Frauen in Notlagen: Suppliken an Maximilian I. als Selbstzeugnisse [1 ed.] 9783205203179, 9783205208457

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Frauen in Notlagen: Suppliken an Maximilian I. als Selbstzeugnisse [1 ed.]
 9783205203179, 9783205208457

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Frauen in Notlagen Suppliken an Maximilian I. als Selbstzeugnisse

Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Band 17

2018 Böhlau Verlag Wien

Nadja Krajicek

Frauen in Notlagen Suppliken an Maximilian I. als Selbstzeugnisse

2018 Böhlau Verlag Wien

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar. © 2018 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG. Kölblgasse 8—10, 1030 Wien Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung: Supplik der Barbara Lang (Nr. 13), Tiroler Landesarchiv, Maximiliana 14, Varia, ohne Jahr 2.16 Redaktion: Andrea Sommerlechner, Herwig Weigl Umschlaggestaltung: Michael Haderer, Wien Satz: satz&sonders, Dülmen

Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-20317-9 7 ISSN 2227-2356

Inhalt Vorwort von Christian Lackner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Die Supplik als Quelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Grundlagen des Supplikenwesens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Das Funktionieren des Supplikenwesens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Etymologie und Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Formen von Suppliken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Geschichtliche Entwicklung des Supplikenwesens . . . . . . . . . . . . . 2.6 Abgrenzung der Supplik von ähnlichen Quellen . . . . . . . . . . . . . . 2.7 Einordnung in Ego-Dokumente und Selbstzeugnisse . . . . . . . . . . . 2.8 Authentizität der Supplik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.9 Auswertungsmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.10 Autobiografisches in Suppliken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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17 17 18 19 21 22 26 27 29 31 32

3. Aufbau und innere Merkmale der Supplik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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4. Grundlagen für die Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Verwaltungsstrukturen unter Maximilian I. . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Das Justizwesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Schlaglichter sozialer Rollen von Frauen an der Wende zur Neuzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4 Die Frau in der Supplik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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5. Der Bestand der Suppliken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Gesamtbestand in den Maximiliana des TLA . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Die Suppliken von Frauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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6. Zugang zu Maximilian I. und Bearbeitung durch die Behörden . . . . . . . . 6.1 Zugang der Untertanen zu Maximilian I. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Inhaltliche Aspekte der Suppliken von Frauen . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Behandlung und Erledigung der Suppliken . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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7. Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt

8. Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.2 Editionsrichtlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.3 Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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9. Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Siglenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Register der Orts- und Personennamen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vorwort Das Tiroler Landesarchiv verwahrt im Bestand „Maximiliana“ die Bittschrift einer Frau namens Soffia, die sich selbst als deutsche Schulmeisterin bezeichnet. In bewegenden Worten und wohl mit eigener Hand schildert sie in dieser Supplik König Maximilian I. ihre Not. Sie unterrichte in ihrer Heimatstadt, dem Tiroler Hall im Inntal, kleine Mädchen; das reiche jedoch nicht zum Lebensunterhalt für sie, die sie verwitwet sei und sieben Kinder habe. Zusätzlich betreibe sie einen Krämerladen. Von allen im Stich gelassen, denn, so die Bittstellerin, stets helfe man den Reichen eher als den Armen, wende sie sich nunmehr an den König als letzte Zuflucht und erbitte von ihm eine kleine Gnadengabe. Solche oder ähnliche Suppliken von Frauen an König /Kaiser Maximilian (1493–1519) aus dem viele hunderte Bittschriften enthaltenden Quellenbestand „Maximiliana“ des Tiroler Landesarchivs stellt Nadja Krajicek in diesem Buch vor. Neben der Analysekategorie „Geschlecht“ wendet die Autorin auf ihre Quellen einen autobiografischen Fragenraster an, der von der frühneuzeitlichen Forschung zu Ego-Dokumenten inspiriert ist. Ein zentrales Anliegen war es ihr, die narrative Qualität ihrer Quellen sichtbar werden zu lassen. Deshalb werden im umfangreichen Editionsteil des Bandes zahlreiche Suppliken erstmals volltextlich im Druck zugänglich gemacht. Suppliken bilden eine Quellengattung, deren grundlegende Bedeutung für das Verständnis der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Jahrhunderte der europäischen Geschichte heute als unbestritten gilt. Dies war freilich nicht immer so. Vor einigen Jahrzehnten noch hätte man die Suppliken gewiss nicht unter die großen Quellengenera gereiht. Vermutlich ist es Büchern wie Natalie Zemon Davis’ „Fiction in the Archives“ (1987) oder Arnold Eschs „Wahre Geschichten aus dem Mittelalter“ (2012) zu danken, die ganz besondere Qualität der Quellengattung „Suppliken“ verstärkt und nachhaltig ins Bewusstsein auch breiterer Kreise gerückt zu haben. Diese „Inkunabeln“ der einschlägigen Forschung haben eindrücklich bewiesen, dass Bittschriften Menschen eine Stimme zu geben vermögen, die in andere historische Quellen niemals Eingang finden. Und sie haben überdies unmissverständlich klar gemacht, dass die volltextliche Wiedergabe von Suppliken für deren angemessene Würdigung, Kontextualisierung und Interpretation unbedingt wünschenswert ist. Vor diesem Hintergrund darf man auch das vorliegende Buch sehen, das in enger Verbindung mit anderen von mir initiierten Forschungsaktivitäten zum Thema Suppliken am Institut für Österreichische Geschichtsforschung (ÖNB-Jubiläumsfonds-Projekt: „Das spätmittelalterliche Supplikenwesen am römisch-deutschen Herrscherhof 1440–1493“) entstand. Ich freue mich sehr über die Aufnahme der Studie in die QIÖG (Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung). Die neue Reihe des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung hat sich im letzten Jahrzehnt insbesondere unterschiedlichen Quellentypen bzw. -genera zugewandt, die in der Vergangenheit zu Unrecht etwas vernachlässigt wurden und abseits der großen Editionsunternehmen blieben. Auf Bittschriften trifft dies in gewisser Weise sicherlich auch

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Vorwort

zu. Erst ganz wenige Editionsvorhaben hat es in diesem Quellensegment bisher gegeben. So fügt sich hier, wie ich meine, der Band von Nadja Krajicek über Suppliken von Frauen aus der Zeit um 1500 bestens ein. Wien, November 2017

Christian Lackner

Vorwort Die Supplik ist ein Begriff, den ich bis zur Beschäftigung mit dieser Arbeit zwar für das Papsttum kannte, jedoch nie hinterfragt habe, ob es auf weltlicher Seite ähnliche Quellen gibt. Es ist auch ein Begriff, der im heutigen Sprachgebrauch eher unbekannt ist, jedoch weiß mein gesamtes soziales Umfeld nach fast drei Jahren genau, worum es sich dabei handelt. Zu diesem Thema bin ich über Herrn Prof. Lackner gekommen, an den ich mich, eigentlich mit der Idee einer Edition eines Rechnungsbuchs, für ein Masterarbeitsthema gewandt hatte. Doch als er mich fragte, ob ich mir vorstellen könnte, an einem geplanten Projekt zum Supplikenwesen im Spätmittelalter mitzuarbeiten, konnte ich mich sofort dafür begeistern. So möchte ich ihm, der mir bei meinen Recherchen immer unterstützend zur Seite stand, zum Teil weit über die Masterarbeit hinaus und derzeit auch meine Dissertation zu Suppliken betreut, als erstes danken. Ein besonderer Dank kommt auch Martina Seidl zu, die mich durch alle Höhen und Tiefen der Forschungsarbeit begleitete und mich immer aufs Neue motivieren konnte. Unmöglich wäre diese Arbeit auch ohne die Hilfe meiner Familie, bei der ich zuerst meine Großmutter Adrienne Giovannini nennen möchte, bei der ich während meiner ersten Recherchen im Tiroler Landesarchiv wohnen durfte und die sich bis heute an dem Thema und dem Fortschritt meiner Arbeit interessiert zeigt. Ohne die Korrekturen und inspirativen Einfälle meiner Eltern Rita und Helmut und meiner Schwester Nina wäre die Entstehung dieser Arbeit ebenso unmöglich gewesen wie ohne die Hilfe meiner Freunde, stellvertretend seien hier Julia Schön und Bettina Schmid genannt, die ich immer um Rat „bitten“ durfte. Bedanken möchte ich mich besonders bei Herwig Weigl und Andrea Sommerlechner, die mir ermöglicht haben, meine Masterarbeit in der Reihe der QIÖG publizieren zu können und die mich mit sehr viel Geduld, Zeit und Hilfe bei der Überarbeitung begleitet haben. Von Anfang an förderte auch Christoph Haidacher, Direktor des Tiroler Landesarchivs, meine Arbeiten, dem ich an dieser Stelle auch danken möchte. Hier sei sowohl auf das großzügige Entgegenkommen bei der Bereitstellung von Digitalisaten zu Beginn des Forschungsprozesses hingewiesen als auch auf die Möglichkeit, in den Abendstunden und an Wochenenden Archivrecherchen für dieses Buch durchführen zu können, was mir bei der Entstehung der Publikation sehr half.

1. Einleitung Ein sinkendes Interesse an der Politik begründen viele Menschen unserer Gesellschaft mit der Ferne von Politikern und Amtsträgern. Die Wähler und Wählerinnen wünschen sich einen direkteren Kontakt mit der politischen Elite und eine aktive Auseinandersetzung derselben mit den Problemen und Anliegen der einzelnen Staatsbürger und Staatsbürgerinnen. Der Begriff der Bürgernähe wird vielfach in Wahlslogans der Parteien aufgegriffen. Der Wunsch nach Hilfe von mächtigeren Personen ist keine Erscheinung unserer heutigen Zeit, sondern dürfte kaum jünger sein als das Zusammenleben von Menschen in einer Gesellschaft. Sofern ein persönlicher Kontakt nicht möglich war, griff man auf schriftliche Formen zurück, im europäischen Raum als Suppliken oder auch Bittschriften bezeichnet. Die Menschen schilderten darin ihre Notlagen, baten um Hilfe und hofften auf die Gewährung ihrer Bitten. In fast jeder wissenschaftlichen Abhandlung zu diesem Thema wird auf die Definition in Zedlers Universallexikon verwiesen, in dem der Autor unter „Supplic, Supplicat oder Supplication, und Supplications-Schrift“ 1 nichts anderes versteht „als eine demüthige, flehentliche, und bewegliche Bitte, ins besondere aber eine Bitt-Schrift, ein unterthänig Bitt-Schreiben, die geführte schrifftliche Beschwerde über einig erlittenes Unrecht, mit angeführter Bitte, ihm kürtzlich zu Erstattung desselben zu verhelffen, oder den Weg Rechtens darüber zu verstatten, oder endlich auch das in Sachen vorher gefällte Urtheil . . . zu mildern, und zu verbessern“ 2. Bereits der Titel der vorliegenden Untersuchung greift den Begriff Supplik auf, den auch Zedler, neben zahlreichen anderen Synonymen, verwendet. Die Forschungsliteratur zieht häufiger die Begriffe Supplikation und Bittschrift als Supplik heran. In Anlehnung an die Bitten an den Papst wird jedoch in dieser Arbeit in erster Linie von Suppliken die Rede sein. Alle Stände und Schichten machten von der Möglichkeit des Supplizierens Gebrauch 3. Die Beschäftigung mit der Mikrohistorie, um die Lücken der Makrohistorie zu schließen, führte schließlich auch zu einem Interesse an den einzelnen Menschen 4. Suppliken zählen zu den Quellen, in denen demnach Mitglieder der gesamten Gesellschaft, auch sonst kaum schreibende Menschen, zu Äußerungsmöglichkeiten kommen 5. Denn aus den Unterschichten gibt es bis ins 19. Jahrhundert kaum selbst verfasste au1 2 3 4 5

Z, Universal-Lexicon 364. Ebd. Vgl. R, Supplikations- und Gnadenpraxis 93. Vgl. S, Ego-Dokumente 12f. Vgl. ebd. 30.

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1. Einleitung

tobiografische Quellen 6. Bittschriften haben sich hingegen häufig in Archiven erhalten 7. Sie beinhalten zumeist Privatangelegenheiten, die für die große Geschichte kaum bis gar nicht relevant sind, jedoch für den einzelnen Bittsteller, die einzelne Bittstellerin von essenzieller Bedeutung waren 8. Dennoch fanden Suppliken bislang am ehesten in der Rechtsgeschichte Beachtung 9. Den Grundstein für die Beschäftigung mit Suppliken im deutschsprachigen Raum legte Werner Hülle in einem Aufsatz von 1973, in dem er die geschichtliche Entwicklung und rechtliche Grundlagen aufzeigte 10. Wenige Jahre später veröffentlichte Helmut Neuhaus seine umfassende Monografie über Bittschriften und deren Behandlung und Verwaltung auf den Reichstagen des 16. Jahrhunderts 11 und schließlich eine eigene Abhandlung über Suppliken in Hessen 12. Eine andere Herangehensweise vollzogen Helmut Ebert und Robert Jütte Anfang der 1990er Jahre. Sie analysierten und interpretierten die Quellen auf sprachlicher Ebene und entwickelten linguistische Muster und Modelle 13. 1996 etablierten Winfried Schulze und vor allem Otto Ulbricht Suppliken als wichtige Quellengattung für den Bereich der Ego-Dokumente 14. In den folgenden Jahren brachten insbesondere Renate Blickle, Rosi Fuhrmann, Beat Kümin und Andreas Würgler neue Aspekte des Supplikenwesens in die Forschung mit ein, seien es allgemeine, vergleichende Thesen, der Einfluss auf die Gesetzgebung, Möglichkeiten für die Untertanen oder regionale Studien 15. Um die Jahrtausendwende griff auch Helmut Neuhaus neuerlich in einer Festschrift seine bisherigen Forschungen auf 16, Gerd Schwerhoff analysierte das Supplikenwesen von Köln 17, und Helmut Bräuer verfasste einen grundlegenden Aufsatz, der sich mit quellenkundlichen Fragen zu Suppliken beschäftigte 18. Einen eigenen Band, der sich mit zahlreichen Aspekten und Fragestellungen von Suppliken und Gravamina, also Landtagsaufforderungen, auseinandersetzt, veröffentlichten Cecilia Nubola und Andreas Würgler im Jahr 2005. Die beiden Herausgeber befassten sich zum einen mit allgemeinen Verfahrensweisen und dem Supplikenwesen in Italien, zum anderen unternahmen sie einen Vergleich zwischen Suppliken und Gravamina 19. Beiträge von Renate Blickle über Bitten von Dritten und Jenseitsbezügen in Bittschriften 20, Karl Härter mit einem Überblick über Suppliken in der Justiz 21, André Holenstein mit einer 6

Vgl. U, Supplikationen 149. Vgl. P, Frauenstimmen 43. 8 Vgl. U, Supplikationen 151. 9 Vgl. W, Bitten und Begehren 24. 10 Vgl. H, Supplikenwesen. 11 Vgl. N, Reichstag und Supplikationsausschuß. 12 Vgl. N, Supplikationen. 13 Vgl. E, Bemerkungen zur Syntax; J, Sprachliches Handeln. 14 Vgl. S, Ego-Dokumente; U, Supplikationen. 15 Vgl. B, Laufen gen Hof; ., Supplikationen und Demonstrationen; F–K–W, Supplizierende Gemeinden; W, Desideria. 16 Vgl. N, Wassertrinken. 17 Vgl. S, Supplikenwesen. 18 Vgl. B, Persönliche Bittschriften. 19 Vgl. N, „via supplicationis“; N–W, Einführung; W, Bitten und Begehren. 20 Vgl. B, Interzession. 21 Vgl. H, Sanktionen und Normen. 7

1. Einleitung

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Studie über das Supplikenwesen in Baden im 18. Jahrhundert 22 und Harriet Rudolph über Funktionsweisen, Konflikt- und Kommunikationsstrategien machen den Sammelband zu einem grundlegenden Beitrag zur Erforschung des Supplikenwesens 23. Christina Vanja beleuchtete ein Jahr später in einem Aufsatz Bittschriften, deren Absender eine Aufnahme in ein Hospital zum Ziel hatten 24. 2008 publizierte Birgit Rehse ihre Studien über das Supplikenwesen in Brandenburg-Preußen zum Ende des 18. Jahrhunderts 25. Martin Schennach schrieb einen quellenkundlichen Überblick und untersuchte den Geschäftsgang mit einem Schwerpunkt auf Tirol 26. Ebenfalls mit einem Fokus auf Quellenkunde veröffentlichten Angela Schattner, die dazu mögliche Auswertungen beleuchtete, und Alexandra-Kathrin Stanislaw-Kemenah, die zusätzlich sprachliche Analysen diskutierte, zwei weitere Aufsätze, welche die Erforschung von Suppliken weiter vorantrieben 27. Der Forschungsüberblick, der hier auf die deutschsprachige Forschung, die sich vorwiegend mit dem weltlichen Supplikenwesen auseinandergesetzt hat, begrenzt worden ist 28, hat gezeigt, dass sich bereits viele Historiker und Historikerinnen mit Bittschriften aus der Frühen Neuzeit auseinandergesetzt haben. Am weitesten zurück geht Helmut Neuhaus, der in seinen Forschungen die Errichtung eines Supplikationsrates und eines Supplikationsausschusses betreffend um ca. 1521 ansetzt. Die damals geschaffene Organisation, die das Supplikenaufkommen bewerkstelligen sollte, impliziert aber die Notwendigkeit, mit verwaltungstechnischen Schritten eine größere Menge an Bittschriften zu bewältigen. Aus diesem Grund wird in der vorliegenden Arbeit noch ein Schritt weiter zurück in die Regierungszeit Maximilians I. gemacht, um die an ihn gerichteten Suppliken zu analysieren. Manfred Hollegger streift dieses Thema in einem 2011 erschienenen Aufsatz 29, und Christian Lackner beschäftigt sich eingehend mit dem Umgang mit Suppliken unter Maximilian bis zum Jahr 1500 30. Eine nicht unerhebliche Zahl an Bittschriften aus dieser Zeit ist dabei im Tiroler Landesarchiv (TLA) in dem Mischbestand der Maximiliana überliefert. Nicht allen Menschen war es zu jeder Zeit der Geschichte in gleichem Maße möglich, sich selbst für die Nachwelt darzustellen. Der Zugang zu biografischen und autobiografischen Informationen wird nicht selten durch herrschaftliche und ständische Grenzen definiert 31. Ein weiteres Kriterium war die Bildung. Schreibfähige Personen reflektier-

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Vgl. H, „Ad supplicandum verweisen“. Vgl. R, Supplikenwesen. 24 Vgl. V, Arm und krank. 25 Vgl. R, Supplikations- und Gnadenpraxis. 26 Vgl. S, Gesetz und Herrschaft; ., Supplikationen. 27 Vgl. S, Bittschriften; S-K, Anspruch und Wirklichkeit. 28 Für das päpstliche Supplikenwesen, für England, Frankreich, Italien und andere Regionen beispielhaft vgl. H, Les demandes; O, Suppliche alla Sacra Penitenzieria; S–S, Well of Grace; S E, Acerca; S, Ehen vor Gericht 11; S, Suppliche; S–H–W, Supplikenregister; Z, The Origins; D–MH, Petitions to the Crown; D, Kingship; H, Access to grace; G, Le recours; L, Les suppliques; M, „Plaise au roi“; M, Introduction; T, Gouvernement divin; V, L’ars dictaminis; C, Behandlung der Suppliken; N, „via supplicationis“; V, Suppliken an italienische Signori. 29 Vgl. H, Neuerungen. 30 Vgl. L, „Fiat (ut petitur)“. 31 Vgl. H, Identität 17. 23

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1. Einleitung

ten logischerweise stärker über ihr eigenes Leben als bildungsferne Schichten 32, wobei vorwiegend Männer autobiografische Schriften verfassten. In den von Harald Tersch zusammengestellten österreichischen Selbstzeugnissen von 1400 bis 1650 kommen auf 62 Schriften von Männern lediglich zwei von Frauen 33. Sie scheinen nicht nur geringere Aufzeichnungsmöglichkeiten gehabt zu haben, sondern die Überlieferungschance für autobiografisches Schriftgut von Frauen in den Archiven ist auch weitaus schlechter 34, da Institutionen über Jahrhunderte hinweg kein gesteigertes Sammelinteresse daran an den Tag legten 35. Bekannte Selbstzeugnisse von Frauen an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit sind jene der Helene Kottannerin, Ehefrau des Wiener Bürgers Johann Kottanner und Kammerfrau, und der Caritas Pirckheimer, Äbtissin des Klarissenkloster in Nürnberg, die ihre Schriften etwa in den Jahren 1439 bis 1440 beziehungsweise 1524 bis 1528 verfassten 36. Um an autobiografische Informationen zu dieser „Minderheit“, also der Frauen, zu kommen, sind theoretisch autobiografische Schriften in fast jeder Textsorte denkbar 37. Als eine Option können sich Suppliken erweisen. Angesichts ihrer Universalität bietet die Supplik nämlich die Möglichkeit, von nicht literaten Frauen Informationen zu gewinnen, zu denen sonst kaum Quellenmaterial zur Verfügung steht 38. Der aus den Maximiliana resultierende Quellenbestand von Frauensuppliken etwa hat auch in den „Regesta Imperii“ bisher kaum Niederschlag gefunden, selbst wenn dazu ergänzende Akten zum Teil berücksichtigt wurden. Susan McDonough beschäftigte sich mit der Armut von Frauen in Marseille zu Anfang des 15. Jahrhunderts 39. Zwei englische Aufsätze, verfasst von James Daybell und Alison Thorne, haben sich bereits mit Suppliken von Frauen auseinandergesetzt 40, doch wurde auf eine autobiografische Auswertung der Quellen verzichtet. Daher ergibt sich die Frage, inwieweit sich Suppliken als autobiografische Schriften auswerten lassen. Gezeigt werden soll dies an den Suppliken von Frauen aus dem genannten Bestand des Tiroler Landesarchivs, der ein Zufalls-Sample darstellt. Im Fokus stehen hierbei Einzelpersonen, die für sich selbst oder ihr eigenes enges Umfeld, etwa Familienangehörige, supplizieren. Von diesen Supplikantinnen ist eher zu erwarten, dass sie aus ihrem Leben berichten, als von denjenigen, die für dritte Personen oder eine größere Gruppe, wie einen Konvent, bitten. Somit wird der Untersuchungsgegenstand um einige Schreiben weiblicher Bittsteller reduziert; ausgeklammert bleiben vor allem Suppliken von Geistlichen, vornehmlich Äbtissinnen, die sich um ihren Konvent sorgten, von Adligen, die sich aufgrund ihrer Stellung oder um einer guten Tat willen für Andere einsetzten, sowie auch ein Schreiben der Gattin Maximilians, Bianca Maria Sforza 41, oder einer Frau, die zusammen mit ihrem Ehemann auftritt 42. In diesem Zusammen32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42

Vgl. S, Ego-Dokumente 26. Vgl. T, Österreichische Selbstzeugnisse 23. Vgl. K, Schreibende Frauen 44. Vgl. H, Selbstzeugnisse 10. Vgl. P, Caritas Pirckheimer; M, Helene Kottannerin. Vgl. J, Autobiographie 24f. Vgl. R, Ego-Dokument 5. Vgl. MD, Impoverished mothers. Vgl. D, Female voice; T, Women’s Petitionary Letters. Vgl. TLA, Max. 1.41 fol. 247. Vgl. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 6.105.

1. Einleitung

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hang muss auch untersucht werden, welche Frauen sich an den König beziehungsweise Kaiser direkt wandten und unter welchen Umständen sie bestimmte (sprachliche) Mittel wählten. Im Hinblick darauf sind für die Zugänglichkeit zu Maximilian einerseits paläografische Analysen vorzunehmen, andererseits die Bearbeitung und die Erfolgsaussichten zu prüfen, die gegebenenfalls Rückschlüsse auf die Möglichkeiten und die Motivationen der Supplikantinnen erlauben. Da die Inhalte der Bittschriften und die soziale Herkunft der Supplikantinnen sich als sehr heterogen erweisen, erscheint es nicht sinnvoll, eine Kollektivbiografie für Frauen, die an Maximilian I. supplizierten, zu erstellen. Vielmehr sollen die Schicksale der einzelnen Frauen vorgestellt und die Notsituationen der Frauen auf Basis der Quellen individuell ausgewertet werden.

2. Die Supplik als Quelle 2.1 Grundlagen des Supplikenwesens Das Supplikenwesen basiert einfach gesagt auf dem Bitten einer Person oder einer Gruppe an eine andere, höher gestellte Persönlichkeit in einer beliebigen Sache, verbunden mit der Hoffnung auf deren Erfüllung. Für das Zustandekommen und Funktionieren eines solchen Systems sind einige Grundlagen erforderlich, die in einer Gesellschaft vorhanden sein müssen. Zunächst sind ein Bewusstsein und die Akzeptanz von unterschiedlichen Hierarchieebenen und Machtbeziehungen Voraussetzung 43. Das heißt, allen daran Beteiligten müssen die Handlungsmöglichkeiten bekannt sein, in denen sie Aktionen setzen können, also für die einen, ob sie in der Lage sind, Bitten zu erfüllen, während die andere Gruppe ihre eigene, niedrigere Ebene hinnehmen muss. Außerdem ist es dem Bittsteller, der Bittstellerin nicht möglich, seine, ihre Notlage selbst zu überwinden. Daher wendet er beziehungsweise sie sich an eine Ebene, von der anzunehmen ist, sie könne dem Missstand Abhilfe schaffen. Zum Eingeständnis der eigenen Machtlosigkeit von Seiten des Supplikanten, der Supplikantin kommen gesellschaftliche Hierarchiemodelle, Geschlechterrollen und die Anerkennung von Herrschaft hinzu 44. Sind diese Merkmale im Habitus einer Person gegeben, kann sie im Sinne einer subjektiven Rationalität die Handlung setzen, von der sie annimmt, sie würde am ehesten zu ihrem Ziel führen 45. Für den Fall der Bittenden stellt dies die Supplik dar. Prinzipiell war es jedem Untertan möglich, auf diesem Wege die Obrigkeiten um eine Gunst zu ersuchen. Die gesellschaftliche, ethnische oder regionale Zugehörigkeit der Untertanen sollte demnach keinen Einfluss auf die Supplikationspraxis haben 46. Es scheint jedoch, dass Amtsträger oder diejenigen, die für die Obrigkeiten in verschiedener Form tätig waren, leichter den Weg der Supplik nehmen konnten als etwa Menschen aus dem bäuerlichen Bereich 47. Ausgeschlossen vom Supplikationsrecht waren faktisch Heimatlose und Vaganten, da es ihnen an nötigen Mitteln und Kontakten, wie etwa dem Wissen über die nötigen Formalitäten oder einem Schreiber, fehlte 48. Was den Herrscher betrifft, so beeinflusste sein Umgang mit Bittschriften die Beurteilung durch die Untergebenen. Das Ignorieren von Bitten konnte zu Charakterisierungen 43 44 45 46 47 48

Vgl. N–W, Einführung 9. Vgl. ebd. Vgl. F–M, Diskurse 95. Vgl. W, Bitten und Begehren 17. Vgl. H-M–U, Supplikationspraxis 180 f. Vgl. H, Sanktionen und Normen 253.

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2.2 Das Funktionieren des Supplikenwesens

wie Härte, Unfähigkeit und zur Unterstellung von Amtsmissbrauch führen. Die Zulassung von Bitten und die Anhörung der Nöte der Untertanen vermochte somit nicht nur den etwaigen Unmut zu verringern, sondern sich sogar herrschaftsstabilisierend auszuwirken 49.

2.2 Das Funktionieren des Supplikenwesens Ausgangspunkte für das Funktionieren des Supplikenwesens waren gewisse Vorrechte des mittelalterlichen Fürsten als Garant für Gerechtigkeit und als Gesetzgeber. Suppliken implizierten ein Eingreifen der Autorität in einem korrigierenden Sinn 50 und nahmen die Funktion von Instrumenten der Verwaltungskontrolle ein 51. So war die Supplik in ihrem Wesen in eine Art Konflikt zwischen Untertanen und der Obrigkeit eingebettet 52, der im Idealfall auf diesem Wege aber auch gleichzeitig entschärft werden konnte 53. Die Entscheidungen der Obrigkeiten konnten sowohl in einem positiven als auch in einem negativen Sinn von den Zeitgenossen beurteilt werden. So vermochte eine derartige Intervention ein Verfahren abzukürzen oder eine Gesetzeslücke zu schließen 54. Der Landesherr unterlag, wie bereits angeklungen, einer gewissen moralischen Verpflichtung, sich der Nöte seiner Untertanen anzunehmen. Auf diese Weise konnte er sich durch erwiesene Gnade der Loyalität seiner Untertanen vergewissern 55, auch in die lokale Mikroebene eindringen und dort über den Weg der Supplik von eventuell aufkeimenden Problemen oder latenten Konflikten erfahren 56. Bittgesuche gelten auch als eine Vorstufe der Demonstration 57. Sie bedingten und erwarteten eine willkürliche Entscheidung; zudem ersetzten sie den ordentlichen Verhandlungsweg, den es entweder nicht gab, der umgangen werden wollte oder verweigert wurde. Der Landesfürst stand vor dem Problem einer Entscheidung auf Basis der einseitigen Schilderung von Bittenden 58. Die Adressaten der Bittschriften erhielten durch das Supplizieren der Untertanen ungefragt Kenntnis von deren Wünschen und Problemen 59, ohne sie immer hinsichtlich ihres Wahrheitsgehalts überprüfen zu können. In Papst-, später mitunter auch in Kaiserurkunden bediente man sich mit der Formel ex certa scientia – ursprünglich mit der Intention gegen missbräuchliche Erschleichung von Gnade vorzugehen –, aufgrund derer der Urkundenaussteller bestätigt, den Inhalt überprüft zu haben und dass ihm aus diesem Grund die Sachlage bekannt sei. Daher war die Urkunde im Falle eines Konflikts als gültig anzusehen 60.

49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60

Vgl. R, Supplikations- und Gnadenpraxis 94. Vgl. G, Kultur der Bitte 149; N, „via supplicationis“ 60. Vgl. H, „Ad supplicandum verweisen“ 189. Vgl. R, Supplikenwesen 422. Vgl. ebd. 446. Vgl. N, „via supplicationis“ 61. Vgl. R, Supplikenwesen 447. Vgl. F–K–W, Supplizierende Gemeinden 320. Vgl. B, Supplikationen und Demonstrationen 316 f. Vgl. H, Supplikenwesen 199. Vgl. N, „via supplicationis“ 61f. Vgl. H, Rechtskraft 410–414.

2.3 Etymologie und Definition

19

Durch das Supplikenwesen wurden Auseinandersetzungen in geregelte Kommunikationsprozesse umgelenkt 61. Diese Möglichkeit der Unmutsäußerung von Seiten der Untertanen war von der Obrigkeit nicht nur akzeptiert, sondern wurde teilweise sogar gefördert, um die Eskalation eines schwelenden Konfliktes zu vermeiden 62. Suppliken waren somit eine sich für die Allgemeinheit anbietende Option, ihre Unzufriedenheit zu äußern, doch beinhalteten sie meist nur Partikularinteressen Einzelner 63. Da es sich bei der Herrschaft nicht um einen einseitigen Prozess von oben nach unten handelt, sondern sie sich durch ein kompliziertes System von Akzeptanz und Widerstand, von Unterdrückung und Belohnung definiert, waren Bittschriften zweifellos von beiderseitigem Interesse 64. Bittschriften wurden selbstverständlich nicht nur an den König beziehungsweise Kaiser gerichtet, sondern finden sich auf allen Ebenen der Verwaltung, die als Obrigkeiten fungierten. Dementsprechend spiegeln die Suppliken im Großen und Ganzen immer nur jene Konflikte wider, die sich im Wirkungskreis des Adressaten abspielten. Überschneidungen dieser Wirkungskreise gab es selbstverständlich, doch sind alltäglichere Probleme eher auf einer niederen Ebene zu erwarten, während beispielsweise weitreichende Rechtsstreitigkeiten vermehrt an höchste Stellen gerichtet worden sein dürften.

2.3 Etymologie und Definition Der Begriff „Supplikation“ findet sich seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in deutschen Texten und verbreitete sich über die fürstlichen Kanzleien. Aber nur das Wort war zu diesem Zeitpunkt neu, nicht das Supplikenwesen an sich 65. Aus den Quellen lassen sich auch noch andere synonym verwendete Bezeichnungen finden, so zum Beispiel Anbringen, Ansuchen, Bitte, Bittschrift, Bittzettel, Gesuch, Klagzettel, Memorial, Vorstellung 66. Um 1700 wurde der Terminus immer häufiger durch die französische Form Supplik (supplique) abgelöst 67. Der Begriff Petition dürfte zwar vielfach bekannt gewesen sein, setzte sich aber erst im 19. Jahrhundert durch 68. Das Verb „supplizieren“, das vom lateinischen supplicare – bitten – herrührt, findet sich zum einen in den Suppliken selbst 69, steht also schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts in Gebrauch, und ist auch in mehreren Wörterbüchern seit dem 16. Jahrhundert belegt. Als Synonyme werden anmuten, anrufen, ansinnen, (demütig) bitten, ersuchen, flehen angegeben 70. Für eine Supplik sind drei Ebenen zu berücksichtigen: Erstens benötigt es objektivsachliche Voraussetzungen für eine Bitte, das heißt eine Situation oder Notlage, um deren 61

Vgl. R, Supplikenwesen 448. Vgl. S, Supplikationen 581. 63 Vgl. W, Desideria und Landesordnungen 203. 64 Vgl. R, Supplikenwesen 448. 65 Vgl. B, Supplikationen und Demonstrationen 274 f.; in den hier untersuchten Frauensuppliken vgl. Nr. 20, 29 – supplicaz vgl. Nr. 23, 25, 33, 49. 66 Vgl. W, Bitten und Begehren 20. 67 Vgl. N, Reichstag und Supplikationsausschuß 88. 68 Vgl. B, Supplikationen und Demonstrationen 277. 69 Vgl. im Quellenkorpus Nr. 23. 70 Vgl. DWB online. 62

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2.3 Etymologie und Definition

Besserung man ansuchen kann. Zweitens sind subjektive Beweggründe erforderlich, die als treibende Kraft eine Bittschrift erst auf den Weg bringen, denn es geht drittens um den Zweck des Bittens, nämlich die Verbesserung der eigenen Situation 71. Helmut Bräuer definiert Suppliken folgendermaßen: „Bittschriften sind fixierte Ergebnisse der geistigen Auseinandersetzung einer Person (mitunter einer Personengruppe) mit der eigenen Notlage, defizitären Situation oder solchen Umständen des Nichthabens, die als bedrohlich angesehen wurden und daher nach einer Zustandsänderung verlangten“. 72 Diese Definition trifft zwar den Kern der Sache, ihr fehlt jedoch ein wichtiges Charakteristikum, nämlich die Hinwendung des Bittstellenden, der Supplikantin an eine übergeordnete Person, Stelle oder Behörde. Nur in seltenen Fällen ist im privaten Bereich, ohne Beteiligung der Obrigkeiten, oder bei Bitten für Dritte – zum Beispiel eine Erste Bitte – ein schriftliches Ansuchen von oben nach unten denkbar 73. Dabei handelt es sich aber eigentlich nicht um eine Supplik. Für diese Arbeit sind jedenfalls nur Schreiben von unten nach oben von Bedeutung. Eine Sonderform der Supplik stellt die eben genannte Interzession dar, die auch Fürbitte genannt wird 74. Der Bittsteller, die Bittstellerin tritt in diesem Fall nicht für sich selbst ein, sondern für eine dritte Person aus seinem, ihrem Umfeld. Der Fürsprecher, der auch als Interzedent bezeichnet wird und eine Mittlerfunktion zwischen hilfsbedürftiger und hilfswilliger Person einnimmt, handelt hierbei aus institutioneller oder familiärer Nähe oder anderer Motivation, wie etwa indirekter Betroffenheit, Solidarität, in der Funktion eines Schutzherrn oder geleitet von dem Wunsch nach Vollbringung einer guten Tat 75. Diese Form der Supplik erlaubt eine stärkere Vorstellung von sozialen Zusammenhängen als die Bitte in eigener Sache 76, erscheinen doch Familienangehörige, Verwandte oder Personen der lokalen Elite als Beteiligte namentlich auf, wenn sie nicht ohnehin für den eigentlich Betroffenen die Bitte abgefasst haben 77. Da in der vorliegenden Studie ausschließlich Bitten an Maximilian selbst und nur diejenigen von Einzelpersonen berücksichtigt werden, erscheint hierfür die enger gefasste Definition von Martin Schennach passend. Er definiert Supplikationen als „‚untertänige‘ Bitten eines sich durch einen Missstand beschwert fühlenden Untertanen an den Landesfürsten. Der Bittsteller bittet um einen Gnadenerweis, auf dessen Gewährung er keinen Anspruch hat“ 78. So wie es jedem erlaubt war zu supplizieren, so war auch der Landesfürst im Ausmaß seiner Erlaubnis- und Dispensationsgewalt kaum eingeschränkt, da sowohl die Legislative als auch die Exekutive in seinem Kompetenzbereich lagen 79. Die Supplik an sich zwang die Obrigkeiten nicht, auf die Anliegen zu reagieren und entsprechende Handlungen ein-

71

Vgl. E, Bemerkungen zur Syntax 233–235; S-K, Anspruch und Wirklichkeit

72

B, Persönliche Bittschriften 296. Vgl. R, Supplikations- und Gnadenpraxis 92 f.; W, Bitten und Begehren 21. Vgl. N–W, Einführung 12. Vgl. B, Interzession 296. Vgl. N–W, Einführung 12. Vgl. H, Sanktionen und Normen 263. Vgl. S, Gesetz und Herrschaft 461. Vgl. H, „Ad supplicandum verweisen“ 192.

81f. 73 74 75 76 77 78 79

2.4 Formen von Suppliken

21

zuleiten 80, dennoch hatten etwa Witwen und Waisen in gewisser Weise einen moralischen Anspruch darauf, dass der Herrscher ihre Bitten anhörte und auch gewährte 81.

2.4 Formen von Suppliken An einer Kategorisierung von Suppliken versuchte sich Werner Hülle. Dieser teilte Bittschriften prinzipiell in zwei große Gruppen, ein Modell, welches von Helmut Neuhaus übernommen und ausgebaut wurde. Die Autoren unterscheiden zwischen Gnadensupplikationen und Justizsuppliken. Unter Gnadensupplikationen versteht man flehentliche Bitten in Privatangelegenheiten. Es handelt sich hierbei vielfach um Bitten von sich in Nöten befindlichen Angehörigen der Unterschichten oder Ansuchen um Vergünstigungen. Der Bandbreite der Bittgegenstände sind demnach keine Grenzen gesetzt. Sie können von Geleit, Schutz und Schirm reichen bis hin zu Ansuchen um Wochen- und Jahrmärkte, Belohnungen oder Bitten um königliche oder kaiserliche Fürbitten bei einem Landesherrn 82. In ihrer Vielfalt bieten sie Einblick in die privaten Nöte der Menschen aller gesellschaftlichen Schichten 83. Seit dem 16. Jahrhundert erweiterte sich der Adressatenkreis solcher Suppliken, die bis zu diesem Zeitpunkt vorwiegend an den Kaiser gerichtet waren. Gnadensupplikationen streifen nicht selten die Grenze zu einem Rechtsstreit, welcher wiederum Definitionsmerkmal der zweiten Supplikengruppe ist 84. Justizsuppliken stammen mitunter auch aus dem privaten Bereich, jedoch lag ihre Intention nicht in der Gnade, sondern in einer Entscheidung von Rechts wegen 85. Charakteristikum ist die Existenz eines Supplikantengegners, sei es eine einzelne Person, eine Gruppe oder eine Institution 86. Der Ausgangspunkt dieser Art von Suppliken ist eine implementierte Rechtsüberzeugung, dass niemandem eine Hinwendung an den Landesherrn verweigert werden soll, wenn nur auf diesem Wege ein Rechtsschutz für den Supplikanten, die Supplikantin möglich war 87. Suppliken der frühneuzeitlichen Strafjustiz lassen sich wiederum in vier Kategorien unterteilen: Die erste Gruppe umfasst Bittschriften der Devianz, die ein Strafverfahren einleiten. Der zweite Themenbereich setzt sich aus Beschwerden über Missstände in der Gerichtsorganisation zusammen. Die dritte Kategorie enthält Beschwerden und Bitten bezüglich eines Erlasses relevanter Gesetze und die vierte Bitten um Milderung und Umwandlung einer Strafe 88. Mit Bittschriften versuchten einige Supplikanten und Supplikantinnen das Strafmaß und die Sanktionen auszuhandeln 89, auch wenn diese Form der „Appellation“ im Verfahrensrecht aus normativer Sicht nicht geregelt wurde oder überhaupt vorgesehen war 90. Diese Ansuchen sind aber vom mittelalterlichen Gnadenrecht 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90

Vgl. H, Supplikenwesen 197. Vgl. S-K, Anspruch und Wirklichkeit 83. Vgl. N, Reichstag und Supplikationsausschuß 114 f. Vgl. N, Supplikationen 136. Vgl. N, Reichstag und Supplikationsausschuß 115. Vgl. ebd. 118. Vgl. N, Supplikationen 138. Vgl. H, Supplikenwesen 198. Vgl. H, Sanktionen und Normen 246. Vgl. H, Strafjustiz 379. Vgl. H, Strafverfahren 478f.

22

2.5 Geschichtliche Entwicklung des Supplikenwesens

zu unterscheiden, denn die Supplikanten oder Supplikantinnen baten nicht unbedingt um einen vollständigen Straferlass, sondern erhofften sich vielfach nur eine Milderung und brachten in Suppliken diesbezügliche Argumente vor 91. Von einer Appellation unterscheiden sie sich durch eine fehlende aufschiebende Wirkung der Supplik 92. Darüber hinaus können Bittschriften auf Missstände im Gerichtswesen hinweisen 93. In diesen Rahmen fallen nicht nur Verfahrensfehler, sondern vielmehr auch Beschwerden über einzelne in den Gerichten tätige Personen. In der Theorie entschied der Landesherr über die Bitte, faktisch standen wohl aber die Gutachten und Beschlüsse von zuständigen und gesandten Beamten dahinter 94. Mit einer Bittschrift war es möglich, aus dem normalen gerichtlichen Instanzenweg auszuscheren, und bei der über die Supplik getroffenen Entscheidung handelte es sich letztlich um ein Urteil in letzter Instanz 95. Dieses Verfahren zogen viele Bittsteller und Bittstellerinnen einem langwierigen Gerichtsprozess vor, auch wegen der Gelegenheit, auf diesem Weg einen Kompromiss schließen zu können 96. Durch Bittschriften war zudem ein ergänzendes Verfahren zu einem bereits laufenden möglich 97. In der Praxis ist diese Unterscheidung zwischen Gnaden- und Justizsuppliken nicht immer eindeutig. Daher führte Helmut Neuhaus noch vier weitere kleine Gruppen ein: Suppliken, die die Abwehr äußerer Gefahren zum Thema haben, dazu Bitten, die sich mit Fragen der Reichsstandschaft beschäftigen, sich gegen landesfürstliche /königliche /kaiserliche Behörden und Einrichtungen richten, und Supplikationen in Zoll- und Wirtschaftsangelegenheiten 98. Trotzdem scheinen diese Kategorisierungen von außen konstruiert. Sowohl die Quellen selbst als auch die Verwaltung, die die Bitten bearbeitete, differenzierten nicht zwischen den einzelnen Typen 99. Weder unterscheiden sich die Schriftstücke in ihrer äußeren Form noch durch die darauf angebrachten Vermerke. Eine derartige Trennung der Suppliken mag für einige Fragestellungen, wie etwa rechtshistorische Interessen oder Schwerpunktsetzung auf gewisse Inhalte, von Vorteil sein, sollte aber dementsprechend gemäß dem Einzelfall angewandt werden. Für die vorliegenden Auswertungen spielt diese Unterscheidung keine größere Rolle, auch wenn noch im Einzelnen darauf hingewiesen wird.

2.5 Geschichtliche Entwicklung des Supplikenwesens Das Supplikenwesen ist keine erstmalige Erscheinung an der Wende zur Neuzeit nördlich der Alpen, sondern geht viel weiter zurück. Das Bitten um Hilfe in einer Notlage kann an sich für alle Gesellschaften der Geschichte angenommen werden. Der Begriff supplicatio selbst taucht auch bereits in der Antike auf und galt als öffentliche Demütigung zur Besänftigung der Götter. Im römischen Zivilprozess bezeichnete die supplicatio Schreiben 91 92 93 94 95 96 97 98 99

Vgl. ebd. 479. Vgl. S, Gesetz und Herrschaft 464. Vgl. H, Strafjustiz 381. Vgl. H, Sanktionen und Normen 251. Vgl. H, Supplikenwesen 206–209. Vgl. B, Supplikationen und Demonstrationen 288 f. Vgl. H, Strafjustiz 387. Vgl. N, Reichstag und Supplikationsausschuß 128–141. Vgl. S, Supplikationen 573.

2.5 Geschichtliche Entwicklung des Supplikenwesens

23

von privaten Personen an den Kaiser, darunter Bittschriften, Bitten um Gutachten oder andere Eingaben 100. Mit dem Ende des römischen Reiches verschwanden die Bitten keineswegs, auch sind Suppliken bereits seit dem 5. Jahrhundert an den Papst nachweisbar 101, da der Heilige Stuhl im Laufe der Zeit als oberste Appellationsinstanz aus dem römischen Recht die appellatio und die appellatio in causis maioribus/supplicatio übernahm 102. Ab dem beginnenden 13. Jahrhundert durften Suppliken nur noch in schriftlicher Form eingebracht werden 103. Seit dem 14. Jahrhundert hatte dies secundum stilum curiae zu erfolgen, weshalb viele Bittende auf Prokuratoren zurückgriffen. Diese legten die Supplik auch einem Referendar vor. Wenn alle Formkriterien erfüllt waren, setzte dieser seinen Namen darunter und leitete die Bitte an die Stelle für die Anhörung weiter. Im Falle der Genehmigung, die durch einen Vermerk – Fiat ut petitur durch den Papst, Concessum ut petitur durch den Vizekanzler oder Concessum in praesentia domini nostri Papae durch einen Referendar – angezeigt wird, setzte der Datar das Datum und die Kanzlei fertigte ein Schriftstück aus 104. Spätestens seit dem Pontifikat von Benedikt XII. (1334–1342) gab es in der päpstlichen Verwaltung ein eigenes Supplikenregister 105, in das die eingegangenen Bitten in Teilen nun abschriftlich eingetragen wurden 106. Damit entstand die umfangreichste Registerserie an der Kurie. Von Klemens VI. (1342–1352) bis Leo XIII. (1878–1903) handelt es sich um 7.365 Bände im Umfang von je etwa 300 Blättern 107. Die Genehmigung der Bitte und die zugehörige Ausfertigung konnte über mehrere Wege erfolgen, wie die expeditio per cameram, die expeditio per cancellariam, eine Expedition als Motuproprio, Breve oder sola signatura 108. Darin finden sich allerdings nur jene Suppliken, die positiv beschieden worden sind. Fraglich bleibt, ob es noch weitere bewilligte Stücke gab, die nicht in den Registern aufgeführt wurden. Die Originale wurden vernichtet oder auf Wunsch anstatt einer Littera zurückgesandt 109. Papst Innocenz III. (1198–1216) übertrug die Absolution in vielen Fällen einem Pönitentiar; die Pönitentiarie entwickelte sich bis zum 15. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Ämter der Kurie neben Kanzlei, Kammer und Audientia mit etwa 200 Personen 110, welches seine eigenen Supplikenregister führte 111. Zwischen 1439 und 1484 sind allein in den Bereichen De diversis formis und De declaratoris rund 97.000 Bittschriften bekannt 112. Rechnet man die Zahl der Suppliken auf einzelne Pontifikate herunter, bleibt die Menge enorm. Allein unter dem sechsjährigen Pontifikat Papst Pius’ II. (1458– 1464) fanden weit mehr als 15.000 Suppliken Eingang in die Register, die meist auch 100

Vgl. N, Reichstag und Supplikationsausschuß 74 f. Vgl. R, Supplikations- und Gnadenpraxis 89. 102 Vgl. H, Supplikenwesen 196. 103 Vgl. N, „via supplicationis“ 70. 104 Vgl. B, Vatican Archives 149f. 105 Vgl. ebd. 151f.; W, Bitten und Begehren 27. 106 Vgl. E, Wahre Geschichten 11. 107 Vgl. E, Gnadenmaschine 326f.; F, Papsturkunden 67. 108 Vgl. D, Registerserien 340f.; F, Papsturkunden 86–91. 109 Vgl. E, Lebenswelt 13. 110 Vgl. S–S, Well of Grace 14f.; S, Ehen vor Gericht 11; S–H–W, Supplikenregister 8. 111 Vgl. F, Papsturkunden 68. 112 Vgl. E, Lebenswelt 15. 101

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2.5 Geschichtliche Entwicklung des Supplikenwesens

auf Reisen mitgeführt wurden 113. Adressat einer Supplik an die Kurie hatte immer der Papst zu sein, woraufhin die Kurie die Bitte der zuständigen Behörde zuteilen musste. In der Pönitentiarie kontrollierte und signierte der Großpönitentiar die Schriftstücke, die in seinen Zuständigkeitsbereich fielen, nur wenige Stücke gelangten persönlich an den Papst 114. Nach der Bewilligung folgte die Eintragung in die Register 115. Auf weltlicher Seite ist im Reich keine parallele Entwicklung greifbar 116. Zwar wurde im Reich von einem König beziehungsweise Kaiser durchaus erwartet, sich die Bitten von Untergebenen anzuhören 117, jedoch wurden persönliche Bitten an weltliche Herrscher mündlich vorgetragen, worauf entweder ebenfalls in mündlicher Form Antwort gegeben oder eine diesbezügliche Urkunde ausgefertigt wurde 118. Diese geben zwar einen Einblick in das personelle Herrschaftsnetz der Könige und Kaiser, lassen aber nicht den Prozess der Entscheidungsfindung sowie die diesbezüglichen Vorgänge beim Eingang einer Bitte erkennen 119. Sehr selten liegen schriftliche Bitten vor: Patriarch Venerius von Grado bittet Ludwig den Frommen (813/814–840) um Bestätigung der Privilegien Karls des Großen (768–814) 120. Die verwitwete Herzogin Hualderada von Venedig ersucht bei Kaiserin Adelheid (951–973) um einen Vogt 121. In Angelegenheiten um die Burgen Tribuco und Bucciniano suppliziert Abt Hugo von Farfa an Konrad II. (1024–1039) 122. In seiner Funktion als König von Sizilien (ab 1197) sind zwei Suppliken an Kaiser Friedrich II. (1212–1250) überliefert, zum einen um die Freilassung des Neffen des Kardinalpresbyters Guala von S. Martino 123 zu bewirken, zum anderen die Bitte eines Kardinals, der sich für Edle aus Neapel einsetzte, um sie vor der Armut zu schützen 124. Friedrich legte auch in einer sizilianischen Kanzleiordnung fest, dass Bittschriften an bestimmten Tagen verlesen werden sollten, die Kanzlei Antworten auf die Rückseite des Schreibens anzubringen hatte, wobei gegebenenfalls zuerst die Entscheidung des Kaisers einzuholen war 125. Die Transferierung einer solchen Kanzleiordnung in den Norden hat jedoch vermutlich nicht stattgefunden 126. Nördlich der Alpen baten die Bürger von Worms König Konrad IV. (1237–1254) um Hilfe gegen Handlungen des Erzbischofs von Mainz 127. Die Überlieferung von Suppliken nimmt in der Folge nur langsam zu 128 und ändert sich erst im 15. Jahrhundert merklich. Zu dieser Zeit nahm die Zahl der schriftlichen 113

Vgl. S–H–W, Supplikenregister 22 f. Vgl. ebd. 26. 115 Vgl. S, Ehen vor Gericht 13. 116 Vgl. B–K, Handbuch der Urkundenlehre 26. 117 Vgl. G, Kultur der Bitte 156. 118 Vgl. B–K, Handbuch der Urkundenlehre 25 f.; N, Reichstag und Supplikationsausschuß 83f. 119 Vgl. G, Kultur der Bitte 70. 120 MGH Epp. 5 314f. 121 Vgl. F, Forschungen zur Reichs- und Rechtsgeschichte 38–41. 122 Hugonis Opuscula (MGH SS 11) 543f. 123 W, Acta Imperii 600. 124 Ebd. 601. 125 Ebd. 736; vgl. N, Reichstag und Supplikationsausschuß 85 f. 126 Vgl. G, Kultur der Bitte 296f. 127 W, Acta Imperii 672. 128 Vgl. z. B. mehrere Bitten an Heinrich VII. (1308–1313) MGH Const. 4.1 653; MGH Const. 4.2 956–961, 999–1002, 1088. 114

2.5 Geschichtliche Entwicklung des Supplikenwesens

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Suppliken zu, was sich auf mehrere Ursachen zurückführen lässt. Zum einen lernten immer mehr Menschen Lesen und Schreiben, und die erhöhte Schriftlichkeit eröffnete so neue Möglichkeiten für die Untertanen. Zum anderen gab es besseren Zugang zu billigem Papier, welches nun auch leichter für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich wurde. Zum Dritten stieg die Akzeptanz deutschsprachiger Schriftstücke in den Kanzleien 129 und erforderte keine weiter reichenden Kenntnisse im Lateinischen mehr. Als Viertes schließlich verstärkte sich der Zugriff der Obrigkeiten auf mehr und mehr Lebensbereiche, in deren Rahmen sich für die Untertanen neue Bittmöglichkeiten ergaben 130. Angesichts des gestiegenen Bedarfs richtete Kaiser Friedrich III. (1440–1493) auf Reichstagen eine eigene Kommission zur Beantwortung eingehender Bitten ein, deren Schriftverkehr sich jedoch kaum erhalten hat. Zudem setzte er Kommissionen ein, die bestimmte Fälle auf ihre Richtigkeit überprüfen sollten 131. Einen Hinweis auf eine mögliche Zunahme von Bittschriften an den Landesfürsten und dessen Versuch, diese Steigerung zu verwalten und zu regulieren, gibt auch ein Erlass Erzherzog Sigmunds (1446–1490) in Tirol. Dieser befahl nämlich seinen Gerichten, effizienter zu arbeiten, damit nicht alle Untertanen mit ihren Bitten und Beschwerden an den Hof kämen 132. Die Zeit Maximilians I. steht inmitten eines Wandels von mündlicher hin zu vermehrt schriftlicher Kommunikation 133. Seit dem 16. Jahrhundert beinhalteten Suppliken nicht mehr nur individuelle Anliegen, sondern vermehrt allgemeine Probleme in der Beziehung zwischen Obrigkeit und Untertanen, etwa in Fragen der Gesetzgebung, Justiz und Verwaltung, da mehrere Personen ähnliche Konfliktlagen schilderten 134. Diese waren auf Reichsebene auch nicht mehr ausschließlich an den König und Kaiser gerichtet 135. 1521 führte man auf dem Reichstag von Worms, also erst nach dem Tod Maximilians I., einen Supplikationsausschuss ein 136. Unter Karl V. (1519–1556) gelang zudem die Etablierung des Reichshofrats, der für die Kommunikation zwischen Untertanen und Kaiser von großer Bedeutung war 137. Viele Untertanen nutzten nun die Möglichkeit des Supplizierens an den Ausschuss, und der König beziehungsweise Kaiser konnte diesem Gremium auch an ihn gerichtete Suppliken übertragen 138. Mit der Etablierung des Reichskammergerichts nahmen dann schließlich Bitten in Rechtssachen auf Reichsebene stark ab 139. Aber nicht nur auf Reichsebene organisierte man das Supplikenwesen. So wurden etwa in Bayern und Tirol Landesordnungen erlassen, die Vorgaben für die Handhabung mit eingehenden Bittschriften machten 140.

129

Vgl. H, Supplikenwesen 198; R, Supplikations- und Gnadenpraxis 94. Vgl. S, Gesetz und Herrschaft 467. 131 Vgl. N, Reichstag und Supplikationsausschuß 86 f. 132 TLA, Oö. Regierung, Kopialbücher, Ältere Kopialbücher 1486, fol. 184r; vgl. S, Gesetz und Herrschaft 467. 133 Vgl. H, Sanktionen und Normen 245. 134 Vgl. ebd. 243; W, Bitten und Begehren 38. 135 Vgl. S-K, Anspruch und Wirklichkeit 82. 136 Vgl. N, Wassertrinken 482. 137 Vgl. O, Untertanensuppliken 263f. 138 Vgl. N, Reichstag und Supplikationsausschuß 194–197. 139 Vgl. N, Wassertrinken 487. 140 Vgl. B, Laufen gen Hof 266; S, Gesetz und Herrschaft 466. 130

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2.6 Abgrenzung der Supplik von ähnlichen Quellen

Auch im 17. Jahrhundert wandten sich viele Untertanen an den König oder Kaiser, um einen langwierigen Behördenweg zu umgehen 141. Als Kontrollfunktion sah auch Friedrich der Große (1740–1786) das Supplikenwesen, der, da er Justiz und Verwaltung mit Misstrauen gegenüberstand, versprach, sich um jede einzelne Supplik selbst zu kümmern 142. Der Begriff Supplikation verschwindet zu Zeiten der Französischen Revolution und weiter im 19. Jahrhundert und wird schließlich durch die Termini Petition oder Bittschrift fast völlig ersetzt 143. Damit ging die Ära des Supplikenwesens, welches sich in unterschiedlichen Formen bis in die heutige Zeit erhalten hat, aber keineswegs zu Ende.

2.6 Abgrenzung der Supplik von ähnlichen Quellen Suppliken sind zwar als eine eigenständige Quellenart zu betrachten, dennoch findet man ähnlich gelagerte Gattungen in den Archiven. So sind die Übergänge zu Klagen oder Appellationen meist fließend 144. Zahlreiche Übereinstimmungen bestehen auch zwischen Suppliken und Gravamina, an deren jeweiligem Ausgangspunkt der Wunsch nach einer Veränderung steht 145; durch beide ist eine gewisse Einflussnahme in die Herrschaftspraxis möglich 146, beide sind schriftliche Formen, mit denen sich Untertanen an die Obrigkeiten wenden 147. Zunächst beschrieb der Begriff des Gravamen eine schriftliche Beschwerde der Stände, die ihre Forderungen dem Landesfürsten vorbrachten, erfuhr aber eine Erweiterung auf verschiedenste kollektive Beschwerden, die vom Aufzeigen eines Missstandes bis hin zu aufrührerischen Revolten reichen konnten 148. Robert Jütte definiert Gravamina folgendermaßen: „Sie sind an die jeweilige Obrigkeit gerichtet, sie beziehen sich auf gesellschaftliche, religiöse, wirtschaftliche und politische Mißstände, und sie enthalten bestimmte Aufforderungsmuster (Bitte, Forderung, Anklage, Rat, Wunsch), mit denen performative Handlungen vollzogen werden.“ 149 Dennoch lassen sich einige formale und praktische Unterschiede feststellen, die eine relativ klare Abgrenzung erlauben. Während zum einen für die Einbringung von Gravamina ein über ein Individuum hinausgehendes, gezieltes Interesse nötig war 150, konnte eine Supplik unabhängig von politischen oder wirtschaftlichen Entwicklungen an den Landesfürsten gestellt werden 151. Die Supplik gewinnt dadurch einen universelleren und alltäglicheren Charakter 152. Anders als bei Bittschriften sahen sich die Verfasser von Gravamina häufig als gleichberechtigte Partner in Bezug auf den Adressaten, da sie vor 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152

Vgl. S, Petitionen 14. Vgl. ebd. 15. Vgl. W, Bitten und Begehren 21. Vgl. F–K–W, Supplizierende Gemeinden 319. Vgl. S, Gravamina 218f. Vgl. S, Kölner Supplikenwesen 489. Vgl. W, Bitten und Begehren 19. Vgl. H, Gravamina im Rathaus 291. J, Sprachliches Handeln 166. Vgl. ebd. 172. Vgl. S, Supplikationen 575. Vgl. W, Bitten und Begehren 35.

2.7 Einordnung in Ego-Dokumente und Selbstzeugnisse

27

dem Landesfürsten fordernder auftraten 153, und diese gleichzeitig ein gewisses Maß an Druck ausüben sollten 154. Suppliken hingegen definieren sich durch die Untertänigkeit. Schließlich enthielt eine Supplik in der Regel nur eine Bitte, während Gravamina mehrere Forderungen umfassen konnten 155. Wegen der genannten Unterschiede sind auch Abweichungen in Bezug auf Formulierungen und Aufbau der Gravamina zu beobachten 156. Trotz der Divergenzen zwischen den beiden Quellentypen schließen sich Suppliken und Gravamina aber keineswegs aus. Eine Supplik dürfte in ihrer Bitte effektiver gewesen sein, wenn sie sich mit einem Punkt in einer Gravaminaliste deckte und durch diesen Synergieeffekt die Obrigkeit eher zum Handeln oder Einlenken bewegte. Analog verschlechterten sich die Chancen einer Bittschrift, wenn diese anderen eingebrachten Schilderungen und Forderungen widersprach 157. Der Vollständigkeit halber sei hier noch eine weitere den Suppliken ähnliche Quelle erwähnt: die Denunziation als anonyme Mitteilung an die Obrigkeiten, die Gefahren und Delinquenten anzeigte 158.

2.7 Einordnung in Ego-Dokumente und Selbstzeugnisse Suppliken sind im Hinblick auf die individuellen und persönlichen Inhalte als Quellen den Ego-Dokumenten zuzurechnen 159. Bei Ego-Dokumenten handelt es sich kurz um „alle Textsorten, bei denen der Verfasser ausdrücklich über seine eigenen Taten, Gefühle und Gedanken schreibt“ 160. Der erweiterte Begriff erlaubt neue Sichtweisen auf Zusammenhänge 161, geht über die klassischen Gattungen von Brief, Tagebuch und Autobiografie hinaus und umfasst auch Quellen, in denen Menschen zu Auskünften auf irgendeine Art und Weise veranlasst wurden 162. Zudem zeigt sich eine Art der Gefühlsäußerung, die eine Bewertung von Gefühlen oder die Rolle von Gefühlen in Texten zum Ausdruck bringt 163. Durch sie erhält man Informationen durch freiwillig oder unfreiwillig getätigte Aussagen von Personen 164. Den Ego-Dokumenten kann ein hoher Quellenwert für Einstellungen und Gewohnheiten beigemessen werden, jedoch weniger für reine Fakten 165. Am bekanntesten, aber auch am umfassendsten ist die Ego-Dokument-Definition von Winfried Schulze: „Gemeinsames Kriterium aller Texte, die als Ego-Dokumente bezeichnet werden können, sollte es sein, daß Aussagen oder Aussagenpartikel vorliegen, die – wenn auch in rudimentärer und verdeckter Form – über die freiwillig oder erzwungene Selbstwahrnehmung eines Menschen in seiner Familie, seiner Gemeinde, seinem Land 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165

Vgl. J, Sprachliches Handeln 178. Vgl. W, Voices 18f. Vgl. W, Bitten und Begehren 20; W, Voices 17. Vgl. S, Supplikationen 575. Vgl. W, Bitten und Begehren 37. Vgl. ebd. 22. Vgl. S, Ego-Dokumente 13. D, Ego-Dokumente 80. Vgl. T, Österreichische Selbstzeugnisse 11. Vgl. S, Ego-Dokumente 20f. Vgl. B–G–H–L–P, Erfahrung und Diskurs 15. Vgl. R, Ego-Dokument 2. Vgl. D, Ego-Dokumente 81.

28

2.7 Einordnung in Ego-Dokumente und Selbstzeugnisse

oder seiner sozialen Schicht Auskunft geben oder sein Verhältnis zu diesen Systemen und deren Veränderungen reflektieren. Sie sollten individuell-menschliches Verhalten rechtfertigen, Ängste offenbaren, Wissensbestände darlegen, Wertvorstellungen beleuchten, Lebenserfahrungen und -erwartungen widerspiegeln.“ 166 Aus dieser Definition lässt sich im weiteren Sinne eine Aufforderung herauslesen, unterschiedliche Quellen auf eine derartige Aussagekraft (neu) zu überprüfen 167. Menschen verfassten aus einer individuellen Notlage heraus Suppliken 168. Darin beschreiben die Bittenden ihr Handeln, zeigen Reaktionen auf das Verhalten anderer und damit auch ihre Haltung diesen Personen gegenüber. Es handelt sich also um eine Form der Selbstwahrnehmung. Darüber hinaus erfüllen Bittschriften das Merkmal der Offenbarung von Ängsten, die eigentlich erst der Anlass für das Verfassen einer Supplik waren. Durch die Schilderung der Notlage geben viele Supplikanten und Supplikantinnen Einblicke in ihre Wertvorstellungen, die sie in der aktuellen Situation gestört sehen. Eine Supplik besteht aber nicht nur aus individuellen Schilderungen, sondern ist in ihrem Aufbau gemäß der formellen Anforderungen durch einige Formularteile strukturiert, auf die später noch eingegangen wird. Dennoch dürfen Suppliken zweifelsfrei der Gruppe der Ego-Dokumente zugeordnet werden. Zur Praktikabilität dieser weiten Definition sollte der Begriff jedoch noch etwas verfeinert werden 169, was hier nicht versucht, sondern anhand des engeren Selbstzeugnisbegriffs vollzogen wird. Eine zweite Zuordnungsmöglichkeit bezüglich des Quellengehalts, die es zu beachten gilt, stellen neben den Ego-Dokumenten die meist enger gefassten Selbstzeugnisse dar. Diese werden ansonsten vielfach nur durch Aufzählung der zugehörigen Quellengattungen definiert 170, zu denen aber selten Suppliken gerechnet werden. In der Forschung hat sich bezüglich der Selbstzeugnisse eine Einteilung von Benigna von Krusenstjern mit vier Typen etabliert: Erstens Typ A, der egozentrische Zeugnisse umfasst, deren Inhalte sich zum überwiegenden Teil auf das Ich beziehen, welches auch schreibt; zweitens Typ B, worin das Ich über sich selbst berichtet, dazu über seine Interessen und Dinge, die es beschäftigen; drittens Typ C, bei dem nur mehr ein geringer Teil sich auf das Ich konzentriert; und viertens Typ D, in dem ein explizites Selbst kaum mehr wahrzunehmen ist und der sich an der Grenze eines Selbstzeugnisses befindet 171. Fast alle Bittschriften lassen sich einer dieser Typen zuordnen, wenn auch diese Definitionen aufgrund der Heterogenität der Quelle nicht immer eine klare Einordnung erlauben. Im Regelfall beinhalten Suppliken ein Ich in der ersten Person Singular 172, welches in Erzählungen berichtet, die es betreffen und beschäftigen und somit Typ B entsprächen. Jedoch enthalten Suppliken aufgrund ihres Adressaten und ihres quellentypischen Aufbaus formelähnliche Elemente, die sich nur zu einem geringen Teil mit dem Selbst auseinandersetzen, sodass man bei der Einordnung von Suppliken in dieses Schema wohl eher zu

166

S, Ego-Dokumente 28. Vgl. S, Selbstzeugnisse 24. 168 Vgl. B, Persönliche Bittschriften 301. 169 Vgl. K, Ego-Dokumente 22. 170 Vgl. K, Selbstzeugnisse 463. 171 Vgl. ebd. 464. 172 Die Form ist vor allem auch von der Herkunftsregion und damit den jeweiligen Gewohnheiten abhängig, vgl. D, Les „plaintes“ 388. 167

2.8 Authentizität der Supplik

29

Typ C tendieren kann. Trotz der Formelhaftigkeit des Quellentyps sind Bittschriften im Vergleich untereinander eine sehr heterogene Quellenart, in der der Anteil des Ich stark variiert und in einigen Stücken sehr deutlich hervortritt, während bei anderen Suppliken nach der Person des Bittenden, der Bittenden erst gesucht werden muss und man besser zu einer Zuordnung zu Krusenstjerns Typ D greift. Dennoch lässt sich aus allen Bittschriften ein Ich herauskristallisieren, auch weil ein moderner Selbstzeugnisbegriff die Bewertung der eigenen Person nicht mehr zwingend vorschreibt 173, das einem der vier vorgestellten Kategorien – wobei Typ A eher ausgeklammert werden kann – zugerechnet werden kann. Somit ist es durchaus legitim, bei Suppliken von Selbstzeugnissen zu sprechen, die nicht frei von Einflüssen sind 174, aber doch Elemente einer eigenen Unverwechselbarkeit enthalten 175. Zwei weitere wichtige Merkmale von Selbstzeugnissen sind das eigene Verfassen und Schreiben oder zumindest das Diktieren des Textes und der eigene Antrieb für diese Handlung 176. Es ist nicht anzunehmen, dass Bittsteller und Bittstellerinnen von anderen Personen genötigt oder gar gezwungen wurden, zum Mittel der Bitte zu greifen, um ihre Erfahrungen und Emotionen zu Papier zu bringen 177. Beide genannten Kriterien werden somit von Suppliken erfüllt, deren gemeinsamer Impuls aus der Not hervorgeht, also freiwillige Angaben aus einer Notlage heraus 178, eine Bitte an die Obrigkeit zu verfassen oder schreiben zu lassen. Insgesamt können freiwillige Äußerungen einer Person, in denen ein „Selbst“ hervortritt 179, als Selbstzeugnisse gelesen werden 180. Allgemein sind Selbstzeugnisse hier als Quellen mit Möglichkeiten der Auswertung zu einer Person zu sehen 181, die Suppliken mit einschließen.

2.8 Authentizität der Supplik Die nicht immer oder nur selten gegebene Eigenhändigkeit von Suppliken erfordert eine Analyse der Authentizität des Quellentyps an sich. Suppliken wurden in der Regel von Schreibern verfasst, nicht von den Bittstellenden selbst, auch wenn diese über Lese- und Schreibfähigkeiten verfügten 182. In Frage kamen hierfür meist, je nach Verfügbarkeit, sozialer Schicht und Situation, Advokaten, Notare, Kleriker, Prokuratoren, Schulmeister, Stadtschreiber, Vögte oder Lohnschreiber 183. Aber auch eine Verschriftlichung am Hof beziehungsweise in den Kanzleien ist zu vermuten. Bei zwei anderen Quellenarten gibt es bezüglich der Authentizität ähnliche Probleme wie bei den Suppliken. Die Auswertung von Gerichtsakten, die von fremder Hand auf 173

Vgl. H, Selbstzeugnisse 13. Vgl. S, Sich schreiben 68. 175 Vgl. ebd. 74. 176 Vgl. K, Selbstzeugnisse 470. 177 Vgl. F, Familie, Haus und Armut 286. 178 Vgl. S-K, Anspruch und Wirklichkeit 84. 179 Vgl. S–T, Selbstzeugnisse 12. 180 Vgl. G–L, Geschlecht und „Selbst“ 60. 181 Vgl. P, Frauenstimmen 98. 182 Vgl. S, Bittschriften 103. 183 Vgl. S, Gesetz und Herrschaft 481; S-K, Anspruch und Wirklichkeit 83; U, Supplikationen 153f. 174

30

2.8 Authentizität der Supplik

Basis der Zeugenaussagen verfasst wurden, galten an sich als eine authentische Quelle, da sie unmittelbar autobiografisch einen Blick auf den Befragten erlaubte, doch weichen die Verhöre bisweilen vom genauen Wortlaut ab, und der Befragte spricht nicht selbst, sondern über den Schreiber 184. Außerdem verstellten sich die Befragten 185 und hinterließen über die Gerichtsschreiber in den Protokollen häufig stereo- und rollentypische Angaben oder machten bewusst Falschaussagen 186. Ähnliches muss man auch für Briefe berücksichtigen, in denen Fiktionen ebenso keine Seltenheit darstellen 187. Eine ähnliche Schlussfolgerung könnte man auch bei Bittschriften ziehen, unter denen sich mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls eine nicht geringe Zahl von Unwahrheiten finden lassen 188. Die Bittenden stellten sich mit ziemlicher Sicherheit in einem guten Licht dar und präsentierten sich als unschuldig und arm 189. Dennoch darf man das Ziel einer Supplik nicht außer Acht lassen, nämlich die Erfüllung der Bitte. Eine aufgedeckte Falschaussage hätte unweigerlich zu einem negativen Bescheid geführt, den die Supplikanten und Supplikantinnen auf jeden Fall zu vermeiden suchten 190. Auch starke Übertreibungen hätten Ansätze von Betrug gezeigt 191. Hinzu kam, dass von Seiten der Obrigkeiten Kontrollen der Angaben und Darstellungen der Bittenden durchgeführt wurden, die eine Erzählung falscher Tatsachen weit unwahrscheinlicher erscheinen lassen als etwa in den genannten Gerichtsakten 192. Unabhängig von einer Darstellungsstrategie ist davon auszugehen, dass die Bittenden einem Problem gegenüberstanden, das sie überhaupt erst zum Supplizieren brachte 193. Auf die Zunahme von Bitten reagierte man auch, indem man in einigen Ordnungen vorsah, dass falsche oder wiederholte Suppliken strafrechtliche Konsequenzen für die Bittenden nach sich zogen 194. Der vermutlich geringe Anteil an Eigenhändigkeit lässt auf den ersten Blick die Authentizität der Bittschriften sinken. Inwieweit der Umstand des nicht eigenhändigen Schreibens auch für die hier untersuchten Bitten gilt, wird noch zu analysieren sein. Der Grund für die Abtretung des Schreibaktes an mehr oder minder professionelle Schreiber lag vermutlich in den von den Kanzleien immer stärker geforderten Normen, was Form, Formeln und Lesbarkeit betraf 195. Die Behörden plädierten im 16. Jahrhundert dafür, dass Suppliken nur von befugten Schreibern verfasst werden sollten und in gar keinem Fall von so genannten Winkelschreibern. Damit erhoffte man die Erfüllung behördlicher Vorgaben der Schreiben und die Verhinderung sinnloser Suppliken, die vom Eigensinn nicht qualifizierter Schreiber unterstützt und gefördert würden 196. Ein Schreiber passte das ihm Vorgebrachte also nicht nur an Formen und Konventionen an, sondern konnte gegebe184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196

Vgl. S, Gerichtsakten 99. Vgl. R, Ego-Dokument 14. Vgl. S, Gerichtsakten 99f. Vgl. F, What Really Matters 183f. Vgl. B, Persönliche Bittschriften 300; E, Wahre Geschichten 15 f. Vgl. S, Kölner Supplikenwesen 484. Vgl. B, Persönliche Bittschriften 300. Vgl. S, Bittschriften 110. Vgl. B, Persönliche Bittschriften 301; S, Bittschriften 110. Vgl. E, Mitteldeutsche Schicksale 739. Vgl. H, Sanktionen und Normen 253. Vgl. S, Bittschriften 103. Vgl. S, Gesetz und Herrschaft 481.

