schwert in den Leib, als es darüber schreitet. Der Vs. ist das eine List Regins, der den unbequemen Helfer im Blut ersticken lassen möchte, und so muß Oöin eingreifen und ihn

i66

Schmiedeabentedkr

belehren, daß er mehrere Gruben graben müsse. Von dem Blut des Toten trinkt der schurkische Begleiter, Sigmund brät das Herz und lernt die Vogelsprache, als er den Finger mit dem kochenden Schaum zum Munde führt. Die Fingerprobe ist der Edda und dem SL gemein. Hier wird zuerst der Finger hürnen. Im SL I erschlägt Sigfrid den Drachen auf rechte Tölpelart: er reißt Bäume aus, schleudert sie auf das Ungeheuer und verbrennt alles zusammen. Alle anderen Darstellungen, mit Ausnahme des NL, das zu knapp ist, legen großen Nachdruck auf das Schwert, mit dem er die Tat vollbringt. Da möchte man vermuten: Die Dichtung führte den Helden zu einem S c h m i e d , um ihm ein Schwert für den Wurmkampf zu verschaffen; dann wäre also die Schmiedefabel als Vorspiel für den Drachenkampf ersonnen. Aber da kommt uns inun die Stelle des Rosengartens in die Quere. Sie kennt das Schmiedeleben, sogar den Namen des Schmieds, und läßt doch den Drachenkämpfer erst an Ort und Stelle das Schwert finden — das Schwert B a l m u n g ! Dem Schmied verdankt er nur die Rüstung. Mit anderen Worten: die Darstellung des Wurmkampfes, die der Dichter des Rosengartens kannte, war völlig unabhängig von der Schmiedegeschichte. Dabei war sie, wie wir jetzt sagen können, sehr altertümlich, dem Beowulf noch näher verwandt als SL II, weil sie wahrscheinlich unvermischt war und die Jungfrauenbefreiung noch nicht kannte. Die Rüstung kennt auch die Ths. Der Schmied will durch sie den rückkehrenden Sigfrid besänftigen. Zum Drachenkampf braucht er keine Rüstung, nur ein Schwert. Der Schmied, der die Rüstung (und vielleicht auch das Schwert) spendete, mußte ihn nach alledem zu anderem Zwecke in die Welt geschickt haben. Vermutlich wurde einst das zweite Abenteuer so eingeleitet, der Horterwerb. Das stimmt auch gut zur Annahme, die uns später noch zur Sicherheit werden wird, daß Sigfrid einstmals Knecht des Schmieds war und dann nach Worms kam. Ein Abenteuer, wie der Drachenkampf, das doch vielleicht erst später an Sigfrid geknüpft wurde, kann damals noch nicht vorgeschwebt haben. — Zudem: die quellenmäßig bezeugte Verbindimg von Schmiedeabenteuer und Drachenkampf (SL I und Ths.) kann auf keinen Fall ursprünglich

ZWERGENHORTSAGE.

I67

sein, wenn die Gabe des Schmieds alt ist: Der Schmied hetzt den Helden auf den Drachen, um ihn los zu werden, und gibt ihm zugleich die W a f f e in die Hand, den Wurm zu töten! Die Zwergenhortsage, wie man sie wohl zu nennen pflegt, ist auch in mehreren Fassungen überkommen, wird aber nirgends so klar wie die Drachengeschichte. Der älteste Bericht liegt in der Edda vor. Er ist durch die Verquickung mit dem Wurmkampf verdunkelt. Das Wesentliche: Zwei Brüder streiten sich um einen Hort, der schon dem Vater das Leben gekostet hat. Der eine von ihnen gewinnt einen jungen Helden und reizt ihn auf den Bruder, kommt aber dann selbst mit ihm in Konflikt und büßt sein Leben ein. Im NL ist das anders: Sigfrid kommt dazu, wie zwei Brüder einen Erbhort teilen und nicht einig werden können. Er soll für sie teilen, als Lohn verheißen sie ihm das Schwert Balmung. Aber er macht es keinem zu Dank, erschlägt schließlich beide Brüder und ihre Riesen und Mannen und wird auch des Zwergs Herr, der den Hort bewacht. Dieser ist Alberich — ein vertrauter Name der Heldendichtung I Die Streitenden sind Nibelungen, die Söhne Nibelungs, ein Name, der außerhalb des NL und seines Einflußbereiches nicht in dieser Verwendung begegnet. Daß sie Zwerge oder sonst außermenschliche Wesen waren, steht nicht da. Ihretwegen allein würden wir auch nicht von einem Zwergenhort sprechen. Es gilt nun aber, die Augen offen zu halten für andere Reste dieser bis jetzt mager anmutenden Fabel. Im SL II kennt der Held seinen Namen nicht und muß ihn erst durch den Zwerg erfahren. Er fragt nach seinem künftigen Schicksal und hört durch eben diesen Zwerg von seinem frühen Tod; das veranlaßt ihn, auf den Schatz zu verzichten. — Fafnir fragt nach Sigurds Namen. Er bezeichnet sich als gofugt dyr\ in der nächsten Strophe nennt er seinen Namen. Man hat sich an diesem Widerspruch immer gestoßen. Eine Lösung wäre: F a f n i r nannte ihm seinen Namen und den des Vaters (wenn er schon einen hatteI). D e n Zug fanden wir noch ganz eindringlich in dem eddischen Dialoggedicht: Der Sterbende prophezeit ihm ein frühes Ende durch den Schatz. Sigurd antwortet fatalistisch, aber nicht verzichtbereit. Über dem Hort der Edda liegt ein Fluch, der von dem ersten zwergi-

L68

INHALT

BINES

ALTEN

JCNGSIGFRIDLIEDES.

sehen Besitzer ausgegangen ist. Am D r a c h e n hört haftete dieser Zug von Hause aus schwerlich. Andere Übereinstimmungen verbinden das S L I I mit dem N L : Wächter des Horts ist ein Zwerg. Im SL gehört der Hort Eugel und seinen Brüdern. Aber nehmen wir gleich die Stelle NL 482 f f . dazu: Sigfrid muß mit dem riesischen Pförtner kämpfen, der den Eingang zur Nibelungenburg verwahrt hält und dem Helden hart zusetzt, bis er bezwungen wird. Der Riese führt die typische Stahlstange. Im S L I I hat Sigfrid mit dem gleichfalls stangenbewehrten riesischen Torwächter Kuperan zu fechten, Eugel hilft ihm, doch erst nach einem Zusammenstoß. Der Zwerg hat sich geweigert, ihn zu Kuperan zu führen, Sigfrid packt ihn am Haar und schleudert ihn gegen eine Steinwand; dann wird er gefügig. So reißt er Alberich am Bart und bezwingt ihn. Ein älteres Lied mag also Zwerg und Riesen enthalten haben, jenen erst als Feind, dann als Freund. E r hütete den Schatz, den Sigfrid sich erworben hatte, nannte ihm seinen Namen, sagte ihm die Zukunft voraus. Das Schwert des NL war entbehrlich, wenn die Schmiedsage vorausging. Ohnehin werden wir den nibelungischen Balmung nicht mehr ganz vertrauensvoll betrachten, nachdem wir die Rosengartenstelle kennengelernt haben. Das Vorspiel paßt in e i n e r Hinsicht sehr gut zu dem gemutmaßten Hauptteil, der Zwergenhortgeschichte: Die Vorstellung von dem Findelkind Sigfrid hat nicht erst die Ths. erdacht. Der Schmiedelehrling kannte sich nicht, e r m u ß t e seinen Namen erfahren, da er dem Dichter selbst bekannt war. In den Rahmen einer alten Drachensage hätte sich das nicht gefügt. Der sprechende Drache verdankt sein Dasein ja erst der Verquickung der beiden Jungsigfridfabeln. Es kann jetzt als sicher gelten, daß die Schmiede- und Schwertepisode ein altes Vorspiel zum Zwergenhortabenteuer war. — Welches war aber sein Ende? Genügte dem Dichter die Aussicht auf Sigfrids Tod oder ließ er den Helden einem Feinde zum Opfer fallen? — Das wird wohl ewig ungeklärt bleiben — so schnell fertig die meisten Nibelungenforscher mit der Antwort waren! Es erübrigt, die verschiedenen Inhaltsschemata in entwicklungsgeschichtlichen Zusammenhang zu bringen und die Quellenfrage zu stellen.

MÄRCHENZÜGE.

169

Unsere beiden Fabeln tragen ausgesprochener als irgendwelche andere Märchen Charakter. Jungsigfrid ist nicht nur seinem Charakter nach der typische Märchenheld, der furchtlose kraftstrotzende Dümmling, sondern seine Erlebnisse sind allesamt derart, wie sie die Volksmärchen aller Nationen und Zeiten beherrschen. Mehr als je wird die Frage brennend, wie denn das Verhältnis von Heldendichtung und Märchen zu beurteilen ist. Der Märchenkenner wird sich ja in der Jungsigfriddichtung Schritt für Schritt auf bekanntem Boden gefühlt haben. Dennoch war es ein Irrweg, wenn Panzer die Jugendgeschichte Sigfrids in all ihren wesentlichen Zügen aus einem bestimmten, durch zahlreiche Varianten der Gegenwart bekannten Märchen abzuleiten suchte, dem Bärensohn. D a ß dieses Gebilde im 5. und 6. Jahrhundert in all seiner Verzweigtheit schon bestanden hat, und daß alle die heute weltverstreuten Varianten sich damals gerade in Deutschland zusammenfanden, ist eine willkürliche Unterstellung, die die Wandelbarkeit und den quellenden Reichtum der Dichtimg verkennt und die Herrschaft des durch Jahrhunderte starrbleibedden Schemas verkündet. Die Heldendichtung arbeitet zum Teil mit denselben Bausteinen wie das Märchen und fügte sie streckenweise so zusammen. Einzelmotive wiederholten sich oft und gerne, und gemäß der Typik des mittelalterlichen Denkens stellten sich kurze Motivkomplexe zwangsläufig ein, sobald die Assoziation einmal ausgelöst war. Wir werden also beim Aufbau einer Heldendichtung Züge erwarten, die auch im Märchen begegnen, bei ihrer Weiterentwicklung das Anwachsen von Motivgruppen, die als solche auch im Märchen zu Hause sind und gern gewählt werden. In dieser Richtung hat namentlich Sydow glückliche entwicklungsgeschichtliche Winke erteilt. Neben diesen Märchenquellen hat man literarische Einflüsse erwogen. Sie bleiben auf alle Fälle kümmerlich. Man dachte vor allem an irische Anregung; doch entschied man sich meist für den umgekehrten Entlehnungsweg. Auf späterer Entwicklungsstufe wird die Sigfridsage den Einfluß der angerückten Sigmundsage verraten. Nehmen wir an, Sigmund sei der erste Drachenkämpfer gewesen. Dann wurde, sagen wir im 10. Jahrhundert, in Deutsch-

170

SIGFRIDLIEDER.

land Sigfrid zu seinem Sohn und Nachfolger in dieser Großtat gemacht. E r erschlug, so erzählte man, den Drachen auf dem Stein, wurde hürnen und hob den Schatz. Das Wikingmilieu war in Deutschland wohl nie heimisch geworden, und so stellte sich schon alsbald das Bild ein, das E d d a und SL teilen: Sigfrid belädt sein Roß mit dem Hort (nicht das Boot!). Das Lied drang nach Norden und vereinigte sich mit dem älteren Hortlied, das erzählte: Sigfrid war, sich selbst unerkannt, bei einem Schmied in der Lehre gewesen; der hatte ihm ein Schwert geschaffen. E r zog in die Welt, erfuhr irgendwie seinen Namen, trat in die Dienste eines Herrn, der mit seinem Bruder um einen Hort stritt, tötete beide, machte sich den Hort zueigen. Es lag aber ein Fluch darauf, Sigfrid sollte ihm auch erliegen. Bei dem Hort befand sich ein Zauberding, das ihn immer vermehrte. Der Norden kombinierte: der eine Bruder war der Schmied, der andere der Drache. Jener hetzte den Knaben auf das Untier, um den fluchbeladenen, sich immer erneuernden E r b hort wieder zu gewinnen, wurde aber erschlagen. Der sterbende Drache nannte dem Knaben seinen Namen: Sigurd, Sohn des Sigmund (und der Sigrlinn?) und weissagte ihm das Ende. In Deutschland muß auch schon f r ü h eine Verbindung zwischen Hortlied und Drachenlied hergestellt worden sein. Nun ging der Drachenkämpfer zum Schmied in die Lehre. Sydow hat einleuchtend gezeigt, wie ein ganz neuer Typus des Drachenkampfs nach Märchenanalogie in die Dichtung eindrang: Der trotzige Knabe fällt dem Schmied zur Last und schlägt ihm den Amboß in Grund und Boden, da schickt ihn der Meister in den Wald, wo der Drache haust, in der Hoffnung, der werde ihn umbringen. Aber der bärenstarke und grotesk gefräßige Held wird mit ihm fertig und kehrt heim, Rache zu nehmen. Es ist eine ganz neue Motivkette, die sich am ähnlichsten im Märchen vom „starken Hans" beisammen findet. Das meiste der Art scheint sich bereits in Deutschland angesetzt zu haben, ehe der kombinierte Stoff nach Norden wanderte. Die nordische Erzählung hat sich dann neuerdings mit unglaublich reichem Märchenwerk umrankt. Deutschland kannte nur das Motiv des Hürnenwerdens und der Fingerprobe. Jetzt setzen sich in Reihen folkloristisch wohlbekannte Züge an: Re-

SIGFRID LIEDER.

ginn schmiedet drei W a f f e n ; erst die dritte besteht die Probe, der Sigurd sie unterwirft, sie zerhaut den Amboß. Eine Wollflocke, die den Rhein hinabschwimmt, wird von der Schärfe des einen Schwertes gespalten (das Schwert heißt Gram, Fürst der Schwerter. Der Rhein beweist nicht unbedingt die deutsche Quelle I). Als der Drache gefallen ist, trinkt Reginn sein Blut, damit die Kraft des Ungeheuers in ihn übergehe. Sigurd brät in seinem Auftrag des Drachen Herz und erlernt, als er von dem Saft genießt, die Vogelsprache (Schlangenfleisch macht der Tiersprache kundig). Die Spechtmeisen warnen ihn vor Regins Anschlägen und weisen ihn auf den Schatz hin. Alles Züge, die einzeln auch begegnen, in dieser Fügung aber an keinen bestimmten Märchentypus anzuschließen sind. Das deutsche Drachenlied ö f f nete sich dann auch dem Märchenzauber: Das Bad im Drachenblut macht unverwundbar. Das frühere Hürnenwerden war minder zauberisch, vielleicht ganz rationalistisch gedacht: das zerschmolzene Horn mußte wieder hart werden. Das Hortlied in seiner reinen Gestalt, unvermischt mit dem Drachenkampf, lebte auch weiter. Es scheint bereichert worden zu sein durch die Zwerge und den Riesenkampf. Wir leiten ihn nicht mit Sydow aus der Epik des 13. Jahrhunderts ab, wagen deshalb aber keineswegs, ihn dem Lied des 6. zuzuschreiben. Er schmeckt nach 12. Jahrhundert. Schließlich folgte eine starke Umbildung; wieder nach einer Märchenformel, dem „Erbteilermotiv". Es kommt einer des Wegs daher und soll hadernden Erben das Gut teilen. Als Belohnung wird ihm eine Kostbarkeit aus dem Hort versprochen, ein Schwert oder eine Tarnkappe. Es kommt zum Konflikt, wobei der Fremdling den Vorteil davon trägt. Die Streitenden sind oft Zwerge oder Riesen. Diese neue Formel lag der Liedvorlage des NL zugrunde, noch nicht aber dem SL II. Vermutlich drang Balmung aus dem Drachenlied ein. Verführerisch ist es anzunehmen, daß die Tarnkappe einst eine wichtige Rolle spielte. Sie kann aber auch erst den Bedürfnissen des neugestalteten Brünhildlieds entwachsen sein. Das SL I gibt ein deutsches Lied wieder, das schwerlich mit der Tötung des Drachen und der Bestrafung des Meisters sein Ende erreichte. Schwert und Brünne mußten sich bewähren. Vermutlich schloß sich die Geschichte des Hort-

172

SIGFRIDLIEDER.

erwerbs an; die Ths. unterschlägt sie (wie ja auch ihre nordische Gestalt), das SL I flickt wenigstens ein paar Strophen an, die des Horts im Anschluß an das NL gedenken. Das Lied weiter zu reproduzieren liegt für das SL kein Anlaß vor, weil es bereits die Vorlage für das Epos von Sigfrid und Krimhild, also für SL II gebildet hatte. Da begegnen wir der Kombination eines Hortliedes (das also altertümlicher ist als die Vorlage des NL) mit einem ganz neuen Typus des Wurmkampfes: Der Drache hat eine Jungfrau entführt und Sigfrid kämpft sie ihm ab. Die Märchen sind voll solcher Geschichten, so daß die Georgslegende nicht bemüht zu werden braucht. Einen speziellen Märchentypus als Vorlage lehnen wir ab; weder Panzers Bärensohn, noch das von den Brüdern Grimm selbst beigezogene Erdmännecken, am allerwenigsten Sydows russisches Märchen vom Prinzen Ärta sind überzeugende Vorbilder. Wir haben die Fabel aus allerlei Heldenliedmaterial erwachsen sehen. Späte nordische Entwicklung knüpft das Band zwischen Sigurd und Sigmund. Das Schwert wird der Oöinswaffe der älteren Helden gleichgesetzt. Der Schmied schweißt jetzt seine Trümmer zusammen. Schließlich hält Oöin in die Lebensgeschichte Sigurds seinen Einzug und hilft ihm beim Drachenkampf, wie vorher bei der Roßwahl. Die Roßwahl ist ein dunkler Punkt der Jugendgeschichte. Der deutsche Sigfrid hat kein benanntes Pferd. Beritten zeigte ihn wohl schon die älteste Drachenfabel; aber es war kein Roß, dessen Güte Preis verdient hätte. Die Tat des Helden, die das außergewöhnliche Roß verlangte, gehörte organisch zur Brünhildfabel, zum Flammenritt. Die Szene der Vs. wird schon wegen 09 ins Mitwirkung jung sein. In der Frage des irischen Einflusses sind die Ansichten sehr uneinheitlich und zum Teil unklar. Ich wage nach den vernünftigen und fördernden Darlegungen Hempels nicht mehr, der Frage großen Wert beizumessen. Mag sein, daß Sigfrids Hornhaut samt der Fingerprobe durch die Kelten übernommen worden ist; das Umgekehrte allein hätte für uns Interesse, und dieses, Einwirkung des Irischen, läßt sich nirgends sicher nachweisen. Am wenigsten hätte man eine irische Quelle für das „Fingerlutschen" bemühen sollen, das eine so deutliche Vorlage im SL 10 hat.

DORNRÖSCHEN.

173

Der Vulgatmeinung nach müßte nun hier noch über die „Erlösungssage" gehandelt werden. Unser Standpunkt war der: Der Helreiödichter (vor 1200) hat auf Brynhild die Züge der Walküre übertragen, die von Oöin in Schlaf versenkt und von einem Helden erweckt wird. Der V f . der Siguröarsaga hat diesen Auftritt in Sigurds prosaische Lebensgeschichte nach dem Wurmkampf eingefügt, der Redaktor des Liederbuchs mit einer Menge erborgten Strophenmaterials ein Lied zurechtgezimmert ; es rettet vielleicht noch ein paar Strophen des Walkürenliedes, das der Helreiödichter benutzt hatte, und verweist in einigen düsteren Ausblicken auf Sigurds künftiges Schicksal, wie es aus Fm. bekannt war. Diesen jüngsten Anwuchs der Sigurdgeschichte hat man am frühesten zum Märchen in Beziehung gesetzt; die Verwandtschaft der erlösten Schläferin mit Dornröschen leuchtete ein. Seltsamerweise hat Panzer gerade die bestechendste aller Parallelen zurückgewiesen, Petsch suchte ihr wieder zu ihrem Recht zu verhelfen. Auch wir lassen sie gelten, halten uns dabei freilich klar, daß zur genetischen Erklärung der Jungsigfridsage mit diesem Hinweis gar nichts geleistet ist; noch weniger damit, daß man auch, wie schon Vogt, in der Fabel des „Falkenlieds" Spuren des Dornröschenmärchens findet, vor allem im Falkenmotiv selbst. Wir können nur so viel einräumen: zweimal ist die erste Begegnung Sigurds mit Brynhild nach dem Muster des Dornröschenmärchens ausgestattet worden: zuerst in der Helreiö, dann im Falkenlied. Also bald vor und bald nach 1200. Die früheste Darstellung dieser Begegnung in der Meiri war von Dornröschenelementen noch frei. Es braucht nicht noch einmal wiederholt zu werden, daß diese späte Erfindung in Deutschland nie und nirgends ihresgleichen hatte. Der „Lectulus Brunichildae", der vor allem die Poeten unter den Sagenforschern immer so lebhaft angesprochen hat (man denke an Uhlands schöne Schilderung des Taunusgipfels), hörte schon in dem Augenblick auf, ein wertvolles Sagendenkmal zu sein und wurde sogar sehr unbequem, als man sich durch Heuslers Schlußfolgerungen genötigt sah, Dornröschen und die gezähmte Widerspenstige zu trennen. Wir, die wir die schlafende Brynhild als Einfall eines späten Isländers werten, haben erst recht keinen Grund, in dem hessischen Brünhildenbett von 1043 ein Sagenzeugnis zu sehen.

174

SIGFRIDS

TOD.

H e u s l e r bei Hoops IV, 173 ff. — N e c k e l , Zs. Edda s. o. — P o l a k , Dissertation Berlin 1910 (namentlich S. 27 ff.). — Für den Drachenkampf vor allem: S y d o w , Sigurds Strit med Favne Lunds Universitets Arskrift 1918 (Märchenmotive: vor allem S. 16 ff., 44 ff.). — P a n z e r , Sigfrid S. 144 ff. — H e u s l e r , BSB 1919 S. 172 ff. — Irische Beziehungen ebenda S. 165 f. — Z i m m e r , Z f d A 3 2 , 196 ff. und 35, 1 f f . — Jetzt H e m p e l S. 215 ff., namentlich 229. — Zur Roßwahl s. S c h r ö d e r , Mogkfestschrift S. 593. — V o g t , Dornröschen —Thalia, Festschrift für Weinhold 1896, 197 ff. — P a n z e r , Sigfrid S. 136 ff. — P e t s c h , PBB 42, 80. (In der Interpretation der Helreiöstelle S. 89 scheint er mir übrigens gegen die ältere Anschauung, die Str. 8 auf Sigurd bezieht, recht zu behalten. So auch U s s i n g S. 114.) — H e u s l e r , Germ. Abhandlungen für H. Paul 1902, S. 7 ff. und bei Hoops I V , 175. — Sonstige Brünhildstätten übersieht man am besten bei J i r i c z e k , Die deutsche HS. S. 100 A. — B r a u n e , P B B 23, 246ff.

SIGFRIDS

TOD.

Ein Vorwurf, der sich (ähnlich der Walthersage) mit erstaunlicher Zähigkeit durch die Jahrhunderte hindurch in seinen Grundlinien erhalten hat, und der von den drei Teilen des Nibelungenkomplexes deshalb entwicklungsgeschichtlich am durchsichtigsten ist. Wir brauchen bei ihm nicht, wie bei Sigfrids Jugend, mühsam den Fabelinhalt abzustecken. E r ist überall in ungefähr derselben Ausdehnung und Haltung gegeben, und wir können sofort daran gehen, das erschlossene deutsche Brünhildlied mit den nordischen Vettern in Beziehung zu setzen. Wir vergleichen Personen, Hauptmotive, Szenen, sachliche Einzelheiten, wörtliche Prägungen. Die Personenfrage bereitet weit weniger Schwierigkeiten, als die Nibelungenliteratur glauben machen möchte. Problematisch sind nur die burgundischen Brüder. Wir haben drei ganz unabhängige Zeugen aufzurufen: die eddische Sippe, die Ths., das SL I I ; die beiden letzten vertreten verwandte deutsche Liedzweige. Alle drei sagen aus: es gab für das Brünhildlied drei burgundische Brüder; die nordischen fügten bei: zwei echte und einen Halbbruder; und auch d a s stimmt: der Halbbruder ist der Mörder. In der Edda halb willenloses Werkzeug, im Deutschen zugleich der rätbano, dort von Sigfrids letzter Kraft getötet, hier nur von seinem Hieb zu B o -

GRÜNDSCHEMA.

175

den geschlagen. Hagen steht außerhalb der Sippe, und das ist schon auf Grund seiner Namensform das Ursprüngliche. Daß die Person des Mörders zu wechseln scheint, ist nicht weiter belangvoll. Die anderen Personen: Sigfrid, Brynhild, Krimhild — Guörun; letzterer Name paßt sprachlich besser zu Gunther, aber schon der Stab genügt als Sippenband. Der Name Gernot im Deutschen ist rätselhaft. Die jüngere nordische Stufe fügt noch die Eltern bei, Gjuki = Gibich und Grimhild. Nur diese hat eine Rolle, und zwar eine rein nordische. Der Name kam wohl aus Deutschland. Ältere nordische Zutat sind die Verwandten Brynhilds: Vater, Ziehvater, Bruder. Die Freude an der Sagenkombination und das Bedürfnis, isländisches Familienwesen in die Heldendichtung hineinzubringen, haben ihre Einführung veranlaßt. Junge nordische Quellen verleihen dem Vater und Bruder eine entscheidende Stellungnahme bei Brynhilds Verheiratung; aber sie zwingen nur ihre allgemeine Freiersprödigkeit nieder. Folgende Motivreihe trifft für alle Lieder zu: Sigfrid wirbt um die Hand der Burgundenprinzessin und gewinnt sie. Gunther wirbt um Brünhild, ihr Besitz ist aber an Bedingungen geknüpft, die er nicht zu erfüllen vermag, und Sigfrid tritt unerkannt an seine Statt. E r teilt auch als erster das Lager mit ihr und nimmt ihr einen Ring. Nach Gunthers Vermählung entsteht ein Rangstreit unter den Schwägerinnen; Brünhild wirft der Krimhild die niedere (unfreie) Geburt ihres Mannes vor, Krimhild jener, sie sei die Kebse dieses Unfreien gewesen. Brtinhild glaubt, Sigfrid habe sich dessen gerühmt und betreibt seinen Tod bei Gunther. Einer der Brüder rät ab (in der Ths. verkümmert), dennoch wird Sigfrids Ermordung beschlossen, der Halbbruder vollzieht sie. Dieses Grundschema ist, wie man sieht, nicht eine trockene Abstraktion, sondern ein szenenreiches, wohlgesteigertes Handlungsgefüge. Seinen Mittelpunkt bildet ein ragender Felsblock, den die Sturmflut vieler Jahrhunderte nicht zu erschüttern, ja, kaum abzuwaschen vermochte. Die Senna, der Streit der Schwägerinnen, diese kraftvollen Reden und Gegenreden waren unvergänglich, und somit auch die sachlichen Hauptzüge des Lieds. Alles andere erwies sich als bedeutend unfester: Sigfrids Ankunft in Worms zeigten Meiri und Brünhildlied, aber beide in unabhängiger, junger Ausgestaltung.

176

SIGFRID

UND

BRYNHILD.

Ähnliches gilt von der Beratung vor der Fahrt zu Brünhild und von dieser Fahrt selbst. Drei stehen als Teilnehmer fest: Sigfrid, Gunther, Hagen. Die Vorstellung der Freierprobe zeigt ein seltsames Gemisch von Gleichheit und Ungleichheit. Der Norden kennt ganz einheitlich (obwohl die Skamma schweigt) den Ritt durch die Flammen, Deutschland die Kampfspiele. Aber in Skamma und Meiri ist Brynhild Schildmaid, berühmte, schwer zu bezwingende Kämpferin. Sie droht in der Skamma auch, um ihr Magdtum zu kämpfen, und in der Meiri legt sie ihren Freiern schwere Verpflichtungen auf: sie sollen mit all denen kämpfen, die um sie geworben haben. Von da ist bis zu Kampfspielen um ihre Hand nur noch ein Schritt. Das Beilager folgt allenthalben der Erwerbung; hier nun der große Unterschied: das symbolische Trennungsschwert im Norden, der Raub des meydbm im Deutschen, den das Nibelungenlied nicht gelten läßt, ohne aber seine Spuren zu tilgen. Der Abstand ist dennoch kleiner, als man zunächst meint: ob meyd6m-mia oder nicht, bleibt Nebensache. Wesentlich ist dreierlei: 1. Sigfrid hat sich nirgends die Situation frivol zunutze gemacht; nahm er das meydöm, so war das Notwehr. 2. Sigfrid hat sich nie dessen gerühmt, wie Brünhild meint. 3. Brünhild stellt sich, als sei die Bezichtigung wahr, auch wo sie selbst das Gegenteil weiß. Und so laufen die Dinge trotz der verschiedenen Voraussetzungen überall gleich. — Dem letzten nordischen Prosaredaktor war es vorbehalten, den Vorwurf von neuem zur Wahrheit werden zu lassen. Seltsames Zufallspiel: Der NLdichter entfernt den Meydömraxib aus höfischen Rücksichten, und der Vs.mann führt ihn aus höfischen Gründen ein, weil aus dieser Verbindung die Ahnfrau der norwegischen Dynastie hervorgeht. Folgerung aus dieser Entwicklungsreihe ist: Brünhild l i e b t Sigfrid. Dieses Motiv, in der Skamma zentral, wächst zusammen mit einem anderen, das im NL verworren nachklingt, im Brünhildlied durchgeschimmert haben muß und auch in die Skamma einen ganz fernen Nachklang schickt: Sigfrid ist schon früher bei Brünhild gewesen. Er übernimmt im NL die Führung der Fahrt, weil er die Wege kennt — og vega kunni heißt es Skamma 3; im NL kennt ihn das Gesinde, und für Brynhild ist das wohl auch anzunehmen. Die Meiri schließt den Ring: Sigfrid ist Brynhilds früherer Liebhaber, hatte sich

SENNA.

177

mit ihr verlobt und sie wieder vergessen. Dem Weinen beim Mahl entspricht hier das Wiedererwachen aller alten Empfindungen gleich nach Brynhilds Hochzeit. Die Forna, die uns ja für all diese Szenen im Stich läßt, scheint hier keinerlei Entsprechung gehabt zu haben. S c h e i n t aber nur; in Wahrheit ist der Keim zu dieser ganzen Entwicklung in ihr schon gelegt. Das große Leitmotiv von Skamma und Meiri: „sie gönnt Gudrun den Gatten nicht", tritt auch hier in einer der ersten Strophen der Forna klar genug hervor: Fyrman Gudrunu gödra rata (sie gönnt der Gudrun nicht, daß so gut für sie gesorgt ist) sagt knapp und schlagend Högni; die Seelenhaltung aller Brünhildgestalten, die wir kennen I Und wenn es nicht dasteht, wie in der Ths., die grundsätzlich keine Seelenkunde treibt — beweist nicht die Tatsache, daß es zur Senna kommt, Brynhilds eifersüchtigen Charakter vollauf? Nim zu dem Höhepunkt des ganzen Gedichts, der sich gliedert in die drei Szenen: Senna, Hvöt, Mordrat. Das NL zerlegt die Senna in drei Teile, die Meiri in zwei; die Skamma läßt sie ganz aus, um das Enttäuschungsmotiv desto stärker anschwellen zu lassen. In der Vs. fanden wir den sehr schlanken, geradlinigen Aufbau der Fornaszene wieder. Die äußeren Anlässe zum Streit sind verschieden; das Baden im Fluß hat die Erklärer wohl mit Recht am altertümlichsten angemutet. Den alten Eingang aber hat vielleicht nur das NL erhalten: Brünhild wird von Krimhild gereizt durch das Wort: i h r Gatte stehe vor anderen Recken sam der liehte mäne vor den Sternen tuot (NL 813). Dazu stimmt, nicht wörtlich, aber der Anlage und dem Sinn nach, die große Vergleichskette, die Guör. I, 17 und II, 2 an Sigurd heften: „So war er vor den Söhnen Gjukis wie der grüne Lauch aus dem Gras aufwächst, wie der hochbeinige Hirsch vor anderem Wild oder das glutvolle Gold vor grauem Silber." Sicher ein altes Stück Männervergleich I Brynhilds Vorwürfe lauteten in der Forna wie im Brünhildlied: er ist Knecht, Leibeigener (jrcell, man). Die Ths. verallgemeinert das im Hinblick auf die Jugendgeschichte, die sie mitgeteilt hat, während die Vs. spezialisiert: Knecht König Hjalpreks. Noch unauslöschlicher hat sich dem Gedächtnis der Sänger vieler Jahrhunderte ein Wort aus der Replik Krimhilds eingeprägt: „Sigfrid war dein e r s t e r M a n n ! " So sagt die Fassung A des NL Str. 800: S c h n e i d e r , Deutsche Heldensage.

