Forschungen Und Materialien Zur Deutschen Aufklarung / Abteilung I: Texte Zur Philosophie Der Deutschen Aufklarung. Johann Nicolaus Tetens: Uber Die ... Aufklarung I: Text) 3772828310, 9783772828317

English summary: In 1775, Tetens had already attempted to consolidate metaphysics - even before such contemporaries as L

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Forschungen Und Materialien Zur Deutschen Aufklarung / Abteilung I: Texte Zur Philosophie Der Deutschen Aufklarung. Johann Nicolaus Tetens: Uber Die ... Aufklarung I: Text)
 3772828310, 9783772828317

Table of contents :
C
Inhalt
Einleitung
Bibliographie
Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen
Danksagung
Johann Nicolaus Tetens: Ueber die allgemeine speculativische Philosophie
Anhang 1: Erläuterungen
Anhang 2: Werke, die Tetens nennt, aus denen er zitiert oder auf die er anspielt
Anhang 3: Rezensionen
Anhang 4: Dokumente
Anhang 5: Tetens’ Lehrveranstaltungen
Anhang 6: Zeittafel zu Tetens’ Leben und Werk
Personenregister
Verzeichnis der Abbildungen

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Tetens, Über die allgemeine speculativische Philosophie

Forschungen und Materialien zur deutschen Aufklärung FMDA Herausgegeben von Norbert Hinske

frommann-holzboog

Texte zur Philosophie der deutschen Aufklärung

Herausgegeben von Norbert Hinske, Oliver R. Scholz und Meinolf Vielberg

Abteilung I: Texte

Band 4

Johann Nicolaus Tetens ÜBER DIE ALLGEMEINE SPECULATIVISCHE PHILOSOPHIE Historisch-kritische Ausgabe Eingeleitet und herausgegeben von Alexei Nikolaevicˇ Krouglov und Heinrich P. Delfosse

In Zusammenarbeit mit Katharina Probst

frommann-holzboog

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN 978-3-7728-2831-7 eISBN 978-3-7728-3206-2 © frommann-holzboog Verlag e.K. · Eckhart Holzboog Stuttgart-Bad Cannstatt 2017 www.frommann-holzboog.de Satz: Heinrich P. Delfosse, Lorscheid Gesamtherstellung: BBL Media, Ellhofen Gedruckt auf alterungsbeständigem und säurefreiem Papier

Inhalt

Einleitung 1. Zur Bedeutung der Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XIII

2. Zur Textgrundlage und Textgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XXV

Bibliographie 1. Archivakten und Briefe a) Archivalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XXVII XXVIII

2. Schriften von Tetens XXIX a) Die zu Lebzeiten veröffentlichten Schriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) In der Literatur erwähnte, aber unzugänglich gebliebene Schriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXVIII c) Spätere Nachdrucke, Ausgaben und Übersetzungen . . . . . . . . . . . . . . XXXIX 3. Bibliographie zur Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie a) Ausgaben, Teildrucke und Übersetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Zeitgenössische Rezensionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Auswahl aus der Sekundärliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XLIII

Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XLVII

Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XLVIII

XLII XLII

Johann Nicolaus Tetens: Ueber die allgemeine speculativische Philosophie Vorerinnerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5

Gang des gemeinen Menschenverstandes bey der Berichtigung der sinnlichen Kenntnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5

Von der Metaphysic des gemeinen Menschenverstandes . . . . . . . . . . . . .

8

X

Inhalt

Verhältniß der speculativischen Philosophie zu der populairen Philosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

10

Nothwendigkeit einer allgemeinen Grundwissenschaft . . . . . . . . . . . . . .

11

Realität der allgemeinen Grundbegriffe und Grundsätze . . . . . . . . . . . .

16

Ueber die ersten Grund-Gemeinsätze und ihre Realisirung . . . . . . . . . .

19

Gemeinbegriffe und ihre Realisirung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

23

Von transcendenten Begriffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

26

Unterschiedene Entstehungsart der Gemeinbegriffe aus den Empfindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

32

Wie die allgemeine Philosophie zu perficiren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

36

Evidenz der speculativischen Philosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

39

Anhang 1: Erläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

47

Anhang 2: Werke, die Tetens nennt, aus denen er zitiert oder auf die er anspielt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

83

Anhang 3: Rezensionen 3.1 M. [J. G. P. Möller]. In: Neueste Critische Nachrichten, Greifswald 1775 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

91

3.2 [Anonym]. In: Gelehrte Zeitung, Kiel 1775 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

93

3.3 [J. Chr. Adelung]. In: Allgemeines Verzeichniß neuer Bücher, Leipzig 1776 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

97

3.4 [J. H. Lambert]. In: Allgemeine deutsche Bibliothek, Berlin und Stettin 1776 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

98

3.5 [J. G. H. Feder]. In: Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 1777

101

3.6 Erläuterungen zu den Rezensionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

103

Anhang 4: Dokumente 4.1 Tetens’ Doktor- bzw. Magisterurkunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

107

4.2 Brief Johann Erich Biesters an Tetens vom 29. Juni 1777 . . . . . . . . . . .

108

4.3 Erläuterungen zu den Dokumenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

110

Inhalt

XI

Anhang 5: Tetens’ Lehrveranstaltungen 5.1 Chronologisches Verzeichnis der von Tetens in Bützow und Kiel angekündigten bzw. gehaltenen Vorlesungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

115

5.2 Die Vorlesungen von Tetens in Bützow und Kiel nach Disziplinen, Lehrbuchautoren und Kompendien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

127

5.3 Liste der zugänglichen Vorlesungsverzeichnisse, Universität Bützow (1763–1776) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

131

5.4 Liste der Vorlesungsverzeichnisse, Universität Kiel (1776–1786) . . . . .

133

5.5 Zugängliche Ankündigungen der Lehrveranstaltungen im Kielischen Litteratur-Journal (1779–1783) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

135

Anhang 6: Zeittafel zu Tetens’ Leben und Werk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

137

Personenregister Personenregister zur Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie

145

Personenregister zu den Anhängen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

145

Verzeichnis der Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

149

Einleitung

1. Zur Bedeutung der Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie 1775 erschien in Bützow und Wismar anonym eine Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie.1 Die Autorschaft dieser Schrift war von Anfang an klar, was aus den zeitgenössischen Rezensionen dieses Werks in den Neuesten Critischen Nachrichten und in der Kieler Gelehrten Zeitung hervorgeht.2 Und das Lexikon von Hamberger/ Meusel schrieb dieses Werk bereits 1776 Tetens zu.3 Zu jenem Zeitpunkt war Johann Nicolaus Tetens (1736–1807), „einer der denkendsten Köpfe unseres Zeitalters“,4 Professor für Physik an der Akademie Bützow, die damals als eine eigenständige Universität neben der Universität in Rostock existierte. Die Breite der wissenschaftlichen Interessen von Tetens, die für das 18. Jahrhundert zwar nicht einmalig, aber immerhin ungewöhnlich war, läßt heute staunen. Er beschäftigte sich u.a. mit meteorologischen Instrumenten, Eigenschaften des Windes, dem Einfluß des Mondes auf das Wetter und darüber hinaus mit dem Einfluß des Klimas auf die Denkweisen der Menschen, mit magnetischem Sand und den Möglichkeiten, sich vor Gewitter und Blitz zu schützen. Auch widmete er sich der Deichbaukunst, hydraulischen Geräten, der astronomischen Bestimmung der Lage von Kirchen, Polynomen und dem logarithmischen Differenzieren. Auch behandelte er ganz andere Themenfelder, wie das Geld- und Münzwesen, machte sich Gedanken über die Vermeidung von Bränden in Städten, über die Theorie der Navigation und über die Erziehung in privatem und gesellschaftlichem Rahmen. Zudem setzte er sich mit dem Nutzen der Etymologie, dem Ursprung der Sprachen und der Schrift sowie der deutschen Orthographie auseinander. Auch verfaßte er Schriften zur religiösen Toleranz in protestantischen Staaten und den Rechten neutraler Staaten auf See während eines Krieges. Dies ist keinesfalls das vollständige Themenrepertoire, das er in seinen Werken erörterte.5 1 Im folgenden zitiert als ASP unter Angabe der Seiten- und ggf. Zeilenzahl(en). Tetens’ übrige philosophische Schriften werden, soweit nicht anders angegeben, zitiert nach deren Nachdruck in: Johann Nicolaus Tetens, Die philosophischen Werke, Bde. I u. II: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwicklung, Hildesheim / New York 1979 (PhV); Bde. III u. IV: Kleinere Schriften. In Zusammenarbeit mit Rüdiger Thiele und Robert Mößgen ausgewählt, eingeleitet und hrsg. von Hans-Jürgen Engfer, Hildesheim / Zürich / New York 2005 (PW). 2 Vgl. unten S. 91 u. S. 93. 3 Vgl. Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetztlebenden teutschen Schriftsteller, angefangen von Georg Christoph Hamberger, fortgesetzt von Johann Georg Meusel, Lemgo 31776, S. 1204. 4 So der Nachruf auf Tetens in: Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen, hrsg. von einer Gesellschaft von Gelehrten, Bd. 2, 11. Stück, Hamburg 1807, S. 1138. 5 Vgl. die bisher vollständigste Bibliographie der Schriften von Tetens unten ab S. XXVII.

XIV

Einleitung

Die ungewöhnliche Universitätskarriere von Tetens läßt sich dadurch illustrieren, daß er Professor für Physik in Bützow und für Mathematik und Philosophie in Kiel war, was selbst für das 18. Jahrhundert eine große Seltenheit darstellt. Nach seiner Universitätstätigkeit widmete Tetens den Staatsangelegenheiten in Dänemark seine Aufmerksamkeit, wo er unter anderem Mitdirektor der Dänischen Königlichen Bank, Mitglied der Direktion der Schleswig-Holsteinischen Bank und königlicher Direktor der Brandanstalt war und im Range eines Konferenzrates starb.6 Dank seiner vielseitigen wissenschaftlichen Forschungen ist sein Name in die Geschichte der Mathematik, der Mechanik, des Versicherungswesens und der Psychologie eingegangen. Auch seine Bemühungen bei der Verbesserung der Deichbaukunst in den Marschländern hinterließen Spuren in Schleswig-Holstein. Das Hauptinteresse, das im Zentrum der verschiedensten Aktivitäten von Tetens stand, war aber die Philosophie. Dies gilt für ihn zumindest bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Er behandelte sowohl metaphysische Disziplinen als auch Anthropologie, Ethik oder politische Philosophie. Im Rahmen der letzteren diskutierte er z.B. alternative Wege der Befreiung der Bauern von der Leibeigenschaft und kritisierte aufs schärfste die Französische Revolution, in bezug auf die er ein großer Gegenspieler Kants war.7 Eine Besonderheit im Verständnis der praktischen Philosophie bei Tetens ist, daß er auch das Versicherungswesen oder die Deichbaukunst dazu zählte, was er für eine konsequente Umsetzung und Fortsetzung der theoretischen Philosophie in die Praxis hielt. Im Unterschied zu Kant glaubte er nicht, daß die Metaphysik „zur Vollendung und in den beharrlichen Zustand gebracht werden kann, da sie sich weiter nicht verändern darf, auch keiner Vermehrung durch neue Entdeckungen fähig ist“.8 Tetens 6 Zu Person und Leben von Tetens vgl. Wilhelm Uebele, Johann Nicolaus Tetens nach seiner Gesamtentwicklung betrachtet, mit besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses zu Kant. Unter Benützung bisher unbekannt gebliebener Quellen. Mit einem Bildnis von Tetens (Kantstudien Ergänzungshefte, 24), Berlin 1911. Nachdrucke Würzburg 1970, Vaduz 1985, S. 5–25; Aleksej Nikolaevicˇ Kruglov, Tetens, Kant i diskussija o metafizike v nemeckoj filosofii vtoroj poloviny 18 veka, Moskau 2008, S. 94–175 (Kap. 2: „Tetens: Skizze einer philosophischen Biographie“). 7 Vgl. dazu etwa: „[...] wenn man die sogenannten höheren Zwecke der Menschheit, die Civilisirung, Einführung besserer Cultur, Veredelung der Menschheit, Freymachung, Gleichmachung und dergleichen, als gerechte Ursachen zu Kriegen aufstellen sieht; so kann man sich des Wunsches nicht erwehren, daß der gesunde Menschenverstand Europa vor neuen Versuchen mit solchen Theorien behüten möge. Die alten Religionskriege waren darin doch gutmüthiger, daß es ein Himmelreich war, was man den Völkern aufzwingen wollte, womit weder Freyheit, noch Cultur, noch Humanität verglichen werden kann. Es ist eine gefährliche Maxime, ,sich für befugt halten, das Gute und Nützliche, was man, richtig oder unrichtig, dafür erkennt, andern, die es nicht dafür erkennen, wider ihr Wollen und ihr Streben, aufzudringen, wenn man die Macht dazu hat.‘ Andern selbstthätigen Menschen nämlich, denen man nicht als Untergeordneten zu befehlen hat, oder die nicht als Unmündige und Kinder, oder als Blödsinnige und Rasende angesehen und behandelt werden dürfen.“ Johann Nicolaus Tetens, Betrachtungen über die gegenseitigen Befugnisse der kriegführenden Mächte und der Neutralen auf der See, Kiel 1802, S. 32 f. Anm. 8 Immanuel Kant, Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können (1783), AA IV 366. − Kants Werke werden, soweit nicht anders angegeben, mit

Zur Bedeutung der Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie

XV

behauptete dagegen: „Jedes Zeitalter philosophirt für sich von vorne an“.9 Da er davon ausging, seine Aufgabe in der Philosophie seines Zeitalters erfüllt zu haben, konnte er ohne Bedauern zur Lösung praktischer Probleme beitragen.10 1775, als die Schrift über die spekulative Philosophie erschien, war Tetens noch ganz mit metaphysischen Themen beschäftigt und durch eine Reihe kleiner philosophischer Schriften bekannt, vor allem durch seine Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind (1760), Abhandlung von den vorzüglichsten Beweisen des Daseins Gottes (1761) und Ueber den Ursprung der Sprachen und der Schrift (1772). Mitte der 70er Jahre begann Tetens an seinem Hauptwerk, den zukünftigen Philosophischen Versuchen über die menschliche Natur und ihre Entwickelung (1777), zu arbeiten, das solche Zeitgenossen wie Ernst Platner11 oder Friedrich Nicolai12 mit der vier Jahre später erschienenen Kritik der

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dem Kürzel AA sowie der Angabe von Band- und Seitenzahl(en) nach der Akademie-Ausgabe zitiert: Kant’s gesammelte Schriften, hrsg. von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften (und Nachfolgern), Berlin 21910 ff. (11900 ff.); die KrV wird wie üblich nach der Originalpaginierung zitiert. [Johann Nicolaus Tetens], Von der Abhängigkeit des Endlichen von dem Unendlichen. In: Beyträge zur Beförderung theologischer und andrer wichtigen Kenntnisse von Kielischen und auswärtigen Gelehrten, hrsg. von Johann Andreas Cramer, Teil 4, Kiel und Hamburg 1783, S. 100 (PW IV, S. 262). Aber nicht ohne Bedauern seiner Kollegen: „Alle Freunde gründlicher Kenntnisse werden [...] wünschen, daß er [Tetens] bey seinen häufigen Geschäften noch Musse genug behalten möge, um in seinen für das große Publikum bestimmten gelehrten Arbeiten nicht unterbrochen zu werden. [...] Was die gelehrte Welt sich wahrscheinlich nicht gerne wird entgehen lassen, ist eine Analyse des menschlichen Verstandes, wozu er seit geraumer Zeit Materialien sammelt, und worin er sich auch vorgenommen hat, den Werth der Kantischen Philosophie sorgfältig zu prüfen.“ Unter: Kurze Nachrichten. Kiel, den 3ten April 1789. In: Gothaische gelehrte Zeitungen auf das Jahr 1789. Erstes halbes Jahr. 33. Stück, 25. April 1798, S. 284. Das war um so mehr der Fall, weil Tetens für seine Kollegen seit langem als ein neutraler und scharfsinniger Kritiker der damaligen Philosophie galt: „Sie [unsre Philosophen] werden ja gezwungen, wenn es kühne Prahler unter den Modedenkern unsrer Zeit giebt, die tausend Dinge, welche falsch und nachtheilig für uns sind, in diesen dunkeln Gegenden zu sehen vorgeben, diesen Leuten nachzugehen und zu sehen, wie weit selbige recht haben. Ein Tetens muß sich ja wohl auf alles das einlassen, was so mancher, dem dessen Umfang von Kenntnissen, und dessen geruhig und scharf forschender Blick und redliche Wahrheitsliebe fehlt, durchzuforschen sucht oder durchforscht zu haben sich einbildet, und wovon wir dann so bedenkliche und unangenehme Nachrichten erhalten.“ [Martin Ehlers], Gedanken über den Charakter unsrer Zeit, und über die sich darauf beziehenden Pflichten. In: Beyträge zur Beförderung theologischer und andrer wichtigen Kenntnisse, a.a.O., Teil 2, Kiel und Hamburg 1778, S. 248 f. Zum Problem des Verhältnisses von Tetens zur kritischen Philosophie Kants im allgemeinen, auch mit Berücksichtigung des späten unveröffentlichten Briefwechsels, vgl. Kruglov, Tetens, Kant i diskussija o metafizike v nemeckoj filosofii vtoroj poloviny 18 veka, a.a.O., S. 302–309 („Tetens über Kant“). Vgl. Ernst Platner, Philosophische Aphorismen nebst einigen Anleitungen zur philosophischen Geschichte, Teil 1, Leipzig 1793, S. VIIf. Vgl. Friedrich Nicolai, Ueber Aberglauben in der Philosophie. In: ders., Philosophische Abhandlungen. Größtentheils vorgelesen in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Bd. 1, Berlin und Stettin 1808, S. 309.

XVI

Einleitung

reinen Vernunft verglichen. Den ersten ,Versuch‘ dieser Schrift, die in gedruckter Form insgesamt aus vierzehn Versuchen besteht, sollte eine allgemeine programmatische Einleitung bilden, die Tetens jedoch aus dem Buch herausnahm und zwei Jahre vor dem Erscheinen der Philosophischen Versuche veröffentlichte. So entstand die Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie. Näheres ist nicht bekannt.13 Die Vorlesungsnachschriften von Tetens sind – abgesehen von einer einzigen Nachschrift der späten Metaphysikvorlesung vom WS 1788/8914 − allem Vermuten nach nicht erhalten geblieben. Seit dem WS 1769/70 bzw. dem SS 1770 las Tetens sowohl Metaphysik als auch Logik nach der gerade neu erschienenen Logik und Metaphysik von Johann Georg Heinrich Feder.15 Dabei blieb es für Tetens’ gesamte Bützower Zeit. Auffallend ist, daß er vorher, in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre, anzukündigen pflegte, Metaphysik nicht oder zumindest nicht ganz nach einem gedruckten Lehrbuch, sondern nach seiner eigenen Lehre oder Darstellung („propria praecepta“, „delineatio a se ipso conscripta“) lesen bzw. sogar diktieren zu wollen.16 Für das Wintersemester 1765/66 lautet die Ankündigung im Vorlesungsverzeichnis von Bützow: „Hora vero III-IV. sublimiori de rebus immaterialibus & transcendentibus scientiae, quam Metaphysicam vocare solemus, distinctius explicandae dabit operam, propria sequuturus praecepta“.17 Das Problem des Transzendenten und seines Verhältnisses zum Immateriellen, das in den Druckschriften von Tetens vor 1775 nicht vorkommt, gehört zu den wichtigsten in der Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie. Das könnte darauf hinweisen, daß einige Schlüsselideen dieses Werkes bereits in den 60er Jahren entstanden sind. In der deutschen Philosophie der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nimmt die Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie eine Sonderstellung ein. Für das Jahr 1763 stellte die Berliner Akademie der Wissenschaften die Preisfrage, die zu den besonders gelungenen gehörte: Ob die metaphysischen Wahrheiten im allgemeinen, und besonders die ersten Prinzipien der natürlichen Theologie und der Moral, zu derselben Gewißheit fähig sind wie die mathematischen Wahrheiten, und wenn sie dazu nicht fähig sind, worin besteht die Natur ihrer Gewißheit, bis zu welchem Grade können sie diese erlangen, und ob dieser Grad der Gewißheit für eine Überzeugung zureicht.18 An diesem Wettbewerb nahmen mehrere begabte Philosophen 13 Im Unterschied zu den PhV, über deren Entstehung die Briefe von Tetens aus den Jahren 1776 und 1777 an die Weidmannsche Buchhandlung Auskunft geben; vgl. unten die Bibliographie S. XXIX. 14 Vgl. Johann Nicolaus Tetens, Metaphysik. Mit einer Einleitung und Anmerkungen textkritisch hrsg. von Michael Sellhoff (Philosophische Bibliothek, 677), Hamburg 2015. 15 Johann Georg Heinrich Feder, Logik und Metaphysik, Göttingen und Gotha 1769. Vgl. dazu das „Chronologische Verzeichnis der von Tetens in Bützow und Kiel angekündigten bzw. gehaltenen Vorlesungen“ unten S. 115ff. sowie „Die Vorlesungen von Tetens in Bützow und Kiel nach Disziplinen, Lehrbuchautoren und Kompendien“ unten S. 127 ff. 16 Vgl. unten S. 131 f. 17 Catalogus praelectionum publice et privatim in Academia Fridericiana per hyemem A. O. R. CI I CC LXV habendarum, Bützow [1765], [S. 5]. Vgl. unten S. 118. 18 Vgl. Adolf von Harnack, Geschichte der Königlichen Preußischen Akademie der Wissenschaften C C

Zur Bedeutung der Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie

XVII

der nachwolffianischen Generation teil, unter anderem der Sieger der Preisfrage Moses Mendelssohn, der Mitsieger Immanuel Kant,19 Thomas Abbt,20 Johann Heinrich Lambert21 und andere. Allem Vermuten nach wurde die Preisfrage durch die frühere Schrift von Tetens Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind inspiriert. Aber Tetens selbst schrieb für diesen Wettbewerb keine Preisschrift. Dennoch beobachtete er sehr aufmerksam die Diskussion, die damals stattfand und die nicht zur Neubegründung der wolffianischen Methode,22 sondern zu einer gewissen Abgrenzung der Philosophie von der Mathematik führte, was der Metaphysik neue Horizonte erschließen konnte. Das Werk Über die allgemeine speculativische Philosophie war eine späte Bilanzierung dieser Auseinandersetzung über die Gewißheit in der Metaphysik, die Tetens fünfzehn Jahren zuvor initiiert hatte. Aber Tetens ging nicht nur von den Preisschriften aus, sondern berücksichtigte auch diejenigen bedeutenden philosophischen Schriften, die seit Mitte der 60er bis Anfang der 70er Jahre erschienen, in erster Linie Lamberts Neues Organon oder Gedanken über die Erforschung und Bezeichnung des Wahren und dessen Unterscheidung vom Irrthum und Schein (1764) und die Anlage

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zu Berlin, Bd. II: Urkunden und Actenstücke zur Geschichte der Königlichen Preußischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet, Berlin 1900. Nachdruck Hildesheim / New York 1970, S. 306 f.; Die Registres der Berliner Akademie der Wissenschaften 1746–1766. Dokumente für das Wirken Leonhard Eulers in Berlin. Zum 250. Geburtstag, hrsg. in Verbindung mit Maria Winter und eingeleitet von Eduard Winter, Berlin 1957, S. 267, Nr. 633; S. 286 f., Nr. 721. Kants Preisschrift Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie der Moral wurde zusammen mit derjenigen Mendelssohns abgedruckt: Abhandlung über die Evidenz in Metaphysischen Wissenschaften, welche den von der Königlichen Academie der Wissenschaften in Berlin auf das Jahr 1763. ausgesetzten Preis erhalten hat, von Moses Mendelssohn aus Berlin. Nebst noch einer Abhandlung über dieselbe Materie, welche die Academie nächst der ersten für die beste gehalten hat / Dissertation qui a remporte´ le prix propose´ par l’Acade´mie Royale des Sciences et Belles-Lettres de Prusse, sur la nature, les especes, et les degre´s de l’evidence. Avec les pieces qui ont concouru, Berlin 1764. Vgl. Thomas Abbt, Von der Gewißheit in sinnlichen, theoretischen, und moralischen Wahrheiten. Versuch einer Auflösung der Frage: „Ob die metaphysischen Wahrheiten überhaupt einer solchen Evidenz fähig sind, als die mathematischen?“ In: ders., Vermischte Werke, Teil 4: Vermischte Aufsätze, Berlin und Stettin 1780. Nachdruck Hildesheim / New York 1978, S. 59–134. Vgl. Johann Heinrich Lambert, Über die Methode die Metaphysik, Theologie und Moral richtiger zu beweisen. Aus dem Manuskript hrsg. von Karl Bopp (Kantstudien Ergänzungshefte, 42), Berlin 1918. Nachdruck Vaduz 1978. Lambert hatte die Schrift nicht nach Berlin abgeschickt. Vgl. Giorgio Tonelli, Der Streit über die mathematische Methode in der Philosophie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Entstehung von Kants Schrift über die „Deutlichkeit“. In: Archiv für Philosophie 9 (1959), S. 63; Hans-Jürgen Engfer, Zur Bedeutung Wolffs für die Methodendiskussion der deutschen Aufklärungsphilosophie: Analytische und synthetische Methode bei Wolff und beim vorkritischen Kant. In: Werner Schneiders (Hrsg.), Christian Wolff 1679– 1754. Interpretationen zu seiner Philosophie und deren Wirkung. Mit einer Bibliographie der Wolff-Literatur, Hamburg 1983, S. 62; Christian Hauser, Selbstbewußtsein und personale Identität. Positionen und Aporien ihrer vorkantischen Geschichte. Locke, Leibniz, Hume und Tetens (FMDA, Abt. II, Bd. 7), Stuttgart-Bad Cannstatt 1994, S. 134 Anm.

XVIII

Einleitung

zur Architectonic, oder Theorie des Einfachen und des Ersten in der philosophischen und mathematischen Erkenntniß (1771) sowie Kants Dissertation De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis (1770). Tetens war auch einer der ersten Denker in Deutschland, der die Brisanz der Werke David Humes für die Metaphysik erkannte. Auch die schottische Schule der Common-Sense-Philosophie fand in der Schrift von Tetens ein Echo. Aber diese Schrift war nicht nur eine Reaktion auf die jüngsten philosophischen Abhandlungen, denn für das philosophische Schaffen von Tetens selbst hatte sie einen programmatischen Charakter. Die Metaphysik oder spekulative Philosophie stellte Tetens hier der praktischen Philosophie, der Naturwissenschaft und der Logik gegenüber. Er betrachtete zwei wichtige Arten der Philosophie seiner Zeit: die ,britische beobachtende‘ und die ,französische räsonierende‘, die er auf Grund der deutschen ,geometrischen‘ Philosophie23 zu vereinigen hoffte. Eine solche Vereinigung sieht im europäischen Kontext wie eine Synthese von Rationalismus und Empirismus aus − eine Leistung, die meistens Kant zugeschrieben wird. Methodologisch schenkte Tetens vor allem der Analyse und Beobachtung und nicht der Synthese und der Überlegung seine Aufmerksamkeit, die erst nach der vollendeten Arbeit der Analyse folgen sollte. Deshalb stellte er in Anlehnung an die Preisschrift Kants die Frage: „Ist schon die Zeit der Systeme da?“24 Der eigene Entwurf der Metaphysik unterschied Tetens von der populären Philosophie und vom Skeptizismus. Der Begriff der populären Philosophie wurde in Deutschland erst seit der Mitte der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts breit verwendet. Als Verkünder galt dabei Johann Jakob Engel mit seinem Philosoph für die Welt (1775–1777), der aber den Terminus der populären Philosophie noch nicht gebrauchte. Engel war ein Schüler von Tetens und verteidigte unter seiner Betreuung 1763 eine Dissertation in Bützow. Der Einfluß von Tetens auf Engel ist in dieser Hinsicht kaum bestreitbar. Im Werk über die spekulative Philosophie bestimmte Tetens diese neue philosophische Richtung terminologisch, obwohl das bis jetzt wenig gewürdigt wor23 Zu Wolffs eigener Darstellung der mathematischen Methode vgl. z. B. dessen Kurtzer Unterricht, von der Mathematischen Methode, oder Lehrart. In: ders., Der Anfangs-Gründe aller mathematischen Wissenschaften erster Theil, welcher einen Unterricht von der mathematischen LehrArt, die Rechen-Kunst, Geometrie, Trigonometrie und Bau-Kunst in sich enthält, Frankfurt und Leipzig 71775 (11710) (Christian Wolff, Gesammelte Werke, hrsg. und bearbeitet von Jean E´cole u. a., 3 Abteilungen, Hildesheim 1962 ff. − Nach dieser Ausgabe werden, soweit nicht anders angegeben, Wolffs Werke und die innerhalb der dritten Abteilung [„Materialien und Dokumente“] erschienenen Schriften zitiert als: GW; hier: GW I,12), S. 1–32. Zur Anwendung der mathematischen Methode in der Philosophie vgl. ders., Discursus praeliminaris de philosophia in genere. Einleitende Abhandlung über Philosophie im allgemeinen. Historisch-kritische Ausgabe. Übersetzt, eingeleitet und hrsg. von Günter Gawlick und Lothar Kreimendahl (FMDA, Abt. I, Bd. 1), Stuttgart-Bad Cannstatt 1996, S. 161–163 (§ 139). 24 ASP 4216f. − Vgl. Kant, Untersuchung über Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral, AA II 290: „Es ist noch lange die Zeit nicht, in der Metaphysik synthetisch zu verfahren; nur wenn die Analysis uns wird zu deutlich und ausführlich verstandenen Begriffen verholfen haben, wird die Synthesis den einfachsten Erkenntnissen die zusammengesetzte, wie in der Mathematik, unterordnen können.“

Zur Bedeutung der Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie

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den ist.25 In der Vorrede zur zweiten Auflage der Kritik der reinen Vernunft stellte auch Kant seine Position dem Skeptizismus und der populären Philosophie gegenüber, und zwar aus denselben Gründen: Skeptizismus zerstöre die Metaphysik, während auf der anderen Seite die „geschwätzige Seichtigkeit unter dem angemaßten Namen der Popularität“ stehe.26 Kant hatte aber 1787 bereits eine herausgebildete philosophische Richtung vor Augen, während Tetens die Keime der deutschen populären Philosophie als einer der ersten entdeckte und vor deren möglichen negativen Wirkung warnte. Da es 1775 noch keine richtige deutsche populäre Philosophie gab, war es eben die britische Philosophie des Common Sense (Thomas Reid, Henry Home, James Beattie und James Oswald), die für Tetens als Exempel der populären Philosophie galt.27 Das Problem des Skeptizismus und der Polemik gegen Hume war zwei Jahre später Gegenstand ausführlicherer Betrachtungen im Hauptwerk von Tetens, nachdem er die Schriften Humes im Original gelesen hatte. Vom disziplinären Standpunkt aus stellt die Ontologie als allgemeine spekulative Philosophie oder metaphysica generalis den Hauptgegenstand der Schrift von 1775 dar. Zusammen mit der reellen spekulativen Philosophie im Sinne der metaphysica specialis bildet die Ontologie das gesamte Korpus der Metaphysik. Die Ontologie tritt als eine transzendente Philosophie auf – so wird der entsprechende lateinische Begriff ,philosophia transcendentalis‘ in die deutsche philosophische Terminologie übertragen. Für Tetens – ebenso wie für andere deutsche Philosophen damaliger Zeit – gab es keinen Unterschied zwischen den Begriffen ,transzendent‘ und ,transzendental‘, denn der erste war nur eine deutsche Übersetzung des lateinischen Terminus.28 Erst Kant änderte das in der transzendentalen Dialektik der Kritik der reinen Vernunft.29 Indem Tetens ,transzendent‘ / ,transzendental‘ zum tragenden Terminus der Schrift über die allgemeine spekulative Philosophie machte, rehabilitierte er kurz vor dem Erscheinen der ersten Kritik Kants diesen abgedroschenen und beinahe diskre-

25 Vor Tetens gebrauchte von den bedeutenden deutschen Philosophen den Begriff der ,populären Philosophie‘ nur Johann Gottfried Herder, vgl. dazu Christoph Böhr, An der Schwelle zur deutschen Popularphilosophie: Johann Nikolaus Tetens’ Warnung vor populärer Philosophie. Über eine fast unbekannte Quelle am Beginn einer einflußreichen Strömung. In: Johann Jakob Engel (1741–1802). Philosoph für die Welt, Ästhetiker und Dichter, hrsg. von Alexander Kosˇenina (Berliner Klassik, 7), Hannover-Laatzen 2005, S. 207 f. 26 Kant, KrV B XXXV f. 27 Vgl. Nele Schneidereit, Einheit der Vernunft und subjektivische Notwendigkeit. Tetens’ Version einer Common Sense-Philosophie. In: Gideon Stiening / Udo Thiel (Hrsg.), Johann Nikolaus Tetens (1736–1807). Philosophie in der Tradition des europäischen Empirismus (Werkprofile. Philosophen und Literaten des 17. und 18. Jahrhunderts, 6), Berlin 2014, S. 181–198. 28 Vgl. Johann Nicolaus Tetens, Ueber die Realität unsers Begriffs von der Gottheit. Erste Abtheilung über die Realität unsers Begriffs von dem Unendlichen. In: Beyträge zur Beförderung theologischer und andrer wichtigen Kenntnisse, a. a. O., Teil 2, Kiel und Hamburg 1778, S. 176 f. (PW IV, S. 136f.). Auch nach Erscheinen der KrV blieb Tetens dieser Tradition wohl treu, vgl. Tetens, Metaphysik, a. a. O., S. 3 („Vorbericht“ § 1, Anhang), S. 140 („Die allgemeine Philosophie“ § 124), S. 265 („Cosmologie“ § 1). 29 Vgl. Kant, KrV B 352 f. / A 296.

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ditierten Begriff, den er als das Gemeinsame der immateriellen und der materiellen Welten verstand. Wenn Tetens früher die Metaphysik in der Tradition von Johann Christian Eschenbach30 als ,Hauptwissenschaft‘ bezeichnete,31 kommt die Ontologie in der Schrift von 1775 in der Tradition von Alexander Gottlieb Baumgarten32 als ,Grundwissenschaft‘ oder ,Grundlehre‘ vor, die aus Begriffen und Grundsätzen besteht, die sowohl den materiellen als auch den immateriellen Gegenständen eigen sind. Die ontologischen Begriffe und Grundsätze sind ihrerseits in allen anderen Wissenschaften unentbehrlich. Für eine fruchtbare Entwicklung der Ontologie zur Transzendentalphilosophie ist sowohl eine eigene philosophische Methode als auch eine sogenannte Realisierung der ontologischen Begriffe sowie der Grundsätze erforderlich. Die Realisierung der beiden Arten von ontologischen Grundsätzen, nämlich der ersten Grund-Gemeinsätze und der transzendenten Grundsätze, sowie der transzendenten Begriffe bedeutet im allgemeinen einen Hinweis auf die ihnen entsprechenden Objekte oder Gegenstände. Diese Prozedur wurde von den Forschern mit der Deduktion der Kategorien in der Kritik der reinen Vernunft verglichen,33 und zwar mit der subjektiven,34 metaphysischen35 oder transzendentalen Deduktion36 bei Kant. Auch die transzendenten Begriffe von Tetens mit ihrer „characteristischen Allgemeinheit“37 stehen den Kategorien Kants mit ihrer „strengen Allgemeinheit“38 ziemlich nah. Die Realisierung ist aber keinesfalls eine naive empirische Reduktion auf das, was wirklich, an sich selbst existiert. Wenigstens sprechen dafür spätere Ausführungen Tetens’ aus den Philosophischen Versuchen: „Ein beständiger Schein ist vor [= für] uns 30 Johann Christian Eschenbach, Metaphisic [!] oder Hauptwissenschaft, Rostock 1757. 31 Vgl. Johann Nicolaus Tetens, Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind, als eine Einladungs-Schrift zu seinen den 13ten October auf der neuen Bützowschen Academie anzufangenden Vorlesungen, Bützow und Wismar 1760, S. 4 (§ 1) (PW III, S. 12). 32 Vgl. Alexander Gottlieb Baumgarten, Metaphysica / Metaphysik. Historisch-kritische Ausgabe. Übersetzt, eingeleitet und hrsg. von Günter Gawlick und Lothar Kreimendahl (FMDA, Abt. I, Bd. 2), Stuttgart-Bad Cannstatt 2011, S. 54 (§ 4). 33 Eric Watkins und Henry E. Allison stützen sich dabei vor allem auf die PhV, vgl. Kant’s „Critique of Pure Reason“. Background Source Materials. Edited and translated by Eric Watkins, Cambridge u. a. 2009, S. 357–391; Henry E. Allison, Kant’s Transcendental Deduction. An Analytical-Historical Commentary, Oxford 2015, S. 143–153. 34 Vgl. Herman Jean de Vleeschauwer, La de´duction transcendentale dans l’oeuvre de Kant, Bd. 1: La de´duction transcendentale avant la critique de la raison pure, Antwerpen / Paris / s’Gravenhage 1934. Nachdruck New York u. London 1976, S. 300–315. 35 Vgl. Max von Zynda, Kant − Reinhold − Fichte. Studien zur Geschichte des TranszendentalBegriffs, Würzburg 1910. Nachdruck Würzburg 1970, S. 24–26. 36 Vgl. Michael Puech, Tetens et la crise de la me´taphysique allemande en 1775 (Über die allgemeine speculativische Philosophie). In: Revue philosophique de la France et de l’E´tranger 182.1 (1992), S. 14; Alexei N. Krouglov, Tetens und die Deduktion der Kategorien bei Kant. In: Kant-Studien 104 (2013), S. 442–465. 37 ASP 315. 38 Kant, KrV B 4.

Zur Bedeutung der Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie

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Realität, wie einige Philosophen reden,39 und so viel als Seyn und Wirklichkeit. Dieß ist in so weit richtig, weil wir einen völlig immer sich gleichen Schein in der Empfindung von dem Reellen nicht zu unterscheiden wissen, es wäre denn, daß uns Vernunftschlüsse, wie in der Astronomie, darüber belehrten“.40 Es handelt sich um mehr als um bloßen Schein, denn die Sache „wird und muß ihrer Natur nach, jedwedem andern, sie fühlenden und empfindenden Wesen, auch so erscheinen“.41 Dabei unterschied Tetens zwischen dem „vollkommensten Verstande“, von dem wir glauben müssen, daß er „die Objekte so gedenke, wie sie an sich sind“,42 und dem nicht vollkommenen Verstand, der zwar nach dem Objektiven strebt, aber nur erreichen kann, was „unveränderlich subjektivisch“ ist im Unterschied zu dem Subjektiven, das „veränderlich subjektivisch“ heißen solle.43 Die Realität und die Objektivität der Grundbegriffe und der ontologischen Grundsätze bedeutet, daß sie den ,Gegenständen selbst‘ oder den ,Sachen außer dem Verstand‘ entsprechen und nicht nur „subjectivische Vorstellungs- und Denkarten“44 in uns sind. Aber das Reellste in menschlicher Erkenntnis, die „wahren Materialien zu der Erkenntniß von wirklichen Dingen“, ist nichts anderes als „bloße Materie, die nicht verbunden, nicht in Zusammenhang und Form gebracht werden kann“, ohne den Gebrauch der allgemeinen notwendigen Vernunftsätze, „die aus einer ganz andern Quelle her sind, als diejenigen, welche man vermittelst ihrer verbinden will“.45 Sowohl die Form als auch die Verbindung der Form mit der Materie ist für Tetens ein Ergebnis unserer ,Selbsttätigkeit‘ (der ,Spontaneität‘ in der Sprache Kants): „Die Form der Ideen hängt von der Denkkraft ab“. „Die Form der Gedanken, und der Kenntnisse ist ein Werk der denkenden Kraft. Diese ist der Werkmeister und in so weit der Schöpfer der Gedanken“.46 Obwohl Tetens billigt, daß unsere eigene Denkkraft etwas in die Begriffe hineinträgt, versteht er diese Zugabe als etwas Subjektives, das durch die Realisation der Begriffe abzusondern ist. Die Unterschiede zwischen dieser Einstellung von Tetens und der Position Kants in der Kritik der reinen Vernunft mit ihrer Kopernikanischen Wende47 sind sehr deutlich. Aber auch hier muß man berücksichtigen, daß im Rahmen der Realisierung bei Tetens nur das, was „unveränderlich subjektivisch“ ist, erreicht wird, und wie die Objekte an sich sind, kann unser unvollkommener Verstand nicht erkennen. Deshalb heißt es in den Philosophischen Versuchen: „Unsere Vorstellungen von der Seele und ihren Veränderungen sind eben so, wie unsere Ideen von 39 Vgl. Feder, Logik und Metaphysik, a. a. O., 31771, S. 147 (§ 62); vgl. auch ebd. S. 143 (§ 60), S. 150 (§ 64), S. 200 (§ 86). 40 PhV, Bd. 1, S. 536. 41 Ebd. S. 537. 42 Ebd. 43 Ebd. S. 540. 44 ASP 1937f. 45 PhV, Bd. 1, S. 465 f. Vgl. Kant, KrV B 130. 46 PhV, Bd. 1, S. 336. 47 Vgl. Kant, KrV B XVI.

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dem Körper, nur Scheine“; „Es ist die subjektivische Natur unserer Ideen von ihnen [von Körpern außer uns und ihren Beschaffenheiten], die sie vor [= für] uns zu Phänomenen machet; und unsere Vorstellungen von ihnen sind Scheine oder Erscheinungen“.48 Wenn man diese Thesen mit den entsprechenden Sätzen aus der von Tetens auch mit Zustimmung zitierten Dissertation Kants aus dem Jahre 1770 vergleicht, etwa „so ist ersichtlich, daß das sinnlich Gedachte in Vorstellungen der Dinge besteht, wie sie erscheinen, das Intellektuelle aber, wie sie sind“,49 dann sieht man, daß Tetens in der Schrift über die spekulative Philosophie der Kritik der reinen Vernunft näher ist, als es auf den ersten Blick scheint. Die Problematik des Scheins sowohl in der Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie als auch in den Philosophischen Versuchen bezeugt, daß es eben Tetens gewesen ist, der noch vor der Kritik der reinen Vernunft 50 behauptete, auch der Verstand als eines der höheren Erkenntnisvermögen unterliege dem Schein.51 Das blieb dem Verfasser der Phänomenologie oder der Lehre von dem Schein, Lambert, nicht unbemerkt, der im Widerspruch zu seiner Behauptung, „der Verstand und die Vernunft, sollen uns eigentlich keine Quellen des Scheins geben, weil sie es sind, die durch jedes Blendwerk des Scheins durchdringen“,52 bei Tetens auf den Begriff des ,Verstandesscheines‘ stieß. Seine Unzufriedenheit brachte er in seiner anonymen Rezension deutlich genug zum Ausdruck.53 Die Frage, ob Kant die Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie gelesen hat, bleibt offen. In bezug auf die Philosophischen Versuche gibt es gar keinen Zweifel daran, daß Kant sie studiert hat: Das Buch war in seiner privaten Bibliothek,54 mit zwei, wenn auch nicht besonders inhaltsreichen, Randnotizen.55 Und Johann Georg Hamann berichtete in einem Brief an Johann Gottfried Herder am 17. Mai 1779: „K. arbeitet frisch drauf los an seiner Moral [sic!] der reinen Vernunft und Tetens liegt immer vor ihm“.56 Nichts Vergleichbares ist von Tetens’ Schrift über die spekulative Philosophie bekannt. Zwar darf man den Umstand nicht ignorieren, daß Tetens die Dissertation Kants von 1770 in dieser Schrift ziemlich ausführlich erläu-

48 PhV, Bd. 2, S. 152. 49 Kant, De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis, § 4, nach der Übersetzung von Norbert Hinske in: Immanuel Kant, Werke in sechs Bänden, hrsg. von Wilhelm Weischedel, Bd. 3: Schriften zur Logik und Metaphysik, Darmstadt 72011 (11956), S. 29. 50 Vgl. Kant, KrV B 349–355 / A 293–298. 51 Vgl. ASP 522f. 52 Lambert, Neues Organon, a. a. O. (ders., Philosophische Schriften, hrsg. von Hans-Werner Arndt, Bde. 1 u. 2, Hildesheim 1965), Bd. 2, S. 228 („Phänomenologie oder Lehre vom Schein“, § 19). 53 Vgl. unten S. 99 f. 54 Vgl. Arthur Warda, Immanuel Kants Bücher. Mit einer getreuen Nachbildung des bisher einzigen bekannten Abzuges des Versteigerungskataloges der Bibliothek Kants (Bibliographien und Studien, 3), Berlin 1922, S. 55 (Nr. 119). 55 Vgl. die Reflexionen 4847 und 4848, AA XVIII 5. 56 Johann Georg Hamann, Briefwechsel, Bd. 4: 1778–1782, hrsg. von Arthur Henkel, Wiesbaden / Frankfurt a. M. 21988 (11959), S. 81.

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terte, wofür Kant sich sicherlich interessiert haben sollte, aber das ist, ebenso wie die These von der Ontologie als Transzendentalphilosophie, im besten Fall nur ein indirektes Indiz.57 Die Tatsache, daß die Schrift mindestens fünf Rezensionen hatte, darunter diejenigen von Lambert und Feder, ist auch nicht ohne Bedeutung. Immerhin hatte die Entscheidung von Tetens, die Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie als ein Sonderwerk vor den Philosophischen Versuchen zu veröffentlichen, wichtige Konsequenzen für die Rezeption sowohl der Schrift von 1775 als auch seiner Philosophie im allgemeinen. Auch für seine persönliche Karriere hatte diese Entscheidung direkte Folgen. Dank dieser Schrift erhielt Tetens einen Ruf „mit einem ansehnlichen Gehalt“ an die Universität Kiel58 und verließ die Akademie in Bützow, in der er wegen der pietistischen Stimmung59 und wegen des langjährigen Konflikts mit den Lehrern im Pädagogium, einem Universitätsgymnasium, sehr litt. Da aber Tetens gerade 1776 nach Kiel ging, lehnte er ein Jahr später den Ruf als Nachfolger Georg Friedrich Meiers an die Universität Halle ab, der nach der Veröffentlichung der Philosophischen Versuche erfolgte.60 Der Umzug nach Kiel veränderte auch relativ schnell das Forschungsinteresse von Tetens in Richtung der angewandten Mathematik, der Ökonomie und des Versicherungswesens, so daß er noch vor der Karriere in Kopenhagen als hochrangiger Beamter bereits in Kiel fast ganz aufhörte, sich mit der spekulativen Philosophie zu beschäftigen. Die 1777 erschienenen Bände der Philosophischen Versuche verdrängten die Schrift über die spekulative Philosophie. Bereits in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts stand die Programmschrift von Tetens aus dem Jahre 1775 im Hintergrund und geriet immer mehr in Vergessenheit, was noch Anfang des 20. Jahrhunderts der bedeutende Tetens-Forscher Wilhelm Uebele 57 Zu den verschiedenen Argumenten dafür und dagegen vgl. Manfred Baum, Ontologie und Transzendentalphilosophie bei Kant. In: Metaphysik − Ästhetik − Ethik. Beiträge zur Interpretation der Philosophie Kants, hrsg. von Antonino Falduto, Caroline Kolisang und Gabriel Rivero, Würzburg 2012, S. 14–16; Allison, Kant’s Transcendental Deduction, a. a. O., S. 144 f. 58 Nachrichten. Beförderungen. In: Allgemeine deutsche Bibliothek, Bd. 32, 1. Stück, Berlin und Stettin 1777, S. 297; vgl. die anonyme Rezension der ASP in der Kieler Gelehrten Zeitung, unten S. 93ff. 59 Vgl. Friedrich Nicolai, Gedächtnißschrift auf Johann Jakob Engel, Berlin und Stettin 1806, S. 5 f. (ders., Sämtliche Werke, Briefe, Dokumente. Kritische Ausgabe mit Kommentar, hrsg. von P. M. Mitchell, Hans-Gert Roloff, Ehrhard Weidl, Bd. 6,1: Gedächtnisschriften und philosophische Abhandlungen, bearbeitet von Alexander Kosˇenina, Bern u.a. 1995, S. 118); Uwe Hölscher, Geschichte des Herzoglichen Pädagogiums in Bützow (1760–1780), nach den Quellen bearbeitet. In: Programm der Realschule erster Ordnung zu Bützow, Bützow 1881, S. 71; vgl. den späteren, anonym erschienenen Aufsatz von Tetens: Beytrag zur Geschichte der Toleranz in protestantischen Ländern. (Aus einem Briefe aus dem Mecklenburgischen.). In: Neues Kielisches Magazin vor die Geschichte, Statsklugheit [!] und Statenkunde [!], hrsg. von Valentin August Heinze, Bd. 1, 2. Stück, Kopenhagen 1786, S. 166–173 (PW IV, S. 378–385). 60 Vgl. den Brief Johann Erich Biesters an Tetens vom 29. Juni 1777, unten S. 108 f. Vgl. Alexei N. Krouglov, Erste oder zweite Wahl? Kant und die Suche nach einem Nachfolger für Meier in Halle (1777/78). In: Christoph Böhr / Heinrich P. Delfosse (Hrsg.), Facetten der Kantforschung. Ein internationaler Querschnitt. Festschrift für Norbert Hinske zum 80. Geburtstag (FMDA, Abt. II, Bd. 23), Stuttgart-Bad Cannstatt 2011, S. 87–96.

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betonte,61 der diese Schrift 1913 neu herausgab. Die Philosophischen Versuche und dementsprechend die ganze Philosophie von Tetens wurde vor allem aus psychologischer Perspektive gesehen. Im Laufe der Zeit führte das auch zu einer gewissen ,Lockisierung‘ der Philosophie von Tetens, was noch Karl Rosenkranz fixierte, indem er Tetens den „Deutschen Lokke“62 nannte. Unterdessen stellte Tetens in der Schrift über die spekulative Philosophie nicht nur die Aufgabe der Synthese der ,britischen beobachtenden‘ und der ,französischen räsonierenden‘ Philosophie aufgrund der deutschen ,geometrischen‘ Philosophie, sondern wies auch ganz deutlich auf die Grenzen des philosophischen Programms von Locke und Hume hin.63 In den Philosophischen Versuchen fehlt eine solche Kritik fast völlig. Mehr noch, von Anfang an erklärt hier Tetens, seine Methode sei „die beobachtende, die Lock bey dem Verstande, und unsere Psychologen in der Erfahrungs-Seelenlehre befolgt haben“.64 Ob diese Deklaration der im Hauptwerk tatsächlich angewandten Methode entspricht, ist seit einigen Jahrzehnten eine Diskussionsfrage.65 Dennoch bleibt der Verfasser der Philosophischen Versuche für ein breiteres Publikum bis heute ein raffinierter Lockianer. Auch Kant hing diesem Vorurteil an, zu welchem Tetens selbst massiv beitrug. Die jüngste daran anknüpfende Forschungstendenz besteht darin, Tetens „in der Tradition des europäischen Empirismus“ darzustellen.66 Eine weitere Folge eines solchen einseitigen Blicks auf Tetens als Verfasser fast ausschließlich der Philosophischen Versuche, die nach Hermann Cohen als „ein Schatz psychologischer Ausführungen, Gedanken und Entwürfe“67 bezeichnet werden dürfen, besteht in den Vorwürfen des Psychologismus. Nicht nur das Hauptwerk von Tetens, sondern auch die Schrift über die spekulative Philosophie gibt Anlaß dazu, diese Vorwürfe zu überprüfen, umso mehr als Philosophen wie Ernst Cassirer in der Figur von Tetens einen ausgeprägten Antipsychologisten sahen68 und gegenwärtige Forscher sogar

61 Uebele, Johann Nicolaus Tetens nach seiner Gesamtentwicklung betrachtet, a. a. O., S. 17. 62 Karl Rosenkranz, Geschichte der Kant’schen Philosophie (Immanuel Kant’s sämmtliche Werke, hrsg. von Karl Rosenkranz und Friedrich Wilhelm Schubert, Bd. 12), Leipzig 1840. Nachdruck Berlin 1987, S. 65. 63 Vgl. ASP 4317 ff. 64 PhV, Bd. 1, S. IV. 65 Vgl. Engfer, Hans-Jürgen: Selbstbeobachtung und Vernunfttheorie bei Tetens. In: Erfahrung und Beobachtung. Erkenntnistheoretische und wissenschaftshistorische Untersuchungen zur Erkenntnisbegründung. Kolloquium an der Technischen Universität Berlin, hrsg. von Hans Poser, Berlin 1992, S. 133–135. 66 Vgl. Stiening / Thiel (Hrsg.), Johann Nikolaus Tetens (1736–1807), a. a. O. 67 Vgl. Hermann Cohen, Kants Theorie der Erfahrung, Berlin 31918 (11871), S. 301 (ders., Werke, hrsg. vom Hermann-Cohen-Archiv am Philosophischen Seminar der Universität Zürich unter Leitung von Helmut Holzhey, Bd. 1, Teil 1.1: Text der dritten Auflage von 1918 und Einleitung von Geert Edel, Hildesheim / Zürich / New York 1987, S. 387). 68 Vgl. Ernst Cassirer, Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit. Zweiter Band [31922]. Text und Anmerkungen bearbeitet von Dagmar Vogel (ders., Gesammelte Werke. Hamburger Ausgabe, hrsg. von Birgit Recki, Bd. 3), Hamburg 1999, S. 482–488.

Zur Textgrundlage und Textgestaltung

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dafür argumentieren, daß Tetens noch Ende des 18. Jahrhunderts den Kampf des Psychologismus und des Antipsychologismus selbst als ein Pseudoproblem auslegte.69

2. Zur Textgrundlage und Textgestaltung Der Originaldruck der Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie von 1775 bietet, den Gepflogenheiten des 18. Jahrhunderts entsprechend, einen Text, der in Orthographie, Interpunktion und Sprache recht buntscheckig und zudem nicht frei von Fehlern ist. Die hier vorliegende Neuedition druckt den Text der Originalauflage ab, ohne ihn zu normieren oder zu modernisieren. Der Grund dafür liegt darin, daß die Authentizität von Tetens’ Sprachgebrauch für die lexikalische Aufarbeitung des Textes im Indexband zur Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie 70 gewahrt bleiben sollte. Nur an denjenigen Stellen, die mehr oder weniger offenkundig fehlerhaft oder die mißverständlich sind, wurde in den Text eingegriffen und geändert; die Eingriffe sind in den textkritischen Fußnoten dokumentiert. Dieses Verfahren hat auch Wilhelm Uebele 1913 im bisher einzigen Neudruck des Textes angewendet.71 Über Uebeles Texteingriffe legt das „Verzeichnis der am Original vorgenommenen Textänderungen“72 seiner Edition Rechenschaft ab; zu berücksichtigen ist ferner das „Verzeichnis der am Neudruck noch vorzunehmenden Textänderungen“.73 Etliche der umsichtigen Emendationen Uebeles wurden in die vorliegende Edition übernommen. Ein durchgehender Vergleich von Uebeles Neudruck mit der Originalausgabe von 1775 zeigte aber zum einen, daß Uebele an sehr viel mehr Stellen teils schwerwiegendere Eingriffe in den Text vorgenommen hat, als es das schmale Verzeichnis seiner Textänderungen angibt. Diese Eingriffe Uebeles sind auch dort, wo sie nicht übernommen wurden, in den textkritischen Fußnoten der vorliegenden Edition vermerkt. Zum anderen weist Uebeles Text im ganzen doch recht zahlreiche, vermutlich oft nur versehentliche Abweichungen in der Orthographie, der Interpunktion und bei den Hervorhebungen gegenüber dem Originaldruck auf. Um die textkritischen Fußnoten nicht unnötig mit Kleinigkeiten zu belasten, wurde überall dort, wo diese Abweichungen eher belanglos sind, darauf verzichtet, sie anzuführen.74 69 Vgl. Vadim Valer’evicˇ Vasil’ev, Filosofskaja psichologija v epochu Prosvesˇcˇenija, Moskau 2010, S. 269–272. 70 Heinrich P. Delfosse / Alexei Nikolaevicˇ Krouglov / Katharina Probst, Kant-Index Ergänzungsband 2: Stellenindex und Konkordanz zu Johann Nicolaus Tetens’ „Über die allgemeine speculativische Philosophie“ (FMDA, Abt. III, Bd. 54) [in Vorbereitung]. 71 Über die allgemeine speculativische Philosophie. Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Erster Band, von Johann Nicolas Tetens. Besorgt von Wilhelm Uebele. Mit einem Bildnis (Neudrucke seltener philosophischer Werke, hrsg. von der Kantgesellschaft, 4), Berlin 1913, S. 1–72. 72 Ebd. S. 775 f. 73 Ebd. S. 778. 74 So schreibt Uebele z. B. an allen drei Stellen „Intellektual-Philosophie“ und an drei von fünf Stellen „intellektuellen“, während diese Wörter im Originaldruck alle durchgängig mit c ge-

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Einleitung

Triviale Druckversehen des Originaldrucks wurden stillschweigend korrigiert;75 1836 wurde „inuentus“ in „inventus“ geändert und „&“ in „et“. Die Hervorhebungen durch Fettdruck wurden durch Kursivierung ersetzt, lateinische Antiqua wird durch Groteskschrift dargestellt. Die Paginierung der Originalausgabe ist am Außenrand als Marginalie angegeben.

schrieben stehen; ähnlich bei ,Abstraction‘, das Uebele in drei von 25 Fällen abweichend vom Originaldruck mit k schreibt. 3224 fehlt bei Uebele das Komma bei „imgleichen, daß“, u.ä. m. 75 Z. B. 837 „Orduung“, 2132 „allgemeiu“, 218 „znrück“, 2716 „eiu“, „iu“.

Bibliographie

1. Archivakten und Briefe a) Archivalien 1. UB Rostock, Sondersammlungen, Sammlung Familienpapiere, Personalakten von J. N. Tetens. 2. UA Rostock, Personalakten alt, J. N. Tetens, Bl. 1–12. 3. UA Rostock, Rektorat Universität Bützow, Manuskripte zu Berichten der Direktoren J. N. Tetens und V. C. Möller über das Pädagogium 1760–1776, B 11/3. 4. UA Rostock, Rektorat Universität Bützow, Verordnungen und Schriftwechsel unter dem Direktorat von Prof. J. N. Tetens des Pädagogiums 1765–1766, B 11/8. 5. UA Rostock, Rektorat Universität Bützow, Verordnungen und Schriftwechsel unter dem Direktorat von Prof. J. N. Tetens des Pädagogiums 1767–1768, B 11/9. 6. UA Rostock, Rektorat Universität Bützow, Verordnungen und Schriftwechsel unter dem Direktorat von Prof. J. N. Tetens des Pädagogiums 1769–1770, B 11/10. 7. UA Rostock, Rektorat Universität Bützow, Akten, B 4/7. 8. UA Rostock, Rektorat Universität Bützow, Vorlesungsverzeichnisse 1763–1775, B 5a/4. 9. UB Rostock, Sondersammlungen, Vorlesungsverzeichnisse. 10. LASH, Professoren der Philosophie (J. N. Tetens), Abt. 65.2, Nr. 561II. 11. LASH, Adjuncten (F. Valentiner), Abt. 65.2, Nr. 564. 12. LASH, Asseßur, Abt. 65.2, Nr. 523. 13. LASH, Rector und Prorector, Abt. 65.2, Nr. 513. 14. LASH, Vorschläge wegen Bezahlung aller oder gewißer Privatvorlesungen, Abt. 65.2, Nr. 528I. 15. LASH, Prorectoratswahlen 1758–1788, Abt. 47, Nr. 61. 16. LASH, Curator 1672–1799, Abt. 47, Nr. 67. 17. LASH, Neue Professoren-Witwenkasse 1784–1837, Abt. 47, Nr. 17. 18. LASH, Landesherrliche Rescripte, Verleihungen an die Universität im Allgemeinen und an Angehörige derselben betreffend 1775–1817, Abt. 47, Nr. 2. 19. LASH, Verzeichnisse der gehaltenen Vorlesungen und Lectionscataloge 1775– 1788, Abt. 65.2, Nr. 529. 20. LASH, Verzeichnisse der gehaltenen Vorlesungen und Lectionscataloge 1789– 1816, Abt. 65.2, Nr. 530I. 21. LASH, Reskripte über Vorlesungen und Vorlesungsverzeichnisse aus den Jahren 1666–1789, Abt. 47, Nr. 649.

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Bibliographie

22. Stadtarchiv Kiel, Nr. 5, Bl. 151–152. 23. Landesarchiv für Seeland, Lolland-Falster und Bornholm: Københavns Skiftekommission: Eksekutorboer 13/53. 24. Archiv des Kirchenkreises Eiderstedt, Garding. Kirchenbücher aus Tetenbüll, Tönning. 25. Stadtarchiv Tönning, Schatzregister (B. 298), Brandprotokoll von 1746 (B. 100), Erdbuch von 1746, Bürgerprotokoll (B. 64), Protocollum Inventariorum, Bohl Register de Anno 1762–1767 (B. 124). 26. Die Matrikel der Universität Rostock, Bd. IV: Mich. 1694 – Ost. 1789. Anhang: Die Matrikel der Universität Bützow, Mich. 1760 – Ost. 1789. Mit Unterstützung des Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinischen Ministeriums und der Ritterund Landschaft beider Mecklenburg hrsg. von Adolph Hofmeister, Rostock 1904. Nachdruck Nendeln (Liechtenstein) 1976, S. 282. 27. Kjøbenhavns Universitets Matrikel, Bd. 3: 1740–1829, hrsg. von Sophus BirketSmith, Kopenhagen 1912, S. 166. 28. Das Album der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1665–1865, hrsg. von Franz Gundlach, Kiel 1915. Nachdruck Nendeln (Liechtenstein) 1980, S. 138. 29. Meddelelser fra det Kongelige Geheimearkiv og det dermed forenede Kongerigets Arkiv for 1886–88, Kopenhagen 1889, S. 222–225.

b) Briefe 1. Klopstocks Correspondenz mit Professor Tetens in Kiel, die deutsche Orthographie betreffend. In: Hamburg und Altona. Eine Zeitschrift zur Geschichte der Zeit, der Sitten und des Geschmaks. 4. Jahrgang, Bd. 1, 2. Heft / 3. Heft, 1805, S. 181–192 / 257–265 (Tetens’ Brief an Klopstock vom 6.2.1785, S. 187–192; Anlage: Tetens zur Antwort auf den Brief von Klopstock vom Dezember 1784, S. 182–186). Nachdruck in: Friedrich Gottlieb Klopstock, Werke und Briefe. Historisch-kritische Ausgabe [Hamburger Klopstock-Ausgabe]. Begründet von Adolf Beck u.a., hrsg. von Horst Gronemeyer u.a., Abt. Briefe VIII: Briefe 1783–1794, Bd. 1: Text, hrsg. von Helmut Riege, Berlin 1994, S. 53–56 (Ausschnitte aus dem Brief vom Januar 1785), S. 57–61 (Brief vom 6.2.1785), S. 65 (Teil des Briefes nach dem 15.2.1785). 2. LASH, Nachlaß A. L. J. Michelsen, Abt. 399.36, Nr. 54 [Nachlaß des Augustenburgischen Hofpredigers Chr. Jessen], J. N. Tetens an Christian Jessen vom 29.1.1793.76 3. UB Rostock, Sondersammlungen, Korrespondenz J. N. Tetens an Oluf Gerhard Tychsen (12 Briefe vom 19.8.1766, 8.9.1776, 8.11.1791, 31.7.1792, Juli 1793,

76 Weitere Briefe (an Johann Andreas Cramer, Ditlef Graf von Reventlow u.a.) sind unter anderen Archivalien in Akten von Tetens im LASH bewahrt (Abt. 65.2, Nr. 561II).

Schriften von Tetens

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11.4.1794, 1794, 9.8.1795, 1796, 1798, 1799, 1803), Miss. orient. 284 (12). Bl. 320– 339.77 DKB, Handschriftenabteilung Briefsammlung, J. N. Tetens an Thomas Bugge (2.11.1780, NKS 1304 2° I 23; 15.5.1781, 15.7.1781, 7.9.1781, 30.10.1781, 13.11.1781, NKS 1304 2° I 23; 23.11.1787, [4.12.1788], NKS 1304 2° II 29); J. N. Tetens, Johann Andreas Cramer, Dietrich Hermann Hegewisch an Daniel Gotthilf Moldenhawer (2.2.1783, NKS 2396 4°); J. N. Tetens an Knud Lyne Rahbek (15.10.1803, NKS 2494 4° i); J. N. Tetens an Carl Ferdinand Degen (25.4.1806, Add. 280–2°). SBB PK, Handschriftenabteilung, J. N. Tetens an Johann Friedrich Krügelstein (1.3.1797, 3 Bl., Darmstädter Sammlungen, H 1787 [3]: Tetens, Johann Nikolaus), J. N. Tetens an Christoph Friedrich Nicolai (14.5.1803, 2 Bl., 15.7.1805, 3 Bl., 30.12.1806, 2 Bl., Nachlaß Nicolai, 74, Tetens, Johann Nikolaus). Biblioteka Jagiellon´ska, Krakau (Autographensammlung der ehem. Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin: Tetens) (24 Briefe mit 7 Anlagen an die Weidmannsche Buchhandlung, davon die meisten an Philipp Erasmus Reich, sowie einen Brief an eine unbekannte Person ohne Ort und Datum; 3 Briefe von 1776, 8 Briefe von 1777, 2 Briefe von 1783, 8 Briefe von 1784 und 4 Briefe von 1785). Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (2 Briefe an eine unbekannte Person von 1784). Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Handschriftenabteilung, J. N. Tetens an Giacomo Sacchetti (30.7.1798. 3 Bl.).

2. Schriften von Tetens a) Die zu Lebzeiten veröffentlichten Schriften Für das Lexikon von Kordes schrieb Tetens über seine eigenen, vor 1797 veröffentlichten Schriften: „Die meisten meiner Druckschriften, deren Verzeichniss ich mir selbst gemacht habe, im Fall ich einmal eine Revision darüber anstellen und mir selbst Rechenschaft davon ablegen würde, sind unbedeutend, und allenfalls wären nur die mit einem * bezeichneten insonderheit aufzuführen.“78 1. T.: Gedanken von dem Einfluß des Climatis in die Denkungsart des Menschen. In: Schleswig-Holsteinische Anzeigen von politischen, gelehrten, und andern Sachen. 29. / 30. Stück, 16. Juli, Glückstadt 1759, Sp. 454–460 / 470–476. 77 Inzwischen sind diese Briefe online einsehbar: http://rosdok.uni-rostock.de/resolve/id/rosdok document 0000009001. 78 „Tetens (Johann Nikolaus)“. In: Lexikon der jetztlebenden schleswig-holsteinischen und eutinischen Schriftsteller möglichst vollständig zusammengetragen, hrsg. von Berend Kordes, Schleswig 1797, S. 326.