2.9 Auswertungsmöglichkeiten

31

nenfalls auch eine gesamte Argumentationslinie ändern 197 und stimmte diese eventuell auch auf die Wertvorstellungen des Adressaten ab 198. In dieser Hinsicht unterscheiden sich Suppliken nicht von Gerichtsakten. Jedoch darf man die narrative Kompetenz und die rhetorischen Fähigkeiten der Bittsteller und Bittstellerinnen nicht unterschätzen, die ihre Geschichte den Schreibern vortrugen 199. Natalie Zemon Davis attestiert den einfachen Menschen in ihren simplen Erzählungen eine höhere Glaubwürdigkeit als etwa den teilweise komplexen Schilderungen von Humanisten, die mit Sprache und Erzählung spielen konnten 200. Der Schreiber war für die Formalia zuständig, die aber einen mehr oder minder stark genutzten Spielraum für Erzählungen der Bittenden ließen 201. Sie übertrugen dann das Erzählte der zu ihnen kommenden Personen in eine stärker normierte Sprache, fügten die nötigen Formeln hinzu und passten sie an. Da die meisten Schreiber Begriffe in die Bitten aufnahmen, die eher einem regionalen Dialekt als einer Kanzleisprache zugeordnet werden können, wie auch die Auswertungen der Suppliken der Frauen zeigen werden, dazu größtenteils auf lateinische Fachtermini verzichteten und eine additive Struktur der Texte vorherrschte, scheinen Suppliken das Erzählte der Untertanen relativ authentisch wiederzugeben 202. Hierbei muss man sich jedoch bewusst machen, dass die Person hinter der Bitte sich nicht in einer Normalsituation befand, sondern von einer mit vielen Emotionen verbundenen Notlage erzählt 203.

2.9 Auswertungsmöglichkeiten Durch die Vielfalt ihrer Inhalte und der Herkunft aus allen Schichten und geografischen Räumen wirken Suppliken wie ein sehr heterogener Quellentyp. Dementsprechend breit gefächert sind auch die Auswertungsmöglichkeiten und Fragestellungen, die an Bittschriften gerichtet werden können, welche hier nur andeutungsweise und in unvollständiger Weise zur Sprache kommen. Suppliken bieten eine Möglichkeit, sich Abläufe in Kanzleien und Machtorganisationen und deren Verteilung innerhalb eines Untersuchungszeitraums zu vergegenwärtigen. Hinzu kommen Informationen über die Struktur der Institutionen und Behörden, die sich im Idealfall aus den Bittschriften erkennen lassen 204. Die Inhalte und die Anzahl der an die Obrigkeit gestellten Bitten können zudem einen Indikator für die Stimmung innerhalb der Bevölkerung darstellen, denn die Zahl korrespondiert in vielen Fällen mit dem Ausmaß von krisenhaften Situationen 205. Bittschriften bieten gleichzeitig Hinweise auf

197 198 199 200 201 202 203 204

Vgl. S-K, Anspruch und Wirklichkeit 84. Vgl. W, Bitten und Begehren 42. Vgl. S, Bittschriften 103; D, Der Kopf in der Schlinge 123. Vgl. ebd. Vgl. S, Bittschriften 110. Vgl. ebd. 103. Vgl. U, Supplikationen 152 u. 155. Vgl. F–K–W, Supplizierende Gemeinden 319; N–W, Einfüh-

rung 11. 205

Vgl. F–K–W, Supplizierende Gemeinden 320.

32

2.10 Autobiografisches in Suppliken

die Rechtspraxis, die von den normativen Quellen abweichen kann 206. Sie enthalten aber auch Informationen über die Gesetzgebungspraxis. Suppliken seitens der (Land-)Stände konnten normative Regelungen initiieren. Schließlich geben Suppliken Einblick in bereits gültige Gesetze 207. Das gilt mit Sicherheit vorwiegend für den ständischen und adligen Bereich, aber auch eine Sammlung von Suppliken von Untertanen zu einem Missstand konnte eine Änderung bewirken. Bittschriften bieten also ein mögliches Korrektiv zu den normativen und obrigkeitlichen Quellen und beschreiben Werte und Sinnzusammenhänge von Menschen oder ihrer Rolle in der Gesellschaft 208. Bittschriften haben auch außerhalb des Verwaltungsbereichs einen nicht unerheblichen Quellenwert, können sie doch Verwandtschaftsnetze und Klientelsysteme aufzeigen. Darüber hinaus liefern sie ein Selbstbild der Supplikanten und Supplikantinnen, auch der weniger gebildeten Schichten, das sonst im Verborgenen bliebe, aber mittels dieser Quelle zumindest in einem gewissen Maße zur Darstellung gebracht werden kann. Demnach ist es mitunter möglich, Lebenswelten der Untertanen in sozial- und mentalitätsgeschichtlicher Hinsicht zu rekonstruieren 209. Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass Suppliken für viele historische Fragestellungen, wie etwa der Alltags-, Gesetzgebungs-, Kirchen-, Landes-, Lokal-, Mentalitäts-, Medizin-, Rechts-, Sozial-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, herangezogen werden können, dazu auch für Fragen der Prosopografie, der historischen Anthropologie, der Biografik oder der Genderforschung 210.

2.10 Autobiografisches in Suppliken Um eine Autobiografie im klassischen Sinne handelt es sich bei Suppliken nicht. Betrachtet man jedoch die Definition autobiografischer Texte von Gabriele Jancke, so scheinen Autobiografie und Supplik gar nicht so weit auseinanderzuliegen: „Autobiographische Texte liefern nicht einfach Material über das Leben und die Auffassungen von Menschen, die auf diese Weise stets nur indirekt und sprachlich vermittelt greifbar werden, sondern sie machen solche lebenden und handelnden Menschen in einem Augenblick oder einer Phase ihres Lebens zugänglich.“ 211 Autor und Erzähler müssen in einer Autobiografie definitionsgemäß eine Person sein, doch muss die Beschreibung des eigenen Lebens nicht zwangsläufig der Wahrheit entsprechen 212, so wie man bei einer Supplik zumeist nicht mit Sicherheit sagen kann, ob und inwieweit die Bittsteller und Bittstellerinnen wahrheitsgemäß berichten. Prinzipiell muss zwischen dem Selbst als Lebenslaufresultat und dem Selbst als Ergebnis sozialer Zurechnungen unterschieden werden, welches stärker

206 207 208 209 210

Vgl. S, Supplikationen 581f. Vgl. W, Bitten und Begehren 35. Vgl. H, Selbstzeugnis 15. Vgl. S, Bittschriften 101. Vgl. S, Supplikationen 580; V, Arm und krank 27; W, Bitten und Begeh-

ren 45. 211 212

J, Autobiographie 26. Vgl. K, Wahrheitsbegriff in der Autobiographie 408.

2.10 Autobiografisches in Suppliken

33

von einem Ich reflektiert wird 213. Dabei stehen die eigene Wahrnehmung und die soziale Rolle in einem Wechselspiel 214. Der von sich selbst erzählende Mensch hat gedanklich bereits seine Erfahrungen und berichteten Erlebnisse zu einer Geschichte zusammengesetzt und kann sie auch dem Zweck seiner Darstellungen anpassen. Das hier auftretende historische Subjekt präsentiert sich durch die Quellen in konstruierter Form und zeigt sich nur als Bild seiner selbst. Diese Vorgangsweise wird als Ich-Konstruktion bezeichnet und ist bei der Interpretation autobiografischer Texte stets zu berücksichtigen 215. Autobiografien sind zudem auch niemals von der Gegenwart des Schreibens loszulösen 216, und in der dahinter stehenden Person befindet sich immer ein Individuum in einer konkreten Situation, welche den Schreibenden, die Schreibende in ihrer Reflexion beeinflusst 217. Die Autobiografie-Forschung hat ihre engen Grenzen geöffnet und erlaubt damit die Analyse von nichtliterarischen Texten 218, somit auch von Bittschriften. In gewissem Maße enthalten nämlich Suppliken autobiografische Erzählungen der Bittenden. Anders als bei Autobiografien, die häufig im hohen Alter verfasst werden, ist der Zeitabstand der erzählten Ereignisse bei einer Supplik, da sie über eine akute und somit aktuelle Notlage berichtet, in der Regel geringer. Dennoch handelt es sich auch bei Bittschriften um eine Rückschau und somit um eine Neubewertung der Geschehnisse 219. Über die Schilderung der Sachlage hinaus sind autobiografische Angaben in Bittschriften allerdings nicht zu erwarten 220, es sei denn, die Supplikanten und Supplikantinnen hofften durch zusätzliche Details eher zu einer positiven Entscheidung der Obrigkeit zu gelangen. Bittschriften bieten somit keinen vollständigen Lebenslauf, sondern aufgrund der Quellengattung vorwiegend autobiografische Beschreibungen von Momentaufnahmen, in diesem Fall der entsprechenden Notlagen 221. Es finden sich also nur Angaben zur eigenen oder einer anderen Person, wenn sie für den Inhalt und den Erfolg der Bitte von Bedeutung waren 222. Aber auch andere, viel ausführlichere Autobiografien beinhalten stets nur Ausschnitte und Teilaspekte einer Lebensgeschichte mit ihren Wahrnehmungen und Erfahrungen 223, die durch die Entschlüsselung der Ich-Konstruktion analysiert werden müssen 224. Nichtsdestotrotz sind Suppliken, die meist von Dritten niedergeschrieben wurden und aus einer Notlage heraus entstanden waren, von den klassischen autobiografischen Texten zu unterscheiden 225. Dennoch enthalten sie, wie die bisherigen Ausführungen gezeigt haben, autobiografisches Material, und sie zeigen auch, wie Menschen im 15. und 16. Jahrhundert Geschichten erzählten 226. Ähnlich wie bei Auto213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226

Vgl. H, Identität 10. Vgl. G–L, Geschlecht und „Selbst“ 57. Vgl. R, Ego-Dokument, 14. Vgl. J, Autobiographie 26. Vgl. J–U, Individuum 19. Vgl. P, Frauenstimmen 125. Vgl. R, Ego-Dokument 17. Vgl. B, Persönliche Bittschriften 301. Vgl. ebd. 301. Vgl. S-K, Anspruch und Wirklichkeit 84. Vgl. J, Autobiographie 25. Vgl. R, Ego-Dokument 19. Vgl. S, Ego-Dokumente 23. Vgl. D, Der Kopf in der Schlinge 17.

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2.10 Autobiografisches in Suppliken

biografien müssen auch bei Suppliken für die Auswertung Entstehungszusammenhänge und Intentionen 227 sowie zeittypische Selbstdarstellungsmuster berücksichtigt werden 228. Die in den Suppliken trotz der starken Formelhaftigkeit enthaltenen Erfahrungen gilt es durch „eine quellennahe historische ebenso wie sprachliche, literarische, theologische und anthropologische Interpretation“ 229 herauszufiltern 230.

227 228 229 230

Vgl. S, Bittschriften 104. Vgl. Z, Stadtchroniken 49. V, Arm und krank 30. Vgl. ebd. 28–30.

3. Aufbau und innere Merkmale der Supplik Im Aufbau orientieren sich Suppliken sehr stark an der Gestaltung eines Briefes. Trotz der sich vollziehenden Umstellung vom Lateinischen auf das Deutsche blieben etablierte Formen und Aufbau weitestgehend erhalten 231. Das Briefschema des Alberich von Monte Cassino umfasst als Teile die Salutatio, das Exordium, die Narratio, die Petitio und die Conclusio 232. Dieser Aufbau 233 kann auch auf die Suppliken übertragen werden. Formelbücher mit Musterbriefen bieten nach dieser Richtlinie auch Beispiele für die Abfassung von Bittschriften 234. Ein Schreiber musste für das Verfassen einer Supplik die richtigen Formen und Formeln heraussuchen und mit der individuellen Bitte zu einem Ganzen zusammensetzen 235. Alle Suppliken beginnen mit einer Salutatio, die Schennach auch als Titulatio bezeichnet 236. In diesem ersten Formularteil müssen passende Formeln des Grußes, Gebets und der Dienstversicherung neben der Anrede an den Beginn gestellt werden 237. Darauf folgt das Exordium, in dem eine Form der Gunst gegenüber dem Adressaten kundgetan wird. Je mehr Adjektive diese Formel enthält, desto devoter die Wirkung 238. Als Beispiel dient hier die Formulierung der Anna Wähinger (Nr. 7): Was ich in aller undertanigkait, gehorsamkait, mit schuldiger pflicht und ere erbiettung vermag altzit zuvor. Die Narratio kann sowohl kurz und prägnant formuliert sein als auch ausschweifende Gestaltung annehmen 239. In diesem Teil schildert der Supplikant, die Supplikantin meistens in der ersten Person 240 die individuelle Notlage, eventuell mit Vorgeschichte, wie es überhaupt dazu gekommen ist oder wie sich die Dinge seit einer letzten Bitte zugetragen haben. Zur Narratio gehören aber auch Appelle an den Adressaten, wenn etwa 231

Vgl. N, Brief 35. Vgl. N, Stilprinzipien 22. 233 Ähnliche Schemata finden sich auch bei B, Persönliche Bittschriften 297: Anrede, Beschreibung von Person und Sachverhalt, Gesuch mit Begründung, Hoffnung auf Gewährung, Dank /Gebete zu Gott, Datierung und Unterschrift; vgl. D, Scripting a female voice 5: Aufbau von Briefen in der Renaissance – exordium, narratio/propositio, confirmatio, confutatio, peroratio, oft salutatio mit subscriptio; S, Gesetz und Herrschaft 462; ., Supplikationen 574: Titulatio, Exordium, Narratio und Petitio, Conclusio; S-K, Zwischen Anspruch und Wirklichkeit 83: Intitulatio, Narratio, Petitio, Conclusio / Subscriptio. 234 Vgl. N, Stilprinzipien 23. 235 Vgl. ebd. 22. 236 Vgl. S, Supplikationen 574. 237 Vgl. E, Bemerkungen zur Syntax 231. 238 Vgl. N, Stilprinzipien 23. 239 Vgl. ebd. 240 Vgl. E, Bemerkungen zur Syntax 225. 232

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3. Aufbau und innere Merkmale der Supplik

ein rechtlicher Anspruch des Bittstellers, der Bittstellerin besteht, die von einer höflichen Erinnerung bis hin zu einer Klage oder Beschwerde reichen 241, wie sie auch durch Magdalena Martin (Nr. 29) erfolgte, als ein zweites, ihrer Supplik gegenläufiges königliches Schreiben auftauchte: als ich ganncz nicht zweyfel, ewer ku. mt. meynung noch gemue t nie gewesen unnd noch nicht sey 242. Wie der Name schon vermuten lässt, hat die Petitio die eigentliche Bitte zum Inhalt, die zumeist mit einer Rechtfertigungs- oder Begründungshandlung eingeleitet wird. Möglichkeiten sind ein Beginn mit Wörtern wie „darum“ (Darumb ruff ich arme witwe ewr ko. mt. an) 243 und „demnach“ (Demnach ist mein und meiner kinder diemuettig pette) 244, eine Konstruktion, basierend auf einer Form von „sein“ (Hierauf so ist an ewer kayserlich mayestat mein ganntz diemuettig bit und begern) 245, eine Formulierung in einem Konsekutivsatz, einem selbstständigen Hauptsatz (Ich pit e. k. mt.) 246 oder Kausal- oder Finalsätze (dieweil ich an recht entseczt bin, pitt ich) 247 vor oder nach der Bitte 248. Zum Teil wird gleich ein Vorschlag eingebracht, auf welche Art und Weise und mit welchen Mitteln die Bitte erfüllt werden soll 249. Die Supplik schließt mit einer Conclusio. Sie kann einen Segenswunsch zum Inhalt haben, darüber hinaus enthält sie häufig ein Abgeltungsversprechen, das teilweise zusammen mit einem Dank den Haupttext abschließt 250. In der Bittschrift der Schonheit Landschaden (Nr. 45) ist es beispielsweise so formuliert: Das wil umb dieselb uwer ko. mt. ich mit mynenn armenn gebett in gefließener demue t gegen Got alzit zu verdienenn willig sin. Vor der Nennung des Absenders beziehungsweise der Unterschrift folgt meist vom Haupttext leicht abgesetzt auf der linken Seite ein Kürzel mit „Euer königlichen /kaiserlichen Majestät“. Dem Namen des Supplikanten, der Supplikantin auf der rechten Seite, wieder ein Stück darunter, können noch demütige Adjektive vorangestellt werden. Neben der formalen Korrektheit gibt es aber noch Textbausteine, die eine Bitte und deren positive Entscheidung unterstützen können. Da die Bitten inhaltlich sehr verschiedenartig sind, müssen auch die verwendeten Formen variieren und vom Schreiber an die jeweilige Situation adaptiert werden 251. Robert Jütte definiert für Gravamina fünf Kategorien des Handelns, die aber auch auf das Supplikenwesen übertragen werden können: die Aufforderungsquelle, der Aufforderungsadressat, der Aufforderungsinhalt, die Aufforderungsbekundung und die Aufforderungsformulierung. Bei der Aufforderungsquelle handelt es sich um verschiedene Instanzen, Gruppen oder Individuen, also Einzelpersonen, von denen die Bitte ausgeht 252. Für die

241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252

Vgl. ebd. 231. Nr. 29. Nr. 35. Nr. 52. Nr. 17. Nr. 46. Nr. 49. Vgl. E, Bemerkungen zur Syntax 232. Vgl. ebd. 231; D, Les „plaintes“ 388. Vgl. E, Bemerkungen zur Syntax 231. Vgl. D, Female voice 5. Vgl. J, Sprachliches Handeln 168.

3. Aufbau und innere Merkmale der Supplik

37

spätere Analyse werden aufgrund der Fragestellung und der Betrachtung als autobiografische Quellen nur Bitten von Einzelpersonen herangezogen. Der Aufforderungsadressat, als zweite Kategorie, bestimmt den Empfänger des Schreibens, der bei Gravamina ausschließlich vom Fürsten verkörpert wird 253. Für Bittschriften gilt Ähnliches, doch betrifft es hierbei definitionsgemäß ein Schriftstück der Unterordnung, das aber nicht an den Landesfürsten, König oder Kaiser adressiert sein muss, sondern auch an diverse Amtsträger gerichtet sein kann. Da es sich bei dem hier vorzunehmenden Quellenbestand um Suppliken an Maximilian I. persönlich handelt, ist der Aufforderungsadressat auf ihn allein beschränkt. Innerhalb der Bittschrift wird dieser zumeist pronominal oder titularisch, also zum Beispiel mit „euch“ oder „eure königliche / kaiserliche Majestät“, benannt, 254 wobei immer die höchste Würde genannt wird. Als Drittes wird der Aufforderungsinhalt, also, wie der Name schon sagt, der Inhalt des Schreibens analysiert. Dieser wiederum bezieht sich auf eine positive oder negative Handlung, wobei Erstere eine Unterstützung oder Gewährung impliziert und Letztere durch die Bitte eine Unterlassung zum Ziel hat. In diesem Zusammenhang ist auch die Frage nach dem verfügbaren Handlungsspielraum relevant. Wie bereits erwähnt, liegt dieser grundsätzlich im Ermessen des Landesfürsten oder sonstigen Adressaten. Die Supplikanten und Supplikantinnen machen zum Teil aber auch konkrete Handlungsvorschläge, wie die angezeigte Not beseitigt werden kann. Eher selten findet man von den Bittstellenden Zeitangaben und Fristen, doch ergeben sich diese häufig von selbst und situationsbedingt 255. Die Form der Aufforderungsbekundung kann auf zwei Arten erfolgen, auf schriftlichem oder mündlichem Weg 256. Greifbar werden nur diejenigen Bitten, die in irgendeiner Form schriftlichen Niederschlag gefunden haben, sei es durch Aufnahme in Register oder durch Folgeschreiben, wenn das ursprüngliche Vorbringen mündlich erfolgt war; auf Überlieferungsverluste kann nicht eingegangen werden. Für die in dieser Arbeit vorgenommene Auswertung werden nur Suppliken, die als Originale oder eigenständige Abschriften vorliegen, herangezogen, nicht aber Nennungen in Erledigungen oder (Teil-)Abschriften in Kopialbüchern. Die fünfte Kategorie wird als Aufforderungsformulierung bezeichnet und beschäftigt sich mit der sprachlichen Form der Aufforderungshandlung, die von einer flehentlichen Bitte bis zu gleichsam einer Aufforderung reichen kann. Es ist anzunehmen, dass der Supplikant, die Supplikantin oder deren Schreiber sich aus strategischen Gründen für eine bestimmte Formulierung entschieden, um eine größtmögliche Effektivität zu erreichen 257. Selten wird der Bittgegenstand als Akkusativobjekt formuliert, vielmehr im Rahmen von Modalverben und dass-Sätzen 258. Die einfachste Form ist der Einsatz schwacher, performativer Verben, wie „bitten“, „wünschen“ oder „begehren“. Verwendet ein Bittender, eine Bittende zwei Verben hintereinander in Doppelform, schwächt man damit zum einen das erste Verb, verleiht zum anderen dem Ganzen mehr Nach-

253 254 255 256 257 258

Vgl. ebd. 169. Vgl. E, Bemerkungen zur Syntax 225. Vgl. J, Sprachliches Handeln 171–173. Vgl. ebd. 175. Vgl. ebd. 175–177. Vgl. E, Bemerkungen zur Syntax 225.

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3. Aufbau und innere Merkmale der Supplik

druck 259. Diese synonymischen Wendungen in Zwillings- oder Drillingsformeln sind aus dem Urkundenformular übernommen 260. Zur weiteren Kompensation der Bitten fügen sich adverbiale Höflichkeitsformeln wie etwa „gnädigst“ oder „untertänigst“ an 261. Das immer wieder auftauchende Verb „geruchen“ bezeichnet Reinhard M. G. Nickisch als ein „höflichkeitsbedingtes, einen Umweg einschlagendes Verb“ 262, welches die Formulierung der Bitte verkomplizieren kann, aber auch den Gnadencharakter betont. Es gibt auch noch andere Intensivierungsvarianten, entweder durch satzadverbiale Partikel, wie „doch“, „auch“, „aber“, oder insistierende Adverbialbestimmungen, so etwa die Verwendung der Worte „abermals“ oder „nochmals“. Darüber hinaus können superlativische Qualifikatoren, Gradadverbien, zum Beispiel „ganz“, „gar recht“, „in bewusster Weise“ eingesetzt werden, ebenso wie augmentative Attribute, wie etwa „aus dringender Not“ 263. Die Verwendung zahlreicher Standesattribute und Retardationen, also Verzögerungen, bis man zum Kern der Sache kommt, erschweren teilweise die Lesbarkeit einer Bittschrift 264. Hinzu können Formen des indirekten Bittens durch Glaubensbekundungen (Hoffnung, Vertrauen, in christlicher Zuversicht etc.) treten 265. Viele Supplikanten und Supplikantinnen versprechen in ihren Bittschriften, bei positivem Bescheid oder zur Verstärkung für Maximilian zu beten – eine Form von Gegenleistung 266. Wenn es sich hierbei nicht um einen notwendigen Formelbestandteil handelt, erscheint eine solche Beteuerung nur dann sinnvoll, wenn das Gebet für den König oder Kaiser nicht ohnehin die Norm ist. Viele Landesfürsten wünschten sich, im Gegenzug für die Gewährung namentlich in Fürbittgebete aufgenommen zu werden 267. Der Landesfürst wird somit gebeten, „Barmherzigkeit“ zu üben, im Gegenzug soll ihm im Diesseits ein langes Leben beschieden sein und möge er im Jenseits selbst Barmherzigkeit empfangen 268. Für den bayerischen Raum stellte Renate Blickle fest, dass ein solches Gelöbnis in den dortigen Suppliken selten zu finden ist, Unterschiede zwischen den Geschlechtern streicht sie dabei nicht heraus 269. Da in den untersuchten Bittschriften an Maximilian häufig Gebete zugesichert wurden, muss man wohl von einer gewissen Formelhaftigkeit ausgehen, doch kann man durch das nicht zwingende Vorkommen darin eine individuelle Verstärkung der Bitte von Seiten der Supplikanten und Supplikantinnen annehmen und nicht ausschließen, dass dies Wirkung im Ausgang der Entscheidung über das Anliegen gebracht hat. In gewissem Maße kann man diese Bekundungen, welche statt in direkter Weise in Form der Gebetszusicherung verwendet wurden, als Dank im Voraus sehen 270.

259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270

Vgl. J, Sprachliches Handeln 177. Vgl. N, Stilprinzipien 24. Vgl. J, Sprachliches Handeln 177f. N, Stilprinzipien 24. Vgl. E, Bemerkungen zur Syntax 227; S-K, Anspruch und Wirklichkeit 88. Vgl. N, Stilprinzipien 23f. Vgl. S-K, Anspruch und Wirklichkeit 88. Vgl. B, Persönliche Bittschriften 303. Vgl. B, Interzession 312–315. Vgl. ebd. 322. Vgl. ebd. 315. Vgl. S-K, Anspruch und Wirklichkeit 89.

4. Grundlagen für die Analyse 4.1 Verwaltungsstrukturen unter Maximilian I. Einige grundlegende Gegebenheiten und Entwicklungen in verwaltungstechnischer, rechtlicher und gesellschaftlicher Hinsicht während der Regierungszeit Maximilians I., die zum Verständnis der Suppliken beitragen können, seien hier knapp umrissen. Der Fokus liegt hierbei, angesichts der Provenienz des untersuchten Quellenbestands, auf Tirol und den oberösterreichischen Ländern 271. Mit der Übergabeurkunde Sigmunds von Tirol ging die Herrschaft von Tirol und den Vorlanden am 16. März 1490 an Maximilian I. über 272. Eine explosionsartige Zunahme in der Schriftlichkeit, die nach der Herrschaftsübernahme ersichtlich wird, erforderte Änderungen in der Verwaltung, die dem Aufkommen ansonsten nicht mehr gewachsen gewesen wäre, aber wohl auch weitere Verschriftlichungen gemäß dem neuen Geschäftsgang nach sich zog. Betrachtet man den Schriftverkehr etwa in Tirol, muss die Zahl der Schreiben Sigmunds, um auf die seines Nachfolgers Maximilian zu kommen, laut Martin Schennach mit einer dreistelligen Zahl multipliziert werden 273. Belegen lässt sich dieser angenommene Multiplikator nicht so ohne Weiteres. An den Zahlen der heute noch erhaltenen Kopialbücher für die oberösterreichischen Länder lässt sich das zumindest nicht zeigen, wobei der jeweilige Umfang nicht berücksichtigt wurde. Während sich unter Sigmund insgesamt 36 Kopialbücher erhalten haben (Ältere Kopialbücher der oö. Regierung und Raitbücher der oö. Kammer), zeigt sich unter Maximilian vor allem innerhalb der oberösterreichischen Kammer eine Differenzierung und die Entstehung vier neuer Reihen 274. Zusammen mit den Älteren Kopialbüchern, den seit 1498 geführten Prozessbüchern der oberösterreichischen Regierung und den Raitbüchern der Kammer sind heute noch 161 Kopialbücher aus der Regierungszeit Maximilians überliefert. Obwohl die Regierungszeit Sigmunds mit etwa 44 Jahren deutlich länger war als jene Maximilians mit nicht ganz 29 Jahren in Tirol, wäre der Multiplikator für die Tiroler Kopialbücher nicht einmal zweistellig. Nichtsdestotrotz zeigt dieses vereinfachte Beispiel einen massiven Ausbau der schriftlichen Verwaltung unter Maximilian.

271 272 273 274

Missiven.

Grundlegend zum Supplikenwesen unter Maximilian I. vgl. L, „Fiat (ut petitur)“. Vgl. W, Maximilian I. 1 263. Vgl. S, Gesetz und Herrschaft 68. Vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Bekennen, Entbieten und Befehl, Geschäft von Hof und

40

4.1 Verwaltungsstrukturen unter Maximilian I.

Die Verwaltungsreformen Maximilians in Tirol und auf Reichsebene waren vom Kollegialitätsprinzip geprägt 275. In Innsbruck wurden so Mittelbehörden, nämlich Regiment und Kammer, für die oberösterreichischen Länder geschaffen 276. Die oberösterreichische Ländergruppe lässt sich durch eine Aufzählung der zugehörigen Teile aus dem Jahr 1498 definieren. Demnach zählten Tirol, das Elsass, der Sundgau, der Breisgau, der Schwarzwald, Burgau, Hohenberg, Nellenburg, Bregenz und Bludenz zu den oberösterreichischen Ländern 277. So installierte Maximilian I. Ende April 1490 ein Gremium, bestehend aus Statthalter, Räten und Anwälten, das so genannte zwölfköpfige Regiment, und stattete diese nach dem Mehrheitsprinzip arbeitende Behörde mit relativ weitreichenden Kompetenzen aus 278. Man kann das Regiment als Ländergruppenbehörde für Politik, Kriegswesen und Justiz bezeichnen 279. Das Regiment übte zunächst auch einen beträchtlichen Einfluss auf die Finanzverwaltung aus, war doch der oberste Amtmann gleichzeitig Regimentsrat 280. 1492 rief der König die kollegiale Raitkammer, bestehend aus Kammermeister, Kammerschreiber und Buchhalter, ins Leben, die zusammen mit dem Regiment im vereinigten Ratskollegium die wichtigsten Entscheidungen traf 281. Somit war die Raitkammer eng mit dem Regiment verbunden, doch nach einer Einschränkung der Kompetenzen 1498/1499 blieben die Abrechnung und die Kontrolle von Finanzangelegenheiten die Hauptaufgaben 282. In einem zweiten Reformschritt wurden die Behörden von Reich und österreichischen Ländern zusammengefasst, und drei Zentralbehörden, genauer gesagt Hofrat, Hofkammer und Hofkanzlei, wurden geschaffen, denen die Landesbehörden unterstellt waren und die somit in letzter Instanz für alle Angelegenheiten die Zuständigkeit besaßen 283. Dementsprechend wurde am 13. Dezember 1497 der Hofrat, der auch für die Bearbeitung von Suppliken eine Rolle gespielt haben könnte und der allgemeine Dinge erledigte, um Maximilian zu entlasten, über die Regimente gestellt 284. Nach diesem Grundprinzip verlas der Kanzler ein Schriftstück im Hofrat und notierte dort auch gleich die Entscheidung, die dem Absender mitgeteilt werden sollte. In der Kanzleiordnung von 1498 wurden hierfür zwei Ratssekretäre bestimmt, von denen einer ein Schreiben verlesen, während der andere den Ratschlag notieren sollte. Der Hofrat konnte aber auch Dinge an den König weiterleiten, dem dann ab 1498 gemeinsam vom Hofmarschall, Kanzler, dazu ein oder zwei Räten die Sache vorgetragen wurde 285. Durch die Nürnberger Reichsregierung verlor der Hofrat jedoch an Bedeutung und wurde schließlich von einem nichtinstitutionalisierten Geheimen Rat verdrängt 286. 1499 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286

Vgl. S, Gesetz und Herrschaft 66. Vgl. W, Österreich im Zeitalter Maximilians I. 233. Vgl. S, Geschichtliche Beschreibung 37. Vgl. S, Gesetz und Herrschaft 61. Vgl. W, Österreich im Zeitalter Maximilians I. 239. Vgl. S, Gesetz und Herrschaft 61. Vgl. W, Österreich im Zeitalter Maximilians I. 239. Vgl. W, Maximilian I. 3 237. Vgl. W, Österreich im Zeitalter Maximilians I. 241. Vgl. O, Hofrat 225–248; S, Gesetz und Herrschaft 64. Vgl. M, Kanzlei Kaiser Maximilians I. 20f. Vgl. S, Gesetz und Herrschaft 64.

4.1 Verwaltungsstrukturen unter Maximilian I.

41

wurde das oberösterreichische Regiment als höchste Verwaltungs- und Gerichtsinstanz bestätigt, welche nun sogar zur Verleihung weltlicher Lehen befugt war 287. 1509 und 1511 wurden wiederum Regiment und Kammer in Innsbruck erneuert 288. Den Regimenten und Kammern war je eine Kanzlei mit einem Kanzler an der Spitze zugeordnet. Neben der tirolischen für die oberösterreichischen und der österreichischen für die niederösterreichischen Länder gab es noch die Hofkanzlei, welche 1497/1498 dem neu geschaffenen Hofrat zugezählt wurde und jene Geschäfte übernahm, die nicht unmittelbar in die Kompetenzbereiche der anderen Behörden in den Ländern fielen, und von 1494 bis 1502 eine Reichskanzlei 289. Die Kanzlei in Tirol unterstand dem Kanzler, der wiederum dem Regiment angehörte 290. In der Kanzlei selbst sind drei Funktionsebenen verankert: erstens die der leitenden Beamten oder auch Räte, zweitens die der mittleren Beamten oder auch Sekretäre, die als Sachbearbeiter fungierten, und drittens die der mittleren und unteren Beamten, deren Tätigkeitsfelder sich über das Schreiben bis hin zur Registratur erstreckten 291. Wie viele Personen in den Kanzleien tätig waren, bleibt unklar, doch hat die Zahl im Laufe der Zeit mit größter Wahrscheinlichkeit zugenommen 292. Von Bedeutung ist hier auch Vorderösterreich, also die Herrschaftsgebiete westlich und nördlich von Tirol. Seit der Residenzgründung in Innsbruck im Jahr 1420 vertieften sich die Verbindungen von Tirol nach Vorderösterreich immer weiter 293. Als Vertreter des Landesfürsten waren ab 1290 Landvögte in den Herrschaften der Vorlande tätig 294. Ab 1455 ist ein Hofgericht in Ensisheim fassbar, bei dem der Landvogt den Vorsitz innehatte und welches fest besoldete Räte als Beisitzer unterhielt. Dieses Gericht verhandelte vielfach Appellationen der gesamten Vorlande 295. In einem Landzettel von 1468 sind 242 Herren, Ritter und Knechte genannt, dazu 59 Prälaten sowie 27 Städte und Herrschaften 296. Nachdem Sigmund von Tirol im Jahr 1490 zugunsten von Maximilian abdanken musste 297, waren auch die Vorlande von den Verwaltungsreformen des neuen Landesfürsten mit beeinflusst. 1506/1507 gelang es den Ständen Vorderösterreichs für die Genehmigung neuer Verteidigungsmaßnahmen eine eigene Regierung zu erwirken 298, und so richtete Maximilian ein eigenes Regiment in Ensisheim ein, welches aber dem in Innsbruck unterstellt wurde 299. Auch eine eigene Kanzlei sollte geschaffen werden. In einer Instruktion wurden dem Regiment der vier vorderen Lande, dem Elsass, Sundgau, Breisgau und Schwarzwald, der Landvogt und sechs Räte zugeordnet 300. In ihrer

287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300

Vgl. ebd. Vgl. W, Österreich im Zeitalter Maximilians I. 244. Vgl. M, Kanzlei Kaiser Maximilians I. 16f.; N, Das Jahrhundert der Mitte 288 f. Vgl. M, Kanzlei Kaiser Maximilians I. 11f. Vgl. ebd. 26. Vgl. ebd. 42–46. Vgl. H, Innsbruck als Residenzstadt 83. Vgl. L, Verwaltung der Vorlande 62–64. Vgl. ebd. 68. Vgl. H, Vorderösterreich und Österreich 59. Vgl. S, Geschichte Vorderösterreichs 103. Vgl. ebd. 111. Vgl. H, Innsbruck als Residenzstadt 82; S, Gesetz und Herrschaft 64. Vgl. S, Geschichte Vorderösterreichs 112.

42

4.2 Das Justizwesen

Zusammensetzung gleicht diese Regierung an sich dem schon institutionalisierten Hofgericht 301. All diese Reformtätigkeiten boten den Untertanen durch die Ausdifferenzierung der Verwaltung und die damit einhergehenden Kompetenzstreitigkeiten mehr Supplikationsmöglichkeiten, im Idealfall auch ohne den regulären Instanzenzug zu durchbrechen 302. Trotzdem konnte Maximilian I. faktisch relativ frei über die Gewährung von Bitten entscheiden 303.

4.2 Das Justizwesen Die Justiz galt als wichtige Schnittstelle zwischen Untertanen und Obrigkeiten, indem sie auf dieser Ebene einen breiten Austausch vollzogen und Erfahrungen miteinander machten 304. Viele Untertanen nutzten die Justiz, um ihre Interessen durchzusetzen oder soziale Konflikte besser zu lösen 305. In Tirol und den Vorlanden war der Landesfürst, anders als in Ländern mit stärkeren Ständen wie etwa der niederösterreichischen Ländergruppe, zumeist oberster Gerichtsherr 306. Urteile fielen in den einzelnen Gerichten durch die Entscheidung von meist zwölf Urteilern 307, die im 16. Jahrhundert vielfach noch mit Laien besetzt waren 308. Da es keinerlei finanzielle Regelungen des Gerichtswesens und außer den Bußen keine Einnahmequellen für Gerichte gab, hoben diese nicht selten hohe Gebühren von den Prozessteilnehmern ein. Aus diesem Grund suchten viele anstelle von Gerichten private Schiedsrichter, obwohl dies unter Strafe gestellt war 309. Eine Ausnahme von den Sanktionen galt dabei wohl für das Supplikenwesen, das daher zahlreiche Untergebene einem anderen Verfahren vorzogen. Eine der wichtigsten Änderungen nach dem Reichstag von Worms 1495 war die Ordnung des Reichskammergerichts auf der Basis der nicht umgesetzten Kammergerichtsordnungen von 1486/1487 310. Damit gelangen eine Loslösung der Gerichtsbarkeit vom Hof sowie eine engere Beziehung zu den Reichstagen. Mit seinen sieben Beisitzern und der Ernennung von Eitelfriedrich von Zollern 311 als Richter war das Reichskammergericht in erster Instanz für Klagen gegen nicht fürstmäßige Reichsunmittelbare und als zweite Instanz für Klagen gegen Kurfürsten und Fürsten sowie Urteile von territorialen Obergerichten, sofern kein Gerichtsstandprivileg vorlag, zuständig 312. Dazu sollten Fälle 301

Vgl. L, Verwaltung der Vorlande 70. Vgl. H, Neuerungen 347. 303 Vgl. ebd. 349. 304 Vgl. H, Strafjustiz 377. 305 Vgl. ebd. 384. 306 Vgl. N, Das Jahrhundert der Mitte 271, 283; W, Österreich im Zeitalter Maximilians I. 253. 307 Vgl. ebd. 255. 308 Vgl. H, Strafjustiz 383. 309 Vgl. W, Österreich im Zeitalter Maximilians I. 255. 310 Vgl. S, Vom Hofgericht zum Reichskammergericht 399. 311 Eitelfriedrich von Zollern († 1512) stand seit dem Nürnberger Reichstag 1487 im engen Kontakt mit Maximilian I., war neben seiner Funktion als Reichskammerrichter Hauptmann von Hohenberg und seit 1498 Hofratsmitglied, vgl. D, Eitelfriedrich II. von Zollern; M, Der Stände oberster Herr 354–357. 312 Vgl. H, Residenzen 158; S, Vom Hofgericht zum Reichskammergericht 400–404. 302

4.3 Schlaglichter sozialer Rollen von Frauen an der Wende zur Neuzeit

43

angenommen werden, in denen ein lokales Gericht das Verfahren verweigerte 313. In der Praxis blieb es weitestgehend ein Appellationsgericht 314. Im Laufe des 16. Jahrhunderts setzte sich verstärkt ein duales Inquisitionsverfahren durch, welches vorwiegend schriftlich geführt und durch weit entfernte Richter geleitet wurde 315. Auch nach gefällten Urteilen hielten sich einige Supplikanten und Supplikantinnen nicht an die formellen Appellationsverfahren, sondern vollzogen mittels einer Bittschrift eine „Sprung-Appellation“ an den Herrscher 316. Trotz der genannten Regelungen im Justizbereich eröffnete der Hof den Untertanen die Möglichkeit, in rechtlichen Angelegenheiten an Maximilian I. zu supplizieren, wenn keine andere Appellationsmöglichkeit mehr bestand. Dies galt auch für die Reichsebene. Als oberster Gerichtsherr konnte Maximilian mittels Schubbriefen Verfahrensaufschübe, Verfahrenseinstellungen, Urteilsaufschübe und Urteilsaussetzungen anordnen, denen auch von den Gerichten Folge geleistet werden musste, da sonst die bereits gesprochenen Urteile des Gerichts für nichtig erklärt und die Beteiligten selbst vor Gericht geladen werden konnten 317.

4.3 Schlaglichter sozialer Rollen von Frauen an der Wende zur Neuzeit In der Gesellschaft um 1500 nahmen die einzelnen Personen wie heute bestimmte soziale Rollen ein, wobei eine Rolle als ein Bündel von Verhaltenserwartungen an den Inhaber einer Position definiert werden kann 318. „Der Begriff der ‚Handlungstypen‘, mit dem Begriff der ‚Sozialen Rolle‘ verwandt, bedeutet ein Bündel reziproker Auffassungen über das, durch institutionelle Regelungen legitimierte Verhalten, dessen Geltung durch die soziale Kontrolle garantiert wird“ 319. Jeder Mensch ist also in soziale Systeme eingebunden, in denen er eine, meist aber mehrere soziale Positionen innehat beziehungsweise soziale Rollen annimmt 320. In den Rollen werden die Verhaltenserwartungen, dazu Rechte und Pflichten an den Inhaber einer bestimmten Position eines sozialen Systems statuiert 321. Somit resultiert das eigene Selbstbild nicht nur aus der eigenen Vorstellung heraus, sondern aus den Vorstellungen und Regeln der Gruppe 322. Diese sozialen Positionen sind auch stark geschlechtsspezifisch geprägt, sodass sich typisch weibliche Rollen herauskristallisieren, von denen einige relevante hier kurz präsentiert werden. Schon mit der ehelichen Geburt wurden Mädchen an einen Mann gebunden, nämlich den Vater, der für sie verantwortlich war, bis sie heirateten 323. Die Rolle der Frau in der Ehe ist besonders vielschichtig, dazu regionalen, zeitlichen und sozialen Gegebenheiten 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323

Vgl. H, Maximilian I. (1459–1519) 128. Vgl. S, Vom Hofgericht zum Reichskammergericht 404. Vgl. H, Sanktionen und Normen 247. Vgl. H, Supplikenwesen 202. Vgl. H, Neuerungen 348. Vgl. S, Sozialsysteme 228. M, Soziologie und die Soziologien 320. Vgl. H, Soziologie 50f. Vgl. S, Handlungstheoretische Systemtheorie 154. Vgl. P, Sehen und gesehen werden 18. Vgl. H, Arbeit und Familie 27.

44

4.3 Schlaglichter sozialer Rollen von Frauen an der Wende zur Neuzeit

unterworfen. Aus diesem Grund kann die Beschreibung der Rolle der Ehefrau in diesem Rahmen nicht detailliert erfolgen 324, sondern es werden, wie auch bei den folgenden Rollenbildern, nur einige wenige allgemeine Aspekte und Erwartungen angeführt. Mit dem Eintritt in die Ehe veränderte sich das Leben einer Frau grundlegend 325. Sowohl der Mann als auch die Frau übernahmen die Verantwortung für geteilte und fest geregelte Aufgabenbereiche 326. Während eine der Hauptaufgaben des Ehegatten darin bestand, seine Frau und Kinder zu versorgen, war es die Pflicht einer guten Ehefrau, ihrem Mann eine gute und treue Wegbegleiterin zu sein, Häuslichkeit und gute Sitten einzuhalten und als Mutter für die Kinder zu sorgen 327. Die soziale Rolle der Mutter nahm für die Frauen einen besonders hohen Stellenwert ein, war es doch eine der primären Aufgaben in einer Ehe, Kinder in die Welt zu setzen. Dementsprechend oblag es der Frau, die Säuglinge und Kleinkinder zu umsorgen und den Nachwuchs später auch zu erziehen 328. Falls der Vater starb, erhielten die Kinder meist einen Vormund aus der väterlichen Verwandtschaft, was für die Frau eine gewisse Abhängigkeit von der Familie ihres verstorbenen Mannes bedeutete 329. Adligen Witwen hingegen wurde nicht selten selbst die Vormundschaft für ihre Kinder zugesprochen 330. Eine Rolle, die viele Frauen gezwungenermaßen einnahmen, war die der Witwe. Der Tod eines Mannes war für eine Frau ein einschneidendes Erlebnis mit sozialen und wirtschaftlichen Folgen, von psychologischen einmal ganz abgesehen 331. Die Gesellschaft erwartete in diesem Fall, dass sie ihr Leben in Trauer und im Andenken an ihren verstorbenen Gatten verbrachte 332. Vergleichsweise gab es in der Frühen Neuzeit mehr Witwen als Witwer. Dies ist nicht nur auf eine höhere Lebenserwartung der Frauen zurückzuführen, sondern auch dem Umstand geschuldet, dass Frauen seltener und später eine weitere Ehe eingingen 333, wobei eine neue Hochzeit für die Witwe umso leichter war, je reicher das Ehepaar gewesen war 334. Starb ein Ehepartner, so waren die Frauen eher von Armut betroffen als die Männer, da es ihnen meist nicht so leicht möglich war, ausreichend Geld zu verdienen, um ihren Lebensstandard zu halten 335. Für die Güter, die eine Frau mit in die Ehe eingebracht hatte, sowie für gemeinsam erworbenen Besitz existierte eine rechtliche Vielfalt und damit auch Unsicherheit darüber, was genau der Witwe zustand 336. Bei kinderlosen Paaren stand der Frau ohne anderslautende vertragliche Regelung nicht selten nur ein Drittel der gemeinsam erkauften Güter zu, während der Rest an die Familie des Mannes ging. Mit einem Vertrag scheint ein Nießrecht der Güter auf Lebenszeit häufig festgelegt worden zu sein. Das in manchen Regionen verbreitete sogenannte Widem 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336

Vgl. W, Geschlechterbeziehungen 21–25. Vgl. H, Arbeit und Familie 42. Vgl. O, When Fathers Ruled 50. Vgl. H, Arbeit und Familie 42; O, When Fathers Ruled 50, 63–68. Vgl. H, Arbeit und Familie 47–53. Vgl. H, Soziale Dramen 228. Vgl. H, Arbeit und Familie 56. Vgl. ebd. 56. Vgl. H, Frauenleben 311. Vgl. ebd. 309. Vgl. ebd. 311. Vgl. ebd. 312. Vgl. ebd. 315; S, Vorsorgen 69.

4.4 Die Frau in der Supplik

45

bzw. spezielle Witwengutentrichtungen, also Verträge mit den Erben, konnten festlegen, welche Güter einer Witwe zustanden 337. Die Morgengabe, die eine Ehefrau nach der ersten Nacht bekommen sollte, beruhte meist nur auf einem Versprechen und wurde nicht selten als „Unterpfand“ auf eine Liegenschaft gegeben 338. Hinzu kam, dass beim Tod des Mannes meist schnell die Gläubiger auf den Plan traten, sofern das Ehepaar verschuldet war, um ihr Geld zurückzufordern, weil sie fürchteten, sonst ihr Geld nicht wiederzubekommen 339. Falls jedoch eine Frau aus den Oberschichten erst im höheren Alter zur Witwe wurde, also wenn ihr Mann auch nicht allzu jung gestorben war, konnte sie nicht selten einem materiell relativ gesicherten Lebensabend entgegensehen 340. Diese Arbeit kann und soll kein Frauenbild oder die Rolle von Frauen in der Gesellschaft aufzeigen, dazu sind neben der eher geringen Anzahl der hier herausgegriffenen Beispiele die Lebensräume, sozial oder geografisch betrachtet, viel zu breit gestreut. Allein für Bürgerinnen einer Stadt machte es einen Unterschied, wie groß die Stadt war, in welcher Region sie lag, über welche Infrastruktur sie verfügte, wie sich Sozialund Handelsstruktur zusammensetzte. Auch der soziale Stand von Stadtbewohnerinnen, selbst von Bürgerinnen, konnte weit auseinanderklaffen 341. Das Geschlecht ist daher eine Kategorie unter vielen, auch nicht statisch und unveränderbar, sondern wird jedes Mal neu inszeniert 342. Die Möglichkeiten auf Bildung waren für Frauen, vor allem aus adligen Kreisen, durch Heimunterricht vorhanden, doch blieben sie hinter jenen der Männer zurück, die darüber hinaus eine Universität besuchen konnten 343. Frauen, die sich in hohen Positionen am Hof befanden, konnten auch ein ansehnliches Bildungsniveau erreichen, meist höher als Adlige auf dem Land, obwohl diese wohl in den meisten Fällen Kenntnisse im Lesen und Schreiben besaßen 344. Auch für junge Frauen aus handwerklichen und gewerblichen Kreisen in den Städten 345 ebenso wie für Mädchen aus der städtischen Oberschicht war ein Schulbesuch, der Lese- und Schreibfähigkeiten vermittelte, keine Seltenheit. In ländlichen Gebieten lehrte der Seelsorgeklerus Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben. Dennoch lag der Anteil der Schreibkundigen unter den Stadtbewohnern um 1500 geschätzt nur bei zehn bis 30 Prozent 346.

4.4 Die Frau in der Supplik Frauen waren, wie oben ausgeführt, im Großen und Ganzen auf bestimmte soziale Rollen festgelegt. Es stellt sich nun die Frage, inwieweit die Rolle als Frau in Suppliken hervortritt oder auch strategisch genutzt wird. 337

Vgl. H, Soziale Dramen 228; S, Vorsorgen 63–86. Vgl. S, Vorsorgen 111. 339 Vgl. H, Frauenleben 335. 340 Vgl. N, Räte und Herrscher 202. 341 Vgl. G, Lebenswelten 13f. 342 Vgl. H, Selbstzeugnisse 20f. 343 Vgl. B–MB, Education and Work 145. 344 Vgl. N, Räte und Herrscher 296. 345 Vgl. P, Frauenstimmen 40f. 346 Vgl. N, Das Jahrhundert der Mitte 376; W, Wer konnte im Mittelalter lesen und schreiben 32. 338

46

4.4 Die Frau in der Supplik

Die physische Vorstellung einer Frau oder einer Bittstellerin, wie sie sich für ein persönliches Gespräch ergibt, tritt in der schriftlichen Kommunikation zurück. Daher müssen für Supplikantinnen in diesem Fall explizit weibliche, schützenswerte Attribute und Eigenschaften hervorgehoben werden, um sich von den Bitten der Männer zu unterscheiden 347. In weiblichen Selbstzeugnissen zeigt sich insgesamt ein größerer Hang zur Demut und Bescheidenheit 348, also kommt dieser auch für Suppliken festzustellende Befund keiner großen Überraschung gleich. In England etwa treten Gender-Unterschiede in Bittschriften stärker hervor als in anderen Quellen, in denen das Geschriebene von Frauen kaum von jenem der Männer zu unterscheiden ist 349. Diese Heterogenität beruht dabei weniger auf Formularteilen, sondern vielmehr auf rhetorischen Feinheiten 350. Somit scheint eine Betonung der Geschlechterrolle in berechnender Weise zum Einsatz gekommen zu sein 351. Auf diese Weise erwartete man Anfang des 17. Jahrhunderts in England auch von Frauen der Oberschichten, dass sie ihre Schreibfähigkeiten und diesbezüglichen Kenntnisse in Briefen einsetzten, um die Interessen ihrer Familie einzubringen und durchzusetzen 352. Bei Interzessionen – die hier zwar weitgehend ausgeklammert werden, sofern es sich nicht um ein besonderes Naheverhältnis handelt – ergab es sich, dass die Betroffenen, in diesem Fall Männer, nicht selbst baten und das Geschlecht des Fürbitters, in diesem Fall der Fürbitterin, das Ansuchen beim Empfänger mitunter durchaus beeinflusste 353. Denn im Vergleich zu Männern konnten Frauen leichter ihre Hilflosigkeit unterstreichen, indem sie ihre physische und intellektuelle Unterlegenheit gegenüber dem „starken Geschlecht“ hervorkehrten 354. Durch die Betonung von Rollenbildern nutzten Frauen oder die Schreiber von Suppliken diese Vorstellung als Vorteil, mit ihrem Anliegen Gehör zu finden 355. Auch der verstärkte Einsatz von Religiosität, Moral oder Emotionalität entsprach den Rollenvorstellungen, womit versucht wurde, den weichen und hilfsbedürftigen Charakter der Frau bewusst zur Geltung zu bringen 356. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit stellten sich einige Frauen in ihren Suppliken bewusst als treu sorgende Ehefrau, trauernde Witwe, verantwortungsbewusste Mutter, gewissenhafte Hausfrau oder in anderen weiblichen Idealbildern dar, als Frauen, die lediglich versuchten, ihre Pflichten zu erfüllen, was ihnen aber in ihrer individuellen Situation ohne obrigkeitliche Hilfe nicht möglich sei. Sie waren bestrebt, ihren Adressaten zu überzeugen, dass es sonst keinen anderen Ausweg gäbe und nur er ihnen aus der jeweiligen Notlage heraushelfen könne 357. Man kann insgesamt wohl annehmen, dass die Hervorhebung weiblicher Besonderheiten, ethischer und spiritueller Werte gezielt als rhetorische 347

Vgl. S, Sprechen – Schreiben – Drucken 20. Vgl. H, Selbstzeugnisse 19. 349 Vgl. T, Women’s Petitionary Letters 26. Zu diesem Thema vgl. auch D, Women’s letter writing; W, The Paston Women. 350 Vgl. D, Female voice 4. 351 Vgl. T, Women’s Petitionary Letters 26, 37. 352 Vgl. ebd. 23. 353 Vgl. ebd. 26. 354 Vgl. ebd. 29. 355 Vgl. D, Female voice 15. 356 Vgl. ebd. 14. 357 Vgl. ebd. ; T, Women’s Petitionary Letters 29. 348

4.4 Die Frau in der Supplik

47

Mittel eingesetzt wurden, um vor dem Adressaten der Bittschriften hilfsbedürftiger und schutzwürdiger dazustehen, damit dieser sich den Frauen gegenüber moralisch stärker verpflichtet fühlte 358. James Daybell bietet eine treffende Zusammenfassung dessen, was in Bittschriften von Frauen zu erwarten ist: „While many letters of petition are indeed formulaic both structurally and linguistically, the choice and adaption of, and deviation from, conventional forms indicate more personal elements of women’s petitions. In particular, the process by which women narrated their suits also gave opportunity for more individualized or idiosyncratic elements of their letter writing“ 359. Ebendiese Betonungen der weiblichen Besonderheiten und Rollen machen die lebensbeschreibenden Erzählungen der Supplikantinnen aus. Die dafür eingesetzten Mittel führen also zu dem, was autobiografisch, neben der mehr oder minder sachlichen Beschreibung der eigentlichen Notlage, in Suppliken enthalten ist. Das bedeutet aber nicht, dass Frauen, besonders wenn sie in Rechtsstreitigkeiten verwickelt waren, ihre Handlungsmöglichkeiten nicht genau kannten und die attestierte weibliche Schwäche bewusst einsetzten 360. Spezifische Charakteristika der viel zahlreicheren Suppliken von Männern sind bisher nicht herausgearbeitet worden, da meist nur das Weibliche als das von der Norm Abweichende Untersuchungsgegenstand war. Wie auch schon für Testamente herausgearbeitet, betonen Frauen im Gegensatz zu Männern bei der Nennung ihres Namens, sofern sie diesen überhaupt erwähnen, auch ihre „Zugehörigkeit“ oder ihre Beziehung zu einer lebenden Person 361. Bei der Durchsicht sämtlicher an König beziehungsweise Kaiser Maximilian I. gerichteten Bittschriften war zudem auffällig, dass Frauen viel häufiger Gebete versprachen als Männer.

358 359 360 361

Vgl. ebd. 38. D, Female voice 17. Vgl. S-M, Frauen vor Gericht 390–396. Vgl. R, Zwischen Stand und Geschlecht 75.

5. Der Bestand der Suppliken 5.1 Gesamtbestand in den Maximiliana des TLA Bei den Maximiliana im Tiroler Landesarchiv handelt es sich um einen 43 Kartons umfassenden Mischbestand, der weitestgehend unerschlossen ist. Neben zwölf Sachgruppen enthalten die Maximiliana noch zwei größere Mischbestände, deren Umfang allein etwa 19 Kartons umfasst. Der eine ist als Miscellanea, vorwiegend Angelegenheiten des Münzwesens und Finanzielles betreffend (Sachgruppe 13), ausgewiesen, der zweite (Sachgruppe 14) hingegen ist zunächst streng chronologisch geordnet, beinhaltet aber auch mehrere Kartons mit undatiertem Aktenmaterial in diversen Angelegenheiten. Die Suppliken verteilen sich auf 41 Kartons, wobei sich der Großteil in dem undatierten Teil der Sachgruppe 14 befindet, und belaufen sich zahlenmäßig auf mehr als 900 Einzelstücke. Darunter sind nicht nur Bitten von Einzelpersonen in eigener Sache subsumiert, sondern zusätzlich Interzessionen, ein nicht geringer Anteil an Suppliken von Städten, Gemeinden oder gar ganzer Länder und Bünde, Behörden – hier ist vor allem das oberösterreichische Regiment zu nennen – oder aus Bergwerken. Bei den Einzelpersonen ist auch eine bemerkenswerte Bandbreite abgedeckt: angefangen von supplizierenden Kindern und Waisen, über Wirte, Handwerker, Bürger, Geistliche, diverse Beamte und Verwalter bis hin zu Gesandten und Adligen. Dies ist mit Sicherheit nur ein Teil der Bittschreiben, die an Maximilian I. schriftlich gerichtet worden sind. Eine größere Menge findet sich auch im Maximiliana-Bestand des Österreichischen Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Darüber hinaus haben sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht alle Suppliken erhalten. So existierten in den Archiven interne Handlungsanweisungen, die heute aber nicht mehr vorliegen. Sämtliche Bittschriften der Innsbrucker Maximiliana wurden auf Papier geschrieben. Das Format hingegen variiert: Es gibt sowohl Suppliken im Hoch- als auch im Querformat. Die Größe des Papiers richtet sich zum einen in einigen Fällen nach dem Umfang des geschriebenen Textes, ist zum anderen aber relativ häufig in der Höhe, im Vergleich zum sonst üblichen Kanzleiformat, reduziert.

5.2 Die Suppliken von Frauen Aus diesem Bestand wurden 55 Bittschriften genommen, in denen die Bittenden weiblichen Geschlechts sind und in einem weiteren Sinne für sich selbst bitten. Diese Auffächerung ist nicht immer ganz eindeutig. Da aber Frauen von den Notsituationen etwa ihrer Ehemänner, Kinder oder enger Familienangehöriger direkt betroffen sein können,

50

5.2 Die Suppliken von Frauen

wie schon in Kapitel 4.3 erläutert wurde, werden auch derartige Bitten in die Analyse mit einbezogen. Die 55 untersuchten Schreiben stammen nicht von 55 Frauen, sondern lediglich von 51, da vier Bittstellerinnen zweimal eine Supplik an Maximilian richteten, in einem Fall sogar fast wortwörtlich mit derselben Bitte, die anderen drei zumindest auch in derselben Angelegenheit. Geografisch gesehen konzentrieren sich die hier genannten Bittschriften auf Tirol, die Vorlande und die südlichen und westlichen Reichsstädte. Nicht immer aber kann eine solche Zuordnung auf Basis der Supplik erfolgen. In der folgenden Tabelle wird die Herkunft der Frauen beziehungsweise ihrer Suppliken so gut wie möglich aufgelistet. Berücksichtigt werden in erster Linie die Supplikantinnen, in Klammern befindet sich die absolute Zahl vorhandener Bittgesuche unter Berücksichtigung derjenigen, die von ein und derselben Absenderin kamen. Herkunft Tirol

Anzahl 13 (15)

davon Südtirol Vorlande davon unsicher Freie und Reichsstädte

6 (7) 17 2 11 (13)

Vorarlberg

1

Kärnten

1

Krain /Triest

1

Wien

1

Italien

2

Unsicher Gesamt

4 51 (55)

Der Großteil der Suppliken stammt also, wie kaum anders zu erwarten, aus der oberösterreichischen Ländergruppe. Dazu kommt eine nicht geringe Anzahl aus Reichsstädten, was sich durch deren verfassungsrechtliche Stellung erklären lässt, da sie keinem Landesherrn unterstanden, sondern direkt dem König beziehungsweise Kaiser des Reichs 362. Bedeutend schwieriger ist es, die soziale Herkunft der 51 Frauen zu eruieren. Wenn nicht schon durch den Namen ersichtlich, lassen sich viele durch ihre Erzählungen einer sozialen Schicht zuordnen, doch ist dies keineswegs bei allen zweifelsfrei möglich. Bei einigen Frauen reicht die jeweilige Notlage hin zur Existenzgrenze, etwa wenn sie um die Rückgabe eines Ackers bitten, der ihre Lebensgrundlage darstellt. Andere wiederum bitten zwar ebenso untertänig, zum Beispiel um die Herausgabe einer Burg, aber man hat aus den Schilderungen heraus nicht unbedingt den Eindruck, dass sie bei einer Verweigerung ihres Ansuchens Hunger leiden müssten. Zwar stammen die Supplikantinnen im Verhältnis stärker aus den Bürger- und Oberschichten, hier vor allem aus den Städten, dennoch bitten ebenso Frauen, wenn auch unterrepräsentiert, aus den Unterschichten Maximilian I. um Hilfe in ihren jeweiligen Notlagen. 362

Vgl. S, Grundstrukturen der Verfassung 134.

6. Zugang zu Maximilian I. und Bearbeitung durch die Behörden 6.1 Zugang der Untertanen zu Maximilian I. Die persönliche Abgabe einer Supplik beim Landesfürsten wirkte mit ziemlicher Sicherheit eindringlicher als eine Versendung oder Abgabe bei einer Behörde 363. Doch seit der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde, trotz zahlreicher Reisen der Supplikanten und Supplikantinnen zum Fürsten, der direkte und persönliche Kontakt zum Landesherrn vermutlich seltener 364, auch wenn das geheime Jagdbuch Maximilians I. teilweise das Gegenteil suggerieren mag: Du kunig von osterreich mitt dein erblanden zw dem Haus osterreich gehorundt, solst dich Ewiklich freyenn des grossen lust der waidmanschafft, so dw fur all kunig und fursten hast zw deim gesunntt und ergetzlichaitt. Auch zw trost deiner undersassen, das dw Inne bekantt magst werden, [sich] auch der arm als der reich, der reich als der arm teglichen an solhem Waidberich Iren Zwgang mogen haben, sich Irer nott zu beklagen und anbringen, Dw in auch solichs wenden magst mit lust, die armen In der Ergetzlichait der Waidmanschafft magst dannen Richten, dartzw dw allzeitt deinen Secretary und ettlich dein Rett mit dier an solich Waidmanschafft solst nemen, domitt dw den gemain man, so dich also besuechen und zw dier komen mag(st) Abzwfertigen, das zw dan pas am Waidberich dan in Heyssern thuen magst 365. Anstatt einer persönlichen Übergabe war wohl das Einbringen bei einer Behörde, etwa der Regierung oder Kammer, der Regelfall. Nicht unüblich war vermutlich die Übersendung der Bitte eingelegt in ein Begleitschreiben, mitunter auch um das Anbringen zu unterstützen 366. Vor den Reformen Maximilians war es wahrscheinlich die Kanzlei, der üblicherweise Bittschriften überbracht wurden 367. Die Tiroler Landesordnung von 1532 hingegen sah vor, dass Suppliken in der Abwesenheit des Landesfürsten in den Zuständigkeitsbereich der Regierung fielen 368. Dies könnte auch bereits nach Einrichtung der Regimente zu Zeiten Maximilians der Fall gewesen sein, da im Bestand der Maximiliana des Tiroler Landesarchivs auch etliche Bittschriften an das Regiment erhalten sind und darüber hinaus sich die Behörde mit Bitten Anderer an den König beziehungsweise Kaiser 363 364 365 366 367 368

Vgl. B, Supplikationen und Demonstrationen 296. Vgl. ebd. 289–291. K, Jagdbuch 22/24. Vgl. TLA, Max. 14.1499.20. Vgl. S, Gesetz und Herrschaft 479. Vgl. ebd. 466.

52

6.1 Zugang der Untertanen zu Maximilian I.

wandte 369. Die Bereitschaft des Fürsten, Bittgesuche in schriftlicher Form anzunehmen, muss den Untertanen aber auch bekannt gewesen sein. Die Suppliken lassen den Schluss zu, dass die Bittenden oder die Verfasser von sozialen Hierarchien und Handlungsmustern wussten, ihnen die Möglichkeit einer solchen Anfrage grundsätzlich nicht fremd war und sie Kenntnis davon hatten, an wen eine Bittschrift zu richten war 370. König Maximilian I. versuchte 1498 auch die Zahl der Suppliken in den niederösterreichischen Ländern zu reglementieren. Ähnliche Vorgehensweisen für die oberösterreichische Ländergruppe sind anzunehmen. Den Untertanen sollte nämlich vom dortigen Regiment befohlen werden, Entscheidungen von Pflegern und Hauptleuten anzunehmen mit Ausnahme der Fälle, die für die genannte Gruppe zu schwierig zu lösen waren oder die in den Zuständigkeitsbereich des Regiments fielen. Lediglich diejenigen Untertanen, die sich vom Regiment ungerecht behandelt fühlten, sollten an den Landesfürsten persönlich supplizieren 371. Trotz dieser Anordnung wandten sich viele Untertanen mit ihren Bittschriften unvermindert an Maximilian, wie der erhaltene Bestand zeigt. Bei Durchsicht der Suppliken mit weiblichen Bittstellern geht nicht eindeutig hervor, wie eine Bittschrift in die Hände Maximilians gelangte. Eine außen angebrachte Adresse findet sich heute nur mehr bei drei von 55 Stücken, die zusätzlich Reste von Verschlusssiegeln aufweisen. Zwei von diesen gehören auch zu den vier mit Tagesdatierung versehenen Bittschreiben. Ein Ausstellungsort jedoch wird nur in einem Fall genannt. Bei anderen Suppliken an den König beziehungsweise Kaiser sind die genannten Merkmale des Öfteren, wenn auch nicht sehr häufig, vorhanden. Zwar ist eine Anrede des Königs beziehungsweise Kaisers bei sämtlichen Bitten am Textbeginn obligatorisch, jedoch nicht immer sichtbar über den übrigen Text gesetzt. 36 der Suppliken stellen die Anrede hervorgehoben, sei es durch Ausschmückung oder Absetzung, in die obere Mitte. „Allerdurchleuchtigster, großmächtigster König/Kaiser, allergnädigster Herr“ ist die am häufigsten verwendete Form der Anrede, von der nur 16, teilweise lediglich durch ein Wort oder eine Umstellung der Reihenfolge, abweichen, zwei weitere von dem hier gesetzten Standard noch minimaler. Ob die Anrede eine Adresse ersetzte, ist jedoch fraglich, auch weil man bei 53 Bittschriften eine Faltung erkennen kann, die zu irgendeinem Zeitpunkt die Anrede zum großen Teil verdeckte. Denkbar wäre, wie schon angesprochen, natürlich auch die Sendung eines zugehörigen Schreibens, dem die eigentliche Supplik beigelegt wurde 372. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage der Eigenhändigkeit der Stücke. Für die meisten Frauen kann angenommen werden, dass sie nicht selbst ihre Bittschrift verfassten. Lediglich von einer Bittstellerin, einer Schulmeisterin mit dem Namen Soffia aus Hall in Tirol (Nr. 46), erfahren wir von einem eigenhändigen Schreiben: ich han so herziklich gwaint, die weill ich geschriben han, das ich nit wol han geschriben. Eine weitere, Elisabeth von Hohengeroldseck (Nr. 19), dürfte zumindest selbst unterschrieben haben. Dies lässt der Handwechsel bei der Unterfertigung und eine etwas ungelenke Hand vermuten 373. Unklar bleibt aber in diesem Zusammenhang die Frage, ob die Supplikantin 369 Als Beispiele seien hier genannt TLA, Max. 14.1500.18; TLA, Max. 14.1501.21; TLA, Max. 14.1518/1a.26. 370 Vgl. B, Persönliche Bittschriften 296; N–W, Einführung 13. 371 Vgl. Reg. Imp. XIV Nr. 5755. 372 Vgl. TLA, Max. 14.1499.20. 373 Vgl. Nr. 19.

6.1 Zugang der Untertanen zu Maximilian I.

53

für das Verfassen einen Schreiber bezahlen musste. Da die soziale Herkunft relativ breit gestreut ist, waren Gebühren, falls solche angefallen sind, wahrscheinlich nicht überall sonderlich hoch 374. Vergleicht man die Hände aller 55 Suppliken von Frauen, lassen sich 45 Hände unterscheiden. Sechs davon haben je zwischen zwei und fünf Suppliken verfasst, wovon aber drei wiederum nur von je einer Bittstellerin stammen. Sechs weitere Hände lassen sich aufgrund paläografischer Besonderheiten und auffallender Charakteristika in Aufbau, Gestaltung oder Ausschmückung des Schreibens relativ leicht und ohne Ansprüche auf Vollständigkeit mit anderen Suppliken aus dem Gesamtbestand des Tiroler Landesarchivs identifizieren, sodass auch für diese Fälle anzunehmen ist, dass eine Hand, und zwar nicht die der Supplikantin, mehrere Stücke geschrieben hat. Das Schriftbild der meisten Bitten lässt aber eine geübte Schreiberhand vermuten, mit der eine Eigenhändigkeit der Frauen eher ausgeschlossen werden kann. Doch wer verschriftlichte die Bitten der Frauen, wenn es keine allumfassenden Tätigkeiten dieser Art in den Kanzleien gab und die Bittstellerinnen selbst zum großen Teil wohl auch nicht eigenhändig ihre Schreiben verfassten? Einem Schreiber lassen sich aus dem Untersuchungsgegenstand zwei Bitten zuordnen, die eine aus der Gegend um Augsburg 375, die andere aus Ulm 376 stammend. Diese beiden Stücke liegen geografisch nicht weit auseinander, doch lassen sich dieser Hand aus dem Gesamtbestand der Suppliken des Tiroler Landesarchivs noch mindestens sechs weitere Suppliken zuweisen, allerdings mit sehr unterschiedlicher Herkunft, darunter eine Bitte des Abtes von Lilienfeld aus Niederösterreich, eine Supplik aus der Elsässer Gegend und ein Schreiben des Jörg von Saurau (Steiermark). Charakteristika dieser Hand sind vor allem eine abgesetzte, fast immer gleich aussehende Anrede, eine Zierinitiale zu Beginn des Textes und weitere Schlingenverzierungen am Zeilenbeginn 377. Das Verfassen von Bittschriften, das im Gegensatz zu dem eben genannten Exempel in einer Region stattgefunden hat, lässt sich an mehreren Beispielen des Gesamtbestandes, also auch unter Einbeziehung der Bittschriften von männlichen Bittenden, festmachen. Eine Hand etwa kann als Schreiber von zehn Suppliken, deren Bittsteller und Bittstellerinnen aus Gegenden nördlich und westlich von Tirol und Innsbruck kamen, wie etwa Freiburg, Stockach, Augsburg oder Basel, identifiziert werden. Charakteristisch sind die abgesetzte Anrede, bei der der Balken des A bei Allerdurchleuchtigister v-förmig auftritt, die Schrift insgesamt links geneigt ist und die langen Schäfte von s und f aufrecht und sehr fein geschrieben wurden 378. Eine weitere Gruppe, bestehend aus neun Bittschriften, lässt sich, sofern Angaben gemacht werden, in den Vorlanden, hier vor allem Freiburg, und in Straßburg lokalisieren. Sie fällt aufgrund einer abgesetzten Anrede und von Zierbalken

374

Vgl. S, Das Kölner Supplikenwesen 485. Vgl. Nr. 20. 376 Vgl. Nr. 28. 377 Vgl. TLA, Max. 14, Prozesse 1.53; TLA, Max. 14, Prozesse 1.65; TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 2.77; TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.106; TLA, Max. 14, Geistliche Sachen ohne Jahr 144; TLA, Max. 14, Geistliche Sachen ohne Jahr 168. 378 Vgl. Nr. 16; TLA, Max. 14.1503.34; TLA, Max. 14, Prozesse 1.2; TLA, Max. 14, Prozesse 1.9; TLA, Max. 14, Prozesse 1.21; TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 6.268; TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.39; TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.99; TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.217; TLA, Max. 14, Landau, Miscellanea ohne Jahr 350. 375

54

6.2 Inhaltliche Aspekte der Suppliken von Frauen

über den Anfangsbuchstaben v und w auf 379. Wiederum auf die Vorlande als Provenienz bezieht sich eine weitere Schreiberhand oder wenige sehr ähnliche mit insgesamt vermutlich zwölf Suppliken. Auffallend sind hier ein aufrechtes, kettenförmiges Schriftbild, das aber durch den zahlreichen Einsatz von Schlingen wieder gebrochen wird, eine abgesetzte Anrede und vergrößerte Einzelbuchstaben am Anfang des Haupttextes und beim Namen des Supplikanten, der Supplikantin 380. Zwei Stücke unterschiedlicher Bittender aus Falkenstein lassen sich einer Hand zuordnen 381, ebenso vier Bitten von drei Supplikanten und Supplikantinnen aus Ulm mit jeweils abgesetzter Anrede und charakteristischen Verdickungen der Schäfte einzelner Buchstaben am Wortbeginn, vorwiegend v und w 382. Wie bereits angeklungen, liegt die Antwort auf die Frage der Verschriftlichung vermutlich häufig bei lokalen oder regional tätigen Schreibkundigen, die auch mit den nötigen Formalia vertraut waren. Eigenhändigkeit und vor allem eine Niederschrift im Umfeld von Maximilian I. oder seinen Behörden kann damit aber auf keinen Fall ausgeschlossen werden, auch da sich einige weitere hier nicht genannte Schriftstücke mit weiblichen Bittenden mitunter ähneln und der Schrift und der Wortwahl nach sehr kanzleimäßig erscheinen. Denkbar sind neben Originalsuppliken auch Abschriften, da Bitten zu Überprüfungszwecken vielfach weitergeleitet wurden. Da der Geschäftsgang des Supplikenwesens unter Maximilian aber bisher noch nicht eingehend erforscht ist, können derzeit keine weiteren Aussagen getroffen werden.