12

178

HVÖT.

Du h&st dich gerüemet du wärst ir erster man (es sind Worte Gunthers an Sigfrid, also aus dem alten Verband gelöst). Die Vs. gibt die Forna wieder: hann er jrinn fruvwerr (28, 11), auch die Meiri hatte den Ausdruck, der Vs. 27, 73 wiederklingt (dort, wo aus dem Vorwurf endlich Wahrheit geworden ist). Die Ths. bringt eine kleine Verschiebung: Grimhild richtet an Brynhild die Frage, wer denn ihr frumverr gewesen sei (260, 12). Allerdings ist der Pfeil in allen nordischen Berichten abgestumpft. Das Alte bietet sicher das NL in der glänzenden Formulierung: mannes kebese — du bist ja die Kebse d i e s e s L e i b e i g e n e n gewesenI Das war sicher der letzte Trumpf: die Steigerung des frumoerr. Krimhilds Beweisstück ist in a l l e n Fassungen der Ring, den Sigfrid von Brünhild gewonnen und ihr gegeben hat. An einen Raub denken nur die Quellen, die einen Kampf um das Magdtum kennen. Brünhild ist die Besiegte: sie weint und läßt Krimhild den Vortritt, NL 843; sie geht schweigend ab, Vs. 28, 16 und Ths. 261, 16. Sie ist unfroelich (NL 852), ükdt (Vs. 28, 17), aüüglod (Ths. 263, 19). Es folgt allenthalben die Szene der Aufreizung. Brynhild erhebt also den Vorwurf gegen Sigfrid: er hat sich gerühmt (Ths. und NL, d. h. im Brünhildlied: v o r a l l e n L e u t e n ) sie in Besitz genommen zu haben (NL 855 Hat er sichs gerüemet daz sol er hosten län). Ganz bestimmt und wörtlich übereinstimmend lautet der Vorwurf Ths. 262, 9: Sigurdr ... hefir sagt sinnt kono Grimildi allt ... j>at sama fartsi Grimildr mer i brigzli — und Vs. 29, 150, kann hefir }ai all sagt Gufrünu, en hon brigzlar mir. Die vermeinte Schuld gegen Gunther ist ja hier und dort verschieden: im NL und in den nordischen Quellen gerät Sigfrid in Verdacht, Brünhild berührt zu haben; im älteren Brünhildlied konnte es sich nur um den Bruch des Schweigegebotes handeln, und der liegt ja zweifellos vor. Der Norden entlastet seinen Helden moralisch vollkommen; die Ths. läßt den Vorwurf zur Wahrheit werden, das NL hält die Mitte: Sigfrid ist zwar schuldlos, hat aber geplaudert. Brünhilds Psychologie ist in einer Hinsicht überall die gleiche: Sie hat jetzt erst erfahren, daß Sigfrid an Gunthers Stelle getreten war; ihr Groll richtet sich aber nicht gegen diesen, sondern gegen Sigfrid, eben weil sie glaubt, er habe sich g e r ü h m t ,

179

HVÖT.

sie in besitz genommen zu haben. Auch wo sie w e i ß , daß das Unwahrheit ist (im NL kann sie es nicht wissen I), tut sie nichts, sich von dem Vorwurf zu reinigen* ja, sie nimmt ihn auf, um Gunther zur Rache zu entflammen (s. namentlich Vs. 29, Endel). Man sollte meinen, ihr erster Impuls gehe dahin, den jämmerlich erfundenen Gatten zu verlassen. Zu einem Ausbruch der Verachtung kommt es aber nur in der Meiri (Vs. 29, 21 f. — während in der ganz eigene Wege gehenden Skamma Gunthers männliche Tüchtigkeit eigens anerkannt wird). Doch wohl schon in der Forna weigert sie Gunther einstweilen die Bettgenossenschaft; das wird in der Skamma zum Hauptmotiv und aus N L A 797 (wieder hat A das alte!) ist es auch deutlich herauszuhören. Der Eidbruch, der in der Forna Str. 2 so emphatisch als Sigfrids Hauptverbrechen hervorgehoben wird, erhält auch in der Ths. großen Nachdruck, freilich in Brynhilds, nicht wie dort in Gunthers Mund (262, 9): Sigurd hat die vertraulichen Abmachungen gebrochen. Auch das sicher eine alte Wendung, die im NL umgebogen wurde: Sigfrid muß da einen Reinigungseid schwören. Noch ein Moment der Hvöt ist als alt zu erwägen: Brynhild fordert mit Sigurds Tod zugleich den seines jungen Söhnchens: „AI eigi upp ulfhvelpinn" (Skamma 12, Vs. 30, 7). Sagte einmal Hagen etwas ähnliches und klingt das in seinem Wort wieder: trSul wir gouche ziehen?" Es wäre dann ein Mißverständnis der alten Prägung. Die Wirkung der Hvöt auf Gunther: Er ist traurig (Sk. 13, Vs. 30, 8, NL 870). Aber Brünhilds Wille vermag alles über ihn und der Mordrat beginnt. Brünhild als intellektuelle Urheberin wird immer von den Gegnern des Planes scharf unterstrichen (Brot 3, Sk. 19, NL 1010). Das Für und Wider ähnelt sich allenthalben. D a f ü r spricht 1. Sigfrids Schuld: er hat der Königin das Magdtum genommen (das R ü h m e n ist für die Fernstehenden nicht so wichtig wie für Brünhild). 2. Durch seinen Tod können sich die Burgunden sehr bereichern. D a g e g e n : 1. Die Burgunden haben Eide mit ihm getauscht. 2. Seine große Kraft wird den Mord schwierig machen. Jeweils ein idealer und ein realer Gesichtspunkt. Das Magdtummotiv sprach die Meiri deutlich aus, Vs. 30, 32: „Das ist eine vollgültige Todesursache, daß er Brynhild das Magdtum genommen hat." Noch bündiger und trotz ihrer 12»

i8o

MORDRAT.

Verschleierung noch brutaler sind Hagens Worte in ihrem jetzigen Sinn: „Sul utir gouche ziehen?" Das Bereicherungsmotiv ist alt und wohlbezeugt, namentlich zum Neidmotiv umgebogen: Sigfrids Tod verhindert ein Überhandnehmen seiner Macht. Das spricht Brynhild in der Forna Str. 8 f., deutlich aus. Im SL begründet die Eifersucht der burgundischen Brüder Sigfrids Ermordung, das NL 870 läßt Hagen aussprechen: ,,ob Sifrit niht enlebete, so wurde im (Gunther) untert&n vil der künege lande". Umgewandt begegnet das Motiv in der Skamma 18 und in der Meiri nach Sigfrids Tod (Vs. 30, 90): welche Einbuße für die Burgunden, wenn sie Sigfrids Hilfe nicht mehr haben I Schief wäre es freilich, das Neid- und Bereicherungsmotiv dahin zu übertreiben, daß man behauptete: Sigfrid muß sterben seines Schatzes wegen. Auf den Goldbesitz Sigfrids zielen ein paar verstreute Äußerungen Hagens im NL, dann Skamma 16. Aber es wird nur einmal in einer späteren Quelle klipp und klar ausgesprochen, daß die Burgunden Sigfrid um des Hortes willen ermordet haben: Guör. I, 21. Die Blutsbrüdereide gehören nur der Edda an, weshalb ja auch nur dort der Ausweg nötig ist, den seitab stehenden Gutthorm beizuziehen. Die Art, wie das geschieht, kennzeichnet am besten die Schwierigkeit der Ermordung. Sie wird, NL 872 und Ths. 265, 15, von Gunther und Hagen knapp hervorgehoben. In der Meiri scheint es nach Vs. 30, 34 einer Überredungsszene bedurft zu haben, und in den zauberischen Vorbereittingen zu der Tat, durch die der Mörder gestärkt werden soll, treffen sich Forna (4) und Meiri (Vs. Str. 26). Die Bestechung des Mörders durch Gold kennt die Ths. 265, 13. Der Hagen des Liedes steht zu hoch, doch ist ihm ja Goldgier nicht fremd (seine besondere Vertrautheit Brynhilds mit Hagen enthielt nur das deutsche Lied NL 873 f., Ths. 265, 9). Der Motivkomplex: Sigfrids Tod ist von Heusler eingehend untersucht worden. Er wird in zwei Fassungen erzählt: Waldtod oder Bettod. Jener in allen deutschen Quellen (NL, Ths., SL) und in der Forna; dieser in der Skamma und, wie wir annehmen, in der Meiri. Nach Ths. wird der Tote aber in Krimhilds Bett geworfen, was im NL abgemildert, aber nicht entfernt ist. Man sieht darin eine Mischform zwischen der alten und der neuen nordischen Auffassung; diese selbst ist

SIGFRIDS

TOD.

l8l

vermutlich isländischer Sagentradition entwachsen. Eine andere Mischung scheint in der Guör. II vorzuliegen: Sigurd ist im Walde ermordet worden, aber der Mörder Gutthorm bleibt am Platze. Der Sigfrid des NL führt noch mit halber Kraft gegen den Mörder einen Schlag, der hier also tötlich wird. Das Schweigen der Ths. läßt das Alter des Motivs im Dunkeln. — Die dritte Todesart, die die Prosa nach der Forna andeutet: beim Ritt zum Thing — ist von Neckel als Mißverständnis eines späteren Redaktors erkannt. Das Deutschland des 12. und 13. Jahrhunderts hat für die Ausgestaltung der Mordtat ebensoviel und Verschiedenes beigesteuert wie das Island des 11. und 12. Jahrhunderts. Altes ist bei dem Lakonismus der Forna ein für allemal verloren. Gemeinsam ist die Rede des Sterbenden, deren Hauptmotiv: „hätte ich mein Schwert gehabt, Euer viele hätten nicht mit mir fertig werden können!" ja noch dem Färing aus dem deutschen Brünhildlied im Ohr haften blieb. Seltsam, daß die Vs., die sonst hier die Skamma ausschreibt, 30, 74 dasselbe Motiv hat; es sind nicht wohl ererbte Töne aus der älteren Dichtung, sondern junge Einschaltungen aus der Ths., gleich dem danebenstehenden Ebermotiv. Vergleichsmöglichkeiten bietet erst wieder die folgende Szene. Sie hat im Nordischen ein doppeltes Gesicht: Triumph Brynhilds, Klage Guöruns. Die Forna stellt beides in eindrucksvoller Weise nebeneinander. D a s scheint ein alter Zug, daß Hagen bei dem Gespräch mit der Schwester Wortführer ist. Ihr Fluch gilt aber hier Gunnar. Diese Auseinandersetzung mit dem Bruder ist in der Skamma geschwunden, in der Meiri kraftlos geworden (Vs. 30, 90), in der Ths. wahrt sie die alte Schärfe, im NL ist sie in den Mittelpunkt gerückt und hat die Szenen Brünhilds ganz verschlungen. Da fallen Krimhild sogar die Worte zu, die nach der Skamma 27 der sterbende Sigurd sprach: „Brünhild ist an allem SchuldI" (NL 1010). Die nordischen Quellen allesamt haben dann noch einen großen Zusatz: Ihre Brynhild hat ja Sigurd verleumdet, jetzt muß sie die Maske fallen lassen. Gunnar erfährt, daß er einen Unschuldigen getötet hat. In der Ths. ist er das nicht, im NL ist nach dem Reinigungseid die Schuldfrage ausgeschaltet., Brynhilds großartiger Abgang hängt an dieser Voraussetzung, ihr Tod ist der notwendige Schlußstein. Im deutschen Brün-

182

ZWEITE

SAGENSCHICHT.

hildlied hatte sie nichts zu enthüllen und nichts zu bereuen. Seinen Schluß kennen wir nicht; es gibt aber doch zu denken, daß NL, Klage, Ths. alle gleichmäßig annehmen, die Heldin habe noch eine Reihe von Jahren gelebt. An verborgenen Stellen der nordischen Dichtung finden sich noch zwei Parallelen zu deutschen Zügen. Das verlorene Traumlied der Edda ließ die junge Guörun, die Sigurd noch gar nicht kannte, ihren künftigen Gatten und ihr künftiges Los im Traum sehen; der Geliebte erschien in Tiergestalt und wurde getötet. Eine traumkundige Vertraute, hier Brynhild, deutet aus. Das erinnert der Idee, nicht der Ausführung nach, an den Krimhildentraum des Liedes. — Der Nornagest^attr erzählt Kap. 7, Sigurd habe in Dänemark Krieg geführt: Sigurd Hring habe Zins von den Gjurkisöhnen verlangt; auf ihre Bitte habe Sigurd den Kampf aufgenommen und eine siegreiche Schlacht geschlagen. Man denkt an den Dänen = Sachsenkrieg des Liedes. Die Jugend der Quelle macht die Frage besonders brennend, wie denn diese Berührungen zu erklären sind, die doch unmöglich auf alte Verwandtschaft zurückführen; und ist sie schon einmal gestellt, so wird es nötig, das gesamte Vergleichsmaterial auf Alter und kritischen Wert der Übereinstimmungen durchzuprüfen. Mit dieser Frage zu beginnen und gleich reinlich zu scheiden: Übereinstimmungen mit der ältesten Schicht oder mit jüngeren nordischen Dichtungen — daran hinderte uns die Zertrümmerung des alten Sigurdliedes. Seit Edzardi ist es üblich, von einer „zweiten Sagenschicht" zu sprechen, die nach dem Norden drang; Neckel, der dem Problem viel klärende Aufmerksamkeit zuwendet, hat dies erweitert: Sagenaustausch zwischen den Völkern. Wir trachten danach,die Einwirkungen von Denkmal zu Denkmal herauszufinden. Folgende nordischen Züge hat man der „zweiten Einwanderungsschicht" zugerechnet: Guöruns Träume, Sigurds Eintreffen in Worms, seinen Aufenthalt dort, sein längeres Werben um Guörun; den Sachsenkrieg; Sigurds Wegkenntnis. Die Doppelhochzeit (nur Gripisspd), das Söhnchen Sigmund, Brynhilds Trauer vor dem Konflikt, Gunnars verächtliche Zeichnung, die Furcht von Sigfrids Gattin vor seinem Tod (Vs. 29, 69 zu Nib. 918). Schließlich in der Todesszene die Worte Vs. 30, 74—78.

NORDISCHE

ZÜGE

IM

BRÜNHILDLIED.

183

An Berührungen, die nicht auf die älteste Schicht zurückgehen, rechnen wir hinzu: Brynhild als Schildmaid, die Vorverlobung und die durchschimmernde Neigung Brünhilds; der Mörder wird durch Gold gewonnen; die Leiche im Bett. Neckel und nach ihm andere glaubten, in der Mein eine Reihe von sekundären deutschen Zügen nachweisen zu können; sie wäre Haupt Vertreterin der zweiten Einwanderungsschicht. Die Ansicht ist, glaube ich, nicht haltbar. Teils sind die Berührungen belanglos, teils ist die Annahme eines zweiten deutschen Imports zur Erklärung unzureichend. Überdem will Neckel manches in der Meiri finden, dessen direktes Gegenteil bezeugt ist: z. B. die Doppelhochzeit. Man muß die Dinge nach einer anderen Seite wenden. Erinnern wir uns der Schwierigkeiten, die dem Dichter des NL aus seinem vorgeformten Stoffe erwachsen sind. Die eine davon, das Leibeigenschaftsmotiv, ist uraltes Gemeingut. Die andere, die ihn noch mehr peinigt, ist die Motivkette: frühere Bekanntschaft zwischen Brünhild und Sigfrid, ihre Enttäuschung über die Werbung Gunthers, der Zorn beim Anblick des glücklichen Paares. Züge, die einem selbst ständig in Verlegenheit setzen, e r f i n d e t man nicht; m a n k a n n s i e nur als halbverstandenes Überbleibsel mits c h l e p p e n . Das B r ü n h i l d l i e d war da sicherlich auch schon reichlich unklar. Das Motiv der früheren Bekanntschaft, ja Neigung ist ihm nicht organisch erwachsen, sondern von außen zugeflossen. Ferner: Brünhild ist Amazone; ein Hauptgrund f ü r den NLdichter, sie unheimlich und unsympathisch zu finden. Eine Gestalt der Art ist der deutschen Heldendichtung sonst fremd (Bride und Camilla kommen f ü r das Lied schwerlich schon in Betracht.) Im Norden ist die Schildmaid eine beliebte Romanfigur; die deutsche Wettkämpferin und die nordische Halbwalküre dürfen nicht voneinander getrennt werden. Hier ist die Ursprungsfrage doch wohl klar. Und so läßt sich weiter schließen: ist das Verhältnis dieser Schlachtjungfrau zu Sigfrid in Deutschland rätselhaft und halb verblaßt, im Norden klar und eindeutig: verlobt und verlassen — dann kann kein Zweifel sein, d a ß der Norden auch hier auf den Süden abgefärbt hat. Das deutsche Brünhildlied hat Züge aus einem nordischen in sich aufgenommen. Verlangt man d a f ü r eine äußere Gewähr, so kann sie das NL leisten: Brün-

184

M E I R I UND

BRÜNBILDLIED.

hild ist in I s l a n d zu Hause. Das beweist: Der Dichter hatte sogar noch das deutliche Bewußtsein, daß die Gestalt in ihren Hauptzügen aus dem hohen Norden herübergewandert war. Zwei weitere Züge werden dann wohl auch vom Norden eingedrungen sein. Gleichfalls einen geographischen Anhalt gibt der Dänenkrieg. Die Meiri erzählte von gemeinsamen Heerfahrten der Gjukungen und Sigurds und von dem Sieg über den Dänenkönig (Vs. 26, 56 und 29, 86). Das Zeugnis des Nornagest lehrt uns, daß beide Stellen zusammen zu nehmen sind: Sigurd siegte für die Gjukungen oder mit den Gjurkungen über den Dänen. Es war absurd, hier den W e g von Süd nach Nord anzunehmen, wo doch die Eddalieder sonst voller Beziehungen zu Dänemark stecken! — Schließlich der Bettod: die Mischform des Brünhildlieds wird durch unsere Annahme ohne weiteres deutlich. Man mag auch den Judaslohn des Mörders hierher zählen. Die angeblich mit deutschen Beziehungen durchsetzte Meiri ist also in Wahrheit eine Quelle für das Brünhildlied gewesen; nur sie kommt, der Vorverlobung wegen, in Betracht. Tief geht der Einfluß nicht, die schwierige Vorverlobungsfrage ist dem Deutschen nicht klar geworden. Man denkt am besten an ein einmaliges Mitanhören des isländischen Liedes durch einen deutschen Dichter. Wer das zu unwahrscheinlich findet, der sehe zu, ob die anderen Fortpflanzungstatsachen auf dem Gebiet der mündlichen Heldendichtung wahrscheinlicher sind, mit denen wir ohne Bedenken rechnen. Der Zufall, der diese Mischung von Meiri und älterem Brünhildlied zustande brachte, ist wohl zu trennen von dem, der im Brinhildtattur eine Darstellung nach der Meiri mit Brünhildliedbestandteilen ausputzte. Ein Rest bleibt freilich. Die Richtving Süd—Nord ist die natürliche, und wir werden nicht den Fehler machen, alles in die Meiri hinein zu interpretieren. Die Träume Guöruns sind den gleichen Weg gezogen wie die der Frauen in Atlamal und der Name Grimhild. Die sonstigen Motive besagen nicht viel. Die Züge, die unser Bild von der UrÜberlieferung stören könnten, sind damit beseitigt; es ist gut, zu wissen, daß weder die Schlachtjungfrau, noch die verliebte Brünhild der frühe-

ÄLTESTES

BRÜNHILDLIED.

185

sten Darstellung angehört haben. Der feinere Zug des „Nichtgönnens" ist dadurch nicht ausgewiesen; bei dem ist ein guter Teil Ehrgeiz und Selbstbewußtsein im Spiele. Die Forna gibt wohl in beiden die richtigen Maßstäbe in die Hand. Dennoch werden wir uns hüten, sie mit dem Urlied von Brünhild zu verwechseln, das einst aus Deutschland nach dem Norden drang. Unverkennbare Neuerungen liegen in der Verknüpfung Brynhilds mit Atli und in der engen Verbindung mit den Nachbarteilen des Nibelungenzyklus: der Inhalt eines Drachenliedes mit Fafnir, Gram und Grani ist als bekannt vorausgesetzt, die Burgundenkatastrophe bereits in engem ursächlichen Zusammenhang mit Sigfrids Tod gebracht; freilich in ganz anderen, als wir aus dem NL gewöhnt sind. Das alles wäre zu streichen. Den sicheren Grundbestand sehen wir in den 21/2 Strophen des Mordrats und in der Auseinandersetzung Guöruns mit ihren Brüdern (6, 7, 11), wobei, wie Polak bemerkt, die Rolle Hagens nach dem Mord noch nach der deutschen Quelle schmeckt. Man beachte den scharfen Fluch auf Gunnar, den junge Darstellungen geflissentlich mildem I Endlich die Tatsache des Waldtods. Der Lakonismus in dessen Darstellung wird freilich auf jüngerer Streichung oder Verlust beruhen. — Polaks Zweiteilung: Waldtod in der Hortsage, Bettod in der Werbungssage, ist geistreich, aber nicht überzeugend. Die zwei Hauptprobleme, die sich an die Forna knüpfen, bieten Freierprobe und Beilager. Sind sie ursprünglich oder nordische Neuerung? Wir sahen schon, der ganze Schlußabschnitt der Forna, das Bekenntnis Brynhilds und schließlich ihr Tod hängen damit zusammen. Leugnen wir die Ursprünglichkeit, dann ist uns der Einblick in die deutsche Urgestalt des Gedichtes ein für allemal verwehrt, und von den 20 Strophen des Brot bliebe kaum ein Drittel übrig. Ich sehe keinen Grund zur Verneinung. Die deutschen Darstellungen sind aussichtslose Konkurrenten: die Ths. liefert nur den rohen Meydömraub, das NL ringt mühselig mit den zauberischen Bestandteilen der Vorlage und den Gesetzen der Delikatesse. Ein Urlied könnte höchstens etwas ganz anderes gebracht haben als die Forna und das NL. In jener ist alles klar und folgerichtig und vereinbar mit den Angaben des Kronzeugen, der Sennaszene. Gefühlsmäßig hat man öfter

i86

ENTSTEHUNG

DER

BRÜNHILDSAGE.

(zuletzt F. R. Schröder) die Kampfspiele des NL als das Älteste bezeichnet. Aber man muß beachten, daß die Stellvertretung sich von ihnen aus ganz besonders schwer begreift und deshalb auch der Weg zur Senna sehr weit ist. Vermutlich dürfen wir also glauben, daß Flammenwall und trennendes Schwert von jeher zu Brünhilds Geschichte gehörten. Heusler lehnt mit Grund einen verwickeiteren Stammbaum unserer Fabel ab. An einer Stelle denkt er ihn sich freilich zu einfach; nordischen Einfluß erkennt er nicht an, erwägt nur zögernd ein zweites Brünhildlied als Quelle für den Epiker. Aber im Ganzen wird die großartig einfache Entwicklungsgeschichte auf Wahrheit beruhen, die er dem Brünhildstoff zuschreibt. Man gerät auf unwegsames und schlüpfriges Gelände, wenn man versucht, über die festgefügte Liedfabel zurückzugelangen und für sie die Ursprungsfrage zu lösen. Kennzeichnend, daß die Nibelungenforschung zu jeder Zeit gerade auf diesem Gebiet am liebsten ihre Lorbeeren gesucht — und am meisten Dornen geerntet hat 1 Die „Entstehung" der Brünhildsage oder der Geschichte von Sigfrids Tod interessierte vor allem. Auf drei Wegen suchte man Aufschluß: Man knüpfte die Fabel an Mythus, Geschichte, Märchen. Die erste Theorie fiel in dem Augenblick, wo der Glaube an die alte Einheit der Sigfridbiographie geschwunden war. Die zweite ist sehr alt, fast könnte man sagen: man hat begonnen, Heldensagenforschung zu treiben, indem man für Sigfrid ein historisches Vorbild suchte. Gottsched hat sich darüber in einer Schrift geäußert, die die Jahreszahl 1752 trägt. Zur Zeit der Romantik wärmte man die Argumente auf: 1814 schrieb Göttling „Über das Geschichtliche im Nibelungenlied". Auch der Historiker Giesebrecht wandelte auf solchen Pfaden. Seitdem wird ein- bis zweimal in jedem Jahrzehnt ein neuer Vorstoß in dieser Richtung unternommen. Des meisten Anhangs erfreut sich der Ripuarier Sigibert II, der eine von den Zeitgenossen in romantischem Licht gesehene Werbefahrt um die Königstochter Brünhild von Spanien unternommen hat. Als Königin geriet diese Brünhild mit der Schwägerin Fredegund in Streit, und deren Ränken fiel Siegbert zum Opfer. Brünhild vermählte sich wieder und ließ die Hauptschuldigen auf der Jagd ermorden. Die Analogie hat einmal die Mißlich-

Merowingisches.

187

keit, daß sie den dritten Teil des Nibelungenkomplexes mit umfaßt, dann: daß wohl eine Brünhild vorwaltet, aber in einer Rolle, wie sie in der Dichtung Krimhild hat. Gottscheds Sigbert hat vor dem Zweiten des Namens den Vorzug, daß er selbst auf der Jagd ermordet wurde. Und so ist es überhaupt: an Stelle e i n e s triftigen Nachweises haben wir viele, die in mancher Einzelheit recht gut zu stimmen scheinen, sich aber gegenseitig entwerten. Doch wird sich s o viel sagen lassen: Die Namen Sig — (der zweite Bestandteil ist ja unfest) und Brünhild treten in der Merovingergeschichte mehr als einmal auf; Zwist zwischen versippten Frauen, Ränke macht- und rachgieriger Weiber, die ihre schwachen Gatten lenken, hinterlistige Überfälle und Meuchelmorde, gerade auf der Jagd, sind in dem Frankreich der Merovingerzeit öfter bezeugt. So wie in der Sigfrid-Brünhildfabel ging es damals zu, es weht in ihr merovingische Luft. Spezielle Beziehungen sind abzulehnen. Mit auch deshalb, weil nirgends auch nur mit der geringsten Wahrscheinlichkeit eine Identifizierung H a g e n s versucht werden konnte. Diesem vor allem suchte man deshalb von einer anderen Seite beizukommen und wähnte ihn im Märchen beheimatet. Zwar hat Panzer, der die beiden ersten Teile der Nibelungensage auf Märchen zurückführen wollte, auch wieder mit Hagen merkwürdig wenig anzufangen gewußt. Seine Märchenformel hat für ihn keinen Platz. Aber seine Hypothese dürfte wohl überhaupt für erledigt gelten, seit Löwis gezeigt hat, daß die russischen Märchen des „Brautwerbertypus" umgekehrt auf einem deutschen Heldenlied beruhen, das er sich um 1200 von Niederdeutschland nach Rußland verpflanzt denkt. Von der Notwendigkeit, „Rückwirkungen" dieser Märchen auf Deutschland anzunehmen, die Löwis selbst, vor ihm Sydow und gar Neckel annehmen, habe ich mich nicht überzeugen können, worin ich mich mit F. R. Schröder treffe. Dieser eine gönnt Hagen mehr Beachtung und meint, die Quelle für die Werbungssage sei das Märchen von dem dankbaren Toten; Hagen, der totenbleiche, statt Sigfrids der ursprüngliche Helfer. (Totenbleich ist der Meiri auch Gunnarl) Führen oft gut passende Märchenanalogien zu nichts, so sind sie erst recht abzuweisen, wenn man die Fabel erst auf den Kopf stellen muß, damit sich Ähnlichkeiten einfinden. Selten war wohl eine

i88

MÄRCHENFORSCHUNG.

„Erklärung" von Sigfrids Tod so anspruchslos wie hier: Etzel war als Krimhilds zweiter Gatte bekannt, also mußte der erste beiseite gebracht werden. Wir fragen im E m s t : was hat die Märchenforschung unserer Brünhildsage für Erhellung gebracht ? Die Antwort ist durchaus unbefriedigend. Ihr erster Teil enthält eine ausgesprochen märchenhafte Kernsituation: Die freierspröde Jungfrau hinter dem Flammenwall. Wir werden jene Methode nicht schelten, daß sie sie uns nicht zu enträtseln vermochte. Wissen wir doch selbst nicht, in welcher Richtung die Enträtselung zu suchen ist; wir fühlen nur: die Brautfahrt durch den Flammenwall ist alt, der Flammenwall als willkürliche Maschinerie ein späterer Mißbrauch. Aber d a s war zu verlangen, daß die Forscher dieser Richtung das Älteste respektierten, und nicht das ausschalteten, was nicht in ihren Märchenkram paßte; nordische Neuerungen wie die Erweckungsfabel oder gar der Glasberg der Ballade weisen sich durch Märchenanalogien allein noch nicht als das Echte aus. Vergessen wir aber nicht den e i n e n guten Dienst, den die Märchenforschung hier geleistet hat: sie brachte die Erklärung für die Szene zwischen Hagen und Krimhild vor der Mordjagd. Wir haben sie bisher gleich dem ganzen Unverwundbarkeitsmotiv nur flüchtig gestreift und handeln darüber später unter „Verschmelzungsprobleme". Hier machen wir uns nur den Nachweis Panzers zunutze, daß Motiv und Szene im „Märchen vom gebundenen Leben" gute Analogien finden. Ein fester Erzähltypus schon des Mittelalters besagt: das Leben eines Menschen hängt an einem Geheimnis; er ist nur auf eine Art oder auf einer Stelle zu töten. Dieses Geheimnis wird verraten, und wir kennen Fälle, wo dies durch arglose Vertrauensseligkeit einer Person geschieht, der dieses Leben über alles teuer ist. Nahe Parallelen bieten die Geschichte Simsons in der Bibel, Baldrs in der Edda. Krimhilds törichtes Zutrauen zu dem hinterlistigen Aushorcher Hagen ist ein junger Anwuchs an die Brünhildgeschichte auf Grund einer Assoziation, die sich bei einem Dichter einstellte, als er sich anschickte, von Sigfrids Ermordung zu erzählen. Es war doch wohl erst der Nibelungendichter selbst, der die überlieferte Szene Brünhild-Hagen so umgestaltete. Wenn nach späteren Fassungen (dänische Ballade) Sigurd n u r durch sein

DAS

eigenes

GEBUNDENE

189

LEBEN.

Schwert getötet werden kann, so setzte sich unab-

hängig eine andere Gestalt dieses Märchentypus an, die auf höheres Alter keinen Anspruch Märchen, d. h. die

hat.

