Finanzmarktanalysen, internationaler Handel und Politikkoordination [1 ed.] 9783428468201, 9783428068203

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Finanzmarktanalysen, internationaler Handel und Politikkoordination [1 ed.]
 9783428468201, 9783428068203

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Finanzmarktanalysen, internationaler Handel und Politikkoordination

Volkswirtschaftliche Schriften Begründet von Prof. Dr. Dr. h. c. J, Broermann

Heft 394

Finanzmarktanalysen, internationaler Handel und Politikkoordination Herausgegeben von Prof. Dr. J. Hanns Pie hier, M.Sc. Mit Beiträgen von Dr. Engelbert Dockner, Dr. Edgar Rosenmayr, Dr. Alfred Sitz

Duncker & Humblot · Berlin

CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Finanzmarktanalysen, internationaler Handel und Politikkoordination I hrsg. von J. Hanns Pichler. Mit Beitr. von Engelbert Dockner ... - Berlin: Duncker u. Humblot, 1990 (Volkswirtschaftliche Schriften; H. 394) ISBN 3-428-06820-3 NE: Pichler, Johann Hanns [Hrsg.]; Dockner, Engelbert [Mitverf.]; GT

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, für sämtliche Beiträge vorbehalten © 1990 Duncker & Humblot GmbH. Berlin 41 Fotoprint: Color-Druck Dorfi GmbH, Berlin 49 Printed in Germany ISSN 0505-9372

TSRN 3-428-06820-3

Inhaltsverzeichnis

Inhaltliche Schwerpunkte und zusammenfassende Ergebnisse

5

Teil 1: Marktstruktur und optimale Handelspolitik (von E. Dockner und A. Sitz) 1. Problemstellung und Motivation der Studie

9

2. Imperfekte Preisbildung auf Österreichs Exportmärkten

11

3. Ökonometrische Modelle

17

4. Empirische Resultate

18

5. Optimale Handelspolitik bei imperfekten Exportmärkten

21

6. Schlußbetrachtung

25

Preis- und Einkommenseffekte im Österreichischen Außenhandel (von E. Dockner) 1. Einleitung

37

2. Das theoretische Modell

38

3. Beschreibung der Daten

40

4. Die empirischen Ergebnisse

41

5. Abschließende Bemerkungen

43

Inhaltsverzeichnis

2

Realwirtschaftliche Konsequenzen von Wechselkursänderungen (von E. Dockner und A. Sitz) 1. Einleitung und Problemstellung der Studie

49

2. Wechselkursänderungen und Wirtschaftsstruktur

51

3. Strukturwandel und Wechselkursänderung in Österreich

55

4. Schlußbetrachtung

59

Teil 2: Gleichgewichtsmodelle - gültige Ansätze für den Österreichischen Aktienmarkt? (von E. Rosenmayr) 1. Vorbemerkung

67

2. Theoretische Überlegungen

69

3. Empirische Untersuchungen zum "market model"

76

4. Empirische Überprüfung des CAPM

80

5. Schlußbetrachtung

83

Die Informationseffizienz des Aktien- und Anleihemarktes in Österreich (von E. Rosenmayr) 1. Einleitung

91

2. Markteffizienz

92

3. Tests der Markteffizienz

99

4. Empirische Tests für den Österreichischen Kapitalmarkt

107

5. Makroökonomische Modelle im Vergleich zur ErwartungsEffizienzhypothese

110

6. Schlußbetrachtung

116

Inhaltsverzeichnis

3

Teil 3: Optimale Geld- und Fiskalpolitik einer kleinen offenen Volkswirtschaft bei alternativen Wechselkursregimen und strategischen Interdependenzen (von E. Dockner und A. Sitz) 1. Einleitung und Problemstellung

127

2. Ein dynamisches Makromodell für eine offene Volkswirtschaft

129

3. Optimale Geld- und Fiskalpolitik

133

4. Eine numerische Analyse

142

5. Zusammenfassung

146

Strategische Aspekte internationaler Politikkoordination (von E. Dockner) 1. Einleitung

151

2. Das Modell

152

3. Informationsstruktur, Gleichgewichtslösungen und deren Eigenschaften

154

4. Nicht-kooperative Gleichgewichte in offener Schleife

159

5. Das teilspielperfekte Nash-Gleichgewicht

163

6. Kooperative Lösungen

164

7. Schlußbemerkung

166

Inhaltliche Schwerpunkte und zusammenfassende Ergebnisse Vorliegende Studie besteht aus in sich geschlossenen Teilen, in denen jeweils ein spezifischer Inhalt empirischer bzw. theoretischer Natur abgehandelt wird. Folgende Aspekte stehen hiebei im Mittelpunkt der einzelnen Teilbereiche: • im Teil 1, die Frage der Preisbildung auf den Österreichischen Exportmärkten sowie die Erfassung von Preis- und Einkommenseffekten des Österreichischen Außenhandels sowie weiters, im seihen Zusammenhang, Auswirkungen der Hartwährungspolitik auf die industrielle Produktionsstruktur in Österreich; • im Teil 2, die Frage der Preisbildung auf ausgewählten Österreichischen Finanzmärkten sowie Testung derselben auf jeweilige "Markteffizienz"; • im Teil 3, die Frage optimaler Wirtschaftspolitik einer kleinen offenen Volkswirtschaft bei strategischen Interaktionen auf nationaler wie internationaler Ebene. Wie daraus hervorgeht, stehen im ersten Teil ausschließlich Gütermärkte -losgelöst von Finanzmärkten -im Mittelpukt der Betrachtung, während im zweiten Teil die Finanzmärkte ins Blickfeld rücken; in beiden mit Schwergewicht auf der empirischen Analyse einschlägiger Märkte. Die so gewonnenen Ergebnisse und Erkenntnisse fließen jeweils in entsprechende Formulierung theoretischer Modelle ein. Diese bilden den Schwerpunkt des dritten Teils, wobei vor allem Fragen geld- und fiskalpolitischer Koordination auf nationaler und internationaler Ebene diskutiert werden. Zu Teil1: Neuere theoretische Studien der realen Außenwirtschaftstheorie zeigen, daß die Handelspolitik wesentlich durch die Preisbildung auf Exportmärkten bestimmt wird und somit der Kenntnis des Preisbildungsprozesses im Rahmen wirtschaftspolitischer Entscheidungen besondere Bedeutung zukommt. Demgemäß befaßt sich der erste Teilabschnitt mit Fragen der Preisbildung österreichischer Exportmärkte und - darauf aufbauend - mit opti-

6

Inhaltliche Schwerpunkte und zusammenfassende Ergebnisse

maler Handelspolitik auf oligopolistischen Märkten. Dazu wird zunächst ein ökonometrisches Modell formuliert, das eine Diskriminierung zwischen Preissetzern und Preisnehmern erlaubt. Dieses wird sodann auf 24 Industriebranchen angewendet und deren Preisverhalten getestet. Dabei zeigt sich, daß - entgegen der üblichen "Kleinen-Land-Annahme", deren Gültigkeit für Österreich in den meisten Untersuchungen unterstellt wird - eine Reihe der Industriebranchen als oligopolistisch und somit als Preissetzer identifiziert werden können. In einem weiteren Schritt werden diese Ergebnisse im Hinblick auf eine optimale Handelspolitik analysiert. Hier erweist sich, daß oligopolistisches Preissetzerverhalten durchaus als Motiv einer interventionistischen Handelspolitik herangezogen werden kann; im besonderen können Exportsubventionen die Position eines inländischen Exporteurs international verbessern und wohlfahrtsteigernd wirken. Gemeinsam mit dem Preisbildungsprozeß auf Exportmärkten wird ferner die Nachfragestruktur österreichischer Exportmärkte untersucht, wobei Exportnachfragefunktionen auf Branchenniveau geschätzt werden. Dies ermöglicht, Preis- und Einkommenseffekte durch Berechnung entsprechender Elastizitäten in detaillierter Form darzustellen. Hieraus ergibt sich, daß im internationalen Vergleich ähnlicher Studien die Exportpreiselastizitäten zwar geringer ausfallen, jedoch mit Ergebnissen einschlägiger österreichischer Studien weitgehend im Einklang sind; umgekehrt wiederum erweisen sich die Einkommenselastizitäten mit den Ergebnissen internationaler Studien durchaus vergleichbar und zeigen gängige Werte. Um diese Resultate für die Österreichische Außenwirtschaft in umfassenderem Sinne deuten zu können, werden zusätzlich auch Importnachfragefunktionen geschätzt unter Ermittlung entsprechender Importpreiselastizitäten. Hier ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei den Exportelastizitäten. Es muß jedoch betont werden, daß- obwohl die einzelnen Resultate größenmäßig gering ausfallen- die "Marshall-Lerner-Bedingung" im allgemeinen nicht verletzt ist, woraus eine "normale" Reaktion auf Wechselkursänderungen gefolgert werden kann. Im Anschluß an die Analyse der Preisbildung auf Exportmärkten und der Diskussion von Einkommens- und Preiseffekten der Österreichischen Außenwirtschaft werden schließlich die Auswirkungen der Wechselkurspoli" tik - im besonderen der österreichspezifischen "Hartwährungspolitik" auf die Produktionsstruktur der heimischen Exportindustrie untersucht. Hiebei wird das Augenmerk insbesondere auf das- durch die Notenbank selbst so benannte - Argument der "Produktivitätspeitsche" gelegt. Auf Branchenniveau wird sogleich der Zusammenhang zwischen Wechselkursänderung und Produktivität analysiert. Ergebnishaft läßt sich differenzierend dazu feststellen, daß für dynamische Sektoren mit hohem Verarbeitungsgrad das Argument der Produktivitätspeitsche bestätigt wird,

Inhaltliche Schwerpunkte und zusammenfassende Ergebnisse

7

für grundstoffiastige Branchen dahingegen nicht. Zusammenfassend betrachtet kann man generell von "gewünschten" realwirtschaftlichen Konsequenzen der Österreichischen Währungspolitik sprechen. Zu Teil 2:

In diesem Teil wird die Preisbildung auf den Österreichischen Finanzmärkten diskutiert und zugleich die Anwendbarkeit von zwei Finanzmarktmodellen ("Marktmodell" und "capital asset pricing"-Modell) konkret getestet im Hinblick auf die Erklärung des Verlaufs gleichgewichtiger (erwarteter) Aktienrenditen. Als Datenbasis werden ausgewählte Österreichische Aktien und Aktienportefeuilles für den Zeitraum Jänner 1986 bis Juli 1988 verwendet. Diese Zeitperiode ist durch einen Abbau institutioneller Hemmnisse auf den heimischen Finanzmärkten sowie durch starke Öffnung der Wiener Börse nach außen gekennzeichnet, wodurch eine Testung einschlägiger Gleichgewichtsmodelle ausreichend motiviert erscheint. Die Ergebnisse zeigen, daß man dem "Marktmodell" seine Relevanz für Einzelaktien wie für Aktienportefeuilles grundsätzlich nicht absprechen kann; daß Strukturkonstanz allerdings bloß für Aktienportefeuilles, nicht jedoch für Einzelaktien als gesichert erachtet werden könne. Dies mag auch als Indiz für einen noch in Aufbruch befindlichen "Emanzipationsprozeß" der heimischen Aktienmärkte angesehen werden. Ein~ Überprüfung des "capital asset pricing"-Modells führt- im Gegensatz zum "Marktmodell" -zu einer generellen Ablehnung seiner Anwendbarkeit sowohl für Einzelalctien als auch für Aktienportefeuilles.

Neben der Preisbildung ausgewählter Aktienmärkte wird weiters deren "Informationsverarbeitungsgrad" analysiert, d.h. auf deren Markteffizienz hin überprüft. In der einschlägigen Untersuchung wird der "Test der schwachen Form der Markteffizienz" herangezogen mittels Überprüfung anband der "random-walk-Hypothese", die im gegebenen Fall für den Beobachtungszeitraum auch erfüllt ist. Der Markteffizienz für Aktienmärkte wird sodann jene für Anleihenmärkte gegenübergestellt. Die Analyse letzterer geht aus von der sogenannten "Erwartungs-Effizienzhypothese", die besagt, daß - im Fall gegebener Markteffizienz - die Differenz zwischen der "forward rate" und der entsprechenden "spot rate" eine Zufallsgröße ist, welche lediglich das Auftreten zusätzlicher Information widerspiegelt. Sie impliziert demnach, daß langfristige Renditen für Wertpapiere mit fixer Laufzeit (approximativ) einem Martingal-Prozeß folgen, was für die untersuchten Anleihen auf dem Österreichischen Kapitalmarkts auch empirisch bestätigt wird. Veränderungen langfristiger Anleihenrenditen wären demzufolge ausschließlich auf Erwartungseffekte zurückzuführen.

8

Inhaltliche Schwerpunkte und zusammenfassende Ergebnisse

Zu Teil 3: Dieser letzte Teil ist spezifischen Fragestellungen zur Theorie der Wirtschaftspolitik "kleiner offener Volkswirtschaften" gewidmet mit inhaltlich folgenden Schwerpunkten: • die Ableitung optimaler Geld- und Fiskalpolitik bei alternativen Wechselkursregimen und strategischen Interaktionen von Notenbank und Regierung; • die Frage, inwieweit einzelne Volkswirtschaften ihre Fiskal- bzw. Geldpolitik koordinieren sollen. Der Analyse zu ersterem liegt eine Variante des "Dornbusch-Modells" zugrunde, verallgemeinert auf eine Spielsituation zwischen den beiden relevanten wirtschaftspolitischen Entscheidungsträgern: Notenbank und Regierung. Unterstellt wird nicht-kooperatives (Nash/Stackelberg) wie auch kooperatives Verhalten, wobei für beide Szenarien die jeweils optimale Geld- und Fiskalpolitik bei flexiblen Wechselkursen abgeleitet wird. Dem flexiblen Wechselkursszenario wird sodann ein Fixkurssystem gegenübergestellt unter Herausarbeitung optimaler Entscheidungsregeln für Notenbank und Regierung. Fixkurssystem und flexible Wechselkurse werden schließlich wohlfahrtstheoretisch bewertet mit dem Ergebnis, daß ein System flexibler Wechselkurse jenem mit Fixkursen generell überlegen erscheint. Ein abrundender Überblick zur aktuellen Thematik internationaler Politikkoordination beschließt die Arbeit. Unter spezifischer Anwendung von Konzepten der dynamischen Spieltheorie auf die Makropolitik offener Volkswirtschaften wird hier im besonderen das Problem dynamischer Inkonsistenz optimaler Pläne sowie die Ineffizienz von Nicht-Kooperation diskutiert wie auch durch ein Beispiel demonstriert, daß durch entsprechende Koordination von Geld- und Fiskalpolitik auf internationaler Ebene die beteiligten Volkswirtschaften insgesamt Wohlfahrtsgewinne zu erzielen vermögen. Einschlägige Literaturhinweise finden sich im Anhang zu den jeweiligen Hauptabschnitten. Gefördert wurde die Erstellung der Studie durch den Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank (unter Projekt-Nr. 2802), für dessen Unterstützung - nicht zuletzt auch namens der für die Teilprojekte im einzelnen zuständigen wissenschaftlichen Sachbearbeiter - es zu danken gilt. Wien, im Herbst 1989

J. Hanns Piehier

Teil 1:

Marktstruktur und optimale Handelspolitik 1

Problemstellung und Motivation der Studie

In den meisten theoretischen und empirischen Studien, die sich mit der Problemstellung einer optimalen Wirtschaftspolitik beschäftigen, wird Österreich als typischer Repräsentant einer kleinen offenen Volkswirtschaft modelliert. Dies bedeutet, daß Österreich bzw. Österreichische Exporteure als Preisnehmer auf internationalen Märkten zu betrachten sind. Die dieser Annahme zugrundeliegende Argumentation geht davon aus, daß Österreichische Exporteure einen sehr geringen Marktanteil auf internationalen Märkten besitzen, wodurch sie gezwungen sind, die Preise, die auf den Weltmärkten bestimmt werden, als gegeben zu betrachten. Als weiteres Indiz für die "Kleine-Land-Annahme" wird die eher grundstoffiastige Produktions- und Exportstruktur Österreichs angeführt. In der ersten umfangreichen Studie zu dieser Problemstellung kommt Marin (1983) zu dem Schluß , daß die Mehrzahl der Österreichischen Exporteure Preissetzter ist. Diese Ergebnisse basieren auf einer ökonometrischen Analyse, die die Exportpreisbestimmung nach einem Aufschlagsprinzip auf die variablen Stückkosten formuliert. Dieses generelle Preissetzerverhalten, das sehr schwer mit den bekannten Charakteristika der Österreichischen Exportindustrie vereinbar ist, hat eine Reihe von Aufsätzen zu diesem Themenkomplex provoziert (Dockner und Sitz (1986a),(1986b), (1987)). Darin wird gezeigt, daß (i) Aufschlagpreissetzung keine Diskriminierung hinsichtlich der Determinanten der Preisbildung zuläßt und somit Marins Test im allgemeinen Preisnehmerverhalten nicht ausschließt; (ii) darüber hinaus wird jedoch bestätigt, daß einzelne Industriebranchen durchaus Preissetzer auf internationalen Märkten sind, wodurch die Resultate Marins teilweise bestätigt werden. Allerdings ist die Anzahl der Preissetzer unter den Österreichischen Exporteuren weit ge_ringer, als in Marin (1983) vorgeschlagen wird. Dieses Resultat ist nicht unerwartet und kann folgendermaßen interpretiert werden: Die Mehrzahl internationaler Märkte ist durch einen hohen Grad an Produktdifferenzierung gekennzeichnet. Weiters bestehen

10

Teil 1: Marktstruktur und Handelspolitik

viele dieser Märkte aus einer geringen Anzahl von Anbietern, und zuletzt können einzelne wirtschaftspolitische Maßnahmen von Regierungen dazu beitragen, daß internationale Märkte zu unvollständigen Märkten werden (z.B. favorisierte Kartellbildungen, Industrieregulierungen, imperfekte Kapitalmärkte, etc. ). In dieser Arbeit präsentieren wir nun eine Übersicht zu den empirischen Befunden der Preisbestimmung auf Österreichs Exportmärkten. Besondere Beachtung schenken wir jenen Industriebranchen, die Preissetzerverhalten aufweisen. Dies deshalb, weil wir in der Folge die Frage optimaler Handelspolitik unter der Annahme oligopolistischer Weltmärkte diskutieren werden. David Ricardo war der erste Ökonom, der in überzeugender Weise gezeigt hat, daß freier Außenhandel unter der Annahme vollständiger Weltmärkte wohlfahrtssteigernde Wirkungen haben kann, wenn sich die einzelnen Nationen auf die Produktion von Gütern spezialisieren, bei der sie komparative Vorteile besitzen. Große Teile der traditionellen Außenhandelstheorie basieren auf diesen Annahmen, im besonderen aber auf der Annahme der vollständigen Konkurrenz auf internationalen Märkten. Die aktive Außenhandelspolitik westlicher Industrienationen zeigt jedoch, daß viele Regierungen zu interventionistischer Handelspolitik neigen, d.h. Handelspolitik ist weit von einer "Laissez-Faire" - Politik entfernt. Brander und Spencer (1985) waren nun die ersten, die gezeigt haben, daß unter der Annahme eines oligopolistischen internationalen Marktes protektionistische Handelspolitik wohlfahrtssteigernd wirken kann. Ihre Argumentation basiert auf dem Motiv der Profitsteigerung durch aktive Handelspolitik: Wenn internationale Märkte durch eine oligopolistische Struktur charakterisiert sind, dann besteht für Exporteure die Möglichkeit, auch langfristig Gewinne zu erzielen. In einer derartigen Situation kann eine Subventionspolitik den Marktanteil eines Exporteurs steigern, wodurch zusätzliche Gewinne in das Heimatland transferiert werden können. Dieses Gewinntransfermotiv ist umso bedeutender, je inelastischer die Nachfrage nach Exportgütern ist. Seit den Erkenntnissen von Brander und Spencer (1983, 1985) haben sich viele Außenhandelstheoretiker mit dieser Fragestellung beschäftigt, und bedeutende Einsichten in die Struktur optimaler Handelspolitik konnten abgeleitetet werden (vergleiche dazu die Arbeiten von Dixit (1984, 1985, 1988), Eaton und Grossman (1986) Cheng (1988)). Die Bedeutung dieses Forschungsschwerpunktes wird durch einen Sonderband der "European Economic Review" (1988) untermauert, der sich ausschließlich mit der Fragestellung optimaler Außenhandelspolitik bei unvollständigen Weltmärkten beschäftigt. Diese kurze Diskussion motiviert die Struktur der vorliegenden Studie. Zum einen macht sie deutlich, daß jede Außenhandelspolitik sehr wesentlich von der Kenntnis über die Preisbildung auf Exportmärkten abhängig

2 Imperfekte Preisbildung

11

ist. Dies rechtfertigt die Übersicht in dieser Studie zum Preisverhalten der Österreichischen Exporteure . Zum anderen zeigt sie, daß das Argument für Freihandel nicht mehr zutrifft, wenn Exportmärkte durch eine oligopolistische Marktstruktur gekennzeichnet sind. Diese Tatsache macht eine detaillierte Auseinandersetzung mit optimaler Handelspolitik bei unvollständigem Wettbewerb nötig. Die vorliegende Arbeit ist wie folgt gegliedert: In einem ersten Teil leiten wir ökonometrische Modelle ab, in denen Preissetzerverhalten auf Österreichischen Exportmärkten studiert wird. Danach präsentieren wir die empirische Evidenz für Österreichs Exporteure. Wie bereits mehrmals betont, liegt unser Augenmerk dabei auf oligopolistischen Marktstrukturen. In einem zweiten Teil formulieren wir theoretische Modelle oligopolistischer Märkte und leiten daraus normative Aussagen für eine optimale Außenhandelspolitik ab. Eine ausführliche Diskussion der wirtschaftspolitischen lmplikationen unserer Resultate bildet den Abschluß der Arbeit.

2

Imperfekte Preisbildung auf Österreichs Exportmärkten

Wie bereits erwähnt, werden wir in diesem Abschnitt der Arbeit der Frage nachgehen, welche der Österreichischen Exporteure auf oligopolistischen Märkten agieren. Dazu entwickeln wir eine Reihe ökonometrischer Modelle, die Tests über imperfekte Preisbildung zulassen. In der Folge verwenden wir diese Modelle sowohl für die empirische Analyse als auch für die weiteren theoretischen Ableitungen. Im besonderen konzentrieren wir uns auf drei unterschiedliche Modellklassen. Wir behandeln den Fall der Aufschlagspreissetzung als unser Referenzmodell und zeigen, daß durchwegs alle Österreichischen Exporteure positive Aufschläge haben; dies erlaubt jedoch keinen Aufschluß über die zugrundeliegende Marktform. Akzeptieren wir eine neoklassische Interpretation der Aufschlagspreisbildung, besteht hingegen die Möglichkeit, aus der Höhe des Aufschlags Rückschlüsse auf den Preissetzungsspielraum abzuleiten. Um imperfekte Preisbildung nachzuweisen, verwenden wir in der Folge ein allgemeines DuopolmodelL Dabei unterstellen wir aber, daß sich die Produzenten in einem Preiswettbewerb befinden und die optimale Produktionsmenge den Nachfragebedingungen gemäß bestimmen. Das letzte Modell, das wir im Rahmen der empirischen Analyse betrachten, geht von der Möglichkeit der Preisdiskriminierung aus. Unser Interesse konzentriert sich dabei auf die Preisdiskriminierung zwischen Exportmarkt und heimischem Markt.

12

Teil 1: Marktstruktur und Handelspolitik

2.1

Das Modell der Aufschlagskalkulation

Das Modell der Aufschlagskalkulation wird häufig als jene Variante der Preisbildung eines Produktes betrachtet, die aus Beobachtungen aktuellen Unternehmerverhaltens abgeleitet ist (Hall und Hitch (1937)). Es stellt eher ein Erfahrungsprinzip dar als eine entscheidungstheoretisch fundierte PreisregeL Die bekannteste Version dieses Prinzip kann folgendermaßen formalisiert werden (Koutsoyannis (1979)): Der Preis eines Produktes setzt sich aus den variablen Stückkosten (DVK) sowie aus einem "angemessenen" Bruttostückgewinn (BG) zusammen, d.h.,

p=DVK+BG.

(1)

Der Bruttostückgewinn wiederum läßt sich als die Summe aus fixen Stückkosten (DFK) und einem Nettostückgewinn (NG) darstellen.

BG=NG+DFK.

(2)

Definieren wir nun die Größe, k = BG / DV K, dann ist es möglich, die Preisgleichung folgendermaßen anzuschreiben:

p

= DVK(l + k).