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Bibliographie

2. Dissertatio physica de cavssa caervlei coeli coloris, qvam consentiente amplissimo philosophorvm ordine Rostochii in avditorio academico anno MDCCLX. Die XXVI. IVLII ab hora nona ad meridiem pvblicae defendent, Rostock 1760, S. 1– 24 (24 S., [5] Bl.) (pvblice defendent: Io. Nicolavs Tetens phil. mag. et Nicolavs Breding). 3. Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind, als eine Einladungs-Schrift zu seinen den 13ten October auf der neuen Bützowschen Academie anzufangenden Vorlesungen, Bützow und Wismar 1760. 4. Viro praenobilissimo, doctissimo, doctorando Stielero, amico svo semper colendo. In: Dispvtatio medica inavgvralis de chorea s. viti, Rostock 1760, [2] Bl. (32 S., [5] Bl.) (svb praesidio Dn. Georg. Christoph. Dethardingii, avctor et respondens, Gerhardvs Henningvs Stieler). 5. „Von einem geschickten Lehrer auf der Universität Bützov“: Schreiben an ..... [den Pastor Volquarts zu Lunden, einen Freund] über die Frage: Ob die Verschiedenheit der Erkenntniß-Fähigkeiten und Neigungen der Menschen in einer angebohrnen Verschiedenheit, oder in den äusserlichen Umständen seinen Grund habe? In: Hamburgische Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit auf das Jahr 1761. 35. / 36. / 37. Stück, 8. Mai / 15. Mai / 19. Mai, S. 276–280 / 286–288 / 293–296. 6. Abhandlung Von dem Maaß der lebendigen Kräfte. In: Beyträge zur Aufnahme der Theoretischen Mathematik, 4. Stück, hrsg. von Wenceslaus Johann Gustav Karsten, Rostock 1761, S. 320–370. 7. Abhandlung von den vorzüglichsten Beweisen des Daseins Gottes, Bützow und Wismar 1761. 8. Vim cohaesionis explicandis phaenomenis, quae vulgo vi attrahenti tribuuntur, haud sufficere ostendit et ad praelectiones suas in Academia Fridericiana Buezzoviensi sequenti semestri hyemali b.c.D. instituendas officissime invitat, Bützow [1761].79 9. Von der Verschiedenheit der Menschen nach ihren Haupt-Neigungen. In: Mecklenburgische Nachrichten, Fragen und Anzeigen. 36. / 37. / 38. / 39. Stück, 23. Oktober / 30. Oktober / 6. November / 13. November, Schwerin 1762, S. 305– 308 / 318–319 / 325–327 / 337–339 (fortgesetzt in: 10). 10. T.: Fortsetzung und Beschluß der im 39sten Stücke der Anzeigen voriges Jahrs abgebrochenen Abhandlung von der Verschiedenheit der Menschen nach ihren Hauptneigungen. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen

79 In verschiedenen Bibliothekskatalogen gelten 1762 oder 1763 als Erscheinungsjahre dieser Schrift. Kordes, „Tetens (Johann Nikolaus)“. In: Lexikon der jetztlebenden schleswig-holsteinischen und eutinischen Schriftsteller, a.a.O., S. 326 gibt als Erscheinungsjahr 1762 an, Uebele 1911, S. 7 dagegen 1761. Letzteres trifft zu, denn bereits 1761 erschien eine anonyme Rezension dieser Schrift in den Hamburgischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit auf das Jahr 1761, 88. Stück, 13. November S. 701–703.

Schriften von Tetens

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Nachrichten. 23. / 24. Stück, 4. / 11. Juni, Schwerin 1763, S. 91–92 / 93–95 (= Fortsetzung von: 9). 11. Dissertatio physica de caussa fluxus siphonis bicruralis in vacuo continuati. Quam annuente deo T.O.M. consensu amplissimae facultatis philosophicae in Academia Fridericiana Buezoviensie anno CI [I] CC CLXIII. Die XVI julii H. L. Q. C., Bützow 1763, S. 1–19 (19 S., [3] Bl.) (praeside M. Joanne Nicolao Tetens publice defendet Joannes Jacobus Engel). 12. Beschreibung des heiligen Dammes bey Dobberan und Rehdewisch, und eine Muthmaßung über den Ursprung desselben. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten, Schwerin 1763, S. 183–194. Nachdruck in: Neue Sammlung verschiedener in die Cameralwissenschaften einschlagender Abhandlungen und Urkunden, auch anderer Nachrichten. Tl. 7, Bützow und Wismar 1764, S. 491–512. 13.* METHODUS INVENIENDI CURVAS, MAXImum vel Minimum efficientes, universaliter, et ex analyticis principiis demonstrata. In: Nova Acta Eruditorum Anno MDCCLXIII. Nr. 8, Oktober, Leipzig 1764, S. 502–515. 14. T.: Ob eine Gegend oder ein Ort gesunder sey, als ein anderer? In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten, Schwerin 1764, S. 74–80. 15. T.: Von dem Mecklenburgischen magnetischen Sande. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten, Schwerin 1764, S. 165–172. 16. T.: Ueber die Grundsätze und den Nutzen der Etymologie. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten. 14. / 15. / 16. Stück, 6. April / 13. April / 20. April, Schwerin 1765, S. 53–56 / 57–60 / 61–62 (fortgesetzt in: 20). 17. N. S. S.: Ueber den verschiedenen Nuzen der menschlichen Erkentnissen. In: Schleswig-Holsteinische Anzeigen von politischen, gelehrten, und andern Sachen. 38. / 39. Stück, 23. September / 30. September, Glückstadt 1765, Sp. 605– 612 / 621–626. 18. Natalem Friderici dvcis regnantis Mecklenbvrgici serenissimi dvcis et domini nostri clementissimi die IX. novembris MDCCLXV. Favste redevntem in schola provinciali hvivs loci pie celebrandvm indicit, Bützow 1765. 19. T.: Vom Zugwinde. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten, Schwerin 1765, S. 149–156. 20. T.: Ueber den Nutzen der Etymologie. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten. 35. / 36. / 37. Stück, 30. August / 6. September / 13. September, Schwerin 1766, S. 139–140 / 141–144 / 145 (= Fortsetzung von: 16). 21. Ueber den Uhrsprung [!] der Ehrbegierde. In: Schleswig-Holsteinische Anzeigen von politischen, gelehrten, und andern Sachen auf das Jahr MDCCLXVI. 43. / 44. / 45. / 46. / 47. Stück, 27. Oktober / 3. November / 10. November / 17. November / 24. November, Glückstadt 1766, Sp. 689–696 / 713–716 / 729–732 / 737–744 / 753–756. 22. Qvvm natalis Friderici serenissimi dvcis regnantis Mecklebvrgici principis vandaliae sverini ac raceburg comitis sverinensis terrarvm rostochii atqve star-gardiae C

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Bibliographie

domini dvcis ac domini nostri clementissimi v. idvvm novembris MDCCLXVI. Favste redibat hvnc diem in Paedagogio dvcali hvivs loci pie celebrandvm indicebat, Bützow 1766. 23. T.: Sammlung einiger Erfahrungen über die Beschaffenheit der Winde. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten, Schwerin 1766, S. 33–38. Veröffentlicht auch in: Schleswig-Holsteinische Anzeigen von politischen, gelehrten, und andern Sachen, Glückstadt 1766, Sp. 387–392 / 401–408 / 417–424. 24. Natalem Friderici serenissimi dvcis regnantis Mecklenburgici principis vandaliae sverini ac racebvrgi comitis sverinensis, terrarvm rostochii atqve star-gardiae domini, dvcis ac domini nostri clementissimi V. idvvm novembris CI I CC LXVII. Quinquagesima vice B. C. D. Fauste redeuntem in Paedagogio dvcali hvivs loci pie celebrandum indicit, Bützow 1767. 25.* Ausführliche Nachricht von der Einrichtung des Herzoglichen Paedagogium zu Bützow, Auf gnädigstem [!] Befehl durch öffentlichen Druck bekannt gemacht. Auf Kosten des Paedagogium. Bützow 1767.80 26. Te: Auszug aus meteorologischen Beobachtungen, von dem Monath März des vorigen Jahrs 1766 an. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten, Schwerin 1767, S. 129–135. 27. Nachricht von einem eingeschlagenen Gewitter. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten, Schwerin 1768, S. 187–195. 28. J. N. T.: Wetter-Betrachtungen zu Bützow, vom May 1766 bis ans Ende des Februars 1767. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten, Schwerin 1768, S. 101–108. 29. Zur Feyer des höchsten Geburts-Tages Sr. Herzoglichen Durchlaucht. Herrn Friederich Regierenden Herzogs zu Mecklenburg, Fürsten zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Grafen zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Herrn, unsers gnädigsten Herzog und Herrn auf dem Herzogl. Paedagogium zu Bützow ladet alle Gönner und Freunde dieser Schule geziemend ein, Bützow 1768. 30. J. N. T.: Von einigen neuen Vorschlägen zur Beschützung für das Einschlagen des Gewitters. Erster Aufsatz. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten, Schwerin 1769, S. 153–164 (fortgesetzt in: 34, 35, 37, 39; auch veröffentlicht in: 42). 31. Zur Feyer des höchsten Geburts-Tages des Durchlauchtigsten Herzogs und Herrn Herrn Friederich Regierenden Herzogs zu Mecklenburg, Fürsten zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg auch Grafen zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Herrn, Unsers gnädigsten Herzogs und Herrn auf dem hiesigen Herzoglichen Paedagogium am 9. November ladet die Gönner und Freunde dieses Institut geziemend ein, Bützow 1769. C C

80 Das Manuskript ist in Rostock bewahrt: UA Rostock, Rektorat Universität Bützow, Manuskripte zu Berichten der Direktoren J. N. Tetens und V. C. Möller über das Pädagogium 1760– 1776, B 11/3.

Schriften von Tetens

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32.* De via facillima in motu corporum. In: Nova Acta Eruditorum Anno MDCCLXIX. Nr. 11, November, Leipzig 1769, S. 481–503. 33.* Commentatio de principio minimi, Bützow und Wismar 1769. 34. Te: Ueber die neuern Vorschläge zur Beschützung für das Einschlagen des Blitzes. Zweiter Aufsatz. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten, Schwerin 1770, S. 121–138 (= Fortsetzung von: 30; fortgesetzt in: 35, 37, 39; auch veröffentlicht in: 42). 35. Te: Ueber die neuern Vorschläge zur Beschützung vor dem Einschlagen des Blitzes. Dritter Aufsatz. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten, Schwerin 1771, S. 187–202 (= Fortsetzung von: 30, 34; fortgesetzt in: 37, 39; auch veröffentlicht in: 42). 36.* [anonym]: Ueber den Ursprung der Sprachen und der Schrift, Bützow und Wismar 1772. 37. Te: Ueber die neuern Vorschläge zur Beschützung vor dem Einschlagen des Blitzes. Vierter Aufsatz. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten, Schwerin 1772, S. 4–23 (= Fortsetzung von: 30, 34, 35; fortgesetzt in: 39; auch veröffentlicht in: 42). 38.* Iensenii Kraftii potentissimo daniae regi qvondam a consiliis ivstitiae et professoris matheseos in Academia Eqvestri Sorana mechanica latine reddita et avcta cvm tabvlis aeneis, Bützow und Wismar 1773, 31 S., 466, [3] Bl. (Praemonitvm ad lectorem, S. 22–31, Additamentvm ad praelectionem decimam qvintam, continens elementa dynamices, S. 325–391). Übersetzt als: Jens Krafts, vormaligen Königl. Dänischen Justitzraths und öffentlichen Lehrers der Mathematik auf der Ritterakademie zu Soroe, Mechanik, aus der lateinischen mit Zusätzen vermehrten Uebersetzung des Herrn Prof. Tetens ins Deutsche übersezt und hin und wieder verbessert von Johann Christian August Steingrüber, Dresden 1787, S. I-LXII, 1–962, Tab. I-XV (Vorerinnerung an den Leser, S. XXXI-XLV, Zusatz zur funfzehnten Vorlesung. Anfangsgründe der Dynamik, S. 657–803).81 39. Te: Von der Sicherung seiner Person bey einem Gewitter. Als der fünfte und letzte Aufsatz über die neuern Vorschläge zur Beschützung vor dem Einschlagen des Blitzes. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten, Schwerin 1773, S. 21–36 (= Fortsetzung von: 30, 34, 35, 37; auch veröffentlicht in: 42). 40. Über den Einfluß des Mondes in die Witterung. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten, Schwerin 1773, S. 179–198. 41. Rede, an dem höchsten Vermählungs-Tage Ihro Königlichen Hoheiten, des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Friederichs, Erbprinzen zu Dännemark und Norwegen, der Wenden und Gothen, Herzogs zu Schleswig, Holstein, Storman und der Ditmarsen, Grafen zu Oldenburg und Delmenhorst, mit der

81 Es handelt sich um Bearbeitungen der originalen Ausgabe: Jens Kraft, Forelæsninger over Mekanik med hosføiede tillæg, 2 Tle., Sorøe 1763–1764.

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Bibliographie

Durchlauchtigsten Prinzessin Sophia Friederica, gebohrner Herzoginn zu Mecklenburg, Fürstinn zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Gräfinn zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Frauen, am 11ten des Weinmonaths 1774, auf der Friedrichs-Universität zu Bützow gehalten, Bützow 1774. 42. Ueber die beste Sicherung seiner Person bey einem Gewitter, Bützow und Wismar 1774 (umfasst: 30, 34, 35, 37, 39). 43. Einige Bemerkungen über den Gebrauch der Wettergläser, besonders auf dem Lande. In: Gelehrte Beyträge zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten, Schwerin 1775, S. 169–176. 44.* [anonym]: Ueber die allgemeine speculativische Philosophie. Si quis universam velit vituperare,, secundo id populo facere posset, Bützow und Wismar 1775. 45.* Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung, 2 Bde., Leipzig 1777. 46.* Ueber die Realität unsers Begriffs von der Gottheit. Erste Abtheilung über die Realität unsers Begriffs von dem Unendlichen. In: Beyträge zur Beförderung theologischer und andrer wichtigen Kenntnisse von Kielischen und auswärtigen Gelehrten, hrsg. von Johann Andreas Cramer, Teil 2, Kiel und Hamburg 1778, S. 137–204 (fortgesetzt in: 49). 47. [anonym]: Rezension zu: Von dem Begriffe der Philosophie und ihren Theilen. Ein Versuch, womit beym Antritt des ... Amts eines öffentlichen Lehrers der Philosophie zu Halle seine Vorlesungen ankündigt Joh. Aug. Eberhard, Mag. der Philosophie, Berlin, bey Voß. 1778. (62 S. gr. 8). In: Kielisches Litteratur-Journal [Litteraturjournal], 1779, Bd. 1, S. 390–394. 48. [anonym]: Rezension zu: Neue philosophische Litteratur, herausgegeben von Johann Christian Lossius. Zweytes Stück. Halle, bey Gebauer 1779. In gr. 8, 11 Bogen. Drittes Stück. Ebendaselbst. 12 Bogen 1779. In: Kielisches LitteraturJournal [Litteraturjournal], 1780, Bd. 1, 3. Stück, März, S. 236–242. 49.* [anonym]: Ueber die Realität unsers Begriffs von der Gottheit. Zwote Abtheilung. Ueber den Verstand in der Gottheit gegen Hume. In: Beyträge zur Beförderung theologischer und andrer wichtigen Kenntnisse von Kielischen und auswärtigen Gelehrten, hrsg. von Johann Andreas Cramer, Teil 4, Kiel und Hamburg 1783, S. 4–96 (= Fortsetzung von: 46). 50. Anzeige. In: Kielisches Litteratur-Journal [Litteraturjournal], 1783, Bd. 1, S. 95– 96 (in Verbindung stehend zu: 53, 56). 51. [anonym]: Von der Abhängigkeit des Endlichen von dem Unendlichen. Philepistemon und Aleth. In: Beyträge zur Beförderung theologischer und andrer wichtigen Kenntnisse von Kielischen und auswärtigen Gelehrten, hrsg. von Johann Andreas Cramer, Teil 4, Kiel und Hamburg 1783, S. 97–168. 52. [anonym]: Ueber die göttliche Gerechtigkeit, den Zweck der göttlichen Strafen. In: Beyträge zur Beförderung theologischer und andrer wichtigen Kenntnisse von Kielischen und auswärtigen Gelehrten, hrsg. von Johann Andreas Cramer, Teil 4, Kiel und Hamburg 1783, S. 249–290. 53.* Einleitung zur Berechnung der Leibrenten und Anwartschaften die vom Leben

Schriften von Tetens

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und Tode einer oder mehrerer Personen abhangen mit Tabellen zum practischen Gebrauch, Bd. 1, Leipzig 1785 (in Verbindung stehend zu: 50; fortgesetzt in: 56). 54. Oratio de studiis academicis ad culturam rationis dirigendis, Kiel [?] 1785.82 55. Regiae academiae Kiloniensis prorector cancellarivs et senatvs civibvs svis, Kiel 1785. 56.* Einleitung zur Berechnung der Leibrenten und Anwartschaften. Zweyter Theil. Versuche über einige bey Versorgungs-Anstalten erhebliche Puncte, Leipzig 1786 (in Verbindung stehend zu: 50; Fortsetzung von: 53). 57. [anonym]: Beytrag zur Geschichte der Toleranz in protestantischen Ländern (aus einem Briefe aus dem Mecklenburgischen). In: Neues Kielisches Magazin vor die Geschichte, Statsklugkeit [!] und Statenkunde [!], hrsg. von Valentin August Heinze, Bd. 1, 2. Stück, Kopenhagen 1786, S. 161–174. 58. Ueber den eingedeichten Zustand der Marschländer, und die demselben anklebende Gefahr vor Ueberschwemmungen, – eine Vorlesung, gehalten in der Versamlung der Schleswig-Holsteinischen patriotischen Gesellschaft am 31. Oktober 1787. In: Schleswig-Holsteinische Provinzialberichte, Bd. 2 (viertes bis sechstes Heft), Altona 1787, S. 641–665. 59. N. N.: Nachricht von der am 15ten Oktober 1786 von des Herrn geheimen Konferenzraths, Grafen von Holck, Excellenz, auf dem adelichen Gute Eckhof veranstalteten Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern, nebst den beigefügten Erbpachtskontrakten. Schreiben an den Herausgeber. In: Schleswig-Holsteinische Provinzialberichte, Bd. 1 (erstes bis drittes Heft), Altona 1787, S. 30–48. 60. Beweis eines Lehrsatzes von dem Mittelpunkte der Coefficienten in den Polynomien. In: Leipziger Magazin für reine und angewandte Mathematik. Jahrgang 1787, 1. Stück, Leipzig 1787, S. 55–62. * 61. Integration af logarithmiske Differentialer af den Form e zdx, hvor z er en Function af x. In: Nye Samling af det Kongelige Danske Videnskabers Selskabs Skrivter, Tl. 3, Kopenhagen 1788, S. 498–516.83 * 62. Reisen in die Marschländer an der Nordsee zur Beobachtung des Deichbaus in Briefen. Opinionum commenta delet dies, naturae iudicia confirmat. Mit Kupfern, Bd. 1, Leipzig 1788.84 82 Nach einigen bibliographischen Angaben wurde diese Rede im Neuen Kielischen LitteraturJournal, 1785, S. 180–192 gedruckt, vgl. Johann Georg Meusel, „Tetens (Johann Nikolaus)“. In: Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, angefangen von Georg Christoph Hamberger, fortgesetzt von Johann Georg Meusel, Bd. 8, Lemgo 51800. Nachdruck Hildesheim 1966, S. 27 f.; Pfannkuch, „Bibliographie“. In: Tetens, Sprachphilosophische Versuche, a.a.O., S. 231; Ulrich Gottfried Leinsle, „Tetens, Johann Nicolaus“. In: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, bearbeitet und hrsg. von Friedrich Wilhelm Bautz, fortgeführt von Traugott Bautz, Bd. 11, Hamm (Westfalen) 1996, Sp. 723. Als Sonderdrucke gibt es diese Rede in den Universitätsbibliotheken in Harvard und Edinburgh. 83 Vortrag, gehalten in der Dänischen Akademie der Wissenschaften am 8. Februar 1788. 84 Weitere Bände sind nicht erschienen, obwohl es 1789 hieß: „Der zweyte Theil der Briefe, die das Deichwesen betreffen, ist schon vollendet“; vgl. [anonym]: Kurze Nachrichten, Kiel, den 3ten April 1789. In: Gothaische Gelehrte Zeitungen, 33. Stück, 25. April, 1789, S. 284 f.

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Bibliographie

63. Ueber den jezigen dänischen Geldcours und die Münzveränderung in den Herzogthümern Schleswig und Hollstein, Kiel 1788, S. 1–124. Anderer Druck in: Schleswig-Holsteinische Provinzialberichte, Bd. 1 (erstes bis drittes Heft), Altona 1788, S. 196–276. 64. Anmerkungen zu der vorstehenden Abhandlung des Herrn D. Price vom öffentlichen Credit und Nationalschulden. In: Sammlungen zur Geschichte und Statswissenschaft, hrsg. von Valentin August Heinze, Bd. 1, Göttingen 1789, S. 203–260. 65. Nogle Anmærkninger over Anvendelsen af den synkende Fond. In: Minerva, et Maanedsskrivt, Bd. 1, Kopenhagen 1790, S. 346–366 (in Verbindung stehend zu: 67, 69). 66. Om Indretningen af en regelmæssig Gields-Afbetaling ved Communer. In: Minerva, et Maanedsskrivt, Bd. 4, Kopenhagen 1790, S. 181–215. 67. Einige Bemerkungen über die Anwendung des sinkenden Fonds; vorgelesen in der Gesellschaft der Wissenschaften zu Kopenhagen den 5ten März 1790. In: Sammlungen zur Geschichte und Statswissenschaft, hrsg. von Valentin August Heinze, Bd. 2, 1. Heft, Göttingen 1791, S. 65–86 (in Verbindung stehend zu: 65, 69). 68. [anonym]: Af et Brev til Udgiveren af den Slesvig-Holsteenske Special-Calender fra 1791. In: Minerva, et Maanedsskrivt, Bd. 1, Kopenhagen 1791, S. 266–271. 69. Arithmetisk Problem, angaaende Anvendelsen af de synkende Fonds. In: Nye Samling af det Kongelige Danske Videnskabers Selskabs Skrivter, Tl. 4, Kopenhagen 1793, S. 310–34685 (in Verbindung stehend zu: 65, 67). 70. [anonym]: Hvorledes det mindre Antal kan udgiøre fleste Stemmer? tilligemed nogle Anmæ´rkninger over Rousseaus Contract social, og over den nyere franske Statsret. In: Minerva, et Maanedsskrivt, Bd. 2, Kopenhagen 1793, S. 64–109, 332– 376; Bd. 3, S. 1–41.86 71. Ueber die letzten Veränderungen mit der Bank und dem Geldwesen in Dännemark. Nebst einigen allgemeinen Untersuchungen betreffend wesentliche Punkte bey Leihbanken an den Herrn Matthias von Drateln, Kopenhagen 1793. 72. Lous, Christian Carl: Einige Versuche und Vorschläge betreffend die Theorie der Navigation um sie vollkommener und ihre Anwendung auf der See sicherer zu machen. Uebersetzt aus dem Dänischen, Kiel 1795 (übersetzt von Tetens [anonym]).87 73. Was wird erfordert zu einer völlig zweckmäßigen Brandanstalt in grösseren Städten? − (Eine Preisfrage.). In: Schleswig-Holsteinische Provinzialberichte, Bd. 2, 5. Heft, Altona, Kiel 1795, S. 224–227. Anderer Druck: Preisaufgabe. Was wird er85 Vortrag, gehalten in der Dänischen Akademie der Wissenschaften am 5. März 1790. 86 Vgl. die Bemerkung von Kordes, „Tetens (Johann Nikolaus)“. In: Lexikon der jetztlebenden schleswig-holsteinischen und eutinischen Schriftsteller, a.a.O., S. 331, wo es heißt: Die Schrift „ist noch nicht vollendet. Der Verf. wird diese Materie auch nicht in der Minerva fortsetzen, sondern sie umgearbeitet mit einigen verwandten Materien dem Publicum mittheilen, vielleicht aber erst nach ein Paar Iahren.“ Diese Umarbeitung ist aber nicht erschienen. 87 Originale Ausgabe: Christian Carl Lous, Styrmands-Kunst eller saa kaldet Skatkammer, inbeholdende en tydelig og med mange Exempler oplyst Underviisning om, hvad en Styrmand nødvendigst bør forstaae, Kopenhagen 21787 (11781).

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fordert zu einer völlig zweckmäßigen Brand-Anstalt in größeren Städten? In: Intelligenzblatt der allgemeinen Literatur-Zeitung vom Jahre 1795, Nr. 106, 23. September, Jena, Leipzig 1795, Sp. 854–856.88 Formula Polynomiorum. Eine allgemeine Formel für die Potenzen mertheiliger Größen. In: Der polynomische Lehrsatz das wichtigste Theorem der ganzen Analysis nebst einigen verwandten und andern Sätzen. Neu bearbeitet und dargestellt von Tetens, Klügel, Kramp, Pfaff und Hindenburg. Zum Druck befördert und mit Anmerkungen, auch einem kurzen Abrisse der combinatorischen Methode und ihrer Anwendung auf die Analysis versehen von Carl Friedrich Hindenburg, Leipzig 1796, S. 1–47 (in Verbindung stehend zu: 77). [anonym]: Plan einer algemeinen Versorgungs-Anstalt zu Copenhagen unter Sr. Königl. Majestät allerhöchster Garantie, Kopenhagen 1796 (in Verbindung stehend zu: 76). [anonym]: Plan til en almindelig Forsørgelses Anstalt, oprettet i Kiøbenhavn under Hans. Kongl. Majestaets allerhøieste Garantie, Kopenhagen 1796 (in Verbindung stehend zu: 75). Formula polynomiorum. En almindelig Formel for Coefficienterne udi Polynomier. In: Nye Samling af det Kongelige Danske Videnskabers Selskabs Skrivter, Tl. 5, Kopenhagen 1799, S. 253– 286.89 Übersetzt in: Physikalische, chemische, naturhistorische und mathematische Abhandlungen aus der neuen Sammlung der Schriften der kgl. dänischen Gesellschaft der Wissenschaften, übers. von Paul Scheel und Carl Ferdinand Degen, Bd. 1, Tl. 1, Kopenhagen 1798, S. 111–152 (in Verbindung stehend zu: 74). Om Fleerheden af collective Stemmer, og Probabiliteten af samme. In: Nye Samling af det Kongelige Danske Videnskabers Selskabs Skrivter, Tl. 5, Kopenhagen 1799, S. 116–143.90 Zu Seite 305. Astronomische Bestimmung der Lage der meisten Kirchen in den schleswig-holsteinischen und einigen angrenzenden Städten und Oertern, nach den von der Kopenhagener Gesellschaft der Wissenschaften veranstalteten Beobachtungen. In: Schleswig-Holsteinische Blätter für Policei und Kultur, Bd. 1, Altona, Kiel 1799, [1] Bl. Plan til en Tontine, eller et Livrente-societet, oprettet i København. Undscr Hs. Kgl. Maj.s allerhøieste Garantie [28. Juni 1800], Kopenhagen 1800 (in Verbindung stehend zu: 81). Plan zu einer Tontine, oder Leibrenten-societet, zu Copenhagen. Unter Sr. Kön. Maj. Allerhöchsten Garantie [28. Juni 1800], Kopenhagen 1800 (in Verbindung stehend zu: 80).

88 Auch Sonderdrucke dieser Preisfrage wurden angefertigt, vgl. z.B.: UB Rostock, Sondersammlungen, Korrespondenz J. N. Tetens an Oluf Gerhard Tychsen, Miss. orient. 284 (12), Bl. 320–339, Brief vom 9.8.1795 (http://rosdok.uni-rostock.de/resolve/id/rosdok document 0000009001). 89 Vortrag, gehalten in der Dänischen Akademie der Wissenschaften am 6. Februar 1795. 90 Vortrag, gehalten in der Dänischen Akademie der Wissenschaften am 4. Januar 1793.

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Bibliographie

82. [anonym]: Betrachtungen über die gegenseitigen Befugnisse der kriegführenden Mächte und der Neutralen auf der See, Kiel 1802 (in Verbindung stehend zu: 85). 83. Efterretning om Tilstanden af den almindelige Enke-Kasse i Kiøbenhavn ved Slutningen af Aaret 1797, samt almindelige Anmærkninger over ForsikkringsAnstalter i Livs- og Døds-Tilfælde i Amindelighed. Oversat af Niels Søndergaard, Kopenhagen 1802. 84. Nachricht von dem Zustande der allgemeinen Wittwen-Casse zu Copenhagen am Schluß des Jahres 1797, mit einigen Bemerkungen über Versicherungs-Anstalten auf Lebens- und Sterbens-Fälle, und die Art sie zu prüffen, Kopenhagen 1803. 85. Conside´rations sur les droits re´ciproques des puissances bellige´rantes et des puissances neutres sur me. Avec les principes du droit de guerre en general, Kopenhagen 1805 (in Verbindung stehend zu: 82). 86. Almindelige Bemærkninger over Papiirpengenes Natur, over den Grund, hvorpaa deres Værdi beroer, isærdeleshed med Hensyn paa Pengevæsenet i Danmark (Skrevne i 1803). In: Det skandinaviske Literaturselskabs Skrifter, Bd. 19, Kopenhagen 1823, S. 303–338.

b) In der Literatur erwähnte, aber unzugänglich gebliebene Schriften 1. Ein Schreiben über die Eigenschaften der Zahl neun. In: Nachrichten vom baltischen Meere aus dem Reiche der Gelehrsamkeit, der Sittenlehre, der Haushaltungskunde, der schönen Wissenschaften und Künste, den gemeinen Nutzen zu befördern, Hadersleben 1765.91 2. Programma de ratione in scholis publicis docendi, sic quidem, ut quamquam discipuli adsunt numero plures ingenio et provectibus diversi, ab uno magistro simul instituendi, non minus tamen singuli proficiant, quam si quisque privatim edoceatur, Bützow 1766 (oder 1760).92 3. Von der Einpfropfung der Blattern. In: Gelehrte Beyträge zu den MecklenburgSchwerinschen Nachrichten, Schwerin 1765 (oder 1767).93 4. Schreiben eines Naturforschers über die Magnetkuren, Bützow und Wismar 1775

91 Vgl. Kordes, „Tetens (Johann Nikolaus)“. In: Lexikon der jetztlebenden schleswig-holsteinischen und eutinischen Schriftsteller, a.a.O., S. 327; Meusel, „Tetens (Johann Nikolaus)“. In: Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, a.a.O., S. 29; Leinsle, „Tetens, Johann Nicolaus“. In: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, a.a.O., Sp. 723. 92 Vgl. Meusel, „Tetens (Johann Nikolaus)“. In: Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, a.a.O., S. 27; Leinsle, „Tetens, Johann Nicolaus“. In: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, a.a.O., Sp. 723. 93 Vgl. Kordes, „Tetens (Johann Nikolaus)“. In: Lexikon der jetztlebenden schleswig-holsteinischen und eutinischen Schriftsteller, a.a.O., S. 327; Meusel, „Tetens (Johann Nikolaus)“. In: Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, a.a.O., S. 28; Leinsle, „Tetens, Johann Nicolaus“. In: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, a.a.O., Sp. 723.

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(oder Ueber die neuern Magnetcuren, an einen Artzt von einem Naturforscher, Schwerin 1775).94 [Ergänzende Notiz zur anonymen Anzeige der PhV]. In: Gelehrte Zeitung, Bd. 7, 81. Stück, Kiel 1777, S. 675ff. (oder 673–679).95 [anonym]: Rezension zu: Dietrich Tiedemann, Untersuchungen über den Menschen, 1777–1778.96 Auflösung des Problems, betreffend die Friction auf der geneigten Fläche. In: Kielisches Litteratur-Journal [Litteraturjournal], 1780.97 [anonym]: Rezension zu: Johann Albert Hinrich Reimarus, Ueber die Gründe der menschlichen Erkentniß und der natürlichen Religion, Hamburg 1787, 1787.98 Rezension zu: Heinrich Corrodi, Versuch über Gott, die Welt und die menschliche Seele durch die gegenwärtigen philosophischen Streitigkeiten veranlaßt, Berlin 1788, 1788.99

c) Spätere Nachdrucke, Ausgaben und Übersetzungen 1. Über die allgemeine speculativische Philosophie. Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Erster Band, besorgt von Wilhelm Uebele. Mit einem Bildnis (Neudrucke seltener philosophischer Werke, hrsg. von der Kantgesellschaft, 4), Berlin 1913. 2. Über den Ursprung der Sprachen und der Schrift, eingeleitet und hrsg. von Hannelore Pallus (Philosophische Studientexte), Berlin 1966. 3. Sprachphilosophische Versuche. Mit einer Einleitung von Erich Heintel hrsg. von Heinrich Pfannkuch (Philosophische Bibliothek, 258), Hamburg 1971.

94 Vgl. Kordes, „Tetens (Johann Nikolaus)“. In: Lexikon der jetztlebenden schleswig-holsteinischen und eutinischen Schriftsteller, a.a.O., S. 328; Meusel, „Tetens (Johann Nikolaus)“. In: Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, a.a.O., S. 27; „Tetens, Johann Nicolaus.“ In: Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften, enthalten Nachweisungen über Lebensverhältnisse von Mathematikern, Astronomen, Physikern, Chemikern, Mineralogen, Geologen usw. aller Völker und Zeiten gesammelt von Johann C. Poggendorf, Bd. 2, Leipzig 1863, Sp. 1086; Leinsle, „Tetens, Johann Nicolaus“. In: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, a.a.O., Sp. 723. Vielleicht handelt es sich um den Aufsatz: [anonym], Schreiben eines Naturforschers an einen Arzt 1775. In: Sammlung der neuesten gedruckten und geschriebenen Nachrichten von Magnet-Curen, vorzüglich der Mesmerischen, Leipzig 1778, S. 100–118. 95 Vgl. Pfannkuch, „Bibliographie“. In: Tetens, Sprachphilosophische Versuche, a.a.O., S. 231. 96 Vgl. Uebele 1911, S. 169. 97 Vgl. Kordes, „Tetens (Johann Nikolaus)“. In: Lexikon der jetztlebenden schleswig-holsteinischen und eutinischen Schriftsteller, a.a.O., S. 329; Meusel, „Tetens (Johann Nikolaus)“. In: Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, a.a.O., S. 29; Leinsle, „Tetens, Johann Nicolaus“. In: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, a.a.O., Sp. 723. 98 Vgl. Uebele 1911, S. 173. 99 Vgl. ebd., S. 175.

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Bibliographie

Enthält: Über die Grundsätze und den Nutzen der Etymologie; Über den Ursprung der Sprachen und der Schrift; PhV (Eilfter Versuch: Über die Grundkraft der menschlichen Seele, und den Charakter der Menschheit; Anhang zum eilftern Versuch. Einige Anmerkungen über die natürliche Sprachfähigkeit des Menschen).

4. Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwicklung, 2 Bde., Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1777: Hildesheim / New York 1979 (Die philosophischen Werke [PW], Bde. I u. II). 5. Saggi filosofici sulla natura umana e sul suo sviluppo. Scritti minori. Antologia a cura di Raffaele Ciafardone, L’Aquila 1983. Enthält Ausschnitte aus: PhV, Bd. 1; Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind; ASP; Über den Ursprung der Sprachen und der Schrift.

6. Über den Ursprung der Sprachen u. der Schrift, Nachdruck der Ausgabe Bützow und Wismar 1772: Frankfurt am Main 1985. 7. Die Philosophie der deutschen Aufklärung. Texte und Darstellung, hrsg. von Raffaele Ciafardone. Deutsche Bearbeitung von Norbert Hinske und Rainer Specht (Reclams Universal-Bibliothek, 8667), Stuttgart 1990, S. 188–208. Enthält Ausschnitte aus: Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind, §§ 6–8, 10, 15–17, 20–22; ASP; PhV, Bd. 1.

8. Introduction to the Calculation of Life Annuities, On the Tetens Mortality Curve. Übersetzt von Christian Hipp, Peter Boller and Nathalie Smailou. In: History of Actuarial Science. Bd. 4, Tl. 2: Life Insurance Mathematics, hrsg. von Steven Haberman und Trevor A. Sibbett, London 1995, S. 29–43 (31–43), S. 44–47 (45–47). Enthält Ausschnitte aus: Einleitung zur Berechnung der Leibrenten, Bd. 1.

9. Iz socˇinenija „O vseobsˇcˇej spekuljativnoj filosofii“. Übersetzt und kommentiert von Aleksej Nikolaevicˇ Kruglov. In: Voprosy filosofii, 2002, Nr. 12, S. 204–219; 2003, Nr. 7, S. 147–176. 10. Die philosophischen Werke [PW], Bde. III u. IV: Kleinere Schriften. In Zusammenarbeit mit Rüdiger Thiele und Robert Mößgen ausgewählt, eingeleitet und hrsg. von Hans-Jürgen Engfer, Hildesheim / Zürich / New York 2005. Bd. III enthält: Gedanken von dem Einfluß des Climatis in die Denkungsart des Menschen; Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind; Abhandlung Von dem Maaß der lebendigen Kräfte; Abhandlung von den vorzüglichsten Beweisen des Daseins Gottes; Schreiben an ... über die Frage: Ob die Verschiedenheit der Erkenntniß-Fähigkeiten und Neigungen der Menschen in einer angebohrnen Verschiedenheit, oder in den äusserlichen Umständen seinen Grund habe?; Von der Verschiedenheit der Menschen nach ihren Haupt-Neigungen; Methodus Inveniendi Curvas, Maximum vel Minimum efficientes, universaliter, et ex analyticis principiis demonstrata; Ueber die Grundsätze und den Nutzen der Etymologie; Ueber den verschiedenen Nuzen der menschlichen Erkentnissen; Ueber den Nutzen der Etymologie; Ueber den Uhrsprung der Ehrbegierde; Ausführliche Nachricht von der Einrichtung des Herzoglichen Paedagogium zu Bützow; Zur Feyer des höchsten Geburts-Tages; Commentatio de principio minimi; De via facillima in motu corporum; Ueber den Ursprung der Sprachen und der Schrift.

Schriften von Tetens

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Bd. IV enthält: ASP; Ueber die Realität unsers Begriffs von der Gottheit; Von der Abhängigkeit des Endlichen von dem Unendlichen; Ueber die göttliche Gerechtigkeit, den Zweck der göttlichen Strafen; Beytrag zur Geschichte der Toleranz in protestantischen Ländern; Ueber den eingedeichten Zustand der Marschländer, und die demselben anklebende Gefahr vor Ueberschwemmungen; Reisen in die Marschländer an der Nordsee zur Beobachtung des Deichbaus in Briefen [Ausschnitte]; Klopstocks Correspondenz mit Professor Tetens in Kiel, die deutsche Orthographie betreffend; Rezensionen der PhV.

11. De Felice, Federica: Filosofia e matematica nell’illuminismo tedesco, Rom 2008. Enthält S. 103–118 Ausschnitte aus: Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind.

12. Saggi filosofici sulla natura umana e sul suo sviluppo. Introduzione, traduzione, note e apparati di Raffaele Ciafardone, Mailand 2008. 13. Philosophical Essays on Human Nature and Its Development. In: Kant’s Critique of Pure Reason. Background Source Materials, hrsg. und übersetzt von Eric Watkins, Cambridge 2009. Enthält S. 357–391 Ausschnitte aus: PhV.

14. Gründe, weshalb metaphysische Erkenntnisse keine wissenschaftlichen Erkentnisse sind, Der Stoff der Gedanken kommt von der Empfindungvorstellungen [!], ihre Form ist ein Werk der denkenden Kraft. Der unmittelbare Gegenstand des Gefühls ist das Absolute in den Dingen, nicht das Relative. In: Korszakok, ira´nyzatok, e´letmu˝vek. Tanulma´nyok a köze´p- e´s kelet-euro´pai felvila´gosoda´sro´l – Epochen, Richtungen, Lebenswerke. Studien über mittel- und osteuropäische Aufklärung, hrsg. von Endre Kiss (Magyar zsido´ szemle ko¨nyvek, 2), Budapest 2010. Enthält S. 253–268 Ausschnitte aus: PhV, Bd. 1.

15. Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind, als eine Einladungs-Schrift zu seinen den 13ten October auf der neuen Bützowschen Academie anzufangenden Vorlesungen. In: Philosophical Academic Programs of the German Enlightenment. A Literary Genre Recontextualized, hrsg. von Seung-Kee Lee, Ricardo Pozzo, Marco Sgarbi und Dagmar von Wille (Forschungen und Materialien zur Universitätsgeschichte, I.4), Stuttgart-Bad Cannstatt 2012, S. 137–176. 16. O vseobsˇcˇej spekuljativnoj filosofii. Über die allgemeine speculativische Philosophie. Mit einem Vorwort von Norbert Hinske mit Einleitung und Anmerkungen, Bibliographie und Register. Übersetzt und hrsg. von Alexei N. Krouglov (Istorija filosofii v pamjatnikach), Moskau 2013. 17. Ob otnosˇenii vyssˇich znanij diskursivnogo razuma k znanijam obydennogo cˇelovecˇeskogo rassudka (8 Opyt). Übersetzt von Sergej Grigor’evicˇ Sekundant. In: Kantovskij sbornik, 2014, Nr. 1 (47), S. 76–86. 18. Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Kommentierte Ausgabe, hrsg. von Udo Roth und Gideon Stiening (Werkprofile. Philosophen und Literaten des 17. und 18. Jahrhunderts, 5), Berlin 2014. 19. Metaphysik. Mit einer Einleitung und Anmerkungen textkritisch hrsg. von Michael Sellhoff (Philosophische Bibliothek, 677), Hamburg 2015.

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Bibliographie

3. Bibliographie zur Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie a) Ausgaben, Teildrucke und Übersetzungen 1. Ueber die allgemeine speculativische Philosophie, Bützow und Wismar 1775. Nachdruck in: PW IV, S. 1–94. 2. Über die allgemeine speculativische Philosophie. In: Über die allgemeine speculativische Philosophie. Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Erster Band, besorgt von Wilhelm Uebele. Mit einem Bildnis (Neudrucke seltener philosophischer Werke, hrsg. von der Kantgesellschaft, 4), Berlin 1913, S. 1–72. 3. Intorno alla filosofia generale speculative. In: Johann Nicolaus Tetens, Saggi filosofici sulla natura umana e sul suo sviluppo. Scritti minori. Antologia a cura di Raffaele Ciafardone, L’Aquila 1983, S. 115–127. 4. Über die allgemeine speculativische Philosophie. In: Die Philosophie der deutschen Aufklärung. Texte und Darstellung, hrsg. von Raffaele Ciafardone. Deutsche Bearbeitung von Norbert Hinske und Rainer Specht (Reclams Universal-Bibliothek, 8667), Stuttgart 1990, S. 193–199. 5. Iz socˇinenija „O vseobsˇcˇej spekuljativnoj filosofii“. Übersetzt und kommentiert von Aleksej Nikolaevicˇ Kruglov. In: Voprosy filosofii, 2002, Nr. 12, S. 204–219; 2003, Nr. 7, S. 147–176. 6. O vseobsˇcˇej spekuljativnoj filosofii. Über die allgemeine speculativische Philosophie. Mit einem Vorwort von Norbert Hinske mit Einleitung und Anmerkungen, Bibliographie und Register. Übersetzt und hrsg. von Alexei N. Krouglov (Istorija filosofii v pamjatnikach), Moskau 2013, S. 33–167. b) Zeitgenössische Rezensionen 1. M. [Möller, J. G. P.]: Ueber die allgemeine speculativische Philosophie. Bützow 1775. 6 Bog. in 8. In: Neueste Critische Nachrichten. Bd. 1, 38. Stück, Greifswald 1775, S. 301–302. 2. [anonym]: Ueber die allgemeine speculativische Philosophie. Si quis universam velit vituperare, secundo id populo facere posset. Cic. Bützow und Wismar, in der Berger- und Boednerschen Buchhandlung. 1775. 94 Seiten. Groß 8. In: Gelehrte Zeitung. 77. Stück, Kiel 1775, S. 609–614. 3. [Adelung, J. Chr.]: Ueber die allgemeine speculativische Philosophie. Bützow und Wismar, bey Berger und Bödner 1775. 6 Bogen in gr. 8. 4 gl. In: Allgemeines Verzeichniß neuer Bücher mit kurzen Anmerkungen. Nebst einem gelehrten Anzeiger. Auf das Jahr 1776, 1. Stück, Januar, Leipzig 1776, S. 33. 4. [Lambert, J. H.]: Ueber die allgemeine speculative Philosophie. 1775. Bützow und Wismar, in der Berger- und Bödnerschen Buchhandlung. 6 Bogen. 8. In: Allgemeine deutsche Bibliothek. Bd. 29, 1. Stück, Berlin und Stettin 1776, S. 196–199.

Bibliographie zur Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie

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5. [Feder, J. G. H.]: In der Berger- und Boednerschen Buchhandlung Ueber die allgemeine speculative [!] Philosophie. Si quis universam velit vituperare, secundo id populo facere posset, 1775. 94 S. 8. In: Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen unter Aufsicht der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften. Bd. 1, 2. Stück, 4. Januar, Göttingen 1777, S. 15–16.

c) Auswahl aus der Sekundärliteratur 1. Barnouw, Jeffrey: The Philosophical Achievement and Historical Significance of Johann Nicolaus Tetens. In: Studies in Eighteenth-Century Culture 9 (1979), S. 307–319. 2. Baumanns, Peter: Kants Philosophie der Erkenntnis. Durchgehender Kommentar zu den Hauptkapiteln der „Kritik der reinen Vernunft“, Würzburg 1997, S. 373–376. 3. Baumgarten, Hans-Ulrich: Kant und Tetens. Untersuchungen zum Problem von Vorstellung und Gegenstand, Stuttgart 1992. 4. Beck, Lewis White: Early German philosophy. Kant and his Predecessors, Cambridge (Massachusetts) 1969. Nachdruck Bristol 1996, S. 412–425. 5. Böhr, Christoph: An der Schwelle zur deutschen Popularphilosophie: Johann Nikolaus Tetens’ Warnung vor populärer Philosophie. Über eine fast unbekannte Quelle am Beginn einer einflußreichen Strömung. In: Johann Jakob Engel (1741– 1802). Philosoph für die Welt, Ästhetiker und Dichter, hrsg. von Alexander Kosˇenina (Berliner Klassik, 7), Hannover-Laatzen 2005, S. 205–212. 6. Ciafardone, Raffaele: „Introduzione“. In: Johann Nicolaus Tetens, Saggi filosofici sulla natura umana e sul suo sviluppo. Scritti minori. Antologia a cura di Raffaele Ciafardone, L’Aquila 1983, S. XIV-XVII. 7. De Boer, Karin: Transformations of Transcendental Philosophy: Wolff, Kant, and Hegel. In: Bulletin of the Hegel Society of Great Britain 63/64 (2011), S. 63f. 8. De Gelder, Bea: Kant en Tetens. In: Tijdschrift voor filosofie 37 (1975), S. 226–260. 9. Dyck, Corey W.: Kant’s Transcendental Deduction and the Ghosts of Descartes and Hume. In: British Journal of the History of Philosophy 19 (2011), S. 481–489. 10. Engfer, Hans-Jürgen: Selbstbeobachtung und Vernunfttheorie bei J. N. Tetens. In: Erfahrung und Beobachtung. Erkenntnistheorie und wissenschaftshistorische Untersuchungen zur Erkenntnisbegründung. Kolloquium an der Technischen Universität Berlin, hrsg. von Hans Poser, Berlin 1992, S. 121–141. 11. Engfer, Hans-Jürgen: „Vorrede“. In: Johann Nicolaus Tetens, Die philosophischen Werke, Bd. III: Kleinere Schriften. In Zusammenarbeit mit Rüdiger Thiele und Robert Mößgen ausgewählt, eingeleitet und hrsg. von Hans-Jürgen Engfer, Hildesheim / Zürich / New York 2005, S. I-LIII. 12. Gawlick, Günter / Kreimendahl, Lothar: Hume in der deutschen Aufklärung. Umrisse einer Rezeptionsgeschichte (FMDA, Abt. II, Bd. 4), Stuttgart-Bad Cannstatt 1987, S. 93f., 104f., 109. 13. Golembski, Wł.[adysław]: Niemiecka filozofja os´wiecenia jako z´ro´dło transcen-

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21. 22. 23. 24.

Bibliographie

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100 Bei den russischen Publikationen wurden Namen und Titel gemäß ISO9, dem wissenschaftlichen Standardtransliterationsverfahren, aus dem Kyrillischen transliteriert. Bei manchen Autoren kommt es hierdurch zu Abweichungen in der Schreibung der Eigennamen. Denn neben dieser standardisierten Variante, die für alle russischen Publikationen verwendet wurde, existiert häufig noch eine andere, die auf verschiedene Weise bei Erstveröffentlichungen entstanden ist. Seitdem wird diese andere Form für nicht-russische Publikationen bestimmter Autoren tradiert. Aus diesem Grund kommt es vor, daß zwei Schreibungsvarianten ein und desselben Namens innerhalb der Bibliographie nebeneinander bestehen.

Bibliographie zur Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie

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25. Kruglov, Aleksej Nikolaevicˇ: Ucˇenie I. Kanta o transcendental’noj vidimosti i ego istocˇniki. In: Istoriko-filosofskij al’manach, Bd. 1: Kant i sovremennost’, hrsg. von Vadim Valer’evicˇ Vasil’ev, Moskau 2005, S. 137f. 26. Kuehn, Manfred: Scottish Common Sense in Germany, 1768–1800. A Contribution to the History of Critical Philosophy (McGill-Queen’s Studies in the History of Ideas, 11), Kingston / Montreal 1987, S. 119–141. 27. Nowitzki, Hans-Peter: „Wortforschen ist nicht Becanissen ...“. Tetens’ Sprachkritik und Philosophiereform. In: Gideon Stiening / Udo Thiel (Hrsg.), Johann Nikolaus Tetens (1736–1807). Philosophie in der Tradition des europäischen Empirismus (Werkprofile. Philosophen und Literaten des 17. und 18. Jahrhunderts, 6), Berlin 2014, S. 357–359. 28. Patkul’, Andrej Borisovicˇ: Rezension zu: Tetens I. N. O vseobsˇcˇej spekuljativnoj filosofii. Vvedenie, perevod i primecˇanija A. N. Kruglova, predislovie N. Hinske. M.: „Kanon+“ ROOI „Reabilitacija“, 2013. – 336 S. In: Kantovskij sbornik, 2015, Nr. 1 (51), S. 112f. 29. Pinder, Tillmann: Kants Begriff der transzendentalen Erkenntnis. Zur Interpretation der Definition des Begriffs „transzendental“ in der Einleitung zur Kritik der reinen Vernunft (A 11f. / B 25). In: Kant-Studien 77 (1986), S. 14–17, 24. 30. Puech, Michel: Kant et la causalite´. E´tude sur la formation du syste`me critique, Paris 1990, S. 209–212. 31. Puech, Michel: Tetens et la crise de la me´taphysique allemande en 1775 (Über die allgemeine speculativische Philosophie). In: Revue philosophique de la France et de l’E´tranger 182.1 (1992), S. 3–29. 32. Schneidereit, Nele: Einheit der Vernunft und subjektivische Notwendigkeit. Tetens’ Version einer Common Sense-Philosophie. In: Gideon Stiening / Udo Thiel (Hrsg.), Johann Nikolaus Tetens (1736–1807). Philosophie in der Tradition des europäischen Empirismus (Werkprofile. Philosophen und Literaten des 17. und 18. Jahrhunderts, 6), Berlin 2014, S. 181–198. 33. Seidel, Arthur: Tetens’ Einfluß auf die kritische Philosophie Kants, Würzburg 1932 [Phil. Diss. Leipzig 1931]. 34. Sekundant, Sergej Grigor’evicˇ: Lejbnic, Kant i Tetens. Ideja kriticˇeskogo metoda v nemeckoj filosofii 17–18 vv., Tl. 1. In: Epistemologija i filosofija nauki, 2011, Bd. XXVII, Nr. 2, S. 200–214. 35. Sekundant, Sergej Grigor’evicˇ: „O vseobsˇcˇej spekuljativnoj filosofii“. In: Enciklopedija epistemologii i filosofii nauki, hrsg. von Il’ja Teodorovicˇ Kasavin, Moskau 2009, S. 618f. 36. Sekundant, Sergej Grigor’evicˇ: „Transcendentnaja filosofija“ I. N. Tetensa kak fundamental’naja nauka i kriticˇeskaja propedevtika k metafizike. In: Kantovskij sbornik, 2014, Nr. 1(47), S. 8–24. 37. Sellhoff, Michael: „Einleitung“. In: Johann Nicolaus Tetens, Metaphysik. Mit einer Einleitung und Anmerkungen textkritisch hrsg. von Michael Sellhoff (Philosophische Bibliothek, 677), Hamburg 2015, S. LXV-LXXVIII. 38. Stiening, Gideon / Thiel, Udo: „Einleitung. Johann Nikolaus Tetens und die Tra-

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41. 42. 43.

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Bibliographie

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Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen

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Ueber die allgemeine speculativische Philosophie, Bützow und Wismar, in der Berger- und Boednerschen Buchhandlung, 1775 AA Kant’s gesammelte Schriften, Akademie-Ausgabe ASP Über die allgemeine speculativische Philosophie De mundi De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis DKB Dänische Königliche Bibliothek, Kopenhagen GW Christian Wolff, Gesammelte Werke KrV Kant, Kritik der reinen Vernunft LASH Landesarchiv Schleswig-Holstein PhV Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwicklung PW Tetens, Die philosophischen Werke, Bde. III u. IV, hrsg. von Hans-Jürgen Engfer SBB PK Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz SS Sommersemester UA Universitätsarchiv UB Universitätsbibliothek Uebele 1911 Uebele, Johann Nicolaus Tetens nach seiner Gesamtentwicklung betrachtet, 1911 Uebele Über die allgemeine speculativische Philosophie [...] von Johann Nicolas Tetens [...]. Besorgt von Wilhelm Uebele, Berlin 1913. WS Wintersemester

Danksagung

Die Entstehung des Bandes wäre ohne vielfältige Unterstützung von verschiedenster Seite nicht möglich gewesen. Der Deutsche Akademische Austauschdienst und die Alexander von Humboldt-Stiftung haben großzügig die Forschungsaufenthalte von Alexei N. Krouglov in Deutschland finanziert, ohne die nicht zuletzt die Archivarbeiten nicht möglich gewesen wären. Elke Imberger vom Landesarchiv SchleswigHolstein und Heike Tröger von der Abteilung Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Rostock haben diese Nachforschungen vor Ort kompetent und tatkräftig unterstützt. Susanne Pieroth von der Universitätsbibliothek Trier war wie stets eine verläßliche Hilfe bei der Beschaffung der benötigten Literatur. Wertvolle Hinweise unterschiedlichster Art haben Michael Albrecht, Armin Emmel, Michael Oberhausen, Benedikt Strobel, Michael Trauth und Anselm W. Müller beigesteuert. Michael Oberhausen hat die Arbeiten in der Schlußphase mit Rat und Tat unterstützt. Ihnen allen gilt unser Dank. Besonders danken möchten wir Norbert Hinske für seine langjährige Hilfe und Unterstützung. Er hat das Projekt seit den ersten Anfängen, die bis ins Jahr 2001 zurückreichen, stets mit Interesse und Engagement begleitet und gefördert. Moskau und Trier, im Frühjahr 2017

Die Herausgeber

Abbildung 1: Titelblatt der Erstausgabe

Ueber die allgemeine speculativische Philosophie.

Si quis universam velit vituperare, secundo id populo facere posset. Cic.1

Bützow und Wismar, in der Berger- und Boednerschen Buchhandlung, 1775

Gang des gemeinen Menschenverstandes

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Vorerinnerung.

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Die Absicht dieses Versuchs − wenn die Aufschrift sie noch nicht bestimmt genug angibt − ist, aus der Natur der menschlichen Kenntnisse, die Veranlassung zu der allgemeinen speculativischen Philosophie 2, ihr Entstehen, den Gang der Vernunft in ihr, den Endzweck bey ihr, ihre Vortheile und relative 3 Unentbehrlichkeit, ihre Verhältnisse zu den Kenntnissen des gemeinen Menschenverstandes 4, ihre Mängel und Erfordernisse, die Art der Berichtigung ihrer Grundbegriffe und Principe, nebst ihrer Beziehung auf die beobachtende Philosophie 5, vorzulegen. Sehe ich auf die Wendung, welche die Philosophie seit etlichen Jahren unter uns genommen hat und noch ferner zu nehmen scheinet; 6 so meyne ich, es sey nicht zur ungelegenen Zeit an das jetzo erinnert, was ich hier gesagt habe. Die, welche ausser der Brittischen beobachtenden und der Fran zösischen raisonnirenden Philosophie, 7 auch noch den geometrischen Genius der Leibnitz-Wolfischen 8 kennen, mögen hier vielleicht wenig antreffen, was von ihnen selbst nicht schon vorhero durchgedacht wäre. Anfangs war dieser Versuch bestimmt, der erste in einer Sammlung von mehrern zu seyn, 9 die zu der beobachtenden Philosophie gehören, und sich mit einigen der erheblichsten Grundzüge der Menschennatur, 10 mit dem Princip des Empfindens und des Denkens, mit der Selbstthätigkeit und Freyheit, mit der Seelennatur der Menschen und ihrer Perfectibilitaet und Entwickelung, 11 beschäftigen. Als die Betrachtung einer Seite des Verstandes, konnte der vorliegende Aufsatz unter jenen einen Platz haben und auf einige von ihnen aufmerksam machen. Aber nachher rieth seine innere Beziehung auf den grössern Theil desselben, ihn abzusondern und voran zu schicken.

Gang des gemeinen Menschenverstandes bey der Berichtigung der sinnlichen Kenntnisse. Da wir von den Gegenständen ausser dem Verstande nichts wissen, als nur allein mittelst unsrer Vorstellungen, 12 die wir von ihnen in uns selbst gesammlet haben; so ist eine jede Untersuchung über die Beschaffenheiten der äussern Objecte, nichts anders als eine gewisse Bearbeitung der in uns vorhandnen Ideen, 13 die sich auf solche beziehen. Aber dennoch sind es zwo in manchen Hinsichten unterschiedne Beschäftigungen: die Gegenstände erforschen, mittelst der Vorstellungen von ihnen; und diese Vorstellungen selbst in uns zur Untersuchung ziehen, sie prüfen, und über ihren Werth oder Unwerth, Wahrheit oder Falschheit, urtheilen. Wir empfinden die Körper und ihre Beschaffenheiten; wir vergleichen, unterscheiden und kennen sie von einander aus, und beziehen sie auf einander durch und in jenen Empfindungen 14 und Vorstellungen, als durch ihre Bilder in uns; wobey wir aus einem natür lichen Hang, Ideen und Sachen mit einander zu identificiren, voraussetzen, daß es unmittelbar die Dinge 15 sind, nicht aber ihre Abdrücke und Vorstellungen, die wir vor uns haben, und

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Über die allgemeine spekulativische Philosophie

die uns beschäftigen. So untersuchen wir die Objecte. Aber wenn nun entweder eine Unruh über die Verwirrung, in welche jene Vorstellungen hineinführen, oder irgend eine andre Ursache uns reitzet, es näher begreifen zu wollen, was es mit unsern Vorstellungen für eine Bewandniß habe, und es also darum zu thun ist, ihrer Richtigkeit oder Unrichtigkeit, ihrer Zuverläßigkeit 16 oder Trieglichkeit, gewiß zu werden; alsdann sehen wir unsre Ideen von einer andern Seite an. Dann sind sie nicht mehr etwas objectivisches, 17 nicht Sachen ausser dem Verstande, sie sind etwas subjectivisches, Modificationen von uns selbst. Die Ideenreihen erscheinen uns als eine Scene in uns, nicht wie eine Reihe von Dingen ausser uns. 18 Wir suchen ihr Entstehen in uns, ihren inneren Gehalt und Umfang zu erkennen. Dies letztere ist eine Beobachtung der Vorstellungen, und gehöret zu der Physic des Verstandes. Jenes gehöret zu der Philosophie von den Objecten. Dieser Unterschied findet auch alsdann noch statt, wenn der Verstand selbst das Object seiner eignen Vorstellungen ist. Gleichwohl sind doch die Gegenstände ausser dem Verstande für diesen nichts, als was sie durch ihre Vorstellungen in ihm sind. Legen wir uns also einmal die Frage vor: Ob unsre Vorstellungen wahre und reelle Vorstellungen sind, − ob sie ihren Objecten in so weit entsprechen, als es nöthig ist, um diese nach ihnen vergleichen und beurtheilen zu können, − oder ob sie ein leerer Schein 19 sind, der uns mißleitet? so können wir aus unsern eignen Vorstellungen nicht herausgehen, die Gegenstände ausser diesen und ohne diese für sich nicht betrachten, die Sachen selbst nicht gegen ihre Ideen halten, und dadurch es ausmachen, ob und wie weit diese letztere mit jenen übereinstimmen oder nicht. Unser Verstand befindet sich unter seinen Vorstellungen, wie das Auge in einer Gallerie von Gemählden, von Sachen und Personen, die es selbst niemals gesehen hat, und die es niemals sehen wird. Ob also die Vorstellungen dem entsprechen, was sie vorstellen, das kan nur auf eine ähnliche Art, und durch ähnliche Hülfsmittel ausgemachet werden, wodurch es in einem solchen Fall möglich seyn würde, über die Aehnlichkeit der Gemählde mit ihren Objecten zu urtheilen. 20 Alles, was die Reflexion dabey thun kann, das kommt am Ende darauf hinaus, daß sie Vorstellungen mit Vorstellungen vergleichet, und Ideen, die sie auf der einen Art von den Gegenständen empfängt, mit Ideen, die auf einer andern Art und auf einem andern Wege ihr zukommen; daß sie alsdann auf die mehrere oder mindere Harmonie der Ideen unter sich und mit andern Theilen ihres Gedankenumfangs acht hat, und endlich, was die Hauptsache ist, daß sie einige unter sich zusammenhängende, veststehende und beständige Ideen, die sie durch einen natürlich nothwendigen Gebrauch ihrer Kräfte er hält, und für wahre den Gegenständen entsprechende Abbildungen zu erklären gezwungen wird, aussondert, sie wie zuverläßige Originale unter ihren Gemählden annimmt, und nun die übrigen Ideen nach ihrer Beziehung auf diese beurtheilet. Dies sind die Mittel, wodurch die Ueberlegungskraft 21 aus den mannigfaltigen Arten des Scheins, den zuverläßigen und vollständigen herausfindet, der kein leerer Schein ist, der mit sich selbst und unter sich übereinstimmt, der Sachen dar-

21 ob und wie ] Uebele: ob und in wie

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Gang des gemeinen Menschenverstandes

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stellet, und sie, so wie sie sind, darstellet, nicht von einer Seite nur, nicht so nur, wie sie unter einzeln zufälligen Umständen, oder aus einem eignen besondern Standort betrachtet, etwa erscheinen mögten. Der gemeine Menschenverstand hat eine große Menge richtiger Vorstellungen von äussern körperlichen, vornämlich sichtbaren Dingen, aufgesammlet, und sich die Fertigkeit verschaffet, die Gegenstände nach ihnen richtig zu beurtheilen, ohne jemals eine dringende Veranlassung gehabt zu haben, eine geflissentliche Untersuchung über die Natur dieser Ideen, und über ihren Ursprung aus den Empfindungen, anzustellen. Ohne Zweifel hat auch den gemeinen Verstand manche Erscheinung im Anfang befremdet, wie man an den Kindern siehet. Dies hat Vergleichungen einer Vorstellung mit andern nothwendig gemacht, und das war eine Untersuchung der Ideen. Aber sie geschahe nur so beyläufig, und mit so weniger Anstrengung, daß man sie nicht fühlte, da sie vorgenommen ward, und es nachher nicht mehr wuste, daß sie vorgenommen worden war. Eine geflis sentliche Untersuchung mit deutlichem Bewustseyn der Art des Verfahrens war zu der gemeinen Fertigkeit, die Sinne zu gebrauchen, unnöthig, obgleich die während dieser Entwickelung der Vernunft vorkommenden Reflexiones am Ende doch den ganzen Keim von demjenigen in sich enthalten, das weiter auseinandergesetzt die philosophische Untersuchung des Verstandes und seiner Denkarten ausmacht. Die sinnlichen Eindrücke 22 aller Arten, und vorzüglich, die uns durch den Sinn des Gesichts zukommen, gerathen bald in Uneinigkeit mit einander, wenn ihre Sammlung nur etwas vergrößert wird. Die Urtheilskraft 23 geräth in Verlegenheit, die, wenn sie einigen folgen will, dieselbigen Gegenstände für einerley Dinge halten soll, welche sie, andern zufolge, für unterschiedene erklären muß. Aber der natürliche Witz 24 hat in solchen Fällen, die meistenmale wenigstens, eine gute Auskunft zu finden gewust. Bald war in dem einen der entgegenstehenden Scheine mehr Stärke, mehr Licht, oder sonst noch ein eigener Umstand, etwa eine gewisse Schicklichkeit zu der Vorstellungskraft, 25 oder eine gewisse Leichtigkeit, womit die Phantasie ihn aufnahm, was ihm den Vorzug gab, bald ward er mehr unterstützet von andern gleichzeitigen Empfindungen, vorzüglich von den Gefühlsempfindungen, bald vertrug er sich besser mit andern Vorstellungen, die man hatte, und zog dadurch die Beystimmung des Verstandes auf sich. Solche Urtheile setzten sich alsdann in uns vest, und wenn eine neue Verwirrung entstund, so lehrte ein gewisses inneres Gefühl, wenn man nur nicht allzuschnell mit dem Entscheiden zufuhr, in jedem Falle es eben so zu machen, wie man schon vorher in andern verfahren hatte. Das Urtheil erhielt dadurch wieder seine richtige Bestimmung, und die dabey gebrauchte Denkart ward Gewohnheit. 26 Aus solchen gemeinen Erfahrungen lernte man zwar, daß es überhaupt einen trüglichen sinnlichen Schein gebe, von dem man verleitet werden könne, doch erwarb man sich auch zugleich durch die Aufmerksamkeit auf das Gefühl, und durch Behutsamkeit im Urtheilen, die Geschicklichkeit, sich vor seinen Mißleitungen zu verwahren, und dieses, ohne daß man es nöthig fand, die Ursache von der Disharmonie

29 vorzüglich ] Uebele, 1775: vörzüglich

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der Scheine weiter aufzusuchen. So gelanget der Mensch zu dem gewöhnlichen Gebrauch seiner Sinnen. Mehr Psychologie und mehr Perspective bedarf weder der Jäger noch der Schiffer, um über Entfernungen und Größen nach Gesichtsempfindungen 27 fertig und mit einer so genauen Richtigkeit zu urtheilen, die Ungeübte bewundern müssen, die so oft dabey anstossen, und so oft sich fühlbar versehen. Aber nun bringe man dem Nachdenkenden die Wißbegierde bey, es begreifen zu wollen, wie es zugehe, daß seine Vorstellungen ihm so oft ungetreu werden, und zwar eben solche, auf welche er sich unter andern Umständen verlassen hatte, und richtig geleitet worden war. Oder, da er gewohnt ist, bey einem sich ereignenden Widerspruch zwischen seinen Gesichtsideen, einen andern Sinn, und in den meisten Fällen das Ge fühl zu Rathe zu ziehen; so führe man ihn auf solche Gegenstände, bey denen er dies Hülfsmittel entbehren muß. Man bringe ihn z. B. zu Astronomischen Kenntnissen, und setze Gründe und Schlüsse seinen sinnlichen Vorstellungen entgegen. Wie benimmt sich der gemeine Verstand hiebey? Der, welcher zu schwach ist, um die überzeugende Kraft der Schlüsse zu fassen, wird niemals zu einer wahren innern Gewißheit gebracht werden, daß die Sonne so vielmal den Mond an Größe übertreffe, als die Astronomen es angeben, oder daß die Erde sich gegen die Sonne umdrehe, und so mehr. Der aber die Raisonnements fasset, müßte doch bey diesen Wahrheiten, so sehr sie es sind, noch Zweifel hegen, wenn er nicht zugleich von der Natur der Gesichtsempfindungen unterrichtet wird. Ohne dies giebt es keine völlige Ueberzeugung. Es werden noch immer gewisse Zweifel den Beyfall, den die Beweise erzwingen könnten, zurückhalten, bis es ihnen völlig begreiflich gemacht ist, was es mit den einander entgegen laufenden Vorstellungsarten von der Einrichtung des Himmels, davon eine in Schlußerkenntniß, die andere in Empfindungserkenntniß bestehet, 28 in uns für eine Bewandniß habe. Das mindeste, was zur Ueberzeugung von der Wahrheit der Theorie erfordert wird, ist, daß man doch überhaupt einsehe, wie sinnliche Vorstellungen von Sachen in uns aus Empfindungen entstehen können, ohne daß ihre äussere Objecte ihnen entsprechen, und auf die nämliche Art nach ihnen beurtheilet werden können, wie solches in andern Fällen geschehen ist.