Übereinstimmung

Jede Theorie, der das mit

einem heute

be-

kannten Märchen, als Kriterium des Älteren und Ältesten gilt, verschiebt

die

Grundsätze

unbefangener

Quellenkritik

und

muß abgewehrt werden. Einmündung in einen herkömmlichen Erzähltypus, Abbiegung nach seinem Muster, Anhäufung von stereotypen Motivfolgen: das sind die Erscheinungen in der Sagenentwicklung, über die wir uns durch die

Märchenfor-

schung gern unterrichten lassen. D i e Burgunden: H e u s l e r , Brünhildlied passim (Hagens Abstammung S. 54 f f . D i e verschiedenen Hypothesen über den Vater stellt zuletzt zusammen S c h r ö d e r [s. u.] S. 28 A.). — E i n Versuch, das Eindringen des Namens Guörun in die burgundische Dynastie zu erklären: U s s i n g S. 149. — H e m p e l S. 145 f f . — S i g f r i d s T o d : P o 1 a k S. 130 f f . H e u s l e r , N ib.-Sage S. 253 f f . — Sigurds Mörder: Nach U s s i n g S. 127 wären in Forna a l l e drei Brüder die Mörder. Die Stelle Hamöismal 6 f. p f l e g t gewöhnlich so gedeutet zu werden, als ob Högni und Gunnar Sigurd ermordet hätten; im Brinhildtattur ist das sicher die Vorstellung, und in der dänischen Ballade tötet ihn H a f v e r allein. Die Balladen vereinfachen das Personal, daher Gutthorms Verschwinden. Die übrigen scheinbaren Ungleichheiten erklären sich daraus, d a ß die intellektuellen Mörder dem tatsächlichen gleichzuachten sind. Diese Vorstellung liegt ja von Anfang an der bayrischen Sagengestalt des Burgundenuntergangs zugrunde. — Zweite deutsche Sagenschicht: E d z a r d i Germ. 29, 86. N e c k e 1 , Beiträge S. 190 f f . (S. 217: „ N ö r d l i c h e Ausstrahlungen der ritterlichen Sagendichtung".) — Deutsche Züge der Meiri: N e c k e l , Z f d P h . 39, 322 f f . — Krimhilds Sorge um S i g f r i d in der Vs.: P a n z e r , Sigfrid. S. 264. — Alter der Kampfspiele: H e m p e l S . 201. Anders F. R. S c h r ö d e r , Mogkfestschrift S. 594. — Mythische Erklärung: Literatur bei S y m o n s , Gdr. I I I , 6 5 4 f f . — Historisch: G o t t s c h e d , De temporibus Teutonicorum vatum mythicis 1751. — G ö t t l i n g , Das Geschichtliche im Nibelungenlied 1814. — G i e s e b r e c h t v. d. Hagens Germania I I , 203. — H o l z , Sagenkreis S. 7 0 f f . — S c h ü t t e , Arkiv 24, 1. — D e r s , E d d a V I I I , 213 f f . — S i n g e r , P B B 42, 538. — Eine nordische V o r l a g e für Brünhild: B o e r I I I , 146. — Eine Vorlage f ü r die Senna bei P r o k o p P B B 47, 506, die übrigens von U h 1 a n d , Schriften I, 319, längst gebucht ist. — Brunihild von Spanien: H e m p e l S. 135. — Märchen: P a n z e r , Sigfrid S. 143 f f .

190

BURGÜNDENUNTERGANG.

F. R. S c h r ö d e r , russ. Märchens S.

Nibelungenstudien

Bonn 1921. (Ablehnung des

14, gegen „Rückwirkung"

S.

19; der

Tote S. 24 f f. S.s Tod S. 50.) —

Russische Märchen:

Braunefestschrift

S. 64. L ö w i s

af

in Rußland

142, Leipzig

S.

Pal.

582 f f . Das

„rumänische

Menar,

Die

1923. S c h r ö d e r ,

Sigfridmärchen"

Brünhildsage

Mogkfestschrift

Panzers ist

P B B 45, 429, Mogkfestschrift 596ff. H e m p e l

dankbare

Heusler,

erledigt.

S. 128.

BURGUNDENUNTERGANG.

Ein ganz anderes Bild als bei Sigfrids Todl Die Tradition spaltet sich in zwei Äste, die völlig auseinanderstreben, und der Eindruck dieser Verschiedenheit ist so stark, daß einige Forscher die Identität von nordischer und deutscher Fabel leugnen konnten. Sie besteht dennoch, aber die Entwicklungsgeschichte verlief langwieriger und verwickelter, als bei den anderen Teilen unseres Komplexes. Die Aussicht, zu den älteren Gestalten durchzudringen, ist dennoch nicht ungünstig, denn im Gegensatz zu der Überlieferung der Sigfridsage ist hier wenigstens ein Denkmal leidlich erhalten, das die anderen an Altertümlichkeit um drei bis vier Jahrhunderte übertrifft und als Wegweiser dienen kann. Allerdings wird man sich auch seinen Abstand von einem Urlied noch groß genug denken müssen. Wir können nicht gleich zu diesem vorstoßen wollen, sondern müssen uns langsam zurücktasten. Fragen wir zunächst wieder nach den beteiligten Personen, so wäre eine starke Auslese unter der epischen Fülle der „Not" vorzunehmen, wenn wir von dieser den Schritt zur Liedform zurücktun wollen. Darin herrscht Übereinstimmung: Iring, Volker und Rüdeger sind Schöpfungen des Notdichters. Für R ü d e g e r fehlt der literarische und geschichtliche Anhalt. Aus der Dietrichsage stammt er nicht, die hatte wohl kaum eine Rolle für ihn; für die Einzelausstattung der Gestalt des Markgrafen lassen sich historische Analogien nachweisen, die aber sehr unbestimmt bleiben. Roethe glaubt eine Erinnerung an die peinliche Zwitterstellung der östlichen marchiones des 10. Jahrhunderts zu erkennen, Heusler denkt an eine Huldigung für die Babenberger. Nach einem bestimmten geschichtlichen Vorbild hat man umsonst vom 6. bis 12. Jahrhundert, von Österreich bis nach Spanien gesucht. Einen V o l k e r mag es vorher in der mündlichen Lieddichtung schon gegeben haben (s. S. 89); erst als Hagens Genosse erhält er

PERSONEN.

Physiognomie. I r i n g ist der einzige, der eine heldensagenmäßige Vergangenheit hat; er führte wohl einen klangvollen Namen, und nicht mehr als diesen und vielleicht einen Ansatz zum Reckenmotiv hat der Notdichter übernommen. H i 1 d e b r a n d hat sich sicherlich erst mit der epischen Verbreiterung der Fabel eingefunden. Zwei Mitwirkende führen in die Wanderzeit zurück: Blödelin und Dietrich; auch für den jungen Burgunden Giselher wird sich ein geschichtlicher Anhalt finden lassen. Blödelin, der historische Bledas, könnte aus einem alten Heldenkatalog stammen, der ihn als Bruder Attilas festhielt. Auch sein Auftreten in der Quedlinburger Chronik beweist nichts für eine alte Funktion. Giselher als Bruder des minder berühmten Gunther hatte weniger Aussicht, als Einzelname durch die Jahrhunderte zu wandern. Der Vidsiö kennt ihn, hat aber die Beziehung vergessen. So ist wahrscheinlich, daß er in einer kleinen Rolle von jeher der Liedhandlung angehört hat. Die Anwesenheit Dietrichs an Etzels Hof setzt die Ausbildung der Verbannungsfabel voraus. Wir sprechen sie den Goten des 6. Jahrhunderts ab und verweisen sie zu den Bayern des siebenten. Früher kann Dietrich nicht in die Untergangsfabel aufgenommen worden sein. Seine Rolle wird uns noch beschäftigen. E i n e Nebenperson nur teilen Nord- und Südzweig: den Boten; aber er ist sichtlich überall, wo er auftritt, neu geschaffen. Das ältere Gedicht der Edda kennt sonst nur einen Hagensohn als junge Augenblicksschöpfung. Die Atlamal führen die Frauen Högnis und Gunnars ein; wir werden sehen: in einer Rolle, die in Deutschland die Mutter hat. Dann noch mancherlei Verwandtschaft, vor allem den rätselhaften Hagensohn Niflung; schließlich, einer Andeutung des alten Gedichts folgend, die groteske Episodengestalt des Hjalli. Wir vervollständigen die Personenschau, wenn wir den ersten gemeinsamen Auftritt aller Fassungen betrachten: die Beratungsszene, die der Ladung nach Hunnenland folgt. Die Entwicklung der Hagengestalt wird sich dabei offenbaren. Die Szene ist nach der Gesamtheit der Quellen zu gliedern: i. Ladung und Verlockung durch Angebote; 2. Hagen, der Warner; 3. Die Warnungsträume. Die Lockung durch Reichtümer und weite Landstrecken ist in der Atlakviöa 4 und 5 besonders

192

L A D U N G UND

WARNUNG.

herausgearbeitet. Soll Str. 5 eine Umschreibung für das ganze Hunnenland sein, dann bestände unmittelbare Beziehung zu dem Motiv der Ths.: Attila verspricht den Burgunden die Herrschaft über sein Land. Dies findet sich ja auch in der Vs.; aber leider so genau stimmend, daß der Gedanke einer Anleihe bei der Ths. nicht von der Hand zu weisen ist. Schließlich wird Atlamal 13 ganz ausdrücklich von den Schätzen gesprochen, die die Burgunden zu Atli locken. Das Ergebnis der Lockung ist freilich verschieden: Gunnar in Atlakviöa weist stolz jede Bereicherung a b ; er ist selbst mächtig und vermögend genug. In der Ths. vernimmt er das Anerbieten mit Genugtuung, und es ist für seinen Entschluß zur Reise mitbestimmend (282, 12). Auch in Atlamal tut es, wie wir sehen werden, seine Wirkung. Dem N L ist es zu unvomehm. Die Haltung der älteren Not ist unbestimmt; der Zug der Ths. könnte aus der Nebenquelle stammen. In der Atlakviöa also zieht Gunnar aus Heroismus, in Atlamal aus Geldgier, in der Ths. aus Herrschsucht, im N L aus Leichtsinn. Überall aber muß sich zuvor Hagen geäußert haben. Hagen hat hier von jeher die Rolle des Wamers gespielt. Er wird Akv. 8 nachdenklich gemacht durch das Wolfshaar, das die Schwester um den Ring gewunden hat und knüpft daran die berühmte Warnung: „Wölfisch wird der Weg uns zur Wohnung Atlis." Ein seltsamer Zusammenklang zweier junger Denkmäler: Am. und Ths. haben hier den Ausdruck vitr, klug für die warnende wie für die ladende Schwester, der Am.dichter lobt sie wegen ihrer Sorge um die Brüder (Str. 3), Hagen warnt vor ihrer Verschlagenheit (282, 3). Vielleicht spricht hier das sächsische Lied. In Am. warnt Hagen nicht. Atlakviöa und Saga stimmen zusammen in dem Hauptinhalt seiner Warnung: Aus dem Hunnenland gibt es keine Rückkehr. Der Gunnar des norwegischen Lieds schilt den Bruder nicht; in NL und Ths. aber ist die hochbedeutsame Szene eingeschaltet, in der Hagen der Feigheit bezichtigt wird. Sie gehört zu den aufschlußreichsten des ganzen Werkes und reicht bestimmt in die Liedstufe zurück, denn sie ist in Eckehards Waltharius verwertet. Wir erinnern uns: Gunther wirft dem Hagen seine G e b u r t vor. Die ältere Not sprach von der Mutter, dachte also an ein Kebskind; für Eckehard ist es der Vater, freilich biegt er das ganze Motiv ins Harm-

H A G E N UND

DIE

193

TRÄUME.

lose um: lediglich die Feigheit des Vaters wird Hagen vorgehalten und damit s e i n e Feigheit begründet; von einem Fleck, der an seiner Geburt haftet, ist keine Rede. Es war offenbar falsch, aus der Übereinstimmung Eckehards mit dem NL Schlüsse auf Älteres zu ziehen. Die beiden wohlgesitteten Epiker haben unabhängig Anstößiges entfernt, der Waltharius den Makel der Geburt, das NL die Beziehimg auf den Vater überhaupt; Hagen ist nicht mehr außerehelicher Halbbruder, sondern allgemein Verwandter (mäc), bei Eckehard ist selbst diese Beziehung verwischt. Aber doch nicht ganz; der Dichter straft sich anderswo selbst Lügen durch treuen Anschluß an seine Liedquelle: von Hause aus muß Hagen in naher Beziehung zum Herrscherhaus gestanden haben. Hätte sich Etzel, der sonst allenthalben Fürstenkinder anforderte, mit einem beliebigen jungen Edelknaben als Geisel zufrieden gegeben? Es bleibt dabei: Hagen w a r ursprünglich Halbbruder; man hat sich das Verhältnis bald so, bald so zurecht gelegt. Jedenfalls hatte die Scheltszene eine Stätte in d e m Burgundenlied, das Eckehards Liedvorlage beeinflußte und das spätestens im 9. Jahrhundert landläufig gewesen ist. Der Waltharius hilft aber noch einen Schritt weiter. In NL, Ths., Am. folgt eine zweite Warnung auf dem Fuße. Ihre älteste zugängliche Fassung liegt wohl in der Not vor: Warnungstraum der Mutter. Ehemals aber scheinen die beiden Warnungen vereinigt gewesen zu sein: H a g e n hatte geträumt. So ist es noch im Waltharius; Hagen warnt den König auf Grund eines Traumes (617 ff.). Es ist der Traum vom Bären, der an eines der Frauengesichte in den Am. erinnern mag. Der Auftritt ist von der Scheltszene weggerückt, aber ihre direkte Fortsetzung. Wir hätten denn also vor den epischen Fassungen diese Vorstufen: Hagen warnt auf Grund eines Traumes und wird gescholten — Hagen warnt und wird gescholten, die Mutter warnt auf Grund eines Traumes! So kam das Motiv den Am. zu. Das Epos baut die Warnungen zur systematischen Folge aus. Ob die Mutter von jeher Ute hieß ? Schröder sieht in dem Namen eine Erinnerung an Oda, die Stammutter des sächsischen Königshauses, gest. 913. Das •wäre ein terminus a quo für die neue Warnszene. Wem der träumende Hagen anstößig ist, der nehme immerS c h n e i d e r , Deutsche Heldensage.

13

194

DIE

ÜBERFAHRT.

hin an, daß auch Eckehard die zwei Warnungen schon vorgefunden und der Vereinfachung halber auf Hagen vereinigt hat. Der Norden hat die Szenen verloren, und wir begreifen nun auch, warum Högni dort Vollbruder ist: Ein Motiv in dieser Liedtradition hält sich nur, wenn eine S z e n e vorhanden ist, die es in den Mittelpunkt stellt. Das Bastardmotiv hing an der Scheltszene; anderswo im alten Lied hieß Högni wohl einfach Bruder. Die beiden Gjukungen der Atlakviöa reiten durch Wald und Heide nach Hunnenland. In den Am. rudern sie über den Fjord. In der älteren Not war Mittelpunkt der Reiseschilderung die Donauüberfahrt, und auch das sächsische Lied hat diese Erinnerung gewahrt. Alle drei Quellen kennen auch einen Unfall bei der Überfahrt: Brechen des Steuers, der Ruder, der Ruderpflöcke, Kentern des Bootes u. dgl. Danebai steht dennoch das Motiv der gewollten Zerstörung des Schiffs. Darin treffen sich Am. 37 (sie lassen das Fahrzeug treiben) und NL. Die Ths. verdunkelt wohl unter dem Einf l u ß der sächsischen Quelle. Beide Male ist es Ausdruck des Todestrotzes: sie wollen gar keine Rückkehr mehr. Vielleicht ist auch das grimme Rudern der Am. so zu fassen, das den Bruch der Pflöcke verschuldet. Die ältere Not wird hier weder aus der Ths. noch aus NL ganz klar. Die Frage: ob Verlust der älteren Fassung oder Neuerung der deutschen, ist nicht zu beantworten. Die Ungereimtheit in der „älteren Not" ist uns aufgefallen: Eckewart, Krimhilds treuer Mann, erwartet die Nibelungen an der Grenze und warnt sie! Sagen wir es gleich: Sinn hat diese Szene nur dann, wenn Krimhild ihre Brüder warnen lassen will, d. h. wenn nicht s i e die verräterische Einladung erlassen hat, sondern Etzel, und sie die Brüder vor dem Gatten retten möchte. Die Edda kennt eine andere Art Warnung: Sie gibt dem Boten jenen vielbedeutenden Ring mit (Akv.) oder eine Runenaufzeichnung. Ich vermute, daß ein sehr altes deutsches Lied den Warner Eckewart für diese Stelle erfunden hat, und daß er von hier aus erst in die Harlungensage gedrungen ist (s. S. 242). In den Am. finde ich eine deutliche Spur dieser Szene, Str. 39 in der Rede Vingis: „Fern bleibt der Vestel Gefahr bringt der Eintritt I" usw. Der Grönländer hat offenbar die konventionelle Botenfigur mit dem

SPUREN

DES

ÄLTESTEN

195

LIEDS ?

Warner vereinigt und seiner Rede dann die höhnische Wendung gegeben, die ihm den Tod bringt. Wir gedenken auch des Mannes von Jjorta, der verkümmerten Warnergestalt des sächsischen Liedes. Wieder ein Verlust auf Seite der Atlakviöa, vielleicht ein bewußter Ersatz, trotzdem die beiden Arten der Warnung sich ja nicht ausschlössen. Sehr verlockend ist auch Heuslers Einfall, ein bei der großen Umgestaltung vergessenes Wort der b r ü d e r f r e u n d l i c h e n Krimhild aus dem NL herauszulesen: 1716 sieht Krimhild von einem Fenster aus ihre Verwandten anlangen und sagt 1717: ,JVu wol mich miner vreuden ... hie bringent mine mäge vil manigen niuwen schilt und kalsperge uHze" — was ursprünglich geheißen hätte: Gott sei Dank, sie sind wenigstens bewaffnet und in größerer Zahl gekommen! In Akv. ist es ja umgekehrt: Da beklagt sie, daß sie zu so wenigen und ungerüstet erscheinen. Man könnte auch in der Szene der Vs. einen uralten Zusammenhang vermuten: Guörun tritt heraus und küßt ihre Brüder zum Empfang. Daraus konnte sich jene die Begrüßung fein abstufenden Kußszene der „Not" entwickelt haben; aber schließlich liegt hier wieder eine Ths.-Reminiszenz der Vs. vor? Am ernstlichsten zu denken gibt der Auftritt Vs. 36, 3 (wir haben ihn schon für die Am. in Anspruch genommen), wo A 1 1 i die Gjurkungen empfängt: „Seid willkommen! und gebt mir den größten Schatz, zu dem wir gekommen sind, den einst Sigurd hatte und der nun Guörun gehört." In der Tat höchst interessant: Die Hortfrage an der Stelle, wo wir sie aus NL und Ths. kennen, aber nicht wie dort aus Krimhilds, sondern aus Etzels Mund! Sollte sich in dem späten norwegischen Denkmal die Vorstufe der deutschen Fassung erhalten haben? (Das scheint Becker anzunehmen, der hier eine Lücke der Akv. voraussetzt.) Wie nahe liegt es, diese erste Erwähnung des Goldes für das älteste deutsche Burgundenlied anzufordern! Der Kampf mit den Burgunden wäre dann durch die beiden Hortfragen eingerahmt worden: Die freien, unverletzten, wohlbewaffneten Burgunden weisen Atlis Verlangen nach dem Gold zurück; dem gefesselten, waffenlosen, verwundeten letzten Burgunden wird die Frage dann wieder vorgelegt, und er verneint sie abermals. Damit hätten wir die treffliche Struktur eines ältesten Liedes aufgedeckt! Leider aber sind die Alters13*

196

DIE

KATASTROPHE.

belege nur schwach. Daß die Worte Atlis verloren gingen, ist für Akv. minder wahrscheinlich als für Atlamal. Die Situation von Akv. 15 eignet sich nicht für die Horterfragung. Statt des deutschen Urlieds könnte man auch schließlich das sächsische Lied für die Einsetzung Atlis in die erste Horterfragung verantwortlich machen; es bildete ja den goldgierigen Etzel besonders aus. Die Ths. als Quelle der Vs. ist am wenigsten wahrscheinlich; Grimhild an dieser Stelle in Atli zu verwandeln und die Antwort Gunnars zu ersinnen, das ging wohl über die Künste des Vs.-Redaktors. — Es bleibt als Gesamtergebnis: ein alter Begrüßungsauftritt zwischen Krimhild-Guörun und den Brüdern; sein Inhalt wechselt, seine Ergänzung durch eine Szene mit Etzel steht dahin. — Vielleicht ist das Gastmahl, bei dem der Konflikt ausbricht, uraltes Gemeingut; Atli in der Akv. sitzt in der Halle beim Zechen, als die Burgunden eintreten. Die Schwester eilt ihnen entgegen. Ob Atli noch einen Willkommengruß für sie hatte, sie zum Sitzen einlud und sie dann erst überfallen ließ ? Trotz aller Verschiedenheit sind die beiden Traditionsreihen bisher ziemlich einhellig verlaufen. Nunmehr, beim Beginn der eigentlichen Burgundenkatastrophe, teilen sie sich endgültig. Dabei ist die Zahl der noch übereinstimmenden Motive gar nicht so sehr gering; nur sind sie verschoben, umgebogen, ihres alten Sinnes beraubt. Deutschland und der Norden erzählen gleichmäßig: Die Burgunden wehren sich heldenhaft gegen die Übermacht, Gunther wird vor Hagen gefangen genommen, beide werden in Einzelgewahrsam gebracht. Keiner von ihnen stirbt den Schlachtentod, sie werden in der Gefangenschaft umgebracht. Krimhild verstreut den hunnischen Königsschatz, zündet die Königshalle an, tötet ihre Kinder. Schließlich eine Szene: der letzte Burgunde wird nach dem Hort gefragt, verweigert die Herausgabe und wird zum Tode geführt. Dieser Auftritt, seltsamerweise nur in zwei Denkmälern erhalten, Akv. und NL, ist für das Lied ein ähnlicher rocher de bronce wie für das Brünhildlied die Senna. Hier schlagen noch ein paar ferne Töne der Urdichtung an unser Ohr. Der eine Überlebende fördert, ja fordert durch seinen Todestrotz den Untergang des anderen. Aber die Szene läßt uns zugleich eine neue Lücke aller vorhandenen Denkmäler sehen: unmöglich trat der Schatz erst so spät in den Gesichts-

ABWEICHUNGEN

ZWISCHEN

N O R D UND

SÜD.

197

kreis des Liedes I Voraussetzung der letzten Trutzworte Gunther-Hagens ist, daß der Hort von den Burgunden bei ihrer Abreise im Rhein geborgen worden ist, auf eine Art, die ihnen die Benutzung noch ermöglichte, aber andere davon ausschloß. Mit Ausnahme einer nachgeflickten Notiz jüngster Schicht im NL wird nirgends derartiges erzählt. Aber der Hattalykill, eine skaldische Dichtung des mittleren 12. Jahrhunderts, sagt von Gunnar: „der Fürst ließ das Gold in den Rhein werfen" — also gab es in der damaligen Liedliteratur doch vielleicht noch eine solche Szene (Hungerland Nr. 60). Am seltsamsten ist das Versagen der Ths. unserem Auftritt gegenüber. Man sollte denken, daß ihre zwei Quellen die Horterfragungsszene lieferten; oder hätte in dem sächsischen Liede, das den Hort so stark in den Mittelpunkt schiebt, Attila die beiden Burgunden ruhig sterben lassen, ohne ihnen die Frage nach dem Gold nochmals vorzulegen? Die Abweichungen zwischen Nord und Süd lassen sich erklären aus der verschiedenen Grundeinstellung: dort Bruderrache am Gatten, hier Gattenrache an den Brüdern. Krimhild streut Gold, um die Hunnen aufzuhetzen, Guörun, um sie zu beschwichtigen. Krimhild steckt die Halle an, um ihre Brüder zu verbrennen, Guörun verbrennt ihren Gatten. Jene opfert ihr Kind, um das Verderben über die Brüder zu bringen, Gudrun, um das Verderben der Brüder an dem Gatten zu rächen. Die Rache, die Vergeltung für den Frevel des Burgundenuntergangs hat das letzte Wort. Guörun, die Gattenmörderin tötet sich selbst; die Mörderin der Brüder zu morden ist kein Burgunde mehr übrig, ein Unbeteiligter nimmt Rache für die getötete Sippe. Von hier aus begreifen wir psychologisch die Schöpfung des Niflung, des letzten Sprossen des großen Geschlechts, dessen Geschäft die Rache war. Sächsisches Lied und Am. kennen ihn. Ein anderer Unterschied deutscher und nordischer Dichtung ist mehr technischer Art: Die Übermacht der hunnischen Gegner bleibt ungreifbar in Akv. und Am.; wir hören nur Zahlen: 8 gegen einen, 18 gegen 5. Im deutschen haben wir benannte Gegner; wenn wir alle wegstreichen, die dem Bedürfnis epischer Aufschwellung entwachsen sind, bleibt doch noch einer übrig: Dietrich von Bern. Man häufte in Deutschland noch mehr Ehren auf das Haupt der Burgunden als im Nor-

198

JÜNGERE UND Ä L T E R E

SCHICHT.

den, wenn man sie nur dem hehrsten aller Helden erliegen ließ. Dietrich nahm den oder die letzten Burgunden gefangen, Krimhild tötete sie, Dietrich tötete Krimhild. Stellen wir auch hier die Frage nach den Schichten der Entlehnung, so ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei der Brynhildfabel: hier ist sogar die größte Zahl der Ähnlichkeiten zwischen deutsch und nordisch durch sekundäre Beeinflussung, nicht durch Urverwandtschaft zu erklären. Denn sie gehören fast alle in die Atlamal. Diese kennen folgende Züge, die über die Akv. hinausgehen: 1. Frauenträume, 2. Seefahrt mit Unfall, 3. der Warner vor der Burg, 4. Horterfragung durch Etzel (?), 5. Hagensohn. Die Punkte 3 und 4 könnten an sich in der ältesten Schicht mitgeführt worden sein, aber es ist mißlich, der Akv. allzuviel Lücken zuzuschreiben. Die drei anderen Motive sind zweifellos jünger, wenngleich, wie wir sahen, verschieden alt. Die Herkunft wird durch die Gestalt des Hagensohnes eindeutig festgelegt: Das sächsische Lied drang nach dem Norden und befruchtete die Phantasie des Grönländers. Wir erfahren ein weiteres über dies Lied: es enthielt den Frauentraum. Vielleicht war es erst nach Dänemark gedrungen und dort lokalisiert worden: das Gehöft der Niflunge denkt sich der Dichter am Limafjord. Die alte Schicht des Südens und Nordens haben gemeinsam nur die folgenden Szenen: Beratung, mit Hagens Warnung. Empfang durch die Schwester und Warnung. Überfall in der Trinkhalle. Gefangennahme und Einzelhaft, Horterfragung, Einzelermordung der Burgunden. Es fragt sich: Läßt sich aus stoffgeschichtlichen Gründen feststellen, welche der beiden Fassungen der Katastrophe älter ist, die nordische oder die deutsche? Die deutschen Quellen zeigen ja lediglich ein paar Stellen, aus denen man die nordische Auffassung herauslesen kann, weil man sie kennt; Beweiskraft besitzt keine von ihnen. Wir können so viel mit Sicherheit sagen: es gab in Deutschland einmal ein Lied, das erzählte, wie Krimhild den schlafenden, trunkenen Etzel samt den Seinen in der hunnischen Königshalle verbrannte. Zeuge dafür ist uns wieder der Waltharius. Er zeigt Kenntnis eines Burgundenliedes, das die Traum- und Scheltszene enthielt. Nun erfahren wir: dieses Lied war altertümlicher als der Katastrophenwandel in Deutschland. Als Walther und Hildegund vom Hunnenhof

DIE

ÄLTERE

GESTALT

DER

KATASTROPHE.

199

abziehen, heißt es von Etzel und den Seinen: Donec vi potus pressi somnoqtte gravati passim porticibus sternuntur humotenus omnes. Et licet ignicremis vellet dare moenia flammis, Nullus qui causam potuisset scire remansit (320 ff.). Diese Bemerkung sieht ja eher nach Eckehard aus als nach einem älteren Waltherlied; für dieses wollten wir aber doch lieber die Scheltszene voraussetzen, und die Entlehnungen werden zusammen erfolgt sein. Aber sicher ist das nicht, und schließlich mag also noch um 900 am Bodensee von Krimhild gesungen worden sein, die Etzel in der Königshalle verbrannte. (Nebenbei: ist Waith. 125 f. mehr als zufälliger Anklang än Am. 2?) Mit Neckel anzunehmen, daß die brenna des NL ursprünglich ist, liegt nun erst recht kein Grund vor. — Geschichtliche Betrachtungen werden dieses Ergebnis noch stützen. Es ist aber gut, daß wir nicht auf sie beschränkt bleiben; denn sie haben in manchen Fällen zu einem überstarken Trennungsstrich zwischen Nord und Süd geführt. Wir glauben nun zu wissen, daß sich die jetzige deutsche Form aus der nordischen d. h. in Wahrheit älteren deutschen entwikkelt hat. Man hat allerlei Gründe dafür angeführt. Am einleuchtendsten ist mir immer e i n Grund gewesen, den man heute nicht mehr so bereitwillig anerkennt: Veränderte ethische Begriffe, Festigung des Verhältnisses zwischen Ehegatten, andrerseits Verfall des Geschlechtszusammenhangs; die christliche Familie, auf das Sakrament der Ehe gegründet, tritt an Stelle der germanischen Sippe, die durch das Blutband geeint war. Man hat namentlich Ereignisse und Historikerstellen aus der Merovingerzeit als Beleg für den schwindenden Sippensinn angeführt. Freilich geschah die Umbiegung weiter östlich, wohl auch erst im Laufe des 8. Jahrhunderts. Das gotisch-bayerische Etzelporträt hielt in die Sage Einzug; natürlich ein weiterer Grund zur Umstellung der Katastrophe, die bisher ganz auf Blutdurst und Geldgier Attilas aufgebaut war. Die neue Auffassung des Hunnenkönigs war einem bayerischen Dietrichlied entnommen, und so erhalten wir die Gewähr, daß Dietrich seit der neuen Katastrophenform dem Lied angehört hat. Schließlich mußte der Einfluß der Fabel von Sigfrids Tod sich mehr und mehr geltend machen. Auch die nordische Sagengestalt bekommt ihn zu spüren, und wir

200

GESCHICHTLICHE

GRUNDLAGE.

haben beobachtet, wie der herbe Zusammenprall zwischen Guörun und Sigurds Mördern von der Forna bis zum zweiten Guörunlied sich allmählich abmildert; die Dichter suchten den psychologischen Übergang zu der Brüderrächerin in den Atliliedern. Auf der anderen Seite waren die nordischen Poeten ja aber gehindert, den Gedanken einer Rache für Sigurd auf deutsche Art zu Ende zu denken; schon der Forna ist Atli Sigurds Rächer, der unbewußt das Vergeltungsamt für seinen Vorgänger in der Ehe übt. Wir handeln darüber noch unter „Verschmelzungsprobleme''. •Einen vierten Grund für die Neugestaltung wollte man in historischen Erwägungen finden: man glaubte ganz neue geschichtliche Vorgänge an der Bildung der späteren Sagenform beteiligt. — Die geschichtlichen Analogien zu der Burgundenfabel seien nun alle im Zusammenhang durchgeprüft. Hier fühlt man ganz anders festen historischen Boden unter den Füßen als bei den gequälten Parallelen zur Brünhildsage. Es ist historisch, daß im Jahre 437 das Burgundenreich des Königs Gundicarius auf dem linken Rheinufer, in der Gegend der heutigen Pfalz, wohl bis hinauf nach Worms, von den Hunnen zerstört, der König mit dem größten Teil seines Volks getötet wurde. Das berichtet der Historiker Prosper Aquitanius (siquidem illum — Gundicarium — Chunni cum populo suo ac Stirpe deleverunt). Es besteht kein Zusammenhang mit dem großen gallischen Feldzug Attilas um 450. Attila selbst war damals im Osten. Als erstes Moment einer sagenhaften Umbildung der Geschichte ist nun die Vorstellung zu buchen, Attila selbst habe den vernichtenden Stoß geführt. Attila.. . Gundicarium regem sibi occurentem protrivit, berichtet Paulus Diaconus (Hist. Rom. XIV, V). Ein Burgund in dieser Rheingegend hat es nach 437 nicht mehr gegeben. Man sieht, wie altertümlich unsere Dichtung in der Annahme eines solchen Reiches ist, die ja auch sichtlich den Eckehard und einige mittelhochdeutsche Dichter sehr verwundert: jener macht die Burgunden zu Franken, auch in der Klage begegnen „Rheinfranken". — Der Rest des burgundischen Volkes machte sich in Savoyen seßhaft. In diesem neuen Gebiet wurde die „Lex Burgundionum" erlassen, die an einer Stelle etwas Licht in die sonst dunkle Geschichte jenes rheinischen Reiches wirft. Es werden da als ehemals regierende Könige genannt: Gibica,

GESCHICHTLICHE

GRUNDLAGE.

