Eutropius: Breviarium ab urbe condita 9783657789160, 9783506789167

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Eutropius: Breviarium ab urbe condita
 9783657789160, 9783506789167

Table of contents :
Titel
Impressum
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis abgekürzt zitierter Quellen und Literatur
I. Abkürzungen
II. Primärquellen
III. Sekundärliteratur
Einleitung
I. Historiographische Bemerkungen
II. Bemerkungen zum Text
1. Handschriftliche Überlieferung
2. Die griechischen Übersetzungen
3. Zur Textkonstitution und Anlage des kritischen Apparats
4. Bemerkungen zur Übersetzung
Text (J. Groß) und Übersetzung (J. Groß/
B. Bleckmann)
Erklärung der Siglen, Zeichen und Abkürzungen in Text und Apparat
Kommentar (B. Bleckmann / J. GroІ)

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EUTROPIUS BREVIARIUM AB URBE CONDITA

Ediert, übersetzt und kommentiert von BRUNO BLECKMANN UND JONATHAN GROSS

2018

FERDINAND SCHÖNINGH

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlags nicht zulässig. © 2018 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland) Internet: www.schoeningh.de Herstellung: Brill Deutschland GmbH, Paderborn E-Book ISBN 978-3-657-78916-0 ISBN der Printausgabe 978-3-506-78916-7

Vorwort Im Modul B „Kaisergeschichte und Sammelbiographien des 4. und frühen 5. Jahrhunderts“ im Rahmen der „Kleinen und fragmentarischen Historiker“ ist bereits der Band B 5–7 vorgelegt worden. In B 1–4 geht es um das Gesamtproblem der sogenannten Enmannschen Kaisergeschichte (EKG), die in der Sekundärliteratur als feste Größe gehandelt wird. Dieses anonyme Geschichtswerk soll in B 1 vorgestellt werden. Dabei werden die mutmaßlichen Fragmente dieses verloren gegangenen Geschichtswerks durch eine Zusammenstellung der verschiedenen Textzeugen, also insbesondere aus Eutrop, Hieronymus und Aurelius Victor, dokumentiert. Um hier die einzelnen, den verschiedenen Textzeugen entnommenen Stücke in ihren jeweiligen Kontext einordnen zu können, genügt es oft, die bereits vorhandenen Textausgaben und Übersetzungen zu benutzen. Weder für Hieronymus noch für die hochproblematische Historia Augusta, die beide keine „Kleinen Historiker“ sind, erschien der Aufwand einer Neuedition als angemessen, geschweige denn für Autoren, bei denen die der EKG entnommenen Passagen einen ganz kleinen Anteil des Gesamtwerks betreffen, etwa für Synkellos. Die wichtigsten Zeugen der EKG, nämlich Aurelius Victor und Eutrop, also die Musterbeispiele spätantiker Breviarien, sollen dagegen, im Rahmen des Projekts gemeinsam mit Festus als B 2, B 3 und B 4 bereitgestellt werden. Zwar existieren bereits aus jüngerer Zeit kommentierte deutsche Übersetzungen. Gleichwohl ist eine Berücksichtigung dieser kleinen Autoren in der Gesamtreihe vor allem wegen der zahlreichen zentralen Informationen für die Geschichte der Reichskrise und der Spätantike angebracht. Es ist bekannt, dass für viele Phasen und Episoden dieser Epoche die beiden Breviarien die wichtigste Quelle überhaupt darstellen, etwa für die Geschichte des sogenannten gallischen Sonderreichs. Die ebenfalls historisch hochrelevante Epitome de Caesaribus, die teilweise die EKG direkt, teilweise aber nur über Aurelius Victor oder Eutrop benutzt hat, wird dagegen wegen der von der EKG abweichenden, mit Zonaras oder Eunapios-Zosimos verwandten Tradition, die in ihr ebenfalls zu finden ist, an einer anderen Stelle des Unternehmens, nämlich im Modul D, behandelt. Während im Editionsprojekt der „Kleinen und fragmentarischen Historiker der Spätantike“ mit guten und ökonomisch validen Gründen einige Chroniken nicht komplett, sondern nur für die Abschnitte, die den

VI

(B 3) Eutropius, Breviarium ab urbe condita

interessierenden Zeitraum behandeln, publiziert worden sind, schien es im Falle der Breviarien nicht sinnvoll, sich bei der Herausgabe nur auf die Geschichte ab der Reichskrise zu beschränken. Denn bei Aurelius Victor und Eutrop finden sich in hohem Maße inhaltliche Verschränkungen innerhalb des von ihnen behandelten Kontinuums, wenn etwa das Thema von Erfindungen im Bereich der römischen Verfassung oder der Gestaltung des monarchischen Regiments über den gesamten Bericht hin variiert worden ist. Bei Eutrop ist daher nicht nur die mit Aurelius Victor parallele Behandlung der Kaiserzeit, sondern die Gesamtheit seines Breviariums berücksichtigt worden, in dem sechs von zehn Büchern der Geschichte der Republik gewidmet sind. Allerdings ist auf eine historische Kommentierung der Passagen zur Republik und zum frühen Prinzipat verzichtet worden. Für die wichtigsten Informationen zu Parallelquellen, zu Orten und Namen kann für diese Phase auf die älteren Kommentare von F. L. Müller, H. W. Bird und J. Hellegouarcʼh verwiesen werden, ferner auf die jüngst erschienene und reich kommentierte Eutrop-Übersetzung von F. Bordone. Für das neunte und zehnte Buch, die den vom Projekt der „Kleinen und fragmentarischen Historiker der Spätantike“ illustrierten Zeitraum behandeln, wird dagegen ein durchgehender historischer Kommentar geboten. In diesem Kommentar werden zwar punktuell Gemeinsamkeiten mit Aurelius Victor zur Sprache gebracht, wenn es um die Rekonstruktion des Tenors der gemeinsamen Quelle geht. Auf einen systematischen Abgleich mit Aurelius Victor und den anderen Zeugen der EKG, insbesondere zur Historia Augusta, die teilweise auch Eutrop direkt benutzt haben muss, wird jedoch verzichtet, ebenso wie die Bezüge zu Festus oder Hieronymus nicht eingehend diskutiert werden. Fragen dieser Art bleiben vielmehr dem KFHist-Band zur EKG (B 1) vorbehalten, der eine Synopse der seit Enmann diskutierten Parallelen bieten wird. Ebenso wird, wieder mit Verweis auf die bereits existierenden Kommentare (insbesondere Bird), bewusst darauf verzichtet, dem Leser elementare Grundinformationen, die in jedem Nachschlagewerk zu finden sind, in vollständiger Form zur Verfügung zu stellen. Im Vordergrund steht eine Charakterisierung des Eigenbeitrags Eutrops, insbesondere auch der von ihm gebotenen tendenziösen Verzeichnungen, handelt es sich doch nur auf den ersten Blick um einen nüchtern-zurückhaltenden Autor. Dabei schien es wegen des engen Zeitrahmens, der durch die Evaluationsfristen des Projekts vorgegeben ist, angemessen, hier der Brevitas des Autors durch die Brevitas des Kommentars Rechnung zu tragen. Der philologische

Vorwort

VII

Kommentar, der auch auf die Bücher zur Geschichte der Republik eingeht, gibt (neben dem Apparat) gegebenenfalls weitere Begründungen für die Textgestaltung, die Übersetzung und die eine oder andere sprachliche Besonderheit des Autors. Historischer und philologischer Kommentar sind, wie in vielen Bänden der Reihe, dadurch zu unterscheiden, dass der historische Kommentar deutsche, der philologische Kommentar lateinische Lemmata erläutert. Unser Dank gilt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Düsseldorfer Kolloquiums für die Diskussion und Evaluation verschiedener Stellen, insbesondere Markus Stein. Für Hilfe beim Korrekturlesen danken wir Barbara Court und Mejra Reichert; Letztere hat darüber hinaus die Endredaktion insbesondere des historischen Kommentars vorgenommen. Mitteilungen über verschiedene Handschriften haben wir dem freundlichen Entgegenkommen von Katharina Kaska (Wien), Irma Schuler (Rom) und Antje Wessels (Leiden) zu verdanken. Für die Indizes, deren Fehlen in Rezensionen zu Vorgängerbänden beklagt wurden, ist auf das sich zurzeit in Arbeit befindliche Digitalisierungskonzept von KFHist zu verweisen. Düsseldorf, im Frühjahr 2018 Bruno Bleckmann und Jonathan Groß

Inhaltsverzeichnis Vorwort Verzeichnis abgekürzt zitierter Quellen und Literatur I. Abkürzungen II. Primärquellen III. Sekundärliteratur

V XI XIII XXVII

EINLEITUNG I. Historiographische Bemerkungen (B. Bleckmann) II. Bemerkungen zum Text (J. Groß) 1. Handschriftliche Überlieferung 2. Die griechischen Übersetzungen 3. Zur Textkonstitution und Anlage des kritischen Apparats 4. Bemerkungen zur Übersetzung

3 23 23 36 39 40

TEXT (J. Groß) UND ÜBERSETZUNG (J. Groß / B. Bleckmann) Erklärung der Siglen, Zeichen und Abkürzungen Text und Übersetzung

43 46

KOMMENTAR (B. Bleckmann / J. Groß)

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Verzeichnis abgekürzt zitierter Quellen und Literatur I. Abkürzungen AE

L’Année épigraphique

BGL

Bibliothek der griechischen Literatur

BNJ

Brill’s New Jacoby

BT

Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana

CFHB

Corpus Fontium Historiae Byzantinae

Chron. min.

Th. Mommsen (Hg.), Chronica minora saec. IV. V. VI. VII, 3 Bde. (= MGH AA 9. 11. 13) Berlin 1892–1898

CIL

Corpus Inscriptionum Latinarum

CSEL

Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum

CSHB

Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae

CUF

Collection des universités de France

DNP

Der Neue Pauly

EKG

Enmannsche Kaisergeschichte

FaCh

The Fathers of the Church

FC

Fontes Christiani

FGrHist

Fragmente der griechischen Historiker

FHG

Fragmenta Historicorum Graecorum

FRHist

The Fragments of the Roman Historians

GCS

Die Griechischen Christlichen Schriftsteller

H.-Sz.

J. B. Hofmann / A. Szantyr, Lateinische Syntax und Stilistik (HdbAW 2,2,2) München 1972

ILS

Inscriptiones Latinae Selectae, hg. von H. Dessau

K.-St.

R. Kühner / C. Stegmann, Ausführliche Grammatik der lateinischen Sprache, Zweiter Teil: Satzlehre 1/2, Hannover 2 1914 (mit Zusätzen und Berichtigungen zur 4. und 5. Aufl. von A. Thierfelder im ND Darmstadt 1997)

KFHist

Kleine und fragmentarische Historiker der Spätantike

LCL

Loeb Classical Library

XII

(B 3) Eutropius, Breviarium ab urbe condita

LSJ

H. G. Liddell / R. Scott / H. S. Jones (Hgg.), A Greek– English Lexicon, Oxford 1996

LTUR

Lexicon Topographicum Urbis Romae

MGH

Monumenta Germaniae Historica

…AA

MGH Auctores Antiquissimi

OCT

Oxford Classical Texts

OLD

Oxford Latin Dictionary

PLRE

Prosopography of the Later Roman Empire

RE

Paulys Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft

RGA

Reallexikon der Germanischen Altertumskunde

RIC

Roman Imperial Coinage

SQAW

Schriften und Quellen der Alten Welt

ThLL

Thesaurus Linguae Latinae

TTH

Translated Texts for Historians

TU

Texte und Untersuchungen

II. Primärquellen (ggf. mit zitierten Übersetzungen) Die Abkürzungen für Autoren und Werke richten sich weitgehend nach ThLL (lateinisch), LSJ (griechisch profan) und Lampe (griechisch christlich).

Agath. = Agathias R. Keydell (Hg.), Agathiae Myrinaei historiarum libri quinque (CFHB Series Berolinensis 2) Berlin u. a. 1967. Ambr. = Ambrosius von Mailand obit. Theod. = De obitu Theodosii O. Faller (Hg.), Ambrosius, Explanatio symboli et al. (CSEL 73) Wien 1955, 371–401. obit. Valent. = De obitu Valentiniani O. Faller (Hg.), Ambrosius, Explanatio symboli et al. (CSEL 73) Wien 1955, 329–67. Amm. = Ammianus Marcellinus Ammiani Marcellini Rerum Gestarum libri qui supersunt, ed. W. Seyfarth, 2 Bde. (BT) Leipzig 1978. Ammianus Marcellinus, Römische Geschichte, lateinisch und deutsch und mit einem Kommentar vers. von W. Seyfarth, 4 Bde. (SQAW 21/1–4), Darmstadt 1968–1971. Ampel. = L. Ampelius, Liber memorialis E. Assmann (Hg.), Lucii Ampelii Liber Memorialis, Leipzig 1935. Anon. post Dionem = Anonymus post Dionem Fragmenta Historicorum Graecorum, Bd. 4, hg. v. C. Müller, Paris 1851, 192–99. Anon. Vales. = Anonymus Valesianus I Excerpta Valesiana, rec. J. Moreau, editionem correctiorem curavit V. Velkov (BT) Leipzig 1968. I. König, Origo Constantini – Anonymus Valesianus, Teil 1, Text und Kommentar, Trier 1987. App. = Appian, Römische Geschichte Appiani Historia Romana, Bde. 1–3, ex. rec. L. Mendelssohn (BT) Leipzig / Stuttgart 21962 / 21986 / 21992. Hann. = Annibaiké Hisp. = Hispaniké Apul. met. = Apuleius, Metamorphosen R. Helm (ed.), Apulei Platonici Madaurensis opera quae supersunt, Vol. 1, Metamorphoseon libri XI, Leipzig 31931 = ND 1955.

XIV

(B 3) Eutropius, Breviarium ab urbe condita

Athan. = Athanasius Alexandrinus apol. Const. = Apologia ad Constantium H.-G. Opitz (Hg.), Athanasius Werke, Bd. 2,1, Die Apologien, Berlin 1935–1941, 231–78. hist. Ar. = Historia Arianorum H.-G. Opitz (Hg.), Athanasius Werke, Bd. 2,1, Die Apologien, Berlin 1935–1941, 183–230. Aur. Vict. Caes. = Aurelius Victor, Liber de Caesaribus Sextii Aurelii Victoris Liber de Caesaribus, hg. von F. Pichlmayr / R. Gruendel (BT) Leipzig 1970, 77–129. Ps.-Aur. Vict. vir. ill. = Pseudo-Aurelius Victor, De viris illustribus Ps. Aurelius Victor, De viris illustribus urbis Romae. Die berühmten Männer der Stadt Rom, lateinisch und deutsch. Hg., übers. und komm. von J. Fugmann, Darmstadt 2016. Caper orth. = Caper, De orthographia Grammatici Latini ex recensione Henrici Keilii, Vol. 7, Leipzig 1880, 92–107. Cassiod. chron. = Cassiodor, Chronica Cassiodorus, Chronica minora II, ed. Th. Mommsen (MGH AA 11) Berlin 1894, 109–61. Cass. Dio = Cassius Dio U. Ph. Boissevain (Hg.), Cassii Dionis Cocceiani historiarum Romanarum quae supersunt, 3 Bde., Berlin 1895–1901. Cic. = M. Tullius Cicero fam. = Epistulae ad familiares W. S. Watt (ed.), M. Tulli Ciceronis Epistulae, Vol. 1, Epistulae ad familiares, Oxford (OCT) 1982. M. Tulli Ciceronis Epistulae ad familiares, libri I–XVI. Edidit D. R. Shackleton Bailey, Stuttgart (BT) 1988. off. = De officiis M. Winterbottom (ed.), M. Tullius Cicero, De officiis, Oxford (OCT) 1994. orat. = Orator (ad M. Brutum) M. Tulli Ciceronis Scripta quae manserunt omnia, Fasc. 5, Orator, edidit R. Westman, Leipzig (BT) 1980. Sull. = Pro P. Cornelio Sulla oratio Cicero, Pro P. Sulla oratio, edited with introduction and commentary by D. H. Berry, Cambridge 1996.

Primärquellen

XV

Tusc. = Tusculanae disputationes M. Giusta (ed.), M. Tulli Ciceronis Tusculanae disputationes, Torino 1984. Chron. Pasch. = Chronicon Paschale Chronicon Paschale, ad exemplar Vaticanum, rec. L. Dindorfius, 2 Bde. (CSHB 7) Bonn 1832. Chronicon Paschale, 284–628 AD, transl. with notes and introd. by M. Whitby and M. Whitby (TTH 7) Liverpool 1989 (Teilübersetzung). Cod. Iust. = Codex Iustinianus Codex Iustinianus. Recensuit P. Krueger, Berlin 1877. Cod. Theod. = Codex Theodosianus Theodosiani libri XVI cum constitutionibus Sirmondianis et Leges novellae ad Theodosianum pertinentes, ed. Th. Mommsen et P. M. Meyer, 3 Bde. Berlin 1905. Cons. Const. = Consularia Constantinopolitana M. Becker / M. H. Nickbakht (Hgg.), Consularia Constantinopolitana (KFHist G 1) Paderborn 2016, 3–158. Diod. = Diodorus Siculus C. Th. Fischer, F. Vogel (Hgg.), Diodori Bibliotheca historica, 5 Bde. (BT) Leipzig 31888–1906. Epit. Caes. = Epitome de Caesaribus (Ps. Aurelius Victor) Sextii Aurelii Victoris Liber de Caesaribus, edd. F. Pichlmayr / R. Gruendel (BT) Leipzig 1970, 131–76. Pseudo-Aurélius Victor, Abrégé des Césars, texte établi, traduit et commenté par M. Festy (CUF. Série latine) Paris 1999. Eunap. = Eunapios hist. fr. = Historiarum fragmenta C. Müller (Hg.), Fragmenta historicorum graecorum, vol. 4, Paris 1851, 7–56. R. C. Blockley, The fragmentary classicising historians of the later Roman Empire. Eunapius, Olympiodorus, Priscus and Malchus, volume 2, Text, Translation and Historiographical Notes (ARCA 10) Liverpool 1983, 1–150. F. Paschoud, Les fragments de lʼouvrage historique dʼEunape correspondant aux deux premiers livres de lʼHistoire nouvelle de Zosime, in: L. Holtz / J.-C. Fredouille (Hgg.), De Tertullien aux Mozarabes, tome 1, Antiquité tardive et christianisme ancien (IIIe–VIe

XVI

(B 3) Eutropius, Breviarium ab urbe condita

siècles). Mélanges offerts à Jacques Fontaine (Collection des Études Augustiniennes. Série Antiquité 132) Paris 1992, 613–25 (wieder in: ders., Eunape, Olympiodore, Zosime. Scripta minora [Munera 24] Bari 2006, 247–56). Eunape, Fragments de l’ouvrage historique correspondant aux livres 3 et 4 (8–61 Müller) de l’Histoire nouvelle de Zosime, in: F. Paschoud, Eunape, Olympiodore, Zosime. Scripta minora (Munera 24) Bari 2006, 504–53. vit. soph. = Sophistenviten J. Giangrande (Hg.), Eunapii Vitae sophistarum, Rom 1956. M. Becker: Eunapios aus Sardes. Biographien über Philosophen und Sophisten. Einleitung, Übersetzung, Kommentar (Roma Aeterna 1) Stuttgart 2013. Eus. = Eusebios von Kaisareia h. e. = Historia ecclesiastica Eusebius Werke, Zweiter Band, Die Kirchengeschichte. Die lateinische Übersetzung des Rufinus, hg. von E. Schwartz und Th. Mommsen, 3 Bde. (GCS 9/1–3) Leipzig 1903–1909. Eusebius von Caesarea, Kirchengeschichte, hg. und eingel. von H. Kraft, übers. von Ph. Haeuser, durchges. von H. A. Gärtner, Darmstadt 52006. laud. Const. = De laudibus Constantini (Triakontaeterikos) Eusebius Werke, Erster Band. hg. von I. A. Heikel (GCS 7/1) Leipzig 1902, 195–259. vit. Const. = Vita Constantini Eusebius Werke, Erster Band, Erster Teil, Über das Leben des Kaisers Konstantin, hg. von F. Winkelmann (GCS 7) Berlin 21991. Eusebius von Caesarea, De vita Constantini – Über das Leben Konstantins, eingel. von B. Bleckmann, übers. und komm. von H. Schneider (FC 83) Turnhout 2007. Eutr. = Eutropius, Breviarium ab urbe condita A. Schoonhoven (ed.), Eutropii v. c. Historiae Romanae libri decem, nunc demum integritati suae post tot corruptissimos editiones restituti beneficio antiqui exemplaris, Basel 1552 (1546). E. Vinetus (ed.), Eutropii Breviarium historiae Romanae, Poitiers 1553. H. Loriti gen. Glareanus (ed.), Eutropii Breviarium historiae Romanae cum annotationibus, Freiburg i. Br. 1554.

Primärquellen

XVII

F. Sylburg (ed.), Romanae historiae scriptores Graeci minores, Tomus 3, Frankfurt a. M. 1590, 62–133, 902–12. P. Merula (ed.), Eutropii v.c. Historiae Romanae libri X. His additi Paulli Diaconi libri IIX. Leiden 1592. Ch. Cellarius (ed.), Eutropii Breviarium historiae Romanae … cum Metaphrasi Graeca Paeanii, Zeitz 1678. S. Haverkamp (ed.), Eutropii Breviarium historiae Romanae. Cum Metaphrasi Graeca Paeanii et notis integris E. Vineti, H. Glareani, Tanaquilli et Anna Fabri, Th. Hearnii, item selectis F. Sylburgii et Ch. Cellarii, Leiden 1729. H. Verheyk (ed.), Eutropii Breviarium historiae Romanae cum Metaphrasi Graeca Paeanii et notis integris E. Vineti, H. Glareani, T. et A. Fabri, Ch. Cellarii, Th. Hearnii, Ch. A. Heumanni et S. Havercampi, item selectis F. Sylburgii, Leiden 1762. Eutropii Breviarium historiae Romanae ad libros scriptos editosque recensitum et virorum doctorum notis vel integris vel selectis inlustratum adiectis suis edidit C. H. Tzschucke, Leipzig 1796. Eutropii Breviarium historiae Romanae. Ed. primam curavit Detl. C. G. Baumgarten-Crusius, alteram H. R. Dietsch, Leipzig 1849 (1824). Eutropi Breviarium ab urbe condita. Guilelmus Hartel recognovit, Berlin 1872. H. Droysen (ed.), Eutropi Breviarium ab urbe condita cum versionibus Graecis et Pauli Landolfique additamentis (MGH AA 2) Berlin 1879. Eutropi Breviarium ab urbe condita. Edidit Carolus Wagener (BT) Leipzig 1884. Eutropi Breviarium ab urbe condita. Recognovit Franciscus Ruehl, Leipzig 1887 = ND Darmstadt 1975. Eutropi Breviarium ab urbe condita. Recognovit Carolus Santini, Leipzig 21992 (1979). H. W. Bird, The Breviarium ab urbe condita of Eutropius (TTH 14) Liverpool 1993. F. L. Müller, Eutropii Breviarium ab urbe condita. Eutropius, Kurze Geschichte Roms seit Gründung (753 v. Chr. – 364 n. Chr.) (Palingenesia 56) Stuttgart 1995. Eutrope, Abrégé dʼhistoire romaine, texte établi et traduit par J. Hellegouarcʼh (CUF. Série latine), Paris 22002 (1999).

XVIII

(B 3) Eutropius, Breviarium ab urbe condita

Eutropio, Storia di Roma. Introduzione di F. Gasti, traduzione e note di F. Bordone, Sant’Arcangelo di Romagna 2014. Fast. Cap. = Fasti Capitolini Fasti Capitolini, rec., praefatus est, indicibus instruxit A. Degrassi, Turin 1954. Faustus von Buzanta The epic histories attributed to P’awstos Buzand, transl. and commentary by N. G. Garsoïan, Cambridge 1989. Firm. math. = Firmicus Maternus, Matheseos libri VIII Firmicus Maternus, Mathesis. Texte établi et traduit par P. Monat, 3 Bde., Paris 1992–1997. Flor. epit. = L. Annaeus Florus, Auszug aus der Römischen Geschichte E. Malcovati (ed.), L. Annaei Flori quae extant, Roma ²1972, 5– 208. Frontin. strat. = Sex. Iulius Frontinus, Strategemata Iuli Frontini Strategematon libri quattuor, ed. G. Gundermann, Leipzig 1888. M. B. McElwain (ed.), Frontinus, Stratagems, and The aqueducts of Rome (LCL 174) Cambridge (MA) 1925. Gaius inst. = Gaius, Institutiones Gai Institutiones. Edd. E. Seckel et B. Kuebler, Leipzig 71935. M. David, H. L. W. Nelson (Hgg.), Gai Institutionum commentarii quattuor, Leiden 1954 / 1960 / 1968. Gell. = A. Gellius, Noctes Atticae A. Gellii Noctes Atticae, recognovit brevique adnotatione critica instruxit P. K. Marshall, 2 vols. (OCT) Oxford 1990 (1968). F. Cavazza (ed.), Aulo Gellio, Le notti attiche, 7 Bde., Bologna 1985–1999. Greg. Naz. or. = Gregor von Nazianz, Orationes Grégoire de Nazianze, Discours 4–5 contre Julien. Introduction, texte critique, traduction et notes par J. Bernardi (SC 309) Paris 1983. Hdn. = Herodian K. Stavenhagen (Hg.), Herodiani ab excessu divi Marci libri octo (BT) Leipzig 1922. C. M. Lucarini (Hg.), Herodianus: Regnum post Marcum, München / Leipzig 2005.

Primärquellen

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(B 3) Eutropius, Breviarium ab urbe condita

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(B 3) Eutropius, Breviarium ab urbe condita

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Einleitung I. Historiographische Bemerkungen Das Breviarium Eutrops bietet eine kurz gefasste Geschichte Roms von der legendären Gründung bis zur Regierungszeit Jovians (363–364 n. Chr.). Unterteilt ist es in zehn Bücher, von denen Buch 1 bis 6 die Geschichte der Republik, Buch 7 bis 10 die Geschichte der Kaiserzeit als eine Serie von Kaiserbiographien behandelt. 1 Über das Leben des Autors weiß man wenig. Gesichert ist durch die einzige autobiographische Aussage innerhalb des Textes, dass Eutrop Teilnehmer des Perserfeldzugs Julians war, vgl. 10,16,1 ingenti apparatu Parthis intulit bellum, cui expeditioni ego quoque interfui. Er war dabei wohl kein Soldat, sondern gehörte zu den comites des heidnischen Kaisers, dessen Standpunkt er bei der Beurteilung der Geschichte seiner Vorgänger des Öfteren übernommen zu haben scheint. 2 Sein Geschichtswerk widmete Für die genaue Einteilung s. Bird, Structure and Themes 87–90. Buch 1 behandelt die Geschichte bis zur Eroberung Roms durch die Gallier und entspricht der ersten Dekade des Livius. Buch 2 behandelt die Zeit vom Galliereinfall bis zum Ende des Ersten Punischen Kriegs bzw. dem Nachspiel, der Eroberung von Falerii, und entspricht Livius Buch VI bis Buch XX. Buch 3 behandelt die Zeit vom Ende des Ersten Punischen Kriegs bis zum Ende des Zweiten Punischen Kriegs (Sieg bei Zama). Im 4. Buch wird die Entsprechung zu den Dekaden des Livius aufgegeben, das Buch reicht vom Ende des Zweiten Punischen Kriegs bzw. dem Anfang des Zweiten Makedonischen Kriegs bis zum Triumph des Marius über Jugurtha. Das kürzeste Buch (5) behandelt die Geschichte von der Niederlage gegen Kimbern und Teutonen bis zum Sieg Sullas und des Pompeius über die Marianer, Buch 6 die Zeit von der Ordnung des Staates durch Sulla bis zur Ermordung Caesars, beide Bücher lassen sich als Bücher über den ersten und zweiten Bürgerkrieg verstehen (Bird, 88). Für die Kaiserzeit sind die Zäsuren folgendermaßen: Buch 7 behandelt die Zeit von den Anfängen des Augustus bis zum Ende Domitians; Buch 8 beginnt in Anspielung auf Valens mit dem Konsulat von Vetus und Valens und der Regierung Nervas und schließt mit der Regierungszeit des Severus Alexander; Buch 9 setzt mit Maximinus Thrax als dem ersten Soldatenkaiser ein und reicht bis zur Abdankung Diokletians; Buch 10 behandelt die Zeit von der Übernahme der Oberkaiserherrschaft durch Constantius (305) bis zum Tode Jovians (364). Überlegungen, in welcher Form eine Gesamtaufteilung des Geschichtswerks vorzunehmen sind, bei Gasti, Introduzione XXVI f.: zwei (Republik I–VI; Kaiserzeit VII– X) oder drei Teile (Republik, Kaiserzeit bis Domitian, Kaiserzeit ab Domitian). Einen Hinweis auf eine Zweiteilung will Gasti, XXVII der Einleitung entnehmen. 2 S. Kommentar zu 10,16,1. Scivoletto, La civilitas 36 f. Anm. 48 bringt Argumente dafür, dass Eutrop Julian als Militär begleitete. 1

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er dem Kaiser Valens, der es zuvor in Auftrag gegeben hatte. 1 Trotz einiger jüngst geäußerter Zweifel kann ferner weiterhin als relativ sicher gelten, dass Eutrop magister memoriae am Hofe des Valens war. 2 Schließlich scheint auch festzustehen, dass die Widmung des Geschichtswerks bald nach 369 erfolgte, nämlich nach der Annahme des Titels eines Gothicus maximus durch Valens. 3 Andere im Werk selbst zu entdeckende Angaben sind mit Ausnahme eines Hinweises auf das Lager Kirkesion, das Eutrop als Teilnehmer der Julian-Expedition gekannt haben muss (Eutr. 9,2,3), zu vage, um daraus Informationen für die Biographie des Autors zu gewinnen. 4 Von den übrigen späteren Zeugnissen zum Autor, die wiederholt zusammengetragen worden sind, 5 bieten dagegen einige nur Extrapolationen, die aus dem Vgl. Proömium. In den Eutrophandschriften, die dem Paulus Diaconus beigegeben sind, findet sich diese Angabe nicht. Sie ist isoliert nur beim Codex J (Bamberg, Msc. Class. 31 = E. III. 22) zu finden, was von R. Peiper, Zu Eutropius, Philologus 33 (1874) 686 zum ersten Mal ausgewertet wurde. Argumente für die Benutzung dieser Angabe bei Bonamente, La dedica del „Breviarium“, bes. 282–84. Gegen die Benutzung dieser Angabe der Bamberger Handschrift Burgess, Eutropius. 3 Der Titel Gothicus findet sich allerdings jeweils nur in einem Teil der Überlieferung, s. Bonamente, La dedica del „Breviarium“. Die Schwierigkeiten, denen Valens ab 371/372 begegnete, ignoriert Eutrop anscheinend, vgl. Bird, Eutropius and Festus 16 f. Das würde darauf hinweisen, dass sein Geschichtswerk 369 oder spätestens 370 publiziert wurde. 4 Auffällig ist, dass Caesarea maritima in einer Notiz, die allerdings von einigen Editoren als später Zusatz gesehen wird, sehr deutlich als blühende Metropole der eigenen Zeit gerühmt wird, obwohl es im Kontext nicht notwendig ist, vgl. Eutr. 7,10,3: (Caesarea) in Palaestina, quae nunc urbs est clarissima. Nur vor dem Hintergrund eines Aufenthalts während der Geschichte des Valens, insbesondere während der in Phrygien bei Nakoleia durchgeführten Aktionen gegen Procopius, ist vielleicht die auffällige Prominenz von Eumeneia in der Erzählung Eutrops zu erklären, vgl. Eutr. 4,4,2. Die Angabe über die Nachkommen der Zenobia, die „noch heute“ in Rom leben (Eutr. 9,13,2), erlaubt natürlich nicht den Schluss, dass hier persönliche Bekanntschaft mit den Verhältnissen in Rom aufscheint. Auf Kenntnis der Zustände jenseits der Donaugrenze scheint die aktualisierende Passage über das ehemalige trajanische Dakien hinzuweisen, vgl. Eutr. 8,2,2: provincia trans Danubium facta in his agris, quos nunc Taifali, Victohali et Tervingi habent. Diese Informationen waren am Hof des Valens verfügbar. In 9,23 verweist Eutrop auf die Regelungen Diokletians in Ägypten, die bis zur eigenen Zeit nachwirken. 5 Vgl. die Synthesen bei PLRE 1, 317 s. v. Eutropius 2; Seeck, Briefe des Libanius 151–53; Schmidt, Eutropius 202 f.; Müller, Eutropii Breviarium 1–5; Gasti, Introduzione XX–XXIV. Im Einzelnen sind die Details und insbesondere die Frage, welche Zeugnisse man hinzuziehen kann und welche nicht, umstritten, ohne dass es sinnvoll wäre, hier diese Diskussion genauer darzustellen, vgl. im Einzelnen (auch zu den folgenden Ausführungen) 1 2

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Geschichtswerk selbst entwickelt sind. In anderen Fällen ist angesichts der Tatsache, dass der Name Eutropius sehr verbreitet war, unklar, ob wirklich eine Identität mit dem Profanhistoriker anzunehmen ist. Nach der meist vorgenommenen, mit großen Unsicherheiten behafteten Rekonstruktion seiner Laufbahn könnte Eutrop nach seiner Zeit als magister memoriae als Prokonsul Asiens amtiert haben. Nachdem er sich dann durch seine Verwicklung in die Theodorus-Affäre vom Hofe des Valens zurückziehen musste, machte er unter Gratian und Theodosius weiter Karriere, vielleicht als comes sacrarum largitionum, weiter dann als praefectus praetorio in Illyricum 1 und als Konsul von 387. Die Herkunft des Eutropius möchte die Suda in Italien verorten. 2 Doch sind hier lediglich aus der Tatsache, dass Eutrop in „italischer Sprache“ schreibt, Schlussfolgerungen vorgenommen worden. 3 Bonamente hält dagegen Eutrop für einen Griechen und zieht für diese Vermutung Nikephoros Gregoras heran. 4 Allerdings kann Nikephoros das Urteil über den „Hellenen“ Eutrop nur aus dem Text Eutrops selbst gewonnen haben. Es ist daher wahrscheinlich, dass es sich ausschließlich auf den heidnischen Glauben des Autors bezieht, 5 der vor allem aus der negativen Charakterisierung Konstantins und der Ignorierung christlicher Tatbestände hervorgeht. 6 Des Weiteren weist Bonamente Eutrop dem antiochenischen Freundeskreis des Libanios zu. Diese Annahme beruht auf der IdentifiBonamente, La biografia di Eutropio lo storico; ders.; Giuliano 19–45; Neri, Medius Princeps 65–68. 1 Bonamente, Giuliano 35 f. Belege in PLRE 1, 317 s. v. Eutropius 2. 2 Suda ε 3375. Vgl. Schmidt, Eutropius 202 T 1. 3 Vgl. dazu von Haehling, Religionszugehörigkeit 221; Bonamente, Giuliano 20; Neri, Medius princeps 65. 4 Zum Zeugnis des Nikephoros Gregoras (bei Lambecius [P. Lambeck], Comment. De bibl. Caesar. Vindobon. libri VIII, Wien 1665–79, VIII 136) Schmidt, Eutropius 202 T. 5; Müller, Eutropii breviarium 1 Anm. 2. Bonamente, Giuliano 21 Anm. 4 bezieht allerdings gegen diese Skepsis gegenüber der Benutzung des Zeugnisses des Nikephoros Gregoras Stellung und bringt Argumente dafür, dass Nikephoros vom Hellenentum des Eutrop nicht im konfessionellen Sinn ausgegangen ist. 5 S. auch Gasti, Introduzione XXI Anm. 21. 6 So auch Paulus Diaconus im Widmungsschreiben der Historia Romana (Schmidt, Eutropius 202 T 14): quia utpote vir gentilis in nullo divinae historiae cultusque nostri fecerit mentionem. Vgl. Bonamente, Giuliano 21 f. Zum negativen Urteil über Konstantin und positiven Urteil über Galerius als Indiz für die Glaubenseinstellung Eutrops von Haehling, Religionszugehörigkeit 218 f. und weitere Literatur bei Bonamente, Giuliano 15 Anm. 14.

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zierung des Historikers mit einem gleichnamigen Korrespondenten des Libanios sowie auf den Angaben über die Verwicklung des Prokonsuls Asiens Eutrop in die Theodorus-Verschwörung. 1 Eine gewisse Wahrscheinlichkeit hat für sich, dass der Korrespondent des Symmachus (ep. 3,46–53) mit dem Breviator identisch ist. Denn dieser Korrespondent hat offenkundig bereits Proben historiographischer Expertise vorgelegt und Symmachus spricht die Erwartung aus, dass diese für die Verherrlichung der Kriegstaten des Kaisers Gratians eingesetzt werden möge. 2 Aus dieser Korrespondenz geht zwar hervor, dass Eutrop Grundbesitz in Asien (ep. 3,53) hat. Dies schließt allerdings bei einem Spitzenfunktionär, der an verschiedenen Kaiserhöfen wirken konnte, eine Provenienz aus dem Westen nicht aus. So könnte durchaus Bordeaux der Herkunftsort des Historikers gewesen sein, wenn man eine Identifizierung mit dem gleichnamigen bei Marcellus erwähnten Autor in Betracht ziehen möchte. 3 Sollte die These von der östlichen Herkunft zutreffen, würde Eutrop zu den griechischen Intellektuellen gehören, deren sprachlichen Leistungen – wie Ammian oder Claudian – die spätlateinische Literatur so viel verdankt. Bei einer solchen westlichen Identität müsste Eutrop zu den Anhängern Julians gehört haben, die ihm aus Gallien gefolgt waren. Über hypothetisch bleibende, aber nicht völlig spekulative Kombinationen ist angesichts der Homonymien nicht hinauszugelangen. Die bereits erwähnten Elemente, die aus dem Geschichtswerk (einschließlich des Widmungskapitels) selbst gewonnen werden können, genügen aber bereits für eine zufriedenstellende historische Einordnung. Das Geschichtswerk Lib. or. 1,159; Amm. 29,1,36. Vgl. Bonamente, Giuliano 21–29. Bonamente 24 besteht auf der Identität zwischen dem Schüler und Neffen des Akakios und Sophisten Eutrop mit dem Historiker. Er folgt den Rekonstruktionen von Seeck, Briefe des Libanius 151–53. Eine Verbindung ergebe sich auch daraus, dass der Übersetzer des Eutrop, Paianios, gemeinsamer Schüler des Akakios und des Libanios war, vgl. Lib. ep. 1307,6 mit Bonamente 27, vgl. Seeck. Die Nähe zu Libanios würde dann auch erklären, warum Eutrop Teilnehmer des Perserfeldzugs war. 2 Symm. ep. 3,47. 3 Marcellus in der Praefatio seines Werkes über Medizin (Schmidt, Eutropius 202 T 2): Nec solum veteres medinicae artis auctores (Latine dumtaxat sermone perscriptos), cui rei operam … aliique nonnulli etiam proximo tempore inlustres honoribus viri, cives ac maiores nostri, Siburtius, Eutropius atque Ausonius, commodarunt, lectione scrutatus sum … Zur These der Identität mit diesem Eutrop vgl. Bonamente, Giuliano 20 mit Anm. 3 (Literatur). 1

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stammte aus der Feder eines hochrangigen Bürokraten und sprachlich versierten Experten 1 am Hofe des Valens, der aus welchen Gründen auch immer Teilnehmer der Persienexpedition Julians gewesen ist, aber unter den Folgekaisern weiter Karriere gemacht haben dürfte. Seine Stellung als Mitglied einer Elite von Hoffunktionären ermöglichte es ihm, das Reich in seiner Gesamtheit in den Blick zu nehmen. Diese Funktionärselite wusste gegenüber dem Kaiser durchaus Erwartungen und Empfehlungen zu formulieren. Raffiniert betont Eutrop in seinem Proömium, Valens sei bei der Verwaltung des Reiches „den Taten berühmter Männer schon gefolgt (…), noch bevor er sie durch Lektüre kennenlernte“. Damit legt er den Kaiser in pädagogischer Weise darauf fest, entsprechend dem vertrauten Modell römischer Geschichtsauffassung 2 die römische Geschichte als eine Serie von Beispielen zu begreifen, in denen die Ideale der Funktionärselite bald erfüllt, bald in tadelnswerter Weise vernachlässigt wurden. 3 Vor allem für die Vorgängerkaiser, die als Nachfolger der „berühmten Männer“ gesehen wurden, wird in der Art einer Bilanz verzeichnet, wer die Normen erfüllt und wer zu den schlechten Kaisern zählt. 4 Dabei wird die Regierung eines Kaisers nach zwei Hauptgesichtspunkten gewertet. Für die Innenpolitik umschreibt Eutrop sein Ideal mit civilis, bzw. mit civilitas. 5 Diese Begriffe sind dabei im Deutschen nicht einfach wiederzugeben. „Bürgerlich“ wirkt bisweilen antiquiert, wurde aber hier in der Regel belassen, da es die Sache eher trifft, als Ausdrücke wie „leutselig“ oder „herablassend“. Der Begriff ist nur aus der Problematik der Prinzipatsideologie zu verstehen, in der der Kaiser zwar Monarch ist, sich Der einfache Stil des Eutrop ist in Wirklichkeit durchaus kunstvoll. Vgl. U. Walter, Memoria und res publica. Zur Geschichtskultur im republikanischen Rom, Frankfurt 2004, 42–50. 3 Das gleiche Bemühen um eine exemplarische Auffassung der Geschichte wird in Epit. Caes. 48,11 f. Theodosius zugeschrieben 4 Die abschließende Notiz, wer divinisiert wurde und wer nicht, fällt allerdings nicht völlig mit dieser Bewertung zusammen, da auch von Eutrop als eher problematisch betrachtete Figuren wie Konstantin durchaus divinisiert werden. 5 Sammlung der Passagen bei Scivoletto, La civilitas 20–22. Der Begriff civilitas ist nach Scivoletto, 29 f. mit Anm. 29 von Eutrop selbst in systematischer Form gebraucht worden für Fälle, die entweder für clementia oder für comitas stehen. Eutrop hat, wie Scivoletto, La civilitas 22 zeigt, mit seinem Konzept der civilitas, in der letztlich die Fähigkeit des Kaisers zu erkennen ist „di scendere dal fastigium imperii“, Ammian und die Historia Augusta beeinflusst. 1 2

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aber innerhalb der vermeintlich weiter existierenden alten Verfassungsund Gesellschaftsordnung nicht nur so verhalten muss, als sei er nur ein nobilis unter anderen, ein primus inter pares, sondern dies auch noch am besten selbst glaubt. Als Variante von civilitas kann moderatio gelten. 1 Das Gegenteil ist die Arroganz, also die superbia, für die Eutrop auch den Begriff insolentia verwendet. 2 Für die Außenpolitik besteht das Ideal in der Demonstration imperialer Stärke. Umschrieben wird dieses Ideal mit Adjektiven wie strenuus, mit Substantiven wie fortitudo, virtus, gloria, 3 vor allem aber dadurch, dass imperiale Großtaten in positiv wertender Weise in der Art eines Bulletins aufgeführt werden. Im besten Falle gelingt es, beiden Gesichtspunkten gleichermaßen gerecht zu werden. Unerreichbar ist nach Überzeugung Eutrops hier Trajan gewesen. Dieser Kaiser verschiebt die seit Augustus stabilen Grenzen, wobei die imperialen Erfolge von Eutrop übertrieben werden, indem Trajan die Wiedergewinnung von Städten im rechtsrheinischen Germanien zugeschrieben wird. 4 Für die Eroberung Dakiens stellt Eutrop, um den imperialen Erfolg dieses Kaisers deutlich zu machen, eine scharfe Kontrastierung zu den Verhältnissen der Gegenwart her, indem er darauf hinweist, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Taifalen, Victofalen und Terwingen das Gebiet besetzt halten (Eutr. 8,2,2). In ungewöhnlich kleinteiliger Weise werden die Eroberungen und Erfolge Trajans im Osten aufgeführt (Eutr. 8,3). Diesen militärischen Ruhm überstrahlt dann noch die civilitas des Kaisers, für die Eutrop zahlreiche Beispiele anführt (Eutr. 8,5). Weitere Musterkaiser in der Porträtserie des Breviators sind Mark Aurel, Claudius Gothicus oder Probus, der Aurelian gloria militari gleichkommt, morum autem civilitate übertrifft. In diesen Wertungen ist Eutrop selbstverständlich wenig originell, sondern greift bekannte Muster auf. Denn beide Ideale sind bereits in der frühkaiserzeitlichen Geschichtsschreibung Normen gewesen, die für die Beurteilung von Kaisern maßgeblich waren. 5 Bei schlechten Kaisern wie Eutr. 8,4 (von Traian): gloriam tamen militarem civilitate et moderatione superavit. Eutr. 8,12,1. In Eutr. 10,6,3 wird insolentia anders gebraucht, aber eine Assoziation mit der tyrannischen superbia ist gleichwohl hier möglich. 3 Eutr. 8,19,1 (bellica gloria). 4 Eutr. 8,2,2. Bordone 338 bezieht das auf die Errichtung der Städte Nijmwegen (Ulpia Noviomagus Batavorum) und Xanten (Colonia Ulpia Traiana). Aber diese Städte liegen diesseits des Rheins. Gemeint sind vielleicht im Dekumatgebiet errichtete Städte. 5 Vgl. das civile ingenium bei Germanicus (Tac. ann. 1,33), dem ein aggressiver Kurs in der Außenpolitik gegenübersteht. Generell zum Problem des civilis princeps im frühen 1 2

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Tiberius korrespondiert tyrannisches Verhalten im Innern mit der Erlahmung des imperialen Schwunges, bei seinem Gegenspieler, dem potentiellen besseren Princeps Germanicus, gehen Bürgersinn und Sinn für imperiale Größe Hand in Hand. Trotzdem hatte die Festlegung des regierenden Kaisers auf diese konventionellen Programme, wie sie durch das historische Kurzhandbuch des Eutrop erfolgte, für die Eliten des ausgehenden vierten Jahrhunderts durchaus auch aktuelle politische Bedeutung. Mit der bei Eutrop geradezu penetranten Betonung des Ideals des civilis princeps, die gegenüber Aurelius Victor als Besonderheit auffällt, 1 die sich aber ähnlich beispielsweise im Panegyrikus des Claudius Mamertinus findet, 2 formulierte nämlich die Funktionärselite, die sich in einer Kontinuität zum altrömischen Senat wähnte, auch wenn sie insbesondere im Osten mit dem früheren Senat wenig gemeinsam hatte, ihre Erwartungen. Wenig berechenbare und potentiell gefährliche Parvenüs wie Valentinian und Valens sollten darauf festgelegt werden, dass trotz der absoluten Macht des Kaisers, die nicht grundsätzlich in Frage gestellt wurde, die Illusion eines angemessenen Umgangs mit der unmittelbaren Umgebung von Würdenträgern gepflegt wurde. Exemplarisch beschreibt Eutrop diesen Aspekt anhand der Charakterisierung Mark Aurels: „Er stand mit allen in Rom auf gleichem Fuß und wurde dadurch, dass er auf dem Gipfel der Macht stand, zu keiner arroganten Überhebung fortgerissen und war von bereitwilligster Großzügigkeit.“ (Eutr. 8,12,1) Die Bedeutung, die dieses Verhalten für Eutrop hat, erklärt sich damit, dass sich bekanntlich an der Wende des dritten zum vierten Jahrhundert die monarchische Repräsentation in besonderem Maße sakralisiert und abgehoben hatte, einen Prozess, den Eutrop, seinen Quellen folgend, im Zusammenhang mit der Regierung Diokletians charakterisiert und beklagt hat. 3 Trotz dieser Formen des „Dominats“ und hieratischen Überhöhung, die für das spätantike Kaisertum als typisch betrachtet werden, blieben Kommunikation und Betonung der Ansprechbarkeit dem spätantiken Kaisertum nicht unbekannt, sondern waren zum Machterhalt unabdingbar. Prinzipat A. Wallace-Hadrill, Civilis Princeps: Between Citizen and King, JRS 72 (1982) 32–48. 1 Bei Aurelius Victor gibt es nur zwei Belege für civilis in diesem Sinne, vgl. Scivoletto, 23; vgl. Bonamente, Giuliano 169. 2 Civilitas bei Claudius Mamertinus, vgl. Paneg. 3,27,3; 28,1 und 31,1. S. Bonamente, Giuliano 167 Anm. 127. 3 Eutr. 9,26. Vgl. zu diesen neuen Formen des Zeremoniells Kolb, Herrscherideologie 38–42.

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Die Architektur spätantiker Residenzen betont zwar auf der einen Seite die erhabene Unnahbarkeit des Kaisers im zeremoniellen Kontext, stellt aber auf der anderen Seite durch die Serie von Banketträumen die Gastlichkeit und den sozialen Umgang des Kaisers heraus. 1 In Eusebs Vita Constantini ist dementsprechend Konstantin auf der einen Seite ein halbgöttliches Wesen, das in Edelsteinprunk in einem Sitzungssaal thront, auf der anderen Seite aber ein Kaiser, der in freundlichem Gespräch gemeinsam mit den Funktionärsbischöfen beim Bankett tafelt. 2 Auch im Bericht Ammians über den Rombesuch des Constantius fällt auf, dass der Kaiser einerseits seine imperiale Hoheit zur Schau stellt, andererseits um die Demonstration seiner Leutseligkeit bei Volk und Senat bemüht ist. 3 Eutrop verbindet also mit der Betonung des Ideals des civilis princeps die Hoffnung, Valens auf einen angemessenen und respektvollen Umgang mit den höfischen Würdenträgern festzulegen. Zu diesem Ideal gehörte seiner Ansicht nach, abweichend von dem, was einem modernen Staatsideal entsprechen würde, dass der Kaiser zwar auch sonst freigiebig ist, aber seine „Freunde“ – d. h. vor allem seine hochgestellte höfische Umgebung, zu der etwa Eutrop selbst gehörte – mit Wohltaten und Ehren überhäuft. Für Augustus wird rühmend hervorgehoben, er habe „auf die bürgerlichste Weise“ gelebt, „gegen jedermann äußerst freigiebig, gegen seine Freunde im höchsten Maße treu, die er zu so großen Ehren erhob, dass er sie beinahe seiner eigenen Höhe gleichstellte.“ 4 In der Bilanz des Claudius wird positiv verzeichnet, dass er sich zumindest „gegen bestimmte Freunde (gesittet verhielt)“ und sie an herausragenden Ehrungen partizipieren lässt (Eutr. 7,13,4). Der Musterkaiser Trajan „bereicherte öffentlich und privat alle und erhöhte sie mit Ehrenämtern, auch wenn er sie nicht besonders gut kannte“ (Eutr. 8,4). Die Bilanz des Antoninus Pius ist unter anderem deshalb positiv, weil dieser „sein ganzes Vermögen durch die Soldzahlungen an die Soldaten und durch Gefälligkeiten für seine Freunde verringert“ habe (und das alles bei gefüllter Staatskasse!) (Eutr. 8,8,3). Aussagen für diese formalisierten Festbankette lassen zumindest die Reste der Villen/Palastarchitektur in Gamzigrad oder Split zu, vgl. U. Brandl / M. Vasić, Roms Erbe auf dem Balkan. Spätantike Kaiservillen und Stadtanlagen in Serbien, Mainz 2007, 71–74. 2 Eus. vit. Const. 3,10 und 3,15,2. 3 R. Klein, Der Rombesuch des Kaisers Konstantius II. im Jahre 357, Athenaeum 57 (1979) 98–115 4 Eutr. 7,8,4. Die Gleichstellung ist vermutlich auf Freunde wie Agrippa und Maecenas zu beziehen. 1

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Besonders eingehend mustert Eutrop das Verhältnis zu den „Freunden“ der höfischen Umgebung für die Kaiser der eigenen Zeit. Im Urteil über Konstantin wird in Zusammenhang mit der Katastrophe von 326 zwar eine schwankende Haltung konstatiert, gleichwohl insgesamt die Bereicherung bzw. angemessene Belohnung der höfischen Umgebung durch den Kaiser positiv hervorgehoben. 1 Ebenso differenziert fällt das Urteil über Constantius II. aus, der einerseits (in religionspolitischen Fragen?) zu sehr seiner Umgebung folgt, gleichwohl aber andererseits insgesamt gerade im Verhältnis zu den Freunden, die er angemessen belohnt, richtig handelt. 2 Bei Julian ist zwar das Verhalten gegenüber den Freunden korrekt, aber aus der Sicht eines Höflings hätte man sich angemessenere Entlohnungen für die geleisteten Dienste vorstellen können: Julian sei zwar „gegenüber den Freunden großzügig“ gewesen, aber angeblich weniger sorgfältig, als es einem so großen Princeps geziemt hätte (Eutr. 10,16,3). Letzteres kann man als ein Indiz dafür verstehen, dass Eutrop trotz seiner Gefolgschaft zu Julian leer ausging. Aus der Perspektive eines zivilen Funktionärs, die Eutrop einnimmt, ist auch verständlich, dass er stets die Kaiser rühmend hervorhebt, die von der Armee strenge Disziplin einfordern und deren übertriebene Ansprüche in großer moderatio zurückweisen. Von einem guten römischen Kaiser wird erwartet, dass er in gleicher Weise wie republikanische Heerführer seine Armee zu zügeln versucht 3 und für eine expansive und aggressive Außenpolitik einsetzt. Die von Eutrop aufgeführten zahlreichen Beispiele der Beziehung zwischen Kaisern und Soldaten zeigen freilich, dass der Autor sich durchaus klar darüber ist, wie schwer die Durchsetzung der Eutr. 10,7,2: „Zwar war er bei einigen Freunden von schwankender Haltung, aber bei den übrigen vortrefflich, wobei er nichts an Gelegenheiten ausließ, wodurch er sie reicher und glänzender machen konnte.“; vgl. Eus. vit. Const. 4,1. 2 Eutr. 10,15,2: „Er verdiente es, zu den Vergöttlichten gerechnet zu werden, ein Mann von herausragender Ruhe, sanft, allzu sehr den Freunden und Vertrauten vertrauend, bald auch zu sehr den Frauen ergeben, einer, der freilich sich in den ersten Jahren seiner Herrschaft sich mit großer Bescheidenheit aufgeführt hat, auch jemand, der seine Vertrauten bereicherte, und nicht zuließ, dass diejenigen ohne Ehrungen blieben, deren mühevollen Dienste er erprobt hatte.“ 3 Von der Sache ist diese Forderung nach severitas für römische Kaiser bei Eutrop deutlich vorhanden, auch wenn der Begriff severus für die Kaiser des dritten und vierten Jahrhunderts wenig begegnet. Vgl. die Untersuchung von M. Molin, Severitas, une valeur politique romaine en échec au IIIe siècle, in: M. H. Quet (Hg.), La crise de l’empire romain de Marc Aurèle à Constantin. Mutations, continuités, ruptures, Paris 2006, 185–209. 1

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Disziplin für die römischen Kaiser des dritten und vierten Jahrhunderts ist. Bei Aurelius Alexander (Severus Alexander) erwähnt er zwar den Namen Severus, mit dem etwa der Autor der Historia Augusta spielt, nicht, wohl aber weiß er zu berichten: „Die militärische Disziplin lenkte er sehr streng. Einige aufrührerische Legionen entließ er in ihrer Gesamtheit.“ (Eutr. 8,23) Postumus stellt sich der Disziplinlosigkeit seiner Soldaten entgegen und wird getötet, „weil er die Stadt Mainz … den Soldaten nicht zur Plünderung überlassen wollte“ (Eutr. 9,9,1). Einer der wenigen positiven Züge Aurelians besteht darin, dass er „großenteils ein Verbesserer der militärischen Disziplin und der verkommenen Sitten“ (Eutr. 9,14) war. Probus, „ein strenger, tatkräftiger und gerechter Mann“ kündigt an, dass „man in Kürze keine Soldaten mehr brauchen werde“ 1. Das Thema der militärischen Disziplin und der Beziehung zwischen Kaisern und Soldaten erscheint gerade auch für die Geschichte des vierten Jahrhunderts als eine Konstante der Darstellung Eutrops. 2 Im Einzelnen lassen sich anführen: 10,2,3 (Aufruhr der Prätorianer); 10,2,4 (Soldaten lassen Severus im Stich); 10,3,1 (Maximian muss Aufruhr und Beschimpfungen der Soldaten ertragen); 10,9,1 (Dalmatius wird durch einen Militärputsch beseitigt); 10,9,4 (Durchsetzung des Constans gegenüber den Soldaten); 10,10,1 (Constantius entgleitet wegen der Disziplinlosigkeit der Soldaten der Sieg von Singara); 10,11,1 Vetranio (wird durch Konsens der Soldaten zur Abdankung gezwungen). Die von Eutrop beschriebenen Normen kaiserlichen Verhaltens gewinnen dadurch ihre Durchschlagskraft, dass sie ohne den Hauch eines Zweifels als über Jahrhunderte gültig hingestellt werden, so dass sich aktuell regierende Kaiser ihnen verpflichtet fühlen müssen. Nur unterschwellig lässt sich bei Eutrop die Wahrnehmung von Veränderungen registrieren, wenn etwa der Senat ab dem dritten Jahrhundert als Institution nach der Reichskrise keine Rolle spielte und dementsprechend auch seine Mitwirkung in der Darstellung von Ereignissen des vierten Jahrhunderts fast völlig ausgeblendet wird, 3 und zwar auch für Situationen, in denen andere Eutr. 9,17,3. Viele dieser Urteile stammen aus der Enmannschen Kaisergeschichte. Eine Sammlung von Verhaltensregeln im Umgang zwischen dem Kaiser und dem Heer, die in Manchem Ähnlichkeiten mit den von Eutrop festgestellten Normen enthält, bietet Julian in seiner zweiten Rede an Constantius, vgl. Iul. Imp. or. 3, 86 d–87 d. 3 Für die Epoche der Reichskrise wird in einigen Fällen noch auf die Mitwirkung des Senats bei der Kaisererhebung verwiesen, vgl. 9,7 oder 9,12. Zu 9,1 (Nichtbeteiligung des Senats) s. Kommentar. 1 2

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Quellen noch von einer Restbedeutung des Senats berichten. 1 Auffällig ist aber sonst, dass Veränderungen nicht bemerkt werden, weder die Verwandlung der aus der senatorischen Aristokratie stammenden „Freunde“ des Kaisers in eine Elite ziviler Funktionäre, noch die Veränderungen der Armee, wie sie mit dem Stichwort der „Barbarisierung“ verbunden sind. 2 Diese statischen Vorstellungen werden dadurch verfestigt, dass es für Eutrop keinen Bruch zwischen Republik und Kaiserzeit gibt. Eine Reihe von Verweisen macht ganz deutlich, dass es in seinen Augen trotz der tausendjährigen Entwicklung, die er beschreibt, eine historische Tiefenschärfe nicht gibt, sondern die römische Geschichte von den Anfängen der Republik bis in die späte Kaiserzeit einen einzigen Nahraum bildet, in dem die Nobiles der mittleren Republik sich von spätantiken Kaisern kaum unterscheiden. Die Illusion der Gleichförmigkeit konnte sich daraus entwickeln, dass in der Tat die Reihe der Konsuln vom frühen Rom bis in die eigene Zeit reichte (Eutr. 1,9,1). In einem solchen homogenen Geschichtskontinuum erschien dann der Vergleich der Kaiserwürde mit der (positiv aufgefassten) Diktatur nachvollziehbar: „Nichts anderes als die alte Diktatur kann man ähnlicher nennen der Herrschaftsgewalt, die jetzt Eure Friedfertigkeit innehat“ (Eutr. 1,12,2). Die angebliche Kontinuität von Diktatur und Kaiserwürde wird von Eutrop dabei unter anderem durch den irrigen Verweis auf die Übernahme der Diktatur durch Augustus illustriert. 3 Verschränkt wird die altehrwürdige Vergangenheit mit der kaiserzeitlichen Gegenwart durch den Vergleich Traians mit Romulus sowie den des Antoninus Pius mit Numa Pompilius (Eutr. 8,8,1), während Mark Aurel sogar von Numa abstammen soll (Eutr. 8,9,1), oder durch den Vergleich zwischen Markomannenkrieg und den Punischen Kriegen (Eutr. 8,12,2). Besonders wichtig – und zweifelsohne nicht nur durch die stilistische Anlehnung an Cicero – ist die ständige Benutzung von Vokabular aus dem Nur in den Bemerkungen zur Divinisierung von Kaisern des vierten Jahrhunderts ist noch ein impliziter Hinweis auf institutionelle Mitwirkung des Senats zu erkennen, vgl. den Kommentar zu Eutr. 10,8,3; 15,2; 18,2. Nicht erwähnt wird beispielsweise, dass der Senat nach 312 Konstantin in den ersten Rang im Kaiserkollegium aufrücken ließ. 2 Dieses Stichwort bezeichnet allerdings in unzureichender Weise die Veränderungen im römischen Heer, vgl. den Überblick bei M. Rocco, L’esercito romano tardoantico. Persistenze e cesure dai Severi a Teodosio I, Padua 2012. Hervorzuheben ist auch, dass Eutrop immerhin für das Heer Julians die Herkunft der Elitetruppen aus dem rechtsrheinischen Raum kennt, vgl. Kommentar zu Eutr. 10,15,1. 3 Eutr. 1,12,2. Diese Behauptung wird in der Augustusbiographie im siebten Buch nicht wiederholt. 1

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öffentlichen Leben der Republik, um Phänomene der Gegenwart zu bezeichnen, wie etwa die nobiles (Eutr. 10,4,3), senatus auctoritas (Eutr. 9,1), homo novus 1, factio 2 oder proscriptio 3. Manchmal dient die Angleichung an die Verhältnisse der späten Republik der Zeitkritik: Die Verluste der Schlacht von Pharsalos werden mit denen der Schlacht von Mursa durch identische Betrachtungen über die entgangenen Chancen zur imperialen Expansion durch die Vernichtung militärischer Ressourcen gleichgesetzt. 4 Die identische Bezeichnung von Sulla und Konstantin als vir ingens zeigt ebenfalls an, wie der Vergleich mit der republikanischen Bürgerkriegsepoche hier Kritik an den aktuellen Zuständen implizieren kann. 5 Religionspolitische Bedeutung hat, dass Eutrop offenkundig die Divinisierung der römischen Kaiser, die er für jeden einzelnen Kaiser bis zu den kürzlich verstorbenen Kaisern Julian und Jovian sorgfältig verzeichnet, durch Details zur Geschichte des Romulus zu erklären und auf diese Weise auch die in der Gegenwart herrschenden christlichen Kaiser zu belehren versuchte. 6 Auch in untergeordneten Details und Verweisen auf die eigene Gegenwart geht es immer wieder um die Vorstellung vermeintlicher Kontinuität zwischen Republik und eigener Zeit, etwa in der Behauptung zur Neugründung Karthagos: „Unter den Konsuln Lucius Caecilius Metellus und Titus Quintius Flamininus wurde Karthago in Africa, 22 Jahre, nachdem es von Scipio vernichtet worden war auf Befehl des Senats wiedererrichtet; es steht auch jetzt noch“ (Eutr. 4,21). Für die Verwaltungsgeographie werden wiederholt Verhältnisse der späten Kaiserzeit auf die Republik zurückprojiziert, etwa im permanenten Pluralgebrauch von Hispaniae, womit nicht die Provinzen der Republik, sondern eher die der spätantiken Diözese Hispaniae gemeint sind, oder aber in der eindeutig anachronistischen Benennung der Provinz Rhodope (6,2,1). Das neben Syrien aufgeführte Phönikien (6,8,4 und 13) spiegelt wohl ebenso Eutr. 10,4,2 mit Kommentar. Eutr. 9,20,3 und 10,9,3 mit Kommentar. 3 Eutr. 9,23 mit Kommentar. Zum bellum civile vgl. Kommentar zu 10,4,3. 4 Vgl. Eutr. 6,21,1 und 10,12,1. 5 Eutr. 4,27,2 und 10,5 mit Kommentar. 6 Zur Bedeutung von Eutr. 1,1,2 vgl. Bonamente, Giuliano 155. Bonamente 156 geht davon aus, dass Eutrop in systematischer Form religionspolitische Notizen eingefügt hat, wie z. B. zu Numa Pompilius (1,3,2); Tarquinius Superbus (1,8,1); Domitian (7,23,5). Letzteres ist eine Notiz zur Baupolitik, die sich in der Enmannschen Kaisergeschichte in Anpassung an das suetonische Schema befunden hat. 1 2

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Verhältnisse der spätantiken Provinzialordnung wider 1 wie die mit dem Gebiet der Helvetier identifizierten Provinz Maxima Sequanorum (6,17,2). Ähnliches gilt vermutlich für die armenischen Kleinsatrapien Arzanene und Sophanene, die im Zusammenhang mit Tigranes erwähnt werden (6,9 und 13), aber vor allem in den Friedensschlüssen von 298 und 363 relevant waren. Die Gebiete, die Antonius im zweiten Triumvirat zugesprochen werden, werden eindeutig als Einheiten der spätantiken Verwaltungsgeographie umrissen. 2 Bei der Erwähnung von Byzanz wird auf Konstantinopel verwiesen: „nach Byzanz, das jetzt Konstantinopel heißt“ (Eutr. 6,6,3). Die Orientierung an der Vergangenheit bedeutet bei Eutrop einerseits, dass es keinen qualitativen Unterschied zwischen den damaligen und den gegenwärtigen Verhältnissen gibt, was Voraussetzung dafür ist, dass sich die in der Vergangenheit funktionierenden Erfolgsrezepte ohne weiteres in der Gegenwart wiederholen lassen. Sie bedeutet aber andererseits, dass die als nahe empfundene Vergangenheit beständigen Vorbildcharakter hat. Die großen Truppenführer der Republik sind aus dieser Perspektive betrachtet, wie schon das Vorwort Eutrops suggeriert, einerseits direkte Vorgänger der römischen Kaiser, andererseits aber auch deren Vorbilder. Vespasian, Probus oder Constans 3 sehen sich bei der Disziplinierung des römischen Heers mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert wie der vir militaris P. Scipio Africanus Numantinus, der „zuerst das lasterhafte und feige Heer mehr durch Übung als durch Strafe ohne jede Grausamkeit auf den richtigen Weg“ brachte (Eutr. 4,17,2). Exemplarisch bei der Durchsetzung von Disziplin ohne die Anwendung von Grausamkeit ist dann auch Metellus: „Dieser brachte das Heer durch gewaltige Strenge und Mäßigung, weil er niemandem etwas Blutiges antat, zur Ordnung und führte es zur römischen Disziplin zurück“ (Eutr. 4,27,1). Eutrop verzeichnet, wie Probus und – mit Einschränkungen – auch Constans in gleicher Form wie Metellus diese ausgewogene Mischung von Strenge und

Syrien ist bis in die Zeit des Septimius Severus eine einzige Provinz. Eine selbständige Provinz mit der Bezeichnung Phoenice (und der Provinzhauptstadt Tyros) gibt es erst im vierten Jahrhundert. 2 Eutr. 6,3,3. Asia, Pontus, Oriens entspricht den Diözesen Asiana, Pontica, Oriens. 3 Eutr. 7,20,1; 9,17,3; 10,9,4. 1

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Mäßigung gelingt, während Aurelian eindeutig an dieser Herausforderung scheitert. 1 Besonders deutlich wird im Zusammenhang mit dem Jovianfrieden von 363 dargelegt, wie Normen der republikanischen Außenpolitik auch für die Gegenwart Geltung haben und als wie anstößig das Verhalten des Vorgängers des aktuell regierenden Kaisers Valens gelten muss. Denn der Verzichtfrieden, den Jovian im Sommer 363 mit den Persern schließen musste und der insbesondere die Abgabe von Territorien im östlichen Mesopotamien, die Aufgabe der Tigrisgrenze und die Überlassung der Hoheit über Armenien an die persische Monarchie vorsah, 2 rief in senatorischen Kreisen anscheinend einhellige Empörung hervor, 3 jedenfalls spätestens, als nach dem Tode Jovians mit dessen politischer Leistung abgerechnet wurde. Eutrop interpretiert den Vertrag als skandalöse Abweichung von Regeln, die eine kontinuierliche Expansion Roms garantiert hätten. Jovian habe „einen Frieden mit Schapur, der zwar notwendig, aber schmachvoll war“ geschlossen. Die Grenzen seien aufgegeben und ein „beträchtlicher Teil des römischen Reiches“ ausgeliefert worden. Dieses Verhalten stellt nach Ansicht Eutrops einen Bruch mit einer über 1000 Jahre andauernden Tradition der römischen Außenpolitik dar: „Das geschah vor ihm in den fast 1.118 Jahren seit der Gründung des römischen Reiches zu keinem Zeitpunkt. Ja, unsere Legionen wurden bei Caudium von Pontius Telesinus, in Spanien bei Numantia und in Numidien zwar sogar unter das Joch geschickt, aber es wurde nichts von den Grenzen aufgegeben. Und diese Friedensbedingung wäre nicht völlig zu tadeln, wenn er die aus dem Vertrag sich ergebende Notwendigkeit damals, sobald es möglich war, hätte ändern wollen, so wie es von den Römern in allen diesen Kriegen, von denen ich berichtet habe, gemacht worden ist. Denn die Samniten, Numantiner und Numider wurden sofort angegriffen und der Frieden war nicht gültig.“ (Eutr. 10,17,2). Die Bewertung des Jovianfriedens durch Eutrop ist in mehrfacher Hinsicht hochtendenziös, etwa in der Verschiebung der Verantwortung von Julian, der die Katastrophe zu verantworten hatte, auf Jovian und der Eutr. 9,13,1 und 14 mit Kommentar. Zur Mischung von Strenge und Mäßigung s. das angebliche Idealverhältnis bei Tiberius: Vell. Pat. 2,114,3. 2 Vgl. den Kommentar zu Eutr. 9,18,1. 3 Vgl. R. Turcan, L’abandon de Nisibe et l’opinion publique (363 ap. J.-C.), in: R. Chevalier, Mélanges d’archéologie et d’histoire offerts à A. Piganiol, Bd. 2, Paris 1966, 875–90. 1

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Unterstellung, Jovian sei es beim Friedensschluss ausschließlich darum gegangen, seine Herrschaft zu sichern. Als skandalös wird nicht nur – wie bei Festus – die Abtretung von römischen Gebieten als solche empfunden, sondern vor allem die Tatsache, dass der Friedensschluss überhaupt ratifiziert und nicht sofort für ungültig erklärt wurde. In diesem Zusammenhang verweist – und hier wird wieder die Einheit des Kontinuums von republikanischer und eigener Geschichte deutlich – Eutrop auf die Gegenbeispiele, nämlich die angebliche sofortige Verwerfung von ungünstigen Friedensschlüssen im zweiten Samnitenkrieg, im Krieg gegen Numantia und im Bellum Jugurthinum. Diese mit dem Jovianfrieden kontrastierenden Beispiele werden dementsprechend in der Darstellung der republikanischen Geschichte breiter behandelt. In der Darstellung des Zweiten Samnitenkriegs wird nach Auskünften Eutrops wie im Jovianfrieden nach der Niederlage von Caudium ein Frieden aus der Zwangslage heraus zunächst abgeschlossen, aber vom Senat und Volk abgelehnt, so dass weitergekämpft werden muss: „Später brachten die Samniten den Römern unter den Konsuln Titus Veturius und Spurius Postumius eine schmachvolle Niederlage bei und schickten sie unter das Joch. Der Friedensvertrag, der mit ihnen nur aus Zwang geschlossen worden war, wurde jedoch von Senat und Volk aufgehoben. Danach wurden die Samniten vom Konsul Lucius Papirius besiegt und 7.000 von ihnen unters Joch geschickt. Papirius triumphierte über die Samniten.“ (Eutr. 2,9,1 f.) Ähnliches wiederholt sich Eutrop zufolge bei Numantia, wo die unrühmlichen Friedensschlüsse des Q. Pompeius und des Hostilius Mancinus auf Befehl von Volk und Senat gebrochen und Mancinus als Verantwortlicher den Feinden ausgeliefert werden sollen (Eutr. 4,17,1). Schließlich zeigt Eutrop, wie der „äußerst schmachvolle“ Friedensschluss des Calpurnius Bestia vom Senat für ungültig erklärt wird (Eutr. 4,26,1). Neben diesen Beispielen, die Eutrop im Zusammenhang mit dem Jovianfrieden explizit wieder in Erinnerung bringt, führt er in seiner Darstellung der republikanischen Geschichte darüberhinaus weitere Fälle an, die die vermeintliche Intransigenz der res publica gegenüber nachteiligen Friedensschlüssen in schwierigen Situationen illustrieren. Friedensfühler der Karthager im Ersten Punischen Krieg werden von römischer Seite auf Initiative des Regulus so entschieden abgelehnt, dass

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kein Senator überhaupt dafür ist, karthagische Gesandte vorzulassen. 1 3,10,3 heißt es im Zusammenhang mit den Schwierigkeiten des Zweiten Punischen Kriegs: „Angesichts dieser Übel hielt es gleichwohl kein Römer für richtig, auf einen Friedensschluss zu sprechen zu kommen.“ Des weiteren betont Eutrop, wie Rückschläge im Krieg gegen Perseus die Römer nicht von der Fortsetzung der Kriegführung abhalten: „Obwohl besiegt, wollten die Römer dennoch dem König nicht den Frieden gewähren, um den er bat, außer unter den folgenden Bedingungen, dass er sich und die Seinen dem Senat und Volk von Rom übergab“ (Eutr. 4,6,3). Gerade die Beurteilung des Jovianfriedens, der mit seiner Abtretung von Territorien 2 ein vermeintlicher Verstoß gegen seit jeher aufrecht erhaltene Grundprinzipien römischer Außenpolitik gewesen sein soll, zeigt die geringe Originalität der Darstellung Eutrops. Eine ähnliche Auffassung findet sich in verkürzter Form und ohne den Verweis auf Parallelbeispiele bei Rufius Festus, im Zusammenhang mit einem Exkurs über die römische Ostgrenze seit Lucullus und Pompeius bei Zosimos. 3 Die Besonderheit des Beitrags des Eutrop ist hier vor allem in der expliziten Erläuterung zu den Vergleichsfällen aus der Geschichte der Republik zu erkennen. 4 Die Art und Weise, in der Eutrop den Jovianfrieden verurteilt, lässt deutlich werden, dass seine scheinbar nüchterne Darstellung in Wirklichkeit eine deutlich tendenziöse Bewertung der Geschichte der letzten zwei bis drei Generationen vornimmt. Julian gehört in dieser Darstellung zweifelsohne zu den besonders positiv dargestellten Kaisern, trotz seines Misserfolges im Perserkrieg, der allerdings seinem Nachfolger in die Schuhe geschoben wird. Dagegen ist das Bild Konstantins und seiner Detaillierte Darstellung der Regulusepisode, einer prototypischen Erzählung zur Unnachgiebigkeit römischer Außenpolitik, bei Eutr. 2,24,3–25,3. Nicht-Vorlassen karthagischer Gesandter: Eutr. 2,25,2. 2 E. Chrysos, Räumung und Aufgabe von Reichsterritorien. Der Vertrag von 363, BJ 193 (1993) 165–202. 3 Ruf. Fest. 3,32; Amm. 25,9,7–11; Zos. 3,32. Die Reste eines vergleichbaren Exkurses im Zusammenhang mit dem Frieden Jovians finden sich in der Leoquelle des Zonaras, vgl. dazu Bleckmann, Reichskrise 76–93: Dabei wird auch der von Philippus Arabs abgeschlossene und dann angeblich vom Senat kassierte Frieden zum kontrastierenden Exemplum stilisiert. 4 Die Ausführungen bei Amm. 25,9,9 und 11 sind mit ihren Beispielen (Niederlage an den caudischen Pässen, Albinus, Mancinus) Eutrop auffällig ähnlich und vermutlich von diesem abgeleitet. S. im Einzelnen zu den Beziehungen zwischen Ammian und Eutrop Kelly, Ammianus 246–50. Zusätzlich hat Ammian noch Beispiele über die Verweigerung des Triumphs für lediglich zurückeroberte Gebiete aus Val. Max. 2,8,4 integriert. 1

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Söhne extrem ambivalent und im Einzelnen deutlich von den Themen beeinflusst, durch deren Formulierung sich Julian von Cousin und Onkel distanziert hatte, insbesondere dem Thema des Familienmordes oder dem des angeblichen Versagens in der Kriegführung nach außen. 1 Die Haltung gegenüber Konstantin und Julian lässt erkennen, dass Eutrop nicht selbst Christ war. 2 Er legt Wert darauf, die Divinisierung für jeden Kaiser sorgfältig zu verzeichnen, ignoriert dagegen die neuen religiösen Gegebenheiten so gut wie völlig. Die Bekehrung Konstantins kommt, abweichend von den Äußerungen Julians oder später Eunaps, überhaupt nicht zur Sprache. Ob es Eutrop darum geht, den Eindruck einer geradezu statischen historischen Kontinuität nicht zu stören, ob er Verfechter des Toleranzprinzips, religiös indifferent oder versteckter paganer Ideologe war, bleibt offen. In der Distanzierung gegenüber dem ersten christlichen Kaiser Konstantin wirkt zwar offenkundig das Ressentiment der julianischen Epoche ein, wie etwa die Bemerkung über die Verwandtenmorde und die Angleichung Konstantins an Nero zeigt. 3 Gleichwohl deutet sich für die Bewertung der Religionspolitik eine gewisse Äquidistanz gegenüber Konstantin und Julian an, wenn Eutrop dem Julian einen allzugroßen Verfolgungseifer gegenüber den Christen vorwirft (10,16,3). Wichtiger bei der Negativcharakterisierung Konstantins und seiner Söhne, die Eutrop in der Nachfolge Julians vornimmt, ist wohl weniger die Religionspolitik dieser Kaiser gewesen, als vielmehr der Umstand, dass die neue valentinianische Dynastie sich von der Vorgängerdynastie abgrenzen wollte und aus diesem Grunde Eutrop hoffen konnte, mit seinen Äußerungen gegen Konstantin und seine Söhne keinen Anstoß zu erregen. Um dabei gleichwohl sowohl der Toleranzpolitik Valentinians I. wie der prochristlichen Politik des Valens gerecht zu werden, schien es Eutrop angebracht, einen kritischen Hinweis auf die Verfolgungspolitik Julians einzufügen. Zum Bild des Geschichtsschreibers Eutrop gehört auch die Frage des von ihm gewählten Umgangs mit dem ihm vorliegenden Quellenmaterial. Für die von ihm angestrebte orientierende Behandlung der Gesamtheit der römischen Geschichte genügte die Zusammenfassung weniger einschlägiVgl. zu Konstantin vor allem die Beobachtungen von Neri, Medius princeps; Barbero, Costantino 714–19. 2 Das war bereits dem literaturgeschichtlichen Urteil des Nikephoros Gregoras nicht entgangen. S. oben S. 5. 3 Vgl. den Kommentar zu Eutr. 10,6,3. 1

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ger Geschichtsdarstellungen. Sein eigenes Bestreben lag vor allem darin, bekannte Sachverhalte in komprimierter Form zusammenzufassen. Für die Geschichte der Republik bietet Eutrop im Großen und Ganzen eine Epitome des Livius 1, wobei er nicht selbst die Masse des livianischen Werkes verarbeitet hat, sondern von einer oder mehreren bereits existierenden handhabbaren Kurzfassungen ausgegangen ist, die bisweilen abweichende Versionen und zusätzlichen Stoff enthielten. Aus diesen Livius-Epitomen haben eventuell auch Rufius Festus und Hieronymus (für sein Chronikwerk) geschöpft. 2 Die Sache wird dabei – wie in kontaminierten Überlieferungen – dadurch kompliziert, dass zumindest Hieronymus neben der Quelle Eutrops durchaus Eutrop selbst benutzt haben kann, und zwar sowohl für die Geschichte der Republik als auch für die Geschichte der Kaiserzeit. Sicher ist, dass Eutrop für die meisten Informationen zur Geschichte der Kaiserzeit von Augustus bis in die Zeit Constantius II. die sogenannte Enmannsche Kaisergeschichte (EKG), also die von Alexander Enmann erschlossene Geschichte der römischen Kaiser, benutzt hat, die in die Zeit bis zur Schlacht von Straßburg (357) reichte. 3 Diese Kaisergeschichte benutzte wiederum für die Zeit bis Domitian im Großen und Ganzen Sueton 4, so dass Eutrop für diese Epoche der Kaisergeschichte nur wenige Zum expliziten Zeugnis der Suda κ 342 vgl. Scivoletto, La civilitas 33 Anm. 40. S. zur Ableitung von Eutrop und Festus aus einer gemeinsamen Grundquelle für die Geschichte der Republik G. Reinhold, Das Geschichtswerk des Livius als Quelle späterer Historiker. Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des Luisenstädtischen Gymnasiums zu Berlin, Ostern 1898, Berlin 1898; zu den Gemeinsamkeiten von Eutrop und Hieronymus für die Geschichte der Republik, s. Helm, Hieronymus und Eutrop I. Andere Forscher gehen dagegen für die Republikgeschichte von der Benutzung Eutrops durch Festus aus, vgl. z. B. M. Capozza, Nota sulle fonti di Eutropio per l’età regia, AAPat 75 (1962–1963) 349–85, hier 357 mit Anm. 23. Gleichwohl hat Capozza Zweifel an einer direkten Benutzung des Livius durch Eutrop, sondern betont Unterschiede. Beispiele für Unterschiede zu Livius Scivoletto, La civilitas 35 f. Die These der Zwischenquelle bereits bei Pirogoff, De Eutropii fontibus, 39 f. 3 Vgl. Enmann, Eine verlorene Geschichte; P. L. Schmidt, § 536. Die sogenannte Enmannsche Kaisergeschichte, in: R. Herzog (Hg.), Restauration und Erneuerung 284–374 n. Chr., München 1989, 196–98; Bleckmann, Überlegungen zur Enmannschen Kaisergeschichte; Burgess, On the Date of the Kaisergeschichte. Zur Enmannschen Kaisergeschichte ist auf KFHist B 1 zu verweisen, ferner auf Passagen, in denen in diesem Kommentar bereits einige Gemeinsamkeiten zwischen Eutrop und Aurelius Victor behandelt werden. 4 Zu dem um einige Informationen erweiterten Grundstock aus Sueton bzw. zur Benutzung eines „Suetonius auctus“ Scivoletto, La civilitas 34. 1 2

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Angaben hat, die sonst nicht bekannt sind. Unentbehrlich werden die aus der EKG schöpfenden Autoren als historische Informationsquelle dann vor allem für das dritte und frühe vierte Jahrhundert. Zweifelsohne war auch für diese Zeit die EKG weiterhin kein sehr umfangreiches Geschichtswerk, bot aber doch eine erhebliche Fülle an Details. Dort wo Eutrop der einzige Gewährsmann für diese oder jene Angabe ist und sich bei Aurelius Victor keine Parallelen finden, wird man für die überwiegende Zahl der Fälle annehmen dürfen, dass Eutrop hier die gemeinsame Quelle weiter benutzt hat, während Aurelius Victor sich eine größere Freiheit im Umgang mit seiner Vorlage nimmt, sehr vieles ausklammert und Informationen aus zusätzlichen Quellen einfügt. In anderen Fällen hat aber auch Eutrop Informationen, die in der vollständigeren Vorlage enthalten waren, ausgeblendet. Was Eutrop jenseits der EKG aus anderen Quellen entnommen hat, lässt sich so gut wie nicht feststellen. Für die Zeit Konstantins und seiner Söhne ist allerdings erkennbar, dass er die ursprünglich gegenüber dem konstantinischen Herrscherhaus sehr positive Tendenz der EKG umgekehrt oder nuanciert hat, was eventuell durch die Aufnahme von Zusatzinformationen aus weiteren Quellen noch stärker akzentuiert worden ist. Dagegen ist für die Zeit der Tetrarchie und des Constantius Chlorus ebenso wie für die Schilderung des gallischen Sonderreichs der Charakter der EKG bei Eutrop noch gut zu erkennen, etwa in der zugunsten des Constantius Chlorus eingenommenen Darstellung historischer Zusammenhänge. 1 Schwierig ist die Frage nach den Quellen für die Kapitel, die die Zeit nach der Schlacht von Straßburg behandeln und die daher, selbst wenn man mit 357 das spätestens mögliche Datum für die Fertigstellung der EKG wählt, 2 nicht auf die EKG zurückgehen können. Es fallen für die Darstellung der Zeit von 357 bis zum Jovianfrieden von 363 enge Beziehungen zwischen Rufius Festus, Hieronymus und Eutrop auf. Ähnlich formuliert sind beispielsweise die Angaben über den notwendigen, nach Eutrop aber schmachvollen Frieden bei Hieronymus und Eutrop. Hier. chron. 243 c schreibt: Iovianus rerum necessitate compulsus Nisibin et Vgl. Eutr. 9,8–11; 9,23–10,3 (s. den Kommentar). Enmann, Eine verlorene Geschichte 443–60 war noch von einem von den Tetrarchen bis zur Schlacht von Straßburg reichenden Fortsetzer der Kaisergeschichte ausgegangen, eine Annahme, die durch die damalige Datierung der Historia-Augusta in die tetrarchische Zeit notwendig war. Mit der durch Dessau entdeckten späten Entstehungszeit der Historia Augusta fällt diese Notwendigkeit weg. 1 2

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magnam Mesopotamiae partem Sapori Persarum regi tradidit. Bei Eutrop 10,17,1 heißt es: pacem cum Sapore, necessariam quidem, sed ignobilem, fecit, multatus finibus ac nonnulla imperii Romani parte tradita. Eutrop bringt stärker seine Empörung über den Frieden zum Ausdruck, weiß statt von der Abtretung eines Teils Mesopotamiens von der Abtretung eines nicht unbeträchtlichen Teils des römischen Reiches und betont anschließend durch den Kontrast zu den republikanischen Exempeln die Schmach des Friedens: quod ante eum annis mille centum et duobus de viginti fere, ex quo Romanum imperium conditum erat, numquam accidit (es folgen Kontrastbeispiele aus der Zeit der Republik). Anschließend weiß Eutrop hinzuzufügen, dass sich Jovian wegen der Begierde, die Herrschaft zu sichern, ehrlos verhält: sed dum aemulum imperii veretur intra Orientem residens, gloriae parum consuluit. Ähnlich berichtet in diesem Punkt Festus, der aber gleichzeitig die Friedensbedingungen selbst sehr viel genauer als Eutrop überliefert und hierin mit Hieronymus übereinstimmt: condicionibus (quod numquam antea accidit) dispendiosis Romanae rei publicae impositis ut Nisibis et pars Mesopotamiae traderetur, quibus cupidior regni quam gloriae Iovianus in imperio rudis adquievit. 1 Dass es für den schmachvollen Frieden keinen Präzedenzfall gibt, betont weiter Festus in der zitierten Passage in gleicher Weise wie Eutrop, auch wenn er dies nicht durch historische Parallelen unterstreicht. Festus enthält dabei wiederum freilich keinen Hinweis auf die Notwendigkeit des Friedensschlusses, den man bei Eutrop und Hieronymus findet. Eutrop, Festus und Hieronymus scheinen also unabhängig voneinander ähnliches Quellenmaterial benutzt zu haben, auch wenn nicht ausgeschlossen ist, dass Hieronymus und Rufius Festus neben dieser Quelle auch Eutrop selbst benutzt haben. 2 Auch für Ammianus Marcellinus, der ebenfalls deutliche Parallelen zu diesen Erzählungen enthält und etwa wie Eutrop als Motiv für den

Ruf. Fest. 29,1. Als gering stuft Helm, Hieronymus und Eutrop 301 an dieser Stelle die Übereinstimmungen zwischen Eutrop und Hieronymus ein. Als Indiz für eine gemeinsame Benutzung einer ersten Auflage des Nicomachus Flavianus hat Ratti, der allerdings später eine andere Auffassung hinsichtlich des Nicomachus Flavianus vertreten hat, diese Übereinstimmungen aufgefasst, vgl. S. Ratti, Jérôme et Nicomaque Flavien: sur les sources de la Chronique pour les années 357–364, Historia 46 (1997) 479–508, hier 495–99 (mit Verweis auf Berührungspunkte auch zu anderen Quellen). 1 2

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übereilten Friedensschluss die Angst vor potentiellen Rivalen nennt, 1 ist durchaus anzunehmen, dass er innerhalb seines kunstvoll aus diversen Quellenmaterialien geflochtenen Textgewebes Eutrop selbst benutzt und erweitert hat. Eine eindeutige Klärung der zeitgenössischen Quellengrundlage ist angesichts dieser vielfachen Verschränkungen nicht möglich. Sie zeigen aber auf jeden Fall an, dass Eutrop als Schriftsteller sich mitten in einem durch heftige Diskussionen geprägten historiographischen Kontext befand und dass seine Stimme hier Autorität und Gewicht hatte. Diese Autorität und die handhabbare Kürze und der prägnante Stil haben seinem Werk ein Nachleben gesichert. Ein Aspekt dieses Nachlebens ist der Umstand, dass bis heute das Bild der geschichtlichen Entwicklungen des dritten und vierten Jahrhunderts vom Standpunkt dieses Autors geprägt ist. II. Bemerkungen zum Text 1. Handschriftliche Überlieferung Wenn auch für diese Edition keine erneute Prüfung des reichen hsl. Materials zu Eutrop vorgenommen wurde, sollen doch die erhaltenen Hss. in aller Kürze aufgeführt und ihr Zusammenhang erläutert werden. Dies scheint insbesondere deshalb geboten, weil die letzte auf Autopsie der wichtigsten Hss. basierende Edition von Hellegouarc’h (1999; 22002) die Überlieferungsgeschichte allzu knapp darstellt. 2 Eine eingehende Untersuchung über diese, die auch die Textgeschichte einschlösse, ist immer noch ein Desiderat. 3 So können auch diese Ausführungen zur Überlieferungsgeschichte des Breviariums nur eine Skizze sein, die Santinis und Hellegouarc’hs Ausführungen unter Berücksichtigung der neueren kodikologischen

Eutr. 10,17,3: dum aemulum imperii veretur; Amm. 25,9,8: dum extimescit aemulum potestatis. Vgl. den Kommentar. Zur Abhängigkeit Ammians von Eutrop Bird, Eutropius and Festus 16. S. auch die Studien von Kelly, Ammianus 240–253. 2 Vgl. die Rez. von M. Festy, AntTard 9 (2001) 448–51; P. K. Marshall, CR 51 (2001) 271 f.; H. W. Bird, Gnomon 74 (2002) 726–28; C. M. Lucarini, A&R 48 (2003) 41–44; C. Santini, Latomus 62 (2003) 168–71. 3 So schon Reynolds, Text and Transmission 161 f.; Mortensen, Diffusion 114 f. Im DNP Suppl. 2 (2007), Geschichte der antiken Texte, fehlt Eutrop. Das hsl. Material zu Eutrop und seinen Fortsetzern hat L. B. Mortensen (Syddansk Universitet, Odense) weitgehend vollständig gesammelt; seine Angaben zu Datierung und Textumfang einzelner Hss. sind jedoch im Einzelnen korrekturbedürftig. 1

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(B 3) Eutropius, Breviarium ab urbe condita

Literatur zusammenfasst und in einzelnen Punkten (besonders hinsichtlich der Datierung und Einordnung einzelner Hss.) korrigiert oder ergänzt. Die heutige Kenntnis der Eutrop-Überlieferung ruht auf dem von Hartel und Droysen in den 1870er Jahren gelegten Fundament, das in den 1960er und 70er Jahren von Scivoletto und Santini erweitert wurde. 1 Das von diesen aufgestellte Stemma erfuhr jedoch Kritik, weil es der Kontamination einiger Eutrop-Hss. zu wenig Rechnung trägt. 2 Einigkeit besteht in der Scheidung mehrerer Überlieferungsstränge des Eutrop-Textes, die jeweils verschiedene gleichberechtigte Vertreter haben. Daneben stehen einige Hss., die Merkmale verschiedener Klassen aufweisen. Die wichtigste Unterscheidung betrifft Eutrop und seine Fortsetzer: Im 2. Drittel des 8. Jh. überarbeitete Paulus Diaconus in Montecassino das Breviarium ab urbe condita und setzte es bis in Justinians Zeit fort. 3 Diese unter dem Titel Historia Romana bekannte Fortsetzung ist in mehr als 160 Hss. überliefert. 4 Paulus behielt Eutrops Bucheinteilung bei, fügte 6 (in einigen Hss. 7) Bücher hinzu und ergänzte die ersten 10 Bücher um einige Zusätze aus Hieronymus, Orosius, der Epitome de Caesaribus u. a. (z. B. um einen Abriss der italischen Urgeschichte bis zur Gründung Roms). Die Widmungsepistel an Kaiser Valens ersetzte Paulus durch eine an seine Schülerin Adelperga, die Tochter des Langobardenherzogs Desiderius. Da die Abfassungszeit der Historia Romana die ältesten erhaltenen EutropHss. um ein Jh. übertrifft, kommt ihr bei der Beurteilung der EutropÜberlieferung große Bedeutung zu. Allerdings zogen viele Schreiber den Eutrop-Text zur ‚Korrektur‘ der Historia Romana heran, so dass eine Unzahl kontaminierter Hss. entstand; auch in Bibliothekskatalogen wurden hin und wieder Paulus-Hss. irrtümlich dem Eutrop zugeschrieben. Einen ersten Versuch, aus der Paulus-Tradition den Text des Breviariums Scivoletto, Traduzione manoscritta; Santini, Praefatio XIII. Vgl. die Rez. von H. Bardon, Latomus 40 (1981) 452 f.; R. Verdière, Latomus 41 (1982) 396 f.; J. Hellegouarc’h, RPh 56 (1982) 169 f. sowie Reynolds, Text and Transmission 159–62; Schmidt, Eutropius 206 f. 3 Zur Datierung um 770 (die Vorschläge reichen von 763 bis 784) vgl. B. Cornford, Paul the Deacon’s Understanding of Identity, his Attitude to Barbarians, and his “Strategies of Distinction” in the Historia Romana, in: R. Corradini u. a. (Hgg.), Ego Trouble. Authors and their Identities in the Early Middle Ages (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 15) Wien 2010, 47–68, hier 47 f. Anm. 2. 4 Mortensen, Diffusion 115–17. Die maßgebliche Edition stammt von A. Crivellucci, Pauli Diaconi Historia Romana, Roma 1914; vgl. dens., Per l’edizione della Historia Romana di Paolo Diacono, Bullettino dell’istituto storico italiano 40 (1921) 7–103. 1 2

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wiederzugewinnen, stellt das von William von Malmesbury und seinen Schülern im Jahr 1129 angefertigte Exemplar dar. 1 Ein weiteres, größtenteils von Paulus’ Zusätzen befreites Exemplar ist der Vaticanus Latinus 1860 aus dem Jahr 1313, wahrscheinlich in Italien (möglicherweise in Montecassino) entstanden, der den Text der ersten 10 Bücher enthält. 2 Während Droysen in dieser Hs. eine Kopie von Paulus’ Eutrop-Exemplar sah, erkannte Scivoletto in ihr eine nachträglich ‚bereinigte‘, gekürzte Fassung der Historia Romana. 3 – Um das Jahr 1000 verfasste Landolfus Sagax eine Fortsetzung der Fortsetzung, die mit einer von Eutrop und Paulus abweichenden Einteilung in 24 Bücher bis zum Jahr 806 reicht. Dieses ebenfalls ‚Historia Romana‘ benannte Werk wird seit der editio princeps von Pierre Pithou (1569) zur Unterscheidung von Paulus’ Werk als Historia Miscella bezeichnet und ist für den Eutrop-Text ohne Belang. 4 Das Breviarium ab urbe condita selbst ist in mehr als 20 Hss. überliefert, 5 deren wichtigste für die Textkonstitution nach den Studien von Scivoletto, Santini und Hellegouarc’h 6 in vier Klassen einzuordnen sind: 1. Zur ersten Klasse (Droysen: A, Scivoletto / Santini: φ) gehören zwei Hss., darunter die älteste erhaltene: G (Forschungsbibliothek Gotha, Ms. Memb. I. 101), 7 geschrieben im 9. Jh. (vor 840) im Kloster Murbach, im Februar 1795 für die Herzogliche Bibliothek Gotha erworben und kurz darauf von Tzschucke für seine Edition herangezogen, 8 aber erst von

Heute in Oxford, Bodleian Library, Arch. Selden B.16; s. Mortensen, Diffusion 184 (Nr. 117). 2 Mortensen, Diffusion 195 (Nr. 187). Droysen verwendete für diese Hs. die Sigle D, Santini und Hellegouarc’h Vt. 3 Scivoletto, Traduzione manoscritta 148–51 weist auf Bindefehler der Hs. mit G hin. 4 Edition: A. Crivellucci, Landolfi Sagacis Historia Romana, 2 Bde., Roma 1912 / 1913. Von den 26 Hss. (s. Mortensen, Diffusion 117 f.) kommt hauptsächlich der Vaticanus Palatinus Latinus 909 in Betracht, den Droysen, Praefatio LXII als das Handexemplar des Landolfus Sagax erwies. 5 Mortensen, Diffusion 115 zählt 20 Hss., zu denen noch fünf kurze Exzerpte und zwei verlorene Hss. hinzutreten. 6 Scivoletto, Traduzione manoscritta; Santini, Praefatio V–XV; Hellegouarc’h, Introduction LVIII–LXXII. 7 Mortensen, Diffusion 173 (Nr. 51). 8 K. H. Tzschucke, Eutropii Breviarium historiae Romanae (editio minor), Leipzig 1804. In der editio maior (1796, s. u.) hatte Tzschucke die Hs. bereits erwähnt (LX f.), aber noch nicht verwenden können. 1

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Mommsen in ihrem vollen Wert erkannt. 1 Sie enthält viele Schreibfehler und wurde von verschiedenen Schreibern nachträglich korrigiert, teils in Übereinstimmung mit anderen Textzeugen, teils offenbar eigenmächtig. 2 An einer Stelle (Eutr. 2,13,4) ergänzt die jüngere Hand das richtige Cognomen des Konsuls Decimus Mus und ist damit allen anderen Textzeugen überlegen. Eng verwandt mit dieser Hs. ist der verlorene Fuldensis (F), den F. Sylburg in seiner Edition (1590) benutzte. 3 Hellegouarc’h datierte dieses „exemplar pervetustum“ vermutungsweise ins 11. Jh. Wie Droysen gezeigt hat, stimmt der Text von F oft mit G überein, ist aber stellenweise besser (z. B. 4,17,2; 5,3,4), was allgemein auf eine genauere Wiedergabe der gemeinsamen Vorlage zurückgeführt wird. Die von Sylburg mitgeteilten Incipit-/Explicit-Angaben an den Buchgrenzen belegen auch den Titelzusatz ab urbe condita. 2. Die zweite, von Santini etablierte Klasse (κ/λ/μ) 4 besteht vor allem aus den Hss. CIHM, die Droysen zwar z. T. kannte, aber als unwichtig für die Textgestaltung erachtete; er hielt diese Hss. für kontaminierte Vertreter der A-Familie, während Rühl ihnen einen höheren Stellenwert zuschrieb. Die Varianten der Klasse haben meist keinen Überlieferungswert, aber gelegentlich weisen sie einen den übrigen Klassen überlegenen Text auf.5 C (Paris, Bibliothèque nationale, Latinus 7240, früher Colbertinus 3001), in Chartres Ende des 11. Jh. geschrieben, 6 enthält nicht den gesamten Text, sondern bricht hinter 9,8,1 factus esset ab. Der älteste vollständige Vertreter dieser Klasse, I (Oxford, Bodleian Library, Lincolniensis Lat. 100), wurde um 1125 in der Abtei Malmesbury von William und seinen Schülern geschrieben. 7 Er hat weniger Schreibfehler als C und kann daher zur Kontrolle herangezogen werden. Der Text ist von denselben SchreiTh. Mommsen, Eutropius Breviarium ab urbe condita, Hermes 1 (1866) 486 = ders., Gesammelte Schriften, Bd. 7, Berlin 1909, 432 f. 2 Z. B. Eutr. 2,24,1 CXXX : tantus Gp.c.; 4,17,2 fame confecit ⟨laborare⟩ Gp.c. 3 F. Sylburg, Romanae historiae scriptores Graeci minores, Bd. 3, Frankfurt 1590, 62– 233; 901–12. Vgl. F. Lüdecke, Sylburgs Codex des Eutropius, Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik 112 (1875) 874–9. 4 Santini, Praefatio VI. Die drei Siglen ergeben sich daraus, dass C und H nur einen Teil des Eutrop-Textes haben. 5 Z. B. Eutr. 2,2,1 (Praeneste); 9,4 (inter divos relati); 10,10,2 (liberalium artium). 6 Rühl, Praefatio VI; Santini, Praefatio VII; Reynolds, Text and Transmission 160 mit Anm. 7; Mortensen, Diffusion 188 (Nr. 142). 7 Reynolds, Text and Transmission 160 mit Anm. 9; Mortensen, Diffusion 184 f. (Nr. 121). 1

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bern nachträglich korrigiert worden; die Änderungen lassen sich nach Santini eher als Konjekturen denn als Interpolationen aus anderen Hss. erklären. 1 Möglicherweise am selben Ort wie C (Chartres), auf jeden Fall aber in Frankreich sind auch zwei weitere Hss. entstanden: im 12. Jh. H (London, British Library, Harleianus 2729), 2 deren Text jedoch unvollendet ist und nach 2,7,2 victoriae in 3 abbricht (auf der nächsten Quaternio folgt die Historia Romana des Paulus von einem anderen Schreiber, mit dem Titel incipit lib(er) eut(r)opii [sic] historiographi de romana historia); und gegen Ende des 12. Jh. M (Paris, Bibliothèque nationale, Latinus 18104) mit dem ganzen Text. 4 Gerade die letztere Hs. ist jedoch durch viele Auslassungen (vgl. 6,7,2 [paraverunt]; 7,18,4 [ideo]) entstellt. Zu derselben Klasse gehört auch die Mitte des 12. Jh. in Chartres entstandene Hs. Pa (Paris, Bibliothèque nationale, Latinus 5802), die über Mailand nach Paris gelangte und erstmals von Rühl verglichen wurde. 5 Ihr Eutrop-Text, der weitgehend mit C übereinstimmt, ist mit Korrekturen und Marginalien verschiedener Schreiber des 13. und 14. Jh. (u. a. Petrarca) versehen. Die Lesarten in den Marginalien stammen aus G oder den Hss. des Paulus Diaconus. 6 Gewissermaßen zwischen der 1. und 2. Klasse steht die verlorene Hs. S aus dem Dominikanerkloster in Bordeaux, die Vinetus in seiner Edition (1553) heranzog. 7 Ihre Varianten stimmen nach Santini mit G und CIHM überein und bieten außerdem einige Male gegen diese und alle anderen Hss. den richtigen Text (3,22,2 centum milibus; 3,5 per consulem; 6,20,2 Palaeopharsalum). Aus diesen Zusammenhängen hat Santini überzeugend Santini, Praefatio VII. Mortensen, Diffusion 179 (Nr. 86). Die Hs. enthält außerdem die Historia Romana des Paulus Diaconus, allerdings mit falscher Zuschreibung an Eutrop. 3 Die Angabe victoriae ui bei Santini, Praefatio VI ist ein Druckfehler. Der Schreiber der Hs. hat an mehreren Stellen Platz für rubrizierte Anfangsbuchstaben gelassen, die aber nur bis fol. 53 recto eingefügt wurden. 4 Mortensen, Diffusion 189 (Nr. 147). 5 Rühl, Praefatio VI f.; E. Pellegrin, La Bibliothèque des Visconti et des Sforza, ducs de Milan au XVe siècle, Paris 1955, 111. Zu Entstehungsort und -zeit vgl. Munk Olsen, L’étude 1,387; Mortensen, Diffusion 187 (Nr. 139). Santini, Praefatio VII datierte die Hs. ins 13. Jh. 6 Santini, Praefatio VII; Hellegouarc’h, Introduction LXII f. 7 Wann der „antiquus ille Dominicalium Burdigalensium liber“ (Vinetus) verloren gegangen ist, steht nicht fest; in den Bibliothekskatalogen des späten 18. Jh. taucht er nicht (mehr?) auf, s. L. Desgraves, Élie Vinet, humaniste de Bordeaux (1509–1587), Genève 1977, 111 Anm. 2. 1 2

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(B 3) Eutropius, Breviarium ab urbe condita

geschlossen, dass S auf dieselbe Vorlage wie G und CIHM zurückgeht; Hellegouarc’h stellt S dagegen zur 2. Klasse, ohne die Übereinstimmungen mit G zu erörtern. 1 3. Zur dritten Klasse (Droysen: B, Scivoletto / Santini: χ/ψ) zählen als wichtigste die Hss. VLO, zu denen Santini A und Hellegouarc’h Br hinzufügte. Die Hs. V (Vaticanus Latinus 1981), geschrieben Ende des 10. oder im 11. Jh. in der Abtei Saint-Vivant de Vergy (Bistum Autun), wurde von Scivoletto entdeckt und klassifiziert. 2 Der Text ist unvollendet und reicht nur bis einschließlich Eutr. 7,9 in Galliam [sic] collocavit; die letzte Seite (fol. 21 verso, ab Eutr. 7,7 Gnaeus Cornelius Gallus) ist von einer anderen Hand geschrieben. Viele abweichende Lesarten der Hs. sind willkürliche Änderungen des Schreibers, die auf intensives Studium des Textes hinweisen. Daneben finden sich aber auch echte Überlieferungsvarianten,3 in denen V teils in Übereinstimmung mit anderen Hss., teils gegen diese (auch gegen LO) das Richtige hat. Scivoletto (und nach ihm Santini) nahm für G und VLO eine gemeinsame Vorlage an, einen ‚codex gallicus‘ (γ) merowingischer Zeit; Fehler in G und VLO führte er auf falsche Auflösungen von Ligaturen dieser Vorlage zurück. 4 Der zweite wichtige Vertreter der 3. Klasse ist die karolingische Hs. L (Leiden, Universitätsbibliothek, Bibliotheca Publica Latina 141), im letzten Viertel des 9. Jh. wohl in der Abtei Saint-Armand (Départment Nord) geschrieben und vor der Mitte des 16. Jh. nach Gent verkauft; 5 später gelangte sie nach Leiden. Sie wurde erstmals 1545 von Schoonhoven zur Ausscheidung der paulinischen Zusätze herangezogen 6 und galt bis zur Entdeckung von G als maßgeblicher Überlieferungszeuge. Der Text hat Santini, Praefatio VII; Hellegouarc’h, Introduction LXIII f.; Droysen, Praefatio XX f. äußert sich nicht zur Abstammung von S. 2 Scivoletto, Traduzione manoscritta 133–35 („11. sec.“); ebenso Munk Olsen, L’étude 3,1,237; Mortensen, Diffusion 195 (Nr. 191), der allerdings „Germany?“ als Entstehungsort angibt. Auf Ende des 10. Jh. datieren Santini, Praefatio VIII und Hellegouarc’h, Introduction LXIV die Hs. 3 Scivoletto, Traduzione manoscritta 160–62. Als wichtigste Varianten führt Scivoletto an: 3,21,3 profugos statt perfugas; 4,27,1 elephantos; 6,3 deditionem; 6,12,3 militem. 4 Scivoletto, Traduzione manoscritta 134–45; Santini, Praefatio XIII. 5 Munk Olsen, L’étude 2,726; Mortensen, Diffusion 176 (Nr. 69). Santini, Praefatio VIII und Hellegouarc’h, Introduction LXV datieren die Hs. in das frühe 10. Jh.; jedoch hat der Text Marginalien in einer Reimser Schrift des 9. Jh., s. B. Bischoff, Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts, Teil II, Wiesbaden 2004, 45 (Nr. 2161). 6 Hartel, Eutropius und Paulus Diaconus 61–5; vgl. H. Droysen, Die Eutropausgaben von Schoonhoven und E. Vinetus, Hermes 12 (1877) 385 f. 1

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zwar viele Sonderfehler (auch größere Auslassungen wie 7,8,1 f. duodecim – ante enim), 1 aber hin und wieder auch bessere Lesarten als die anderen Klassen. Jünger als L, aber nicht direkt abhängig von ihr ist O (St. Omer, Bibliothèque d’agglomération, Bertinianus 697) aus dem 10. oder 11. Jh., die im 14. Jh. in die Abtei St. Bertin in St. Omer gelangte. 2 Ihr EutropText ist durch zahlreiche orthographische und sonstige Fehler entstellt (Verwechslung von Kardinal- und Ordinalzahlen, Auslassung von praenomina), hat aber z. B. keine Lücke in 7,8,1 f. 3 Eine Abschrift von O ohne eigenen Überlieferungswert ist die Hs. Br (Brüssel, Königliche Bibliothek, 6439–6451), 4 die gegen Ende des 11. oder Anfang des 12. Jh. in Nordfrankreich geschrieben wurde. 5 Durch Blattverlust fehlt der Anfang vor 1,11,1 recipe]retur in regnum) sowie der Text von 8,19,1 Britannia bis 9,21,1 ordine. Während Droysen, Rühl und Santini diese Hs. ignorierten, teilte Hellegouarc’h ihre Lesarten im Apparat mit. Wichtiger ist die Beurteilung der Hs. A (Cambridge, Corpus Christi College, Parker Library, Ms. 129), geschrieben in der 1. Hälfte des 14. Jh. in der Abtei St. Augustin zu Canterbury, 6 die zuerst von Santini herangezogen wurde. Ihr Text stimmt größtenteils mit VLO überein, ist aber gelegentlich überlegen (z. B. 2,11,3 adverso A : atro VLO; 5,7,1 medos A : metos LO). Diese Vorzüge deutete Santini als Zeichen für eine genauere Übereinstimmung mit dem Hyparchetyp der 3. Klasse. Dagegen wies Reynolds zu Recht auf die Möglichkeit hin, dass die überlegenen Varianten aus anderen Hss. kontaminiert sein könnten. 7 So hat A auch gemeinsame Fehler mit der Paulus-Tradition (z. B. 3,6,1 finitumque bellum : -toque bello A Paul.; 4,4,3 concessae sunt : concesserunt A Paul.; 4,8,2 venit om. A Paul.; 4,27,4 per Marium : per Marium acti sunt A Paul.), auf die Santini und Hellegouarc’h nicht eingegangen sind. Wenn demzufolge Droysen, Praefatio V; Hellegouarc’h, Introduction LXV. Reynolds, Text and Transmission 160; Mortensen, Diffusion 191 (Nr. 161). 3 Santini, Praefatio V–IX; Hellegouarc’h, Introduction LXV f. 4 So bereits Droysen, Praefatio V; vgl. Scivoletto, Traduzione manoscritta 132 f. Hellegouarch teilte einige Lesarten der Hs. unter der Sigle Br mit. 5 Als Entstehungsorte kommen die Abteien Lobbes, Saint-Vaast und St. Bertin in Frage, vgl. Reynolds, Text and Transmission 160 mit Anm. 12; Mortensen, Diffusion 191 (Nr. 20). Scivoletto, Traduzione manoscritta 132 f. nimmt mit Gewissheit St. Bertin als Entstehungsort von O und Br an. 6 Mortensen, Diffusion 169 (Nr. 22). Ins späte 13. Jh. datieren Santini, Praefatio VIII und Hellegouarc’h, Introduction LXVI die Hs. 7 Santini, Praefatio IX; Reynolds, Text and Transmission 160 Anm. 13. 1 2

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(B 3) Eutropius, Breviarium ab urbe condita

die Filiation von A nicht eindeutig festzustellen ist, kann die Hs. doch am sichersten als ein mit Paulus Diaconus kontaminierter Abkömmling der dritten Klasse angesehen werden. 4. Die vierte Klasse (Droysen: C; Scivoletto / Santini: π) bilden die Hss. des Paulus Diaconus, die ihrerseits in zwei Familien zerfallen. 1 Von den neun Paulus-Hss., die Santini in seinen kritischen Apparat aufnahm, 2 stammt die älteste (die allerdings nur Ausschnitte des Textes bietet) noch aus dem 8. oder 9. Jh. 3 Über Paulus’ Vorlage (π, Scivolettos ‚codex italicus‘) lässt sich nur so viel sagen, dass ihr Text meist mit der 1. und 3. Klasse und nur selten mit der 2. Klasse des Eutrop-Textes übereinstimmt. 4 Die Paulus-Hss. weichen gelegentlich auch so voneinander ab, dass sie mit verschiedenen Eutrop-Klassen übereinstimmen; eine Kontamination dieser Hss. mit den ‚reinen‘ Eutrop-Hss. ist dabei ebenso möglich wie willkürliche Schreiberänderungen. Weil Paulus’ Historia Romana bei der Textkonstitution des Breviariums nur schiedsrichterliche Bedeutung zukommt, werden ihre Lesarten im Apparat dieser Edition nur nach dem von Crivellucci konstituierten Text zitiert (wie bei Hellegouarc’h) und Abweichungen der Paulus-Hss. voneinander nicht berücksichtigt. Neben diesen klassifizierbaren Textzeugen stehen einige Hss., deren Position in der Überlieferungsgeschichte schwer zu bestimmen ist, da sie Einflüsse verschiedener Klassen aufweisen und z. T. hohen Alters sind. An erster Stelle steht ein Eutrop-Florilegium, das im 8. oder 9. Jh. in Norditalien entstand und von dem zwei voneinander unabhängige Abschriften existieren. 5 Die (von Rühl bekannt gemachte) ältere D (Sankt Petersburg, Russische Nationalbibliothek, Class. Lat. Q.v.9) ist Teil einer im 9. Jh. in

Vgl. Droysen, Praefatio XXIX; Crivellucci, Praefatio IX–XXIII. Santini, Praefatio X–XII zog aus der 1. Familie fünf ältere Hss. unterschiedlicher geographischer Herkunft heran (ERTYW), dazu zwei aus der 2. Familie (Va Pe) sowie Vt und B. 3 Paris, Bibliothèque nationale, Baluze 270 (aus Mittelitalien; bei Santini B); s. Mortensen, Diffusion 185 f. (Nr. 127). Über diese seit 1909 bekannte Hs. vgl. noch Scivoletto, Traduzione manoscritta 151–55. 4 Droysen, Praefatio IX–XIV; Scivoletto, Traduzione manoscritta 148–55; Santini, Praefatio X–XII; Hellegouarc’h, Introduction LXVII f. 5 Für die beiden Abschriften verwendete Droysen, Praefatio XIV die Siglen D und P; Santini und Hellegouarc’h ignorierten den Palatinus. 1 2

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Norditalien (wohl in Verona) 1 entstandenen Miszellan-Hs., die auch Justinus, Isidor von Sevilla, Jordanes und den Anonymus Valesianus enthielt und später aufgeteilt wurde. 2 Der Eutrop-Text, der das 1.–4. und 6.–7. Buch (bis Eutr. 7,9 Romana res floruit) umfasst, hat viele Lücken (2,7,1– 17. 19,1–20,3. 22,1–24,1. 26,1–28. 3,1,2–7,1. 14,3–17. 18,3–19. 4,2,2. 6,1–17,2. 19–27,4. 6,1,1–7,2. 8,1–13. 15 f. 17,3–18,2); incipit, explicit und inscriptio fehlen. Zur Ergänzung zog Droysen die Hs. P (Vaticanus Palatinus Latinus 927) heran, die im Jahr 1181 im Kloster Sancta Trinitas bei Verona geschrieben wurde.3 Ihre Eutrop-Exzerpte setzen unter dem Titel epythoma ex libris eutropi victorini historici de consulibus mit 1,8,2 hinc consules cepere (sic) ein und reichen bis 7,8,4 in campo marcio (sic) sepultus; teils ergänzen sie D, teils decken sie sich mit ihr. 4 Der Text von DP stimmt meist mit der 3. Klasse überein, gelegentlich aber auch mit G.5 Ob darin ein Zeichen für Kontakt der 1. mit der 3. Klasse vor dem 9. Jh. zu sehen ist oder ob man die Veroneser Exzerpte (wie Droysen) mit dem Hyparchetyp beider Klassen in Verbindung bringen darf, ist nicht zu entscheiden. Santini sah in D einen unabhängigen Zeugen der 3. Klasse, Hellegouarc’h stellte die Hs. dagegen zur 4. Klasse, mithin zur PaulusTradition. 6 Der Exzerptor hat den Text mit einigen Interpolationen und willkürlichen Änderungen versehen, die bei der Konstitution von Eutrops Text nicht in Betracht kommen. 7 Santini und Hellegouarc’h brachten mit D noch eine andere Hs. in Verbindung: Q (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 323), aus der 2. Hälfte des 12. Jh. (wohl aus Deutschland) 8 enthält das Breviarium mit So übereinstimmend Reynolds, Text and Transmission 160 f.; Mortensen, Diffusion 167 (Nr. 14). Dagegen geben Santini (IX) und Hellegouarc’h (LXIX) als Entstehungsort Frankreich an. 2 Rühl, Praefatio VII; R. Cessi, Di due miscellanee storiche medioevali, Archivio Muratoriano 13 (1913) 69–96. Die übrigen Teile befinden sich ebenfalls in der Russischen Nationalbibliothek (Class. Lat. Q.v.IV.5) sowie in der Staatsbibliothek zu Berlin (Phillipps 1885 und 1896). 3 Mortensen, Diffusion 193 (Nr. 175). 4 Zum Verhältnis von D und P vgl. Droysen, Praefatio XIV–XVIII. 5 Vgl. Droysen, Praefatio XIV–XX; Rühl, Praefatio VII. 6 Santini, Praefatio IX f.; XIII; Hellegouarc’h, Introduction LXIX f. 7 Beispiele bei Droysen, Praefatio XV–XVIII. 8 Hartel, Eutropius und Paulus Diaconus 60 f., Santini, Hellegouarc’h und Mortensen, Diffusion 198 (Nr. 206) datieren sie ins 12. Jh. Die exaktere Datierung nach Munk Olsen, L’étude 2,359 bestätigte mir Katharina Kaska (Wien) brieflich am 21.12.2017; nach ihrer Ansicht ist aber auch das von St. L. Endlicher, Catalogus codicum philologicorum Latino1

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drei großen Lücken (1,20–2,2; 2,18–6,12; 6,18–22). Der Text stimmt mit keiner der vier Klassen überein und ist insbesondere von den Fehlern in G frei. Während Hartel den besseren Text auf Schreiberkonjekturen zurückführte und Droysen die Hs. demzufolge ignorierte, sahen Santini und Hellegouarc’h Q als eigenständig an und zogen sie als Kontrollinstanz für gute Lesarten heran. 1 Ebenfalls außerhalb der sonstigen Tradition steht der Blattfüller der Hs. J (Bamberg, Universitätsbibliothek, Msc. Class. 31 = E. III. 22), die im frühen 10. Jh. in Italien geschrieben wurde und im 12. Jh. an die Stiftsbibliothek Bamberg gelangte. 2 Auf dem freien Platz unter dem explicit von Festus’ Breviarium (auf einem mit der Ziffer 52 nummerierten verso und vor dem fol. 53 recto vom selben Schreiber verfassten Inhaltsverzeichnis, dem auf dem verso Florus’ Epitome folgt) hat ein etwas späterer Schreiber die Widmungsepistel von Eutrops Breviarium sowie einige weitere (rätselhafte) Bemerkungen hinzugefügt. 3 Die Hs. ist von großer Bedeutung, weil sie als einzige den Titel magister memoriae für Eutropius bezeugt. Welche Vorlage der Schreiber verwendete, ist ungewiss; P. L. Schmidt stellte die Hs. aufgrund des fehlenden Titels Gothico zur 1. und 2. Klasse. 4 Da der Schreiber den Inhalt des Breviariums mit ordo imperii Romani a rege Romulo usque Valentiniano et Valente Augusti wiedergab, ist es unwahrscheinlich, dass er seine Vorlage aufmerksam bis zum Ende gelesen hat, denn das Breviarium endet bekanntlich mit Jovian. Darüber hinaus sind noch fünf weitere Hss. aus dem 12. bis 15. Jh. bekannt, die Eutrops Breviarium (ganz oder teilweise) enthalten: Eine Hs. in Hereford (Cathedral Library, O. II. 9) aus dem 12. Jh., wohl in der

rum Bibliothecae Palatinae Vindobonensis, Wien 1836, 39 (Nr. 76) angegebene Datum „saeculi XIII“ nicht ganz auszuschließen. 1 Santini, Praefatio IX f.; Hellegouarc’h, Introduction LXIX. Santini, Praefatio XIII stellte sie im Stemma über D als unabhängige Abschrift des ‚codex gallicus‘. 2 Vgl. Munk Olsen, L’étude 1,366; Mortensen, Diffusion 166 (Nr. 5). Ein Digitalisat der Hs. ist unter https://bavarikon.de/object/SBB-KHB-00000SBB00000095 verfügbar. 3 Nach dem letzten Wort der Widmungsepistel lectionem (sic) folgt in derselben Zeile: lege censorine cum liberis tuis p(ro)pitio d(omi)no chr(isto) semp(er). In den zwei letzten Zeilen am unteren Blattrand steht: ordo imperii romani a rege romulo usq(ue) ualentiniano et ualente augusti (sic) lib. x. h(o)c e(st) breuia(r)i(u)s ut fecisti. incipit. Zu diesen Zusätzen vgl. Burgess, Eutropius 79 f. 4 Schmidt, Eutropius 206.

