Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung [Reprint 2021 ed.]
 9783112491447, 9783112491430

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Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung

Von

Prof. Dr. M. Blanckenhorn Marburg (Lahn)

Mit einer Kartenskizze

Sonderdruck aus der Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins Bd. 54 (1931)

Leipzig J. C. H i n r i c h s ' s c h e 1931

Buchhandlung

Inhalt. Seite

A. Einleitung ß. Stratigraphie der Jura- und Kreideformation C. Die ersten Gebirgsbewegungen. Die syrischägyptischen Antiklinalen D. Das eozäne, oligozäne und miozäne Tertiär-Zeitalter E. Das Pliozän I. Die zweite Phase der Gebirgsbewegungen I I . Die Sedimente des Unterpliozäns I I I . Das Mittelpliozän

4 6 13 18 23 23 25 27

1. Die Küstenebene

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2. Das Mittelpliozän der Kischonebene und des Jordangebiets

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a) Die mittelpliozäne lakustre Epoche b) Die ( I I I . ) mittelpliozäne Phase der Gebirgsbewegungen c) Die mittelpliozäne Brackwasser-LagunenEpoche I V . Das Oberpliozän. Pluvials

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Die Melanopsis-Stufe, der Beginn des 31

F. Die Quartärperiode, Diluvium—Alluvium

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I. Die vierte orogene Phase I I . Die Ablagerungen der Quartärperiode I I I . Vulkanische Ergüsse, Thermen, Solfataren, Erdöldurchbrüche und Gebirgsbewegungen in spätdiluvialer-frühalluvialer Zeit

Gr. Zusammenfassung Schlußwort Nachtrag 1 und 2 Angeführte Schriften

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43 44 44 47 *

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M. Blanckenhorn,

A. Einleitung. Schon lange war es mein sehnlicher Wunsch, das Land Palästina, das mir (zusammen mit Nordsyrien und Ägypten) in bezug auf naturwissenschaftliche, speziell geologische Erforschung neben meiner Heimat Hessen zum zweiten Hauptarbeitsgebiet geworden war, noch einmal zu besuchen. Diese Reise kam dank ausreichender, von verschiedener befreundeter Seite, darunter auch der des DPV, gewährter Unterstützung, für die ich hiermit meinen herzlichsten Dank ausspreche, endlich im letzten Frühjahr 1930 zustande. Im Vergleich zu meinen früheren Forschungsreisen (1894, 1904, 1905 und 1908), die zu Pferd mit Karawane ausgeführt wurden, ging diesmal alles bequemer mit Autos, auch Autobus, zuweilen auch mit Eisenbahn, Motorboot und ungefedertem Bauernwagen. Die Hauptzwecke der Reise bestanden in folgendem: 1. Die wichtigsten der in den letzten 20 Jahren durch deutsche, englische, jüdische, tschechische, amerikanische und französische Forscher erzielten neuen Forschungsergebnisse bezüglich der Stratigraphie nachzuprüfen, auch Belegstücke dazu mir zu beschaffen und dadurch das früher (bis 1908) gewonnene und in meiner geologischen Karte 1912 1 zusammengefaßte Bild vom Aufbau des Landes zu vervollständigen; 2. Studien über die Tektonik des Landes an besonders geeigneten Punkten zu machen; 3. Material an Fossilien zu sammeln für eine vor Jahren begonnene Monographie der Bivalven der Kreideformation Palästinas; 4. sämtliche meteorologischen Stationen des DPV zu besuchen, die deutschen wie die jüdischen Herrn Beobachter zu beraten und die Beschaffenheit und Aufstellung der Instrumente nachzuprüfen, bei Gelegenheiten auch andere neue größere Wetterstationen (so in Tel Awiw und am Nordufer des Toten Meeres) zu besichtigen; 5. mich zu orientieren über die veränderten politischen, völkischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse, und die gewaltigen Fortschritte in der Besiedelung und Kultivierung des Landes kennen zu lernen. ') Vgl. ZDPV 35 (1912) Taf. 3.

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6. eine (wenn auch nur kurze) Schiffahrt auf dem Toten Meer zu unternehmen. Diese 6 Ziele konnten alle in befriedigendem Maße erreicht werden, trotzdem mich in Jerusalem eine mit Fieber verbundene Erkrankung 12 T a g e ans Zimmer fesselte und mich am Besuch einiger entfernterer, schwer zugänglicher Örtlichkeiten Qcurnüb, dschebel usdum) hinderte. Nur den anfangs gehegten Gedanken, die Grundlage für eine ganz neue vollständige und zuverlässige geologische Übersichtskarte des Landes zu beschaffen, mußte ich, je mehr ich in die verwickelten stratigraphischen und tektonischen Verhältnisse eindrang, aufgeben, weil das die K r ä f t e und Zeit eines einzelnen Reisenden weit übersteigt und dazu ein ständiger jahrelanger Aufenthalt im Lande oder ausgedehnte Spezialstudien mehrerer Fachleute unter Benutzung der neusten und genausten topographischen Karten mit Höhenkurven, die aber als „secret" mir nicht zur Verfügung standen, gehören. Für meine Bestrebungen fand ich auf allen Seiten entgegenkommende Unterstützung und gastfreundliche Aufnahme unter vielen freien Autofahrten, und dem allein verdanke ich es, daß ich in der kurzen Zeit und ohne erhebliche Kosten das Land von Beerseba und Gaza im Süden bis Damaskus, fyöms und dem Nusairiergebirge im Norden unter orts- und fachkundiger Führung durchstreifen und kennen lernen konnte. Es würde zu weit führen, wollte ich hier die Namen der ungezählten alten und neuen Freunde unter den Deutschen, Juden, Engländern und Franzosen, die mich in dieser Zeit an den verschiedensten Plätzen mit Rat und T a t unterstützt haben, aufführen. Ihnen allen aber sei jedenfalls mein herzlicher Dank ausgesprochen, insbesondere den beiden Regierungsgeologen Herrn BLAKE im englischen und DUBEETEET im französischen Mandatsgebiet, den Herrn TH. FAST, Dr. med. GMELIN, Bergingenieur NOWOMEYSKI, Consul VAN VKIESLAND, L e h r e r SHALEM u n d D r . A . J . B E A W E E i n J e r u s a l e m , R I F K A u n d SAM. AAKONSOHN

in Sichron Jakob und A w . HEESCHFELD in Dagania-B. Wenn auch die Untersuchung der gesammelten und geliehenen Belegstücke an Fossilien noch lange Zeit erfordert, möchte ich doch im folgenden versuchen, eine kurze Darstellung meiner jetzigen Auffassung der geologischen Verhältnisse

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M. Blaiickenhorn,

Palästinas zu geben. Ich beschränke mich dabei betreffs der Stratigraphie der Formationen möglichst auf das westjordanische englische Mandatsgebiet Palästina, dessen Besuch meine Reise galt. Nur in bezug auf die Tektonik oder die Geschichte der Gebirgsbewegungen muß ich zu deren besserem Verständnis auch auf die im Süden, Osten und Norden liegenden Grenzländer übergreifen.

B. Stratigraphie der Jura- und Kreideformation. Die älteste 1 bekanntgewordene geologische Formation im heutigen Palästina im engeren Sinne ist der J u r a . Wohlbekannt und durch reiche Fossilfunde belegt ist dessen Vorkommen in Libanon, Antilibanon, Hermon, am wädi zerka (Jabbok) im Ostjordanland und im nördlichen Sinai am dschebel el-mghära. Im Westjordanland entdeckte der englische Regierungsgeologe BLAKE die ersten, noch unsicheren Spuren in dem tiefeingeschnittenen Quergraben des wadi far'a an der Basis der dortigen Aufwölbung der Kreideschichten und in den zerschnittenen Antiklinalen bei hurnüb im SO Palästinas am wädi el-fikra und wädi el-hadire in Gestalt von kalkig sandigen Ablagerungen mit Seeigelstacheln von Cidaris glandaria, was auf die Oxfordstufe des Oberen Jura hinweist. Die U n t e r e K r e i d e (die 3 Abteilungen Neocom, A p t und Gault) ist in Palästina hauptsächlich durch die obersten Lagen des sogenannten Nubischen Sandsteins repräsentiert. Bezeichnende Fossilien fand man (im Gegensatz zu den reichen Vorkommen am Sinai bei mghära und im Libanon z. B. bei 'abeih) bis jetzt noch nicht. Im N W des hule-Sees etwa bei mes und im S W von safed bei er-räme gibt BLAKE (1928) auch oolithischen Sandkalk und eisenschüssigen Kalkstein an, am oberen wadi el-malehi und am mittleren T e i l des wädi fär'a sollen auch basaltische Eruptivgesteine und Tuffe zwischen der aus eisenschüssigem, z. T. oolithischem Kalkstein und Sandstein mit Tonschichten bestehenden Unterkreide auftreten; bei Imrnub verzeichnet er gipsführenden glimmerig-schiefrigen Kalk. Die G r e n z z o n e zwischen Unterer und Oberer Kreide, die kalkig-mergelige Basisschicht des Cenomans, die sogenannte J)

Vgl. dazu deu Nachtrag 1 u. S. 44 ff.

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M. Blaiickenhorn,

Palästinas zu geben. Ich beschränke mich dabei betreffs der Stratigraphie der Formationen möglichst auf das westjordanische englische Mandatsgebiet Palästina, dessen Besuch meine Reise galt. Nur in bezug auf die Tektonik oder die Geschichte der Gebirgsbewegungen muß ich zu deren besserem Verständnis auch auf die im Süden, Osten und Norden liegenden Grenzländer übergreifen.

B. Stratigraphie der Jura- und Kreideformation. Die älteste 1 bekanntgewordene geologische Formation im heutigen Palästina im engeren Sinne ist der J u r a . Wohlbekannt und durch reiche Fossilfunde belegt ist dessen Vorkommen in Libanon, Antilibanon, Hermon, am wädi zerka (Jabbok) im Ostjordanland und im nördlichen Sinai am dschebel el-mghära. Im Westjordanland entdeckte der englische Regierungsgeologe BLAKE die ersten, noch unsicheren Spuren in dem tiefeingeschnittenen Quergraben des wadi far'a an der Basis der dortigen Aufwölbung der Kreideschichten und in den zerschnittenen Antiklinalen bei hurnüb im SO Palästinas am wädi el-fikra und wädi el-hadire in Gestalt von kalkig sandigen Ablagerungen mit Seeigelstacheln von Cidaris glandaria, was auf die Oxfordstufe des Oberen Jura hinweist. Die U n t e r e K r e i d e (die 3 Abteilungen Neocom, A p t und Gault) ist in Palästina hauptsächlich durch die obersten Lagen des sogenannten Nubischen Sandsteins repräsentiert. Bezeichnende Fossilien fand man (im Gegensatz zu den reichen Vorkommen am Sinai bei mghära und im Libanon z. B. bei 'abeih) bis jetzt noch nicht. Im N W des hule-Sees etwa bei mes und im S W von safed bei er-räme gibt BLAKE (1928) auch oolithischen Sandkalk und eisenschüssigen Kalkstein an, am oberen wadi el-malehi und am mittleren T e i l des wädi fär'a sollen auch basaltische Eruptivgesteine und Tuffe zwischen der aus eisenschüssigem, z. T. oolithischem Kalkstein und Sandstein mit Tonschichten bestehenden Unterkreide auftreten; bei Imrnub verzeichnet er gipsführenden glimmerig-schiefrigen Kalk. Die G r e n z z o n e zwischen Unterer und Oberer Kreide, die kalkig-mergelige Basisschicht des Cenomans, die sogenannte J)

Vgl. dazu deu Nachtrag 1 u. S. 44 ff.

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S t u f e v o n Y r a c o n n e mit den Leitfossilien Buchiceras syriacum und Ostrea Dienert, im Libanon die an Fossilien überreiche Schicht von behamdun, die von anderer Seite noch dem Gault, d. h. der unteren Kreide zugerechnet wird, ist in Palästina durch B L A K E bei hurnüb und im wadi färca auf dessen Süd-Seite an der chirbet teil el-fuchar und unter bet dedschen festgestellt worden durch Auffinden des obengenannten Ammoniten. Ich selbst schlug auf einer gemeinsam mit Herrn B L A K E unternommenen Exkursion auf dem linken, nördlichen Ufer des wadi fär'a aus den betreffenden Kalkschichten mehrere Schalen einer kleinen glatten halbkugelförmig gewölbten Auster, die an die Ostrea Heinzi THOM. et PER. der untersenonen Santon- oder Emscher - Stufe erinnert, heraus, und einige Wochen später traf ich genau die gleiche neue Art in der Buchicerasstufe in befyamdün im Libanon. Die größte Masse der Kalke, Dolomite, Mergel, Feuersteine usw. in Palästina fällt der Oberen Kreideformation zu, die in die drei Abteilungen des Cenomans, Turons und Senons gegliedert wird. Beim C e n o m a n , das an Mächtigkeit (ca. 620.m) die allererste Rolle spielt, wird man auf künftigen geologischen Karten noch mindestens eine Zweiteilung in ein unteres (ca. 500 m) und oberes Cenoman (ca. 110 m) durchführen müssen, wobei am besten die an den meisten Stellen erkennbare ammonitenreiche Zone der Acanthoceras rotomagense, palaestinense, harpax und mantelli die trennende Rolle übernimmt. Das untere Cenoman (ca. 500 m) in der westlichen Umgegend von Jerusalem ist durch N. S H A L E M näher untersucht und (1927) in mehrere Unterabteilungen gegliedert worden. Dasselbe geschah früher am Abstieg nach ' m dschidi, am wadi el-mödschib und bei 'ejjun müsa im Ostjordanland durch L A B T E T und mich und am NO-Rand des mittleren Karmel zwischen jädschür und 'usufja durch L . P I C A R D . Ein sorgfältiger Vergleich dieser verschiedenen Cenomanprofile führte zu folgenden Ergebnissen: Die Basis nehmen die 5 m starken marne argillose verdastre SHALEM s an der Dauerquelle 'Sn dschirjüt ein, die dem marne verte salifere LAUTET s (1877 S. 70; Taf. 5 Fig. 6) genau entsprechen und dem Nubisehen Sandstein der Unterkreide direkt auflagern,

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M. Blanckenhorn,

Die folgenden (nach SHALEM angeblich 450 m?) mächtigen Calcare inferiori a Badioliti, noch zweigeteilt in den unteren Kalk mit Cerithium elias und den oberen mit Nerinea cochleaeformis bei der 1929 zerstörten jüdischen Kolonie Moza sind der beste weit durch ganz Syrien verfolgbare Horizont des Untercenomans. Am wädi el-mddschib mögen ihnen die unteren fossilreichen Kalke j UDD i in LARTETs Profil, am Westufer des Toten Meeres die grüngrauen salzhaltigen porösen Dolomite mit Exogyra Mermeti (= Columba) entsprechen, die ich 1894 und 1908 im S von CGn dschidi über dem Spiegel des Toten Meeres anstehend beobachtete und 1912 S. 98 besprach. Im Karmelprofil PICARDS ist das der Basis - Dolomit mit Cardium cf. Combei und Vola Shawi. Ich selbst fand ihn als grauweißen porösen Dolomit fossilführend so wie bei Moza mit Eoradiolites liratus, Cerithium elias, Hastula sp. und Nerinea cochleaeformis in den Steinbrüchen des wädi raschmije hinter Haifa und NÖTLING beutete seine an vortrefflich erhaltenen Steinkernen und Abdrücken reiche Fauna 1885 bei ihzim im westlichen Karmel aus. J. BÖHM hat dieselbe später 1900 ausführlich beschrieben. In genau der gleichen Beschaffenheit und mit der gleichen Fauna beobachtet man diese weißen als Bausteine und Straßenschotter gesuchten Dolomitkalke in Nordsyrien im südlichen Nusairiergebirge am dir el-afymar. Im Libanon ist dieser Rudistenhorizont mit der gleichen reichen Fauna in etwas anderer Beschaffenheit entwickelt, nämlich stark kieselig, wobei die Schalen der Mollusken alle verkieselt sind und deshalb an der verwitterten Oberfläche herausragen. So ist das z. B. an dem schon oben genannten, durch seinen Petrefaktenreichtum berühmten 'abeih der Fall, wo die untercenomanen Schichten mit den Eoradioliten den dortigen Gazellenberg als Schichten 1—2 in BLANCHES (1848) Profil krönen. Bei ihrer großen Mächtigkeit (bis 450 m) und der charakteristischen Fauna sollte man die Dolomite des Untercenomans auf geologischen Karten f ü r sich ausscheiden, wie das L. PICARD (1928A) auch getan hat. Aber die dortige Bezeichnung derselben als Vraconne ist falsch. Das echte Yraconne mit Buchiceras syriacum liegt bestimmt noch tiefer. Die in der Schichtenreihe SHALEM s nun als I I I folgenden Argille a Corbula eretzisraelensis von Moza und bst ikse, die sich durch eine reiche minutiöse Fauna kleiner Bivalven und Gastropoden auszeichnen, eine nur 5 m mächtige Schicht, ist mit dieser eigenartigen Fauna wohl nur eine lokale Entwicklung. Am wädi el-mödschib könnte man ihr die am Gehänge zurücktretende Schicht h LARTETS, vielleicht auch noch den calcaire marneux avec bivalves et gastropodes, bei 'en dschidi die durch Schutt verhüllte Quellenaustrittsstelle, im Karmelprofil PICARDS den Quellenhorizont B i der weichen kreidigen Kalke gleichsetzen. Die nächsten Bänke von Mergel f und Kalk e in LARTETS Profil können SHALEM s wenig charakteristischem Kalk VI mit Pterodonta Deffisi (50 m) und PICARDS B2-3 nebst der Kalksteilstufe C entsprechen. Den von PICARD irreführend so genannten Meleke C mit Gryphaea vesicularis vermag ich nicht mit dem echten Meleke-Marmor von Jerusalem auf eine Stufe zu stellen; dagegen paßt er zu der Steilstufe c in meinem