Von der Metaphysic des gemeinen Menschenverstandes. Ist nicht das Verfahren des menschlichen Verstandes bey seinen Gemeinbegriffen 29 und Grundsätzen dasselbige, wie bey seinen sinnlichen Vorstellungen? Er schaffet sich jene, so wie er diese aufnimmt, und gebrauchet sie, und wendet sie im gemeinen Leben, und in den Wissenschaften richtig und nutzbar an, ohne sich um ihre Natur und um ihr Entstehen zu bekümmern. Der gemeine Menschenverstand weiß, was eine Ursache und eine Wirkung ist, was ein Thun und ein Leiden, was ein Ding und eine Beschaffenheit, was nothwendig und zufällig, was Ordnung, Zeit und Raum,

14 Der, welcher ] Uebele; 1775: Der welcher

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Von der Metaphysik des gemeinen Menschenverstandes

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u.s.w. 30 ist. Er gehet diesen Begriffen nach, denket nach den allgemeinen Axiomen der Vernunft, und wenn diese sich irgendwo verwirren oder gegeneinander anstossen, so führet ihn die genauere Betrachtung der besondern Gegenstände, mit denen er sich beschäftiget, die meistenmale auf die richtige Entscheidung. Der Naturlehrer, der Arzt, der Rechtsgelehrte, der Geschichtforscher, der Künstler, der Sprachlehrer und selbst der practische Philosoph 31 bedienet sich allenthalben der ontologischen Begriffe und Lehrsätze, aber ohne diese entwickelt zu haben, erforschet er seine besondern Gegenstände, sammlet die seiner Wissenschaft eigne Grundsätze, und kan auch seine Kenntnisse wissenschaftlich verbinden. Der Streit der Naturkündiger über die Veränderung des Wassers in Erde kann und wird entschieden werden, 32 eben so wie ein andrer, der vor zwanzig Jahren über die Umartung des Getreides entstund, 33 entschieden worden ist, ohne daß es nöthig sey, sich auf eine Erörterung des metaphysischen Canons, von der Unveränderlichkeit der Naturen und Dingarten, einzulassen, den einige hier ganz unschicklich unter den Bestreitungsgründen mit aufführten. Zu dergleichen Untersuchungen ist nicht mehr von der Grundwissenschaft 34 erforderlich, als der gemeine Gebrauch der Augen von der Perspective nöthig hat. Nur alsdenn ist eine Ausnahme zu machen, wenn der Nachdenkende seine Neubegierde weiter als auf das Innere seiner besondern Wissenschaft ausdehnen will. Will er nämlich nicht blos sein eignes Feld kennen, sondern auf die Lage desselben gegen die übrigen Theile der intellectuellen Welt, so weit der menschliche Verstand sich solche bekannt gemacht hat, und die Beziehungen von jenem auf diese übersehen; so erfordert es sein Zweck, daß er sich auf einen höhern Standort hinstelle, der nur in der Region der transcendenten 35 Philosophie lieget. Es gibt eine Menge theoretischer Vernunftkenntniße von Gott, von der Seele des Menschen, von der Welt, 36 und von der Beziehung des Schöpfers auf seine Geschöpfe, und auf den Menschen, zu welchen der gemeine Verstand gelangen kann, ohne mit einer entwickelten allgemeinen Vernunft-Theorie versehen zu seyn. Es gibt Kenntnisse von diesen Gegenständen, die ohne vieles Vernünfteln leicht gefunden und angenommen werden. Es gibt eine Theologie der Vernunft, die von allen Systemen der Metaphysic unabhängig ist. 37 Die Begriffe und Grundsätze des Verstandes werden genutzt, ohne genau bestimmt, deutlich auseinander gesetzt, und in ein System gebracht zu seyn; ohne vorhergegangene allgemeine Speculationes über Substanz, Raum und Zeit, u.d.g. Reid, Home, Beattie, Oswald, 38 und auch verschiedene deutsche Philosophen, 39 haben dies durch ihre Raisonnements und durch ihre dargelegte Proben ausser Zweifel gesetzet. Es hätte in der That so vieler Declamation zu diesem Zwecke nicht bedurft, als besonders Beattie und Oswald darauf verwendet haben. 40 Warum sollten die gemeinen Verstandeskenntnisse nicht ausgelesen, und von solchen, die eine entwickelte Metaphysic und Logic erfordern, abgesondert werden können? Aber das gröste Verdienst dieser Philosophen bestehet in den Versuchen, die einige

29 Theologie der Vernunft ] 1775; Uebele: Theorie der Vernunft Oswall, 36 Oswald ] Uebele; 1775: Oswall

33 Oswald, ] Uebele; 1775:

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von ihnen gemacht haben, ihren Vorschlag auszuführen. Denn in diesen fällt es am leichtesten in die Augen, wie weit ihr Vorschlag selbst ausreichet, wo er zu kurz fällt, was man sonst weitläuftiger aus Gründen bestimmen müste. Die Logic für einen solchen Philosophen ist im kurzen diese. Man sammle sich Kenntnisse von der Körperwelt und von der Seele, die entweder selbst in Erfahrungen bestehen, oder sich doch nicht weit davon entfernen. Man schärfe das natürliche Vermögen, nachzudenken, durch einige Uebungen in der Geometrie. Der so bereicherte und gestärkte Verstand werfe alsdann betrachtende Blicke über das Ganze der Welt, über die Situation des Menschen in ihr, und frage nach dem Urheber der Dinge. Man kann auch nachlesen, was andre darüber gedacht haben. Das Gefühl des Wahren, 41 das ist, die innere Empfindung von dem, was in unsre Gedanken harmoniret, was unsrer Fassungskraft 42 anpasset, oder nicht, was leicht in den Verstand hineingehet, oder wogegen er sich sträubet. Diese innere Empfindung, dies Gefühl sey der Führer. Was alsdenn dem guten Menschenverstand bey einer ruhigen Ueberlegung, die Erkenntnißbegierde selbst muß nicht anders als wie eine ruhende Leidenschaft würken, bey der möglichsten Entfernung aller Vorurtheile, 43 als wahr und richtig sich darstellet, ohne daß ein geheimes Gefühl ihn mit Zweifeln beunruhige, das nehme man für Wahrheit an, und setze es in die Liste der gewissen Vernunftkenntnisse. Diese kann man verbinden und vergleichen, und man wird eine Menge der wahren und angelegentlichsten Kenntnisse einsammlen, ohne sich in eine tiefere Untersuchung über die Natur des Verstandes, über die Quelle, und über die Realität der ersten Grundbegriffe und Principe einlassen zu dürfen.

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Verhältniß der speculativischen Philosophie zu der populairen Philosophie.

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Wenn solche philosophische Raisonnements, die die wahre populaire Philosophie 44 ausmachen, von einem so guten Glücke geleitet würden, daß sie nichts als lauter Wahrheiten in sich annehmen, − dies wird doch dem viel gefordert zu seyn dünken, der hierbey einen Seitenblick auf die Geschichte der Philosophie wirft; − wenn diese Unwahrscheinlichkeit vorausgesetzt wird: sollte man denn nun gute Gründe haben, die acroamatische 45 speculativische Philosophie für unnütz zu erklären, oder gar gegen sie zu declamiren, wie Beattie und Oswald? 46 Es ist und bleibet eine Schwachheit, um eines Mißbrauchs einer guten Sache willen sich gegen die Sache selbst aufbringen zu lassen, man treffe diesen Fehler an, wo man wollte. War es etwas anders, wenn die genannten Brittischen Philosophen sich durch den Mißbrauch der Speculationen in dem Scepticismus verleiten liessen, die speculativische Philosophie als eine Feindin des Menschenverstandes aufzustellen, von dem sie doch die beste Freundin ist, aus

15 der ] Uebele: einer

31 Oswald ] Uebele; 1775: Oswall

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Verhältnis der spekulativischen zu der populären Philosophie

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dem sie abstammet, und von dem sie nicht anders als nur in dem Mehr und Weniger, in Graden unterschieden ist? Warum grif man Berkeley, 47 Hume 48 und den heroischen Sceptiker, den Verfasser des Versuchs über die menschliche Natur, 49 der die Zweifeley bis an ihr non plus ultra trieb, 50 nicht in ihren eigenen Grundsätzen an; und ließ die Vernunft selbst über ihre eignen Abirrungen urtheilen? Aber dazu ward freylich erfordert, daß man die Natur der menschlichen Erkenntniß bis in ihre ersten Anfänge verfolgte, und noch mehr, daß man das Verfahren der Denkkraft 51 bey der Erlangung der Kenntnisse genauer und sorgfältiger auseinander setzte, als weder Reid, noch Beattie, noch Oswald, bey ihrer sonstigen vorzüglichen Scharfsinnigkeit es gethan zu haben scheinen. Was ist denn aber diese speculativische Philosophie, und was soll sie seyn? Ohne Zweifel etwas mehr, als jene gute Reflexionen des gemeinen Verstandes, die sie nicht aufheben, sondern bevestigen und aufklären soll. Sie soll eine entwickelte, das ist, eine in Ordnung und Zusammenhang gebrachte, eine genau bestimmte, von allen falschen Nebenideen gereinigte, verlängerte, erhöhete und mehr bevestigte Vernunftkenntniß seyn; sie soll eine stärkere Ueberzeugung mit sich führen, als jene; eine solche nämlich, die aus dem deutlichen Bewustseyn der Gewisheit in uns entstehet. Dies ist der wahre Geist der Philosophie, und dies ist ihr Zweck, den man bey allen Fehltritten einzeler Philosophen dennoch als das Ziel erkennet, wornach die systematischen Philosophen, die sich von den philosophischen Raisonneurs unterscheiden wollen, gelaufen sind. Die Kenntnisse des gemeinen Verstandes sind der Boden, den man in der speculativischen Philosophie zu bearbeiten hat; gelinget die Cultur nach dem Wunsch der mathematischen Metaphysiker, so wie sie in einigen Theilen doch schon ziemlich gut gelungen ist: so soll die Bearbeitung und − diese Benennung enthält keinen wahren Vorwurf − mit schulgerechter Kunst 52 zubereitete Vernunftkenntniß von jener unentwickelten Kenntniß des gemeinen Verstandes sich so weit unterscheiden, als die heutige Astronomie von der alten Himmelskenntniß abstehet, die man noch in Senecas Schriften 53 antrift.

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So eine Absicht macht nun den Philosophen, die über Gott, über die Seele des Menschen und über das Ganze der würklichen Dinge, nachdenken, eine ausgearbeitete Grundwissenschaft nicht nur nützlich, sondern in vielen Hinsichten unentbehrlich, so unentbehrlich, als Keplern und Newton die Geometrie und Arithmetic waren. Beobachtung und Raisonnement geben uns alles unser Wissen von wirklichen Dingen. Diese beyde können sich bis auf einen gewissen Grad einander ersetzen, wie die Observation und der Calcul in der Astronomie. Wo die Gegenstände vor unsre Sin2f. Berkeley, Hume und den heroischen Sceptiker ] Uebele; 1775: Barkley, Hume und den heroischen Sceptiker; Hrsg.: Berkeley und Hume, den heroischen Sceptiker? 3 den ] Uebele; 1775: dem 9 Oswald, ] Uebele; 1775: Oswall,

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nen liegen, und wo sie sich an mehrern Seiten und in verschiednen Umständen durch die Sinne beykommen lassen, da ist eine Erfahrungseinsicht in die Natur der Dinge und in ihren Beziehungen auf einander möglich, die − zwar nicht ohne ein Raisonnement − aber doch ohne entwickelte Speculation aus allgemeinen Begriffen zu erlangen stehet. Je weniger dagegen die Objecte empfindbar für uns sind; je mehr wir mit einseitigen Eindrücken von ihnen uns behelfen müssen; je geringer ihre Aehnlichkeit mit andern empfundnen Gegenständen ist: desto unentbehrlicher werden uns die allgemeinen Theorien; woferne anders solche Dinge jemals Gegenstände un srer Erkenntniß werden können. Zu welcher von diesen Classen die metaphysischen Gegenstände gehören, zeiget die mittelmäßigste Aufmerksamkeit auf die Untersuchungen; die man in dieser Wissenschaft angestellet hat. Da sind es die Eigenschaften des unendlichen Wesens, das über alle Sinne erhaben ist; seine geistige Natur, und seine Verhältnisse gegen die Geschöpfe; es ist die innere Naturkraft in der Seele und ihre Beziehungen auf die übrigen Theile der Schöpfung; es sind die ersten Elemente der Körper, die durch keine Zergliederung sinnlich gemacht werden können; es ist die Verkettung der Theile des ganzen Wesensystems unter einander; lauter Gegenstände, davon das meiste weiter ausser dem Kreis unsrer Beobachtungen lieget, als die entferntesten Fixsterne ausser der Erde; und dennoch will die nachforschende Vernunft etwas von ihnen wissen. 54 Wenn sie alle Erfahrungen sammlet, die sie um sich herum haben kann, und von diesen, wie von einem Standort der Betrachtung ausgehet; so ist der Abstand zwischen ihr und den Objecten, die sie erreichen will, unendlich. Es ist nicht begreiflich, wie ein Mittel möglich sey, über diese Kluft herüber zu kommen, wenn nicht dieselbige Vernunft, die sich durch ihre mathematischen Theorien einen Weg durch die Sternenwelt gemacht hat, hier ein ähnliches Hülfsmittel sich verschaffen kann. Man kann zwar einige Grundkenntnisse von intellectuellen Gegenständen angeben, die über alle massen einleuchtend sind. Die große Wahrheit: Es ist ein Gott, 55 hat ein Licht an sich, welches wie das Licht einer Sonne durch den ganzen unermeslichen Raum in ein jedes verständiges Wesen hineinfällt, so bald die Reflexion nur zur Aufnahme irgend einer Einsicht zubereitet ist. Aber wie viele gibt es dergleichen Kentnisse mehr, wenn die Vernunft

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entfernet von irdischen Begriffen Im weiten Ocean der Gottheit wagt zu schiffen? 56 und wenn sie überall eine Gewisheit suchet, von der sie selbst Rechenschaft geben kann? Das Verfahren des Verstandes in der Naturlehre ist mit einer Schiffarth verglichen worden, die wie der Alten ihre, sich beständig an den Küsten hält. 57 Man raisonnirt in der Physic; und wenn sie Philosophie, und nicht blos eine Naturgeschichte seyn soll; so muß man noch mehr darinn raisonniren. Aber man hat immer ein Auge auf die Erfahrungen, und siehet nach diesen, wie nach Ufern und Leuchtthürmen, und kehret auch bald wieder zurück, wenn man solche aus dem Gesicht verloren hat. Will man diese Vergleichung fortsetzen; so ist die Metaphysic eine Reise um die Welt, über den Ocean, wo man nur hie und da an einigen allgemeinen Erfahrungssätzen etliche Insuln und Ufer antrift, durch die man von ihrer genommenen Rich-

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tung belehret werden kann. 58 Die Leidenschaften sind die Stürme, die Vorurtheile die Klippen, die die Vernunft zurückwerfen oder scheitern lassen. Wie viele Ursachen gibt es also nicht hier, mehr als anderswo, sich mit guten Kompassen, Karten und Fernröhren zu versehen, und sich in der Kunst zu steuern vorhero vestzusetzen. Wie viele Gründe hat man, die Vernunftlehre und die Grundphilosophie zu studiren! Ich will noch diese Reflexion mitnehmen. Darf man nicht hoffen, daß unsre Erfahrungskenntniße in der Zukunft hinreichen, und also die allgemeine Theorie entbehrlich machen werden? Wir haben nur erst angefangen, um uns herumzusehen, und wie vieles hat man nicht schon gesehen? Die Beobachtungen über die Natur der Thiere, über ihre Entstehung, über das unsichtbare Thierreich, über die Pflanzen, über die wechselseitigen Beziehungen der organisirten und beseelten Wesen gegen einander und gegen die übrigen Koncretionen der Körperwelt, haben manche Bemerkung an die Hand gegeben, die ob sie gleich nur von den uns nahen und einzeln Objecten zunächst genommen sind, dennoch dem Verstande, der nach der Analogie schließet, allgemeine Aussichten eröfnen, die sich über den ganzen Inbegrif der Wesen ausbreiten, und auch von den entferntesten Theilen des Systems, und ihren Beziehungen und Verhältnißen gegen einander, etwas sehen lassen. Ich habe ein gutes Vertrauen zu unserm jetzigen Beobachtungsgeiste, und hoffe, er werde sich eine Art physischer Metaphysic verschaffen können, wie das System der Natur Hrn. Robinets 59 und die Bonnetische Palingenesie 60 seyn sollen, und wovon sie nach meiner Ueberzeugung auch einige schöne Fragmente enthalten. Je mehr solche algemeine Betrach tungen aus Beobachtungen gezogen werden, je mehr werden wir Data haben, die für den Metaphysiker das sind, was einzele Erfahrungen für den Naturlehrer. Aber bey dem größten Glücke, das ich von dem menschlichen Fleiße auf diesem Wege hoffe, halte ich es nicht für möglich, daß die allgemeine Philosophie ganz entbehrlich werden könne, woferne die Erkenntnis deutliche Einsicht seyn soll, und nicht für wahrscheinlich, daß es geschehen werde, wenn auch diese letztere Bedingung weggelassen, und nichts mehr als ein mindrer Grad von Zuverläßigkeit und Gewißheit verlanget wird. Sollte wohl jemals eine Zeit zu erwarten seyn, da man es sehen und fühlen wird, daß die Sonne so groß sey, und von der Erde so weit abstehe, als es itzt die Astronomen durch Hülfe ihrer trigonometrischen Theorien bestimmen? Und so lange wenigstens, bis zu dieser glücklichen Epoche der Menschenkenntniß, wird die Vernunft immer einer allgemeinen Grundwissenschaft zu ihren angelegentlichsten Kenntnissen benöthigt seyn. Ob aber eine solche evidente Metaphysic, 61 die sich zu der Philosophie des gemeinen Verstandes verhält, wie Einsicht und Ueberzeugung zu einer Meynung und Ueberredung, eine menschmögliche Wissenschaft sey? Ob sie wirklich innerhalb den Schranken unsers Verstandes liege? 62 Oder ob sie endlich wie der Stein der Weisen − sie ist mit einem gleichen Eifer in den neuern Zeiten gesucht worden – unsre Hofnungen täuschen werde? Dies ist eine Frage, die ich nicht darum unent schieden lasse, weil es die Mode mit sich bringet, dieser Wissenschaft, weiland Königin der Wissenschaften, jetzo quaestionem status zu machen. 63 Wie diese Frage zu beantworten sey in Hinsicht der ganzen Metaphysic, das hänget davon ab, in wieferne sie von der

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Grundwissenschaft verstanden, beantwortet werden kann. Was wir in Deutschland Metaphysic, 64 oder auch wohl speculativische Philosophie nennen, ist eine Sammlung von mehrern Wissenschaften. Die allgemeine transcendente Philosophie, die man Grundwissenschaft, Ontologie, 65 nennet, und die sich nur auf solche Grundsätze einlässet, welche höher und allgemeiner sind, als die Begriffe von körperlichen Dingen auf einer Seite, und als die Begriffe von immateriellen Gegenständen, die uns allein durch die innere Empfindung zukommen, auf der andern, ist eine eigne Wissenschaft für sich. Sie ist der gemeinschaftliche Stamm zu den zweyen großen Aesten der theoretischen Philosophie, davon die Philosophie über die Seelen und Geister und über Gott, einen ausmachet, dessen Gegenstände die unkörperlichen und immateriellen Wesen sind, und den ich deswegen Philosophie vom Unkörperlichen, oder Intellectual-Philosophie, nennen mögte. Diesem stehet der zweyte Zweig, der mit körperlichen Dingen und ihren Beschaffenheiten zu thun hat, − Physic und die Mathematic größtentheils − gegen über. In Hinsicht der Form ist kein Unterschied zwischen der Intellectual-Philosophie und zwischen der Philosophie des Körperlichen. Beyde beruhen auf Erfahrungen und werden philosophische Wissenschaften durch die Verbindung der allgemeinen Theorie mit den Erfahrungen. Mit der Theologie der Vernunft hat es die nämliche Beschaffenheit. Es sind Wissenschaften von eben der Natur, wie die Astronomie und andre Theile der angewandten Mathematic, wo das Wesentliche in der Anwendung der allgemeinen Theorie auf wirkliche Gegenstände bestehet, die entweder selbst oder in ihren Wirkungen beobachtet worden sind. Die transcendente Philosophie hingegen ist nichts als eine allgemeine Theorie, die an sich selbst keine wirkliche Dinge zum Gegenstande hat, so wenig als die Analysis der Mathematiker. Sie hat einerley Natur mit dieser, und könnte ganz wohl in Vergleichung mit ihr eine höhere Analysis der Dinge heissen, wenn sie nicht ohnedies schon Nahmen und Titel genug hätte. Sie hat mit wirklich vorhandnen Objecten nichts zu thun, und beschäftiget sich nur mit dem, was möglich oder nothwendig ist 66 bey allen Arten von Dingen überhaupt. 67 Allein so bald sie auf Erfahrungen angewendet wird; so entstehet durch sie die philosophische Einsicht in die Beschaffenheit der wirklich vorhandnen Dinge. Wenn man lediglich auf diese innere Beziehung der Grundwissenschaft, auf die Intellectual-Philosophie und auf die Physic der Körper, Rücksicht nehmen wollte, so könnte sie eben so gut, mit dieser letzteren, als mit jener zusammen gebracht werden, oder dieser sowohl als jener voranstehen. Die Ursache, warum man sie mit den Wissenschaften von immateriellen Gegenständen verbindet, und aus beyden einen Codex unter der Benennung von Metaphysic zu machen pfleget, scheinet mir diese zu seyn, weil die Lehrsätze aus der Psychologie, die mit der natürlichen Theologie zusammen genommen, den Grund zu einer practischen Religion der Vernunft ausmachen, weniger von den Beobachtungen, und mehr von den allgemeinen ontologischen Raisonnements, abhängen. Hier wird also die Grundwissenschaft mehr gebrauchet, als in der Physic und Mathematic. Die Physic der Körper intereßirt uns von der andern Seite, in so ferne sie eine Erfahrungswissenschaft ist, weit mehr, als in ihren 15 Philosophie des Körperlichen ] Uebele: Philosophie des Körperlichen

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allgemeinen speculativischen Theilen. Das ist es, warum die gesammte Metaphysic so stark von der allgemeinen transcendenten Philosophie abhänget, daß die Realität von jener mit der Realität von dieser entweder veststehet oder wegsinket. Eine reelle speculativische Philosophie ist alsdenn in unsrer Gewalt, wenn eine Grundwissenschaft in unsrer Gewalt ist, die den Nahmen von einer wahren und vesten Wissenschaft von Sachen führen kann; und haben wir diese nicht, so fehlet uns jene. Zu dieser Absicht wird in der Grundwissenschaft das nämliche erfordert, was die theoretische Mathematic zu einer solchen Wissenschaft gemacht hat. Die äussere Einkleidung ist gleichgültig. Die geometrische Form in der Philosophie ist aus der Mode, 68 und es liegt nichts daran, wenn sie nie, wenigstens vor der Hand nicht, wieder eingeführet wird. In den Lehrbüchern hat sie sonst noch ihre schicklichste Stelle. Aber die wesentlichen Beschaffenheiten einer wahren reellen Wissenschaft, wovon die innere Stärke der Mathematic, ihre Zuverläßigkeit und Evidenz abhänget, sind für jede andre Wissenschaft die nämlichen. Zuerst bestimmte und reelle Grundbegriffe, nebst evidenten Grundsätzen. Denn eine solche Bezeichnung, daß der ursprüngliche Sinn von ihnen unverändert und unverrückt dem Geiste gegenwärtig sey, wo er sie anwendet. Und endlich ihre Vergleichung und Verbindung unter einander, um ihre Beziehungen zu erkennen. Jede dieser Erfordernisse findet nun zwar in der allgemeinen Philosophie ihre eignen Hindernisse; aber die, welche die erste ist bey den Grundbegriffen, ist auch die vornehmste, auf welche sich am Ende die übrigen hinwälzen lassen. Sind die Grundbegriffe reelle Begriffe, solche, die den Gegenständen ausser dem Verstande entsprechen, so sind die Grundsteine gelegt; und sind nun überdies die ersten Axiomen evident, so ist das ganze Fundament gezogen. Das Gebäude selbst ist damit noch nicht vollendet, ich gestehe es; aber es ist so viel geschehen, daß ich es auf mich nehmen mögte, gegen die, welche an der allgemeinen Metaphysic 69 zu verzweifeln anfangen, deren Anzahl jetzt unter den selbstdenkenden Philosophen die gröste ist, zu behaupten: Es fehle nur vornämlich an diesem einzigen; so werde es sich mit den übrigen Mängeln schon geben. Dies ist das wesentlichste Bedürfniß, das die systematischen Philosophen selten stark genug fühlen, und das die sceptischen für unabhelflich ansehen. Es werden reelle Grundbegriffe erfordert. Nicht genug, daß sie genau bestimmt sind, ja nicht genug, daß sie von einer Seite deutlich entwickelt sind. Dem ohnerachtet könnten sie ganz oder zum Theil ein sachenleeres Wortwerk seyn. Es muß alles, was in unsern allgemeinen Notionen nur subjectivisch ist, was unsre eigne Denkkraft hinein trägt, von dem, was wirklich objectivisch ist, was Sachen ausser dem Verstande entspricht, sorgfältig abgesondert 70 werden. Das letztere macht die Realität der Begriffe aus. Dies ist es, was sie für uns zu einer reinen Luft macht, wodurch wir die Gegenstände sehen. Ist das Subjectivische mit dem Objectivischen vermischet, so entstehen Dünste und Nebel; die Gegenstände werden aus ihrer wahren Lage gerückt und schwankend, und man sieht zuweilen, was nicht da ist, so wie man, was wirklich da ist, übersiehet. 5 den ] Uebele S. 778; 1775: die

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Es gibt in unsrem Verstande Begriffe und Principe, und es gibt eine ganze große Gattung derselben, die für sich eine so hervorstechende und auffallende Evidenz besitzen, daß sie aufsuchen und hinsetzen, eben so viel ist, als ihre Realität und ihre Wahrheit zu beweisen. Bey dieser kann die Prüfung und Erforschung ihres Entstehens in dem Verstande ersparet werden. Es ist zugleich auch ihre Ausdehnung, ihre Grenzen, ihr inne rer Gehalt für sich so genau und so offenbar bestimmt, daß es eine überflüßige Arbeit seyn würde, sie vorher in allen ihren besondern Anwendungen aufzusuchen, um sie in dieser ihrer völligen Bestimmtheit sichtbar zu machen. Unter diesen zeichnen sich die arithmetischen, und in so ferne man die Realität unsers Begrifs von einem geometrischen Raum voraussetzet,* auch die geo metrischen Begriffe, Postulate und Axiome, vornämlich aus. Euclides sagte es, dies ist ein Triangel, und dies ist ein Circul. Er sagte es: Von einem jeden Punct kann zu einem jeden andern hin eine gerade Linie gezogen werden, die Summe von zwoen gleichen Größen ist gleich groß. 76 Er sagte dies; und der Verstand, der die Worte fasset, kann solche Sätze weder bezweifeln noch leugnen, höchstens nur, wenn er sich viele Mühe darum giebet, wie Sextus Empiricus gethan hat, sie chicaniren. 77 Wenn der Geometer, an statt ohne Umstände zu sagen, so ist es, einem jeden seiner Grundsätze ein Postiment untergesetzt hätte; wenn er z.B. zuerst den Erfahrungssatz angelegt, ich stelle mir es so vor, und nicht anders, daß eine Linie von jedem Punct zu jedem andern hingezogen werden könne, und ich kann es mir nicht anders vorstellen: wenn er dann weiter behauptet hätte, daß die nämliche Vorstellungsart die des menschlichen Verstandes sey; weiter, daß dieses Urtheil in der Natur des Verstandes selbst, nicht in * Es ist diese Bedingung nicht aus der Acht zu lassen. Die geometrischen Lehrsätze gehören, wie Hr. Kant (in §. 15.C disp. de mundi sensibilis atque intell. forma et principiis) es am scharfsinnigsten bemerket hat, zu den Grundsätzen der anschaulichen Erkenntniß, oder eigentlich der nur auf körperliche Gegenstände beschränkten Erkänntniß; nicht zu den transcendenten Gemeinsätzen der Vernunft. 71 Sowohl die Prädicate als Subjecte in diesen Sätzen haben eine eingeschränkte Bedeutung, die durch die Natur des zum Grunde liegenden Begrifs von Raum bestimmet wird. Dieser Begrif ist aus Gefühls- und Gesichts-Empfindungen her; man mag es so erklären, wie Hr. Kant es gethan hat 72, oder auf die Art, der ich unten erwähnen will. 73 Oft genug ist dieser Begrif und die sich auf ihn beziehenden, außer ihrer Sphäre in der Philosophie auch auf Seelen und Geister angewendet worden, als reelle Vorstellungen der Objecte und ihrer Beschaffenheiten, da sie doch, wenn man auf ihren Ursprung zurück siehet, wohl zu nichts anders, als zu einem sinnlichen Schein dieser Dinge, und auch nur zu einem Schein von einer gewissen bestimmten Art, oder zu Vorstellungen der Dinge in der Erscheinung (rerum phaenomenorum) 74 zu gebrauchen sind. Ein an sich sehr erheblicher Nutzen. Von den arithmetischen Sätzen, die sich auf körperliche Größen beziehen, von denen die Ideen aus äußern Empfindungen des Drucks, der Bewegung und der Ausdehnung, des Lichts u. s.f. entstanden sind, gilt das nämliche. Doch davon an einem andern Ort mehr. 75 22f. Vorstellungsart die des menschlichen Verstandes ] Hrsg.; 1775: Vorstellungsart des menschlichen Verstandes; Uebele: Vorstellungsart die allgemeine Vorstellungsart des menschlichen Verstandes 25 §. 15.C disp. ] Hrsg.; 1775, Uebele: § disp. et ] Uebele; 1775: & 35 und ] Uebele; 1775: uns

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zufälligen Gewohnheiten, nicht in angenommenen Formen, nicht einmal in seiner ihm als einem endlichen Verstande nothwendigen Einschränkung gegründet sey; daß folglich der Verstand als Verstand, in so ferne er eine Denk- und Urtheilskraft ist, also urtheile, und daß auch ein uneingeschränkter Verstand das nämliche denken müsse, 78 sobald er solche Ideen hat, und solche Ideen verbindet, ja nothwendig also denken müsse, wie das Feuer aus einer innern Nothwendigkeit seiner Natur brennet, und eine gespannte elastische Feder sich ausdehnet; und wenn er nun endlich auf diese Unterlagen das Postulat gesetzet, daß seine Behauptung den Gegenständen ausser dem Verstande entspreche und entsprechen müsse, und also als ein objectivisch wahres Princip angenommen werden könne und müsse: Wie wenn der Geometer so schneckenmäßig mit solcher Aengstlichkeit fortgekrochen wäre; würde diese unnütze Genauigkeit, seine Leser besser überzeuget haben, als da er gerade hin saget: Ich verlange, daß man es mir zugeben soll? Es würde die Leser verdrießlich gemacht und nur verwirret haben, da man eben so wenig recht gut siehet, wenn uns etwas zu dichte vor den Augen kömmt, als wenn es zu weit abstehet. Ohne Zweifel handelte er angemessener, da er ohne Umschweife seine ersten Begriffe und Sätze als Grundsteine da hinstellete. Der Verstand umfaßte sie sogleich mit seinem Beyfall, und fand in ihnen veste Standpuncte, legte sein wissenschaftliches Gewebe um sie herum an, und zog von ihnen aus seine unnachgebenden Fäden so weit, als er Stärke hatte, auf dem Wege der Demonstration fortzugehen. Aber ausser der Mathematic, wenn von Dingen und Beschaffenheiten, von der Substanz, von der Kraft, von der Nothwendigkeit, vom Raum u.s.f. die Rede ist; haben wir von diesen Sachen auch so deutliche und bestimmte, und so auffallend deutliche und so völlig scharf abgeschnittene Begriffe? Haben wir − das Princip des Widerspruchs mit einigen andern abgerechnet − eben so evidente Grundsätze, worinn die Verhältnisse und Beziehungen der Dinge auf einander enthalten sind? Wir mögen dergleichen haben, ich zweifle nicht daran, die es an sich sind, die eben so bestimmt, eben so reel, eben so zuverläßig, und in ihrer Allgemeinheit zuverläßig sind, als jene geometrischen, aber sind sie denn auch bis dahin evident, daß nicht die Philosophen, denen die ihrigen also vorkommen, Ursache hätten, gegen andre, denen sie nicht also vorkommen, und die andre, von jenen unterschiedene, an ihre Stelle setzen, sich auf Beweise zu schicken, oder wenigstens auf Methoden, wodurch die innere Gewisheit ihrer Grundwahrheiten 79 auch andern einleuchtend gemacht werden könne. Daß der Selbstdenkende auf ihr Wort, sie nur folgten der gesunden Vernunft, 80 ihre Gegner aber nicht, ihnen sogleich beyfallen soll, dazu ist das Ansehen ihrer Gegner, die anders über ihre Grundsätze urtheilen, schon zu groß, als welche es in andern Fällen wohl bewiesen haben, daß es ihnen bey ihrem Widerspruch weder an Scharfsinn, noch an Wahrheitsliebe fehle. Der große Bacon 81 machte dem menschlichen Verstande einen harten Vorwurf. Der Haufe von Begriffen und Gemeinsätzen, saget er, den wir menschliche Vernunft nennen, ist nichts, als ein Gemische, theils von kindischen Notionen, die wir in der Jugend eingesogen, und, wie sichs verstehet, so gemodelt empfangen haben, 11 schneckenmäßig ] Uebele; 1775: schreckenmäßig

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als unsre Lehrer sie hatten; theils von Ideen, die ein Zufall uns beygebracht, und theils von Selbstgeschöpfen der Phantasie, die wir als Vernunftbegriffe verehren (idola intellectus).* Diese Anklage will ich nicht unterstützen, und es nicht einmal auf mich nehmen, sie, wenigstens in ihrem ganzen Umfange nicht, zu beweisen. Ich habe schon die geometrischen Notionen angeführet, als solche, die über diesen Vorwurf weggesetzet sind. Gleichwohl hätte diese Erinnerung es verdienet, mehr beherziget zu werden, als es von den systematischen Metaphysikern, auf die er am nächsten und geradesten traf, geschehen ist. Diese eben haben sich am wenigsten bemühet, die Realität der beschuldigten Verstandesbegriffe zu rechtfertigen. Was zu einer solchen Absicht geschehen ist, das haben Locke, Hume und einige andern, vorgenommen, die keine ontologischen Systeme aufführen wollten. Hat man sich darum auf diesen Vorwurf etwa nicht eingelassen, weil man sich der innern Evidenz der Grundbegriffe und Principe zu deutlich und lebhaft bewust war, als daß eine Vertheidigung derselben gegen solche sceptische Angriffe nöthig gewesen sey? So mögten die Mathematiker in ähnlichen Fällen denken. Aber wenn man nur in den philosophischen Lehrbüchern die Capitel von dem Satz des zureichenden Grundes, von der Nothwendigkeit und Zufälligkeit, von der Substanz, von dem Raum und von der Zeit, und andern, aufschlägt, und auf die Streitigkeiten hierüber zurücksieht; dann wird man doch schwerlich glauben, daß es so leicht sey alles bey diesen Begriffen ins reine zu bringen, noch daß solches schon längst geschehen wäre. Wer mit dem Geist eines philosophischen Syncretismus so billig ist, von den Uneinigkeiten der Philosophen alles abzuziehen, was allein daraus entstanden ist, weil man eine und dieselbige Sache nur aus verschiednen Gesichtspuncten angesehen hat, das sich also aufheben läst, so bald unterschiedne Prospecte nicht mehr mit unterschiednen Gegenständen selbst verwechselt werden, − solcher Fälle sind nicht wenige − der wird doch noch genug übrig haben, um zu sehen, daß es, wie Bacon sagte, in dem Verstande der einen oder der andern Parthey gewisse Idola geben müsse, das ist, Begriffe und Denkarten, die man für die wahren Modele der Gegenstände, und für nothwendige objectivische Grundsätze ansiehet, und die doch im Grunde nichts weiter sind, als psychologische Erscheinungen, Selbsterdichtungen, ein Machwerk der Einbildungskraft, mehr als eine Production des Verstandes. Es muß also irgend ein Weg eingeschlagen werden, der aus diesen Verwirrungen und Dunkelheiten herausführet. Will man, wie Bacon in den angeführten Worten anräth, die allgemeinen Begriffe und Principe, die unsre Menschenvernunft, so wie sie itzt ist, in sich enthält, alle mit einmahl wegwerfen, und neue, richtigere und mehr

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* Nemo adhuc tanta mentis constantia et rigore inventus est, ut decreverit et sibi imposuerit, theorias et notiones communes penitus abolere, et intellectum abrasum et aequum ad particularia de integro applicare. Itaque illa ratio humana, quam habemus, ex multa fide, multo etiam casu, nec non ex puerilibus, quas primo hausimus, notionibus, farrago quaedam est, et congeries. Nov. Org. Libr. I. axiom. XCVII. 82 Der Stellen, wo er von den idolis intellectus redet, giebet es in diesem Buche mehr. 83

36 est, ut ] Uebele; 1775: est ut 39 Nov. Org. Libr. I axiom. XCVII. ] Uebele: Nov. Org. Libr. I, axiom. axiom.] 1775, Uebele; Hrsg.: aphor.? 40 den ] Uebele; 1775: der XCVII.

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bestimmte durch die Abstraction von reinen Empfindungsideen 84 wieder aufsammlen, so wagt man sich an ein so heroisches Unternehmen, wie das Cartesische Zweifeln 85 war, dergleichen aber noch zum erstenmal gelingen soll. Neue Definitiones in die Grundwissenschaft einzuführen, das ist schon so oft mit einem so unerheblichen Vortheil für die Erkenntniß versuchet worden, daß man endlich solcher Systemenmachereyen überdrüßig geworden ist. Wenn es noch Originalgenies sind, die so verfahren, und uns dadurch ihre eignen Aussichten, Entdeckungen eines scharfen und sich weit hin erstreckenden Blicks, bekannt machen; so ist dies so angenehm als nützlich. Vielleicht ist es auch in keiner Wissenschaft zum Fortbringen der Erkenntniß nothwendiger, als in der Metaphysic. Denn ausser der Geometrie gibt es schwerlich irgend eine Art von Kenntnissen, die nicht vorher aus Meynungen, Muthmassungen und Hypothesen, haben bestehen müssen, ehe sie zur Einsicht geworden ist, und Gewißheit und Evidenz erlanget hat. Am wenigsten läst es sich wohl von dem hohen Fluge der Vernunft 86 in der speculativischen Philosophie erwarten, daß dieser auf einmal die gehörige Richtung sollte treffen können. Ich will also die Ontologien, die scharfsinnige Philosophen etwa zu denen, welche wir jetzt schon haben, noch hinzusetzen mögten, gerne der Aufmerksamkeit werth halten. Aber gesetzt auch, sie würden mehr seyn, als Hypothesen, und reine reelle Vernunfttheorie enthalten, und so wahr und richtig seyn, als es der Einfall der alten Pythagoraner über die Einrichtung des Planetensystems war, den Copernicus in veste Wahrheit für uns verwandelte; 87 was kann sie sichern, daß sie nicht für eben das angesehen werden, wofür ihre Vorgänger gehalten worden sind, woferne nicht ihre Grundbegriffe und Sätze, − die wenigen, welche für sich völlig evident sind, ausgenommen − mit Beweisen versehen sind, woraus ihre Realität und Richtigkeit unwidersprechlich erhellet?

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Ueber die ersten Grund-Gemeinsätze 88 und ihre Realisirung. Solche Beweise kann die Realisirung der Begriffe und Grundsätze geben, 89 und auch nur diese allein kann sie geben. Man muß zu dem Wege wieder zurück, auf welchem Locke voran gegangen ist, nämlich zu der Untersuchung des Verstandes, seiner Wirkungsart, und seiner allgemeinen Begriffe, wenn man die Kennzeichen ausfinden will, woran die reellen, den Objecten entsprechende, von denen, die nur Erscheinungen, und also nur einseitige Vorstellungen sind, ausgekannt werden können. Wie soll diese Realisirung vorgenommen werden? Die sogenannten ersten allgemeinsten Grundsätze sind gewisse allgemeine Urtheile über die Beziehungen der Dinge, und ihre Beschaffenheiten auf einander. Die ersten allgemeinsten Begriffe sind unsre Vorstellungen von den Dingen oder Objecten selbst überhaupt; es sind die ideellen Objecte in uns. Solche Grundsätze und Ideen, die man in der Metaphysic objectivisch ansiehet, das ist, als die Gegenstände selbst, sind in uns doch nur gewisse subjectivische Vorstellungs- und Denkarten, die in uns wie andre Modificationes und Thätigkeiten 5f. Systemenmachereyen ] Uebele: Systemmachereyen

8 weit hin ] Uebele: so weit hin

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unsrer Denkkraft beobachtet werden können. Das Axiom: Aus Nichts wird Nichts, 90 ist von der Seite angesehen, wie es etwas von den Objecten aussaget, ein materielles, objectivisches Princip in der Grundlehre. Aber wenn wir diesen Satz als einen Ausspruch unsrer Vernunft ansehen, den sie über die Gegenstände instinctmäßig hervorbringet, da wo sie über entstehende Dinge urtheilet; so nehmen wir es als einen Erfahrungssatz an, daß die Vernunft in keinem Fall die Gedanken fassen könne: Daß ein werdendes Ding entstehe, ohne daß sie zugleich auch denke, es sey eine wirkende Ursache vorhanden, wodurch es hervorgebracht werde. Dann bestimmet diese Regul eine Art zu urtheilen über Gegenstände, die zu einer allgemeinen Gattung gehören. Die materiellen Grundsätze sind darinn von den logischen, oder formellen Principen unterschieden, daß die letztern mehr die Art angeben, wie wir Begriffe verbinden, wenn wir urtheilen, und Urtheile verbinden, wenn wir folgern und schliessen, und also nur im allgemeinen die Form der Urtheile bestimmen; dahingegen jene die besondern Denk- und Urtheilsweisen aussagen, welche bey gewissen allgemeinen Gattungen von Vorstellungen − oder von Objecten − dem Verstande natürlich und nothwendig sind. Indem also der Philosoph behauptet: Dies oder jenes sey ein allgemeiner Grundsatz der Vernunft; so fühlet er in sich, wenigstens alsdann, wenn er dies behauptet, eine gewisse Nothwendigkeit, die Ideen also zu verbinden, und also zu urtheilen, als er thut. Dies Gefühl leitet die Denkkraft, wenn sie von ihren Ideen zu den Objecten übergehet. Es wird vorausgesetzet, ohne daß wir daran denken, daß die Dinge selbst solche Beschaffenheiten an sich, und solche Beziehungen auf einander haben, und haben müssen, als wir ihnen zuerkennen müssen. Das, was wir also als eine natürliche Denkart des Verstandes gewahr werden, was wir so und nicht anders denken können, das sehen wir an, als etwas, das außer dem Verstande so seyn muß, und machen aus jener Beobachtung einen objectivischen Grundsatz. Soll nun ein solches Verfahren gerechtfertiget, alle unnöthige Untersuchungssucht bey Seite gesetzt, und ein solches Princip gegen andre Philosophen, welche ihrer Meinung nach auf die nämliche Art eine andre Grundwahrheit entdecket haben, vertheidiget werden; so muß man, wie leicht zu begreifen ist, sich auf die Beantwortung folgender Fragen gefaßt machen: Ist die Art zu urtheilen, die dem Verstande des einen jetzt noth wendig ist, auch die allgemeine Urtheilsart des menschlichen Verstandes? Denken alle andre Menschen eben so über dieselbigen Ideen? Oder ist es blos zufällig, hat es in gewissen schon angenommenen Formen seinen Grund? Ist es nur Vernunft eines einseitigen Systems, welche also urtheilet? Weiter: Ist die angegebene Denkart allgemein? Hat sie denn etwa ihren Grund in einem Unvermögen, das eine bloße Folge der Endlichkeit, und der nothwendigen Unwissenheit des menschlichen Verstandes ist? Oder hat sie ihren Grund in einer allgemeinen Sinnlichkeit, die ihm überall anklebt? 91 Es ist doch eine Zeit gewesen, wo kein Mensch umhin konnte, zu glauben, daß die Sonne um die Erde täglich herumgehe, weil es die Empfindung so mit sich brachte. Ist es also vielleicht blos menschliche Denkart in dem gegenwärtigen Zustande unsers Geistes? Oder ist selbige vielmehr so tief, so allgemein, so innig in der Natur des Verstandes, in so ferne es Denk- und Urtheilskraft ist, gegründet, daß der Verstand, der sie bezweifeln und

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bestreiten will, auch dies nicht kann, ohne sie bey seinem Zweifeln zu befolgen, und also als richtig vorauszusetzen? Wenn dies ist; so muß die Verstandeskraft, als Verstandeskraft auch in andern Wesen, selbst der unendliche Verstand, in so ferne wir von ihm einen Begrif haben können, auf die nämliche Art urtheilen. 92 Solche Untersuchungen machen das Realisiren der Grundsätze aus. Wie können und sollen sie angestellet werden, ohne unsern Verstand in uns und seine Denkarten zu beobach ten, solche mit einander zu vergleichen, und also, ohne so weit es möglich, zu der Quelle der allgemeinen Urtheile zurück zu gehen. Aristoteles verfuhr gewissermassen auf diese Art, als er den Grundsatz des Widerspruchs zur Grundwahrheit annahm. 93 Die Metaphysiker haben sich solcher Prüfungen größtentheils zu entziehen gesucht. Sie haben ein Princip, das Princip des Widerspruchs, dessen innere Evidenz sie berechtigte, davon anzunehmen, daß es alle Erfordernisse einer Grundwahrheit an sich habe, als das erste angenommen, 94 und sich bemühet, alle andre aus diesem einem abzuleiten. Wenn sich dies so bewerkstelligen liesse, wie sie glauben es gethan zu haben; so wäre man in Hinsicht der Grundsätze völlig aufs reine. Wir hätten nämlich in der Unmöglichkeit, einen viereckten Zirkel sich zu gedenken, und ihn für ein Ding zu halten, das außer unsrer Vorstellungskraft irgendwo seyn oder gemacht werden könnte, das erste und natürlich nothwendigste Denkungsgesetz des Verstandes, das zugleich die ganze Natur desselben von dieser Seite betrachtet, umfassen würde, und also die Quelle von allen übrigen nothwendigen Denkungsgesetzen seyn müste. Andre Grundsätze der Vernunft aus diesem Princip herleiten, hieße so viel, als es evident machen, daß eben darum der Verstand auch die übrigen Denkungsgesetze befolgen, und z.B. nothwendig das Nichts aus Nichts für ein Unding erklären müsse, darum, weil es ihm als einer Denkkraft natürlich nothwendig sey, das Widersprechende da für zu erklären. Dann würde der objectivische Grundsatz: Aus Nichts wird Nichts, eine Folge von dem ersten objectivischen Satz seyn, daß ein widersprechendes Ding ein Unding außer dem Verstande sey. Da wäre alles geleistet, was die vollkommenste Realisirung der Grundsätze erfordert, und die Unbezweifelbarkeit der letztern würde dem Verstande in dem möglichsten Grade der Deutlichkeit, und näher und stärker noch einleuchten, als es sich aus der psychologischen Untersuchung der Denkarten erwarten lässet. Die letztere führet doch am Ende nicht weiter als bis hieher. Es ist die geprüfte Denkart wirklich allgemein bey allen Menschen; sie ist, so weit man forschet, nicht abhängig von zufälligen Umständen, keine Wirkung der Sinnlichkeit, keine Folge der Einschränkung des denkenden Wesen. Der Hang dazu ist natürlich; der Verstand urtheilet nicht anders als so, und kann auch nicht anders urtheilen. Dies alles ist ohne Widerrede beysammen in dem Satz vom Widerspruch, und es würde evident seyn, daß sich solches auch in allen übrigen Grundsätzen finden müste, wenn ihre nothwendige Abhängigkeit von diesem evident gemacht werden könnte. 95 Bis so weit reichet die psychologische Beobachtung aufs höchste. In der That kömmt sie nur selten dahin. Gemeiniglich bleibet sie in dem letzten Merkmal, daß der Verstand nicht

3 andern ] Uebele; 1775: andere

7 so weit es ] Uebele: so weit als

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anders als auf die angegebene Art zu denken vermögend sey, etwas zurück. Dem Princip von der zureichenden Ursache, dem Leibnitzischen vom zureichenden Grunde, und andern, ist von eini gen Philosophen ihre Würde streitig gemacht worden; man hat ihre Allgemeinheit geleugnet. 96 Wie wollte man es diesen Gegnern nun evident machen, daß sie solche durch eine natürliche Nothwendigkeit im Denken befolgen und sie als Grundsätze annehmen müssen, da sie eine solche Nothwendigkeit nicht empfinden? Man darf nun zwar in solchen Fällen die Rechtfertigung nicht aufgeben. Bleibet in jenem directen Erweise noch eine Lücke; so hat man ein Mittel, solche voll zu machen, so weit wenigstens, daß die Vernunft beruhiget wird. Man hält das geprüfte Princip gegen andre, die außer Zweifel sind. Verträgt es sich mit diesen, paßt es an sie an, für sich und in ihren allgemeinen Folgen, so weit man in das Gebiet der Wahrheiten hinein sie verfolgen kann; so vertreibet diese Harmonie der Grundsätze alle Zweifel über ihre Zuverläßigkeit, die noch etwa übrig seyn mögten. Diese Harmonie der Wahrheiten 97 wirket in dem Verstande, wie die Attraction in den Körpern. Ohne daß einer auf dem andern lieget, wie eine Oberlage auf ihr Fundament, machen sie durch ihr wechselseitiges Anziehen ein vestzusammenhaltendes System aus. Eine solche innere Schicklichkeit der Wahrheiten auf einander ist allein genug, der menschlichen Erkenntniß innere Haltung und Zuverläßigkeit zu geben, die zur Beruhigung des Verstandes erfordert wird. Aber es ist dennoch wahr, was ich vorhero behauptet habe. Wenn die Philosophen alle übrigen Grundsätze aus dem Grundsatz des Widerspruchs ableiten könnten; so würde alles auf ein mal geschehen seyn. Wenn man in der Evidenz, die sonsten in einer andern Hinsicht keine Grade hat, auf eine ähnliche Art, wie bey dem hellen Mittagslicht, doch Grade annehmen will; so ist die Evidenz in dem ersten Grundsatz vom Widerspruch, ein Maximum, in Vergleich mit der Evidenz in den übrigen Grundsätzen. Von den Erfahrungssätzen, wohin das Cartesische: Ich denke, ich bin, gehöret, rede ich hier nicht. Jenes Princip ist ein Princip von der ersten Ordnung. Nur dies ist die Frage: Haben die systematischen Philosophen ihre übrigen allgemeinen Grundsätze aus dem Satz vom Widerspruch wirklich demonstriret? Es ist hier der Ort nicht, darüber mehr zu sagen. Ich glaube so wenig, daß solches geschehen sey, daß ich nicht einmal begreife, wie es möglich sey, und es für unmöglich erklären muß, wenn ich auf die Natur unsrer Folgerungen und Schlüße zurücksehe. Sobald indessen die Scharfsinnigkeit irgend eines Philosophen dies geleistet haben wird; so will ich meine Forderungen zurücknehmen, die ich oben an diejenige gemacht habe, die ihre Grundsätze für Grundsätze der reinen Vernunft 98 angenommen wissen wollen. Dies bisher gesagte trift nur zunächst die Grund-Gemeinsätze, deren Evidenz nicht auf die Beschaffenheit der Begriffe, die in ihnen verbunden oder einander entgegen gestellet werden, sondern auf die Nothwendigkeit und Natürlichkeit der Denkart beruhet, mit der die Begriffe also von einander bejahet oder verneinet werden.

3 andern, ] Uebele S. 778; 1775: andere, 35 reinen Vernunft ] Uebele: reinen Vernunft

16 wechselseitiges ] Uebele; 1775: wechseltiges

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Jedes Urtheil ist ein Werk des Verstandes, der von den Ideen, welche in der Kunstsprache die Materie des Urtheils ausmachen, modificiret ist. Es ist eine gewisse Thätigkeit, oder vielmehr ihre Wirkung auf die Begriffe, die das Object sind, wie das Entzünden eine Wirkung von der Kraft des Feuers ist, wenn diese auf eine brennbare Materie verwendet wird. Jedes Urtheil ist also auch eine Wirkung, die ihren völligen Grund in beyden, in der Natur des auf eine gewisse Weise und nach gewissen Gesetzen thätigen Verstandes und in den gegenwärtigen Begriffen hat, welche die Denkkraft modificiren, ihre Thätigkeit auf sich hinziehen, und solche zugleich in etwas bestimmen. In den allgemeinsten Principien aber, die man die Grundsätze vom ersten Range, in Hinsicht ihrer Allgemeinheit nennen kann, ist nichts eignes, das von den Ideen abhänget, und es nothwendig machet, auf das Subject und Prädicat zurück zu sehen. Sie sind die eigentlichen formellen Grundsätze, Hervorbringungen der Vernunft, bey denen nichts weiter in Betracht gezogen wird, als die Form oder die Art des Verfahrens. Ihr Subject ist ein jedes Ding, oder eine jede Sache überhaupt; es sey ein Object außer dem Verstande, oder eine Idee davon in uns. Ein jedes nämlich, was ein Gegenstand der Reflexion ist und werden kann. Die Urtheile: Ein jedes Ding ist sich selbst gleich, und: Aus Nichts wird nichts, sind reine Arten zu denken, Ideen zusammen zu setzen, oder von einander zu verneinen, ohne Rücksicht auf das Eigne der ver glichenen Ideen. Eben so verhält es sich mit dem Princip des Widerspruchs; die das letztere zur einzigen Quelle aller übrigen angeben, stellen sich die Sache etwas anders vor. Nach ihrer Idee sind die abgeleiteten Grundsätze der Form nach nichts anders, als jener erste Grundsatz; aber sie sollen doch etwas Unterscheidendes an sich haben, was ihnen das Ansehen giebet, als wenn sie eigne Grundsätze für sich wären. Das Eigene soll denn in den Ideen, in den Begriffen des Subjects und des Prädicats, das ist, in ihrer Materie, liegen. Ich bin dieser Meinung nicht, und sehe jene selbst als unbeweisbare Grundsätze an. Daher kann ich auch nicht glauben, daß man durch die Entwickelung der Begriffe, wenn solche auch thunlich wäre, wie sie es ihrer Einfachheit wegen nicht ist, ihre nothwendige Richtigkeit demonstriren könne oder dürfe. Diese Gewißheit muß in ihnen seyn, so wie sie da liegen.

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Gemeinbegriffe und ihre Realisirung. Zu den Grundsätzen der zwoten Classe gehöret bey weitem der größte Theil derer, welche die transcendente Philosophie ausmachen. In diesen ist die Form oder die Verbindungsart immer eine von denen, welche in jenen allgemeinsten Sätzen der ersten Ordnung ausgedruckt sind, oder wenigstens darin zum Grunde lieget. Das übrige, was ihnen eigen ist, wie auch ihre Allgemeinheit, hänget von den Begriffen selbst ab. Sie realisiren heißet so viel, als die allgemeinen Ideen rea lisiren, die in ihnen die

6 nach ] Uebele; 1775 noch 12 Hervorbringungen ] Uebele; 1775: Hervorwirkungen derspruchs; die ] Hrsg.; 1775, Uebele: Widerspruchs, die

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Subjecte und Prädicate sind. Die Dunkelheit und Verwirrung, welche in so vielen und in den fruchtbarsten Notionen gefunden wird, machet hier wieder psychologische Untersuchungen nothwendig, denen alsdenn noch nicht auszuweichen ist, wenn gleich in Hinsicht der vorigen Grundsätze die Prüfung vollendet worden. Die Theorie vom Raum kann statt aller zum Beyspiel dienen. 99 Wir haben einen Begrif von dem Raum, und dieser Begrif lieget tief und überall in dem menschlichen Verstande; − dies ist die Sprache der einen Parthey. Dieser Idee gehen wir nach; sie ist eine Idee der Vernunft, ein Werk ihrer Naturkraft. Wir bauen darauf eine Theorie von dem Raum, von dem Raum ausser der Welt, und von dem Raum vor der Welt. Die Beschaffenheiten dieses Dinges liegen in dem Begrif. Es ist etwas Unerschaffenes, Nothwendiges und Unendliches. 100 Einer setzet hinzu, es sey das unendliche Wesen selbst; ein andrer erkläret es für eine Eigenschaft des höchsten Wesen, oder, mit Clarke, für eine Folge seiner Eigenschaften, besonders der Unermeßlichkeit; 101 und ein dritter bleibet ungewiß, zu welcher allgemeinen Gattung von Dingen er den Raum hinsetzen soll, und verlieret sich endlich in der Dunkelheit der Begriffe. Leibnitz und Wolf hingegen erklären diesen ganzen Begrif für einen psychologischen Schein, ob er gleich für uns vorzüglich brauchbar ist. Der Raum ist bey ihnen ein Nichts, sobald man ihn in der Abstraction als ein eignes Ding ohne wirkliche Körper sich einbildet; 102 nichts als ein leeres Bild, wie die Bilder im Traum, das seine ganze Realität der Phantasie zu verdanken hat, wovon die Vernunft, wenn sie seine Natur miskennet, entweder wie ein Reisender von einem Irrwisch in einen Sumpf geleitet, oder mit Speculationen unterhalten wird, die so sachenleer sind, als die Declamationen jenes Redners über die Vollkommenheiten von Niemand. Die eigne Meynung des Hrn. Kants, die doch der Leibnitzischen am nächsten kömmt, will ich nicht einmal anführen. 103 Diese Verschiedenheit in den Meynungen entstehet nicht aus einer Verschiedenheit in der Art, wie der Verstand in den Begriffen der Dinge, die Dinge selbst und ihre Beschaffenheiten siehet. Die Syllogistic ist zum mindesten auf beyden Seiten einerley, wenn es gleich die ganze Logic nicht ist. 104 Also beruhet der Grund oder Ungrund der behaupteten und bestrittenen Theorie auf die Realität des Begrifs im Verstande, den man als eine wahre Vorstellung eines Gegenstandes ausser ihm ansiehet. Ob die Gemeinbegriffe nun dergleichen sind, dies untersuchen, die Kennzeichen mit deutlichem Bewustseyn einsehen und vorlegen, das heisset die Begriffe realisiren. Dies Geschäft aber ist in solchen Fällen keine so leicht gethane Arbeit. Leibnitz gab den Rath, man solle die metaphysischen Kunstwörter, da, wo es zweifelhaft ist, ob in ihnen ein reeller, voller und fruchtbarer Sinn sey, in die gewöhnliche Sprache des Lebens, und besonders in die Deutsche, übersetzen. Es würde sich alsdenn, wie er meynte, bald erge ben, ob man etwas, und wie viel bedeutendes man an ihnen habe, oder ob es ein leeres Wortwerk sey? 105 Der große Mann bewies hier wohl allzuviel Vertrauen zu unsrer Muttersprache, wie in andern Fällen zu dem Verstande und zu

12 eine ] Uebele S. 778; 1775: einer Sachenleer

Clarke, ] Uebele: Clarck,

22 sachenleer ] Uebele; 1775:

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der Wahrheitsliebe der Philosophirenden. Es hat keinen Zweifel, − man kann sich, so oft man will, beym Nachdenken davon durch eigne Erfahrung überzeugen, − daß eine Substitution der populairen Ausdrücke anstatt der kunstmäßigen in vielen Fällen nicht ein Mittel seyn sollte, den wahren Gehalt von diesen zu erproben, die eben so häufig von einigen unter ihrem Werth herabgesetzet, als zu sehr erhoben worden sind. Denn der Verstand der zu schwach oder zu ungeübt ist, sich der allgemeinen Aussichten, die ihm in den Gemeinsätzen der Vernunft gegeben werden, zu bedienen, kann freylich so viel schätzbares in ihnen nicht antreffen als andre; für jene sind sie also keine Armatur der natürlichen Denkkraft. Wie dem indessen sey; so hat, was Leibnitzens Waradirung 106 betrift, die Erfahrung längst entschieden, daß sie nicht zureiche, das Reelle und Objectivische von dem Erdichteten und blos Subjectivischen auszukennen. Es ist eben so gut in der Deutschen und in der populairen Sprache Nichtsinn und sachenleeres Wortwerk geschrieben worden, als es in der Lateinischen Kunstsprache geschehen ist. Außerdem sehe ich nicht, wie dadurch etwas weiter, als eine Reduction der Systemsbegriffe auf die Begriffe des gemeinen Menschenverstandes erhalten werden könne, und von dieser setze ich hier voraus, daß sie in unsrer Gewalt sey. Wie würde denn nun aber die Dunkelheit und Verwirrung, die sich in diesen letzten schon befindet, die Vermischung des blos bildlichen, von der Phantasie hinzugesetzten, mit dem reellen, mit dem aus reinen Empfindungen abgesonderten, die auch schon in den Begriffen des gemeinen Menschenverstandes ist, gehoben werden. Alle allgemeine Begriffe haben ihren Ursprung aus den Empfindungen. Man muß jene also auf diese wieder zurück führen, das ist, die Empfindungen aufsuchen, woraus die Denkkraft sie gezogen hat. Dann wird das Reelle in ihnen sich von dem Imaginairen von selbst absondern. Dies ist die Vorschrift der neuern Philosophen, nach der Hume in seinen Versuchen 107 über einige allgemeine Notionen, und andre nach ihm gearbeitet haben; und sie ist nach meiner Ueberzeugung eine richtige Vorschrift. Sie ist so wahr, und in eben dem Sinn, als es der Erfahrungssatz ist, auf dem sie beruhet, daß nämlich alle Begriffe im Verstande in Empfindungen ihren Stof haben. Aber dies ist es auch alles. Die Vorschrift, man solle die metaphysischen Begriffe auf Empfindungen reduciren, ist in der That nur eine sehr unbestimmte Vorschrift, die etwas aber nicht vielmehr saget, als die allgemeine Regul, daß man sie realisiren, oder ihre Uebereinstimmung mit den Objecten darthun solle. Wie wird eine solche Reduction vorgenommen, und in wie weit ist sie eine Probe von der Realität der Begriffe? Das sind eben die Fragen, die zu beantworten übrig bleiben, und bey deren practischen Beantwortung so manche Schwierigkeit aufstösset, die schon mehrmalen die Arbeit hat verunglücken lassen. Der genannte scharfsinnige Britte hat in seinen Versuchen über die Entstehungsart der Begriffe, von der Nothwendigkeit und Zufälligkeit, von der Kraft und einigen andern, 108 manches übersehen und ihren innern Gehalt mangelhaft angegeben. Davon meyne ich die Ursachen in seinem Verfahren zu sehen. Er fühlte zwar, daß es nöthig sey, nicht allein auf die Materie der Begriffe, sondern auch

5 sind. ] Uebele; 1775: ist.

16 könne, ] Uebele; 1775: können,

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auf die Bearbeitungsart des Verstandes, wenn dieser Empfindungen zu Vorstellungen umarbeitet, aufmerksam zu seyn; allein die unbestimmte Voraussetzung, Begriffe sind aufgelösete Empfindungen, verleitete ihn, zu glauben, es sey alles geschehen, was erfordert werde, und der ganze Gehalt der Begriffe sey schon entdecket, wenn nur die Empfindungen angegeben worden, woraus sie gezogen sind.