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benachbarten Belmont Abbey entstanden, 1 deren Text nach 9,18 abbricht. Eine weitere Hs. in Paris (Bibliothèque nationale, Latinus 6113), unbekannter Herkunft, stammt auch aus dem 12. Jh., 2 ist aber unvollendet und reicht nur bis 7,19,1 factus in palestinam imperator; ihr Text geht offenbar auf mehrere Vorlagen zurück, denn er weist gemeinsame Varianten mit allen vier Hss.-Klassen auf. 3 Eine Londoner Hs. (British Library, Royal 13 A X) hat vier Einzelblätter aus dem späten 12. Jh., mit dem Text 4,24 Cato consul – 5,9,2 bella funestissima; (fol. 106; 104) und 6,15 claris quidem – 7,4 qui superfuerant (fol. 105; 107), dessen Textgestalt mit der 2. Klasse übereinstimmt. 4 In Oxford (Bodleian Library, Laud. Lat. 4) befindet sich eine 1406 von Johannes Merylynch in der Abtei Glastonbury geschriebene Hs. mit vollständigem Eutrop-Text. 5 Eine historiographische Sammelhs. in Augsburg (Universitätsbibliothek, Cod. II.1.2°190), die 1464 im Kloster Sankt Mang in Füssen geschrieben wurde, enthält eine gekürzte Fassung der Bücher 1–2 und 6–10. 6 Zu erwähnen sind ferner drei kurze Eutrop-Exzerpte, die in Hss. des 11. und 12. Jh. unbekannter Herkunft (wohl aus Deutschland) als Ergänzung zu Sallusts Catilina und Jugurtha angefertigt wurden. Die älteste und ausführlichste Hs. dieser Gruppe befindet sich in Rostock (Universitätsbibliothek, Mss. philol. 27).7 Sie wurde vielleicht in Fulda im

R. A. B. Mynors, R. M. Thomson (Hgg.), Catalogue of the Manuscripts of Hereford Cathedral Library, Hereford 1993, 15 f. (Nr. 58); Mortensen, Diffusion 174 (Nr. 57). 2 Mortensen, Diffusion 188 (Nr. 140). Die Hs. ist über die Sammlungen von Thuanus und Colbert im 18. Jh. in die Nationalbibliothek gelangt. 3 Aus der 1. und 2. Klasse: 5,8,1 CCCC; 7,18,5 in vultum; 6,7,2; aus der 3. Klasse: 6,7,2 moverat paravere; 6,11,1 multis auxiliis; 6,10 Uscudamam : usque ad danuvium Par. Lat. 6113 : usque adamam VLOA; aus der 4. Klasse: 5,8,2 tantis exercitibus; 7,14,1 deformavit et minuit. Eine Übereinstimmung mit Paianios (5,4,1 septuagesimo) gegen alle anderen Hss. ist wohl Zufall. 4 G. F. Warner, J. P. Gilson, Catalogue of Western Manuscripts in the Old Royal and King’s Collections, Vol. 2, London 1921, 79 f.; Mortensen, Diffusion 180 (Nr. 91). Die Hs. enthält mehrere Marginalien von mindestens fünf verschiedenen Schreibern; fol. 106 mit dem Anfang (bis 5,4,1 gaius marius) ist an der falschen Stelle eingebunden worden. 5 Mortensen, Diffusion 184 (Nr. 120). 6 Mortensen, Diffusion 165 f. (Nr. 4); H. Hilg, Lateinische mittelalterliche Handschriften in Folio der Universitätsbibliothek Augsburg, Wiesbaden 1999, 320–2. 7 J. Ch. W. Dahl / P. D. F. Zäpelihn, Notitia codicis manuscripti C. C. Sallustii Bellum Catilinarium et Iugurthinum itemque Eutropii fragmentum continentis qui in bibliotheca Rostochiensi academica asservatur, Leipzig 1791, 6 f.; 35–40; Munk Olsen, L’étude 2,346; 1

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2. Viertel des 11. Jh. geschrieben und enthält neben einer Marginalie mit Eutr. 4,27,4 ante currum – strangulatus est den ganzen Text des 5. Buchs. 1 Allerdings ist das Exzerpt nicht Eutrops Breviarium zuzuordnen, wie die Kataloge fälschlich angeben, sondern der Historia Romana des Paulus Diaconus, wie die Bindefehler und Zusätze aus Orosius belegen. Ein weiteres Exzerpt mit Eutr. 4,27,4 (mit einigen Eingriffen des Schreibers) befindet sich im Vatikan (Palatinus Latinus 883, 12. Jh.) 2 und ist keiner Klasse sicher zuzuordnen. Das dritte Exzerpt, ebenfalls mit Eutr. 4,27,4, befindet sich in Wien (Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 284, aus der 2. Hälfte des 12. Jh.). 3 Der Text ist durch einen Bindefehler (acti sunt nach Marium) als Abkömmling der paulinischen Tradition zu erkennen. Schließlich gibt es noch zwei bisher übersehene Exzerpte bzw. Schreiberzitate aus dem 8. Buch in Hss. des 15. Jh.: Eines im Vaticanus Latinus 1900 (geschrieben in Norditalien zwischen 1432 und 1440), 4 einer Hs. der Historia Augusta. Der Eutrop-Text (8,2,1–8,5,3) auf fol. 116 verso ist von einem späteren Schreiber in zwei Spalten mit dem Titel vita sive perbreve epitho(me) divi Traiani Augusti p(rincipis) opti(mi) atq(ue) sa(n)ctis(simi) hinzugefügt und enthält außer einer Reihe unerheblicher Sonderfehler einige geistreiche Zusätze, die offenbar vom Schreiber selbst herrühren. 5 Aufgrund einiger Bindefehler (z. B. 8,3,1 Ctesiphontem : et Tesifontem; 8,5,2 CXLIV pedes : CXL pedes) ist auch bei diesem Exzerpt Paulus’ Historia Romana als Vorlage anzunehmen. 6 Das zweite Exzerpt ist neben Mortensen, Diffusion 200; K. Heydeck, Die mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek Rostock, Wiesbaden 2001, 111 f. 1 Nicht nur Eutr. 5,9,2, wie Mortensen angibt. Eine Auswahl der Lesarten teilten Dahl und Zäpelihn (vgl. vorige Anmerkung) mit. Ein Digitalisat der Hs. ist seit April 2016 verfügbar unter der URL http://purl.uni-rostock.de/rosdok/ppn719576652. 2 Munk Olsen, L’étude 2,350 f.; Mortensen, Diffusion 200. Beide geben irrtümlich an, dass das Exzerpt Eutr. 4,11 enthalte. 3 Munk Olsen, L’étude 2,360; Mortensen, Diffusion 200 (der fälschlich Eutr. 4,11 angibt). Genauere Kenntnis der Hs. und eine Bestätigung ihrer Datierung in die 2. Hälfte des 12. Jh. verdanke ich Katharina Kaska (Wien). 4 Zur genauen Herkunft und Datierung s. O. Desbordes / J.-P. Callu, Le “Quattrocento” de l’Histoire Auguste, RHT 91 (1989) 253–75, hier 270 f., die auch das Eutrop-Exzerpt erwähnen. 5 Am interessantesten ist wohl der Eutr. 8,4 eingeschaltete Vergleich Traians mit Galen (Schlusssatz: sub Traiano imperium revixit, sub Galeno medicina reluxit). 6 Nach den bei Crivellucci mitgeteilten Varianten kommt am ehesten die Hs. M (München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 3516, spätes 9. Jh.; vgl. K. Bierbrauer, Die vorkarolingischen und karolingischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek, Wiesbaden

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zahlreichen anderen Klassikerzitaten im Vaticanus Latinus 2940 (15. Jh.) auf fol. 168 recto aufgeführt (Traianus respondit: talem se imperatorem esse privatis quales esse sibi imperatores privatos optassent = Eutr. 8,5,1). 1 Aufgrund des bis jetzt bekannten Materials kann die Textgeschichte des Breviariums nur annäherungsweise umrissen werden. Trotz Etablierung der vier Klassen liegt die Entstehungszeit der verschiedenen Überlieferungsstränge im Dunkeln. 2 Die Untersuchungen von Mommsen, Droysen und Wagener haben ergeben, dass die 1. Klasse (trotz aller Fehler ihres wichtigsten Zeugen G) im Allgemeinen die beste Überlieferung bietet. Die anderen Klassen sind nur dann vorzuziehen, wenn sie gegen die 1. Klasse übereinstimmen, oder wenn sie Lücken und offensichtliche Fehler der 1. (und 2.) Klasse verbessern. 3 Ein schematisches Vorgehen aufgrund dieser Gewichtungen genügt allerdings nicht zur Herstellung des Textes: Wie schon Wagener hervorhob, sind in schwierigen Fällen immer Eutrops Nachahmer und Zeitgenossen (Festus, Hieronymus, Orosius) sowie die Übersetzung des Paianios heranzuziehen, die allerdings (trotz Wageners Hochschätzung) mit Vorsicht zu gebrauchen ist. Wenn auch das nicht weiterführt, müssen Entscheidungen anhand des Sprachgebrauchs und der Wahrscheinlichkeit getroffen werden. Über die Frage, wann und wo die verschiedenen Überlieferungsstränge entstanden sind, besteht nach wie vor keine Einigkeit. Von den Ansichten Droysens und Wageners, die die Scheidung der 1., 3. und 4. Klasse in der Spätantike ansetzten,4 ist man inzwischen abgekommen. Plausibler scheint Scivolettos (von Santini weiterentwickelte) Hypothese, dass die 1., 2. und 3. Klasse auf einen ‚codex gallicus‘ (γ) und die 4. Klasse auf einen ‚codex italicus‘ (π) des frühen Mittelalters zurückgehen. 5 Santini hält es darüber 1990, 140 f. [Nr. 266]) in Frage, mit der der Vat. Lat. 1900 einige Bindefehler hat (8,5,1 ipsius : illius Vat.; 8,5,2 mense nono Eutr. (uno Paul.) : mense iunio M : mense iulio Vat.). 1 É. Pellegrin, Les manuscrits classiques latins de la Bibliothèque Vaticane, Tom. 3,2, Paris 2010, 46–51. 2 Vgl. Reynolds, Text and Transmission 162; Schmidt, Eutropius 206. 3 Droysen, Praefatio XIV; Wagener, Jahresbericht 1,512–18. 4 Die 3. Klasse ist nach Droysen, Praefatio XXIII f. älter als Paianios, also vor 380 entstanden (dagegen Duncker, De Paeanio 14–7; Wagener, Jahresbericht 1,394–401); nach Wagener (ebd. 401 f.; 523–26; 529–31) lag sie Orosius und Isidor von Sevilla vor (gegen Isidor: Santini, Adversum Paganos 83). – Die 4. Klasse datierte Droysen, Praefatio XXVIII vor Cassiodor, Wagener (Eutropius Jahresbericht 1,512) vor die Epitome de Caesaribus. 5 Scivoletto, Traduzione manoscritta 148–59; Santini, Praefatio XIII f.

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hinaus für wahrscheinlich, dass Eutrop selbst zwei verschiedene Fassungen des Breviariums herausgegeben habe: Den Titel Gothico, der nur in der 3. Klasse belegt ist, habe er nach dem Tod des Kaisers in der Schlacht von Adrianopel (378) getilgt. 1 Umgekehrt hält P. L. Schmidt die Version mit dem Titel Gothico (und dem Schluss Eutropius v. c. peculiariter suus) für jünger und hält es für denkbar, sie als „Versuch des (372–378 amtlosen) Aufsteigers“ zu deuten, „mit Valens wieder ins Reine zu kommen.“ 2 Die erste Fassung wäre dann unmittelbar nach Jovians Tod publiziert worden. 2. Die griechischen Übersetzungen Zur Verbreitung von Eutrops Breviarium trugen die früh entstandenen griechischen Übersetzungen bei. Die erste, bis auf wenige Lücken vollständig erhaltene stammt von einem gewissen Paianios, der wohl mit dem in mehreren Briefen des Libanios erwähnten Sophisten aus Antiocheia zu identifizieren ist. 3 Als einzige bekannte griechische Übersetzung eines profanen Geschichtswerks der Spätantike ist diese Übertragung von großem Interesse für die Literaturgeschichte. Wie aus einer Bemerkung zu den Perserkönigen Hormizd II. und Schapur II. zu schließen ist, 4 verfasste Paianios seine μετάφραϲιϲ τῆϲ τοῦ Εὐτροπίου Ῥωμαϊκὴϲ ἱϲτορίαϲ um 379, also nur zehn Jahre nach Eutrop. Von den fünf erhaltenen Hss. des Werks hat nur eine (Athos, Kloster Iviron, Nr. 812, wohl aus dem 12. Jh.) 5 einen nahezu vollständigen Text (es fehlt der Schluss ab 10,16,3), während die übrigen alle die Kapitel 6,9–11 auslassen

Santini, Praefatio XV. Schmidt, Eutropius 206 f. 3 Sohn des Statthalters von Bithynien Kalliopios (PLRE 1, 174 s. v. Calliopius 1), Schüler des Akakios von Caesarea und des Libanios, ab 364 als Advokat in Palästina tätig; s. PLRE 1, 657 s. v. Paeanius; P. Janiszewski / K. Stenicka / E. Szabat (Hgg.), Prosopography of Greek Rhetors and Sophists of the Roman Empire, Oxford 2015, 271 f. (Nr. 766). 4 Zu Eutr. 9,24 πάπποϲ δὲ ἦν οὗτοϲ (Narseh) Ϲάπωρί τε καὶ Ὁρμίϲδῃ τοῖϲ εἰϲ τὴν ἡμετέραν ἡλικίαν ἀφικομένοιϲ. Zur Datierung (nach Sylburg) vgl. Schulze, De Paeanio 285 f. 5 Zu dieser Hs. vgl. S. Lambros, Ein neuer Codex des Päanius, ClRev 11 (1897) 382– 90; dens., Catalogue of the Greek Manuscripts on Mount Athos / Κατάλογοϲ τῶν ἐν ταῖϲ βιβλιοθήκαιϲ τοῦ Ἁγίου Ὄρουϲ ἑλληνικῶν κωδίκων, Vol. 2, Cambridge 1900, 228 (Nr. 4932; 14. Jh.); Mariev, Ioannis Antiocheni fragmenta 20* f. mit weiterer Literatur. Anders als Lambros und seine Nachfolger datiert I. Pérez Martin, The Role of Maximos Planudes and Nikephoros Gregoras in the Transmission of Cassius Dio’s Roman History and of John Xiphilinos’ Epitome, Medievo Greco 15 (2015) 175–93 die Hs. ins frühe 12. Jh. 1 2

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und in 10,12,2 abbrechen. 1 Die jüngste Hs. dieser Gruppe, eine (später verlorene) Abschrift des Exemplars aus der Bibliothek von F. Pithou, lag der editio princeps von F. Sylburg 1590 zugrunde. 2 Die erste von Sylburg unabhängige Edition, für die neue Kollationen vorgenommen wurden, war die von Th. Mommsen initiierte und von H. Droysen erarbeitete MGHAusgabe (1879). Leider waren die Herausgeber einem Hinweis von C. de Boor auf die Hs. im Kloster Iviron nicht nachgegangen. 3 So blieb es S. Lambros vorbehalten, diese 1897 bekannt zu machen und 1912 in seiner Paianios-Edition zu verwerten. 4 Bedauerlicherweise ignorierte Lambros seinerseits wichtige Vorarbeiten (so den grundlegenden Aufsatz von Schulze, De Paeanio) und nahm auch die MGH-Ausgabe nicht zur Kenntnis. Philologische und historische Studien zu Paianios sind selten: Seitens der Philologie wurde er mehr als Orakel für Konjekturen im Eutrop-Text gebraucht als um seiner selbst willen untersucht. Beim Erscheinen von Lambros’ Edition hatte sich auch dieses Interesse weitgehend gelegt. Die wenigen eingehenden Studien heben übereinstimmend hervor, dass es dem Übersetzer gelungen ist, den trockenen Stil des Breviarium in ein recht elegantes Griechisch zu übertragen.5 Im Gegensatz zu Eutrops oft stereotyper Ausdrucksweise strebt Paianios nach Variation. Seine Formulierungen sind dementsprechend frei gewählt; außerdem hat er Einzelheiten ergänzt, ausgelassen oder umgestellt, womit teils die Darstellung klarer als bei Eutrop, teils aber auch der Sinn des lateinischen Originals verfälscht wird. Die Kürzungen des Übersetzers betreffen Praenomina und Einzelhei-

Die älteste dieser Hss. (Florenz, Biblioteca Laurenziana, Pluteus 70, 5, geschrieben ca. 1334–1342) ist nach Schulze, De Paeanio sowie Droysen, Praefatio XXI Anm. 11 und Lambros, Paianiu Metaphrasis 113 f. die Vorlage der jüngeren (Venedig, Biblioteca Marciana, Gr. Z. 523 [= 846], Mitte des 15. Jh.; München, Bayerische Staatsbibliothek, Cod. graec. 101, ca. 1555; Lanvellec, Bibliothèque de M. le Marquis de Rosanbo, Nr. 296, 16. Jh.). 2 Zu Sylburgs Hs. s. C. M. Lucarini, Il Codex Pithoei di Peanio e l’apografo di Sylburg, GIF N. S. 3 (2012) 267–71. 3 Droysen, Praefatio XXI Anm. 11; de Boor kannte die Hs. nur aus einem Katalog. 4 S. Lambros, Ein neuer Codex des Päanius, ClRev 11 (1897) 382–90. Näheres zu seiner Edition (Lambros, Paianiu Metaphrasis) unten S. 39. 5 L. Baffetti, Di Peanio traduttore di Eutropio, Byz.-Neugr. Jbb. 3 (1922) 15–36; Reichmann, Römische Literatur 62–87; Malcovati, Traduzioni greche di Eutropio; Venini, Peanio traduttore. 1

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ten der Erzählung, die Erweiterungen erstrecken sich auf die Erläuterung oder Umschreibung römischer Termini und Beinamen. Eine zweite griechische Übersetzung hat nach der Suda der Historiker Kapiton von Lykien verfasst, 1 dessen schriftstellerische Tätigkeit in die Regierungszeit der Kaiser Anastasios I. (491–518) und Maurikios I. (518– 527) fällt. 2 Ob dieses Werk mit den Spuren einer von Paianios verschiedenen Eutrop-Übersetzung zu verbinden ist, die sich in der Chronik des Johannes von Antiochia sowie in der Suda und den Konstantinischen Exzerpten finden, ist ungewiss. Während die meisten Eutrop-Editoren sich dieser von Henri Valois aufgestellten Hypothese vorbehaltlos anschlossen, 3 überwiegt in jüngerer Zeit die Skepsis: 4 Die von Johannes benutzte Übersetzung kann ebenso gut von ihm selbst wie von Kapiton oder jemand anderem stammen. Dass mehrere griechische Übersetzungen im Umlauf waren, illustriert eine dritte Version der Diokletian-Passagen, auf die sich im 9. Jh. Theophanes Confessor stützte. 5 Jedenfalls zeichnet sich die von Johannes benutzte griechische Übersetzung durch eine größere Nähe zum Wortlaut des Eutropius aus. 6 Die große Bedeutung der griechischen Übersetzungen, insbesondere der fast gleichzeitigen des Paianios, für die Textkritik von Eutrops Breviarium ist seit dem 19. Jh. grundsätzlich anerkannt. Für die Textkonstitution sind sie jedoch nur von begrenztem Nutzen, weil bei Abweichungen vom lateinischen Text oft nicht zu entscheiden ist, ob es sich um willkürliche Eingriffe des Übersetzers handelt oder ob ihm ein anderer als der überlieferte Text vorlag. Von den Dutzenden Verbesserungsvorschlägen, die unter Verweis auf Paianios (gegen die hsl. Eutrop-Überlieferung) vorgetra-

Suda κ 342 (= FGrHist 750 T 1) Καπίτων· Λύκιοϲ ἱϲτορικόϲ. οὗτοϲ ἔγραψεν … μετάφραϲιν τῆϲ ἐπιτομῆϲ Εὐτροπίου Ῥωμαϊϲτὶ ἐπιτεμόντοϲ Λίβιον τὸν Ῥωμαῖον. 2 So K. Müller, Fragmenta Historicorum Graecorum, Bd. 4, Paris 1851, 133. Vgl. FGrHist 750; PLRE 2, 259 f. s. v. Capito; A. Kaldellis, BNJ 750. 3 Vgl. Droysen, Praefatio XXV; Santini, Praefatio XV; Ratti, Introduction 17; Hellegouarc’h, Introduction LVI. Droysen stellte die mutmaßlichen Kapiton-Fragmente in der MGH-Ausgabe unter dem Paianios-Text zusammen. 4 Vgl. U. Roberto, Il Breviarium di Eutropio nella cultura greca tardoantica e bizantina: la versione attribuita a Capitone Licio, MEG 3 (2003) 241–70; Mariev, Ioannis Antiocheni fragmenta 33* f. Skeptisch schon E. Schwartz, Art. Capito 10, RE 3,2 (1899) 1527. 5 Vgl. C. de Boor, Zu Iohannes Antiochenus, Hermes 30 (1885) 321–30, bes. 324–27; E. Condurachi, Una versione greca di un passo di Eutropio, RFIC 65 (1937) 47–50. 6 Reichmann, Römische Literatur 86 f. Als Beispiel vgl. phil. Komm. zu 4,27,1. 1

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gen wurden, 1 fanden nur wenige die Billigung der Editoren. Meist geben Paianios’ Abweichungen vom überlieferten Eutrop-Text keinen Anlass zum Eingriff in den lateinischen Text, sondern sind eher Beispiele zeitgenössischer Interpretation des Breviariums. 3. Zur Textkonstitution und Anlage des kritischen Apparats Der lateinische Text des Breviariums ist nach den kritischen Ausgaben von Santini (1979; 21992) und Hellegouarc’h (1999; 22002) gestaltet. Dabei werden regelmäßig die Lesarten der Hss. G CIHMPa VLOA und in einigen Fällen die von F S D Q J mitgeteilt, soweit sie aus den Editionen ersichtlich sind. Auf die erneute Kollation der Hss. wurde, wie eingangs erwähnt, weitgehend verzichtet, abgesehen von einzelnen Stellen in den Hss., die als Digitalisate im Internet zur Verfügung stehen. 2 Zur Evaluation einzelner Stellen wurden außerdem die Editionen Droysen (1879), Wagener (1884) und Rühl (1887) sowie die einschlägige Literatur herangezogen, die in deutscher Sprache vor allem im späten 19. Jh. und in italienischer seit Mitte des 20. Jh. erschienen ist. Zur Verifikation älterer Konjekturen wurden außerdem die älteren Ausgaben von Schoonhoven (Basel 1546 / 1552), Vinetus (1553), Sylburg (1590), Verheyk (1762), Tzschucke (ed. maior 1796), Dietsch (1849) und Hartel (1872) geprüft.3 Die Orthographie des lateinischen Textes folgt den von Droysen und Wagener erarbeiteten Grundsätzen. 4 Die (seltenen) Zitate (Fabius Pictor: 3,5; Suet.: 7,21,1. 3; Verg.: 9,13,1) sind mit den aktuellen Ausgaben verglichen worden. Wo Eutrops Quellen und Benutzer zur Textkonstitution hilfreich sind, wurden im Apparat Hinweise auf die Belegstellen gesetzt. Um den kritischen Apparat nicht unnötig zu belasten, wurde nur eine Auswahl der Lesarten und Konjekturen berücksichtigt, die Droysen und Santini in ihren Ausgaben mitteilten. Rein orthographische Varianten und eindeutige Abschreibfehler wurden nicht verzeichnet, Sonderfehler einzelner Hss. (oder Hss.-Klassen) und willkürliche Schreiberänderungen nur Schulze, De Paeanio Eutropii interprete 298 f.; Malcovati, Le traduzioni greche 295– 7. Weitere Vorschläge referiert Wagener, Jahresbericht 1,394–402. 2 Neben den oben erwähnten Digitalisaten der Bamberger und Rostocker Exzerpte ist vor allem auf die Angebote der Digital Vatican Library (https://digi.vatlib.it/) und Gallica (http://gallica.bnf.fr/) hinzuweisen. Fotografien einer Stelle der Hs. L und Cod. Vindobonensis 284 verdanke ich Antje Wessels (Leiden) bzw. Katharina Kaska (Wien). 3 Zu den früheren Ausgaben s. K. H. Tzschucke, Eutropii Breviarium historiae Romanae, Leipzig 1796, LXI–LXXXVII; Wagener, Jahresbericht 1,381–87. 4 Droysen, Praefatio VII–IX; Wagener, Jahresbericht 2,320–25. 1

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ausnahmsweise, vor allem bei Eigennamen und Zahlenangaben. Der kritische Apparat ist in eindeutigen Fällen negativ gehalten, bei mehr als zwei Varianten und unterschiedlichen Verbesserungsvorschlägen jedoch zur besseren Übersicht positiv. Nach dem Vorbild von Hellegouarc’h wurden die von Scivoletto und Santini etablierten griechischen Siglen der verschiedenen Klassen (φ, κ/λ/μ, χ/ψ, π) in ihre jeweiligen Hss.-Siglen aufgelöst; ebenso wurden die Varianten der paulinischen Tradition nach der Edition von A. Crivellucci, Pauli Diaconi Historia Romana, Roma 1914 angegeben, ohne zwischen verschiedenen Hss. zu unterscheiden. Da Paulus in der Historia Romana seine Vorlage überarbeitete und erweiterte, sind seine Umformulierungen und Sonderfehler grundsätzlich nicht berücksichtigt worden. In den seltenen Fällen, wo Varianten innerhalb der paulinischen Tradition für die Textgestaltung wichtig sind, werden diese unter Angabe einer bestimmten Paulus-Hs. oder mit der pauschalen Bemerkung cum nonnullis Pauli codd. angeführt. Gelegentlich sind im Apparat die griechischen Übersetzungen des Breviariums angeführt. Bei Paianios wurden die Editionen von Droysen (1879) und Lambros (1912) parallel benutzt, da die Edition von Lambros zwar den vollständigsten Text bietet, aber leider nicht ganz zuverlässig ist.1 Die Fragmente der jüngeren Übersetzung, die Kapiton von Lykien zugeschrieben wird (s. o.), werden mit Stellenangaben nach ihren jeweiligen Textzeugen, der Suda und der Chronik des Johannes Antiochenus, zitiert, und zwar nach Adler-Nummern bzw. bei Johannes nach den Editionen von Roberto (2005) und Mariev (2008). 4. Bemerkungen zur Übersetzung Die Übersetzung wurde für die Bücher 1–9 von Jonathan Groß, für das Buch 10 von Bruno Bleckmann angefertigt. Eutrops Breviarium bietet trotz der augenscheinlichen Anspruchslosigkeit seiner Diktion unerwartete Schwierigkeiten, da der Stil des Autors eiLambros stützte sich auf die zweisprachige Edition (alt- und neugriechisch) von N. Dukas, Εὐτροπίου Ἐπιτομὴ τῆϲ Ῥωμαϊκῆϲ ἱϲτορίαϲ εἰϲ βιβλία δέκα μεταφραϲθεῖϲα ἐκ τῆϲ Λατινίδοϲ εἰϲ τὴν Ἑλληνίδα παρὰ Παιανίου, 2 Bde., Wien 1807. Wie oben erwähnt, ignorierte er wichtige Veröffentlichungen zu Paianios und wiederholte infolgedessen z. B. die Konjektur 5,1,4 Τευτόβοδον von M. Haupt, Coniectanea, Hermes 7 (1873) 7–13, hier 12. Lambros’ Text ist nicht fehlerfrei: 1,1,1 steht ἔτι statt οὔτε, 1,2,1 fehlt der Artikel bei τοὺϲ προβεβηκόταϲ, während er bei τῶν Ἰταλῶν gegen die Überlieferung hinzugefügt ist; 1,2,2 steht gegen die Überlieferung δέ (all dies ohne Anmerkungen im kritischen Apparat); 7,23 fehlen die Worte καὶ τὸ Ϲεράπιον. 1

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nerseits vom Streben nach Ausdruckskürze bis hin zur Prägnanz zeugt und andererseits durch Wiederholungen, stereotype Wendungen und Inkonzinnitäten gekennzeichnet ist. Eutrop war bemüht, wiederkehrende Vorgänge jeweils unterschiedlich wiederzugeben, und weist ein entsprechend reiches Vokabular auf; sein dichter Stil kann im Deutschen oft nicht in ähnlicher Kürze wiedergegeben werden, wenn eine möglichst klare Wiedergabe der Gedanken das Ziel ist. Wo eine von Friedhelm Müller oder anderen Übersetzern geprägte Formulierung an Klarheit und Kürze nicht mehr zu übertreffen war, wurde sie daher dankbar übernommen; das gilt insbesondere für die zahlreichen wiederkehrenden Ausdrücke, die Eutrop verwendet. Die Personennamen wurden je nach ihrer Herkunft in lateinischer oder griechischer Form wiedergegeben. So steht für Ptolomaeus Ptolemaios, für Seleucus Seleukos und für Odenathus Odainathos. Die im lateinischen Text abgekürzten lateinischen Praenomina wurden in der Übersetzung ausgeschrieben. Bei den Ortsnamen wurden die im Deutschen gebräuchlichen Formen bevorzugt bzw. die modernen, soweit sie mit einer antiken Stadt zu identifizieren sind. Besondere Schwierigkeiten ergaben sich bei der Wiedergabe der Ländernamen: Hier folgt Eutrop manchmal den Gegebenheiten der spätantiken Territorialverwaltung, manchmal gebraucht er nur geographische Begriffe, also beispielsweise Britanniae (7,13,3. 9,21 f.) oder Britannia (7,14,4. 19. 8,19,1. 10,2,1). Bisweilen ist nicht zu erkennen, warum nebeneinander Gallia (vielleicht für die Prätorianerpräfektur) und Galliae steht, letzteres entweder im Sinne der nordgallischen Diözese oder der Gesamtheit der gallischen Provinzen. 1 Solchen Feinheiten in der Übersetzung entsprechen zu wollen, wäre ein vergebliches Unterfangen. Eutrops Jahresangaben mit Äquivalenten der christlichen Zeitrechnung zu versehen, schien nicht empfehlenswert, da Eutrops Chronologie einerseits unzuverlässig und inkonsistent ist und gerade im republikanischen Teil oft um mehrere Jahre fehlgeht, und da andererseits die Chronologie der spätantiken Ereignisse, die im Fokus dieser Edition stehen, im historischen Kommentar dargelegt wird. Dagegen wurden die Entfernungs-, Flächen- und Raummaße sowie Gewichte, die Eutrop vor allem in den ersten Büchern oft nennt, zur besseren Anschaulichkeit in Einheiten des metrischen Systems umgerechnet. 2 Auf eine Umrechnung des Nennwertes Vgl. Eutr. 9,14,1 a quo … apud Argentoratum, Galliae urbem, ingentes Alamannorum copiae extinctae sunt, rex nobilissimus captus, Galliae restitutae. 2 Auf der Grundlage von Hultsch, Metrologie 80 f. Für die Gewichtsangaben wurde allerdings statt der dort vertretenen, von Boeckh geprägten ‚schweren libra‘ (= 327,5 g) die 1

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der Edelmetalle (sowie der Eutr. 6,17,3 genannten 40.000.000 Sesterzen) wurde verzichtet.

‚mittlere libra‘ (= 325 g) bevorzugt, die W. Hahn, Moneta Imperii Byzantini. Rekonstruktion des Prägeaufbaues auf synoptisch-tabellarischer Grundlage, Bd. 1: Von Anastasius I. bis Justinianus I (491–565), Wien 1973, 20 empfiehlt.

Erklärung der Siglen, Zeichen und Abkürzungen in Text und Apparat G F

cod. Gothanus Memb. I. 101 cod. Fuldensis deperditus

C I H M Pa S

cod. Parisinus Latinus 7240 (Colbertinus 3001) cod. Lincolniensis Latinus 100 cod. Harleianus 2729 cod. Parisinus Latinus 18104 cod. Parisinus Latinus 5802 cod. Burdigalensis deperditus

V L O A

cod. Vaticanus Latinus 1981 cod. Leidensis Bibliothecae Publicae Latinae 141 cod. Audomarensis Bertinianus 697 cod. Cantabrigiensis C. C. C. 129

D Q J

cod. Petropolitanus Class. Lat. Q.v.9 (Dubrowski 327) cod. Vindobonensis 323 cod. Bambergensis Class. 31 (E. III. 22)

Paul.

Paulus Diaconus, Historia Romana. Edition: A. Crivellucci, Pauli Diaconi Historia Romana, Roma 1914 Paeanius. Editionen: Droysen (MGH); S. Lambros, Παιανίου Μετάφραϲιϲ εἰϲ τὴν τοῦ Εὐτροπίου Ῥωμαϊκὴν ἱϲτορίαν, Νέοϲ Ἑλληνομνήμων 9 (1912) 1–115

Paean.

Atext. Amarg.

Lesart in A vor der Korrektur (ante correctionem) Lesart in A nach der Korrektur (post correctionem) über der Zeile (supra lineam) übergeschriebene(r) Buchstabe(n) in A Lesart im Text von A Lesart am Rand (in margine) von A

{aaa} ⟨aaa〉 [aaa]

vom Editor getilgte Buchstaben vom Editor hinzugefügte Buchstaben vom Editor in einer Lücke ergänzte Buchstaben

Aa.c. Ap.c. As.l.

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(B 3) Eutropius, Breviarium ab urbe condita

*

vom Schreiber freigelassener Raum im Umfang eines Buchstabens

add. cf. cod(d). corr. del. dub. om. rell. transpos.

addidit confer codex (-ices) correxit (-erunt) vel correctus, -a, -um delevit (-erunt) dubitanter omisit (-erunt) vel omissus, -a, -um reliqui transposuit (-erunt)

Die Belegstellen der im kritischen Apparat angeführten Konjekturen sind im Abkürzungsverzeichnis II (unter Eutr., nach Erscheinungsjahr) sowie III (alphabetisch) aufgeführt.

(B 3) Eutropii Breviarium ab urbe condita

Domino Valenti Gothico Maximo Perpetuo Augusto Eutropius v. c. magister memoriae. res Romanas ex voluntate mansuetudinis tuae ab urbe condita ad nostram memoriam, quae in negotiis vel bellicis vel civilibus eminebant, 5 per ordinem temporum brevi narratione collegi, strictim additis etiam his, quae in principum vita egregia extiterunt, ut tranquillitatis tuae possit mens divina laetari prius se inlustrium virorum facta in administrando imperio secutam, quam cognosceret lectione.

liber I 1. (1) Romanum imperium, quo neque ab exordio ullum fere minus 10 neque incrementis toto orbe amplius humana potest memoria recordari, a Romulo exordium habet, qui Reae Silviae Vestalis virginis filius et, quantum putatus est, Martis cum Remo fratre uno partu editus est. (2) is cum inter pastores latrocinaretur, decem et octo annos natus urbem exiguam in Palatino monte constituit XI Kal. Maias, Olympiadis sextae 15 anno tertio, post Troiae excidium, ut qui plurimum minimumque tradunt, anno trecentesimo nonagesimo quarto. 2. (1) condita civitate, quam ex nomine suo Romam vocavit, haec fere egit: multitudinem finitimorum in civitatem recepit, centum ex senioribus legit, quorum consilio omnia ageret, quos senatores nominavit 20 propter senectutem. (2) tum, cum uxores ipse et populus suus non haberent, invitavit ad spectaculum ludorum vicinas urbis Romae nationes atque earum virgines rapuit. commotis bellis propter raptarum iniuriam Caeninenses vicit, Antemnates, Crustuminos, Sabinos, Fidenates, Veientes. haec omnia oppida urbem cingunt. et cum orta subito tempestate 1 – 8 om. Q Paul. Paean. 1 domino om. J | Gothico LOA : om. G CIHMPa J : valenti ****** maximo V 2 magister memoriae solus exhibet J 6 ut G CIHMPa A J : tot VLO | tuae quo VLO 8 post lectione add. eutropius v. c. peculiariter suus VLO 14 XI Kal. Maias codd. : πρώτῃ τοῦ Μαίου μηνόϲ Paean. 18 ferme VLOA 20 tum cum Gp.c. CIHMPa D Paul. : tunc cum VLOA Q : cum Ga.c.F 21 urbi Rühl

(B 3) Eutropius, Kurze Geschichte seit Gründung der Stadt Dem Herrn Valens Gothicus Maximus, Ewigen Augustus, Eutropius vir clarissimus, magister memoriae. Was sich in der römischen Geschichte an herausragenden militärischen und zivilen Angelegenheiten zugetragen hat, habe ich auf Wunsch Deiner Gnaden von der Gründung der Stadt bis zu unserer Zeit in kurzer Darstellung zusammengefasst, wobei ich auch knapp hinzugefügt habe, was sich im Leben der Kaiser an Bemerkenswertem zugetragen hat, auf dass der göttliche Geist Deiner Friedfertigkeit sich daran erfreuen kann, dass er den Taten berühmter Männer bei der Reichsverwaltung schon nacheiferte, noch bevor er von ihnen durch die Lektüre erfuhr.

Erstes Buch 1. (1) Das römische Reich, das in seinem Ursprung kleiner war und durch sein Wachstum größer geworden ist als so ziemlich jedes andere auf der ganzen Welt – soweit die menschliche Erinnerung berichten kann –, hat seinen Ausgangspunkt bei Romulus, der als Sohn der Vestalischen Jungfrau Rea Silvia und, wie man glaubte, des Mars zusammen mit seinem Bruder Remus in einer einzigen Geburt zur Welt gekommen ist. (2) Während dieser unter Hirten ein Räuberleben führte, gründete er im Alter von 18 Jahren eine winzige Stadt auf dem Palatin, am 21. April, im dritten Jahr der sechsten Olympiade, mehr oder weniger, wie es heißt, im 394. Jahr nach Trojas Untergang. 2. (1) Nach Gründung der Stadt, die er nach seinem eigenen Namen Rom benannte, tat er ungefähr Folgendes: Er nahm eine Vielzahl von Umwohnern in die Stadt auf, wählte von den Älteren 100 aus, um alles durch ihren Rat zu betreiben; diese nannte er wegen ihres Alters Senatoren. (2) Daraufhin lud er, weil er selbst und sein Volk keine Frauen hatten, die Rom benachbarten Stämme zu einer Aufführung von Spielen ein und raubte deren Jungfrauen. In den wegen dieses unrechtmäßigen Frauenraubs ausgebrochenen Kriegen besiegte er die Caeninenser, Antemnaten, Crustuminer, Sabiner, Fidenaten und Veienter. Alle diese Siedlungen liegen rings um die Stadt. Und als er bei einem plötzlich

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non comparuisset, anno regni tricesimo septimo ad deos transisse creditus est et consecratus. deinde Romae per quinos dies senatores imperaverunt et his regnantibus annus unus completus est. 3. (1) postea Numa Pompilius rex creatus est, qui bellum quidem nullum gessit, sed non minus civitati quam Romulus profuit. (2) nam et leges Romanis moresque constituit, qui consuetudine proeliorum iam latrones ac semibarbari putabantur, et annum discripsit in decem menses prius sine aliqua supputatione confusum, et infinita Romae sacra ac templa constituit. morbo decessit quadragesimo et tertio imperii anno. 4. (1) huic successit Tullus Hostilius. hic bella reparavit, Albanos vicit, qui ab urbe Roma duodecimo miliario sunt, Veientes et Fidenates, quorum alii sexto miliario absunt ab urbe Roma, alii octavo decimo, bello superavit, urbem ampliavit adiecto Caelio monte. (2) cum triginta et duos annos regnasset, fulmine ictus cum domo sua arsit. 5. (1) post hunc Ancus Marcius, Numae ex filia nepos, suscepit imperium. (2) contra Latinos dimicavit, Aventinum montem civitati adiecit et Ianiculum, apud ostium ⟨Tiberis⟩ civitatem supra mare sexto decimo miliario ab urbe Roma condidit. vicesimo et quarto anno imperii morbo periit. 6. (1) deinde regnum Priscus Tarquinius accepit. hic numerum senatorum duplicavit, circum Romae aedificavit, ludos Romanos instituit, qui ad nostram memoriam permanent. vicit idem etiam Sabinos et non parum agrorum sublatum isdem urbis Romae territorio iunxit primusque triumphans urbem intravit. (2) muros fecit et cloacas, Capitolium inchoavit. tricesimo octavo imperii anno per Anci filios occisus est regis eius, cui ipse successerat. 7. (1) post hunc Servius Tullius suscepit imperium genitus ex nobili femina, captiva tamen et ancilla. hic quoque Sabinos subegit, montes tres Quirinalem Viminalem Esquilinum urbi adiunxit, fossas circum 2 creditus est et consecratus Gp.c. VLOA D Paul. (cf. Paean. πεπίϲτευται πρὸϲ θεοὺϲ ἀνειλῆφθαι. καθιερώθη οὖν ...) : creditus et consecratus CI : creditus et consecratus est HMPa : creditus est Ga.c.F 7 discripsit Sanders : descripsit codd. 18 ostium ⟨Tiberis⟩ Verheyk, duce Paean. (πρὸϲ ταῖϲ τοῦ Θύμβριδοϲ ἐκβολαῖϲ) : hostiam vel hostium codd. 30 fossas circum om. VLOA D

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aufgekommenen Gewitter verschwunden war, glaubte man, er sei im 37. Regierungsjahr zu den Göttern übergegangen, und vergöttlichte ihn. Danach herrschten in Rom die Senatoren jeweils fünf Tage lang, und während diese als Könige herrschten, verging ein volles Jahr. 3. (1) Darauf wurde Numa Pompilius zum König ernannt, der zwar keinen Krieg führte, aber der Stadt nicht weniger nützte als Romulus. (2) Denn er richtete für die Römer, die wegen ihrer Neigung zu Gefechten schon für Räuber und Halbbarbaren gehalten wurden, Gesetze und Sitten ein; er teilte das Jahr in zehn Monate ein, das zuvor ohne jegliche Berechnung verworren gewesen war; und er errichtete in Rom unzählige Opferstätten und Tempel. Er verschied an einer Krankheit im 43. Jahr seiner Herrschaft. 4. (1) Auf ihn folgte Tullus Hostilius. Dieser nahm die Kriege wieder auf, besiegte die Albaner, die sich am zwölften Meilenstein (ca. 18 km) von Rom aus befinden, bezwang im Kriege die Veienter und die Fidenaten, die am sechsten (ca. 9 km) bzw. 18. Meilenstein (ca. 27 km) von Rom entfernt liegen, und vergrößerte die Stadt durch Hinzufügung des Caelius. (2) Nachdem er 32 Jahre geherrscht hatte, wurde er vom Blitz erschlagen und verbrannte zusammen mit seinem Haus. 5. (1) Nach diesem übernahm Ancus Marcius, mütterlicherseits ein Enkel Numas, die Herrschaft. (2) Dieser kämpfte gegen die Latiner, fügte dem Gemeinwesen die Hügel Aventin und Ianiculum hinzu und gründete an der ⟨Tiber⟩mündung ein Gemeinwesen am Meer, am 16. Meilenstein (ca. 24 km) von Rom aus. Im 24. Jahr seiner Herrschaft kam er durch eine Krankheit ums Leben. 6. (1) Danach erhielt Tarquinius Priscus die Herrschaft. Dieser verdoppelte die Zahl der Senatoren, ließ in Rom den Circus erbauen und stiftete die Ludi Romani, welche bis zu unserer Zeit fortdauern. Er besiegte ebenfalls die Sabiner und schloss einen nicht geringen Teil des Landes, das er ihnen weggenommen hatte, dem römischen Staatsgebiet an und zog als Erster im Triumphzug in die Stadt ein. (2) Er schuf die Mauern und Kloaken, begann den Bau am Kapitol. Im 38. Jahr seiner Herrschaft wurde er ermordet von den Söhnen des Ancus, jenes Königs, dessen Nachfolger er war. 7. (1) Nach diesem übernahm Servius Tullius die Herrschaft, der Spross einer Frau, die edelbürtig, jedoch Kriegsgefangene und Sklavin war. Auch dieser unterwarf die Sabiner, fügte der Stadt drei Hügel, nämlich Quirinal, Viminal und Esquilin, hinzu und ließ Gräben rund um

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murum duxit. primus omnium censum ordinavit, qui adhuc per orbem terrarum incognitus erat. (2) sub eo Roma omnibus in censum delatis habuit capita LXXXIII milia civium Romanorum cum his, qui in agris erant. occisus est scelere generi sui Tarquinii Superbi, filii eius regis, cui ipse successerat, et filiae, quam Tarquinius habebat uxorem. 8. (1) L. Tarquinius Superbus septimus atque ultimus regum Volscos, quae gens ad Campaniam euntibus non longe ab urbe est, vicit, Gabios civitatem et Suessam Pometiam subegit, cum Tuscis pacem fecit et templum Iovi in Capitolio aedificavit. postea Ardeam oppugnans in octavo decimo miliario ab urbe Roma positam civitatem imperium perdidit. (2) nam cum filius eius, et ipse Tarquinius, iunior, nobilissimam feminam Lucretiam eandemque pudicissimam, Collatini uxorem stuprasset eaque de iniuria marito et patri et amicis questa fuisset, in omnium conspectu se occidit. propter quam causam Brutus, parens et ipse Tarquinii, populum concitavit et Tarquinio ademit imperium. (3) mox exercitus quoque eum, qui civitatem Ardeam cum ipso rege oppugnabat, reliquit; veniensque ad urbem rex portis clausis exclusus est, cumque imperasset annos quattuor et viginti cum uxore et liberis suis fugit. ita Romae regnatum est per septem reges annis ducentis quadraginta tribus, cum adhuc Roma ubi plurimum vix usque ad quintum decimum miliarium possideret. 9. (1) hinc consules coepere, pro uno rege duo hac causa creati, ut, si unus malus esse voluisset, alter eum habens potestatem similem coerceret. (2) et placuit, ne imperium longius quam annuum haberent, ne per diuturnitatem potestatis insolentiores redderentur, sed civiles semper essent, qui se post annum scirent futuros esse privatos. (3) fuerunt igitur anno primo expulsis regibus consules L. Iunius Brutus, qui maxime egerat, ut Tarquinius pelleretur, et Tarquinius Collatinus maritus Lucretiae. (4) sed Tarquinio Collatino statim sublata est dignitas. placuerat enim, ne quisquam in urbe remaneret, qui Tarquinius 1 murum duxit om. VLOA D 3 LXXXIII Gp.c. VLOA Paul. : LXXIII Ga.c. CIHMPa 4 post est add. XLII imperii anno VLOA 9 iovi GF CIHMPa Paul. : iovis VLOA Q 11 sq. nobilissimam – collatini G CIHMPa Paul. : nobilissimi collatini VLOA 22 creari Schoonhoven 29 sublata Gp.c.F LOA DQ Paul. : ablata CIHMPa : conlata Ga.c. 30 remaneret CIHMPa A DQ Paul. : maneret GF LO

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die Mauer ziehen. Er traf als Erster von allen Regelungen für eine Schatzung, die bis dahin auf der ganzen Welt unbekannt war. (2) Unter ihm hatte Rom, nachdem sich alle zur Schatzung gemeldet hatten, 83.000 Bürger zusammen mit denjenigen, die auf dem Land lebten. Ermordet wurde er durch ein Verbrechen seines Schwiegersohns Tarquinius Superbus, des Sohnes jenes Königs, dessen Nachfolger er war, und seiner Tochter, die Tarquinius zur Frau hatte. 8. (1) Lucius Tarquinius Superbus, der siebte und letzte der Könige, besiegte die Volsker, ein Volk, das auf dem Weg nach Kampanien nicht weit von der Stadt liegt; er unterwarf die Städte Gabii und Suessa Pometia, schloss Frieden mit den Etruskern und ließ dem Jupiter einen Tempel auf dem Kapitol errichten. Später, als er Ardea bestürmte, eine Stadt am 18. Meilenstein (ca. 27 km) von Rom aus, verlor er seine Herrschaft. (2) Denn nachdem sein Sohn, ebenfalls ein Tarquinius, und zwar der jüngere, die hochedle und ebenso sittsame Lucretia, die Ehefrau des Collatinus, geschändet hatte und sie sich über diese Gewalttat bei ihrem Gatten, ihrem Vater und seinen Freunden beklagt hatte, tötete sie sich vor aller Augen. Aus diesem Grunde stachelte Brutus, der seinerseits ein Verwandter des Tarquinius war, das Volk an und entriss Tarquinius die Herrschaft. (3) Bald ließ auch das Heer ihn, der die Stadt Ardea samt ihrem König bestürmte, im Stich; und als der König nach Rom kam, wurden die Tore versperrt und er ausgeschlossen, und so ergriff er, nachdem er 24 Jahre als König geherrscht hatte, mit Frau und Kindern die Flucht. So wurde in Rom die Herrschaft unter den sieben Königen 243 Jahre lang ausgeübt, während sich Roms Besitz bis dahin kaum mehr als höchstens bis zum 15. Meilenstein (ca. 22 km) erstreckte. 9. (1) Hiermit begannen die Konsuln, wobei deswegen zwei statt eines einzigen Königs gewählt wurden, damit, wenn der eine schlecht sein wollte, der andere ihn hinderte, da er die gleiche Amtsgewalt besaß. (2) Man beschloss, dass sie kein längeres Imperium als ein einjähriges haben sollten, damit sie nicht durch die lange Amtszeit allzu überheblich würden, sondern immer ihren Bürgersinn behielten im Wissen darum, dass sie nach Jahresfrist wieder Privatmänner werden würden. (3) Konsuln waren also im ersten Jahr nach Vertreibung der Könige Lucius Iunius Brutus, der am meisten darauf hingewirkt hatte, dass Tarquinius vertrieben wurde, und Tarquinius Collatinus, der Gatte der Lucretia. (4) Aber dem Tarquinius Collatinus wurde sofort seine Amtswürde entzogen. Man hatte nämlich beschlossen, dass niemand in der

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vocaretur. ergo accepto omni patrimonio suo ex urbe migravit et loco ipsius factus est L. Valerius Publicola consul. (5) commovit tamen bellum urbi Romae rex Tarquinius, qui fuerat expulsus, et collectis multis gentibus, ut in regnum posset restitui, dimicavit. 10. (1) in prima pugna Brutus consul et Arruns Tarquinii filius in vicem se occiderunt, Romani tamen ex ea pugna victores recesserunt. (2) Brutum matronae Romanae defensorem pudicitiae suae quasi communem patrem per annum luxerunt. Valerius Publicola Sp. Lucretium Tricipitinum collegam sibi fecit Lucretiae patrem, quo morbo mortuo iterum Horatium Pulvillum collegam sibi sumpsit. (3) ita primus annus quinque consules habuit, cum Tarquinius Collatinus propter nomen urbe cessisset, Brutus in proelio perisset, Sp. Lucretius morbo mortuus esset. 11. (1) secundo quoque anno iterum Tarquinius, ut reciperetur in regnum, bellum Romanis intulit auxilium ei ferente Porsenna Tusciae rege, et Romam paene cepit. verum tum quoque victus est. (2) tertio anno post reges exactos Tarquinius, cum suscipi non posset in regnum neque ei Porsenna, qui pacem cum Romanis fecerat, praestaret auxilium, Tusculum se contulit, quae civitas non longe ab urbe est, atque ibi per quattuordecim annos privatus cum uxore consenuit. (3) quarto anno post reges exactos, cum Sabini Romanis bellum intulissent, victi sunt et de his triumphatum est. (4) quinto anno L. Valerius ille, Bruti collega et quater consul, fataliter mortuus est adeo pauper, ut collatis a populo nummis sumptum habuerit sepulturae. quem matronae sicuti Brutum per annum luxerunt. 12. (1) nono anno post reges exactos, cum gener Tarquinii ad iniuriam soceri vindicandam ingentem collegisset exercitum, nova Romae dignitas est creata, quae dictatura appellatur, maior quam consulatus. eodem anno etiam magister equitum factus est, qui dictatori 1 ergo G CIHMPa Paul. : qui LOA | et loco G CIHMPa VLOA : in loco Q Paul. 20 persenuit VLO 25 per annum VA Paul. : annum GF CIHMPa LO : anno D

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Stadt bleiben solle, der Tarquinius heiße. Also zog er, nachdem er sein gesamtes Vermögen erhalten hatte, aus der Stadt aus und an seiner Stelle wurde Lucius Valerius Publicola zum Konsul erhoben. (5) Der vertriebene König Tarquinius aber fing einen Krieg mit Rom an, und nachdem er viele Völker zusammengebracht hatte, kämpfte er darum, wieder in seine Herrschaft eingesetzt zu werden. 10. (1) In der ersten Schlacht töteten der Konsul Brutus und Arruns, der Sohn des Tarquinius, einander; dennoch kehrten die Römer aus dieser Schlacht als Sieger zurück. (2) Die verheirateten Frauen Roms betrauerten Brutus, den Verteidiger ihrer Unschuld, gleichsam als gemeinsamen Vater ein Jahr lang. Valerius Publicola machte Spurius Lucretius Tricipitus zu seinem Amtsgenossen, den Vater der Lucretia, und nachdem dieser an einer Krankheit gestorben war, nahm er wiederum Horatius Pulvillus zum Amtsgenossen. (3) So hatte das erste Jahr fünf Konsuln, weil Tarquinius Collatinus seines Namens wegen die Stadt verlassen hatte, Brutus im Kampf gefallen und Spurius Lucretius an einer Krankheit gestorben war. 11. (1) Auch im zweiten Jahr griff Tarquinius wieder die Römer an, um wieder in die Königsherrschaft eingesetzt zu werden, wobei ihm der etruskische König Porsenna Hilfe gewährte, und er hätte Rom beinahe eingenommen. Aber auch diesmal wurde er besiegt. (2) Im dritten Jahr nach Vertreibung der Könige flüchtete sich Tarquinius, weil er nicht in die Herrschaft wieder aufgenommen werden konnte und ihm Porsenna, der mit den Römern Frieden geschlossen hatte, nicht mehr beistand, nach Tusculum, einer Stadt nicht weit von Rom, und alterte dort 14 Jahre lang als Privatmann mit seiner Frau. (3) Im vierten Jahr nach Vertreibung der Könige wurden die Sabiner, nachdem sie die Römer angegriffen hatten, besiegt und über sie wurde triumphiert. (4) Im fünften Jahr verstarb auf natürliche Weise jener Lucius Valerius, der Amtsgenosse des Brutus und viermalige Konsul, wobei er so arm war, dass der Aufwand für seine Bestattung mit einer Geldsammlung des Volkes bestritten wurde. Die verheirateten Frauen betrauerten ihn ebenso wie Brutus ein Jahr lang. 12. (1) Im neunten Jahr nach Vertreibung der Könige, nachdem Tarquinius’ Schwiegersohn zur Vergeltung des Unrechts an seinem Schwiegervater ein gewaltiges Heer aufgestellt hatte, wurde eine neue Amtswürde in Rom geschaffen, mit dem Namen Diktatur, die höher war als der Konsulat. Im selben Jahr wurde auch ein Magister equitum

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obsequeretur. (2) neque quicquam similius potest dici quam dictatura antiqua huic imperii potestati, quam nunc tranquillitas vestra habet, maxime cum Augustus quoque Octavianus, de quo postea dicemus, et ante eum C. Caesar sub dictaturae nomine atque honore regnaverint. (3) dictator autem Romae primus fuit ⟨T.⟩ Larcius, magister equitum primus Sp. Cassius. 13. (1) sexto decimo anno post reges exactos seditionem populus Romae fecit, tamquam a senatu atque consulibus premeretur. (2) tum et ipse sibi tribunos plebis quasi proprios iudices et defensores creavit, per quos contra senatum et consules tutus esse posset. 14. sequenti anno Volsci contra Romanos bellum reparaverunt et victi acie etiam Coriolos civitatem, quam habebant opimam, perdiderunt. 15. (1) octavo decimo anno, postquam reges eiecti erant, expulsus ex urbe Q. Marcius dux Romanus, qui Coriolos ceperat Volscorum civitatem, ad ipsos Volscos contendit iratus et auxilia contra Romanos accepit. (2) Romanos saepe vicit, usque ad quintum miliarium urbis accessit oppugnaturus etiam patriam suam legatis qui pacem petebant repudiatis, nisi ad eum mater Veturia et uxor Volumnia ex urbe venissent, quarum fletu et precatione superatus removit exercitum. atque hic secundus post Tarquinium fuit, qui dux contra patriam suam esset. 16. (1) C. Fabio et L. Virginio consulibus trecenti nobiles homines, qui ex Fabia familia erant, contra Veientes bellum soli susceperunt promittentes senatui et populo per se omne certamen implendum. (2) itaque profecti, omnes nobiles et qui singuli magnorum exercituum duces esse deberent, in proelio conciderunt. (3) unus omnino superfuit ex tanta familia, qui propter aetatem puerilem duci non potuerat ad pugnam. post haec census in urbe habitus est et inventa sunt civium capita CXVII milia CCCXIX. 3 octavianus CIHMPa VLOA DQ (cf. Paean. Ὀκταβιανόϲ) : octavius GF Paul. (cf. Ioh. Ant. fr. 32 Mariev = 80,1 Roberto Ὀκταούιοϲ) 4 regnaverunt CMPa VLO 5 ⟨T.⟩ Larcius Eussner 6 spurius cassius G CIHMPa Paul. : spurius papirius LO : papirius cassius VA 9 plebis HIMPa VLp.c.A D Paul. (cf. Paean. τριβούνουϲ πλήβιϲ) : plebi GF C La.c.O Q 11 contra Romanos om. VLOA Q Paean. 12 acie G CIHMPa Paul. : et capti VLOA | opimam GF : optimam CIHMPa VLOA Paul. 14 postquam – erant GF CIHMPa Paul. : post reges eiectos VLO : post reges exactos A D : post exactos reges Q 17 romanosque VLOA 18 suam om. GF CIHMPa 20 precatione VLOA DQ Paul. : deprecatione GF CIHMPa 23 soli om. CIHMPa 26 superfuit CIHMPa VLOA Paul. : superavit GF

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erhoben, der dem Diktator gehorchen sollte. (2) Nichts anderes als die alte Diktatur kann man ähnlicher nennen der Herrschaftsgewalt, die jetzt Eure Friedfertigkeit innehat, vor allem weil auch Augustus Octavian, über den wir später reden werden, und vor ihm Gaius Caesar unter der Bezeichnung und Würde der Diktatur regierten. (3) Der erste Diktator Roms aber war ⟨Titus⟩ Larcius, der erste Magister equitum Spurius Cassius. 13. (1) Im 16. Jahr nach Vertreibung der Könige unternahm das Volk in Rom einen Aufstand, weil es angeblich vom Senat und den Konsuln unterdrückt wurde. (2) Damals wählte es selbst für sich Volkstribunen, gewissermaßen als eigene Richter und Verteidiger, um durch diese vor dem Senat und den Konsuln sicher sein zu können. 14. Im nächsten Jahr erneuerten die Volsker den Krieg gegen Rom und verloren nach ihrer Niederlage in der Feldschlacht sogar die wohlhabende Stadt Corioli in ihrem Besitz. 15. (1) Im 18. Jahr, nachdem die Könige hinausgeworfen worden waren, wurde der römische Feldherr Quintus Marcius, der die Volskerstadt Corioli eingenommen hatte, aus Rom verjagt. Er eilte erzürnt zu ebendiesen Volskern und erhielt Hilfstruppen gegen die Römer. (2) Er schlug die Römer viele Male, gelangte bis zum fünften Meilenstein (ca. 7 km) von der Stadt aus und hätte sogar, nachdem er die um Frieden bittenden Gesandten zurückgewiesen hatte, seine eigene Vaterstadt bestürmt, wenn nicht seine Mutter Veturia und seine Gattin Volumnia aus der Stadt zu ihm gekommen wären, durch deren Weinen und Flehen er überwältigt wurde und das Heer abrücken ließ. Und dies war der zweite nach Tarquinius, der sich als Feldherr gegen sein eigenes Vaterland stellte. 16. (1) Unter dem Konsulat des Gaius Fabius und Lucius Virginius nahmen 300 Adlige aus der Familie der Fabier allein einen Kriegszug gegen die Veienter auf sich, wobei sie dem Senat und Volk versprachen, aus eigenen Mitteln den ganzen Kampf bis zum Ende durchzuführen. (2) Und so brachen sie auf, die alle von Adel waren und von denen jeder Einzelne der Feldherr eines großen Heers hätte sein sollen, und kamen in der Schlacht um. (3) Nur ein Einziger aus der so großen Familie überlebte, der wegen seines jugendlichen Alters nicht ins Gefecht hatte geführt werden können. Danach wurde eine Schatzung in der Stadt durchgeführt und es wurde eine Kopfzahl von 117.319 vorgefunden.

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17. (1) sequenti anno cum in Algido monte ab urbe duodecimo fere miliario Romanus obsideretur exercitus, L. Quintius Cincinnatus dictator est factus, qui agrum quattuor iugerum possidens manibus suis colebat. (2) is cum in opere et arans esset inventus, sudore deterso togam praetextam accepit et caesis hostibus liberavit exercitum. 18. (1) anno trecentesimo et altero ab urbe condita imperium consulare cessavit et pro duobus consulibus decem facti sunt, qui summam potestatem haberent, decemviri nominati. (2) sed cum primo anno bene egissent, secundo unus ex his, Ap. Claudius, Virginii cuiusdam, qui honestis iam stipendiis contra Latinos in monte Algido militabat, filiam virginem corrumpere voluit. quam pater occidit, ne stuprum a decemviro sustineret, et regressus ad milites movit tumultum. sublata est decemviris potestas ipsique damnati sunt. 19. (1) anno trecentesimo et quinto decimo ab urbe condita Fidenates contra Romanos rebellaverunt. auxilium his praestabant Veientes et rex Veientium Tolumnius. (2) quae ambae civitates tam vicinae urbi sunt, ut Fidenae sexto, Veii octavo decimo miliario absint. coniunxerunt se his et Volsci. sed Mam. Aemilio dictatore et L. Quintio Cincinnato magistro equitum victi etiam regem perdiderunt. Fidenae captae et excisae. 20. (1) post viginti annos Veientani rebellaverunt. dictator contra ipsos missus est Furius Camillus, qui primum eos vicit acie, mox etiam civitatem diu obsidens cepit antiquissimam Italiaeque ditissimam. (2) post eam cepit et Faliscos non minus nobilem civitatem. sed commota est ei invidia, quasi praedam male divisisset, damnatusque ob eam causam et expulsus civitate. (3) statim Galli Senones ad urbem venerunt et victos Romanos undecimo miliario a Roma apud flumen Alliam secuti etiam urbem occupaverunt; neque defendi quicquam nisi Capitolium potuit. quod cum diu obsedissent et iam Romani fame laborarent, a Camillo, qui in vicina civitate exulabat, Gallis superventum est gravis1 anno VLOA : tamen anno CIMPa Q Paul. : anno tamen G H | fere GF D Paul. : ferme CIHMPa VLOA Q 2 romanus G CIHMPa Paul. : magnus VLOA | quintius G CIHMPa Paul. : quintus VLOA D 5 praetextam VLOA Paul. : -tatam GF CIHMPa 6 altero codd. : primo Paean. (ἑνὶ) et Suda ν 469 (πρώτῳ) 8 decemviri nominati VLOA : decemviris nominatis G CHMPa : ac decemviri nominati sunt Paul. | bene G VLOA Paul. : benigne CHMPa : benignissime I 10 militarat dub. Droysen, duce Paean. (μεμαχημένοϲ) 21 viginti GF CIHMPa : viginti deinde VLOA DQ : viginti inde Paul. 29 potuit, quoad Santini

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17. (1) Als im nächsten Jahr am Berg Algidus, etwa am zwölften Meilenstein (ca. 18 km), ein römisches Heer belagert wurde, wurde Lucius Quintius Cincinnatus zum Diktator erhoben, der seinen Landbesitz von vier Joch (ca. 3,5 ha) eigenhändig zu bebauen pflegte. (2) Nachdem man ihn bei der Arbeit, und zwar beim Pflügen, aufgefunden hatte, empfing er, nachdem er sich den Schweiß abgewischt hatte, die toga praetexta, schlug die Feinde nieder und befreite so das Heer. 18. (1) Im 302. Jahr nach Gründung der Stadt hörte die konsularische Amtsgewalt auf, und anstelle der zwei Konsuln wurden zehn Männer gewählt, die die höchste Macht innehaben sollten; sie wurden Decemviri genannt. (2) Aber nachdem sie im ersten Jahr die Geschäfte gut geführt hatten, wollte im zweiten Jahr einer von ihnen, Appius Claudius, die jungfräuliche Tochter eines gewissen Virginius schänden, der gerade ehrenvollen Kriegsdienst gegen die Latiner am Berg Algidus leistete. Diese tötete der Vater, damit sie nicht die Vergewaltigung von einem Decemvir erleide, ging zu den Soldaten zurück und wiegelte sie zu einem Aufstand auf. Den Decemviri wurde ihre Amtsgewalt entzogen, und sie selbst wurden verurteilt. 19. (1) Im 315. Jahr nach Gründung der Stadt erhoben sich die Fidenaten gegen die Römer. Ihnen kamen die Veienter und deren König Tolumnius zu Hilfe. (2) Beide Städte liegen so nah benachbart zu Rom, dass Fidenae sechs (ca. 9 km) und Veii 18 Meilen (ca. 27 km) entfernt ist. Auch die Volsker verbündeten sich mit ihnen. Aber unter dem Diktator Mamercus Aemilius und dem Magister equitum Lucius Quintius Cincinnatus wurden sie besiegt und verloren sogar ihren König. Fidenae wurde erobert und vollkommen zerstört. 20. (1) Nach 20 Jahren erhoben sich die Veientaner. Furius Camillus wurde als Diktator gegen sie ausgesandt, der sie erst in einer Feldschlacht besiegte, alsdann auch ihre Stadt lange belagerte und einnahm, eine sehr alte und sehr reiche Stadt Italiens. (2) Nach dieser nahm er auch Falerii ein, eine nicht weniger berühmte Stadt. Aber es kam Unmut gegen ihn auf, weil er die Beute angeblich schlecht verteilt habe; aus diesem Grund wurde er verbannt und aus der Stadt vertrieben. (3) Unmittelbar danach zogen die gallischen Senonen auf die Stadt zu, besiegten die Römer am elften Meilenstein (ca. 16 km) vor Rom an der Allia, folgten ihnen und besetzten sogar die Stadt; nur das Kapitol konnte verteidigt werden. Als sie dieses lange belagert hatten und die Römer schon Hunger litten, wurden sie von Camillus, der in einer be-

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simeque victi sunt. (4) postea tamen etiam accepto auro, ne Capitolium obsiderent, recesserunt, sed secutus eos Camillus ita cecidit, ut et aurum, quod his datum fuerat, et omnia, quae ceperant, militaria signa revocaret. (5) ita tertio triumphans urbem ingressus est et appellatus 5 secundus Romulus quasi et ipse patriae conditor.

liber II 1. (1) anno trecentesimo sexagesimo quinto ab urbe condita, post captam autem primo, dignitates mutatae sunt et pro duobus consulibus facti tribuni militares consulari potestate. hinc iam coepit Romana res crescere. (2) nam Camillus eo anno Volscorum civitatem, quae per 10 septuaginta annos bellum gesserat, vicit et Aequorum urbem et Sutrinorum {atque} omnibus deletis earundem exercitibus occupavit et tres simul triumphos egit. 2. (1) T. etiam Quintius Cincinnatus Praenestinos, qui usque ad urbis Romae portas cum bello venerant, persecutus ad flumen Alliam vicit, 15 octo civitates, quae sub ipsis agebant, Romanis adiunxit, ipsam Praeneste adgressus in deditionem accepit. (2) quae omnia ab eo gesta sunt viginti diebus triumphusque ipsi decretus. 3. verum dignitas tribunorum militarium non diu perseveravit. nam post aliquantum nullos placuit fieri et quadriennium in urbe ita fluxit, ut 20 potestates ibi maiores non essent. praesumpserunt tamen tribuni militares consulari potestate iterum dignitatem et triennio perseveraverunt. rursus consules facti. 4. L. Genucio et Q. Servilio consulibus mortuus est Camillus. honor ei post Romulum secundus delatus est. 1 sq. accepto – sed post fame laborarent transpos. Rühl 8 romana res CIHMPa VLOA Paul. : roma GF 11 atque del. Baumgarten-Crusius 15 ipsam praenestem GF VLOA Paul. : ipsum praeneste CIHMPa 20 praesumpserunt Ga.c.F IM A DQ Paul. : p.c. -rint CHPa : resumpserunt G VLO 21 triennio LOA Paul. : triennum Ga.c.F V : ad triennium CIHMPa 24 delatus VLOA DQ Paul. : adlatus GF : allatus IH : oblatus C : ablatus MPa

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nachbarten Stadt im Exil lebte, überfallen und sehr empfindlich besiegt. (4) Nachdem sie später dennoch Gold erhalten hatten, damit sie das Kapitol nicht weiter belagerten, zogen sie sich zurück, aber Camillus verfolgte sie und machte sie so nieder, dass er sowohl das Gold, das ihnen gegeben worden war, als auch alle von ihnen eroberten Feldzeichen zurückholte. (5) So zog er zum dritten Mal im Triumphzug in Rom ein und wurde ein zweiter Romulus genannt, da er ebenfalls Gründer des Vaterlandes war.

Zweites Buch 1. (1) Im 365. Jahr nach Gründung der Stadt und im ersten nach ihrer Eroberung wurden die Amtswürden umgewandelt und anstelle der zwei Konsuln Militärtribunen mit konsularischer Amtsgewalt erhoben. Seitdem nun begann die römische Macht zu wachsen. (2) Denn Camillus besiegte in diesem Jahr das Volk der Volsker, das 70 Jahre lang Krieg geführt hatte, und besetzte die Stadt der Aequer und die der Sutriner, nachdem er alle ihre Heere vernichtet hatte, und hielt drei Triumphzüge zusammen ab. 2. (1) Auch verfolgte Titus Quintius Cincinnatus die Pränestiner, die den Krieg bis vor die Tore der Stadt Rom gebracht hatten, bis zum Fluss Allia und besiegte sie, fügte acht Städte, welche unter ihrer Herrschaft standen, zum römischen Machtbereich hinzu und nahm, nachdem er Praeneste selbst angegriffen hatte, dessen Unterwerfung an. (2) Dies alles wurde von ihm in 20 Tagen vollbracht und ihm selbst ein Triumph bewilligt. 3. Allerdings währte die Amtswürde der Militärtribunen nicht lange. Denn nach einer gewissen Zeit beschloss man, keine mehr zu wählen, und vier Jahre verflossen in der Stadt in der Art, dass es dort keine höheren Amtsgewalten gab. Dann nahmen sich die Militärtribunen mit konsularischer Gewalt doch wieder die Amtswürde heraus und blieben drei Jahre lang im Amt. Darauf wurden wieder Konsuln erhoben. 4. Unter dem Konsulat des Lucius Genucius und Quintus Servilius verstarb Camillus. Ihm wurde der zweite Ehrenrang nach Romulus verliehen.

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5. T. Quintius dictator adversus Gallos, qui ad Italiam venerant, missus est. hi ab urbe quarto miliario trans Anienem fluvium consederant. ibi nobilissimus de senatoribus iuvenis L. Manlius provocantem Gallum ad singulare certamen progressus occidit et sublato torque aureo colloque suo imposito in perpetuum Torquati et sibi et posteris cognomen accepit. Galli fugati sunt, mox per C. Sulpicium dictatorem etiam victi. non multo post a C. Marcio Tusci victi sunt et octo milia captivorum ex his in triumphum ducta. 6. (1) census iterum habitus est, et cum Latini, qui a Romanis subacti erant, milites praestare nollent, ex Romanis tantum tirones lecti sunt factaeque legiones decem, qui modus sexaginta vel amplius armatorum milia efficiebat; parvis adhuc Romanis rebus tanta tamen in re militari virtus erat. (2) quae cum profectae essent adversum Gallos duce L. Furio, quidam ex Gallis unum ex Romanis, qui esset optimus, provocavit. (3) tum se M. Valerius tribunus militum obtulit, et cum processisset armatus, corvus ei supra dextrum bracchium sedit. (4) mox commissa adversum Gallum pugna idem corvus alis et unguibus Galli oculos verberavit, ne rectum posset aspicere. ita a tribuno Valerio interfectus non solum victoriam ei, sed etiam nomen dedit: nam postea idem Corvinus est dictus. ac propter hoc meritum annorum trium et viginti consul est factus. 7. (1) Latini, qui noluerant milites dare, hoc quoque a Romanis exigere coeperunt, ut unus consul ex eorum, alter ex Romanorum populo crearetur. (2) quod cum esset negatum, bellum contra eos susceptum est et ingenti pugna superati sunt; ac de his perdomitis triumphatum est. statuae consulibus ob meritum victoriae in rostris positae sunt. (3) eo anno etiam Alexandria ab Alexandro Macedone condita est. 2 quinto VLOA 5 et sibi om. CIHMPa VLOA | et posteris G VLOA Paul. : a posteris CIHMPa 8 ducta CIHM Paul. : ducti Pa : adducta G VOA DQ : om. L 17 idem {corvus} Duncker 18 interfectus. ⟨corvus⟩ Duncker

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5. Titus Quintius wurde als Diktator gegen die Gallier, die nach Italien gekommen waren, ausgesandt. Diese hatten sich vier Meilen (ca. 6 km) von der Stadt jenseits des Flusses Anio postiert. Dort trat ein sehr vornehmer junger Mann aus dem Kreis der Senatoren, Lucius Manlius, vor, als ein Gallier zum Zweikampf herausforderte, und tötete ihn; nachdem er ihm den goldenen Halsschmuck abgenommen und um seinen eigenen Nacken gelegt hatte, erhielt er für alle Zeit für sich und seine Nachkommen den Beinamen Torquatus. Die Gallier wurden in die Flucht geschlagen und bald darauf vom Diktator Gaius Sulpicius auch besiegt. Nicht viel später wurden von Gaius Marcius die Etrusker besiegt und 8.000 Gefangene von ihnen zum Triumphzug geführt. 6. (1) Wieder wurde eine Schatzung durchgeführt, und weil die Latiner, die von den Römern unterworfen worden waren, keine Soldaten stellen wollten, wurden nur von den Römern Rekruten eingezogen und zehn Legionen gebildet, eine Vorgehensweise, die 60.000 Waffenträger oder mehr ergab; obwohl damals die römische Macht noch gering war, war die militärische Kampfkraft doch so groß. (2) Nachdem diese (sc. Legionen) unter dem Anführer Lucius Furius gegen die Gallier ausgezogen waren, forderte einer der Gallier von den Römern einen, der der Beste sei, heraus. (3) Daraufhin bot sich der Militärtribun Marcus Valerius an; und nachdem er in Waffen vorgetreten war, ließ sich ein Rabe auf seiner rechten Schulter nieder. (4) Dann begann er den Kampf gegen den Gallier, und der nämliche Rabe schlug mit Flügeln und Krallen auf die Augen des Galliers ein, damit dieser nicht geradeaus sehen konnte. So vom Tribunen Valerius getötet, verlieh er ihm nicht nur den Sieg, sondern auch den Namen: Denn hernach wurde jener Corvinus genannt. Und aufgrund dieses Verdienstes wurde er im Alter von 23 Jahren zum Konsul erhoben. 7. (1) Die Latiner, welche keine Soldaten hatten stellen wollen, fingen an auch noch von den Römern zu verlangen, dass der eine Konsul aus ihrem Volk, der andere aus dem der Römer gewählt werde. (2) Nachdem dies abgelehnt worden war, wurde der Krieg gegen sie aufgenommen und sie wurden in einer gewaltigen Schlacht bezwungen; und über diese völlig Unterworfenen wurde triumphiert. Statuen wurden für die Konsuln wegen des Verdiensts ihres Sieges auf den Rostra aufgestellt. (3) In diesem Jahr wurde auch Alexandreia von Alexander dem Makedonen gegründet.

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8. (1) iam Romani potentes esse coeperunt. bellum enim in centesimo et tricesimo fere miliario ab urbe apud Samnitas gerebatur, qui medii sunt inter Picenum, Campaniam et Apuliam. (2) L. Papirius Cursor cum honore dictatoris ad id bellum profectus est. qui cum Romam rediret, Q. Fabio Maximo magistro equitum, quem apud exercitum reliquit, praecepit, ne se absente pugnaret. (3) ille occasione reperta felicissime dimicavit et Samnitas delevit. ob quam rem a dictatore capitis damnatus, quod se vetante pugnasset, ingenti favore militum et populi liberatus est tanta Papirio seditione commota, ut paene ipse interficeretur. 9. (1) postea Samnites Romanos T. Veturio et Sp. Postumio consulibus ingenti dedecore vicerunt et sub iugum miserunt. pax tamen a senatu et populo soluta est, quae cum ipsis propter necessitatem facta fuerat. postea Samnites victi sunt a L. Papirio consule, septem milia eorum sub iugum missa. Papirius de Samnitibus triumphavit. (2) eo tempore Ap. Claudius censor aquam Claudiam induxit et viam Appiam stravit. Samnites reparato bello Q. Fabium Maximum vicerunt tribus milibus hominum occisis. postea, cum pater ei Fabius Maximus legatus fuisset, et Samnitas vicit et plurima ipsorum oppida cepit. (3) deinde P. Cornelius Rufinus M’. Curius Dentatus, ambo consules, contra Samnitas missi ingentibus proeliis eos confecere. (4) tum bellum cum Samnitibus per annos quadraginta novem actum sustulerunt: neque ullus hostis fuit intra Italiam, qui Romanam virtutem magis fatigaverit. 10. interiectis aliquot annis iterum se Gallorum copiae contra Romanos Tuscis Samnitibusque iunxerunt, sed, cum Romam tenderent, a Cn. Cornelio Dolabella consule deletae sunt. 11. (1) eodem tempore Tarentinis, qui iam in ultima Italia sunt, bellum indictum est, quia legatis Romanorum iniuriam fecissent. hi Pyrrum, Epiri regem, contra Romanos auxilium poposcerunt, qui ex 1 coeperant CIMPa V Paul. 2 et tricesimo fere G CIMPa Paul. : ferme et tricesimo VLOA 3 L. om. VLO Paean. 4 est G CIMPa Paul. : erat VLO Q 5 rediret Duncker : redisset codd. 12 et om. VLOA 15 Papirius ⟨primus⟩ Duncker, duce Paean. (πρῶτοϲ) 18 ei post legatus transpos. VLO | legatus Ga.c.F CIMPa : legatus datus Gp.c. A Q Paul. : legatus ei datus VLO 25 a om. G CIMPa 26 deletae G Paul. : deleti CIMPa VA : delicti LO

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8. (1) Nun fingen die Römer an, mächtig zu sein. Ein Krieg wurde nämlich etwa 130 Meilen (ca. 192 km) von der Stadt entfernt bei den Samniten geführt, die sich in der Mitte zwischen Picenum, Kampanien und Apulien befinden. (2) Lucius Papirius Cursor zog mit der Amtswürde eines Diktators zu diesem Krieg aus. Als er nach Rom zurückkehrte, wies er seinen Magister equitum Quintus Fabius Maximus, den er beim Heer zurückließ, an, dass er nicht während seiner Abwesenheit kämpfe. (3) Als sich jedoch eine günstige Gelegenheit bot, kämpfte jener äußerst glücklich und vernichtete die Samniten. Deshalb wurde er vom Diktator zum Tode verurteilt, weil er trotz seines Verbots gekämpft habe, aber wegen seiner großen Popularität bei den Soldaten und beim Volk wurde er freigelassen, weil ein so großer Aufstand gegen Papirius ausgebrochen war, dass dieser selbst beinahe getötet worden wäre. 9. (1) Später brachten die Samniten den Römern unter dem Konsulat des Titus Veturius und Spurius Postumius eine schmachvolle Niederlage bei und schickten sie unter das Joch. Die Friedensvereinbarung, die mit ihnen nur aus Zwang geschlossen worden war, wurde jedoch von Senat und Volk aufgehoben. Danach wurden die Samniten vom Konsul Lucius Papirius besiegt und 7.000 von ihnen unters Joch geschickt. Papirius triumphierte über die Samniten. (2) Zu dieser Zeit ließ der Zensor Appius Claudius die claudische Wasserleitung nach Rom legen und die Via Appia anlegen. Die Samniten schlugen, nachdem der Krieg wieder aufgenommen worden war, Quintus Fabius Maximus, wobei 3.000 Menschen getötet wurden. Später, nachdem ihm sein Vater Fabius Maximus als Legat beigegeben worden war, schlug er die Samniten und nahm die meisten ihrer Städte ein. (3) Darauf wurden Publius Cornelius Rufinus und Manius Curius Dentatus, die beiden Konsuln, gegen die Samniten geschickt und rieben sie in gewaltigen Schlachten auf. (4) Damals legten sie den Krieg bei, der mit den Samniten 49 Jahre lang geführt worden war: Es gab keinen Feind innerhalb Italiens, der der römischen Tapferkeit mehr zu schaffen gemacht hätte. 10. Als einige Jahre verstrichen waren, schlossen sich wiederum Truppen der Gallier mit den Etruskern und Samniten gegen die Römer zusammen, aber noch während sie nach Rom eilten, wurden sie vom Konsul Gnaeus Cornelius Dolabella vernichtet. 11. (1) Zur selben Zeit wurde den Tarentinern, die ganz am Rande Italiens wohnen, der Krieg erklärt, weil sie römischen Gesandten eine Beleidigung zugefügt hätten. Diese erbaten von Pyrrhus, dem König

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genere Achillis originem trahebat. is mox ad Italiam venit; tumque primum Romani cum transmarino hoste dimicaverunt. (2) missus est contra eum consul P. Valerius Laevinus. qui cum exploratores Pyrri cepisset, iussit eos per castra duci, ostendi omnem exercitum tumque dimitti, ut renuntiarent Pyrro, quaecum⟨que a⟩ Romanis agerentur. commissa mox pugna, cum iam Pyrrus fugeret, elephantorum auxilio vicit, quos incognitos Romani expaverunt. (3) sed nox proelio finem dedit; Laevinus tamen per noctem fugit, Pyrrus Romanos mille octingentos cepit et eos summo honore tractavit, occisos sepelivit. quos cum adverso vulnere et truci vultu etiam mortuos iacere vidisset, tulisse ad caelum manus dicitur cum hac voce: se totius orbis dominum esse potuisse, si tales sibi milites contigissent. 12. (1) postea Pyrrus coniunctis sibi Samnitibus, Lucanis, Brittiis Romam perrexit, omnia ferro ignique vastavit, Campaniam populatus est atque ad Praeneste venit miliario ab urbe octavo decimo. (2) mox terrore exercitus, qui eum cum consule sequebatur, in Campaniam se recepit. legati ad Pyrrum de redimendis captivis missi ab eo honorifice suscepti sunt, captivos sine pretio Romam misit. (3) unum ex legatis Romanorum Fabricium sic admiratus, cum eum pauperem esse cognovisset, ut quarta parte regni promissa sollicitare voluerit, ut ad se transiret; contemptusque est a Fabricio. (4) quare, cum Pyrrus Romanorum ingenti admiratione teneretur, legatum misit, qui pacem aequis condicionibus peteret, praecipuum virum, Cineam nomine, ita ut Pyrrus partem Italiae, quam iam armis occupaverat, obtineret. 13. (1) pax displicuit: remandatum Pyrro est a senatu eum cum Romanis, nisi ex Italia recessisset, pacem habere non posse. (2) tum Romani iusserunt captivos omnes, quos Pyrrus reddiderat, infames 5 quaecum⟨que a⟩ Vinetus : quae cum codd. : quaecum⟨que⟩ Santini 11 potuisse om. VLOA 15 praenestem GF 16 eum om. VLOA 17 redimendis om. Ga.c.F CIMPa S missi om. VLO

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von Epirus, der seine Abstammung vom Geschlecht des Achilles herleitete, Hilfe gegen die Römer. Dieser kam daraufhin nach Italien; und damals kämpften die Römer zum ersten Mal mit einem Feind aus Übersee. (2) Ausgesandt wurde gegen ihn der Konsul Publius Valerius Laevinus. Nachdem dieser Späher des Pyrrhus gefangen genommen hatte, ließ er sie durch das Lager führen, ihnen das gesamte Heer zeigen und sie dann wegschicken, damit sie Pyrrhus alles berichteten, was von den Römern gemacht wurde. In der bald darauf begonnenen Schlacht siegte Pyrrhus, als er sich schon zur Flucht wandte, durch die Hilfe von Elefanten, vor denen die Römer Angst hatten, weil sie ihnen unbekannt waren. (3) Aber die Nacht machte dem Gefecht ein Ende. Trotzdem floh Laevinus bei Nacht; Pyrrhus nahm 1.800 Römer gefangen und behandelte sie mit höchster Ehre; die Gefallenen ließ er bestatten. Als er diese mit Verwundungen an der Vorderseite und auch noch im Tode mit trotziger Miene liegen sah, soll er seine Hände mit folgendem Ausruf zum Himmel erhoben haben: Er hätte Herr der ganzen Welt sein können, wenn ihm solche Soldaten zur Verfügung gestanden hätten. 12. (1) Später drang Pyrrhus, nachdem sich die Samniten, Lucaner und Bruttier mit ihm verbündet hatten, nach Rom vor, verheerte alles mit Eisen und Feuer, verwüstete Kampanien und gelangte nach Praeneste, 18 Meilen (ca. 27 km) von der Stadt entfernt. (2) Aus Furcht vor der Streitmacht, die ihm mit dem Konsul nachsetzte, zog er sich bald nach Kampanien zurück. Die Boten, die zu Pyrrhus zwecks Rückkauf der Gefangenen geschickt wurden, wurden von ihm in Ehren empfangen, die Gefangenen schickte er ohne Lösegeld nach Rom zurück. (3) Einen der römischen Gesandten, Fabricius, bewunderte er so sehr, dass er, nachdem er erfahren hatte, dass er arm sei, ihm den vierten Teil seines Reichs versprach und ihn so verleiten wollte, zu ihm überzugehen; aber er wurde von Fabricius mit Missachtung gestraft. (4) Weil daher Pyrrhus von gewaltiger Bewunderung für die Römer ergriffen war, schickte er einen Gesandten, der Frieden zu gleichen Bedingungen fordern sollte – einen vorzüglichen Mann namens Kineas –, nämlich so, dass Pyrrhus den Teil Italiens, den er bereits mit Waffen erobert hatte, besitzen solle. 13. (1) Das Friedensangebot stieß auf Missbilligung und dem Pyrrhus wurde vom Senat geantwortet, dass er mit den Römern keinen Frieden haben könne, wenn er sich nicht zuvor aus Italien zurückgezogen habe. (2) Dann befahlen die Römer, dass alle Gefangenen, die Pyrrhus

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haberi, quod armati capi potuissent, nec ante eos ad veterem statum reverti, quam si binorum hostium occisorum spolia retulissent. ita legatus Pyrri reversus est. (3) a quo cum quaereret Pyrrus, qualem Romam comperisset, Cineas dixit regum se patriam vidisse; scilicet tales illic fere omnes esse, qualis unus Pyrrus apud Epirum et reliquam Graeciam putaretur. (4) missi sunt contra Pyrrum duces P. Sulpicius et Decius Mus consules. certamine commisso Pyrrus vulneratus est, elephanti interfecti, viginti milia caesa hostium et ex Romanis tantum quinque milia; Pyrrus Tarentum fugatus. 14. (1) interiecto anno contra Pyrrum Fabricius est missus, qui prius inter legatos sollicitari non potuerat quarta regni parte promissa. (2) tum, cum vicina castra ipse et rex haberent, medicus Pyrri nocte ad eum venit promittens veneno se Pyrrum occisurum, si sibi aliquid polliceretur. quem Fabricius vinctum reduci iussit ad dominum Pyrroque dici quae contra caput eius medicus spopondisset. tum rex admiratus eum dixisse fertur: (3) „ille est Fabricius, qui difficilius ab honestate quam sol a cursu suo averti potest.“ tum rex ad Siciliam profectus est. Fabricius victis Lucanis et Samnitibus triumphavit. (4) consules deinde M’. Curius Dentatus et Cornelius Lentulus adversum Pyrrum missi sunt. Curius contra eum pugnavit, exercitum eius cecidit, ipsum Tarentum fugavit, castra cepit. (5) ea die caesa hostium viginti tria milia. Curius in consulatu triumphavit. primus Romam elephantos quattuor duxit. Pyrrus etiam a Tarento mox recessit et apud Argos Graeciae civitatem occisus est. 15. C. Fabio Licinio C. Claudio Canina consulibus, anno urbis conditae quadringentesimo sexagesimo primo, legati Alexandrini a Ptolomaeo missi Romam venere et a Romanis amicitiam, quam petierant, obtinuerunt. 16. Q. Ogulnio C. Fabio Pictore consulibus Picentes bellum commovere et ab insequentibus consulibus P. Sempronio Ap. Claudio victi sunt 1 quod – potuissent Gp.c. Q Paul. : potuissent Ga.c. : quod armati capti fuissent VLOA : qui se armis defendere potuissent S CIMPa 2 si binorum Merula : sibi notorum GF CIMPa Q Paul. (cf. Paean. διεγνωϲμένων) : sabinorum VLOA 5 ferme VLOA | esse om. VLOA 7 mus Gp.c. : numinius L : mummius VOA : om. Ga.c. CIMPa Paul. Paean. 9 tarentum CIM VLOA Paul. : tamen GF : tum Pa 11 potuerat VLOA : poterat GF CIMPa Paul. : potuit Q 19 Manius om. GF CIMPa Paul. 26 alexandrini G CIMPa VA Paul. : alexandria LO (cf. Paean. ἀπὸ τῆϲ Ἀλεξανδρείαϲ) 29 Ogulnio Sylburg : gulinio GF (cf. Paean. Κυλληνίου) : gallinio CIPa : gallino M : galinio S : culnio LOA : gulone Paul. : om. V

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zurückgegeben hatte, als Ehrlose gelten sollten, weil man sie in Waffen hatte gefangen nehmen können, und dass sie nicht eher in den alten Stand zurückkehren dürften, als bis sie die erbeuteten Rüstungen von je zwei getöteten Feinden zurückbrächten. So kehrte der Gesandte des Pyrrhus zurück. (3) Als Pyrrhus ihn fragte, wie er Rom wahrgenommen habe, sagte Kineas, er habe ein Vaterland von Königen gesehen; denn dort seien fast alle so, wie Pyrrhus als Einziger in Epirus und dem übrigen Griechenland angesehen werde. (4) Als Heerführer gegen Pyrrhus wurden die Konsuln Publius Sulpicius und Decius Mus ausgeschickt. In der Schlacht wurde Pyrrhus verwundet, die Elefanten getötet, 20.000 Feinde erschlagen und auf Seiten der Römer nur 5.000; Pyrrhus wurde zur Flucht nach Tarent genötigt. 14. (1) Nachdem ein Jahr verstrichen war, wurde Fabricius gegen Pyrrhus ausgesandt, der zuvor unter den Gesandten nicht hatte verführt werden können, obwohl ihm ein Viertel des Reichs versprochen worden war. (2) Damals, als er selbst und der König ihre Lager dicht beeinander hatten, kam nachts Pyrrhus’ Arzt zu ihm und versprach, er werde Pyrrhus mit Gift töten, wenn er ihm etwas dafür verspreche. Diesen befahl Fabricius zu fesseln, zu seinem Herrn zurückzuführen und Pyrrhus zu melden, was der Arzt gegen sein Leben zu unternehmen versprochen habe. Darauf soll der König voll Bewunderung für ihn gesagt haben: (3) „Das ist Fabricius, der schwieriger von seiner Ehre abzubringen ist als die Sonne von ihrem Lauf.“ Darauf reiste der König nach Sizilien. Fabricius besiegte die Lucaner und Samniten und triumphierte über sie. (4) Danach wurden die Konsuln Manius Curius Dentatus und Cornelius Lentulus gegen Pyrrhus geschickt. Curius kämpfte gegen ihn, machte sein Heer nieder, schlug ihn selbst in die Flucht nach Tarent und nahm sein Lager ein. (5) An diesem Tag wurden 23.000 Feinde getötet. Curius triumphierte während seines Konsulats. Als Erster brachte er vier Elefanten nach Rom. Pyrrhus zog sich bald auch aus Tarent zurück und wurde in Argos, einer Stadt in Griechenland, getötet. 15. Unter dem Konsulat des Gaius Fabius Licinius und Gaius Claudius Canina, im 461. Jahr nach Gründung der Stadt, kamen alexandrinische Gesandte, geschickt von Ptolemaios, nach Rom und erhielten von den Römern die Freundschaft, um die sie gebeten hatten. 16. Unter dem Konsulat des Quintus Ogulnius und Gaius Fabius Pictor fingen die Pikenter einen Krieg an; sie wurden von den nachfolgenden Konsuln Publius Sempronius und Appius Claudius

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et de his triumphatum est. conditae a Romanis civitates Ariminus in Gallia et Beneventum in Samnio. 17. M. Atilio Regulo L. Iulio Libone consulibus Sallentinis in Apulia bellum indictum est captique sunt cum civitate simul Brundisini et de his triumphatum est. 18. (1) anno quadringentesimo septuagesimo septimo cum iam clarum urbis Romae nomen esset, arma tamen extra Italiam mota non fuerant. (2) ut igitur cognosceretur, quae copiae Romanorum essent, census est habitus. inventa sunt civium capita ducenta nonaginta duo milia trecenta triginta quattuor, quamquam a condita urbe numquam bella cessassent. et contra Afros bellum susceptum est primum Ap. Claudio Q. Fulvio consulibus. in Sicilia contra eos pugnatum est et Ap. Claudius de Afris et rege Siciliae Hierone triumphavit. 19. (1) insequenti anno Valerio Marco et Otacilio ⟨Crasso⟩ consulibus in Sicilia a Romanis res magnae gestae sunt. Tauromenitani, Catinenses et praeterea quinquaginta civitates in fidem acceptae. (2) tertio anno in Sicilia contra Hieronem regem Siculorum bellum paratum est. cum omni nobilitate Syracusanorum pacem a Romanis impetravit deditque argenti ducenta talenta. (3) Afri in Sicilia victi sunt et de his secundo Romae triumphatum est. 20. (1) quinto anno Punici belli, quod contra Afros gerebatur, primum Romani C. Duillio et Cn. Cornelio Asina consulibus in mari dimicaverunt paratis navibus rostratis, quas Liburnas vocant. (2) consul Cornelius fraude deceptus est. Duillius commisso proelio Carthaginiensium ducem vicit, triginta et unam naves cepit, quattuordecim mersit, septem milia hostium cepit, tria milia occidit. neque ulla victoria Romanis gratior fuit, quod invicti terra iam etiam mari plurimum possent. (3) C. Aquilio Floro L. Scipione consulibus Scipio Corsicam et Sardiniam vastavit, multa milia inde captivorum adduxit, triumphum egit. 1 ariminus codd. (cf. Paean. Ἀρίμινοϲ) : Ariminum Schoonhoven 3 iulio Paul. : iunio VLOA Paean. (Ἰουνίου) : ianio GF CIMPa S 4 et om. VLOA 9 inventa Ga.c.F CIMPa : tum inventa Gp.c.LOA D Paul. Q : tunc inventa V 11 bello VLOA 13 et rege om. Ga.c. CIMPaa.c. 14 ⟨Crasso⟩ Schulze, duce Paean. (Ὠτακίλιοϲ Κράϲοϲ) 17 sq. contra – pacem om. V 17 regem Siculorum om. LOA | paratum Fmarg. CIMPa LOA Paul. : gestum Ftext. : paratum gestum G 21 gerebatur G CIMPa Paul. : agebatur VLOA 25 navem GF 29 vastavit GF VLOA Paul. : vicit CIMPa 29 sq. triumphum egit G VLOA Paul. : triumphavit CIMPa

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besiegt und über sie wurde triumphiert. Von den Römern wurden die Städte Ariminus in Gallien und Beneventum in Samnium gegründet. 17. Unter dem Konsulat des Marcus Atilius Regulus und Lucius Iulius Libo wurde den Sallentinern in Apulien der Krieg erklärt; und die Brundisiner wurden samt ihrer Stadt gefangen genommen und über sie wurde triumphiert. 18. (1) Obzwar der Name der Stadt Rom im 477. Jahr schon berühmt war, waren dennoch keine Kriege außerhalb Italiens geführt worden. (2) Damit nun in Erfahrung gebracht wurde, wie die Truppenstärke Roms war, wurde eine Schatzung vorgenommen. Es wurden 292.334 Bürgerhäupter vorgefunden, obwohl seit Gründung der Stadt die Kriege nie aufgehört hatten. Und mit dem ersten Krieg gegen die Afrikaner wurde unter dem Konsulat des Appius Claudius und Quintus Fulvius begonnen. In Sizilien wurde gegen sie gekämpft und Appius Claudius triumphierte über die Afrikaner und über Siziliens König Hieron. 19. (1) Im folgenden Jahr, unter dem Konsulat des Valerius Marcus und Otacilius ⟨Crassus⟩, wurden in Sizilien von den Römern Großtaten vollbracht. Tauromenion, Katane und 50 weitere Städte wurden in die Schutzherrschaft aufgenommen. (2) Im dritten Jahr wurde in Sizilien der Krieg gegen Hieron, den König der Siculer, vorbereitet. Er erwirkte mit dem gesamten Adel von Syrakus Frieden von den Römern und zahlte ihnen 200 Talente (ca. 5,2 t) Silber. (3) Die Afrikaner wurden in Sizilien besiegt und über sie zum zweiten Mal in Rom triumphiert. 20. (1) Im fünften Jahr des Punischen Kriegs, der gegen die Afrikaner geführt wurde, kämpften die Römer unter dem Konsulat des Gaius Duilius und Gnaeus Cornelius Asina erstmals auf dem Meer, nachdem sie Schiffe mit Rammspornen gerüstet hatten, die man Liburnen nennt. (2) Der Konsul Cornelius wurde durch eine List getäuscht. Duilius besiegte in der Schlacht den Feldherrn der Karthager, erbeutete 31 Schiffe, versenkte 14, nahm 7.000 Feinde gefangen und tötete 3.000. Kein Sieg ist den Römern je willkommener gewesen, weil sie, bereits zu Lande unbesiegt, jetzt auch zur See die größte Macht hatten. (3) Unter dem Konsulat des Gaius Acilius Florus und Lucius Scipio verwüstete Scipio Korsika und Sardinien, brachte von dort viele tausend Gefangene mit und feierte einen Triumphzug.

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21. (1) L. Manlio Vulsone M. Atilio Regulo consulibus bellum in Africam translatum est. contra Hamilcarem Carthaginiensium ducem in mari pugnatum victusque est. nam perditis sexaginta quattuor navibus retro se recepit. Romani viginti duas amiserunt. (2) sed cum in Africam transissent, primam Clypeam Africae civitatem in deditionem acceperunt. consules usque ad Carthaginem processerunt multisque vastatis Manlius victor Romam rediit et viginti septem milia captivorum reduxit, Atilius Regulus in Africa remansit. is contra Afros aciem instruxit. (3) contra tres Carthaginiensium duces dimicans victor fuit, decem et octo milia hostium cecidit, quinque milia cum decem et octo elephantis cepit, septuaginta quattuor civitates in fidem accepit. (4) tum victi Carthaginienses pacem a Romanis petiverunt. quam cum Regulus nollet nisi durissimis condicionibus dare, Afri auxilium a Lacedaemoniis petiverunt. et duce Xanthippo, qui a Lacedaemoniis missus fuerat, Romanorum dux Regulus victus est ultima pernicie. (5) nam duo milia tantum hominum ex omni Romano exercitu refugerunt, quingenti cum imperatore Regulo capti sunt, triginta milia occisa, Regulus ipse in catenas coniectus. 22. (1) M. Aemilio Paulo Ser. Fulvio Nobiliore consulibus ambo Romani consules ad Africam profecti sunt cum trecentarum navium classe. primum Afros navali certamine superant. (2) Aemilius consul centum et quattuor naves hostium demersit, triginta cum pugnatoribus cepit, quindecim milia hostium aut occidit aut cepit, militem suum ingenti praeda ditavit. et subacta Africa tunc fuisset, nisi quod tanta fames erat, ut diutius exercitus expectare non posset. (3) consules cum victrici classe redeuntes circa Siciliam naufragium passi sunt et tanta tempestas fuit, ut ex quadringentis sexaginta quattuor navibus octoginta servari potuerint; neque ullo tempore tanta maritima tempestas audita est. Romani tamen statim ducentas naves reparaverunt neque in aliquo animus his infractus fuit. 2 hamilcarem regem GF CIa.c.MPa 6 usque om. Ga.c. CIMPaa.c. | vastatis ⟨oppidis⟩ Sylburg : ⟨castellis⟩ vastatis Eussner, duce Paean. (πᾶν δὲ ὃ διῆλθον ἐκπολιορκήϲαντεϲ) 16 hominum om. Ga.c.F CIMPa | omni om. Ga.c.F | romano CIMPa VLOA D Paul. : romanorum I : om. GF Paean. | refugerunt G VLOA Paul. : remanserunt CIMPa 19 servio VLOA Paul. : servilio GF CIMPa (cf. Paean. Ἑρβίλιοϲ) 27 navibus ⟨tantum⟩ Rühl, duce Paean. (μόναϲ ἀθλίωϲ) 29 ducentas G CIMPa Paul. : et VLO : om. A

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21. (1) Unter dem Konsulat des Lucius Manlius Vulso und Marcus Atilius Regulus wurde der Krieg nach Africa hinübergebracht. Gegen Hamilkar, den Feldherrn der Karthager, kämpfte man zur See, und er wurde besiegt. Denn nachdem er 64 Schiffe verloren hatte, zog er sich zurück. Die Römer büßten 22 ein. (2) Nachdem sie aber nach Africa übergesetzt hatten, nahmen sie als erstes die Unterwerfung von Clypea, einer Stadt Africas, an. Die Konsuln drangen bis Karthago vor, und nach vielerlei Verwüstung kehrte Manlius siegreich nach Rom zurück und brachte 27.000 Gefangene mit; Atilius Regulus blieb in Africa zurück. Dieser brachte das Heer gegen die Afrikaner in Stellung. (3) Im Kampf gegen drei karthagische Heerführer war er Sieger, tötete 18.000 Feinde, nahm 5.000 gefangen zusammen mit 18 Elefanten und nahm 74 Städte in die Schutzherrschaft auf. (4) Daraufhin baten die besiegten Karthager die Römer um Frieden. Weil Regulus diesen aber nur zu härtesten Bedingungen gewähren wollte, baten die Afrikaner die Lakedämonier um Hilfe. Unter Führung des Xanthippos, der von den Lakedämoniern geschickt worden war, wurde der Heerführer der Römer, Regulus, völlig vernichtend geschlagen. (5) Denn aus dem ganzen römischen Heer entkamen nur 2.000 Männer, 500 wurden mit dem Feldherrn Regulus gefangen genommen, 30.000 getötet und Regulus selbst in Ketten gelegt. 22. (1) Unter dem Konsulat des Marcus Aemilius Paulus und Servius Fulvius Nobilior brachen beide römischen Konsuln mit einer Flotte von 300 Schiffen nach Africa auf. Zunächst bezwangen sie die Afrikaner in einer Seeschlacht. (2) Der Konsul Aemilius versenkte 104 feindliche Schiffe, erbeutete 30 mit ihren Kämpfern, 15.000 Feinde tötete er oder nahm sie gefangen, seine Soldaten beschenkte er mit reicher Beute. Damals wäre Africa unterworfen gewesen, wenn nicht so große Hungersnot geherrscht hätte, dass das Heer nicht länger abwarten konnte. (3) Die Konsuln erlitten bei der Rückkehr mit der siegreichen Flotte vor Sizilien Schiffbruch, und der Sturm war so groß, dass von 464 Schiffen nur 80 gerettet werden konnten; zu keiner Zeit hat man je von einem so großen Seesturm gehört. Die Römer bauten dennoch sofort wieder 200 Schiffe, und bei keinem war der Mut durch diese Ereignisse gebrochen.

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23. (1) Cn. Servilius Caepio C. Sempronius Blaesus consules cum ducentis sexaginta navibus ad Africam profecti sunt. aliquot civitates ceperunt. (2) praedam ingentem reducentes naufragium passi sunt. itaque, cum continuae calamitates Romanis displicerent, decrevit senatus, ut a maritimis proeliis recederetur et tantum sexaginta naves ad praesidium Italiae salvae essent. 24. (1) L. Caecilio Metello C. Furio Placido consulibus Metellus in Sicilia Afrorum ducem cum CXXX elephantis et magnis copiis venientem superavit, viginti milia hostium cecidit, sex et viginti elephantos cepit, reliquos errantes per Numidas, quos in auxilium habebat, collegit et Romam deduxit ingenti pompa, cum CXXX elephantorum numerus omnia itinera compleret. (2) post haec mala Carthaginienses Regulum ducem, quem ceperant, petiverunt, ut Romam proficisceretur et pacem a Romanis obtineret ac permutationem captivorum faceret. 25. (1) ille Romam cum venisset, inductus in senatum nihil quasi Romanus egit dixitque se ex illa die, qua in potestatem Afrorum venisset, Romanum esse desisse. (2) itaque et uxorem a complexu removit et senatui suasit, ne pax cum Poenis fieret. illos enim fractos tot casibus spem nullam habere; tanti non esse, ut tot milia captivorum propter unum se et senem et paucos, qui ex Romanis capti fuerant, redderentur. itaque obtinuit. nam Afros pacem petentes nullus admisit. (3) ipse Carthaginem rediit offerentibusque Romanis, ut eum Romae tenerent, negavit se in ea urbe mansurum, in qua, postquam Afris servierat, dignitatem honesti civis habere non posset. regressus igitur ad Africam omnibus suppliciis extinctus est. 26. (1) P. Claudio Pulchro C. Iunio consulibus Claudius contra auspicia pugnavit et a Carthaginiensibus victus est. nam ex ducentis et viginti navibus cum triginta fugit, nonaginta cum pugnatoribus captae sunt, demersae ceterae. (2) alius quoque consul naufragio classem amisit, exercitum tamen salvum habuit, quia vicina litora erant. 1 caepio CIMPa LOA D : scaepio Ga.c. (cf. Paean. Ϲκηπίων) : scipio Gp.c. : coepio Paul. 9 viginti1 VLOA Paul. Paean. (ἓξ καὶ εἴκοϲι) : ducenta GF CIMPaa.c. 11 CXXX CIMPa VLOA Paul. : XXX Ga.c.F : tantus Gp.c. 17 esse desisse G CIMPa A Paul. (-sset D) : non esse dixisse LO (-sset V) | a om. F CIp.c.MPa 19 tanti GF Paul. : se tanti CIMPa LOA : sed tanti V 20 unum se et senem codd. (cf. Suda ρ 126 ἀνδρὸϲ ἑνὸϲ μόνου καὶ ἤδη γηραιοῦ) : unum se Baumgarten-Crusius : unum senem dub. Droysen 26 caio VLOA Paul. Paean. (Γάϊοϲ), cf. Oros. hist. 4,10,3 : cnaeo GF CIMPa : Lucio Merula 27 ducentis G CIMPa Paul. : CCCC VLOA : quattuor CCCC V

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23. (1) Die Konsuln Gnaeus Servilius Caepio und Gaius Sempronius Blaesus brachen mit 260 Schiffen nach Africa auf. Sie nahmen einige Städte ein. (2) Als sie die reiche Beute zurückbrachten, erlitten sie Schiffbruch. Daher, weil den Römern die fortwährenden Unglücksfälle missfielen, beschloss der Senat, dass man von Seeschlachten ablassen und nur 60 Schiffe zum Schutze Italiens erhalten solle. 24. (1) Unter dem Konsulat des Lucius Caecilius Metellus und Gaius Furius Placidus besiegte Metellus auf Sizilien den Feldherrn der Afrikaner, der mit 130 Elefanten und starken Truppenverbänden kam, tötete 20.000 Feinde und erbeutete 26 Elefanten; die übrigen, die unter den Numidern, die er zur Hilfe hatte, umherirrten, ließ er zusammentreiben und führte sie nach Rom in einem gewaltigen Festzug, da eine Zahl von 130 Elefanten alle Straßen erfüllte. (2) Nach diesen Übeln wandten sich die Karthager an den Feldherrn Regulus, den sie gefangen hatten, mit der Bitte, nach Rom zu reisen, Frieden von den Römern zu erwirken und einen Gefangenenaustausch zu arrangieren. 25. (1) Nachdem jener nach Rom gekommen war, wurde er in den Senat geführt und benahm sich dort, als sei er gar kein Römer, und er sagte, dass er seit jenem Tag, an dem er in die Gewalt der Afrikaner geraten sei, aufgehört habe, Römer zu sein. (2) Darum entzog er sich sogar der Umarmung seiner Frau und riet dem Senat, keinen Frieden mit den Puniern zu schließen. Denn jene seien von so vielen Wechselfällen gebrochen und hätten keine Hoffnung; das sei es nicht wert, dass so viele tausend Gefangene seinetwegen, der ein einzelner und ein Greis sei, und um der wenigen willen, die auf Seiten der Römer gefangen waren, zurückgegeben würden. Und so setzte er es durch. Denn als die Afrikaner um Frieden baten, ließ sie keiner vor. (3) Er selbst kehrte nach Karthago zurück, und als die Römer ihm anboten, ihn in Rom zu behalten, sagte er, er werde nicht in dieser Stadt bleiben, in der er, nachdem er bei den Afrikanern Sklave gewesen sei, die Würde eines ehrbaren Bürgers nicht haben könnte. Also kehrte er nach Africa zurück und wurde mit jeglicher Form der Marter umgebracht. 26. (1) Unter dem Konsulat des Publius Claudius Pulcher und Gaius Iunius kämpfte Claudius trotz widriger Vorzeichen und wurde von den Karthagern besiegt. Denn er floh mit 30 von 220 Schiffen, 90 wurden mit den Kämpfern erbeutet und die übrigen versenkt. (2) Auch der andere Konsul verlor seine Flotte in einem Schiffbruch, das Heer konnte er jedoch unversehrt erhalten, weil die Küsten nahe waren.

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27. (1) C. Lutatio Catulo A. Postumio Albino consulibus, anno belli Punici vicesimo et tertio, a Catulo bellum contra Afros commissum est. profectus est cum trecentis navibus in Siciliam; Afri contra ipsum quadringentas paraverunt. (2) numquam in mari tantis copiis pugnatum est. Lutatius Catulus navem aeger ascendit; vulneratus enim in pugna superiore fuerat. contra Lilybaeum civitatem Siciliae pugnatum est ingenti virtute Romanorum. (3) nam LXIII Carthaginiensium naves captae sunt, CXXV demersae, XXXII milia hostium capta, XIII milia occisa, infinitum auri, argenti, praedae in potestatem Romanorum redactum. ex classe Romana XII naves demersae. pugnatum est VI Idus Martias. (4) statim pacem Carthaginienses petiverunt tributaque est his pax. captivi Romanorum, qui tenebantur a Carthaginiensibus, redditi sunt. etiam Carthaginienses petiverunt, ut redimi eos captivos liceret, quos ex Afris Romani tenebant. senatus iussit sine pretio eos dari, qui in publica custodia essent; qui autem a privatis tenerentur, ut pretio dominis reddito Carthaginem redirent atque id pretium ex fisco magis quam a Carthaginiensibus solveretur. 28. Q. Lutatius A. Manlius consules creati sunt. bellum Faliscis intulerunt, quae civitas Italiae opulenta quondam fuit. quod ambo consules intra sex dies, quam venerant, transegerunt XV milibus hostium caesis, ceteris pace concessa, agro tamen ex medietate sublato. 2 a om. Gp.c. LO 7 LXIII Droysen, duce Oros. hist. 4,10,7 : LXXIII GF CIMPa A Paul. : LXII VLO : ἑξήκοντα Paean. 8 CXXV Gp.c. VLOA : XXV Ga.c.F CIMPa S Paul. | XXXII G CIMPa Paul. : XXII VLO : XXIII A | hostium CIMPa VLOA Paul. : hominum Ga.c.F 8 sq. XIII milia occisa G CIM Paul. : XII milia occisa F : XII occisa Pa : et occisa XIII milia VLOA 9 romanorum VLOA Paul. : romanum Ga.c. : romanam Gp.c. CIMPa 18 sunt om. G CIMPa

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27. (1) Unter dem Konsulat des Gaius Lutatius Catulus und Aulus Postumius Albinus, im 23. Jahr des Punischen Kriegs, wurde der Krieg gegen die Afrikaner von Catulus geführt. Er brach mit 300 Schiffen nach Sizilien auf; die Afrikaner stellten gegen ihn 400 auf. (2) Niemals ist zur See mit so großen Truppen gekämpft worden. Lutatius Catulus ging krank an Bord, denn er war in einer vorherigen Schlacht verwundet worden. Gegen Lilybaeum, eine Stadt in Sizilien, wurde mit großer Tapferkeit seitens der Römer gekämpft. (3) Es wurden nämlich 63 karthagische Schiffe erbeutet, 125 versenkt, 32.000 Feinde gefangen genommen, 13.000 getötet und eine Unmenge Gold, Silber und Beute in die Gewalt der Römer gebracht. Von der römischen Flotte wurden zwölf Schiffe versenkt. Gekämpft wurde am 10. März. (4) Sofort baten die Karthager um Frieden und ihnen wurde Friede gewährt. Die römischen Gefangenen, die von den Karthagern festgehalten wurden, wurden zurückgegeben. Die Karthager baten auch darum, dass man ihnen gestatte, die gefangenen Afrikaner zurückzukaufen, die bei den Römern festgehalten wurden. Der Senat befahl, ohne Lösegeld diejenigen zu übergeben, die in öffentlichem Gewahrsam waren; die aber von Privatleuten gehalten wurden, sollten nach Erstattung des Kaufpreises an ihre Herren nach Karthago zurückkehren und dieser Preis solle eher aus der Staatskasse als von den Karthagern beglichen werden. 28. Quintus Lutatius und Aulus Manlius wurden zu Konsuln gewählt. Sie fingen Krieg mit Falerii an, einer Stadt Italiens, die einst wohlhabend war. Diesen Krieg führten beide Konsuln binnen sechs Tagen, nachdem sie gekommen waren, zu Ende, wobei 15.000 Feinde getötet wurden und den Übrigen Friede gewährt wurde, der Landbesitz jedoch zur Hälfte eingezogen wurde.

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1. (1) finito igitur Punico bello, quod per XXIII annos tractum est, Romani iam clarissima gloria noti legatos ad Ptolomaeum Aegypti regem miserunt auxilia promittentes, quia rex Syriae Antiochus bellum ei intulerat. ille gratias Romanis egit, auxilia a Romanis non accepit. iam enim fuerat pugna transacta. (2) eodem tempore potentissimus rex Siciliae Hiero Romam venit ad ludos spectandos et ducenta milia modiorum tritici populo donum exhibuit. 2. L. Cornelio Lentulo Fulvio Flacco consulibus, quibus Hiero Romam venerat, etiam contra Ligures intra Italiam bellum gestum est et de his triumphatum. Carthaginienses tamen bellum reparare temptabant Sardinienses, qui ex condicione pacis Romanis parere debebant, ad rebellandum impellentes. venit tamen Romam legatio Carthaginiensium et pacem impetravit. 3. T. Manlio Torquato C. Atilio Bulco consulibus de Sardis triumphatum est et pace omnibus locis facta Romani nullum bellum habuerunt, quod his post Romam conditam semel tantum Numa Pompilio regnante contigerat. 4. L. Postumius Albinus Cn. Fulvius Centumalus consules bellum contra Illyrios gesserunt et multis civitatibus captis etiam reges in deditionem acceperunt. ac tum primum ex Illyriis triumphatum est. 5. L. Aemilio consule ingentes Gallorum copiae Alpes transierunt. sed pro Romanis tota Italia consensit traditumque est a Fabio historico (fr. 30a B.-W. = FRHist 1 F 21a), qui ei bello interfuit, DCCC milia hominum parata ad id bellum fuisse. sed res per consulem tantum prospere gesta est. XL milia hostium interfecta sunt et triumphus Aemilio decretus. 6. (1) aliquot deinde annis post contra Gallos intra Italiam pugnatum est finitumque bellum M. Claudio Marcello et Cn. Cornelio Scipione consulibus. tum Marcellus cum parva manu equitum dimicavit et regem 1 XXIII I D : XXII Paul. : XXXIII GF : XXXVI C : XXX Pa : XII VLOA | tractum G CIMPa Paul. : factum VLOA : transactum D 4 a Romanis G Pa VLOA : romanis CM : om. Paul. Paean. 6 hieron G CIMPa 8 hieron CIMPa 10 triumphatum est G A Paul. | tamen codd. : tum Vinetus 14 Bulco Droysen, duce Oros. hist. 4,12,2 : vulgo GF CIMPa Paul. : vulsco VLOA (cf. Paean. Βούϲκλου) : Bulbo Sylburg 21 L. om. G CIPa Paul. 24 hominum om. VLO | consulem S : consules GF CIMPa VLOA Paul. 28 finitumque bellum G CIMPa : finito bello VLO : finitoque bello A Paul.

