Fürth 1956/57 3927347566

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FÜRTH IN DEN FÜNFZIGERN

FÜRTH 1956/57

Fürther Geschichtswerkstatt

Städtebilder fotoarchiv & verlag fürth

FÜRTH IN DEN FÜNFZIGERN

FÜRTH 1956/57 Bearbeitet von der Fürther Geschichtswerkstatt Lothar Berthold Hubert Engel Werner Engel Benno Schedel Dietmar Schmidt Robert Schönlein Michael Stelter Konrad Vogel Fotos: Stadtarchiv Fürth Bildbearbeitung, Satz, Layout: städtebilder-verlag fürth

Druck: Karo-Druck Fürth

Verlag: Lothar Berthold Städtebilder fotoarchiv & verlag Schwabacher Str. 17, 90762 Fürth Fürth, November 2004

ISBN 3-927347-56-6 2

FÜRTH IN DEN FÜNFZIGERN

FÜRTH 1956/57 Bearbeitet von der Fürther Geschichtswerkstatt

Städtebilder fotoarchiv & vertag fürth

VORWORT

INHALT JANUAR 1956 .................... FEBRUAR 1956 ................. MÄRZ 1956 ........................ APRIL 1956 ........................ MAI 1956 ............................ JUNI 1956 .......................... JULI 1956 ........................... AUGUST 1956 .................... SEPTEMBER 1956 ............. OKTOBER 1956 ................. NOVEMBER 1956 .............. DEZEMBER 1956 ...............

5 7 9 11 13 15 17 25 27 29 31 32

FÜRTH 1956/57 in Farbe.... 8 Farbtafeln zw. S. 32 u. 33

JANUAR 1957 .................... FEBRUAR 1957 ................. MÄRZ 1957 ......................... APRIL 1957 ........................ MAI 1957 ............................ JUNI 1957 .......................... JULI 1957 ........................... AUGUST 1957 .................... SEPTEMBER 1957 ............. OKTOBER 1957 ................. NOVEMBER 1957 .............. DEZEMBER 1957 ...............

33 35 36 37 38 39 43 45 51 57 61 63

Die Jahre 1956/57 waren außenpolitisch bestimmt von mehreren internationalen Kriegen und Krisen auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, zum Beispiel Ungarnauf­ stand oder Suez-Krieg, sowie vom „Sputnikschock“: der Erfolg der Sowjetunion, noch vor den USA einen Satelliten ins All zu schicken, schürte die Angst, die SU könnte auch militärisch die Vereinigten Staaten überholen. Während diese Weltereignisse bei der deutschen Bevölkerung die ständige unterschwellige bis offene Angst vor einem dritten Weltkrieg aufrechterhielten, ging es innenpolitisch fast ständig aufwärts. Die Römischen Verträge zur Gründung der Europäischen WirtschaftsGemeinschaft (EWG) wurden unterzeichnet; Frankreich und die Bundesrepublik vereinbarten im Euratom-Vertrag eine gemeinsame Energiepolitik auf der Basis der damals als Lösung aller Energieprobleme angesehenen Atom­ kraft. Das Saarland wurde wieder ein Teil der Bundesrepu­ blik Deutschland. Trotz aller Kritik und Widerstände wurde die Bundeswehr gegründet. Bundeskanzler Konrad Ade­ nauer setzte gegen den Widerstand von Wirtschaftsmini­ ster Ludwig Erhard die Dynamisierung der Renten durch, die das Rentenwachstum im Höhe des durchschnittlichen Lohnzuwachses festschrieb und nicht zuletzt dazu bei­ trug, dass bei der Bundestagswahl 1957 die CDU/CSU als erste und bisher einzige Partei die absolute Mehrheit erreichte. Für das Alltagsleben in Fürth ergab sich eine Konso­ lidierung des „Wirtschaftswunders“; die Arbeitslosigkeit ging zurück, der Wohlstand auch der unteren und mittle­ ren Bevölkerungsschichten und somit der Konsum stieg. Überall in der Stadt entstanden Neubauten, Kriegsschäden wurden beseitigt. Die geschriebene Chronik der Stadt Fürth spiegelt diese Entwicklung wieder.

Leider weist diese Chronik im Jahr 1957 einige größere Lücken auf; offenbar wurde daraufhin der bisherige unge­ nannte Chronist durch einen neuen ergänzt und später ersetzt, dessen Name ebenfalls nicht überliefert ist. Im Gegensatz zu den bekannten ehrenamtlichen Chroni­ sten Fronmüller (bis 1887), Käppner (1887-1911), Rieß (1911-1943) und Wunschei (1943-1949) handelt es sich bei den späteren Chronikschreibern um Angestellte des Stadtarchivs, die als Person nicht in Erscheinung treten.

Zu den wiedergegebenen Texten: Zum größten Teil wurde (fast vollständig) die maschine­ geschriebene Chronik aus dem Stadtarchiv zitiert. Diese Texte sind in der Schrifttype Arial normal wiedergegeben. Ergänzt wurde der Chroniktext durch Zitate aus den Fürther Nachrichten im Schrifttyp Times New Roman. Eigene Anmerkungen und verbindende Zwischentexte der Geschichtswerkstatt stehen in Arial kursiv. Dadurch sind die Textquellen deutlich unterscheidbar.

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JANUAR 1956

Bild 1: In der Januarkälte dampft die Rednitz unterhalb der Maxbrücke. Am linken Bildrand liegt der Schlachthof.

Montag, 2. Januar 1956

Donnerstag, 5. Januar 1956

Ein Selbstmord, ein Selbstmordversuch, zahlreiche Mes­ serstechereien und ein 15jähriger mit Alkoholvergiftung sind die Bilanz der Silvesternacht. (Später angefügt:) Die Motorisierung in Fürth nimmt laufend zu. Am Jahres­ ende von 1955 wurden 6629 Kraftfahrzeuge gezählt.

Der Turnverein 1860 Fürth bessert für 7000 DM aus der Vereinskasse das Dach der Turnhalle aus. Für die kom­ plette Instandsetzung des Gebäudes mußten 34.500 DM aufgebracht werden.

Dienstag, 3. Januar 1956

Die Sozialdemokraten schlossen ihre Wahlvorbereitung ab. An der Spitze stehen Hans Fehn, Erich Herrmann und Hans Segitz. Die Handballer des TV 1860 Fürth schafften den Aufstieg in die mittelfränkische Kreisliga.

Der Fürther Schlacht- und Viehhof wurde nun offiziell vom bayerischen Landwirtschaftsministerium als Schlachtvieh­ markt anerkannt. Der Fürther Vorort Burgfarrnbach zählt nun 3.719 Einwoh­ ner, das sind 35 mehr als im Vorjahr.

Mittwoch, 4. Januar 1956 Der 21jährige kaufm. Angestellte Heinz Grund und aktive Handballhoffnung der SpVgg Fürth erlag in einem Schwa­ bacher Krankenhaus seinen Kopfverletzungen, die er sich bei einem Spiel für seinen Verein zugezogen hat. In der Exhaustor-Anlage der Möbelfabrik Scheidig in der Theresienstraße ist eine Feuer ausgebrochen. Dank des raschen Eingreifens der Feuerwehr konnte das Feuer rasch gelöscht werden.

Samstag, 7. Januar 1956

Der Erbauer eines der repräsentativsten und architekto­ nisch zweckmäßigsten Gebäude von Fürth, der Oberreal­ schule an der Kaiserstraße und vieler anderer öffentlicher Gebäude, der frühere Stadtbaurat Josef Zizler, ist im Alter von 74 Jahren in Mannheim gestorben.

Donnerstag, 12. Januar 1956 Im überfüllten Geismannsaal fanden die Landfrauen aus Fürth, Nürnberg und Erlangen in einer Veranstaltung des Bayerischen Bauernverbandes eine reichhaltige Schau. Thema: „Das bäuerliche Kleid“.

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Samstag, 14. Januar 1956 Die momentan älteste Frau Fürths ist Pauline Wiedemann mit 99 Jahren. Im Stadtrat wird der Bau des neuen Finanzamtes heftig und kontrovers diskutiert. Im Gespräch um einen Standort ist die Tannenstraße und die Königswarterstraße.

Montag, 16. Januar 1956 Sein 30jähriges Dienstjubiläum begeht heute der Direktor des Fürther Amtsgerichtes Rudolf Fensterer.

unter den amerikanischen Streitkräften in Deutschland aus.

Die Preisaufsicht beim Gewerbeamt stellt Preissteigerun­ gen vor allem bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Fischen bis zu 30 Pfennigen fest.

Samstag, 21. Januar 1956 Die Abbrucharbeiten an der Schwabacher Straße 52 haben begonnen. Dort entsteht, gebaut durch die Hertie Kaufhaus GmbH, das neue Kaufhaus „Bilka“, das „billige Kaufhaus“. Bild 2: Abbruch Schwabacher Str. 52

Das Fürther Faschingsprinzenpaar Ruth I und Hans II machten dem Oberbürgermeister Bornkessel ihre Aufwar­ tung. Das Überfallkommando mußte bei einer Massenschlägerei in der Gustavstraße zu Hilfe geholt werden.

Dienstag, 17. Januar 1956 Das Fleischergewerbe in Mittelfranken sprach jetzt 34 neue Meister frei. Unter den drei besten befand sich auch der Fürther Hermann Bayer.

Nach einer vierteljährlichen Vakanz ist nun die Prediger­ stelle bei der „Landeskirchlichen Gemeinschaft“ wieder besetzt. Prediger Konstantin Kailas hat die Betreuung in der Rosenstraße übernommen.

Dienstag, 24. Januar 1956

Mittwoch, 18. Januar 1956

Der zweite evangelische Landfrauentag brachte einige Spannungen zwischen den Generationen. 450 Bäuerinnen erörterten im Dekanat die Probleme der Landfrauen.

Im Labor einer Blattgoldfabrik Ecke Most- und Friedrichstraße explodierte ein Kolben und verursachte einen Sachschaden von 1500 DM.

In den nächsten Tagen werden wieder 10 Häuser in Fürth von der Besatzungsmacht an die Eigentümer übergeben. Es handelt sich um die Häuser: An den Gärten 55 und 57, Berolzheimerstraße 21, Bremer Straße 10, Dambacher Str. 120, Kutzerstraße 55, Nottelbergstraße 31, Reichsbo­ denweg 55, Unterfarrnbacher Straße 55 und 73. Der Gebietsausschuß „Rangau Franken“ tagte mit zahlrei­ chen Bürgermeistern im Saal des „Schwarzen Kreuz“. Der Fremdenverkehr läßt im nächsten Jahr eine Steigerung um 20% vermuten. Nachdem der Rangau jedoch noch etwas abseits steht, ist wieder eine Fahrplankonferenz mit der Bundesbahn vorgesehen.

Freitag, 20. Januar 1956 Zum ersten Mal führt das BRK bei Heimkehrern durch. Die einen Vermißten zu erkennen, Einem Heimkehrer gelang es aufzuklären.

Befragungen mit Bildern Möglichkeiten, dadurch sind wesentlich größer. sogar, acht Schicksale

Die amerikanische Armee zeichnet im US-Lichtspielhaus in der amerikanischen Wohnsiedlung 326 deutsche Ange­ stellte für „zehn Jahre treue und gewissenhafte Dienstzeit

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In einer Schulung des DGB-Frauenausschusses erörterten Betriebsrätinnen im Hans-Böckler-Jugendheim die Pro­ bleme ihrer Geschlechtsgenossinnen im Berufsleben. Nach zweimonatiger Bauzeit findet das Richtfest für den Bauamtsneubau Ecke Kirchen- und Rudolf-BreitscheidStr. statt.

Mittwoch, 25. Januar 1956 Die Fürther CSU ist bereit, mit der FDP, dem GB/BHE und dem „Fürther Block“ eine Listenverbindung für die kom­ mende Gemeinderatswahl einzugehen.

Donnerstag, 26. Januar 1956 Ein alteingesessenes Fachgeschäft feiert sein 25jähriges Jubiläum. Die Firma „Radio-Vertrieb Fürth“, deren Inhaber die Fa. Meister & Co ist, blieb auch während der Kriegszeit geöffnet und begeht in der Schwabacher Straße 1 ihren Geburtstag.

Freitag, 27. Januar 1956 Im Garten der Scheibenreif-Villa in Dambach wurden hun­ derte von Obstbäumen gerodet. Die Laubbäume und Nadelhölzer wurden am Waldmannsweiher und im Stadt­ park neu angepflanzt.

FEBRUAR 1956

Bild 3: Strenger Winter am Friedhofssteg. Die Temperatur sank in der kältesten Februarnacht bis auf minus 30 Grad.

Donnerstag, 2. Februar 1956

Mittwoch, 8. Februar 1956

Die jüngste Heimkehrerin - 6 Monate - traf mit ihren Eltern, dem 33jährigen Alfred Baier und seiner in der Gefangen­ schaft angetrauten Ehefrau aus dem Sudetenland in Fürth ein. Urplötzlich, praktisch über Nacht, fiel sibirische Kälte in Fürth ein. Minus 20 Grad ließ sogar die Pegnitz zufrieren.

Rund 80 Delegierte der Landesfachgruppe Bayern im „Bund deutscher Baumschulen“ weilten zu einer Fach­ tagung im Bergbräu. Stadtgartendirektor Hans Schiller und Baumschulen-Besitzer Simon Dentler vertraten als Exper­ ten die Stadt Fürth bei dieser aufschlußreichen Tagung.

Freitag, 3. Februar 1956 Hans Schmid, der Geschäftsführer der Fürther Baugenos­ senschaft „Bauverein“, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Fürther Baugenossenschaften und Aufsichtsratsvorsitzender der Baustoffzentralgesell­ schaft Nürnberg, feierte am 1. Februar sein 25jähriges Dienstjubiläum und erhielt nun die würdige Feier zum Jubiläum.

Samstag, 4. Februar 1956 Im Stadtrat wurde ausführlich über die Berufsschul-Misere diskutiert. Eine Beendigung soll angestrebt werden. Unter­ suchungen über die Möglichkeiten werden angestellt.

Der Nachtragsetat wird Fürths Budget in diesem Rech­ nungsjahr um 2,6 auf knapp 30 Millionen erhöhen.

Donnerstag, 9. Februar 1956 Auf dem zweiten Ackerbautag, den das Landwirtschafts­ amt Fürth im Bergbräu abhielt, überreichte Landwirt­ schaftsdirektor Ludwig Schari den Siegern, die auf der Bayer. Landesbraugerstenschau in München mit beson­ derem Erfolg abschnitten, Diplome und Plaketten.

Gegenwärtig werden im Unterrichtsraum der Polizeidirek­ tion die Wählerlisten für die bevorstehende Kommunal­ wahl erstellt.

Samstag, 11. Februar 1956 Seit fast 24 Stunden ist das gesamte Altstadtviertel vom Grünen Markt bis zur Maxbrücke ohne Trinkwasser. Die Hauptleitung mußte abgeschaltet werden, da sich unter der Erde ein Wasserrohrbruch befindet, der noch nicht gefunden worden ist.

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Der Bauausschuß ist sich einig. Die neue Verkehrslinie per Bus zwischen Atzenhof und Poppenreuth ist unbe­ dingt notwendig.

Donnerstag, 16. Februar 1956 3000 begeisterte Schüler nahmen an „ihrem“ Skiwaldlauf den Stadtwald beim Forsthaus in Besitz.

Zum Gedenken an den Mitbegründer der Ortskranken­ kasse in Fürth, Dr. h.c. Hans Böckler, wurde gestern mittag im neuen Verwaltungsgebäude der AOK in der Königswarterstraße eine Büste des bekannten Sozialpoli­ tikers und Gewerkschaftlers aufgestellt.

Freitag, 17. Februar 1956 Einen Selbstmord, eine Vergiftung mit Glysantin und einen Todesfall durch Herzschlag innerhalb von 24 Stunden hatte die Fürther Polizei zu bearbeiten.

Mittwoch, 22. Februar 1956 Zwei Tage und zwei Nächte war die Wasserzufuhr nach Burgfarrnbach aufgrund des strengen Frostes unterbro­ chen. Je ein Tankwagen der Stadtwerke, der Feuerwehr und der Verkehrspolizei mit einem Fassungsvermögen von je 3000 Liter Wasser waren pausenlos im Einsatz. Ein tragischer Unglücksfall ereignete sich um die Mittags­ zeit im Wohnhochhaus Schwabacher Ecke Herrnstraße: Ein tödlicher Unfall einer 62jährigen durch Leuchtgasver­ giftung am Herd.

Donnerstag, 23. Februar 1956 Die große alljährliche Aussprache zwischen Industrie und Behörden fand mit optimistischen Aspekten statt. Der Fürther Export-Umsatz 1955 ist um 45% gestiegen. Der Vorstand der SpVgg Fürth wurde bestätigt. Hans Röllinger bleibt nach wie vor der erste Vorstand.

Freitag, 24. Februar 1956 Das bayerische Staatsoberhaupt Ministerpräsident Dr. Wil­ helm Högner weilte zu einem Staatsbesuch in Fürth. Dr. Hoegner stellte selbst fest, daß die Ortsdurchfahrt der B 8 nicht länger tragbar ist und versprach, dies in den Mini­ sterrat zu bringen. Er machte die Zusage, im nächsten Jahr die ärmlichen Verhältnisse im Fürther Amtsgericht zu verbessern und besuchte die Grundig-Werke.

Dienstag, 28. Februar 1956 Neun Listen sind für die Gemeindewahl am 28.März ein­ gereicht worden. 190 Kandidaten wollen Stadtrat werden. Die einzelnen Wahlvorschläge enthalten von 14 bis 32 Kandidaten.

Die Tuberkulose-Fürsorge vermeldet einen Rückgang der TBC-Kranken.

Mittwoch, 29. Februar 1956 Das Markgrafentheater der Nachbarstadt Erlangen wurde von der Feuerwehr geschlossen. Das ganze Theaterleben der Universitäts-Stadt wird sich einige Zeit in das Stadt­ theater Fürth verlagern. Fritz Gräßler, Landtagsabgeordneter aus Fürth, setzte sich vehement und mit Erfolg in München für Zuschüsse an das Amtsgericht bezüglich des Gerichtsgebäudes ein. Für 1957/58 sagte Staatssekretär Dr. Eilles die Summe von 500 000 DM zu.

Bei den jurafränkischen Gaustaffelmeisterschaften in Etzel­ wang konnten die Mitglieder der Berg- und Wintersportab­ teilung des TV „Die Naturfreunde“ Fürth schöne Erfolge erzielen.

Bild 4: Ein Wagen von der Linie 41 vor dem Rathaus

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MÄRZ 1956

Bild 5: Nach einem harten Winter kündigt sich im Pegnitztal der Vorfrühling an. Rechts im Hintergrund die Pegnitzstraße, darüber der Turm von St. Michael.

Freitag, 2. März 1956 Fürth ist nun mit zwei Abgeordneten im Bundestag in Bonn vertreten. Dr. Friedrich Winter rückt als Nachfolger von Karl Graf Spreti-Lindau in das Bundesparlament auf.

Brutal schlug ein amerikanischer Soldat am Mittwoch gegen 1.30 Uhr einen Fürther Gastwirt aus der Flößaustraße zusammen, der ordnungsgemäß kein Bier mehr nach Geschäftsschluß ausschenken wollte.

Samstag, 3. März 1956 Fürth, ehemals „Stadt der Wirte“, scheint seine Vormacht­ stellung zu verlieren. Das traditionsreiche Unternehmer­ tum ringt um seine Existenz. Viele Wirte brauchen noch einen „Hauptberuf“. Nur die Modebetriebe setzen sich durch. Ein folgenschwerer Sturm tobte über Fürth. Mit einer Geschwindigkeit von 70 km/h wurden Fahrräder und Glastüren zerstört.

Montag, 5. März 1956 Der Hochwasserstand der Regnitz nähert sich stark dem höchsten Pegel, der seit 1909 gemessen wurde. Kilo­ meterbreite Fluten und böiger Sturmwind ängstigen die

Fürther Bürger. Jedoch ist die Lage im Fürther Raum als nicht kritisch oder bedrohlich einzuschätzen. In einer Jahreshauptversammlung, die am Abend im „Fürther Kleeblatt“ stattfand, beschloß der Chor der Hei­ matvertriebenen mit sofortiger Wirkung seinen Namen in „Chorgemeinschaft Oswald Fock“ zu ändern..