6.2 Inhaltliche Aspekte der Suppliken von Frauen Trotz der bereits genannten Zweifel und Schwierigkeiten bei der Unterscheidung von Suppliken in Gnaden- und Justizangelegenheiten (siehe Kapitel 2.4) können auch die untersuchten Bitten nach diesem Schema eingeteilt werden. 21 Mal erhofften sich die 51 Bittstellerinnen Gnade vom Landesfürsten und 34 Mal baten sie, dass ihnen aufgrund eines Rechtsstreits im weiteren Sinn zu ihrem (angeblichen) Recht verholfen werde. Über die Zuweisung des einen oder anderen Stückes mögen Zweifel über die Eindeutigkeit bestehen, so zum Beispiel im Schreiben der Margarethe von Narb (Nr. 37), die König Maximilian I. bittet, Dritten zu befehlen, sie in einem Rechtsstreit zu unterstützen. Dennoch bietet diese Einteilung einen ersten Einblick über die Basis, in welchen Angelegenheiten Frauen an Maximilian I. supplizierten. Die genaueren Inhalte der einzelnen Suppliken werden im Zuge der Auswertung zu behandeln sein, da sie eng mit den autobiografischen Angaben verknüpft sind. Im Großen und Ganzen werden in den untersuchten Suppliken die bereits genannten Elemente des klassischen Aufbaus eines Briefs, angepasst an eine Bittschrift, mit Saluta379 Vgl. Nr. 8; TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.4; TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.63; TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.122; TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.131; TLA, Max. 14, Prozesse 1.8; TLA, Max. 14, Prozesse 1.9; TLA, Max. 14, Prozesse 1.29; TLA, Max. 14, Prozesse 1.42. 380 Vgl. Nr. 15, 22, 23, 25, 33; TLA, Max. 8, 1. Teil, fol. 17; TLA, Max. Max. 14, Prozesse 1.19; TLA, Max. 14, Prozesse 1.71; TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.41; TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.45; TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.124; TLA, Max. 14, Varia, ohne Jahr 2.5. 381 Vgl. Nr. 54; TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.162. 382 Vgl. Nr. 13, 50, 51.

6.2 Inhaltliche Aspekte der Suppliken von Frauen

55

tio, Exordium, Narratio, Petitio und Conclusio, eingehalten. Allerdings fehlt fast überall ein Exordium, und auf die Anrede folgt meist direkt die Narratio. Lediglich acht der 55 Suppliken von Frauen weisen jenes Element auf. Im Gegensatz dazu verfügt nur ein Bittschreiben über kein Abgeltungsversprechen im Zuge der Conclusio. Bezüglich des Aufforderungsinhalts nach Jütte und dessen Unterscheidung in positive und negative Bittschriften lässt sich für den Untersuchungsgegenstand feststellen, dass der Großteil, genau genommen 49 Exemplare, der ersten Kategorie zugeordnet werden können und nur sechs eine negative Bitte, also den Wunsch auf eine Unterlassung, beinhalten. Sämtliche analysierte Schreiben machen relativ konkrete Angaben, wie Maximilian I. den Bittenden aus ihrer Notlage heraushelfen könne. In den meisten Fällen werden explizit Personen oder Gremien, auch mit Namen, genannt, denen von landesfürstlicher Seite aus geschrieben und eine Sache befohlen werden sollte, um die Supplikantinnen zu unterstützen, oder es wird geschrieben, welche Entscheidung von Maximilian direkt getroffen werden und von ihm ausgehen sollte. Abgesehen von den Frauen, von denen mehrere Suppliken im Bestand der Maximiliana überliefert sind, dürfte es sich auch bei einigen anderen Bittstellerinnen nicht um ihre erste Supplik gehandelt haben. In 16 Schreiben wird in der Narratio relativ deutlich auf ein früheres Bittschreiben hingewiesen. Bei zwei weiteren kann ebenfalls angenommen werden, dass sie bereits in der jeweiligen selben Sache suppliziert haben. Die meisten sprechen von einem positiven Bescheid, den sie von Ihrer Majestät auf ein vorheriges Ansuchen erhalten haben. Demnach baten die Frauen nicht noch ein weiteres Mal, wenn ihr Anliegen negativ beschieden wurde. Trotz der jeweiligen positiv ausgefallenen Bescheide lag der Grund für die neuerliche Bitte in der Regel in der mangelnden Akzeptanz oder Umsetzung der königlichen beziehungsweise kaiserlichen Anordnungen durch die beteiligten Personen und Parteien oder darin, dass, falls zum Beispiel irgendwelche Fristen gesetzt wurden, diese verstrichen waren und sich die Notlage der Frauen nicht gebessert hatte. Auch bei Appollonia von Schweinshaupt (Nr. 9) ist das der Fall: ich armes weib fueg ewr(e)n kunigklichn wird zw wissen, das mir noch von dem von Weyspriach umb all schuld und genomens guet nach laut ewr(er) kónigklich mayestat spruch kain benuegen noch bezallund beschehen. Während in der Narratio üblicherweise auf eine alte Bitte verwiesen wurde, bezogen sich nur sechs Frauen in der Petitio durch die Verwendung der Worte „abermals“ oder „nochmals“ ein weiteres Mal auf ihre bisherigen Bemühungen, sich auf dem Wege der Bitte Hilfe in der Notlage zu verschaffen. Auf diese Weise verstärkte auch Henndel von Werd (Nr. 26) ihr Anrufen und Bitten an König Maximilian I., nochmalls ain ernnstlich geschefft und gebot auf die von Werd ausgen zu lassen, damit ihr endlich geholfen würde. Auch durch Rückgriff auf andere sprachliche Mittel versuchten die Frauen, sich Gehör für ihr Bittgesuch zu verschaffen und Mitleid zu erregen. Zur Verstärkung der Bitte wurde in 21 Fällen auf Zwillings- oder Drillingsformen zurückgegriffen, wie etwa Margarethe von Narb (Nr. 37): darummb ich dann aber demutiklichen anruo ffen musz uwer k. mt. als ein haupt der gerechtikeit unnd lyphaber der warhait unnd des rechten unnd rue ff an unnd bitt. Relativ häufig, insgesamt 42 Mal, wurden in die Petitio unterwürfige Adjektive, nämlich Formen von „demütig“ und „untertänig“, eingearbeitet, um die Stellung des Landesfürsten zu erhöhen und damit durch die betonte Unterwürfigkeit die soziale Spanne zu vergrößern. Zudem weisen die untersuchten Bittgesuche in diesem Zusammenhang auch nicht selten einen Bezug zu Gott auf. ist an ewer kayn. mt. mein unndertánigist, diemuetig

56

6.2 Inhaltliche Aspekte der Suppliken von Frauen

bitten umb Gottes willen [. . . ] – dieses Beispiel der Paula von Firmian (Nr. 44) zeigt, dass man auch mehrere dieser verstärkenden Adjektive verwenden konnte, um möglicherweise eine größere Wirkung zu erzeugen. So, wie auch die hier genannte Paula, verwendeten noch 14 weitere Supplikantinnen in ihren Bittformulierungen Superlative. Neben diesen die Wortwahl betreffenden Mitteln griffen die Untertaninnen in den Suppliken noch weitere Motive auf, um sich in einem bemitleidenswerten Licht darzustellen und um Maximilian damit zu einer positiven Entscheidung zu bewegen. Manche, fünf bis sechs in 55 Bittschriften, betonten in der Petitio oder auch in der Conclusio ihre zuversichtliche Hoffnung gegenüber dem Landesfürsten, dass er sie aus ihrer Notlage befreien würde, darunter Barbara Henin (Nr. 11): Und welle sich dieselb ewr majestat hierinne so gnedig erzaigen, als sich mein vertrawen zu ir zuversichtiget. Bereits angedeutet wurde das Versprechen eines Gebets für den König beziehungsweise Kaiser, welches in die Hälfte der Bittschriften Eingang gefunden hat. Obwohl sich nur zwei Suppliken geistlicher Frauen, darunter Äbtissin Barbara Künigl von Sonnenburg (Nr. 12), in dem Sample befinden, die selbstverständlich eine solche Zusage macht (Das wil ich gegen Got, seiner lieben muter Maria mitsambt meinen conventfrawen umb ewr ku. mt. lanngk leben gesundt und gelucksáligkait mit emsigen, diemuetigem gebet unndertenigclich verdienen), versprechen noch 25 bis 26 weitere Bittstellerinnen in ihren Ansuchen das Gebet. Da die Schreiber der Suppliken weitestgehend unbekannt bleiben, kann man die mögliche Annahme, dass vorwiegend Schreiber aus dem geistlichen Bereich, wie etwa Mönche oder Pfarrer, diesen Passus formelmäßig einbauten oder die zu ihnen gekommenen Bittstellerinnen zu einem derartigen Gebet bewegten, nicht verifizieren. Darüber hinaus versuchten 16 Frauen relativ explizit ihre Unterlegenheit, vor allem als Angehörige des weiblichen Geschlechts, hervorzuheben. Schonheit Landschaden (Nr. 45), eine der bittenden Frauen, sieht sich etwa einem Rechtsstreit mit einem Mann, der noch dazu sozial höher gestellt und gebildeter als sie war, nicht gewachsen: mir als einer armenn, einfeltigenn wietwenn mit eym solichenn doctor zu rechtenn pfentlich, auch kostes halber, nit mogelichenn ist. Ausschlaggebend dürften aber die erwähnten Kosten eines Rechtsstreits gewesen sein, die sie auf diesem Wege umgehen wollte. Mittels Rollenbildern konnten sich Frauen auch in ein bestimmtes Licht rücken. So erwähnten die meisten ihren Familienstand oder welche spezifische Rolle im Familienumfeld sie innehatten. Natürlich ist es möglich, dass Frauen mehrere Rollen in ihrem sozialen Gefüge einnahmen, was die Zusammensetzung der folgenden Zahlen erklärt. Von den 51 Frauen erfährt man direkt oder indirekt, dass 16 verheiratet, 25 verwitwet, mindestens 15 Mutter und eine Supplikantin eine Waise gewesen war. Der Umstand der relativ hohen Zahl an Witwen lässt sich auch auf die Handlungen und oft nicht eindeutig zu regelnden Angelegenheiten nach dem Tod eines Ehemannes zurückführen, etwa wenn es um sein Erbe oder eventuelle Besitzansprüche ging. Nicht jede Bittende deutete aber in gleichem Ausmaß auf diese genannten Rollen hin. Auf die Unterschiede in der Betonung wird im Zuge der Sammlung autobiografischer Ausschnitte noch individuell eingegangen.

6.3 Behandlung und Erledigung der Suppliken

57

6.3 Behandlung und Erledigung der Suppliken Mit dem Eingang einer Supplik wurde ein Verwaltungsvorgang eingeleitet 383. Ein erster Bearbeitungsschritt nach dem Eingang vollzog sich möglicherweise in den Kanzleien Maximilians. Dafür sprechen auch die Vermerke, die auf den Suppliken angebracht wurden. Mit diesen wurde auf einer Supplik, wenn nicht eine Entscheidung oder Betreff festgehalten wurde, eine Behörde genannt, die sich weiter mit dem Fall beschäftigen sollte. Da zumindest bei den hier untersuchten Suppliken mit weiblichen Bittenden keine an die Kanzlei weitergeleitet wurde, kann im Ausschlussverfahren die Vermutung angestellt werden, dass die genannten Vermerke und damit auch die Schriftstücke eben aus der Kanzlei selbst stammten und diese eine der ersten Stellen der Bearbeitung und Beantwortung war. Auf 16 Stücken der insgesamt 55 Schreiben sind heute keinerlei Bearbeitungsspuren mehr zu erkennen. Daraus wäre zu schließen, dass über diese Suppliken gar nicht erst beraten oder, egal ob von der Behörde oder vom Landesfürsten selbst, entschieden und die Bitte somit ignoriert wurde, womit aber mündliche oder direkte Entscheidungen unberücksichtigt blieben. Ein solcher Befund ist nicht auszuschließen, sofern keine Antwortschreiben unmittelbar vorliegen 384, doch zu relativieren, wenn man einen Blick auf den vorgestellten Gesamtbestand wirft. Bei der ersten Durchsicht der 43 Kartons der Maximiliana des Tiroler Landesarchivs fand sich bei neun Suppliken 385 der datierten Stücke der Sachgruppe 14 ein hinzugeordnetes, angefügtes Schreiben mit Maximilian als Aussteller 386. Es handelt sich hierbei um keine direkte Antwort an den jeweiligen Supplikanten, die jeweilige Supplikantin, sondern vielmehr um Handlungsanweisungen für die Bearbeitung der Supplik. Eine Instruktion, die tatsächlich den Charakter eines Antwortschreibens an den Bürgermeister und Rat der Stadt Bozen besitzt, wurde auch direkt in das Schreiben auf einer freien Seite des Originals eingetragen 387. Nur zwei dieser neun Bittschriften sind mit Vermerken versehen worden, deren Anweisungen sich auch mit dem Schreiben Maximilians decken 388. Hingegen sind bei den anderen sieben Fällen die eigentlichen Bittschriften frei von Vermerken geblieben und scheinen, wenn man das hinzugeordnete Schreiben nicht kennt, unbearbeitet. Sowohl die beiden Bittgesuche, die mit Vermerken versehen wurden, als auch jenes, bei dem die Anweisung in das Original eingetragen wurde, sind in Innsbruck gefertigt worden und gingen im letzten Fall, wie bereits erwähnt, nach Bozen, in den beiden

383

Vgl. N, „via supplicationis“ 54. Eine gezielte Suche allein im Bestand der Maximiliana des TLA würde den Rahmen dieser Arbeit stark strapazieren, vor allem da man die originalen Antwortschreiben bei den Archiven der Bittenden suchen müsste. 385 Diese Zahl ist nicht absolut. Es handelt sich hierbei um Nr. 49; TLA, Max. 14.1498.7; TLA, Max. 14.1498.71a; TLA, Max. 14.1500.10a; TLA, Max. 14.1516/1, fol. 105 f; TLA, Max. 14.1516/2.3a; TLA, Max. 14.1516/2.44; TLA, Max. 14.1517/2, fol. 156/158; TLA, Max. 14.1518-1519/2, fol. 34/36. 386 Vgl. Nr. 49; TLA, Max. 14.1498.7; TLA, Max. 14.1498.71b; TLA, Max. 14.1500.10a; TLA, Max. 14.1516/1, fol. 107; TLA, Max. 14.1516/2.3a; TLA, Max. 14.1516/2.44; TLA, Max. 14.1517/2, fol. 157; TLA, Max. 14.1518-1519/2, fol. 35. 387 Vgl. TLA, Max. 14.1516/2, fol. 5r. 388 Vgl. TLA, Max. 14.1498.7; TLA, Max. 14.1498.71a. 384

58

6.3 Behandlung und Erledigung der Suppliken

anderen Fällen zur Bearbeitung an die Herren Michael von Wolkenstein 389 und Peter Völsch 390. Diese zugehörigen Suppliken befanden sich also zur Zeit des jeweiligen Befehls in Innsbruck. Sechs der anderen Schreiben Maximilians hingegen haben einen anderen Ausstellungsort, nämlich Bregenz, Imst (Vmst ), Kaufbeuren und zweimal Augsburg und wurden entweder an das Regiment oder die Raitkammer in Innsbruck gesandt. Das Stück, das in Innsbruck ausgefertigt wurde, ging an Zyprian von Niedertor 391. Es scheint somit, dass die Suppliken an dem jeweiligen Ort in das Umfeld des Königs beziehungsweise Kaisers kamen – ein Umstand, der aufgrund der Herkunft der Bittenden auch geografisch denkbar wäre. Von dort wurden sie an die jeweiligen Stellen gesandt, die sich weiterhin mit der Sache beschäftigen sollten, womit eine direkte Entscheidung Maximilians für diese Fälle vermutlich ausgeschlossen werden kann. Es wäre auch noch, neben der bereits genannten direkten schriftlichen und der mündlichen Form, eine weitere Möglichkeit der Bearbeitung in Erwägung zu ziehen, nämlich die Eintragung in Protokolle. Solche haben sich fragmentarisch auch im Tiroler Landesarchiv erhalten, die laut Signatur aus der Kanzlei stammten. Hier trug man in zwei Spalten zum einen den Namen des Bittstellers, der Bittstellerin, zum anderen eine Bitte und in manchen Fällen dazu auch gleich die Entscheidung ein 392. Demnach könnten eingegangene Bitten, egal ob mündlich oder schriftlich, in der Kanzlei zusammengefasst und beratschlagt worden sein und möglicherweise auf dem Original, wenn ein solches in schriftlicher Form vorlag, keine weiteren Vermerke angebracht worden sein. Diese Formen der Bearbeitung sind, wie gezeigt wurde, auch für die hier untersuchten Bittschriften von Frauen denkbar, auch wenn sie nur zu einem Teil belegbar sind. Ebenfalls keinerlei Vollständigkeit haben die folgenden Beispiele. Über wirkliche Zufallsfunde konnten zu den Suppliken von zwölf Frauen Schreiben Maximilians gefunden werden, wobei die meisten aus dem Jahr 1498 stammen 393. Außer einer zeitlichen Eingrenzung entsprechen die jeweiligen Schreiben zu den Fällen von Agnes Reipp (Nr. 3), Elisabeth Lauginger (Nr. 20), Kunigund Neiger (Nr. 28), Margarethe Glattiss (Nr. 33), Ursula von Bollweiler (Nr. 48), Ursula Hauenschild (Nr. 49) sowie der Witwe von Stefan Eisner (Nr. 53) den Angaben der jeweiligen Vermerke. Bei Emilie Hürstl (Nr. 23) und Ursula Kädl (Nr. 50) wird zusätzlich zu den Erledigungsvermerken ein Schreiben an eine weitere beteiligte Stadt bzw. Person geschickt. Ein nicht datiertes Konzept zur zweiten Bittschrift von Anna Franck (Nr. 5) entspricht zwar dem vorgebrachten Wunsch, jedoch wird Anna nicht namentlich genannt, sondern es wird nur auf eine Bitte Bezug genommen und darüber hinaus ist darin von einem gewissen Achatz die Rede, den die Supplikantin gar nicht namentlich nennt. Die Supplik der Swana Allimatiga (Nr. 47) wurde als Beilage an

389 Michael von Wolkenstein († 1523) war Landhofmeister und führte zeitweise das oberösterreichische Regiment in Innsbruck, vgl. E, Michael von Wolkenstein. 390 Peter Völsch aus Straßburg war von 1486–1496 Stettmeister und 1496–1502 KammerprokuratorFiskalgeneral, vgl. M, Elsässer als Räte 112; W, Maximilian I. 2 264 f. 391 Vgl. Nr. 49. 392 Vgl. TLA, Max. 14, 3. Varia. Aus der Kanzlei 83. 393 Ein genauer Grund kann nicht gegeben werden. Es kann nur darauf hingewiesen werden, dass sich in den Innsbrucker und Wiener Maximiliana vergleichsweise viele Akten aus diesem Jahr erhalten haben.

6.3 Behandlung und Erledigung der Suppliken

59

Dr. Johann Greudner 394, Walter von Stadion 395 und Paul von Liechtenstein 396 gesendet, die sich möglicherweise dann laut Befehl der Sache annahmen und den auf der Bitte vorhandenen Vermerk anbrachten. Auf der Supplik von Barbara Künigl (Nr. 12) ist gar kein Vermerk zu finden. Die Bitte oder zumindest eine Abschrift davon ist als Beilage vom Innsbrucker Regiment zu König Maximilian I. geschickt worden, von dem sich zwölf Tage später diesbezüglich ein Schreiben an Graf Leonhard von Görz erhalten hat, mit Anweisungen, wie dieser sich gegenüber dem Kloster zu verhalten hätte. Mehr oder minder direkt lassen sich auch die Fälle von zehn weiteren Frauen in Zusammenhang mit ihrer Supplik bringen. Zum Fall der Geneva von Byren (Nr. 24) finden sich zwei Schreiben des Kommissars, der Maximilian über das laufende Verfahren informierte, sowie zwei Jahre später die Benennung eines neuen Richters durch den König. Der Eintrag zu einer gewissen Soffia aus Hall (Nr. 46) in einem Kopialbuch dürfte sich möglicherweise auf die Gewährung ihrer Bitte beziehen. Unbestimmte Zeit nach ihrer Supplik erhielt Barbara von Osse (Nr. 14) laut einem Schreiben in der Älteren Kopialbuchserie der oberösterreichischen Regierung ihre Güter zurück. In den Kopialbüchern der oberösterreichischen Kammer könnte auch ein Vertrag zur Bitte von Margarethe Luftnegger (Nr. 36) genannt sein, der aber ohne Nennung eines konkreten Inhalts zwischen deren Mann und ihrem ebenfalls beteiligten Schwager geschlossen wurde. Die Bitte der Katharina Ahorner (Nr. 27) dürfte auch gewährt worden sein, denn sie erwähnt dies in einer weiteren Supplik an das Regiment. Zu den Suppliken von Anna Wähinger (Nr. 7) und Magdalena Martin (Nr. 29 und 30) gibt es wie bei der eben genannten Katharina Ahorner jeweils mehrere Schreiben, die ihren Fall näher beschreiben. Über den Fall von Margarethe von Narb (Nr. 37) wurde direkt auf dem Freiburger Reichstag 1498 verhandelt, wie aus dem Bericht der Reichsversammlung an Maximilian hervorgeht. Zur Bitte der Genoveva von Endingen (Nr. 25) gibt es in einem Schreiben Maximilians an die Gegner ihres Bruders sowie in der Bitte eben jener Gegenpartei an den König zwar keinen konkreten Bezug zur Supplik, jedoch scheint sich der Wunsch der Supplikantin um die Freilassung ihres Bruders erfüllt zu haben. Ähnliches gilt für Schonheit Landschaden (Nr. 45): Sie dürfte die Güter, um die sie gestritten hatte, einige Zeit nach der Supplik als ihren Besitz verkauft haben. Auf diese Weise könnte auch manchen anderen Supplikantinnen in ihrer Notlage geholfen worden sein, doch ist es ohne genaue Vermerke oder eben jene nur unter enormem Zeitaufwand auffindbare Zusatzschreiben heute umso schwerer bis gar unmöglich, die Geschichten der Frauen zu verfolgen.

394 Dr. Johann Greudner († 1512), Dompropst zu Brixen, war für Maximilian I. als Gesandter tätig, vgl. L, Politische Kommunikation 67, 78f., 210f.; M, Kommunikation und Konfrontation 68, 81 f., 106f. 395 Walter von Stadion stammte aus den Vorlanden, war Unterstützer der Habsburger in Vorderösterreich, als Gesandter für Erzherzog Sigmund tätig und wurde von König Maximilian I. 1490 in sein Innsbrucker Regiment aufgenommen. Er war auch in diplomatischen Missionen für Maximilian in Italien im Einsatz, vgl. L, Politische Kommunikation 67, 211; M, Der Stände oberster Herr 72, 88, 99; M, Kommunikation und Konfrontation 364. 396 Paul von Liechtenstein (ca. 1460–1513) wurde von Maximilian als Hofmarschall in Tirol übernommen, war bis zu seinem Tod für Maximilian in verschiedenen Angelegenheiten tätig, v. a. im Bereich der Finanzen, aber auch als Gesandter, vgl. F, Lichtenstein; L, Politische Kommunikation 69, 77– 79, 211–214; M, Paul von Liechtenstein; N, Räte und Herrscher.

60

6.3 Behandlung und Erledigung der Suppliken

Kommen wir nach diesen Beispielen wieder zu allen hier auszuwertenden Suppliken zurück. Bei 39 der 55 Bittgesuche weiblicher Supplikantinnen sind auf der Bitte selbst Vermerke zu finden, wobei drei von diesen wohl von demselben Schreiber stammen dürften, der auch die Bitte niedergeschrieben hatte. In diesem Fall handelt es sich nur um Angaben einer Art Betreff auf der Rückseite der Schreiben. Folglich sind auf insgesamt 19 Bittschriften keinerlei Spuren einer anderen Hand zu finden. Fünf weitere Suppliken haben ebenso ein derartiges Rubrum von der Hand des Haupttextes, wobei bei einem zusätzlich auch bei der Bearbeitung ein solcher Vermerk angebracht wurde. Dieser meist aus Namen der Supplikantin und Art des Schreibens, also vielfach Supplicacz, zusammengesetzte Vermerk lässt sich noch bei 17 weiteren Bittschriften finden. Nicht immer ganz eindeutig zu unterscheiden sind Vermerke zur Bearbeitung, also zur Beratschlagung von Suppliken und deren Erledigung, folglich Hinweise auf den Beschluss oder die Fertigung eines Antwortschreibens. Auf zehn Bittschriften sind Informationen zur Bearbeitung festgehalten und auf 27 Erledigungsvermerke. Sieben wiederum tragen unterschiedliche Vermerke für beide Kategorien. Bearbeitungsvermerke geben häufig Hinweise auf die Weiterleitung an eine andere Stelle. Bei den untersuchten Schreiben wird die Supplik in zwei Fällen an die Kammer gesandt 397, zweimal an das Regiment 398, einmal an den Hofrat 399 und einmal an Georg Mosbach, der seine Stellungnahme im Hofrat kundtun sollte 400. In drei Fällen wurde die Supplik an lokale Personen geschickt, die Auskunft über die Richtigkeit der Angaben zu machen hatten und diese auf das Stück schrieben oder schreiben haben lassen 401. In einem vierten Fall liegt das oben bereits genannte Schreiben Maximilians an Zyprian von Niedertor bei, das inhaltlich gleich dem Vermerk auf der Supplik ist 402. Die ersten drei stammen aus dem Tiroler Raum; wenn man also annimmt, die Bearbeitung wäre in Innsbruck erfolgt, waren die Versandwege nicht allzu weit. Ebenfalls nicht genau geklärt werden kann die endgültige Entscheidung über die Gesuche. Martin Schennach meint, dass Suppliken dem Landesfürsten in der Regel vorgetragen oder referiert wurden und in dessen Abwesenheit ein Hof- beziehungsweise Geheimer Rat die Beschlussfassung übernahm 403. Wie der Abgleich mit den vorhandenen Antwortschreiben Maximilians aber gezeigt hat, dürfte der König beziehungsweise Kaiser nicht unbedingt selbst entschieden, sondern die Bearbeitung und die in vielen Fällen notwendige Überprüfung seinen Behörden oder Beamten übertragen haben. In einem analysierten Schriftstück wird aber auf eine Beteiligung Maximilians hingewiesen, dem der Rat mitteilen sollte, falls sich die Situation der Supplikantin Henndel von Werd (Nr. 26) nicht bessere: Rat zu Werd widerumb zu schreiben [. . . ] und soferr si die partheien gutlich nit vertragen, alsdann gestalt der sachen der k. mt. zuzesenden, damit ir k. mt. ferrrer darinn zu hanndeln wissen.

397 398 399 400 401 402 403

Vgl. Nr. 1, 22. Vgl. Nr. 44, 53. Vgl. Nr. 22. Vgl. Nr. 45. Vgl. Nr. 1, 17, 27. Vgl. Nr. 49. Vgl. S, Gesetz und Herrschaft 479.

6.3 Behandlung und Erledigung der Suppliken

61

Entscheidungen werden entweder mit einem aus dem päpstlichen Geschäftsgang bei der Bewilligung von Suppliken entlehnten fiat oder mit einer kurzen Zusammenfassung des Beschlusses oder Ratschlags, der an die Supplikantin oder eine von ihr genannte Person beziehungsweise Stelle in einem eigenen Schreiben geschickt werden sollte, festgehalten. Fiat findet man bei insgesamt neun der Bittschriften, sechs Mal davon ohne weiterführende Erklärungen 404 und drei Mal mit inhaltlichen Hinweisen 405. Vermerkte „Ratschläge“ sind 19 Mal zu finden, wobei neun Frauen ihre Bitte gewährt wurde 406. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass ihre Notlage mit einem königlichen oder kaiserlichen Schreiben beendet war, da viele Supplikantinnen nur um eine Kommission baten, die ihr Recht zusprechen sollte, von dem sie annahmen, es wäre auf ihrer Seite. Eine Frau bekam nur zum Teil Gnade oder den für sie weniger positiven Bescheid, da die Adressaten des Antwortschreibens ihren Fall erst prüfen sollten 407. Acht Bittstellerinnen wurde wiederum ihre Bitte nicht in der Form, in der sie eingebracht wurde, genehmigt 408. Dies bedeutet analog zur Gewährung aber nicht, dass man nicht versucht hätte, ihr zu helfen. Der Ratschlag etwa bestimmte des Öfteren Kommissionen, um in einem Rechtsstreit zu entscheiden. Die Schlussfolgerung, die aus dem Vorhandensein eines weiteren Vermerks gezogen werden kann, der auf zwölf Suppliken zu finden ist, muss vage bleiben, doch wird er der Vollständigkeit halber genannt. Zu erkennen ist mit ziemlicher Sicherheit ein großes „E“, und der Vermerk lässt sich weder regional in Bezug auf Herkunft des Schreibens noch zeitlich eingrenzen, da er sowohl auf Stücken aus der Königs- als auch aus der Kaiserzeit Maximilians vorkommt. Nur in einem Fall steht er alleine auf der Rückseite, ansonsten immer zusammen mit anderen Vermerken. Es handelt sich dabei um einen Expedit-Vermerk. Ob dieser aber gleichbedeutend mit einer positiven Antwort ist oder aber nur auf eine Weiterleitung des Schriftstücks hindeutet, kann in diesem Zusammenhang nicht geklärt werden. Eine genauere Interpretation gelingt möglicherweise mit dem Vergleich anderer Suppliken oder Akten aus der Kanzlei Maximilians. Durch die gestiegene Anzahl dürfte die Bearbeitung immer stärker organisiert und in den Behörden institutionalisiert worden sein, die zu gleichen Entscheidungen in ähnlichen Fällen mit sich wiederholenden Antwortformularteilen geführt haben könnte. Die genauen Abläufe bleiben aber schwer nachvollziehbar 409.

404 405 406 407 408 409

Vgl. Nr. 8, 16, 22, 30, 32, 52. Vgl. Nr. 3, 27, 47. Vgl. Nr. 1, 5, 23, 26, 33, 46, 48, 50, 51. Vgl. Nr. 13. Vgl. Nr. 2, 4, 14, 18, 20, 25, 45, 49. Vgl. N, „via supplicationis“ 74f.

7. Ergebnisse Trotz Formelhaftigkeit und relativ strengem Aufbau ist die Bandbreite den Informationsgehalt betreffend weit gestreut. Streng genommen bedeutet schon die Nennung des eigenen Namens und der eigenen Herkunft die Preisgabe autobiografischer Daten. In 51 Fällen taten die Frauen auch tatsächlich zumindest ihren eigenen Vornamen kund. Nur bei der Witwe des Stefan Eisner (Nr. 53), der des Thomas Singer (Nr. 54) sowie der Frau aus Godesburg (Nr. 55) bleibt dieser unbekannt. In einem anderen Fall liegen zwei Suppliken vor, wobei der Vorname der Anna Franck (Nr. 4 und 5) nur in der ersten angegeben ist. Wenn nicht ohnehin aus dem Text ersichtlich, liest man meist aus der Unterschriftenzeile auch den Familienstand der jeweiligen Supplikantin. Die folgenden Zahlen unterscheiden sich leicht von den oben genannten, da hier nicht mehr nach verschiedenen Frauen, sondern nach Suppliken gerechnet wird. Im Fall einer neuerlichen Heirat einer Witwe, hier Ursula Kädl (Nr. 50 und 51), die mit zwei Bittschriften vertreten ist, wird in der Tabelle der Witwenstand eingetragen, da eine Angelegenheit ihres verstorbenen Mannes sie zum Supplizieren bewegt. Familienstand

Anzahl

Prozent

Witwe

28

50,9

Ehefrau

17

30,9

Ledig

4

7,3

Nicht genannt

6

10,9

55

100,0

Gesamt

Von Kindern, also einer Mutterschaft der Bittstellerin, ist in 16 Suppliken die Rede. Es ist anzunehmen, dass Frauen, vor allem wenn sie kleinere Kinder hatten, diese in ihren Bittschreiben auch nannten, da dies mit Sicherheit einen noch schützenswerteren Eindruck bei der Obrigkeit hinterließ. Daher ist davon auszugehen, dass von den Frauen, die in den Suppliken ihre Bitten vortrugen, nicht viele weitere Mutter gewesen sind. Nicht nur über Kinder wird in den Suppliken berichtet, sondern auch über andere Familienmitglieder. Über die bloße Nennung weiterer Verwandter hinaus gehen dabei 25 Suppliken, darunter befinden sich sechs, in denen relativ ausführlich über die Beziehung zu zumindest einem Familienmitglied gesprochen wird. In diese Reihe fallen etwa auch die Familienbeschreibungen im Zuge von Besitzgeschichten und diesbezügliche Streitigkeiten, wie zum Beispiel bei Agnes Reipp (Nr. 3) und Maria Weger (Nr. 40).

64

7. Ergebnisse

Familienverhältnisse

Anzahl

Prozent

gar nicht bis kaum

30

54,5

etwas

19

34,6

6

10,9

55

100,0

ausführlich Gesamt

Ähnliche Werte erhält man auch bei der Beschreibung von persönlichen Beziehungen zu anderen, nicht verwandten Personen, wobei ausführlichere Schilderungen weniger häufig vorkommen als bei den Familienmitgliedern. Tendenziell bleiben also diese Erzählungen hinter denen von Verwandten zurück. Sie finden an sich nur Erwähnung, wenn sie für die Notlage von Bedeutung sind, so wie bei Barbara von Osse (Nr. 14), deren früherer Verehrer ihr Güter vorenthält. Verhältnis zu Mitmenschen

Anzahl

Prozent

gar nicht bis kaum

32

58,2

etwas

21

38,2

ausführlich Gesamt

2

3,6

55

100,0

Für die autobiografische Analyse mitunter ergiebig erwiesen sich die Vorgeschichten, also die Narrationes der Frauen. Dieser Abschnitt bietet in der Regel den höchsten Informationsgehalt. Die Länge einer Narratio bedeutet aber nicht automatisch weitschweifende autobiografische Erzählungen, sondern sie hängt auch von der Art der Notlage ab. Kompliziertere Sachverhalte oder lange Verfahrensgeschichten erfordern eine gewisse Textlänge, die mitunter für die Auswertung auf autobiografischer Basis vergleichsweise wenige Erkenntnisse bringt. Trotz allem finden sich grundsätzlich in allen Bittschriften Passagen zur Ausstellerin. Der erste hier angeführte Fall, in dem die Vorgeschichte sehr gering ausfällt, ist der der Schulmeisterin Soffia aus Hall in Tirol (Nr. 46). Das liegt allerdings daran, dass ihre Bitte nicht so sehr dem üblichen Formular folgt, sie eine Petitio relativ an den Anfang setzt und erst weiter unten im Text weiterführende Erzählungen unterbringt. Der zweite ist jener der Äbtissin Magdalena de Varmo aus Aquileia (Nr. 31), die ohne Weitschweifigkeit direkt zur Sache kommt. Vorgeschichte der Notlage

Anzahl gar nicht bis kaum

Prozent

2

3,6

etwas

30

54,6

ausführlich

23

41,8

Gesamt

55

100,0

7. Ergebnisse

65

Keineswegs ganz loszulösen von den Vorgeschichten sind Erzählphrasen und -passagen, in denen die Bittende in ihren Formulierungen hervortritt und dadurch der Supplik eine persönliche Note verleiht. Hierzu zählen etwa Ausschmückungen und Metaphern, aber auch andere Beschreibungen, die das Geschilderte noch vertiefen. Sie sind jedoch nicht nur in der Narratio enthalten, sondern können an jeder Stelle des Textes auftreten. Bei weitem nicht in allen Bittschriften lassen sich derartige Erzählstränge finden. Auch hier spielt der Umfang der Supplik, selbst der hier angesprochenen Passagen, eine untergeordnete Rolle. In eine knappe Formulierung können bereits sehr viele persönliche Eindrücke und Einblicke hineingepackt sein, die sich für die Auswertung hilfreicher erwiesen haben als längere Erzählstränge. Herausstechend ist hierbei wohl die Erzählung der Äbtissin von Sonnenburg, Barbara Künigl (Nr. 12), die von dem Überfall auf ihr Kloster berichtet. Erzählphrasen/-passagen

Anzahl

Prozent

gar nicht bis kaum

25

45,5

etwas

24

43,6

6

10,9

55

100,0

ausführlich Gesamt

Weit weniger häufig, dafür aber von einem besonderen Wert sind die Momente, in denen die Supplikantinnen in ihrer Bittschrift Einblicke in ihre Gefühlswelt geben. Es handelt sich hierbei selbstverständlich um keine ausführlichen Traktate und Schilderungen der Frauen, doch beschreiben einige in stärkerem Maße Gefühle wie Empörung, Scham oder Angst, die vor allem bei Barbara Künigl (Nr. 12), Neeßgyn von Warendorf (Nr. 41) und Soffia aus Hall (Nr. 46) recht anschaulich zur Sprache kommen. Einblick in Gefühlswelt

Anzahl

Prozent

gar nicht bis kaum

36

65,4

etwas

16

29,1

ausführlich Gesamt

3

5,5

55

100,0

All die genannten Faktoren beeinflussen die Stärke der autobiografischen Erzählungen. Aber es sollen noch zwei weitere Kriterien angeführt werden, die indirekt Daten zu Lebensläufen enthalten können. Zum einen sind es die (stereotypen) Formulierungen, die beim Landesfürsten Mitleid erwecken sollten. Darin enthalten sein können Angaben über Kinder, Familienstand oder soziale Herkunft, die eine Supplikantin sonst nicht mitteilte. Hilfsbedürftigkeit zu betonen war wohl die Intention aller Bittschreiben, doch variiert das Ausmaß stark. So gilt für die folgende Tabelle, dass sich 13 Mal Frauen nicht als übermäßig notleidend präsentierten, während sie die übrigen 42 Mal diesen Umstand umso stärker betonen, neun Mal davon vergleichsweise besonders ausgeprägt. Zum anderen spricht weit mehr als die Hälfte der Frauen die Konsequenzen an, die ihnen drohten, wenn ihnen Maximilian die Bitte nicht gewährte. Hieran lässt sich zumin-

66

7. Ergebnisse

Erregung von Mitleid

Häufigkeit

Prozent

gar nicht bis kaum

13

23,6

etwas

33

60,0

ausführlich Gesamt

9

16,4

55

100,0

dest in einigen Fällen der soziale Stand einer Supplikantin genauer erkennen. Besonders deutlich zeigt sich dies bei Anna Wähinger (Nr. 7). Drohende Konsequenzen durch Notlage

Anzahl

Prozent

gar nicht bis kaum

30

54,6

etwas

24

43,6

ausführlich Gesamt

1

1,8

55

100,0

Die scheinbar implizierte Erregung von Mitleid ist nicht immer mit völliger Hilflosigkeit gleichzusetzen. Aus den Suppliken einiger Frauen wird vielmehr deutlich, dass sie sich ihrer Lage und der Konsequenzen durchaus bewusst waren oder den Ablauf eines Rechtsverfahrens genau zu kennen schienen. Die Rechtssuppliken sind im Schnitt länger als die Bitten um Gnade. Das liegt vermutlich in erster Linie daran, dass sie beispielsweise ein ganzes Verfahren darlegten, um etwa zu begründen, dass sie, wie Elsbeth Wintz (Nr. 21), eine weitere Verschleppung nicht mehr bewältigen könnten. Ursula von Ross (Nr. 52) zeigt hingegen einige Ungereimtheiten auf und vermittelt den Eindruck, sich besser als ihr Ehemann in den betreffenden Unterlagen auszukennen, und Elisabeth Lauginger (Nr. 20) weiß als Gerichtsherrin mit ziemlicher Sicherheit, welche Kompetenzen ihr zustehen. Die Vermittlung der Rolle einer sachkundigen Frau scheint somit für einige Betroffene nicht als Nachteil angesehen worden zu sein und war wohl nicht immer nur auf den Schreiber zurückzuführen. Trotz der oben angenommenen nicht gering geschätzten Authentizität der Quelle kann im Fall der möglichen Folgen vermutlich mit einigen Übertreibungen gerechnet werden, und die Notlagen der Frauen waren nicht ganz so ausweglos, wie sie dargestellt werden.

8. Edition 8.1 Vorbemerkungen Die Anordnung der edierten Suppliken folgt alphabetisch nach den Vornamen, wobei unterschiedliche Schreibweisen, die sich aus den Quellen ergeben, wie etwa Margreth oder Margarita, nicht berücksichtigt werden. Eine Sortierung nach Datum, welches formal in einer Supplik auch nicht vorgesehen ist, Herkunft oder sozialem Stand müsste teilweise ungenau bleiben, auch die Trennung nach Supplikenarten und Bittgegenständen würde zu künstlichen Unterteilungen führen, die der Quelle an sich nicht entsprechen. Jede Supplik wird mit einem kurzen Kopfregest eingeleitet, zusammen mit einer Annäherung der Datierung und der Herkunft der jeweiligen Frau. Der Herkunftsort ist nicht mit dem Ausstellungsort zu verwechseln, denn dieser kann in den meisten Fällen nicht nachvollzogen werden. Da nur wenige Suppliken datiert sind, kann grundsätzlich eine Zweiteilung in die Königs- und Kaiserzeit Maximilians (1486–1508 bzw. 1508–1519) vorgenommen werden. Je nach Provenienz der Bittenden unterscheidet sich zumeist die Angabe des Beginns. Zwar wurde Maximilian bereits 1486 zum Römischen König gewählt, doch übernahm er beispielsweise die Herrschaft in Tirol erst mit der Abdankung Sigmunds 1490. Ergänzt werden die Angaben durch Hinweise auf äußere Merkmale, sei es Beschreibstoff, Format und Größe. Diese Angaben bilden die Basis für die darauf folgenden autobiografischen Analysen. Für Erstere werden der Lesbarkeit halber die Namen interpretiert und den heutigen Schreibweisen angepasst. Aus der Edition sind die Originalschreibungen zu entnehmen.

8.2 Editionsrichtlinien Die Edition versucht den Buchstabenbestand so gut wie möglich wiederzugeben, so auch diakritische Zeichen. Lediglich solche auf dem Buchstaben u, die nicht auf einen Umlaut oder Ähnliches hindeuten, und auf den Buchstaben v, w und y, bleiben unberücksichtigt. Von der genauen Buchstabenwiedergabe wird nur durch die Normalisierung von u und v und von i und j abgewichen, jedoch nicht im Fall von Eigennamen. Ein Eingriff in die Groß- und Kleinschreibung wird insoweit vorgenommen, als lediglich bei Satzanfängen und den Eigennamen Versalien an den Wortanfang gesetzt werden, zudem richten sich die Interpunktion und die Getrennt- und Zusammenschreibung nach den heute geltenden Regeln der Rechtschreibung und entsprechen nicht immer der Zeichensetzung der Originale. Kürzungen werden, sofern sie eindeutig sind und es sich um keine Eigennamen handelt, ohne Kommentierung aufgelöst, Kürzungen in Namen und unsichere Auflösungen

68

8.2 Editionsrichtlinien

werden in runde Klammern gesetzt. Für Letztere wird versucht, jene Schreibform heranzuziehen, die der restlichen Orthografie des Stücks am ehesten entspricht. So ist es durchaus möglich, dass beispielsweise herrn in einem Fall als herr(e)n und im anderen als herr(n)n aufgelöst wird. In gleicher Weise wird mit Nasalstrichen, die vielfach Buchstabengeminationen hervorrufen, verfahren. Nicht im Editionstext berücksichtigt sind nur jene Nasalstriche, die einen Buchstaben verdreifachen (z. B. in wann) und neben ihrer nicht immer eindeutigen Auflösung lediglich die Lesbarkeit beeinträchtigen würden. Sie werden aber durch eine Textanmerkung ausgewiesen. Da das dz in den vorliegenden Texten nicht als Kürzung erkennbar ist, wird es im Editionstext so wiedergegeben und nicht als „das“ aufgelöst. Die häufig vorkommende Abkürzung e. k. mt. für „eure königliche / kaiserliche Majestät“ in den verschiedenen Ausprägungen (Kürzungsstriche, hochgestelltes a oder t etc.) wird mit Ausnahme der lateinischen Suppliken vereinheitlicht, da die in den jeweiligen Stücken intendierte Schreibung nicht immer nachvollzogen werden kann. Gleiches gilt für Währungsbezeichnungen. So wird etwa r. für „rheinisch“ beibehalten. Eine optische Wiedergabe der Platzierung abgesetzter Überschriften oder Unterfertigungen sowie der Anbringungen der Vermerke und anderer Hervorhebungen des Schreibers, der Schreiberin bleiben in der Edition weitestgehend unberücksichtigt. Lediglich der Folienwechsel wird angegeben. Zierschäfte und andere dekorative Ausschmückungen, die bei einigen Stücken zu finden sind, bleiben unberücksichtigt. Spätere Archivvermerke werden ebenso in den Text nicht mit aufgenommen, sondern finden sich im Apparat. Die Anmerkungen der Edition teilen sich in einen Sach- und textkritischen Apparat. Der Sachapparat beschränkt sich hierbei auf notwendig erachtete Zusatzinformationen zu einzelnen Schilderungen und Bezeichnungen, die ein Glossar ersetzen. Der textkritische Apparat umfasst die Beschreibung von Textänderungen, Korrekturen, Überarbeitungsschritten und grafischen Besonderheiten, deren Nennung für sinnvoll erachtet wird.

8.3 Edition

1. Affra Werner Affra, die Witwe von Hans Werner aus Hall [in Tirol], bittet König Maximilian I. zu befehlen, dass Lamprecht Spitzenstein für ihr von ihm irrtümlich konfisziertes Getreide bezahlt, da die Schulden Wolfgang Medlingers, Ulrich Häppergers und Hans Pecks, die ihr Wein abgekauft haben, nicht einzubringen sind. [Hall in Tirol 1,] ca. 1506 2 Die Bitte der Affra Werner 3 ist relativ knapp gehalten, somit sind auch die Einblicke, die sie in ihr Leben gewährt, beschränkt. Sie ist Witwe, doch befindet sie sich nicht, wie noch einige andere Suppliken zeigen werden, aufgrund des Todes ihres Gatten Hans Werner 4 in einer Notlage. Dennoch weist sie sich sowohl in der Subscriptio als auch im Text – hier sogar mit einem vorgestellten „arm“ – als Witwe aus, um möglicherweise die gewünschte königliche Hilfe im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu beeinflussen. Sie selbst war es, die den drei oben genannten Männern Wein verkauft hatte, was darauf schließen lässt, dass sie im Besitz eines Weingartens war, der ihr ermöglichte, die Erträge beziehungsweise Produkte in nicht unbeträchtlicher Menge zu veräußern, obwohl sie nicht erwähnt, dass sie den Weinhandel ihres Mannes führte 5. Zudem erfährt man von einem eigenen Getreidekasten, der ihr gehörte. Affra Werner dürfte, wie aus ihren Zeilen hervorgeht, eine relativ begüterte Frau gewesen sein, sei es, weil sie ihren Besitz erwähnt, sei es, weil sie nicht von einer Armut ihrerseits schreibt (nur verderblich schaden befürchtet) oder angibt, ihren Lebensunterhalt ohne Bezahlung ihrer Schulden nicht bestreiten zu können. Auch sind aus der Bitte keine Kinder bekannt, für die sie zu sorgen hätte. TLA, Max. 14.1506.68 (Papier, Einzelblatt, Hochformat) Allerdurchleüchtigister, grosmechtigister kunnig, allergenedigister herr. Nachdem und ich vor etlicher verschynnen zeyt e. k. mt. ain suplic(aci)on geantwurt antreffend meine gelter zuo Krayburg 6 mit namen Wolfgang Medlinger, Vlrich Hápperg(er), Hannsen Péckh, den ich wein ze kauffen geben hab vor dem Bairisch(e)n Krieg 7 inhalt 1 1 Bereits am 8. April 1500 wird einer gewissen Wernherin zu Hall in einem Schreiben von landesfürstlicher Seite an den Salzmaier von Hall Salz im Wert von zehn rheinischen Gulden für eine Weinlieferung an König Maximilian I. gewährt, vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 4 (1500), fol. 73r. 2 Vermerk auf Rückseite der Supplik: Sie dürfte nicht weit vor dem 3. Oktober 1506 verfasst worden sein. 3 Das Testament der Affra Werner stammt aus dem Jahr 1519, sie dürfte also etwa zu dieser Zeit gestorben sein, vgl. B, Ratsfamilien und Tagelöhner 234, genannt wird sie auch 112, 234, 238, 242f. 4 Hans Werner starb 1495, woraufhin seine Frau den Weinhandel des Verstorbenen weiterführte, vgl. B, Ratsfamilien und Tagelöhner 242f. 5 Vgl. ebd. 6 Kraiburg am Inn, Bayern. 7 Damit ist der Landshuter Erbfolgekrieg (1504–1505) gemeint, der zwischen den kurpfälzischen Wittelsbachern und den Herzögen von Bayern-München um das Erbe Herzog Georgs von Bayern-Landshut

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8.3 Edition

der schuldbrief, so ich von inne darumb hab, und umb soliche schuld sy mir trayd ze kauffen geben haben, des sich Lamprecht Spitzenstain in namen e. k. mt. unnderstanden zuo notturfft e. k. mt. hof und das gen Hásegk 8 gefuert, des ich mich nit gewidert, sunder wo ich solich trayd in meinem kasten hette, wár ich willig, das e. k. mt. ze geben. Nun lig ich solicher schuld noch aus und der unbezalt von Wolfgang Medlinger iC und xl gulden, von Vlrich(e)n Hápperger lxxviii gulden r., von Hannsen Pecken zway vas wein. Hab ich mich solichs vor gegen e. k. mt. beklagt. Darauf ist mir antwurt worden, man wel sich an Lamprecht Spitzenstain 9 erkunden, ob dem also sey. Ist mein wil und beger(e)n und bitt darauf e. k. mt. mit aller diemuetigkayt, welle mir arme witib so genedig sein und mir solichen trayd ze schaffen zuo bezallen, so vil Spitzenstain angenomen hat, damit ich meiner schuld bezalt wird, wann das an den obgenantten dreyen personnen vermugen nit ist, mich solicher schuld zuo bezallen, wann sy des Bairisch(e)n Krieg hart verdorben sein; wann wo mir soliche schuld nit bezalt solt werden, so kóm ich des in verderblich schaden, mag e. k. mt. selbs ermessen. Hierinne bevilch ich mich e. k. mt. genedigklich zuo bedenckhen. E. k. mt. Diemuetige Affra weylennd Hannsen Wern(n)her salig eliche gelassen witib zuo Hall 10 [Verso] Affra Werenh(er)r(in) a suplic(aci)on. 1506 b. Wernherin von Hall. Die c von der kamer sollen sich von Spiczenstain(n) erkunden und darinn handlen, damit die fraw nit beswert werdt. Spitzennstain d geb schriftlich unnderrichtung. 3 Octob(ris). Genedig e herr(e)n 11, alls mein gnedig herr(e)n vom regimennt mit mir in d(em) verganngen Payrisch(e)n Krieg verschafft hab, weyllenndt herzog Rueprecht 12 Wasserburg 13 ingenomen hat, allenn trayd zw Hall an der lennt, so der Payr sey, zw knn. mt. hannden annemen, daselb ich sóllichenn f bevelch nach allso gethan unnd den gen Haségk fuerenn lassenn, wie vill desselben gebesenn ist, hab dem den Móringer 14 anzaigt, der sollchen trayd in geschrifft hat. Nun ist woll die Wernhérin derselben zeyt zw mir kumen unnd uk: Fussnote geteilt 1 a Lesung der Endung unsicher. b Ab hier andere Hand. e Ab hier andere Hand. f Zusätzlicher Nasalstrich.

c

Ab hier andere Hand.

d

Ab hier andere Hand.

(1479–1503) geführt wurde und der nach königlicher Vermittlertätigkeit Maximilians in einer Teilung endete, wobei er selbst die Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel und Teile des Zillertals erhielt, vgl. H, Kölner Schiedsspruch; H, Erbfolgehändel; W, Maximilian 3 174–205. 8 Burg Hasegg in Hall in Tirol. 9 Lamprecht Spitzenstein war auch in späteren Jahren für die Proviantbeschaffung zuständig, vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 12 (1508), fol. 227v; M, Paul von Liechtenstein 113. 10 Hall in Tirol. 11 Die Stellungnahme wurde möglicherweise von Lamprecht Spitzenstein verfasst, der dazu mit dem vorherigen Vermerk beauftragt wurde. 12 Ruprecht von der Pfalz (1481–1504), wurde von Herzog Georg von Bayern-Landshut als Erbe eingesetzt (1479–1503), vgl. R, Ruprecht. 13 Die Stadt Wasserburg am Inn schlug sich im Zuge des Landshuter Erbfolgekrieges auf die Seite Ruprechts von der Pfalz, vgl. H, Landshuter Erbfolgekrieg. 14 Vermutlich ist damit der Kammermeister Ulrich Möringer gemeint.

Nr. 1–2

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gesagt, das etlicher der selben g traids ir zuegehórnn solldt. Hab ich ir zw anntburt gebenn, hab sy etbas trayds, da móg sy zw meinen g(nedigen) her(e)n, den rátenn, gen unnd innen das anzaigen. Ob sy nun darnach zw yemanntz ganngen sey oder nit, ist mir nit wissnn. An h die herrn vom regiment 15. 7 Octobr(is).

2. Agnes Ramn Agnes Ramn, die Ehefrau des Paul Reiz, bittet König Maximilian I., die wiederholten, ungerechtfertigten und von dem Rat von Nördlingen verfolgten Anklagen, die ihr Stiefvater Hans Sporer aus Nördlingen gegen sie, ihren Mann und Anna, die Frau des Hans Clas aus Nördlingen, erhoben hat, sie hätten Schmähbrief, Narrenkappe und andere unehrliche Sachen an seine Tür geschlagen beziehungsweise sie habe davon gewusst, niederzuschlagen. [Nördlingen,] 1495–1508 1 Über Agnes Ramn erfährt man durch ihre Bittschrift nur ein wenig aus ihrem Leben und ihre familiäre Situation. Ihre Mutter, die keinerlei Erwähnung findet, also entweder für den Fall keine Rolle spielt oder bereits verstorben war, hat aber vermutlich zumindest ein zweites Mal geheiratet, nämlich Hans Sporer aus Nördlingen, den Agnes Ramn als ihren Stiefvater bezeichnet und der aus derselben Stadt wie die Supplikantin stammt. Zu diesem steht sie offenbar in keinem besonders guten Verhältnis. Agnes selbst ist mit Paul Reiz verheiratet, dem, ihren Angaben zufolge, der genannte Stiefvater ebenfalls nicht sehr wohlgesinnt scheint. Zumindest beschuldigt der „böse“ Stiefvater die beiden, ihn mit Schmähgegenständen öffentlich diffamiert zu haben 2. In welchem Verhältnis die besagte Anna, die Ehefrau von Hans Clas, die ebenfalls von Hans Sporer angeklagt worden ist, zu Agnes Ramn oder Hans Sporer steht, geht aus der Bittschrift nicht hervor. Agnes drückt eine gewisse Angst aus, dasselbe Schicksal wie Anna Clas zu erleiden, nämlich eine Benachteiligung durch die Stadt Nördlingen, vor allem da ihr Stiefvater anscheinend in einem guten Verhältnis zur Stadtspitze von Nördlingen steht und sie bereits mit Daumenschrauben gefoltert worden ist. Aufgrund von Annas Erfahrungen und der Befürchtung, benachteiligt zu werden, bittet sie nun Maximilian, sie und ihren Mann aus dieser Misere zu befreien und für sie in der Sache ein Urteil fällen zu lassen. Diese Supplik ist mit Sicherheit nicht sachlich oder objektiv verfasst, jedoch verzichtet die Supplikantin auf den Einsatz von sprachlichen Mitteln, die Mitleid mit ihr als Person oder als Frau hervorrufen sollen. Trotzdem hat man ihr von Seiten der Kanzlei in dieser Angelegenheit eine Fürschrift geben wollen, und falls ihr das nicht genügte, hat man sie an das Kammergericht verwiesen. TLA, Max. 14, Prozesse 1.16 (Papier, Einzelblatt, Hochformat)

g

Wohl Korrektur von selber zu selben und zeyt gestrichen. 15 1

h

Ab hier andere Hand.

Regiment zu Innsbruck.

2 Verweis auf das 1495 eingerichtete Kammergericht, vgl. u. a. S, Reichskammergericht, oder H, Residenzen. 2 Zu Schmähbriefen und unehrlichen Sachen im Allgemeinen vgl. L, Konflikt.

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8.3 Edition

Allerdurchluchtigister, grosmechtigister kunig, allergenedigister herr. Ich fueg ewr kn. mt. unndertenigklich zu erkeinen, wie Hanns Sporer zu Nördlingen, mein stewffatter, mich vor aim erbern rat daselbs zu Nördlingen bezigen unnd beschuldiget hat, ich sollte wissen haben, daz Paul Reycz, yeczo mein hauswirt, unnd Anna, Hannsen Clasen hausfraw, auch zu Nördlingen gesessen, demselben meinen steuffvatter an sein hauszthur ain schmachbrieff, narenkappen unnd annder unerlich schmach unnd schannden mit unsawberung derselben seiner hauszthur angeschlagen unnd erczaigen sollten haben. Auf solichs mein hauswirt, ich unnd die gedachte Anna von den von Nördlingen als pöß, unerber lewt gefanngen unnd eingelegt 3 worden sein. Darauff die von Nordlingen auf des gemelten meins stewffvatters anstymen, übung und unwarhafft dargeben mich mit tomeyssen 4 gepeinigt unnd gemarttert haben, aber mich nit annders dann als ain frume, wolgeluempte 5 fraw erfunnden unnd auf mein glub, solhe sache nit annders dann mit recht auszutragen, mich ledig gelassen. Darnach ich mich von Nördlingen, damit ich verer also wider pillichait a und unschuldigklich gefanngen wurde, weggefuegt hab. Ist mitler zeit die gemelt Anna gedrungen worden, daz sy b hat globen muessen, die sach nit annders dann vor eim rat zu Nördling unnd sonnst nindert c, 6 annders zu suechen, die nun in daz dritt jar rechtet unnd nichtz ausrichten mag. Ich auch besorgen musz, wo ich die sach vor den von Nördlingen mit recht auszutragen unndersteen wurd, daz mir solhs, nachdem mein steuffvatter im rat zu Nördling(e)n wol begunstigt ist, widerfaren mocht. Darauf rueff ich an und bit ewr kn. mt. als meinen allergenedigisten herrn unndertenigklich, ewr kn. mt. welle mir umb gemelt unrecht, schmach und schannd gegen genannten Sporer, meinen stewffvatter, vor ewr kn. mt. recht umb gedachten hanndl [Verso] genedigklich ergeen lassen unnd ermessen, waz meinem hauswirt unnd mir schmach und injuri hierinn beschehen ist. Solhs mein hauswirt und ich umb ewr kn. mt. als unnsern allergendigisten herrn und liebhaber der grechtigkait mit gannczen und unndertenigen diennsten allezeit verdiennen wellen. E. k. mt. Diemutige Angnes Ramn d von Nördling(e)n, Paulß Reyczen hausfraw Paul e Reytzen hawsfraw. Welle f sy den handl fallen lassen, so will man ir ain furschrifft geben. Wo sy aber dz nit tun wolt, so muß sy dz am camergericht suchen.

b Einfügung über der Zeile. 2 a Tintenklecks bei -c-, vermutlich keine Korrektur. d Nach dem Namen ist eine Lücke. e Ab hier andere Hand. f Ab hier andere Hand. 3 4 5

Korrektur bei -n-.

einlegen: anderes Wort für gefangen nehmen, vgl. DWB online. Vermutlich Daumeneisen als Bezeichnung für Daumenschraube. Geleumde: Leumund, guter/schlechter Ruf, vgl. DRW; hier wohl adjektivische Form von „guter

Ruf“. 6

c

nirgend, nirgendwo, vgl. DWB online.

Nr. 2–3

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3. Agnes Reipp Die Witwe Agnes Reipp bittet König Maximilian I., ihre Kinder und sie selbst wieder in den Besitz ihres Hauses in Speyer zu setzen, welches sich Hans Eckhart genommen hat. [Speyer,] ca. 1498 1 Der Hauptstreitpunkt in dieser Bittschrift ist ein Haus in Speyer, zu dem Agnes Reipp zunächst eine nicht eindeutige Besitzgeschichte schreibt. Unabhängig davon, in welcher Beziehung Agnes zu Hans Ochsner stand (er war der Schwiegervater ihres verstorbenen Gatten aus einer vorangehenden Ehe), dürften nach dem Tod von Diepold Schreiner, der Agnes zur Witwe machte, nur Kinder aus der Verbindung mit ihr am Leben und damit erbberechtigt gewesen sein. Durch das bisherige Verfahren, die Inaktivität der Vormünder ihrer Kinder und den Verlust von Haus und Hof ist die Supplikantin noch dazu in schwere Unkosten gestürzt worden und hofft nun von Maximilian, dass er ihre Kinder und damit auch sie wieder in ihr Haus setzt, bis die Testamentsvollstrecker sich der Sache annehmen. Hier zeigt sich die Notlage einer Witwe, die um das Erbe ihrer Kinder kämpfte, und wie ihr dies aus rechtlichen Gründen aber nicht gelang, weshalb sie sich an den römischen König wandte. TLA, Max. 14, Prozesse 1.47 (Papier, Folio, Hochformat) Allerrdurchluchtigester, grosmechtigester kunnig, allergnedigester herr etc. Es hat willandt Hanß Ochsner sellig, ain burger a zu Spier 2, Tieppolt(en)a Schreiner, sinem tochterman, bey gesunnem lebendigem leib zutailt, geordnet und in guetter crafft geben sein huß und hoff gentzlich zu aigen, darmit zu leben alß mit sinem aigen guet, inhalt briefflich urkunt, darnach der gemelt Dieppolt seinen kindern daßselbig huß und darzu sechzig guldin zugeordnet und gemacht hat und daß in daß gerichtzbuch zu Spier nach ir gewonhait und statrecht schreiben lassen und daruber vor sinem abgang zwen selwerter geseczt alß vogt der kinder, namlich her Wendel Epping(er) und Hanß von Darmstat, und uff den obstandt Hansen von Darmstat hat her Wendell Epping(er) an sein stat zwen ander selwerterr den kinden geseczt an sein stat. Nun hat her Hanß Eckhart durch ain erdachte ansprach uff abgang deß obgemelten Dieppolt(en) mich Angneß, sein verlassen wittup, umb solch huß, so der gemelt Tieppolt sein kinden vermacht, anclagt alß von mein selbß und nit von der kindt wegen und mich bezwungen vor gericht, daß ich im antwurten must und darnach fur ratt gewesen. Daselbest mirr und minen kinderrn, da ich b nit macht gehapt zu verwalten, solch c huß abgesprochen und doch mine kindt noch niemaß von irentwegen darumb rechtlich ersucht worden, weder sie noch iro selwertter. Uff daß so hab ich arme frauwe geappliert fur daß camergricht 3. Hat man nit fur ain hauptsach wollen aunemen, dhweil die kinder nit rechtlich erfordert sein worden 3

a–a -ger

– Tieppolt(en) mit Bleistift unterstrichen.

b

Streichung.

c

Korrektur bei -h.

1 3 Am 28. Juli 1498 wendet sich König Maximilian I. mit einer Anordnung an die Stadt Speyer, einer gewissen Agnes Reipin/Reupp und ihren Kindern wieder ihr Haus zurückzugeben, vgl. HHStA, Max. K. 9, Konv. 2, fol. 20 und TLA, Max. 14.1498.179. Dass es sich dabei um die Reaktion auf die hier behandelte Supplik handelt, ist durchaus als wahrscheinlich anzunehmen. 2 Speyer, heute Rheinland-Pfalz. 3 Verweis auf das 1495 eingerichtete Kammergericht, vgl. u. a. S, Reichskammergericht, oder H, Residenzen.

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8.3 Edition

oder ire selwerter von iretwegen. Daruff ist her Hanß Eckhart d von stundt an in daß huß mit sein selbß gewalt e gesessen und sich berumpt, er habe solchs vor dem camergricht gewunden, und mich zu Spier verrer anclagt, eß seie etwaß in demselben sinem f huß zerbrochen. Daruff mein antwurt, ich gestand im nit, doß eß sein huß seie, sunder eß seie minen kinden zuhorig. Antwurt der gemelt Eckhart [fol. 79v], wie er solch huß an dem camergericht gewunden het. Darwider ich begert, daß er den schein darlaitte 4, den er von dem camerrichter het und zu solchem rechten gnungsam weren. Hab ich arme frauwe nit moe gen bekomen, sunder mich umbtriben sid sechß wochen vor wihennacht; iczon sagt ain rat zu Spier, wie ich Eckhart(en) nit macht zu zwingen hab, sein gerechttigkait darzulegen, dan ich seie der kint nit mechtig und mich vor in solchem nie bedacht noch angesehen, sunder mich miner g kind h ir huß aberkent und mich in grossen, sweren costen geworffen. Zudem sie iczon sagen, ich solli die selwerter fechten lassen, dero sie mir in anfang nie gedacht und dardurch uß huß und hoff ich und mine kinder triben, zu grossem costen komen, dhweill nun im rechten niemaß verpfent sein sol und doch her Hanß Eckhart mich, mine kindt onerlangt mit sein selbß gewalt und mit inhebung huß und hoff unß zustendig swerlich und unbillichen i verpfent, daß doch mine kint noch nie verlorn haben. Darumb an e. kn. mt. mein undertenig bit, uß gnaden mir armen frauwen und minen kinden zu verhelffen, darmit ain burgermaister und rat zu Spier zugeschriben und botten werdt, mich und meine kinder wider in unser huß zu seczen, biß die selwerter dero kinder desselbigen huß im rechten verlustiget worden nach ordnung etc. Beger umb e. kn. mt., dero ich mich gnediglichen zu bedencken empfilch, mit meinem armen gebet gegen Got alzeit trulich willig uffzuopfern j sein etc. E. kn. mt. Undertenigeste Angneß Reippin etc. [Verso] Fiat k. Ein geschefft an stat Speir ir zu irem rechten furderung zu ertzaigen. E. l

4. Anna Franck (1) Anna, die Ehefrau von Hans Franck, bittet König Maximilian I., sie und ihren Mann zu begnadigen und ihnen zu erlauben, im Etschland zu bleiben. [Etschland,] 1490/1496–1508 1 Anna Franck taucht gleich in zwei Bittschriften ähnlicher Sache als Supplikantin auf. Die Bittende ist mit Hans Franck verheiratet, der bereits wegen Totschlags im Gefängnis war. Maximilian habe diesem dann die Strafe erlassen und zudem erlaubt, Anna zu heiraten. Das d

Korrektur bei -h-. e Danach Streichung in das hauß. f Einfügung über Text. g Korrektur bei r-Kürzung. -t gestrichen. i Korrektur bei -lli-. j -zu- als Einfügung über Text. k Ab hier andere Hand. l Möglicherweise andere Hand.

h

4

Vermutlich für darlegen.

1 4 Die Datierung bezieht sich auf die Schnittmenge der Jahre zwischen Maximilians Übernahme von Tirol und seiner Königszeit.

Nr. 3–4

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Ehepaar wünscht sich nun, im Etschland bleiben zu dürfen, und bittet König Maximilian I. darum. Aus einem Vermerk auf der Rückseite geht hervor, dass Hans Franck ein Jahr nach seinem verübten Totschlag wieder zurückkehren darf. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 6.61 (Papier, Einzelblatt, beinahe quadratischer Zuschnitt) – Abb. 1 Allrdurchlauchtigistrr kchunyg, allrgnedigistrr herr etc. Alls euer durchlauchtigisten k. mt. mich und mein gmahll gnedikchlich mit gnadn fersehn und in gnedikchlich sainer geffánkchnuß a, so er zu Isprukch 2 geffangen was, ledig sagen hatt lasn und mier den euer b k. mt. etc. zu ainem gmahll gnedikchlich verguntt und gebn, nun euer k. mt. in auß euern k. g. landn geschafft hatt, auch im etzlich kchierhfartt 3 ffurrgesetzdt habn, im die zu ffolpringn. Nun ist er sólichn kchierferten nach zogen und widrumb kchumenn. Pittn ich und mein gemahll euer grossmachtigisten k. mt. etc. mit all(er)r underthánykchait, auch durch Gott und durch unsrr liebn Ffraunn willn, eur k. mt. etc. well unß paidn so fer gnedig sain und an unß padn gnedikchlich ansehn welle unsr paidr gros ellend c, nott und armuett, darin wier paid hietzdt sain, auch euer durchláuchtigistien k. mt. unß paidn sollichr ern gnedikchlich verguntt d und zuegebn hatt, damit wier paid in sóllichn ellichn stand kchumenn sain, euerr k. mt. well in und mich gnedikchlich pignad(e)n und mich und mein gmahll im Etzland 4 zu plaiben gnedikchlich vergunnenn belle, wend wier paid daselbs guett, ffrumb her(n)n e habn, die unß padn widrumb helffn wolltn, damit wier paid widr auf gruenß zbaill 5 kchómenn mocht(e)n und undr euern k. g. unß widr phelff(e)n mócht(e)n. Darumb wellenn wier pad treulich pit(e)n Gott denn allmachtig(e)n umb euer k. g. etc. lankch lebn alls umb unsern allrgnedigist(e)n her(n)n und kchunyg etc. E. k. mt. etc. Ich undrthanyg dienarin Anna, Hanß Ffrankchn gemahll etc. [Verso] Wann f das jar, da der todslag beschehn g, aus ist, so mag er widerumb erscheinen.

4 a Unterstreichung mit Bleistift. chung hatt. e Korrektur bei -n. 2

b f

Einfügung über der Zeile. c Danach Streichung und. Ab hier andere Hand. g Danach Streichung ist.

d

Danach Strei-

Innsbruck, Tirol. Strafwallfahrten, bei denen der Sünder in der Regel eine Wallfahrtsstätte besuchen musste, wurden zur Sühne einer Missetat, meist Totschlägen, auch von weltlichen Gerichten immer wieder verhängt, vgl. C, Straf- und Sühnewallfahrten 131, 142. 4 Etschland, Land an der Etsch, heute Teil von Südtirol. 5 Zbaill: Zweig, s. zweil in DWB online. 3

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8.3 Edition

5. Anna Franck (2) [Anna,] die Ehefrau von Hans Franck, bittet König Maximilian I., ihr und ihrem Mann zu erlauben, im Land an der Etsch bleiben zu dürfen. [Etschland,] 1490/1496–1508 In der zweiten Supplik findet sich zum Autobiografischen von Anna Franck nichts Neues, was sie nicht schon in ihrer ersten Bittschrift erzählt hat. Sie berichtet wieder von ihrem Mann, der eine Zeit lang das Land verlassen musste. Aus dem Totschlag ist allerdings Notwehr geworden. Von Seiten Maximilians soll Hans Franck nun auch ein Brief zugeschickt werden, der es ihm erlauben sollte, die Grafschaft Tirol wieder zu betreten. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 6.62 (Papier, Einzelblatt, beinahe quadratischer Zuschnitt) Allrdurchláuchtigisster a kchunyg, allrgnedigisstrr herr etc. Alls euer durchláuchtigissten b k. mt. mich und mein man zu Isprukch 1 myt gnadn gnedikchlich versehn und in ledig geschafft und myer den euer(r) k. mt. etc. zu ainem hausbiertt verguntt und gebn hatt, nun nach dem selbign der tatt halbn, so er daselb zu Isprukch verhandlt und tan hatt, eu(er)r k. mt. in fferschaff hatt, ob euer k. mt. etc. gnadn hoff auß euer k. g. land zu ziehn und ain zaitt darain nicht zu kchumenn. Nun zeucht err mitsamt mier mitt unsrn undrthánygen, grossn, diemuetign pett widrumb euer durchlauchtigisten, grosmachtigisten k. mt. nach und suehen eur k. g. durch Gott und durch unsr lebn Ffrau(e)n will(e)n, euer k. mt. etc. well sollichs gnedikchlich pidenkch, demnach und er sich laibs nottdurfftt wer(e)n hatt muessn, und well unß euer k. g. erlaubn, in euer k. g. land Etzz 2 zu plaib(e)n, damit wier unß daselbs enthlt(e)n mócht(e)n. Und c euer(n)n k. g. etc. darumb wellenn wier paid umb euer durchlauchtigissten k. mt. g. lankch leb(e)n pitt(e)n Got den allmachtig(e)n, derr baill bierr paid lebn, auch undrthányklich umb euer durchláuchtigister k. mt. etc. unsr lebtag treulich verdienn welln alls umb unser(e)n allrrgnedigisten d herr(e)n und kchunyg etc. E. k. mt. etc. Ich undrthánygen dienarrin Hanß Ffrankchin etc. [Verso] Im e ain brief zu geben, d(as) in die grafschaft Tyrol widerr geoff(n)et werd 3.