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Unsre Begriffe entspringen aus Empfindungen. Ich werde künftig über den Sinn, den dieser Satz, so ferne er eine Folge von Beobachtungen ist, haben muß, und den man nicht ganz anpassend durch die Metapher ausdrücket, wenn man die Empfindungen eine Quelle der Begriffe nennet, 109 eine eigne Untersuchung vorlegen. 110 Es wird nichts mehr dadurch gesaget, − es kann wenigstens nichts mehr gesagt werden, wenn man nichts mehr sagen will, als was die Beobachtung erlaubet, − als daß der erste Grundstof, den die Vernunft zu unsern Vorstellungen, zu Gedanken und zu Begriffen hat, die Materie, aus der sie durch die Thätigkeit der Denkkraft gemacht worden, Empfindungen sind. Dieser Satz lehret uns also über die Natur unsrer Kenntnisse nichts näheres, als was wir von den körperlichen Producten der Natur und Kunst erkennen, wenn wir blos wissen, daß sie Feuer, Wasser, Luft und Erde, zu ihrem ersten Grundstof haben. Dies ist ohne Zweifel eine fruchtbare Erkenntniß; aber wenn nun von diesen oder jenen einzelnen Körpern, von ihrer Vestigkeit und Brauchbarkeit die Rede ist, und wenn diese aus ihrer innern Natur, so zu sagen, a priori 111 sollten beurtheilet werden; so begreift man, daß es weniger darauf ankomme, den Stof zu kennen, woraus sie gemacht sind, als daß auch die Art der Verarbeitung bekannt sey, wodurch der Stof modificiret, zusammengesetzet und vermischet worden sey. Nicht anders verhält es sich bey den Arbeiten des Verstandes. Die Träume haben sowol ihren Stof in unsern Empfindungen, als unsre wahresten Gedanken. In dieser gemeinschaftlichen Beziehung aller Begriffe auf die Empfindungen kann also die Ursache nicht seyn, warum einige den Gegenständen entsprechen, andre aber leere Bilder sind. 112 Dieser Unterschied entstehet aus der Art und Weise, wie die Denkkraft die Empfindungen zu Vorstellungen von Objecten verarbeitet. Die Grundwissenschaft soll die allgemeinen Grundsätze enthalten, wornach wir über alle Dinge überhaupt, über alle Gattungen wirklicher Wesen, über Geister und Körper, über das Immaterielle und Materielle, über das Unendliche und Endliche, urtheilen und schließen. Es folget also unmittelbar, daß die Gemeinbegriffe in diesen Sätzen, sowol die von den Subjecten, als die von den Prädicaten, eine dazu erforderliche Allgemeinheit haben, das ist, daß sie transcendente Begriffe, oder eigentlich sogenannte Notionen, 113 seyn müßten. Die Begriffe, welche sich weiter nicht, als über den Umfang der geistigen und immateriellen Dinge erstrecken, und allein die Aehn-

5 worden ] Uebele: werden

31 alle ] Uebele: alle

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lichkeiten dieser Gattung von Wesen vorstellen, diese Begriffe von intellectuellen Dingen, sind schon mehrbestimmte und mehrbefassende Ideen, die eben so wenig mit den transcendenten Begriffen zu verwechseln sind, als die Begriffe von körperlichen Gegenständen. Die erstgenannten stellen Beschaffenheiten immaterieller Dinge dar, die letztern die Beschaffenheiten körperlicher Objecte; die transcendenten aber das, was in beyden dieser Arten Gemeinschaftliches ist, und zwar nichts mehr als dieses: Daher ist die erste Operation, die erfordert wird, um zu transcendenten Gemeinbegriffen zu kommen, die Absonderung des Immateriellen und des Materiellen von dem ihnen gemeinschaftlichen Transcendenten. Leibnitz und Wolf hatten dies zuweilen im Sinne, wenn sie verlangten, es sollte das Sinnliche und Bild liche von dem Verständlichen unterschieden werden; 114 und wenn Hr. Kant so sehr auf die Unterscheidung der reinen Verstandesbegriffe von den Begriffen der sinnlichen Erkenntniß dringet; 115 so kömmt mir dieses am Ende als die nämliche Forderung vor, die ich hier thue, daß das eigentliche Transcendente abgesondert werde. Wenigstens wird seine Absicht durch dasselbige Mittel erreichet. Wir haben ein Merkmaal, das, in den mehresten Fällen wenigstens, uns es deutlich wird sehen lassen, ob die Scheidung des Transcendenten von dem Mehrbestimmten bewerkstelliget, und die völlige Allgemeinheit den Begriffen gegeben sey? Die allgemeinen Begriffe entstehen aus den Empfindungen. Nun giebt es zwo Gattungen von Empfindungen, äussere, von Körpern und körperlichen Beschaffenheiten, und innere, von uns selbst, vom Denken, Wollen, u.s.w. Diese beyden Gattungen sind, vollständig gefaßt, so heterogener Natur, daß sie weniger mit einander vergleichbar zu seyn scheinen, als irgend eine besondre Art der einen Gattung mit einer andern Art von der nämlichen Gattung. Ausdehnung und Bewegung sind wenigstens in einem gleichen Grade unvergleichbar mit Denken, Fühlen und Wollen, als Farben mit Geruchsempfindungen oder mit Eindrücken des Gefühls. Dennoch hat die Reflexion etwas Gemeinschaftliches in ihnen entdecket, und diese ihre höhere Aehnlichkeit abstrahiret, die aber so wenig sie selbst in ihrer Völligkeit darstellet, als der allgemeinere Begrif von einem Thiere die bestimmtere Idee von einem Pferde ist. Da haben wir also drey stark genug abstechende Merkmaale für die drey gedachten Classen von Gemeinbegriffen, die uns die Empfindungen, aus denen sie abstrahiret werden, an die Hand geben. Sind es nämlich die innern Empfindungen allein, woraus ein Begrif, wie z.B. der Begrif von einem fühlenden Wesen, gezogen werden kann; stellet dieser Begrif solche Beschaffenheiten in den Objecten dar, die nur allein in den innern Selbstempfindungen der Seele, ihrer Veränderungen, ihres Thuns und Leidens, haben gewahrgenommen werden können: so ist dies ein Begrif von einem intellectuellen Gegenstande. Gehört der Stof des Begrifs der andern Classe der Empfindungen, der äusserlichen, die aus den Eindrücken von körperlichen Objecten herrühren, und findet man ihn nur hier allein; so hat man einen Begrif, dessen Umfang auch nicht weiter als auf körperliche oder materielle Gegenstände sich erstrecket. Es ist in vielen Fällen

11 und ] Uebele; 1775: nur

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leicht, diese Verschiedenheit der Materialien zu unsern Ideen zu entdecken; in einigen aber stößt man auf Schwierigkeiten. Woher kömmt uns der Begrif von der Ausdehnung, und der gemeine Begrif von dem Raum? Sind es nicht die Empfindungen des Gesichts und des Gefühls, 116 woraus er gezogen wird? Würde unser denkendes Ich, wenn man ihm alle seine übrigen Arten von äussern und innern Selbstempfindungen lassen, und ihn jener beyden nur berauben könnte, nun noch wohl einen Stof übrig haben, den Begrif von der Ausdehnung sich zu machen? Ich frage nur, und ich frage in der Voraussetzung, daß es keine so angeborne Begriffe gebe, die ohne eine vorhergegangene Beschäftigung der Denkkraft mit Empfindungen in uns vorhanden sind. 117 Wenn es sich erweisen läßt, daß ohne Gesicht und ohne Gefühl, die Idee von dem Raum und von der Ausdehnung kein Begrif des menschlichen Verstandes seyn würde, noch seyn könnte, ein solcher nämlich nicht, als er gegenwärtig in dem gemeinen Menschenverstande wirklich vorhanden ist; so ist es auch zugleich entschieden, daß dieser Begrif unter den transcendenten Begriffen in der Grundlehre keine Stelle haben könne.*

* Zu den innern Empfindungen gehören auch die Gefühle von unsern Denkthätigkeiten und Denkarten, woraus die Begriffe vom Denken und von dem Verstande ihren Ursprung haben. Daher ist die Einschränkung unnöthig, die Leibnitz dem Satz, nil est in intellectu, quod non ante fuerit in sensu, hinzu gefüget wissen wollte: Excepto intellectu. (Nouveaux Essais sur l’ent. hum. L. 2. C. I. §. 2.) 118 Was den Begrif des Raums betrift, so haben wir ihn freylich nicht durch die Abstraction von den äussern Empfindungen, in so ferne diese einzele Veränderungen und Eindrücke sind, die von äussern Gegenständen in der Seele herrühren; aber haben wir ihn nicht aus den Actus des Empfindens mehrerer Dinge neben einander, und besonders aus den Aktus des Fühlens und des Sehens? Der Begrif von einem Raum überhaupt ist ein allgemeiner Begrif aus einzelen Gesichts- und Gefühls-Handlungen durch die Abstraction und Dichtung gebildet. Der Begrif von dem Raum, nämlich von dem ganzen Raum, ist eine individuelle Idee, aus dem ganzen Inbegrif der Gesicht- und Gefühls-Empfindungen zusammen genommen gemacht. Auf eine ähnliche Art beziehet sich der Begrif der Zeit auf die Empfindungs-Actus, nur daß dieser in jeder Art von Empfindungen, auch in den innern, seinen Stof findet. So stelle ich mir die Sache vor, und würde mich auf Erfahrungen berufen, − und Erfahrungen müssen am Ende entscheiden, wenn hier der Ort wäre, weiter da herein zu gehen. Hat der tiefsinnige Philosoph, der den Verstand so scharf beobachtet, Hr. Kant, etwas anders sagen wollen, wenn er den Raum für eine anschauliche Idee hält, von der Art, wie die Vorstellungskraft der Sinne die Empfindungen − ich schränke dies ein auf die Empfindungen des Gesichts und des äussern Gefühls, wenn nämlich von dem gemeinen Bilde vom Raum die Rede ist − nach gewißen Gesetzen coordiniret, die ihr natürlich nothwendig sind? 119 Ich meyne nicht. Die Vorstellungsart des Hrn. Kant über den Ursprung der Verstandsbegriffe, und sein dabey gebrauchter Ausdruck scheinet mir die Sache etwas trüber darzustellen, als es seyn dürfte, 120 und als diejenige es thut, der ich mich hier bedienet habe, und die dem bey den neuern Philosophen gewöhnlichen Vortrag gemäßer ist. Vielleicht ist auch jene bey manchen die unschuldige Veranlassung zu glauben, daß die Kantischen Betrachtungen hierüber metaphysische Spitzfindigkeiten enthalten, da es doch reelle und fruchtbare Unterscheidungen solcher Sachen sind, deren Vermischung immerfort eine Quelle vieler Dunkelheiten und Verwirrungen in der speculativischen Philosophie gewesen ist. 10 sind. ] Uebele: ist.

31 weiter da herein ] Uebele: da herein

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Für die wahren transcendenten Begriffe, z.B. von der Wirklichkeit, von einer Substanz, von Ursache und Wirkungen, von Veränderungen u.d.g. 121 bleibet uns also dieser Charakter übrig. Sowohl die innere als auch die äußere Empfindungen sind für sie ein Stof, so weit als nämlich der Verstand hier eines Stoffes nöthig hat. Sie machen die oberste gemeinschaftliche Spitze in unserm Gedankengebäude aus, wozu man auf der einen Seite durch die Stuffenleiter der Ideen von körperlichen Dingen, auf der andern durch die Leiter der intellectuellen Begriffe hinauf kommen kann. Denn sie enthalten nur das Gemeinschaftliche von Beyden. Wenn also auch eine Gattung von Empfindungen der Denkkraft entzogen, aber die Fähigkeiten zu vergleichen, zu urtheilen und zu schliessen, in ihrer völligen Stärke, sammt der zwoten Gattung von Empfindungen ihr gelassen würden; so hätte sie es noch in ihrer Gewalt, sich die transcendenten Begriffe zu verschaffen; obgleich bey dem gewöhnlichen Gang des sich erhebenden Verstandes mehr die eine als die andre von diesen Ideenleitern gebrauchet wird. Aus dieser Entstehungsart her haben auch die transcendenten Notionen eine ihnen eigne Unabhängigkeit von der besondern Art der Empfindungen, woraus sie abstrahiret worden sind. Z.B. die Begriffe von der Wirklichkeit, von der Substanz, sobald sie transcendent geworden sind; so sind sie nicht mehr die Begriffe von wirklichen Seelen, noch von wirklichen Körpern. Das Allgemeine in ihnen, was ihr Object ist, mit Absonderung alles besondern, was in unsrer Phantasie sich dazu gesellen mag, enthält nichts, das von den Eigenheiten der innern oder der äussern Empfindungen abhänget, welche von diesen auch der erste Stof zu ihnen gewesen seyn mag; nichts, was sie nicht in sich haben würden, wenn sie von einer jeder andern Art von Empfindungen und Vorstellungen einzelner Dinge abstrahiret worden wären. Sie sind ein allgemeiner Geist, der in beyden Gattungen von Empfindungen, und in beyden Arten von Vorstellungen von dem Materiellen und von dem Immateriellen enthalten ist, und wovon alles das Eigne des Materiellen oder des Immateriellen geschieden seyn muß, woferne der Verstand ihn in der Reinigkeit haben soll, in der er ihn in der transcendenten Philosophie gebrauchen will. Da haben wir die erste Untersuchung, welche zur Berichtigung und Vestlegung unsrer allgemeinen Grundbegriffe erfordert wird. Die Verwechselung dessen, was zwar allgemein ist, aber nur in Hinsicht der materiellen Gegenstände, mit dem völlig allgemeinen oder transcendenten, 122 das wir auch in den unkörperlichen Wesen nach Anleitung unsrer Begriffe uns vorstellen; diese Verwechselung verursachet das Ueberspringen von Dingen einer Art zu andern verschiedenartigen. (μετα βασις ειÆ ς αÍ λλο γε νος.) 123 Ein Versehen, das seinen Grund in einem Schwung der speculirenden Vernunft hat, den wir wieder finden in der rohen Reflexion eines Wilden, der das Feuer für ein Thier ansieht, und die Schiffe für beseelte Wesen. Es ist eine zu weit getriebene Verähnlichung, und diese ist die Folge von eingeschränkten Begriffen, denen man folget, auch da, wo sie uns nicht führen könnten, noch sollten.

2 u. d.g. ] Uebele: u. d.m. 34f. (μετα βασις ειÆ ς αÍ λλο γε νος). ] Hrsg.; 1775: (μεταβασις εÍ ις αλλο γενος.); Uebele: (μεταβασις εις αλλο γενος.)

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Dieser Fehler stößet uns so häufig in den bisherigen Systemen auf, − ich rede nach meiner Einsicht, ohne solche jemanden aufdringen und hier weitläuftig beweisen zu wollen − daß man sich darüber zu verwundern hätte, wenn man nicht begriffe, wie leicht der lebhafte Hang, unsern Kenntnissen Ausdehnung und den Begriffen Allgemeinheit zu geben, uns darin verfallen lasse. Mosheim und Brucker haben behauptet, daß es den alten Philosophen gänzlich an dem Begrif von einem Unkörperlichen Wesen gefehlet habe. 124 Das Unkörperliche, das αÆ σωματον in der griechischen, und das incorporeum in der römischen Philosophie, soll nur die Idee von einem feinen, aus gleichartigen Theilen zusammengesetzten, sonst aber körperlichen und ausgedehnten Dinge, ausdrücken, das man dem, was aus verschiedenartigen Theilen bestehet, entgegen gesetzt habe. Ein völlig unkörperliches Wesen, ohne allen körperlichen Umfang, ohne wirklich unterschiedene Theile, ohne Ausdehnung, wie die Monaden, die Seelen und die Geister nach den Leibnitzischen Vorstellungen sind, hat jenes nicht seyn sollen. Ich bin zwar nicht darüber gewiß, daß man dieses ohne Ausnahme, behaupten könne. Einige Aeusserungen in den Schriften der Alten scheinen entgegen zu seyn;* allein ich gestehe gerne, daß man erst nach den Zeiten des Descartes den aus innern Empfindungen unsers selbst abstrahirten Begrif von einer thätigen, fühlenden, sich vorstellenden und denkenden Substanz, ohne Ausdehnung, ohne Theile ausser einander, ohne Figur, ohne Gestalt, ohne Farbe, von welchen Beschaffenheiten das Selbstgefühl bey der Seele nichts weiß, und nichts

* Wie konnte Epicur bey dem Diogenes Laertius (B. 10. Reg. 125 67. 68.) denen, die die Seele für unkörperlich erklärten, den Vorwurf machen, daß, wenn die Seele so etwas unkörperliches wäre, sie nichts thun und nichts leiden, nichts in andere Dinge wirken, und nichts von ihnen aufnehmen könne? 126 Dieser Einwurf scheinet doch voraus zu setzen, Epicur habe seinen Gegnern eine solche Idee von dem Unkörperlichen bey geleget, nach der es keine Seiten und keine Theile, woran es berühret werden könne, gleichartige oder ungleichartige, an sich habe. Es ist ja wohl nicht zu zweifeln, daß es den Alten, wenn sie es versuchten, ihren Begrif von einem unkörperlichen Gegenstande mit positiven Beschaffenheiten sich vorzustellen, eben so ergangen sey, wie es uns ergehet, daß nämlich die Phantasie ihnen ein gewisses aus den Gesichts-Empfindungen genommenes verworrenes Bild von einem ausgedehnten, auf eine gewisse Art umschriebenen und figurirten Dinge vorgehalten, und dies Bild so innig mit dem Begrif von einem für sich bestehenden Wesen vereiniget habe, daß beyde nur mit Mühe in der Vorstellung von einander getrennet, und daher als eine Vorstellung von dem Verstande gedacht worden sind. Das nämliche widerfähret noch alle Tage Personen vom Nachdenken, die mit der vereinigten Zusammenwirkung der Phantasie und des Verstandes nicht bekannt sind. Sollen sie die Seele als ein Ding ohne alle Ausdehnung sich vorstellen; so wissen sie nicht, was sie aus ihr machen sollen, und kommen oft auf das Dilemma, sie sey entweder ausgedehnt, oder gar ein Nichts. Eine Folgerung, die doch keinen bessern Grund hat, als der Schluß jenes Blinden: Wenn die rothe Farbe kein Trommelschlag ist, noch eine andre Schallart seyn soll; so ist sie ein Unding. Damit aber will ich der sogenannten ideellen Ausdehnung der Seele ihr Urtheil nicht gesprochen haben. Ich untersuche hier nur Methoden; 127 und liebe diese unkörperliche Ausdehnung selbst als einen brauchbaren sinnlichen Begrif. 8 griechischen, ] Uebele; 1775: Griechischen, nen ] Hrsg.; 1775, Uebele: Denen

21 Reg. ] 1775, Uebele; Hrsg.: Seg.?

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antrift, in den Schriften der Philosophen deutlich vorgetragen finde. Die Alten haben nur dunkel von dem Unkörperlichen geredet, und solches nirgends dem Ausgedehnten als eine mit diesem gar nicht vergleichbare Gattung von Dingen entgegen gesetzt. Was die Natur der transcendenten Begriffe betrift; so scheinet Leibnitz der erste gewesen zu seyn, der ihre characteristische Allgemeinheit deutlich bemerket, sie in dieser Allgemeinheit von den mehrbestimmten Begriffen des Materiellen unterschieden, und auf diesen Unterschied in der Metaphysic gedrungen habe. 128 Ob aber nicht auch dieser Philosoph in seinen cosmologischen Lehrsätzen wieder das Immaterielle mit dem transcendenten verwechselt, oder wenigstens eine nahe Veranlassung gegeben habe, daß solches von seinen Nachfolgern geschehen sey, welches denn nicht minder eine Zusammenziehung und Verengerung unsrer Begriffe ist, obgleich an einer andern Seite, das ist eine Frage, von der ich glaube, daß es nicht schwer sey, die bejahende Beantwortung mit Beyspielen zu erweisen. Man lese die cosmologischen Erklärungen der Bewegung, der bewegenden Kraft, 129 und andre. Hätten die Philosophen nur in Hinsicht dieses Erfordernisses bey den allgemeinen Verstandesbegriffen das gethan, was die Natur der Sache und ihre Absicht erfordert; so würde schon ein großes, und etwas wesentliches von dem, was die Realisation erfordert, geschehen seyn. Wäre das transcendente genau abgesondert von demjenigen, was blos etwas allgemeines aus äußerlichen Empfindungen, und von dem, was blos etwas immaterielles ist; so würden wir wissen, was wir an unsern allgemeinen Grundsätzen haben, und nicht haben. Man würde wissen, wo sie nur allein auf den Umfang der körperlichen Gegenstände, auf das äußerlich empfindbare anzuwenden sind, wo sie allein auf unmaterielle Objecte sich einschränken, und wo sie sich weiter ausdehnen, und leitende Gemeinbegriffe für alle Dinge überhaupt sind. Eben dieses Mittel würde die Verwirrung in so manchen transcendenten Begriffen aufheben, die aus der Beymischung des Besonderartigen, was doch nur das Vehiculum des Transcendenten ist, entstehet. Uebrigens will ich hier mich nicht auf andre Fehler einlassen, die zwar genug bey den Grunderklärungen begangen worden sind, aber nur aus bloßen Versehen herrühren, wovor eine jede Vernunftlehre warnet, obgleich hier öfter ohne Wirkung, als in irgend einer andern Wissenschaft. Darum übergehe ich dasjenige, was etwa über die veste Bestimmtheit der Begriffe zu sagen wäre. Stof genug zu vielen Erinnerungen. Man übersiehet Bestimmungen, man siehet gedoppelt, beydes Fehler von gleicher Größe, man schiebet gewisse Neben-Ideen hinein, man lässet andre Merkmale weg, die man anfangs mitgedacht hatte; und indem nun der Verstand diese feinen Begriffe, welche Malebranche nicht unrichtig Spitzen nannte, 130 verbindet, und Demonstrationes aus ihnen zusammen kettet: so umfor men sie sich während der Arbeit, öfters ohne daß man es gewahr werde. Man findet sie alsdenn freylich geschmeidig genug, um aus ihnen zu machen, was man will. 131 Aber die auf solche Art verfertigte Gedankenreihen gehen denn auch von selbst wieder auseinan-

4 Leibnitz ] Uebele: Leibnitz 8 wieder ] Hrsg.; 1775, Uebele: wider Wesentliches 20 blos etwas ] Uebele: etwas

17 wesentliches ] Uebele:

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der, oder lassen sich doch von jedem, der kühn genug ist, durch sie zu fahren, ohne Mühe zerreissen. Solche Fehler zu vermeiden, das stehet in der Gewalt der Philosophen, ob hier gleich ein Grad von Vorsicht mehr dazu nothwendig seyn mag, als in der Mathematic erfordert wird. Der Philosoph, und besonders der speculativische, muß sich das öfter und in einem noch stärkern Sinn von seiner Wissenschaft gesagt seyn lassen, was jener alte Geometer von der Geometrie sagte: Er wisse keinen Herrenweg zu ihr. 132

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Von unsern Ideen, die wir von einzeln individuellen Gegenständen haben, sind nur einige, und deren Anzahl ist die geringste, reine Empfindungsideen. Ich verstehe nämlich hierunter solche Vorstellungen, Bilder und Zeichen der Objecte, die wir allein aus der Empfindung von ihnen aufnehmen, wie meine Idee von dem Papier ist, das gegenwärtig vor mir lieget, ohne alle Zusätze und Veränderungen, ohne alle Beymischung anders woher genommener Bilder, womit sonst die volle und lebhafte Einbildungskraft sogleich bey der Hand ist. Diese Vorstellungen sind wahre Vorstellungen, und entsprechen ihren Objecten, als Zeichen von ihnen, wenigstens unter den gegenwärtigen Umständen der Empfindung. Was die Denkkraft bey dieser Art von Ideen zu thun hat, bestehet in nichts weiter, als daß sie dasjenige, was ein bloßes unwahrgenommenes Bild in der Seele von dem Objecte seyn würde, mit Bewustseyn umgiebet, es dadurch zu einer Idee formet, und es nur für sich als eine Vorstellung, oder als ein Zeichen von einem Gegenstande, gebrauchet. Nun lehret zwar die Erfahrung, daß auch diese Empfindungsvorstellungen etwas an sich haben, was nicht von der Beschaffenheit ihrer Objecte abhänget; imgleichen, daß sie allemal nur einseitige Vorstellungen sind, und die Objecte in uns nur in so weit abdrücken, als diese durch gewisse sinnliche Werkzeuge, 133 und unter gewissen gewöhnlichen Umständen, von einer gewissen Seite, aus einem bestimmten Gesichtspuncte, von einem solchen vorstellenden Wesen, als unsre Seele ist, empfunden werden. Zuweilen geben noch andere zufällige, und nur die gegenwärtige Empfindung begleitende Umstände dem Bilde einen eignen Anstrich, den es bey veränderten Umständen verlieret. Dies ist zwar richtig; aber dies alles hindert nicht, daß nicht überhaupt alle Empfindungsideen, an denen die Phantasie keinen Antheil hat, reelle, den wirklichen Objecten entsprechende Vorstellungen, seyn sollten. Zum mindesten sind sie es in allen Fällen, wo die Empfindung mit denselbigen äußern Umständen, wie die gegenwärtige, begleitet ist. Insbesondere aber sind es diejenigen von ihnen, die von keinen andern Umständen und Beschaffenheiten und von nichts sonsten abhängen, als von dem, was in unsern Empfindungen beständig ist, und allemal vorkömmt, wo wir uns ihrer als Vorstellungen bedienen. Solche Bilder sind beständig in einer solchen Beziehung auf ihre Gegenstände, als es nöthig ist, um sie zu entsprechenden Zeichen, zu ächten und bestän-

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digen Abdrücken von den Objecten zu machen, und durch sie die Objecte zu vergleichen, und von einander auszukennen. Diese verdienen in einer vorzüglichen Bedeutung den Nahmen der reinen Empfindungsideen; weil sie nicht nur von fremden Zusätzen frey sind, die aus uns selbst und aus der Einbildungskraft hinzukommen, sondern auch von andern Zusätzen, die zu unsern gewöhnlichen Empfindungen nicht mitgehören. Die zwote Classe unsrer Ideen von einzelnen Objecten fasset alle diejenigen in sich, die mehr oder minder Geschöpfe unsrer Phantasie sind, obgleich aus einem Stof gemacht, der in den Empfindungsideen zugeführet wird. Einige sind es in ihren wesentlichsten Stücken, und auf eine auffallende Art, und werden Erdichtungen genannt; andere sind dem größten Theil, ihrer Grundlage, und den vornehmsten Zügen nach, Empfindungsvorstellungen, aber ausgemahlet, und schattirt von der selbstthätigen Dichtungskraft. 134 Wie viele giebt es wohl auch von solchen Ideen, die wir für Beobachtungsideen ansehen, die nicht einige Nebenzüge von der Phantasie empfangen hätten? Wie viele in der Physic, wie viele in der Psychologie bey unsern neuern beobachtenden Philosophen? Wie fruchtbar würden die jetzigen Beobachtungen für die Philosophie künftig seyn, wenn nicht so manche Eingebungen der Dichtkraft mit unter den Empfindungen eingeschoben, und für Erfahrungen angesehen würden! Bei einigen solcher selbstgemachten Vorstellungen hat die Phantasie allein, nach dem Gesetz der Association der Ideen 135 gearbeitet; bey andern mehr unter der Anleitung der höhern Denkkraft, und nach einer Richtung, in welche sie von dem Reflexionsvermögen und von dem Raisonnement gebracht worden ist. Diese Verschiedenheit giebt die Veranlassung, die selbstgemachte Ideen wieder unter zwey unterschiedene Classen zu vertheilen; davon die eine die Erdichtungsvorstellungen, und die andere die Reflexionsideen in sich fasset. Ich würde dieser bekannten Verschiedenheit der individuellen Vorstellungen hier nicht erwehnet haben, wenn nicht eine ihr ähnliche auch in den allgemeinen Begriffen, und sogar in unsern transcendenten, gefunden würde, und wenn nicht eine genauere Rücksicht auf diesen grossen Unterschied der Begriffe, bey ihrer Entstehungsart im Verstande, das Vornehmste wäre, was uns theils von der Nothwendigkeit überzeuget, auf ihre Realisirung bedacht zu seyn, ehe wir sie als Erkenntnißgründe annehmen, theils auch die Natur dieses Geschäftes deutlich machet. Einige der allgemeinen Begriffe sind abgezogene oder abstra hirte. Sie sind aus einer wahrgenommenen Aehnlichkeit andrer mehr bestimmten Ideen entstanden. Die ersten von ihnen, die wir erlangen, werden aus den Ideen einzeler Dinge genommen, und sind im Anfang nichts, als die in den ähnlichen einzelen Vorstellungen mehrmalen wiederkommende ähnliche Züge, die sich ihres häufigen Vorkommens wegen tiefer und lebhafter in der Phantasie auszeichnen. Bis so weit sind sie sinnliche Abstracta, allgemeine Bilder. 136 Es kömmt die Reflexion hinzu, bemerket diese Aenlichkeiten genauer, sondert sie sorgfältiger von den Verschiedenheiten ab, und bezeichnet sie durch Wörter. Dann

21 dem ] Uebele; 1775: den

34 bestimmten ] Uebele: bestimmter

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sind sie abgezogene Gemeinbegriffe, oder Vorstellungen von allgemeinen Dingen. Diese Gattung ist unter den allgemeinen Begriffen die größte. Es findet sich aber hier wieder eine Verschiedenheit, welche bemerket werden muß. Die Abstraction kann das Allgemeine von reinen Empfindungsideen enthalten, wie die allgemeine Ideen von den Gattungen und Arten der Thiere, der Pflanzen, und andrer wirklichen Körper, die wir empfunden haben. Diese sind ohne Zweifel reelle Begriffe, die uns die wirklich vorhandene Gegenstände, oder eigentlich Aehnlichkeiten existirender Dinge, darstellen. Sie sind in dem philosophischen Gedankensystem, was die gesunden Nahrungssäfte in dem Körper sind. Weil aber der größte Theil unsrer individuellen Ideen schon mit Zusätzen der bildenden Phantasie vermischet ist; so sind auch die meisten Abstractio nen nicht mehr Abstractionen aus reinen Empfindungsideen. Daher denn auch das Gemeinschaftliche, was sie uns darstellen, nicht in Aehnlichkeiten von wirklichen und empfundenen, sondern von selbst erdichteten Gegenständen, bestehet. Es ist für sich selbst begreiflich, daß die Realität solcher Art von Abstractionen nicht größer und nicht zuverläßiger sey, als die Realität der individuellen Ideen ist, aus denen sie genommen worden sind. Die zwote Gattung der allgemeinen Ideen befasset alle selbstgemachte Begriffe, die durch die Auflösung der Abstractionen in ihre einfachern Theile, und durch die veränderte Verbindung dieser letztern entstanden sind. Sie sind Geschöpfe unsrer eignen Denkkraft in der nämlichen Hinsicht, wie die sinnliche Fictionen es sind. Die Art der Zusammensetzung bey ihnen ist mannigfaltig. Einige sind nach den Gesetzen des Raisonnements verfertiget worden, die unter dem Nahmen von Raisonnementsideen, oder Demonstrationsbegriffen vorkommen. Die meisten sind aber Entwürfe der selbstthätigen Einbildungskraft, welche die allgemeinen Vorstellungen, eben so wie die Bilder von einzeln Dingen bearbeitet, von einander reisset, und wieder vereiniget, und eigne neue ganze aus ihnen zusammen setzet. Dies sind die selbsterfundene oder selbstthätig ersonnene allgemeine Vorstellungen. Dahin muß man auch, woferne nicht etwa noch mehr Classen gemacht werden sollen, alle solche Begriffe bringen, die zwar meistentheils reine Abstractionen sind, aber Zusätze, nähere Bestimmungen und Modificationen an sich haben, die als einzele Elemente für sich betrachtet, zwar wahre Abstractionen sind, aber in die Verbindung mit jenen nur durch die Erdichtung, oder durch das Raisonnement gebracht worden sind. Die geometrischen Notionen, in ihrer geometrischen Schärfe genommen, sind Beyspiele von dieser letztern Gattung. Einige Vernunftlehrer scheinen alle Gemeinbegriffe ohne Ausnahme, wie Abstractionen aus andern und zuletzt aus einzelen Vorstellungen zu betrachten. 137 Sie sind es jedoch nur ihren Elementen nach. Die reinen Abstractionen aus Empfindungsideen, wie klein ist nicht ihre Anzahl? Laß sie indessen alle zusammen Abstractionen heissen; dadurch fällt keine einzige von den Folgen weg, die ich auf die hier angegebene Claßification gründe. Die Nothwendigkeit, eine Classe von der andern zu unter-

16 denen ] Uebele; 1775: deren

22 des ] Uebele: der

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scheiden, wenn von ihrer Realität die Rede ist, bleibet dieselbige, und die Schwierigkeiten bey dieser Prüfung sind nicht vermindert. Es wird auch dadurch nichts gewonnen, wenn wir diese Verschiedenheit etwa bey den Gemeinbegriffen bey Seite setzen, und sie gänzlich auf die ähnliche Verschiedenheit in den einzelen Ideen zurückziehen wollten. Dies gehet auf gewisse Weise an. Jeder Gemeinbegrif, den wir in uns haben, wird von der Phantasie individualisirt, so oft wir uns bemühen, ihn zum Anschaun in uns gegenwärtig zu erhalten. Die Phantasie mahlt das allgemeine, als die hervorstechenden Züge, auf die wir aufmerksam sind, zu einem vollen Bilde aus, dessen Gränzen schwanken, und jeden Augenblick sich abändern. Oft macht sie mehrere solcher Bilder. Diese Bilder kann man als die individuellen Ideen ansehen, wozu der Gemeinbegrif das Abstractum ist. Das letztere beziehet sich auf jene auf die nämliche Art, die Bilder mögen zu der Abstraction hinzu gekommen, oder vor ihr da gewesen seyn. Der Kopf des Erfinders individualisiret seine Gemeinbegriffe, die er vorher zusammen gesetzt hatte, wie der Mahler sein Dessein in den Gemählden. Bey dem, der nun aus den Gemählden das Dessein wieder herausziehet, und aus den Einkleidungen der Abstractionen, die Abstractionen selbst, ist die Ordnung anders; die Beziehung beyder auf einander aber die nämliche. Die einfachen geometrischen Begriffe von Linien und von den einfachern Figuren, sind bey uns Abstractionen; aber der Begrif eines Tausendecks muß erst durch eine vernünftige Zusammensetzung als eine Abstraction gemacht werden, ehe die Phantasie ein individuelles Bild davon machen kann. Am Ende, was folget hieraus? Sind alle Gemeinbegriffe Abstractionen aus individuellen Ideen; so wird die Frage, auf welche nun die ganze Schwierigkeit hingeworfen ist, diese seyn: Sind die einzelen Ideen, deren Aehnlichkeiten die Gemeinbegriffe darstellen, Erdichtungen, Träume, oder Vorstellungen von wirklichen Dingen? Sind es Bilder von Chimaeren, viereckigten Circuln, deren innere Ungereimtheit nur versteckt ist, oder von wahren Möglichkeiten? Wenn man ohne Rücksicht auf diese große Verschiedenheit, die allgemeinen Verstandesbegriffe, so wie man sie bey sich antrift, für Grundbegriffe annimmt; darf man sich denn wundern, daß so viele Theorien, die man darauf aufführet, nichts mehr sind, als undurchgedachte Projecte? die an sich vernünftig genug seyn mögen, aber auf Voraussetzungen beruhen, welche man noch nicht gehörig geprüft hat? Es muß etwas befremden, wenn man siehet, daß die Geometer bey jedem nur etwas zusammen gesetzten Begrif, dessen innere Möglichkeit nicht für sich offenbar ist, sorgfältig und zuweilen fast mit übertriebener Genauigkeit bemühet sind, seine Möglichkeit aus andern Grundmöglichkeiten aufs schärfste zu beweisen; und dagegen die Philosophen in diesem Punct über allemassen nachläßig findet, als wenn Bacons Vorwurf, daß die Gemeinbegriffe wohl zum Theil kindische Einbildungen seyn könnten, 138 so auffallend ungegründet wäre, daß er keiner Aufmerksamkeit gewürdiget werden dürfe. Dies gute Zutrauen zu der Realität der allgemeinen Notionen mag vielleicht größtentheils darinn seinen Grund haben, weil man sie für reine Abstractionen ansiehet, die

12f. da gewesen ] Uebele: dagewesen

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das Gemeinschaftliche von Objecten vorstellen, die wir empfinden, und also nichts in sich haben können, als was in den wirklichen Dingen auch wirklich bey einander ist, und folglich bey einander seyn kann. Ohne Streit; wenn es Abstractionen aus reinen Empfindungsideen sind, so besitzen sie diesen Vorzug. Aber daß vielleicht die individuellen Ideen, woraus die Notionen von der Substanz, von dem Raum, von der Kraft, von der Ursache u.s.w. abstrahiret worden, Erdichtungen seyn können, oder Empfindungen, von der Dichtungkraft modificiret, mit Zusätzen, die nur Meteore im Verstande sind; das ist ein Gedanke, auf den man wenig zurückgesehen hat. Der an allgemeinen Speculationen gewohnte Verstand ziehet sich leicht einen gewissen Grad von Unfähigkeit zu, das Einzelne der Empfindungen scharf genug zu beobachten, um was reine Empfindung ist, abzusondern. Man war also zu willig, die einzelen Ideen, worinn man die Gemeinbegriffe fand, für reine Empfindungen anzurechnen, und die Gemeinbegriffe für echte Abstractionen. Aber mich deucht, es sey doch aus der Geschichte dieses Theils der Philosophie mehr als zu klar, daß sich dies so gerade zu nicht annehmen lasse. Sie mögen es seyn, oder nicht, ich will keine verurtheilen; so sind sie es doch nicht auf eine so evidente Art, nicht vor allen, daß es nicht noch eine besondere Prüfung erfordere, um ihre Realität gegen die Zweifel derer, welche anders denken, in Sicherheit zu setzen. Endlich gilt auch das, was ich von der Mannigfaltigkeit der Ideen und Gemeinbegriffe gesagt habe, von unsern Instructionsideen, die uns durch den Unterricht von andern zukommen. Die Unterrichtserkenntniß muß ja, wenn sie eine eigene Einsicht werden soll, eben so geprüfet werden, als diejenige, welche das eigne Nachdenken verschaffet. Hier sey das Ziel dieser Betrachtung. Ich bin so weit, als es meine Absicht war, fortzuge hen. Aus der Beziehung der speculativischen Kentnisse auf unsern Verstand wollte ich zeigen, was ihr mangele, um die Zuverläßigkeit zu erlangen, darum die Philosophen sich mit Eifer bemühet haben.

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Wie die allgemeine Philosophie zu perficiren. Ohne mich weiter auf die nähere Vorschriften, einzulassen, die man mit einem mäßigen Nachdenken selbst findet, setze ich nur das allgemeine Resultat von dem gesagten hinzu, nämlich: Die transcendente Philosophie, oder die Grundwissenschaft, muß zuvörderst als ein Theil der beobachtenden Philosophie von dem menschlichen Verstande und seinen Denkarten, seinen Begriffen und deren Entstehungsarten, behandelt werden, ehe sie zu einer allgemeinen Vernunftwissenschaft von den Gegenständen ausser dem Verstande gemacht werden kann. Man muß den Weg verfolgen, auf den Locke zuerst geführet hat, mit der Fackel 139 der Beobachtung in der Hand, die Empfindungen aufsuchen, aus denen die allgemeinen Notionen gezogen worden sind;

4 sie ] Uebele: sie 6 können, ] Uebele: könnten, sehen 26 Philosophen ] Uebele: Philosophie

8 zurückgesehen ] Uebele; 1775: zurück zu

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und diese genauer, als es Locke gethan hat, von den Wirkungen unsrer schöpferischen Dichtkraft unterscheiden. Sollten nicht alle Dunkelheiten in der allgemeinen Philosophie, und alle Streitigkeiten in ihr, endlich aus Erfahrungen gehoben werden können! Dies meyne ich, woferne es anders in unsrer Gewalt je seyn wird, sie zu heben. Die Verschiedenheit der Meynungen in den abstractesten Kenntnissen hat eben sowohl, als die verschiedene Denkungsarten über practische und sinnliche Gegenstände, ihre letzten Wurzeln in der Verschiedenheit der Empfindungen und in der Art, wie der Verstand diese zu Grundsätzen umbildet. Ich will nur noch eine Anmerkung über die Realisirung der Gemeinbegriffe hinzusetzen, wozu ein oben schon erwehntes Versehen des Hrn. Hume in seinen philosophischen Versuchen 140 die Veranlassung giebet. Es müssen die Empfindungen, aus denen ein Begrif abgesondert worden ist, − ich nehme hier an, daß es eine Abstraction sey − genau angegeben, und von andern, die sie begleiten, veranlassen, und sich öfters ungemerkt mit ihnen vermischen, durch eine scharfe Beobachtung unterschieden werden. Und um den ganzen innern Gehalt des Begrifs zu bekommen, darf keine von den Beschaffenheiten in der Empfindung übersehen werden, die einen Zug oder ein Merkmaal des abstrahirten Begrifs hergegeben haben. Der Grund dieses letztern Erfordernisses ist für sich selbst einleuchtend; weil, ohne hierauf, die nöthige Aufmerksamkeit zu verwenden, die Abstraction nur zum Theil für dasjenige erkannt werden würde, was sie in dem Verstande doch in ihrem völligen Umfange wirklich ist. Indessen haben sich auch hiebey manche Schwierigkeiten gefunden, die weder von Locke noch Hume allemal überwunden sind. Der Gemeinbegrif von der Ursache mag das Beyspiel seyn. Hume meynte gefunden zu haben, daß, wenn wir etwas als eine Ursache von einer Wirkung ansehen, die Kugel auf dem Billiard z.B., die auf eine andere ruhende zufährt, für die Ursache von der Bewegung in der gestoßenen Kugel nach dem Stoße; so geschehe dies blos darum, weil aus mehreren vorhergegangenen Empfindungen in uns, sich eine Verknüpfung solcher zwey Ideen vestgesetzet habe, von einem Körper nämlich, der auf einen andern zufährt, und von einer Bewegung in diesem letztern, und zwar in einer solchen Ordnung, daß die Idee des Zustoßens vorangehe, und die Idee der Bewegung in dem gestoßenen Körper darauf folge. Sobald die Idee des Stoßes wieder erwecket wird; so wird nach dem Gesetz der Association die Idee von der darauf folgenden Bewegung in dem gestoßenen Körper gleichfals wieder hervorgezogen. Die Reflexion gehet also von der erstern zu der letztern über, und erwartet dies, wo sie jenes gewahr wird. Und so ein Urtheil ist es, wodurch sie das Vorhergehende zu einer Ursache von dem Nachfolgenden erkläret. 141 Solte diese Beobachtung, alles andre noch bey Seite gesetzet, was sich gegen die Humische Erklärung erinnern läßet, vollständig seyn? Ist es denn eine bloße Association, nichts als die Folge der einen Idee auf die andre, das uns zu dem Urtheil beweget, es sey das Object der vorhergehenden Idee die Ursache, und das objectivische der nachfolgenden Idee die Wirkung? Findet sich nicht noch etwas mehreres bey dieser Verknüpfung der Ideen in uns, das vielleicht der eigentliche Entscheidungsgrund im Verstande ist, wenn er urtheilet: Hier ist Ursache und Wirkung? Ist nicht mit der Ideenassociation eine gewisse Nothwendigkeit verbunden, sie

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sey entstanden, woher sie wolle? Vielleicht ist sie nichts als eine Folge von der Gewohnheit, vielleicht aber hat sie auch einen tiefern Ursprung aus einer natürlichen nothwendigen Denkweise. Genug, es ist doch eine Art von Nothwendigkeit oder vom Zwange in dem Verstande da, womit er die Wirkung denken muß, wenn er die Ursache denket. Und was das vornehmste ist, es ist diese, nicht die bloße Ideenfolge, so leicht uns auch solche ist, die physische Ursache unsers Urtheils. Diese Nothwendigkeit fühlen wir; und ist es nicht dieses innere Gefühl, woraus die allgemeine Notion von der Verbindung zwischen Ursache und Wirkung abstrahiret worden? Und wenn dies ist; so werden wir doch den Objecten, wo wir ihnen eine wirkende Verknüpfung unter sich zuschreiben, etwas mehr beylegen wollen, als blos dies, daß sie auf einander folgen. Es soll noch überdies etwas objectivisches in ihnen vorhanden seyn, was der subjectivischen Nothwendigkeit in der Ideenassociation, und, in andern Fällen, der Begreiflichkeit des einen aus dem andern, entspricht. Ob wir diesen Begrif richtig anwenden, wenn wir ihn von den körperlichen Dingen ausser uns gebrauchen, ist eine andere Frage; aber wo von dem Begrif selbst die Rede ist, da kann man nicht sagen, daß man sich weiter nichts darunter vorstelle, als eine beständige Folge auf einander, auch nicht, daß man nichts mehr objectivisches finde, da doch in unsern innern Folgen noch ausser der Folge selbst ein gefühlter Zwang hinzukömmt. Doch davon hier nichts mehr. Ohne noch mehrere Schwierigkeiten anzuzeigen, die bey der Analysis der menschlichen Verstandesbegriffe aufstoßen, siehet man aus der angeführten schon genug, daß sie in Menge vorkommen. Wir lernen die richtige Methode zu beobachten nicht anders, als durch das Beobachten selbst. Also müssen auch in der Physic des Verstandes zuerst einige Probe-Versuche gemacht werden. Aus den Fehlern und Mängeln, die eine genauere Prüfung darinn entdecket, lernet man für die folgenden die nöthigen Cautelen. Locke und Hume, und einige andre, sind vorangegangen; aber sie haben uns bey weitem noch nicht bis ans Ziel hingebracht. Man muß noch weiter gehen, es sey mühsam oder leicht. Der Boden der allgemeinen Philosophie muß gereiniget und mit vesten Grundbegriffen besetzet werden. Zum Troste der Philosophen, die sich hiemit befassen, kann man hinzu setzen, daß wenn auch die völlige Aufräumung nie beschaffet, nie der Grad von Helligkeit in den dunkeln Gegenden der Metaphysic hervorgebracht werden könnte, der dem ungeblendeten und hellsehenden Auge genug ist; so würden doch manche andre Entdeckungen über die Natur des Verstandes von diesen Beobachtungen zu erwarten seyn, die ihre Mühe reichlich belohnen. Die Erkenntniß der Körper hat gewonnen, seitdem man die allgemeinen Notionen der Aristotelischen Physic bey Seite gesetzet, 142 und aus den Beobachtungen sich theils neue allgemeine Begriffe von körperlichen Beschaffenheiten gesammlet, theils die alten verbessert hat.

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Wenn die speculativischen Philosophen über die Realisirung der Grundbegriffe und der Grundsätze glücklich hinweg wären; so würde es nicht mehr nöthig seyn, nach den Ursachen zu fragen, warum in ihr nicht der nämliche Grad der Evidenz statt findet, der in der Mathematic angetroffen wird, die doch eine ähnliche Natur mit jener zu haben scheinet? und warum jene nicht mit eben solchem Fortgang ist erweitert worden, als diese? Die Ursachen dieses Zurückbleibens müssen alsdenn entweder wegfallen, oder sich in ihrer völligen Deutlichkeit offenbaren. Ist es wohl zu verwundern, daß es mit der Grundlehre nicht so fort will, als mit der Geometrie. Da man in jener noch nicht so weit fortgerückt ist, als Euclides es schon auf seinem zweyten Blate war, wo er seine Erklärungen, seine Axiomen und seine Postulate hingesetzet hatte? 143 Hier war der Boden vest und eben, und die Materialien, woraus das Fundament der Geometrie bestehet, lagen fertig vor jedem denkenden Kopf, der sie zusammen fügen wollte. Aber dorten ist es nicht so. Die Verwirrung und das Dunkle in den Grundbegriffen macht eine vorhergehende genaue Erforschung und Ausprobung des Stoffes zum Fundament nothwendig. Man hat mehrere Ursachen angegeben, die der geometrischen Evidenz in der Philosophie im Wege stehen. 144 Es gibt ihrer auch genug. Die Vorurtheile einer unrichtigen Instruction, die Leidenschaften des Herzens, der Mangel an bestimmten Zeichen, Fehler in der wissenschaftlichen Baukunst, die, ob sie gleich nach Wolfens Zeiten der geometrischen ähnlicher ausgesehen hat, und es auch in etwas wirklich geworden ist, doch noch bey weitem das Bestimmte und Deutliche von der letztern nicht an sich hat. Ich spreche keiner von diesen Ursachen ihren Einfluß ab. Leibnitz hat nichts richtiger gesaget, als dies: Wenn die geometrischen Wahrheiten eine nahe Beziehung auf unser Herz und auf unsre Vorurtheile hätten; so würden Euclides Demonstrationes eben so gut chicanirt werden, als die Beweise der Philosophen. 145 Man kann eine ähnliche Anmerkung bey einer jeden von den übrigen Hindernissen machen. Würden sie sich bey der Mathematic finden, man würde sehen, wie viel diese davon leiden würde. Was müssen sie nicht ausrichten alle zusammen? Ihre vereinigte Kraft scheinet mir von solcher Stärke zu seyn, daß, wenn die Frage von einer relativen Evidenz der Metaphysic ist, das ist, von ihrer auffallenden Deutlichkeit und Gewißheit für alle selbstdenkende Köpfe, die sie bearbeiten, und von einer daraus entspringenden Harmonie der Philosophen, ich die Hofnung hiezu auf immer aufgebe. 146 Und ich würde sie aufgeben, wenn auch gleich ihrer innern und absoluten Evidenz nichts mehr abginge. Gegen einen solchen Effect, als die allge meine Uebereinstimmung der Philosophen ist, arbeiten nicht blos jene Hindernisse für sich entgegen, sondern eine jede von ihnen wird selbst durch das nun schon gewöhnliche Vorurtheil von der Unzuverläßigkeit der metaphysischen Kenntnisse verstärket. Wenn ich in mathematischen Schriften einen Beweis nicht recht begreife, oder mir wohl gar ein Satz als unrichtig vorkömmt,

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− und dies ist kein seltener Fall bey dem, der sich in die höhern Theile einlässet; − so hindert doch das Zutrauen zu der innern Richtigkeit der vorgetragenen Sache und der Demonstration, daß man nicht voreilig den Verfasser eines Irrthums beschuldiget. Das Vorurtheil ist für die Sache gegen meine Meynung. Ehe ich die Behauptungen eines großen Mathematikers, in Sachen, die nämlich zur Mathematic gehören, für unrichtig erklären sollte; so müste ich vorher sein Versehen in seinem ganzen Umfange, vom Anfang, von der ersten Quelle an, übersehen, sonst würde ich noch immer glauben, es liege an mir selbst, an einer Dunkelheit oder an einer verkehrten Stellung meiner Ideen, die mir die rechte Seite des Gegenstandes nicht sehen lasse. Ich habe öfters allein um dieses Vorurtheils willen, bey Sachen, die mir sonderbar und unrichtig vorkamen, mein Urtheil zurück gehalten, und die Meditation wiederholet. Und siehe da, ich fand, daß alles so richtig zusammenhange, wie mein Lehrer es angegeben hatte. In der Philosophie hingegen ist in solchen Fällen bey dem Selbstdenkenden das Vorurtheil für ihn selbst gegen andre. Da ist man nur gar zu leicht ge neigt, den ersten Abweichungen nachzugehen, und sein eignes Raisonnement für so sicher zu halten, als andrer ihres. Aus dieser Wendung des Vorurtheils begreift man leicht, daß in der Philosophie weit mehr Beyspiele von Widersprüchen vorkommen müssen, die von selbst weggefallen wären, wenn man nur etwas weniger voreilig und von mehrern Seiten die Sache überdacht hätte, als unter den Mathematikern. Wie oft ist nicht die wahre Stärke der Beweise verkannt worden, darum weil man sie nicht völlig durchdachte. Ueberdies wird der Verstand in der Philosophie mehr geübet in der Scharfsinnigkeit, in der Bemerkung des vielfachen an den Gegenständen und ihren Beziehungen, 147 als in Tiefsinn, in dem weiten Eindringen in lange Reihen zusammenhängender Wahrheiten und in dem Durchdenken weitfortgesetzter Schlußketten. Gesetzt also, die Philosophen stimmten in ihren Grundsätzen und Grundbegriffen mit einander überein; wie weit würden sie in ihren fernern Speculationen fortgehen, ohne sich schon frühe auf unterschiednen Bahnen zu zerstreuen? Wenn von dieser relativen Evidenz der Grundwissenschaft die Rede ist; so will ich dasjenige wieder zurück nehmen, was ich oben gesagt habe, 148 daß die grösten Hindernisse der Evidenz weggeschaffet sind, sobald die Grundbegriffe realisiret worden. Ich habe nur sagen wollen, daß es ihre innere und absolute Evidenz sey, eine Bestimmtheit und Gewißheit, welche helle genug ist für solche, die sie mit dem Scharfsinn, mit dem Fleiß, mit der Genauigkeit, und, was eine Hauptsache ist, mit der Kaltblütigkeit der Geometer, durchdenken. Ist es aber nur bis dahin gebracht; so mag es unmöglich seyn, diese innere Vestigkeit in allen Theilen jedem Auge gleich sichtbar zu machen − denn dieses findet nicht einmal in den feinern und höhern Theorien der mathematischen Wissenschaften statt − es wird doch ihre relative Evidenz sich ausbreiten, und der Verschiedenheiten in den Meynungen unter den Original-Köpfen weniger werden.

22 an ] Uebele: von 27 schon frühe auf ] Uebele; 1775: schon auf was 37 Wissenschaften ] Uebele: Wissenschaft

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Einige haben die Vernachläßigung der wahren geometrischen Methode für das vornehmste angesehen, was die allgemeine speculativische Philosophie zurückhält. Sie hat auch das ihrige beygetragen. Dies ist schwerlich zu leugnen. Man solle nur, meynen sie, die einfachen Grundbegriffe aufsammlen, sie genau bestimmen, ihnen dann die ersten und einfachsten Gemeinsätze zufügen, und diese mit solcher Genauigkeit verbinden und anwenden, als die Geometer es zu thun pflegen; so würde man sehen, was für ein vestes Gebäude allgemeiner Grundtheorien sich aufrichten lasse. 149 Wäre dies der Hauptknoten; so würde ich auf die Lambertische Architectonick 150 verweisen, und sagen: Sehet da, er ist aufgelöset, die Vorarbeiten sind vollendet, und die Schwierigkeiten geho ben. Hier ist das Wesentliche der geometrischen Genauigkeit ganz vollständig. Genauer in der Methode, feiner in der Zergliederung, bestimmter im Erklären, fruchtbarer und scharfsinniger bey den Abtheilungen und vorsichtiger in der Zusammenkettung, kann jemand schwerlich seyn, als dieser Philosoph in Hinsicht der Gemeinbegriffe es gewesen ist. Und noch ist dies nicht der ganze Werth seines in der Metaphysic claßischen Werkes. Es enthält in allen Capiteln Muster von Methoden, wie der wahre Gehalt und Umfang der transcendenten Notionen aus ihrer Anwendung in besondern Fällen zu bestimmen ist. Ein Verfahren, das ein Gesetz vor andern ist, wenn man die Absicht hat, den Schatz von allgemeinen Begriffen und Sätzen genau kennen zu lernen, den unser Verstand schon aufgesammlet und unsre Sprache figirt 151 hat. Es ist dies noch nicht alles, was man zum Lobe dieser Architectonick des großen Mannes sagen kann. Aber dem ohnerachtet muß ich nach meiner Ueberzeugung gestehen, daß, so richtig die Regeln und so schön die Beyspiele in einigen Theilen sind, die Wissenschaft selbst dadurch in den wesentlichsten Stellen keine merkliche Aufhellung erlanget habe. Noch fehlet wie vorher die Ebenmachung des Grundes, und die Be richtigung der Materialien. Hr. Lambert hat viele Begriffe zergliedert von mindrer Erheblichkeit, wobey es eine minder nöthige und minder fruchtbare Arbeit war. An einigen Stellen ist sogar ein Uebermaaß von Deutlichkeit, das die Verstandes Augen blendet. Aber ich vermisse in den interessantesten Lehren das aufklärende Licht, das noch nöthig ist. Der Ueberfluß von Deutlichkeit und Entwickelung ist an sich nur ein kleiner Fehler, ob er gleich den meisten ehe auffallen wird, als die größern Mängel. Ein deutscher Philosoph sollte freylich sonst so leicht nicht vor Subtilitäten zurückfahren. 152 Aber wenn ich die Lambertische Theorien von dem Raum und der Zeit, von dem Nothwendigen und Zufälligen, von der Substanz, von den Kräften, von den Ursachen und Wirkungen, und dergleichen, wo es am meisten an Deutlichkeit gebricht, und wo sie am meisten nothwendig ist, durchgehe; so finde ich zwar viel scharfsinnig gedachtes, das Gepräge des Lambertischen Genies, nur das nicht, was mich befriediget, und was ich am vorzüglichsten anzutreffen wünschte; das nicht, was zwischen Leibnitz und Clarke entscheidet, und wodurch es zur Evidenz gebracht würde, was und wie viel der Verstand an den erwähnten Begriffen eigentlich besitze. 153 Hr. Lam bert nimmt die nämlichen Notionen für einfa4 dann ] Uebele; 1775: denn 25 Lambert ] Uebele: Lambert 39 würde, ] Uebele; 1775: wurde, 40 Lambert ] Uebele: Lambert

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che an, welche Locke dafür angenommen hat. Sind sie es? Sehen andere sie auch dafür an? Ist es schon entschieden, − daß sie etwas mehr, als verwirrte Verstandesscheine 154 sind, so etwas, wie die sinnlichen Bilder von den Farben in den Empfindungen? − daß sie reelle den Objecten entsprechende Ideen sind? Ist es schon aus der Natur des Verstandes evident gemacht, wie weit sie dies sind? und wieferne die auf sie beruhende Axiome und Postulate, und die auf diese wieder gebauete Theorie transcendent, und auch da anwendbar ist, − wo wir über Wesen raisonniren, die außer dem Kreis der Empfindungen liegen, woraus jene Begriffe gezogen sind? − da, wo die Vernunft sie zum Kompas ihres Nachdenkens über die Gottheit machet? der vorzüglichste Endzweck der gesammten allgemeinen Philosophie. 155 Da es mit der speculativischen Philosophie noch so stehet; kann es unsern neuern Philosophen sehr vorgeworfen werden, daß sie der geometrischen Methode in der Metaphysic abhold sind, gegen die synthetische Speculationen aus allgemeinen Begriffen ein Mißtrauen haben, und sich vor ihnen wie vor einer neuen Scholastick fürchten, die uns in eben solche hagere, sachenleere und spitzfindige Untersuchungen wieder verwickeln mögte, als die alte es gethan hat? Ist schon die Zeit der Systeme da? 156 Kann man etwas mehr seyn, als ein beobachtender philosophischer Raisonneur? Nur wünschte ich, daß man in den an sich so delicaten Aussprüchen, über den Werth oder Unwerth der Geistesbemühungen, nicht aus Voreiligkeit und einseitigen Ideen das wahre Maaß überschritte, und daß man es auch in Hinsicht der allgemeinen Speculationen nicht thun mögte, und nicht gethan hätte. Der Genius der Mode hat allemal seinen Enthusiasmus, und übertreibet. Der unsrige, der den seichten aber witzigen Raisonnements günstiger ist, als der tiefeindringenden aber trockenen Gründlichkeit, gehet hier immer über die Gränzen. Ich glaube, man habe auch gegen die Scholastiker, die Leibnitz schätzte, lebhafter declamirt, als es, wenn nicht im Anfang, da die forschende Vernunft dem Joch der sclavischen Wortkrämereyen 157 mit Muth entrissen werden mußte, doch jetzt, in aufgeklärten Ländern nöthig ist, und auch stärker als die Wahrheit es erlaubet hat. Laßt nur vorher die Gründelehre als eine Physic des menschlichen Verstandes bearbeitet, und ihre reelle Begriffe und Principe aus Beobachtung aufgesuchet und gesammlet worden seyn; − dies ist die analytische Methode, nach der Locke, Hume, Condillac 158 und andre, auch unter den deutschen Philosophen 159 gearbeitet haben − so wird sichs zeigen, daß alsdenn nur noch ein Theil der Arbeit, obgleich der vornehmste und der schwierigste, überstanden, und daß noch ein anderer zurück sey für die Speculation aus allgemeinen Gründen. Bey der letztern wird es sich vielleicht finden, daß auch von den Scholastickern noch etwas zu erlernen sey; wenigstens daß ihnen einiges Verdienst um die Fortbringung der Philosophie zugehöre. Es finden sich auch gegenwärtig schon in unsern Metaphysiken viele einzele speculativische Theorien aus allgemeinen Begriffen, die, so wie sie da sind, dem Verstande, der sie gehörig zu gebrauchen weiß, große, weite und fruchtbare Aussichten ver-

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schaffen, ohne daß eine weitere Realisirung ihrer Grundbegriffe vorhergehen darf; weil entweder keine Verwirrung in ihnen ist, oder weil diese doch keinen Einfluß in die Folge hat, oder wo die Berichtigung nebenher bey der Anwendung von selbst, so weit es nöthig ist, beschaffet wird. Dahin gehöret vor andern die Theorie über die allgemeine Beziehung der Wirkungen auf ihre Ursachen, die in der Analogie bestehet. 160 Wenn Hume weniger die Einsicht in den Zusammenhang der allgemeinen Vernunftwahrheiten verabsäumet hätte; so würde ich es bewundern, wie ein Mann von seinem Scharfsinn, in den Untersuchungen über die Vernunftkenntniß von dem Urheber der Welt, 161 so oft neben der Sache vorbey oder um sie hin gegangen sey, ohne irgend weiter als bis an die Oberfläche einzudringen. Die verachtete Grundwissenschaft aber hat sich an ihm gerächet. Es hat jetzt das Ansehen, als wenn die Metaphysic, wie Wissenschaft betrachtet, ein Eigenthum der deutschen Philosophen sey, deren auch immer mehrere sich von ihr los sagen, nicht ohne Schwächung, wie es offenbar ist, unsers sonstigen guten deutschen Nationalhangs zur Gründlichkeit. 162 Sollten unsre Philosophen nicht dadurch an der einen Seite an Stärke und Ausdehnung der Vernunft so viel verlieren, als sie durch die Verfeinerung des Geschmacks auf der andern Seite an Erhebung des Geistes gewonnen haben? Die Brittischen Philosophen mögen unsre Muster im Beobachten seyn; aber sie sollten es nicht seyn in der speculativischen Philosophie. Sie machen sich aus dieser nichts. Es kann dies befremden, da sie unter einer Nation denken, die mehr als eine andre, den starken Einfluß der allgemeinen mathematischen Theorien auf die Erkenntniß von wirklichen Gegenständen, sich anschaulich vorzustellen gewohnt ist, und da sie dazu einen Newton unter sich gehabt haben, dessen Größe weniger in seinen sonst wichtigen Beobachtungen, als in seinen tiefen allgemeinen theoretischen Einsichten, sich gezeiget hat. Warum ist denn diesen Philosophen der Gedanke so wenig aufgefallen, daß es in der speculativischen Philosophie ebenfalls eine allgemeine Vernunfttheorie gibt, die sich auf die nämliche Art auf die Kenntniß von der wirklichen Welt beziehet? Die Geschichte ihrer Philosophie scheinet dies zu erklären. Ihre neuere Philosophie ist zuerst von Bacon, und nachhero von Locke geformet worden. Beyde waren keine Mathematiker und keine Astronomen; wenigstens nicht bis dahin, daß der Gang des menschlichen Verstandes in diesem Felde ihnen lebhaft genug gegenwärtig hätte seyn können, als sie Vorschriften zum Philosophiren abstrahirten. Das Organon des Bacons 163 ist, als eine Anweisung zum Beobachten, und zur Vermehrung der Erfahrungskenntnisse betrachtet, ein Meisterstück, und so vollständig, daß ihm an dieser Seite nichts beträchtliches von den nachfolgenden Vernunftlehrern hat hinzugesetzet werden können. Lockes Bücher über den menschlichen Verstand 164 enthalten ein vortrefliches Muster, die nämliche Methode bey der Erkenntniß unsrer Seele und ihrer Wirkungen zu gebrauchen. Aber beyde Vernunftlehren sind an der andern Seite mangelhaft. Denn was die allgemeinen Theorien, ihre Entstehungsart und ihre weit reichende und tiefeindringende Macht betrift, die sie äussern, wenn sie auf Beobachtungen

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angewendet werden; so findet man zwar einige allgemeine Anmerkungen darüber bey ihnen, und Bacon hat der ersten Philosophie mit Ruhm erwähnet. 165 Aber das ist viel zu wenig, und viel zu unbestimmt, um das philosophische Genie nach der speculativischen Seite hinzuziehen. Von der Zeit an, da die alte Scholastic ihr Ansehen verloren hat, ward die brittische Philosophie fast allein eine beobachtende Philosophie, eine Erfahrungs-Physic über den Menschen. Die deutsche neuere Philosophie empfing dagegen ihren Schwung, aus dem sie noch jetzt nicht ganz wieder zurück gekommen ist, von Wolfen, von dessen Vorschriften und Vorgang. 166 Aber Wolfen war der Genius der mathematischen Wissenschaften bekannt und beständig vor Augen, als er Methoden und Plan vestsetzte. Aus dem Tschirnhausen 167 kannte er dazu den Weg der Speculation. Daher kam ihm eine allgemeine Grundwissenschaft unentbehrlich vor. Das richtige und das vortheilhafte, das mangelhafte, das falsche, und, wenn man will, das schädliche, was er, einiger Meynung nach, unsrer Philosophie eingeprägt haben soll, dahin gestellet gelassen; so war es doch eine Folge von Wolfens Methode, daß die deutschen Philosophen nach ihm, so weit sie auch in dem System selbst von ihm abgingen, dennoch alle voraussetzten, es gebe eine solche Wissenschaft, und sie müsse bearbeitet und eingerichtet werden. Ich schließe mit dieser Erinnerung. Wenn die allgemeine speculativische Philosophie nicht ehe ihre Evidenz erlangen kann, als bis ihre Grundbegriffe durch die Beobachtung des Verstandes realisiret worden sind; sollten denn jede Begriffe, die bisher einer solchen Prüfung noch nicht unterzogen worden, als fehlerhaft, falsch und unbrauchbar verworfen werden müssen? Sollten die Erklärungen, so wie die beobachtende und analysirende Philosophen sie gegeben haben, andrer ihren gerade vorzuziehen seyn, die eine solche Prüfung entweder gänzlich unterlassen, oder sie doch nicht mit einer beständigen Rücksicht auf die Art ihres Verfahrens unternommen haben? Beydes sey ferne! Das erstere würde offenbar eine zu voreilige Entscheidung seyn. Ich bin, ich gestehe es, weit weniger sceptisch, und finde in vielen philosophischen Theorien, die wir haben, eine größere Vestigkeit und Zuverläßigkeit, als ich das Ansehen haben könnte, zugeben zu wollen; da ich verlange, daß man ihre ersten Gründe von neuem nachsehe und prüfe. Das letztere würde nicht weniger ein Vorurtheil seyn. Als wenn diejenigen, welche man auf dem rechten Wege ausgehen siehet, in Gegenden, wo die Verirrung so leicht möglich ist, sich beständig auf ihm bis zum Ziele hin erhalten haben müsten. Wie ich meyne, hat unser Leibnitz weit tiefer, schärfer und richtiger die Natur des menschlichen Verstandes, seine Denkarten, und insbesondere die transcendenten Vernunftkenntnisse eingesehen, als der mit mehr Geflissenheit beobachtende Locke. Er hat weiter gesehen, als der sonst scharfsichtige Hume, als Reid, Condillac, Beattie, Search 168 und Home. Ein vorzügliches Auge und eine starke Reflexion fassen auch öfters die Objecte des Gesichts richtiger, und urtheilen über sie richtiger, ohne Perspective 169 zu kennen, als ein schwächeres Auge und eine stumpfere Ueberlegungskraft mit aller Kenntniß dieser Wissenschaft. Wenn man der Entstehungsart einiger Leibnitzen eigner Grund sätze in der Grundwissenschaft, und in der Cosmologie, nachgehet; so deucht mich, ich finde hier Productionen eines starken Verstandes, der unter der Leitung eines feinen und lebhaften, obgleich

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unentwickelten Gefühls seiner eignen Denkarten gewirket hat, der seine Empfindungen als den Stof der Gemeinbegriffe und Grundsätze, eben auf die Art, wie er sollte, ausgearbeitet, und also reelle Kenntnisse geschaffen hat; ob er gleich oft in Verlegenheit war, wenn er sich selbst oder andern Rechenschaft von seinem Verfahren geben sollte. Es gehöret ein eigner Schwung des Genies dazu, und eine Gedult, die sich nicht allzuleicht mit einer so großen Lebhaftigkeit, als Leibnitzen seine war, verbindet, um in das Detail der feinen Selbstgefühle von den Verstandeswirkungen hineinzugehen, und sie einzeln zu bemerken. Die wirksame Vorstellungskraft dränget sich lieber zu allgemeinen Aussprüchen hin. Diese Schwäche an dem Beobachtungsgeiste bey Leibnitz − denn eine Schwäche ist es doch, obgleich eine Schwäche bey Leibnitz − war die Ursache, warum er mehr wahre und reelle Begriffe bilden, als ihre Realität beweisen konnte. Als Clarke ihm einen Beweis von seinem Satz des zureichenden Grundes abforder te, antwortete er weiter nichts, als es sey ein Axiom der Vernunft, dem keine Instanz entgegen sey, wuste aber nichts mehr anzugeben, um diese letztere Behauptung zu unterstützen. 170 Aber war denn auch ein jeder Flug des Leibnitzischen Geistes auf eine gleiche Art glücklich? Und war es denn sehr zu verwundern, wenn diejenigen, die ihm nicht nachkommen konnten, und keine Kennzeichen hatten es zu unterscheiden, ob er auf der rechten Bahn geblieben, oder davon ausgewichen sey, seine Entdeckungen für unzuverläßige Einfälle, oder gar für leere Phantasien, ansahen? Die Analysis des Verstandes nach Lockes Methode muß es evident machen, wie viele oder wie wenige von Leibnitz fruchtbaren Aussichten echte reelle Vernunftkenntniß sey, und es nicht sey. Die Realisirung der Begriffe ist in der allgemeinen Philosophie eben dasselbige, was bey den Gottesgelehrten die Exegesis ist. Die es für nothwendig halten, durch die neuere Hülfsmittel der Sprachkenntniß, der Philologie und der Geschichte, diese von neuem vorzunehmen, und dadurch die vesten Gründe des Glaubens von neuem zu legen, oder die gelegten zu prüfen, ehe eine systematische Theologie aufgebauet werde, behaupten ohne Zweifel etwas ver nünftiges. Dennoch mögte ich auf ihrer Seite nicht seyn, wenn sie darum, weil die Ausleger der vorigen Zeiten nicht genau auf solche Art verfahren sind, und wohl auch Fehltritte in einzelen Fällen begangen haben, sich für berechtiget halten, die bisherigen Grundsätze für übelgegründet zu erklären, und ein verachtendes Vorurtheil gegen sie blicken zu lassen. Dies ist wieder nichts als eine von den gewöhnlichen Wirkungen einer lebhaften aber nur einseitigen Vorstellungsart, der allgemeinen Quelle alles Uebereilens und Zuvielthuns.

