Eusebius Als Historiker Seiner Zeit

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Eusebius Als Historiker Seiner Zeit

Table of contents :
E i n l e i t u n g . Eusebius' Kirchengeschichte als Quelle ihrer Zeit.. ι
K a p i t e l ι. Die Märtyrer von Palästina 6
§ ι . Die Märtyrer von Palästina und das VIII. Buch der
KG 6
§ 2. Die Abhängigkeit des VIII. Buchs der KG. von den
Märtyrern von Palästina i6
§ 3. Die »Märtyrer von Caesarea« und die »Märtyrer von
Palästina« 26
K a p i t e l 2. Der Aufbau und die Entwicklung des VIII. Buchs
der KG 33
§ ι. Die Epitome über die Martyrien (742,9—770,23^... 34
§ 2. Die Märtyrerliste 772, ι—29 und die Dauer der Christenverfolgung
40
§ 3. Die Reichs- und Kaisergeschichte im VIII. Buch.. 47
a) Die Epitome und die Reichsgeschichte 47
p) Die älteste Fassung der Reichsgeschichte 49
l ) Die Kaisergeschichte 58
§ 4. Die Palinodie 65
§ 5. Die sog. Appendix des VIII. Buchs 76
§ 6. Der ursprüngliche Aufbau des VIII. Buchs und die
weitere Geschichte seines Textes 84
K a p i t e l 3. Kaiser Maximinus und das I X . Buch der KG 96
§ ι. Wodurch wurde Maximin zur Aufgabe der Christenverfolgung
gezwungen? 97
§ 2. Der dreifache Tod Maximins 100
§ 3. Hungersnot, Pest und Armenischer Krieg 103
§ 4. Die Tyrische Urkunde 106
§ 5. Theoteknos und die Anhänger Maximins 1 1 5
§ 6. Die Bezeichnung des Kaisers Maximin 1 1 6
§ 7. Maximins Sturz 135
Laqueur, Eusebius.
§ 8. Die Schlacht an der Mulvischen Brücke und die Mailänder
Abmachungen 146
§ 9. Zwei heidnische Quellen zur Kaisergeschichte 150
§ 10. Pest und Hungersnot nach der Schilderung von 822,12
—826,19 160
§ I i . Das Schreiben Maximins an Sabinus und des Kaisers
»letzte« Urkunde 163
§ 12. Konstantin als Retter des Christentums 180
§ 13. Das Dankgebet und der Abschluß des IX. B u c h s . . . 182
§ 14. Die Geschichte des IX. Buchs l88
K a p i t e l 4. Das X. Buch 192
§ ι. Der Kampf zwischen Licinius und Konstantin nebst
einer Betrachtung der beiden Konstantinischen
Quellen 193
§ 2. Die Urkundensammlung im X. Buch 201
K a p i t e l 5. Der ursprüngliche Umfang der KG 210
S c h l u ß 212

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ARBEITEN ZUR K I R C H E N G E S C H I C H T E H E R A U S G E G E B E N VO N EMANUE L H I R S C H UN D HAN S LIETZMAN N 11

EUSEBIUS ALS H I S T O R I K E R SEINER ZEIT VON

RICHARD LAQUEUR O R D . P R O F E S S O R FÜ R ALT E G E S C H I C H T E AN DE R UNIVERSITÄ T G I E S S E N

BERLIN UND LEIPZIG 1929 VERLAG VON WALTER DE GRUYTER & CO.

Druck vo n Walte r d e Gruyte r & Co. , Berli n W 1 0

Vorwort.