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'en dschidi-Profil (1912b S. 89) und zu L A B T E T S Calcaire tendre e mit Gryphaea vesicularis v. judaica. Überall folgt dann die wichtige, bis 50 m starke Ammoniten führende Schicht, nach L A R T E T am wädi el-mödschib d mit Ammonites Luynesi, bei 'en dschidi d mit Acanthoceras palaestinense, im W von Jerusalem V calcare marnoso ammonitifero mit Acanthoceras harpax, rotomagense, palaestinense und Turrilites costatus, am Karmel P I C A R D S D I mit AcanthocerasNewboldi, Turrilites Bergeri, Crioceras usw. Der westlich Jerusalem darüberliegende, nur 10 m mächtige fischführende Plattenkalk von der jäsln hat nur im Libanon in dem bekannten Fischkalk von hakl und hazhula sein wichtiges Analogon (vgl. B L A N C K E N HORN 1905). Der Baustein mizzi jehüdi von Jerusalem wird über cen dschidi wohl vertreten durch Kalk e mit zwei Austernbänken. Der 10 m mächtige Marmor- und Gräberkalk meleke im Untergrund von Jerusalem wäre dann am Karmel in den grauen Kalken D2 mit unzähligen Kalkspatheinschlüssen zu suchen, bei 'en dschidi vielleicht in der unteren Hälfte meiner Rudisten- und Nerineenkalke f, am wädi el-mödschib in Schicht c L A R T E T s. In dieser Region des meleke bzw. über demselben, aber noch unter dem Turon erscheinen auf beiden Ufern des Toten Meeres oft Salz- und Gips-Ausblühungen, bei 'en dschidi in dem Komplex f und in meinem Modschibprofil (1912 S. 192—193) ein ganzes Gipslager mit zerfressener Oberfläche (typischer Karrenfeldbildung). Diese auch bei Masada und am wädi el-hesa beobachtete Erscheinung fehlt bei Jerusalem und am Karmel. (Dann erst würde das Turon folgen am wädi el-mödschib als Kalk mit rotem Feuerstein bei LARTET, Kieselkalk oder Hornstein mit herauswitternden verkieselten Austern und Seeigeln bei mir [1912 b S. 191], bei 'en dschidi als obere Hälfte der Nerineen-Rudistenkalke f und als Erbsenkalk g, bei Betlehem-Jerusalem als mizzi helu voller Kieselkonkretionen und Erbsenkalk, endlich am Karmel nach P I C A R D als Feuersteinkalk E.) D i e Hauptleitfossilien des u n t e r n Cenomans, die als solche nach meinen E r f a h r u n g e n von P a l ä s t i n a bis Nordsyrien G e l t u n g haben, aber w e n i g beachtet, manchmal (z. B. von N Ö T L I N G , der unbekümmert alle ins Turon stellte) v e r k a n n t wurden, sind: Orbitolina conica; Hemiaster cubicus, Diplopodia hermonensis; Pecten shawi und tenouklense, Eoradiolites liratus, Corbula eretaisraelensis; Pileolus oliphanti, Cerithium tenouklense, elias und rustemi, Nerinea cochleaeformis, Hastula fraasi und aciformis, Strombus pervetus, Actaeonella parva und syriaca, Pterodonta deffisi, Pterodonticeras Germeri und Dutrugei, Fusus stefaninii, Turbo magnolfae. Die L e i t f o r m e n des O b e r c e n o m a n s sind schon besser bekannt: Hemiaster syriacus, Acanthoceras rotomagense, harpax, palaestinense, mantelli, cf.

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JI. Blanekenhorn,

meridionule, Turrilites costatus, Neolobites vibrayeanus. Andere Arten, insbesondere die gewöhnlichen Austern (Ostrea flabellata, olisiponensis, columba, africana, Gryphaea vesiculosa) und Seeigel (Heterodiadema libycum, Hemiaster saulcyanus, Holectypus larteti) sind gleichmäßig über das ganze Cenoman verbreitet. Während der Cenomanperiode stellten sich in der Gegend des Karmel zwischen '(7mm bei umm el-fahm im S und et-tire im N W vulkanische Ausbrüche von basaltischen Tuffen und Basalten ein, die teils von Cenoman-, teils TuronSedimenten bedeckt wurden. Das T u r o n ist als besondere faunistisch gekennzeichnete Abteilung nicht überall klar ausscheidbar. Bemerkenswert ist hier der Gegensatz des Faunencharakters im 0 und W. Im Ostjordanland ist es ungewöhnlich reich an Ammoniten (Pseudotissotia segnis, choffaticeras, Thomasites rollandi var. globosa und Neoptychites xetriformis); im Westjordanland fehlen die Ammoniten und werden durch meist große Gastropoden ersetzt, die gering an Artenzahl herdenweise gehäuft erscheinen, so im Untergrund von Jerusalem in dem als mizzi helu bekannten grauweißen Kalkstein und bei furedis unweit Sichron Jakob und südlich 'usufja im Karmel (Nerinea requieniana und subgigantea, Actaeonella salomonis, Itieria zenimarinensis; Hippurites resectus, Hadiolites peroni). Wieder an anderen Plätzen (so im 0 des Ölbergs im wädi el - lehhäm und am wädi elmödschib) findet man bloß kleine Seeigel (Echinobrissus hierosolymitanus und Cyphosoma palaestinense, seltener Rachiosoma delamarrei) neben unscheinbaren Austern. Das Gestein der Turonetage ist mit Vorliebe ein harter, sehr feinkörniger, mehr oder weniger kieseliger Kalk oder Dolomit mit kieseligen Ausscheidungen. Das S e n o n , die oberste Stufe der Kreideformation, ist in ganz Palästina weit verbreitet, dabei recht verschieden ausgebildet. Es war von mir in drei Abteilungen zerlegt worden, das Santon oder den Emscher, das Campan und Danien, denen dann L. P I C A R D eine vierte, das Maestrichtien zwischengeschoben hat. Letzteres läßt sich in der Gegend zwischen Jerusalem und dem Toten Meere sicher stratigraphisch und faunistisch von den andern Abteilungen abtrennen. Ob aber seine Ausscheidung an andern Stellen Palästinas und Syriens

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durchzuführen ist, muß die weitere Forschung ergeben. Diesem Maestrichtien würden die technisch bedeutsamsten Gesteine des Senons, die schwarzbraunen Bitumen- oder Asphaltkalke von nebi müsa und dem Jarmuktal, zuweilen auch Ölschiefer genannt, und die Phosphatkalke Palästinas, auf deren große praktische Bedeutung ich 1903 zuerst die Aufmerksamkeit hingelenkt habe, zugehören. Von den senonen Leitformen wären zunächst die gewöhnlichen, die sich über das ganze Senon verbreiten, zu erwähnen: Gryphaea vesicularis, Leda perdita, Roudairia auressensis, Crassatella syriaca; Dentalium octocostatum; Baculites syriacus. Für das S a n ton allein sind charakteristisch: mehrere Arten von Schloenbachia (S. quinquenodosa var. oliveti und safedensis, S. quatuornodosa und ausiinensis), Pachydiscus cf. vaju, Placenticeras cf. pseudoplacenta; Rachiosoma delamarrei. Diese Schichten bezeichnet man in der Umgegend von Jerusalem als Jca'knle; das ist ein milder Kalk von 7 m Mächtigkeit, der sich leicht zurechtformen läßt und dessen abgeschlagene Platten beim Fallen klingen. Er wird namentlich zu Grabsteinen mit Inschriften gesucht und in vielen Steinbrüchen im S und 0 des Ölbergs und bei safed usw. gebrochen. Am Paß von 'en dschidi wird das Santon nur durch die dünne Bank h meines Profils (1912 b S. 89) 15 m unter dem Plateaurand, die viele Exemplare von Rachiosoma delamarrei enthält, vertreten. (Im Ostjordanland ist die Unterstufe des Santon durch andere bezeichnende Fossilien wohl charakterisiert: Hemiaster fourneli; Plicatula ferryi, Ostrea dichotoma, semiplana, acutirostris, heinzi, boucheroni und boarguignati; Hemitissotia morreni.) Der folgende größere Teil des Senons fällt der Campans t u f e zu, aus der ich zunächst als Leitformen hervorhebe: Ostrea villei, Astarte rothi, Inoceramus regularis, Area parallela, Protocardia moabitica, Turritella adullam und reyi, Scalaria goryi, Scaphites sp., Baculites syriacus, Desmoceras diphylloides. In der Jerusalemer Gegend treffen wir diese Abteilung als gelbweiße weiche Kreidekalke und Mergel am dschebel der abu tör und in der Wüste Juda in den Taleinschnitten z. B. des wädi en-när oder Kidrontals als Wechsel von harten Stinkkalken, Kreidekalk, Stinkmergeln und Feuerstein, die

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M. Blanckenhorn,

zuweilen ganz erfüllt sind von Molluskenschalen, wie Leda, Nucula und kleinen Gastropoden, auch Baculiten manchmal mit glänzender Perlmutterschale erhalten. Das M a e s t r i c h t i e n , die Zone der Asphalt-, Koprolithen-, Phosphatkalke-, bunten Marmorkalke und zugehörigen Feuersteinbänder zeichnet sich durch seinen Reichtum an Fischresten aus, die als Knochen, Schuppen, Zähne und versteinerte Exkremente angehäuft erscheinen und zusammen mit den Schaltierresten den Gehalt der Gesteine an Bitumen und Phosphorsäure bedingen. Der letztere tritt uns schon äußerlich in der Gestalt grüner Apatitflecke entgegen. Als Leitformen gibt P I C A R D an: Baculites palaestinensis, asper und vertebralis, Bostrychoceras sp., Ptychoceras sp. und Libycoceras Ismaeli, denen ich noch Pecten obrutus (= farafrensis) hinzufüge, der aber im Gegensatz zu genannten Cephalopoden auch in die folgende Danienstufe eintritt. Die höchste Abteilung des Kreidesystems, das D a n i e n oder die d ä n i s c h e S t u f e besteht am chün hatrur an der Jerichostraße und auch sonst in der Wüste Juda aus bunten Gipsmergeln von bald roter, grüner, schwefelgelber oder schneeweißer Farbe. Die grellen Farbentöne sind durch den verschiedenen Gehalt an Eisenverbindungen, Chromoxyd, Bitumen und Phosphorsäure bedingt. Petrefakten sind hierin innerhalb der Wüste Juda selten. Aber im nördlichen Ostjordanland am Jarmuk werden die Fischschiefer des Maestrichtien bedeckt von schwärzlichen weichen erdigen Mergeln, dunklen tonigen bituminösen Kalken mit Pecten obrutus und Lucina dachelensis und weißem Kreidekalk mit Feuersteinschnüren, der bei el-makärin Nodosaria Zippei Ventriculites poculum und Sclmorhabdus libycus, die typischen Leitformen der obersten weißen Kreide der Libyschen Wüste, enthält. Im westlichen Samaria (amWege 'anebta—bel'a) erscheinen über weißem Kreidekalk mit der üblichen Fauna des Campan, aber noch unter dem höheren eozänen Nummulitenkalk Kalke mit kleinen Rudisten. Hier reichen also die Rudisten, die man auf der ganzen Erde nur in Schichten der Kreideformation kennt, bis ins höhere Senon, vermutlich das Maestrichtien, in dem man z. B. auch bei Maastricht kleine Rudisten vorfindet.

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Ähnliche Verhältnisse liegen am Nordwestrande des Karmel vor. Über dem typischen senonen weißen Kreidekalk (der Campanstufe) oberhalb der Stadt Haifa (Steinbruch über der Fahrstraße zum Karmelkloster mit Leda perdita, Lucina saharica, Gastropoden, Turrilites und einem neuen, d. h. noch unbeschriebenen, flachen, glattschaligen, hochmündigen Ammoniten mit drei deutlichen Kielen auf der Externseite, den ich schon früher einmal im Senon der Wüste Juda nordwestlich von Masada beobachtet habe, und Fischresten, desgleichen an der 'en es-sijäl, hier reich an Feuerstein) liegt am Karmelheim und ras ishander eine bedeutende Masse von grauem rauhem porösem Dolomit mit Feuerstein, der an seiner Basisregion Seeigel, kleine Rudisten, glatte Pektenarten und Gastropoden führt (Maestrichtien ?). Der gleichen Aufeinanderfolge begegnet man übrigens auch nördlicher am ras el-abjad und ras en-näküra an der englischen und französischen Zollstation, wo über weißem senonem Kreidekalk, der oben kleine Rudisten enthält, ein heller harter Dolomit oder dolomitischer Kalk mit Silex, ähnlich dem vom ras ishander, liegt.

C. Die ersten Gebirgsbewegungen. Die syrisch-ägyptischen Antiklinalen. (Vgl. dazu die Kartenskizze Tafel 1.)

Gegen das Ende der Kreideformation und den Beginn der Tertiärperiode trat auf der Fläche des heutigen Palästina wie in Syrien und Ägypten eine Unterbrechung in der Sedimentation ein. Das Meer zog sich für eine Weile zurück, aus ihm erhob sich das erste Festland. Dieser Zeitpunkt fällt an einigen Stellen noch in das Senon, so daß besonders dessen letzte Abteilung, das Danien, nicht mehr überall zur Ablagerung kam, an manchen Plätzen Syrien - Palästinas aber scheint auch das Untereozän zu fehlen. Als das Meer dann wieder auf das Festland übergriff, fand es dasselbe durch inzwischen erfolgte Gebirgsbewegungen verändert, so daß die ersten Tertiärsedimente, das Untereozän, sich (wenn auch oft nur unmerklich) diskordant auflagerten. Die senon-eozänen Bewegungen waren zunächst nur schwach und riefen nicht

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Ähnliche Verhältnisse liegen am Nordwestrande des Karmel vor. Über dem typischen senonen weißen Kreidekalk (der Campanstufe) oberhalb der Stadt Haifa (Steinbruch über der Fahrstraße zum Karmelkloster mit Leda perdita, Lucina saharica, Gastropoden, Turrilites und einem neuen, d. h. noch unbeschriebenen, flachen, glattschaligen, hochmündigen Ammoniten mit drei deutlichen Kielen auf der Externseite, den ich schon früher einmal im Senon der Wüste Juda nordwestlich von Masada beobachtet habe, und Fischresten, desgleichen an der 'en es-sijäl, hier reich an Feuerstein) liegt am Karmelheim und ras ishander eine bedeutende Masse von grauem rauhem porösem Dolomit mit Feuerstein, der an seiner Basisregion Seeigel, kleine Rudisten, glatte Pektenarten und Gastropoden führt (Maestrichtien ?). Der gleichen Aufeinanderfolge begegnet man übrigens auch nördlicher am ras el-abjad und ras en-näküra an der englischen und französischen Zollstation, wo über weißem senonem Kreidekalk, der oben kleine Rudisten enthält, ein heller harter Dolomit oder dolomitischer Kalk mit Silex, ähnlich dem vom ras ishander, liegt.

C. Die ersten Gebirgsbewegungen. Die syrisch-ägyptischen Antiklinalen. (Vgl. dazu die Kartenskizze Tafel 1.)

Gegen das Ende der Kreideformation und den Beginn der Tertiärperiode trat auf der Fläche des heutigen Palästina wie in Syrien und Ägypten eine Unterbrechung in der Sedimentation ein. Das Meer zog sich für eine Weile zurück, aus ihm erhob sich das erste Festland. Dieser Zeitpunkt fällt an einigen Stellen noch in das Senon, so daß besonders dessen letzte Abteilung, das Danien, nicht mehr überall zur Ablagerung kam, an manchen Plätzen Syrien - Palästinas aber scheint auch das Untereozän zu fehlen. Als das Meer dann wieder auf das Festland übergriff, fand es dasselbe durch inzwischen erfolgte Gebirgsbewegungen verändert, so daß die ersten Tertiärsedimente, das Untereozän, sich (wenn auch oft nur unmerklich) diskordant auflagerten. Die senon-eozänen Bewegungen waren zunächst nur schwach und riefen nicht

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M. BlanckenhorD,

die Faltenzüge (z. B. in Mittelsyrien) so, wie wir sie heute sehen, hervor. Sie lebten aber an den gleichen Stellen in späteren Phasen wieder auf. Diese letzten Phasen (im Pliozän — Diluvium) erst wurden entscheidend für die jetzige Gestaltung der Erdoberfläche. Nur Ägypten scheint eine Ausnahme von dieser Regel der späteren verstärkten Wiederholung der faltenden Bewegungen zu bilden, sonst wären z. B. Profile wie das „vom Nordende des gebet geneffe (mit völlig horizontalen Mitteleozänschichten) über den gebel schebrewet bei fajid (mit gewölbeartig steil gestellten Schichten des Cenomans) nach Norden" (BLANCKENHORN 1 9 0 1 S. 6 2 Fig. 2 ) undenkbar. In Palästina - Syrien sind jedenfalls auch die Eozänschichten ebenso wie die des Miozäns bis zum obersten Pliozän beinahe ebenso (d. h. nur wenig schwächer) gestört worden wie die der Kreide. Das Ergebnis der ersten Gebirgsbewegung mit Druck aus NW war ein System von zahlreichen kleinen Falten in der Richtung SW—NO bis SSW—NNO, die meist nach kurzem Verlauf sich verflachen oder ausklingen und für die dann nach Art von Kulissen immer neue davor oder dahinter eintreten bis ins äußerste Nordsyrien. Wenn diese Falten heute in der Mehrzahl unsymmetrischen Bau aufweisen, d.h. gegen NW flacher, gegen SO steiler einfallen, hier zuweilen sogar seiger stehen oder überkippt und von Längsverwerfungen begleitet sind, so ist dies Resultat eher auf die spätere tektonische Phase zurückzuführen, auf die wir noch unten zu sprechen kommen. Gemeinsam ist allen diesen Falten oder Antiklinalen der Umstand, daß in ihrem Sattelkern ältere Formationsstufen, als sonst in der Umgebung herrschen, erscheinen, die durch Oberflächendenudation dann entblößt wurden. Seinen Anfang nimmt dies System von Antiklinalen tief in Ägypten in der Libyschen Wüste in den Oasen farafra und babrije und setzt sich über das aufgefaltete Kreidegebirge im N der Großen Pyramiden bei abu röasch bis zum Suezkanal am Bittersee fort. Im nördlichen Sinai kann man quer von NW nach SO gehend vier solcher Wellen deutlich unterscheiden, die des dschebel hamäjir-rlsän, die des dschebel elmghära mit den Vorkommen fossilreicher Jura- und Unterkreideschichten, die des dschebel jelek und dschebel el-haläl und

Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung.