201

Godomarus, Gislaharius, Gundaliarius — Gibich, Gutthorm (?), Giselher, Gunther. Also sie alle sind historisch, freilich brauchen d i e letzten nicht eben Brüder gewesen zu sein. G e m o t erfährt auch von dieser Seite keine Erhellung. Im Jahre 453 starb, nach Priskus und Jordanes, Attila an der Seite einer Konkubine Ildico nachts an einem Blutsturz. Der etwa ein Jahrhundert jüngere Comes Marcellinus weiß bereits zu erzählen, d a ß er von der Hand eines Weibes gefallen sei. E i n späterer Bericht (Poeta Saxo) läßt eine germanische Königstochter den T o d ihres Vaters an Attila rächen. Man sieht, das Burgundenlied rückt in immer greifbarere Nähe. Waren d i e drei letzten burgundischen Könige wirklich Brüder, so verstand es sich von selbst, d a ß ihnen eine Rächerin in der S c h w e s t e r erstand. D a ß man jene Ildico an sie anschloß, war wohl kombinierende Phantasie der Zeitgenossen und noch keine bewußte Dichtererfindung. Im übrigen liegt aber hier der Muster- und Schulfall f ü r die Entstehung von Heldendichtung aus Geschichte vor. Tatsachen und Gerüchte haben dem Völkerwanderungspoeten kaum je fühlbarer vorgearbeitet, der Z u f a l l niemals den historischen Sachverhalt so lückenlos für die Forschung aufbewahrt. Man sieht aber, auch hier ist immer nur ein Gerippe gegeben. Die szenen- und gestaltenschöpfende Phantasie leistete das Wesentliche. E t w a in der prachtvollen Symbolisierung der Macht dieses rheinischen Reiches durch das Rheingold. Ein Jahrhundert später (538) wurde das zweite burgundische Reich auch zerstört. Wiederum war es eine Hild, die die Hände im Spiel hatte: Chrotichild, die Gemahlin Chlodwigs, reizte ihre Söhne gegen ihre burgundischen Verwandten, die sie in ihrer Jugend schlecht behandelt hatten. Gundobad hieß der feindliche Oheim Chrotichilds, dem sie einen ihr gehörigen Schatz nicht abzugewinnen vermochte. Seit Giesebrecht sieht man diese Ereignisse als Grundlage der deutschen Burgundenfabel an, Krimhild als ein Porträt Chrotichilds. Voretzsch hat sich neuerdings wieder d a f ü r eingesetzt, er vergleicht auch die Brautwerbung des Heiden Chlodwig mit der des Heiden Etzel. Manche Analogie mag nachdenklich machen. Im Ganzen scheint mir die Parallele entbehrlich, die Umbiegung des alten Ausgangs auch ohne historische Neuentlehnung genügend verständlich.

202

A T L I L I E D UND ÄLTESTES

LIED.

Keine Auskunft gibt uns die historische Ableitung der Fabel über Herkommen und Wesen der Gestalt Hagens. Dieser Halbbruder scheint keinen geschichtlichen Anhalt zu haben, auch sein Vater bleibt rätselhaft, mag man diesen Aldrian in einen Adrian oder Albrian (Alberich?) umdeuten. Die zweite Erklärung sucht aus dem Namen eine Stütze zu gewinnen für die Ansicht, daß Hagen von jeher Albensohn gewesen sei. Einen besseren Beleg dafür bietet die Traum- und Scheltszene. Den A l b e n s p r o ß lohnte es sich wegen seiner Abstammung zu schelten; vor allem aber: der Albensproß sah in die Zukunft und seine Träume waren bedeutungsvoller als die eines alten WeibesI So kann man sich das wenigstens zurechtlegen; direkte Belege fehlen. Das alte Atlilied der Edda ist nach allem nur ein mittelguter Zeuge des alten fränkischen Liedes von vor 500, das wir an die Spitze dieser ganzen Überlieferung stellen möchten. Es ist in den Anfangspartien verkümmert, die Scheltszene und der Warner der Schwester fehlen. Dürfen wir unter diesen Umständen Vertrauen hegen zu d e n Teilen, für die eine Parallelüberlieferung nicht zur Verfügung steht? Sind Herzausschneiden, Schlangen türm, Atreusmahl deutsche Dichtung des 5. Jahrhunderts? Heusler bejaht vor allem gefühlsmäßig: diese barbarischen Züge muten ihn „asiatisch" an. Die Kinderschlachtung war mir immer als antike Reminiszenz verdächtig. Den Schlangenhof erklären Petsch und Bugge: Jener hält das von Schlangen bewohnte Gefängnis für eine volksmäßige Vorstellung, die aber vermischt sei mit orientalischer Fabelei von dem Schlangenbeschwörer, der sich die Untiere durch Zauberei vom Leibe hält. Bugge sieht hier ein verpflanztes Stück Völkerwanderung, Reminiszenz an den Untergang der Vandalen unter Gunderic; der Schlangenturm ist eine afrikanische Tortur, die Harfe Gunthers stammt von König Gelimer. Man merkt all den etwas gewundenen Erklärungen das Unbehagen über diese Motive an. Das Herzausschneiden ist ja mehr Wikingromanstil; doch war es für ein Völkerwanderungslied sicher nicht zu brutal, und wir begreifen von da aus das abgeschlagene Haupt des NL als hochmittelalterliche Milderung recht gut. D i e s e m Zug darf man noch das meiste Vertrauen entgegenbringen, im übrigen muß man sich bescheiden wie beim Brünhildlied: es spricht

203

VERSCHMELZUNGSPROBLEME.

kein entscheidender Grund gegen die Sagenform des ältesten nordischen Zeugen, das deutsche Urlied kann aber denroch in manchem recht viel anders ausgesehen haben. Zu dem Vergleich der erhaltenen Fassungen s. vor allem ler,

H eldenrollen

zurückgeführt 305, auf

passim, Nibelungensage

(Rüdeger

2

auf Rudolf den Heruler von

den Cid

Matthäi,

Rodrigo von M o r g a n

PBB

HeusS. 87 f f . ;

ZfdA

37, 325 mit

43, dem

Hroögar des Beowulf in Parallele gesetzt von M u c h , Räd. v. Pechlarn 1912.) —

Verhältnisse des

10. Jahrh.: R o e t h e ,

undWaltharius

S. 658 f f . — Iring: H e u s l e r

Etzeinburg

269 f f . bes.



S.

S. 5 6 f f . —

S. 5 4 f f . — G i s e l h e r der,

a. a. O. d.



S. 176 f f .

L e y e n,



PBB

33,

240 ff.,

I,

1862,

iff.

257.

S.

325.



Giesebrecht

Voretzsch,

ZfdA

253. — Schlangenturm: P e t s c h ,

v.

Guörun:

Geschichtlicher zur deutschen

d.

Hagens

51, 39 f f . —

Hinter-

Geschichte

Germania

Bugge,



Neckel

Gegen eine Identität Krimhild —

Heldensagen —

Beiträge

namentlich

Älteste Gestalt der Burgundensage:

grund : am besten W a i t z , Forschungen 210 f f . —

297 f f .

Hagens Abstammung: Braunefestschrift

Stellung der Atlamal: N e c k e l ,

Becker,

S. 4 6 f . —

S.

Bayrisches

ebendaS. 52. Vidsiö 123. — Uote: E . S c h r ö-

Z f d A . 57, 127. —

239 f f .

Hempel v.

Horterfragungsszene

Urform des Burgundenlieds S. 44 ff., bes. S. 49. —

Burgundenlied

S.

274. —

Nibelungias

S. 86. — Empfang in

PBB

II, 35,

ebenda 41, 171.

VERSCHMELZUNGSPROBLEME.

Kein Problem der Nibelungenkritik hat der älteren Forschung so viel Kopfzerbrechen bereitet wie d i e s e s : wie konnte sich die Verbindung zwischen den ursprünglich selbständigen Teilen der Sage vollziehen ? Dabei hatten jene Generationen es noch leichter als wir, da sie nur eine Zweiteilung kannten, einen „Sigfridmythus" und eine historische Burgundensäge. Lachmann und Müllenhoff halfen sich durch unverzagtes Postulieren: es gab einen „mythischen Gunther", d. h. einen Nebelfürsten, der zufällig ebenso hieß wie der geschichtliche Burgunde. Symons rät auf eine „mythische Hild", deren tückische Natur sich in dem Namen Grimhild (mit der Maske) kundtue und die man mit der Mörderin Attilas identifiziert habe. Etwas weniger willkürlich verfährt Rieger, der in Volkssagen einen Zwergkönig Gibich nachgewiesen hat. — Solidere Versuche knüpften vor allem an den Hort an: Nach Vogt und Wilmanns wurde der „epische"

204

DER

HORT.

Hort der Burgunden, ein Symbol ihrer Macht und ihres Reichtums, mit dem „mythischen Nibelungenhort" gleichgesetzt. Wir haben uns andere Anschauungen von dem Werden der Heldensage gebildet und die freigestaltende Dichterpersönlichkeit als Hauptmachtfaktor dieses Entstehungsprozesses in ihre Rechte eingesetzt. Das Problem lautet nicht mehr: Wie konnten unbewußt und ungewollt die einst selbständigen Fabeln in der Volksphantasie aneinander- und ineinanderwachsen ? — sondern: Wie konnten denkende und gestaltende Dichter diese Annäherung und Verschmelzung vollziehen? Erste und zweite Fabel sind lediglich durch die Gestalt Sigfrids verbunden; zweite und dritte durch drei Hauptpersonen: Gunther, Hagen, Krimhild. Es wird uns noch ein Fall begegnen, wo das Burgundenlied die Quelle f ü r eine Neuschöpfung war: das Waltherlied arbeitete mit den überkommenen Figuren Hagen, Gunther, Etzel und fügte eine neue bei, Walther. So denken wir uns die Fabel von Sigfrids Tod am besten entstanden durch Herübernehmen der bereits geprägten Gestalten Sigfrid, Gunther, Krimhild, Hagen. Brünhild war die neue Eigenschöpfung. Die freierspröde Maid stellte Forderungen, die dem gewöhnlichen Helden unlösbar waren. Da holte man den Märchenprinzen Sigfrid herbei. Wie fügt sich zu dieser Anschauung die alte Theorie vom Nibelungenhort als Bindeglied? Zweifellos war ein Hort sowohl in I als in I I I von jeher zu Hause. Es ist aber sehr zweifelhaft, ob er bereits eine Rolle spielte bei der Schöpfung eines Liedes von Sigfrids Tod aus Bausteinen, die I und I I I geliefert hatten. Jüngere Dichtung hat wohl die Gleichsetzung des Burgundenhorts mit Sigfrids Hort vollzogen. Aber wenn das schon ein Angleichungsakt ältester Zeit gewesen wäre, so müßte gerade in der frühesten Quelle davon die Rede sein, müßte deutlich hervortreten, d a ß Sigfrid um des Hortes willen gemordet wurde und dieser dann an die Burgunden fiel. In der Forna ist aber von alledem nicht die Rede, und auch in der Dichtung der isländischen Nachblüte bleibt das Motiv der Hortgier nebensächlich. E m p f a n d man also bei dem ersten Aneinanderrücken von I und I I den Hort als Bindeglied, so hat man lange gebraucht, um ihn als solches auszunützen. Aber darin bestand doch wohl eine starke Bindung, d a ß

DIE

NIBELUNGEN.

205

beide Schätze den N i b e l u n g e n zugeschrieben wurden? Das NL kennt zweierlei Nibelungen: die „dämonischen" Hortbesitzer und die Burgunden, die in den „Not"teilen so heißen. Wir waren Zeugen der Verblüffung des NLdichters, der zum ersten Male in der Notquelle den alten Namen in einer ganz neuen Bedeutung findet. Nun bestehen drei Möglichkeiten: 1. E s gab von Urzeiten her zweierlei Nibelungen, die elbischen Zwerge und Hortbesitzer und die historischen Burgunden, die als solche außerhalb der Nibelungentradition durch die „Nebulones" Eckehards bezeugt erscheinen (Waith. 555). Dann hätten also wirklich zwei Geschichten von Nibelungenhorten bestanden, der Dichter eines ersten Brünhildliedes hätte sie aneinandergerückt, indem er ein Mittelglied schuf. Dann mußte aber in diesem Teil wie der Hort so der Name Nibelungen deutlich zum Vorschein kommen; und das ist bei diesem so wenig der Fall wie bei jenem. Das NL hält sich den Ausdruck, wie wir sahen, auf dieser Strecke noch ganz fern, d. h. dem Brünhildlied war er überhaupt fremd. (Die Ths. setzt ihn harmonisierend.) Im Nordischen begegnet er nur einmal in der Forna. Skamma und Meiri (nach Ausweis der Vs,) meiden ihn. — 2. Der Name „Nibelungen" haftete an den „dämonischen" Hortbesitzem und ist dann auf die Burgunden übergegangen, die ja von alters her einen Hort hatten; oder, wie man es etwas abweichend und stark mechanisierend ausdrückte: Wer den Hort hatte, hieß Nibelung. Dann mußte vor allem Sigfrid so heißen, und das ist nie der Fall. Auch hier besteht also die Schwierigkeit, daß das Mittelglied übersprungen worden sein müßte. So wäre die einzig erwägbare Fassung dieser zweiten Möglichkeit: Der Hort Sigfrids hieß der „Hort der Nibelunge"; er wurde auch so in I I I genannt, und man verstand schließlich den Ausdruck dahin, daß die Nibelungen die jetzigen Besitzer seien, d. h. man nannte die Burgunden Nibelungen. Aber man ziehe in Rechnung, wie oft der Name Nibelungen für die Burgunden gebraucht wird und wie selten dagegen von dem Schatz die Rede ist; an e i n e r markanten Stelle der alten Not ist er nachweisbar, bei der ersten Horterfragung durch Krimhild; in der Schlußszene fällt der Ausdruck nicht. Die Annahme verstößt gegen den Grundsatz, daß Alter und Häufigkeit des Auftretens über die ursprüngliche Bedeutung eines Namens belehren müssen.

206

NIBELUNGEN.

Wo beide Kriterien einhellig sind, dürfte die Entscheidung nicht schwer sein. — 3. Der Name „Nibelungen" gehörte ursprünglich den Burgunden zu und ist erst später auf die „dämonischen" Hortbesitzer übertragen worden. A l l e Zeugnisse weisen in dieser Richtung: Der E d d a sind die Burgunden der Untergangsfabel schlechthin die Niflungar; ebenso waren sie es der älteren Not und sicherlich schon deren Liedvorlage. Der nachgeborene Sohn Högnis hieß in dem sächsischen Lied (das sicher nicht auf die Not zurückgeht, also einen Sagenzweig für sich darstellt) Niflung. Die Feststellung ist unbequem, denn es ist ja nicht zu ersehen, wie die zwei Bezeichnungen Burgunden — Nibelungen nebeneinander bestehen konnten. Der Norden hat denn auch die Burgunden so gut wie ganz abgestoßen (nur Akv. 18), und das Lied von Sigfrids T o d sich umgekehrt für die Burgunden entschieden; es haftete ja auch am rheinischen Boden. Man könnte sich denken, d a ß „Nibelungen" eine Bezeichnung des Herrschergeschlechts war, Burgunden die des Volkes. Dazu würde auch gut stimmen, d a ß Eckehard noch zwei Namen nebeneinander kennt (Franci Nebulones), und d a ß Nibelung im 8. Jahrhundert ein verbreiterter Taufname ist, der weit nach Frankreich hineinreicht. Das hat die älteren Erklärer immer befremdet. Wir zerstören eine altüberkommene Lieblingsvorstellung der Nibelungenphilologie (die lange Zeit mehr Nibelungenmythologie war), wenn wir den „dämonischen" Nibelungen ans Leben gehen. Aber wie ist es mit ihnen bestellt ? Kein Zeugnis spricht für sie als das NL. Selbst das SL, das eine Hort- und Zwergensage kennt, hat ganz andere Namen und flickt diesen erst hinterher ein, in verstimmender Abhängigkeit vom NL. Nun führten wir ja den Bericht Hagens über den Horterwerb auf ein älteres Hortlied zurück, das durch die Motive des Vatererbes, des Bruderzwistes usw. seine alte Verwandtschaft mit dem Norden kundtat. Aber für den Namen „ N i b e l u n g e n " erwächst aus alledem keine Gewähr. Zugegeben: er paßt sehr gut für ein Dämonengeschlecht, das dazu die geheimnisvolle Tarn- oder Nebelkappe sein Eigen nennt — s o gut, d a ß darauf ein Dichter des 12. Jahrhunderts auch schon verfallen konnte! W i e seltsam ist die Erfindung: Nibelung ist ein alter König, sein einer Sohn heißt Nibelung, die ganze Familie heißt Nibelungen, alle Einwohner des Reiches, das er be-

NIBELUNGEN.

207

herrscht, sind gleichfalls Nibelungen. Es sieht ganz so aus: „Nibelung" ist als ein Gesamtname übernommen und auf die hadernde Zwergensippe übertragen worden, der man schließlich in dem alten Nibelung einen Heros eponymos gab. Als die Prägung „der Nibelunge Hort" für das burgundische Gold festsaß, als man sich auch dessen bewußt war, daß der Nibelungenhort ursprünglich Sigfrid gehört hatte (was ein nahes Zusammenwachsen von II und III voraussetzt), da kam ein Dichter des ausgehenden 12. Jahrhunderts auf den Gedanken, einen Nibelung und ein Nibelungengeschlecht zu ersinnen, dem dieser Hort ehemals gehört und der ihm den Namen gegeben hatte. Er stattete sein Reich phantastisch aus und erlebte die Genugtuung, daß der ihm auf dem Fuße folgende Buchepiker seine Erfindung sich aneignete. Aus den Ausdrücken des Nordens: äskudr arfr Niflunga (Akv. 27) und Niflunga rög (Bjarkamäl 6) frühe Kenntnis der e l b i s c h e n Nibelungen zu erschließen, geht nicht an. Weder deutet äskuör mit Notwendigkeit auf das Abenteuer der Götter mit Hreiömar, noch muß rög „Zankapfel" in dem Sinn bedeuten, daß die Nibelungen u n t e r e i n a n d e r um den Hort gekämpft hätten. Wer sich von der liebgewordenen Vorstellung des finsteren Nebelreiches und seines Herrschers nicht losmachen kann, der wird sich zu der zweiten Möglichkeit bekennen müssen. Uns erscheint die dritte annehmbarer, vor allem aus d e m Grunde: sie setzt eine beginnende Verschmelzung von II und III erst für die Zeit gegen 1200 voraus. Für die zweite Theorie müssen schon 300 Jahre früher ganz starke Verbindungsfäden von I zu I I I gegangen sein, die natürlich II miteinbezogen. Und das ist bedenklich 1 Die Anpassungsvorgänge haben sich in Wahrheit ganz langsam vollzogen. Einige können wir miterleben. Aber der Verschmelzungsprozeß begann natürlich schon früher: in dem Augenblick, wo Elemente des einen Liedes zum Aufbau des anderen benutzt wurden. Und von hier aus fällt nun endlich Licht auf jene rätselhafte uralte Stelle des Lieds von Sigfrids Tod: Aus dem Jungsigfridlied war die Gestalt des lichten Helden m i t d e r d u n k e l n G e b u r t eingedrungen! Seine Erinnerungen reichen nicht weiter zurück als bis in die Zeit, wo er Schmiedeknecht war. D a h e r der Vorwurf der Knecht-

208

ANPASSUNGSVORGÄNGE.

schaft, der aus den Voraussetzungen von II schlechterdings nicht zu verstehen war und deshalb dem NLdichter solche Kümmernisse bereitete! Eine offene Frage blieb uns: erzählte schon das Jungsigfridlied den Untergang des Helden oder deutete es nur darauf hin? Wenn jenes, dann schuf eine erste Angleichung von I und II bei der Entstehung des Liedes von Sigfrids T o d Ursache und Art der Ermordung nach neuen Voraussetzungen um. So sichtbar, wie Polak will, sind die Spuren einer alten Zweiheit der Todesart und Todesszene nicht mehr. Es gibt nur e i n e n Fall der Anpassung von I an II und I I I : eben die Erfindung eines neuen Nibelungengeschlechtes, das dem Hort von Anfang an diesen Namen sichern soll. Ein weiterer Fall zeigt Anpassung von II an I (man sieht, wir sprechen von sekundären Änderungen, nicht mehr von primär übernommenen Zügen wie: Sigfrid, der Held ohnegleichen mit der dunkeln Geburt): Sigfrids Unverwundbarkeit war uns ein später Zug der Drachenkampfgeschichte. Als er sich festgesetzt hatte, zog II die Konsequenz und führte das Märchenmotiv vom gebundenen Leben ein. Die Hauptfrage der Angleichung: Zahl, Namen, Funktion der burgundischen Brüder. Es ist festzuhalten, daß in das burgundische Urlied die drei Brüder Gunther, Godomar, Giselher samt dem Vaternamen Gibich Einzug hielten. Noch die ältere Not scheint eine verdunkelte Stelle über den mächtigen König Gibich enthalten zu haben. Dem N L ging er verloren, weil das Brünhildlied ihn nicht nannte (doch s. 1352, 2I). Im Norden hat er sich in II und III gehalten, der Name Gjukungen trat in Wettbewerb mit dem älteren „Nibelungen". Rollen für Godomar und Giselher gibt es in unserem Schema des Urlieds nicht. D a s ist sicher und ein gemeinsamer Zug Deutschlands und des Nordens, daß Hagen, der Halbbruder, sofort in die Deuteragonistenrolle vorrückte. Wie verhielt sich nun der Schöpfer von II ? Er übernahm allen Zeugnissen nach drei Brüder, Gunther, den Bastard und Godomar. Mag sein, d a ß er Giselher als Statisten mitschleppte, oder daß das alte Burgundenlied schon eine Andeutung über Giselhers Jugend enthalten hat, so daß der Dichter sich ausrechnete: bei Sigfrids Tod kann er noch nicht dabei gewesen sein. Doch sieht diese Erwägung eher nach einer späteren Zeit aus, die die

209

ANPASSUNGSVORGÄNGE.

Einheit des Ganzen schon stark empfand. Im Norden scheint nur e i n e Anpassung von I I an I I I stattgefunden zu haben: Hagen war im Burgundenlied der Abmahnende, erschien dabei aber in redlichem, sympathischem Licht (die Scheltszene war vergessen). E r paßte nicht zur Übernahme der Mörderrolle in II, und so wurde er auch hier der redliche Mahner, Gunthers gutes Gewissen; der rollenlose Godomar rückte zum Mörder auf und war also auch Halbbruder. Einst war der Albensproß dazu geeignet gewesen. Ein weiterer, sehr später Fall der Angleichung von I I an I I I : Das Burgundenlied enthielt gleich zu Anfang die Traumszene der Ute. Der Dichter des Brünhildlieds ließ sich dadurch auf den Gedanken bringen, auch mit einer Traumszene anzufangen, in der gleichfalls Ute auftrat; sie deutet den Falkentraum Krimhilds. Zweifach — wenn wir absehen von der großen Umgestaltung von I I I nach der Formel: Gattenrache an den Brüdern — richtete sich I I I nach I I : Gunther erschien in I I in immer ungünstigerem Licht; zunächst versagte er lediglich, wo jeder außer Sigfrid versagt hätte. Dann sank er rasch immer tiefer hinab, schon der Waltharius legt davon Zeugnis ab. I I I kann sich den Folgerungen nicht entziehen: Gunther wird da nicht verächtlich, aber Hagen wächst gewaltig über ihn hinaus. Das ist überwiegend deutsche Entwicklung. Im Norden war die Verachtung Gunthers in I I eben nur angebahnt. Der Hort muß nach I I Erbteil Guöruns sein. Eine neue Besitzerin tritt ins Spiel. Bisher war die Folge die: Sigfrid — Burgunden — Attila (der ihn anstrebt); jetzt hat Etzel einen Rechtstitel f ü r die Forderung nach dem Gold: es ist ein Witwengut seiner Fraul Eine bedeutsame Verschiebung auch der moralischen Gewichtsverteilung. Erst das NL hat f ü r I I I alle Vorteile daraus gezogen. Im Norden finden sich Ansätze in der Vs., die vielleicht aus Am. stammen. Doch wird Atli natürlich nicht entlastet. Angleichungen in der Richtung I — I I — I I I sind erstens die straffe Identifizierung des Burgundenhorts mit dem Hort, den sich Sigfrid erstritt, und zweitens die Einführung eines neuen Instrumentum fatale: des Sigfridschwertes. Darauf scheint man erst spät gekommen zu sein. Die Ths. weiß nichts davon, d a ß Sigfrids Schwert in Hagens Besitz übergegangen S c h n e i d e r . Deutsche Heldensage.

14

210

ANPASSUNGSVORGÄNGE.

ist. Die ältere Not könnte ja den Zug deshalb doch enthalten haben, denn in ihr tötete ja bereits Krimhild den Hagen mit eigener Hand. Lückenlos ist die Kette auch hier noch nicht: das Schwert spielt wohl in Sigfrids Drachenkampf und bei seinem Horterwerb eine Rolle, aber bei seinem Tod veranlaßt es nur den Ausruf: „Hätt' ich mein Schwert gehabt —1" Die Nachfahren, die das Märchen weiter ausbeuteten und den Helden durch das eigene Schwert sterben ließen, haben den Gedanken erst richtig zu Ende gedacht. — Die typischen Aufgaben, die das einheitliche Nibelungen e p o s der harmonistischen Kunst seines Dichters stellte, brauchen uns nicht zu beschäftigen; Heusler hat alles Nötige dazu gesagt. L a c h m a n n , Kritik der Sage von den Nibelungen. Rhein. Museum f. Phil. III, 435 ff. — R i e g e r , Germ. III, 171. — S y m o n s , Grdr. III, 660 f. — Eine weitere Vermutung bei H e i n z e l , Nibelungensage S. 29ff. — V o g t , ZfdPh 25, 405 f f . — W i l m a n n s , AfdA 18, 66ff. — Nibelungenhort: P o l a k S. 27 ff. — äskuör: B e c k e r , PBB 33, 260; Hungerland Arkiv 20, 4 f. und 21. — Der Name Nibelung: ZE Nr. 10. — Nebulones Waltharius 555 ist für R o e t h e (BSB 1909, S. 668) ausdrücklich kein Schimpfwort, wohl aber für S t r e c k e r , ZfdA 57, 185. — Schilbunc: S c h r ö d e r , ZfdA 61, 36. — P a t z i g , Die Verbindung der Sigfridund der Burgundensage Dortmund 1914. •— 2 H e u s l e r , Nibelungensage S. 105 ff. — Sigfrids Schwert: S. 306 ff.

GOTENSAGEN. Die Herrschaft der Goten über Italien mit den beiden Hauptstädten Bern (Verona) und Raben (Ravenna) ist von allen historischen Zuständen der Völkerwanderungszeit am besten in der Erinnerung der Heldenpoesie gewahrt. Während aber Ortsnamen und Heldennamen bestehen blieben, wenn auch in ganz knapper Anzahl, ist der Völkername der deutschen Dichtung verloren gegangen und auch nie aus einer gelehrten Quelle ergänzt worden. Die Engländer des 8. und 9. Jahrhunderts haben noch leidlich historische Vorstellungen von den Goten, die eddische Dichtung kennt wenigstens ein Südvolk unter dieser Benennung. Die Deutschen haben sie vergessen und ersetzen sie, wenn sie einen Sammelnamen für das Heeresgefolge gotischer Könige brauchen, durch „Araelunge"; die Bezeichnung der Dynastie (Amaler) wird zu der des Volkes. Zwei andere altertümliche und problematische Namen, die das Mittelalter für das Gesamtvolk der Goten kennt, haben den Scharfsinn der Forscher beschäftigt; auch sie bleiben der mittelhochdeutschen Sage fremd. Der eine spielt wenigstens in deutschen Quellen eine Rolle, der andere nur in englisch-nordischen. Theoderichs Sitz wird in der ae. Deorsklage des 8. Jahrhunderts als M ä r i n g a b u r g bezeichnet; die Inschrift auf dem schwedischen Röckstein nennt ihn skati marika ( = masringa) Fürst der Märingen. Im lateinischen Prolog zu Notkers Boethius ist Theoderich rex Mergothorum und eine Regensburger Glosse des 12. Jahrhunderts kommentiert Gothi mit Meranare. Halten wir fest: mit Ausnahme des englischen Zeugnisses ist hier stets von den geschichtlichen Goten die Rede, nicht von denen der Heldendichtung. Denn auch der }iaurikr des 14*

212

MERGOTEN

UND

HREIDGOTEN.

Röcksteins ist der geschichtliche König von Italien, nicht der Sagenheld. Und historisch will sich auch die Notiz der Kaiserchronik geben, die Meran (Istrien, Maronia) als die Heimat der Goten und Ausgangspunkt ihrer Eroberung Italiens bezeichnet. An diese Landschaft Maronia zu denken, die zum Ostgotenreich gehört hat, liegt nahe. Sie kann aber weder ihrer Lautform nach noch auf Grund ihrer sachlichen Bedeutung einen Gesamtnamen für das Gotenvolk geliefert haben. Heinzel wird recht haben: sie ist nur mit dem gleichen Stamm gebildet. Die Mergoten oder Märingen sind die berühmten Goten (got mers, ahd. märt). Erst später, nach dem Ausweis der Glosse im 12. Jahrhundert, hat man sie mit dem Landschaftsnamen Maronia = Meran in Beziehung gebracht. In ihm sieht Heinzel eine slavische Neubildung aus gotischem Stamm. Merkwürdig, daß dieses schmückende Adjektiv, das jahrhundertelang den Völkernamen zierte, ja teilweise verdrängte, sich dann ebenso zäh an den Namen des ersten Gotenhelden Theoderich gehängt hat; wir verdanken Uhland den Einzelnachweis, daß er im Mittelalter der mmre helt schlechtweg war und Pate bei den häufigen Personennamen „Märheld" gestanden hat. Ein Zusammenhang ist aber schlecht denkbar, weil, wie gesagt, die mittelhochdeutsche Heldendichtung den Völkernamen nirgends kennt. Dieselbe Röcksteininschrift läßt Theoderich über den Strand des Hreifimeeres herrschen. Die Hreiögoten (ags. HrSigotan oder Hroe das isl. Hreidgotar) das ist eine englisch-nordische Bezeichnung, die nur bei den Angelsachsen ganz klare Anwendung auf die Ostgoten findet und etymologisch sehr verschieden gedeutet wird. Hier zeigt wieder das Schweigen der mittelhochdeutschen Quellen, daß es sich um sehr altes Namensgut handelt, das nicht mehr im Umlauf war, als der hauptsächliche Sagenimport aus dem Ostgotenreich nach Deutschland stattfand, im 6. Jahrhundert. Auch mancher Heldenname und manche Heldenfabel, die man jenseits des Meeres kannte, war damals schon verklungen. Die deutsche Sagendichtung, die in gotischer Geschichte wurzelt, schließt sich zusammen um die Person Dietrichs von Bern, des historischen Theoderich. Die nordische Dichtung

HISTORISCHE UND

MÄRCHENHAFTE

DIETRICHSAGE.