D

ie erste n Anfäng e de r vorliegende n Untersuchunge n reichen in die Zeit zurück, als Ed. Schwartz seine Ausgabe der Kirchengeschicht e de s Eusebiu s abgeschlosse n vorlegte . Wer gewohn t war , i n de n handschriftliche n Variante n nicht s als Fehle r vo n Redaktore n ode r Abschreiber n z u sehen , mußte au f da s tiefst e vo n de r Tatsach e erreg t werden , da ß Schwartz a n eine r Zah l vo n Stelle n de n Nachwei s liefer n konnte, da ß di e verschiedene n Handschrifte n bzw . Hand schriftengruppen diejenige n Textesformulierunge n wieder gaben, welch e Eusebiu s selbs t i n de n verschiedene n Epoche n seiner Schriftstellere i gegeben hatte . Au s angebliche n Fehler n der Handschrifte n wurde n somi t wichtig e Dokument e fü r den Werdegan g de r Schrif t un d ihre s Verfassers . E s ma g hier unerörter t bleiben , o b un d wiewei t dies e Entdeckun g ganz allgemei n z u eine r Erschütterun g unsere r textkritische n Methoden führe n muß; siche r is t jedenfalls , daß fü r die Kriti k der KG . des Eusebius die Beobachtungen vo n Schwart z durch schlagend sin d un d auch , sovie l ic h weiß , keine n Widerspruc h erfahren haben . Schwartz ha t auc h bereit s de n Versuc h gemacht , dies e verschiedenen Lesungen , welch e Zeuge n de r Entwicklun g de s Autors waren , i n Verbindun g mi t de r bereit s frühe r grund sätzlich richti g erkannte n allmähliche n Ausgestaltun g de r KG. selbst z u setzen , un d das , was e r hierbe i positi v ausge sprochen hat , verträg t vielleich t hi e un d d a ein e Kritik , is t jedoch — au f da s Ganz e gesehe n — unbeding t richtig. Abe r Schwartz ha t nu r eine n verhältnismäßi g kleine n Tei l de r

IV

Vorwort.

Probleme in s Aug e gefaßt , un d die s is t di e Stelle , a n de r meine eigene n erste n Versuch e vo r alle m i m IX . Buch e de r KG. einsetzten ; wen n hie r ζ . B. de r To d Maximin s al s histo rischer Vorgan g dreima l erzähl t wir d un d davo n zweima l mi t ganz verschiedene r Auffassung , dan n wa r mi t de r Annahm e kleiner Korrekture n nich t meh r auszukommen ; di e Wider sprüche häufte n sich ; einma l hie ß es , di e Verfolgun g vo n 311—313 se i vie l furchtbare r al s di e vo n 303—31 1 gewesen , das ander e Mal , si e wär e nu r ei n schwache r Nachklang ; ein mal erschie n Diocletia n al s de r Veranlasse r de r Christen verfolgung, dan n wiederu m wurd e Galeriu s mi t demselbe n Worte charakterisiert usw . Daz u kam etwas anderes: manche r Satz mußt e trot z beste r Überlieferun g un d korrekte r Form vo n Schwart z al s unverständlic h bezeichne t werden ; sobald e r jedoc h i n ein e ander e Verbindun g hineingestell t wurde, fiel jeder Ansto ß fort . Abe r dies e un d ähnliche Einzel beobachtungen, di e i n di e vorliegend e Schrif t übernomme n worden sind , schlosse n sic h z u keine m Bild e zusammen , bi s mir vo r einige n Jahre n diejenig e Feststellun g gelang , di e nunmehr de n Ausgangspunk t de s Ganze n bilde n sollte : de r sogenannte Trakta t übe r di e Märtyre r vo n Palästin a bildete , wie Überlieferung , Zitate , Anfan g un d End e de r Schrif t er weisen, einst eine n Teil de s VIII. Buche s de r KG . un d wurd e dort ers t späte r durc h di e allgemein e Übersich t übe r di e Märtyrer de r gesamte n οικουμέν η ersetzt . Diese s Phänome n erklärte sic h einfac h au s de r Tatsache , da ß Eusebius , de r i m Jahre 3 1 1 dara n ging , di e Geschicht e de r soebe n beendete n Verfolgung (303—311 ) z u schreiben , un d de r si e im Jahr e 31 3 durch eine n Anhan g übe r di e Maximinisch e Verfolgun g (31 2 —313) erweiter n wollte , kei n andere s Material zu r Verfügung hatte al s dasjenige , welche s au s seine r nächste n Umgebun g stammte. Ers t nac h de m endgültige n End e de r Christen verfolgung (313 ) konnt e e r sic h schrittweis e i n den Besitz de r notwendigen Unterlage n au s de m gesamte n Gebie t de s römi schen Reiche s setzen , di e ih m nunmeh r gestatteten , a n di e Stelle de r eigenen , zufällige n Beobachtunge n da s systematisc h gesammelte neue Material treten zu lassen. Zeigt e sich nun aber

Vorwort.