Samstag, 10. März 1956 Die „Fürther Nachrichten“ diskutierten mit maßgebenden Poppenreuthern über die Wünsche der Vorort-Bevölkerung. Zahlreiche Problemfelder wurden besprochen: Es gibt keinen Stadtrat aus dem Ort, das Abwasser läuft über die Straße, eine Omnibuslinie existiert nicht; Telefonzelle, ein zweiter Briefkasten und ein Feuermelder fehlen. „Eine Fahrt nach Paris dauert nicht so lang wie eine Postzustel­ lung nach Poppenreuth.“

Montag, 12. März 1956 Der 12. Landesjugendtag der FDP-Jugendorganisation fei­ erte sein zehnjähriges Bestehen. Der Bundesvorsitzende der FDP Dr. Thomas Dehler gab seinen jungen Partei­ freunden die Ehre. Das Ehepaar Rauhhut wurde von den Polen ausgewie­ sen. Die zwei schlesischen Umsiedler wurden in Fürth von ihrem Sohn aufgenommen.

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Dienstag, 13. März 1956 Die ersten Meter des 12-15 Minuten langen Filmes über die Stadt Fürth sind abgedreht. Die Schrader Filmproduk­ tion aus Hamburg machte Aufnahmen in der HochhausFiliale der Stadtsparkasse und im Bergbräu.

Freitag, 16. März 1956 30 Schüler des zweiten Kurses der Landwirtschaftsschule Fürth-Erlangen erhielten in der würdig gestalteten 55. Abschlußfeier dieser Lehranstalt von Landwirtschaftsdirek­ tor Ludwig Schari ihre Abschlußzeugnisse ausgehändigt. Ca. 60 bayerische Baumschulbesitzer kamen im Bergbräu zu einer Sondertagung der Landesfachgruppe Bayern des Bundes deutscher Baumschulen zusammen.

Montag, 19.März 1956

Rund 2000 Mark Sachschaden entstand beim Brand einer Bauhütte, die ein Nürnberger Unternehmer bei den Bauar­ beiten im Städt. Gaswerk an der Leyher Straße aufgestellt hat.

Samstag, 24. März 1956 Die Straßenbauämter und Kraftfahrer erleben gegenwärtig schwere Zeiten. Zahlreiche Frostaufbrüche im Asphalt erschweren den Fahrzeugverkehr. Hochbetrieb am Umsteigebahnhof Billing-Anlage. Durch das Anwachsen der westlichen Stadtgegend und der Vor­ orte hat die Haltestelle an der Billing-Anlage an Bedeu­ tung gewonnen.

Montag, 26. März 1956 560 Gäste fanden sich zur feierlichen Eröffnung des Großversandhauses Quelle im Kasino des Neubaues in der Fürther Straße ein. Unter ihnen Bundeswirtschaftsmi­ nister Dr. Ludwig Erhard sowie zahlreiche Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kirche.

Die Kommunalwahlen haben stattgefunden. In den 125 Fürther Wahllokalen gaben von 70.850 Wahlberechtigten 48.879 Wähler ihre Stimme ab. Das entspricht einer Wahl­ beteiligung von 69%. Folgendes Ergebnis wurde erreicht: CSU 8.053 Stimmen, 20,9% SPD 17.248 Stimmen, 44,6% Bayernpartei 1.227 Stimmen, 3,2% BHE 2.556 Stimmen, 6,6% FDP 2.456 Stimmen, 6,4% KPD 2.541 Stimmen, 6,5% Vereinigg.Nbg./Fü 468 Stimmen, 1,3% Dt. Reichspartei 459 Stimmen, 1,2% Fürther Block 3.587 Stimmen, 9,3%.

Der Verwaltungsrat der Nathanstiftung beschloß, die Pflegesätze im Entbindungsheim im Anschluß an die Ver­ handlungen mit der Preisprüfungsstelle rückwirkend ab 1. April zu erhöhen.

Die Fürther Fußballspieler der Spielvereinigung leisteten sich eine folgenschwere Entgleisung. In ihrem Auswärtsspiel bei Schwaben Augsburg ließ ein anerkann­ tes Abseitstor gegen sie einen Spielabbruch provozieren. Die Fürther Spieler weigerten sich weiterzuspielen, einige wurden handgreiflich und das Überfallkommando der Poli­ zei mußte eingreifen.

Samstag, 31. März 1956

Dienstag, 20. März 1956 Ein höchst erinnerungsreicher Jubiläumstag für Fürth wurde in aller Stille begangen. In schwerster Nachkriegs­ zeit am 19. März 1946 wurde Dr. Bornkessel als Stadt­ oberhaupt eingesetzt und seither durch dreimalige Wahl bestätigt. Die Berg- und Wintersportabteilung der Naturfreunde beging mit einem würdigen Ehrenabend ihr 10jähriges Jubiläum.

Donnerstag, 22. März 1956 Die Sitze bei der Stadtratswahl sind verteilt. SPD 20Sitze CSU 9Sitze Fürther Block 4Sitze FDP 3Sitze BHE/Gesamtdeutscher Block 3 Sitze KPD 2Sitze Bayern-Partei 1Sitz.

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Mittwoch, 28. März 1956 Heute morgen um 6 Uhr trat für alle Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von über 9 Tonnen eine Sperrung der B 8 von Langenzenn bis Würzburg in Kraft. Die Öffentlichkeit spricht von einer fragwürdigen Entscheidung im Hinblick auf die bevorstehenden Osterfeiertage.

In den Verhandlungen wegen der Verlängerung des Straßenbahnvertrages zwischen Nürnberg und Fürth, der bekanntlich mit dem 31. Juli 1956 abläuft, sind, wie das Presseamt der Stadtverwaltung amtlich mitteilt, dieser Tage ernsthafte Differenzen aufgetreten. Die Preise am FürtherWochenmarkt:

-

Frische Eier Blaukraut Blumenkohl Chicoree Endiviensalat Kopfsalat Radieschen Kartoffeln

0,24 - 0,27 DM 0,35 DM 0,90 DM 1,60 DM 0,70 DM 0,60 - 0,65 DM 0,50 - 0,90 DM 0,14 DM.

Heute wird eine heimatkundliche Schau in der Jahnturnhalle eröffnet. „Die Stadt Fürth im Wandel der Zeit“. Über 70 alte Stiche und Pläne künden von der baulichen Ent­ wicklung der Stadt Fürth. Dr. Schwammberger stellte die Ausstellung auf Anregung von Stadtschulrat Heim zusam­ men.

APRIL 1956

Bild 6: Königstr. 4-2 mit Büttnerei Sieger, dahinter das Fischhäusla, rechts daneben Verkehrsstau auf der Maxbrücke.

Dienstag, 3. April 1956

Donnerstag, 5. April 1956

Die Mitglieder des Geflügelzuchtvereines Fürth spendeten für die Fürther Waisenhäuser 80 bunte Nester.

Die Stadtwerke stehen inmitten beträchtlicher Neugestal­ tungen ihrer technischen Anlagen. Seit 1948 wurden 20,9 Millionen DM investiert. Die meisten Investitionen kamen bisher der Elektrizitätsversorgung zugute, nämlich 10,2 Millionen DM. Es folgt das Gaswerk mit 6,1 Millionen DM und das Wasserwerk mit 4,6 Millionen DM.

Mittwoch, 4. April 1956

Freitag, 6. April 1956

Endlich wird bei Stadeln ein neuer Übergang über die Regnitz gebaut. 200.000 DM stehen für die Heubrücke zur Verfügung. Eine äußerst stabile Stahlkonstruktion tritt an die Stelle der seit vielen Jahren dort immer wieder stehen­ den Holzbrückchen.

Eine falsch gestellte Weiche verursachte eine Entglei­ sung im Fürther Güterbahnhof. Ein zehn Tonnen schwe­ rer Wagen überrollte eine Bauhütte und kam auf einem Haufen Schwellen zum Stehen. Glücklicherweise gab es keinen Personenschaden.

Bei den Segelfliegern herrschte an den Feiertagen noch­ mals Hochbetrieb bei herrlichstem Wetter.

II

Montag, 9. April 1956 Zusammen mit etwa 20 goldenen und diamantenen Kon­ firmanden ging gestern auch Fürths Stadtoberhaupt OBM Dr. Bornkessel zur goldenen Konfirmation.

Mittwoch, 11. April 1956 Die momentan älteste Fürtherin, Frau Pauline Wiede­ mann, ist mit 99 Jahren verstorben.

Donnerstag, 12. April 1956

der Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes. Gegenkandi­ dat Fritz Rupprecht erhielt 75 Stimmen. Stellvertreter von Christi Horn wurde Wenzel Dirscherl.

Donnerstag, 19. April 1956 Innerhalb weniger Minuten stand das ganze Dach der Scheune und des Stalles im landwirtschaftlichen Anwesen Wilhelmstraße 2 - an der Billinganlage - in Flammen. Alle Tiere aus dem Stall konnten gerettet werden. Die Brand­ ursache ist unbekannt. Der Schaden geht in die Zehntau­ sende. Die Fiedler-Sommermodenschau präsentierte sich sehr sommerlich.

Die Bauarbeiten am dritten Bassin im neuen Fürther Sport­ bad - dem Sprungbecken - sind in den letzten Wochen wieder mächtig vorangetrieben worden. Das Bauamt ver­ sucht die durch den Frost verursachten Verzögerungen aufzuholen. Der Beregnungsverband Stadeln-Atzenhof nahm eine neue Beregnungsanlage in Betrieb.

Der Ortsverein Fürth der Industriegewerkschaft „Druck und Papier“ kann am 12. Mai auf sein zehnjähriges Beste­ hen zurückblicken.

Freitag, 13. April 1956

Samstag, 21. April 1956

Zum drittenmal innerhalb von vier Jahren ging heute an der Hardstraße auf einem Neubau des Verbands der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozial­ rentner der Richtbaum hoch. Der Großkaufmann Franz Xaver Stolk, der bei der SpVgg Fürth fünf Jahre lang Vorstandsmitglied war, ist im Alter von 56 Jahren nach langer und schwerer Krankheit ver­ storben.

Die letzte Sitzung des Stadtparlaments in der abgelau­ fenen Legislaturperiode brachte den Abschied von 16 Stadträten mit sich. Folgende Beschlüsse wurden verab­ schiedet: - Die Stadtbediensteten bekommen mehr Geld. 15% Zulage für Beamte. - Der Kindergeldzuschlag wird um DM 5,-- erhöht. - Der Wohnungsgeldzuschuß für Ange­ stellte wurde neu geregelt. - Die Eintrittspreise für das Stadttheater werden erhöht. Auf der Eisenbahnstrecke Fürth-Bamberg-Lichtenfels wird gegenwärtig an einer Schnellzugs-Lokomotive ein neues Bremssystem erprobt.

Montag, 16. April 1956 Bis auf den letzten Platz war die Michaelskirche besetzt, als der Fürther Lehrergesangverein unter der Leitung von Fritz Stenz das Requiem und das Münchner Kyrie von Mozart zur Aufführung brachte. Die Generalversammlung der Fürther SPD verlief wieder harmonisch. Christi Horn wurde wieder mit 192 Stimmen

Freitag, 20. April 1956

Montag, 23. April 1956 Mit einer festlichen Fahnenweihe der Marinekamerad­ schaft „Möwe“ war am Samstag das 1 .gemeinsame Treffen aller nordbayerischen Marinekameradschaften verknüpft.

Bild 7: Von Samstag,

28. April 1956 bis Sonntag, 6. Mai 1956 fand in der Südstadt am Stresemannplatz das Maifest, auch Südstadtkärwa genannt, statt; veranstaltet von der „Interessen­ gemeinschaft Fürth-Süd“.

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MAI 1956

Bild 8: Das aufgestockte Park-Hotel in der Rudolf-Breitscheid-Straße. Das Nachbarhaus links existiert heute nicht mehr.

Mittwoch, 2. Mai 1956 Nach 18monatiger Bauzeit wurde gestern, 1. Mai 1956, der Neubau am Krankenhaus seiner Bestimmung übergeben. Der Personalwohnbau kostet 1,5 Mio DM, wobei 170.000 DM noch nicht gedeckt sind. Für seine 55jährige Betriebszugehörigkeit in der Firma Landmann & Söhne, Meckstraße 3, erhielt Kaspar Schroll das Bundesverdienstkreuz. Unter großer Anteilnahme der Fürther Bevölkerung und

seiner Amtsbrüder wurde gestern die sterbliche Hülle Kir­ chenrat Johannes Gustav Schmetzers auf dem Fürther Friedhof zur letzten Ruhe bestattet.

Donnerstag, 3. Mai 1956 Im Sitzungssaal des Rathauses wurden die neuen 17 Stadträte vom Oberbürgermeister Bornkessel feierlich ver­ eidigt. Hans Segitz ist wieder Bürgermeister. Er erhielt 27, sein Gegenkandidat Dr. Friedrich Winter 15 Stimmen.

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Mit einem großen Festabend wurde das 75jährige Beste­ hen des Lehrergesangvereines gefeiert.

Beim TV 1860 Fürth wurde durch den Vereinsvorsitzen­ den, Rechtsrat Kurt Scherzer, das „jüngste Kind“ der Dambacher aus der Taufe gehoben. Die neue Tischten­ nisabteilung, die bei ihrer Gründung bereits über drei Voll- und drei Jugendmannschaften verfügt, wird von Erich Neißer geleitet.

Dienstag, 8. Mai 1956 Als einziger mittelfränkischer Handwerksbetrieb wurde die Fürther Maschinenfabrik Engelhardt auf der 8. Deutschen Handwerksmesse in München mit einer Goldmedaille aus­ gezeichnet.

Mittwoch, 9. Mai 1956 Die im vergangenen Jahr neugebaute Kurve der B 8 am Ortsrand von Fürth-Burgfarrnbach wird gegenwärtig geteert.

Dienstag, 15. Mai 1956 Eine stattliche Turnhalle mit drei neuen Klassenzimmern wurde gestern in der Adalbert-Stifter-Schule eingeweiht.

Donnerstag, 17. Mai 1956 Die Generalversammlung der Schützengesellschaft ver­ lief ohne besondere Vorkommnisse. Hans Schwappach wurde wieder erster Schützenmeister.

Dienstag, 22. Mai 1956 Das Sudetendeutsche Heimattreffen in der Nachbarstadt Nürnberg strahlte auch nach Fürth aus. Troppauer, Jägerndorfer, Müglitzer und Graslitzer begrüßten sich mit zum Teil ergreifenden Wiedersehensszenen. Unter sehr starker Anteilnahme wurde der unerwartet ver­ storbene Studienprofessor Hermann Kohler von der Ober­ realschule Fürth zu Grabe getragen.

Freitag, 25. Mai 1956

Samstag, 12. Mai 1956 Die neue Hauswirtschaftsschule mit Mädcheninternat für die Landkreise Fürth und Erlangen wurden in Anwesenheit des bayerischen Landwirtschaftsministers Prof. Dr. Baum­ gartner, des Regierungspräsidenten für Mittelfranken Dr. Schregle und der Landräte Hörndlein, Fürth, und Beckh, Erlangen, festlich eingeweiht.

Der Langenzenner Volkschor und das Fürther Bläserquin­ tett eröffneten die Saison auf der Freilichtbühne. Die Erinnerungsausstellung zur Fünfzig-Jahrfeier im Berolzheimerianum bescherte den Besuchern kleine Prachtstücke aus alter Zeit. Darunter befand sich auch ein Originalschriftzug des Prinzen Ludwig.

Sonntag, 13. Mai 1956

Dienstag, 29. Mai 1956

Ein prächtiger Erfolg für die Fürther Sportbewegung und ein Höhepunkt im Fürther Sportleben dieses Jahres wurde der Großstaffellauf „Quer durch Fürth“. Rund 1000 aktive Sportler und Sportlerinnen wurden von mehreren tausend Zuschauern umsäumt und angefeuert.

Die südliche Schwabacher Straße wird besser beleuch­ tet. Im hügeligen Bergland der Mittelmeerinsel Korsika starb der 21jährige Fürther Mechaniker und leidenschaftliche Bergsteiger Dieter Dörrer an Erschöpfung.

Mittwoch, 30. Mai 1956 Regierungsdirektor Hans Greiner tritt nach zehn Jahren, in denen er Leiter des Fürther Finanzamtes war, in den Ruhestand.

Donnerstag, 31. Mai 1956 Die Fürther Feuerwehr hatte einen schwierigen Einsatz durchzuführen. Die Wolfsgruber-Mühle brannte. Rund 100.000 DM beträgt der Schaden am sechsgeschossigen Reinigergebäude in der Mühlstraße. Ein viel größerer Sachschaden konnte gerade noch verhindert werden. Das Jugendherbergswerk Fürth hielt nach zwei Jahren wiedereine Generalversammlung ab. Direktor Otto Dreßel wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt.

In Fürth beträgt der Exporterlös gegenwärtig 96 Mill. DM. Die Zahl der in der Fürther Industrie Beschäftigten hat sich verdoppelt, nämlich auf 15.829 Werktätige. Bild 9: am Helmplatz

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JUN11956

Bild 10: Das Köglersche Anwesen Königstraße 46 ragte weit in die Straße hinein, so dass Straßenbahn und Autos nur ein einziges Gleis bzw. eine Fahrspur für beide Richtun­ gen benützen mussten. Deshalb wurde Im Juni 1956 mit dem Abbruch dieses Hauses begonnen.

Freitag, 1. Juni 1956 Die Jahresversammlung des Kommunalpolitischen Ver­ eins „Treu Fürth“ wählte den Fraktionsvorsitzenden des Fürther Blocks im Stadtrat, Dr. Eckstein, wieder zum ersten Vorsitzenden.

Samstag, 2. Juni 1956 Im Stadttheater eröffnete sich 1955 61 mal der Vorhang zu Vorstellungen, an denen sich 45.170 Zuschauer beteilig­ ten. Dies entspricht einer Auslastung von 85,3%.

Montag, 4. Juni 1956 Der 18jährige Besenmacher Adolf Strohmeyer aus Fürth wurde Bayerischer Landesmeister der Bürsten- und Pinselmacher-lnnung. Ein festlicher Abendgottesdienst bildete den Rahmen der Ordination von Stadtvikar Erich Gußmann in der St. Michaelskirche.

Samstag, 9. Juni 1956 Im Rathaussitzungssaal wurde das zehnjährige Jubiläum der „Gesellschaft der Kunstfreunde“ begangen. Der zweite Vorsitzende, Rechtsanwalt Stern, überreichte Oberbürgermeister Bornkessel eine neu gestiftete Amts­ kette als Ersatz für die nach 1933 umgearbeitete. Siebzig Glockenfachleute waren auf Studienfahrt durch Mittelfranken und besuchten in Fürth das Rathaus (die

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härteste Kritik betraf die dortigen Porzellanglocken) und die Michaelskirche („auch nicht ideal“).

Montag, 25. Juni 1956

Dienstag, 12. Juni 1956

Der 15jährige Eugen Decker aus der Holzstraße in Fürth gewann das traditionelle Seifenkistenrennen vor 4000 begeisterten Zuschauern auf der Hardstraße. (Bild 11:)

Der 18jährige Fürther Max Feldner wurde in Würzburg bayerischer Sieger der Werkzeugma­ cher. Der neue Zennsteig zwischen Burgfarrnbach und Obermichelbach ist fertiggestellt.

Mittwoch, 13. Juni 1956 Die St.-Michaels-Gemeinde ermöglichte 35 Alt­ stadtjungen der „Christlichen Pfadfinder“ ein eige­ nes Heim. Die Pfadfinder bauen nun mit Feuereifer eine alte Scheune um.

Donnerstag, 14. Juni 1956 Die Innung des Friseurhandwerkes empfahl den Friseuren die Fünf-Tage-Woche, nachdem sich 90% der angeschlossenen Meister dafür ausge­ sprochen hatten. Somit haben die meisten Fürther Friseure montags geschlossen.