(3)

Gleichung (3) beschreibt den Produktpreis als Aufschlag auf die variablen Stückkosten, wobei der Aufschlag durch k, d.h. den Bruttostückgewinn relativ zu den variablen Produktionskosten bestimmt ist. Obwohl Gleichung (3) eine sehr einfache Preisregel darstellt und aktuelles Preisverhalten von Unternehmern häufig wiedergibt, sind dennoch einige wesentliche Kritikpunkte hervorzuheben. Zum einen ist unklar, welche Unternehmensziele diese Art der Preisbestimmung repräsentiert. Weiters ist nicht geklärt, ob Gleichung (3) auch langfristiges Unternehmerverhalten wiedergibt und wenn ja, welche Marktstruktur diesem Preisverhalten zugrundeliegt? Letzlieh bleibt zu entscheiden, ob sie auch rationales Verhalten der einzelnen Entscheidungsträger impliziert. In Dockner und Sitz (1986 a,b) wird diesen Fragestellungen im Detail nachgegagen und folgende Interpretation vorgeschlagen. Betrachten wir Preisbildung in der kurzen Frist, dann kann gezeigt werden, daß Gleichung (3) mit sämtlichen Marktformen vereinbar ist. Im Fall eines vollständigen Marktes muß der Aufschlag k kostenseitig bestimmt angesehen werden. Dies bedeutet, daß k den relativen Vorteil einer effizienteren Technologie mißt, der kurzfristig bestehen kann, langfristig wird er jedoch durch die Übernahme der effizientesten Technologie durch den Rest der Unternehmer auf dem Markt ausgeglichen. Betrachten wir unvollständige Märkte, so gibt k eine Kombination aus Nachfrageparametern (Preiselastizitäten) und Kostenparametern wieder. In diesem Fall kann ein positiver Aufschlag auch in der langen

2 Imperfekte Preisbildung

13

Frist beobachtet werden, falls der Markt durch Eintrittsbarrieren (absolute bzw. relative Eintrittsbarrieren) charakterisiert ist. Die Argumentation für die Existenz positiver Aufschläge in der langen Frist bei vollständigem Wettbewerb unterscheidet sich davon. Bei vollständiger Preisbildung kann ein positiver Aufschlag nur dann beobachtet werden, falls positive Renten für einen der Inputfaktoren existieren (d.h. strikt fallende Skalenerträge vorherrschen, z.B. durch einen limitierten Faktor wie Land) und die Anzahl der Firmen zwar groß ist, jedoch jede Firma strikt positive Mengen produziert. Unter diesen Annahmen ist es klar, daß ein ökonometrischer Test auf der Basis der Aufschlagskalkulation keinen Aufschluß über oligopolistisches Preissetzerverhalten zuläßt. Dies zeigt sich auch deutlich an Hand der geschätzten Preisgleichungen, die dem Aufschlagsprinzip folgen (siehe Abschnitt 3, Tabelle 1, wo für sämtliche untersuchten Industriebranchen positive Aufschläge nachgewiesen werden). Eine Folge davon ist, daß die Identifikation oligopolistischer Preissetzer über explizite Oligopolmodelle zu erfolgen hat. Die Ableitung eines derartigen Modells ist Inhalt des nächsten Teilabschnittes.

2.2

Ein Oligopolpreismodell

Wir betrachten den Fall, bei dem ein inländischer Produzent ein differenziertes Gut produziert und auf einem imperfekten (oligopolistischen) internationalen Markt zum Kauf anbietet. Dabei sind folgende Szenarien möglich. N ~ 2 oligopolistische Exporteure aus N unterschiedlichen Ländern produzieren differenzierte, jedoch substituierbare Güter und bieten diese in einem (N + 1 -tem) Land zum Kauf an. Zum Beispiel können ein österreichischer und ein deutscher Exporteur ein Substitut produzieren, und beide verkaufen dieses Produkt in einem dritten Land. Das ist der Fall, der den Heimkonsum des exportierten Gutes anschließt. Ein zweiter Fall ist der, bei dem die Exporteure sowohl für den heimischen als auch für den internationalen Markt produzieren. In diesem Fall wird der Heimkonsum explizit berücksichtigt. In der Folge beschäftigen wird uns ausschließlich mit dem Szenario einer duopolistischen Marktstruktur, wobei Heimkonsumtion nicht berücksichtigt wird. Wir betrachten einen repräsentativen Konsumenten des Importlandes und unterstellen, daß dessen Präferenzen für die importieren Güter durch folgende Nutzenfunktion ausgedrückt werden können:

wobei q; (i = 1,2,3) die Menge des i-ten Gutes darstellt. Weiters nehmen wir an, daß q0 die Menge des Numerairegutes ist. Die Parameter in der letzten Gleichung werden alle als positiv angenommen, d.h. a;,b;,d >

14

Teil 1: Marktstruktur und Handelspolitik

0. Unterstellen wir Nutzenmaximierung, dann erhalten wir die folgenden Nachfragefunktionen für Gut 1 und Gut 2:

(5) Gemäß diesen Nachfragefunktionen können wir folgende Marktformen unterscheiden: Falls d := bi, dann sind die beiden Güter (Gut 1 und Gut 2) perfekte Substitute. Falls d :j:. b1 , haben wir differenzierte Produkte, die jedoch Substitute sind. Die inversen Nachfragefunktionen (5) können auch nach den beiden Preisen (p 1 ,pz) aufgelöst werden. Wir erhalten dann das folgende System von Nachfragefunktionen:

= At -

+ Dp2, qz = Az- Bzpz + Dp1,

q1

B1P1

(6)

(7)

wobei wir bei der Ableitung von (6) und (7) von der Annahme o: = b1 b2 - ~ > 0 Gebrauch gemacht haben. Die Parameter A, B, D stehen in folgender Beziehung zu den Parametern der inversen Nachfragefunktionell

A,

a1bi- dai



..1..

D

- > 0.

'

b· 0:

0:

> 0,

> 0,

d

0:

Die Gleichungen (5) bis (7) spezifizieren die Nachfrageseite des Importlandes. Im nächsten Abschnitt wenden wir uns den Entscheidungsproblemen der Exporteure zu und leiten deren optimale Preisregel ab. Wir nehmen an, daß die Technologien der beiden Exporteure durch die Kostenfunktionen C,(q&) beschrieben werden können. Die Nachfrageseite ist durch die Gleichungen (5) bis (7) bestimmt, wodurch die Zielfunktionen der Duopolisten die folgende Gestalt annehmen:

falls die beiden Duopolisten den Preis als strategische Variable verwenden, und

(9)

falls die Mengen die strategischen Variablen sind. Was die Kostenfunktionen betrifft, so unterstellen wir, daß sie zweimal differenzierbar sind und Outputbereiche mit sowohl fallenden als auch steigenden Skalenerträgen aufweisen.

2 Imperfekte Preisbildung

15

Zur Ableitung der ökonometrischen Gleichungen verwenden wir nur den Fall, bei dem die Preise die strategischen Variablen sind. Diese Vorgangsweise ist durch das verwendete Datenmaterial bestimmt. Für die Diskussion optimaler Handelspolitik werden wir jedoch auch den zweiten Fall berücksichtigen. Die Eigenschaft, die Oligopolmärkte von anderen Märkten unterscheidet, ist die Existenz strategischer Abhängigkeiten unter den Anbietern. Diese Interdependenz muß nun bei der Ableitung der optimalen Entscheidungsregeln der beiden Akteure auf dem Markt berücksichtigt werden. Das Cournotgleichgewicht ist dabei ein Extremfall. In diesem Fall berechnet jeder Anbieter seine optimale Menge (Preis) unter der Annahme, daß Änderungen in seiner Entscheidungsvariablen (Menge, Preis) keine Reaktionen des Marktrivalen hervorrufen. Anders ausgedrückt, das Cournotgleichgewicht beschreibt den Fall, bei dem jeder Duopolist annimmt, daß seine eigenen Aktionen keine Gegenaktionen des Gegners hervorrufen. Natürlich stellt diese Annahme eine scharfe Beschränkung der Allgemeinheit dar. In der neueren Oligopolliteratur wird daher ein Gleichgewichtskonzept favorisiert, das eine (quasi) Endogenisierung der Marktform bzw. der Reaktionsmuster der Oligopolisten zuläßt. Dieser allgemeine Fall kann als Reaktionsgleichgewicht ("conjectural variations equilibrium") bezeichnet werden. Dabei wird unterstellt, daß nun jeder Oligopolist annimmt, daß sein Gegner sehr wohl auf Mengen( Preis-)änderungen reagiert. Dieses Aktions- bzw. Reaktionsverhalten kann mathematisch wie folgt ausgedrückt werden: .X= dqj. (10) dqi Die ökonomische Interpretation der letzten Gleichung besagt folgendes: .X beschreibt die subjektive Erwartung der Firma i über eine mögliche Reaktion der Firma j auf eine Mengenänderung der Firma i. Wenn .X < 0, dann nimmt Firma i an, daß - falls sie ihren Output erhöht - ihr Gegner mit einer Mengenreduktion reagiert. Der umgekehrte Fall tritt ein, wenn .X > 0. Das Cournotgleichgewicht ist durch .X :: 0 charakterisiert. Nach dieser Diskussion über Reaktionsgleichgewichte sind wir nun in der Lage, die optimalen Entscheidungsregeln der beiden Duopolisten abzuleiten. Dabei definieren wir dp·

p=-' dpi

(11)

und unterstellen, daß p konstant ist. In dieser Form stellt die Variable p eine konstante konjekturale Variation über die Preisreaktion des Gegners dar. In der vorangegangenen Diskussion haben wir den Fall von Mengenreaktionen betrachtet.

Teil 1: Marktstruktur und Handelspolitik

16

Wir erhalten daher folgende Preisgleichungen für beide Duopolisten

wobei Ei die Kostenelastizität der Durchschnittkosten (DV Ki) ist. Sie ist durch Ei = dDr,K; vf'K, definiert. Aus Gleichung (12) erhalten wir die reduzierte Form, die die Basis für unsere ökonometrische Analyse darstellt.

Da man ohne Beschränkung der Allgemeinheit für die Konstante p den Definitionsbereich [-1,1] wählen kann, folgt aus (13), daß die Preise stets positiv sind und über den Durchschnittskosten liegen, d.h. wir haben implizit eine Aufschlagspreisregel abgeleitet.

2.3

Der Fall der Preisdiskriminierung

Sind internationale Märkte vollständige Konkurrenzmärkte, dann sind sie durch einen einheitlichen Marktpreis charakterisiert, und einzelne Firmen haben als Preisnehmer zu agieren. Dies ist nicht der Fall, wenn Produkte differenziert sind und Anbieter unvollständiger Substitute Preissetzerspielraum besitzen. Im vorangegangenen Abschnitt haben wir uns ausführlich mit dem Fall eines internationalen Duopolmarktes beschäftigt. Durch diese Analyse waren wir in der Lage, explizit Preisgleichungen abzuleiten, die wir in der Folge auch ökonometrisch schätzen werden. Für die Analyse war es jedoch von Notwendigkeit, die der Industrie zugrundeliegende Marktform genau zu spezifizieren. Wir haben einen heterogenen Duopolmarkt bei alternativem Reaktionsverhalten der Akteure unterstellt. Diese Vorgangsweise ist eine von mehreren Möglichkeiten, Preissetzerverhalten nachzuweisen. Eine weitere Möglichkeit besteht in einem Test, inwieweit Produzenten in der Lage sind, eine Preisdiskriminierungsstrategie zu verfolgen. Da per definitionem Preisdiskriminierung in vollständigen Märkten ausgeschlossen ist (einheitlicher Marktpreis), muß daher ein empirischer Befund über Preisdiskriminierung auf unvollständigen Wettbewerb hindeuten. Preisdiskriminierung ist definiert als die Möglichkeit eines Anbieters, auf unterschiedlichen Teilmärkten für dasselbe Produkt unterschiedliche Preise zu verlangen. Sind die Produktionskosten unabhängig vom Teilmarkt, in dem das Produkt verkauft wird, dann ist Preisdiskriminierung durch (14) bestimmt. Gleichung (14) bedeutet, daß zwar die Preise in den beiden Teilmärkten unterschiedlich sein können, jedoch Gewinnmaximierung den

3 Ökonometrische Modelle

17

Ausgleich der Grenzerlöse erfordert. Unter der Verwendung der AmorasoRobinson Beziehung kann {14) wie folgt umgeschrieben werden: pl(1

1

1

171

172

+ -] = pz[l + -]

{15)

mit 17i = ~~ als Preiselastizität der Nachfrage. Dabei bezieht sich in der letzten Gfeichung das Subskript auf den jeweiligen Teilmarkt, der betrachtet wird. Falls 171 -:f: 172, ist der Anbieter in der Lage, in beiden Teilmärkten unterschiedliche Preise zu verlangen. In dieser Arbeit untersuchen wir die Fragestellung, ob Österreichische Exporteure in der Lage sind, zwischen dem heimischen und dem internationalen Markt Preise zu diskriminieren. Dazu verwenden wir die obige Preisregel, die wir in der Folge ökonometrisch testen.

3

Ö konometrische Modelle

Die vorangegangene Diskussion bestimmt im wesentlichen die einzelnen Hypothesen (Gleichungen und Parameterrestriktionen), die zur empirischen Analyse der Preisbestimmung auf Österreichs Exportmärkten herangezogen werden. Zusammenfassend kann die theortische Diskussion wie folgt gegliedert werden: • Aufschlagskalkulation: Die Beschäftigung mit der Aufschlagskalkulation war zum einen durch die Einfachheit dieser Preisgleichung motiviert, andererseits durch die Analyse Marins. Wir verwenden sie auch deshalb hier, um zu zeigen, daß ein ökonometrischer Test auf der Basis dieser Entscheidungsregel keinen Rückschluß auf die Marktform ermöglicht. • Oligopolistische Marktstruktur: Die Ableitung expliziter Oligopolpreismodelle stellt den Schwerpunkt dieser Arbeit dar. Zum einen wollen wir oligopolistische Preissetzer unter Österreichs Exporteuren identifizieren und damit den Preissetzungsspielraum (falls vorhanden) eingrenzen, zum anderen wollen wir auf der Basis oligopolistischer Weltmärkte Aussagen über optimale Handelspolitik ableiten. • Preisdiskriminierung: Dieser Test stellt sich zur Aufgabe, Preissetzerverhalten auf der Basis unterschiedlicher Preise auf getrennten Teilmärkten zu identifizieren. Allerdings untersuchen wir nicht die Möglichkeit der Preisdiskriminierung auf lokal getrennten internationalen Märkten, sondern die Frage, ob Österreichische Exporteure ihre Preise auf den heimischen Märkten unterschiedlich zu jenen auf den internationalen Märkten ausrichten können.

18

Teil 1: Marktstruktur und Handelspolitik

Gemäß diesen Schwerpunkten ergeben sich folgende Schätzgleichungen: Preisbestimmung auf der Basis der Aufschlagskalkulation wird durch die Schätzgleichung

ilpt

= milDV Kt + ~t = {1 + k)ilDV Kt + ~t

et

{16)

getestet. Dabei ist ein weißes Rauschen und t bezieht sich auf die unterschiedlichen Zeitperioden. il ist der Differenzenoperator, d.h. il:z:t :Z:t- :Z:t-1· Das Oligopolmodell wird in der Form

=

(17) getestet. Dabei stellt Pt den Preis der Österreichischen Exporteure dar und Pkt eine Konkurrenzpreisvariable. Weiters ist in dieser Formulierung zu beachten, daß die Konstante ß nicht die autonome Nachfrage darstellt, sondern über einen linearen Trend bestimmt wird. Preisdiskriminierungsverhalten wird über die Gleichung {18) getestet. Die Preise auf dem heimischen Markt sind mit p{l bezeichnet, die auf dem internationalen Markt mit p{. JJ. ist durch die beiden Nachfrageelastizitäten bestimmt. Falls 1JH # 1JI, liegt der Fall der Preisdiskriminierung vor.

4

Empirische Resultate 4.1

Datenbeschreibung

Der Untersuchungszeitraum der Studie erstreckt sich auf die Jahre 1970 bis 1984. Dabei werden Jahresdaten verwendet. Die Gliederung der untersuchten Branchen basiert auf der 10-Tabelle 1976 mit 48 Sektoren, also einer gegenüber der PIO 76 (Richter 1981) detaillierteren Version. Von den 35 der verarbeitenden Industrie zuzuordnenden Sektoren (das sind die Sektoren 3 bis 37) werden vorweg jene ausgegliedert, die nur minimale Exportanteile an der Produktion (Exportquote kleiner als 5 Prozent für das Basisjahr 1976) aufweisen; dies sind die Branchen 3, 5, 7, 8, 9, 12, 13, 14 und 31). Aus Gründen schlechter Datenqualität werden zusätzlich die Branchen 10 und 21 von der Untersuchung ausgeklammert. Auf der Basis von Vorleistungskoeffizienten für heimische und importierte Inputs, Arbeitsanteilen und entsprechenden Preisindizes wurden Zeitreihen variabler Stückkosten für die verbleibenden 24 Branchen ermittelt. Für die Importe standen auf Sektorniveau vollständige und völlig

4 Empirische Resultate

19

kompatible Preisindizes zur Verfügung. Analoges gilt auch für die zu erklärenden Exportpreise. 1 Generell kann die Qualität der verwendeten Preisindizes als sehr gut eingestuft werden. Die konstruierten Zeitreihen für die verwendeten Stückkosten weisen dagegen einen gravierenden Nachteil auf. Sie gehen von einer konstanten Inputstruktur des Basisjahres 1976 aus. Dies bedeutet, daß die einzelnen Exporteure über den Beobachtungszeitraum eine konstante Technologie verwenden. Diesem Nachteil wurde allerdings durch die Verwendung alternativer Stückkosten Rechnung getragen. In einer zweiten Variante wurden Stückkosten mit variabler Inputstruktur verwendet. Als Datenquelle dafür diente die Industriestatistik. Hier ergibt sich jedoch das Problem der Kompatibilität der Branchengliederung gemäß der verwendeten Preisindizes (Export- und Importpreise auf Basis der 10-Tabelle) und der Gliederung gemäß lndustriestatistik. Eine Zuordnung erfolgte auf Basis von kompatiblen Güterklassen.

4.2

Ökonometrische Ergebnisse

Als erste Variante wird die Existenz eines konstanten Aufschlags getestet. Dazu verwenden wir die Schätzgleichung (16), die von ersten Differenzen Gebrauch macht. Die Zusammenstellung der Ergebnisse findet sich in Tabelle 1. Für 24 Branchen werden die Resultate dargestellt. Eine genaue Beschreibung der untersuchten Branchen befindet sich in Tabelle 8. Wie bereits einmal erwähnt, kann für die Mehrzahl der Branchen ein konstanter Aufschlag als statistisch gesichert betrachtet werden. Im einzelnen weisen 20 der 24 Brachen statistisch signifikante Ergebnisse auf, von denen wiederum 16 Brachen einen strikt positiven Aufschlag besitzen. Dieser Aufschlag variiert der Größe nach von 1 (Textil, Bekleidung) bis zu 105 Prozent (Papiererzeugung). In der Regel fällt er jedoch gering aus. Ein voreiliger Schluß würde nun dazu verleiten, die Brachen mit positivem Aufschlag als Preissetzer zu identifizieren. Die theoretische Diskussion zeigt jedoch, daß dies nicht zulässig ist. Daher wurde in der weiteren Folge das Oligopolmodell (bzw. das Duopolmodell) der Gleichung (17) geschätzt. Dabei wurden sowohl die deutschen Exportpreise als auch die heimischen Importpreise als Konkurrenzpreisvariable verwendet. Gemäß der Schätzgleichung (17) muß eine Branche als Oligopolist eingestuft werden, wenn sowohl die Konkurrenzpreise als auch die Kosten einen statistisch signifikanten Einfluß auf die heimischen Exportpreise ausüben. Die Ergebnisse dazu sind in den Tabellen 2-4 dargestellt (siehe dazu auch Dockner und Sitz (1986a)). In Tabelle 2 befinden sich die Resultate mit den heimischen Importpreisen als Konkurrenzpreisvariable. In Tabelle 3 1 Für eine detaillierte Diskussion der verwendeten Daten verweisen wir auf die Arbeit von Dockner und Sitz (1987).

20

Teil 1: Marktstruktur und Handelspolitik

werden die Ergebnisse für die deutschen Exportpreise dargestellt, und in Tabelle 4 befindet sich eine log-lineare Variante, die die Interpretation der Koeffizienten als Elastizitäten zuläßt. Aufgrund dieser Resultate lassen sich 3 Branchen eindeutig als Oligopolisten einstufen: Textil (15), Chemie (18) und Maschinenbau(20). 2 Zu diesen Branchen kann die Milchverarbeitung (11) ebenfalls als möglicher Oligopolist eingestuft werden. Zu beachten ist allerdings, daß bei den Ergebnissen in den Tabellen 2-4 die Durchschnittskosten auf der Basis einer konstanten Inputstruktur (Basisjahr 1976) berechnet wurden. Deshalb wurde die Schätzgleichung (17) auch unter der Verwendung von Stückkosten, die auf der Basis einer variablen Inputstruktur errechnet wurden, geschätzt. Aus Gründen der Datenverfügbarkeit (siehe auch die Diskussion im Abschnitt 4.1) mußte auf die Analyse der Branchen 11, 17, 24-29, 32, 33, 37 verzichtet werden. In Tabelle 5 befinden sich nun die Ergebnisse für die Schätzgleichung ( 17) mit heimischen Importpreisen und in der Tabelle 6 die Ergebnisse für die deutschen Exportpreise als Konkurrenzpreisvariable. Dabei ergibt sich folgende Zusammenstellung: die Branche 15 (Textil) wird wieder eindeutig als Oligopolist identifiziert. Sowohl die Preis- als auch die Kostenvariable schlagen signifikant durch. Für die beiden anderen Branchen (Chemie und Maschinenbau) kann nur ein signifikanter Einfluß der Preisvariablen festgestellt werden. Allerdings liefern zwei zusätzliche Branchen (Papiererzeugung (35) und Papierverarbeitung (36)) diesmal ebenfalls statistisch gesicherte Ergebnisse. Zusammenfassend erhalten wir daher folgendes Bild: die Textilindustrie muß als Oligopolist eingestuft werden. Dazu kommen noch mit einiger Wahrscheinlichkeit Chemie, Maschinenbau, Papiererzeugung, Papierverarbeitung und Milchverarbeitung. Zum Abschluß des empirischen Teils der Arbeit wird noch die Frage möglicher Preisdiskriminierung zwischen dem heimischen und dem internationalen Markt untersucht. Dafür verwenden wir Schätzgleichung (18), die wiederum in ersten Differenzen geschätzt wird. Ist der Parameter J1. statistisch gesichert und ungleich eins, dann läßt sich von Preisdiskriminierung auf den beiden örtlich getrennten Märkten sprechen. Die Ergebnisse dazu sind in Tabelle 7 zusammengefaßt. Dabei ergibt sich folgendes Bild: der Parameter J1. ist durchwegs als statistisch signifikant ausgewiesen, liegt allerdings bei den meisten Branchen in der Nähe von 1, was auf keine Preisdiskriminierung schließen läßt. Die einzige Ausnahme dazu stellt die Branche 18 (Chemie) dar, bei der das Verhältnis der beiden Nachfrageelastizitäten signifikant von eins verschieden ist und somit Preisdiskriminierung vorliegt. Dies zeigt sich auch in einem hohen Wert 2 1n den Tabellen 3 Wld 4 wird die Branche 24 (Eisen- Wld Metallwaren) als statistisch signifikant ausgewiesen. Sie wird hier weiters nicht zu den Oligopolisten gezählt, da der Koeffizient 6 das falsche Vorzeichen besitzt. Durch das negative Vorzeichen müßte man auf komplementäre Güter schließen.

5 Optimale Handelspolitik bei imperfekten Märkten

21

der F-Statistik. Erwartungsgemäß zählt die Branche 18 zu den vorhin als Preissetzer identifizierten Industrien. Wenn wir nun die empirischen Ergebnisse zusammenfassen, ergibt sich folgende Darstellung. Einige der Österreichischen Exporteure können als Oligopolisten auf internationalen Märkten betrachtet werden. Allerdings ist die Anzahl der Preissetzer im allgemeinen nicht so hoch, wie in der Studie von Marin (1983) behauptet. Weiters bleibt auch die Frage offen, inwieweit zwar einzelne Exporteure Einfluß auf die Preisgestaltung der von ihnen auf den internationalen Märkten angebotenen Produkte haben, dies jedoch durch eine sehr elastische Nachfrage de facto eingeschränkt ist. Dies würde bedeuten, daß durch differenzierte Produkte oder andere Marktunvollkommenheiten die einzelnen Exporteure als Preissetzer agieren können, jedoch der Preissetzungsspielraum sehr gering ist. Eine Antwort auf diese Frage kann durch die Schätzung von Exportpreiselastizitäten gegeben werden (zu diesem Punkt siehe die Arbeit von Dockner und Sitz (1989)). Somit ist teilweise bestätigt, daß generell die Kleine-Land-Annahme für Österreich nicht zutreffend ist. Im nächsten Abschnitt wollen wir gerade dieses Resultat als die Grundlage für unsere weiteren theoretischen Analysen betrachten. Wir werden nämlich der Frage nachgehen, wodurch eine "optimale" Außenhandelspolitik gekennzeichnet ist, falls der internationale Markt durch Marktunvollkommenheiten charakterisiert ist. Im besonderen werden wir unterstellen, daß ein (österreichischer) Exporteur auf einem Duopolmarkt agiert. Dies war auch die theoretische Annahme, die unseren Ableitungen der Schätzgleichung ( 17) zugrundelag.

5

Optimale Handelspolitik bei imperfekten Exportmärkten

Die reale Außenhandelstheorie stützte sich bis vor kurzem auf die Annahme vollständiger Könkurrenzmärkte. Wie jedoch im empirischen Teil der Arbeit gezeigt wurde, steht diese Annahme sehr oft im Gegensatz zu den beobachtbaren Fakten. Als Reaktion darauf haben daher Handelstheoretiker begonnen, die Konsequenzen imperfekter Preisbildung auf internationalen Märkten zu untersuchen. Dabei werden Exportmärkte als Oligopolmärkte modelliert, auf denen einige wenige Exporteure entweder ein homogenes Gut oder auch differenzierte Güter anbieten. Vor allem zwei Fragen stehen im Mittelpunkt dieser Untersuchungen: (i) Verlangt unvollständiger Wettbewerb auf Exportmärkten nach einer aktiven (interventionistischen) Handelspolitik? (ii) Welche Art der Handelspolitik ist in einem solchen Umfeld optimal?