5 a Federprobe, nicht näher identifizierbarer Anlagenvermerk oder andere Kritzelei am Rand. b Korrektur bei -sst-. c Schlaufe hinter -d, wohl ohne Bedeutung. d Kürzung für ein drittes -r-. e Andere Hand; darüber, gestrichen: Bleibt bey dem vorigen ratslag von anderer Hand. 1

Innsbruck, Tirol. Land an der Etsch, heute Teil von Südtirol. 3 Dazu hat sich ein Konzept von derselben Hand wie dieser Vermerk erhalten, wodurch der auf die Supplik geschriebene Beschluss als eigenes Schriftstück ausformuliert wurde. Darin wird nur auf eine Bitte verwiesen, Anna wird namentlich nicht genannt. Darüber hinaus soll der Totschlag, für den Hans Franck verurteilt wurde, an einem gewissen Achatz zu Innsbruck begangen worden sein, vgl. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 6.63. 5

2

Nr. 5–6

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6. Anna Stecher Anna, die Witwe des Wormser Bürgers Kaspar Stecher, bittet Kaiser Maximilian I. ihr den von der Stadt Worms genommenen Besitz zu restituieren. [Worms,] 1508–1519 Anna Stecher war mit Kaspar Stecher, einem Bürger und Kürschner aus Worms, verheiratet gewesen, der jedoch verstarb und die Supplikantin zur Witwe machte. In ihrer ausführlichen Bittschrift, in der sie nichts von einer Mutterrolle erwähnt, woraus man schließen könnte, dass sie und ihr verstorbener Ehemann kinderlos geblieben waren, tritt sie durch Erzählpassagen das ein oder andere Mal relativ deutlich in Erscheinung, um ihren Gegner ein wenig zu diffamieren und sich selbst als benachteiligte und von Armut betroffene Frau, der man entgegen von Sitte und Norm gegenüber einer Frau sogar Sack und Gürtel abgenommen hat, darzustellen, die sich aber trotzdem prozessbereit gibt. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.48 (Papier, Folio, Hochformat) Allerdurchleuchtigister, großmáchtigister, unuberwintlichister kayser, allergnedigister her. Ewer kayserlich großmáchtigkait haben mein beschwerlich untrae glich armut, ellenndt und trubsall anligen, so die von Worms 1 an meinem lieben hawßwirt Caspar Stechern kursaner 2 sae ligen in ewer kayserlichen majestat gelait gewalltigklich beganngen und furgenomen, in suplicacion weist ewer majestat new verruckter weyl derhalben zugestoe llt vernomen und darauf, dess ich in hoch unnderthenigister demuttigkait noch dannckbar und umb ewer majestat lanngk leben und glucklich regierung mit meinem armen gebett zu verdienen urbuttig bin, ausser angeborner hochadennlicher tugennt, mitleydens kayserlichs gemuts, mir armen, betrubten frawen zu furstannd und erlanngung dess meinen dem hochwirdigen fursten und herrn hern Wilhalmen, bischoven zu Straßburg 3, meinem gnedigen hern, ain comission und bevelh zugesanndt, der natur meinen widertail und mich gegenainannder notdurfftigklich zu hoe rn und allßdann zwuschen unnser verrner hanndlung alles nach vermoe gen berurter ewer kayserlichen a majestat außganngen comission furzunemen etc., damit b widerumb zu meinem enntwerten gut kome und nit allso in armut und verderben gefurt, auch deßhalben c ewer majestat weitter nachzulauffen getrungen werde. Wiewol ich nu meinem gnedigen herrn obgemellt sollich ewer majestat bevelh selbs behenndet, auch sein furstlich gnad ausser schuldiger gehorsam berurter sachen halb baidtail fur sich zum anndern mal vertagt, so seind doch die gedachten von Wormbs ewer majestat und demselben meinem gnedigen herrn nit zu klainer, sonnder mercklicher gevarlicher verachttung und ungehorsam, mich muedt zu machen, gevarlich und mutwilligklich umbzutreiben d, [Folienwechsel] nit erschinen, haben mich aber baid tae ge mit meinem schwern kosten besuchen und ersteen lassen, wie es ewer majestat imm abschid bemellts meins gnedigen hern von Straßburg mit lenng vernemen wurdt, das 6 a Schaft von -s- nicht nach oben gezogen, sondern stattdessen Zierhaken. b Danach gestrichen: ich arme. c Danach gestrichen: ich arme. d Schräg angelegter Balken möglicherweise als Zeichen umzublättern. 6

1 2 3

Worms, Freie und Reichsstadt, heute Rheinland-Pfalz. Kursenere: Kürschner, vgl. DRW. Wilhelm von Honstein, Bischof von Straßburg 1506–1541, vgl. G, Bischöfe 834.

78

8.3 Edition

ewer kayserlich majestat zu erhalltung verpflichter gehorsam und nit unzeittlich gen ine anndern zu exempel und ebenbilld zweyvelson zu straf und ungnad raytzen und bewegen sóll und wurt etc. Dieweil ich dann, allergnedigister kayser, in obangezaigten meinen zugestannden mercklichen obligennden, ontrae glichen beschwerden und zu erlanngung dess, so mir von den von Worms widergeet und das recht unrechtlich mit gewalt genomen und enntwert ist, niemanndt dann den Allmae chtigen unnd ewer kayserlich majestat alls beschue tzer und beschirmer aller wittwen und waisen, auch den ursprung aller erber und gerechttigkait, meinen rechten, ainigen und naturlichen herrn anzurueffen oder zu bemuhen waißs. So ist darumb und dem allem nach an ewer kayserliche großmáchtigkait mein unnderthenigst und demuttig anrueffen umb Gottes und seiner gepererin, der junckfrawen Marien, willen, zum höchsten fleissig bittenndt, mit den von Worms ausser kayserlicher macht mit ernnst zu verwallten, darob und daran zu sein, mich in bedacht irer mercklichen verachttung und ungehorsam gegen ewer majestat, alls ob ereue gt 4, und das sy irs furnemens gegen dem meinen mit enntwerung desselben weder recht fug noch glympff 5 gehabt, desselben alles und yedes auf recht widerumb bey peen der ácht zu restituiern und einzusetzen, dann, allergnedigister herr, so vermag ich in warhait armut halb irs fursetzigen umbfuerens nit lennger außgewardten 6, [Folienwechsel] dieweil sy mir all mein vermögen, nichts außgenomen, enntwert, seckel und gurttel, das doch insonnder gegen weybsbylldern zu üben ganntz ungehort und tyrannisch ist, genomen und abgerissen haben. Vermainen sy mich dann spruch und anvordrung nit zu erlassen, so will ich inen darumben geburlichs ordennlichs rechtens, wa mich das ewer majestat mit ine zu uben beschaiden tut, nit vorsein. In dem beweise e sich ewer kayserlich großmáchtigkait umb der barmhertzigkait Gottes willen gegen mir armen frawen mit erzaigung ewer kayserlichen majestat gnediger hillf gnedigklich. Das will und begeer umb ewer kayserlich großmáchtigkait ich arme in ellende verwisne fraw, wie gehoe rt, umb ewer majestat lanngk leben und glue cklich regierung mit meinem armen gebett gegen dem Allmáchtigen mit willen zu verdienen. Thue mich damit in ewer majestat, meins rechten ainigen, naturlichen herrn und kaysers, schutz, schirm und betedigung in unnderthae nigkait bevelhennde. Ewer kayserlichen großmachtigkait. Arme unnderthánige Anna, weylundt Caspar Stecher, kursaners, burgers f zu Werms saligen, verlassen wittwe 7. Anna Wähinger Anna von Rosenfeld, die Witwe des Konrad Wähinger von Aixheim, bittet König Maximilian I., dass sie die Lehen ihres verstorbenen Mannes in der Herrschaft Hohenberg, die ihr als Witwengut verschrieben wurden, behalten darf und dass diese nicht durch das königliche Mandat an Herrn Kaspar Meckau und Florian Waldauf von Waldenstein fallen. [Rosenfeld /Aixheim?,] 6. Jänner 1497 e

Nicht eindeutig aufzulösende Ligatur mit -s-, auch beweist denkbar. 4 5 6

eräugen: vor Augen führen, zeigen, vgl. DWB online. Recht, Ehre, Anstand, vgl. DRW. auswarten: abwarten, vgl. DRW.

f

b- korrigiert.

Nr. 6–7

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Über Anna Wähinger aus Rosenfeld erfährt man in ihrer Bitte, dass ihr Mann 1 Lehen besessen hat, die die Supplikantin behalten möchte, dass ihr Ehemann verstorben und sie somit Witwe ist. Sie selbst bezeichnet sich auch an zwei Stellen als arme witib. Anna Wähinger berichtet zudem, durch den Tod ihres Gatten mit zwei Kindern nun alleine zu sein und für sie alleine sorgen zu müssen. Der Supplik nach zu urteilen, sind die Lehen ihr einziges Gut und damit die Lebensgrundlage für die Versorgung ihrer Familie. Sie hat in dieser Angelegenheit bereits Eigeninitiative gezeigt, indem sie den Sachverhalt bei Eitelfriedrich von Zollern 2 persönlich vorgebracht hat, und bittet nun, da sie keine Verwandten hat, die sie unterstützen könnten, Maximilian, ihr zu Hilfe zu kommen 3. TLA, Max. 2a, 2. Teil, fol. 54/87 (Papier, Folio, Hochformat) Allerdurchluchtigoster, groszmechtigoster, unuberwintlichster kunig, allergnedigester herr. Was ich in aller undertanigkait, gehorsamkait, mit schuldiger pflicht und ere erbiettung vermag altzit zuvor. Allergnedigoster herr, als e. k. mt. mir ain mandat und abredung der lehenstuck und gutter von Conraten Wáhinger von Aixhaim 4, minem hußwirt seligen, herrurenn von der herschafft Hohemberg 5 empfangen 6, nach sinem abgang herr Casparn Meckg(a)r 7 und Florian Walduffen 8 als vormant und haymgefallen gelyhen haben oder, wa sich das nit vermain, schuldig ze sind inen vor e. k. mt. statthalter, ráten und anwalten zu Ißbruck 9 Pfinstag nach Sonntag Reminisz(er)e 10 zu erschinen, mit gutlicher verhórung oder, wa die nit vorfalen a mócht, daselbs zu handlen, als lehennsrecht ist, thun ich arme witib e. k. mt. undertánigklich zu wissen, das e. k. mt. die ding, wie die an ir selbs nicht recht furgeben und bericht, dann die in irem grund also sind: Min hußwirt Conrat Wáhinger selig hatt soliche obgemelte lehen von e. mt. empfangen, mich uff soliche lehen verwidemt und verwisen, wie dann das der lannßbruch und recht ist; alßdann e. k. mt. solich verwilliget und bestet hat, als ich des ain willbrieff von e. k. mt. besigelt innhabe, des e. k. mt. ich der verwysung und wilbrieff gleuplich coppien hierinne verschlossen zu7 a Buchstabe -e- nicht klar als solcher erkennbar. 1 7 Konrad Wähinger starb vor dem 16. Mai 1496, da unter diesem Datum eine Lehensurkunde Maximilians I. für Kaspar Meckau und Florian Waldauf ausgestellt wurde, vgl. TLA, Max. 2a, 2. Teil, fol. 45. 2 Eitelfriedrich von Zollern († 1512) stand seit dem Nürnberger Reichstag 1487 im engen Kontakt mit Maximilian I., war Hauptmann von Hohenberg, Vorsitzender des Reichskammergerichts und seit 1498 Hofratsmitglied, vgl. D, Eitelfriedrich II. von Zollern; G, Eitel Friedrich II.; M, Der Stände oberster Herr 354–357. 3 Etliche Schreiben zu dieser Streitsache finden sich bei TLA, Max. 2a, 2. Teil, fol. 42–87. 4 Aixheim, Baden-Württemberg. 5 Die Herrschaft Hohenberg gehörte seit 1380/1381 den Habsburgern und war ein wichtiger Bestandteil der habsburgischen Vorlande mit Zentrum Rottenburg, vgl. K, Historisches Lexikon 261. 6 Lehensreverse des Konrad Wähinger für Erzherzog Sigmund vom 27. August 1483 und 11. Juni 1489, vgl. TLA, Max. 2a, 2. Teil, fol. 64, 66. 7 Kaspar Meckau (erwähnt 1447–1498) war spätestens seit 1487 königlicher Rat, war auch vielfach als Gesandter im Reich, häufig im Raum des heutigen Baden-Württemberg unterwegs und wird sogar als Türhüter bezeichnet, vgl. H, Kaiser Friedrich III. 431f. 8 Ritter Florian Waldauf von Waldenstein (1450–1510) war zu dieser Zeit Protonotar König Maximilians I.; zu seiner Person vgl. V-D, Florian Waldauf. 9 Innsbruck, Tirol. 10 23. Februar 1497.

80

8.3 Edition

schick 11, damit e. k. mt. des waren grund hab. Am [fol. 54v] ander(e)n: So hatt mir min huszwirt selig zwen arm waiszen und kind verlassen und sie und ich nichtzit anders dann das gut, dero wir unns nit betragen und damit ußkomenn noch unnser narung davon haben mógen, und der bruch und zulassung bisher inn der herschafft Hohemberg gewest und noch ist, das mann solich obgemelt lehen erblich són und dóchternn gnediglich gelihen hat. So bitt e. k. mt. ich in aller undertániger gehorsamkait, e. k. mt. wólle mich arme witwen und mine waißen by solicher verwysung und dem wilbrieff daruber gegeben beliben lassen und solich lehen gnediglichen lyhen, wie dann der herschafft Hohemberg bruch bisher gewesen ist; als ich dann das nach beruffung e. k. mt. yetzo Rettemburg 12 an den wolgepornenn herrenn her(re)n Itelfridrichen graven zu Zoll(e)r, minem gnedigen her(re)n und e. mt. cantzler, erfordert hab, soliche lehen zu lyhenn, als mir nit zwyfelt, e. k. mt. des bericht werd. Diewyle ich nun ain arme witib bin, zway arme waißlin und kainen frunde hab, der mir hilfflich sy, und soliche lehen inn der herschafft Hohemberg allweg darinne vor den mannen, wer spruch oder vordrung zu dem andern vermaint zu haben der lehen halb, berechtiget werden syen, wer mich und mine arme waißlin dann darumb rechts nit vertragen mag, dem mußen und wóllen wir rechts vor [fol. 87r] dem lehenrichter und mannenn der bemelten herschafft Hohemberg nit vor sin, wie dann der bruch bisher gewest ist, und noch mit undertániger anruffung und bitt darby gnediglich beliben zu lassen, ze lyhen und hanthaben. Das umb e. k. mt. ich in allernundertánig gehorsame mit pflichtiger ereerbiettung verdienen will. Datum uff der hailigen dry kunig tag anno etc. xCviito. E. ro. k. mt. v. g. Anna von Roßenfeld, Connrat Wáhingers seligen verlassne witib [fol. 87v] Abschrifft b der suplication frawen halben. Der c wittiben suplication und begern.

8. Appollonia von Horb Appollonia von Horb bittet König Maximilian I., dem Stadtrat von Straßburg Anweisung zu geben, dass sie sicher auf dem Land wohnen könne, da sie sonst befürchtet, vom Stadtrat behelligt zu werden. [Nähe Strasbourg/Straßburg,] 1486/1493–1508 Die Bittschrift der Appollonia von Horb ist durch ihre Kürze und die knappe Erzählung für eine Auswertung mit einer autobiografischen Fragestellung kaum geeignet. Man erfährt lediglich, dass die Supplikantin in Straßburg eine Übertretung begangen hat und dass sie sich aus diesem Grund vom Stadtrat bedroht fühlt. Es scheint fast so, als wolle die Supplikantin nicht

b

Ab hier andere Hand.

c

Ab hier andere Hand.

11 Ein Vidimus vom 3. Juni 1497 und eine Abschrift dieser Urkunde Maximilians vom 14. Mai 1492 dürften sich unter TLA, Max. 2a, 2. Teil, fol. 44, 60, erhalten haben. 12 Rottenburg – Teil der Herrschaft Hohenberg –, heute Baden-Württemberg.

Nr. 7–9

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sagen, welche Handlung dazu geführt hat. Aus Angst erbittet sie von Maximilian I. Schutz, der ihr von königlicher Seite gewährt wird. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 6.265 (Papier, Einzelblatt, beinahe quadratischer Zuschnitt) Allerdurchlewchtigster, großmechtigsterr kunig etc., allergnedigster herr etc. Alls ich mich leyder uff ain zeytt zw Stráßpurg 1 ettwas ubersehenn a hab, darumb ich nit sicher bin vor mein hernn vonn Stráßpurg, mich besorgenn muss, wa sie mich begreyffenn, ich von innen gestráfft werde, bitt ich mit aller unnderthenickeit, e. k. mt. wölle kunigkliche milte unnd barmhertzickeit an mir armenn b frowenn beweysenn unnd mit gedachtenn mein herrnn von Stráßpurg scháffenn unnd gnedeglichenn vermoe genn, sy mich sichernn auff dem lanndt, damit ich sicher an ainem ort wonnenn moe ge unnd mich furtterhin mit erenn mug ernoe rren unnd mich vor sollichem mußbruch unnd ubersehung furtter moe ge bewarenn. Will ich unnb c e. k. mt., derenn ich mich demuttiglichenn empfilch, mit gehorsamer willigster unnderthenickeit verdiennenn d etc. E. k. mt. Unnderthenige unnd gehorsame Appolonia von Horb e [Verso] Fiat f. I furderung.

9. Appollonia von Schweinshaupt Appollonia, die Witwe des Balthasar von Weißpriach und jetzige Ehefrau Peters von Schweinshaupt, bittet König Maximilian I., dem Herrn Ulrich von Weißpriach Anweisung zu geben, ihr ihr Heiratsgut nach bereits erfolgtem, aber nicht umgesetztem königlichen Spruchbrief wiederzugeben. Tanzenberg, 10. Februar 1497 Appollonia von Schweinshaupt ist durch den Tod ihres Mannes in eine Notlage geraten, weshalb sie bezüglich ihres Heiratsguts an den König schreiben lässt. Bis zum Zeitpunkt der Bitte hatte die Witwe allerdings wieder geheiratet, nämlich Peter von Schweinshaupt. Dieser hilft ihr auch, ihr Recht durchzusetzen. In der Subscriptio gibt sie zwar an, Witwe von Balthasar von Weißpriach 1 zu sein, nennt sich sonst innerhalb des Textes jedoch armes weib und verzichtet auf einen „Witwenbonus“. Diesen hat sie, ihrer Sicht nach, auch nicht nötig, hat sie doch bereits einen königlichen Spruchbrief zu ihren Gunsten erhalten, der aber bisher nicht umgesetzt worden ist. Appollonia wurde demnach ihr Gut unrechtmäßig genommen, und es ist für sie in finanzieller Hinsicht dringend notwendig, auch weil sie wohl bereits Schulden hat, ihr Gut zurückzuerhalten. Um welche Güter es sich genau handelt, erfährt man durch 8 a Zusätzlicher Nasalstrich. b Zusätzlicher Nasalstrich. c Womöglich Schreibfehler für umb. Nasalstrich. e Auch Hors denkbar. f Ab hier andere Hand. 8

1

d

Zusätzlicher

Straßburg, Freie und Reichsstadt, Elsass, heute Bas-Rhin, Frankreich.

1 9 Balthasar von Weißpriach gehörte, wie seine Brüder, dem Ritteradel in Kärnten an und war Rat Kaiser Friedrichs III., vgl. H, Kaiser Friedrich III. 447; W, Landeshauptmannschaft 94.

82

8.3 Edition

die Supplik nicht, außer dass es ihr Heiratsgut ist. Ebenso fehlen Details über ihre familiäre Situation oder andere biografische Daten. TLA, Max. 14.1497.24 (Papier, Einzelblatt, Hochformat) Allerdurchlewchtigister, grosmáchtigister kónig, allergenadigister herr a. Ew(e)r kunigklich mayestat sein mein arme, gehorsam, schuldig und willig dinst in aller diemuettigkait zevoran berait. Allergenadigister kónig, ich armes weib fueg ewr(e)n kunigklichn wird zw wissen, das mir noch von dem von Weyspriach 2 umb all schuld und genomens guet nach laut ewr(er) kónigklich mayestat spruch kain benuegen noch bezallund beschehen und mich mit schimpf und spot mit meinn verdérbenn bisherr aufzogen und ewr(er) kunigklich mayestat spruch und gescháft durch mein genádigen herr(e)n die regenten veracht. Nu vermag ich ye des verzug und zerung nit lennger, wenn ich bin nw mer schuldig, tan ich uberal hab, und hab yets aber ain merklich gellt entnomenn, das sych mein hawswirt hat zw mein herr(e)n denn regenten gefuegt, und die habenn yets im étlich gescháfft gebenn umb mein genomenn heyratguet und aufgehébten nutz und die gullt, so er nun einzogen hat, dieweil wir in den anlass der spruch gestandn sein. Nu fuegt sich mein benantter widertail zw ewr(er) konigklich(er) mayestat, an zweyffl wirt pew ewr(er) konigklicher mayestat mue und vleiss uben und ankhern 3, wie er mich noch weitter verlengen und auffziechen mócht. Bit ich ew(e)r kónigklicher mayestat mit aller diemuettigkait lautterlich durch Gotz willenn und der gottleichen gerechtigkait willen alls den allergerechtigisten kónig und furstnn der gantzen b cristenhait und das ich des mein so lang hab muessen gratten 4 und so gar zw grunndt verrdarmben bin und nichts weitter ewr(er) kónigklich mayestat spruch und mir zw schaden oder verzug weitter ausgeen lassen, damit ewrer kónigklich mayestat auch hyerin nit geschimpft werdt. Darauf hat sich begebenn, das der lantzverweser 5 auf mein anlangen und gescháfft den weyspotten 6 auf herrn Vlrichs guett geschikcht hat, mich nach laut des ansatzbrief 7, denn ich pehabt und erlangt hab von mein gnadigen herrn den regenten, und nach laut ewr(er) kónigklich mayestat spruch einzusetzen; hat sich herr Hannss der Ungenad 8 understanden, dem weispotten und mir irrung zw thuen, und sagt, das sey sein kausts c guet, und verachten die lewt ewr(er) konigklichen mayestat und meinn genadigen herrn die regenten und den lantzverweser und hat dem verweser und mein hawswirt geschr(ieben), der 9 a Zusätzliche r-Kürzung.

b

Mögliche Korrektur bei -tz-.

c

Vermutlich Schreibfehler für kaufts.

2 Ulrich von Weißpriach († 1503), Herr zu Kobelsdorf, war Landhofmeister in Tirol sowie ab 1500 Landeshauptmann von Kärnten, vgl. W, Landeshauptmannschaft 98, 178; S, Niederösterreich 530 f. Er bat am 21. August 1496 Zyprian von Serntein um Hilfe in einer Angelegenheit mit Peter Schweinshaupt, dem Gemahl der Appollonia, vgl. Reg. Imp. XIV, 2 Nr. 7293. 3 ankehren: sich an jemanden wenden, jemanden bitten, ersuchen, anrufen, vgl. DRW. 4 geraten: entbehren, verzichten, vgl. DRW. 5 Landesverweser in Kärnten war von 1494 bis 1520 Veit Welzer, unter anderem auch Pfleger und Amtmann zu Althofen, vgl. W, Landeshauptmannschaft 96–98, 179. 6 Weisbote: Gerichtsdiener, vgl. DWB online. 7 Ansatzbrief: Urkunde über gerichtliche Einweisung des Prozesssiegers in die Güter des Gegners, vgl. DRW. 8 Hans II. Ungnad († vor 1521) aus einer Kärntner Familie, nahm 1491 an einem Turnier Maximilians I. in Nürnberg teil und wurde 1503 von der Kärntner Landschaft zum Feldhauptmann ernannt, vgl. Z, Landeshauptmann Hans Ungnad 204.

Nr. 9–10

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schreibn ich ewr(er) konigklichen mayestat hiemit copey zw vernemenn mitschickh, dabey ewr(er) konigklich mayestat vermerkhen mag, das ain angelegts ding ist. Des hat sich der weyspot an den lewtten erfaren, das sy kain ander(e)n herr(e)n habenn dan herrn Vlrich(e)n und in das [Verso] jar denn zynnss geben und étlich noch schuldig sein. Es ist auch vor vonn solhn kauff nichts gehórt. Bit ich armes weib ewr(er) kónigklich mt. d abermals durch Gotz willn als denn allergerechtigisten kónig und mein rechten, naturlichenn herr(e)n und landsfurstn, hinder dem ich in meiner grossen nott geflochen bin, ewr(er) kónigklich mayestat well mich ver solhn gewalt und unrecht peschirmbenn und herrn Vlrichen darzw hallten und verschaffn, mir das meinn, so ich nach laut ewr(er) konigklich mayestat spruch erlangt und pehabt hab, ungeirt volgenn lassenn, damit ewr(er) konigklich mayestat hyerin nit geschympft wért. Ich armbs weib pevilh mich hierinn als mein allergenadigisten herr(e)n. Gebenn e zw Tantsnberg am Freyttag vor Inuocauit im 97 jar(e)n. E. k. f m. Gehorsame diennerinn Appollonia, hrr(e)n Walthasar von Weyspriach salige verlasne witib und yets Petern(n) von Sweinshaubt gemachell Dem allerdurchleichtigstn gros[máchtigisten] g furstn und hrrn herrn Ma[ximilian . . . ] kónig, zw allen zeitten me[rer des Reichs . . . ] Dalmatzien(n), Croacien etc., [hertzog zu] Ósterreich, zu Burg[und], Gellern(n) etc., graff [. . . ] Tirol etc. meinenn aller[gnedigsten herrn]

10. Barbara Götz Barbara Götz bittet König Maximilian I., den Meranern zu befehlen, ihrem Mann das Schulmeisteramt von Meran wiederzugeben, welches ihm ohne Angabe von Gründen vor Ende der Frist entzogen worden ist, und erinnert an ein Schreiben in einer anderen Sache von Erzherzog Sigmund und dem Regiment von Innsbruck an die Meraner. [Meran/Merano,] 1490–1496 1 Da Barbara Götz sich nicht für sich, sondern für ihren Mann einsetzt, sind die autobiografischen Angaben zur Ausstellerin gering und beschränken sich in der ohnehin knappen Supplik auf ihre Herkunft und den Berufsstand ihres Gatten. Ungeklärt bleibt, warum sie sich an Maximilian wandte und nicht ihr Mann selbst. TLA, Max. 10.3, fol. 3 (Papier, Einzelblatt – Kleinformat, Querformat)

d Einfügung über der Zeile. e Korrektur bei G-. f k korrigiert aus g. g Die Supplik wurde vermutlich mit einem Siegel und einem daran befestigten Papierstreifen verschlossen, auf dem der fehlende Teil der Adresse geschrieben stand und sich nicht erhalten hat.

10

1

Erzherzog Sigmund scheint noch am Leben zu sein.

84

8.3 Edition

A(ller)d(urchleuchtigister) g(nedigister) kunig, allergnedigister her. Mein hawßwirt Oszwaldt Goe tz ist zu Meran a zu schulmaister aufgenomen ain jar lang. In derselben zeit ist er in seinem abwesen von den von Meran b geurlawbt on alle schuld und ursach und nun ain andern aufgenomen. Nun bitt ich e. ko. mt. in aller undertánigkait, wólle den von Meran c ernnstlich schreiben, damit sie genanten meinen hawßwirt widerumb zu dem schulmaisterampt komen und im das von e. ko. mt. furbitt wegen verleyhen und vergonnen wóllen. Auch, gnedigister herr, ich hab ain geschafft von meinem d g. hern hertzeg Sigmund 2, auch von e. ko. g. regenten auf die von Meran auch gehapt, desselb sie gantz veracht und ine nit erschiessen mugen. Das alles wolle e. ko. mt. ansehen und mich gnedigclich bedencken. Das will ich gegen Got mit e meinem armen gebet verdienen. E. ko. mt. Diemutige Barbara Gótzin

11. Barbara Henin Barbara Henin bittet König Maximilian I., Herrn Andreas von Liechtenstein neuerlich anzuweisen, ihr ausständiges Geld zu bezahlen. [Innsbruck,] 1490/1496–1508 Rein äußerlich betrachtet fällt diese Supplik etwas aus dem Rahmen. Von der Anordnung des Textes, der Anrede und Subscriptio unterscheidet sich das Stück nicht merklich von anderen, doch stechen die zahlreichen Streichungen und Korrekturen derselben Hand, teilweise jedoch weniger stilisiert, hervor. Diese Supplik macht somit den Eindruck eines Konzeptschreibens, jedoch fehlt die kanzleimäßige Halbbrüchigkeit von Konzepten, und auch die Schrift ähnelt eher einer verworfenen und als Konzept weiterverwendeten Reinschrift. Diese etwas ungewöhnliche Form bietet dafür eine Information zum Familienstand der Barbara Henin 1, der sonst wohl unbekannt geblieben wäre. In der Schlussformel wird ihr Ehemann erwähnt, doch wurde diese Passage in einem Korrekturverfahren wieder gestrichen. Anderweitige autobiografische Angaben gehen aus dem Schreiben nicht hervor. Man erfährt lediglich, dass die Sache schon einmal vor Maximilian gekommen ist und dass Barbara Henin bereits eine Bestätigung der Aufforderung zur Zahlung vom königlichen Marschall erhalten hat. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.249 (Papier, Einzelblatt, Papier am oberen Rand abgeschnitten)

10 a Auf Rasur.

b

Auf Rasur.

c

Auf Rasur.

d

Auf radiertem Meran (?).

e

Einfügung über der Zeile.

2 Erzherzog Sigmund (1439–1496), Graf von Tirol, Kurzbiografie, Hinweise, Quellen und Literatur bei S, Sigmund; ausführlicher B, Sigmund der Münzreiche.

11 1 Um eine Supplik einer Barbara Heynin geht es in einem Schreiben Maximilians vom 16. Oktober 1507 an den Salzmaier und die Amtleute in Hall in Tirol bezüglich eines Kammerlehens, vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Missiven 6 (1507), fol. 119v. Es liegt zwar nahe, dass es sich hierbei um dieselbe Barbara handelt, kann aber nicht mit Sicherheit geklärt werden.

Nr. 10–12

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Allerdurchlewchtigister, grosmechtigister kunig, allergnedigister herre. Nachdem a ich kurtz hievor ewr kunigklich majestat als mein allergnedigisten herren der iC und lvi b r. (gulden)b schuld halb, so mir herr Anndre von Liechtenstein 2 zu thund ist c lawt d seiner hanndtschrifft e, der copeyen hiebey ligen f, die gen(edi)gklich g angeruffen hab, mit im, nachdem sólchs gute zeyt angestannden, zu verschaffen, mich h darumb i zu entrichten, das also durch irer majestat marschalch beschehen. So aber nu darauf j sein meinung steet, der zu jaren, die sich zuo weyt erschrecken wellen, und unleydenlich k sind zuo bezalen, bitt l ich ewr kuo nigklich majestat abermals ganntz fleyssig, sy welle mit m im weyter ernnstlich n verfuegen lassen, mir o noch p unverzogen bezalung zu thund oder q aber, wa r das bey im nicht wesen wellte, rechts s wider t ine zu verhelffen und zu gestattent in ansehung, das ich deshalben mit swerem costen hie ligen und durch seinen verzug zu schaden gefurdert wurd u undu bin. Und welle sich dieselb ewr majestat hierinne so gnedig erzaigen, als sich mein vertrawen zu ir zuversichtiget. Das wil ich v unndertenigklich und wie sich gepurt verdienen. Barbara Hénin

12. Barbara Künigl Barbara [Künigl], die Äbtissin des Klosters Sonnenburg, bittet König Maximilian I., den Überfall auf ihr Kloster in der Nacht auf den 4. Jänner [1494], den die Leute des Grafen von Görz begangen hätten, zu ahnden. [Sonnenburg,] kurz nach dem 4. Jänner 1494 1 Diese Supplik stellt einen Grenzfall in der Definition der untersuchten Bittschriften dar. Die Äbtissin Barbara Künigl von Sonnenburg 2 bittet zwar nur indirekt für sich, vielmehr für ihren Konvent, doch ist sie von dem Überfall auf ihr Kloster selbst betroffen. Aus diesem Grund 11 a Am linken Textrand N-Initiale gestrichen. b–b Ab -i am linken Textrand eingefügt, davor noch ein getilgtes nemlich. c Nachgetragen. Danach gestrichen: der hundert und sechsundfunfftzig guldin reinisch ist, d Einfügung über gestrichenem Textteil. e Danach gestrichen: lawt. darumb und er sich dann mit. f Über gestrichenem bekennt. g Über gestrichenem unndertenigklih. h Korrektur bei -h. i Einfügung j k Einfügung am Zeilenrand. Über gestrichenem auszunemen nit gemeint. l und auüber der Zeile. ßen am Rand, danach möglicherweise noch Platz für eventuelle weitere Änderungen bis zum Zeilenrand gelassen. m Korrektur bei -t. n Über gestrichenem gnedigklich. o Einfügung über der Zeile. p Danach gestrichen: q r s gepurlich. Über gestrichenem wa. Einfügung über der Zeile. Danach gestrichen: zu verhelffen. t–t Einfügung am linken Rand. u–u Einfügung über der Zeile. v Gestrichen: mitsampt meinem hawswirt umb dieselben. 2 Andreas von Liechtenstein war Pfleger zu Rottenburg (Tirol) und ab 1500 Hauptmann von Görz und nennt sich selbst Vetter des Paul von Liechtenstein, vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Geschäft von Hof 2 (1497), fol. 213v, 344r; TLA, Max. 1.41, fol. 286; Reg. Imp. XIV, 3,1 Nr. 10256; Reg. Imp. XIV, 3,2 Nr. 15192.

12 1 Die Supplik dürfte eine Beilage eines Schreibens des Regiments von Innsbruck vom 10. Jänner 1494 an König Maximilian I. gewesen sein, in dem die Statthalter konkret auf eine beigelegte Abschrift einer Bittschrift der Äbtissin bezüglich des Überfalls (am 4. Jänner) verweisen, vgl. TLA, Max. 9.66, fol. 54 f. 2 Barbara Künigl war von 1472 bis 1498 Äbtissin des Benediktinerinnenklosters Sonnenburg in Südtirol (ca. 1022–1785), vgl. K, Sonnenburg 28, 60.

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8.3 Edition

wurde auch diese Supplik in das Sample aufgenommen, während Bittschreiben anderer Äbtissinnen für ihre Klöster nicht einbezogen wurden. Biografisches der hier bittenden Äbtissin Barbara liefert das Schreiben zwar nicht, doch kann man durch ihr Bittschreiben an König Maximilian I. vielleicht einen Einblick in die Gefühlswelt dieser Frau und in ihre Angst gewinnen, auch wenn diese zum Zweck der Anhörung der Bitte wahrscheinlich sprachlich besonders hervorgehoben wurde. Sie berichtet darüber hinaus sehr ausführlich von den Geschehnissen, durch die sie so erschreckt wurde. Nun fürchtet sie sich vor weiteren Übergriffen 3, sodass sie als Äbtissin überlegt, mitsamt dem Konvent ihr Kloster zu verlassen. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.187 (Papier, Einzelblatt, Hochformat) Allerdurleuchtigister, groszmechtigister kunig, allergnedigister herr. Nachdem und von ewr kunigclichen mayestat auf Ziprian Vintler 4, phleger zu Rodnigk 5, meinem phruendtner umb sein grobe schelt und schenntwort mein trew, eer und glymphen antreffend, nach notdurft und wie sich gepur zu straffen ain commiss ausganngen ist, hat sich bemelter phleger an Phincztag nachst nach dem newen jar 6 yecz verschinen gen Sunnenburg gefuegt und in der guetigkait ausserhalb der commiss weiter mue und kostung zu vermeyden mittl furgehalden. Dieweil aber auf benannten tag sich gedachter phruendtner auf trostung, wie im dann erschinen ist, nit etwas dermassen, als im dann zu ainigkait zu thun gepurt hett, ergeben wolt, hat phleger artickl in geschrift verfast und dem phruendtner, auch mir, dieselben geben, unns zu baiden tailen vierczehen tag auf sólich artickl zu bedenncken, doch yetwedrem tail a, wo es nach bestymbter zeit nit in guetigkait hingelegt wird, seiner gerechtigkait unvergriffen und der commiss an allen schaden, und den phruendtner dieweil an stat ewr ku. mt. als commissari in gelub genomen, und darczu phruendtner dem phleger aus dem gotshaus nit zu weichen purgschaft gethan hat. Sólichs ewr ku. mt. marschalck 7 durch mer gedachten phleger, wie er den hanndl gelassen hat, geschriftlich bericht ist. Also phleger am Freytag nach bemeltem Phincztag 8 umb mittentag weggeritten und darnach nachts oder am Sambstag 9 frue in

12 a -l korrigiert. 3 Das Kloster Sonnenburg stellte sich 1452 trotz Zugehörigkeit zum Herrschaftsgebiet der Grafen von Görz in den Schutz des Tiroler Landesfürsten, vgl. F, Landtag und Huldigungsumritt 171 f. 4 Zyprian Vintler gehört zur Meraner Linie der Familie Vintler und taucht in Urkunden bis in das Jahr 1502 auf, während im Mai 1504 bereits von Klara Gellser /Golserin als Witwe des Zyprian Vintler die Rede ist, vgl. M, Familienarchiv 22–24. 5 Rodeneck/Rodengo, Südtirol, Italien. 6 2. Jänner 1494. 7 Hofmarschall von Tirol war Paul von Liechtenstein (ca. 1460–1513), der bis zu seinem Tod in vielerlei Angelegenheiten, z. B. im Bereich Finanzen oder als Gesandter, auch für Verhandlungen mit Graf Leonhard von Görz, für Maximilian tätig war, vgl. F, Li(e)chtenstein; L, Politische Kommunikation 69, 77–79, 211–214; M, Paul von Liechtenstein; N, Räte und Herrscher. 8 3. Jänner 1494. 9 [4. Jänner 1494].

Nr. 12

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der nacht zwischen zwelffen und aim, wie ichs dann nennen sol, ist des von Górcz 10 volck komen, an zweyfl nit annders dann auf sein gescheft, bey nacht und nebel zu ungewondlicher weil und zu der zeit, so yederman an seiner rue ligt und mich nit annders dann frid, sicherhait und ainigkait und kainer veintschaft dermassen versehen hab, unbewart irer aller eren wider alle pilligkait und recht mir mein gotshaus heymlich erstigen und alsdann im gotshaus grossen gwalt, frável und mutwillen mit graussamlichem geschray getriben, die thurn an den kámern aufgestossen, mir mein aigen zymmer auch aufgestossen, meine jungkfrawen, edl und unedl, e[m]plóst b, wie sy Got auf die erd beschaffen hat, nacket vor in umbgeloffen, unnder die pett mit parthysenen gestochen, ainer junckfrawen mit parthysenen nachgeloffen und gar kawm ain eysinne thur dieselbig jungkfraw zugepracht, sunst wérn sy uber mich im pett komen; auch ainer anndern jungkfrawen geladen armbrust mit aufgeslagen pheylen an ir prust gehalten und sy alsdann greulich in, den phruentner, ze zaigen gefuert haben und den phruentner mitsambt etlichem seinem gut, das nun etliche jar bisheér im gotshaus behalten ist, dem gotshaus geweltigclich genomen und wider alle pilligkait und recht emphuerdt, sólh graussamlich wesen getriben, das ich vor grossem erschrecken, so ich mitsambt meinen [Verso] conventfrawen und anndern meinen jungkfrawen emphanngen hab, Got erparms, das Got auch geklagt sey, ewr ku. mt. mit genugsamlich klagen kan, doch in guter hoffnung c, ewr ku. mt. were sólhen unfurstlichen, auch uncristenlichen hanndl, der nie erhórt ist, mer dann ich den arme, ainfeltige furbringen kan, furnemen und erwegen, wann benannter herr von Górcz sich offennlich ainen vogt des gotshaus benennet und mir solhs zu empotten hat, daz er und all sein vordern herrn von Górcz nie gewesen sein, im widerumb geanntwurt hab, dardurch zu verstéen die gross verachtung und enncziehung ewr ku. mt. herligkait und underdruckung des armen gotshaus. Allergnedigister herr, darauf ich ewr ku. mt. auf die parmherczigkait Gottes und durch gótlicher gerechtigkait willen als ainen cristenlichen kunig und hannthaber der gerechtigkait, der doch die armen gotsheuser schuldig d zu schermen ist, auch in sonnders als meinen allergnedigisten herrn vogt, lanndsfursten und schirmherrn diemuetigclich bittend ersuch, ewr ku. mt. welle sólhen grossen uncristenlichen gwalt und frável nit gestatten, sonnder dermazzen furnemen, angesehen die gross verachtung und enncziehung ewr ku. mt. herligkait, damit das arm gotshaus befridet und beschermet werde, dann wo nit widerstannd gethan wirdt, ich mitsambt meinen conventfrawen aus dem gotshaus ziehen muest, wann ich weder tag oder nacht, ich und die meinen bey dem wesen kain stund leibs oder guts weniger, dann wo das gotshaus bey den Turgken und anndern grossen áchtern der kirchen lege, sicher bin, das doch graussamlich zu hórn und hoch zu erparmen ist, solichs in der cristenhait zu gestatten, das auch der phruendtner, der dann in glubnuss ewr ku. mt. genomen, widerumb ins gotshaus geanntwurt und sólh frável und unrechter gwalt wider die freyhait des gotshaus beschehen, wie pillich ist, abgethan werde. Das wil ich gegen Got, seiner lieben muter Maria mitsambt meinen conventfrawen umb ewr ku. mt. lanngk leben gesundt und gelucksáligkait mit

b

Riss im Papier, auch entplóst denkbar.

c

Dünner Strich zwischen -u- und -n-.

d

Korrektur bei -d-.

10 Graf Leonhard von Görz (1444–1500), war seit 1448 Graf von Görz und letzter Graf aus dem Geschlecht der Meinhardiner, vgl. B, Leonhard 248f.

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8.3 Edition

emsigen, diemuetigem gebet unndertenigclich verdienen. Damit befilch ich hierinnen ewer ku. mt. arm gotshaus und mich gnedigclich zu bedenncken. Ewr ku. mt. Diemuetige bitterin zu Got, Barbara ábbtissin zu Sunneburg 11

13. Barbara Lang Barbara Lang, Ehefrau des Hauptmanns Klaus von Ulm, bittet König Maximilian I., das verlassene Gut des verstorbenen Ehepaars Agatha Umhofer und Pankraz zu Colmar der Supplikantin als rechtmäßiger Erbin zukommen zu lassen. [Ulm,] 1486/1493–1508 Die Bitte der Barbara Lang ist sehr knapp und prägnant ohne weiteres Ausholen verfasst, obwohl sie ihr Verhältnis zu dem verstorbenen Ehepaar Agatha Umhofer und deren Mann Pankraz aus Colmar hätte beschreiben oder eine Begründung abgeben können, warum gerade sie die rechtmäßige Erbin sei, da sie ja von Maximilian erbittet, ihr das Gut ausfolgen zu lassen. Sie verrät in der Supplik nur, dass sie mit dem königlichen Hauptmann 1 von Ulm mit Namen Klaus verheiratet ist. Ursprünglich muss sie aber Beziehungen zu Colmar gehabt haben, wenn sie Güter von dort erben möchte. Da Barbara Lang die verstorbene Agatha stärker hervorhebt und ihren Mann als Zweites und fast nur beiläufig erwähnt, könnte die Bittstellende über die Frau ihren Anspruch auf das Erbe erheben oder aber diese verstarb zuletzt. Allerdings präzisiert sie zu keinem der beiden den verwandtschaftlichen Bezug. Der Rat von Colmar soll ihr schließlich nach königlichem Beschluss das Gut zukommen lassen, sofern es ihr rechtmäßig zusteht. TLA, Max. 14, Varia, ohne Jahr 2.16 (Papier, Einzelblatt – Quart, Querformat) Allerdurchlewchtigister furst, grosmáchtigister kunig unnd allergnadigister herr. Zuo verscheiner zeit Agatha Vmbhoferin und Bangracius ir eewirt zuo Kolmar 2 mit tod vergangen und ain ersamer rat daselbst ir verlaussen guo t in trews hand in iren gewalt genomen, und wiewol ich das mir als dem rechten erben, von des frundtschafft sölch verlaussen guo t hie ist, verfolgen ze laussen begert, so hab ich doch des nit bekomen mugen, sonder wirdet mir das vorgehalten. Demnach ich e. ko. mt. undertänigclich bit, mir

11 Vermerke zum weiteren Verlauf der Geschehnisse finden sich keine auf der Supplik. Doch reagierte Maximilian relativ rasch und befahl am 22. Januar 1494 dem Grafen von Görz, sofern die Schilderungen der Äbtissin der Wahrheit entsprächen, den genannten Pfründner samt seinem Hab und Gut wieder dem Kloster zu überantworten und bis zu einem persönlichen Gespräch mit dem König nichts gegen das Kloster zu unternehmen, TLA, Max. 2b I.93. Zum Konflikt allgemein vgl. B, Sonnenburg 666.

13 1 Es ist nicht bekannt, um welche Art von Hauptmann es sich handelt, scheint sich doch dieses Amt in der Ulmer Verwaltung des Spätmittelalters nicht zu finden, vgl. G, Reichsstadt Ulm; N, Reichsstadt Ulm; S, Ulm. 2 Colmar, Freie und Reichsstadt, Elsass, heute Haut-Rhin, Frankreich.

Nr. 12–14

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mit geschäfft oder furbitt an ain rat zu Kolmar gnädigclich zuo erspriessen, mir sölch verlaussen hab und gut on verzug zuo einantwurten unnd verfolgen zuo laussen. Vermaint dann yemant a zuo mir oder der hab spruch, den wil ich furderlichs rechts gestatten und das umb e. ko. mt. undertänigclich verdienen. E. ko. mt. Arme gehorsami Barbara Lang Cläusin, Clauslins von Vlm 3, e. ko. mt. hoptmans, eliche husfrow [Verso] Lanng Cláusin Sy b sollen der frawen, soferr des also ist, vervolgen lassen, was ir rechtlich(en) zugehórt.

14. Barbara von Osse Barbara von Raffenberg, die Ehefrau von Balthasar von Osse, bittet König Maximilian I., dem Pfleger von Feldthurns Anweisung zu geben, dass sie ihre Güter auf Feldthurns verkaufen dürfe, was Christoph Ploss verhindere, obwohl sie für die Familie Geld benötige. [Raffenberg, Feldthurns/Velturno,] 1490/1496–1501 1 Barbara von Osse berichtet von ihrem finanziellen Engpass, aber auch von dem Verhältnis, in dem sie zu Christoph Ploss, der von ihr ein Eheversprechen in Zusammenhang mit den genannten Gütern erhalten haben will, steht, und gibt somit Einblicke in ihr Familienleben. So erzählt die Bittende von ihrer Hochzeit mit Balthasar von Osse, die vor sechs Jahren stattgefunden hat. Zusammen haben sie inzwischen auch drei Kinder. Die Beschreibung ihres Verhältnisses zu Christoph Ploss, der sich dadurch betrogen fühle, bezeugt einen Teil ihres sozialen Lebens. Sie impliziert, dass sich Christoph Ploss an ihr rächen wolle und deshalb ihre Güter mit Beschlag belegen ließ. Da sie aber auf einen gestiegenen Bedarf mit Mann und drei Kindern hinweist, möchte sie nun diesbezüglich gegen ihn vorgehen. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.26 (Papier, Einzelblatt, beinahe quadratischer Zuschnitt) Allerdurleuchtigister, grosméchtigister kunig, allergnedigister herr etc. Nachdem ich mit meiner frundtschafft willen und wissen zu Walthesarn von Osse mit eelicher heyradt gekert und in vor sechs jarn also genomen hab, vermainte Cristoff Ploss, ich solte im mit wordten die ee beruerend etwas zugesagt haben, des ich im aber nye bestenndig gewesen und noch nit bin. Er mich auch deshalben mit recht bisher nye ersucht

13 a y- korrigiert. 3

b

Ab hier andere Hand.

Ulm, Freie und Reichsstadt, heute Baden-Württemberg.

14 1 Laut einem Schreiben König Maximilians I. vom 9. Jänner 1501 sollen die Güter nach mehreren Jahren schließlich an Barbara von Osse gehen, TLA, Oö. Regierung, Kopialbücher, Ältere Kopialbücher 24 (1501), fol. 48r.

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8.3 Edition

noch furgenomen, sunder vor fumf jaren mir meine gueter a auf Velturn(n)s 2 verlegt hat, dieselben nit zu veránndernn, das mir zu grossem, mercklichem schaden und nachtail erdeihet, angesehen das ich nwn bey meinem gedachten hawswirt drew eeliche kinder habe und sólhe meine gueter der nodturfft nach nit verkauffen oder veránndern und zu meinem nutz geprauchen mag, darauf e. ku. mt. bitte und ruef ich arme fraw durch Gotz willen mit aller diemutigkait an, die geruche und welle mit dem phleger auf Velturn(n)s verschaffen, das mir mein verlegte gueter an irrung oder eintrag vervolgen, damit ich dieselben verkauffen und in andern meinen nutz wennden und keren muge. Wo mich aber Ploss spruch nit erlassen wolte, mag er die suechen, wie sich gepurdt, bin ich willig im albegen darumb antwurtten, wie recht ist. Und thue ewr ku. mt. mich, meinen hawswirt und klaine kinder mit aller undertánigkait hierynn gnedigklich zu bedennckhen bevelhen. E. ku. mt. Diemutigiste Barbara von Raffenberg, Walthesarn von Osse zu Ossen eeliche hawsfraw [Verso] Barbara, des von Osse(n) hausfraw b. E. c Regenten d zu Ynnsprugg zuzesennden und in zu bevelhen, sofern der Ploß das recht nach úbt, so sollen sy e von dem von Osse inlendig 3 burgschaft f nemen, das gut bis zu außtrag der g sachg nit zu verendern, damit der Ploß h, ob er das recht gewunne, der guter habhaft sein mócht, alsdann sollen sy im die guter entslahen 4. Wo aber der solich i burgschaft nit tun wolt, alsdan die guter in verbot j zu behalten und doch den Plossen darzu vermugen, dz er solh recht úb k und l nit hangen lasß. Wo m aber dz recht nit mer n uben wolt, die guter auch entslahen.

15. Barbara Rufelmenin Barbara Rufelmenin bittet König Maximilian I., dem Kommissar Wilhelm von Rappoltstein zu befehlen, das ihm vom Landvogt von Ensisheim, Kaspar von Mörsberg, übertragene Verfahren im Rechtsstreit zwischen der Supplikantin und Martin Gebhart mit weiteren Personen ungeachtet des zu spät erfolgten Widerrufs der Kommission durch den Landvogt durchzuführen. o. O., 1490/1496–1508 1 14 a -u- vielleicht korrigiert. b Danach regenten zu Inspr(uck) zuzesenden von anderer Hand gestrichen. c Andere Hand. d Ab hier andere Hand. e Danach de gestrichen. f Danach tun gestrichen. g–g Einfügung über der Zeile. h Danach s gestrichen. i s- korrigiert aus d-. j Über der Zeile statt gestrichenem arrest. k Danach zwei Punkte übereinander. l Danach ein langer Schaft. m Fehlstelle im Papier, wohl aber kein Textverlust. n Einfügung über der Zeile. 2 3 4

Feldthurns/Velturno, heute Südtirol, Italien. inländig: innerhalb eines Landes, vgl. DWB online. entschlagen, entheben, vgl. DRW.

15 1 Es kann sich sowohl um Wilhelm I. (1427–1507) als auch um Wilhelm II. von Rappoltstein und Hohenack (1468–1547) handeln, der Name grenzt also den Zeitraum nicht ein, vgl. S, Europäische Stammtafeln XI/82; Kaspar von Mörsberg war ab 1487/1488 Landvogt im Oberelsass und starb 1511, vgl. L, Verwaltung der Vorlande 64; S, Europäische Stammtafeln XII /105.

Nr. 14–15

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Diese Supplik ist nicht nur aufgrund ihrer Knappheit und Sachlichkeit hervorzuheben, sondern auch stilistisch auffällig. Über die Supplikantin wird in dritter Person geschrieben. Dieser Umstand ist, wie im theoretischen Teil bereits erwähnt wurde, alles andere als typisch und stellt im analysierten Sample auch einen Einzelfall dar. Über die Person der Barbara Rufelmenin berichtet die Bittschrift keine Details, nennt nur den Grund der Bitte, nämlich dass sie sich in einem Rechtsstreit mit Martin Gebhart und anderen nicht genannten Personen befindet, und die diesbezüglich aufgetretenen Schwierigkeiten im Prozess, von dessen Inhalt auch nicht weiter die Rede ist. Für die Selbstzeugnisforschung ist dieses Schreiben nur von sehr geringer Bedeutung, bietet aber sicher aufschlussreiche Informationen für die Untersuchung der Gerichtspraxis. TLA, Max. 14, Prozesse 1.7 (Papier, Einzelblatt, Querformat, Quart) Allerdurchleuchtigster, unuberwyndlichster kunig und allergnedigster herr. Der wolgebor(e)n herr her Wilhelm(m) von Rapperstein 2, fryherr etc., hat als commissary in krafft des edelnn herrn herrn Caspars von Mörsperg 3, freyen lantvogts zu Enszheim 4, commission in spennen, die sich halten zwischen Barbal(e)n Rufellmeny(n), clegerin, eins- und Martin Gebhart(e)n und andern personen mer darinn genemet a, antwurtern, andersteils nemlich rechtdag beiden parthyen fur sich als richtern angesetzt und uf des klegers erschynen und klag die antwurtend parthy umb ir abwertigkeit zum ersten ungehorsam geurteilt, daruf furer beiden parthen tag angesetzt. Und so aber der lantvogt darnäch desselben tags die commiss(ion) schrifftlich widerschriben hat, meinung villicht die sach ze richten, versagt der benant commissary furer ze procedyeren uf solh widerschryben, alles lut der briefen darumm uszgangen. Und wän nu aber des commissaryen gerichtszwang, wie vorstät, sin verfangenn gang genomen hát vor und ee des lantvogts widerschryben, empfyndt sich die klegerin irs rechten mangelnn, darumb si anrufft e. k. m. mit flyszigem ernst, dem benanten von Rapperstein, commissarien, das angefengt recht, wie im das vom lantvogt empfolhen was, und sin gerichtszwang in der sach nach sinr ordnung zu vollstrecken gebieten wöll, ungeachtet e. k. mt. lantvogts widerabschryben im zu spät geschehen, wie vorberurt, damit das recht harinn nit verhyndert werd. Barbara Rufelmeny(n) [Verso] Barbal Rufelmeny(n).

15 a Wohl Schreibfehler für genennet. 2 Wilhelm I. (1427–1507) oder Wilhelm II. von Rappoltstein und Hohenack (1468–1547), vgl. S, Europäische Stammtafeln XI/82. 3 Freiherr Kaspar von Mörsberg (ca. 1461–1511), von 1487/1488 bis 1502 Landvogt im Oberelsass und oberster Hauptmann, zuvor schon Rat Erzherzog Sigmunds, ab 1502 Herr zu Belfort, vgl. L, Verwaltung der Vorlande 63f.; M, Der Stände oberster Herr 330–332; S, Europäische Stammtafeln XII/105. 4 Ensisheim, Département Haut-Rhin, Frankreich, war Verwaltungszentrum der Vorlande mit eigenem Hofgericht ab 1455 und Regiment ab 1506, vgl. H, Innsbruck als Residenzstadt 82; L, Verwaltung der Vorlande 68; S, Gesetz und Herrschaft 64.

92

8.3 Edition

16. Barbara Schultheiss Barbara, geborene von Blumeneck und Ehefrau des Herrn Hans Schultheiss [von Hüfingen], bittet König Maximilian I., ihrem Ehemann zu befehlen, dass er sie in ihren Gütern, wie es für ihre Trennung in zwei Verträgen festgelegt wurde, belasse, auf deren Einhaltung die Städte Freiburg und Breisach achten sollen. o. O., 1490/1496–1508 Von Barbara von Blumeneck liest man, dass sie mit dem Ritter Hans Schultheiss verheiratet ist, aber getrennt von ihm lebt, also handelt es sich wohl um eine gescheiterte Ehe. Dieser Umstand führt die Supplikantin in die besondere Situation, in der sie sich an den König wendet, da ihr Ehemann die geschlossenen Verträge über die Gütertrennung nicht einhält. Darüber hat sie sich beschwert und ein Urteil vom geistlichen Gericht von Konstanz zu ihren Gunsten erhalten. Den Grund ihrer Trennung führt Barbara von Blumeneck zwar nicht an, doch berichtet sie von der „Dirne“ und dem „Bastard“ ihres Mannes. Aus der Eheverbindung dürften zudem keine Kinder hervorgegangen sein, die die Bittende sonst sicher zur Bekräftigung und Bestärkung ihres Bittschreibens ins Feld geführt hätte 1. TLA, Max. 14, Varia, ohne Jahr 2.29 (Papier, Einzelblatt, Hochformat – in der Länge gekürzt) – Abb. 2 Allerdurchleuchtigster a, groszmae chtigster koe nig, aller gnedigster herr. Als vergangner jaren zwuschen hern Hans Schultheissen, ritter, minem gemahel und mir zweyung entstanden, darumb zwen betrae g 2 zwuschen uns gemacht sint, deren einer besunder wyset, das er sich, als eim fromen ritter wolgebúrt, mit mir halten und des minen on mim wissen und willen nichts verkouffen, versetzen noch vertuo n solt, dem b, ouch dem andern betrag, der úber disen durch in versigelt ist, hat er nit gelept und ist die sach in geistlich gericht zuo Costantz 3 gewachsen. Daselbs bin ich im obgelegen, das er mich in miner behusung unbecostiget und ungeirrt soe lt lassen, davon er gon Mentz 4 geappelliert hat, da nochmaln die sach unussgetragen hangt. Úber das ist er mit sin selbs gewalt in min hus gesessen und verkúmbert 5 mir das min mit innemen, nutzung, verkouffen, versetzen, daruss sine basthart, so er, diezyt wir in ee byeinander gewesen sint, gemacht hat, sampt siner dirnen zuo neren und mich zuo armuo t ze richten. Desshalb ist an e. k. mt. min demue tig bitt und anruo ffen, mich in e. k. mt. schútz und schirm gnediclich ze nemen, von stund mit im zuo verschaffen, das er mich in dem minen ungeirrt lass, den glopten betrae gen leb 16 a Korrektur bei drittem -l-.

b

Angefangener Schrägschaft. Kein Trennungszeichen.

16 1 Auch der hier genannte Ehemann Hans Schultheiss von Hüfingen, Ritter und Vogt von Bräunlingen, suppliziert an König Maximilian I. und bittet, ihn und seine Frau Barbara von Blumeneck (Barbell von Blumneg), mit der er seit gut 24 Jahren verheiratet ist, zu verhören, da sie sich in einem Rechtsstreit befinden, sie die Scheidung sucht, nachdem ein uneheliches Kind aufgetaucht ist und sie ihren Mann vor die Tür gesetzt hat, vgl. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.85. 2 Vertrag, Vertragsurkunde, vgl. DRW. 3 Geistliches Gericht zu Konstanz, das über die Trennung von Tisch und Bett entschieden haben dürfte. 4 Geistliches Gericht zu Mainz. 5 In anderen Besitz bringen, versperren, vgl. DWB online, aber auch im Sinn von vergeuden denkbar.

Nr. 16–17

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und mir daruff die von Friburg 6 und die von Brisach 7 zuo schirmer ze geben, inen gnediclich mit ernst zuo bevelhen, mich in hangendem rechten des minen nit also entsetzen ze lassen. Das beger ich umb uwer k. mt., den ich mich hiemit underthenig bevilh, durch min frúntschafft allzit verdient ze werden. E. k. mt. Demue tige Barbara, geborn von Bluo mnegk, her Hans Schultheissen ritters eelich gemahel [Verso] Fiat c. E. d

17. Barbara Talmair Barbara, die Witwe des Erzkastners aus Schwaz Hans Talmair, bittet Kaiser Maximilian I., ihr die Geldsumme von sieben rheinischen Gulden, drei Pfund Berner und sechs Kreuzer zurückgeben zu lassen, die der Hüttenschreiber [Georg Haunersdorfer] ihrem Mann für den Bezug von Holz vom Lidlohn abgezogen hat, obwohl sie auf den noch ausstehenden Lohn des Ehepaars für den Aufkauf von für das Hüttenwerk nötiger Sechtelasche angerechnet werden sollte. [Schwaz,] bis 16. Jänner 1512 1 Über die Bittende selbst erfahren wir durch die Supplik kaum etwas, dafür gibt sie Einblicke in ihr alltägliches Leben. Barbara konzentriert sich auf die Schilderung ihrer Notlage und wie es dazu gekommen ist. Aber erst ihr Witwenstand veranlasste sie, sich an den Kaiser zu wenden, damit ihr ihre auch körperliche Arbeit vergolten werde. Sie schreibt, ihrem verstorbenen Mann Hans Talmair, Erzkastner im Schwazer Bergwerk, stets bei der Arbeit zur Hand gegangen zu sein. Mehr, als dass sie sich als armes weib bezeichnet, lässt sich zu ihrer Person und Identität nicht sagen. TLA, Max. 12.40, fol. 33/34 (Papier, Folio, Hochformat) Allerdurchleuchtigister, grosméchtigister kayser, allergenedigister herr etc. Nachdem unnd mein hauswirt Hanns Talmair seliger ewer kayserlichen mayestat lannge zeit artztkhastner 2 bis in sein todt gewest ist, auch ich im mit hértter arbait trewlich darzu geholffen han und noch zu gevallen e. k. mt., meinem allergenedigisten herren, so ist in mitler zeit mir und meinem hauswirt seligen durch e. k. mt. diener Leonhart(e)n

c

Andere Hand. 6 7

17

1 2

d

Andere Hand.

Stadt Freiburg im Breisgau, Freie und Reichsstadt, Baden-Württemberg. Stadt Breisach am Rhein, Teil der Vorlande, heute Baden-Württemberg. Vermerk auf Rückseite der Supplik. Erzkastner: Amt zur Verwaltung der Kastengüter, vgl. DRW.

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8.3 Edition

Penninger 3 seligen in seinem leben als ertztkauffer bevolhen worden, allen sechtáschn 4 aufzukauffen, sovil man des inn e. k. mt. hutwerch bedarf. Auch so haben wir seider des bemellten Leonhart Penningers tod solhen bevelh von Górgn Weinnechter 5 unntzther auch gehabt unnd alzo getrewen vleis mit vil mue unnd arbait, als mit messen, auf- unnd nidertragen, in die vas zu slagen, an die schef 6 zu legen, in die hutten zu anntwurtten, des ich mich an den gemellten ertzkauffer zeuch, darumb meinem hauswirt seligen noch mir untzt auf hewtigen tag von niemanndt dhain belonung beschehen ist, wiewol man unns albeg zugesagt hat, wir sollen nur vleis ankern 7, man wéll unns darumb gar erberlich benuegig machenn a. In mitler zeit hat mein hauswirt b seliger auf gut rechnung von e. k. mt. hutschreiber zu Rattemberg 8 daran emphanngen funf claffter holtz unnd ain claffter schinndlholtz 9 unnd vermaint, dasselb holtz doran abzuraitten. So aber mein hauswirt seliger mit todt verganngen ist c, hat der genannt hutschreiber fur dasselb holtz aufgehebt, hat von dem Jori Weinechter an unnser(e)m erardnten 10 lidlon 11, so wir ausserhalb des angezaigten áschen verdient haben, siben guldin reinisch, trew phunnd perner und sechs krewtzer, des mich armes weib nit ain klain beswért, das unnser hértte arbait bey dem hutschreiber oder anndern an den ortten e. k. mt. dienern oder ambtlewten nit stat haben sol, die doch das alles guet wissen tragen. Hierauf so ist an ewer kayserlich mayestat mein ganntz diemuettig bit und begern [fol. 33v] durch Gottes willen, e. k. mt. wellen mir armen weib so genedig sein unnd ein ernnstlich geschéfft an den benannten hutschreiber oder an den ertzkauffer Geórgn Weinéchter ausgeen lazzen, damit mir armen wittib das aufgehóbt gelt wider zugestelt werd unnd das benennt holtz an dem diennst des áschen abgezogen werd, welhe belonunng ich bey der billigkhait beleiben lazzen wil. Das will ich gegen Got mit meinem embzigen gebeth umb e. k. mt. geluckselig lanngk leben bittennd verdienenn d. Bevilhe mich hier inn aller diemuettigkhait e. k. mt. genedig zu bedenngkhen unnd wart hierauf genediger abverttigung. E. kn. mt. Diemuetige Barbara, eingelassne wittib Hanns(e)n Talmairs seligen zu Swatz 12 17 a Zeichen über -n als Nasalstrich aufgelöst, aber auch Lesung als Interpunktionszeichen denkbar. b Korrektur bei -a-. c Korrektur bei -s-. d Zeichen über -n als Nasalstrich aufgelöst, aber auch zeilenfüllendes Interpunktionszeichen denkbar. 3 Leonhard Penninger war ab dem 26. Jänner 1500 Erzkäufer für das Schwazer Bergwerk und starb am 14. Februar 1505, vgl. T, Strukturen 138f. 4 Sechtelasche: „ausgelaugte asche, die beim seifensieden nach abgegossener lauge übrig bleibt, seifensiederasche“, DWB online. 5 Georg Weinachter folgte 1505 Leonhard Penninger als Erzkäufer nach und starb 1517, vgl. T, Strukturen 139. 6 Hiermit ist wohl ein Schaff, also ein hölzernes Gefäß oder ein Hohlmaß, gemeint, vgl. DRW. 7 ankehren: sich an jemanden wenden, jemanden bitten, ersuchen, anrufen, vgl. DRW. 8 Zum Hüttenschreiber von Rattenberg wird 1506 Georg Haunersdorfer bestellt, vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Bekennen 6 (1506), fol. 8r; TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 11 (1507), fol. 15r; TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 16 (1512), fol. 19r. 9 Schindelholz: Holz, das zur Herstellung von Schindeln verwendet werden kann, vgl. DWB online. 10 Möglicherweise verbale Form von Ernte/Arnde, hier im Sinne von erarbeiten. 11 Lidlohn: Form der Bezahlung auch im Bergwerkswesen, vgl. DRW; vgl. H, Arbeitsrechtliche Bestimmungen 119. 12 Schwaz, Tirol.

Nr. 17–18

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[fol. 34r] G(nediger) e herr 13. Uns ist gut wissent, daz Hanns Talmai(er)r saliger sambt seiner hausfrawen jarlich ain antzall sechtaschn ungeverlich bis in drey- oder vierhundert ster erckauft und mit inen abgerait ye i ster per 4 kr., aber untzher kain belonung beschechen umb solh sein mue. Ist unser gutbedunckhn, der verwitibtn frawe aus gnaden und zu gut ain belonung und ergetzligkait zu thun, welhes wir in erkenttnuss e. g. bevelhen thun. E. g. Undtertanigiste f Jorg Hawnerstorffer, huttschreiber, und Jorg Weinachter, artzkauffer [fol. 34v] 1512 g Taylmayrin. Artzkauffer und hutschreiber geben underrichtung mits(am)t irem gutbed(unken). 16. Januari. Barbara h Talmairinn zu Swatz hanndlung.

18. Beatrix von Reußeck Beatrix von Reußeck, geborene Weineck und nun Witwe, bittet König Maximilian I., den Grafen Rudolf von Sulz, Hofrichter von Rottweil, anzuweisen, dass er in der Sache gegen Ulrich von Lindau prozediert und die Acht gegen ihn ausspricht, bis er seine Schulden bezahlt hat. [Ensisheim,] ca. 1493 1 Diese Supplik ist ohne Umschweife verfasst und verringert durch die zielführenden Formulierungen die Möglichkeiten einer autobiografischen Auswertung. Der verstorbene Ehemann der Beatrix von Reußeck hat ein Urteil gegen einen gewissen Ulrich von Lindau erwirkt, aber dieser hat seine Schulden dennoch nicht bezahlt. Kinder scheint Beatrix keine gehabt zu haben. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.147 (Papier, Einzelblatt, Hochformat) Allerdurchlewchtigister, großmachtigister chuo nig, allergenadigister furst und herr etc. Es hat mein hawszwurdt saliger ein schuld Vlrichen von Lyndaw vor dem lanndtvogt 2 und rátten zw Ensshaim mit recht anbehaltten nach inhalt desselben urttailprieffs darumb verhannden. Nuo n hab ich etwe dickh an in lassen erfordernn unnd durch solhs mein erfordrung nit hab muo egen betzalt werdenn. Darnach hab ich mein procurator

e

Ab hier andere Hand.

f

Korrektur bei erstem -i-.

g

Ab hier andere Hand.

h

Ab Barbara Handwechsel.

13 Damit ist aufgrund der Anrede sicher nicht Kaiser Maximilian I. als Adressat dieses Berichtes gemeint, sondern wahrscheinlich jemand vom Innsbrucker Regiment.

18 1 Rudolf von Sulz, Landgraf im Klettgau, war von 1493–1535 Hofrichter, vgl. S, Europäische Stammtafeln XII/99; Kaiser Friedrich III. starb im August 1493. 2 Freiherr Kaspar von Mörsberg (ca. 1461–1511), von 1487/1488 bis 1502 Landvogt im Oberelsass und oberster Hauptmann, s. Nr. 15 Anm. 3.

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8.3 Edition

mit namen den vesten Erhardtn freyen vonn Barckhawßen bevolhen, in gen Rottweil 3 fuo rtzunemen, das er dan auf solh mein bevelh gethon hat unnd also vor dem hofgericht auch anpehaltten nach inhalt desselben urttailbriefs darumb verhannden. Allergenadigister kue nig, nuo n hat der benannt Vlrich vonn Lindaw von derselben urttail geappelliertt fuo r die kaysßerlich mt. loblicher gedachtnuß 4 unnd doch derselben appellacion nit nachkomen und nach demselben mich geladen fur das cammergericht 5. Hab ich abermals daselbs hin mein genanntten procurator geschieckt, mich zu verannttwurtten. Ist im nach innhalt deßselben cammerrecht drewmal geruefft worden, aber weder er noch nyemant von seinetwegen da geweßen, damit er mich noch also bishere umbgetriebenn hat, mich also zu grossem, mergklichen costung unnd schaden bringt. Allergenadigister kuo nig, nuo n hiet die urttail datzwmal geben, dem hofrichter geen Rotweil 6 zw schreiben, das er fuo r unnd fuo r procedieret hiet. Hat die kayßerlich mt. loblicher gedachtnus solh brief nit wellen lassen außgeen vor den sechß wochen, die nuo n lanngst verschiennen sind, ob er oder yemant von seinetwegen erscheinen wuo rd, das noch a bishere nit beschehen. Inn der tzeit hat Got der allmachttig uo ber sein kayßerlich gnad gebotten. Darumb, allergenadigister kuo nig, furst unnd herr, bitt ich e. ko. mt. inn aller diemuttigkayt, das e. ko. mt. wol graff Ruo edolffen von Suo ltz, dem hofrichterr und urttailsprecher zw Rotweyl, schreiben, damit zu dem genannten Vlrichen von Lindaw gericht werd mit ae cht und anlaittung nach lawdt meiner erlangten urttail, damit ich meiner schuld von im betzalt werd, wann mir mercklicherr grosser costung und schaden darauf ganngen ist und noch geet. Bitt e. ko. mt., mich arme [Verso] verlasßne wittib hyerinn gnadigklichenn zw bedencken unnd pevolhen tzw haben. Das will ich mit meinem gebet gegen Got dem allmachttigen umb e. ko. mt. diemuttigklichenn verdienn. Ewer kuo nigklich majestat Diemuttige Beatrix vonn Rewsseckh, freyinn, gebornn vonn Weineckh, verlaßne wittib

19. Elisabeth von Hohengeroldseck Elisabeth von Hohengeroldseck bittet König Maximilian I., sie wieder in ihr väterliches Erbe der Rodenmach’schen Herrschaft einzusetzen und dem Markgrafen [Christoph von Baden] aufzutragen, ihr zu den 60.000 Gulden, die ihr Schwiegervater Vinzenz von Mörs ihr und ihren Kindern vorenthält, zu verhelfen. o. O., 4. August 1492 18 a Korrektur bei -o-. 3 Bezug auf das Hofgericht in Rottweil, das von Luxemburgern wie Habsburgern vielfach zu Kommissionszwecken genutzt wurde. Das Amt des Erbhofrichters war ein kaiserliches Lehen, vgl. L, Reichsstadt Rottweil. 4 Kaiser Friedrich III. (1440–1493) starb am 19. August, vgl. H, Kaiser Friedrich III. 2 844. 5 Damit ist wohl das kaiserliche Kammergericht vor der Wormser Ordnung 1495 gemeint, vgl. W, Maximilian I. 2 236–243; M, Gerichts- und Schlichtungskommissionen. 6 Rudolf von Sulz († 1535) war ab 1493, wie einige seiner Vorfahren, bis zu seinem Tod Hofrichter in Rottweil, zudem zeitweise auch Vogt von Friesen/St. Gerold, Statthalter von Württemberg und der vorderösterreichischen Länder, vgl. S, Europäische Stammtafeln XII /99.