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die menschera-Welle mit unterkretazeischem Sandstein als ältester Schicht. In der Fortsetzung der vorletzten Welle nach NO treffen wir auf palästinensischem Boden auf die von B L A K E (1928 S. 9.27 und Geol. Map) festgestellten zerrissenen Antiklinalen

von kurnüb am wädi el-ßkra und wädi el-hadire. Verlängern wir diese kurzen Antiklinallinien nach NO, so stoßen wir schon am Toten Meer auf mehrere Bruchlinien, die aber unzweifelhaft jüngeren Datums sind, da sie auch ganz junge Schichten verwerfen, und die wir daher erst später zu besprechen hätten. Hier käme höchstens eine schon von H U L L verzeichnete NOStörung in Betracht, die das wädi ed-dra und el-kerak, überschreitet und an deren SO - Seite der Nubische Sandstein abgeschnitten wird gegenüber z. T. steil aufgerichteten zerklüfteten Schollen aus jüngerer Kreide im NW. Von ähnlicher Art ist die große Störung im NW des Toten Meeres, die von der Mündung des wädi Jcefren nach NO über das Siruplateau zur buke'a verläuft, an der auf der SO-Seite Nubischer Sandstein mit Einlagerungen triassischer, vielleicht auch kambrischer Kalke beobachtet wird. Weiter nördlich erscheint der Nubische Sandstein wieder als Aufbruch längs des ganzen unteren Jabboktales (wädi zerka). Der tiefere Teil dieses Sandsteins gehört hier wohl der Juraformation an, da an mehreren Stellen (so bei teil tünja im SO von birma [vgl. S T E U E R N A G E L SCHUMACHER 1923] und an der Austrittsstelle des Jabbok ins Jordantal) Kalkschichten mit jurassischen Fossilien eingeschaltet sind. Es muß das mit einer W - 0 oder auch z. T. SW—NO gerichteten größeren älteren Aufwölbung zusammenzuhängen, in deren Scheitelkern der nahr ez-zerka seinen Unterlauf eingegraben hat und an deren Außenflanken im S, 0 und N die oberen Kreideschichten weithin sich verbreiten. Im (südlichen und mittleren) Westjordanland gibt es nur eine große Antiklinale bzw. Hebungsachse von Bedeutung. Sie wird bezeichnet durch die Linie bir es-seba', dura westlich Hebron, kastal -Moza bei kalönije, en-nebi samwil, dschildschelije, die Mitte des wädi fär'a bis zum wädi el-mäleh. Dies ist die Achse, das Skelett des westlichen Gebirges, auf der infolge mehrfachen Aufreißens von Spalten, aber hauptsächlich durch die nachfolgende Oberflächendenudation die Schichten des

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Untercenomans, am ivädi fär'a auch noch Unterkreide und vielleicht Jura entblößt wurden. Diese Wölbungsachse mit den Untercenomanschichten in ihrem entblößten Zentralteil hat man sich aber nicht einfach überall als richtige Antiklinale mit gleichsinnigem Einfallen nach beiden Seiten zu denken oder gar mit stärkerem allerdings abgestuftem Einfallen nach 0, so wie sie heute vorliegt. Vielmehr gab es wohl in der ersten nachkretazeischen Zeit wenigstens im ganzen südlichen, d. h. judäischen Teil überhaupt kein Einfallen auf der Ostseite, sondern hier setzte sich die Höhe als ebenes Plateau fort über das heutige Jordantal hinaus bis zum Hochplateau im 0 des Toten Meeres. Es war also an Stelle einer Antiklinale nur eine abgerundete Plateaukante. Wäre es anders gewesen, d. h. wäre auf die judäische Aufwölbung im 0 eine Senke gefolgt, so müßten sich bei dem Vordringen des Meeres in der Eozänzeit auch dort in der Wüste Juda und Umgebung des Toten Meeres Eozänablagerungen abgesetzt und an irgend einer Stelle erhalten haben. Sie fehlen dort und im ganzen Ostjordanland, abgesehen von der Umgegend von ma'än im äußersten Süden. Wir finden marines Eozän nur auf der ganzen Westseite der Erhebungsachse und auf deren Ostseite in der samarischen nördlichen Hälfte etwa von dem (östlichen) wädi el-ödscha an in schmalen Streifen über dem rechten Jordanufer (z. B. am harn sartabe). Das beweist, daß nur die nördliche Hälfte unserer Hebungsachse sich nach Osten zu einer Depression absenkte, wo das transgredierende Eozänmeer seine Schichten anlagern konnte, daß hier im Norden also eher von einer nach beiden Seiten abfallenden Falte die Rede sein kann. Noch ein anderer Unterschied fällt uns auf zwischen der südlichen judäischen und nördlichen samarischen Hälfte der Erhebungsachse, nämlich in bezug auf ihr Verhältnis zur Wasserscheide. In der südlichen Hälfte verläuft die heutige Wasserscheide östlich, in der nördlichen westlich von der durch das Auftreten der Untercenomanschichten gekennzeichneten Achse. Im Süden, wo es längere Zeit nur einen Plateauabfall nach W gab, konnten die wie heute vom Westmeer kommenden Niederschläge die Entwässerung nach W von dem Abhang rückwärts aufs Plateau zurückschieben. In

Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung.

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Samarien aber, wo sich im 0 der Wölbungslinie kein Plateau, sondern eine Depression befand, war dies unmöglich. Außerdem nähert sich hier die Achse der Jordansenke, die freilich erst in posteozäner Zeit entstand, aber dann durch die starke Vertiefung der Erosionsbasis bis unter den Meeresspiegel den dortigen Flüssen starkes Gefäll und Erosionskraft verlieh, so daß sie sich weiter nach rückwärts (Westen) über die Achsenlinie hinaus eingraben konnten. Ihr Ende erreicht die westjordanische Erhebungsachse plötzlich an einer (späteren) wichtigen Verwerfung, welche sie quer in SSO — NNW-Richtung abschnitt und an ihrer Stelle die auffällige besan- Senke schuf. Der Libanon hat noch die ursprüngliche SSW—NNORichtung der ersten Auffaltung bewahrt. Daß der südliche Libanon zwei, wenn nicht gar drei Antiklinalen aufweise, hatte ich schon 1893 und 1914 (S. 98, vgl. auch die Querprolile D I E N E R S 1886 S. 280 Fig. 8 u. 9) hervorgehoben. Der nördliche Libanon ist im wesentlichen aus einer mächtigen Antiklinale aufgebaut, in deren Scheitelkern Juraschichten zutage treten. Unverkennbar sind die SSW—NO streichenden fächerförmig auseinandergehenden Antiklinalen des Antilibanon, den noch D I E N E R (1886) unter dem Einfluß seines Lehrers E D . SUESS zusammen als „wahren Gegenflügel des Libanon, d. h. als Horstgebirge mit wechselsinniger Staffelsenkung von einer axialen Mittelachse aus" bezeichnet hatte. Auch dort kommen Juraschichten wenigstens an den zwei westlichen Antiklinalen des dschebel ez-zebedäni und dschebel esch-scherki heraus. Der Anfang der Gebirgsbewegungen fiel auch hier in die Voreozänzeit (ihr Ende an den Schluß des Pliozäns). In Nordsyrien nimmt das Küstengebirge wieder wie in Palästina S — N-Richtung an, aber der Grundbau des Gebirges bleibt derselbe. Der südliche Teil des Nusairiergebirges enthält Trias (nach V E T T E R S ) , Jura, untere Kreide und Untercenoman (Dolomit mit Nerinea cochleaeformis und Hastula aciformis) und findet tektonisch seine Fortsetzung nicht im N, sondern nach Unterbrechung durch die spätere Senke des Orontesgrabens im nordöstlich gelegenen dschebel ez-zawije, der nicht, wie man bisher annahm, aus Eozän, sondern aus Cenoman2

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Turon besteht, wie mir DUBERTRET, der französische Regierungsgeologe, brieflich mitteilte. Die sogenannte Senke von höms, die die Straße und Eisenbahn von tarablus ins Innere von Nordsyrien benutzt, hält DUBERTRET (1930 S. 43) für eine einfache Synklinale zwischen der im SO zu Ende gehenden oder ausklingenden Antiklinale des nördlichen Libanon und dem südlichen dschebel el-ansarlje. Als äußerste Falten Nordsyriens folgen der Casius Möns (nach DUBERTRET ein Jura-Kreidedom ähnlich dem Hermon) mit dem Kurdengebirge und zuletzt der geradegestreckte lange Amanus. Der Grundaufbau Syriens und besonders Palästinas stellt sich also jetzt etwas anders dar, als es bisher (besonders von DIENER) gedacht wurde. Nicht ein großes Schollengebirge oder ein zusammenhängendes Faltengebirge beherrscht die Küstenregion, sondern viele getrennte, aber einander parallele Falten, am Sinai 4, im Westjordanland 1, in Mittelsyrien 2 + 4, in Nordsyrien 2 und dazwischen Schollenlandschaften mit horizontal aufgebauten Tafeln. Die Antiklinalen sind gekennzeichnet durch Auftreten älterer Schichten. Dabei erscheint die Kontaktzone zwischen Jura und Kreide in der Regel gequetscht und gestört. Alle diese Falten werden auf vorschiebende Pressung von W N W vom eurasiatischen Faltengebiet her zurückgeführt. Unmöglich kann man aber diese Vielheit von Falten als „ d e n Syrischen Bogen" bezeichnen, wie es KRENKEL (1924) tut, da sie nicht zusammenhängen und keinen „schön geschwungenen Bogen" aufweisen, vielmehr soweit sie in Asien liegen, durchweg gerade gestreckt sind.

D. Das eozäne, oligozäne und miozäne Tertiär-Zeitalter. A n den Außenflanken der neuen, z. T. als Inselrücken aufragenden noch relativ niedrigen und flachen Gebirgszüge legte das nächste transgredierende Meer der frühsten Tertiärzeit, des Eozän, seine Ablagerungen an, die infolgedessen mehr oder weniger streifenförmig verbreitet sind. Es sind ähnliche Gesteine wie in der vorangegangenen Kreideperiode: weiße, seltener graue Kalke, Marmor und Dolomit mit Feuerstein-

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M. Blanckenhorn,

Turon besteht, wie mir DUBERTRET, der französische Regierungsgeologe, brieflich mitteilte. Die sogenannte Senke von höms, die die Straße und Eisenbahn von tarablus ins Innere von Nordsyrien benutzt, hält DUBERTRET (1930 S. 43) für eine einfache Synklinale zwischen der im SO zu Ende gehenden oder ausklingenden Antiklinale des nördlichen Libanon und dem südlichen dschebel el-ansarlje. Als äußerste Falten Nordsyriens folgen der Casius Möns (nach DUBERTRET ein Jura-Kreidedom ähnlich dem Hermon) mit dem Kurdengebirge und zuletzt der geradegestreckte lange Amanus. Der Grundaufbau Syriens und besonders Palästinas stellt sich also jetzt etwas anders dar, als es bisher (besonders von DIENER) gedacht wurde. Nicht ein großes Schollengebirge oder ein zusammenhängendes Faltengebirge beherrscht die Küstenregion, sondern viele getrennte, aber einander parallele Falten, am Sinai 4, im Westjordanland 1, in Mittelsyrien 2 + 4, in Nordsyrien 2 und dazwischen Schollenlandschaften mit horizontal aufgebauten Tafeln. Die Antiklinalen sind gekennzeichnet durch Auftreten älterer Schichten. Dabei erscheint die Kontaktzone zwischen Jura und Kreide in der Regel gequetscht und gestört. Alle diese Falten werden auf vorschiebende Pressung von W N W vom eurasiatischen Faltengebiet her zurückgeführt. Unmöglich kann man aber diese Vielheit von Falten als „ d e n Syrischen Bogen" bezeichnen, wie es KRENKEL (1924) tut, da sie nicht zusammenhängen und keinen „schön geschwungenen Bogen" aufweisen, vielmehr soweit sie in Asien liegen, durchweg gerade gestreckt sind.

D. Das eozäne, oligozäne und miozäne Tertiär-Zeitalter. A n den Außenflanken der neuen, z. T. als Inselrücken aufragenden noch relativ niedrigen und flachen Gebirgszüge legte das nächste transgredierende Meer der frühsten Tertiärzeit, des Eozän, seine Ablagerungen an, die infolgedessen mehr oder weniger streifenförmig verbreitet sind. Es sind ähnliche Gesteine wie in der vorangegangenen Kreideperiode: weiße, seltener graue Kalke, Marmor und Dolomit mit Feuerstein-

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Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung.

knollen. Die für die Eozänformation charakteristische Fauna setzt sich in erster Linie aus Foraminiferen zusammen. Aber die in den senonen Kreidekalken häufigen mikroskopischen Arten, wie besonders Globigerinen, treten zurück zugunsten großer Formen der Gattungen Nummulites, Operculina, Alveolina und Orthophraymina (früher Orbitoides genannt). Die Verbreitung der Eozänablagerungen in SyrienPalästina ist groß, wenn auch nicht so stark wie in Ägypten. Am Sinai nimmt das Eozän den Zentralteil, das eigentliche wüste Hochplateau et-tih, den dschebel el-edschme ein. Im nördlichen Sinai erscheint es bei 'en Jedes und 'en el-k§eme und läßt sich über chirbet el-meschrefe, el-chalasa lückenhaft durch das ganze palästinische Küstengebirge, das Schephela-Bergland zwischen bet dschibrm und zakarlje, dann von ramle über 'anebtanäblus bis zum Gilboagebirge verfolgen. Nach Unterbrechung durch den (späteren) Grabeneinbruch der dschälüd - Senke erkennen wir das Eozän wieder bei kumije, am nebi dahi (neu) und am dschebel es-sich bei Nazareth, endlich in der ganzen westlichen und nördlichen Umgegend des Tiberiassees, wo es von mächtigen Basaltergüssen vielfach verhüllt ist, so bei esch-schedschera, dem Herodesberg bei Tiberias, Dorf hattin, kal'at ibn ma'an, chän minje und dschubb jusuf (BLANCKENHOEN 1910 S. 422 — 425). Auf der Ostseite der zentralen Gebirgskette verbreitet sich Eozän auf der westlichen Jordanseite am kam sartabe und etwas südlich und nördlich davon, wo offenbar eine muldenförmige Vertiefung von dem von N vordringenden Eozänmeer erreicht wurde. Das Ostjordanland blieb dagegen frei (abgesehen von dem westarabischen Süden bei ma'än und am wädi gharandel). Im nördlichen Galiläa im Jordanquellgebiet dschebel ed-dahr und im Südlibanon ist Eozän in Streifen vorhanden. Außerordentliche Verbreitung gewinnt das angeblich hier bis zu 600 m anschwellende Eozän im ganzen Antilibanongebiet bis Damaskus und Palmyra und in ganz Nordsyrien. DIENER (1886) hat das Eozän des östlichen Mittelsyrien, weil er keine Versteinerungen darin fand, als „Wüstenkalkstein" von zweifelhaft eozänem Alter bezeichnet. E s sind aber Nummuliten, Operculinen usw. darin enthalten; man muß sich nur die Zeit und Mühe nehmen, danach zu suchen. 2*

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Eine Gliederung- des Eozäns ist zuerst für Nordsyrien b), wo reichere fossile Fauna dazu die Möglichkeit bot, versucht worden. In Palästina hat man die betreffenden Schichten, soweit sie fossilfiihrend sind, meist auf das Mitteleozän oder die untere Mokattamstufe Ägyptens, das Lutetien in Frankreich, zurückgeführt. Untereozän ( = Libysche Stufe Ägyptens) wurde nur am Fuße des Garizim (hier mit Nummulites lucasanus, Alveolina oblonga und Orthophragminen) von mir ( 1 9 0 4 / 5 und 1 9 1 4 ) und ROMAN-DONCIEUX (1927), im unteren fossilarmen Teil des Gilboamassivs von L. PICARD ( 1 9 2 8 b) und am bir 'asür im NNO von 'anebta von BLAKE -COX ( 1 9 2 8 ) vermutet. Dazu kommen etwas sicherere Funde von Untereozän am Westrand des judäischen Gebirges in der Schephela, die BLAKE ( 1 9 2 8 ) machte, aber zuerst als Miozän auffassen zu müssen glaubte. Da mir über diese Altersdeutung einige Zweifel aufstiegen, weil dabei Nummuliten angeführt werden, die sonst außer dem Eozän nur noch im Unteroligozän vorkommen, unternahm ich mit Herrn BLAKE zwei Autofahrten zur Gewinnung entscheidender Fossilien. Zwischen el-Jcubebe bei bet dschibrln im S und ramle-artüf im N breiten sich weiche Kalke aus, die niedrige flache Hügel aufbauen. V/2 km südlich von ramle auf der Westseite der Eisenbahn erschließt ein neuer größerer Steinbruch mindestens 6 m dieser Kalke über blauem Ton, dessen Mächtigkeit nicht festgestellt ist. Die weißen Kalke enthalten besonders reichlich Lithothamnien (Kalkalgen), Operculinen und Orbitoiden, ferner einige kleine Nummuliten, Seeigel und Bivalven. Die später in Marburg vorgenommenen Bestimmungen ergaben folgende Liste: Operculina 2 sp., Nummulites lucasana var. granulata1, Orbitoides (BLANCKENHOBN 1 8 9 0

») Linsenförmiger Nummulit von 4—6 mm Durchmesser und 1' —2 mm Dicke, Oberfläche ganz bedeckt von kleinen Wärzchen. Der N. lucasana ist eine häufige Eozän-Art, besonders des Unter- und Mitteleozäns, geht aber auch ins Obereozän über und erscheint gewöhnlich in Gesellschaft des N. perforata. Man kennt ihn außer in Europa noch in Ägypten, Palästina, Nordsyrien, Kleinasien und Indien. In Ägypten ist nur die glatte Varietät obsoleta vertreten und zwar in der Libyschen Stufe, dem dortigen Untereozän. Im südlichen Transjordanien hat ihn LARTET (1877) Vom wndi gharandel östlich vom wädi el-'araba namhaft gemacht und

Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung.