22

Teil 1: Marktstruktur und Handelspolitik

Im Rahmen dieser Arbeit wollen wir unter der Verwendung des Modells von Abschnitt 2 eine Antwort auf beide Fragestellungen geben. Die Vorgangsweise richtet sich dabei an den Arbeiten von Brander und Spencer (1984, 1985), Eaton und Grossman (1986) und Cheng (1988) aus. Wir modellieren den internationalen Markt als Duopolmarkt. Die beiden Exporteure aus unterschiedlichen Ländern produzieren für ein Drittland, was den Konsum im Inland jeweils ausschließt. Neben den beiden Duopolisten treten auch die beiden Regierungen als Akteure auf. Diese vier Parteien interagieren nun auffolgende Weise: für eine gegebene (fixe) Handelspolitik der jeweiligen Regierung bestimmen die beiden Produzenten ihre(n) optimale(n) Produktionsmenge (Preis) derart, daß sie ein Nashgleichgewicht erreichen. Das stellt die erste Stufe des Spiels dar. In einer zweiten Stufe bestimmen die Regierungen die optimale Handelspolitik. Dies erfolgt wiederum unter der Annahme, daß sie nicht kooperieren und ein Nashspiel spielen. Somit ergeben sich unterschiedliche strategische Ebenen im Modell. Auf der untersten Ebene agieren die beiden Duopolisten und spielen ein Nashspiel mit ihren strategischen Variablen (Menge oder Preis). Ihnen übergeordnet agieren die beiden Regierungen, die die Handelspolitik (Subvention, Steuer) ebenfalls in einem Nashspiel festsetzen. Als Zielfunktion dient dabei die Steigerung der Wohlfahrt im eigenen Land (Erhöhung des Nettogewinns). Zwischen der Regierung und dem Exporteur eines Landes herrscht ebenfalls eine strategische Interaktion. Die Regierung kann als Stackelbergführer und der Exporteur als -folger betrachtet werden.

5.1

Homogener Oligopolmarkt

Die erste Modellklasse, für die wir die Diskussion einer optimalen Handelspolitik führen, ist die eines homogenen Duopols. Wir unterstellen zwei Exporteure, die ein homogenes Gut produzieren. Die Nachfragefunktion ist durch die Gleichung (15) gegeben, wobei wir unterstellen, daß a a 1 a 2 und b b1 b2 d gilt. Somit kann die Gewinnfunktion der Exporteure wie folgt angeschrieben werden:

= = =

= =

(19) In Gleichung (19) stellt die Variable Si den Politikparameter der Regierung dar, der in der zweiten Stufe des Spiels endogen bestimmt wird. Für si < 0 besteht die Politik der Regierung in einer Steuerpolitik. Gilt Si > 0, dann ist die optimale Politik eine Subventionspolitik. Vereinfachend unterstellen wir eine lineare Kostenfunktion, C(qi) = cqi, mit c > 0. Weiters können wir ohne Beschränkung der Allgemeinheit die Konstante b mit 1 gleichsetzen. Unter diesen Annahmen ergibt sich ein

5 Optimale Handelspolitik bei imperfekten Märkten

23

Cournotgleichgewicht auf dem Gütermarkt als q, =

a- c + 2s;- s; 3 '

(20)

wobei s;, s; von den Exporteuren als Parameter betrachtet werden. 3 Berechnen wir nun analog zum Abschnitt 2 das konjekturale Variationsgleichgewicht, dann sind die optimalen Mengen durch

q; =

(a - c + s; )( 2 + ,\) - (a - c) - s j (2 + ,\)2 - 1

(21)

bestimmt. Aus Gleichung (21) ersieht man, daß das Cournotgleichgewicht als Spezialfall des konjekturalen Variationsgleichgewichts abgeleitet werden kann, i.e., ,\ 0. (20) und (21) bestimmen die Mengenregeln der Duopolisten für eine fixe Handelspolitik. Die Regierungen bestimmen die Handelspolitik gemäß der Zielfunktion

=

(22) die unter der Nebenbedingung (21) maximiert werden soll. (22) unterstellt, daß die Regierung ihre Handelspolitik so ausrichtet, daß dadurch der Nettogewinn des Exporteurs maximiert wird, was als Maß der Wohlfahrt angesehen wird. Das N ashgleichgewicht der beiden Regierungen ist durch die Politiken s 1 s2 (a- c)( 1 + ,\) 2 > 0 (23) 5 + 3.\ gegeben. Aus dem Vorzeichen der Gleichung (23) kann das erste Hauptresultat abgeleitet werden: Bei einer Oligopolstruktur internationaler Märkte ist eine interventionistische Handelspolitik optimal. Die Politik besteht in einer Subvention. Dieses letzte Resultat kann folgendermaßen interpretiert werden: Bei unvollständigem Wettbewerb können einzelne Exporteure auch langfristig einen Gewinn erzielen. Durch Subventionspolitik kann daher die Regierung den Marktanteil des heimischen Oligopolisten erhöhen und somit weitere Gewinne in das Heimatland transferieren. Dieses Gewinnverschiebungsmotiv ist zum erstenmal in der Arbeit von Brander und Spencer (1985) abgeleitet worden. Es stellt ein Kernresultat der neueren Außenhandelstheorie dar und scheint vielfach auch mit tatsächlichen handelspolitischen Maßnahmen konsistent zu sein.

= =

5.2

Heterogener Oligopolmarkt

Im ersten Teilabschnitt über die Diskussion optimaler Handelspolitik bei imperfekten internationalen Märkten haben wir Handel mit einem homogenen Gut unterstellt. Dieser Abschnitt beschäftigt sich nun mit dem 3 Für eine genaue Ableitung der Ergebnisse auch für ein dynamisches Oligopolmodell verweisen wir auf die Arbeit von Dockner und Lansing (1988).

24

Teil 1: Marktstruktur und Handelspolitik

Fall eines heterogenen Oligopols. Wir nehmen an, daß die beiden Duopolisten differenzierte Produkte verkaufen, die jedoch Substitute sind. Die Nachfrage für die beiden Güter ist durch Gleichung (5) bestimmt, wobei b2 machen, wir wieder die Symmetrieannahme a a1 a2 und b b1 jedoch b -::j:. d annehmen. Somit kann die Zielfunktion der Exporteure folgendermaßen angeschrieben werden:

= =

= =

(24)

Unterstellen wir einen Mengenwettbewerb, sind die Nashstrategien durch

(25) gegeben. Für den Fall des konjekturalen Variationsgleichgewichts erhalten wir dann (2b + dA)(a- c + si) - (a- c + Sj)d (26) • qi = (2b+dA) 2 - d 2 Aufbauend auf den Ergebnissen aus dem Spiel der Exporteure leiten wir nun die optimale Handelspolitik der Regierungen ab, in dem wir wieder die beiden wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger ein Nashgleichgewicht bestimmen lassen. Die optimale Handelspolitik ist durch die nächste Gleichung bestimmt, die den Fall des Cournotgleichgewichts auf dem Gütermarkt beschreibt. 4

(27) Das letzte Resultat ist wiederum durch zwei wesentliche Merkmale gekennzeichnet. Zum einen bringt es zum Ausdruck, daß die optimale Handelspolitik nach einer interventionistischen Politik der Regierung verlangt. Dies steht im Widerspruch zur traditionellen Außenhandelstheorie. Allerdings wurde dieses Resultat auch im Fall eines homogenen Oligopolmarktes abgeleitet. Zum anderen haben wir wieder die optimale Handelspolitik als eine Subventionspolitik identifiziert. Die ökonomische Interpretation des Ergebnisses erfolgt analog zum Fall des undifferenzierten Produktes. Durch gezielte Subventionspolitik der Regierung kann der heimische Exporteur seinen Marktanteil am internationalen Markt erhöhen und somit zusätzliche Gewinne erwirtschaften, die als wohlfahrtssteigernd zu betrachten sind. 4 Die Ableihmg der Ergebnisse findet sich im Anhang der Arbeit, wo auch der allgemeinere Fall eines konjekturalen Variationsgleichgewichts behandelt wird.

6 Schlußbetrachtung

6

25

Schlußbetrachtung

Diese Arbeit beschäftigt sich mit zwei wichtigen Themenbereichen der modernen Außenhandelstheorie: erstens der Frage der Marktstruktur internationaler Märkte und zweitens jener nach optimaler Handelspolitik bei imperfekten internationalen Märkten. Die erste der beiden Fragen wurde durch eine empirische Analyse der Österreichischen Situation zu beantworten versucht. Dabei präsentierten wir wichtige Ergebnisse existierender Studien und führten eigene ökonometrische Schätzungen durch. Alle Berechnungen und statistischen Analysen wurden auf Branchenniveau mit insgesamt 24 Sektoren durchgeführt. Als generelles Resultat kann die Existenz von oligopolistischen Anbietern unter Österreichs Exporteuren betrachtet werden, obwohl die Anzahl der Branchen mit Preissetzerspielraum wesentlich geringer ist als bei Marin. Diese empirische Evidenz diente dann im zweiten, theoretischen Teil der Arbeit als Grundlage für die Auseinandersetzung mit Marktstruktur und optimaler Handelspolitk. Dabei wurde ein einfaches Duopolmodell als analytischer Rahmen verwendet. Zusätzlich wurden die beiden Regierungen als weitere Spieler eingeführt, womit das Modell zu einem zweistufigen Spiel wurde. In der ersten Stufe setzten die beiden Produzenten ihre gewinnmaximalen Outputmengen fest und betrachteten die Politikparameter der Regierungen als fix bestimmt. In einer zweiten Stufe bestimmten die beiden Regierungen wieder im Rahmen eines nichtkooperativen Spiels die optimale Handelspolitik. Sowohl der Fall homogener als auch heterogener Gütermärkte wurde untersucht. Dabei zeigte sich, daß in beiden Fällen eine aktive Handelspolitik optimal ist. Dieses Resultat kann als Erklärung interventionistischer Politik betrachtet werden. Sowohl für den Fall des homogenen Oligopolmarktes wie auch für den differenzierten Produktmarkt wurde eine Subventionspoltik als optimal abgeleitet. Dies wurde über ein sogenanntes Gewinnverschiebungsmotiv erklärt. Abschließend seien nun einige Erweiterungen des Modells besprochen. Die theoretischen Resultate beziehen sich im wesentlichen auf einen Cournotmarkt, das heißt Cournotreaktionsmuster zwischen den beiden Exporteuren. Dies stellt insofern eine Beschränkung dar, als gerade in der Oligopoltheorie mehrere Verhaltensmuster und somit Lösungskonzepte existieren (Cournot, Bertrand), die von verschiedenen Autoren auch unterschiedlich favorisiert werden. Neuere Arbeiten versuchen, dieser Tatsache Rechnung zu tragen, indem man das Lösungskonzept durch die Wahl eines konjekturalen Variationsansatzes endogenisiert, was auch in dieser Arbeit versucht wurde. Der bedeutendere Kritikpunkt dieser Arbeit liegt jedoch in der statischen Analyse. Gerade internationale Märkte sind durch einen hohen Grad an Dynamik gekennzeichnet. Neuere Entwicklungen in der dy-

26

Teil 1: Marktstruktur und Handelspolitik

namischen Spieltheorie könnten dabei verwendet werden, um auch dieses Element zu berücksichtigen. Driskill und McCafferty (1987, 1988) haben dies versucht und ein Differentialspielmodell analysiert. Die Komplexität eines derartigen Ansatzes zwang jedoch die Autoren, auf eine numerische Analyse zurückzugreifen, wodurch jedoch generelle Aussagen nicht mehr möglich sind. In der Arbeit von Dockner und Lansing (1988) wurde ebenfalls ein Differentialspielmodell analysiert, bei dem sogar analytische Lösungen möglich waren. Auch bei den dynamischen Modellen zeigt sich, daß bei Vorliegen einesimperfekteninternationalen Marktes interventionistische Handelspolitik optimal ist. Die Art der Politik läßt sich jedoch nicht mehr so leicht und eindeutig kennzeichnen. Je nach dem Reaktionsverhalten der Exporteure (Oligopolisten) kann sowohl eine Subventionspolitik als auch eine Exportsteuer optimal sein.

Appendix Aus Gleichung (26) ergibt sich qi als eine Funktion der beiden Politikparameter (s 1, s 2), d.h. qi = qi(s 11 s2). Diese werden durch das Spiel der Regierungen untereinander bestimmt. Die Zielfunktionen der Regierungen sind durch gegeben, die durch Einsetzen von (26) zu Funktionen von (s 1 , s 2 ) werden:

Durch die Linearität von qi in den Parametern (s11 s2) wird Wi zu einer quadratischen (konkaven) Funktion dieser. Daher sind die notwendigen Bedingungen auch hinreichend und beim Vorliegen einer inneren Lösung durch 8wi(Si 1 s;)

---:-...:........!'-'- = OSi

0

bestimmt. Diese Gleichung stellt ein lineares Gleichungssystem in (s 11 s2) dar, dessen Lösung durch (27) gegeben ist. Q.E.D.

Literaturverzeichnis

27

Literaturverzeichnis Brander, J. und B. Spencer, International R & D Rivalry and Industrial Strategy, Review of Economic Studies, Vol. 50, 1983, 707-722. Brander, J . und B. Spencer, Export Subsidies and International Market Share Rivalry, Journal of International Economics, Vol. 18, 1985, 83-100. Cheng, L.K., Assisting Domestic Industries under International Oligopoly: The Relevance of the Nature of Competition to Optimal Policies, American Economic Review, Vol. 78, 1988, 746-758. Dizit, A.K., International Trade Policy for Oligopolistic lndustries, Economic Journal, Vol. 94 Supplement, 1984, 1-16. Dizit, A.K., Optimal Trade Palieies for the US Automobile Industry, Mimeo, 1985. Dizit, A.K., Anti-Dumping and Countervailing Duties under Oligopoly, European Economic Review, Vol. 32, 1988, 55-68. Dockner, E. und R. Lansing, Industry Protection and International Trade under Dynamic Duopoly, Arbeitspapier der Universität von Saskatchewan, 1988. Dockner, E. und A. Sitz, An Investigation into Austrian Export Pricing: Price Taking or Price Setting of a Small Open Economy, Empirica, Vol. 13, 1986a, 221-241. Dockner, E. und A. Sitz, Preisnehmer oder Preissetzer? Theoretische Fundierung und empirische Tests für Österreichs Warenexporte, Forschungsbericht 8606, Ludwig Boltzmann Institut für ökonomische Analysen wirtschaftspolitischer Aktivitäten, Wien, 1986b. Dockner, E. und A. Sitz, Input Costs, Market Structure and Price Determination of Austrian Export Industries, Forschungsbericht 8702, Ludwig Boltzmann Institut für ökonomische Analysen wirtschaftspolitischer Aktivitäten, Wien, 1987. Dockner, E. und A. Sitz, Realwirtschaftliche Konsequenzen von Wechselkursänderungen, dieser Band, 1989. Driskill, R . und S. McCafferty, Dynamic Duopoly with Output Adjustment Costs in International Markets: Taking the Conjecture out of Conjectural Variations, Arbeitspapier der Ohio State Universität, Columbus, Ohio, 1987.

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Teil 1: Marktstruktur und Handelspolitik

Driskill, R. und S. McCafferty, Trade, Industrial Policy, and Dynamic Duopoly. Taking the Conjecture out of Conjectural Variations, Arbeitspapier der Ohio State Universität, Columbus, Ohio, 1988. Eaton, J. und G.M. Grossman, Optimal Trade and Industrial Policy under Oligopoly, Quaterly Journal of Economics, Vol. 100, 1986, 383406. Hall, R.L. und C.I. Hitch, Price Theory and Business Behaviour, Oxford Economic Papers, Vol. 2, 1939, 12-45. Koutsoyiannis, A., Modern Microeconomics, London, 1979. Marin, D., Wechselkurs und industrielle Ertragslage: Eine empirische Studie zu den Verteilungswirkungen der Währungspolitik in Österreich, Institutsarbeit N r. 118, Institut für Höhere Studien, Wien, 1983. Richter, J ., Strukturen und Interdependenzen der Österreichischen Wirtschaft, Wien, 1981.

Tabellenanhang

29

Tabellenanhang

Tabelle 1 Zusammenstellung der Ergebnisse für die Regression: ÄPt

Br.Nr. 4* 6 11 15* 16* 17* 18* 19 20* 22* 23* 24* 25* 26* 27* 28* 29 30* 32 33* 34* 35* 36* 37*

= mtl.DVKt.

Parameterwert (t-Statistiken) m

1.25 0.73 0.89 1.01 1.01 0.81 1.25 0.47 1.07 0.88 1.22 1.23 1.17 1.18 1.06 1.33 0.54 1.23 1.67 1.18 0.96 2.05 1.60 0.60

(6.58) (1.21) {1.66) (6.10) (8.69) {2.44) (3.99) {1.24) (6.97) (3. 78) (2.16) (2.38) (2.22) ( 4.59) (2.93) ( 4.56) {1.05) (6.50) (2.13) {2.53) (3.55) {3. 72) (4.30) (2.20)

r2

0.76 0.10 0.17 0.74 0.85 0.31 0.55 0.10 0.78 0.52 0.26 0.30 0.27 0.61 0.39 0.61 0.07 0.76 0.25 0.33 0.49 0.51 0.58 0.27

dw 2.28 1.97 1.29 2.18 1.55 2.10 1.70 1.82 1.66 1.58 0.98 3.02 1.79 1.66 1.96 1.23 1.94 1.11 2.40 1.40 2.03 1.94 2.42 1.44

In den Tabellen sind alle Ergebisse, die statistisch gesichert sind {5% Niveau), durch entsprechende Kennzeichnung (*) hervorgehoben.

30

Teil 1: Markstruktur und Handelspolitik

Tabelle 2 Zusammenstellung der Ergebnisse für die Regression: llpt = ß + -yt::..DVKt + ct::..pkt mit heimischen Importpreisen als Konkurrenzpreisvariable.

Br.Nr. 4 6 11+ 15* 16 17 18+ 19 20 22 23 24 25 26 27 28 29 30 32 33 34 35 36 37

Parameterwerte (t-Statistiken) 0.80 8.99 -2.58 -1.30 0.31 14.07 -3.91 -3.10 0.88 -1.12 -1.17 3.54 -0.43 -1.89 -1.18 3.90 -4.05 0.19 -2.70 -3.68 -2.16 -0.24 -6.44 -2.62

ß

( 0.40) ( 3.63) (-0.69) (-1.42) ( 0.21) ( 3.53) (-2. 75) (-0.93) ( 0.59) (-0.53) (-0.42) ( 1.09) (-0.09) (-0.63) (-0.36) ( 1. 72) (-0.95) ( 0.11) (-0.76) (-0.60) (-0.80) (-0.08) (-2.24) (-1.48)

1.52 -0.90 1.32 0.58 0.78 -1.69 0.79 0.18 0.46 0.92 0.34 1.90 0.75 1.30 1.02 0.79 0.88 1.11 0.20 1.47 1.51 0.20 3.05 0.12

'Y

( 2.97) (-1.60) ( 1.65) ( 2.30) ( 2.60) (-2.54) ( 2.05) ( 0.27) ( 1.21) ( 1.89) ( 0.40) ( 1.97) ( 0.89) ( 2.24) ( 1.58) ( 1.14) ( 0. 70) ( 2.64) ( 0.19) ( 0.99) ( 2.38) ( 0.21) ( 3.31) ( 0.24)

-0.33 0.24 0.33 0.81 0.14 -0.04 1.00 0.67 0.46 0.06 0.52 -1.27 0.62 0.19 0.21 -0.26 0.42 0.10 1.98 0.37 -0.20 0.86 -0.33 0.80

6

(-1.61) ( 0.58) ( 2.63) ( 5.28) ( 1.02) (-0.10) ( 3.93) ( 1.49) ( 1.91) ( 0.65) ( 2.50) (-1.73) ( 1.36) ( 0.58) ( 0.83) (-0.55) ( 0.81) ( 0.53) ( 3.69) ( 0.52) (-0.34) ( 3.56) (-0.70) ( 2.85)

+ Signifikanz nur auf dem 10% Niveau gesichert.

r2

0.44 0.19 0.39 0.90 0.44 0.38 0.86 0.35 0.58 0.45 0.58 0.27 0.19 0.39 0.41 0.10 0.24 0.54 0.66 0.33 0.36 0.79 0.67 0.56

dw 2.18 2.49 1.38 1.93 1.83 1.97 1.39 2.10 1.58 2.04 0.88 3.06 1.58 1.76 2.03 1.57 2.19 1.20 2.50 1.63 1.97 2.20 2.60 2.42

31

Tabellenanhang

Tabelle 3 Zusammenstellung der Ergebnisse für die Regression: llpt = ß + -yllDV Ke + ollp~ot mit deutschen Exportpreisen als Konkurrenzpreisvariable.

Br.Nr. 4 6 15* 16 17 18* 19 20* 22 23 24* 25 26 27 28 29 30 32 33 34 35 36 37

Parameterwerte (t-Statistiken) -1 .77 7.27 -4.51 -1.09 14.10 -3.49 -5.80 -8.33 -2.86 -3.22 11.18 -0.36 -2.15 - 1.18 0.48 -5.04 -6.17 -8.33 -6.03 0.19 -2.48 -5.25 -3.13

ß

(-0.56) ( 2.08) (-3.71) (-0.46) ( 3.42) (-2.83) (-1.80) (-2.87) (-1.35) (-0.95) ( 2.70) (-0.03) (-0.47) (-0.36) ( 0.17) (-1.24) (-1.40) (-1.51) (-1.18) ( 0.05) (-1.08) (-2.18) (-0.92)

0.42 -0.92 1.29 0.83 -1.72 0.75 0.89 0.93 0.86 0.61 1.98 0.56 1.34 1.02 0.12 1.49 0.85 1.92 1.98 1.68 -0.48 0.84 0.83

"Y

( 0.65) (-1.70) ( 5.41) ( 2.79) (-2.55) ( 2.32) ( 1.98) ( 4.10) ( 2.03) ( 0.91) ( 2.62) ( 0.55) ( 2.02) ( 1.58) ( 0.21) ( 1.57) ( 2.09) ( 1.64) ( 2.00) ( 2.72) (-0.52) ( 0.59) ( 1.23)

1.15 0.71 0.91 0.46 -0.03 0.77 0.36 1.82 0.74 0.62 -2.48 0.92 0.25 0.21 1.51 0.74 1.55 1.09 0.17 -0.75 1.91 1.53 0.34

6 ( 1.25) ( 0.86) ( 3.43) ( 1.03) (-0.10) ( 5.01) ( 1.62) ( 3.39) ( 1.21) ( 3.22) (-2.81) ( 0.36) ( 0.20) ( 0.83) ( 1.51) ( 0.51) ( 1.49) ( 1.55) ( 0.29) (-0.96) ( 4.40) ( 1.25) ( 0.44)

r2

0.40 0.21 0.83 0.44 0.38 0.89 0.37 0.73 0.50 0.66 0.46 0.06 0.37 0.41 0.24 0.22 0.61 0.38 0.32 0.40 0.84 0.69 0.25

dw 2.02 2.60 1.70 1.59 2.00 0.89 1.77 2.25 2.32 0.89 2.66 1.55 1.62 2.03 1.50 2.40 1.60 2.70 1.40 1.80 2.20 2.70 1.50

32

Teil 1: Markstruktur und Handelspolitik

Tabelle 4 Zusammenstellung der Ergebnisse für die Regression: lnpt ß + -yaln DV Kt + calnpkt mit heimischen Importpreisen als Konkurrenzpreisvariable.