Nr. 18–19

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Die Bitte der Elisabeth von Hohengeroldseck 1 ist sehr ausführlich gehalten, doch wiederholt sie sich stark, sodass die autobiografischen Informationen, die das Stück enthält, nicht im Verhältnis zu der Länge stehen. Sie ist die älteste Tochter des Gerhard von Rodemacher 2, aber ihr Schwiegervater Vincenz von Mörs 3, Vater ihres ersten verstorbenen Gatten Friedrich von Mörs 4, verhindert, dass sie das ihr zustehende Erbe ihrer Familie bekommt. In ihren Erzählungen nennt sie eine Schwester 5, die bereits ihr Erbe in Höhe von 14.000 Gulden erhalten haben soll. Die Supplikantin lässt kaum eine Gelegenheit aus, sich selbst in einem bemitleidenswerten Licht darzustellen, weswegen sie an den König supplizieren muss. Nicht nur ihre Situation, sondern auch sich selbst beschreibt sie mit zahlreichen Adjektiven. Auch bittet sie nicht nur für sich selbst, sondern bringt zur Verstärkung der Bitte ihre Kinder, von denen es anscheinend mindestens zwei aus ihrer zweiten Ehe gibt, mit ins Spiel. Ganz jung dürften die Supplikantin und damit auch ihre Kinder jedoch nicht gewesen sein, da sie bereits seit mindestens 20 Jahren mit Diebold II. von Geroldseck 6 verheiratet ist. Ohne die Ausbezahlung ihres Erbes fürchtet die Supplikantin, ihre Schulden, die sie hat, nicht bezahlen zu können, und sie beschwört in ihrem Schreiben Armut, Elend und Betteln herauf 7. TLA, Max. 14.1492.21 (Papier, Folio, Hochformat) Allerdurchluchtigster, grosmechtigester, allergnedigester herr, der romisch(e) kung. V. k. mt. sy von mir in vermogen zuvor in aller oitmutigkeit myn ynnigs gebete, und zwiffel nicht, v. k. mt. habe nach in gnediger gedechtnis, wie dicke und manigmalle v. k. mt. ich montlich und schrifftlich kleglich geclagt, angeroffen, geboten und offenden laissen als eim oberesten houpt der krystenheit von Got almechtig usserwelt, sy umb das gotlich recht anezuruffen und das zu handthaben schuldig, wie mich der von Morss myn swigerher 8 wider Got und wider a recht so unerlich und verretterlich und anders, dan sich 19 a Korrektur bei -d-. 19 1 Elisabeth von Hohengeroldseck († nach 1503) war die Tochter von Gerhard von Rodemacher (s. Anm. 2) und war in erster Ehe mit Friedrich von Mörs (s. Anm. 4) und in zweiter mit Diepold II. von Hohengeroldseck (s. Anm. 6) verheiratet, vgl. W-K, Rodemacher 1197; S, Europäische Stammtafeln VII /48. 2 Gerhard Rodemacher († 1489) kämpfte auf Seiten des französischen Königs Ludwig XI., und als Luxemburg unter die Herrschaft der Habsburger fiel, gehörte Gerhard zu den letzten Rebellen, weswegen König Maximilian I. die Güter der Rodemacher wegen Felonie einzog, vgl. S, Europäische Stammtafeln VII/48; W-K, Rodemacher 1197. 3 Vinzenz von Mörs († 1499) war der Vater Friedrichs von Mörs (s. Anm. 4). Im geldrischen Erbfolgestreit stellte er sich gegen Burgund und beteiligte sich zuletzt 1492 am Krieg in Geldern. Dabei zog er die Ungunst Maximilians auf sich, indem er Karl von Egmond aus der französischen Gefangenschaft auslöste, obwohl sich der König bis zu diesem Zeitpunkt geweigert hatte, da Karl Ansprüche auf die Herrschaft Geldern erhob, vgl. K-K, Moers 996f.; W, Moers im Mittelalter 95 f. 4 Friedrich von Mörs († 1472) war der erste Ehemann der Supplikantin, die er 1462 heiratete, starb jedoch 27 Jahre vor seinem Vater Vinzenz, vgl. S, Europäische Stammtafeln VII /48. 5 Margaretha von Sayn-Wittgenstein war die jüngste Schwester Elisabeths, die mit Graf Eberhard I. von Sayn-Wittgenstein verheiratet war, S, Europäische Stammtafeln VII /48. 6 Diepold II. von Hohengeroldseck († 1499) war der zweite Ehemann der Supplikantin, vgl. S, Europäische Stammtafeln VII/48. 7 Der Streit um die Herrschaft der Rodemacher zog sich unter Federführung der Nachkommen Elisabeths über mehrere Instanzen bis zum Reichskammergericht, bis 1542 der Familie die Güter endgültig abgesprochen wurden, vgl. W-K, Rodemacher 1197. 8 Vinzenz von Mörs, s. Anm. 3.

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8.3 Edition

eim fromen gebure, usser Bolchen, der herschaff 9, die mir myn lieb juncher und vader selliger gedechtniss 10 zu eyner estur 11 und erbe eigen gegeben habe on mengclichs intrack gerolich 12 zu gebruchen, ussgestossen 13, darzu brieff, sigel und ander hoche und gluptlich zusagungne er v. k. mt. als eim romschen kunge zugesagt, ouch sust das mynst myt dem meisten nit gehalden, dardorch wol zu mercken und verstane ich von einem nach dem andern nust 14 mere hab, schlechts mit eine in den bettel gesetzt, ouch wie er mich zu ziten zu Kollen 15 mit sym unwairhafftigen betrougen furgeben gegen v. k. mt. an dem Rodenmachschen herschafften und gutern als den rechten erben gehindert und sich selbz mit gantzem unrechten darin gevlochten 16 und durch mercklich ursach zu mercken sy, das er mich an sollichen herschafften unbillich verungelympfs und gehindert als den neisten erben, elstee dechter in der welt von Rodenmachern 17, der sollich vurß 18 gutter und herschafften mit eine eins sonß stat nach lantz gewanheit, da anders nit sone sint, zuvor us verschriben ist worden, und ander myn swestern wol macht mit barem gelt abzuguten. Hat er myner swester von Witkensteyn 19 sider derselben verhindernisse moissen geben fur ir erbteil fiertzehen dusent gulden, als ob ich sollich erbschafften lut der verschribungen in handts gehapt het, ich gethon solt hane etc. Nu ist nit mynder, v. k. mt. hot uff sollich myn kleglich anruffen, als forgemelt, dick und vil gnedicklich und genogsame bevelch von myn wegen usgeben und hart bevolchen, mir zu fruden zu helffen, und das mir auch nach unsher in sollichem nit geholffen, kone ich v. k. mt. die schult nit zumessen, und besunder der bevelch v. k. mt. an myn gnedigen hern marggaven 20 mynthalb bevolchen und thon uss den sin gnaden und in den schrifften in dovon ich v. k. mt. angeroffen, so vil bscheidz und gewalts wol fonden, mich hette mogen mit guten fugen in myn vetterlich erbe setzen, sine versessen scholdt myns widoms oder sust in erbzwisse unss zu wytter erschuchungen myner gerechtickeiten usswisung myns herbitenß, darumb dan v. k. mt. die solben schrifften myns herbitenß mit v. k. mt. bevelchen syn gnaden in gnediger, gutter meynungen auch zugeschickt. Daruss zu erlernen, mir myn zumlichen maglich begeren nach nach billichkeit und gestalten sachen wieste und kunde glimpflich gehelffen und demnach hollfen solte, wiewol solliches in unbetrachtlicheit myner groissen gebrech von syn furstlichen gnaden nachbliben, das mir zu groissem jamer kom(en) 9 Die Herrschaft Bolchen (Boulay) fiel Anfang des 15. Jahrhunderts an die Familie der Rodemacher, während Graf Friedrich von Mörs sie sich um 1462 aneignete; König Maximilian I. zog jedoch alle Güter der Rodemacher ein (s. oben Anm. 2) und übergab sie Markgraf Christoph von Baden, vgl. K, Historisches Lexikon 78; N, Biographie Luxembourgeoise 88; W, Moers im Mittelalter 96. 10 Gerhard Rodemacher, s. Anm. 2. 11 Ehesteuer: Mitgift, Aussteuer vgl. DRW. 12 geruhlich. 13 ausstoßen wohl im Sinn von verdrängen, hinausstoßen. 14 „nust“ möglicherweise für nichts. 15 Köln, Freie und Reichsstadt, Aufenthaltsort des Vinzenz von Mörs, heute Nordrhein-Westfalen, vgl. K-K, Moers 996f. 16 flechten zu verstehen als in etwas eindringen, sich festsetzen, vgl. DWB online. 17 Elisabeth hatte drei Schwestern: Irmgard, Nonne im Kloster St. Agnes in Trier, Anna von der Marck († 1533) und Margaretha von Sayn-Wittgenstein (s. Anm. 5), vgl. S, Europäische Stammtafeln VII/48. 18 Vorgenannte, von vorgeschriebene. 19 Margaretha von Sayn-Wittgenstein, s. Anm. 5. 20 Markgraf Christoph von Baden (1475–1515), konnte in seiner Amtszeit sein Herrschaftsgebiet territorial stark erweitern, u. a. mit der Herrschaft Rodemacher, vgl. W, Christoph I.

Nr. 19

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und betruck raicht ane bruche myner lipsnarung on ander verterblich gebruche, die nit all also zu schriben und so gar grose sint, das sollichs Got almechtig durch syn gotliche gerechtvertickeit vertrissen macht, wurdt von dengenen, die schuldig synt, wytwan und wiessen zu beschurmen, und mich arme noturfftige frowen also vil als ein unerstorbende wittwe mit dem unrechten so unwerdiglich von dem ir verjagen, vertriben und verterben laut an liebe und an gut. Got gebe, das [Folienwechsel] ich durch sollich grose betribnusse, widerwortikeiten und betruck an der selle nit auch swert werde mit denselben, die wol eugen zu beschulden, die mir noch v. k. mt. bevelch nit geholffen und wol macht und fug hetten gehait zu helffen, in ewige betribnuß und liden mochten fallen, ich nit mit in falle und sollich unrecht, so durch ein onmechtigen graven von Morss an mir gehandelt wurdt, undern juden, heyden noch Trucken 21 einem man zu wilfar, da keysserlich noch kungclich gebot nit werent, solange nit zugelaissen, als im zu wilfarung bescheen, und was schadens v. k. mt. und eim Romischen Rich jetzt anzugt daruss zu erwassen 22, das er zu syner zyt nit gestrofft und so vil nachgelassen ist worden, verstet v. k. mt. bass dan ich etc. Nu gipt mir m(y)n gnediger her marggrave zu erkennen, wie syn gnaden von v. k. mt. ander bevelche zukomen, sollich herschafften und gutter von v. k. mt. wegen anzunemen und auch genomen hab und an v. k. mt. forttern bevelche wytter nit geburen wel, darin zu handeln uff einich anruffung. Allergnedigster her, so dan sollich myn erbe, herschafften und gutter jetzontzt zu v. k. mt. handen genomen und stant, das mir nit leidt ist, den genogesamen befelchen nach v. k. mt. fur mich an diegene schriben und thon, die mich mit solichen herschafften und guttern, wie furberoirt, wol moichten zufruden gestalt und geholffen have, obe v. kn. mt. die zun handen genomen het, als das dieselben k. mt. bevelche mit anregung myner klageschrifften kleirlich uswissen, v. k. mt. uss kungcklichen wurden der gerechtikeit zu furderung langest gern gehapt, das mir geholffen were worden, und den selben kungklichen wurden und gnaden nach, die sich zuvorenss in dem gegen mir erzugt, eb sollich herschafften van myn gnedigen hern marggraffen van v. k. mt. wegen angenomen, hoffe ich duwil, die nu in v. k. mt. handen synt und gentzlich zu v. k. mt. stet, mir zu helffen und versechen, myn grose elendt sol baldt zu guten endt langen. Und demnach v. k. mt. ich abermallen otmutigclich und vlolich biten und anruffen, diesem und ander allem myn forigen manigvaltigen kloglich schriben, klagen, anruffen und offennunge der gewaltsamen handel, die der von Morss mer dan in einicherleige myns vetterlichen erbz und herschafften halb so lange zyt an mir gehandelt, darzu myn libtzucht brieff, sigel, glauben noch gluptlich zusagen in keiner wyss ouch nit holt, und mich arme, verjagte, notturfftige frowen noch billichkeit uss kungklichen wurd und gnaden gnediglichen annemen und zu bedencken, wess v. k. mt. von kungklicher macht und oberkeit wegen umb Got und des gotlichen rechten willen mir harine hilfflich sye zu bewissen und mit solicher vurß 23 erb und herschafften zu besorgen helffen und inkomen laissen, ess sy in erbzwise oder sust in lechenswyss, altzyt zu v. k. mt. behub die kur zu v. k. mt. stet, damit das groiss unrecht, so an mir begangen wurdt, eyns teils gemyndern, myn arme kinder von Geroltzegk irer gerechtickeit, so sy billich nach mym abgange handt, und hilfft, so in auch not ist, by mym leben also gantz nicht beropt blyben, dan der dickgemelt(e) von Morss mich mit sesstzich dusent gulden, so er mir an bereitten gelt on lantschafften schuldich 21 22 23

Damit sind wohl Türken gemeint. Vermutlich erwachsen. „vurß“, s. Anm. 18.

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8.3 Edition

ist, nit betzalen mochte, als ich v. k. mt. vor mer hab geben zu erkenen. Doster furderlich wil Got der herr v. k. mt. auch behilfflich syn usser dem unrechten, so an v. k. mt., als ich hor, wider kristen glauben gehandelt, ob er aber noch zur zyt v. k. mt. menung je nit wolt sine, mir by sollich erbschafften zu helffen und inkomen lan. So bith ich v. k. mt. umb der allergrosstesten und hochsten otmutigkeit und erbermden willen, die Got almechtig durch syn menschwerdung [Folienwechsel] unss armen sundern bewissen, mit mym gnedigen her(e)n marggraffen zu verschaffen, mir doch jairs unss zu wytter ersuchung und werbung myner gerechtikeiten uss sollich forbemelten herschafften ein sam geltz zu stellen und volgen laissen. Ich habe myn schulden zu betzallen, auch der grossen armoit und gebrechen, da ich so mange wil ingesteckt, erlediget werdt, als das v. k. mt. bevelche klerlich antzugen, langest erledigt syn solte, damit ich so jemerlich wider Got und wider recht in armoit nit verterbe des betels zu leben, dann solte mir das myn vor allen teill unverschulter ursachen genomen und forbehalten blyben und in kuncher wyss myn langen anruffen und schrien noch nust 24 geholffen werden, des ich mich in rechter warheit zu v. k. mt. gantz nit versich, wurd ungetzwiffelt Got almechtich, der unsser aller herr ist, dorch syne gotliche gerechtickeit vertrislich zu lyden, und in wellechermase zu v. k. mt. ich mich hilffe und trost unverzogenlich harme versehen und getrosten sol, bit ich v. k. mt. gnedigen trostbarlich beschriben antwurt ach mich arme daby zu erfrowen. Datum uff Samstag nach sant Peters dach ad vincula anno etc. lxxxxiio. Elyessabet b, gebor(e)n von Rode(n)mach, frawe ze Hochen(n) Geroltszeck(in) etc. [Folienwechsel] Dem c allerdurchluchtigesten, grosmechtigesten furstenn unnd hern her(e)n Maximiliano romschen koningk, zu allen zitten merer des Hilligen Romschen Richs unnd koningk zu Hunge(r)n, hertzog zu Osterich unnd in Borgundi etc., unnserem allergnedigesten her(e)n 25.

20. Elisabeth Lauginger Elisabeth Lauginger, Ehefrau Peter Haintzels und Bürgerin von Augsburg, bittet König Maximilian I., eine von Seiten des Königs eingesetzte Kommission mit Hauptmann Herrn Georg von Freyberg an der Spitze zurückzunehmen, da der klagende Pfarrer in ihrem Gericht prozessieren könne und der Fall zum Teil auch einer geistlichen Gerichtsbarkeit unterworfen sei. [Augsburg,] vermutlich kurz vor dem 3. Juli 1498 1

b

Ab hier andere Hand. Möglicherweise eigenhändige Unterschrift.

c

Ab hier wieder die erste Hand.

24

„nust“, s. Anm. 14. Über die Supplik hinaus hat sich eine Fürbitte des Mainzer Erzbischofs Berthold von Henneberg erhalten, vgl. TLA, Max. 14.1492.21. 25

20 1 König Maximilian I. ordnet Elisabeth Lauginger am 3. Juli 1498 an, entsprechend ihrer Schilderungen dafür zu sorgen, dass ihre Untertanen Hans Schubenumb und dessen beiden Söhne Sigmund und Georg nichts außerhalb des Rechts gegen Michael Walther, Pfarrer aus Frickenhausen, unternehmen und dass sie innerhalb ihrer Gerichtsbarkeit handle; dafür werde die von ihr angeprangerte Kommission unter Georg von Freyberg eingestellt. Dementsprechend befiehlt Maximilian dem Georg von Freyberg, seine Handlungen als Kommissar in diesem Fall vorläufig einzustellen, vgl. TLA, Max. 14.1498.159.

Nr. 19–20

101

Die Supplikantin Elisabeth Lauginger ist Bürgerin der Stadt Augsburg und stammt, allein wenn man ihre Bittschrift betrachtet, aus einer sehr wohlhabenden Familie, da sie ihre Stellung und ihren Besitz durch einige Formulierungen bereits anreißt, ohne diesen in irgendeiner Weise aufzuzählen. Dazu gehört zu dieser Zeit mindestens ein ganzes Dorf samt Gerichtswesen 2. Relativ kundig gibt sie sich im Rechtswesen – sie ist ja auch Gerichtsherrin – und weist auf Gerichtszuständigkeiten und die Regelungen des Wormser Landfriedens hin. Aus ihrem privaten Leben verrät die Supplikantin nicht viel, da es auch nicht in die Angelegenheiten der Bittschrift fällt. Immerhin nennt sie ihren Ehemann, nämlich Peter Haintzel 3. Elisabeth Lauginger behauptet zumindest, etwas älter und zu gebrechlich gewesen zu sein, um beim Verhör eines königlichen Kommissars zu erscheinen. Aufgrund ihrer Stellung scheint sie es nicht für nötig befunden zu haben, ihren Sohn Leonhard zu nennen 4. Tatsächlich hat Elisabeth, Tochter des Johann Lauginger aus Augsburg, 1452 Erhard Vöhlin den Älteren geheiratet, der zu seinen Lebzeiten wohl der Reichste seiner Familie gewesen ist und bis zu seinem Tod 1484 zahlreiche Grunderwerbungen gemacht hat, darunter auch Frickenhausen 5, die seine Ehefrau geerbt hat. 1491 heiratete sie schließlich Peter Haintzel, Mitglied einer wohlhabenden Augsburger Familie. Sie starb 1509 6. TLA, Max. 14, Prozesse 1.74 (Papier, Einzelblatt, Hochformat) Allerdurleuchtigoster, großmae chtigoster kunig, allergnae digoster herr. In kurtzverschinen tagen ist mir ainer e. k. mt. brief mitt eingeschloßner supplicacion, antreffendt herr Michel a Walther, pfarrer meins dorffs Frickenhawsena, 7, uberantwurt worden, darynn auff desselben pfarrers unbillich und ungegrundt beklagung b, nemlich das mein underthan Hanns Schubenumb, Sigmund und Joe rg, sin zwen sune, auß

20

a–a Unterstreichung

mit anderer Tinte.

b

Mit selber Tinte wie oben unterstrichen.

2 Die Reichskanzlei bestätigt ihr in einem anderen Fall am 11. Juni 1496 die von ihr eingerichteten Gefängnisse in ihren Dörfern, vgl. Reg. Imp. XIV, 2 Nr. 4044, s. auch Anm. 5. 3 Peter II. Haintzel mit dem Schwert (1442–1504) stammte aus einer wohlhabenden Augsburger Familie und war in erster Ehe mit Ursula Besserer verheiratet; er nahm 1486 nach einem Totschlag an einer Pilgerfahrt des Grafen Eberhard V. von Württemberg ins Heilige Land teil, vgl. E, Memmingens Wirtschaft 138, 156–158, 170. 4 Leonhard Vöhlin († 1495) stammte aus der ersten Ehe der Supplikantin mit Eberhard Vöhlin dem Älteren, vgl. B, Die Vöhlin 266; E, Memmingens Wirtschaft 126; K, Die Stadt und ihr Land 388f. 5 Erhard Vöhlin der Ältere, der erste Ehemann von Elisabeth Lauginger, erwarb 1460 Fricken- und Betzenhausen von Hans Diether und Ursula Rudolf aus Kempten und konnte in der Folge den Besitz noch erweitern. Aber bereits 1484 musste Elisabeth Lauginger zusammen mit ihrem Sohn Leonhard Teile dieses Besitzes an die Grafen von Kirchberg verkaufen, an anderen Stellen gelang ihr aber auch eine Herrschaftsverdichtung in diesem Raum. Frickenhausen blieb bis zu seinem Verkauf 1520 Kernbesitz der Familie Vöhlin, vgl. B, Die Vöhlin 264–266; E, Memmingens Wirtschaft 126 f.; K, Die Stadt und ihr Land 388f. 6 Vgl. E, Memmingens Wirtschaft 125f., 157 f., 159 f., 170. In der Literatur findet man immer wieder den Hinweis, der hier aber nicht verifiziert werden kann, dass ein Peter Haintzel von Augsburg 1498 eine Dorothea Lauginger geheiratet haben soll, deren Schwester den Namen Elisabeth trug, vgl. R, Augsburger Eliten 225, 456; S, Geschichte 226. 7 Aufgrund der relativen Nähe zu Augsburg ist mit Frickenhausen möglicherweise der heutige Ortsteil von Lauben im Unterallgäu (Bayern) gemeint, s. auch Anm. 5.

102

8.3 Edition

hochmuo t und drutzlichen 8 worten trewlich 9 an seinen wirden verletzt und uber sein anrue ffen und ersuo chen des rechten von mir weder frid noch sicherhait gedeyhen haben, deshalb leibs und guo tz nit sicher syn soe lle, e. k. g. mir ernstlich empfolhen und will, bey den genanten mein underthan darob ze sein und darzuo halte, damit sy gegen dem gemelten pfarrer mit gewaltiger thatt nichs furnae men noch handlen, noch niemand das gestatten und die sach vor herrn Joe rgen von Freyberg 10, hauptman etc., als e. k. g. commissarien c in verhoe r und außtrag komen lassen soe ll, wie dann solchs alles der obgemelt e. k. g. brieff und eingeschloßen supplicacion inhaltet. Allergnae digoster kunig und herre, wa obgemelter Walther e. k. g. die warheit und herkomen diß handels furtragen, bin on zweivel, e. k. mt. brieff an mich nit ausgan lassen hett, dann es ist offennbar und beweislich, das mein amptleut und zuo gewant auff des gemelten pfarrers beger den obgenanten Hansen Schubenumb, und wen er in seinem brot hat, frid gebotten, den er auch also fur sich, die sein und was er mae chtig ist, zuo gesagt und angenomen hat, mein amptleut und gewanten 11 sich daneben gegen dem pfarrer, ob des nit gnuo g sein solt, auff mein gnae digen herrn von Augspurg 12, sin ordenlich oberkeit, oder auff mich als die gerichtzfraw der sachen halb entschaid ze entpfahen ferrer erbotten. Uber das alles der offtgemelt pfarrer herrn Bern(hart) von Rechpergs amptleut mein obgemelten underthan und hindersae ssen unbewart auff den meinen hat fahen und gen Babenhusen 13 fue ren und zuo ainem andern frid tringen lassen wider recht, den landtfrid und alle billicheit. Dweil ich dann billichs austraglichs rechten, wie recht ist, von mein selbs und meiner underthan wegen nie gespert, besonder das dem genanten herrn Michell gegen meinen underthan in meinem gericht, soverr er das begerte, geren ergen lassen, unnd ich im selbs, wa er mich des nit vertragen, vor meiner ordenlichen gerichtzoberkait rechtz sein will, so dann die Wormesch ordnung 14 und gemeins rechte vermag, das ain yeder in erster instantz in den gerichten, daryn er gesessen, furgenomen werden soll, ouch der handel zuo m teyl geistlicher gerichtzoberkait underworffen ist, wais ich meins tails, besunder meins alters und unvermoe gens halb unnd in crafft der statt Augspurg freyheit, vor genanten herrn d Joe rgen von Freiberg hauptman der sachen halb zuo verhoe r und zuo austrag [Verso] nit zu erscheinen. E. k. mt. in aller undertae nigkait anrue ff unnd demietigklich bitte, mich solcher comission, verhoe r und austrags, wie die in eur k. g. brieff lautent, gnae digklich ze erlassen. So bin ich für mich und mein underthan

c

Korrektur bei erstem -i-. 8

d

Korrektur bei h-.

Trotzlich als adjektivische Form von trotzig, vgl. DWB online. „trewlich“: bedrohlich. 10 Georg von Freyberg († 1505/1506) war Rat in Württemberg und Hofrichteramtspräsident, vgl. H, Freyberg 420; TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher Geschäft von Hof 10 (1505), fol. 456v–457r. 11 Gewandter: Zugewandter, vgl. DWB online. 12 Stadtrat von Augsburg. 13 Vermutlich Babenhausen im Unterallgäu. 14 § 16 der Reichskammergerichtsordnung des Wormser Reichstags von 1495 besagt, dass man zunächst das Recht bei seinem zuständigen Gerichtsherrn suchen muss, und § 29, dass diese dementsprechend Gerichtstage zu halten hätten, vgl. u. a. S, Reichskammergericht; H, Residenzen; Z, Geschichte der deutschen Reichsverfassung 287, 290. 9

Nr. 20–21

103

undertae nigklich urbittens und willig, den austrag des rechten ze geben und nemen, wie sich das, wie obstat, gepurt und recht ist. Das will ich umb e. k. mt. in aller undertae nigkeit verdienen. Ewer k. mt. Gehorsameste e underthan Elizabet Laugingerin, Peter Haintzels f eliche hausfraw, burgerin zuo Augspurg Elizabet g Laugingerin, Peter Hainczels hawsfraw, burgerin tzu Augspurg Der h frawen zu i gepotenj nochmals j zu bestellen bey den iren, damit sy ausserhalb rechtens gegen im nichts furnemen k. Scribatur l, herr J(or)g(en) stillstee m. E. n

21. Elsbeth Wintz Elsbeth, die Witwe von Erhard Wintz aus Freiburg im Breisgau, bittet König Maximilian I., ihr die ihr von Rechts wegen zustehenden Güter zurückzugeben, die ihr in einem langen Rechtsstreit mit Hans Hanser genommen wurden, und ihre Appellation anzunehmen sowie Hofkanzler Konrad Stürtzel oder Rektor und consistoriales der Universität zu Freiburg als Kommissäre einzusetzen. [Freiburg im Breisgau,] 1491/1496–1508 1 Die Bittschrift von Elsbeth Wintz eignet sich mehr für rechtsgeschichtliche Auswertungen als für biografische, dennoch werden hier kurz ihre Eckdaten zusammengefasst, die sich in der Supplik darlegen. Elsbeth Wintz stammt aus Freiburg im Breisgau, ist Witwe von Erhard Wintz, hat zumindest einen Stiefsohn von ihrem verstorbenen Mann mit dem Namen Jakob Wintz, vermutlich eine Tochter und steht seit 20 Jahren in einem Rechtsstreit mit dem Metzger Hans Hanser wegen einiger Güter. Um ein endgültiges Urteil zu erwirken, bittet sie Maximilian aufgrund finanzieller Nöte, durch die Einsetzung eines Kommissars, nämlich Konrad

e

Korrektur bei erstem -e-. f Nach H- noch ein -a- eingefügt. g Ab hier andere Hand. h Ab hier andere Hand; davor ein gestrichenes Wort, möglicherweise scribatur. i–i Einfügung über der Zeile. j Danach getilgt zu. k Danach gestrichen Wo dz nit beschehe, zwei bis drei weitere Wörter nicht mehr erkennbar. l Lesung unsicher. m Danach gestrichen bevelhs wider sy ub(er) solch ir u(nder)thon zu procedieren. n Andere Hand. 21 1 Dr. Konrad Stürtzel (1434–1509) trägt seit 1491 den Beinamen von Buchheim, vgl. M, Kanzlei Kaiser Maximilians I. 33. S. auch Anm. 2.

104

8.3 Edition

Stürtzel 2 oder den Rektor 3 und die consistoriales 4 der Freiburger Universität, zu denen sie wohl Vertrauen hat, ein solches in die Wege zu leiten. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.54 (Papier, Einzelblatt, Hochformat) Allerdurchlichtigister furst, allergroßmáchtigister kung, allergnedigister herr. Kurtzverschyner tagen hab ich uwer k. mt. in suplicacion zuo Hagnow 5 anbringen lassen, wie ich vor zwentzig jaren mit Hansen Hanser metziger alß vogtman mins stieffsuns Jacob Wintzen zuo Friburg 6 in gerichtshandlung komen von wegen eins hofs und guo ter, die nach dem landtrechten Brisgaws einner dochter verfangen syen und deren nutzung mir zuo gehóre; ich mit a urteil in b die niessung gesetz bin, Hanser entsetzte dann mich deren mit recht, demnach min stieffsun selbs uff Hansers stifften mit mir in gerichtsubung getretten, Hanser unuffgesagt 7 siner vogtye fur ein gezugen zuo gelassen, dem ein gearticulierter eid sin sag zuo erstatten declariert ist, und als ich in warnet, er mócht dieselben artickel nit alle sweren, nicht deßminder hat er selichen eid gethon und mich dardurch miner niessung entsetzt. Ich gab von im uß, er hette durch ein unwarhaften eid mich deß minen entsetzt. Solichs kam fur rát zuo Friburg in rechfertigung, daselbs er vermeint, ich sólt im wandel 8 thun nach siner eren notdurft. Ich legt und stellt schriftlich und muntlich gezugniß und handlung ins recht, so vil, daß Hansern mit urteil uffgelegt ward ein bybringen der artickel, die er vor geswort hett, und er brae chte fur oder nit, solt wytter ergon, das recht wae re. Darnach zuo andern tagen uff sin ungrundt red und min gegenred ward erkant, er c hett nit furbracht nach lut d jungster urteil, die doch min widerpart on alles appellieren wyt me dann veir jaren und zuo kreften gon hat lassen, darumb sy nyeman zuo annichilieren noch uffzeheben macht hatt, als ich glób. Daruff ich, dwil die vorig urteil wiset, er brecht fur oder nit, so solt wyter beschehen, das recht wae r, hofft und zuo recht satzt e, es soe lt wyter recht sin, das er mir widerkoe ren solt, das, so er mich mit sym unwaren eid entsetzt het, er hofft wandel siner eren etc. Ein endurteil uff minen rechtsatz

21 a Korrektur bei m-. e Einfügung über der Zeile.

b

Wort korrigiert.

c

Korrektur bei e-.

d

Möglicherweise Korrektur bei -t.

2 Konrad Stürtzel (1434–1509), Doktor des kanonischen Rechts in Freiburg, war an der dortigen Universität auch immer wieder tätig, seit 1486 bei Erzherzog Sigmund Kanzler, ab 1491 auch unter Maximilian I., 1490 Mitglied des Innsbrucker Regiments, vgl. B, Konrad Stürtzel; M, Der Stände oberster Herr 335–337; N, Räte und Herrscher 408; S, Freiburg 242. 3 Da die Position des Rektors mit jedem Semester neu besetzt wurde, kommen für diesen Zeitraum mehrere Personen in Frage, vgl. S, Verzeichnis der Rektoren. 4 Damit wird ein Rat („Consistorium“) um den Rektor bezeichnet, der in drei verschiedenen Größen existierte und zeitgenössisch bereits begrifflich mit „Senatus“ und „Regentschaft“ gleichgesetzt wurde. Als „assessores consistoriales“ (auch als „iudicarii“ oder „iusticiarii“ bezeichnet) werden jene vier Personen – einer aus jeder Fakultät –, die als Beisitzer mit dem Rektor für die Rechtsprechung des Universitätsgerichts fungierten. Schließlich gab es die „procuratores consistorii“, die kein Universitätsamt, sondern eine Mittelposition zwischen Universitätsbeamten und externen Rechtsvertretern darstellen, vgl. R, Personen- und Ämtergefüge 30, 41, 45. 5 Hagenau, Freie und Reichsstadt im Unterelsass, heute Bas-Rhin, Frankreich, vgl. S, Hagenau 1838. 6 Freiburg im Breisgau, Teil der Vorlande, heute Baden-Württemberg. 7 Aufsagen: ohne Einladung des Gerichts, vgl. DRW. 8 Buße, vgl. DWB online.

Nr. 21

105

hab ich lang zyt zuo yeden rátztagen selbs muntlich und ettwenn durch schrifft uwer k. mt. lantvogt und rát in Elsaß 9 ervordert. Darnach haben min herren etlich ursachen, under andern f, daß ich nit bevoe gtet gewesen sye, bestimpt, wiewol sy mich unbevoe gt im handel zuo verhoe ren angenomen haben, das ein urteilbrieff clarlich zoe gt, und der widerteil solichs schwygende gewilligt und sy daruder g in der sach geurteilt. Sy haben óch ein abscheid gethon also, sy hetten sich der endurteil zuo m rechten nit komenlich entschliessen mógen und darumb zuo gelassen, ob einich teil den andern ob angezoe gter schuldigung halb nit erlassen móg, in wie recht sye vor der stattgericht h ersuo chen, wie dann solichs alles ein versigelter urteilbrieff innhalt. Ich hab nit wellen verrer ins recht ston, min endurteil wae re dann vor heruß. Aber nichtdesminder hat min widerteil mich fur rát vertagen lassen und mich beclagt wie vor umb wandel nach siner eren notdurft, und als ich vorig gerichtshandlung und kuntschafften inlegt, die clag damit wie vor hofft verantwort haben, vermeint Hanser, dieselben acta wae rent annichiliert durch egemelten abscheid. Also nach vil handlung ward ze jungst erteilt uff unser beiderteil rechtsatz guo termaß wie vor geschehen, daß ich nit furbracht hett des, so ich Hansen metzger geschuldig hab, solich furbringen ze thuo n, mir nye mit urteil uffgelegt ist und soe ll hinfurter solcher und derglichen worten stillston, so denn der angevorderten nyessung deß halben hoffs zuo Betzenhusen 10 mitsampt dem verseß soe ll Hans metzger von miner ansproch ledig sin und damit uß ursachen ein rät darzuo bewegend, yeder teil sinen costen selbs tragen, davon ich geappelliert hab etc. Allergnedigister her(r), dise meynung, wie doch an etlichen orten nit als luter als yetz ursacht, daß dannzemal mine brieff miner armuo t halb nit by handen waren, haben i uwer k. gnad sampt minen anruo ffen umb ein comissarien und insatzug uff recht in suplicacio vernomen und daruff j ein k rát zuo Friburg schrifftlich bevolhen, die endurteil ze geben, daß mir armen wittwen wol gevallen hat, und bytt Got den herren, dz er uwer k. mt. des von oben herab in goe ttlichen gnaden belone. Aber so ich l dieselb uwer koe ngklich bevelh uberantwirt, haben mine herren ein rát [Verso] zuo Friburg muntlich mir geantwurt, sy haben mir ein endurteil geben, ich davon geappelliert und sy wyter darinn nit macht ze handlen, und sye uwer k. mt. die sach villicht nit m formlich und recht anbracht. Allergnae digister herr, wie uwer k. mt. vormaln und in diser gegenwurtigen n suplicans anbracht ist, dz mag ich durch unargwoe nig brieff, sigel und instrument zuo recht gnogsam o bewysen und me mins glimpfs und rechtens, dann in vorigen und disen anbringen gemelt ist, in glóbhaffter zugknis darbringen; und ob durch yemand vor uwer k. mt. min recht durch unzimliche wort, als ob ich tób wae re, wie dann mit dereglichen wort im gerichtshandel in mins widerteils red ouch under ógen geslagen ward, zuo verhindren und zuo vernichten fiergewand wurd, woe ll uwer k. mt. desselben nichts, sonnder allein ansehen den handel, wie der in glóbens krafft p und schrifft ligt, und ist an dieselbe q uwer k. mt. min demue tig bitt und flehen, dwyl min herren ir letst r vermeint urteil fur ein endurteil der vorgenden vorurteil halten wellen und ich davon geappelliert, das dann uwer k. mt.

f Korrektur bei -d-. g Vermutlich Schreibfehler für daruber. h -ge- über dem Wort eingefügt. i Korrektur bei -n. j Danach etwa zwei Buchstaben gestrichen. k Einfügung am Rand statt gestrichenem Wort. l Danach Tintenklecks. m Danach gestrichen und re. n Korrektur bei -u-. o -g- über der Zeile eingefügt. p Einfügung am linken Textrand nach Streichung vermutlich desselben Wortes. q -r am Ende des Wortes gestrichen. r -t- über der Zeile eingefügt. 9 10

Freiherr Kaspar von Mörsberg (ca. 1461–1511), s. Nr. 15 Anm. 3. Betzenhausen, heute ein Teil von Freiburg im Breisgau, Baden-Württemberg.

106

8.3 Edition

mich mit gebotsbrieffen gegen voe gten und gerichten zuo Betzenhusen und Kilchzarten s, 11 und iren obern gnediclich furdern tue uff recht, mich versessner und kunfftiger nutzung inzesetzen aller guter, darumb dann in disem handel span ist, und mir uwer k. mt. hofcantzler hern Conraten Sturtzel von Buo cheim oder rector und consistoriales der loblichen hohenschuo l zuo Friburg, sovil deren nit partiesch syen, zuo comissarien ze geben und zuo allerschnellesten zyt, so das recht erliden mag, zuo volenden t zuo bevelhen, damit die sach mit ringsten costen, mey und arbeit end nem, dann ich grosser armuo t halb verzoglichen rechten nit volgen mag. Allergnedigster herr, verlassen mich nit umb Gottes und deß rechten willen. Das beger ich gegen siner goe tlichen barmhertzikeit umb uwer k. mt. mit minem flissigen gebett allzyt underteniclich zuo verdenen. E. k. mt. Demue tige, underthenige, willig Elsbeth, Erhart Wintzen seligen wittib zuo Fribu(r)g in Brisgew

22. Emilie Eierbacher Emilie Eierbacher aus Horb, die Frau des Jörg Buheler, bittet König Maximilian I., Ludwig von Rechberg aufzutragen, ihren Ehemann aus seinem Eid zu lösen, ihm die Rückkehr zu erlauben und ihn zu begnadigen. [Horb am Neckar,] 1498–1504 1 Emilie Eierbacher gehört zu denjenigen Supplikantinnen, die nicht in erster Linie für sich selbst bitten. Der ausschlaggebende Grund für sie liegt in dem Wunsch, ihrem Ehemann zu helfen. Nichtsdestotrotz könnte sie aus ihrem Leben erzählen und aus welchen Gründen es wichtig für sie wäre, dass der König ihrem Mann helfe, doch beschränkt sie sich auf die Kernpunkte. Über Emilie Eierbacher liest man von ihrem Einsatz zur Hilfe ihres Mannes sowie ihrem Kontakt zu Ludwig von Rechberg 2. Sie stellt sich aber nicht als besonders hilfsbedürftige Ehefrau dar, deren Existenz ohne ihren Mann stark gefährdet wäre, oder erwähnt eventuelle Kinder, die unter dem Fehlen des Vaters litten. Daher fehlen zu einem großen Teil die autobiografischen Erzählungen, und das Leben der Supplikantin bleibt anhand dieser Quelle weitgehend unbekannt. TLA, Max. 14, Varia, ohne Jahr 2.32 (Papier, Einzelblatt, beinahe quadratischer Zuschnitt)

s

Korrektur bei -l-. 11

t

Danach gestrichen: Aller.

Kirchzarten, Teil der Vorlande, heute Baden-Württemberg.

22 1 Vermerk auf der Rückseite verlangt Behandlung erst in der Hofkammer, dann im Hofrat, also nicht vor 1498. 1504 bezieht sich auf das vermutliche Todesdatum Ludwig von Rechbergs. 2 Der genannte Ludwig von Rechberg erhielt am 19. Mai 1495 die Hochgerichte und Regalien der Herrschaften Falkenstein und Rambstein und starb am 31. Oktober 1504, vgl. Reg. Imp. XIV, 1 Nr. 1745; S, Europäische Stammtafeln V/99.

Nr. 21–23

107

Allerdurchluchtigster, groszmechtigster konig etc., allergnedigster herr. Es hát hievormalen e. k. mt. dem edelnn her(e)n Ludwig(e)n von Rechperg bittlich schrifften zu sennden begnadet, umb das er Jergen Buheler, den man nemmt a Styguf, widerumb begnád, den eyde abzelászen, dámit denn er gestráfft ist, uber den Lech ze schweren 3. Daruf derselb her Ludwig mir antwurt, er bekenn, das er beweglichs zorns uf verclagnisz von gemeldtem minem eeman den schwérer hab laszen straffen, denn yeczmal sins willens sie, er wölt ouch, das nit geschehen wére. Yedoch wän aber er verredt hab, denselben im erbitten ze lászen, so moe g er wol und gernn lyden, das e. k. mt. usz eigener macht dawider denselben min man begnade, fry widerzekomenn sinr wonung, so im also verbotten sie. Darumb ich mit demutigem flysz anruo f, uf sollich vorberurt mins gnedigen herrn von Rechpergs gneigten willen e. k. mt. begnaden wóll, mandat an ine uszgeen, hieruf der b meinung, das er minen eelichen huszwirdt sin gethonen eyde uflöse, dadurch er ledig und ich mit im das verbotten gwesen land gebrwchen und darinn erneren moe gen, den benanten unser(e)n gnedigen herr(e)n von Rechperg sin verredung hiewider (als ich bericht bin, sin will oder gunst ist) nit irren bedórff. Geburt minem eelichen huszwirdt und mir als erkantnisz sonder gnaden von e. k. mt. bewisen zu ewigen zyten verdienen. E. k. m(t). Demutigsteren dienerin Emily Eyerbacherin zu Horw 4 [Verso] Emily Eyerbacherin zu Horw Fiat c. In hofrat. E. d

23. Emilie Hürstl Emilie Hürstl, die Ehefrau Ludwig Wirts, bittet König Maximilian I. anzuordnen, dass der Gerichtstag aufgrund einer Appellation ihres Gegners Hans Ruf in einem Rechtsstreit in Freiburg oder höchstens eine halbe Tagesreise davon entfernt stattfinden solle, da sie schwanger sei und nicht weiter reisen könne. [Freiburg im Breisgau,] vermutlich kurz vor dem 6. Juli 1498 1 Emilie Hürstl berichtet nur von ihrer aktuellen Lage und nichts aus ihrem früheren Leben. Zur Zeit der Bitte steht eine Appellation im Streit mit dem Bürger von Freiburg Hans Ruf an. 22 a Vermutlich Schreibfehler für nennt. b Korrektur bei d-. sollen darinn hanndeln. d Vermutlich andere Hand. 3

c

Andere Hand. Danach gestrichen hofcamer

Formel für Verbannung: Er hatte bis über den Lech hinaus das Land zu verlassen, vgl. H,

Strafe 104. 4 Horb am Neckar, Teil der Herrschaft Hohenberg, heute Baden-Württemberg, vgl. K, Historisches Lexikon 261.

23 1 Am 6. Juli 1498 bestimmt König Maximilian I. Sigmund Kreuzer (s. unten Anm. 11) zum Kommissar im Appellationsverfahren von Emilie Hürstl und ihren Kindern gegen Hans Ruf. Er soll beide Parteien zu einem Tag laden und versuchen, sie gütlich zu einigen. In einem zweiten Schreiben ordnet er Bürgermeister und Rat der Stadt Villingen an, nicht weiter in diesem Fall zu prozedieren, vgl. TLA, Max. 14.1498.163.

108

8.3 Edition

Sie ist mit Ludwig Wirt aus Freiburg verheiratet, hat mehrere Kinder und ist derzeit schwanger. Sie und ihre Kinder befinden sich in einer besonderen Notlage, da sie keinen Zugriff auf den Besitz ihres Ehemanns hat und aufgrund ihres Zustandes nicht weiter als einen halben Tag für die Appellation reisen kann oder will. So hofft sie, dass Maximilian ihr den gewünschten Gerichtstag gewährt 2. TLA, Max. 14, Prozesse 1.15 (Papier, Einzelblatt, Hochformat) – Abb. 3 Allerdurchleuchtigster, groszmechtigster konig, allergnedigster herre. Es hät Hanns Rufe, burger zu Fryburg 3, im appellacien rechten entzwischen im an einem, auch mir und minen eelichen kinden annder(e)m teile, vor e. k. mt. lantvogt 4 und ráten zu Ennszheim in hoffgericht 5 schwebend, von einr vorurteil, die gesprochen ist zu Fryburg, ubel gesprochen und wol davon geappelliert und das furer in der houptsach geschehen sol, das recht ist, wyter fur e. k. mt. cammer gen Ynszpruck 6 geappelliert und mit verhelung oder verschwygung derselben vorurteil meynung, sonder allein schlechtlich mit dargebung, wie er von einr urteil geappelliert hab, erlangt solher vermeinten appellacion annemung und daruf inhibition von der lanntvogty ussprácht an die lanntvogtye 7. Daruff burgermeister und rät zu Viling(e)n 8 ze commissarien sins vermeinten furnemmens, das alles nyemand zwyfelt, im nit verlangt, wä harinn die warheit nit verhalten, wére wargenomen, das die keiserlich gesatzt sollich mutwillig appellatz(e)n by schwéren peenen und sonderlich die loblich ordnung zu Wurms 9 von e. k. mt. und des Heilig(e)n Rychs stennden uszgangen verbannen. Nu, allergnedigster kunig, wae n hievor vergangenn jár(e)n usz ewr k. mt. cammer zu Ynszpruck sonder bevelhe durch gebott mins gnedigen herrn lanntvogte ich und mine kind usz bewerlichen, redlichen ursachen uszerthalb mins eemans in recht vervogtet und zu recht gefurdert werden bevolhen und angesehen sind worden, ungeachtet was min eelicher huszwirt hiewider understän möcht, angesehen das er min und minr kinden verordent und wartend guterr in ein vertrag unns ganntz schedlich brácht hát, die recht nit erlyden moe gen. Nichtdestmynder mir noch mangelt antwurt umb min clag des verordenten guts, so benanter min widerteil wider die ordnung also innhalt und abschlyszt, noch ich armuthalb uszerthalb des manns gut, so mir harinn ze hilff angriffen

2 In diesen Fall schaltet sich auch der Vater der Supplikantin Klaus Hurster ein, der sich als Vogt seiner Tochter Emilie und ihrer Kinder bezeichnet. Er weist auf den zwei Jahre andauernden Rechtsstreit, auch auf die Kommission unter Leitung von Dr. Sigmund Kreuzer hin, die immer noch nicht seinen Enkelkindern gegen Hans Ruf helfen konnte, vgl. TLA, Max. 14, Prozesse 1.71. 3 Freiburg im Breisgau, Teil der Vorlande, heute Baden-Württemberg. 4 Freiherr Kaspar von Mörsberg (ca. 1461–1511), von 1487/1488 bis 1502 Landvogt im Oberelsass und oberster Hauptmann, s. Nr. 15 Anm. 3. 5 Das Hofgericht in Ensisheim unterstand dem Regiment, vgl. P, Zuständigkeitskonflikte 109. 6 An sich ist das Innsbrucker Regiment Appellationsinstanz für zivilrechtliche Angelegenheiten und nicht die Kammer, vgl. B, Mit Brief und Siegel 68; W, Maximilian I. 2 195. 7 Zu Appellationsmöglichkeiten in den Erblanden vgl. ebd. 112f. 8 Villingen war Teil der habsburgischen Landgrafschaft Breisgau, Vorlande, heute Baden-Württemberg, vgl. K, Historisches Lexikon 85. 9 Verweis auf den Reichstag von Worms von 1495: § 24 der Ordnung verbietet eine Appellation von Zwischenurteilen, vgl. u. a. S, Reichskammergericht; H, Residenzen; Z, Geschichte der deutschen Reichsverfassung 289.

Nr. 23–24

109

werden verschlagen ist, min recht wyter ervolgen mag, sonder usz vorberurten und andern (hie zu vil wer ze melden) gevärlichen arglisten mich und mine kind und unsers redlich verordenten guts rechtlosz und vertrungen lyden. Harumb, gnedigster kunig und herr, e. k. mt. als bronnen der rechten, ich arme yetz kindsswanger frow, ellend und verlaszen aller furdernisz, anruff mit demutigem flysz ernstlich bittend, mich und mine arme kind zu hanthabung und furdrung rechts gnedigklich zu versehen begnaden wöll, also das disz appellacionn sammt der houptsach und allem anhang yemands gelegenen richter, den ich mins beschwértten lybs und sonder(r) fur arggwän mins eemans zu recht alhie in der statt Fryburg oder doch under halb tagreisz davon, unns beiden parthyen gmein syn moe g ervolgen, solh recht ze vollennden bevelhen woe ll, hyngenommen beider teilen und menglichs von unnser wegen appellyeren, supplicyeren, restituyeren etc.; oder ob der gegenteil hiewider ettwas ander glouben, e. k. mt. inbilden 10 wurd oder verschaffen ze geschehen, doch mich zugegen vertagt gnedigklich von min und minr armen kind wegen luterer warheit, als sich geburt, verhörn oder verhört werden und demnach zu recht ze furdernn begnaden. Des ich an e. k. mt. trost hab nit verläszen, harinn allein Gott der allmechtig und das recht angesehen werd. E. k. mt. Demutigst Emily Hürstlin, Ludwig Wirts eefrow hie zu Fryburg [Verso] Supplicatz Emily Hürstlin von Fryburg. Commissione a aufzeheben und b doctor Sig(mund) Kreutzer c, 11 de novo zu committir(e)n, damit die parthy der mit dem mynsten costen außtrag erraichen.

24. Geneva von Byren Geneva von Byren, die Witwe von Konrad Schwinkrist, bittet König Maximilian I., ihr im Prozess gegen Hans Weber aus Ulm, der eine erste Vorladung vor den Grafen Andreas von Sonnenberg verstreichen ließ, einen neuen Kommissar zu bestellen. o. O., ca. 1495/1496 1 Obwohl der Umstand nicht direkt der Kern der Sache ist, bezeichnet sich Geneva von Byren 2 bereits relativ zu Beginn als arme Witwe, der durch Hans Weber aus Ulm übel mitgespielt wird. Ihr verstorbener Mann war Konrad Schwinkrist. An ihren Schilderungen lässt sich eine 23 a Ab hier andere Hand. Korrektur ab dem zweiten -i-, vermutlich zuerst commissaren. und -d. c Korrektur bei K-.

b

Korrekturen bei u-

10

einprägen, denken, vgl. Schweizerisches Idiotikon 4 Sp. 1199f. Dr. Sigmund Kreuzer, Propst von Rheinfelden (1493–1502) und Dompropst von Konstanz (1498– 1507), war bereits in Diensten von Erzherzog Sigmund unter anderem an der Universität Freiburg tätig und Inhaber zahlreicher Pfründen, vgl. K–D-S, Bistum Konstanz 805 f. 11

24 1 Graf Andreas von Sonnenberg lädt mit der königlichen Ernennung vom 6. Februar 1496 zum Kommissar Geneve (Jenefe), die Witwe des Konrad Schwinkrist (Schwinckryst ), zu einem Tag in ihrem Streit mit Hans Weber am 6. Mai 1496 vor. TLA, Max. 14.1496.25. 2 Ein weiteres Beschwerdeschreiben von derselben Hand wie die Supplik, auch in der gleichen Sache, findet sich in TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.59.

110

8.3 Edition

gewisse Emotionalität erkennen, und sie begründet die in ihrer Bitte vorgebrachte Verunglimpfung ihres Gegners mit der Verzögerung des Prozesses durch diesen und den vermehrten Kosten, die sie deshalb zu tragen hat. Aus diesem Grund sieht die Supplikantin keine andere Möglichkeit, als sich nochmals an den König zu wenden 3. TLA, Max. 14, Geistliche Sachen ohne Jahr 148 (Papier, Einzelblatt, Hochformat) Allerdurchluchtigister, großmae chtigister kung, allergnádigister herre. Als mich Hanns Weber von Vlme 4 unbillich auf gaistlichen unnd weltlichen rechten anclagt unnd gerechtvertigtunnd ich in soe llichen rechten als ain arme witwe unnd gantz verlausen, mercklich beswert, ubereilt und verkurtzt worden unnd dardurch in verderplich scháden gefurt bin, innhalt des hiebey eingelegten zettels, darinne ich min beswerden zuo m kurtzsten antzaig. Wa es aber zuo rechtvertigung komen, wirdt ich wol weiter darthuo nn, unnd nachdem e. ko. mt. mir auf min anruffen in demm ain commissionn-briefe an den wolgeporn her(n)n Annders graufe zuo Sonnenberg etc. 5 gegeben unnd auszgen lausen hant, Hannsen Webern(n) unnd mich auf benannt tag fur in zuo vordernn unnd mich in min unbillichen beswerden zuo verhóren unnd die gutlichait zuo versuo chen, wie dann das die cómmiss antzaigt; wóllicher commiss nách bemelterr Ennders graufe zuo Sonnenberg etc., min gnádiger herr, benannt tag gesetzt, auf den ich als die gehorsam mich der commissionn a unnd tagsatzung zuo leben erpotten erschinenn bin, aber Hanns Weber, min widertail, als der ungehorsam nit erschinen ist, wie dann das die glawplich urkund, so ich von minem gnae digen her(n)n graufe Enndreas hab, zuo erkennen gibt, dardurch ich zuo weyter beschwerd und mercklich costen und verderplich schaden gefurt worden und zu besorgen bin. Dem allem nach bit e. ko. mt. ich unndertennigclich, mir armenn wittwenn darinne zuo hilf zuo komenn unnd soe lliche unbilliche recht, so bemelterr Hanns Weber uber mich erlangt, auß koe nigclicherr macht und gewalt auftzuo heben unnd unns ain commissari dartzuo togenlich und an gelegne end, die sach von newemm zu hóren, zuo gebenn, damit ich ausz der sach komenn und nit also in verderben gesetzt werde, als min grose notdurfft das erhaist unnd die recht an sollichen endenn aufgehept werdenn. Wil ich mich allso mit verantwurtung swerer clag so gepurlich darinn schicken unnd mine sachen darthuo n in hofnuo ng, das kain unglimpf sunder alle billich- und notdurfftigkait an mir als ainerr beswerden im rechtenn erfuo nden und gemerckt werden b sol, unnd ew(e)r kunigclich mayestat woe lle mich gnádigclich bedenncken und befolhen habenn. Das wil

24 a Zusätzliche Nasalkürzung.

b

Nicht näher zu erklärende Kürzung über dem Wort.

3 Am 23. Mai 1496 berichtet Graf Andreas von Sonnenberg (wie Anm. 5) König Maximilian I. von seinen Tätigkeiten als königlicher Kommissar in diesem Rechtsstreit. Hans Weber hat dem Grafen mitgeteilt, er wolle vor das Kammergericht ziehen und nicht zu dem angesetzten Tag kommen, zu dem Geneva Schwinkrist aber gehorsam erschienen sei, mit der Bitte, diesen Umstand dem König zu melden. Zwei Jahre später dürfte der Rechtsstreit immer noch nicht beendet gewesen sein, denn am 8. Mai 1498 ordnet Maximilian Abt Hieronymus Biechelberger von Ochsenhausen an, auf Bitten von Geneva [von Byren] und Hans Weber, sich ihrer Sache wie bereits sein Vorgänger Simon Lengenberger anzunehmen, vgl. TLA, Max. 14.1496.56; TLA, Max. 14.1498.116. 4 Ulm, Freie und Reichsstadt, heute Baden-Württemberg. 5 Graf Andreas von Sonnenberg zu Friedberg und Scheer (1472–1511), vgl. S, Europäische Stammtafeln V/148.

Nr. 24–25

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ich gegen Got mit minemm armenn gepet umb bittung e. k. mt. langkwierige regement und gesuo ndlichs lebens unndertenigclich verdinen unnd bitten. Ew(e)r koe nigclichen mayestát Unndertenige Geneua von Byren, Cunrat Swinckrysten sallige witwe [Verso] Swinckristin c

25. Genoveva von Endingen Genoveva von Endingen ersucht König Maximilian I., ihren Bruder Bernhard von Endingen, der im Turm von Freiburg gefangen gehalten wird, zu begnadigen oder zu entlassen, damit er seine Agenden regeln kann, auch weil dessen Frau seine Güter genommen hat, worauf über sie bereits ein Kirchenbann verhängt worden ist. [Freiburg im Breisgau/Endingen?,] vermutlich nicht lange vor dem 18. August 1498 1 Genoveva von Endingen bittet nicht für sich selbst, sondern für ihren Bruder. Dass eine solche Supplik auch autobiografisches Material zur bittenden Schwester bieten kann, zeigt die Bitte der Paula von Firmian (Nr. 44). Im Fall der Genoveva von Endingen erzählt die Bittstellerin allerdings kaum etwas aus ihrem Leben, selbst wenn man ein engeres Verhältnis zu ihrem gefangen gesetzten Bruder annehmen darf, für den sie sich wohl sonst nicht so einsetzen würde. Dazu erfährt man von einer getrübten Beziehung zu ihrer Schwägerin, die ihrem Bruder Hab und Gut weggenommen hat. TLA, Max. 14, Varia, ohne Jahr 2.6 (Papier, Einzelblatt, beinahe quadratischer Zuschnitt) Allerdurchleuchtigster, groszmechtigster konig etc., allergnedigster herr. Von wegen Bernhards von Ennding(e)n 2, den e. k. mt. Marxen Liebouglin, Jorgen Hönly und Caspar Francken 3 uf ir verclagen verhengt hät, hie zu Freiburg 4 in thurn vancklich ze setzen, bitt und anruff ich mit underthenigem flysz demutigklich e. k. mt., denselben min bruder und mich von seint wegen begnaden wöll, wän er weder mit ligenden noch varenden guternn das recht vertrósten mag nach benanter cleger beger, usz zufall, wán im sin wyb das alles entfurt und entfremdt, deszhalb er si in der kilchenbann und verfluch c

Andere Hand.

25 1 Am 18. August 1498 stellt König Maximilian I. dem Eukarius Kaspar, genannt Kaspar Frank, Jörg Hunlin dem Älteren und Max Lieböblin eine Urkunde aus, damit sie zu ihrem Recht, nämlich zu ihrem Geld, das Bernhard von Endingen ihnen schuldet, kommen, und dass der dem von Endingen ausgestellte Geleitbrief sich nicht darauf beziehe, sondern ihn nur vor Gewalt schützen solle, vgl. TLA, Max. 14.1498.213. 2 Die aus Straßburg stammende Familie von Endingen stand in regelmäßigem Kontakt zu den Habsburgern, H, Kaiser Friedrich III. 2 1049f. 3 In einer eigenen Supplik bitten Eukarius Kaspar, genannt Kaspar Frank, Jörg Hunlin der Ältere und Max Lieböblin König Maximilian I., entweder zu veranlassen, dass ihnen die zustehenden 133 Gulden bezahlt werden, die ihnen Bernhard von Endingen nach falscher Verdächtigung und Beleidung noch schulde, oder aber dafür zu sorgen, dass ihnen endlich ihr Recht zugestanden werde, vgl. TLA, Max. 14, Prozesse 1.21. 4 Freiburg im Breisgau, Teil der Vorlande, heute Baden-Württemberg.

112

8.3 Edition

und umb ir ungehorsam erlangt hät, uf sein eydspflicht, als einem edelman geburt, bisz zu enndlicher rechtfertigung hie zu Freiburg der verclagung halb oder sach, darumb dann er lyplich also zu recht gepfenndt ist, der a vancknisz ledig zu verschaffen oder, ob sollich e. k. mt. nit begnaden wólt – wie gar ich hoff, mein bet harinn e. k. mt. begnade –, das doch er on lenger ufhalt in der gefancknisz gefasset und bewaret furgefurt, ouch er zugegen der verclagung verhórt, die doch im b zu ruck beschehen ist, demnach was sich zu gnad oder recht von e. k. mt. fugen verhengt werd. Beger ich in allen underthenigen eren demutig und flysz gen e. k. mt. verdienen. E. k. mt. Allzyt undertheniger eren willige Gennofe von Enndingen [Verso] Supplicacz frow Gennofe von Ending(en) von wegen Bernharts irs bruders. Er c sol trostung 5 tun zum rechten oder man sol in zu recht fueren und sein antwurt auf der cláger anbringen hóren d und ergen lassen, was recht sei.

26. Henndel von Werd Die Jüdin Henndel bittet König Maximilian I., dem Stadtrat von Donauwörth (?) nochmals zu befehlen, einen Vertrag, zu welchem ihr Stiefvater sie überredet hat, nachdem ein ihr gegebenes Eheversprechen durch den Mann gebrochen worden war, für ungültig zu erklären und einen neuen Gerichtstermin zu setzen. [Donauwörth?,] 1486/1493–1508 Bei diesem Stück handelt es sich um die einzige Supplik einer jüdischen Frau. Henndel von Werd 1 dürfte zum Zeitpunkt ihres Bittens noch relativ jung gewesen sein. Ihr leiblicher Vater war offensichtlich verstorben, denn es ist der Stiefvater, der, nachdem ein Jude Jakob, mit welchem sie sich auf eine Beziehung eingelassen hatte, sein ihr gegebenes Eheversprechen gebrochen hat, zu ihrem Nachteil agiert und sie überredet, die Siegelbitte in den Vertrag aufnehmen zu lassen, um Zustimmung zu suggerieren. Ehre und eine mögliche spätere Heirat waren für sie von großer Bedeutung, weswegen sie ersucht, wieder in ehrenhaften Stand aufgenommen zu werden. Henndel von Werd beschuldigt ihren Stiefvater, dass er ihre Unkenntnis der rechtlichen Konsequenzen ausgenützt hat, und stellt sich selbst auch vor Maximilian als unwissende Frau dar und hofft aus diesem Grund, dass der geschlossene Vertrag für nichtig erklärt werde. Dieser Fall ist in diesem Sample einzigartig, da zwar geistliche Gerichte von anderen Frauen erwähnt werden, die aber nicht konkurrierend zu den weltlichen standen. Bei Henndel wird jedoch anscheinend zu verhindern versucht, dass die Sache vor Christen verhandelt wird. Die Supplikantin hingegen will ihre Angelegenheit vor den König bringen 2. Möglicherweise findet 25 a Korrektur bei d-. 5 1

b

Wort korrigiert.

c

Ab hier andere Hand.

d

Danach gestrichen: lassen.

Tröstung: Bürgschaft, Sicherheit, vgl. DWB online.

Vermutlich Donauwörth, Freie und Reichsstadt, heute Bayern. Henndel war mit Sicherheit nicht die einzige Jüdin, die um königlichen /kaiserlichen rechtlichen Schutz bat. Ein anderer Fall der rechtlichen Inschutznahme ist der des gebannten Juden Muschmann durch Kaiser Friedrich III., vgl. K, Jüdinnen als Kategorie 358f. 26

2

Nr. 25–26

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sich hier deshalb ein in Suppliken ungewöhnlicher Verweis auf den finanziellen Nutzen, wenn Maximilian ihrer Bitte nachkäme. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 6.317 (Papier, Einzelblatt, Hochformat) Allerdurchleuchtigister, grosmechtigister kunig, allergnedigister herr. Ich hab ewr ko. mt. vergannger zeit anbringen getan, wie mich ain jud, genannt Jacob, durch sein gute wort und verhaissung der ee zu(e) fal und umb meinn junckfrawschafft gebracht hat, auch das sy mein stieffater mit dem, das sy im meinn hanndel im rechten beswert und sonnderlich mir bey pan und aller gehorsam verpotenn, das an ewr ko. mt. noch kain kristeliche(n) a óbrigkait zu bringenn, uberredt haben, das er ain vertrag mit in umb acht guldin aufgenomenn, mich auch durch gute wort alls ain unverstendige, was sollich henndel auf in tragen, daran geweist, das ich deshalb umb sigel auf die quittung zuo drucken gebetenn 3, mit mer meldung, was beswerung mir durch ir gab und richtung, mit dem, das man im uber mein klag und berueffung durch zwen layen juden 4 ain annder weyb gegeben hat, wie dann dasselb mein schreyben das alles innhellt. Darauf mir ewr k. mt. ain genedig geschefft und bevelch auf die von Werd geben, unns mitainannder zu vertragen. Demnach wir durch sy erfordert und verhórt worden sein, habenn sy den vertrag mit meim vattern gemacht furgebracht und daruber in nichte verrer lassen wóllen. Deweyl aber der gemellt vertrag durch menigklich fur unpillich und b gar zuo gering geacht werden soll und zuvor, das c ich sollich gellt nye angenomenn und das bet umbs sigel in meiner gewissen nit verstannden noch gerait habe, thu ich e. k. mt., alls die vormalls schutz und scherm von ewr f. g. empfanngenn, anrueffen und bitenn, nochmalls ain ernnstlich geschefft und gebot auf die von Werd ausgen zu lassen, mit meim widertail zu verfuegen und in dartzu zu halltenn, mich umb mein eerfall, cosst und schadenn genuegig(er) zu machen, dardurch ich widerumb zu heyrat und erlichem stand kumen móge, unverhindert des obangeregten vertrags, angesehen, das er unformlich, wider recht gemacht ist, auch den selben unpillichen hanndel ganntz abschaffenn; wo sy aber sollichs nit annemenn welltenn, das unns alsdann bederseit durch die von Werd ain tag bestimbt werd, darauf wir vor ewr k. mt. reten hie oder wo ewr k. mt. sein wurd zu verhór erscheinenn, dann sich in derselbenn verhor und dem hannd(e)l sollich unpild erfinden, daraus ewr ko. mt. auch ain straff und nutz habenn wurd. Ewr. k. mt. woll mich hierinn genedigklich bedennckhen. Will ich in unnderthenigkait willigklich verdienenn. Arme unndertenige Hennd(e)l, judin von Werd

26 a Zusätzlicher Schaft am Wortende nach -e.

b

Korrektur bei u-.

c

Tintenklecks.

3 Siegelbitte: Wer (augenblicklich) über kein Siegel verfügte, konnte zur besseren Bekräftigung eines Rechtsgeschäfts jemand Dritten um die Besiegelung bitten, vgl. H, Notarielle und kirchliche Urkunden 123f. 4 Für Angelegenheiten des Zivilrechts, darunter auch des Eherechts, gab es in einigen Regionen eigene jüdische Rabbiner-Gerichte mit einer meist geraden Zahl an Beisitzern. Auch im nicht weit entfernten Nördlingen sollten Juden innerjüdische Streitigkeiten bis auf Straftaten vor ihr eigenes Gericht bringen, vgl. B, Jüdisches Leben 68; G, A suis paribus; K, Jüdinnen als Kategorie 339 f.; T, Anmerkungen zum Bürgerbegriff 140.

114

8.3 Edition

[Verso] Rat d zu Werd widerumb zu schreiben cum narracionn und soferr e si f die partheien gutlich nit vertragen, alsdann gestalt der sachen der k. mt. zuzesenden, damit ir k. mt. ferrrer darinn zu hanndeln wissen. E. g

27. Katharina Ahorner Katharina Ahorner, die Witwe des Andreas Ahorner, aus Schwaz bittet Kaiser Maximilian I., [Lienhard] Harrer Anweisung zu geben, ihr die Summe von 109 Gulden vorzustrecken, da sie erst nach den lidlönern als Erbin von fletz und Waschwerk des verstorbenen Antoni von Ross in Jenbach zugelassen worden ist und nun Sorge hat, dass ihre Gläubiger sie vor Gericht bringen. [Schwaz,] vermutlich kurz vor dem 9. April 1513 1 Auch Katharina Ahorner 2 aus Schwaz berichtet in ihrer Bittschrift kaum aus ihrem Leben. Man erfährt von ihrem Witwenstand 3, der indirekt auch Auslöser ihrer Notlage gewesen sein könnte, wenn sie das Bergwerk ihres Mannes geerbt haben sollte. Sie tritt also nicht nur als arme Witwe, sondern auch als Besitzerin eines Bergwerks, das sie zu betreiben versucht, und als Geschäftsfrau auf. Mangels Geldes hat sie die Frist für die ausstehenden Zahlungen nämlich verstreichen lassen müssen und fürchtet nun, von den Gläubigern vor Gericht gestellt zu werden 4. Die diesbezüglich getätigten Aussagen geben einen kleinen Einblick in ihre Persönlichkeit und Wertvorstellungen, möchte sie es doch nicht darauf ankommen lassen, sondern ihre Schulden ehrlich begleichen. TLA, Max. 12.40, fol. 71 (Papier, Einzelblatt, Hochformat)

d

Ab hier andere Hand. 1

e

Zusätzliche r-Kürzung.

f

Lesung unsicher.

g

Andere Hand.

Vermerk auf der Rückseite der Supplik. Die Supplikantin tritt bereits vor dieser Bitte mehrfach in den Kopialbüchern der oö. Kammer in Erscheinung. Dabei geht es allen voran um Kredite für ihr Bergwerk, das sie zusammen mit ihrem Sohn Hans und dessen Frau Barbara betreibt, vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 12 (1508), fol. 298r, fol. 387v; TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 14 (1510), fol. 259v–260r; TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 16 (1512), fol. 274, 290r, 292v. 3 Im Jahr 1500 supplizierte bereits der genannte Andreas Ahorner an König Maximilian I. oder eine der Behörden, TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 13 (1500), fol. 31r, er starb vermutlich nicht vor dem Jahr 1504, aber spätestens 1511, vgl. TLA, Oö. Kammer, Raitbuch 49 (1504), fol. 138v; TLA, Oö. Kammer, Raitbuch 56 (1511), fol. 26v. 4 Im Falle der Nichteinhaltung von Fristen war es möglich, die Schulden beim Bergrichter einzuklagen, vgl. H, Arbeitsrechtliche Bestimmungen 119. 27

2

Nr. 26–27

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Allerdurchleuchtigister, grosmechtigisterr kayser, allergnedigister herr. Nachdem ich neben anndrer gelter auch zu weylennd Antonien vom Ross 5 gelassner erbn flecz 6 und wáschwerch in Vnpach 7 mit e. kay. mt. camerurtayl, aber erst nach den lidlónern 8, zugelassen worden bin, deshalb ich dann meiner merklichn obligen halben e. kay. mt. umb ain bevelch mit dem Hárrer 9 zu verschaffn, mich meiner suma zu enntrichtn, darumb well ich im mein gerechtigkait zuestellen, unndertánigklich gesupliciert hab, der mir auch gnedigklich ervolgt ist. Darein aber Hárrer einred hat, der maynung, dieweil ich nebn der anndern schuldner nach den lidlónern zugelassen und zu besorgen sey, es mócht das flecz zu vólliger beczalung derselben schuldn nit gar erraichn, so mueset er villeicht etwas daran nachtail leidn. Wo er aber ain vertrostung het, ob etwas abgeen, das er denselben abganng zu bekomen west, so het ich hoffnung, er wurd mir angerurte suma hundert newn guldein ausrichtn. Demnach dieweil ich meiner merklichn anligenden not, auch meines treuen verpauens halbm solher suma gelts yeczo zumal hoch und vast notdurfftig bin, wann ich etlich meine gelter, darauf sy yeczo davon zu beczalen getagt, vertróst und zugesagt hab, und wo ich meinen schuldnern die zil, wie ich inen geret hab, nit hielt, so hab ich sorg, ich mueset gewislich gewartn, das sy mich mit gericht und herrschafft ersuechn und angreiffn wurdn, dardurch ich nicht ain wenign nachtail, sunder merklichn schadn und verdérbn besorgen muesst, so mir dann aus ermeltn ursachn des aufwáschens des berurtn wáschwerchs zu erharren on mein merklichs verderben unerswinglich. Ist hierauf an e. kay. mt. mein armen und ellennden wittibn ganncz undertánigist und hochfleissig pit, e. kay. mt. als treuer helffer und beschirmer ellennder wittiben und waysen well mir nochmals so gnedig sein und bey benenntem Hárr(er) daran sein, das er mich angeczaigter suma enntricht; so wil ich ime mein gerechtigkait berurts wáschwerchs zuestellen und einantwurtn. Und ob aber abganng daran sein wurd, dem well im e. kay. mt. enntrichtn, und ich wil mich deshalb gegen e. kay. mt. gnugsam, wie e. kay. mt. das haben wil, verschreiben, e. kay. mt. desselben abganngs von meinem árczt oder auf annder meiner hab und guet erberlich zu beczalen und zu vergnugn. E. kay. mt. mich ellende witib hierynn gnedigklich zu bedennckhn, undertánigist bevelhent. E. k. mt. Diemuetigiste, betruebte, ellennde a Katherina, Andre Ahorners verlassne wittib zu Swacz [fol. 71v] 1513 b. 27 a Korrektur bei -e. 5

b

Andere Hand.

Antoni von Ross/Cavalli (1430er Jahre–1497) war seit 1461 am Hof Erzherzog Sigmunds, ab 1482 Oberster Amtmann, von 1490–1491 auch unter Maximilian I., wurde jedoch vermutlich aufgrund seiner Verschuldung und der Verstrickung in höfische Intrigen abgesetzt. Ross war auch als Gewerke im Bergbau aktiv, besaß seit 1473 ein Haus in Schwaz, in dem er aber nur kurzzeitig erfolgreich war, vgl. N, Räte und Herrscher 43–46, 62, 353; S, Cavalli, Antonio. 6 Mit „fletz“ kann sowohl ein Flöz als auch ein Haus gemeint sein, vgl. DWB online. 7 Jenbach, gehörte zum Bergwerksgebiet Schwaz, Tirol. 8 Arbeiter/Dienstnehmer auch im Bergwesen, deren Ansprüche im Fall eines Konkurses bevorzugt zu befriedigen sind, vgl. DRW; Ulrich-Dieter O, Art. Lidlohn. HRG 3 (22016) 979–981. 9 Lienhard Harrer oder Härrer taucht in verschiedenen Angelegenheiten im Bergwerkswesen zu Jenbach auf, vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 16 (1512), fol. 154r, 255; TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 17 (1513), fol. 227; TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 18 (1514), fol. 281.