Y

Eusebius selbs t au f de m eigentlic h christliche n Gebie t i n de n Jahren 3 1 1 — 3 1 3 noc h mangelhaf t orientiert , s o kann man be i dem Palästinense r natürlic h ers t rech t nicht s andere s i n de r Kaiser- un d Reichspoliti k erwarten , un d dami t wa r de r We g zum Verständni s de s Aufbau s de s Werke s erschlossen . So wohl 3 1 1 , wi e auc h 3 1 3 wußt e Euse b vo n de r große n Ge schichte de r unmittelba r vorangehende n Zei t kau m meh r wi e nichts; di e Epoch e Maximins , de r jetz t da s ganz e I X . Buc h gewidmet ist , wa r anfänglic h nu r i n eine m kurzen , wi e sic h errechnen läßt , kau m 3 Seite n lange n Anhan g de s VIII. Buch s zur Darstellun g gebracht ! Damit is t zugleic h gesagt , wodurc h sic h di e vorliegend e Schrift grundsätzlic h vo n de r Auffassun g vo n Ed . Schwart z unterscheidet; diese r ha t zwa r richti g erkannt , da ß da s Wer k mit de m Fortschreite n de r Ereigniss e jedesma l a m End e er gänzt wurde , un d auc h betont , da ß dies e Ergänzunge n hie r und d a z u eine r Korrektu r de s Übrige n geführ t haben . Abe r er ha t dies e Veränderunge n nu r a n de r Oberfläch e gesuch t und ih r Ausma ß star k unterschätzt . Demgegenübe r wir d di e vorliegende Untersuchun g z u zeige n haben , wi e da s alt e dürf tige Geripp e de r Verfolgungsgeschicht e allmählic h durc h di e Einarbeitung ne u erschlossene r Quelle n aufgefüll t wurde. Da ß diese letztere n historisc h besonder s interessan t sind , wil l ich nicht leugnen , un d vo r alle m is t di e Gewinnung eine s officiosus, der noc h u m 325 , d . h. i n de n Tage n vo n Nicaea , di e Politi k des Konstanti n vo m Standpunk t de r römische n Aristokrati e verteidigte, woh l geeignet , di e Auffassun g diese s Kaiser s wesentlich umzugestalten . Abe r übe r solche , gewi ß wichtig e Einzelfeststellungen hinau s lieg t mi r doc h vo r alle m a n de r Erkenntnis, da ß di e sons t üblich e Art , eine n historische n Tex t für di e geschichtlich e Erkenntni s auszunutzen , eine r Quell e wie de r KG . gegenübe r völli g versage n muß . E s is t nich t etw a so, da ß ma n di e analytisch e Textbetrachtun g auc h beiseit e lassen un d doc h da s Materia l verwerte n könnte ; vielmehr handelt e s sich u m da s allerprimitivst e Verständni s de s Textes , und ich mu ß bestreiten , da ß auc h nu r ein e sinnvoll e Über tragung ohn e Berücksichtigun g diese r Moment e möglic h ist .

ΥΙ

Vorwort.