Montag, 18. Juni 1956 Der Gebirgstrachtenverein der „Auerbergler“ bot auf der Freilichtbühne im Stadtpark einen Bunten Abend, dessen Reinerlös der Jugendgruppe zukam. 186 Jubilare der Gewerkschaft ÖTV wurden für ihre 25-, 40- und 50jährige Treue geehrt. Im Mittelpunkt stand Hans Segitz mit vier Jahrzehnten Zugehörigkeit zur ÖTV.

Dienstag, 19. Juni 1956 Ein am 9. Juni geschehener „Unfall“ wurde durch das Geständnis zum ersten Mordfall in Fürth seit zehn Jahren. Ein 53jähriger Lebensmittelhändler aus der Storchengasse 80 verursachte den Stromtod in der Badewanne.

Mittwoch, 20. Juni 1956 Die Linie 75 der Nürnberg-Fürther Straßenbahn verbindet Atzenhof und Poppenreuth mit der Innenstadt und wurde nun ihrer Zweckbestimmung übergeben.

Donnerstag, 21. Juni 1956

Die Jugendweihe der „Freireligiösen Gemeinschaft“ fand im Berolzheimerianum statt. Die Kgl. Priv. Schützengesellschaft erhielt 180 Jahre nach ihrer Gründung wieder einen neuen JubiläumsSchützenkönig. Hans List schoß mit dem 133. Schuß den „Vogel“ ab. Trotz Regen fanden sich 2000 Menschen zur Johannis­ feier am Fürther Friedhof ein.

Mittwoch, 27. Juni 1956 Für 24 kleine Eigenheimhäuschen - immer je fünf in einen Block gebaut - wurde von der Landeswohnungsfürsorge Bayern am Ortsrand von Burgfarrnbach an der Wickenstraße Richtfest gefeiert.

Donnerstag, 28. Juni 1956

Die Baugenossenschaft „Bauverein“ beging das Richtfest für 21 Wohnungen an der Berlinstraße.

Von der Inneren Mission wurden 300 Kinder zur Erholung in fünf Heimen ins Allgäu, in die Nähe von München und nach Marktredwitz geschickt.

Samstag, 23. Juni 1956

Freitag, 29. Juni 1956

Bundespräsident Prof. Dr. Theodor Heuss hat einem bekannten Fürther Industriellen eine hohe Auszeichnung verliehen. Johann Mangold, Inhaber der Fabrik mechani­ scher Patentspielwaren Georg Adam Mangold in Fürth, erhält das Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bun­ desrepublik Deutschland.

Der Vorstand der Stadtkämmerei, Oberamtmann Georg Lunz, scheidet mit Erreichen der Altersgrenze aus dem Dienst der Stadt Fürth. Georg Lunz kam 1915 nach Fürth und erlebte 38 Etat-Jahre mit. Gegen eine Stimme verabschiedete der Stadtrat den neuen städtischen Haushalt mit Ausgaben in Höhe von 28,8 Mio DM.

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JUL11956

Bild 12: Das ehemalige Traditions-Restaurant Langmann Königstraße/Ecke Friedrichstraße. Die schwarzen Nummernschilder, wie sie die Borgward-Limousine hier im Bild trägt, wurden 1956/57 durch die noch heute üblichen weißen ersetzt.

Dienstag, 3. Juli 1956 Auf den Tag genau nach zwei Jahren ist Prof. Heuss wieder in Fürth. Diesmal galt sein „Abstecher“ einer Besichtigung der Grundig-Werke. Schulkinder begrüßten ihn mit Blumen und Fähnchen. Dreihundert Angehörige der Sozialistischen Jugend waren zu einem Hüttenfest in Herpersdorf.

Mittwoch, 4. Juli 1956 Der Fürther Gebirgstrachten-Verein „D'Auerbergler“ besuchte mit seiner Jugend- und Kindergruppe das Gau­

fest mit Fahnenweihe des Landesverbandes SulzbachRosenberg. Unter zwanzig Jugendgruppen belegten die Fürther den 1. Platz. Ab sofort beginnt die Polizei mit dem Aufruf der Umänderung für die Autoschilder bzw. Nummerntafeln. Die Fahrzeughalter werden nach Blocks geordnet zur Neube­ schilderung gebeten.

Donnerstag, 5. Juli 1956 Die Baugenossenschaft „Bauverein“ hielt Richtfest für 35 Wohnungen an der Dr.-Beeg-Straße, die für 550 000 DM dort entstanden sind.

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AltstadtSzenen im Juli 1956 18

Bild 13 (linke Seite oben links): Untere Fischerstraße

Bild 14 (linke Seite oben rechts): Linie 1 begegnet sich selbst am Grünen Markt, davor ein „ Welt­ kugel-Taunus“ Bild 15 (linke Seite unten): Kleines VerkehrsChaos auf dem Marktplatz

Bild 16 (rechts oben): Königstraße, Blick zum Marktplatz im Hintergrund. Die Häuser auf der rechten Seite wurden im Zuge der Altstadt­ sanierung in den 1970-er Jahren durch Neubauten ersetzt, zum Teil den alten OriginalGebäuden nach­ empfunden oder sogar unter Einbe­ ziehung alter Fas­ sadenteile. Bild 17 (rechts unten): Untere Königstraße

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Montag, 9. Juli 1956

Donnerstag, 12. Juli 1956

Auf dem Fliegerhorst von Atzenhof fand vor 110.000 Zuschauern der „Flugtag der Nationen“ statt. Düsenjäger und Sportflieger zeigten großartige Leistungen. Noch während des Festes kam es zum Eklat. Aufgrund eines Streites um die Flugplatzmiete stand kurz vor Ende der Gerichtsvollzieher vor den zahlreichen internationalen Diplomaten, dem Regierungspräsidenten und den Promi­ nenten. Er beschlagnahmte die Kasse. Das forsche Vorge­ hen der bayerischen Behörden führte zur Verärgerung und alle Prominenten nahmen an dem offiziellen Abschlußball der bayerischen Politiker nicht teil. Eine bessere, würdigere Kulisse hätten sich Veranstalter und Aktive - etwa 4000 Mädchen und Jungen - des Sport­ festes der Fürther Volksschulen nicht wünschen können. Sonnenschein, vollbesetzte Tribüne und Zuschauerwälle im Ronhof. Drei Stunden lang bot das flaggengeschmückte Oval ein eindrucksvolles Bild, in dem Kampfspiele auf sportlicher Ebene, Massenszenen und Einzelkonkurren­ zen sich in rascher Folge ablösten.

Durch Dauerregen wurde das Sportfest des Humanisti­ schen Gymnasiums auf dem Dambacher Waldsportplatz gestört. Trotzdem brachten 360 Schüler und Schülerinnen teilweise ganz hervorragende Leistungen.

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Montag, 16. Juli 1956 Die Fürther Freiheit war Schauplatz des „1. Fränkischen Auto-Turniers“, das verbunden mit einer Zielfahrt vom hie­ sigen Motorsport-Club veranstaltet wurde. Bei dieser gut besuchten Veranstaltung standen Fahrkunststücke im Mit­ telpunkt.

Mittwoch, 18. Juli 1956 Die Private Handelsschule Stein und mit ihr 450 Schüler zogen feierlich vom Fürther Freiheitsplatz um zur RudolfBreitscheid-Straße.

Abbruch des Köglerschen Hauses Königstraße 46 Bild 18 (linke Seite unten): Blick von oben auf das Abbruch­ haus, im Hintergrund links der Marktplatz. Bild 19 (rechts oben): Der Abbruch ist zur Hälfte vollen­ det, die Beseitigung des Engpas­ ses wird erkennbar (vgl. Bild 10 auf Seite 15). Bild 20 (rechts mitte): Nur noch der Rest einer Hausecke im Vordergrund lässt erkennen, wie weit das Haus in die Straße hineingeragt hat. Bild 21 (unten): Blick vom Marktplatz auf das leergeräumte Grundstück. Ganz links der Gol­ dene Schwan, links das Gebäude Königstr. 48. Ganz im Hintergrund das Anwesen Mohrenstr.25, davor die Fläche, auf der die Synagoge gestanden hatte (bis zu ihrer Zer­ störung am 9. November 1938). Rechts die Staudengasse, unten ein neuer Großraum-Anhänger der Straßenbahnlinie 1.

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Bild 22/23: Fürther Freiheit mit Wochenmarkt

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Sommer in der Großstadt das Fürther Stadtzentrum Ende Juli 1956

Bild 24 (oben): Die Sternstraße mit dem Geburtshaus von Ludwig Erhard (links), nach dem diese Straße heute benannt ist.

Bild 25 (unten): Hallstraße zwischen Moststraße und Hallplatz. Links das Reichsche Haus Ecke Alexanderstraße, hier noch mit dem Ter­ rassenvorbau, der in den 1960-er Jahren entfernt wurde. Die anschließenden Häuser zwischen Alexan­ der- und Bäumenstraße wurden in den 1980-er Jahren wegen des CityCenter-Baues abgerissen. Ganz im Hintergrund das Stadttheater.

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Donnerstag, 19. Juli 1956 Insgesamt 217 Schüler und Schülerinnen aus der Adal­ bert-Stifter- und Frauenschule wurden feierlich in den „Ernst des Lebens“ entlassen.

Samstag, 21. Juli 1956 Der Stadtrat traf in der letzten Sitzung vor den Ferien wichtige Personalentscheidungen. Ab 16. August wird die Fürther Stadtsparkasse von Direktor Edwin Frießlich gelei­ tet. Am 1. Oktober wird Professor Dr. Fischer auf der Chefarztstelle der Chirurgischen Abteilung des Stadtkran­ kenhauses von Prof. Dr. Denecke abgelöst. Zum Leiter der Fürther Stadtkämmerei und Nachfolger des in Ruhestand getretenen Georg Lunz wird ab 1. Juli Georg Göckler berufen. Massenauflauf herrschte in der Fürther Innenstadt an der Schwabacher Straße. Das Richtfest beim „Bilka“-Neubau im Stadtzentrum ist vollzogen.

Mittwoch, 25. Juli 1956 Eine 45jährige Frau aus der Friedrichstraße beging Selbst­ mord durch Einatmen von Leuchtgas. Die Oberrealschule Fürth, schon seit den ersten Nach­ kriegsjahren durch die große Erzieherpersönlichkeit Dr. Cramer Versuchsfeld neuer pädagogischer Ideen, wird mit Beginn des neuen Schuljahres eine neue erweiterte Art des Kern-Ku rs-Systemes erproben. Die Schüler der achten Klassen sollen sich nach dieser neuen Schulform ihren Stun­ denplan aus soge­ nanntem „Studium generale“ und Wahl­ fächern selbst zu einer individuellen Auswahl zusammenstellen, die sowohl naturwissen­ schaftlich als auch sprachlich ausgerich­ tete sein kann.

Samstag, 28. Juli 1956 Richtfest für 24 Wohnungen der Ver­ kehrspersonal-Bauge­ nossenschaft an der Würzburger Straße. Erfreulich günstig ist die Miete: 1,10 DM pro Quadratmeter.

Bild 26/27: Neuer Sprungturm und Rutsche im neuen Sommerbad

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AUGUST 1956

Bild 28: Blick von der Bahnhofstraße auf die Fürther Freiheit.

Mittwoch, 1. August 1956 Vom Mittelfränkischen Städteverein wurde Dr. Bornkessel wieder zum Vorsitzenden ernannt.

Montag, 6. August 1956 In Ronhof, Dambach und auf der „Hard“ ließ das Kirch­ weih-Treiben die Alltagssorgen der Menschen verschwin­ den. Hartl Fink wurde wieder 1. Vorstand der Trachtengruppe „Auerberg ler“. Die Sektion West der Naturfreunde veranstaltete einen Bunten Abend in der Heilstättensiedlung, bei der Hans Stütz - der dieses Amt bereits 25 Jahre innehat - wieder zum Vorstand gewählt wurde.

Dienstag, 7. August 1956 Burgfarrnbach begrüßte seinen neuen Seelsorger, Pfarrer Klaus Gansert.

Samstag, 11. August 1956 Zum vierten Mal erklang von einem Rohbau in der in den letzten Jahren sehr gewachsenen Heimkehrersiedlung bei Unterfürberg der Richtspruch des Zimmermannes.

Montag, 13. August 1956 In einer fast den ganzen Tag dauernden „Familienfeier“ beging die Firma Emil Stahl mit ihrer ganzen Belegschaft und vielen Ehrengästen das Richtfest ihres dritten Bauab­ schnittes an der Nürnberger Straße (Stadtgrenze).

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Mittwoch, 15. August 1956 Sieben einheimische Maler und Bildhauer sind in der „Fränkischen Kunstausstellung 1956“ vertreten, unter 193 Werken in der „Fränkischen Galerie“ zu Nürnberg.

Donnerstag, 16. August 1956 Nach mehrwöchiger Bauzeit ist die neue Zufahrtsstraße zum Scherbsgrabenbad dem Verkehr übergeben worden. Paul Prell, Kaufmann bei den Stadtwerken, feiert sein 40jähriges Arbeitsjubiläum.

Freitag, 17. August 1956 Eine lustige Bärengruppe aus rotem Sandstein gehauen (1,2 m x 2 m ) wurde von der Bildhauerin Gudrun Kunst­ mann an die Friedrich-Ebert-Schule übergeben.

Samstag, 18. August 1956 Artikel in den „Fürther Nachrichten“:

KPD-Büro von Polizei besetzt Auf Grund des vom Bundesverfassungsgerichtshof in Karls­ ruhe ausgesprochenen Verbots der KPD wurde gestern auch das KPD-Büro in Fürth polizeilich geschlossen. Die Aktion verlief ohne jeden Zwischenfall. Auf Weisung der Regierungsstellen war es den örtlichen Polizeibehörden untersagt, Einzelheiten über ihr Vorgehen her­ auszugeben. Im Büro des KPD-Kreisverbandes Fürth in der Theaterstraße 44 waren gestern am Abend noch zwei Kriminal­ beamte und drei Beamte der Schutzpolizei mit der Bestands­ aufnahme der Flugschriften und Zeitungen sowie des weiteren Inventars, das vorgefunden wurde, beschäftigt. Auch Fritz Bruckmann, einer der beiden Stadträte, die über die Liste der KPD im vergangenen Frühjahr in das Stadtparlament gewählt wurden, war dabei anwesend. Am Büro, dessen Zugang gestern noch nicht versiegelt worden ist, wurde anschließend ein Poli­ zeibeamter als Wache zurückgelassen. Er blieb die ganze Nacht da.

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Bild 29: Bauamts-Neubau Rudolf-Breitscheid-Str. 35

Schon am frühen Vormittag befand sich die Polizei im Einsatz. Die Wohnungen von Mitgliedern und Funktionären der KPD wurden durchsucht und alles Parteimaterial beschlagnahmt. Auf­ merksamen Passanten entgingen auch nicht die Paare, immer ein Beamter in Zivil und der andere in Uniform, die von den Haus­ durchsuchungen mit Paketen unter den Armen zur Polizeidirek­ tion in der Kirchenstraße zurückeilten. Bisher ist über weitere Polizeimaßnahmen auf örtlicher Ebene nichts bekanntgewor­ den.

Donnerstag, 23. August 1956 Der Leiter des Steueramtes Bernhard Voll und der Vor­ steher des Standesamtes Hans Kiedaisch wurden für 40jährigen Stadtdienst geehrt.

Freitag, 24. August 1956 Das neue Bauamtsgebäude Ecke Breitscheid- und Kirchenstraße wird im Moment vom Baureferat, der Bau­ verwaltung, des Städtebauamtes, des Hoch- und Tiefbau­ amtes bezogen.

Mittwoch, 29. August 1956 Je ein Verkehrstoter in Cadolzburg und Burgfarrnbach wurden durch Unachtsamkeit im Straßenverkehr beklagt.

Donnerstag, 30. August 1956 In der Gartenkolonie „Land in Sonne“ brannten heute nacht ein Behelfsheim und zwei Gartenhäuser ab. Um 22.24 schrillten die Alarmglocken. Die Erlanger Straße mußte abgesperrt werden und nach einer halben Stunde Einsatz hatte die Feuerwehr das Feuer im Griff. Der Sach­ schaden beträgt 12.000 DM.

SEPTEMBER 1956

Bild 30: Alte und neue Verkehrsmittel begegnen sich am Kohlenmarkt. Jedoch ist das Neue von damals, der StraßenbahnGroßraumwagen, heute schon längst wieder Vergangenheit - wie das ganze Fürther Straßenbahnnetz.

Samstag, 1. September 1956 Die Tribünen des Ronhofer Sportplatzes wurden für das erste Heimspiel nach Vorbild des Rothenbaum in Ham­ burg vervollständigt. Auch der Ausgang für Spieler und Schiedsrichter wurde von der Vortribüne abgeschirmt.

Montag, 3. September 1956 Im Kolpingsaal fand die erste DAG-Scheinfirmenmesse Bayerns statt.

Im Kampf um die Fürther Stadtmeisterschaft im Faustball gelang es wieder der ersten Mannschaft des TV 1860 Fürth wie auch im Vorjahr, Pokal und Meisterschaft zu gewinnen.

Dienstag, 4. September 1956 Der Nachfolger von Regierungsdirektor Greiner, Oberre­ gierungsrat Dr. Brauner, trat gestern seinen Dienst als Finanzamts-Chef in Fürth an. Herr Dr. Brauner, 45 Jahre, war vorher Personalreferent bei der OFD Nürnberg.

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Ein 17jähriger Malerlehrling aus Fürth beging an der Kurgartenstraße im Pegnitzgrund Selbstmord durch ein Pflanzenschutzmittel.

Die kleine Gemeinde Sack hat eine neue Schule erhalten. Damit wurde der Verdopplung der Einwohnerzahl Rech­ nung getragen.

Samstag, 8. September 1956 Im Rathaus-Sitzungssaal konnte Bürgermeister Hans Segitz gestern in einem feierlichen Akt an Hans Hofmann und Georg Lehner das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für Ver­ dienste um ihre Unternehmen vergeben.

Montag, 10. September 1956 Die Sudetendeutsche Landsmannschaft beging in Fürth ihren „Tag der Heimat“.

In diesen Tagen beginnt die Christliche Gewerkschaftsbe­ wegung Deutschlands (CGD) ihre Arbeit. Im Kolpingshaus konstituierte sich der Bezirksverband Nürnberg-Fürth und wählte Hans Nützel und Willy Liebhaber als Vorsitzende.

Mittwoch, 19. September 1956 Im großen Saal des Berolzheimerianums begann der Einbau einer neuen Bühnenbeleuchtung.

Freitag, 21. September 1956 Zwei Anträge beim Gewerbeausschuß des Stadtrates zum Betreiben von zwei neuen Pfand- bzw. Leihhäusern wurden positiv beschieden.

Montag, 24. September 1956 Ein Todesopfer und zwei Schwerverletzte sind durch eine tragische Unachtsamkeit eines Schwabacher Studienra­ tes zu beklagen. Unfallort war die Ecke Schwabacher und Herrnstraße.

Freitag, 28. September 1956 Die Spitzen der Behörden und der Geschäftswelt trafen bei der „Bilka“-Kaufhaus-Premiere zusammen.

Donnerstag, 13. September 1956 Ein 57jähriger Fürther beging in der Arrestzelle des Fürther Polizeigebäudes Selbstmord durch Erhängen.

Samstag, 15. September 1956 Dieses Wochenende findet im Kolonnenhaus des BRK eine Ausstellung statt. Sie dient dem Gedenken an 70 Jahre Dienst am Nächsten. Am 1. November 1886 gründete Franz Hittinger mit 28 Bürgern unserer Stadt die „Freiwillige Sanitäts-Colonne“. Es folgten ihm als Kolonnenführer nach:

Leonhard Schorr (1887-1903), Johann Fink (1903-1912), Dr. Stark (1912-1919), Georg Schorr (1919-1933), Dr. Burger (1933-1935), Friedrich Büttner (1936-1937), Dr. Keim (1937-1938), Christoph Wagner (1938-1945), Andreas Rüllmann (1945-1952) und Dr. Lex.