213

lernt ihn erst spät kennen und behandelt unabhängig von ihm zwei andere gotische Sagenkreise. Nur den einen von diesen, die Ermanrichsage, hat die mittelhochdeutsche Heldenepik trümmerhaft sich angeeignet und der Dietrichsage ein- und untergeordnet. Die deutschen Dietrichdichtungen gliedern sich für den ersten Blick schon in zwei Gruppen; man pflegt ihren Inhalt zu scheiden als historische und märchenhafte Dietrichsage. Hier bekämpft der Held übernatürliche Widersacher, Riesen, Zwerge und Drachen, dort hat er es mit politischen Gegnern zu tun; die Kampfleistungen tragen hier heroischen, dort militärischen Charakter. Die Überlieferungsgestalt der beiden Handlungsgruppen ist ebenfalls grundsätzlich verschieden: Die historische Dietrichsage ist einheitlich gefügt zu lebensgeschichtlicher Folgerichtigkeit; es ist in der vorliegenden Form eigentlich e i n e Fabel, wenn auch kein erhaltenes mittelhochdeutsches Denkmal sie ganz umfaßt. Die märchenhaften Erzählungen bilden eine bunte, zusammenhanglose und lebensgeschichtlich nicht geordnete Vielheit; im ersten Fall also eine sehr reiche Mischfabel, im zweiten eine Fülle von einzelnen Fabeln, bei denen sich höchstens Ansätze zu zyklischer Verbindimg bemerken lassen. So deutlich sich jedes erhaltene Dietrichgedicht sofort zu der einen oder anderen Gruppe stellt, ganz geht die Zweiteilung doch nicht auf. Es herrscht teilweise Personalunion zwischen den Gedichten: außer Dietrich selbst sind beiden Gruppen seine Getreuen gemein; zwei von ihnen, Witege und Heime, spielen hier wie dort so wichtige Rollen, daß ihre ursprüngliche Zugehörigkeit zweifelhaft erscheint. Schließlich hat die Dietrichdichtung späte SproßfabeLn hervorgetrieben; die populärsten und langlebigsten unter ihnen bringen den Berner und die Seinen mit den Personen der Nibelungendichtung in Berührung. Seine Getreuen, gerade auch die kleineren Leute aus seinem Gefolge, treten in den Mittelpunkt neuer Dichtungen, die nur einen losen Zusammenhang mit der eigentlichen Dietrichsage wahren. U h 1 a n d, Ostgotische

Schriften

I,

Heldensagen,

bei Hoops IV, S. 32 f. —

97—100. 9—22.

VIII,



Heusler,

334 f f .

Röckstein: Agerm.



Heinzel,

v.

Friesen,

Dichtung,

S. 82 f.;

(aber von Friesen, Rökstenen 1920, der nun die Beziehung zu Theo-

214

HISTORISCHE

DIBTRICHSAGB.

derich ablehnt). Die Verse haben übrigens mit Heldendichtung nichts zu tun, sondern sind ein Zitat (Heusler) und ursprünglich Versus sub imagineThetrici. — Hreiögotar: zuletzt M u c h , ZfdA. 62, S. 115. 1. D I E

HISTORISCHE

DIETRICHSAGE.

Die Ths., als Lebenslauf Dietrichs gegliedert, erzählt nach vielen Reckenabenteuern des Helden II, 169 f f . von den politisch-militärischen Handlungen, in die er als Gotenkönig verstrickt wird. Sie lassen sich in drei Hauptmomente gliedern: Dietrichs Landflucht vor Ermanrich, Rückeroberungsversuch in der Rabenschlacht, Heimkehr nach 30 Jahren und erneute Übernahme der Herrschaft. Diese drei Teile weisen strenge Folgerichtigkeit auf und wollen einstweilen als Einheit behandelt sein. Die Ths. kennt aber auch ein Vorspiel und ein Zwischenspiel: Die Feindschaft Ermanrichs, des Oheims, gegen Dietrich wird auf breite Grundlage gestellt, und die 30 Exiljahre werden ausgefüllt durch Kämpfe im Dienste des Hunnenkönigs Attila. Die deutschen Quellen, spät und trümmerhaft, verweilen ausführlich nur bei Flucht und Rabenschlacht, lassen aber ihre Kenntnis der anderen drei Handlungselemente durchschimmern. Die nächste Aufgabe wäre eigentlich, den kenntlichsten und größten Fremdkörper aus der Dietrichsage zu lösen, eben jenes Vorspiel, und ihm seine Selbständigkeit wieder zu verleihen. Dies wird aber erst möglich sein, wenn aus der Analyse der ursprünglichen Teile ein festumrissenes Bild von Bau und Inhalt der historischen Dietrichsage gewonnen ist. DIETRICHS FLUCHT, RABENSCHLACHT, HEIMKEHR. Die mittelhochdeutschen Heldenepen sind voll von Anspielungen auf diese Ereignisse, in zusammenhängender Darstellung werden sie uns aber erst durch Quellen des ausgehenden 13. Jahrhunderts geboten, die poetisch wertlos, wirr und uneinheitlich sind. Ergänzend tritt auf eine kurze Strecke das Gedicht von Albharts Tod dazu, aus dem 1 ¡ . Jahrhundert der Anhang zum Heldenbuch (AHB). Dem „Buch von Bern" ist nach chronikalischem Brauch eine Genealogie des Amelungenhauses vorangeschickt, die freilich einen

B U C H VON

BERN.

215

Bruch dadurch erfährt, d a ß nach Ortnits T o d Wolfdietrich, aus ganz anderem Land und Geschlecht, in die Bresche springt. E r ist der Vater Ermanrichs, Dietmars und Diethers. Von Dietmar stammt Dietrich von Bern, von Diether die Harlungen. Nach der Ermordung seiner jungen N e f f e n will Ermanrich, auf den Rat des treulosen Sibich, nun Dietrich von Bern zu Leibe und lädt ihn deshalb heuchlerisch zu sich ein. Doch der Bote Randolt warnt selbst, Dietrich f o l g t der Einladung nicht und Ermanrich fällt in sein Reich ein. Unter den Klagen aller Frauen zieht Dietrich mit den Seinen ins Feld. E r schlägt den Gegner bei Mailand aufs Haupt. Ermanrichs Sohn Friedrich wird gefangen, sein Feldherr Rienolt fällt. Aber als Dietrich nach dem Siege sieben seiner besten Helden nach Pola schickt, um G e l d zu holen, geraten sie in eine Falle, die Witege und Heime ihnen gestellt haben, und der Berner kann die Seinen nur vom T o d erretten, indem er alle seine Gefangenen und sein ganzes Land preisgibt. E r geht über die Alpen nach Gran, ein Kaufmann bietet ihm zunächst Obdach. Rüdeger und Helche nehmen sich seiner an, Etzel erklärt auf ihre Fürsprache, f ü r ihn eintreten zu wollen. Amelolt hat inzwischen schon Bern wiedergewonnen; nach Italien zurückgekehrt, siegt Dietrich abermals vor Mailand in einer Schlacht und nimmt den gefangenen Witege in seine Dienste. Als der Bemer im Hunnenland ein Siegesfest feiert, t r i f f t ihn die Nachricht von Witeges A b f a l l . Ein neuer Zug wird gerüstet, Dietrich siegt abermals in der Schlacht, verliert seinen getreuen Albhart und kehrt, ohne den E r f o l g auszunützen, nach Etzelenburg zurück. In dieser

Fülle und

Folge wirken die Ereignisse absurd.

Als Ziel der Handlung steht fest: Dietrich muß ins Hunnenland; ebenso fest aber steht die Tendenz, ihn immer siegen zu lassen. Das verträgt sich nicht; und wenn man vollends die Stereotypität und Leerheit der Kampf Schilderungen, die wahllose Wirrnis blindlings verstreuter

Heldennamen

betrachtet,

so verstärkt sich der Eindruck, daß hier ein müßiger

Kopf

ein bestehendes älteres Handlungsschema sinnlos ausgeweitet und verwässert hat. Parallelberichte, die aus jetzt verlorenen umfassenden

Darstellungen

geflossen

sein

müssen,

bestäti-

gen das. Den wichtigsten liefert der A H B , der durch den Albhart ergänzt wird. Dieser läßt eine frühere Fassung der Anfangspartien, jener des Gesamtverlaufs durchschimmern. A H B

er-

zählt: nach dem T o d der Harlunge fiel Eckart im Bunde mit dem Berner in das Land Ermanrichs ein und eroberte seine

2IÖ

NEBENQUELLEN.

Residenz, so daß der Kaiser mit Sibich zu Fuß fliehen mußte. Danach aber fing Ermanrich acht Helden und forderte vom Berner Rückgabe aller Gefangenen (darunter seines eigenen Sohnes) und Aufgabe seines Landes, sonst müssen seine acht Getreuen sterben. Do sprach der Berner das wöll got nit. wan under den achten ist keyner, lege er allein gefangen, ee ich jn liez tödten ich gienge ee von allen mynem lande. Also gibt er sein Land auf und geht mit den Seinen zu Fuß hinweg. In Bechelam trifft er Markgraf Rüdeger, der erkennt ihn und kniet vor ihm nieder, doch der Berner spricht: „Steh auf, ich bin ein armer Mann." Rüdeger geleitet ihn zu Etzel, der ihm ein Heer zur Verfügung stellt, um Land und Leute wiederzugewinnen. Im „Albhart" wird erzählt, wie Heime nach Bern reitet, dem Dietrich auf Ermanrichs Befehl zu widersagen. Er wird wegen seiner Untreue gescholten: einst Dietrichs Mann, ist er zu Ermanrich entlassen worden. Später verbündet sich Dietrich mit Eckart, um Albharts Tod zu rächen, eine Schlacht findet statt, die deutlich die Farben des ersten Treffens der „Flucht" trägt. Ermanrich und Sibich müssen nach Raben fliehen. Die Ths. behandelt die Ereignisse in II, 169—179 nach einem noch einfacheren Schema: hier überbringt Reinalt eine Schatzforderung, Viöga eilt zur Warnung herbei (in der Flucht ist es Volknant), Heimir kündet, als Freund, die Fehde an. Beide mißbilligen Ermanrichs Vorgehen, Heimir züchtigt den Verräter Sifka und zieht sich dann in die Wildnis zurück, Viöga muß notgedrungen dem Ermanrich Heeresfolge leisten. Vor der Übermacht räumt Thiörek sein Land, verwüstet nur noch im Durchzug Ermanrichs Gebiet und zieht über die Alpen nach Bakalar, wo sich Roöingeir seiner annimmt und zwischen ihm und Etzel vermittelt. Zweifellos liegt in den drei Berichten Schichtenbildung vor. Zwei Fluchten und zwei siegreiche Schlachten des jüngsten Gedichts lassen sich schon nach dem Zeugnis des Albhart und des AHB tilgen. Die Ths. zeigt, daß auch jene einzige Schlacht, die in diesen beiden Quellen übrigbleibt, späterer Erfindung entstammt: die Gefangennahme von acht Helden zwingt den edelmütigen Herrscher, auf sein Land zu verzichten; so wandelt sich der Sieg zur Niederlage. Eine nicht ungeschickte, aber sentimentale Wendung, im Geschmack einer

RABENSCHLACHT.

217

unheroischen, rührsamen Zeit. D i e Fassung der Ths. hat d e n Vorteil der Natürlichkeit u n d Logik. Sicher ist es auch ursprünglich, d a ß W i t e g e u n d Heime zu Beginn d e s Konflikts in d e n Vordergrund geschoben werden. Freilich zeigt sich d i e Ths. W i t e g e allenthalben so gewogen, d a ß vielleicht erst sie ihm diese aufrechte Haltung verlieh. Heimes Verschwinden ist a u f f ä l l i g , aber sicher althergebracht, denn auch d i e deutschen Denkmäler haben für ihn nach der ersten Schlacht kaum mehr Verwendung. A l s o eine höchst einfache Formel für d i e Flucht: Dietrich weicht kampflos vor der Übermacht und zieht ins Elend, von Rüdeger und Etzel freundlich aufgenommen. W i t e g e und H e i m e haben keinen wesentlichen E i n f l u ß auf sein Schicksal. D i e „Rabenschlacht" stellt ihren S t o f f auf weite Strecken nicht besser dar als d i e „Flucht", d i e sie o f f e n b a r fortsetzt, ohne ihre formalen Tendenzen zu teilen. Aber man merkt bald, d a ß hier unter d e m Schutt ganz anders werth altige Funde zu machen sind. Zunächst wird die Vermählung Dietrichs mit Herrat erzählt, der Nichte der Königin Helche. Davon wissen auch Flucht, AHB und Ths., das Motiv bleibt aber blind, die Gestalt blaß. Dann beginnen die Rüstungen f ü r einen neuen Zug nach Italien. Trotz ängstlicher Träume Helches dürfen ihre und Etzels unerwachsenen Söhne Scharpf und Ort den Heereszug begleiten. Dietrich, der selbst seinen etwa gleichaltrigen Bruder Diether mitziehen läßt, verbürgt sich f ü r ihr Leben. Sie werden einem Meister Elsan auf die Seele gebunden, der mit ihnen in Bern zurückbleiben soll. Endloses, trauriges Abschiednehmen. Die Knaben bitten den Meister, nur um die Stadt reiten zu dürfen, und entweichen ihm. Im Nebel verirren sie sich und sehen sich plötzlich in der Nähe Rabens, wo schon die große Entscheidungsschlacht tobt. Diether wünscht den Verräter Witege zu treffen. Dieser ist schon zur Stelle, warnt aber die Knaben, die ungenügend bewehrt sind, vor dem Kampf. Dennoch wird er von ihnen angefallen und muß sie alle drei töten Der Streit hat ihn selbst in äußerste Lebensgefahr gebracht, nun vergießt er Tränen und küßt die Wunden. — Der Schlachtschilderung voraus geht eine Teichoskopie durch Dietrich und eine nächtliche Streife und Umgehung des feindlichen Lagers. Der Verfasser hat alle ihm bekannten Helden, auch Walther, Sigf r i d und Wate aufgeboten, um die Schlacht interessant zu machen Dietrich erobert sich das Roß Falke. Sibich wird gefangen und von Eckart nackt aufs Pferd gebunden. Nach elf-

2l8

ZEUGNIS

DER

KLAGE.

tägigem Ringen behält Dietrich die Oberhand. Aber da meldet ihm Elsan

das

Entweichen

Fund

der

Leichen.

der

Nach

Kinder,

gleichzeitig

maßloser

Totenklage

Helferich sieht

plötzlich den Mörder Witege in seiner Nähe. Eine rasende beginnt, umsonst wirft sich Rienolt dem Berner entgegen.

den

Dietrich Jagd

Witege

eilt davon, seinem Rosse Schemming die besten Leckerbissen versprechend, wenn es ihn der Gefahr entreiße. Die Flucht führt bis ans Meer, in das Witege verzweifelt hineinsprengt. Seine Ahnfrau Wächilt Heer

nimmt ihn auf.

ins

Hunnenland

Dietrich

zurück.

muß

Rüdeger

umkehren und führt gelingt

es,

Helche

sein und

Etzel mit ihm zu versöhnen.

Nur e i n ausführliches Zeugnis beleuchtet die im späteren Epos verschwommen und gefühlsselig erzählte Rückkehr Dietrichs zu Etzel und Helche. Eine merkwürdig ausführliche Anspielung der Klage (993 ff.) hebt Rüdegers Verdienste um Dietrich hervor: Rüdeger hat nach der Rabenschlacht Dietrich erst verborgen gehalten, dann Helche für ihn gewonnen und schließlich Etzel, der dem Bemer so vientlichen gram. war, dazu vermocht, seiner schulde alsd grözer zu vergessen. Interessant ist der Eingang der Stelle: „dö ich den vianden min muose rümen miniu lant" — also Dietrich hatte nach der Rabenschlacht sein Land verlassen m ü s s e n . Es wird betont, daß diese Ereignisse zwölf Jahre zurückliegen. — Von der Rabenschlacht aus fallen neue Lichter auf das Fluchtepos. Seine (und des Albhart) Schlachtschilderungen entnehmen ihr Material (nächtliche Streifen, Totenklagen, Bestrafung des Verräters, Flucht Ermanrichs aus Raben und Kapitulation der Stadt), soweit es mehr ist als leeres Gerede, der Rabenschlacht — natürlich einer älteren Dichtung — und verraten sich schon dadurch als sekundär. Auf frühere Stufen der Stoffbehandlung verweisen auch Anspielungen in anderen mittelhochdeutschen Heldenepen, die allerdings nicht so ergiebig sind wie bei der Flucht. Im Biterolf 3503 ff. wird das Entweichen des jungen Dietleib aus Etzels Hut auf eine Art erzählt, die engen Anschluß an eine Rabenschlachtdichtung gewiß macht: der Knabe stiehlt sich, übrigens bewaffnet, davon und nimmt heimlich an der Schlacht teil. Natürlich bleibt er hier am Leben, aber eine voreilige Klage um ihn weist auf das Vorbild. Die Etzelsöhne heißen altertümlicher Erpf und Ort. Eigentliche epische P a r a l l e l berichte, wie sie die Flucht erhellten, fehlen sonst.

BERICHT

DER

219

THS.

Ältere Stufen einer Dietrichdichtung lassen sich aus dem Nibelungenlied selbst erschließen. Es kennt eine große Schar Wölfinge, neben Hildebrand und Wolfhart vor allem Sigstab und Helferich — diesen als Sieger über Dankwart. Der Nibelungendichter hat sie sicher nicht a d hoc geschaffen, sondern übernommen. —

unsere

Er

kennt

Rabenschlacht

weiterhin vergißt

das

Schicksal

Nuodungs

unglaublicherweise

mitzu-

teilen, daß dieser Sohn Rüdegers von Witege erschlagen worden

ist; kennt

Wichtigste

Dietrichs

ist, das

Bund

mit

Herrad,

später typische Verhältnis

und, was Dietrichs

das zu

Wolfhart (1993 wirft dieser jenem seine Sanftmut gegen den Feind vor

und wird zurechtgewiesen). Anspielungen bei an-

deren Dichtem zeigen uns das Bild des stürmischen Wolfhart, des feigen, kampffremden Sibich, tadeln die Hyperbel in den Kampfschilderungen der Dietrichdichtung (Wolfram) und beweisen die Popularität der Mordszene in der Rabenschlacht, die auf

Helmbrechts

Haube abgebildet wird (Meier Helmbrecht

V, 76 ff.). Gemessen an diesen indirekten Zeugnissen, verliert der

einzige

direkte

Parallelbericht

der

Rabenschlacht

an

Kredit. Die Ths. berichtet nach langen Einschaltungen I I , 218 f f . weiter, d a ß Dietrich nach 2ojähriger Verbannung plötzlich in Erkas Gegenwart sein Los beklagt und sie ihm H i l f e zugesagt habe. Sein 21 jähriger Bruder Theter hält beste Freundschaft mit den Etzelsöhnen Erp und Ortwin. Die Königin waffnet ihre Kinder und nimmt Theter den E i d ab, nicht ohne sie zurückzukehren. A l s Hüter wird besonders noch Hjalprek (Helferich) bestellt. Die Heere ziehen einander entgegen, bei Gronsport an der Mosel findet die Schlacht statt. Eine nächtliche Streife Hildebrands leitet sie ein, der dabei mit dem feindlichen Feldherrn Reinalt zusammen die Feldzeichen betrachtet. In der Schlacht ist auch hier eine wirre Heldenmenge durcheinander gemischt. Nauöung fällt vor Viöga, Theter gerät ebenfalls in Kampf mit ihm; Ortwin, Erp, Hjalprek eilen ihm zu H i l f e und werden alle erschlagen, schließlich tötet V i ö g a den Theter selbst durch einen Hieb in den Rücken. V o n den Leuten Thiöreks bleibt auch noch U l f r a d (der W o l f h a r t der Dietrichepen, der dort freilich das Leben behält). Auch hier die wütende V e r f o l g u n g (Dietrichs Feueratem) die Mosel entlang bis zu ihrer Mündung ins Meer, in dem Viöga versinkt. T h i ö r e k getraut sich nicht, die Hunnenschar länger zu benützen und kehrt um, trotzdem der S i e g sein gewesen wäre: die voreilige Flucht Sifkas hat auch das Hauptheer unter Reinalt mitgerissen.

220

DIE

HUNNENPRINZEN.

An Etzels Hof hält er sich in einer Küche verborgen, bis Rüdeger das Versöhnungswerk zwölf

vollbracht

hat. Das E x i l dauert dann noch

Jahre.

Die Darstellungen dieser einheitlichen und in sich geschlossenen Fabel zeigen auf den ersten Blick weniger entwicklungsgeschichtliche Spuren als die Flucht. Dennoch ist auch hier die Schichtenbildung unverkennbar. Die älteste Schicht liegt dort bloß, wo von der Rabenschlacht als einer Niederlage und von Etzels gewaltigem Zorn auf Dietrich die Rede ist; da bleibt die spätere Schönfärberei noch fern. Fragt man aber gleich: Wie rechtfertigt sich dieser Zorn? so wird man nur d i e Antwori gelten lassen können: Dadurch, daß dem Dietrich die Etzelsöhne wirklich auf die Seele gebunden waren. Bei ausgewachsenen Soldaten hat das keinen Sinn, die müssen für sich selber einstehen. Wenn also die Ths. die drei Jünglinge als vollbürtige Kämpfer ansieht, Theter sogar zum Feldherrn macht, verwischt sie, was in den jüngeren Fassungen besser bewahrt ist: die Jugend der Prinzen. Dahin weist auch noch eine andere Beobachtung: Viöga wird in diesen Kapiteln der Ths. als inn Uli hundr bezeichnet; das ist sonst nicht Schlachtenbrauch dem ehrlichen Feind gegenüber, und ehrlich ist er, solange er ebenbürtigen Kämpfern gegenübersteht. Freilich der Stoß vom Rücken, der übrigens nicht motiviert ist, bleibt bestehen, aber jene Beschimpfung nimmt keinen Bezug darauf. Ficht Viöga, wenn auch im Drang der Not, wie die „Rabenschlacht" versichert, gegen Kinder, dann hat der Schimpf Berechtigung. Die schwer erträgliche larmoyante letzte Schicht, die der Rabenschlachtdichter über die Szene gelegt hat, streifen wir allerdings weg: Nicht verirrte Knaben in Sommerkleidern mit leichten Waffen waren ehemals Witeges Gegner, sondern mutige Knappen vom Schlage Dietleibs, die wider das Verbot und mit Absicht das Schlachtfeld aufgesucht haben und wohlbewaffnet mitfechten. Die Biterolfstelle übermittelt zweifellos das echte Bild. Die Ths. unterdrückt und ändert also mancherlei. Sie liefert einen kahlen Schlachtbericht ohne Hyperbeln und ohne markante Gestalten. Der draufgängerische Wolfhart neben seinem zurückhaltenden Herrn, die mutigen Knaben, der kühne aber ,unsitege' (Wernher der Gärtner) Witege, alle sinken auf ein nüchternes Gleich- und Mittelmaß herab. Sifka wird

ÄLTERE

DIETRICHDICHTUNG.

221

Heerführer, Helferich ist nur Statist. Sigstab und mancher andere Amelung fehlen. Die Schlacht ist ein Sieg, Etzel leicht versöhnlich. Ist es auch Willkür, daß die Saga Wolfhart und Helferich ums Leben kommen läßt? Der Nibelungendichter fand sie in seiner epischen Quelle neben Dietrich und Hildebrand vor. Vielleicht hat er die Toten der Rabenschlacht erweckt, um die Schar zu mehren. Eine älteste erreichbare deutsche Darstellung dieser Vorgänge rückt so in manchem von der Ths. ab; dagegen tritt hier ein Mittelglied zwischen dieser ältesten und der uns erhaltenen jüngsten Schicht nicht so klar hervor wie bei der Fluchtgeschichte. Man kann nur sagen, daß jedenfalls bald genug auch in Deutschland die Niederlage zum Sieg wurde. Nicht ausgeschlossen auch, daß Elsan schon auf einer Vorstufe unserer Rabenschlacht als Meister an Stelle Helferichs rückte. Es ist Zeit, nach Umfang und Charakter der älteren Dietrichdichtungen zu fragen. Für ihre früheste Stufe, die dem Nibelungenlied, der Klage, der Thiörekssaga und Wolfram vorlag, also vor 1200 fallen muß, haben wir viele Anhaltspunkte gewonnen. Zweierlei ist nun zu untersuchen: waren es mehrere Gedichte, die um jene Zeit Flucht und Rabenschlacht erzählten, oder war es nur eines? und in welcher Form ist der Stoff behandelt worden? Flucht und Rabenschlacht sind für die mittelhochdeutsche Literaturgeschichte zwei (sogar durch die Form) verschiedene Epen. Der A H B erzählt nur den Inhalt einer Fluchtdichtung, die Ths. trennt die Darstellung beider Ereignisse durch eine Menge von Kapiteln. All das scheint auf den ersten Blick für eine alte Zweiheit der Epen zu sprechen. Andererseits: die Rabenschlacht ist die völlig genau anschließende Fortsetzung der Flucht. Die Flucht allein ist in ihrer frühesten Gestalt so mager, daß sie keine befriedigende Fabel abgibt. Und schließlich: überall, wo Namen und Ereignisse aus der historischen Dietrichsage auftauchen, da beziehen sie sich ebensowohl auf Flucht wie auf Rabenschlacht. Niemand zweifelt, daß Herrad an die Seite des verbannten Dietrich gehört, und doch weist die Überzahl der Anspielungen in Nibelungen und Klage auf die Rabenschlacht. Der Biterolf nennt die Harlungen und Ribstein neben Erp und Ort, den Helden der

222

EINFLÜSSE

DER C H A N S O N

DE

GESTE.

Rabenschlacht. Die breite Charakteristik Sibichs, die Wolfram gibt, gehört dorthin, wo Sibich eine Rolle spielt, in die Fluchtfabel, die Kampfhyperbel in die Schlacht. Schließlich sehen wir schon eine Vorstufe unserer Fluchtdichtung die Rabenschlacht ausbeuten. — Eine Schwierigkeit birgt ja noch die Zeitrechnung: nach der Ths. liegen 20 Jahre zwischen Flucht und Rabenschlacht, die Vorstellung im Deutschen ist (unausgesprochen) ähnlich, da zwischen Schlacht und Nibelungenkatastrophe zwölf Jahre liegen und die 30 Jahre von Dietrichs Exil schon früh bekannt sind. Aber die Verfechter der Zwei-Epen-Theorie lassen ja die Heimkehr Dietrichs (s. u.) an die Darstellung der Flucht sich anschließen. Eine Spannung über 18 Jahre ist weniger weit als über 30. Klärung, wenn nicht Entscheidung bringt diesem Doppelproblem die Beobachtung, daß die älteste deutsche Dietrichdichtung sich ausgiebig an der französischen Chanson de geste geschult hat. Die früheste Dietrichdichtung, bis zu der wir den Weg zurückfinden, war von dem afr. Wilhelmzyklus abhängig, namentlich von den Epen „Prise d'Orange", „Covenant Vivien", „Aliscanz". Sie verdankt ihnen zunächst eine Steigerung aller Dimensionen, die noch die erhaltene Dietrichdichtung von den übrigen Heldenepen absondert, und die häufig zur Hyperbel führt: ungeheuere Heereszahlen, phantastisches Alter der auftretenden Personen, gewaltige Affektäußerungen, namentlich Schmerzausbrüche. Wolframs Spott trifft ja die grotesken Kampfleistungen. Dazu traten ganz spezielle Entlehnungen: der Heldenknabe, der der Hut des Meisters entweicht und plötzlich in der Schlacht auftaucht, ist ebenso französisch wie der freundliche Kaufmann, der den Recken im Elend aufnimmt, und das traute Roß, dem sein Herr alles gute Futter verspricht, wenn es ihn aus der Not trägt. Schließlich das wichtigste: der nachgiebige, ja bisweilen zage Dietrich der späteren Überlieferung, der sich auch im Nibelungenlied schon ankündigt, teilt diese Trübung seines heroischen Wesens mit dem Helden Wilhelm, der ebenfalls vor der Übermacht gerne zurückweicht, den Feind freundlich um Frieden bittet und bisweilen des Ansporns durch feurige junge Kämpfer bedarf, die zu dem Zweck neben ihn gestellt sind, wie Wolfhart neben Dietrich.

ERSTES

DIETRICHEPOS.

223

Alle diese Momente zusammen: Auftreten einer reichen Menge benannter Personen, Schilderung einer großen Massenschlacht, Entlehnung aus einem frz. Buchepos — zwingen zu der Annahme, d a ß „Flucht" und „Rabenschlacht" in dieser Frühform bereits e p i s c h behandelt waren. Wir sprechen also von nun an vom e r s t e n D i e t r i c h e p o s und versuchen, seinen Inhalt zu skizzieren und seinen Umfang abzustecken. Die Anfangspartien, die noch nicht von Dietrich handelten und die in keiner epischen mittelhochdeutschen Behandlung mehr vorliegen, lassen wir einstweilen beiseite. Die Dietrichhandlung begann mit der Botschaft Rienolts an Dietrich (Zinsforderung oder heuchlerische Ladung ?), der sich Witeges Warnung wohl anschloß. Dietrich spricht zu seinen Mannen, beschließt, vor der Übermacht aus Bern zu weichen (ist das schon ein Erweis seiner besonnenen Friedfertigkeit, die ihn mit Wolfhart in Konflikt bringt?), nimmt Abschied von den weinenden Frauen, macht einen Streifzug in Ermanrichs Grenzland, zieht dann die Alpen hinauf nach Bechlarn, kommt zu dem Kaufmann, Rüdeger, Helche, Etzel. Herrad wird ihm vermählt, ein Heer ausgerüstet (nach welcher Zeit ?), die Königssöhne Erp und Ort werden Dietrich anvertraut und dürfen seinen Bruder Diether begleiten, Helferich ist ihr Meister. Sie sollen in Bern zurückbleiben, entkommen aber und reiten dem Heer nach; Schlacht bei Ravenna, Streife Hildebrands, die ihn mit dem feindlichen Feldherrn Rienolt zusammenführt, Teichoskopie. In der Schlacht fällt der Fähnrich Nuodung durch Witege (Wolfhart auch? vielleicht wurde er nur verwundet). Witege t r i f f t auf die Etzelsöhne und Diether (die ihn gern f ü r seinen Abfall strafen wollen?) und muß sie töten; die Wunden am Rücken. Helferich ist der Unglücksbote. Witege enteilt auf dem Roß Schemming, das einst Dietrich gehört hat und dem er das beste Futter verspricht (Dietrichs Feueratem?) und flüchtet endlich ins Meer (zu seiner Ahnfrau?) Dietrich, besiegt (durch die Verfolgung Witeges von der Schlacht abgelenkt?), kehrt ins Hunnenland zurück und wird durch Rüdeger mit Etzel versöhnt. Zu den mancherlei Fragezeichen, die dieses Schema nötig macht, tritt noch ein größtes und quälendstes: Es betrifft das Verhältnis Witeges zu Dietrich. In der Quelle schimmert

224

WlTEGE.

die Vorstellung durch: ein alter Genosse des Berners, der jetzt auf der Gegenseite steht. Wie erklärt sich dieser Parteiwechsel, und belastet er den Helden moralisch? Die mittelhochdeutschen Quellen scheinen auf diesem Standpunkte zu stehen; dem Biterolf ist er der eren ingesinde (165), zugleich aber der unguote (11 156), dem Gärtner der küene und der unsitege. Die Ths. läßt ihn in einen Pflichtenkonflikt kommen: er ist Vasall Ermanrichs und Dietrichs Freund; aber das könnte junge Klügelei sein, durch die der Sagamann seinen Helden weiß waschen will. Andrerseits wissen wir: der Doppelverrat Witeges, von dem die Flucht berichtet und den wohl Rabenschlacht 380 ff. Diether im Sinn hat, als er durch Witeges Anblick in Leid und Zorn versetzt wird, gehörte der alten Quelle noch nicht an. Jüngere Dichter, die Witege gehässig waren, haben den Überfall auf die Mannen und den Abfall von Dietrich erfunden. Aber sicher gründete sich ihre Abneigung auf die alte Darstellung, die durch den Stoß in den Rücken (Ths. und Rabenschlacht 900) Witege auf alle Fälle stark belastet, den „schlimmen Hund" selbst für die Ths. Worin bestand seine Neidingstat oder welches war der Anlaß seines Abfalls? Die Frage wäre ebenso für Heime zu stellen, der freilich den alten Dichter nicht weiter interessierte. Der „Albhart" legt sich das Verhältnis zu ihm so zurecht, daß Dietrich ihn freiwillig an Ermanrich abgetreten hat; über Witege, der ihm ebenfalls ein Schurke ist, sagt dieser Dichter nichts. In eine ungeklärte Vorfabel erhalten wir Einblick, wenn wir erfahren, daß Witeges Roß früher Dietrich gehört hat. Von hier aus ist die Frage überhaupt nicht zu erledigen, und wir werden noch öfter die Erfahrung machen: wo Witege im Spiel ist, da trübt sich die Klarheit des entstehungsgeschichtlichen Bildes. Die Handlung des Dietrichepos war nun aber mit dem Nachspiel zur Rabenschlacht nicht erschöpft. Kaum etwas vermögen wir über das verlorene Gedicht mit solcher Sicherheit auszusagen wie dies: Es folgte noch die Darstellung der H e i m k e h r . Denn die Ths. 328, 12 und die Klage V. 2054ff. stimmen auf das genaueste in der Schilderung von Dietrichs Aufbruch vom Etzelhofe überein, den sie unmittelbar an die Nibelungenkatastrophe anschließen. Quelle kann da nur das Dietrichepos gewesen sein, und wir sind wohl berechtigt, die

225

RÜCKKEHR.