Einem solche n Problemkomple x gegenübe r scheiter t ebe n die vielgeübt e Scheidun g zwische n Quellenkriti k un d geschicht licher Erfassun g de r Zusammenhänge . Woh l gib t e s histo rische Quellen , di e wirklic h nicht s andere s sin d al s Sammel becken, au s dene n ma n da s Materia l herausschöpfe n kann , ohne da ß ma n sic h vie l u m di e weitere n Verbindunge n z u kümmern braucht . I n solche n Fällen , w o e s sic h nu r u m da s Stoffliche handel n kann , is t e s durchau s möglich , da ß de r Historiker vo n Quellenkriti k absieh t un d sic h nu r seine r auf bauenden Arbei t zuwendet . Abe r Eusebiu s selbs t un d sein e verschiedenen Quelle n sin d a n sic h historisch e Erscheinungen , deren Bedeutun g fü r di e Epoch e nich t überschätz t werde n kann. I n de r Zei t Konstantin s handel t e s sic h u m geistig e Auseinandersetzungen, un d s o weni g ma n verkenne n darf , daß machtpolitisch e Frage n ihre n große n Einflu ß ausgeüb t haben, di e Kirch e is t damal s ebens o un d nu r i n stärkere m Maße ein e geistig e Kraf t gewesen , wi e di e i n de r alte n Er innerung lebend e un d vo n ih r genährt e Ideenwel t de r römi schen Adelskreise . Konstanti n ha t al s wirklic h große r Staats mann Ide e un d physisch e Mach t nich t gegeneinande r gestellt , sondern gewußt , daß , wen n ma n di e Mach t gewinne n wollte , die geistige n Kräft e gepfleg t werde n mußten . Die s abe r ge schah durc h di e groß e politisch e un d religiös e Propaganda , die wi r i n ihre n mannigfache n Schattierunge n au s de m Werk e des Eusebiu s feststelle n könpen . S o hoff e ich, da ß di e Schrift , die ihre r Zielsetzun g nac h nich t au f Konstantin s Politi k a n sich eingehe n konnte , doc h dadurc h z u ihre m Verständni s beiträgt, da ß si e immittelba r diejenige n Erscheinunge n er greift, welch e fü r de n Kaise r real e Bedeutun g hatten . Daß diese r Versuch , da s Wer k de s Eusebiu s z u verstehen , ohne di e Arbeite n vo n Schwart z nich t hätt e unternomme n werden können , brauch e ic h woh l kau m ers t z u betonen . Be i der Durchführun g de r Aufgab e ha t sic h allerding s di e Not wendigkeit ergeben , mi t de r von Schwart z gewiesene n Method e eine ander e Techni k de r Textbehandlun g z u verbinden . Si e wird mi r voraussichtlic h manche n Angrif f eintragen , un d doc h vertraue ic h darauf , da ß di e i n de m Buch e entwickelte n grand -



Vorwort.

legenden Thesen von der ursprünglichen Stellun g des Märtyrertraktats i m VIII . Buc h de r KG . un d vo n de r einstige n knappen Behandlun g de r Maximinische n Verfolgun g i m An hang de s VIII . Buche s s o gesicher t sind , da ß si e umgekehr t dazu beitrage n werden , di e Anerkenntni s eine r Method e z u fördern, z u dere n Aufstellun g wi r un s doc h nu r durc h de n Zwang, de n Tex t sachgemä ß z u erklären , veranlaß t sehen . Wer als o den vorgezeigten We g grundsätzlic h ablehne n wollte , müßte etwa s Andere s un d Bessere s a n di e Stell e setzen , u m die aufgewiesene n Schwierigkeite n auszudeuten . Besonders herzliche n Dan k sprech e ic h Herr n Professo r Lietzmann aus , de r de r Abhandlun g Rau m i n de n »Arbeite n zur Kirchengeschichte « gegebe n hat . Gießen, de n i . Jul i 1928 . Richard Laqueur .

Nachschrift. Im Begriffe , das imprimatur unte r da s Vorwort z u setzen , erhalte ic h de n vo n mi r au f S . 3 al s noc h nich t erschiene n bezeichneten II . Bd . de r englischen Eusebiusausgab e vo n Law lor und Oulton (1928) . I n diesem ist auf S . 2—11 th e evolution of th e wor k behandelt . Da s hie r entworfen e Bil d vo n de r Entstehung de r KG . stimm t etwa-mi t de m überein , wa s ic h im Vorwor t sowi e au f S . 1— 3 al s gegenwärtig e Auffassun g vom Entstehe n de r KG . bezeichne t habe . Insofer n kan n mir dies e wege n ihre r grundsätzliche n Einstellun g wichtig e und seh r zuverlässig e Schrift , dere n Hauptgewich t übrigen s auf de m Kommenta r ruht , keine n Anla ß z u Änderunge n ode r erneuter Behandlun g geben . Doc h finden sic h einig e Einzel beobachtungen, di e ic h übersehe n hab e un d di e ic h hätt e verwenden können, um meine Auffassung weiterhin zu stützen. Das Wichtigst e dar f ic h kur z herausheben . S . 5 wir d auf gezeigt, da ß 756 , 25 ff. nac h 31 2 geschriebe n sei n müsse n ; durch dies e richtig e Beobachtun g wir d bestätigt , da ß di e Epitome übe r di e Martyrien , vo n de r 756,2 5 ff. ei n inte -