Dem Bibliothekar Dr. Walther Matthey gelang ein höchst erfreulicher Fund. Dr. Matthey vom Germanischen Museum in Nürnberg machte Dr. Schwammberger auf das älteste Aquarell von der St. Michaelskirche aufmerksam. Das bisher älteste Dokument war ein Kupferstich aus dem Jahre 1704. Der jetzige Fund datiert auf das Jahr 1610. Ebenso wurde die Darstellung eines alten Kirchenfensters entdeckt. Nach nur zehnwöchiger Bauzeit wurde in der Breitscheidstraße das Richtfest für Fürths künftig größtes Filmtheater, das „City“, gefeiert.

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Bild 31: Das neue „bilka“-Kaufhaus an der Schwabacher Straße, Ecke Maxstraße. Die Gleise der Straßenbahnlinie 41 führen noch in voller Länge durch die spätere Fußgängerzone. Heute befindet sich in diesem Gebäude das Kaufhaus „Woolworth“. Dessen ursprüngliches Haus, das fenster­ lose Bauwerk Ecke Schwabacher/Marienstraße, wurde erst Anfang der 1960-er Jahre im „amerikanischen Stil“ errichtet. Vorher befand sich der „Woolworth“ schräg gegenüber in dem Gebäude der heutigen Metzgerei- und Bäckerei-Kette. Kleinkaufhäuser wie „bilka“, „Woolworth“, „Kaufhalle“, „Kaufhaus Weißer Turm“ und „Schickedanz“ waren jahrzehntelang typisch für die Fürther Innenstadt. Ein „echtes“ Vollkaufhaus gibt es hier bis heute nicht.

Samstag, 29. September 1956 Eine vorbildliche und wegbereitende Einrichtung Fürths beging dieser Tage in aller Stille ihr Jubiläum. Die Institu­ tion des „Stadtarztes“ hat bewegte 50 Jahre hinter sich. Da Fürth 1934 keine Großstadt war, hätte man das Amt beinahe aufgelöst. Folgende Stadtärzte versahen ihren Dienst: Sanitätsrat Dr. Emil Stark von 1906-1928, Obermedizinalrat Dr. August Bergmann von 1928-1951 und Obermedizinalrat Dr. Bernhard Kläß seit 1952.

OKTOBER 1956

Bild 32: Rendezvous am Rande der „Färther Kärwa“

Dienstag, 2. Oktober 1956 Zu einem leidenschaftlichen Bekenntnis zur alten Heimat gestaltete sich das 5. Stiftungsfest der Landsmannschaft der Oberschlesier im „Hexenhäusl“, als der stellvertre­ tende Bundesvorsitzende, MdB Dr. Sornik, in einer flam­ menden Ansprache die Verankerung des Heimatrechts in allen Verfassungen der Welt forderte.

Mittwoch, 3. Oktober 1956 Der Fabrikant Jean Mandel aus der Hirschenstraße 65 erhält das Verdienstkreuz 1. Klasse vom Bundesverdienst­ orden aus der Hand von Regierungspräsident Dr. Hans Schregle.

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Freitag, 5. Oktober 1956

Montag, 15. Oktober 1956

Haruko Nagai, eine japanische Pastorin aus Osaka, besucht Fürth und wird ihre Semesterferien aufgrund eines Stipendiums in unserer Stadt verbringen.

Unter einem ungewöhnlich aktuellen Vorzeichen stand heuer das 94. Stiftungsfest der Freiwilligen Feuerwehr im Geismannsaal.

Sonntag, 7. Oktober 1956

Im Rahmen einer kleinen Feier übergab Stadtpfarrer Karl Will nach dem Gottesdienst der Pfadfindergruppe von St. Michael das neue Jugendheim im Pfarrhof.

Heute fand der traditionelle Kirchweihzug statt. Ein ein­ fallsreiches Programm und ein in sich geschlossenes ZugKonzept begeisterte die Fürther Bürger.

Donnerstag, 11. Oktober 1956 Die ganze Häuserreihe an der Leyher und Kaiserstraße stand in Flammen. Das Großfeuer in der Tonmöbelfabrik Wunderlich wurde gegen 21 Uhr bemerkt. Die Brandursa­ che steht noch nicht fest. Erst weit nach Mitternacht konnte das Feuer in den Griff bekommen werden. Nachbarhäuser konnten von Schaden ferngehalten werden.

Montag, 22. Oktober 1956 Die Waldlaufmeisterschaften im farbenprächtigen Stadt­ wald stand unter einem günstigen Stern. Der 19jährige Franz Müller von der Spielvereinigung Fürth wurde Stadt­ meister auf einem sehr schwierigen Kurs.

Dienstag, 23. Oktober 1956

Völlig überraschend erlag Rektor Alois Frieß von der Friedrich-Ebert-Schule einem Herzschlag.

Die Evangelische Akademie von Tutzing hielt zwei Vorträge in Fürth. Herr Pfarrer Wolfgang Hammer und Pfarrer Adolf Sommerauer sprachen im Dekanat über Glaubenshinder­ nisse und Glaubenshilfen.

Freitag, 12. Oktober 1956

Mittwoch, 24. Oktober 1956

Von der Staatsanwaltschaft wurde das Gebäude der Tonmöbelfabrik Georg Wunderlich (Inhaber Hermann Metz) in der Kaiserstraße 175 nach dem Großfeuer beschlag­ nahmt. Fachleute vom Landeskriminalamt suchen nach der Brandursache. Neben fünf verletzten Feuerwehrleuten mußte auch eine 27 Jahre alte Frau und Mutter zweier Kinder, Franziska Bernauer, schwerverletzt in das Kran­ kenhaus gebracht werden.

40 Jahre bei der Stadt. Kanzleisekretärin Luise Koch fei­ erte ein seltenes Jubiläum.

Donnerstag, 25. Oktober 1956 Titel-Schlagzeile der „Fürther Nachrichten“:

Ungarn in blutigem Aufruhr Sowjetische Düsenjäger und Panzer gegen die Aufständischen eingesetzt Mehrere hundert Tote sind zu beklagen In den frühen Morgenstunden des heutigen Tages versicherte der neue Ministerpräsident Imre Nagy, die Regierung sei wieder Herr der Lage. Radio Budapest meldete gestern 15 Uhr: „In den Straßen unserer Stadt fließt das Blut in Strömen.“ Noch tagelang beherrschte der geschei­ terte Aufstand gegen die sowjetische Besat­ zungsmacht in Ungarn die Schlagzeilen der „Fürther Nachrichten“.

Samstag, 27. Oktober 1956 Das Sportbad am Scherbsgraben hat trotz der ungünstigen Witterung seine erste Bewährungsprobe bestanden. Zu seiner Vollendung fehlt nun lediglich noch der dritte Bauabschnitt, der Spielplatz für die Kleinkinder und die Gaststätte.

Bild 33: Ein brandneuer Opel Kapitän, Baujahr 1956, steht in der Sternstraße gegenüber dem legendären „Café Fürst“ (rechts).

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NOVEMBER 1956 Bild 34: Der bei der Turmsprengung 1945 beschädigte Fachwerk­ bau auf der Alten Veste ist abgetragen, auf dem ver­ bleibenden Untergeschoss entsteht eine Terrasse für die dahinterliegende Gaststätte.

Dienstag, 6. November 1956 In Anwesenheit von Dekan Christian Rieger und OBM Bornkessel fand in St.Martin die Schlüsselübergabe und Einweihung der neuen Gemeinderäume statt.

Mittwoch, 7. November 1956 Titel-Schlagzeile der „Fürther Nachrichten“:

DER FRIEDE GERETTET! Seit 0.59 Uhr haben Briten und Franzosen das Feuer im Krieg gegen Ägypten eingestellt UNO-Polizeitruppe kann einmarschieren Die Welt atmet auf - die lähmende Angst vor einem 3. Weltkrieg beginnt sich zu legen.

Donnerstag, 8. November 1956 In einer Fürther Brauerei ereignete sich ein schwerer Arbeitsunfall, bei dem der Arbeiter Georg Horvuder (52 Jahre) aus Gostenhofen bei Feuchtwangen so schwere Verletzungen erlitt, daß er nach seiner Einlieferung in das Krankenhaus verstarb.

Samstag, 10. November 1956 Vor 50 Jahren, am 10. November 1906, wurde das Fürther Gaswerk zwischen Leyher und Karolinenstraße in Betrieb genommen. Zwischen 1903 und 1906 wurden 3 Millionen Mark investiert. Seit 1948 wurden über 6 Millionen DM für Modernisierung und Rationalisierung ausgegeben.

Montag, 12. November 1956 Ein aufmerksamer Straßenpassant entdeckte dicke Rauch­ schwaden, die aus dem „bilka“-Kaufhaus in der Schwa­ bacher Straße drangen. Das schwelende Vorfeuer, entstanden durch ein defektes Aggregat, verursachte nur geringen Schaden und wurde sofort gelöscht. In einer Feierstunde begingen die Fürther Falken - Sozia­ listische Jugend Deutschlands - die Erinnerung an ihr zehnjähriges Bestehen. Bei der Feier zum 52. Stiftungsfest des Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbundes „Solidarität“, Ortsgruppe Fürth, konnte Vorsitzender Hans Hofmann die goldene Ehrennadel an Hans Schuster für 44jährige Treue überreichen.

Freitag, 16. November 1956 Landesbischof Dietzfelbinger hielt sich privat in Fürth bei Dekan Rieger auf.

Samstag, 17. November 1956 Am 16. November 1886 schlossen sich 122 Gastwirte im Rathaus zusammen und wählten eine Standesvertretung. Nun fand eine Feier zum 70sten Jahrestag statt. Die Vor­ sitzenden und Ehrenvorsitzenden der Fürther Gastwirte­ innung seit 1917: Hans Kießling (1917-1921) Ohr. Schuster (1922-1932) Michael Kamm (1932-1934) Emil Most (1935-1945) Hans Riedel (1945-1952) Wilhelm Barnier (seit 1952).

Dienstag, 20. November 1956 Die Naturwissenschaftliche Vereinigung Fürth veranstal­ tete die bereits zur Tradition gewordene Insektenbörse im Geismannbräu. Entomologen aus aller Welt waren in Fürth zu Gast. Das 100jährige Dienstjubiläum der Schwestern aus dem Mutterhaus der Diakonissenanstalt Neuendettelsau wurde feierlich im Fürther Krankenhaus begangen.

Samstag, 24. November 1956 Mit einem glanzvollen Fest- und Ehrungsabend beging nun auch die Kreisstelle Fürth im Landesverband des Bay­ erischen Hotel- und Gaststättengewerbes ihr 70jähriges Jubiläum.

Mittwoch, 28. November 1956 Viele Zentner Bekleidungsspenden sind für ungarische Flüchtlinge beim Roten Kreuz in Fürth abgegeben worden.

Donnerstag, 29. November 1956 Mit den Worten „Die Wirtschaftsprominenz fehlt im Stadt­ rat“ forderte Dr. Hans Bornkessel Industrie und Handel bei einer Annäherungsveranstaltung im „Schwarzen Kreuz“ die Herren des Industrie- und Handelsgremiums zu einer engeren Mitarbeit auf.

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DEZEMBER 1956 Bild 35: Schwabacher Straße im Weihnachtsschmuck

Samstag, 1. Dezember 1956

Donnerstag, 13. Dezember 1956

25.402 Fürther Bürger - somit ein Viertel der Gesamt­ bevölkerung - beziehen Rente. Der Stadtrat legte die Baugrundkosten und Erschließungs­ kosten für den Industrie-Flughafen fest: ä qm 5,50 DM Bodenpreis und 8,80 DM für Straßen und Kanalisation. Fürths elftes und größtes Kino wurde durch Oberbürger­ meister Bornkessel eröffnet. Im 900 Personen fassenden Lichtspielhaus „City-Palast“ an der Rudolf-BreitscheidStraße wohnten 800 Gäste der Eröffnungszeremonie bei.

Eine schreckliche Bluttat ereignete sich in der Gustavstraße 41. Ein 44jähriger Tapezierer erstach im Streit seinen 16jährigen Stiefsohn.

Donnerstag, 6. Dezember 1906 Der Fürther Pfadfinderstamm „Sturmadler“ besteht seit 25 Jahren. Zum „Ringfeldmeister Franken“ wurde im Falken­ heim „Neuland“ Heinz Irmer aus Fürth gewählt.

Montag, 10. Dezember 1956 In der St. Michaelskirche fand die feierliche Amtseinführung von Pfarrer Helmut Wenz statt.

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Dienstag, 18. Dezember 1956 Seit wenigen Tagen flutet der Verkehr wieder über die Vacher Brücke, die erste stabile Brücke, die seit 1945 die Verbindung über die Regnitz darstellt. Ein zehnjähriger Kampf um den Wiederaufbau und eine fast einjährige Bauzeit war notwendig, um dieses Ziel zu erreichen.

Montag, 31. Dezember 1956 Oberbürgermeister Dr. Hans Bornkessel bezeichnet das vergangene Jahr 1956 als „ein Jahr, das uns nicht um die Erfüllung der Hoffnungen trog“. Den Ausblick auf das Jahr 1957 bezeichnete der Stadtvater als „trübe und verhan­ gen“.

FÜRTH 1956/57 in Farbe

1956 Abb. 1/1: Untere Königstraße

Abb. 1/2: Gasse zwischen Helmplatz 3 und 7 Abb.1/3: Mühlstraße 26-20

TAFEL I

Abb. 11/1: Königstr.35-37, Marktplatz 8-4

Abb. 11/2: Kirchenplatz, Rückseite der Gustavstr. 46-52

Abb. 11/3: Angerstraße 20-18

TAFEL II

Abb. 111/1: Königstraße vor dem Rathaus

Abb. 111/2: Sternstraße 5-11 mit dem Geburts haus von Prof. Ludwig Erhard

Abb. 111/3: Sternstraße 6-2 mit dem legendären Café Fürst, Stamm­ lokal von Ludwig Erhard, Max Grundig und anderen berühmten Fürthern

1956

Abb. IV/1: Fürther Freiheit. Das Blumenbeet vor der StraßenbahnWartehalle trug den Spitznamen „Hirschgarten“ (nach Stadt­ baurat Hirsch)

Abb. IV/2: Haupteinkaufsstraße Schwabacher Str. im Kirchweihschmuck; ohne Ramsch- und leerstehende Läden

Abb. IV/3 Schwabacher Straße

in der Südstadt gegenüber der

Humbser-Brauerei

TAFEL IV

1956

Abb. V/1: Siebenbogenbrücke im Rednitztal. Ganz links der aufgelassene Fußweg zum alten Fronmüllersteg, der 1945 gesprengt worden war.

Abb. V/2: Das neue Sommerbad am Scherbsgraben bei einem Schwimm­ wettkampf

Abb. V/3: Cadolzburger Straße; links ein ehemaliges Bauernhaus in Höhe der heutigen Heinrich Heine-Straße

TAFEL V

Abb. VI/1: Obere Fischerstraße mit Eckhaus zur Pfarrgasse

Abb. VI/2: Werbung der Sparkassen für den Weltspartag

Abb. VI/3: Gustavstraße, im Hintergrund Marktplatz 11

1957

Abb. VII/1: Faschingszug

Abb. VII/2: Festumzug der Kinder bei der Südstadtkärwa in der Herrnstraße

Abb. VII/3: Kinderplanschbecken im neuen Sommerbad am Scherbsgraben

TAFEL VII

1957

Abb. VIII/1: Färther Kärwa auf der Fürther Freiheit

Abb. VIII/2: Königstraße vor dem Rathaus mit dem „Schwarzen Kreuz" im Hintergrund

Abb. VIII/3: Maxstraße mit dem neuerbauten „bilka“Kaufhaus an der Ecke Schwabacher Straße

TAFEL VIII

JANUAR 1957

Bild 1: Blick von der Friedensstraße über den Ulmenweg und das Pegnitztal zur Altstadtkulisse mit St. Michael

Dienstag, 1. Januar 1957 Bei einem Rückblick auf das vergangene Jahr stellt sich heraus, daß die Gewaltverbrechen auf eine bedenkliche Weise zugenommen haben. Man kann sagen, daß 1956 das kriminellste Jahr seit 1945 gewesen ist. Noch 1954 trafen auf 1000 Einwohner nur 27,3 Anzeigen, 1955 stieg die Zahl auf 36,1 und nun beträgt sie 42,2. Einige Krimi­ nalbeamte waren dermaßen beansprucht, daß sie nicht einmal Urlaub nehmen konnten. 79% aller angezeigten Fälle wurden gelöst. Von den 2348 Anzeigen betrafen 288 einen schweren Diebstahl, 1173 einfachen Diebstahl, 638 Betrugs- und 158 Unsittlichkeitsfälle; 91 mal handelten die Anzeigen von Körperverletzungen. Unter den gestoh­ lenen Gegenständen erfreuten sich Mopeds, Motorräder und Autos der größten Beliebtheit.

Donnerstag, 10. Januar 1957 Bisher konnten für den Fürther Industriebetrieb bestimmte Güterwagen nur im Bahnhof Doos auf sogenannte „Kuhlenmeyer“ gestellt werden, die dann ihre Last den Firmen bis vors Haus trugen. Jetzt besitzt auch die Güterabfertigung

Fürth am Ladebahnhof Ottostraße eine Absatzrampe, die es ermöglicht, auch hier die Güterwagen auf Kuhlenmeyer umzuladen. (Anm.: die richtige Schreibweise für den Güterwagen-Straßentransporter ist „Culemeyer“.)

Freitag, 11. Januar 1957 Im Geismannsaal fand die erste Veranstaltung des Fest­ ausschusses Fürther Fasching (Präsident: Hans Pinkert) statt. Oberbürgermeister Dr. Bornkessel und mehrere Stadträte nahmen teil. Es gab vielerlei hübsche Reden, Prinzenmärsche, Musik und - die Inthronisation des Prin­ zenpaares Raimund I. und Erika I.

Samstag, 12. Januar 1957 Bei der Fürther Karnevalsgesellschaft wurden der Faschingsprinz Gustav I. und Ihre Lieblichkeit Marga II. feierlich inthronisiert. Das große Ereignis fand in dem Kol­ pinghaus statt. Auch andere Faschingsveranstaltungen, z.B. der Firma Grundig, der „Falken“, des Winter- und Klet­ tersportvereins und der Sudetendeutschen Landsmann­ schaft erwiesen der Faschingsstimmung ihre Reverenz.

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Montag, 14. Januar 1957 Die Stadtschulpflegschaft, die in den letzten Tagen unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Dr. Bornkessel tagte, beschloß, diesesmal zwar die Turnhallen der FriedrichEbert-Schule für Musterungszwecke der Bundeswehr zur Verfügung zu stellen; aber man wünschte, die Bundes­ wehr möge sobald wie möglich auf die Mietung von ande­ ren Räumen bedacht sein; man sei nicht gewillt, auch in Zukunft Räume der Schulen zur Verfügung zu stellen. Seit Jahren schon ist das Hauptpostamt Fürth darauf bedacht, die Hausbesitzer dazu zu veranlassen, daß sie im Haupteingang ihres Hauses Briefkästen für alle Haus­ bewohner anbringen lassen. Auf diese Weise wird nämlich die Arbeitskraft der Briefträger nicht mehr so übermäßig beansprucht wie bisher. Den Männern von der Post wird erspart, treppauf treppab zu wandern. In den Häusern der Südstadt oder auch Westvorstadt und in den breiten Straßen des Fürther Ostens sind freilich Hausbriefkästen eingebaut. Große Beschwerden aber bereiten den Briefträgern die Häuser und Treppen der Altstadt. Von den 18% der Fürther Häuser ohne Hausbriefkästen befinden sich allein 14% zwischen der Schwabacher Straße und der Rednitz. Viele Häuser der Altstadt sind ja so schmal gebaut, daß man kaum einen Platz finden kann, um Hausbriefkästen einzubauen. Immerhin: vor einem Jahr noch klagte die Post darüber, daß 38% der Fürther Häuser nicht mit Hausbriefkästen ausgestattet sind; nun ist ihr Anteil auf 18 % der Gesamthäuserzahl gesunken. Die Post freut sich.