4 andern ] Uebele; 1775: andere Geschichte,

12 Clarke ] Uebele: Clarck

25 der Geschichte, ] Uebele:

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Anhang 1 Erläuterungen

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„[...] wenn man [...] die Philosophie im Ganzen tadeln wollte, so könnte man dies unter dem Beifall des Volkes tun [...]“. Marcus Tullius Cicero, Gespräche in Tusculum. Tusculanae disputationes. Lateinisch-deutsch. Mit ausführlichen Anmerkungen neu hrsg. von Olof Gigon, Düsseldorf / Zürich 71998 (11951), S. 117 (II,4). 2 „Speculativisch“ besitzt bei Tetens noch keine negative Konnotation, sondern bedeutet im Sprachgebrauch der Zeit soviel wie „theoretisch“ (vgl. Kant, KrV A XXI, B XXII); der Gegenbegriff ist „praktisch“. Die ,spekulative Philosophie‘ ist mithin die Metaphysik, vgl. ASP 142. Es geht Tetens allerdings nicht um die Metaphysik in ihrer Gesamtheit, sondern um deren „allgemeinen“ Teil, womit vorderhand die im Wolffianismus sog. metaphysica generalis oder Ontologie gemeint ist, die Tetens auch „Grundwissenschaft“ („Grundlehre“ ASP 203, 2814, 399) oder „allgemeine transcendente Philosophie“ (ASP 143) nennt, vgl. auch unten Erläuterung 34. 3 „Relativ“ meint auf die Menschen bzw. hier auf die Philosophen als ,selbstdenkende Köpfe‘ bezogen; der Gegenbegriff zu relativ ist bei Tetens „absolut“ oder „innere“, was so viel heißt wie in der Sache selbst liegend. Vgl. Tetens’ Unterscheidung zwischen „relativer Evidenz“ und „innerer, absoluter Evidenz“ ASP 3930, 3934; vgl. Uebele 1911, S. 69. 4 Zum gemeinen oder „gesunden Menschenverstand“ (PhV, Bd. 2, S. 3) vgl. PhV, Bd. 1, S. 520: „Menschenverstand (sensus communis; commun sense; gemeiner Verstand [...])“; zum Verhältnis zwischen „Sensus kommunis [!]“ und „raisonnirender Vernunft“ bzw. „Gemeinverstand“ und „Vernunft“ vgl. auch ebd. S. 585. 5 Tetens folgt der Klassifikation Wolffs, nach der die Erfahrung (experientia) in Experiment (experimentum) und Beobachtung (observatio) geteilt ist, wobei beide Bestandteile zur aposteriorischen Entdeckungskunst (ars inveniendi) gehören; vgl. Christian Wolff, Der vernünfftigen Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, anderer Theil bestehend in ausführlichen Anmerckungen, Frankfurt a. M. 41740 (11724) (GW I,3), S. 196 (§ 69); ders., Psychologia empirica, Frankfurt u. Leipzig 21738 (11732) (GW II,5), S. 357 (§ 456– 457). Als Vorbild für die Beobachtung diente damals die Astronomie (vgl. ASP 1136), die Observation und Kalkül kombinierte (vgl. auch PhV, Bd. 1, S. 428, 439f., 536, 577). Einen neuen Impuls gab den Studien über die Beobachtung in der Mitte des 18. Jahrhunderts Bonnet mit seinem ,Esprit d’Observation‘, vgl. Charles Bonnet, Essai analytique sur les faculte´s de l’ame, Kopenhagen 1760; deutsche Übersetzung: Analytischer Versuch über die Seelenkräfte. Aus dem Französischen übersetzt und mit einigen Zusätzen vermehrt von Christian Gottfried Schütz, 2 Bde., Bremen u. Leipzig 1770–1771. Unter dem Einfluß dieser Schrift stellte die Holländische Akademie der Wissenschaften die Preisfrage, was eine Beobachtung sei und wie sie zu vervollkommnen wäre. Die preisgekrönten Schriften wurden 1771–72 publiziert. In diesem Zusammenhang spricht Tetens vom ,Beobachtungsgeist‘ (ASP 1318) und unterscheidet zwischen der äußerlichen und der innerlichen Beobachtung. In der ,beobachtenden Philosophie‘ versucht Tetens aufgrund der

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Anhang 1

beobachtenden Methode den Menschenverstand zu untersuchen und auf diese Weise allgemeine und notwendige Grundsätze zu entdecken. Zur Definition der beobachtenden Methode vgl. PhV, Bd. 1, S. III f., XVII f. Tetens nennt die ,beobachtende Philosophie‘ regelmäßig die „Brittische“ (ASP 511, 4317f., 445), obwohl das Beispiel Bonnets deutlich zeigt, daß die beobachtende Philosophie damals auch auf dem Kontinent zu Hause gewesen ist. 6 Diese Wendung der Philosophie meint die Abkehr von Wolffs synthetischer Methode, die sich ab der Mitte des Jahrhunderts abzeichnete und die in die analytische Phase der Aufklärungsphilosophie mündete; maßgeblich sind hier etwa die Preisschriften von Mendelssohn und Kant (Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral) für das Jahr 1763, die zusammen abgedruckt wurden (Abhandlung über die Evidenz in Metaphysischen Wissenschaften, welche den von der Königlichen Academie der Wissenschaften in Berlin auf das Jahr 1763. ausgesetzten Preis erhalten hat, von Moses Mendelssohn aus Berlin. Nebst noch einer Abhandlung über dieselbe Materie, welche die Academie nächst der ersten für die beste gehalten hat / Dissertation qui a remporte´ le prix propose´ par l’Acade´mie Royale des Sciences et Belles-Lettres de Prusse, sur la nature, les especes, et les degre´s de l’evidence. Avec les pieces qui ont concouru, Berlin 1764), aber auch Tetens’ eigene Schrift von 1760, die Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind, als eine Einladungs-Schrift zu seinen den 13ten October auf der neuen Bützowschen Academie anzufangenden Vorlesungen, Bützow und Wismar 1760 (PW III, S. 9–68). Darüber hinaus hat Tetens vor allem Kants Inauguraldissertation von 1770 De mundi im Blick sowie die Architectonic Lamberts, die 1764 geschrieben und 1771 publiziert wurde: Johann Heinrich Lambert, Anlage zur Architectonic, oder Theorie des Einfachen und des Ersten in der philosophischen und mathematischen Erkenntniß, 2 Bde., Riga 1771 (ders., Philosophische Schriften, hrsg. von Hans-Werner Arndt, Bde. 3 u. 4, Hildesheim 1965). 7 Bei der Gegenüberstellung der ,britischen beobachtenden‘ und der ,französischen räsonierenden‘ Philosophie verwendet Tetens für die Charakterisierung der letzteren Gallizismen. Zum Terminus ,Raisonnement‘ vgl. die Definition von Johann Christian Lossius, Physische Ursachen des Wahren, Gotha 1775, S. 216. In der „Vorrede“ der PhV ist die Gegenüberstellung der beobachtenden und der räsonierenden Philosophie nicht so deutlich, weil Tetens die beobachtende Methode dort vielmehr mit der „analytischen“ bzw. „anthropologischen Methode“ konfrontiert, vgl. PhV, Bd. 1, S. IV-XIV. 8 Zum Ursprung der Wolff verhaßten Bezeichnung „leibniz-wolffisch“ vgl. Christian Hauser, Selbstbewußtsein und personale Identität. Positionen und Aporien ihrer vorkantischen Geschichte. Locke, Leibniz, Hume und Tetens (FMDA, Abt. II, Bd. 7), Stuttgart-Bad Cannstatt 1994, S. 126 Anm. 6. 9 Gemeint sind die PhV, die Tetens 1777 in zwei Bänden veröffentlicht hat. Die Schrift besteht aus 14 „Versuchen“.

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Vgl. die „Vorrede“ der PhV, Bd. 1, S. III: „Die nachstehenden Versuche betreffen die Wirkungen des menschlichen Verstandes, seine Denkgesetze und seine Grundvermögen; ferner die thätige Willenskraft, den Grundcharakter der Menschheit, die Freyheit, die Natur der Seele, und ihre Entwickelung. Dieß sind ohne Zweifel die wesentlichsten Punkte in unserer Natur.“ 11 Zur Bedeutung des Begriffs ,Entwicklung‘ bei Tetens vgl. Rudolf Eucken, Geschichte der philosophischen Terminologie. Im Umriss dargestellt, Leipzig 1879. Nachdruck Hildesheim 1964, S. 136; Eva Koblank, Der Entwicklungsgedanke bei Johann Nicolas Tetens, Diss. Jena 1946. 12 Einer ausführlichen Erläuterung der ,Vorstellung‘ ist der erste der PhV gewidmet: „Ueber die Natur der Vorstellungen“; zur Definition von ,Vorstellung‘ vgl. insbesondere ebd. S. 16f.; vgl. auch unten die Erläuterungen 13 u. 22. 13 Tetens zieht hier keine klare Grenze zwischen ,Ideen‘ und ,Vorstellungen‘. Für ihn treten beide Begriffe, die verschiedene Quellen haben und teils aus verschiedenen Traditionen stammen (Platon, Descartes, die britischen Empiristen einerseits, Leibniz und Wolff andererseits), eher als Synonyme auf. In den PhV versteht er unter einer Idee, „wenn dieß Wort noch in keiner eingeschränkten Bedeutung genommen wird, eine Vorstellung mit Bewußtseyn, ein Bild, das von andern Bildern unterschieden wird. In einer engern Bedeutung ist es ein von uns zu einem Zeichen eines Gegenstandes gemachtes Bild“ (PhV, Bd. 1, S. 96). Alle Ideen stammen wie auch Begriffe aus Empfindungen, vgl. ebd. S. 336. Den Begriff der Idee kann man bei Tetens nicht nur auf die britische Philosophie zurückführen; vgl. z.B. das erste Kapitel „De ideis“ des Logiklehrbuchs, nach dem Tetens zeitweise unterrichtet hat (vgl. unten S. 116f., 127): Christian Johann Anton Corvinus, Institutiones philosophiae rationalis methodo scientifica conscriptae, Jena 1756 (11739), S. 32ff. Kant hat diese Bedeutung von ,Idee‘ bekanntlich kritisiert, vgl. Kant, KrV B 376ff. Vgl. unten die Erläuterungen 22 u. 113. 14 Tetens hat zur Unterscheidung zwischen ,Empfindung‘ und ,Gefühl‘ beigetragen, nach der das Gefühl auf unseren innerlichen Zustand hinweist und sich nicht auf den Gegenstand bezieht, der diesen Zustand erzeugt hat, während die Empfindung mit dem Gegenstand zu tun und einen objektiveren Charakter hat, vgl. PhV, Bd. 1, S. 166–169, 214–217; vgl. Eucken, Geschichte der philosophischen Terminologie, a.a. O., S. 135f.; zu einer ähnlichen Bedeutung bei Kant vgl. Kritik der Urtheilskraft (1790), AA V 205–207 (§ 3). 15 Zu den Begriffen ,Ding‘ und ,Sache‘ in der zeitgenössischen deutschen Philosophie sowie ihrer Korrelation mit den lateinischen Termini ,res‘ und ,ens‘ vgl. Norbert Hinske, Ding und Sache in Johann Heinrich Lamberts Neuem Organon. In: Res. III° Colloquio Internazionale [del Lessico Intellettuale Europeo]. Roma, 7–9 gennaio 1980, hrsg. von Marta Fattori und Massimo Luigi Bianchi, Rom 1982, S. 297–311, hier S. 311. Für Tetens bedeutet ,Ding‘ etwas Ontologisches (vgl. PhV, Bd. 1, S. 145–147), weswegen er mehrmals den wolffischen Begriff des ,Dinges überhaupt‘ verwendet, den er erklärt als „[...] ein Ens, das ist, ein Ding überhaupt [...]“ (Über den Nutzen der Etymologie [1766]. Zitiert nach:

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Johann Nicolaus Tetens, Sprachphilosophische Versuche. Mit einer Einleitung von Erich Heintel hrsg. von Heinrich Pfannkuch [Philosophische Bibliothek, 258], Hamburg 1971, S. 25 [144a]). Die Opposition zwischen ,Ding‘ und ,Sache‘ ist bei Tetens kaum spürbar, vgl. PhV, Bd. 1, S. 145, 396. Er verwendet ,Ding‘, ,Gegenstand‘ und ,Objekt‘ oft synonym, vgl. ebd. S. 200, 334, 344. Im Sinne von ,Ding‘ gebraucht er nicht nur den Terminus ,Ding überhaupt‘, sondern auch ,Objekt überhaupt‘ und sogar ,Sache überhaupt‘. Vgl. dazu Aleksej Nikolaevicˇ Kruglov,1 Tetens, Kant i diskussija o metafizike v nemeckoj filosofii vtoroj poloviny 18 veka, Moskau 2008, S. 240–243. Zum Problem der „Zuverläßigkeit“ sinnlicher Vorstellungen vgl. auch PhV, Bd. 1, S. 547, 531; vgl. Christian August Crusius, Weg zu Gewißheit und Zuverläßigkeit der menschlichen Erkenntniß, Leipzig 1747 (ders., Die philosophischen Hauptwerke, Bde. 1–3 hrsg. von Giorgio Tonelli, Bd. 4 hrsg. von Sonia Carboncini und Reinhard Finster, Hildesheim 1964ff., Bd. 3). Die Gegenüberstellung des Subjektiven und des Objektiven zieht sich wie ein roter Faden durch die Schriften von Tetens, vgl. Über den Ursprung der Sprachen und der Schrift (1772). Zitiert nach: Tetens, Sprachphilosophische Versuche, a. a.O., S. 50 [29]; PhV, Bd. 1, S. 190, 200f., 206f., 223, 303, 373, 374, 376, 415f., 471, 490, 507, 512f., 531f., 535f., 538, 540, 560, 569 usw. Zum Problem des Subjektiven bei Tetens und der zeitgenössischen deutschen Philosophie vgl. Alexei N. Krouglov, „Meramente soggettivo“. Sulla nascita di un’espressione corrente nella filosofia tedesca del XVIII secolo e sul suo significato. In: Soggettivita` e autocoscienza. Prospettive storico-critiche, hrsg. von Pietro Palumbo und Andrea Le Moli, Mailand 2011, S. 97–114. Tetens spielt hier möglicherweise auf die „Ordnung und Verknüpfung von Ideen“ und „von Dingen“ in Lehrsatz 7 des zweiten Teils von Spinozas Ethik an, vgl. Baruch de Spinoza, Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt. In: ders., Werke in drei Bänden, hrsg. von Wolfgang Bartuschat, Bd. 1 (Sonderausgabe aus der Reihe Philosophische Bibliothek), Hamburg 2006, S. 57. Was die Ordnung (den „Fortgang und die Verknüpfung“, die „Reihe“) der Ideen angeht, käme als Quelle für Tetens auch Feder in Frage: Johann Georg Heinrich Feder, Logik und Metaphysik, Göttingen und Gotha 1769, hier und im folgenden zitiert nach der dritten Auflage von 1771, S. 64, 60 (§§ 28, 25 der „Logik“). Tetens las 1774/75 Logik und Metaphysik nach Feder, vgl. unten S. 120. Zum Begriff des Scheins vgl. PhV, Bd. 1, S. 120, 536f., 561, 577; Bd. 2, S. 191, 210. Die Problematik des Scheins hat Johann Heinrich Lambert in die deutsche Philosophie des 18. Jahrhunderts eingeführt: Neues Organon oder Gedanken über die Erforschung und Beziehung des Wahren und dessen Unterscheidung vom Irrthum und Schein, 2 Bde., Leipzig 1764 (ders., Philosophische Schriften, hrsg. von Hans-Werner Arndt, Bde. 1 u. 2, Hildesheim 1965), Bd. 2, S. 228 („Phäno-

1 Zur abweichenden Schreibung des Namens vgl. Fn. 100 oben S. XLIV.

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menologie oder Lehre vom Schein“, § 19); vgl. dazu PhV, Bd. 1, S. 548. Die Phänomenologie Lamberts als die Lehre vom Schein hat sowohl Tetens als auch Kant beeinflußt, vgl. dazu Alexei N. Krouglov, Zur Vorgeschichte des Begriffs der Phänomenologie. In: Phänomen und Analyse. Grundbegriffe der Philosophie des 20. Jahrhunderts in Erinnerung an Hegels Phänomenologie des Geistes (1807), hrsg. von Wolfram Hogrebe, Würzburg 2008, S. 9–31. Vgl. PhV, Bd. 1, S. 79. Zu ,Reflexion‘ und ,Überlegungskraft‘ − letztere nennt Tetens auch „Reflexionsvermögen“ oder „Reflexionsfähigkeit“ (vgl. u.a. PhV, Bd. 1, S. 744) − vgl. die Bestimmungen von „reflexio“ und „facualtas reflectendi“ in Wolffs Psychologia empirica, a. a. O. (GW II,5), S. 187 (§ 257). Tetens’ unmittelbare Quelle könnten zwei Kompendien gewesen sein, die er seinen Vorlesungen zugrunde legte (vgl. unten S. 116 f., 121, 127): zum einen Johann August Heinrich Ulrich, Erster Umriß einer Anleitung zu den philosophischen Wissenschaften zum Gebrauch der Vorlesungen. Tl. 1: Vernunftlehre, Grundwissenschaft und natürliche Theologie, Jena 1772, S. 47–50 (§ 9 der „Vernunftlehre“); zum anderen Alexander Gottlieb Baumgarten, Metaphysica, Halle 41757 (11739), im folgenden zitiert nach der Ausgabe: Alexander Gottlieb Baumgarten, Metaphysica / Metaphysik. Historisch-kritische Ausgabe. Übersetzt, eingeleitet und hrsg. von Günter Gawlick und Lothar Kreimendahl (FMDA, Abt. I, Bd. 2), Stuttgart-Bad Cannstatt 2011, S. 230 (§ 626). Baumgarten dürfte auch der Bezugspunkt für Kants Bestimmungen zur „Überlegung“ gewesen sein, vgl. z.B. KrV B 316–318; Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (1798), § 6, AA VII 138. Tetens erklärt nicht, was in seiner Klassifikation der Erkenntnisvermögen und ihrer Produkte unter einem ,Eindruck‘ genau zu verstehen ist. Oft handelt es sich dabei um ,äussere Empfindungen‘ und die Beispiele sind häufig Eindrücke des Sehsinns; vgl. ASP 622ff., 719f., 83,10,20, 3029; PhV, Bd. 1, S. 21. Urteilskraft meint hier im Sinne von Baumgartens „Urteilsvermögen“ („iudicium“) die Fertigkeit, „Vollkommenheiten und Unvollkommenheiten“ wahrzunehmen, die sich darin äußert, daß „die verschiedenen Merkmale einer Sache als zusammenstimmend oder nicht zusammenstimmend wahrgenommen werden“ (Metaphysica / Metaphysik, a. a. O., S. 321 [§§ 606 u. 607]). Witz („ingenium strictius dictum“) ist, im Unterschied zum Urteilsvermögen, die spezielle „Fertigkeit, Übereinstimmungen der Dinge zu bemerken“ (Baumgarten, Metaphysica / Metaphysik, a. a. O., S. 303 [§ 572]). Vgl. auch Kant, Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, § 54, AA VII 220; § 57, AA VII 225. Zur Bedeutung des Begriffes ,Witz‘ in der deutschen Philosophie des 18. Jahrhunderts und seinen lateinischen Quellen vgl. Heinrich Schepers, Andreas Rüdigers Methodologie und ihre Voraussetzungen. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Schulphilosophie im 18. Jahrhundert (Kantstudien Ergänzungshefte, 78), Köln 1959, S. 44–47; Norbert Hinske, Wolffs empirische Psychologie und Kants pragmatische Anthropologie. In: Aufklärung 11 (1999), S. 100. Zur Seele als ,Vorstellungskraft‘ oder ,vorstellende Kraft‘ vgl. auch Baumgarten,

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Metaphysica / Metaphysik, a. a.O., S. 271 (§ 506). In den PhV spricht Tetens von der Vorstellungskraft als von einem „Hauptast, der in die [...] verschiedene Vermögen, Vorstellungen anzunehmen, sie wiederhervorzuziehen, und sie umzubilden, das ist, in das Perceptionsvermögen, in die Einbildungskraft, und in das bildende Dichtungsvermögen, als in so viele Zweige ausschiesset“ (PhV, Bd. 1, S. 26); vgl. ebd. S. 104–107; vgl. unten die Erläuterungen 51 u. 134. Tetens kannte die philosophischen Werke Humes gut; vgl. u.a. unten die Erläuterungen 48–50. Dennoch hat dessen Lehre von der Gewohnheit bei ihm, abgesehen von einer Stelle, an der er sich kritisch damit auseinandersetzt (vgl. ASP 37 f.), keine deutlichen Spuren hinterlassen. Vgl. z.B. auch Tetens, Über den Ursprung der Sprachen und der Schrift, a. a. O., S. 36 [12]. Zu den Gesichtsempfindungen bei Tetens vgl. PhV, Bd. 1, S. 30–41. Zur Identifizierung von „Schlußerkenntnis“ und „Empfindungserkenntnis“ mit den Termini „a priori“ und „a posteriori“ seit der Zeit von Leibniz und im Wolffianismus vgl. Heinrich Schepers / Giorgio Tonelli / Rudolf Eisler, Artikel: A priori / a posteriori. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 1, hrsg. von Joachim Ritter, Basel / Stuttgart 1971, Sp. 462–474. Zu den Gemeinbegriffen vgl. ASP 2633ff., 328ff. sowie PhV, Bd. 1, S. 460–462. Zu dieser Liste von Begriffen vgl. Alexei N. Krouglov, Die Ontologie von Tetens und seiner Zeit. In: Quaestio. Jahrbuch für die Geschichte der Metaphysik 9 (2009), S. 275–277. In einem weiten Sinn verstand man unter ,praktischer Philosophie‘ im 18. Jahrhundert die „Wissenschaft von der Leitung des Begehrungsvermögens bei der Erwählung des Guten und der Vermeidung des Schlechten“ (Christian Wolff, Discursus praeliminaris de philosophia in genere. Einleitende Abhandlung über Philosophie im allgemeinen. Historisch-kritische Ausgabe. Übersetzt, eingeleitet und hrsg. von Günter Gawlick und Lothar Kreimendahl [FMDA, Abt. I, Bd. 1], Stuttgart-Bad Cannstatt 1996, S. 73 [§ 62]), worunter dann als einzelne Disziplinen Ethik, Politik, Ökonomik, Naturrecht usw. fielen; vgl. ebd. S. 73ff. (§§ 63 ff.); vgl. auch Johann Franz Budde, Elementa philosophiae practicae, Halle 3 1707 (11697). Nachdruck: ders., Gesammelte Schriften, Bd. 3, hrsg. von Walter Sparn, Hildesheim / Zürich / New York 2004. Kant hat diese weite Auffassung in der Einleitung zur Kritik der Urtheilskraft scharf kritisiert, vgl. AA V 171–173. Nach engerer Auffassung besteht die praktische Philosophie im Unterschied zur theoretischen aus der Moralphilosophie im Sinne einer Lehre von der ,sapientia‘ und aus einem pragmatischen Teil im Sinne einer Lehre von der ,prudentia‘. Tetens versteht die praktische Philosophie in dieser zweiten Bedeutung. Von der Umwandlung des Wassers in Erde waren im 17. und 18. Jahrhundert viele Naturforscher und Chemiker überzeugt, u.a. Helmont und Boyle (The Sceptical Chymist, 11661, S. 112ff.), auf den sich Newton in den Opticks (11704) beruft (Book III, Qu. 30; Opera quae exstant omnia, hrsg. von Samuel Horsley, Bd. 4, London 1782. Nachdruck Stuttgart-Bad Cannstatt 1964, S. 241). Vgl. z.B. auch Bernhard Nieuwentyt, Rechter Gebrauch der Weltbetrachtung zur Erkent-

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nis der Macht, Weisheit und Güte Gottes, auch Ueberzeugung der Atheisten und Ungläubigen. In einer freien Uebersetzung abermal ans Licht gestellet, und mit einigen Anmerkungen erläutert, von Johann Andreas Segner, Jena 1747, S. 267f. (§ 10 ff.). Zu den Gegnern dieser Auffassung gehörte, unter Berufung auf Boerhaave, Peter von Muschenbroek, Grundlehren der Naturwissenschaft. Nach der zweyten lateinischen Ausgabe, nebst einigen neuen Zusätzen des Verfassers, ins Deutsche übersetzt. Mit einer Vorrede ans Licht gestellt von Johann Christoph Gottscheden, Leipzig 1747, S. 402f. (§ 741); und besonders Antoine Laurent Lavoisier, Premier und Second Me´moire sur la nature de l’eau et sur les expe´riences par lesquelles on a pre´tendu prouver la possibilite´ de son changement en terre. In: Histoire de l’Acade´mie royale des Sciences. Anne´e M. DCCLXX, Paris 1773, Me´moires des mathe´matique et de physique, S. 73–82 u. 90–107. Der erste der beiden Me´moires ist ein ausführlicher „abre´ge´ des decouvertes successives qui on e´te´ faites en ce genre“. 33 Die ,Umartung‘, ,Ausartung‘ oder ,Verwandlung‘ des Getreides war eine noch bis in 19. Jahrhundert hinein diskutierte Erklärung dafür, daß auf einem Acker, der mit nur einem bestimmten Getreide angebaut wurde, auch andere Sorten wuchsen (Weizen − Lolch; Roggen − Drespe). Die Gegner der Umartungstheorie argumentierten u. a., das zur Aussaat verwendete Getreide sei nicht artenrein gewesen. Tetens bezieht sich speziell auf einen Streit um die Frage, ob sich Hafer teilweise in Roggen und Weizen verwandeln lasse, was der Schwede Johann Bernhard Virgin in einer eigenen, 1757 in Stockholm erschienenen Schrift behauptet hatte, die noch im selben Jahr zweimal auf deutsch erschien und den besagten Streit auslöste, in dem u. a. auch Linne´ Stellung bezog, indem er die vermeintliche Umartung unmißverständlich für Unsinn erklärte. Vgl. dazu Johann Georg Krünitz, Oeconomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung (http://www.kruenitz1.uni-trier.de/), Bd. 2, Berlin 1773, Artikel „Avena“ [Hafer], dort den ausführlichen Bericht inklusive Bibliographie zum Streit: „Von der berühmten Verwandlung des Habers in Roggen und Weizen“, S. 696–709. Virgins Schrift wurde später noch einmal abgedruckt in: Das Buch für Oekonomen, oder theoretisch-praktische Regeln und Grundsätze für Gütherbesitzer, Pachter, Verwalter und Landleute [...], hrsg. von Heinrich Georg Hoff, Bd. 2, Salzburg 1793, S. 237–257, worauf es zu erneuten Reaktionen kam, vgl. Jürgen Blatt, Kan der Rokken in Tresp ausarten? − nebst einem Briefe an Hrn. Rector Esmarch. In: Schleswig-Holsteinische Provinzialberichte. Achten Jahrgangs erster Band. Drittes Heft, Altona und Kiel 1794, S. 352–358. Zu theologischen Implikationen, die sich aus dem mosaischen Verbot des Aussähens von zweierlei Arten Samen auf einem Feld (3 Mose 19, 19) ergaben, vgl. Johann David Michaelis, Mosaisches Recht. Vierter Theil, Biehl 1777 (21785, 3 1799), S. 224–238 (§ 218). 34 Vgl. PhV, Bd. 1, S. 334. Der Begriff der ,Grundwissenschaft‘ bezeichnet im 18. Jahrhundert am häufigsten die Ontologie, vgl. z.B. Christian Wolff, Des weyland

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Reichs-Freyherrn von Wolff übrige theils noch gefundene kleine Schriften und einzele Betrachtungen zur Verbesserung der Wissenschaften, Halle 1755 (GW I,22), S. 288, S. 630; Baumgarten, Metaphysica / Metaphysik, a. a. O., S. 2 (§ 4); Johann Christian Eschenbach, Logic oder Denkungswissenschaft, Rostock 1756, S. 34 (§ 22); Hermann Samuel Reimarus, Die Vernunftlehre, als eine Anweisung zum richtigen Gebrauche der Vernunft in der Erkenntniß der Wahrheit, aus zwoen ganz natürlichen Regeln der Einstimmung und des Wiederspruchs hergeleitet, Hamburg 1756 (ders., Gesammelte Schriften, besorgt durch die ReimarusKommission der Joachim Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften, Hamburg, und der Lessing-Akademie, Wolfenbüttel, Vernunftlehre 1. Auflage, hrsg. von Frieder Lötzsch, München 1979), S. 10 (§ 10); Ulrich, Erster Umriß einer Anleitung zu den philosophischen Wissenschaften zum Gebrauch der Vorlesungen. Tl. 1: Vernunftlehre, Grundwissenschaft und natürliche Theologie, a. a. O. Feder verwendet ,Grundwissenschaft‘ als Synonym für die gesamte Metaphysik, vgl. ders., Logik und Metaphysik, a. a. O., S. 241. Zum Vorkommen von „Grundlehre(n)“ (100mal) und „Grundwissenschaft“ (1mal) in Lamberts Anlage zur Architectonic, a. a.O., vgl. Norbert Hinske, Lambert-Index Bd. 3: Stellenindex zu Johann Heinrich Lambert „Anlage zur Architectonic I“. Erstellt in Zusammenarbeit mit Heinrich P. Delfosse (FMDA, Abt. I, Bd. 3), Stuttgart-Bad Cannstatt 1987, S. 112f. Später gebrauchte Tetens auch den Terminus „Grundphilosophie“, womit er die „eigentlich so genannte allgemeine Metaphysik“, d.h. ebenfalls die Ontologie, bezeichnete, vgl. Von der Abhängigkeit des Endlichen von dem Unendlichen. In: Beyträge zur Beförderung theologischer und andrer wichtigen Kenntnisse von Kielischen und auswärtigen Gelehrten, hrsg. von Johann Andreas Cramer, Teil 4, Kiel und Hamburg 1783, S. 102 (PW IV, S. 264). Vgl. Johann Nicolaus Tetens, Metaphysik. Mit einer Einleitung und Anmerkungen textkritisch hrsg. von Michael Sellhoff (Philosophische Bibliothek, 677), Hamburg 2015, S. 3 („Vorbericht“ § 1), 4 („Vorbericht“ § 3). 35 Vgl. Alexei N. Krouglov, Der Begriff „transzendental“ bei J. N. Tetens. Historischer Kontext und Hintergründe. In: Aufklärung. Interdisziplinäres Jahrbuch zur Erforschung des 18. Jahrhunderts und seiner Wirkungsgeschichte 17 (2005), S. 35–75. 36 Gott, Seele und Welt sind die Gegenstände der drei Disziplinen der wolffianischen ,metaphysica specialis‘: der rationalen Theologie, der Psychologie und der Kosmologie; vgl. z.B. Wolff, Discursus praeliminaris / Einleitende Abhandlung, a. a.O., S. 67 (§§ 55 u. 56). Vgl. ASP 1411ff. („Philosophie vom Unkörperlichen“ oder „Intellectual-Philosophie“). 37 Mit „Theologie der Vernunft“ meint Tetens die theologia rationalis der Metaphysik, vgl. Tetens, Ueber die Realität unsers Begriffs von der Gottheit. Erste Abtheilung über die Realität unsers Begriffs von dem Unendlichen. In: Beyträge zur Beförderung theologischer und andrer wichtigen Kenntnisse von Kielischen und auswärtigen Gelehrten, a. a. O., Teil 2, Kiel und Hamburg 1778, S. 141 (PW IV, S. 101); Ueber die Realität unsers Begriffs von der Gottheit. Zwote Abthei-

Erläuterungen

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lung. Ueber den Verstand in der Gottheit gegen Hume. In: Beyträge zur Beförderung theologischer und andrer wichtigen Kenntnisse, a. a.O., Teil 4, Kiel und Hamburg 1783, S. 10 (PW IV, S. 172). Vgl. Tetens, Metaphysik, a.a. O., S. 3 („Vorbericht“ § 1), 4 („Vorbericht“ § 3), S. 287–298: „Theologie der Vernunft“, S. 299 f. Vgl. Kant, KrV B 664. Vgl. Alexei N. Krouglov, Die Theologie der Vernunft bei J. N. Tetens. In: Aufklärung. Interdisziplinäres Jahrbuch zur Erforschung des 18. Jahrhunderts und seiner Wirkungsgeschichte 21 (2009), S. 113–116. 38 Tetens konnte Englisch und deshalb die Schriften Thomas Reids (An Inquiry into the Human Mind on the Principles of Common Sense, Edinburgh 1764), Henry Homes (Essays on the Principles of Morality and Natural Religion, Edinburgh 1751, 21758. Nachdruck Hildesheim / New York 1976; Elements of Criticism, 3 Bde., Edinburgh 1762. Nachdruck Hildesheim / New York 1970), Beatties und Oswalds (s.u. Erläuterung 40) auch im Original lesen. Zu den in Deutschland erschienenen Übersetzungen vgl. Max Wundt, Die deutsche Schulphilosophie im Zeitalter der Aufklärung, Tübingen 1945. Nachdruck Hildesheim 1964, S. 270 f., Anm. Tetens erwähnt diese Philosophen auch oft in den PhV (Reid: Bd. 1, S. 306, 338, 340, 342–344, 375, 377, 393, 402, 423, 473, 508, 516, 520, 529, 579, 584; Home: Bd. 1, S. 257, 375, 406, 409, 421, 679; Bd. 2, S. 9, 370, 562, 587, 629; Beattie: Bd. 1, S. 56, 338, 382, 393, 402, 403, 520, 529, 582, 584, 643; Oswald: Bd. 1, S. 338, 382, 403, 520, 529, 584; usw.). Eine dieser Stellen (PhV, Bd. 1, S. 584) gebraucht Kant in den Vorarbeiten zu den Prolegomena, AA XXIII 59, vgl. Hans-Ulrich Baumgarten, Kant und Tetens. Untersuchungen zum Problem von Vorstellung und Gegenstand, Stuttgart 1992, S. 36 Fn. 77, dennoch fehlt der Name von Tetens in der endgültigen Fassung am entsprechenden Ort, vgl. Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können (1783), AA IV 259. Zu Tetens’ Verhältnis zu Reid und Beattie vgl. Manfred Kuehn, Scottish Common Sense in Germany, 1768–1800. A Contribution to the History of Critical Philosophy (McGill-Queen’s Studies in the History of Ideas, 11), Kingston / Montreal 1987, S. 119–140. 39 Tetens könnte hier etwa Hermann Samuel Reimarus, Die vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion in zehn Abhandlungen auf eine begreifliche Art erkläret und gerettet, Hamburg 1754, 41772, im Sinn haben. Reimarus’ Versuch, die natürliche Religion als die einzig mögliche nachzuweisen, steht zwar in der Tradition Wolffs, verzichtet aber ausdrücklich auf die philosophische Methode zugunsten „gemeiner Erfahrungen und bekannter Grundsätze“; vgl. Kants Lob des Werkes später in der Kritik der Urtheilskraft, AA V 476f. (vgl. hierzu die Erläuterung 354 in: Immanuel Kant, Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes. Historisch-kritische Edition. Mit einer Einleitung und Anmerkungen hrsg. von Lothar Kreimendahl und Michael Oberhausen [Philosophische Bibliothek, 631], Hamburg 2011, S. 254f.). Vgl. auch Tetens, Abhandlung von den vorzüglichsten Beweisen des Daseins Gottes, Bützow und Wismar 1761, S. 14f. (PW III, S. 146f.): „Ein Beweis, der sich auf kein besonders Lehrgebäude stüzzen darf; der aus wenigen und jedem bekanten Säzzen

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bestehet; keine mit scharfen Nachdencken erst auszumachende Wahrheiten voraussezzet; folglich kurz und leicht ist; und in dem auf eine Art gefolgert wird, auf welche alle Menschen gemeiniglich zu schliessen gewohnt sind, wird den meisten Eingang finden. Ist er zugleich apodictisch, so hat man den besten.“ Möglicherweise denkt Tetens hier auch an Kants Schrift Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes von 1763, deren onto- und physikotheologische Überlegungen zwar höchst subtil sind, aber nicht abhängig von einem vorauszusetzenden „System der Metaphysik“. 40 Vgl. James Beattie, An Essay on the Nature and Immutability of Truth. In Opposition to Sophistry and Scepticism, London 31772 (11770); James Oswald, An Appeal to Common Sense in behalf of Religion, 2 Bde., Edinburgh 1766/72. Vgl. unten Erläuterung 46. 41 Vgl. Lossius, Physische Ursachen des Wahren, a. a. O., S. 140f.; Feder, Logik und Metaphysik, a. a. O., S. 32 (§ 9 der „Logik“). 42 Die „Fassungskraft“ ist das erste der drei „Vermögen der vorstellenden Kraft“ neben der „Einbildungskraft“ oder „Phantasie“ und dem „Dichtungsvermögen“, vgl. PhV, Bd. 1, S. 104–107. Tetens bezeichnet die „Fassungskraft“ auch als „Vermögen der Perception“ bzw. auch direkt als „die Perception“: „wir nehmen die ursprünglichen Vorstellungen aus den Empfindungen in uns auf, und unterhalten solche, indem wir nachempfinden, und wir verwahren diese Nachempfindungen als aufgenommene Zeichnungen von den empfundenen Objekten in uns. Dieß ist die Perception oder die Fassungskraft“ (S. 105). Vgl. unten Erläuterung 51. 43 Vgl. Tetens, Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind, a. a. O., S. 65f. (§ 38) (PW III, S. 73f.); PhV, Bd. 1, S. 528. Zur Bedeutung der Vorurteilsproblematik, insbesondere auch zum Selbstverständnis der Aufklärungsphilosophie als Kampf gegen Vorurteile, vgl. Werner Schneiders, Aufklärung und Vorurteilskritik. Studien zur Geschichte der Vorurteilstheorie (FMDA, Abt. I, Bd. 2), Stuttgart-Bad Cannstatt 1983; Norbert Hinske, Die tragenden Grundideen der deutschen Aufklärung. Versuch einer Typologie. In: Die Philosophie der deutschen Aufklärung. Texte und Darstellung. Von Raffaele Ciafardone. Deutsche Bearbeitung von Norbert Hinske und Rainer Specht (Reclams Universal-Bibliothek, 8677), Stuttgart 1990, S. 427–431. 44 Einer der ersten Wegbereiter der populären Philosophie in Deutschland war Johann Jakob Engel, ein Schüler von Tetens, der 1763 unter dessen Betreuung eine Dissertation verteidigte. Aber Engel gebrauchte in seiner Schrift Der Philosoph für die Welt, 2 Bde., Leipzig 1775–1777 (21787), noch nicht den Begriff ,Popularphilosophie‘. Vgl. Christoph Böhr, Philosophie für die Welt. Die Popularphilosophie der deutschen Spätaufklärung im Zeitalter Kants (FMDA, Abt. II, Bd. 17), Stuttgart-Bad Cannstatt 2003; ders., An der Schwelle zur deutschen Popularphilosophie: Johann Nikolaus Tetens’ Warnung vor populärer Philosophie. Über eine fast unbekannte Quelle am Beginn einer einflußreichen Strömung. In: Johann Jakob Engel (1741–1802). Philosoph für die Welt, Ästhetiker und Dichter, hrsg. von Alexander Kosˇenina (Berliner Klassik, 7), Hannover-Laatzen 2005,

Erläuterungen

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S. 205–211. 1775, d.h. zu einer Zeit, als die deutsche Popularphilosophie als solche noch gar nicht existierte, verstand Tetens unter ,populairer Philosophie‘ allem Vermuten nach die britische Common Sense-Philosophie, vgl. auch Michael Puech, Tetens et la crise de la me´taphysique allemande en 1775 (Über die allgemeine speculativische Philosophie). In: Revue philosophique de la France et de l’E´tranger 182.1 (1992), S. 91f. Wie Tetens 1775 stellt Kant 1787 seine Position ebenfalls dem Skeptizismus und der Popularphilosophie gegenüber, vgl. KrV B XXXV f. 45 Zur ,akroamatischen‘, vortragenden Lehrart im Gegensatz zur ,dialogischen‘ oder ,erotematischen‘ vgl. Bernhard Waldenfels, Artikel: akroamatisch / erotematisch. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 1, a.a. O., Sp. 127. Tetens gebraucht ,akroamatisch‘ hier allerdings als Gegenbegriff zu ,populär‘. Das deckt sich mit Leibniz’ Verwendung des Begriffs; zu letzterem bzw. dem leibnizschen Begriffspaar ,exoterisch‘ (bzw. populär) und ,akroamatisch‘ vgl. Werner Schüßler, Leibniz’ Auffassung des menschlichen Verstandes (intellectus). Eine Untersuchung zum Standpunktwechsel zwischen „syste`me commun“ und „syste`me nouveaux“ und dem Versuch ihrer Vermittlung (Quellen und Studien zur Philosophie, 32), Berlin / New York 1992, S. 10f., Fn. 32. Vgl. z.B. Gottfried Wilhelm Leibniz, Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand. Übersetzt, mit Einleitung und Anmerkungen versehen von Ernst Cassirer (ders., Philosophische Werke in vier Bänden in der Zusammenstellung von Ernst Cassirer, Bd. 3) (Philosophische Bibliothek, 498), Hamburg 1996, „Vorrede“, S. 4. 46 Beatties und Oswalds bloße, rhetorische ,Deklamationen‘ gegen die Metaphysik der „schoolmen“ und „learned“ im Namen des ,common sense‘ sind in deren Werken notorisch, vgl. Ernst Cassirer, Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit. Zweiter Band [31922]. Text und Anmerkungen bearbeitet von Dagmar Vogel (ders., Gesammelte Werke. Hamburger Ausgabe, hrsg. von Birgit Recki, Bd. 3), Hamburg 1999, S. 327. Vgl. dazu auch PhV, Bd. 1, S. 402f., 497, 529, 584. Ganz ähnlich kritisiert später Kant im Vorwort der Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, harsch Humes Gegner „Reid, Oswald, Beattie und [...] Priestley“: Anstatt „sehr tief in die Natur der Vernunft“ einzudringen, „welches ihnen ungelegen war“, erfanden sie „ein bequemeres Mittel, ohne alle Einsicht trotzig zu thun, nämlich die Berufung auf den gemeinen Menschenverstand“: „Aber man muß ihn durch Thaten beweisen, durch das Überlegte und Vernünftige, was man denkt und sagt, nicht aber dadurch, daß, wenn man nichts Kluges zu seiner Rechtfertigung vorzubringen weiß, man sich auf ihn als ein Orakel beruft“ (AA IV 258 f.). 47 Vgl. George Berkeley, A Treatise Concerning the Principles of Human Knowledge. Wherein the Chief Causes of Error and Difficulty in the Sciences, with the Grounds of Secpticism, Atheism, and Irreligion, are inquired into. First Printed in the Year 1710. To which are added Three Dialogues between Hylas and Philonous, in Opposition to Scepticks and Atheists. First Printed in the Year 1713,

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Anhang 1

London 1734. Dt. Übersetzung der Three Dialogues: Samlung der vornehmsten Schriftsteller die die Würklichkeit ihres eignen Körpers und der ganzen Körperwelt läugnen. Enthaltend des Berkeleys Gespräche zwischen Hylas und Philonous und des Colliers Allgemeinen Schlüssel. Uebersetzt und mit wiederlegenden Anmerkungen versehen nebst einem Anhang worin die Würklichkeit der Körper erweisen wird von Joh.[ann] Christ.[ian] Eschenbach, Rostock 1756. − Zu Tetens über Berkeley vgl. auch PhV, Bd. 1, S. 402, 405, 497, 501, 527, 528, 583, 603; Bd. 2, S. 10, 494. 48 Zu Tetens über Hume vgl. Abhandlung von den vorzüglichsten Beweisen des Daseins Gottes, a. a. O., S. 21f. (PW III, S. 153f.); Über den Ursprung der Sprachen und der Schrift, a. a.O., S. 40 [17]; PhV, Bd. 1, S. 56, 92, 201, 312, 313, 315, 317, 377, 392, 393, 394, 402, 403, 405, 427, 428, 497, 501, 515, Bd. 2, S. 383. 49 Es hat den Anschein, als betrachte Tetens Hume hier noch nicht als den Verfasser des anonym erschienenen Treatise of Human Nature (1739/40). Zwei Jahre später zitiert er den Treatise unter dessen englischem Titel und dem eindeutigen Hinweis auf seinen Verfasser, vgl. PhV, Bd. 1, S. 392; vgl. ebd. S. 501. Daß Tetens die Identität Humes wirklich nicht bewußt gewesen sein soll, scheint wenig wahrscheinlich, nicht zuletzt deswegen, weil er es z.B. bei Beattie unmißverständlich lesen konnte (An Essay on the Nature and Immutability of Truth, a. a.O., S. 17ff., 241). Dennoch wird es gemeinhin angenommen, vgl. z.B. Uebele 1911, S. 73 Fn. 1; Lewis White Beck, Ein preußischer Hume und ein schottischer Kant. In: Hume und Kant. Interpretation und Diskussion. Texte von Lewis White Beck [. . .]. Vorwort von Gerhard Funke, hrsg. von Wolfgang Farr, Freiburg / München 1982, S. 175f.; Manfred Kuehn, Hume and Tetens. In: Hume Studies 15 (1989), S. 366f. Günter Gawlick / Lothar Kreimendahl, Hume in der deutschen Aufklärung. Umrisse einer Rezeptionsgeschichte (FMDA, Abt. II, Bd. 4), Stuttgart-Bad Cannstatt 1987, S. 109, identifizieren den „heroischen Sceptiker“ hingegen mit Hume. Möglicherweise ist die Stelle aber auch anders zu lesen, nämlich so, daß es statt: „Berkeley, Hume und den heroischen Sceptiker, den Verfasser des Versuchs über die menschliche Natur“ heißen soll: „Berkeley und Hume, den heroischen Sceptiker, den Verfasser des Versuchs über die menschliche Natur“. 50 Vgl. David Hume, A Treatise of Human Nature. Edited, with an Analytical Index, by L. A. Selby-Bigge. Second Edition with the text revised and variant readings by P. H. Nidditch, Oxford 1978, S. 263–274 (I.IV.VII). 51 Der Denkkraft widmet Tetens den vierten der PhV: „Ueber die Denkkraft und das Denken“, PhV, Bd. 1, S. 295–372. Denkkraft, Vorstellungs- und Empfindungsvermögen bzw. Gefühl machen zusammen das gesamte Erkenntnisvermögen aus, vgl. ebd. S. 296, 347. Tetens betont eigens die Schwierigkeit, die „ursprünglichen Verhältnisse und Beziehungen“ dieser drei Grundkräfte zueinander deutlich zu machen (vgl. ebd. S. 295f.). Die „vornehmsten unter den einfachen Aeußerungen“ der Denkkraft sind „das Unterscheiden, das Gewahrnehmen, das Beziehen der Dinge auf einander, Urtheilen, Folgern, Schließen“ (ebd.

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S. 347); die Denkkraft ist damit „dasselbige Vermögen, was zu einer merkbaren Größe entwickelt, wenn es sich in seinen Wirkungen deutlicher offenbaret, den Namen von Verstand und Vernunft annimmt“ (ebd. S. 296). Vgl. Kant, KrV B XXXVI, XLIII. Vgl. Puech, Tetens et la crise de la me´taphysique allemande en 1775, a. a. O., S. 12. Vgl. etwa Senecas Quaestiones naturales, hier vor allem Buch VII („De cometis“), aber auch die Erörterung der ,ignes caelestes‘, der Sternschnuppen oder des Halo, aus Buch I: L. Annaei Senecae Naturalium quaestionum libri VIII, edidit Alfred Gercke, Stuttgart 1970, S. 235ff., 6, 10. Vgl. Kants Feststellung gleich zu Beginn der Vorrede zur ersten Auflage der KrV vom „besonderen Schicksal“ der menschlichen Vernunft: daß sie „durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben“ (A VII); vgl. Reflexion 5115, AA XVIII 94. Diese von Tetens auch sonst (vgl. z.B. Abhandlung von den vorzüglichsten Beweisen des Daseins Gottes, a. a.O., S. 12 [PW III, S. 144]) und überhaupt im 18. Jahrhundert häufig verwendete emphatische Formel findet sich z.B. auch bei Kant, Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes. Historisch-kritische Edition, a. a. O., S. 5, 129 (AA II 65, 155); vgl. KrV B 627. Vgl. auch unten Erläuterung 155. Zitat aus Albrecht von Haller, Gedanken über Vernunft, Aberglauben und Unglauben. An den Herrn Prof. Stähelin. 1729. In: ders., Versuch Schweizerischer Gedichte, Göttingen 91762 (11732). Nachdruck Bern 1969, S. 74. Eine andere Stelle aus demselben Gedicht zitiert Tetens in seiner Abhandlung von den vorzüglichsten Beweisen des Daseins Gottes, a. a. O., S. 76 (PW III, S. 208). Zu Tetens über Haller als Physiologen vgl. PhV, Bd. 1, S. XXXIII, 440. Vgl. Francis Bacon, Neues Organon. Lateinisch-deutsch, hrsg. und mit einer Einleitung von Wolfgang Krohn (Philosophische Bibliothek, 400a/b), Hamburg 2 1999 (11990), Teilband 1, Vorrede, S. 27: „[...] wie in früheren Jahrhunderten, als man sich zu Wasser bloß nach der Beobachtung der Sterne richtete, konnte man zwar die Küsten der Alten Welt entlangsegeln und wohl auch einige kleinere und binnenländische Meere durchqueren. Indes zur Fahrt über das Weltmeer und zur Entdeckung der Länder der neuen Welt mußte zuvor der Gebrauch der Magnetnadel als eines sicheren und zuverlässigen Führers bekannt sein. So ist in ganz ähnlicher Weise das, was bisher in den Künsten und Wissenschaften erfunden worden ist, von der Art, daß es durch Übung, Nachdenken, Beobachtungen und Schlüsse gefunden werden konnte, da es ja den Sinnen näher ist [...]“. Auch Kant verwendet die Ozean-Metaphorik in bezug auf die Metaphysik, vgl. Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes. Historisch-kritische Edition, a. a.O., S. 6 (AA II 66); De mundi, § 22 Scholion, AA II 410; KrV A 235f., A 396f.; Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, AA IV 262; Preisschrift über die Fortschritte der Metaphysik (1804), AA XX 259. Sie findet sich jedoch auch schon bei David Hume, vgl. A Treatise of Human Nature, a. a. O., S. 263f.

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Anhang 1

(I.IV.VII); ders., An Enquiry Concerning Human Understanding. Reprinted from the posthumous edition of 1777 and edited with introduction, comparative table of contents, and analytical index by L. A. Selby-Bigge. Third edition with text revised and notes by P. H. Nidditch, Oxford 1975, S. 103. Vgl. dazu die Erläuterung 11 in: Kant, Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes. Historisch-kritische Edition, a. a. O., S. 145. 59 Vgl. Jean-Baptiste Robinet, De la nature, 4 Bde., Amsterdam 1761–1766. Zu Tetens’ Kritik an Robinet vgl. PhV, Bd. 1, S. 62. 60 Vgl. Charles Bonnet, La palinge´ne´sie philosophique, ou ide´es sur l’e´tat passe´ et sur l’e´tat futur des eˆtres vivans, 2 Bde., Genf 1769. Bonnet ist einer der am häufigsten erwähnten Denker in den PhV, in denen Tetens u.a. Bonnets Essai analytique sur les faculte´s de l’aˆme, a.a.O.; dt.: Analytischer Versuch über die Seelenkräfte, a.a.O., kritisiert; vgl. PhV, Bd. 1, S. XXII f., XXIV, XXXI-XXXIII, 4, 5, 6, 7, 19, 28, 29, 37, 68, 167, 193, 196, 201, 212f., 256, 291, 294, 427, 592, 635, 685 usw.; Bd. 2, S. 162, 240, 243, 246, 248f., 252 usw. Vgl. auch Tetens, Über den Ursprung der Sprachen und der Schrift, a. a. O., S. 69 [52], sowie Kant, KrV B 696 / A 668. 61 Vgl. den letzten Abschnitt von ASP 39ff.: „Evidenz der speculativischen Philosophie“. Zum Hintergrund, der Preisfrage der Akademie für das Jahr 1763 und den Preisschriften von Mendelssohn und Kant, vgl. oben Einleitung S. XVI f. sowie unten Erläuterung 144. 62 Vgl. Kant, Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik (1766): „In so fern ist die Metaphysik eine Wissenschaft von den Grenzen der menschlichen Vernunft“ (AA II 368); vgl. KrV A XII, B 22, 25. 63 Vgl. Kant, KrV A VIII: „Es war eine Zeit, in welcher sie [= die Metaphysik] die Königin aller Wissenschaften genannt wurde [...]. Jetzt bringt es der Modeton des Zeitalters so mit sich, ihr alle Verachtung zu beweisen [...]“. Tetens spricht schon 1760 in bezug auf die Metaphysik vom „prächtigen Titul einer Königin der menschlichen Wissenschaften“ (Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind, a. a. O., S. 6 [§ 2] [PW III, S. 14]). Die Stellennachweise für die Stelle in der KrV bei Vaihinger sind zu ergänzen, vgl. Hans Vaihinger, Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft, 2 Bde., hrsg. von Raymund Schmidt, Stuttgart / Berlin / Leipzig 21922 (11881 u. 1892). Nachdruck Aalen 1970, Bd. 1, S. 89f.; vgl. auch Uebele 1911, S. 38. 64 1760 nennt Tetens die Metaphysik in der Tradition Eschenbachs (Johann Christian Eschenbach, Metaphisic [!] oder Hauptwissenschaft, Rostock 1757) „Hauptwissenschaft“ und versteht darunter „eine Wissenschaft, welche nebst einer algemeinen Theorie von allen möglichen und wirklichen Dingen, die algemeinen und nothwendigen Eigenschaften der Welt, die Lehre von der Seele und von GOtt, in sich begreifet, oder mit andern Worten, welche uns die algemeinsten Grundsäze der menschlichen Erkenntniß, und die übrigen theoretischen Wahrheiten der Vernunft lehret, die zu unsrer Glückseligkeit nothwendig sind“ (Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind, a. a. O., S. 4 [§ 1] [PW III, S. 12]).

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Laut Tetens’ Definition von 1760 ist die Ontologie die „algemeine Theorie von allen möglichen und wirklichen Dingen“ (Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind, a. a. O., S. 6 [§ 2] [PW III, S. 12]). Vgl. die nur auf die Möglichkeit abzielende wolffische Definition von ,Ding‘ in dessen „Deutscher Metaphysik“: „Alles was seyn kan, es mag würklich seyn oder nicht, nennen wir ein Ding“ (Christian Wolff, Vernünfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, Halle 11 1751 [11720] [GW I,2], S. 9 [§ 16]). Honnefelder sieht hier bei Tetens den Einfluß der metaphysischen Tradition von Duns Scotus, vgl. Ludger Honnefelder, Scientia transcendens. Die formale Bestimmung der Seiendheit und Realität in der Metaphysik des Mittelalters und der Neuzeit (Duns Scotus − Sua´rez − Wolff − Kant − Peirce) (Paradeigmata, 9), Hamburg 1990, S. 408f. Vgl. Wolff, Der vernünfftigen Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, anderer Theil bestehend in ausführlichen Anmerckungen, a. a. O. (GW I,3), S. 90f. (§ 43); Eschenbach, Metaphisic oder Hautpwissenschaft, a. a.O., S. 17 (§ 5); Lambert, Anlage zur Architectonic, a.a. O., Bd. 1 (ders., Philosophische Schriften, a.a. O., Bd. 3), S. 48 (§ 57); ders., Über die Methode die Metaphysik, Theologie und Moral richtiger zu beweisen. Aus dem Manuskript hrsg. von Karl Bopp (Kantstudien Ergänzungshefte, 42), Berlin 1918. Nachdruck Vaduz 1978, S. 15; Kant, KrV B 303 / A 247, B 747 / A 719, B 748 / A 720, B 873 / A 845. Vgl. hierzu auch Norbert Hinske, Kants Weg zur Transzendentalphilosophie. Der dreißigjährige Kant, Stuttgart u.a. 1970, S. 30f.; Tillmann Pinder, Zur Interpretation der Definition des Begriffs „transzendental“ in der Einleitung zur Kritik der reinen Vernunft (A 11f./B 25). In: Kant-Studien 77 (1986), S. 14–16. Vgl. Tetens, Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind, a. a. O., S. 16 (§ 7) (PW III, S. 24). Zur geometrischen Methode in der deutschen Metaphysik des 17.–18. Jahrhunderts vgl. auch Schepers, Andreas Rüdigers Methodologie und ihre Voraussetzungen, a.a. O., S. 13f.; Giorgio Tonelli, Der Streit über die mathematische Methode in der Philosophie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Entstehung von Kants Schrift über die „Deutlichkeit“. In: Archiv für Philosophie 9 (1959), S. 37– 66; Hans-Jürgen Engfer, Philosophie als Analysis. Studien zur Entwicklung philosophischer Analysiskonzeptionen unter dem Einfluß mathematischer Methodenmodelle im 17. und frühen 18. Jahrhundert (FMDA, Abt. II, Bd. 1), Stuttgart-Bad Cannstatt 1982. ,Allgemeine Metaphysik‘ ist allem Vermuten nach die deutsche Übersetzung von ,metaphysica generalis‘; vgl. auch Tetens, Von der Abhängigkeit des Endlichen von dem Unendlichen, a. a. O., S. 104f. (PW IV, S. 266f.). Vgl. Reimarus, Die Vernunftlehre, a. a.O., S. 84–86 (§ 79), S. 123–126 (§ 102); Ulrich, Erster Umriß einer Anleitung zu den philosophischen Wissenschaften zum Gebrauch der Vorlesungen. Tl. 1: Vernunftlehre, Grundwissenschaft und natür-

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liche Theologie, a. a. O., S. 49 (§ 9 der „Vernunftlehre“); Kant, KrV B 76 / A 52; Reflexion 5013, AA XVIII 59. Vgl. auch De mundi, § 15.C, AA II 402 ff.; vgl. ebd. § 24, AA II 411f.; § 27, AA II 413 f., § 30 Nota, AA II 419. Vgl. De mundi, Sectio III, Corollarium, AA II 406. Zu Kants Theorie von der ,Erwerbung‘ der ,intuitus puri‘ Raum und Zeit vgl. Michael Oberhausen, Das neue Apriori. Kants Lehre von einer ,ursprünglichen Erwerbung‘ apriorischer Vorstellungen (FMDA, Abt. II, Bd. 12), Stuttgart-Bad Cannstatt 1997, S. 136ff. Vgl. unten Erläuterung 119. Vgl. ASP 28. Vgl. De mundi, §§ 3 u. 4, AA II 392f.; § 13, AA II 398. Abgesehen von den wenigen, zurückhaltenden Bemerkungen PhV, Bd. 1, S. 707f. zu „Eindrücken von den äußeren Gegenständen“ und namentlich des Lichts und der „Lichtseindrücke“ scheint Tetens diese Ankündigung nicht wahrgemacht zu haben. Euklid, Die Elemente. Buch I-XIII. Nach Heibergs Text aus dem Griechischen übersetzt und hrsg. von Clemens Thaer, Darmstadt 81991 (11933–37), S. 1–3 (1. Buch: Definitionen 19 u. 15, Postulat 1, Axiom 2). Vgl. PhV, Bd. 1, S. 203; Bd. 2, S. 186. Vgl. Sextus Empiricus, Gegen die Wissenschaftler 1–6. Aus dem Griechischen übersetzt, eingeleitet und kommentiert von Fritz Jürß, Würzburg 2001, Buch 3: „Gegen die Geometer“, S. 107–125. Vgl. Kant, KrV B 206f. Vgl. ASP 2030ff., PhV, Bd. 1, S. 539–546, wo Tetens überlegt, ob es eine „andere Denkkraft“ als die menschliche gebe („ein Analogon des Verstandes“, einen „Verstand per eminentiam“), sowie seine Ausführungen zu der Frage, „,ob die nothwendigen Denkgesetze unsers Verstandes nur subjektivische Gesetze unserer Denkkraft sind, oder ob sie Gesetze jeder Denkkraft überhaupt sind? und dann auch, ob die allgemeinen Vernunftwahrheiten nur Wahrheiten vor [= für] uns sind, oder Allgemeinsätze vor jeder [= für jede] Vernunft?‘“. Vgl. Cassirer, Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit. Zweiter Band, a. a. O., S. 482–488. Vgl. auch unten Erläuterung 92. Vgl. ASP 2029, 219, 2112. Das Problem der ,Grundwahrheiten‘ versuchte vor allem Crusius zu lösen, der auch Kant beeinflußte, vgl. Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral: „§ 3. Die Gewißheit der ersten Grundwahrheiten in der Metaphysik ist von keiner andern Art, als in jeder andern vernünftigen Erkenntniß außer der Mathematik“, AA II 293 ff.; vgl. dazu u.a. Christian Kanzian, Kant und Crusius um 1763. In: KantStudien 83 (1993), S. 399–407. Zur ,gesunden Vernunft‘ vgl. Lossius, Physische Ursachen des Wahren, a. a.O., „Zweyter Abschnitt. Von der gesunden Vernunft“, S. 234–280, bes. S. 236, 242f., 249, 255, 263; ders., Unterricht der gesunden Vernunft. Zum Gebrauch seiner Zuhörer, 2 Bde., Gotha 1777; Johann Bernhard Basedow, Theoretisches System der gesunden Vernunft, ein akademisches Lehrbuch, Altona 1765.