Wiederkehrfabel der Ths. im ganzen für die alte Dichtung in Anspruch zu nehmen. Die Hauptzüge sind: Kunde von Ermanrichs Erkrankung, Abschied von Etzel und Abreise Dietrichs, Herrads und Hildebrands mit einem Saumtier; Rast in Bechlarn bei den Verwaisten; Ankunft an der Grenze, Aufenthalt bei den treuen Grenzgrafen Konrad und Ludwig. Ermanrich ist gestorben, Sifka König geworden, Alibrand, Hildebrands Sohn, ist Herr von Bern, wo Hildebrand Dietrichs Rückkehr verkündet. Ritterversammlung, in der alle dem Berner zufallen, freudiges Heimgeleit. Entscheidungsschlacht bei Gregenborg, Sifka fällt, Dietrich nimmt ganz Italien in Besitz. Bezweifeln kann man für das deutsche Epos den Kampf mit den Bayern, der wohl ein Nachtrag der Ths. aus ihrer Nibelungenquelle ist, aufgeputzt durch Reminiszenzen aus einem Waltherlied, femer die Feldschlacht mit Sifka, die gegen die Kennzeichnung durch Wolfram Parz, 421, 23 verstößt: Sibeche nie sintert erzöch, er was ie da man flöch. Vollends ist die nachfolgende segensreiche Regierung und die Abkehr vom Arianismus nur nordisches Redaktorwerk. Das erregende Moment zu der ganzen Fahrt, Ermanrichs Erkrankung, fehlt der Klage; aber sicher wußte das Epos einen bestimmten Grund für den Aufbruch, der absurd wirken würde in dem Augenblick, wo Dietrich durch die Nibelungenkämpfe machtloser geworden ist als je. Die Krankheit Ermanrichs kennt vielleicht auch die Flucht (2558 ff.). Einen geschlossenen Handlungsverlauf gewinnt das alte Dietrichepos in unserer Rekonstruktion bisher noch nicht; eine Zwischenzeit einmal von 20, dann von zwölf Jahren sprengt den Zusammenhalt der Handlung, ja, läßt an der Einheit des Werks immer wieder zweifeln. Vielleicht darf man hier das frz. Vorbild ein letztes Mal bemühen: auch die Wilhelmepik liegt in der Form des Zyklus vor, ein Gedicht schließt ans andere zwanglos an, sie bilden keine förmliche, aber eine faktische Einheit, Sammelhandschriften überlieferten sie kontinuierlich. Es ist ein Ausweg, wenn man sich die Anlage des Dietrichepos ebenso denkt. Es ist das zugleich eine Kompromißlösung zwischen den beiden bestehenden Theorien, der unseren und der Zwei-Epen-Lehre. Diese, von Heusler und S c h n e i d e r , Deutsche Heldensage

15

226

ZWEITBS

DIETRICHEPOS.

von Haupt vertreten, scheidet schon für die älteste erkennbare Stufe Flucht(und Heimkehr-)gedicht und Rabenschlachtepos. Da es sich im Kern um eine Zwei 1 i e d e r theorie handelt, wird bei der Besprechung der Vorgeschichte weiter davon die Rede sein. D a r i n besteht Einhelligkeit: daß die älteste Dieterichepik noch durch eine gleichfalls epische Zwischenstufe von den erhaltenen Epen getrennt wird. Setzt man nun jene um 1180, so diese vor 1250. Wir sprechen kurzweg von einem z w e i t e n D i e t r i c h e p o s und sehen seine Widerspiegelung besonders deutlich in „Biterolf und Dietleib", wo so ziemlich sein ganzes Personal auftritt, und wie erwähnt der heimliche Auszug der Knaben besonders deutliche Spuren hinterließ. Wir erinnern uns, daß auf dieser Stufe die wichtige Erweiterung angebracht wurde, die allein gestattete, von einer „Flucht"handlung zu reden: Mit Eckart verbündet, siegt Dietrich über Ermanrich und nimmt des Kaisers Sohn gefangen; aber acht Helden gehen dem Witege in die Falle, und Dietrich muß sein Reich aufgeben, um sie zu befreien. Fraglich bleibt, ob dieses Epos, das in den Anfangspartien sehr anschwoll, den ganzen Inhalt des älteren wiedergab. Am ehesten hat es auf die Darstellung der Rückkehr verzichtet, denn aus dieser Partie begegnet kein charakteristischer Name im Biterolf. Seltsam bleibt, daß der A H B im Zusammenhang nur die Ereignisse der Flucht erzählt und dann noch einen belanglosen Satz über die spätere Heimkehr beifügt; schwerlich gibt er damit den vollen Inhalt des zweiten Epos wieder, denn die Rabenschlacht ist für dieses besonders gut bezeugt. Der Werdegang der Dietrichdichtung ist nach rückwärts über das Dietrichepos hinaus natürlich noch viel schwerer zu verfolgen. Zunächst darf man abstreichen, was sich im Epos auf erkennbare literarische Quellen zurückführen läßt. Die Vorstufe kannte nicht den zagenden Berner, den Heldenknaben, den Kaufmann, die Ereignisse hatten ein bescheidenes Ausmaß, die Affekte waren sparsamer ausgedrückt. Aus einer deutschen literarischen Quelle kam dem Dichter die Gestalt Rüdegers; sie ist eine Schöpfung der älteren Not und ganz in deren Geiste übernommen: der milde Gastfreund Fremder und der Vertraute Etzels. Man hat behauptet, er sei aus der Dietrichsage in die Nibelungen eingedrungen; da müßte man

E I N

227

DIETRICHLIED.

erst eine Funktion ermitteln, die ihm in einer liedhaften Vorlage zugefallen wäre. Metellus von Tegernsee bezeugt ein in Oberösterreich beheimatetes Gedicht über Rogerius com.es und Tetricus vetus (DHS 31); er kann sich auf unser Epos beziehen. Suchen wir vom Dietrichepos zum Dietrichlied vorzudringen, so werden wir sofort die Heimkehrepisode ausschalten. Sie verwertet zwar ein uns wohlbekanntes Heldenlied, das Hildebrandslied, in seiner jüngeren Form, aber anders als sonst epischer Brauch: das Lied wird nicht ausgeweitet, sondern eingebettet in epische Ereignisse, die ihren neumodischen Charakter durch Handlung und Namen gleichmäßig kundtun. Nehmen wir den Hauptteil, Flucht und Rabenschlacht, in die Hand, so erhebt sich zunächst auch hier die Frage nach Einzahl oder Mehrzahl der Liedvorlage. Zeugnisse oder gar Reste fehlen, so bleiben nur Erwägungen. Und diese, scheint mir, sprechen gegen die von Heusler und Haupt angenommene Doppelheit Fluchtlied und Rabenschlachtlied. Für jenes kann ein Inhalt nicht erschlossen, sondern nur postuliert oder erdichtet werden. Zweierlei hat man erwogen: höheres Alter der Dienstmannenepisode in der Flucht oder eine jetzt ganz verschollene Fabel, die den treuen Meister Hildebrand als Schützer des jungen Theoderich zeigte; beides ohne Gewähr. Fluchtund Heimkehrfabel zu einer Einheit zu verbinden, vielleicht wieder durch die Person Hildebrands, erlaubt ja scheinbar unser ältestes und kostbarstes Zeugnis zur Dietrichdichtung, eben das Hildebrandslied. Aber es ist voreilig, aus dessen knappem Rückblick auf die Flucht damals vor 30 Jahren eine ausführliche liedhafte Darstellung dieser Ereignisse zu schließen. Im Gegenteil, man kann sagen, was da vorgebracht wird (es wird uns noch näher beschäftigen, s. S. 314 f.), ist so farblos, daß es für keine Liedfabel ausreicht. Auch d i e Behauptung ist falsch, das Hildebrandslied verbürge die frühe Existenz der Heimkehrsage. Es hat sie erst geschaffen, und vor dem Epos bestand sie nicht weiter, als das Hildebrandslied sie erfand. Die Zweiliedertheorie verselbständigt das von ihr vorausgesetzte Rabenschlachtlied und trennt es ganz von der Fluchthandlung los. Aber ist es angängig, eine vom Standpunkt der Logik einheitliche Handlung entzweizureißen, wenn der eine Teil ein ganz unbeschriebenes Blatt bleibt ? Uns ist das Dieti5*

228

„Etzelsöhnelied"

richlied eine Einheit, solange wir nur e i n e liedmäßige Fabel nachzuweisen vermögen. Und die liefert die Rabenschlacht mit der Tötung Diethers und der Etzelsöhne und der Verfolgung Witeges; beide Auftritte, und namentlich dieser, der mit erstaunlichem Geschick erst zur Szene im altgermanischen Sinne gestaltet ist, tragen echten Heldenliedstil. Die Flucht selbst ist also nicht Gegenstand, sondern Voraussetzung des Liedes, genau so wie beim Hildebrandslied die Rückkehr. Das hindert nicht die Annahme, daß ihr ein paar Strophen gewidmet waren, so daß noch im 13. Jahrhundert der Marner ein Lied auf dem Repertoire führen konnte, das erzählte, „Wie Dietrich von Berne schiet" (DHS 60). Dietrich und Diether, Etzel und Helche, Scharpf und Ort und schließlich Witege finden hier Raum. Der politischen Gegner mochte in der Einleitung gedacht, hie und da ein Getreuer genannt sein. Natürlich war es ein v e r g e b l i c h e r Wiedereroberungsversuch, der dargestellt wurde. Der letzte Grund für die Loslösung der Rabenschlachtfabel von der Fluchtfabel ist aber die historische Erklärung jener. Die Zweiliedertheorie bezweifelt, daß sie von Hause aus an Dietrichs Person hing. Das „Etzelsöhnelied" gehört ihr ursprünglich in einen anderen Zusammenhang der Gotengeschichte als die Landflucht. Man sieht in Witege nach Müllenhoffs Vorangang einen Goten des 4. Jahrhunderts, Vidigoja, den Jordanes Kap. 5 als Helden gotischen Gesangs bezeichnet. E r fiel vor der Tücke der Sarmaten. Damit kombiniert man die historische Tatsache, daß nach Etzels Tod mehrere seiner Söhne (Ernac, Ellac) den Goten in der Feldschlacht unterlagen (454). Ein Vidigojalied des ausgehenden 5. Jahrhunderts hätte den Helden statt zum Opfer der Sarmaten zum Besieger der Etzelsöhne gemacht. Die Kombination ist lockend, obschon sie auf schwankem Boden steht. Gewiß wird Witege irgendwie mit Vidigoja zusammenhängen; aber sein Name kann ebensogut durch einen Heldenkatalog wie durch eine Liedfabel bewahrt worden sein, wie ja die eigentliche mittelhochdeutsche Entsprechung, Witigouwe, ein paarmal in Heldenlisten auftaucht. Vor allem aber: ist denn der Kern der Rabenschlachtfabel durch diese Erklärung getroffen? Dietrich sucht an Witege vergebens die

ÄLTERE

ZEUGNISSE.

229

Mordtat zu rächen; und die galt ja nicht nur den Etzelsöhnen, sondern auch Dietrichs Bruder, den alle Forschung bisher als lästiges Anhängsel beiseite geschoben hat. — Die allgemeinen historischen Grundlagen der Dietrichsage werden einen sichereren Boden für eine entstehungsgeschichtliche Theorie abgeben, der es zum Vorteil gereichen soll, daß sie die Rabenschlacht nicht als Mosaik von Zügen und Gestalten aus allen Jahrhunderten gotischer Geschichte betrachtet. Gehen wir weiter den geordneten Weg rückwärts über alle unsere älteren Zeugnisse für Dietrichdichtung. Um das Jahr 1000 bringt die Quedlinburger Chronik (DHS 18) folgende Notiz: (Ermanricus) Theodoricum .. .patruelem summ instimulante Odoacro, patruele suo, de Verona pulsum, apud Attilam exulare coegit. Das ist halbhistorische Notiz und kein Liedresumé, also auch kein Zeugnis für ein Fluchtlied. Es bezeugt uns nur eine hochinteressante ältere Personengruppierung: Der böse Rat, auf dessen Anstiften Ermanrich seinen Neffen Dietrich ins Exil zu den Hunnen trieb, war ehemals Odoaker, Theoderichs historischer Widersacher in Italien. Man könnte das für ein Gemisch von Sage und Geschichte halten, wie es in einer zweiten Notiz der Chronik über Theoderich und Attila vorliegt. Aber das Zeugnis des Hildebrandslieds weist in der gleichen Richtung, wenn es von seinem Helden erzählt: „Einst floh er ostwärts vor dem Hasse des Odoaker mit Theoderich und der Menge seiner Mannen" — und später: „er war dem Odoaker unermeßlich feind, der beste (?) Mann mit Theoderich". Voreilig war der Schluß: im Hildebrandslied liege eine noch altertümlichere Sagenform vor, in der Odoaker gänzlich an Stelle Ermanrichs getreten sei. Ermanrich kann auch hier schon Nebenperson, der böse Rat Hauptgegner in einer Dichtung gewesen sein, die der Geschichte gemäß Dietrich und Odoaker im Konflikte zeigte. Die Flucht führt den vertriebenen Fürsten auch hier nach dem Hunnenland, und die Verbannung dauert 30 Jahre. Diese Zahl war im frühen Mittelalter weit bekannt. Das einzige englische Zeugnis für die Fluchtsage, Deors Klage (DHS 8), berichtet, daß Dietrich 30 Jahre lang Märingaburg besaß, und selbst in die eddische Dichtung klingt die Zahl hinein, wenn Dietrich an Atlis Hof

230

UMDREHUNG

DER

HISTORISCHEN

TATSACHEN.

den 30 Gefolgsleuten nachtrauert, die er mit ins Exil genommen und nun verloren hat. Landflucht vor Odoaker, 30 Jahre Verbannung (in der Abgrenzung liegt natürlich schon schließliche Rückkehr) — das ist alles, was wir aus den Zeugnissen zur historischen Dietrichsage vor 1200 abnehmen können; wir wiederholen: niemals der Gegenstand, sondern höchstens die Voraussetzung eines Liedes. Auch sie historisch schwer zu fassen, eine Umkehrung der rechtlichen und faktischen Lage: aus dem Usurpator, der Odoaker verdrängt und dann ums Leben bringt, wird der rechtmäßige Erbe des Landes, der durch Ränke und offene Feindschaft Odoakers ins Exil gestoßen wird. Mancherlei hat man angeführt, um diese Verschiebung psychologisch zu rechtfertigen: Es ist ja historisch, daß die Goten früher, unter Alarich, schon einmal Italien besessen hatten, und bereits im 7. Jahrhundert gilt das außergotischen Geschichtsschreibern (Fredegar) als Rechtstitel. Wir denken auch an die Nachricht der Kaiserchronik, daß vor dem Berner schon einmal ein anderer Dietrich, sein Großvater, Italien in Besitz genommen habe. Dann erwog man die historische Feindschaft der Hunnen und Ermanrichs, ihre Freundschaft mit den Goten zur Zeit von Theoderichs Vater Theodemer (der als Name in der Heldendichtung alteingesessen sein muß). So konnten die beiden Amelungen selbst Feinde werden. — Schließlich erinnerte man sich des ungefähr 30 jährigen, unsteten Kampf- und Wanderlebens, das Theoderich z. T. in Diensten eines fremden Herrschers vor seiner Festsetzung in Italien geführt hat. Das allgemeine Gotenschicksal mag auf den größten Goten auch abgefärbt haben. Das Los des glücklichsten aller Völkerwanderungskönige nach 2 1 / 2 Jahrhunderten Gegenstand einer englischen Elegie — dieser Wandel ist nur erklärlich, wenn man mit dem Eindruck rechnet, den das tragische Ende seines Volkes allen germanischen Stämmen hinterließ. Aber unsere Frage galt einer Fabel. Episoden der Eroberungsgeschichte Italiens, wie den Abfall des Feldherrn Tufa, den man Witege verglich, hat man umsonst bemüht, ebenso das Schicksal des gotischen Königs Witigis. Greifbar bleibt eines: das Geschick Italiens, der Kampf mit Odoaker um

DIE

231

RABENSCHLACHT.

die H e r r s c h a f t wird bei R a v e n n a b e n s c h l a c h t , das ist Geschichte.

entschieden.

Die

Ra-

D i e historischen B e r i c h t e über den E n d k a m p f zwischen O d o a k e r und T h e o d e r i c h stehen nun f r e i l i c h , w i e es scheint, in a l l e m u n d j e d e m in W i d e r s p r u c h mit dem, was die H e l d e n d i c h t u n g erzählt. A b e r es gibt, g l a u b e ich, einen P u n k t in diesen Darstellungen, der weiter führt, als man ihm g e w ö h n lich zugestehen will. K a u f f m a n n hat zuerst auf d i e S t e l l e bei Johannes von A n t i o c h i e n hingewiesen, wo T h e o d e r i c h den O d o a k e r mit d e n W o r t e n niedersticht: „ S o hast du es mit den Meinen g e m a c h t 1" (Toöxo ¿. Jöhannesson, Nyja Dagbladid v. 18. Dez. 1937. O. Wieseigren, Nordisk tidskr. f. bok- och bibliotksväsen 2 5 (1938), S. 118—120. Times Lit. Suppl. 16. April 1938, S. 266. A. H e u s l e r , Einleitung zum Codex Regius der Lieder Edda (1937). Wiederabgedruckt in: A. Heusler, Kleine Schriften. Hrsg. von Helga Reuschel. Berlin 1943, S. 260—280. 3b/27

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3b/33

Die Lieder des Codex Regius (Edda) und verwandte Denkmäler. Text, Übersetzung, Erläuterungen. Bd. 1. Mythische Dichtung. Bd. 2 Heldendichtung. Bearb. v. Bernhard K u m m e r . Zeren b. Bremen 1959.

S. 3 — 4 8 .

Vgl. H. G e r i n g , Kommentar zu den Liedern der Edda, Nr. 30/37. Eddulyklar. Innagngur. Ordasafn. Visnaskyringar. Nafnaskra. 3b/34

Vgl. auch stets: K o c k , Ernst Albin: Notationes norroenae. Anteckningar tili Edda och skaldediktning. 3 Bde. Lund u. Leipzig 1923—1944 (Lunds universitets ärsskrift.) Übersetzungen:

3b/35

Die Edda. Übertragen von Felix G e n z m e r . Mit Einleitungen und Anmerkungen von Andreas H e u s l e r .

480

BIBLIOGRAPHIE.

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Edda. Nachdichtung altgermanischen Götter- und Heldensanges v o n Hans V o ß . Berlin 1928. Les poèmes héroiques de l ' E d d a et la Saga des Völsungs. Traduction française d'après le texte original islandais, précédée d'une étude sur les poèmes Scandinaves dans leurs rapports avec la saga en prose et l'epopée des Nibelungen et accompagnée de notices explicatives par Ferdinand W a g n e r . Paris 1929.

3b/38

3b/39 3^40

Rez. F. Genzmer, Hess. BU. f. Vkde. 28 (1929), S. 200—205. L. M. Hollander, Germ. R e v . 5 (1930), S. 4 0 3 ! E. Tonnelat, R e v . crit. 97 (1930), S. 2 6 I P. Wieselgren, A f d A 49 (1930), S. I47f. G. T . Flom, J E G P h i l . 30 (1931), S. 3 2 i f . B. Kummer, D L Z 32 (1931), Sp. 1801—1804. K . Malone, M L N 46 (1931), S. 489. E . Noreen, A r k i v 49 (1933), S. i68f. A. G. v a n Hamel, Museum 37 (1930), Sp. 1 7 6 I Die Edda. Volksausgabe. Hrsg. von Felix G e n z m e r . Jena 1933. Die Edda. Übertragen von Paul Gerhardt B e y e r . Breslau 1934. Rez. F. Genzmer, Litbl. 57 (1936), Sp. 2 4 1 !

3b/4i

Die Edda. Gesamtausgabe. I. Heldenlieder. Sprüche. Götterlieder. II. Die erzählende Edda. (Prosa-Edda.) Übertragen v o n Rudolf John G o r s l e b e n . 4. Aufl. Leipzig 1934. 5. Aufl. Leipzig 1935. 6. Aufl. Leipzig 1940.

3b/42

Die Edda. Nach der Übersetzung von K a r l S i m r o c k neu bearb. und eingeleitet von Hans K u h n . Bd. 1. Die Götterlieder der Älteren Edda. (2. Aufl. 1938)

NIBELUNGENSAGEN.

3b/43

481

Bd. 2. Die Heldenlieder der Älteren Edda. Bd. 3. Die Jüngere Edda des Snorri Sturluson. Leipzig 1935—36. (Reclams Universalbibl. 781—785) Neudruck Leipzig 1947. 3b/43

30/44

The Poetic Edda translated from the Islandic with an Introduction and Notes by Henry Adam B e l l o w s . 2 Bde. New York 1936. (Abdr. der Aufl. von 1932) (Scandinavian Classics 2 1 . 2 2 . ) Edda. Götter- und Heldendichtung. Hrsg. von Felix G e n z m e r . Jena 1937.

3b/45

Edda. Vertaald en van inleidningen voorzien door J a n de V r i e s . Amsterdam 1938. 2. Aufl. Amsterdam 1942.

3b/4Ö

Die Edda. Übertragen und erläutert von Otto H ä u s e r . 2. Aufl. Weimar 1939.

3b/47

Die Lieder der Edda. Deutsch von Karl S i m r o c k . Berlin 1939. (Deutsche Bibl. 195.)

3b/48

Edda. Götterlieder, Heldenlieder. Übersetzt von Hugo G e r i n g . Mit Bildern von Franz S t a s s e n . Einführung von O. D. P o t t h o f f . Berlin 1943.

3b/49

Die Edda. Lieder des Nibelungenzyklus in Auswahl. Bearbeitet von Klaus F u ß . Karlsruhe 1951. (Braunsche Schulbücherei. V , 28).

3b/5o

Edda. I. Godenliederen. II. Heldenliederen. Vertaald en ingeleid door J a n de V r i e s . Antwerpen 1952. (Klassieke Galerij 67. 68.)

3b/5i

Heldenlieder der Edda. Auswahl. Übertragen, eingeleitet und erläutert von Felix G e n z m e r . Stuttgart 1952. (Reclams Universalbibl. 7746.)

3b/52

Die Edda. Die wesentlichen Gesänge der altwestnordischen Götterund Heldendichtung. Ubertragen von Felix Genzmer. 1 2 8 — 1 3 2 . Taus. Düsseldorf-Köln 1956. Rez. S. Gutenbrunner, Archiv 194 (1958), S. 201. G. Zink, Et. Germ. 13 (1958), S. 47. S n o r r a - E d d a (Jüngere oder Prosa-Edda) Ausgaben:

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Edda Snorra Sturlusonar. Udgivet for det Arnamagnaeanske Legat Finnur J ö n s s o n . Kebenhavn 1 9 3 1 . Rez. G. Neckel, Arkiv 50 (1934), S. 167—169.

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Codex Wormianus. (The Younger Edda). MS No. 242 fol. in The Arnamagnaean Collection in the University Library of Copenhagen. With an Introduction by Sigurdur N o r d a l . Copenhagen 1 9 3 1 . (Corpus codicorum Islandicorum medii aevi. 2.) Rez. P. E . Ölason, Skirnir 105 (1931), S. 237f.

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E d d a Snorra Sturlusonar med skaldatali. Buid hefir til p r e n t u n a r Gudni J ö n s s o n . R e y k j a v i k 1935. Abdr. R e y k j a v i k 1945.

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Codex Regius of t h e Younger E d d a . Ms. No. 2367 4to in t h e Old Royal Collection in t h e Royal Library of Copenhagen. W i t h a n Introduction b y Elias W e s s o n . Copenhagen 1940. (Corpus codicum Islandicorum medii aevi. 14.) F r a g m e n t s of t h e Elder and t h e Younger E d d a , s. Nr. 3b¡28.

3b/58

E d d a Snorra Sturlusonar. NafnaJjulur og Skdldatal. Gudni J ö n s s o n b j ö til p r e n t u n a r . R e y k j a v i k 1949. (Vgl. Nr.3b/3o)

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3b/6i

Die jüngere E d d a . Zusammengestellt von S n o r r i S t u r l u s o n . Mit dem sog. ersten grammatischen T r a k t a t . Übertragen von Gustav N e c k e l u n d Felix N i e d n e r . J e n a 1935. (Thüle 2, 20.) Die E d d a . Nach der Übersetzung v o n Karl S i m r o c k neu bearb. u n d eingeleitet v o n H a n s K u h n . I I I . Die Jüngere E d d a des Snorri Sturluson, s. Nr. 30/42.

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Übersetzungen:

{jidrekssaga Jjidreks Saga af Bern. E d . Gudni J ö n s s o n , s. Nr.

4b/22.

Völsungasaga Les poèmes héroiques de l ' E d d a et la Saga des Vôlsungs. Trad, française . . . p a r F. W a g n e r . Paris 1929. (s. Nr. 3b/38)

NIBELUNGENSAGEN.

3b/Ö4

The Saga of the Vglsungs, the Saga of Ragnar Lodbrok, together with the L a y of Kraka, translated from the Old-Norse by Margaret S c h l a u c h . New York 1930. (Scandinavien Classics. 35.) Rez.

3b/65

483

R. Beck,

JEGPhil.

31

(1932), S . 1 4 4 — 1 4 6 .

Die Geschichte von den Wälsungen. (Völsunga-Saga.) Die Saga vom Schicksal der Nibelungen. Ubertragen von Gustaf W e n t z . Leipzig 1935. (Isländer Geschichten. 4.) Balladen

3b/66

S v a b o s Faeraske Visehaandskrifter udgivne for Samfund til udgivelse af gammel nordisk litteratur ved Christian M a t r a s . Kabenhavn 1939. (Samfund. 59.) Vgl. S v a b o , Jens Christian: Glossar til faeroske Visehandskrifter, Nr. 3cjigi

3b/Ö7

Feroya kvaedi. Corpus Carminum Faeroensium. A. Sv. G r u n d t v i g et J. B l o c h comp. Mit Kommentar in deutscher Sprache hrsg. von Christian M a t r a s . Kabenhavn i 9 4 i f f .

3b/68

Sigurd the Dragon-Slayer, a Faroese Ballad-Cycle transl. b y E. M. S m i t h - D a m p i e r . Oxford 1934. Rez. G. Turville-Petre, Saga-Book of the Viking Society 11 (1936), S . 290.

Saxo Grammaticus SaxonisGesta Danorum. Ree. et ed. J. Olriku.H. Roeder, s.Nr. 4b/23. Simon Keza 3b/70

Simon de Keza. GestaHungarorum. Ed. Alexander D o m a n o v r z k y . Budapest 1937. (Scriptores Rerum Hungaricarum. I.)

c) U N T E R S U C H U N G E N

1928

3c/i

B a c h o f e n , J. J.: Das Geschwisterverhältnis in der Sigfridsage. Freiberg/Sa. 1928 (Masch.). (Irminsul 21)

3C/2

E h r h a r d t , Auguste: L a légende des Nibelungen. Introduction. Revue de l'Université de Lyon 1928, S. 11—24.

484 3c/2a

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3C/4

J a c k s o n , J e s s H . : Odinn's Meeting with Sigmundr and Sigurdr in

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1928.

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Rez.

H . de B o o r , L i t b l . 50 ( 1 9 2 9 ) , S. 3 2 3 — 3 2 6 . A . Heusler,

3C/7 3c/8 3C/9 3C/10

D L Z 50 (1929), S . 1 6 — 2 0 .

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123—138.

3C/11 3C/12

S t a p e l , Wilhelm: Kriemhilt. D t . V t . 1 0 (1928), S. 2 7 3 — 8 1 . S y d o w , Carl. W . v o n : Brynhildsepisoden i t y s k tradisjon. A r k i v 44 (1928), S. 164—89. (Beziehungen zu russ. Märchen.)

3C/13

B r a n d l , Alois: Medea und Brunhilde. L i t . 3 1 (1929), S. I — 3 . Abgedr. in: A . Brandl, Forschungen und Charakteristiken. B e r l i n u. Leipzig 1936, S. 24—27. B u c h n e r , M a x : U m das Nibelungenlied. E i n B e i t r a g — - k e i n e Lösung. Ungarische J a h r b . 9 (1929), S. 196—229. (Stellungnahme zu Schröfls Thesen, vgl. Nr. jc/jj.) D r o e g e , K a r l : Zur Thidrekssaga. Z f d A 66 (1929), S. 33—46. E h r h a r d t , Auguste: L a légende des Nibelungen. Paris 1929. Rez. G. Roger. L a quinzaine crit. 1 (1929), S. 83.

1929

3C/14

3C/15 3C/I6

485

NIBELUNGENSAGEN.

3C/17

H e u s l e r , Andreas: Nibelungensage und Nibelungenlied. S t o f f g e s c h i c h t e des d e u t s c h e n H e l d e n e p o s . 3. A u f l . Rez. E . F. O.

Die

D o r t m u n d 1929. Schröder, A f d A . 48 (1929), S. 144. P i q u e t , R e v . G e r m . 21 (1930), S. 180. B e h a g h e l , L i t b l . 52 (1931), Sp. 3 2 6 !