=

Br.Nr. 4 6 11+ 15* 16 17 18+ 19 20 22 23 24+ 25 26 27 28 29 30 32 33 34 35 36 37

Parameterwerte (t-Statistiken) 0.008 0.09 -0.02 -0.01 0.003 0.15 -0.03 -0.04 0.003 -0.02 -0.01 0.03 0.001 -0.023 -0.01 0.03 -0.03 0.002 -0.02 -0.02 -0.01 0.001 -0.05 -0.02

ß

( 0.37) ( 3.10) (-0.75) (-1.46) ( 0.23) ( 4.20) (-2.68) (-1.23) ( 0.25) (-1.25) (-0.39) ( 1.15) ( 0.04) (-0.71) (-0.36) ( 1.87) (-0.68) ( 0.11) (-0.78) (-0.42) (-0.58) ( 0.04) (-2.08) (-1.39)

1.39 -0.75 1.29 0.53 0.67 -1.37 0.67 0.44 0.45 1.11 0.11 1.86 0.67 1.40 0.78 0.76 0.61 0.92 0.22 1.01 1.10 0.11 2.24 0.17

'Y

( 3.00) (-1.55) ( 1.93) ( 2.67) ( 2.73) (-2.70) ( 1.87) ( 0.66) ( 1.59) ( 3.36) ( 0.18) ( 2.54) ( 1.12) ( 2.31) ( 1.71) ( 1.91) ( 0.54) ( 2.76) ( 0.23) ( 0.79) ( 2.07) ( 0.15) ( 3.21) ( 0.44)

-0.35 0.43 0.40 0.80 0.16 -0.56 1.06 0.51 0.57 0.03 0.57 -1.57 0.48 0.24 0.20 -0.41 0.18 0.08 1.90 0.25 -0.19 0.82 -0.21 0.66

c

(-1.37) ( 0.87) ( 3.14) ( 5.92) ( 1.18) (-1.20) ( 3.95) ( 1.17) ( 2.60) ( 0.53) ( 2.97) (-2.04) ( 1.26) ( 0.55) ( 0.83) (-1.22) ( 0.34) ( 0.44) ( 3.67) ( 0.37) (-0.30) ( 3.82) (-0.45) ( 2.38)

+ Signifikanz nur auf dem 10% Niveau gesichert.

r2

0.46 0.19 0.49 0.90 0.47 0.46 0.88 0.39 0.68 0.62 0.64 0.37 0.22 0.43 0.42 0.25 0.14 0.55 0.64 0.26 0.32 0.82 0.69 0.52

dw 2.20 1.62 1.57 2.07 1.81 2.05 1.57 2.15 1.63 2.29 0.85 3.04 1.65 1.67 2.03 1.57 2.08 1.24 2.34 1.59 1.92 2.13 2.43 2.51

Tabellenanhang

33

Tabelle 5 Zusammenstellung der Ergebnisse ftir die Regression: Llpt = ß + oll.pkt + -yll.DV Kt mit heimischen Importpreisen als Konkurrenzpreisvariable (Variable Kostenstruktur ). Br.Nr. 4 6 15* 16 18* 19 20 22+ 23 30 34 35* 36+

Parameterwerte (t-Statistiken) 5.89 7.41 0.25 3.86 1.40 -4.63 2.30 1.16 -1.93 6.04 3.38 -2.34 -2.80

ß

( 2.95) ( 2.29) ( 0.47) ( 3.13) ( 0.80) (-1.53) ( 1.22) ( 0.80) (-0.53) ( 3.31) ( 1.22) (-1.48) (-1.60)

0.21 -0.34 0.85 0.13 2.07 0.45 0.65 0.14 0.51 0.32 1.31 0.50 0.56

0

( 0.54) (-0.64) ( 5. 79) ( 0.85) ( 6.47) ( 1.21) ( 3.00) ( 2.03) ( 1. 76) ( 1.68) ( 1.33) ( 2.82) ( 2.17)

-0.17 0.17 0.21 -0.11 -0.46 0.57 -0.56 0.33 0.09 -0.19 -0.57 0.58 0.73

"Y

r2

(-0.55) ( 0.81) ( 2.27) (-0.74) (-2.40) ( 1.41) (-0.36) ( 1.93) ( 0.20) (-1.57) (-0.35) ( 3.11) ( 4.20)

+ Signifikanz nur auf dem 10% Niveau gesichert.

0.03 0.07 0.91 0.10 0.88 0.46 0.51 0.49 0.60 0.40 0.21 0.90 0.77

dw 2.12 2.34 1.19 1.77 1.19 2.54 2.35 1.75 0.72 1.65 2.34 1.37 2.49

Teil 1: Markstruktur und Handelspolitik

34

Tabelle 6 Zusammenstellung der Ergebnisse für die Regression: llpt

= ß + cllpkt + -yllDV Kt

mit deutschen Exportpreisen als Konkurrenzpreisvariable (Variable Kostenstruktur ). Br.Nr. 4 6 15 16 18 19 20 22+ 23 30 34 35* 36*

Parameterwerte (t-Statistiken) -3.56 7.73 0.09 3.13 0.31 -5.06 -5.07 -1.77 -0.95 -5.51 3.03 -4.35 -5.15

ß

(-1.14) ( 1.84) ( 0.07) ( 1.22) ( 0.17) (-1.53) (-1.01) (-0.92) (-0.30) (-1.04) ( 0.64) (-3.31) (-2.98)

2.16 -0.54 0.56 0.30 1.25 0.06 1.76 1.23 0.93 2.43 0.59 0.98 1.40

0 ( 3.40) (-0.41) ( 1.20) ( 0.57) ( 5.93) ( 0.02) ( 1.86) ( 2.34) ( 2.72) ( 2.53) ( 0.57) ( 3.62) ( 3.26)

-0.20 0.20 0.46 -0.08 -0.23 0.86 0.11 0.31 -0.30 -0.15 -0.33 0.55 0.51

"Y

(-1.46) ( 0.72) ( 2.83) (-0.57) (-1.33) ( 1.88) ( 0.67) ( 1.92) (-0.68) (-1.41) (-1.08) ( 3.47) ( 2.81)

+ Signifikanz nur auf dem 10% Niveau gesichert.

r2

0.53 0.05 0.67 0.07 0.87 0.38 0.31 0.55 0.70 0.53 0.10 0.92 0.83

dw 2.12 2.34 1.19 1.77 1.19 2.54 2.35 1.75 0.72 1.65 2.34 1.37 2.49

Tabellenanhang

35

Tabelle 7 Zusammenstellung der Ergebnisse für die Regression: Apf = p.Apf Preisdiskriminierung.

Br.Nr. 4 6 11 15 16 17 18* 19 20 22 23 24 25 26 27 28 29 30 32 33 34 35 36 37

Parameterwert ( t-S tatistiken) p. 0.98 (5.09) 0.91 (2.32) 0.96 (2.18) 0.92 (4.23) 0.80 (6.30) 0.87 (2.88) 0.56 (5.18) 0.64 (1.67) 0.98 (6.03) 0.52 (2.32) 0.94 (1.71) 0.74 (1. 76) 1.21 (3.09) 1.07 (4.31) 0.45 (0.99) 0.96 (3.14) 0.86 (2.14) 0.76 (1.94) 0.98 (4.53) 0.78 (1.35) 0.83 (1.85) 0.89 (3.46) 0.90 (2.34) 0.94 (4.56)

r2

0.10 0.70 0.07 0.28 0.10 0.40 0.64 0.17 0.31 0.15 0.17 0.01 0.22 0.30 0.20 0.23 0.45 0.15 0.56 0.10 0.45 0.47 0.33 0.43

dw 2.24 2.60 1.10 1.87 1.59 2.27 1.34 1.51 2.09 1.19 1.14 3.03 1.51 1.52 2.06 1.43 1.56 2.96 1.43 0.89 1.11 1.56 0.93 1.56

F 0.01 0.05 0.07 0.81 2.33 0.16 15.78 0.88 0.05 5.62 0.01 0.29 0.30 0.09 1.43 0.56 0.10 0.46 0.04 0.58 0.25 0.10 0.10 0.03

• Statistisch signifikant von eins verschieden (5% Niveau).

36

Teil 1: Markstruktur und Handelspolitik

Tabelle 8 Zusammenstellung der Branchen:

4 6

11

15 16 18 19 20 22 23 24 25 26 27 28 29 30 32 33 34 35 36 37

Steine Glas Milch Textil Bekleidung Chemie Eisen und Stahl Maschinen Gießerei NE-Metalle Eisen- und Metallwaren Feinmechanik Elektromotoren Elektrodrähte Sonstige Eisenwaren Radio, Fernsehen Kraftfahrzeuge Sägen Holzplatten Holzverarbeitung Papiererzeugung Papierverar bei t ung Graphik

Preis- und Einkommenseffekte im Österreichischen Außenhandel 1

Einleitung

In einer kleinen offenen Volkswirtschaft, wie der Österreichs, kommt der genauen Kenntnis der Determinanten des Außenhandels eine entscheidende Bedeutung zu. Nicht zufällig haben sich deshalb in den letzten dreißig Jahren Wirtschaftsforscher eingehend mit der Erfassung und Analyse von Handelsströmen sowie Außenhandelspreisen beschäftigt. Dabei stehen traditionellerweise die Schätzungen von Export- und Importgleichungen im Mittelpukt des Interesses. 1 Goldstein und Khan ( 1985) führen drei Gründe für das große Interesse an Schätzungen von Export- und Importgleichungen an: Erstens weisen Außenhandelsstatistiken im allgemeinen eine ungeheure Fülle von Preis- und Mengendaten über eine bereits beachtliche Zeitperiode auf. Zweitens kann das theoretische Gerüst zur Ableitung von Exportund Importgleichungen direkt aus der Mikroökonomie übernommen werden; Exportnachfragefunktionen können z.B. über einen nutzentheoretischen Ansatz abgeleitet werden, Importnachfragebeziehungen im Rahmen der Produktionstheorie über Faktornachfragefunktionen bestimmt werden. Drittens haben geschätzte Preis- und Einkommenselastizitäten eine Fülle von Anwendungen bei der Bewertung von wirtschaftpolitischen Maßnahmen wie Fiskalpolitik (z.B. Staatsausgabenerhöhung, -reduktion), Geldpolitik (z.B. Wechselkurspolitik), Lohnpolitik, Zollpolitik, etc. Auch für Österreich gibt es eine große Anzahl von ökonometrischen Arbeiten, deren Inhalt es ist, Preis- und Einkommenselastizitäten sowohl für Exportströme wie auch Iür huporte zu erfassen. Die detaillierteste Studie dazu findet sich bei Breuss (1983). 2 Allerdings basiert die Mehrzahl der Untersuchungen auf einem hohen Aggregationsniveau, Handelsströme und -preise werden als Gesamtindizes erfaßt. Eine Ausnahme stellt die Untersuchung von Marin (1983) dar. Sie präsentiert Schätzungen auf Branchenniveau, allerdings ausschließlich für Exportnachfragefunktionen. 1 Unter dem Begriff "Exportgleichung" verstehen wir sowohl die Exportnachfragewie auch die Exportangebotsfunktion. 2 1n Breuss {1983) findet sich eine gute Übersicht jener Studien, die sich mit der spezifischen Situation Österreichs auseinandersetzen.

Teil 1: Preis- und Einkommenseffekte

38

In dieser Arbeit folgen wir der Vorgangsweise von Marin und schätzen Export- und Importgleichungen für einzelne Industriebranchen. Unsere Untersuchung ist zudem durch folgenden Tatbestand motiviert: wir verwenden neue - bis jetzt nicht verfügbare - Preis- und Mengendaten, die zum erstenmal in konsistenter Weise erfaßt wurden. 3 Die Daten (Jahresdaten) basieren auf der PI0-76-Gliederung mit 32 Branchen (Richter ( 1981)) und sind daher wesentlich detaillierter als die üblicherweise verwendete SITC ("Standard International Trade Classification" ). Die Arbeit ist wie folgt gegeliedert. Im nächsten Abschnitt präsentieren wir das theoretische Modell, das unseren Schätzgleichungen zugrundeliegt. Im Abschnitt 3 werden die verwendeten Daten beschrieben. In Abschnitt 4 werden die Schätzergebnisse dargestellt und interpretiert. Abschnitt 5 beschließt die Arbeit.

2

Das theoretische Modell

Untersucht man die Güter, die zwischen einzelnen Volkswirtschaften gehandelt werden, fallen folgende Charakteristika auf: Die Produkte sind i.a. differenziert und (imperfekt) substituierbar. Diese grundlegende Beobachtung motiviert auch die Wahl des theoretischen Rahmens, auf den wir unsere Überlegungen aufbauen. Wir verwenden das sogenannte "Modell im perfekter Substitute", das ausführlich in der Arbeit von Goldstein und Khan (1985) dargestellt ist. Es besteht aus den folgenden Gleichungen: 4

Mt xt M'h x;.

J(Yh,pr .Ph),

g(Y,E,p~ ,p,E),

h[pf(l + s1 ),p1],

j[p~ (1 + Sh),ph],

Pr

pf (1 + Th)E,

Pr

p~ (1 + T1 )/ E,

Mi. x;.

Mt, xt.

(1)

(2) (3)

(4) (5)

(6) (7) (8)

3 Wir danken J . Richter von der Bundeskanuner der gewerblichen Wirtschaft für die fre\Uldliche Bereitstellung der erwähnten Daten. 4 Wie bereits in der Einleitung der Arbeit betont wurde, können die folgenden Nachfrage- und Angebotsgleichungen entscheidungstheoretisch fundiert werden. Wir verzichten in dieser Arbeit auf diesen Schritt und verweisen den interessierten Leser auf ein Standardwerk der mikroökonomischen Theorie, z.B. Henderson und Quandt (1980).

39

2 Das theoretische Modell

Diese acht Gleichungen stellen ein partielles Gleichgewichtsmodell dar, mit dem die Außenhandelspreise und -mengen bestimmt werden: sind die nachgefragten lmportmengen, die vom heimischen Einkommen Yh, den Importpreisen ~ in heimischer Währung sowie den Preisen heimischer Substitute Ph abhängen. ist die Exportnachfrage nach heimischen Gütern, die vom Einkommen des Auslands Yt, den Exportpreisen p~ und den Preisen ausländischer Substitute Pt abhängen. Das Angebot der Importe Mi" ist durch die jeweiligen Preise des Auslands pr, die durch Subventionen S gestützt sein können, und den Preisvektor der nur im Ausland nachgefragten Güter Pt bestimmt. Das Exportangebot der heimischen Industrien ist von den Exportpreisen p~ in heimischer Währung und den heimischen Substitutspreisen Ph bestimmt. Die heimischen sowie ausländischen Marktpreise (p~, pr) können durch entsprechende Zölle T verzerrt sein. Schlußendlich stellen die beiden Gleichungen (7) und (8) die Gleichgewichtsbedingungen auf dem Exportmarkt sowie auf dem Importmarkt dar. Da die Gleichungen (1) - (8) traditionelle Angebots- und Nachfragegleichungen, die entscheidungstheoretisch abgeleitet werden können, darstellen, müssen sie auch den üblichen Homogenitätsbedingungen aus der Mikrotheorie genügen. Diese besagen, daß bei einer Verdopplung z.B. aller Preise (Güter- und Faktorpreise) und des Einkommens die nachgefragten und angebotenen Mengen gleich bleiben. Für die Nachfragefunktionen f und g hat das die Konsequenz, daß die Summe aller Elastizitäten gleich null ist. Die Abhängigkeiten der einzelnen Angebots- und Nachfragefunktionell von Einkommen und Preisen entsprechen der Mikrotheorie. Eine Erhöhung des Einkommens läßt - bei normalen Gütern - eine Erhöhung der nachgefragten Mengen erwarten. Eine Erhöhung der Preise führt zu einer Senkung der nachgefragten Menge und zu einer Erhöhung des Angebots. Dies bedeutet, daß man für die Export- und Importnachfragefunktionen negative Preis- und positive Einkommenselastizitäten zu erwarten hat. Die Homogenitätsbeschränkungen werden in dieser Arbeit derart berücksichtigt, daß wir die rechte Seite der Nachfragebeziehung (2) durch den Preis Pt E durchdividieren, wodurch die nominellen Größen durch reale Grössen ersetzt werden. Analoges führen wir auch für die lmportnachfragegleichung (1) durch, die wir durch Ph dividieren. Wie bereits erwähnt wurde, stellt das Modell (1) - (8) ein partielles Gleichgewichtssystem dar, das zwischen dem Inland und dem Rest der Welt unterscheidet. Verallgemeinerungen zu einem allgemeinen Gleichgewichtsmodell sowie die Berücksichtigung mehrerer Länder sind zwar einfach, werden in dieser Arbeit aber nicht durchgeführt. Bei der empirischen Analyse der Nachfragebeziehungen (1) und (2) müssen noch die funktionalen Formen genau spezifiziert werden. Üblicher-

Mt

Xt

Teil 1: Preis- und Einkommenseffekte

40

weise wählt man die log-lineare Form, die den Vorteil besitzt, daß die zu schätzenden Parameter als Elastizitäten interpretiert werden können. Auch wir bedienen uns dieser Vorgangsweise. Somit erhalten die beiden Nachfragegleichungen (1) und (2) die folgende Gestalt: aM +17M ln

lnxt

pf;f + lncM yh, Ph px

Ph

Y E

1 ax + TJX In _h_ + ln ex --. PJE

PJE

(9) (10)

Die beiden Angebotsfunktionen sind in ähnlicher Weise zu spezifizieren, werden hier aber nicht explizit angeschrieben, da in der empirischen Analyse nicht von der Schätzung des Gleichgewichtssystems (1) - (8) ausgegangen wird, sondern jeweils nur die Nachfragegleichungen als einzelne Strukturbeziehungen behandelt werden. 5

3

Beschreibung der Daten

Durch die Diskussion des theoretischen Modells ist klar, daß wir zur Schätzung von Export- und Importgleichungen folgende Daten benötigen: die Exportmengen der heimischen Exportindustrien sowie die entsprechenden Exportpreise; die Importmengen und die entsprechenden lmportpreise; die Weltmarktpreise für die Exportgüter und die heimischen Preise für Substitute der lmportgüter. Konkret haben wir die folgenden Daten zur Verfügung: Wir verwenden branchenspezifische Daten, die auf die PI0-76Gliederung mit 32 Branchen zurückgehen (Richter (1981)). Die einzelnen Branchen sind in Tabelle 5 dargestellt. Exportpreise und -mengen sowie Importpreise und -mengen liegen gemäß dieser Gliederung vor, wodurch man von einem konsistent erhobenen Datenmaterial sprechen kann. Als Weltmarktpreise für die Exportgüter werden - in Ermangelung besserer Daten - die deutschen Exportpreise verwendet. Da diese in einer etwas anderen Form als die PI0-76-Gliederung vorliegen, werden sie durch entsprechende Gewichtung mit den Österreichischen Daten kompatibel gemacht (Dockner und Sitz (1986)). Diese Vorgangsweise stellt natürlich eine Beschränkung der Allgemeinheit dar, und es muß betont werden, daß 5 Diese Art der VorgBngsweise ist durch die schlechte Qualität der vorhandenen heimischen Preisindizes begründet. Sicherlich wäre ein Systemansatz zur Schätzung von Angebots- und Nachfrageelastizitäten zu bevorzugen. Goldstein und Khan (1978) betonen dies auch und zeigen, daß bei der Vernachlässigung der simultBnen Beziehung von Angebot und Nachfrage die einzelnen Preiselastizitäten unterschätzt werden. In einer empirischen Analyse, die hier nicht wiedergegeben wird, haben wir auch diesen Systemansatz gewählt. Er führte jedoch aufgrundder schlechten Datenqualität ftir die Angebotselastizitäten zu keinen signifikanten Ergebnissen.

4 Die empirischen Ergebnisse

41

dadurch eine Verzerrung der Resultate möglich ist. Die zur Schätzung der Importnachfragefunktionen notwendigen Preisindizes heimischer Güter sind aus Umsatz- und Mengendaten berechnet worden. Diese Daten basieren auf der Branchengliederung gemäß Industriestatistik und sind deshalb nicht völlig mit der PI0-76-Gliederung vergleichbar. Diesem Tatbestand wird durch entsprechende Gewichtung und Zuordnung Rechnung getragen. Als Einkommensvariable werden das deutsche reale BIP, das reale BIP der OECD-Staaten und das Österreichische reale BIP verwendet. Wir verwenden Jahresdaten für den Beobachtungszeitraum 1970-1984.

4

Die empirischen Ergebnisse

Wie bereits erwähnt wurde, werden wir bei der empirischen Analyse nur die Nachfragegleichungen (1) und (2) heranziehen und diese als einzelne Strukturgleichungen schätzen. Dabei verwenden wir die Gleichungen (9) und (10), d.h. wir schätzen sie in log-linearer Form. Zwei mögliche Vorgangsweisen stehen dabei zur Auswahl. Wir können einen sogenannten statischen Gleichgewichtsansatz gemäß (9) und {10) wählen oder einen dynamischen Ungleichgewichtsansatz, bei dem die um eine Periode verzögerte endogene Variable ebenfalls als erklärende Variable auftritt {Goldstein und Khan {1978)). Wählt man letzteres, müssen die Elastizitäten 17 und c als kurzfristige Elastizitäten interpretiert werden. Generell geht der dynamische Ansatz auf verzögerte Preis- oder Mengenanpassung zurück und kann über eine Koyck-Transformation begründet werden. In der Schätzgleichung für den dynamischen Ansatz bezeichnet 6 den Koeffizienten der verzögerten Variablen. Die Schätzergebnisse für die Exportnachfragefunktionen sind in Tabelle 1 und 2 zusammengefaßt. Dabei wird bei den Resultaten der Tabelle 1 das deutsche BIP als Einkommensvariable verwendet, in Tabelle 2 das BIP der OECD-Länder. Wie aus den Tabellen zu sehen ist, schätzen wir den Ungleichgewichtsansatz. Somit sind die langfristigen Elastizitäten durch und 1 ~ 6 gegeben. Im einzelnen fallen die Ergebnisse {Tabelle 1) wie folgt aus: Von den fünfzehn Branchen haben zwölf statistisch signifikante {95 % Niveau) Einkommenselastizitäten, von denen wiederum sechs auch signifikante Preiselastizitäten aufweisen. Folgende Branchen haben zwei signifikante Parameter: Glas {5), Leder und Schuhe {10), Chemie {11), Eisen und Stahl (12), Kraftfahrzeuge {18) und Holzverarbeitung {20). Die Tatsache, daß die Einkommenselastizität in überwiegender Mehrheit als statistisch signifikanter Parameter eingeht, ist durchaus nicht verwunderlich, da im allgemeinen Einkommenseffekte leichter zu messen sind als Preiseffekte, was auf die Datenqualität der Preise zurückzuführen ist. Im einzelnen liegen die Preiselastizitäten zwischen den beiden Werten - 0.30 (Eisen

6

42

Teil 1: Preis- und Einkommenseffekte

und Stahl) und -1.17 (Glas). Dies zeigt, daß die Preiselastizitäten ihren Größenordnungen gemäß geringer ausfallen als in vergleichbaren ausländischen Studien, sie sind jedoch mit anderen Schätzungen für Österreich kompatibel (Marin (1983), Breuss (1983)). Bei Marin (1983) liegen die Preiselastizitäten im Intervall [-1.12, 0.0]. Berechnet man die langfristigen Elastizitäten, erhält man Werte im Intervall von -0.371 (Eisen und Stahl) und -2.849 (Glas). Die Einkommenselastizitäten fallen in das Intervall1.73 (Chemie) bis 4.35 (Holzverarbeitung) und sind durchaus mit ausländischen Schätzungen vergleichbar. Die von Marin (1983) ermittelten Resultate für Österreich liegen jedoch mit ca. 1.0 bis 1.5 deutlich darunter. Die Ergebnisse in Tabelle 2 zeigen im wesentlichen dasselbe Bild wie jene aus Tabelle 1. Wiederum ist das Einkommen - in diesem Fall das BIP der OECD-Länder -für fast alle Branchen statistisch signifikant, während die Preisvariable diesmal nur bei fünf Branchen einen signifikanten Einfluß ausübt. Im Vergleich zu den in Tabelle 1 zusammengefaßten Resultaten fehlt jetzt Eisen und Stahl (12). Größenmäßg ergeben sich für die Preiselastizitäten Werte aus dem lntervall-0.63 (Chemie) bis -1.57 (Glas), was nur wenig von den Resultaten in Tabelle 1 abweicht. Ähnliches gilt für die Einkommenselastizitäten, die Werte aus dem Bereich 1.73 bis 3.17 annehmen. Die Schätzergebnisse für die Importnachfragefunktionen sind in Tabelle 3 zusammengefaßt. Der Unterschied zwischen der Anzahl signifikanter Einkommens- bzw. Preiseffekte ist auch hier markant. Während elf der vierzehn6 Industrien signifikante Einkommenselastizitäten besitzen, sind nur für drei die Preiseinflüsse signifikant: Textil (8), Bekleidung (9) und Gießerei (14). Demnach bewegen sich die Preiselastizitäten in der Größenordnung von -0.42 (Textil) und -1.11 (Gießerei). Da die Branchen mit signifikanten Ergebnissen nicht zu jenen zählen, die signifikante Exportpreiselastizitäten aufweisen, kann ein industriespezifischer Vergleich nicht durchgeführt werden. Bei den Einkommenselastizitäten ist dies hingegen möglich. Sie ergeben Werte im Intervall 0.38 (Bekleidung) und 3.24 (Papierverarbeitung). Die Einkommenselastizität der Exportnachfrage fallt bei sieben der vierzehn Branchen größer aus, bei drei kleiner und bei einer gleich groß (jeweils nur die signifikanten Ergebnisse berücksichtigt). Dies impliziert, daß Österreichs Exporte im Vergleich zu den Importen stärker auf Konjunktureinflüsse reagieren.

6 Aus Griind"n d"r Dat.,nv.,rfügbark.,it mußt., di" Branch" Maschin"n (13) dimini.,rt w"rd.,n.

5 Zusammenfassende Bemerkungen

5

43

Abschließende Bemerkungen

In dieser Arbeit untersuchen wir Preis- und Einkommenseffekte der Österreichischen Außenwirtschaft. Nach der Darstellung eines gängigen mikrofundierten Modells werden Preis- und Einkomm~nselastizitäten für Export- und Importnachfragefunktionen geschätzt. Der verwendete Schätzansatz beruht auf einer Partialanalyse und vernachlässigt daher die Erfassung einer simultanen Beeinflussung von Angebot und Nachfrage. Obwohl die Aussagekraft dieser Vorgangsweise begrenzt ist, wird sie durch die vorhandene schlechte Datenqualität der heimischen Güterpreise auf Brachenniveau motiviert, die bei einem Systemansatz für die Angebotsfunktionen nur statistisch insignifikante Ergebnisse liefert. Faßt man die Ergebnisse der einzelnen Schätzgleichungen zusammen, fallen drei Charakteristika auf: erstens sind die Einkommenseffekte der überwiegenden Mehrzahl der Branchen sowohl für die Export- als auch für die Importnachfrage signifikant. Sie entsprechen zudem größenmäßig international vergleichbaren Werten. Zweitens sind die geschätzten Preiselastizitäten durchwegs geringer als jene in vergleichbaren internationalen Studien, erfüllen jedoch die Marshall-Lerner-Bedingung. Drittens sind die Einkommenselastizitäten der Importnachfrage meist geringer als jene der Exportnach frage.