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('Orthophragmina) Pratti M I C H . ( = Orb. papyracea G Ü M B . non Echinolampas sp., Spatangus(?) sp.; Ostrea sp., Pecten Livoniani B L A N C K . Pecten (Aequipecten) quinquepartitus 2 BLANGK. und eine Cardita. Bei el - kubebe — bet dschibrin stößt man auf ähnliche von Lithothamnien und Operculinen erfüllte Kalke, weiß, aber auch aschgrau bituminös, reich an z. T. großen Operculinen, Orbitoiden, Seeigeln, kleineren Pectiniden von 12 mm Höhe, 11 mm Breite mit 15 einfachen Rippen, die junge noch nicht ausgewachsene Exemplare des Pecten Livoniani sein dürften, kleinen Austern und die schon oben erwähnte Cardita n. sp.3. B L A K E gibt (1928 S. 20) von dort auch Nummuliten an. Nach diesen Listen, ganz besonders nach dem Auftreten des unzweifelhaften Pecten Livoniani, den ich für eins der wichtigsten Leitfossilien des syrisch - kleinasiatischen Eozäns halte, kann ich den betreffenden Schichten nur eozänes Alter zusprechen, und zwar eher untereozänes als späteres. BOUB.);

abgebildet. Dann führen ihn ROMAN-DONCIEUX (1927) aus den untersten 100 M des Garizim, die sie der Libyschen Stufe gleichstellen, und B L A S E (1928 S. 19) aus verschiedenen Schichten bei näblus zusammen mit Orbitoides an. Die Art hat also innerhalb des Eozän kein engbegrenztes Niveau, spricht aber relativ mehr für Untereozän. ') Ein ausgezeichnetes Schalenexemplar in typischer Gestalt und Größe (von 37 mm Höhe), wie ich das selber 1888 in 'in (ab in Nordsyrien aus den untersten Eozänschichten erhielt und 1890 beschrieb und abbildete. Es ist ein fast gleichklappiger, schiefrundlicher Pecten mit 15—18 glatten Rippen, ungefähr so breit wie ihre Zwischenräume. GROTHE fand ihn später bei mar^asch, F R E C H bei katma, T C H I H A T C H E F F früher im nördlichen Kleinasien zusammen mit Nimm, lucasana (BLANCKENHORN 1 8 9 0 b und D'ARCHIAC 1866). 2 ) Pecten quinquepartitus wurde zuerst gefunden in höheren aus Kieselkalk und Hornstein bestehenden Lagen des unteren Eozäns der Gegend von 'sn täb (BLANCKENHORN 1 8 9 0 b). Er ist nahe verwandt mit der obereozänen Art P. biarritzensis der Priabonaschichten, hat aber nur 1 6 — 2 0 Rippen (P. biarritzensis deren 2 0 — 2 5 ) . 3 ) Diese wohl noch unbeschriebene Cardita ist 28 mm lang, 18 mm hoch, 14 mm dick, queroblong, vorn kurz, hinten breit gerundet. Der Ober- und Unterrand sind ziemlich parallel, doch der Unterrand schwach nach außen gebogen ohne Bucht. Nur 25 schmale Rippen, geperlt oder geknotet. Zwischenräume breit mit regelmäßigen Anwachswurzeln entsprechend den Perlen der Rippenknoten.

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M. Blanckenhorn,

Das M i t t e l e o z ä n ( = untere Mokattamstufe oder Gizehensis-Stufe Ägyptens = oberes Lutetien) ist in Palästina durch folgende Fauna gekennzeichnet: Nummulites gizehensis var. lyelli, ehrenbergi und zitteli, Numm. curvispira, atacicus (= guettardi = biarritzensis), laevigatus ?, Beaumonti, Orbitolites complanata, Alveolina frumentiformis. Am Gilboa kommen nach Picard noch einige andere z. T. neue von Doncieux bestimmte Arten hinzu: Nummulites gilboensis n. sp. und picardi n. sp., N. gallensis, Orthophragmina nudimargo und dilabida. Vom O b e r e o z ä n ( = obere Mokattamstufe Ägyptens) fehlen bis jetzt ganz sichere Nachweise in Palästina. Nachdem B l a k e s marines Miozän der Schephela, das ich selbst übrigens zuerst für Unteroligozän zu halten geneigt war, weil es noch Nummuliten birgt, sich als echtes Eozän herausgestellt hat, wären vom Mitteltertiär, d. h. O l i g o z ä n und Miozän wenigstens in Palästina vorläufig noch keine sicheren Spuren nachgewiesen, während in Ägypten, Nordsyrien und Kleinasien sowohl dem Obereozän, wie dem Oligozän und Miozän eine erhebliche Rolle zufällt. Palästina hat sich also mit dem Obereozän von neuem, diesmal für längere Zeit als an der Kreide-Eozängrenze aus dem Meeresgrunde erhoben. Diese obereozän - oligozänen Bewegungen waren eine nur schwache Wiederholung der ersten orogenen Phase im gleichen Sinne. Die in dieser z. T. nur vorbereiteten Faltungen nahmen jetzt einen etwas ausgesprocheneren Charakter an. Die Transgression des Miozänmeeres über die syrische Küste beginnt in der Richtung S — N erst mit berat, wo der Stadtuntergrund z. T. aus miozänen Grobkalken besteht. Dann treffen wir Miozän am ras el-lcelb und der Mündung des nähr el-kelb als Massenkalk reich an Korallen und großen PectenArten, am ras schakka, zusammenhängend von kalamun über tarablus und den dschebel tarbul bis 'arka. Die größte Ausdehnung aber nahm die Miozänbedeckung in Nordsyrien und von da noch weiter ins Innere ins heutige Kleinasien (Cilicien), Armenien und über den Euphrat nach Mesopotamien und Persien. Die erdölführenden Sedimente im 'Irak und Südpersien gehören wohl meist dem Miozän oder der großen Gipsund Salzformation an.

Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung.

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E. Das Pliozän. I. Die zweite Phase der Gebirgsbewegungen. Gegen Ende des Miozäns oder zu Beginn der folgenden Pliozänperiode unterlag Palästina wie ganz Syrien einer zweiten bedeutenden Phase der Gebirgsbewegungen. Diese war aber von ganz anderer Entstehungsart und Richtung als die erste, nicht bedingt durch seitlichen Zusammenschub, sondern durch Zerrung. Es erfolgten Zerreißungen des Schichtenverbands längs süd-nördlicher Linien und Einstürze von streifenförmigen Schollen der Erdrinde. Damals vollzogen sich die ersten typisch grabenartigen Einbrüche in meridionaler Richtung vom Golf von 'akaba über das Gebiet des heutigen Toten Meeres bis zum Oberlauf des Jordan. Mit der Grabensenkung am Toten Meer, das übrigens in dieser tektonischen Phase noch nicht entfernt seine heutige so ungewöhnliche Tiefe erhielt, war in Judäa ein weiteres Absinken auf dem zuerst nur ganz schwach abfallenden Ostflügel der großen Antiklinale des Westjordanlandes verbunden, das sich in mehreren Stufen, die durch Verwerfungen oder auch ohne solche durch Flexuren ( = Monoklinen) oder Schichtenbiegungen ohne Bruch getrennt waren, vollzog. Die meridional gerichteten Einbrüche wurden durch die älteren SSW—NNO Antiklinalen nur wenig beirrt; sie setzten wenigstens in Palästina und im südlichen Nordsyrien (am mittleren Orontes) schräg durch die Antiklinalen hindurch, welche so unterbrochen und lokal zu Grabenstücken wurden oder ganz endigten. In Mittelsyrien aber und im äußersten Nordsyrien, wo sich bereits kräftige widerstandsfähigere Faltenzüge vorfanden, die nicht so einfach zu durchbrechen waren, nämlich die Antiklinalen des Libanon, Hermon, Antilibanon, des Amanus und des Kurdengebirges, da schmiegten sich die meridionalen Bewegungen bzw. Linien des syrischen Grabens den örtlich bestehenden stärkeren Verhältnissen an und wurden in ihrer Richtung vorübergehend abgelenkt in die Synklinaltäler zwischen den vorhandenen Gebirgen, bis sie sich im kleinasiatischen Taurus ganz verloren. So erklären wir am ungezwungensten die auffällige Richtungsänderung der Bruchlinien an der Grenze von Palästina und Mittelsyrien im Quellgebiet des Jordan.

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II. Blauokenhorn,

Im mittleren Jordangebiet ist noch eine Erweiterung des Grabens zu einem großen Binnenbecken zu beachten. An einer vom heutigen untern wädi el-maleh in NNW-Richtung über schitta östlich vom nebi dahi vorbei zum Taborfuß verlaufenden wichtigen Störung, der sogenannten schitta - Linie P I C A E D S (1929 b), sank der Ostflügel um ca. 1000 m ab, wodurch sowohl die zentrale Antiklinale wie das sie flankierende Eozän des Grilboa abgeschnitten wurde. Etwa gleichzeitig erfolgte in erythräischer SO — NWRichtung der erste Einbruch der Kischonebene am Karmel, wodurch die damals noch eng zu einer einheitlichen Landoberfläche verbundenen Gebirge des Karmel, des schefa 'amrBerglandes und der Nazareth - Berge getrennt wurden. Die Hauptbruchlinie verlief von SO nach NW, dem Karmelnordfuß entlang. An ihr versank der nördliche Flügel fast einseitig, doch bemerken wir im NO noch eine zweite Verwerfung, die wohl in die gleiche vorpliozäne Zeit fiel. Das ist die von PICARD sogenannte mdlnl-Verwerfung in mehr OSO—WNWRichtung von debürije südlich von jafa vorbei nach ma'lül, semünije und Deutsch-Bethlehem. Sie schneidet das kretazeischeozäne Nazarethgebirge im S ab. Die Karmelrandstörung scheint in dschenln zu endigen. Erst nach längerer Unterbrechung stoßen wir in ihrer Fortsetzung in dem zum Jordantal abfallenden Gebirge wieder auf Störungen der gleichen NW—SO-Richtung: längs des wädi el-buWa und längs des auffällig breiten wädi fär'a. In letzterem speziell nimmt B L A K E eine grabenförmige Einsenkung eines mittleren Talstreifens zwischen zwei Randbrüchen an. Über das Alter dieser Verwerfungen läßt sich nichts aussagen, da hier jungtertiäre Ablagerungen ganz fehlen. Möglich ist auch, daß sie in dieselbe Zeit fallen wie der später ebenfalls in derselben Richtung entstandene dschälüd-Graben, auf den wir noch zurückkommen. Im W des heutigen Palästina fällt in diese Zeit die große meridionale Störung zwischen dem heutigen Gebirge und Hügelland einerseits und der nur mit jüngeren Ablagerungen bedeckten Küstenebene. Diese auf meiner früheren geologischen Karte längs der ganzen Küstenebene bis zum Karmel nur hypothetisch gezogene Verwerfungslinie hat allerdings nach

Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung.

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späteren Untersuchungen von R A N G E und L Ö W E N G A R T vielfach anderen Verlauf: Im äußersten Süden beginnt sie nicht nördlich des teil abu JiarSre mit anfänglicher NO-Richtung, sondern nach R A N G E (1922) nördlich bir es-sebac in N-Richtung gegen 'aräk el-menscMje zu, verläuft so nach L Ö W E N G A R T (1928) einige km westlich der von mir gezeichneten Linie und wird teilweise durch scharfe Flexuren oder Umbiegungen der Kreideschichten ohne deutlichen Bruch ersetzt. Immerhin ist sie, obwohl von B A I L E Y W I L L I S bestritten, doch vorhanden und durch Tiefbohrungen und Aufschlüsse genau festgelegt, so ganz besonders von der Eisenbahnstation nä'ane über ramle bis über ludd hinaus und im N bei karkür. Das Vorhandensein der Verwerfung wurde auch, wie besonders L Ö W E N G A R T gezeigt hat, durch die Erfahrungen bei dem Erdbeben vom 11. Juli 1927 durchaus bestätigt. L Ö W E N G A R T berechnete für die Verwerfung bei ludd und Ben Schemen eine Sprunghöhe von 250—300 m. Der Karmel wird im S angeblich von einer SO—NW-Verwerfung abgeschnitten, im W dann wieder von einer südnördlichen. Nördlich von der Kischon - Einbuchtung stoßen wir auf neue Randbrüche in S—N-Richtung, die von Abodat Jisrael aus erst im Zickzack bis zu den überreichen Quellen (ras el'en) des nahr nahmen, dann ganz gerade gegen N bis el-bas§a am ras en-näküra verlaufen. I I . Die Sedimente des Unterpliozäns (Pontische Stufe). Als Folgeerscheinungen dieser verschiedenen katastrophalen Ereignisse sehen wir Ablagerungen mächtiger Pliozänschichten an verschiedenen Plätzen: Zunächst an der palästinischen Küste die von L Ö W E N G A R T (nach dem ersten typischen Fundort) so genannten Sakieschichten, die eine Mächtigkeit von mindestens 200 m erreichen sollen. Es sind grüne bis blaugraue plastische Tone und tonige Mergel, die nach dem E r härten wie mergelige Kalksteine aussahen und deshalb auch früher als Senonkreidemergel angesehen wurden. Ihre große praktische Bedeutung beruht darin, daß sie als wasserundurchlässig im ganzen Küstengebiet das Grundwasser über sich festhalten. Sie treten übrigens nirgends an die Oberfläche und sind nur in den Bohrungen überall festgelegt, die sie aber nie ganz durchstoßen haben.

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M. Blanckenhorn,

Fossilien liegen nur aus den Bohrkernen vor. Die von sähije lieferten nach P. O P P E N H E I M S und L. R. Coxs Untersuchungen zwei ausgestorbene Bivalven: Area acanthis und Cardita intermedia sowie folgende noch heute im Mittelmeer lebende Arten: Cladocora caespitosa; Pectunculus pilosus, Lucina divaricata und transversa, Tellina incarnata, Venus gallina und Corbula gibba. Von Bir Salem führt B L A K E außer den genannten noch an: Cupularia; Ostrea sp., Pectunculus violascens, Cardita aculeata, Venus ovata, Cytherea chione, Chama, Mactra triangula; Natica cf. hebraea, Nassa semistriata musica und n. sp. Murex brandaris, Gibbula maga, Cerithium cf. varicosum und Dentalium variabile, wovon drei ausgestorben sind. Ich selbst erhielt von Herrn Diplom-Ingenieur G O L D SCHMIDT in Tel Awiw eine Bohrprobe aus blaugrauem festem dichtem porenlosem, mit schneeweißen Muschelschalen gespicktem Kalkstein von einer bei leefr säba westlich kalktlije vorgenommenen Bohrung aus einer Tiefe zwischen 80 und 90 m oder 47 m unter dem heutigen Meeresspiegel angeblich unter Ton liegend, also wohl aus den Sakieschichten. Die Fauna erwies sich ähnlich. Die häufigsten Formen sind JDonax trunculus, verschiedene Tellinen und Pectunculi. Ferner erkannte ich außer den schon oben genannten Arten Area cf. Herodoti (des Mittelpliozäns von Ägypten), Cytherea erycina (nur ein großes Fragment als größte der vorhandenen Formen; diese Art ist heute wenigstens im Mittelmeer ausgestorben) und einige unbestimmbare Gastropoden. Nach dieser Fauna muß es sich um eine Ablagerung aus 50—150 m Meerestiefe handeln. Sie erinnert vielfach an die Pliozänfauna der Cucullatastufe Ägyptens, wie sie besonders an deren reichstem Fundpunkt wädi meläha an der Pyramide des Arian ausgebildet ist, scheint aber noch etwas älter, worauf besonders die mehr miozäne Cytherea erycina hinweisen würde. Man stellt sie am besten mit L Ö W E N GART ins tiefste oder untere Pliozän (Pontische Stufe, Messinien). Als gleichaltrig mit diesen Bildungen ist die älteste jungtertiäre Ablagerung der Jesreelebene (bei dscheda,'affule usw.) aufzufassen, rote und grüne Tone, die bisher keine Fossilien geliefert haben. Sie setzen sich bis ins Jordantal-Gebiet fort, wo sie als gipsreiche Tone von P I C A R D im wädi el-'öschsche, einem rechten Zufluß des mittleren Jordans, bemerkt und weiter

Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung.