G . N e c k e l , A r k i v 48 (1932), S. 3 3 3 — 3 4 0 . 4. A u f l . D o r t m u n d 1944. 5. A u f l . D o r t m u n d 1955. (Mit einem N a c h w o r t Reuschel) Rez. F . Maurer, A r c h i v 193 (1957), S. 48f. G . Z i n k , E t . G e r m . 12 (1957), S. 273.

von

Helga

3c/18

H e u s l e r , A n d r e a s : U n s e r e S t e l l u n g zu L a c h m a n n s theorie. F o r s c h , u. F o r t s c h r . 5 (1929), S. 3 8 3 ^

Nibelungen-

3C/19

K r a p p e , A l e x a n d e r H a g g e r t y : H a g e n et les undines. Neophil. 14

30/20

Krappe,

(1929), S. 4 2 — 4 9 .

Alexander

Haggerty,

VQlsungasaga

XXVII,

61—64.

Z f d A 66 (1929), S. 6 0 — 6 4 .

3C/21

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30/22

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buochstabe"

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Zur Jagd im Odenwalde.

PBB

70

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P a n z e r , Friedrich: Nibelungische Ketzereien. 2. Lectulus Brunihild. P B B 73 (1951), S. 95—123.

30/243

P a n z e r , Friedrich: Der Weg der Nibelunge. In: Erbe der Vergangenheit. Festgabe f. Karl Helm. Tübingen 1951, S. 83—107.

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W ä d e k i n , Karl-Eugen: Nibelungenlied und deutsch-russische Beziehungen im Mittelalter. P B B 73 (1951), S. 284—304.

(Vgl.

30/245

Nr.

einiger

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ZfdPh. 71

GeneralGerontius (-j- 410) in Mediaefirst Arthurian Romance, Chrétien de and of the „Mabinogi of Geraint". of the Nibelungenlied. Classica et 215—235.

3C/224.)

1952 B o n j o u r , Adrien: Anticipations et prophéties dans le „Nibelungenlied". Et. Germ. 7 (1952), S. 241—-251.

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D i t t u s , Irene geb. Messerschmidt: Studien zum Nibelungenlied und zur Gudrun. Diss. Tübingen 1952 (Masch.).

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Bd. 1.

Kriemhild

und

meister

E i s , Gerhard: Zur Datierung des Nibelungenliedes. Forsch, u. Fortschr. 27 (1953), S. 48—51. F u ß , K l a u s : Brynhild. ZfdPh. 72 (1953), S. 1 1 0 — 1 1 8 . H e r m a n s , Gertrud: List. Studien zur Bedeutung und Problemgeschichte. Diss. Freiburg i. Br. 1953 (Masch.). K r o g m a n n , W i l l y : Artikel 'Der Hürnen Sewfrid'. I n : Die deutsche Literatur des Mittelalters. Yerfasserlexikon. Bd. 4. Berlin und Leipzig 1953, Sp. 180—192. K u h n , H u g o : Brünhild und das Krimhildlied, s. Nr. 30/271.

3C/264

NIBELUNGENSAGEN.

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P a n z e r , Friedrich: Nibelungische Ketzereien. 3. Thidrekssaga und Nibelungenlied, Irrungen und Wirrungen. 4. Das Traumlied in der Volsungasaga. P B B 75 (1953), S. 248 bis 272.

1953.

P r e ß m a r , Hans: Studien zu Kudrun und Nibelungenlied. Lexikalische Studien, Reimstudien, s. Nr. 70/40. 30/270

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W a i s , K u r t : Frühe E p i k Westeuropas und die Vorgeschichte des Nibelungenliedes. Bd. 1. Die Lieder um Kriemhild, Brünhild, Dietrich und ihre frühen außerdeutschen Beziehungen. Mit einem Beitrag von Hugo K u h n : Brünhild und das Krimhildlied. Tübingen 1 9 5 3 . (Beihefte zur Zeitschr. f. roman. Philol. 95-) Rez. H. Hempel, Euphorion 50 (1953), S. 1 1 3 — 1 1 9 . C. Minis, Rom. J b . 6 (1953/54), S. 207Ü. S. Gutenbrunner, Archiv 1 9 1 (1954), S. 4 9 L A. van der Lee, Leuv. Bijdr. B i j b l . 44 (1954), S- 2 1 — ' 2 5 J . A. Bizet, E t . Germ. 1 0 (1955), S. 6 5 L W . W . Chambers, M L R 50 (1955), S. 1 2 9 L H. Eggers, Wirk. W o r t 6 (1955/56), S. 1 9 8 0 . M. Fleet, J E G P h i l . 54 (1955), S. 276—279. K . H. Halbach, Universitas 1 0 (1955), S. 1 9 1 — 1 9 3 . N. Lukman, Arkiv 70 (1955), S. i n f . W . Mohr, AfdA 68 (1955/56), S. 7—20. B . Q . M o r g a n , Comp. Lit. 7 (1955), S. 75f. K . Reindel, DA 11 (1955), S. 2 6 2 I S. Beyschlag, W i r k . W o r t 7 (1956/57), S. I 2 i f . H. W . J . Kroes, Neophil. 40 (1956), S. 2 7 3 — 2 7 7 . Th. Frings, ZfrPhil. 73 (1957), S. r 8 3 — 1 8 5 . H. Sparnaay, Erasmus 9 (1956/57), S. 359 — 3 6 1 . Vgl. S. Beyschlag, Nr. 30)272.

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NIBELUNGENSAGEN.

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(Historische Gestalten > Sagengestalten.) 30/289

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1959 B o o r , H e l m u t de: D i e Bearbeitung m des Nibelungenliedes. Darmstädter Aventiurenverzeichnis. P B B (Tübingen) 81 (1959), S. 1 7 6 bis 195.

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30/370 30/371

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3C/374

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4. SAGEN VON DIETRICH VON BERN UND ERMANARICH a) B I B L I O G R A P H I E N U N D F O R S C H U N G S B E R I C H T E Alpharts Tod M a u r e r , Edeltraut: Vollständiges Glossar zu 'Alpharts Tod' mit einer Einleitung über die bisherige Behandlung des Gedichts in der wissenschaftlichen Literatur, s. Nr. 40/112. Hildebrandslied B r a u n e , Wilhelm: Althochdeutsches Lesebuch, s. Nr. 40/3. Laurin 4a/i

L u n , Alois: Primo saggio di un elenco bibliografico delle opere su re Laurino. Rivista della Venezia Tridentina 1933, Nr. 5, 11 ff. W o l f f , K . F . : König Laurin und sein Rosengarten, 5. Nr. 40/140(Anhang: Bibliographie zur Laurin-Sage) Wunderer Z i n k , Georges: Le Wunderer. Fac-Simile de l'Édition de 1503 avec Introduction, Notes et Bibliographie, s. Nr. 4b/iy. L e e u w e , H. H. J. de: Die dramatische Komposition des Fastnachtspiels vom Wunderer, s. Nr. 40/95. (Mit einer Bibliographie) Edda (Hamdismâl), s. Nr. 3a/2o. b) A U S G A B E N UND Ü B E R S E T Z U N G E N

4b/i

4b/2

Teilsammlungen Z i n k , Georges: Le cycle de Dietrich. Morceaux choisis avec introduction, notes et glossaires. Paris 1953. (Bibl. dephilol. germ. 16) Rez. W . Schwarz, Germ. Life and Letters 8 ( 1 9 5 4 / 5 5 ) , S. 2 2 4 L J. A. Bizet, Et. Germ. 10 ( 1 9 5 5 ) , S. 68f. F. Maurer, Archiv 1 9 1 ( 1 9 5 5 ) , S. 65. Kudrun und Dietrich-Epen in Auswahl mit Wörterbuch. Hrsg. von Otto L. J i r i c z e k . 6. Aufl. bearb. von Roswitha W i s n i e w s k i . Berlin 1957. (Sammlung Göschen. 10) Zur Textkritik s. Nr. 40/43 (Virginal), 40/82 (Rosengarten). Glossar zu Alpharts Tod, s. Nr 40/112.

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Das jüngere Hildebrandslied. In: Balladen. Hrsg. von John Meier. Teil I. Leipzig 1935, Nr. 1, S. 35—42. (Dt. Lit. in Entwicklungsreihen. Reihe: Das dt. Volkslied, Bd. 1)

4b/i2

Ubersetzung des ahd. Hildebrandsliedes, in: G e n z m e r , Felix: Vier altdeutsche Heldenlieder. Darmstadt 1953, S. 37—39. (Wiss. Buchgem. Reihe Libelli. 9) Rez. F. Moss drun, s. Nr. 3bjio.

HILDE

UND

KUDRUN.

535

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7b/7

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Schwarz,

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ALPHABETISCHES VERZEICHNIS DER NAMEN DER VERFASSER, HERAUSGEBER UND REZENSENTEN. A Ackermann, Otto 2b/54 Adler, Peter 30/234 Altheim, Franz 30/212 Anders, Bernhard 30/172 Anderson, W. 40/9; Rez. 2 b / i 3 Armour, M. 7b/5 Askeberg, Fritz 2b/74 Autran, Charles 2 a / i 3 ; 2a/ig B Bachofen, J . 30/1 Baecker, L . 6 b / i 5 Baesecke, Georg 1 / 2 1 ; 30/104; 4b/9; 40/6; 40/59; Rez. 2b/4i Baetke, Walter 70/15; Rez. 2b/4i Barkhausen, Chr. 2 b/108 Bartsch, K a r l 3 b / 3 ; 3b/4; 7b/i Basilius, H. A. Rez. 3 b / i 4 Batho, E . C. Rez. 3b/36; Rez. 4b/2i Batts, Michael S. 3C/320 Baudissin, Renate, Gräfin V0n3c/20i Bayerschmidt, C. F . Rez. 40/33 Beck, A. 7C/49 Beck, R . , Rez. 3b/36; Rez. 3 ^ 6 4 ; Rez. 7 b/10 Becker, Henrik 1/45; 3 b / i o ; 30/291; 40/127; 5C/48 Becker, K . A. 50/61 Becker, Philipp August 2a/g; 2 a / n ; 30/213 Behaghel, Otto, Rez. 3 0 / 1 7 ; Rez. 3C/34; Rez. 4 b / i 6 ; Rez. 6a/i Bellows, Adam 3b/43 Benedikt, Erich 4 0 / 1 0 1 ; 4C/121 Beranek, Franz J . 70/50 Berendsohn, W. A. Rez. 1/8 Betz, Werner 1/43; 3C/321; 50/42 Beyer, Paul Gerhardt 3b/40 Beyschlag, Siegfried 3 a / i o ; 30/235; 3C/273; 30/322; Rez. 3C/271 Bickel, Ernst 30/86; 30/221; 30/292 Bischoff, B., Rez. 5b/4 Bizet, J . A., Rez. 3 0 / 2 7 1 ; Rez. 4 b / !

Blaschka, A. 50/62 Bliem, Robert 70/43 Bloch, J . 3b/67 Boer, C. de 2 a/6 Boer, P. M. Rez. 4C/7 Böhm, Else, 3a/2 Boehncke, Christiane 2b/6o Boesch, Bruno 7b/3; 70/26; Rez. 7b/4 Bohning, Elizabeth Edrop 3a/5; 3 a / i 3 ; 30/202 Bollinger, Katharina 2b/46 Boite, J . , Rez. 2 b / i 3 Bonjour, Adrien 2 b / i n ; 30/245 Boor, Helmut de 1 / 1 4 ; 1/37; 2b/4; 2b/i2; 3b/4;3b/i2;3c/5o;3c/i47; 30/246; 30/293; 3C/347; 4C/66; 4C/102; 40/143; Rez. 1 / 1 ; Rez. 3b/22; Rez. 30/6; Rez. 30/37; Rez. 40/57; Rez. 4C/100; Rez. 4C/144 B o r k , H a n s 4 c / i 4 ; 4 0 / 1 5 1 4 0 / 1 6 ; 50/8 Bostock, J . K . 30/294; 3C/359." 7c/55 Bouman, A. C. 40/107 Bowra, C. M. 2b/8g Brachin, P., Rez. 3 b / i 9 Brackert, Helmut 3C/360 Brady, Caroline A. 30/87; 40/54; 40/60; 40/61; 40/62; 4C/73; Rez. 5b/7 Brandl, Alois 2 b / i 4 ; 3 0 / 1 3 ; 4 0 / 3 1 ; Rez. 1 / 1 5 ; Rez. 40/7 Brandt, O. H „ Rez. 30/50 Brauer, Hans 4C/32 Braun, Maxim 2 a / j ; 2a/3; 2 a / i o ; 2b/79 Braune, Wilhelm 4b/3 Brestowsky 40/1; 40/3 Briem, O. B . 2b/5 Brinkmann, Hennig 5 0 / 1 ; Rez. 30/278 Brodeur, Arthur Gilchrist 3b/6o; 40/62 Broholm, H. C., Rez. 2b/74

ALPHABETISCHES

Browne, R . J . 30/295 Buchner, M a x 3C/14 B u l s t , W., Rez. 5C/21 Bumke,

Joachim

543

VERZEICHNIS. Dresch, J., Rez. 3C/257 Droege, K a r l 3 0 / 1 5 ; 3 0 / 7 1 ;

3C/335;

3C/361;

3C/362 Bunje, E . T. H . 40/33

3C/132;

R e z . 3 C / 2 a ; R e z . 40/7; Rez. 4C/8 Drube, Herbert 30/162 Dürrenmatt, Nelly 30/203 Dunstan, A . C., Rez. 1 / 1 D u v e , Helmuth 2 b/6

C

E

Calder, W . M., Rez. 30/303

Eggers, H., Rez. 30/271

Carles, J . 70/56

Camey, J . 2a/25 Carr, C. T., R e z . 3b/g Carroll, Benjamin Hawkins 5C/49; 5C/53 Castle, E d u a r d 50/35; 70/20;

7C/32

Cawby, F . St., R e z . 3)3/36 Chadwick, Hector Munro 1/5 Chadwick, N. K . 1/5

Eggers, Willi 40/34;

40/142

E h r h a r d t , Auguste 30/2; 3C/16 Ehrismann, Gustav 1/6; Rez. 30/75; Rez. 7 0 / 1 9 Einarsson, S t e f a n 1/46; 40/87; R e z . 3 b / 2 7 ; Rez. 3 b / 3 2 ; Rez. 3 b / 3 6 ; Rez. 4C/7; Rez. 40/73 Eis, Gerhard 30/260; 30/306; 30/307;

Chambers, W . W., Rez. 30/271

30/323;

Charier, J . , Rez. 1/47; Rez. 7b/4

4C/134; 50/63; 50/71;

Christmann, Ernst 30/156;

50/23

Closs, A., Rez., 2b/29 Colleville,

M.,

3b/5;

3b/i8;

Rez.

Eisele, Irmgard, geb. Bösche 40/88 Eliason, N. E . , Rez. 4 b / 2 i Ellis, H i l d a R . 3 0 / 1 7 3 ;

30/174

F Fechter, Werner 3C/214; Fickermann,

4b/13;

4C/108;

70/57

Fast, Carl Otto 3 C / 1 1 7

D Torsten

40/67;

E m m e l , Hildegard 3C/105 Entwistle, W. J . 2b/47 E r d m a n n , Carl 2 b / 3 7 ; 5C/24

3 b / g ; Rez. 4 0 / 1 7 Cordes, G. 1 / 5 1 Corin, A . L . 5C/3 Courtois, Christian 30/222 Crignis, Gertraud de 3C/236 Croce, B . , R e z . 1 / 1 5

Dahlberg,

30/324;

4b/i5;

40/82; 40/106

D a m , J a n v a n 1 / 1 1 ; Rez. 1 / 4 ; Rez. 2 b / 8 7 ; Rez. 2 b / i o o ; Rez. 2 b / i o i ; Rez. 3C/303; Rez. 6a/i

Delsing, J . Rez. 2b/6g Denecke, L u d w i g 3 C / 1 3 1 Desmet, G., Rez. 4C/100; Rez. 7b/4

Dessau, Adalbert 2a/29 Deutschbein, M a x 2b/64 Diez, M a x 3 b / i 4 Dilthey, Wilhelm 2 b / i 8 ; 2 b / i g Dittus, Irene geb. Messerschmidt 30/247

Norbert

30/336

50/65;

50/67

Finch, R . , R e z . 3C/257 Fischer, Rudolf 40/45 Fischer, W., Rez. 2b/64 Fleet, M a r y 3 a / 3 ; 3 a / 8 ; 3 a / n ; Rez. 30/271; Rez. 30/278

Fleischer, Wolfgang 2 a/30 Fletzberger, S t e f a n 3C/226 Flom, G. T., Rez. 3 b / 3 6 ; Rez. 3b/38 Foncke, R . , Rez. 40/33 Forster, Leonard 70/52 Fourquet, J e a n 30/274; 70/64; Rez. 30/282; Rez. 4C/100 Frenzel, H e r b e r t 7 0 / 3 6 ; 70/47; 7C/53 Friese, E . R . 40/122

Dölger, F . , Rez. 30/72 Domanovszky, Alexander 3b/70 Donker, R . J . , R e z . 3a/3

Frings, Theodor 1 / 1 5 ; 2 a / 3 ; 2b/48;

Drechsler, J . 30/70

Frölich, K . , Rez. 40/105

2 b/79;

30/118;

3C/232;

5C/33; 7C/8; R e z . 3 0 / 2 7 1

40/89;

544

ALPHABETISCHES

Fromm, Hans 3C/348; 70/65 Fuchs, A. 1/35 Fuchs, Edward A . H . 6 a / 2 ; R e z . 6 a / i Fuks, Leo 7 b / 7 ; 7C/38; 7C/39; 7C/44 Fuß, Klaus 3 b / 4 9 ; 3C/261 G Ganshof, F . L . , Rez. 3C/72 Ganz, P. F . 70/58; Rez. 4C/144 Geißler, Friedmar 2 b / i o o Genzmer, F e l i x 2 b / 8 3 ; 2 b / 9 5 ; 3 b / 2 o ; 3b/29; 3b/35; 3b/39; 3W44; 3 b / 5 i ; 3b/52; 30/163; 30/237; 4 b / i 2 ; 5 b / i o ; 50/55; Rez. 3 ^ 3 8 ; R e z . 3 b / 4 o ; R e z . 3 c / 3 7 ; Rez. 3C/38 Gering, Hugo 3 b / 4 8 ; 3C/37 Geroulds, G. H. 2 b / 1 5 Gerth, Elisabeth 3C/130 Gierach, E . , Rez. 3 b / 4 Giesemann, G. 2 a / i 4 Gillespie, G. T . , Rez. 3 b / i 2 Gininger, Ch. 70/45 Girvan, R . , Rez. 40/73 Glauning, Otto 5C/22 Göppert, Friedhilde 3 0 / 1 9 3 Götz, Erich 40/26 Götze, A., Rez. 30/26 Golther, W . 3 b / 2 ; Rez. 1/1; Rez. 3C/37; Rez. 3 0 / 1 6 6 ; Rez. 4C/3 Gorsleben, Rudolf J o h n 3 b / 4 i Graber, Georg 2 b / 3 8 ; 30/29; 3 C / 1 3 3 Grégoire, Henri 30/72; 30/88; 30/89; 30/106; 30/107; 50/12; 50/51; Grimm, Wilhelm 1/47; 3b/6g Grothe, Walter 4 b / 7 Grünanger, Carlo 1/42; 3C/248 Gruenter, Rainer, Rez. 70/41 Grüters, Otto 70/27; 70/54 Grundtvig, A. Sv. 3b/67 Gustafson, Gabriel 2b/59 Gutenbrunner, Siegfried 1/47; 3 a / i 2 ; 3 0 / 1 5 7 ; 30/208; 3 0 / 2 7 5 ; 30/276: 30/296; 30/297; 30/298; 30/308; 30/309; 30/349; 30/363; 30/364; 4 0 / 1 0 3 ; 4 0 / 1 2 3 ; 4 0 / 1 2 8 ; 70/35; Rez. 2 b / 2 9 ; Rez. 2 b / i o o ; Rez. 3 b / i o ; Rez. 3 b / 5 2 ; Rez. 3C/95; Rez. 3 0 / 2 7 1 ; Rez. 3 0 / 2 8 3 ; Rez. 40/127

VERZEICHNIS.

H Halbach, Kurt Herbert 1/40 a ; Rez. 30/271 Hamel, A. G. van, Rez. 1/1; Rez. 2b/29; Rez. 3 ^ 3 8 ; Rez. 30/85; Rez. 30/95 Hammerich, L . L . 4C/97 Hanik, Anna 3 0 / 1 3 4 Hannesson, J ö h a n n S. 3a/2o Harding, Erik 3 b / 3 i Hartsen, Maria J a c o b a 70/29 Hauck, K a r l 2 b / i i 2 ; 50/56; 50/57; 50/58; Rez. 5 b / 2 Haugen, E . , Rez. 4 b / 2 i Hauser, Otto 3 b / 4 6 Haust, J . , Rez. 3 0 / 1 4 4 Heffner, R . M. S., Rez. 3 a / 5 ; Rez. 3 b / i 8 ; Rez. 7 b / 4 Heiermeier, A., Rez. 3 0 / 1 1 5 Heinrichs, Heinrich Matthias 2 b/42; 30/299; 30/337; R e z - 30/264; Rez. 30/278; Rez. 30/283 Helgason, J ö n 1/9; 3 W 3 2 ; 3 b / 5 9 Helm, Karl 2 b / 4 3 ; 3 0 / 1 7 5 ; 4 b / 3 ; Rez. 2 b / 4 i ; Rez. 7C/19 Hempel, Heinrich 1/22; 3 c / 2 a ; 30/38; 3 0 / 5 1 ; 3 0 / 1 3 5 ; 30/249; 3C/365; Rez. 3C/72; Rez. 30/85; Rez. 30/205; Rez. 3 0 / 2 7 1 ; Rez. 30/278; Rez. 3C/283; Rez. 3 0 , 3 0 3 ; Rez. 4 / c 7 ; Rez. 5 C / 1 7 ; Rez. 7C/5 Hennig, Ursula 4 c / 1 4 7 Hepperger, G. 30/277 Hermann, P. 4 b / 2 3 Hermans, Gertrud 3C/262 Hermannsson, Halldör 3a/2o; 3 a / 2 i Heselhaus, Clemens 2 b / 6 5 Hesto, F r . 5 b / 6 Heusler, Andreas 1/2 4 ; 2 b / 2 i ; 2 b / i 0 9 ; 3 b / i ; 3b/26; 3b/35; 30/17; 30/18; 3 c / 3 9 ; 3 0 / 1 8 4 ; 40/74; 5C/11; Rez. 1/1; Rez. 2 b / i 3 ; Rez. 2 b / 2 o ; Rez. 30/6; Rez. 3 0 / 3 7 ; Rez. 30/72; Rez. 30/75; Rez. 3C/85; Rez. 4 b / 2 i ; Rez. 4 b / 2 3 ; Rez. 5 0 / 1 7 Heuwieser, Max 3 c / 1 8 5 Heydenreich, W . 30/198 Hilgers, Friedrich 70/66 Hillen, Hans-Jürgen 30/238

ALPHABETISCHES

Hirsch, Selma 30/338 Höfler, Otto 1/25; 3C/300; 3C/350; 4C/63; 4C/109 Höner, H., Rez. 3b/2g Hoeninger, K . Th., Rez. 4C/86 Hörl, Hubert 3C/3 Hövelmann, Werner 2b/3i Hofacker, E., Rez. 6a/i Hofstetter, W . , Rez. 30/26 Hollander, Lee M. 3b/36; 4 b / 2 i ; Rez.3b/27; Rez.3b/29; Rez.3b/38 Holmes, Urban T. 2a/26 Holthausen, Ferdinand 5 b / i 3 ; Rez. 5C/I7 Holtsmark, Anne 3b/59; 30/108; 3C/148; 30/164 Holz, Georg 3b/i5 Homann, H. 2b/8o Honti, Hans 2b/i3; Rez. 30/24 Hopf, Wilhelm 4 b/6 Hruby, Antonin 2b/85 Huchting-Gminder, Lore 40/27; Rez. 2 b/20 Hunger, K . , Rez. 1/17 Huß, Richard 30/52; 30/90 I Ikonomova, Stefka 2b/75 liiert, Friedrich M. 3C/30 Ittenbach, Max 30/194

J Jackson, Jess H. 30/4; 7 b / i o Jänichen, Hans 2b/39 Jänicke, Oskar 1/47 Jansson, Walter 3 c/109; Rez. 40/68 Jantzen, H., Rez. 1/1; Rez. 3c/2a; Rez. 30/34 Jax, K . 2b/7 Jellinek, Max Hermann 30/53; 70/9; 70/21 Jiràt, V., Rez. 40/8 Jiriczek, Otto L. 4b/2 Jóhannesson, A., Rez. 30/85 Jóhannesson, £)., Rez. 3b/26 Jolivet, A. 30/176; 4b/8; Rez. 3b/55 Jolles, André 2b/8 Jones, Georg F. 3 c/366 ; 4C/110 ; 5 c/68 Jónsson, Finnur 3b/24 ; 3b/53 ; 30/64 ; 30/223

545

VERZEICHNIS.

Jönsson, Gudni3b/3o; 3 b / j 6 ; 3 b¡58; 4b/22

Jung, Erich 30/73 Jungandreas, Wolfgang 2b/22; 4C/4; 40/17; 4C/135; 7b/2; 70/1; 70/4; 7 c / i o ; 7C/31; 70/34; Rez. 40/8 Jungbluth, Günther 70/59; Rez. 7b/3 Justmann, H. Jakob 2 b/32 K Kainz, F. 2 b / i i 5 Kaiser, K . , Rez. 30/85 Kalda, Fr. 2b/9 Kalifa, S., Rez. 2b/ioo Kaiisch, Erich 30/209 Kast, E., Rez. 30/248; Rez. 30/257 Katara, P., Rez. 4b/i5 Katscher, Rosemarie 5C/66 Kaufmann, F., Rez. 30/37 Kelemina, J. 40/10; 70/28 Kienast, W., Rez. 1/1 King, K . C. 2 b / n o ; 2 b / i i 3 ; 3b/22; 3C/119; 30/136; 3C/250; Rez. 30/110 K i n k , Hans E. 2 b/16 Kirchberger, L. 3C/310 Kirchner, Heinrich 3 c/165 Kirk Dobbie, E . von 5 b / i 2 K i t a y a m a , J. 2 a/15 Klaaß, Eberhard 40/35; 40/36; 4C/37; Rez. 30/50 Klaeber, Friedrich 40/46; 4C/90 Klaus, Hermann 40/30 Klein, K . K . 1/40 Kleine, I., Rez. 7b/9 Klopzig, W . 4b/4 Knabe, A. C. 4b/23 Knorr, Friedrich 30/120; 30/137; Rez. 2b/28 Kock, Ernst Albin 3b/34; 40/38 Konrad, Karl 30/177 Kracher, Alfred 3a/i9 Kralik, Dietrich von 1/3; 2b/49; 2b/6g; 3b/i6; 30/54; 30/91; 30/166; 30/167; 30/186; 30/227; 30/278; 4C/7; 5 a / i ; Rez. 3b/22 Kranzbühler, Eugen 3C/30

546

ALPHABETISCHES

K r a p p , G. P. 5 b / i 2 Krappe, Alexander H a g g e r t y 30/5; 30/19; 30/20; 30/40; 3C/121, 30/158; 4C/2; 4C/11; 40/18; 4C/76; 6b/8 Kraus, Carl v o n 30/55; 6 b / i Kreim, E r n s t 1/23 Kroes, H . W . J . 1/48; 2 b / 9 i ; 3 a / i 6 ; 30/195; 30/215; 30/251; 30/311; 30/312; 30/339; 40/91; 50/60; 70/24; 70/33; 70/46; 70/48; Rez. 30/271; Rez. 30/278; Rez. 30/303; R e z . 4 b / i 3 ; Rez. 7b/4 Krogmann, W i l l y 3 a / i 8 ; 30/56; 30/263; 3C/313; 30/326; 40/52; 40/115; 40/124; 40/144; 40/148; 6b/i4 Kromp, Justina 2b[jo K u c k e i , M a x 3b/6g K ü b e l , M a r t h a 70/5 K ü p p e r , Heinz 3a/i K u h n , A l w i n 2a/4 K u h n , H a n s 2b/go; 3b/42; 30/168; 30/216; 30/217; 30/228; Rez. 2b/74; R e z . 30/38; Rez. 30/115 K u h n , H u g o 1/36; 2b/92; 30/252; 30/271; 40/92; 40/98; 40/116; 40/117; 6 b / i 3 ; 70/51; Rez. 30/303 K u m m e r , Bernhard 3b/33; 30/229; R e z . 3b/38; Rez. 30/50 K u n s t m a n n , John G. 40/55 K u n z , Trude 30/253 L Lachmann, Eduard 40/111 Lachmann, K a r l 3b/8 Langenhove, G. v a n 30/74 Langosch, K a r l 3 b / n ; 5b/3; 50/8; 50/19; 50/52; 50/54 Laubscher, Annemarie 2b/g6 Lauffer, O t t o 7 a / i Laurien, H a n n a - R e n a t e 4C/104 Leach, H . G., Rez. 4b/2i L e c o y , F e l i x 50/29 Lee, A . v a n der 4C/125; 4C/136; 50/69; Rez. 30/271 Leeuwe, H . H . J. de 40/93 Lehmann, P a u l 50/22 Lehmann, W . P. 40/83

VERZEICHNIS.