Dienstag, 15. Januar 1957 Auf dem Gelände des Fürther Flughafens an der Würzburger Straße wurden heute die ersten vier fertigge­ stellten Gebäude bezogen, die im Rahmen des sogenann­ ten Bayern-Programms errichtet worden sind. Die Häuser leuchten in bunten Farben. 68 Familien können in den nächsten Tagen einziehen. Die Satellitenstadt auf dem Flughafengelände wird, so ist geplant, ca. 10.000 Men­ schen aufnehmen.

Mittwoch, 16. Januar 1957 Staatssekretär Dr. Meinzolt, der im Kultusministerium tätig ist, sprach heute vor Lehrern aller Schulgattungen im Dekanatsaal Breitscheidstraße 37 über das Thema „Leh­ rermangel“. Er behauptete, eine bessere Bezahlung der Junglehrer sei nicht das entscheidende Moment, durch das die Sorgen um den Lehrernachwuchs beseitigt werden könnten. Man solle sich Zeit lassen mit der Lehrerbil­ dungsform (-reform?); in Schweden habe man zwanzig Jahre dazu gebraucht.

Donnerstag, 17. Januar 1957 OBM Dr. Bornkessel überreichte heute vor dem Stadt­ ratsplenum das von Bundespräsidenten Dr. Heuß mit Urkunde vom 21. Dezember verliehene Verdienstkreuz am Bande an Frau Liesel Kießling. Der OBM feierte Frau Kießling als eine (im doppelten Sinn) ausgezeichnete Frau, die sich durch ihren Wohltätigkeitssinn viele dank­

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bare Herzen verbunden habe. Die Fürsorge, die sie den Heimkehrern aus der Gefangenschaft zuteil werden läßt, hat ihr den Ehrennamen „Heimkehrermutti“ eingebracht.

Samstag, 19. Januar 1957 Auf der sogenannten Freiheit ist eine Wartehalle entstan­ den; sie trägt ihren Namen mit Recht, weil man lange auf sie warten mußte. Einer der wesentlichsten Räume in dieser Halle war ursprünglich dem Verkehrsverein zuge­ dacht worden. Nach langem Hin und Her, das zum Teil auch den vom Bauamt nicht überdachten Raum, der im Sommer mit Blumen bepflanzt wird, betraf, erhielt nun die Firma Kuhlmann, ein Fürther Omnibusunternehmen und Reisebüro, den Ladenraum, der ursprünglich dem Ver­ kehrsverein zugedacht war.

Donnerstag, 24. Januar 1957 Vor dem Gewerbeausschuß sprach der Fürther Poli­ zeidirektor Dr. Anton Kaltenhäuser über die Frage, ob die Michaelskirchweih 1957 auch heuer wieder auf der Bundesstraße 8 stattfinden könne. Er selbst als Vertreter der Schutzpolizei und zugleich mit Rücksicht auf die Inter­ essen der Feuerwehr meinte, daß in Zukunft die Kirch­ weih nicht mehr im Herzen der Stadt Fürth durchgeführt werden könne. Zweifellos wollte die Regierung für dieses Jahr nicht mehr genehmigen, daß die 30 000 Fahrzeuge, die den täglichen Durchgangsverkehr ausmachen, 16 Tage lang umgeleitet werden. Die Feuerwehr könne das beiderseitige Parken, vor allem in den engen Straßen der Altstadt, nicht mehr dulden und sei außerstande, die Ver­ antwortung für 1957 weiterhin zu übernehmen. Bei dem Großbrand, der die Firma Metz im vergangenen Jahr zur Kirchweihzeit betroffen habe, sei bereits eine Verzögerung von 2 !4 Minuten eingetreten. Der Polizeidirektor schlug vor, die Buden und Fahrgeschäfte künftig auf der Freiheit zusammenzufassen; man könne etwa auch die Königswarterstraße und die Rudolf-Breitscheid-Straße ein­ beziehen. Es stellte sich heraus, daß der Polizeidirektor in diesem von ihm dargelegten Sinne bereits an die Regierung berichtet hatte. Ein Teil der Stadträte wandte sich gegen ein solches Verfahren und beschuldigte Dr. Kaltenhäuser, er habe zu schwarz gemalt. Diese Diskussion ist bezeichnend für die alljährliche Vor­ kirchweihzeit, die bei uns mit Platzdebatten jeweils im Januar oder Februar einzusetzen pflegt. Nachträglich angefügt an diesen Chronik-Eintrag ist eine Anmerkung aus späteren Jahren: Der Leser tröste sich: auch 1957 und 1958 ist die Kirchweih inmitten der Stadt aufgebaut und durchgeführt worden. Es gehört zu ihrem Charakter, mitten im dörflich­ kleinstädtischen Fürth sich auszubreiten und zweifellos steht und fällt ihre Beliebtheit bei den vielen fremden nach Fürth hereinströmenden Kirchweihgästen mit ihrer Lage inmitten der Stadt.

Die letzte Januarwoche sowie die Monate Februar und März 1957 fehlen in der geschriebenen Chronik vollständig, so dass für diese beiden Monate die „Fürther Nachrichten“ als einzige Textquelle zur Verfügung standen.

FEBRUAR 1957

Bild 2: Pegnitzschleife an der Unteren Fischerstr., rechts die Baldstr.

Dienstag, 12. Februar 1957 Nach jahrelanger Debatte um die Wiederbewaffnung und schließlicher Gründung der Bun­ deswehr wurde es jetzt für die ersten Wehrpflichtigen ernst, wie diese Schlagzeile der FN zeigt:

Die ersten Wehrpässe in Fürth ausgegeben 26 Wehrdienstleistende erhiel­ ten sie (...) - Bis Freitag 179 Fürther „Pflichtige“ Lange vor den Diskussionen über eine drohende Klimaverän­ derung waren Wetterkapriolen ein beliebtes Thema - wie die ex­ tremen Unterschiede zwischen Februar1956 und 1957 (rechts):

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MÄRZ 1957

Dienstag, 5. März 1957:

Seit Jahren gab es erstmals wieder einen Faschingszug (oben, Bild 3/4, aus FN)

Dienstag, 12. März 1957 Artikel in den „Fürther Nachrichten“:

Wieder: Richtbaum über Flugplatz In den ehemaligen Industrie-Flughafen führen nun Straßen - Wohnblocks nehmen zu Wer das vor drei oder vier Jahren behauptet hätte, wäre ein wenig mitleidig belächelt worden. Doch es ist wahr: die erste Straße samt Abzweigung zu einer zweiten Straße ist bereits in den ehemaligen Industrie-Flughafen von der Würzburger Straße her vorgedrungen. Sie führt zu einer schon ganz stattlichen Reihe Wohnblocks - zwei davon sind bezogen, zwei weitere werden im Juni bezugsfertig, einer noch vorher. Für einen anderen mit 20 Wohnungen fand gestern das Richtfest statt. Außerdem sind noch zwei Häuser zu bauen begonnen worden. Das Richtfest wurde für das Lagerauflösungs-Programm began­ gen. Die anderen Häuser sind für Ostzonenflüchtlinge zweck­ gebunden. 12 Wohnungen gehören zum Notstandsprogramm. Weitere laufen unter dem Namen „Siemens-Ersatz“. Bauträger ist die König-Ludwigs-Stiftung. Als Architekt arbei­ tete Regierungsbaumeister Dipl.Ing. Rolf Erdmannsdörfer. (...) 36

APRIL1957

Montag, 1. April 1957 In der Zeit vom 1. April 1956 bis zum 31. März 1957 sind in Fürth 333 Kinder geboren worden, die vermutlich ihre Väter niemals sehen werden. Es handelt sich nämlich um die Söhne und Töchter von Angehörigen der amerikani­ schen Wehrmacht, die ihre Vaterschaft verweigern und „untergetaucht“ sind. Allerdings sind die Pariser Verträge vom 5. Mai 1955 bereits in Kraft getreten, wonach die Mütter Gelegenheit haben, ihre Unterhaltsansprüche zu verfolgen. Meist aber liegen die Verhältnisse so schwie­ rig, daß der Vater nie festgestellt werden kann. Fürth steht hinsichtlich der Zahl der unehelichen Geburten mit an der Spitze der bayerischen Großstädte.

Bild 5: An der Fürther Freiheit

Das Sandsteinkreuz ist eines der wenigen noch vorhandenen Sühnemaie dieser Art im Umkreis. Die Wiederaufstellung an einem anderen Standort darf nur im Einverständnis mit dem Stadtarchiv Fürth nach der Straßenbegradigung erfolgen. Archiv­ rat Dr. Schwammberger besprach sich diesbezüglich mit dem Straßenbauamt und besichtigte das massive, mehrere Zentner wiegende Sühnekreuz. Das schöne, historische Steinkreuz, das von Sitte und Brauchtum aus früheren Jahrhunderten kündet, wurde am Karfreitag von manchem Spaziergänger in seiner der­ zeitigen liegenden Stellung betrachtet.

Donnerstag, 25. April 1957 Artikel in den „Fürther Nachrichten“:

Von hier ab fehlen bis 22. Juni alle Chronik-Einträge, statt­ dessen sind ein paar Zeitungsartikel eingeklebt.

Samstag, 20. April 1957

Die Fürther Bäcker-Innung übte gestern Kritik am Ladenschlußgesetz

7-Uhr-Ladenöffnung: „Zu spät“

Im Zuge der dortigen Begradigungsarbeiten

Obermeister Gareis: „Arbeitende Bevölkerung kann nicht rechtzeitig versorgt werden“ - Nach­ wuchsfrage bereitet Sorgen - 233 Bäckereien in Stadt und Land bei der Innung

Das jahrhundertealte Sühnekreuz an der nördlichen Böschung der Bundesstraße 8 am Kieselbühl, kurz vor der Einmündung der Straße nach Unterfarrnbach, muß anläßlich der Begradi­ gungsarbeiten versetzt werden.

(Im Unterschied zur heutigen Diskussion ging es damals nicht um Wünsche, in der abendlichen Freizeit einkaufen zu können, sondern um die Notwendigkeit, vor dem mor­ gendlichen Arbeitsbeginn frische Nahrung zu erhalten.)

Artikel in den „Fürther Nachrichten“:

Sühnekreuz an B 8 wird versetzt

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MAI 1957

Bild 6: Hallplatz mit Kirche Unsere Liebe Frau und Amtsgericht

Mittwoch, 1. Mai 1957 Artikel in den „Fürther Nachrichten“:

Heute öffnet das Bad Vor 10 Jahren noch ein Schuttplatz Macht das Wetter den Badefreudigen - und den Mai-Ausflüglem - heute einen kleinen Strich durch ihre Pläne? Das wäre doch recht schade. Denn während der letzten von einer fast sommer­ warmen Sonne verschönten Tage war das neue Bad offiziell noch nicht geöffnet; dies wird erst heute morgen geschehen. In 38

der kurzen Zeit seines Bestehens hat sich sein Ruhm übrigens auch schon über Fürth hinaus verbreitet. Vertreter des Bayeri­ schen Schwimmverbandes besichtigten die Anlage dieser Tage mit Baurat Arthur Henkel und Bauoberinspektor Hans Schmieg. Sie waren im Zusammenhang mit der Vergabe der Bayerischen Meisterschaften im Schwimmen, Kunst- und Turmspringen nach Fürth gekommen. Die Meinung der Schwimmsportvertreter war: „Wenn ihr im nächsten Jahr auch noch die Tribüne habt, wird Fürth erstmalig einen Länderkampf im Schwimmen erleben.“ Die Verbandsvertreter waren des Lobes voll, sowohl über die Zweckmäßigkeit wie auch die Schönheit der Anlage. Dabei befand sich vor zehn Jahren am gleichen Platz noch eine scheußliche Schutthalde, in der man nach Brauchbarem, das von den Amerikanern weggeworfen worden war, suchte. (...)

JUNI 1957

Bild 7: Marktplatz mit Blick auf St. Michael Bilanz der gestrigen Schulanmeldiuig der 1003 Abc-Sehüizen: Sieg der Gemeinsrhaftsschide mit 94.1 Prozent

Mittwoch, 5. Juni 1957

(FN-Artikel):

Nur 59 Kinder für die neue Bekenntnisschule Da* lind insgesamt nur 18 Proranl aller angemeldelen katholischen Kinder — 269 Katholiken gehen In die Gemeinschallsschule — Ole 59 Bekenntnlsichüler kommen aus 11 Schulhausbesirken — Problem: Wohin mH den beiden Bekennlnlsklassen? — Welte Schulwege

Die Würfel im Fürther Schulstreit sind gestern gefallen: die erste Klasse der katholischen Bekenntnisschule wird eingerich­ tet. Allerdings haben sich mit 94, l Prozent die größte Anzahl der Eltern entschlossen, ihre Kinder in die Gemeinschaftsschule zu schicken. Unter den Anhängern der Gemeinschaftsschule befin­ den sich auch 82 Prozent aller katholischen Eltern in Fürth. (...) Die allermeisten der für die katholische Bekenntnisschule ange­

meldeten 59 Kinder aus fast allen Randgebieten des Stadtgebie­ tes werden einen sehr weiten Schulweg haben, denn die für sie einzurichtenden Klassen werden ja möglichst zentral, also im Stadtkern liegen müssen. (...) Der Schulstreit in Fürth dürfte mit dieser Entscheidung der Eltern nach mehrwöchiger Dauer beendet sein, zumindest für 1 Jahr, denn solange ist die Entscheidung für die Eltern bindend.

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Bild 8-10 (linke Seite oben): Illustration zum FNArtikel auf Seite 39 unten. Bild 11 (I.S. unten): Blick über den Wald­ manns­ weiher im Rednitztal zum neu­ erbauten Sommer­ bad am Scherbsgraben.

Bild 12 (rechts oben): Trotz des neuen Scherbsgrabenbades tummeln sich viele Badende noch gern in den natürlichen Fluten der Rednitz nicht nur im kosten­ losen Frei­ bad, son­ dern auch wie hier im Zahlbad.

Bild 13 (rechts): Überblick über das neue Sommer­ bad, im Hinter­ grund die Umkleide­ kabinen entlang des Ein­ gangsbe­ reichs am Scherbsgraben.

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Sonntag, 23. Juni 1957 Auf der Straßeninsel vor dem Rathaus wurde heute ein „Berliner Meilenstein“ aufgestellt. Die Enthüllung nahmen der Stifter Bundeswirtschaftsminister Prof. Dr. Ludwig Erhard, Senator Oberbürgermeister Dr. Hans Bornkessel und der 1. Kreisvorsitzende des Bundes der Berliner Hans Werner Heckert vor. - Die Entfernung von Berlin wird auf diesem Stein mit „400 km“ angegeben; der Nürnberger „Berliner Stein“ (an der Messehalle) nennt 438 km.

Bild 14 (oben rechts): Der „Berliner Meilenstein“. Bild 15-18: Ludwig Erhard zu Besuch in seiner Geburts­ stadt Fürth.

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JULI 1957

Bild 19: Spiegelungen in den Fiedler-Schaufenstern in der Rudolf-Breitscheid-Straße. Im neuen „City“ läuft „Familie Schimek“.

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Heute beginnt der Sommerschlußverkauf. Der Andrang ist verhältnismäßig gering - sollte das kühle Wetter mehr die Sehnsucht nach warmen Stoffen u. dgl. wecken als den Appetit auf Sommerware?

Mittwoch, 31. Juli 1957 Gegen 19 Uhr prallte an der Kreuzung Lilienplatz, Gartenund Theaterstraße ein siebzehnjähriger Radfahrer gegen eine Zugmaschine. Mit lebensgefährlichen Verletzungen mußte er ins Krankenhaus verbracht werden; er starb dort. Nach 65 Jahren segensreicher Tätigkeit verließen heute die letzten Neuendettelsauer Diakonissen das Altersheim an der Würzburger Straße, ihre bisherige Wirkungsstätte.

Ein führender Mann der FürtherWirtschaft, Brauereidirek­ tor Wilhelm Schülein, ist heute im 73. Lebensjahr gestor­ ben. Er leitete fast 30 Jahre lang die Grüner-Brauerei.

Im Lauf des Juli ereigneten sich im Stadtkreis Fürth 122 Verkehrsunfälle. Dabei wurden 72 Personen verletzt; 30 mußten ins Stadtkrankenhaus eingeliefert werden. Drei Tote sind zu beklagen. Der Sachschaden wird auf 37.550 DM geschätzt. Die Zahl der jetzt in Fürth zugelassenen Kraftfahrzeuge beträgt 9072. Die „unfallhäufigsten“ Tage sind der Samstag und der Mitt­ woch; die wenigsten Unfälle ereigneten sich an den Sonn­ tagen. Im Lauf des Juli geschahen im Landkreis Fürth 42 Verkehrsunfälle; zwei verliefen tödlich.

Die Läden dürfen von nun an wieder auch montags um 7 Uhr geöffnet werden.

Bild 20/21: Neubauten auf der erst später so genannten „Hardhöhe“

Den ganzen Juli über gibt es keine Einträge in der Fürther Chronik. Erst zum Monatsende beginnen wieder die konti­ nuierlichen Aufzeichnungen, nehmen sogar allmählich an Umfang zu.

Montag, 29. Juli 1957

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AUGUST 1957

Bild 22: Noch gab es etliche Fabrikschlote in der Fürther Innen­ stadt, wie hier derjenige einer Färberei in der Moststraße. Auffallend viele „Lloyd“, typische Kleinwagen der fünfziger Jahre, parken hier am Straßenrand.

Freitag, 2. August 1957 Der Gesandte Panamas in Bonn, Don Camillo B. Porras, stattete heute in Begleitung des Generalkonsuls Pana­ mas in Nürnberg, Wilhelm Klein und des Geschäftsführers des Industrie- und Handelsgremiums Fürth, Dr. Paul Würsching, den Grundigwerken einen Besuch ab.

Sonntag, 4. August 1957 Die hochsommerliche Witterung am Wochenende hatte wieder zahlreiche Kraftfahrer zu Ausflügen veranlaßt. Nicht nur im Stadtgebiet, sondern auch auf den Straßen des Hinterlandes (in Cadolzburg feierte man wieder einmal ein Jubiläum - zur Erinnerung an die erste uns bekannte Erwähnung 1157) herrschte reger Fahrzeugverkehr. Am Samstag und Sonntag ereigneten sich insgesamt acht Unfälle, teilweise mit schweren Folgen. Zwölf Personen wurden verletzt, sechs Schwerverletzte wurden bewußtlos ins Krankenhaus eingeliefert.

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Fürth im August 1957

Bild 23/24 (linke Seite oben): Königstraße Höhe Marktplatz Bild 25 (I.S.mitte links): Marktplatz Bild 26 (I.S.mitte rechts): Lilienstr. Bild 27 (I.S.unten links): Blick vom Synagogenplatz zum Marktplatz Bild 28 (I.S.unten rechts): Freiheit Bild 29/31 (oben und mitte links): Schwabacher Straße Bild 30 (oben rechts): Friedrichstr. Bild 32 (mitte rechts): Maxbrücke Bild 33 (rechts): Ulmenweg 47

Bild 34-36 (oben): Neubauten in der Königstraße, zum Teil auf bisher unbebauten Flächen, zum Teil in Baulücken, die der Krieg gerissen hatte. Bild 37 (links): Neubauten an der Hochstraße versperren nun den Blick von der Würzburger Straße auf die Martinskirche.

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Dienstag, 6. August 1957 Den 20jährigen Eugen Stenglein traf ein seltsamer Unglücksfall: er wollte aus der Dachrinne des Hauses Flurstraße 68 einen Ball holen. Er bestieg das Dach des Hauses und berührte dabei eine 380-Volt-Strom-Freileitung; der Unfall verlief tödlich.