116

8.3 Edition

Der c Guczner 10 soll auf der kamer hanndlen, sover d kayr. mt. genuegsam v(er)sichert werdt und allain die pit etc. fiat. Bericht e ze nemen von perckr(ichter) 11 und arczkuffer, ob key. mt. des und was ir mt. noch an vorderglichs gelt ausstet uber anders, so die fraw ze thun sein möcht, versichert und bezalt werden móge. 9 Apr(il) 12.

28. Kunigund Neiger Kunigund Neiger aus Ulm bittet König Maximilian I., ihr ihre Strafe zu erlassen und ihr zu erlauben, sich wieder in Ulm aufzuhalten oder zumindest ihren Besitz zu holen und zu verkaufen, da sie sich derzeit der Stadt auf vier Meilen nicht nähern darf. [Ulm,] vermutlich kurz vor dem 11. Juli 1498 1 Kunigund Neiger scheint wegen Kuppelei beim Bettelherrn 2 von Ulm angezeigt worden zu sein. Auf Bitten eines nicht weiter beschriebenen Mannes hat die Supplikantin diesen zu einer Kellerin gebracht, angeblich ohne zu wissen, was er vorhatte. Nachdem sie dazu verurteilt wurde, sich der Stadt nicht auf zwei Meilen zu nähern, supplizierte Kunigund Neiger bereits an Maximilians Gattin Bianca Maria Sforza. Nach ihrer zweiten Verurteilung, in welcher der Zweimeilenbann verdoppelt wurde, möchte sie doch wieder in die Stadt, um ihre Belange c

Ab hier vermutlich andere Hand.

d

Danach zwei gestrichene Buchstaben.

e

Ab hier andere Hand.

10 Vermutlich ist der Haller Patrizier und Rat Maximilians Dr. Johann Götzner /Getzner (1457–1519) damit gemeint, vgl. B, Ratsfamilien und Tagelöhner 12; N, Räte und Herrscher 135. 11 Bergrichter von Schwaz war Lienhard Möltl, zuvor Bergkwerksgeschworener, vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 8 (1502), fol. 196; TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 17 (1513), fol. 86v; TLA, Max. 12.40, fol. 125–127. 12 Am 15. April lässt Maximilian nach erhaltenem Bericht des Erzkäufers Georg Weinachter sowie des Bergrichters nach Beratung des Regiments und der Raitkammer zu Innsbruck den genannten Erzkäufer anweisen, Katharina Ahorner die 109 Gulden auszuzahlen, vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 17 (1513), fol. 180v, 407r. Von Katharina Ahorner hat sich eine weitere Supplik – dieses Mal an das Regiment in Innsbruck – erhalten, in dem sie sich zu Beginn für das positive Urteil bezüglich ihrer vorherigen Bitte das Haus/Flöz und Waschwerk in Jenbach betreffend bedankt, aber nun um weitere Unterstützung bittet (TLA, Max. 12.40, fol. 341), woraufhin von Bergrichter Lienhard Möltl und Erzkäufer Georg Weinachter ein neuerlicher Bericht angefordert (vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 17 [1513], fol. 86v) und ihr schließlich ein Zahlungsaufschub gewährt worden ist (vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 14 [1510], fol. 305r, 348v). Auch im Jahr 1514 dürften sich die finanziellen Probleme der Katharina Ahorner nicht gelöst haben, da sie, wie aus einem Briefwechsel zwischen den Behörden zu Innsbruck und Bergrichter Lienhard Möltl sowie anderen Amtleuten des Bergwerks Schwaz hervorgeht, ihr Bergwerk verkaufen möchte (vgl. TLA, Max. 12.40, fol. 125–127; TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 18 [1514], fol. 75, 112r, 273r, 289v, 369r). Eine weitere Supplik ihrerseits wird in einem Schreiben des Regiments an Bergrichter und Erzkäufer vom 27. März 1515 bezüglich ihrer Schulden genannt, vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Missiven 14 (1515–1516), fol. 75v.

28 1 Am 12. Juli 1498 fordert König Maximilian I. die Stadt Ulm dazu auf, eine Kunigund Náer wieder in die Stadt zu lassen oder ihr zumindest zu ermöglichen, mit ihren Schuldnern zu handeln, vgl. TLA, Max. 14.1498.165. 2 Der Bettelherr stand in Ulm über einem Bettelmeister und mehreren Bettelknechten. Seine Aufgabe bestand unter anderem darin, arme Leute aus der Stadt zu vertreiben. Im Falle eines außerehelichen Geschlechtsverkehrs musste der Bettelherr die Sache vor den Rat bringen. In einem solchen Fall wird auch das Verlassen der Stadt genannt, vgl. G, Reichsstadt Ulm 27, 48, 120; N, Reichsstadt Ulm 320, 390.

Nr. 27–28

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zu regeln und Güter zu verkaufen, die sie wohl in Ulm besessen hat, oder Schulden einzutreiben. Da sie es im Fall dieses Strafmaßes sicherlich erwähnt hätte, ist anzunehmen, dass sie ledig und kinderlos war. Von königlicher Seite wird ihr allerdings als Antwort auf die Supplik nur erlaubt, sich ihren Besitz nach Abzug eventueller Schulden ausfolgen zu lassen. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.116 (Papier, Einzelblatt, Hochformat, in der Länge gekürzt) Allerdurleuchtigoster, großmae chtigster kunigk, allergnedigoster herr. Ewr kunigklichen mayestat fue g ich arme demue tigklich ze vernemen, das ich auff ains begern ain kellerin zuo im in ain kilchen zuo Vlm 3 bschaiden oder haissen komen hab und nit gewißt oder bedacht, was sy miteinander ze handlen gehebt. Deshalben dieselb mich gegen den bettelherren zuo Vlm versagt hat, auff maynung, als ob sy dadur umb ir eer komen sey. Haben mir ein rát zuo Vlm ir statt zwa meil wegs weyt verbotten, wiewol sich sollich furgeben nit erfinden sol und von mir in kainem argen bschehen ist, deswegen e. k. mt. gemahel, die rómisch kungin 4, auff mein anrue ffen fur mich gebetten hat und ich in furhaltung deren gnedigen bitt vermaint ze geniessen, bin ich von inen gevengklich angenomen und haben mir ir statt zwayr myl wyter dann vormals, mit namen vier meyl wyt, verbotten. Unnd von stund an hinuß miessen und das mein hinder mir verlassenn, unangesae hen die gemelt fur mich bschehen bitt, und mich damit meinr narung und des meinen beraubt; das e. k. mt. ich gar demutigklich bittende clag und umb Gottes willen anrue ff, mit ainem ersamen rát zuo Vlm gue tlich ze verschaffen, mir mein auffgelegt straff nachzegeben a, ir statt widerumb ze offnen und mich widerumb zuo dem meinen komen ze lassen, damit ich mein leibsnarung erwinnen moe g und nit also zuo betler gemacht wird, oder ob das ir maynung ye nit sin wolt, mir ze vergoe nnen, solang darinn ze sein, biß ich das mein nach wirden verkauffen, mein schulden betzalen und gegenschulden inbringen moe g, und mich usserthalb irs zehenden bleiben lassen. Das will in aller demietigkeit umb e. k. mt. lang leben ich gegen Gott ze bitten nie mer vergessen. E. k. mt. Arme, demue tige Kungund Neigerin von Vlm [Verso] Ob b sy ettwas in der stat Vlm hette, ir das vervolgen zu lassen, doch ob sy ettwas schuldig wern, das davon zu beczalen.

28

a

Korrektur bei -g-. 3

b

Ab hier andere Hand.

Ulm, Freie und Reichsstadt, heute Baden-Württemberg. Bianca Maria Sforza (1472–1510) war die zweite Ehefrau König Maximilians I., vgl. U, Bianca Maria Sforza; W, Kaiserin. 4

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8.3 Edition

29. Magdalena Martin (1) Magdalena, die Witwe von Heinrich Martin, bittet König Maximilian I., nochmals der Stadt Straßburg Anweisung zu geben, ihr ihren Besitz, der zusammen mit dem ihres Mannes beschlagnahmt worden ist, auszufolgen. [Strasbourg /Straßburg,] 1498–1502 1 Vom Umfang her präsentiert sich die Bitte der Magdalena Martin als eine eher ausführlichere Supplik, doch enthält sie kaum autobiografische Angaben, und die Länge ist mit dem komplizierten Sachverhalt zu begründen. Zudem hat die Bittstellerin bereits in derselben Sache an Maximilian suppliziert und auch Recht bekommen. Und nur weil ein widersprüchliches Schreiben aufgetaucht ist, bittet sie um die Richtigstellung und Bestätigung der ersten an sie gerichteten Entscheidung 2. Sie war mit Heinrich Martin 3 aus Straßburg 4 verheiratet und, als nach dessen Ableben sein Besitz beschlagnahmt worden war, wurden der Supplikantin damit ihr Erbe und ihr eigenes Gut genommen. Ihre finanzielle Situation dürfte zu diesem Zeitpunkt relativ prekär gewesen sein, nachdem sie aus ihrem eigenen Gut entsetzt worden war und sie sich aus diesem Grund sogar Geld leihen musste. Über den weiteren Verlauf und die Entscheidung der Bitte berichten die Ausführungen der Supplik nichts. Doch findet sich eine zweite Supplik der Magdalena Martin im untersuchten Bestand. TLA, Max. 14, Prozesse 1.5 (Papier, Einzelblatt, Hochformat) Allerdurchleuchtigister, grossmechtigister kue nig, allergnedigister herr. Als ewer kue ngklich majestat hievor alle unnd jeglich hab unnd gue tter, so weylund Hainrich Mertin, mein lieber hawswirt seliger, verlassen, unnd ettliche mein aigen hab durch ir ku. mt. camerprocur(ator) fiscalgeneral herrn Pettern Vóltsch(e)n ritter 5 in arrest und verbott nemen lassen unnd nachmals, da ewer ku. mt. vermerckt hat, das mein rechtlich zugehörig hab unnd gutter unnder solichen auch verfasst gewest sind, deshalben dasselb arrest wider auffgetan unnd irer mt. ratt Hannsen Voytt 6 gen Straspurg gesanndt unnd mitsampt ettlichen des ratts daselbs hanndlung inn den sachen zu tuo nd bevolhen, das auch beschehen unnd durch sie erfunden unnd fir zimblich angesehen worden ist, 29 1 Am 17. Juni 1498 befiehlt Maximilian I. dem Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg, dafür zu sorgen, dass die Beschlagnahmung der Güter des verstorbenen Heinrich Martin aufrechterhalten bleibe, vgl. TLA, Max. 14.1498.147; TLA Max. 14.1498.148; TLA, Max. 14.1498.199; TLA, Max. 14.1498.200; eine Entscheidung in einem langen Rechtsstreit mit der Familie des Verstorbenen in dieser Sache fällt am 14. April 1502, vgl. Reg. Imp. XIV, 4,2 Nr. 19671. 2 In einem undatierten Schreiben ordnet König Maximilian I. der Stadt Straßburg an, gemäß seines vorherigen Befehls zu handeln und der Witwe des Heinrich Martin ihre zustehenden Güter auf ihrem angesetzten Rechtstag zusprechen, vgl. TLA, Max. 14, Varia, Straßburg – Weißenburg 9. 3 Heinrich Martin war unter Kaiser Friedrich III. und Maximilian I. Reichsfiskal, hat aber angeblich nicht immer, wie gefordert, Rechnung gelegt und wurde deshalb sogar vor das Kammergericht geladen, weshalb Peter Völsch am 14. Mai 1498 nach dem Tod des Heinrich Martin angeordnet wurde, sich um die Beschlagnahmung der heimgefallenen Güter bei der Stadt Straßburg zu bemühen, vgl. TLA, Max. 14.1498.293. 4 Die Familie Martin, ursprünglich entweder aus Kaisersberg oder Colmar stammend, hielt schon Kontakt mit Kaiser Friedrich III., vgl. H, Kaiser Friedrich III. 2 1050. 5 Peter Völsch aus Straßburg war von 1486–1496 Stettmeister und 1496–1502 KammerprokuratorFiskalgeneral und damit Nachfolger von Heinrich Martin, vgl. M, Elsässer als Räte 112; W, Maximilian I. 2 264f. 6 Hans Voyt war Expeditor der Hofkammer, vgl. S, Ausgewählte Regesten 165.

Nr. 29–30

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das mir auff mein brieflich urkund unnd nach der statt Straspurg recht, gewonhait und herkomen mein gepurlich gerechtigkait an solicher verlassner hab und gue ttern verfolgen soll, dem auch dazuo mal nachgevolgt, wa mit ainer ewer ku. mt. schrifft, die ungezweyfelt durch ungestue mb und unpillich ansuo chen durch meine widerwertigen erworben, nicht außgangen were. Nuo n ist jetzo ewer ku. mt. ratt auff meiner herren meister und ratt der statt Straspurg ernnstlich schreiben mit dem kue rczsten unnd mein gruntlich warhafftig unnderrichtung ain annder mandat in ewer ku. mt. namen an die gemelten von Straspurg inn den sachen zu verferrtigen beschlossen, des mir ain brief auß irer mt. canczley uberantwurt worden ist, darinn nit allain ich, sonnder auch die, so der statt Straspurg recht, herkomen, gewonhait und gelegenhait wissen, unnd annder abgang und mangel besorgenn; unnd nachdem, als ich ganncz nicht zweyfel, ewer ku. mt. meynung noch gemue t nie gewesen unnd noch nicht sey, als das ir mt. erstes manndat lawter anzaiget, das mir das, [Verso] so mir pillichen und göttlichen zustet, arrestiert, vorgehalten oder benomen werden solt, unangesehen meiner widerwertigen ungegrundt furgeben, das sich auch dermassen, als ire supplicacion anzaigen, nymer mer erfinden soll. Dem allen nach rue ff ich ewer ku. mt. als beschirmer wittiben unnd waisen unnd meinen allergnedigisten herren mit demue tigistem fleyß an, sie wólle nochmals gnedigklichen verschaffen, das den gemelten von Straspurg geschriben und bevolhen werde, mir von den egemelten hab unnd guttern, sovil mir nach egemelter statt Straspurg recht, herkomen unnd gewonhait unnd meiner brieflichen urkue nd darue ber außganngen daran zustet, unverhindert ewer ku. mt. obestimpten voraußgangen arrest, bevelh und schrifften one ferrer auffhalten und verzug ubergeben und zugestellt werden, wie sich gepue rt, unnd mich arme verlassen witiben hierinn gnedigklichen bedenncken unnd bevolhen haben, damit ich weitters unnotdurfftigs nachraisens, zerung und costens vertragen beleyb, nachdem mir nicht allain das, so mir von rechcz wegen zustet, sonnder auch meins aigen guts bisher entseczt bin und mir benomen ist, deshalben ich nichczit hab, dann das mir from lewt leyhen und fue rseczen. Beger ich mit meinem armen gebett gegen Gott, der ewer ku. mt. gluckseliger regierung lanng zeit seligklich gefrist, demuo tigklichen unnd gern unndersteen zu verdienen. Er. kn. mt. Demue tige Magdalena weylund Hainrich Martins seligen witib

30. Magdalena Martin (2) Magdalena, die Witwe von Heinrich Martin, bittet König Maximilian I., der Stadt Straßburg zu befehlen, in der Erbangelegenheit nach ihrem Mann fortzufahren, auch wenn ihr Schwager Martin Martin durch Nichterscheinen das Procedere verzögert. [Strasbourg /Straßburg,] 1498–1502 1 Wie bereits im vorhergehenden Schriftstück festgehalten, ist Magdalena Martin mit Heinrich Martin 2 verheiratet gewesen, vermutlich kinderlos und zum Zeitpunkt der Supplik noch nicht lange Zeit Witwe, da sie bezüglich des Erbes ihres Mannes bittet. Die zweite Supplik ist ei30

1 2

Siehe Datierung des vorherigen Schreibens. S. Nr. 29 Anm. 3.

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8.3 Edition

ne Gegenmaßnahme gegen Konkurrenzerben wie den Schwager Martin Martin 3 und deren Verschleppungstaktik. Die Supplikantin fürchtet, die Stadt Straßburg würde aufgrund des erhobenen Anspruchs durch ihren Schwager die Sache weiterhin verzögern und das Erbe nicht herausgeben. Um ihre Notlage zu manifestieren, präsentiert sie sich als besonders schützenswert. Von ihrer zuvor beschriebenen schwierigen finanziellen Lage spricht sie hier allerdings nicht noch einmal, was aber nicht zwangsläufig bedeutet, ihre Situation hätte sich diesbezüglich gebessert. TLA, Max. 14, Varia, ohne Jahr 2.33 (Papier, Einzelblatt, Hochformat) Allerdurchleuchtigister, grossmechtigister kue nig, allergnedigister herr. Als nest ewer ku. mt. ausß redlichen ursachen ainem erbern ratt meinen herren zu Straspurg a geschriben unnd bevolhen hat, mir von meins lieben hawswirts b Hainrich Martinsb seligen gelassen hab c und gutternc, das so mir rechtlichen zugehoe rt, vervolgen zu laszen etc., nun stet bey solichem, das man des benanten meins hawswirts seligen erben darzue verkunden soe ll, ungezweyfelt auß guo ten ursachen, damit sie hinfuro destermynnder red haben moe chten etc. Demselben nach haben die benanten von Straspurg solich verkundung getan. Als aber die an Martin Martin als erben gelanngt, hat er vermaint unnd sich mercken lassen, auff ernennten tag nicht zu erscheinen, villeicht darumb, das er solich hanndlung damit d begert abermals zu verhindern unnd aufzuziehen, wiewol ich nu gennczlichen verhoff, die genanten mein herren zu Straspurg werden sich deß an ewer ku. mt. bevelh nicht verhindern lassen. Jedoch als sorgsam, so die sachen ferrer auffgehalten werden solten, ruff ich ewer ku. mt. in aller demuo tigkait, so fleissigst ich sol, kan unnd mag, unndertenigklich bittend, sie wölle gnedigklich durch missif den benanten von Straspurg bevelh tun, ob der berurt Martin Martin oder annder erben auff ir außgangen verkue ndung also nicht erscheinen wurden, das sie dann nichczdestmynnder auff ewer ku. mt. obestimpten pillichen bevelh hanndln unnd furfaren wóllen unnd mich als ain arme verlassen witiben, die an den ennden 4 frembd ist, gnedigklichen bedenncken unnd bevolhen haben. Das beger ich mit meinem armen gebett gegen Gott geflissenlichen und hie im zeit demue tigklichen zu verdienen umb ewer ku. mt., die der allmechtig zu gluckseliger regierung lanngkwirig unnd gesund bewaren wóll. E. ku. mt. Demue tige Magdalena, Hainrich Martins seligen witibe [Verso] Fiat e, 5. 30 a Unterstreichung mit Bleistift. b–b Bleistiftunterstreichung ab -wirts. d Durch Korrektur am Ende des Wortes Lesung unsicher. e Andere Hand.

c–c

Bleistiftunterstreichung ab -ab.

3 Martin Martin war ein Bruder des Heinrich Martin und wandte sich ebenfalls mit gleich zwei Suppliken an den König, in denen er Maximilian bat, der Magdalena das Erbe ihres Mannes bis zu einem rechtlichen Entscheid nicht auszuhändigen, da sie gar nicht so einen Mangel leide, wie sie vorgebe, vgl. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.133; TLA, Max. 14, Varia, ohne Jahr 2.27. 4 Ende: Gebiet, Ort, Gerichtsbezirk, vgl. DRW. 5 Trotz einer Gewährung ihrer Bitte – mit einem fiat auf der Supplik vermerkt – war die Notlage der Magdalena Martin wohl noch nicht beendet, wie ein späteres Schreiben zeigt. Neben dem erwähnten Martin Martin traten in der Folge noch drei Schwestern auf, die Ansprüche auf die Güter erhoben, und erst 1502 wurde eine Entscheidung getroffen. Zu diesem Zeitpunkt dürfte die Bittende aber wieder geheiratet haben, wird sie doch als Magdalena Reblin erwähnt, vgl. Reg. Imp. XIV 4,2 Nr. 19671.

Nr. 30–32

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31. Magdalena de Varmo Die Äbtissin des Benediktinerinnenklosters Santa Maria zu Aquileia, Magdalena de Varmo, bittet Kaiser Maximilian I., dem Konvent zu erlauben, aufgrund von Kriegswirren ausstehende Einkünfte einzufordern. [Aquileia,] 1508–1519 Magdalena de Varmo 1 nennt sich als Äbtissin des Nonnenklosters Santa Maria in Aquileia. Damit stößt man aber auch schon an die Grenzen der autobiografischen Auswertungsmöglichkeiten dieser Supplik. Wie für lateinische Bitten üblich spricht die Äbtissin von sich nicht in erster, sondern in der unpersönlicher wirkenden dritten Person. TLA, Max. 14, Geistliche Sachen ohne Jahr 153 (Papier, Einzelblatt, Hochformat) Sacratissimo ac invictissimo cæsari semper augusto, humillime ad sacros pedes maiestatis vestræ suplicat Magdalena de Varmo, abbatissa monasterii Sanctæ Mariæ extra muros Aquileiæ ordinis sancti Benedicti, ex eo, quod, cum ex concessione tam gloriosorum predecessorum maiestatis vestræ quam ex largitione reverendissimorum patriarcharum Aquileien(sis) ecclesiæ ab annis ducentum et ultra pacifice possederit mediante persona tama sua quam a praecessorum suorum quamplura bona sita in territorio Tulmini 2 et vallis Roncinæ 3 diocesis b Aquileien(sis) nec umquam in dictis bonis seu ipsorum bonorum exactione ab aliquo habuerint molestiam, nihilominus, licet ipse pauperculæ moniales incumbentes divinis officiis devotissimæ fuerint maiestati vestræ et pro ea incessanter c preces devotas efuderint o(mn)i(n)od potenti d Deo, prout ex debito numquam cessabunt, a tempore belli citra numquam potuit exigere proventus suos solitos spectantes anntedicto monasterio in ipsarum monialium grave damnum. Proinde dignetur maiestas vestra seriose comittere clarissimis comissariis suis in Goricia 4 et Tolmino, ut permittant ipsas moniales seu ipsarum nuncios exigere præfatos introitus suos, non obstante aliqua partita recenter facta pro dictis bonis in rotulis Tolmini seu cuiuscumque personæ; et quod præcipiant ipsarum colonis, ut satisfaciant pensiones decursas et tempore ac loco decurendas. Cuius graciæ humillime se commendat.

32. Margaretha Berwige Margaretha Berwige, die Witwe des im Krieg gefallenen Trabanten Hans von Bregenz, bittet König Maximilian I., dem Bürgermeister und Rat von Überlingen Anweisung zu geben, dass 31 a–a Mit Einfügezeichen über der Zeile nachgetragen. b -e- nur angedeutet. oder Lücke im Text. d–d Wohl Schreibfehler für omnipotenti.

c

Nicht näher erkennbare Rasur

31 1 Magdalena de Varmo war von 1506 bis 29. Juni 1519 Äbtissin des Klosters Santa Maria in Aquileia, vgl. L, Maddalena de’ Varmo. 2 Tolmin/Tolmein/Tolmino, Slowenien. Das Kloster hatte dort laut Urkunden angeblich bereits 1139 Besitzungen, vgl. H, Die ältesten Urkunden 62, 83–87. 3 Vermutlich Roˇcinj/Ronzino, Slowenien. Urkunden des Klosters zeigen einen Besitz ab 1224, vgl. H, Die ältesten Urkunden 62, 159–162. 4 Görz/Gorizia, seit 1500 unter der Herrschaft Maximilians I.

122

8.3 Edition

sie am oberen Tisch im Spital ihr Leben lang versorgt werde, und ihr Geld für die Reise dorthin zu übermitteln. o. O., 1486/1493–1508 Um im Spital von Überlingen 1 aufgenommen zu werden, weist die Supplikantin auf ihr Alter hin. Ob Margaretha Berwige tatsächlich zum Betteln gezwungen worden wäre, würde man ihr nicht helfen, bleibt dahingestellt. Um ihre Bitte zu bekräftigen, erzählt sie zusätzlich von ihrem Mann Hans von Bregenz, der als Trabant in einem Krieg für den König gestorben ist. Dieser Umstand habe der Supplikantin und ihren Kindern, welche nur an dieser Stelle genannt werden, schwer zugesetzt, auch in materieller Hinsicht, und sie erhofft sich daher, von Maximilian Unterstützung zu bekommen 2. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 6.263 (Papier, Einzelblatt, beinahe quadratischer Zuschnitt) Allerdurchluchtigster a, grosmea chtigister kung etc., allergnea digster herra. Demnach b Hanns von Pregenntz, min eelicher huswirt selig, ettwelanng zytt uwer kn. mt. trabannt unnd diener gewest, desglich uwer kn. mt. ze guo t in krigsloffen sich treffenlich geubt unnd gebrucht hatt, doch zu lettst usß Gots verhengnuß daselbs durchschossenn, sin lib unnd leben gelaussen, das mir unnd minen kinden zuo mercklichem schaden zu dem leid unns darusß entsprunngen komen, ist also, das ich armut unnd altters halb an uwer kn. mt. hilff unnd ratt mich wytter nitt weiß zu betragen. Ist darumb an uwer kn. mt. min allerdemuo tigsts bytt, die selbig welle ursach halb, das ich minem gemachel in uwer kn. mt. diensten verlaussen, och nu alt unnd schwach bin, eini gnedig geschaft an burgermeister unnd ratt ze Uberlingen 3 usgen laussen, mit innhaltt, das die selbigen uwer kn. mt. hierinn angesehen fur min person an den obern tisch in dem spittal daselbs min libsnarung min leben lang, des gelichen, das uwer kn. mt., damit ich on bettelen heymkeren mög, ein zerung mitteillen. Bytt ich gegen dem almae chtigen Gott zu erfristung c uwer kn. mt. tugenrich leben mit hochstem ernst andachtenclich ze verdienen. E. kon. mt. Demutigeste Margaretha Berwige, Hans(e)n von Pregentz seligen gelaussen witte [Verso] Fiat d. I furderung. E. e

32 a–a Die Anrede scheint später hinzugekommen zu sein. Dafür wurde ausreichend Platz über dem Haupttext gelassen. b Ab hier andere Hand. c -s- später eingefügt. d Ab hier andere Hand. e Vermutlich andere Hand. 32 1 Das Spital von Überlingen verfügte über mehrere Abteilungen in verschiedenen Gebäuden, und an sich war es nur Bürgern oder Personen, die schon lange in der Stadt lebten, möglich, ins Spital aufgenommen zu werden. Fremde konnten lediglich um Aufnahme in das „Seelhaus“ außerhalb des Spitalbezirks ansuchen, vgl. K, Gesundbleiben 325, 344. 2 Geld, Besitz, aber auch soziales Kapital konnten sich für eine Aufnahme als hilfreich erweisen, vgl. K, Gesundbleiben 345–347. 3 Rat der Stadt Überlingen, Freie und Reichsstadt, heute Baden-Württemberg, der die Aufsicht über das Spital innehatte, vgl. K, Gesundbleiben 326.

Nr. 32–33

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33. Margarethe Glattiss Margarethe Glattiss aus Tübingen bittet König Maximilian I., entweder Graf Eitelfriedrich von Zollern oder den Abt von Bebenhausen oder beide mit einer Untersuchung und Entscheidung appellatione postposita zu beauftragen, nachdem die Supplikantin von ihrem Ehemann Paul Beuning wegen einer Anderen verlassen worden ist, er ihr ihre gesamte Lebensgrundlage genommen hat und sie nun Mangel leidet. [Tübingen,] vermutlich kurz vor dem 28. Juni 1498 1 Margarethe Glattiss gibt einen Einblick in ihr Leben, indem sie ihre derzeitige, als Schmach empfundene Lage beschreibt. Diese Notsituation glaubt sie nicht anders lösen zu können als durch eine Bittschrift. Margarethe Glattiss vermittelt dem Leser das Gefühl, wie unangenehm ihr die gesamte Situation ist und dass sie sich nur aus höchster Not an die Obrigkeit wendet, da sie sich in einer derartigen Misere, auch weil sie hungern muss, befindet, dass ihr keine andere Wahl mehr geblieben ist. Kinder dürften die Eheleute nicht gehabt haben, sonst würde die Bittende sie mit ziemlicher Sicherheit zusätzlich ins Feld führen, um ihre Not zu bekräftigen. Dennoch zeigt sich bei der Supplikantin eine gewisse Rechtskundigkeit, da sie die bereits ergangenen Urteile des weltlichen und geistlichen Gerichts rezipiert. Maximilian trägt dem Abt von Bebenhausen 2 auf, in der Sache zu entscheiden oder es Margarethe Glattiss zu ermöglichen, den Prozess weiterzuführen 3. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.84 (Papier, Einzelblatt, Hochformat, in der Länge gekürzt) Allerdurchleuchtigster a, groszmechtigster kunig etc., allergnedigster herr. Sich hat Pauly Bewning b,4 zu Tubingen 5, mein eelicher hawszwirdt, von mir leider zu einr andren gelibt, des ubels, dámit mein zubracht gut und was denn wir beyeinander gehebt hand, mir gar entweltigt worden, in geistlich rechtfertigung und darnach in vertegdingung und zu beschlusz gedigen ist, mit spruch durch hochachtpar lut betragen ist und doch minen eeman nit gehalten; deszhalb mir armen frowen zu sammt manigerley zugefugter erschrockenlicher smäch, so zuvyl yecz wér ze melden, ouch min narung entnomenn ist, unmennschlich mangel an spyse, tranck und anderer mennschlicher notdurfft zugefugt. Nech ich solh zugefugter armut und ellends halb nit vermag 33 a Korrektur bei -st-.

b

Unterstreichung mit anderer Tinte.

33 1 Am 28. Juni 1498 ordnet König Maximilian I. dem Abt von Bebenhausen an, Margarethe Glattiss und ihren Ehemann Paul Beuning gemeinsam anzuhören und in ihrem Fall zu entscheiden, vgl. TLA, Max. 14.1498.155. 2 Abt des Zisterzienserklosters Bebenhausen war Johannes von Friedingen, der vom 23. Mai 1493 bis zum 21. Dezember 1534 dem Kloster vorstand, vgl. S, Bebenhausen 239–247. 3 Es ist nicht eindeutig, warum der Abt von Bebenhausen zur Entscheidung für diesen Ehestreit bestimmt wurde. Bekannt ist nur der persönliche Kontakt zwischen Maximilian und Abt Johannes, etwa als der König am 30. Mai 1498 im Kloster übernachtete. Er ist im selben Jahr auch als Regimentsrat in Württemberg belegt, vgl. M, Der Stände oberster Herr 112; S, Bebenhausen 110 f. 4 Es ist denkbar, dass es sich hierbei um ein Mitglied der Familie Breuning aus Württemberg handelt, die auch Verbindungen zu Tübingen hatte. Ein Konrad Breuning war 1491 Vogtsamtsverweser und 1492 Vogt von Tübingen, vgl. M, Der Stände oberster Herr 358. 5 Tübingen, heute Baden-Württemberg.

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8.3 Edition

einich geistlich oder weltlich oberkeyt oder recht und gerichtszwang ervolgen, darinn ich ellende, bekumberte, verwisne frow trost suchen moe g, denn allein e. c k. mt., die ich mit flehender not ernstlich anruff, demutigst bittend, wan zu ferr und schwér ist, e. d k. mt. alhar ze ervolgen, oder weiter, das e. k. mt. begnaden wóll, harinn allen gwalt und macht bevelhen, mich und min eeman oder wer in disz sach verwandt ist, zu verchóren und zu ersuchen, dem wolgebornen herr(e)n her(e)n Eytelfritz, graffen zu Zollr 6, oder dem erwirdigen herr(e)n, meinem gnedigen hern abbt zu Bebenhusen, welher gemeldter meinr gnedigen hern, einer oder beid, sonder oder sammt nach beider teil verhör macht hab, hyngethon all appellacion ze entscheiden und by dem entscheidt und irem gebott ze hanthaben, furderlich one verzug und usztrag, dámit mir geschehe, das billich oder recht sy. Beger ich gen Gott dem allmechtigen ufruffend mit bitt ewig umb e. k. mt., darein ich mich hiemit bevilhe flyszig verdienen. E. k. mt. Demutigst Margreth Glattissin von Tuwing(e)n [Verso] Supplicacz Margareth Glathyszin von Tuwing(e)n. Abbt e zu Bebenhaws(e)n zu bevelhen, gnedic(lich) darin zu handlen und, soferr dz nit sein mocht und er erfunde, dz die fraw fug der sach hette, alsdan darob zu sein von wegen k. mt., damit ir narung und s(ovi)l f geben werde, dz sy den rechten außwarten móge.

34. Margarita de Guidoni Margarita, die Witwe von Aldrovandino de Guidoni aus Modena, bittet Kaiser Maximilian I., dem Podestà von Modena aufzutragen, dafür zu sorgen, dass sie im Besitz des Orts Il pra de Lintisone samt Gasthaus ( hospitium) und Mühle, der ihr für ihre Morgengabe vermacht wurde, den aber die Kommune Modena beansprucht, nicht behelligt werde, und dass ihr ihr gewaltsam oder heimlich entzogener Besitz restituiert werde. [Modena,] 1511–1519 1 Hierbei handelt es sich um die zweite Bittschrift unseres Samples, die auf Latein abgefasst wurde. Sie weicht nicht nur in der Schrift, sondern auch beim Formular von den deutschsprachigen Bittschriften ab. Diese Supplik im Speziellen ist fast vollständig auf den Sachverhalt konzentriert und lässt keine Erzählungen der Supplikantin erkennen. Schon die Apostrophierung ihres Mannes 2 lässt auf einen höheren Stand schließen, darüber hinaus deutet auch ihre Morgengabe, also ihr Geschenk am Tag nach der Verehelichung, nämlich ein Gut mit einem c

Korrektur. 6 1

d

Korrektur.

e

Ab hier andere Hand.

f

Korrektur.

Eitelfriedrich von Zollern († 1512), s. Nr. 7 Anm. 2.

34 Modena, Emilia-Romagna, gelangt 1511 in den Besitz des Kaisers; s. unten (cum ipsa civitas ad obedientiam maiestatis vestre pervenerit ); vgl. M, Kommunikation und Konfrontation 244 f.; W, Maximilian I. 4 80, 148f., 239, 362. 2 Aldrovandino de Guidoni aus Modena, herzoglicher Rat, war spätestens ab 1485 als Gesandter für Ercole I. d’Este in Florenz, danach als Gesandter in Venedig tätig und commissario generale der Romagna 1499, gest. 1501, vgl. Diario Ferrarese (RIS2 24/7) 273 Z. 15f.; P, History of Florence 343–455.

Nr. 33–34

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Gasthaus und einer Mühle 3, die ihr seit mindestens zehn Jahren gehören, auf eine wohlhabende Herkunft hin. Ihre Hochzeit liegt demzufolge zehn Jahre zurück. Aus ihrer Biografie liefert die Supplik keine weiteren Informationen. Nur an zwei weiteren Stellen wird, etwas expliziter als oben, Margarita als Witwe dargestellt. TLA, Max. 14, Landau, Miscellanea ohne Jahr 33 (Papier, Folio, Querformat) Serenissime mati. cesari˛e vr˛e. Humiliter exponit devota oratrix Margarita, uxor quondam magnifici domini Aldroua(n)dini de Guidonib(us) nobilis Mutinen(sis), qualiter mortuo eius viro, a quo relictus sibi fuit quidam locus pro satisfactione dotis sue, qui vocatur Il pra de Lintisone, cum hospitio et molendino ibidem existentibus in territorio Mutin˛e, qu(e) bona ipsa oratrix per decem annos vel citra possedit et maritus suus ac precessores sui per octuaginta annos iuste et legitime ac bona fide pacifice et quiete possider(un)t, et hoc, quia talia bona a quodam impeciecio de millitiis de Ferraria 4 per publicum instrumentum servatis servandis empta fuere; sed nunc modo cum ipsa civitas ad obedientiam mtis. vr˛e. pervenerit, per nonnullos populares ipsius civitatis molestata fuit pluribus et variis modis licet indebitis sibi violenter ac clam subtrahendo quamplures res et bona de dicto loco in sua pacifica possessione dictorum bonorum, allegando iam bona ipsa fuisse communitatis Mutin˛e licet false ac indebite et inique; et licet ipsa oratrix possessionem hanc iuridice defendere connata sit, atamen ipsi populares et postmodum communitas ipsa Mutin(ae) et vi et minis ab ipsa turbatione non a desisterunt nec desistunt, qui, quamvis multociens conquesta sit tam apud ipsam communitatem quam coram magnifico gubernatore 5 matis. vr˛e., petens se manuteneri in possessione et defendi ab huiusmodi turbatione et inquietatione, et, si quod ius temptendunt populares ipsi et dicta communitas in dictis bonis suo iure utantur, et iure medio numquam tum fuit, dare remedium, que populares prefati et communitas voluerint desistere b de prefata turbatione et inquietatione nec etiam qu(od) prefatus magnificus d(ominus) gubernator, ut nimium favens adversariis voluerit succurere, indemnitati et oppressioni prefate vidu˛e oratricis c et qu(od) alius per matis. vre. litteras ad preces oratricis sibi domino locumtenenti 6 commissum fuerit, ut succurat indemnitati prefate, magnificus locumtenens cui domino petitum fuerit pro parte oratricis, ut executione litterarum ce. matis. vr˛e. precipere vellit adversariis, ne eam turbarent d in sua pacifica possessione, tamen favendo predictis adversariis ipse comisit magnifico potestati Mutin˛e, ut de ea prefata causa cognosceret usque ad sententiam exclusive, et sic res clarissimae oratricis ac commissio ce. matis. vr˛e. traheretur in litigium cum maximis expensis ac periculis oratricis ob potentiam adversariorum, qui de facto 34 a n- korrigiert, vielleicht aus d-. giert.

b

Streichung am Wortende.

c

-a- vielleicht korr.

d

-a- vielleicht korri-

3 Pratum Tentionis, Pratum de Lentisone, Lokalität nahe Modena an der Straße nach Formigine. 1489 genehmigt Herzog Ercole d’Este die Osteria, die der herzogliche Consiliarius und Botschafter in Venedig Aldovrandino de Guidoni ubi dicitur il prato de Lentisone errichten ließ, vgl. T, Dizionario 2 226. 4 Ferrara, Emilia-Romagna. 5 Gubernatoren waren ab 1513 Giuliano de’ Medici (1479–1516), Bruder Papst Leos X. und ab 1515 Herzog von Nemours, und Francesco Guicciardini (1483–1540), u. a. Verfasser einer „Storia d’Italia“, vgl. T, Medici, Giuliano de’; J–B, Guicciardini, Francesco. 6 Ab 1511 war der Jurist Veit von Fürst (ca. 1468–1515) bis zu seinem Tod Statthalter in Modena, vgl. F, Veit von Fürst 121–125; W, Maximilian I. 4 85.

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8.3 Edition

processerunt et procedunt non servato aliquo iuris ordine, quod non creditur mentis esse ce. mtis. vr˛e. Quare ipsam oratrix vidua ad mtem. vrm. supplican(do) genibus flexis recurrit, ut dign[etur?] e per litteras suas comitere magnifico potestati suo civitatis predicte constituendo eum in hoc commissarium, qu(od) penis ac multis et omnibus aliis iuris remediis opportunis compellat ipsos populares et comunitatem ipsam a predictis turbatione et inquietatione desistere f, nec oratricem ipsam minis et violentiis aut aliter in dicta possessione perturbare permittat, nisi iure medio, ac eidem restituere faciat prefatas res et bona sibi violenter vel clam de dicto loco ablata; et hoc, ut sub fæelici mtis. vr˛e. obedientia tute dote sua uti g et frui possit et valeat, prout hactenus fecit, et hoc de gratia. [Verso] Sup(plication)is copia d. Margarit˛e

35. Margaretha von Hohenburg Margaretha von Hohenburg, die Witwe des Ritters Swicker von Sickingen, bittet König Maximilian I., ihr väterliches Erbe, das vom Reich lehnbare Schloss Hohenburg /Château du Hohenbourg, welches sich Ritter Hans Hofwart von Kirchheim unrechtmäßig angeeignet hat, ihrem Sohn Franz von Sickingen als ihrem Vertreter zu geben. [Hohenburg?,] 18. Juli 1505 Gleich zu Beginn der Supplik bezeichnet sich die Bittende Margaretha von Hohenburg 1 als arme Witwe, womit bereits ihr Familienstand geklärt ist. Ihr Mann war Ritter Swicker von Sickingen 2, doch sie trägt den Namen ihrer Herkunft Hohenburg. Sie betont ihren Witwenstand noch zwei weitere Male und erwähnt Kinder, die aus dieser Eheverbindung hervorgegangen sind und die zusammen mit ihrer Mutter Margaretha bis jetzt materiellen Schaden durch die Sache davongetragen haben und noch immer erleiden. Um diese Sache endlich aus der Welt zu schaffen, bittet sie nun Maximilian I., das besagte Schloss Hohenburg nicht ihr, sondern als ihrem Vertreter ihrem Sohn Franz 3 zu Lehen zu geben. Da es auf dem Schriftstück selbst keine Vermerke gibt, geht auch kein weiteres Vorgehen hervor, also keine Information, ob sie beziehungsweise ihr Sohn das väterliche Schloss zurückerhalten hat 4. TLA, Max. 14.1505.45 (Papier, Folio, Hochformat)

e

Blatt abgeschnitten.

f

Erstes -s- korrigiert.

g

u- korrigiert aus f-.

35 1 Margaretha Puller von Hohenburg († 1507), vgl. N, Bad Kreuznach; S, Europäische Stammtafeln XI/63. 2 Swicker von Sickingen wurde vor allem durch die Fehde mit Johann von Kronberg ab 1488 in großen Teilen des Reichs bekannt und starb 1505 in Landshut, also im selben Jahr, aus dem diese Supplik stammt, vgl. H, Kaiser Friedrich III. 1233; S, Europäische Stammtafeln XI /63. 3 Franz von Sickingen (1481–1523) führte im Erwachsenenalter zahlreiche Fehden. Nach der Ächtung durch Maximilian trat er in die Dienste des französischen Königs, wechselte später aber zurück zum Kaiser, vgl. E, Sickingen, Franz von 313f.; U, Franz von Sickingen. 4 Der Konflikt um das Schloss Hohenburg begann bereits in den 1460er Jahren, vgl. hierzu W, Puller 43–52; 130f.

Nr. 34–35

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Allerdurchluchtigister, großmechtigister, allergnedigister konig. Ich arme witfraw bring ewr kon. mt. clagen fur, wie nachfolgt: Es haben ettwan mein eltern das slos Hohenberg 5 mit grossem und swerem kosten ires aigen guts erbawt unnd dasselbig slos uß undertheniger gutwilligkait dem Heiligen Reich zw lehen gemacht, welichs slos durch absterben des stams Hohenberg 6 uff mich alls nesten erben unnd eynige dochterr von Hohenberg erstorben unnd von recht lut des lehenbriffs ererbt ist. Aber, allergnedigisterr konig, nachdem ich noch ein kindt, nit uber siben jar alt und unbefurmyndert gewesen bin zu zeitten des dots Wyrich von Hohennberg 7, meins lieben vatter seligen, der dan in dinst umb willen des Heilig(en) Reichs wylannt by dem hochgebornnen fursten und hern hern Ludwigen pfaltzgraven by Rein, hertzogen in Beirn, graven zw Veldentz 8, als seiner gnaden hauptman im felde dort bliben ist, so haben ettwan Eberhart Hoffwart(en) von Kircheims sone etc. 9 durch ir aigenn unbillich furnemen uß keiner rechtlichen, sonder ungegrunten ursachen mit ungeburlicher hanndlung sich des genanten sloss unnd lehen underzogen, welich hanndlung ich zw weitter bericht ewr kon. mt. underlasse, uberflussige lengerung zu vermeiden 10. So es aber zw weitter notturfft oder rechtfertigung kumpt, soll ewr kon. mt. des gnugsam bericht unnd warhafftenn a grunt entpfahen. Allergnedigister konig, nun hat her Sweicker von Sickingen ritter, mein lieber hußwirt seligerr, her Hans Hoffwarten von Kircheim ritter, mynen vettern, der sich dan des gedachten slos unnd lehen underzeucht, zum dickernmal schrifftlich unnd muntlich uff gutlichen tagen unnd sunst von nymannt [Verso] wegen angesucht, in meins grunts unnd gerechtigkeit bericht mit bit unnd beger, mirr solich slos unnd lehen etc. wider zuzustellenn, der zuversicht, gemelterr her Hanns solt sich uß ursachen der fruntschafft unnd billigkeit selber underwisen unnd mir solichs, wie vor genant, wider zugestelt haben. Es hat aber mein grunt und gerechtigkeit von im nit wollen angesehen werden, sonnder ist uff seinem unbillichen furnemen bis noch verhart, das dan mir armen witfrawen und meinen kinden 11 zw unwiderbringlichem schaden geraicht hat unnd noch teglichs raicht. Darumb ruff ich arme witwe ewr ko. mt. an als ein allermiltesten konig unnd den bronnen aller gerechtigkait, des ko. mt. auch uß angeborner tugent allwegen erfunden ist, sich zu befleissigen, witwe und weisen allergnediglichest zu beschirmen und zw dem iren zu verhellffen, dieselb ewr ko. mt. demutiglich und fleissiglich bittennde, ewr ko. mt. wolle 35 a Zusätzliche Nasalkürzung. 5

Schloss Hohenburg/Château du Hohenbourg, Elsass, heute Département Bas-Rhin, Frankreich. Margaretha war durch die Kinderlosigkeit ihrer Schwester Schonett und ihres Onkels Richard von Hohenburg die Haupterbin der Herrschaft, vgl. K, Die Familie von Sickingen 124 f.; W, Puller. 7 Wirich III. von Hohenburg († ca. 1457), vgl. W, Puller 31f. 8 Hier ist vermutlich Pfalzgraf Ludwig IV. (1424–1449) gemeint, vgl. L, Ludwig IV. 411 f. 9 Eberhard Hofwart von Kirchheim heiratete Elisabeth, die Stiefschwester des Wirich III. von Hohenburg, und erhob, ebenso wie sein Sohn Hans, Anspruch auf die Güter der Familie Hohenburg, vgl. W, Puller 14. 10 Trotz ihres Erbanspruchs mussten Margaretha und ihr Ehemann sich erst gegen die Ansprüche der Verwandten durchsetzen, darunter auch die des Hans Hofwart von Kirchheim, dessen Vater mit Elisabeth von Hohenburg, der Tante von Margaretha, verheiratet war und der ebenfalls Anspruch auf einen Teil des Erbes hatte. Somit war auch genannter Hofwart von Kirchheim ein Miterbe des Hohenburger Besitzes, vgl. K, Die Familie von Sickingen 124f., 136. 11 Margaretha von Hohenburg hatte sechs Kinder, einen Sohn und fünf Töchter, bekannt sind Schonett, Katharina, Gertrud, Franz und Barbara, vgl. S, Europäische Stammtafeln XI /63; K, Die Familie von Sickingen 135. 6

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8.3 Edition

solich slos und lehen, nachdem es von ewr ko. mt. alls dem Heiligen Rich zw lehen rurt, Franciscus von Sickingen, mynem lieben sone, alls dreger von meinentwegen und zw meinnem rechten gnediglich zw lehen leihen und mit vilgedachtem hern Hannsen Hoffwart(en) verfugen, das er mir solich slos unnd lehen mitsampt briffen unnd zugehorung, auch uffgehobner nutzung wider stell mit ablegung alles kostens unnd schadens; wo alßdan egemelter her Hans oder yemant annders vermeint gerechtigkeit darzw zu haben, will ich des vor ewr ko. mt. oder wohin ewr ko. mt. das verordent geburlich recht geben unnd nemen. Ewr ko. mt. [Verso] wolle hierinn mich arme witfraw nach koniglicher b milt gnediglich bedenncken. Das will ich mit meinem gebet gegen Gott umb ewr ko. mt. demutiglichen zu verdinenn geflissen sein, auch meinen sone underweisen, solichs umb ewr ko. mt. unnd das Heilig Reich mit underthenigenn, schuldigen unnd willigen dinsten alles vermogens zu verdinenn. Bitt des ew(e)r ko. mt. gnedig anntwurt. Geben uff Freitag nach sannt Margarethen tag anno vto. Margaretha von Hohenberg, witwe von Sickingenn c [Verso] Margereta d von Hohe(n)burg bedreffen 12

36. Margarethe Luftnegger Margarethe, die Ehefrau des Wilhelm Luftnegger zu Schwaz, bittet König Maximilian I., dem Pfleger von Freundsberg [Hildebrand von Spaur] Anweisung zu geben, dafür zu sorgen, dass ihr Schwager Hans von Eis sie für den Kauf ihres väterlichen und mütterlichen Erbes bezahlt. [Schwaz,] um 1500 1 Die Eltern der Margarethe Luftnegger haben in Schwaz ein Haus besessen, in dem die Supplikantin und ihr Ehemann Wilhelm gewohnt haben. Sie erzählt in diesem Zusammenhang nicht nur, dass sie seit zwölf Jahren verheiratet ist, sondern auch, dass sie mit ihrem Mann ein gutes Auskommen hat und dass sie alle Herausforderungen gemeinsam meistern. Doch drängte sie ihr Schwager Hans von Eis, der Mann ihrer Schwester, deren Name nicht genannt wird, das Haus der Eltern an ihn zu verkaufen. Nun hat aber der besagte Schwager die Eheleute zum Auszug aus dem Haus gezwungen, jedoch an Margarethe Luftnegger kein Geld bezahlt, möchte nach Verstreichen etlicher Fristen den Kauf sogar rückgängig machen und hat ein diesbezügliches königliches Schreiben impetriert. Die Supplikantin befürchtet, dass ihr Schwager Recht in dieser Sache bekommt und wendet sich aus diesem Grund mit einer Supplik, die eine Gegendarstellung enthält, an König Maximilian I., damit ihr Verwandter das ausständige Geld bezahle. Da die Eheleute 800 Gulden in das Bergwerk investiert haben, gehört die Supplikantin wohl nicht zu den ärmsten Schichten in Schwaz. Bei Margarethe Luftnegger handelt b

Korrektur bei erstem -i-.

c

Zusätzliche Nasalkürzung.

d

Ab hier andere Hand.

12 Noch 1505 versprach Franz von Sickingen, den Burgfrieden mit Hans Hofwart von Kirchheim einzuhalten. Erst 1522 erhielt Margarethas Sohn durch ein adliges Schiedsgericht das Schloss Hohenburg für eine Zahlung von 1200 Gulden an Hofwart von Kirchheim, vgl. K, Die Familie von Sickingen 174 f.

36 1 In zwei Schreiben von Maximilian I. von 1500 an die Innsbrucker Raitkammer sowie den Salzmaier [von Hall] beziehungsweise dessen Amtleute ist von der Vereinbarung eines Vertrages zwischen einem Hans vom Eis und Wilhelm Lüfftenegger die Rede, wodurch Letzterer 200 Rheinische Gulden erhalten sollte, vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Geschäft von Hof 5 (1500), fol. 55v und 88v.

Nr. 35–36

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es sich um eine Frau, die aufgrund eines Verkaufs in arge finanzielle Schwierigkeiten geraten ist und die aus Furcht vor einem Verlust des Geldes ihren Landesfürsten um Hilfe bittet. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 6.236 (Papier, Einzelblatt, Hochformat) Allerdurchleuchtigister, großmechtigister kunig, allergenedigister herr etc. Als meinn swager Hanns a von Eysa mir und meinem haußwirt vor vergangner zeit mein váterlich und mueterlich erb abkauft hat, do dann etlich fristen der bezalung verschinen sein, innhalt der verschreybung darumb vorhanden, deßhalb der getacht mein haußwirt und mein swager ain tagsatzung b,2 vorb ewr kn. mt. pfleger c zu Frundsperg 3 miteinander gehabt haben, do mein haußwirt der bezalung begert, hat beruerter Hanns von Eys ain brieflich geschaft von ewr kn. mt. auf sein anbringen außgangen furgelegt, under annderm lautennd, das ewr kn. mt. sólhen kauf gantz aufheb, abschaff und vernicht, kainen tail nicht zu pinden, wann d Hanns von Eys darynn ubereilt sei worden. Allergenedigister herr, wo ewr kn. gnaden grundt der warhait durch meinn swager furbracht wer worden, an zweifl ewr kn. mt. het sólh gescháft nit außgeen lassen, aber er mócht ew. kn. gnaden anbracht und bericht haben, als wie sólhs meinn will wár, den kauf abzuthun und e bey der behausung zu beleiben; demnach mein haußwirt ain verzerender 4 man wár und nicht erubriget, dardurch meinen erbn gar nicht belybe, der aber kains mein furnemen noch nit an im selbs ist, wann f ich und mein haußwirt wol zwelf jar in gantz gutter frundschaft bey und miteynnander gehaußt, arg und guts treulich erlitn haben. Als aber meinn swager anstat meiner swester irs erbtails an lennger verziechn und bit ye nur entricht g wolt sein und mich und mein haußwirt so hert angetrungen, daz ich im mein vátterlich und mueterlich erbtail verkaufen h mueset, und als die zeit dez außziechens zu dez heyligen kreutz [Verso] tag 5 kám, muesten wir im an alle gnad daz hauß raumen i und auf die weit ziechen, daz wir yetz in der dryttn herberg sein, damit wir im die kauf und brief und sigl hieltn. So nu etlich fristen der j bezalung vergangen sein, begert mein swager den kauf abzuschaffen. Hat an dem nit genug, daz er mich krangkhe fraw von meinem vetterlichn und muetterlichn erbtail außgedrungen und vertriben hat durch sein kauf, sunderlich unnderstet, als sich scheimperlich erfindt, sein aigen brief und sigel nitt zu haltn und meinn frumen haußwirt von mir zu bringen, dabei wol abzunemen, waz er fur ainn man ist, dez ich aber zu Got und ewr kn. mt. verhoff nit volg zu beschehen, wie wol er anbracht hat, er sei im kauf ubereilt, daz sich doch mit wárhait nit erfinden sol, dann er jar und tag darzue gehabt hat. Allergenedigister herr, wo meins swagers máinunng furgang erlangen solt, mueste ich dez zu verderben und von heußlichn ern kómen, dan es ye swár b–b Unterstreichung mit anderer Tinte. c Korrektur bei -f-. 36 a–a Unterstreichung mit anderer Tinte. d Zusätzliche Nasalkürzung. e Korrektur bei -d. f Zusätzliche Nasalkürzung. g Korrektur bei -r-. h ver- über der Zeile eingefügt. i Nicht eindeutiger Anschwung bei r-. j Korrektur von b- auf d-. 2

Versammlung, vgl. DWB online; hier Gerichtstag. Pfleger von Freundsberg war spätestens seit 1498 Hildebrand von Spaur († ca. 1530), ab 1507/1508 auch Pfleger von Steinach, jeweils Tirol, vgl. TLA, Max. 14.1498.16; TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Missiven 6 (1507), fol. 32v, 100r; TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Bekennen 8 (1508), fol. 154; TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten 12 (1508), fol. 147r, 159v, 175v; E, Erblandämter 114, 130. 4 verzeren: verköstigen, unterhalten, nichts mehr zum Leben haben, aufbrauchen, vgl. L, Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. 5 Wahrscheinlich 14. September, aber auch 3. Mai möglich. 3

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8.3 Edition

wár, wo ich bey brief und sigl nit gehaltn sol werden, und bit darauf ewr kn. mt. durch Gots willen mit dem vorberuertn pfleger zu Frundtsperg zu verschaffen, daz er mich und meinn haußwirt bei brief und sigl und bei recht gegen meinnem swager handthab, damit ich bezalt werde, dan wir annder leutn, so uns gelihen und wir im perkwerch swerlich ob achthundert guldin verpaut k haben, auch zaln muessn und unns not darzue dringt l. Das wollen meinn haußwirt und ich umb ewr kn. mt. unndertenigist verdien. Eur. kn. mt. Diemuttige Margreth, Wilhalm Luftnéggers zu Swatz elich hausfrau

37. Margarethe von Narb Margarethe von Blindheim, die Witwe des Hans von Narb, bittet König Maximilian I., allen Fürsten, Herren, Grafen, Freiherren, Rittern, Amtleuten, Vögten, Knechten, Städten und Märkten aufzutragen, der Supplikantin und ihren Helfern aufgrund eines zu ihren Gunsten ergangenen Urteils gegen die Klöster Reichenau und Salem zu ihrem Recht zu verhelfen, da ein ihr vom Kanzler Konrad Stürtzel übergebenes Missive an den Grafen Eberhard [V.] von Württemberg wirkungslos geblieben ist. [Blindheim bei Michelfeld?,] ca. 1490/1496–1496/1498 1 Margarethe von Narb 2 zählt eindeutig zu jenen Bittstellerinnen, die ihre Notsituation am stärksten mit Adjektiven ausschmücken. Sie verwendet nicht weniger als sieben Mal die Eigenschaft „arm“ für sich, hinzu kommen die mehrfache Verwendung von „elend“ und „betrübt“ sowie „verlassen“ und Bezeichnungen wie „verirrt“, „verwaist“, „rechtlos“, wislosse und „jämmerlich“. In der Subscriptio findet sich schließlich mit Hans von Narb der Name ihres verstorbenen Mannes. Sie versucht ihr Recht gegenüber den Klöstern Reichenau und Salem durchzusetzen. Auch wenn diese Supplik sehr aufgebauscht worden ist und sich die Bittende damit in einer unterlegenen Stellung präsentieren möchte, bietet sie nicht allzu viel Material für autobiografische Auswertungen. Sie nennt keine Kinder, die sie, wenn sie welche gehabt hätte, wohl mit Sicherheit erwähnt hätte, da sie ja sonst alles versucht, um Mitleid und Mitgefühl zu erregen. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 2.9 (Papier, Folio als Einzelblatt im Großformat verwendet, Hochformat)

k

Korrektur von p- auf v-.

l

Korrektur.

37 1 Konrad Stürtzel war bis 1500 in den Diensten Maximilians I., durfte aber den Titel nach seiner Resignation weitertragen, vgl. N, Räte und Herrscher 408; mit Graf Eberhard von Württemberg ist aufgrund des Zusatzes des Älteren vermutlich Eberhard (V.) I. im Bart (1445–1496) gemeint und nicht sein gleichnamiger Nachfolger, vgl. S, Europäische Stammtafeln I.2/256, 257; der hier angesprochene Rechtsstreit wurde aber bis 1498 nicht beendet, vgl. TLA, Max. 14.1498.289. 2 Möglicherweise Mitglied der Familie Narb/Narbe, die zur Reichsritterschaft in Franken zählte, vgl. U, Lehnhof 36–38.

Nr. 36–37

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Allerdurchleutigister furst, grossmechtigster herr. Uwer kunigklich majestat als regerender furst des lobelichen husz Ósterich unnd ein lyphaber des rechten unnd deren, dye rechtz begeren, ich arme, ellende, betrubte frauwe ruff uwer kunigklich majestat ane demutiklich als ein verlassene, ellennde wittwe, dye do fast verirrt unnd verwijsst ist, unnd bitt uwer kunigklich majestat wissen, so als ich uwer k. mt. amme nehsten a ummb hyllff mines herlangten rehten zuo Cobelentz 3 in bywesen der kuo rfursten Meintz 4, Pfaltz 5, Tryr 6 unnd Cóllen(n) 7 ummb hyllffe angeruo ffen unnd demutiklich gebetten habe, mir doch alles des, wes mir zuo minemm rehten notturftig sy, von uwer k. mt. wegen geben unnd hyllff unnd bystant tuo n nach lut miner herlangten rechten, so ich an den fryen geryhten 8 unnd kunigklichen, keyserlichen geryhten uber dye zwen ept unnd yren coventen in der Richenauw 9 unnd Salmenswiler 10 unnd allen den iren herlangt unnd rechteklich gewonnen habe unnd des endes, als uwer k. mt. wol weisz, nun lang zitt uffgehallten worden bin unnd mir gantz mines armuo tz unnd ellentz nit gehollffen werden mag, unnd hat uwer kuniglich majestat uff die zitt in bywesen der egenanten kurfursten uwer k. mt. cantzlern doctor Conrat Sturtzelln 11 geheissen unnd gebetten, mir alle bryfe unnd wes mir zuo minnem herlangten rechten dynen móhte unnd notturfftige wer, schriben solt unnd mir dy geben, damit uwer k. mt. miner klag unnd des nochlauffens abkommen móht. Da hat mir der egenant uwer k. mt. cantzeler eyn missive an grave Eberharten von Wirtenberg den Elltern(n) 12 geben, dy ich da demmselben uberantwort hab, unnd wart mir doch damit gantz nichtz gehollffen. Harummb, allergrosszmehtigster herr, nun wird ich arme frauwe gantz rechtlosz unnd wislosse gelassen unnd ummbgetriben als ein gryblin in der pfannen 13, darummb ich dann aber demutiklichen anruo ffen musz uwer k. mt. als ein haupt der gerechtikeit unnd lyphaber der warhait unnd des rechten unnd rue ff an unnd bitt uwer kueniglichen mt. ummb Got unnd des jungsten gerihtz b willen unnd duo rch aller frauwen ere, daz uwer k. mt. demm rehten zuo hillffe unnd steuer, daz dann duo rch dy heyligen bae bst, keyser unnd kunige, 37 a Korrektur bei -h-.

b

Korrektur bei -h-.

3 Koblenz, Rheinland-Pfalz. Möglicherweise Bezug auf den königlichen Tag zu Koblenz vom 24. September bis 8. Oktober 1492, vgl. RTA-MR IV. 4 Berthold von Henneberg (1484–1504), vgl. B, Berthold von Henneberg 156 f. 5 Pfalzgraf bei Rhein war Philipp der Aufrichtige (1476–1508), vgl. F, Philipp der Aufrichtige 383f. 6 Kurfürst von Trier war Erzbischof Johann II. von Baden (1456–1503), vgl. K, Johann II. 539 f. 7 Kurfürst von Köln war Erzbischof Hermann IV. von Hessen (1480–1508), vgl. S, Hermann IV. 635f. 8 Bezug auf das Femegericht, das unter anderem seine Zuständigkeiten im Streit um Grund und Boden sah, vgl. F, Die westfälische Veme 26f.; K, Feme 347–349. 9 Benediktinerkloster Reichenau, Baden-Württemberg. Abt war von 1491/1492–1508 Martin von Weißenburg, der ab 1496 einige nicht näher genannte Gerichtsrechte erstritten hat, vgl. K, Verderblicher Glanz 338–342; Q, Reichenau 532. 10 Zisterzienserkloster Salem, Baden-Württemberg. Äbte waren von 1471–1494 Johannes I. Stantenat, von 1494–1510 Johannes II. Scharpfer (Schürpfer), der auch an den Reichstagen zu Lindau, Worms und Freiburg 1497–1498 teilnahm, vgl. S, Salem 130, 140; S, Zisterzienserabtei Salem 357. 11 Konrad Stürtzel (1434–1509), s. Nr. 21 Anm. 2. 12 Herzog Eberhard I. im Bart (1445–1496) ab 1495 Herzog von Württemberg und Teck, davor Graf zu Württemberg, vgl. G, Eberhard im Bart; S, Europäische Stammtafeln I.2/256, 257. 13 Griebe: ausgelassener Speckwürfel.

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8.3 Edition

des uwer k. mt. ein lehenherr ist, zuo gelassen, befestiget unnd bestetiget, erman auch uwer k. mt. der reformacion, dy ussgegangen ist zuo Armsperge 14, unnd bitt uwer k. mt. ummb Got unnd des heyligen c rechten willenn, das uwer k. mt. mir woe ll lassen geben d an all fursten unnd herren, graven, frijen, ritter, amptlute, voe gt, knecht, stet unnd merckt, daz mich dyselben mit allen minen hellffern noch ussgang miner urteil, wo ich hinkomm, nit irren oder engen, sunder nach lutt derselben miner urteil mir rat, hyllff unnd bystant zuo tuo n zuo minen herlangten rechten gegen den vorbenanten epten, iren coventen unnd anderm irem anhang unnd mich unnd min hellfer darzuo oder darinn schutzen, schuern unnd schyrmen, bisz solang mir ussrychtuo ng unnd ein genungin nach lut miner herlangten recht beschehe, uff daz doch ich e arme, ellennde frauwe zuo mm rechten kommen móge unnd nit allso jemerlich rechtlosz gelassen werde, dann mich der keyserlichen majestat commissio 15 noch uwer k. mt. commissio noch nichtz nit hat bisz uff dysen tag etwasz woe llen furtragen oder hellffen. Uwer kunigklich majestat woe ll sich gegen mir armen betrubten frauwen unnd ellenden witwe herinn allso mit genediger hillffe Got unnd demm heyligen rechten zuo steuer herzeugen unnd mich armen nit rechtlossz lassen sten, als ich mich des unnd alles guo ten zuo uwer kunigklichen majestat als einemm lyphaber des heyligen rechten gantz ungezwifelt verdroe sten. Sólichs gepurt mir unnd will ich arme, ellende frauw mich von uwer k. mt. gegen allen fursten, graven, fryen, frijgraven unnd aller mencklichen beloben, lob unnd danck sagen unnd Gott den allmechtigen vor uwer k. mt. allzitt bitten, der uwer k. mt. in aller widerwertikeit sterck, gluck und in lenger gesuntheit friisten wóll, und bitt auch uwer k. mt. demutiklich mich armen frauwen mit bryfe unnd sygel herinn zuo versorgen als uwer k. mt. weisz gnungsamm fur mich, mir herrinn zuo glauben. Margret von Blinthein(n), Hannsen von Narben seligen verlassene witwe, uwer k. mt. arme dynerin [Verso] Unser(e)m allerdurchleuchtigsten, grosszmehtigsten herren herr Maximilian etc., roe mschen kunig zuo allen ziten merern des Richs etc., unserm allergenedigsten f herren etc. g in sin hant unnd anders nyman 16

c g

d Korrektur von -h- auf -b-. Korrektur bei -g-. Einfügung über der Zeile.

e

Danach ar gestrichen.

f

Korrektur bei -s-.

14 Bezug auf die 1437 in Arnsberg beschlossene Reformation der Femegerichtsbarkeit, die von König Friedrich III. (1440–1493) anerkannt wurde, vgl. K, Feme 347–349; L, Die Veme 230–242. Die Supplikantin weist Maximilian eventuell auf diese Anerkennung der freien Gerichtsbarkeit hin. 15 Kaiser Friedrich III. (1440–1493). 16 Eine etwas andere Schilderung der Sache findet man in einem Bericht der Freiburger Reichsversammlung an den König vom 9. Mai 1498. Demnach lehnt Margarethe von Narb sämtliche Lösungsvorschläge in dem Streit ab und zieht gegen die beiden Äbte der Klöster von Gericht zu Gericht, vgl. TLA, Max. 14.1498.289. Die Vertreter von Reichenau und Salem hingegen bitten, ihr eine weitere Verfolgung des Rechtswegs zu untersagen, vgl. RTA-MR VI 576f.

Nr. 37–38

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38. Margarethe Steiner Margarethe, die Witwe des Meraner Bürgers Jacob Steiner, bittet König Maximilian I., dem Richter von Meran aufzutragen, den Meraner Bürger Hans Spetzger den Älteren als Vormund für ihren Sohn Hans einzusetzen. [Meran /Merano,] 1490/1496–1508 Viel mehr Autobiografisches, als schon in obigem Regest ausgeführt wurde, liefert Margarethe Steiner nicht. Sie ist Bürgerswitwe in Meran, ihr Mann Jacob hat sie durch seinen Tod mit einem minderjährigen Sohn namens Hans zurückgelassen, für den sie nun einen Vormund sucht, wie das Gewohnheitsrecht fordert. Da sie beim König um den Bürger Hans Spetzger bittet, dürfte sie ihm gegenüber wohl Vertrauen haben und ihn relativ gut kennen und sie will vielleicht der Ernennung eines Vormunds durch den Stadtrat zuvorkommen. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 2.36 (Papier, Einzelblatt, Querformat, Quart) Allerduo rchleuchtigister, grosmachtigister konig, allergnedigister herr. Ewr konigclich(e)n mayestat fuo eg ich mit aller unndertanigkait zu vernemen, nachdem weylend Jacob Steiner, mein hauswirt saliger, mit todt vergangen, dem Got gnedig sey, und ain sun hinder sein verlassen mit namen Hanns, der noch jung, zu sein tagen nit komen und mit gerhaben noch nit versehen ist, und dieweil aber die notdurft eraischt, das derselb mein sun mit gerhaben versehen werde, bitt ich mit allem diemuo etigistem vleis allerunndertaingist, ewr konigcliche gnad geruo che mit irem richter an Meran zu verfuegen und verschaffen, damit er meinem suo n Hanns(e)n Speczger den Elter(e)n, burger daselbs, zuo aim gerhaben secz und verordne unnd mich, auch meinen verwaisten suo n hierinn so gnedigclich bedennck(e)n a, auf das er mit gerhaben versehen unnd mit seinem gut rechtlich gehanndlt werde. Des wóllen b ich, auch mein suo n umb dieselben e. k. mt. mit allem gehorsamen vleis allerunndertanigist, diemuetig und gernn verdienen unnd umb derselben lannck leben unnd glucksalige regierung Gott zu bitten alczit geflissen und unvergessen sein. Unnd wart hierauo f gnediger auo srichtung. E. k. mt. Unndertänige, gehorsame Margreth, wittib, weylennd Jacob(e)n Steiners burgers an Meran saligen, verlassen wittib

38 a Tintenklecks am Ende des Wortes, daher Lesung der Endung unsicher.

b

-en vermutlich später eingefügt.

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8.3 Edition

39. Margarethe von Széchy Margarethe von Széchy, die Witwe von Jakob Székely, bittet Kaiser Maximilian I., Kaspar von Stubenberg (?) als Vormund für ihre Kinder zu bestellen, nachdem der Vormund Sigmund Eibiswalder verstorben ist. o. O., 1515–1516 1 Sehr kurz und knapp ist die Bitte der Margarethe von Széchy 2. Als Witwe sucht sie nach dem Tod eines Vormunds für ihre Kinder einen neuen. Um wie viele Kinder es sich handelt, verrät die Supplikantin nicht. Gemäß dem Testament ihres Mannes wählt sie nach dem Tod eines Vormunds mit dem zweiten einen neuen, worauf sie an den Kaiser in seiner Eigenschaft als oberster Vormund schreibt. Aus ihren Schilderungen geht keine adlige Herkunft hervor, allerdings weisen der Ehemann und die genannten Vormünder auf eine höhere Stellung hin. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 6.576 (Papier, Einzelblatt – Quart, Hochformat) Alerdurchleychtigister kayser, alergenádigister herr. Ich thue ewer kay. mt. mit aler underthanigkait unterichten und das mein her und hawsbirdt sáliger bey sein leben thestament und gschafft 3 aufgricht hat, das da under andern inen heldt, wan der gscháftherren 4 eyner abgieng, so mocht ich mitsambt dem andern gerhaben ein andern an die stat derwelen, und ist hietzwndt Sigmundt Eyblsbalder 5 mit dot abgangen, dem Gott gnadig sey, der dan a auch ein erbelter gerhab ist gbessen. So pit ich ewer kay. mt. mit aler diemuetigkait, welet Caspar von Stumberg 6 schreybn, das er wider mit andern mein und meiner kinder 7 erbelten gerhaben welte sein und mit in solichs welte verschaffen b, nachdem ewer kay. mt. nach Gott mein und meiner

39 a Einfügung über der Zeile. zwischen welte und verschaffen.

b

Korrektur oder spätere Einfügung der Vorsilbe und Strich zur Wortabtrennung

39 1 Sigmund Eibiswalder starb im Jahr 1515, und Margarethe von Széchy dürfte vor dem 29. Juli 1516 gestorben sein, vgl. S, Lexicon 305; P, Jakab Skékely 275. 2 Margreth von Széchy († ca. 1516), Tochter des Nikolaus Szécsi von Fels˝olendva /Oberlimbach (des Älteren), wird erstmals am 2. Juli 1481 genannt, vgl. P, Jakab Skékely 275, 284. 3 Von Jakob Székely haben sich zwei Testament-Versionen erhalten, die jüngere vom 23. August 1504 liegt gedruckt vor bei K, Kevendi Székely Jakab 266–271. 4 Im Testament werden neben seiner Frau Margarethe Thomas von Széchy, Georg von Weißenegg / Weißeneck († 1530), Bernhard von Thurotz und Kaspar von Kienwerg genannt, vgl. K, Kevendi Székely Jakab 267; T, Die Herren von Weißeneck 93. 5 Sigmund Eibiswalder († 1515) war unter anderem Inhaber von Schloss Burgstall bei Wies, Steiermark, und starb 1515, vgl. S, Lexicon 305. 6 Möglicherweise Mitglied der Familie Stubenberg. Aus dem Kapfenberger Familienzweig ist ein 1524 verstorbener Kaspar Stubenberg bekannt, vgl. W 40 116a. 7 Aus der Ehe gingen vermutlich neun Kinder hervor, von denen nach dem Tod des Vaters noch Elisabeth, Lukas, Ursula und Margarethe am Leben waren, vgl. P, Jakab Skékely 275.