Lehmgrübner, Wilhelm 3C/110 Leithe, Heinrich 30/187 Leitzmann, A., Rez. 70/29 Lejeune, R i t a 2a/8; 2a/2i Lenz, Wilhelm 50/16; 50/17 Leroux, R., Rez. 30/257 Levillain, L . 30/122 Levison, W . , Rez. 30/50 L e y e n , Friedrich v o n der 1/41; 2b/23; 2b/24; Rez. 30/110 Liestol, K n u t 70/16 Lindquist, Sune 2 b/59 Linke, Hannsjürgen 30/367 Linning, F . 5b/6 Lintzel, Martin 30/75; 30/76 Lissens, R . F., R e z . 3a/3 Lohmeyer, Hermann 50/2 Lohse, Gerhard 30/264; 30/301; 30/314, 3C/35I Lorch, Hermann 1/10 Losch, Friedrich 2 b / i Lubrich, E l g a 3a/g Ludwig, Vinzenz Oskar 30/41 Lukman, Niels 30/218; 3C/239; 40/68; 40/94; 6 b / i o ; R e z . 2b/74; R e z . 30/271; Rez. 4C/100 Lun, Alois 4a/i Lunzer, Justus 30/31; 30/42; 30/57; 40/19; Rez. 40/3 M Mackensen, L u t z 30/265; Rez. 3c/2a Mader, Ulrich Joachim 2b/55 Magoun, Francis P. 30/159; 30/178 Magoun, Francis P. jr. 30/188; 30/196; 30/197; 30/204; 40/80; 5 b / 7 ; 5b/8 Malone, K e m p 40/145; 6b/7; 6b/iy; Rez. 3 b/36; Rez. 3b/38; Rez. 40/73; Rez. 4C/100 Marquardt, Hertha 7 c / i 7 ; R e z . 50/17 Martini, F r i t z 1/12 Matras, Christian 3b/66; 3b/67; 3C/191 Maurer, E d e l t r a u t 4 c/112 Maurer, Friedrich 30/224; 30/240; 30/266; 30/279; 30/280; 40/137; R e z . 2 b / 8 j ; Rez. 3a/7; R e z . 3b/4; Rez. 3b/7; R e z . 3b/g; Rez. 3 b / i 6 ;

ALPHABETISCHES

Rez. 3 0 / 2 0 ; R e z . 3 0 / 1 7 ; Rez. 30/278; Rez. 30/282; Rez. 3C/303; Rez. 4 b / i ; Rez. 7 b / 3 ; Rez. 70/34; Rez. 70/35 M a y , K a r l Hermann 30/302 Meier, J o h n 4 b / i o ; 4 b / n ; 4 b / i 8 ; 4 b / i g ; 4b/2o; 40/28; 6 a / 3 ; 6a/4; 6 a / 5 ; 7b/8 Meisinger, 0 . 3C/179 Meissner, R . , R e z . 3 b / 3 6 Menéndez-Pidal 7 0 / 1 8 ; 70/22 Menhardt, Hermann 2 b/i 1 4 ; 3 0 / 1 2 3 ; 30/254; Rez. 30/27 Mergell, Bodo 30/230 Metzenthin, Esther 30/169 Meyer, Verena 30/255 Meyer-Frank, H . 40/84 Mezger, F . 30/206; Rez. 5b/7 Michaelis, F . , Rez. 3 0 / 1 4 1 Michels, Viktor 30/6 Miller, Donald C. 50/25 Minis, Cola 2 b / 8 7 ; 2 b / i o i ; 50/37; Rez. 3 0 / 2 7 1 ; Rez. 30/283 Mittner, Ladislao 3 c/160 Mitzka, Walther 2b/66; 30/43 Moberg, O., Rez. 2b/74 Möbius, E . , Rez. 3 0 / 1 3 9 Mogk, E u g e n 3 b / 5 5 Mohr,Wolfgang 2 b/27; 2 b / 5 6 ; 2 b / 7 i ; 3 C / 1 3 8 ; 3C/149; 3 0 / 1 7 0 ; 40/77; Rez. 2 b / 4 2 ; Rez. 3C/38; Rez. 3 C / 1 5 5 ; Rez. 3 0 / 1 6 6 ; Rez. 30/271 Moret, André 7 b / 4 ; Rez. 2 b / i o g ; Rez. 3 b / 4 ; R e z . 30/283; Rez. 30/287; R e z . 7 b / 3 ; Rez. 70/41 Morgan, B a y a r d Q. 3 0 / 1 2 4 ; Rez. 3 0 / 2 7 1 ; Rez. 40/127 Mossé, Fernand 2b/78; 4b/8; Rez. 1 / 1 ; Rez. 1 / 3 4 ; 1/44; 1/50; Rez. 2 b / 2 9 ; Rez. 3 a / 7 ; Rez. 3 b / 1 1 ; Rez. 3b/2o; Rez. 3 b / 2 9 ; Rez. 3 ^ 3 6 ; Rez. 3 b / 5 9 ; Rez. 3b/62; Rez. 3 0 / 3 7 ; Rez. 30/85; Rez. 4 b / i 2 ; Rez. 5b/8; Rez. 5 b / i o Motz, U von 30/267 Mowatt, D. G., Rez. 30/303 Much, Rudolf 3 c/21 Mudrak, E d m u n d 1 / 1 7 ; 1/28; 2 b / 6 i ; 2b/62

547

VERZEICHNIS.

Mühl, M a x 2 b/102 Mühlmann, Ottogard 3 0 / 3 1 5 Müllenhoff, K a r l 1/47; 4 b / i 4 Mueller, E u g e n 3C/150 Müller, F . 2b/67 Müller, Wilhelm 30/65 Musset, L., Rez. 40/109; Rez. 4C/140 N Nadler, Josef 1 / 1 8 ; 30/281 Nagel, B e r t 30/268; 30/282; 3 0 / 3 1 6 ; 30/327; 30/340; 3 0 / 3 5 2 ; 30/368; Rez. 3 b / i 7 ; Rez. 30/303 Naumann, Hans 1 / 1 6 ; 2 b / 5 o ; 3 b / 2 3 ; 30/58; 30/66; 3 0 / 1 8 0 ; 3 0 / 1 8 1 Neckel, Gustav 1 / 1 9 ; 2 b / i o ; 2 b / 6 3 ; 2b/76; 2 b / 7 7 ; 3ty25; 3ty6i; 30/22; 3 0 / 1 9 8 ; Rez. 2b/28; R e z . 3 b / 2 3 ; R e z . 3 ^ 2 4 ; Rez. 3 b / 3 6 ; Rez. 3 b / 5 3 ; Rez. 3 0 / 1 7 ; Rez. 3C/198; Rez. 4W23 Neindorf, Wedis 3C/369 Neumann, E d u a r d 2 b / i o 3 Neumann, Friedrich 3 0 / 1 8 9 ; 7b/6; 70/23; Rez. 7 b / 3 ; Rez. 7b/4 Newald, Richard 40/39 Neweklowsky, E . 30/328 Nieden, K . zur 2 b / n ; 6b/2 Niedner, F e l i x 3 b / 6 i Nivelle, A., Rez. 30/257 Nordal, Sigurdur 3b/54 Nordin, Fredrik 2 b/59 Nordland, Odd 3C/225 Nordmeyer, George 3 0 / 1 6 1 Nordmeyer, H. W., Rez. 3 a / 3 Noreen, E r i k Rez. 30/7; 3C/79; Rez.

3b/38 Norman, Frederik 2b/44; 40/47; 4C/138; 5 b / n ; 7C/60; Rez. 3 b / i 4 ; Rez. 3 C / 1 1 5 ; Rez. 7C/19 O Öhmann, E . 3C/207; Rez. 30/205; Rez. 4 b / i 3 Olason, P. E . R e z . 3b/54 Olrik, J o r g e n 40/20; 4b/23 Olsen, Magnus 3c/8; 3 0 / 1 9 0 ; 40/40 Olszewska, E . L., Rez. 2b/29; Rez. 4 b/21

548

ALPHABETISCHES

Oppel, H . Rez. I / I Orlov, A. S. 2 a / i 8 Ott-Delagneau, Irene 30/241 P P a f f , William, J . 30/353 Panzer, Friedrich 3 0 / 1 5 1 ; 3C/205; 3C/219; 3 0 / 2 3 1 ; 30/232; 30/242; 30/243; 30/269; 30/283; 30/303; 50/38; 5C/39; Rez. 1/1 Perret, W. 40/41; Rez. 40/33 Petsch, Robert 2 b / i 7 ; 2b/45: '¿b/51 Peuckert, Will-Erich 7 a / i ; Rez. 2b/99 Pfister, Friedrich 2a/28 Philippson, E . A. 2 b / 8 i ; Rez. 30/283; Rez. 30/303 Philippson, Paula 2 a / i 6 Pickering, F . P., Rez. 3a/3 Pipping, Hugo 40/78 Piquet, F . Rez. 1 / 1 ; Rez. 2 b / i ; Rez. 2 b / 4 i ; Rez. 3b/2; Rez. 3b/25; Rez. 3 0 / 1 7 ; Rez. 30/26; Rez. 30/34; Rez. 30/37; Rez. 4 b / i 6 ; Rez. 40/3; Rez. 40/8 Plassmann, J . O. 4C/64 Plötzeneder, Gisela 40/129; 40/146 Ploss, Emil 3 a / i 7 ; 30/329; 30/341; 3C/342; 3C/343) 3C/354 Potthoff, O. D. 3b/48 Prell, Heinrich 30/182; 30/199 Premerstein, Richard von 40/139 Preßmar, Hans 70/40 Pretzel, Ulrich 3 a / i 8 ; 3b/8 Prinz, Reinhard 40/48 R Lord Raglan 2b/33 Ranke, Friedrich 1/36; 2b/4o; 3b/g; 30/92; 3 C / 1 1 1 Ranke, K u r t 40/105 Radermacher, Ludwig 2a/7; 2 a / i 2 Reichardt, K . , Rez. 2b/35; Rez. 30/110 Reiffenstein, I., Rez. 4C/144 Reindel, K . , Rez. 3C/271 Reismann-Grone, Theodor 30/139 Repp, H. 7C/2 Reuschel, Helga 2b/2o; 2b/2i;

VERZEICHNIS.

3C/17; 30/184; 40/56; 5 0 / 1 1 ; 70/14 Ricci, J . F . A., Rez. 2b/85 Richter, Werner 30/93 Richthofen, Erich Frh. von Riemen, Alfred 2b/i04 Roedder, E., Rez. 50/17 Roeder, H. 4b/23 Roediger, M. 4b/i4 Röttger, J . F . 3a/7 Roger, G., Rez. 30/16 Ronge, Herbert 5 b / i Rosenfeld, Hellmut 4 c / 1 4 ; 40/16; 4C/24; 40/25; 40/32;

40/74;

2a/i7

40/15; 40/36;

4c/37; 4c/42; 40/113; 4 c / I 2 ° ; 40/130; 4 C / 1 3 1 ; Rez. 4b/7 Rousseau, F., Rez. 30/144 Ruggieri, R . M. Rez. 1 / 1 5 Rupp, Heinz 2 b / i i 7 Rutgers, H. W., Rez. 1/4 Rychner, J e a n 2a/27 Rypins, S., Rez. 4C/73 S Sarifow, Ch. T. 2a/20 Sawicki, Stanislaw 40/70 Sayce, O. L. 3C/284 Schardt, F. H. 30/44 Schatz, J . 2 b/2 Schäfer, Hermann, 2b/4i Scheludko, P. 6b/3 Schickedanz, K a r l 5C/40 Schiffmann, Konrad 3C/45; 3C/59 Schirmunski, V. M. 2a/20 Schirokauer, Arno 30/285 Schlauch, Margaret 3 ^ 6 4 ; Rez. 4 b / 2 i ; Rez. 5b/7 Schmidt, Gerhard 3C/286 Schmidt, Ludwig 3 c/125 Schmidtmayer, H. 40/114 Schmidt-Wiegand, R., Rez. 40/105 Schneider, Hermann 1 / 1 ; 1/4; 1/8; 1/26; 1/29; 1/32; 1/33; 1/38; 1/49; 2b/25; 2b/34; 2b/35; 2b/57; 2 b/86; 2 b/105; 3 a/4; 3 c/23; 3 c/i 1 2 ; 3C/210; 3C/233; 40/99; 6 a / i ; Rez. 30/166; Rez. 7C/5; Rez. 7C/19 Schönebeck, Erich 30/220 Schöner, Clemens A. 4b/i6

ALPHABETISCHES

Schölte, J. H., Rez. 4b/i7 Schoof, Wilhelm 4C/65 Schoppe, G., Rez. 3C/155 Schossig, A . 2b/8

Sigurdsson, Petur 30/24 Sijmons, B . 30/37 Silcher, Lotte 4C/5 Simrock, Karl 3 b / i ; 3 b / i 4 ; 3 b / i 5 ;

S c h r a m m , G . , R e z . 7I5/7

Schröbler,

Ingeborg

1/21;

Edward

30/9;

3 b / i 6 ; 3b/42; 3 ^ 4 7 ;

3C/68;

30/80;

3C/127;

30/94;

3C/140;

Singer, Samuel 3C/25; 30/99 Smith, G., Rez. 3b/36

3C/67;

S m i t h - D a m p i e r , E . M. 3b/68

3C/126;

30/171;

40/21;

4C/22; 4C/23; 4C/29; 4C/43; 4C/49; 5C/4;

5C/5;

5C/7;

5C/9;

5C/14;

6b/4; 6 b / 5 ; 7 C / 3 ; 7 C / 6 ; Rez. 3C/17 Rez. 4 b / i 6 ; Rez. 6a/i Schröder, Franz Rolf 2b/28; 2b/52; 2b/io6; 70/62; Rez.

30/32; Rez.

30/95;

3C/317;

2b/2g; Rez.

30/370;

Rez.

30/37;

30/115;

Rez.

3c/i55 Schröder, Heinrich 70/7 Schröder, Walter Johannes 30/287 Schröder,

Werner

30/330;

3C/371;

40/118

Schröfl, Aloys, 30/33; 30/34 Schröfl, Erna 3C/372 Schück, Henrik 30/60 Schütte, 2b/3o; 30/96;

Gudmund 2 b/93; 3C/97;

2b/2ö;

7b/6

7C/19;

7C/61

Schröder,

549

VERZEICHNIS.

2b/2g;

3a/i4;

30/95;

30/128;

3C/152;

3 0 / 2 5 6 ; 3 0 / 2 8 8 ; 3 0 / 2 8 9 ; 40/44

Schultz, W., Rez. 1/1 Schumann, Otto 5a/2; 50/26; 50/43; 5 C / 4 4 ; 5C/45

Schwarz, W . 70/63; Rez. 3b/22; Rez. 4b/i Schwietering, Julius 1/7 Scott, Robert D. 30/35 Seaver, Esther, Isabel 2b/53 See, K l a u s von 3C/331; 3C/344 Seemann, Erich 4b/2o; 6a/5; 6 b / i 2 ; 7c/3° Seidlmayer, Michael 30/98 Seifert, W . J „ Rez. 3b/9 S e l m e r , C. 4 0 / 1 3 2 ; R e z . 3 a / 3 ;

Rez.

3a/5 Siciliano, Italo 2a/23 Siebert, F., Rez. 2 b / 4 i ; Rez. 3C/155 Sievers, Eduard 3b/7; 30/61; 70/11; 7c/i3

Smyser, H. M. 5b/7; 5b/8 Soeteman, C., Rez. 7b/3 Sommer, Robert 30/26 Sonnenfeld, Marion 30/355 S o u e r s , P h . W . , R e z . 40/73 Spaarnay,

H.

3a/6;

30/211;

Rez.

30/271

Spehr, H., Rez. 3C/85 Sperber, Hans 30/10 Spieß, Gisela 30/332 Sprater, Friedrich 50/27;

50/30;

50/34 Springer, O., Rez. 2b/35 Stach, Waither 50/20; Rez. 4b/23 Stackmann, Karl 4 b / i 4 ; 50/41 Stapel, Wilhelm 30/11 Steche, Theodor 4C/57; Rez. 70/19 Steeger, A. 30/100 Steinberger, H. 4C/126 Steinen, Wolfram von den 50/50 Steinger, Hans 40/24; 40/25; Stephens, W . E. D. 40/50; 40/51 Stockum, Theodorus Cornelius 1/11; 30/270

Stodte, Hermann 3b/i7 Stotz, Gottlieb 70/12 Strackosch-Graßmann, G. 3C/27 Strecker, Karl 5b/2; 5b/4; 5b/s; 50/6; 5 0 / 1 3 ; 50/28; 5C/31; 5C/32; R e z . 50/20

Strömbäck, Dag 3C/101 S t r o h e k e r , K . F . 30/345

Studer, Ella 40/8 Stumpf, E . J. G. 30/28 Sturtevant, A. M., Rez. 3b/27 Stutz, Elfriede 3b/6 Stutzka, Anton 40/95 Süss, Gustav Adolf 5 c/46 Süßkand, P. 2b/36 Suolahti, H., Rez. 1/1 Svabo, Jens Christian 3b/66; 30/191

550

ALPHABETISCHES VERZEICHNIS.

Svermung, J . , Rez. 4 b / 2 3 Sydow, Carl W . von 30/12; 30/81 Symons, Barend 7 b / 3

6b/i6;

Szadrowsky, M. 40/79

30/166; Rez. 40/109

30/346; Rez.

40/12; Rez.

Ten Doornkaat Koolman, Heinrich 30/116

Teodorov, Ewgeni 30/183 Teschner, C. 40/58 Teske, H. 1/30 Thoma, Herbert 30/356 Thornton, Thomas Perry 2 b/97; 7C/37 Thorp (-Fleet), Mary 3 a / 3 ; 30/129; 30/143

Thurneysen, Rudolf 2 a / i Thurnher, E . 40/85

Tonnelat, 30/257;

Ernest

3b/5;

Rez.

40/81;

3b/i8;

3b/38;

Rez.

3c/5o Tränckner, Christian 2 b/72 Trathnigg, G., Rez. 2 b / 4 i ; Rez. 3C/I39 Traupel, Wilhelm 4b/6; 4 b / 7 Trautmann, Reinhold 2 a / 5 ; 2 a / 2 2 ; 40/71

Trier, J o s t , Rez. 2 b / 4 i Tunberg, S., Rez. 4b/23 Turville-Petre, G. 1/34; 1/39; Rez. 3b/68; Rez. 30/95 U U h l e n b e c k , C. C., R e z . 3 0 / 3 7

Unterkirchner, Franz 2b/g8 V Vancsa, K u r t 3 a / 1 5 Vannirus,

Jules

30/114;

Wachinger, Burghart 30/357 Wackwitz, Peter 30/333 Wädekin, Karl-Eugen 30/244 Wagner, Ferdinand 3 b / 3 8 ;

Rez.

3C/I53 Wagner, Hans 50/18 Wagner, Norbert 30/304 Wahlgren, E r i k 30/200 W a i s , G., R e z . 3 0 / 1 3 9

Wais, K u r t 30/271 Wall, Friedrich Wilhelm de 7C/25 Wall, Walter L . 6b/g Wallner, Anton 2b/3 Wallner, Elisabeth 6 b / 6 Walman, Mark 2 b / 5 8 W a l s h e , M . D . C., R e z . 3 0 / 1 9 7

Walter, Daniel 3 0 / 1 5 4 Walther, H. 50/4 W a r d , H . G., R e z . 70/22

Weber, Leo 30/62 Weege, Magdalene 70/41 Weerth, K . 3C/319 Weinberger, A. D. 6 b/11 Weisweiler, J . 2 a / 2 4 Weller, K a r l 30/63; 30/69 Wentz, Gustaf 3 b / 6 5 Wenzel, I r m a 40/133 Wessen, Elias 3 b / 2 8 ; 3 b / 5 7 ; 40/140; Rez. 2 b / 7 4 ; Rez. 30/85 Westphal, C., Rez. 3 b / i 7 Whitbread, L . 40/72 Wieseigren,

Per

30/84;

30/103;

3 0 / 1 1 5 ; Rez. 3 b / 2 6 ; Rez. 3 b / 3 8 ;

Vanselow, M a x 3 b / 2 i ;

Rez. 30/64

40/53

Wilkie, J . R . , Rez. 3 b / 2 2 Willems, Friedrich 2 b / 7 3 Willert, Paul 5 a / 3

Vogelsang, Heinz 40/96 Vogt, W . H „ Rez. 30/38

Voß, Hans 3 b / 3 7 Vossen, Peter 5 b / 4 Vries, J a n de 1/27; 2b/i07;

Rez.

Wiegend, H. 30/102

30/113;

3C/144

2b/99;

2b/4i;

W

Tempeanu, Virgil 30/82; 3 0 / 1 4 1

30/142;

40/119;

Rez.

Rez. 30/110;

2b/io3;

T

40/75;

1/8;

Williams, R . A. 3 0 / 1 4 5

1/31;

2b/ii6;

2b/94; 3b/i9;

3b/45;

3b/5o;

30/46;

30/83;

3C/I53;

3C/192;

3C/290;

30/318;

Willson, H . B . 3C/358;

30/373

Wirstedt, E . 30/258 Wisniewski, Roswitha 3C/374; 4b/2 Wittmann, E . 2b/82

ALPHABETISCHES

Wolf, Alfred 5C/10; 5C/21; 50/32; 5c/59 Wolff, Karl Felix 40/13; 40/86; 4c/i4oa Wolff, Ludwig 1/2; 1/20; 2b/68; 30/140; 30/259; 40/69; 50/4; Rez 5C/47; 7C/4 2 ; 2b/35; Rez. 3b/4; Rez. 30/50; Rez. 30/ 283; Rez. 4b/i5; Rez. 40/7 Wood, Frederik T. 3 ^ 2 7 ; 30/146; Rez. 2b/42 Wurzer, Bernhard 2b/88 Y Young, I. 3b/62

VERZEICHNIS.

551

Z Zallinger, O. 30/47 Zander, R . 40/58 Zeiss, H., Rez. 2b/59 Zeller, Rose 30/155 Zenker, G., Rez. 1/17 Zetterholm, D. O. 30/85 Zeydel, Edwin H. 50/36; 50/70 Zimmerl, Rudolf 30/36 Zink, Georges 1/50; 2b/84; 30/305; 4 b / i ; 4b/i7; 40/100; 40/141; 50/64; Rez. 3b/io; Rez. 3b/52; Rez. 30/17; Rez. 30/303; Rez. 40/127; Rez. 40/136; Rez. 40/139; Rez. 7b/4 Zöllner, Erich 30/334 Zwanziger, C. 30/48; 30/49

VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN UND ABGEKÜRZT ZITIERTEN TITEL. Aarb0ger ABA ABA AfdA Akad. d. Wiss. Ags. AHB Ahd. Akv. Am. Amer. Scand. Rev. Anz. Archiv Archiv Arkiv BU. dt. Landesgesch. Braunefestschrift BSB Bull. Comp. Lit. D(t.) A(rchiv) DAK DGF DHB DHS Dichtg. u. Volkst. Diss. D Tü Dt. Mh Dt. Ung. Hbll. Dt. Vt. D Vjs. DWB Edd. Min. Ehrismannfestschrift E. St. Et. Germ. FFC Forsch, u. Fortschr. Germ. Germ. Abh.

(för nordisk oldkyndighed og historié) Abhandlungen der Preußischen Akademie Abhandlungen der Bayrischen Akademie (so zu lesen S. 114 u. S. 263) Anzeiger für deutsches Altertum Akademie der Wissenschaften angelsächsisch Anhang zum Heldenbuch Althochdeutsch Atlakvida Atlamal American Scandinavian Review Anzeiger (für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, Herrigs Archiv) für sl(avische) Phil(ologie) (för nordisk Filologi) Blätter für deutsche Landesgeschichte Festschrift für W. Braune, Halle 1920 Sitzungsberichte der Preußischen Akademie Bulletin Comparative Literature Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Deutsche Altertumskunde Danmarks gamle Folkeviser Deutsches Heldenbuch Deutsche Heldensage (meist ohne Zusatz W. Grimm) Dichtung und Volkstum Dissertation Der Türmer. Deutsche Monatshefte Deutsch-ungarische Heimatblätter Deutsches Volkstum Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Deutsches Wörterbuch der Brüder Grimm Eddica Minora Vom Werden des Deutschen Geistes, Berlin 1925 Epische Studien (Voretzsch) Études Germaniques Folklore Fellows Communications Forschungen und Fortschritte Germania (Pfeiffer) Germanistische Abhandlungen

VERZEICHNIS DER

Germ. Life and Letters G(erm) R(ev) GGA GN GQ Grdr. GRM HA Habil. HDB Hess. Bll. f. Vkde. Hist. Tidskr. Hist. Vjs. Hist. Zeitschr. HL Hoops HS HTD IF Jahresber. JEGPhil Kl. Schr. Leuv. Bijdragen Lit. Litbl. Lit.gesch. Lit. hist. Lit. Ver. Masch. M(h) D(t) U Med. Stud. Merker-Stammler MGSS Mhd. MlOG MLJ MLN MLQ MLR Mod. Philog. Mogkfestschrift MSB

ABKÜRZUNGEN.

553

German Life and Letters Germanie Review Göttinger Gelehrte Anzeigen Nachrichten der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften The German Quarterly Grundriß der germanischen Philologie, hg. von H. Paul Germanisch-romanische Monatsschrift Herrigs Archiv Habilitationsschrift Het Duitsche Boek Hessische Blätter für Volkskunde Historiske Tidskrift Historische Viertel] ahrsschrift Historische Zeitschrift Hildebrandslied Hoops Reallexikon der germanischen Altertumskunde Heldensage Handelingen van de Koninklijke Commissie voor Toponymie Indogermanische Forschungen Jahresbericht über die Erscheinungen auf dem Gebiete der germanischen Philologie The Journal of English and Germanie Philology Kleine Schriften Leuvense Bijdragen (Bijblad) Die Literatur Literaturblatt für germanische und romanische Philologie Literaturgeschichte Literaturs historié Stuttgarter Literarischer Verein Maschinenschriftlich Monatshefte für Deutschen Unterricht Mediaeval Studies Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte Monumenta Germaniae Scriptores Mittelhochdeutsch Mitteilungen des Österreichischen Instituts für Geschichtsforschung Modern Language Journal Modern Language Notes Modern Language Quarterly The Modern Language Review Modern Philology Festschrift für Eugen Mogk, Halle 1925 Sitzungsberichte der bayrischen Akademie

554 MSD

V E R Z E I C H N I S D E R ABKÜRZUNGEN.

Denkmäler ahd. Poesie und Prosa hrsg. von Müllenhoff und Scherer Nd. Niederdeutsch Niederdeutsches Jahrbuch Ndd. Jb. Niederdeutsche Mitteilungen Ndd. Mitt. Niederdeutsche Zeitschrift für Volkskunde Nd. Z f Vkde Neophilologus Neophilol. Neuphilologische Mitteilungen Neuphilol. Mitt. (Ilbergs) neue Jahrbücher für das klassische AlterNJb. tum NL Nibelungenlied (zitiert nach Bartsch) NLit. Die Neue Literatur Neophilol. Neophilologus Nord. Nordisch Nordisk Tidskrift för Vetenskap, Konst och InNord, tidskr. f. vetensk. dustri Oberdeutsche Monatshefte für Kunst und GeistesODtMh leben Palaestra Pal. (Paul und Braunes) Beiträge zur Geschichte der PBB deutschen Sprache und Literatur Prager Deutsche Studien PDSt PMLA Publications of the Modern Language Association of America Quellen und Forschungen zur Sprach- und KulturQF geschichte Revue belge de philologie et d'histoire Revbelga Revue critique d'histoire et de la littérature Rev. crit. Revue germanique R(ev) G(erm) Rheinische Vierteljahrsblätter Rhein. Vierteljahrsbll. Romanische Forschungen Rom. Forsch. Romanistisches Jahrbuch Rom. Jb. Sonderabdruck SA Saturday Review (of Literature) Sat. Rev. Sitzungsberichte SB Scand.St(ud. and) N(otes) Scandinavian Studies and Notes Sieb. Vjs. Siebenbürgische Vierteljahrsschrift SL Seifridslied Stud. Mediaeval. Studi Mediaevali Stud. Neophilol. Studia Neophilologica Theol. Lit. Zeit. Theologische Literaturzeitung Ths. Xhidrekssaga (zitiert nach Bertelsen, Band, Seite, Zeile) Verfasserlexikon Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon Vj. f. Lit. Gesch. Viertel]ahrsschrift für Literaturgeschichte, hrsg. von Seuffert Vjs. Viertel]ahrsschrift für Literaturwissenschaft, hrsg. von Kluckhon und Rothaker

555

VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN.

Vs. Weltlit. Wirk Wort ZE ZfdA ZfdB ZfDkde ZfdPh ZfrPh Zfvgl. LG ZfVkde ZRG Zs. Zs. f. celt. Philol. Zs. f. Deutschwiss. Zs. f. frz Spr. u. Lit. ZVVk

Völsungasaga (zitiert nach Ranisch) Weltliteratur Wirkendes Wort Zeugnisse und Exkurse zur deutschen Heldensage Zeitschrift für deutsches Altertum Zeitschrift für deutsche Bildung Zeitschrift für Deutschkunde Zeitschrift für deutsche Philologie Zeitschrift für romanische Philologie Zeitschrift für vergleichende Literaturgeschichte Zeitschrift für Volkskunde Zeitschrift der Savignystiftung für Rechtsgeschichte Zeitschrift Zeitschrift für celtische Philologie Zeitschrift für Deutschwissenschaft und Deutschunterricht Zeitschrift für französische Sprache und Literatur Zeitschrift des Vereins für Volkskunde

Schneider, Deutsche Heldensage.

36

NACHWORT. Es war Hermann Schneider nicht mehr vergönnt, seine Germanische Heldensage einer Neubearbeitung zu unterziehen. Wie sehr ihn dieses Forschungsgebiet beschäftigte und wie bereit er war, die neuen Ergebnisse kritisch zu sichten und seine eigenen Vorstellungen, wenn es ihm nötig schien, zu revidieren, davon zeugt neben seinen Einzeluntersuchungen und Rezensionen vor allem die in diesem Neudruck des ersten Bandes der Germanischen Heldensage abgedruckte „Einleitung zu einer Darstellung der Heldensage". Sie sollte die geplante Neubearbeitung seines Werkes eröffnen. Die den Neudruck der Deutschen Heldensage ergänzende Bibliographie wird es kaum vermögen, ein Bild der Wege erkennen zu lassen, die die Forschung seit 1928 genommen hat. Hierzu wären referierende Hinweise zu den einzelnen Untersuchungen notwendig gewesen, was weder die zur Verfügung stehende Zeit noch der Raum gestatteten. So kann die Bibliographie nur ein Hilfsmittel sein, das demjenigen, der sich in dieses weitverzweigte und vielbearbeitete Gebiet einarbeiten will, einige Mühe zu ersparen hofft. Für viele wertvolle Hinweise und das Mitlesen der Korrekturen danke ich Herrn Dr. Diether Haacke. Dem Verlag danke ich für die Sorgfalt und Geduld bei der Herstellung. Roswitha Wisniewski

GRUNDRISS DER GERMANISCHEN PHILOLOGIE Band

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Schneider.

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13:

von B r u n o M a r k w a r d t . 6 Bände. Ganzleinen. Band I : B A R O C K UND F R Ü H A U F K L Ä R U N G . 2 . , um einen Nachtrag erweiterte Auflage. XII, 512 Seiten. 1958. DM 42,— Band I I : A U F K L Ä R U N G , ROKOKO, S T U R M UND D R A N G . V I I I , 692 Seiten. 1956. DM 54,— Band III: K L A S S I K UND R O M A N T I K . VIII, 730 Seiten. 1958. DM 58,— Band I V : D A S NEUNZEHNTE J A H R H U N D E R T . V I I I , 7 6 0 Seiten. G E S C H I C H T E DER DEUTSCHEN P O E T I K

1959. D M

58,—

Band V: D A S ZWANZIGSTE J A H R H U N D E R T . 1961. Etwa D M 35,— (im Druck) Band VI: S T R U K T U R E N UND P E R S P E K T I V E N D E S DICHTERISCHEN K U N S T W O L L E N S IN DER G E G E N W A R T . Ergänzungsband zur „Geschichte der deutschen Poetik". In Vorbereitung Band 14: Band

15:

von F r i e d r i c h Beissner. 2. Auflage. XV, 246 Seiten. 1961. Ganzleinen DM 28,—

G E S C H I C H T E DER DEUTSCHEN E L E G I E

ALTNORDISCHE LITERATURGESCHICHTE

von J a n de Vries.

I . F R Ü H H I S T O R I S C H E L I T E R A T U R F O R M E N — D I E HEIDNISCHE P E RIODE — D I E Z E I T DER B E K E H R U N G B I S ZUM J A H R E 1 1 0 0 . 2 7 5 S e i -

ten. 1941. Vergriffen. Band

16:

ALTNORDISCHE LITERATURGESCHICHTE

von J a n de Vries.

I I . Ü B E R G A N G UND V O R B E R E I T U N G ( 1 1 0 0 — 1 1 5 0 ) — A U F S T I E G UND W I E D E R B E L E B U N G ( 1 1 5 0 — 1 2 0 0 ) — D I E Z E I T DER V O L L ENDUNG ( 1 2 0 0 — 1 2 5 0 ) — D E R V E R F A L L DER ALTEN K U N S T F O R M E N ( 1 2 5 0 — 1 3 0 0 ) — D A S S P Ä T M I T T E L A L T E R . 5 3 2 Seiten. 1 9 4 2 . D M 3 0 , —

Band

17:

D E U T S C H E W O R T G E S C H I C H T E von F r i e d r i c h M a u r e r und Friedrich Stroh. 2., neubearbeitete Auflage. 2 Bände. Ganzleinen. Band I : V I I I , 4 9 2 Seiten. 1 9 5 8 . DM 3 5 , — Band II: VI, 619 Seiten. 1959. DM 44,— Registerband. Bearbeitet von Heinz Rupp. VI, 186 Seiten. 1960. DM 18,—

WALTER

DE

GRUYTER

& CO • B E R L I N

W 30

V O R M A L S G. J . G Ö S C H E N ' S C H E V E R L A G S H A N D L U N G • J . G U T T E N T A G , V E R L A G S BUCHHANDLUNG • GEORG R E I M E R . K A R L J . T R Ü B N E R . VEIT & COMP.