Drittes Buch 1. (1) Nachdem also der Punische Krieg beendet war, der sich 23 Jahre hingezogen hat, schickten die Römer, die damals schon aufgrund ihres überaus strahlenden Ruhms bekannt waren, Gesandte zu Ptolemaios, dem König Ägyptens, und versprachen Hilfstruppen, weil der König Syriens, Antiochos, Krieg gegen ihn angefangen hatte. Jener dankte den Römern, nahm aber keine Hilfstruppen von den Römern an. Der Kampf war nämlich schon ausgefochten worden. (2) Zu derselben Zeit kam der höchst mächtige König Siziliens, Hieron, nach Rom, um die Spiele anzusehen, und gewährte dem Volk als Geschenk 200.000 Scheffel (ca. 1.750 m3) Weizen. 2. Unter dem Konsulat des Lucius Cornelius Lentulus und Fulvius Flaccus, unter denen Hieron nach Rom gekommen war, wurde auch gegen die Ligurer in Italien Krieg geführt und über diese triumphiert. Die Karthager aber versuchten, den Krieg erneut anzufachen, indem sie die Sarden, die aufgrund einer Bedingung des Friedens den Römern gehorchen mussten, zum Aufstand anstifteten. Trotzdem kam nach Rom eine Gesandtschaft der Karthager und erreichte einen Friedensschluss. 3. Unter dem Konsulat des Titus Manlius Torquatus und Gaius Acilius Bulcus wurde über die Sarden triumphiert, und nachdem an allen Orten Frieden geschlossen war, hatten die Römer keinerlei Krieg, was bei ihnen nach der Gründung Roms nur einmal, während der Herrschaft des Numa Pompilius, vorgekommen war. 4. Die Konsuln Lucius Postumius Albinus und Gnaeus Fulvius Centumalus führten Krieg gegen die Illyrer und nahmen, nachdem sie viele Städte eingenommen hatten, auch die Kapitulation der Könige an. Und damals wurde erstmals über die Illyrer triumphiert. 5. Unter dem Konsul Lucius Aemilius überquerten gewaltige Truppen der Gallier die Alpen. Aber ganz Italien stellte sich auf Seiten der Römer und vom Historiker Fabius (fr. 30a B.-W. = FRHist 1 F 21a), der an diesem Krieg teilnahm, ist berichtet worden, dass 800.000 Menschen für diesen Krieg bereit standen. Aber die Sache wurde nur von dem Konsul glücklich vollendet. 40.000 Feinde wurden getötet und ein Triumph dem Aemilius zuerkannt. 6. (1) Danach wurde einige Jahre später gegen die Gallier in Italien gekämpft und der Krieg unter dem Konsulat des Marcus Claudius Marcellus und Gnaeus Cornelius Scipio beendet. Damals kämpfte Marcellus

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Gallorum Viridomarum nomine manu sua occidit. (2) postea cum collega ingentes copias Gallorum peremit, Mediolanum expugnavit, grandem praedam Romam pertulit. ac triumphans Marcellus spolia Galli stipiti inposita umeris suis vexit. 7. (1) M. Minucio Rufo P. Cornelio consulibus Histris bellum inlatum est, quia latrocinati navibus Romanorum fuerant, quae frumenta exhibebant; perdomitique sunt omnes. (2) eodem anno bellum Punicum secundum Romanis inlatum est per Hannibalem Carthaginiensium ducem: qui Saguntum, Hispaniae civitatem Romanis amicam, obpugnare adgressus est annum agens vicesimum aetatis copiis congregatis CL milium. (3) huic Romani per legatos denuntiaverunt, ut bello abstineret. is legatos admittere noluit. Romani etiam Carthaginem miserunt, ut mandaretur Hannibali, ne bellum contra socios populi Romani gereret. dura responsa a Carthaginiensibus data sunt. Saguntini interea fame victi sunt captique ab Hannibale ultimis poenis adficiuntur. 8. (1) tum P. Cornelius Scipio cum exercitu in Hispaniam profectus est, Ti. Sempronius in Siciliam. bellum Carthaginiensibus indictum est. (2) Hannibal relicto in Hispania fratre Hasdrubale Pyrenaeum transiit. Alpes adhuc tum ea parte invias sibi patefecit. traditur ad Italiam LXXX milia peditum, X milia equitum, septem et XXX elephantos adduxisse. interea multi Ligures et Galli Hannibali se coniunxerunt. Sempronius Gracchus cognito ad Italiam Hannibalis adventu ex Sicilia exercitum Ariminum traiecit. 9. (1) P. Cornelius Scipio Hannibali primus occurrit. commisso proelio fugatis suis ipse vulneratus in castra rediit. Sempronius Gracchus et ipse confligit apud Trebiam amnem; is quoque vincitur. Hannibali multi se in Italia dediderunt. (2) inde ad Tusciam veniens Hannibal Flaminio consuli occurrit. ipsum Flaminium interemit; Romanorum XXV milia 1 viridomarum VLO : virodomarum GF : viriodomarum CIMPa S : vitrodomarum Paul. 4 stipiti G CIMPamarg. Paul. : ita praecepit et VLO 6 quia VLOA Paul. : iam G : nam CIMPa 10 aetatis suae GF CIMPa | CL GF CIPa Paul. : CXL VLOA Paean. (τεϲϲαρεϲκαίδεκα μυριάδαϲ) 11 legatum GF CIMPa | renuntiaverunt D 12 legatos admittere GF CIMPa Paul. : legatis parere LOA : legatis parcere V : legatus parare D Carthaginem miserunt G CIMPa Paul. : a carthaginiensibus petierunt VLOA D 14 data sunt G CIMPa Paul. : reddita VLOA D 17 bellum Carth. indictum est post 3,7,3 adficiuntur transpos. Rühl, duce Duncker 19 tum om. GF 20 X VLOA D Paul. Paean. (δέκα, cf. Liv. 21,38,4) : XI GF CIPa | septem om. VLOA 23 traiecit VLOA Paul. : transvexit GF CIMPa 26 confligit GF D Paul. : conflixit CIMPa LOA : confluxit V

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mit einer kleinen Reiterschar, und den König der Gallier namens Viridomarus tötete er mit eigener Hand. (2) Später vernichtete er mit seinem Kollegen gewaltige Truppen der Gallier, eroberte Mailand und brachte beträchtliche Beute nach Rom. Und beim Triumphzug trug Marcellus die auf einer Stange befestigte erbeutete Rüstung des Galliers auf seiner Schulter mit sich. 7. (1) Unter dem Konsulat des Marcus Minucius Rufus und Publius Cornelius wurden die Histrer mit Krieg überzogen, weil sie Schiffe der Römer gekapert hatten, die Getreide transportierten; und sie wurden alle völlig unterworfen. (2) Im selben Jahr wurde von Hannibal, einem karthagischen Heerführer, der zweite Punische Krieg gegen die Römer begonnen; dieser unternahm es im Alter von 20 Jahren, die mit den Römern befreundete Stadt Sagunt anzugreifen, nachdem er eine Armee von 150.000 Mann versammelt hatte. (3) Diesem erklärten die Römer durch Gesandte, er solle vom Krieg ablassen. Er wollte die Gesandten nicht vorlassen. Die Römer schickten auch nach Karthago, damit Hannibal Befehl erhielt, keinen Krieg gegen Verbündete des römischen Volks zu führen. Beleidigende Antworten wurden von den Karthagern gegeben. Die Saguntiner wurden inzwischen durch Aushungerung besiegt, gefangen genommen und von Hannibal mit schlimmsten Strafen belegt. 8. (1) Darauf zog Publius Cornelius Scipio mit einem Heer nach Spanien und Tiberius Sempronius nach Sizilien. Den Karthagern wurde der Krieg erklärt. (2) Hannibal überquerte die Pyrenäen, nachdem er seinen Bruder Hasdrubal in Spanien zurückgelassen hatte. Die Alpen, die damals von dieser Seite aus noch unwegsam waren, öffnete er für sich. Er soll nach Italien 80.000 Fußsoldaten, 10.000 Reiter und 37 Elefanten geführt haben. Inzwischen schlossen sich viele Ligurer und Gallier Hannibal an. Nachdem Hannibals Ankunft in Italien bekannt geworden war, verlegte Sempronius Gracchus sein Heer von Sizilien nach Ariminus. 9. (1) Publius Cornelius Scipio traf als Erster auf Hannibal. Als der Kampf begonnen worden war, wurden seine Leute in die Flucht geschlagen und er selbst kehrte verwundet ins Lager zurück. Sempronius Gracchus seinerseits stieß an der Trebbia mit ihm zusammen; auch er wurde besiegt. Viele ergaben sich in Italien Hannibal. (2) Von dort nach Etrurien gelangend, trat Hannibal dem Konsul Flaminius entgegen. Flaminius selbst tötete er; 25.000 Römer wurden erschlagen, die übrigen

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caesa sunt, cetera diffugerunt. missus adversus Hannibalem postea a Romanis Q. Fabius Maximus. is eum differendo pugnam ab impetu fregit, mox inventa occasione vicit. 10. (1) quingentesimo et quadragesimo anno a condita urbe L. Aemilius Paulus P. Terentius Varro contra Hannibalem mittuntur Fabioque succedunt, qui abiens ambo consules monuit, ut Hannibalem, callidum et inpatientem ducem, non aliter vincerent quam proelium differendo. (2) verum cum inpatientia Varronis consulis contradicente altero consule {id est Aemilio Paulo} apud vicum, qui Cannae appellatur, in Apulia pugnatum esset, ambo consules ab Hannibale vincuntur. (3) in ea pugna tria milia Afrorum pereunt; magna pars de exercitu Hannibalis sauciatur. nullo tamen Punico bello Romani gravius accepti sunt; periit enim in eo consul Aemilius Paulus, consulares et praetorii XX, senatores capti aut occisi XXX, nobiles viri CCC, militum XL milia, equitum III milia et quingenti. in quibus malis nemo tamen Romanorum pacis mentionem habere dignatus est. servi, quod numquam ante, manumissi et milites facti sunt. 11. (1) post eam pugnam multae Italiae civitates, quae Romanis paruerant, se ad Hannibalem transtulerunt. Hannibal Romanis obtulit, ut captivos redimerent; responsumque est a senatu eos cives non necessarios, qui, cum armati essent, capi potuissent. ille omnes postea variis suppliciis interfecit et tres modios anulorum aureorum Carthaginem misit, quos ex manibus equitum Romanorum, senatorum et militum detraxerat. (2) interea in Hispania, ubi frater Hannibalis Hasdrubal remanserat cum magno exercitu, ut eam totam Afris subigeret, a duobus Scipionibus Romanis ducibus vincitur. perdit in pugna XXXV milia hominum; ex his capiuntur X milia, occiduntur XXV milia. mittuntur ei a Carthaginiensibus ad reparandas vires XII milia peditum, IV milia equitum, XX elephanti. 1 adversus VLOA Paul. : ad G CIMPa 2 ab impetu VLOA Paul. : ab ambitu GF : ad ambitu CI S : ad ambitum MPaa.c. 4 quadragesimo VLOA Paul. Paean., cf. Oros. hist. 4,16,1 : quinquagesimo GF CIMPa 6 abiens Pirogoff, duce Paean. (χωριζόμενοϲ τῶν πραγμάτων) : fabius codd. | ambo GF CMPaa.c. : ambos VLOA D Paul. Pap.c. : om. I | callidum Gp.c. Ip.c. LOA D Paul. : calidum Ga.c.F CIa.c.MPa (cf. Ioh. Ant. fr. 72 Mariev = 119,2 Roberto θερμοῦ) : om. V 9 id – Paulo del. Vinetus 11 magna om. VLOA D 13 et GF CIMPa Paean. (καί) : aut VLOA Paul. 23 senatorum om. G CIMPaa.c. 26 perdit CIMPa VLO Paul. : perdidit A D : perdita G | XXXV CIPa VLOA D Paul. : XXV G 28 a – vires VLOA Paul. : res G : rursus CIMPa S 28 sq. IV milia equitum om. G CIMPa S 29 XX VLOA Paul. : XXX GF CPa : et XXX I S

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flohen auseinander. Gegen Hannibal wurde danach von den Römern Quintus Fabius Maximus geschickt. Dieser schwächte ihn dadurch, dass er den Kampf aufschob, in seinem Ansturm ab, und als sich bald darauf eine Gelegenheit bot, besiegte er ihn. 10. (1) Im 540. Jahr nach Gründung der Stadt wurden Lucius Aemilius Paulus und Publius Terentius Varro gegen Hannibal geschickt und folgten Fabius nach, der beim Abschied beide Konsuln ermahnte, dass sie Hannibal, einen schlauen und ungeduldigen Heerführer, nicht anders besiegen könnten als durch Aufschieben des Kampfes. (2) Aber nachdem wegen der Ungeduld des Konsuls Varro trotz des Widerspruchs des anderen Konsuls {d. h. Aemilius Paulus} bei einem Dorf namens Cannae in Apulien der Kampf begonnen worden war, sind beide Konsuln von Hannibal besiegt worden. (3) In dieser Schlacht fielen 3.000 Afrikaner; ein großer Teil von Hannibals Heer wurde verwundet. Dennoch sind die Römer in keinem Punischen Krieg heftiger mitgenommen worden; denn in diesem starben der Konsul Aemilius Paulus und 20 ehemalige Konsuln und Prätoren, gefangen genommen oder getötet wurden 30 Senatoren, 300 Adlige, 40.000 Soldaten und 3.500 Ritter. Angesichts dieser Übel hielt es dennoch kein Römer für richtig, einen Friedensschluss zu erwähnen. Sklaven wurden, was zuvor nie geschehen war, freigelassen und zu Soldaten gemacht. 11. (1) Nach dieser Schlacht traten viele Städte Italiens, die den Römern gehorcht hatten, auf Hannibals Seite. Hannibal bot den Römern an, ihre Gefangenen zurückzukaufen; und vom Senat wurde geantwortet, dass solche Bürger entbehrlich seien, da es möglich gewesen sei, sie gefangen zu nehmen, obwohl sie bewaffnet gewesen seien. Jener tötete daraufhin alle mit verschiedenen Hinrichtungsmethoden und schickte drei Scheffel (ca. 26,26 l) goldener Ringe nach Karthago, die er von den Händen römischer Ritter, Senatoren und Soldaten abgezogen hatte. (2) Unterdessen wurde Hannibals Bruder Hasdrubal in Spanien, wo er mit einem großen Heer zurückgeblieben war, um das Land gänzlich den Afrikanern zu unterwerfen, von den zwei Scipionen, den römischen Heerführern, besiegt. Er verlor in der Schlacht 35.000 Mann; von diesen wurden 10.000 gefangen genommen, 25.000 wurden getötet. Von den Karthagern wurden ihm zur Wiederherstellung seiner Kräfte 12.000 Fußsoldaten, 4.000 Reiter und 20 Elefanten geschickt.

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12. (1) anno quarto, postquam ad Italiam Hannibal venit, M. Claudius Marcellus consul apud Nolam civitatem Campaniae contra Hannibalem bene pugnavit. Hannibal multas civitates Romanorum per Apuliam, Calabriam, Brittios occupavit. (2) quo tempore etiam rex Macedoniae Philippus ad eum legatos misit promittens auxilia contra Romanos sub hac condicione, ut deletis Romanis ipse quoque contra Graecos ab Hannibale auxilia acciperet. (3) captis igitur legatis Philippi et re cognita Romani in Macedoniam M. Valerium Laevinum ire iusserunt, in Sardiniam T. Manlium Torquatum proconsulem. nam etiam ea sollicitata ab Hannibale Romanos deseruerat. 13. (1) ita uno tempore quattuor locis pugnabatur: in Italia contra Hannibalem, in Hispaniis contra fratrem eius Hasdrubalem, in Macedonia contra Philippum, in Sardinia contra Sardos et alterum Hasdrubalem Carthaginiensem. (2) is a T. Manlio proconsule, qui ad Sardiniam missus fuerat, vivus est captus, occisa cum eo duodecim milia, capti mille quingenti et a Romanis Sardinia subacta. Manlius victor captivos et Hasdrubalem Romam reportavit. (3) interea etiam Philippus a Laevino in Macedonia vincitur et in Hispania ab Scipionibus Hasdrubal et Mago tertius frater Hannibalis. 14. (1) decimo anno, postquam Hannibal in Italiam venerat, P. Sulpicio Cn. Fulvio consulibus, Hannibal usque ad quartum miliarium urbis accessit, equites eius usque ad portam. mox consulum cum exercitu venientium metu Hannibal ad Campaniam se recepit. (2) in Hispania a fratre Hasdrubale ambo Scipiones, qui per multos annos victores fuerant, interficiuntur, exercitus tamen integer mansit; casu enim magis erant quam virtute decepti. (3) quo tempore etiam a consule Marcello Siciliae magna pars capta est, quam tenere Afri coeperant, et nobilissima urbs Syracusana; praeda ingens Romam perlata est. (4) Laevinus in Macedonia cum Philippo et multis Graeciae populis et rege Asiae Attalo amicitiam fecit et ad Siciliam profectus Hannonem quendam Afrorum ducem apud Agrigentum civitatem cum ipso oppido cepit; 1 quarto G CIMPa Paul. : quinto VLOA 12 in Hispaniis – Hasdrubalem om. VLO Paean. 15 cum eo post capti transpos. Eussner 22 usque ad portam CIMPa VLOA D Paul. : ad portam usque G : usque del. Droysen 24 hasdrubale Ia.c. D : hannibalis Ip.c. : hasdrubalis GF CPa VLOA Paul. 26 virtute codd. : temeritate Duncker | decepti GF CIMPa A Paul. : recepti VLO : intercepti Rühl 27 sq. nobilissima urbs syracusana GF CIMPa A Paul. : nobilissimae urbis syracusanae LO (-cusae V) : nobilissima urbe Syracusana Santini, duce Paean. (ἐκεῖθεν) 29 asiae G VLOA Paul. Paean. : isauriae F CIMPa S 30 profectus est CIMPa A Paul.

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12. (1) Im vierten Jahr, seitdem Hannibal nach Italien gekommen war, kämpfte der Konsul Marcus Claudius Marcellus bei Nola, einer Stadt Kampaniens, erfolgreich gegen Hannibal. Hannibal besetzte viele Städte der Römer in Apulien, Kalabrien und Bruttium. (2) Zu dieser Zeit schickte auch der König Makedoniens Philipp Gesandte zu ihm und versprach ihm Hilfstruppen gegen die Römer unter dieser Bedingung, dass nach Vernichtung der Römer er seinerseits Hilfstruppen von Hannibal gegen die Griechen erhalte. (3) Nachdem Philipps Gesandte gefangen genommen und die Sache ruchbar geworden war, befahlen die Römer dem Marcus Valerius Laevinus nach Makedonien zu gehen, und dem Prokonsul Titus Manlius Torquatus nach Sardinien. Denn auch dieses war, aufgewiegelt von Hannibal, von den Römern abgefallen. 13. (1) So wurde zur gleichen Zeit an vier Orten gekämpft: in Italien gegen Hannibal, in Spanien gegen seinen Bruder Hasdrubal, in Makedonien gegen Philipp, auf Sardinien gegen die Sarden und einen weiteren Hasdrubal aus Karthago. (2) Dieser wurde vom Prokonsul Titus Manlius, der nach Sardinien geschickt worden war, lebendig gefangen, mit diesem 12.000 getötet, 1.500 gefangen genommen und Sardinien von den Römern unterworfen. Manlius führte als Sieger die Gefangenen und Hasdrubal nach Rom zurück. (3) Inzwischen wurde auch Philipp von Laevinus in Makedonien besiegt und in Spanien von den Scipionen Hasdrubal und Mago, der dritte Bruder Hannibals. 14. (1) Im zehnten Jahr, seitdem Hannibal nach Italien gekommen war, unter dem Konsulat des Publius Sulpicius und Gnaeus Fulvius, kam Hannibal bis auf vier Meilen (ca. 6 km) an die Stadt heran, seine Reiter bis zum Tor. Kurz darauf zog sich Hannibal aus Furcht vor den mit dem Heer anrückenden Konsuln nach Kampanien zurück. (2) In Spanien wurden von seinem Bruder Hasdrubal beide Scipionen getötet, die viele Jahre lang Sieger gewesen waren, ihr Heer aber blieb unversehrt; denn sie waren mehr dem Zufall als der Tapferkeit erlegen. (3) Zu dieser Zeit wurde auch vom Konsul Marcellus ein Großteil Siziliens eingenommen, das die Afrikaner zu besetzen begonnen hatten, und die wichtigste Stadt Syrakus; gewaltige Beute wurde nach Rom verbracht. (4) Laevinus schloss in Makedonien Freundschaft sowohl mit Philipp als auch mit vielen Stämmen Griechenlands sowie mit Attalos, dem König von Asia, und segelte nach Sizilien, wo er bei der Stadt Agrigent einen Heerführer der Afrikaner namens Hanno samt ebender Stadt gefangen nahm; diesen schickte er zusammen mit den gefangenen Aristo-

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eum Romam cum captivis nobilibus misit. XL civitates in deditionem accepit, XXVI expugnavit. (5) ita omni Sicilia recepta et Macedonia fracta ingenti gloria Romam regressus est. Hannibal in Italia Cn. Fulvium consulem subito adgressus cum octo milibus hominum interfecit. 15. (1) interea ad Hispanias, ubi occisis duobus Scipionibus nullus Romanus dux erat, P. Cornelius Scipio mittitur filius P. Scipionis, qui ibidem bellum gesserat, annos natus quattuor et viginti, vir Romanorum omnium et sua aetate et posteriore tempore fere primus. (2) is Carthaginem Hispaniae capit, in qua omne aurum, argentum et belli apparatum Afri habebant, nobilissimos quoque obsides, quos ab Hispanis acceperant. (3) Magonem etiam fratrem Hannibalis ibidem capit, quem Romam cum aliis mittit. Romae ingens laetitia post hunc nuntium fuit. Scipio Hispanorum obsides parentibus reddidit; quare omnes fere Hispaniae uno animo ad eum transierunt. post quae Hasdrubalem Hannibalis fratrem victum fugat et praedam maximam capit. 16. (1) interea in Italia consul Q. Fabius Maximus Tarentum recepit, in qua ingentes copiae Hannibalis erant. ibi etiam ducem Hannibalis Karthalonem occidit, XXV milia hominum captivorum vendidit, praedam militibus dispertivit, pecuniam hominum venditorum ad fiscum retulit. tum multae civitates Romanorum, quae ad Hannibalem transierant prius, rursus se Fabio Maximo dediderunt. (2) insequenti anno Scipio in Hispania egregias res egit et per se et per fratrem suum L. Scipionem; LXX civitates receperunt. in Italia tamen male pugnatum est. nam Claudius Marcellus consul ab Hannibale occisus est. 17. tertio anno, postquam Scipio ad Hispanias profectus fuerat, rursus res inclitas gerit. regem Hispaniarum magno proelio victum in amicitiam accepit et primus omnium a victo obsides non poposcit. 18. (1) desperans Hannibal Hispanias contra Scipionem diutius posse retinere fratrem suum Hasdrubalem ad Italiam cum omnibus copiis evocavit. (2) is veniens eodem itinere, quo etiam Hannibal venerat, a consu1 nobilibus G CIM PaVLOA : nobilissimis Paul. (cf. Paean. ἐπιϲημοτάτοιϲ) 2 XXVI G CIMPa Paul. : XLVI VLOA | omni VLOA : omni* I : omnis G CMPa Paul. et VLOA : est G CMPa Paul. 3 cum ingenti VLOA 6 hispanias GF VOA Paul. Paean. (Ἱϲπανίαιϲ) : hispaniam CIMPa L 14 omnes fere VLO Paul. : fere omnes CIMPa A : omnes GF Paean. 15 hispaniae GF VLOA Paul. : hispani CIMPa (cf. Paean. Ἱϲπάνουϲ) 17 quintus VLOA : publius GF CIMPa S Paul. 19 XXV G CIMPa Paul. : XX VLOA 26 ad hispanias GF CIMPa D : ad hispaniam LO Paul. : ab hispaniis V 30 retinere G Da.c. : tenere VLO : retineri CIMPa Dp.c. Paul. : teneri A

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kraten nach Rom. Er nahm die Unterwerfung von 40 Städten an und eroberte 26. (5) So kehrte er, nachdem ganz Sizilien zurückgewonnen und Makedoniens Kraft gebrochen worden war, mit gewaltigem Ruhm nach Rom zurück. In Italien tötete Hannibal bei einem plötzlichen Angriff den Konsul Gnaeus Fulvius mit 8.000 Mann. 15. (1) Inzwischen wurde nach Spanien, wo nach dem Tod der beiden Scipionen kein römischer Heerführer war, Publius Cornelius Scipio, der 24 Jahre alt war, geschickt, der Sohn des Publius Scipio, der ebenda Krieg geführt hatte; er war von allen Römer sowohl seiner als auch späterer Zeit so ziemlich der Erste. (2) Dieser nahm Karthago in Spanien ein, wo die Afrikaner alles Gold, Silber und Kriegsgerät aufbewahrten, auch die vornehmsten Geiseln, die sie von den Spaniern erhalten hatten. (3) Auch Mago, den Bruder Hannibals, nahm er ebenda gefangen; ihn schickte er zusammen mit anderen nach Rom. In Rom herrschte nach dieser Botschaft große Freude. Scipio gab die spanischen Geiseln ihren Verwandten zurück; darum traten fast alle spanischen Gebiete einmütig zu ihm über. Danach besiegte er Hasdrubal, Hannibals Bruder, schlug ihn in die Flucht und machte überaus große Beute. 16. (1) Inzwischen erlangte in Italien der Konsul Quintus Fabius Maximus Tarent zurück, wo gewaltige Truppen Hannibals waren. Dort tötete er auch Hannibals Heerführer Karthalo, verkaufte 25.000 Gefangene, teilte die Beute unter den Soldaten auf und brachte den Erlös für die verkauften Menschen in die Staatskasse ein. Darauf ergaben sich viele Städte der Römer, die vorher zu Hannibal übergelaufen waren, wieder dem Fabius Maximus. (2) Im folgenden Jahr vollbrachte Scipio in Spanien herausragende Taten, sowohl in eigener Person als auch durch seinen Bruder Lucius Scipio; 70 Städte gewannen sie wieder zurück. In Italien wurde dagegen unglücklich gekämpft. Denn der Konsul Claudius Marcellus wurde von Hannibal getötet. 17. Im dritten Jahr nach seinem Aufbruch nach Spanien vollbrachte Scipio wieder ruhmreiche Taten. Er nahm einen König Spaniens, der in einer großen Schlacht besiegt worden war, in ein Freundschaftsverhältnis auf, und forderte als Allererster vom Besiegten keine Geiseln. 18. (1) Da Hannibal die Hoffnung verlor, Spanien gegen Scipio noch länger halten zu können, rief er seinen Bruder Hasdrubal mit allen Truppen nach Italien herbei. (2) Als dieser auf demselben Weg kam, über den auch Hannibal gekommen war, geriet er in einen Hinterhalt,

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libus Ap. Claudio Nerone et M. Livio Salinatore apud Senam Piceni civitatem in insidias conpositas incidit. strenue tamen pugnans occisus est, ingentes eius copiae captae aut interfectae sunt, magnum pondus auri atque argenti Romam relatum est. (3) post haec Hannibal diffidere iam de belli coepit eventu. Romanis ingens animus accessit; itaque et ipsi evocaverunt ex Hispania P. Cornelium Scipionem. is Romam cum ingenti gloria venit. 19. Q. Caecilio L. Valerio consulibus omnes civitates, quae in Brittiis ab Hannibale tenebantur, Romanis se tradiderunt. 20. (1) anno quarto decimo, posteaquam in Italiam Hannibal venerat, Scipio, qui multa bene in Hispania egerat, consul est factus et in Africam missus. cui viro divinum quiddam inesse existimabatur, adeo ut putaretur etiam cum numinibus habere sermonem. (2) is in Africa contra Hannonem ducem Afrorum pugnat; exercitum eius interficit. secundo proelio castra capit cum quattuor milibus et quingentis militibus, XI milibus occisis. Syphacem Numidiae regem, qui se Afris coniunxerat, capit et castra eius invadit. Syphax cum nobilissimis Numidis et infinitis spoliis Romam a Scipione mittitur. (3) qua re audita omnis fere Italia Hannibalem deserit. ipse a Carthaginiensibus redire in Africam iubetur, quam Scipio vastabat. 21. (1) ita anno septimo decimo ab Hannibale Italia liberata est. legati Carthaginiensium pacem a Scipione petiverunt. (2) ab eo ad senatum Romam missi sunt. quadraginta et quinque diebus his indutiae datae sunt, quousque ire Romam et regredi possent, et triginta milia pondo argenti ab his accepta sunt. senatus ex arbitrio Scipionis pacem iussit cum Carthaginiensibus fieri. (3) Scipio his condicionibus dedit: ne amplius quam triginta naves haberent, ut quingenta milia pondo argenti darent, captivos et perfugas redderent. 22. (1) interim Hannibale veniente ad Africam pax turbata est, multa hostilia ab Afris facta sunt. (2) legati tamen eorum ex urbe venientes a Romanis capti sunt et iubente Scipione dimissi. Hannibal quoque 4 Romam om. VLO | relatum est VLOA D Paul. : relatum GF CMPa : delatum I post haec VLOA Paul. : posthac GF CIMPa 14 interficit F CIMPa V : interfecit G LOA D Paul. 15 capit VLO D Paul. : cepit GF CIMPa A 23 et quinque om. VLOA Paul. 31 capti – dimissi codd. : capti sunt, sed iubente Scipione dimissi 24 et2 om. VLO Duncker : capti {et} iubente Scipione dimissi sunt dub. Hartel

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der von den Konsuln Appius Claudius Nero und Marcus Livius Salinator bei Sena, einer Picenerstadt, gelegt worden war. Als er dennoch mannhaft kämpfte, wurde er getötet, seine beträchtlichen Truppen wurden entweder gefangen genommen oder getötet, eine große Menge Gold und Silber wurde nach Rom überführt. (3) Nach diesen Ereignissen begann Hannibal nun am Ausgang des Krieges zu verzagen. Bei den Römern kam große Zuversicht auf; deshalb riefen sie ihrerseits Cornelius Scipio aus Spanien herbei. Dieser kam mit gewaltigem Ruhm nach Rom. 19. Unter dem Konsulat des Quintus Caecilius und Lucius Valerius ergaben sich alle Städte, die in Bruttium von Hannibal gehalten wurden, den Römern. 20. (1) Im 14. Jahr, seitdem Hannibal nach Italien gekommen war, wurde Scipio, der in Spanien vieles gut verrichtet hatte, zum Konsul erhoben und nach Africa geschickt. Man meinte, dass diesem Mann etwas Göttliches innewohne, und zwar in dem Maße, dass geglaubt wurde, er unterhalte sich sogar mit den Göttern. (2) Dieser kämpfte in Africa gegen Hanno, den Heerführer der Afrikaner; er vernichtete sein Heer. Im zweiten Gefecht nahm er das Lager ein zusammen mit 4.500 Soldaten, wobei 11.000 getötet wurden. Syphax, den König Numidiens, der sich mit den Afrikanern verbündet hatte, nahm er gefangen und drang in sein Lager ein. Syphax wurde mit den vornehmsten Numidern und unzähligen Beutestücken von Scipio nach Rom geschickt. (3) Auf diese Nachricht hin ließ fast ganz Italien Hannibal im Stich. Er selbst erhielt Befehl von den Karthagern, nach Africa zurückzukehren, das Scipio gerade verwüstete. 21. (1) So wurde im siebzehnten Jahr Italien von Hannibal befreit. Gesandte der Karthager baten Scipio um Frieden. (2) Sie wurden von ihm zum Senat nach Rom geschickt. Ihnen wurden 45 Tage Waffenruhe gewährt, damit sie in dieser Zeit nach Rom reisen und zurückkehren konnten, und von ihnen wurden 30.000 Pfund (ca. 9,6 t) Silber angenommen. Der Senat befahl, dass nach Scipios Ermessen Frieden zu schließen sei. (3) Scipio schloss ihn unter den folgenden Bedingungen: Sie sollten nicht mehr als 30 Schiffe besitzen, 500.000 Pfund (ca. 162,5 t) Silber zahlen sowie die Gefangenen und Überläufer ausliefern. 22. (1) Als unterdessen Hannibal nach Africa kam, wurde der Friede gestört und viele Feindseligkeiten von den Afrikanern begangen. (2) Dennoch wurden ihre Gesandten, als sie aus Rom kamen, von den Römern zwar gefangen genommen, aber auf Scipios Befehl entlassen.

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frequentibus proeliis victus a Scipione petit etiam ipse pacem. cum ventum esset ad colloquium, isdem condicionibus data est, quibus prius, additis quingentis milibus pondo argenti centum milibus librarum propter novam perfidiam. Carthaginiensibus condiciones displicuerunt 5 iusseruntque Hannibalem pugnare. infertur a Scipione et Masinissa alio rege Numidarum, qui amicitiam cum Scipione fecerat, Carthagini bellum. (3) Hannibal tres exploratores ad Scipionis castra misit, quos captos Scipio circumduci per castra iussit ostendique his totum exercitum, mox etiam prandium dari dimittique, ut renuntiarent Hannibali, 10 quae apud Romanos vidissent. 23. (1) interea proelium ab utroque duce instructum est, quale vix ulla memoria fuit, cum peritissimi viri copias suas ad bellum educerent. Scipio victor recedit paene ipso Hannibale capto, qui primum cum multis equitibus, deinde cum viginti, postremo cum quattuor evasit. (2) in15 venta in castris Hannibalis argenti pondo ducenta milia, auri octoginta, cetera supellectilis copiosa. post id certamen pax cum Carthaginiensibus facta est. Scipio Romam rediit, ingenti gloria triumphavit atque Africanus ex eo appellari coeptus est. (3) finem accepit secundum Punicum bellum post annum nonum decimum, quam coeperat.

liber IV 1. transacto Punico bello secutum est Macedonicum contra Philippum regem quingentesimo quinquagesimo et primo anno ab urbe condita. 2. (1) T. Quintius Flamininus adversum Philippum rem prospere gessit. pax ei data est his legibus: ne Graeciae civitatibus, quas Romani 25 contra eum defenderant, bellum inferret, ut captivos et transfugas

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3 pondo argenti VLO : ponderibus argenti CIMPa S A Paul. : argenti ponderibus GF : ponderis argenti D | centum milibus S : C̅CC I : centum milia GF Pap.c. A D Paul. : cum milia VLO 5 sed infertur VLOA 8 ostenditque VLOA D 15 ducenta milia VLOA D (cf. Paean. εἰκόϲι μυριάδων) : viginti milia G CIPa Paul. | octoginta GF I VLOA D (cf. Paean. ὀκτῶ sc. μυριάδων, vix recte): triginta CPa S : octingenta Paul. : om. M 19 nonum codd. : septimum Verheyk 21 quinquagesimo om. CIMPa 23 rem G CPa Paul. : res I : et rem Paul. : regem VLOA D : regem missus rem Hartel, duce Paean. (ἐκπεμφθείϲ) 24 graeciae GF VLOA D Paul. : graecis CIMPa 25 ut A D Paul. : et ut LO (cf. Paean.) : om. GF CIMPa

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Auch Hannibal, der in vielen Gefechten geschlagen worden war, bat seinerseits Scipio um Frieden. Als man zur Besprechung gekommen war, wurde dieser unter denselben Bedingungen gewährt wie zuvor, wobei allerdings den 500.000 Pfund Silber 100.000 (ca. 32,5 t) hinzugefügt wurden wegen des jüngsten Treuebruchs. Den Karthagern gefielen diese Bedingungen nicht und sie befahlen Hannibal zu kämpfen. Der Krieg wurde von Scipio und Masinissa, einem anderen Numiderkönig, der mit Scipio ein Freundschaftsbündnis geschlossen hatte, nach Karthago getragen. (3) Hannibal schickte drei Kundschafter zu Scipios Lager; diese ließ Scipio, nachdem sie gefangen worden waren, im Lager herumführen und ihnen das ganze Heer zeigen, danach ihnen sogar eine Mahlzeit geben und sie entlassen, damit sie Hannibal berichteten, was sie bei den Römern gesehen hatten. 23. (1) Unterdessen wurde von beiden Heerführern zu einer Schlacht gerüstet, wie sie in der Geschichte ihresgleichen sucht, weil die zwei erfahrensten Männer ihre Truppen zum Krieg ausführten. Scipio zog als Sieger vom Schlachtfeld ab, wobei beinahe Hannibal selbst gefangen geworden wäre, der zuerst mit vielen Reitern, später mit 20, am Ende mit vieren entkam. (2) In Hannibals Lager wurden 200.000 Pfund (ca. 65 t) Silber, 80 Pfund (ca. 26 kg) Gold und die übrige beträchtliche Ausrüstung gefunden. Nach diesem Kampf wurde Friede mit den Karthagern geschlossen. Scipio kehrte nach Rom zurück, triumphierte mit gewaltigem Ruhm und wurde seitdem Africanus genannt. (3) Der zweite Punische Krieg nahm sein Ende im 19. Jahr, seitdem er begonnen hatte.

Viertes Buch 1. Nach der Beendigung des Punischen Krieges folgte der Makedonische gegen König Philipp im 551. Jahr nach Gründung der Stadt. 2. (1) Titus Quintius Flamininus führte die Kampagne gegen Philipp erfolgreich. Friede wurde diesem gewährt unter folgenden Bestimmungen: Er sollte gegen Griechenlands Städte, welche die Römer gegen ihn verteidigt hatten, keinen Krieg führen, die Gefangenen und Deserteure

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redderet, quinquaginta solas naves haberet, reliquas Romanis dederet, per annos decem quaterna milia pondo argenti praestaret et obsidem daret filium suum Demetrium. (2) T. Quintius etiam Lacedaemoniis intulit bellum, ducem eorum Nabidem vicit et quibus voluit condicionibus in fidem accepit. ingenti gloria duxit ante currum nobilissimos obsides, Demetrium Philippi filium et Armenen Nabidis. 3. (1) transacto bello Macedonico secutum est Syriacum contra Antiochum regem P. Cornelio Scipione M. Acilio Glabrione consulibus. (2) huic Antiocho Hannibal se iunxerat Carthaginem patriam suam metu, ne Romanis traderetur, relinquens. M. Acilius Glabrio in Achaia bene pugnavit. castra regis Antiochi nocturna pugna capta sunt, ipse fugatus. Philippo, quia contra Antiochum Romanis fuisset auxilio, filius Demetrius redditus est. 4. (1) L. Cornelio Scipione et C. Laelio consulibus Scipio Africanus fratri suo L. Cornelio Scipioni consuli legatus contra Antiochum profectus est. Hannibal, qui cum Antiocho erat, navali proelio victus est. (2) ipse postea Antiochus circa Sipylum ⟨apud⟩ Magnesiam Asiae civitatem a consule Cornelio Scipione ingenti proelio fusus est. auxilio fuit Romanis in ea pugna Eumenes Attali regis frater, qui Eumeniam in Phrygia condidit. quinquaginta milia peditum, tria equitum eo certamine ex parte regis occisa sunt. (3) tum rex pacem petit. isdem condicionibus data est a senatu, quamquam victo, quibus ante offerebatur: ut ex Europa et Asia recederet atque intra Taurum se contineret, decem milia talentorum et viginti obsides praeberet, Hannibalem concitatorem belli dederet. Eumeni regi donatae sunt a senatu omnes Asiae civitates, quas Antiochus bello perdiderat, et Rhodiis, qui auxilium Romanis contra regem Antiochum tulerant, multae urbes concessae sunt. Scipio Romam rediit, ingenti gloria triumphavit. nomen et ipse ad imitationem fratris 1 solas om. VLOA | dederet VLOA Paul. : redderet GF CIMPa 2 sq. obsidem daret VLOA Paul. : om. Ga.c.F : post Demetrium transpos. Gp.c. CIMPa 5 duxit G CIMPa VLOA : triumphavit duxit Paul. (cf. Paean. θριαμβεύων) 8 M.’ Santini 9 se hannibal VLOA 10 M.’ Santini 15 legatus ⟨datus⟩ Duncker 17 ⟨apud⟩ Magnesiam Wagener, duce Paean. (ἐν Μαγνηϲίᾳ τῇ πρὸϲ Ϲιπύλῳ τῆϲ Ἀϲίαϲ) : magnesiam GF CIa.c.MPa S A D Paul. : ad magnesiam Ip.c. : magnam iam VLO 21 petiit Droysen | isdem GF LOA D : quae isdem CIMPa : et isdem V 22 data est VLOA Paul. : data G : datur CIMPa ante VLO D Paul. : om. G : antea CIMPa A | offerebatur GF Pap.c. VLOA D Paul. : a.c. 27 concessae sunt GF CIMPa : concessae erant VLO : ferebatur CIMPa concesserunt A Paul.

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zurückgeben, nur 50 Schiffe besitzen, die übrigen den Römern geben, zehn Jahre lang je 4.000 Pfund (ca. 1,3 t) Silber entrichten und seinen Sohn Demetrios als Geisel stellen. (2) Titus Quintius überzog auch die Lakedämonier mit Krieg, besiegte ihren Führer Nabis und nahm ihn zu den Bedingungen, die er wollte, in ein Schutzverhältnis auf. Mit gewaltigem Ruhm führte er die vornehmsten Geiseln vor seinem Wagen her, Philipps Sohn Demetrios und Nabis’ Sohn Armenes. 3. (1) Nach der Beendigung des Makedonischen Krieges folgte der Syrische gegen König Antiochos unter dem Konsulat des Publius Cornelius Scipio und Marcus Acilius Glabrio. (2) Mit diesem Antiochos hatte sich Hannibal verbunden, als er aus Furcht, den Römern ausgeliefert zu werden, seine Heimat Karthago verließ. Marcus Acilius Glabrio kämpfte erfolgreich in Achaia. König Antiochos’ Lager wurde in einer nächtlichen Schlacht eingenommen, er selbst in die Flucht geschlagen. Dem Philipp wurde, weil er den Römern gegen Antiochos Hilfe geleistet habe, sein Sohn Demetrios zurückgegeben. 4. (1) Unter dem Konsulat des Lucius Cornelius Scipio und Gaius Laelius zog Scipio Africanus, der seinem Bruder, dem Konsul Lucius Cornelius Scipio, als Legat beigegeben war, gegen Antiochos aus. Hannibal, der sich bei Antiochos aufhielt, wurde in einer Seeschlacht besiegt. (2) Antiochos selbst wurde später im Bereich des Sipylos ⟨bei⟩ Magnesia, einer Stadt in Asia, vom Konsul Cornelius Scipio in einer gewaltigen Schlacht vernichtet. Den Römern leistete in dieser Schlacht Eumenes Beistand, der Bruder des Königs Attalos, der Eumeneia in Phrygien gegründet hat. 50.000 Fußsoldaten und 3.000 Reiter wurden in dieser Schlacht auf der Seite des Königs getötet. (3) Daraufhin bat der König um Frieden. Er wurde ihm, obwohl er besiegt worden war, vom Senat zu denselben Bedingungen gewährt, zu denen er zuvor angeboten worden war: Er solle sich aus Europa und Asia zurückziehen und sich auf das Gebiet jenseits des Taurus beschränken, 10.000 Talente und 20 Geiseln zur Verfügung stellen und den Kriegstreiber Hannibal ausliefern. Dem König Eumenes wurden vom Senat alle Städte von Asia übergeben, die Antiochos im Krieg verloren hatte, und den Rhodiern, die den Römern Hilfe gegen König Antiochos geleistet hatten, wurden viele Städte überlassen. Scipio kehrte nach Rom zurück, triumphierte mit großem Ruhm. Er nahm seinerseits in Anlehnung an seinen Bruder den

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Asiagenis accepit, quia Asiam vicerat, sicuti frater ipsius propter Africam domitam Africanus appellabatur. 5. (1) Sp. Postumio Albino Q. Marcio Philippo consulibus M. Fulvius de Aetolis triumphavit. (2) Hannibal, qui victo Antiocho, ne Romanis traderetur, ad Prusiam Bithyniae regem fugerat, repetitus etiam ab eo est per T. Quintium Flamininum. et cum tradendus Romanis esset, venenum bibit et apud Libyssam in finibus Nicomedensium sepultus est. 6. (1) Philippo rege Macedoniae mortuo, qui et adversum Romanos bellum gesserat et postea Romanis contra Antiochum auxilium tulerat, filius eius Perseus in Macedonia rebellavit ingentibus copiis ad bellum paratis. (2) nam adiutores habebat Cotyn Thraciae regem et regem Illyrici Gentium nomine. Romanis autem in auxilio erant Eumenes Asiae rex, Ariaratus Cappadociae, Antiochus Syriae, Ptolomaeus Aegypti, Masinissa Numidiae. Prusias autem Bithyniae, quamquam sororem Persei uxorem haberet, utrisque se aequum praebuit. (3) dux Romanorum P. Licinius consul contra eum missus est et a rege gravi proelio victus. neque tamen Romani quamquam superati regi petenti pacem praestare voluerunt nisi his condicionibus, ut se et suos senatui et populo Romano dederet. (4) mox missus contra eum L. Aemilius Paulus consul et in Illyricum C. Anicius praetor contra Gentium, sed Gentius facile uno proelio victus mox se dedidit. mater eius et uxor et duo filii, frater quoque simul in potestatem Romanorum venerunt. ita bello intra XXX dies perfecto ante cognitum est Gentium victum, quam coeptum bellum nuntiaretur. 7. (1) cum Perseo autem Aemilius Paulus consul III Nonas Septembres dimicavit vicitque eum viginti milibus peditum eius occisis. equitatus cum rege integer fugit. Romanorum centum milites amissi sunt. urbes Macedoniae omnes, quas rex tenuerat, Romanis se dediderunt; ipse rex, cum desereretur ab amicis, venit in Pauli potestatem. (2) sed honorem ei Aemilius Paulus consul non quasi victo habuit. nam et volentem ad pedes sibi cadere non permisit et iuxta se in sella conlocavit. 1 asiagenis Ga.c.F CIMPa LO Paul. : asiagenus Gp.c. A D : asiaticus S (cf. Paean. Ἀϲιατικόϲ) 3 Quintus om. GF CIPa Paul. | Marcio Schoonhoven : marco codd. (cf. Paean. Μάρκου) | M. om. VLOA Paean. 12 et regem om. GF CIMPa 17 eum codd. (cf. Paean. αὐτῷ) : Perseum Rühl 19 sq. populo romano dederet G CIMPamarg. Paul. : tempore dederet Paa.c. : prodiderit VL : prodederit O 22 sq. frater quoque VLOA Paul. : fraterque GF CIMPa 24 ante Gentium add. esse CIMPa 28 integer fugit VLOA : interfugit GF CIMPa Paul. 31 Aemilius Paulus om. VLO

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Beinamen Asiagenes an, weil er Asia besiegt hatte, so wie sein Bruder wegen der Bezwingung Africas Africanus genannt wurde. 5. (1) Unter dem Konsulat des Spurius Postumius Albinus und Quintus Marcius Philippus triumphierte Marcus Fulvius über die Ätoler. (2) Hannibal, der nach Antiochos’ Niederlage zu Prusias, dem König von Bithynien, geflohen war, um nicht den Römern ausgeliefert zu werden, wurde von Titus Quintius Flamininus auch von diesem zurückgefordert. Und als er kurz davor stand, den Römern ausgeliefert zu werden, nahm er Gift und wurde bei Libyssa im Gebiet von Nikomedeia begraben. 6. (1) Als der Makedonenkönig Philipp starb, der gegen die Römer Krieg geführt und später den Römern gegen Antiochos Hilfe geleistet hatte, erhob sich sein Sohn Perseus in Makedonien, nachdem er sich gewaltige Truppen für den Krieg verschafft hatte. (2) Er hatte nämlich Kotys, den König Thrakiens, und einen Illyrerkönig namens Gentius zu Helfern. Den Römern aber leisteten Hilfe die Könige Eumenes von Asia, Ariaratos von Kappadokien, Antiochos von Syrien, Ptolemaios von Ägypten und Masinissa von Numidien. Prusias von Bithynien dagegen zeigte sich beiden Seiten gegenüber gleich gesonnen, obwohl er mit einer Schwester des Perseus verheiratet war. (3) Als römischer Heerführer wurde der Konsul Publius Licinius gegen diesen ausgeschickt und vom König in einer großen Schlacht besiegt. Obwohl besiegt, wollten die Römer dennoch dem König nicht den Frieden gewähren, um den er bat, außer unter den folgenden Bedingungen, dass er sich und die Seinen dem Senat und Volk von Rom übergab. (4) Bald darauf wurde gegen ihn der Konsul Lucius Aemilius Paulus geschickt und nach Illyrien gegen Gentius der Prätor Gaius Anicius; aber Gentius wurde mühelos in einer einzigen Schlacht besiegt und ergab sich kurz darauf. Seine Mutter, Ehefrau und zwei Söhne, auch sein Bruder gerieten zusammen in die Gewalt der Römer. So wurde, weil der Krieg binnen 30 Tagen vollendet war, der Sieg über Gentius bekannt, bevor gemeldet werden konnte, dass der Krieg angefangen habe. 7. (1) Mit Perseus aber kämpfte der Konsul Aemilius Paulus am 3. September und besiegte ihn, wobei 20.000 von dessen Fußsoldaten getötet wurden. Die Reiterei floh unversehrt mit dem König. 100 Soldaten der Römer gingen verloren. Alle Städte Makedoniens, die der König besessen hatte, ergaben sich den Römern; der König selbst gelangte, als er von seinen Freunden im Stich gelassen wurde, in die Gewalt des Paulus. (2) Aber der Konsul Aemilius Paulus behandelte ihn ehrenvoll, als ob er

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Macedonibus et Illyriis hae leges a Romanis datae: (3) ut liberi essent et dimidium eorum tributorum praestarent, quae regibus praestitissent, ut appareret populum Romanum pro aequitate magis quam avaritia dimicare. itaque in conventu infinitorum populorum Paulus hoc pronuntiavit et legationes multarum gentium, quae ad eum venerant, magnificentissime convivio pavit dicens eiusdem hominis esse debere et bello vincere et in convivii apparatu elegantem esse. 8. (1) mox septuaginta civitates Epiri, quae rebellabant, cepit, praedam militibus distribuit. Romam ingenti pompa rediit in navi Persei, quae inusitatae magnitudinis fuisse traditur, adeo ut sedecim ordines dicatur habuisse remorum. triumphavit autem magnificentissime in curru aureo cum duobus filiis utroque latere adstantibus. ducti sunt ante currum duo regis filii et ipse Perseus XLV annos natus. (2) post eum etiam Anicius de Illyriis triumphavit. Gentius cum fratre et filiis ante currum ductus est. ad hoc spectaculum reges multarum gentium Romam venerunt, inter alios venit etiam Attalus atque Eumenes Asiae reges et Prusias Bithyniae. magno honore excepti sunt et permittente senatu dona, quae attulerant, in Capitolio posuerunt. Prusias etiam filium suum Nicomeden senatui commendavit. 9. insequenti anno L. Memmius in Lusitania bene pugnavit. Marcellus postea consul res ibidem prosperas gessit. 10. (1) tertium deinde bellum contra Carthaginem suscipitur, sexcentesimo et altero ab urbe condita anno, L. Manlio Censorino et M’. Manilio consulibus, anno quinquagesimo primo postquam secundum Punicum transactum erat. (2) hi profecti Carthaginem oppugnaverunt. contra eos Hasdrubal dux Carthaginiensium dimicabat. Famea dux alius equitatui Carthaginiensium praeerat. (3) Scipio tunc, Scipionis Africani nepos, tribunus ibi militabat. huius apud omnes ingens metus et 2 sq. ut appareret om. GF CIMPaa.c. 4 itaque VLOA Paul. : atque GF CIMPa | infinitorum VLOA Paul. : finitimorum GF CIMPa 18 dona om. GF CIMPaa.c. 25 expugnaverunt VLOA 28 omnes] codd. : hostes dub. Santini, duce Paean. (πολεμίοιϲ) : omnes hostes dub. Verdière

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nicht besiegt worden wäre: Denn er ließ diesen, der sich ihm schon zu Füßen werfen wollte, nicht gewähren und platzierte ihn neben sich auf einem Sessel. Den Makedonen und Illyrern wurden von den Römern folgende Gesetze gegeben: (3) Sie sollten frei sein und nur die Hälfte der Abgaben entrichten, die sie den Königen entrichtet hatten, damit es offensichtlich sei, dass das römische Volk mehr um der Gerechtigkeit als um der Habgier willen kämpfe. Deshalb verkündete Paulus dies in einer Zusammenkunft unzähliger Völker und bewirtete die Gesandtschaften vieler Völker, die zu ihm gekommen waren, aufs Prächtigste beim Gastmahl, wobei er sagte, es müsse Sache ein- und desselben Mannes sein, sowohl im Krieg zu siegen als auch beim Gepränge eines Gastmahls feingebildet zu sein. 8. (1) Bald darauf nahm er 70 Städte in Epirus, die sich im Aufstand befanden, ein und verteilte die Beute unter die Soldaten. Mit gewaltigem Prunk kehrte er auf dem Schiff des Perseus nach Rom zurück; dieses soll von so ungewöhnlicher Größe gewesen sein, dass es 16 Ruderreihen gehabt haben soll. Er triumphierte in prächtigster Weise in einem goldenen Wagen mit seinen zwei Söhnen, die neben ihm an beiden Seiten standen. Vor dem Wagen wurden die zwei Söhne des Königs geführt und Perseus selbst, der 45 Jahre alt war. (2) Nach diesem triumphierte auch Anicius über die Illyrer. Gentius wurde mit seinem Bruder und seinen Söhnen vor dem Wagen hergeführt. Zu diesem Schauspiel kamen die Könige vieler Völker nach Rom, u. a. auch Attalos und Eumenes, die Könige von Asia, und Prusias, Bithyniens König. Sie wurden mit großer Ehre empfangen und legten mit Billigung des Senats Geschenke, die sie mitgebracht hatten, auf dem Kapitol nieder. Prusias empfahl sogar seinen Sohn Nikomedes dem Senat. 9. Im folgenden Jahr kämpfte Lucius Memmius in Lusitanien erfolgreich. Später vollbrachte der Konsul Marcellus ebenda erfolgreiche Taten. 10. (1) Danach wurde der dritte Krieg gegen Karthago begonnen, im 602. Jahr nach Gründung der Stadt, unter dem Konsulat des Lucius Manlius Censorinus und Manius Manilius, im 51. Jahr, nachdem der zweite Punische Krieg beendet worden war. (2) Diese zogen nach Karthago und griffen es an. Gegen sie kämpfte Hasdrubal, der Heerführer der Karthager. Famea, ein anderer Heerführer, stand an der Spitze der Reiterei der Karthager. (3) Damals diente Scipio, der Enkel des Scipio Africanus, dort als Tribun. Vor ihm hatten alle gewaltige Furcht und

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reverentia erat. nam et paratissimus ad dimicandum et consultissimus habebatur. itaque per eum multa a consulibus prospere gesta sunt neque quicquam magis vel Hasdrubal vel Famea vitabant quam contra eam Romanorum partem committere, ubi Scipio dimicaret. 11. per idem tempus Masinissa rex Numidarum per annos sexaginta fere amicus populi Romani anno vitae nonagesimo septimo mortuus quadraginta quattuor filiis relictis Scipionem divisorem regni inter filios suos esse iussit. 12. (1) cum igitur clarum Scipionis nomen esset, iuvenis adhuc consul est factus et contra Carthaginem missus. is eam cepit ac diruit. spolia ibi inventa, quae variarum civitatum excidiis Carthago collegerat, et ornamenta urbium civitatibus Siciliae, Italiae, Africae reddidit, quae sua recognoscebant. ita Carthago septingentesimo anno, quam condita erat, deleta est. (2) Scipio nomen, quod avus eius acceperat, meruit, scilicet ut propter virtutem etiam ipse Africanus, iunior, vocaretur. 13. interim in Macedonia quidam Pseudophilippus arma movit et Romanum praetorem P. Iuventium contra se missum ad internicionem vicit. post eum Q. Caecilius Metellus dux a Romanis contra Pseudophilippum missus est et XXV milibus eius occisis Macedoniam recepit. ipsum etiam Pseudophilippum in potestatem suam redegit. 14. (1) Corinthiis quoque bellum indictum est nobilissimae Graeciae civitati propter iniuriam legatorum Romanorum. hanc Mummius consul cepit et diruit. (2) tres igitur Romae simul celeberrimi triumphi fuerunt: Africani ex Africa, ante cuius currum ductus est Hasdrubal, Metelli ex Macedonia, cuius currum praecessit Andriscus, idem qui et Pseudophilippus, Mummii ex Corintho, ante quem signa aenea et pictae tabulae et alia urbis clarissimae ornamenta praelata sunt. 15. iterum in Macedonia Pseudoperses, qui se Persei filium esse dicebat, collectis servitiis rebellavit et, cum sedecim milia armatorum haberet, a Tremellio quaestore superatus est. 3 vitabant GF CIMPa Paul. : evitabant VLO : dubitabant A 4 dimicaret Hartel : dimicasset G CIMPa VLO : dimicarat Paul. 10 missus VLOA : est missus G CIMPa Paul. 25 idem G CIMPa A Paul. : id est VLO

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Ehrerbietung. Denn er galt als äußerst gut vorbereitet für den Kampf und überaus kundig. Deshalb wurden durch seine Person von den Konsuln viele Dinge glücklich durchgeführt, und nichts vermieden Hasdrubal oder Famea mehr, als gegen denjenigen Teil der Römer zu kämpfen, wo Scipio focht. 11. Zur selben Zeit verfügte der Numiderkönig Masinissa, der seit fast 60 Jahren ein Freund des römischen Volkes war, als er im 97. Lebensjahr starb und dabei 44 Söhne hinterließ, dass Scipio die Teilung des Reiches unter seinen Söhnen vornehmen sollte. 12. (1) Weil nun der Name Scipios berühmt war, wurde er noch als junger Mann zum Konsul erhoben und gegen Karthago ausgeschickt. Er nahm es ein und zerstörte es. Die dort aufgefundenen Beutestücke, welche Karthago aus der Zerstörung verschiedener Gemeinden zusammengetragen hatte, und die schmückenden Kunstwerke der Städte gab er den Gemeinden Siziliens, Italiens und Africas zurück, und zwar die, die sie als die ihrigen erkannten. So wurde Karthago im 700. Jahr, nachdem es gegründet worden war, zerstört. (2) Scipio verdiente sich den Namen, den sein Großvater angenommen hatte, dass nämlich auch er wegen seiner Tapferkeit Africanus, der Jüngere, genannt wurde. 13. Unterdessen griff in Makedonien ein Pseudo-Philipp zu den Waffen und besiegte den gegen ihn ausgeschickten römischen Prätor Publius Iuventius bis zur völligen Vernichtung. Nach ihm wurde Quintus Caecilius Metellus als Heerführer von den Römern gegen Pseudo-Philipp ausgeschickt und eroberte Makedonien zurück, wobei er 25.000 von dessen Soldaten tötete. Auch Pseudo-Philipp selbst brachte er in seine Gewalt. 14. (1) Auch Korinth, einer hochberühmten Stadt Griechenlands, wurde der Krieg erklärt wegen einer Beleidigung römischer Gesandter. Dieses nahm der Konsul Mummius ein und zerstörte es. (2) In Rom fanden nun drei äußerst feierliche Triumphe gleichzeitig statt: der des Africanus aus Africa, vor dessen Wagen Hasdrubal geführt wurde, der des Metellus aus Makedonien, dessen Wagen Andriskos, ebenjener PseudoPhilipp, vorausging, und der des Mummius aus Korinth, vor dem bronzene Feldzeichen und bemalte Tafeln und andere Schmuckstücke der hochberühmten Stadt vorangetragen wurden. 15. Wiederum begehrte in Makedonien unter Zusammenscharung von Sklaven ein Pseudo-Perseus auf, der behauptete, ein Sohn des Perseus zu sein, und wurde, obwohl er 16.000 Bewaffnete hatte, vom Quästor Tremellius überwunden.

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16. (1) eodem tempore Metellus in Celtiberia apud Hispanos res egregias gessit. successit ei Q. Pompeius. (2) nec multo post Q. quoque Caepio ad idem bellum missus est, quod quidam Viriathus contra Romanos in Lusitania gerebat. quo metu Viriathus a suis interfectus est, cum quattuordecim annis Hispanias adversus Romanos movisset. pastor primo fuit, mox latronum dux, postremo tantos ad bellum populos concitavit, ut adsertor contra Romanos Hispaniae putaretur. (3) et cum interfectores eius praemium a Caepione consule peterent, responsum est numquam Romanis placuisse imperatorem a suis militibus interfici. 17. (1) Q. Pompeius deinde consul a Numantinis, quae Hispaniae civitas fuit opulentissima, superatus pacem ignobilem fecit. post eum C. Hostilius Mancinus consul iterum cum Numantinis pacem fecit infamem, quam populus et senatus iussit infringi atque ipsum Mancinum hostibus tradi, ut in illo, quem auctorem foederis habebant, iniuriam soluti foederis vindicarent. (2) post tantam igitur ignominiam, qua a Numantinis bis Romani exercitus fuerant subiugati, P. Scipio Africanus secundo consul factus et ad Numantiam missus est. is primum militem vitiosum et ignavum exercendo magis quam puniendo sine aliqua acerbitate correxit, tum multas Hispaniae civitates partim cepit, partim in deditionem accepit, postremo ipsam Numantiam diu obsessam fame confecit et a solo evertit, reliquam provinciam in fidem accepit. 18. eodem tempore Attalus, rex Asiae frater Eumenis, mortuus est heredemque populum Romanum reliquit. ita imperio Romano per testamentum Asia accessit. 19. mox etiam D. Iunius Brutus de Callaecis et Lusitanis magna gloria triumphavit et P. Scipio Africanus de Numantinis secundum triumphum egit, quarto decimo anno postquam priorem de Africa egerat. 20. (1) motum interim in Asia bellum est ab Aristonico Eumenis filio, qui ex concubina susceptus fuerat. hic Eumenes frater Attali 2 sq. quintus quoque caepio G VLO Paul. : quintus caepio IMPamarg. : quinque caepio C : quintus scipio Paa.c. A (cf. Paean. Ϲκηπίων) 3 viriathus F I : viriatus G CMPa VLOA Paul. 5 adversum VLOA 8 post a add. quinto VLOA | caepione codd. : Ϲκιπίων Paean. 9 imperatorem GF CIMPa (cf. Paean. τὸν ἡγούμενον) : imperatores VLOA Paul. (cf. Ioh. Ant. fr. 91 Mariev = 137 Roberto ϲτρατηγῶν) 11 ignobilem om. GF CIMPaa.c. 19 ante cepit add. bello CIPa 21 confecit Fp.c.CIMPa : fecit Ga.c.Fa.c. (fecit laborare Gp.c.) : vicit VLOA 22 eodem GF CIMPa VA : eo LO : illo D 23 heredem G CIMPa 25 etiam om. GF | Callaecis Vinetus : callecis Ga.c.CMPa Paul. : galatiis I : galliciis Gp.c.S VLO 28 est om. VLO 29 erat VLOA

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16. (1) Zur selben Zeit vollbrachte Metellus in Keltiberien bei den Spaniern herausragende Taten. Auf ihn folgte Quintus Pompeius. (2) Nicht viel später wurde in denselben Krieg, den ein gewisser Viriathus gegen die Römer in Lusitanien führte, auch Quintus Caepio geschickt. Aus Furcht davor wurde Viriathus von den Seinen umgebracht, nachdem er 14 Jahre lang Spanien gegen die Römer aufgewiegelt hatte. Er war zuerst Hirte, danach Räuberhauptmann, am Ende stachelte er so viele Völkerschaften zum Krieg an, dass er für den Verteidiger Spaniens gegen die Römer gehalten wurde. (3) Als seine Mörder eine Belohnung vom Konsul Caepio forderten, wurde ihnen geantwortet, dass es den Römern niemals gefallen habe, wenn ein Feldherr von seinen eigenen Soldaten ermordet werde. 17. (1) Danach schloss der Konsul Quintus Pompeius, der von den Numantinern, einer überaus reichen Bürgerschaft Spaniens, besiegt worden war, einen unrühmlichen Frieden. Nach ihm schloss der Konsul Gaius Hostilius Mancinus wieder einen schmachvollen Frieden mit den Numantinern; Senat und Volk von Rom befahlen, dass dieser Frieden gebrochen und Mancinus den Feinden ausgeliefert werde, damit sie an seiner Person, in der sie den Urheber des Vertrags in ihrer Hand hatten, das Unrecht des Vertragsbruchs rächten. (2) Nach dieser so großen Schmach nun, durch die zweimal römische Heere von den Numantinern unterjocht worden waren, wurde Publius Scipio Africanus zum zweiten Mal zum Konsul erhoben und nach Numantia ausgeschickt. Dieser brachte zuerst das lasterhafte und feige Heer mehr durch Übung als durch Strafe ohne jede Grausamkeit auf den richtigen Weg, nahm dann viele Städte Spaniens teils ein, teils empfing er deren Kapitulation, erledigte schließlich auch Numantia selbst nach langer Belagerung durch Aushungerung und vertilgte es vom Erdboden. Die übrige Provinz nahm er in ein Treueverhältnis auf. 18. Zur selben Zeit starb Attalos, der König von Asia, Bruder des Eumenes, und hinterließ als Erben das römische Volk. So kam Asia durch Testament zum römischen Reich. 19. Bald darauf triumphierte auch Decimus Iunius Brutus über die Callaecier und Lusitaner mit großem Ruhm, und Publius Scipio Africanus feierte einen zweiten Triumph, und zwar über die Numantiner, 13 Jahre, nachdem er den ersten über Africa gefeiert hatte. 20. (1) Unterdessen wurde in Asia Krieg begonnen von Aristonikos, einem Sohn des Eumenes, den dieser von einer Konkubine bekommen

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fuerat. adversus eum missus P. Licinius Crassus infinita regum habuit auxilia. nam et Bithyniae rex Nicomedes Romanos iuvit et Mithridates Ponticus, cum quo bellum postea gravissimum fuit, et Ariarathes Cappadox et Pylaemenes Paphlagon. victus est tamen Crassus et in proelio interfectus est. caput ipsius Aristonico oblatum est, corpus Smyrnae sepultum. (2) postea Perperna consul Romanus, qui successor Crasso veniebat audita belli fortuna, ad Asiam celeravit et acie victum Aristonicum apud Stratonicen civitatem, quo confugerat, fame ad deditionem conpulit. Aristonicus iussu senatus Romae in carcere strangulatus est. triumphari enim de eo non poterat, quia Perperna apud Pergamum Romam rediens diem obierat. 21. L. Caecilio Metello et T. Quintio Flaminino consulibus Carthago in Africa iussu senatus reparata est, quae nunc manet, annis duobus et viginti postquam a Scipione fuerat eversa. deducti eo sunt cives Romani. 22. anno sexcentesimo vicesimo septimo ab urbe condita C. Cassius Longinus et Sex. Domitius Calvinus consules Gallis transalpinis bellum intulerunt et Arvernorum tunc nobilissimae civitati atque eorum duci Bituito infinitamque multitudinem iuxta Rhodanum fluvium interfecerunt. praeda ex torquibus Gallorum ingens Romam perlata est. Bituitus se Domitio dedit atque ab eo Romam deductus est magnaque gloria consules ambo triumphaverunt. 23. M. Porcio Catone et Q. Marcio Rege consulibus, sexcentesimo tricesimo et tertio anno ab urbe condita, Narbone in Gallia colonia deducta est annoque post a L. Caecilio Metello et Q. Mucio Scaevola consulibus de Dalmatia triumphatum est. 24. ab urbe condita anno sexcentesimo tricesimo quinto C. Cato consul Scordiscis intulit bellum ignominioseque pugnavit. 2 Romanos iuvit om. GF CIMPa 6 Perperna Verheyk, duce Paean. (Περπερνᾶϲ) : perpenna GF CIMPa A Paul. : perpinna VLO 14 eo sunt VLOA : eo sunt ** G : sunt eo CIMPa : sunt Paul. 18 tum VLOA 24 tricesimo om. GF C 25 annoque post M Paul. : post G CPaa.c. : post metellus I : anno V : postquam LO : annoque postquam A 27 tricesimo quinto G CIMPa Paul. : XXIIII VLO : XXXIIII A

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hatte. Dieser Eumenes war Bruder des Attalos gewesen. Der gegen ihn ausgeschickte Publius Licinius Crassus hatte unermessliche Hilfstruppen von den Königen. Denn sowohl der König Bithyniens, Nikomedes, half den Römern als auch Mithridates aus Pontus, mit dem später ein überaus schwerer Krieg geführt wurde, sowie Ariarathes aus Kappadokien und Pylaimenes aus Paphlagonien. Dennoch wurde Crassus besiegt und in der Schlacht getötet. Sein Haupt wurde dem Aristonikos überbracht, sein Leichnam in Smyrna bestattet. (2) Danach eilte der römische Konsul Perperna, der auf die Nachricht vom Kriegsunglück als Nachfolger für Crassus kam, nach Asia und zwang den in einer Feldschlacht besiegten Aristonikos bei der Stadt Stratonike, wohin er geflohen war, durch Hunger zur Kapitulation. Auf Befehl des Senats wurde Aristonikos zu Rom im Gefängnis erdrosselt. Triumphieren konnte man nämlich nicht über ihn, weil Perperna, als er nach Rom zurückkehrte, bei Pergamon verstorben war. 21. Unter dem Konsulat des Lucius Caecilius Metellus und Titus Quintius Flamininus wurde Karthago in Africa 22 Jahre, nachdem es von Scipio vernichtet worden war, auf Befehl des Senats wiedererrichtet; es steht jetzt noch. Dort wurden römische Bürger angesiedelt. 22. Im 627. Jahr nach Gründung der Stadt führten die Konsuln Gaius Cassius Longinus und Sextus Domitius Calvinus Krieg gegen die Gallier jenseits der Alpen sowie gegen die Arverner, ihren damals bekanntesten Stamm, und ihren König Bituitus und töteten eine unzählige Menge entlang der Rhone. Eine gewaltige Beute von Halsbändern der Gallier wurde nach Rom gebracht. Bituitus ergab sich Domitius und wurde von ihm nach Rom gebracht, und beide Konsuln triumphierten mit großem Ruhm. 23. Unter dem Konsulat des Marcus Porcius Cato und Quintus Marcius Rex, im 633. Jahr nach Gründung der Stadt, wurde eine Kolonie in Narbo in Gallien gegründet und im Jahr darauf von den Konsuln Lucius Caecilius Metellus und Quintus Mucius Scaevola über Dalmatien triumphiert. 24. Im 635. Jahr nach Gründung der Stadt begann der Konsul Gaius Cato gegen die Skordisker Krieg und kämpfte blamabel.

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25. C. Caecilio Metello et Cn. Carbone consulibus duo Metelli fratres eodem die, alterum ex Sardinia, alterum ex Thracia, triumphum egerunt nuntiatumque Romae est Cimbros e Gallia in Italiam transisse. 26. (1) P. Scipione Nasica et L. Calpurnio Bestia consulibus Iugurthae Numidarum regi bellum inlatum est, quod Adherbalem et Hiempsalem, Micipsae filios fratres suos reges et populi Romani amicos, interemisset. missus adversus eum consul Calpurnius Bestia corruptus regis pecunia pacem cum eo flagitiosissimam fecit, quae a senatu improbata est. (2) postea contra eundem insequenti anno Sp. Postumius Albinus profectus est. is quoque per fratrem ignominiose contra Numidas pugnavit. 27. (1) tertio missus est Q. Caecilius Metellus consul. is exercitum ingenti severitate et moderatione correctum, cum nihil in quemquam cruentum faceret, ad disciplinam Romanam reduxit. Iugurtham variis proeliis vicit, elephantos eius occidit vel cepit, multas civitates ipsius cepit. et cum iam finem bello positurus esset, successum est ei a C. Mario. (2) is Iugurtham et Bocchum Mauritaniae regem, qui auxilium Iugurthae ferre coeperat, pariter superavit. aliquanta et ipse oppida Numidiae cepit belloque terminum posuit capto Iugurtha per quaestorem suum Cornelium Sullam ingentem virum, tradente Boccho Iugurtham, qui pro eo ante pugnaverat. (3) a M. Iunio Silano collega Q. Metelli Cimbri in Gallia victi sunt et a Minucio Rufo in Macedonia Scordisci et Triballi et a Servilio Caepione in Hispania Lusitani. (4) acti sunt et duo triumphi de Iugurtha, primus per Metellum, secundus per Marium. ante currum tamen Marii Iugurtha cum duobus filiis ductus est catenatus et mox iussu consulis in carcere strangulatus est. 2 alterum ex Thracia hunc transpos. Sylburg, duce Paean. (κατὰ Θρᾳκῶν δὲ ἕτεροϲ) : post die exhibent A Paul. : om. GF CIMPa VLO 4 publius LOA : post Paul. : om. rell. codd. | Lucio LOA : om. G CIMPa V Paul. : Πουβλίου Paean. 9 reprobata GF CIMPa 12 est om. VLOA Paul. 12 sq. exercitum – correctum codd. : exercitum ⟨a prioribus ducibus⟩ corruptum i. s. e. m. {correctum} dub. Pirogoff 15 elephantos V CIMPa Paul. : elephantes G LOA 22 victi sunt om. GF CIMPa Paul. 23 acti Droysen : victi GF CIMPa Paul. : subacti VLOA : subacti. acti Rühl 24 Marium acti sunt A Paul.

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25. Unter dem Konsulat des Gaius Caecilius Metellus und Gnaeus Carbo führten die zwei Brüder Metellus am selben Tag einen Triumph, den einen über Sardinien, den anderen über Thrakien, und in Rom wurde gemeldet, dass die Kimbern aus Gallien nach Italien hinübergegangen seien. 26. (1) Unter dem Konsulat des Publius Scipio Nasica und Lucius Calpurnius Bestia wurde Krieg gegen den Numiderkönig Jugurtha begonnen, weil er Adherbal und Hiempsal, die Söhne Micipsas, seine Brüder, Könige und Freunde des römischen Volkes, umgebracht habe. Der gegen ihn ausgeschickte Konsul Calpurnius Bestia wurde mit Geld des Königs bestochen und schloss mit ihm einen äußerst schmachvollen Frieden, der vom Senat nicht anerkannt wurde. (2) Danach zog im folgenden Jahr Spurius Postumius Albinus gegen ihn aus. Auch dieser kämpfte durch seinen Bruder blamabel gegen die Numider. 27. (1) Beim dritten Male wurde der Konsul Quintus Caecilius Metellus geschickt. Dieser brachte das Heer durch gewaltige Strenge und Mäßigung, weil er ja niemandem etwas Blutiges antat, zur Ordnung und führte es zur römischen Disziplin zurück. Jugurtha besiegte er in verschiedenen Schlachten, tötete seine Elefanten oder erbeutete sie und eroberte viele seiner Städte. Und als er schon kurz davor war, dem Krieg ein Ende zu bereiten, wurde ihm Gaius Marius als Nachfolger geschickt. (2) Dieser besiegte gleichzeitig Jugurtha und Bocchus, den König von Mauretanien, der begonnen hatte, Jugurtha Hilfe zu leisten. Auch er nahm eine bedeutende Anzahl von Städten Numidiens ein und machte dem Krieg ein Ende, nachdem sein Quästor Cornelius Sulla, ein außerordentlicher Mann, Jugurtha gefangen genommen hatte, dadurch dass Bocchus den Jugurtha auslieferte, der zuvor für ihn gekämpft hatte. (3) Von Marcus Iunius Silanus, dem Kollegen des Quintus Metellus, wurden die Kimbern in Gallien besiegt, von Minucius Rufus in Makedonien die Skordisker und Triballer und von Servilius Caepio in Spanien die Lusitaner. (4) Es wurden auch zwei Triumphzüge über Jugurtha aufgeführt, der erste von Metellus, der zweite von Marius. Vor dem Wagen des Marius jedoch wurde Jugurtha in Ketten geführt, zusammen mit seinen zwei Söhnen, und bald darauf auf Befehl des Konsuls im Gefängnis erdrosselt.

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1. (1) dum bellum in Numidia contra Iugurtham geritur, Romani consules M. Manlius et Q. Caepio a Cimbris et Teutonis et Tugurinis et Ambronibus, quae erant Germanorum et Gallorum gentes, victi sunt iuxta flumen Rhodanum et ingenti internicione etiam castra sua et magnam partem exercitus perdiderunt. (2) timor Romae grandis fuit, quantus vix Hannibalis tempore Punici belli, ne iterum Galli Romam venirent. (3) ergo Marius post victoriam Iugurthinam secundo consul est factus bellumque ei contra Cimbros et Teutones decretum est. tertio quoque ei et quarto delatus est consulatus, quia bellum Cimbricum protrahebatur. (4) sed in quarto consulatu collegam habuit Q. Lutatium Catulum. cum Cimbris itaque conflixit et duobus proeliis CC milia hostium cecidit, LXXX milia cepit et ducem eorum Teutobodum. propter quod meritum absens quinto consul est factus. 2. (1) interea Cimbri et Teutones, quorum copia adhuc infinita erat, ad Italiam transierunt. iterum a C. Mario et Q. Catulo contra eos dimicatum est, sed a Catuli parte felicius. (2) nam proelio, quod simul ambo gesserunt, CXL milia aut in pugna aut in fuga caesa sunt, LX milia capta. Romani milites ex utroque exercitu trecenti perierunt. tria et triginta Cimbris signa sublata sunt; ex his exercitus Marii duo reportavit, Catuli exercitus XXXI. is belli finis fuit; triumphus utrique decretus est. 3. (1) Sex. Iulio Caesare et L. Marcio Philippo consulibus, sexcentesimo quinquagesimo nono anno ab urbe condita, cum prope alia omnia bella cessarent, in Italia gravissimum bellum Picentes, Marsi Pelignique moverunt. qui cum annis numerosis iam populo Romano obedirent, tum libertatem sibi aequam adserere coeperunt. perniciosum admodum hoc bellum fuit. (2) P. Rutilius consul in eo occisus est, Caepio nobilis iuvenis, Porcius Cato alius consul. duces autem adversus Romanos Picentibus et Marsis fuerunt T. Vettius, Hierius Asinius, T. Herennius, A. Clu2 M. om. VLO | teutonis GF CIMPa Paul. : teutonibus VOA : etheodonibus L tugurinis GF VOA Paul. (cf. Paean. Τουγούρουϲ) : tigurinis IM : tigurtinis CPa : iugurinis L 6 punicis bellis VLOA Paul. 7 venirent VLOA Paul. : redirent GF CIMPa 8 teutones GF CI : -nas VLO Paul. : -nos MPa 12 teutobodum VLOA : teutomodum GF CIMPa Paul. : Τευτόβολον Paean. (-βοδον corr. Haupt) 23 a condita urbe VLOA 29 titus herennius Pa VLOA : titus lucius herennius GF CIM : titus legennius Paul.

Fünftes Buch 1. (1) Während in Numidien der Krieg gegen Jugurtha geführt wurde, wurden die römischen Konsuln Marcus Manlius und Quintus Caepio von den Kimbern, Teutonen, Tigurinern und Ambronen, die Stämme der Germanen und Gallier waren, an der Rhone besiegt und verloren bei der furchtbaren Katastrophe auch ihr Lager und einen großen Teil des Heeres. (2) In Rom herrschte große Furcht, wie sie kaum vor Hannibal zur Zeit des Punischen Kriegs bestanden hatte, dass erneut Gallier nach Rom kommen könnten. (3) Darum wurde Marius nach seinem Sieg über Jugurtha zum zweiten Mal zum Konsul erhoben und ihm der Krieg gegen die Kimbern und Teutonen übertragen. Auch ein drittes und viertes Mal wurde ihm der Konsulat verliehen, weil der Kimbernkrieg sich hinzog. (4) Aber bei seinem vierten Konsulat hatte er Quintus Lutatius Catulus zum Kollegen. Deshalb trat er den Kimbern entgegen und tötete in zwei Schlachten 200.000 Feinde, nahm 80.000 samt ihrem Anführer Teutobodus gefangen. Wegen dieses Verdienstes wurde er in Abwesenheit zum fünften Mal zum Konsul erhoben. 2. (1) Unterdessen zogen die Kimbern und Teutonen, deren Menge immer noch grenzenlos war, nach Italien hinüber. Erneut wurde von Gaius Marius und Quintus Catulus gegen sie gekämpft, erfolgreicher freilich auf der Seite des Catulus. (2) Denn in der Schlacht, die sie beide zugleich schlugen, wurden 140.000 entweder im Kampf oder auf der Flucht erschlagen, 60.000 gefangen genommen. Von römischen Soldaten fielen aus beiden Heeren zusammen 300. Den Kimbern wurden 33 Feldzeichen abgenommen; von diesen brachte das Heer des Marius zwei nach Hause, das Heer des Catulus 31. Dies war das Ende des Krieges; für beide wurde ein Triumph beschlossen. 3. (1) Unter dem Konsulat des Sextus Iulius Caesar und Lucius Marcius Philippus, im 659. Jahr nach Gründung der Stadt, als beinahe alle anderen Kriege zum Ende kamen, begannen in Italien die Pikenter, Marser und Paeligner einen überaus heftigen Krieg. Obwohl sie bereits zahlreiche Jahre dem römischen Volk untergeben waren, unternahmen diese es damals, eine gleichrangige Freiheit für sich zu beanspruchen. Der Krieg war überaus verderblich. (2) Der Konsul Publius Rutilius wurde in ihm getötet, auch Caepio, ein junger Adliger, und Porcius Cato, ein anderer Konsul; die Pikenter und Marser aber hatten als Feldherren gegen die Römer Titus Vettius, Hierius Asinius, Titus Herennius

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entius. (3) a Romanis bene contra eos pugnatum est a C. Mario, qui sexies consul fuerat, et a Cn. Pompeio, maxime tamen a L. Cornelio Sulla, qui inter alia egregia ita Cluentium hostium ducem cum magnis copiis fudit, ut ex suis unum amitteret. (4) quadriennio cum gravi tamen calamitate hoc bellum tractum est. quinto demum anno finem accepit per L. Cornelium Sullam consulem, cum antea in eodem bello ipse multa strenue, sed praetor, egisset. 4. (1) anno urbis conditae sexcentesimo sexagesimo secundo primum Romae bellum civile commotum est, eodem anno etiam Mithridaticum. causam bello civili C. Marius sexiens consul dedit. (2) nam cum Sulla consul contra Mithridatem gesturus bellum, qui Asiam et Achaiam occupaverat, mitteretur isque exercitum in Campania paulisper teneret, ut belli socialis, de quo diximus, quod intra Italiam gestum fuerat, reliquiae tollerentur, Marius adfectavit, ut ipse ad bellum Mithridaticum mitteretur. qua re Sulla commotus cum exercitu ad urbem venit. illic contra Marium et Sulpicium dimicavit. primus urbem Romam armatus ingressus est, Sulpicium interfecit, Marium fugavit atque ita, ordinatis consulibus in futurum annum Cn. Octavio et L. Cornelio Cinna, ad Asiam profectus est. 5. (1) Mithridates enim, qui Ponti rex erat atque Armeniam minorem et totum Ponticum mare in circuitu cum Bosphoro tenebat, primum Nicomeden amicum populi Romani Bithynia voluit expellere senatuique mandavit bellum se ei propter iniurias, quas passus fuerat, inlaturum. a senatu responsum Mithridati est, si id faceret, quod bellum a Romanis et ipse pateretur. (2) quare iratus Cappadociam statim occupavit et ex ea Ariobarzanen regem et amicum populi Romani fugavit. mox etiam Bithyniam invasit et Paphlagoniam pulsis ex ea regibus amicis populi Romani Pylaemene et Nicomede. inde Ephesum contendit et per omnem Asiam litteras misit, ut ubicumque inventi essent cives Romani, uno die occiderentur. 5 quinto demum G CIMPa Paul. : quinto decimo LO (cf. Paean. πεντεκαιδεκάτῳ) 7 pro praetore CIMPa | egisset F VLOA : egessit Ga.c. : gessit Gp.c. CMPa : gessisset I Paul. 8 sexagesimo Paul. : om. GF CMPa VLO : octuagesimo I : quadragesimo A : ἑβδομηκοϲτῷ Paean. 18 L. om. G CIMPa Paul. 21 cum VLOA : in G CIMPa Paul. 24 responsum mithridati est GF Paul. : mithridati responsum est CIMPa : responsum VLOA 27 ex ea del. Rühl

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und Aulus Cluentius. (3) Auf Seiten der Römer wurde gut gegen diese gekämpft von Gaius Marius, der sechsmal Konsul gewesen war, sowie von Gnaeus Pompeius, besonders aber von Lucius Cornelius Sulla, der unter anderen hervorragenden Taten den gegnerischen Heerführer Cluentius samt seinen großen Truppen so besiegte, dass er von den Seinen nur einen Einzigen verlor. (4) Dennoch zog sich dieser Krieg vier Jahre lang mit großen Verheerungen hin. Im fünften Jahr erst fand er ein Ende durch den Konsul Lucius Cornelius Sulla, nachdem er zuvor in diesem Krieg selbst, aber als Prätor, vieles tüchtig ausgeführt hatte. 4. (1) Im 662. Jahr nach Gründung der Stadt wurde zum ersten Mal ein Bürgerkrieg in Rom begonnen, im selben Jahr auch der Mithridatische Krieg. Den Grund zum Bürgerkrieg lieferte Gaius Marius, der sechsmalige Konsul. (2) Denn als der Konsul Sulla ausgesandt wurde, um Krieg gegen Mithridates zu führen, der Asia und Achaia besetzt hatte, und als er sein Heer eine Weile in Kampanien zurückhielt, damit die Reste des oben genannten Bundesgenossenkriegs, der innerhalb von Italien geführt worden war, beseitigt würden, trachtete Marius danach, dass er selbst zum Krieg gegen Mithridates ausgesandt werde. Darüber aufgebracht, rückte Sulla mit seinem Heer an die Stadt heran. Dort kämpfte er gegen Marius und Sulpicius. Als Erster zog er in die Stadt Rom in Waffen ein, tötete Sulpicius, schlug Marius in die Flucht und brach so, nachdem er Gnaeus Octavius und Lucius Cornelius Cinna als Konsuln für das kommende Jahr eingesetzt hatte, nach Asia auf. 5. (1) Mithridates, der König von Pontus war und Kleinarmenien sowie das gesamte Schwarze Meer ringsum mitsamt dem Bosporos innehatte, wollte nämlich zuerst Nikomedes, einen Freund des römischen Volks, aus Bithynien vertreiben und verkündete dem Senat, dass er gegen ihn Krieg führen werde wegen der Übergriffe, die er erlitten habe. Vom Senat erging an Mithridates die Antwort, dass, wenn er dies täte, er auch seinerseits Krieg von den Römern zu erdulden hätte. (2) Im Zorn darüber besetzte er sofort Kappadokien und verjagte von dort Ariobarzanes, König und Freund des römischen Volks. Bald darauf fiel er auch in Bithynien und Paphlagonien ein, wobei er die Könige Pylaimenes und Nikomedes, Freunde des römischen Volks, von dort vertrieb. Daraufhin eilte er nach Ephesos und verschickte in ganz Asia Briefe, dass römische Bürger, wo auch immer sie aufgefunden würden, an einem einzigen Tag getötet werden sollten.

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6. (1) interea etiam Athenae civitas Achaiae ab Aristone Atheniensi Mithridati tradita est. miserat enim iam ad Achaiam Mithridates Archelaum ducem suum cum centum et viginti milibus equitum ac peditum, per quem etiam reliqua Graecia occupata est. Sulla Archelaum apud Piraeum non longe ab Athenis obsedit, ipsas Athenas cepit. (2) postea commisso proelio contra Archelaum ita eum vicit, ut ex CXX milibus vix decem Archelao superessent, ex Sullae exercitu XIII tantum homines interficerentur. hac pugna Mithridates cognita septuaginta milia lectissima ex Asia Archelao misit, contra quem iterum Sulla commisit. primo proelio quindecim milia hostium interfecta sunt et filius Archelai Diogenes; secundo omnes Mithridatis copiae extinctae sunt, Archelaus ipse triduo nudus in paludibus latuit. hac re audita Mithridates iussit cum Sulla de pace agi. 7. (1) interim eo tempore Sulla etiam Dardanos, Scordiscos, Dalmatas et Maedos partim vicit, alios in fidem accepit. (2) sed cum legati a rege Mithridate, qui pacem petebant, venissent, non aliter se daturum Sulla esse respondit, nisi rex relictis his, quae occupaverat, ad regnum suum redisset. postea tamen ad colloquium ambo venerunt. pax inter eos ordinata est, ut Sulla ad bellum civile festinans a tergo periculum non haberet. (3) nam dum Sulla in Achaia atque Asia Mithridatem vincit, Marius, qui fugatus erat, et Cornelius Cinna unus ex consulibus bellum in Italia reparaverunt et ingressi urbem Romam nobilissimos e senatu et consulares viros interfecerunt, multos proscripserunt, ipsius Sullae domo eversa filios et uxorem ad fugam conpulerunt. (4) universus reliquus senatus ex urbe fugiens ad Sullam in Graeciam venit orans, ut patriae subveniret. ille in Italiam traiecit bellum civile gesturus adversus Norbanum et Scipionem consules. et primo proelio contra Norbanum dimicavit non longe a Capua. tum sex milia eius cecidit, sex cepit, CXXIV suos amisit. inde etiam ad Scipionem se convertit et ante proelium totum eius exercitum sine sanguine in deditionem accepit. 1 Achaiae del. Duncker, duce Paean. | aristone codd. (cf. Paean. Ἀρίϲτων) : Aristione Tzschucke 8 homines om. VLO | interfecti sunt VLOA 15 et ante Dalmatas transpos. VLOA | Maedos Tzschucke, duce Oudendorp : mesos Pa : medos A : moesos vel metos rell. codd. 17 rex om. G CIMPaa.c. Paean. 23 viros om. VLO 29 CXXIIII GF CIPa : CXXIII VLOA : XXIIII Paul. Paean. (τέϲϲαραϲ καὶ εἴκοϲι)

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6. (1) Unterdessen wurde auch Athen, eine Stadt in Achaia, vom Athener Ariston dem Mithridates übergeben. Mithridates hatte nämlich schon seinen Heerführer Archelaos mit 120.000 Reitern und Fußsoldaten nach Achaia geschickt; durch diesen wurde auch das restliche Griechenland eingenommen. Sulla belagerte Archelaos in Piräus, nicht weit von Athen, und nahm Athen selbst ein. (2) Nachdem es später zur Schlacht gegen Archelaos gekommen war, besiegte er diesen so, dass von 120.000 kaum 10.000 dem Archelaos übrigblieben, aus Sullas Heer aber nur 13 Mann getötet wurden. Nachdem Mithridates von diesem Kampf erfahren hatte, schickte er 70.000 Elitekämpfer aus Asia dem Archelaos, gegen den Sulla wiederum zum Kampf antrat. Im ersten Gefecht wurden 15.000 Feinde getötet und auch Archelaos’ Sohn Diogenes; im zweiten wurden alle Truppen des Mithridates vernichtet, Archelaos selbst versteckte sich drei Tage lang nackt in den Sümpfen. Nachdem er davon gehört hatte, befahl Mithridates, mit Sulla über den Frieden zu verhandeln. 7. (1) Unterdessen besiegte zu dieser Zeit Sulla auch teilweise die Dardaner, Skordisker, Dalmater und Maeder und nahm andere Völker in ein Treueverhältnis auf. (2) Aber als von König Mithridates Gesandte kamen, die um Frieden baten, antwortete ihnen Sulla, dass er Frieden nur unter den Umständen gewähren werde, dass der König sich aus allen Ländern, die er besetzt hatte, zurückziehe und in sein Reich zurückkehre. Gleichwohl kamen später beide zu einer Unterhandlung zusammen. Zwischen ihnen wurde der Frieden festgesetzt, so dass Sulla keine Gefahr im Rücken hatte, als er zum Bürgerkrieg eilte. (3) Denn während Sulla in Achaia und Asia Mithridates besiegte, nahmen Marius, der in die Flucht geschlagen worden war, und Cornelius Cinna, einer von den Konsuln, in Italien den Krieg wieder auf, zogen in die Stadt Rom ein, töteten die Vornehmsten aus dem Senat und ehemalige Konsuln, erklärten viele für vogelfrei und zwangen sogar Sullas Söhne und Ehefrau nach Zerstörung seines Hauses in die Flucht. (4) Der gesamte restliche Senat floh aus der Stadt, kam zu Sulla nach Griechenland und bat ihn, dem Vaterland zu Hilfe zu kommen. Jener setzte nach Italien über, um einen Bürgerkrieg gegen die Konsuln Norbanus und Scipio zu führen. Und im ersten Gefecht kämpfte er gegen Norbanus nicht weit von Capua. Damals tötete er 6.000 von dessen Soldaten, nahm 6.000 gefangen und verlor 124 von den eigenen Leuten. Danach wandte er sich

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8. (1) sed cum Romae mutati consules essent, Marius Marii filius ac Papirius Carbo consulatum accepissent, Sulla contra Marium iuniorem dimicavit et XV milibus eius occisis CCCC de suis perdidit. mox etiam urbem ingressus est. Marium Marii filium Praeneste persecutus obsedit et ad mortem conpulit. rursus pugnam gravissimam habuit contra Lamponium et Carinatem duces partis Marianae ad portam Collinam. LXX milia hostium in eo proelio contra Sullam fuisse dicuntur. XII milia se Sullae dediderunt, ceteri in acie, in castris, in fuga insatiabili ira victorum consumpti sunt. (2) Cn. quoque Carbo consul alter ab Arimino ad Siciliam fugit et ibi per Cn. Pompeium interfectus est, quem adulescentem Sulla atque annos unum et viginti natum cognita eius industria traditis exercitibus praefecerat, ut secundus a Sulla haberetur. 9. (1) occiso ergo Carbone Siciliam Pompeius recepit. transgressus inde ad Africam Domitium Marianae partis ducem et Hierdam regem Mauritaniae, qui Domitio auxilium ferebat, occidit. post haec Sulla de Mithridate ingenti gloria triumphavit. Cn. etiam Pompeius, quod nulli Romanorum tributum erat, quartum et vicesimum annum agens de Africa triumphavit. (2) hunc finem habuerunt duo bella funestissima, Italicum, quod et sociale dictum est, et civile, quae ambo tracta sunt per annos decem. consumpserunt autem ultra CL milia hominum, viros consulares XXIV, praetorios VII, aedilicios LX, senatores fere CC. 1 essent ⟨et⟩ Müller | Marius om. GF CMPa 3 XV G CIMPa Paul. : XX VLO CCCC G CIMPa : quattuor milia VLOA Paul. (τεϲϲαράκοντα Paean.) | etiam VLOA Paul. : et G CIM : etiam et Pa 4 Marium om. VLO 9 gnaeus G CIM Paul. : gaius Pa VOA : om. L 12 traditis LOA (lacunam exhibet V) : tantis Paul. : om. GF CIMPa : traductis dub. Lucarini 21 et aedilicios G CIPa

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auch Scipio zu und nahm noch vor der Schlacht ohne Blutvergießen die Kapitulation seines ganzen Heeres an. 8. (1) Aber nachdem in Rom die Konsuln abgelöst worden waren und Marius, der Sohn des Marius, sowie Papirius Carbo den Konsulat übernommen hatten, kämpfte Sulla gegen den jüngeren Marius und, während 15.000 von dessen Soldaten getötet wurden, verlor er 400 der Seinen. Bald darauf zog er auch in die Stadt ein. Marius, den Sohn des Marius, verfolgte er nach Praeneste, belagerte ihn dort und trieb ihn in den Tod. Wiederum hatte er einen äußerst schweren Kampf gegen Lamponius und Carinas, Heerführer der marianischen Partei, am Collinischen Tor. 70.000 Feinde sollen in jener Schlacht gegen Sulla gestanden haben. 12.000 ergaben sich Sulla, die übrigen wurden im Felde, im Lager und auf der Flucht vom unstillbaren Zorn der Sieger vernichtet. (2) Auch Gnaeus Carbo, der andere Konsul, floh von Ariminus nach Sizilien und wurde dort von Gnaeus Pompeius getötet; diesen jungen Mann von 21 Jahren hatte Sulla, weil er dessen energische Tätigkeit erkannte, an die Spitze der übergebenen Heere gestellt, so dass er für den Zweiten nach Sulla gehalten wurde. 9. (1) Infolge von Carbos Tod gewann Pompeius Sizilien zurück. Von dort setzte er nach Africa über und tötete Domitius, einen Führer der marianischen Partei, und den König Mauretaniens Hierdas, der Domitius Hilfe leistete. Danach triumphierte Sulla mit gewaltigem Ruhm über Mithridates. Gnaeus Pompeius triumphierte ebenfalls, im 24. Lebensjahr, was keinem Römer jemals gewährt worden war, über Africa. (2) Damit hatten die zwei verderblichsten Kriege ein Ende: der Italische, der auch der Bundesgenossenkrieg genannt worden ist, und der Bürgerkrieg. Beide zogen sich über zehn Jahre hin. Sie kosteten über 150.000 Menschen das Leben, 24 ehemaligen Konsuln, sieben ehemaligen Prätoren, 60 ehemaligen Ädilen und etwa 200 Senatoren.

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1. (1) M. Aemilio Lepido Q. Catulo consulibus, cum Sulla rem publicam conposuisset, bella nova exarserunt: unum in Hispania, aliud in Pamphylia et Cilicia, tertium in Macedonia, quartum in Dalmatia. (2) nam Sertorius, qui partium Marianarum fuerat, timens fortunam ceterorum, qui interempti erant, ad bellum commovit Hispanias. missi sunt contra eum duces Q. Caecilius Metellus filius eius, qui Iugurtham regem vicit, et L. Domitius praetor. a Sertorii duce Hirtuleio Domitius occisus est. Metellus vario successu contra Sertorium dimicavit. postea, cum inpar pugnae solus putaretur, Cn. Pompeius ad Hispanias missus est. (3) ita duobus ducibus adversis Sertorius fortuna varia saepe pugnavit. octavo demum anno per suos occisus est et finis ei bello datus per Cn. Pompeium adulescentem et Q. Metellum Pium atque omnes prope Hispaniae in dicionem populi Romani redactae. 2. (1) ad Macedoniam missus est Ap. Claudius post consulatum. levia proelia habuit contra varias gentes, quae Rhodopam provinciam incolebant, atque ibi morbo mortuus est. (2) missus ei successor C. Scribonius Curio post consulatum. is Dardanos vicit et usque ad Danubium penetravit triumphumque meruit et intra triennium bello finem dedit. 3. ad Ciliciam et Pamphyliam missus est P. Servilius ex consule vir strenuus. is Ciliciam subegit, Lyciae urbes clarissimas oppugnavit et cepit, in his Phaselidam, Olympum, Corycum Ciliciae. Isauros quoque adgressus ad dicionem redegit atque intra triennium bello finem dedit. primus omnium Romanorum in Tauro iter fecit. revertens triumphum accepit et nomen Isaurici meruit. 4. ad Illyricum missus est C. Cosconius pro consule. multam partem Dalmatiae subegit, Salonas cepit et conposito bello Romam post biennium rediit. 9 post solus add. metellus Pamarg. VLOA Paul. 11 demum G CIMPa : decimo VLOA Paul. Paean. 13 populi romani CIMPa VLOA Paul. : populo romano GF 15 rhodopam G CIMPa Paul. : rodopen A : europam VLO 20 consule VLOA Paul. : consulare GF M : consulari CIPa S 21 is om. G CIMPa V 22 olympum G CIMPa Paul. : olynthum LOA : om. V | post Corycum gravius interpunxit Wagener | Ciliciae del. Gruner 23 dicionem Ga.c.F IM LO : deditionem Gp.c. CPa VA Paul. 26 gnaeus GF CIMPa | pro consule A Paul. : proconsul VLO : om. GF CIMPa

Sechstes Buch 1. (1) Unter dem Konsulat des Marcus Aemilius Lepidus und Quintus Catulus brachen, nachdem Sulla den Staat geordnet hatte, neue Kriege aus: einer in Spanien, ein anderer in Pamphylien und Kilikien, ein dritter in Makedonien, ein vierter in Dalmatien. (2) Denn Sertorius, der zur Marianischen Partei gehört hatte, fürchtete das Schicksal der übrigen, die getötet worden waren, und stachelte Spanien zum Krieg an. Geschickt wurden gegen ihn als Heerführer Quintus Caecilius Metellus, der Sohn dessen, der den König Jugurtha besiegt hat, und der Prätor Lucius Domitius. Von Sertorius’ Heerführer Hirtuleius wurde Domitius getötet. Metellus kämpfte mit wechselndem Erfolg gegen Sertorius. Danach, als man ihn allein dem Kampf nicht gewachsen glaubte, wurde Gnaeus Pompeius nach Spanien geschickt. (3) So kämpfte Sertorius gegen zwei gegnerische Heerführer viele Male mit wechselndem Glück. Erst im achten Jahr wurde er von den eigenen Leuten getötet und diesem Krieg ein Ende bereitet durch den noch jungen Gnaeus Pompeius und Quintus Metellus Pius, und nahezu alle spanischen Gebiete wurden wieder in die Verfügung des römischen Volks zurückgeführt. 2. (1) Nach Makedonien wurde Appius Claudius nach seinem Konsulat gesandt. Er führte leichte Gefechte gegen verschiedene Stämme, die in der Provinz Rhodope siedelten, und verstarb dort an einer Krankheit. (2) Als Nachfolger wurde ihm Gaius Scribonius Curio nach seinem Konsulat geschickt. Dieser besiegte die Dardaner, drang bis zur Donau vor, verdiente sich einen Triumph und bereitete dem Krieg binnen drei Jahren ein Ende. 3. Nach Kilikien und Pamphylien wurde der ehemalige Konsul Publius Servilius gesandt, ein tatkräftiger Mann. Dieser unterwarf Kilikien, bestürmte und eroberte die berühmtesten Städte Lykiens, darunter Phaselis, Olympos, Korykos in Kilikien. Auch die Isaurier griff er an, unterwarf sie und bereitete so innerhalb von drei Jahren dem Krieg ein Ende. Als Erster aller Römer unternahm er einen Marsch im Taurus. Bei seiner Rückkehr erhielt er einen Triumph und erwarb den Beinamen Isauricus. 4. Nach Illyrien wurde der Prokonsul Gaius Cosconius geschickt. Er unterwarf einen großen Teil Dalmatiens, nahm Salona ein und kehrte zwei Jahre nach Beilegung des Krieges nach Rom zurück.

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5. (1) isdem temporibus consul M. Aemilius Lepidus Catuli collega bellum civile voluit commovere; intra unam tamen aestatem motus eius oppressus est. (2) ita uno tempore multi simul triumphi fuerunt: Metelli ex Hispania, Pompeii secundus ex Hispania, Curionis ex Macedonia, Servilii ex Isauria. 6. (1) anno urbis conditae sexcentesimo septuagesimo sexto, L. Licinio Lucullo et M. Aurelio Cotta consulibus, mortuus est Nicomedes rex Bithyniae; et per testamentum populum Romanum fecit heredem. (2) Mithridates pace rupta Bithyniam et Asiam rursus voluit invadere. adversus eum ambo consules missi variam habuere fortunam. Cotta apud Chalcedonam victus ab eo acie etiam intra oppidum coactus est et obsessus. (3) sed cum se inde Mithridates Cyzicum transtulisset, ut Cyzico capta totam Asiam invaderet, Lucullus ei alter consul occurrit. ac, dum Mithridates in obsidione Cyzici commoratur, ipse eum a tergo obsedit fameque consumpsit et multis proeliis vicit, postremo Byzantium, quae nunc Constantinopolis est, fugavit. navali quoque proelio duces eius Lucullus oppressit. ita una hieme et aestate a Lucullo ad centum fere milia regis extincta sunt. 7. (1) anno urbis Romae sexcentesimo septuagesimo octavo Macedoniam provinciam M. Licinius Lucullus accepit consobrinus Luculli, qui contra Mithridatem bellum gerebat. (2) et in Italia novum bellum subito commotum est. septuaginta enim et quattuor gladiatores duce Spartaco, Crixo et Oenomao effracto Capuae ludo fugerunt et per Italiam vagantes paene non levius bellum in ea, quam Hannibal moverat, paraverunt. nam multis ducibus et duobus simul Romanorum consulibus victis sexaginta fere milium armatorum exercitum congregaverunt victique sunt in Apulia a M. Licinio Crasso pro consule et post multas calamitates Italiae tertio anno bello huic est finis inpositus. 8. (1) sexcentesimo octogesimo primo anno urbis conditae, P. Cornelio Lentulo et Cn. Aufidio Oreste consulibus, duo tantum gravia bella in imperio Romano erant, Mithridaticum et Macedonicum. haec duo Luculli agebant, L. Lucullus et M. Lucullus. (2) L. ergo Lucullus 6 septuagesimo GF CIMPa Paul. : sexagesimo VLOA Paean. 11 chalcedonam F : calcedonam G CM : macedoniam Pa : alia rell. codd. : Chalcedona Droysen 21 bellum1 – novum om. Ga.c. : pugnaverat Gs.l. 22 sq. duce spartaco GF IMPap.c. S A : duces spartaco LO : duces partago Paa.c. : ducibus spartaco Paul. 24 sq. moverat paraverunt CIPa : moverat paravere VLOA : moverat paraverat Ga.c. (paraverant Gp.c.) : moverunt Paul. : moverat M 26 septuaginta G | milium Ip.c.M VLOA Paul. : militum G CIa.c.Pa

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5. (1) Zu ebendiesen Zeiten wollte der Konsul Marcus Aemilius Lepidus, der Kollege des Catulus, einen Bürgerkrieg beginnen; aber innerhalb eines einzigen Sommers wurde sein Aufstand unterdrückt. (2) So fanden damals viele Triumphe gleichzeitig statt: der des Metellus über Spanien, der zweite des Pompeius über Spanien, der des Curio über Makedonien und der des Servilius über Isaurien. 6. (1) Im 676. Jahr nach Gründung der Stadt, unter dem Konsulat des Lucius Licinius Lucullus und Marcus Aurelius Cotta, starb Nikomedes, der König von Bithynien; und er machte durch sein Testament das römische Volk zum Erben. (2) Mithridates wollte, indem er den Frieden brach, wieder in Bithynien und Asia einfallen. Die beiden gegen ihn gesandten Konsuln hatten verschiedenen Erfolg. Cotta wurde bei Chalkedon in einer Feldschlacht von ihm besiegt und sogar in die Stadt gedrängt und belagert. (3) Aber nachdem sich Mithridates von dort nach Kyzikos begeben hatte, um nach Eroberung von Kyzikos in ganz Asia einzufallen, trat ihm Lucullus, der andere Konsul, entgegen. Während sich Mithridates mit der Belagerung von Kyzikos aufhielt, belagerte jener ihn seinerseits von hinten, erschöpfte ihn durch Hunger, besiegte ihn in vielen Schlachten und jagte ihn schließlich in die Flucht nach Byzanz, das jetzt Konstantinopel heißt. Auch in der Seeschlacht bezwang Lucullus dessen Heerführer. So wurden in einem einzigen Winter und einem Sommer von Lucullus fast an die 100.000 Mann des Königs vernichtet. 7. (1) Im 678. Jahr nach Gründung der Stadt Rom erhielt Marcus Licinius Lucullus die Provinz Macedonia, der Vetter des Lucullus, der gegen Mithridates Krieg führte. (2) In Italien brach plötzlich ein neuer Krieg aus. Denn 74 Gladiatoren unter der Führung von Spartacus, Crixus und Oenomaus waren nach ihrem Ausbruch aus der Gladiatorenschule in Capua auf der Flucht und unternahmen bei ihrem Zug quer durch Italien dort einen Krieg, der kaum leichter war als derjenige, den Hannibal geführt hatte. Denn nachdem viele Heerführer und zugleich zwei römische Konsuln besiegt worden waren, versammelten sie ein Heer von fast 60.000 Bewaffneten und wurden in Apulien vom Prokonsul Marcus Licinius Crassus geschlagen, und nach vielen Katastrophen für Italien wurde diesem Krieg im dritten Jahr ein Ende gesetzt. 8. (1) Im 681. Jahr nach Gründung der Stadt, als Publius Cornelius Lentulus und Gnaeus Aufidius Orestes Konsuln waren, gab es nur zwei schwere Kriege im römischen Reich, den Mithridatischen und den Makedonischen. Diese führten zwei Luculli, Lucius und Marcus Lucullus.