Literaturverzeichnis Breuss, F ., Österreichs Außenwirtschaft 1945-1982, Wien, 1983. Dockner, E. und A. Sitz, An lnvestigation into Austrian Export Pricing: Price Taking or Price Setting of a Small Open Economy, Empirica, Vol. 13, 1986, 221-241. Goldstein, M. und M.S. Khan, Income and Price Effects in Foreign Trade, in: R.W. Jones und P.B. Kenen (eds.), Handbook of International Economics, Vol. II, Amsterdam et al., 1985, 1041-1105. Goldstein, M. und M.S. Khan, The Supply and Demand for Exports: A Simultaneaus Approach, Review of Economics and Statistics, Vol. 60, 1978, 275-286. Henderson, K. und R. Quandt, Microeconomics: A Mathematical Approach, 3. Auflage, New York, 1980.

44

Teil 1: Preis- und Einkommenseffekte

Marin, D., Wechselkurs und industrielle Ertragslage: Eine empirische Studie zu den Verteilungswirkungen der Währungspolitik in Österreich, Institutsarbeit Nr. 188, Institut für Höhere Studien, Wien, 1983. Richter, J ., Strukturen und Interdependenzen der Österreichischen Wirtschaft, Wien, 1981.

45

Tabellenanhang

Tabellenanhang Tabelle 1 Exportpreis- und Einkommenselastizitäten mit BIP-BRD als Einkommensvariable. Branche 4 5 8 9 10 11 12 13 14 15 17 18 20 21 22

Parameterwerte (t-Statistiken) 6..{ a..{ t::..{ 7]..{ 2.34 (0.26) -11.89 (-2.99) -2.05 (-1.66) -5.02 (-2.69) -4.94 (-3.30) -5.99 (-3.60) -5.32 (-2.86) -4.08 (-2.22) -4.05 (-1.85) -11.16 (-4.10) -9.98 (-5.34) -7.992 (-2.63) -14.73 (-10.5) -1.73 (-2.01) -3.86 (-1.34)

-0.84 (-0.97) -1.17 (-2.25) 0.32 (0.70) 1.08 (1.07) -0.66 (-2.67) -0.55 (-2.84) -0.30 (-2.37) -0.01 (-0.01) -0.24 (-0.85) -0.23 (-0.58) 0.32 (0.61) -0.85 (-2.18) -0.67 (-3.30) 0.36 (1.63) -0.10 (-0.20)

-0.09 (-0.06) 2.99 (3.35) 1.27 (3.22) 1.61 (2.85) 1.80 (3.83) 1.73 (3. 76) 1.97 (3.43) 1.51 (2.42) 1.19 (1.91) 3.36 (4.34) 3.17 (7.89) 2.04 (2.56) 4.35 (11.41) 1.01 (2.92) 1.15 (1.51)

0.56 (1.15) 0.59 (3.50) 0.19 (0.88) 0.48 (2.72) 0.28 (1.73) 0.58 (5.36) 0.20 (0.93) 0.38 (1.52) 0.69 (4.18) 0.08 (0.37) 0.56 (1.45) 0.70 (4.31) -0.16 (-1.82) 0.35 (1. 72) 0.71 (4.11)

0.71

dw 1.97

0.86

2.41

0.93

1.88

0.98

2.08

0.97

2.45

0.99

1.98

0.94

2.72

0.94

2.66

0.96

2.39

0.95

1.48

0.95

1.64

0.96

1.79

0.99

1.10

0.92

2.13

0.97

2.71

r2

46

Teil 1: Preis- und Einkommenseffekte

Tabelle 2 Exportpreis- und Einkommenselastizitäten mit BIP-OECD (Total) als Einkommensvariable. Branche 4 5 8 9 10 11 12 13 14 15 17 18 20 21 22

Parameterwerte (t-Statistiken) aA

0.561 (0.08) -11.94 (-3.25) -1.064 (-0.93) -2.861 (-1.55) -4.127 (-4.12) -7.722 (-6.48) -4.705 (-2.98) -2.838 (-1.91) -3.855 (-2.03) -9.595 (-4.61) -8.487 (-4.65) -10.41 (-3.68) -8.837 (-4.33) -1.239 (-2.10) -5.731 (-1.87)

TJA

-1.018 (-1.17) -1.571 (-2.70) 0.271 (0.55) 0.587 (0.51) -0.797 (-3.82) -0.632 (-4.83) -0.195 (-1.59) -0.235 (-0.51) -0.222 (-0.82 ) -0.271 (-0.76) -0.345 (-0.60) -1.164 (-3.18) -1.152 (-2.88) 0.383 (1.94) 0.083 (0.17)

E:..{

0.193 (0.18) 3.170 (3.64) 1.068 (2.67) 1.041 (1.71) 1.732 ( 4.92) 2.375 (6.69) 1.914 (3.68) 1.229 (2.17) 1.239 (2.10) 3.164 ( 4.93) 2.718 ( 4.45) 2.87 (3.61) 2.950 (4.91) 1.092 (3.66) 1.771 (2.03)

{JA

0.6613 (1.58) 0.412 (2.28) 0.169 (0.68) 0.590 (2.60) 0.161 (1.08 0.305 (3.04) 0.112 (0.51) 0.381 (1.40) 0.606 (3.16) -0.693 (-0.32) 0.121 (0.46) 0.386 (1.96) -0.413 (-0.23) 0.158 (0.74) 0.484 (2.07)

0.72

dw 2.09

0.88

2.55

0.92

1.69

0.96

1.87

0.97

2.59

0.99

2.61

0.94

2.53

0.93

2.61

0.97

2.28

0.95

1.52

0.97

2.45

0.97

1.81

0.97

0.84

0.93

2.07

0.97

2.33

r2

47

Tabellenanhang

Tabelle 3 Im portnachfrageelastizi täten Branche 4 5 8 9 10 11 12 14 15 17 18 20 21 22

Parameterwerte (t-Statistiken) aM

1'/M

-3.443 (-1.29) -15.06 (-3.08) -14.49 (-5.48) -2.673 (-0.36) -7.885 (-2.25) -5.589 (-2.49) -3.444 (-2.00) 4.483 (2.72) 0.278 (0.11) -6.248 (-3.16) -10.20 (-1.27) -15.64 (-2.65) -7.657 (-0.92) -27.274 (-5.51)

0.229 (0.67) -0.266 (-1.41) -0.417 (-2.29) -0.623 (-1.89) 0.655 ( 1.81) 0.058 (0.01) -0.166 (-0.73) -1.105 (-6.53) 0.223 (0.70) -0.727 (-0.17) -0.391 (-1.03) 0.235 (1.22) -0.991 (-0.13) 0.152 (1.16)

?

0.715 (2.00) 1.914 (3.16) 2.016 (5.72) 0.377 (0.46) 1.696 (2.14) 2.016 (2.19) 1.98 (4.33) 1.029 (3.43) 1.230 (3.30) 2.483 (4.83) 1.764 (2.23) 1.769 (2. 75) 1.111 (1.45) 3.244 (5.61)

oM

0.220 (0.92) 0.192 (0. 73) -0.162 (-0.82) 0.798 ( 4.38) 0.353 (1.40) 0.201 (0.82) -0.586 (-0.24) 0.120 (0.97) -0.529 (-2.03) -0.056 (-0.24) -0.191 (-0.67) 0.391 (2.26) 0.385 (1.12) -0.173 (-0.83)

0.80

dw 1.79

0.93

1.38

0.93

0.79

0.98

2.08

0.95

1.70

0.97

1.41

0.89

2.27

0.87

2.05

0.53

1.89

0.96

1.79

0.70

1.92

0.98

1.33

0.75

1.69

0.99

1.51

r2

48

Teil 1: Preis- und Einkommenseffekte

Tabelle 4 Zusammenstellung der Branchen:

4 5 8

9

10 11

12 13 14 15

17

18 20 21 22

Steine Glas Textil Bekleidung Leder und Schuhe Chemie Eisen und Stahl Maschinen Gießerei NE-Metalle Elektro Kraftfahrzeuge Holzverarbeitung Papiererzeugung Papierverar bei t ung

Realwirtschaftliche Konsequenzen von Wechselkursänderungen 1

Einleitung und Problemstellung der Studie

Auf den Zusammenbruch des Systems von Bretton-Woods und den damit verbundenen Übergang zu einem System mit größerer Flexibilität zu Beginn der Siebzigerjahre reagierte die Österreichische Nationalbank mit der Einführung der "Hartwährungspolitik". Darunter verstand man im Zeitraum 1971-1976 die Orientierung der Österreichischen Währung an einem Währungskorb, der die Währungen wichtiger Handelspartner beinhaltete. Die Politik selbst bestand dann in einer kontinuierlichen Aufwertung des Schillings gegenüber diesem Korb. 1 Diese Politik ist vor allem als eine Reaktion auf den ersten Ölpreisschock zu verstehen. Als Repräsentant einer kleinen offenen Volkswirtschaft konnte durch diese Strategie dem angebotsseitigen Inflationsdruck entgegengewirkt werden. Neben der preisstabilisierenden Wirkung wurden allmählich immer mehr auch positive realwirtschaftliche Konsequenzen der Hartwährungspolitik ins Treffen geführt. Dabei wurde das Schlagwort der "Produktivitätspeitsche" eingeführt (Kienzl 1978). Kurz umschrieben besagt es, daß der durch kontinuierliche Aufwertung der heimischen Währung entstehende Konkurrenzdruck im exponierten Sektor dazu führt, daß die Unternehmer auf effizientere Produktionsverfahren umsteigen, was langfristig einen positiven Strukturwandel unterstützt. Gerade aber in letzter Zeit wird die Kritik an der Hartwährungspolitik lauter. In einer kürzlich erschienenen Arbeit kritisiert Tichy (1988) diese Art der Politik deshalb, weil im Laufe der Jahre (ab 1976) die Orientierung des Schillings an dem Währungskorb zu Gunsten der alleinigen Ausrichtung an der Deutschen Mark aufgegeben wurde, wobei allerdings die Aufwertungstendenzen im Trend gleichgeblieben sind. Darüber hinaus wäre die preisstabilisierende Wirkung der Wechselkurspolitik in den späten Siebzigerjahren und den Achtzigerjahren nicht gefordert gewesen. Aus diesen Argumenten zieht Tichy (1988) den Schluß, daß das 1 Tichy (1988) stellt fest, daß der Österreichische Wechselkurs im Durchschnitt pro Jahr wn 3.7 Prozentpunkte aufgewertet wurde (nominell, Durchschnitt über den Zeitrawn 1971 - 1986).

50

Teil 1: Realwirtschaftliche Konsequenzen

uneingeschränkte Festhalten an der Hartwährungspolitik zu einem Verlust der Autonomie der Währungspolitik geführt hat und daß es derzeit keine rationale Begründung für eine weitere Verfolgung dieser Politik gibt. Ferner hegt Tichy Zweifel an den Strukturwirkungen der Aufwertungspolitik in Österreich und präsentiert eigene Schätzergebnisse, wonach die Änderung des Österreichischen Wechselkurses negative Wirkungen auf die Gewinne im Exportsektor zeigt, was über entsprechende Allokationsmechanismen langfristig zu Produktivitätsverlusten im Exportsektor führen kann. 2 In mehreren Aufsätzen haben auch Winckler und Amann (1986, 1987) Kritik an der Österreichischen Währungspolitik geübt. Ihre Argumentation verläuft jedoch anders als die von Tichy (1988) . Sie geht im wesentlichen auf einen spieltheoretischen Ansatz zurück und wird mit dem dabei abgeleiteten Resultat begründet, daß eine Aufwertungspolitik bei strategischen Interaktionen von Regierung, Gewerkschaften und Notenbank nur die zweitbeste Lösung sein kann. Besser wäre eine Politik, bei der exogene Schocks aus dem Ausland durch entsprechende Änderungen des Wechselkurses gedämpft werden, falls der Einsatz von Fiskalpolitik Kosten verursacht. 3 Unabhängig davon wie die Diskussion über die Hartwährungspolitik in Österreich geführt wird, muß hier jedoch auf zwei Fakten der heimischen Wirtschaftsentwicklung hingewiesen werden. Zum einen ist es unbestritten, daß die Hartwährungspolitik die heimische Wirtschaft vor noch schärferen inflationären Tendenzen in den letzten 15 Jahren bewahrt hat; zum anderen war der Österreichische Außenhandel durch hohe Wachstumsraten gekennzeichnet. Bei den Steigerungen der Exporte drängt sich nun die Frage auf, inwieweit die Wechselkurspolitik strukturverbessernde Wirkungen hervorgerufen hat oder ob die Exportsteigerungen nur nachfragebedingt zu erklären sind, d.h. auf Einkommensänderungen im Ausland zurückgehen. Eine Antwort auf diese Frage macht eine detaillierte Auseinandersetzung mit möglichen realwirtschaftlichen Konsequenzen von Wechselkursänderungen notwendig. Dieser Problemkreis stellt den Schwerpunkt des zweiten Abschnitts der Arbeit dar. Im dritten Abschnitt werden eigene ökonornebische Schätzungen für Österreich dargestellt. Der vierte Abschnitt beschließt mit einer zusammenfassenden Diskussion die Arbeit. 2 Eine genaue theoretische Diskussion unterschiedlicher realwirtschaftlicher Auswirkungen von Wechselkursänderungen findet sich im zweiten Abschnitt der Arbeit. 3 Die Idee einer spieltheoretischen Analyse optimaler Geld- (Währungs-) und Fislmlpolitik wird in einer Arbeit von Dockner und Sitz in diesem Band aufgegriffen. Dabei werden alternative Wechselkursregime wohlfahrtstheoretisch analysiert. Als generelle Aussage wird abgeleitet, daß eine flexiblere Wechselkurspolitik im allgemeinen geringere Wohlfahrtskosten bei strategischen Interaktionen von Notenbank und Regierung verursacht als eine Fixkurspolitik.

2 Wechselkursänderungen und Wirtschaftsstruktur

2

51

Wechselkursänderungen und Wirtschaftsstruktur

In diesem Abschnitt der Arbeit beschäftigen wir uns mit den theoretischen Zusammenhängen zwischen Wechselkursänderungen und deren realwirtschaftlichen Konsequenzen. Dabei fassen wir unter realwirtschaftlichen Konsequenzen Mengenänderungen (kurzfristig) und mittel- bis langfristig Strukturwandel (Input-, Out pu tstrukt ur, Pro d ukti vi tätsver änderungen und Verschiebungen der Wettbewerbsfähigkeit) zusammen.

2.1

Direkte Effekte von Wechselkursänderungen

Isoliert betrachtet stellt jede Wechselkursänderung eine Änderung des relativen Preises von heimischer zu ausländischer Währung dar. Unterstellen wir für kurze Zeit, daß die Preise der gehandelten Produkte und Vorleistungen jeweils in Inlandswährung gleichbleiben, dann impliziert eine Aufwertung eine Erhöhung des Exportpreises in Auslandswährung sowie eine Senkung der ausländischen Vorleistungspreise in Inlandswährung. Das bedeutet, daß eine Aufwertung den relativen Preis heimischer Güter erhöht, den importierter Vorleistungen reduziert. Durch die Erhöhung des Exportpreises kommt es zu einer Verschiebung der Nachfrage (Mengeneffekt), die bei entsprechend hohen Nachfrageelastizitäten zu einer Verschlechterung der Handelsbilanz führt. 4 Umgekehrtes gilt für Preisänderungen bei importierten Vorleistungen. Hier führt eine aufwertungsbedingte Verbilligung importierter Vorprodukte zu einer Verschiebung der Angebotskurve, die dem negativen Mengeneffekt des Preisanstiegs in Auslandswährung entgegenwirken kann. Diese Preis- und die damit verbundenen Mengeneffekte einer Wechselkursänderung bezeichnen wir als direkte Effekte. Sie sind im wesentlichen Substitutionseffekte sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite und stellen die kurzfristigen (unmittelbaren) Reaktionen auf eine Wechselkursänderung dar. Die mittelbaren Reaktionen werden als indirekte Effekte zusammengefaßt.

2.2

Indirekte Effekte von Wechselkursänderungen

Die Verschiebung der relativen Preise, die, wie eben beschrieben, kurzfristig zu Substitutionseffekten auf der Nachfrage- und Angebotsseite führt, hat in der mittleren bis langen Frist auch strukturelle Wirkungen. 5 Bei der 4 Auswirkungen einer Wechselkursänderung auf die Handelsbilanz werden von Sitz (1988) eingehend studiert. 5 Mögliche Richtungen wechselkursbedingter Strukturänderungen werden in einer Arbeit von Marin (1985) (siehe dazu auch Marin (1983)) diskutiert, sowie empirische Ergebnisse für Österreich präsentiert.

52

Teil 1: Realwirtschaftliche Konsequenzen

Erklärung dieser Auswirkungen stehen einander zwei konkurrierende Argumentationslinien gegenüber, die einerseits mit wechselkursbedingtem technischen Fortschritt ("Produktivitätspeitsche", Kienzl (1978)), andererseits mit negativen Allokationswirkungen umschrieben werden können. Nach dem Argument der Produktivitätspeitsche führt stärkerer internationaler Wettbewerbsdruck zu interner Betriebsreorganisation, effizienteren Produktionspraktiken und verbesserter Produktqualität: also zu positiven Konsequenzen. Weiters wird von den Anhängern dieser Argumente die Möglichkeit von Produktinnovationen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit betont. Das zweite Argument betont die negativen lmplikationen einer Aufwertung. Demnach führt eine Aufwertung bei überwiegender Preisnehmerschaft im Exportsektor zu einer Gewinnkompression. 6 Dieser Gewinnrückgang läßt den exponierten Sektor weniger attraktiv erscheinen. Mögliche Abwanderungen von Unternehmern in den geschützten Sektor und ein damit verbundener Wachstumsrückgang können die Folge sein.7 Gemäß dieser Argumentationskette würde die Hartwährungspolitik unerwünschte strukturelle Effekte nach sich ziehen. Wechselkursänderungen können - wie kurz ausgeführt - sowohl positive wie auch negative Auswirkungen auf die Wirtschaftsstruktur (d.h. die Produktivität) eines Landes haben, d.h. entweder produktivitätssteigernd oder -hemmend wirken. Modelltheoretisch werden diese entgegengesetzten Positionen durch eine Reihe von miteinander verwobenen Erklärungsansätzen strukturiert. Die wichtigsten darunter sind: (i) die Produktzyklushypothese (Modell), (ii) das Modell importinduzierten Wachstums ("importled-growth"-Modell), (iii) das Argument der Produktivitätspeitsche, (iv) das Modell exportinduzierten Wachstums ( "export-led-growth"-Modell), (v) das Argument der relativen Profitabilität und (vi) das Argument der internen Terms ofTrade. 8 Eine detaillierte Beschreibung des Produktlebenszyklusmodells findet sich bei Vernon (1962). Das "import-led-growth"Modell ist in Gomulka (1979), das "export-led-growth"-Modell in Beckerman (1965) dargestellt. Und schließlich findet sich eine genaue Beschreibung des Arguments der "Produktivitätspeitsche" in Marin (1983). 9 6 1n Dockner und Sitz (1986, 1987) wird die Art der Preisbildung für Österreichs Exporte untersucht. Dabei zeigt sich, daß die "Kleine-Land-Annahme" generell nicht Gültigkeit hat und manche Industriebranchen als Preissetzer einzustufen sind. Im Fall der Preissetzerschaft können wechselkursbedingte Preisänderungen auf die Konsumenten überwälzt werden. 7 1n Hochreiter (1980), Sitz (1981) Tichy (1985, 1988) finden sich Vertreter dieser Linie. 8 Auswirkungen von Wechselkursänderungen auf die intemen Terms of Trade (!TOT) werden in den empirischen Arbeiten von Hochreiter (1980), Klausinger (1981) und Tichy (1985) behandelt . 9 In Breuss (1983) werden die einzelnen Ansätze ebenfalls überblicksartig dargestellt

2 Wechselkursänderungen und Wirtschaftsstruktur

53

Von den hier angeführten Ansätzen prognostizieren die ersten drei eine negative Beziehung zwischen Wechselkursänderung und Produktivität, die restlichen eine positive. Wir wollen nun nicht jeden einzelnen Ansatz genau diskutieren, sondern wählen für beide Positionen jeweils nur den Repräsentanten aus, der die Diskussion in Österreich dominiert. Wie bereits in der Einleitung erwähnt, stellt das Argument der "Produktivitätspeitsche" eine wichtige, unter anderen von Vertretern der Österreichischen Notenbank favorisierte Begründung und Rechtfertigung der Hartwährungspolitik dar. 10 Wir wollen uns nun in dieser Arbeit mit den mikroökonomischen Mechanismen, die diesem Ansatz zugrundeliegen, näher befassen, um dadurch einige theoretische Schwächen bei den Argumenten der Befürworter aufzuzeigen. Eine detaillierte theoretische Fundierung dieses Arguments findet sich in der Arbeit von Marin (1983). Kurz zusammengeiaßt lautet sie wie folgt: Die Exportmärkte werden als unvollständige Märkte angenommen, auf denen Unternehmer ihre Preis- und Produktionsentscheidungen nach dem Prinzip einer konstanten Gewinnspanne treffen. Kommt es nun zu einer Aufwertung erhöht sich der Konkurrenzdruck auf dem Exportmarkt. Dies führt kurzfristig zu einem Gewinnrückgang bei den "exponierten" Unternehmungen. Diese Einbuße gegenüber dem Normalgewinn wird von den Unternehmern quasi als "Signal" empfangen und führt- da sie nach dem Prinzip konstanter Gewinnspannen agieren- zu entsprechenden Maßnahmen auf der Angebotsseite. Der entstandene Gewinnrückgang wird durch den Übergang auf eine effizientere Technologie auszugleichen versucht. Als Resultat effizienterer Produktionsweisen steigen die Gewinne wieder. Der Anpassungsprozeß ist abgeschlossen, wenn das Normalniveau bei den Stückgewinnen wieder erreicht ist. Kritisch ist dazu anzumerken, warum der Unternehmer einer "Drohung" von außen bedarf, die ihn erst veranlaßt, zu einer effizienteren Technologie überzugehen? Die Begründung dafür ist, daß er nicht nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung handelt. Obwohl eine Preisbildung mit konstantem Aufschlag durchaus mit Gewinnmaximierung kompatibel ist (Dockner und Sitz (198'6)), hifft dies im konkreten Fall nicht zu. Wenn man nun aber das Argument eines "satisficing" oder anderer Unternehmensziele akzeptiert, stellt sich die Frage, wodurch die Höhe der Gewinnspanne bestimmt wird. Dies ist deshalb von entscheidender Bedeutung, weil der Höhe der Gewinnspannen eine "Auslöserfunktion" bei der theoretischen Erklärung zufällt. Diese Frage wird aber in keinem der theoretischen Erklärungsversuche beantwortet. Aus dieser Diskussion soll nun nicht der Eindruck entstehen, daß hier und über empirische Schätzungen für Österreich berichtet. 10 Neben diesem Argument sprechen die preis- und erwartungsstabilisierenden Funktionen ebenfalls für diese Art der Währungspolitik.

54

Teil 1: Realwirtschaftliche Konsequenzen

generell eine negative Beziehung zwischen Wechselkursänderungen und Produktivität in Frage gestellt wird. Vielmehr soll sie das Argument der "Produktivitätspeitsche" ins rechte Licht rücken. Positive Beziehungen könnten ebenfalls über das Produktzyklusmodell oder das "import-ledgrowth"-Modell abgeleitet werden. Als Vertreter jener Theorien, die einen positiven Zusammenhang zwischen Wechselkursänderungen und Produktivität vorhersagen, wählen wir das "export-led-growth"-Modell und beschreiben es hier näher. In diesem Modell kommt dem Exportwachstum eine entscheidende Rolle zu. Ausgangspunkt sind internationale Märkte, die durch unvollständigen Wettbewerb und mögliche Skalen- und Lerneffekte charakterisiert sind. Die heimischen Märkte werden als zu eng betrachtet, sodaß generell die heimische Nachfrage nicht ausreicht, um ein völliges Ausnützen dieser Produktivitätseffekte zu gewährleisten. Damit kommt den Exporten eine Schlüsselrolle zu. Steigende Exporte ermöglichen eine bessere Auslastung der Produktionskapazitäten und führen über die besagten Skalen- und Lerneffekte zu einer Steigerung der Produktivität. Nach dieser Theorie gibt es somit eine eindeutige Kausalrichtung zwischen der Höhe der Exporte und der Verbesserung der Produktivität. 11 Handels- und Industriepolitik sollen daher so ausgerichtet sein, daß Exporte gefördert werden (z.B. durch Exportsubventionen). 12 Worin liegen nun aber die Zusammenhänge zwischen dem "exportled-growth"-Modell und der Wechselkurspolitik der Notenbank? Gemäß der Forderung "Anreize für den Export zu schaffen", legt dieser Ansatz daher eine Abwertungspolik zur Ausdehnung der Exporte nahe. Durch eine Abwertung wird der relative Preis der Exporte gesenkt, was - wie bereits ausgeführt wurde - zu positiven Mengeneffekten führt und somit zur Steigerung der Exporte, was wiederum eine Erhöhung der Produktivität herbeiführt. Aus diesem Anpassungsmechanismus wird deutlich, daß das "export-led-growth"- Modell einen negativen Zusammenhang zwischen Aufwertung und Produktivitätssteigerung unterstellt. Auf den Fall der Österreichischen Hartwährungspolitik angewandt, bedeutet dies, einen Rückgang der Produktivität in der heimischen Exportindustrie und somit negative realwirtschaftliche Konsequenzen. Wegen der unterschiedlichen Prognosen der einzelnen Theorien muß die Frage, welcher Ansatz die Zusammenhänge besser zu erklären imstande ist, durch eine empirische Untersuchung geklärt werden. Deshalb wenden wir 11 Ökonornetrische Tests nach dem Verfahren · von Granger zur Bestimmung der Kausalrichtung zwischen Exportwachstum und Produktivität in Österreich werden von Kunst und Marin (1987) dW'(:hgeführt. 12 In der neueren Außenhandelsliteratur, die von unvollständigen internationalen Märkten und der Existenz von Skalenerträgen ausgeht, wird auch gezeigt, daß eine Exportsubvention durchaus wohlfahrtssteigemde Wirkungen haben kann, d.h. Freihandel nicht optimal ist.