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nördlich am Fuße des westlichen Gebirges unter den Basalten bis melljiamye verfolgt wurden. Sie stellen auch dort die erste Schicht des neu durch die Einbrüche entstandenen großen Mitteljordansees dar, der einst so weit nach W reichte wie die (spätere) Basaltlavabedeckung, also bis zu der genannten schitta - Störung. Zur Erklärung dieser Gips- und Tonablagerungen hat man wohl an ein (vorübergehendes erstes) Eindringen des Mittelmeerteils ins Jordangebiet während der Unterpliozänzeit zu denken, der aber bald wieder abgeschnürt wurde und dann als Produkt seiner beginnenden Verdunstung Gips abschied. Wie sich damals die Verhältnisse im Toten Meergebiet gestalteten, ist noch immer nicht klar, wahrscheinlich aber, daß die (durch spätere Gebirgsbewegungen) an die Oberfläche gepreßten, heute steil aufgerichteten Steinsalzmassen des dschebel usdum am S-Ende des Toten Meeres mit ihren Jahresringen ein ursprünglich in horizontalen Schichten abgesetzter Niederschlag aus der Unterpliozänzeit sind. Die englischen Geologen neigen dazu, dem Salz des dschebel usdum ein noch höheres Alter zuzusprechen. BLAKE stellt es in seiner Übersichtstabelle (allerdings mit?) ins Miozän, die diskordant darüber liegenden, schwach gefalteten bunten Gipsmergel, weichen Kalksteinlagen und Schiefer mit Süßwasserfischen ins Pliozän, PICARD sieht in den Gips- und Tonschichten Äquivalente seiner obermiozän-unterpliozänen Gipsformation von "öschsche und melhamije. Ich selbst bin auf meiner letzten Reise leider nicht bis zum dschebel usdum vorgedrungen, vermag deshalb in diesen Altersfragen kein entscheidendes Urteil abzugeben. III. Das Mittelpliozän. Der nächste Zeitabschnitt, das Mittelpliozän, brachte wieder große Veränderungen in allen tiefer gelegenen* Teilen Palästinas. Er fällt zusammen mit der Cucullata - Stufe Ägyptens, dem Astien in Italien, der III. Mediterranstufe von E. SUESS, teilweise wohl auch noch dem Oberpliozän, Sizilien oder der IV. Mediterranstufe. 1. Die Küstenebene. In der Küstenebene endigte die Senkungsperiode des Unterpliozäns mit einer langsamen Hebung des Meeresbodens. An

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M. Blauckeuhorn,

Stelle der mächtigen tonigen Ablagerungen aus mittlerer Meerestiefe folgten Strand- oder Flachwasser - Bildungen: Kalksandstein und Oolithkalk mit der Uferfauna des Mittelmeeres. Verbreitet sind diese Schichten von bir es-seba' bis zum ras en-näküra im N. Am Ostrande der Haifa -AkkoEbene treten sie in einer Kette flacher Hügel an die Oberfläche, mögen aber gerade hier wohl mehr noch das Oberpliozän vertreten. Die Grenze zwischen Mittel- und Oberpliozän, d. h. III. und IV. Mediterranstufe, ist überhaupt überall schwer zu ziehen. Die südlichsten bekannten Vorkommen befinden sich in ca. 300 m Meereshöhe im wädi el-müh zwischen der chirbet el-milh und bir es-seba'. In der philistäischen Küstenebene und der Ebene Saron liegen sie nach L Ö W E N G A R T meist unter jüngeren Quartärbildungen verborgen, wurden aber überall durch die Tiefbohrungen festgestellt in einer Mächtigkeit von 25—60 m. Die Fauna wechselt von Ort zu Ort. Es sind Foraminiferen, Lamellibranchiaten und Gastropoden der Gattungen: Polystomella, Quinqueloculina, Triloculina, Biloculina, Orbitoides; Ostrea, Pecten, Pectunculus, Area, Cardium, Donax; Turritella, Cerithium, Murex, Columbella. Der Karmel war großenteils noch von diesem Pliozänmeer bedeckt und erhob sich erst später langsam oder ruckweise zu seiner heutigen Höhe; denn nach P I C A R D und B L A K E finden wir Grobkalkbildungen und grobkörnigen Kalksandstein mit Mikroforaminiferenfauna im W von Sichron Jakob, auf der Höhe 400 m am Wege von c usufja nach Achawa vor chirbet esch-[schimalije, endlich an der Nordspitze des Karmel beim Leuchtturm. Das wichtigste Vorkommen liegt am NO-Fuß des Karmel zwischen jädschür und beled esch-schech in Gestalt von zwei zwischen Verwerfungen abgestürzten Schollen. P I C A R D ( 1 9 2 8 ) hat das Vorkommen bereits ausführlich beschrieben und zuerst die z. T. von mir untersuchten Fossilien namhaft gemacht, wie Polystomella crispa; Pecten flexuosus, P. benedictus und äff. syriacus, Gryphaea cochlear, Leda pella usw. Das Gestein ist teils gelblicher Weichkalk, teils weißer, rauher, kavernöser Grobkalk, der in seiner Beschaffenheit an den weißen Leithakalk von Rakosch bei Budapest erinnert. Ich selbst habe in

Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung.

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dem großen Grobkalk-Aufschluß an der Haifastraße vor der Zementfabrik Nescher noch folgende Arten vorgefunden: Cytherea chione, Lucina leucoma, L. sp., Axinus sp., Cardium Linnei (aus der Gruppe des C. echinatum) und C. norwegicum, Teredo sp., Lithodomus sp.; Solarium, Chenopus pes pelicani, Bulla folliculus, Nassa sp. Die meisten der genannten Formen sind auch aus der mittelpliozänen Cucullatastufe im unteren Niltal und auch aus dem früher von mir (1891) beschriebenen marinen Mittelpliozän Nordsyriens bekannt. 2. Das Mittelpliozän der Kischonebene und des Jordangebiets. a) D i e m i t t e l p l i o z ä n e l a k u s t r e E p o c h e . Das Meer des Mittelpliozäns drang anfänglich nicht gleich über die Schwelle von el-häritije — schech abrek in die eigentliche Jesreelebene. Diese war damals vielmehr von einem großen Süßwassersee erfüllt, dessen Absätze in Form von Kalken, Mergeln, Tonen und Oolithkalken (von 50—75 m Mächtigkeit) bei dscheda, dschebäta, chnefis, teil 'adas, Merchabja und sölem beobachtet werden können. Bei dschebäta enthalten sie Melania tuberculata und andere Süßwasserarten. Ähnliche Oolithkalke und Travertine mit Melania, Hydrobia und Planorbis linden wir im Jordangebiet nördlich Tiberias und westlich melfyamije, hier über den gipsreich&n Tonen. Sie beweisen, daß der salzige oder brackische Binnensee oder die Meeresbucht der Unterpliozänzeit, in denen die Gipstone abgeschieden waren, nunmehr auch hier ausgesüßt war. Aber noch südlicher treten uns wieder solche Oolithkalke entgegen auf der tiefsten Stufe des judäischen Kreidegebirges in der Umgegend von nebi müsa auf drei Hügeln als deren 50 m starke Krönung über bituminösen Kalken des Senons in ca. bis 70 m Höhe unter dem Meeresspiegel. Hier sind trotz eifrigen Suchens keine brauchbaren Fossilien gefunden weder von PICAED noch BLAKE noch mir. Aber die auffallende Ähnlichkeit des Gesteins spricht doch dafür, daß es gleicher Entstehung ist wie das von Tiberias und in der Kischonebene (dschebäta), d. h. daß bei nebi müsa in heute ca. bis 70 m Meereshöhe sich zu gleicher Zeit ein Süßwassersee befand und der tiefere Graben des unteren Jordantals unmöglich in seiner jetzigen Gestalt zwischen steilen Gebirgsabhängen existierte.

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M. Blanckenhorn,

b) D i e (III.) m i t t e l p l i o z ä n e P h a s e der G e b i r g s b e w e g u n g e n . Auf die Zeit der Süßwasserbildungen folgt für die Kischonebene nach PICAKD S Untersuchungen eine unruhige mit einigen Gebirgsbewegungen und Einbrüchen, die im Verein mit vielen, überall auf den neuen oder alten Verwerfungslinien ausbrechenden Tuff- und Basalteruptionen die heutige Gestalt der Kischonebene vorbereiteten. Zunächst ermöglichte ein Einbruch des senon-eozänen Berglands von schefa'amr in der Richtung S W — N O längs der Linie teil kassis (am nahr elmukattac) — schech ábrele — Deutsch Bethlehem den salzigen Fluten des Meeres den Eintritt in die obere Kischonebene. Dazu kam der noch wichtigere Graben des dschälüd-T&les in N W — SO -Richtung. Dessen S W - Randbruch verlief am heutigen Gilboanordfuß entlang von 'en-charöd bis 'en el-'äsi, wo er an die schitta- Störung Anschluß fand, der nördliche geht vom Südfuß des nebi dahi bei sölem hinter kümije vorbei und mündete bei schitta in die heutige öesaw-Ebene. So erst wurde der Gilboa vom nebi dahi getrennt, und auch hier konnten salzige Wässer nach 0 vordringen. c) D i e m i t t e l p l i o z ä n e

Brackwasser-Lagunen-Epoche.

PICARD stellte bei seinen Aufnahmen der Jesreelebene fest, daß die höheren Teile der dort auftretenden Oolithkalke, Kalksandsteine und Grobkalke einem transgredierenden Meere angehören. Die dafür bezeichnenden Fossilien Lucina leucoma und Cerithium (Potámides) conicum fand er nicht nur in dem oberen Grobkalk von dschebäta, sondern auch noch jenseits der heutigen Wasserscheide in Kalksandsteinen und Kalken bei kümije im N W der Bahnstation schitta, wo diese Schichten mit Basalttuffen wechsellagern. In Ägypten sind die genannten Arten charakteristisch für die teilweise auch fluviomarinen Lagunenbildungen des Mittelpliozäns im ivädi natrün. In Galiläa war diese das Mittelpliozän abschließende unruhige mit den e r s t e n B a s a l t e r u p t i o n e n verknüpfte Epoche nur von relativ kurzer Dauer. Denn in der Kischonebene erreicht der betreffende Schichtenkomplex nur 16 bis höchstens 20 m, bei kümije sogar nur 10 m Mächtigkeit. Da über kümije hinaus kein weiterer Fundpunkt bis jetzt bekannt geworden ist,

Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung.

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dürfen wir die von brackischem Wasser erfüllte Lagune der Kischon- und oberen dschälücl - Senke auch vorläufig nicht weiter, also auch nicht bis in das heutige Depressionsgebiet des Jordans und gar des Toten Meeres ausdehnen. Der große Mitteljordan-Binnensee der Mittelpliozänzeit, der, wie oben gesagt, westlich bis zur schitta- Störung (Linie schitta— Taborostfuß) reichte, wurde gegen das Ende des Mittelpliozäns von gewaltigen Basaltmassen ausgefüllt, die alles bedeckten und dem Blick entzogen, so daß nur auf wenigen Punkten in Tälern noch Sedimente (Eozän und Pliozän) zum Vorschein kommen. Auch die ganze Gegend des heutigen Tiberias - Sees bis zu dessen Ostufer und des Jordantals in dessen Umgebung mag damals zugedeckt worden sein 1 .

IY. Das Oberpliozän, die Melanopsisstufe, der Beginn des Pluvials. Das Oberpliozän war für Palästina ebenso wie für Europa, Ägypten und Nordsyrien eine Zeit der allgemeinen Landhebung, der Herausbildung neuer Wasserscheiden, der Abschnürung und des Eintrocknens von Seen und Küstenebenen. Es war eine kontinentale Periode, in der unter Zunahme der Niederschläge die Flüsse anstelle der früheren Meere, Seen und Lagunen die Herrschaft übernahmen in bezug auf Sedimentation. Wir kennen aus dieser Zeit von Palästina nur Flußgerölle, Konglomerate, Sande und Mergel mit Süßwassermollusken, unter denen die Gattung Melanopsis mit zahlreichen Arten hervortritt. Es war der Beginn der großen Pluvialperiode, die den älteren Glazialzeiten Europas zeitlich entspricht. Wir treffen diese älteren Schotter der Melanopsisstufe 1. im Niltal Ägyptens; 2. in der palästinischen Küstenebene, die jetzt endgültig Festland wurde und von Kalkstein- und Hornsteinschottern überschüttet wurde, die bei den Tiefbohrungen überall den marinen Kalksandsteinen des Mittelpliozäns auflagern; 3. im wädi el-araba südlich vom Toten Meer bei et-tlah (BLANCKENHOIIN 1912 b S. 140) und 'en hosob (BLAKE 1928 S. 23 u. 27); 1

) Vgl. dazu Nachtrag 2 u. S. 46 f.

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M. Blanckenhorn,

4. im mittleren Jordantal beim dschisr el-mudschämi 5. in der leku (Cölesyrien) am oberen Orontes; 6. an verschiedenen Teilen des Antilibanon; 7. im mittleren Orontestal zwischen kal'at el-mudik und dschisr esch-schughr. An den Plätzen 3—7 zeichnen sich diese Schichten durch nachträgliche Störungen des Verbands und der Stellung, die mehr oder weniger steile Aufrichtung der Schichten aus. Die Fossilien, die sie speziell in Palästina führen, sind: Unio subrectangularis; Melanopsis Nötlingi, M. Aaronsohni, laevigata und oblonga, Neritina (Theodoxia) Jordani, die ägyptische Nilart Viviparus unicolor und die eingeschwemmte Landschnecke Helix (Xerophila) vestalis. Von diesen acht Formen sind heute der Unio und zwei von den Melanopsiden ausgestorben, während der Viviparus wenigstens noch in Unterägypten fortlebt.

F. Die Quartärperiode, Diluvium — Alluvium. I. Die vierte orogene Phase. Mit dem Beginn der Diluvialzeit treten wir in die allerbedeutendste entscheidende Phase der Gebirgsbewegungen ein, die ganz Syrien und so auch Palästina, im speziellen dem Jordantal, Toten Meer, ja dem Eoten Meer erst seine heutige Gestalt verliehen. Nicht nur die eben abgesetzten älteren Schotter der Melanopsisstufe wurden am mittleren Orontes, im Antilibanon, der beka\ im Jordantal und wädi el-araba gestört, verworfen und z. T. aufgerichtet, sondern auch die ausgeflossenen Basaltlaven der Mittelpliozänzeit wurden durch die jetzt mit aller Kraft einsetzenden Zerrungsbewegungen und Grabenspalten zerrissen und in den großen Lavafeldern förmliche Gräben geschaffen, so im südlichsten Nordsyrien die genau meridional eingesenkte buke'a zwischen höms und kaVat el-hösn. Im mittleren Jordantal entstand endlich die heutige engere Seebecken-Hohlform von Tiberias und des im S anschließenden Jordantals. Auf der Westseite des unteren Jordantals fällt wohl der größte Teil der Bruchspalten, soweit sie meridional bis SSW—NNO gerichtet sind, in diese Zeit, so diejenigen, welche E V A N S und P I C A R D neuerdings im NO -Teil der Wüste

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M. Blanckenhorn,

4. im mittleren Jordantal beim dschisr el-mudschämi 5. in der leku (Cölesyrien) am oberen Orontes; 6. an verschiedenen Teilen des Antilibanon; 7. im mittleren Orontestal zwischen kal'at el-mudik und dschisr esch-schughr. An den Plätzen 3—7 zeichnen sich diese Schichten durch nachträgliche Störungen des Verbands und der Stellung, die mehr oder weniger steile Aufrichtung der Schichten aus. Die Fossilien, die sie speziell in Palästina führen, sind: Unio subrectangularis; Melanopsis Nötlingi, M. Aaronsohni, laevigata und oblonga, Neritina (Theodoxia) Jordani, die ägyptische Nilart Viviparus unicolor und die eingeschwemmte Landschnecke Helix (Xerophila) vestalis. Von diesen acht Formen sind heute der Unio und zwei von den Melanopsiden ausgestorben, während der Viviparus wenigstens noch in Unterägypten fortlebt.

F. Die Quartärperiode, Diluvium — Alluvium. I. Die vierte orogene Phase. Mit dem Beginn der Diluvialzeit treten wir in die allerbedeutendste entscheidende Phase der Gebirgsbewegungen ein, die ganz Syrien und so auch Palästina, im speziellen dem Jordantal, Toten Meer, ja dem Eoten Meer erst seine heutige Gestalt verliehen. Nicht nur die eben abgesetzten älteren Schotter der Melanopsisstufe wurden am mittleren Orontes, im Antilibanon, der beka\ im Jordantal und wädi el-araba gestört, verworfen und z. T. aufgerichtet, sondern auch die ausgeflossenen Basaltlaven der Mittelpliozänzeit wurden durch die jetzt mit aller Kraft einsetzenden Zerrungsbewegungen und Grabenspalten zerrissen und in den großen Lavafeldern förmliche Gräben geschaffen, so im südlichsten Nordsyrien die genau meridional eingesenkte buke'a zwischen höms und kaVat el-hösn. Im mittleren Jordantal entstand endlich die heutige engere Seebecken-Hohlform von Tiberias und des im S anschließenden Jordantals. Auf der Westseite des unteren Jordantals fällt wohl der größte Teil der Bruchspalten, soweit sie meridional bis SSW—NNO gerichtet sind, in diese Zeit, so diejenigen, welche E V A N S und P I C A R D neuerdings im NO -Teil der Wüste

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Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung.