Nr. 39–40

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kinder obrister gerhab ist. Daselbig wil ich gegen Gott mit mein andechtigen gepett umb ewer kay. mt. langkh leben zw pitten und miner auf c herren verdin. Ewer kay. mt. Underthanige fraw Margareth von Zétsch, heren Jacob(e)n Zágkl 8 salign verlasne wytib d

40. Maria Weger Maria, die Tochter des verstorbenen Anton Weger aus Kestneidt im Gericht Persen /Pergine gelegen, bittet Kaiser Maximilian I., den Pfleger von Persen Wolfgang Schöchtel anzuweisen, in der Erbangelegenheit zwischen der Supplikantin und ihrer Schwägerin Margaretha Zeugen einzuberufen. [Kestneidt?/Gericht Pergine /Persen,] 1508–1519 In der Supplik beschreibt die Ausstellerin Maria Weger ihre Familiengeschichte. Sie ist die Tochter des verstorbenen Anton Weger. Zudem erfährt man von einem leiblichen Bruder Leonhard, der aber zum Zeitpunkt der Bittschrift ebenfalls bereits tot ist. Ein gespanntes Verhältnis hat sie zu ihrer Schwägerin Margarethe, der Tochter eines Metzgers und Witwe ihres Bruders, die auf das von Maria beanspruchte Erbe für sich und alle Erben von ihrer Seite gegenüber dem Vormund zugunsten ihrer Kinder Anton und Katharina, die ebenfalls verstorben sind, verzichtet hat. Alle anderen verwandten Erben der Eltern sind verstorben, und es lebt nur noch die Supplikantin Maria, die sich nun als einzige berechtigte Erbin des elterlichen Wegerhofs sieht. Zwar ist sie der Ansicht, dass der Hof nur an sie und ihre Kinder gehen soll, doch geht aus dieser Aussage nicht eindeutig hervor, dass Maria auch Mutter ist, da sie nur das Erbrecht prinzipiell anspricht. Nachdem sie an keiner anderen Stelle der Supplik von ihren Kindern spricht oder auf einen Ehemann hindeutet, weder lebend noch verstorben, sondern in der Unterschriftsformel sich nur als Tochter des Anton Weger bezeichnet, dürfte sie zum Zeitpunkt der Bittschrift ledig und kinderlos gewesen sein und durch diese Formulierung ihre Erbberechtigung manifestieren. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 6.201 (Papier, Einzelblatt, Hochformat) Allerdurchleuchtigister, grossmáchtigister khayser, allergnádigister herr etc. E. khay. mt. fueg ich arme, ellende fraw mit aller underthánigkhait demuetiglich zu vernemen, wie ayn fraw, genantt Margaretha, ayn tochter weylendt Jórg(e)n Prefatzi metzgers, mein geschweyh, fuer sich und ire erbenn a ewige fuo erzicht than hat weylendt Saluator Pacher von Kestneidt als aynem gerhaben Anthoni und Katherine, irer kynder, so sy elich geboren hat mit weylendt Leonhardtt(e)n Weger auss Kestneidt, meynem leiplichen brueder, dem Got gnádig sey. Dieweyl aber die benantten Anthoni und Katherina an c

Korrektur bei -f.

40

a Zusätzliche

d

Korrektur: -y- und -t- teilen sich den Schaft.

Nasalkürzung.

8 Jakob Székely (ca. 1445/1450–ca. 1504), unter anderem Hauptmann von Pettau und Radkersburg, vgl. P, Jakab Skékely.

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8.3 Edition

leiberben mit tode abgangen seyn, mag die erbschaft der obgnantten Anthoni und Katherina, meyns brueders seyligen kinder, in craft obgemeltter fuerzicht an nyemandt anders fallen dann an mich und meyne kynder, wann b sóliche fuerzicht in iC jaren und lennger, dann c manns gedengken ist, khayne rechtlich nye an minder khomen noch craftloess geo sprochenn wordenn. Uber sóliche fuerzicht haben mich Zuan Cribell und Hanns Spitzer, payd seszhaft in der burgen P(er)senn d, mit aynem spruch condemnirt, der obgnantten frawen Margaretha, meyner gesweyhen, den dritten táil Wegerhofs mit seyner zughórung verfolgen lassen, daran ich mergklich beswárung hab. Ich vermayn auch, sy haben mich uo ber die fuo erzicht, so hye zu Persen bey gerichts hannden ligt, unrechtlich beswárt, und wiewol sólicher spruch auch bey der peen durch obgnantte spruchleut geschaffen ist worden stát zu haltten und zu beleybenn e, so mag ich ye das mein wider die pilligkháit nit verlieren. Darumb ewr khay. mt. ruo ef ich an umb Gottes und gótlicher gerechtigkháit willenn pittend, wóll mir armen frawen so gnádig seyn und mit dem vestten Wolfgang Schóchtt(e)l, e. khay. mt. phleger zu Persenn 1, verschaffenn f, schindig(en) 2 und bróbst, auch die verstándigistten nachpawren des gantzen gerichts Persenn g auff ayn tag zu im ervordernn, inen obanzáigten fuo erzichtbrief verlesen und hóren lassen, sich an inen allen erkunden, wie mit sólichen fuo er[Verso]zichtten vormalen gelebt h worden. Pin ich ungezweyfelt, sein vestigkháit werd an inen allen erfinden, das sóliche fuo erzicht pillich bey kreftten beleibe und das ich durch obgnantte spruchleut unrechtlich condemnirt worden, mir auch sóliche mein beswárung rechtlich widerumb abgenomen werde. Hyemit e. khay. mt. thue ich mich arme fraw bevelhen gnadiglich zu bedengkenn i. Ewrer kháy. mt. etc. Underthánigiste Maria, áyn tochtter weylentt Anthoni Weger von Kestneidt, Persner gerichtt Maria j fiola de Ant(oni)o Beber, xii 3.

41. Neeßgyn von Warendorf Neeßgyn, die Ehefrau des Metzgers Konrad von Warendorf, bittet Kaiser Maximilian I., der Rechtfertigung des Johann von Perchem nicht zu glauben und diesen zu ächten und zu bestrafen, da er sie zuerst, wodurch er den Tod des Kindes verursacht hat, und während des Prozesses wiederum im Kindbett gerichtlich belangen ließ. [Köln,] 27. August 1512 1 b

c Zusätzliche Nasalkürzung. d Zusätzliche Nasalkürzung. e Zusätzliche Zusätzliche Nasalkürzung. Nasalkürzung. f Zusätzliche Nasalkürzung. g Zusätzliche Nasalkürzung. h Einfügung über der Zeile. i Zusätzliche Nasalkürzung. j Ab hier andere Hand.

40 1 Der genannte Pfleger Wolfgang Schöchtel war von 1503–1525 locumtenens praefecturae für Zyprian und Dorothea Serntein, vgl. A, Persen-Pergine 336. 2 Möglicherweise Syndikus gemeint. 3 Es ist nicht sicher, ob der Vermerk sich auf diese Supplik bezieht. Mit etwas Interpretation könnte man aber auf Maria, Tochter des Anton Weger, kommen. 41

1

Bezug auf den Reichstag zu Köln (19. 7.–26.8.1512), vgl. W, Maximilian I. 4 270–273.

Nr. 40–41

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Das Schicksal der Neeßgyn von Warendorf 2 erweist sich durch ihre Schilderungen in der Supplik als keinesfalls einfach nachzuvollziehen. Daher sollen ihre Erzählungen chronologisch aufgeschlüsselt werden. Auf dem Reichstag von Trier hat die Supplikantin eine Klagschrift eingereicht und nun zu Köln ein Antwortschreiben erhalten, in dem Johann von Perchem den Vorwurf abstritt, Neeßgyn im Kindbett belangt zu haben, woraufhin ihr Kind verstorben sei; der Beschuldigte klagte seinerseits die Eheleute Neeßgyn und Konrad wegen Verleumdung und Rufschädigung. Gegen die beiden ist dann prozessiert worden, worüber sich Neeßgyn empört. Das Ehepaar kam daraufhin beim Vater der Frau in Köln unter und erlangte kaiserlichen Schutz. Die Frau brachte ein weiteres Kind zur Welt. Doch wollte sofort am nächsten Tag der beschuldigte Johann sie vor Gericht laden lassen, worauf der Ehemann Konrad dem Boten Wilhelm der Stadt Köln mitteilte, dass sie sich nur dem Kaiser unterwerfen würden. Die Boten schickten nochmals nach der Frau im Kindbett, und nun trat der Schwiegervater vor das Gericht und wiederholte die Aussage seines Sohnes. Doch am 26. August, am Tag der Taufe des Kindes, als Neeßgyn noch immer im Kindbett weilte, wurde sie dort neuerlich gestört. Alles in allem wirkt Neeßgyn wie eine treu sorgende Mutter, die Angst um das Wohlbefinden ihres Kindes hat. Im Schlussteil der Supplik verbindet sie ihre Sache mit der Sache aller Frauen im Kindbett, die sie davor bewahren will, dass ihnen dasselbe Schicksal widerfährt 3. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 6.453 (Papier, Folio, Hochformat) Großmechtigister kaiser, unverwinlingister, durchluchtigister, allergnedigster herr. E. k. mt. haben mir thunn vorhaltenn unnd uberenntworten vermainte antwort Johans von Perchem auff mein clagschrifft im nehist vergangen gehalten reichstaghs zu Trier unnd itz alhie zu Colln(n) 4 in a e. k. mt. reichsstat gegenwurtiglich uberantwort gethain, dairinn b vermeltennde mein huysszwirt Conrait von Warendorp nach seinem gefallenn syns moitwillens syns gefallens wider in gebrucht haben sult und weiter vordrait, das er mich oder nohe c khain frauwe imm kyntdelbethe geschant oder geweltlichen uberfallen haben sult, oder ouch, das ir kyndt seynent halben ermordet sein seult, unnd daebeneben anzeigt er Conrait, mynen huysßwirt, vor injurie vurgenomen und dairauff myt gepurlichen rechten uff yn procedirt as verfolght unnd mit begerende e. k. mt. gedachten meinen hausßwirt Conraiten unnd mich dairan zu thunn, mich so unwairhafftiglich for e. k. mt. dermaissen zu verclagen, soe er yn sein ere unnd gelympff zu verenntworten unnd zu beschirmen mit gepurlichen rechten furzunemen etc. Unnd bitten dieselb

41 a Korrektur von a- auf i- oder auch umgekehrt denkbar. b Balken über letztem -n /m – möglicherweise Nasalstrich für ein zusätzliches n. c Möglicherweise Korrektur bei -o-, auch nahe möglich. 2 Geografisch naheliegend wäre die Herkunft aus der Stadt Warendorf, Landkreis Münster, Nordrhein-Westfalen oder direkt aus Münster. Dort gehörte eine Familie Warendorf spätestens seit dem 16. Jahrhundert zu den sogenannten Erbmännern, der städtischen Oberschicht, vgl. K, Erbmänner;  O, Die Münsterischen Erbmänner 2. Rein sprachlich wäre auch eine Zugehörigkeit zu der seit dem Hochmittelalter in Lübeck ansässigen Familie von Warendorf nicht auszuschließen, jedoch konnte kein Konrad Warendorf dort gefunden werden, vgl. E, Familie und Memoria 169–192. 3 Frauen im Kindbett unterstanden besonderem Schutz, und der Besuch männlicher Personen war mitunter nicht vorgesehen, vgl. A, Hexenglaube 53; L, Kunst der weisen Frauen. 4 Nach seinem Einzug am 3. April 1512 eröffnete Kaiser Maximilian I. den Reichstag zu Trier, der aufgrund des Krieges in Geldern Ende Juni nach Köln verlegt wurde. Der Hauptabschied wurde am 16. August, der Nebenabschied am 26. August 1512 erlassen, vgl. W, Maximilian I. 4 270–273.

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8.3 Edition

e. k. mt. darauff oitmotiglichen zu wissenn, die d bemelter Johan(n) e, myn wiedertaill, myr formails lawdt meiner vorclagen e. k. m. gethain mein kyndelbethe geschant unnd dermaissen erschrecken laissen, dairdurch meyn junghess kynderlynn das leben verloren, unnd dairmyt noch nyt geshedigt, hait derselbighe Johan(n), der wiedertaill, nit angesihen mein haußwirt Conrait unnd ich itz alhie in e. k. mt. statt Coln(n) under selber e. k. mt. troist, verspruch, schutz und schyrmm komen unnd dermaissen alhie hinden ainem wirdt, meinem vater, sitzen, hait Got gefueght unnd mich uff sannd Bartholomeus abent 5 nehist vergangen aines jungen soens beraiden 6 und soebalde ich in kyndelbethe khomen, haitt der selb Johan(n) vurß 7 wie vor mein kyndelbethe geschant unnd mich inß recht in yrer borgermaisternn, amplewdt, gericht auff Bartholomei 8 nehist vorgangen thun gebiethen, dardurch ich ellendighe, bedruckte frauwe dermaissen erschroecken, das ich mych befruchte meines lebens, wie vor myt demm ander(e)n kynde geschehen. Hait bemelter Conrait, mein haußwirt, demm bothenn der eirsamer, vorsichtiger unnd wyser her(e)n [Folienwechsel] borgermaisterenn unnd rathe itz gedachter e. k. m. stat f Colln(n) Wylhalm(m) gesagkt, wir auff itz unnder khainen furstenn noch herenn underworffen enweren noch uber uns zo gebithen, dan allein e. k. mt. as meinen allergnedigisten herenn, und denselben gebiethen, den obgemelten seinen her(e)n zo verkundten. Solichs unangesehen g habenn sy abermails in meyn fry kyndelbette ir pothen geschickt unnd gebiethen laissen. Ist asdo mein wirt, meins haußwirtz vater, mein swegerher(r), vor gericht gangen unnd vorgetragen, wie mein haußwirt unnd ich e. k. mt. underworffen wer(e)n unnd ich itz imm kyndelbette seeß, weult er khain gebother in sein hawß des kyndelbetz halben frey sein seuliche enthfangenn. Haben die richter unnd amptlude demm selbigemm meynem swegerher(e)n, Conraitz vater, unser(e)nn wirdt, gebothen, uff h lieb unnd gut verbothen, sych meynne sycher zo machen und mich niet vyß sein hauß entfirmen laissen, unnd das alles in abbruch e. k. mt. schutz ind i schirmm unnd haben dairbeneben up gesternn Donrestagh, nemlichen des seeßundzwentzigisten des gegenwurtighen montas Augusti, abermailß ain faergeboth j,9 vor das beth, dar ich imm kyntelbett lach, und das kyndt assdo die heillghe dowff entpfangen in gegenwurtigkait e. k. mt. diener(r), in der zaile von vieren sampt den frauwen, die das kynt haben helffen douffen, unnd so abermails mir mein kindelbeth auff ain keyserlicher frien reichstagh geschant unnd enfriet, das von keyserlichen unnd natürlichen rechten unnd van joeden unnd haiden fry gehalten werden soll, kan, mach und will ich errlichen bewysen, zehen mich des an die obg(enannten) e. k. mt. diener, die suliche uberfarenheit geschehen gesehen und gehoirt haben, die moegen e. k. m. gnedilichen dairauff hoeren laissen, die werden e. k. m. des weile k berichten, unnd wes derselb dermaissen l vor sein unschuldt unnd verantworden, ist alles unwairhafftich unnd geloegen. Anruffen m dairumb e. ka. mt. as ain brun aller

d

Korrektur bei -i-. e Mögliche Korrektur bei Endung. f Tintenklecks bei -t- und -a-. g Korrektur bei -g-. Tintenklecks. i Vermutlich und, dafür aber ein Schaft zu wenig. j Korrektur bei -g-. k -e- hat ähnliche Form wie ein o, doch das -i- von unten heraufgezogen, wie bei e und nicht bei o üblich. l Schaft zur Worttrennung nach der-. m Balken über letztem -n/m – möglicherweise Nasalstrich für ein zusätzliches n.

h

5 6 7 8 9

23. August. vorbereiten, bereitmachen. Vorgenannter, von vorgeschriebener. 24. August. Fürgebot: Vorladung, vgl. DWB online.

Nr. 41–42

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tugenndt und schürener unnd schirmer aller kyrchen freyheyten, kyrchen, kyndelbetten, das dieselb [Foliowechsel] e. k. mt. sein unwairhafftige, logenhafftige unnd unsierde 10 verantwerungh n nyet aüffnemen unnd gedachten Johan(n) in e. k. mt. acht zo erkennen unnd also dermaissen also gestraifft zo werden umb aller frauwen eren wille, das eyn ander sich des vurbasß vermeide, mir vor alsolche gewalt unnd smahe kere, wandelonghe und besseronghe zu doin und des nit mehe zu thunn gestaten. Das will ich gegen demm Almechtighen mit meynem innygenn gebeth umb e. k. mt. lanck leben unnd gluckselghe regieronghe zu verdienen geflissen sein. E. k. mt. Arme dienerinn o Neeßgyn, Conraidtz von Warendorpp metzkers elige huyßfrauwe p [Folienwechsel] Antwoirt Neeßgyns, Conraidtz von Warendorpp metzkers husfrauwe, contra den raidt von Collen ind q Johan(n) von Berchem

42. Othilia Molitor (1) Othilia, die Witwe von Doktor Ulrich Molitor, bittet König Maximilian I., ihr und ihren Kindern das Haus in der Hofgasse zu Innsbruck, das Ulrich Molitor mitsamt Grund von Erzherzog Sigmund geschenkt worden ist, wieder zu überantworten, und legt eine Abschrift der Schenkungsurkunde bei. [Innsbruck,] 1507–1508 1 und 27. Juni 1495 Auch bei der Supplik von Othilia Molitor handelt es sich um eine Bitte, die mit ihrer Witwenschaft in engem Zusammenhang steht. Erst durch den Tod ihres Mannes Ulrich findet sie sich in einer Situation wieder, in der es ihr nötig erscheint, König Maximilian I. um Hilfe zu bitten. Sie dürfte sowohl materiell als auch emotional an dem genannten Haus in der Hofgasse 2 hängen, da, nach ihrer Erzählung, das Haus nicht nur für sie, ihren verstorbenen Mann und die Kinder gedacht war, sondern auch für weitere Generationen. Selbst ohne Wissen um die Karriere ihres verstorbenen Mannes, der ein bedeutender Jurist seiner Zeit und Kanzler gewesen ist, deuten die Erzählungen der Witwe auf einen wohlhabenden Stand hin, der jedoch seit dem Tod Ulrichs durch den versperrten Zugang zu dem Haus mit Grund in der Hofgasse eingeschränkt worden ist. Für Othilia scheint ihre Familie eine besonders große Rolle zu spielen. Man erfährt nicht nur, dass sie Kinder hat, denn sie nennt sie nochmals am Ende der Bittschrift, sondern sie spricht dezidiert von sieben Kindern, die sie standesgemäß ausstatten will. Die Witwe fürchtet, ihren Status nicht halten zu können. TLA, Max. 13.267, fol. 30/31 (Papier, Folio, Hochformat) n

Mögliche Korrektur bei zweitem -n-. o Balken über letztem -n /m – möglicherweise Nasalstrich für ein zusätzliches n; Korrektur. p Ornamentales Schlusszeichen. q Tintenklecks bei -d. 10 1

unzier: unschön, traurig, vgl. DWB online.

Ulrich Molitor starb im Jahr 1507, vgl. M, Ulrich Molitoris 18. Seit 1460 wird der Straßenzug vom Stadtplatz zur neuen Burg als Hofgasse bezeichnet, vgl. H, Stadtmappe Innsbruck. 42

2

140

8.3 Edition

Allerdurchleuchtigister, großmachtigister konig, allergnadigister herr. Nachdem der durchleuchtig furst und her, weyllendt ertzhertzog Sigmund zuo Osterrich 3 loblicher gedechnuß, ain haus zu Innsprugk an der Hoffgassen gelegen, so sein furstlich gnad nach dem zeitt der ubergab des lanndes 4 von weyllend Nicoleste(n) erben erkaufft, nach seinem gevallen erpawt und soe llich haus mitsampt seiner hoffstatt 5 und zugehorungen doctor Vlrichen Molitor(is) 6, meinem lieben herren und haußwirt seligen, auch meinen kindern und unnsern nachkomen zugeaignet hat, also das wir sólch haus und hoffstatt feur aigen inhaben, nutzen, niessen, geprauchen, versetzen und verkauffen und damit unnserm aignen guo t handlen moe gen inhalt seiner brieff und sigel unns deßhalb uberantwurt a, der wier copy hiemit feurbringen, darauff auch sein furstlich gnad unns in possession und besitzung solchs haus komen lassen hat und eingesetzt, wir auch das ingehapt, besessen und daran vil verpawen und gepessert haben. Wiewol dem also ist, nichtzig desterminder seien wir unnsers hauss und hoffstatt etlich vergangen zeitt verhindert b worden und noch, damit wir soe llichs nit haben konen nutzen noch niessen. Demnach ist mein demiettig, vleissig, undertanig bitt, e. ko. mt. als erb und nachkomen deßselben ertzhertzogs Sigmunds wellen auss angeborner miltigkaitt soe llich irrung und hinderung gnedigclichen abschaffen und verfuo gen, das mir soe llich hauss inhalt meiner verschreibuo ng wider zuo gestelt und eingeantwurt werde, damit ich arme, ellende wittwa meine kinder, so mein herr seliger mir verlassen hat, nemlich zwen sóne und feunff gewachßner unversechner dochter(n), mit eren bestatten und hinbringen moe g 7. Das wil ich und meine kinder umb e. ko. mt. in aller undertanigkaitt verdienen. E. ko. mt. Demiettige Othilia, doctor Vlrichs Molitoris verlassne wittwe [fol. 31r] Hertzog Sigmunds ubergabbrieff umb das hauss: Wir Sigmund von Gottes gnaden ertzhertzog zu Osterrich, zu Steir, zu Kernden und zu Ciran 8, grave zu Tirol etc., bekennen feur unns, unnser erben und nachkomen, das wir dem ersamen gelerten unnsern getrewen lieben doctor Vlrichen Molitoris, unnserm 42 a Korrektur bei -n-. 3

b

-t aus Platzgründen über Text am Zeilenende.

Erzherzog Sigmund (1439–1496), s. Nr. 10 Anm. 2. König Maximilian I. übernimmt mit der Abdankung Erzherzog Sigmunds am 16. März 1490 Tirol und die Vorlande, vgl. W, Maximilian I. 1 263. 5 Hofstatt /Hofstätte: Grund eines Hofes, vgl. DRW. 6 Dr. Ulrich Molitor († 1507) war von 1494–1496 Rat und Kanzler als Nachfolger Konrad Stürtzels in Innsbruck, vgl. M, Ulrich Molitoris 52f. 7 Dieser Umstand ist ein wenig befremdlich, da in der Biografie des Ulrich Molitor nur von sechs Kindern die Rede ist. 1498 klagte demnach besagter Ulrich den Bischof von Konstanz Hugo von Hohenlandenberg auf die Versorgung seiner Familie, bestehend aus Frau, einem Sohn und fünf Töchtern, wofür er vor dem Reichskammergericht Recht bekam. Der nachfolgende Bischof gewährte dann 1510, also drei Jahre nach Ulrichs Tod, eine jährliche Rente von zehn Gulden und dazu einige Naturalien an dessen Witwe und seine sechs Kinder mit Namen August, Ottilia, Katharina, Barbara, Agatha und Margaretha, vgl. M, Ulrich Molitoris 61f. Da die Witwe aber kurz nach dem Tod ihres Mannes von sieben Kindern spricht, könnte es sein, dass sich der Bischof mit der Nennung der Kinder auf das Urteil bezog und gar nicht von einem zweiten Sohn wusste, oder aber das Ehepaar Molitor nach dem Urteil des Reichskammergerichts noch einen zweiten Sohn bekommen hat, der oder dessen Bruder jedoch bis 1510 verstorben war. 8 Für Krain. 4

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cantzler, von der getrewen und nutzlichen dienst wegen, so er unnserm haus Osterrich und unns gethon hat, auch auss besonndren gnaden, damit wir im genaigt sien, unnser aigen haus und hoffstatt gelegen hie in der statt Innsprugk an der Hoffgasse(n) – stost unnden an des Schmids haus, oben an des aptz von Sant Jorge(n)berg 9 hause, hinden an Hainrichen Tuo mershausers behausung unnd hoffstatt, vernen an gemaine gassen – mit allen andern seinen chorenntzn 10 und gerechtigkaitten gnedigclichen und frey ledig fur aigen gegeben haben, geben auch und zuaignen ime söllichs wissenlich in crafft ditz brieffs, also das derselb doctor Vlrich, sein erben und nachkomen dasselb haus mitsampt der hoffstatt und aller ander zugehörde nun furter inhaben, geprauo chen und geniessen sol und mag, auch in ander weg als mit seinem aignen gut damit gefaren und handlen, wie im das fugclich und nott sein wirdt, an unnß, unnser erben, nachkomen und mengclichs von unnsern wegen irung und hindernus, doch dem gotzhaus zu Wilte(n) 11 vorbehalten drew phundt Perner 12 jarlichs zins. Wir söllen und wellen auch des gedachten doctor Vlrichen, seiner erben und nachkomen umb das bemelt haus mitsampt der hoffstatt als ir gnediger herr gewer und vorstandt sein und sy des an schaden halten gegen mengklichen, alles getrewlich und an geverde. Mit urkundt ditz brieffs geben zuo Ynnsprugk an Sampstag vor sant Peter und Paulstag der hailigen zwelffpotten nach Cristi gepurt fiertzehenhundert und im feunffneuntzigisten jare. Dominus archidux per Auo lprechtum de Klingenberg marscalkum 13 [fol. 31v] Suplicacio doctor Vlrichs Molitoris verlassnen wittwen.

43. Othilia Molitor (2) Othilia, die Witwe von Doktor Ulrich Molitor, bittet König Maximilian I., ihr und ihren Kindern das Haus in der Hofgasse zu Innsbruck, das Ulrich Molitor mitsamt Grund ( hoffstatt) von Erzherzog Sigmund geschenkt wurde, wieder zu überantworten, und legt eine Abschrift der Schenkungsurkunde bei. [Innsbruck,] 1507–1508 und 27. Juni 1495 Es handelt sich hierbei um den fast genau gleichen Wortlaut der oberen Supplik der Othilia Molitor. Unklar bleibt, warum Othilia Molitor zweimal suppliziert hat. Beide Versionen sind vom selben Schreiber verfasst worden. Da auf keinem der beiden ein Vermerk zu finden ist und nach derzeitiger Quellenlage auch nicht bekannt ist, wie der Fall weitergegangen ist, könnte die zweite Supplik als eine Wiederholung der ersten Bitte interpretiert werden. Es könnte sich auch um zwei Abschriften einer (nicht erhaltenen) Originalsupplik handeln, die für den internen Verwaltungsgebrauch vonnöten waren. TLA, Max. 13.267, fol. 32/33 (Papier, Folio, Hochformat) 9

Benediktinerkloster St. Georgenberg/Fiecht, Tirol. Vermutlich für Zugehörungen. 11 Prämonstratenserkloster Wilten, heute Innsbruck, Tirol. 12 Sehr geringhaltige Silbermünzen, die in Tirol vom 13. und 15. Jahrhundert verbreitet waren. Das Pfund Berner war lange Zeit Rechnungsmünze, vgl. H, Handwörterbuch der Münzkunde 40. 13 Albrecht von Klingenberg war Rat unter Maximilian I., aber auch schon für Erzherzog Sigmund tätig, vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Bekennen 15 (1517), fol. 2r–4r. 10

142

8.3 Edition

Wir Sigmund von Gottes gnaden ertzhertzog zu Osterrich, zu Steir, zu Kernte(n) und zu Croin, grave zu Tirol etc., bekennen feur unns, unnser erben und nachkomen, das wir dem ersamen geler[ten] unnserm getrewen lieben doctor Vlrichen Molitoris, unnserm cantzler, von der getrewen und nutzlichen dienst wegen, so er unnserm haus Osterrich und unns gethon hat, auch auß besonndren gnaden, damit wir im genaigt sien, unnser aigen haus und hoffstatt gelegen in der statt Innsprugk an der Hoffgasse(n) – stost undan an des Schmids haus, oben an des aptz von Sant Jorgenbergs hause, hindan an Hainrichen Thuo mershausers behausung, vornen an gemaine gassen – mitsampt allen andren sein coerntzen und gerechtigkaitten gnadigclichen und frey ledig feur aigen gegeben haben, geben auch und zuaignem im söllichs wissenlich im crafft diß brieffs, also das derselb doctor Vlrich, sein erben und nachkomen dasselb hauo s mitsampt der hoffstatt und aller ander zugehoe rde nun furter inhaben, geprauchen und geniessen sol und mag, auch inn ander weg als mit seinem aignen guo t damit gefaren und hanndlen, wie ime das fuglich und nott sein wirt, on unns, unnser erben und nachkomen und mengkich von unnsertwegen irrung und hindernus, doch dem gotzhaus zu Wilte(n) vorbehalten try pfuo nd Perner jarlichs zeins. Wir söllen und wellen auch des gedachten doctor Vlriche(n) seiner erben und nachkomen umb das bemelt haus mitsampt der hoffstat(en) als ir gnadiger herr gewer und feurstandt sein und sy des on schaden halten gegen mengklichem, [fol. 32v] alles getrewlich und ungevarde. Mit diß brieffs urkundt geben zuo Innsprugk an Sampstag vor sant Peter und Paulstag der hailigen tzwelffbotten nach Christi gepurt feirtzehenhundert und im feunffneuntzigisten jare. Dominus archidux per Aulprechtum de Klingenberg marscalkuo m [fol. 33r] Allerdurchleuchtigister, großmachtigister konig, allergnadigister herr. Nachdem der duo rchleuchtig furst weyllend ertzhertzog Sigmuo nd zu Osterrich loblicher gedechnuo s ain haus zuo Innsprugk an der Hoffgassen gelegen, so sein furstlich gnad, nachdem zeitt der ubergab des lanndes von weyllend Nicoleste(n) erben erkauo fft, nach seinem gevallen erpawt und sólch haus mitsampt seiner hoffstatt und zugehoe ruo ngen doctor Vlrichen Molitoris a, meinem lieben heren und haußwirt, auch meinen kinder und unse(r) erben zugeaignat hat, also das wir solch haus und hoffstatt feur aigen inhaben, nutzen, niessen, geprauchen, versetzen und verkauffen und damit als mit unserm aignen gut b handlen mögen inhalt seiner brieff und sigel unns deßhalb uberantwurt, der wir copy hiemit feurpringen. Darauff auch sein fuo rstlich gnad unns in possession solch haus komen lassen und eingesetzt hat, wir auch das ingehapt, besessen und daran vil verpawen und gepessert c haben. Wiewol dem also ist, nichtzig desterminder seien wir unnsers hauss und hoffstatt d etlich vergangen zeitt verhindert worden und noch, damit wir söllichs nit haben konen nutzen noch niessen. Demnach ist mein demiettig, vleissig, undertanigs bitt, ewer ko. mt. als erb und nachkomen deßselben ertzhertzogs Sigmunds wellen auß angeborner miltigkaitt soe llich irung und hindrung gnadigclichen abschaffen und verfugen, das mir sóllich haus inhalt meiner verschribung wider zugestelt und eingeantwurt werde, damit ich arme, ellende wittwa meine kinder, so mein herr sae liger mir [fol. 33v] verlassen hat, nemlich zwen sóne und feunff gewachsner unversae chner dochtren, mit eren

43 a Nicht näher zu bestimmender Querbalken über dem Wort. der Zeile. d Balken an beiden -f- fehlen.

b

Einfügung über der Zeile.

c

Einfügung über

Nr. 43–44

143

bestatten und hinbringen moe g. Das wil ich und meine kinder umb ewer ko. mt. in aller unndertanigclichait verdienen. E. ko. mt. Demiettige Othilia, doctor Vlrichs Molitoris verlassne wittwa

44. Paula von Firmian Paula, die Witwe des Niklas von Firmian und frühere Hofmeisterin, bittet Kaiser Maximilian I., einen Gefangenenaustausch mit Venedig zugunsten ihres auf Schloss Thaur im Inntal gefangenen Bruders Sigmund de Cavalli zu veranlassen oder diesem zu erlauben, in Venedig die Genehmigung einzuholen, sich dem Kaiser gegenüber auf Lebenszeit zu verpflichten, nichts gegen ihn zu unternehmen, worauf er freigelassen werden könne. [Lienz?,] 1 1513–1516 2 Die Bitte von Paula von Firmian 3 bedeutet ebenfalls einen Grenzfall der untersuchten Suppliken, da die Unterzeichnende nicht direkt für sich selbst bittet, sondern für die Freilassung ihres Bruders 4. Sehr viel Autobiografisches über die Supplikantin geht aus der Quelle nicht hervor. Sie war allerdings am Hof alles andere als unbekannt. Durch ihr Schreiben erfahren wir von einem Bruder, der ihr zumindest so nahesteht, dass sie sich bei Maximilian für ihn einsetzt. Schon im Absender bezeichnet sie sich als Witwe 5, und obwohl ihr Witwenstand mit der Bitte sonst in keinerlei Zusammenhang steht, erwähnt sie ihn nochmals in der Conclusio. Möglicherweise erhoffte Paula von Firmian sich durch diesen Umstand eher Gehör beim Kaiser. Vielleicht fügt sie aus demselben Grund auch hinzu, viele Jahre bei seiner Frau Bianca Maria Sforza Dienerin und Hofmeisterin gewesen zu sein. TLA, Max. 12.102, fol. 345 (Papier, Einzelblatt, Hochformat)

44 1 Paula von Firmian hielt sich nach dem Tod von Bianca Maria Sforza 1510 bis in das Jahr 1517 vorwiegend in Schloss Bruck bei Lienz auf, vgl. N, Räte und Herrscher 254. 2 Nach Ablauf des Waffenstillstands mit Venedig am 1. April 1513 kam es zu neuen Kriegszügen in Italien zwischen Frankreich und Venedig sowie der Liga mit Kaiser Maximilian I. auf der anderen Seite. Im Zuge dieser Kampfhandlungen dürfte Sigmund de Cavalli gefangengenommen worden sein, vgl. O, Cavalli, Sigismondo; W, Maximilian I. 4 121–124. 3 Paula von Firmian († 1544) stammte aus dem Veroneser Geschlecht der Cavalli (von Ross) und war mit Viktor von Thun, Landeshauptmann von Tirol, danach mit Niklas von Firmian, ab 1494 Hofmeister, verheiratet und war selbst Hofmeisterin von Bianca Maria Sforza (1472–1510), der zweiten Ehefrau Maximilians. Ab 1517 war sie als Hofmeisterin für Maria von Österreich und Anna von Ungarn tätig, vgl. N, Paula Cavalli 75f.; N, Räte und Herrscher 254; R, Barbara von Thun 203 f. 4 Sigmund de Cavalli (1450–1528) war auf Seiten Venedigs im Krieg gegen Kaiser Maximilian I. aktiv und geriet im Mai 1513 in Gefangenschaft und kehrte 1516 nach Venedig zurück, vgl. O, Cavalli, Sigismondo. 5 Der zweite Gatte Niklas von Firmian, langjähriger Hofmeister der römischen Königin, war 1509 gestorben, vgl. N, Räte und Herrscher 254.

144

8.3 Edition

Allerdurchleuchtigister, grosméchtigister kayser, allergnédigister her. Auf dem gsloss [Taw]er a Hall im Yntal 6 ligen drey Venedigisch gefanngen, darunnder misser Sigmund de Cawali, mein brueder, so mit alter beladen, auch ainer ist. Allergnédigister herr, nachdem aber misser Jacomo de Mutzan von Vincentz 7, ain brueder misser Brascho Antonio de Mutzan, der in ewer kayn. mt. diennst ist, und Ruelannt Diepoltzkircher, auch chonto Francischo de Sannt Bonifatio 8, all drey ewer kayn. mt. unnderthan, von Venedigern auch gefanngen worden und ich etwo vil jar ewer kayn. mt. gemachl dienerin und hofmaisterin gewesen bin, ist an ewer kayn. mt. mein unndertánigist, diemuetig bitten umb Gottes willen, dieselb welle bestimbten meinen brueder misser Sigmund(en) de Cawali gegen angetzaigtem misser Jacomo de Mutzan von Vincentz und Ruelannd(e)n Diepoltzkircher, baid e. kayn. mt. unndertan, der gefánngknuss ledig lassen. Ob das aber ewer kayn. mt. nit gemaint sein wil, dieselb welle angetzaigte drey gefanngen auf Tawer 9 miteinannder gegen beruertem grafen conto Francischo de Sannt Bonifatio sólher irer gefánngknuss ledig zelen oder aber berurtem meinem bruedern, herrn Sigmunden de Cawali, genedigklich vergönnen gen Venedig ze schreiben umb erlaubnuss, sich gegen ewer kayn. mt., der selben erben, nachkomend fursten in Ósterreich aufs hógst sein leben lanng zu verpinden, zu verschreiben und geloben, daz er wider dieselb ewer kayn. mt., derselben erben und nachkomend fursten in Ósterreich weder mit leib noch guet, rat noch that etc., durch ine selbs noch yemands [a]nnderm b von seinenntwegen nichts hanndeln noch furnemmen welle noch sulle und inen meinen bruedern gegen sólher seiner verschreibung und pflichtung obbestimbter gefánngknuss aber ledig lassen. Das ich unndertánigiste, betruebte wittib in meinem gebet zu Got umb ewer kay. mt. glugkselig lanng leben und regierung und mit meinen armen diennsten verdienen wil. Bevelhennd mich derselben e. kayn. mt. meinem allergnédigisten herrn hierinn genédigklich zu bedenncken. Ewer kayn. mt. Diemuetige, betruebte madona Paula weylend Niclasen herrn zu Firmian gelassen wittib [fol. 345v] Madona Paula. Regiment c hie. Exm. Ir d k. mt. ze p[erichten] e.

44 a Stelle aufgrund von Schimmelbefall nicht mehr lesbar. lesbar. c Ab hier andere Hand. d Ab hier andere Hand. lesbar. 6 7 8 9

b e

Stelle aufgrund von Schimmelbefall nicht mehr Stelle aufgrund von Schimmelbefall nicht mehr

Hall in Tirol. Aus der adeligen Familie Muzan aus Vicenza, Venetien, Italien. Aus der Familie der Grafen von San Bonifacio, Prov. Verona, Venetien, Italien. Burg Thaur bei Innsbruck, Tirol.

Nr. 44–45

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45. Schonheit Landschaden Schonheit von Rüdesheim, die Witwe von Dieter Landschaden, bittet König Maximilian I., sie bei ihrem Hof zu Wylstein zu belassen, den die Familie ihres Mannes über hundert Jahre als freies Eigen besessen hat, den nun aber Dr. Georg Mosbach als ein ihm zustehendes Lehen beansprucht. [Rüdesheim?,] 1486/1493–1496 1 Bei Schonheit von Rüdesheim handelt es sich um eine verwitwete Frau, die von ihrem verstorbenen Ehemann Dieter Landschaden einen Hof zu Wylstein 2 geerbt hat. Zudem ist sie Mutter eines Kindes. Da nun aber der gesellschaftlich höher stehende Dr. Georg Mosbach diesen Hof als ein ihm verliehenes Reichslehen reklamiert, schreibt die Supplikantin an Maximilian, betont ihre prekäre Situation als arme Witwe und sieht sich aus finanziellen Gründen und aufgrund ihres niedrigeren Standes nicht in der Lage, gegen den gelehrten Herrn von Mosbach zu prozessieren. Sie bittet den Kaiser, den Anspruch Mosbachs zurückzuweisen. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 6.270 (Papier, Einzelblatt, Hochformat, in der Länge gekürzt) Allerdurchleuchtigster, groszmechtigsterr romischer konig, allergnedigster here. Esz ist mynem huszwirt seligen Dietther Lantschaden(n) (dem Got gnedig sy) ein hoiff zu Wylstein gelegen von sinen altern ankomenn, den er und dieselben sin altern, auch ich, lenger dan menschenn gedechtenisz und ob hundert jar vor fry, ledig und eygen ingehabt bisz itzunt. Langt mich an ein doctor gnannt here Iorge von Mospach mit anzeige, als ob der hoiff in uwer ko. mt. salbuch als ein lehen erfundenn und das etwan by zyttenn keyser Ludwigs 3 seligen loblicher gedechteniß etlichen edelknechtenn, die a Schneberger geheißenn, und den Beusern von Wartenberg 4 zu lehen sall geluhen sin, die all in hundert jar(e)n nit gelebt, yedoch sol es ime als ein verfallenn lehen verluhen sin, und vermeynt solichenn b hoiff mir als einer armenn wietwenn abzutringenn. Nachdem ich aber ungezwivelt bin, wo uwer ko. mt. des handels gruntlich bericht, uwer ko. mt. het dem gemeltenn doctor Iorgen(n) den nit geluhenn, als auch von ime selbst eins yeden rechten ußgenomenn ist, und mir als einer armenn, einfeltigenn wietwenn mit eym solichenn doctor zu rechtenn c pfentlich, auch kostes halber, nit mogelichenn ist, so bittenn ich uwer ko. mt. als schutzher und schirmer wiedtwer und weysen geruch gnediglichenn mit gemeltem doctor zu verfugenn, mich und myn arme kynde by unser(e)m eygen herbrachten gut blyben zu laßen und verhue ttenn, das ich in eyner solichen offen sachen in zwyffel des rechtenn und schweren kostenn nit gefurt werd. Das d wil umb dieselb uwer 45 a Korrektur bei -i-.

b

Korrektur bei -h-.

c

Nasalstrich nur im Ansatz vorhanden.

d

Korrektur bei -s.

45 1 Schonheit Landschaden verkauft ihre Güter zu Welstein aus dem Schneeberger Erbe mit Urkunde vom 11. April 1496 an den dort ansässigen Hans Bauer und bestätigt, dass es sich dabei um ihr Eigentum und kein Lehen handle, vgl. HHStA, Max. K. 5, Konv. 2, fol. 107r–116v. 2 Wöllstein wäre eine Gemeinde, die sich nicht weit von Rüdesheim am Rhein (heute Hessen) befindet. Die Familie Wartenberg-Schneeberg (Wartenberg-Rohrbach, Rheinland-Pfalz) besaß allerdings bis 1450 eine Herrschaft Wilenstein (heute bei Trippstadt, Rheinland-Pfalz), vgl. F, Versuch 176. 3 Kaiser Ludwig IV. (*ca. 1281/1282–1347), vgl. S, Ludwig der Bayer. 4 Möglicherweise Familie Schneeberger von Wartenberg, später Buser von Wartenberg gemeint, vgl. F, Versuch 176; M, Stammtafeln 24, 27.

146

8.3 Edition

ko. mt. ich mit mynenn armenn gebett in gefließener demue t gegen Got e alzit zu verdienenn willig sin. Biettenn des gnedige antwort. Schonheit von Rudeßheim(m), Dietther Lantschaden seligen wiedtwenn [fol. 301v] Schonheit f Landschedin. Man g sol das Jorg(en) Mosspach horen lassen. Der sol sein antwurt in hofrat geben. Fiat. Ein commission auf den bischofen zu Speir 5.

46. Soffia aus Hall Die Schulmeisterin und Witwe Soffia aus Hall [in Tirol] bittet König Maximilian I. aufgrund ihrer Armut um Unterstützung oder Geld für ihre Tätigkeit zur Erziehung ihrer sieben Kinder, für die sie auch um ein „schlechtes Tuch“ suppliziert, und berichtet von einem anderen konkurrierenden deutschen Lehrer, der aber im Gegensatz zu ihr zudem noch zwei Ämter bei der Stadt innehat. [Hall in Tirol,] vermutlich kurz vor dem 12. Februar 1498 (oder vor dem 16. Oktober 1499) 1 Diese Supplik sticht im Vergleich zu den anderen etwas hervor: Einerseits berichtet Soffia 2 einiges aus ihrem Leben, andererseits hat sie ihre Bittschrift mit Sicherheit selbst geschrieben. Nicht nur ihre Eigenhändigkeit fällt auf, sondern auch ihr Eingeständnis, beim Schreiben geweint zu haben. Eine ähnlich gelagerte Bemerkung findet sich bei keiner anderen Bittschrift im gesamten Sample. Die Schulmeisterin zeigt an, seit zwei Jahren Witwe zu sein, obwohl sie nicht einmal den Namen des verstorbenen Ehemanns nennt. Außerdem schreibt sie, sieben Kinder zu haben, wovon fünf zum Zeitpunkt des Schreibens noch relativ klein sind. Die Supplikantin würde auch gerne wieder heiraten, doch ist es in ihrer Situation schwer, da sie, obwohl sie noch gar nicht so alt sei, keine Güter besitzt und dazu viele Kinder hat. Soffia nennt sich selbst Schulmeisterin und gibt auch an, selbst eine Schule zu haben, in der sie Mädchen unterrichtet, allerdings wenige und kurzfristig. Sie hat auch einen Laden, kann sich aber den Einkauf von Waren nicht leisten. In Hall hat es laut ihren Angaben zu dieser Zeit noch e

Der Buchstabe -o- nicht ganz eindeutig.

f

Ab hier andere Hand.

g

Ab hier andere Hand.

5 Bischof von Speyer war Freiherr Ludwig von Helmstatt (1478–1504), vgl. A, Ludwig I. von Helmstatt.

46 1 Am 12. Februar 1498 wird Lienhard von Völs (1458/1459–1530), der neben seiner Funktion als Hauptmann an der Etsch und Burggraf zu Tirol zu dieser Zeit auch noch Salzmaier in Hall war, von König Maximilian I. unter Mitsendung einer Supplik angeordnet, die darin geschilderte Armut einer deutschen Schulmeisterin zu überprüfen und ihr gegebenenfalls jeden Sonntag etwas von den Almosen zu geben, vgl. TLA, Max. 14.1498.24; TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl 7 (1498), fol. 18, 27v; N, Leonhard d. Ä. von Völs 261f. Am 16. Oktober 1499 wird der Salzmaier Degen Fuchs angewiesen, sich in der Angelegenheit einer Witwe des Hans Gufn zu erkundigen und ihr gegebenenfalls Almosen aus dem Pfannhaus in Hall zu geben, damit sie ihre Kinder den Winter über ernähren kann, vgl. TLA, Oö. Kopialbücher, Entbieten und Befehl 8 (1499), fol 46v; B, Ratsfamilien und Tagelöhner 245. Meines Erachtens scheint das erste Datum sich eher auf diese Supplik zu beziehen, da Soffia in ihrem Schreiben nicht ihren Nachnamen erwähnt, der bei dem Kopialbucheintrag aus dem Jahr 1499 aufscheint, wohl aber ihren Beruf als Schulmeisterin, der im Kopialbuch von 1498 explizit genannt wird. 2 Zu Soffia Gufn vgl. B, Ratsfamilien und Tagelöhner 244 f.

Nr. 45–46

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einen zweiten Schulmeister gegeben, der Kinder deutsch unterrichtet, aber zudem zwei Ämter bei der Stadt Hall innehat 3, während sie von Seiten der Stadt keine weitere Unterstützung erhält 4 ( Man hilft vil lieber den reichen den den armen). Sie schämt sich für ihre Lage, betteln zu müssen, obwohl sie vorher gut Haus gehalten, nun aber Schulden hat. Aufgrund all dessen wünscht sie sich Hilfe von ihrem König. TLA, Max. 13.391, fol. 266 (Papier, Einzelblatt, Hochformat); K, Von einer Haller Schulmeisterin 317–319; B, Ratsfamilien und Tagelöhner 244 f. – Abb. 4 Allerdurchlewchtigister, grossmechtigster a kinig, aller gnedigister herr. Ich arme, ellende, petrubti witib mit siben kinden, die funffi klain und unerzogen, pit ewr kinigkliche majestat lawter durch Gotz willen und durch Maria, der edlenn junckfraw, willen und durch dös heiligen pitern ellends b willen, das mir ewr kinigkliche gnad und majestat zu hilf kum, mir und mein armen waislein. Ey aller gnedigister, grossmechtigister, edlister herr. Nu ist doch die réd von allen frumen menschen, ewr gnad sei vol gnad und parmherzig armen witib und waisen, so pit ich und meini kind ewr kinigkliche gnad und majestat, mein kind zu pegaben mit ainem schlechten tuch und mir ain stewr, ain gelt(e)l, was ewr gnad gut maint zu sein nach ewr gnad und parmherzigkait. O gnedigister, edlister herr. Solt ich so vil wirdig sein, das ich zu ewr(e)n gnaden dörst oder möcht ich wolt ewr(e)n gnaden mein ellend und armut furhalten und die warhait sagen, das mir nit zweiffelt, ewr gnad peweist mir gnad und hilf. Ich han ain schull und lern döchterlein, aber ich han ir nit vil und kotemer 5 lang und meinr kindl vil und klain und sunst nicht dar zu. Ich het wol ain laden, ich vermag aber nicht dar einzukauffen, das ich mich näret, und ist ainer hie, der lernt auch teutsch kinder und hat sunst zwai guti ambt von der stat, aber der newd last niemt gnug(e)n c. Man d hilft vil lieber den reichen den den armen. O aller gnedigister, edlister, grossmechtigister herr, ich pit e. k. mt., last mich ewr(e)n kinigklichen gnaden pefolchen sein lawter durch Gotz willen, ewr gnad kum mir zu hilf in mein nötten. Ich will Got ewiklich fur ewr gnaden glück und lanck löben piten und meini kind dar auf ziechen. O gnedigister herr. Ich scham mich, das e ich umbe allmussen solt gen von haws zu haws, ich han auch ain wenig ain gutz hawshaben gehabt, pin ich verdorben mit den klain kindlin, ich pin zwai jar witib gwössen, wan ich schon gernn heirat, so han ich kain gut, nu vil kind und pin noch nit gar alt. O gnediger herr f. Ewr gnad helf, helf ewr gnad, tut gross allmusen, das ich nit zu schanten werd in meiner armut und g pin frumen lewten schuldig, das ich doch warlich schier verzagt han. Also pefilch ich mich und meini kind in ewr kinigklichi majestat parmherziklich zu pedencken.

46 a -t- eingeschoben. b Erstes -l- korrigiert aus -d-. c Nasalstrich hinter m- von man. gestrichenen ein oder zwei Buchstaben. e Tintenklecks bei -s. f Einfügung über der Zeile.

d g

Einfügung über Korrektur bei v-.

3 König Maximilian wies am 1. November 1497 die Innsbrucker Schatzkammer an, einem Ulrich Strohacker, der als Schulmeister in Hall aufgenommen werden sollte, jährlich zwölf rheinische Gulden aus der Saline zu bezahlen, vgl. TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Geschäft von Hof 2 (1497), fol. 405; anders B, Ratsfamilien und Tagelöhner 114. 4 Die Haller Schulmeister wurden Ende des 15. Jahrhunderts nicht von der Stadt bezahlt, sondern sie finanzierten sich vermutlich aus den Schulgeldern, vgl. B, Ratsfamilien und Tagelöhner 113. 5 Möglicherweise Kotember = Quatember, vgl. DWB online.

148

8.3 Edition

Gnediger herr, ich han so herziklich gwaint, die weill ich geschriben han, das ich nit wol han geschriben. Soffia tewtschi schullmaisterin zu Hall [fol. 266v] Ad h regem. Ist geratslagt, ir ein par gulden oder zwen dur(ch) Gots willen zu geben. E. i

47. Swana Allimatiga Swana Allimatiga bittet König Maximilian I., den Landeshauptmann von Krain [Wilhelm von Auersperg], Georg Lamberger zu Schneeberg und Hans Apfalterer als Kommissare mit Vollmachten auszustatten, um in dem Streit zwischen der Supplikantin und Christoph Petätsch Recht zu sprechen. o. O., kurz vor dem 14. März 1498 1 Durch ihre Erzählungen erfährt man Fragmente aus dem Leben der Swana Allimatiga. Über ihre Herkunft berichtet sie zwar nicht, jedoch hat sie einen Verwandten in Triest, also stammte sie möglicherweise aus dieser Gegend; ihre Ziehmutter, eine Hofdame der Eleonore von Portugal 2, war mit der Kaiserin nach Österreich gekommen 3. Zu der Zeit, als die Supplik verfasst wurde, war die Bittende ledig, konnte sich also nicht, wie viele andere Frauen, als treu sorgende Mutter und Ehefrau oder trauernde Witwe präsentieren. Dennoch fand sie mit Waise und Jungfrau zwei Beschreibungen für sich, die sie als schützenswert erscheinen ließen. Swana Allimatiga ist wohl schon sehr früh zur Waisen geworden und wurde von Maria Pusana 4 aufgezogen, die Hofdame bei der Mutter Maximilians, Eleonore von Portugal, war und später in das Kloster Sankt Georgen am Längsee in Kärnten eintrat. Als die Supplikantin wegen der Hinterlassenschaft ihrer Ziehmutter mit dem Kloster in Konflikt geriet, vertraute sie einem Verwandten, Christoph Petätsch, und übergab ihm einen Schuldschein mitsamt anderen Doh

Ab hier andere Hand.

i

Andere Hand.

47 1 Am 14. März 1498 übersandte König Maximilian I. dem Brixner Dompropst Dr. Johann Greudner, Walther von Stadion und Paul von Liechtenstein eine Supplik von Swana Allimatiga und ordnet ihnen an, dafür zu sorgen, dass die Bittende zu ihrem Recht komme, vgl. TLA, Max. 14.1498.61. Die drei erhielten bereits am 12. März eine Instruktion für Verhandlungen mit Graf Leonhard von Görz (1448–1500) bezüglich Grenzstreitigkeiten und wurden auch mit der Behandlung einer weiteren Supplik betraut, mit der sie nach Venedig reisen sollten, vgl. L, Politische Kommunikation 69, 211. 2 Kaiserin Eleonore von Portugal (1439–1467), Ehefrau Kaiser Friedrichs III. und Mutter von Maximilian, vgl. u. a. Z, Kaiserin Eleonore. 3 Eleonore verließ Portugal mit etwa 3000 Personen, jedoch begleitete sie nur ein kleiner Teil davon von Pisa über Siena nach Rom. Eine noch kleinere Gruppe dürfte danach mit ihr den Weg nach Venedig und dann noch über die Alpen genommen zu haben. In Wiener Neustadt dürfte von den Hofdamen nur mehr eine gewisse Beatrix Lopi angekommen sein, vgl. H, Eine Portugiesin 189–191; L, Vermächelung 48; W, Deutschsprachige Korrespondenz 429–433; Z, Kaiserin Eleonore 69, 86, 203 f. Nun wäre es möglich, dass Maria Pusana Eleonore noch recht weit begleitete, aber nicht etwa nach Portugal zurückkehrte, sondern in das Kloster St. Georgen eintrat. 4 Maria Pusana, auch als Pasana oder Pansa überliefert, ist als Teilnehmerin der Schiffsreise Eleonores von Portugal nach Siena genannt, vgl. H, Eine Portugiesin 189; L, Vermächelung 48; R, Eleonore von Portugal 61; Z, Kaiserin Eleonore 69.

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kumenten. Nachdem dieser sie betrogen hatte, wandte sich Swana Allimatiga zum ersten Mal an den König, der auch zwei Kommissäre zur Entscheidung des Falls schickte, deren Kommission Christoph Petätsch aber widerrufen und den Fall nach Triest bringen ließ. Aus Furcht vor einem unfairen Prozess und aufgrund ihrer ausgereizten finanziellen Kapazitäten bittet die Supplikantin nun den König um die Einsetzung von drei anderen Kommissären. Sie selbst oder der Schreiber der Supplik sind mit dem Prozessrecht vertraut, macht sie doch sehr konkrete Angaben über die nötigen Berechtigungen der einzusetzenden Richter. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.19 (Papier, Folio, Hochformat) Allerdurleuchtigister, grosmechtigister kunig, allergnedigister herr. Ich armer ways und ellennde junckfraw Zuanna Alimantiga, die durch fraw Maria Pusana, so weyllend in e. kn. mt. etc. muo tter 5 loblicher gedáchtnus frawenzimmer gewesen und auffertzogen ist, bitt diemietticlich und sunderlich durch Gots willen, mein obligen und grosse notturft durch das gegenwierdtig mein anpringen gnediclich zu vernemen. Und ist die mainung, das die obgenannt Maria Pusana mit irem guo t frey in das frawencloster zuo Sant Jeórgen in Kerndt(e)n 6 kumen ist, die allsdann von der ábtissin 7, priorin 8 unnd dem gantzen confenndt desselben closters ain geltbrieff umb lxxv gulden r. gelihen gelt gehabt, die mir alls dann denselben geltbrieff mit voller gerechtikait alls irer zuchttochter und umb meine dienst zuo der zeit, alls sy aus diser welt ervordert ist worden, mitsambt annder(e)n güetternn und clainatten 9 mit gnuo gsamer versorgknus ubergeben hat. Nach dem und nach irem abganng haben mich die bemelten closterleut inn fenncknus genomen und nótten wellen, das ich in solhen bestimbten geltbrieff hinausgeben und nach darzu aller spruch und vordrung gegen in verzeihen sollt, das sy aber an mir nicht erlanngen haben mugen 10. Nach solhem haben sich meine freunt, genannt Cristoff Petátsch, burger zuo Triest, von meintwegen in den hanndl geslagen, damit ich der fenncknus freygelassen, unnd sich darnach umb meine sprüch und vordrung durch mein übergegeben gewalt und zuo meinen hannden solhs zu hanndeln angenomen hat, und doch nemlich auff sein glub und zuo sagen, das alles zuo meinem nutz zu thuo n, darauff ich im den obgenannten geltbrieff mit annder(e)n meinen spruchen und vordrungen hab ubergeben. Derselb mein frundt Cristoff Petátsch ist gegen der benannten ábtissin inn ubung gewesen. So er aber ir bezallung nicht mugen erlangen, hat er dem benannten geltbrieff ainen juden verkauft und ubergeben und im solhs gelt behalten unnd dem damit, alls er mir zuo gesagt und gelobt

5

Kaiserin Eleonore von Portugal, s. Anm. 2. Benediktinerinnenkloster St. Georgen am Längsee, vgl. T, St. Georgen am Längsee; W, St. Georgen am Längsee. 7 Der Streit mit dem Konvent des Klosters fand einige Zeit vor der Supplik statt. Für den möglichen Zeitraum der Supplik kommen als Äbtissinnen daher Magdalena Hallegker (bis 1496) oder Barbara Lembsitzer (1496–1516) in Frage. Das Kloster nahm durch Türken- und Ungarneinfälle großen Schaden, was möglicherweise erklären könnte, warum der Konvent das Geld nicht herausgeben wollte. Äbtissin Magdalena Hallegker dürfte aufgrund von Missständen in ihrem Kloster resigniert haben, worauf ihr Barbara Lembsitzer aus Göss nachfolgte, vgl. S, Zeittafel 307; T, St. Georgen am Längsee 601. 8 Von 1486 bis 1506 wird eine gewisse Aralia/Amelie als Priorin des Klosters genannt, vgl. W, St. Georgen am Längsee 269. 9 Kleinod, vgl. DWB online. 10 Das Kloster befand sich über das 15. Jahrhundert hinweg in baufälligem Zustand und Geldnöten, vgl. T, St. Georgen am Längsee 569. 6

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8.3 Edition

hat, nicht nachkumen, alls ich das vor e. kn. mt. hab anpracht. Darumb alls mir dann e. kn mt. zwen conmissari [Folienwechsel] mit namen baid hawbtleut inn Crain 11 und am Karst 12 verornndt, die mir allsdann gegen demselben Petátsch aller meiner sachen recht ergen lassen sollten, darauff hab ich das recht angefanngen. Inn dem hat aber der benannt Petátsch von e. kn. mt. ain conmission erworben, damit e. kn. mt. solh recht von den bestimbten conmissari auffgehebt und das fur den vicari zuo Triest, do derselb Petátsch sein hab und güt gelegen, verornndt hat. Allergnedigister kunig, sollt ich arme junckfraw und ellender ways mit dem benannten Petátsch zuo Triest rechten, so vermag ich solhs am güt nicht, so ist derselb Petátsch a darnach gefreundt, das ich im an den ennden nicht kundt noch mócht abehaben, wann die von Triest sind mir darinn verdéchtlich. So hab ich nu darauff sovil vertzert und ausgeben, das ich nu weytter ausgab, darinnen ich durch solhs gefuert wurde, nicht mer vermag, und von solher bemelter ursach wegen bit ich e. kn. mt. alls meinen allergnedigisten herren, welle aus erparmung und durch Gott und des heilligen rechtens willen mir noch den lanndshawbtman inn Crain 13, den Jeórgen Lamberg(er) zuo Sneeberg 14 und Hannsen Alphatt(er)r 15 zuo conmissari verornd(e)n und inen gantzen und volmechtigen gwalt geben, mich mit allen meinen spruchen und vordrungen gegen bemeltem Cristoffen Petátsch recht ze verttigen und sólh recht an alle auszug und unverhindert aller freyhait und stattut oder was er darinn anziehen oder dawider furbringen wolt, ergen laszen. Auch ob der obgenannten conmissari ainer nicht dabey sein mocht, das dannoch die anndern(n) zwen gantzen gwalt haben, mir inn oberuo rter mainung recht ergen zu lassen und was allso das recht gibt, damit mich die obgenannten conmissari von seinem guo t unverzogenlich benuo gig machen. Inn dem und allen bevilh ich mich e. kn. mt., die der allmechtig Gott zuo regierung des Heillig(en) Rómisch(e)n Reichs lannge zeit mit selikait und gnaden zuo bewar(e)n geruo chen, alls meinen allergnedigisten herrn. E. kn. mt. Diemiettigiste junckfraw Swana von Allimatiga [Folienwechsel] Junckfraw Swana von Alimatiga. Fiat b. Auf die vodern zwen hauptlewt. E. c

47 a Diakritisches Zeichen über a- nur sehr schwach. 11

b

Ab hier andere Hand.

c

Möglicherweise andere Hand.

Möglicherweise (Landes-)Hauptmann in Krain Wilhelm von Auersperg, s. Anm. 13. Möglicherweise Hans Rauber, Hauptmann am Karst († vor Juni 1497), vgl. Reg. Imp. XIV, 2 Nr. 3090; Reg. Imp. XIV, 2 Nr. 8101. 13 Landeshauptmann in Krain war von 1483 bis 1501 der Rat Wilhelm von Auersperg († 1506), vgl. P, Auersperg 541. 14 Georg II. von Lamberg zu Schneeberg/Snežnik (ca. 1409–1499), war unter Kaiser Friedrich III. Hauptmann an der Grenze zur Windischen Mark und mit der Herrschaft Ortenegg belehnt, vgl. D, Geschichte Krains 1 273; W 14 28; zur Familie vgl. M-C, Böhmen 141. Mindestens ein weiterer Georg von Lamberg ist 1493 und 1514 belegt, vgl. D, Geschichte Krains 1 297; ., Geschichte Krains 2 52. 15 Ein Hans/Johann Apfalterer, aus einer Krainer Adelsfamilie stammend, wird von 1504–1507 als Truchsess am Hof Bianca Maria Sforzas (1472–1510) und 1511 als Hauptmann genannt, der Gradisca / Gradisch gegen Venedig verteidigte, vgl. S, Lexicon 61; U, Bianca Maria Sforza 234; W, Schauplatz 1 140. 12

Nr. 47–48

151

48. Ursula von Bollweiler Ursula von Bolschwilr /Bollweiler (?) bittet König Maximilian I., dem Amtmann von Landser Christoph von Hattstatt und seinen Amtleuten Anweisung zu geben, ihr das Erbgut ihrer Schwester zu Bàtenne/Battenheim in der Herrschaft Landser auszufolgen und ihre Gegner als geächtet zu betrachten. [Freiburg im Breisgau,], ca. 1498 1 Eine ähnlich lange Verfahrensgeschichte wie bei Elsbeth Wintz (Nr. 21) gibt es in der Bittschrift der Ursula von Bollweiler 2, die mit der Bitte auf ein endgültiges Urteil in der Sache gegen den Amtmann Christoph von Hattstatt 3 zu ihren Gunsten hofft. Ihren Familienstand nennt die Bittende nicht, demnach, und da sie auch keine Kinder erwähnt, kann man am ehesten annehmen, dass Ursula von Bollweiler zum Zeitpunkt der Bitte ledig und kinderlos gewesen ist. Sie führt aber Vorfahren an, die dem Haus Österreich gedient haben. Sie hatte eine Schwester, die in Battenheim 4 lebte, und nachdem diese gestorben war, wollte Ursula von Bollweiler ihr Erbe antreten. Sie hat bei verschiedenen Instanzen prozessiert und teilweise gewonnen, während der Amtmann unehrlich agiert hat, und sie schildert anschaulich, wie sie unter der unredlichen Verfahrensweise Christophs von Hattstatt gelitten hat; unter anderem wurde die Legitimität ihrer Schwester und ihre eigene in Frage gestellt. Die Supplikantin erbittet jetzt vom König, dass er ihr das Erbgut, wie es ihr in einem ersten Urteil zu Battenheim zugesprochen worden ist, mit Entschädigung zukommen lasse. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.82 (Papier, Einzelblatt, Hochformat) Allerdur[c]hluchtig[st]er a, großmechtigster kunig, allergnedigster herr b. Also hab ich ein schwester gehápt, so zu Battenhin, in uwer k. mt. herschaft Lanser 5 gelegen, seßhaftig gewesen und doselbs todes abgangen, unnd als ich sy nuo erben wolt, ist herr Cristoffel von Hattstat, v. k. mt. amptman zu Lanser, zugefarn unnd mir intrag in solch erbe gut(e)s und es in v. k. mt. nammen angelangt, der meynung, als ob dieselbe min schwester selig nit elich sin solt. Uf das begert ich, das man das guo t ufschrib und mir des ein gegenzedel 6 gebe. Also ward uber ein zit donach erst durch herr Cristoffels amptlute ufgeschriben, aber was su hant gewoe llen, und mir aber kein gegenzedel dovon geben, uber das ich zum dickermaln darum anrue ft; unnd als es nuo zu Battenhin, do dann solich erbgut gefallen in rechtvertigung komenn und sich clag und antwurt verlouffen, haben mir dieselben von Battenhin noch gepflognem rat und ir selbs besten verstentnis die bessere kuntschaft zubekant und in solich erb gesetzt worden. Uf das hat herr Cris48 a Tinte verlaufen.

b

Zusätzliche r-Kürzung.

48 1 Am 27. August 1498 lädt König Maximilian I. Christoph von Hattstatt zu einem Rechtstag am 3. September 1498 vor ihn oder seine Räte in der Sache mit Ursula von Polschwiler vor, wofür er auch alle Unterlagen beibringen möchte, vgl. TLA, Max. 14.1498.222. 2 Wohl Bollweiler /Bollwiller, Elsass, Département Haut-Rhin, Arrondissement Mulhose /Mülhausen, Frankreich. 3 Christoph von Hattstatt, bis 1502 Amtmann in Landser, später auch Vogt, starb spätestens am 30. Januar 1507, vgl. S, Europäische Stammtafeln XI /88; Reg. Imp. XIV, 4,1 Nr. 16801. 4 Bàttene/Battenheim, Elsass, Département Haut-Rhin. 5 Herrschaft Landser, Elsass, vgl. B, Geschichte und Beschreibung 94–103. 6 Gegenzettel als eine Hälfte eines Chirografen, vgl. DRW.

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8.3 Edition

toffel von Hattstat die sach gon Ensißheim 7 geappelliert unnd alwegen geredt, er forder solich erb in v. k. mt. nammen. Also uber etliche zit ist herr Cristoffel zue gefarn unnd das gut gewaltiglich sins eigenen furnemens on recht ufgeton und c sinen handen gon Lanser gefurt. Do ich solichs vernommen, hab ich mich gon Ensißheim verfugt und des v. k. mt. landtvogt 8 und rae tten erclagt; ward erkant, das er solich erbgut wider an die ort und end es vor gelegen furen solt. Allerg. h. kunig, do hab ich vernommen, das er es nit alles dohin geton, sunder was im gefallen behalten. Also donoch uf den nechsten mantag 9 worden, bin ich aber gon Ensißheim komenn, ward erkant, das er sin kuntschaft inlegen und verhoe rn lossen solt, und als die verlesen worden, begert ich ein ufschlag, mich mugen daruff erfarn und antwurt darzu ze geben, dann er sy nit noch ordnung des rechten gefaßt het, oder aber, soverr es nit sin mócht, die sach gon Costents 10 zu wisen, aldo dann vor etlichen jorn der selben irrung halb ein urtel ußgangen, die ich dann noch hab, dann d ich alle min tag des von nie keim geschuldigt worden dann von imd. Uf das ward die sach gon Costents gewisen, in dem hab ich mich umb die kuntschaft, so er nemlich von zweien alten mannen von Sue ltzberg ingeleit, erkundet, ob si also gesagt und darum geschworn hetten. Da sprochen si nein, werr das von inen redt, der lug als ein boßwicht, dann su hetten es nit also gesagt, auch darum weder globt noch geschworn; doby v. k. mt. vermórckt, wie herr Cristoffel von Hatstat mit mir armen frowen umbgodt. Und als nu zu Costents ouch ein urteil wider in ergangen, hat er es gon Mentz 11 geappelliert und understot mich arme frow, uber das er mich bishar verderbt, in die harr(er) 12 umbzetriben, domit e er mir min ere und gut nympt und genommen hat, on andern gewalt und unbillich furnemen, so er min bisharr mit mir gebrucht, dz mir armen frowen v. k. mt. zu schriben vast not were, aber domit v. k. mt. nit gemugt, ich es underwegen loß. Harum allerg. h. kunig, v. k. mt. als ein brunn, dovon aller trost der gerechtikeit entspringt, zu dem sich ouch alle cristenheit, arm und rich, witwen und weisen, billich(en) trost und gutte hoffnung versehen, ruff ich an mit hohem vlis ernstlich und frintlich bittende, und so hoch ich das yemer uß frówlichen gemute und hertzen ermanen kann, sol und mag, v. k. mt. wólle mit her(n) Cristoffeln und sin amptlutten verfugen, das erbgut, wie dann das min swester selig noch irm hinscheiden verlossen und ufm etag 13 abgeredt, zu gemeinenn unpartigschen handen, nemlich hinder ein ratt gon Mulhusen 14, Nuwenburg 15 oder Ensißhin 16, legen und alsdann mit her(n) Cristoffel verschaffen, mir das erbgut, so ich dann vormals zu Battenhin mit recht gewonnen, volgen zu lossen mit abtrag erlitten

c

Danach gestrichen: zu.

d–d

Als Einfügung am linken Rand.

e

Korrektur von -t- auf -i-.

7 Das Hofgericht in Ensisheim unterstand dem Regiment, vgl. P, Zuständigkeitskonflikte 109; s. auch Nr. 16 Anm. 4. 8 Freiherr Kaspar von Mörsberg (ca. 1461–1511), von 1487/1488 bis 1502 Landvogt im Oberelsass, s. Nr. 15 Anm. 3. 9 Mahntag als Tag, an dem man vor Gericht erscheinen soll, vgl. DRW. 10 Konstanz, Freie und Reichsstadt, heute Baden-Württemberg. 11 Mainz, heute Rheinland-Pfalz. 12 Harre: Verzögerung, Länge, vgl. DRW. 13 Ehetag als Rechtstag, vgl. DRW. 14 Mulhouse/Mülhausen, Département Haut-Rhin. 15 Neuenburg am Rhein, freie Reichsstadt, heute Baden-Württemberg. 16 Ensisheim, Elsass, Teil der Vorlande, heute Département Haut-Rhin.