3 Strukturwandel und Wechselkursänderung

55

uns im dritten Abschnitt der Arbeit einer ökonometrischen Untersuchung mit Österreichischen Daten auf Branchenniveau zu.

3 Strukturwandel und Wechselkursänderung in Österreich Nach der theoretischen Diskussion führen wir eine empirische Untersuchung über die Wirkungen von Wechselkursänderungen auf die heimische Industie durch. Dabei präsentieren wir zum einen Schätzergebnisse über die direkten Wirkungen. Diese werden über einen Elastizitätsansatz abgeleitet. Dann untersuchen wir die Beziehung von Produktivität und Wechselkursänderungen.

3.1

Datenbeschreibung

Bevor wir zur Schätzung der Exportnachfragefunktion übergehen, wollen wir kurz die verwendeten Daten beschreiben. Wir verwenden branchenspezifische Daten, die entweder auf die PI0-76-Gliederung mit 32 oder mit 48 Branchen zurückgehen (vgl. dazu Richter (1981)). Die verwendeten Mengendaten basieren auf der Gliederung mit 32 Branchen, die auch den Ausgangspunkt für unsere Branchengliederung darstellt. Die Darstellung der verwendeten Branchen findet sich in Tabelle 4. Als Exportpreise werden dieselben Daten wie in Dockner und Sitz (1986) verwendet. Da diese jedoch in Form einer feineren Gliederung vorliegen (10-Gliederung mit 48 Branchen), werden einzelne Branchen aggregiert. Als ausländische Konkurrenzpreise werden- durch den Mangel an qualitativ besseren Daten motiviert - die deutschen Exportpreise verwendet. Als Einkommensvariable dient das reale deutsche Sozialprodukt. Für die Produktivitätsschätzungen verwenden wir die gleiche Konkurrenzdruckvariable (relativen ·Preis) wie bei den Elastizitätsschätzungen der Tabelle 1. Als branchenspezifische Produktivitätsvariablen verwenden wir den Output pro Arbeiter (Wifo Datenbank). Der Beobachtungszeitraum erstreckt sich über die Jahre 1970-1984. Es werden Jahresdaten verwendet.

3.2

Exportelastizitäten

In einem ersten Schritt schätzen wir die direkten Effekte von Wechselkursänderungen. Dies erfolgt im Rahmen einer Exportnachfragefunk-

Teil 1: Realwirtschaftliche Konsequenzen

56

tion mit konstanten Elastizitäten. 13 Sie ist wie folgt spezifiziert: EX

lnQt

=a+7Jln(

pEX jE

pw

W

)t+dnYe

EX

+6lnQt_ 1 ,

(I)

wobei die einzelnen Variablen folgende Bedeutung haben: QfX sind die Exportmengen in der Periode t; ptEX die heimischen Exportpreise und ptw die Exportpreise der Welt (hier die deutschen Exportpreise ). E ist der nominelle Wechselkurs und Yew die Einkommensvariable des Auslands. Durch die log-lineare Form der Gleichung (1) können 1J und c als Preisbzw. Einkommenselastizität interpretiert werden. Da wir (1) in Form einer dynamischen Nachfragegleichung spezifiziert haben, stellen demnach 1J und c kurzfristige Elastizitäten dar. Die langfristigen sind durch i!:J und 1 ~ 6 gegeben. Die Ergebnisse der Regressionen sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Sie fallen durchaus gut aus, bedenkt man das niedrige Aggregationsniveau. Im wesentlichen spiegeln die Resultate die Ergebnisse von Marin (1983) wider. Die signifikanten (95 % Niveau) kurzfristigen Preiselastizitäten liegen im Intervall -0.299 (Eisen und Stahl) bis -1.168 (Glas). Bei diesen Größenordnungen fällt auf, daß sie im wesentlichen unter dem Niveau vergleichbarer ausländischer Studien liegen, jedoch mit anderen Schätzungen für Österreich (Breuss 1983, Marin 1983) konsistent sind. Die langfristigen Elastizitäten liegen jedoch im Intervall -0.371 (Eisen und Stahl) und -2.849 (Glas). Sie fallen damit deutlich höher aus als die vergleichbaren Werte in Breuss (1983). Die Schätzungen in Breuss (1983) basieren jedoch auf einem weit höheren Aggregationsniveau. Dies impliziert, daß einzelne Exportbranchen doch sehr empfindlich auf Preisänderungen reagieren. So besagt der Wert für die langfristige Preiselastizität der Glasindustrie, daß eine einprozentige Erhöhung des relativen Preises zu einer 2.849 prozentigen Mengenreduktion führt, was eine doch erhebliche Reaktion anzeigt. Die kurzfristigen Einkommenselastizitäten fallen in das Intervall 1. 733 (Chemie) bis 4.349 (Holzverarbeitung). Sie sind im Durchschnitt sehr hoch und daher mit ausländischen Schätzungen vergleichbar. Sie sind jedoch deutlich höher als bei Marin (1983), deren Elastizitäten etwa in der Größenordnung von 1.0 bis 1.5 liegen. Auch Breuss (1983) kommt zu niedrigeren Werten als die hier angeführten.

3.3

Wechselkursinduzierter technischer Wandel

In diesem Teilabschnitt wenden wir uns der Schätzung der indirekten Effekte der Wechselkurspolitik zu. Im wesentlichen untersuchen wir dabei 13 Vergleiche

dazu die Arbeit von Dockner in diesem Band.

3 Strukturwandel und Wechselkursänderung

57

die Beziehung von Produktivität zu Wechselkurs und schätzen die Regressionsgleichung:

. . pEX jE AFe = o: + ßA.( pw )t,

(2)

wobei Fe für Produktivität und !:,. für Änderungsrate stehen. Die Variable ß kann wiederum als Elastizität interpreriert werden. Ihr Vorzeichen bestimmt dann auch, ob die Wechselkurspolitik positive (ß > 0) oder negative (ß < 0) Wirkungen auf die branchenspezifische Produktivität hat. Ein besonderes Merkmal der Gleichung (2) sei hier ausdrücklich betont. Durch ihre einfache Form werden Konjunktureinflüsse nicht berücksichtigt, d.h. Wechselkurseffekte von Konjunktureffekten nicht getrennt. Dies wird im allgemeinen ein verzerrtes Bild des Einflusses der Konkurrenzdruckvariablen auf die Produktivität liefern: Kommt es in Zeiten schlechter konjunktureller Entwicklung zu einem Nachfragerückgang, bringt das eine Unterauslastung der Produktionsanlagen mit sich, was negative Auswirkungen auf die Produktivität hat. Wird nun der Konjunktureffekt vom Preiseffekt nicht getrennt, kann ersterer den zweiten überwiegen und somit eine Verzerrung der Ergebnisse produzieren. Da der Untersuchungszeitraum 1970 - 1984 durch mehrere schwere Konjunktureinbrüche charakterisiert ist, wird bei den Schätzergebnissen der Gleichung (2) in der Mehrzahl ein negatives Vorzeichen (ß < 0) zu erwarten sein. Ein Schluß auf negative strukturelle Auswirkungen der Wechselkurspolitik wäre dann aber voreilig. Durch diese theoretischen Argumente gestützt, werden wir deshalb den Ergebnissen aus der Schätzgleichung (2) jene der folgenden Gleichung gegenüberstellen:

. AFt

. pEXjE . pw )t + -yll.Yi.

= o: + ßll(

(3)

Die Variable Yi (das Sozialprodukt Deutschlands) wird als Indikator der konjunkturellen Lage verwendet. Gleichung (3) differenziert zwischen einem Preis- und einem Konjunktureffekt. Der Koeffizient ß der Gleichung (3) kann uns nun Aufschluß über die preisbedingten strukturellen Effekte der Österreichischen Industriebranchen geben. Die Ergebnisse für die Regressionsgleichung (2) sind in Tabelle 2 zusammengestellt, jene für die Gleichung (3) in Tabelle 3. Die Ergebnisse für die Schätzgleichung (2) sind überaus aufschlußreich. Von den fünfzehn untersuchten Branchen weisen neun einen signifikanten Einfluß des Wechselkurses (oder besser des relativen Preises) auf die Produktivität aus. Erwartungsgemäß erhalten wir bei sieben der neun Branchen eine negative Beziehung. Dies bedeutet nun nicht, daß eine Aufwertung negative Konsequenzen für die Produktivität hat, sondern

58

Teil 1: Realwirtschaftliche Konsequenzen

daß der Preiseffekt (Wechselkurseffekt) vom negativen Konjunktureffekt dominiert wird. Berücksichtigt man nun eine Trennung von Wechselkurseffekt und Konjunktureffekt, ergibt sich ein wesentlich differenzierteres Bild (siehe Tabelle 3). Von den fünfzehn untersuchten Branchen weisen acht (Steine, Bekleidung, Chemie, Eisen und Stahl, Maschinen, Gießereien, Elektro und Papierverarbeitung) einen negativen Zusammenhang zwischen Produktivität und relativem Preis auf und sieben (Glas, Textil, Leder und Schuhe, NEMetalle, Kraftfahrzeuge, Holzverarbeitung und Papiererzeugung) einen positiven. Allerdings sind die Ergebnisse nur teilweise statistisch signifikant. Unter den statistisch signifikanten (95 % Signifikanzniveau) sind die Branchen Textil und Kraftfahrzeuge durch einen positiven Einfluß von Preisänderungen auf die Produktivität charakterisiert, die Branchen Eisen und Stahl, Gießereien und Papierverarbeitung durch einen negativen. Die Elastizität ß für die Branchen Textil und Kraftfahrzeuge liegt bei 0.423 und 0.379, die von Eisen und Stahl, Gießereien und Papierverarbeitung bei- 0.235,- 0.722 und- 0.489. Betrachtet man die Ergebnisse in ihrer Gesamtheit, fällt folgendes auf: Eine Erhöhung des Konkurrenzdrucks führt in den Branchen mit einem höheren Verarbeitungsgrad wie z.B. Textil und Kraftfahrzeuge zu einer Verbesserung der Produktivität. In den eher grundstoffi.astigen Branchen wie Eisen und Stahl, Gießereien und Papierverarbeitung zu negativen Auswirkungen. Dies erscheint als ein interessantes Resultat und kann bezüglich der Währungspolitik in Österreich wie folgt interpretiert werden: Durch die Schätzgleichungen (2) und (3) wird die Auswirkung einer generellen Änderung des relativen Preises auf die Produktivität gemessen. Daher darf technischer Fortschritt nicht nur wechselkursbedingt betrachtet werden. Dies bedeutet für Branchen mit einer positiven Bezie:hung, daß Hartwährungspolitik technischen Wandel zumindest nicht gestoppt hat. Ob sie zudem noch strukturverbessernd gewirkt hat, kann im Rahmen dieser Arbeit nicht getestet werden. Die hier präsentierten Ergebnisse sind nun mit jenen von Marin (1985) zu vergleichen. In der angesprochenen Arbeit kommt sie zu dem Schluß, daß das "Produktivitätspeitschenargument" für Österreich mit Ausnahme der Eisen- und Stahlindustrie Gültigkeit hat. Ihre Schätzergebnisse weisen auf positive Elastizitäten in der Größenordnung von 0.04 bis 1.99 hin. Unsere Ergebnisse sind dagegen differenzierter und weisen etwa eine gleiche Anzahl von Branchen mit positiven und negativen Wirkungen auf. Welche Faktoren mögen nun für diese "Unterschiede" verantwortlich sein? Ein erster, wesentlicher Unterschied zu den Schätzungen von Marin {1985) mag in den Daten begründet liegen. Der Stichprobenumfang bei Marin ist mit 1970 - 1980 gegeben. Jener in unserer Arbeit umfaßt die Jahre 1970 - 1984. Die unserer Studie zugrundeliegenden Konkurrenz-

4 Schlußbetrachtung

59

preise werden durch die deutschen Exportpreise approximiert, was durchaus zu einer Verzerrung der Resultate führen kann. Marin verwendet dagegen die SITC. Bei den ökonornebischen Schätzungen macht Marin Gebrauch von Dummies, um dadurch Konjunktureffekte zu erfassen. Unsere Schätzungen greifen dagegen explizit auf eine Konjunturvariable zurück. In einer kürzlich erschienenen Arbeit analysiert Marin (1988) eingehend die Textil-Branche in Österreich. Dabei kommt sie zu dem Ergebnis, daß das "import-led-growth"-Modell für diese Branche Gültigkeit hat. Unsere Resultate bestätigen diese Aussage. Breuss (1983) kommt zu dem Schluß daß kurzfristig eine reale Aufwertung die Produktivität senkt. Verzögert wirkt jedoch eine Aufwertung (eher) produktivitätserhöhend. Vergleicht man die Ergebnisse von Breuss (1983) mit den hier angeführten, ergibt sich folgendes: die Schätzung von Breuss bezieht sich auf den gleichen Stichprobenumfang wie die in der Arbeit von Marin, ist allerdings auf gesamtwirtschaftliche Größen bezogen und kann daher nicht unmittelbar verglichen werden. Durch Breuss (1983) wird jedoch deutlich, daß es langfristig einen schwach positiven Zusammenhang zwischen Aufwertungsstrategie und industrieller Produktivität des exponierten Sektors in Österreich gibt. 14 Dieses Resultat ist ebenfalls konsistent mit unseren Ergebnissen.

4

Schlußbetrachtung

Diese Arbeit untersucht realwirtschaftliche Konsequenzen von Wechselkursänderungen sowohl aus theoretischer als auch aus empirischer Sicht. Dabei konzentrieren sich die Betrachtungen vor allem auf die spezifisch Österreichische Diskussion. Wir beleuchten das Argument der "Produktivitätspeitsche" etwas näher und üben Kritik an einer möglichen Mikrofundierung. Dem Argument der "Produktivitätspeitsche" stellen wir das "export-led-growth"-Modell gegenüber. Da die Prognosen dieser beiden Theorien in bezugauf die Auswirkungen von Wechselkursänderungen auf die Produktivität unterschiedlich ausfallen, haben wir in einer empirischen Analyse versucht herauszufinden, welche für Österreich Gültigkeit hat. Dabei konnten folgende Resultate abgeleitet werden: Von fünfzehn untersuchten Branchen weisen sieben einen positiven Zusammenhang zwischen Veränderung des relativen Preises und der Produktivität auf, acht einen negativen. Bei näherer Betrachtung wird zudem deutlich, daß ehe~; bei grundstofßastigen Branchen die Hartwährungspolitik negative Auswirkungen auf die Produktivität hat, in den dynamischeren Sektoren 14 Ein

steigender Wechselkursindex entspricht in diesem Fall einer Aufwertung.

60

Teil 1: Realwirtschaftliche Konsequenzen

jedoch durchaus positive Auswirkungen beobachtbar sind. Abschließend sei jedoch noch folgende Besonderheit unserer Schätzungen hevorgehoben: Wir verwenden ausschließlich eine Partialanalyse, die in der Schätzung einer einzelnen Strukturgleichung ihren Ausdruck findet. Diese Tatsache impliziert, daß wir mögliche Rückkopplungseffekte vernachlässigen, die jedoch von Bedeutung sein könnten. Vorzuziehen wäre deshalb ein Ansatz auf Brachenniveau, der die Verflechtungen einzelner Industrien berücksichtigt. Dazu werden jedoch Daten auf Branchenebene benötigt, die derzeit nicht verfügbar sind.

Literaturverzeichnis Beckerman, W., Demand, Exports, and Growth, in: W. Beckerman et al. (eds. ), The British Economy in 1965, Garnbridge 1965, 44-72.

Breuss, F., Österreichs Außenwirtschaft 1945-1982, Wien, 1983. Dockner, E. und A. Sitz, An Investigation into Austrian Export Pricing:

Price Taking or Price Settingof a Small Open Economy, Empirica, Vol. 13, 1986, 221-241.

Dockner, E. und A. Sitz, Preisnehmer oder Preissetzer? Theoretische Fundierung und empirische Tests für Österreichs Warenexporteure, Quartalshefte der Girozentrale, Vol. 22, 1987, 21-61.

Dockner, E. und A.Sitz, Optimale Geld- und Fiskalpolitik einer kleinen offenen Volkswirtschaft bei alternativen Wechselkursregimen und strategischen Interdependenzen, dieser Band, 1989.

Gomulka, S., Britain's Slow Growth: Increasing Inefficiency versus Low Rate of Technical Change, in: W. Beckerman (ed.), Slow Growth in Britain, Gauses and Consequences, Oxford, 1979, 166-194.

Hochreiter, E., Allokationswirkungen der Österreichischen Wechselkurspolitik, einige erste Anhaltspunkte, Quartalshefte der Girozentrale, Vol. 15, 1980, 87-105.

Kienzl, H., Währungspolitik in Konjunktur und Krise, Wirtschaft und Gesellschaft, Vol. 2, 1978, 175-190.

Klausinger, H., Preiseffekte der Wechselkurspolitik, Quartalshefte der Girozentrale, Vol. 16, 1981, 61-72.

Marin, D., Import-Led Innovation: The Case of the Austrian Textile Industry, Weltwirtschaftliches Archiv, Vol. 124, 1988, 550-565.

Literaturverzeichnis

61

Marin, D., Wechselkurs und industrielle Ertragslage: Eine empirische Studie zu den Verteilungswirkungen der Währungspolitik in Österreich, Institutsarbeit Nr. 188, Institut für Höhere Studien, Wien, 1983. Marin, D., Structural Change through Exchange Rate Policy, Weltwirtschaftliches Archiv, Vol. 121, 1985, 471-491. Richter, J., Strukturen und Interdependenzen der Österreichischen Wirtschaft, Wien, 1981. Sitz, A., Wechselkurse und Produktionsstruktur, Quartalshefte der Girozentrale, Vol. 16, 1981, 45-60. Sitz, A., Wechselkurs und Außenhandel, Wirtschaftspolitische Blätter, Vol. 35, 1988, 92-101. Tichy, G., Die Folgen der Wechselkursänderungen für Terms of Trade und Verteilung, in: H. Hesse et al. (eds.), Außenwirtschaft bei Unsicherheit, Tübingen, 1985, 213-241. Tichy, G., Hartwährungspolitik -ein irreführendes Schlagwort zur Maskierung einer überholten Politik, Wirtschaftspolitische Blätter, Vol. 35, 1988, 35-46. Vernon, R., International Investment and International Trade in the Product Cycle, Quaterly Journal of Economics, Vol. 80, 1966, 190207. Winckler, G. und E.Amann, Exchange Rate Policy in the Presence of a Strong Trade Union, Zeitschrift für Nationalökonomie, Supplement, 1987, 134-149. Winckler, G. und E. Amann, Exchange Rate Policy of Austriaas a Policy Game, Forschungsbericht Nr. 8603 des Instituts für Wirtschaftswissenschaften der Universität Wien, 1986.

62

Teil 1: Realwirtschaftliche Konsequenzen

Tabellenanhang Tabelle 1 Exportpreis- und Einkommenselastizitäten Schätzgleichung: W

}t+dnYe p lnQtEX =o+71ln (pBJE Br.Nr. 4 5 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22

Parameterwerte Q 71 -0.84 2.34 (0.26} (-0.97) -11.89 -1.17 (-2.99} (-2.25} -2.05 0.32 (-1.66} (0.70) -5.02 1.08 (-2.69} (1.07) -4.94 -0.66 (-3.30) (-2.67) -5.99 -0.55 (-3.60} (-2.84} -5.32 -0.30 (-2.86} (-2.37) -0.01 -4.08 (-2.22} (-0.01} -4.05 -0.24 (-1.85) (-0.85) -11.16 -0.23 (-4.10} (-0.58} 7.21 2.27 {1.21} (0.94} -9.98 0.32 (-5.34} (0.61} -7.992 -0.85 (-2.63} (-2.18} -2.34 0.21 (-1.59) (1.00} -14.73 -0.67 (-10.5} (-3.30) -1.73 0.36 (-2.01} {1.63} -0.10 -3.86 (-1.34} (-0.20}

EX +6lnQt-l

( t-Statistiken} 6 e -0.09 0.56 (-0.06} (1.15} 0.59 2.99 (3.35) (3.50) 1.27 0.19 (3.22} (0.88) 0.48 1.61 (2.72} (2.85} 0.28 1.80 (I. 73) (3.83) 0.58 1.73 (3. 76) (5.36} 1.97 0.20 (3.43} (0.93} 0.38 1.51 (1.52} (2.42} 1.19 0.69 (4.18} {1.91} 3.36 0.08 (4.34} (0.37) -0.51 0.03 (-0.30) (0.10} 3.17 0.56 (7.89} (1.45} 2.04 0.70 (2.56} (4.31} -0.22 1.70 (3.46) (-0.79) -0.16 4.35 (11.41} (-1.82} 1.01 0.35 (2.92} (I. 72) 1.15 0.71 (4.11} (1.51}

0.71

dw 1.97

0.86

2.41

0.93

1.88

0.98

2.08

0.97

2.45

0.99

1.98

0.94

2.72

0.94

2.66

0.96

2.39

0.95

1.48

0.18

2.10

0.95

1.64

0.96

1.79

0.77

1.43

0.99

1.10

0.92

2.13

0.97

2.71

r2

63

Tabellenanhang

Tabelle 2 Wechselkursinduzierter technischer Fortschritt für Österreichische Industrie br anchen. Schätzgleichung: •

!1Ft = a

Br.Nr. 4 5 8 9 10 11 12 13 14 15 17 18 20 21 22

• pBXjE

+ ß!l( --pw- )t

Parameterwerte (t-Statistiken) a ß 0.040 (4.12) -0.366 (-1.45) 0.065 (2.80) 0.542 ( 1.96) 0.045 (7.06) -0.623 (-3.49) 0.032 (4.79) -0.454 (-1.57) 0.054 (1.93) 0.398 (0.91) 0.063 (4.48) -0.362 (-1.04) 0.045 (5.13) -0.255 (-3.60) 0.025 (1.51) -0.651 (-1.40) 0.039 (3.85) -0.729 (-3.64) 0.050 (1.63) -0.420 (-1.16) 0.060 (5.61) -0.519 (-2.02) 0.042 (1. 78) 0.413 (3.61) 0.057 (5.93) -0.471 (-2.43) 0.065 (2.33) -0.432 (-1.92) 0.044 (5.36) -0.543 (-3.95)

r2

0.15 0.24 0.53 0.17 0.06 0.08 0.52 0.14 0.55 0.10 0.25 0.54 0.33 0.23 0.58

dw 2.04 1.86 2.27 2.14 2.32 2.01 2.28 2.62 1.10 2.40 2.63 2.32 1.71 2.68 2.38

Die Branchen 8, 11, 14, 18 und 22 wurden mit "gelagten" Variablen . geschätzt.

Teil 1: Realwirtschaftliche Konsequenzen

64

Tabelle 3 Wechselkursinduzierter technischer Fortschritt für Österreichische lndustriebranchen. Schätzgleichung: f::"pt = a + ßl::,.(P::tE)t + -yf::"yt

Br.Nr. 4 5 8 9 10 11 12 13 14 15 17 18 20 21 22

0.031 0.051 0.016 0.029 0.089 0.047 0.038 0.031 0.388 0.029 0.043 0.037 0.034 0.017 0.042

a

Parameterwerte (t-Statistiken) (2.49) (2.10) (2.66) (3.24) (2.56) (3.36) (3.77) (1.25) (2.86) (0. 76) (3.46) (1.26) (3.08) (0.54) (4.18)

-0.270 0.398 0.423 -0.359 0.557 -0.338 -0.235 -0.788 -0.722 0.208 -0.277 0.379 0.215 0.329 -0.489

ß

(-1.05) (1.41) (2.77) (-1.03) (1.13) (-1.10) (-3.29) (-1.25) (-3.18) (0.54) (-1.09) (2.35) (1.16) (1.54) (-2.00)

0.394 0.930 1.003 0.136 -1.357 0.765 0.340 -0.246 0.024 1.810 0.693 0.322 0.820 1.909 0.121

'Y

r2

(1.30) (1.43) (6.02) (0.51) (-1.33) (2.06) (1.24) (-0.34) (0.06) (1.84) (2.13) (0.31) (2.81) (2.21) (0.27)

0.26 0.36 0.77 0.19 0.17 0.36 0.57 0.15 0.54 0.31 0.48 0.54 0.49 0.43 0.59

Die Branchen 10, 11, 14, 15, 18, 20, 21, 22 wurden mit "gelagten" Variablen geschätzt.

dw 2.08 1.93 2.06 1.99 1.88 1.35 2.53 2.50 1.10 2.36 2.27 2.37 2.23 2.59 2.29

Tabellenanhang

Tabelle 4 Zusammenstellung der Branchen:

4 5 8 9 10 11

12 13 14 15 16 17

18 19 20 21 22

Steine Glas Textil Bekleidung Leder und Schuhe Chemie Eisen und Stahl Maschinen Gießerei NE-Metalle Eisen- und Metallwaren Elektro Kraftfahrzeuge Sägen Holzverarbeitung Papiererzeugung Papierverarbeitung

65

Teil 2:

G Ieichgewichtsmodelle - gültige Ansätze iür den Österreichischen Aktienmarkt? 1

Vorbemerkung

Bislang waren Österreichische Finanzmärkte nur vereinzelt Gegenstand von Analysen hinsichtlich der Gültigkeit und Anwendbarkeit von Gleichgewichtsmodellen, die unter idealisierenden Annahmen für angl,

82

d .2 > 0

D

o:2d3

D

o:1d1

-->0

7'/1 712

'

- ( - - 1 ) o, 0'"'(81 + (1 - 6)711 > o, 0'"'(82 + (1- o)TJa, 6'"'(83 + (1 - 6)173 > 0,

f1 f3

D

1 o:ld2

'

=

7'/3 f2

'

-->0

83

mit

0

o:2d1

81

o:a o:1d3

D

D =o:2(1- d2'Y) + dao:1 > 0.