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post pugnam Cyzicenam, qua vicerat Mithridatem, et navalem, qua duces eius oppresserat, persecutus est eum et recepta Paphlagonia atque Bithynia etiam regnum eius invasit, Sinopen et Amison civitates Ponti nobilissimas cepit. (3) secundo proelio apud Caberam civitatem, quo ingentes copias ex omni regno adduxerat Mithridates, cum XXX milia lectissima regis a quinque milibus Romanorum vastata essent, Mithridates fugatus est, castra eius direpta. Armenia quoque minor, quam tenuerat, eidem sublata est. (4) susceptus tamen est Mithridates post fugam a Tigrane Armeniae rege, qui tum ingenti gloria imperabat, Persas saepe vicerat, Mesopotamiam occupaverat et Syriam et Phoenices partem. 9. (1) ergo Lucullus repetens hostem fugatum etiam regnum Tigranis, qui Armeniis imperabat, ingressus est. Tigranocertam, civitatem Arzanenae, nobilissimam regni Armeniaci, cepit, ipsum regem cum septem milibus quingentis clibanariis et centum milibus sagittariorum et armatorum venientem decem et octo milia militum habens ita vicit, ut magnam partem Armeniorum deleverit. inde Nisibin profectus eam quoque civitatem cum regis fratre cepit. (2) sed hi, quos in Ponto Lucullus reliquerat cum exercitus parte, ut regiones victas et iam Romanorum tuerentur, neglegenter se et avare agentes occasionem iterum Mithridati in Pontum inrumpendi dederunt atque ita bellum renovatum est. Lucullo paranti capta Nisibi contra Persas expeditionem successor est missus. 10. alter autem Lucullus, qui Macedoniam administrabat, Bessis primus Romanorum intulit bellum atque eos ingenti proelio in Haemo monte superavit. oppidum Uscudamam, quod Bessi habitabant, eodem die, quo adgressus est, vicit, Cabylen cepit, usque ad Danubium penetravit. inde multas supra Pontum positas civitates adgressus est. illic 3 amison VLOA : amisson GF Pamarg. : amissas IPaa.c. S : amissos CM 4 nobilissimas G CIMPa Paul. : bellicosissimas VLOA | Caberam Santini, duce Mariotti : gaveram GF Paul. : graveram CIMPa S : gabiram LOA : gabyra V : Τάβεραν Paean. 10 Mesopotamiam occupaverat om. GF CIMPa 11 repetens VLOA Paul. : repentes Ga.c. : repente Gp.c. : repetit CIM 13 Arzanenae Tzschucke : arzianenae vel arzianen codd. 14 septem milibus quingentis G CIMPa Paul. : septem quingentis milibus LOA : quattuor quingentis milibus V | centum om. VLO 15 decem et octo G CIMPa Paul. : XVII VLOA 18 reliquerat VLOA Paul. : ceperat F CIMPa : om. G | regiones VLOA Paul. : legiones GF CIMPa S 21 capta nisibi CMPa A Paul. : capta nisibin V : captam sibi I LO : nisibe G 24 uscudamam CMPa Paul. : uscuadamam F : uscuadamum G : uscuamadam I : usque adamam VLOA 25 ad om. GF CIPa 26 super VLOA

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(2) Lucius Lucullus verfolgte also Mithridates nach der Schlacht bei Kyzikos, in der er ihn besiegt hatte, und der Seeschlacht, in der er dessen Feldherren bezwungen hatte, und nach der Zurückgewinnung Paphlagoniens und Bithyniens fiel er auch in dessen Reich ein und eroberte Sinope und Amisos, die wichtigsten Städte von Pontus. (3) In der zweiten Schlacht bei der Stadt Cabera, wohin Mithridates gewaltige Truppen aus allen Teilen seines Reiches herbeigeführt hatte, wurde Mithridates, nachdem 30.000 seiner Elitekämpfer von 5.000 Römern aufgerieben worden waren, in die Flucht geschlagen und sein Lager geplündert. Auch Kleinarmenien, das er besessen hatte, wurde ihm entzogen. (4) Mithridates wurde aber nach seiner Flucht von Tigranes aufgenommen, dem König Armeniens, der damals mit gewaltigem Ruhm herrschte, die Perser oft besiegt und Mesopotamien sowie Syrien und einen Teil Phöniziens besetzt hatte. 9. (1) Daher griff Lucullus den in die Flucht geschlagenen Feind wieder an und marschierte auch in das Reich des Tigranes ein, der über die Armenier herrschte. Er eroberte Tigranokerta, eine Stadt in der Arzanene, die wichtigste des armenischen Reichs, und besiegte mit seinen 18.000 Soldaten den König selbst, der mit 7.500 gepanzerten Reitern und 100.000 Bogenschützen und Fußsoldaten anrückte, so dass er einen Großteil der Armenier vernichtete. Von dort zog er nach Nisibis und nahm auch diese Stadt mitsamt dem Bruder des Königs ein. (2) Aber diejenigen, welche Lucullus in Pontus mit einem Teil des Heers zurückgelassen hatte, damit sie die besiegten und schon den Römern gehörenden Gebiete bewahrten, verhielten sich nachlässig und habgierig und gaben dadurch Mithridates wieder die Möglichkeit, in Pontus einzufallen; und so wurde der Krieg wieder entfacht. Dem Lucullus, der nach der Eroberung von Nisibis eine Expedition gegen die Perser vorbereitete, wurde ein Nachfolger geschickt. 10. Der andere Lucullus aber, der Makedonien verwaltete, führte als erster Römer Krieg gegen die Besser und schlug sie in einer gewaltigen Schlacht im Haimos-Gebirge. Die Stadt Uscudama, welche die Besser bewohnten, besiegte er an demselben Tag, an dem er sie angriff; er nahm Cabyle ein und drang bis zur Donau vor. Von dort aus griff er viele am Schwarzen Meer gelegene Städte an. Dort zerstörte er Apollo-

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Apolloniam evertit, Callatim, Parthenopolim, Tomos, Histrum, Burziaonem cepit belloque confecto Romam rediit. ambo tamen triumphaverunt, Lucullus, qui contra Mithridatem pugnaverat, maiore gloria, cum tantorum regnorum victor redisset. 11. (1) confecto bello Macedonico manente Mithridatico, quod recedente Lucullo rex collectis auxiliis reparaverat, bellum Creticum ortum est. (2) ad id missus Q. Caecilius Metellus ingentibus proeliis intra triennium omnem provinciam cepit appellatusque est Creticus atque ex insula triumphavit. (3) quo tempore Libya quoque Romano imperio per testamentum Appionis, qui rex eius fuerat, accessit; in qua inclutae urbes erant Berenice, Ptolomais, Cyrene. 12. (1) dum haec geruntur, piratae omnia maria infestabant ita, ut Romanis toto orbe victoribus sola navigatio tuta non esset; quare id bellum Cn. Pompeio decretum est. quod intra paucos menses ingenti et felicitate et celeritate confecit. (2) mox ei delatum etiam bellum contra regem Mithridatem et Tigranem. quo suscepto Mithridatem in Armenia minore nocturno proelio vicit, castra diripuit, quadraginta milia eius occidit, viginti tantum de exercitu suo perdidit et duos centuriones. (3) Mithridates cum uxore fugit et duobus comitibus. neque multo post, cum in suos saeviret, Pharnacis filii sui apud milites seditione ad mortem coactus venenum hausit. hunc finem habuit Mithridates. periit autem apud Bosphorum, vir ingentis industriae consiliique. regnavit annis sexaginta, vixit septuaginta duobus, contra Romanos bellum habuit annis quadraginta. 13. Tigrani deinde Pompeius bellum intulit. ille se ei dedidit et in castra Pompeii sexto decimo miliario ab Artaxata venit ac diadema suum, cum procubuisset ad genua Pompeii, in manibus ipsius conlocavit. quod ei Pompeius reposuit honorificeque eum habitum regni tamen parte multavit et grandi pecunia. adempta est ei Syria, Phoenice, Sopha1 Callatim Glareanus : callatin VLO : calliton A : calathim GF CIMPa : galat(h)iam Paul. | histrum Paul. : histrium GF CIMPa A : istrum LO : histriam S 3 lucullus qui codd. : Luculli; is qui Eussner 6 post auxiliis add. multis VLOA 12 infestabant VLOA Paul. : infesti tenebant GF CIMPa 15 ei om. GF CIMPa 16 regem G CIMPa VLOA : reges Paul. : del. Rühl 17 sq. milia eius occidit G CIMPa V Paul. : milibus eius occisis LOA 18 viginti G CIMPa Paul. : triginta VLOA 20 milites G CIM A Q Paul. : multes Pa : militem V : militum LO 22 autem om. G CIMPa 23 annos VLO 25 dedidit CIMPa Q Paul. : dedit G VLOA 26 ab artaxata miliario VLOA Q 27 ipsius CIMPa VLOA Paul. : suis GF 29 ei G CIMPa Paul. : et VLO : ei et A | sophanene G CIMPa (Ϲωφανήνην Paean.) : sofene Paul. : sofine VLOA

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nia, eroberte Kallatis, Parthenopolis, Tomi, Hister und Burziao und kehrte nach Abschluss des Krieges nach Rom zurück. Beide aber triumphierten, der Lucullus, der gegen Mithridates gekämpft hatte, indes mit größerem Ruhm, weil er als Sieger über so große Reiche zurückgekehrt war. 11. (1) Als der Makedonische Krieg abgeschlossen war, der Mithridatische aber noch andauerte, den der König nach Lucullus’ Rückzug nach Sammlung von Hilfstruppen erneuert hatte, brach der Kretische Krieg aus. (2) Der zu diesem ausgesandte Quintus Caecilius Metellus nahm in gewaltigen Schlachten binnen dreier Jahre die ganze Provinz ein, wurde Creticus genannt und triumphierte über die Insel. (3) Zu dieser Zeit gelangte auch Libya durch das Testament des Apion, der dessen König gewesen war, zum römischen Reich; dort befanden sich die berühmten Städte Berenike, Ptolemais und Kyrene. 12. (1) Während das geschah, suchten Piraten alle Meere derart heim, dass für die Römer, welche sonst auf der ganzen Welt Sieger waren, nur die Seefahrt nicht sicher war; darum wurde dieser Krieg dem Gnaeus Pompeius übertragen. Er schloss ihn binnen weniger Monate mit gewaltigem Erfolg und Schnelligkeit ab. (2) Bald darauf wurde ihm auch der Krieg gegen König Mithridates und Tigranes übertragen. Er nahm ihn auf und besiegte Mithridates in Kleinarmenien in einer nächtlichen Schlacht, zerstörte sein Lager, tötete 40.000 seiner Soldaten, verlor nur 20 aus seinem eigenen Heer und zwei Zenturionen. (3) Mithridates floh mit seiner Frau und zwei Begleitern. Wenig später wurde er, weil er gegen die Seinen wütete, durch einen bei den Soldaten veranstalteten Aufstand seines Sohnes Pharnakes zum Selbstmord gezwungen und nahm Gift. Solch ein Ende hatte Mithridates. Er starb aber in Bosporos, ein Mann von gewaltiger Energie und Klugheit. Er regierte 60 Jahre lang, lebte 72, gegen die Römer hatte er 40 Jahre lang Krieg. 13. Danach begann Pompeius den Krieg gegen Tigranes. Jener unterwarf sich ihm, kam ins Lager des Pompeius 16 Meilen (ca. 24 km) vor Artaxata und legte sein Diadem in dessen Hände, nachdem er sich zu den Knien des Pompeius niedergeworfen hatte. Pompeius setzte es ihm wieder auf, und obwohl er ihn ehrerbietig behandelte, bestrafte er ihn dennoch durch den Verlust eines Teils seines Reiches und die Forderung beträchtlicher Geldsummen. Abgenommen wurden ihm Syria, Phoenice

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nene, sex milia praeterea talentorum argenti, quae populo Romano daret, quia bellum sine causa Romanis commovisset. 14. (1) Pompeius mox etiam Albanis bellum intulit et eorum regem Oroden ter vicit, postremo per epistulas ac munera rogatus veniam ei ac pacem dedit. Hiberiae quoque regem Artacen vicit acie et in deditionem accepit. Armeniam minorem Deiotaro Galatiae regi donavit, quia socius belli Mithridatici fuerat. Attalo et Pylaemeni Paphlagoniam reddidit. Aristarchum Colchis regem inposuit. mox Ituraeos et Arabas vicit. (2) et cum venisset in Syriam, Seleuciam vicinam Antiochiae civitatem libertate donavit, quod regem Tigranen non recepisset. Antiochensibus obsides reddidit. aliquantum agrorum Daphnensibus dedit, quo lucus ibi spatiosior fieret, delectatus loci amoenitate et aquarum abundantia. inde ad Iudaeam transgressus est, Hierosolyma caput gentis tertio mense cepit, XII milibus Iudaeorum occisis, ceteris in fidem acceptis. his gestis in Asiam se recepit et finem antiquissimo bello dedit. 15. M. Tullio Cicerone oratore et C. Antonio consulibus, anno ab urbe condita sexcentesimo octogesimo nono, L. Sergius Catilina, nobilissimi generis vir, sed ingenii pravissimi, ad delendam patriam coniuravit cum quibusdam claris quidem, sed audacibus viris. a Cicerone urbe expulsus est. socii eius deprehensi in carcere strangulati sunt, ab Antonio altero consule Catilina ipse victus proelio est et interfectus. 16. sexcentesimo nonagesimo anno urbis conditae, D. Iunio Silano et L. Murena consulibus, Metellus de Creta triumphavit, Pompeius de bello piratico et Mithridatico. nulla umquam pompa triumphi similis fuit. ducti sunt ante eius currum filii Mithridatis, filius Tigranis et Aristobulus rex Iudaeorum; praelata est ingens pecunia et auri atque 1 argenti ⟨indicta⟩ Rühl 4 oroden ter G CIMPa : orodentem VLOA : prudenter vel prodenter Paul. 5 artacen CIMPa LO Paul. : artacon GF : Ἀρϲάκην Ioh. Ant. fr. 101 Mariev = 148 Roberto : om. V 11 lucus ibi CIMPa S : lucius sibi G : locus ibi VLOA Q Paul. (cf. Paean. ὡϲ ἂν ἀφθονωτέρῳ χρῷντο τῷ χωρίῳ) : loco sibi D 12 loci codd. : luci legisse videtur Paean. (ἄλϲουϲ) 13 est om. VLOA D 16 gaio VLOA : gnaeo GF CIPa Paul. 16 sq. ab urbe condita CIMPa VLOA Q: urbis conditae GF Paul. 17 octogesimo CIPa VA Paul. Paean. : nonagesimo GF : septuagesimo LO 22 urbis conditae GF CIMPa Paul. : ab urbe condita LOA 23 de2 om. VLOA 24 ⟨huius⟩ vel ⟨Pompei⟩ triumphi Eussner 26 Aristobulus Vinetus : aristobolus codd. : Ἀριϲτοβούλου Paean. | et om. G Pa LOA

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und Sophanene, dazu 6.000 Talente (ca. 157,2 t) Silber, die er dem römischen Volk zahlen sollte, weil er ohne Grund Krieg mit den Römern angefangen habe. 14. (1) Pompeius begann bald darauf Krieg gegen die Albaner und besiegte ihren König Orodes dreimal; zuletzt gab er ihm, durch Briefe und Geschenke darum gebeten, Vergebung und Frieden. Auch Iberiens König Artakes besiegte er in der Feldschlacht und nahm seine Unterwerfung an. Kleinarmenien schenkte er Deiotaros, dem König Galatiens, weil er ein Bundesgenosse im Mithridatischen Krieg gewesen war. Dem Attalos und Pylaimenes gab er Paphlagonien zurück. Bei den Kolchern setzte er Aristarchos als König ein. Bald darauf besiegte er die Ituräer und Araber. (2) Nachdem er nach Syrien gekommen war, schenkte er Seleukeia, einer Stadt in der Nachbarschaft von Antiocheia, die Freiheit, weil sie König Tigranes nicht aufgenommen hatte. Den Antiochenern gab er ihre Geiseln zurück. Einen beträchtlichen Teil an Land gab er den Einwohnern von Daphne, damit der dortige Hain vergrößert werde, denn er war erfreut von der Lieblichkeit und dem Wasserreichtum des Ortes. Von dort zog er weiter nach Judäa, nahm im dritten Monat Jerusalem ein, den Hauptort des Volkes, wobei 12.000 Juden getötet wurden und die übrigen in ein Schutzverhältnis aufgenommen wurden. Nachdem dies getan war, zog er sich nach Asia zurück und bereitete dem sehr lange dauernden Krieg ein Ende. 15. Unter dem Konsulat des Redners Marcus Tullius Cicero und des Gaius Antonius, im 689. Jahr nach Gründung der Stadt, verschwor sich Lucius Sergius Catilina, ein Mann von vornehmster Herkunft, aber verwerflichstem Charakter, zur Zerstörung des Vaterlandes mit einigen zwar vornehmen, aber verbrecherischen Männern. Er wurde von Cicero aus der Stadt vertrieben. Seine Genossen wurden verhaftet und im Gefängnis erdrosselt, Catilina selbst wurde von Antonius, dem anderen Konsul, im Gefecht besiegt und getötet. 16. Im 690. Jahr nach Gründung der Stadt, unter dem Konsulat des Decimus Iunius Silanus und des Lucius Murena, triumphierte Metellus über Kreta, und Pompeius aufgrund des Kriegs gegen die Piraten und gegen Mithridates. Kein Festzug eines Triumphs ist jemals ähnlich gewesen. Vor seinem Wagen wurden die Söhne des Mithridates, der Sohn des Tigranes und Aristobulos, der König der Juden, geführt; vorangetragen wurde eine gewaltige Geldsumme und eine unermessliche Menge

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argenti infinitum pondus. hoc tempore nullum per orbem terrarum grave bellum erat. 17. (1) anno urbis conditae sexcentesimo nonagesimo tertio C. Iulius Caesar, qui postea imperavit, cum L. Bibulo consul est factus; decreta est ei Gallia et Illyricum cum legionibus decem. (2) is primos vicit Helvetios, qui nunc Sequani appellantur, deinde vincendo per bella gravissima usque ad Oceanum Britannicum processit. (3) domuit autem annis novem fere omnem Galliam, quae inter Alpes, flumen Rhodanum, Rhenum et Oceanum est et circuitu patet ad bis et tricies centena milia passuum. Britannis mox bellum intulit, quibus ante eum ne nomen quidem Romanorum cognitum erat; eos quoque victos obsidibus acceptis stipendiarios fecit. Galliae autem tributi nomine annuum imperavit sestertium quadringenties Germanosque trans Rhenum adgressus inmanissimis proeliis vicit. inter tot successus ter male pugnavit, apud Arvernos semel praesens et absens in Germania bis; nam legati eius duo Titurius et Aurunculeius per insidias caesi sunt. 18. (1) circa eadem tempora anno urbis conditae sexcentesimo nonagesimo septimo M. Licinius Crassus, collega Cn. Pompeii Magni, in consulatu secundo contra Parthos missus est et, cum circa Carras contra omen et auspicia dimicasset, a Surena Orodis regis duce victus ad postremum interfectus est cum filio clarissimo et praestantissimo iuvene. (2) reliquiae exercitus per C. Cassium quaestorem servatae sunt, qui singulari animo perditas res tanta virtute restituit, ut Persas rediens trans Euphraten crebris proeliis vinceret. 19. (1) hinc iam bellum civile successit exsecrandum et lacrimabile, quo praeter calamitates, quae in proeliis acciderunt, etiam populi Romani fortuna mutata est. (2) Caesar enim rediens ex Gallia victor coepit poscere alterum consulatum atque ita, ut sine dubietate aliqua ei deferretur. contradictum est a Marcello consule, a Bibulo, a Pompeio, a Catone iussusque dimissis exercitibus ad urbem redire. propter quam iniuri1 infinitum pondus VLOA : pondus infinitum CIMPa : infinitum G Q Paul. 3 gaius Pa VLOA Paul. : gnaeus G CIM 5 primos G CIMPa Paul. : primus VLO DQ : primum A (cf. Paean. πρῶτον) 9 centena Paul. : sescentena G : sescenta F : DC CIMPa : centum LOA DQ : om. V 11 eos quoque G CIPa VA Q Paul. : et eos quoque LO : eosque D 13 sestertium codd. : stipendium Duncker : ⟨stipendium⟩ sestertium dub. Rühl 16 aurunculeius G CIMPa Q Paul. : arunculeius S VLO : arunculenus A

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Gold und Silber. Zu dieser Zeit gab es nirgends auf der Welt noch einen ernsten Krieg. 17. (1) Im 693. Jahr nach Gründung der Stadt wurde Gaius Iulius Caesar, der später als Kaiser herrschte, mit Lucius Bibulus zum Konsul erhoben; ihm wurden Gallien und Illyrien mit zehn Legionen zugesprochen. (2) Dieser besiegte zuerst die Helvetier, die jetzt Sequaner heißen, danach drang er durch Siege in schwersten Gefechten bis zum Britannischen Ozean vor. (3) Er unterwarf in fast neun Jahren ganz Gallien, das zwischen den Alpen, der Rhone, dem Rhein und dem Ozean liegt und sich bis zu einem Umfang von 3.200 Meilen (ca. 4.728 km) ausdehnt. Darauf führte er Krieg gegen die Britannier, denen vor ihm die Römer nicht einmal dem Namen nach bekannt gewesen waren. Auch sie besiegte er und machte sie unter Stellung von Geiseln tributpflichtig. Gallien aber legte er unter dem Namen Tribut eine jährliche Zahlung von 40 Millionen Sesterzen auf, und er griff die Germanen jenseits des Rheins an und besiegte sie in riesigen Schlachten. Bei so vielen Erfolgen kämpfte er nur dreimal schlecht, einmal persönlich bei den Arvernern und zweimal in Abwesenheit in Germanien; denn seine beiden Legaten, Titurius und Arunculeius, wurden in einem Hinterhalt niedergemacht. 18. (1) Etwa um diese Zeit, im 697. Jahr nach Gründung der Stadt, wurde Marcus Licinius Crassus, der Kollege des Gnaeus Pompeius Magnus, im zweiten Konsulat gegen die Parther ausgesandt und dort, nachdem er bei Karrhai trotz der Vorzeichen und Auspizien den Kampf eröffnet hatte, von Surenas, dem Feldherrn des Königs Orodes, besiegt und schließlich getötet zusammen mit seinem Sohn, einem äußerst strahlenden und ausgezeichneten Jüngling. (2) Die Überreste seines Heeres wurden vom Quästor Gaius Cassius gerettet, der mit einzigartigem Mut die hoffnungslose Angelegenheit durch Tapferkeit von solchem Ausmaß wiederherstellte, dass er die Perser beim Rückzug über den Euphrat in wiederholten Gefechten schlug. 19. (1) Hierauf folgte bereits der verdammenswerte und zu beweinende Bürgerkrieg, durch den neben den Katastrophen, die sich in den Gefechten ereigneten, auch das Glück des römischen Volkes gewendet wurde. (2) Denn Caesar begann bei seiner siegreichen Rückkehr aus Gallien einen zweiten Konsulat einzufordern, und zwar so, dass er ihm ohne jegliches Zögern übertragen werden sollte. Dagegen wurde vom Konsul Marcellus, von Bibulus, Pompeius und Cato Einspruch erhoben, und ihm wurde befohlen, seine Heere zu entlassen und nach Rom

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am ab Arimino, ubi milites congregatos habebat, adversum patriam cum exercitu venit. (3) consules cum Pompeio senatusque omnis atque universa nobilitas ex urbe fugit et in Graeciam transiit. apud Epirum, Macedoniam, Achaiam Pompeio duce senatus contra Caesarem bellum paravit. 20. (1) Caesar vacuam urbem ingressus dictatorem se fecit, inde Hispanias petiit. ibi Pompeii exercitus validissimos et fortissimos cum tribus ducibus, L. Afranio, M. Petreio, M. Varrone, superavit. (2) inde regressus in Graeciam transiit, adversum Pompeium dimicavit. primo proelio victus est et fugatus, evasit tamen, quia nocte interveniente Pompeius sequi noluit, dixitque Caesar nec Pompeium scire vincere et illo tantum die se potuisse superari. (3) deinde in Thessalia apud Palaeopharsalum productis utrimque ingentibus copiis dimicaverunt. Pompei acies habuit XL milia peditum, equites in sinistro cornu sexcentos, in dextro quingentos, praeterea totius Orientis auxilia, totam nobilitatem, innumeros senatores, praetorios, consulares et qui magnorum iam bellorum victores fuissent. Caesar in acie sua habuit peditum non integra XXX milia, equites mille. 21. (1) numquam adhuc Romanae copiae in unum neque maiores neque melioribus ducibus convenerant totum terrarum orbem facile subacturae, si contra barbaros ducerentur. (2) pugnatum tamen est ingenti contentione victusque ad postremum Pompeius et castra eius direpta sunt. (3) ipse fugatus Alexandriam petiit, ut a rege Aegypti, cui tutor a senatu datus fuerat propter iuvenilem eius aetatem, acciperet auxilia. qui fortunam magis quam amicitiam secutus occidit Pompeium, caput eius et anulum Caesari misit. quo conspecto Caesar etiam lacrimas fudisse dicitur, tanti viri intuens caput et generi quondam sui. 22. (1) mox Caesar Alexandriam venit. ipsi quoque Ptolomaeus parare voluit insidias, qua causa bellum regi inlatum est. victus in Nilo 9 regressus VLOA D Paul. : reversus G CIMPa 13 Palaeopharsalum Vinetus : paleopharsalum S : palaeofarsalum Ip.c. : paleofarsacum G CIa.c.MPa Paul. : palcofarsacum LO : palofarsacum A 14 pompei G CIMPa VLOA : pompeia D Paul. 15 sexcentos G CIMPa Paul. : mille VLOA | in dextro om. VLO 17 bellorum G CIMPa Paul. : populorum LOA 18 non om. VLOA Paean. 21 tamen codd. : tum Hartel, duce Ioh. Ant. fr. 103, 8 Mariev = 150,1, 56 Roberto (τότε δ᾽οὖν) 25 qui om. VLOA 26 etiam om. VLOA 28 mox etiam GF

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zurückzukehren. Wegen dieser Beleidigung zog er von Ariminus, wo er seine Soldaten versammelt hatte, mit dem Heer feindlich gegen seine Vaterstadt. (3) Die Konsuln samt Pompeius, der ganze Senat und die gesamte Nobilität flohen aus der Stadt und setzten nach Griechenland über. In Epirus, Macedonia und Achaia bereitete der Senat den Krieg gegen Caesar unter Pompeius’ Führung vor. 20. (1) Caesar zog in die leere Stadt ein und erhob sich selbst zum Diktator; hierauf griff er Spanien an. Dort besiegte er die äußerst starken und kampferprobten Heere des Pompeius mit ihren drei Heerführern Lucius Afranius, Marcus Petreius und Marcus Varro. (2) Von dort zurückgekehrt, setzte er nach Griechenland über und kämpfte gegen Pompeius. Im ersten Gefecht wurde er besiegt und in die Flucht geschlagen, entkam aber, weil Pompeius ihn wegen der inzwischen einbrechenden Nacht nicht verfolgen wollte; und Caesar sagte, Pompeius wisse nicht zu siegen und er seinerseits habe nur an jenem einen Tag überwunden werden können. (3) Danach kämpften sie in Thessalien bei Palaiopharsalos, wobei auf beiden Seiten gewaltige Truppen ins Feld geführt wurden. Das zur Schlacht aufgestellte Heer des Pompeius hatte 40.000 Fußsoldaten, 600 Reiter am linken Flügel, am rechten 500, dazu noch die Hilfstruppen des gesamten Ostens, die gesamte Nobilität, unzählige Senatoren, ehemalige Prätoren und Konsuln und solche Leute, die bereits Sieger in großen Kriegen gewesen waren. Caesar hatte in seinem aufgestellten Heer nicht ganz 30.000 Fußsoldaten und 1.000 Reiter. 21. (1) Niemals zuvor waren bis dahin römische Truppen an einem Ort in größerer Zahl oder mit besseren Anführern aufeinandergetroffen, die die ganze Welt leicht hätten unterwerfen können, wenn sie gegen Barbaren ins Feld geführt worden wären. (2) Gekämpft wurde aber mit gewaltiger Anspannung; schließlich wurde Pompeius besiegt und sein Lager geplündert. (3) Er selbst wurde in die Flucht geschlagen und suchte eilig Alexandreia auf, um vom König Ägyptens, dem er vom Senat wegen dessen jugendlichen Alters als Vormund gegeben worden war, Hilfstruppen zu erhalten. Dieser folgte lieber dem Glück als der Freundschaft, tötete Pompeius und schickte sein Haupt sowie seinen Ring an Caesar. Bei diesem Anblick soll sogar Caesar in Tränen ausgebrochen sein, als er das Haupt eines so bedeutenden Mannes, seines einstigen Schwiegersohnes, betrachtete. 22. (1) Bald darauf kam Caesar nach Alexandreia. Auch auf ihn wollte Ptolemaios einen Anschlag verüben, weshalb der König mit

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periit inventumque est corpus eius cum lorica aurea. (2) Caesar Alexandria potitus regnum Cleopatrae dedit, Ptolomaei sorori, cum qua consuetudinem stupri habuerat. rediens inde Caesar Pharnacen, Mithridatis Magni filium, qui Pompeio in auxilio apud Thessaliam fuerat, rebellantem in Ponto et multas populi Romani provincias occupantem vicit acie, postea ad mortem coegit. 23. (1) inde Romam regressus tertio se consulem fecit cum M. Aemilio Lepido, qui et magister equitum dictatori ante annum fuerat. inde in Africam profectus est, ubi infinita nobilitas cum Iuba Mauretaniae rege bellum reparaverat. (2) duces autem Romani erant P. Cornelius Scipio ex genere antiquissimo Scipionis Africani (hic etiam socer Pompeii fuerat), M. Petreius, Q. Varus, M. Porcius Cato, L. Cornelius Faustus, Sullae dictatoris filius. (3) contra hos commisso proelio post multas dimicationes victor fuit Caesar. Cato, Scipio, Petreius, Iuba ipsi se occiderunt. Faustus, Sullae quondam dictatoris filius, Pompeii gener, a Caesare interfectus est. 24. post annum Caesar Romam regressus quarto se consulem fecit et statim ad Hispanias est profectus, ubi Pompeii filii Cn. Pompeius et Sex. Pompeius ingens bellum praeparaverant. multa proelia fuerunt, ultimum apud Mundam civitatem, in quo adeo Caesar paene victus est, ut fugientibus suis se voluerit occidere, ne post tantam rei militaris gloriam in potestatem adulescentium natus annos sex et quinquaginta veniret. denique reparatis suis vicit. ex Pompeii filiis maior occisus est, minor fugit. 25. inde Caesar bellis civilibus toto orbe conpositis Romam rediit. agere insolentius coepit et contra consuetudinem Romanae libertatis. cum ergo et honores ex sua voluntate praestaret, qui a populo antea deferebantur, nec senatui ad se venienti adsurgeret aliaque regia et 4 in auxilio VLOA DQ : in auxilium CIMPa Paul. : auxilium G : auxilio Santini 6 vicit acie G CIMPa Paul. : provocati V : pervicacie LO : vicit in acie A 8 et – dictatori A : ei m. e. dictatori Ip.c. Paul. : ei m. e. et dictator GF CIa.c.MPa : et m. e. dictator VLO 12 varus G CIMPa Paul. : varrus V : varro LOA Paean. (Βάρρων) 13 contra hos om. GF 18 est om. G CIMPa 19 praeparaverant VLOA Paul. : praeparaverunt G Q : reparaverant MPa : reparaverunt C : pompei magni erant inter eos ergo I in rasura 23 reparatis codd. : revocatis Hartel (cf. Ioh. Ant. fr. 103, 12 Mariev = 150,1, 115 ἀνακαλεϲάμενοϲ) | ex LOA Paul. : et G CIMPaa.c. | filiis LOA Paul. : filius G CIMPa D : filii V 28 deferebantur CIMPa VLOA : referebantur Paul. : adferebantur G

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Krieg überzogen wurde. Besiegt kam er im Nil um, und sein Leichnam wurde mit einem Brustpanzer aus Gold aufgefunden. (2) Caesar bemächtigte sich Alexandreias und übertrug Kleopatra die Herrschaft, der Schwester des Ptolemaios, mit der er die Gewohnheit unzüchtigen Umgangs gehabt hatte. Bei seiner Rückkehr von dort besiegte Caesar in einer Feldschlacht Pharnaces, den Sohn des großen Mithridates, der Pompeius in Thessalien Hilfe geleistet hatte, denn dieser erhob sich nun in Pontus und besetzte viele Provinzen des römischen Volks; danach zwang er ihn zum Selbstmord. 23. (1) Von dort nach Rom zurückgekehrt, erhob er beim dritten Mal sich selbst zum Konsul, zusammen mit Marcus Aemilius Lepidus, der ein Jahr zuvor während seiner Diktatur schon sein Magister equitum gewesen war. Von dort brach er nach Africa auf, wo die zahllosen Vertreter der Nobilität wieder den Krieg zusammen mit Juba, dem König von Mauretanien, aufgenommen hatten. (2) Römische Militärführer aber waren Publius Cornelius Scipio aus dem uralten Geschlecht des Scipio Africanus (er war auch Schwiegervater des Pompeius gewesen), Marcus Petreius, Quintus Varius, Marcus Porcius Cato und Lucius Cornelius Faustus, der Sohn des Diktators Sulla. (3) Aus der gegen sie begonnenen Schlacht ging nach vielen Gefechten Caesar als Sieger hervor. Cato, Scipio, Petreius und Juba töteten sich selbst. Faustus, der Sohn des einstigen Diktators Sulla, der Schwiegersohn des Pompeius, wurde von Caesar getötet. 24. Nach einem Jahr kehrte Caesar nach Rom zurück, erhob sich zum vierten Mal zum Konsul und reiste sofort nach Spanien, wo die Söhne des Pompeius, Gnaeus und Sextus Pompeius, einen gewaltigen Krieg vorbereitet hatten. Es gab viele Schlachten, die letzte bei der Stadt Munda, wo Caesar beinahe derart besiegt worden wäre, dass er, als die seinen flohen, sich selbst töten wollte, um nicht nach einem so großen kriegerischen Ruhm im Alter von 56 Jahren in die Gewalt von Jünglingen zu geraten. Schließlich aber, als er seine Leute wiedergewonnen hatte, siegte er. Von den Söhnen des Pompeius wurde der ältere getötet, der jüngere floh. 25. Von dort kehrte Caesar, nachdem er die Bürgerkriege auf der ganzen Welt beigelegt hatte, nach Rom zurück. Er fing an, sich allzu überheblich und entgegen dem Brauch römischer Freiheit zu verhalten. Als er dann sogar Ehren nach seinem eigenen Willen erwies, die früher vom Volk verliehen wurden, und sich nicht erhob, als der Senat ihn besuchte,

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paene tyrannica faceret, coniuratum est in eum a sexaginta vel amplius senatoribus equitibusque Romanis. praecipui fuerunt inter coniuratos duo Bruti ex eo genere Bruti, qui primus Romae consul fuerat et reges expulerat, et C. Cassius et Servilius Casca. ergo Caesar, cum senatus die 5 inter ceteros venisset ad curiam, tribus et viginti vulneribus confossus est.

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1. (1) anno urbis septingentesimo fere ac nono, interfecto Caesare, civilia bella reparata sunt. percussoribus enim Caesaris senatus favebat, Antonius consul partium Caesaris civilibus bellis opprimere eos conabatur. ergo turbata re publica multa Antonius scelera committens a senatu hostis iudicatus est. (2) missi ad eum persequendum duo consules, Pansa et Hirtius, et Octavianus, adulescens annos X et VIII natus, Caesaris nepos, quem ille testamento heredem reliquerat et nomen suum ferre iusserat (hic est qui postea Augustus est dictus et rerum potitus). quare profecti contra Antonium tres duces vicerunt eum. evenit tamen ut victores consules ambo morerentur. quare tres exercitus uni Caesari Augusto paruerunt. 2. (1) fugatus Antonius amisso exercitu confugit ad Lepidum, qui Caesaris magister equitum fuerat et tum militum copias grandes habebat, a quo susceptus est. mox Lepido operam dante Caesar pacem cum Antonio fecit et, quasi vindicaturus patris sui mortem, a quo per testamentum fuerat adoptatus, Romam cum exercitu profectus extorsit, ut sibi vicesimo anno consulatus daretur. (2) senatum proscripsit, cum Antonio ac Lepido rem publicam armis tenere coepit. per hos etiam Cicero orator occisus est multique alii nobiles. 3. (1) interea Brutus et Cassius interfectores Caesaris ingens bellum moverunt. erant enim per Macedoniam et Orientem multi exercitus, 3 eius genere Shackleton Bailey 4 gaius VLOA Paul. : gnaeus G : gener CIa.c.MPa 9 civili bello G CIMPa 10 publica om. VLO 11 est om. VLOA 12 octavius G 13 testamento G CIMPa Paul. : per testamentum LOA : testamentum V 20 post Caesar add. octavianus D | pacem post Antonio transpos. VLOA 22 profectus est G VLOA 24 et rem VLO DQ

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und anderes tat, was königlich oder fast tyrannisch war, verschworen sich gegen ihn 60 oder mehr römische Senatoren und Ritter. Die Prominentesten unter den Verschwörern waren die zwei Bruti aus dem Geschlecht des Brutus, der als Erster römischer Konsul gewesen war und die Könige vertrieben hatte, sowie Gaius Cassius und Servilius Casca. Infolgedessen wurde Caesar, nachdem er am Tag einer Senatssitzung zusammen mit den anderen zur Kurie gekommen war, von 23 Stichen durchbohrt.

Siebtes Buch 1. (1) Etwa im 709. Jahr nach Gründung der Stadt, nach Caesars Ermordung, begannen die Bürgerkriege aufs Neue. Denn der Senat unterstützte die Caesarmörder, der Konsul Antonius aus Caesars Partei versuchte diese durch Bürgerkriege zu erledigen. Darum wurde, nachdem der Staat in Unordnung geraten war, Antonius, der viele Verbrechen beging, vom Senat zum Staatsfeind erklärt. (2) Zu seiner Verfolgung wurden die zwei Konsuln Pansa und Hirtius ausgesandt sowie Octavianus, ein junger Mann von 18 Jahren und Großneffe Caesars, den jener in seinem Testament als Erben hinterlassen hatte und der, wie er verfügt hatte, seinen Namen trug (er ist derjenige, der später Augustus genannt wurde und sich der Herrschaft bemächtigte). Darum zogen die drei Heerführer gegen Antonius aus und besiegten ihn. Es ging aber so aus, dass die siegreichen Konsuln beide umkamen. Darum unterstanden die drei Heere einzig dem Caesar Augustus. 2. (1) Antonius wurde in die Flucht geschlagen und suchte nach Verlust seines Heeres Zuflucht bei Lepidus, der Caesars Magister equitum gewesen war und damals über beträchtliche Truppen verfügte; von diesem wurde er aufgenommen. Bald darauf schloss Caesar aufgrund der Bemühungen des Lepidus Frieden mit Antonius, marschierte mit seinem Heer nach Rom, um den Tod seines Vaters, von dem er durch Testament adoptiert worden war, zu rächen, und erzwang es, dass ihm im 20. Lebensjahr der Konsulat verliehen wurde. (2) Er erklärte den Senat für vogelfrei und fing mit Antonius und Lepidus an, den Staat mit Waffengewalt zu beherrschen. Durch sie wurde auch der Redner Cicero getötet und viele andere Angehörige der Nobilität. 3. (1) Unterdessen begannen die Caesarmörder Brutus und Cassius einen gewaltigen Krieg. Denn in Macedonia und im Osten gab es viele

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quos occupaverant. profecti sunt igitur contra eos Caesar Octavianus Augustus et M. Antonius; remanserat enim ad defendendam Italiam Lepidus. (2) apud Philippos Macedoniae urbem contra eos pugnaverunt. primo proelio victi sunt Antonius et Caesar, periit tamen dux nobilitatis Cassius, secundo Brutum et infinitam nobilitatem, quae cum illis bellum gesserat, victam interfecerunt. (3) ac sic inter eos divisa est res publica, ut Augustus Hispanias, Gallias et Italiam teneret, Antonius Asiam, Pontum, Orientem. (4) sed in Italia L. Antonius consul bellum civile commovit, frater eius, qui cum Caesare contra Brutum et Cassium dimicaverat. is apud Perusium Tusciae civitatem victus et captus est neque occisus. 4. interim a Sex. Pompeio Cn. Pompeii Magni filio ingens bellum in Sicilia commotum est, his qui superfuerant ex partibus Bruti Cassiique, ad eum confluentibus. bellatum per Caesarem Augustum Octavianum et M. Antonium adversus Sex. Pompeium est. pax postremo convenit. 5. eo tempore M. Agrippa in Aquitania rem prospere gessit et L. Ventidius Bassus inrumpentes in Syriam Persas tribus proeliis vicit. Pacorum regis Orodis filium interfecit eo ipso die, quo olim Orodes Persarum rex per ducem Surenam Crassum occiderat. hic primus de Parthis iustissimum triumphum Romae egit. 6. (1) interim Pompeius pacem rupit et navali proelio victus fugiens ad Asiam interfectus est. Antonius, qui Asiam et Orientem tenebat, repudiata sorore Caesaris Augusti Octaviani Cleopatram reginam Aegypti duxit uxorem. (2) contra Persas etiam ipse pugnavit. primis eos proeliis vicit, regrediens tamen fame et pestilentia laboravit et, cum instarent Parthi fugienti, ipse pro victo recessit. 7. hic quoque ingens bellum civile commovit cogente uxore Cleopatra regina Aegypti, dum cupiditate muliebri optat etiam in urbe regnare. victus est ab Augusto navali pugna clara et inlustri apud Actium, qui locus in Epiro est; ex qua fugit in Aegyptum et desperatis rebus, cum 1 occupaverunt GF CIMPa | sunt om. G CIMPa 2 marcus G CIMPa Paul. : magnificus VLOA 6 victam interfecerunt om. GF CIMPaa.c. 10 perusiam G CIMPa 15 pax om. GF 18 pacorum G CIMPa : parthorum LOA Q : pastorum V D Paul. 26 ipse – recessit D Paul. (ὡϲανεὶ ἡττημένῳ Paean.) : ipsi pro vico recessit LO : ipse pro vita recessit V : ipsi pro victoria cessit A : ipsis pro victoria cessit GF CIMPa 30 qua LOA Paul. : quo GF CIMPa V | cum G CIMPa Paul. : quod V : om. LOA

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Heere, die sie in Beschlag genommen hatten. Gegen sie zogen darum Caesar Octavianus Augustus und Marcus Antonius aus; Lepidus war nämlich zur Verteidigung Italiens zurückgeblieben. (2) Bei Philippi, einer Stadt in Macedonia, kämpften sie gegen diese. Im ersten Gefecht wurden Antonius und Caesar geschlagen, doch kam der Heerführer der Nobilität Cassius um; im zweiten schlugen und töteten sie Brutus und die zahllosen Vertreter der Nobilität, die an dessen Seite Krieg geführt hatte. (3) Und der Staat wurde von ihnen so aufgeteilt, dass Augustus Spanien, Gallien und Italien erhielt, Antonius Asia, Pontus und Oriens. (4) Aber in Italien begann der Konsul Lucius Antonius einen Bürgerkrieg, der Bruder desjenigen, der mit Caesar gegen Brutus und Cassius gekämpft hatte. Dieser wurde bei Perusia, einer Stadt Etruriens, besiegt und gefangen genommen, aber nicht getötet. 4. Unterdessen wurde von Sextus Pompeius, dem Sohn des Gnaeus Pompeius Magnus, ein gewaltiger Krieg in Sizilien begonnen, wobei diejenigen, die aus der Partei des Brutus und Cassius übrig geblieben waren, sich ihm anschlossen. Der Krieg gegen Sextus Pompeius wurde von Caesar Augustus Octavianus und Marcus Antonius geführt. Schließlich wurde ein Frieden vereinbart. 5. Zu dieser Zeit kämpfte Marcus Agrippa in Aquitanien erfolgreich, und Lucius Ventidius Bassus besiegte die in Syrien einbrechenden Perser in drei Gefechten. Er tötete Pacorus, den Sohn des Königs Orodes, an demselben Tag, an dem einst der Perserkönig Orodes durch seinen Feldherrn Surenas den Crassus getötet hatte. Dieser feierte als erster in Rom einen vollkommen rechtmäßigen Triumphzug über die Parther. 6. (1) Inzwischen brach Pompeius den Frieden, wurde in einer Seeschlacht geschlagen und auf der Flucht nach Asia getötet. Antonius, der Asia und Oriens hielt, verstieß die Schwester des Caesar Augustus Octavianus und nahm Kleopatra, die Königin Ägyptens, zur Frau. (2) Auch er kämpfte gegen die Perser. In den ersten Gefechten schlug er sie, auf dem Rückmarsch aber machten ihm Hunger und Krankheit zu schaffen, und weil ihm die Parther auf der Flucht nachsetzten, zog er selbst sich wie ein Besiegter zurück. 7. Auch dieser begann einen gewaltigen Bürgerkrieg, weil ihn seine Frau Kleopatra, die Königin Ägyptens, dazu zwang, da sie mit weiblicher Begierde wünschte, auch in Rom zu herrschen. Besiegt wurde er von Augustus in der berühmten und wohlbekannten Seeschlacht bei Actium, einem Ort in Epirus; von dort floh er nach Ägypten, und in

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omnes ad Augustum transirent, ipse se interemit. Cleopatra sibi aspidem admisit et veneno eius extincta est. Aegyptus per Octavianum Augustum imperio Romano adiecta est praepositusque ei C. Cornelius Gallus; hunc primum Aegyptus Romanum iudicem habuit. 8. (1) ita bellis toto orbe confectis Octavianus Augustus Romam rediit, duodecimo anno quam consul fuerat. (2) ex eo rem publicam per quadraginta et quattuor annos solus obtinuit; ante enim duodecim annis cum Antonio et Lepido tenuerat. (3) ita ab initio principatus eius usque ad finem quinquaginta et sex anni fuerunt. (4) obiit autem septuagesimo sexto anno morte communi in oppido Campaniae Atella. Romae in campo Martio sepultus, vir qui non inmerito ex maxima parte deo similis est putatus. neque enim facile ullus eo aut in bellis felicior fuit aut in pace moderatior. quadraginta et quattuor annis, quibus solus gessit imperium, civilissime vixit, in cunctos liberalissimus, in amicos fidissimus, quos tantis evexit honoribus, ut paene aequaret fastigio suo. 9. nullo tempore ante eum magis Romana res floruit; nam exceptis civilibus bellis, in quibus invictus fuit, Romano adiecit imperio Aegyptum, Cantabriam, Dalmatiam saepe ante victam, sed penitus tunc subactam, Pannoniam, Aquitaniam, Illyricum, Raetiam, Vindelicos et Salassos in Alpibus, omnes Ponti maritimas civitates, in his nobilissimas Bosphorum et Panticapaeum. vicit autem proeliis Dacos. Germanorum ingentes copias cecidit, ipsos quoque trans Albim fluvium summovit, qui in Barbarico longe ultra Rhenum est. hoc tamen bellum per Drusum privignum suum administravit (sicut per Tiberium privignum alterum Pannonicum); quo bello XL captivorum milia ex Germania transtulit et supra ripam Rheni in Gallia conlocavit. Armeniam a Parthis recepit. obsides, quod nulli antea, Persae ei dederunt. reddiderunt etiam signa Romana, quae Crasso victo ademerant. 1 transirent G CIMPa Paul. : transierunt LOA : transierint V 3 gaius OA : gnaeus GF CIMPa VL Paul. 10 atella D Paean. (Ἀτέλλῃ) : variant rell. codd. : Nola dub. Oudendorp 11 maxima G CIMPa Paul. : maiore V DQ : maiori LOA 14 fidissimus G CMPa VLOA : fidelissimus I DQ Paul. 18 tunc VL Paul. : tum G CIMPa OA Q 19 Salassos Schoonhoven : calas(s)os G CIMPa VLOA Paean. (Κάλαϲϲοϲ) : talassos Paul. 21 panticapaeum LOA Paean. (Παντικάπαιον) : panticapetum V : ante- vel anticapeum G CIMPa : ponti cappadocem Pamarg. Paul. | ⟨multis⟩ proeliis Eussner, duce Paean. (μάχαιϲ πολλαῖϲ) 22 albim CPa : alvem GF Paul. : albam LOA 24 sq. sicut – Pannonicum parenthesin esse censui 25 XL Q Paean. (τεϲϲαράκοντα χιλιάδεϲ), cf. Suet. Tib. 9,2 : quadringenta G CIMPa A Paul. : LXX V : LXCC L : CCLX O

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verzweifelter Lage, weil alle zu Augustus überliefen, tötete er sich selbst. Kleopatra ließ eine Viper zu sich hinein und wurde von deren Gift dahingerafft. Ägypten wurde von Octavianus Augustus dem römischen Reich hinzugefügt und Gaius Cornelius Gallus an seine Spitze gesetzt; diesen hatte Ägypten als ersten römischen Statthalter. 8. (1) Nachdem so die Kriege auf der ganzen Welt abgeschlossen waren, kehrte Octavianus Augustus nach Rom zurück, im zwölften Jahr, seit er Konsul gewesen war. (2) Von da an beherrschte er den Staat 44 Jahre lang allein; denn zuvor hatte er ihn zwölf Jahre lang zusammen mit Antonius und Lepidus innegehabt. (3) So waren es vom Beginn bis zum Ende seines Prinzipats 56 Jahre. (4) Er starb im 76. Lebensjahr eines natürlichen Todes in der kampanischen Stadt Atella. In Rom wurde er auf dem Marsfeld begraben, ein Mann, der mit gutem Recht größtenteils für gottähnlich gehalten worden ist. Denn schwerlich war jemals jemand in Kriegen erfolgreicher oder im Frieden gemäßigter als er. In den 44 Jahren seiner Alleinherrschaft lebte er auf die bürgerlichste Weise, gegen jedermann äußerst freigiebig, gegen seine Freunde im höchsten Maße treu, die er zu so großen Ehren erhob, dass er sie beinahe seiner eigenen Höhe gleichstellte. 9. Zu keiner Zeit vor ihm stand das römische Gemeinwesen in größerer Blüte; denn abgesehen von den Bürgerkriegen, in denen er unbesiegt war, fügte er dem römischen Reich Ägypten hinzu, Kantabrien, das zuvor schon oft besiegte, aber erst damals ganz unterworfene Dalmatia, Pannonia, Aquitania, Illyricum, Raetia, die Gebiete der Vindeliker und Salasser in den Alpen und alle Seestädte am Schwarzen Meer, darunter die wichtigsten: Bosporos und Pantikapaion. Er besiegte auch die Daker in Gefechten. Gewaltige Streitkräfte der Germanen machte er nieder, sie selbst drängte er sogar über die Elbe zurück, einen Fluss im Barbarenland weit jenseits des Rheins. Diesen Krieg führte er allerdings durch seinen Stiefsohn Drusus (wie auch den Pannonischen durch seinen anderen Stiefsohn Tiberius); in diesem Krieg führte er 40.000 Gefangene aus Germanien hinüber und siedelte sie am Rheinufer in Gallien an. Armenien erhielt er von den Parthern zurück. Die Perser stellten ihm Geiseln, was sie bei keinem zuvor getan hatten. Sie gaben auch die römischen Feldzeichen zurück, welche sie dem besiegten Crassus abgenommen hatten.

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10. (1) Scythae et Indi, quibus antea Romanorum nomen incognitum fuerat, munera et legatos ad eum miserunt. (2) Galatia quoque sub hoc provincia facta est, cum antea regnum fuisset, primusque eam M. Lollius pro praetore administravit. (3) tanto autem amore etiam apud barbaros fuit, ut reges populi Romani amici in honorem eius conderent civitates, quas Caesareas nominarent, sicut in Mauritania a rege Iuba et in Palaestina, quae nunc urbs est clarissima. (4) multi autem reges ex regnis suis venerunt, ut ei obsequerentur, et habitu Romano, togati scilicet, ad vehiculum vel equum ipsius cucurrerunt. (5) moriens divus appellatus. rem publicam beatissimam Tiberio successori reliquit, qui privignus ei, mox gener, postremo adoptione filius fuerat. 11. (1) Tiberius ingenti socordia imperium gessit, gravi crudelitate, scelesta avaritia, turpi libidine. nam nusquam ipse pugnavit, bella per legatos gessit suos. (2) quosdam reges ad se per blanditias evocatos numquam remisit, in quibus Archelaum Cappadocem, cuius etiam regnum in provinciae formam redegit et maximam civitatem appellari nomine suo iussit, quae nunc Caesarea dicitur, cum Mazaca antea vocaretur. hic tertio et vicesimo imperii anno, aetatis septuagesimo octavo, ingenti omnium gaudio mortuus est in Campania. 12. (1) successit ei C. Caesar, cognomento Caligula, Drusi privigni Augusti et ipsius Tiberii nepos, sceleratissimus ac funestissimus et qui etiam Tiberii dedecora purgaverit. (2) bellum contra Germanos suscepit et ingressus Suebiam nihil strenue fecit. (3) stupra sororibus intulit, ex una etiam natam filiam cognovit. (4) cum adversum cunctos ingenti avaritia, libidine, crudelitate saeviret, interfectus in palatio est anno aetatis vicesimo nono, imperii tertio, mense decimo dieque octavo. 13. (1) post hunc Claudius fuit, patruus Caligulae, Drusi qui apud Mogontiacum monumentum habet filius, cuius et Caligula nepos erat. hic medie imperavit multa gerens tranquille atque moderate, quaedam 12 ante Tiberius add. gaius GF, sunt Ia.c., sed Ip.c. (cf. Paean. ἀλλὰ) 14 blanditias GF LOA Paul. : blanditiam CIMPa 17 nunc om. GF 24 natam del. Rühl | cognovit codd. : agnovit Merula 26 dieque LOA Q Paul. : die G CIMPa 28 erat filius LOA

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10. (1) Die Skythen und Inder, denen der Name der Römer vorher unbekannt gewesen war, schickten Geschenke und Gesandte zu ihm. (2) Auch Galatien wurde unter ihm als Provinz eingerichtet, nachdem es zuvor ein Königreich gewesen war, und als Erster verwaltete der Proprätor Marcus Lollius diese Provinz. (3) Er erfreute sich sogar bei den Barbaren solcher Beliebtheit, dass mit dem römischen Volk befreundete Könige ihm zu Ehren Städte gründeten, die sie Caesarea nannten, so etwa Caesarea in Mauretanien von König Juba und das in Palästina, eine Stadt, die heute hochberühmt ist. (4) Viele Könige kamen aus ihren Königreichen, um ihm zu huldigen, und liefen in römischer Kleidung, d. h. mit Toga, zu seinem Wagen oder Pferd hin. (5) Bei seinem Tod wurde er zum Vergöttlichten ernannt. Den Staat überließ er in überaus gesegnetem Zustand seinem Nachfolger Tiberius, den er zum Stiefsohn, bald darauf zum Schwiegersohn und zuletzt durch Adoption zum Sohn gehabt hatte. 11. (1) Tiberius leitete das Reich mit ungeheurer Nachlässigkeit, schwerer Grausamkeit, verbrecherischer Habgier und schändlicher Lust. Denn er kämpfte nirgends selbst und ließ Kriege durch seine Legaten führen. (2) Einige Könige, die er durch Schmeichelei zu sich gerufen hatte, schickte er niemals mehr zurück, darunter Archelaos aus Kappadokien, dessen Reich er sogar in eine Provinz umwandelte und dessen größte Stadt er nach seinem Namen zu nennen befahl, die heute Caesarea heißt, während sie zuvor Mazaka hieß. Dieser starb im 23. Jahr seiner Herrschaft, 78 Jahre alt, in Kampanien, zur ungeheuren Freude aller. 12. (1) Auf ihn folgte Gaius Caesar, mit Beinamen Caligula, ein Enkel von Augustus’ Stiefsohn Drusus und von Tiberius selbst, der überaus verbrecherisch und blutdürstig war, so dass er sogar die Laster des Tiberius verblassen ließ. (2) Er begann einen Krieg gegen die Germanen und vollbrachte beim Einmarsch in das Suebenland nichts. (3) Mit seinen Schwestern trieb er Unzucht, mit einer Tochter aus einer solchen Verbindung schlief er sogar. (4) Weil er gegen alle mit ungeheurer Habgier, Lüsternheit und Grausamkeit wütete, wurde er im 29. Lebensjahr im Palast ermordet, im dritten Jahr, zehnten Monat und achten Tag seiner Herrschaft. 13. (1) Nach diesem kam Claudius, Caligulas Onkel väterlicherseits und Sohn des Drusus, der bei Mainz ein Grabmal hat, und dessen Neffe Caligula ebenfalls war. Dieser herrschte mittelmäßig, indem er vieles ruhig und maßvoll unternahm, einiges aber grausam und geschmacklos.

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crudeliter et insulse. (2) Britanniae intulit bellum, quam nullus Romanorum post C. Caesarem attigerat, eaque devicta per Cn. Sentium et A. Plautium, inlustres ac nobiles viros, triumphum celebrem egit. (3) quasdam insulas etiam ultra Britannias in Oceano positas imperio Romano addidit, quae appellantur Orchades. filio autem suo Britannici nomen inposuit. (4) tam civilis autem circa quosdam amicos extitit, ut etiam Plautium nobilem virum, qui expeditione Britannica multa egregie fecerat, triumphantem ipse prosequeretur et conscendenti Capitolium laevus incederet. (5) is vixit annos IV et LX, imperavit XIV. post mortem consecratus est divusque appellatus. 14. (1) successit huic Nero, Caligulae avunculo suo simillimus, qui Romanum imperium et deformavit et diminuit, inusitatae luxuriae sumptuumque, ut qui exemplo C. Caligulae in calidis et frigidis lavaret unguentis, retibus aureis piscaretur, quae blattinis funibus extrahebat. infinitam senatus partem interfecit, bonis omnibus hostis fuit. (2) ad postremum se tanto dedecore prostituit, ut et saltaret et cantaret in scaena citharoedico habitu vel tragico. (3) parricidia multa commisit fratre, uxore, ⟨sorore,⟩ matre interfectis. urbem Romam incendit, ut spectaculi eius imaginem cerneret, quali olim Troia capta arserat. (4) in re militari nihil omnino ausus Britanniam paene amisit. nam duo sub eo nobilissima oppida capta illic atque eversa sunt. Armeniam Parthi sustulerunt legionesque Romanas sub iugum miserunt. (5) duae tamen sub eo provinciae factae sunt, Pontus Polemoniacus concedente rege Polemone et Alpes Cottiae Cottio rege defuncto. 15. (1) per haec Romano orbi execrabilis ab omnibus simul destitutus est et a senatu hostis iudicatus; cum quaereretur ad poenam, quae poena erat talis ut nudus per publicum ductus furca capiti eius inserta virgis usque ad mortem caederetur atque ita praecipitaretur a saxo, e palatio fugit et in suburbano liberti sui, quod est inter Salariam 1 insulse G CIMPa Paul. : insule LOA Q | britanniae intulit bellum AQ : brittanis intulit bellum CIMPa LO Paul. : bellum brittanis intulit GF | quam G LOA : quos CIMPa : quo Paul. 2 gaium G CIMPa Paul. : iulium LOA 4 britannias G CIMPa Paul. : britanniam LOA Q 9 IV et LX G CIMPa Paul. : LXIII LOA 12 deformavit et diminuit LOA (cf. Paean. κατῄϲχυνε καὶ ... ἐμείωϲε) : deformavit et minuit Paul. : deformavit G CIMPaa.c. 14 aureis G CIMPa Paul. : variis LOA 15 omnibus G CIMPa Paul. : hominibus LOA 16 prostituit G I LOA Paul. : prostravit CMPa S 18 sorore add. Duncker, duce Paean. (καὶ τὴν ἀδελφὴν) 21 illic capta LOA Q 25 simulque LOA 27 capite LO Paul. 28 a G VLOA Paul. : e F CMPa : ex I 29 liberti LOA : se liberti G CIMPa Paul. | est om. GF CIMPa

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(2) Er begann Krieg mit Britannien, das kein Römer seit Gaius Caesars Zeiten aufgesucht hatte, und nachdem dies durch Gnaeus Sentius und Aulus Plautius, bedeutende und edle Männer, vollkommen besiegt war, führte er einen ruhmreichen Triumph. (3) Er fügte auch einige Inseln dem römischen Reich hinzu, die außerhalb Britanniens im Ozean liegen und Orcades heißen. Seinem Sohn verlieh er den Namen Britannicus. (4) Er verhielt sich aber so gesittet gegen bestimmte Freunde, dass er sogar Plautius, einen Mann aus der Nobilität, der im Britannienfeldzug viel mit Bravour durchgeführt hatte, bei seinem Triumphzug persönlich geleitete und bei der Besteigung des Kapitols auf der linken Seite einherschritt. (5) Er lebte 64 Jahre und herrschte 14. Nach seinem Tod wurde er konsekriert und zum Vergöttlichten ernannt. 14. (1) Auf ihn folgte Nero, seinem Onkel Caligula sehr ähnlich, der das römische Reich entehrte und herabsetzte, ein Mann von unerhörter Ausschweifung und Verschwendung, da er nach dem Vorbild des Gaius Caligula in heißen und kalten Salben badete und mit goldenen Netzen fischte, die er an purpurnen Seilen herauszog. Er tötete einen unendlich großen Teil des Senats und war ein Feind aller guten Menschen. (2) Zu guter Letzt stellte er sich mit so großer Schande zur Schau, dass er sogar auf der Bühne tanzte und sang, im Gewand eines Kitharöden oder tragischen Schauspielers. (3) Er beging viele Verwandtenmorde, wobei sein Bruder, seine Ehefrau, ⟨seine Schwester⟩ und seine Mutter umgebracht wurden. Die Stadt Rom ließ er anzünden, damit er das Bild eines Schauspiels erblicke, wie es einst der Brand des eroberten Troja geboten hatte. (4) In militärischen Dingen unternahm er ganz und gar nichts und hätte beinahe Britannien verloren. Denn unter ihm wurden zwei sehr bekannte Städte dort eingenommen und zerstört. Die Parther nahmen Armenien weg und schickten die römischen Legionen unters Joch. (5) Dennoch wurden unter ihm zwei Provinzen geschaffen, Pontus Polemoniacus durch den Verzicht des Königs Polemon und Alpes Cottiae nach dem Tode des Königs Cottius. 15. (1) Durch all dies im römischen Erdkreis verhasst, wurde er von allen zugleich verlassen und vom Senat zum Feind erklärt; als man ihn zu seiner Bestrafung suchte, die darin bestand, dass er nackt, den Kopf in ein Gabelkreuz gezwängt, durch die Öffentlichkeit geführt, mit Ruten totgeprügelt und so vom Felsen gestürzt werden sollte, da floh er aus dem Palast und tötete sich selbst auf dem Landgut seines Freigelasse-

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et Nomentanam viam ad quartum urbis miliarium, se interfecit. (2) aedificavit Romae thermas, quae ante Neronianae dictae nunc Alexandrianae appellantur. (3) obiit tricesimo et altero aetatis anno, imperii quarto decimo, atque in eo omnis Augusti familia consumpta est. 16. (1) huic Ser. Galba successit, antiquissimae nobilitatis senator, cum septuagesimum et tertium annum ageret aetatis, ab Hispanis et Gallis imperator electus, mox ab universo exercitu libenter acceptus. (2) nam privata eius vita insignis fuerat militaribus et civilibus rebus; saepe consul, saepe pro consule, frequenter dux in gravissimis bellis. huius breve imperium fuit et quod bona haberet exordia, nisi ad severitatem propensior videretur. (3) insidiis tamen Othonis occisus est imperii mense septimo. iugulatus in foro Romae sepultusque in hortis suis, qui sunt Aurelia via non longe ab urbe Roma. 17. (1) Otho occiso Galba invasit imperium, materno genere nobilior quam paterno, neutro tamen obscuro. (2) in privata vita mollis et Neroni familiaris, in imperio documentum sui non potuit ostendere. (3) nam cum isdem temporibus, quibus Otho Galbam occiderat, etiam Vitellius factus esset a Germanicianis exercitibus imperator, bello contra eum suscepto, cum apud Betriacum in Italia levi proelio victus esset, ingentes tamen copias ad bellum haberet, sponte semet occidit. petentibus militibus, ne tam cito de belli desperaret eventu, cum tanti se non esse dixisset, ut propter eum bellum civile moveretur, voluntaria morte obiit tricesimo et octavo aetatis anno, nonagesimo et quinto imperii die. 18. (1) dein Vitellius imperio potitus est, familia honorata magis quam nobili. nam pater eius non admodum clare natus tres tamen ordinarios gesserat consulatus. (2) hic cum multo dedecore imperavit et gravi saevitia notabilis, praecipue ingluvie et voracitate, quippe cum de die saepe quarto vel quinto feratur epulatus. (3) notissima certe cena memoriae mandata est, quam ei Vitellius frater exhibuit, in qua super ceteros 1 se interfecit G CIMPa Paul. : interfectus est LOA | is aedificavit LOA 2 dictae om. LOA 3 tricesimo et altero G CIMPa LOA : XXXI Paul. Paean. 5 servius CIMPa Paul. : servilius LOA S : servilis G 8 probata G | vita om. Ga.c.F (virtute Gp.c.) 8 sq. saepe consul om. G 9 proconsul GF IM 14 lucius otho GF Paul. 15 sq. et Neroni familiaris om. G CIMPa 19 esset ingentes GF CIMPa Paul. : esset cum plures LOA (cf. Paean. πλείονοϲ) : est et, cum plures Duncker (deleto cum ante apud) 20 semet ipsum LOA | et petentibus G CIMPa 23 nonagesimo et quinto G CIMPa Paul. : XXV LOA 24 imperio potitus CIMPa A Paul. : imperii potitus LO : in imperio positus G | est LOA Paul. : et G : ex CIMPa

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nen, das zwischen der Via Salaria und der Via Nomentana vier Meilen (ca. 6 km) vor der Stadt liegt. (2) Er errichtete in Rom Thermen, die, vormals Neronische genannt, jetzt Alexandrinische heißen. (3) Er verschied im 32. Lebensjahr, im 14. Jahr seiner Herrschaft, und mit ihm ist das ganze Geschlecht des Augustus ausgestorben. 16. (1) Auf ihn folgte Servius Galba, ein Senator von ältestem Adel, der im 73. Lebensjahr von den Spaniern und den Galliern zum Kaiser gewählt und bald darauf vom gesamten Heer willig angenommen wurde. (2) Denn sein Leben als Privatmann war in militärischen und zivilen Dingen hervorragend gewesen; oft war er Konsul, oft Prokonsul und häufig Feldherr in den schwersten Kriegen. Seine Herrschaft war kurz und derart, dass sie gute Anfänge hatte, außer dass er sehr zu Strenge zu neigen schien. (3) Durch einen Anschlag des Otho wurde er jedoch im siebten Monat seiner Herrschaft getötet. Er wurde auf dem Forum Romanum erdrosselt und in seinen eigenen Gärten bestattet, die nicht weit von der Stadt Rom an der Via Aurelia liegen. 17. (1) Nach der Ermordung Galbas riss Otho die Herrschaft an sich, der von der mütterlichen Abstammung her edler als von der väterlichen war, wobei allerdings keine von beiden unansehnlich war. (2) In seinem Leben als Privatmann war er schlaff und mit Nero befreundet, während seiner Zeit als Kaiser konnte er nicht zeigen, wie er war. (3) Denn da zu derselben Zeit, als Otho Galba getötet hatte, auch Vitellius von den Heeren in Germanien zum Kaiser erhoben worden war, begann er einen Krieg gegen diesen, und nachdem er bei Bedriacum in Italien in einem leichten Gefecht geschlagen worden war, aber immer noch gewaltige Streitkräfte für den Krieg hatte, tötete er sich aus freien Stücken. Trotz der Bitten der Soldaten, er möge nicht so rasch am Kriegsausgang verzweifeln, nachdem er gesagt hatte, dass er es nicht wert sei, dass seinetwegen ein Bürgerkrieg begonnen werde, starb er eines freiwilligen Todes im 38. Lebensjahr, am 95. Tag seiner Herrschaft. 18. (1) Daraufhin bemächtigte sich Vitellius der Herrschaft, aus einer mehr geehrten als vornehmen Familie. Denn sein Vater hatte, obwohl von nicht besonders strahlender Herkunft, dennoch drei reguläre Konsulate innegehabt. (2) Dieser herrschte mit vielfacher Schande und war berüchtigt wegen seiner heftigen Grausamkeit, vor allem wegen seiner Völlerei und Gefräßigkeit, da er häufig schon bei Tage ein viertes oder fünftes Mal bankettiert haben soll. (3) Als sicherlich bekanntestes Mahl ist dasjenige überliefert, das ihm sein Bruder Vitellius ausrichtete,

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sumptus duo milia piscium, septem milia avium adposita traduntur. (4) hic cum Neroni similis esse vellet atque id adeo prae se ferret, ut etiam exequias Neronis, quae humiliter sepultae fuerant, honoraret, a Vespasiani ducibus occisus est interfecto prius in urbe Sabino Vespasiani imperatoris fratre, quem cum Capitolio incendit. (5) interfectus autem est magno dedecore: tractus per urbem Romam publice, nudus, erecto coma capite et subiecto ad mentum gladio stercore in vultum et pectus ab omnibus obviis adpetitus, postremo iugulatus et in Tiberim deiectus, etiam communi caruit sepultura. (6) periit autem aetatis anno septimo et quinquagesimo, imperii mense octavo et die uno. 19. (1) Vespasianus huic successit factus apud Palaestinam imperator, princeps obscure quidem natus, sed optimis conparandus, privata vita inlustris, ut qui a Claudio in Germaniam et deinde in Britanniam missus tricies et bis cum hoste conflixerit, duas validissimas gentes, viginti oppida, insulam Vectam Britanniae proximam imperio Romano adiecerit. (2) Romae se in imperio moderatissime gessit. pecuniae tantum avidior fuit, ita ut eam nulli iniuste auferret. quam cum omni diligentiae provisione colligeret, tamen studiosissime largiebatur, praecipue indigentibus. nec facile ante eum cuiusquam principis vel maior est liberalitas comperta vel iustior. placidissimae lenitatis, ut qui maiestatis quoque contra se reos non facile punierit ultra exilii poenam. (3) sub hoc Iudaea Romano accessit imperio et Hierosolyma, quae fuit urbs nobilissima Palaestinae. (4) Achaiam, Lyciam, Rhodum, Byzantium, Samum, quae liberae ante id tempus fuerant, item Thraciam, Ciliciam, Commagenen, quae sub regibus amicis egerant, in provinciarum formam redegit. 20. (1) offensarum et inimicitiarum inmemor fuit, convicia a causidicis et philosophis in se dicta leviter tulit, diligens tamen coercitor disciplinae militaris. (2) hic cum filio Tito de Hierosolymis triumphavit. per haec cum senatui, populo, postremo cunctis amabilis ac iucundus esset, profluvio ventris extinctus est in villa propria circa Sabinos, 1 duo milia codd. : διϲμυρίουϲ Paean. 2 id – ferret Paul. : id adeo se praeferret Q : id adeo per se ferret LO : adeo se praeferret A : ideo se praeferret G CI Patext. (id adeo Pamarg.) : se praeferret M 6 magno dedecore CIMPa Paul. : dedecore G : et cum magno dedecore LOA 7 capitis CIMPa S | in vultum G CIMPa : involutum LO : in vultu A : involuto Paul. 11 apud Palaestinam LOA Paul. : palaestinae G CIMPa 21 punierit G IMPa Paul. : punieret LOA 27 et om. G LOA 30 et populo G IMPa A

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bei dem angeblich über den sonstigen Luxus hinaus auch 2.000 Fische und 7.000 Vögel aufgetischt wurden. (4) Weil dieser sich Nero gleichstellen wollte und dies so sehr vor sich hertrug, dass er sogar Neros Gebeinen, die sehr schlicht bestattet worden waren, Ehren erwies, wurde er von den Feldherren des Vespasian getötet, nachdem zuvor Sabinus, ein Bruder des Kaisers Vespasian, in der Stadt umgekommen war, den er mit dem Kapitol zusammen in Brand steckte. (5) Getötet wurde er unter schmählichen Umständen: Er wurde öffentlich durch die Stadt Rom geschleift, nackt, den Kopf an den Haaren hochgehalten und ein Schwert am Kinn, von allen Entgegenkommenden an Gesicht und Brust mit Kot beworfen, zuletzt erdrosselt und in den Tiber geworfen; nicht einmal ein gewöhnliches Begräbnis erhielt er. (6) Er starb im 57. Lebensjahr, nach acht Monaten und einem Tag seiner Herrschaft. 19. (1) Vespasian folgte auf diesen, nachdem er in Palästina zum Kaiser erhoben worden war, ein Princeps von unscheinbarer Geburt zwar, aber den Besten vergleichbar, in seinem Leben als Privatmann glänzend, weil er, von Claudius nach Germanien und später nach Britannien geschickt, 32mal mit dem Feind kämpfte und zwei äußerst starke Völker, 20 Städte und die Insel Wight, ganz in der Nähe von Britannien, dem römischen Reich hinzufügte. (2) In Rom verhielt er sich während seiner Herrschaft sehr maßvoll. Er war nur ziemlich geldgierig, aber so, dass er es niemandem unrechtmäßig wegnahm. Obwohl er Geld mit aller Sorgfalt und Gründlichkeit sammelte, gab er es dennoch aufs Eifrigste aus, besonders für die Bedürftigen. Und vor ihm ist von kaum einem Princeps eine größere oder auch gerechtere Freigiebigkeit bekannt. Er war von friedvollster Milde, weil er sogar Angeklagte der Majestätsverletzung kaum härter bestrafte als mit der Verbannung. (3) Unter ihm kam Judäa zum römischen Reich und Jerusalem, das die wichtigste Stadt Palästinas war. (4) Er überführte auch Achaia, Lykien, Rhodos, Byzanz und Samos, die zuvor frei gewesen waren, sowie Thrakien, Kilikien und Kommagene, die unter befreundeten Königen gestanden hatten, in den Status von Provinzen. 20. (1) Er war nicht nachtragend bei Beleidigungen und Feindseligkeiten, Vorwürfe von Advokaten und Philosophen nahm er leicht; doch war er ein sorgfältiger Wächter der militärischen Disziplin. (2) Er triumphierte mit seinem Sohn Titus über Jerusalem. Während er durch all dies beim Senat, beim Volk und schließlich bei allen insgesamt beliebt und angesehen war, verschied er an Durchfall, in seiner Privatvilla in

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annum agens aetatis sexagesimum nonum, imperii nonum et diem septimum, atque inter divos relatus est. (3) genituram filiorum ita cognitam habuit, ut, cum multae contra eum coniurationes fierent, quas patefactas ingenti dissimulatione contempsit, in senatu dixerit aut filios sibi successuros aut neminem. 21. (1) huic Titus filius successit, qui et ipse Vespasianus est dictus, vir omnium virtutum genere mirabilis adeo, ut „amor et deliciae humani generis“ (Suet. Tit. 1) diceretur, facundissimus, bellicosissimus, moderatissimus. causas Latine egit, poemata et tragoedias Graece conposuit. (2) in oppugnatione Hierosolymorum sub patre militans duodecim propugnatores duodecim sagittarum confixit ictibus. Romae tantae civilitatis in imperio fuit, ut nullum omnino puniret, convictos adversum se coniurationis dimiserit et in eadem familiaritate quam antea habuerit. (3) facilitatis et liberalitatis tantae fuit, ut, cum nulli quicquam negaret et ab amicis reprehenderetur, responderit nullum tristem debere ab imperatore discedere; praeterea, cum quadam die in cena recordatus fuisset nihil se illo die cuiquam praestitisse, dixerit: „amici, hodie diem perdidi.“ (Suet. Tit. 8) (4) hic Romae amphitheatrum aedificavit et quinque milia ferarum in dedicatione eius occidit. 22. (1) per haec inusitato favore dilectus morbo periit in ea, qua pater, villa post biennium et menses octo, dies viginti, quam imperator erat factus, aetatis anno altero et quadragesimo. (2) tantus luctus eo mortuo publicus fuit, ut omnes tamquam in propria doluerint orbitate. senatus obitu ipsius circa vesperam nuntiato nocte inrupit in curiam et tantas ei mortuo laudes gratiasque congessit, quantas nec vivo umquam egerat nec praesenti. inter divos relatus est. 23. (1) Domitianus mox accepit imperium, frater ipsius iunior, Neroni aut Caligulae aut Tiberio similior quam patri vel fratri suo. primis tamen annis moderatus in imperio fuit, mox ad ingentia vitia progressus libidinis, iracundiae, crudelitatis, avaritiae, tantum in se odii concitavit, 1 agens aetatis L Paul. : aetatis agens OA : agens G MPa : habens I 5 successuros G Ip.c. LOA Paul. : successores CIa.c.MPa 8 moderatissimus om. GF CIMPa 10 hierosolymorum Paul. : -arum rell. codd. 12 puniret codd. : punierit Hartel | sese G CIPa 13 dimiserit CIMPa LOA : redemissent G : dimisit Paul. et dimiserit F | quam G Paul. : qua CIMPa LOA | habuerit G CIMPa Paul. : habuerat receperit LOA 14 et liberalitatis om. GF CIMPa 17 cuiquam CIMPa LOA : quicquam GF Paul. 22 altero et quadragesimo G CIMPa Paul. : XLII LOA : ἑνὸϲ πρὸϲ τοῖϲ τεϲϲαράκοντα Paean.

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den Sabiner Bergen, im 69. Lebensjahr, im neunten Jahr und am siebten Tag seiner Herrschaft, und wurde zu den Vergöttlichten gerechnet. (3) Die Geburtsstunde seiner Söhne kannte er so genau, dass er, als viele Verschwörungen gegen ihn angezettelt wurden, die er bei ihrer Aufdeckung mit gewaltiger Missachtung strafte, im Senat verkündete, dass entweder seine Söhne ihm nachfolgen würden oder niemand. 21. (1) Auf diesen folgte sein Sohn Titus, der ebenfalls Vespasian genannt wurde, ein durch die Art aller seiner Tugenden so bewundernswerter Mann, dass er „Schatz und Liebling des Menschengeschlechts“ (Suet. Tit. 1) genannt wurde; er war überaus redegewandt, kriegerisch und maßvoll. Er hielt Gerichtsreden auf Latein und verfasste Gedichte und Tragödien auf Griechisch. (2) Als er bei der Bestürmung von Jerusalem unter seinem Vater Kriegsdienst leistete, erledigte er zwölf Kämpfer mit zwölf Pfeilschüssen. In Rom war er während seiner Kaiserherrschaft von so großem Bürgersinn, dass er überhaupt niemanden bestrafte, die der Verschwörung gegen ihn Überführten freiließ und sie mit derselben Vertraulichkeit behandelte wie vorher. (3) Er war von so großer Umgänglichkeit und Großzügigkeit, dass er, da er niemandem etwas abschlug und deshalb von den Freunden getadelt wurde, erwiderte, niemand dürfe den Kaiser betrübt verlassen; und dass er außerdem, nachdem er sich eines Tages beim Mahl erinnert hatte, dass er an jenem Tag niemandem etwas gewährt habe, sagte: „Freunde, heute habe ich einen Tag vergeudet.“ (Suet. Tit. 8) (4) Dieser errichtete in Rom das Amphitheater und ließ bei dessen Einweihung 5.000 wilde Tiere töten. 22. (1) Durch all dies in ungewöhnlicher Popularität beliebt, starb er an einer Krankheit in derselben Villa wie sein Vater, zwei Jahre, acht Monate und 20 Tage, nachdem er Kaiser geworden war, im 42. Lebensjahr. (2) Über seinen Tod war die öffentliche Trauer so groß, dass alle litten wie bei einem persönlichen Verlust. Der Senat drang, nachdem sein Hinscheiden gegen Abend gemeldet worden war, nachts in die Kurie ein und überhäufte ihn als Toten mit so viel Lob und Dank, wie sie es ihm zu Lebzeiten und in seiner Gegenwart niemals erwiesen hatten. Er wurde zu den Vergöttlichten gerechnet. 23. (1) Darauf erhielt Domitian die Herrschaft, sein jüngerer Bruder, der Nero, Caligula oder Tiberius ähnlicher war als seinem Vater oder Bruder. Während der ersten Jahre war er zwar gemäßigt bei der Herrschaft, aber bald darauf ging er zu gewaltigen Lastern über, Lüsternheit, Jähzorn, Grausamkeit und Habgier, und erregte so viel Hass gegen sich,

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ut merita et patris et fratris aboleret. (2) interfecit nobilissimos e senatu. dominum se et deum primus appellari iussit. nullam sibi nisi auream et argenteam statuam in Capitolio passus est poni. (3) consobrinos suos interfecit. superbia quoque in eo execrabilis fuit. (4) expeditiones quattuor 5 habuit, unam adversum Sarmatas, alteram adversum Cattos, duas adversum Dacos. de Dacis Cattisque duplicem triumphum egit, de Sarmatis solam lauream usurpavit. multas tamen calamitates isdem bellis passus est; nam in Sarmatia legio eius cum duce interfecta est et a Dacis Oppius Sabinus consularis et Cornelius Fuscus praefectus praetorio cum ma10 gnis exercitibus occisi sunt. (5) Romae quoque multa opera fecit, in his Capitolium et forum transitorium, divorum porticus, Iseum ac Serapeum et stadium. (6) verum cum ob scelera universis exosus esse coepisset, interfectus est suorum coniuratione in palatio anno aetatis quadragesimo quinto, imperii quinto decimo. funus eius ingenti dedeco15 re per vespillones exportatum et ignobiliter est sepultum.

liber VIII 1. (1) anno octingentesimo et quinquagesimo ab urbe condita, Vetere et Valente consulibus, res publica ad prosperrimum statum rediit bonis principibus ingenti felicitate commissa. Domitiano enim exitiabili tyranno Nerva successit, vir in privata vita moderatus et strenuus, 20 nobilitatis mediae; qui senex admodum operam dante Petronio Secundo praefecto praetorio, item Parthenio interfectore Domitiani imperator est factus. aequissimum se et civilissimum praebuit. (2) rei publicae divina provisione consuluit Traianum adoptando. mortuus est Romae post 3 poni ante passus est transpos. LOA Q 5 cattos G CIMPa Paul. : gothos vel gothios LOA 6 cattisque G CIMPa Paul. : gothis quidem LO : gothisque A 8 oppius Q Paul. : appium G : appius CIMPa : ulpius LOA 11 isium S LOA Q Paul. Paean. (Ἴϲιον) | serapium Q Paean. (Ϲεράπιον) 14 quadragesimo Schoonhoven (cf. Paean. τεϲϲαρακοϲτῷ) : tricesimo codd. (cf. Ioh. Ant. fr. 134 Mariev = 190,1 Roberto εʹ καὶ λʹ γεγονὼϲ ἔτη) 21 praetorio om. LOA 22 et civilissimum om. LOA

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dass er die Verdienste seines Vater und seines Bruders zunichte machte. (2) Er brachte die Vornehmsten aus dem Senat um. Als Erster befahl er, als Herr und Gott angeredet zu werden. Er erlaubte es nicht, dass ihm eine andere Statue als eine goldene und silberne im Kapitolstempel aufgestellt werde. (3) Seine Vettern brachte er um. Er besaß auch hassenswerten Hochmut. (4) Feldzüge führte er vier durch: einen gegen die Sarmaten, einen anderen gegen die Chatten, zwei gegen die Daker. Über die Daker und Chatten feierte er doppelten Triumph, über die Sarmaten beanspruchte er nur den Lorbeerkranz. Er erlitt jedoch viele Niederlagen in denselben Kriegen; denn in Sarmatien wurde eine seiner Legionen mit ihrem Feldherrn vernichtet, und von den Dakern wurden der ehemalige Konsul Oppius Sabinus und der Prätorianerpräfekt Cornelius Fuscus mit ihren großen Heeren getötet. (5) In Rom führte er auch viele Bauprojekte durch, darunter das Kapitol, das Forum Transitorium, die Säulenhalle der Vergöttlichten, das Iseion und Serapeion, und das Stadion. (6) Aber als er wegen seiner Verbrechen allen gänzlich verhasst zu werden begann, wurde er durch eine Verschwörung der Seinen im Palast getötet, im 45. Lebensjahr, im 15. Jahr seiner Herrschaft. Sein Leichnam wurde mit großer Schande von Leichenträgern für Arme herausgetragen und ruhmlos verscharrt.

Achtes Buch 1. (1) Im 850. Jahr nach Gründung der Stadt, unter dem Konsulat des Vetus und Valens, kehrte der Staat wieder in einen äußerst günstigen Zustand zurück, da er guten Principes mit ungeheurem Glück anvertraut war. Auf den unheilvollen Tyrannen Domitian folgte nämlich Nerva, ein Mann, der während seines Lebens als Privatmann maßvoll und tüchtig war, von mittlerem Adelsstand; dieser wurde, schon ziemlich bejahrt, auf Betreiben des Prätorianerpräfekten Petronius Secundus und ebenso des Parthenius, der Domitian getötet hatte, zum Kaiser erhoben. Er zeigte sehr großen Gerechtigkeits- und Bürgersinn. (2) Für den Staat sorgte er mit göttlicher Vorsorge, indem er Trajan adoptierte. Er starb in

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annum et quattuor menses imperii sui ac dies octo, aetatis septuagesimo et altero anno, atque inter divos relatus est. 2. (1) successit ei Ulpius Crinitus Traianus natus Italicae in Hispania, familia antiqua magis quam clara. nam pater eius primum consul fuit. imperator autem apud Agrippinam in Galliis factus est. rem publicam ita administravit, ut omnibus principibus merito praeferatur, inusitatae civilitatis et fortitudinis. (2) Romani imperii, quod post Augustum defensum magis fuerat quam nobiliter ampliatum, fines longe lateque diffudit. urbes trans Rhenum in Germania reparavit. Daciam Decibalo victo subegit, provincia trans Danubium facta in his agris, quos nunc Taifali, Victohali et Tervingi habent. ea provincia decies centena milia passuum in circuitu tenuit. 3. (1) Armeniam, quam occupaverant Parthi, recepit Parthomasiri occiso, qui eam tenebat. Albanis regem dedit. Hiberorum regem et Sauromatarum et Bosphoranorum et Arabum et Osdroenorum et Colchorum in fidem accepit. Carduenos, Marcomedos occupavit et Anthemusium, magnam Persidis regionem, Seleuciam, Ctesiphontem, Babylonem. Messenios vicit ac tenuit. (2) usque ad Indiae fines et mare rubrum accessit atque ibi tres provincias fecit, Armeniam, Assyriam, Mesopotamiam, cum his gentibus, quae Madenam attingunt. Arabiam postea in provinciae formam redegit. in mari rubro classem instituit, ut per eam Indiae fines vastaret. 4. gloriam tamen militarem civilitate et moderatione superavit Romae et per provincias aequalem se omnibus exhibens, amicos salutandi causa frequentans vel aegrotantes vel cum festos dies habuissent, convivia cum isdem indiscreta vicissim habens, saepe in vehiculis eorum sedens, nullum senatorum laedens, nihil iniustum ad augendum fiscum agens, liberalis in cunctos, publice privatimque ditans omnes et honoribus augens, quos vel mediocri familiaritate cognovisset, ⟨per⟩ orbem terrarum aedificans multa, inmunitates civitatibus tribuens, nihil non tranquillum et placidum agens, adeo ut omni eius aetate unus 1 sq. septuagesimo et altero G CIMPa Paul. : XXII LO : ἑνὶ καὶ ἑβδομηκοϲτῷ Paean. 4 nam om. GF 6 ⟨vir⟩ inusitatae Hartel 7 fortitudinis ⟨fuit⟩ Schoonhoven 9 praeparavit GF CIMPa | decibalo GF CIMPa Paul. (Δεκίβαλλον Paean.) : decebalo S LOA 13 parthomasiri LOA, variant rell. codd. 16 anthemusium codd. : Ἀνθεμουϲίαν Paean. 27 senatorum VLOA Paul. : senatorem G CMPa : senator Ia.c. 29 sq. ⟨per⟩ orbem t. a. multa Eussner : orbem t. a. multa codd. : ⟨urbes⟩ orbe t. a. multas dub. Mommsen

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Rom, nachdem seine Herrschaft ein Jahr, vier Monate und acht Tage gedauert hatte, im 72. Lebensjahr, und er wurde zu den Vergöttlichten gerechnet. 2. (1) Auf ihn folgte Ulpius Crinitus Traianus, geboren zu Italica in Spanien, aus einer eher alten als berühmten Familie. Denn erst sein Vater ist Konsul gewesen. Zum Kaiser wurde er in Köln in Gallien erhoben. Den Staat verwaltete er so, dass er mit seinem ungewöhnlichen Bürgersinn und seiner Energie allen Kaisern zurecht vorgezogen wird. (2) Er verschob lang und weit die Grenzen des römischen Reiches, das nach Augustus eher verteidigt als in rühmlicher Weise erweitert worden war. Städte jenseits des Rheins in Germanien gewann er zurück. Dacia unterwarf er, nachdem er Decebalus besiegt hatte, und richtete eine Provinz jenseits der Donau ein, auf dem Gebiet, das jetzt die Taifalen, Victohalen und Terwingen innehaben. Jene Provinz maß 10.000 Meilen (ca. 14.775 km) im Umfang. 3. (1) Armenien, das die Parther besetzt hatten, gewann er zurück, nachdem Parthomasiris, der es hielt, getötet worden war. Den Albanern gab er einen König. Die Könige der Iberer, Sarmaten, Bosporaner, Araber, Osroener und Kolcher nahm er in seine Schutzherrschaft auf. Die Gebiete der Karduener und Markomeder besetzte er, ferner Anthemusium, eine große Gegend Persiens, Seleukeia, Ktesiphon und Babylon. Die Mesenier besiegte er und besetzte ihr Gebiet. (2) Bis zu den Grenzen Indiens und ans Rote Meer gelangte er und richtete dort drei Provinzen ein, Armenia, Assyria und Mesopotamia, zusammen mit den Völkern, welche mit der Madena benachbart sind. Später überführte er Arabia in den Status einer Provinz. Im Roten Meer stellte er eine Flotte auf, um mit ihr die Gebiete Indiens zu verheeren. 4. Seinen militärischen Ruhm übertraf er jedoch durch seinen Bürgersinn und Mäßigung: In Rom und den Provinzen zeigte er sich gegen alle stets gleichmäßig; er besuchte seine Freunde, um sie zu grüßen, wenn sie krank waren oder wenn sie feierten; er veranstaltete an Festtagen gegenseitig mit ihnen zwanglose Festmähler; er saß oft in ihren Wagen, kränkte keinen unter den Senatoren, tat nichts Unrechtes zur Mehrung der Staatskasse, war freigiebig gegen alle, bereicherte öffentlich und privat alle und erhöhte sie mit Ehrenämtern, auch wenn er sie nicht besonders gut kannte; er ließ ⟨in⟩ der ganzen Welt vieles erbauen, gewährte den Städten Abgabefreiheit, tat nichts, was nicht friedvoll und besänftigend war, so dass in seiner ganzen Zeit nur ein einziger Senator

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senator damnatus sit atque is tamen per senatum ignorante Traiano. ob haec per orbem terrarum deo proximus nihil non venerationis meruit et vivus et mortuus. 5. (1) inter alia dicta hoc ipsius fertur egregium: amicis enim culpantibus, quod nimium circa omnes communis esset, respondit talem se imperatorem esse privatis, quales esse sibi imperatores privatus optasset. (2) post ingentem igitur gloriam belli domique quaesitam e Perside rediens apud Seleuciam Isauriae profluvio ventris extinctus est. obiit autem aetatis anno sexagesimo tertio, mense nono, die quarto, imperii nono decimo, mense sexto, die quinto decimo. inter divos relatus est. solus omnium intra urbem sepultus est. ossa conlata in urnam auream in foro, quod aedificavit, sub columna posita sunt, cuius altitudo CXLIV pedes habet. (3) huius tantum memoriae delatum est, ut usque ad nostram aetatem non aliter in senatu principibus adclametur nisi „felicior Augusto, melior Traiano“. adeo in eo gloria bonitatis obtinuit, ut vel adsentantibus vel vere laudantibus occasionem magnificentissimi praestet exempli. 6. (1) defuncto Traiano Aelius Hadrianus creatus est princeps, sine aliqua quidem voluntate Traiani, sed operam dante Plotina Traiani uxore; nam eum Traianus, quamquam consobrinae suae filium, vivus noluerat adoptare. natus et ipse Italicae in Hispania. (2) qui Traiani gloriae invidens statim provincias tres reliquit, quas Traianus addiderat, et de Assyria, Mesopotamia, Armenia revocavit exercitus ac finem imperii esse voluit Euphraten. idem de Dacia facere conatum amici deterruerunt, ne multi cives Romani barbaris traderentur, propterea quia Traianus victa Dacia ex toto orbe Romano infinitas eo copias hominum transtulerat ad agros et urbes colendas. Dacia enim diuturno bello Decibali viris fuerat exhausta. 7. (1) pacem tamen omni imperii sui tempore habuit, semel tantum per praesidem dimicavit. (2) orbem Romanum circumiit. multa aedi10 nono Pa LOA : uno GF Paul. : primo CIM S 11 solus G Paul. : et solus LOA Q : solusque IMPa 12 CXLIV G CIMPa S LO Q (cf. Paean. τεϲϲαράκοντα καὶ τεϲϲάρων) : CLXIIII A : CXL Paul. (cf. Cassiod. chron. 766) 16 vel vere laudantibus Q Paul. : vel re vel laudantibus G : vel laudantibus CIMPa A : om. LO

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verurteilt wurde, und das auch nur durch den Senat, während Trajan nichts davon wusste. Deswegen verdiente er, der in der ganzen Welt dem Gott am nächsten war, alles an Verehrung im Leben wie im Tode. 5. (1) Unter seinen Aussprüchen ragt besonders folgender hervor: Auf den Vorwurf seiner Freunde, dass er sich mit allen allzu gemein mache, erwiderte er, er sei für die Privatleute ein Kaiser von der Art, wie er sich als Privatmann die Kaiser gewünscht habe. (2) Nachdem er nun ungeheuren Ruhm in Krieg und Frieden erworben hatte, wurde er bei der Rückkehr aus Persien bei Seleukeia in Isaurien von einer Durchfallerkrankung dahingerafft. Er starb im Alter von 62 Jahren, acht Monaten und drei Tagen, im 19. Jahr, sechsten Monat und 15. Tag seiner Herrschaft. Er wurde zu den Vergöttlichten gerechnet. Als einziger von allen wurde er innerhalb des Stadtgebiets bestattet. Seine in einer goldenen Urne gesammelten Gebeine wurden auf dem Forum, das er errichtete, unter der Säule niedergelegt, deren Höhe 144 Fuß (ca. 42,5 m) beträgt. (3) So Bedeutendes ist von ihm in der historischen Erinnerung überliefert, dass man bis zu unseren Zeiten im Senat den Kaisern nicht anders akklamiert als mit: „erfolgreicher als Augustus, besser als Trajan“. So weit reichte bei ihm der Ruhm seiner Güte, dass er denen, die schmeicheln oder wahrhaftig loben, den Anlass zu einem überaus großartigen Exempel bietet. 6. (1) Nach Trajans Tod wurde Aelius Hadrianus zum Kaiser erhoben, zwar ohne irgendeine Willenserklärung Trajans, aber durch die Bemühung der Plotina, Trajans Ehefrau; denn Trajan hatte ihn zu Lebzeiten nicht adoptieren wollen, obwohl er der Sohn seiner Cousine war. Auch er war gebürtig aus Italica in Spanien. (2) Er gab aus Neid auf Trajans Ruhm sofort drei Provinzen auf, die Trajan hinzugefügt hatte; und er rief die Heere aus Assyria, Mesopotamia und Armenia zurück und wollte, dass der Euphrat Reichsgrenze sei. Als er versuchte, das Gleiche hinsichtlich Dacias zu tun, hielten ihn die Freunde davon ab, viele römische Bürger den Barbaren auszuliefern, weil Trajan nach dem Sieg über Dacia aus dem ganzen römischen Erdkreis unendliche Menschenmassen dorthin gebracht hatte, um die Äcker zu bestellen und Städte zu bevölkern. Dacia war nämlich durch den langwierigen Krieg mit Decebalus von Menschen stark entvölkert gewesen. 7. (1) Frieden hatte er dennoch während seiner gesamten Herrschaft; nur einmal kämpfte er mittels eines Unterfeldherrn. (2) Er reiste um den römischen Erdkreis. Viel ließ er bauen. Sehr beredt war er in der

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ficavit. facundissimus Latino sermone, Graeco eruditissimus fuit. non magnam clementiae gloriam habuit, diligentissimus tamen circa aerarium et militum disciplinam. (3) obiit in Campania maior sexagenario, imperii anno vicesimo primo, mense decimo, die vicesimo nono. senatus ei tribuere noluit divinos honores, tamen cum successor ipsius T. Aurelius Antoninus Fulvius hoc vehementer exigeret et universi senatores palam resisterent, tandem obtinuit. 8. (1) ergo Hadriano successit T. Antoninus Fulvius Boionius, idem etiam Pius nominatus, genere claro, sed non admodum vetere, vir insignis et qui merito Numae Pompilio conferatur, ita ut Romulo Traianus aequetur. (2) vixit ingenti honestate privatus, maiore in imperio, nulli acerbus, cunctis benignus, in re militari moderata gloria, defendere magis provincias quam amplificare studens, viros aequissimos ad administrandam rem publicam quaerens, bonis honorem habens, inprobos sine aliqua acerbitate detestans, regibus amicis venerabilis non minus quam terribilis, adeo ut barbarorum plurimae nationes depositis armis ad eum controversias suas litesque deferrent sententiaeque parerent. (3) hic ante imperium ditissimus opes quidem omnes suas stipendiis militum et circa amicos liberalitatibus minuit, verum aerarium opulentum reliquit. Pius propter clementiam dictus est. (4) obiit apud Lorium villam suam miliario ab urbe duodecimo, vitae anno septuagesimo tertio, imperii vicesimo tertio, atque inter divos relatus est et merito consecratus. 9. (1) post hunc imperavit M. Antoninus Verus haud dubie nobilissimus, quippe cum eius origo paterna a Numa Pompilio, materna a Solentino rege penderet, et cum eo L. Annius Antoninus Verus. (2) tumque primum Romana res publica duobus aequo iure imperium administrantibus paruit, cum usque ad eum singulos semper habuisset Augustos. 4 die – nono die vicesimo nono Schoonhoven : die viginti novem LOA : die vicesimo GF CIPa Paul. : die nono Q (cf. Paean. ἡμέραϲ ἐννέα) 6 antoninus G cum Pauli cod. Perusino H 75 : antonius rell. codd. | universi codd. : diversi dub. Dunker 8 Titus Sylburg : marcus codd. (om. I et Paean.) 11 maiore G CIMPa LOA : maior Paul. (cf. Suda α 2762 καὶ κατὰ τὴν ἡγεμονίαν ἀμείνων ἔδοξεν εἶναι) 16 plurimae Ip.c. LOA Paul. : primae GF CIa.c.MPa 17 sententiaeque parerent om. LOA 21 tertio G CIMPa : octavo LOA : septimo Paul. 22 divos CIMPa LOA : deos GF cum nonnullis Pauli codd. 23 verus A Paul. Paean. (Οὔηροϲ) : servus LO : om. G CIMPa 24 a Numa Pompilio materna om. G CIMPa 25 Annius om. GF Paean. | verus CIMPa LOA : severus GF Paul. | tumque LOA Q Paul. : tuncque G CIMPa

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lateinischen Sprache, in der griechischen sehr gebildet. Er war nicht gerade für seine Milde berühmt, doch war er gewissenhaft mit der Staatskasse und der militärischen Disziplin. (3) Er starb in Kampanien über 60-jährig, im 21. Jahr, zehnten Monat und 29. Tag seiner Herrschaft. Der Senat wollte ihm keine göttlichen Ehren zubilligen, doch weil sein Nachfolger Titus Aurelius Antoninus Fulvius dies nachdrücklich einforderte und obwohl alle Senatoren öffentlich Widerstand leisteten, erhielt er sie zu guter Letzt. 8. (1) Auf Hadrian folgte also Titus Antoninus Fulvius Boionius, der auch „Pius“ (der Fromme) genannt wurde, aus einem berühmten, aber nicht besonders alten Geschlecht, ein ausgezeichneter Mann und von der Art, dass man ihn zu Recht so mit Numa Pompilius vergleichen kann, wie man Trajan mit Romulus gleichsetzen kann. (2) Er lebte als Privatmann mit ungeheurer Ehrsamkeit, mit noch größerer während seiner Herrschaft, gegen niemanden grimmig, allen gegenüber wohlwollend, von gemäßigtem militärischen Ruhm, eher bemüht, die Provinzen zu verteidigen als zu vergrößern, die gerechtesten Männer für die Staatsverwaltung aussuchend, den Guten Ehren erweisend, die Unwürdigen ohne jede Schärfe verabscheuend, befreundeten Königen nicht weniger ehrwürdig als Schrecken einflößend, so sehr, dass sehr viele Barbarenvölker ihre Waffen niederlegten und ihm die Entscheidung über ihre Auseinandersetzungen und Streitigkeiten übertrugen und seinem Urteil gehorchten. (3) Dieser vor seiner Herrschaft schwerreiche Mann hat zwar sein ganzes Vermögen durch die Soldzahlungen an die Soldaten und durch Gefälligkeiten für seine Freunde verringert, aber die Staatskasse hinterließ er gefüllt. „Pius“ wurde er wegen seiner Milde genannt. (4) Er starb in Lorium, seinem Landgut, zwölf Meilen (ca. 18 km) vor der Stadt, im 73. Lebens- und 23. Regierungsjahr, wurde zu den Vergöttlichten gerechnet und zu Recht konsekriert. 9. (1) Nach diesem herrschte Marcus Antoninus Verus, ohne Zweifel von vornehmster Herkunft, da er väterlicherseits von Numa Pompilius, mütterlicherseits vom König Solentinus abstammte, und mit ihm Lucius Annius Antoninus Verus. (2) Damals gehorchte der römische Staat zum ersten Mal zwei Männern, die mit gleichem Rechtsstatus das Reich verwalteten, während er bis zu diesem immer jeweils einen Augustus gehabt hatte.

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10. (1) hi et genere inter se coniuncti fuerunt et adfinitate. nam Verus Annius Antoninus M. Antonini filiam in matrimonium habuit, M. autem Antoninus gener Antonini Pii fuit per uxorem Galeriam Faustinam iuniorem, consobrinam suam. (2) hi bellum contra Parthos gesserunt, qui post victoriam Traiani tum primum rebellaverant. Verus Antoninus ad id profectus est. qui Antiochiae et circa Armeniam agens multa per duces suos et ingentia patravit. Seleuciam Assyriae urbem nobilissimam cum quadringentis milibus hominum cepit; Parthicum triumphum revexit. cum fratre eodemque socero triumphavit. (3) obiit tamen in Venetia, cum a Concordia civitate Altinum proficisceretur et cum fratre in vehiculo sederet, subito sanguine ictus, casu morbi, quem Graeci apoplexin vocant. (4) vir ingenii parum civilis, reverentia tamen fratris nihil umquam atrox ausus. cum obisset undecimo imperii anno, inter deos relatus est. 11. (1) post eum M. Antoninus solus rem publicam tenuit, vir quem mirari facilius quis quam laudare possit. a principio vitae tranquillissimus, adeo ut ex infantia quoque vultum nec ex gaudio nec ex maerore mutaverit. philosophiae deditus Stoicae, ipse etiam non solum vitae moribus, sed etiam eruditione philosophus. (2) tantae admirationis adhuc iuvenis, ut eum successorem paraverit Hadrianus relinquere, adoptato tamen Antonino Pio generum ei idcirco esse voluerit, ut hoc ordine ad imperium perveniret. 12. (1) institutus est ad philosophiam per Apollonium Chalcedonium, ad scientiam litterarum Graecarum per Chaeronensem Plutarchi nepotem, Latinas autem eum litteras Fronto orator nobilissimus docuit. hic cum omnibus Romae aequo iure egit, ad nullam insolentiam elatus est imperii fastigio, liberalitatis promptissimae. (2) provincias ingenti benignitate et moderatione tractavit. contra Germanos eo principe res feliciter gestae sunt, bellum ipse unum gessit Marcomannicum, sed quantum nulla memoria fuit, adeo ut Punicis conferatur. nam eo gravius 3 autem om. LOA | galeriam G CIM Paul. caleariam Pa : valeriam LOA 7 suos om. Ι LOA 16 a om. GF 17 ex1 GF CIMPa : in LOA : ab Paul. 24 ⟨Sextum⟩ Chaeronensem Egnatius 25 eum om. G 27 est om. G CIMPa 28 et om. G CMPaa.c. Paul. 30 nam eo Paul. Pap.c. : nam et Q : nam GF CIMPaa.c. : quod ergo LOA

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10. (1) Diese waren sowohl durch ihre Herkunft als auch durch Verschwägerung eng verbunden. Denn Verus Annius Antoninus hatte eine Tochter des Marcus Antoninus zur Frau, Marcus Antoninus aber war ein Schwiegersohn des Antoninus Pius durch seine Frau Galeria Faustina die Jüngere, seine Cousine. (2) Diese führten Krieg gegen die Parther, die damals zum ersten Mal seit Trajans Sieg wieder aufbegehrt hatten. Verus Antoninus zog zu diesem aus. Er verweilte in Antiocheia und im Bereich von Armenien und vollbrachte durch seine Heerführer viele große Dinge. Seleukeia, die wichtigste Stadt Assyriens, nahm er mit 400.000 Menschen ein; einen Triumph über die Parther brachte er heim. Er triumphierte zusammen mit seinem Bruder, der zugleich sein Schwiegervater war. (3) Er starb jedoch in Venetia; als er nämlich von Concordia nach Altinum reiste und mit seinem Bruder im Wagen saß, vom Schlage getroffen, einer Krankheit, die die Griechen Apoplexie nennen. (4) Ein Mann von kaum bürgerlicher Gesinnung, hat er doch aus Respekt vor seinem Bruder niemals etwas Furchtbares gewagt. Als er im elften Regierungsjahr starb, wurde er zu den Göttern gerechnet. 11. (1) Nach ihm herrschte Marcus Antoninus allein über den Staat, ein Mann, den man leichter bestaunen als loben kann. Seit dem Anfang seines Lebens war er so überaus ruhig, dass er schon von Kindheit an seine Miene weder aus Freude noch aus Trauer verzog. Der stoischen Philosophie ergeben, war er selbst nicht nur aufgrund seiner Lebenssitten, sondern auch seiner Gelehrsamkeit ein Philosoph. (2) Schon als junger Mann wurde er so bewundert, dass Hadrian Anstalten traf, ihn als Nachfolger zu hinterlassen, nach der Adoption des Antoninus Pius aber wollte, dass er deswegen dessen Schwiegersohn werde, damit er durch diese Reihenfolge zur Herrschaft gelange. 12. (1) In der Philosophie wurde er durch Apollonios von Chalkedon unterwiesen, in griechischer Literatur durch einen Chaironeier, einen Neffen Plutarchs; lateinische Literatur lehrte ihn der vorzügliche Redner Fronto. Er stand mit allen in Rom auf gleichem Fuß, wurde dadurch, dass er auf dem Gipfel der Macht stand, zu keiner arroganten Überhebung fortgerissen, und war von bereitwilligster Großzügigkeit. (2) Die Provinzen behandelte er mit großem Wohlwollen und Mäßigkeit. Gegen die Germanen wurden unter seiner Herrschaft erfolgreiche Unternehmen durchgeführt, er selbst führte einen einzigen Krieg, den gegen die Markomannen, der aber so groß war, wie es ihn zu keiner Zeit gegeben hat, so dass er mit den Punischen Kriegen verglichen werden kann. Denn er

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est factum, quod universi exercitus Romani perierant. sub hoc enim tantus casus pestilentiae fuit, ut post victoriam Persicam Romae ac per Italiam provinciasque maxima hominum pars, militum omnes fere copiae languore defecerint. 13. (1) ingenti ergo labore et moderatione, cum apud Carnuntum iugi triennio perseverasset, bellum Marcomannicum confecit, quod cum his Quadi, Vandali, Sarmatae, Suebi atque omnis barbaria commoverat. multa hominum milia interfecit ac Pannoniis servitio liberatis Romae rursus cum Commodo Antonino filio suo, quem iam Caesarem fecerat, triumphavit. (2) ad huius belli sumptum cum aerario exhausto largitiones nullas haberet neque indicere provincialibus aut senatui aliquid vellet, instrumentum regii cultus facta in foro divi Traiani sectione distraxit, vasa aurea, pocula crystallina et murrina, uxoriam ac suam sericam et auream vestem, multa ornamenta gemmarum. ac per duos continuos menses ea venditio habita est multumque auri redactum. post victoriam tamen emptoribus pretia restituit, qui reddere conparata voluerunt; molestus nulli fuit, qui maluit semel empta retinere. 14. (1) hic permisit viris clarioribus, ut convivia eodem cultu, quo ipse, et ministris similibus exhiberent. in editione munerum post victoriam adeo magnificus fuit, ut centum simul leones exhibuisse tradatur. (2) cum igitur fortunatam rem publicam et virtute et mansuetudine reddidisset, obiit XVIII imperii anno, vitae LXI, et omnibus certatim adnitentibus inter divos relatus est. 15. huius successor L. Antoninus Commodus nihil paternum habuit, nisi quod contra Germanos feliciter et ipse pugnavit. Septembrem mensem ad nomen suum transferre conatus est, ut Commodus diceretur. sed luxuria et obscenitate depravatus gladiatoriis armis saepissime in ludo, deinceps etiam in amphitheatro cum huiusmodi hominibus dimicavit. obiit morte subita atque adeo, ut strangulatus vel veneno interfectus 1 perierant CIMPa Paul. : pergent G : perierunt LOA 7 Suebi Droysen : suevi codd. 10 sumptum G CIMPa Paul. : usum LOA 14 et om. GF CMPa 22 LXI LOA Paul. : LX GF CIMPa 25 quod om. G CIMPa | septembrem codd. : Νοέμβριον Paean. 27 depravatus IPamarg. A Paul. : pravatus O : privatus G CMPaa.c. L Q (cf. Oros. hist. 7,16,2) 28 dimicavit CIMPa Paul. : se dimicavit G : saepe dimicavit LOA

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wurde dadurch verheerender, dass alle römischen Heere zugrunde gegangen waren. Denn unter diesem gab es einen so großen Ausbruch der Pestseuche, dass nach dem Sieg über die Perser in Rom sowie in Italien und den Provinzen ein sehr großer Teil der Bevölkerung und fast alle Heerestruppen vor Entkräftung umkamen. 13. (1) Nachdem er also in Carnuntum drei Jahre lang ununterbrochen ausgeharrt hatte, führte er mit großer Anstrengung und Mäßigung den Krieg gegen die Markomannen zu Ende, den zusammen mit diesen die Quaden, Vandalen, Sarmaten, Sueben und die gesamte Barbarenwelt begonnen hatte. Er tötete viele tausend Menschen und nach Befreiung der pannonischen Provinzen aus der Sklaverei triumphierte er in Rom wieder mit seinem Sohn Commodus Antoninus, den er bereits zum Caesar ernannt hatte. (2) Da er durch die Erschöpfung der Staatskasse keine Liquidität für die Kosten dieses Krieges hatte und auch den Provinzialen oder dem Senat nichts auferlegen wollte, verkaufte er in einem eigens bestimmten Bereich des Forums des vergöttlichten Trajan das Inventar des kaiserlichen Haushalts, vergoldete Vasen, Trinkbecher aus Kristall und Flussspat, seine und seiner Frau seidene und goldbestickte Kleidung sowie viel Edelsteinschmuck. Dieser Verkauf dauerte ohne Unterlass zwei Monate lang und viel Gold wurde erlöst. Nach dem Sieg erstattete er freilich den Käufern, die das Angekaufte zurückgeben wollten, die Preise; er nahm es niemandem übel, der das einmal Gekaufte lieber behalten wollte. 14. (1) Dieser gestattete den vornehmeren Männern, dass sie ihre Gastmähler mit demselben Schmuck und mit ähnlichen Dienern wie er selbst ausstatteten. Bei der Veranstaltung von Spielen nach einem Sieg war er so großzügig, dass er angeblich hundert Löwen zugleich zur Schau gestellt haben soll. (2) Nachdem er also durch Tapferkeit und Sanftmut den Staat wieder in einen glücklichen Zustand versetzt hatte, starb er im 18. Jahr seiner Herrschaft, im 61. seines Lebens, und wurde, indem alle wetteifernd dafür eintraten, zu den Vergöttlichten gerechnet. 15. Sein Nachfolger Lucius Antoninus Commodus hatte nichts von seinem Vater an sich, außer dass auch er erfolgreich gegen die Germanen kämpfte. Den Monat September versuchte er nach seinem eigenen Namen in Commodus umzubenennen. Aber durch Ausschweifung und Unzucht verdorben, kämpfte er sehr oft in Gladiatorenrüstung in der Gladiatorenschule, dann sogar im Amphitheater mit Menschen dieses Schlags. Er starb eines plötzlichen Todes (und zwar so, dass man glaubt,

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putetur, cum annis XII post patrem et VIII mensibus imperasset, tanta execratione omnium, ut hostis generis humani etiam mortuus iudicaretur. 16. huic successit Pertinax grandaevus, ut qui septuagenariam attigisset aetatem, praefecturam urbi tum agens, ex senatus consulto imperare iussus. octogesimo die imperii praetorianorum militum seditione et Iuliani scelere occisus est. 17. post eum Salvius Iulianus rem publicam invasit, vir nobilis et iure peritissimus, nepos Salvii Iuliani qui sub divo Hadriano perpetuum conposuit edictum. victus est a Severo apud Mulvium pontem, interfectus in palatio. vixit mensibus septem, postquam coeperat imperare. 18. (1) hinc imperii Romani administrationem Septimius Severus accepit, oriundus ex Africa, provincia Tripolitana, oppido Lepti. solus omni memoria et ante et postea ex Africa imperator fuit. (2) hic primum fisci advocatus, mox militaris tribunus, per multa deinde et varia officia atque honores usque ad administrationem totius rei publicae venit. (3) Pertinacem se appellari voluit in honorem eius Pertinacis, qui a Iuliano fuerat occisus. parcus admodum fuit, natura saevus. (4) bella multa et feliciter gessit. Pescennium Nigrum, qui in Aegypto et Syria rebellaverat, apud Cyzicum interfecit. Parthos vicit et Arabas interiores et Adiabenos. Arabas eo usque superavit, ut etiam provinciam ibi faceret. idcirco Parthicus, Arabicus, Adiabenicus dictus est. multa toto orbe Romano reparavit. sub eo etiam Clodius Albinus, qui in occidendo Pertinace socius fuerat Iuliano, Caesarem se in Gallia fecit victusque apud Lugdunum et interfectus. 19. (1) Severus tamen praeter bellicam gloriam etiam civilibus studiis clarus fuit et litteris doctus; philosophiae scientiam ad plenum adeptus. novissimum bellum in Britannia habuit, utque receptas provincias omni securitate muniret, vallum per CXXXII passuum milia a mari ad mare duxit. (2) decessit Eboraci admodum senex, imperii 1 putaretur LOA 4 ut qui Schoonhoven : et qui GF CIMPa Paul. : iam et qui LOA (cf. Paean. ἤδη) 12 romani LOA Q Paul. : summam F : somni G : omnis CIMPa 20 sq. et Arabas interiores et Adiabenos om. GF CIMPaa.c. S 21 adiabenos Q Paean. (Ἀδιαβηνῶν) : azabenos LO Paul. : arabenos A 22 adiabenicus Q Paean. (Ἀδιαβηνικόϲ) : azabinicus A Paul. : aiabinicus LO : om. G CIMPa 29 CXXXII GF CIMPa S A Q Paean. (δύο καὶ τριάκοντα πρὸϲ τοῖϲ ἑκατὸν ϲημείοιϲ), cf. Oros. hist. 30 duxit Q : deduxit G CIMPa Paul. : 7,17,7 : EXXXII LO : variant Pauli codd. reduxit LOA

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er sei erdrosselt oder vergiftet worden), nachdem er zwölf Jahre und acht Monate lang nach seinem Vater geherrscht hatte, wobei ihn alle so sehr verfluchten, dass er noch als Toter zum Feind des Menschengeschlechts erklärt wurde. 16. Diesem folgte Pertinax, der hochbetagt war, so dass er ein Alter von 70 Jahren erreicht hatte; er bekleidete damals gerade die Stadtpräfektur, als ihm durch Senatsbeschluss die Herrschaft übertragen wurde. Am 80. Tag seiner Herrschaft wurde er durch einen Aufstand der Prätorianergarde und das Verbrechen des Iulianus getötet. 17. Nach ihm bemächtigte sich Salvius Iulianus des Staates, ein vornehmer Mann und großer Rechtsgelehrter, ein Enkel des Salvius Iulianus, der unter dem vergöttlichten Hadrian das Edictum perpetuum verfasst hat. Er wurde von Severus an der Milvischen Brücke besiegt und im Palast ermordet. Er lebte sieben Monate, nachdem er zu herrschen begonnen hatte. 18. (1) Hierauf übernahm Septimius Severus die Verwaltung des römischen Reichs, er stammte aus Africa, aus der Provinz Tripolitana, aus der Stadt Leptis. Er war in der Geschichte bis dahin und danach der einzige Kaiser aus Africa. (2) Dieser war zuerst Anwalt der Staatskasse, bald darauf Militärtribun, danach gelangte er durch verschiedene Dienste und Ämter zur Verwaltung des gesamten Staats. (3) Er wollte sich Pertinax nennen lassen zu Ehren jenes Pertinax, der von Iulianus getötet worden war. Er war ziemlich sparsam und von seinem Wesen her brutal. (4) Er führte auch erfolgreich viele Kriege. Pescennius Niger, der sich in Ägypten und Syrien erhoben hatte, tötete er bei Kyzikos. Die Parther, die im Landesinneren wohnenden Araber und die Adiabener besiegte er. Die Araber schlug er derart, dass er dort sogar eine Provinz einrichtete. Deshalb wurde er Parthicus, Arabicus und Adiabenicus genannt. Er stellte vieles im römischen Erdkreis wieder her. Unter ihm erklärte sich auch Clodius Albinus zum Caesar, der mit Iulianus bei der Ermordung des Pertinax gemeinsame Sache gemacht hatte, und wurde bei Lyon besiegt und getötet. 19. (1) Severus war jedoch über seinen Kriegsruhm hinaus auch für seine zivilen Bemühungen berühmt und in der Literatur bewandert; er besaß umfassende Kenntnis der Philosophie. Er führte seinen allerletzten Krieg in Britannien und um die zurückeroberten Provinzen mit jeglicher Sicherheit zu befestigen, ließ er einen Wall von 132 Meilen (ca. 195 km) Länge vom einen Meer zum anderen errichten. (2) Er verschied

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anno sexto decimo, mense tertio. (3) divus appellatus est. nam filios duos successores reliquit, Bassianum et Getam, sed Bassiano Antonini nomen a senatu voluit inponi. itaque dictus est M. Aurelius Antoninus Bassianus patrique successit. nam Geta hostis publicus iudicatus confestim periit. 20. (1) M. igitur Aurelius Antoninus Bassianus, idemque Caracalla, morum fere paternorum fuit, paulo asperior et minax. opus Romae egregium fecit lavacri, quae Antoninianae appellantur, nihil praeterea memorabile. inpatientis libidinis, qui novercam suam Iuliam uxorem duxerit. (2) defunctus est in Osdroena apud Edessam moliens adversum Parthos expeditionem anno imperii sexto, mense secundo, vix egressus quadragesimum tertium annum. funere publico elatus est. 21. deinde Opilius Macrinus, qui praefectus praetorio erat, cum filio Diadumeno facti imperatores nihil memorabile ex temporis brevitate gesserunt. nam imperium eorum duum mensium et unius anni fuit. seditione militari ambo pariter occisi sunt. 22. creatus est post hos M. Aurelius Antoninus. hic Antonini Caracallae filius putabatur; sacerdos autem Heliogabali templi erat. is cum Romam ingenti et militum et senatus expectatione venisset, probris se omnibus contaminavit. inpudicissime et obscenissime vixit biennioque post et octo mensibus tumultu interfectus est militari et cum eo mater Symiasera. 23. successit huic Aurelius Alexander, ab exercitu Caesar, a senatu Augustus nominatus, iuvenis admodum; susceptoque adversus Persas bello Xerxen eorum regem gloriosissime vicit. militarem disciplinam severissime rexit. quasdam tumultuantes legiones integras exauctoravit. adsessorem habuit vel scrinii magistrum Ulpianum iuris conditorem. Romae quoque favorabilis fuit. periit in Gallia militari tumultu tertio decimo imperii anno et die nono. in Mamaeam matrem suam unice pius. 1 ante nam lacunam esse censuit Dietsch : postquam Duncker 8 lavacri quae antoninianae G IM : lavacra q. a. F cum Pauli cod. Vat. Lat. 7312 : lavacri quae antonianae LOA Q Paul. : lavacrique antoniniani Pa : lavacra, quae Antoniniana Duncker : lavacri, quae ⟨thermae⟩ Antoninianae Rühl duce Cellario 22 symiasera F : symia seram G : symia syra LOA : simia serena S : simia sera Pa : suria sera Paul. : Ϲυμία Ϲευήρα Paean. 29 nono LOA : octavo G CIMPa Paul.

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in York im fortgeschrittenen Alter, im 16. Jahr und dritten Monat seiner Herrschaft. (3) Er wurde zum Vergöttlichten ernannt; er hinterließ nämlich seine zwei Söhne als Nachfolger, Bassianus und Geta. Aber er wollte, dass dem Bassianus der Name Antoninus vom Senat verliehen werde. Daher wurde dieser Marcus Aurelius Antoninus Bassianus genannt und folgte seinen Vater nach. Denn Geta wurde zum Staatsfeind erklärt und ging sofort zugrunde. 20. (1) Marcus Aurelius Antoninus Bassianus also, auch Caracalla genannt, hatte etwa denselben Charakter wie sein Vater, nur war er etwas rauer und bedrohlich. In Rom errichtete er ein herausragendes Bauwerk, die Thermen, die Antoninianische heißen, sonst tat er nichts Denkwürdiges. Er war von ungezügelter Begierde, so dass er seine Stiefmutter Iulia zur Frau nahm. (2) Er starb in der Osrhoene bei Edessa, als er einen Feldzug gegen die Parther betrieb, im sechsten Jahr und zweiten Monat seiner Herrschaft, kaum älter als 43 Jahre. Er wurde in einem öffentlichen Begräbnis beigesetzt. 21. Danach wurde Opilius Macrinus, der Prätorianerpräfekt war, zusammen mit seinem Sohn Diadumenian zum Kaiser erhoben, und sie vollbrachten wegen der Kürze ihrer Zeit nichts Denkwürdiges. Denn ihre Herrschaft währte nur zwei Monate und ein Jahr. Beide wurden zugleich bei einem Aufstand des Heeres getötet. 22. Nach ihnen wurde Marcus Aurelius Antoninus erhoben. Dieser wurde für einen Sohn des Antoninus Caracalla gehalten; er war Priester im Tempel des Elagabal. Nachdem dieser mit ungeheurer Erwartung seitens der Soldaten und des Senats nach Rom gekommen war, besudelte er sich mit allen möglichen Schandtaten. Er lebte äußerst schamlos und unzüchtig und wurde nach zwei Jahren und acht Monaten bei einem Heeresaufstand getötet und mit ihm seine Mutter Symiasera. 23. Diesem folgte Aurelius Alexander, vom Heer zum Caesar, vom Senat zum Augustus ernannt, ein noch sehr junger Mann; und als er einen Krieg gegen die Perser unternahm, besiegte er ihren König Xerxes in ruhmvollster Weise. Die militärische Disziplin lenkte er sehr streng. Einige aufrührerische Legionen entließ er in ihrer Gesamtheit. Als Berater und Kanzleivorsteher hatte er Ulpianus, den Rechtsschöpfer. Auch in Rom war er beliebt. Er starb in Gallien bei einem Heeresaufstand im 13. Jahr und am neunten Tag seiner Herrschaft. Seiner Mutter Mamaea gegenüber war er auf einzigartige Weise ehrerbietig.