Juda zwischen dem wädi kelt und wudi en-när bei Kartierung der dortigen Phosphaltlagerstätten genau festgelegt haben. Die Kischonebene erweitert sich in einem langen Zipfel nach ONO zu bis zum Taborfuß durch einen grabenförmigen Einbruch. In dieselbe Zeit mögen die Grabenbrüche NordGaliläas in derselben Richtung, der sahl tur'än und sahl battöf fallen. Das ganze Karmelgebirge zeigt starke Bewegungen, die in Erhebung desselben über seine Umgebung gipfeln. Man kann in demselben von NW nach SO gehend vier große Schollen von verschiedener Zusammensetzung unterscheiden, die durch junge Querverwerfungen getrennt sind: An der äußersten Spitze am Leuchtturm, Kloster, Karmelheim und dem NWEnde der Stadt Haifa herrscht Senon, dann hinter der ersten Querverwerfung, die durch Haifa nach SW streicht, die erste Scholle aus unterem Cenoman vom wädi raschmije an bis zum wädi et-täbil und der Zementfabrik Nescher, wo P I C A E D bedeutende Störungen feststellte, von denen noch das marine Mittelpliozän betroffen wurde. E s folgt die zweite Cenomanscholle, von welcher P I C A R D ein genaues Profil gab. Eine dritte Querverwerfung läuft am wädi el-milh, nach S W als Fortsetzung und Neubelebung der schech abrek— Deutsch Bethlehem-Verwerfung. Wo sie endigt, ist noch unklar. Wahrscheinlich gibt es südöstlicher noch eine vierte derartige Querverwerfung, welche das Senongebiet hinter Megiddo von dem Cenoman und Turon der Umgegend von umm el-fahm abtrennt. Die Gebirge Samariens sind in tektonischer Beziehung noch wenig untersucht. Wahrscheinlich gibt es auch dort noch Gebirgsstörungen vom Anfang der Diluvialperiode. Übrigens beschränkten sich die Gebirgsbewegungen damals nicht auf Zerrungen, Zerreißungen und Senkungen. E s machen sich im Anschluß daran auch Anzeichen von Faltung oder Zusammenschub bemerkbar. Wir wissen, daß auch in andern Gegenden der Erde ursprünglich als Zerrungsgräben angelegte streifenförmige Bodensenkungen nachträglich an einigen Stellen von der Seite überschoben, also zusammengepreßt worden sind, so besonders das Oberrheintal, dessen Grabenspalten sich in ihrem Einfallwinkel z. T. als voneinander divergierend erwiesen. 3

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M. Blanckenhorn,

Solchea und anderen verwandten Erscheinungen begegnet man auch mehrfach in Palästina. Zunächst fällt jedem Reisenden in der ganzen Wüste Juda, z. B. im Kidrontal oberhalb mär säia, an der Jerichostraße, dann beim Aufstieg ins Ostjordanland und in der Gegend von c ammän die stetig sich wiederholende Bildung kleiner verschlungener F ä l t e l u n g e n der dunklen Feuersteinbänder zwischen den weißen Schichten des Senons auf. Sie finden keine genügende Erklärung in der oben besprochenen ersten schwachen allgemeinen Aufwölbung der Kreideschichten, dem Fallen von der Achse oder Scheitelhöhe der Antiklinale nach den Außenseiten, auch nicht in dem sich in Stufen (mit Flexuren oder Monoklinen) der zweiten oder vierten orogenen Phase vollziehenden Absinken zum Grabentiefsten, sondern legen die Annahme noch späterer Einzelfältelung infolge von Zusammenpressung nahe. Die Wirkung dieses seitlichen Drucks steigerte sich an den Hauptabfällen, den Grabenrändern über den Randspalten durch Überquellen über das tiefere Vorland bis zur Bildung senkrechter Aufrichtung horizontaler Schichten, Überschiebungen und liegender Falten. Von S nach N lassen sich in Palästina wenigstens sechs auffallende Vorkommen beobachten, die alle auf seitlichen Schub aus jüngster Zeit in der Richtung von W nach 0 bis SW—NO zurückzuführen sind. 1. Das einleuchtendste Beispiel bietet der Auftrieb der Steinsalzschichten des dschebel usdum, auf den ich bereits 1929 S. 8 4 — 8 6 und Taf. II—III die Aufmerksamkeit gelenkt habe. Die durch Auftreten sogenannter Jahresringe, d. h. Wechsel von reinen und durch beigefügten Schlamm getrübten Lagen gekennzeichneten Niederschläge des Steinsalzes sind in senkrechten Pfeilern aufgerichtet, die, wo aus dem Zusammenhang losgelöst, von fern wie riesige menschliche Gestalten erscheinen und die Sage von dem in eine Salzsäule verwandelten Weib Lots verursachten. Diese Steilstellung entspricht der in Nordwestdeutschland, am Persischen Golf und anderen Ländern beobachteten bekannten Erscheinung des Salzauftriebs als Folge von senkrechtem Schollendruck zu beiden Seiten einer offenen Verwerfungskluft und gleichzeitiger seitlicher Pressung. Man muß sich vorstellen, daß der Rücken des dschebel usdum

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Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung.

grade auf der westlichen Hauptrandspalte des Toten MeerGrabens liegt und das ehemals in der Tiefe liegende halbplastische Salzflöß in die offene Kluft wie in eine klaffende Wunde der Erdrinde unter Umbiegung hineingequetscht wurde. Später barst dann diese ekzemartige kleine Antiklinale in der Längsrichtung und der östliche Flügel sank hinab, jetzt den Boden der sebcha bildend, wodurch das Steinsalz erst (einseitig) bloßgelegt wurde. Das Phänomen versteht sich leichter, wenn man bedenkt, daß wenig südlicher am wädi hosob und bei et-tläfi Hügel aus ebenfalls steil gestellten Schichten von Trümmerkalk, Schotter und Sandstein der oberpliozänen Melanopsisstufe angetroffen werden. 2. Auf der Ostseite des Toten Meeres unterliegen die kretazeischen Schichten besonders in der Gegend östlich von der Lisanhalbinsel einer starken Zertrümmerung, so daß man beim Aufstieg nach el-heralc die einzelnen Schollen gefaltet, stark geneigt bis zu senkrechter Schichtenstellung in einem Durcheinander wahrnimmt. 3. Auf dem Siruplateau im Osten von es-salt wurden die 1894 von mir entdeckten (hochprozentigen) Phosphatlager des Senons Veränderungen unterworfen, die nur durch stärkste Pressung und Streckung des brekzienhaft gewordenen apatitreichen Ganggesteins infolge nachträglicher Gebirgsbewegung in westöstlicher Richtung, die dem Gestein schiefrige Struktur verliehen, erklärt werden können. KEUSCH ( 1 9 1 1 ) hat das ausführlich erörtert (vgl. auch BLANCKENHORN 1 9 1 4 ) . 4. Auf der Westseite des Jordantals kann man im N des Unterlaufs des wädi el-'ödscha an dem östlichen Steilabfall des samarischen Gebirges eine liegende Falte beobachten, die das Cenoman-Turon auf den jüngeren (senonen) Schichten des Jordantals nach 0 überschoben erscheinen läßt. B L A K E hat das zuerst beobachtet und B A I L E Y W I L L I S später mir persönlich gezeigt. 5. Eine etwas ähnliche Erscheinung (nachträglicher?) Aufwölbung eines Horstes gegen die große Grabenrandspalte (schitta-Störung und dschalüd-Störung) zu liegt vom NO-Fuß des Gilboa vor. Dies wird weniger klar durch die Darstellung auf W I L L I S ' ( 1 9 2 8 ) Taf. 1 8 (cAin Charod) als in dem Querprofil von L . PICAED 1 9 2 9 b. Im W zeigt das aus Eozän (nicht 3*

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Kreide, wie W I L L I S irrtümlich behauptet) aufgebaute Gewölbe des Gilboa sanften Abfall, aber steilen nach Osten zu der großen ßruchlinie an der 'en ed-dschosak, gegen die es von W her vorgeschoben erscheint. 6. Auf dem NO-Abfall des Karmel nahe der Zementfabrik N escher finden wir ein ähnliches Profil, das sich als Überschiebung der untercenomanen Kalke auf angeblich vertikal gestellten Senonschichten und Schollen von marinem Pliozän äußert und von W I L L I S auf seiner Taf. 1 7 Fig. 1 dargestellt ist, womit die Taf. 2 in P I C A R D S „Geologie der Kischon-Ebene" (1928 a) verglichen werden kann. Die gemeinsame Ursache der sechs angeführten Beispiele von tektonischen Erscheinungen vom dschebel usdum im S bis zum Karmelnordostrand ist ein vom Mittelmeer her gegen 0, in Samarien gegen NO gerichteter faltender Druck, der der vorher in der Grabensenkung ausgesprochenen Zerrung entgegenwirkte, andererseits auch unabhängig war von der früheren Aufwölbung des westpalästinischen Gebirges in SSW—NNO-Richtung. 7. In die gleiche Zeit des Beginns des diluvialen Zeitalters fallen auch stärkste faltende Gebirgsbewegungen in Mittelsyrien, so in der Gegend des Jordanquellgebiets infolge Drucks von OSO und in den südlichen Zügen des Antilibanon, die namentlich bei Damaskus den dschebel kasjün von NW nach SO auf die lavabedeckte Damaszene überschoben, wie das zuerst K O B E B klar erkannte. Der französische Regierungsgeologe D U B E R T B E T , der die Gegend noch eingehender studierte, hat diese Auffassung vollauf bestätigt und mir an Ort und Stelle am Baradatal die echt alpinen Verhältnisse mit zwei übereinander lagernden liegenden Falten und zugleich zwischen Senon eingefaltetem Eozän in liebenswürdiger, zugleich überzeugender Weise erklärt. Das Interessanteste dabei ist, daß hier auch die bis 100 m mächtigen Schotter des Oberpliozäns von der Faltungsbewegung mit betroffen sind. Die Übergangszeit vom Tertiär zum Quartär war also in Palästina und Syrien eine höchst unruhvolle Zeit der zuerst zerrenden, d. h. auseinanderreißenden, dann aber faltenden Gebirgsbewegungen und zwar unter örtlich wechselnden Druckrichtungen. B . W I L L I S hat neuerdings die Frage aufgeworfen

Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung.

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und diskutiert, ob im Jordantal uud am Toten Meer „Rift" oder „Ramp" 1 vorläge, d. h. Grabeneinsenkung infolge Zerrung oder Überschiebung, und zwar diese von zwei entgegengesetzten Seiten zugleich über einen mittleren stehenbleibenden Längsstreifen. Diese doppelte Überschiebung, das Ramp, aber genügt nach meiner Meinung nicht, um die vielen typischen, z. T. seenerfüllten Depressionen des so langen ostafrikanischen Grabens, des Roten Meeres und des so verhältnismäßig grade gestreckten Syrischen Grabens zu erklären, die doch auf gemeinsame Ursachen zurückgeführt werden müssen. W I L L I S hat auch nicht den nötigen Einblick genommen in die ganze Stratigraphie und die so komplizierte geologische Geschichte Palästinas und Syriens. Ich glaube, daß man hier nicht mit einer einzigen Hypothese oder Erklärungsweise für alle Erscheinungen auskommt, sondern beide zur Hilfe nehmen muß, und zwar zu allererst leichte Faltung oder flache Emporwölbung von einer Seite her, dann Grabeneinsenkung und Verwerfungen, z. T. schräg durch die Falten, sie teilweise zerstörend, zuletzt wieder lokal, aber nicht überall Zusammenschub an den Gräben von einer Seite her, wodurch deren Westränder wieder steiler wurden und gegen das tiefe Vorland überquollen.

II. Die Ablagerungen der Quartärperiode. Erst nach der geschilderten letzten orogenen Phase, die übrigens auch von bedeutenden vulkanischen Eruptionen besonders im tiaurän und dscholan begleitet war, trat Ruhe im Lande ein und die Sedimente wurden von da an nicht mehr wesentlich gestört. In der gehobenen Küstenebene herrschen seit Beginn des Diluviums festländische Bildungen, hauptsächlich Dünen, deren kalkige Verkrustungen (kurkär), Roterden oder Lehm Qiamra) und junger (alluvialer) Löß oder richtiger lößartiger äolischer Kalksand. LÖWENGAKT unterscheidet drei Generationen von Dünen, die älteste nahe dem Gebirgsrand bis in den Kern zu Roterde verwittert, die zweite in 6—9 km Entfernung von der Das Wort „Ramp" ist ein neuer, von WILLIS geschaffener Kunstausdruck.

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Küste, die jüngste (postneolithisch) ohne Roterdeverwitterung, teilweise aus ganz hartem felsigem Jcurlcär bestehend, hauptsächlich in einem Streifen von 3—6 km verbreitet. Die Bohrergebnisse zeigen mehrmaligen Wechsel von Sandstein Qcurlcär) und Sand einerseits, Roterde andererseits. Dieser „Wechsel von Dünenbildung und Verwitterung" scheint mit klimatischen Schwankungen zusammenzuhängen, die den europäischen Glazial- und Interglazialzeiten entsprechen dürften. Der Vorstoß der Dünen entspricht zunehmender Trockenheit, die Verwitterung zu Roterde mehr einem warmen und feuchten Klima. Abwechslung in die Bildung der Dünen brachten wiederholte kleine Senkungen (mit später nachfolgender erneuter Hebung) und als deren Folge Transgressionen des Mittelmeeres mit Einschaltung von Pectunculus - Sandstein zwischen dem Dünensand. In Mittelsyrien können in der Umgegend von berut vielleicht auch drei Dünengenerationen unterschieden werden: alte, dunkelrote, mindestens 20 m mächtige kalkige Sandsteine; hellockergelbe Sandsteine mit Landschnecken und viel Artefakten des Mousterien, endlich die heutigen weißen Dünensande.

In den Terassenablagerungen an den Seiten und dem Boden der Flüsse Palästinas, deren erste Anlage in der Pliozänperiode begann, deren Haupt-Akkumulation und Erosion aber der Quartärperiode zufällt, lassen sich meistenteils drei selbständige Aufschüttungsterrassen unterscheiden. Besonders ausgeprägt sind sie im unteren Jordantal und dessen Seitentälern. a) Der größere Teil des unteren Jordantals wird von der Hauptterrasse, die man auch als die von Jericho bezeichnen könnte, eingenommen, deren Sedimente L A B T E T nach der Lisanhalbinsel im Toten Meere als Lisanschichten bezeichnete. Ich nannte sie auch großes Pluvial, weil sie zweifellos der niederschlagsreichen Periode des Unterdiluviums, der Pluvialperiode H U L L S zeitlich entspricht. Sie reicht vom icädi el-araba im S bis zum südlichen Drittel des Tiberiassees, wo sie dann z. B. an den Bädern von Tiberias an der Oberfläche verschwindet. Am Südufer des Sees ragt sie noch in 8—10 m hoher Steilwand über das Wasser (bei ca. bis 195, rund 200 m über dem Spiegel des Toten Meeres). Bei Jericho und an den Ost- und Westseiten des Toten Meeres gehen ihre höchsten

Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung.

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Absätze bis zu 2 3 0 — 2 4 4 m über den heutigen Wasserspiegel. Aufgebaut ist sie an den Rändern aus Geröll und Schutt, im Zentralteil aus salz- und gipsführenden weißen Mergeln, deren Salzgehalt aus den frühpliozänen Gipstonen stammt. Das Ganze stellt eine ehemalige Binnenseeablagerung dar. Am Austritt des Jordans aus dem Genezarethsee glaubte P E T R B O K (1925, 1926) an der Basis und auf der Oberkante je noch eine lößähnliche tonige Ablagerung mit xerophilen, d. h. Trockenheit liebenden Landschnecken als Zeichen äolischer Entstehung und Beweis für eine vorangegangene und oben abschließende trockene Interpluvialzeit erkennen zu können, während der mittlere Teil dort Süßwasserschnecken aufweist. An ihren Innenrändern ist die Terrasse natürlich ganz zerfetzt durch die Wirkung der Erosion. Die dortigen Stufenabfälle sind reine Erosionsformen, keine selbstständigen Akkumulationsterrassen. b) Die Mittelterrasse ist am Jordan selbst nicht deutlich zu beobachten, sondern nur an den bedeutenderen Seitentälern des Jordans und Toten Meeres, so dem wädi kelt bei Jericho, dem

wädi el-aredsche und wädi sider bei 'en dschidi, dem wädi elmuhauivat, wädi el - am'az, wädi ieni hammäd und dem Jarmuk (s. BLANCKENHORN 1912b). An ihren Außenrändern erreicht diese Mittelterrasse nur relativ 12—17 m Höhe, d.h. nur 1 l i bis V7 der Höhe der über ihr bis zu 100 m über dem Talboden aufragenden Hauptterrasse. Dies ist das gleiche Verhältnis wie zwischen der Haupt- und Mittelterrasse an den Wadis in Ägypten z. B. bei Theben, wo auch nur zwei deutlich als selbstständig unterscheidbare Terrassengruppen in Erscheinung treten. Von Vergleichen mit dem entfernteren Europa und speziell mit den Schotterterrassen der verschiedenen Eiszeiten in den Alpen usw., die ich früher gemacht habe, sieht man aus mehreren Gründen besser ganz ab, namentlich so lange in der Mittelterrasse des Jordantalgebiets noch nirgends sichere eindeutige prähistorische Artefaktenfunde des Paläolithikums gemacht sind. Die an der Oberfläche der großen Jordantalterrasse gemachten Funde PETRBOKs am Südende des Genezarethsees (rohes Epipaläolithikum, Mikrolithen des Capsien und Tonscherben der Bronzezeit) bringen uns in der Altersbestimmung der Terrassenablagerung noch nicht vorwärts, ebensowenig wie das Neolithikum von teil el-ghassül.

'10

M. Blauckenhoni,

c) Die dritte Terrasse ist die überall ohne Ausnahme vorhandene Alluvialterrasse der Täler (der obere Talboden), die am Jordan wie auch in den AVadis das heutige Überschwemmungsgebiet der Regenperiode einnimmt. d) Von nur lokaler Bedeutung werden die Kalksinterbildungen in der Umgegend des Jordantals und Toten Meeres sein, die von den zahlreichen z. T. heißen Quellen herrühren, die auf Verwerfungslinien, besonders den jungen Grabenrandspalten heraustreten und, wenn diese Quellen dicht gereiht sind, zu förmlichen Terrassen sich zusammenschließen, so bei besän. Von Interesse bei diesem Kalktuff von besän ist das Vorkommen einer besonderen Melanopsis-Art (mit drei Knotenreihen auf dem letzten Umgang), die auch heute noch dort weiterlebt, aber sonst in ganz Syrien unbekannt ist und die ich deshalb M. besanensis genannt habe. Diese Kalksinterabsätze sind alle jünger als die große Pluvialterrasse mit den Lisanschichten, der sie aufruhen, und älter als das Alluvium, also jungdiluvial bzw. früh alluvial. Ausführlich hat darüber wie auch über die diluvialen und alluvialen Böden L. P I C A R D gearbeitet, auf dessen Schrift 1929 b hier verwiesen sei. Erfreulich ist, daß seine dankenswerten Spezialaufnahmen jetzt weiter fortgesetzt werden konnten über den mittleren Jordan bis zum GenezarethSee und zu den großen Ausschachtungen am neuen RuthenbergElektrizitätswerk, die sicher gute interessante, später vielleicht verschwindende Aufschlüsse bieten.