Vili

Vorwort.

grierender Tei l ist , al s Ersat z de s Traktat s späte r al s da s VIII. Buc h geschriebe n wurde . S . 8 is t ma n de r Erkennt nis, da ß de r Trakta t eins t zu m V I I I . Buc h gehörte , nahe gekommen; di e Thes e allerdings , da ß Eusebiu s ih n au f da s VIII. Buc h hab e folge n lassen , is t scho n angesicht s de r Wiederholungen i n beide n Texte n unmöglich . S . 9 wir d durch eine n Vergleic h de r beide n Fassunge n de s Traktat s nachgewiesen, da ß di e Wort e αύτο υ T e το Ο ΜαΗιμίνο υ κα ι τών όμφ ' αύτό ν (924 , 28 ) nachträglic h hinzugefüg t sind; hier durch erhäl t unser e au f andere m Weg e gewonnen e gleich lautende Behauptun g S . 13 4 ein e wesentlich e Stütze .

Inhaltsübersicht. Seite

E i n l e i t u n g . Eusebius ' Kirchengeschicht e al s Quell e ihre r Zeit. . ι K a p i t e l ι . Di e Märtyre r vo n Palästin a 6 § ι . Di e Märtyre r vo n Palästin a un d da s VIII . Buc h de r KG 6 § 2 . Di e Abhängigkei t de s VIII . Buch s de r KG . vo n de n Märtyrern vo n Palästin a i § 3 . Di e »Märtyre r vo n Caesarea « un d di e »Märtyre r vo n Palästina« 2 K a p i t e l 2 . De r Aufba u un d di e Entwicklun g de s VIII . Buch s der K G 3 § ι . Di e Epitom e übe r di e Martyrie n (742,9—770,23^.. . 3 § 2 . Di e Märtyrerliste 772, ι—29 und die Dauer der Christenverfolgung 4 § 3 . Di e Reichs - un d Kaisergeschicht e i m VIII . B u c h . . 4 a) Di e Epitom e un d di e Reichsgeschicht e 4 p) Di e ältest e Fassun g de r Reichsgeschicht e 4 l ) Di e Kaisergeschicht e 5 § 4 . Di e Palinodi e 6 § 5 . Di e sog . Appendi x de s VIII . Buch s 7 § 6 . De r ursprünglich e Aufba u de s VIII . Buch s un d di e weitere Geschicht e seine s Texte s 8 K a p i t e l 3 . Kaise r Maximinu s un d da s I X . Buc h de r K G 9 § ι . Wodurc h wurd e Maximin zu r Aufgabe der Christenverfolgung gezwungen ? 9 § 2 . De r dreifach e To d Maximin s 10 § 3 . Hungersnot , Pes t un d Armenische r Krie g 10 § 4 . Di e Tyrisch e Urkund e 10 § 5 . Theotekno s un d di e Anhänge r Maximin s 1 1 § 6 . Di e Bezeichnun g de s Kaiser s Maximi n 1 1 § 7 . Maximin s Stur z 13 Laqueur, Eusebius . b