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Zu Tetens über Bacon vgl. PhV, Bd. 1, S. 135, 427; Bd. 2, S. 383. „Niemand bisher ward gefunden, der eine solche Festigkeit und Härte des Geistes aufgebracht hätte, entschlossen, die üblichen Theorien und Begriffe völlig abzulehnen und den so befreiten und gereinigten Verstand von neuem auf das Einzelne zu richten. Daher ist die menschliche Vernunft, welche wir haben, ein eigenartiges Gemisch von vielem Vertrauten und auch vielem Zufall wie auch kindischen, oberflächlich genommenen Begriffen“ (Bacon, Neues Organon, a.a.O., Teilband 1, Aphorismus 97, S. 213). Vgl. ASP 3536f.; PhV, Bd. 1, S. 135. Tetens’ Angabe der Belegstelle als „axiom.“ anstelle von „aphor.[ismus]“ ist seltsam; möglicherweise handelt es sich auch hier um einen stehengebliebenen Setzerfehler (vgl. unten Erläuterung 125). Die verschiedenen „Idole und falschen Begriffe, welche vom menschlichen Verstand schon Besitz ergriffen haben und tief in ihm wurzeln“, behandelt Bacon im ersten Buch des Neuen Organon in den Aphorismen 38–68. Bekanntlich unterscheidet er vier Arten von Idolen voneinander: die Idole des Stammes, der Höhle, des Marktes und des Theaters, vgl. Bacon, Neues Organon, a. a.O., Teilband 1, S. 99–145. Vgl. unten Erläuterung 98. Vgl. Descartes, Meditationes de prima philosophia (1641): „Meditatio prima. De iis quae in dubium revocari possunt“. Vgl. Kant, KrV B 8f./A 5; vgl. Vaihinger, Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft, a.a. O., Bd. 1, S. 244–247. Gemeint ist das heliozentrische Weltbild; zu dessen Vorgeschichte bei den Pythagoreern vgl. Aristoteles, De caelo, Buch 2, Kap. 13: 293a15–293b. Aristoteles, Über den Himmel. Übersetzt und erläutert von Alberto Jori (Aristoteles, Werke in deutscher Übersetzung. Begründet von Ernst Grumach, hrsg. von Hellmut Flashar, Bd. 12.3), Darmstadt 2009, S. 73f.; vgl. die „Einleitung“ ebd. S. 280–283, 304–306. Zu den „ersten Grund-Gemeinbegriffen“ vgl. PhV, Bd. 1, S. 462. Zur Realisierung der Begriffe bei Tetens vgl. Alexei N. Krouglov, Tetens und die Deduktion der Kategorien bei Kant. In: Kant-Studien 104 (2013), S. 475–483. Vgl. PhV, Bd. 1, S. 463, 495. Kant gebraucht den Terminus ,Sinnlichkeit‘ in seinen sog. vorkritischen Schriften nicht, obwohl er in seinem Briefwechsel auftaucht, vgl. Kants Brief an Johann Heinrich Lambert vom 2. September 1770, AA X 98. Vgl. Clemens Schwaiger, Denken des ,Übersinnlichen‘ bei Kant. Zu Herkunft und Verwendung einer Schlüsselkategorie seiner praktischen Metaphysik. In: Norbert Fischer (Hrsg.), Kants Metaphysik und Religionsphilosophie (Kant-Forschungen, 15), Hamburg 2004, S. 331–345; Takeshi Nakazawa, Vom Sinn der Sinnlichkeit. Vom Nutzen EDV-erzeugter Indices für die Begriffsgeschichte. In: Wissenschaftsgeschichte zum Anfassen. Von Frommann bis Holzboog, hrsg. von Günther Bien, Eckhart Holzboog und Tina Koch (Festgabe für Günther Holzboog zum 75. Geburtstag), Stuttgart-Bad Cannstatt 2002, S. 173–190; ders., Kants Begriff der Sinnlich-

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keit. Seine Unterscheidung zwischen apriorischen und aposteriorischen Elementen der sinnlichen Erkenntnis und deren lateinische Vorlagen (FMDA, Abt. II, Bd. 21), Stuttgart-Bad Cannstatt 2009. Tetens beginnt Mitte der siebziger Jahre, den Begriff ,Sinnlichkeit‘ in seinen Schriften zu gebrauchen, vgl. ASP 2133; PhV, Bd. 1, S. 207, 751, 774, 783f.; Bd. 2, S. 38, 613, 616f., 702, 772, 774, 786, 796. 92 Vgl. oben Erläuterung 78. Zur Frage nach der Partikularität oder Allgemeinheit der Vernunft, inklusive der Frage nach der dem Menschen nur „anklebenden“ Sinnlichkeit (ASP 2038), vgl. Kants Überlegungen zu „anderen vernünftigen Wesen“ bzw. „vernünftigen Wesen überhaupt“, die eine grundlegende Rolle für seine Idee einer Metaphysik der Sitten spielen, vgl. z.B. Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1785), AA IV 389, 428, 431, 449. Vgl. ferner Norbert Hinske, Kant als Herausforderung an die Gegenwart, Freiburg / München 1980, S. 35–43: „Kants Idee der allgemeinen Menschenvernunft“; vgl. auch ebd. S. 44ff. Vgl. Husserls „Kritik des spezifischen Relativismus“ in: ders., Logische Untersuchungen. Mit einer Einführung und einem Namen- und Sachregister von Elisabeth Ströker † (Philosophische Bibliothek, 601), Hamburg 2009, S. 124 (Erster Band [1900], § 36, A 117/B 117). 93 Vgl. Aristoteles, Metaphysik, 1005b (Aristoteles, Metaphysik. Übersetzt von Hermann Bonitz [ed. Wellmann]. Mit Gliederungen, Registern und Bibliographie hrsg. von He´ctor Carvallo und Ernesto Grassi, Hamburg 1966, S. 72). 94 Vgl. z.B. Baumgarten, Metaphysica / Metaphysik, a.a. O., S. 57 (§ 7): „Es gibt kein Subjekt einander widersprechender Prädikate, oder: Nichts ist und ist nicht. 0 = A + non-A. Dieser Satz heißt das Prinzip des Widerspruchs und ist das absolut erste Prinzip“; vgl. Wolff, Vernünfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, a. a. O. (GW I,2), S. 6 (§ 10). Bei Wolff und im Wolffianismus war der Satz des Widerspruchs zusammen mit dem Satz vom zureichenden Grund das oberste Prinzip sowohl der logischen Wahrheit der Erkenntnis als auch der metaphysischen Wahrheit der Dinge, vgl. Anton Bissinger, Die Struktur der Gotteserkenntnis. Studien zur Philosophie Christian Wolffs (Abhandlungen zur Philosophie, Psychologie und Pädagogik, 63), Bonn 1970, S. 134 ff.; Sonia Carboncini, Transzendentale Wahrheit und Traum. Christian Wolffs Antwort auf die Herausforderung durch den Cartesianischen Zweifel (FMDA, Abt. II, Bd. 5), Stuttgart-Bad Cannstatt 1991, S. 113–153. Anders als Wolff hat Reimarus, Die Vernunftlehre, als eine Anweisung zum richtigen Gebrauche der Vernunft in der Erkenntniß der Wahrheit, aus zwoen ganz natürlichen Regeln der Einstimmung und des Wiederspruchs hergeleitet, a. a. O., die Grundregeln aufgefasst: Der Satz des zureichenden Grundes fließt für ihn ausdrücklich erst aus diesen beiden Grundregeln, vgl. ebd. S. 163f. (§ 120). 95 Zur Kritik an der Ableitung aller weiteren Grundsätze aus dem Satz vom Widerspruch vgl. auch Kants Ausführungen in der Habilitationsschrift von 1755 Principiorum primorum cognitionis metaphysicae nova dilucidatio, „Sectio I. De principio contradictionis“, AA I 388–391, sowie in der Preisschrift Untersuchung

Erläuterungen

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über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral, AA II 293ff. Für Tetens ist die Widerspruchslosigkeit lediglich eine Bedingung für das Existieren realer, wirklich vorhandener Dinge, was u.a. in der ,Realisierung der Begriffe‘ demonstriert wird. Zu seiner Kritik an der Ableitung aller Wahrheiten aus dem Grundsatz des Widerspruchs vgl. Von der Abhängigkeit des Endlichen von dem Unendlichen, a.a. O., S. 111 (PW IV, S. 273). 96 Vgl. Christian August Crusius, Entwurf der nothwendigen Vernunft-Wahrheiten, wiefern sie den zufälligen entgegen gesetzet werden, Leipzig 1745 (ders., Die philosophischen Hauptwerke, a.a. O., Bd. 2), S. 49 (§ 31), 52 (§ 33), 151 (§ 85). Eben Crusius bestritt dem Satz vom zureichenden Grund unter dem Vorwurf des Determinismus die allgemeine Gültigkeit, vgl. Dissertatio philosophica de usu et limitibus principii rationis determinantis vulgo sufficientis, Leipzig 1743 (ders., Die philosophischen Hauptwerke, a. a.O., Bd. 4.1, S. 182–294); deutsche Übersetzung: Ausführliche Abhandlung von dem rechten Gebrauche und der Einschränkung des sogenannten Satzes vom Zureichenden oder besser Determinirenden Grunde. Aus dem Lateinischen [...] übersetzt und mit Anmerkungen nebst einem Anhange begleitet von Christian Friedrich Krause, Leipzig 1744; 1766 gab Friedrich Pezold eine zweite, u.a. mit weiteren Anmerkungen und einem Vorbericht vermehrte Ausgabe dieser Übersetzung heraus. Vgl. dazu auch Kants Ausführungen zum Satz des zureichenden Grundes in Principiorum primorum cognitionis metaphysicae nova dilucidatio, „Sectio II. De principio rationis determinantis, vulgo sufficientis“, AA I 391–410. Vgl. Hinske, Kants Weg, a. a.O., S. 88–92; Katsutoshi Kawamura, Spontaneität und Willkür. Der Freiheitsbegriff in Kants Antinomienlehre und seine historischen Wurzeln (FMDA, Abt. II, Bd. 11), Stuttgart-Bad Cannstatt 1996, S. 59ff., 82–84. 97 Zur ,Harmonie der Wahrheiten‘ vgl. Lambert, Neues Organon, a. a. O., Bd. 1, S. 548–550 (§§ 183–186). 98 ,Rein‘ können bei Tetens Empfindungen (ASP 2519, 3611f.), Empfindungsideen (ASP 191, 3211, 333, 344, 3411f., 363f.) oder die Abstraktion (ASP 3429, 3437, 3540) sein. ,Reine‘ Empfindungen bzw. Empfindungsideen sind solche, die von Zusätzen der Phantasie oder der Einbildungskraft frei und damit wirklich ,reell‘ sind, vgl. insbes. ASP 32. Für Kant hingegen sind diejenigen Erkenntnisse rein, „denen gar nichts Empirisches beigemischt ist“ (KrV B 3; vgl. De mundi, § 6, AA II 394). Obwohl Kant in der Preisschrift Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral von 1762/64 den Begriff des ,reinen Verstandes‘ verwendet (AA II 292), kommt bei ihm der Terminus ,reine Vernunft‘ bekanntlich nicht vor der KrV vor. Zu den Quellen bzw. der Vorgeschichte der beiden Begriffe vgl. Wolff, Psychologia empirica, a. a.O. (GW II,5), S. 228 (§ 313), S. 378f. (§ 495f.); vgl. auch die deutsche Paraphrase von De mundi, die Kants Respondent Markus Herz 1771 veröffentlichte: Betrachtungen aus der spekulativen Weltweisheit. Neu hrsg., eingeleitet, mit Anmerkungen und Registern versehen von Elfriede Conrad, Heinrich P. Delfosse und Birgit Nehren (Philosophische Bibliothek, 424), Hamburg 1990, S. 11.

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Vgl. hierzu den Briefwechsel, den Leibniz 1715/16 mit Samuel Clarke führte und den Clarke selbst 1717 erstmals publizierte. Der Briefwechsel avancierte zu einem der bedeutendsten ideengeschichtlichen Dokumente des 18. Jahrhunderts, vgl. dazu die „Einführung“ von Ed Dellian in: Samuel Clarke, Der Briefwechsel mit G. W. Leibniz von 1715/1716. [...] Übersetzt und mit einer Einführung, Erläuterungen und einem Anhang hrsg. von Ed Dellian (Philosophische Bibliothek, 423), Hamburg 1990, S. XI-CXXVII. In der Raumfrage standen sich die beiden Theorien von Newton und Leibniz gegenüber, die noch die Folie für Kants Behandlung der Raumfrage in De mundi bildeten. Vgl. dazu auch Leonhard Euler, Re´flexions sur l’espace et le tem[p]s. In: Histoire de l’Acade´mie royale des sciences et des belles lettres anne´e MDCCXLVIII, Berlin 1750, S. 324–333; auch in: Choix des me´moires et abre´ge´ de l’histoire de l’Acade´mie Berlin. Tome troisieme, Berlin 1761, S. 400–418. Gemeint ist Newtons Auffassung vom absoluten Raum. Vgl. z.B. Kants Darlegung in De mundi, § 15.D, AA II 403; KrV B 56 / A 39. Zu den theologischen Implikationen des newtonschen Raumbegriffs vgl. u.a. Newtons eigene Aussage, der Raum sei („gleichsam“) ein „sensorium dei“, ein Wahrnehmungsorgan Gottes (vgl. u.a. ders., Opticks, Book III, Qu. 31, a. a. O., S. 262); zu den Auseinandersetzungen zwischen Leibniz und Clarke um das „sensorium dei“ vgl. Clarke, Der Briefwechsel mit G. W. Leibniz, a. a.O., S. 13, 17, 22, 31, 37, 46, 57, 90f., 120. Die leibniz-wolffische Raumauffassung sieht den Raum als bloßes Verhältnis zwischen Dingen und den Begriff des Raumes mithin als daraus abstrahierten, empirischen Begriff. Vgl. Kants Referat dieser Auffassung in De mundi, § 15.D, AA II 403f.; KrV B 56f. / A 39f. Kant hat, sowohl gegen den leibnizschen als auch gegen den newtonschen Raumbegriff argumentierend, in De mundi seine eigene, später unverändert in die KrV übernommene Theorie vom Raum als apriorischer Anschauungsform der Sinnlichkeit entwickelt; vgl. De mundi, „Sectio III. De principiis formae mundi sensibilis“, AA II 398–406, bes. § 13, AA II 398; § 15, AA II 402–406; vgl. Vaihinger, Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft, a. a. O., Bd. 2, S. 130ff. Es ist interessant, daß Tetens Kants Auffassung bescheinigt, der leibnizschen am nächsten zu kommen. Das steht in ausdrücklichem Widerspruch zu Kants Theorie von der Apriorität der Raumvorstellung, vgl. De mundi, § 15.D, AA II 404; KrV B 56f. / A 39f. Kants Respondent Markus Herz hat das ganz anders gesehen als Tetens und aufgrund von Kants Rede vom Raum als der „omnipraesentia phaenomenon“ (De mundi, Sectio IV, Scholion, AA II 410) die Nähe zu Newton betont; vgl. Herz, Betrachtungen aus der spekulativen Weltweisheit, a. a. O., S. 45; vgl. dazu auch die Anmerkung der Herausgeber, ebd. S. 101f. Vgl. Tetens, Von der Abhängigkeit des Endlichen von dem Unendlichen, a. a. O., S. 108 (PW IV, S. 270).

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Vgl. Leibniz, Unvorgreifliche Gedanken, betreffend die Ausübung und Verbesserung der teutschen Sprache [um 1679, Erstdruck 1717]. In: ders., Philosophische Werke in vier Bänden in der Zusammenstellung von Ernst Cassirer, Bd. 2: Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie. Übersetzt von Artur Buchenau mit Einleitung und Anmerkungen hrsg. von Ernst Cassirer, Teil II (Philosophische Bibliothek, 497), Hamburg 1996, S. 676, wo Leibniz über die „logischen und metaphysischen Kunstwörter“ sagt: „ich habe es zu Zeiten unser ansehnlichen Haupt-Sprache zum Lobe angezogen, daß sie nichts als rechtschaffene Dinge sage, und ungegründete Grillen nicht einmal nenne (ignorat inepta). Daher ich bei denen Italiänern und Franzosen zu rühmen gepfleget: Wir Teutschen hätten einen sonderbaren Probierstein der Gedanken, der andern unbekant; und [...] daß es unsere Sprache selbst sey; denn was sich darin ohne entlehnte und ungebräuchliche Worte vernehmlich sagen lassen, das seye würklich was Rechtschaffenes: aber leere Worte, da nichts hinter, und gleichsam nur ein leichter Schaum müßiger Gedanken, nehme die reine Teutsche Sprache nicht an.“ Vgl. Erich Heintel, „Einleitung“ zu: Tetens, Sprachphilosophische Versuche, a.a. O., S. XX. Vgl. auch die Vorrede von Leibniz zu Marius Nizolius, De veris principiis et vera ratione philosophandi contra Pseudophilosophos von 1760: Dissertatio praeliminaris de alienorum operum editione, de Scopo operis, de Philosophica dictione, de lapsibus Nizolii. In: Die philosophischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz, hrsg. von Carl Immanuel Gerhardt, 7 Bde., Berlin 1875–1890. Nachdruck Hildesheim / New York 1978, Bd. 4, S. 145. Zur Bedeutung dieses leibnizschen Programms für Christian Wolffs Entschluß, ein ganzes philosophisches System auf deutsch zu schreiben, vgl. Carboncini, Transzendentale Wahrheit und Traum, a.a. O., S. 68–75. Vgl. Tetens, Über den Nutzen der Etymologie, a. a.O., S. 24 (143b); Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind, a. a. O., S. 6 (§ 2) (PW III, S. 14). 106 „Waradiren“ oder in der häufigeren Form „wardiren“ bedeutet, den Wert einer Sache bestimmen, eine „War(a)dirung“ ist eine „amtliche Wertbestimmung“, vgl. das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm (http://woerterbuchnetz.de/DWB/), Bd. 27, Sp. 1988f. Hamann nannte Kant einen so „allgemeinen Weltweisen und guten Münzwaradein, [...] als Newton war“. Johann Georg Hamann, Sokratische Denkwürdigkeiten für die lange Weile des Publicums zusammengetragen von einem Liebhaber der langen Weile, Amsterdam 1759, S. 8f. (Johann Georg Hamann, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe von Josef Nadler, Bd. 2: Schriften über Philosophie, Philologie, Kritik, Wien 1950. Nachdruck Wuppertal 1999, S. 28f.). 107 Vgl. Hume, An Enquiry Concerning Human Understanding, a. a. O., Section II, S. 22: „When we entertain [...] any suspicion that a philosophical term is employed without any meaning or idea (as is but too frequent), we need but enquire, from what impression is that supposed idea derived? And if it be impossible to assign any, this will serve to confirm our suspicion.“

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Wenn die Bezeichnung „Versuche“, die Tetens auch andernorts verwendet (ASP 2540, 3716f.), einen Titelbegriff meint, dürfte sie sich auf die deutsche Übersetzung der ersten Enquiry von 1755 beziehen: Philosophische Versuche über die menschliche Erkenntniß von David Hume, Ritter. Als dessen vermischter Schriften zweyter Theil. Nach der zweyten vermehrten Ausgabe aus dem Englischen übersetzt und mit Anmerkungen des Herausgebers begleitet, Hamburg / Leipzig 1755. Vgl. Hume, An Enquiry Concerning Human Understanding, a.a. O., Sections IV-VII, VIII, XI; S. 25–79, 80–103, 132–148. Die Metapher von den „Quellen“ der Erkenntnisse verwendet auch Kant häufig, vgl. z.B. die Reflexionen 4455, AA XVII 558, und 4873, AA XVIII 16, KrV A XII, B 25. Gemeint sind die zukünftigen PhV, namentlich der „Fünfte Versuch. Ueber den Ursprung unserer Kenntnisse von der objektivischen Existenz der Dinge“, PhV, Bd. 1, S. 373–425. Tetens’ Verwendung des Begriffs ,a priori‘ deckt sich nicht mit der späteren kantschen Bestimmung (vgl. z.B. KrV B 2ff.), sondern schließt an den Aprioribegriff Wolffs an, demzufolge eine Erkenntnis a priori eine solche ist, die durch Schlußfolgern gewonnen wird. Eine echte apriorische Erkenntnis hat keine empirischen Prämissen, denn sind die Prämissen empirisch, handelt es sich strenggenommen nicht um eine apriorische, sondern um eine ,cognitio mixta‘, vgl. Schepers / Tonelli / Eisler, Artikel: A priori / a posteriori. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 1, a.a. O., Sp. 462–474; eben deshalb nennt Tetens an dieser Stelle hier die Ableitung der Eigenschaften von Körpern auch nur „so zu sagen a priori“. Wichtig ist die Unterscheidung a priori − a posteriori für Tetens hinsichtlich der Gottesproblematik. So teilt er die Gottesbeweise u.a. in die beiden Typen „argumentum a priori“ und „argumentum a posteriori“ ein: Ersteres, das cartesische bzw. ontologische, geht von einer bloßen Idee des höchstens Wesens aus und schließt von hier auf dessen wirkliche Existenz; ist der Ausgangspunkt der Überlegung hingegen etwas Wirkliches bzw. eine Wirkung und wird über deren Ursache auf das Dasein eines notwendigen Wesens geschlossen, handelt es sich um ein Argument a posteriori. Tetens ist mißtrauisch, was die Möglichkeit apriorischen Schließens in der Naturlehre angeht, denn hierzu sei die vollständige Deutlichkeit des zugrundegelegten Begriffs nötig; diese ist aber nur beim Gottesbegriff gegeben. Vgl. Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind, a.a.O., S. 50f. (§ 29), 56f. (§ 32) (PW III, S. 58 f., 64f.); Abhandlung von den vorzüglichsten Beweisen des Daseins Gottes, a.a.O., S. 16, 18f., 58 (PW III, S. 148, 150f., 190); PhV, Bd. 1, S. 320. Vgl. ASP 2418ff. Zum Thema ,Traum‘, der Unterscheidung zwischen Traum und Wirklichkeit und der Bedeutung dieses Themas für die Philosophie seit Descartes’ sog. ,Traumargument‘ vgl. Carboncini, Transzendentale Wahrheit und Traum, a. a. O.

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Vgl. ASP 4116. Zu Tetens’ Verwendung von ,Notion‘ vgl. auch ASP 1534, 2525, 3539, 3636, 3814, 387f. (,allgemeine Notionen‘), 185, 3432f. (,geometrische Notionen‘), 1740 (,kindische Notionen‘); PhV, Bd. 1, S. 135: „metaphysische Notionen“; vgl. ebd. S. 402, 759. Zur Wechselwirkung zwischen der Sprache und dem Verstand und seinen Begriffen vgl. Über den Ursprung der Sprachen und der Schrift, a. a. O., S. 59 [40]. Vgl. auch Lossius, Physische Ursachen des Wahren, a.a. O., S. 194; Corvinus, Institutiones philosophiae rationalis, a. a. O., S. 39–41 (§§ 43–45), S. 53 (§ 89f.), S. 55 (§ 95); Reimarus, Die Vernunftlehre, a. a.O., S. 87 f. (§ 81), S. 98f. (§ 89); Kant, KrV B 377 / A 320. Zu Leibniz vgl. unten Erläuterung 128. Vgl. Christian Wolff, Von dem Unterschiede metaphysischer und mathematischer Begriffe, die Unzulänglichkeit mathematischer Begriffe in der Philosophie darzuthun (1731). In: Des weyland Reichs-Freyherrn von Wolff übrige theils noch gefundene kleine Schriften und einzele Betrachtungen zur Verbesserung der Wissenschaften, a. a. O. (GW I,22), wo es im Anschluß an die Darlegung der „Verschiedenheit der Begriffe“ gemäß der „Verschiedenheit der Seelen-Kräffte“ (S. 289), und zwar der unteren mit Sinnen und Einbildungskraft und des oberen, des Verstandes, heißt: „Wer demnach den Sinnen und der Einbildungs-Krafft zu viel zutrauet, und diesen beyden untern Kräfften zuschreibet, was ihnen keinesweges unterworffen ist, also den Verstand sein Amt dabey nicht recht verwalten lässet, der wird in der Metaphysic nicht vorwärts kommen“. „Wir sehen [...], daß die undeutlichen Begriffe von den Sinnen und der Einbildungs-Krafft alsdenn herkommen, wenn bey den Wahrnehmungen durch die Sinne der Verstand das seinige nicht gnugsam leistet. Sollen aber die Begriff deutlich, und von den Bildern, die die Sinne dem Verstande eindrücken, abgesondert werden; und dasselbe kan nicht anders als durch die Kräffte des Verstandes erfolgen, wenn Einbildungen von Würklichkeiten unterschieden werden sollen: so muß der Verstand sein Amt rechtschaffen verwalten“ (S. 291 [§ 3]). Vgl. ders., Psychologia empirica, a. a. O. (GW II,5), wo es lapidar heißt: „Plurimum interest facultatis cognoscendi partem inferiorem distingui a superiori“ (S. 33, § 54). Vgl. De mundi, §§ 6–8, AA II 394f.; § 10, AA II 396f.; § 24, AA II 411f. Zur Tradition der Erklärung des Entstehens räumlicher Vorstellungen aus Empfindungen des Gefühls und Sehens von Malebranche über Berkeley bis Tetens und Kant vgl. Hermann Cohen, Kants Theorie der Erfahrung, Berlin 31918 (11871). Nachdruck: ders., Werke, hrsg. vom Hermann Cohen-Archiv am Philosophischen Seminar der Universität Zürich unter der Leitung von Helmut Holzhey, Bd. 1, Tl. 1.1.: Kants Theorie der Erfahrung. Text der dritten Auflage 1918 und Einleitung von Geert Edel, Hildesheim / Zürich / New York 1987, S. 113, 117. Zur Problematik der sog. ,angeborenen Begriffe‘ vgl. Oberhausen, Das neue Apriori, a. a. O., S. 70–97. Vgl. Leibniz, Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand, a. a.O., S. 77. Vgl. PhV, Bd. 1, S. 337. Zur Herkunft der Formel ,nisi intellectus ipse‘ vgl.

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Schüßler, Leibniz’ Auffassung des menschlichen Verstandes (intellectus), a. a. O., S. 79–82. Vgl. De mundi, Sectio III, Corollarium, AA II 406, wo Kant zur Frage, ob die Vorstellungen von Raum und Zeit angeboren oder erworben seien, erklärt, sie seien beide „ohne Zweifel erworben: zwar nicht von der Sinneswahrnehmung der Gegenstände [...], aber von der Tätigkeit selber der Erkenntniskraft, die ihr Empfundenes nach bleibenden Gesetzen einander beiordnet, abgezogen“ (nach der Übersetzung von Norbert Hinske in: Immanuel Kant, Werke in sechs Bänden, hrsg. von Wilhelm Weischedel, Bd. 3: Schriften zur Logik und Metaphysik, Darmstadt 72011 [11956], S. 69); vgl. ebd. § 4, AA II 392; vgl. Oberhausen, Das neue Apriori, a. a. O., S. 145–150. Vgl. De mundi, § 8, AA II 395: Die in der Metaphysik vorkommenden Begriffe sind „nicht in den Sinnen zu suchen, sondern in der Natur selber des reinen Verstandes, nicht als angeborene Begriffe, sondern als solche, die aus den der Erkenntniskraft eingepflanzten Gesetzen (dadurch, daß man auf ihre Handlungen bei Gelegenheit der Erfahrungen achtet) abgezogen und folglich erworben sind“ (nach der Übersetzung von Hinske in: Kant, Werke in sechs Bänden, a. a.O., Bd. 3, S. 37/39); vgl. Oberhausen, Das neue Apriori, a. a. O., S. 165–176. Im Unterschied zu dieser Stelle hier spielen die sog. ,Verhältnisbegriffe‘ bei Tetens zwei Jahre später die wichtigste Rolle, vgl. PhV, Bd. 1, S. 337–340. Vgl. Uebele 1911, S. 39f.; Arthur Seidel, Tetens’ Einfluß auf die kritische Philosophie Kants, Würzburg 1932 [Phil. Diss. Leipzig 1931], S. 21–30; Hauser, Selbstbewußtsein und personale Identität, a. a. O., S. 146 Anm. 51. Vgl. Kants Unterscheidung zwischen „wahrer oder strenger“ und „nur angenommener und comparativer Allgemeinheit (durch Induction)“, KrV B 3. Zum logischen Fehler des Übergangs von einer Gattung zu einer anderen vgl. Aristoteles, Analytica posteriora, Buch 1, Kap. 7, 75a38. Aristoteles, Lehre vom Beweis oder Zweite Analytik (Organon IV). Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Eugen Rolfes. Mit einer Einleitung und Bibliographie von Otfried Höffe (Philosophische Bibliothek, 11), Hamburg 1976, S. 17. Johann Lorenz Mosheim (1693–1755) hatte Ralph Cudworths The True Intellectual System of the Universe, London 1678, ins Lateinische übersetzt: Systema intellectuale huius universi, 2 Bde., Jena 1733 (Leiden 21773), und seine Übersetzung mit umfänglichsten Anmerkungen, Erläuterungen und Ergänzungen versehen. In Mosheims „Index rerum“ (unpaginiert) heißt es s.v. „incorporeus“: „Ens incorporeum veterum philosophis nonnullis non eadem veniebat notione, qua nos id habemus, quod spirituale & spiritum appellamus“; vgl. die erläuternden und korrigierenden Ergänzungen Mosheims zu Cudworths Cap. V, Sectio III, § 21: „Corpus animae ex mente veterum“, ebd. S. 1037, 1051f. Die Ansicht Mosheims übernimmt Johann Jakob Brucker, Neue Zusätze verschiedener Vermehrungen, Erläuterungen und Verbesserungen zu den kurtzen Fragen aus der philosophischen Historie, Jena 1737, S. 221, 290f. Das tut aber z.B. auch Anton Friedrich Büsching, Grundriß einer Geschichte der Philosophie und einiger

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wichtigen Lehrsätze derselben, Tl. 2, Berlin 1774, S. 861–863 (§ 174): „Von einem feinen Körper der Seele“; auch Büsching bezieht sich auf Mosheims „sehr gelehrte Abhandlung“ zu Cudworth. Die Abkürzung „Reg.“ als Belegstelle gibt Rätsel auf. Es könnte sich um einen unbemerkt gebliebenen Setzerfehler handeln, bei dem die beiden einander nicht unähnlichen Großbuchstaben der deutschen Kurrentschrift R und S miteinander verwechselt wurden, so daß es eigentlich „Seg.“ heißen soll. Denn in der Ausgabe von Meibom von 1692 sind die Abschnitte der Kapitel der einzelnen Bücher als „Segm.[entum]“ bezeichnet, vgl. Diogenis Laertii de vitis, dogmatibus et apophthegmatibus clarorum philosophorum libri X. Graece et latine. Cum subjunctis integris annotationibus [...]. Latinam Ambrosii versionem complevit et emendavit Marcus Meibomius, Amsterdam 1692. Vgl. Diogenes Laertius, Leben und Meinungen berühmter Philosophen. In der Übersetzung von Otto Apelt unter Mitarbeit von Hans Günter Zekl neu hrsg. sowie mit Einleitung und Anmerkungen versehen von Klaus Reich (Philosophische Bibliothek. Sonderausgabe, 53/54), Hamburg 2015, Bd. 2, Zehntes Buch, Nr. 67 f., S. 237: „Wer also die Seele für unkörperlich erklärt, der redet ins Blaue hinein. Denn wäre die Seele von dieser Art, so könnte sie überhaupt weder wirken noch leiden. Tatsächlich aber finden diese Vorgänge beide in der Seele statt.“ Vgl. Kants Aussage, bei der KrV handele es sich nur um einen „Tractat von der Methode“ (B XXII). Vgl. z.B. Leibniz, Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand, a. a. O., bes. „Buch I. Von den eingeborenen Ideen“ und „Buch II. Von den Ideen“. Zum ganzen vgl. Schüßler, Leibniz’ Auffassung des menschlichen Verstandes (intellectus), a. a. O., sowie oben Erläuterung 114. Vgl. bes. Leibniz, Specimen dynamicum, veröffentlicht 1695 in den Acta Eruditorum (Gottfried Wilhelm Leibniz, Specimen dynamicum. Lateinisch − Deutsch, hrsg. und übersetzt von Hans Günter Dosch, Glenn W. Most und Enno Rudolph. Mit Erläuterungen versehen von Jörg Aichelin u.a. [Philosophische Bibliothek, 339], Hamburg 1982); diesem vorhergegangen waren etliche ebenfalls in den Acta Eruditorum erschienene kleinere Aufsätze von Leibniz zum Thema, vgl. ebd. S. XIX, XXI; dazu, zur mehr metaphysischen (,kosmologischen‘) als naturwissenschaftlichen Ausrichtung des leibnizschen Kraftbegriffs sowie dem langandauernden Streit zwischen Cartesianern und Leibnizianern um das Kräftemaß (in den noch Kants Erstlingsschrift von 1746/49, die Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte, einzugreifen versuchte und auch Tetens selbst sich 1761 mit seiner Abhandlung Von dem Maaß der lebendigen Kräfte zu Wort meldete [PW III, S. 77–131]), vgl. z.B. Erich Adickes, Kant als Naturforscher, Bd. 1, Berlin 1924, S. 70ff. Vgl. Von der Abhängigkeit des Endlichen von dem Unendlichen, a. a. O., S. 119 (PW IV, S. 281): „die feinen metaphysischen Begriffe, die, wie Malebranche sagte, Nadelspitzen sind“. Vgl. Re´ponse du P. Malebranche [...] a M. Re´gis

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[1693]. In: Œeuvres comple`tes de Malebranche, hrsg. von Andre´ Robinet, Paris 1958–1978, Bd. XVII.1, S. 286 (II.10): „Et comme on de´couvre dans l’ide´e de l’immensite´ une e´tendue¨ sans bornes, il faut croire ce qu’on voit, c’est-a`-dire que cette e´tendue¨ intelligible est infinie, quoique l’impression qu’elle fait sur noˆtre esprit, sont non seulement finie, mais beaucoup plus legere que celle que l’ide´e de la pointe d’une e´guille y pourroit faire.“ Vgl. Kants Bemerkung über die „ungemeine Biegsamkeit“ „metaphysischer Hypothesen“ in den Träumen eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik, AA II 341. Daß er keinen Herren- bzw. Königsweg zur Geometrie wisse, soll Euklid selbst Ptolemäus I. Soter auf dessen Frage geantwortet haben, ob es nicht einen einfacheren Weg zur Geometrie gebe als den des Studiums der Elemente; die Anekdote ist überliefert von Proklos in dessen Kommentar zu den Elementen, vgl. Procli Diadochi in primum Euclidis elementorum librum comentarii, hrsg. von Gottfried Friedlein, Leipzig 1873, S. 68. Vgl. Ernst Platner, Anthropologie für Aerzte und Weltweise, Bd. 1, Leipzig 1772, der als die „Werkzeuge“ der Seele zur Erkenntnis der Gegenstände „die äußeren Sinne und das Gehirn“ sowie die Nerven und den Nervensaft bezeichnet, S. 7 (§ 18), S. 41f. (§ 155). ,Dichtungskraft‘ (,Dichtkraft‘, ,Dichtungsvermögen‘) ist der deutsche Terminus für das lateinische ,facultas fingendi‘. Grundlegend ist Wolffs Vermögenstheorie, die er in der sog. „Deutschen Metaphysik“, den Vernünfftigen Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, und vor allem in der Psychologia empirica entwickelt hat. Das Dichtungsvermögen ist eng mit der Einbildungskraft, der ,facultas imaginandi‘ oder ,Phantasie‘ verbunden: Letztere ist das Vermögen, sich eine einmal empfundene Sache wieder vorzustellen, d.h. eine sinnliche Idee wieder ins Bewußtsein zu rufen; eine solche Idee heißt dann ,Einbildung‘ oder ,phantasma‘. Die ,facultas fingendi‘ als die „Kraft zu erdichten“ trennt und verbindet Einbildungen zu Ideen, die so noch nicht empfunden worden sind; vgl. Vernünfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, a. a. O. (GW I,2), S. 128ff. (§ 229ff.), S. 134ff. (§ 242ff.); Psychologia empirica, a. a. O. (GW II,5), S. 53ff. (§ 91ff.), S. 90ff. (§ 138ff.). Vgl. auch Baumgarten, Metaphysica / Metaphysik, a.a. O., S. 294ff. (§ 557ff.), S. 310ff. (§ 589ff.), sowie die entsprechenden Abschnitte in Kants Anthropologievorlesungen, denen die empirische Psychologie der Metaphysica als Kompendium zugrunde lag, z.B. Anthropologie Collins, AA XXV 78, 95, u.a. Die Vermögenstheorie, die Tetens in den PhV entwickelt, entspricht in der Sache, wenn auch nicht immer in der Terminologie der wolffischen. Tetens unterscheidet Vorstellungsvermögen, Denkkraft und Empfindungsvermögen bzw. Gefühl, die zusammen das gesamte Erkenntnisvermögen ausmachen. Die Vorstellungskraft zerfällt in drei Vermögen: in dasjenige der Perzeption, das Tetens auch Fassungskraft nennt, in die Einbildungskraft oder Phantasie und

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schließlich in das Dichtungsvermögen. Vgl. dazu oben die Erläuterungen 25 u. 51. Die Einbildungskraft oder Phantasie gibt die vom Vermögen der Perzeption erhaltenen Vorstellungen wieder, wenn die Quelle der Empfindungen nicht mehr vorhanden ist, und macht sie so lebendig, daß sie im Bewußtsein wahrgenommen werden; vgl. PhV, Bd. 1, 104–106; vgl. Tetens’ Reisen in die Marschländer an der Nordsee zur Beobachtung des Deichbaus in Briefen, Bd. 1, Leipzig 1788, S. 93f. Im Unterschied dazu ist das Dichtungsvermögen keine bloß reproduktive, sondern eine kreative, „bildende, schaffende Kraft“ (PhV, Bd. 1, S. 24), die aus dem Stoff der Empfindungen durch Teilen, Zerlegen und wieder Zusammenfügen neue Bilder und Vorstellungen herstellt; vgl. ebd. S. 106f., 159–161; vgl. auch die Definition des ,bildenden Dichtungsvermögens‘ in der Schrift Über den Ursprung der Sprachen und der Schrift, a.a.O., S. 37 [13]. Tetens verwendet gelegentlich ,Phantasie‘ als Bezeichnung nicht für die Einbildungskraft, sondern für das Dichtungsvermögen, nennt sie dann aber in der Regel ,bildende Phantasie‘ (ASP 3410) oder ,selbstthätige‘ (PhV, Bd. 1, S. 107). Die begriffliche Varietät bei Tetens − ,Dichtungskraft‘ bzw. ,Dichtkraft‘ (PhV, Bd. 1, S. 115) stehen neben ,Dichtungsvermögen‘ (ebd. S. 26, 107) − spricht dafür, daß hier zwischen ,Vermögen‘ und ,Kraft‘ kein wesentlicher Unterschied gemacht wurde, trotz der ausdrücklichen Unterscheidung, die Wolff in seiner „Deutschen Metaphysik“ getroffen hatte, vgl. Vernünfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, a. a. O. (GW I,2), S. 61 (§ 117); vgl. ders., Der vernünfftigen Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, anderer Theil, bestehend aus ausführlichen Anmerckungen, a. a.O. (GW I,3), S. 138 (§ 67), S. 500 (§ 299). Der Terminus ,Vermögen‘ entsprach im 18. Jahrhundert zwar in erster Linie dem lateinischen Begriff ,facultas‘, vgl. Onomasticon philosophicum latinoteutonicum et teutonicolatinum, hrsg. von Ken Aso u.a., Tokio 1989, S. 736 f. Andererseits korrelierte das lateinische ,facultas‘ damals sowohl mit ,Vermögen‘ wie mit ,Kraft‘, vgl. Crusius, Entwurf der nothwendigen VernunftWahrheiten , a. a. O., S. 136 (§ 79). Georg Friedrich Meier übersetzt ,facultas fingendi‘ ins Deutsche sowohl als ,Dichtungskraft‘ als auch als ,Dichtungsvermögen‘ (vgl. Onomasticon, a. a. O., S. 134f.). Zur Bedeutung des Dichtungsvermögens bei Tetens vgl. Cassirer, Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit. Zweiter Band, a.a. O., S. 476. Zu Einbildungskraft und Dichtungsvermögen vgl. ferner Pietro Pimpinella, Imaginatio, phantasia e facultas fingendi in Chr. Wolff e A. G. Baumgarten. In: Phantasia − Imaginatio. V° Colloquio Internazionale [del Lessico Intellettuale Europeo]. Roma, 9–11 gennaio 1986, hrsg. von M. Fattori und M. Bianchi, Rom 1988, S. 379–414; Norbert Hinske, Die Rolle der Einbildungskraft in Kants Logikvorlesungen. Wortstatistische Beobachtungen und Analysen zu der Dreiergruppe ,Phantasie, Imagination, Einbildungskraft‘. In: Phantasia − Imaginatio. V° Colloquio Internazionale [del Lessico Intellettuale Europeo], a.a. O., S. 415–446.

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Vgl. PhV, Bd. 1, S. 106f. Zur Assoziation als dem Gesetz der Einbildungskraft vgl. auch Baumgarten, Metaphysica / Metaphysik, a. a. O., S. 296 (§ 561). Vgl. PhV, Bd. 1, S. 129: „[...] die sogenannten sinnlichen Abstrakta oder allgemeinen sinnlichen Vorstellungen“; vgl. ebd. S. 302, 389. Tetens könnte hier diejenigen Philosophen im Sinn haben, die im Zusammenhang der Vorstellungs- bzw. Begriffsgewinnung die Abstraktion als erste und grundlegende Verstandesoperation bezeichnen und ihr dadurch eine Vorrangstellung einräumen. Hier wäre zunächst Wolff selbst zu nennen, der in seiner „Deutschen Logik“ die Abstraktion als den „anderen [= zweiten] Weg zu einem Begriffe zu gelangen“, einführt; der erste Weg sind unmittelbar die Sinne; vgl. Vernünftige Gedanken von den Kräften des menschlichen Verstandes und ihrem richtigen Gebrauche in Erkenntnis der Wahrheit, Halle 141754 (11713) (GW I,1), S. 136f. (§ 26). An Wolff schließt sich z.B. Georg Friedrich Meier an, in dessen Auszug aus der Vernunftlehre, Halle 1752. Nachdruck in: AA XVI, es heißt: „Wir haben nur drei Wege zu Begriffen zu gelangen: die Erfahrung, die Abstraction, und die willkürliche Verbindung“ (S. 70, § 254; AA XVI 541), letztere setzt „einen abgesonderten Begriff“ bereits voraus (vgl. S. 74, § 266; AA XVI 568); zur „logischen Absonderung“ vgl. ebd. S. 71, § 259ff.; AA XVI 549ff. (Kant, der Meiers Auszug über 40 Jahre lang seinen Logikvorlesungen als Kompendium zugrunde legte, hat dagegen anders akzentuiert und der Abstraktion keine Vorzugsstellung bei der Begriffsbildung eingeräumt, vgl. Immanuel Kant’s Logik. Ein Handbuch zu Vorlesungen, hrsg. von Gottlob Benjamin Jäsche [1800], AA IX 94f.) Auch für Reimarus ist die Abstraktion die erste und vor allem grundlegende Verstandesoperation zur Gewinnung allgemeiner Begriffe; die darauf folgende „Zusammensetzung“ basiert ausdrücklich auf bereits abstrahierten Begriffen, vgl. Reimarus, Die Vernunftlehre, a. a. O., S. 74ff. (§ 71ff.). Vgl. auch Feder, Logik und Metaphysik, a. a. O., S. 35ff. (§ 11; „sinnliche Abstraction“), S. 41f. (§ 14). Vgl. ASP 18 Anm. Die Metapher der Fackel, die die Dunkelheit erhellt, benutzt Tetens auch in seiner Schrift Über die Grundsätze und den Nutzen der Etymologie (1765– 1766). Zitiert nach: Tetens, Sprachphilosophische Versuche, a. a. O., S. 3; vgl. PhV, Bd. 2, S. 760: „Fackel der Beobachtung“; ebd. S. 58: „die Fackel der Analyse“. Vgl. z.B. auch Kant, Der Streit der Fakultäten (1798), VII 28; Reflexion 5112, AA XVIII 93. Vgl. ASP 3830f., 4124, 4127ff. Vgl. ASP 2524–265. Vgl. Hume, An Enquiry Concerning Human Understanding, a.a. O., Sections III-VII, S. 23–79. Vgl. Kants Darstellung von Humes Kausalitätsanalyse in der „Vorrede“ der Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, AA IV 257f. Tetens könnte hier die ,Stoff-‘ und ,Formursache‘ im Blick haben, vgl. Aristoteles, Metaphysik, a. a. O., 1013a ff. (S. 93ff.). Vgl. aber auch schon Bacons Vorwurf an Aristoteles, der „die Naturphilosophie durch seine Dialektik verdarb,

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da er die Welt aus seinen Kategorien herleitete“ (Neues Organon, a. a. O., Teilband 1, Aphorismus 63, S. 131). 143 Vgl. oben Erläuterung 76. 144 Solche Ursachen haben sowohl Tetens selbst 1760 als auch Mendelssohn und Kant in ihren Preisschriften für das Jahr 1763 aufgelistet; teilweise decken sich die Diagnosen. Tetens, Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind, nennt zunächst drei „Hauptursachen“: Erstens sind im Gegensatz zur „volkommenen“ Deutlichkeit der mathematischen Begriffe diejenigen der Metaphysik verworren oder gar dunkel und müssen erst möglichst deutlich gemacht werden (vgl. S. 13ff., § 6 [PW III, S. 21 ff.]), vgl. unten Erläuterung 149; zweitens der Wortstreit: In der Metaphysik werden mit ein und demselben Wort verschiedene Begriffe bezeichnet (vgl. S. 29–49, §§ 15–26 [PW III, S. 37–57]); drittens geht es in der Mathematik um Begriffe, deren Möglichkeit evident ist oder bewiesen werden kann, während in der Philosophie das bloße Nichtgewahrwerden eines Widerspruchs schon für dessen Unmöglichkeit gehalten wird, was angesichts der Undeutlichkeit der Begriffe nicht zulässig ist (vgl. S. 49ff., §§ 27ff. [PW III, S. 57ff.]). Daneben nennt Tetens als weitere Ursachen fehlende Erfahrungen, Erschleichungsfehler (vgl. S. 60, § 34 [PW III, S. 68]) und Vorurteile, die sich aus einem angenommenen Religionssystem u.a. ergeben (vgl. S. 65ff., § 38f. [PW III, S. 73 ff.]), und er zieht auch die Möglichkeit in Erwägung, daß metaphysische Wahrheiten jenseits der „Sphäre des menschlichen Verstandes“ liegen könnten (vgl. S. 63, § 36 [PW III, S. 71]). Auch Mendelssohn beklagt in seiner Abhandlung über die Evidenz in metaphysischen Wissenschaften (im folgenden zitiert nach: Moses Mendelssohn, Gesammelte Schriften. Jubiläumsausgabe. In Gemeinschaft mit F. Bamberger u.a. Begonnen von I. Elbogen, J. Guttmann, E. Mittwoch. Fortgesetzt von Alexander Altmann, Bd. 2: Schriften zur Philosophie und Ästhetik II. Bearbeitet von Fritz Bamberger und Leo Strauss. Faksimile-Neudruck der Ausgabe Berlin 1931, Stuttgart-Bad Cannstatt 1972), daß die Weltweisheit auf willkürliche und ungenaue Worte angewiesen ist, während sich die Mathematik der „wesentlichen Zeichen“ (S. 290) bedienen kann. Die Mathematik kann sich auf die bloße Möglichkeit beschränken, die Weltweisheit hingegen „soll das würkliche Daseyn der Subjecte darthun“, wodurch „die Ueberzeugung schwerer gemacht und also die Evidenz verringert“ (S. 293) wird. Zu diesem objektiven Grund tritt der subjektive, daß die Mathematik sich „blos für die Warheit“ interessiert und ihre einziger Feind „die Unwissenheit“ ist, die Weltweisheit hingegen aufgrund ihres „unmittelbaren Einflusses in unsere Lebensart, Glückseligkeit und Meynungen“ mit vielerlei festverwurzelten „Vorurtheilen“ (S. 295) zu kämpfen hat und sich hier zudem, anders als in der Mathematik und allen Handwerken und Künsten, jeder „Unwissende“ für einen Kenner und „befugten Richter“ (S. 296) hält. Vgl. auch Kant, Über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral, AA II 276–283; 283–285, 290–292.

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Vgl. Leibniz, Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand, a. a. O., S. 59: „Wenn die Geometrie ebenso wie die Moral unseren Leidenschaften und gegenwärtigen Interessen zuwiderliefe, würden wir sie nicht weniger bestreiten und verletzen, trotz aller Beweise des Euklid und Archimedes, die man als Träumereien behandeln und als voll von logischen Fehlern ansehen würde“. Diese pessimistische Einschätzung scheint Kant nicht geteilt zu haben. Entsprechend seiner Idee einer ,allgemeinen Menschenvernunft‘ (vgl. oben Erläuterung 92) setzte er, bei aller zugestandenen Schwierigkeit in der Sache, im Gegenteil auf die „allgemeine Uebereinstimmung der Philosophen“ (ASP 3935). Vgl. Kants Brief an Christian Garve vom 7. August 1783: „Garve, Mendelssohn u. Tetens wären wohl die einzige Männer die ich kenne, durch deren Mitwirkung diese Sache [= die Metaphysik] in eben nicht langer Zeit zu einem Ziele könte gebracht werden, dahin es Iarhunderte nicht haben bringen können“ (AA X 341); Kant fügt allerdings hinzu: „allein diese vortrefliche Männer scheuen die Bearbeitung einer Sandwüste, die, bey aller auf sie verwandten Mühe, doch immer so undankbar geblieben ist“ (ebd.). Zur Definition der „Scharfsinnigkeit“ als der „Fertigkeit, die Verschiedenheiten der Dinge wahrzunehmen“, vgl. Baumgarten, Metaphysica / Metaphysik, a. a. O., S. 303 (§ 573). Vgl. ASP 23–26: „Gemeinbegriffe und ihre Realisirung“. Hier dürfte Tetens auch sich selbst meinen. 1760 nennt er in den Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind, als eine der Hauptursachen, „warum in der Metaphysik so wenige ausgemachte Wahrheiten sind“, „das verworrene und dunkle in den Begriffen, aus welchen die Säze bestehen“ (S. 13, § 6 [PW III, S. 21]), vgl. oben Erläuterung 144. In diesem Zusammenhang schreibt Tetens: „Ein gewisser grosser Mathematiker in Deutschland hält es für unglaublich, daß unsre Erkenntniß von den Grössen allein so sehr deutlich sein könne, von den übrigen Dingen aber nicht, und scheinet der Vernachläßigung der mathematischen Methode die Streitigkeiten der Philosophen beizumessen. Das folgende wird zeigen, daß dieser Gedanke mehr Grund habe, als es anfangs scheint“ (S. 11, § 5 [PW III, S. 19]). Der genannte Mathematiker konnte nicht namhaft gemacht werden; Wundts vorsichtige Vermutung, es könnte sich vielleicht um Lambert handeln (vgl. Wundt, Die deutsche Schulphilosophie im Zeitalter der Aufklärung, a. a. O., S. 326), ließ sich nicht verifizieren, ebensowenig, ob Tetens möglicherweise Leonhard Euler meint. Um den genannten Mangel der Metaphysik abzustellen, ist es natürlich notwendig, daß deren Begriffen „der erforderliche Grad der Deutlichkeit“ (S. 17, § 7 [PW III, S. 25]) verschafft wird. Genau das aber hatte Wolff als den ersten und grundlegenden Bestandteil der mathematischen Methode bezeichnet, der zufolge in der Philosophie „keine Ausdrücke verwendet werden“ dürfen, „die nicht durch genaue Definition erklärt sind“ (Discursus praeliminaris / Einleitende Abhandlung, a. a.O., S. 127ff. [§ 116]). Tetens schreibt exakt in diesem Sinne: „In der Ontologie rührt der Mangel ausgemachter Wahrheiten

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gröstentheils von Versäumniß des wesentlichen in der mathematischen Methode her“ (S. 12, § 5 [PW III, S. 20]); vgl. ebd. S. 16 (§ 7 [PW III, S. 24]). Zu den unauflösbaren, einfachen Ideen vgl. ebd. S. 22ff. (§ 10ff. [PW III, S. 30ff.]). Vgl. Lambert, Anlage zur Architectonic, oder Theorie des Einfachen und des Ersten in der philosophischen und mathematischen Erkenntniß, a. a. O. Zu ,figi(e)ren‘ (von lateinisch figere) in der Bedeutung von ,festmachen‘ als einer bis ins 19. Jahrhundert neben ,fixieren‘ üblichen Form vgl. Deutsches Fremdwörterbuch. Begonnen von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler, völlig neubearbeitet im Institut für deutsche Sprache, Bd. 5, Berlin / New York 2 2004, S. 927 ff. Vgl. unten Erläuterung 162. Vgl. oben die Erläuterungen 99, 114, 128. Sechs Jahre vor Erscheinen von Kants KrV behauptet Tetens im Unterschied zu Lambert (vgl. Neues Organon, a. a. O., Bd. 2, S. 228 [„Phänomenologie oder Lehre von dem Schein“, § 19]), daß auch der Verstand einem Schein unterliege. Vgl. Aleksej Nikolaevicˇ Kruglov, Ucˇenie I. Kanta o transcendental’noj vidimosti i ego istocˇniki. In: Istoriko-filosofskij al’manach, Bd. 1: Kant i sovremennost’, hrsg. von Vadim Valer’evicˇ Vasil’ev, Moskau 2005, S. 132–139, sowie oben Einleitung S. XXII. Mit der Auffassung, daß die Erkenntnis Gottes der „vorzüglichste Endzweck“ der Metaphysik bzw. des menschlichen Erkenntnisstrebens sei, steht Tetens in einer langen Traditionslinie mit Denkern wie Locke, Berkeley, Maupertuis, Wolff, Baumgarten, Reimarus, Eberhard und Kant. Kant spricht 1763 in Der einzig mögliche Beweisgrund von der „wichtigsten aller unserer Erkenntnisse: Es ist ein Gott“ (AA II 65); vgl. dazu die Erläuterung 2 in: Kant, Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes. Historischkritische Edition, a. a.O., S. 141–143. Vgl. Tetens, Abhandlung von den vorzüglichsten Beweisen des Daseins Gottes, a. a. O., S. 11f. (PW III, S. 143f.). In der späten Metaphysikvorlesung von Tetens aus dem Wintersemester 1788/89 heißt es dagegen: „Die Psychologie und die Theologie der Vernunft kann man als die Teile der Metaphysik ansehen, deren Bearbeitung der Zweck der übrigen ist“ (Tetens, Metaphysik, a. a.O., S. 4 [„Vorbericht“ § 3]). Vgl. Kant, Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral: „Es ist noch lange die Zeit nicht, in der Metaphysik synthetisch zu verfahren; nur wenn die Analysis uns wird zu deutlich und ausführlich verstandenen Begriffen verholfen haben, wird die Synthesis den einfachsten Erkenntnissen die zusammengesetzte, wie in der Mathematik, unterordnen können“ (AA II 290). Vgl. PhV, Bd. 1, S. 461. Zu Tetens über Condillac, dessen Traite´ des sensations von 1754 er ausdrücklich nennt, vgl. PhV, Bd. 1, S. 4, 7, 256, 264, 280, 405, 432, 592. Tetens könnte hier an Johann Georg Heinrich Feder denken, dessen Logik und Metaphysik, a. a. O., er seit deren Erscheinen 1769 für den Rest seiner Bützower

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Zeit seinen Metaphysikvorlesungen als Kompendium zugrunde legte. Zu Feders ,Empirismus‘ vgl. Reinhard Brandt, Feder und Kant. In: Kant-Studien 80 (1989), S. 249–264. Vgl. PhV, Bd. 1, S. 8: „Es giebt eine allgemeine Analogie zwischen der Wirkung und ihrer Ursache. Die letztere drücket sich gleichsam in jener ab, und stellet sich durch jene und in jener dar. Dahero kann die Wirkung die Ursache, so wie die Ursache wiederum die Wirkung vorstellen, die aus ihr erkannt werden kann, und der sie entspricht.“ Vgl. Hume, An Enquiry Concerning Human Understanding, a. a.O., „Section XI: Of a particular providence and of a future state“, S. 132–148. Vgl. Gawlick / Kreimendahl, Hume in der deutschen Aufklärung, a. a. O., S. 122–128, insbes. S. 125f. Vgl. ASP 4131f. Vgl. auch Kants Bemerkungen in der KrV über den „Geist der Gründlichkeit in Deutschland“, B XXXVI u. B XLII. Zu Bacons Neuem Organon (1620) vgl. auch oben die Erläuterungen 82 u. 83. Gemeint ist Lockes An Essay Concerning Human Understanding von 1690. Tetens’ Titelbezeichnung dürfte auf die lateinischen Übersetzungen des Essay seit 1701 zurückgehen, die in Nachdrucken und z.T. bearbeitet 1709, 1741 und 1758 unter dem Titel: Libri IV de intellectu humano erschienen. Nachdrucke: Locke in Germany. Early German Translations of John Locke 1709–1761, selected and introduced by Konstantin Pollock, Bde. 2 u. 3, Bristol 2004. Vgl. Bacon, Neues Organon, a.a. O., Teilband 1, Vorrede, S. 27: „Ohne Zweifel haben sich die Alten, wo es auf Geist und abstraktes Denken ankam, als bewundernswerte Männer bewährt“; vgl. ebd. Aphorismus 71, S. 151f. Vgl. Kant, KrV B XXXVI. Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, Medicina mentis, sive artis inveniendi praecepta generalia, Leipzig 21695 (11687). Nachdruck Hildesheim 1964. Vgl. Carl Günther Ludovici, Ausführlicher Entwurf einer vollständigen Historie der Wolffischen Philosophie, Leipzig 31738 (11735) (GW III,1.1), S. 4f. (§ 3), 14 (§ 11); ders., Ausführlicher Entwurff einer vollständigen Historie der Wolffischen Philosophie. Anderer Theil, Leipzig 1737 (GW III,1.2), S. 44 (§ 50), 45f. (§ 53–54), 175 (§ 291). Zum Einfluß der Medicina mentis von Tischirnhaus auf Wolff vgl. Engfer, Philosophie als Analysis, a. a. O., S. 220, 222, 239, 261f. Unter dem Pseudonym Edward Search publizierte Abraham Tucker (1705– 1774) The Light of Nature Pursued, 5 Bde., London 1768 (zweite, auf 7 Bde. erweiterte Auflage London 1805. Nachdruck London u. New York 1977). Die Bde. 1.1 und 1.2., „Human Nature“, erschienen in deutscher Übersetzung: Das Licht der Natur. Aus dem Englischen übersetzt von Johann Christian Polykarp Erxleben, 2 Bde., Göttingen 1771/72. Zu Search vgl. auch PhV, Bd. 1, S. 4, 19, 62, 201, 211f., 223, 228, 230, 243, 258f., 285; Bd. 2, S. 6, 20, 246, 373, 376, 384 usw. Kant hat sich in seinem Handexemplar von Tetens’ PhV zu der Stelle PhV, Bd. 1, S. 19 notiert: „Tucker“ (Reflexion 4847, AA XVIII 5). Vgl. ASP 82, 916. Zur Perspektive als Bestandteil der praktischen Mathematik

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vgl. Christian Wolff, Der Anfangs-Gründe aller mathematischen Wissenschaften dritter Theil, welcher die Optick, Catoprick und Dioptrick, die Perspectiv, die sphärische Trigonometrie, Astronomie, Chronologie, Geographie und Gnomonick in sich enthält, Halle 1750 (11710) (GW I,14); Abraham Gotthelf Kästner, Anfangsgründe der Arithmetik, Geometrie, ebenen und sphärischen Trigonometrie, und Perspectiv, Göttingen 31774 (11758); Wenceslaus Johann Gustav Karsten, Lehrbegrif der gesamten Mathematik. Der Siebende Theil. Die Optik und Perspectiv, Greifswald 1775. 170 Vgl. Clarke, Der Briefwechsel mit G. W. Leibniz von 1715/1716, a. a. O.: Clarkes vierte Erwiderung, Nrn. 1. und 2, S. 51, und die Antwort von Leibniz darauf in seinem fünften Brief, Nrn. 125–130, S. 103–105.

Anhang 2 Werke, die Tetens nennt, aus denen er zitiert oder auf die er anspielt

Werke, die Tetens nennt, aus denen er zitiert oder auf die er anspielt

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Das folgende Verzeichnis beschränkt sich vorwiegend auf diejenigen Fälle, in denen Tetens zumindest einen Namen nennt bzw. ein Werk oder mehrere Werke mit hinreichender Sicherheit zu bestimmen sind. Nicht aufgenommen wurden Tetens’ eigene Schriften. Christian Wolffs Werk ist im folgenden Verzeichnis nicht repräsentiert: Es ist zwar in vielfacher Weise, begonnen bei der Methodenproblematik über die Terminologie bis hin zu Sachfragen, Tetens’ Bezugspunkt und allgemeiner Hintergrund, doch das ist nicht oder kaum an einzelnen Belegstellen aus dem umfänglichen deutschen und lateinischen Werk Wolffs festzumachen, auf die Tetens sich konkret beziehen würde. Ähnliches gilt für die von Tetens in seiner Bützower Zeit benutzten Kompendien von Baumgarten, Reimarus oder Feder, deren Namen bzw. Titel im Text nicht fallen, sowie für eine Reihe weiterer Werke, die möglicherweise als Bezugspunkte für Tetens in Frage kommen, ohne daß das hinreichend zu klären wäre; sie sind im folgenden nicht aufgeführt. Wo nicht auszumachen ist, welche Edition bzw. Auflage oder Übersetzung eines Werkes Tetens tatsächlich benutzt hat, wird die für die Erläuterungen verwendete, in der Regel moderne Ausgabe angeführt. Aristoteles: Metaphysik. Übersetzt von Hermann Bonitz [ed. Wellmann]. Mit Gliederungen, Registern und Bibliographie hrsg. von He´ctor Carvallo und Ernesto Grassi, Hamburg 1966. Bacon, Francis: Neues Organon. Lateinisch-deutsch, hrsg. und mit einer Einleitung von Wolfgang Krohn (Philosophische Bibliothek, 400a/b), Hamburg 21999 (1990). Beattie, James: An Essay on the Nature and Immutability of Truth. In Opposition to Sophistry and Scepticism, London 31772 (11770). Berkeley, George: A Treatise Concerning the Principles of Human Knowledge. Wherein the Chief Causes of Error and Difficulty in the Sciences, with the Grounds of Secpticism, Atheism, and Irreligion, are inquired into. First Printed in the Year 1710. To which are added Three Dialogues between Hylas and Philonous, in Opposition to Scepticks and Atheists. First Printed in the Year 1713, London 1734. Dt. Übersetzung der Three Dialogues: Samlung der vornehmsten Schriftsteller die die Würklichkeit ihres eignen Körpers und der ganzen Körperwelt läugnen. Enthaltend des Berkeleys Gespräche zwischen Hylas und Philonous und des Colliers Allgemeinen Schlüssel. Uebersetzt und mit wiederlegenden Anmerkungen versehen nebst einem Anhang worin die Würklichkeit der Körper erweisen wird von Joh.[ann] Christ.[ian] Eschenbach, Rostock 1756. Bonnet, Charles: La palinge´ne´sie philosophique, ou ide´es sur l’e´tat passe´ et sur l’e´tat futur des eˆtres vivans, 2 Bde., Genf 1769. Brucker, Johann Jakob: Neue Zusätze verschiedener Vermehrungen, Erläuterungen und Verbesserungen zu den kurtzen Fragen aus der philosophischen Historie, Jena 1737. Cicero, Marcus Tullius: Gespräche in Tusculum. Tusculanae disputationes. Lateinisch-

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deutsch. Mit ausführlichen Anmerkungen neu hrsg. von Olof Gigon, Düsseldorf / Zürich 71998 (11951). Clarke, Samuel: Der Briefwechsel mit G. W. Leibniz von 1715/1716. [...] Übersetzt und mit einer Einführung, Erläuterungen und einem Anhang hrsg. von Ed Dellian (Philosophische Bibliothek, 423), Hamburg 1990. Condillac, E´tienne Bonnot de: Traite´ des sensations, 2 Bde., Paris 1754. Crusius, Christian August: Dissertatio philosophica de usu et limitibus principii rationis determinantis vulgo sufficientis, Leipzig 1743. Deutsche Übersetzung: Ausführliche Abhandlung von dem rechten Gebrauche und der Einschränkung des sogenannten Satzes vom Zureichenden oder besser Determinirenden Grunde. Aus dem Lateinischen [...] übersetzt und mit Anmerkungen nebst einem Anhange begleitet von Christian Friedrich Krause, Leipzig 1744, 21766 u.a. mit weiteren Anmerkungen und einem Vorbericht vermehrte Ausgabe hrsg. von Friedrich Pezold. Descartes, Rene´: Meditationes de prima philosophia (ders., Œeuvres de Descartes, hrsg. von Charles Adam und Paul Tannery, Bd. 7, Paris 1904. Nachdruck 1964). Diogenes Laertius, Leben und Meinungen berühmter Philosophen. In der Übersetzung von Otto Apelt unter Mitarbeit von Hans Günter Zekl neu hrsg. sowie mit Einleitung und Anmerkungen versehen von Klaus Reich (Philosophische Bibliothek. Sonderausgabe, 53/54), Hamburg 2015. Euklid, Die Elemente. Buch I-XIII. Nach Heibergs Text aus dem Griechischen übersetzt und hrsg. von Clemens Thaer, Darmstadt 81991 (11933–37). Haller, Albrecht von: Gedanken über Vernunft, Aberglauben und Unglauben. An den Herrn Prof. Stähelin. 1729. In: ders., Versuch Schweizerischer Gedichte, Göttingen 91762 (11732), S. 73–80. Home, Henry: Essays on the Principles of Morality and Natural Religion, Edinburgh 1751, 21758. Hume, David: A Treatise of Human Nature, 2 Bde., London 1739/40. − Philosophische Versuche über die menschliche Erkenntniß von David Hume, Ritter. Als dessen vermischter Schriften zweyter Theil. Nach der zweyten vermehrten Ausgabe aus dem Englischen übersetzt und mit Anmerkungen des Herausgebers begleitet, Hamburg / Leipzig 1755. Kant, Immanuel: Über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral. In: Abhandlung über die Evidenz in Metaphysischen Wissenschaften, welche den von der Königlichen Academie der Wissenschaften in Berlin auf das Jahr 1763. ausgesetzten Preis erhalten hat, von Moses Mendelssohn aus Berlin. Nebst noch einer Abhandlung über dieselbe Materie, welche die Academie nächst der ersten für die beste gehalten hat / Dissertation qui a remporte´ le prix propose´ par l’Acade´mie Royale des Sciences et Belles-Lettres de Prusse, sur la nature, les especes, et les degre´s de l’evidence. Avec les pieces qui ont concouru, Berlin 1764, S. 67–99.

Werke, die Tetens nennt, aus denen er zitiert oder auf die er anspielt

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− De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis, Königsberg 1770. Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic, oder Theorie des Einfachen und des Ersten in der philosophischen und mathematischen Erkenntniß, 2 Bde., Riga 1771. Leibniz, Gottfried Wilhelm: Nouveaux essais sur l’entendement humain. In: Oeuvres philosophiques latines et franc¸oises de feu de Mr. Leibniz, hrsg. von Rudolf Erich Raspe, Amsterdam 1765, S. 1–496. − Unvorgreifliche Gedanken, betreffend die Ausübung und Verbesserung der teutschen Sprache [um 1679, Erstdruck 1717]. In: ders., Philosophische Werke in vier Bänden in der Zusammenstellung von Ernst Cassirer, Bd. 2: Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie. Übersetzt von Artur Buchenau mit Einleitung und Anmerkungen hrsg. von Ernst Cassirer, Teil II (Philosophische Bibliothek, 497), Hamburg 1999. − Specimen dynamicum. Lateinisch – Deutsch, hrsg. und übersetzt von Hans Günter Dosch, Glenn W. Most und Enno Rudolph. Mit Erläuterungen versehen von Jörg Aichelin u.a. (Philosophische Bibliothek, 339), Hamburg 1982. Locke, John: Libri IV de intellectu humano, denuo ex novissima editione idiomatis Anglicani, longe accuratiori in puriorem Stylum translati, et nuper aliquot Notis Criticis illustrati. Cura Gotthelf Heinrich Thiele, 2 Bde., Leipzig 1758 (11741). Malebranche, Nicolas: Re´ponse du P. Malebranche [...] a M. Re´gis [1693]. In: Œeuvres comple`tes de Malebranche, hrsg. von Andre´ Robinet, Paris 1958–1978, Bd. XVII.1, S. 259–320. Mendelssohn, Moses: Abhandlung über die Evidenz in Metaphysischen Wissenschaften, welche den von der Königlichen Academie der Wissenschaften in Berlin auf das Jahr 1763. ausgesetzten Preis erhalten hat, von Moses Mendelssohn aus Berlin. Nebst noch einer Abhandlung über die dieselbe Materie, welche die Academie nächst der ersten für die beste gehalten hat / Dissertation qui a remporte´ le prix propose´ par l’Acade´mie Royale des Sciences et Belles-Lettres de Prusse, sur la nature, les especes, et les degre´s de l’evidence. Avec les pieces qui ont concouru, Berlin 1764, S. 1–66. Mosheim, Johann Lorenz: Ralph Cudworth, Systema intellectuale huius universi [...]. Johannes Laurentius Moshemius [...] omnia ex anglico latine vertit, recensuit, variisque observationibus dissertationibus illustravit et auxit, 2 Bde., Jena 1733. Editio secunda ex autographo Moshemiano emendatior et auctior, Leiden 1773. Oswald, James: An Appeal to Common Sense in behalf of Religion, 2 Bde., Edinburgh 1766/72. Reid, Thomas: An Inquiry into the Human Mind on the Principles of Common Sense, Edinburgh 1764. Robinet, Jean-Baptiste: De la nature, 4 Bde., Amsterdam 1761–1766.