(11)

Gleichung (11) ist dann mit Sicherheit positiv, wenn wir 1-d2 'Y > 0 unterstellen. Dies garantiert zugleich, daß die IS-Kurve negativ geneigt ist, be· deutet aber eine Beschränkung für die Preisanpassung auf dem heimischen Gütermarkt. Nur wenn diese Ungleichung erfüllt ist, haben die einzelnen Parameter der reduzierten Form die angegebenen Vorzeichen.

3 Optimale Geld- und Fiskalpolitik

3

133

Optimale Geld- und Fiskalpolitik

Das in Abschnitt 2 dargestellte Modell ist ein statisches 2-PersonenSpiel. Die Aufgabe der beiden Akteure in diesem Modell besteht darin, bei gegebenem Reaktionsmuster des Gegenspielers eine optimale Strategie festzulegen. Gemäß Spieltheorie ist es nun möglich, verschiedene Verhaltensannahmen der beiden Spieler Notenbank und Regierung zu unterstellen. Die beiden Entscheidungsträger können kooperieren oder auch nicht. Dementsprechend ist das jeweilige Lösungskonzept zu wählen. In dieser Arbeit untersuchen wir grundsätzlich unterschiedliche Lösungsmuster: nichtkooperative Gleichgewichte (Nash- und Stackelberg-Gleichgewichte) und kooperative (Pareto-optimale) Lösungen. Während beide Spieler im Fall der Pareto-Lösung gemeinsame Interessen verfolgen, stehen sie sich im Fall der Nichtkooperation als gleichwertige (N ash-Gleichgewicht) oderungleichwertige (Stackelberg-Gleichgewicht) Gegner gegenüber, wobei jeder nur seine eigenen Interessen verfolgt. Im Fall der Stackelberg-Lösung des Spiels untersuchen wir zwei alternative Szenarien. Generell geht dieses Lösungskonzept von einer strategischen Asymmetrie der beiden Spieler aus. Der Stackelberg- "Leader" gibt seine optimale Strategie bekannt, die der Stackelberg- "Follower" bei der Ermittlung seiner optimalen Strategie berücksichtigt. Das bedeutet, daß die optimale Strategie des "StackelbergFollower" sowohl von der Strategie des "Leader" als auch von den übrigen Modellparametern abhängig ist. In dieser Arbeit wird einmal die Regierung als "Stackelberg-Leader" modelliert und einmal die Notenbank. Die unterschiedlichen Lösungsmuster des Spiels werden jeweils unter der Annahme eines flexiblen Wechselkurses berechnet. Diesem System stellen wir aber als Alternative ein fixes Wechselkurssystem gegenüber. In diesem Fall besteht das Ziel der Notenbank darin, die optimale Geldpolitik so anzulegen, daß ein fixer Wechselkurs gesichert ist. Für die Regierung besteht in diesem Fall die Möglichkeit, entweder die Strategie der Notenbank (Fixkurspolitik) bei der Wahl der optimalen Fiskalpolitik explizit zu berücksichtigen, oder diese Information bei ihrer Entscheidung nicht zu verwerten. Daher ergeben sich auch im Fall fixer Wechselkurse zwei unterschiedliche Lösungsmuster, die nun in den kommenden Teilabschnitten erörtert werden.

3.1

Nash-Gleichgewicht

Im Rahmen der Nash-Lösung eines strategischen Spiels setzt jeder Entscheidungsträger seine Politik als kostenminimierende Strategie fest und behandelt die Politik des Gegeners als konstant, d.h. die konjekturale Variation ist gleich Null. Eine so festgesetzte Lösung eines Spiels hat die

134

Teil 3: Optimale Geld- und Fiskalpolitik

Eigenschaft, daß sich ein einseitiges Abweichen vom Gleichgewicht niemals lohnt, solange alle Gegenspieler auf der Durchführung ihrer Gleichgewichtsstrategie beharren. Durch die Annahme, daß sich die Preise der heimischen Güter nur graduell anpassen, ist es sinnvoll davon auszugehen, daß zu jedem Zeitpunkt t die Preise von beiden Akteuren gleichzeitig beobachtet werden können und daher bekannt sind. Diese Tatsache macht es möglich, daß die reale Geldmenge als Entscheidungsvariable der Notenbank identifiziert wird und damit das Makrosystem steuert. Die notwendigen Bedingungen für ein Nash-Gleichgewicht lauten:

o,

(12)

0.

(13)

Unter Verwendung der Gleichungen (8) und (10) ergibt sich daher ein lineares Gleichungssystem in den Variablen s, m und g, das wie folgt angeschrieben werden kann:

pf s + 1/Jfzm+ "Pftg = 0, N .1.N .1,N _ 0 P2 s + '1'22 m + '1'219 •

(14) (15)

Dabei sind die einzelnen Parameter folgendermaßen definiert:

pf

/i

"pft

w18183

wzt1t2 w18j

> 0,

+ 8182,

+ 1 > 0,

"pft

""~

W2!2!3

"pfz

W2!~

w 1 838 2

> 0,

+ 8283,

+ 8~ > 0.

Die Gleichungen (14) und (15) definieren die Reaktionskurven der beiden Spieler. Da wir ein linear quadratisches Spiel untersuchen, müssen diese Kurven linear sein. Diese einfache Struktur garantiert, daß auch die hinreichenden Optimalitätsbedingungen erfüllt sind und daher durch (14) und (15) ein eindeutiges Gleichgewicht bestimmt ist. Die beiden Reaktionskurven haben folgenden Anstieg:

( !!!_ )R

- "p)i < 0 1/JN ' 11

(16)

(~)N dm

"pfz - "pN'

(17)

dm

21

3 Optimale Geld- und Fiskalpolitik

135

wobei deutlich wird, daß die Reaktionskurve der Regierung eine fallende Gerade ist. Um die Stabilität des Nash-Gleichgewichts zu gewährleisten, muß daher die zweite Reaktionskurve ebenfalls eine fallende Gerade sein. Vom Vorzeichen der Reaktionskurve der Regierung kann man bereits folgendes Resultat ableiten: eine monetäre Expansion der Notenbank hat einen negativen Effekt auf die Regierung in dem Sinne, daß dadurch die reale Nachfrage stimuliert und somit die Kosten der Regierung (höherer Outputgap) gesteigert werden. Für die Notenbank gilt das gleiche Resultat, wenn die Konstante 1/lft positiv ist. Das Nash-Gleichgewicht des Modells ist durch den Schnittpunkt der beiden Reaktionskurven gegeben. Solange die Determinante

a

= 1/1~ 1/1~ - 1/lft 1/1~

von Null verschieden ist, besitzt das System ein eindeutiges Nash-Gleichgewicht. Staatsausgaben wie Geldpolitik können daher als Feedback-Regeln des realen Wechselkurses dargestellt werden. Als Lösung ergibt sich folgendes System:

(1/ä)(1JI~pf -1/l~pf}s,

(18)

(1/ä)(1Jiftpf -1/l~pf)s.

(19)

Die Vorzeichen der beiden Entscheidungsregeln (18) und (19) bestimmen qualitativ die Politik, mit der die Notenbank bzw. die Regierung auf einen ausländischen Preisschock reagieren ( d.i. Erhöhung des heimischen Preises relativ zum ausländischen Preis in Inlandswährung, falls ds > 0). Da die einzelnen Modellparameter diese Vorzeichen bestimmen, durch die komplizierte Abhängigkeit der Entscheidungsregeln von den Parametern jedoch keine eindeutigen Aussagen möglich sind, wird im Abschnitt 4 eine numerische Analyse durchgeführt, um einen genaueren Einblick in die Reaktionsdynamik zu erhalten.

3.2

Stackelberg-Gleichgewicht mit der Regierung als "Leader"

Im vorangegangenem Kapitel wurde die Nash-Lösung des Spiels charakterisiert. Diese Gleichgewichtslösung ist dadurch gekennzeichnet, daß beide Akteure als gleichwertige Spieler agieren und simultan ihre Entscheidungsvariablen gemäß ihren Präferenzen festsetzen. Bei der StackelbergLösung eines Spiels herrscht dagegen grundsätzlich eine strategische Asymmetrie zwischen den beiden Akteuren vor. Während beim Stackelberg"Follower" davon ausgegangen wird, daß er seine optimale Strategie unter der Annahme des Nash-Reaktionsverhaltens festsetzt, ist der Stackelberg"Leader" in der Lage, seine optimale Strategie unter Berücksichtigung der entsprechenden Reaktion des "Follower" zu bestimmen.

136

Teil 3: Optimale Geld- und Fiskalpolitik

In diesem Abschnitt diskutieren wir die Situation, bei der die Regierung als Stackelberg-"Leader" auftritt. Das bedeutet, daß die Regierung gegenüber der Notenbank einen strategischen Vorteil besitzt. Tatsächlich scheint diese Annahme durchaus realistisch, wenn man sich die ordnungspolitischen Möglichkeiten einer Regierung (bzw. der Legislative) vorstellt. Die notwendigen Optimalitätsbedingungen für ein Stackelberg-Gleichgewicht mit der Notenbank als Stackelberg-"Follower" unterscheiden sich im allgemeinen von den Bedingungen für ein Nash-Gleichgewicht. Für die Notenbank ergibt sich:

.ac

WzC om

aY + y om = o,

(20)

was zur gleichen Reaktionskurve wie im Nash-Fall führt. Sie ist durch

(21) bestimmt. Daraus ergibt sich folgende Entscheidungsregel für die Notenbank:3 m

Sl

1 ( N .J.N ] = - .J.N P2 S + '1'219 · '1'22

(22)

Wie aus dieser letzten Gleichung ersichtlich ist, ist die Entscheidungsregel für die Notenbank durch die optimale Strategie des "Leader" bestimmt, d.h. Fiskalpolitik der Regierung sowie durch die exogene Variable des realen Wechselkurses. Die Entscheidungsregel ist eine Rückkopplungsstrategie in bezugauf den Zustands sowie auf die Kontrollvariable g. Folgende (partielle) Reaktionen auf eine Änderung des relativen Preises s und der Staatsausgabenpolitik g treten auf: omSl

-- 0.

OS 172 Dieses Resultat bedeutet, daß die Notenbank auf eine Zunahme des relativen Preises s mit einer expansiven Geldpolitik reagiert. 3.5.2

Staclcelberg - Reaktionsmuster

Als letzten Spezialfall untersuchen wir die Möglichkeit, daß die Regierung die Fixkurspolitik der Notenbank in ihre Informationsmenge aufnimmt und quasi als Stackelberg- "Leader" agiert. Dieses Reaktionsverhalten impliziert folgende optimale Stabilisierungspolitik: 1rs

__ 1 s

.t.S

'f'll

(50)

I

7rf

1 [111. 173-- 1s, -5 112 tPu

(51)

wobei die einzelnen Parameter wie folgt definiert sind:

s

1r1

82711

82173

712

712

= w1(81- -)(83- - ) > 0, .t,S

'f'll

=

(ll

W1 113 -

82713

--

712

)2

+ 1 > 0.

Obwohl wir in diesem Abschnitt mehrere Strategien einer optimalen Stabilisierungspolitik analytisch abgeleitet haben, ist durch die Komplexität der Parameterstruktur die Anpassungsdynamik nach einer realen Wechselkursänderung nicht eindeutig ersichtlich. Daher werden wir im nächsten Abschnitt eine numerische Analyse durchführen, die Aufschluß über die noch fehlende Information liefern wird.

4 4.1

Eine numerische Analyse Darstellung der Parametersätze

Die Vorgangsweise bei der numerischen Analyse kann wie folgt beschrieben werden. Den Ausgangspunkt für die numerischen Berechnungen stellt ein Basis-Parametersatz dar. Darauf aufbauend werden verschiedene weitere Varianten durchgerechnet. In Tabelle 1 sind die Parametersätze aufgelistet. Es wurde versucht, die einzelnen Werte mit Resultaten empirischer Untersuchungen abzustimmen. Insgesamt werden 18 verschiedene Varianten durchgerechnet. Bei der numerischen Sensitivitätsanalyse wird jeweils ein Parameter aus dem Basissatz geändert und der Rest als konstant

4 Eine numerische Analyse

143

angenommen (Ceteris-paribus-Analyse). Dabei wählen wir die einzelnen Parameter jeweils einmal über, einmal unter dem Basiswert. Tabelle 1 Basis - Parametersatz

dl

= 1.0, d2 = 0.5, d3 = 0.5, a1 = 1.0, a2 = 0.5, 'Y = 0.75, 6 = 0.6,

w1

= 1.0, w2 = 1.0,

Varianten

d2

0.35, 0.65,

d3

0.65,0.35,

a1

0.75, 1.2,

a2

6

= 0.3, 1.0, 0.5, 0.75,

'Y

0.5, 0.9,

W!

2.0, 0.5,

W2

2.0, 0.5,

Für jeden dieser Parametersätze werden die Änderungen wesentlicher Makrogrößen als Folge eines positiven Einheitsschocks des relativen Preises s (i.e. l:l.s = 1) berechnet. Wir untersuchen also die Reaktion von Notenbank und Regierung auf eine Preisänderung, die eine reale Abwertung der heimischen Währung bewirkt..

4.2

Interpretation der Ergebnisse iür den Basisdatensatz

In der Folge werden wir zuerst die Ergebnisse in Tabelle 2 hinsichtlich der Anpassungsdynamik interpretieren. Eine wohlfahrtstheoretische Analyse der einzelnen Wechselkursregime folgt später. Beginnen wir mit der Interpretation der Ergebnisse für den Fall des Nash-Gleichgewichts bei flexiblen Wechselkursen. Dabei bewirkt ein positiver Schock vonseine Erhöhung der Nachfrage nach heimischen Gütern.

144

Teil 3: Optimale Geld- und Fiskalpolitik

Die Notenbank reagiert darauf mit einer Reduktion der Geldmenge, was zwar der Erhöhung der heimischen Nachfrage entgegenwirkt, jedoch eine Steigerung des Zinssatzes zur Folge hat. Die Regierung steuert durch eine Senkung der Staatsausgaben entgegen. Dennoch kommt es zu einer Erhöhung von E, was zusammen mit einer Erhöhung des heimischen Preisniveaus zu einem Anstieg des Verbraucherpreisindex führt. Betrachtet man nun die numerischen Werte der wichtigsten Makrogrössen für den Basisdatensatz beim Nash-Gleicltgewicht, dann fällt auf, daß die Reaktion der Notenbank auf den positiven Schock, t::..s > 0, um ein Vielfaches größer ist als die der Regierung, was sich auch in den Wohlfahrtskosten wiederspiegelt. Ähnliche Mechanismen der Anpassungsdynamik wie die eben besprochenen gelten auch für die beiden Stackelberg-Gleichgewichte und die kooperative Lösung. Allerdings sind sie durch einen unterschiedlichen Grad der Reaktionen auf den positiven Schock des relativen Preises gekennzeichnet. So zeigt sich zum Beispiel, daß im Falle der Kollusionslösung beide Entscheidungsträger "ausgewogener" als bei den nichtkooperativen Lösungsmustern auf die Verschiebung des relativen Preises reagieren, was zu einer geringeren Abweichung des Outputs vom Normalniveau führt und auch eine geringere Inflation zur Folge hat. Die Anpassung im Falle fixer Kurse erfolgt dagegen in sehr unterschiedlicher Form. Wiederum führt die Erhöhung des relativen Preises des Auslandsgutes zu einem Anstieg von Y, dem die Regierung durch Reduktion der Staatsausgaben entgegenwirkt. Das Ziel der Notenbank hat sich nun aber verschoben. An die Stelle der Stabilisierung des Binnenwertes der Währung sowie des Beschäftigungsziels tritt das Ziel der Stabilisierung des Wechselkurses. Dies schlägt sich in der Geldpolitik der Notenbank nieder. Um nach einer Erhöhung des relativen Preises des Inlandsgutes die Konstanz des nominellen Wechselkurses zu erreichen, ist die Notenbank gezwungen, die Geldmenge zu erhöhen, was gegenüber den vorangegangenen Szenarien eine konträre Politik bedeutet. Die hohen Wohlfahrtsverluste dieser Strategie machen zudem deutlich, daß sie im Widerspruch zu einer prozyklischen Stabilisierungspolitik steht. Die Wohlfahrtsverluste können allerdings vermindert werden, wenn die Regierung die Kenntnis über das Verhalten der Notenbank (d.h., das Wissen um das unbeschränkte Verfolgen einer fixen Wechselkurspolitik) in ihre Informationsmenge aufnimmt. Dies wird in den Kosten zum Regime "Fixkurs2" zum Ausdruck gebracht. Nach der Diskussion der Anpassungsdynamik wenden wir uns jetzt einer Analyse der wohlfahrtstheoretischen lmplikationen dieser Regimes zu. Dabei erhalten wir folgende Reihung der unterschiedlichen Lösungskonzepte. Beginnen wir mit der Darstellung der Kosten für die Regierung. Die Regierung hat die geringsten Kosten im Fall der Nash-Lösung und

4 Eine numerische Analyse

145

im Fall des Stackelberg-Gleichgewichts, wenn sie als "Leader" auftritt. Dann folgt der Fall des Stackelberg-Gleichgewichts mit der Regierung als "Follower". Die Kollusionslösung ist als nächste zu reihen. Interessant bei diesem Kostenvergleich ist die Tatsache, daß die Kostenunterschiede dieser vier Lösungsmuster absolut gesehen nicht allzu groß ausfallen, jedoch die relativen Unterschiede beachtlich sind. Einen Anstieg kann man bei den Kosten für die beiden Fixkursvarianten beobachten. Von diesen beiden Fällen sind natürlich die Kosten beim Stackelberg-Reaktionsmuster der Regierung als "Leader" die günstigeren. Zusammenfassend ergibt sich somit folgende Reihung der einzelnen Lösungen (siehe Tabelle 2): Nash = Stacklb2

< Stacklbl < Pareto < Fixkurs2 < Fixkursl.

Die Reihung der Kosten der Notenbank unterscheidet sich von jener der Regierung. Wir erhalten folgende Resultate: Die geringsten Kosten für die Notenbank sind im Fall der Kollusionslösung gegeben. Es folgt das Stackelberg-Gleichgewicht mit der Notenbank als "Leader", das NashGleichgewicht und das Stackelberg-Gleichgewicht mit der Notenbank als "Follower". Ähnlich wie im Falle der Regierung sind auch für die Notenbank die absoluten Größenunterschiede zwischen diesen vier Regimes nicht sehr hoch. Die höchsten Kosten fallen wiederum beim Regime fixer Wechselkurse an. Wir erhalten somit folgende Reihung: Pareto

< Stackelbl < Nash < Stackelb2 < Fixkurs2 < Fixkursl.

Zusammenfassend fällt auf, daß die Fiskalpolitik in jedem der Fälle in einer Reduktion der Staatsausgaben endet, während die Geldpolitik differenzierter ist. Dies ist sicherlich ein Resultat der Zielfunktion der Regierung, die eine Konsolidierung des Budgets verfolgt. Die Anpassungsdynamik für die weiteren Varianten der Modellparameter zeigt das gleiche Bild wie in Tabelle 2. Sie werden hier deshalb nicht dargestellt. In Tabelle 3 dagegen werden die Kosten der einzelnen Parametervarianten und der unterschiedlichen Strategien präsentiert. Dabei zeigt sich ein sehr interessantes Ergebnis. Wie zu erwarten ist, dominiert die Pareto-optimale Lösung alle anderen Strategien. Dann folgt jedoch schon die Nash-Lösung, die für die Regierung fast immer das gleiche Ergebnis wie die Stackelberg-Lösung liefert. Das System fester Wechselkurse zeigt sich als relativ inflexibel und resultiert in signifikanten Wohlfahrtsverlusten für beide wirtschaftspolitische Instanzen.

146

Teil 3: Optimale Geld- und Fiskalpolitik

5

Zus&.mmenfassung

In der Arbeit wurden optimale Fiskal- und Geldpolitik einer kleinen offenen Volkswirtschaft bei alternativen Wechselkurssystemen und strategischen Interdependenzen studiert. Eine numerische Analyse mit 15 verschiedenen Parametersätzen wurde durchgeführt. Folgende allgemeine Aussagen konnten abgeleitet werden: Fiskalpolitik reagiert in allen untersuchten Fällen dämpfend auf einen Anstieg des relativen Preises s, da die Regierung ein ausgeglichenes Budget anstrebt und jede Möglichkeit nützt, dies zu erreichen. Da ein positiver Schock von s (reale Abwertung) ohnehin auf dem heimischen Gütermarkt nachfragewirksam ist, steht diese Politik daher auch nicht im Widerspruch zum Ziel der Vollbeschäftigung. Die Politik der Notenbank dagegen ist viel differenzierter. Im Falle des fixen Wechselkurses ist es optimal, expansive Geldpolitik zu betreiben. Dies erscheint ökonomisch plausibel, da nur durch expansive Geldpolitik ein weiterer Anstieg des Zinsatzes und somit der Abwertungsrate verhindert werden kann. Interessant ist auch das Pareto-optimale Resultat. Hier ist es optimal, kontraktive Geldpolitik zu betreiben. Da das primäre Ziel der Notenbank in der Stabilisierung des Preisniveaus besteht, kann nur so einem Nachfrageanstieg begegnet werden, da nun Inflationsrate, Budgetdefizit und Arbeitslosigkeit gering gehalten werden müssen. Ein weiteres Resultat ist noch erwähnenswert. Es wurde gezeigt, daß im allgemeinen das System flexibler Wechselkurse einem System fixer Wechselkurse überlegen ist. Kann man nun aus den theoretischen Resultaten eine Politikempfehlung für ein System flexibler Wechselkurse abgeben? Eine derartige Vorgangsweise wäre voreilig und erfordert eine Auseinandersetzung mit den Annahmen des Modells. Beginnen wir mit der Zielfunktion der Notenbank. Diese orientiert sich am stabilen Binnenwert der Währung sowie einem hohen Beschäftigungsniveau. Wechselkursschwankungen verursachen demzufolge keine unmittelbaren Kosten, was eine Verzerrung zugunsten flexibler Wechselkurse ermöglichen kann. Geht man davon aus, daß Wechselkursschwankungen unerwünscht sind, d.h. zusätzliche Kosten verursachen, müßte man die Zielfunktion entsprechend durch den quadratischen Term s 2 modifizieren. Durch dieses zusätzliche Ziel der Notenbank ist eine Änderung der Reihung der Strategien zu erwarten und das Fixkurssystem wird im allgemeinen besser abschneiden. Zusätzlich spielt die Erwartungsbildung der privaten Akteure eine wesentliche Rolle bei der Modeliierung des monetären Sektors. Das Dornbusch-Modell geht von rationalen Erwartungen der privaten Wirtschaftssubjekte aus, welche ebenfalls ein System flexibler Wechselkurse begünstigen. Trifft dies in der Wirklichkeit auch nicht annähernd zu, muß von

Literaturverzeichnis

147

einer Verzerrung der Resultate ausgegangen werden. Bleibt noch zu betonen, daß das Modell von einer Reihe idealisierender Annahmen ausgeht, die es mitunter schwer machen, einfache Politikempfehlungen abzugeben.

Literaturverzeichnis Dornbu&ch, R., Expectations and Exchange Rate Dynamics, Journal of Political Economy, Vol. 84, 1976, 1161-1176.

Stemp, P.J. und S. Thrnovd:y, Optimal Monetary Policy in an Open Economy, European Economic Review, Vol. 31, 1987, 1113-1136. Thrnov&lcy, S. und V. d 'Orey, Monetary Palieies in Interdependent Economies: A Strategie Approach, The Economic Studies Quarterly, Vol. 73, 1986, 114-133.

Winckler, G., Strategische Probleme der Österreichischen Hartwährungspolitik, Quartalshefte der Girozentrale, J g. 21, 1986, 55-69. Winckler, G. und E. Amann, Exchange Rate Policy of Austriaas a Policy Game, Working Paper No. 8603, Institut für Wirtschaftswissenschaften, Universität Wien, 1986. Winckler, G. und E. Amann, Exchange Rate Policy in the Presence of a Strong Trade Union, Zeitschrift für Nationalökonomie, Supplement, 1987, 134-149.