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1. post hunc Maximinus ex corpore militari primus ad imperium accessit sola militum voluntate, cum nulla senatus intercessisset auctoritas neque ipse senator esset. is bello adversus Germanos feliciter gesto cum a militibus imperator esset appellatus, a Pupieno Aquileiae occisus est, deserentibus eum militibus suis, cum filio adhuc puero, cum quo imperaverat triennio et paucis diebus. 2. (1) postea tres simul Augusti fuerunt, Pupienus, Balbinus, Gordianus, duo superiores obscurissimo genere, Gordianus nobilis, quippe cuius pater, senior Gordianus, consensu militum, cum proconsulatum Africae gereret, Maximino imperante princeps fuisset electus. (2) itaque cum Romam venissent Balbinus et Pupienus, in palatio interfecti sunt, soli Gordiano imperium reservatum. Gordianus admodum puer cum Tranquillinam Romae duxisset uxorem, Ianum Geminum aperuit et ad Orientem profectus Parthis bellum intulit, qui iam moliebantur erumpere. quod quidem feliciter gessit proeliisque ingentibus Persas adflixit. (3) rediens haud longe a Romanis finibus interfectus est fraude Philippi, qui post eum imperavit. miles ei tumulum vicesimo miliario a Circesio, quod castrum nunc Romanorum est Euphratae inminens, aedificavit, exequias Romam revexit, ipsum divum appellavit. 3. Philippi duo, filius ac pater, Gordiano occiso imperium invaserunt atque exercitu incolumi reducto ad Italiam ex Syria profecti sunt. his imperantibus millesimus annus Romae urbis ingenti ludorum apparatu spectaculorumque celebratus est. ambo deinde ab exercitu interfecti sunt, senior Philippus Veronae, Romae iunior; annis quinque imperaverunt. inter divos tamen relati sunt. 4. post hos Decius e Pannonia inferiore, Budaliae natus, imperium sumpsit. bellum civile, quod in Gallia motum fuerat, oppressit. filium suum Caesarem fecit. Romae lavacrum aedificavit. cum biennio impe1 maximianus GF LA 3 neque LOA Paul. : ne G : nec CIMPa 4 aquileia GF CMPa Paul. 10 maximiano GF LA Paul. 15 persas CIMPa LOA Paul. Paean. (Πέρϲαϲ) : parthos G (cf. Oros. hist. 7,19,4 et Ioh. Ant. fr. 171 Mariev = 225 Roberto Παρθικάϲ) 17 circesio LOA (cf. Paean. Κιρκηϲίου) : circenso G : circesso CIMPa Paul. 23 spectaculorumque LOA Paul. : spectaculorum G CMPa : et spectaculorum I

Neuntes Buch 1. Nach diesem gelangte Maximinus als erster aus dem Stand der Soldaten zur Kaiserherrschaft, allein durch den Willen der Soldaten, obwohl keine Verfügung des Senats ergangen und er selbst kein Senator war. Als dieser nach einem erfolgreichen Krieg gegen die Germanen von den Soldaten zum Imperator akklamiert worden war, wurde er, da ihn seine Soldaten im Stich ließen, von Pupienus in Aquileia getötet zusammen mit seinem Sohn im Knabenalter, mit dem er drei Jahre und wenige Tage geherrscht hatte. 2. (1) Danach herrschten drei Augusti zugleich: Pupienus, Balbinus und Gordian, die zwei Ersteren von ganz niedriger Herkunft, Gordian ein Nobilis, da sein Vater, der ältere Gordian, während seines Prokonsulats von Africa durch einstimmigen Beschluss der Soldaten, als Maximinus herrschte, zum Princeps gewählt worden war. (2) Als nun Balbinus und Pupienus nach Rom kamen, wurden sie im Palast getötet, und die Herrschaft blieb allein dem Gordian vorbehalten. Nachdem Gordian, der noch ganz jung war, in Rom Tranquillina geheiratet hatte, öffnete er den Tempel des Janus Geminus, reiste in den Orient und begann einen Krieg gegen die Parther, die schon Anstalten trafen, aus ihrem Gebiet auszubrechen. Diesen Krieg führte er erfolgreich und richtete die Perser in gewaltigen Schlachten zugrunde. (3) Bei seiner Rückkehr wurde er nicht weit von römischem Gebiet durch einen Anschlag des Philipp getötet, der nach ihm herrschte. Das Heer errichtete ihm einen Grabhügel 20 Meilen (ca. 30 km) vor Circesium, was nun ein Römerlager nahe am Euphrat ist, überführte seinen Leichnam nach Rom und ernannte ihn zum Vergöttlichten. 3. Die beiden Philippi, Sohn und Vater, rissen nach Gordians Ermordung die Herrschaft an sich und marschierten, nachdem sie das Heer unversehrt zurückgebracht hatten, von Syrien nach Italien. Unter ihrer Herrschaft wurde mit gewaltigem Aufwand von Zirkusspielen und Aufführungen Roms tausendjähriges Jubiläum gefeiert. Beide wurden nachher vom Heer getötet, der ältere Philipp in Verona, in Rom der jüngere; sie herrschten fünf Jahre lang. Trotzdem wurden sie zu den Vergöttlichten gerechnet. 4. Nach diesen ergriff Decius aus Pannonia inferior (gebürtig aus Budalia) die Herrschaft. Er erstickte einen Bürgerkrieg, der in Gallien ausgebrochen war. Seinen Sohn machte er zum Caesar. In Rom errichtete er

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rassent ipse et filius, uterque in barbarico interfecti sunt. inter divos relati. 5. mox imperatores creati sunt Gallus Hostilianus et Galli filius Volusianus. sub his Aemilianus in Moesia res novas molitus est; ad quem opprimendum cum ambo profecti essent, Interamnae interfecti sunt non conpleto biennio. nihil omnino clarum gesserunt. sola pestilentia et morbis atque aegritudinibus notus eorum principatus fuit. 6. Aemilianus obscurissime natus obscurius imperavit ac tertio mense extinctus est. 7. hinc Licinius Valerianus in Raetia et Norico agens ab exercitu imperator et mox Augustus est factus. Gallienus quoque Romae a senatu Caesar est appellatus. horum imperium Romano nomini perniciosum et paene exitiabile fuit vel infelicitate principum vel ignavia: Germani Ravennam usque venerunt; Valerianus in Mesopotamia bellum gerens a Sapore Persarum rege superatus est, mox etiam captus apud Parthos ignobili servitute consenuit. 8. (1) Gallienus cum adulescens factus esset Augustus, imperium primum feliciter, mox commode, ad ultimum perniciose gessit. nam iuvenis in Gallia et Illyrico multa strenue fecit occiso apud Mursam Ingenuo, qui purpuram sumpserat, et Trebelliano. diu placidus et quietus, mox in omnem lasciviam dissolutus tenendae rei publicae habenas probrosa ignavia et desperatione laxavit. (2) Alamanni vastatis Galliis in Italiam penetraverunt. Dacia, quae a Traiano ultra Danubium fuerat adiecta, tum amissa est. Graecia, Macedonia, Pontus, Asia vastata est per Gothos, Pannonia a Sarmatis Quadisque populata est, Germani usque ad Hispanias penetraverunt et civitatem nobilem Tarraconem expugnaverunt, Parthi Mesopotamia occupata Syriam sibi coeperant vindicare. 9. (1) tum desperatis rebus et deleto paene imperio Romano Postumus in Gallia obscurissime natus purpuram sumpsit et per annos decem 1 barbarico solo CIMPa 1 sq. inter divos relati CIMPa : inter divos referri G : senior meruit inter divos referri LOA Q : variant Pauli codd. 20 ingenuo G IMPa Paul. : genuo LOA Q (cf. Paean. Γέννυον) | trebelliano G LOA Paul. : rebelliano CIa.c.MPa : rebellabat inde aliquandiu Ip.c.marg. : Regaliano Salmasius 29 tum GF IMPa LOA Q : tam Paul. : iam Pauli cod. Perusinus H 75 (cf. Paean. ἤδη) | deleto IMPa Q Paul. : delecto G : deiecto LOA | postumius IMPa LA (Ποϲτούμιοϲ Paean. et Ioh. Ant. fr. 175 Mariev = 230 Roberto)

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eine Therme. Nachdem er selbst und sein Sohn zwei Jahre geherrscht hatten, wurden beide im Barbarenland getötet. Sie wurden zu den Vergöttlichten gerechnet. 5. Kurz darauf wurden Gallus Hostilianus und des Gallus Sohn Volusianus zu Kaisern ernannt. Unter diesen erregte Aemilianus in Moesia einen Aufstand; nachdem beide zu dessen Unterdrückung ausgezogen waren, wurden sie in Interamna getötet, nach kaum zwei vollen Jahren. Sie haben überhaupt nichts Bedeutendes geleistet. Ihr Prinzipat war nur durch Pestilenz, Seuchen und Krankheiten bekannt. 6. Aemilianus, von unscheinbarster Herkunft, herrschte auf noch unscheinbarere Weise und wurde im dritten Monat umgebracht. 7. Daraufhin wurde Licinius Valerianus, der sich in Raetia und Noricum aufhielt, vom Heer zum Imperator und bald darauf zum Augustus erhoben. In Rom wurde auch Gallienus vom Senat zum Caesar ausgerufen. Ihre Herrschaft war für das Römertum verderblich und beinahe tödlich, sowohl durch die Erfolglosigkeit als auch die Trägheit der Kaiser: Die Germanen kamen bis nach Ravenna; Valerianus, der in Mesopotamia Krieg führte, wurde vom Perserkönig Schapur besiegt, kurz darauf auch gefangen genommen und ist bei den Parthern in schmählicher Sklaverei alt geworden. 8. (1) Nachdem Gallienus als junger Mann zum Augustus erhoben worden war, führte er die Herrschaft erst erfolgreich, bald darauf angemessen, zuletzt verhängnisvoll aus. Denn in jungen Jahren leistete er in Gallien und Illyricum vieles in tüchtiger Weise, indem er bei Mursa Ingenuus, der den Purpur angenommen hatte, und Trebellianus tötete. Er war lange friedlich und ruhig, gab sich aber bald jeder Art von Ausschweifungen hin und ließ in schändlicher Trägheit und Verzweiflung die Zügel der Staatslenkung schleifen. (2) Die Alamannen verwüsteten Gallien und drangen in Italien ein. Dacia, das von Trajan jenseits der Donau hinzugefügt worden war, ging damals verloren. Griechenland, Macedonia, Pontus und Asia wurden von den Goten verwüstet, Pannonia von den Sarmaten und Quaden verheert, die Germanen drangen bis Spanien vor und eroberten die berühmte Stadt Tarragona, die Parther hatten nach der Eroberung von Mesopotamia begonnen, sich Syria anzueignen. 9. (1) Als in der damals hoffnungslosen Lage das römische Reich beinahe vernichtet worden wäre, nahm Postumus, von niedrigster Geburt, in Gallien den Purpur an und herrschte zehn Jahre lang so, dass er

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ita imperavit, ut consumptas paene provincias ingenti virtute et moderatione reparaverit. qui seditione militum interfectus est, quod Mogontiacum, quae adversus eum rebellaverat Laeliano res novas moliente, diripiendam militibus tradere noluisset. (2) post eum Marius vilissimus opifex purpuram accepit et secundo die interfectus est. (3) Victorinus postea Galliarum accepit imperium, vir strenuissimus, sed cum nimiae libidinis esset et matrimonia aliena corrumperet, Agrippinae occisus est actuario quodam dolum machinante imperii sui anno secundo. 10. huic successit Tetricus senator, qui Aquitaniam honore praesidis administrans absens a militibus imperator electus est et apud Burdigalam purpuram sumpsit. seditiones multas militum pertulit. sed dum haec in Gallia geruntur, in Oriente per Odenathum Persae victi sunt defensa Syria, recepta Mesopotamia. usque ad Ctesiphontem Odenathus penetravit. 11. (1) ita Gallieno rem publicam deserente Romanum imperium in Occidente per Postumum, per Odenathum in Oriente servatum est. Gallienus interea Mediolani cum Valeriano fratre occisus est imperii anno nono Claudiusque ei successit a militibus electus, a senatu appellatus Augustus. (2) hic Gothos Illyricum Macedoniamque vastantes ingenti proelio vicit. parcus vir ac modestus et iusti tenax ac rei publicae gerendae idoneus, qui tamen intra imperii biennium morbo interiit. divus appellatus est. senatus eum ingenti honore decoravit, scilicet ut in curia clipeus ipsi aureus, item in Capitolio statua aurea poneretur. 12. Quintillus post eum, Claudii frater, consensu militum imperator electus est, unicae moderationis vir et civilitatis, aequandus fratri vel praeferendus. consensu senatus appellatus Augustus septimo decimo imperii die occisus est. 13. (1) post eum Aurelianus suscepit imperium, Dacia Ripensi oriundus, vir in bello potens, animi tamen inmodici et ad crudelitatem propensioris. ⟨is⟩ quoque Gothos strenuissime vicit. Romanam dicionem ad 3 Laeliano Droysen : l. aeliano LOA Paean. (Λουκίῳ Αἰλιανῷ) : lolliano G IMPaa.c. Paul. (cf. Ioh. Ant. fr. 175 Mariev = 230 Roberto Λολλιανῷ) : aemiliano Q 4 vilissimus LOA Paul. : civilissimus GF IMPaa.c. 11 sq. cum – gererentur LOA 16 postumium IMPa (Ποϲτούμιοϲ Paean.) 18 claudius qui IM | electus G IMPa Paul. : electus est LO : electus anno nono est A 21 interiit G IMPa Paul. : obiit LOA 24 quintillus Pa : quintillius IM Paul. : quintilius GF LOA 26 praeferendus IMPa LOA Paul. : procernendus GF 27 imperii die LOA Paul. : anno imperii GF Ia.c.MPaa.c. : die imperii Ip.c.Pamarg. 30 is add. Hartel

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die beinahe zerstörten Provinzen mit gewaltiger Tapferkeit und Mäßigung wiederhergestellt hat. Er wurde bei einem Soldatenaufstand getötet, weil er die Stadt Mainz, die sich bei Laelianus’ Usurpation gegen ihn erhoben hatte, den Soldaten nicht zur Plünderung überlassen wollte. (2) Nach ihm nahm Marius, ein ganz gewöhnlicher Handwerker, den Purpur an und wurde am zweiten Tag getötet. (3) Danach übernahm Victorinus die Herrschaft über die gallischen Provinzen, ein sehr tatkräftiger Mann, aber weil er allzu lüstern war und fremde Ehefrauen schändete, wurde er in Köln durch die Machenschaften eines Proviantmeisters getötet, im zweiten Jahr seiner Herrschaft. 10. Diesem folgte der Senator Tetricus, der, während er Aquitania im Amt eines Praeses verwaltete, in Abwesenheit von den Soldaten zum Kaiser erhoben wurde und in Bordeaux den Purpur ergriff. Er musste viele Soldatenaufstände über sich ergehen lassen. Aber während dies in Gallien geschah, wurden im Orient von Odainathos die Perser besiegt, wobei Syria verteidigt und Mesopotamia zurückgewonnen wurde. Odainathos drang bis nach Ktesiphon vor. 11. (1) So wurde, als Gallienus den Staat in Stich ließ, das römische Reich im Westen von Postumus, im Osten von Odainathos gerettet. Gallienus wurde inzwischen in Mailand mit seinem Bruder Valerianus im neunten Jahr seiner Herrschaft getötet, und Claudius folgte ihm nach, von den Soldaten gewählt und vom Senat zum Augustus ernannt. (2) Er besiegte die Goten, die Illyricum und Macedonia verwüsteten, in einer gewaltigen Schlacht. Er war ein sparsamer Mann, maßvoll, am Recht festhaltend und fähig, den Staat zu leiten; allerdings starb er binnen zwei Jahren seiner Herrschaft an einer Krankheit. Er wurde zum Vergöttlichten ernannt. Der Senat zeichnete ihn mit einer ungeheuren Ehre aus, insofern in der Kurie für ihn ein goldener Schild, desgleichen im Kapitolstempel eine goldene Statue aufgestellt wurde. 12. Quintillus, Claudius’ Bruder, wurde nach ihm auf einmütigen Beschluss der Soldaten zum Kaiser gewählt, ein Mann von einzigartiger Mäßigung und Bürgersinn, seinem Bruder gleichzusetzen oder gar vorzuziehen. Durch einmütigen Beschluss des Senats zum Augustus ernannt, wurde er am 17. Tag seiner Herrschaft getötet. 13. (1) Nach ihm übernahm Aurelian die Herrschaft, der aus der Dacia ripensis stammte, ein tapferer Krieger, jedoch von unbeherrschtem und etwas zur Grausamkeit neigendem Charakter. ⟨Dieser⟩ besiegte auch die Goten aufs Energischste. Den römischen Machtbereich stellte

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fines pristinos varia bellorum felicitate revocavit. superavit in Gallia Tetricum apud Catalaunos ipso Tetrico prodente exercitum suum, cuius adsiduas seditiones ferre non poterat; quin etiam per litteras occultas Aurelianum ita fuerat deprecatus, ut inter alia versu Vergiliano uteretur: „eripe me his, invicte, malis“ (Aen. 6,365). (2) Zenobiam quoque, quae occiso Odenatho marito Orientem tenebat, haud longe ab Antiochia sine gravi proelio cepit ingressusque Romam nobilem triumphum quasi receptor Orientis Occidentisque egit praecedentibus currum Tetrico et Zenobia. qui quidem Tetricus corrector Lucaniae postea fuit ac privatus diutissime vixit; Zenobia autem posteros, qui adhuc manent, Romae reliquit. 14. hoc imperante etiam in urbe monetarii rebellaverunt vitiatis pecuniis et Felicissimo rationali interfecto. quos Aurelianus victos ultima crudelitate conpescuit. plurimos nobiles capite damnavit. saevus et sanguinarius ac necessarius magis in quibusdam quam in ullo amabilis imperator. trux omni tempore, etiam filii sororis interfector, disciplinae tamen militaris et morum dissolutorum magna ex parte corrector. 15. (1) urbem Romam muris firmioribus cinxit. templum Soli aedificavit, in quo infinitum auri gemmarumque constituit. provinciam Daciam, quam Traianus ultra Danubium fecerat, intermisit vastato omni Illyrico et Moesia desperans eam posse retinere abductosque Romanos ex urbibus et agris Daciae in media Moesia conlocavit appellavitque eam Daciam, quae nunc duas Moesias dividit et est ⟨in⟩ dextra Danubio in mare fluenti, cum antea fuerit in laeva. (2) occiditur servi sui fraude, qui ad quosdam militares viros, amicos ipsius, nomina pertulit adnotata falso manum eius imitatus, tamquam Aurelianus ipsos pararet occidere; itaque ut praeveniretur, ab isdem interfectus est in itineris medio, quod inter Constantinopolim et Heracleam est, stratae veteris; locus Caenophrurium appellatur. mors tamen eius inulta non fuit. meruit quoque inter divos referri. 4 virgiliano IMPa LOA Paul. 8 occidentis orientisque IMPa | occidentisque om. GF 9 tetricus etiam LOA 15 ac necessarius om. G IMPa 16 filii IMPa LOA Paul. : filiae GF | interfector IM LOA Paul. : interemptor F : intertor G 20 vastata IMPa A Paul. 21 retinere G LOA : retineri IMPa Q Paul. 23 in add. Sylburg 28 locus om. GF IMPaa.c.

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er in den alten Grenzen mit unterschiedlichem Kriegserfolg wieder her. Er besiegte in Gallien Tetricus bei Châlons, wobei Tetricus selbst sein Heer preisgab, dessen ständige Aufstände er nicht ertragen konnte; ja, er hatte sogar in einem geheimen Brief Aurelian in der Art angefleht, dass er unter anderem den Vergilvers zitierte: „Entreiße mich, Unbesiegbarer, diesen Übeln!“ (Aen. 6,365) (2) Auch Zenobia, die nach der Ermordung ihres Gemahls Odainathos den Osten beherrschte, nahm er nicht weit von Antiocheia ohne schweres Gefecht gefangen und führte bei seinem Einzug in Rom einen denkwürdigen Triumphzug durch als Wiedergewinner des Ostens und Westens, wobei seinem Wagen Tetricus und Zenobia vorausgingen. Dieser Tetricus nun war später Corrector von Lucania und lebte noch sehr lange als Privatmann; Zenobia aber hinterließ Nachfahren in Rom, die noch heute leben. 14. Unter seiner Herrschaft erhoben sich auch in Rom die Münzer, nachdem sie Münzen verfälscht und den Rationalis Felicissimus getötet hatten. Aurelian besiegte sie und zwang sie mit äußerster Grausamkeit in die Knie. Sehr viele Aristokraten verurteilte er zum Tode. Er war ein cholerischer, blutdürstiger und eher bei gewissen Dingen fähiger als in irgendeiner Hinsicht liebenswürdiger Kaiser. Er war zu jeder Zeit grimmig, sogar Mörder seines Schwestersohns, trotzdem aber großenteils ein Verbesserer der militärischen Disziplin und der verkommenen Sitten. 15. (1) Die Stadt Rom umgab er mit sichereren Mauern. Er errichtete dem Sonnengott einen Tempel, in dem er eine Unmenge Gold und Edelsteine deponierte. Die Provinz Dacia, die Trajan jenseits der Donau eingerichtet hatte, gab er auf, nachdem ganz Illyricum und Moesia verwüstet worden waren, weil er keine Hoffnung hatte, sie halten zu können; die aus den Städten und Landgebieten Dacias weggeführten Römer siedelte er in die Mitte von Moesia um und nannte dieses Dacia, das nun die zwei mösischen Provinzen teilt und rechts von der Donau in Fließrichtung zum Meer liegt, während es zuvor links gelegen hat. (2) Er wurde durch die Tücke seines Sklaven getötet, der einigen mit ihm befreundeten Militärpersonen eine Liste von Namen zukommen ließ, die er in der Handschrift des Kaisers gefälscht hatte, so als ob Aurelian es beabsichtige, sie zu töten; um ihm deshalb zuvorzukommen, wurde er von denselben auf der Mitte des Wegs getötet, der zwischen Konstantinopel und Herakleia verläuft, auf der alten Straße; der Ort heißt Caenophrurium. Sein Tod blieb jedoch nicht ungerächt. Auch verdiente er es, zu den Vergöttlichten gerechnet zu werden.

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16. Tacitus post hunc suscepit imperium, vir egregie moratus et rei publicae gerendae idoneus. nihil tamen clarum potuit ostendere intra sextum mensem imperii morte praeventus. Florianus, qui Tacito successerat, duobus mensibus et diebus XX in imperio fuit neque quicquam dignum memoria egit. 17. (1) post hunc Probus, vir inlustris gloria militari, ad administrationem rei publicae accessit. Gallias a barbaris occupatas ingenti proeliorum felicitate restituit. quosdam imperium usurpare conatos, scilicet Saturninum in Oriente, Proculum et Bonosum Agrippinae, certaminibus oppressit. (2) vineas Gallos et Pannonios habere permisit, opere militari Almam montem apud Sirmium et Aureum apud Moesiam superiorem vineis conseruit et provincialibus colendos dedit. (3) hic cum bella innumera gessisset, pace parata dixit brevi milites necessarios non futuros. vir acer, strenuus, iustus et qui Aurelianum aequaret gloria militari, morum autem civilitate superaret. interfectus tamen est Sirmii tumultu militari in turri ferrata. 18. (1) post hunc Carus est factus Augustus Narbone natus in Gallia. is confestim Carinum et Numerianum filios Caesares fecit. sed dum bellum adversus Sarmatas gerit, nuntiato Persarum tumultu ad Orientem profectus res contra Persas nobiles gessit, ipsos proelio fudit, Cochen et Ctesiphontem urbes nobilissimas cepit. et cum castra supra Tigridem haberet, vi divini fulminis periit. (2) Numerianus quoque, filius eius, quem secum Caesarem ad Persas duxerat, adulescens egregiae indolis, cum oculorum dolore correptus in lecticula veheretur, inpulsore Apro, qui socer eius erat, per insidias occisus est. et cum dolo occultaretur ipsius mors, quousque Aper invadere posset imperium, foetore cadaveris prodita est. milites enim, qui eum sequebantur, putore commoti diductis lecticulae palliis post aliquot dies mortem eius notam habere potuerunt. 1 moratus LOA Paul. : moderatus GF IMPaa.c. 3 praeventus est GF 5 memoriae GF 8 proeliorum om. G 12 colendas LOA 13 parta IMPa 15 tamen est Q Paul. : est tamen IMPa : autem est LO : est autem A : est G 21 nobilissimas M LOA : notissimas G IPa Q Paul. (cf. Paean. ἐπιφανεϲτάταϲ) | supra G IMPa : super LOA Paul. 27 putore G IMPa Paul. : foetore LOA 28 diductis G IMPa Q : deductis S LOA

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16. Tacitus übernahm nach ihm die Herrschaft, ein Mann von hervorragenden Sitten und zur Leitung des Staats geeignet. Dennoch konnte er nichts Bedeutendes vorweisen, da er im sechsten Monat seiner Herrschaft vom Tode ereilt wurde. Florianus, der Tacitus nachfolgte, war zwei Monate und 20 Tage an der Macht und leistete gar nichts Erinnerungswürdiges. 17. (1) Nach diesem gelangte Probus, ein Mann von großem militärischem Ruhm, an die Staatsverwaltung. Die von Barbaren besetzten gallischen Provinzen stellte er mit glücklichem Schlachtenerfolg wieder her. Einige Männer, die die Herrschaft zu usurpieren versuchten, nämlich Saturninus im Osten, Proculus und Bonosus in Köln, unterwarf er in Gefechten. (2) Er gestattete den Galliern und Pannoniern, Weinberge anzulegen; durch die Arbeit von Soldaten bepflanzte er den Alma-Berg bei Sirmium und Aureus-Berg in Moesia superior mit Weinstöcken und übergab sie den Provinzialen zur Bebauung. (3) Nachdem er unzählige Kriege geführt hatte, sagte er, als der Frieden erreicht war, dass man in Kürze keine Soldaten mehr brauchen werde. Er war ein strenger, tatkräftiger und gerechter Mann, der Aurelian in militärischem Ruhm gleichkam, ihn aber hinsichtlich des Bürgersinns seiner Sitten übertraf. Getötet wurde er freilich in Sirmium in einem eisernen Turm bei einem Militäraufstand. 18. (1) Nach diesem wurde Carus zum Augustus ernannt, der aus Narbo in Gallien stammte. Er ernannte sofort seine Söhne Carinus und Numerianus zu Caesares. Aber während er Krieg gegen die Sarmaten führte, kam Nachricht von einem Aufruhr der Perser, woraufhin er in den Osten zog und ruhmreiche Taten gegen die Perser vollbrachte, sie im Gefecht schlug und ihre bedeutendsten Städte Koche und Ktesiphon einnahm. Als er am Tigris lagerte, kam er durch die Gewalt eines göttlichen Blitzes um. (2) Auch sein Sohn Numerianus, den er als Caesar zu den Persern mit sich geführt hatte, ein hervorragend begabter junger Mann, wurde, während er, von Augenschmerzen befallen, in einer Sänfte reiste, auf Anstiftung seines Schwiegervaters Aper durch einen Anschlag getötet. Und obwohl sein Tod so lange listig verborgen werden sollte, bis Aper die Herrschaft an sich reißen konnte, wurde er doch durch den Leichengestank verraten. Denn die Soldaten, die ihm folgten, zogen aufgrund des Gestanks nach einigen Tagen die Vorhänge der Sänfte auseinander und konnten seinen Tod feststellen.

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19. (1) interea Carinus, quem Caesarem ad Parthos proficiscens Carus in Illyrico, Gallia, Italia reliquerat, omnibus se sceleribus inquinavit. plurimos innoxios fictis criminibus occidit, matrimonia nobilia corrupit, condiscipulis quoque, qui eum in auditorio vel levi fatigatione taxaverant, perniciosus fuit. ob quae omnibus hominibus invisus non multo post poenas dedit. (2) nam de Perside victor exercitus rediens cum Carum Augustum fulmine, Numerianum Caesarem insidiis perdidisset, Diocletianum imperatorem creavit, Dalmatia oriundum, virum obscurissime natum, adeo ut a plerisque scribae filius, a nonnullis Anullini senatoris libertinus fuisse credatur. 20. (1) is prima militum contione iuravit Numerianum nullo suo dolo interfectum et, cum iuxta eum Aper, qui Numeriano insidias fecerat, constitisset, in conspectu exercitus manu Diocletiani gladio percussus est. (2) postea Carinum omnium odio et detestatione viventem apud Margum ingenti proelio vicit proditum ab exercitu suo, quem fortiorem habebat, certe desertum, inter Viminacium atque Aureum montem. (3) ita rerum Romanarum potitus, cum tumultum rusticani in Gallia concitassent et factioni suae Bacaudarum nomen inponerent, duces autem haberent Amandum et Aelianum, ad subigendos eos Maximianum Herculium Caesarem misit, qui levibus proeliis agrestes domuit et pacem Galliae reformavit. 21. per haec tempora etiam Carausius, qui vilissime natus strenuae militiae ordine famam egregiam fuerat consecutus, cum apud Bononiam per tractum Belgicae et Armorici pacandum mare accepisset, quod Franci et Saxones infestabant, multis barbaris saepe captis nec praeda integra aut provincialibus reddita aut imperatoribus missa, cum suspicio esse coepisset consulto ab eo admitti barbaros, ut transeuntes cum 5 taxaverant G IMPaa.c. A : taxaverunt Paul. : relaxaverunt LO : vexaverunt Pap.c. omnibus om. LOA | invisus G IMPa Paul. : inrisos LOA 8 dalmatiis IMPa 11 is om. IMPaa.c. 13 gladio post est transpos. Paul. : om. LOA 16 certe ⟨aut⟩ Hartel : ⟨vel⟩ certe dub. Santini 22 per haec tempora G IMPa A Paul. : hoc tempore Fs.l. : post haec tempora LO | strenuae G IMPa LOA : serenae Paul. 24 armoricae LOA

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19. (1) Unterdessen befleckte sich Carinus, den Carus bei seinem Aufbruch zu den Parthern als Caesar in Illyricum, Gallien und Italien zurückgelassen hatte, mit allen möglichen Verbrechen. Sehr viele Unschuldige ließ er unter erfundenen Anschuldigungen hinrichten, Ehefrauen von Aristokraten schändete er, auch seinen Mitschülern, die ihn im Hörsaal mit auch noch so harmlosem Spott geneckt hatten, wurde er zum Verhängnis. Deswegen war er allen Menschen verhasst und erhielt nicht viel später seine Strafe. (2) Denn das aus Persien siegreich zurückkehrende Heer wählte, nachdem es den Augustus Carus durch einen Blitz und den Caesar Numerianus durch einen Anschlag verloren hatte, den aus Dalmatia stammenden Diokletian zum Kaiser, einen Mann von unscheinbarster Abkunft, so dass er nach der Meinung der meisten Sohn eines Schreibers, nach manchen aber ein Freigelassener des Senators Anullinus war. 20. (1) Dieser schwor in der ersten Heeresversammlung, dass Numerianus durch keinerlei List von seiner Seite getötet worden sei, und als sich Aper neben ihn hingestellt hatte, der den Anschlag auf Numerianus verübt hatte, wurde er vor den Augen des Heeres von der Hand Diokletians mit dem Schwert durchbohrt. (2) Später besiegte er Carinus, der gehasst und verachtet von jedermann lebte, in einer gewaltigen Schlacht bei Margum, nachdem dieser von seinem eigenen Heer, das an sich überlegen war, verraten worden war, zumindest jedenfalls verlassen, zwischen Viminacium und dem Berg Aureus. (3) So hatte er sich der römischen Herrschaft bemächtigt; als nun die Landbewohner in Gallien einen Aufstand begonnen hatten und ihrer Clique den Namen Bagauden gaben, als Anführer aber Amandus und Aelianus hatten, da schickte er zu ihrer Niederschlagung den Caesar Maximianus Herculius, der die Bauern in leichten Gefechten unterwarf und den Frieden in Gallien wiederherstellte. 21. Zu dieser Zeit nahm auch Carausius, der von gewöhnlichster Herkunft war, aber durch die Stufenleiter eines tüchtigsten Heeresdienstes einen hervorragenden Ruf erzielt hatte, den Purpur an und besetzte Britannien. Denn nachdem er in Boulogne die Befriedung des Meeres in der Gegend von Belgica und Armorica übernommen hatte, das die Franken und Saxonen unsicher machten, hatte er zwar oft viele Barbaren gefangen genommen, aber die Beute weder vollständig an die Provinzialen zurückerstattet noch an die Kaiser geschickt. Weil so der Verdacht aufkam, dass er die Barbaren absichtlich gewähren lasse, um sie, wenn

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praeda exciperet atque hac se occasione ditaret, a Maximiano iussus occidi, purpuram sumpsit et Britannias occupavit. 22. (1) ita cum per omnem orbem terrarum res turbatae essent, Carausius in Britanniis rebellaret, Achilleus in Aegypto, Africam Quinquegentiani infestarent, Narseus Orienti bellum inferret, Diocletianus Maximianum Herculium ex Caesare fecit Augustum, Constantium et Maximianum Caesares; quorum Constantius per filiam nepos Claudii traditur, Maximianus Galerius in Dacia haud longe a Serdica natus. atque ut eos etiam adfinitate coniungeret, Constantius privignam Herculii Theodoram accepit, ex qua postea sex liberos, Constantini fratres, habuit, Galerius filiam Diocletiani Valeriam, ambo uxores, quas habuerant, repudiare conpulsi. (2) cum Carausio tamen, cum bella frustra temptata essent contra virum rei militaris peritissimum, ad postremum pax convenit. eum post septennium Allectus socius eius occidit atque ipse post eum Britannias triennio tenuit. qui ductu Asclepiodoti praefecti praetorio oppressus est. ita Britanniae decimo anno receptae. 23. per idem tempus a Constantio Caesare in Gallia bene pugnatum est. circa Lingonas die una adversam et secundam fortunam expertus est. nam cum repente barbaris ingruentibus intra civitatem esset coactus tam praecipiti necessitate, ut clausis portis in murum funibus tolleretur, vix quinque horis mediis adventante exercitu sexaginta fere milia Alamannorum cecidit. Maximianus quoque Augustus bellum in Africa profligavit domitis Quinquegentianis et ad pacem redactis. Diocletianus obsessum Alexandriae Achilleum octavo fere mense superavit eumque interfecit. victoria acerbe usus est: totam Aegyptum gravibus proscriptionibus caedibusque foedavit. ea tamen occasione ordinavit provide multa et disposuit, quae ad nostram aetatem manent. 24. Galerius Maximianus primum adversus Narseum proelium insecundum habuit inter Callinicum Carrasque congressus, cum inconsulte magis quam ignave dimicasset; admodum enim parva manu cum copio1 atque – occasione om. GF IMPa 16 britannia – recepta est LOA 17 bene om. G IMPaa.c. 20 tolleretur LOA Paul. : collegeretur GF : colligeretur IMPaa.c. 28 adversus Narseum proelium insecundum Paul. (ϲτρατεύϲαϲ γὰρ κατὰ Ναρϲοῦ Paean.) : adversum proelium exin insecundum G : adversum proelium exin secundum IMPaa.c. S : adversum narseum proelium et secundum LOA

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sie mit der Beute durchzogen, abzufangen und sich bei dieser Gelegenheit zu bereichern, war von Maximianus befohlen worden, ihn zu töten. 22. (1) Als nun in der ganzen Welt die Verhältnisse in Unordnung waren, Carausius sich in Britannien erhob, Achilleus in Ägypten, die Quinquegentianer Africa unsicher machten und Narseh Oriens angriff, da erhob Diokletian den Maximianus Herculius vom Caesar zum Augustus und Constantius (sc. Chlorus) und Maximianus (sc. Galerius) zu Caesares; von diesen soll Constantius der Enkel des Claudius über dessen Tochter gewesen und Maximianus Galerius in Dacia, nicht weit von Serdica, geboren sein. Und um sie auch durch Verschwägerung zu vereinigen, erhielt Constantius Herculius’ Stieftochter Theodora zur Frau, von der er später sechs Kinder, Brüder Konstantins, hatte, und Galerius Diokletians Tochter Valeria; beide wurden sie gezwungen, ihre bisherigen Ehefrauen zu verstoßen. (2) Mit Carausius jedoch, nachdem gegen ihn mit seiner bemerkenswerten militärischen Erfahrung erfolglose Feldzüge versucht worden waren, wurde zum Schluss Frieden vereinbart. Nach sieben Jahren tötete ihn sein Genosse Allectus und herrschte selbst nach ihm drei Jahre lang über Britannien. Dieser wurde unter der Leitung des Prätorianerpräfekten Asclepiodotus niedergeworfen. So wurde Britannien im zehnten Jahr wiedergewonnen. 23. Zur selben Zeit kämpfte der Caesar Constantius in Gallien gut. Bei Langres erfuhr er an einem einzigen Tag Unglück und Glück. Denn nachdem er bei einem plötzlichen Barbareneinfall in die Stadt gedrängt worden war, und zwar so überstürzt und eilig, dass er wegen der geschlossenen Tore mit Stricken über die Mauer gehoben werden musste, tötete er, als sein Heer nach kaum fünf Stunden herankam, ungefähr 60.000 Alamannen. Der Augustus Maximian schlug ebenfalls einen Krieg in Africa nieder, nachdem die Quinquegentianer bezwungen und befriedet worden waren. Diokletian besiegte und tötete nach knapp acht Monaten Achilleus, der in Alexandreia belagert worden war. Er nutzte seinen Sieg auf die herbe Weise aus: Ganz Ägypten entstellte er mit harten Proskriptionen und Hinrichtungen. Gleichwohl ordnete und verfügte er bei dieser Gelegenheit in vorausschauender Weise viele Dinge, die bis zu unserer Zeit Bestand haben. 24. Galerius Maximianus lieferte sich zuerst ein erfolgloses Gefecht mit Narseh, als er zwischen Kallinikon und Karrhai mit ihm zusammenstieß, weil er eher unbedacht als mutlos gekämpft hatte; denn er lieferte mit einer ziemlich kleinen Schar eine Schlacht gegen einen zahl-

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sissimo hoste commisit. pulsus igitur et ad Diocletianum profectus, cum ei in itinere occurrisset, tanta insolentia a Diocletiano fertur exceptus, ut per aliquot passuum milia purpuratus tradatur ad vehiculum cucurrisse. 25. (1) mox tamen per Illyricum Moesiamque contractis copiis rursus cum Narseo Hormisdae et Saporis avo in Armenia maiore pugnavit successu ingenti nec minore consilio, simul fortitudine, quippe qui etiam speculatoris munus cum altero aut tertio equite susceperit. pulso Narseo castra eius diripuit; uxores, sorores, liberos cepit, infinitam extrinsecus Persarum nobilitatem, gazam Persicam copiosissimam. ipsum in ultimas regni solitudines egit. quare ad Diocletianum in Mesopotamia cum praesidiis tum morantem ovans regressus ingenti honore susceptus est. (2) varia deinceps et simul et viritim bella gesserunt Carpis et Basternis subactis, Sarmatis victis, quarum nationum ingentes captivorum copias in Romanis finibus locaverunt. 26. Diocletianus moratus callide fuit, sagax praeterea et admodum subtilis ingenio et qui severitatem suam aliena invidia vellet explere. diligentissimus tamen et sollertissimus princeps et qui imperio Romano primus regiae consuetudinis formam magis quam Romanae libertatis invexerit adorarique se iussit, cum ante eum cuncti salutarentur. ornamenta gemmarum vestibus calciamentisque indidit. nam prius imperii insigne in chlamyde purpurea tantum erat, reliqua communia. 27. (1) Herculius autem propalam ferus et incivilis ingenii asperitatem suam etiam vultus horrore significans. hic naturae suae indulgens Diocletiano in omnibus est saevioribus consiliis obsecutus. cum tamen ingravescente aevo parum se idoneum Diocletianus moderando imperio esse sentiret, auctor Herculio fuit, ut in vitam privatam concederent et stationem tuendae rei publicae viridioribus iunioribusque mandarent. 5 Hormisdae ⟨patre⟩ dub. Müller 10 ad diocletianum LOA Paul. : a diocletiano G IMPa 11 tum (vel tamen) morantem A Q Paul. : tum morante G LO (morant G) : commorante IMPa 16 ut qui Hartel | invidia om. GF Ia.c.MPa : opera Is.l. | explere GF IMPa Paul. : expellere LO : extolere A 17 in imperio LOA 18 primus om. GF 19 invexerit Ip.c. Q : invexit LOA : invexerat G Ia.c.MPa Paul. 24 est G IMPa LOA Q : et Paul. | saevioribus G Q Paul. (ἀπηνεϲτέραϲ Paean.) : severioribus IMPa LOA 25 parum G LOA Paul. : non IMPa

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reichen Feind. Als er also vertrieben und zu Diokletian aufgebrochen war, soll er, als er ihm unterwegs begegnete, von Diokletian mit solcher Überhebung empfangen worden sein, dass er angeblich einige Meilen im Purpurgewand neben seinem Wagen herlaufen musste. 25. (1) Bald kämpfte er jedoch, nachdem er in Illyricum und Moesia Truppen zusammengezogen hatte, wiederum mit Narseh, dem Großvater des Hormizd und des Schapur, in Großarmenien mit ungeheurem Erfolg und nicht geringerer Klugheit, zugleich mit Tapferkeit, weil er mit einem zweiten oder dritten Reiter zusammen sogar die Aufgabe eines Kundschafters übernahm. Nachdem Narseh vertrieben worden war, plünderte er dessen Lager; seine Frauen, Schwestern und Kinder nahm er gefangen, außerdem eine Unzahl persischer Adliger sowie den überaus reichen persischen Schatz. Ihn selbst trieb er in die äußersten Einöden seines Reiches. Darum wurde er, als er triumphierend zu Diokletian zurückkehrte, der sich mit Verstärkungstruppen damals in Mesopotamia aufhielt, mit ungeheurer Ehre empfangen. (2) Verschiedene Kriege führten sie danach sowohl zusammen als auch einzeln, wobei die Karpen und Bastarnen unterworfen, die Sarmaten besiegt wurden; die gewaltigen Gefangenenmassen dieser Völkern siedelten sie im römischen Gebiet an. 26. Diokletian war von schlauer Art, außerdem scharfsinnig und ausgesprochen feinsinnig von Verstand und so, dass er seine eigene Strenge mit der Verhasstheit anderer kompensieren wollte. Dennoch war er ein sehr sorgfältiger und geschickter Princeps und einer, der als Erster im römischen Reich eine Ordnung einführte, die eher königlichem Brauch als dem der römischen Freiheit entsprach, und befahl, dass man ihn fußfällig verehre, während vor ihm alle nur begrüßt wurden. Er verzierte seine Kleidung und sein Schuhwerk mit Edelsteinschmuck. Zuvor nämlich bestand das Abzeichen der Herrschaft nur in einem Mantel aus Purpur, das Übrige war gewöhnlich. 27. (1) Herculius aber war unverhohlen wild und von tyrannischer Gesinnung, indem er seine Rauheit auch durch schreckliche Mienen zu erkennen gab. Er ließ seiner Natur freien Lauf und folgte Diokletian bei allen seinen ziemlich grausamen Beschlüssen. Als Diokletian jedoch mit fortschreitender Last des Alters spürte, dass er nicht mehr recht fähig sei, das Reich zu lenken, überredete er Herculius, dass sie sich beide ins Privatleben zurückziehen und die Stellung, den Staat zu schützen, Kräftigeren und Jüngeren übertragen sollten. Diesem Vorschlag fügte sich

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cui aegre collega obtemperavit. (2) tamen uterque uno die privato habitu imperii insigne mutavit, Nicomediae Diocletianus, Herculius Mediolani, post triumphum inclitum, quem Romae ex numerosis gentibus egerant pompa ferculorum inlustri, qua Narsei coniuges sororesque et liberi ante 5 currum ducti sunt; concesserunt tamen Salonas unus, alter in Lucaniam. 28. Diocletianus privatus in villa, quae haud procul a Salonis est, praeclaro otio senuit inusitata virtute usus, ut solus omnium post conditum Romanum imperium ex tanto fastigio sponte ad privatae vitae statum civilitatemque remearet. contigit igitur ei, quod nulli post natos 10 homines, ut cum privatus obisset, inter divos tamen referretur.

liber X 1. (1) his igitur abeuntibus administratione rei publicae Constantius et Galerius Augusti creati sunt divisusque inter eos ita Romanus orbis, ut Gallias, Italiam, Africam Constantius, Illyricum, Asiam, Orientem Galerius obtineret sumptis duobus Caesaribus. (2) Constantius tamen 15 contentus dignitate Augusti Italiae atque Africae administrandae sollicitudinem recusavit, vir egregius et praestantissimae civilitatis, divitiis provincialium ac privatorum studens, fisci commoda non admodum adfectans dicensque melius publicas opes a privatis haberi quam intra unum claustrum reservari, adeo autem cultus modici, ut festis diebus, si 20 amicis numerosioribus esset epulandum, privatorum ei argento ostiatim petito triclinia sternerentur. (3) hic non modo amabilis, sed etiam venerabilis Gallis fuit, praecipue quod Diocletiani suspectam prudentiam et Maximiani sanguinariam temeritatem imperio eius evaserant. obiit 7 senuit G IMPa A Q Paul. : se tenuit LO : consenuit Rühl 11 administratione GF M : ab administratione I : administrationem LOA Paul. : ad administrationem Pa 20 cum amicis IMPa | ei om. GF IMPa | argentum G Paul.

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sein Kollege nur ungern. (2) Dennoch vertauschten beide an demselben Tag die Abzeichen der Herrschaft mit dem Gewand eines Privatmanns, in Nikomedeia Diokletian, Herculius in Mailand, nach einem ruhmvollen Triumphzug, den sie in Rom über zahlreiche Völker geführt hatten mit einem bedeutenden Aufzug von Tragegestellen, bei dem Narsehs Frauen, Schwestern und Kinder vor dem Wagen hergeführt wurden; der eine nun zog sich nach Salona zurück, der andere nach Lucania. 28. Diokletian verbrachte sein Greisenalter als Privatmann in einer Villa nicht weit von Salona in hochangesehenem Ruhestand und zeigte ungewöhnliche Tugend darin, dass er als Einziger von allen seit Gründung des römischen Reichs freiwillig von so hohem Rang zum Zustand privater Lebensführung und zum Bürgerdasein zurückkehrte. Daher widerfuhr ihm etwas, was seit Menschengedenken niemandem widerfahren ist: dass er, obwohl er als Privatmann starb, dennoch zu den Vergöttlichten gerechnet wurde.

Zehntes Buch 1. (1) Als diese folglich von der Verwaltung des Staates zurücktraten, wurden Constantius und Galerius zu Augusti erhoben und der römische Erdkreis zwischen ihnen so aufgeteilt, dass Constantius die gallischen Provinzen, Italien und Africa, Galerius Illyricum, Asia und Oriens innehaben sollte, wobei zwei Caesares hinzugenommen wurden. (2) Constantius freilich war mit der Würde eines Augustus zufrieden und lehnte die Sorge, Italien und Africa zu verwalten, ab. Er war ein vortrefflicher Mann und von äußerst herausragendem Bürgersinn, der Sorge trug für das Vermögen der Provinzbewohner und der Privatleute und nicht in übertriebener Weise den Vorteil der Staatskasse anstrebte, wobei er sagte, es sei besser, wenn die Mittel der Gemeinschaft von Privatleuten gehalten würden, als wenn sie innerhalb eines einzigen Raumes aufbewahrt würden, dabei aber von so maßvoller Lebensführung, dass an Feiertagen, wenn er mit einer größeren Zahl von Freunden speisen musste, für ihn Speisesofas mit Silber von Privatleuten, das von Haus zu Haus erbeten worden war, gedeckt wurden. (3) Dieser war bei den Galliern nicht nur beliebt, sondern auch verehrungswürdig, vor allem deshalb, weil sie Diokletians misstrauischer Schlauheit und Maximians blutdürstiger Unbedachtheit durch seine Herrschaft entkommen waren. Er starb

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Britannia Eboraci principatus anno tertio decimo atque inter divos relatus est. 2. (1) Galerius vir et probe moratus et egregius re militari, cum Italiam quoque sinente Constantio administrationi suae accessisse sentiret, Caesares duos creavit, Maximinum, quem Orienti praefecit, et Severum, cui Italiam dedit. ipse in Illyrico commoratus est. (2) verum Constantio mortuo Constantinus ex obscuriore matrimonio eius filius in Britannia creatus est imperator et in locum patris exoptatissimus moderator accessit. (3) Romae interea praetoriani excito tumultu Maxentium, Herculii filium, qui haud procul ab urbe in villa publica morabatur, Augustum nuncupaverunt. quo nuntio Maximianus Herculius ad spem arrectus resumendi fastigii, quod invitus amiserat, Romam advolavit e Lucania, quam sedem privatus elegerat in agris amoenissimis consenescens, Diocletianumque etiam per litteras adhortatus est, ut depositam resumeret potestatem, quas ille inritas habuit. (4) sed adversum motum praetorianorum atque Maxentii Severus Caesar Romam missus a Galerio cum exercitu venit obsidensque urbem militum suorum scelere desertus est. auctae Maxentii opes confirmatumque imperium. Severus fugiens Ravennae interfectus est. 3. (1) Herculius tamen Maximianus post haec in contione exercituum filium Maxentium nudare conatus seditionem et convicia militum tulit. (2) inde ad Gallias profectus est dolo conposito, tamquam a filio esset expulsus, ut Constantino genero iungeretur, moliens tamen Constantinum reperta occasione interficere; qui in Galliis et militum et provincialium ingenti iam favore regnabat caesis Francis atque Alamannis, captis eorum regibus, quos etiam bestiis, cum magnificum spectaculum muneris parasset, obiecit. detectis igitur insidiis per Faustam 3 in re LOA 5 maximinum A Pa : maximianum rell. codd. 6 illyrico commoratus G IMPa Paul. : illyricum moratus LOA : illyrico moratus Q 15 inritas codd. : irrisas Schulze, duce Paean. (κατεγέλαϲε) 20 exercituum A Paul. : exercitum LO : exercitus G IMPa

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in Britannien, in York, im 13. Jahr seines Prinzipats und wurde zu den Vergöttlichten gerechnet. 2. (1) Galerius, ein Mann, der sich rechtschaffen verhielt und vortrefflich im Kriegswesen war, erhob, als er merkte, dass auch Italien, weil Constantius es zuließ, seiner Verwaltung zugefallen war, zwei Caesares, nämlich den Maximinus, den er an die Spitze von Oriens stellte, und Severus, dem er Italien gab. Er selbst verweilte in Illyricum. (2) Als aber Constantius verstorben war, wurde Konstantin, sein Sohn aus seiner weniger glänzenden Ehe, in Britannien zum Kaiser erhoben und trat an die Stelle des Vaters als überaus erwünschter Lenker. (3) In der Zwischenzeit ernannten in Rom die Prätorianer, nachdem sie einen Aufruhr ins Werk gesetzt hatten, den Maxentius, den Sohn des Herculius, der nicht weit von der Stadt sich in einer staatlichen Villa aufhielt, zum Augustus. Auf diese Nachricht hin eilte Maximianus Herculius, voller Hoffnung, die Spitzenstellung wieder ergreifen zu können, die er unfreiwillig aufgegeben hatte, aus Lucania, das er als Privatmann zum Wohnsitz gewählt hatte und wo er auf überaus angenehmen Landgütern alterte, nach Rom, und er forderte auch den Diokletian durch einen Brief dazu auf, die abgelegte Macht wieder zu ergreifen, einen Brief, den jener für gegenstandslos erachtete. (4) Aber gegen die Aufstandsbewegung der Prätorianer und des Maxentius wurde Severus Caesar von Galerius nach Rom geschickt. Er kam mit dem Heer und, als er die Stadt belagerte, wurde er durch das Verbrechen seiner eigenen Soldaten im Stich gelassen. Es wurden die Machtmittel des Maxentius vergrößert und seine Kaiserherrschaft bestätigt. Severus wurde auf der Flucht in Ravenna getötet. 3. (1) Herculius Maximianus musste freilich, nachdem er danach in einer Versammlung des Heers versucht hatte, seinen Sohn Maxentius des Purpurs zu entkleiden, den Aufruhr und die Verwünschungen der Soldaten ertragen. (2) Von dort brach er zu den gallischen Provinzen auf, indem er es listig so tat, als ob er von seinem Sohn vertrieben worden sei, damit er sich mit Konstantin, seinem Schwiegersohn, verband, wobei er aber danach trachtete, Konstantin bei Gelegenheit zu töten; dieser herrschte in den gallischen Provinzen schon mit ungeheurer Popularität bei den Soldaten und Provinzbewohnern, nachdem er die Franken und Alamannen niedergemetzelt und deren Könige gefangen hatte, die er auch den wilden Tieren, indem er ein großartiges Spektakel an Spielen vorbereitet hatte, vorwarf. Als nun der Hinterhalt durch die Tochter

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filiam, quae dolum viro enuntiaverat, profugit Herculius Massiliaeque oppressus (ex ea enim navigare ad filium praeparabat) poenas dedit iustissimo exitu, vir ad omnem acerbitatem saevitiamque proclivis, infidus, incommodus, civilitatis penitus expers. 4. (1) per hoc tempus a Galerio Licinius imperator est factus, Dacia oriundus, notus ei antiqua consuetudine et in bello, quod adversus Narseum gesserat, strenuus laboribus et officiis acceptus. (2) mors Galerii confestim secuta. ita res publica tum a novis quattuor imperatoribus tenebatur, Constantino et Maxentio filiis Augustorum, Licinio et Maximino novis hominibus. (3) quinto tamen Constantinus imperii sui anno bellum adversum Maxentium civile commovit, copias eius multis proeliis fudit, ipsum postremo Romae adversum nobiles omnibus exitiis saevientem apud pontem Mulvium vicit Italiaque est potitus. (4) non multo deinceps in Oriente quoque adversum Licinium Maximinus res novas molitus vicinum exitium fortuita apud Tarsum morte praevenit. 5. Constantinus tamen vir ingens et omnia efficere nitens, quae animo praeparasset, simul principatum totius orbis adfectans, Licinio bellum intulit, quamquam necessitudo et adfinitas cum eo esset; nam soror Constantia nupta Licinio erat. ac primo eum in Pannonia secunda ingenti apparatu bellum apud Cibalas instruentem repentinus oppressit omnique Dardania, Moesia, Macedonia potitus numerosas provincias occupavit. 6. (1) varia deinceps inter eos bella et pax reconciliata ruptaque est. postremo Licinius navali et terrestri proelio victus apud Nicomediam se dedidit et contra religionem sacramenti Thessalonicae privatus occisus est. (2) eo tempore res Romana sub uno Augusto et tribus Caesaribus, quod numquam alias, fuit, cum liberi Constantini Galliae, Orienti Italiaeque praeessent. (3) verum insolentia rerum secundarum aliquantum Constantinus ex illa favorabili animi docilitate mutavit. primum 1 viro om. LOA | nuntiaverat LOA Paul. 5 a Galerio post Licinius transpos. LOA 7 strenuus G Ia.c. LOA Paul. : strenuis Ip.c.MPa Q 8 ita res publica Q Paul. : ita ut res publica GF IMPa : is a re publica O : is aut res publica L : ipsa res publica A 9 et1 om. G IMPa Paul. | maximiano OA Paean. 14 maximianus OA Paean. 19 ac LOA Q Paul. : et G IMPa 20 cibalis GF IMPa 21 omnique A Q Paul. : omniaque LO : omnibus G : et omnibus IMPaa.c. | ac macedonia LOA 23 bella ⟨gesta⟩ Rühl 29 favorabili Q : favorabilis rell. codd.

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Fausta aufgedeckt worden war, welche die List ihrem Mann verraten hatte, entfloh Herculius, wurde in Massilia überwältigt (er schickte sich nämlich an, aus dieser Stadt mit dem Schiff zum Sohn zu fahren) und büßte durch einen überaus gerechten Tod, ein Mann, der zu jeder Kränkung und Grausamkeit geneigt, treulos, unbequem und völlig ohne Bürgersinn war. 4. (1) Um diese Zeit wurde Licinius von Galerius zum Kaiser erhoben. Er stammte aus Dacia, war mit ihm durch langen freundschaftlichen Umgang verbunden und im Krieg, den er (d. h. Galerius) gegen Narseh geführt hatte, tatkräftig in Strapazen und durch Dienste gern gesehen. (2) Sofort folgte der Tod des Galerius. So wurde der Staat damals von vier neuen Kaisern gehalten, nämlich von Konstantin und Maxentius, Söhnen von Augusti, Licinius und Maximinus, neu Emporgekommenen. (3) Konstantin begann aber dann im fünften Jahr seiner Herrschaft den Bürgerkrieg gegen Maxentius, zerstreute dessen Truppen in vielen Schlachten und besiegte ihn, der gegen die Aristokraten mit Hinrichtungen jeder Art wütete, schließlich in Rom an der Milvischen Brücke und bemächtigte sich Italiens. (4) Nicht viel später kam auch im Osten Maximinus, der gegen Licinius rebellierte, einem ähnlichen Ende durch einen zufälligen Tod bei Tarsus zuvor. 5. Konstantin freilich, ein gewaltiger Mann und einer, der alles auszuführen suchte, was er im Geiste vorbereitet hatte, und der zugleich die Vorherrschaft über den gesamten Erdkreis anstrebte, griff den Licinius an, obwohl Freundschaftsbund und Verschwägerung mit ihm bestanden; denn seine Schwester Constantia war mit Licinius verheiratet. Zunächst überwältigte er ihn, der in Pannonia secunda mit einer gewaltigen Rüstung den Krieg bei Cibalae vorbereitete, ganz unvermutet und besetzte, nachdem er sich ganz Dardanias, Moesias und Macedonias bemächtigt hatte, zahlreiche Provinzen. 6. (1) Danach gab es zwischen ihnen verschiedene Kämpfe, und der Frieden wurde wiederhergestellt und erneut gebrochen. Endlich ergab sich Licinius, nachdem er im Flottenkrieg und im Landkampf besiegt worden war, in Nikomedeia und wurde trotz der Heiligkeit des Eides in Thessaloniki als Privatmann umgebracht. (2) Zu dieser Zeit stand der römische Staat, was niemals sonst geschehen ist, unter einem einzigen Augustus und drei Caesares, da die Kinder Konstantins an der Spitze Galliens, von Oriens und Italien standen. (3) Aber durch die Unfähigkeit, das Glück zu ertragen, wich Konstantin beträchtlich von jener

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necessitudines persecutus egregium virum filium et sororis filium commodae indolis iuvenem interfecit, mox uxorem, post numerosos amicos. 7. (1) vir primo imperii tempore optimis principibus, ultimo mediis conparandus. innumerae in eo animi corporisque virtutes claruerunt. militaris gloriae adpetentissimus, fortuna in bellis prospera fuit, verum ita ut non superaret industriam. nam etiam Gothos post civile bellum varie profligavit pace his ad postremum data ingentemque apud barbaras gentes memoriae gratiam conlocavit. (2) civilibus artibus et studiis liberalibus deditus, adfectator iusti amoris, quem ab omnibus sibi et liberalitate et docilitate quaesivit. sicut in nonnullos amicos dubius ita in reliquos egregius nihil occasionum praetermittens, quo opulentiores eos clarioresque praestaret. 8. (1) multas leges rogavit, quasdam ex bono et aequo, plerasque superfluas, nonnullas severas. primusque urbem nominis sui ad tantum fastigium evehere molitus est, ut Romae aemulam faceret. (2) bellum adversus Parthos moliens, qui iam Mesopotamiam fatigabant, uno et tricesimo anno imperii, aetatis sexto et sexagesimo Nicomediae in villa publica obiit. (3) denuntiata mors eius etiam per crinitam stellam, quae inusitatae magnitudinis aliquamdiu fulsit; eam Graeci cometen vocant. atque inter divos meruit referri. 9. (1) is successores filios tres reliquit atque unum fratris filium. verum Dalmatius Caesar prosperrima indole neque patruo absimilis haud multo post oppressus est factione militari {et} Constantio patrueli suo sinente potius quam iubente. (2) Constantinum porro bellum fratri inferentem et apud Aquileiam inconsultius proelium adgressum Constantis duces interemerunt. (3) ita res publica ad duos Augustos redacta. Constantis imperium strenuum aliquamdiu et iustum fuit. mox, cum et adpetentissimus LOA Paul. : adtentissimus G IMPaa.c. 8 ad om. G IMPaa.c. 10 ab omnibus sibi Sylburg, duce Paean. (παρὰ πάντων) : omnibus ibi GF MPaa.c. : ab omnibus I : omnis ibi LOA : omnem sibi Paul. Pamarg. 11 et docilitate om. LOA 18 nicomediae IMPa LOA : nicomedia G : nicomediam Paul. 19 est etiam G IMPa 20 eam LO Q Paul. : et eam A : quam Μ : om. G 22 is om. LOA 24 et del. Rühl 6

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angenehmen Milde seiner Gesinnung ab. Zunächst verfolgte er die Verwandtschaft und tötete seinen Sohn, einen trefflichen Mann, und den Sohn der Schwester, einen Jüngling von gewinnenden Anlagen, dann seine Frau, später zahlreiche Freunde. 7. (1) Er war ein Mann, der in der ersten Zeit seiner Herrschaft mit den besten, in der letzten mit den mittelmäßigen Kaisern zu vergleichen ist. Unzählige Tugenden des Geistes und des Körpers leuchteten bei ihm auf. Er war sehr begierig nach militärischem Ruhm, das Glück in Kriegen war ihm günstig, freilich so, dass es seinen Einsatz nicht übertraf. Denn auch die Goten schlug er nach dem Bürgerkrieg in verschiedener Weise nieder, wobei er ihnen zuletzt Frieden gewährte und so eine ungeheure Beliebtheit seines Andenkens bei den barbarischen Völkern begründete. (2) Er war den zivilen Künsten und den freien Wissenschaften ergeben, bemühte sich um eine berechtigte Beliebtheit, welche er von allen für sich durch seine Großzügigkeit und seine Milde anstrebte. Zwar war er bei einigen Freunden von schwankender Haltung, aber bei den übrigen vortrefflich, wobei er nichts an Gelegenheiten ausließ, wodurch er sie reicher und glänzender machen konnte. 8. (1) Er beantragte viele Gesetze, einige nach Maßgabe des Guten und Gerechten, aber sehr viele waren überflüssig, einige streng. Und als erster strebte er es an, eine Stadt, die den eigenen Namen hatte, zu einem solchen Gipfel hinaufzuführen, dass er sie zur Nebenbuhlerin Roms machte. (2) Als er einen Krieg gegen die Parther in Bewegung setzte, die schon Mesopotamien heimsuchten, starb er im 31. Jahr seiner Herrschaft und 66. Jahr seines Lebens in Nikomedeia auf einem Staatsgut. (3) Sein Tod wurde durch einen mit Schweif versehenen Stern verkündet, der eine Zeitlang in ungewöhnlicher Größe erglänzte; diesen nennen die Griechen Kometen. Und er verdiente es, zu den Vergöttlichten gerechnet zu werden. 9. (1) Dieser hinterließ als Nachfolger seine drei Söhne und einen Sohn seines Bruders. Aber Dalmatius Caesar, der von glücklichster Begabung war und seinem Onkel nicht unähnlich, wurde nicht viel später durch eine Militärverschwörung beseitigt, wobei Constantius, sein Cousin, es eher zuließ als befahl. (2) Constantinus seinerseits, der seinen Bruder angriff und bei Aquileia allzu unbedacht die Schlacht eröffnete, töteten die Feldherrn des Constans. (3) So wurde das Staatswesen als Herrschaft von zwei Augusti gestaltet. Die Herrschaft des Constans war eine Zeitlang tüchtig und gerecht. Bald darauf aber, da er eine schwache

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valetudine inprospera et amicis pravioribus uteretur, ad gravia vitia conversus, cum intolerabilis provincialibus, militi iniucundus esset, factione Magnentii occisus est. (4) obiit haud longe ab Hispaniis in castro, cui Helenae nomen est, anno imperii septimo decimo, aetatis tricesimo, rebus tamen plurimis strenue in militia gestis exercituique per omne vitae tempus sine gravi crudelitate terribilis. 10. (1) diversa Constantii fortuna fuit. a Persis enim multa et gravia perpessus saepe captis oppidis, obsessis urbibus, caesis exercitibus, nullumque ei contra Saporem prosperum proelium fuit, nisi quod apud Singaram haud dubiam victoriam ferocia militum amisit, qui pugnam seditiose et stolide contra rationem belli die iam praecipiti poposcerunt. (2) post Constantis necem Magnentio Italiam, Africam, Gallias obtinente etiam Illyricum res novas habuit Vetranione ad imperium consensu militum electo. quem grandaevum iam et cunctis amabilem diuturnitate et felicitate militiae ad tuendum Illyricum principem creaverunt, virum probum et morum veterum ac iucundae civilitatis, sed omnium liberalium artium expertem adeo, ut ne elementa quidem prima litterarum nisi grandaevus et iam imperator acceperit. 11. (1) sed a Constantio, qui ad ultionem fraternae necis bellum civile commoverat, abrogatum est Vetranioni imperium; novo inusitatoque more consensu militum deponere insigne conpulsus. (2) Romae quoque tumultus fuit Nepotiano Constantini sororis filio per gladiatoriam manum imperium vindicante. qui saevis exordiis dignum exitum nanctus est. vicesimo enim atque octavo die a Magnentianis ducibus oppressus poenas dedit. caput eius pilo per urbem circumlatum est gravissimaeque proscriptiones et nobilium caedes fuerunt. 1 pravioribus LOA Paul. : gravioribus G IMPaa.c. 3 haud Paul. : aut LO : autem G IM : hic non Pa : non Q 5 plurimis LOA Paul. : pluribus G IMPa 8 caesis exercitibus om. G IMPaa.c. 10 singaram G IMPa A : sigaram LO : singarum Q Paul. : Singara Droysen, duce Paean. (Ϲιγγάροιϲ) 14 in cunctis GF 17 artium om. G LOA Q Paul. prima Schoonhoven : primarum G IMPa Q Paul. : privatarum LOA 25 pilo om. GF Pa

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Gesundheit hatte und mit zu schlechten Freunden Umgang pflegte, wandte er sich schweren Lastern zu und wurde, da er für die Provinzbewohner unerträglich und bei den Soldaten unbeliebt war, durch die Clique des Magnentius umgebracht. (4) Er starb nicht weit von den spanischen Provinzen in einer Burg, die den Namen Helena hat, im 17. Jahr seiner Herrschaft, im 30. seines Lebensalters, wobei er freilich sehr viele Aktionen im Heeresdienst tapfer ausgeführt hatte und für das Heer während der ganzen Zeit seines Lebens ohne schwere Grausamkeit schreckeneinflößend war. 10. (1) Entgegengesetzt war das Schicksal des Constantius. Von den Persern hatte er nämlich viele schwere Rückschläge zu erdulden, da oft Festungen eingenommen, Städte belagert und Heere niedergemetzelt wurden. Keine Schlacht gegen Schapur ging für ihn glücklich aus abgesehen davon, dass ihm der unzweifelhafte Sieg bei Singara aufgrund der unbändigen Kampfeslust der Soldaten entglitt, die aufrührerisch und töricht gegen die Logik der Kriegführung einen Kampf forderten, obwohl der Tag schon zu Ende ging. (2) Als nach der Ermordung des Constans Magnentius Italien, Africa und die gallischen Provinzen innehatte, rebellierte auch Illyricum, nachdem Vetranio durch die Übereinstimmung der Soldaten für die Kaiserherrschaft erkoren worden war. Diesen wählten sie, weil er schon alt und da er bei allen beliebt war durch die lange Dauer und das Glück seiner militärischen Karriere, zum Princeps, um Illyricum zu schützen, einen Mann, der rechtschaffen und von altehrwürdigen Sitten und angenehmem Bürgersinn war, aber so sehr frei von jeglicher Bildung, dass er erst hochbetagt und schon als Imperator die ersten Elemente literarischer Bildung empfing. 11. (1) Aber von Constantius, der für die Rächung des Todes des Bruders einen Bürgerkrieg begonnen hatte, wurde dem Vetranio die Kaiserherrschaft entzogen; er wurde durch eine neue und noch nicht gebräuchliche Sitte durch einstimmigen Beschluss der Soldaten gezwungen, das Herrschaftsabzeichen abzulegen. (2) Auch in Rom herrschte Aufruhr, da Nepotianus, der Sohn der Schwester Konstantins, durch eine Gladiatorenschar für sich die Kaiserherrschaft in Anspruch nahm. Dieser fand ein Ende, das der furchtbaren Anfänge würdig war. Denn er musste büßen, nachdem er am 28. Tag von den Feldherren der Partei des Magnentius überwältigt worden war. Sein Haupt wurde an einer Stange durch die Stadt umhergetragen, und es fanden schwerste Ächtungen und Tötungen unter den Aristokraten statt.

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12. (1) non multo post Magnentius apud Mursam profligatus acie est ac paene captus. ingentes Romani imperii vires ea dimicatione consumptae sunt, ad quaelibet bella externa idoneae, quae multum triumphorum possent securitatisque conferre. (2) Orienti mox a Constantio Caesar est datus patrui filius Gallus Magnentiusque diversis proeliis victus vim vitae suae apud Lugdunum attulit imperii anno tertio, mense septimo, frater quoque eius Senonis, quem ad tuendas Gallias Caesarem miserat. 13. per haec tempora etiam a Constantio multis incivilibus gestis Gallus Caesar occisus est, vir natura ferus et ad tyrannidem pronior, si suo iure imperare licuisset. Silvanus quoque in Gallia res novas molitus ante diem tricesimum extinctus est solusque imperio Romano eo tempore Constantius princeps et Augustus fuit. 14. (1) mox Iulianum Caesarem ad Gallias misit, patruelem suum, Galli fratrem, tradita ei in matrimonium sorore, cum multa oppida barbari expugnassent, alia obsiderent, ubique foeda vastitas esset Romanumque imperium non dubia iam calamitate nutaret. a quo modicis copiis apud Argentoratum, Galliae urbem, ingentes Alamannorum copiae extinctae sunt, rex nobilissimus captus, Galliae restitutae. (2) multa postea per eundem Iulianum egregia adversum barbaros gesta sunt summotique ultra Rhenum Germani et finibus suis Romanum imperium restitutum. 15. (1) neque multo post, cum Germaniciani exercitus a Galliarum praesidio tollerentur, consensu militum Iulianus factus Augustus est interiectoque anno ad Illyricum obtinendum profectus Constantio Parthicis proeliis occupato. (2) qui rebus cognitis ad bellum civile conversus in itinere obiit inter Ciliciam Cappadociamque anno imperii octavo et tricesimo, aetatis quinto et quadragesimo, meruitque inter 7 senonis codd. (τοῦ ἀδελφοῦ Ϲενῶνοϲ Paean.) : Senonibus vel apud Senonas Cellarius : ⟨Decentius⟩ Senonis Zangemeister 12 in imperio G IMPa 20 egregia G LOA Q Paul. : egregie IMPa

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12. (1) Nicht viel später wurde Magnentius bei Mursa in einer Feldschlacht niedergeschlagen und wäre fast gefangengenommen worden. Ungeheuer große Kräfte des römischen Reiches wurden bei dieser Auseinandersetzung zerstört, die für beliebige auswärtige Kriege geeignet gewesen wären, die ein hohes Maß an Triumphen und Sicherheit hätten verschaffen können. (2) Dem Orient wurde bald darauf von Constantius Gallus, der Sohn des Onkels, als Caesar gegeben, und Magnentius, der in verschiedenen Schlachten besiegt worden war, fügte in Lyon seinem Leben Gewalt zu, im dritten Jahr und siebten Monat seiner Herrschaft, ferner auch sein Bruder in Sens, den er als Caesar zum Schutze der gallischen Provinzen geschickt hatte. 13. Um diese Zeit wurde auch der Caesar Gallus, nachdem er viele Ungerechtigkeiten begangen hatte, von Constantius getötet, ein Mann, der von Natur aus wild war und einen ausgeprägten Hang zur Tyrannei besaß, wenn es ihm möglich gewesen wäre, nach eigenem Recht zu herrschen. Auch Silvanus, der in Gallien eine Usurpation unternahm, wurde vor dem 30. Tag vernichtet, und so war Constantius allein zu dieser Zeit für das römische Reich Princeps und Augustus. 14. (1) Bald darauf schickte er den Julian als Caesar nach Gallien, seinen Cousin, den Bruder des Gallus, wobei er ihm seine Schwester zur Ehe gab. Denn die Barbaren hatten viele Städte erobert, andere belagerten sie, und überall war eine grauenhafte Verödung, und die Herrschaft Roms schwankte in einem Unheil, das schon nicht mehr zweifelhaft war. Von ihm wurden mit bescheidenen Truppen bei Straßburg, einer Stadt Galliens, ungeheure Truppen der Alamannen vernichtet, ein hochberühmter König gefangen, die gallischen Provinzen wiederhergestellt. (2) Später wurden von demselben Julian zahlreiche Kriegstaten in herausragender Weise durchgeführt und die Germanen über den Rhein hinweg vertrieben und das römische Reich in seinen Grenzen wiederhergestellt. 15. (1) Nicht viel später, als die aus Germanien stammenden Heere vom Schutze der gallischen Provinzen weggenommen wurden, wurde durch die Übereinstimmung der Soldaten Julian zum Augustus erhoben, und nachdem ein Jahr verstrichen war, brach er auf, um Illyricum zu besetzen, während Constantius mit Schlachten gegen die Parther beschäftigt war. (2) Nachdem dieser davon erfahren hatte, wandte er sich zum Bürgerkrieg, starb jedoch unterwegs zwischen Kilikien und Kappadokien, im 38. Jahr seiner Herrschaft und 45. Lebensjahr, und er verdiente es, zu den Vergöttlichten gerechnet zu werden, ein Mann von

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divos referri, vir egregiae tranquillitatis, placidus, nimium amicis et familiaribus credens, mox etiam uxoribus deditior, qui tamen primis imperii annis ingenti se modestia egerit, familiarium etiam locupletator neque inhonores sinens, quorum laboriosa expertus fuisset officia, ad severitatem tum propensior, si suspicio imperii moveretur, mitis alias, et cuius in civilibus magis quam in externis bellis sit laudanda fortuna. 16. (1) hinc Iulianus rerum potitus est ingentique apparatu Parthis intulit bellum, cui expeditioni ego quoque interfui. aliquot oppida et castella Persarum in deditionem accepit vel vi expugnavit Assyriamque populatus castra apud Ctesiphontem stativa aliquamdiu habuit. (2) remeansque victor, dum se inconsultius proeliis inserit, hostili manu interfectus est VI Kal. Iul., imperii anno septimo, aetatis altero et tricesimo, atque inter divos relatus est, vir egregius et rem publicam insigniter moderaturus, si per fata licuisset. (3) liberalibus disciplinis adprime eruditus, Graecis doctior atque adeo, ut Latina eruditio nequaquam cum Graeca scientia conveniret, facundia ingenti et prompta, memoriae tenacissimae, in quibusdam philosopho propior, in amicos liberalis, sed minus diligens quam tantum principem decuit. fuerunt enim nonnulli, qui vulnera gloriae eius inferrent. in provinciales iustissimus et tributorum, quatenus fieri posset, repressor, civilis in cunctos, mediocrem habens aerarii curam, gloriae avidus ac per eam animi plerumque inmodici. nimius religionis Christianae insectator, perinde tamen ut cruore abstineret; M. Antonino non absimilis, quem etiam aemulari studebat. 17. (1) post hunc Iovianus, qui tunc domesticus militabat, ad obtinendum imperium consensu exercitus lectus est, commendatione 4 inhonores G : inhonoros F IMPa Paul. : sine honore LOA 5 tum G MPa LO Paul. : tamen IA 9 expugnavit Merula : oppugnavit codd. 10 aliquamdiu om. GF 15 eruditione quamquam codd. : corr. Schoonhoven 16 et prompta LOA Paul. : promptae G IMPa 18 quam tantum IMPa A (cf. Ioh. Ant. fr. 205 Mariev = 272 Roberto τοιῷδε βαϲιλεῖ) : quantum G LO Q Paul. 19 provincialibus LOA 22 nimius om. LOA : post Christianae transpos. Rühl 23 post abstineret levius interpunxit Droysen 26 consensu LOA Paul. : consul G : consulto IMPa

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herausragender Ruhe, sanft, allzu sehr den Freunden und Vertrauten vertrauend, bald auch zu sehr den Frauen ergeben, einer, der sich freilich in den ersten Jahren seiner Herrschaft mit großer Bescheidenheit aufgeführt hat, auch jemand, der seine Vertrauten bereicherte, und nicht zuließ, dass diejenigen ohne Ehrungen blieben, deren mühevolle Dienste er erprobt hatte, gleichwohl allzu sehr dann zur Strenge neigend, wenn sein Argwohn hinsichtlich seiner Herrschaft erregt wurde, sonst milde, und einer, der eher preisenswertes Glück in Bürgerkriegen als in auswärtigen Kriegen besaß. 16. (1) Daraufhin bemächtigte sich Julian der Herrschaft und griff mit einem ungeheuer ausgerüsteten Heer die Parther an, ein Feldzug, an dem ich selbst teilgenommen habe. Er nahm die Kapitulation einiger Städte und Festungen der Perser an oder eroberte sie durch Gewalt, und nachdem er Assyrien verwüstet hatte, hatte er eine Zeitlang bei Ktesiphon ein Standlager. (2) Als er als Sieger zurückkehrte, wurde er, während er sich allzu unbedacht in Gefechte mischte, von feindlicher Hand getötet, am 26. Juni, im siebten Jahr seiner Herrschaft, im 32. seines Lebens, und er wurde den Vergöttlichten zugerechnet, ein vorzüglicher Mann und einer, der den Staat hervorragend gelenkt hätte, wenn es ihm durch das Schicksal vergönnt gewesen wäre. (3) Er war in den Wissenschaften besonders gebildet, in den griechischen noch gelehrter, und zwar so sehr, dass seine lateinische Bildung keineswegs dem Wissen im Griechischen gleichkam, von ungeheuer großer und rasch bereitliegender Beredsamkeit, von hartnäckigstem Gedächtnis, in manchen Dingen einem Philosophen ziemlich nahe, gegenüber den Freunden großzügig, aber weniger sorgfältig, als es sich für einen so großen Princeps geziemt hätte. Es gab nämlich manche Leute, die seinem Ruhm Wunden zufügten. Gegenüber den Provinzbewohnern war er überaus gerecht und ein Unterdrücker von Steuerabgaben, sofern das geschehen konnte. Gegenüber allen war er von bürgerlicher Gesinnung, hatte nur eine mittelmäßige Sorge für die Staatskasse, war begierig nach Ruhm und deswegen meistens von maßloser Gesinnung. Er war ein übermäßiger Verfolger der christlichen Religion, freilich so, dass er sich von Blutvergießen fernhielt; und er war dem Marcus Antoninus nicht unähnlich, dem er auch nachzueifern sich bemühte. 17. (1) Nach diesem wurde Jovian, der damals als Domesticus Militärdienst leistete, durch die Übereinstimmung des Heers ausgewählt, die Kaiserherrschaft inne zu haben, wobei er durch das Ansehen seines

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patris militibus quam sua notior. qui iam turbatis rebus, exercitu quoque inopia laborante, uno a Persis atque altero proelio victus pacem cum Sapore, necessariam quidem, sed ignobilem, fecit multatus finibus ac nonnulla imperii Romani parte tradita. (2) quod ante eum annis mille centum et duobus de viginti fere, ex quo Romanum imperium conditum erat, numquam accidit. quin etiam legiones nostrae ita et apud Caudium per Pontium Telesinum et in Hispania apud Numantiam et in Numidia sub iugum missae sunt, ut nihil tamen finium traderetur. ea pacis conditio non penitus reprehendenda foret, si foederis necessitatem tum, cum integrum fuit, mutare voluisset, sicut a Romanis omnibus his bellis, quae commemoravi, factum est. nam et Samnitibus et Numantinis et Numidis confestim bella inlata sunt neque pax rata fuit. (3) sed dum aemulum imperii veretur intra Orientem residens, gloriae parum consuluit. isque iter ingressus atque Illyricum petens in Galatiae finibus repentina morte obiit, vir alias neque iners neque inprudens. 18. (1) multi exanimatum opinantur nimia cruditate (inter cenandum enim epulis indulserat), alii odore cubiculi, quod ex recenti tectorio calcis grave quiescentibus erat, quidam nimietate prunarum, quas gravi frigore adoleri multas iusserat. (2) decessit imperii mense septimo, tertio decimo Kal. Mart., aetatis, ut qui plurimum vel minimum tradunt, tertio et tricesimo anno, ac benignitate principum, qui ei successerunt, inter divos relatus est. nam et civilitati propior et natura admodum liberalis fuit. (3) is status erat Romanae rei Ioviano eodem et Varroniano consulibus, anno urbis conditae millesimo centesimo et octavo decimo. quia autem ad inclitos principes venerandosque perventum est, interim operi modum dabimus. nam reliqua stilo maiore dicenda sunt, quae nunc non tam praetermittimus quam ad maiorem scribendi diligentiam reservamus. 20 tertio G MPa LOA : quarto I Paul. 23 is LOA Paul. : hic G IMPa Q

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Vaters den Soldaten bekannter war als durch sein eigenes. Dieser schloss, als die Lage schon verworren war und das Heer auch an Versorgungsmangel litt und er von den Persern in dem einen oder anderen Kampf besiegt worden war, einen Frieden mit Schapur, der zwar notwendig, aber schmachvoll war, indem er damit bestraft wurde, dass er Grenzen und einen beträchtlichen Teil des römischen Reiches aufgeben musste. (2) Das geschah vor ihm in den fast 1.118 Jahren seit der Gründung des römischen Reiches zu keinem Zeitpunkt. Ja, unsere Legionen wurden bei Caudium von Pontius Telesinus, in Spanien bei Numantia und in Numidien zwar sogar unter das Joch geschickt, aber es wurde nichts von den Grenzen aufgegeben. Und diese Friedensbedingung wäre nicht völlig zu tadeln, wenn er die aus dem Vertrag sich ergebende Notwendigkeit damals, sobald es möglich war, hätte ändern wollen, so wie es von den Römern in allen diesen Kriegen, von denen ich berichtet habe, gemacht worden ist. Denn die Samniten, Numantiner und Numider wurden sofort angegriffen und der Frieden war nicht gültig. (3) Aber weil er, solange er sich innerhalb von Oriens aufhielt, einen Rivalen um die Kaiserherrschaft fürchtete, trug er wenig Sorge um den Ruhm. Und er trat den Marsch an und eilte nach Illyricum, starb aber an den Grenzen Galatiens eines plötzlichen Todes, ein Mann, der sonst nicht träge und nicht unvorsichtig war. 18. (1) Viele glauben, er sei zu Tode gekommen durch eine allzu große Überladung des Magens (denn beim Essen hatte er dem Speisen zu sehr gefrönt), andere durch die Ausdünstung des Schlafgemachs, das durch eine frische Tünche von Kalk für die Ruhenden schädlich war, einige auch durch eine allzu große Fülle glühender Kohlen, welche er aufgrund des strengen Frostes in großer Zahl anzuzünden befohlen hatte. (2) Er starb im siebten Monat seiner Herrschaft, am 17. Februar, wie es heißt, mehr oder weniger im 33. Lebensjahr, und er wurde aufgrund der wohlwollenden Haltung der Kaiser, die ihm folgten, zu den Vergöttlichten gerechnet. Denn er war ziemlich nahe am Bürgersinn und von seiner Natur her sehr großzügig. (3) Dies war der Zustand des römischen Staates im Konsulat desselben Jovian und des Varronianus, im 1.118. Jahr seit Gründung der Stadt. Da man aber zu berühmten und verehrungswürdigen Kaisern gelangt ist, werden wir einstweilen unserem Werk ein Ende auferlegen. Denn die folgenden Dinge müssen in einem erhabeneren Stil ausgedrückt werden; diese übergehen wir jetzt nicht so sehr, als dass wir sie für eine größere Sorgfalt des Schreibens aufheben.

Kommentar prooemium magister memoriae Die Vermutung von Burgess, Eutropius, dass der Schreiber die Worte magistermemoriȩ (sic; Burgess las irrtümlich -ȩt) erst nach Vollendung der nächsten Zeile nachgetragen habe, kann man angesichts der bei diesen Wörtern gleichmäßigen Schrift und der auch sonst schwankenden Zeilenlänge (auch cibilib(us), secutus, p(ro)pitio überschreiten die Begrenzungslinie) nicht als sicher bezeichnen. Die Schlussfolgerung von Burgess, der Schreiber habe willkürlich den Titel aus dem explicit von Festus’ Breviarium auf Eutrop übertragen, wird daher vom paläographischen Befund nicht gestützt. Dennoch bleibt die Überlieferung des Titels rätselhaft. Vorbehalte gegen seine Authentizität hatte auch Gasti, Introduzione XXI Anm. 20, während Bordone ihn in Text und Übersetzung beibehalten hat. hinzugefügt habe Das Proömium wird bisweilen so aufgefasst, als wolle Eutrop zunächst die Republik behandeln (res Romanas, quae in negotiis vel bellicis vel civilibus eminebant), und zwar gewissermaßen in annalistischer Form (per ordinem temporum), und als leite er dann zur Kaiserzeit über, für die er eine biographische Struktur gewählt habe: additis etiam his, quae in principum vita egregia extiterunt, s. Gasti, Introduzione XXVII. Aber auch die Ereignisse der Kaiserzeit werden von Eutrop selbstverständlich als res Romanae aufgefasst und es werden dabei durchaus die Höhepunkte in militärischen Aktionen, sowohl in Kriegen als auch in Bürgerkriegen (zum Sprachgebrauch für Bürgerkriege der Kaiserzeit s. u.), benannt. Eutrop nennt also das Thema des Geschichtswerks, das die Gesamtheit der dargestellten Zeit umfasst, weist aber dann noch darauf hin, dass (in den letzten drei Büchern) zusätzliche Informationen zum Leben der Kaiser gegeben werden. Per ordinem temporum gibt keinen Hinweis auf eine annalistische Struktur, sondern nur darauf, dass das Werk streng chronologisch aufgebaut ist. Es ist richtig, dass im Unterschied zur Darstellung der Republikgeschichte, die durch zahlreiche Konsuldatierungen gegliedert wird, für den kaiserzeitlichen Teil diese exakten Jahresangaben der Ära fehlen, mit Ausnahme des Beginns des achten Buches (Eutr.

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8,1,1: Konsulat des C. Antistius Vetus und T. Manlius Valens 96 n. Chr.) und des Endpunkts (364 n. Chr.), das Konsulat des Jovian und des Varronianus und zugleich das 1118. Jahr nach Gründung der Stadt (Eutr. 10,18,3).

1. Buch 1. (2) ut qui plurimum minimumque tradunt Eutrop verwendet diese ungewöhnliche Formulierung zweimal, am Beginn und am Ende seines Werks (10,18,2). Nach Šorn, Sprachgebrauch 1,7 = 3,10 ist die Phrase als ut sc. tradunt, qui … tradunt aufzufassen, 1 was auch der Übersetzung des Paianios κατὰ τούϲ τε πλεῖϲτόν τε καὶ ἐλάχιϲτον παραδεδωκότεϲ entspricht; bis ins 19. Jh. war die von A. Dacier, Eutropii Historiae Romanae Breviarium, Paris 1683, 4 Anm. 3 vorgetragene Auffassung als ut sc. eos praeteream, qui … tradunt vorherrschend. Zur exakten Bestimmung von Eutrops Aussage (nach Šorns Verständnis) erwog den Boer, Some Minor Roman Historians 135–37 zwei Möglichkeiten: Entweder wollte Eutrop die Datierung als einen (eigens berechneten) Mittelwert qualifizieren (so L. Holzapfel, Römische Chronologie, Leipzig 1885, 268 f., bei den Boer nicht genannt, und Müller, Komm. z. St.) oder hervorheben, dass aufgrund der unterschiedlichen Datierungsansätze die Jahresangabe ungewiss und nur als Schätzung anzusehen ist. Für letztere Deutung spricht die Parallele 10,18,2: Dort gibt Eutrop Jovians Sterbealter (33 Jahre) mit derselben Kautel (ut qui plurimum vel minimum tradunt) an, und das nur wenige Jahre nach dem Ereignis. Es gab zwar verschiedene Traditionen (Amm. 35,10,3 und Socr. 3,26,5: 33 Jahre; Epit. Caes. 44,4 annos gerens proxime quadraginta), aber die Angabe von 33 Jahren kann kein Mittelwert sein, weil dann die zeitgenössischen Berichte zwischen 26 und 40 Jahren hätten schwanken müssen. Vielmehr will Eutrop hervorheben, dass einige Quellen andere Zahlen nennen. Für den chronologischen Rahmen des Werks fällt Jovians Lebensalter freilich nicht so sehr ins Gewicht wie die Zerstörung Trojas, eines der wichtigsten Epochendaten der antiken Chronologie, für das seit den Anfängen der Geschichtsschreibung viele widerstreitende Datierungsansätze vertreten wurden (am weitesten verbreiDiesen Vorschlag machte zuvor schon C. F. Nagel, Observationes in Auctores Latinos et Graecos, Acta Literaria Rheno-Trajectinae 4 (1803) 256–99, hier 292. 1

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tet war der des Eratosthenes 1185/84 v. Chr.; andere reichen von 1335 bis 1048 v. Chr., vgl. F. Jacoby, Das Marmor Parium, Berlin 1904, 146–49). Da Eutrop die Stadtgründung in das dritte Jahr der sechsten Olympiade setzt (753 v. Chr., im Einklang mit Varro), scheint er die Zerstörung Trojas auf 1148/47 v. Chr. zu datieren (nach welcher Quelle, ist unbekannt; Holzapfel a. a. O. nimmt einen von Eutrop selbst berechneten Mittelwert an). Wie den Boer, Some Minor Roman Historians 137 zeigt, schwanken Eutrops spätere Datumsangaben ab urbe condita um mehrere Jahre (756– 750 v. Chr.). Hervorzuheben sind noch zwei Stellen, an denen Eutrop die Datierung ab urbe condita mit der einschränkenden Partikel fere relativiert: Einmal am Beginn des kaiserzeitlichen Werkteils (7,7,1, vgl. phil. Komm.) und dann am Werkende bei der emphatischen Kritik am Jovianfrieden (10,17,2 annis mille centum et duobus de viginti fere, ex quo Romanum imperium conditum erat). 2. (2) vicinas urbis Romae nationes Die Parallelen (Eutr. 1,19,2 vicinae urbi; 6,14,2 vicinam Antiochiae) lassen keine sichere Entscheidung zu, ob Eutrop vicinus eher mit Genetiv als mit Dativ verbindet (vgl. K.-St. 1,316 Anm. 4). Deshalb ist Rühls Konjektur, die Bordone aufgenommen hat, nicht zwingend. his regnantibus Eutrop verwendet regnare immer zur Bezeichnung monarchischer Herrschaft (ähnlich wie imperare, s. phil. Komm. zu 6,17,1), aber meist (wie hier) ohne negative Konnotation, so auch an der einzigen Stelle im kaiserzeitlichen Werkteil (10,3,2). Negativ konnotiert ist dagegen die Verwendung in 7,7 (Kleopatras Ambition in urbe regnare). 3. (2) discripsit Zur auch in der hsl. Überlieferung anderer Autoren schwankenden Schreibweise vgl. ThLL s. v. discribo Sp. 1355,24; Lucarini, Rezension 43. Die Korrektur wurde m. W. bei Eutrop erstmals vorgeschlagen von Sanders, Lost Epitome 210. decem menses Ein offenkundiger Irrtum Eutrops (ob Paianios die Angabe deswegen ausgelassen hat oder aus einem anderen Grund, muss offenbleiben); vgl. Bordone, Komm. z. St. (182 Anm. 11). 8. (1) Iovi Obwohl viele Hss. iovis haben, ist nach Eutrops sonstigem Sprachgebrauch (9,15,1 templum Soli aedificavit; 9,2,3 miles ei tumulum … aedificavit) mit Droysen, Wagener, Rühl, Hellegouarc’h und Bordone (gegen Santini) die Dativform zu bevorzugen. 9. (1) consules coepere – creati Die Ellipse des Infinitivs nach coepere ist stilistisch sehr auffällig (Müller, Komm. z. St.; anders 2,1,1; 2,7,1; 2,8,1; 3,14,3; 3,18,3; 3,23,2; 4,27,2; 5,3,1; 6,19,2; 6,25; 7,2,2; 7,23,6; 8,17;

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9,8,2; 9,21), kommt aber schon in der Komödie (coepit sc. dicere, vgl. ThLL s. v. coepi, 1422,73–1423,5) und bei Cicero vor (coepit sc. esse: Sull. 91; off. 2,3). Somit ist Schoonhovens Verbesserungsvorschlag creari, den vor Hartel fast alle Editoren übernahmen, zwar verlockend (dieselbe Phrase bei Liv. 6,37,4; Vell. 1,8,3; Fast. Cap. a. u. c. 387 = 367 [consules e pl]ebe primum creari coepti), aber nicht zwingend. (5) commovit tamen Wie im Spätlatein üblich, hat die Partikel tamen bei Eutrop oft keine konzessive oder adversative Funktion, sondern eine kopulative (H.-Sz. 496 f.) wie das nachgestellte „aber“ im Deutschen (vgl. 2,3; 3,2; 6,8,4; 6,10; 6,20,2; 6,21,2; 7,1,2; 8,11,2; 9,27,2; 10,4,3; 10,5; 10,9,4). Verschiedene Vorschläge, an einzelnen Stellen tamen durch tum zu ersetzen, sind demnach abzuweisen. 12. (2) neque quicquam – regnaverint Eine eingehende Analyse von Eutrops interessantem Vergleich nahm M. Capozza, Roma fra monarchia e decemvirato: nell’interpretazione di Eutropio, Padua 1973, 68–109 vor: Sie sah darin nicht nur einen Versuch, den Prinzipat an ein altes Amt der Republik anzuknüpfen, sondern auch (möglicherweise) eine dezente Mahnung an den Kaiser, seine imperii potestas angemessen auszuüben. Zu dieser Annahme passt es, dass Eutrop dabei nicht nur an Caesars Diktatur erinnert (die auf ‚königliches und fast tyrannisches‘ Verhalten hinauslief, vgl. 6,25), sondern auch den von ihm durchweg positiv dargestellten Augustus als Diktator nennt, was zwar historisch unzutreffend ist, aber auch von Flor. epit. 2,24,65 und Ampel. 18,21 berichtet wird; s. Bordone, Komm. z. St. (189 Anm. 40). Zur Semantik des Verbs regnare vgl. phil. Komm. zu 1,2,2. (3) ⟨T.⟩ Larcius Die zuerst von Eussner, Specimen criticum 35 und unabhängig von ihm mit eingehender Begründung von Hartel, Eutropius und Paulus Diaconus 261 vorgeschlagene Ergänzung des Vornamens nach Liv. 2,18,5 und Cassiod. chron. 105 (Chron. min. 2,123) ist von allen Editoren außer Droysen aufgenommen worden (vermutlich Haplographie wegen des vorangehenden fuit). Dass Paianios den Vornamen auslässt, spricht nicht gegen die Ergänzung, denn dafür gibt es weitere Beispiele (1,8,1; 1,11,4; 1,16,1; 2,5; 2,6,2; 2,8,2; 2,9,1). 14. opimam Die Variante optimam steht zwar im Einklang mit Eutrops Manier, Städte mit Superlativen zu versehen (vgl. 1,20,1 Veientanis … civitatem … antiquissimam Italiaeque ditissimam; 4,14,1 Corinthiis … nobilissimae Graeciae civitati; 4,17,1 Numantinis, quae Hispaniae civitas fuit opulentissima), aber der Positiv kommt auch vor (vgl. 2,28 Faliscis …

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quae civitas Italiae opulenta quondam fuit). Mit dem Attribut opimus werden zwar in der Regel Landschaften qualifiziert (vgl. ThLL s. v. opimus Sp. 710,27–40), aber schon Valerius Flaccus verbindet es mit einer Stadt (5,109 Assyrios complexa sinus stat opima Sinope) in der später von Servius beschriebenen Bedeutung (Serv. Verg. Aen. 1,621 p. 182,4 f. Thilo opimam pro opulentam nonnulli accipiunt), die wohl auch bei Eutrop anzunehmen ist. Daher ist mit Sylburg, Hellegouarc’h und Bordone an opimam festzuhalten. 16. (1) implendum Zum Gerundivum als Ersatz des Inf. Fut. Pass. im Spätlatein s. Petschenig, Bericht 21; H.-Sz. 374 Zusatz α. 18. (2) iam Zur Bedeutung von iam („soeben“, OLD s. v. iam 1 a), wie auch Eutr. 4,27,4, vgl. Hartke, De saeculi quarti 9 Anm. 1. militabat Daraus, dass Paianios den Kriegsdienst des Verginius mit der 1,17,1 erwähnten Schlacht am Berg Algidus identifiziert (ὃϲ ἐν τῷ πολέμῳ κατὰ τὸ Ἄλγιδον ὄροϲ πρὸϲ Λατίνουϲ ἐτύγχανεν ἀνδρειότατα μεμαχημένοϲ), schloss Droysen, dass er militarat gelesen habe (so auch Malcovati, Le traduzioni greche 295). Die von Droysen lediglich erwogene Änderung des lat. Textes wurde nur von Rühl und Sanders, Lost Epitome 166 f. aufgenommen. Allerdings verwendet Eutrop in der 1. Konjugation nur beim Konjunktiv Plusquamperfekt kontrahierte Formen (Wagener, Jahresbericht 2,347; Šorn, Sprachgebrauch 1,17 = 3,6 f.). Wie Hartke, De saeculi quarti 8 f. weiter ausführt, ist ein duratives militabat aufgrund des folgenden regressus ad milites sinnvoll und außerdem durch die Quellen gesichert (Liv. 3,44,2 pater virginis L. Verginius honestum ordinem in Algido ducebat; Ps.-Aur. Vict. vir. ill. 21,2 Virginii centurionis filiam in Algido militantis; die von Sanders, Lost Epitome 166 f. vertretene Herkunft dieser Stelle aus dem auch von Eutrop benutzten, verlorenen LiviusAuszug ist nicht sicher, vgl. Fugmann, Ps. Aurelius Victor 28–31). 20. (1) mox – diu obsidens Gegen den von Duncker, Zu Eutropius 641 hervorgehobenen Widerspruch zwischen mox cepit und diu obsidens ist mit Wagener, Jahresbericht 2,337 einzuwenden, dass Eutrop mox hier (wie auch 2,6,4; 2,11,1; 3,22,3) nur anküpfend im Sinne von ‚dann‘ verwendet; vgl. K.-St. 2,69; ThLL s. v. mox Sp. 1459,16–26. (3 f.) quod cum diu obsedissent – cecidit Eutrops Darstellung scheint widersprüchlich, da die Gallier zweimal von Camillus besiegt werden (erst gravissime, dann ita ut … omnia … revocaret) und zwischendurch noch Gold erhalten (vgl. Venini, Peanio traduttore 426 f.). Der Vorschlag von F. Rühl, Zu Eutropius, RhM 29 (1874) 639 f., die Worte accepto auro – sed

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hinter fame laborarent zu versetzen, verlagert zwar die Lösegeldzahlung an eine akzeptablere Position, beseitigt aber nicht die Doppelung der schweren Niederlage. Während die meisten Editoren mit Mommsen von einem Irrtum Eutrops ausgehen, trug W. Srb, Textkritisches zu Eutrop, 1, 20, 3–4, in: U. Schmitzer (Hg.), Suus cuique mos. Beiträge zur paganen Kultur des lateinischen Westens im 4. Jahrhundert n. Chr. (Vertumnus 1) Göttingen 2006, 249–52 eine differenzierte sprachliche Interpretation zur Verteidigung des überlieferten Textes vor: Er empfahl, bei obsedissent (1,20,3) und obsiderent (1,20,4) verschiedene Aktionsarten anzusetzen, nämlich durativ (von obsidēre) bzw. ingressiv (von obsīdĕre; vgl. ThLL s. v. obsideo et obsīdo, Sp. 220,62–68); außerdem deutete er den Satz ne – obsiderent als Konsekutiv-, nicht als Finalsatz, der auch nicht von accepto auro abhänge, sondern von recesserunt. 1 Gegen diese Deutung spricht erstens die Stellung des ne-Satzes, die eine Abhängigkeit als Konsekutivsatz vom erst danach stehenden Hauptsatzprädikat recesserunt sehr unwahrscheinlich macht. Zweitens ist es nach dem Sprachgebrauch der Kaiserzeit zwar möglich (H.-Sz. 641 f.), einen Konsekutivsatz mit ne statt ut non zu beginnen, aber zwingend ist die Annahme hier nicht; bei der von Srb angeführten Parallele Eutr. 2,6,4 verberavit, ne rectum posset aspicere ist die Deutung als Finalsatz sinnvoller. Drittens muss man bei den Verben obsedissent und obsiderent nicht unbedingt verschiedene Aktionsarten annehmen; beide können ohne Schwierigkeit durativ aufgefasst werden (wie auch Eutr. 10,14,1 cum multa oppida barbari expugnassent, alia obsiderent). Unbedingt sinnvoll ist Srbs Vorschlag, die Partikeln postea tamen etiam auf accepto auro zu beziehen, nicht auf recesserunt, und entsprechend zu interpungieren. In Ergänzung zu Srbs Erläuterungen ist noch auf einen Umstand hinzuweisen, der den scheinbaren Widerspruch bei Eutrop beseitigt, dass Camillus dieselben Gallier zweimal schlägt und diese zwischendurch noch Gold erhalten: Aus der Schilderung bei Liv. 5,41–49 geht hervor, dass die Gallier sich während der Belagerung des Srb schlägt folgende Übersetzung vor: „Auf der Stelle kamen die gallischen Senonen gegen Rom gezogen und … nahmen sogar die Hauptstadt ein, und es war keinerlei Verteidigung möglich mit Ausnahme des Capitols. Nachdem sie dieses lange belagert hatten und es schon soweit war, daß die Römer unter Hunger litten, wurden von Camillus, der in einer Nachbarstadt in der Verbannung lebte, die Gallier überrumpelt und erlitten eine vernichtende Niederlage. Nachdem sie später gleichwohl obendrein noch Gold bekommen hatten, zogen sie ab, ohne das Capitol besetzt zu haben, aber Camillus verfolgte sie und hieb sie so zusammen, daß er sowohl das Gold, das ihnen bezahlt worden war, als auch alle militärischen Feldzeichen, die sie erbeutet hatten, zurückfordern konnte.“ 1

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Kapitols in zwei Kontingente aufteilen, von denen ein Teil die Belagerung fortsetzt, während der andere plündernd durch das Umland zieht und von den Ardeaten unter Camillus gravissime besiegt wird. Bei Eutrop fehlt nur die wichtige Information, dass das Gallierheer sich aufgeteilt hat, so dass Camillus zwar zweimal entscheidend über die Gallier siegt, aber eben nicht zweimal über dieselben Gallier.

2. Buch 1. (2) nam Camillus – triumphos egit Dem überlieferten Text zufolge sind die Worte et Aequorum urbem et Sutrinorum mit dem vorangehenden vicit zu verbinden, wodurch das nach dem atque stehende occupavit ohne Objekt steht, was bei Eutrop sonst nicht vorkommt. Darum wurden für die Stelle verschiedene Änderungen vorgeschlagen (Schoonhoven: atque omnes 1 deletis earundem exercitibus occupavit et tres …; Hartel: Aequorum urbem et Sutrinorum ⟨occupavit⟩ atque … {occupavit et} tres …; 2 Droysen: Volscorum civitatem … vicit et Aequorum urbem et Sutrinorum, atque … {occupavit et} tres …; Duncker, De Paeanio 19, als Satzanfang: atque omnibus, deletis earundem exercitibus, occupatis tres …, Rühl: atque omnes deletis earundem exercitibus {occupavit et} tres …). Wagener, der in seiner Ausgabe atque durch easque ersetzt hatte, entschied sich kurz darauf, den überlieferten Text zu halten (Wagener, Jahresbericht 2,332 f.; so auch Petschenig, Bericht 23 und Santini). Die Übersetzungen von Hellegouarc’h („et toutes il les occupò“) und Bordone („le occupò“), die ebenfalls nicht in den lateinischen Text eingreifen, entsprechen eher den Konjekturen von Schoonhoven und Wagener. Am sinnvollsten ist wohl der Vorschlag von D. Baumgarten-Crusius, Eutropii Breviarium historiae Romanae, Leipzig 1824, 9 (= 21849, 10, bearbeitet von R. Dietsch), atque zu streichen und dem Satz damit eine dreigliedrige Struktur zu geben, in der die mit et verbundenen Kola jeweils mit einem Prädikat enden (vicit – occupavit – egit). Zwei Hss. des Paulus Diaconus haben ebenfalls omnes; vgl. Hartel, Eutropius und Paulus Diaconus 271 f.; A. Crivellucci, Pauli Diaconi Historia Romana 23, app. crit. 2 Hartel sah seine Änderung in der Übersetzung des Paianios bestätigt: Κάμιλλοϲ γὰρ Βολούϲκων πόλιν … αὐτήν τε εἷλε {τὴν Βολούϲκων}, ὡϲ καὶ πόλιν ἑτέραν Ἐτρούϲκων καὶ Ϲουτρίνων ἄλλην, πάϲαϲ τε αὐτὰϲ ὑφ’ ἑαυτὸν ποιηϲάμενοϲ καὶ τοὺϲ πολεμίουϲ διαχρηϲάμενοϲ τρεῖϲ ἐπὶ τοῖϲ τριϲὶν ἔθνεϲιν ἐπετέλεϲε θριάμβουϲ. 1

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3. tamen Zur kopulativen Funktion vgl. 1,9,5 mit Komm. z. St. 6. (1) parvis – erat Dieser Zusatz, in dem Eutrop gemäß seinem livianischen Prätext die (falsch berechnete und daher etwas übertriebene, vgl. Bordone, Komm. z. St. [197 Anm. 11]) Kampfkraft des noch jungen römischen Staates betont, ist sinngemäß dem vorhergehenden Relativsatz unterzuordnen und daher hier, anders als in den bisherigen Editionen, unter § 1 (statt 2) geführt. (4) interfectus – nomen dedit Die inhaltlich unmissverständliche Episode wird von Eutrop etwas eigenartig ausgedrückt: Während bei interfectus der Gallier gemeint ist, kommt als Subjekt von dedit nur der Rabe in Frage. Nach der Konjektur von Duncker, Zu Eutropius 641–43 (übernommen von Wagener, Rühl und Müller, vgl. Wagener, Jahresbericht 2,326 f.) wäre nach interfectus das Ende des Satzes anzunehmen und dann corvus als Subjekt zu dedit zu ergänzen. 1 Als parataktischer Hauptsatz wäre ita – interfectus aber stilistisch auffällig, weil erstens die Kopula est fehlt (Eutr. 9,22,2 ita Britanniae decimo anno receptae ist insofern nicht vergleichbar, als dort das Resümee eines gesamten Kapitels gezogen wird, während hier nur ein einzelnes Ereignis in einer langen Sequenz erwähnt wird) und zweitens der dedit-Satz dann ohne satzverbindende Partikel bliebe. Wenn man den überlieferten Text halten will, kann man erstens mit Venini, Peanio traduttore 427 und Bordone, Komm. z. St. (197 f. Anm. 13) auf die mehrfache Brechung der tradierten Erzählung im Breviarium hinweisen, das die schon in der Quelle (Livius-Epitome) verkürzte Darstellung weiter verkürzt und dabei gelegentlich rätselhaft anmutende Versionen produziert (so auch 1,20,3 f.; 3,13,2 u. ö.). Die klarere Darstellung der corvusEpisode bei Paianios (ὁ δὲ κόραξ τοῖϲ τε ὄνυξι καὶ τοῖϲ πτεροῖϲ ἔπαιε τοῦ Γάλλου τὰ ὄμματα κωλύων εὐθὺ τῷ πολεμοῦντι προϲβλέπειν. καὶ οὕτω πίπτει μὲν ὁ Γάλλοϲ, τῷ Οὐαλερίῳ δὲ ὁ τῆϲ νίκηϲ τρόποϲ δέδωκε τὴν προϲηγορίαν. Κορβῖνοϲ γὰρ ὠνομάϲθη) zeigt gemäß Venini, dass Eutrops Darstellung nicht ganz abwegig ist. Zweitens kann man die Worte ita … interfectus als dominantes Partizip auffassen (H. Pinkster, Lateinische Syntax und Grammatik, Tübingen 1988, 198–201; auch bekannt als ‚ab urbe condita-Konstruktion‘, vgl. K.-St. 1,766; H.-Sz. 393 f.), Dunckers weitere Vermutung, dass bei idem corvus im vorigen Satz corvus mit Ga.c. zu tilgen sei, da Eutrop idem nur selten adjektivisch verwende (bei Personen 10,14,2 per eundem Iulianum; 10,16 Ioviano eodem, vgl. Šorn, Sprachgebrauch 3,4; Petschenig, Bericht 24; außerdem bei Neutra: 3,16,2 eodem itinere; 4,16,2 ad idem bellum; 9,23 per idem tempus), ist abzulehnen. 1

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das anstelle eines abstrakten Substantivs steht (interfectus sc. Gallus = interfectio Galli). Die Ellipse des Bezugswortes kommt in dieser Konstruktion auch anderswo und in verschiedenen Kasus vor (Plaut. Cist. 686: perdita [sc. cistella] perdidit me; Tac. ann. 2,46,5: id signum perculsi [sc. hostis] fuit; 6,35,2: fama tamen occisi [sc. ducis] falso credita. 8. (2) rediret Das überlieferte redisset kann nur so verstanden werden, dass Papirius Cursor die Anweisung nach seiner Rückkehr erteilt (so Bird und Bordone; Hellegouarc’h übersetzt „revenant“; bleibt aber bei redisset). Sinnvoller ist die Emendation rediret von Duncker, Zu Eutropius 643 (vgl. Wagener, Jahresbericht 2,324; Petschenig, Bericht 24), die auch Wagener, Rühl und Müller aufnahmen und die nicht nur zu Paianios’ Übersetzung passt (κατέλιπεν ἐπιτροπεύειν τοῦ ϲτρατοῦ, προαγορεύϲαϲ μὴ ϲυμμῖξαι μήτε εἰϲ χεῖραϲ ἐλθεῖν, πρὶν ἂν ἐκ τῆϲ Ῥώμηϲ ἐπανήκῃ), sondern auch zu Livius (8,30,2 namque Papirius dictator … cum … Romam proficisceretur, magistro equitum denuntiavit, ut sese loco teneret …) und dem Autor de viris illustribus (Ps.-Aur. Vict. vir. ill. 31,1 Lucius Papirius … ad auspicia repetenda Romam regressus edixit Fabio Rullo, quem exercitui praeponebat, ne manum cum hoste consereret). Das Partizip regressus ist hier als gleichzeitig anzusehen, vgl. K.-St. 757 Zusatz β. 9. (1) Papirius Weil Paianios die Stelle mit καὶ πρῶτοϲ οὗτοϲ κατὰ Ϲαμνιτῶν ἐδόθη τῷ Παπιρίῳ übersetzt, wollte Duncker, De Paeanio interprete 19 Papirius ⟨primus⟩ ergänzen, was Rühl und Müller in den Text aufnahmen. Es ist aber eher von einem eigenständigen Zusatz des Übersetzers als von einem Überlieferungsfehler bei Eutrop auszugehen (vgl. Wagener, Jahresbericht 2,338, der auch weitere Zusätze des Paianios bespricht; Venini, Peanio traduttore 433 Anm. 33). (2) legatus fuisset Zur Bedeutung „(einem Amtsträger) als Statthalter beigesellen“ s. ThLL s. v. lēgo Sp. 1115,84–1116,26. Da ein Teil der Hss. legatus datus hat, setzten Wagener, Rühl und Müller dies in den Text und nahmen auch an der Parallelstelle 4,4,1 die Ergänzung von Duncker, Zu Eutropius 645 auf (Scipio Africanus fratri suo L. Cornelio Scipioni consuli legatus ⟨datus⟩ contra Antiochum profectus est), wo allerdings in allen Hss. nur legatus überliefert ist. Duncker begründete seine Änderung damit, dass Paianios 2,9,2 ληγάτοϲ δὲ αὐτῷ χειροτονηθείϲ und 4,4,1 ὁ ἀδελφὸϲ αὐτοῦ χειροτονεῖται ληγάτοϲ übersetzt. Dagegen wandte Malcovati, Le traduzioni greche 295 f. ein, dass Paianios lateinische termini

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technici eher umschreibt, als sie mit einem einzelnen äquivalenten griechischen Wort wiederzugeben. 11. (1) iam in ultima Italia Zur steigernden Verwendung des iam (im Sinne von „ganz und gar“) vgl. Tac. Agr. 10,3 procurrentium extremo iam litore terrarum und die Ausführungen ThLL s. v. iam Sp. 92,65–69; A. A. Lund, De Agricola primo inventore (Tac. Agr. 10,3 et 24,1), Gymnasium 87 (1980) 275–82, hier 277–79. (2) quaecum⟨que a⟩  Romanis agerentur Vinetus’ auch von Droysen, Rühl, Müller und Bordone übernommene Konjektur hat gegenüber der von Santini (quaecum⟨que⟩ R. agerentur, so auch Hellegouarc’h) den Vorzug, dass sie den bei Eutrop sonst nicht nachweisbaren dat. auctoris vermeidet. 13. (2) si binorum Merulas Konjektur (nach Val. Max. 2,7,15 si quis bina spolia ex hostibus tulisset; Frontin. strat. 4,1,8 donec bina hostium spolia singuli referrent) wird seit Verheyk von allen Editoren in den Text gesetzt. Die Entstellung sibi notorum muss früh entstanden sein, da sie offenbar Paianios’ Übersetzung beeinflusst hat (τῶν διεγνωϲμένων ἀνδρῶν ἐκ τοῦ ϲτρατεύματοϲ τῶν πολεμίων λάφυρα). 20. (1) Punici belli Die Tautologie der überlieferten Worte Punici belli, quod contra Afros gerebatur veranlasste Duncker, Zu Eutropius 643, unter Berufung auf Paianios (τοῦ προτέρου πρὸϲ Ἄφρουϲ πολέμου) primi statt Punici zu schreiben; dies nahmen Wagener und Rühl auf. Die von Duncker angeführte Parallele (2,18,2 contra Afros bellum susceptum est primum; Paianios πρὸϲ Ἄφρουϲ αὐτοῖϲ ὁ πρότεροϲ κινεῖται πόλεμοϲ) liefert dafür allerdings kein stichhaltiges Argument, da Paianios sich bei der Nennung der Punischen Kriege einige Freiheit nimmt (vgl. 3,23,3 secundum bellum Punicum / ὁ πόλεμοϲ οὗτοϲ und 5,1,2: tempore Punici belli: keine Übersetzung) und Eutrop sonst nur den 2. Punischen Krieg mehrere Male mit der Ordinalzahl versieht (3,7,2 Beginn; 3,23,3 Ende; 4,10,1 Rückverweis). Es ist ebenso möglich, dass Paianios den Pleonasmus bei Eutrop durch ein schlichtes πρὸϲ Ἄφρουϲ wiedergab und προτέρου selbstständig hinzufügte. Für das lateinische Adjektiv Punicum verwendet er regelmäßig eine Nominalphrase (πρὸϲ Ἄφρουϲ / ἐξ Ἀφρικῆϲ / κατὰ τῶν Ἄφρων, 8,12,2 τοῖϲ Ἄφροιϲ). 21. (2) multisque vastatis Paianios fasste die Stelle etwas spezieller auf (πᾶν ὃ διῆλθον ἐκπολιορκήϲαντεϲ). Ein Eingriff in den Text, wie cultisque vastatis (A. Zingerle, Kleine philologische Abhandlungen, Band 4, Innsbruck 1887, 53; Šorn, Sprachgebrauch 1,46: ‚Feldfrüchte‘) oder die Ergänzung von oppidis nach vastatis (Sylburg, Bordone in der Überset-

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zung) bzw. von castellis davor (Eussner, Rezension Eichert 76; Rühl; Hellegouarc’h in der Übersetzung), sind nicht nötig (vgl. Wagener, Jahresbericht 2,345), da das Neutrum multa bei Eutrop mehrmals ohne Substantiv vorkommt (8,4 aedificans multa; 8,7,2 multa aedificavit; 8,18,4 multa … reparavit; 9,23 ordinavit … multa; 10,10,1 multa et gravia perpessus). 24. (1) per Numidas, quos in auxilium habebat, collegit Eutrops Formulierung erweckt bei flüchtiger Lektüre den Eindruck, dass Metellus die Elefanten mit Hilfe der Numider einsammelt. Während Hellegouarc’h dementsprechend „il les rassembla avec l’aide des Numides qui’il avait dans ses troupes auxiliaires“ übersetzt, beziehen Bird, Müller und Bordone per Numidas nicht auf collegit, sondern auf errantes, und verstehen als Subjekt des Relativsatz quos – habebat nicht Metellus, sondern den zuvorgenannten Afrorum ducem. 25. (2) tanti non esse Da im Gegensatz zu der ähnlichen Stelle 7,17,3 (cum tanti se non esse dixisset, ut propter eum bellum civile moveretur), wo es nur um Otho geht, hier mehrere Personen genannt werden (propter unum se et senem et paucos), ist das in vielen Hss. überlieferte tanti se non esse (gegen Rühl, Santini, Bird und Müller) als Influenzfehler anzusehen; vgl. Petschenig, Bericht 25. Als logisches Subjekt zu tanti non esse ist demnach der im vorangehenden Satz genannte Friedensschluss zu sehen (Hellegouarc’h, Bordone). 28. quam Die verkürzte Form von postquam verwendet Eutrop mehrmals (vgl. 3,23,3; 4,12,1; 7,8,1; 7,22,1), wie vor ihm schon Livius und Nepos; vgl. K.-St. 2,355 Anm. 1.

3. Buch 1. (2) modiorum Zur Übersetzung von modius mit „Scheffel“ (nicht „Metze“, ein wesentlich kleineres Maß, dessen Entlehnung von modius zudem unwahrscheinlich ist) s. G. Schuppener, Die Dinge faßbar machen. Sprach- und Kulturgeschichte der Maßbegriffe im Deutschen, Heidelberg 2002, 325 f. 2. tamen Zur kopulativen Funktion vgl. 1,9,5 mit Komm. z. St. 3. Bulco Die Verschreibung des Namens (statt Bulbus, was Sylburg auch bei Eutrop herstellen wollte; vgl. Fast. cos. Capitol. 509. 519. 520) ist offenbar auf Eutrop oder seine Quelle zurückzuführen (vgl. Wagener, Jahresbericht 1,402; Wagener, Jahresbericht 2,316): Nach Droysen sind

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die verschiedenen Lesarten (vulgo oder vulsco, Βούϲκλου bei Paianios) auf Bulco zurückzuführen, das auch Oros. hist. 4,12,2 (Bubulco) bei Eutrop las. 5. qui – interfuit Diese einzige Stelle, an der Eutrop seine Quelle nennt (vgl. FRHist 1, General Introduction 66; das Zitat stammt aus zweiter Hand), korrespondiert mit der vielzitierten Passage in Julians Perserkrieg (10,16,1 cui expeditioni ego quoque interfui). per consulem Für den nur in einer Hs. (S) überlieferten Singular spricht, dass Eutrop bei der Datierung nur den Konsul L. Aemilius Papus nennt, nicht aber seinen Kollegen C. Atilius Regulus, der noch im selben Jahr bei Pisa im Kampf gegen die Gallier gefallen war (Polyb. 2,27,10). Auch Paianios’ Übersetzung (οὐ δεηθεὶϲ τῶν ϲυλλεγέντων ἐπικούρων Αἰμίλιοϲ) stützt den Singular. tantum Das Adverb weist offenbar darauf hin, dass die Gallier vom Heer des Konsuls ohne die italischen Hilfstruppen geschlagen wurden, vgl. Haverkamp, Eutropii Breviarium historiae Romanae 110 und Müller, Komm. z. St. (sowie die Spezialwörterbücher und Schulausgaben des 19. Jh.). Die Übersetzung „durch den Konsul allein“ (so Bird und Müller) ist somit möglich, auch wenn der Ausdruck (statt solum) eigenartig anmutet. 6. (2) ac triumphans – vexit Dass der Konsul Marcellus die spolia opima im Tempel des Jupiter Feretrius weihte, ist ein Glanzpunkt der republikanischen Geschichte, den Eutrop nicht übergehen konnte. Die Einzelheiten von Eutrops Schilderung passen zu Plut. Marcell. 8,2, nach dem Marcellus die Rüstung sorgsam auf einer Eichenstange montierte (κόϲμῳ διαθεὶϲ καὶ περιαρμόϲαϲ ἕκαϲτον) und diese beim Triumphzug auf dem Wagen mit sich führte. Zur historischen Beurteilung der Episode vgl. H. I. Flower, The Tradition of the Spolia Opima: M. Claudius Marcellus and Augustus, in: J. H. Richardson / F. Santangelo (Hgg.), The Roman Historical Tradition: Regal and Republican Rome, Oxford 2014, 285–320 (zuerst in: ClAnt 19 [2000] 34–64). 10. (1) mittuntur – succedunt Bis zum Ende des 3. Buches wechselt Eutrop bei der Darstellung stellenweise zum historischen Präsens (3,10,2 vincuntur; 3 pereunt / sauciatur; 14,2 interficiuntur; 15,1 mittitur; 2 capit; 3 capit / mittit; 17: gerit; 20,2 pugnat / interficit / capit / capit / invadit / mittitur / deserit / iubetur; 22,2 infertur). qui abiens Pirogoff, De Eutropii fontibus, Thesis 1 begründete seine Konjektur mit den griechischen Übersetzungen (Paianios ὃϲ χωριζόμενοϲ τῶν πραγμάτων ϲυνεβούλευε τοῖϲ ὑπάτοιϲ …; Ioh. Ant. fr. 70 Mariev

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= 119,1 Roberto Φάβιοϲ δὲ κατατιθέμενοϲ τὴν ἀρχὴν παρῄνει …). Wagener, Rühl, Šorn, Sprachgebrauch 1,13, und Müller schlossen sich ihm an. Zwar ist die Wiederholung des Beziehungswortes im Relativsatz an sich nicht anstößig (vgl. K.-St. 283 f.) und kommt bei Eutr. 7,15,1 noch einmal vor (cum quaereretur ad poenam, quae poena erat talis …, vgl. Petschenig, Bericht 25); aber wie schon Wagener, Jahresbericht 2,321 hervorhob, gibt es für die Wiederholung eines Eigennamens keine Parallele im Lateinischen. callidum et inpatientem ducem Frühere Editoren (zuletzt Hartel, Droysen und Wagener) bevorzugten das in vielen Hss. bezeugte calidum, das auch in ‚Kapitons‘ Übersetzung θερμοῦ zugrunde liegt (Ioh. Ant. fr. 72 Mariev = 119,2 Robert; Suda π 1130) und besser zur Hinhaltestrategie des Q. Fabius Maximus passt (vgl. Petschenig, Bericht 25). Der scheinbare Kontrast zwischen callidus und inpatiens kann allerdings durchaus von Eutrop beabsichtigt sein. Zu Hannibals Verschlagenheit vgl. Nep. Hann. 5,2 (Fabio, callidissimo imperatori, dedit verba). (2) {id est Aemilio Paulo} Dieser in allen Hss. überlieferte Ausdruck ist von Vinetus als in den Text eingedrungene Glosse getilgt worden; die späteren Editoren schlossen sich alle diesem Urteil an. Als Interpolation ist die Stelle vor allem wegen des Anschlusses id est anzusehen, der sonst bei Eutrop nicht vorkommt. Die Redundanz der Information allein ist indes kein sicheres Zeichen, denn Eutrop gibt solche scheinbar überflüssigen Zusätze häufiger. Dass sie trotz vereinzelter Tilgungsvorschläge nicht zu streichen sind, zeigt Wagener, Jahresbericht 334–38 an vielen Beispielen (etwa 6,23,2 L. Cornelius Faustus, {Sullae dictatoris filius} [del. Hartel]; 6,23,2 Faustus, {Sullae quondam dictatoris filius} [del. Duncker]); neuere, ebenfalls abzulehnende Vorschläge dieser Art sind 6,15 ab Antonio {altero consule} (del. Santini), 10,8,3 per crinitam stellam … {eam Graeci cometen vocant} (del. Marshall, Rezension 271). 13. (2) cum eo Eutrops Wortwahl erregt Anstoß, da Hasdrubal eben nicht mit den 12.000 Soldaten fällt, sondern zu den 1.500 Gefangenen gehört; zu erwarten wäre der Ausdruck eher (mit Eussner, Rezension Hartel 251, sowie Rühl und Müller) nach capti (vgl. Eutr. 2,21,5 quingenti cum imperatore Regulo capti sunt, triginta milia occisa). Tilgung der Worte erwog Petschenig, Bericht 25 f. Aber es ist wohl eher mit Hartel, Eutropius und Paulus Diaconus 310 an „ungeschickte Stilisierung“ zu denken (cum eo sc. capto; Bird scheint mit seiner Übersetzung „of the men with him“ cum eo = suorum zu verstehen). Wie Venini, Peanio traduttore 428 f. mit

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Verweis auf Paianios’ Übersetzung (τοῦτον Μάλλιοϲ Τορκουάτοϲ ἐζώγρηϲε μάχῃ, πρότερον ἀποβαλόντα τῆϲ ϲτρατιᾶϲ τῶν μὲν πεϲόντων δέκα χιλιάδαϲ, τῶν δὲ ἀπαχθέντων αἰχμαλώτων εἰς πεντακοϲίουϲ τε καὶ χιλίουϲ) hervorhebt, ist die Passage auch ohne Eussners Umstellung verständlich. 14. (2) casu – virtute decepti Die auffällige Formulierung veranlasste Duncker, Zu Eutropius 643 f., unter Berufung auf Paianios (ἐπεὶ καὶ οἱ ϲτρατηγοὶ τύχῃ μᾶλλον ἡττήθηϲαν ἢ τῇ περὶ τὸν πόλεμον ῥᾳθυμίᾳ) virtute durch temeritate (wie Eutr. 10,1,3) zu ersetzen. Dagegen wies Wagener, Jahresbericht 2,340 f. darauf hin, dass Eutrop hier seine Quelle ungenau exzerpiert habe. Nach Liv. 25,32–36 teilten die Scipionen das Heer und Publius zog mit zwei Dritteln der römischen Soldaten weiter, während Gnaeus mit den übrigen Römern und den keltiberischen Hilfstruppen im Lager blieb. Die Scipionen fielen in Nachtgefechten (Publius auf dem Marsch, Gnaeus im Lager, nachdem die Keltiberer, von Hasdrubal bestochen, abgefallen waren), während die meisten Soldaten flohen und sich in Publius Scipios Lager unter dem Kommando von Tiberius Fonteius sammelten. Während Livius’ Darstellung nicht nur widrige Umstände (Abfall der Hilfstruppen, Überfälle numidischer Reiter, Gerüchte über karthagische Verstärkung, ungünstiges Gelände) schildert, sondern auch taktische Fehlentscheidungen der Scipionen nennt, entlässt Eutrops Formulierung sie aus der Verantwortung: Sie seien eher zufälligen Ereignissen (casu) zum Opfer gefallen als der Tapferkeit (virtute) ihrer Feinde. 1 Nach Wagener hat Paianios Eutrops verkürzte Darstellung in eigener Weise (ohne Kenntnis von Livius) umgedeutet. Rühls Änderung (intercepti statt decepti) erleichtert zwar die gedankliche Verbindung mit virtute, ist aber nicht notwendig, da decipere im Spätlatein auch in der Bedeutung interficere, opprimere, perdere vorkommt (vgl. E. Löfstedt, Spätlateinische Studien, Uppsala / Leipzig 1908, 72–74). (3) nobilissima urbs Syracusana Santini begründet seine (von Müller aufgenommene) Änderung urbe mit der Übersetzung des Paianios, die allerdings eher den Nominativ zu stützen scheint (Μάρκελλοϲ τὸ πλεῖϲτον ἀνεκτήϲατο τῆϲ Ϲικελίαϲ … καὶ τὰϲ Ϲυρακούϲαϲ εἷλε πολιορκίᾳ πολύν τε πλοῦτον ἐκεῖθεν προϲεκτήϲατο τοῖϲ Ῥωμαίοιϲ); das von Santini hervorgehobene ἐκεῖθεν kann Paianios aus dem Zusammenhang

So Wagener, Bird, Müller und Bordone; Hellegouarc’h übersetzt dagegen „de leur valeur“, bezieht virtute also auf die Scipionen. 1

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ergänzt haben. Für Herkunftsangaben verwendet Eutrop stets a(b) oder e(x), nie den bloßen Ablativ. 16. (1) Tarentum Die Verbindung mit qua ergibt sich daraus, dass Eutrop von der spätlateinischen Nebenform Tarentus ausgeht (Wagener, Jahresbericht 2,346; Šorn, Sprachgebrauch 3,11); das Genus ist nach Löfstedt, Syntactica 2,147 durch gedankliche Angleichung an den dem Beziehungswort zugrundeliegenden Begriff civitas oder urbs bedingt. Parallelen dazu finden sich 2,16 (Ariminus, hsl. belegt im Nominativ und so auch von Paianios übersetzt) und 9,9,1 (Mogontiacus, quae … rebellaverat, vgl. phil. Komm. z. St.). 20. (2) exercitum eius interficit Diesen Ausdruck sah Duncker, Zu Eutropius 644 f. als Zeichen dafür an, dass Eutrops Text korrupt sei; seine aus Paianios (τῆϲ οὖν Ἀφρικῆϲ ἐπιβὰϲ Ἅννωνι ϲυνέμιξε τῷ ϲτρατηγῷ· καὶ προτέρᾳ μὲν ϲυμπλοκῇ τὴν ϲτρατιὰν αὐτοῦ διέφθειρε πανωλεθρίᾳ) entwickelte Vermutung, Eutrop habe geschrieben is in Africam transiit, Hannonem ducem Afrorum ⟨priore⟩ pugna ⟨interfecit⟩, exercitum eius ⟨ad internicionem⟩ vicit steht jedoch auf schwachen Füßen. Wagener, Jahresbericht 2,341–43 verwies auf die freie Übersetzung des Paianios und nahm die von Duncker inkriminierte Junktur exercitum interficere in Schutz, denn außer der von jenem zitierten, textkritisch umstrittenen Parallele (Nep. Ar. 2,1 in proelio, quo Mardonius fusus barbarorumque exercitus interfectus est; Duncker forderte dort nach dem Vorschlag von Kellerbauer den Tausch von fusus und interfectus) kommt interficere in ähnlichen Verbindungen noch anderweitig vor (Eutr. 7,23,4 legio eius cum duce interfecta est; Nep. Iph. 2,3 hoc exercitu moram Lacedaemoniorum interfecit). 22 (2) legati tamen … capti sunt et iubente Scipioni dimissi Zur Beurteilung der Stelle ist die zugrundeliegende Darstellung des Livius zu beachten, vgl. Bordone, Komm. z. St. (221 Anm. 70): Während in Rom karthagische Gesandte um den Frieden verhandeln, stören die Karthager in Afrika den Waffenstillstand: Hasdrubal greift mit seiner Flotte römische Schiffe an, Scipios Gesandte werden in Karthago vom Stadtvolk angegriffen und entkommen auf dem Rückweg ins Lager nur knapp einem karthagischen Flottenangriff (Liv. 30,25,1–9). Als danach die karthagischen Gesandten aus Rom zurückkehren, sagt ihnen Scipio: etsi non indutiarum fides modo a Carthaginiensibus, sed ius etiam gentium in legatis violatum esset, tamen se nihil nec institutis populi Romani nec suis moribus indignum in iis facturum esse (Liv. 30,25,10). Bei Livius besteht also ein

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durch etsi – tamen ausgedrücktes konzessives Verhältnis zwischen den Verbrechen der Karthager und Scipios Schonung der Gesandten. Wenn man für tamen bei Eutrop ebenfalls eine konzessive Funktion annimmt (so Bird, Müller, Hellegouarc’h und Bordone), muss man sich fragen, ob diese in der überlieferten Fassung legati tamen … capti sunt et iubente Scipione dimissi sinnvoll ist. Paianios übersetzt die Stelle als Konsekutivsatz: ὥϲτε καὶ τοὺϲ πρέϲβειϲ αὐτῶν (sc. τῶν Ἄφρων) … ὑπὸ τῆϲ μετὰ Ϲκιπίωνοϲ ϲτρατιᾶϲ ϲυλληφθῆναι· ἀλλ’ ὁ Ϲκιπίων αὐτοὺϲ διαφῆκε. Duncker, De Paeanio 20 wollte deswegen et durch sed ersetzen, was Rühl in den Text aufnahm. Dagegen hatte Hartel im kritischen Apparat (vgl. Hartel, Eutropius und Paulus Diaconus 266) die Umstellung legati tamen … capti iubente Scipioni dimissi sunt vorgeschlagen. Seine Konjektur kommt zwar der livianischen Darstellung näher als diejenige Dunckers (oder der überlieferte Text), aber ob sie bei Eutrop nicht nur sinnvoll, sondern auch nötig ist, bleibt fraglich. Die Übersetzungen von Bird („Nevertheless their envoys, who were captured by the Romans while returning from Rome, were freed on Scipio’s orders“) und Hellegouarc’h („Cependant leurs ambassadeurs, capturés par des Romains à leur retour de Rome, furent renvoyés sur l’ordre de Scipion“) entsprechen Hartels Konjektur, aber Hellegouarc’h bleibt im Lateinischen dennoch bei der Überlieferung. Bordone übersetzt unter Beibehaltung der Überlieferung: „Tuttavia i loro ambasciatori, di ritorno da Roma, furono catturati dai Romani e rilasciati su ordine di Scipione.“ Wenn auch Bordone im Kommentar nicht auf Hartels Bedenken eingeht, kann man seiner Übersetzung doch ansehen, dass er das Problem nicht so scharf wie jener gesehen hat; auch Wagener, Jahresbericht 2,339 hielt einen Eingriff in den Text für unnötig. Der Gegensatz zwischen den karthagischen Provokationen und Scipios moralischem Verhalten ist beim überlieferten Text immer noch spürbar, wenn auch nicht so pointiert wie bei Hartels Umstellung. Da das tamen sich vor allem auf dimissi bezieht, kann das et mit H.-Sz. 480 d adversativ verstanden werden, so dass eine an Müller angelehnte Übersetzung („Dennoch wurden ihre Unterhändler, die aus der Stadt kamen, von den römischen Soldaten zwar abgefangen, aber auf Scipios Anordnung hin wieder in Freiheit gesetzt“) Eutrops Ausdruck am nächsten kommt. 23. (2) argenti pondo ducenta milia, auri octoginta Wie Eutrop die beträchtliche Beute bezifferte, die Scipio nach der Schlacht von Zama in Hannibals Lager vorfand, ist beim Schwanken der Hss. und der dürftigen Parallelüberlieferung schwer zu entscheiden, vgl. Wagener, Jahresbericht

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2,306–8: Für das Silber überliefern die Hss. G CIPa sowie die des Paulus Diaconus viginti milia, die Veroneser Exzerpte (D) und die Hss. VLOA dagegen übereinstimmend mit Paianios ducenta milia (was schon Duncker, De Paeanio 16 für richtig hielt); das Gold soll nach den Hss. GF I VLOA D octoginta, also entweder 80 (so Bird, Hellegouarc’h und Bordone) oder 80.000 (sc. milia, so Müller und Paianios ὀκτώ sc. μυριάδων) Pfund gewogen haben, nach Paulus Diaconus octingenta (so Mommsen und Droysen gemäß Appian, s. u.), nach den Hss. C und S triginta. Da Livius (30,36,1) keine Zahlen nennt, bleibt zur Kontrolle nur Appians Angabe (Hann. 38 χρυϲίου … τάλαντα δέκα καὶ ἀργυρίου διϲχίλια καὶ πεντακόϲια). Wenn man mit Wagener die Umrechnung von 1 Talent = 80 Pfund ansetzt (nach Liv. 38,38,13 talentum ne minus pondo octoginta Romanis ponderibus pendat), stimmt Appians Silberbetrag mit der höheren Zahl bei Eutrop überein, der Goldbetrag dagegen mit der nur bei Paulus belegten Zahl 800. Wagener entschied sich deshalb für die durch Paianios gestützten Zahlen 200.000 und 80.000 (weil er die Angabe 800 bei Appian für einen Rechenfehler hielt) und führte ihre exorbitante Höhe darauf zurück, dass Eutrop eine Quelle zitierte, die mit dem von Livius für seine übertriebenen Zahlen gescholtenen Annalisten Valerius Antias vergleichbar sei (s. FRHist 25, T 1–4; J. W. Rich, Introduction, FRHist 1,300 f.). Dazu ist zu bemerken, dass zwar Paianios’ Zahlen bei Gewichtsangaben immer mit Eutrop übereinstimmen (2,19,2; 3,21,2 f.; 3,22,2; 4,2,1; 4,4,3; 4,6,13), dass ihm aber bei der Übersetzung auch Fehler unterlaufen sind: Er übersetzt pondo entweder unspezifisch mit ϲταθμόϲ (3,21,2. 3. 23,2; richtig ist dagegen 3,22,2 λιτρῶν für pondo … librarum, vgl. LSJ s. v. λίτρα II) oder einmal ganz falsch mit τάλαντα (4,2,1). Die 200.000 Pfund Silber sind zwar nicht ganz unglaubwürdig (vgl. Eutr. 3,21,3; 22,2), aber beim Gold muss Paianios ein Fehler unterlaufen sein: Sein Wortlaut zeigt zwar (wie Wagener nach Duncker, De Paeanio 16 hervorhebt), dass er octoginta gelesen hat, aber seine Ergänzung milia ist, obwohl sprachlich möglich, sachlich kaum richtig. Zur Unterscheidung von Gewicht und Nennwert der Silberwährung und insbesondere zur Entwertung des karthagischen Silbergeldes im 3. Jh. v. Chr. vgl. Hultsch, Metrologie 428– 33; M. H. Crawford, Coinage and Money under the Roman Republic: Italy and the Mediterranean Economy, Berkeley 1985,108–11.