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Anhang 2

Search, Edward [= Tucker, Abraham]: The Light of Nature Pursued, 5 Bde., London 1768. Seneca, Lucius Annaeus: Naturalium quaestionum libri VIII, edidit Alfred Gercke, Stuttgart 1970. Sextus Empiricus: Gegen die Wissenschaftler 1–6. Aus dem Griechischen übersetzt, eingeleitet und kommentiert von Fritz Jürß, Würzburg 2001. Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Medicina mentis, sive artis inveniendi praecepta generalia, Leipzig 21695 (11687).

Anhang 3 Rezensionen

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3.1 M. [J. G. P. Möller].1 In: Neueste Critische Nachrichten. Erster Band. XXXVIII. Stück, Greifswald 1775, S. 301–302.

CLXI. Ueber die allgemeine speculativische Philosophie. Bützow 1775. 6 Bog. in 8. Es ist den neuern brittischen Philosophen, einem Reid, einem Home, Beattie, Oswald und ihren Freunden, die dadurch den Sceptikern die Waffen aus den Händen zu schlagen glaubten, wenn sie die ganze spekulativische Philosophie verdächtig machten, und dagegen den allgemeinen Menschenverstand allein auf den Thron erhöben, so gegangen, wie es gar oft den Vertheidigern einer an sich guten Sache zu gehen pflegt; indem sie von der einen Seite voll Wärme nicht bestimmt genug reden, so gehen sie voll Eifers von der andern Seite oft viel zu weit. Hr. Prof. Tetens in Bützow hat sich in diesen mit vieler Scharfsinnigkeit geschriebenen Bogen der spekulativischen Philosophie als ein Mann und als ein tiefdenkender Philosoph angenommen, und man muß selbst Philosoph seyn, um ihm folgen zu können. Seine Absicht ist aus der Natur der menschlichen Kenntnisse, die Veranlassung zu der allgemeinen spekulativischen Philosophie, ihr Entstehen, den Gang der Vernunft in ihr, den Endzweck bei ihr, ihre Vortheile und relative Unentbehrlichkeit, ihre Verhältnisse zu den Kenntnissen des gemeinen Menschenverstandes, ihre Mängel und Erfordernisse, die Art der Berichtigung ihrer Grundbegriffe und Principe, nebst ihrer Beziehung auf die beobachtende Philosophie vorzulegen. Er zeichnet daher zu Anfang den Gang des gemeinen Menschenverstandes bei der Berichtigung der sinnlichen Kenntnisse, und das Verhältniß der spekulativischen Philosophie zu der populären Philosophie. Und was ist erstere, was soll sie seyn? Sie soll eine entwickelte, d.i. eine in Ordnung und Zusammenhang gebrachte, eine genaubestimmte, von allen falschen Nebenideen gereinigte, verlängerte, erhöhete und mehr befestigte Vernunfterkenntniß seyn; sie soll eine stärkere Ueberzeugung mit sich führen, als jene, eine solche nemlich, die aus dem deutlichen Bewustseyn der Gewisheit in uns entsteht. Daher zeigt er die Nothwendigkeit einer allgemeinen Grundwissenschaft und redet von der Realität der allgemeinen Grundbegriffe und Grundsätze, und wie solche zu realisiren sind. Die Vorschrift man solle die metaphysischen Begriffe auf Empfindungen reduciren, sey wahr, allein sehr unbestimmt. Dies führt ihn auf die Betrachtung der transcendenten Begriffe. Die erste Operation, die erfordert wird, zu transcendenten Gemeinbegriffen zu kommen, ist die Absonderung des Immateriellen und des Materiellen von dem ihnen gemeinschaftlichen Transcendenten. Er entwickelt die unterschiedene Entstehungsart der Gemeinbegriffe aus den Empfindungen. Die transcendente Philosophie oder die Grundwissenschaft muß zuvörderst als ein Theil der beobachtenden Philosophie von dem menschlichen Verstande und seinen Denkarten, seinen Begriffen und deren Entstehungsarten behandelt werden, ehe sie zu einer allgemeinen Vernunftswissenschaft

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von den Gegenständen außer dem Verstande gemacht werden kann. Dies Resultat seiner Betrachtung führt ihn zulezt auf die Evidenz der spekulativischen Philosophie, und er drückt sich darüber mit so viel Einsicht als Bescheidenheit aus, mit mehr Bescheidenheit als Joseph Priestley, der in diesem Jahr die Schriften eines Reid, Beattie und Oswald in einer besondern Schrift geprüfet, und nicht ohne Grund zu leicht befunden hat.2

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3.2 [Anonym]. In: Gelehrte Zeitung. 77. Stück, Kiel 1775, S. 609–614.

253. Ueber die allgemeine speculativische Philosophie. Si quis universam velit vituperare, secundo id populo facere posset. Cic. Bützow und Wismar, in der Berger- und Boednerschen Buchhandlung. 1775, 94 Seiten. Groß 8. Die allgemeine speculativische Philosophie hat in allen Jahrhunderten, in welchen die Wissenschaften und besonders die Weltweisheit geblühet haben, so viele und so unterschiedene Schicksale gehabt, und ist noch itzt so ungleichen Urtheilen ausgesetzet, daß Untersuchungen über ihre Bestimmung, ihren Werth, ihre Nutzbarkeit und ihre ganze Einrichtung nicht unnütz scheinen können. Sie werden dieses aber um so weniger, wenn sie von einem Gelehrten angestellet werden, der alles gelesen, durchgedacht und erwogen hat, was von den scharfsinnigsten Weltweisen über diese Materie gesagt worden ist, der nicht, verleitet von dem Geist der Sekten oder der Systeme, nur auf ein angenommenes Lehrgebäude Rücksicht nimmt, sondern selbst prüfet, urtheilet, durchschauet und ohne Parthey zu nehmen, eben so billig ist, jedem, der nicht wie er denkt, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, als aufrichtig, seine Abweichung von den Behauptungen selbst der besten Schriftsteller zu gestehen. Ein solcher ist der Verfasser gegenwärtiger Schrift, der berühmte Herr Prof. Tetens in Bützow. Denn warum sollten wir ihn nicht als Verfasser einer Abhandlung nennen, die seiner nicht unwerth ist, zumahl da schon andere ihn als solchen öffentlich genannt haben.3 Aufgekläret durch stetige Ausforschung der Wahrheit, genährt mit den erhabenen Kenntnissen der ganzen Mathematik und ihrer höhern Analysis, gewohnt die Natur in ihren Wirkungen zu betrachten, und dem Geist des Menschen in seinen Modificationen bis zur Entdeckung ihrer Ursachen nachzugehen, aufgelegt das allgemeine nicht nur an sich, sondern auch in Beziehung auf das Besondere zu betrachten, gewohnt bey allen Kenntnissen die Anwendung und die Brauchbarkeit vor Augen zu haben, schreitet er auf einer Bahn fort, die er schon mehrmahlen mit Ruhm betreten hat. Ueber die Absicht seiner Schrift hat er sich selbst in der Vorerinnerung ausführlich erklärt. Sie ist keine andere als „aus der Natur der menschlichen Kenntnisse die Veranlassung zu der allgemeinen speculativischen Philosophie, ihr Entstehen, den Gang der Vernunft in ihr, den Endzweck bey ihr, ihre Vortheile und relative Unentbehrlichkeit, ihre Verhältnisse zu den Kenntnissen des gemeinen Menschenverstandes, ihre Mängel und Erfordernisse, die Art der Berichtigung ihrer Grundbegriffe und Principe, nebst ihrer Beziehung auf die beobachtende Philosophie vorzulegen. Sehe ich, sagt er ferner, auf die Wendung, welche die Philosophie seit etlichen Jahren unter uns genommen hat und noch ferner zu nehmen scheinet; so meine ich, es sey nicht zur ungelegnen Zeit an das

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jetzo erinnert, was ich hier gesagt habe. Die, welche außer der brittischen beobachtenden und der französischen raisonnirenden Philosophie, auch noch den geometrischen Genius der Leibnitz-Wolfischen kennen, mögen hier vielleicht wenig antreffen, was von ihnen selbst nicht schon durchgedacht wäre.“ Nach dieser vorläufigen Nachricht bemerken wir folgendes aus der Abhandlung selbst. Gang des gemeinen Menschenverstandes bey der Berichtigung der sinnlichen Kenntnisse. Jede Untersuchung über die äußern Objecte ist nichts anders als eine gewisse Bearbeitung der in uns vorhandenen Ideen, die sich auf solche beziehen. − Die Gegenstände sind ausser dem Verstande für diesen nichts, als was sie durch ihre Vorstellungen in ihm sind. Unser Verstand befindet sich unter seinen Vorstellungen, wie das Auge in einer Gallerie von Gemählden von Sachen und Personen, die es selbst niemahls gesehen hat, noch sehen wird. Ob also die Vorstellungen dem entsprechen, was sie vorstellen, das kann nur auf eine ähnliche Art und durch ähnliche Hülfsmittel ausgemacht werden, wodurch es in einem solchen Falle möglich seyn würde, über die Aehnlichkeit der Gemählde mit ihren Objecten zu urtheilen. Betrachtungen über die Kenntnisse des gemeinen Menschenverstandes, die natürlichste Weise den leeren täuschenden Schein von dem zuverlässigern zu unterscheiden, über die Art wie der Mensch zum gewöhnlichen Gebrauch seiner Sinnen gelanget. Wie der gemeine Verstand sich verhalte, wenn seinen sinnlichen Vorstellungen Gründe und Schlüsse entgegengesetzet werden, z. E. wenn der unwissende glauben soll, daß die Erde sich gegen die Sonne umdrehe, und was in solchen Fällen zu seiner Ueberzeugung erfodert werde. Von der Metaphysik des gemeinen Menschenverstandes. Der gemeine menschliche Verstand schaffet sich gemeine Begriffe und Grundsätze, gebrauchet sie und wendet sie im gemeinen Leben und in den Wissenschaften an, ohne sich um ihre Natur und um ihr Entstehen zu bekümmern. Er weiß, was Ursache, Wirkung, Thun, Leiden, nothwendig, zufällig, Ordnung, Zeit, Raum. u. s. w. ist. Er geht diesen Begriffen nach, denket nach den allgemeinen Axiomen der Vernunft, und wenn diese sich irgendwo verwirren, führet ihn die genauere Betrachtung der besondern Gegenstände, womit er sich beschäftiget, auf die richtige Entscheidung. Also gebrauchen Aertze, Rechtsgelehrte, Geschichtkundige, Sprachlehrer, Künstler u. s. f. ontolo gische Begriffe, ohne sie zu entwickeln. Zu manchen Untersuchungen ist nicht mehr von der Grundwissenschaft erforderlich, als der gemeine Gebrauch der Augen von der Perspective nöthig hat. Will aber der Nachdenkende seine Neubegierde weiter als auf das innere seiner besondern Wissenschaft ausdehnen, will er nicht blos sein eigenes Feld kennen, sondern auch die Lage desselben gegen die übrigen Theile der Intellectuellen Welt übersehen, so muß er sich auf einen höhern Standort hinstellen, der nur in der Region der transcendenten Philosophie gefunden wird. Es giebt eine Menge theoretischer Vernunftkenntnisse von Gott, der Welt, der Seele u. s. f. zu welchen der gemeine Verstand ohne eine entwickelte allgemeine Vernunfttheorie gelangen kann. Es giebt eine Theologie der Vernunft, die von allen Systemen unabhängig ist. Die Begriffe und Grundsätze des Verstandes werden genutzt, ohne deutlich aus einander gesetzt und in ein System gebracht zu seyn; ohne vorhergegangene Speculationen über Sub-

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stanz, Raum, Zeit u. d. g. Reid, Home, Beattie, Oswald und auch verschiedene deutsche Philosophen haben es gewiesen u. s. f. Verhältnis der speculativischen Philosophie zu der populairen Philosophie. Wenn auch die letztere von einem so guten Glücke geleitet würde, daß sie nichts als Wahrheiten enthielte, (welches immer unwahrscheinlich bleibt,) würde man dennoch die erstere darum nicht verwerfen, nicht wie Beattie und Oswald dagegen declamiren müssen. Es soll nemlich die speculativische Philosophie eine in Ordnung und Zusammenhang gebrachte, genau bestimmte von allen falschen Nebenbegriffen gereinigte, verlängerte, erhöhete Vernunftkenntnis seyn u. s. f. Nothwendigkeit einer allgemeinen Grundwissenschaft. Sie ist dem Philosophen, der über Gott, die Seele und das Ganze nachdenkt, so unentbehrlich als Keplern und Newton Geometrie waren. Realität der allgemeinen Grundbegriffe und Grundsätze. Den arithmetischen und gewissermaßen auch den geometrischen Grundbegriffen und Principen kommt eine solche Realität augenscheinlich zu. Den übrigen ist sie nicht ganz abzusprechen, wenn sie ihnen auch nicht mit gleicher Evidenz zukommen sollte. Ueber die ersten Grundgemeinsätze und ihre Realisirung. Was davon gesagt wird verdienet gelesen zu werden, läßt sich aber in der uns nöthigen Kürze eben so wenig auszeichnen, als was gleich hernach von den Gemeinbegriffen und ihrer Realisirung vorgetragen ist. Von transcendenten Begriffen. Für die wahren transcendenten Begriffe z. B. von der Wirklichkeit, von einer Substanz, Ursache und Wirkungen u. d. g. bleibt der Character übrig: Sowohl die innere als äußere Empfindung sind für sie ein Stof, sie machen die oberste gemeinschaftl. Spitze in unserm Gedankengebäude aus, wozu man auf der einen Seite auf der Leiter der Ideen von körperlichen Dingen, auf der andern durch die Leiter der intellectuellen Begriffe hinankommen kann. Denn sie enthalten nur das gemeinschaftliche von beyden. Unterschiedene Entstehungsart der Gemeinbegriffe aus den Empfindungen. Sehr lesenswürdig. Wie die allgemeine Philosophie zu perficiren. Die transcendente Philosophie oder die Grundwissenschaft, muß zuvörderst als ein Theil der beobachtenden Philosophie von dem menschlichen Verstande und seinen Denkarten, seinen Begriffen und deren Entstehungsarten, behandelt werden, ehe sie zu einer allgemeinen Vernunftwissenschaft von den Gegenständen ausser dem Verstande gemacht werden kann. Evidenz der speculativischen Philosophie. Ist es wohl zu verwundern, daß es mit der Grundlehre nicht so fort will, als mit der Geometrie, da man in jener noch nicht so weit fortgerückt ist, als Euclides auf seinem zweyten Blatte war, wo er seine Erklärungen, Axiomen und Postulate hingesetzet hatte? Hier war der Boden vest und eben und die Materialien, woraus das Fundament der Geometrie bestehet, lagen fertig vor jeden denkenden Kopf, der sie zusammen fügen wollte. Aber dorten war es nicht so. Die Verwirrung und das Dunkle in den Grundbegriffen macht eine vorhergehende genaue Erforschung und Ausprobung des Stoffes zum Fundament nothwendig. Gerne zeichneten wir noch

1 Oswald ] Hrsg.; der Rezensent schreibt wie Tetens: Oswall. schreibt wie Tetens: Oswall.

6 Oswald ] Hrsg.; der Rezensent

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etwas von demjenigen aus, was von den Hindernissen der philosophischen Evidenz, von der Erwartung die man in Ansehung derselben haben oder nicht haben mögte, von der Behutsamkeit, welche man bey dem Urtheil über die ganze speculativische Philosophie anzuwenden hat u. s. f. gesagt worden ist. Aber wir erinnern uns, das wir keine Anzeige für ein Journal sondern für eine Zeitung geben, und schon, wiewohl nicht ohne Ursache, weitläuftiger geworden sind, als wir gerne werden wollten. Wir bemerken nur noch, daß die gegenwärtige Schrift bestimmt war, der Anfang einer Sammlung von mehrern zu seyn, die zur beobachtenden Philosophie gehören, und sich mit einigen der erheblichsten Grundzüge der Menschennatur, mit dem Princip des Empfindens und Denkens, der Selbstthätigkeit und Freyheit, mit der Seelennatur und ihrer Perfectibilität und Entwickelung beschäftigen. Nachmahls fand der Herr Verfasser es gut, sie abzusondern und voranzuschicken. Das Publicum hat also die versprochenen interessanten Betrachtungen noch zu erwarten.4

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3.3 [J. Chr. Adelung]. In: Allgemeines Verzeichniß neuer Bücher mit kurzen Anmerkungen. Nebst einem gelehrten Anzeiger. Auf das Jahr 1776. 1. Stück. Januar, Leipzig, S. 33.

104. Ueber die allgemeine speculativische Philosophie. Bützow und Wismar, bey Berger und Bödner 1775. 6 Bogen in gr. 8. 4 gl. Der Verfasser ist Hr. Prof. Tetens in Bützow, welcher schon durch ähnliche Schriften von einer rühmlichen Seite bekannt ist. Seine Absicht ist, aus der Natur der menschlichen Kenntnisse die Veranlassung zu der allgemeinen speculativischen Philosophie ihr Entstehen, den Gang der Vernunft in ihr, ihren Zweck und ihr Verhältniß zu den Kenntnissen des gemeinen Menschenverstandes zu zeigen.

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3.4 [J. H. Lambert].5 In: Allgemeine deutsche Bibliothek. Des neun und zwanzigsten Bandes erstes Stück. Berlin und Stettin 1776, S. 196–199.

Ueber die allgemeine speculative [!] Philosophie. 1775. Bützow und Wismar, in der Berger und Bödnerschen Buchhandlung. 6 Bogen. 8.

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Der Verfasser saget in der Vorrede, daß er diese Abhandlung wegen anderer, die noch folgen sollen, vorausschicke. Hier kommen folgende Abschnitte vor. 1. Gang des gemeinen Menschenverstandes bey Betrachtung der sinnlichen Kenntnisse. 2. Metaphysic des gemeinen Menschenverstandes. 3. Verhältniß der speculativischen zur populairen Philosophie. 4. Nothwendigkeit einer allgemeinen Grundwissenschaft. 5. Realität der allgemeinen Grundbegriffe und Grundsätze. 6. Ueber die ersten Grundsätze und ihre Realisirung.6 8. Von transcendenten Begriffen. 9. Unterschiedene Entstehensart der Gemeinbegriffe aus den Empfindungen. 10. Wie die allgemeine Philosophie zu perficiren. 11. Evidenz der speculativischen Philosophie. Alle diese Stücke sind überhaupt ganz ordentlich abgehandelt, und man sieht, daß der Verfasser sich Mühe gegeben, die Sache zu durchdenken. Das Transcendente nimmt er im engsten Verstande, und schließt davon alles aus, was nicht der Körper= und der Geisterwelt zugleich und in gleicher Allgemeinheit zukömmt. Nun ist es um Grundbegriffe und Grundsätze zu thun, die eine solche Allgemeinheit haben. In Ansehung des Formellen lassen sich solche leichter finden. Alle Grundsätze der Vernunftlehre (den Satz des Widerspruches mit eingerechnet) kommen hier zu statten. Wenn es aber um materielle Grundsätze zu thun ist, wenn nicht von der Form sondern vom Stoffe der Erkenntniß die Rede ist, da giebt es mehr Schwürigkeiten. Der Verfasser findet auch nur in dem Satze: Aus nichts wird nichts etwas objectivisches, dieses wird also in dem Begriffe werden liegen. Dem Satze selbst hätte noch die Bestimmung von sich selbst beygefügt werden können, wenn das Wort Nichts eine bloße Privation und nicht ein contradictorisches Unding7 andeuten soll. Ob es aber nicht mehrere objectivische Principia giebt? Von solcher Allgemeinheit sind wenige zu erwarten. Die Scholasticker haben sich deswegen viele Mühe gegeben. Der allgemeinste Begriff von Objecten wird durch das Wort Ding oder etwas ausgedrückt. Und alles, was man categorisch, positiv und ohne Vergleichungen anzustellen, davon sagen konnte, ist das omne ens est unum, verum, bonum. Daher verfiel man auf die Prædicata entis disjunctiva, und die absolute Allgemeinheit verlohr sich aus dem Gesichte, weil man die Fundamenta divisionum et subdivisionum fahren ließ. Der Verfasser wendet sich daher S. 44.8 zu andern Arten von Grundbegriffen, die näher zum Stoffe der Erkenntniß und dessen Verschiedenheit führen. Unsere Erkenntniß fließt aus sehr vielen besondern und sehr verschiedenen Quellen wie in Bäche und Ströme zusammen. Diese Quellen müssen in unsern Empfindungen aufgesucht werden. Die Arbeit ist nicht

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fruchtlos. Nur giebt es hier Schwürigkeiten von ganz eigener Art. Der Verfasser führt S. 45.9 statt aller andern den Begriff des Raumes an, der seit Leibnitzens Streitigkeiten mit Clarke so viel Aufsehens gemacht hat,10 wobey aber der Status quæstionis unsers Erachtens sehr wenig feste gesetzt worden. Denn, anstatt sich über den Raum zu zanken, hätte vorerst ausgemacht werden sollen, ob der Idealismus oder auch die Harmonia præstabilita eine nur im geringsten erträgliche Hypothese sey. Denn was sind bey diesen Voraussetzungen die Empfindungen, die Sinnen, die ganze Körperwelt an ders, als bloße Träume? Was will man sich dabey zanken, ob man einen Raum ausser und vor der Welt träumen könne oder nicht? An einem Traume soll ja eben nicht viel gelegen seyn. Wenn also Leibnitz seine vorher bestimmte Harmonie im Ernste glaubte, so war sein Streit mit Clarke ein bloßes Spiel mit Worten, und aller Witz dabey diente nur, das Spiel für Clarken verfänglich zu machen. Dazu bothen einige theologische Sätze solchen Stof an, wobey vielleicht weder Leibnitz noch Clarke mit der Sprache recht herauswollten. Denen dabey aufgeworfenen Fragen hätten mit gleichem Rechte andere zur Seite oder auch entgegen gesetzt werden können, weil doch bloße Fragen nichts entscheiden. Scheint z.E. der Begrif einer nach Zeit und Raum unendlichen Welt dem Satze von der Einheit des unendlichen Wesens zu nahe zu treten; so kan auf der andern Seite die Frage entstehen, ob, wenn eine unendliche Kraft wirkt, die Wirkung endlich seyn könne, und ob, wenn Gott ein Ens actualissimum und unveränderlich ist, zwischen Wirksamkeit und Wirkung selbst ein Zeitraum könne gedacht werden? Bey diesen Fragen bleibt die vom Raume ausser und vor der Welt so zurücke, daß sie inzwischen als eine fallacia non entis ut entis angesehen werden kan. Jedoch in der Grundlehre soll man nicht nach der Theologie hinschielen, sondern nachsehen, was an und für sich wahr ist, und es sich zum Beyspiele dienen lassen, daß das Verketzern die Wahrheit des copernicanischen Weltbaues und der Gegenfüßler nicht umstoßen, den Beyfall nicht hindern, sondern höchstens nur die öffentliche Bekenntniß des Wahren für eine Zeit lange hintertreiben kan. Dieses sey im Vorbeygehen gesagt. Der Verfasser merkt inzwischen mit Recht an, daß, ohne Rücksicht auf diese Streitigkeiten, gefragt werden kan, was und wie viel der Verstand von solchen Begriffen, wie die von Zeit, Raum, Kraft etc. sind, eigentlich besitze (S. 83),11 oder genauer zu reden, ob oder wiefern diese Begriffe die Dinge selbst vorstellen? Nach S. 64.12 wird diese Frage in eine andere aufgelöset; ob die Empfindung des Raums (so ferne nemlich der Raum sich empfinden läßt) eine reine Empfindung sey? Es ist nun an dem, daß wir auf der Erdfläche den Raum zugleich mit einer Reyhe von Körpern sehen, aber von einem Berggipfel zum andern durch die Luft durch sehen wir doch wohl nicht mehr als den Abstand, den Zwischenraum rein weg. Ueber dies wird der Begriff des Raumes nirgends reiner als in der Geometrie gedacht. So weit würde also nach S. 64.13 dieser Begrif ein brauchbares Bild, ein richtig bedeutendes Zeichen seyn. Mit allem dem könnte er ein bloßer Schein, oder wie es S. 84.14 heißt, ein verwirrter Verstandesschein15 seyn. Wer dieses behauptet, wird müssen dem Copernicus nachahmen, das wahre System angeben, dessen Wirklichkeit beweisen, und dann noch zeigen, wie sich alle Erscheinungen daraus erklären lassen, woher z. E. der Raum oder auch die Ausdehnung der Körper sich unter dem Bilde

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von drey Dimensionen zeigt: was in den Körpern ist, das diesen Dimensionen so genau entspricht, daß, trotz aller geometrischen Schärfe und Evidenz, noch nicht das Geringste hat vorgefunden werden können, wodurch dieser Schein sich als Schein verrathen hätte?

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3.5 [J. G. H. Feder].16 In: Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen unter Aufsicht der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften. Der erste Band auf das Jahr 1777. 2. Stück. Den 4. Januar 1777, S. 15–16.

Bützow und Wismar. In der Berger- und Boednerschen Buchhandlung Ueber die allgemeine speculative [!] Philosophie. Si quis vniuersam velit vituperare, secundo id populo facere posset, 1775. 94 S. 8. Die Absicht, die der Verf. selbst in der Vorrede angiebt, und der Inhalt beweiset, ist, „aus der Natur der menschlichen Kenntnisse, die Veranlassung zu der allgemeinen speculativischen Philosophie (der Metaphysik und insbesondere der Ontologie) ihr Entstehen, den Gang der Vernunft in ihr, ihre Vortheile und relative Unentbehrlichkeit, ihre Verhältnisse zu den Kenntnissen des gemeinen Menschenverstandes, ihre Mängel und Erfordernisse, die Art der Berichtigung ihrer Grundbegriffe und Grundsätze, nebst ihrer Beziehung auf die beobachtende Philosophie vorzulegen.“ − Der Verf. gesellet sich allerdings zu denjenigen Metaphysikern, die, vermöge der Theorie vom Ursprung aller unsrer Begriffe, überzeugt sind, daß auch die Gründe der allgemeinen speculativen Philosophie lediglich auf der Erfahrung beruhen, und daher auf keine andere Weise gerei nigt und befestigt werden können, als durch Aufsuchung, Entwicklung und Reinigung der Grundempfindungen und Beobachtungen, woraus jeder dieser Begriffe und Grundsätze entstanden ist, und aufs völligste entstehen kann; und daß sie überhaupt zuerst als subjective Denkarten untersucht werden müssen, ehe erhellet, ob und wie fern sie als objective Wahrheiten gebraucht werden können. Aber er findet bey den Bemühungen Lockes, Humes und anderer, die ihnen in der Absicht dieses zu bewerkstelligen, gefolgt sind, noch einige Mängel und Versehen. Man habe zwar angemerkt, daß die Gründe und die Realität der allgemeinsten Begriffe aus den Empfindungen zu erforschen seyn: aber die Methode, wie es geschehen müßte, nicht genau und ausführlich genug vorgeschrieben. Eben daher habe man auch oft den Unterschied der eigentlich transcendenten Begriffe, die auf Körper- und Geisterwelt sich beziehen, übersehen, und was nur physischer oder nur pneumatologischer Schein, oder wenn man lieber will, physische oder pneumatologische Wahrheit ist, den Begriffen und Grundsätzen der allgemeinen specul. Philosophie zugezählet, wovon das Kap. vom Raum ein merkwürdiges Beyspiel abgeben könne. Endlich aber müßten die Freunde der beobachtenden Philosophie doch nicht glauben, daß die ganze Bestimmung der Philosophie durch die Analyse und Berichtigung der Erfahrungen erreicht, und die synthetische Methode, besonders auch in der allgemeinen speculativen Philosophie, welche die deutschen mathematischen Metaphysiker gewählt hatten, ganz bey Seite gesetzt werden könnte; obgleich durch die Versuche, die damit zeither gemacht worden wären, freylich so viel nicht bewerkstelligt worden, als diejenigen, die sie gemacht haben, vielleicht glaubten; und wie

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vieles damit geleistet werden könne, schwer vorherzusagen sey. − Wenn gleich diese Forderungen und Erinnerungen des V. gründlichen Philosophen nicht entgangen seyn können; so verdienten sie doch noch sehr wohl ausführlicher vorgestellt zu werden, und die ganze Abhandlung zeigt den Geist der wahren Philosophie.

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3.6 Erläuterungen zu den Rezensionen

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Johann Georg Peter Möller übernahm 1775 die Redaktion der Zeitschrift, die er bis 1807 auf eigene Kosten herausgab. Gemeint ist Joseph Priestley, An Examination of Dr. Reid’s Inquiry into the Human Mind on the Principles of Common Sense, Dr. Beattie’s Essay on the Nature and Immutability of Truth, and Dr. Oswald’s Appeal to Common Sense in behalf of Religion, London 21775 (11774). Vermutlich ein Hinweis auf die Rezension in den Neuesten Critischen Nachrichten, s. o. S. 91 f. Gemeint sind die PhV, die 1777 in zwei Bänden in Leipzig erschienen. Zur Verfasserschaft Lamberts vgl. Johann Heinrich Lambert, Philosophische Schriften. Begonnen von Hans Werner Arndt †. Fortgeführt von Lothar Kreimendahl, Band VIII: Kleinere philosophische Abhandlungen und Rezensionen, hrsg. von Armin Emmel und Axel Spree, Hildesheim / Zürich / New York 2007, Teilband 1: Kleinere philosophische Abhandlungen, „Einleitung“, S. XXXV f. Die Rezension ist nachgedruckt ebd. in Teilband 2: Rezensionen, S. 723–727. Ein Punkt ,7.‘ fehlt. Vgl. Kant, Versuch den Begriff der negativen Größen in die Weltweisheit einzuführen (1763), AA II 171. Vgl. ASP 23. Vgl. ASP 244ff. Vgl. die Erläuterung 99 oben S. 68. Vgl. ASP 4138ff. Vgl. ASP 3234ff. Vgl. ebd. Vgl. ASP 422. Vgl. ASP 422 sowie die Erläuterung 154 oben S. 79. Zur Verfasserschaft Johann Georg Heinrich Feders vgl. Oscar Fambach, Die Mitarbeiter der Göttingischen Gelehrten Anzeigen 1769–1836. Nach dem mit den Beischriften des Jeremias David Reuss versehenen Exemplar der Universitätsbibliothek Tübingen bearbeitet und herausgegeben, Tübingen 1976, S. 57, 434. Feder hat auch in zwei Teilen eine Rezension der beiden Bände der PhV verfaßt: Zugabe zu den Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen. Der zweite Band auf das Jahr 1777, 33. Stück, S. 513–525; der erste Band auf das Jahr 1778, 26. Stück, S. 401–408.

Anhang 4 Dokumente

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4.1 Tetens’ Doktor- bzw. Magisterurkunde1

Abbildung 2: Die Doktor- bzw. Magisterurkunde von Tetens

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Anhang 4

4.2 Brief Johann Erich Biesters an Tetens vom 29. Juni 17772

Berlin. d. 29. Junius. 1777

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Wohlgebohrner, Hochachtungswürdigster Herr Professor.

Bl. 1v

Es freut mich ungemein, daß ich, izt in einer solchen Entfernung von Ihnen,3 noch Gelegenheit habe, Sie meiner mehrsten Hochachtung zu versichern. Glauben Sie mir, daß das, was mein Verstand u. mein Herz gegen den Denker fühlt, wahr ist, u. nie aufhören wird. Wegen Ihrer neuen Schrift,4 mag ich Ihnen weder Bewundrung gegen den Geist der mir daraus entgegen stralte, noch Dank für das was ich daraus lernte, herschreiben; weil ich in zu weiter Entfernung von Ihnen stehe, um, als Laye, Sie loben zu können. Aber, lieb wird es Ihnen vielleicht seyn, von mir zu hören, daß Engel5 u. Moses6 hier mit der wärmsten Achtung von Ihnen reden. Ausser der Erlangung des Endzwecks, seine Nebenmenschen aufzuklären, muß es doch ein Hauptvergnügen eines Schriftstellers seyn, sich da neben gleichgesinnten Seelen so zu zeigen, wie man ist, die Saiten ihres Herzens zu treffen, u. sich von ihnen unparteyische Achtung u. auf Erkennung des Wehrts gegründete Freundschaft zu erwerben. Geniessen Sie dises Vergnügens ganz! −− Ich lebe in meiner izigen Lage, sehr zufrieden u. vergnügt. U. wie solte ich es auch anders? Mein Minister7 ist in der That einer von den vortreflichsten u. aufgeklärtesten Männern, die ich kenne. Daß er es ist, beweise Ihnen auch unter anderm dieser mein Brief. − Er kent Sie, theuerster Herr Professor; das heißt bey einem Mann von so vielem Verstande: er schätzt Sie; u. das heißt wieder bey einem auf sein Amt aufmerksamen Kurator der Universitäten: er wünscht Sie hier im Lande zu haben. Auf seinen Befehl also schreibe ich Ihnen izt: Er wünscht, daß Sie die durch den Tod des sel. Meyer8 erledigte Professur der Philosophie in Halle annehmen mögten, u. bietet sie Ihnen hiemit an. Wie sehr würde es mich erfreuen, wenn Sie seinem Wunsche, u. lassen Sie mich das hinzusetzen: auch dem meinigen, willfahren wolten!9 Meiner Einsicht nach, hat eine solche Stelle viel Wünschenswehrtes: die grosse Freyheit im Denken die man hier im Lande genießt, u. ohne die alle Kraft zu denken Unglück ist; die nähere Verbindung mit den aufgeklärten Köpfen des Königsreichs; die Gewissheit, von einer weisen Regierung u. von erleuchteten Ministern, seinem Wehrte gemäß, geschätzt zu werden; die grosse Anzahl Studenten, da Halle izt bey weitem an Anzahl selbst Göttingen übertrift, u.a. Dinge mehr. Wir sind hier nicht genau unterrichtet, wie Sie Sich dort in häuslichen Umständen stehen; was wir Ihnen anzubieten haben, ist des sel. Meyers Gehalt, sechshundert Thaler.10 Die Umstände der Universitätskasse sezen uns oft Schranken, wenn wir die Verdienste reichlicher zu belohnen wünschten.

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Meine Bitte ist also, theuerster Herr Professor, mich bald einer Antwort zu würdigen; u. sich über die Anfrage, ob Sie auf das, was wir Ihnen anbieten können, kommen wollen, zu erklären. Solte es sich an einem oder dem andern Punkt noch stossen, so entdecken Sie es frey, u. ich hoffe, daß wir Alles, Ihrem Verlangen gemäß, werden heben können. Wenigstens ist nichts grösser, als unser Wunsch, Sie einwilligen zu machen, um durch Sie der Universität Halle, die der geliebteste Augenmerk des Mi nisters ist, u. es auch in der That zu seyn verdient, wegen der Aufnahme der Wissenschaften dort, wegen des Fleisses u. sittsamen Betragens der Studenten, u.s.w. − nun, sag’ ich, durch Sie diser Universität eines der wichtigsten Geschenke zu machen. Ich empfehle mich Ihrer schäzbaren Gewogenheit, u. bin mit der innigsten Hochachtung Euer Wohlgebohren gehorsamster Diener Biester Sekretär bey des Ministers von Zedlitz Excell.

Bl. 2r

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Anhang 4

4.3 Erläuterungen zu den Dokumenten

1 Mit dem Erwerb des Doktor- bzw. Magistertitels schloß Tetens sein Studium ab, das er 1755 in Rostock aufgenommen und zwischenzeitlich in Kopenhagen fortgesetzt hatte. Eine eigenständige Abhandlung über ein wissenschaftliches Thema, die Tetens bei dieser Gelegenheit als Doktordissertation verfaßt und zumindest der Fakultät eingereicht hätte, ist (bisher) nicht bekannt. Möglicherweise hat er aber auch gar keine solche verfaßt, sondern, wie im 18. Jahrhundert nicht unüblich, nur eine Reihe von thematisch lose zusammenhängenden Thesen in einem examen rigorosum verteidigen müssen. Zu den Promotionsverfahren der damaligen Zeit, inklusive der schwierigen Quellenlage, vgl. Rainer A. Müller (Hrsg.), Promotionen und Promotionswesen an den deutschen Hochschulen der Frühmoderne (Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen, 10), Köln 2001. 2 Quelle: LASH. Professoren der Philosophie (J. N. Tetens). Abt. 65.2. Nr. 56111. Ein Faksimile des Briefes findet sich als „Beigabe“ zu: Alexei N. Krouglov, Erste oder zweite Wahl? Kant und die Suche nach einem Nachfolger für Meier in Halle (1777/78). In: Christoph Böhr / Heinrich P. Delfosse (Hrsg.), Facetten der Kantforschung. Ein internationaler Querschnitt. Festschrift für Norbert Hinske zum 80. Geburtstag (FMDA, Abt. II, Bd. 23), Stuttgart-Bad Cannstatt 2011, S. 87–96, hier S. 98–102. 3 Johann Erich Biester (1749–1816), der spätere Mitherausgeber der Berlinischen Monatsschrift, war seit 1777 Privatsekretär des preußischen Kultusministers Zedlitz und als solcher für die Korrespondenz des Ministers mit Gelehrten, Schriftstellern und Künstlern verantwortlich; er spielte, vor der Gründung des Oberschulkollegiums, auch eine bedeutende Rolle bei Personalangelegenheiten. Biester kannte Tetens persönlich, denn er war während seiner Lehrtätigkeit 1774/75 an der Akademie in Bützow sein Kollege gewesen. Biester schreibt Tetens nach Kiel, wo dieser seit Oktober 1776 an der Königlich Dänischen Universität einen Lehrstuhl für Philosophie innehatte. 4 Gemeint sind die PhV, die 1777 in zwei Bänden in Leipzig erschienen waren. 5 Johann Jakob Engel (1741–1802), der 1763 bei Tetens in Bützow promoviert hatte; zu Engel vgl. auch die Erläuterung 44 zu ASP 1025. 6 Moses Mendelssohn (1729–1786). 7 Karl Abraham Freiherr von Zedlitz und Leipe (1731–1793), von 1771–1788 preußischer Kultusminister. 8 Georg Friedrich Meier war am 21. Juni 1777, gerade einmal eine Woche zuvor, gestorben. 9 Im Gegensatz zur traditionellen Ansicht der Forschung war nicht Kant der erste

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Kandidat, sondern eben Tetens, der jedoch den Ruf ablehnte. Die Kandidaten nach Tetens waren Kants Schüler Christian Jacob Kraus (Juli 1777), Ernst Platner (August 1777), dann erst Kant (Februar−März 1778) und schließlich Michael Hißmann (Frühsommer 1778); vgl. Hißmanns Brief an Johann Filtsch vom 13. Dezember 1778: Georg Adolf Schuller, Briefe aus vergangenen Tagen. I. Hißmann an seinen Freund Filtsch. In: Kirchliche Blätter aus der evangelischen Landeskirche A. B. in den siebenbürgischen Landesteilen Ungarns 6 (1914), S. 139; vgl. Heiner F. Klemme / Gideon Stiening / Falk Wunderlich, „Einleitung: Michael Hißmann und der Materialismus in der deutschen Aufklärung“. In: dies. (Hrsg.), Michael Hißmann (1752–1784). Ein materialistischer Philosoph der deutschen Aufklärung (Werkprofile. Philosophen und Literaten des 17. und 18. Jahrhunderts, 2), Berlin 2013, S. 18 f. Vgl. UA Halle, Rep. 3, Nr. 249, Ernennung der ordentlichen und außerordentlichen Professoren der Philosophischen Fakultät, 1766–1798, Bd. 42– 43 Rückseite; Rep. 21 III, Philosophische Fakultät, Nr. 52, Berufung von Professoren, 1735–1778. Zum Professor wurde letztendlich am 13. August 1778 Johann August Eberhard, Kants späterer Gegner, ernannt. Zum ganzen vgl. Krouglov, Erste oder zweite Wahl?, a. a. O. Wichtig für die Entscheidung Kants, nicht nach Halle zu gehen, könnte zudem die Tatsache gewesen sein, daß die Personalie nicht hinter verschlossenen Türen verhandelt wurde. So heißt es in den Neuesten Critischen Nachrichten, Bd. 3, 36. Stück, Greifswald 1777, S. 288 unter der Rubrik „Vermischte Nachrichten“: „Herr Prof. Tetens soll einen nach Halle gehabten Ruf ausgeschlagen haben.“ 10 Zu den Gehaltsangeboten und auch Tetens’ Gehaltsverhandlungen mit der Universität Kiel vgl. Krouglov, Erste oder zweite Wahl?, a. a. O., S. 192f. Auch Kant wurden zunächst 600, später 800 Reichstaler Gehalt angeboten, vgl. die beiden Briefe von Zedlitz an Kant vom 28. Februar 1778, AA X 224, und 28. März 1778, AA X 228.

Anhang 5 Tetens’ Lehrveranstaltungen

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5.1 Chronologisches Verzeichnis der von Tetens in Bützow und Kiel angekündigten bzw. gehaltenen Vorlesungen

Hauptquellen der Informationen über die Vorlesungen von Tetens an der Akademie in Bützow sind die lateinischen Vorlesungsverzeichnisse1 sowie Archivalien des Universitätsarchivs Rostock,2 die aber leider beide nicht lückenlos sind. Tetens’ Name taucht zum ersten Mal im Catalogus praelectionum für das WS 1763/64 auf, als Tetens noch Privatdozent war. Seine Vorlesungen im WS 1760/61 und im WS 1761/62 sind aus seinen Einladungsschriften bekannt;3 was er im SS 1761, SS 1762, WS 1762/63 und im SS 1763 gelesen hat, ist ungewiß. Welche der Vorlesungen in Bützow Tetens tatsächlich gehalten hat und welche nur angekündigt geblieben sind, war nicht zu ermitteln. Im Unterschied zu Bützow sind die Quellen der Vorlesungstätigkeit von Tetens in Kiel nicht nur lückenlos, sondern sogar überreichlich, was gewisse Probleme mit sich bringt. Es gibt erstens die gedruckten lateinischen Catalogi praelectiones,4 zweitens deutschsprachige Ankündigungen im Kielischen Litteratur-Journal 5 und drittens Archivalien des Landesarchivs Schleswig-Holstein, darunter auch Berichte von Tetens über von ihm gehaltene Vorlesungen samt Teilnehmerlisten.6 Auf diese Weise läßt sich von etlichen Veranstaltungen sicher feststellen, daß sie nicht nur angekündigt, son1 Siehe unten S. 131 f. 2 UA Rostock, Rektorat Universität Bützow, Vorlesungsverzeichnisse 1763–1775, B 5a/4. 15; UB Rostock, Sondersammlungen, Vorlesungsverzeichnisse. 3 Vgl. Tetens, Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind, als eine Einladungs-Schrift zu seinen den 13ten October auf der neuen Bützowschen Academie anzufangenden Vorlesungen, Bützow und Wismar 1760, S. 68 (PW III, S. 76); Vim cohaesionis explicandis phaenomenis, quae vulgo vi attrahenti tribuuntur, haud sufficere, ostendit et ad praelectiones suas in Academia Fridericiana Buezzoviensi sequenti semestri hyemali [...] invitat, Bützow [1761], S. 23 f. 4 Siehe unten S. 133 f. 5 Siehe unten S. 135. 6 Vgl. z. B. Tetens, Verzeichniß der Vorlesungen und Zuhörer im Winter Halben Jahr 1786–1787 vom 28. Mai 1787. In: LASH, Abt. 65.2 529II. Verzeichnisse der gehaltenen Vorlesungen und Lectionscataloge 1775–1788, Abt. 65.2 Nr. 529II. − Von den insgesamt 25 Semestern, die Tetens an der Universität Kiel unterrichtet hat, fehlen nur drei Abschlußberichte (SS 1778, WS 1778/79 und SS 1780). Die erhaltenen Berichte finden sich in folgenden Akten: LASH, Abt. 65.2, Nr. 529I (vom 11. April 1777, vom 17. Oktober 1777, vom 26. April 1778, vom 30. Oktober 1779, vom 20. April 1780, vom 19. April 1781, vom 15. Oktober 1781, vom 20. April 1782, vom 16. Oktober 1782, vom 26. April 1783), LASH, Abt. 65.2, Nr. 529II (vom 30. September 1783, vom 4. Mai 1784, vom 20. Oktober 1784, vom 11. April 1785, vom 12.[?] Oktober 1785, vom 13. Mai 1786, vom Oktober 1786, vom 28. Mai 1787, vom 28. November 1787, vom 12. Mai 1788), LASH, Abt. 65.2, Nr. 530I (vom 31. September 1788, vom 3. März 1789).

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dern auch tatsächlich gehalten worden sind und wie gut sie besucht waren. Es ist zu vermuten, daß diejenigen Vorlesungen aus den Vorlesungsverzeichnissen, die Tetens in den Abschlußberichten nicht erwähnt hat, nur angekündigt, aber nicht zustande gekommen sind. Aus den Listen der Zuhörer von Tetens in Kiel geht eindeutig hervor, daß mehrere Söhne und Brüder seiner Kollegen bei ihm studierten. Die meisten Studenten stammten aus den heutigen Regionen von Schleswig-Holstein und Dänemark, einige kamen aber aus entfernteren Gegenden, einschließlich Rußlands. Leider weichen manche der Angaben in den genannten verschiedenen Quellen voneinander ab, so daß die genaue Zahl der Veranstaltungen sowie deren Themen nicht immer mit Sicherheit zu ermitteln sind. Nicht zureichend erfaßt dürften die privatissime gehaltenen Veranstaltungen von Tetens sein, die in den gedruckten Vorlesungsverzeichnissen nicht geführt werden und von denen nur drei nachweisbar sind, darunter eine Ästhetikvorlesung vom SS 1769.7 Tetens’ oft geäußerte große Bereitschaft, beim Angebot seiner Vorlesungen auf Wünsche der Studenten eingehen zu wollen, dürfte sich in Bützow wie in Kiel den z.T. außerordentlich geringen Studentenzahlen zu verdanken haben.8 Die Frage, ob Tetens verschiedene mathematische Teilbereiche zusammen in einer Vorlesung behandelt hat oder ob sie auf verschiedene Vorlesungen aufgeteilt waren, ist nicht immer eindeutig zu entscheiden. Bisweilen gibt Tetens nur ein Lehrbuch, nicht aber den Titel der Vorlesung an; dieser wurde sinngemäß in eckigen Klammern ergänzt.

Bützow WS 1760/61 Logik nach Corvinus Metaphysik nach Baumgarten Naturrecht nach Darjes, Institutiones jurisprudentiae universalis Moralphilosophie nach Darjes, Erste Gründe der philosophischen Sitten-Lehre Physik nach Segner, Einleitung in die Natur-Lehre 9 7 Vgl. unten S. 119 sowie S. 124f. 8 In Bützow war die Gesamtzahl der Immatrikulierten an Ostern 1776 auf 12 (!) gesunken, vgl. Die Herzoglichen, Friedrichs-Universität und Paedagogium zu Bützow in Mecklenburg. 1760– 1789, hrsg. von Günter Camenz, Bützow 2004, S. 121. Für Tetens’ Kieler Jahre zwischen 1776 und 1789 wurden an der gesamten Universität im Durchschnitt nur 67 Studenten pro Jahr inskribiert; zum Vergleich: In Königsberg waren es in der gleichen Zeit 176 und in Göttingen 402; vgl. Franz Eulenburg, Die Frequenz der deutschen Universitäten von ihrer Gründung bis zur Gegenwart. Photomechanischer Nachdruck der Ausgabe von 1904. Mit einem Nachwort von Elisabeth Lea und Gerald Wiemers, Berlin 1994, S. 297–299. 9 Eine kurze Charakteristik dieser Vorlesung findet sich im Brief von Angelius Johann Daniel Aepinus an den Herzog von Mecklenburg vom 19. November 1760, in: UA Rostock, Personalakten alt, J. N. Tetens. − Zur Bützower Ausstattung der Physik und angewandten Mathe-

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SS 1761 WS 1761/62 Physik nach Segner, Einleitung in die Natur-Lehre Metaphysik nach Baumgarten Moralphilosophie nach Darjes Logik nach Reimarus SS 1762 WS 1762/63 SS 1763 WS 1763/64 Logik nach Corvinus Metaphysik nach Baumgarten Physik nach Segner Ethik nach Baumgarten SS 1764 Metaphysik nach Baumgarten Ethik nach Baumgarten Logik nach Corvinus Theoretische und experimentale Physik nach Segner, Einleitung in die Natur-Lehre Prinzipien der Mechanik, Optik und astronomischen Physik WS 1764/65 Theoretische und experimentale Physik nach Segner, Einleitung in die Natur-Lehre Ethik nach Baumgarten Metaphysik nach Baumgarten Logik nach Corvinus SS 1765 Metaphysik Theoretische und experimentale Physik nach Segner Logik nach Corvinus oder Reimarus matik mit vom Herzog geschenkten Instrumenten vgl. das Verzeichnis des, der Universitaet zu Bützow, zuständigen Vorraths, Mathematischer und Physikalischer Instrumenten. In: Bützowsche Ruhestunden, gesucht, in Mecklenburgschen, vielentheils, bisher noch ungedruckten, zur Geschichte und Rechtsgelahrtheit vornehmlich gehörigen Sachen, Bd. 4, Tl. 24, Bützow 1766, S. 66–70; vgl. Die Herzoglichen, Friedrichs-Universität und Paedagogium zu Bützow in Mecklenburg. 1760–1789, a.a.O., S. 90f.

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[Enzyklopädie, Einführung in die allgemeine Bildung] nach Gesner, Primae lineae isagoges in eruditionem universalem nominatim philologiam, historiam et philosophiam bei Bedarf: Moralphilosophie oder Ästhetik oder Geschichte der Philosophie WS 1765/66 Theoretische und experimentale Physik nach Segner Logik nach Reimarus Metaphysik nach eigener Lehre bei Bedarf: einen anderen Teil der theoretischen oder praktischen Philosophie SS 1766 Logik nach Reimarus Physik nach Segner, Einleitung in die Natur-Lehre Metaphysik WS 1766/67 Physik nach Segner, Einleitung in die Natur-Lehre Logik Metaphysik nach eigener Lehre [Mechanik] nach Kästner, Anfangsgründe der höhern Mechanik [Angewandte Mathematik] nach Kästner, Anfangsgründe der angewandten Mathematik SS 1767 Logik entweder nach Reimarus oder nach Gravesande Metaphysik (ausgewählte Kapitel) nach Gravesande, ergänzt durch eigene Lehre Physik (dogmatisch-experimentelle Grundlagen) nach Segner Philosophische Ethik nach Baumgarten WS 1767/68 SS 1768 Logik Metaphysik bei Bedarf: Physik oder Moralphilosophie oder Naturgeschichte WS 1768/69 Logik nach Reimarus Metaphysik nach eigener Darstellung Physik nach Segner, Einleitung in die Natur-Lehre bei Bedarf: Naturgeschichte oder Moralphilosophie

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SS 1769 Logik nach Reimarus, Vernunftlehre Metaphysik nach eigener kurzer Darstellung diktiert Physik nach Segners Einleitung in die Natur-Lehre bei Bedarf: Übungen zum Gebrauch der Logik oder das Feld der gesamten theoretischen Philosophie im Überblick oder Naturgeschichte Ästhetik: privatissime10 WS 1769/70 Logik nach Reimarus, Vernunftlehre Physik nach Segner, Einleitung in die Natur-Lehre Metaphysik nach eigener Lehre diktiert oder, wenn das mißfällt, nach Feder, Logik und Metaphysik bei Bedarf: Moral oder Ästhetik11 oder Naturgeschichte der Tiere SS 1770 Logik nach Feder, Logik und Metaphysik Metaphysik, zunächst nach eigener Darstellung, dann nach Feder, Logik und Metaphysik Physik nach Segners Einleitung in die Natur-Lehre WS 1770/71 Logik nach Feder Metaphysik nach Feder Praktische Philosophie nach Feder Physik nach Segner, Einleitung in die Natur-Lehre SS 1771 Tetens ist Rektor der Akademie in Bützow Physik nach Segner, Einleitung in die Natur-Lehre Logik nach Feder Praktische Philosophie nach Feder WS 1771/72 Logik nach Feder Physik nach Segner, Einleitung in die Natur-Lehre Angewandte Physik nach Bergman, Physicalische Beschreibung der Erdkugel Naturgeschichte der Tiere 10 Vgl. Fn. 11. 11 Von der Ästhetik heißt es, daß Tetens sie „praeterlapso semestri privatissime docuit“ (Catalogus praelectionum in Academia Fridericiana per semestre hibernum A. CI I CC LXVIIII – LXX. publice et privatim habendarum, Bützow [1769], S. [7]). C C

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SS 1772 Logik nach Feder Metaphysik nach Feder Physik nach Segner, Einleitung in die Natur-Lehre WS 1772/73 Physik nach Segner, Einleitung in die Natur-Lehre Logik nach Feder Metaphysik nach Feder Praktische Philosophie nach Feder bei Bedarf: Ästhetik SS 1773 Logik nach Feder Metaphysik nach Feder Physik nach Segner, Einleitung in die Natur-Lehre WS 1773/74 Physik nach Segner, Einleitung in die Natur-Lehre Metaphysik nach Feder Reine Mathematik nach Segner, Anfangsgründe der Arithmetic, Geometrie, und der Geometrischen Berechnungen Angewandte Mathematik nach Kästner, Anfangsgründe der angewandten Mathematik SS 1774 Tetens ist Rektor der Akademie in Bützow Logik nach Feder Reine Mathematik nach Kästner Physik nach Erxleben WS 1774/75 Physik nach Erxleben, Anfangsgründe der Naturlehre Metaphysik nach Feder bei Bedarf: Ästhetik nach Batteux und Ramler SS 1775 Logik nach Feder Physik nach Erxleben Ästhetik nach Batteux und Ramler WS 1775/76 Logik nach Feder

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Metaphysik nach Feder Reine Mathematik nach Kästner Physik nach Erxleben, Anfangsgründe der Naturlehre SS 1776 Physik nach Erxleben Logik nach Feder Anfangsgründe der Mathematik nach Kästner

Kiel WS 1776/77 Arithmetik und Geometrie nach Karsten, Lehrbegrif der gesamten Mathematik (10 Hörer) Angewandte Mathematik nach Kästner und Büsch, Versuch einer Mathematik zum Nutzen und Vergnügen des bürgerlichen Lebens (3 Hörer) Geschichte der Philosophie nach Büsching, Grundriß einer Geschichte der Philosophie Höhere Mathematik oder Mechanik Logik nach Reimarus, Vernunftlehre (11 Hörer) SS 1777 Angewandte Mathematik (Astronomie und Geographie; Mechanik und Optik) nach Kästner, Anfangsgründe der angewandten Mathematik Reine Mathematik nach Wolff (29 Hörer) Angewandte Mathematik nach Wolff Logik nach Ulrich, Erster Umriß einer Anleitung zu den philosophischen Wissenschaften ( 6 Hörer) Metaphysik nach Ulrich, Erster Umriß einer Anleitung zu den philosophischen Wissenschaften (10 Hörer) [Enzyklopädie; Einführung in die allgemeine Bildung] nach Gesner, Primae lineae isagoges in eruditionem universalem nominatim philologiam, historiam et philosophiam bei Bedarf: Analysis der endlichen und unendlichen Größen WS 1777/78 Mechanik nach Büsch (6 Hörer, darunter F. Valentiner12) 12 Friedrich Valentiner (1756–1813) wurde der Nachfolger von Tetens auf dem Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Kiel.

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Reine Mathematik nach Kästner (16 Hörer) Angewandte Mathematik nach Wolff (7 Hörer, darunter F. Valentiner) Logik nach Reimarus (13 Hörer) bei Bedarf: Analysis SS 1778 Deichbaukunst nach eigener Lehre Reine Mathematik nach Kästner Angewandte Mathematik nach Kästner Logik nach Reimarus Metaphysik nach eigenen Diktaten bei Bedarf: Analysis WS 1778/79 Deichbaukunst Reine Mathematik nach Wolff Angewandte Mathematik nach Kästner Metaphysik nach eigener Lehre SS 1779 Trigonometrie und Perspektive nach Kästner (2 Hörer) Logik nach Reimarus (17 Hörer) Reine Mathematik nach Wolff (11 Hörer, darunter C. L. Baron von Brockdorff13) Angewandte Mathematik nach Kästner bei Bedarf: „Mathesis forensis“ oder Analysis WS 1779/80 Mechanik nach Büsch, Versuch einer Mathematik zum Nutzen und Vergnügen des bürgerlichen Lebens (7 Hörer) Deichbaukunst nach eigener Lehre (9 Hörer) Reine Mathematik nach Kästner (14 Hörer, darunter H. Graf von Reventlow) Metaphysik nach eigenen Diktaten (48 Hörer) SS 1780 Trigonometrie und Perspektive nach Kästner Logik nach Reimarus Reine Mathematik nach Wolff Angewandte Mathematik nach Kästner bei Bedarf: Analysis 13 Cay Lorenz Baron von Brockdorff (1766–1860) wurde Jurist, dänischer Kanzler in SchleswigHolstein und Kurator der Universität Kiel.

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WS 1780/81 Deichbaukunst nach Dikataten (9 Hörer) Reine Mathematik nach Wolff (8 Hörer) Angewandte Mathematik nach Wolff (6 Hörer) Metaphysik nach eigenen Grundsätzen (39 Hörer) bei Bedarf: entweder Mathematik für diejenigen, die sich um das Kriegswesen bemühen, nach Be´lidor, Neue mathematische Lehrschule zum Gebrauch der Officiers von der Artillerie, und der Ingenieurs, oder Analysis nach Kästner SS 1781 Deichbaukunst (6 Hörer) Logik nach Reimarus (52 Hörer, darunter H. Graf von Reventlow) Reine Mathematik (Arithmetik und Geometrie) nach Karsten, Lehrbegriff der gesamten Mathematik, zweite Auflage [= Anfangsgründe der mathematischen Wissenschaften, Bd. 1]14 (10 Hörer) Angewandte Mathematik nach Wolff (4 Hörer) Analysis nach Schenmark, Analytische Geometrie (8 Hörer) Mechanik (10 Hörer) WS 1781/82 Deichbaukunst Analysis nach Schenmark, Analytische Geometrie (8 Hörer) Arithmetik und Geometrie nach Karsten, Lehrbegriff der gesamten Mathematik, Tl. 1 (4 Hörer) Mechanik nach Karsten, Lehrbegriff der gesamten Mathematik, Tl. 1, Bd. 2 [= Anfangsgründe der mathematischen Wissenschaften, Bd. 2] (3 Hörer) Metaphysik nach eigener Lehre (35 Hörer, darunter H. Graf von Reventlow) SS 1782 Mechanik (Maschinenlehre) nach Karsten, Lehrbegriff der gesamten Mathematik, Tl. 1, Bd. 2 [= Anfangsgründe der mathematischen Wissenschaften, Bd. 2] (3 Hörer) Reine Mathematik nach Karsten, Lehrbegriff der gesamten Mathematik, Bd. 1 (5 Hörer) Optik und Astronomie nach Kästner Logik nach Reimarus (31 Hörer, darunter J. W. L. Mellmann)15

14 Karstens Anfangsgründe erschienen zunächst als Bde. 1–3 des „ersten Theils der zweyten Auflage“ des Lehrbegriffs der gesamten Mathematik. 15 Johann Wilhelm Ludwig Mellmann (1764/65–1795) ging 1786 nach Moskau und wurde Professor der alten Sprachen und Ästhetik an der dortigen Universität und erster Anhänger der kritischen Philosophie Kants in Rußland. Vgl. dazu Alexei N. Krouglov, Die erste Rezeption der

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WS 1782/83 Deichbaukunst nach eigenen Grundsätzen Reine Mathematik nach Karsten, Auszug aus den Anfangsgründen und dem Lehrbegriffe der mathematischen Wissenschaften (9 Hörer, darunter C. L. Baron von Brockdorff und J. W. L. Mellmann) Angewandte Mathematik nach Karsten, Auszug aus den Anfangsgründen und dem Lehrbegriffe der mathematischen Wissenschaften (2 Hörer) Analysis der endlichen und unendlichen Größen (9 Hörer) Metaphysik nach eigenen Grundsätzen (25 Hörer, darunter J. W. L. Mellmann und K. L. Rahbek16) SS 1783 Deichbaukunst nach eigener Lehre (5 Hörer) Logik nach Reimarus (32 Hörer, darunter A. W. Cramer,17 K. L. Rahbek und B. Kordes18) Anfangsgründe der Arithmetik und Geometrie nach Karsten, Auszug aus den Anfangsgründen und dem Lehrbegriffe der mathematischen Wissenschaften (10 Hörer, darunter B. Kordes) Analysis des Unendlichen nach Kästner (5 Hörer) Psychologie (privatissime für K. L. Rahbek)19 WS 1783/84 Deichbaukunst (4 Hörer) Metaphysik nach eigenen Diktaten (45 Hörer, darunter C. L. Baron von Brockdorff) Reine Mathematik nach Karsten (5 Hörer) Angewandte Mathematik nach Karsten (8 Hörer, darunter J. W. L. Mellmann)

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,Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft‘ in Russland: Der Fall J. W. C. Mellmann (1795). In: Vernunftreligion und Offenbarungsglaube. Zur Erörterung einer seit Kant verschärften Problematik, hrsg. von Norbert Fischer und Jakub Sirova´tka, Freiburg 2015, S. 365–376. Knud Lyne Rahbek (1760–1830) wurde später Professor für Ästhetik an der Universität Kopenhagen; vgl. unten Fn. 19. Andreas Wilhelm Cramer (1760–1833) wurde Professor der Rechtswissenschaft an der Universität Kiel. Vgl. seine Erinnerungen an diese Vorlesungen: Haus-Chronik meinen Anverwandten und Freunden zum Andenken gewidmet, Hamburg 1822, S. 74 f. Bernhard Kordes (1762–1823), späterer Professor der Philologie an der Universität Kiel. Zu dieser Vorlesung vgl. Knud Lyne Rahbek, Erinnerungen aus meinem Leben. Aus dem dänischen Original ausgezogen und ins Deutsche übertragen von L.[aurids] Kruse, Bd. 1, Leipzig 1829, S. 217: „Ein Hauptgrund [noch ein halbes Jahr in Kiel zu bleiben] [...], war unstreitig der Nutzen, den ich von Tetens Unterricht erndtete, und vor allem die außerordentliche Liberalität, womit er, sobald ich nur das erste Wort davon fallen ließ, sich bereitwillig äußerte, mir in dem nächsten Semester ein Privatissimum über Psychologie, vier Stunden in der Woche gegen das höchst unbedeutende Honorar von 25 Thlr. zu geben“.

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SS 1784 Deichbaukunst (8 Hörer) Reine Mathematik nach Karsten (7 Hörer) Angewandte Mathematik (Astronomie) nach Karsten (6 Hörer, darunter B. Kordes) Logik nach Reimarus (42 Hörer) Analysis WS 1784/85 Tetens ist Dekan der philosophischen Fakultät Deichbaukunst (7 Hörer) Metaphysik nach eigener Lehre (34 Hörer) Reine Mathematik nach Karsten, Auszug aus den Anfangsgründen und dem Lehrbegriffe der mathematischen Wissenschaften (10 Hörer) Angewandte Mathematik nach Karsten, Auszug aus den Anfangsgründen und dem Lehrbegriffe der mathematischen Wissenschaften (5 Hörer) Analysis nach Kästner Kriegsbaukunst (privatissime für M. Baron von Guldencrone) SS 1785 Tetens ist Dekan der philosophischen Fakultät und Prorektor der Universität [Mechanik:] Maschinenlehre nach Karsten Reine Mathematik nach Karsten (5 Hörer) Angewandte Mathematik (Astronomie) nach Karsten Logik nach Reimarus (32 Hörer) bei Bedarf: Analysis des Endlichen und Unendlichen WS 1785/86 Tetens ist Prorektor der Universität [Mechanik:] Maschinenlehre Reine Mathematik nach Karsten, Auszug aus den Anfangsgründen und dem Lehrbegriffe der mathematischen Wissenschaften (16 Hörer) Angewandte Mathematik nach Karsten, Auszug aus den Anfangsgründen und dem Lehrbegriffe der mathematischen Wissenschaften (5 Hörer) Analysis nach Kästner (6 Hörer) Metaphysik nach eigener Lehre (15 Hörer) SS 1786 Allgemeine Arithmetik und sphärische Trigonometrie nach Karsten (6 Hörer) Logik nach Reimarus (21 Hörer) Reine Mathematik nach Karsten (9 Hörer) Angewandte Mathematik (Mechanik und Optik) nach Karsten (6 Hörer) WS 1786/87 Theologie der Vernunft (68 Hörer) Metaphysik (57 Hörer)

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Reine Mathematik (11 Hörer) Angewandte Mathematik (Astronomie) nach Karsten (8 Hörer) SS 1787 Allgemeine Arithmetik und sphärische Trigonometrie Reine Mathematik nach Karsten (3 Hörer) Angewandte Mathematik nach Karsten (6 Hörer) Logik nach Reimarus (16 Hörer) WS 1787/88 [Mechanik:] Maschinenlehre (8 Hörer) Reine Mathematik nach Karsten (4 Hörer) Angewandte Mathematik nach Karsten (1 Hörer) Analysis nach Karsten Metaphysik nach Diktaten (25 Hörer) SS 1788 Algebra und sphärische Trigonometrie (13 Hörer) Reine Mathematik nach Karsten (4 Hörer) Angewandte Mathematik nach Karsten (1 Hörer) Logik nach eigenen Aphorismen zum Lehrbuch von Reimarus („ad aphorismos suos compendio Reimaro adiungendos“) (53 Hörer) WS 1788/89 Deichbaukunst (4 Hörer) Theoretische Elementar-Mathematik nach Karsten (21 Hörer) Angewandte Mathematik (Mechanik und Optik) nach Karsten (6 Hörer) Metaphysik nach eigener Lehre (57 Hörer)20 Anfangsgründe der höheren Mathematik

20 Vgl. Johann Nicolaus Tetens, Metaphysik. Mit einer Einleitung und Anmerkungen textkritisch herausgegeben von Michael Sellhoff (Philosophische Bibliothek, 677), Hamburg 2015. Zur Liste aller namentlich genannten Zuhörer vgl. Tetens’ vom 31. März 1789 datiertes handschriftliches Verzeichniß der Vorlesungen und der Zuhörer im Winterhalben Jahr 1788–1789, Bl. 1–3. In: LASH, Abt. 65.2, Nr. 530I.