Teil 3: Optimale Geld- und Fiskalpolitik

148

Tabellenanhang

Tabelle 2 Strategien Nash Stackl Stack2 Pareto Fixk1 Fixk2

g

m

y

E

c

KR

KN

I:

-0.012 -0.000 -0.041 -0.276 -0.395 -0.780

-0.929 -0.935 -0.761 -0.834 1.284 0.976

0.040 0.040 0.134 0.017 1.284 0.976

1.938 1.950 1.791 1.703 0.000 0.000

0.793 0.798 0.777 0.689 0.578 0.439

0.001 0.001 0.010 0.038 0.902 0.780

0.315 0.319 0.311 0.237 0.991 0.572

0.316 0.320 0.321 0.275 1.893 1.352

Erklärung der Tabellenbeschriftung Nash ..... .. Stack!.. Stack2 .. Pareto ..... Fixkl.. Fixk2 ..

Resultate Resultate "Leader" Resultate "Leader" Resultate Resultate Resultate Reaktion

der Nash-Lösung der Stackelberg-Lösung mit der Regierung als der Stackelberg-Lösung mit der Notenbank als der Kollusionslösung mit fixer Wechselkurspolitik und Nash-Reaktion mit fixer Wechselkurspolitik und Stackelberg-

Tabellenanhang

149

Tabelle 3 Strategien Nash Stack1 Stack2 Pareto Fixk1 Fixk2 Strategien Nash Stackl Stack2 Pareto Fixk1 Fixk2 Strategien Nash Stackl Stach2 Pareto Fixk1 Fixk2 Strategien Nash Stack2 Stackl Pareto Fixk1 Fixk2

dz = 0.35

dz

= 0.65

KJ(

KN

KJ(

0.075 0.075 0.141 0.121 0.675 0.630

0.496 0.557 0.484 0.344 0.724 0.519

0.004 0.003 0.001 0.015 1.272 0.975

a1

KJ(

= 0.75

0.001 0.001 0.013 0.038 0.870 0.780

a1

KN

KJ(

0.315 0.319 0.308 0.237 0.924 0.572

0.001 0.001 0.008 0.038 0.926 0.780

"( = 0.5

d3

= 0.65

KN

KJ(

0.190 0.186 0.189 0.156 1.421 0.601

0.001 0.001 0.022 0.054 0.741 0.015

= 1.2

KJ(

0.316 0.319 0.315 0.237 1.036 0.572

0.001 0.001 0.006 0.038 0.972 0.780

"( = 0.9

fJ

KN

KJ(

KN

KJ(

0.025 0.025 0.043 0.040 0.678 0.615

0.276 0.292 0.273 0.225 0.684 0.464

0.004 0.003 0.000 0.038 1.091 0.905

0.325 0.317 0.320 0.236 1.276 0.640

0.028 0.028 0.066 0.081 0.902 0.780

W1 = 2.0

W1

KJ(

KN

KJ(

0.002 0.056 0.002 0.038 1.367 1.123

0.312 0.294 0.327 0.238 0.691 0.296

0.000 0.002 0.000 0.038 0.531 0.485

= 0.5

0.313 0.319 0.300 0.198 0.768 0.355

0.001 0.001 0.004 0.022 1.067 0.974

a2

KN

KJ(

0.316 0.319 0.314 0.237 1.116 0.572

0.001 0.001 0.018 0.038 0.834 0.780

= 0.5

KJ(

= 0.35

KJ(

= 0.3

az

KN

d3

KN

KN

0.317 0.319 0.316 0.275 1.226 0.892

= 1.0

KN

0.314 0.319 0.304 0.237 0.838 0.572

6 = 0.75

KN

KJ(

KN

0.438 0.469 0.430 0.309 0.940 0.543

0.008 0.007 0.004 0.008 0.902 0.780

0.122 0.118 0.121 0.106 1.085 0.626

W2 = 2.0

W 2 = 0.5

KN

KJ(

KN

KR

KN

0.317 0.316 0.318 0.237 1.220 0.883

0.002 0.056 0.002 0.038 1.367 1.123

0.312 0.294 0.327 0.238 0.691 0.296

0.000 0.003 0.000 0.011 0.902 0.780

0.159 0.158 0.160 0.137 0.908 0.524

Strategische Aspekte internationaler Politikkoordination 1

Einleitung

Die internationale Koordination der nationalen Wirtschaftspolitik ist das in den letzten Jahren am raschesten wachsende Forschungsgebiet der Makroökonomie offener Volkswirtschaften. Dabei wird in der Mehrzahl der Studien die Theorie der dynamischen Spiele verwendet, um bessere Einsichten in die Gestaltung der Stabilisierungspolitik auf internationaler Ebene zu erhalten (Buiter und Marston (1985)). Vor allem zwei Problemkreisen wird große Aufmerksamkeit geschenkt: der möglichen Besserstellung durch die internationale Koordination der nationalen Wirtschaftspolitiken und der Ableitung zeitkonsistenter Politikregeln. Letzteres steht in engem Zusammenhang mit Fragen der Glaubwürdigkeit wirtschaftspolitischer Programme allgemein, die neuerlich ebenfalls durch die Anwendung der dynamischen Spieltheorie diskutiert werden. In diesem Aufsatz wird ein dynamisches Modell der internationalen Stabilisierungspolitik unter Verwendung der Theorie der Differentialspiele untersucht. Wir betrachten einen Zwei-Länder-Fall symmetrischer Volkswirtschaften. Den Wirtschaftspolitikern der Länder werden Präferenzen, die über quadratische intertemporale Zielfunktionen beschrieben werden, unterstellt. Das dynamische Makromodell wird durch ein System linearer Gleichungen repräsentiert. Dieses Modell bildet die Grundlage der Analyse, die sich an einer Darstellung der wichtigsten Konzepte der dynamischen Spieltheorie sowie deren Anwendung in der Makrotheorie ausrichtet. Wir charakterisieren Nash- und Stackelberg-Gleichgewichte des Spiels unter der Voraussetzung gedächtnisloser Strategien in offener Schleife und Rückkopplungsstrategien. Die nicht-kooperativen Gleichgewichte in offener Schleife werden dahingehend interpretiert, daß sich die Wirtschaftspolitiker für die ganze Spieldauer einseitig auf die Durchführung sogenannter "Pfadstrategien" festlegen. Dies ist nur dann möglich, wenn sie auch bezüglich dieser einseitigen Festlegung glaubwürdig sind. Nur wenn diese Reputation der Wirtschaftspolitiker gegeben ist, können Gleichgewichte in offener Schleife für die Ableitung wirtschaftspolitischer Strategien als relevant erachtet werden. Rückkopplungsgleichgewichte erfordern dagegen keine einseitige Festlegung der beiden Regierungen. Sie können als

152

Teil 3: Strategische Aspekte der Politikkoordination

Entscheidungsregeln interpretiert werden, die keine Glaubwürdigkeit der Wirtschaftspolitiker erfordern. Da nicht-kooperative Gleichgewichte im allgemeinen nicht Pareto-optimal sind, besteht die Möglichkeit für die wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger beider Länder, durch Koordination der Wirtschaftspolitik besser gestellt zu werden. Die kooperative Lösung eines Spiel - gedächtnislose Strategien vorausgesetzt - erfordert jedoch von beiden Spielern bindende Vereinbarungen. Dies ist bei der Verwendung von Strategien mit Gedächtnis nicht notwendig. Für Strategien mit Gedächtnis besitzt unser Spiel teilspielperfekte effiziente Gleichgewichte, die keine Kooperation der Wirtschaftspolitiker erfordern, jedoch für beide Spieler die Möglichkeit eröffnen, die Vorteile der Koordination zu realisieren. Die Arbeit ist wie folgt gegliedert: Im zweiten Abschnitt stellen wir das spieltheoretische Modell vor. Der dritte Abschnitt ist einer ausführlichen Diskussion der Informationsstrukturen und Gleichgewichte dynamischer Spiele gewidmet. Im vierten Abschnitt leiten wir nicht-kooperative Gleichgewichte in offener Schleife ab. Diesen Gleichgewichten stellen wir jene mit Rückkopplungsstrategien im fünften Abschnitt gegenüber. Im sechsten Abschnitt der Arbeit leiten wir die Menge der Pareto-optimalen Lösungen mit und ohne Gedächtnis ab, und der siebente Abschnitt beschließt die Arbeit.

2

Das Modell

Wir betrachten ein deterministisches dynamisches Makromodell zweier offener Volkswirtschaften. Das Modell ist durch eine lineare Differentialgleichung- die reduzierte Form des Systems - charakterisiert, (1)

E R" ist der n-dimensionale Zustandsvektor, der das Makrosystem beschreibt; m(t) E R" ist der Kontrollvektor des Inlands und m• (t) E R 1 ist der Kontrollvektor des Auslands und ~{0) = !!..o der Zustand zu Beginn der Planungsperiode. B 1 , B 2 und C sind entsprechend dimensionierte Matrizen mit konstanten Koeffizienten, d.h. wir unterstellen ein autonomes System. Die beiden Entscheidungsträger - die Regierung des Inlands sowie die des Auslands - sind in der Lage, über den Einsatz ihrer Kontrollinstrumente m(t) und m• (t) die Entwicklung des Systems zu steuern. Der Mitteleinsatz erfolgt unter der Berücksichtigung folgender Zielfunktionen: ~(t)

minJ1 =

ifooo

exp( -rt)[l(t)P1 ~(t)+2l(t)Qim(t)+m'(t)Rsm(t)]dt, (2)

2 Das Modell

153

wobei m(t) der Vektor der Kontrollinstrumente der beiden Regierungen ist und Pi, Rs positiv definite Matrizen sind. J 1 ist die Zielfunktion des Inlands und J 2 die des Auslands. Das Modell, das durch die beiden Gleichungen (1) und (2) bestimmt ist, hat folgende Merkmale: das ökonomische System (Makromodell) ist über ein System linearer Gleichungen mit konstanten Koeffizienten beschrieben. Beide wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger haben eine intertemporale quadratische Zielfunktion. Interpretieren wir die Variablen des Modells als Abweichungen von Normalniveaus (Zielniveaus), werden durch die beiden Zielfunktionale die gewichteten, abgezinsten quadratischen Kosten der Abweichungen gemessen. Das Ziel beider Spieler ist es - unter der Berücksichtigung strategischer Interaktionen -jenen Mitteleinsatz zu wählen, der die Kosten minimiert. Folgende ökonomische Interpretation der Modellgleichungen ( 1) und (2) ist möglich: Die beiden Spieler sind die Regierungen zweier offener Volkswirtschaften. Jede Regierung beeinflußt die Zustandsvariable - den Wechselkurs - durch entsprechende Geldmengensteuerung. Dieser Zusammenhang wird durch die Zustandsgleichung (1) wiedergegeben. Beide Regierungen richten ihren Mitteleinsat"' .f" die Kozustandsvariable des i-tert Spielers ist. Die notwendigen (in unserem Fall auch die hinreichenden} Bedingungen sind durch m ON

· HN , = m ON( so, t ) = arg m111m 1

. m •ON = m •ON( so, t) = arg m1n.,.. ·N

>.i

HN , 2

oHr . = r>.iN - ----a;-•z = 1,2

(8} (9} {10}

gegeben, wobei die hinreichende Transversalitätsbedingung die folgende Gestalt lim exp (-rt)>.f"(s 0 N(t)- s(t)) ~ 0\t's,i = 1,2 (11} t--+ 00

annimmt. Die Maximierungsbedingungen liefern die optimalen Kontrollen:

bt/J1 N -ds ON ( a+b, )) mON = 2 1 b2 [tP1>. N1 +->. 2 a a 1 b2 (·'· ,N bt/J1 ,N d s ON( a + b)) . 2 'f'1"2 + - A l a a Für die adjungierten Gleichungen erhalten wir:

m •ON = -

(12}

(13}

(14} (15} Durch Einsetzen der Maximumbedingungen wird die Zustandsgleichung zu: (16} Zusammenfassend sind die notwendigen Bedingungen durch das Gleichungssystem (14}- (16} gegeben. Jene Zeitpfade, die dieses System lösen, sind die Nash-Gleichgewichte in offener Schleife. Wie man nun die Lösungen des kanonischen Systems ableitet, wird hier nicht näher diskutiert. Wir verweisen jedoch auf die Arbeit von Neck und Dockner (1988}, wo dies ausführlich dargestellt ist. Wenn einmal die Zeitpfade des kanonischen

4 Gleichgewichte in offener Schleife

161

Systems bestimmt sind, kann man auch die Zeitpfade für die Kontrollen der beiden Regierungen ableiten und in einem weiteren Schritt die Zielfunktionale der beiden Wirtschaftspolitiker auswerten. Somit erhält man die Kosten der Planung über den unendlichen Zeithorizont für den Fall des Nash-Gleichgewichts in offener Schleife.

4.2

Das Stackelberg-Gleichgewicht in offener Schleife

Die strategische Position der beiden Spieler ist im Stackelberg-Fall durch eine Asymmetrie gekennzeichnet. Der "Leader" kann im Verlaufe des Spiels den "Follower" dazu zwingen, eine bestimmte Strategie - die dem Leader zum Vorteil gereicht - zu spielen. Dieses Verhalten resultiert in einem unklassischen Kontrollproblem des "Leader", das ebenfalls durch Anwendung des Maximumprinzips gelöst wird. Wir wählen die Regierung des Inlands als "Follower" und die des Auslands als "Leader". Die Optimierungsbedingungen des "Follower" sind die gleichen wie im Falle des Nash-Gleichgewichts. Sie sind durch (17)

AI

die Kozustandsvariable des "Follower" ist. Sie genügt gegeben, wobei der Kozustandsgleichung (18) mit der Transversalitätsbedingung wie im Falle des Nash-Gleichgewichts. Das Optimierungsproblem des "Leader" ist dagegen anders gelagert. Er maximiert sein Zielfunktional unter den dynamischen Nebenbedingungen (3) und (18). Seine Hamiltonfunktion in laufender Bewertung ist durch

Hff = ~(q• 2 +cs 2 )

+ Ai(1/J!m• -1/J!m+1hs) +

A:[(r-'lh-~1/II)Af-cs]

(19)

Ag

gegeben. Die Variable ist die Kozustandsvariable des "Leader" für die Kozustandsvariable des "Follower". Die adjungierten Variablen des "Leader" müssen die Gleichung

(20)

162

Teil 3: Strategische Aspekte der Politikkoordination

mit der Transversalitätsbedingung w1e nn Nash-Fall erfüllen sow1e die Gleichung

(21) mit der Anfangsbedingung

(22) Gerade diese Anfangsbedingung ist die Ursache, daß die Stackelberglösung in offener Schleife zeitinkonsistent ist. Sie bewirkt, daß bei einer Unterbrechung des Spiels die ursprüngliche Gleichgewichtsstrategie ihre Gleichgewichtseigenschaft verliert. Für die Minimierung der Barniltonfunktion erhalten wir

m

•OS

1 (tP1b S = - ~b2 2a .X1 a-

tP1 ( b),s a- b2fa 1 + -a "'2

+ d( a + b) s OS] ,

(23)

wodurch die Entscheidungsregel des "Follower" zu m

OS

1 {tP1 ,s = a~b2 + a-tP1b2f a ,s a -"'1

"'2 -

d(

a

+ b) s OS}

(24)

wird. Setzt man nun die beiden Regeln für die Kontrollen der Wirtschaftspolitiker in die Kozustandsgleichungen ein, bekommt man das folgende System:

(25) (26) Substitution von m 05 und m* 05 in die Zustandsgleichung ergibt: s·OS_ -

[·'·

o/2

+ d(1 + b)] s OS_ t/J~b ,s _ tP~3 "'2. ,s 3 "'1 a

a

a

(27)

Somit kann das kanonische System für das Stackelberg-Gleichgewicht mit der Regierung des Auslands als "Leader" wie folgt angeschrieben werden: ~s

= As~s.

(28)

wobei die Variablen folgendermaßen definiert sind:

(29)

5 Teilspielperfekte Nash-Gleichgewicht

163

Die Randbedingungen sind durch s 05 = s0 , .X~(O) = 0 und die Transversalitätsbedingungen gegeben. Ferner ist A 5 die Jacobimatrix. Wiederum leiten wir die Lösungen des kanonischen Systems (28) nicht ab, sondern verweisen auf die Arbeit von Neck und Dockner (1988). Ähnlich wie im Falle der Nash-Lösung können mit den Lösungen des Systems (28) die optimalen Kontrollpfade bestimmt werden und in der Folge die Werte der intertemporalen Kostenfunktionen.

5

Das teilspielperfekte N ash-G Ieichgewicht

Bisher haben wir die nicht-kooperativen Gleichgewichte in offener Schleife abgeleitet. Dabei haben wir festgestellt, daß die wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger Reputation haben müssen, damit die Verwendung von Strategien, die eine einseitige Festlegung über den unendlichen Planungshorizont erfordern, ausreichend motiviert ist. Ist diese nicht gegeben, müssen als Alternative zu den Gleichgewichten in offener Schleife die Rückkopplungsstrategien herangezogen werden. Die Rückkopplungsstrategien weisen einige wünschenswerte Eigenschaften auf: Sie sind teilspielperfekt, deshalb auch zeitkonsistent und daher glaubwürdig. Zudem setzen sie keine einseitige Bindung der Spieler voraus. Sie werden in der Form von zustandsabhängigen Entscheidungsregeln dargestellt. Ihre Ableitung erfolgt über die Anwendung der dynamischen Programmierung. In diesem Abschnitt der Arbeit leiten wir das Nash-Gleichgewicht mit Rückkopplungsstrategien ab. Das Stackelberg-Gleichgewicht klammern wu aus. Das Nash-Gleichgewicht in offener Schleife kann über die HamiltonJacobi-Bellman-Gleichungen abgeleitet werden. Für unser Spiel haben diese die folgende Gestalt:

wobei V.N' die erste Ableitung von V.N, i = 1, 2 und V.N (.) die Wertfunktion in laufender Bewertung des Spielers i ist. Zudem müssen noch die Transversalitätsbedingungen

(32)

164

Teil 3: Strategische Aspekte der Politikkoordination

erfüllt sein. Die Minimierung der rechten Seite von (30) und {31) liefert dabei die zustandsabhängigen Entscheidungsregeln:

Um eine Lösung der Gleichungen zu bekommen, gehen wir nun wie folgt vor: Aufgrund der linear-quadratischen Struktur des Spiels nehmen wir quadratische Wertfunktionen der Gestalt

= ~v[i.(sFN)z,

(35)

Vf{sFN) = ~ v2N.(sFN)2

(36)

v[i( 3FN)

2

2

an, wobei V";N noch zu bestimmende Konstanten sind. Sie können über die Hamilton-Jacobi-Bellman-Gleichungen errechnet werden. Setzt man für die Wertfunktionen ~N die quadratische Form in {30) und (31) ein, bekommt man ein System von Riccati-Gleichungen in ~N (.),dessen Lösung die Konstanten V";N bestimmt. Wir wollen wieder auf die nähere Ableitung verzichten. Durch die Bestimmung der Konstanten ~N sind auch die Entscheidungsregeln (33) und (34) gegeben, die lineare Rückkopplungsregeln sind. Für diese Regeln ergeben sich die intertemporalen Kosten als

(37)

6

Kooperative Lösungen

Alle Gleichgewichtslösungen, die bis jetzt abgeleitet wurden, basieren auf der Annahme, daß Kommunikation zwischen den Wirtschaftspolitikern nicht möglich ist, weshalb sie nicht-kooperativ agieren. In diesem Abschnitt werden wir die Schar der Pareto-optimalen Lösungen ableiten. Die Anwendung von kooperativen Lösungsmustern setzt Kommunikation voraus und erfordert die Einhaltung von Kooperationsabkommen. Für unser Spiel verwenden wir die kooperativen Lösungen als das Ergebnis internationaler Koordination der Wirtschaftspolitik. In dieser Beziehung dienen sie auch einem normativen Zweck, nämlich der Berurteilung

6 Kooperative Lösungen

165

möglicher Vorteile der Koordination der Wirtschaftspolitik auf internationaler Ebene. Um die Menge der Pareto-optimalen Lösungen für unser Spiel abzuleiten, verwenden wir eine hinreichende Bedingung von Leitmann (1974), die die Minimierung einer Konvexkombination der beiden Zielfunktionale erfordert.

(38) Die Minimierung von :T führen wir über den Hamilton-Jacobi-BellmanAnsatz durch.

~[q2 + JJ.q•2 + (1 + JJ.)cs2] +VP' (s)[1hm• -1/Jlm + 1/J2s]}.

(39)

Die weitere Vorgangsweise bei der Bestimmung der Pareto-optimalen Lösungen ist nun analog zum Nash-Fall mit Rückkopplungsstrategien. Wir nehmen an, daß die Wertfunktion quadratisch in der Zustandsvariablen s ist

{40)

vP

und bestimmen als Funktion von J1. über die Lösung der entsprechenden Riccati-Gleichung. Um nun die Kosten bei Nicht-Kooperation mit jenen bei Kooperation der beiden Spieler vergleichen zu können, verwenden wir- motiviert durch die Symmetrie des Spiels - die Kollusionslösung als kooperative Lösung. Berechnet man nun die Kollusionslösung und vergleicht die dadurch entstehenden Kosten mit jenen der Nash-Lösung mit Rückkopplungsstrategien, ergibt sich das folgende Bild: (41) Das letzte Ergebnis macht deutlich, daß in unserem Spiel der Wirtschaftspolitiker Kooperation lohnend ist. Beide Länder sind durch die Koordination ihrer nationalen Potlitiken besser gestellt. Allerdings weisen Kollusionslösungen im allgemeinen - wie bereits mehrmals erwähnt wurde keine Gleichgewichtseigenschaft auf, d.h. deren Realisierung bedarf bindender Verträge. Deshalb stellt sich nun die Frage, ob es möglich ist, einen Mechanismus zu finden, bei dem es im Eigeninteresse der Spieler ist, die Kooperationslösung zu realisieren. Im Rahmen der Theorie der Superspiele wurde ein solcher entwickelt. Die grundlegende Idee dabei ist die Formulierung von Drohstrategien. Die

166

Teil 3: Strategische Aspekte der Politikkoordination

einzelnen Spieler drohen ihren Gegnern mit Maßnahmen, falls diese von der Kooperationslösung einseitig abweichen. Dabei müssen diese Drohungen zwei Eigenschaften aufweisen, sie müssen effektiv und glaubwürdig sein. Eine Drohung ist effektiv, wenn bei ihrer Realisierung die beteiligten Spieler schlechter gestellt sind. Sie ist glaubwürdig, wenn beim Abweichen von der Kooperationslösung durch einen der beiden Spieler der Gegenspieler tatsächlich die Drohstrategie ausführt. Über diese Drohungen können in der Folge sogenannte "Trigger" -Strategien konstruiert werden, die effiziente Gleichgewichte darstellen. Eine "Trigger" -Strategie wird folgendermaßen konstruiert: Die beiden Spieler vereinbaren, zu Beginn des Spiels kooperativ zu agieren. Während des Spiels kontrollieren sie stets die Aktionen des Rivalen. Solange beide Spieler an der kooperativen Lösung festhalten, wird dieses Verhalten durch das Realisieren der Kooperationslösung belohnt. Weicht einer von der Kooperationslösung ab, geht der Gegner auf die Drohstrategie über, wodurch eine Schlechterstellung beider Akteure erfolgt. Bei der Wahl von "Trigger"-Strategien ist es deshalb im Eigeninteresse der einzelnen Spieler, sich kooperativ zu verhalten, d.h. eine "Trigger"Strategie ist eine effiziente (Pareto-optimale) Gleichgewichtslösung. Auch für unser Modell ist die Ableitung von effizienten Gleichgewichtsstrategien möglich. Dabei müssen wir jedoch von dem Konzept der Strategien mit Gedächtnis Gebrauch machen. Haben die Spieler des dynamischen Spiels Gedächtnis, können sie Abweichungen von der Kooperationslösung in der Vergangenheit erkennen und daraufmit der Drohstrategie antworten. In unserem Fall können wir die Nash-Lösung mit Rückkopplungsstrategien als Drohung verwenden. Sie ist im Vergleich zur Kollusionslösung effektiv, und sie ist glaubwürdig. Letzteres folgt aus der Teilspielperfektheit der Rückkopplungsstrategien. Verwendet man derartige Gedächnisstrategien, können die Vorteile der Kooperation auch ohne direkte Koordination der nationalen Wirtschaftspolitik realisiert werden.

7

Schlußbemerkung

In dieser Arbeit wird ein dynamisches Modell der internationalen Stabilisierungspolitik unter Verwendung der Theorie der Differentialspiele untersucht. Drei Problemkreise stehen dabei im Mittelpunkt der Analyse: • die Beziehung zwischen Informationstruktur und Gleichgewichtskonzeption in der dynamischen Spieltheorie und deren Anwendung in der Makroökonomie offener Volkswirtschaften; • die Ableitung zeitkonsistenter Politikregeln;

Literaturverzeichnis

167

• und die Vorteile der Koordination nationaler Wirtschaftspolitik auf internationaler Ebene. Wir haben gezeigt, daß alle Gleichgewichtslösungen bis auf die StackelbergLösung in offener Schleife zeitkonsistent sind. Die Nash-RückkopplungsStrategie ist auch noch teilspielperfekt. Was den Vergleich von Kooperationslösung mit nicht-kooperativen Gleichgewichten betrifft, so haben wir dargelegt, daß im allgemeinen die Länder durch Koordination der Wirtschaftspolitik bessergestellt sind. Allerdings bedarf dies bindender Vereinbarungen, falls die Spieler kein Gedächtnis haben. Lassen wir auch Gedächtnisstrategien zu, kann man "Trigger" -Strategien konstruieren, die effiziente (Pareto-optimale) nicht-kooperative Gleichgewichte darstellen. Bei diesen Gleichgewichten liegt es im Eigeninteresse der beiden Länder, die kooperative Strategie zu realisieren.

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