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4. Buch 4. (1) legatus Gegen die Ergänzung ⟨datus⟩ von Duncker, Zu Eutropius 645 s. phil. Komm. zu 2,9,2. (2) circa Sipylum ⟨apud⟩ Magnesiam Den Ort der Schlacht, die Ebene nördlich des Sipylos, gibt Liv. 37,37,9 etwas anders an (circa Magnesiam, quae ad Sipylum est, posuit castra). Bei Eutrop ist die Überlieferung korrupt, denn vor Magnesiam fehlt eine Präposition. Schon der Korrektor der Hs. I hat ad ergänzt, 1 was Hartel, Hellegouarc’h und Bordone auch in den Text setzten. Aber zur Angabe der Ortslage verwendet Eutrop ad nur zweimal (5,8,1 ad portam Collinam; 7,15,1 ad quartum urbis miliarium; vgl. K.-St. 1,519 f.), bei Städtenamen wählt er entweder den Lokativ (Romae passim; 8,19,2 Eboraci; 9,11,1 Mediolani; 9,17,3 Sirmii; 9,27,2 Nicomediae … Mediolani) oder apud mit Akkusativ (entweder als Ersatz für in mit Ablativ, z. B. 2,13,4 apud Epirum et reliquam Graeciam; 2,15,1 apud Argos; 5,6,1 apud Piraeum; 7,13,1 apud Mogontiacum; 8,2,1 apud Agrippinam in Galliis; oder im Sinne von iuxta, z. B. 3,10,2 apud vicum, qui Cannae appellatur; 3,12,1 apud Nolam; 3,14,4 apud Agrigentum civitatem; vgl. K.-St. 1,524). Dadurch empfiehlt sich die Ergänzung von Wagener ⟨apud⟩ Magnesiam, die auch Rühl, Santini und Müller aufnahmen. Wagener, Jahresbericht 2,325 f. führte dazu Paianios’ Übersetzung (ἐν Μαγνηϲίᾳ τῇ πρὸϲ Ϲιπύλῳ τῆϲ Ἀϲίαϲ) und Ruf. Fest. 12,1 (in Asia apud Magnesiam) an. (3) petit Droysens von Santini und Hellegouarc’h aufgenommener Vorschlag 2 petiit (vgl. 2,15 petierant; 6,20,1. 21,3 petiit) beseitigt das in diesem Buch singuläre historische Präsens, das im 3. Buch häufiger vorkommt (vgl. phil. Komm. zu 3,10,1). Das hsl. überlieferte petit ist jedoch zu halten, weil auch Paianios hier Präsens (αἰτεῖ) statt Aorist wählt. Vgl. Wagener, Jahresbericht 2,303; Malcovati, Le traduzioni greche 296. Asiagenis Fast alle Hss. haben dieses Cognomen, das in dieser Form noch bei Diod. 34,33,1, Liv. 39,44,1, Sidon. carm. 7,80 und Sulp. Sev. chron. 2,19,4 (mit Bernays’ Korrektur) belegt ist. Die bekanntere Form Asiaticus (so, wohl eigenmächtig, der verlorene cod. Burdigalensis [S] und

So berichten übereinstimmend Glareanus und Droysen, während Hellegouarc’h für die Hs. I et magnesiam angibt (unklar, ob von zweiter Hand); zu ad M. schreibt er „ego“. 2 Santini schreibt im Apparat irrtümlich „D“ statt „Droysen“; Hellegouarc’h gibt bei petiit keine Auskunft über die hsl. Überlieferung. 1

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Paianios) hat nach F. Münzer, Art. Cornelius 337, RE 4,1 (1901) 1471–83, hier 1474 f. die ältere Asiagenes / -nus verdrängt. 27. (1) exercitum – correctum Die verschiedentlich verdächtigte Formulierung (zuletzt den Boer, Some Minor Roman Historians 171) ist eine bewusste Variation einer vorangehenden Stelle, an der Eutrop die Kommandoübernahme des jüngeren Africanus in Numantia beschreibt (4,17,2 is primum militem vitiosum et ignavum exercendo magis quam puniendo sine aliqua acerbitate correxit). Da dort der Zustand des Heeres explizit genannt wird, schlug Pirogoff, De Eutropii fontibus 81 Anm. 3 vor, bei 4,27,1 correctum zu streichen und hinter exercitum die Worte a prioribus ducibus corruptum zu ergänzen (vgl. Liv. per. 57,1 corruptum licentia luxuriaque exercitum ad severissimam militiae disciplinam revocavit), was Wagener, Jahresbericht 2,348 und Petschenig, Bericht 27 als zu spekulativ ablehnten, Rühl aber in den Text aufnahm (Müller tilgte nur correctum). Die griechischen Übersetzungen der Stelle (Paianios τὴν ϲτρατιὰν ἐξ ἀτόπου μελέτηϲ τῆϲ ὑπὸ τοῖϲ προτέροιϲ ὑπάτοιϲ πρὸϲ τὸ δέον ἁρμόϲαϲ ἐπιεικῶϲ πάνυ; Ioh. Ant. fr. 195 Mariev = 142 Roberto τὴν μὲν ϲτρατιὰν διεφθαρμένην ὑπὸ τῆϲ κακίαϲ τῶν ἔμπροϲθεν ἡγηϲαμένων φρονήματι γενναίῳ καὶ μετρίᾳ τῶν ἁμαρτανομένων ἐπανορθώϲει πρὸϲ τὸν Ῥωμαϊκὸν ἐπανήγαγε κόϲμον) scheinen auf den ersten Blick für Pirogoffs Änderung zu sprechen, aber der beiden gemeinsame Verweis auf die Nachlässigkeit der früheren Befehlshaber muss nicht explizit bei Eutrop gestanden haben, sondern ergibt sich aus dem Zusammenhang und ist überhaupt ein Gemeinplatz (vgl. Val. Max. 2,7,1– 15; zum Kommando des Q. Pompeius vor Numantia s. App. Hisp. 6,83). Auch an der Parallelstelle 4,17,2 schmückt Paianios Eutrops knappe Darstellung mit mehreren Details aus (οὗτοϲ πρότερον μὲν ἐπεμελήθη τῆϲ ϲτρατιᾶϲ ὑπὸ τοῖϲ προτέροιϲ ἡγεμόϲι διεφθαρμένηϲ γυμναϲίοιϲ τε αὐτοὺϲ καταμελετῶν καὶ χωρὶϲ ὠμότητοϲ καὶ τιμωρίαϲ εἰϲ τὸ δέον ἐπαναγαγών).

5. Buch 1. (1) Tugurinis Zur korrekten Schreibweise, die zuletzt Hartel und Müller bei Eutrop vorzogen, vgl. E. Linckenheld, Art. Tigurini, RE 6A,1 (1936) 1025–28. Dass Eutrop Tugurinis schrieb, bestätigt neben der Mehrzahl der Hss. die Übersetzung des Paiainios (Τουγούρουϲ). Die Varianten

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tigurinis / tigurtinis in den Hss. IM / CPa können Schreiberkorrekturen sein. 5. (2) pulsis ex ea Rühls Tilgung der Worte ex ea, die auch im vorigen Satz stehen, wurde von Petschenig, Bericht 27 befürwortet. Allerdings sind solche Wiederholungen bei Eutrop nicht ungewöhnlich. Die Inkongruenz mit Bithyniam et Paphlagoniam kann man als Konstruktion κατὰ ϲύνεϲιν erklären (ex ea sc. regione; vgl. Löfstedt, Syntactica 2,147), die bei Eutrop mehrmals vorkommt (Šorn, Sprachgebrauch 1,10 = 3,11). 6. (1) Athenae civitas Achaiae Die Apposition wirkt überflüssig; ihr Fehlen in Paianios’ Übersetzung veranlasste Duncker, Zu Eutropius 645– 48, Achaiae zu tilgen. Auch wenn man mit der Mehrzahl der Editoren an den Worten festhält, muss man sie nicht mit den Boer, Some Minor Roman Historians 141 als „simply insulting to this glorious city“ deuten: R. Penella, Eutropius 5.6.1: Athenae, civitas Achaiae, AJPh 101 (1980) 447 f. deutete die Apposition so, dass Eutrop mit ihr das Ausgreifen des Mithridatischen Krieges auf Europa (Achaia) und damit seine zunehmende Gefahr für Rom verdeutlichen wollte. 8. (2) traditis exercitibus Die Überlieferung ist gespalten; welche Variante Paianios vorlag, lässt sich bei seiner freien Übersetzung nicht entscheiden (τοῦτον γὰρ ὁ Ϲύλλαϲ … ἐπέϲτηϲε τῷ κατὰ Ϲικελίαν ϲτρατῷ). Während Paulus Diaconus’ Version tantis exercitibus zuletzt von Hartel vorgezogen wurde, druckten Droysen, Wagener, Rühl, Hellegouarc’h und Bordone mit den Hss. GF CIMPa nur exercitibus; Rühl nahm zudem eine Lücke davor an. Santini und Müller traten stattdessen für die Lesart traditis exercitibus der Hss. LOA ein (Santini setzte freilich traditis in cruces), die ihre Bestätigung in der Schilderung Appians findet (civ. 1,9,80 Γναῖοϲ Πομπήιοϲ … ἦλθε καὶ τέλοϲ ἤγαγεν ἐκ τῆϲ Πικηνίτιδοϲ κατὰ κλέοϲ τοῦ πατρὸϲ ἰϲχύϲαντοϲ ἐν αὐτῇ μάλιϲτα ἀγείραϲ. μετὰ δ᾽ οὐ πολὺ καὶ δύο ἄλλα ϲυνέλεξε καὶ χρηϲιμώτατοϲ ἐν τοῖϲ μάλιϲτα ὅδε ὁ ἀνὴρ ἐγένετο τῷ Ϲύλλᾳ· ὅθεν αὐτὸν ὁ Ϲύλλαϲ ἔτι νεώτατον ὄντα ἦγεν ἐν τιμῇ): Sulla übertrug Pompeius das Kommando über die drei Legionen, die dieser selbst ausgehoben und zur Verstärkung von Sullas Heer nach Sizilien gebracht hatte. Insofern trifft Müllers Übersetzung „der ihm anvertrauten Truppen“ ins Schwarze. Interessant, aber nicht zwingend ist der Vorschlag traductis von Lucarini, Rezension Hellegouarc’h 43 (mit Verweis auf Liv. 25,7,2; gemeint ist wohl Liv. 25,15,5 et erat satis validum praesidium traductis ad arcem Tarenti tuendam a Metaponto militibus).

Kommentar zum 6. Buch

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6. Buch 3. Corycum Ciliciae Schon bei flüchtiger Lektüre stutzt man, wenn eine Stadt Kilikiens unter Lyciae urbes clarissimas gerechnet wird. Es gab im südlichen Kleinasien zwei Städte dieses Namens: Korykos in Kilikien (Barrington 66 E 4) mit seiner berühmten Grotte (vgl. Pind. Pyth. 1,31; Strab. 14,5,5 p. 670–71 C.; Mela 1,62–67) und das weniger bekannte Korykos in Pamphylien (Barrington 65 D 5), 1 das Strabon in der Nachbarschaft der Seeräuberfestung Olympos zusammen mit Phaselis unter den Orten nennt, die P. Servilius Vatia (Isauricus) auf seinem Feldzug gegen die kilikischen Seeräuber erobert hatte (Strab. 14,5,7 p. 671 C. κατὰ δὲ τὰϲ ἀκρωρείαϲ τοῦ Ταύρου τὸ Ζηνικέτου πειρατήριόν ἐϲτιν ὁ Ὄλυμποϲ ὄροϲ τε καὶ φρούριον ὁμώνυμον, ἀφ᾽ οὗ κατοπτεύεται πᾶϲα Λυκία καὶ Παμφυλία καὶ Πιϲιδία καὶ Μιλυάϲ· ἁλόντοϲ δὲ τοῦ ὄρουϲ ὑπὸ τοῦ Ἰϲαυρικοῦ ἐνέπρηϲεν ἑαυτὸν πανοίκιον. τούτου δ᾽ ἦν καὶ ὁ Κώρυκοϲ καὶ ἡ Φάϲηλιϲ καὶ πολλὰ τῶν Παμφύλων χωρία· πάντα δ᾽ εἷλεν ὁ Ἰϲαυρικόϲ; vgl. 14,3,8 p. 670 C. εἶτα [nahe Olympos] Κώρυκοϲ ὁ αἰγιαλόϲ). Ob Servilius bei seinem Feldzug gegen die Isaurer das kilikische Korykos überhaupt erobert hat, ist zweifelhaft: P. T. Keyser, Sallust’s Historia, Dioskorides and the Sites of the Korykos captured by P. Servilius Vatia, Historia 46 (1997) 64–79 zeigt, dass diese Annahme bei Strabon auf einer Verwechslung der beiden Orte beruht und von der älteren Überlieferung nicht gestützt wird, weil das oft als Beleg dafür zitierte SallustFragment (Sall. hist. 2 fr. 68 Ramsey = 81 Maurenbrecher iter vertit ad Corycum, urbem inclutam †portu atque† nemore in quo crocum gignitur; vgl. Serv. Verg. georg. 1,56 p. 147,1 Thilo ⟨nam et crocum in⟩ Licia 2 apud Corycum nasci Sallustius ⟨meminit⟩) sich auch auf das pamphylische / lykische Korykos beziehen kann; Eutrop, wenn sein Text denn richtig überliefert ist, liefert den ersten eindeutigen Hinweis auf eine Eroberung des kilikischen Korykos, die später noch in den Cicero-Scholien behauptet wird. Im Bericht des Strabon liegt überhaupt ein Fehler vor: Die von Servilius Vatia eroberten pamphylischen Städte werden unpassend bei der Entgegen der üblichen Lokalisierung bei Çıralı setzt M. Adak, Lokalisierung von Olympos und Korykos in Ostlykien, Gephyra 1 (2004) 27–51 Korykos mit Olympos gleich; die Umbenennung motiviert er mit der Zerstörung und anschließenden Neuerrichtung der Stadt durch die Römer. 2 Statt der häufig vertretenen, aber unsicheren Ergänzung ⟨Ci⟩licia nimmt Keyser hier eine andere Schreibweise für Lycia an. 1

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Beschreibung Kilikiens erwähnt (vgl. Radt, Komm. z. St.; Keyser 67 schlug vor, die Stelle hinter 14,3,10 zu versetzen). Die erhaltenen LiviusAuszüge (Liv. per. 93 P. Servilius procos. in Cilicia Isauros domuit et aliquot urbes piratarum expugnavit; Flor. epit. 1,41,5 Phaselim et Olympum evertit Isaurosque ipsam arcem Ciliciae) lassen keinen Rückschluss zu, ob Livius eines der beiden Korykos überhaupt erwähnte; Cic. Verr. 2,1,56 f. und agr. 2,50 nennt es nicht. Das Urteil von Keyser 68–70, dass Ciliciae als (irrtümliche) Glosse in den Eutrop-Text eingedrungen und demnach zu tilgen sei (so auch F. Gruner, Eutropii Breviarium historiae Romanae, Coburg 21768, 83; Duncker, Zu Eutropius 648 f.; F. Junge, De Ciliciae Romanorum provinciae origine ac primordiis, Diss. Halle 1869, 32 Anm. 61; Rühl; Müller), ist jedoch zu radikal, da man mit E. Noris, Cenotaphia Pisana, Venedig 1681, 215 f. von einem Irrtum Eutrops ausgehen kann. Oros. hist. 5,23,22 (Lyciam et urbes eius obsessas oppressasque cepit. praeterea Olympum montem pervagatus Phas⟨el⟩idem evertit, Corycum diruit, Tauri quoque montis latera in Ciliciam vergentia perscrutatus Isauros bello fractos in dicionem redegit), den Keyser als Beleg für seine Ansicht anführt, kann Ciliciae auch zufällig ausgelassen haben. Auch der Eingriff des Herausgebers der Aldina (1516) Egnatius (Corycum. Ciliciae ⟨regem⟩ Isaurosque adgressus) ist unsicher. Ciliciae mit Wagener, Jahresbericht 2,333 zum folgenden Satz zu ziehen (als gen. possessivus zur Ortsbestimmung, s. K.-St. 414 und Eutr. 8,5,2 apud Seleuciam Isauriae), ist nicht ratsam, weil Eutrop quoque nur dann an die dritte Position eines Kolons setzt, wenn eine weitere Partikel vorangeht (1,8,3 mox exercitus quoque; 1,11,1 verum tum quoque). 6. (2) intra oppidum coactus est Eutrop verbindet cogere mit intra auch 9,23 intra civitatem esset coactus; zu intra für Richtungsangaben vgl. H.-Sz. 234. 7. (2) duce Spartaco, Crixo et Oenomao Die Pluralform ducibus (so Schoonhoven, Hartel, Droysen, Wagener und Rühl) steht nur in Hss. des Paulus Diaconus, während die reinen Eutrop-Hss. den Singular duce haben (duces ist nur ein Influenzfehler), den Santini, Müller, Hellegouarc’h und Bordone vorziehen. Nach K.-St. 1,46 richtet sich bei absoluten Ablativen oft die Kongruenz nach dem nächststehenden Beziehungswort, vgl. Nep. Dat. 3,5 duce Pharnabazo et Tithrauste. 8. (3) Caberam Zur Schreibweise vgl. I. Mariotti, Note al testo di Sallustio ‘epist. Mithrid.’ 15 sg., StudUrb(B) 49 (1975) 405–11, bes. 406 f. (4) tamen Zur kopulativen Funktion vgl. 1,9,5 mit Komm. z. St.

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10. Burziaonem Für diese hsl. überlieferte Form (ähnlich bei Paianios Βουρζάονα) wurde von den früheren Editoren des Breviariums in Buziam omnem verbessert (wohl nach dem transsilvanischen Ort Buziaș, vgl. Barrington 21 D 4, dessen antiker Name aber nicht belegt ist), und von Cellarius in Bizonam (nach Strab. 7,6,1 p. 319 C., vgl. Barrington 22 F 5). 12. (3) milites Scivoletto, Traduzione manoscritta 162 empfahl, hier den in der Hs. V überlieferten Singular militem zu setzen (miles = exercitus verwendet Eutrop 2,22,1; 4,17,2; 9,2,3; 10,9,3). Für den Plural spricht hier nicht nur die Mehrzahl der Hss., sondern auch Parallelstellen bei Eutrop, an denen von Soldatenaufständen die Rede ist (8,16 militum seditione; 9,9,1 seditione militum; 9,10 seditiones … militum). 14. (2) lucus – loci Aufgrund des Schwankens der Eutrop-Hss. an der ersten Stelle und der Vertauschung locus – luci bei Paianios (ὡϲ ἂν ἀφθονωτέρῳ χρῷντο τῷ χωρίῳ, τῶν τε πηγῶν καὶ τοῦ ἄλϲουϲ αὐτὸ θαυμάϲαϲ) wollte Duncker, De Paeanio 20 auch bei Eutrop locus – luci setzen. Dagegen spricht die einhellige Überlieferung des zweiten Wortes in den Hss. und andererseits die Parallelen (Ruf. Fest. 16,4 Daphnensibus lucum delectatus loci amoenitate … consecravit; Iord. Rom. 235 p. 31,3 Mommsen: ob nimiam loci amoenitatem), vgl. Wagener, Jahresbericht 2,343. 16. nulla umquam pompa triumphi similis fuit Weil similis ohne Objekt steht, schlug Eussner die Ergänzung von huius (Rezension Eichert 76) oder Pompei (Rezension Hartel 251) vor (wohl nach Paianios ἐγένετο δὲ οὗτοϲ ἐπιφανέϲτατοϲ τῶν πώποτε θρίαμβοϲ). Beide Vorschläge lehnten Hartel, Eutropius und Paulus Diaconus 310 und Wagener, Jahresbericht 2,345 f. als unnötig ab. Rein grammatisch kommt ein Objekt im Genetiv bei similis zwar infrage (K.-St. 1,449 f. Anm. 8), aber Eutrop wählt ausschließlich den Dativ (1,12,2. 7,8,4. 7,14,1. 7,18,4. 7,23,1; ebenso absimilis 10,9,1. 10,16,3), wenn er nicht (wie hier) das Objekt weglässt, weil es sich aus dem Zusammenhang ergibt (so auch 1,9,1 potestatem similem; 8,14,1 ministris similibus). Stilistisch fällt auf, dass Eutrop für Triumphzüge nur hier die Junktur pompa triumphi (statt pompa oder triumphus) verwendet. Sie ist sonst nur poetisch belegt (Lucan. 1,286 f. nunc neque te longi remeantem pompa triumphi / excipit; Sil. Pun. 8,672 in Libyam Ausonii portatur pompa triumphi; Sidon. carm. 2,376 auctoremque suum celaret pompa triumphi; 22,41 corniger inde novi fit Ganges pompa triumphi), aber solche Anleihen sind Eutrop nicht fremd (vgl. phil. Komm. zu 7,18,4 exequias; Bordone, La lingua e lo stilo 144 f. 155 f.). Der

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Ausdruck muss auch nicht als Pleonasmus gedeutet werden, denn in pompa könnte die übertragene Bedeutung „Prunk, Gepränge“ stecken, die auch in klassischer Prosa belegt ist (z. B. Cic. Tusc. 4,21,48 ex rhetorum pompa; orat. 13,42 [sc. epidicticum orationis genus] pompae quam pugnae aptius). An den übrigen Stellen (2,24,1 XXVI elephantos … Romam deduxit ingenti pompa; 4,8,1 Romam ingenti pompa rediit in navi Persei; 9,27,2 post triumphum inclitum, quem Romae … egerant pompa ferculorum inlustri) ist jedoch die konkrete Bedeutung „Festzug“ eher anzunehmen als die übertragene. 17. (1) qui postea imperavit Dieses Verb verwendet Eutrop nur zur Bezeichnung monarchischer Herrschaft: in den ersten fünf Büchern nur zweimal (bei der Interimsregierung des Senats 1,12,2 und bei der summarischen Angabe der Regierungszeit des Tarquinius Superbus 1,8,3), im 6. Buch dagegen viermal (6,8,4; 6,9,1 in Bezug auf Tigranes; 6,17,3, allerdings in der Bedeutung „auferlegen“, s. u.), was als Vorgeschmack auf die im 7. Buch anhebende Kaiserzeit anzusehen ist, in der Eutrop das Verb regelmäßig auf die Kaiserherrschaft bezieht (oft mit qualifizierenden Adverbien oder Zeitangaben). Dass Eutrop den Beginn der Kaiserzeit mit Caesar ansetzte, lässt sich aus dem Prädikat imperavit allein nicht schließen, ist aber aus anderen Gründen vertretbar: An der oben angesprochenen Stelle 1,12,2 (s. phil. Komm.) nennt Eutrop Augustus und Caesar zusammen als Archegeten des Kaisertums (mit stärkerer Betonung auf Augustus). Diese Ambivalenz entspricht Eutrops programmatischer Annahme einer bruchlosen politischen Tradition von der Gründung Roms bis zu seiner Gegenwart; vgl. B. Bleckmann, Einleitung S. 13. Zu der etwa bei Sueton und Josephus anzutreffenden Ansicht, dass die Kaiserzeit mit Caesar beginne, s. M. A. Nickbakht, KFHist B 5, Einleitung 9 mit Anm. 3. (3) annuum imperavit sestertium quadringenties Duncker, Zu Eutropius 649 f. wandte gegen die Überlieferung ein, dass das Substantiv annuum nur für ‚Jahrgehalt‘ im privatrechtlichen Sinne gebraucht werde, wohingegen ‚jährliche Abgaben‘ tributum oder stipendium hießen. Da Suet. Iul. 25,1 eique CCCC in singulos annos stipendii nomine imposuit schreibt, wollte Duncker dort stipendium ⟨tributi⟩ ändern und bei Eutrop sestertium durch stipendium ersetzen; Rühl modifizierte diese Konjektur, indem er stipendium vor sestertium einfügte. Wagener, Jahresbericht 2,345 empfahl dagegen zu Recht die Beibehaltung des überlieferten Textes. Die meisten bei ThLL s. v. annuus Sp. 121,37–45 angeführten Stellen bezeichnen tatsächlich Zahlungen an Privatpersonen (z. B. Suet. Tib. 50; Vesp.

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17 f.; Plin. epist. 10,43,3), aber für die von Duncker geleugnete Verwendung des Substantivs für Abgaben an den Staat gibt es zumindest ein weiteres Beispiel (Tac. ann. 15,18,3 se annuum sexcenties sestertium rei publicae largiri, bezüglich der von Nero versprochenen Jahresspende). 19. (1) populi Romani fortuna Bordone (285 Anm. 102) versteht fortuna als „Zustand“ (‚condizione‘) und verweist dafür auf ThLL s. v. fortuna Sp. 1188,48–66. Entsprechend übersetzt Paianios ὃϲ πρὸϲ τῷ μεγέθει τῶν ϲυμφορῶν, αἷϲ περιέβαλε Ῥωμαίουϲ, καὶ τὴν πολιτείαν αὐτοῖϲ ἐνήλλαξεν. Müllers Übersetzung „Glück“ wurde dennoch übernommen, weil Alternativen wie „Zustand, Beschaffenheit, Los, Geschick“ unzureichend schienen. 20. (2) tamen Zur kopulativen Funktion vgl. 1,9,5 mit Komm. z. St. 22. (2) consuetudinem stupri Isoliert betrachtet, lässt die Formulierung offen, ob das Subjekt zu habuerat Ptolemaios oder Caesar ist und ob stuprum somit inzestuösen Verkehr (wie Eutr. 7,12,3) oder außerehelichen bezeichnet. Für ersteres entschied sich Müller („die Schwester des Ptolemaeus, mit der jener in Blutschande verkehrt hatte“), für letzteres Bird („Cleopatra, the sister of Ptolemy, with whom he had a shameful relationship“), Hellegouarc’h („Cléopâtre, sœur de Ptolémée, avec laquelle il avait eu coutume de se livrer à la débauche“) und Bordone („sorella di Tolomeo, con la quale aveva avuto una relazione adulterina“). Dass in der Tat eher Caesar gemeint ist, zeigt der weitere Kontext im Breviarium: Verstöße gegen die Ehe und ungezügelte libido als Kennzeichen schlechter Herrscher führen zum Untergang (vgl. Eutr. 1,8,2. 1,18,2. 9,9,3. 9,19,2) oder beflecken zumindest das Andenken (7,11,1. 7,12,4. 7,23,1. 8,20,1). Eutrop redet dabei stets von römischen Herrschern, nie von Barbaren. Paianios verstand die Stelle ebenfalls so und ging in seiner Übersetzung noch weiter, indem er einen kausalen Zusammenhang zwischen Caesars Verhältnis zu Kleopatra und ihrer Einsetzung in die Herrschaft hervorhob (Καῖϲαρ … Κλεοπάτρᾳ τὴν βαϲιλείαν δέδωκεν ἐξ αἰτίαϲ αἰϲχρᾶϲ αὐτῇ ϲυνήθηϲ γεγενημένοϲ). Als Manipulatorin eines römischen Herrschers und Verursacherin des Bürgerkriegs tritt Kleopatra bei Eutrop später noch einmal auf (7,7). in auxilio Diese Fassung ist nach der Parallele 4,6,2 (Romanis autem in auxilio erant) den übrigen Varianten vorzuziehen. Santinis Vorschlag ohne in kommt zwar bei Eutrop ebenfalls vor (4,3,2 Romanis fuisset auxilio; 4,4,2 auxilio fuit Romanis), ist hier aber nicht zwingend der Überlieferung vorzuziehen. Der Ausdruck in auxilio esse als Ersatz für den dat. finalis

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auxilio esse im Spätlatein (vgl. ThLL s. v. auxilium, Sp. 1624,48–82) ist eine Variation der schon in klassischer Zeit belegten Variante in auxilium esse (K.-St. 1,345 f. Anm. 4; H.-Sz. 274).

7. Buch 1. (1) anno urbis septingentesimo fere ac nono Das fere ist wohl kaum so zu deuten, dass Eutrop den Ausbruch des Bürgerkriegs nicht sicher datieren konnte, sondern eher so, dass er die Unsicherheit seines chronologischen Rahmens andeuten wollte, da der zentrale Bezugspunkt der Stadtgründung nicht über allen Zweifel erhaben ist (vgl. phil. Komm. zu 1,1,1). Je nachdem, ob man das Jahr 709 a. u. c. mit interfecto Caesare (44. v. Chr.) oder mit Antonius hostis iudicatus est (Anfang 43 v. Chr.) identifiziert, kommt man auf das Gründungsjahr 753 oder 752 v. Chr. (2) rerum potitus Da diese Wendung sowohl ingressiv als durativ verwendet werden kann (s. ThLL s. v. potior, Sp. 331,57–332,17; D. Krömer, Grammatik contra Lexikon: rerum potiri, Gymnasium 85 [1978] 239–58), stellt sich die Frage, welche Aktionsart hier anzusetzen ist. Der durative Aspekt (so Bordone: „detenne il potere“) ist hier zwar annehmbar, aber nicht zwingend vorzuziehen. Für ein ingressives Verständnis (so kann man den Aorist ἐμονάρχηϲε bei Paianios deuten) spricht Eutrops sonstiger Gebrauch von potiri (6,22,2 Alexandria potitus; 7,18,1 imperio potitus; 9,20,3 rerum Romanarum potitus; 10,4,3 Italiaque est potitus; 10,5 Macedonia potitus; 10,16,1 rerum potitus). Auch in dieser Parenthese verweist er nicht auf künftige Zustände, sondern auf markante Ereignisse: Octavians Annahme des Augustus-Titels und den Beginn seiner Alleinherrschaft, mithin der Kaiserzeit, worauf Eutrop später wieder zu sprechen kommt (7,8,2 ex eo rem publicam per quadraginta et quattuor annos solus obtinuit; ante enim duodecim annis cum Antonio et Lepido tenuerat). Zur Rektion von potiri (gen. bei rerum, sonst abl.) vgl. Šorn, Sprachgebrauch 1,32; K.-St. 1,384. tamen Zur kopulativen Funktion vgl. 1,9,5 mit Komm. z. St. 7. dum Die Subjunktion hat hier kausale Funktion (H.-Sz. 614 f.) und hängt vom Partizip cogente, nicht vom Hauptsatzprädikat commovit ab. 9. quo bello – conlocavit Der Relativsatz bezieht sich nicht auf das unmittelbar vorangehende Pannonicum, sondern auf den fernerstehenden Germanenkrieg. Wie Bordone, Komm. z. St. (308 Anm. 58) anmerkt,

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beeinträchtigt Eutrops „estrema concisione“ die historische Korrektheit seiner Darstellung, denn die Umsiedelung der Sugambrer in linksrheinische Gebiete fand erst nach dem Germanenkrieg des Tiberius statt (Suet. Tib. 9,1 f. exin Raeticum Vindelicumque bellum, inde Pannonicum, inde Germanicum gessit. Raetico atque Vindelico gentis Alpinas, Pannonico Breucos et Dalmatas subegit, Germanico quadraginta milia dediticiorum traiecit in Galliam iuxtaque ripam Rheni sedibus adsignatis conlocavit). Daher nahmen einige Editoren (zuerst Cluverius, zuletzt Rühl) hinter Pannonicum eine Lücke an, die K. Schrader, De scriptoribus rerum Augusti temporibus gestarum quaestiones selectae, Diss. Münster 1877, 39 Anm. 38 mit den Worten quo Breucos et Dalmatas subegit, deinde autem Germanicum ausfüllte (dagegen Wagener, Jahresbericht 2,350 f., der die Überlieferung „für echt, wenn auch nicht für richtig“ hält). Die Ungenauigkeit, dass Eutrop die Umsiedelung anscheinend mit dem Germanenkrieg des Drusus (nicht des Tiberius) verbindet, fällt darum nicht so sehr ins Gewicht, weil das Subjekt des Hauptsatzes (administravit) wie auch des Relativsatzes (conlocavit) Augustus als höchste Autorität im Staate ist. Da die Beziehung des Relativsatzes quo bello – conlocavit auf den Feldzug des Drusus zu beziehen ist, kann man den Zusatz sicut per Tiberium privignum alterum Pannonicum am besten als Parenthese auffassen, wie es Eutrops Praxis zur Angabe von Zusatzinformationen entspricht (vgl. 7,1,2 hic est qui postea Augustus est dictus et rerum potitus; 10,3,2 ex ea enim navigare ad filium praeparabat; 10,18,1 inter cenandum enim epulis indulserat). 10. (1) Scythae – legatos Da sowohl Paianios als auch der aus Eutrop schöpfende Hieronymus (chron. 164,11) weder Scythae noch munera erwähnen, wollte Hartke, De saeculi quarti 64 f. die Worte Scythae et sowie munera et tilgen (Letzteres schon bei Duncker, Zu Eutropius 648; dagegen Wagener, Jahresbericht 2,336). Auch die Parallelüberlieferung erwähnt Gesandtschaften der Inder und Skythen (Suet. Aug. 21 Indos etiam ac Scythas; Cass. Dio 54,9,8 οἱ Ἰνδοὶ … δῶρα πέμψαντεϲ, vgl. Flor. epit. 2,34 Indi … munera trahentes; Epit. Caes. 1,9 ad hunc Indi, Scythae, Garamanthes, Aethiopes legatos cum donis miserunt). 12. (3) cognovit Wie Ratti, Les empereurs 210 beobachtete, verwendet Eutrop das Verb hier, um eine sexuelle Beziehung des Caligula zu seiner aus einem inzestuösen Verhältnis geborenen Tochter zu bezeichnen. So versteht auch Paianios die Stelle (καὶ τῆϲ ἑαυτοῦ ἐκγόνηϲ αὖθιϲ ἐγένετο φθορεύϲ). Ratti, dem Hellegouarc’h und Bordone (vgl. dens., Komm. z.

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St. [313 Anm. 75]) folgen, verweist auf die Parallele Tac. hist. 4,44,2 (stupro cognitam); weitere Belege im ThLL s. v. cognosco Sp. 1503,83– 1504,36. Die noch von Hartel und Rühl aufgenommene Konjektur Merulas agnovit erübrigt sich damit. 14. (1) in calidis et frigidis lavaret unguentis Zur Verbindung von lavare mit in c. abl. vgl. ThLL s. v. lavo 1048,84–1049,1. (3) ⟨sorore⟩ Die von Duncker, De Paeanio 20 vorgeschlagene und von Wagener und Rühl übernommene Ergänzung ist nicht nur wegen der Übersetzung des Paianios (ὕϲτερον τὸν ἀδελφὸν καὶ τὴν ἀδελφὴν καὶ τὴν γαμετὴν διεχρήϲατο) gerechtfertigt, sondern nach Wagener, Jahresbericht 2,328 auch bei zwei von Paianios unabhängigen Benutzern des Breviariums belegt (Oros. hist. 7,7,9 sed ne parricidiis quidem abstinuit, matrem fratrem sororem uxorem ceterosque omnes cognatos et propinquos sine haesitatione prostravit; Isid. chron. 246 b [Chron. min. 2,455] matrem et sororem et prostituit et interfecit); zustimmend Petschenig, Bericht 29; Bleckmann, Constantinus Tyrannus 352; ablehnend Droysen, Santini, Hellegouarc’h und Bordone; unentschieden Ratti.1 Der Einwand von Müller, Komm. z. St. (233), dass sich uxore und sorore auf ein- und dieselbe Person beziehen (nämlich Neros erste Frau und Adoptivschwester Octavia) und die Ergänzung damit überflüssig sei, lässt sich damit entkräften, dass mit sorore auch der Mord an Claudia Antonia gemeint sein kann. Zu Neros Verwandtenmorden vgl. Suet. Nero 33,1; 34,5; 35,4 f.; Tac. ann. 13,15–17; 60,1; 14,1–9; Cass. Dio 61,12–14. (2) Alexandrianae Dass Eutrop diese Namensform statt der üblichen Alexandrinae (Hier. chron. 215 d; Origo Rom. 61) verwendete, bezeugen außer Paianios (Ἀλεξανδρειανάϲ) noch Cassiod. chron. 681. 920 (Chron. min. 2,138. 146) und Hist. Aug. Sev. 25,3; vgl. Schulze, De Paeanio 299. 17. (3) cum … victus esset, ingentes tamen copias ad bellum haberet Aufgrund der Übereinstimmung der Variante der Hss. LOA cum plures (statt ingentes) mit Paianios’ Übersetzung μετὰ πλείονοϲ δὲ πλήθουϲ παραταττόμενοϲ schlug Duncker, Zu Eutropius 651 f. vor, bei Eutrop {cum} … victus est et, cum plures tamen copias ad bellum haberet, sponte semet occidit zu lesen. Wagener, Jahresbericht 2,345 lehnte dies ab, weil er ingentes durch die Sueton-Parallele bestätigt sah (Otho 9,3 magis pudore … quam desperatione ulla aut diffidentia copiarum; quippe residuis integrisque etiam nunc quas secum ad secundos casus detinuerat, et superveRatti schreibt in der Übersetzung „son frère, sa soeur, sa mère“, im Kommentar allerdings nur fratre, uxore, matre. 1

Kommentar zum 8. Buch

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nientibus aliis e Dalmatia Pannoniaque et Moesia, ne victis quidem adeo afflictis ut non in ultionem ignominiae quidvis discriminis ultro et uel solae subirent). Damit kann man zwar ebenso den Komparativ plures begründen (vgl. supervenientibus aliis), aber wenn man bei der Fassung der Hss. LOA bleibt, hat man wegen des doppelten cum historicum eine sehr ungewöhnliche Verbindung; der Text mit ingentes ist dagegen ohne Weiteres verständlich und auch stilistisch einwandfrei, denn während plus bei Eutrop sonst nicht vorkommt, ist ingentes copiae bei ihm eine stehende Wendung (vgl. insbesondere 6,20,3 zur Schlacht von Pharsalos; ferner 3,5; 3,6,2; 3,16,1; 3,18,2; 4,6,1; 6,8,3; 7,9; 9,25,2; 10,14,1). 18. (4) exequias Die übertragene Bedeutung „sterbliche Überreste“ (so auch Eutr. 9,2,3) ist zuvor nur poetisch belegt (Stat. Theb. 5,651, vgl. ThLL s. v. exsequiae II B 2, Sp. 1848,71–80; Bordone, La lingua e lo stilo 155 f.) und kommt auch Ruf. Fest. 22 vor. 23. (5) Iseum – Serapeum Die lateinische Schreibweise der Namen Ἰϲεῖον und Ϲεραπεῖον ist literarisch sowohl mit -i- (Hist. Aug. Alex. Sev. 26,8: Isium et Serapium) als auch mit -e- (Origo Rom. 46 Iseum et Serapeum; Plin. nat. 5,52 Iseo; Amm. 22,16,12 Serapeum) belegt. Bei Eutrop ist mit Hellegouarc’h und Bordone die Form mit -eum vorzuziehen, wie auch antike Grammatiker vorschrieben (Caper p. 94,13 Keil odea musea serapea isea mausolea caducea dicendum).

8. Buch 2. (1) inusitatae civilitatis et fortitudinis Der gen. qualitatis ohne eigens ausgedrücktes Beziehungswort (H.-Sz. 70 Zusatz γ) begründet an dieser Stelle Traians Beliebtheit; vgl. Bordone, Komm. z. St. (337 Anm. 12). Eine ähnliche Ausdrucksweise findet sich bei Eutrop noch zweimal (7,19,2 placidissimae lenitatis, ut qui maiestatis quoque contra se reos non facile punierit ultra exilii poenam; 8,20,1 fecit ... nihil praeterea memorabile. inpatientis libidinis, qui novercam suam Iuliam uxorem duxerit), vgl. Wagener, Jahresbericht 2,329 und Petschenig, Bericht 29 f. 3. (2) tres provincias Die unsinnige Behauptung, dass Trajan die Provinzen Armenia, Assyria und Mesopotamia „beim Roten Meer“ (ibi) eingerichtet habe, ist nach Wagener, Jahresbericht 2,340 auf Eutrops verkürzte Zitierweise zurückzuführen. Nach Ruf. Fest. 20,2 (usque ad Indiae fines post Alexandrum accessit. in mari rubro classem instituit. provincias

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fecit Armeniam, Assyriam, Mesopotamiam) habe in der beiden gemeinsamen Quelle atque ibi classem instituit gestanden; zu einem Eingriff in Eutrops Text sei man aber dadurch nicht berechtigt. 4. ⟨per⟩ orbem terrarum aedificans multa Mommsen erwog aufgrund der Übersetzung des Paianios (οἰκοδομημάτων δὲ αὐτῷ πανταχοῦ τῆϲ οἰκουμένηϲ πολὺϲ ἦν ὁ λόγοϲ) ⟨urbes⟩ orbe terrarum aedificans multas zu schreiben. Der Vorschlag von Eussner, Rezension Hartel 251, per vor orbem zu ergänzen und multas in multa zu ändern (möglicherweise Influenzfehler vor inmunitates), passt indes ebenso zum Sinn der Stelle und ist seit Droysen von allen Editoren übernommen worden. Eutrop verwendet die Phrase per orbem terrarum im selben Satz noch einmal sowie 1,7,1 und 6,16. 5. (2) CXLIV pedes Eutrops Angabe zur Höhe der Traianssäule wird gewöhnlich so gedeutet, dass er einschließlich der (im Mittelalter eingeschmolzenen) Statue des Kaisers auf der Spitze rechnete; vgl. M. Beckmann, The Columnae Coc(h)lides of Trajan and Marcus Aurelius, Phoenix 56 (2002) 348–57; G. Martines, Description of the Structure, in: F. Mitthof / G. Schörner (Hgg.), Columna Traiani – Traianssäule: Siegesmonument und Kriegsbericht in Bildern (Tyche Sonderband 9) Wien 2017, 41–49. Paianios’ Zahl τεϲϲαράκοντα καὶ τεϲϲάρων ist wahrscheinlich ein Schreiberfehler, wie auch der Zahlendreher CLXIIII in der Hs. A. Die Zahl CXL des Paulus Diaconus steht dagegen auch bei Cassiod. chron. 766 (chron. min. 2,141). Die Angabe von Droysen und Hellegouarc’h, dass die Hs. S ebenfalls CXL habe, beruht auf einem Missverständnis von Vinetus’ Anmerkung p. 190: „C. xliiij. pedes. Vetus lib. alij cxl. pedes“. (3) felicior Augusto, melior Traiano Die nur bei Eutrop bezeugte, im 4. Jh. übliche Begrüßungsformel (Ratti, Les empereurs 116–18) wird oft als Wunsch (sc. sis) verstanden (so Šorn, Sprachgebrauch 1,7 = 3,10) und gelegentlich auch mit dieser Ergänzung zitiert. Diese Auffassung ist besonders im angelsächsischen Raum weit verbreitet, vgl. Bird, Komm. z. St. (121 Anm. 17 „senate’s prayer“); K. Galinsky, Augustan Culture. An Interpretative Introduction, Princeton 1996, 402 Anm. 86; M. Beckmann, The Column of Marcus Aurelius, Chapel Hill (NC) 2011, 209. Dagegen hat F. Stähelin, Felicior Augusto, melior Traiano, MH 1 (1944) 179 f. anhand inschriftlicher (CIL VI 2086) und literarischer (Hist. Aug. Comm. 18 f.) Quellen überzeugend dargelegt, dass es sich nicht um einen Wunsch, sondern eine Tatsachenfeststellung (sc. es) handelt. Dazu passt auch Eutrops Seitenhieb auf die adsentantibus.

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8. (1) T. Antoninus Fulvius Boionius Das von Sylburg statt des hsl. überlieferten Marcus eingesetzte Praenomen ist durch den vorangehenden Passus 8,7,3 T. Aurelius Antoninus Fulvius gesichert. Der Fehler muss früh entstanden sein, da Paianios 8,7,3 Μάρκοϲ Ἀντωνῖνοϲ übersetzt. Dass Eutrop Fulvius statt des korrekten Fulvus schrieb, bestätigt die Epit. Caes. 15,1 Antoninus Fulvius seu Boionius dictus. Zu den Namen des Kaisers vgl. O. Salomies, Adoptive and Polyonymous Nomenclature in the Roman Empire, Helsinki 1992, 75 f. 10. (3) sanguine ictus, casu morbi, quem Graeci apoplexin vocant Vgl. Oros. hist. 7,15,3 casu morbi, quem apoplexian Graeci vocant, suffocatus interiit; Epit. Caes. 16,5 ictu sanguinis, quem morbum Graeci ἀπόπληξιν vocant, … extinctus est; Hist. Aug. Ver. 9,11 morbo, quem apoplexin vocant, correptus … detracto sanguine … perit. Zur Formulierung sanguine ictus als Bezeichnung des Schlaganfalls s. ThLL s. v. ico Sp. 159,7–9; s. v. ictus Sp. 167,11–17. Müllers Übersetzung „Krankheitsfall“, ein eher juristischer als medizinischer Begriff, ist hier (wie auch 8,12,2) nicht zuzustimmen. Da in der Fachsprache der Mediziner casus synonym mit morbus verwendet wird (ThLL s. v. casus Sp. 578,79– 579,11), kann man Eutrops Formulierung an dieser Stelle als Pleonasmus auffassen (so Paianios νόϲον). 11. (2) tamen Zur kopulativen Funktion vgl. 1,9,5 mit Komm. z. St. 12. (1) per Chaeronensem Die Ergänzung des Namens Sextum seit der Aldina des Egnatius (1516) ist umstritten. Auch Paianios (διδαϲκάλῳ δὲ ἐχρῆτο τῆϲ φιλοϲοφίαϲ μὲν Ἀπολλωνίῳ τῷ Χαλκηδονίῳ, ῥητορείαϲ δὲ Ἑλληνικῆϲ μὲν Χερρονήϲῳ, τῷ Πλουτάρχου ϲυγγενεῖ, τῆϲ Ἰταλῶν δὲ Φρόντωνι, τῷ τότε ἀρίϲτῳ ῥητόρων) hat den Namen nicht. Während Hartel, Eutropius und Paulus Diaconus 254 f. eine Lücke im Archetyp der erhaltenen Hss. annahm, hielt Wagener, Jahresbericht 2,314 die Überlieferung für authentisch. Da beide Ansichten seitdem vertreten wurden (für die Ergänzung Rühl, Bird und Müller, dagegen Droysen, Santini, Hellegouarc’h und Bordone, unentschlossen Ratti) 1 und keiner der Genannten seine Ansicht näher begründet hat, 2 scheint eine nähere Betrachtung der Frage geboten. Die Ergänzung des Namens beruht vor allem auf der Ratti, Les empereurs 139 übersetzt „⟨Sextus⟩ de Chéronée“, ergänzt den Namen aber nicht im lateinischen Text und führt ihn auch nicht im Index auf. 2 Müller, Komm. z. St. (253) sagt, dass ihm die Ergänzung „zwingend“ erscheine. Anders Bordone, Komm. z. St. (353 Anm. 80): „Eutropio non tramanda il nome di Sesto di Cheronea“. 1

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Historia Augusta (Aur. 3,2 audivit et Sextum Chaeronensem Plutarchi nepotem; vgl. Ver. 2,5 audivit … philosophos Apollonium et Sextum), für die eine gemeinsame Quellenbenutzung mit Eutrop angenommen wird. Sextos von Chaironeia (vgl. H. v. Arnim, Art. Sextus 3, RE II A,2 [1923] 2057; O. Schissel, Die Familie des Minukianos, Klio 21 [1927] 361–73) war als Lehrer Mark Aurels in der Antike allgemein bekannt (vgl. die Charakteristik in M. Ant. 1,9 παρὰ Ϲέξτου τὸ εὐμενέϲ …); spätere Quellen schildern anekdotisch, wie er noch als Kaiser den Gelehrten aufsuchte (Cass. Dio [Xiphilin.] 71,1,2 λέγεται γὰρ καὶ αὐτοκράτωρ ὢν μὴ αἰδεῖϲθαι μηδὲ ὀκνεῖν ἐϲ διδαϲκάλου φοιτᾶν, ἀλλὰ καὶ Ϲέξτῳ προϲιέναι τῷ ἐκ Βοιωτῶν φιλοϲόφῳ; Philostr. vit. soph. 2,1,9 [= Suda μ 214] ἐϲπούδαζε μὲν ὁ αὐτοκράτωρ Μάρκοϲ περὶ Ϲέξτον τὸν ἐκ Βοιωτίαϲ φιλόϲοφον θαμίζων αὐτῷ καὶ φοιτῶν ἐπὶ θύραϲ …). Als Neffe des Plutarch ist Sextos auch anderweitig bezeugt (Apul. met. 1,2 a Plutarcho illo inclito ac mox Sexto philosopho nepote eius; Suda ϲ 235 Ϲέξτοϲ· Χαιρωνεύϲ, ἀδελφιδοὺϲ Πλουτάρχου), und noch um die Mitte des 4. Jh. rühmte sich der Rhetor Himerios seiner Abstammung von Sextus (Him. or. 8,21,189). Dass Eutrop den Namen dieses prominenten Gelehrten ausgelassen haben soll, ist angesichts der sonst berichteten Details (Chaeronensem, Plutarchi nepotem) seltsam, wenn man die Darstellung der anderen beiden Lehrer bedenkt (Apollonium Chalcedonicum, Fronto orator nobilissimus); es ist aber nicht undenkbar. Wie bereits angemerkt, steht auch bei Paianios nur Χερρονήϲῳ (was Sylburg in Χαιρωνεῖ korrigierte und Droysen als mögliche Verschreibung von Χαιρωνήϲῳ deutete). Die Übereinstimmung der Überlieferung bei Eutrop und Paianios lässt sich verschiedentlich erklären: 1) Der Name Sextum stand bei Eutrop, ist aber schon nach kürzester Zeit, vor der Übersetzung des Paianios (um 380), ausgefallen; 2) Paianios ließ den Namen (absichtlich oder zufällig) weg; 3) Eutrop ließ den Namen Sextum versehentlich aus, so dass Paianios ihn nicht mitübersetzen konnte. Die letzte Annahme scheint mir am wahrscheinlichsten. (2) casus pestilentiae Zur Bedeutung von casus vgl. ThLL s. v. casus Sp. 582,67. 15. Septembrem mensem – conatus est Nicht der September, sondern der August wurde in „Commodus“ umbenannt (Hist. Aug. Comm. 11,8 menses quoque in honorem eius pro Augusto Commodum, pro Septembri Herculem, … ex signo ipsius adulatores vocabant; vgl. Cass. Dio 73,15,3 οἱ μῆνεϲ ἀπ᾽ αὐτοῦ πάντεϲ ἐπεκλήθηϲαν, ὥϲτε καταριθμεῖϲθαι αὐτοὺϲ

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οὕτωϲ· Ἀμαζόνιοϲ Ἀνίκητοϲ Εὐτυχὴϲ Εὐϲεβὴϲ Λούκιοϲ Αἴλιοϲ Αὐρήλιοϲ Κόμμοδοϲ Αὔγουϲτοϲ Ἡράκλειοϲ Ῥωμαῖοϲ). Der Fehler ist wohl durch Eutrops ungenaue Zitation entstanden. Zum Vorgang vgl. F. v. Saldern, Einige Bemerkungen zur Kalenderreform des Commodus, ZPE 146 (2004) 189–92, mit Hinweisen auf epigraphische und papyrologische Zeugnisse. morte subita – putetur Nach den Berichten von Cass. Dio (Xiphilin.) 73,22,4 f. und Hdn. 1,17,8–11 (vgl. Aur. Vict. Caes. 17,7–9; Hist. Aug. Comm. 17,1 f.) wurde Commodus erst vergiftet und dann, nachdem er das Gift erbrach, erwürgt. Wie Ratti, Les empereurs 275 und nach ihm Hellegouarc’h und Bordone ausführen, ist Eutrop der Einzige, der das gewaltsame Ende des Commodus in Zweifel zieht. Gegen die von Rühl, Santini, Bird, Müller und Ratti bevorzugte Lesart putaretur (so die 3. Hss.-Klasse) spricht, dass Eutrop mit dieser Form sonst nur subjektive Annahmen der Vergangenheit bezeichnet, nicht seiner Gegenwart (vgl. 2,13,3; 3,20,1; 4,16,2; 6,1,2). 16. grandaevus, ut qui Die Emendation des hsl. überlieferten et qui (zuletzt vorgeschlagen von Marshall, Rezension Hellegouarc’h 271, zuvor von Hartel, Eutropius und Paulus Diaconus 258), die alle Editoren seit Droysen ablehnten, empfiehlt sich durch Eutrops Sprachgebrauch: An drei vergleichbaren Stellen, wo die Hss. ut qui haben (7,14,1. 19,1. 2), wird mit dem Konsekutivsatz eine zuvor genannte Eigenschaft näher begründet oder weiter ausgeführt; dagegen wird mit et qui an den meisten anderen Stellen (1,16,2; 6,20,3; 7,16,2; 9,17,3; 9,26) eine zusätzliche Eigenschaft genannt. ex senatus consulto Eutrop weist an dieser Stelle erstmals explizit auf die Rolle des Senats bei der Kaisererhebung hin, und zwar noch ohne Beteiligung des Heeres. Während Pertinax (gegen seinen Willen) durch Senatsbeschluss zum Kaiser erhoben wird (im persönlichen Passiv: imperare iussus; zur Konnotation von imperare s. den phil. Komm. zu 6,17,1), wird Severus Alexander von Heer und Senat zugleich (oder kurz nacheinander) ernannt (8,23 ab exercitu Caesar, a senatu Augustus nominatus) und sein Nachfolger Maximinus sogar sola militum voluntate, cum nulla senatus intercessisset auctoritas (9,1, vgl. phil. Komm.). 19. (1) civilibus studiis Der Gegensatz zur bellica gloria ist derselbe wie in der Widmungsepistel (in negotiis vel bellicis vel civilibus) und 7,16,2 (nam privata eius vita insignis fuerat militaribus et civilibus rebus). Während dort jedoch nur allgemein von ‚militärischen und zivilen

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Angelegenheiten‘ gesprochen wird (wie bei Cic. off. 1,34 et in bellicis et in civilibus officiis), lässt sich das mit civilia studia Gemeinte hier genauer bestimmen: Wie bei Suet. Iul. 44,4 (quae ad civilia et bellica eius studia pertineant) und Tac. ann. 3,75,1 (principem in civitate locum studiis civilibus adsecutus) bezeichnet die Phrase innenpolitische oder, genauer gesagt, gesetzgeberische Tätigkeit (gemäß Paianios οὐχ ἧττον δὲ ἐν τοῖϲ πολιτικοῖϲ). Diese Annahme scheint auch der parallele Bericht des Aurelius Victor zu stützen (Caes. 20,22 f.): philosophiae, declamandi, cunctis postremo liberalium deditus studiis; idemque abs se texta ornatu et fide paribus composuit. legum conditor longe aequabilium. Victors Worte philosophiae – composuit entsprechen Eutrops litteris doctus; philosophiae scientiam ad plenum adeptus, der Satz legum – aequabilium ist eine Konkretisierung der civilia studia. Im Gegensatz dazu verstanden Ratti und Bordone die Phrase als „wissenschaftliche Studien“ (Ratti: „études liberales“, Bordone: „studi liberali“) und die folgenden Partizipialausdrücke als epexegetisch, was aber eher der von Eutrop später (10,7,2) gebrauchten Wendung civilibus artibus et studiis liberalibus deditus entspricht. (3) nam filios duos Der kausale Zusammenhang liegt darin, dass die Konsekration der Kaiser in der Verantwortung ihrer Nachfolger lag; vgl. K. J. Neumann, Zu Eutrop und Herodian, RhM 35 (1880) 485 f. (mit Hinweisen auf die ältere Textkritik der Stelle). 20. (1) lavacri – Antoninianae Die Umschreibung der CaracallaThermen (zu ihnen vgl. Nickbakht zu Origo Rom. [KFHist B 5, 107] 58) ist hinsichtlich der Kongruenz nicht einfach zu deuten. Fast alle Hss. haben den gen. sg. n. lavacri (als gen. appositivus zu opus egregium, vgl. K.-St. 1,418 f.), nur der verlorene Fuldensis und eine Hs. des Paulus aus dem 12. Jh. hat lavacra. Das fast einhellig überlieferte Antoninianae (die Haplographie in den Hss. LOA Q und bei Paulus sowie die Variation in der Hs. Pa kommen nicht in Betracht) erweist das Relativpronomen quae als Femininum, für das Hartel und Droysen nach Cellarius’ Vorgang thermae (in Ellipse) als Beziehungswort annahmen; Rühl setzte thermae auch in den Text. Im Gegensatz dazu hat Duncker, Zu Eutropius 654 f. die Lesart des Fuldensis aufgenommen und Antoninianae in Antoniniana geändert, was Wagener, Jahresbericht 2,330 f. für die sprachlich und paläographisch vorzüglichste Lösung hielt. Da die Caracalla-Thermen jedoch in der Antike als (thermae) Antoninianae, nicht als lavacra Antoniniana geläufig waren, ist es wohl am besten, mit Petschenig, Bericht 30 an Cellarius’

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Textverständnis festzuhalten und Antoninianae als substantiviertes Prädikatsnomen aufzufassen. Gegen den Vorschag von Šorn, Sprachgebrauch 1,10 = 3,11, aquae statt quae zu lesen, s. F. Rühl, Rez. zu Šorn, Sprachgebrauch 3, Berliner philologische Wochenschrift 13 (1893) 1484–87. 22. Symiasera Zu Elagabals Mutter Iulia Soaemias Bassiana vgl. Bleckmann, Die severische Familie 279–91. Eine ähnliche Namensform verwendet die Historia Augusta (Symiamira, Hel. 2,1; 4,4; 14,4; 18,2; auch Symiamyra, Macr. 9,2). Nach S. Ronzevalle, Inscription bilingue de Deir el-Qalaʿa dans le Liban, près de Béryte, RA 4ème sér. 2 (1903) 29–49, hier 48 könnte es sich um einen von der Göttin Sima abgeleiteten Eigennamen handeln („signifiant Sohémie princesse ou imperatrice“). T. D. Barnes, The Sources of the „Historia Augusta“, Brüssel 1978, 36 f. lässt offen, ob es sich um einen authentischen semitischen Namen handelt oder um eine bewusste Entstellung der Historia Augusta. Zur hsl. Überlieferung bei Eutrop vgl. Wagener, Jahresbericht 2,310. 23. Caesar – nominatus Eutrop stellt die Vorgänge etwas ungenau dar. Nach Hdn. 5,7,1–4 wurde Alexander im Jahr 221 von Elagabal adoptiert und zum Caesar erhoben; die Prätorianer akklamierten ihn nach Elagabals Ermordung zum Imperator (αὐτοκράτωρ), nicht Caesar. Vgl. Bordone, Komm. z. St. (368 f. Anm. 144). iuris conditorem Eutrop setzt diesen stilisierten Ausdruck anstelle des üblichen Titels iuris consultus (so z. B. Ruf. Fest. 22,3; Hier. chron. 297 c; Cassiod. chron. 918 [Chron. min. 2,146]); vgl. ThLL s. v. conditor 3 Sp. 146,59–69 (i. S. v. constitutor); s. v. consulo (iuris consultus) Sp. 585,71– 586,36. Damit meint er nicht nur Ulpians redaktionelle Arbeit (die Sammlung und Edition von responsa), wie Birds und Müllers Übersetzungen nahelegen, sondern vor allem seine rechtsschöpfende Tätigkeit durch Erteilung von responsa. Die Phrase ist offensichtlich nach iura condere gebildet, womit etwa Gaius die Tätigkeit der Juristen umschreibt (Gaius inst. 1,7 responsa prudentium sunt sententiae et opiniones eorum, quibus permissum est iura condere).

9. Buch 1. ex corpore militari Diese vor Eutrop nicht nachweisbare Junktur (vgl. Šorn, Sprachgebrauch 1,43; ThLL s. v. corpus Sp. 1022,1–3; Bordone, La lingua e lo stilo 155) kommt auch Hist. Aug. Maximin. 8,1 vor,

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während Aur. Vict. Caes. 25,1 und Epit. Caes. 25,1 e(x) militaribus schreiben. senatus intercessisset auctoritas Der republikanische Sprachgebrauch, nach dem der Begriff senatus auctoritas für durch Interzession ungültige Senatsbeschlüsse steht (s. ThLL s. v. auctoritas Sp. 1225,55–60), darf hier nicht zugrunde gelegt werden. Schon in Ciceros Reden lässt sich eine Bedeutungserweiterung greifen, die dem Fachbegriff eine zusätzliche Nuance gab (‚Autorität‘, vgl. A. Graeber, Auctoritas patrum. Formen und Wege der Senatsherrschaft zwischen Politik und Tradition, Berlin 2001, 215–50). Die Verbindung der Phrase mit intercedere ist sowohl bei Cicero als auch bei kaiserzeitlichen Juristen üblich, vgl. ThLL s. v. intercedo Sp. 2156,75–57,5, und Eutrops Phrase entspricht exakt Cic. fam. 1,2,4 de his rebus … senatus auctoritas gravissima intercesserat; cui quom Cato et Caninius intercessissent, tamen est perscripta. Im Gegensatz zu Aurelius Victor (Caes. 25,2 quod tamen etiam patres, dum periculosum existimant inermes armato resistere, approbaverunt) sagt Eutrop (wie auch Hist. Aug. Maximin. 8,1 sine decreto senatus) nichts über eine nachträgliche Bestätigung des Maximinus Thrax durch den Senat. Im Gegensatz dazu hebt er im 9. Buch noch dreimal die Rolle des Senats bei der Kaisererhebung hervor (9,7 Gallienus … a senatu Caesar appellatus; 9,11,1 Claudius … a militibus electus, a senatu appellatus Augustus; 9,12 Quintillus … consensu senatus appellatus Augustus), während er den Senat danach gar nicht mehr erwähnt. aus dem Stand der Soldaten zur Kaiserherrschaft Während die bisherigen Kaiser aus dem Senatorenstand stammten (mit Ausnahme des Macrinus), hatte Maximinus eine militärisch-ritterliche Laufbahn absolviert, in der er – die Rekonstruktion der einzelnen Schritte der Karriere bleibt schwierig – bis zur Präfektur der Provinz Mesopotamien und zur Stellung eines praefectus tironum gelangt war, vgl. Huttner, Von Maximinus Thrax 163; Haegemans, Imperial Authority 52–56. Diese rein militärische Laufbahn wird dann ab dem dritten Jahrhundert dem Normalfall der meisten kaiserlichen Karrieren entsprechen. Vor dem Hintergrund des eigenen Zeithorizonts Eutrops und vor dem Hintergrund, dass Kaiser Valens eine solche Laufbahn hatte, die ihn aus dem Militärdienst ins Kaiseramt führte, mag sich das Interesse für diesen Karriereweg erklären. Das erste Auftreten dieser oder jener Erscheinung in der römischen Verfassungsgeschichte ist offenkundig bereits von der EKG systematisch festgehalten worden, zur Zäsur von 235 s. Aur. Vict. Caes. 25 und Enmann, Eine

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verlorene Geschichte 341. Analoge Fälle bei Eutrop z. B. 1,9,1; 2,1,1; 9,28; 10,11,1. keine Verfügung des Senats ergangen Aurelius Victor, der ein taciteisches Bild vom willfährigen Senat zeichnet, hat die allerdings erst nachträgliche Bestätigung durch den Senat hervorgehoben. Eine Senatsbestätigung für Maximinus Thrax hat es mit Sicherheit gegeben, vgl. zur Kooperation des Senats, die etwa zur Designation zum Konsul von 236 und zur Verleihung der tribunicia potestas, der Erhebung zum pontifex maximus und zum pater patriae führt, Alram, Münzprägung 25 f., s. ferner besonders zu CIL VI 2001 Haegemans, Imperial Authority 81 f. Sie spielte aber für das Schema der EKG, die knappe Angaben über das Zusammenspiel der Institutionen bei Kaisererhebungen macht, vermutlich keine Rolle. Aurelius Victor (25,2) dürfte die EKG bewusst korrigiert, Eutrop ihren Tenor beibehalten haben, vgl. auch Hier. chron. 216 b sine senatus auctoritate. Die Wendung senatus auctoritas könnte aus der EKG stammen. Allerdings entspricht sie dem „republikanischen“ Kolorit, das man auch sonst bei Eutrop findet, s. den Kommentar zu 10,4,2 (homines novi) und 10,8,1 (leges rogavit). Die Feinheiten der Unterscheidung von senatus auctoritas und senatus consultum (vgl. Th. Mommsen, Römisches Staatsrecht, Band 3, Leipzig 31888, 997 f.) haben für Eutrop keine Bedeutung. Gemeint ist, dass es keinen Senatsbeschluss für die Erhebung des Maximinus gab. Zu den Fällen der Erhebung des Kaisers durch Senat und Heer Mommsen ebd. 1267 Anm. 2. Wenn intercessisset im Sinne von „dazwischen getreten war“ zu verstehen ist (s. zur Junktur den phil. Kommentar), dann könnte Eutrop allerdings auch gemeint haben, dass der Senatsbeschluss zwischen der Proklamation durch das Heer und dem Regierungsantritt (ad imperium accedit) ausgeblieben war, was einen erst später erfolgenden Senatsbeschluss nicht ausschließen würde. In diesem Falle sind Aurelius Victor und Eutrop möglicherweise miteinander vereinbar. Die tiefgreifende Zäsur von 235 besteht ohnehin vor allem in der Tatsache, dass ein ritterlicher Offizier aus einer keineswegs überragenden Position direkt ins Kaiseramt gelangte, während auch nach Maximinus Thrax in der Darstellung Eutrops durchaus Erhebungen durch Heer und Senat stattfinden, vgl. phil. Komm. zum Imperator akklamiert worden war Die erste Ausrufung zum Imperator, die bei der Erhebung des Maximinus erfolgte, kann hier nicht gemeint sein. Nach dem ersten erfolgreichen Germanenfeldzug des Maximinus, erfolgte aber die zweite imperatorische Akklamation noch 235, vgl.

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A. Stylow, Ein neuer Meilenstein des Maximinus Thrax in Sardinien, Chiron 4 (1974) 515–32, hier 517–23; Alram, Münzprägung 26. Zur dritten und vierten Akklamation, sowie zum 236 angenommenen Germanicus-Titel des Maximinus Thrax vgl. Kienast, Kaisertabelle 183 f.; Huttner, Von Maximinus Thrax 166 f., der allerdings die Erfolge des Maximinus Thrax noch in Süddeutschland lokalisiert. Inzwischen ist klar, dass die Erfolge des Maximinus viel tiefer im Innern Germaniens errungen worden sind: zur Schlacht am Harzhorn s. F. Berger u. a., Die römischgermanische Auseinandersetzung am Harzhorn (Ldkr. Northeim, Niedersachsen), Germania 88 (2010) 313–402; H. Pöppelmann u. a., Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn, Darmstadt 2013. Der große, tief nach Germanien reichende Einfall ist in das Jahr 236 zu datieren, vgl. R. Wolters, Wiedergewonnene Geschichte. Der Feldzug des Maximinus Thrax in das Innere Germaniens 235/236 n. Chr. in der numismatischen Überlieferung, in: Pöppelmann u. a., 116–23. Zu den in Rom vor der Curia errichteten Bildtafeln mit der Darstellung des Germanensiegs, s. die Beschreibung Herodians 2,6,8. von Pupienus in Aquileia getötet In extremer Verknappung wird von Eutrop die Zeit zwischen dem Germanensieg und dem Ende des Maximinus Thrax ausgelassen. Die Ereignisse des Bürgerkriegs von 238 von der Erhebung der Gordiane in Afrika bis zum Ende des Doppelkaisertums des Pupienus und Balbinus sind schon in der EKG nicht richtig erfasst worden. Maximinus wurde bei der Belagerung von Aquileia von seinen eigenen Soldaten nicht nur im Stich gelassen, sondern von ihnen umgebracht. Die angebliche Tötung des Maximinus durch Pupienus gehört aber zum Grundbestand der EKG, s. Hier. chron. 216 g; Aur. Vict. Caes. 27,3 f.; Hist. Aug. Max. et Balb. 15 und 16,7; Maxim. 33,5. Hier wird der Umstand verkürzt, dass Pupienus und Balbinus ihren Sieg feiern ließen, vgl. AE 1934, 230 mit Haegemans, Imperial Authority 206, und Pupienus als Sieger in Aquileia einzog, vgl. Haegemans, 207. Der nicht namentlich genannte Sohn des Maximinus ist C. Iulius Maximus, der erst Anfang 236 (Kienast, Kaisertabelle 178) zum Caesar erhoben wurde und damit, anders als von Eutrop behauptet, nicht über die gesamte Länge der drei Jahre (Februar/März 235 bis Mitte April 238, vgl. Kienast, 176) der Regierungszeit des Maximinus Thrax Mitherrscher war. 2. (1) zum Princeps gewählt worden war Gordianus III. herrschte als Caesar vorübergehend gemeinsam mit den Senatskaisern Pupienus und Balbinus. Zu keiner Zeit herrschten die drei Kaiser gemeinsam als Augu-

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sti, aber Eutrop oder seiner Quelle geht es wieder darum, Besonderheiten im Herrscherkollegium festzustellen, die vor dem Hintergrund der Realität spätantiker Verhältnisse als interessant erschienen, vgl. 8,9,2; 10,6,2; 10,9,3 und 10,13. Ein Herrschaftskollegium von drei Augusti entsprach insbesondere auch dem Kollegium, das ab 367 und somit zum Zeitpunkt der Fertigstellung der Geschichte Eutrops herrschte (Valentininian, Valens, Gratian). Die Bezeichnung von Gordian III. als gemeinsam mit Pupienus und Balbinus herrschender Augustus erklärt sich damit, dass er mit Gordian II., der mit seinem Vater gemeinsam die Augustuswürde bekleidete, verschmolzen worden ist. Diese Verschmelzung ist eine Fehlleistung der EKG. Die Falschangabe, dass Pupienus und Balbinus obskurer Herkunft sein sollen, ist auffällig, vgl. dagegen Herodian 8,8,1; 4 und 8. S. K. Dietz, Senatus contra principem. Untersuchungen zur senatorischen Opposition gegen Kaiser Maximinus Thrax, München 1980, 129–34. Herodian übertreibt allerdings bei der vornehmen Herkunft des Pupienus, der nicht zum Patriziat gehörte, vgl. M. Zimmermann, Kaiser und Ereignis. Studien zum Geschichtswerk Herodians, München 1999, 277 f. Die „Nobilität“ Gordians wird von Eutrop ausdrücklich damit begründet, dass bereits der angebliche Vater, Gordian I., Kaiser war. Damit begründet Eutrop in gleicher Weise die größere Legitimität Konstantins gegenüber den übrigen Tetrarchen, vgl. zum Kontrast zwischen homines novi und filii Augustorum Eutr. 10,4,2 und zum Regierungsantritt Konstantins in locum patris 10,2,2. Die Legitimität Gordians I. resultiert wiederum daraus, dass er im breiten Konsens der Soldaten (consensu militum) zum Princeps ausgerufen wurde, ähnlich wie später Konstantin selbst. Diese angebliche Erhebung Gordians I. durch die Soldaten (die Version muss ähnlich in der EKG zu lesen gewesen sein, vgl. Aur. Vict. Caes. 26,1) läuft völlig den Fakten konträr. In Wirklichkeit wurden der Prokonsul und sein Sohn in Thysdrus auf Betreiben der dortigen Kurialen zum Kaiser ausgerufen, die geringen Militärbestände in Afrika wurden dagegen unter der Führung des Capelianus gegen die Usurpatoren gelenkt, s. Huttner, Von Maximinus Thrax 169–72. Warum gegenüber den als Emporkömmlingen (und in den Parallelquellen sogar als Usurpatoren) betrachteten Kaisern Pupienus und Balbinus die überlegene Legitimität Gordians III. von Eutrop so betont wurde, bleibt aber insgesamt offen. Eine mögliche Erklärung liefert die fiktive Verwandtschaft des Licinius mit Philippus Arabs (Hist. Aug. Gord. 34,5) und dessen daraus angeblich resultierender Feindschaft gegen die Gordiane: Die deutlich konstantinfreundliche Tendenz der EKG könnte im

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Gegenzug zur Aufwertung der Herkunft Gordians auf Kosten der beiden Senatskaiser geführt haben. Wahrscheinlicher ist aber, dass letztlich ein Wissen davon erhalten geblieben ist, dass Gordian III. schon in der zeitgenössischen Selbstdarstellung sich durch seine Abstammung legitimierte, zwar nicht als Sohn, wohl aber als nepos Gordianorum, und zwar bereits zu Lebzeiten von Pupienus und Balbinus, vgl. die Belege bei Huttner, Von Maximinus Thrax 175. (2) im Palast getötet Vgl. Aur. Vict. Caes. 27,6. Nach der Erzählung von Herodian 8,8,6 und Hist. Aug. Max. Balb. 14,5–6 wurden dagegen Pupienus und Balbinus aus dem Palast gezogen und auf der Straße umgebracht, vgl. Bordone, Komm. z. St. (374 Anm. 11). Hier ist wohl ein weiterer Bindefehler zu erkennen, der auf die Benutzung der EKG hinweist. in gewaltigen Schlachten Die Regierungszeit Gordians III. ist anscheinend in enger Anlehnung an die EKG beschrieben worden, s. die Parallelen bei Aur. Vict. Caes. 27,3 und 27,7 f. Das gilt gerade für auffällige Details wie die Tatsache, dass Gordian III. nach der Beseitigung von Pupienus und Balbinus als einziger die Herrschaft innehat, für die Öffnung der Tore des Janus-Tempels (Aur. Vict. Caes. 27,7) oder die siegreiche Kriegführung gegen die Perser (Aur. Vict. Caes. 27,8; Ruf. Fest. 22,2; Hier. chron. 217 a). Lediglich die 241 erfolgte Eheschließung des Gordian III. mit Furia Sabina Tranquillina, der Tochter des Prätorianerpräfekten Timesitheus (PIR2 F 581), vgl. Zos. 1,17,2; Hist. Aug. Gord. 23,6–7, wird bei Aurelius Victor nicht erwähnt, so dass diese Notiz nicht sicher der EKG zugewiesen werden kann. Zum Ianus-GeminusTempel bzw. Tor vgl. A. Carandini (u. a.), The Atlas of Ancient Rome. Biography and Portrait of the City, Bd. 2, Tables and Indices, Princeton 2017, 94 b. Bei den ersten militärischen Erfolgen am Anfang der Kampagne gegen die Sasaniden dürfte insbesondere die Schlacht von Rhesaina gemeint sein, vgl. Amm. 23,5,17 und Zos. 1,18,2 mit Felix, Antike literarische Quellen 49–51. Zur Frage der Rückeroberung von Karrhai, Edessa, Singara und Rhesaina durch Gordian III. Kettenhofen, Kriege 27–31. Die Namen Parther und Perser werden in gleicher Bedeutung in unmittelbarer Nähe nebeneinander verwendet. (3) bei seiner Rückkehr Man hat den Eindruck, das römische Heer sei in das Perserreich eingedrungen und habe dann noch unter Gordian III. kehrtgemacht, der erst unmittelbar vor der römisch-persischen Grenze ums Leben gekommen sei. Diese Version geht auf die EKG zurück (Hier.

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chron. 217 a; Ruf. Fest. 22,2). Die EKG führte den Tod auf die Verschwörung des Philippus Arabs zurück, der Gordian III. zum Opfer fällt, s. Aur. Vict. Caes. 27,7 f.; Ruf. Fest. 22,2; Hier. chron. 217 a; Amm. 23,5,17. Nach dem Tatenbericht Schapurs (ŠKZ, mittelpersisch Z. 6 f., parthisch Z. 4; griechisch Z. 10, vgl. E. Winter / B. Dignas. Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz, Berlin 2001, 94) wurde die römische Invasionsarmee bei Misiche (PerozSchapur), also noch sehr viel weiter im Innern des persischen Gebiets, abgefangen und Gordian III. in einer offenen Feldschlacht getötet. überführte seinen Leichnam nach Rom Die Nachricht über die Überführung des Leichnams Gordians III. nach Rom bedeutet, dass in der Nähe von Kirkesion nur ein Kenotaph errichtet wurde. Die Angabe muss aus der EKG kommen (Hier. chron. 217 f; Festus 22,2), auch wenn Eutrop als Teilnehmer des Perserfeldzugs Julians (Eutr. 10,16,1) den Platz selbst gekannt haben muß. Die Epitome de Caesaribus (27,3) berichtet dagegen, Gordian sei an der römisch-persischen Grenze auch tatsächlich bestattet worden. Weiteres zum Grab Gordians bei Huttner, Von Maximinus Thrax 189 Anm. 245. 3. nachdem sie das Heer unversehrt zurückgebracht hatten Diese Rückführung des unversehrten Heeres, das am Euphrat entlang marschierte, kann sich nur auf die kurze Strecke vom grenznahen Ort im Perserreich, an dem Gordian starb, zum schützenden römischen Gebiet bei Kirkesion beziehen. Andere Zeugen der EKG haben diese Angabe nicht. Vielleicht interessierte Eutrop diese Frage, weil die sichere Rückführung des Heers unter Jovian, dessen Friedensschluss mit den Persern in Parallele zu den Ereignissen von 244 gesetzt wird, nach dem Zeugnis einiger Quellen, die damit die Aufmerksamkeit vom Hauptverantwortlichen Julian ablenken, nicht gelang, sondern die Armee durch Versorgungsmängel große Verluste erlitt, vgl. Amm. 25,7,7 zu den Schwierigkeiten der Versorgung der Armee zum Zeitpunkt der Friedensverhandlungen. Der Jovianfrieden wurde angeblich nur vier Tagesmärsche vom rettenden römischen Gebiet abgeschlossen. Vom Friedensvertrag, durch den Philippus Arabs überhaupt erst den rettenden Abzug erreichen konnte, ist bei Eutrop keine Rede. von Syrien nach Italien Philipp und sein Sohn, der keineswegs, wie Eutrops Wendung zu suggerieren scheint, von Anfang an Mitregent seines Vaters war, brechen nach der Erreichung römischen Gebiets von Syrien

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nach Italien auf. Ankunft in Rom im Sommer 244, vgl. Huttner, Von Maximinus 192. tausendjähriges Jubiläum Zur Tausendjahrfeier (nach varronischer Zählung), die in einer breiten Tradition als herausragendes Ereignis der Regierungszeit des Philippus Arabs festgehalten wird, vgl. Körner, Philippus Arabs 248–59. Die Spiele wurden zum Abschluss des Jubiläumsjahres ab dem 21. April 248 abgehalten, vgl. Huttner, Von Maximinus 198. zu den Vergöttlichten gerechnet Die Angabe, dass Philippus mit seinem Sohn konsekriert worden sein soll, trifft mit Sicherheit nicht zu, da gerade sein Mörder und Nachfolger Decius nach dem blutigen Bürgerkrieg gegen Philipp keinen Grund hatte, seinem Vorgänger und seinem Sohn eine solche Ehre zu erweisen. Zu den eradierten Inschriften des Philippus und zur Frage, ob es eine Konsekration nach Decius gegeben haben kann, Körner, Philippus Arabs 321 Anm. 65. Der heftige Bürgerkrieg zwischen Decius und Philippus Arabs wird allerdings gerade bei Eutrop nicht thematisiert. Die Formulierung ab exercitu interfecti sunt suggeriert vielmehr zu Unrecht, das eigene Heer habe den Philippus Arabs und seinen Sohn getötet, in Wirklichkeit war es zumindest bei Philippus dem Älteren die Bürgerkriegsarmee des Decius in der Schlacht von Verona. Amici, La divinizzazione 32 erwägt weiterhin die Möglichkeit, dass die Philippi unter Decius konsekriert wurden, führt aber auch die von E. Stein, Kleine Beiträge zur römischen Geschichte. III. Divi Philippi und Divus Diocletianus, Hermes 52 (1917) 571–78 erwogene Eventualität einer Konsekrierung in der Zeit Konstantins an. 4. gebürtig aus Budalia Der Geburtsort nur hier (bei Epit. Caes. 29,1 vermutlich aus Eutrop, anders J. Schlumberger, Die Epitome de Caesaribus. Untersuchungen zur heidnischen Geschichtsschreibung des 4. Jahrhunders n. Chr., München 1974, 143) und bei Hier. chron. 218 c. Aus den Parallelnachrichten (Aur. Vict. Caes. 29,1) wird deutlich, dass es sich um einen Ort auf dem Territorium der Stadt Sirmium handelt, die der Hauptort der Pannonia inferior war. Bürgerkrieg, der in Gallien ausgebrochen war Während Eutrop nichts zum wichtigen Bürgerkrieg zwischen Decius und Philippus Arabs bietet, berichtet er als einziger über einen in Gallien ausgebrochenen Bürgerkrieg. Möglicherweise wurde dort nach dem Herrschaftswechsel von 249 die neue Regierung des Decius nicht anerkannt. Die anderen

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Usurpationen während der Herrschaft des Decius, nämlich die des Jotapianus oder des Priscus, werden nicht erwähnt. seinen Sohn machte er zum Caesar Zu Mitkaisern des Decius wurden die Söhne Herennius Etruscus und Hostilianus erhoben, Herennius im Mai/Juni 250 zum Caesar und etwas später zum Augustus, Hostilianus vor dem September 250 zum Caesar, vgl. Kienast, Kaisertabelle 198, und anscheinend noch vor dem Tod des Decius ebenfalls zum Augustus (AE 2003, 1415 mit Kienast, Kaisertabelle 198). Die Angabe über die Erhebung nur eines Caesars während der Regierung stammt aus der EKG, vgl. Aur. Vict. Caes. 29,1. Vielleicht ist die Tatsache, dass Hostilianus nicht nur unter Decius Mitregent war, sondern auch dem späteren, von Trebonianus Gallus geleiteten Kaiserkollegium angehörte, nicht verstanden worden. Therme Die Erwähnung dieser auf dem Aventin zu lokalisierenden Thermen des Decius findet sich auch bei Aur. Vict. Caes. 29,1, stammt also offenkundig aus der EKG. Die Origo Rom. (KFHist B 5) 67 geht davon aus, unter Decius seien die Commodusthermen eingeweiht worden. Die Commodusthermen, die sich südöstlich von den Caracallathermen befinden, wurden aber unter Commodus fertiggestellt, vgl. Hier. chron. 208 i und A. Capodiferro, s. v. Thermae Cleandri/Commodiani, LTUR 5 (2000) 49. Der Irrtum zu den Commodusthermen findet sich nicht in der EKG. Sollte es sich nicht um ein Versehen in der Handschrift handeln, wäre das ein Beleg dafür, dass die Origo Rom. und die etwa gleichzeitig entstandene EKG unabhängig voneinander aus einer Quelle mit Notizen zur Bautätigkeit in Rom schöpfen. Solche Unterschiede und Nuancen zur Einweihung von Thermen finden sich auch sonst, etwa bei den mit den Nerothermen identifizierten Alexanderthermen, vgl. Eutr. 7,15,2; Origo Rom. (KFHist B 5) 61. im Barbarenland getötet Getötet wurde Decius durch die Goten. Die sachlich falsche Nachricht über den Tod im Barbaricum – in Wirklichkeit fiel Decius in Abrittus auf römischem Reichsgebiet – stammt aus der EKG, vgl. Aur. Vict. Caes. 29,4; Hier. chron. 218 h; Epit Caes. 29,3. Die dramatischen Ereignisse um den Einfall der Goten, die breit in der zeitgenössischen Historiographie dargestellt waren, wie jetzt eindrucksvoll der Dexippus Vindobonensis zeigt, vgl. G. Martin / J. Grusková, Scythica Vindobonensia by Dexippus: New Fragments on Decius’ Gothic Wars, GRBS 54 (2014) 728–54; G. Martin, Zum Angriff der Gothen unter Kniva auf eine thrakische Stadt (Scythica Vindobonensia, f. 195 v), Tyche 30

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(2015) 35–53, sind von Eutrop ganz übergangen worden. Wie die Angabe in barbarico zustandegekommen ist, bleibt offen. Entweder es wurde eine Notiz missverstanden, dass die Goten auf dem Rückweg in das Barbaricum waren und an der Donau gestellt wurden (darauf verweist die Parallele bei Aurelius Victor). Oder aber aus dem Kampf gegen die in das römische Reich eingefallenen Barbaren wurde ein Kampf im Barbaricum. zu den Vergöttlichten gerechnet Obwohl der Nachfolger des Decius Trebonianus Gallus unter dubiosen, in den Quellen partiell als Verrat an Decius gedeuteten Umständen an die Macht gelangt ist, gibt es keinen Hinweis auf einen Bruch zur Vorgängerregierung, auch wenn die Mitregentschaft mit dem überlebenden Sohn des Decius Hostilianus nur einem Kompromiss entsprungen sein kann. Vgl. zur Divinisierung des Decius und des Herennius CIL VI 36760 mit Kienast, Kaisertabelle 195; Amici, La divinizzazione 38 f. Unter den literarischen Quellen bietet nur Eutrop diese Nachricht. 5. Gallus Hostilianus und des Gallus Sohn Eine Trennung der beiden Namensbestandteile Gallus Hostilianus durch ein Komma (Gallus, Hostilianus) würde eine historisch richtige Version zum Kaiserkollegium ergeben (Gallus, Hostilianus, Volusianus). Sie ist aber nicht ohne weiteres möglich, da aus dem folgenden ambo deutlich wird, dass Eutrop von zwei Personen ausgeht, s. die Beobachtungen von Ratti, Les empereurs 315. Hier. chron. 219 f kennt ebenfalls nur zwei Kaiser, nämlich Gallus und Volusianus. Anders dagegen Aur. Vict. Caes. 30,1 f. wurden sie in Interamna getötet Auch hier trägt die stereotype Wendung occisi sunt (die innerhalb eines kleinen Abstands zum dritten bzw. vierten Mal verwendet wird) dazu bei, die genauen Umstände des Todes des Trebonianus Gallus und seines Sohnes zu verschleiern. Beide wurden während der Vorbereitungen zum Schlagabtausch gegen Aemilianus von den eigenen Truppen umgebracht. Alternativ zu Interamna (Terni) wird noch Forum Flamini als Todesort genannt, vgl. Origo Rom. (KFHist B 5) 68. Beide Orte liegen auf der Via Flaminia, vgl. Huttner, Von Maximinus 216. Pestilenz, Seuchen und Krankheiten Zur großen Epidemie, die in der Regierungszeit des Trebonianus Gallus ausbrach, vgl. Philostratos (KFHist A 3) fr. 2 mit Kommentar. Eutrop gebraucht drei verschiedene Ausdrücke für die gleiche Sache, um die Bedeutung der Epidemie deutlich zu machen. 6. obscurissime – obscurius Zur rhetorischen Stilisierung vgl. Santini, Caratterizzazione stilistica 6 f.; Bordone, La lingua e lo stilo 152 f. Anders

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als an den dort angeführten Parallelen setzt Eutrop das Polyptoton hier gezielt und effektvoll ein. von unscheinbarster Herkunft Die angeblich niedrige Herkunft des Aemilianus wird in anderen Quellen näher umrissen, nämlich eine Herkunft von der Insel Djerba oder aus Mauretanien, vgl. Epit. Caes. 31,1 und Zonar. 12,22 vol. 3,137,22 f. Dindorf mit Bleckmann, Reichskrise 45. herrschte auf noch unscheinbarere Weise Eine programmatische Erklärung aus seiner Regierungszeit hält der Anon. post Dionem (fr. 2 Müller, vgl. Zonar. 12,22 vol. 3,138,10–139,3 Dindorf) immerhin fest. Aurelius Victor (31,3) bezeichnet seine Herrschaft als modestum imperium. 7. zum Imperator und … Augustus erhoben Die Doppelung der Erhebung des Valerian, der erst zum Imperator, dann zum Augustus ausgerufen wird, ist vielleicht so zu erklären, dass nach der Ausrufung durch das Heer zum Imperator eine andere Institution, der Senat, die Augustuserhebung vorgenommen hat. Darauf weist auch die anschließende Angabe hin, Gallienus sei erst in Rom ebenfalls vom Senat zum Caesar erhoben worden. Vgl. die Analogie zur Erhebung des Severus Alexander (Eutr. 8,23), der angeblich erst durch das Heer zum Caesar, dann vom Senat zum Augustus erhoben wurde. Der Hinweis auf einen Aufenthalt des Valerian in Raetien und Noricum verweist auf ein Großkommando, das beide Provinzen umfasste. Valerian sollte im Auftrag des Trebonianus von dort aus Truppen in den Bürgerkrieg gegen Aemilianus schicken. Er hatte aber das Kommando wohl schon lange vorher erhalten und die Konzentration der Truppen galt der Vorbereitung eines Feldzugs gegen die Alamannen oder Juthungen, vgl. zur Diskussion der Beziehungen zu Aur. Vict. Caes. 32,1; Zos. 1,28,3; Zonar. 12,22 vol. 3 138,16 f. Dindorf; Bleckmann, Reichskrise 285 f.; Goltz / Hartmann, Valerianus und Gallienus 225 f. mit abweichender Interpretation zur Frage, welchen Krieg Valerian nördlich der Alpen vorbereitete (Krieg gegen die Alamannen oder Krieg gegen Aemilianus). Erfolglosigkeit als auch die Trägheit der Kaiser Die infelicitas und ignavia wird von Eutrop auch bei Valerian verortet, der gegen die Perser unterliegt und sich in die Gefangenschaft begibt. Üblicherweise wird der Niedergang in der Reichskrise aber vor allem mit Gallienus verbunden. Das Thema des Niedergangs wird in 8,2 – der Skizze der durch die Schlaffheit des Gallienus herbeigeführten Universalkrise – und 9,1 weiter ausgeführt. Zum negativen Gallienusbild, das bereits bei den gallischen

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Panegyrikern gepflegt wurde, s. Baldini, Storie perdute 59. Entstanden ist es wohl in der Zeit der Tetrarchie. Die Selbstdarstellung der Tetrarchen stellte die von ihnen erreichte Ruhe und Stabilität in einen scharfen Kontrast zur vorangehenden Krise, vgl. zum Preisedikt Diokletians (Praefatio 5), und insbesondere zu Paneg. 8,10,1 f. und Petr. Patr. fr. 13 Müller, Bleckmann, Überlegungen zur Enmannschen Kaisergeschichte 29 f. Wegen der negativen Darstellung des Valerian wird auch seine vornehme Herkunft (Aur. Vict. Caes. 32,2) und die Tatsache, dass er vor 238 Konsul (consul suffectus) war (Kienast, Kaisertabelle 205), verschwiegen. kamen bis nach Ravenna Gemeint ist wohl der Markomanneneinfall in den 250er Jahren, noch zur Regierungszeit Valerians, vgl. zur Parallele mit Zos. 1,29,2 Bleckmann, Reichskrise 187; P. Kehne, s. v. Markomannen, § 1 Historisches, RGA 19 (2001) 290–302, hier 299. Der Oberbegriff Germanen ist insofern zutreffend, als Markomannen, Juthungen und Alamannen für die diversen Einfälle nach Oberitalien bis in die Zeit Aurelians offenkundig gemischt agierten, vgl. die Diskussion bei Bleckmann, Reichskrise 187 mit Anm. 104. Unbegründet scheint mir die Annahme von Bordone, Komm. z. St. (380 Anm. 35), dieser Einfall sei aus einer Verwechslung mit demjenigen von 270 entstanden. in Mesopotamia Krieg führte Nicht in der Provinz Mesopotamien, sondern in der ebenfalls zum römischen Mesopotamien gehörenden Provinz Osrhoene, nämlich unweit von Edessa, wie aus dem Tatenbericht Schapurs und aus Parallelquellen bekannt ist, vgl. Goltz / Hartmann, Valerianus und Gallienus 250. besiegt, kurz darauf auch gefangen Eutrop scheint darauf hinzuweisen, dass es einen zeitlichen Abstand zwischen der Niederlage und der Gefangennahme gab, was Raum für diplomatische Verhandlungen gab. Vgl. im einzelnen Felix, Antike literarische Quellen 68. Wie in 9,2,2 wird in nahem Abstand zueinander von Persern und dann von Parthern gesprochen. in schmählicher Sklaverei alt geworden Zum schmachvollen Ende Valerians in persischer Gefangenschaft Lact. mort. pers. 5,2–6; Petr. Patr. fr. 13 Müller; Zos. 1,36,2 etc. Vgl. Dodgeon / Lieu, Roman Eastern Frontier 58–65; Felix, Antike literarische Quellen 68. Eine konkrete Tätigkeit als Sklave (nämlich Dienste bei Besteigung von Wagen und Pferd) schildert Lact. mort. pers. 5,3. Zum Sklavenstatus des Valerian s. auch Eus. h. e. 7,13 und Zos. 1,36,2.

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8. (1) zuletzt verhängnisvoll Der moralische Abstieg in drei Stufen des Gallienus wird von der Epitome de Caesaribus ähnlich für einen anderen „schlechten“ Kaiser, nämlich für Konstantin vorgenommen (Epit. Caes. 41,16). Dass Gallienus seine Herrschaft anfangs feliciter ausgeübt und dann eine Zeitlang commode geherrscht haben soll, überrascht und würde bedeuten, dass er sich in der EKG-Tradition anfangs von seinem Vater positiv abgehoben haben soll. Die Großtaten, die Gallienus in Illyricum zugewiesen werden, nämlich die Niederschlagung der Aufstände des Ingenuus und des Regalianus gehören aber an sich in eine spätere Zeit. Das Bild eines moralischen Abgleitens ist mit der Skizze für Konstantin vergleichbar, bei dem einer ersten guten Phase eine zweite mittelmäßige bis schlechte gegenübergestellt wird, vgl. 10,7,1 mit Kommentar. Trebellianus Diese Korruptel für Regalianus ist möglicherweise sehr alt und könnte erklären, warum in der Historia Augusta ein Usurpator Trebellianus bekannt ist, vgl. Paschoud, Vies des Trente Tyrans 89 f. und 165. In der Übersetzung des Paianios kommt Trebellianus nicht vor. Allerdings lässt Paianios auch sonst Personennamen weg: Beispiele bei Venini, Peanio traduttore di Eutropio 243 Anm. 8. Die alternative Erklärung wäre, dass die Erwähnung des Trebellianus aus der Historia Augusta in die Eutropüberlieferung eingedrungen ist, vgl. E. Hohl, Kannte Eutrop einen Usurpator Trebellianus?, Klio 14 (1915) 380–84; Kienast, Kaisertabelle 221. Diskussion bei Bordone, Komm. z. St. (381 f. Anm. 42). (2) drangen in Italien ein Man würde sonst annehmen, dass die Alamannen direkt über die Alpenpässe und nicht mit einem Umweg über Gallien nach Italien einfielen. Zur Route über Avenches, s. Goltz / Hartmann, Valerianus und Gallienus 244 mit Anm. 119. Zu den Alamannenzügen der 60er Jahre s. Goltz / Hartmann, 245 mit Anm. 122. Dacia … ging damals verloren Diese Nachricht stammt aus der EKG, vgl. Aur. Vict. Caes. 33,3 und Festus 8,2. Da erst Aurelian Dakien räumt, kann Dakien nicht unter Gallienus verloren gegangen sein. Vermutlich waren aber nach dieser Tradition die Schäden in Dakien so irreparabel, dass Aurelian zur Räumung gezwungen war. Der Relativsatz dient weniger einem historischen Rückgriff als der Unterscheidung des traianischen Dakien vom Dakien (südlich der Donau) der eigenen Zeit. In der Rückschau des anonymen Panegyrikers des Constantius I.wird in der Serie der von Gallienus zu verantwortenden Verwüstung oder des Verlustes von Provinzen Dakien nicht erwähnt, vgl. Paneg. 8,10,2–3.

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Griechenland, Macedonia, Pontus, Asia wurden von den Goten verwüstet Für Achaia gebraucht Eutrop bisweilen (vgl. auch 4,14,1; 5,6,1 und 5,7,4) Graecia, was der in der Spätantike im Griechischen üblichen Provinzbezeichnung „Hellas“ entspricht, vgl. zur Identität von „Hellas“ und „Achaia“ Hierocles, Synekdemos p. 643,6 Wesseling. Dieser Sprachgebrauch ist auch in der Hist. Aug. zu finden, vgl. Hist. Aug. Max. Balb. 5,8, wobei andere Erklärungsmodelle möglich bleiben, vgl. H. Brandt, Die Historia Augusta, Philostrat und Asinius Quadratus, ZPE 104 (1994) 78–80. Der Zeitpunkt des nach Achaia und Macedonia führenden Einfalls ist unklar. Gemeint ist entweder der Einfall des Jahres 262, bei dem allerdings gerade der Einfall der Goten offenkundig an den Thermopylen abgewehrt wurde, oder der Einfall von 267/268, bei dem ostgermanische Gruppen bis nach Attika gelangten und durch das Selbstverteidigungsaufgebot des Dexippos abgewehrt wurden. Die Erwähnung von Macedonia ist zu beziehen etwa auf die mehrfach abgewehrten Attacken auf Thessalonike, vgl. Eusebius (KFHist A 6) fr. 1,1 mit Kommentar. Pontus und Asia: Die Verwüstungen der kleinasiatischen Gebiete am Schwarzen Meer beginnen bereits in den 50er Jahren: Attacke der Boraner 255, der Goten 256 und 258, vgl. die Belege bei Goltz, Die Völker an der mittleren und nordöstlichen Reichsgrenze 458. Zur Verwüstung von Asia (einschließlich des Niederbrennens des Artemisions von Ephesus) um 262 vgl. Goltz, ebenda. Pannonia von den Sarmaten und Quaden Zu diesen Einfällen s. Goltz, Die Völker an der mittleren und nordöstlichen Reichsgrenze 450 mit Anm. 1. berühmte Stadt Tarragona Zum spektakulären, bis nach Spanien und über Spanien hinausführenden Einfall der Franken, vgl. Goltz, Die Völker an der mittleren und nordöstlichen Reichsgrenze 446, mit weiterer Literatur. Zur Identifizierung der von Eutrop genannten Germanen mit den Franken s. Aur. Vict. Caes. 33,3 sowie weitere Gründe bei Bleckmann, Reichskrise 223 f. Der Einfall gehört in die Zeit nach der Gefangennahme Valerians, also wohl in das Jahr 260. Syria anzueignen Die Perser unter der Herrschaft der Sasaniden, die wie bereits in 9,2,2 und 9,7 als Parther bezeichnet werden, fielen nach der Gefangennahme Valerians über das römische Mesopotamien nach Syrien ein, Kettenhofen, Kriege 100–103; Goltz / Hartmann, Valerianus und Gallienus 257 f. In welcher Form Eroberungsabsichten bestanden, ist nicht mehr auszumachen. Die Errichtung von Feueraltären könnte für einen

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solchen Aneignungsanspruch sprechen, auch wenn man sich de facto auf die Abführung der Ressourcen, insbesondere auch auf die Deportation der Einwohner beschränkte, vgl. dazu J. Wiesehöfer, Das Reich der Sāsāniden, in: Johne (Hg.), Zeitalter der Soldatenkaiser 531–69, hier 539 f. Zum Versuch der Einrichtung von Feueraltären in Syrien, Kappadokien, Kilikien und Pontus vgl. die Inschrift des Mobhed Kerdīr, s. Dodgeon / Lieu, Roman Eastern Frontier 65. 9. (1) zehn Jahre lang so In Wirklichkeit herrschte Postumus kürzere Zeit, feierte aber Mitte 269 seine Decennalien, vgl. Luther, Das gallische Sonderreich 333. mit gewaltiger Tapferkeit und Mäßigung wiederhergestellt hat Die positive Darstellung des gallischen Sonderreichs, insbesondere der Herrschaft ihres Gründers Postumus, geht auf die EKG zurück, der man die Kenntnis von der Sukzession der einzelnen Kaiser verdankt, s. Aur. Vict. Caes. 33,8–14; Hier. chron. 221 g.; Hist. Aug. trig. tyr. 6,3; 8,1 und 24,1. Sie ist ein wichtiges Indiz zur Charakterisierung ihrer Tendenz und ihrer Provenienz. Allen voran ist es in dieser Tradition Postumus, der die gallischen Provinzen in einer äußerst kritischen Situation vor der Katastrophe rettet. Diese Idee wird in Eutr. 9,11 wiederholt: ita Gallieno rem publicam deserente Romanum imperium in Occidente per Postumum … servatum est. Wie genau das Regiment des idealisierten Postumus ausgesehen hat, ist nicht erkennbar. Die Kombination von virtus und moderatio wird in ähnlicher Form für einen anderen idealisierten Teilkaiser im gallischen Bereich, nämlich für Constantius I. hervorgehoben, der durch militärische Siege, durch Sparsamkeit und Abkehr von der tetrarchischen Despotie ein Segen für die gallischen Provinzen ist (Eutr. 9,23 und 10,1,3). Die Rettung Galliens ist ein Hauptthema der Selbstdarstellung des Postumus gewesen, vgl. zu den Prägungen mit Legenden wie salus provinciarum oder restitutor Galliarum Luther, Das gallische Sonderreich 339 Anm. 108. Mogontiacum Zur Verbindung mit quae und der von Eutrop verwendeten Nebenform Mogontiacus vgl. phil. Komm. zu 3,16,1. (3) die Herrschaft über die gallischen Provinzen Galliarum imperium ist zwar an Tac. hist. 4,75,1 (imperium Galliarum) angelehnt, kann aber im Unterschied zu Tacitus, wo wirklich eine von Rom gesonderte konkurrierende Machtbildung in Gallien gemeint ist, nicht als Beleg für die Existenz einer Sonderreichsidee verwendet werden. Denn wenig später verdeutlicht Eutrop, dass das Romanum imperium in

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Occidente … servatum est und dass Postumus damit also für das gesamte Reich einsteht. Die Stelle ist also als „Oberkommando in den gallischen Provinzen“ oder als „kaiserliche Gewalt in Gallien“ zu verstehen, s. die Erläuterungen von König, Das gallische Sonderreich 183. Proviantmeisters getötet Die actuarii wirkten im System der spätrömischen Heeresversorgung an entscheidender Stelle. Sie waren für die Zuteilungen aus den Horrea verantwortlich. Vgl. zu der im vierten Jahrhundert dann genauer definierten Funktion Jones, The Later Roman Empire 626–28. Ob und in welcher Form actuarii in der Heeresversorgung des dritten Jahrhunderts tätig waren, ist unbekannt. Dass untergeordnete Offiziere oder Amtsträger, die persönlich durch Fehlverhalten der Kaiser betroffen sind oder sich bedroht fühlen, Attentate vorbereiten, liefert den Stoff für mehrere Anekdoten zur Geschichte des dritten Jahrhunderts, etwa für den Tod Aurelians (Eutr. 9,15,2) oder des Carinus (Epit. Caes. 38,8). Aurelius Victor kennt sogar den Namen des betreffenden actuarius, nämlich Attitianus (Caes. 33,12 f.). 10. im Amt eines Praeses verwaltete In der Hierarchie der spätantiken Verwaltung wurden bei den Statthaltern (neben dem ranghohen Proconsul) im einzelnen consulares, correctores, praesides voneinander abgegrenzt. Die beiden Provinzen Aquitanica I und II, die in der Zeit Diokletians aus der Aufteilung der alten Provinz Aquitania hervorgingen (neben der Novempopulana), standen unter der Verwaltung eines praeses, vgl. Not. dign. occ. 1,110–111. Da im Folgenden (13,2) Tetricus in Übereinstimmung mit der Not. dign. occ. 1,81 dann auch als corrector Lukaniens bezeichnet wird, ist deutlich, dass Eutrop für das dritte Jahrhundert in anachronistischer Form von den Zuständen der spätantiken Provinzialordnung ausgeht. Diese anachronistische Version war bereits in der EKG zu finden, vgl. Aur. Vict. 33,12. In der hohen Kaiserzeit stand Aquitanien unter der Verwaltung eines prätorischen legatus Augusti pro praetore. Die Annahme, dass die Kaiser des gallischen Sonderreichs den Sonderfall einer Verwaltung dieser Provinz unter einem senatorischen praeses geschaffen haben, vertreten Gerhardt / Hartmann, in: Johne, Zeitalter der Soldatenkaiser 2,1055–1189, hier 1098. Soldatenaufstände über sich ergehen lassen Das Thema wird in 9,13,1 wieder aufgegriffen. Tetricus kapitulierte vor diesen ständigen Aufständen und lieferte sich selbst Aurelian aus. Greifbar ist vor allem der Aufstand des Faustinus, vgl. Luther, Das gallische Sonderreich 336–38; Bleckmann zu Pol. Silv. princ. (KFHist B 6) 49.