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5.2 Die Vorlesungen von Tetens in Bützow und Kiel nach Disziplinen, Lehrbuchautoren und Kompendien

Metaphysik − Baumgarten, Alexander Gottlieb: Metaphysica, Halle 41757 (11739). − Feder, Johann Georg Heinrich: Logik und Metaphysik, Göttingen und Gotha 1 1769. − s’ Gravesande, Willem Jacob: Einleitung in die Weltweisheit, worinn die Grundlehre samt der Vernunftlehre vorgetragen wird. Aus der zweyten Leydenschen Auflage [1737, 11736] getreulich übersetzt, Halle 1755. − Ulrich, Johann August Heinrich: Erster Umriß einer Anleitung zu den philosophischen Wissenschaften zum Gebrauch der Vorlesungen. Tl. 1: Vernunftwissenschaft, Grundlehre und natürliche Theologie, Jena 1772. − nach eigener Lehre / Darstellung / Grundsätzen / Diktaten Psychologie Theologie der Vernunft Logik − Corvinus, Christian Johann Anton: Institutiones philosophiae rationalis methodo scientifica conscriptae, Jena 1756 (11739). − Feder, Johann Georg Heinrich: Logik und Metaphysik, Göttingen und Gotha 1 1769. − Reimarus, Hermann Samuel: Die Vernunftlehre, als eine Anweisung zum richtigen Gebrauche der Vernunft in der Erkenntniß der Wahrheit, aus zwoen ganz natürlichen Regeln der Einstimmung und des Wiederspruchs hergeleitet, Hamburg 1756, 2 1758, 31766, 41782. − s’ Gravesande, Willem Jacob: Einleitung in die Weltweisheit, worinn die Grundlehre samt der Vernunftlehre vorgetragen wird. Aus der zweyten Leydenschen Auflage [1737, 11736] getreulich übersetzt, Halle 1755. − Ulrich, Johann August Heinrich: Erster Umriß einer Anleitung zu den philosophischen Wissenschaften zum Gebrauch der Vorlesungen. Tl. 1: Vernunftwissenschaft, Grundlehre und natürliche Theologie, Jena 1772. − nach eigenen Aphorismen zu Reimarus’ Vernunftlehre Ethik, Moralphilosophie, praktische Philosophie − Baumgarten, Alexander Gottlieb: Ethica philosophica, Halle 31763 (11740).

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Anhang 5

− Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der philosophischen Sitten-Lehre, Jena 21755 (11750). − Feder, Johann Georg Heinrich: Lehrbuch der praktischen Philosophie, Göttingen und Gotha 1770. Geschichte der Philosophie − Büsching, Anton Friedrich: Grundriß einer Geschichte der Philosophie und einiger wichtigen Lehrsätze derselben, 2 Bde., Berlin 1772/74. Ästhetik − Einleitung in die Schönen Wissenschaften. Nach dem Französischen des Herrn Batteux, mit Zusätzen vermehret von Karl Wilhelm Ramler, 4 Bde., Leipzig 41774 (11756–58). [Enzyklopädie, Einführung in die allgemeine Bildung] − Gesner, Johann Matthias: Primae lineae isagoges in eruditionem universalem nominatim philologiam, historiam et philosophiam in usum praelectionum ductae, Göttingen und Leipzig 1756; weitere Auflagen: 1760, in 2 Bden. 1774/75. Naturrecht − Darjes, Joachim Georg: Institutiones jurisprudentiae universalis, Jena 51757 (11740). Physik − Erxleben, Johann Christian Polykarp: Anfangsgründe der Naturlehre, Göttingen und Gotha 11772. − Segner, Johann Andreas von: Einleitung in die Natur-Lehre, Göttingen 21754 (11746), 31770. Angewandte Physik − Bergman, Torbern: Physicalische Beschreibung der Erdkugel, [...] aus dem Schwedischen übersetzt von Lampert Hinrich Röhl, Greifswald 1769. Deichbaukunst − nach eigener Lehre / Diktaten / Grundsätzen Kriegsbaukunst Reine Mathematik (Arithmetik, Algebra, Geometrie, Trigonometrie, Analysis) − Kästner, Gotthelf Abraham: Mathematische Anfangsgründe, zunächst 6 Bde., Göttingen 11758–1769, 21764ff., 31774ff.:

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Anfangsgründe der Arithmetik, Geometrie, ebenen und sphärischen Trigonometrie, und Perspectiv, Göttingen 31774 (11758). Anfangsgründe der Analysis endlicher Größen. Der mathematischen Anfangsgründe dritter Theil. Erste Abtheilung, Göttingen 21767 (11760). Anfangsgründe der Analysis des Unendlichen. Der mathematischen Anfangsgründe dritter Theil. Zweyte Abtheilung, Göttingen 21770 (11761). Karsten, Wenceslaus Johann Gustav: Lehrbegrif der gesamten Mathematik, Bd. 1: Die Rechenkunst und Geometrie, Greifswald 1767, 21781. Karsten, Wenceslaus Johann Gustav: Auszug aus den Anfangsgründen und dem Lehrbegriffe der mathematischen Wissenschaften, Greifswald 1781. Schenmark, Nicolaus: Analytische Geometrie, worin nebst den ersten Gründen der Algebra, ihre Anwendung auf die Elementar-Geometrie und die Kegelschnitte enthalten. Aus dem Schwedischen, Kopenhagen 1779. Segner, Johann Andreas von: Anfangsgründe der Arithmetic, Geometrie und der Geometrischen Berechnungen aus dem Lateinischen übersetzt, Halle 21773 (11764). Wolff, Christian: Anfangs-Gründe aller mathematischen Wissenschaften, 4 Bde., Halle 71775 (11710).

Angewandte Mathematik (Mechanik, Maschinenlehre, Astronomie, Optik, Perspektive, Geographie) − Be´lidor, Bernard Forest de: Neue mathematische Lehrschule zum Gebrauch der Officiers von der Artillerie, und der Ingenieurs, [...] in die deutsche Sprache übersetzt, und mit den nötigen Zusätzen versehen von J.[ean] Th.[ibault] Bion, Wien 3 1773 (11745); frz. Original: Nouveau cours de mathe´matique, a l’usage de l’artillerie et du ge´nie, Paris 21757 (11725). − Büsch, Johann Georg: Versuch einer Mathematik zum Nutzen und Vergnügen des bürgerlichen Lebens, welcher das Nutzbarste aus der abstracten Mathematik und eine practische Mechanik enthält, Hamburg und Leipzig 21776 (11773). − Kästner, Gotthelf Abraham: Mathematische Anfangsgründe, zunächst 6 Bde., Göttingen 11758–1769, 21764ff., 31774ff.: Anfangsgründe der angewandten Mathematik. Der mathematischen Anfangsgründe zweyter Theil, Göttingen 21765 (11759); ab der dritten Auflage war der Band zweigeteilt: Anfangsgründe der angewandten Mathematik. Der mathematischen Anfangsgründe zweyter Theil. Erste Abtheilung. Mechanische und Optische Wissenschaften, Göttingen 31780; und: Anfangsgründe der angewandten Mathematik. Der mathematischen Anfangsgründe zweyter Theil. Zweyte Abtheilung. Astronomie, Geographie, Chronologie und Gnomonik, Göttingen 31781. Anfangsgründe der Arithmetik, Geometrie, ebenen und sphärischen Trigonometrie, und Perspectiv, Göttingen 31774 (11758). Anfangsgründe der höhern Mechanik welche von der Bewegung fester Körper be-

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Anhang 5

sonders die praktischen Lehren enthalten. Der mathematischen Anfangsgründe vierter Theil; erste Abtheilung, Göttingen 1766. − Karsten, Wenceslaus Johann Gustav: Auszug aus den Anfangsgründen und dem Lehrbegriffe der mathematischen Wissenschaften, Greifswald 1781. − Karsten, Wenceslaus Johann Gustav: Anfangsgründe der mathematischen Wissenschaften, Bd. 2: Die statischen und mechanischen Wissenschaften, Bd. 3: Die optischen Wissenschaften, Greifswald 1780. − Wolff, Christian: Anfangs-Gründe aller mathematischen Wissenschaften, 4 Bde., Halle 71775 (11710).

Tetens’ Lehrveranstaltungen

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5.3 Liste der zugänglichen Vorlesungsverzeichnisse, Universität Bützow (1763–1776)

Elenchus praelectionum, tam publicarum, quam privatarum, quibus in Academia Fridericiana Buetzoviensi, omnium ordinum Professores, privatique in munere praelegendi constituti Doctores, post festum Michaelis a. MDCCLXIII. ad festum Paschatos a. MDCCLXIV. operam navabunt, Bützow [1763]. Elenchus praelectionum tam publicarum, quam privatarum, quibus in Academia Fridericiana Buetzoviensi, omnium ordinum Professores, privatique in munere praelegendi constituti Doctores, post festum Paschatos a. MDCCLXIV ad festum Michaelis a. MDCCLXIV, Bützow [1764]. Elenchus praelectionum tam publicarum, quam privatarum, quibus in Academia Fridericiana Buetzoviensi, omnium ordinum Professores, privatique in munere praelegendi constituti Doctores, post festum Michaelis a. MDCCLXIV ad festum Paschatos a. MDCCLXV operam navabunt, Bützow [1764]. Catalogus praelectionum a Professoribus et Doctoribus Academiae Fridericianae Buetzoviensis publice et privatim per aestatem anni MDCCLXV. habendarum, Bützow [1765]. Catalogus praelectionum publice et privatim in Academia Fridericiana per hyemem A. O. R. CI I CC LXV habendarum, Bützow [1765]. Index lectionum publicarum et privatarum in Academia Fridericiana a festo Michaelis MDCCLXVI. ad festum Paschatos MDCCLXVII. habendarum, Bützow [1766]. Catalogus praelectionum publice et privatim in Academia Fridericiana per aestatem A. S. R. CI I CC LXVII. habendarum, Bützow [1767]. Index, lectionum, publicarum et privatarum, in Academia Fridericiana quae est Buetzovii, per aestatem, anni MDCCLXVIII, habendarum, Bützow [1768]. Elenchus praelectionum tam publicarum quam privatarum in Academia Fridericiana Buetzoviensi a festo Michaelis MDCCLXVIII ad festum Paschatos MDCCLXIX. habendarum, Bützow [1768]. Catalogus praelectionum publice et privatim in Academia Fridericiana per aestatem A. O. R. CI I CC LXVIIII. habendarum, Bützow [1769]. Catalogus praelectionum in Academia Fridericiana per semestre hibernum a. CI I CC LXVIIII – LXX. publice et privatim habendarum, Bützow [1769]. Catalogus praelectionum in Academia Fridericiana quae Buetzovii est, semestri aestivo A. O. R. CI I CC LXX. habendarum, Bützow [1770]. Catalogus praelectionum tam publicarum, quam privatarum in Academia Fridericiana Buetzoviensi a festo Michaelis MDCCLXX ad festum Paschatos MDCCLXXI. habendarum, Bützow [1770]. C C

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Index lectionum publicarum et privatarum, in Academia Fridericiana, quae est Buetzovii, per aestatem anni MDCCLXXI, habendarum, Bützow [1771]. Catalogus praelectionum tam publicarum, quam privatarum in Academia Fridericiana Buetzoviensi a festo Michaelis MDCCLXXI. ad festum Paschatos MDCCLXXII. habendarum, Bützow [1771]. Catalogus praelectionum publice et privatim, in Academia Fridericiana quae est Buetzovii per aestatem anni MDCCLXXII. habendarum, Bützow [1772]. Index praelectionum publicarum et privatarum in Academia Fridericiana quae est Buetzovii, per semestre hibernum a. CI I CC LXXII – LXXIII. habendarum, Bützow [1772]. Catalogus praelectionum publicarum et privatarum in Academia Fridericiana Buetzoviensi per aestatem a. CI I CC LXXIII. habendarum, Bützow [1773]. Index lectionum in Academia Fridericiana Buetzoviensi per semestre hibernum a. CI I [CC] LXXIII – CI I [CC] LXXIV. habendarum, Bützow [1773]. Index lectionum publice et privatim in Academia Fridericiana quae Buetzovium ornat, per semestre aestivum a. 1774. habendarum, Bützow [1774]. Index lectionum publice et privatim in Academia Fridericiana quae Buetzovium ornat, per semestre hybernum a termino Michaelis a. 1774. ad festum Paschatis 1775. habendarum, Bützow [1774]. Index lectionum publice et privatim in Academia Fridericiana quae Buetzovium ornat, per semestre aestivum a. 1775. habendarum, Bützow [1775]. Index lectionum publice et privatim in Academia Fridericiana quae Buetzovium ornat, per semestre hybernum a termino Michaelis a. 1775. ad festum Paschatis 1776. habendarum, Bützow [1775]. Index lectionum publice et privatim in Academia Fridericiana quae Buetzovium ornat, per semestre aestivum a. 1776. habendarum, Bützow [1776]. C C

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5.4 Liste der Vorlesungsverzeichnisse, Universtät Kiel (1776–1788)

Index praelectionum in Academia Christiano-Albertina per semestre hibernum usque ad festum diem Paschatos anni CI I CC LXXVII. habendarum, Kiel [1776]. Index praelectionum in Academia Christiano-Albertina per semestre aestivum inde a festo Paschatis usque ad diem festum D. Michaelis anno CI I CC LXXVII. habendarum, Kiel [1777]. Index praelectionum in Academia Christiano-Albertina per semestre hibernum inde a die Michaelis CI I CC LXXVII usque ad diem festum Paschatis anno CI I CC LXXVIII. habendarum, Kiel [1777]. Index praelectionum in Academia Christiano-Albertina per semestre aestivum inde a festo Paschatis CI I CC LXXVIII usque ad diem festum Michaelis anno CI I CC LXXVIII. habendarum, Kiel [1778]. Index praelectionum in Academia Christiano-Albertina per semestre hibernum inde a die Michaelis CI I CC LXXVIII usque ad diem festum Paschatis anno CI I CC LXXVIIII habendarum, Kiel [1778]. Index praelectionum in Academia Christiano-Albertina per semestre aestivum inde a die festo Paschatis usque ad diem festum Michaelis anno CI I CC LXXIX. habendarum, Kiel [1779]. Index praelectionum in Academia Christiano-Albertina per semestre hibernum inde a die Michaelis usque ad diem festum Paschatis anno CI I CC LXXX habendarum, Kiel [1779]. Index praelectionum in Academia Christiano Albertina a festo Paschatis usque ad diem festum Michaelis anno CI I CC LXXX habendarum, Kiel [1780]. Index praelectionum in Academia Regia Christiano-Albertina a festo Michaelis CI I CC LXXX usque ad diem festum Paschatis anno CI I CC LXXXI habendarum, Kiel [1780]. Index praelectionum in Academia Regia Christiano Albertina per semestre aestivum inde a festo die Paschatis usque ad diem Michaelis anno CI I CC LXXXI habendarum, Kiel [1781]. Index praelectionum in Academia Regia Christiano Albertina a festo Michaelis CI I CC LXXXI usque ad diem festum Paschatis anno CI I CC LXXXII habendarum, Kiel [1781]. Index praelectionum in Academia Regia Christiano-Albertina inde a festo die Paschatis usque ad diem Michaelis anno CI I CC LXXXII habendarum, Kiel [1782]. C C

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Anhang 5

Index praelectionum in Academia Regia Christiana Albertina a festo Michaelis CI I CC LXXXII usque ad diem festum Paschatis anni CI I CC LXXXIII habendarum, Kiel [1782]. Index praelectionum in Academia Regia Christiano-Albertina inde a festo die Paschatis usque ad diem Michaelis anno CI I CC LXXXIII habendarum, Kiel [1783]. Index praelectionum in Academia Regia Christiano-Albertina inde a die festo Michaelis a. CI I CC LXXXIII usque ad diem festum Paschatis a. CI I CC LXXXIV habendarum, Kiel [1783]. Index praelectionum in Academia Regia Christiano-Albertina inde a feriis Paschalibus a. CI I CC LXXXIV usque ad diem festum Michaelis a. CI I CC LXXXIV habendarum, Kiel [1784]. Index praelectionum in Academia Regia Christiano-Albertina a festo Michaelis a. CI I CC LXXXIV usque ad diem festum Paschatis anni CI I CC LXXXV habendarum, Kiel [1784]. Index praelectionum in Academia Regia Christiano-Albertina inde a feriis Paschalibus usque ad diem festum Michaelis a. CI I CC LXXXV habendarum, Kiel [1785]. Index praelectionum in Academia Regia Christiana-Albertina a festo Michaelis a. CI I CC LXXXV usque ad diem festum Paschatis anni CI I CC LXXXVI habendarum, Kiel [1785]. Index praelectionum in Academia Regia Christiano-Albertina a festo Paschatis usque ad diem festum Michaelis anni CI I CC LXXXVI habendarum, Kiel [1786]. Index praelectionum in Academia Regia Christiana Albertina a festo Michaelis a. CI I C CC LXXXVI usque ad diem festum Paschatis anni CI I CC LXXXVII habendarum, Kiel [1786]. Index praelectionum in Academia Regia Christiana Albertina a die XXX aprilis usque ad festum diem Michaelis anni MDCCLXXXVII habendarum, Kiel [1787]. Index praelectionum in Academia Regia Christiana Albertina inde a die XXII octobris a. MDCCLXXXVII usque ad diem festum Paschatis a. MDCCLXXXVIII habendarum, Kiel [1787]. Index praelectionum in Academia Regia Christiana Albertina a die XIV aprilis usque ad festum diem Michaelis anni MDCCLXXXVIII habendarum, Kiel [1788]. Index praelectionum in Academia Regia Christiana Albertina inde a die XX octobris a. MDCCLXXXVIII. usque ad diem festum Paschatis a. MDCCLXXXIX habendarum, Kiel [1788]. C C

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5.5 Zugängliche Ankündigungen der Lehrveranstaltungen im Kielischen Litteratur-Journal (1779–1783)

Anzeige der akademischen Vorlesungen und anderer Beschäftigungen auf der Königlichen Universität Kiel, im nächsten Sommerhalbenjahre. In: Kielisches LitteraturJournal, 1779, Bd. 1, S. 175f. Anzeige der akademischen Vorlesungen und anderer Beschäftigungen auf der Königlichen Universität Kiel im nächsten Winterhalbenjahre. In: Kielisches LitteraturJournal, 1779, Bd. 2, S. 166f. Anzeige der akademischen Vorlesungen und anderer Beschäftigungen auf der Universität Kiel, im nächsten Sommerhalbenjahre. In: Kielisches Litteratur-Journal, 1780, Bd. 1, S. 197f. Anzeige der akademischen Vorlesungen und anderer Beschäftigungen auf der Universität Kiel, im nächsten Winterhalbenjahre. In: Kielisches Litteratur-Journal, 1780, Bd. 2: S. 773f. Anzeige der akademischen Vorlesungen und anderer Beschäftigungen auf der Universität Kiel, im nächsten Sommerhalbenjahre. In: Kielisches Litteratur-Journal, 1781, Bd. 1, S. 101f. Anzeige der akademischen Vorlesungen und anderer Beschäftigungen auf der Universität Kiel, im nächsten Winterhalbenjahre. In: Kielisches Litteratur-Journal, 1781, Bd. 1, S. 486. Anzeige der akademischen Vorlesungen und anderer Beschäftigungen auf der Universität Kiel im gegenwärtigen Sommerhalbenjahre. In: Kielisches Litteratur-Journal, 1782, Bd. 1, S. 100f. Anzeige der akademischen Vorlesungen und anderer Beschäftigungen auf der Universität Kiel im gegenwärtigen Winterhalbenjahre. In: Kielisches Litteratur-Journal, 1782, Bd. 2, S. 388f. Anzeige der akademischen Vorlesungen und anderer Beschäftigungen auf der Universität Kiel im gegenwärtigen Sommerhalbenjahre. In: Kielisches Litteratur-Journal, 1783, Bd. 1, S. 4f. Anzeige der akademischen Vorlesungen und anderer Beschäftigungen auf der Universität Kiel im gegenwärtigen Winterhalbenjahre. In: Kielisches Litteratur-Journal, 1783, Bd. 1, S. 388f.

Anhang 6 Zeittafel zu Tetens’ Leben und Werk

Zeittafel zu Tetens’ Leben und Werk

139

1736, 16. September Jan Claßen Tetens wird in Tetenbüll in der Familie von Jacob Tetens (1713–1762) und Martje Tetens, geb. Claußen (1707– 1790) geboren 1736, 21. September Taufe 1740

Umzug der Familie nach Tönning; danach Besuch der Stadtschule

um 1751

Beginn des Unterrichts an der Lateinschule (Lateinklasse) bei J. Chr. Kleffel

1755, 17. April

öffentliche Abschiedsrede in der Lateinklasse: „Ob die weltlichen Studia der Religion und Gottesfurcht zuwider oder schädlich sein?“

1755, 23. Mai

Immatrikulation an der Universität Rostock, Studium der Theologie und Philosophie

1757, 30. April

Immatrikulation an der Universität Kopenhagen, Studium der Physik, Mathematik und Philosophie

1759

Rückkehr nach Rostock

1759, Juli

die erste Veröffentlichung: Gedanken von dem Einfluß des Climatis in die Denkungsart des Menschen

1759, 7. Oktober

Magister der Philosophie, Rostock

1760, 26. Juli

Disputation über die Dissertation Dissertatio physica de cavssa caervlei coeli coloris, Opponent N. Breding; danach Lehrtätigkeit an der Universität Rostock

1760, Oktober

Gesuch an den Herzog von Mecklenburg um Aufnahme als Hochschullehrer an der neuen Akademie in Bützow; Veröffentlichung der Einladungsschrift zu den Vorlesungen Gedancken über einige Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind

1760, Oktober

Beginn der Vorlesungstätigkeit in Bützow

1761

Abhandlung von den vorzüglichsten Beweisen des Daseins Gottes; Abhandlung Von dem Maaß der lebendigen Kräfte in der Zeitschrift von W. J. G. Karsten, Beyträge zur Aufnahme der Theoretischen Mathematik

1762–1763

zahlreiche Veröffentlichungen in den Mecklenburgischen Nachrichten, Fragen und Anzeigen

1763

Tetens wird zum Professor für Physik an der Akademie Bützow als Nachfolger von A. J. D. Aepinus ernannt; bis zum Jahre 1776 hält er Vorlesungen in Metaphysik, Logik, praktischer Philosophie, Naturrecht, Physik, reiner Mathematik usw.

1763, Juli

unter der Betreuung von Tetens promoviert J. J. Engel: Disser-

140

Anhang 6

tatio physica de caussa fluxus siphonis bicruralis in vacuo continuati 1763–1775

zahlreiche Veröffentlichungen in den Gelehrten Beyträgen zu den Mecklenburg-Schwerinschen Nachrichten

1765–1766

zahlreiche Veröffentlichungen in den Schleswig-Holsteinischen Anzeigen von politischen, gelehrten, und andern Sachen

1765

Direktor des Pädagogiums in Bützow; jährliche Reden zu den Jubiläen des Pädagogiums

1765, 11. Oktober

Heirat in Muchow mit Maria Margareta Buchow (Buchau) (1741–1818), Tochter eines Friseurs; die Ehe bleibt kinderlos

1766–1767

Rektor der Akademie in Bützow

1767

Ausführliche Nachricht von der Einrichtung des Herzoglichen Paedagogium zu Bützow

1767–1770

Auseinandersetzung mit den Lehrern am Pädagogium

1769

Commentatio de principio minimi

1770

Rektor der Akademie in Bützow; endgültiger Abschied vom Pädagogium

1772

Ueber den Ursprung der Sprachen und der Schrift

1773

Veröffentlichung der deutschen Übersetzung der lateinischen Schrift über die Mechanik von J. Kraft

1773

Ueber die beste Sicherung seiner Person bey einem Gewitter

1773–1775

vermutliche Bekanntschaft mit J. E. Biester

1774

Rektor der Akademie in Bützow

1775

Ueber die allgemeine speculativische Philosophie

um 1775

Bekanntschaft und Briefwechsel mit J. G. H. Feder

1775–1779

Polemik mit J. Chr. Lossius

1776

Ruf an die Universität Kiel, Lehrstuhl für Philosophie; offizielle Ernennung am 3. Juli 1776

1776, Oktober

Umzug nach Kiel und Lehrtätigkeit an der Universität Kiel bis zum Jahre 1789; Vorlesungen in Metaphysik, Logik, Geschichte der Philosophie, reiner und angewandter Mathematik, Physik, Deichbaukunst usw.

1777

Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung

1777, 29. Juni 1777

Ruf an die Universität Halle als Nachfolger von G. F. Meier (von Tetens abgelehnt)

1777–1778

Bekanntschaft und Polemik mit D. Tiedemann

Zeittafel zu Tetens’ Leben und Werk

141

1778

Ueber die Realität unsers Begriffs von der Gottheit. Erste Abtheilung über die Realität unsers Begriffs von dem Unendlichen in den Beyträgen zur Beförderung theologischer und andrer wichtigen Kenntnisse; in der Folge weitere Aufsätze in dieser Zeitschrift

1778, 1779, 1780

Reisen in die Marschländer und nach Holland im Auftrag der dänischen Regierung mit dem Ziel, das Problem der Entwässerung sowie des Deichbaus und der Schleusenwerke zu untersuchen

1779–1780

Rezensionen im Kielischen Litteratur-Journal

1781, 25. August

Gehaltszulage (700 Reichstaler jährlich)

1783

Ueber den Verstand in der Gottheit gegen Hume; Ueber die göttliche Gerechtigkeit, den Zweck der göttlichen Strafen; Von der Abhängigkeit des Endlichen von dem Unendlichen

1784, 18. Juni

neben dem Lehrstuhl für Philosophie bekommt Tetens noch den Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Kiel

1784–1785

Ausarbeitung des Plans der neuen Professoren-Witwenkasse

1784–1785

Polemik mit F. G. Klopstock über die neue Orthographie der deutschen Sprache

1784–1785

Dekan der philosophischen Fakultät

1785–1786

Prorektor der Universität Kiel; Universitätsrede Oratio de studiis academicis ad culturam rationis dirigendis die erste mathematische Schrift über Versicherungsfragen in Deutschland Einleitung zur Berechnung der Leibrenten und Anwartschaften, die Tetens nach Prüfung der Calenbergischen Witwenkasse verfaßt

1786

Beytrag zur Geschichte der Toleranz in protestantischen Ländern mit Verteidigung des Pastors Berner gegen pietistische Angriffe

1786, 15. Oktober

Teilnahme an der feierlichen Prozedur der Aufhebung der Leibeigenschaft auf dem Gut Eckdorf von F. W. C. Graf von Holck

1787

Direktor der schleswig-holsteinischen patriotischen Gesellschaft

1787, 16. November Tetens wird auf Empfehlung von Th. Bugge Mitglied der Dänischen Akademie der Wissenschaften; 1788, 1793, 1799 Veröffentlichungen in den Sammelbänden der Akademie Nye Samling af det Kongelige Danske Videnskabers Selskabs Skrivter; Vorträge am 8. Februar 1788, 5. März 1790, 4. Januar 1793 und 6. Februar 1795

142

Anhang 6

1787–1788

zahlreiche Veröffentlichungen in den Schleswig-Holsteinischen Provinzialberichten

1788

Ueber den jezigen dänischen Geldcours und die Münzveränderung in den Herzogthümern Schleswig und Hollstein; das Honorar spendet Tetens für das in Kiel gebaute Krankenhaus

1788

Reisen in die Marschländer an der Nordsee zur Beobachtung des Deichbaus in Briefen

1789

Ernennung zum dänischen Staatsbeamten mit dem Rang eines Justizrats. Umzug nach Kopenhagen. Tetens wird im Laufe der Jahre Mitglied der Versorgungsanstalt, Mitdirektor der Dänischen Königlichen Bank, Mitglied der Direktion der SchleswigHolsteinischen Bank, königlicher Direktor der Brandanstalt usw.

1789, 20. Februar

Mitglied der Finanzkassendirektion in Kopenhagen

1789, 20. Februar – 1790, 25. Juni

Assessor am Finanzkollegium in Kopenhagen

1789, 27. November Mitglied der Direktion der Witwenkasse in Kopenhagen 1790, 2. Juli (Resolu- Deputierter des Finanzkollegiums in Kopenhagen tion vom 25. Juni) 1790–1799

Veröffentlichungen in der Zeitschrift Minerva

1791

Etatsrat

1792

Polemik mit C. F. Cramer über die französische Revolution

1793

Hvorledes det mindre Antal kan udgiøre fleste Stemmer? tilligemed nogle Anmæ´rkninger over Rousseaus Contract social, og over den nyere franske Statsret

1794, 9. November

Tetens macht zusammen mit seiner Frau sein Testament

1795

Tetens setzt auf das Jahr 1797 eine Preisfrage aus: Was wird erfordert zu einer völlig zweckmäßigen Brandanstalt in grösseren Städten? mit Prämien aus eigenen Ersparnissen; Sieger F. Valentiner

1795

Veröffentlichung der deutschen Übersetzung der dänischen Schrift von Chr. K. Lous Einige Versuche und Vorschläge betreffend die Theorie der Navigation um sie vollkommener und ihre Anwendung auf der See sicherer zu machen Formula Polynomiorum im Sammelband von C. F. Hindenburg Mitglied der Italienischen Akademie der Wissenschaften, der Literatur und der Künste in Florenz Betrachtungen über die gegenseitigen Befugnisse der kriegführenden Mächte und der Neutralen auf der See

1796 1798 1802

Zeittafel zu Tetens’ Leben und Werk

143

1802, 10. Dezember Konferenzrat 1803–1806

Briefwechsel mit F. Nicolai

1806

die zu den Lebzeiten letzte Veröffentlichung Conside´rations sur les droits re´ciproques des puissances bellige´rantes et des puissances neutres sur mer: avec les principes du droit de guerre en ge´ne´ral

1807, 14. August

Tetens stirbt; Th. Bugge hält eine Abschiedsrede in der Dänischen Akademie der Wissenschaften am 4. Dezember 1807

1809

Tetens wird in der großen Gruft der St. Petri Kirche in Kopenhagen nach der Restauration der Kirche von den Schäden des englischen Bombardements von 1807 beigesetzt

1936

die Überreste von Tetens werden nach der Rekonstruktion der Gruft auf den alten Friedhof vor den südlichen Flügel der Kapelle St. Petri in Kopenhagen überführt

Personenregister

Personenregister zur Schrift Über die allgemeine speculativische Philosophie Aristoteles 21, 38 Bacon, Francis 17 f., 35, 43 f. Beattie, James 9–11, 44 Berkeley, George 11 Bonnet, Charles 13 Brucker, Johann Jakob 30

Lambert, Johann Heinrich 41 Leibniz, Gottfried Wilhelm 5, 22, 24, 27 f., 30 f., 39, 41f., 44 f. Locke, John 18 f., 36–38, 42–45 Malebranche, Nicolas 31 Mosheim, Johann Lorenz 30

Cicero, Marcus Tullius 3 Clarke, Samuel 24, 41, 45 Condillac, E´tienne Bonnot de 42, 44

Newton, Isaac 11, 43

Descartes, Rene´ 19, 22, 30 Diogenes Laertios 30

Pythagoras 19

Epikur 30 Euklid 16, 39 Home, Henry 9, 44 Hume, David 11, 18, 25, 37 f., 42–44 Kant, Immanuel 16, 24, 27f. Kepler, Johannes 11 Kopernikus, Nikolaus 19

Oswald, James 9, 10 f.

Reid, Thomas 9, 11, 44 Robinet, Jean-Baptiste 13 Search, Edward [= Abraham Tucker] 44 Seneca, Lucius Annaeus 11 Sextus Empiricus 16 Tschirnhaus, Ehrenfried Walther v. 44 Wolff, Christian 5, 24, 27, 39, 44

Personenregister zu den Anhängen Kursive Seitenzahlen verweisen auf die Erläuterungen. Adelung, Johann Christoph 97, 116 Aepinus, Angelius Johann Daniel 139 Aichelin, Jörg 73, 87 Altmann, Alexander 77 Apelt, Otto 73, 86 Archimedes 78 Aristoteles 65f., 72, 76, 85 Arndt, Hans-Werner 50, 52, 103

Aso, Ken 75 Bacon, Francis 61, 65, 76, 80, 85 Bamberger, Fritz 77 Bartuschat, Wolfgang 52 Basedow, Johann Bernhard 64 Basler, Otto 79 Batteux, Charles 120, 128

146 Baumgarten, Alexander Gottlieb 53, 56, 66, 74– 76, 78f., 85, 116–118, 127 Baumgarten, Hans-Ulrich 57 Beattie, James 57–60, 85, 91f., 95, 103 Beck, Lewis White 60 Be´lidor, Bernard Forest de 123, 129 Bergman, Torbern 119, 128 Berkeley, George 59f., 71, 79, 85 Berner, Heinrich Ernst Christoph 141 Bianchi, Massimo Luigi 51, 75 Bien, Günther 65 Biester, Johann Erich 108–110, 140 Bion, Jean Thibault 129 Bissinger, Anton 66 Blatt, Jürgen 55 Böhr, Christoph 58, 110 Boerhaave, Herman 55 Bonitz, Hermann 66, 85 Bonnet, Charles 49f., 62, 85 Bopp, Karl 63 Boyle, Robert 54 Brandt, Reinhard 80 Breding, Nicolaus 139 Brockdorff, Cay Lorenz Baron von 122, 124 Brucker, Johann Jakob 72, 85 Buchenau, Artur 69, 87 Budde, Johann Franz 54 Büsch, Johann Georg 121f., 129 Büsching, Anton Friedrich 72f., 121, 128 Bugge, Thomas 141, 143 Camenz, Günter 116 Carboncini, Sonia 52, 66, 69f. Carvallo, He´ctor 66, 85 Cassirer, Ernst 59, 64, 69, 75, 87 Ciafardone, Raffaele 58 Cicero, Marcus Tullius 49, 85 Clarke, Samuel 68, 81, 86, 99 Cohen, Hermann 71 Condillac, E´tienne Bonnot de 79, 86 Conrad, Elfriede 67 Corvinus, Christian Johann Anton 51, 71, 116f., 127 Cramer, Andreas Wilhelm 124 Cramer, Carl Friedrich 142 Cramer, Johann Andreas 56 Crusius, Christian August 52, 64, 67, 75, 86 Cudworth, Ralph 72f., 87 Darjes, Joachim Georg 116f., 128 Delfosse, Heinrich P. 56, 67, 110

Personenregister Dellian, Ed 68, 86 Descartes, Rene´ 51, 65, 70, 73, 86 Diogenes Laertios 73, 86 Dosch, Hans Günter 73, 87 Eberhard, Johann August 79, 111 Edel, Geert 71 Eisler, Rudolf 54, 70 Elbogen, Ismar 77 Emmel, Armin 103 Engel, Johann Jakob 58, 108, 110, 139 Engfer, Hans-Jürgen 63, 80 Erxleben, Johann Christian Polykarp 80, 120f., 128 Eschenbach, Johann Christian 56, 60, 62f., 85 Eucken, Rudolf 51 Euklid 64, 74, 78, 86, 95 Eulenburg, Franz 116 Euler, Leonhard 68, 78 Fambach, Oscar 103 Farr, Wolfgang 60 Fattori, Marta 51, 75 Feder, Johann Georg Heinrich 52, 56, 58, 76, 79f., 85, 101, 103, 119–121, 127f., 140 Filtsch, Johann 111 Finster, Reinhard 52 Fischer, Norbert 65, 124 Flashar, Hellmut 65 Friedlein, Gottfried 74 Friedrich Herzog zu Mecklenburg 116f., 139 Funke, Gerhard 60 Garve, Christian 78 Gawlick, Günter 53f., 60 Gercke, Alfred 61 Gerhardt, Carl Immanuel 69 Gesner, Johann Matthias 118, 121, 128 Gigon, Olof 49, 86 Gottsched, Johann Christoph 55 Grassi, Ernesto 66, 85 Gravesande, Willem Jacob → s’ Gravesande, Willem Jacob Grimm, Jakob u. Wilhelm 69 Grumach, Ernst 65 Guldencrone, Matthias Baron von 125 Guttmann, Julius 77 Haller, Albrecht von 61, 86 Hamann, Johann Georg 69 Hauser, Christian 50, 72 Heintel, Erich 52, 69

Personenregister Helmont, Jan Baptista van 54 Herz, Markus 67f. Hindenburg, Carl Friedrich 142 Hinske, Norbert 51, 53, 56, 58, 63, 66f., 72, 75, 110 Hißmann, Michael 111 Höffe, Otfried 72 Hoff, Heinrich Georg 55 Hogrebe, Wolfram 53 Holck, Friedrich Wilhelm Conrad Graf von 141 Holzboog, Eckhart 65 Holzhey, Helmut 71 Home, Henry 57, 86, 91, 95 Honnefelder, Ludger 63 Horsley, Samuel 54 Hume, David 50, 54, 57, 59–61, 69f., 76, 80, 86, 101, 141 Husserl, Edmund 66

147 Kuehn, Manfred 57, 60 Lambert, Johann Heinrich 50–53, 56, 63, 65, 67, 78f., 87, 98, 103 Lavoisier, Antoine Laurent 55 Le Moli, Andrea 52 Lea, Elisabeth 116 Leibniz, Gottfried Wilhelm 50f., 54, 59, 68f., 71– 73, 78, 81, 86f. Linne´, Carl von 55 Locke, John 50, 79f., 87, 101 Lötzsch, Frieder 56 Lossius, Johann Christian 50, 58, 64, 71, 140 Lous, Christian Karl 142 Ludovici, Carl Günther 80

Malebranche, Nicolas 71, 73, 87 Maupertuis, Pierre-Louis Moreau de 79 Meibom, Marcus 73 Meier, Georg Friedrich 75f., 110, 140 Jäsche, Gottlob Benjamin 76 Mellmann, Johann Wilhelm Ludwig 123f. Jori, Alberto 65 Mendelssohn, Moses 50, 62, 77f., 86f., 110 Michaelis, Johann David 55 Jürß, Fritz 64, 88 Mittwoch, Eugen 77 Kästner, Abraham Gotthelf 81, 118, 120–125, Möller, Johann Georg Peter 91, 103 Mosheim, Johann Lorenz 72f., 87 128f. Kant, Immanuel 49–54, 57–74, 76–80, 86, 103, Most, Glenn W. 73, 87 Müller, Rainer A. 110 110f., 123f. Kanzian, Christian 64 Karsten, Wenceslaus Johann Gustav 81, 121, Nadler, Josef 69 Nakazawa, Takeshi 65 123–126, 129f., 139 Nehren, Birgit 67 Kawamura, Katsutoshi 67 Newton, Isaac 54, 68f., 95 Kepler, Johannes 95 Nicolai, Friedrich 143 Kleffel, Johann Christoph 139 Nidditch, Peter Harold 60, 62 Klemme, Heiner F. 111 Nieuwentyt, Bernard 54 Klopstock, Friedrich Gottlieb 141 Nizolio, Mario 69 Koblank, Eva 51 Koch, Tina 65 Oberhausen, Michael 57, 64, 71f. Kopernikus, Nikolaus 99 Oswald, James 57–59, 87, 91f., 95, 103 Kordes, Bernhard 124f. Kosˇenina, Alexander 58 Palumbo, Pietro 52 Kraft, Jens 140 Pfannkuch, Heinrich 52 Kraus, Christian Jacob 111 Pimpinella, Pietro 75 Krause, Christian Friedrich 67, 86 Pinder, Tillmann 63 Kreimendahl, Lothar 53f., 57, 60, 80, 103 Krouglov, Alexei N. 52–54, 56f., 65, 79, 110f., Platner, Ernst 74, 111 123 Platon 51 Krünitz, Johann Georg 55 Pollock, Konstantin 80 Kruglov, Aleksej Nikolaevicˇ → Krouglov, Ale- Priestley, Joseph 59, 92, 103 xei N. Proklos 74 Kruse, Laurids 124 Ptolemäus I. Soter 74

148 Puech, Michael 59, 61 Pythagoras 65 Rahbek, Knud Lyne 124 Ramler, Karl Wilhelm 120, 128 Recki, Birgit 59 Reich, Klaus 73, 86 Reid, Thomas 57, 59, 87, 91f., 95, 103 Reimarus, Hermann Samuel 56f., 63, 66, 71, 76, 79, 85, 117–119, 121–127 Reuss, Jeremias David 103 Reventlow, Heinrich Graf von 122f. Robinet, Andre´ 74, 87 Robinet, Jean-Baptiste 62, 87 Röhl, Lampert Hinrich 128 Rolfes, Eugen 72 Rudolph, Enno 73, 87

Personenregister Specht, Rainer 58 Spinoza, Baruch de 52 Spree, Axel 103 Stiening, Gideon 111 Strauss, Leo 77 Ströker, Elisabeth 66 Tetens, Jacob 139 Tetens, Johann Nicolaus passim Tetens, Maria Margareta geb. Buchow 140 Tetens, Martje geb. Claußen 139 Thaer, Clemens 64, 86 Tiedemann, Dietrich 140 Tonelli, Giorgio 52, 54, 63, 70 Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 80, 88 Tucker, Abraham → Search, Edward

Uebele, Wilhelm 49, 60, 62, 72 Ulrich, Johann August Heinrich 53, 56, 63, 121, s’ Gravesande, Willem Jacob 118, 127 127 Schenmark, Nicolaus 123, 129 Schepers, Heinrich 53f., 63, 70 Vaihinger, Hans 62, 65, 68 Schmidt, Raymund 62 Valentiner, Friedrich 121f., 142 Schneiders, Werner 58 Vasil’ev, Vadim Valer’evicˇ 79 Schüßler, Werner 59, 72f. Virgin, Johann Bernhard 55 Schütz, Christian Gottfried 49 Vogel, Dagmar 59 Schuller, Georg Adolf 111 Schulz, Hans 79 Waldenfels, Bernhard 59 Schwaiger, Clemens 65 Weischedel, Wilhelm 72 Search, Edward 80, 88 Segner, Johann Andreas von 55, 116–120, 128f. Wiemers, Gerald 116 Wolff, Christian 49–51, 53–57, 63, 66–71, 74–76, Seidel, Arthur 72 78–81, 85, 121–123, 129f. Selby-Bigge, Lewis Amherst 60, 62 Wunderlich, Falk 111 Sellhoff, Michael 56, 126 Wundt, Max 57, 78 Seneca, Lucius Annaeus 61, 88 Sextus Empiricus 64, 88 Zedlitz, Karl Abraham Freiherr von 109–111 Sirova´tka, Jakub 124 Zekl, Hans Günter 73, 86 Sparn, Walter 54

Verzeichnis der Abbildungen

Frontispiz

Stich von Johann Daniel Laurenz nach einer Zeichnung von Gerhard Ludwig Lahde (spätestens Dezember 1803). Erste Veröffentlichung: Neue allgemeine deutsche Bibliothek, Bd. 83, St. 1, Berlin und Stettin 1803. Frontispiz.

Abbildung 1

Titelblatt der Erstausgabe der Schrift Ueber die allgemeine speculativische Philosophie, Bützow und Weimar 1775.

Abbildung 2

Die Doktor- bzw. Magisterurkunde von Tetens. UB Rostock, Sondersammlungen, Sammlung Familienpapiere, Personalakten von J. N. Tetens.

„Forschungen und Materialien zur deutschen Aufklärung“ (Stand Sommer 2017) Abteilung I: Texte zur Philosophie der deutschen Aufklärung Herausgegeben von Norbert Hinske, Oliver R. Scholz und Meinolf Vielberg Band 1:

Band 2:

Band 3:

Band 4:

Christian Wolff, Discursus praeliminaris de philosophia in genere / Einleitende Abhandlung über Philosophie im allgemeinen. Historisch-kritische Ausgabe. Übersetzt, eingeleitet und herausgegeben von Günter Gawlick und Lothar Kreimendahl. Stuttgart-Bad Cannstatt 1996. LXVIII, 293 S. Alexander Gottlieb Baumgarten, Metaphysica / Metaphysik. Historisch-kritische Ausgabe. Lateinisch-deutsch. Übersetzt, eingeleitet und herausgegeben von Günter Gawlick und Lothar Kreimendahl. Stuttgart-Bad Cannstatt 2011. LXXXVIII, 634 S. Lev Nikolaevicˇ Tolstoj, Gedanken Immanuel Kants. Anhand der Originalvorlagen aus dem Russischen zurückübertragen, eingeleitet und herausgegeben von Alexei Nikolaevicˇ Krouglov. Stuttgart-Bad Cannstatt 2016, LXXXII, 106 S. Mit 12 Abb. Johann Nicolaus Tetens, Über die allgemeine speculativische Philosophie. Historisch-kritische Ausgabe. Eingeleitet und herausgegeben von Alexei Nikolaevicˇ Krouglov und Heinrich P. Delfosse. In Zusammenarbeit mit Katharina Probst. Stuttgart-Bad Cannstatt 2017. XLVIII, 149 S. Mit 3 Abb.

Abteilung II: Monographien zur Philosophie der deutschen Aufklärung Herausgegeben von Norbert Hinske, Oliver R. Scholz und Meinolf Vielberg Band 1:

Band 2: Band 3: Band 4: Band 5:

Hans-Jürgen Engfer, Philosophie als Analysis. Studien zur Entwicklung philosophischer Analysiskonzeptionen unter dem Einfluß mathematischer Methodenmodelle im 17. und frühen 18. Jahrhundert. Mit einer Einleitung in die Reihe Forschungen und Materialien zur deutschen Aufklärung (FMDA) von Norbert Hinske. Stuttgart-Bad Cannstatt 1982. 293 S. Werner Schneiders, Aufklärung und Vorurteilskritik. Studien zur Geschichte der Vorurteilstheorie. Stuttgart-Bad Cannstatt 1983. 358 S. Alexander Altmann, Die trostvolle Aufklärung. Studien zur Metaphysik und politischen Theorie Moses Mendelssohns. Stuttgart-Bad Cannstatt 1982. 304 S. Günter Gawlick, Lothar Kreimendahl, Hume in der deutschen Aufklärung. Umrisse einer Rezeptionsgeschichte. Stuttgart-Bad Cannstatt 1987. 235 S. Sonia Carboncini, Transzendentale Wahrheit und Traum. Christian Wolffs Antwort auf die Herausforderung durch den cartesianischen Zweifel. Stuttgart-Bad Cannstatt 1991. 283 S.

Band 6: Norbert Hinske, Erhard Lange, Horst Schröpfer (Hrsg.), Der Aufbruch in den Kantianismus. Der Frühkantianismus an der Universität Jena 1785–1800 und seine Vorgeschichte. Stuttgart-Bad Cannstatt 1995. XVI, 272 S. Mit 102 Abb. Band 7: Christian Hauser, Selbstbewußtsein und personale Identität. Positionen und Aporien ihrer vorkantischen Geschichte. Locke, Leibniz, Hume und Tetens. Stuttgart-Bad Cannstatt 1994. 211 S. Band 8: Robert Theis, Gott. Untersuchung zur Entwicklung des theologischen Diskurses in Kants Schriften zur theoretischen Philosophie bis hin zum Erscheinen der Kritik der reinen Vernunft. Stuttgart-Bad Cannstatt 1994. 374 S. Band 9: Elfriede Conrad, Kants Logikvorlesungen als neuer Schlüssel zur Architektonik der Kritik der reinen Vernunft. Die Ausarbeitung der Gliederungsentwürfe in den Logikvorlesungen als Auseinandersetzung mit der Tradition. Stuttgart-Bad Cannstatt 1994. 161 S. Band 10: Clemens Schwaiger, Das Problem des Glücks im Denken Christian Wolffs. Eine quellen-, begriffs- und entwicklungsgeschichtliche Studie zu Schlüsselbegriffen seiner Ethik. Stuttgart-Bad Cannstatt 1995. 234 S. Band 11: Katsutoshi Kawamura, Spontaneität und Willkür. Der Freiheitsbegriff in Kants Antinomienlehre und seine historischen Wurzeln. Stuttgart-Bad Cannstatt 1996. 200 S. Band 12: Michael Oberhausen, Das neue Apriori. Kants Lehre von einer ,ursprünglichen Erwerbung‘ apriorischer Vorstellungen. Stuttgart-Bad Cannstatt 1997. 295 S. Band 13: Norbert Hinske, Zwischen Aufklärung und Vernunftkritik. Studien zum Kantschen Logikcorpus. Stuttgart-Bad Cannstatt 1998. 192 S. Band 14: Clemens Schwaiger, Kategorische und andere Imperative. Zur Entwicklung von Kants praktischer Philosophie bis 1785. Stuttgart-Bad Cannstatt 1999. 252 S. Band 15: Riccardo Pozzo, Georg Friedrich Meiers „Vernunftlehre“. Eine historischsystematische Untersuchung. Stuttgart-Bad Cannstatt 2000. 358 S. Band 16: Klaus-Gert Lutterbeck, Staat und Gesellschaft bei Christian Thomasius und Christian Wolff. Eine historische Untersuchung in systematischer Absicht. Stuttgart-Bad Cannstatt 2002. 250 S. Band 17: Christoph Böhr, Philosophie für die Welt. Die Popularphilosophie der deutschen Spätaufklärung im Zeitalter Kants. Stuttgart-Bad Cannstatt 2003. 324 S. Band 18: Horst Schröpfer, Kants Weg in die Öffentlichkeit. Christian Gottfried Schütz als Wegbereiter der kritischen Philosophie. Stuttgart-Bad Cannstatt 2003. 527 S. Mit 19 Abb. Band 19: Hanno Birken-Bertsch, Subreption und Dialektik bei Kant. Der Begriff des Fehlers der Erschleichung in der Philosophie des 18. Jahrhunderts. StuttgartBad Cannstatt 2006. 204 S. Band 20: Nelly Motroschilowa, Norbert Hinske (Hrsg.), Kant im Spiegel der russischen Kantforschung heute. Stuttgart-Bad Cannstatt 2008. 208 S.

Band 21: Takeshi Nakazawa, Kants Begriff der Sinnlichkeit. Seine Unterscheidung zwischen apriorischen und aposteriorischen Elementen der sinnlichen Erkenntnis und deren lateinische Vorlagen. Stuttgart-Bad Cannstatt 2009. 344 S. Mit 3 Abb. Band 22: Volker Dieringer, Kants Lösung des Theodizee-Problems. Eine Rekonstruktion. Stuttgart-Bad Cannstatt 2009. 151 S. Band 23: Christoph Böhr, Heinrich P. Delfosse (Hrsg.), Facetten der Kantforschung. Ein internationaler Querschnitt. Festschrift für Norbert Hinske. StuttgartBad Cannstatt 2011. 173 S. Mit 4 Abb. Band 24: Clemens Schwaiger, Alexander Gottlieb Baumgarten − ein intellektuelles Porträt. Studien zur Metaphysik und Ethik von Kants Leitautor. StuttgartBad Cannstatt 2011. 216 S. Band 25: Laura Anna Macor, Die Bestimmung des Menschen (1748–1800). Eine Begriffsgeschichte. Stuttgart-Bad Cannstatt 2013. 432 S.

Abteilung III: Indices zur Philosophie der deutschen Aufklärung Herausgegeben von Norbert Hinske Lambert-Index Band 1:

Band 2:

Band 3:

Band 4:

Norbert Hinske, Lambert-Index Bd. 1: Stellenindex zu Johann Heinrich Lambert „Neues Organon I“. Erstellt in Zusammenarbeit mit Heinrich P. Delfosse. Unter Mitwirkung von Michael Albrecht, Rainer A. Bast, Birgitta Drosdol, Hans-Jürgen Engfer und Birgit Nehren. Mit einer Einleitung in die dritte Abteilung der Reihe Forschungen und Materialien zur deutschen Aufklärung (FMDA) von Norbert Hinske. Stuttgart-Bad Cannstatt 1983. XLV, 393 S. Norbert Hinske, Lambert-Index Bd. 2: Stellenindex zu Johann Heinrich Lambert „Neues Organon II“. Erstellt in Zusammenarbeit mit Heinrich P. Delfosse. Unter Mitwirkung von Rainer A. Bast und Birgit Nehren. Stuttgart-Bad Cannstatt 1983. VI, 385 S. Norbert Hinske, Lambert-Index Bd. 3: Stellenindex zu Johann Heinrich Lambert „Anlage zur Architectonic I“. Erstellt in Zusammenarbeit mit Heinrich P. Delfosse. Unter Mitwirkung von Rainer A. Bast und Birgit Nehren. Stuttgart-Bad Cannstatt 1987. XXVII, 297 S. Norbert Hinske, Lambert-Index Bd. 4: Stellenindex zu Johann Heinrich Lambert „Anlage zur Architectonic II“. Erstellt in Zusammenarbeit mit Heinrich P. Delfosse. Unter Mitwirkung von Rainer A. Bast und Birgit Nehren. Stuttgart-Bad Cannstatt 1987. VI, 390 S.

Kant-Index, Section 1: Indices zum kantschen Logikcorpus Band 5: Norbert Hinske, Kant-Index Bd. 1: Stellenindex und Konkordanz zu Georg Friedrich Meier „Auszug aus der Vernunftlehre“. Erstellt in Zusammenarbeit mit Heinrich P. Delfosse und Heinz Schay. Unter Mitwirkung von Fred Feibert, Martina Gierens, Berthold Krämer und Elfriede Reinardt. StuttgartBad Cannstatt 1986. XLII, 584 S. Band 6: Norbert Hinske, Kant-Index Bd. 2: Stellenindex und Konkordanz zu „Immanuel Kant’s Logik“ (Jäsche-Logik). Erstellt in Zusammenarbeit mit Heinrich P. Delfosse und Heinz Schay. Unter Mitwirkung von Terry Boswell, Fred Feibert, Martina Gierens, Berthold Krämer und Elfriede Reinardt. Stuttgart-Bad Cannstatt 1986. XLIX, 633 S. Band 7: Norbert Hinske, Kant-Index Bd. 3: Stellenindex und Konkordanz zur „Logik Blomberg“. Erstellt in Zusammenarbeit mit Heinrich P. Delfosse und Elfriede Reinardt. Unter Mitwirkung von Terry Boswell, Sabine Ganz, Birgit Krier, Birgit Nehren und Susanne Schoenau. Teilband 3.1: Stellenindex. Stuttgart-Bad Cannstatt 1989. XCV, 358 S. Teilband 3.2: Konkordanz, Erste Hälfte (A–M). Stuttgart-Bad Cannstatt 1990. VII, 454 S. (S. 359–812). Teilband 3.3: Konkordanz, Zweite Hälfte (N–Z), und Sonderindices. Stuttgart-Bad Cannstatt 1990. VII, 513 S. (S. 813–1325). Band 8: Kant-Index Bd. 4: Stellenindex und Konkordanz zur „Logik Philippi“. Band 9: Norbert Hinske, Kant-Index Bd. 5: Stellenindex und Konkordanz zur „Wiener Logik“. Erstellt in Zusammenarbeit mit Heinrich P. Delfosse und Michael Oberhausen. Unter Mitwirkung von Hans-Werner Bartz, Christian Popp, Tina Strauch und Michael Trauth. Teilband 5.1: Stellenindex und Konkordanz, Erste Hälfte (A–E). StuttgartBad Cannstatt 1999. XCI, 383 S. Teilband 5.2: Konkordanz, Zweite Hälfte (F–Z), und Sonderindices. Stuttgart-Bad Cannstatt 1999. XII, 498 S. (S. 385–872). Band 10: Norbert Hinske, Kant-Index Bd. 6: Stellenindex und Konkordanz zur „Logik Pölitz“. Erstellt in Zusammenarbeit mit Terry Boswell, Heinrich P. Delfosse und Riccardo Pozzo. Unter Mitwirkung von Sabine Ganz, Sabine Harwardt, Michael Oberhausen und Michael Trauth. Teilband 6.1: Stellenindex. Stuttgart-Bad Cannstatt 1995. CXI, 194 S. Teilband 6.2: Konkordanz und Sonderindices. Stuttgart-Bad Cannstatt 1995. IX, 492 S. (S. 195–685). Band 11: Kant-Index Bd. 7: Stellenindex und Konkordanz zur „Logik Busolt“. Band 12: Kant-Index Bd. 8: Stellenindex und Konkordanz zur „Logik Dohna-Wundlacken“. Band 13: Kant-Index Bd. 9: Stellenindex und Konkordanz zu den Vorlesungsfragmenten.

Band 14: Kant-Index Bd. 10: Stellenindex und Konkordanz zu Kants Nachlaßreflexionen zur Logik. Band 15: Kant-Index Bd. 11: Wortverteilungsindices zum Logikcorpus. Band 16: Kant-Index Bd. 12: Sprachentwicklungsindices zum Logikcorpus. Band 17: Kant-Index Bd. 13: Parallelstellenkonkordanz zum Logikcorpus. Band 18: Norbert Hinske, Kant-Index Bd. 14: Personenindex zum Logikcorpus. Erstellt in Zusammenarbeit mit Heinrich P. Delfosse und Elfriede Reinardt. Unter Mitwirkung von Terry Boswell, Sabine Ganz, Birgit Krier, Birgit Nehren und Susanne Schoenau. Stuttgart-Bad Cannstatt 1991. CV, 156 S. Indices zu Wolff und seiner Schule Band 19: Heinrich P. Delfosse, Berthold Krämer, Elfriede Reinardt, Stellenindex und Konkordanz zu Christian Wolffs „Deutscher Logik“. Stuttgart-Bad Cannstatt 1987. XLII, 630 S. Band 20: Günter Gawlick, Lothar Kreimendahl, Stellenindex und Konkordanz zu Christian Wolffs „Discursus praeliminaris de philosophia in genere“. Erstellt in Zusammenarbeit mit Hans-Werner Bartz. Unter Mitwirkung von Heinrich P. Delfosse und Katja Weckesser. Stuttgart-Bad Cannstatt 1999. XXXIX, 584 S. Band 21: Heinrich P. Delfosse, Riccardo Pozzo, Clemens Schwaiger, Kant-Index Ergänzungsband. Stellenindex und Auswahlkonkordanz zu Georg Friedrich Meiers „Vernunftlehre“ mit einer vollständigen Konkordanz auf CDROM. Erstellt in Zusammenarbeit mit Michael Oberhausen und Michael Trauth. Unter Mitwirkung von Hans-Werner Bartz. Teilband 1: Stellenindex (A–N). Stuttgart-Bad Cannstatt 2005. LXIII, 298 S. Teilband 2: Stellenindex (O–Z) und Auswahlkonkordanz, Sonderindices und CD-ROM. Stuttgart-Bad Cannstatt 2005. VII, 333 S. (S. 299–632). CD-ROM: Konkordanz (Vollständige Version) auf CD-ROM. Stuttgart-Bad Cannstatt 2005. IV, 1726 S. (S. 633–2359). Kant-Index, Section 2: Indices zum kantschen Ethikcorpus Band 22: Heinrich P. Delfosse, Kant-Index Bd. 15: Stellenindex und Konkordanz zur „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“. Stuttgart-Bad Cannstatt 2000. CX, 487 S. Band 23: Heinrich P. Delfosse, Michael Oberhausen, Kant-Index Bd. 16: Stellenindex und Konkordanz zur „Kritik der praktischen Vernunft“. Unter Mitwirkung von Michael Albrecht, Elfriede Conrad und Michael Trauth. Teilband 16.1: Stellenindex und Konkordanz, Erste Hälfte (A−E). StuttgartBad Cannstatt 1995. XLIII, 369 S. Teilband 16.2: Konkordanz, Zweite Hälfte (F−Z), und Sonderindices. Stuttgart-Bad Cannstatt 1995. XLIII, 369 S.

Band 24: Kant-Index Bd. 17: Stellenindex und Konkordanz zur „Metaphysik der Sitten I (Rechtslehre)“. Band 25: Kant-Index Bd. 18: Stellenindex und Konkordanz zur „Metaphysik der Sitten II (Tugendlehre)“. Band 26: Kant-Index Bd. 19: Stellenindex und Konkordanz zu Kants kleineren Schriften zur Moralphilosophie. Band 27: Kant-Index Bd. 20: Stellenindex und Konkordanz zu Alexander Gottlieb Baumgarten „Initia philosophiae practicae primae“. Band 28: Kant-Index Bd. 21: Stellenindex und Konkordanz zu Alexander Gottlieb Baumgarten „Ethica philosophica“. Band 29: Kant-Index Bd. 22: Stellenindex und Konkordanz zu Gottfried Achenwall „Jus naturae (pars posterior)“. Band 30: Kant-Index Bd. 23: Stellenindex und Konkordanz zu Kants Nachlaßreflexionen zur Moralphilosophie. Band 31: Heinrich P. Delfosse, Norbert Hinske, Kant-Index Bd. 24: Stellenindex und Konkordanz zu Kants „Bemerkungen zu den Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen“ mit einem Stellenindex zu den „Beobachtungen“ als Anhang. Erstellt in Zusammenarbeit mit HansWerner Bartz, Katrin Tenenbaum und Michael Trauth. Unter Mitwirkung von Birgit Baumann und Tina Koch. Teilband 24.1: Einleitung, Sprachentwicklungsindex und Hauptindex. Stuttgart-Bad Cannstatt 2007. LXVII, 387 S. Teilband 24.2: Konkordanz und Sonderindices. Stuttgart-Bad Cannstatt 2007. X, 466 S. (S. 389–854). Teilband 24.3: Anhang: Stellenindex und Konkordanz zu den „Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen“ und Wortverteilungsindex. Stuttgart-Bad Cannstatt 2007. X, 405 S. (S. 855–1259). Band 32: Kant-Index Bd. 25: Stellenindex und Konkordanz zu Kants Vorarbeiten zu seinen ethischen Schriften. Band 33: Kant-Index Bd. 26: Stellenindex und Konkordanz zur „Praktischen Philosophie Herder“. Band 34: Kant-Index Bd. 27: Stellenindex und Konkordanz zur „Praktischen Philosophie Powalski“. Band 35: Kant-Index Bd. 28: Stellenindex und Konkordanz zur „Moralphilosophie Collins“. Band 36: Kant-Index Bd. 29: Stellenindex und Konkordanz zur „Metaphysik der Sitten Vigilantius“. Band 37: Heinrich P. Delfosse, Norbert Hinske, Gianluca Sadun Bordoni, KantIndex Bd. 30: Stellenindex und Konkordanz zum „Naturrecht Feyerabend“. Erstellt in Zusammenarbeit mit Benedikt Strobel und Michael Trauth. Teilband 30.1: Einleitung des „Naturrechts Feyerabend“. Text, Hauptindex, Konkordanz und Sonderindices. Stuttgart-Bad Cannstatt 2010, XLI, 206 S. Mit 4 Abb.

Band 38: Band Band Band Band

39: 40: 41: 42:

Teilband 30.2: Abhandlung des „Naturrechts Feyerabend“: Text und Hauptindex. Stuttgart-Bad Cannstatt 2014, CXXXVI, 174 S. Mit 6 Abb. Teilband 30.3: Abhandlung des „Naturrechts Feyerabend“: Konkordanz und Sonderindices. Stuttgart-Bad Cannstatt 2014, VIII, 442 S. (S. 175–618). Kant-Index Bd. 31: Stellenindex und Konkordanz zur „Moral Mrongovius“ und zur „Moral Mrongovius II“. Kant-Index Bd. 32: Wortverteilungsindices zum Ethikcorpus. Kant-Index Bd. 33: Sprachentwicklungsindices zum Ethikcorpus. Kant-Index Bd. 34: Parallelstellenkonkordanz zum Ethikcorpus. Kant-Index Bd. 35: Personenindex zum Ethikcorpus.

Kant-Index, Section 3: Indices zum Corpus der vorkritischen Schriften Band 43: Michael Albrecht, Heinrich P. Delfosse, Kant-Index Bd. 36: Stellenindex und Konkordanz zu den „Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte“. Erstellt in Zusammenarbeit mit Bernd Straßburg. Unter Mitwirkung von Jeannine Huster und Michael Trauth. Teilband 36.1: Einleitung, Hauptindex und Konkordanz (A–F). StuttgartBad Cannstatt 2012. LVI, 362 S. Teilband 36.2: Konkordanz (G–Z) und Sonderindices. Stuttgart-Bad Cannstatt 2012. VIII, 427 S. (S. 363–790). Band 44: Michael Albrecht, Heinrich P. Delfosse, Kant-Index Bd. 37: Stellenindex und Konkordanz zur „Allgemeinen Naturgeschichte und Theorie des Himmels“. Erstellt in Zusammenarbeit mit Irina Lepp. Unter Mitwirkung von Bernd Straßburg und Michael Trauth. Teilband 37.1: Einleitung, Hauptindex und Konkordanz (A–F). StuttgartBad Cannstatt 2009. LXII, 356 S. Teilband 37.2: Konkordanz (G–Z) und Sonderindices. Stuttgart-Bad Cannstatt 2009. VIII, 373 S. (S. 357–740). Band 45: Lothar Kreimendahl, Kant-Index Bd. 38: Stellenindex und Konkordanz zu „Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes“. Erstellt in Zusammenarbeit mit Hans-Werner Bartz, Heinrich P. Delfosse und Michael Oberhausen. Unter Mitwirkung von Katja Weckesser. Stuttgart-Bad Cannstatt 2003. LVI, 531 S. Band 46: Lothar Kreimendahl, Kant-Index Bd. 39: Stellenindex und Konkordanz zur Preisschrift von 1762/64, zu den „Negativen Größen“ und zur Vorlesungsankündigung für 1765/66. Erstellt in Zusammenarbeit mit Heinrich P. Delfosse und Michael Oberhausen. Teilband 39.1: Einleitung, Wortschatzverteilungsindex, Stellenindex und Konkordanz zur Preisschrift von 1762/1764. Stuttgart-Bad Cannstatt 2005. LXXII, 236 S.

Band 47: Band 48: Band 49: Band 50: Band 51:

Band 52:

Teilband 39.2: Hauptindices und Konkordanzen zu den „Negativen Größen“ und zur Vorlesungsankündigung für 1765/66. Stuttgart-Bad Cannstatt 2005. X, 395 S. (S. 237–631). Kant-Index Bd. 40: Stellenindex und Konkordanz zu den „Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen“. Kant-Index Bd. 41: Stellenindex und Konkordanz zu den „Träumen eines Geistersehers“. Kant-Index Bd. 42: Stellenindex und Konkordanz zu den kleineren Beiträgen der Jahre 1754–1756. Kant-Index Bd. 43: Stellenindex und Konkordanz zu den kleineren Beiträgen der Jahre 1757–1768. Antonio Lamarra, Pietro Pimpinella, Ada Russo, Kant-Index Bd. 44: Stellenindex und Konkordanz zu den lateinischen Dissertationen. Teilband 44.1: Einleitung, Wortschatzverteilungsindex, Hauptindex und Konkordanz (A–C). Stuttgart-Bad Cannstatt 2016. XLVIII, 350 S. Teilband 44.2: Konkordanz (D–V) und Sonderindices. Stuttgart-Bad Cannstatt 2016. VIII, 334 S. (S. 351–684). Lothar Kreimendahl, Kant-Index Bd. 45: Sprachentwicklungsindices zu den vorkritischen Schriften (1746–1770).

Indices zu Wolff und seiner Schule. Fortsetzung Band 53: Claus A. Andersen, Armin Emmel, Günter Gawlick, Lothar Kreimendahl, Michael Oberhausen, Michael Trauth: Kant-Index Bd. 46: Stellenindex und Konkordanz zu Alexander Gottlieb Baumgartens „Metaphysica“. Teilband 46.1: Einleitung und Hauptindex. Stuttgart-Bad Cannstatt 2016. CXX, 264 S. Teilband 46.2: Konkordanz (A–O). Stuttgart-Bad Cannstatt 2016. X, 408 S. (S. 265–672). Teilband 46.3: Konkordanz (P–Z) und Sonderindices. Stuttgart-Bad Cannstatt 2016. X, 458 S. (S. 673–1130). Band 54: Heinrich P. Delfosse, Alexei Nikolaevicˇ Krouglov, Katharina Probst, Kant-Index Ergänzungsband 2. Stellenindex und Konkordanz zu Johann Nicolaus Tetens’ „Über die allgemeine speculativische Philosophie“.