Freitag, 9. August 1957 Für drei Häuser des VdK an der Soldnerstraße (30 Woh­ nungen) fand heute - nach überstandenem Gewitter - das Richtfest statt. Teilnehmer: Direktor Weidinger vom VdKBauträger-Unternehmen,der Bayer.Wohnungsbau- u.Sied lungsgesellschaft München, Stadtbaurat Hirsch, Verwal­ tungsdirektor Janischowski,Feuerwehr-Amtmann Dimper. Um 17-18 Uhr jagte ein Gewittersturm über Fürth und Nürnberg dahin. Innerhalb weniger Minuten sank die Tem­ peratur von 28 auf 17°. Wolkenbruchartiger Regen setzte viele Keller unter Wasser. In der Schwabacher Straße warf der Blitz einen Baum auf ein Haus - Schaden: ca. 400 DM. In einer knappen Stunde fielen 18,1 I Wasser auf 1 qm.

Samstag, 10. August 1957 Die Amerikaner vereinfachten den Betrieb ihrer Dienstta­ xis. Während bisher im Bereich Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach 50 Taxis ihren täglichen Dienst verrichte­ ten, sind es nun nur noch 13. Sie sind mit Sprechfunkan­

lagen ausgerüstet und können daher von einer zentralen Stelle aus dirigiert werden; so werden viele Leerfahrten, die bisher notwendig gewesen waren, vermieden. Der Verkehr auf der Bundesstraße 8 wird von heute an durch unsere Stadt mittels der „Grünen Welle“ geführt. Die Signalanlagen befinden sich am Rathaus, am Stadtthea­ ter und an der Bahnhofstraße. Die „Grüne Welle“ kann auf dreierlei Laufzeiten eingestellt werden: 94 Sekunden, 74 Sekunden und 58 Sekunden. In Fürth wurde die „Grüne Welle“ auf eine Geschwindigkeit von 35 Stundenkilometer eingestellt, in Nürnberg (wo die Straßen breiter sind) auf 40 km.

Montag, 12. August 1957 Der Maler C.O. Müller-Kipfenberg überbrachte Oberbürgermeister Dr. Bornkessel das Porträt des Bundespräsidenten Prof. Dr. Heuß, das er im Auftrag der Stadt Fürth gemalt hat. Alle Schuhmachereien im Stadtgebiet sind vom 12.-25. August ferienhalber geschlossen.

Dienstag, 13. August 1957 Die Ruine Königswarterstraße 40, die einzustürzen drohte, wurde heute niedergelegt. - Die Ruinen werden selten in unserer Stadt. Nur hier in der Königswarter- und Gabels­ bergerstraße sind noch einige Ruinen zu sehen, in ande­ ren Straßen aber findet man sie nur noch ganz selten.

Bild 38: Die Ruine Königswarterstr.40 kurz vor ihrem Abbruch.

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Mittwoch, 14. August 1957

Freitag, 16. August 1957

Die Bau- und Siedlungsgenossenschaft an der Heilstättenstraße (gegründet 1949) hat nun, nachdem sie bisher an der Flurstraße 27 und 19 Wohnungen errichtet hat, an der Erlanger Straße das Richtfest für 10 Wohnun­ gen gefeiert. Auch das evangelische Siedlungswerk beging ein Richt­ fest, und zwar für 61 Wohnungen an der Friedrich-EbertStraße.

Der Chefarzt des Fürther Kinderspitals, Dr. Wilhelm Hedrich, ist heute gestorben. Er war einer der bekanntesten Ärzte Fürths. Am 14. März 1893 in Höchstadt a.d. Aisch als Sohn eines Beamten geboren, besuchte er das Gymna­ sium in Nürnberg und Fürth; in Erlangen studierte er. 1923 wurde er zum Leiter des Kinderspitals und des Nathanstiftes ernannt; die Betreuung des Nathanstiftes gab er 1940 auf, um sich - mit einigen Unterbrechungen- allein der Betreuung des Kinderspitals zu widmen. Der jüngsten katholischen Gemeinde in Fürth, der Pfarrei Christkönig (4500 Seelen), wurde Pater Meinrad Ziegler aus dem Karmelitenkloster Bamberg als 3. Kaplan zuge­ wiesen.

Donnerstag, 15. August 1957 Als erste Stadt der Bundesrepublik läßt Fürth auf einer von der Internationalen Büro-Maschinen-Gesellschaft an die Siemens-Werke vermieteten Alphabet-Tabellier-Maschine seine Wählerlisten schreiben. Die dazugehörigen Wahlbe­ nachrichtigungen für die Bundestagswahlen am 15. Sep­ tember werden im Durchschreibeverfahren gleichzeitig hergestellt. Die Maschine schreibt in der Stunde 9000 Zeichen; sie leistet in 24 Stunden (also in 3 Tagen) das gleiche, was früher 30 Schreiber in einer Arbeitswoche lie­ ferten. Für die Maschine wird eine Monatsmiete von 3000 DM bezahlt.

Sonntag, 18. August 1957 Am heutigen Sonntag und morgen am Montag 19. August findet in Fürth der 69. Bayerische Friseurkongreß statt. Im Geismannsaal wird ein Preisfrisieren veranstaltet. Der Kongreß steht unter dem Protektorat von OBM Dr. Born­ kessel.

Samstag, 24. August 1957 Anläßlich der Eröffnung des 5. Deutschen Klein­ gärtnertags in Köln erhielt die Stadt Fürth zusam­ men mit der Organisation der Fürther Kleingärtner („Arbeitsgemeinschaft der Kleingärtner Fürth und Umgebung e.V.“) den Bundesehrenpreis für Städte von 50.000 bis 150.000 Einwohner; der Preis wurde an Fürth ver­ liehen sowohl wegen der mustergültigen Planung in städtebaulicher Hin­ sicht wie wegen der guten Arbeit der Fürther Klein­ gärtner. Auf je 50 Fürther trifft ein Kleingärtner.

Mittwoch, 28. August 1957 Der bisherige Komman­ deur des Nürnberg-Fürt­ her Militärbezirks, Oberst Theodore R. Kimpton, wurde heute von Oberst Graham E.Schmidtabgelöst. Oberst Schmidts Großeltern stammten aus Deutschlands kann kein Wort deutsch sprechen. Bild 39: Schwabacher/Flößaustr.

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SEPTEMBER 1957

Bild 40: Die Gustavstraße, damals noch Hauptverkehrsstraße

Sonntag, 1. September 1957 Von heute an gilt im Bundesgebiet die Höchstgeschwindig­ keit von 50 km innerhalb der geschlossenen Ortschaften. Für Fürth ist damit eine Erhöhung der Geschwindigkeits­ grenze eingetreten - bisher mahnten die Verkehrsschil­ der, höchstens 40 Stundenkilometer rasch innerhalb des Stadtgebietes zu fahren.

Montag, 2. September 1957 Vom Bayerischen Finanzministerium wurde heute der bisher in Nürnberg tätige - Oberregierungsrat Dr. Rolf Negendank zum Regierungsdirektor und Leiter des Finanz­ amtes Fürth ernannt. Zum Leiter der Verkehrspolizei wurde der Polizei-Inspek­ tor Rudi Horn (geb. 21.3.1923) ernannt.

Dienstag, 3. September 1957 Die Burgfarrnbacher Schulkinder und viele erwachsene Burgfarrnbacher erlebten heute die Einweihung ihres soeben fertiggestellten Schulhauses. Mit einem Kosten­ aufwand von 900 000 DM ist das neue Gebäude errichtet worden. Als Ehrengäste nahmen an der Feier teil: OBM Dr. Bornkessel, Bürgermeister Segitz, M.d.B. Winter und M.d.L. Gräßler und die Schulräte Heim und Steger, Ver­ treter der Kirchen und fast der gesamte Stadtrat. Dem Oberbürgermeister, dem Architekten Regierungsbaumei­ ster Fritz Fronmüller und dem Stadtschulrat Heim haben Mädchen Blumen überreicht. OBM Dr. Bornkessel, nachdem er den Hausschlüssel ent­ gegengenommen hatte, sprach zu den Versammelten und freute sich darüber, daß es der Stadt Fürth gelungen sei, nach der Adalbert-Stifter-Schule und der Schule an der Friedrich-Ebert-Straße ein weiteres modernes Schulhaus der Jugend widmen zu können.

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Das Haus umfaßt acht Klasszimmer, einen 55 m langen Gang (zugleich für den Aufenthalt während der Pause), eine Lehrküche, einen Werkraum, zwei Treppenaufgänge. Es ist das erste Schulhaus in Fürth, das - von der Haus­ meisterloge aus gesteuert - mit Gas beheizt wird. Die Kinder sitzen in hellen Räumen, rings von Glas umge­ ben. Möglichkeiten zur Ablenkung werden tausendfach sich anbieten. Der Vorzug dieses Schulhauses ist, daß es neu ist; in 15 Jahren wird es ein unansehnlicher Glaska­ sten sein. Gesamtkosten 900.000 DM. Heute wurde in den Fürther Schulen der Unterricht wieder aufgenommen. In den Schulhäusern an der Frauenstraße und Ottostraße wird je eine Klasse der Katholischen Bekenntnisschule eingerichtet. An der Frauenstraße werden 30, an der Ottostraße 26 Kinder zur Bekenntnis­ schule gehen. Die Klassen sind gemischt. - Das Katho­ lische Stadtpfarramt setzt zwei Schulomnibusse ein, um die weit entfernt wohnenden Schüler und Schülerinnen zu ihrem Schulhaus zu bringen.

Sonntag, 8. September 1957 In der St.Paulskirche wurde der neue 1. Pfarrer Wilhelm Röhring in sein Amt eingeführt. Er ist der Nachfolger von Kirchenrat Ferdinand Krauß, der dieser Gemeinde fast 30 Jahre lang gedient hat. Dekan Christian Rieger begrüßte vom Altar aus den neuen Geistlichen, der nun nach neunjähriger Tätigkeit in der Diaspora-Gemeinde

Pfarrkirchen in die Großstadtgemeinde Fürth St.Paul gekommen war. Bei der Installation assistierten Kirchen­ rat Ferdinand Krauß und Pfarrer Karl Beck. Anschließend hielt Pfarrer Röhring seine Predigt von der Kanzel der St.Paulskirche. Pfarrer Röhring wurde 1909 in Schönwald (Ofr.) geboren. Nach seinem Studium in Erlangen und Berlin wirkte er als Vikar in Thalmässing, Eschenfelden und Regensburg. Ein Jahr lang war er dann während des Kirchenkampfes im Ausland tätig. Seine erste selbständige Pfarrstelle war Bechhofen. Nach dem Krieg wurde ihm die Pfarrstelle Pfarrkirchen verleihen, wo er das neue Werk der Inneren Mission „Christanger“ auf- und ausbaute.

Von nun an scheint es eine Zeitlang zwei Chronisten gege­ ben zu haben, die offenbar in einer gewissen Rivalität zueinander standen. Manche Einträge sind deshalb in zwei verschiedenen Fassungen vorhanden, wobei der eine (neue?) Chronist auch Gefallen daran fand, die Tipp­ fehler seines Kollegen zu korrigieren und dessen Notizen nachträglich zu ergänzen. Optisch unterscheidbar sind die Chronikeinträge durch unterschiedliche Schreibma­ schinentypen (alte, hohe Lettern und neue, niedrigere). Zusätzlich sind auch noch handschriftliche Einträge in einer großen, dominant wirkenden, gut lesbaren Schreib­ schrift vorhanden, offenbar auch vom neuen Chronisten. Insgesamt wird die Chronik dadurch ausführlicher und umfangreicher und lässt ab und zu verschiedene Einschätzungen der gleichen Tatsachen erkennen.

Bild 41: Wahlplakate zur Bundes­ tagswahl 1957

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Bild 42: Wahlplakatetafel gegenüber dem Rathauseingang.- Der schon damals fast historische Straßenbahn-Triebwagen der ehemaligen Linie 41 (Billinganlage-Flößaustraße) trägt seit April 1957 die neue Bezeichnung „7“.

Sonntag, 15. September 1957 (handschriftlich:)

Zur heutigen Bundetagswahl haben sich in Fürth folgende Kandidaten gestellt: Rechtsanwalt Dr. Friedrich Winter, geb. 7. März 1902 zu Fröhstockheim Ufr., Fürth (CSU = Christlich-Soziale Union),

Angestellter Max Seidel, geb. 21. Januar 1906 zu Breslau, Fürth (SPD = Sozialdemokratische Partei Deutschlands), Dipl. Volkswirt Dr. Joachim Klings, geb. 2. Juni 1924 zu Ludwigstal (Oberschi.), Fürth (Gesamtdeutscher Block BHE = Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten), Facharzt Dr. Klaus Dehler, geb. 15. September 1926 zu Erlangen, Nürnberg (FDP = Freie Demokratische Partei), Kaufmann Paul Fäßler, geb. 12. März 1901 zu Freising (Oby), Fürth, (DP = Deutsche Partei / Freie Volkspartei), techn. Kaufmann Peter Ott, geb. 23. April 1900 zu München, Nürnberg (FU = Föderalistische Union / Bayern­ partei / Zentrum), Professor Dr.Dr. Ernst Meier, geb. 4. September 1893 zu München, Haßfurt a. Main (BdD = Bund der Deutschen, Partei für Einheit, Frieden und Freiheit), Kaufmann Karl Pfefferlein, geb. 30. September 1913 zu Würzburg, Nürnberg (DRP = Deutsche Reichspartei).

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Vermutliche Zusammensetzung des Bundestages: 275 Abgeordnete derCDU/CSU, 157 der SPD, 46 der FDP und 17 der DP - Wird es trotzdem zu einer Koalitionsregierung kommen?-Wahlbeteiligung reicht an 90 v.H. heran - Der Sonntag verliei ohne größere Zwischenfälle - In München: Höllenmaschine rechtzeitig entdeckt

Fürth und Nürnberg schicken CSU-Kandidaten ins Parlament Oben: Mit großer Schlagzeile präsentierten die „Fürther Nachrichten“ das bundesweite Wahlergebnis.

Neben der auf der vorherigen Seite zitierten handschriftli­ chen Eintragung weist die Fürther Chronik zwei weitere, maschinengeschriebene Wahlberichte auf, Dabei kam auch ein anderes wichtiges, spezifisch fürtherisches Ereig­ nis am Wahlsonntag, nämlich das Fußball-Lokalderby SpVgg Fürth : 1. FC Nürnberg, nicht zu kurz (siehe auch oberste Zeile der obenstehenden Abbildung):

(Schreibmaschinenblatt mit alten Typen:) Heute fand die Bundeswahl statt. Kandidaten waren Rechtsanwalt Dr. Friedrich Winter - Fürth i.Bay., Königswarterstr.66 für die CSU; Max Seidel, Angestellter, Fürth i.Bay., Cadolzburger Str. 1 für die SPD; Dr. Joachim Klings, Diplom-Volkswirt, Fürth i.Bay., Bismarckstr. 14 für den Gesamtdeutschen Block; Facharzt Dr. Klaus Dehler, Nürnberg, Spittlertorgraben 15 für die FDP; Paul Fessler, Kaufmann, Fürth, Königsstr.114 für die DP; Peter Ott, Kaufmann, Nürnberg, Lange Zeile 9 für Bayernpartei und Zentrum; Dr.Dr. Ernst Meier, Professor, Haßfurt a.M. für den Bund der Deutschen und Karl Pfefferlein, Kaufmann, Nürnberg, Siegelsdorfer Str.75 für die DRP. In dem Wahlkreis Fürth/Nürnberg-West zeigte sich bei der heutigen Wahl zum 3. Bundestag eine neue Konstella­ tion: die CSU (Christlich-Soziale Union) siegte und brachte ihren Kandidaten Dr. Friedrich Winter durch, obwohl unser Wahlkreis bisher als einer der sichersten für die SPD galt. Genauer betrachtet muß man allerdings feststellen, daß dieser Sieg den Stimmen aus Nürnberg West zuzuschrei­ ben ist; wäre Fürth ein eigener Wahlkreis, so hätte die SPD gesiegt. Der SPD-Kandidat Max Seidel zieht übrigens über die Landesliste in den Bundestag ein; er ist dort auf Nr. 17 vor­ gemerkt und erhält sein Mandat, weil die SPD in Bayern

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25 Bundestagsmandate erringen konnte. Die CSU befindet sich in Siegerstimmung. Der vom Stimm­ kreis in den Bundestag gewählte Rechtsanwalt Dr. Fried­ rich Winter erklärte, er sei erfreut darüber, daß die sog. Splitterparteien keinen Erfolg erzielt haben. Die SPD solle sich auf ihren Stimmenzuwachs nur ja nichts einbilden; denn ihr Gewinn seien ganau die 4%, die früher der KPD zugehört hatten. Wenn auch die Bundestagswahl sich nicht mit kommu­ nalen Problemen befaßte, so könne man doch nicht übersehen, daß sich die Entscheidung des Volkes auf die kommenden Wahlen in den Gemeinden auswirken werde.

(Schreibmaschinenblatt mit neuen Typen:) Bei der heutigen Bundestagswahl ergab sich, daß SPD und CSU Brust an Brust im Rennen lagen. Gegenüber der Bundestagswahl 1953 vermehrten sich die Stimmen der CSU von 29,6 auf 40,4%; die SPD nahm um 4% zu. Mit den Stimmen der Nürnberger Wähler (ein Teil des Nürnberger Ostens stimmt ja zusammen mit Fürth) und den Stimmen der Briefwähler errang der Fürther Bundes­ tagskandidat Dr. Friedrich Winter einen knappen Sieg über den Kandidaten der SPD Max Seidel. Max Seidel wird über die Landesliste in den Bundestag einziehen. Ein ganz entsetzliches Unglück ist heute nachmittag ein­ getreten: in dem Fußballkampf zwischen der Spielvereini­ gung Fürth und dem ersten FCN siegten die Nürnberger mit einem 1:0. Über 25tausend Zuschauer waren Zeugen dieses unvergeßlichen Ereignisses, von dem wir hoffen wollen, daß es noch oft in den Fragestunden des Fernse­ hens zum Gegenstand der Betrachtung gemacht werde.

Bild 43/44: Rudolf-Breitscheid-Straße. Unten: Falschverstandene Modernisierung führte zu einem optischen Verlust.

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Die Nürnberger verließen das Kampffeld mit dem Gefühl, daß ihnen nun wohl auch die Atombombe keinen Nachteil mehr zufügen könne, während sich die standesbewußten Fürther nur auf Umwegen nach Hause schlichen. Das Entsetzliche aber an dem Ereignis war, daß die Mann­ schaft der Spielvereinigung durch ein Eigentor Gotttingers (= eines Mitspielers) zustande kam. (Der Satz steht wirklich so drin, gemeint ist natürlich die Niederlage der Spielvereinigung). Der Bundestrainer Sepp Herberger, nach dem Bundespräsidenten einer der bedeutendsten Personen Deutschlands, urteilte den begehrlich lauschenden Sport­ ohren zu Liebe: „Ein ganz hervorragendes Spiel, mit Kampfeinsatz und schönen Kombinationen. Beide Mann­ schaften waren gleich stark, das Ergebnis demnach glücklich. Eine augezeichnete Partie lieferte Karl Mai (Dies ist einer der berühmtesten Fürther der Neuzeit, weil er Fußballspielen kann.), dessen Kondition immer wieder erstaunen läßt.“ Viele Fürther haben vorher gar nicht gewußt, daß Karl Mai überhaupt eine Kondition besitzt.

Dienstag, 17. September 1957 Der Bezirks-Lehrer- und Lehrerinnenverein Fürth veran­ staltete eine Versammlung, in der Wilhelm Ebert, der 1. Vorstand des BLLV, und Kurt Gemählich, der Leiter der schulpolitischen Hauptstelle, über die Not der Lehrer und die Nöte der Schule sprachen. Man stellte fest, daß zur Zeit rund 1500 Lehrer fehlen.

Freitag, 20. September 1957 (alte Schreibmaschine:) Im Bundesbesolungsgesetz wurde Fürth in die Ortsklasse S, d.h. Sonderstufe, eingereiht. Damit ist Nürnberg-Fürth, auch Erlangen, in die gleiche Stufe genommen worden.

derwoche abzuhalten. OBM Dr. Bornkessel eröffnete die Veranstaltungsreihe, die von den Pfadfindern während der kommenden Woche dargeboten wird. Im kleinen Saal und auf der Galerie war eine Ausstellung aufgebaut, die alle Lebensgebiete umfaßt. Im Hofe hatte man ein Musterlager (ohne jeden Nagel) aufgestellt. Es enthielt verschiedene Arten von Zelten und einen 15 Meter hohen Signalturm. Zum Zeichen der völkerverständigenden Pfadfinderidee waren auch amerikanische und die christlichen Pfadfinder vertreten.