III. Vulkanische Ergüsse, Thermen, Solfataren, Erdöldurchbrüche und Gebirgsbewegungen in spätdiluvialer-frühalluvialer Zeit. Nach der so ungewöhnlich intensiven tektonischen Phase an der Wende vom Pliozän zum Diluvium folgten später noch mancherlei Anzeichen des allmählichen Ausklingens der Tätigkeit des Erdinnern, namentlich gegen Ende des Diluviums mit Beginn des Alluviums, d. h. also im Anfang der neolithischen Periode, als der Mensch schon überall seinen Einzug gehalten hatte. N Ö T L I N G wies zuerst im einzelnen nach, daß im unteren Jarmuktal ganz bedeutende Ereignisse in die Alluvialzeit fallen, die das Tal völlig umgestalteten: Zuerst der Erguß

Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung.

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des e^-^eija/m-Lavastroms bis zur Mündung des Jarmuk ins breite Jordantal, wo er sich auf dessen diluviale Hauptterrasse legte; später nach Tieferlegung des Jarmuktales Erguß der rukkäd-lt&vdi über jüngere Schotter (? der Mittelterrasse) des Jarmuktals, woran sich Ausbruch der Thermen von el-hammi und Höhepunkt in der Tätigkeit und Ablagerung des Quellentuffs schloß. Nach Analogie darf man wohl annehmen, daß auch die jüngeren Vulkanausbrüche in der Gegend des wädi zerka ma'tn und die dortigen Lavenergüsse ins Tal und zum Toten Meer hinab etwa in derselben Zeit erfolgten und dort dann auch die Thermentätigkeit ihren Anfang nahm. Übrigens entströmen einigen Klüften am fyammäm zerka ma'in auch heiße Dämpfe von Wasser, Schwefelwasserstoff und Schwefeldioxyd; es ist dort also auch Fumarolen- und Solfatarentätigkeit vorhanden, die früher sicher noch stärker war. Auch die Kalkquellen von besän mögen besonders gegen die Wende von Diluvium und Alluvium ihre Sinterterrasse abgesetzt haben. Im SW des Toten Meeres gab es am wädi muhauwat einen starken Erguß von Erdöl durch die Spalten des kretazeischen Dolomits zwischen die aufgeschütteten losen Gerölle der Mittelterrasse, die nach Umwandlung des Erdöls in Asphalt durch diesen zu einem Konglomerat verkittet wurden (vgl. B L A N C K E N H O K N 1912 b S. 117—121)1. Im 0 des wädi muhauwat könnte der oben als wahrscheinlich hingestellte Längsabbruch des dschebel usdum, der den Steinsalzdom in dessen Innern bloßlegte, in dieselbe prähistorische bis frühhistorische Zeit gefallen sein und den Unter') W e n n REIFENBERG

u n d PICARD bei ihrer W a n d e r u n g

1926

das

wädi muhauwat anders beschaffen angetroffen haben, als ich es beschrieben habe, so liegt das wohl daran, daß sie ebenso wie 1908 A. AARONSOHN in das südlich folgende Tal eingetreten sind, das die Beduinen ebenfalls noch als wädi muhauwat bezeichnen und wo ebenfalls Asphaltkonglomerat usw. zu finden ist. So ist auch die Bemerkung von BLAKE 1930, daß ich die Menge des vorhandenen Asphalts unterschätzt hätte, nicht gerechtfertigt. Es gibt eben zwei (Zwillings-)Täler namens wädi muhauwat, beide einander ähnlich in geologischer Beziehung, wenigstens insoweit sie beide Asphalt führen, wie ich das übrigens schon 1912 b S. 121 angedeutet hatte.

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iL Blanckenhorn,

gang von Sodom und Gomorra verursacht haben, vielleicht verbunden mit Austritt von Schwefelgasen oder Erdöl auf der Verwerfungskluft und selbsttätiger Entzündung des letzteren. Jedenfalls stelle ich mir Sodom und Gomorra hier im S des Toten Meeres vor und nicht im N an der Stelle der Kuinenhügel tidul el-ghassul, die wohl noch älter sind als die sodomitischen aus Abrahams Zeit. In die obere Hälfte der Diluvialzeit könnte man auch eine Vertiefung des jetzt — 6 0 0 — 800 m tiefen Nordbeckens des Toten Meeres durch Einsenkung zwischen Bruchspalten verlegen, wodurch der früher so großen Ausdehnung des Jordantalsees bis zum Tiberiassee viel wirksamer ein Ende bereitet wurde als durch Klimaänderung allein. Daß im Jordantal in der späteren Diluvialzeit tektonische Senkungsbewegungen vor sich gegangen sind, beweist auch die Existenz des Genezarethsees, des durch Aufstauung festgehaltenen Kopfendes des großen Jordansees und die auffällige Neigung der Oberkante der Pluvialterrasse vom Südrande dieses Sees gegen N. Wer von samach aus, sei es auf dem Lande oder zu Schiff, die Fläche dieser Terrasse verfolgt, bemerkt bald, daß sie sich dem Wasserspiegel nähert und in denselben in ihrer Fortsetzung eintaucht. Hier ist also eine Schrägstellung, eine Verbiegung der ursprünglich ebenen Fläche eingetreten, die wohl erst im Nordteil des Sees an einer Querbruchlinie ihr Ende fand. Diese einseitige Senkung des Beckens von Tiberias mußte die Gewässer des Kopfteils des Jordantalsees festhalten und aufstauen. Wir verlassen endlich das so viel auch bis in die neueste Zeit durch Erdbeben bewegte Jordantal und wenden uns der Küste zu. Hier stoßen wir im südlichen Küstenland zwischen Gaza und dem wädi ghazze auf Spuren einer gewissen embryonalen vulkanischen Tätigkeit. Wir finden da den jungpliozänen Kalksandstein, den quartären verkrusteten Dünensand und die Lößschichten in einer Ausdehnuug von 1 qkm oder 100 Hektar von Schwefel erfüllt, der in einer starken Solfatare in Gestalt von schwefeliger Säure und Schwefelwasserstoff heraufkam, sich als Sublimationsprodukt nach der chemischen Form 2 H., S + S 0 2 = H 2 0 + 3 S abschied und die Sandmassen fester verkittete, auf offenen Spalten aber

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rein in Kristallen abschied. Der vorhandene Kalk wurde durchweg in Gips, der geringe Tongehalt in Alaun und eine kaolinige weiße Masse umgewandelt. G.

Zusammenfassung.

Im Westjordanland, dem heutigen Palästina im engeren Sinne, haben wir auf künftigen geologischen Karten folgende Formationen bzw. Formationsstufen zu unterscheiden: Unterkambrium (?), Jura, untere Kreide, Vraconnestufe mit Buchiceras syriacum, Unter cenoman (vielleicht selbst noch zweigeteilt durch Abscheidung der untersten Dolomite), Obercenoman, Basalt und Tuff der Kreidezeit, Turon, Santon, Campan, Maestrichtien, Danien, Untereozän, Mitteleozän, Unterpliozän, Mittelpliozän teils als Süßwasserbildung, teils brackisch, teils rein marin, Oberpliozän = Melanopsisstufe, Dünen der Küste, hamra oder Lehm, quartärer mariner Pectunculus-Sandstein, große Pluvialterrasse (Lisanschichten des Jordantals), Mittelterrasse, Alluvialterrasse oder ebener Talboden, Süßwasser-Kalktuff, jungtertiärer-quartärer Basalt, Basalttuff, Phonolith. In bezug auf die Tektonik der Orogenen gibt es fünf Hauptphasen der Gebirgsbewegungen. Alle liegen an der Grenze zweier Formationen oder Formationsstufen und bedingen teilweise diese Grenzen bzw. wenigstens die Verbreitung und Beschaffenheit der ihnen folgenden Sediment-Formationen: die erste an der Grenze von Oberkreide (Danien) zum Eozän als noch schwache Auffaltung in flache SSW—NNOAntiklinalen; gleichsinnige Nachphase gegen Ende des Eozäns; die zweite Hauptphase an der Grenze Miozän - Pliozän sich äußernd in S—N-Einbrüchen und Grabensenkungen; die dritte im oberen Mittelpliozän festgestellt in der Jesreelebene zwischen der dortigen Süßwasser- und brackischen Lagunen-Epoche, verbunden mit basaltischen Eruptionen auf SO — NW-Spalten in ganz Syrien und Arabien (erythräischvulkanische Epoche); die vierte bedeutendste am Anfang des Diluviums als Zerrbewegungen oder Verwürfe und meridional gerichtete Grabeneinsenkungen; nachher noch starker Zusammenschub, kleine Fältelungen, Aufwölbung und Überquellen an Graben-

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rein in Kristallen abschied. Der vorhandene Kalk wurde durchweg in Gips, der geringe Tongehalt in Alaun und eine kaolinige weiße Masse umgewandelt. G.

Zusammenfassung.

Im Westjordanland, dem heutigen Palästina im engeren Sinne, haben wir auf künftigen geologischen Karten folgende Formationen bzw. Formationsstufen zu unterscheiden: Unterkambrium (?), Jura, untere Kreide, Vraconnestufe mit Buchiceras syriacum, Unter cenoman (vielleicht selbst noch zweigeteilt durch Abscheidung der untersten Dolomite), Obercenoman, Basalt und Tuff der Kreidezeit, Turon, Santon, Campan, Maestrichtien, Danien, Untereozän, Mitteleozän, Unterpliozän, Mittelpliozän teils als Süßwasserbildung, teils brackisch, teils rein marin, Oberpliozän = Melanopsisstufe, Dünen der Küste, hamra oder Lehm, quartärer mariner Pectunculus-Sandstein, große Pluvialterrasse (Lisanschichten des Jordantals), Mittelterrasse, Alluvialterrasse oder ebener Talboden, Süßwasser-Kalktuff, jungtertiärer-quartärer Basalt, Basalttuff, Phonolith. In bezug auf die Tektonik der Orogenen gibt es fünf Hauptphasen der Gebirgsbewegungen. Alle liegen an der Grenze zweier Formationen oder Formationsstufen und bedingen teilweise diese Grenzen bzw. wenigstens die Verbreitung und Beschaffenheit der ihnen folgenden Sediment-Formationen: die erste an der Grenze von Oberkreide (Danien) zum Eozän als noch schwache Auffaltung in flache SSW—NNOAntiklinalen; gleichsinnige Nachphase gegen Ende des Eozäns; die zweite Hauptphase an der Grenze Miozän - Pliozän sich äußernd in S—N-Einbrüchen und Grabensenkungen; die dritte im oberen Mittelpliozän festgestellt in der Jesreelebene zwischen der dortigen Süßwasser- und brackischen Lagunen-Epoche, verbunden mit basaltischen Eruptionen auf SO — NW-Spalten in ganz Syrien und Arabien (erythräischvulkanische Epoche); die vierte bedeutendste am Anfang des Diluviums als Zerrbewegungen oder Verwürfe und meridional gerichtete Grabeneinsenkungen; nachher noch starker Zusammenschub, kleine Fältelungen, Aufwölbung und Überquellen an Graben-

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M. Blauckeiihoru,

steilrändern bis zu Überschiebungen und Zertrümmerungen. Druckrichtung von W nach 0 oder SW—NO oder NNW—SSO. Auch vulkanische Tätigkeit; die fünfte schwächste Phase etwa gegen Ende des Diluviums am Anfang des Alluviums oder der neolithischen Periode bewirkt die letzte Vulkantätigkeit, Austritt starker Lavaströme und deren Erguß in die neugebildeten Täler, Ausbruch von Thermen auf Verwerfungsspalten und von Erdöl, Solfataren, Fumarolen und einige Senkungsbewegungen im ganzen Jordantal (Totem Meer und See Genezareth), endlich Untergang von Sodom-Gomorra.

Schlufswort. Die geologische Geschichte Palästinas ist, wie man sieht, reichlich verwickelt und man erkennt das um so mehr, je tiefer man in die Materie eindringt und je mehr die Forschungen fortschreiten. Das gilt für die Tektonik, den Vulkanismus, wie für die Stratigraphie und Paläontologie der einzelnen beteiligten Formationen. Von letzteren tauchen immer neue auf, die man gar nicht erwartet hat. Vor Überraschungen und neuen Entdeckungen in Palästina in bezug auf seinen geologischen Aufbau ist man nie sicher, und es bedarf noch vieler eingehender Studien und Spezialaufnahmen, um volle Klarheit über alle Probleme zu gewinnen. Ein guter Anfang ist aber gemacht; es geht erfreulich vorwärts, weil immer neue Interessenten auftauchen, bald für diese, bald für jene Frage und Örtlichkeit.

Nachtrag 1. Eins der interessantesten geologischen Probleme ist in den vorangegangenen Zeilen wenig berührt und noch nicht befriedigend gelöst worden: die Frage nach dem Ursprung und Alter des jetzt allgemein als Stock oder Dom aufgefaßten Steinsalz-Vorkommens des dschebel iisdurn am SW-Ufer des Toten Meeres. Der Grund war der, daß es mir auf meiner letzten Reise nicht gelungen ist, an Ort und Stelle zu gelangen und die beabsichtigte Untersuchung vorzunehmen. LABTET, der als erster Geologe die Frage erörterte und der an mehreren Plätzen auch in der Kreideformation Palästinas schwache Gips- und Salzvorkommen beobachtet hatte, faßte

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M. Blauckeiihoru,

steilrändern bis zu Überschiebungen und Zertrümmerungen. Druckrichtung von W nach 0 oder SW—NO oder NNW—SSO. Auch vulkanische Tätigkeit; die fünfte schwächste Phase etwa gegen Ende des Diluviums am Anfang des Alluviums oder der neolithischen Periode bewirkt die letzte Vulkantätigkeit, Austritt starker Lavaströme und deren Erguß in die neugebildeten Täler, Ausbruch von Thermen auf Verwerfungsspalten und von Erdöl, Solfataren, Fumarolen und einige Senkungsbewegungen im ganzen Jordantal (Totem Meer und See Genezareth), endlich Untergang von Sodom-Gomorra.

Schlufswort. Die geologische Geschichte Palästinas ist, wie man sieht, reichlich verwickelt und man erkennt das um so mehr, je tiefer man in die Materie eindringt und je mehr die Forschungen fortschreiten. Das gilt für die Tektonik, den Vulkanismus, wie für die Stratigraphie und Paläontologie der einzelnen beteiligten Formationen. Von letzteren tauchen immer neue auf, die man gar nicht erwartet hat. Vor Überraschungen und neuen Entdeckungen in Palästina in bezug auf seinen geologischen Aufbau ist man nie sicher, und es bedarf noch vieler eingehender Studien und Spezialaufnahmen, um volle Klarheit über alle Probleme zu gewinnen. Ein guter Anfang ist aber gemacht; es geht erfreulich vorwärts, weil immer neue Interessenten auftauchen, bald für diese, bald für jene Frage und Örtlichkeit.

Nachtrag 1. Eins der interessantesten geologischen Probleme ist in den vorangegangenen Zeilen wenig berührt und noch nicht befriedigend gelöst worden: die Frage nach dem Ursprung und Alter des jetzt allgemein als Stock oder Dom aufgefaßten Steinsalz-Vorkommens des dschebel iisdurn am SW-Ufer des Toten Meeres. Der Grund war der, daß es mir auf meiner letzten Reise nicht gelungen ist, an Ort und Stelle zu gelangen und die beabsichtigte Untersuchung vorzunehmen. LABTET, der als erster Geologe die Frage erörterte und der an mehreren Plätzen auch in der Kreideformation Palästinas schwache Gips- und Salzvorkommen beobachtet hatte, faßte

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M. Blauckeiihoru,

steilrändern bis zu Überschiebungen und Zertrümmerungen. Druckrichtung von W nach 0 oder SW—NO oder NNW—SSO. Auch vulkanische Tätigkeit; die fünfte schwächste Phase etwa gegen Ende des Diluviums am Anfang des Alluviums oder der neolithischen Periode bewirkt die letzte Vulkantätigkeit, Austritt starker Lavaströme und deren Erguß in die neugebildeten Täler, Ausbruch von Thermen auf Verwerfungsspalten und von Erdöl, Solfataren, Fumarolen und einige Senkungsbewegungen im ganzen Jordantal (Totem Meer und See Genezareth), endlich Untergang von Sodom-Gomorra.

Schlufswort. Die geologische Geschichte Palästinas ist, wie man sieht, reichlich verwickelt und man erkennt das um so mehr, je tiefer man in die Materie eindringt und je mehr die Forschungen fortschreiten. Das gilt für die Tektonik, den Vulkanismus, wie für die Stratigraphie und Paläontologie der einzelnen beteiligten Formationen. Von letzteren tauchen immer neue auf, die man gar nicht erwartet hat. Vor Überraschungen und neuen Entdeckungen in Palästina in bezug auf seinen geologischen Aufbau ist man nie sicher, und es bedarf noch vieler eingehender Studien und Spezialaufnahmen, um volle Klarheit über alle Probleme zu gewinnen. Ein guter Anfang ist aber gemacht; es geht erfreulich vorwärts, weil immer neue Interessenten auftauchen, bald für diese, bald für jene Frage und Örtlichkeit.