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die Perser besiegt Die katastrophale Situation an der Ostgrenze des Reiches wurde durch Odainathos gemeistert, der anfangs vermutlich legatus Augusti pro praetore provinciae Syriae Phoenices war, Syrien wieder verteidigungsfähig machte und die Perser vertrieb. Der Vorstoß nach Mesopotamien (Nisibis und Karrhai) sowie nach Ktesiphon erfolgte erst 262, nachdem er von Gallienus ein Großkommando erhalten hatte, s. Hartmann, Das palmyrenische Teilreich 162–85; ders., Das palmyrenische Teilreich, in: Johne, Zeit der Soldatenkaiser 1,349–53. 11. (1) im Osten von Odainathos gerettet Die EKG konstruiert einen scharfen Gegensatz zwischen Gallienus, der im Zentrum des Reiches den Staat vernachlässigt, und aktiven Machthabern an der Peripherie, die das Reich retten. In Wirklichkeit agierte zumindest Odainathos im Bunde mit Gallienus und hatte von ihm weitreichende Vollmachten zur Stabilisierung der Ostgrenze erhalten, vermutlich als corrector totius Orientis mit einem übergeordneten Imperium, vgl. D. Potter, Palmyra and Rome: Odaenathus’ Titulature and the Use of the Imperium Maius, ZPE 113 (1996) 271–85. Zur Diskussion, ob und zu welchem Zeitpunkt Odainathos einen offiziellen corrector-Titel trug und zum Charakter seines Imperium, s. besonders Hartmann, Das palmyrenische Teilreich 146–61. Vgl. auch F. Paschoud, Imperator Odenatus Augustus? Titres d’Odénat, pièges d’une documentation trilingue, et perversité de l’Histoire Auguste, MH 66 (2009) 141–9); ders., Vies des trente tyrans 120–22. Auf dem Balkan und in Italien war Gallienus selbst in vielfältiger Form im Einsatz. Im Westen betrieb Postumus keineswegs nur die Rettung Galliens vor den Germanen, sondern verfolgte seine eigenen Ziele im Kampf gegen Gallienus. Festzuhalten ist gegenüber der Behauptung, Gallienus habe den Zusammenhalt des Reiches aus den Augen verloren und die Zerstörung des Reiches betrieben, dass Gallienus selbstverständlich genau das Gegenteil für seine Politik in Anspruch nahm und dass das im zeitgenössischen Lob festgehalten wurde, vgl. CIL XIV 5334 oder CIL VI 31378a mit der Preisung einer nicht näher zu ermittelnden Tugend (e. g. der providentia) Gallieni invicti Aug(usti), qua universum orbem suum defendit ac protegit und die Studie von M. Christol, L’éloge de l’empereur Gallien, défenseur et protecteur de l’Empire, in: M.-H. Quet (Hg.), La „crise“ de l’Empire romain de Marc Aurèle à Constantin, Paris 2006, 107– 31. im neunten Jahr seiner Herrschaft getötet Während Eutrop sonst die Zeiten von Samtherrschaft (als Caesar und Augustus) und die Zeiten der

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Alleinherrschaft zusammenrechnet (vgl. Eutr. 10,1,3; 10,16,2), zählt er hier nur die Jahre der Alleinherrschaft des Gallienus, nicht aber die Jahre, in der er mit Valerian gemeinsam herrschte. Über die in anderen Quellen ausführlich beschriebenen näheren Umstände des Putsches der eigenen Generäle gegen Gallienus während der Belagerung des Aureolus in Mailand (Zusammenstellung der Quellenbelege bei Geiger, Gallienus 173– 99) schweigt sich Eutrop aus. Nur im Vaticanus Latinus 1860 gibt es einen interpolierten Hinweis auf Aureolus, s. dazu Hartmann, Der Mord an Kaiser Gallienus, in: K.-P. Johne / Th. Gerhardt / U. Hartmann (Hgg.), Deleto paene imperio Romano 81–124, hier 90 Anm. 22. Das Detail über die Tötung des Kaiserbruders Valerian, vermutlich P. Licinius Valerianus, Konsul von 265 (M. Christol, Essai sur l’évolution des carrières sénatoriales dans la seconde moitié du IIIe siècle ap. J.C., Paris 1986, 207 f.; Geiger, Gallienus 79 f.), findet sich dagegen nur bei Eutrop. Vermutlich aus Eutrop dagegen Hist. Aug. Gall. 14,9–11 und Valer. 8,1. Einen anonymen Bruder des Gallienus, der gemeinsam mit dem Sohn des Gallienus Marinianus in Rom umgebracht wird, kennt Zonar. 12,26 vol. 3,150,9–11 Dindorf. Es ist wahrscheinlicher, dass sich die Angehörigen der Familie des Gallienus in Rom aufhielten und dass die angebliche Ermordung des Valerian in Mailand eine unzulässige Verkürzung darstellt. vom Senat zum Augustus ernannt Eutrop betont hier die konstitutionelle Vorbildlichkeit des Kaisers, der – wie in Wirklichkeit allerdings viele andere Kaiser im 3. Jahrhundert auch – von den Soldaten ausgerufen und vom Senat bestätigt wurde, vgl. zu Elementen der Prinzipatstitulatur bei Claudius Gothicus Hartmann, Claudius Gothicus 299; Kienast, Kaisertabelle 222. Dieses Detail unterstreicht wie die weitere Darstellung zum goldenen Schild die angebliche Wiedergeburt des Prinzipats unter Claudius Gothicus. Mittelbar geht diese positive Darstellung des Claudius Gothicus bekanntlich auf dessen Entdeckung als Vorfahre Konstantins im Jahre 310 zurück, vgl. die Diskussion bei Wienand, Der Kaiser als Sieger 154 mit Anm. 26. Zur angeblichen Abstammung des Constantius I. von Claudius Gothicus vgl. Eutr. 9,22,1. Eutrop zeigt sich in seinem Bild von Claudius Gothicus vermutlich von Themen der Zeit Julians beeinflusst, der seinem vermeintlichen Ahnen Claudius Gothicus als Verkörperung des Kaiserideals besondere Reverenz erwies, vgl. Rosen, Julian 222. (2) in einer gewaltigen Schlacht Gemeint ist der Sieg, den Claudius über die Goten bei Naissus erlangte, vgl. Belege bei Hartmann, Claudius

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Gothicus 303 mit Anm. 20. Ein Teil der Goten war in Makedonien gelandet und hatte unter anderem Thessalonike belagert, sich aber dann ins Landesinnere zurückgezogen, wo er auf Claudius traf, vgl. Goltz, Die Völker an der mittleren und nordöstlichen Reichsgrenze 460. am Recht festhaltend Über Claudius als Gesetzgeber ist so gut wie nichts bekannt. Eine Konstitution des Claudius ist erhalten (Cod. Iust. 3,34,6). Ferner verweist Diokletian einmal auf seinen Vorgänger (Cod. Iust. 2,13,1). S. Corcoran, The Empire of the Tetrarchs. Imperial Pronouncements and Government AD 284–324, Oxford 1996, 64. goldene Statue aufgestellt wurde Die höchst positive Charakterisierung des Claudius hängt zum einen mit dem scharfen Kontrast zwischen ihm und seinem Vorgänger zusammen, zum anderen wirkt hier, wie bereits erwähnt, die Legende von der angeblichen verwandtschaftlichen Verbindung mit dem konstantinischen Herrscherhaus ein. Zur Wiederbelebung des augusteischen Themas des clipeus virtutis in der Spätantike, vgl. Ph. Bruggisser, Le bouclier d’or de Claude le Gothique, un honneur étrangement nouveau, in : Historiae Augustae Colloquium Genevense, Bari 1999, 59–85. Die Paralleltradition suggeriert, für Claudius sei eine goldene imago clipeata im Senat aufgestellt worden, vgl. Epit. Caes. 34,4 und Hist. Aug. Claud. 3,3 (illi clypeus aureus vel, ut grammatici volunt, clypeum aureum senatus totius iudicio in Romana curia conlocatum est, ut etiam nunc videtur expressa thorace vultus eius) und 7,6 mit Paschoud, Vies des trente tyrans 257–59. Bei Eutrop, der nicht explizit von einem Porträt spricht, geht es dagegen möglicherweise nur um den Clipeus Virtutis in klassisch augusteischer Form, mit einer inschriftlichen Aufzählung der römischen Kardinaltugenden, vgl. Augustus, Res Gestae 34,3 und die Marmorkopie des Tugendschilds aus Arles (AE 1952, 165). Für die Lokalisierung der dem Claudius geweihten Goldstatue bietet Eutrop nur einen vagen Hinweis auf das Kapitol. In der Epitome de Caesaribus 34,4, die hier aus einer von Eutrop unabhängigen Tradition zu schöpfen scheint, wird die Statue prope ipsum Iovis simulacrum aufgestellt, also offenkundig im Kapitoltempel direkt neben der Statue des Jupiter. Dementsprechend ist auch bei Eutrop Capitolium wohl im Sinne von Kapitoltempel aufzufassen, vgl. zu dieser Bedeutung ThLL Onom. s. v. Capitolium Sp. 160,56– 161,68. In der Historia Augusta (Claud. 3,4 f.) wird dagegen die Statue vor dem Kapitoltempel aufgestellt, und zwar angeblich in einer Größe von 3 m. Daneben soll eine Silberstatue auf einer columna palmata mit einem Gesamtgewicht von 1500 Pfund aufgestellt worden sein. Zur Erklärung der

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drei Passagen s. Th. Pekáry, Das römische Kaiserbildnis in Staatskult und Gesellschaft, dargestellt anhand der Schriftquellen, Berlin 1985, 82. Offenkundig hat die Historia Augusta diese Umplatzierung der Statue deshalb vorgenommen, weil die Aufstellung im Tempel republikanischer Bescheidenheit widersprach, s. zu den Assoziationen der Historia Augusta, zu Plin. Paneg. 52 (Standbilder Domitians finden sich unter Götterstatuen) und Liv. 38,56,12 Th. Pekáry, Statuen in der Historia Augusta, in: Bonner Historia Augusta Colloquium 1968/69, 151–72, hier 163–66. Wenn Eutrop von einer Aufstellung der Statue im Tempel selbst ausgegangen sein sollte, was in der vorliegenden Übersetzung entsprechend wiedergegeben worden ist, bezieht er damit in den ideologischen und religiösen Auseinandersetzungen um Kaiserstatuen in Tempeln Stellung. Eusebios betont nämlich in der vit. Const. 4,16, Konstantin habe seine Statuen aus den Tempeln entfernen lassen. Dieser macht also das Gegenteil von dem, was seinem angeblichen Vorfahr Claudius Gothicus als höchste Ehrenbezeugung eingeräumt wurde. Im Regelfall wird allerdings von einem moderaten Princeps erwartet, dass er goldene und silberne Statuen von sich ablehnt, vgl. Tac. ann. 13,10 von Nero in der „guten“ Phase seiner Regierung sowie die gegenteilige Verfügung Domitians, auf dem Kapitol nur eine goldene bzw. silberne Statue zu errichten. Von letzterer Verfügung weiß auch Eutr. 7,23,2 zu berichten. 12. Quintillus, Claudius’ Bruder Während Claudius einfach nur a militibus electus, a senatu appelatus Augustus ist, ist Quintillus als ein Kaiser, der dem Claudius sogar vorzuziehen ist, consensu militum imperator electus und consensu senatus appellatus Augustus. Zum Todesort Aquileia Origo Rom. (KFHist B 5) 72; Hier. chron. 222 b. am 17. Tag seiner Herrschaft getötet Zu den Quellen zum Kaiser Quintillus vgl. Bleckmann, Reichskrise 294–300. Er wird von Eutrop teilweise mit identischen Wendungen als eine zweite, verbesserte Auflage des bereits exemplarischen Claudius geschildert. Quintillus verdankt seinen ausgezeichneten Ruf wohl nur der Tatsache, dass er extrem kurz regierte und so keine Zeit für Misserfolge blieb. Zur Herrschaft (vermutlich September 270) vgl. Hartmann, Claudius Gothicus 308 mit Anm. 38 zu den verschiedenen Zeitangaben der Quelle. Insgesamt sind wenige Wochen zu vermuten, die Zeit von 17 Tagen (aus der EKG, vgl. Hist. Aug. Claud. 12,5; Ioh. Mal. 12,29 p. 299,12 Dindorf = 230,32 Thurn, Syncell. p. 469,22 Mossh.) ist zu kurz, s. Bleckmann, Reichskrise 298 Anm. 88; V. Cubelli, La durata del regno di Quintillo. Osservazioni su Eutropio IX 12,

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ZPE 92 (1992) 235 f. Während bei Eutrop der Senat nur die Wahl des Heeres bestätigt, berichten andere Quellen von einer Erhebung als Kandidat des Senats gegen Aurelian als Kandidat des Heers, vgl. Hier. chron. 222 b; Zonar. 12,26 vol. 3,151,14–18 Dindorf mit Bleckmann, Reichskrise 295 f. Statt von einer Tötung berichten einige Quellen vom Selbstmord aufgrund der Ankunft der Armee Aurelians, vgl. Zos. 1,47 und Hist. Aug. Aurelian. 37,5–6. Der Todesort Aquileia – an der großen Heeresroute gelegen – passt zur letzteren Version. Angeblich designierter Nachfolger des Claudius soll nicht sein Bruder Quintillus, sondern Aurelian gewesen sein, s. Zonar. 12,26 vol. 3,151,9–13 Dindorf. 13. (1) aus der Dacia ripensis stammte Der Regierungsantritt Aurelians geschieht ungefähr im September 270, vgl. Hartmann, Claudius Gothicus 309. Die Bezeichnung für die Herkunft ist anachronistisch, da es die Dacia ripensis erst nach der Evakuierung Dakiens gab, gemeint ist aber die Gegend der späteren Provinz. Der gleiche Anachronismus (Dakien als Provinz südlich der Donau) in der Epitome de Caesaribus (35,1), wo allerdings Aurelian gerade nicht in der Dacia ripensis, sondern eher in einer südlich davon gelegenen Gegend seinen Ursprung hat: genitus patre mediocri et, ut quidam ferunt, Aurelii clarissimi senatoris colono inter Daciam et Macedoniam. Entweder sind hier mit Dakien und Makedonien die aneinandergrenzenden Diözesen gemeint, oder aber die Provinzen, zwischen denen Dardania lag. Für letzteres s. Kommentar von Festy, Pseudo-Aurélius Victor 161 f. mit einer weiteren Interpretation (Moesia superior, wenn die Epitome sich auf die alte Provinzialordnung beziehen sollte). Die Historia Augusta bietet offenkundig frei erfundene Varianten, nämlich eine Abstammung aus Dacia ripensis oder Moesien und eine Geburt in Sirmium, vgl. Hist. Aug. Aurelian. 3,1–2 mit dem Kommentar von Paschoud, Vies d’Aurélien 71 f. zur Grausamkeit neigendem Details zur Grausamkeit Aurelians werden in Hist. Aug. Aurelian. 7,3 f. ausgeführt, vgl. Paschoud, Vies d’Aurélien 77 f. Zum Verhältnis zwischen Strenge und Grausamkeit s. unten Kommentar zu 9,14. die Goten aufs Energischste 271 besiegte Aurelian die Goten und erhielt den Titel Gothicus Maximus, vgl. zum Sieg Amm. 31,5,17 und Iord. Rom. 290 und zur Titulatur Hartmann, Claudius Gothicus 314 Anm. 55. Anzumerken ist, dass Eutrop der einzige Zeuge der EKG-Tradition ist, der diesen Sieg explizit erwähnt. Eine solche Passage unterstützt die Annahme, erst „energische“ Kaiser wie Claudius, Aurelian oder Probus

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hätten durch die Effizienz ihrer Massnahmen die Barbareneinfälle in den Griff bekommen, vgl. zu Claudius und Aurelian Amm. 31,5,17. In Wirklichkeit ist aber kaum zu erkennen, worin sich diese Kriegführung von derjenigen des Gallienus unterschieden haben soll. Die Vorstellung, dass die illyrischen Soldatenkaiser in besonders energischer Weise die eingefallenen Barbaren bekämpfen, wird bei Amm. 31,5,17 eindringlich ausgeführt. Wie bei Eutrop sind es Claudius und Aurelian, deren Einsatz nach den Katastrophen der Goteneinfälle eine entscheidende Wende bedeutet und die Gefahr für mehrere Generationen bannt: sed assumpto in imperium Claudio, glorioso ductore, et eodem honesta morte praerepto, per Aurelianum, acrem virum et severissimum noxarum ultrem, pulsi per longa saecula siluerunt. Vgl. hierzu J. den Boeft u. a. (Hgg.), Philological and Historical Commentary on Ammianus Marcellinus XXXI, Leiden / Boston 2017, 105. Unbesiegbarer, diesen Übeln Zum Ende des gallischen Sonderreichs König, Das gallische Sonderreich 177–80 sowie Luther, Das gallische Sonderreich 338 Anm. 98 mit den (partiell zu ergänzenden) Parallelquellen. Zur Schlacht bei Châlons-sur-Marne (heute Châlons-en-Champagne), s. auch Paneg. 5,4,3, der von der clades Catalaunica spricht, was deutlich macht, dass trotz der Auslieferung des Heers durch Tetricus das Massaker nicht unterblieb. Das Vergilzitat (Aen. 6,365) in dem auch bei Aurelius Victor erwähnten Brief findet sich nur bei Eutrop und – vermutlich aus Eutrop geschöpft – in der Historia Augusta (trig. tyr. 24,3), wo dann allerdings Tetricus selbst als Autor des Verses hingestellt wird, vgl. Paschoud, Vies des trente tyrans 160. (2) Zenobia, die … den Osten beherrschte Man hat den Eindruck, dass Zenobia unmittelbar nach der Ermordung des Odainathos die Herrschaft über den „Osten“ antritt, die bereits Odainathos innegehabt habe. Die historischen Realitäten sind komplizierter. Odainathos, der den Kaisertitel noch nicht für sich beanspruchte, sondern im Auftrag des Gallienus als corrector Orientis tätig war (s. oben zu 9,11,1), wurde 268 ermordet, wobei Eutrop nichts zu den Umständen der Ermordung sagt. Den Titel eines imperator und dux Romanorum (ab 271) und später dann (ab 272) eines Augustus trug erst Vaballathus, sein Sohn aus der Ehe des Odainathos mit Zenobia. Erst damit stellte die palmyrenische Macht eine konkurrierende Reichsbildung dar, nach dem Muster sonstiger Usurpationen. Zenobia führte in dieser Zeit dann als Mutter des Vaballathus den Augustatitel. Meistens wird aber in den Quellen statt des unmündigen

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Usurpators alleine Zenobia als Regentin genannt. Zum Ausbau ihrer Stellung nach dem Tod des Claudius sowie ab 272, dem Datum der offenen Usurpation, die also, anders als von Eutrop behauptet, keineswegs unmittelbar nach dem Tod des Odainathos erfolgte, vgl. Bleckmann, Die severische Familie 326 f.; Hartmann, Das palmyrenische Teilreich 362 und 367. In welcher Ausdehnung der „Osten“ (Oriens) gemeint ist, ist nicht festzustellen. Bereits Odainathos hatte ein übergeordnetes Kommando über Oriens im Sinne der spätantiken Diözese (Syrien und angrenzende Gebiete) inne. Unter Vaballathus / Zenobia eigneten sich die Palmyrener in Konfrontation mit der römischen Zentralmacht weitere Gebiete an, die zur spätantiken Präfektur Oriens gehörten, nämlich Ägypten oder das östliche Kleinasien, vgl. hierzu Hartmann, Das palmyrenische Teilreich 358–62. Gleichzeitig wird aber hier von Eutrop Oriens ganz allgemein als der „Osten“ des römischen Reiches aufgefasst. Die Vorstellung, dass die illyrischen Soldatenkaiser in besonders energischer Weise die eingefallenen Barbaren bekämpfen, wird bei Amm. 31,5,17 eindringlich ausgeführt. Wie bei Eutrop sind es Claudius und Aurelian, deren Einsatz nach den Katastrophen der Goteneinfälle eine entscheidende Wende bedeutet und die Gefahr für mehrere Generationen bannt: sed assumpto in imperium Claudio, glorioso ductore, et eodem honesta morte praerepto, per Aurelianum, acrem virum et severissimum noxarum ultrem, pulsi per longa saecula siluerunt. Vgl. hierzu J. den Boeft u. a., Philological and Historical Commentary on Ammianus Marcellinus XXXI, Leiden / Boston 2017, 105. nicht weit von Antiocheia Der Krieg gegen Zenobia, der bei Immae in der Nähe Antiocheias (vgl. Hartmann, Das palmyrenische Teilreich 369) und bei Emesa entschieden wurde und mit der Einnahme Palmyras endete, fand vor dem Krieg gegen Tetricus statt (272). als Wiedergewinner des Ostens und Westens In Anlehnung an die zeitgenössische Selbstdarstellung Aurelians, der sich wegen der Wiedererlangung der Reichseinheit nach dem Ende des gallischen und palmyrenischen Sonderreichs als restitutor orbis (Belege bei Hartmann, Claudius Gothicus 319 Anm. 70) feiern ließ, wird Aurelian als quasi receptor Orientis Occidentisque bezeichnet. Die Variante, in der für den Erdkreis die beiden Reichshälften genannt sind, spiegelt vielleicht spätantike Verhältnisse. Der Triumph wird von der EKG-Tradition korrekt nach dem Sieg über das gallische Sonderreich datiert, vgl. hierzu Hartmann, Das palmyrenische Teilreich 319. Von zwei separaten

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Triumphen geht Kienast, Kaisertabelle 225 aus. Damit wird der Charakter des vom super omnes principes victoriosissimus (CIL XI 3878) inszenierten Triumphs verkannt, vgl. hierzu die Bemerkungen von M. Haake, Der Sieg im imperialen Bürgerkrieg 237–301, bes. 265–70. Diese Betonung des Universalsiegs in Ost und West könnte mit der Feier der neueingeführten Quinquennalien in Verbindung zu bringen sein. Zu triumphalen Dezennalienfeiern im dritten Jahrhundert vgl. L. de Blois, Two Third-Century Triumphal Decennalia (AD 202 and 262), in: F. Goldbeck / J. Wienand (Hgg.), Der römische Triumph in Prinzipat und Spätantike, Berlin / Boston 2017, 337–56. Corrector von Lucania Zum Amt des corrector Lucaniae vgl. Aur. Vict. Caes. 35,5; Epit. Caes. 35,7; Hist. Aug. Aurelian. 39,1. Die Hist. Aug. trig. tyr. 24,5 spricht vom corrector totius Italiae und zählt dabei alle Kleinprovinzen Italiens auf, die Tetricus untergeordnet waren, darunter auch Lucania. Es handelt sich evidenterweise um eine ausschmückende, durch eine Bemerkung in der Art von Epit. Caes. 35,7 inspirierte Variante, vgl. Paschoud, Vies des Trente Tyrans 161 f. Tetricus war entweder tatsächlich schon corrector der spätantiken Kleinprovinz Lucania et Brittii, bereits vor dem sonst als ersten für 313 belegten Amtsträger Rufinus Octavianus, vgl. G. Cecconi, Governo imperiale e élites dirigenti nell’Italia tardoantica. Problemi di storia politico-amministrativa (270–476 d. C.), Como 1994, 54 f. und 219. Oder aber die EKG hat hier Verhältnisse aus der konstantinischen Epoche auf das dritte Jahrhundert zurückprojiziert. Die anschließende Notiz, dass Tetricus noch sehr lange als Privatmann lebte, bezieht sich nicht darauf, dass er nach dem Amt des corrector Privatmann war, sondern darauf, dass er nicht mehr Kaiser war, vgl. zum Gebrauch von privatus Kommentar zu Eutr. 9,28. Nachfahren in Rom, die noch heute leben Durch den Hinweis auf die „noch heute“ lebenden Nachkommen stellt Eutrop einen Bezug zur eigenen Zeit her, vgl. Hier. chron. 223 g; Hist. Aug. trig. tyr. 27,2 und 30,27 mit A. Baldini, Discendenti a Roma da Zenobia?, ZPE 30 (1978) 145–49; ders., Storie perdute 157–60. Aus der EKG-Tradition schöpft Syncell. 470,6 f. Mossh. Eine Variante bietet Zonaras, bei dem Aurelian selbst eine der Töchter der Zenobia heiratet (als Nebenfrau), während andere Töchter von Aristokraten geheiratet werden, vgl. zu dieser Version Bleckmann, Reichskrise 202 f.; Baldini, Storie perdute 160. Ob L. Septimia Pataviana Balbilla Tyria Nepotilla Odaenathiana (CIL VI 1516)

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zu dieser Nachkommenschaft gehört, muss offen bleiben, s. Diskussion bei Baldini. 14. pecuniis Zur Bedeutung „Münze“ vgl. ThLL s. v. pecunia Sp. 938,64–939,12 (im Singular bereits bei Suet. Tib. 49,2; Claud. 18,1; Vesp. 23,3; Tac. Germ. 5,3; ann. 16,1,1; im Plural zuerst bei Firm. math. 6,31,72). nachdem sie Münzen verfälscht … hatten Gemeint ist nicht die schlichte Münzfälschung, sondern eine Manipulation, zu der die Münzer die Möglichkeit hatten, also bspw. den Gebrauch einer Legierung mit einem geringeren Silbergehalt (beim Antoninian) oder das Beschneiden der Ränder, wie es bei Aur. Vict. Caes. 35,6 angedeutet erscheint, vgl. dazu R. Turcan, Le délit des monétaires rebellés contre Aurélien, Latomus 28 (1969) 948–59; V. Cubelli, Aureliano imperatore: la rivolta di monetieri e la cosiddetta riforma monetaria, Florenz 1992, 15 f. mit Anm. 14. den Rationalis Felicissimus getötet hatten Der Chef der Finanzverwaltung (rationalis, vgl. Hist. Aug. Aurelian. 38,2 procurator fisci; gemeint ist ein zentraler rationalis, s. R. Delmaire, Largesses sacrées et Res privata. L’Aerarium impérial et son administration du IVe au VIe siècle, Paris 1989, 27) Felicissimus ist also Opfer des Aufstands der Münzmeister, während er bei Aur. Vict. Caes. 35,6 die Münzmeister zu Fälschungsoperationen verleitet und in einer von Aurelius Victor begründeten Tradition dann selbst zum Usurpator wird, vgl. Pol. Silv. princ. (KFHist B 6) 49; wie Aur. Vict. Caes. 35,6 dagegen Hist. Aug. Aurelian. 38,2, die den Felicissimus dann auch nicht unter den Dreißig Tyrannen aufzählt. Kein Hinweis auf Felicissimus in der Epit. Caes. 35,4. mit äußerster Grausamkeit … verurteilte er zum Tode Zur Grausamkeit s. Eutr. 9,13,1. Zu den Todesurteilen gegen Senatoren Hartmann, Claudius Gothicus 314 Anm. 54, vgl. Hist. Aug. Aurelian. 21,5–8 und Zos. 1,49,2. Hinzuweisen ist auch auf den Reflex der senatorischen Geschichtsschreibung im angeblichen Ratschlag für harte Regierungsausübung im Anon. post. Dionem 10,1; Zonar. 12,26 vol. 3,152,3–10 Dindorf mit Bleckmann, Reichskrise 301 f. Dieses Urteil über die Grausamkeit Aurelians erklärt sich wohl nicht nur durch die Behandlung des Senats, die brutale Niederschlagung des Felicissimusaufstands, sondern vor allem auch durch das generelle Verhalten gegenüber der Armee. Wie in anderen Quellen zur Regierung Aurelians erscheint bei Eutrop der Kaiser in ambivalenter Weise als ein Kaiser, der die Militärdisziplin wiederherstellt

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(disciplinae militaris corrector), dabei aber zu grausam vorgeht, vgl. die konkreten Ausführungen in Hist. Aug. Aurelian. 7,3 f. (mit grausamen Hinrichtungsmethoden) und den Kommentar von Paschoud, Vies d’Aurélien 77 f. Aurelian kontrastiert mit von Eutrop idealisierten republikanischen Führern wie Metellus, der Strenge und Mäßigung bei der Disziplinierung des Heeres angeblich so mischt, dass er keinem etwas Blutiges antut (Eutr. 4,27,1). Noch deutlicher als Eutrop wird bei Hieronymus chron. 244 a suggeriert, dass bei Aurelian die zu befürwortende Strenge in tadelnswerte Grausamkeit überging, allerdings im Zusammenhang mit einer Charakterisierung des Zeitgenossen Valentinian: Valentinianus egregius alias imperator et Aureliano moribus similis, nisi quod severitatem eius nimiam et parcitatem quidam crudelitatem et avaritiam interpretabantur. Eine wie auch geartete Kritik oder Ermahnung an den aktuell herrschenden Kaiser Valens kann man allerdings im Bild des grausam-strengen Aurelian nicht erkennen. Das Bild fand er vielmehr in der EKG vor, die wiederum die Elemente aufgriff, mit denen in tetrarchisch-konstantinischer Zeit bereits Aurelian beschrieben wurde, vgl. Lact. mort. pers. 6,1 f. Die Historia Augusta spielt vielleicht auf diese Beschreibung an, wenn ihr zufolge ausgerechnet Diokletian die crudelitas Aurelians missbilligt haben soll (Hist. Aug. Aurelian. 44,1 f.). necessarius An Eutrops Verwendung dieses Adjektivs kann man einen interessanten semantischen Wandel beobachten: Während er es sonst im herkömmlichen Sinne (‚notwendig‘) braucht (3,11,1; 9,17,3; 10,17,1), liegt an dieser Stelle eher die Bedeutung ‚fähig‘ zugrunde (so Müller). Die Bedeutungsverschiebung von ‚notwendig‘ über ‚brauchbar‘ hin zu ‚fähig‘ kann man am besten bei Eutr. 3,11,1 beobachten, wo die Übergangsbedeutung anklingt. Nach der Untersuchung von T. Zawadzki, Princeps necessarius magis quam bonus (HA 37,1). Quelques rémarques sur la morale politique dans l’antiquité tardive, in: M. Weinmann-Walser (Hg.), Historische Interpretationen. Gerold Walser zum 75. Geburtstag dargebracht von Freunden, Kollegen und Schülern, Stuttgart 1995, 203–12, hier 203–205, liegt die Bedeutung ‚fähig‘ nicht nur an dieser Eutrop-Stelle zugrunde, sondern auch in der Historia Augusta in der wiederkehrenden Formel rei publicae necessarius (Hist. Aug. Avid. 1,2; 2,7; Pert. 3,5; Heliog. 13,5; Max. Balb. 2,7; trig. tyr. 9,2; Claud. 16,1; Car. 10,1; vgl. Straub, Studien zur Historia Augusta 120–22). Nachweisbar ist diese Bedeutung auch in der astrologischen Fachliteratur des 4. Jh. Über die von Zawadzki gesammelten Stellen hinaus, wo das Adjektiv stets mit einem

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Präpositionalausdruck erweitert wird, gibt es auch den absoluten Gebrauch (Firm. math. 5,1,32 ⟨erit⟩ ingeniosus cordatus fidus amicus ac necessarius). Demzufolge sind quibusdam und ullo auch mit Šorn, Sprachgebrauch 1,44 als Neutra (sc. negotiis / -tio) anzusehen, nicht als Maskulina (so Ratti, Hellegouarc’h und Bordone, die sich an die Bedeutung ‚verbunden‘ halten, vgl. OLD s. v. necessarius 6). Mörder seines Schwestersohns Die Angabe über die Tötung eines Neffen ist rätselhaft. Sie stammt aus der EKG, s. Hartmann, Claudius Gothicus 311 Anm. 49. Vgl. die Parallelerzählungen in Epit. Caes. 35,9 und Hist. Aug. Aurelian. 36,3 sowie 39,9 (mit spielerischen Varianten, vgl. Paschoud, Vies d’Aurélien 176). Vielleicht ist in dieser Erzählung der EKG eine anachronistische Nachbildung der Tötung des Sohnes der Constantia, Licinius des Jüngeren, durch Konstantin zu erkennen, s. Eutr. 10,6,3). Missverständnis der Sache bei Johannes Antiochenus (fr. 180 Mariev = 235 Roberto). 15. (1) deponierte Hier hat die EKG wieder Details zur Baupolitik in Rom, die sich in ähnlicher Form in der Origo Rom. (KFHist B 5) 73 finden, nämlich Angaben über die Errichtung der aurelianischen Mauer und über den Sol-Tempel. Die Origo Rom. berichtet dabei über eine größere Anzahl an Bauwerken und Stiftungen. Demgegenüber hat Eutrop einmal die zusätzliche Information, dass die Mauern „sicherer“ waren (nämlich im Verhältnis zur servianischen Mauer), und weiter, dass im SolTempel große Schätze deponiert wurden, vgl. den Parallelbericht bei Aur. Vict. Caes. 35,7; J. Calzini Gysens / F. Coarelli, s. v. Sol, Templum, LTUR 4 (1999) 331–33; G. Pisani Sartorio, s. v. Muri Aureliani, LTUR 3 (1996) 290–99. Neuere Literatur zur aurelianischen Mauer im Kommentar zu Cons. Const. (KFHist G 1) 271 und Origo Rom. (KFHist B 5) 73. ⟨in⟩ dextra Zu Sylburgs Ergänzung vgl. die Parallelen bei ThLL s. v. dexter Sp. 933,67–77. während es zuvor links gelegen hatte Zentrale Passage zur Evakuierung des traianischen Dakiens und zur Gründung einer neuen, südlich der Donau gelegenen Provinz, vgl. Hist. Aug. Aurelian. 39,7 und Hartmann, Claudius Gothicus 315 mit Anm. 58. Der Verlust Dakiens wird in der Tradition der EKG also nicht als Verlust des Gallienus verbucht. (2) zwischen Konstantinopel und Herakleia verläuft, auf der alten Straße Für beide Städte ist Eutrop anachronistisch, da 275 weder Konstantinopel gegründet noch die Umbenennung von Perinth zu Herakleia (nach Maximianus Herculius) erfolgt war. Aus der Darstellung

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Eutrops wird deutlich, das Kainophrurion nicht auf der neuen Küstenstraße zwischen Konstantinopel und Herakleia lag, sondern anscheinend auf einer Nebenstraße, nördlich davon, vgl. D. P. Drakoulis, European and Asiatic Settlements of the Bosporus Hinterland in the Early Byzantium Period. The Bosporus: Gateway between the Ancient West and East (1st Millennium BC – 5th Century AD), Oxford 2013, 237–47. Tod blieb jedoch nicht ungerächt Vgl. Aur. Vict. Caes. 3627; Hist. Aug. Tac. 13,1; Zos. 1,65; Zonar. 12,29 vol. 3,154,28–30 Dindorf mit Paschoud, Vies d’Aurélien 296 f. Die Geschichte der Ermordung, in der der Kaiser durch eine Verschwörung aus seinem unmittelbaren Umfeld beseitigt wird, ist in ihrem anekdotischen Charakter und in der Erwähnung einzelner Akteure für die Historiographie zur Reichskrise nicht untypisch, ähnliche Geschichten bei Aur. Vict. Caes. 35,8; Epit. Caes. 35,8; Zonar. 12,27 und Hist. Aug. Aurelian. 35,5–36,6. zu den Vergöttlichten gerechnet zu werden Vgl. zur Divinisierung Aurelians die Belege bei Amici, La divinizzazione 39 f. 16. vom Tode ereilt Eutrop kennt nicht das angebliche Interregnum nach dem Tode Aurelians, vgl. K.-P. Johne, Der Senatskaiser Tacitus, in: ders., Zeit der Soldatenkaiser 1,379–93, hier 380. Die Besonderheit des Senatskaisertums des Tacitus spielt bei Eutrop ebenfalls keine Rolle. Betont wird aber in stereotyper Weise wie für den idealen Claudius sein Charakter als rei publicae gerendae idoneus, vgl. Eutr. 9,11,2. Abweichend von anderen Quellen gilt Florian bei Eutrop nicht als Bruder des Tacitus, vgl. Paschoud, Vies d’Aurélien 300 f., der dabei davon ausgeht, dass dieses Detail in der EKG enthalten war, vgl. Aur. Vict. Caes. 36,2 und Pol. Silv. princ. (KFHist B 6) 51. Gegen die Idee, dass Polemius Silvius unabhängig von Aurelius Victor aus der EKG geschöpft hat, vgl. aber meine Einleitung zu KFHist B 6, 145 f. 17. (1) stellte er mit glücklichem Schlachtenerfolg wieder her Bei den Barbaren muss es sich um Franken und Alamannen handeln, die in den durch die Ermordung Aurelians ausgelösten Wirren nach Gallien einfielen, vgl. Hist. Aug. Prob. 13,5. Probus ordnet sich in die Reihe der Retter Galliens ein, vgl. Eutr. 9,9,1 (Postumus); 9,23 (Constantius); 10,14,1 (Julian). Wo die großen Schlachten, von denen Eutrop spricht und die er – abweichend von Zosimos – noch vor dem Kampf gegen Saturninus einordnet, stattfanden, wird nicht ausgesagt. Probus betrat rechtsrheinische Gebiete, daneben auch Rätien, vgl. hierzu Hist. Aug. Prob. 13,5–14,7 und Zos. 1,67,1–68,3 (Kämpfe gegen „Longionen“, Franken, Burgunder,

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Vandalen). Ab Oktober 279 trug er den Siegerbeinamen Germanicus, vgl. Kienast, Kaisertabelle 245. unterwarf er in Gefechten Zu den Usurpationen des Saturninus, Proculus und Bonosus s. Kreucher, Kaiser Marcus Aurelius Probus 166– 77; ders., Probus und Carus 411–13. (2) übergab sie den Provinzialen zur Bebauung Die Angaben über angebliche Maßnahmen des Probus zum Weinbau sind der EKG entnommen, vgl. Aur. Vict. Caes. 37,3; Hier. chron. 224 a; Hist. Aug. Prob. 18,8. Mit Alma mons ist der Gebirgszug Fruška Gora an der Donau gemeint, nordöstlich von Sirmium, nicht Siscia (so Kreucher, Kaiser Marcus Aurelius Probus 214). Der mons Aureus liegt in der Nähe von Viminacium und der Mündung der Morava, vgl. Eutr. 9,20,2. Eine Bebauung dieser Bergzüge mit Wein erklärt sich aus dem Prozess der zunehmenden Bevölkerungsverdichtung und Urbanisierung der an der Donau gelegenen und vom Militär dominierten Regionen. Die Angabe über die Zulassung des Weinbaues bei Pannoniern und Galliern setzt voraus, dass es bis dahin ein wirksames Verbot des Weinanbaus in den Provinzen gegeben haben soll. Vgl. hierzu Kreucher, Kaiser Probus 214. Der Autor der EKG, der für den frühen Prinzipat Sueton überarbeitete, könnte Suet. Domit. 7,2 missverstanden haben, wo davon berichtet wird, dass in Italien keine weiteren Weinstöcke angelegt und in den Provinzen Weinstöcke bis zur Hälfte vernichtet werden sollten. Bei Sueton handelt es sich nur um eine punktuelle Maßnahme, mit der ein Unterangebot an Getreide und ein Überangebot an Wein bekämpft werden soll und deren Umsetzung von Domitian auch nicht weiter verfolgt wird. (3) keine Soldaten mehr brauchen werde Zu dieser Utopie vgl. Aur. Vict. Caes. 37,3 und Hist. Aug. Prob. 20,3. Zur Ausschmückung und Erläuterung dieses aus der EKG übernommenen Elements vgl. Paschoud, Vies de Probus 146–50 mit Anm. 312. Bürgersinns seiner Sitten übertraf Probus übertrifft Aurelian und nähert sich dem Idealkaiser an, weil er auf der einen Seite militärisch erfolgreich ist, auf der anderen Seite aber die civilitas pflegt, s. dazu die Bemerkungen in der Einleitung. in einem eisernen Turm Bei dem „eisernen Turm“ nimmt Kreucher, Kaiser Marcus Aurelius Probus 184 f. gegen die Annahme Stellung, es handle sich um eine hölzerne Aussichtsplattform, um die Meliorationsarbeiten zu beaufsichtigen (so explizit Hist. Aug. Prob. 18,3), weil in diesem Falle Eisenplatten sinnlos seien, vgl. Paschoud, Vies de Probus

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152. Kreucher selbst vertritt die Annahme, es handle sich um eine BurgusAnlage in der Nähe von Sirmium. Gegen diese These spricht m. E., dass feste Verteidigungsanlagen kaum mit Eisenplatten versehene Holzkonstruktionen waren. Eine turris ferrata ist vielmehr ein Belagerungsturm, der an der Vorderseite gegen Brandpfeile mit Eisenplatten versehen war, vgl. Diod. 20,91,5 zur Eisenplattenverkleidung einer Helepolis mit O. Lendle, Texte und Untersuchungen zum technischen Bereich der antiken Poliorketik, Stuttgart 1983, 65. Die Notiz über den Todesort illustriert also möglicherweise ein umfassenderes tumultuarisches Geschehen, in dem Rebellen in Sirmium eingeschlossen und belagert wurden. 18. (1) aus Narbo in Gallien stammte Carus gehörte damit nicht zum Netzwerk illyrischer Offiziere. Zur Nachricht der EKG über die Herkunft aus Gallien vgl. die Zusammenstellung und Diskussion bei Paschoud, Vies de Probus 338–42; Altmayer, Herrschaft des Carus 66 f. sowie den knappen Kommentar zu Onasimos/Onesimus (KFHist A 8) fr. 3. Darüber, dass Carus als praefectus praetorio mit einem Kommando in Noricum und Raetien sich an die Macht putschte und zum Bürgerkrieg gegen Probus rüstete (vgl. die Quellen bei Altmayer, 58–63), ist bei Eutrop keine Rede. Carus wird einfach nach dem Gesetz der Serie umstandslos zum Kaiser erhoben. Nachricht von einem Aufruhr der Perser Gemeint sein kann eigentlich nur ein persischer Überfall auf die östlichen Grenzen, dem von römischer Seite mit einem Gegenangriff begegnet werden musste, vgl. Bleckmann, Reichskrise 132. Vgl. Eutr. 8,10,2, wo der Angriff der Perser als Rebellion beschrieben wird, sowie Eutr. 9,17,3 (tumultus militaris = Militäraufstand). Allerdings wird in der Sekundärliteratur hier oft ein Hinweis auf Bürgerkriege und Unruhen im Perserreich selbst gesehen, die durch den Aufstand des Hormizd ausgelöst worden seien, s. Felix, Antike literarische Quellen 139; Paschoud, Vies de Probus 351; Altmayer, Herrschaft des Carus 96. Zum Aufstand des Hormizd vgl. den Hinweis auf die domestica seditio bei Hist. Aug. Car. 8,1 sowie (mit Namen) bei Paneg. 11,17,2 und Agath. 4,24,8 (Feldzug gegen die Saken, die angeblich auf der Seite des Hormizd standen, s. die Interpretation von Felix, Antike literarische Quellen 99). Dass die Perser keinen Widerstand gegen die Invasion des Carus leisteten (Ruf. Fest. 24; Hist. Aug. Car. 8,1), wäre Ergebnis dieses Bürgerkriegs. Koche und Ktesiphon einnahm Der Perserfeldzug des Carus soll zu überragenden Erfolgen geführt haben, nämlich den Sieg über eine

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persische Armee in einer rangierten Schlacht und die Einnahme der persischen Kapitale Ktesiphon samt der am gegenübergelegenen Tigrisufer errichteten Nachbarstadt Koche in der Nähe des früheren Seleukeia (vgl. Amm. 24,5,3). Zu den Ereignissen und zu weiteren Quellen Kreucher, Probus und Carus 418 mit Anm. 173; Altmayer, Herrschaft des Carus 104– 106. göttlichen Blitzes um Zu der aus der EKG (vgl. Aur. Vict. Caes. 38,3) stammenden weitverbreiteten Geschichte vom Tod des Carus durch Blitzschlag vgl. Quellenangaben und Diskussion bei Altmayer, Herrschaft des Carus 120–32. Altmayer, 126 f. nimmt durchaus nicht ohne Plausibilität an, dass es sich um eine in den Anfängen der Regierungszeit des Diokletian erfundene Version handelte. Diokletian betonte im Kampf gegen Carinus, den Sohn des nunmehr vergöttlichten Carus, dass Carus durch den Zorn Jupiters beseitigt wurde. Eine weitere Tradition weiß nur zu berichten, Carus sei an einer Krankheit gestorben, vgl. Bleckmann, Reichskrise 134 mit Anm. 288; Paschoud, Vies de Probus 352; Altmayer, 131 mit Anm. 377. Zur Erklärung von Krankheit als Blitzschlag Jupiters vgl. Eus. vit. Const. 1,58,3, wo der Tod des Maximinus Daia durch Fieber damit umschrieben wird, er sei von „einem feurigen Geschoss“ Gottes getroffen worden. Bird, Diocletian 125–27 geht davon aus, dass die Geschichte von der Tötung durch Blitz dazu diente, eine Verschwörung zu tarnen, an deren Spitze der spätere Kaiser Diokletian gestanden habe. (2) seinen Tod feststellen Eutrop lässt bei dieser aus der EKG entnommenen Anekdote über den Tod des Numerianus völlig offen, wo diese Reise in der Sänfte hinführte und wo der angebliche Anschlag des Aper (PIR2 A 909) auf seinen Schwiegersohn aufgedeckt wurde. In 9,19,2 berichtet er über die Erhebung des Diokletian auf dem Rückweg des siegreichen Heeres von der persischen Expedition. Sicher ist aber, dass Numerian bis nach Antiocheia gelangte, vgl. die numismatischen Zeugnisse bei Altmayer, Herrschaft des Carus 117 f. Belegt ist auch der Aufenthalt Numerians in Emesa (März 284 Cod. Iust. 5,52,2, eventuell bereits September 283, vgl. Cod. Iust. 5,71,7), vgl. Altmayer, 109–11 Diokletian wurde am 20. November 284 in Nikomedeia erhoben (P. Beatty Panopolis 2, 112f. 260 f.; vgl. Barnes, New Empire 370; Kienast, Kaisertabelle 257). Zu Nikomedeia als Erhebungsort vgl. Zos. 1,73,2. Die Entdeckung der Ermordung des Numerian muss also dort in der Nähe stattgefunden haben, richtig Paschoud, Vies de Probus 370. Das Chronicon Paschale (p. 510,19 f. Bonn) lokalisiert dagegen die Erhebung Diokletians

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erst in Chalkedon und lässt dann den Diokletian von dort einen Einzug in Nikomedeia machen. Nikomedeia ist aber erst im Laufe der Regierung Diokletians zu dessen präferierter Residenz geworden, vielleicht genau wegen seiner Erhebung. Jedenfalls ist nicht erkennbar, warum Diokletian bereits 284 einen feierlichen Einzug in Nikomedeia abgehalten haben soll. Gegen die von einem Teil der Forschung bevorzugte Annahme der Erhebung Diokletians in Chalkedon s. Kolb, Diocletian 10 Anm. 21. Die Augenkrankheit, derzufolge Numerianus sich eine Zeit lang angeblich in seiner Sänfte einschließen musste, erklären Bird, Diocletian 127 und Bordone, Komm. z. St. (399 Anm. 102) als Trachom. Zur These, Numerian sei eine Zeitlang als Toter transportiert worden, um die Nachfolge ungestört vorzubereiten, Bird, Diocletian 128 f. 19. (1) Carinus … als Caesar … zurückgelassen hatte Carus brach Anfang 283 zum Perserkrieg auf, kämpfte aber noch kurze Zeit in Illyricum gegen die Sarmaten. Vermutlich war Carinus schon Ende 282 zum Caesar erhoben worden, also vor dem Abzug des Carus zum Perserkrieg. Er wurde dann zwischen März und Mai 283 zum Augustus erhoben, vgl. Kienast, Kaisertabelle 250, also in der Zeit, in der Carus von Illyricum zur Ostgrenze weiterzog. Bei Eutrop dürfte die Caesar- und die Augustuserhebung verwechselt worden sein. (2) Freigelassener des Senators Anullinus Die Angaben über die niedrige Herkunft und insbesondere die Vorstellung, Diokletian sei der Freigelassene (libertinus im späteren Latein im Sinne von libertus) eines Senators gewesen, beruht in der Hauptsache darauf, dass C. Valerius Diocles als Kaiser den Namen M. Aurelius C. Valerius Diocletianus annahm und man das Suffix des Namens Diocletianus als Indiz für eine Freilassung gedeutet hat, vgl. zum Namen Diocles Lact. mort. pers. 9,11 und 19,5; Epit. Caes. 39,1 und POxy 3055 mit der Diskussion bei Kolb, Diocletian 10 Anm. 21 und Kuhoff, Diokletian 19 und 21 Anm. 19. 20. (1) Aper Zu Aper s. oben zu 9,18,2. neben ihn hingestellt hatte Bei der Ansprache (adlocutio) an die Versammlung der Soldaten (contio) stand der Kaiser auf einem Tribunal, vgl. Amm. 15,8,4. Auf diesem Tribunal standen neben dem Kaiser die wichtigsten Würdenträger, vgl. Amm. 23,5,15: ipse aggere glebali assistens coronaque celsarum circumdatus potestatum. (2) Schlacht bei Margum (September 285: Kienast, Kaisertabelle 250), vgl. Itin. Burdig. 564,8 f. Wesseling = 89 Cuntz; Aur. Vict. Caes. 39,9–11. Mit apud Margum ist wohl der zwischen Viminacium und mons

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Aureus liegende Ort gemeint. Anders Halfmann, Itinera Principum 242; Kienast, 250, die wie viele von der Auseinandersetzung am Fluss Morava / Margus ausgehen, was möglich bleibt. Da die Morava bei Margum in die Donau mündet, ist die genaue Klärung historisch nicht relevant. Vgl. jetzt P. Kovács, The Battle of Margum or Where Emperor Carinus Died, Acta Musei Napocensis 45–46/1 (2008–2009) 241–52; Altmayer, Herrschaft des Carus 174; Bleckmann, Handbuch Südosteuropa; Nickbakht, Kommentar zu KFHist G 1, 285; A. Stefan, La date de la victoire de Dioclétien sur Carin au Margus: à propos de P. Oxy. L 3569 et de CJ 2,53,3, ZPE 198 (2016) 271–82. Wenn Eutrop von einem Sieg bei Margum spricht, folgt er anscheinend diokletianischer Propaganda, vgl. zu deren vereinfachender Darstellung, wie sie auch im Anonymus post Dionem (fr. 13,1 Müller) deutlich wird, Bleckmann, Überlegungen zur Enmannschen Kaisergeschichte 29 Anm. 57. In Wirklichkeit konnte Carinus diese Auseinandersetzung für sich entscheiden, wurde aber später von seinen eigenen Leuten umgebracht (Aur. Vict. Caes. 39,11 f.; Epit. Caes 38,8; Zos. 1,73,3). Eutrop dreht die zeitliche Folge um, weil das Heer offenkundig Carinus schon vor der Schlacht im Stich gelassen hat, deutet diese Wechselfälle gleichwohl insofern an, als er darauf hinweist, dass Carinus anfangs durchaus das stärkere Heer bei sich hatte. Altmayer, 176 f. erwägt plausibel, ob das Komplott gegen Carinus von hochgestellten Amtsträgern des Carinus, wie dem Prätorianerpräfekten Aristobulus und dem späteren Caesar Constantius I., betrieben wurde, die später für den Seitenwechsel belohnt wurden. Zur Belohnung des Aristobulus s. auch Bird, Diocletian 131. quem fortiorem habebat Eutrop verwendet habere hier im Sinne von possidere (vgl. ThLL s. v. habeo Sp. 2426,36–38) und fügt fortiorem als Prädikativum hinzu, um die Überlegenheit von Carausius’ Heer hervorzuheben. Vgl. die Übersetzungen von Bird, Müller, Hellegouarc’h und Bordone sowie Bordone, Komm. z. St. (400 Anm. 107). (3) Clique den Namen Bagauden Zum republikanisch-ciceronianischen Vokabular, das Eutrop gerne gebraucht, um die Realitäten seiner eigenen Zeit zu bezeichnen, s. Einleitung und Kommentar zu 10,9,3. Factio für die von Usurpatoren angeführte Clique in der Inschrift des Konstantinsbogens: ILS 694, Z. 5. f. Vgl. die allerdings ergänzten Inschriften aus dem Katalog Grünewalds, Constantinus Nr. 97 (ILS 688) und 98 (CIL VIII 7007). Das vieldiskutierte Phänomen der Bagauden, die Banditen, aufrührerische Bauern, Sozialrevolutionäre oder gallische

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Separatisten waren, ist hier zum ersten Mal belegt, vgl. nur S. SzádeckyKardoss, Art. Bagauden, RE Suppl. 11 (1968) 346–54; Ph. Badot / D. de Decker, La naissance du mouvement bagaude, Klio 74 (1992) 324–70; J. Grant Couper, Gallic Insurgencies? Annihilating the Bagaudae, in: Th. Howe / L. L. Brice (Hgg.), Brill’s Companion to Insurgency and Terrorism in the Ancient Mediterranean, Leiden 2016, 312–43. als Anführer aber Amandus und Aelianus hatten Die Anführer der Bagauden werden nur als duces, nicht als Kaiser oder Usurpatoren bezeichnet. Zu Amandus als Kaiser vgl. Barnes, New Empire 10 und die extrem seltenen Münzprägungen für Amandus, s. RIC 5,2, 595. Diskussion bei D. Woods, Amandus: rustic rebel or private prince?, AHB 15 (2001) 44–49. Für Aelianus sind keine Münzen bekannt. den Caesar Maximianus Herculius Erhebung zum Caesar Ende 285, nach dessen Bewährung im Kampf gegen die Bagauden dann ab dem Winter 285/Frühjahr 286 zum Augustus erhoben, vgl. Cons. Const. (KFHist G 1) 286. Kuhoff, Diokletian 39; Brandt, Geschichte der römischen Kaiserzeit 20; Kienast, Kaisertabelle 262; Nickbakht, Kommentar zu KFHist G 1, 286. 21. hervorragenden Ruf erzielt hatte Mit der Angabe zur niedrigen Herkunft und dem Aufstieg durch Militärdienst greift Eutrop bzw. seine Vorlage, die EKG, in ihr Repertoire der Versatzstücke zu Herkunft und Karriere von Kaisern. Vermutlich durchlief Carausius die seit dem dritten Jahrhundert üblich gewordene, nach der Verdrängung der Senatoren aus Militärkommanden geprägte ritterlich-militärische Laufbahn, wie sie prototypisch im Anon. Vales. 1 für Constantius I. wiedergegeben wird (protector, tribunus, praeses), s. hierzu M. P. Speidel, Das Heer, in: Johne, Zeit der Soldatenkaiser 1,673–90, hier 687 f. nahm auch Carausius … den Purpur an und besetzte Britannien Die Erhebung fand also in Gesoriacum (Boulogne-sur-Mer) statt. Erst danach wurde Britannien (der Pluralgebrauch entspricht der in der Diözese Britanniae zusammengefassten Provinzgruppe) besetzt. Zur Bedeutung dieser Angaben zum Verlauf der Usurpation des Carausius vgl. Kuhoff, Diokletian 91. Das britannische Sonderreich ist am Anfang ein nordgallisch-britannisches Sonderreich, bis Constantius die Eroberung von Gesoriacum gelingt. Zum Namen Bononia statt Gesoriacum vgl. Bordone, Komm. z. St. (402 Anm. 113). Gegend von Belgica und Armorica Das Sonderkommando des Carausius zum Schutze der Küste reichte vom Rhein bis zur Bretagne.

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Franken und Saxonen Franken und Sachsen werden vor Eutrop bereits bei Julian für die Zeit des Magnentius erwähnt (or. 1,34 d). Es wurde angenommen, dass die Sachsen erst in der Mitte des vierten Jahrhunderts zum ersten Male auftauchen, so M. Springer, Art. Sachsen § 3. Historisches, RGA 26 (2004) 31–46, hier 34. Das Hauptargument besteht darin, dass Sachsen bei den Panegyrikern der tetrarchisch-konstantinischen Zeit nicht begegnen, im Unterschied zu den Franken und Alamannen. Eutrop hätte dann nur fälschlich eine Rückprojektion vorgenommen, weil ihm in seiner eigenen Zeit sächsische Piraten durchaus bekannt waren. Das Phänomen neuartiger barbarischer Attacken zur See ist jedenfalls bereits für die Zeit des dritten Jahrhunderts gesichert, wie insbesondere die Archäologie der Anlagen an der britischen und der gegenüberliegenden Festlandküste zeigen, vgl. im einzelnen Casey, Carausius and Allectus 115–26. Diese Küstenfestungen standen in der Zeit der Notitia dignitatum unter dem Kommando eines comes litoris Saxonici. Dass die neue Bedrohung der zur See attackierenden Barbaren nicht bereits im dritten Jahrhundert entsprechend der neuen Bedrohungsqualität mit dem Namen der Sachsen verbunden war, ist durchaus wahrscheinlicher als eine völlig anlasslose Neuentdeckung dieses Stammes in der Zeit um 350, wobei man sich eine Reihe von Gründen vorstellen kann, warum diese Sachsen zufällig nicht bei den Panegyrikern der tetrarchischen Zeit erwähnt waren. Eine Erwähnung der Sachsen im dritten Jahrhundert belegt vielleicht der (unsicher datierte) Grammatiker Marius Plotius Sacerdos, den H. Dahlmann, Art. Plotius 17, RE 21 (1951) 601–608, hier 603–605 in das ausgehende dritte Jahrhundert einordnet, vgl. Kaster, Guardians of Language 352 f. Der Sachsenname, der nichts Anderes als „Leute mit einem Sax“, also mit einem Schwert, bedeutet, ist ohnehin für Kriegergruppen schon lange im Gebrauch gewesen. Seine Verwendung für die neue Bedrohung durch besser organisierte und koordinierte Barbarengruppen ist vergleichbar mit der des Alamannen-, des Frankenoder des Juthungennamens, vgl. B. Bleckmann, Die germanische Bedrohung im 3. Jahrhundert n. Chr. Die Bildung neuer Großstämme im Lichte der schriftlichen Quellen, in: 2000 Jahre Varusschlacht. Konflikt, Stuttgart 2009, 192–202, hier 197 f. 22. (1) Als nun … da erhob Diokletian Beschrieben wird hier die Errichtung der Tetrarchie mit den Augusti Diokletian und Maximian sowie den Caesares Constantius I. und Galerius anscheinend als Reaktion auf eine Ballung von Krisen, die allerdings keineswegs alle in den Zeithorizont

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von 293 gehören, sondern großenteils nach dem März 293, dem Zeitpunkt der Erhebung des Constantius, zu datieren sind, vgl. Leadbetter, Galerius and the Will of Diocletian 65. Es handelt sich um die Usurpationen des Carausius in Britannien (bereits ab 286/287) sowie des (nicht erwähnten) Domitius Domitianus und des corrector Achilleus in Ägypten (297, vgl. Kienast, Kaisertabelle 260). Zur neuen Großstammbildung der Quinquegentiani (zeitgenössisches Zeugnis bei Paneg. 7,8,6) vgl. mit der inschriftlichen Dokumentation C. Witschel, Zur Situation im römischen Africa während des 3. Jahrhunderts, in: K.-P. Johne / Th. Gerhardt / U. Hartmann (Hgg.), Deleto paene imperio Romano 145–221, hier 168. Der Feldzug des Maximian gegen die Mauren ist wohl ca. 297–299 zu datieren, vgl. Kienast, 262 f. Damit kann der feierliche Einzug des Maximian am 10. März 298 in Karthago zusammenhängen, vgl. Bordone, Komm. z. St. (404 Anm. 120), s. auch die Prägungen der Münzstätte Karthago vgl. RIC VI, 412 mit C. Ronning, Herrscherpanegyrik unter Trajan und Konstantin. Studien zur symbolischen Kommunikation in der römischen Kaiserzeit, Tübingen 2007, 365. Der Angriff des Narseh auf die Diözese Oriens gehört ebenfalls deutlich in die Zeit nach dem März 293, s. im einzelnen Felix, Antike literarische Quellen 112. Ende 293 herrschte Bahram III., der nach einigen Monaten von Narseh gestürzt wurde. Die Tetrarchie kann also keine Reaktion auf diese Krisen sein, sondern ist ein Modell, das unabhängig davon das Kaisertum systematisch reformieren, den ubiquitären Zugriff Diokletians durch räumlich verteilte Repräsentanten seiner Autorität und die Kaisernachfolge erleichtern sollte, vgl. hierzu Kolb, Diocletian 26 f. und 115–27; Brandt, Geschichte der Kaiserzeit 21. Maximianus Herculius vom Caesar zum Augustus Die Erhebung des Maximianus Herculius zum Augustus erfolgte in Wirklichkeit bereits 286, also keineswegs gleichzeitig mit den Caesarerhebungen vom Frühjahr 293. Den allmählichen Ausbau von einer Dyarchie mit zwei Augusti zu einer Tetrarchie mit zwei Augusti und zwei Caesares hat also Eutrop ignoriert. der Enkel des Claudius über dessen Tochter: Vgl. Kommentar zu Eutr. 9,11,1. in Dacia, nicht weit von Serdica Geboren wurde, wie die Epitome de Caesaribus (40,16) aussagt, Galerius in Romulianum / Romuliana, das mit Gamzigrad identifiziert werden kann, vgl. zur Gesamtanlage die Übersicht von M. Vasić, Cities and Imperial villae in Roman Provinces in the Territory of Present Day Serbia, in: Constantine the Great and the Edict of Milan, 313, Belgrad 2013, 76–101, hier 94–99. Serdica liegt in der Dacia

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mediterranea, Gamzigrad in der Dacia ripensis. Haud longe ist also nur sehr approximativ. durch Verschwägerung zu vereinigen Die in die Dynastie der Jovier bzw. Herculier aufgenommenen Caesares Constantius I. und Galerius waren die Adoptivsöhne der Augusti und gleichzeitig deren Schwiegersöhne. Eutrop verschweigt die Mitgliedschaft des Constantius in der Familie der Herculier, sondern verweist nur darauf, dass Constantius Theodora, die Stieftochter des Herculius, heiratete. Blutsverwandtschaft und Verschwägerung vereinen dagegen nach Eutrop die Kaiser Marcus Aurelius und Lucius Verus, vgl. Eutr. 8,10,1 hi et genere inter se coniuncti fuerunt et adfinitate. Das ist für den ersten Punkt fraglich. Ein weiterer Vorläufer des tetrarchischen Herrschaftskollegiums mit seiner in ihm enthaltenen Nachfolgeoption ist die Mitregentschaft zwischen Augustus und Tiberius, die ebenfalls Verschwägerung und Adoption umfasst, vgl. Eutr. 7,10,5. Brüder Konstantins Die Halbbrüder Konstantins aus der Ehe des Constantius mit Theodora werden genannt, von Helena selbst ist an dieser Stelle nicht die Rede, wie Barbero, Costantino 715 betont. Allerdings ist sie eine der beiden kurz danach erwähnten uxores, die von ihren Ehemännern auf Geheiß Diokletians verstoßen werden mussten. Hier wird deutlich, dass Helena immerhin den Rang einer uxor hatte, vgl. weiter unten Kommentar zu 10,2,2. (2) Frieden vereinbart Carausius muss aufgrund der Erfolglosigkeit der gegen ihn unternommenen Aktionen des Maximian, die 289 in Paneg. 2,12,1–8 (Invasion Britanniens durch die Rüstung einer Flotte) noch optimistisch angekündigt werden, zunächst de facto als Mitregent der Tetrarchie anerkannt werden. Vgl. zum Kompromiss, der mit Carausius geschlossen wird, Aur. Vict. Caes. 39,39. Vielleicht handelt es sich um eine propagandistische Erfindung, die dazu dienen soll, den Umstand zu verschleiern, dass Diokletian und Maximian über Jahre gegen die britannische Usurpation machtlos waren, vgl. Pasqualini, Massimiano 47. Dass es in Wirklichkeit keinen förmlichen Kompromiss gegeben haben kann, macht die Tatsache deutlich, dass die Tetrarchen zu keinem Zeitpunkt Carausius in ihre Münzprägung aufgenommen haben, s. Kuhoff, Diokletian 66 Anm. 190. Umgekehrt sah sich Carausius allerdings als „Bruder“ der Augusti Diokletian und Maximian, vgl. Kienast, Kaisertabelle 267. sein Genosse Allectus Allectus war also Stütze des Regimes, aber nicht Mitregent. Auch im Panegyricus von 297 wird Allectus als satelles des

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archipirata Carausius bezeichnet (Paneg. 8,12,2). Vermutlich bekleidete er den Posten eines rationalis summae rei, vgl. zur Deutung der RSRPrägungen (RIC 5,2; 508–516) Casey, Carausius and Allectus 76–8; G. De la Bedoyère, Carausius and the marks RSR and I.N.P.C.D.A, NC 158 (1998), 79–88. Die Bezeichnung archipirata ist eine Variante für das für Usurpatoren gebrauchte latro, die sich vor allem aus der insularen Lage Britanniens erklärt. Asclepiodotus niedergeworfen Iulius Asclepiodotus (PLRE 1,115 f. s. v. Iulius Asclepiodotus 3). Eutrop sagt nicht aus, ob Asclepiodotus, der mit dem Konsul des Jahres 292 zu identifizieren ist, Prätorianerpräfekt beim Augustus Maximian oder beim Caesar Constantius I. war. Für ersteres tritt Leadbetter, Galerius and the Will of Diocletian 70 f. ein. Vermutlich ist in dieser Zeit – vor der Regionalisierung der Prätorianerpräfektur – ohnehin keine eindeutige Zuweisung möglich und das Problem daher wohl gar nicht zu entscheiden. Asclepiodotus ist ein Beispiel für einen noch militärisch tätigen Prätorianerpräfekten wie später beispielsweise unter Maxentius Rufius Volusianus und Ruricius Pompeianus. Da Constantius den Krieg gegen die britannische Usurpation führte, wird Asclepiodotus seine militärischen Anstrengungen zumindest mit dem Caesar koordiniert haben. 23. kämpfte der Caesar Constantius in Gallien gut In den folgenden Kapiteln werden nun die Siege der Tetrarchen in den verschiedenen Gegenden des Reiches beschrieben, nämlich allen voran die des Constantius in Gallien, ferner die des Diokletian in Ägypten und des Galerius bzw. des Diokletian und des Galerius an der Ost- und (kurz!) an der Donaugrenze. In der Darstellung der EKG wurde auf die vollständige Symmetrie geachtet. Bei Eutrop werden die Taten in der Reihenfolge Constantius, Maximianus, Diokletian und Galerius erwähnt, wobei die Priorität des Constantius sich aus den Bemerkungen über seine Überlegenheit gegenüber den übrigen Tetrarchen in 10,1,3 erklärt. Aurelius Victor Caes. 39,33–42 hat die Reihung Diokletian, Galerius, Maximian, Constantius, die die tetrarchische Symmetrie (Osthälfte und Westhälfte) besser widerspiegelt. Unglück und Glück Zum Sieg des Constantius im Gebiet von Langres (Lingonica victoria), vgl. Paneg. 6,6,2. Zu erwähnen ist auch der Erfolg von Vindonissa (6,6,2–4). cum repente – tolleretur Die Worte intra civitatem gehören nicht zu ingruentibus (so Ratti, Hellegouarc’h und Bordone), das vielmehr absolut

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steht (vgl. ThLL s. v. ingruo Sp. 1579,28–37), sondern zu coactus esset (so Bird und Müller), vgl. Eutr. 6,8,2 intra oppidum coactus est. Der Satz ut clausis portis in murum funibus tolleretur hängt von tam praecipiti necessitate ab; zur Korrespondenz tam – ut im Spätlatein vgl. H.-Sz. 663. tolleretur M. Petschenig, Colligere = tollere, ALL 8 (1893) 140 trat für die Aufnahme der Lesart colligeretur ein. Allerdings verwendet Eutrop dieses Verb sonst nur in der Bedeutung ‚versammeln‘ (1,9,5 collectis multis gentibus. 1,12,1 cum gener Tarquinii … ingentem collegisset exercitum. 4,15 Pseudoperses … collectis servitiis rebellavit. 6,11,1 quod [sc. bellum] … rex collectis auxiliis reparaverat), ‚zusammentreiben‘ (2,24,1 elephantos … collegit) oder ‚zusammentragen‘ (pr. res Romanas … per ordinem temporum brevi narratione collegi. 4,12,1 spolia ibi inventa, quae variarum civitatum excidiis Carthago collegerat. 7,19,2 quam [sc. pecuniam] cum omni diligentiae provisione colligeret). zu unserer Zeit Bestand haben Diokletian schlug 297 den AchilleusAufstand mit harter Hand nieder, zu den „Proskriptionen“ (wieder eine Anleihe an das republikanische Vokabular) und Strafmaßnahmen s. auch Joh. Ant. fr. 191 Mariev = 248 Roberto. Anschließend traf er gemäß Eutrop Dispositionen, die bis zu dessen eigener Zeit wirksam geblieben sind. Das wird von Ratti, Les empereurs 359 auf die Maßnahmen gegen die Manichäer bezogen, die nach der Niederschlagung der ägyptischen Revolte verabschiedet wurden. Ratti verweist auf Cod. Theod. 14,5,3. Denkbar wäre auch ein Hinweis auf die in dieser Zeit erfolgte Neuaufteilung Ägyptens und die Bildung der Provinz Thebais, s. dazu Barnes, New Empire 297 oder auch auf die Einrichtung der neuen Südgrenze am Nil, vgl. zu dieser Kuhoff, Diokletian 197. Die Fortdauer dürfte sich aber vor allem auf Regelungen des Steuerwesens beziehen, insbesondere auf den Indiktionszyklus, vgl. zum Zensus von 297 (Ausführungsbestimmungen des Aristius Optatus) Barnes, New Empire 230; Kuhoff, 195. Dieser Zensus wurde zwar schon vor der Niederschlagung des ägyptischen Aufstandes begonnen, aber mit Sicherheit nach der Niederschlagung fortgeführt. Kuhoff, 493 wendet sich gegen diese Interpretation der Eutroppassage. Eutrop hätte sich, wenn das gemeint gewesen wäre, klarer ausgedrückt. Nicht diskutiert hat Kuhoff folgenden Befund: Paianios übersetzt an dieser Stelle Eutrop nicht wörtlich, sondern berichtet, vielleicht aus der neben Eutrop hinzugezogenen EKG, explizit von der Einrichtung des Zensus nach der Niederschlagung des Aufstandes in Ägypten, vgl. p. 165 Droysen: „Aus diesem

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Grunde ordnete er die Abgaben des gesamten Landes unter kaiserlicher Herrschaft an, nachdem er das Land hatte vermessen lassen und alles, was er bis zu diesem Zeitpunkt beherrschte, zur Aufzeichnung wegführte.“ (ἐκ ταύτηϲ τῆϲ αἰτίαϲ καὶ πᾶϲι τοῖϲ βαϲιλευομένοιϲ τὰϲ εἰϲφορὰϲ ἐπέθηκε διαμετρηϲάμενοϲ τὴν γῆν καὶ εἰϲ ἀπογραφὴν ἀναγαγὼν, ἃ πάντα [Sylburg: ἅπαντα, ⟨ὅπερ καὶ⟩] εἰϲ τόδε ἐκράτηϲεν). 24. insecundum Gegen Eussners Vorschlag, das Wort durch minus secundum zu ersetzen, s. Hartel, Eutropius und Paulus Diaconus 310. Es handelt sich um eines der wenigen hapax legomena Eutrops (neben dem Komparativ deditior 10,15,2), vgl. Bordone, La lingua e lo stilo 155. zwischen Kallinikon und Karrhai Eutrop bietet eine Skizze der beiden von Galerius geführten Kampagnen gegen den Sasanidenherrscher Narseh (zu diesem s. U. Weber, Narseh, König der Könige von Ērān und Anērān, IA 47 [2012] 153–302). Der Krieg brach 296 aus und wurde durch den Friedensvertrag von 298 beendet, vgl. zu den Quellen Dodgeon / Lieu, Roman Eastern Frontier 125–35. Der erste Kampf wurde 296 in der Osrhoene zwischen Kallinikon (Rakka) am Euphrat und Karrhai (Harran) geschlagen. Die Angabe findet sich nur bei Eutrop bzw. bei den aus ihm abgeleiteten Quellen Orosius und Theophanes, vgl. zur Lokalisierung K. Maksymiuk, Geography of Roman-Iranian Wars. Military Operations of Rome and Sasanian Iran, Siedlce 2015, 48. F. Millar, The Roman Near East, 31 BC–AD 337, Cambridge Mass. / London 1993, 177 f. vermutet in naheliegender Weise den Ort der Auseinandersetzung am Flusse Belich, der Karrhai mit Kallinikon verbindet. Einen Kampf des „Maxentius“ Galerius gegen die in die Osrhoene eingefallenen Perser kennt Malalas 12,47 p. 312 Dindorf = 240 Thurn, aber aus der Darstellung ist nicht viel zu gewinnen. Bordone, Komm. z. St. (407 Anm. 133) folgt implizit Lib. ep. 21,5 p. 19 Foerster (aus dem Jahre 358) und nimmt an, Kallinikon habe erst im dritten Jahrhundert nach Kallinikos von Petrai seinen Namen erhalten, so dass Eutrop einer der frühesten Zeugen für diesen Ortsnamen sei. Der Ort hat aber seinen Namen aus der Seleukidenepoche. Der Bezug des Libanios auf Kallinikos von Petrai (vgl. FGrHist 281 T 3) ist entweder irrig oder enthält einen für uns nicht durchschaubaren Witz, vgl. gegen die Version von einer Umbenennung nach Kallinikos von Petrai A. Stein, Kallinikos von Petrai, Hermes 58 (1923) 448–56, hier 456 Anm. 1, s. auch P. Janiszewski, The Missing Link. Greek Pagan Historiography in the Second Half of the Third Century and in the Fourth Century AD (JJP Suppl. 6) Warschau 2006, 195–224.

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neben seinem Wagen herlaufen musste Das Laufen neben dem Wagen über einige Meilen wurde als eine Demütigung empfunden, die hochgestellte Personen Sklaven gleichstellte, vgl. Suet. Cal. 26,2 quosdam summis honoribus functos ad essedum sibi currere togatos per aliquot passuum milia (…) passus est. W. Seston, L’humiliation de Galère, REA 42 (1940) 515–19 hat diese Erzählung als eine späte, erst in der Zeit Julians erfundene Anekdote begriffen, vgl. noch S. Williams, Diocletian and the Roman Recovery, London 1985, 80. Für die Historizität der Geschichte tritt H. Castritius, Zum höfischen Protokoll der Tetrarchie. Introitus (Adventus) Augusti et Caesaris, Chiron 1 (1971) 365–76 ein. Die untergeordnete Position des weisungsgebundenen Caesar ist auf dem Opferrelief des Galeriusbogens zu erkennen, wo Galerius den Altar im Auftrag des hierarchisch übergeordneten Augustus Diokletian besprengt, vgl. Leadbetter, Galerius and the Will of Diocletian 96 f., der davon ausgeht, dass bei Eutrop und den verwandten Quellen die Siegesfeier in Antiocheia um 300 beschrieben wird. Zu verweisen wäre auch auf das Tetrarchenrelief, auf dem die Caesares stehen müssen, während die Augusti auf dem Weltglobus Platz nehmen. Insofern scheint die Annahme plausibel, dass im Protokoll des Adventus auf den hierarchischen Unterschied Wert gelegt wurde, was aber kaum mit einem demütigenden Lauf neben dem Wagen des Kaisers einhergangen sein dürfte. Die Anekdote findet sich auch bei Amm. 14,11,10. Die Frage stellt sich, ob Ammian von der Grundquelle, der spätestens unter Constantius II. verfassten EKG, abhängig ist (das würde eine Erfindung der Erzählung unter Julian ausschließen) oder ob Ammian Eutrop benutzt hat, wie Ratti, Les empereurs 301, annimmt. Auf Unterschiede zwischen Ammian und Eutrop in der Angabe über die zurückgelegte Wegstrecke (eine oder mehrere Meilen) verweist Kuhoff, Diokletian 172 mit Anm. 472. Die Version Eutrops lässt m. E. noch die suetonische Vorlage durchscheinen (s. Anfang des Lemmas). 25. (1) in Illyricum und Moesia Truppen zusammengezogen hatte Es ist unklar, ob hier Pannonien und Moesia (superior und inferior) oder die Präfektur Illyricum und die zur späteren Diözese Thrakien gehörende Provinz Moesia secunda gemeint ist oder die Diözese Illyricum (= Pannoniae) und die Diözesen Dacia et Macedonia, die vorübergehend zur Diözese Moesia zusammengefasst waren. Zur Rekrutierung von Goten durch Galerius, vgl. Iord. Get. 110.

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Narseh, dem Großvater des Hormizd und des Schapur Diese Angaben erklären sich damit, dass Eutrop als Teilnehmer des Perserkrieges Julians eine Beziehung zum eigenen Zeithorizont herstellt. Schapur II. (309–379) war der Kontrahent der römischen Kaiser von Konstantin bis Julian und herrschte noch in der Zeit des Valens, Hormisdas war die Flucht in das römische Reich gelungen, und er kämpfte noch im Perserkrieg Julians als comes rei militaris, aber vermutlich auch als Thronkandidat Julians auf der Seite der Römer gegen die persische Macht, vgl. PLRE 1,443 s. v. Hormisdas 2. Nicht zwingend ist der Versuch von Mosig-Walburg, Die Flucht des persischen Prinzen Hormizd und sein Exil im römischen Reich – eine Untersuchung der Quellen, IA 35 (2000) 69–109, hier 94 im Anschluss an Müller, Komm. z. St. (286) den Text Eutrops in Hormisdae ⟨patre⟩ et Saporis avo zu korrigieren und anzunehmen, Eutrop habe den zwischen Narseh und Schapur regierenden König Hormizd II. erwähnt: „Es ist weitaus wahrscheinlicher, daß Eutrop hier von den auf Narsê folgenden sasanidischen Regenten spricht, als daß er seine Enkel nennt.“ Zu Hormizd II., Sohn des Narseh, U. Weber, Hormezd II., König der Könige von Ērān und Anērān, IA 51 (2016) 313– 60. Dort auch 343 f. Literatur zu Hormizd, dem Enkel des Narseh. Angesichts der unsicheren Belege zur sasanidischen Königsfamilie ist ein Beweis, dass Hormisdas wirklich ein Bruder oder Halbbruder Schapurs II. war, – hier ist die Skepsis von Mosig-Walburg berechtigt – tatsächlich nicht mit letzter Gewißheit zu führen. mit ungeheurem Erfolg Die Schlacht fand in Großarmenien statt, östlich von Satala (Faustus von Buzanta 3,21), vgl. Aur. Vict. Caes. 39,34; Ruf. Fest. 25,2; E. Winter, Die sāsānidisch-römischen Friedensverträge des 3. Jahrhunderts n. Chr. Ein Beitrag zum Verständnis der außenpolitischen Beziehungen zwischen den beiden Großmächten, Frankfurt a. M. 1988, 158 f. Zu den Nachrichten über die Größe des erbeuteten Schatzes, der dann auch in Rom im Triumphzug von 303 einhergeführt wurde, vgl. den Kommentar zu Origo. Rom. (KFHist B 5) 79. die Aufgabe eines Kundschafters Solche Erzählungen vom riskanten Einsatz des Kaisers als Kundschafter in eigener Sache könnten eine gewisse Rolle in der Kaiserpanegyrik gespielt haben, vgl. eine Erzählung dieser Art zu Konstantin bei Philost. (KFHist E 7) 1,6b,4. S. auch die Anekdote bei Syn. regn. 13, die sich auf die von Eutrop, Ruf. Fest. 15,2 sowie Faustus von Buzant 3,21 p. 98 Garsoïan bezeugte Episode beziehen könnte, vgl. Felix, Antike literarische Quellen 120.

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in die äußersten Einöden seines Reiches Vgl. dazu Ioh. Mal. 12,39 p. 308,9 Dindorf = 237,20 Thurn angeblich bis zur Grenze Indiens; Theoph. p. 9,10 de Boor; Zonar. 12,31 vol. 3,161,28 Dindorf (bis in das Innere Persiens) mit Bleckmann, Reichskrise 141. Bordone, Komm. z. St. (408 Anm. 136) geht davon aus, Eutrop meine hier ein Vorrücken bis Ktesiphon, das aber wohl gerade im Falle des Feldzugs des Galerius ausblieb, vgl. die Diskussion bei Bleckmann, Reichskrise 141 f. Anm. 317. damals in Mesopotamia aufhielt Nämlich in Nisibis, vgl. Petr. Patr. fr. 14 Müller. (2) sowohl zusammen als auch einzeln Diese Passage lässt deutlich erkennen, dass Galerius kein eigenes Territorium erhielt, sondern im Auftrag des Oberkaisers bald hier, bald dort tätig war und dabei teils gemeinsam mit Diokletian, teils allein vorging. Das erklärt, warum der Karpenkrieg in der Historiographie bald von Diokletian (Amm. 28,1,5), bald von Galerius (Lact. mort. pers. 18,6; Iord. Get. 91), bald von beiden geführt wird (Oros. hist. 7,25,12), vgl. zu den Passagen Nickbakht, Kommentar zu den Cons. Const. (KFHist G 1) 73. Die Tetrarchie war damit im Osten anders organisiert als im Westen, wo Constantius I. sein eigenes Teilreich hatte. im römischen Gebiet an Zur Ansiedlung von Carpen und anderen Völkern auf römischem Gebiet, vgl. Cons. Const. (KFHist G 1) 295; Hier. chron. 226 b. Die nicht immer zuverlässigen Consularia datieren diese Ansiedlung vor den Kämpfen mit den Persern. Vor 297: Paneg. 8,5,2. Eutrop scheint dagegen einer Chronologie zu folgen, in der die Kämpfe gegen Karpen und Bastarner erst nach den Perserkrieg fallen. Vgl. zu einer solchen späten Chronologie auch Leadbetter, Galerius and the Will of Diocletian 97–101. 26. Diokletian war von schlauer Art Eine nicht unbedingt positive Charakterisierung von Schlauheit. Ratti, Les empereurs 364 verweist darauf, dass callidus bei Eutrop sonst nur für Hannibal Anwendung findet (Eutr. 3,10,1). kompensieren wollte Diokletian versucht also die Hassreaktionen, die mit der Strenge seiner Regierung verbunden sind, auf andere, sprich auf die Berater im sacrum consistorium, abzulenken. Ratti, Les empereurs 365 unterstreicht die Parallele zu Lact. mort. pers. 11,5 nam erat huius malitiae: cum bonum quid facere decrevisset, sine consilio faciebat, ut ipse laudaretur; cum autem malum, quoniam id reprehendendum sciebat, in consilium multos advocabat, ut aliorum culpae adscriberetur, quicquid

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ipse deliquerat. Dass, wie Ratti meint, die severitas auf die Christenverfolgung anspielen soll, ist nicht beweisbar. Die autoritäre Strenge ist für alle Aspekte seiner Regierungstätigkeit prägend. das Übrige war gewöhnlich Die Einführung eines neuen Zeremoniells unter Diokletian ist ein Thema, das Eutrop aus der EKG übernommen hat, vgl. Amm. 15,5,18. Dabei geht A. Alföldi, Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreich, Darmstadt 1970, 6–9 (ursprünglich MDAI[R] 49 [1934] 6–9) davon aus, dass eine freie Erfindung erfolgt ist, inspiriert durch topische Vorstellungen zum persischen Großkönig. Zur Beschreibung des neuartigen Adoratiozeremoniells im Zusammenhang mit dem Adventus der Kaiser in Mailand 291 vgl. das unmittelbar zeitgenössische Zeugnis in Paneg. 11,11,1–3. Über die Anrede als dominus äußert sich Eutrop nicht. Zum Kontext der Ausführungen Eutrops s. Kolb, Herrscherideologie 171–75. Das Detail der edelsteinbesetzten Schuhe findet sich in einem der großen Bilder im Lagerheiligtum von Luxor (linke Hälfte der Hauptwand), vgl. Kuhoff, Diokletian 632. Ein mit Gemmen besetztes Gewand trägt die zerschlagene tetrarchische Porphyrstatue von Šarkamen, die vermutlich Maximinus Daia darstellt, s. die Rekonstruktionszeichnung bei I. Popović, Šarkamen – Eine Residenz und Begräbnisstätte aus der Zeit des Maximinus Daia, in: U. Brandl / M. Vasić (Hgg.), Roms Erbe auf dem Balkan, Spätantike Kaiservillen und Stadtanlagen in Serbien, Mainz 2007, 80–95, hier 93 Abb. 12. 27. (1) durch schreckliche Mienen zu erkennen gab Zum Gesichtsausdruck der Tetrarchen, die im Stile des Caracalla durch die zornig-entschlossene Miene Autorität und Entschlossenheit demonstrierten, vgl. Ehling, Vultus horror 376–78. Ein vergleichbares, zur Karikatur verzerrtes Auftreten schildert Lact. mort. pers. 9,3 f. und 9,8 für Galerius. folgte Diokletian bei allen seinen ziemlich grausamen Beschlüssen Das Fehlen der Humanität in der Regierungspraxis Diokletians wird vor allem in seinem Verhalten gegenüber Alexandreia deutlich. Die Ergebenheit des Maximian gegenüber seinem auctor imperii und „Bruder“ Diokletian war Fundament der Concordia im Herrschaftskollegium. Eintracht und Gehorsam gegenüber dem dirigierenden Kaiser Diokletian werden in anderen Quellen, die hier die tetrarchische Ideologie reflektieren, rühmend hervorgehoben, vgl. Aur. Vict. Caes. 39,28 f. und Iul. imp. Caes. 14, 315 a–b. In negativem Sinne wird das gehorsame Verhalten hier als blinde Gefolgschaft gerade bei schlechten Befehlen gesehen. Zur Eintracht der Tetrarchen Diokletian und Maximian, s. Lact. mort. pers. 8,1 quid frater

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eius Maximianus, qui est dictus Herculius? non dissimilis ab eo: nec enim possent in amicitiam tam fidelem cohaerere, nisi esset in utroque mens una, eadem cogitatio, par voluntas, aequa sententia. Positiv wird die Harmonie der beiden Kaiser, die bis zur Angleichung im Erscheinungsbild reicht, im Paneg. 11,11,4 beschrieben. Zur Harmonie s. Kolb, Diocletian 79. das Reich zu lenken Seinen Rücktritt nach den Vicennalien hatte Diocletian von langer Hand geplant. Insbesondere die Vergrößerung der Zahl der Mitherrscher 293 führte dazu, dass mit den Caesares nicht nur Kollegen, sondern auch Thronfolger in das neue Kollegium aufgenommen worden waren. Eutrop lässt diesen Rücktritt freilich erst als eine mehr oder weniger spontane Entscheidung erscheinen, die durch die Beschwerden des Alters veranlasst war. Die Erklärung, der Rückzug Diokletians sei eine Folge seines Alters (wobei Galerius zusätzlich drängt), ist auch diejenige des Laktanz, der immer wieder auf das Alter und die Hinfälligkeit des Diokletian hinweist, vgl. Lact. mort. pers. 18,2; 18,7; 19,3; 20,1. Privatleben zurückziehen Dass die Kaiser in das Privatleben zurückkehren, ist auch die Sicht des Laktanz (mort. pers. 18,3 und 19,5), s. dazu aber unten zu 9,28. Der verabredete Rücktritt fand an dem gleichen Tag statt, nämlich am 1. Mai 305, parallel in Mailand und Nikomedeia. Kleidung von Privatleuten wurde nicht angelegt, allerdings trugen die militärisch nicht mehr aktiven seniores Augusti keine Chlamys mehr, sondern die Toga, wie die Pilaster von Gamzigrad zeigen, vgl. dazu Kolb, Herrscherideologie 163–71. die Stellung, den Staat zu schützen Die Stellung des Kaisertums als statio tuendae rei publicae entspricht völlig den für den frühen Prinzipat üblichen Formulierungen vgl. E. Koestermann, Statio principis, Philologus 87 (1932) 358–68. Vgl. Gell. 15,7,3 = Augustus fr. 35 Bringmann – Wiegandt; Vell. 2,124,2; S. c. de Pis. patre Z. 128–130. Weitere Belege bei C. Ando, Imperial Ideology and Provincial Loyalty in the Roman Empire, Berkeley u. a. 2000, 32 Anm. 63. (2) vor dem Wagen hergeführt wurden Der Triumph von 303 fand anlässlich der Vicennalien statt, in dem nicht nur über die Perser, sondern über alle übrigen, von den Tetrarchen besiegten Völker triumphiert wurde. Zur Koppelung von Triumph und Jubiläumsfeier seit Septimius Severus, s. o. Lemma zu Eutr. 9,13,2. Hinzuweisen ist für diese Tradition auch auf die triumphalen Dezennalien- und Vicennalienfeiern Konstantins. Der Harem des Narseh wurde zwar von Galerius tatsächlich gefangen

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genommen, vgl. auch die Darstellung auf einer Prägung von Siscia bei Wienand, Der Kaiser als Sieger 623 Abb. 16 und S. 123. Allerdings wurde im Friedensvertrag von 298 von römischer Seite die Freilassung der Angehörigen zugestanden, vgl. Petr. Patr. fr. 14 Müller, vgl. Zonar. 12,31 sowie (für ein Detail) Ioh. Mal. 12,39 p. 308,10–14 Dindorf = 237,20–22 Thurn. Gemeint ist vielleicht nur, wenn auch missverständlich, dass die Bilder der gefangenen Angehörigen auf Tragegestellen einhergetragen wurden. Der vermeintliche Widerspruch, den W. Ensslin, Zur Ostpolitik des Kaisers Diokletian, München 1942, 52 f. bei Zonaras konstatiert (s. auch Felix, Antike literarische Quellen 117), erklärt sich damit, dass Zonaras auf der einen Seite über Theophanes mittelbar auf Eutrop zurückgreift, bei dem man den Eindruck haben kann, dass die Verwandten des Narseh im Triumph einhergeführt wurden, auf der anderen Seite aber Petros Patrikios (über die sogenannte Leoquelle) benutzt, der über die Rückgabe der Gefangenen berichtet. tamen Zur kopulativen Funktion vgl. 1,9,5 mit Komm. z. St. 28. als Privatmann In Wirklichkeit ist Diokletian keineswegs Privatmann (in dem von Eutrop gebrauchten Sinn als Nicht-Kaiser), sondern auch nach dem Ablegen der aktiven Augustustätigkeit weiterhin „Senior Augustus“ gewesen, vgl. Kolb, Diocletian 151 f. Insofern sind die Überlegungen Eutrops, Diokletian sei als einziger Privatmann divinisiert worden, unzutreffend, doch geht es ihm oder seiner Vorlage wieder darum, ein neues und unerhörtes Ereignis der Institutionengeschichte zu kreieren. Die Deutung der Stellung Diokletians als die eines Privatmannes stammt aus konstantinischer Zeit, ging es doch darum zu zeigen, dass der gleichzeitig mit ihm zurückgetretene Maximian kein Recht gehabt habe, aus diesem Status zum Kaisertum zurückzukehren, und ihm den mustergültig beim privaten Status bleibenden Diokletian gegenüber zu stellen, vgl. Paneg. 6,15,4. Villa nicht weit von Salona Eine richtige Beschreibung der Lage von Aspalat(h)um bzw. Spalatum, das zwar auf dem Territorium von Salona lag, aber von der Stadt doch weiter entfernt war. Kuhoff, Diokletian 746 hält den Sprachgebrauch von villa bei Eutrop für problematisch, weil es sich in Wirklichkeit um eine palastartige Struktur handle. Er erklärt dies mit den falschen Vorstellungen, die Eutrop von Diokletian als Privatmann habe. Für Kaiserresidenzen ist aber auch sonst der Gebrauch von villa üblich, vgl. etwa für Achyron Eutr. 10,8,2. Der riesige Palast Hadrians in Tivoli ist auch nur eine „villa“, vgl. Hist. Aug. Hadr. 26,5, auch wenn er an

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anderer Stelle als Hadriani palatium bezeichnet wird, vgl. Hist. Aug. trig. tyr. 30,27. Vgl. J. Fündling, Kommentar zur Vita Hadriani der Historia Augusta. Bd. 2, Bonn 2006, 1137 f. Zum Problem der doppelten Bedeutung s. T. Zawadzki, La résidence de Dioclétien à Spalatum. Sa dénomination dans l’Antiquité, MH 44 (1987) 223–30. Mit villa ist nur das Gut bzw. das Gesamtareal gemeint. Auf diesem Gelände kann dann ein palatium liegen. Bordone, Komm. z. St. (411 Anm. 147) wiederholt die Behauptung, der Name Spalato sei aus einer Wendung für das palatium entstanden. Das ist unwahrscheinlich: Der Archidiakon Thomas (Thomae archidiaconi Spalatensis, Historia Salonitanorum atque Spalatinorum pontificum – Archdeacon Thomas of Split, History of the Bishops of Salona and Split, Latin text by O. Perić. Edited, translated and annotated by D. Karbić, M. Matijević Sokol and J. R. Seeney, Budapest / New York 2006, 20) beschreibt zwar, partiell aus antiken Quellen schöpfend, den Bau Diokletians als quasi imperiale palatium und bietet für Spalato eine doppelte Etymologie an: aus Pallantheum und Palatium, s. bereits zu letzterem Konstantinos Porphyrogennetos, De administrando Imp. 29, 138 b. Vgl. den Kommentar von Karbić u. a., 21 Anm. 6. Der Ort Aspalathum (wohl als Neutrum-Form) bzw. Spalatum ist aber bereits in der Tabula Peutingeriana belegt, vgl. alle Belege zum Ort bei T. F. Magner, Aspalathos, Spoletum, Split, in: E. Borza u. a., Classics and the Classical Tradition, University Park 1973, 95–116. dennoch zu den Vergöttlichten gerechnet wurde Zu den Nachweisen für die Divinisierung Diokletians vgl. Eus. h. e. 8,13,12 und 9,10; Iul. Imp. 14, 315 a mit Amici, La divinizzazione 33. Kuhoff, Diokletian 934 Anm. 1707 verweist auf den Vater Traians, der ebenfalls als Privatmann divinisiert worden sei, um zu beweisen, dass Eutrop nicht richtig liegt.

10. Buch 1. (1) wobei zwei Caesares hinzugenommen wurden Die ab 305 neu besetzte Tetrarchie wird zunächst nicht als eine Aufteilung der Herrschaft unter die vier neuen Kaiser Constantius I., Galerius, Severus und Maximinus Daia, sondern als eine Zweierherrschaft aufgefasst, in der Constantius den Westen, Galerius den Osten übernimmt und in der dann Constantius aus seinem Reichsteil Gebiete abtritt und auf die Verwaltung Italiens und Afrikas verzichtet. Die angebliche ursprüngliche Aufteilung

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zwischen dem West- und dem Ostkaiser entspricht fast derjenigen zwischen Octavianus und Marcus Antonius, vgl. Eutr. 7,3,3 ac sic inter eos divisa est res publica, ut Augustus Hispanias, Gallias et Italiam teneret, Antonius Asiam, Pontum, Orientem. Die Angaben über die zweite Tetrarchie werden in 10,2,1 weiter präzisiert, s. den Kommentar zur dortigen Stelle. Oros. hist. 7,25,15 spricht davon, dass Galerius et Constantius Augusti primi Romanum imperium in duas partes determinaverunt. Leadbetter, Galerius and the Will of Diocletian 160 geht davon aus, dass Orosius an dieser Stelle aus einer anderen Quelle geschöpft habe und dass es sich nicht um ein Missverständnis aus Eutrop handle. Das würde ich eher ausschließen. (2) lehnte die Sorge, Italien und Africa zu verwalten, ab Einen solchen freiwilligen Verzicht auf die Übernahme der zentralen Reichsterritorien kann man sich kaum vorstellen. Diese Erzählung vom bescheidenen Constantius dürfte am ehesten in der Zeit entstanden sein, in der Konstantin nach dem Sieg über Maxentius Italien und Africa übernahm und dies als Inbesitznahme des bereits dem Vater zustehenden Erbes ausgegeben wurde. gedeckt wurden Die Darstellung der Finanzpolitik des Constantius, der das Geld bei den reichen Privatleuten belässt, wo es jederzeit abrufbar ist, findet sich ähnlich in anderen Zeugnissen, die den Standpunkt konstantinischer Panegyrik illustrieren, vgl. Eus. vit. Const. 1,4; Lib. or. 59,15. Einem ähnlichen Prinzip soll Julian verpflichtet gewesen sein, vgl. Amm. 25,4,15 numquam augendae pecuniae cupidus fuit, quam cautius apud dominos servari existimabat, id aliquotiens praedicans Alexandrum Magnum, ubi haberet thesauros, interrogatum „apud amicos“ benivole respondisse. Bekenntnis zu diesem Prinzip auch bei Julian, Caes. 10, 313 b, wo dem Severus Alexander vorgeworfen wird, seinen Besitz anzusammeln statt ihn zu Gunsten der eigenen Freunde aufzubrauchen. Zur Erklärung der Beziehungen zu Eusebios und Libanios vgl. Bleckmann, Praxagoras und seine Vorgänger 214 f. Rosen, Konstantin der Große 95 will als Grund für die bei Eutrop geschilderte Fiskalpolitik des Constantius die Belebung des Geldumlaufs im Zusammenhang mit der Schaffung der Münzstätte Trier ausmachen. Bordone, Komm. z. St. (413 Anm. 4) nimmt an, die positive Charakterisierung des Constantius stamme letztlich aus der Zeit, in der sein Enkel Julian herrschte. (3) suspectam prudentiam Bird, Müller, Ratti, Hellegouarc’h und Bordone verstanden suspectus als „verdächtig“, aber die aktive Bedeutung

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(wie bei Apul. met. 9,20,3; Amm. 16,12,24; 24,1,13; 29,4,5; Hist. Aug. Sev. 15,5) passt bestens zu Diokletians Charakterisierung durch Eutrop (9,26) und scheint auch bei den griechischen Übersetzungen (Paianios δολερὰ ἀγχίνοια; Ioh. Ant. fr. 194 Mariev = 252 Roberto ὕποπτοϲ ϲύνεϲιϲ) zugrunde zu liegen. durch seine Herrschaft entkommen waren Der Kontrast zwischen dem beliebten Constantius I. und den übrigen Tetrarchen wird für die erste Tetrarchie in 10,1,3 deutlich und in moralischer Form hervorgehoben, während dies merkwürdigerweise für die zweite Tetrarchie nicht gilt. Zur suspecta prudentia Diokletians vgl. die bereits ambivalenten Bemerkungen zur Verschlagenheit Diokletians in 9,26. Zur sanguinaria temeritas des Maximianus Herculius s. die Bemerkungen bei Iul. imp. Caes. 14, 315 b– c: Maximian ist ἀκόλαϲτοϲ. Einige weitere von Julian hervorgehobene Negativeigenschaften des Maximian (ein Intrigant, ein Mann voller Lug und Trug) werden von Eutrop partiell dann in 10,3,2 nachgereicht; ein Hinweis auf die Erotomanie des Kaisers, nämlich die zügellose Ergebenheit zur Aphrodite, die von Julian ebenfalls betont wird, unterbleibt. Die Gegenüberstellung zwischen Constantius auf der einen Seite und den übrigen Kaisern der Tetrarchie auf der anderen Seite ist einer dem Hause Konstantins freundlichen Tradition zu verdanken. Sie stammt aus der Zeit, in der Konstantin als gallischer Teilherrscher spätestens ab 310 das sich auflösende tetrarchische System nicht mehr akzeptierte, vgl. zu Paneg. 6,2–4 C. E. V. Nixon / B. Saylor Rodgers, In Praise of Later Roman Emperors. The Panegyrici Latini, Berkeley 1994, 215–17. Konstantin ist auch später bei diesem Urteil über die Tetrarchen geblieben, zu denen er seinen Vater in einen angeblichen Gegensatz gestellt hat, vgl. Eus. vit. Const. 2,49,1. S. bereits die Darstellung Eusebs in der Appendix des achten Buchs seiner Kirchengeschichte (§ 4). Sie widerspricht in evidenter Form der tetrarchischen Selbstdarstellung, wie sie wohl einigermaßen richtig von Hist. Aug. Car. 18,3 wiedergegeben wird und in der die Wiedergewinnung und Sicherung der Präfektur Gallien (gegen Usurpatoren und Barbaren) als Teil eines tetrarchischen Gesamtprogramms geschildert wurde: post quos Diocletianum et Maximianum principes ⟨dii⟩ dederunt, iungentes talibus viris Galerium atque Constantium, quorum alter natus est qui acceptam ignominiam Valeriani captivitate deleret, alter qui Gallias Romanis legibus redderet. Quattuor sane principes mundi, fortes, sapientes, benigni et admodum liberales, unum in rem publicam sentientes, semper reverentes Romani senatus, moderati, populi

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amici, semper sanctitate graves, religiosi et quales principes semper oravimus. Die Einordnung der Taten des Constantius in ein tetrarchisches Gesamtprogramm wird in zeitgenössischen Monumenten deutlich, wie etwa auf dem Tetrarchenrelief des Galeriusbogens, wo vermutlich die Aufrichtung von Mesopotamia und Britannia durch Galerius und Constantius dargestellt wird, vgl. Kolb, Herrscherideologie 158–62. Eine Darstellung der Taten des Constantius in Symmetrie mit den übrigen Tetrarchen muss auch für das Monument in Nikaia vermutet werden, das unter anderem den Alamannensieg feierte, vgl. H. P. Laubscher, Ein tetrarchisches Siegesdenkmal in Iznik (Nikaia), JDAI 108 (1993) 375–97; S. Şahin, ALAM(A)NIA, nicht “Alamannia”. Zum epigraphischen Verständnis des stets missverstandenen historischen Reliefblocks von Iznik (Nikaia), EA 23 (1994) 125–36. im 13. Jahr seines Prinzipats Die längere Zeit der Caesarenherrschaft (293–305) des Constantius I. wird dabei mit der kurzen Zeit als Augustus (305–306) zu dreizehn Jahren „Prinzipat“ addiert. Dreizehn Jahre als Caesar bei Aur. Vict. Caes. 40,11. zu den Vergöttlichten gerechnet Die Divinisierung Constantius I. hatte durchaus politische Bedeutung, da Konstantin als divi filius gegenüber den übrigen tetrarchischen Kaisern einen Vorrang für sich beanspruchen konnte, vgl. Paneg. 6,4,1. S. Wienand, Kaiser als Sieger 127. 2. (1) vortrefflich im Kriegswesen war Die positive Charakterisierung des Galerius fällt auf, vor allem im Kontrast zu Laktanz, und bezieht sich wohl vor allem auf seine militärischen Aktionen in der Zeit der ersten Tetrarchie, vgl. die insgesamt wohlwollenden Urteile bei Aur. Vict. Caes. 40,12 und Epit. Caes. 40,15. Dass Galerius zwei Niederlagen erlitten hatte, nämlich beim ersten Kampf gegen die Perser und beim Feldzug gegen Maxentius, wo seine Soldaten ihn verließen, spreche, so Leadbetter, Galerius and the Will of Diocletian 226 angesichts der jeweils vorliegenden Umstände nicht gegen das Gesamturteil, da der Persersieg mit seinen großen Gebietsgewinnen für Rom alles überstrahle. Das ist m. E. für die Charakterisierung des Urteils des Eutrop sicher richtig, wobei der Akzent auf den Perserkrieg sich vielleicht nicht nach „objektiven“ Kriterien erklärt, sondern mit der Aktualität, an der Eutrop als Teilnehmer des Julianfeldzugs und Augenzeuge des Jovianfriedens Anteil hatte. seiner Verwaltung zugefallen war Rückverweis auf die Angabe in 10,1,2, derzufolge Constantius I. auf die Verwaltung von Italien und Africa verzichtet habe. Italia wird hier als Teil der Präfektur Italia,

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Illyricum, Africa verstanden. Da unmittelbar danach die Rede davon ist, dass Galerius selbst in Illyricum bleibt, geht es hier um den Rest Italia und Africa, wobei Africa im Unterschied zu 10,1,2 nicht mehr explizit genannt wird, vgl. auch 10,4,3 zu den 312 von Konstantin übernommenen Gebieten. Severus, dem er Italien gab Hier wird abweichend von 10,1,1 auch die Erhebung des Maximinus und des Severus als Werk des Galerius dargestellt, der dann Oriens dem Maximinus, Italien dem Severus zuweist und selbst in Illyricum verbleibt (gedacht ist hier anscheinend an die späteren Regionalpräfekturen, obgleich Galerius in Wirklichkeit auch einen Teil der späteren Präfektur Orie, ns, nämlich Kleinasien, für sich behielt). Nach kurzer Zeit als Caesar wurde Severus bereits 306 vermutlich in Anwesenheit des Galerius nach dem Tode des Constantius I. zum Westaugustus erhoben. Von einer Konferenz des Galerius und des Severus geht jedenfalls Barnes, New Empire 65 aus. Für Eutrop (10,2,4) ist Severus während seiner ganzen Herrschaft Caesar geblieben. Deshalb verschmelzen bei ihm die Erhebungen des Severus zum Westcaesar 305 (durch Maximianus in Mailand) und die Erhebung zum Westaugustus 306 (durch Galerius) miteinander, was möglicherweise durch die Konfusion von Maximianus Herculius (der 305 die Erhebung vornahm) und Maximianus Galerius (der 306 agierte) angeregt ist. Die angebliche Erhebung von Maximinus Daia und Severus zu Caesares durch Galerius 305 ist unrichtig: in Wirklichkeit überreichte Diokletian dem Maximinus Daia den Purpur (Lact. mort. pers. 19,4 f.), während Severus zum gleichen Zeitpunkt in Mailand von Maximian erhoben wurde. Ähnlich wie Eutrop allerdings Anon. Vales. 9, wo die Erhebung der beiden Caesares durch Galerius vorgenommen wird, wobei im Unterschied zu Eutrop Constantius von dieser Erhebung nichts gewusst haben soll, vgl. hierzu König, Origo Constantini 98 f.,mit Hinweisen zu einer Konjektur von O. Seeck. Laktanz, der das Richtige über die Kaisererhebungen von 305 bietet, geht von einer nur nominellen Erhebung des Maximinus durch Diokletian aus, während beide Caesares bloße Kreaturen des Galerius gewesen sein sollen (18,12– 14). In unzutreffender Weise lässt Zosimos 2,8,1 Constantius und Galerius nach dem Tode Diokletians gemeinsam die Erhebung des Severus und Maximinus vornehmen. Aur. Vict. Caes. 40,1 und Anon. Vales. 5 benutzen Wendungen, aus denen nicht deutlich wird, wer für die Erhebung der Caesares verantwortlich ist. Die Varianten illustrieren, wie sehr in der Historiographie eine Einsicht in das Funktionieren des tetrarchischen

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Systems fehlte, während der zeitnahe Polemiker Laktanz die politischen Realitäten immerhin noch kennt, aber absichtlich verschleiert. verweilte in Illyricum Nämlich in den Kaiserresidenzen Thessalonike und Serdica. Die für den Rückzug (nach dem geplanten Rücktritt vom Augustusamt) vorbereitete Residenz in Romuliana (Gamzigrad) hat Galerius nicht mehr bezogen bzw. sie allenfalls für kurze Aufenthalte aufgesucht. (2) eius Die doppelte Beziehung des Possessivpronomens ist hier sicher zu bestimmen, weil Eutrop es bei mehrgliedrigen Nominalphrasen sonst zwischen Attribut und Beziehungswort stellt (es müsste hier also vor matrimonio stehen, wenn es nur darauf bezogen wäre) und weil die Voranstellung (hier vor filius) auch sonst vorkommt (vgl. 1,7,1; 6,16; 8,9,1; 8,18,3). sein Sohn aus seiner weniger glänzenden Ehe Der Komparativ ist m. E. darauf zu beziehen, dass Eutrop 9,22,1 von zwei Ehen des Constantius spricht, nämlich der ersten, die er auf Geheiß Diokletians beenden muss, und der zweiten mit der Kaiserstieftochter Theodora, von der er sechs Kinder hatte. Aus der ersten, obskureren Ehe mit Helena hatte er nur einen Sohn, nämlich Konstantin, der dementsprechend als „Sohn aus seiner weniger glänzenden Ehe“ dargestellt wird. In der Version Eutrops wird also Helena nicht so deutlich disqualifiziert wie bei Zos. 2,8,2, wo Konstantin „aus dem Umgang mit einer weder vornehmen noch gesetzlich vermählten Frau“ hervorgegangen ist, vgl. Anon. Vales. 2; Ambr. obit. Theod. 42. zum Kaiser erhoben Konstantin rückt nach dem Tode des Constantius in dessen Stellung auf und wird sofort zum imperator, also zum Oberkaiser (Augustus) ausgerufen. Von einer usurpatorischen Erhebung zum Augustus und der anschließenden Annahme des Caesarentitels aufgrund eines innertetrarchischen Kompromisses mit dem Oberkaiser Galerius ist dagegen bei Eutrop nicht die Rede. Eine anfängliche Erhebung zum Caesar durch die Soldaten wird dagegen bei Paneg. 7,5,3 und beim Anon. Vales. 4 behauptet, vgl. allerdings zur möglichen Fehlinformation des Anonymus Anon. Vales. 17 und 25 (zu Valens und Martinianus als „Caesares“) mit König, Origo Constantini 78. Zur Frage der Erhebung Konstantins als Caesar oder Augustus vgl. Wienand, Der Kaiser als Sieger 119–27, der aufgrund der numismatischen Dokumentation davon ausgeht, Konstantin sei durch die Entscheidung des Constantius für die durch das Aufrücken des Severus freiwerdende Caesarstelle bestimmt gewesen.

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als überaus erwünschter Lenker Diese Wendung variiert die Betonung der Eintracht der Soldaten und sonstigen Akteure bei der Erhebung Konstantins, vgl. Paneg. 6,8,2; Anon. Vales. 4; Aur. Vict. Caes. 40,4. Trotzdem finden sich zwei Elemente, die letztlich eine gewisse kritische Distanz zu den Vorgängen um die Erhebung Konstantins verraten. Auf der einen Seite wird betont, dass Konstantin erst nach dem Tode des Constantius zum Kaiser erhoben wird, während sich in der Panegyrik durchaus die Version findet, Konstantin sei unmittelbar vor dem Tode des Constantius, aber ausdrücklich noch zu Lebzeiten des Vaters auf dessen Veranlassung erhoben worden: Lact. mort. pers. 24,8 f.; Eus. vit. Const. 1,21; Lib. or. 59,16–18, vgl. allerdings Paneg. 6,8,2 (Designation durch den sterbenden Constantius, aber Erhebung erst nach dem Tode des Kaisers) und Aur. Vict. Caes. 40,3 (Ankunft zu Lebzeiten des Constantius, aber erst nach dessen Tode zum Kaiser ausgerufen). Auf der anderen Seite wird die Herkunft Konstantins aus dem Konkubinat mit Helena hervorgehoben. Zwar wird die Ehe des Constantius mit Helena immerhin als matrimonium bezeichnet, so wie Helena in 9,22,1 als uxor bezeichnet wird. Auch ist die niedrige Abstammung nach den Kategorien Eutrops (oder der EKG1) nicht an sich ein Element, das Kaiser disqualifiziert, sondern auch Kaiser niedriger Herkunft wie Vespasian oder die Tetrarchen können durchaus qualifiziert sein 2. Gleichwohl wird die Ehe mit Helena gegenüber der späteren Ehe mit Theodora in einem Sinne als niedrigstehend abqualifiziert, die der Propaganda Julians, der Abkömmling der höherrangigen Ehe des Constantius mit Theodora war, nahekommen dürfte. Im Zusammenhang mit der möglichen kritischen Distanzierung ist vielleicht relevant, dass die hohen Erwartungen an den exoptatissimus moderator keineswegs immer erfüllt werden, vgl. Eutr. 8,22 zu Elagabal, der Romam ingenti et militum et senatus expectatione kommt. Die Wendung exoptatissimus princeps wird von Sueton Cal. 13 für den Regierungsantritt Caligulas gebraucht. (3) ernannten … die Prätorianer Die Rolle der Prätorianer bei der Erhebung des Maxentius wird von Eutrop sehr deutlich betont, vgl. auch 10,2,4, wo Konstantin in erster Linie gegen den motus praetorianorum aufbricht und erst in zweiter Linie gegen Maxentius. Vergleichbar ist das Dass Hinweise auf die obskure, mittlere oder hochadlige Herkunft von Kaisern zu den stereotypen, von der EKG variierten Rubriken gehören, hat Enmann, Eine verlorene Geschichte 422 herausgearbeitet, vgl. Einleitung zu KFHist B 1. 2 Diese Konzessionen erklären sich vermutlich damit, dass Eutrop sein Geschichtswerk dem wenig vornehmen Valens gewidmet hat. 1

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Zeugnis des Zos. 2,9,3, mit seinen detaillierteren Angaben. Bei Aur. Vict. Caes. 40,5 wirken stadtrömisches Volk und Prätorianer zusammen, vgl. Lact. mort. pers. 26,3 (Reste der in der Prätorianerkaserne verbliebenen Soldaten zusammen mit dem Volk). Letztlich führte nach Lact. mort. pers. 26,3 die Entscheidung des Galerius, die Prätorianergarde aufzulösen, zur Unruhe. Für die Maßnahmen war aber wohl bereits Diokletian verantwortlich: Aur. Vict. Caes. 39,47. Zum Einsatz der cohortes urbanae und der equites singulares s. M. P. Speidel, Les prétoriens de Maxence. Les cohortes palatines romaines, MEFRA 100 (1988) 183–86. Die Bedeutung der Prätorianer bei der Erhebung und Erhaltung der Herrschaft des Maxentius erklärt später die Auflösung der Garde durch Konstantin und das Massaker an ihnen, vgl. Wienand, Der Kaiser als Sieger 236 f. Mit interea ist das zeitliche Verhältnis zwischen der Erhebung Konstantins und derjenigen des Maxentius sehr ungenau beschrieben. Denn die Erhebung Konstantins fand am 25. Juli 306, die des Maxentius erst am 28. Oktober statt. in einer staatlichen Villa Die Villa publica wird in der Epitome de Caesaribus 40,2 am sechsten Meilenstein der Via Labicana lokalisiert. Mit dem Aufenthaltsort des Maxentius werden die Inschriften ILS 666 und 667 in Verbindung gebracht, die aus einer Zeit stammen, in der Maxentius noch nicht Kaiser war. Nicht zu verwechseln mit der sogenannten Maxentius-Villa an der Via Appia. zum Augustus Maxentius hat wohl anfangs den Augustustitel gerade nicht angenommen, sondern war lediglich princeps, s. dazu Literatur im Kommentar zu 10,2,4. Lucania Wie oben (Eutr. 9,27,2). Lact. mort. pers. 26,7 hat als Aufenthaltsort des Maximian Kampanien, im diesem Sinne wohl auch Paneg. 7,11,3 otium suburbanum, vgl. König, Origo Constantini 100. Beide Nachrichten werden von S. Mazzarino, Sull’otium di Massimiano Erculio dopo l’abdicazione, RAL 8,8 (1953) 417–21 in dem Sinne verbunden, dass die Villa sich im Grenzgebiet zwischen den antiken Kleinprovinzen Campania und Lucania befunden haben sollte. Zustimmend Pasqualini, Massimiano 75 f. Jedenfalls ist eine Identifizierung des Ruhesitzes des Maxentius mit der großen Villa von Piazza Armerina in Sizilien ausgeschlossen. Bei Eutrop ergreift Maximian selbst sofort die Initiative und eilt aus Lukanien nach Rom, bei Laktanz schickt ihm Maxentius das Purpurgewand, so dass er für diese zweite Augustuserhebung als auctor imperii seines Vaters erscheint (Lact. mort. pers. 26,7 und 28,1), vermut-

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lich auch Anon. Vales. 10 pro Maxentio filio evocatus illuc venit Herculius, wo Maxentius zum Beistand für ihn aufruft. Eine von Eutrop abweichende Chronologie ist beim Anonymus Valesianus nicht zu erkennen, wie Leadbetter, Galerius and the Will of Diocletian 185, annimmt, vgl. bereits König, Origo Constantini 100. Laktanz und Eutrop betonen, dass Maximian seine Macht nur unfreiwillig (invitus) abgegeben hatte. Auch wenn Diokletian und Maximian ihre Qualität als Kaiser nicht verloren hatten, hatten sie doch auf die Ausübung der kaiserlichen Macht verzichtet, in einer eigenartigen Zwischenstellung, die in etwa derjenigen des emeritierten Papstes Benedikt vergleichbar ist. Kuhoff, Diokletian 809 Anm. 1590 positioniert sich energisch gegen den Gebrauch des Begriffs von einer „Reaktivierung“. Genau darum geht es aber z. B. in den zeitnahen Ausführungen des Panegyrikers von 307 (6,11 f.), in denen ausführlich erklärt wird, warum Maximian seinen Ruhestand verlassen müsse. Im Großen und Ganzen bieten die Quellen ein zutreffendes Bild von den Zielen des Maximian. Die Information, Maximian habe, sobald er von der Erhebung des Maxentius erfahren habe, sofort seinen damaligen Aufenthaltsort verlassen, ähnelt in der Formulierung auffällig der Erzählung des Zosimos, vgl. Eutr. 10,2,3 quo nuntio Maximianus Herculius … Romam advolavit e Lucania, quam sedem privatus elegerat in agris amoenissimis consenescens und Zos. 2,10,2: „Als Maximianus Herculius dies erfahren hatte, brach er von Lucania auf, wo er damals war.“ Auf diese Ähnlichkeit weist Neri, Medius princeps 76 hin. Sie erklärt sich m. E. wieder damit, dass die EKG und Zosimos hier letztlich ein Fragment eines panegyrischen Berichts über die Beziehungen zwischen Maximian und Konstantin wiedergeben, s. dazu auch einige der folgenden Lemmata. Aurelius Victor hat hier ein anderes Bild, weil Herculius sich lange bitten lassen muss, vgl. Aur. Vict. Caes. 40,5 und zum angeblichen Unwillen des Maximian, wieder die Herrschaft zu übernehmen, Paneg. 6,11 f. Das positive Maximian-Bild bei Aurelius Victor erklärt sich wohl damit, dass in der Zeit des Constantius II. dessen Großvater aufgewertet wurde, während Eutrop den ursprünglichen Tenor der Distanz zu Maximian aus der konstantinischen Zeit (ab 310) bewahrt hat. inritas habuit Obwohl der Vorschlag von Schulze, De Paeanio 299, nach Paianios’ Übersetzung (ἀλλὰ Διοκλητιανὸϲ … κατεγέλαϲε τῶν γραμμάτων) irrisas zu schreiben, verlockend ist (vgl. Duncker, De Paeanio 18; Wagener, Jahresbericht 2,332; Rühl), überwiegen doch die

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Bedenken. Abgesehen davon, dass κατεγέλαϲε eine freie Übersetzung sein kann (Petschenig, Bericht 31; Malcovati, Le traduzioni greche 297), ist die Junktur irrisum habere sonst nur poetisch belegt (Plaut. Epid. 520), irritum habere dagegen ist im juristischen Sprachgebrauch üblich (vgl. ThLL s. v. irritus Sp. 432,19 f. 35), was zu Eutrops Stil passt; vgl. Bordone, La lingua e lo stilo 154 f. für gegenstandslos erachtete Die Aufforderung an Diokletian, die Macht ebenfalls wieder zu übernehmen, ist ein Detail, das sich so nur bei Eutrop findet. Zos. 2,10,4 und Epit. Caes. 39,6 berichten von einer ähnlichen Aufforderung im Zusammenhang mit der Kaiserkonferenz von Carnuntum. (4) nach Rom geschickt Severus wurde von Galerius gegen Maxentius ausgeschickt, allerdings als Augustus des Westens, nicht als Caesar. Der Irrtum findet sich auch in anderen Quellen, vgl. zu Aur. Vict. Caes. 40,6; Epit. Caes. 40,3; Zos. 2,10,1; Anon. Vales. 9; Bordone, Komm. z. St. (416 Anm. 13). Severus wird bei der Belagerung von Rom von den eigenen Soldaten im Stich gelassen, die die Armee des Maxentius vergrößern. Auch dieser Bericht stammt letztlich aus der zeitgenössischen Panegyrik, vgl. Paneg. 12 (9),3,4 duxerat magnum Severus exercitum, et hostem suum perfidia desertus armaverat. Kaiserherrschaft bestätigt Die Notiz über die Vergrößerung der opes und die Bestätigung des Imperiums bezieht sich ausschließlich darauf, dass der Angriff des Severus abgewehrt und die bisher nur aus wenigen Prätorianern und stadtrömischen Truppen bestehende Armee des Maxentius durch den Übergang der illyrischen Truppen des Severus wesentlich verstärkt worden ist. Maxentius hatte sich unmittelbar nach seiner Erhebung nur als Princeps ausgegeben, während er ab dem Sommer 307 dann mit dem Augustustitel auftritt, vgl. H. Leppin, Maxentius – Ein unzeitgemäßer Kaiser, in: H. Leppin / H. Ziemssen, Maxentius. Der letzte Kaiser in Rom, Mainz 2007, 11–34, hier 21. Ein Hinweis auf die damalige Augustuserhebung ist möglicherweise in Anon. Vales. 9 zu erkennen: quo casu Maxentius factus est imperator. Bei Eutrop ist dagegen kein belastungsfähiger Hinweis auf eine solche, erst durch den Erfolg gegen Severus bedingte Aneignung des Augustustitels zu späterer Zeit vorhanden (gegen Kuhoff, Diokletian 814 f. Anm. 1594). Feinheiten in der Darstellung der Geschichte des Zerfalls der Tetrarchie sind bei einem Autor, der die Augustuserhebung des Severus vergisst und Maxentius und Konstantin im nichttitularen Sinne als filii Augustorum bezeichnet, ohnehin nicht zu

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erwarten. Im übrigen berichtet Eutrop, Maxentius sei bereits von Anfang an von den Prätorianern zum Augustus erhoben worden, vgl. 10,2,2. in Ravenna getötet Die Angabe über die Tötung des Severus in Ravenna ist eine Verkürzung, für die die EKG verantwortlich zu machen ist, vgl. Aur. Vict. Caes. 40,7. Sie erklärt sich aus dem Missverständnis eines zeitgenössischen Berichts in der Art von Lact. mort. pers. 26,9–11, der über Gefangennahme (in Ravenna) und über den anschließenden Selbstmord (an einem unbekannten Ort) berichtet. Nach einer anderen Tradition wurde Severus gefangengenommen und erst später in der Nähe von Rom, wo er sich längere Zeit in Haft befand, umgebracht, vgl. Anon. Vales. 10; Epit. Caes. 40,3; Zos. 2,10,2. Das Alter dieser Alternativversion vom Tod in der Nähe Roms wird dadurch bestätigt, dass sie letztlich bereits in der Origo Rom. (KFHist B 5) 81 auftaucht, also wohl vor 337. Die Version der Origo ist darin mit der zeitgenössischen Darstellung des Laktanz (der sonst mit Details sparsam ist) vergleichbar, dass sich Severus selbst umbringt. 3. (1) nudare Diese prägnante Ausdruckweise (sc. purpura) kommt zwar nur bei Eutrop vor, war aber für Zeitgenossen und Nachahmer offenbar ohne Weiteres verständlich: Paianios schrieb παρωθούμενοϲ (vgl. Reichmann, Römische Literatur 80 f.), bei Ioh. Ant. fr. 195 Mariev = 253 Roberto steht wörtlich ἀφελέϲθαι τῆϲ ἁλουργίδοϲ. Zum Vergleich mit der Parallelüberlieferung vgl. hist. Komm. z. St. den Aufruhr und die Verwünschungen der Soldaten ertragen Für die Geschichte der Erhebung und der turbulenten Beziehungen zwischen Maxentius und Maximian (bis zu dessen Tötung 310) sind die teilweise wörtlichen Beziehungen zu Laktanz Gegenstand der Betrachtungen von Christensen, Lactantius the Historian 57–64 und Neri, Medius princeps 78–81. Das Zerwürfnis beschreibt Eutr. 10,3,1 Herculius tamen Maximianus post haec in contione exercituum filium Maxentium nudare conatus seditionem et convicia militum tulit. Dem entspricht Lact. mort. pers. 28,3 f. und 29,1 advocavit populum et milites quasi contionem de praesentibus rei publicae malis habiturus … deripuit ab humeris eius purpuram. … quorum (sc. militum) ira et clamore perturbatus est senex impius et ab urbe Roma exactus. Die Verwandtschaft der beiden Texte liegt auf der Hand: Maximianus versucht Maxentius den Purpur von der Schulter zu reißen, es findet eine contio der Soldaten statt, die gegen den Absetzungsversuch lautstark protestieren. Zur Erklärung dieser Verwandtschaft s. das folgende Lemma.