Nr. 48

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costen und schaden und mich by derselben urtel von Battenhin zu hanthaben. Dann, allerg. h. kunig, ich wol darzutue n [Verso] hab, das ich eelich bin, wie wol es f nit not ist. G. h., vermeint aber herr Cristoffel, dz ich nit elich sig, so tug er dar, so wil ich sin wartten; soverr es aber nit sin mócht, doch mit herr Cristoffel von Hatstat zu verfugen, sich von stundan alhar ze tuo n und der appellatz vor minem g. h. von Mentz 17, dwile er on das hie ist, furderlich nochzukomenn, domit ich arme frow der sach zu end komm, dwile ich doch min kuntschaften alhie hab. Allerg. h. kunig, lont mich nit also umb min ere und gut bringen, dann er understot mich niergent mit darum zu bringen, dann g dz er wol weißt, ich sinen umbzugen in die harr nit verfolgen mag, wiewol, allerg. h., ich nuo tolme 18, dwile er v. k. mt. gericht und recht versmeht und gebrochen, nit schuldig were, witter mit im zuo rechten noch innhalt des beschluß des cammergerichts, so v. k. mt. und andere loblichen curfursten zu Wurms 19 abgeredt, der hoffnung, in die pene der ocht gefallen sin sol, dann er den gebrochen, des mir nit zwivelt, v. k. mt. uß anerborner frummer und adelicher demut und miltikait mich doby zu hanthaben geneigt, doby v. k. mt. ich ouch ernstlichst und frintlichst bittende, dis min hórt anligende gnediglichen zu bedencken, angesehen dz mine vordern selig dem lóblichen huse Osterrich, v. k. mt. altvordern loe blicher gedochtnis, ye und ye gedient habent, des ich mich zu v. k. mt. gentzlich vertrosten wil, ouch Got den almechtigen truwlich bitten, v. k. mt. in langwiriger, gluckhaftiger gesuntheit fristen und uffenthalten wólle. V. k. mt. ich ouch h fruntlich bittende umb ein gnedig unverzagen anwurt, dann ich gar wenig zerung hab 20. Vrsula vonn Bolschwilr Im i, 21 zu bevelhen, das er dz gut bis zu außtrag der sach(en) hinder die statt Breisach leg. 2o scriba(tur) j schulthas ze Battenhin k, dz er f[u]rderlich 22 herkom und den zedl, darin die gueter aufzaichnet sein, mit l im bring. Gen Me(n)tz zu schreiben, das er nun m f[u]rderlich darin procedier.

f j k

Mögliche Korrektur bei -s. g Auch denn möglich. h Ebenso auch denkbar. i Ab hier andere Hand. Danach gestrichen: Casp(ar) Beh[. . . ], ein bis zwei weitere Buchstaben nicht mehr eindeutig erkennbar. Ausgebessert von Lanser auf Battenhin. l Lesung unsicher. m Lesung unsicher. 17

Berthold von Henneberg, Erzbischof von Mainz (1484–1504), vgl. B, Berthold von Henneberg

156f. 18

Da hier als Verb gebraucht, wohl am ehesten als meinen, glauben oder beanspruchen zu verstehen. Bezug auf die Einrichtung des Kammergerichts am Wormser Reichstag 1495, vgl. W, Maximilian I. 2 238–241. 20 Die Supplikantin scheint am selben Ort wie Maximilian und der Erzbischof von Mainz zu sein, also vermutlich beim Reichstag in Freiburg im Breisgau. 21 Damit wahrscheinlich Christoph von Hattstatt gemeint, vgl. TLA, Max. 14.1498.222. 22 fürderlich: geschwind, eilend, ohne Verzug, vgl. DWB online. 19

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8.3 Edition

49. Ursula Hauenschild Ursula Hauenschild, die Witwe des Ritters Michael Perlis, bittet König Maximilian I. um die Restituierung eines Hofes in der Herrschaft Neuburg [am Inn], den sie zusammen mit ihrem Mann gekauft hat und der ihr von diesem für ihr Erbteil verschrieben worden ist; dann würde sie gegen die Erben, die ihr den Hof vorenthalten, prozessieren. [Neuburg am Inn 1,] vor dem 17. Oktober 1497 2 Es ist hier zu erwähnen, dass sich Ursula Hauenschild nur an einer Stelle als Witwe eines Ritters bezeichnet und sich nicht als unterlegene, besonders schützenswerte Frau darstellt, was für die untersuchten Suppliken eher untypisch ist; auch dass der König nur als liebhaber der gerechtigkait apostrophiert wird, wirkt im Vergleich zurückhaltend. Dadurch dass sie nicht in ihr Erbe eingesetzt worden ist, sieht Ursula Hauenschild keinen anderen Ausweg, zu ihrem Recht zu kommen, als sich an die Königliche Majestät selbst zu wenden, nachdem Zyprian von Niedertor die Aushändigung verweigert hat. Ob sie tatsächlich Recht in der Sache bekommen hat, geht aus der Erledigung nicht hervor. Sie sollte in einem ersten Verfahrensschritt zunächst wieder in den Hof eingesetzt, aber auch ein Rechtstag sollte festgesetzt werden, an dem über die Ansprüche beider Parteien verhandelt werden sollte. TLA, Max. 14.1497.170 (Papier, Einzelblatt, Hochformat – in der Länge gekürzt) Allerdurchlauchtigister kunig, allergenädigister herr. Ewr kunigklichen majestat fug ich zuo vernemen, das ich zu ainem elichen man gehabt han Micheln(n) Perlisz, reitter, sáligen. Hat unnser baider heyrat widerleg und morgengab in ainer summa drewhundert guldein reinisch gemacht und halbe várnde hab; des gab mir mein vorgemelter hauswirt sáliger brieff und sigel, wo er vor mir abgieng, all sein hab und guo t innzehaben, ze nuczen und ze niessen, in welchen gerichten oder herrschafften das wae r und des nyemandt abczutretten, so lanng hintz ich entricht wird vor allen erben und gelltern. Nu hab ich und mein gemelter hauszwirt säliger miteinander erkaufft ainen hof gelegen in Newnburger herrschafft und da nun derselb mein hauszwirt säliger mit tod vergangen ist, hab ich gewart, wo mich die erben meines hauszwirtz säligen wollten entrichten nach laut brieff und sigel. Das haben sy noch hintzher nit getan. In mitler zeit haben die erben den hof in furpott pracht, da hab ich die herrschafft Newnburg ermant mit mein brieff und sigel und den hof zu recht wellen ausznemen. Des haben sy mir versagt und haben sich des hofs selber understanden mit aller seiner abnuczunng. Des pin ich in klag kömen fur herr(e)n Czipprian von Nyderthor 3 und mich beswärt seiner ambtleut, wie mich dieselben sein pfleger und holczbrobst 4 wider mein zwifach brief und 49 1 Die Herrschaft Neuburg war zwar an Herzog Georg von Bayern-Landshut (1479–1503) verpfändet worden, jedoch behielten sich Kaiser Friedrich III. (1440–1493) und König Maximilian I. etwa die hohe Gerichtsbarkeit vor, vgl. H, Bayern 41; H, Die Grafschaft Neuburg am Inn 58 f. 2 König Maximilian I. weist Zyprian von Niedertor am 17. Oktober 1497 an, sich der beigelegten Supplik der Ursula Hauenschild anzunehmen und einen Rechtstag anzusetzen, vgl. TLA, Max. 14.1497.170. 3 Zyprian von Niedertor († ca. 1502) war unter anderem Erbschenk des Stifts Brixen. Welche Funktion er in der Herrschaft Neuburg ausübte, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Er taucht zumindest noch in einem zweiten Fall in Neuburg auf, als er eine Fürbitte für einen Bauern in der Nähe von Schärding verfasste, vgl. H, Bayern; H, Die Grafschaft Neuburg am Inn; S, Beiträge 227 f.; TLA, Oö. Kammer, Kopialbücher, Geschäft von Hof 8 (1502) fol. 280v; TLA, Max. 14.1497.200. 4 Holzpropst: Wald-, Forstaufseher, vgl. DRW.

Nr. 49–50

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sigel entseczt haben wider und an recht als ain unentrichte wytibe, und pat sein gnad als grunther(e)n des gemelten hofs, mich wider einzeseczen, der mein furpfandt ist nach laut meins heyracz, zum andern mal auf brieff und sigel ausgangen von der herrschaft Newnburg mein erkauffcz guo t ist, mich on recht nit zu entseczen, und pin des erpietten gewesen, wann ich in innhaben sey den hof, wer mich dann spruch nit vertragen well, dem well ich die guétigkait und das recht geben und nemen vor der herrschafft Newnburg oder wo das pillich ist. Auff mein solich erpietten gab mir der von Nyderthor ain solhen abschid, er wolt mich nit an den hof seczen. Wolt ich aber es nit gedulden, so möcht ich den hof mit recht sue chen. Auff das ruff ich ewr ke. mt. an und beschwer mich des abschids, das ich solt mein brieff und sigel berechten, dieweil ich an recht entseczt bin, pitt ich, e. k. mt. welle mich wider anseczen mit dem erpietten, wer mich spruch nit vertragen well, dem will ich rechtens sein. Des ruff ich zu e. k. mt. als ain liebhaber der gerechtigkait. E. k. mt. Undertánige, willige dienerin Vrsula Hawenschiltin [Verso] Hawenschiltin a. Man sol die supplicacz herrn(n) Ciprian zuschicken und soverr den also ist, dz er sy von stund an einsetze und furderlich rechtag (an)setze und beiden partheyen recht ergeen laß.

50. Ursula Kädl (1) Ursula Kädl, die Witwe von Thomas Kutt und Ehefrau von Veit Span aus Ulm, bittet König Maximilian I., dem Hofrichter von Rottweil aufzutragen, ihr Recht zukommen zu lassen, nachdem ihr verstorbener Ehemann vom Hofgericht von Rottweil erreicht hat, dass gegen Berthold von Altmannshofen wegen einer Schuld die Acht verhängt worden ist, und dieser immer noch nicht gezahlt hat. [Ulm,] kurz vor dem 6. August 1498 1 Ein sehr ähnlich gelagerter Fall wie bei Beatrix von Reußeck (Nr. 18) liegt auch hier bei der Bitte der Ursula Kädl vor. Diese Bittschrift ist relativ knapp und zweckgerichtet verfasst und enthält keine Abschweifungen in den Erzählungen. Der Haupttext gibt demzufolge keine weiteren Auskünfte über Ursula Kädls Leben. Die Subscriptio wiederholt dafür nicht nur die Witwenschaft nach dem Tod von Thomas Kutt, sondern beinhaltet auch noch Information über eine weitere Heirat, nämlich mit Veit Span, dessen Ehefrau die Bittende zu dieser Zeit ist. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.145 (Papier, Einzelblatt – Quart, Querformat) 49 a Ab hier andere Hand. 50 1 Am 6. August 1498 befiehlt König Maximilian I. in einem Schreiben dem Berthold von Altmannshofen dem Urteilsspruch, den der verstorbene Thomas Kutt gegen ihn erwirkt hat, Folge zu leisten, was bisher laut Schilderungen der Witwe Ursula Kutt, Ehefrau von Veit Span, nicht geschehen sei, vgl. TLA, Max. 14.1498.197.

156

8.3 Edition

Allerdurchlewchtigister, grosmächtigister kunig, allergnädigister herr. Zuo verscheinen jaren hat Thoman Kutt, min eewirt sälig, Berchtoldten von Altmanshofen 2 umb schuld am kuniglichen hofgericht zu Rotwil 3 in die aucht erklögt, dazemal e. koe . mt. dem hofrichter 4 und urtailsprecher zu Rotweil geschriben hat, uff soe lch aucht verrer nit zu procedieren, sonnder stilzuo steen, des ich mich zu Vlm 5 gegen e. koe . mt. erklögt hab. Daruff e. koe . mt. dem gemelten Berchtoldten von Altmanshofen geschriben hat, mich umb min schuld zuo entrichten, denn wo das nit geschehe, so wöll e. koe . mt. mir min erlangte aucht und verrer recht zuo Rottweil fur sich geen und by kröfften beliben laussen. Und wiewol dasselb e. ko. mt. schriben geantwuo rt ist, das unangesehen hat er mich nit bezalt. Dieweil nuo n niemant sein erlangt recht gespört und recht verzigen, sonder mitgetailt werden sol, so bit ich e. koe . mt. undertänigclich, sie wölle in ansehung miner erlangten aucht hofrichter und urtailsprecher zu Rotweil schriben, mir uff min erlangt aucht verrer process, wie sich nach des hofgerichts ordnung geburt, zu erkennen, unverhindert des schribens, so e. ko. mt. vor jaren dem hofrichter getan hat, damit ich arme frow nit rechtlos gestölt und mir min erlangt recht gespört werde. Das beger ich umb e. ko. mt. unndertänigclich zu verdienen. E. k. mt. Gehorsame Vrsula Kae dlin, Thoman Kutten verlaussne witwe, yezo Veiten Spans husfrow zuo Vlm [Verso] Fiat a. Ein mandat ir in monetsfrist innhalt irer behabten urteil ein benugen zu tund. Zu sehen ir erlangung.

51. Ursula Kädl (2) Ursula [Kädl], die Witwe von Thomas Kutt und Ehefrau von Veit Span, bittet König Maximilian I., dem Hofrichter von Rottweil aufzutragen, dass die von ihrem Ehemann bewirkte Acht gegen Berthold von Altmannshofen für den Fall, dass dieser seine Schulden in Monatsfrist nicht bezahlt, ohne neuerliches Mandat exekutiert werde. [Ulm,] vermutlich 7. August 1498 1 Diese Bittschrift folgt unmittelbar auf die vorangegangene Supplik von Ursula Kädl, immer noch in derselben Sache gegen Berthold von Altmannshofen. Sie bittet vorsichtshalber um ein zweites Mandat, falls er die Schulden nicht bezahlt, um sich neuerliche Eingaben zu sparen. 50 a Ab hier andere Hand. 2 Berthold von Altmannshofen war spätestens ab 1499 Hauskomtur-Statthalter, ab 1505 Hauskomtur des Deutschen Ordens zu Königsberg und ab 1511 Pfleger zu Ortelsburg und starb 1520, vgl. H, Regesta-Historico-Diplomatica I/2 325; H, Amtsträger 57, 106; H, Regesta-Historico-Diplomatica I/3 240, 288f. 3 Zum Hofgericht in Rottweil vgl. L, Reichsstadt Rottweil. 4 Rudolf von Sulz († 1535), Landgraf im Klettgau, war von 1493–1535 Hofrichter in Rottweil, s. Nr. 18 Anm. 1 und 6. 5 Ulm, Freie und Reichsstadt, heute Baden-Württemberg.

51

1

Wahrscheinlich Bezug auf Schreiben Maximilians vom Tag zuvor, s. Nr. 51 Anm. 1.

Nr. 50–52

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Dafür verweist sie auf den finanziellen Schaden, den sie erleiden würde, wenn sie nach dem Monat wieder vorstellig werden und ein Mandat impetrieren müsste, und unterschreibt als Arme Ursula. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.231 (Papier, Einzelblatt – Quart, Querformat) Allerdurchlewchtigister furst, grosmächtigister kunig unnd allergnädigister herr. E. ko. mt. hat uff gestern uff min eingelegt suplicacion geratschlagt, mir ain mandat an Berchtoldten von Altmanshofen zuo geben, also wo er mich umb min schuld in monatsfrist nit bezal, wöll mir e. ko. mt. executorialbrief a vervolgen laussen. Allergnädigister herr, dieweil ich nuo n, wo er mich nit bezalt, wider b zu e. ko. mt. mit executorialbrief verfolgen zu laussen, min botschafft verfertigen must, daruff mir grosser schad geen wurd, des dann in minem vermugen nit ist, so bit ich e. ko. mt. undertänigclich, sie wölle mir yezo ain geschäfft an hofrichter 2 und urtailsprecher zuo Rotweil geben des innhalts, so ich inen glawblich anzaig, das ich Berchtoldten von Altmanshofen e. ko. mt. obgenannt mandat verkundt hab, das sie mir dann nach verscheinung ains monats des nehsten nach soe lcher verkundung kunfftig uff mins eewirts erlangte aucht weiter gerichtsproces geben, unverhindert des schrifftlichen befelch, so in e. ko. mt. vor jaren von Berchtold von Altmanshofen wegen getan hat, dardurch mir min recht gespört ist. Das beger ich umb e. ko. mt. gehorsamlich zuo verdienen. E. ko. mt. Arme Vrsula, weilundt Thoman Kutten verlaussne witwe, yetzo Veiten Spans eliche husfrow [Verso] Kuttin von Vlm. Man c sol ir auf der von Rotwil acht executorial geben.

52. Ursula von Ross Ursula, die Ehefrau des Antoni von Ross, bittet König Maximilian I. zum einen um Aufhebung des Urteils, aufgrund dessen dem Gläubiger ihres Mannes Albrecht Heugl bis zur Bezahlung der Schuld Produktionsmittel des Bergwerks, aus dessen Ertrag sie die Schuld bezahlen möchte, übertragen werden sollen. Zum anderen ersucht sie um die Einsetzung eines Kommissars, entweder des Pflegers Georg Gossembrot oder eines anderen Unparteiischen, vor dem sie im Verfahren Stellung nehmen kann. o. O., 1490/1496–1497 1

51 a Das erste -e- vermutlich korrigiert aus -o-.

b

-i- korrigiert aus -e-.

c

Ab hier andere Hand.

2 Rudolf von Sulz († 1535), Landgraf im Klettgau, war von 1493–1535 Hofrichter in Rottweil, s. Nr. 18 Anm. 1 und 6.

52 1 Antoni von Ross/Cavalli starb 1497 und Georg Gossembrot 1502, vgl. N, Räte und Herrscher 209, 407.

158

8.3 Edition

Ursula von Ross 2 ist aufgrund der schlechten Wirtschaftsführung ihres noch lebenden Ehemannes 3 in einer finanziellen Notlage, in der sie sich an König Maximilian I. wendet. Einerseits wirkt sie wie eine treu sorgende Ehefrau, die darum kämpft, dass man ihr und ihrem Mann ihre Lebensgrundlage, das Bergwerk, nicht wegnimmt, sondern dass die Schulden ratenweise aus dessen Erträgen bezahlt werden können, andererseits beschwert sie sich, dass sie keine Parteienstellung hat; sie findet Unklarheiten, die sie vorbringen möchte, ist geschäftskundig (s. auch Anm. 6) und erbittet auch einen Finanzexperten als Kommissar, und schließlich versucht sie, ihre und ihrer Kinder Position von der ihres Mannes zu trennen, indem sie angibt, in die Affäre gar nicht verwickelt zu sein, da ausschließlich die Nachlässigkeit von Antoni von Ross zur Verschuldung geführt habe. Beinahe wirkt es so, als würde sie getrennt von ihrem Mann leben. Tatsächlich dürfte Antoni von Ross in Venedig ansässig gewesen sein, wo im Oktober 1491 ein Testament verfasst worden ist, während sich seine Frau in Tirol aufhielt. Um ihre Bitte zu verstärken, bezieht Ursula von Ross in die Supplik ihre Kinder mit ein 4. TLA, Max. 12.102, fol. 326 (Papier, Einzelblatt, Hochformat – in der Höhe gekürzt) Allerdurchleuchtigister, grosmáchtgister kónig, allergenádigister herr. Nachdem meine genádige herr(e)n ewr kó. mt. statthallter zu Insprugk zwischen meines haußwirds an ainem und Albrecht(e)n Heugls anderstaylls ain urtayll a beruerent etlich schuld und rayttung wider meinen haußwierd und fur Heugl(e)n gefallen ist, der mainung, das benanter Heugl in b seiner hab und guet in c nucz und gewer, so lang d, pis er entricht und bezallt, geseczt sol werden, das dann mir und meinen kindernn, wo unnser pergkwerch dardurch enzogen und allso snell zuritt 5 wurd, zu mergklichem nachtayll gedeyett. Demnach ist mein und meiner kinder diemuettig pette, e. kö. mt. welle genádiclich schreyben und verfuegen, damit wir pey e. kö. mt. statthallter villeicht durch anrueffen bestimbtes Hewgls nicht ubereyllt, also unns zu mergklichem verderben wurden, sunder darob zu sein, damit sich Hewgl mit der zeyt seiner zallung gewarttet und von den fruchten des pergkwerchs zu bezallen, wie annder benueget. Fiat e. E f. Auch g diweyl egenantter Heugl nicht alain in craft meines haußwierds, sunder auf unnser payder gewallt mit ein- und ausgeben gehanndlt hat und doch iczt alle quittung der rayttung von meinem haußwierd alain gestellt, ich auch im rechten nicht erschinen noch verfast, dardurch ich und meine kinnder solichs urtaylls vast und verderblichen beswárt sein, in ansehung, das ich ettwas vil irr und unerleyttrung vor und nach gefaller urtayll gefunden, di ich, ob Gott wil, clárlicher zu seinen zeyten pey und [d]ar h wil pringen, damit di warhait an tag kumbe, ich und meine [ki]nder i meins haußwierds

52 a Unterstreichung mit Bleistift. b Danach gestrichen aller. c Korrektur, vermutlich von z- auf i-. d Korrektur bei -g. e Vermerk am linken Textrand. Andere Hand. f Vermerk am linken Textrand. Andere Hand. g Ab hier Wechsel zur ersten Hand. h Lesbarkeit mindestens eines Buchstabens durch Wachsfleck eingeschränkt. i Derselbe Wachsfleck wie vorherige Anmerkung. 2 Ursula von Ross stammte aus der bayerischen Familie Landsidler und war seit 1491 mit Antoni von Ross verheiratet, vgl. N, Räte und Herrscher 240, 407. 3 Antoni von Ross/Cavalli (1430er–1497), s. Nr. 27 Anm. 5. 4 Es handelt sich um zwei Kinder, vgl. N, Räte und Herrscher 209. 5 Möglicherweise zurichten im Sinn von zuschließen, vgl. DWB online, oder zerrütten.

Nr. 52–53

159

nachlessikait und auf ainfalt zu solichem verderbem an unnser schuld nicht entgellten 6, ist mein pett diemuetticlich, e. k. mt. welle auß sunder(e)n gnaden mir wider offtgenanten Hewgl ain conmissari seczen, insunders Jórg(e)n Gossenbrot, pfleger auf Er(e)nberg 7, oder ainen, der dann dem hanndl gemáß verstánndig und unpartheysch sey. Wil ich mit aller diemuettikait mitsambt meinen kinden umb e. kö. mt. lanngk leben gegen Got zu piten verdienen. Als j wir auch achten, dz solchs ewer urteil k meynung sey l. E. m kö. mt. Undertanige Vrsula, Anthonis von Ross haußfr(au) [fol. 326v] Ross n

53. Witwe des Stefan Eisner Die Witwe des Wiener Bürgers Stefan Eisner bittet König Maximilian I., den Propst von St. Dorothea anzuweisen, ihr die Pfandschaft, die ihr Mann auf einen Weingarten gehabt hat, zu übertragen. [Wien,] vermutlich kurz vor dem 1. Juli 1498 1 Hierbei handelt es sich um die erste der drei Frauen, von denen der Vorname nicht bekannt ist, während er sich bei einigen anderen durch eine weitere Supplik hat erschließen lassen. Die Witwe des Stefan Eisners war als Frau eines Bürgers – sie nennt sich burgerin zu Wienn – offenkundig nicht mittellos, ansonsten hätte sie wohl kaum den Großteil der Schulden, die sie von ihrem Mann übernommen hatte, begleichen können. Sie tat dies um ihres Ehemanns willen ( auf meins hauswirts seligen seel nicht hab ligen wellen lassen), im Gegensatz zu Stefan Eisners Erben, die das Erbe und damit auch die Pfandschaft auf einen Weingarten nicht annehmen, weil sie dann auch seine Schulden erben würden; die Frau bezahlt diese und will daher auch die Pfandschaft haben. Außerdem ist es ihr offenkundig wichtig, auch das restliche ausständige Geld selbst aufzubringen. TLA, Max. 14, Prozesse 1.3 (Papier, Einzelblatt, Hochformat – in der Länge gekürzt)

j Vermerk am linken Textrand. Andere Hand. ersten Hand. n Andere Hand.

k

Lesung unsicher.

l

Lesung unsicher.

m

Ab hier Wechsel zur

6 Laut einer Art Vermögenszusammenstellung aus demselben Monat beliefen sich die Schulden des Mannes auf 29.540 rheinische Gulden. Daher sah sich dieser gezwungen, seine Tiroler Güter an Hans Baumgartner zu verkaufen und seiner Ehefrau Ursula das Recht der Vermögensverwaltung zuzuerkennen. Mit ihrer Zustimmung wurde auch die Burg Friedberg an die Fieger verkauft, vgl. N, Räte und Herrscher 240; S, Cavalli, Antonio. 7 Georg Gossembrot (ca. 1445–1502), Pfleger von Ehrenberg, war sowohl unter Erzherzog Sigmund als auch unter Maximilian einer der höchsten Finanzbeamten, vgl. u. a. N, Räte und Herrscher.

53 1 Am 1. Juli 1498 ordnet König Maximilian I. den niederösterreichischen Regenten an, die diesem Schreiben beigelegte Supplik der Witwe des Stefan Eisner anzusehen und diesbezüglich zu handeln, vgl. HHStA, Max. K. 8, Konv. 2, fol. 87. Dass es sich dabei um die hier behandelte Supplik handelt, ist durchaus als wahrscheinlich anzunehmen.

160

8.3 Edition

Allerdurchluchtigister, grosmechtigister kunig, allergenedigister herr. Ich gib ewr kn. mt. zu erkennen, das mein hauswirt seliger Steffan Eisner bey dreyenn jarn verganngen an gescheft abgestorben ist unnd mercklich schulden verlassen, der ich von meinem guet den maisten tail hab bezalt unnd auf meins hauswirts seligen seel nicht hab ligen wellen lassen. Allergenedigister kunig, nun hat mein hauswirt seliger ain satz 2 auf ainen weingarten zwayhundert phundt phenning, darumb er geschriben steet, unnd die erben dem sacz nach anndern sein guet nicht nachkumen ursach der grossen schulden unnd also solich schulden unbezalt beleibt. Bit ich ewr kn. mt. als meinen allergenedigisten herrnn durch Gots willen, ewr kn. mt. welle mir ain schreiben schaffen an den brobst zu Sannt Dorathea zu Wien 3, der ain gruntherr ist, mit im genedigklich zu verschaffen, nachdem unnd ich von meins hauswirts seligen wegen a ain michel 4 summ gelts beczalt hab unnd des ubrig auch beczalen will unnd die erben von der grossen schuld wegen solichen sacz nich annemen wellen, daz er mir solichen sacz meins hauswirts seliger zu bezallung seiner schulden laß nachvolgen. Wil gegen Got umb ewr kn. mt. verdiennen als umb meinen allergenedigisten herrn. E. k. mt. Diemutigiste Steffan Eisners seligen verlassne wittib, burgerin zu Wienn [Verso] Steffan Eisnerin. Regenten b zu Wienn zuzusennden, daz sy darinn, wy sich gepurt und recht ist, handeln.

54. Witwe des Thomas Singer Die Witwe des Thomas Singer von Falkenstein bittet König Maximilian I., dem Pfleger von Falkenstein Veit Fünfkircher Anweisung zu geben, ihr den Acker wiederzugeben, den er ihr widerrechtlich genommen und trotz eines Mandats der Regenten zu Wien nicht restituiert hat. [Falkenstein,] 1 1493–1508 Von dieser Bittstellerin erfährt man durch die Supplik keinen Vornamen, sondern nur den Namen ihres verstorbenen Ehemannes. Die Bitte ist auch sonst sehr zielgerichtet und weicht vom Formular etwas ab, indem sie die Petitio zum Teil vor die Narratio und damit an den Beginn stellt. Sie erzählt ansonsten nur von einem Acker, der ihr von dem Pfleger von Falkenstein zu Unrecht weggenommen worden ist, obwohl sie allein von dessen Erträgen abhängig zu sein erklärt. 53 a Einfügung am Rand.

b

Ab hier andere Hand.

2

Satz: Pfandschaft, vgl. DRW. Gregor Teyninger war von 1478–1501 Propst des Augustiner-Chorherren-Stifts St. Dorothea zu Wien, vgl. R, Wien – St. Dorothea 684. 4 große, wichtige, vgl. DRW. 3

54 1 Durch eine weitere Supplik der armen Leute aus Falkenstein von derselben Hand, auf die sich ein Folgeschreiben des niederösterreichischen Regiments erhalten hat, aufgrund der Nennung des Pflegers Veit Fünfkircher und des Umstandes, dass in dieser Supplik die Regenten von Wien genannt sind, ist hier wohl Falkenstein (Bezirk Mistelbach) im heutigen Niederösterreich gemeint, vgl. TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.162; W, Schauplatz 133.

Nr. 53–55

161

TLA, Max. 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 7.592 (Papier, Einzelblatt – Kleinformat, Querformat) Allerdurch(leuchtigis)ter kuning, allerg(nedigis)ter herr. Ich arme wittib bit ewr k. mt. undertenigglich ze wyssen, das mir herr Veit Funfkurche(r), ewr k. mt. pflee ger awff Valckenstain 2, ain ackher on alle recht und bullikait gewalttiglich genomen hat, daron mir al mein nae rung leudt und hab sunst nichs, davon ich mich néren mócht. Das hab ich ewr k. mt. regenten zu Wienn anbracht. Die haben mit im geschaffen, er sul mir mein ackher on alles verziechen einanttwortten. Das hat er nicht toe n, ewr k. mt. regenten geschae fft veracht und heo lt mir mein ackher vor unts awf heitting tag. Das klag ich Got und ewren k. gnaden. Bit ich ewr k. mt. underteniglich durch Gots willn, wels erparmen und der gottlichen gerechttikait nach im schreiben, ernnstlich schaffen, das er mir mein ackher on lennger verziechen und a engeltnuß einantwort. Wil ich Got mein leo btag treulichen umb ewr k. gnadn lanngk leben biten. E. k. mt. Arme wittib Thoman Singerin zw Valckenstain b

55. Frau aus Godesburg Eine Frau aus Gudesb(ur)g bittet Kaiser Maximilian I., ihr einen Geleitbrief auszustellen, damit sie sich gegenüber Johann Becker rechtlich verteidigen könne, der ihr unter dem Vorwand, sie sei seine Ehefrau, nicht nur ihr gesamtes Gut genommen, sondern sich auch in ihrem Haus einquartiert hat, woraufhin sie bereits eine Inhibition gegen ihn erlangt hat. o. O., 1511–1516 1 Von dieser Frau erfährt man in ihrer Supplik keinen Namen. Da jedoch ihr Widerpart behauptet, ihr Ehemann zu sein, und sie keine andere Person nennt, die ansonsten diesen Platz einnimmt, dürfte sie zu diesem Zeitpunkt nicht verheiratet gewesen sein und vermutlich auch keine Kinder gehabt haben. Sie wohnte in einer freien Stadt und dürfte darüber hinaus recht begütert gewesen sein, zählt sie doch eine Reihe von Luxusgegenständen auf, die ihr gestohlen worden sind. TLA, Max. 2b.24 (Papier, Einzelblatt, Hochformat – in der Höhe reduziert) Allerdurchluchtigste, groismeichtichste, unverwynlichste furste, allergnedichster, liebster herre roemscher keyser. Uwer k. m. und gnaden bidden ich arme vrauwenpersoen myt gnadn zu wissen, wo das uff Sontagh sant Peters und Pauwels dach apostolorum, was ich zor mailtzyt vyssgan54 a Danach ein Zeilenfüllzeichen. Zeichen.

b

Worttrennung Valcken-stain: bei Trennung nicht näher zu definierendes

2 Veit Fünfkircher war bereits unter Kaiser Friedrich III. Pfleger von Falkenstein und starb 1514, vgl. W, Schauplatz 3 133.

55

1

Der 29. Juni fällt in der Kaiserzeit Maximilians in den Jahren 1511 und 1516 auf einen Sonntag.

162

8.3 Edition

gen, dair en bynnen ist myn gemyete huyss und wonynge komen eynre genant Johan Becker, der myr in myme abewesen eylff slosz bynnen dieser hilliger keyserlicher vryer stat und mynre burchfreden uffgeslaigen und dair syssz genomen hait, eynen gulden kyweynden halsbant, dartzo gulden rynge, perrlen, goult, sylver, schaillen, leffele, kroesen, gulden gurdele, korallen, paternoster, fyll fyns lynen doulss, rentbrieff, hantschrifft, gelt, huyssrait und ingedoeme und as er das geweltlich genomen und en wech hatte, das besser ist dan duysent gulden, hait er dartzo furter, wat a in myme huyss was, myt k(um)mer bespert, mich furfluchtich und ruymich b gemacht, und do sprach und sachte, ich were syne getruwede huysfrauwe, das ich gein in keynre wys gestain noch n(um)ber gestant doin en soll, so er das sonder die wairheit oeber mich spricht, auch nummer bewysen noch betzugen enmach. Hait mich die kenliche noit dartzo gedrongen, das ich eyne inhibicie erlangt und erworben hain, das mynen zu genyecken und as ich uff die inhibicie nyt vertzyen woulde, enmach ich nyt vielich gayn noch stayn, myn reicht zu verantworden, das myr armer frauwen sere schedelich velt. Bitten darumb uwer k. m. myt bedrucktem hertzen, sulichs myt gnaden zu betrachten und myr uwer k. m. vielicheit und geleide zu geben, myn gepurlich verantworten zu thun und mich mit reicht zu vertatingen. Und bitten das uwer k. m. gnedige antworde. Uwer k. m. Oitmoedige vreuwe von Gudesb(ur)g c

55 a Korrektur bei -t.

b

Lesung unsicher.

c

Auch Godesb(er)g möglich.

9. Resümee Die Analysen und bisherigen Ausführungen haben deutliche Unterschiede der Suppliken in Bezug auf ihren Informationsgehalt für autobiografische Auswertungen gezeigt. Das Spektrum von geradlinig und konkret formulierten Schreiben bis hin zu Suppliken mit über den Gegenstand hinausreichenden Erzählungen ist breit gefächert. Die Supplik kann als Quelle für autobiografische Fragestellungen herangezogen werden, sofern man keine Erwartungen eines vollständigen Lebenslaufes oder umfassenden Einblicks in die Lebenswelten eines Supplikanten, einer Supplikantin an die Quelle heranträgt. Sie bietet dafür den Zugang zu allen Gesellschaftsschichten, auch zu nicht schreibkundigen Personen. Aufgrund der thematischen Heterogenität durch die nahezu unbegrenzten Bittmöglichkeiten aus vielen verschiedenen Lebensbereichen sind auch die Unterschiede der autobiografischen Erzählungen der hier ausgewerteten Auswahl von Frauensuppliken mitunter recht groß. Anteil autobiografischer Erzählungen

Anzahl

Prozent

wenig

21

38,2

durchschnittlich

21

38,2

viel

13

23,6

Gesamt

55

100,0

Durch die Analyse lassen sich gewisse Tendenzen ausmachen oder gar Hypothesen aufstellen, in welchen Bittschriften man eher autobiografisches Material erwarten darf: Auf die Problematik der Unterscheidung der Quellen nach Gnade und nach Recht ist bereits in Kapitel 2.4 eingegangen worden. Bei den untersuchten 55 Suppliken zeigen Bittschriften in gerichtlichen Verfahren tendenziell detailreichere Mitteilungen. Dies liegt wahrscheinlich an einer längeren nötigen Narratio, um den Fall zu erläutern. Die Vorgeschichte kann, muss aber keineswegs für die autobiografische Fragestellung von erheblicher Bedeutung sein. Ein ähnlicher Vergleich mit der geografischen Herkunft der Bittstellerinnen führt zu keinem konkreten Ergebnis. Tendenziell fallen die Auswertungen bei Supplikantinnen aus den Freien und Reichsstädten und derjenigen, deren Herkunft nicht eindeutig zu bestimmen ist, spärlicher aus, doch ist die Grundmenge hier mit Sicherheit zu niedrig, um eine aussagekräftige These aufzustellen. Abschließend wird noch der Zusammenhang zum Familienstand beleuchtet. Die Zahlen zeigen die Tendenz auf, dass ledige und verheiratete Frauen stärker autobiografisch

164

9. Resümee

Anteil autobiografischer Erzählungen * Art der Supplik Kreuztabelle

Anzahl

Art der Supplik

Anteil autobiografischer Erzählungen

Gnade

Recht

Gesamt

wenig

9

12

21

durchschnittlich

9

12

21

viel

3

10

13

21

34

55

Gesamt

Vorgeschichte der Notlage * Art der Supplik Kreuztabelle

Anzahl

Art der Supplik Gnade Recht

Vorgeschichte der Notlage

gar nicht bis kaum etwas ausführlich Gesamt

Gesamt

1

1

2

15

15

30

5

18

23

21

34

55

schrieben beziehungsweise schreiben haben lassen als Witwen und Frauen, die keiner der Kategorien zugeordnet werden können. Letzteres ist wenig überraschend, denn wenn nicht einmal der Familienstand genannt wird, sind kaum andere Erzählungen zu erwarten. Witwen hingegen beschreiben eher nur den Umstand des Todes ihres Mannes, weniger ihr Verhältnis zu diesem, als verheiratete Frauen, die ähnlich wie ledige Frauen ihre persönlichen Beziehungen zu anderen Menschen eher in ihre Bittschriften mit aufnahmen. Anteil autobiografischer Erzählungen * Familienstand Kreuztabelle

Anzahl Witwe Anteil autobiografischer Erzählungen

Familienstand Ehefrau ledig

nicht genannt

Gesamt

wenig

10

5

2

4

21

durchschnittlich

14

6

0

1

21

4

6

2

1

13

28

17

4

6

55

viel Gesamt

Zusammengefasst kann man festhalten, dass sich Suppliken für den Zugang zu Frauen, die zum Teil sonst wohl kaum in einer Quelle fassbar werden, als sehr aufschlussreich erwiesen haben. Es handelt sich um keine Autobiografie im engeren Sinn, sondern ist besser als Selbstzeugnis oder Ego-Dokument zu bezeichnen. Obwohl eben nur ein Lebensausschnitt in einer Notlage beschrieben wird, lässt sich dennoch autobiografisch einiges aus den Schreiben herauslesen. Bittschriften von Frauen sind eine gute Quelle für Namensmaterial, für das Erfassen des Familienstandes, eventuell auch einer zweiten Heirat oder

9. Resümee

165

für Kinder, nicht selten auch die Anzahl derselben. Darüber hinaus zeigen sich darin mannigfaltige gesellschaftliche Problemlagen und der Umgang damit, also das soziale Konfliktmanagement. Darin spiegelt sich auch das Sittenbild einer bestimmten Epoche wider. Gemeinsam ist ihnen allen das Supplizieren, doch die Motivationen sind so vielschichtig wie die Supplikantinnen selbst.

166

Abbildungen

Abb. 1: Supplik der Anna Franck (Nr. 4/1), Tiroler Landesarchiv, Maximiliana 14, Konzepte, Miscellanea ohne Jahr, Teil 6.61

Abbildungen

Abb. 2: Supplik der Barbara Schultheiss (Nr. 16), Tiroler Landesarchiv, Maximiliana 14, Varia, ohne Jahr 2.29

167

168

Abbildungen

Abb. 3: Supplik der Emilie Hürstl (Nr. 23), Tiroler Landesarchiv, Maximiliana 14, Prozesse 1.15

Abbildungen

Abb. 4: Supplik der Soffia aus Hall (Nr. 46), Tiroler Landesarchiv, Maximiliana 13.391, fol. 266

169

Siglenverzeichnis

Abh. ADB AfD Beih. DBI EHR FRA HHStA HRG HZ JmedHist LMA Max. MGH Const. Epp. SS MIÖG MÖStA NDB N. F. Oö. Oö. QFIAB Reg. Imp. RIS

RK RTA-MR TGQ TLA

Abhandlung(en) (allgemein) Allgemeine Deutsche Biographie Archiv für Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel- und Wappenkunde Beiheft(e) (allgemein) Dizionario Biografico degli Italiani English Historical Review Fontes Rerum Austriacarum Haus-, Hof- und Staatsarchiv Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte Historische Zeitschrift Journal of Medieval History Lexikon des Mittelalters Maximiliana Monumenta Germaniae Historica Constitutiones Epistolae Scriptores Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs Neue Deutsche Biographie Neue Folge (allgemein) Kammer Oberösterreichische Kammer Regierung Oberösterreichische Regierung Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken Regesta Imperii (RIS2) Ludovicus Antonius M, Rerum Italicarum Scriptores . . . . Mailand 1723–1751, bzw. Editio altera. Rerum Italicarum Scriptores. Raccolta degli storici italiani . . . ordinata da Lodovico Antonio M. Nuova edizione riveduta . . . . Città di Castello (ab 1917: Bologna) 1900ff. Reichskanzlei Deutsche Reichstagsakten, Mittlere Reihe Tiroler Geschichtsquellen Tiroler Landesarchiv

172

VIÖG

Siglenverzeichnis

Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung VSWG Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte VuF Vorträge und Forschungen W Constant von W, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Wien 1856–1891 ZRG Germ. Abt. Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung

Quellen- und Literaturverzeichnis

Ungedruckte Quellen Haus-, Hof- und Staatsarchiv Reichskanzlei, Maximiliana Tiroler Landesarchiv Maximiliana Oberösterreichische Kammer, Kopialbücher, Bekennen Oberösterreichische Kammer, Kopialbücher, Entbieten und Befehl Oberösterreichische Kammer, Kopialbücher, Geschäft von Hof Oberösterreichische Kammer, Kopialbücher, Missiven Oberösterreichische Kammer, Raitbücher Oberösterreichische Regierung, Kopialbücher, Ältere Kopialbücher

Gedruckte Quellen Die älteren Urkunden des Klosters S. Maria zu Aquileia (1036–1250), ed. Reinhard H (Publikationen des Historischen Instituts beim Österreichischen Kulturforum in Rom II/6/2, Wien 2005). Johann Friedrich B, Regesta Imperii XIV. Ausgewählte Regesten des Kaiserreiches unter Maximilian I. 1493–1519. Bd. 1, Tl. 1–2: 1493–1495, bearb. von Hermann W (Wien–Köln–Weimar 1990–1993). Johann Friedrich B, Regesta Imperii XIV. Ausgewählte Regesten des Kaiserreiches unter Maximilian I. 1493–1519. Bd. 2, Tl. 1–2: 1496–1498, bearb. von Hermann W– Manfred H (Köln 1993). Johann Friedrich B, Regesta Imperii XIV. Ausgewählte Regesten des Kaiserreiches unter Maximilian I. 1493–1519. Bd. 3, Tl. 1–2: 1499–1501, bearb. von Hermann W–Christa B et al. (Wien–Köln–Weimar 1996–1998). Johann Friedrich B, Regesta Imperii XIV. Ausgewählte Regesten des Kaiserreiches unter Maximilian I. 1493–1519. Bd. 4, Tl. 1–2: 1502–1504, bearb. von Hermann W–Inge W-F–Manfred H–Christa B et al. (Wien–Köln–Weimar 2002–2004). Constitutiones et acta publica imperatorum et regum. Tomus IV. Inde ab a. MCCXCVIII usque ad a. MCCCXIII. Pars I, ed. Jakob S (MGH Const. 4.1, Hannover 1906). Constitutiones et acta publica imperatorum et regum. Tomus IV. Inde ab a. MCCXCVIII usque ad a. MCCCXIII. Pars II, ed. Jakob S (MGH Const. 4.2, Hannover 1909–1911).

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Literatur Heike A, Hexenglauben, Hexenverfolgung, Hexenwahn im Deutschland der Frühen Neuzeit. Ansatz einer soziologischen Analyse (Magisterarbeit Kassel 2001). Hans A, Art. Ludwig I. Freiherr von Helmstatt. NDB 15 (1987) 418. Carl A, Persen-Pergine. Schloß und Gericht. Seine Herren, seine Hauptleute, seine Pfleger und Pfandherren. Mit einem Anhange über das Bergwesen (Sonderabdruck aus dem XXV. und XXVI. Bande des Jahrbuches der k.k. Heraldischen Gesellschaft „Adler“, Wien 1916). Wilhelm B, Art. Leonhard, Graf von Görz. NDB 14 (1985) 248f. Wilhelm B, Sigmund der Münzreiche. Zur Geschichte Tirols und der habsburgischen Länder im Spätmittelalter (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstituts 14, Bozen 1987). Wilhelm B, Sonnenburg, in: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol, hg. von Ulrich F–Waltraud K (Germania Benedictina III/3, München 2002) 604–702. Wilfried B, Mit Brief und Siegel. Die Gerichte Tirols und ihr älteres Schriftgut im Tiroler Landesarchiv (TGQ 34, Innsbruck 1994). Sigismund B, Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten (Basel 1782).

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Register der Orts- und Personennamen Die Personen- und Ortsnamen aus Text, Regesten und Anmerkungen werden, soweit möglich, normalisiert wiedergegeben; Varianten, die von der üblichen Schreibweise stärker abweichen, und die Schreibweise der Quelle bei den Beinamen der Supplikantinnen finden sich in Klammer. Den Ortsnamen wurde die heutige Verwaltungseinheit beigegeben. Maximilian I. wurde nicht als Lemma ausgewiesen. Abkürzungen: B-W = Baden-Württemberg; B = Bayern; NÖ = Niederösterreich Achatz, in Innsbruck 76 Adelheid, Kaiserin 24 Ahorner, aus Schwaz – Andreas 114 f. – Barbara 114 – Hans 114 – Katharina 59, 114–116 Aixheim (B-W) 78f. – s. auch Wähinger, Konrad Allimatiga (Alimatiga, Alimantiga), Swana (Zuanna) 58f., 148–150 Alphatter s. Apfalterer Althofen (Kärnten) 82 Altmannshofen, Berthold von, Hauskomtur des Deutschen Ordens in Königsberg 155–157 Amelie s. St. Georgen am Längsee, Priorin Anna von Ungarn, Königin 143 Anze s. Ensisheim Apfalterer (Alphatter), Hans 148, 150 Aquileia (Friuli-Venezia-Giulia) 64, 121 – Abtei S. Maria – Äbtissin Magdalena de Varmo 64, 121 Aralia s. St. Georgen am Längsee, Priorin Arnsberg (Nordrhein-Westfalen) 132 Auersperg, Wilhelm von, Landeshauptmann von Krain 148, 150 Augsburg (B) 53, 58, 100–103 – s. Haintzel, Peter; Lauginger, Dorothea, Elisabeth und Johann Babenhausen (B) 102 Baden – Markgraf Christoph 96, 98, 100 – Johann von s. Trier, Erzbischof Baden-Württemberg 79 Barkhausen, Erhard von 96 Basel (Schweiz) 53

Battenheim /Bàttene (Battenhin) (Haut-Rhin) 151–153 Bauer, Hans, aus Wöllstein 145 Baumgartner, Hans 159 Bayern 25, 38 Bayern-Landshut – Herzog Georg 69f., 154 – s. Ruprecht von der Pfalz Bayern-München, Herzöge von 69 Bebenhausen, Abtei (B-W), Abt Johannes von Friedingen 123 f. Becker, Johann 161 f. Belfort (Bourgogne-Franche-Comté), Herr von s. Mörsberg, Kaspar von Benedikt XII., Papst 23 Berwige, Margaretha 121 f. Besserer, Ursula 101 Betzenhausen (B-W) 101, 105f. Beuning, Breuning (?), Paul, aus Tübingen 123 Beuser s. Buser Bianca Maria Sforza, Kaiserin 14, 116 f., 143, 150 Biechelberger s. Ochsenhausen, Abt Hieronymus Blindheim (Blinthein[n]) (Michelfeld?) (B-W) 130, 132 – Margarethe von Blindheim s. Narb, Margarethe von Bludenz (Vorarlberg) 40 Blumeneck (Bluo mnegk), Barbara von s. Schultheiss, Barbara Bolchen /Boulay (Moselle) 98 Bollweiler /Bollwiller (Bolschwilr, Polschwiler) (Haut-Rhin) 151 – Ursula von 58, 151–153 Boulay s. Bolchen Bozen /Bolzano (Südtirol /Trentino-Alto Adige) 57

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Register der Orts- und Personennamen

Bräunlingen (B-W) 92 Bregenz (Vorarlberg) 40, 58 – Hans aus Bregenz (Pregenntz) 121f. Breisach (B-W) 92 f., 153 Breisgau 40f., 104, 108 Bressanone s. Brixen Breuning, aus Württemberg; s. auch Beuning – Familie 123 – Konrad 123 Brixen/Bressanone (Südtirol/Trentino-Alto Adige) 59, 154 – Dompropst s. Greudner, Johann Bruck bei Lienz (Tirol), Schloss 143 – s. auch Firmian, Paula von, Paula von Cavalli Bucciniano (Lazio), Burg 24 Buchheim s. Stürtzel, Konrad Buheler, Jörg 106f. Burgau (B) 40 Burgstall bei Wies (Steiermark), Schloss 134 Burgund 83, 97 Buser (Beuser) von Wartenberg, Familie 145 Byren, Geneva von 59, 109–111 Cavalli, Sigmund de 143f. – s. auch Ross; s. auch Firmian, Paula von Château de Ramstein s. Rambstein Clas, aus Nördlingen – Anna 71 f. – Hans 71f. Colmar (Haut-Rhin) 88f., 118 – s. Umhofer, Agatha und Pankraz Cribell, Zuan, aus Persen 136 Dalmatien 83 Darmstadt (Hessen), Hans von 73 Diepoldskircher, Rueland 144 Diether, Hans, aus Kempten 101 Donauwörth (Werd ) (B) 112–114 – s. Henndel von Werd Eckhart, Hans 73f. Egmond, Karl von 97 Ehrenberg (Tirol) 159 – Pfleger s. Gossembrot, Georg Eibiswalder (Eyblsbalder), Sigmund 134 Eierbacher (Eyerbacherin), Emilie, aus Horb am Neckar 106f. Eis, Hans von 128f. Eisner, aus Wien – Stefan 58, 63, 159f. – Witwe 58, 63, 159f. Eleonore von Portugal, Kaiserin 148f. Elsass 40f., 53, 105, 127, 151 Endingen (Enndingen) (B-W) 111 – Bernhard von 111f. – Genoveva von 59, 111f. England 46

Ensisheim /Anze (Haut-Rhin) 41, 90 f., 95, 108, 152 – s. auch Reußeck, Beatrix von, Beatrix von Weineck Eppinger, Wendel 73 Este, Herzog Ercole I. 124 Etsch, Fluss 146 Etschland 74–76 Falkenstein (B-W) 106 Falkenstein (NÖ) 54, 160f. – Pfleger s. Fünfkircher, Veit – s. auch Singer, Thomas Farfa, Abtei (Lazio), Abt Hugo 24 Feldthurns (Velturnns)/Velturno (Südtirol / Trentino-Alto Adige) 89 f. Fels˝olendva /Oberlimbach /Grad (Slowenien) s. Szécsi, Nikolaus Ferrara (Emilia-Romagna) 125 Fiecht s. St. Georgenberg Fieger, Familie 159 Firmian – Niklas von 143f. – Firmian, Paula von, Paula von Cavalli 55 f., 111, 143 f. Florenz (Toscana) 124 Formigine (Emilia-Romagna) 125 Franck (Ffrankchn, Ffrankchin) – Anna 58, 63, 74–76, 166 – Hans 74–76 Frank, Kaspar s. Kaspar, Eukarius Franken 130 Frankreich 143 Freiburg im Breisgau (B-W) 53, 59, 92 f., 103–109, 111 f., 131 f., 151, 153 – s. Bollweiler /Bollwiller, Ursula von; Endingen, Genoveva von; Hürstl, Emilie; Ruf, Hans; Wintz, Elsbeth, Erhard und Jakob; Wirt, Ludwig Freundsberg (Tirol) 128–130 – Pfleger s. Spaur, Hildebrand von Freyberg, Georg von 100, 102 f. Frickenhausen, Ortsteil von Lauben (?) (B) 100 f. – Pfarrer s. Walther, Michael Friedberg (B-W) s. Sonnenberg, Andreas von Friedberg, Burg (Tirol) 159 Friedingen s. Bebenhausen, Abt Johannes Friedrich II., Kaiser 24 Friedrich III., Kaiser 25, 81, 96, 112, 118, 132, 148, 150, 154, 161 Friedrich der Große, König von Preußen 26 Friesen /St. Gerold (Vorarlberg) 96 Fuchs, Degen, Salzmaier in Hall 146 Fünfkircher, Veit, Pfleger von Falkenstein 160 f. Fürst, Veit von, Statthalter von Modena 125 Gebhart, Martin 90 f. Geldern (Niederlande) 83, 97, 137

Register der Orts- und Personennamen Gellser/Golserin, Klara 86 Geroldseck, Diepold von s. Hohengeroldseck Getzner s. Götzner Glattiss, Margarethe, aus Tübingen 58, 123f. Godesburg (Gudesburg ) 63, 161 f. Görz/Gorizia (Friuli-Venezia-Giulia) 85, 87, 121 – Graf Leonhard von 59, 85–88, 148 Göss (Steiermark) 149 Götz, aus Meran – Barbara 83f. – Oswald 84 Götzner/Getzner (Guczner), Johann, aus Hall 116 Golserin s. Gellser Gorizia s. Görz Gossembrot, Georg, Pfleger von Ehrenberg 157, 159 Grad s. Fels˝olendva Gradisch/Gradisca d’Isonzo (Friuli-Venezia-Giulia) 150 Grado (Friuli-Venezia-Giulia), Patriarch Venerius 24 Greudner, Dr. Johann, Dompropst von Brixen 59, 148 Guala, Kardinalpriester von S. Martino 24 Guczner s. Götzner Gufn, aus Hall – Hans 146 – Sofia s. Sofia aus Hall Guicciardini, Francesco 125 Guidoni, aus Modena – Aldrovandino de 124f. – Margarita de 124–126 Habsburger, Dynastie 59, 79, 96f. Häpperger, Ulrich 69f. Hagenau/Haguenau (Bas-Rhin) 104 Haintzel, Peter, aus Augsburg 100f., 103 Hall in Tirol 52, 64, 69f., 84, 116, 128, 144, 146f. – s. Fuchs, Degen; Götzner, Johann; Sofia aus Hall; Strohacker, Ulrich; Völs, Lienhard von; Werner, Affra und Hans Hallegker s. St. Georgen am Längsee, Äbtissin Margarethe Hanser, Hans 103–105 Harrer, Lienhard 114f. Hasegg, Burg, Hall in Tirol 70 Hattstatt, Christoph von, Amtmann von Landser 151–153 Hauenschild (Hawenschiltin), Ursula 58, 154 f. Haunersdorfer, Georg, Hüttenschreiber von Rattenberg 93–95 Heiliges Römisches Reich 24f., 40, 43, 50, 79, 83, 126–128, 145, 150 Heinrich VII., Kaiser 24 Helmstatt s. Speyer, Bischof Ludwig

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Henin/Heynin, Barbara 56, 84 f. Henndel von Werd (Donauwörth?) 55, 60, 112–114 Henneberg s. Mainz, Erzbischof Berthold Hessen s. Köln, Erzbischof Hermann IV. Heugl, Albrecht 157–159 Hofwart von Kirchheim (B-W) – Eberhard 127 – Hans 126–128 Hohenberg (B-W) 40, 42, 78–80, 107 Hohenburg (Hohenberg )/Château de Hohenbourg (Bas-Rhin) 126–128 – Barbara von 127 – Elisabeth von 127 – Franz von 127 – Gertrud von 127 – Katharina von 127 – Margaretha Puller von 126–128 – Richard von 127 – Schonett von 127 – Wirich III. von 127 Hohengeroldseck, Geroldseck – Diepold von 97 – Elisabeth von 52, 96–100 Hohenlandenberg s. Konstanz, Bischof Hugo Honstein s. Straßburg, Bischof Horb am Neckar (B-W) 106 f. – s. Eierbacher, Emilie Horb, Appollonia von 80f. Hualderada, Herzogin von Venedig 24 Hüfingen (B-W) s. Schultheiss, Hans Hürstl /Hurster – Emilie, aus Freiburg 58, 107–109, 168 – Klaus 108 Hunlin, Jörg d. Ä. 111 Hurster s. Hürstl Imst (Tirol) 58 Innocenz III., Papst 23 Innsbruck 40 f., 53, 58–60, 71, 75 f., 79, 83–85, 90, 95, 104, 108, 116, 128, 139–142, 147, 158 – s. auch Achatz; Henin, Barbara; Molitor, Agatha, August, Barbara, Katharina, Margaretha, Othilia und Dr. Ulrich; Tumershauser, Heinrich Italien 50, 59, 143 Jakob, Jude aus Donauwörth (?) Jenbach (Tirol) 114–116

113

Kädl, Ursula, verwitwete Kutt, aus Ulm 58, 63, 155–157 Kaisersberg /Kaysersberg (Haut-Rhin) 118 Kaliningrad s. Königsberg Kapfenberg (Steiermark) 134 Karl der Große, Kaiser 24 Karl V., Kaiser 25

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Register der Orts- und Personennamen

Kärnten 50, 81 f., 140, 142, 148f. – Landverweser s. Welzer, Veit Karst, Hauptmann s. Rauber, Hans Kaspar, Eukarius, genannt Kaspar Frank 111 Kaufbeuren (B) 58 Kempten (B) 101 – s. Diether, Hans; Rudolf, Ursula Kestneidt (im Gericht Persen /Pergine) 135 – s. Pacher, Salvator; Weger, Anton, Katharina, Leonhard, Margaretha und Maria Kienwerg, Kaspar von 134 Kilchzarten s. Kirchzarten Kirchberg (B-W), Grafen von 101 Kirchheim s. Hofwart von Kirchheim Kirchzarten (Kilchzarten) (B-W) 106 Kitzbühel (Tirol) 70 Klemens VI., Papst 23 Klettgau (B-W), Landgraf s. Sulz, Rudolf von Klingenberg, Albrecht von 141 f. Kobelsdorf s. Weißpriach, Balthasar Koblenz (Rheinland-Pfalz) 131 Köln (Nordrhein-Westfalen) 12, 98, 131, 136–139 – Bote des Stadtrats s. Wilhelm – Erzbischof Hermann IV. von Hessen 131 – s. auch Warendorf, Konrad und Neeßgyn Königsberg/Kaliningrad (Russland), s. Altmannshofen, Bernhard von 156 Konrad II., Kaiser 24 Konrad IV., König 24 Konstanz (B-W) 92, 109, 140, 152 – Bischof Hugo von Hohenlandenberg 140 Kottanner – Helene (Kottannerin) 14 – Johann 14 Kraiburg am Inn (B) 69 Krain 50, 140, 142, 148, 150 – Landeshauptmann s. Auersperg, Wilhelm von Kreuzer, Dr. Sigmund 107–109 Kroatien 83 Kronberg, Johann von 126 Künigl s. Sonnenburg, Äbtissin Barbara Kufstein (Tirol) 70 Kutt – Thomas 155–157 – Ursula s. Kädl, Ursula Lamberg (Lamberger) zu Schneeberg/Snežnik (Slowenien), Georg II. 148, 150 Landschaden (Lantschaden, Landschedin) – Dieter 145f. – Schonheit, von Rüdesheim (Hessen) 36, 56, 59, 145f. Landser (Haut-Rhin) 151f. – Amtmann s. Hattstatt, Christoph von Landshut (B) 82, 126 Landsidler, Familie 158 – Ursula von s. Ross, Ursula von

Lang, aus Ulm – Barbara 88 f. – Klaus 88 f. Lauben (B) 101 Lauginger, aus Augsburg – Dorothea 101 – Elisabeth 58, 66, 100–103 – Johann 101 Lech, Fluss 107 Lembsitzer s. St. Georgen am Längsee, Äbtissin Barbara Lengenberger s. Ochsenhausen, Abt Simon Leo X., Papst 125 Leo XIII., Papst 23 Lieböblin, Max 111 Liechtenstein – Andreas von 84 f. – Paul von 59, 85 f., 148 Lienz (Tirol) 143 Lilienfeld, Abtei (NÖ) 53 Lindau (B) 131 Lindau, Ulrich von 95f. Lintisone s. Il pra di Lintisone Lopi, Beatrix 148 Ludwig IV., Kaiser 145 Ludwig IV., Pfalzgraf bei Rhein 127 Ludwig XI., König von Frankreich 97 Ludwig der Fromme, Kaiser 24 Lübeck (Schleswig-Holstein) 137 Luftnegger, Lüfftenegger, aus Schwaz – Margarethe 59, 128–130 – Wilhelm 128, 130 Luxemburg 97 Luxemburger, Dynastie 96 Mainz (Rheinland-Pfalz) 24, 92, 100, 118, 131, 152 f. – Erzbischof Berthold von Henneberg 100, 118, 131, 153 Marck, Anna von der, Anna Rodemacher 98 Maria von Österreich, Erzherzogin 143 Martin, Familie aus Straßburg 118 – Heinrich 118–120 – Magdalena, Magdalena Reblin 36, 59, 118–120 – Martin 119 f. Meckau, Kaspar 78 f. Medici, Giuliano de’, Herzog von Nemours 125 Medlinger, Wolfgang 69 f. Meinhardiner, Familie 87 Meran /Merano (Südtirol /Trentino-Alto Adige) 83 f., 133 – s. auch Götz, Barbara und Oswald; Spetzger, Hans; Steiner, Hans, Jakob und Margarethe Michelfeld (B-W) 130 Mistelbach (NÖ) 160 Modena (Emilia-Romagna) 124 f. – Statthalter s. Fürst, Veit von

Register der Orts- und Personennamen – s. auch Guidoni, Aldrovandino und Margarita de Möltl, Lienhard, Bergrichter von Schwaz 116 Möringer, Ulrich 70 Mörs – Friedrich von 97f. – Vinzenz von 96–99 Mörsberg, Kaspar von 90 f., 95, 105, 108, 152 Molitor – Agatha 140 – August 140 – Barbara 140 – Katharina 140 – Margaretha 140 – Othilia 139–143 – Dr. Ulrich 139–143 Mosbach, Dr. Georg 60, 145 f. Mülhausen/Mulhouse (Haut-Rhin) 152 Münster (Nordrhein-Westfalen) 137 Mulhouse s. Mühlhausen Muzan, Familie aus Vicenza – Brascho Antonio de 144 – Giacomo de 144 Narb/Narbe, Familie 130 – Hans von 130, 132 – Margarethe von, Margarethe von Blindheim 54f., 59, 130–132 Neapel (Campania) 24 Neiger, Kunigund, aus Ulm 58, 116f. Nellenburg (B-W) 40 Nemours s. Medici, Giuliano de’ Neuburg am Inn (B) 154 f. – s. auch Hauenschild, Ursula; Perlis, Michael Neuenburg am Rhein (B-W) 152 Niederösterreich 41f., 52 f., 159f. Niedertor, Zyprian von 58, 60, 154 f. Nördlingen (B) 71f., 113 – s. Clas, Anna und Hans; Ramn, Agnes; Reiz, Paul; Sporer, Hans Nürnberg (B) 14, 40, 42, 82 Oberelsass 91, 95, 108, 152 Oberlimbach s. Fels˝olendva Oberösterreichische Länder 39–41 Ochsenhausen, Abtei (B-W) – Abt Hieronymus Biechelberger 110 – Abt Simon Lengenberger 110 Ochsner, Hans, aus Speyer 73 Österreich 40, 51, 83, 140–142, 144, 148, 151, 153 Ortelsburg /Szczytno (Polen), Pfleger s. Altmannshofen, Bernhard von 156 Ortenegg /Ortnek (Slowenien) 150 Osse – Balthasar von 89f.

– Barbara von, Barbara von Raffenberg 89 f.

195 59, 64,

Pacher, Salvator, aus Kestneidt 135 Pansa, Pasana s. Pusana Peck, Hans 69 f. Penninger, Leonhard, Erzkäufer für das Bergwerk Schwaz 93 f. Perchem, Johann von 136–139 Pergine s. Persen Perlis, Michael 154 Persen /Pergine (Valsugana) (Südtirol /TrentinoAlto Adige) 135 f. – Pfleger s. Schöchtel, Wolfgang – s. Cribell, Zuan; Pacher, Salvator; Spitzer, Hans; Weger, Anton, Katharina, Leonhard, Margaretha und Maria Petätsch, Christoph, aus Triest 148–150 Pettau /Ptuj (Slowenien), Hauptmann von s. Székely, Jakob Pfalzgrafen bei Rhein s. Ludwig IV.; Philipp; Ruprecht Philipp der Aufrichtige, Pfalzgraf bei Rhein 131 Pirckhaimer, Caritas 14 Pisa (Toscana) 148 Pius II., Papst 23 Ploss, Christoph 89 f. Polschwiler s. Bollweiler Portugal 148 Il pra de Lintisone, Pratum de Lentisone, Pratum Tentionis (bei Modena) 124f. Prefatzi, Jörg, Metzger 135 Pregenntz s. Bregenz Ptuj s. Pettau Pusana (Pasana, Pansa), Maria 148 Radkersburg (Steiermark), Hauptmann von s. Székely, Jakob Raffenberg (bei Feldthurns), Barbara von s. Osse, Barbara von Rambstein /Château de Ramstein (Bas-Rhin) 106 Ramn, Agnes, aus Nördlingen 71 f. Rappoltstein, Wilhelm I. oder Wilhelm II. von 90 f. Rattenberg (Tirol) 70, 94 – Hüttenschreiber s. Haunersdorfer, Georg Rauber, Hans, Hauptmann am Karst 150 Reblin, Magdalena s. Martin, Magdalena Rechberg – Bernhard von 102 – Ludwig von 106f. Reichenau, Abtei (B-W) 130–132 – Abt Martin von Weißenburg 131 f. Reipp (Reipin/Reupp), Agnes, aus Speyer 58, 63, 73 f. Reiz, Paul, aus Nördlingen 71 f. Reupp s. Reipp

196

Register der Orts- und Personennamen

Reußeck (Rewsseckh), Beatrix von, Beatrix von Weineck 95f., 155 Rheinfelden, Stift (Aargau) 109 Roˇcinj s. Roncina Rodemacher, Familie 96, 98 – Anna s. Anna von der Marck – Gerhard von 97f. – Irmgard von 98 – Margaretha s. Sayn-Wittgenstein, Margaretha von Rodeneck/Rodengo (Südtirol/Trentino-Alto Adige) 86 – Pfleger s. Vintler, Zyprian Rom 148 Romagna 124 Roncina, Roˇcinj/Roncino (Slowenien) 121 Rosenfeld (B-W) 78–80 – s. auch Wähinger, Anna Ross – Antoni von 114 f., 157–159 – Ursula von, Ursula von Landsidler 66, 157–159 – s. auch Cavalli Rottenburg (B-W) 79 f. Rottenburg (Tirol) 85 Rottweil (B-W) 95f., 155–157 Rüdesheim s. Landschaden, Schonheit Rudolf, Ursula, aus Kempten 101 Ruf, Hans, aus Freiburg 107f. Rufelmenin, Barbara 90f. Ruprecht von der Pfalz, Aspirant auf das Herzogtum Bayern-Landshut 70 Salem, Abtei (B-W) 130–132 – Abt Johannes I. Stantenat 131 – Abt Johannes II. Scharpfer (Schürpfer) 131 San Bonifacio (Veneto), Graf Francesco de 144 Saurau (Steiermark), Jörg von 53 Sayn-Wittgenstein – Eberhard von 97 – Margaretha von 97f. Schärding (Oberösterreich) 154 Scharpfer s. Salem, Abt Johannes II. Scheer (B-W) s. Sonnenberg, Andreas von Schneeberg s. Lamberg Schneeberger von Wartenberg, Familie 145 Schöchtel, Wolfgang, Pfleger von Persen/Pergine 135f. Schreiner, Diepold, aus Speyer 73 Schubenumb – Georg 100f. – Hans 100–102 – Sigmund 100f. Schürpfer s. Salem, Abt Johannes II. Schultheiss – Barbara, Barbara von Blumeneck 92f., 167 – Hans, von Hüfingen 92 f. Schwarzwald (B-W) 40f.

Schwaz (Tirol) 93–95, 114–116, 128, 130 – s. auch Ahorner, Andreas, Barbara, Hans und Katharina; Luftnegger, Margarethe und Wilhelm; Möltl, Lienhard; Penninger, Leonhard; Talmair, Barbara und Hans; Weinachter, Georg Schweinshaupt (Sweinshaubt ) – Appollonia von 55, 81–83 – Peter von 81–83 Schwinkrist (Swinckrysten), Konrad 109, 111 Serntein – Dorothea von 136 – Zyprian von 82, 136 Sforza s. Bianca Maria Sforza Sickingen – Franz von 126, 128 – Swicker von 126 f. Siena (Toscana) 148 Sigmund, Erzherzog von Tirol 25, 39, 41, 59, 67, 79, 83 f., 91, 104, 109, 115, 139–142, 159 Singer, Thomas, aus Falkenstein 63, 160 f. – Witwe 63, 160 f. Sizilien 24 Slovenska krajina s. Windische Mark Snežnik s. Lamberg Sofia, Soffia Gufn, Soffia aus Hall 52, 59, 64f., 146–148, 169 Sonnenberg, Graf Andreas von, Andreas von Friedberg-Scheer 109 f. Sonnenburg, Abtei (Südtirol /Trentino-Alto Adige) 56, 85 f., 88 – Äbtissin Barbara Künigl 56, 59, 65, 85–88 Span, Veit, aus Ulm 155–157 Spaur, Hildebrand von, Pfleger von Freundsberg und Steinach 128 f. Spetzger, Hans d. Ä., aus Meran 133 Speyer (Rheinland-Pfalz) 73 f. – Bischof Ludwig von Hemstatt 146 – s. auch Eckhart, Hans; Ochsner, Hans; Reipp, Agnes; Schreiner, Diepold Spitzenstein, Lamprecht 69 f. Spitzer, Hans, aus Persen 136 Sporer, Hans, aus Nördlingen 71 f. St. Agnes s. Trier St. Dorothea, Stift in Wien, Propst Gregor Teyninger 159 f. St. Georgen am Längsee, Abtei (Kärnten) 148 f. – Äbtissin Margaretha Hallegker 149 – Äbtissin Barbara Lembsitzer 149 – Priorin Aralia/Amelie 149 St. Georgenberg /Fiecht, Abtei (Tirol) 141 f. St. Gerold s. Friesen S. Maria s. Aquileia Stadion, Walter von 59, 148 Stantenat s. Salem, Abt Johannes I. Stecher, aus Worms – Anna 77 f. – Kaspar 77 f.

Register der Orts- und Personennamen Steiermark 53, 140, 142 Steinach (Tirol) 129 – Pfleger s. Spaur, Hildebrand von Steiner, aus Meran – Hans 133 – Jacob 133 – Margarethe 133 Stockach (B-W) 53 Straßburg/Strasbourg (Bas-Rhin) 53, 58, 77, 80f., 111, 118–120 – Bischof Wilhelm von Honstein 77 – s. auch Horb, Appollonia von; Martin, Heinrich, Magdalena und Martin Strohacker, Ulrich, Schulmeister in Hall 147 Stubenberg, Familie 134 Stubenberg (?) (Stumberg ), Kaspar von 134 Stürtzel, Dr. Konrad, von Buchheim, Hofkanzler 103f., 106, 130f., 140 Südtirol 85 Sulz, Rudolf von, Landgraf von Klettgau 95f., 156f. Sue ltzberg 152 Sundgau (Haut-Rhin) 40 f. Szczytno s. Ortelsburg Széchy (Zétsch), Margarethe von 134f. Szécsi, Nikolaus, von Fels˝olendva 134 Székely (Zágkl ), Familie – Elisabeth von 134 – Jakob, Hauptmann von Pettau und Radkersburg 134f. – Lukas von 134 – Margarethe von 134 – Thomas von 134 – Ursula von 134 Talmair, aus Schwaz – Barbara 93–95 – Hans 93–95 Tanzenberg (Kärnten) 81, 83 – s. auch Schweinshaupt, Appollonia von Teck (B-W) s. Württemberg, Herzog Eberhard I. Teyninger s. St. Dorothea, Propst Gregor Teyninger Thaur (Tirol), Schloss 143f. Thun, Viktor von, 143 Thurotz, Bernhard von 134 Tirol 25, 39–42, 50 f., 53, 59f., 67, 76, 82–86, 129, 140, 142f., 146, 158f. Tolmin/Tolmein/Tolmino (Slowenien) 121 Tribuco (Lazio), Burg 24 Trier (Rheinland-Pfalz) 137 – Erzbischof Johann II. von Baden 131 – Kloster St. Agnes 98 Triest/Trieste (Friuli-Venezia-Giulia) 50, 148–150 – s. Petätsch, Christoph Trippstadt (Rheinland-Pfalz) 145 Tübingen (B-W) 123f. – s. Glattiss, Margarethe

Tumershauser, Heinrich, aus Innsbruck

197 141 f.

Überlingen (B-W) 121 f. Ulm (B-W) 53 f., 88 f., 109 f., 116 f., 155–157 – s. auch Kädl, Ursula; Lang, Barbara und Klaus; Neiger, Kunigund; Span, Veit; Weber, Hans Umhofer, aus Colmar – Agatha 88 – Pankraz 88 Ungnad, Hans II. 82 Varmo, Magdalena de s. Aquileia, S. Maria, Äbtissin Velturnns, Velturno s. Feldthurns Venedig /Venezia (Veneto) 124 f., 143 f., 148, 150, 158 Vicenza (Veneto) 144 – s. Muzan, Familie Villingen (B-W) 107 f. Vintler, Familie 86 – Zyprian, Pfleger von Rodeneck 86 Vöhlin – Erhard d. Ä. 101 – Leonhard 101 Völs, Lienhard von, Salzmaier von Hall 146 Völsch, Peter 58, 118 Vorarlberg 50 Vorderösterreich, Vorlande 39, 41 f., 50, 53 f., 59, 79, 91, 96, 140 Voyt, Hans 118 Wähinger – Anna, Anna von Rosenfeld 35, 59, 66, 78–80 – Konrad, von Aixheim 78–80 Waldauf von Waldenstein, Florian 78 f. Walther, Michael, Pfarrer von Frickenhausen 100–102 Warendorf (Nordrhein-Westfalen) 137 Warendorf (Warendorpp), Familie (aus Münster oder Lübeck?) 137 – Konrad von 136–139 – Neeßgyn von 65, 136–139 Wartenberg-Rohrbach (Rheinland-Pfalz) 145 – s. Buser von Wartenberg; Schneeberger von Wartenberg Wasserburg am Inn (B) 70 Weber, Hans, aus Ulm 109 f. Weger, aus Kestneidt – Anton 135 f. – Katharina 135 f. – Leonhard 135 – Margaretha 135 f. – Maria 63, 135 f. Weinachter, Georg, Erzkäufer für das Bergwerk Schwaz 94 f., 116 Weineck (Weineckh), Beatrix von s. Reußeck, Beatrix von

198

Register der Orts- und Personennamen

Weißenburg s. Reichenau, Abt Martin von Weißenburg 131 Weißeneck/Weißenegg, Georg von 134 Weißpriach (Salzburg) – Balthasar von, Herr zu Kobelsdorf 81, 83 – Ulrich von 55, 81–83 Welstein, Wylstein, Wilenstein (Rheinland-Pfalz) oder Wöllstein (Hessen) 145 – s. Bauer, Hans Welzer, Veit, Landverweser von Kärnten 82 Werd s. Donauwörth; s. Henndel von Werd Werner (Wern[n]her), aus Hall in Tirol – Affra 69–71 – Hans 69f. Wien 14, 50, 159–161 – s. Eisner, Stefan Wiener Neustadt (NÖ) 148 Wies (Steiermark) 134 Wilenstein s. Welstein Wilhelm, Bote des Stadtrats von Köln 137f. Wilten, Kloster bei, ht. in Innsbruck 141f. Windische Mark/Slovenska krajina (Slowenien) 150

Wintz, aus Freiburg – Elsbeth 66, 103–106, 151 – Erhard 103, 106 – Jakob 103 f. Wirt, Ludwig, aus Freiburg 107–109 Wittelsbacher, Dynastie 69 Wöllstein s. Welstein Wolkenstein, Michael von 58 Worms (Rheinland-Pfalz) 24 f., 42, 77 f., 96, 101 f., 108, 131, 153 – s. Stecher, Anna und Kaspar Württemberg (B-W) 96, 102, 123, 131 – Graf Eberhard V. /Herzog Eberhard I. von Württemberg und Teck 101, 130 f. – s. auch Breuning, Familie Wylstein s. Welstein Zágkl s. Székely Zétsch s. Széchy Zillertal (Tirol) 70 Zollern, Eitelfriedrich von

42, 79 f., 123 f.