Nachtrag 1. Eins der interessantesten geologischen Probleme ist in den vorangegangenen Zeilen wenig berührt und noch nicht befriedigend gelöst worden: die Frage nach dem Ursprung und Alter des jetzt allgemein als Stock oder Dom aufgefaßten Steinsalz-Vorkommens des dschebel iisdurn am SW-Ufer des Toten Meeres. Der Grund war der, daß es mir auf meiner letzten Reise nicht gelungen ist, an Ort und Stelle zu gelangen und die beabsichtigte Untersuchung vorzunehmen. LABTET, der als erster Geologe die Frage erörterte und der an mehreren Plätzen auch in der Kreideformation Palästinas schwache Gips- und Salzvorkommen beobachtet hatte, faßte

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das Steinsalz des dschebel usdum als kretazeiseh auf, H Ü L L verlegte seine Bildung ebenso wie später ich selbst (1896 und 1914) ins untere Diluvium in eine ältere interpluviale Trockenperiode, 1929 dagegen stellte ich es ins Unterpliozän, BLAKE 1928 und 1930 ins Miozän. In letzter Zeit hat man nun im östlichen Teil des Persischen Meerbusens auf dessen Inseln und dem beiderseitigen Festland viele auffallend ähnlich gebaute Salzstöcke mit senkrecht gestellten Schichten festgestellt und das in engster Verbindung mit einer meist sie begleitenden Schichtengruppe aus Anhydrit, Gips, dolomitischem Kalk, Sandstein und Tuffen, die als HormuzReihe zusammengefaßt werden. Im oberen Teil derselben fand man Trilobiten der Gattung Ttychoparia und mußte sie deshalb ins Kambrium, die älteste Formation des Paläozoikums, stellen, die von ihnen überdeckten Steinsalzschichten ins Unterkambrium. Nachdem ich nun in den Jahren 1904 und 1908 auf der Ostseite des Toten Meeres das Vorhandensein der kambrischen Formation durch entsprechende Fossilfunde, darunter die gleiche Trilobitengattung Ptychoparia, ferner Arten von Paradoxides, Cleidophorus, Salterella, Siphonotreta über allen Zweifel gestellt und dies Ergebnis durch die Engländer LEES, W Y L L I E , CAMPBELL und KING bestätigt und erweitert worden ist (man kennt sichere Spuren des Kambriums jetzt von chirbet fenän im S bis zum NO-Ende des Toten Meeres), liegt der Gedanke nur zu nahe, das Steinsalzvorkommen am Toten Meer mit denjenigen am Persischen Meerbusen in Vergleich zu ziehen. Ein eingehendes Studium der einschlägigen unten angeführten Literatur über diese Verhältnisse, z. B. auch ein Vergleich der Bilder von den Salzbergen am Persischen Golf mit ihren Steinbrüchen bei F U L D A 1931 S. 3 Fig. 2. 4 und 6 mit solchen des dschebel usdum an der heutigen Steinbruchsstelle bei BLANCKENHOKN 1929 Taf. 3—4 Fig. 1—4, hat mich mehr und mehr überzeugt, daß der Salzstock des dschebel usdum, in der gleichen Art und Zeit entstanden ist. Das heißt also, daß die Steinsalzmasse schon im Unterkambrium als horizontales Lager niedergeschlagen, aber erst ebenso wie die viel größeren am Persischen Meerbusen gegen Ende des Pliozäns infolge ihres bei Druck plastischen Verhaltens auf-

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M. Blanckenhorn,

gepreßt wurde längs der geöffneten Wunde des Erdkörpers, der westlichen Bandspalte des Grabens. Daß auch innerhalb des kambrischen Sandsteins auf dem Oststeilhang des Toten Meeres merklich Steinsalz lagenweise auftritt, davon habe ich mich bei einer vom Schiff ausgeführten Landung dicht nördlich von der Stelle, wo die englischen Geologen ihren nördlichsten Fossilfundpunkt in einer Kalkbank hatten, überzeugen können. Unter diesen neuen Gesichtspunkten erscheint daher eine erneute genaue Untersuchung des dschebel usdum vom geologischen Standpunkt aus sehr wünschenswert. Erweist sich die These als richtig, so fällt auch die Notwendigkeit fort, wenigstens zur Erklärung dieses Steinsalzes einen Einbruch des Meeres, sei es vom Golf von cakaba her, sei es vom Mittelmeer her bis zum Südende des Toten Meeres hin in der Miozän- oder Unterpliozänzeit anzunehmen. Die steil aufgerichteten Salzscliichten des dschebel usdum würden dann in den Rang der allerältesten Gesteine des westjordanischen Palästina aufrücken.

Nachtrag 2. Die Zeit des o b e r e n M i t t e l p l i o z ä n s war nicht nur im mittleren und östlichen Galiläa (den Rändern der Jesreelebene und Umgebung des Genezareth-Sees), sondern auch im ganzen übrigen Syrien und Arabien durch ausgedehnte vulk a n i s c h e E r u p t i o n e n charakterisiert, während eigentliche deutliche Gebirgsbewegungen (wenn wir absehen von den drei Grabeneinstürzen der Kischon- und Dschälüdebene und des Roten Meeres und anschließendem Eindringen des Mittelmeeres nach SO und des Indischen Ozeans nach NW) sich wenigstens in Syrien weniger bemerkbar machten. Zunächst gehören dahin die älteren Basaltergüsse auf dem transjordanischen Hochplateau im 0 des Toten Meeres, soweit sie noch nicht in die (später erst erodierten) Täler abgeflossen sind, z. B. am dschebel schihän. Die gewaltigen vulkanischen Aufschüttungen in der großen nordostpalästinischen Senke von Damaskus fallen großenteils dem Pliozän zu. Wie D U B E R T K E T (1929) feststellte, traten diese basaltischen Laven namentlich in den Massiven

Geologie Palästinas nach heutiger Auffassung.

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dschebel el-mäni' und dlret et-iulül auf Spalten in SSO — NNWRichtung heraus, und dieselbe Richtung bewahren die Reihen der z. T. wohlerhaltenen Vulkanberge des dschölan, dschebel ed-drüz und der safa (vgl. die Kartenskizze Taf. I). Der große zusammenhängende Basalterguß von höms und dem südlichen nahr el-kebïr, der anscheinend auf einer SSO— NNW-Spalte im südöstlichen dschebel el-ansarlje seinen Ursprung nahm, muß aus mehreren hier zu weit abführenden Gründen ebenfalls dieser unruhigen Zeit zugewiesen werden, desgleichen das Vulkangebiet von markab und bäniäs an der Meeresküste, wo die Basalttuffe ebenso wie die dortigen Mergellagen, die den Basaltbergen auflagern, Konchylienreste des marinen Mittelpliozäns enthalten ( B L A N C K E N H O R N 1891 und 1914), dann die doleritartige Decke über dem marinen Pliozän am unteren Orontes gegenüber Antiochia, endlich die SO—NW-Züge des dschebel el-fyass und schied im SO von Aleppo und in der östlichen Umgegend von ma'arret en-no'män in der nordsyrischen Wüste und weiterhin die meisten in der gleichen SO—NW-Richtung ausgedehnten großen Harras oder Lavafelder Arabiens, die gleichzeitig waren mit dem Einbruch des Roten Meer-Grabens (Mare erythraeum) und dem Eindringen des Indischen Ozeans in denselben. So wurde ganz Arabien und Syrien damals zu Ende des Mittelpliozäns mit Beginn des Oberpliozäns von Spalten in erythräischer Richtung zerrissen, die den vulkanischen Massen des Erdinnern zum Austritt dienten. Man könnte diese unruhige Periode der Entstehung des Roten Meeres und der vulkanischen Begleiterscheinungen als die e r y t h r ä i s c h e im e i g e n t l i c h s t e n S i n n e oder als die e r y t h r ä i s c h - v u l k a n i s c h e bezeichnen.

Angeführte Schriften: D'ARCHIAC et HAIME, Description des animaux fossiles du groupe nummulitique de l'Inde et Monographie des nummulites. Paris 1853. D'ARCHIAC, FISCHER e t DE VERNEUIL, A s i e M i n e u r e p a r P . DE TCHIHAT-

CHEFF, Paléontologie. Paris 1866—1869. BLAKE, G. L., Geology and Water Resources of Palestine. Jerusalem 1928. —, The Minerai Resources of Palestine and Transjordan. Jerusalem 1930. BLANCHE, Coupe transversale de la vallée du Damour. Bull. soc. géol. France, 2. sér. Y 1848 p. 12.

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dschebel el-mäni' und dlret et-iulül auf Spalten in SSO — NNWRichtung heraus, und dieselbe Richtung bewahren die Reihen der z. T. wohlerhaltenen Vulkanberge des dschölan, dschebel ed-drüz und der safa (vgl. die Kartenskizze Taf. I). Der große zusammenhängende Basalterguß von höms und dem südlichen nahr el-kebïr, der anscheinend auf einer SSO— NNW-Spalte im südöstlichen dschebel el-ansarlje seinen Ursprung nahm, muß aus mehreren hier zu weit abführenden Gründen ebenfalls dieser unruhigen Zeit zugewiesen werden, desgleichen das Vulkangebiet von markab und bäniäs an der Meeresküste, wo die Basalttuffe ebenso wie die dortigen Mergellagen, die den Basaltbergen auflagern, Konchylienreste des marinen Mittelpliozäns enthalten ( B L A N C K E N H O R N 1891 und 1914), dann die doleritartige Decke über dem marinen Pliozän am unteren Orontes gegenüber Antiochia, endlich die SO—NW-Züge des dschebel el-fyass und schied im SO von Aleppo und in der östlichen Umgegend von ma'arret en-no'män in der nordsyrischen Wüste und weiterhin die meisten in der gleichen SO—NW-Richtung ausgedehnten großen Harras oder Lavafelder Arabiens, die gleichzeitig waren mit dem Einbruch des Roten Meer-Grabens (Mare erythraeum) und dem Eindringen des Indischen Ozeans in denselben. So wurde ganz Arabien und Syrien damals zu Ende des Mittelpliozäns mit Beginn des Oberpliozäns von Spalten in erythräischer Richtung zerrissen, die den vulkanischen Massen des Erdinnern zum Austritt dienten. Man könnte diese unruhige Periode der Entstehung des Roten Meeres und der vulkanischen Begleiterscheinungen als die e r y t h r ä i s c h e im e i g e n t l i c h s t e n S i n n e oder als die e r y t h r ä i s c h - v u l k a n i s c h e bezeichnen.

Angeführte Schriften: D'ARCHIAC et HAIME, Description des animaux fossiles du groupe nummulitique de l'Inde et Monographie des nummulites. Paris 1853. D'ARCHIAC, FISCHER e t DE VERNEUIL, A s i e M i n e u r e p a r P . DE TCHIHAT-

CHEFF, Paléontologie. Paris 1866—1869. BLAKE, G. L., Geology and Water Resources of Palestine. Jerusalem 1928. —, The Minerai Resources of Palestine and Transjordan. Jerusalem 1930. BLANCHE, Coupe transversale de la vallée du Damour. Bull. soc. géol. France, 2. sér. Y 1848 p. 12.

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M. Blanckenhorn,

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Druck von Karras, Kröber & Nietsclimann in Halle (Saale).

E h r e n v o r s i t z e n d e r : Prof. D. Dr. H. Guthe, Leipzig C l , Grassistraße 38. V o r s i t z e n d e r und S c h r i f t f ü h r e r : Prof. D. A. Alt, Leipzig C l , Ferdinand Rhodestr. 17, R e d a k t i o n d e r Z e i t s c h r i f t : Prof. D. M. Noth, Königsberg (Pr.), Schönstr. 17. R e d a k t i o n v o n „ D a s L a n d d e r B i b e l " : Prof.Dr. P . Thomsen, Dresden-A. 19, Laubestr. 11. B i b l i o t h e k u n d S a m m l u n g e n : Leipzig C 1 , Grimmaische Straße 32, Mauritianum. G e s c h ä f t s - u n d K a s s e n s t e l l e : J. C. Ilinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig C 1, Scherlstraße 2. P o s t s c h e c k k o n t o : Leipzig Nr. 67592, Deutscher Verein zur Erforschung Palästinas.

Den g e s c h ä f t s f ü h r e n d e n A u s s c h u ß (Vorstand) des Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas bilden z. Z. die Herren: D. Dr. H. Guthe, Prof. in Leipzig C l , Grassistr. 38, Ehrenvorsitzender. D. A.Alt, Professor in Leipzig C 1, Ferdinand Rhodestr. 17, Vorsitzender und Schriftführer. Dr. M. Blanckenhorn, Professor in Marburg (Lahn), Barfüßertor 25. D. Dr. G. Dalman, Geheimer Konsistorialrat und Professor in Greifswald, Arndtstr. 31. D. Dr. A. Veißmann, Geh. Konsistorialrat und Professor in BerlinWilmersdorf, Prinzregente'nstr. 6. D. M. Noth, Professor in Königsberg (Pr.), Schönstr. 17. D. Dr. A. Rücker, Professor in Münster i. W., Ägidiistr. 20a. D. Dr. E. Sellin, Geh. Konsistorialrat und Professor in Berlin W 62, Landgrafenstr. 11. D. J. Sickenberger, Geheimrat, Professor in München, Galeriestr. 22. D. Dr. C. Steuernagel, Professor in Breslau XIII, Körnerstr. 15. Dr. H. Thierscli, Geh. Regierungsrat und Professor in Göttingen, Friedländerweg 39. Dr. P . Thomsen, Professor in Dresden-A. 19, Laubestr. 11. Den g r o ß e n A u s s c h u ß bilden z. Z. die Herren: D. Dr. K. Budde, Geh. Konsistorialrat und Professor in Marburg (Lahn). ' D . Dr. Buhl, Professor in Hilleröd (Dänemark). Th. Fast in Jerusalem. Dr. A. Fischer, Geh. Hofrat und Professor in Leipzig. Dr. R. Hartmann, Professor in Heidelberg. Lic. Dr. Hertzberg, Privatdozent in Marburg (Lahn). D. Dr. G. Hölsclier, Professor in Bonn. D. Dr. F. Jeremias, Konsistorialrat, Berlin-Friedenau. Dr. P . Kahle, Professor in Bonn. D. L. Köhler, Professor in Zürich (Schweiz). Dr. A. E. Mader, Direktor des Orientalischen Institutes der Görresgesellschaft. Jerusalem. Dr. E. Nord, Generalkonsul, Jerusalem. Dr. J. Pinckert, Studienrat in Leipzig. Dr. P . Range, Geh. Bergrat, Lübeck. Chr. Rohrer, Vorsteher der Tempel gesellschaft, Jerusalem. Dr. M. Sobernheim, Professor in Charlottenburg. E. Stähelin, Professor in Basel. Dr. Watzinger, Professor in Tübingen.

Palästina und seine Kultur in fünf Jahrtausenden.

Nach den neuesten Ausgrabungen und Forschungen dargestellt von Professor Dr. P E T E R THOMSEN, Dresden. 3., völlig neubearb. Auflage. Zehntes Tausend. 120 Seiten mit 8 Abb. im Text und 34 auf 16 Tafeln. 8°. 1931. Der alte Orient. Gemeinverständliche Darstellungen, herausgegeben von der Vorderasiatisch-Ägyptischen Gesellschaft. Band 30. Die neueren Ausgrabungen und Forschungen in Palästina Syrien haben eine derartige Fülle überraschender Funde erbracht, daß sich das Dunkel über Jahrtausenden ältester Geschichte zu lichten beginnt. Auch das, was das Alte Testament von der Vergangenheit zu erzählen weiß, gewinnt jetzt Klarheit und Bestimmtheit. Die wichtigsten Ergebnisse dieser neueren Forschung schildert der Verfasser allgemeinverständlich, aber auf wissenschaftlich sorgsam geprüfter Grundlage. F ü r den Leser, der Einzelheiten genauer verfolgen will, ist die nötige Literatur angegeben. Nachdem die Arbeit bereits in 2 Auflagen (1. bis 9. Tausend, Verlag B. G. Teubner, Leipzig) Verbreitung gefunden hat, wird sie sich ebenso in der neuen Auflage, die auch die neuesten Funde berücksichtigt, als zuverlässiges Hilfsmittel erweisen, um die älteste Geschichte des heiligen Landes, seiner Bewohner und ihrer Religion kennen zu lernen. Preis kart. RM 3.60; geb. RM 5.50 Ausführliches Verzeichnis der Sammlung „Der Alte Orient" (P. 961) steht zur Verfügung.

Ergebnisse der Sinai - Expedition

1927

der Hebräischen Universität, Jerusalem.

Von Dr. FRIEDRICH SIMON BODENHEIMER und Dr. OSKAR THEODOR, beide Jerusalem. VIII, 143 Seiten mit 60 Abbildungen im Text und auf 24 Tafeln. 8°. 1929. Die Ergebnisse der ßinaiexpedition 1927 der Hebräischen Universität Jerusalem werden hier zum ersten Male vollständig vorgelegt. Die ersten beiden Abschnitte enthalten den Reisebericht und die allgemeinen zoologischen Berichte der beiden Herausgeber. Der 3. Teil handelt über das Tamariskenmanna des Sinai, welches das Exkret zweier Cocciden, in geringerem Maße noch zweier anderer Homopteren ist. Das Exkret ist anolog der wohlbekannten Honigtauausscheidung der Blattläuse. Ein Anhang über die chemische Zusammensetzung des Tamariskenmannas von A. Fodor und R. Cohn ist beigegeben. Der letzte Abschnitt enthält Spezialstudien auf Grund der wissenschaftlichen Ausbeute der Expedition: über Orthopteren von B. P. Üvarov, Cocciden von F. S. Bodenheimer, Parasitische Würmer von G. Witenberg, Ameisen von C. Menozzi, Weizenformen von L. Pinner, Tamarix von 0. Warburg. Als wichtigstes Ergebnis der Expedition ist neben der Klärung des Tamariskenmannas, das zumeist mit dem biblischen Manna identifiziert wird, vor allem die Erkenntnis, daß die Sinaifauna eine ganz besondere tiergeographische Rolle spielt a) als Refugium für frühere Faunenreste, b) als besonderes Entstehungszentrum der eremischen Faunenregion. Preis brosch. RM 12.—

V E R L A G D E R J. C. BUCHHANDLUNG

HINRICHS'SCHEN

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