Fürther Nachrichten, 23. Sept. 1957 Nach längerer Pause hielt der Verkehrsverein wieder eine Ver­ sammlung ab. Der Mangel eines Geschäftsführers nach dem Able­ ben Rudolf Martins war deutlich zu verspüren. Die Diskussionen (...) zeigten, daß man ein wenig auf den Lorbeeren ausruht.

Mittwoch, 25. September 1957 Die Frauen erobern sich allmählich alle Berufe. Unter den dreizehn Lehrlingen, die in diesen Tagen ihre Gesellenprüfung als Tapezierer und Sattler ablegten, befand sich auch ein Mädchen (Rosemarie Agli aus Unterfürberg).

Donnerstag, 26. September 1957 In der heutigen Stadtratsitzung wurde vom Plenum ein­ stimmig die Einführung der 45-Stundenwoche für die städtischen Arbeiter, Angestellten und Beamten beschlos­ sen. Eine Debatte fand nicht statt. Fürth hat sich mit diesem Beschluß der Arbeitszeitregelung in den Stadtver­ waltungen Nürnbergs, Augsburgs und Münchens ange­ glichen. Die Verkürzung der Arbeitszeit bedeutet eine Lohnerhöhung um 6,1%. Von der Arbeitszeitverkürzung ausgeschlossen bleiben die Feuerwehr und Polizei und das Krankenhauspersonal.

(neue Schreibmaschine:)

Freitag, 27. September 1957 Der Bundesrat hat heute beschlossen, Fürth in die Orts­ klasse „S“ aufzunehmen. Das bedeutet, daß die im öffentlichen Dienst Beschäftigten höhere Bezüge erhalten. Für Fürth macht die Erhebung von der Ortsklasse „A“ nach „S“ einen Mehrbetrag von 370.000 DM aus. Die Entscheidung zugunsten Fürths fiel im Hinblick auf die enge Wirtschaftsgemeinschaft mit Nürnberg aus; aus glei­ chen Gründen auch hat man Bremerhaven mit Bremen gleichgestellt.

Samstag, 21. September 1957 Bisher war der Übergang vom Nürnberger auf den Fürther Stadtbereich an der Stadtgrenze dadurch erkennbar, daß die hellerleuchtete Fürther Straße sich in eine dunkle Nürnberger Straße verwandelte. Nun aber, noch vor Beginn der Kirchweih, werden auch in der Nürnberger Straße die längst ersehnten Langfeldleuchten angebracht.

Sonntag, 22. September 1957 Vier Fürther Pfadfinderbünde schlossen sich zusammen, um in der Turnhalle des Turnvereins 1860 eine Pfadfin­

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Die Kirchweihtage stehen unmittelbar bevor und die Poli­ zei muß darauf bedacht sein, den Umleitungsverkehr zu sichern. Besonders viel Kummer bereiten ihr diejenigen Autofahrer, die an falscher Stelle und womöglich auch noch sehr lange parken. Um solchen Sündern auf den Leib zu rücken, wird man mit aller Strenge gebührenpflichtige Verwarnungen vornehmen, d.h. der falsch Parkende hat 4 DM zu bezahlen. In besonders schlechten Fällen aber soll außerdem noch Anzeige erfolgen, die eine Geld­ strafe nach sich zieht (8-12 DM). Im Rathaushof steht bereits ein Abschleppwagen bereit, der die Fahrzeuge von Parksündern in Sicherheit bringen wird.

Samstag, 28. September 1957 Eine Woche lang haben sich nun die Pfadfinder mit einer Reihe von Abendveranstaltungen recht angenehm bemerk­ bar gemacht. Sie führten Theaterstücke auf, sangen Chöre, zeigten einen Film, gestalteten einen bunten Abend und erregten große Freude durch die Ausstellung, in der sie ihre Geschicklichkeit zeigten. 5000 Besucher hatte die Ausstellung.

OKTOBER 1957

Bild 45: St. Michaels-Kirchweih vor der Kirche Unsere Liebe Frau

Samstag, 5. Oktober 1957 Auch in unserer Stadt hat sich wieder die Grippe einge­ schlichen, die z. Zt. rings im Lande grassiert. Die Ärzte kommen kaum mehr nach, um ihre Kranken zu behan­ deln und bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse stauen sich diejenigen, die sich einen Krankenschein holen wollen. Man rechnet damit, daß ungefähr ein Viertel der Bevölkerung während der letzten zwei Tage von der Grippe befallen wurde.

Sonntag, 6. Oktober 1957 Der heutige Kirchweihsonntag brachte außer einem Mas­ senbesuch auch Taschendiebe nach Fürth. Innerhalb von zwei Stunden wurden vier Geldbörsen gestohlen.

Montag, 7. Oktober 1957 Am heutigen zweiten Kirchweihmontag fand auf den Pegnitzwiesen am „Karlsberg“ wieder ein Feuerwerk statt. Durchgeführt wurde es von dem Kunstfeuerwerker Hans Kaspar Höfler.

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Bild 46 (oben): Kirchweihschmuck an der Straßenbahnhaltestelle Fürther Freiheit Bild 47 (unten links): Die immer noch vorhandene Not mancher Kriegsopfer blieb an den Rand der Kärwa verbannt.

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Bild 48 (linke Seite unten rechts): Der Kärwazug - hier die wegen ihrer swingenden Rhythmen besonders beliebte US-Militärband - führte mitten durch die Budenstadt; hier in der Königstraße, im Hintergrund die Gaststätte „Tannenbaum“ an der Helmstraße. Bild 49 (oben links): Festwagen der Metzger-Innung auf dem Kärwazug - hier am Königsplatz Bild 50 (oben rechts): Die große Rutschbahn war schon damals sehr beliebt, kommt aber nur sehr selten auf die Färther Kärwa. Hier wird sie gerade hinter der Kirche Unsere Liebe Frau auf­ gebaut.

Bild 51 (rechts): Kirchweihszene am Hallplatz. Rechts ein typischer Kleinst­ wagen der fünfziger Jahre: das Goggomobil.

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Mittwoch, 9. Oktober 1957 Im Hauptbahnhof Fürth wurde ein achter Schienenstrang eingebaut.

Donnerstag, 10. Oktober 1957 Nun ist die Kirchweih also wieder überstanden. Der erste Tag war zwar eine völlige Pleite, weil er vom frühen Morgen bis zum späten Abend nichts weiter wußte, als zu regnen. Der Ausfall, den er verursacht hat, konnte während der folgenden Tage zwar nicht mehr eingeholt werden; aber im allgemeinen sind die Kirchweihbeschicker mit ihren Umsätzen noch sehr zufrieden. Am günstigsten schnitten die Budenleute an den letzten drei Tagen ab; vielleicht wollten die Fürther rasch nachholen, was sie in den ersten Tagen versäumt hatten. Die Karussells für Kleinkinder waren heuer wieder stärker besucht als in den vergangenen Jahren. Das Riesenrad war mit seinen Erfolgen zufrieden. Die Fahrkörbe, die Loo­ pings vollziehen, waren auch stark besetzt und es schient, als ob die Schaubuden sogar noch in größerer Anzahl hätten eintreffen können. Die Kunstblumen, die entsetz­ lich gesunden Zwiebeln und die frisch gebackenen Waf­ feln wurden fleißig abgesetzt. Dagegen jammerten die Füllhalter- und Rasierklingenverkäufer. Besonders zufrie­ den war der Bücherhändler; es scheint, daß die Fürther in Kirchweihzeiten besonders starke kulturelle Bedürfnisse empfinden; daher kommt es wohl auch, daß die Wirtshäuser sehr gut besucht waren.

Freitag, 11. Oktober 1957 Am Mädchenrealgymnasium herrscht große Freude darüber, daß 40% der Lehrer an Grippe erkrankt sind. Der Unterricht mußte daher am Wochenende ausfallen; er wird erst am kommenden Montag wieder aufgenom­ men. An der Oberrealschule wurden zeitweise 11 Klas­ sen geschlossen. Seit vierzehn Tagen grassiert in Fürth diese sog. asiatische Grippe. Am meisten gefährdet sind die Kinder. Die Krankheit äußert sich in plötzlichem Fieber, in Kopf- und Gliederschmerzen.

Sonntag, 20. Oktober 1957 Heute war der Tag des Pferdes. Aus diesem Anlaß fanden sich 15 Reiter aus Burgfarrnbach, Zirndorf, Poppenreuth und Unterfürberg auf dem Fürther Königsplatz ein. Der Präsident des neugegründeten Fahr- und Reitsportver­ eins, Alfons Zihr, hielt eine Ansprache, die dem Sinn und Zweck des Sternrittes und der Pferde- und ReiterFütterung galt. Daran schloß sich ein Werberitt durch die Stadt, der von einer begeisterten Kinderschar und Funk­ streifenwagen der Polizei begleitet war.

Für spätere Geschlechter sei angemerkt, daß wir uns angewöhnt haben, für alle Dinge, die es entweder gar nicht mehr oder nur noch in wenigen Beispielen gibt, einen besonderen Tag anzusetzen; daher feiern wir die Woche der Brüderlichkeit, den Tag der Mutterliebe, den Tag der Deutschen Einheit, den Tag des Baumes usw.

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Fürther Nachrichten, 22. Okt. 1957 Das bekannte Fürther Geschlecht der „Fronmüllers“ traf sich auf„historischem“ Boden

Blick auf eine 600jährige Familientradition Anwesend waren unteranderem Architekt Fritz Fronmüller, Dekan Christian Rieger und Frieda Fronmüller, die einzige Kirchenmusikdirektorin in der Bundesrepublik.

Freitag, 25. Oktober 1957 Die Gottesdienste der evangelischen Kirche werden künftig nach einer neuen Ordnung gestaltet. Gemeinde und Geist­ licherwechseln sich ab in dem liturgischen Sprechgesang, der sich an die Chöre der Urkirche anlehnt. Nicht mehr die Predigt steht im Mittelpunkt des Gottesdienstes, sondern der Sakramentsteil. Bisher gestaltete der Geistliche allein den Gottesdienst, während die Gemeinde sich nur in dem Gesang einiger Kirchenlieder und in mitgesproche­ nen Gebeten äußerte. Nunmehr tritt die Gemeinde als Mitwirkende in den Mittelpunkt der Handlung. Als erste Kirche in Fürth hat die St.Michaelskirche unter der Anlei­ tung von Stadtpfarrer Karl Will diese neue Gottesdienst­ ordnung aufgenommen.

Samstag/Sonntag,26./27.Oktober 1957 Mit einer Reihe von Veranstaltungen feierte das Mädchenrealgymnasium seinen 50. Geburtstag. Am Frei­ tag bereits fanden sich viele ehemalige Schülerinnen im Geismannsaal ein, um Wiedersehen mit früheren Lehrern und Schulfreundinnen zu feiern. Daß viele Ansprachen gehalten wurden, ist selbstverständlich. Am Samstagnachmittag besichtigten die Besucherinnen das Schulhaus an der Tannenstraße, um die Schulzim­ merluft wieder einmal einzuatmen. Der Sonntagvormittag brachte schließlich eine Feierstunde im Stadttheater, in der Oberstudiendirektorin Dr. Gutbier über die Geschichte der Anstalt sprach und manches Grundsätzliche über die Pädagogik aussagte. OBM Dr. Bornkessel warnte vor der „geistigen Gefangenschaft“ der Schulen; die Lehrer nämlich seien in Gefahr, Funktionäre einer Verwaltungshierarchie zu werden.

Mittwoch, 30. Oktober 1957 Heute zwischen 12 und 12.15 Uhr herrschte an den Taxiständen in Nürnberg und Fürth vollkommene Ruhe. Die Autodroschkenunternehmen schlossen sich nämlich der Arbeitsruhe zum Gedenken an ihren Kollegen Heinrich Gäthja in Hamburg an, den ein Fahrgast im Taxi ermordet hat. Im Berolzheimerianum fand heute inmitten von farbigem Blumenschmuck ein Festakt statt: OBM Dr. Bornkessel zeichnete die Sieger im diesjährigen Blumenwettbewerb aus. Die erste Preisträgerin war Frau Lina Unfried, Gutenbergstraße 32. Oberstudienrat Dr. Wißmüller hielt einen Farblichtbildervortrag über Blumen und Gärten. Die Prüfungskommission hatte aus Stadtgartendirektor Schiller, Oberstudienrat Dr. Wißmüller und Archivrat Dr. Schwammberger bestanden. Ungefähr 800 Wohnungen und Häuser waren geprüft worden.

NOVEMBER 1957

Freitag, 1. November 1957 Von heute an ist die Gaststätte Schwarzbeck, die in der Schwabacher Straße 60 gegenüber dem Alten Kranken­ haus lag, geschlossen. Der Großvater des alten Inhabers, Friedrich Schwarzbeck, hat das Haus 1866 erbaut. Die Gastwirtschaft wurde vorzüglich geführt und von vielen mittag- und abendessenden Gästen aufgesucht. Krank­ heitshalber gab der alte Inhaber sein Geschäft auf; einen Pächter zu finden, der den Betrieb in würdigerWeise wei­ terführen könnte, war unmöglich. Der Vorgang ist bezeich­ nend für das Sterben unter den Fürther Gastwirtschaften. In das Haus Schwarzbeck zieht die Textilfirma Arendt ein.

Montag, 4. November 1957 Am heutigen Abend fand im festlich geschmückten, dicht­ besetzten großen Saal des Berolzheimerianums die Feier der Stadt Fürth anläßlich der 1. Erwähnung vor 950 Jahren statt.

Bild 52: Flutbrücke mit Blick auf das Hochhaus Billinganlage OBM Dr. Bornkessel leitete den Abend mit einem humor­ vollen Hinweis auf die verhältnismäßig kurze Zeit des „städtischen Daseins“ Fürths ein. Er wies besonders auf die Anhänglichkeit hin, die die reichen Bürger ihrer Vater­ stadt erwiesen haben, indem sie Stiftungen bereitstellten. Archivrat Dr. Schwammberger hielt den Festvortrag, der im raschen Flug die Entwicklung des Ortes und dann der Stadt Fürth schilderte. Als Gäste sah man den Vizeregierungspräsidenten Dr. Hofmann, Bürgermeister Franz Haas - Nürnberg, viele Bürgermeister aus der Fürther Umgebung, die Spitzen der Fürther Behörden, der Wirtschaft und die Vertreter der Kirchen. Auch viele ame­ rikanische Offiziere in dunkelblauer uniform, mit üppigen goldenen Schulterstücken, waren erschienen. Die Teilneh­ mer erhielten einen Abdruck der Urkunde vom 7. Dezem­ ber 1007. Der bekannte Weltreisende Heinrich Harrer sprach heute im Geismannsaal über seine Erlebnisse als Weltwanderer.

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Er hat Tibet durchzogen, paddelte den Amazonasstrom entlang, bestieg als erster die Eiger-Nordwand und lebte jahrelang in Tibet als Freund des Dalai Lama. Die Fürther waren von dem Gast hell begeistert.

Freitag, 8. November 1957 Die Interessengemeinschaft der Besatzungsgeschädigten Fürth und Umgebung beschloß heute während einer Ver­ sammlung im Schwarzen Kreuz, sich aufzulösen. Die Ver­ einigung hat nämlich das Ziel, das sie sich gesteckt hat, erreicht: Alle beschlagnahmten Häuser sind freigegeben und die Entschädigungsverfahren sind zu 70% nun abge­ wickelt. Neue Verfahren werden nicht mehr aufgenom­ men. Die beiden Vorstände, Stadtrat Ferdinand Vopelius und Hans Lämmermann, Zirndorf, hat man zu Liquidato­ ren der aufgelösten Interessengemeinschaft ernannt.

Sonntag, 10. November 1957 Landesbischof D. Hermann Dietzfelbinger stattete am Samstag und Sonntag der Stadt Fürth seinen 1. offiziellen Besuch ab. Er unterhielt sich mit dem OBM Dr. Hans Born­ kessel im Rathaus und predigte am Sonntag in der St. Michaelskirche anläßlich des Geburtstages von Dr. Martin Luther. Gleichzeitig gedachte er des Jubiläums, das uns daran erinnert, daß vor 430 Jahren die evangelische Pre­ digt in St. Michael eingeführt wurde.

Montag, 11. November 1957 In dem Konferenzraum der Jahnturnhalle wurde heute nachmittag eine Ausstellung „Fürth im Spiegel seiner Dokumente“ eröffnet. OBM Dr. Bornkessel sprach die Begrüßungsworte, Archivrat Dr. Schwammberger führte dann die Teilnehmer durch die Ausstellung. Sie bleibt 14 Tage lang geöffnet.

Mittwoch, 13. November 1957 Im Kolpinghaus wurden heute 380 junge Kaufleute und Jung-Facharbeiter mit ihren Gesellenbriefen ausgestat­ tet. Zur Feierstunde waren OBM Dr. Bornkessel, Schulrat Martin Heim und Rechtsrat Kurt Scherzer neben dem Ver­ treter der Berufsschulen, des Arbeitsamtes, des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Deutschen Angestellten­ gewerkschaft erschienen. Der Vorsitzende des Fürther Industrie- und Handelsgremiums, Ernst Wolfgang Bauer, berichtete, daß in diesem Jahr die bisher größte Teilneh­ merzahl an den Frühjahrsprüfungen zu verzeichnen gewe­ sen sei. Die Jahrgänge 1939/40 haben nun ihre Lehrzeit beendet. Leider aber müsse festgestellt werden, daß in den Prüfungen ein verhältnismäßig beklagenswerter Lei­ stungsstand sich herausgestellt hat. Die männlichen Teil­ nehmer schnitten übrigens besser ab als die weiblichen, auch erwiesen sich die gewerblichen Prüflinge im allge­ meinen tüchtiger als die kaufmännischen. Der OBM gab den jungen Menschen seine guten Wünsche auf den Lebensweg und wies sie darauf hin, daß sie nicht nur in der Heimatstadt, sondern auch zeitweilig in der Fremde eine Erweiterung ihres Horizontes suchen sollen. Auch Stadtschulrat Heim gab gute Ratschläge und ermahnte die Jugend, sich an gute Literatur zu halten und auf den Besuch eines schönen Konzerts und des Theaters nicht zu vergessen.

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Samstag, 16. November 1957 Die Naturwissenschaftliche Vereinigung Fürth unter ihrem 1. Vorsitzenden Dr. Konrad Meier veranstaltete am Wochenende im Schwarzen Kreuz ihre alljährliche „Insektenbörse mit Ausstellung.“ Besucher aus Fürth, Nürnberg, ja aus München, Frankfurt und Stuttgart erfreu­ ten sich an dieser Veranstaltung: Die Fürther Insektenbörse ist die einzige ihrer Art in ganz Bayern.

Mittwoch, 19. November 1957 Auch in Fürth ist die Krankheit ausgebrochen, die anschei­ nend um den ganzen Erdball reicht: Die Satellitenhysterie. Weit und breit spricht man, wo die Menschen zusammen­ sitzen, fast nur noch vom Himmelhund Laika, vom Sputnik I und Sputnik II und wann wohl der erste amerikanische Satellit in den Äther rauscht. Heute abend hielt übrigens Dipl. Ing. Rudolf Nebel einen Vortrag über das Thema „Weltraumschiff I startet“. Eine große Zuhörerschar fand sich ein. Der Redner erzählte aus seiner eigenen Erfindertätigkeit und behauptete, ganz wesentlich an der Entwicklung von Raketen beteiligt gewe­ sen zu sein. Wernher von Braun, der heute in Amerika die Raketenforschung weiter betreibt, sei sein Schüler gewe­ sen. Überhaupt glauben heute viele, die „eigentlichen“ Erfinder von Raketensatelliten und dgl. zu sein.