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(2) bei Gelegenheit zu töten Maximianus ging dreimal zu Konstantin. Zunächst, um seine Tochter Fausta mit Konstantin zu vermählen, vgl. zu diesen Ereignissen Lact. mort. pers. 27,1 und den anlässlich der Eheschließung von Konstantin und Fausta verfassten Panegyricus 7 aus dem Jahre 307. Unmittelbar danach erfolgte das Zerwürfnis mit Maxentius, das ihn zur Flucht nach Gallien zwang (April 308, vgl. Lact. mort. pers 29,1). Ein letztes Mal ging er nach Gallien, nachdem er sich mit Galerius, Licinius und Diokletian Ende 308 in der Kaiserkonferenz von Carnuntum getroffen hatte und erneut abdanken musste. Zur Chronologie vgl. Kienast, Kaisertabelle 263. Bei Eutrop hat man den Eindruck, dass der Tod des Maximianus unmittelbar nach dem Zerwürfnis mit Maxentius und der Flucht zu Konstantin erfolgt. Es sind also die Ereignisse von 308 mit denen von 310 zusammengezogen worden. Die Darstellung der Flucht und Hinterlist Maximians zeigt, worauf Christensen und Neri hinweisen (s. vorangehendes Lemma), wie bereits im vorangehenden Satz Ähnlichkeiten mit Laktanz. Die Darstellung Eutrops lautet: inde ad Gallias profectus est dolo conposito, tamquam a filio esset expulsus, ut Constantino genero iungeretur, moliens tamen Constantinum reperta occasione interficere. Bei Laktanz ist (29,1) zu lesen: profectum est ad hostem filii sui Maximianum, quasi ut de componendo rei publicae statu et cum eo disputaret, re autem vera, ut illum per occasionem reconciliationis occideret. Bei Laktanz bezieht sich allerdings die List des Maximianus und die Tötungsabsicht auf ein Treffen mit Maximianus Galerius (in der Kaiserkonferenz von Carnuntum), bei Eutrop auf das Treffen mit Konstantin. Dabei ist unklar, welche List Maximianus genau ausführt. Es hat den Anschein, dass er bereits vortäuscht, von Maxentius vertrieben worden zu sein, um auf diese Weise einen glaubhaften Vorwand zu haben, zu Konstantin zu fliehen. Vermutlich sind bei Eutrop die bei Laktanz enthaltenen Elemente unzulässig zusammengezogen worden. Trotz dieser Varianten zur List des Maximian ist hier schon reperta occasione interficere sehr nahe an per occasionem reconciliationis occideret, und diese Nähe ist augenscheinlich ein Indikator für ein Verwandtschaftsverhältnis zwischen den beiden Quellen. Christensen hat die Verwandtschaft zwischen den beiden Texten damit erklärt, dass sowohl Eutrop als auch Laktanz aus der EKG schöpfen, was allerdings voraussetzen würde, dass die EKG schon im zweiten Jahrzehnt des vierten Jahrhunderts, also vor Laktanz, redigiert worden ist. Neri nimmt dagegen mittelbare Abhängigkeit Eutrops von Laktanz an. Die Quelle Eutrops habe dabei Laktanz uminterpretiert und erweitert. M. E. erklären

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sich die Übereinstimmungen damit, dass die Geschichte vom Ende des Maximian detailliert in unmittelbar zeitgenössischen panegyrischen Darstellungen nach 310 behandelt wurde. Auf den Panegyricus von 313, der das Detail bringt, wie Maximian versuchte dem Maxentius den Purpur von den Schultern zu reißen, weist Neri, 79 selbst hin, vgl. Paneg. 12 (9),3,4 ipse denique, qui pater illius credebatur, discissam ab umeris purpuram detrahere conatus, senserat in illud dedecus sua fata transisse. Hinzuzufügen ist aber für die Rekonstruktion dieses Grundberichts auch die Übereinstimmung in der Beschreibung des Zuges des Severus nach Rom oder des Kampfes Konstantins gegen die Franken, s. übernächstes Lemma. in den gallischen Provinzen schon mit ungeheurer Popularität Hier ist ein Reflex der EKG zu erkennen, die auch sonst immer wieder einen gallischen Standpunkt einnimmt. Konstantin steht als Wohltäter Galliens in der Reihe der gallischen Sonderkaiser und des Constantius I., vgl. Enmann, Eine verlorene Geschichte 435 und 456; Bleckmann, Überlegungen zur Enmannschen Kaisergeschichte 33 f. den wilden Tieren … vorwarf Die Details über den erfolgreichen Krieg gegen die Franken und Alamannen stammen letztlich aus der zeitgenössischen Konstantinpanegyrik, wie sich vor allem bei der Darstellung der Hinrichtung der gefangenen Frankenkönige zeigt, die im Amphitheater von Trier wilden Tieren zum Fraße vorgeworfen werden, vgl. Paneg. 7,4,2; 6,10,2–5; 6,11,3–5; 4,16,5 f. In Paneg. 6,11,5 werden die Namen der Könige genannt, nämlich Ascaric und Merogais. Allgemeiner Hinweis auf die Darstellung der Kämpfe Konstantins gegen „Kelten und Germanen, benachbarte und barbarische Völker“ im Referat des Photios (bibl. Cod. 62) zu Praxagoras (3), vgl. zur Interpretation Bleckmann, Praxagoras und seine Vorgänger 223. Neri, Medius princeps 83 nimmt an, dass sich im Hinweis auf die Hinrichtung der Könige eine kritische Distanzierung Eutrops zeige, da sonst bei guten Kaisern die Milde gegenüber besiegten Völkern hervorgehoben werde, vgl. etwa zu Augustus (7,10,3) oder Antoninus Pius. Hier gibt es aber einen deutlichen Wandel in der kaiserlichen Selbstdarstellung der tetrarchisch-konstantinischen Zeit, vgl. zum blutbespritzten Kaiser in Paneg. 12(9),10,3 Ehling, Vultus horror 381. Die Brutalität gegen Feinde ist ein eindeutig positiver Zug, vgl. auch J. Engemann, „Dich aber, Konstantin, sollen die Feinde hassen!“ Konstantin und die Barbaren, in: A. Demandt / J. Engemann (Hgg.), Konstantin der Große. Geschichte, Archäologie, Rezeption, Mainz 2006, 173–87.

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Konstantin hat mehrere Kriege gegen die Franken geführt, einen unmittelbar nach seinem Regierungsantritt (Paneg. 7,4,2 und 4), einen ungefähr zur Zeit des letzten Putsches Maximians, vgl. Lact. mort. pers. 29,3–5 sowie einen Feldzug nach der Schlacht an der Milvischen Brücke. Da Eutrop die beiden letzten Reisen des Maximian zu Konstantin sowie Ereignisse von 306/307 mit solchen von 310 miteinander verschmolzen hat, bietet er zwar kein belastbares Zeugnis für die Chronologie der Alamannen- und Frankenkriege. Das Detail über die Hinrichtung der Frankenkönige passt allerdings zum Feldzug des Jahres 306. Doch suggeriert Eutrop, dass neben Frankenkönigen auch Alamannenkönige hingerichtet werden. Darüber weiß man sonst nichts, und vielleicht ist dies ein Missverständnis, das sich aus den Beziehungen zwischen Julian und den Alamannen erklärt. Aktionen gegen die Franken und die Alamannen sind in Prägungen Konstantins aus dem Jahre 310 und 315 gefeiert worden, vgl. die Belege bei A. Goltz, Franken und Alamannen in der Zeit der Tetrarchie. Überlegungen zu ihrer Ersterwähnung und Ethnogenese vor dem Hintergrund tetrarchischer Herrschaftsstrukturen, in: A. Demandt / A. Goltz / H. Schlange-Schöningen (Hgg.), Diokletian und die Tetrarchie. Aspekte einer Zeitenwende, Berlin / New York 2004, 95–114, hier 106. Diese Prägungen zeigen die Legende Alamania oder Francia und gefangene Germanen. durch die Tochter Fausta aufgedeckt worden war Die Aufdeckung der hinterlistigen Pläne des Maximian durch seine Tochter Fausta wird auch von zeitgenössischen Quellen bezeugt, nämlich Eus. h. e. 8,13,5; vit. Const. 1,47,1; Lact. mort. pers. 30. Zum Aufbruch des Maximian von Arles nach Marseille, vgl. Paneg. 6,18,6. Der versuchte Anschlag wird von Eutrop, wie aus dem Kontext hervorgeht, in Arles und vor dem definitiven Sieg bei Marseille, bei Laktanz dagegen erst in Marseille, nach der militärischen Überwältigung des Maximian und nachdem Konstantin ihm erneut seine Gnade erwiesen hat, eingeordnet (vgl. Lact. 29,7–8 und 30). Eutrop berichtet als einziger, dass Maximian die Absicht hatte, von Marseille aus weiter zu seinem Sohn Maxentius zu fahren, vgl. Pasqualini, Massimiano 96. Jedenfalls demonstrierte Maxentius nach dem Tode seines Vaters seine Verbundenheit mit diesem und ließ ihn divinisieren: ILS 671 und 673; Lact. mort. pers. 43,4; Zos. 2,14,1. Konstantin wurde die Verantwortung für dessen Tod zugeschrieben. Zur Frage, ob dabei der Tod durch erzwungenen Selbstmord oder durch Hinrichtung erfolgte, vgl. Bordone, Komm. z. St. (418 Anm. 19). Die von Eutrop bezeugte Hin-

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richtungsversion ist diejenige der EKG, vgl. Aur. Vict. Caes. 40,22 und Epit. Caes. 40,15. Mit der beabsichtigten Fahrt von Marseille zu Maxentius bietet Eutrop einen unmittelbaren Grund für die Hinrichtung des Maximianus, der plausibler ist, als die von Laktanz bezeugte Attentatsversion, deren Details partiell dem 2. Makkabäerbuch entlehnt sind, vgl. Werner Huß, Das Ende des Maximian, Latomus 37 (1978) 719–25. völlig ohne Bürgersinn war Zu den am Schluss noch einmal zusammengefassten Negativeigenschaften Maximians s. den Kommentar zu 10,1,3. Infidus entspricht einem der Punkte der Vorwürfe Julians (Caes. 14, 315 c) gegen Maximian. Zur Treulosigkeit und zum Eidbruch s. bereits Paneg. 6,15,6 und 6,16,1. Über Theodora, die Gattin des Constantius, die Tochter oder Stieftochter Maximians war, war Julian durchaus selbst mit Maximian verwandt. Aber in positiver Weise wurde vor allem durch Constantius II., über Fausta ein Enkel Maximians, an Maximian erinnert, vgl. ILS 735; 730; 732; Iul. imp. or. 1,7 a–d; or. 3,51 c–d. Mit dem Ende des Constantius II. wurde Maximian wieder zur Unperson. Nicht einmal die Divinisierung, die durch Maxentius erfolgte und durch Konstantin dann später anerkannt wurde, wird von Eutrop erwähnt, vgl. Amici, La divinizzazione 33. 4. (1) Licinius … zum Kaiser erhoben Chronologisch sehr unklar mit per hoc tempus zu den vorangehenden Ereignissen in Verbindung gesetzt. Die Kaiserkonferenz von Carnuntum fand im November 308 statt, übrigens in Anwesenheit des Maximianus (Zos. 2,10,4), dessen Tod Eutrop im vorangehenden Satz geschildert hat. In dieser Konferenz nahm Diokletian die Erhebung des Licinius vor, vgl. Lact. mort. pers 29,2. Die falsche Auffassung, dass Galerius den Licinius erhob, ist aber verbreitet, vgl. Anon. Vales. 8 und 13, Zos. 2,11,1; differenziert Aur. Vict. Caes. 40,8, wo Diokletian immerhin an der Erhebung beteiligt ist. In Wirklichkeit war Licinius der neue, mit Galerius gleichrangige Westaugustus und dessen „Bruder“ im tetrarchischen System. Seine Aufgabe bestand in der Bekämpfung des im Westen herrschenden Maxentius, vgl. Zos. 2,11,1 und Anon. Vales. 13. Der gemeinsame „Vater“ war Diokletian. Zur Gesamtfrage vgl. H. Chantraine, Die Erhebung des Licinius zum Augustus, Hermes 110 (1982) 477–87. stammte aus Dacia Auch wenn Licinius wohl vor der Aufgabe der trajanischen Provinz Dakien durch Aurelian geboren wurde, muss hier das in Illyricum südlich der Donau gelegene Gebiet gemeint sein. Die spätere

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Provinz Dacia ripensis war auch die Heimatprovinz seines Freundes Galerius sowie des Maximinus, des Neffen des Galerius. Dienste gern gesehen Eine der wenigen Angaben über die Karriere des Licinius vor seiner Erhebung zum Kaiser, vgl. Lact. mort. pers. 20,3. Die Wendung notus antiqua consuetudine ist nicht nur mit Aur. Vict. Caes. 40,8 zu vergleichen (aus der EKG), sondern vor allem mit Lact. mort. pers. 20,3 und mit Zos. 2,11. (2) Sofort folgte der Tod des Galerius Licinius wurde bereits 308 erhoben, Galerius verstarb im Frühjahr 311. „Sofort“ trifft die Sache nicht. Eutrop ist hier, wie oft in chronologischen Dingen, wenig präzise. Die Divinisierung des Galerius wird nicht verzeichnet, obgleich sie mit Sicherheit erfolgte, vgl. Amici, La divinizzazione 33. Maximinus, neu Emporgekommenen Unter den zahlreichen Notizen des Eutrop über Herrscherkollegien hebt sich diese Notiz über die vier Kaiser ab 311 insofern ab, als sie nicht über die Organisation und den Rang, sondern über die Herkunft der am Kollegium beteiligten Herrscher berichtet. 310 mussten die bisherigen Caesares von Galerius als Augusti anerkannt werden, nachdem sie schon selbst den Titel für sich in Anspruch genommen hatten, vgl. Lact. mort. pers. 32,5. Im Jahre 311, nach dem Tode des Galerius, gehörte allerdings Maxentius als Usurpator nicht zum anerkannten Herrscherkollegium, das nur aus den drei Kaisern Licinius, Konstantin und Maximinus Daia bestand. Den offiziellen Titel filii Augustorum hatten Konstantin und Maximinus Daia von Galerius erhalten, der damit Ansprüche auf den eigentlichen Augustustitel abwehren wollte, vgl. Lact. mort. pers. 32,5. Bei Eutrop könnte eine Anspielung auf diesen Ersatztitel zu erkennen sein, aber an sich ist die tatsächliche und leibliche Abkunft von Augusti gemeint, vgl. Grünewald, Constantinus 41 Anm. 173. Bordone, Komm. z. St. (419 Anm. 24) möchte im Hinweis auf die filii Augustorum eine Ironie des Autors sehen, der vor dem Hintergrund des Ehrentitels der filii Augustorum, der in der zerfallenden Tetrarchie für Maximinus und Konstantin Anwendung finden sollte, nun den wirklichen Sachverhalt nennt, wobei einer der filii Augustorum kein legitimer Kaiser war. Zu den Prägungen, die für Konstantin als fil. Aug. und fil. Augg. ausgebracht wurden, ist zu vermerken, dass Konstantin selbst in seinem Reichsteil solche Prägungen nicht veranlasste. Als „Sohn“ des nachgerückten „Westaugustus“ Licinius oder aber der beiden Kaiser Galerius und Licinius zu gelten, kam für ihn nicht in Frage, vgl. Kuhoff, Diokletian 838 Anm. 1616. Die Charakterisierung von Licinius und Maximinus Daia als

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novi homines erklärt sich aus der Kontinuität, die Eutrop zwischen republikanischen und kaiserzeitlichen Verhältnissen sieht, s. o. Einleitung. Das Viererensemble von 311 meint auch Julian, Caes. 15, 315 d, der es als ausgesprochen unharmonisch charakterisiert: Von den vier werden zwei sofort vom Symposion ausgeschlossen, nämlich Maximinus Daia und Maxentius, während Licinius bis zum Vestibül und Konstantin sogar in den Bankettsaal gelangt. Die Frage, ob Eutrop diese novi homines negativ als Emporkömmlinge charakterisieren wollte, muss offenbleiben. Auf der einen Seite ist er julianischen Perspektiven verpflichtet, und gerade Julian betonte durchaus seine Herkunft aus einer seit langem für das Kaisertum berechtigten Familie. Auf der anderen Seite waren gerade auch Valentinian und Valens „Emporkömmlinge“. (3) tamen Zur kopulativen Funktion vgl. 1,9,5 mit Komm. z. St. begann … den Bürgerkrieg Wie bei den meisten übrigen Quellen wird Konstantin als der für den Bürgerkrieg Verantwortliche und als der Angreifer hingestellt. Allerdings fügt Eutrop im Unterschied zu anderen, konstantinfreundlichen Quellen hier nicht hinzu, dass dies zur Rettung der vom Tyrannen geknechteten Stadt Rom erfolgte, vgl. zu Konstantin als Retter der Stadt (Eus. vit. Const. 1,27,2; Paneg. 12,2,4 f.; Praxagoras FGrHist 219 T 1,4; Lib. or. 59,19; Them. or. 3,34 a, vgl. auch Aur. Vict. Caes. 40,16) B. Bleckmann, Constantine, Rome and the Christians, in: J. Wienand (Hg.), Contested Monarchy. Integrating the Roman Empire in the Fourth Century AD, Oxford 2015, 309–29, hier 321–24. Erst bei der Darstellung der militärischen Operationen vor Rom wird angegeben, dass Maxentius gegen Aristokraten wütet. Der Begriff bellum civile wird von Eutrop, so Neri, Medius princeps 94 f., für die Kaiserzeit erst ab Konstantin gebraucht, mit Ausnahme von 9,4, wo ein obskures bellum civile in Gallien unter Decius erwähnt wird. Es ist richtig, dass Eutrop vor allem die Regierung Konstantins und seines Sohnes Constantius II. als eine Abfolge ständiger Bürgerkriege sieht, vgl. 10,7,1 post civile bellum; 10,11,1 und 15,1; 15,2. Der Bürgerkriegsbegriff ist in der spätantiken Historiographie für die Konflikte der eigenen Zeit gut eingeführt, trotz der Bedenken von Oros. hist. 5,22,5–7. Ein Überblick bei B. Bleckmann, Bürgerkriege in der spätantiken Historiographie und in der Historia Augusta, in: Historiae Augustae Colloquium Perusinum, Bari 2002, 49–64. Weiteres bei M. Haake, Der Sieg im Bürgerkrieg 237–301. Der auf die Constantiniden reduzierte Gebrauch bei Eutrop mag sich mit Neri, Medius princeps 94 f. daraus erklären, dass hier eine spätere Kritik der

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konstantinischen Dynastie (aus der Perspektive der valentinianischen Dynastie) greifbar ist. In der Tat hatte Valentinian in der Zeit der Erhebung Procopius auf die militärische Unterstützung seines Bruders verzichtet. Allerdings hat gerade Valens einen regelrechten Bürgerkrieg gegen Procopius durchgeführt, bis hin zu Entscheidungsschlachten. Letztlich reflektiert der Sprachgebrauch Eutrops eine tatsächlich in der Zeit Konstantins einzuordnende Zäsur. Rosen, Konstantin 128 erklärt zwar den Begriff Bürgerkrieg damit, dass in den Augen Eutrops Maxentius ein legitimer Kaiser und gleichrangiger Kollege Konstantins war. Die Zeitgenossen haben aber in Wirklichkeit überhaupt nicht in Abrede gestellt, dass das Geschehen von 312 als Bürgerkrieg zu deuten ist, ohne dass sie deshalb Maxentius Legitimität zukommen lassen, vgl. Paneg. 12,2,4 und 8,1 sowie Lact. mort. pers. 44,1 (arma civilia). Der Sieg in einem Bürgerkrieg war für Konstantin keineswegs anstößig, sondern wurde in einer teilweise mit früheren Traditionen brechenden Weise bewußt zum Thema kaiserlicher Propaganda gemacht, s. insbesondere zur Interpretation des Panegyricus von 313 Wienand, Der Kaiser als Sieger 199–215. Der Anfang des Bürgerkriegs im „fünften“ Jahr würde in das Jahr 310 fallen. Das ist vor dem Hintergrund, dass der Tod Maximians zumindest für Maxentius Grund war, gegen Konstantin den Bürgerkrieg vorzubereiten, sinnvoll. Der eigentliche Anfang des Bürgerkriegs setzt aber später ein, nämlich mit der Durchquerung der Alpen durch das Expeditionsheer Konstantins Anfang 312. in vielen Schlachten Lokalisiert wird später nur die Schlacht an der Milvischen Brücke. Zu den übrigen Schlachten der Kampagne (Susa, Turin, Verona), vgl. Paneg. 12,5–15. gegen die Aristokraten … wütete Diese Morde an senatorischen Aristokraten werden bereits in der zeitgenössischen Kirchengeschichtsschreibung hervorgehoben, die das Thema der zeitgenössischen Panegyrik verdankte, vgl. Eus. h. e. 8,14,4; Eus. vit. Const. 1,35,2 (Tötung von Senatoren durch Majestätsprozesse); Paneg. 12,4,4 und 12,3,6 (Verteilung von Frauen der Hingerichteten mit deren Vermögen an Anhänger). Offenbar geht es bei Eutrop um Angehörige der Aristokratie, die in der kritischen Lage des Bürgerkriegs mit Konstantin sympathisierten. bemächtigte sich Italiens Das bedeutet, dass Italien zum Gebiet Konstantins hinzugeschlagen wird. Zusätzlich gelangte Afrika in den Besitz Konstantins. Vgl. hierzu die Bemerkungen zu 10,1,1 und 10,2,1.

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(4) im Osten Man könnte meinen, dass hier der Ostteil des Reiches gemeint ist, in dem parallel zur Entscheidung im Westen gegen Maxentius die Entscheidung gegen Maximinus fällt. Da aber unmittelbar zuvor Gallien und Italien als Präfekturen bzw. Präfekturteile erwähnt werden, ist ein Bezug auf die Präfektur Oriens hier ebenfalls möglich. durch einen zufälligen Tod Mors fortuita soll anzeigen, dass Maximinus nicht in einer Schlacht oder auf andere Weise getötet wird, sondern einem natürlichen und dadurch zufälligen Tod erliegt. Das entspricht der mors simplex der Epitome de Caesaribus (40,8). Rosen, Konstantin 182 sieht hier eine Reaktion auf die christliche Polemik: „Schmallippig antworteten die paganen Historiker des 4. Jahrhunderts auf die christliche Überlieferung vom Leben und Sterben eines großen Kirchenfeindes, der sich auf dem Sterbebett bekehrt haben soll.“ Wenn Eutrop auf Laktanz reagiert haben sollte, dann aber eher auf dessen Selbstmorderzählung (mort. pers. 49,2–7). Ein ideologischer Kontext ist aber eher unwahrscheinlich. Gemeint ist, dass Maximinus ohnehin, nachdem er von Licinius bei Tzirallum besiegt worden war und nachdem er fliehen musste, keine Chance mehr hatte und ein gewaltsamer Tod an sich unausweichlich war, er diesem aber durch den Tod durch Krankheit zuvorkam. Diese Krankheitsversion ist auch dem Christen Euseb bekannt (vit. Const. 1,58,2), wenn er diese auch als von Gott geschicktes Leiden (Übersetzung Hans Gärtner „Feuergeschoss Gottes“) auffasst. 5. tamen Zur kopulativen Funktion vgl. 1,9,5 mit Komm. z. St. griff den Licinius an Eutrop benennt besonders deutlich Konstantin als den für den Bürgerkrieg mit Licinius Verantwortlichen, ohne auf die in den anderen Quellen behandelten Anlässe (Bassianus, Senecio etc.) einzugehen. Zwei Gründe werden genannt: nämlich der ehrgeizige und durchsetzungsstarke Charakter des Kaisers sowie sein Streben nach der alleinigen Herrschaft über den gesamten Erdkreis, vgl. zum ersten (für eine andere biographische Phase Konstantins) Aur. Vict. Caes. 40,2, zum zweiten Zos. 2,18,1. Die Bezeichnung als vir ingens rundet dieses Bild ab. Sie begegnet bei Eutrop bezeichnenderweise nur noch für Sulla, vgl. Eutr. 4,27,2 und Bordone, Komm. z. St. (425 Anm. 42). Diese Angleichung stellt Konstantin erneut ins Zwielicht und ist wohl auf seine Provokation von Bürgerkriegen zu beziehen (wobei Sulla und Konstantin beide den Marsch gegen Rom wagen), aber auch auf seinen Charakter als Gewaltherrscher, vgl. Epit. Caes. 48,12 (die Rede ist von der Abscheu des Theodosius I. gegen Sulla) e quibus non desinebat exsecrari, quorum facta

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superba crudelia libertatique infesta legerat, ut Cinnam Marium Syllamque atque universos dominantium. Die konstantinische Propaganda hat die Verantwortung Konstantins für den Schlagabtausch mit Licinius keineswegs negiert. Statt des persönlichen Ehrgeizes und des Strebens nach Alleinherrschaft geht es aber um einen Akt der Philanthropie, durch die die Tyrannis des Licinius beendet und dem Osten die Freiheit gebracht wird (vgl. Eus. vit. Const. 2,3). Freundschaftsbund und Verschwägerung mit ihm bestanden Der Hinweis auf die Verschwägerung mit Licinius, der nach dem Sieg Konstantins über Maxentius sich mit diesem Anfang 313 in Mailand getroffen und seine Schwester Constantia zur Frau genommen hatte (Lact. mort. pers. 45,1; Eus. vit. Const. 1,50,1; Anon. Vales. 13; Epit. Caes. 41,4; Zos. 2,17,2), liefert auch bei Aurelius Victor (Caes. 41,2) einen Grund dafür, warum eigentlich zwischen den beiden Kaisern Frieden hätte herrschen müssen. Die Verantwortung für den Kriegsausbruch haben aber dann bei ihm die unterschiedlichen Sitten der Kaiser, wobei der Kontrast dem zwischen Tyrannen und Philosophenkönig entspricht und hier Motive der zeitgenössischen konstantinischen Propaganda wiedergibt (vgl. Eus. vit. Const. 2,3). Ferner wird in anderen Quellen auf die Verschwägerung hingewiesen, um den Friedensschluss von 316 zu erklären (Aur. Vict. Caes. 41,6; vgl. Eus. vit. Const. 2,15 und Petr. Patr. fr. 15 Müller): Trotz seines militärischen Erfolges lässt Konstantin wegen der Verschwägerung Gnade gegenüber Licinius walten. In der konstantinfeindlichen Überlieferung, die Eutrop hier bereits repräsentiert, wird dagegen auf die Verschwägerung mit Licinius hingewiesen, um die besondere Aggressivität des Kaisers zu illustrieren. Denn dieser greift trotz des bestehenden Nahverhältnisses, das in der doppelten Wendung necessitudo und adfinitas besonders betont wird, an. Ob necessitudo hier auf die familiäre Verbindung oder nur auf den Freundschaftsbund zielt, den beide natürlich auch 313 in Mailand erneuert hatten, muss offenbleiben. den Krieg bei Cibalae vorbereitete Die erste Bürgerkriegsschlacht wurde bei Cibalae in der Pannonia secunda geschlagen. Für das östliche Illyricum werden nur Dardania, Moesia (prima) und Macedonia genannt. Dardania umfasste in dieser Zeit mindestens noch Dacia mediterranea, vielleicht aber auch die Dacia ripensis, vgl. Bleckmann, Handbuch Südosteuropa. Dacia mediterranea existierte in der Zeit Konstantins noch nicht, sondern Serdica, der Todesort des Galerius, gehörte noch zu Dardania, vgl. Origo Rom. (KFHist B 5) 80, ebenso wie Naissus, vgl. CIL

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VI 32937. In dem an der Donau gelegenen Tekija gibt es Ziegelstempel mit der Aufschrift DAR und DARDANIA neben DRP (für Dacia ripensis), vgl. A. Cermanović-Kuzmanović, Tekija, Belgrad 2004, 41, 50 und 199. Möglich wäre somit, dass auch die Dacia ripensis am Anfang zu Dardanien gehörte. Wie dem auch immer sei, mit den drei Provinzen an der mittleren Donau ist die östliche Grenze der im ersten Krieg gegen Licinius gemachten Neuerwerbungen bezeichnet. Unklar ist dagegen, ob der anschließende Hinweis auf die Besetzung zahlreicher Provinzen ein Hinweis auf die über diese Grenze hinaus führenden militärischen Operationen sein soll oder ganz allgemein die Besitzergreifung sonstiger im Frieden von 316 von Licinius abgetretenen Provinzen von Illyricum gemeint ist. Neri, Medius princeps 82–84 will aus den Angaben bei Eutrop insgesamt ein von den Parallelquellen abweichendes Kampfgeschehen rekonstruieren (mit einem Marsch Konstantins nach Makedonien), das allenfalls mit dem Anon. Vales. 17 und seiner Angabe über den Aufenthalt des Licinius bei Philippi übereinstimmt, doch ist hier wohl im Text die Konjektur Philippopolim zu halten, insbesondere wegen der Parallelen zur Logothetenchronik (88,2 p. 107 Wahlgren). 6. (1) verschiedene Kämpfe S. auch vorangehendes Lemma. Auf die abschließende Kriegsphase von 316 in Thrakien (mit der Schlacht am Campus Ardiensis), also in einem Gebiet, das dann bei Licinius verblieb, geht Eutrop nicht im Detail ein. Vielmehr fasst er diese Ereignisse mit dem Friedensschluss von 316 (mit der Caesarproklamation von 317) und dem neuen Krieg von 324 sehr knapp zusammen. Der Bruch des Friedens im Jahre 324 erfolgte vor allem wegen der Differenzen bei der Sicherung der von beiden Kaisern zu beschützenden Donaugrenze. im Flottenkrieg und im Landkampf Aus den Ereignissen des zweiten Krieges zwischen Konstantin und Licinius wird offenkundig vage das proelium navale (der Sieg des Crispus am Hellespont) und das proelium terrestre (der Sieg von Chrysopolis) hervorgehoben. Zur Erinnerung an den Erfolg im proelium navale in Konstantinopel, s. M. R. Alföldi, Phoenix aus der Asche. Die Liburna, ein Gründungsmonument von Constantinopolis, Stuttgart 2004; N. Lenski, Constantine and the Cities. Imperial Authority and Civic Politics, Philadelphia 2016, 54 f. in Thessaloniki … umgebracht Die Tötung des Licinius 325 n. Chr. in Thessalonike wird in einer breiten Tradition hervorgehoben; vgl. Cons. Const. (KFHist G 1) 325mit Nickbakht, Komm. z. St. (88 f.). Auch aus anderen Quellen ist deutlich, dass es hier einen Bruch der Zusage gegeben

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hat, durch die Konstantin dem Licinius in Nikomedeia sein Leben zusicherte. Allerdings werden hierfür Gründe angeführt, nämlich die Bestrebungen des Licinius, erneut an die Macht zu gelangen sowie Forderungen der Soldaten (Anon. Vales. 29; Socr. 1,4,4; Zonar. 13,1,24–26). Die Betonung des Eidbruchs ohne diese Erklärung ist eindeutig konstantinfeindlich und nähert sich hier der tendenziösen Darstellung in der Epitome de Caesaribus (41,7) und Zosimos (2,28,2). Zu den Traditionen zur Hinrichtung des Licinius s. die Diskussion bei König, Origo Constantini 166 f. (2) an der Spitze … standen Wieder ein Hinweis auf die spezifischen Konstellationen eines Mehrherrschaftssystems, ein Element, das Eutrop auch hier der EKG verdanken könnte, vgl. Einleitung zu KFHist B 1. Es geht in der Darstellung Eutrops nur um das Herrscherkollegium, wie es ab dem 8. November 324 zusammengesetzt war und bis 326 Bestand hatte, mit den Caesares Crispus, Constantinus und Constantius II., vgl. Barnes, New Empire 8; Grünewald, Constantinus 138. Die Besonderheit des Herrscherkollegiums von 317 (zwei Augusti, drei Caesares) wird dagegen nicht hervorgehoben, ebenso wenig wie spätere Konstellationen (nach dem Hinzutritt des Constans 333 oder des Dalmatius 335) erwähnt werden. Für die Darstellung des Kollegiums von 324 fallen aber Merkwürdigkeiten auf. Die Sprengel, die genannt werden, entsprechen den späteren Großpräfekturen Gallien und Oriens bzw. der Teilpräfektur Italien. Im Einzelnen wird eine Zuweisung Galliens an Crispus, Italiens an Constantinus und Oriens an Constantius II. angenommen, vgl. Bordone, Komm. z. St. (424 Anm. 38). Zum Aufenthalt des Crispus von 317 bis 326 in Trier, der der Zuweisung Galliens an Crispus entsprechen könnte, vgl. Wienand, Der Kaiser als Sieger 499. Eine Zuweisung von Sprengeln an die Caesaren wird in der Historiographie sonst nur für die Kollegien von 333 und 335 bzw. (teilweise miteinander verwechselt) für die Nachfolgemodalitäten von 337 genannt, vgl. Eus. vit. Const. 4,51,1; Anon. Vales. 35; Epit. Caes. 41,20; Philost. (KFHist E 7) fr. 3,1a–c. Die von Euseb erwähnte Aufteilung von 333 (Herrschaftsgebiet des Constantius, also Gallien; Osten; Herrschaft in der Mitte) entspricht dabei ungefähr der von Eutrop genannten Aufteilung. Nach Barbero, Costantino 716 f. ist die Verwechslung mit den Zuweisungen nach der Erhebung des Caesars Constantius absichtlich obskur gestaltet, weil sich Eutrop sonst in Wirklichkeit gerade über Crispus informiert zeige. (3) ex illa favorabili animi docilitate Fast alle Hss. haben den Genetiv favorabilis, der auch in den frühen Editionen stand (so in der frühesten mir

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zugänglichen: Eutropii historiographi clarissimi Paulique Diaconi eiusdem aemuli excellentissimi de inclytis totius Italicae provinciae ac Romanorum gestis libri XVIII, Paris 1512; ferner bei Schoonhoven und Vinetus) 1 und von Hellegouarc’h wieder in den Text gesetzt wurde. Der erstmals von Sylburg bevorzugte Ablativ favorabili (so auch Hartel, Droysen, Wagener, Rühl, Santini, Müller, Ratti und Bordone) findet sich nur in der Hs. Q, die allerdings auch an anderen Stellen allein die beste Überlieferung bietet (vgl. 7,9 XL; 8,18,4 Adiabenos … Adiabenicus; 8,19,1 duxit). durch die Unfähigkeit, das Glück zu ertragen Psychologischer Umschlag, der sich durch tyrannische Hybris erklärt. Zum Thema der insolentia als Ausdruck für tyrannisches Streben bei Konsuln (Eutr. 1,9,2), bei Julius Caesar (Eutr. 6,25), vgl. Neri, Medius princeps 102; Bordone, Komm. z. St. (425 Anm. 42). S. auch 8,12,1 (von Mark Aurel bewusst gemieden). Die Zweiteilung der Regierungszeit Konstantins, die sich in der heidnischen Historiographie findet (vgl. auch Zos. 2,29,1), mag man damit erklären, dass Konstantin nach der Erringung der Alleinherrschaft (324) seine Zugehörigkeit zum Christentum deutlich machte, etwa im Konzil von Nikaia (325). Bei Zosimos findet die Bekehrung zum Christentum allerdings erst nach den Verwandtenmorden von 326 statt, weil Konstantin nur bei dieser Religion Verzeihung für seine Verbrechen findet. Der psychologische Umschlag wird von Zosimos 2,29,1 damit erklärt, dass Konstantin seinen Rivalen Licinius aus dem Weg geräumt hat und seine natürliche Bosheit nicht mehr verstecken muss. Der Bezug zwischen politischem Erfolg, der Erringung der Alleinherrschaft, und den Verwandtenmorden wird auch in der paganen Epitome de Caesaribus 41,11 hergestellt: at Constantinus obtento totius Romani imperii mira bellorum felicitate regimine Fausta coniuge, ut putant, suggerente Crispum filium necari iubet. seinen Sohn, einen trefflichen Mann Die Tötung des Crispus ist ein Sachverhalt, den nur die konstantinfeindlichen Quellen bzw. gegen diese Quellen gerichtete Gegendarstellungen (Philost. 2,4; 2,4a; 2,4b; Sozom. 1,5,1) nennen. Auch die besondere Betonung der Begabungen und Errungenschaften des Crispus hat die Funktion, die Tötung als umso bitterer und ungerechter erscheinen zu lassen. Zu den Großtaten des Crispus in der heidnischen Tradition (vgl. Excerpta de sententiis p. 270, Nr. 188 Boissevain = Anon. post Dionem fr. 14,2 Müller; Soz. 1,7,3; Iul. Droysen und Hellegouarc’h merken in ihren Apparaten unzutreffend an, dass Vinetus favorabili geschrieben habe. 1

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imp. or. 1,7 9 d) vgl. Bleckmann, Späte historiographische Quellen 25. Auch die Genauigkeit, in der der Anonymus Valesianus 25–27 über die Rolle des Crispus in den Kämpfen von 324 berichtet, kann als eine tendenziöse Aufwertung des später hingerichteten Kaisersohnes gesehen werden, wobei hier der Unterschied zu Zosimos auffällt, der nur von den Feldherrn Konstantins spricht, vgl. zu Zos. 2,23,3 König, Origo Constantini 157. den Sohn der Schwester Licinius der Jüngere, wird, so wie Konstantin es selbst von 317 bis 324 wünschte, explizit als Neffe Konstantins (AE 1969–1970, 375 b) bezeichnet. Der Bezug zu Konstantin tritt auch im Namen Valerius Constantinus Licinius hervor, den der Neffe Konstantins zumindest für kurze Zeit ab 317 im Osten trug, vgl. M. Christol / T. Drew Bear, Inscriptions phrygiennes. 2. Crispus et Licinius le Jeune, Tyche 1 (1986) 43–51. Wenn dieser Neffe nun auf Befehl Konstantins umgebracht wird – was Eutr. 10,6,3 als einzige Quelle berichtet, wenn man Hier. chron. 231 d und Oros. hist. 7,29,26 als aus Eutrop abgeleitete Quellen ausklammert –, wird der Aspekt des Verwandtenmordes und die besondere, gewissermaßen neronische Qualität der Herrschaft des Konstantin damit noch einmal betont. Der im Codex Theodosianus 4,6,2 f. für das Jahr 336 erwähnte Sohn des Licinianus hat nichts mit dem Neffen Konstantins zu tun, so dass man hier Eutrop nicht den Vorwurf einer unzutreffenden Chronologie machen kann, vgl. A. Chastagnol, Autour de l’Empereur Licinius, in: G. Bonamente / F. Fusco (Hgg.), Costantino il Grande dall’Antichità all’umanesimo. Colloquio sul Cristianesimo nel mondo antico, Bd. 1, Macerata 1992, 311–23, hier 320–23, s. dagegen noch Bordone, Komm. z. St. 424 Anm. 40. D. Potter, Constantine the Emperor, Oxford 2013, 245 f. gibt seiner Verwunderung darüber Ausdruck, dass Licinius der Jüngere nicht bereits gleichzeitig mit Licinius dem Älteren eliminiert wurde und ist daher gegenüber dem Zeugnis Eutrops skeptisch. Die Sache erklärt sich aber dadurch, dass Licinius der Jüngere eben vor allem als Neffe Konstantins wahrgenommen wurde und daher seinen Vater überleben konnte. seine Frau Die Ermordung der Fausta durch Konstantin ist in anderen Quellen sehr detailliert geschildert. Eutrop begnügt sich mit der Erwähnung als Glied in einer Reihe von zahlreichen Morden. Diese Vielgliedrigkeit der familiären Mordserie ist mit Eutr. 7,14,3 zu vergleichen (Nero): parricidia multa commisit, fratre, uxore, ⟨sorore⟩, matre interfectis. S. Bleckmann, Constantinus tyrannus 351 f. Die

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Angleichung Konstantins an Nero hat möglicherweise dazu geführt, dass in einigen Quellen die Tötung der Fausta in Analogie mit der Tötung der Octavia beschrieben worden ist, nämlich als Tötung im überheißen Bad, vgl. Tac. ann. 14,64,2 und Epit. Caes. 41,12; Zos. 2,29,2; Philost. (KFHist E 7) 2,4a,6. zahlreiche Freunde Die Tötung der Freunde wird in anderen Quellen nicht erwähnt, vielleicht sind, so Neri, Medius princeps 84–87 Philumenus und Sopatros gemeint. An Ceionius Rufinus Albinus und sein Exil denkt T. D. Barnes, Constantine. Dynasty, Religion and Power in the Later Roman Empire, Chichester 2011, 148 f. Die Betonung des Wütens gegen die eigenen Freunde soll Konstantin ebenfalls möglicherweise in eine größere Nähe zu Nero bringen. Zu Konstantin als neuem Nero s. das angebliche Epigramm des Ablabius bei Sidonius Apollinaris ep. 5,8,2: Saturni aurea saecla quis requirat? Sunt haec gemmea, sed Neroniana. Auf die in den Untergang des Crispus hineingerissenen Freunde des Crispus bezieht Wienand, Der Kaiser als Sieger 499 diese Passage. 7. (1) zu vergleichen ist Statt einer Dreiteilung wie in der Epitome de Caesaribus wird hier eine Zweiteilung der Regierung Konstantins gewählt, die durch den in 10,6,3 beschriebenen Charakterwandel begründet ist. Das übergroße Glück, die Alleinherrschaft errungen zu haben, führt nach 324 zu einem Charakterwandel. Angesichts der deutlich negativen, teilweise bewußt mit der Herrschaft des Nero in Parallele gesetzten zweiten Regierungshälfte, kann medius nicht wertneutral gemeint sein, sondern hat einen deutlich negativen Unterton. Zur Kategorisierung „mittlerer“ Herrscher vgl. Eutr. 7,13,1 (zu Claudius); Amm. 30,7,4 (Valentinian); Hist. Aug. Car. 3,8 (Carus) mit Neri, Medius princeps 105–107. Dass auch die zweite Hälfte der Herrschaft Konstantins trotz der Familienmorde nicht rundheraus schlecht ist, wird Eutrop in den einzelnen Punkten seiner Bilanz, in denen immer wieder auch anerkennenswerte Leistungen gewürdigt werden, zur Sprache bringen. seinen Einsatz nicht übertraf Entsprechend der an Alexander dem Großen orientierten Abwägung von Glück und persönlicher Leistung und Anstrengung wird hier ein differenziertes Bild der Leistungen Konstantins geboten. Zu dem von Demetrios von Phaleron verfassten Traktat Peri tyches, dessen Fragestellung dann unter anderem in den plutarchischen Abhandlungen De Alexandri Magni fortuna aut virtute aufgegriffen wird, vgl. F. Wehrli, Die Schule des Aristoteles: Texte und Kommentar. Demetrios von Phaleron, Basel / Stuttgart 1968, 57 f.; R. Billows, Polybius and

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Alexander Historiography, in: A. B. Bosworth / E. J. Baynham (Hgg.), Alexander the Great in Fact and Fiction, Oxford 2000, 286–306, hier 297– 99. bei den barbarischen Völkern begründete Abweichend von einer späten Tendenz, Fehlleistungen Konstantins an der Donaugrenze hervorzuheben (Vernachlässigung des Grenzschutzes, Versagen in einem Feldzug gegen die Taifalen, Anstiftung von Kriegen unter Barbaren), würdigt Eutrop die außenpolitischen Leistungen Konstantins an der Donaugrenze in positiver Weise. Zur Bedeutung der Grenzsicherungsmaßnahmen Konstantins an der Donau, die im Gotensieg von 332 gipfelten und im Rahmen derer Konstantin das Epitheton victor ac triumphator annahm, vgl. Grünewald, Constantinus 149 f.; H. Brandt, Konstantin der Große. Der erste christliche Kaiser. Eine Biographie, München 2006, 132–36. (2) Wissenschaften ergeben Während Julian (contra Heraclium) 227 d–228 a dem Konstantin mangelnde Bildung bescheinigt, vgl. auch Anon. Vales. 2 (litteris minus instructus), lassen einige zeitgenössische Zeugnisse Konstantin als Kaiserphilosoph erscheinen, vgl. Eus. vit. Const. 1,19,2; 4,29 (philosophische und pädagogische Tätigkeit Konstantins) und 32 (Verfassen von lateinischen Reden); Epit. Caes. 41,14 commodissimus … nutrire artes bonas, … legere, ipse scribere, meditari. Eutrop wählt einen Mittelweg. Konstantin ist durchaus Bildung und Wissenschaften ergeben, auch wenn nicht deutlich ist, wie weit er in seiner eigenen Bildung gekommen ist. Die „Rede an die Versammlung der Heiligen“ stellt eine Probe einer von Konstantin angefertigten Rede dar, vgl. zum Bildungsstand des Kaisers K. M. Girardet, Konstantin. Oratio ad sanctorum coetum. Rede an die Versammlung der Heiligen, eingeleitet und übersetzt von K. M. Girardet, Freiburg 2013, 72–77. Die Gegenüberstellung von militärischen Fähigkeiten und zivilen Studien auch bei Zonar. 13,4,31. wodurch er sie reicher und glänzender machen konnte Die Bereicherung der nahestehenden Freunde wird von Eutrop eindeutig als vorbildliches kaiserliches Verhalten dargestellt, vgl. Einleitung. Im Unterschied zu Barbero, Costantino 131 ist also diese Passage wohl nicht den übrigen Passagen zur Seite zu stellen, in denen Konstantin die Bereicherung und Verschwendungssucht auf Kosten der Provinzialen und der Umgang mit schlechten Freunden zum Vorwurf gemacht wird, vgl. etwa Iul. imp. Caes. 14,335 a; Epit. Caes. 41,16 (pupillus ob profusiones immodicas nominatus); Amm. 16,8,12 (proximorum fauces aperuit primus omnium

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Constantinus); Hist. Aug. Alex. Sev. 65; Zos. 2,38,1; s. vielmehr Eus. vit. Const. 4,1. Richtig ist allerdings, dass Eutrop bei der Darstellung der Großzügigkeit Konstantins insgesamt nur diese Facette im Blick hat und andere Aspekte übergeht, z. B. denjenigen, er habe gegenüber den Provinzialen Wohltaten durch Steuererleichterungen oder Erlass von Schulden gewährt, anders Aur. Vict. Caes. 41,19 und 20 (fiscales molestiae severius pressae) sowie eventuell Epit. Caes. 41,14 (Empfang von Provinzialgesandtschaften). Ignoriert wird auch die Großzügigkeit in der kaiserlichen Baupolitik. Zur schwankenden Haltung Konstantins gegenüber einigen Freunden s. 10,6,3. 8. (1) beantragte viele Gesetze Wegen des Kontinuums von Republik und Kaiserzeit geht Eutrop von der Fiktion aus, Konstantin habe Gesetze rogiert. Das ist in der Übersetzung dementsprechend zum Ausdruck gebracht worden. Rogationen aufgrund der tribunicia potestas waren seit dem frühen Prinzipat eigentlich nicht mehr üblich: Th. Mommsen, Römisches Staatsrecht, Bd. 2, Leipzig 21877, 882 f. überflüssig, einige streng Die Bilanz der Herrschaft Konstantins fällt für die Gesetzgebung sehr gemischt aus. Diese Gesetzgebung ist nach Eutrop zwar abweichend von der Darstellung Julians (bei Amm. 21,10,8, s. auch Cod. Theod. 2,5,2) nicht mit einem grundsätzlichen Umsturz des Bestehenden verbunden, aber doch nur zu einem untergeordneten Teil als der Gerechtigkeit entsprechend aufgefasst worden, was eine Anspielung auf das von Konstantin proklamierte Prinzip der aequitas sein dürfte, vgl. Cod. Theod. 3,1,8. Die meisten Gesetze werden als überflüssig bezeichnet. Gemeint ist vielleicht die Praxis, bestehende Regelungen noch einmal einzuschärfen und zu wiederholen. Einige Gesetze sind überstreng: Zur Brutalität einiger Verfügungen Konstantins s. das insgesamt düstere Bild von D. Liebs, Konstantin als Gesetzgeber, in: A. Demandt / J. Engemann (Hgg.), Konstantin der Große. Geschichte, Archäologie, Rezeption, Trier 2006, 97–107. Im fünften Jahrhundert hatte sich die Vorstellung von Konstantin als dem mustergültigen christlichen Gesetzgeber nicht allein bei den Kirchenhistorikern, insbesondere bei Sozomenos, durchgesetzt: Auch der Codex Theodosianus setzt mit der Gesetzgebung Konstantins ein. Vgl. dazu O. Huck, Constantin, „législateur chrétien“. Aux origines d’un topos de l’histoire ecclésiastique, in: Ph. Blaudeau / P. Van Nuffelen (Hgg.), L’Historiographie tardo-antique et la transmission des savoirs, Berlin / Boston 2015, 283–317. Denkbar ist, dass die „überflüssigen“

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Gesetze die christlichen Gesetze sind, s. allerdings von Haehling, Reliogionszugehörigkeit 219. Nebenbuhlerin Roms machte Neu ist also nicht, dass eine Stadt nach dem Kaiser benannt wird (tatsächlich war dies ja geläufige Praxis vgl. Traianopolis, Hadrianopolis etc.), sondern dass eine solche mit dem eigenen Namen versehene Stadt so angelegt wurde, dass sie eine Konkurrenz zu Rom darstellte. Vgl. Anon. Vales. 30 Romae desideravit aequari, ferner Zos. 2,30,1 (neue Stadtgründung als Gegengewicht von Rom). Dass Konstantinopel von Anfang an als Gegenspielerin zu Rom angelegt war, trifft sowohl für die gewaltige Dimension der Neugründung wie für die zahlreichen an Rom erinnernden Institutionen (vom Senat bis zur Getreideverteilung) sicher zu, auch wenn anfangs für die rangmäßige Nachordnung gegenüber Rom Sorge getragen wurde (der Senat wurde etwa nur als senatus secundi ordinis begründet, die Senatoren hießen nur clari, vgl. Anon. Vales. 30). Das „Bestreben, eine Konkurrentin für Rom zu schaffen“, ist nicht als für Konstantin günstige Aussage gemeint, vgl. die ähnliche Formulierung für den Wahnsinn Diokletians bei Laktanz mort. pers. 7,10 ita semper dementabat Nicomediam studens urbi Romae coaequare. Auch andere wahnsinnige Kaiser hegen Pläne, ihre Residenz zu verlegen, etwa Caligula bei Suet. Cal. 49,2 oder Nero bei Aur. Vict. Caes. 5,14 (nova sede regno quaesita). Das Verhältnis zwischen Konstantinopel und Valens, der oft in Antiocheia residierte, scheint schwierig gewesen zu sein, vgl. die Belege bei Lenski, Failure of Empire 88, 114 und 335. Zum insgesamt kurzen Aufenthalt des Valens in Konstantinopel Destephen, Le voyage impérial 56. Die Distanz des Valens gegenüber Konstantinopel schlägt sich möglicherweise darin nieder, dass der am Hofe des Valens tätige Eutrop die Anfänge der nicht einmal explizit erwähnten Neugründung kritisch beurteilt. (2) die schon Mesopotamien heimsuchten Konstantin zog also nach dem Bericht Eutrops, der hier von der EKG abhängt, am Ende seines Lebens in den Krieg gegen die Perser, während die christliche Alternativtradition anscheinend von einem unmittelbar vor dem Krieg abgeschlossenen Friedensvertrag (Eus. vit. Const. 4,56 mit der folgenden Lücke) berichtete, auf jeden Fall aber die letzte Reise Konstantins als zivile Reise zur Pilgerstätte von Helenopolis, zu den Thermen von Pylai und zur villa bei Nikomedeia erklärt (Eus. vit. Const. 4,61,1; Socr. 1,39,1 und Soz. 2,34: für eine genaue Analyse der letzten Reise Konstantins vgl. Bleckmann, Späte historiographische Quellen 28–30; Destephen, Le

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voyage impérial 43 f.). Anspielungen auf die militärische Umgebung des Kaisers und auf das Expeditionsheer finden sich in der Erzählung Eusebs durchaus „in spite of Eusebius’ attempt to hide that fact“, vgl. R. W. Burgess, Studies in Eusebian and post-Eusebian Chronography, Stuttgart 1999, 222. Bei Eutrop sind die Perser die Aggressoren, der Krieg Konstantins ist ein Verteidigungskrieg. Die Perser attackieren das römische Mesopotamien, in einer paganen Alternativtradition, die bei Ammian (25,4,23) und bei späten byzantinischen Quellen (vielleicht auch Anon. Vales. 35) durchscheint, ist Konstantin dagegen der Angreifer. Überblick über die Quellen bei Dodgeon / Lieu, Roman Eastern Frontier 155–62. in Nikomedeia auf einem Staatsgut Zur Diskussion um Achyron auf dem Territorium von Nikomedeia vgl. Bleckmann, Späte historiographische Quellen 28–30. 66. Jahr seines Lebens Zur Frage der unterschiedlichen Angaben zum Alter Konstantins (z. B. Aur. Vict. Caes. 41,16: 62 Jahre; Epit. Caes. 41,15: 63 Jahre) Barbero, Costantino 133. (3) Kometen Zum Kometen s. Aur. Vict. Caes. 41,16 und Philost. 2,16 a (Artemii Passio), vgl. Nr. 36 der Liste bei Gundel, Art. Kometen, RE 11,1 (1921) 1143–94, hier 1187–90. Das Detail stammt aus der EKG. Theoph. p. 29,37 de Boor datiert die Erscheinung des Kometen in das Jahr 336 und bringt ihn mit Areios in Verbindung. Kometen zeigen in der Historiographie des Prinzipats immer wieder den bevorstehenden Tod des aktuellen Herrschers an, vgl. im einzelnen Gundel. Für die spätantiken Kaiser vgl. z. B. Amm. 30,5,16. zu den Vergöttlichten gerechnet Zur Divinisierung Konstantins vgl. die inschriftlichen Belege und die Konsekrationsmünzen, deren Programm (trotz der Behauptungen in Eus. vit. Const. 4,69,1 f.) noch ganz heidnisch ist, vgl. A. Amici, Divus Constantinus: le testimonianze epigrafiche, RSA 30 (2000) 187–216; L. Koep, Die Konsekrationsmünzen Kaiser Konstantins und ihre religionspolitische Bedeutung, JbAC 1 (1958) 94– 104; G. Bonamente, Apoteosi e imperatori cristiani, in: G. Bonamente / A. Nestori (Hgg.), I cristiani e l’impero nell IV secolo, Macerata 1988, 107– 42, hier 122–27 und 136 Anm. 127; Wienand, Der Kaiser als Sieger 466 Anm. 169 (mit aktueller Zusammenstellung der Belege für die Konsekrationsmünzen). Zur Deutung der ausgestreckten Hand Gottes auf einigen Konsekrationsmünzen Wienand, 467 mit weiterführender Literatur. Aus dem Ausdruck meruit ist nicht zu entnehmen, dass Eutrop

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meinte, Konstantin habe die Apotheose verdient, aber sie sei nicht wirklich vorgenommen worden, vgl. gegen L. Schuhmacher, Zur Apotheose des Herrschers in der Spätantike, in: Atti dell’Accademia Romanistica Costantiniana X, Perugia 1995, 109–25. M. Clauss, Kaiser und Gott. Herrscherkult im römischen Reich, Stuttgart 1999, 205, ferner Amici, La divinizzazione 34–37. Der von Eutrop wiederholt verwendete Ausdruck meruit verrät aber, dass die verschiedenen Stadien des Vorgangs der consecratio angedeutet sind, an deren Anfang die probatio durch den Senat stehen musste, vgl. vor allem W. Kierdorf, ‘Funus’ und ‘consecratio’. Zur Terminologie und zum Ablauf der römischen Kaiserapotheose, Chiron 16 (1986) 43–69. 9. (1) Sohn seines Bruders Eutrop beschreibt nicht das letzte, ab der Ernennung des Dalmatius zum Caesar eingerichtete Kollegium (ein Augustus mit vier Caesares, vgl. Eus. laud. Const. 3,1–5), sondern nur die angebliche Thronfolgeordnung von 337, wobei Hannibalianus nicht mit erwähnt wird. Ob Konstantin wirklich für die Zeit nach seinem Tode eine Mehrherrschaftsregierung plante, ist umstritten. Zur These vgl. H. Chantraine, Die Nachfolgeordnung Constantins des Großen, Stuttgart 1992. Vieles spricht dafür, dass Constantinus II. für sich allein die Alleinherrschaft in Anspruch nahm, sich aber damit nicht durchsetzen konnte, vgl. P. Cara, Aspetti politici e religiosi del conflitto per la successione di Costantino, RSCI 47 (1993) 39–50; P. Cara, La successione di Costantino, Aevum 1 (1993) 173–80; Bleckmann, Der Bürgerkrieg zwischen Constantin II. und Constans 242 f. Die Dreiteilung der Kaisergewalt war ein Kompromiss, auf den Constantin II. sich einlassen musste. eher zuließ als befahl Für Dalmatius Caesar werden in ähnlicher Form wie für den ermordeten Crispus (Eutr. 10,6,3) Begabung und Anlagen besonders hervorgehoben, um den Verwandtenmord noch ungeheuerlicher erscheinen zu lassen. Die Verantwortung des Constantius II. für die Ermordung des Dalmatius wird durch die Vermutung, dass er wohl keinen expliziten Befehl gab, sondern den soldatischen Mob gewähren ließ, keineswegs relativiert, da die Disziplinierung der Soldaten zum Pflichtenkatalog eines Kaisers gehört, vgl. Einleitung. Die anderen Verwandtenmorde von 337 finden allerdings keine Erwähnung, vgl. die Liste bei Chausson, Stemmata aurea 134–36. Zur Ermordung des Dalmatius vgl. R. Klein, Die Kämpfe um die Nachfolge nach dem Tode Constantins des Großen, ByzF 6 (1979) 101–50, hier 119–21 (geht davon aus, dass Eutrop hier eine eindeutigere Aussage, Constantius sei letztlich

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der Mörder seiner Angehörigen [Iul. imp. ep. ad Ath. 281 b sowie 270 c– 271 b], korrigieren wollte); R. Burgess, The Summer of Blood: The „Great Massacre“ of 337 and the Promotion of the Sons of Constantiane, DOP 62 (2008) 5–51. Die fehlende Disziplin der Soldaten hebt Julian selbst durchaus für die Ereignisse von 337 hervor, allerdings als täuschende Angabe des Constantius (ep. ad Ath. 271 b). (2) porro Zur adversativen Bedeutung im Spätlatein vgl. H.-Sz. 491 f. (3) als Herrschaft von zwei Augusti gestaltet Der Hinweis auf die beiden Augusti bezeichnet entsprechend der Interessen der EKG für Mehrherrschaftssysteme den Zustand zwischen 340 und 350. Gleichzeitig formuliert der mit „ita“ eingeleitete Satz gewissermaßen die Bilanz der gegenseitigen Vernichtung im konstantinischen Kaiserhaus. Zwei von vier Nachfolgern sterben: Dalmatius durch die Machenschaften des Constantius und Constantinus II., der von sich aus das Gebiet des Constans angreift, im Kampf gegen die Generäle des Constans bei Aquileia, genauer beim Flüsschen Alsa, vgl. Rufin. hist. 10,16 und Epit. Caes. 41,21. Zum Angriff des Constantinus Bleckmann, Der Bürgerkrieg zwischen Constantin II. und Constans hier 245–50. Dort auch 248 f. zur Erklärung der von Eutrop knapp hervorgehobenen unüberlegten Taktik. Magnentius umgebracht Wie für andere Kaiserbiographien wird für Constans eine psychologische Wende zum Schlechteren hin gezeichnet (vgl. zu Gallienus 9,8,1, zu Konstantin 10,7,1). Diese Wende wird durch eine Krankheit ausgelöst, während bei Zonar. 13,6 die Gicht umgekehrt Ergebnis seines unmoralischen Lebenswandels ist. Zur Hinwendung des Constans zu „schweren Lastern“ (also vor allem der Homosexualität) s. Aur. Vict. Caes. 41,24; Zos. 2,42,1 f. Der Hinweis auf die Unbeliebtheit des Constans in den Provinzen und bei den Soldaten soll, wie J. Szidat, Usurpator tanti nominis. Kaiser und Usurpator in der Spätantike (337–476 n. Chr.), Stuttgart 2010, 225 annimmt, zu den seltenen Belegen dafür gehören, dass die Unzufriedenheit gegenüber dem bestehenden kaiserlichen Regime artikuliert wird, vgl. ähnlich Aur. Vict. Caes. 41,23; Zos. 2,42,1. Der aus gallischer Perspektive schreibende Autor der EKG orientiert seine Darstellung aber auch sonst daran, ob die Kaiser gerade in Gallien bzw. bei Militärs und Provinzialen beliebt waren, s. zu Constantius Chlorus Eutr. 10,1,3 und zu Konstantin Eutr. 10,3,2 (qui in Galliis et militum et provincialium ingenti iam favore regnabat). Durch seine Unbeliebtheit verdient Constans gewissermaßen den Tyrannenmord, auch wenn sein Mörder seinerseits ein Usurpator ist. Die Ermordung durch die

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„Clique des Magnentius“ (und nicht durch Magnentius selbst) ist insofern richtig beschrieben, als es der von Magnentius ausgeschickte Gaiso war, der für die Ermordung verantwortlich war. Das Mitglied der factio war Mitkonsul des Magnentius, vgl. Seeck, Geschichte des Untergangs 4, 91; Drinkwater, Revolt of Magnentius 136. Zum Konsulat von 351 s. Chron. Min. I, 69 Mommsen. Ausführlichere Versionen zur Ermordung in Helena/Elne bei Epit. Caes. 41,23; Zos. 2,42,5; Zonar. 13,6. (4) tamen Zur kopulativen Funktion vgl. 1,9,5 mit Komm. z. St. im 17. Jahr Mitgezählt wird die Zeit, in der Constans unter Konstantin Caesar war, also ab 333, vgl. Kienast, Kaisertabelle 298 f. schreckeneinflößend S. hierzu die Einleitung. Es geht um die Quadratur des Zirkels, nämlich die strenge Wahrung der militärischen Disziplin, ohne in Grausamkeit zu verfallen. 10. (1) der Tag schon zu Ende ging Zur Schlacht bei Singara (beim Sindschar-Gebirge) in der Nähe von Eleia, vgl. Cons. Const. (KFHist G 1 mit Kommentar) 348; Lib. or. 59,99–120; Iul. imp. or. 1,23 b–25 a; Ruf. Fest. 27; weitere Quellen bei Dodgeon / Lieu, Roman Eastern Frontier 181–90 sowie zur Lokalisierung des komplexen Geschehens die Karte bei P.-L. Malosse, Libanius. Discours Tome IV. Discours LIX, Paris 2003, 217. Die lange 348 datierte Schlacht gehört eher in das Jahr 344, vgl. die Diskussion bei K. Mosig-Walburg, Zur Schlacht bei Singara, Historia 48 (1999) 330–84, hier 331–34. Die Betonung der Disziplinlosigkeit unter Constantius widerspricht den offiziösen Zeugnissen, in denen Constantius gerade als der Wiederhersteller der Disziplin gefeiert wird, vgl. Iul. imp. or. 1,21 b–22 a. In der kurzen Parallelnotiz bei Hier. chron. 236 l bleibt unklar, warum die Schlacht militum stoliditate verloren wurde. Die Beziehungen zwischen den hier voneinander unabhängigen, aber deutlich miteinander verbundenen drei Quellen (Festus, Eutrop und Hieronymus) erklärt sich durch die Benutzung der EKG. Das stellt Mosig-Walburg, 349 in Frage, weil Eutrop dann auch die neun Schlachten des Constantius hätte erwähnen müssen, die nicht nur bei Festus (27,1), sondern auch bei Hier. chron. 236 l genannt sind. Diese Argumentation ist nicht nachvollziehbar. Der Hinweis auf die Niederlagen des Constantius (bei neun Schlachten: Festus 27,1) sowie auf die Wechselfälle bei drei persischen Belagerungen von Nisibis (Festus 27,2) entspricht dem Ablativus Absolutus bei Eutrop: saepe captis oppidis, obsessis urbibus, caesis exercitibus. Der dort enthaltene Hinweis auf die Einnahme von oppida (neben der Belagerung von Städten) findet wiederum nicht im Text des Festus eine Entsprechung,

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wohl aber in demjenigen des Hieronymus chron. 236 l Bizabde et Amida captae sunt. Alle drei Autoren scheinen unabhängig voneinander eine gleiche Grundquelle zu benutzen. (2) literarischer Bildung Das eigentümlich positive Bild des Vetranio, der durch seine Usurpation Illyricum vor Magnentius schützen möchte, aber durchaus nicht, wie in Parallelquellen, im Auftrag des Constantius agiert, kann sich eigentlich nicht aus der von Eutrop sonst wiederholt eingenommenen Perspektive Julians erklären, der diesen Usurpator sehr ungünstig charakterisiert hat (Iul. imp. or. 1,26c; 30 d–31 a). Vielleicht waren die aus Illyricum stammenden Offiziere Valentinian und Valens in irgendeiner Form in die Usurpation des Vetranio verwickelt und sahen im Rückblick dessen Aktionen positiv an. Wahrscheinlicher ist aber, dass gegenüber Valens, dem Eutrop im Proömium Bildungsdefizite fast offen bescheinigt (er hat offenkundig sehr spät erst Kenntnis von den großen Exempla der römischen Geschichte), der Militär Vetranio nicht wegen seiner Bildungsmängel gerügt werden sollte. Die fehlende Bildung wurde wohl dagegen in der Quelle Eutrops hervorgehoben, vgl. Enmann, Eine verlorene Geschichte 453 mit Verweis auf Aur. Vict. Caes. 41,26 Vetranio litterarum prorsus expers et ingenio stolidior idcircoque agresti vecordia pessimus. Eutrop fügt diesen Hinweis in gemilderter Form nur als geringfügige Einschränkung seiner an sich positiven Charakterisierung Vetranios ein. 11. (1) einen Bürgerkrieg begonnen hatte Wie für den Feldzug gegen Julian (s. dazu unten) wird auch für den Feldzug gegen Magnentius Constantius für den Bürgerkrieg verantwortlich gemacht. Auch die Legitimierung des Bürgerkriegs, durch den Constantius den Mord seines Bruders rächen wollte (vgl. die Traumerzählung bei Petr. Patr. fr. 16 Müller), ist für einen Autor der valentinianischen Zeit durchaus zweideutig, da man die Tatsache, dass Valentinian I. in der Usurpation des Procopius seinem Bruder gerade nicht zu Hilfe kam, positiv deutete, nämlich in dem Sinne, dass Valentinian die Interessen des Staates den Interessen der eigenen Familie voranstellte, vgl. Amm. 26,5,13; Symm. or. 1,17–22. Anders Zos. 4,7,4. Zu diesen Stellen vgl. Lenski, Failure of Empire 76 f. das Herrschaftsabzeichen abzulegen Nämlich den Purpur in einem öffentlichen Akt der Absetzung anlässlich einer Versammlung der Armee des Constantius und derjenigen des Vetranio, was als staatsrechtliche Innovation hingestellt wird. Constantius war zuvor die Durchquerung des Passes von Succi und damit das Eindringen in das Herrschaftsgebiet des

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Vetranio, also Illyricum, gelungen, mit Billigung des Prätorianerpräfekten von Illyricum Vulcacius Rufinus und der Kaiserschwester Constantina. Indem die Soldaten bei einem Treffen der beiden Kaiser ausschließlich den Constantius akklamierten, wurde der Wille zur Absetzung des Vetranio deutlich gemacht. Das Treffen der Kaiser fand in Naissus statt, vgl. Bleckmann, Vetranio 53 Anm. 126. Drinkwater, Revolt of Magnentius 157 mit Anm. 129 geht wie frühere Forscher dagegen davon aus, dass beide Kaiser sich in Serdica trafen und dann gemeinsam nach Naissus zogen. Hieronymus (chron. 238 c) ähnelt Eutrop, hat ihm aber die explizite Information voraus, dass die Absetzung Vetranios in Naissus stattfindet: Vetranioni apud Naissum a Constantio regium insigne detractum. Er greift hier entweder auf den Wortlaut der EKG zurück oder hat die Informationen Eutrops durch die Konstantinopolitaner Stadtchronik ergänzt. Zwar hat die Berliner Handschrift der Consularia diese Information nicht, vielleicht war sie aber in der Vorlage des Chronicon Paschale zu finden (dort wird Vetranio von Constantina fälschlich in Naissus statt in Sirmium erhoben, vgl. p. 539,5–8 Bonn, vermutlich eine falsch eingeordnete Notiz über den Ort der Absetzung). Eutrop gibt keinen Hinweis auf die sonst des öfteren hervorgehobene überlegene Redekunst des Constantius, vgl. Bordone, Komm. z. St. (432 Anm. 66) sowie zu den Stellen in der panegyrischen Literatur (z. B. Iul. imp. or. 1,31c–d; 3,75a–78a) Bleckmann, Vetranio 53 Anm. 127. Das erklärt sich vielleicht damit, dass aus Rücksicht auf den ungebildeten Valens der Kontrast zwischen Constantius und dem ungebildeten Vetranio nicht zu deutlich ausfallen sollte. (2) der Sohn der Schwester Konstantins Iulius Nepotianus war der Sohn der Eutropia, der Halbschwester Konstantins, und wahrscheinlich des Konsuls von 336 Virius Nepotianus, vgl. Chausson, Stemmata Aurea 129– 33. Er reklamierte als Angehöriger des Kaiserhauses eine Beteiligung am Kaisertum. Nach der Beseitigung der Prätorianer durch Konstantin gab es in Rom kaum noch militärische Präsenz, so dass bewaffnete Gladiatoren Erfolg haben konnten. Tötungen unter den Aristokraten statt Zu den Massakern in Rom vgl. O. Seeck, Geschichte des Untergangs 4, 100. Eine Reihe der Ermordeten wird von Athanasius apol. Const. 6 genannt (darunter Eutropia, die Mutter Nepotians und Schwester Konstantins), vgl. Diskussion bei Chausson, Stemmata Aurea 131 Anm. 81. Abgeschlagene Köpfe von „Tyrannen“ wurden im Verlaufe der römischen Geschichte

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immer wieder auf Spießen umhergetragen, vgl. T. M. Kristensen, Maxentius’ Head and the Rituals of Civil War, in: H. Börm / M. Mattheis / J. Wienand (Hgg.), Civil War in Ancient Greece and Rome 321–46. Die identischen Angaben bei Hier. chron. 238 b sind m. E. aus Eutrop entnommen, nicht aus der EKG: Nepotiani caput pilo per urbem circumlatum multaeque proscriptiones nobilium et caedes factae. Die Rachemaßnahmen des Magnentius provozierten eine Fluchtbewegung zu Constantius in Illyricum, vgl. Iul. imp. or. 3,97 b und 1,48 b. Dies passt zur relativen Chronologie des Eutropius, in der die Erhebung des Nepotian anscheinend nach der Ankunft des Constantius in Illyricum und der Absetzung des Vetranio (Dezember 350) bzw. ungefähr gleichzeitig erfolgt, sie liefert also ein zusätzliches Argument für die Datierung der Erhebung Nepotians in die Zeit der Jahreswende 350/351, vgl. hierzu Bleckmann, Gallus, César de l’Orient 46 Anm. 7 mit Verweis auf Aur. Vict. Caes. 42,5. Generell zur Diskussion der Chronologie der Erhebung des Nepotianus Nickbakht, Kommentar zu Cons. Const. (KFHist G 1) 350,3. 12. (1) in einer Feldschlacht niedergeschlagen Die persönliche Leistung, deren sich Constantius für seinen fulminanten Bürgerkriegssieg bei Mursa rühmen ließ (vgl. insbesondere die or. I und III Julians), wird von Eutrop durch den passivischen Ausdruck geleugnet. Vielmehr wird – wieder aus der Perspektive der constantiusfeindlichen (julianfreundlichen) Umdeutung der Großtaten des Constantius – vor allem die vernichtende Bilanz des Gefechts betont. Constantius ist nicht nur für die Bürgerkriege verantwortlich, sondern auch dafür, dass durch die Verschwendung von Ressourcen spätere große außenpolitische Erfolge unterbleiben. Zur Flucht des Magnentius in der ersten Phase der Schlacht vgl. Iul. imp. or. 1,36 a und 3,57 d. Anders Zonar. 13,8,13–15 (Flucht am Ende der Schlacht, wobei Magnentius eine List anwendet, um seine Gefangennahme zu verhindern). Die Verluste werden von Eutrop in der gleichen Art und Weise wie für die Bürgerkriegsschlacht von Pharsalos beschrieben, vgl. Eutr. 6,21,1 numquam adhuc Romanae copiae in unum neque maiores neque melioribus ducibus convenerant, totum terrarum orbem facile subacturae, si contra barbaros ducerentur. Zum Thema der durch die Verluste von Pharsalos verpassten Eroberungen Lucan. 1,13–20; 7,426– 445. Die offenkundige Angleichung der Schlacht von Mursa an die von Pharsalos ist ein Modell, das in der senatorischen Geschichtsschreibung und zeitgenössischen Epik (Senatorin Proba) große Wirksamkeit entfaltet

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hat, vgl. den Nachweis bei B. Bleckmann, Die Schlacht von Mursa und die zeitgenössische Deutung eines spätantiken Bürgerkriegs, in: H. Brandt (Hg.), Gedeutete Realität. Krisen, Wirklichkeiten, Interpretationen (3.–6. Jh. n. Chr.), Stuttgart 1999, 47–101. Zur Frage der einschneidenden Verluste und des Zäsurcharakters der Schlacht gibt es eine breite Diskussion, wobei – ohne Beachtung der lukanischen Topik – in der Regel Eutrop und verwandte Ausführungen (Epit. Caes. 42,4; Zos. 2,50,4; Zonar. 13,8,17) zu Kronzeugen dafür gemacht werden, dass diese Schlacht entscheidend zur außenpolitischen Schwächung des römischen Reiches und zur Vorbereitung der Völkerwanderung beigetragen habe, vgl. die Paraphrase Eutrops bei Seeck, Geschichte des Untergangs 4, 113 (ohne Betonung des Umstandes, dass Eutrop gar nicht von der Verteidigung gegen die Invasoren, sondern von unterlassenen triumphalen Angriffskriegen spricht): „Wer aber durch diese Schlacht am meisten gewonnen hatte, das waren die Barbaren, die rings an den Grenzen lauerten. Denn mochte es seit den Zeiten Diocletians auch stark vermehrt sein, so blieb das Reichsheer doch noch immer schwach genug, daß ein Verlust von 54.000 seiner besten Krieger, ganz abgesehen von denen, welche schon in den früheren Kämpfen gefallen waren, seine Schlagfertigkeit sehr ernstlich gefährdete“. Die Zahl der Gefallenen hat Seeck aus Zonar. 13,8,17. Es lässt sich aber zeigen, dass nach 353 die Verluste in ähnlicher Form aufgefangen werden konnten, wie nach den kaum minder verlustreichen Bürgerkriegen Konstantins, vgl hierzu insgesamt Bleckmann, 92–96 besonders 94 zum Urteil Eutrops: „Wenn Eutrop eine Generation nach der Schlacht von Mursa die Verluste in dieser Schlacht beklagt, weil die dort verlorenen Streitkräfte von Mursa gerade für auswärtige Kriege geeignet gewesen wären, die dem Imperium Triumphe und Sicherheit eingebracht hätten, dann lassen sich Parallelen zur lukanischen Bürgerkriegsbilanz kaum übersehen, in der die verhinderten Triumphe und die verhinderte Vollendung der römischen Welteroberung in den Vordergrund gestellt wird. Eutrop bietet offenkundig keine objektive Bilanz der Schlacht von Mursa, sondern Topoi aus einer anachronistischen republikanisch-imperialistischen Wertvorstellungen verpflichteten Diskussion.“ Bei der Angleichung der Schlacht von Mursa an diejenige von Pharsalos nimmt Constantius II. die Rolle des Caesar (als grausamen Bürgerkriegssiegers im Sinne Lukans) ein, so wie zuvor schon Konstantin mit dem Sieger des ersten Bürgerkriegs Sulla in Beziehung gebracht wurde, s. o. zu 10,5.

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(2) der Sohn des Onkels, als Caesar gegeben Gallus war Sohn des Iulius Constantius, des Halbbruders Konstantins. Gallus wird der Beschreibung Eutrops zufolge zum Caesar für den Osten erhoben, in Analogie zu Decentius, der von Magnentius zum Schutze Galliens erhoben wird. Die Erhebung des Gallus erfolgte am 15. März 351, vgl. Kienast, Kaisertabelle 303, also lange vor dem Schlagabtausch mit Magnentius in der Schlacht von Mursa im September. Dieser Schlagabtausch führte noch nicht zur endgültigen Bürgerkriegsentscheidung, so dass Constantius seinen Feldzug zwei Jahre lang im Westen fortsetzen musste. Die Entsendung des Gallus in den Osten wurde möglicherweise erst nach der Schlacht von Mursa vorgenommen, als eine baldige Rückkehr in die reichere Osthälfte für Constantius selbst erst einmal ausgeschlossen war. Die Argumente hierfür bei Bleckmann, Gallus, César de l’Orient. Caesarerhebung und Zuweisung des Aufgabengebiets sind voneinander zu trennen. Zur angeblichen Ankunft des Gallus in Antiocheia im Mai 351 (Socr. 2,28,21 f.) vgl. Kommentar von Bleckmann zu f. 6,2 der Fastenquelle des Sokrates (KFHist G 2) S. 222 f. In der Parallelangabe bei Aurelius Victor (Caes. 42,9) wird nur festgehalten, dass den Caesares Decentius und Gallus angeblich vor der Niederschlagung des Nepotianus-Aufstands durch Magnentius Gallien bzw. der Osten anvertraut wurde. Chronologisch kann dies nur für Decentius zutreffen, der vermutlich schon im Sommer 350 Caesar geworden war, vgl. Kienast, Kaisertabelle 306. Sens Der Ort, an dem Decentius starb, heisst im Lateinischen Senonae. Die Identifizierung mit Senones (Sens) lehnt Bordone, Komm. z. St. (434 Anm. 73) ab und bevorzugt in ähnlicher Weise, wie dies für Amm. 16,3,3 geschehen ist, hier die Identifizierung mit dem kleinen Ort Senonae, heute Bourge de Senon zwischen Metz und Verdun, dabei einer Idee von C. J. Simpson, Where was Senonae?, A problem of geography in Ammianus Marcellinus, XVI, 3,3, Latomus 33 (1974) 940–942 folgend. Zu Recht wird diese These von J. Matthews, Roman Empire of Ammianus, London 1989, 492 Anm. 16 abgelehnt. Auch Senones in den Vogesen passt nicht, der Name erklärt sich daraus, dass im siebten Jahrhundert das dortige Benediktinerkloster von einem ehemaligen Bischof von Sens begründet wurde. Die Variante Senonas (acc. pl.) ist handschriftlich auch außerhalb Ammians und Eutrops belegt, vgl. J. B. Keune, Art. Senones 2, RE 2A,2 (1923) 1477–94, hier 1478. zum Schutze der gallischen Provinzen Magnentius sorgt dafür, dass, bevor er in den Bürgerkrieg zieht, die Rheingrenze durch die Erhebung

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seines Bruders Decentius geschützt ist. Sollte diese Formulierung auf Eutrop zurückgehen – ähnlich ist allerdings Hier. chron. 238 h, der aber vielleicht Eutrop benutzt –, werden von diesem, möglicherweise aus dem Affekt gegen Constantius heraus, Aspekte des Handelns des Magnentius in differenzierter Form gewürdigt, ähnlich wie für die Beschreibung der Anfänge gegen Constans. Die Eutr. 10,14,1 beschriebene Katastrophe Galliens ist erst Ergebnis der Beseitigung des Decentius und anschließend des Silvanus. 13. nach eigenem Recht zu herrschen Der tyrannische Charakter des Gallus ist bereits in der EKG beschrieben worden, vgl. Aur. Vict. Caes. 42,12–15. Eine deutlich gegen Constantius eingenommene Version dagegen bei Hier. chron. 239 c Gallus Caesar sollicitatus a Constantio patrueli, cui in suspicionem ob egregiam indolem venerat, Histriae occiditur. Die Frage stellt sich, warum sich Eutrop für diese gegen den Halbbruder Julians gerichtete Version entscheidet, während seine Darstellung der Regierungszeit Julians (10,14–16) ganz projulianischer Tendenz entspricht. Offenkundig fallen Eutrop, Libanios und Ammian in ihrer Tendenz miteinander zusammen, die alle zwar Julian loben, aber ein sehr kritisches Bild der Regierung des Gallus zeigen, der unter anderem Justizmorde begeht (multis incivilibus gestis) und eine grausame Veranlagung hat, vgl. zum Bild bei Ammian und Libanios P. Petit, Libanius et la vie municipale à Antioche au IVe siècle après J.-C., Paris 1955, 236–38; H. Tränkle, Der Caesar Gallus bei Ammian, MH 33 (1976) 162–79; B. Bleckmann, Constantius Gallus, JbAC 51 (2008) 231–37, hier 234. Si suo iure imperare licuisset bezieht sich auf die Ambitionen des Gallus, der für sich letztlich die volle und souveräne Herrschaft, also die Augustuswürde eingefordert haben soll (Belege bei Bleckmann, 233), für diese aber charakterlich als ungeeignet erachtet wird. Wenn Eutrop Gallus ähnlich beurteilte wie die antiochenischen Honoratioren, zu denen gegen C. Fornara, Studies in Ammianus Marcellinus I: The Letter of Libanius and Ammianus’ Connection with Antioch, Historia 41 (1992) 328–49 wohl auch Ammian zählen muss, würde dies für eine Biographie Eutrops sprechen, für die die antiochenischen Verbindungen von Bedeutung sind, s. Einleitung. 30. Tag Der magister militum fränkischer Herkunft Silvanus wird wegen seiner Bildung und seiner Integration in den italischen Senatsadel in späten Traditionen ausgesprochen positiv beurteilt, vgl. Epit. Caes. 42,11. Diese Besonderheiten werden bei Eutrop nicht gewürdigt. Die Parallel-

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quellen bestätigen die kurze Dauer der Regierung, vgl. PLRE 1, 840 f. s. v. Silvanus 3; Kienast, Kaisertabelle 307 f. Princeps und Augustus Die Notiz über die Alleinherrschaft des Constantius als Augustus ist den Notizen über Herrscherkollegien gegenüberzustellen, vgl. den Kommentar zu Eutr. 10,6,1 oder 10,9,3. Sie stammt wohl aus der EKG, vgl. Aur. Vict. Caes. 42,13, der ebenfalls eine Zäsur setzt, allerdings bereits für die Zeit nach der Beseitigung des Gallus, was insofern richtiger ist, als ein Usurpator kein Mitregent ist: ita longo intervallo annum fere post septuagesimum relata ad unum cura rei publicae. Angesichts der geringen Zeitdauer, in der Constantius II. ohne Mitregent blieb (354–355), bleibt offen, warum gerade diese Zäsur so deutlich hervorgehoben wird. Vermutlich wurde von Constantius II. selbst eine Zeitlang die Sicherung der Alleinherrschaft als besondere Leistung seiner Regierung hervorgehoben. Auch Julian hat an dem Alleinherrschaftsmodell festgehalten. 14. (1) die gallischen Provinzen wiederhergestellt Für die Ausführungen über die Entsendung Julians als Caesar und den Alamannensieg gibt es Parallelen bei Aur. Vict. Caes. 42,17 Germanisque pleraque earum partium populantibus Iulianum Caesarem cognatione acceptum sibi Transalpinis praefecit, isque nationes feras brevi subegit, captis famosis regibus und Hier. chron. 240 g magnae Alamannorum copiae apud Argentoratum oppidum Galliarum a Caesare Iuliano oppressae. Das legt nahe, dass die Tätigkeit des Julian in Gallien offenkundig noch von der gemeinsamen Quelle des Aurelius Victor und Eutrop behandelt worden ist, vgl. Enmann, Eine verlorene Geschichte 455. Diese Nachrichten sind aber dann bei Eutrop in eine sehr deutlich von der julianischen Propaganda beeinflusste Gesamtbilanz eingefügt worden, in der Julian als Retter des Reiches und Bewahrer Galliens gezeigt wird. Das römische Reich als Ganzes ist durch die Einfälle der Barbaren bedroht. In der Schlacht von Straßburg werden mit kleinen Kräften ungeheure Barbarenscharen besiegt, der gefangengenommene König Chnodomar (Amm. 16,12,60, vgl. Epit. Caes. 42,14) wird zum rex nobilissimus stilisiert, Gallien darüberhinaus wiederhergestellt. (2) römische Reich in seinen Grenzen wiederhergestellt Die späteren Aktionen Julians am Niederrhein werden in einer Art und Weise zur Sprache gebracht, die an den frühen Prinzipat erinnert, indem die Germanen über den Rhein vertrieben und die natürliche Grenze des Reiches wiederhergestellt wird, vgl. die Tabula Siarensis (AE 1983,515), die

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Germanicus rühmt, weil die Germanen von Gallien entfernt vertrieben worden seien (a Gallia summotis). Der Anklang dürfte nicht zufällig sein, da die Verhältnisse des frühen Prinzipats im Zusammenhang mit den Aktionen an der Rheingrenze auch bei Aur. Vict. Caes. 42,19 in Erinnerung gebracht werden. Die detaillierte Beschreibung der Verteidigungsund Sicherungsaktionen Julians durch Eutrop verschleiert, dass Julian durch den Abzug seiner Armee im Bürgerkrieg gegen Constantius und später das Engagement gegen die Perser eine Gefährdung der mühsam stabilisierten Rheingrenze in Kauf nahm. 15. (1) die aus Germanien stammenden Heere Germaniciani sind an sich Soldaten, die in einer der beiden linksrheinischen germanischen Provinzen stationiert sind, so z. B. Eutr. 7,17,3 zu den Germaniciani exercitus oder Suet. Tib. 25,2 und Galba 20,1 zu Germaniciani (als Substantiv). Die Germaniciani begegnen auch im spätrömischen Bewegungsheer, es handelt sich um Reminiszenzen der kaiserzeitlichen Truppenabordnungen aus den Legionen der germanischen Provinzen, vgl. D. Hoffmann, Das spätrömische Bewegungsheer und die Notitia Dignitatum, Bd. 1, Düsseldorf 1969, 378, zu ergänzen durch D. Feissel, Recueil des inscriptions chrétiennes de Macédoine du IIIe au IVe siècle, BCH Suppl. 8 (1983) Nr. 26. An dieser Stelle sind aber die aus dem rechtrheinischen germanischen Raum rekrutierten barbarischen Auxilia gemeint, vgl. Amm. 20,4,4 (relictis laribus transrhenanis). vom Schutze der gallischen Provinzen weggenommen Während Magnentius durch die Entsendung des Decentius für den Schutz der gallischen Provinzen sorgt (vgl. oben zu 10,13,2), betreibt Constantius II. angeblich durch seine Einforderung von aus dem rechtsrheinischen Raum rekrutierten Truppen, dass dieser Schutz vernachlässigt wird. Dieser bewusste Entzug des Schutzes Galliens durch die kampfbewährten Truppen ist auch nach Amm. 20,4,7 der Zweck der Abberufung der Elitesoldaten, wobei dieser Ratschlag Constantius durch den praefectus praetorio erteilt wird: abstrahendos e Galliarum defensione pugnaces numeros barbarisque iam formidatos. nachdem ein Jahr verstrichen war Julian zog nicht sofort nach seiner Erhebung im Februar 360, sondern erst ein Jahr später in den Feldzug gegen Constantius aus. um Illyricum zu besetzen Für die Besetzung von Illyricum eilte Julian die Donau herab. Ab Sirmium wählte er dann die Militärstraße, stoppte aber den Vormarsch nach der Erreichung des Passes von Succi. Zur

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Einnahme von Sirmium s. J. Szidat, Zur Ankunft Julians in Sirmium 361 n. Chr. auf seinem Zug gegen Constantius II., Historia 24 (1975) 375–78. (2) wandte er sich zum Bürgerkrieg Die deutliche Parteinahme Eutrops für die Sache Julians zeigt sich in seiner Angabe, dass Julian nur die Besetzung Illyricums betreibt, während Constantius sich zum Bürgerkrieg wendet und deshalb die Ostgrenze (trotz des Krieges mit den Persern) verlässt. Die Tatsache, dass Julian der Angreifer war und den Bürgerkrieg auslöste, wird so relativiert. 45. Lebensjahr Constantius II. starb am 3. November 361. Die Erhebung zum Caesar erfolgte am 8. November 324. Geboren wurde er am 7. August 317. S. Kienast, Kaisertabelle 300 f. zu den Vergöttlichten gerechnet zu werden Die differenzierte, teilweise mit positiven Zügen versehene Charakterisierung Constantius II. am Ende des ihm gewidmeten Abschnitts passt nur teilweise zu der oft tendenziösen Darstellung seiner Regierung selbst. Dieser Grundrespekt erklärt sich damit, dass Julian nach dem Tode des Constantius sich als dessen legitimer Nachfolger gerierte und darin auch von den wichtigsten Stützen des Constantius bestärkt wurde, die das Gerücht in Lauf setzten, Constantius habe vor seinem Tode den Julian als seinen Nachfolger anerkannt (Amm. 21,15,5). Als Begleiter Julians, mit einiger Wahrscheinlichkeit schon während des Bürgerkriegs, machte sich Eutrop diese Interpretation zueigen. Constantius II. wird von seinem Nachfolger divinisiert, vgl. Amici, La divinizzazione 41. den Frauen ergeben Das Detail, dass Constantius allzu sehr auf die Frauen am Hofe hört, findet sich in der constantiusfeindlichen Tradition immer wieder (Paneg. 3,19,4; Amm. 21,16,16; Epit. Caes. 42,19), obwohl es gerade Julian der Fürsprache einer Frau, nämlich der Eusebia, zu verdanken hatte, dass er zum Caesar erhoben wurde. Neben dem Einfluss der Frauen geht es um den bei Eutrop nicht genannten Einfluss der Eunuchen (Paneg. 3,19,4; Greg. Naz. or. 21,21 [SC 270, 152–154]; Amm. 21,16,16; Athan. hist. Ar. 27,2 etc.), die aber aus der gleichen Sphäre kommen, nämlich dem Privatbereich bzw. dem cubiculum des Kaisers. Bescheidenheit aufgeführt hat Die Wendung über das maßvolle Auftreten des Constantius am Anfang seiner Regierung ist schwer zu erklären. Ich beziehe sie auf die angebliche große Zurückhaltung des Constantius bei der Aufteilung des Reiches 337, die Julian in seiner Lobrede betont, vgl. zur Interpretation von Iul. imp. or. 1,19 a–20 a I. Tantillo, La prima orazione di Giuliano a Costanzo. Introduzione, traduzione e commento,

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Rom 1997, 259–64 und Bleckmann, Bürgerkrieg 239 f. Auch im Bürgerkrieg zwischen Constans und Constantin II. 340 hielt sich Constantius zurück. Vertrauten bereicherte Die Bereicherung der Vertrauten ist für den Funktionär Eutrop ein lobenswerter Zug, wie aus Parallelstellen hervorgeht, vgl. Einleitung. er erprobt hatte Die genaue Bemessung der Einzelverdienste wird auch in anderen Zeugnissen zur Charakterisierung des Constantius hervorgehoben, vgl. Amm. 21,16,1–3 besonders 3 (examinator meritorum nonnumquam subscruposus); Zonar. 13,11,13. Von Aur. Vict. Caes. 42,24 dagegen gezielt in Abrede gestellt: tenue studium probandis provinciarum ac militiae rectoribus. Zur Frage vgl. J. den Boeft / D. den Hengst / H. C. Teitler, Philological and Historical Commentary on Ammianus Marcellinus XXI, Groningen 1991, 244–49. sonst milde Constantius II. wird des Weiteren ähnlich wie bei Ammianus Marcellinus (21,16,9–11) als ein extrem misstrauischer Herrscher beschrieben, der in Majestätsprozessen keine Milde walten lässt. Gleichwohl wird er für die übrigen Aspekte seiner Herrschaft als milde gerühmt. als in auswärtigen Kriegen Vergiftet ist schließlich auch die abschließende Würdigung, derzufolge der Kaiser in Bürgerkriegen erfolgreicher gewesen sei als in (den allein relevanten und für den Staat nützlichen) Kriegen gegen auswärtige Feinde. Ein solches, vor allem durch die Niederlagen an der Ostgrenze begründetes Urteil findet sich auch in der Epitome de Caesaribus 42,18, bei Zos. 3,33,3 (aus Eunapios) und bei Amm. 21,16,15, auch wenn letzterer durchaus, dazu im Gegensatz, über erfolgreiche Aktionen des Constantius II. an der Donaugrenze berichtet (Amm. 17,13,1; 13,34; 19,11). 16. (1) ungeheuer ausgerüsteten Heer Der Kaiser wird mit dieser Bemerkung möglicherweise vom Vorwurf salviert, den Krieg nur in unzureichend vorbereiteter und überstürzter Form begonnen zu haben. Bei Festus 28,1 wird dagegen die gewaltige Rüstung (wozu auch die gute Vorbereitung der Lebensmittelversorgung durch Flottentransporte gehört) deutlicher als Indiz für die Maßlosigkeit des Kaisers gesehen. an dem ich selbst teilgenommen habe Eutrop war also Teilnehmer des Feldzugs Julians, vermutlich nicht als Militär, sondern als comes des Kaisers. Vergleichbar ist die autobiographische Notiz bei Ammianus Marcellinus 15,5,22, in der dieser darauf verweist, im Kreise von Tribunen und zehn Protectores den Ursicinus nach Köln begleitet zu haben, vgl. A.

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Ross, Ammianus Marcellinus 15,5,22 and Eutropius 16,10,1. An Allusion, CQ 65 (2015) 424–27. Generell zu Beziehungen zwischen Eutrop und Ammian Kelly, Ammianus 240–57. Die Teilnahme an einem Krieg vermeldet Eutrop 3,5 für den Historiker Fabius Pictor in einer ähnlichen Wendung: qui ei bello interfuit. expugnavit Zur Notwendigkeit der Konjektur von Merula vgl. die Stellen ThLL s. v. oppugno Sp. 801,72–78; 802,12–14. Assyrien verwüstet hatte Gemeint ist die für das Sasanidenreich zentrale Provinz Asōrestān. ein Standlager In eiliger Folge nahm Julian, als er zunächst den Euphrat entlang und dann am Königskanal marschierte, die Kapitulation einiger Städte und Festungen an bzw. eroberte sie. Vgl. zum Verlauf des Feldzugs die ausführlichen, aber in der Sache übereinstimmenden Berichte in der 18. Rede des Libanios, bei Ammian oder bei Zosimos mit Seeck, Geschichte des Untergangs 4, 343–48. Den Aufenthalt des siegreichen Kaisers bei Ktesiphon betont die pagane Tradition, die dadurch den in den Quellen entgegengesetzter Tendenz unterstrichenen Eindruck von Hektik und kopfloser Eile bekämpfen möchte. Lib. or. 18,74 erläutert, wie die Römer sich in einer sicheren Lage befinden und die Perser die Befürchtung haben, dass sich ihre Feinde auf Dauer in einem Winterlager einrichten, vgl. zu den Entsprechungen zwischen Libanios und Eutrop Bonamente, Giuliano 101. Gleichzeitig führten allerdings die Annehmlichkeiten des Lagerlebens bei Ktesiphon bei den Soldaten Julians angeblich zu Diskussionen und Aufruhr, vgl. Eunap. hist. fr. 22,2–4 Müller. (2) als Sieger zurückkehrte Eutrop folgt mit der Angabe, Julian sei nach seinem Sieg wieder zurückgekehrt, einem Schema, das er bereits für die Beschreibung der Rückkehr Gordians III. (9,2,2–3) oder Trajans (8,5,2) benutzt hat. Diese Angabe korrespondiert damit, dass für die anschließenden Mißerfolge Jovian verantwortlich gemacht wird, vgl. 10,17,1. Ein differenziertes Bild, das den Erfolg Julians in ein Zwielicht stellen möchte, wird vermieden. Bei Philost. (KFHist E 7) 7,15,1 wird dagegen beispielsweise Julian irregeführt und gerät in auswegslose Einöden, vgl. bereits Ruf. Fest. 28,3. Ähnlich wie Eutrop Libanios or. 18,204: Julian fällt, während er siegt (ὡϲ νικῶν ἔπιπτε). Vgl. dazu Bonamente, Giuliano 100. von feindlicher Hand Bereits unmittelbar nach dem Tode Julians zirkulierten Angaben, er sei aus den eigenen Reihen umgebracht worden, etwa von verräterischen Christen oder einem Angehörigen arabischer

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Hilfstruppen, vgl. Lib. or. 18,274 und 24,6; Greg. Naz. or. 5,13 (SC 309, 316–18); Philost. (KFHist E 7) 7,15,2 und 7,15a,6 (mit Kommentar). Dass Eutrop trotz seiner projulianischen Tendenz hier eindeutig Berichten widerspricht, die eine Mitschuld der Christen am Tode Julians postulierten, erklärt sich durch seine Stellung am Hofe des Valens, wo man an solchen Grabenkämpfen nicht interessiert sein konnte. Eutrop erkennt auch eine Mitverantwortung Julians, indem er betont, er habe sich allzu unbedacht in die Schlacht geworfen. Bei Ammian wird dieser Umstand durch die Angabe unterstrichen, Julian habe seinen Panzer versehentlich nicht angelegt, vgl. Amm. 25,3,3, s. dagegen die erklärenden Ausführungen bei Zonar. 13,13,15–18. im siebten Jahr seiner Herrschaft Wie immer zählt Eutrop die Regierungszeit als Caesar und diejenige als Augustus zusammen. Im Falle Julians ist er nicht gezwungen, die Jahre, in denen Julian als nicht anerkannter Augustus und Usurpator herrschte (360 bis 361) von denen seiner rechtmäßigen Augustuswürde zu trennen. den Vergöttlichten zugerechnet Auch hier herrscht das Bemühen vor, trotz der mit der Regierung Julians verbundenen Brüche und ideologischen Grabenkämpfe – im Sinne des Hofes des Valens – die Kontinuität zu betonen: Julian gehört wie seine Vorgänger und sein Nachfolger zu den divi. Zu den Belegen für die Divinisierung Julians vgl. die Zusammenstellung bei Bonamente, Giuliano 152 Anm. 69; Bordone, Komm. z. St. (441 Anm. 98). Letztlich gelangte der Leichnam Julians nach einer vorübergehenden Bestattung in Tarsos auch in die Kaisergruft von Konstantinopel. Vgl. S. Conti, Da eroe a dio. La concezione teocratica del potere in Giuliano, AntTard 17 (2009) 119–26. Julian wurde anscheinend von heidnischen Milieus tatsächlich als Gott verehrt, vgl. Lib. or. 18,304 p. 369 Foerster mit Bonamente, Giuliano 152. (3) lateinische Bildung Zur Kenntnis des Lateinischen bei Julian vgl. Amm. 16,5,7 super his aderat latine quoque disserendi sufficiens sermo; Lib. or. 12,92 p. 41 f. Foerster. Zur Zweisprachigkeit des Kaisers B. Rochette, À propos du bilinguisme de l’empereur Julien: un réexamen, Latomus 69 (2010) 456–78. Eutrop und Libanios fallen dabei darin zusammen, dass Julian an sich ein Grieche ist, der aber mündlich das Lateinische sehr gut beherrscht, vgl. Rochette, 464. Dagegen verfüge bei Ammian Julian über eine sehr gute, nicht lediglich autodidaktische, sondern auch rhetorisch vertiefte lateinische Bildung, die Hieronymus ep. 107,9 als Latina eruditio bezeichne. Der Vorrang griechischer Bildung führt dazu,

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dass Höflinge des Constantius Julian verächtlich als litterio Graecus bezeichnen, vgl. Amm. 17,11,1. Zum Vorrang der griechischen Kultur s. das sich mit Eutrop deckende Zeugnis des Lib. or. 18,21 p. 245 f. Foerster mit Bonamente, Giuliano 132. einem Philosophen ziemlich nahe Die Identität Julians als Philosophenkaiser wurde in zeitgenössischen Inschriften gepriesen, vgl. S. Conti, Die Inschriften Kaiser Julians, Stuttgart 2004, 77 f. Nr. 26, 27 und 34. Diese Inschriften spiegeln die Selbstdarstellung des Kaisers wider, vgl. M. Haake, Dogmata – Praxeis – Doxa. Philosophes et philosophie au miroir des inscriptions impériales: quelques considérations, in: P. Vesperini (Hg.), Philosophari. Usages romains des savoirs grecs sous la République et sous l’Empire, Paris 2017, 371–414, hier 410 f. Generell zum Anspruch Julians, ein Philosophenkaiser zu sein, K. Bringmann, Julian, Kaiser und Philosoph, in: C. Schäfer (Hg.), Kaiser Julian „Apostata“ und die philosophische Reaktion gegen das Christentum, Berlin / New York 2008, 87–104. Vielleicht wird bei Eutrop mit dem Komparativ eine gewisse Kritik daran formuliert, dass die Nähe zur Philosophie größer war, als es für einen Kaiser eigentlich angemessen war (also vielleicht als „einem Philosophen allzu nahe“ zu übersetzen). Der Idealkaiser Mark Aurel hatte allerdings nach Eutrop nicht nur eine philosophische Bildung (8,12,1), sondern war in seiner Lebensführung ein echter Philosoph (8,11,1). Ohne positive Konnotation wird die philosophische Spezialisierung dagegen für den partiell kritisch beurteilten Kaiser Septimius Severus hervorgehoben, vgl. Eutr. 8,19,1. Die extreme, dem Philosophen gebührende Askese wird im Porträt der Leoquelle des Zonaras betont, vgl. Zonar. 13,13,27 f., mit dem Bericht über einen leibfeindlichen Ausspruch des Kaisers, vgl. Amm. 25,4,7. Kritik am Auftreten Julians als Philosoph übte bereits die Stadtbevölkerung von Antiocheia, was dann diesen zur Abfassung des Misopogon veranlasste, vgl. Bonamente, Giuliano 136 f. Greg. Naz. or. 5,30 macht sich über Julian als „Sophist mit Kaiserkrone“ lustig, vgl. Bonamente, loc. cit. als es sich für einen so großen Princeps geziemt hätte Vielleicht ein Hinweis darauf, dass Eutrop selbst, der zur Umgebung Julians gehört hatte, sich nicht ausreichend belohnt fühlte. Ein ähnlich zwielichtiges Bild, in dem offenkundig Ressentiments über nicht gewährte materielle Wohltaten mitschwingen, bietet Libanios ep. 369 Foerster = 45 Fatouros / Krischer. Libanios betont, Julian sei zwar sehr großzügig gegenüber Freunden, er selbst zähle sich, auch ohne beschenkt worden zu sein, zu den Freunden

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Julians. In or. 18,201 f. wird zwischen Freunden unterschieden, die dankend auf die Annahme von Geschenken verzichten, während eine andere Gruppe zwar behauptet, materielle Güter zu verachten, sich aber dann gegen die proklamierten Prinzipien sehr bereitwillig beschenken lässt. die seinem Ruhm Wunden zufügten Auf welche Personen Eutrop hier zielt, lässt sich nicht erkennen. Bonamente, Giuliano 134 f. geht davon aus, dass es sich um Freunde Julians handelt, deren Fehlverhalten seinen Ruhm beeinträchtigten, z. B. Maximus, den Julian offen kritisieren musste, vgl. Eun. vit. soph. 7,4,1–7 und 16 f. Unterdrücker von Steuerabgaben, sofern das geschehen konnte Insbesondere in der Zeit, in der Julian als Caesar in Gallien war, suchte er sich gegenüber den Provinzialen als der (gegenüber Constantius) bessere Herrscher zu profilieren, indem er den Steuerdruck zu reduzieren suchte. Besonders deutlich wurde dies in den Auseinandersetzungen mit dem praefectus praetorio Florentius (PLRE 1,365 s. v. Florentius 10) um eine zusätzlich den Galliern auferlegte Steuerleistung, der sogenannten superindictio (Amm. 17,3,2–6). Vgl. zu dieser Politik E. Pack, Städte und Steuern in der Politik Julians. Untersuchungen zu den Quellen eines Kaiserbildes, Brüssel 1986, hier 89–94 sowie dens., 62–103 allgemein zu dessen Politik in Gallien. Ähnliche Maßnahmen der Abgabensenkung nach der Einnahme von Italien und Illyricum, vgl. Paneg. 3,9,1. Zum Verzicht Julians auf Kranzgold Amm. 25,4,15 und Lib. or. 16,19 p. 167 f. Foerster, zum Verzicht auf Abgaben in Antiocheia or. 7 (Misopogon), 365 b. S. ferner allgemein zur Programmatik der Abgabensenkungen Amm. 25,4,15; Lib. or. 18,282 p. 359 f. Foerster; Greg. Naz. or. 4,75 mit Pack, 61. Der Ruf als guter Regent (bei gleichzeitig zu tadelnder Religionspolitik) wurde auch später noch hervorgehoben, vgl. zu Ambr. obit. Valent. 21; Prud. apoth. 450–454 Bonamente, Giuliano 147 Anm. 51. von bürgerlicher Gesinnung Der Ausdruck civilis in cunctos fasst knapp zusammen, was für den Idealkaiser Traian in Eutr. 8,4 anhand einer Beschreibung seines Verhältnisses zu den diversen Statusgruppen ausführlicher beschrieben wird. Dort findet sich auch die ähnliche Wendung liberalis in cunctos. Zu modifizieren ist also Bordone, Komm. z. St. (442 Anm. 102): „La stessa espressione, civilis in cunctos, era stata adoperata da Eutropio a proposito di Traiano (8,4)“. nur eine mittelmäßige Sorge für die Staatskasse Im Grunde eine Variante des Vorangehenden. Dadurch, dass der Steuerdruck verringert wurde, waren die staatlichen Einnahmen reduziert. Ferner sorgte Julian –

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was mit einer Minderung des kaiserlichen Schatzes verbunden war – dafür, dass die Städte ihren Landbesitz und ihre Einnahmen zurückerhielten (vgl. Amm. 25,4,15), mit der Absicht, auf diese Weise, die Kulte wiederzubeleben. Angeblich wurden Streitigkeiten zwischen der kaiserlichen Finanzverwaltung und Privaten beglichen (Amm. 25,4,15), auch dies auf Kosten der kaiserlichen Seite. Ferner wurde die Vergrößerung des kaiserlichen Vermögens angeblich nicht angestrebt: numquam augendae pecuniae cupidus fuit (Amm. 25,4,15). begierig nach Ruhm Dieser Zug wird auch in anderen Charakterisierungen Julians festgehalten, vgl. Epit. Caes. 43,7 f.; Zonar. 13,13,26. Die Bemerkungen zur Maßlosigkeit sind vor allem auf die Entscheidung zum Perserkrieg zu beziehen, der zwar von Eutrop als Ruhmestat gefeiert wird, aber gleichwohl für das rasche Ende des Kaisers verantwortlich ist. Diese knappe Bemerkung ist mit anderen Äußerungen von heidnischer Seite zu verbinden, nach deren Urteil Julian durch die Mißachtung warnender Orakel und böser Vorzeichen aufgrund seiner Hybris sein Verhängnis ereilt, vgl. Amm. 23,1,6 f.; 24,6,16; D. Conduché, Ammianus Marcellinus und der Tod Julians, in: R. Klein (Hg.), Julian Apostata, Darmstadt 1978, 355–80; Bleckmann, Reichskrise 392. von Blutvergießen fernhielt Die antichristlichen Maßnahmen Julians beschränkten sich darauf, die heidnischen Kulte besonders zu fördern, ferner auf das sogenannte Rhetorenedikt und die Anheizung von innerchristlichen Rivalitäten. Zum Umfang der Maßnahmen gegen die Christen vgl. Th. Nesselrath, Kaiser Julian und die Repaganisierung des Reiches. Konzept und Vorbilder, Münster 2013, 37–42. In der christlichen Historiographie wurde Julian allerdings zum blutigen Verfolger. Vielleicht waren solche Traditionen Eutrop bereits bekannt, so dass er sich veranlasst fühlte, diese zu korrigieren. Von der Verfolgungspolitik Julians distanzierten sich in der Zeit der Valentiniane auch andere Intellektuelle, die den Toleranzkurs der neuen Regierung unterstützen wollten, vgl. bereits die Ermunterung Jovians zur Toleranz und die Kritik an Julian bei Them. or. 5,67 c–69 a mit Bonamente, Giuliano 160. dem Marcus Antoninus nicht unähnlich Es ist unklar, ob der Vergleich mit Mark Aurel von der ähnlichen Haltung gegenüber den Christen ausgeht oder sich auf die Nähe zum Philosophenhabitus bezieht. Die Haltung zu den Christen könnte man als ähnlich beschreiben: Mark Aurel verachtete die Christen, hat aber selbst keine Kapitalprozesse gegen Christen betrieben, wenn auch die Märtyrer von Lyon 177, also in seiner

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Regierungszeit, gestorben sind. Zur Ähnlichkeit in der Einstellung der beiden Kaiser zu Christen bzw. Juden vgl. die allerdings unklaren Darlegungen bei Amm. 22,5,4–5, bei dem Julian zwar Marcus nacheifert, den genauen Sinn seines Diktums aber nicht versteht, s. den Kommentar von den Boeft / Drijvers / den Hengst / Teitler, Ammianus Marcellinus XXII 61 f. Möglich und wahrscheinlich ist, dass die insgesamt lobenden Bemerkungen mit einem vollen Klang und dem allgemeinen Hinweis auf die Nachahmung des Philosophenherrschers durch Julian endeten. Dass Mark Aurel das Modell Julians war, ist bekannt, vgl. nur Iul. imp. Caes. 14, 317 c; Amm. 16,1,4, ferner 21,16,11 (Constantius ahmt, im impliziten Kontrast zu Julian, Mark Aurel nicht nach). S. auch die Diskussion bei Bonamente, Giuliano 145 f.; Bordone, Komm. z. St. (444 Anm. 106). 17. (1) als Domesticus Die domestici bzw. protectores stellten den Generalstab des Kaisers, die unter dem Befehl des comes domesticorum standen. Bei Ammian ist Jovian domesticorum ordinis primus (25,5,4). durch sein eigenes (sc. Ansehen) Dass Jovian durch die Prominenz seines Vaters Varronianus den Soldaten empfohlen wurde, behauptet auch Amm. 25,5,4: domesticorum ordinis primus, paternis meritis mediocriter commendabilis. erat enim Varroniani notissimi comitis filius. Versorgungsmangel In Wirklichkeit war schon der Rückzug Julians durch Versorgungsmängel und militärische Rückschläge gezeichnet, vgl. Amm. 25,2,1 und (übertrieben zur Notlage der Armee) Philost. (KFHist E 7) 8,1. Die Verantwortung für den ungünstigen Friedensschluss wird ganz von Julian auf Jovian verlagert. uno … atque altero proelio Zur Verwendung dieser Phrase im Sinne von „einige“ (aliquot) s. ThLL s. v. atque, ac Sp. 1071,3–8. in dem einen oder anderen Kampf besiegt worden war Vgl. die Übersetzung von Bird: „in one or two battles“. Dagegen geht Bordone von wirklich zwei Schlachten aus: „sconfitto dai Persiani in un primo e in un secondo combattimento.“ Eutrop meint die Reihe der Scharmützel, die nach dem Tode Julians zwischen dem sich zurückziehenden römischen Heer und den Persern ausgetragen wurden, vgl. Festus 29,1 (cum … Persae crebris incursibus, nunc a fronte, nunc a tergo, mediorum quoque latera incursantes iter agminis morarentur); Amm. 25,5,9; 6,2–15 sowie Zos. 3,30,2–5. Ammian betont, dass die Römer dabei insgesamt siegreich bleiben, vgl. 25,7,5. Das Versagen Jovians besteht für Ammian darin, dass er die günstige Situation nicht benutzte, um mit der Corduene römisch kontrolliertes Gebiet zu erreichen. Bei Zosimos entspricht die kritische

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Lage, in die die Armee durch das Nachsetzen der Perser gerät, eher dem von Eutrop entwickelten Bild. Teil des römischen Reiches Die Konzessionen beinhalteten die Aufgabe der Oberherrschaft von Armenien, von einigen transtigritanischen Satrapien, von römischen Kastellen am östlichen Tigrisufer sowie den östlichen Teil des römischen Mesopotamien, insbesondere die Aufgabe von Nisibis. Zum Tableau s. G. Greatrex / S. N. C. Lieu. The Roman Eastern Frontier. Part 2, AD 363–630, London / New York 2002, 1–9. Die Einbußen werden von Eutrop deutlich übertrieben. (2) annis – erat Bei dem summarischen Rückblick auf seinen Berichtszeitraum annis mille centum et duobus de viginti fere, ex quo Romanum imperium conditum erat verwendet Eutrop (wie schon 7,1,1) die einschränkende Partikel fere, womit er wahrscheinlich auf die Unsicherheit des chronologischen Rahmens hinweisen will. Wenn man vom Todesjahr des Jovian 1.118 Jahre zurückrechnet, landet man bei 754 v. Chr. als Jahr der Stadtgründung. Vgl. den Boer, Some Minor Roman Historians 137. zu keinem Zeitpunkt Zur Gegenüberstellung von Jovianfrieden und von republikanischen Exempeln, in denen ungünstige Friedensschlüsse sofort wieder rückgängig gemacht wurden, s. die Einleitung. Offenkundig befürwortete Eutrop in ähnlicher Weise wie Festus eine aggressive Politik des Valens an der Ostgrenze. In einer Perspektive, die die Gesamtheit der römischen Geschichte in den Blick nimmt und immer wieder in diesem Gesamtverlauf als Zäsuren markiert, wird die Ungeheuerlichkeit des gerade geschlossenen Friedens überbetont, indem demonstrativ diesem die 1.118 Jahre einer abweichenden ehrwürdigen Tradition gegenübergestellt werden. Diskutiert wird in der Forschung, was eigentlich nach Eutrop „zu keinem Zeitpunkt“ in der römischen Geschichte geschehen sein soll. Haben die Römer nie zuvor Gebiete, die sie erobert hatten, wieder abgegeben und bezieht sich Eutrop somit nur auf den letzten Teil seines Satzes (nonnulla imperii Romani parte tradita)? Oder haben sie niemals zuvor explizit einen notwendigen, aber schmachvollen (mit Opfern verbundenen) Friedensvertrag geschlossen? Den Boeft u. a., Ammianus Marcellinus XXV 299 gehen davon aus, dass Eutrop nicht explizit einen ungünstigen Friedensvertrag mit Gebietsabtretungen meine, sondern behaupte, die Römer hätten zu keinem Zeitpunkt Gebiete unter welchen Umständen auch immer aufgegeben. Sie wenden sich damit gegen F. Paschoud, Cinq études sur Zosime, Paris 1975, 193 f. Der mit quod eingeleitete Satz muss aber sich auf den gesamten vorangehenden Satz mit dem Subjekt (pacem) fecit

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beziehen, so dass es nur, wie von Paschoud festgehalten, um die Abtretung von Gebieten durch einen ungünstigen Frieden gehen kann. Das wird auch aus den folgenden Bemerkungen zu den Legionen nach der Niederlage an den Caudinischen Pässen deutlich, wo ein Friedensschluss, angeblich nur eine sponsio, trotz der Schande der Niederlage gerade nicht zu Gebietsabtretungen führte, auch wenn er ohnehin dann seitens der Römer kassiert wurde. Zur tendenziösen Korrektur der Ereignisse um den in Wirklichkeit durchaus abgeschlossenen Frieden mit den Samniten durch die Annalistik, vgl. L. Grossmann, Roms Samnitenkriege. Historische und historiographische Untersuchungen zu den Jahren 327–290 v. Chr., Düsseldorf 2009, 74–78. Die beiden anderen von Eutrop genannten Exempla sind weitere Fälle, in denen ungünstige von den Feldherren abgeschlossene sponsiones anschließend von Senat und Volk kassiert werden, nämlich die sponsio des Hostilius Mancinus bei Numantia 137, vgl. zu den Beziehungen zum Frieden nach der Niederlage bei den Caudinischen Pässen Grossmann, 78 f. mit weiterer Literatur, sowie anscheinend, auch wenn Eutrop selbst zuvor nur den Frieden des Calpurnius Bestia nennt (Eutr. 4,26,1), die vom Senat kassierte Vereinbarung des Aulus Postumius Albinus nach der Niederlage gegen Iugurtha (Sall. Iug. 38,1–10). Es kommt also darauf an, einen Friedensschluss, wenn er denn erfolgt ist, nicht umzusetzen, sondern zu kassieren. die aus dem Vertrag sich ergebende Notwendigkeit Gegenüber den klagenden Bewohnern von Nisibis, deren Evakuierung gemäß der vertraglichen Verpflichtung vorgenommen wurde, bzw. ihrem Repräsentanten Silvanus betonte Jovian in angeblich verletzender Form, nicht gegen den Eid des Vertrags verstoßen zu können und daher die Stadt den Persern überlassen zu müssen, vgl. Amm. 25,9,4 und Joh. Mal. 13,27 p. 259,8–15 Thurn. Kritiker wie Eutrop äußerten die Erwartung, der Kaiser hätte nach Erreichung der sicheren Grenze eine konsequente und vertragstreue Umsetzung des Friedens verweigern sollen. Jovian hätte also sich nicht verpflichtet fühlen dürfen, sie Vertragsbedingungen umzusetzen. (3) dum Zum kausalen dum vgl. H.-Sz. 614 f. wenig Sorge um den Ruhm Jovian soll also aus Angst vor einem möglichen Rivalen die gloria, sprich den Kampf gegen die Perser, vernachlässigt haben. Dieser Vorwurf wird auch bei Amm. 25,9,8 formuliert: dum extimescit aemulum potestatis habe Jovian eine für das Reich unwürdige Tat begangen und sei auf den Friedensschluss eingegangen. Die Wendung Eutrops „während er sich im Orient aufhielt“, bezieht sich auf

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den Aufenthalt in der Präfektur Oriens, während dessen Jovian sich bemühte, die beiden anderen Drittel des Reiches, die Präfektur Gallien und Illyricum, rasch unter seine Kontrolle zu bringen, bevor in diesen Teilen ein Rivale die Macht an sich riss. Das wird von Ammian deutlich erklärt, vgl. Amm. 25,8,8–11 (Kontrolle der Kommanden in Illyricum und Gallien) sowie 25,9,8, wo Jovian sich beeilt, dass sich die Nachricht von seiner baldigen Ankunft verbreitet und wo aus diesem Grund die Verhältnisse an der Ostgrenze durch den schändlichen Friedensvertrag vernachlässigt werden. an den Grenzen Galatiens Nämlich in Dadastana, an der Grenze zwischen Galatien und Bithynien, gut 180 km weit von Ankyra, vgl. Amm. 25,10,12; Hier. chron. 243 e. Destephen, Le voyage impérial 366 mit weiteren Belegen. 18. (1) anzuzünden befohlen hatte Wie Ammian 25,10,12 f. und Zonar. 13,14,11 f. (aus der Leoquelle) bietet der Zeitgenosse Eutrop eine detaillierte Analyse möglicher Ursachen des Todes Jovians. Eutrop berichtet am deutlichsten von drei zu trennenden verschiedenen Versionen zur Todesursache, während bei Zonaras alle Ursachen ineinandergreifen. Nur zwei Ursachen bei Philost. 8,8,2 f. S. zu diesen Versionen den Kommentar KFHist E 7, 2, 425 f. Die genaue Deutung der Beziehungen zwischen den Quellen wird dadurch kompliziert, dass Ammian offenkundig in einigen Teilen seiner Ausführung Eutrop konsultiert hat, vgl. Kelly, Ammianus 243–46. (2) ut – tradunt Zur Phrase vgl. phil. Komm. zu 1,1,2. wohlwollenden Haltung der Kaiser, die ihm folgten An sich hat Jovian, den weder besondere Verdienste für die Kaiserherrschaft empfahlen und der auch in seiner Regierung nur außenpolitische Fehlentscheidungen zu verantworten hatte, keinen Anspruch auf die Divinisierung, die er nur der Gutmütigkeit seiner Nachfolger Valentinian und Valens zu verdanken hat. Zur Divinisierung vgl. ILS 1253 und 4938. (3) erhabeneren Stil Die Zeit der gegenwärtigen Kaiser Valentinian und Valens wird im Breviarium nicht mehr behandelt. Die Darstellung dieser Zeit ist in einem rhetorisch aufwendigeren, sprich panegyrischen, Stil zu leisten. Zur Problematik F. Paschoud, Wie spricht man vom lebenden Kaiser, in: K. Vössing (Hg.), Biographie und Prosopographie, Stuttgart 2005, 103–18, hier 110, mit Belegen für ähnliche Passagen, z. B. Ruf. Fest. 30,1; Hier. chron. pr. p. 7,3–9 Helm; Hist. Aug. quadr. tyr. 15,10. Diskussion von Amm. 31,16,9 (mit 26,1,1) bei Paschoud, 111–18.

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Das Ende Eutrops ist hier konventioneller als dasjenige bei Aurelius Victor, bei dem es den Anschein hat, dass er noch über den lebenden Constantius II. partiell Kritisches äußert (42,25), bzw. als das in der Epitome de Caesaribus, die einen Panegyricus des lebenden Theodosius in ihr Geschichtswerk integriert, vgl. dazu Paschoud, 109.