Dienstag, 26. November 1957 Auf dem ehemaligen Flugplatz Atzenhof brannten heute 168 000 Liter Benzin. Dicke Rauch- und Qualmwolken wälzten sich über das Gelände. Die Fürther Feuerwehr, unterstützt von ihren Nürnberger Kollegen und der ameri­ kanischen Feuerwehr, kämpften gegen das gefährliche Feuer an. Wie durch ein Wunder wurde durch das Feuer selbst niemand verletzt, herumfliegende Kanister und zu­ sammenbrechendes Mauerwerk bildeten große Gefahr.

Freitag, 29. November 1957 Seit ungefähr zwei Jahren haben in unserer Stadt einige Lebensmittelfirmen die Selbstbedienungsläden eingeführt. Wer sie betritt, greift gleich nach einem Drahtkorb und wan­ dert nun die Regale und Tische entlang, um auszuwählen, was gebraucht wird. Die Geschäfte sparen auf solche Weise einerseits einige Ladenangestellte, andererseits bereiten sie der einkaufenden Hausfrau das Vergnügen, daß sie die Ware selbst prüfen kann - und im übrigen wird der Kunde durch die Fülle der angebotenen Ware vielfach angeregt, mehr zu kaufen als er braucht. Allerdings hat sich gezeigt, daß diese Art von Warenangebot eine Reihe von Diebstählen hervorruft und es ist seltsam, daß unter den Diebinnen Frauen aus allen Bevölkerungsschichten anzutreffen sind, die Frauen von hohem Beamten, die Frau Doktor, die Angestellten- und die Arbeitersfrau. Sie wollten gar nicht stehlen; aber die aufgeschichteten Waren in ihren bunten Verpackungen und appetitlichen Hüllen verführen leicht dazu, einmal zu mogeln und ein paar Suppenwürfel oder eine Kaffeetube und dergleichen mit­ zunehmen. Daß die Selbstbedienungsläden von den Verkäufern und Verkäuferinnen besonders scharf überwacht werden, ist kein Wunder.

DEZEMBER 1957 Freitag, 6. Dezember 1957 Auch heuer wieder wurde auf dem Platz der Fürther Frei­ heit die kleine Budenstadt des Christkindmarktes eröffnet. Über 250 Kinder schwärmten mit ihren Laternen durch die Straßen. So bot sich den Teilnehmern ein festliches Schauspiel. Heute abend um 19 Uhr wurden in der Freiheitsanlage zur festlichen Eröffnung des Weihnachtsmarktes die Posau­ nen geblasen; links und rechts näherten sich 250 Lichter dem Pavillon, in dem die Weihnachtsengel warteten. Den Prolog sprach Sofie Keeser, während neben dem Posau­ nenchor des CVJM auch die Singklasse der Rosenschule für die weihnachtliche musikalische Unterhaltung sorgte.

Montag, 9. Dezember 1957 In der Turnhalle des Pestalozzischulhauses fand ein El­ ternabend statt. Rektor Martin Bezold sprach über das Jugendschutzgesetz, das am 1.Oktober 1957 in Kraft ge­ treten ist; Archivrat Dr.A.Schwammberger führte die Zuhö­ rer anhand von Lichtbildern durch die Geschichte Fürths.

Dienstag, 10. Dezember 1957 Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter - Nürnberg und Bürgermeister Franz Haas statteten dem Fürther Ober­ bürgermeister Dr. Hans Bornkessel einen offiziellen Besuch im Rathaus ab. Man sprach über die „Großraumplanung“ Nürnberg-Fürth-Erlangen und kam zu dem Ergebnis, daß zwar jede der beteiligten Städte und jeder einzubezie­ hende Landkreis ihre Eigenart zu wahren hätten, daß aber einige „übergeordnete Probleme“ einer gemeinsa­ men Lösung zugeführt werden müßten. Dazu gehören der Autobahnbau nach Würzburg, die Großschiffahrtsstraße und die „Kraftfahrstraße“ (früher „Schnellstraßenprojekt“ genannt) auf dem alten Kanalgelände zwischen NürnbergFürth-Erlangen und die Einmündung der geplanten Fürther Ortsumgehung der Bundesstraße 8 in die Leyher straße.

Mittwoch, 11. Dezember 1957 Der Dauerregen vom Sonntag und Montag und der „Wasserschneefall“ bewirkten, daß die Rednitz und Regnitz, ganz besonders aber die Pegnitz, über ihre Ufer traten.

Donnerstag, 12. Dezember 1957 Im Stadtwald untersucht eine Bergbau-Firma (zum dritten Male seit Februar 1956) das Gestein. Sucht man Erdöl? Sucht man Uran? Wer nicht in die tiefen Geheimnisse des bayrischen Wirtschaftsministeriums (das die Erlaub­ nis zum Bohren erteilt hat) eingeweiht ist, der weiß nun eben nichts und soll sich darüber freuen. Heute wurde in der Alexanderstraße 30 ein Fürther Leih­ haus eröffnet. Es wird von der Pfandkredit KG Rudolf & Co, einer privaten Pfandleihanstalt, betrieben.

Bild 53: Weihnachtlich dekorierte Schaufenster in der Moststraße

Die Fürther Geschäftsleute in der Innenstadt haben sich heuer ziemlich lange besonnen, ob sie wieder die fest­ liche Weihnachtsbeleuchtung durchführen sollen. Lange Zeit wehrten sich auch einige Anlieger der Hauptstraßen dagegen, daß sie sich an der Bezahlung der Pracht beteiligen sollten. Vermutlich rechneten sie sich aus, daß sie auch dann zu ihrem Geschäft kämen, wenn nur die Nachbarn mit ihrem Lichterglanz die Kundschaft anlocken würden. Nun also hat doch die edle Gesinnung gesiegt.

Freitag, 13. Dezember 1957 22 250 Fichten aus dem Frankenwald und Tannen aus dem Schwarzwald trafen in diesen Tagen an den 34 Verkaufssstellen für Christbäume ein; der Anteil der Tannen beträgt etwa 20%. Der Preis der Tannen wird heuer etwas höher liegen als im vorigen Jahr, der Preis der Fichten ist nicht gestiegen. Der Verkauf findet seit heute statt. Auf der neuen Turnhalle an der Pegnitzstraße wurde heute der Richtbaum angebracht. Heute starb der frühere Stadtrat (SPD) Hans Wolf. Im Mai 1957 war er als städt. Angestellter in den Ruhestand getre­ ten. Lange Zeit hat Hans Wolf als Betriebsrat gewirkt.

Samstag, 14. Dezember 1957 Die Jahres-Delegiertenkonferenz der Gewerkschaft ÖTV, Kreisverwaltung Fürth, zu der auch die Ortsverwaltungen Zirndorf, Neustadt, Scheinfeld und die Nebenstelle Lan­ genzenn gehören, wählte Georg Endres wieder zum 1. Kreisvorsitzenden und nahm darüberhinaus im Namen von 3442 Mitgliedern der Kreisverwaltung mehrere Anträge an: Der Hauptvorstand wurde beauftragt, Schritte zu unter­ nehmen, damit im gesamten Bereich des öffentlichen Dienstes die Arbeitszeit verkürzt wird; die Einrichtung des freien Wochenendes soll nicht nur im kommunalen, son­ dern auch im Staatsdienst verwirklicht werden. Diese For­ derung bezieht sich auch auf Schulen; denn nach Ansicht der Kreisverwaltung hat das freie Wochenende erst dann einen Sinn, wenn die Eltern es gemeinsam mit ihren Kin­ dern verbringen können. Auch soll die Zahlung eines 13. Monatsgehalts durchgesetzt werden.

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Dienstag, 17. Dezember 1957 Im Bay. Lehrer- und Lehrerinnenverein Fürth sprach die Landesvorsitzende über die Lehrerbildungsfrage und den neuen Schülerbogen. Der Stadtausschuß für Leibesübungen veranstaltete im großen Rathaussitzungssaal seine Jahresschlußsitzung. Bürgermeister Segitz als Vertreter des Oberbürgermeisters und MdL Fr. Gräßler als Ausschußvorsitzender nahmen die Ehrung der Meistersportler des Jahres 1957 vor.Geehrt wurden Willi Reißmann vom TV 1860, der deutsche Meister im Stabhochsprung, die Leichtathletik-Männermannschaft des TV 1860, die Säbelmannschaft des Fechtclubs Fürth im TV 1860 und das Zweier-KunstfahrerinnenTeam des ARKB (=Arbeiter-Rad- und Kraftfahrer-Bundes) „Solidarität“. Willi Reißmann erhielt einen goldenen Sie­ gelring mit dem Fürther Stadtwappen.

Donnerstag, 19. Dezember 1957 Der Stadtrat Fürth hat am 27. November 1957 einstimmig beschlossen, die „Goldene Bürgermedaille“ Herrn Carl Eckart, Mitinhaber der Eckart-Werke Standard-Bronzepulver-Werke Carl Eckart, zu verleihen. In der Sitzung vom 19. Dez. hat Oberbürgermeister Dr. Bornkessel die Medaille in Anwesenheit geladener Gäste überreicht. Oberbürgermeister Dr. Bornkessel gab in der Jahresschlußsitzung einen Rückblick auf die i. J. 1957 geleistete Arbeit der Stadtverwaltung.

volle, wäre es, die Lautsprecheranlage zu entfernen, wenn sie bereits vorhanden wäre. Nach etwa zweijähriger Bauzeit wurde heute vormittag das neuerrichtete Gebäude der Kreissparkasse am Dreikönigsplatz seiner Bestimmung übergeben.

Sonntag, 22. Dezember 1957 In der Dämmerstunde fand wieder vor dem Stadttheater das Krippenspiel statt, das nun schon zur Tradition zu werden verspricht.

Montag, 23. Dezember 1957 Dem Staatsanwalt a. D. Johannes Kretschmer überbrachte heute Regierungsvizepräsident Dr. O. Hofmann das Bundesverdienstkreuz. Die Schlägereien in Gasthäusern und Spielkasinos haben sich in den letzten Tagen auffallend gehäuft; vielleicht wirken sich die Weihnachtsgratifikationen bei manchen Leuten so schlagend aus.

Mittwoch, 25. Dezember 1957 Ungefähr 30 Kinder wurden zur Feier des 1. Weihnachts­ tages in amerikanische Familien eingeladen. Man bewir­ tete die kleinen Gäste mit Truthahn- und Hühnerbraten und sorgte dafür, daß die Beziehungen zwischen den Ver­ einigten Staaten und Deutschland auch außerhalb der Diplomatie gepflegt wurden.

Freitag, 20. Dezember 1957 Donnerstag, 26. Dezember 1957 Der Fasching soll im kommenden Jahr ein „offizielleres Gesicht“ bekommen. Während die Organisation der Faschingsprinzen-Herrschaft bisher dem mehr oder weniger glücklichen Zufall überlassen blieb, nimmt sich nunmehr die Stadtverwaltung um sie an. Im kommenden Fasching wird ein hiesiger über Berlin aus Sachsen zugewanderter Kaufmann als Prinz Raimund I. residieren; seine Prinzes­ sin wird Erika I. sein, Verkäuferin und Hausmannequin im Modehaus Fiedler. Die Prinzessin erhält von ihrer Firma drei Wochen bezahlten Urlaub und ein festliches Inthroni­ sationskleid - was der Presse zur Veröffentlichung bekannt­ gegeben wurde (vermutlich zu Reklamezwecken). Die Arbeitsgemeinschaft „Fürther Fasching“, der Rechts­ rat Kurt Scherzer vorsteht, erhielt für den bevorstehen­ den Fasching einen städtischen Zuschuß von 1500,00 (fünfzehnhundert) DM. Der Cafébesitzer Joss Hallwegh hat übrigens die Rolle des Hofmarschalls übernommen.

Samstag, 21. Dezember 1957 Frau Grete Schickedanz, die Frau des Kaufmanns Gustav Schickedanz (Großversandhaus „Quelle“), stiftete 5000,00 (fünftausend) DM für eine Sprechanlage, die im Gebäude des Mädchen-Realgymnasiums eingebaut werden soll. Man will damit möglich machen, daß jedes Zimmer vom Direktorat aus mittels Durchsage oder Rundfunkübertra­ gung erreicht werden kann. Vermutlich hält man eine solche Einrichtung, die eine „ein­ heitliche Betreuung“ bezweckt, für modern. Darin täuscht man sich: eine moderne Maß-nahme, d.h. eine z.Z. sinn­

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Während der beiden Weihnachtsfeiertage ereigneten sich drei Verkehrsunfälle, von denen zwei durch Mißachten der Vorfahrt und einer durch überhöhte Geschwindigkeit ver­ ursacht waren. Die Schuldigen: amerikanische Soldaten.

Freitag, 27. Dezember 1957 Die Konzertgemeinschaft blinder Künstler veranstaltete heute im Berolzheimerianum ein Weihnachtskonzert. Die Mitwirkenden: Irmgard Meier, Sopran, Josef Dohlus, Vio­ loncello, Rudolf Treuheit und Maria Baumann, Klavier.

Montag, 30. Dezember 1957 Oberbürgermeister Dr. Bornkessel und Bürgermeister Hans Segitz und Vertreter der „König-Ludwig-IIL- und König in-Marie-Therese-Goldene-Hochzeit-Stiftung“ übernahmen die 132 Neubauwohnungen an der Leibnizund Soldnerstraße (d.h. auf dem ehemaligen Flughafengelände). Die Stiftung verfügt nunmehr über 552 Wohnungen, von denen nach dem Kriege 381 gebaut wurden.

Dienstag, 31. Dezember 1957 Während des Jahres 1957 ereigneten sich in Fürth 1309 Verkehrsunfälle - 20 mehr als im vergangenen Jahr. Dem Verkehrstod erlagen 18 Menschen. Der gesamte Sach­ schaden beläuft sich auf rund !4 Million DM.

Nichts ist so unfrei­ willig komisch wie die Utopie von gestern. Dieser Artikel aus der FN-Kärwabeilage 1957 war allerdings auch damals schon ironisch gemeint: eine Persiflage auf ebenjene Utopien der 1950er Jahre, deren enst gemeinte Varian­ ten heute nicht weni­ ger lächerlich anmuten als die nebenstehende Satire.

Brathähnchen in Pillenform Farther Kärwa im Jahre 2000

Viele von uni werden sie noch erleben, die Fürther Kirchweih im Jahre 2000. Es sind nur noch knapp 43 Jahre bis dahin, die bei der sprichwörtlichen robusten Gesundheit unserer Einwohner auch ’die mittlere Generation noch heil überstehen wird. Der Fortschritt der Tech­ nik wird aller Voraussicht auch bei der Kärwa nicht Halt machen. Sie wird vermutlich um die Jahrtausendwende ein wesentlich verändertes Bild haben. Sie sich vorzustellen, wie sie im Jahre 2000 beschrieben werden könnte, hat sich unser Reporter zur Aufgabe gestellt: Gestern nacht übermittelte das städtische Referat für Freizeitgestaltung funkentelegraflsch den Redaktionen der Fürther Großstadtzeitungen die strategische Lage der Meßfieranten während der Fürther Kirchweih. Das Bemerkenswerteste an ihr ist, • daß • sie . ein Doppelj ubiläura feiern kann. Denn Anno 1900 wurden auf. der Fürther Kirchweih erstmals Sardinenbrote 'fellgeboten. Das.úst -de/ erstw-Grund, : dieser)' Gedenktag-.würdig zu begeiieh,.4. ’< • Aus dieser . Zeit befindet sich im Fürther Stadtarchiv hoch ein damals .übriggebliebenes, gut erhaltenes Sardinenbrot, das- anläßlich des denkwürdigen Jubiläums auf dem' Festplatz in der Halle „Nahrung Und Genuß“ der Öffentlich­ keit kostenlos zur Besichtigung dargeboten wird. Zehn Jahre sind es schließlich her, daß der alte Rathausturm von seiner abscheulichen Ruß­ schwärze befreit wurde und im hellsten Weiß erstrahlt. Aus Anlaß dieses zehnjährigen Jubi­ läums soll heuer erstmals das Wahrzeichen der Stadt als Aussichtsturm freigegeben werden. Wie das städtische Referat weiter mitteilt, kommt auf den Königsplatz ein Atommeiler zu stehen; Es ist dies ein hypermoderner Ver­ gnügungspalast,' In dem jeder -Besucher die negativ geladenen Elementarbausteine einer be­ stimmten Menge nassen Staubes in positives Gold verwandeln kann. Diesem neuzeitlichen , Unternehmen wird sich ein rund ' 100 Meter • hoher Fernsehturm anschließen, dessen Besuch besonders Männern zu empfehlen ist, weil sie vermittels des elektrodynamisch gelenkten Peri­ skops jederzeit' imstande ; sind, das Tun und Treiben ihrer Frau zu beobachten. Das kirch-

weihliche Arrangement . auf dem Königsplatz wird abgerundet -durch das Laboratorium des Roboters „Golem*’, . der guf Befragen die ge­ heimsten Gedanken verrät lind ungeschminkt all das aussagt, was andere Leute über einen denken. . ., Die,alte liebe Glücksbude, die demnächst auch irgendein Jubiläum feiern kann, behauptet.ihren traditionellen Standort. Sie- wird nur mit einer neuen Fassade versehen, auf den der berühmte Fürther Philosoph Ghadenzieha in Lebensgröße äbgebildet sein' wird/ Gnadenzieha, hat bekannt­ lich ein geflügeltes" Wort über das Glück im allgemeinen und über den breck im besonderen geprägt . \ j r ■ In der Königstraße, kommen Weiterhin iur Aufstellung ein Düsenjägerkarussell, das einz’ige wirklich funktionierende Ferpetüum mobile^ eine Schaubude „tu, das Mädchen mit dem .Astralleij>“ eine. Abteilung des geschiehtswissenschaftlichenlnstituts .•.Votn2,'Ur«Hff:'"'Ä^':TJr^j)“',- eine? Räritätenschaü, Tn deT der letzte Harfenzupfer gezeigt- wird,- eine Rü?kspiegeigaierie ‘‘mit poli­ tischem Lachkabinett, ein Glaspalast, in dem der erste Marsmensch gefangengehalten ist und das Rettungszelt zum „Barmherzlgen;Samariter“,-;in dem älteren Herren gratis und schmerzlos eine Hormonspritze verabreicht wird. Zwischen die­ sen Attraktionen gruppieren sich wie immer Verkaufsstände mit gebratenen Hähnchen- in 'Pillenform und Kaugummi-Stehhallen mjt bunt­ gefärbtem Bier und anderem Wasserstoff, Speck­ schwarten und Spektrastrahlen.' L '■ . Schließlich wird auf der Karlswiese bei ben­ galischer Beleuchtung allabendlich eine, Schöflheitskonkurrenz vorgeführt und die neueste Herbstmode gezeigt. Eingeweihte Experten Sind der Ansicht, daß das 'ferngeheizte' Feigenblatt in diesem Jahr vom Fürthdr Nationajk'ostüm ^Klee­ blatt* abgelöst Werden soll. Wie aus der Fülle'des kirchwelhlichen Ange­ bots zu ersehen ist, wird also auch im Jahre 2000 jeder äl Geschmack aufs eine Rechnung kommen. Darum hinein ins tolle Vergnügen nach/ älter Väter Art! Denn so ein Jubeljahr wie das heile; rige kommt nicht alle Jahre wieder! K.

Oben: Freiheits-Anlage beim Parkhotel Unten: Färther Kärwa auf der Fürther Freiheit, im Hintergrund wieder das Park-Hotel.

Oben: „Schwarzes Kreuz“ in der Königstraße gegenüber dem Rathaus

Unten: „Fraveliershuf“ (Frau-van-Lierds-Hof), Innenseite der Lilienstr.3 (heute: Beim Llershof 3)

Oben: Waldmannsweiher im Rednitztal, rechts im Hintegrund das Hochhaus an der Billinganlage

Titelbild: Schwabacher Straße, Straßenbahnhaltestelle Mathildenstraße Unten: Pegnitztal unterhalb des Friedhofs, Blick auf die Altstadtsilhouette mit St. Michael

ISBN 3-927347-56-6