6 6 3 4 0 7 7 9 8 5 6 4 6 7 0 3 6 5 6 5

χ

Inhaltsübersicht. Seite

§ 8 . Di e Schlach t a n de r Mulvische n Brück e un d di e Mai länder Abmachunge n 146 § 9 . Zwe i heidnisch e Quelle n zu r Kaisergeschicht e 15 § 10 . Pes t un d Hungersno t nac h de r Schilderun g vo n 822,1 2 —826,19 16 § I i . Da s Schreibe n Maximin s a n Sabinu s un d de s Kaiser s »letzte« Urkund e 16 § 12 . Konstanti n al s Rette r de s Christentum s 18 § 13 . Da s Dankgebe t un d de r Abschlu ß de s IX . B u c h s . . . 18 § 14 . Di e Geschicht e de s IX . Buch s l8 K a p i t e l 4 . Da s X . Buc h 19 § ι . De r Kamp f zwische n Liciniu s un d Konstanti n nebs t einer Betrachtun g de r beide n Konstantinische n Quellen 19 § 2 . Di e Urkundensammlun g i m X . Buc h 20

0 0 3 0 2 8 2

3 1

K a p i t e l 5 . De r ursprünglich e Umfan g de r K G 21

0

S c h l u ß 21

2

Einleitung. Eusebius' Kirchengeschicht e al s Quell e ihre r Zei t

Die Vor - un d Nachteil e eine r zeitgeschichtliche n Quell e gegenüber eine r solchen , welch e Ereigniss e de r Vergangen heit schildert , sin d un s vertraut . Al s wichtigste n Vortei l pflegen wi r e s z u betrachten , da ß de r Historike r de r eigene n Zeit — de n gute n Wille n vorausgesetz t — i n de r Lag e ist , den äußere n Gang de r Ereigniss e i n verhältnismäßi g einwand freier Weis e festzustellen , un d da ß infolg e desse n Irrtümer , wie si e de m Benutze r fremde r Quelle n unterlaufe n können , oder Kombinationen , wi e si e unte r Umstände n zu r Ergänzun g von Lücke n de r Überlieferun g nöti g sind , be i zeitgenössische n Quellen nich t i n Rechnun g gestell t werde n müssen . Abe r auc h dieser Sat z bedar f eine r gewichtige n Einschränkung , di e wi r uns i n gan z einzigartige r Weis e a n de n dre i letzte n Bücher n der KG . de s Eusebiu s kla r mache n können . Es is t ei n sichere s 1 Ergebni s de r wissenschaftliche n For ') Die s dar f gesag t weide n trot z ode r gerad e wege n de s Zerr bildes, da s H . Leclercq i m Dictionnaire d'archéologi e chrétienn e V 1922 , 767 ff. vo n de n Forschunge n a n de r K G . de s Euse b entworfe n hat . Soweit hie r unsachlich e Angriff e gege n di e »Deutsch e Wissenschaft « — w o bleibe n übrigen s sei n Landsman n Vitea u un d de r Englände r Lawlor? — vorliegen , wir d ma n si e i n eine m 192 2 erschienene n Aufsat z ignorieren dürfen . Abe r di e Sucht , sic h i n erhabene r Positu r lusti g z u machen, ha t Leclerc q de n Blic k dafü r getrübt , da ß e r selbs t i m wesent lichen au f de m Bode n de r vo n ih m geschmähte n Wissenschaf t steht . Wenn e r da s Wer k de s Euse b al s un e oeuvr e vivant e bezeichnet , wen n er darlegt , da ß de r Auto r unte r de m Zwan g de r Entwicklun g bal d da , bald dor t Nachträg e i n de n T e x t eingefüg t hat , s o is t die s j a nicht s anderes, al s wa s di e geschmäht e Wissenschaf t gelehr t hat . De r einzig e Punkt, i n de m L . sachlic h abweicht , komm t angesicht s diese r prin zipiellen Übereinstimmun g ga r nich t i n Betracht . Leclerc q wende t sic h L a q u e s i , Eusebius . 1

2 Eusebius

' Kirchengeschicht e al s Quell e ihre r Zeit .

schung de r letzte n Jahrzehnte , da ß diese s Werk , welche s a m Anfang de r kirchengeschichtliche n Literatur steht , nich t sofor t in de m Umfang e entstande n ist , de n e s heut e hat . Allerding s bestehen auc h i n diese m Problemkrei s unterschiedlich e An sichten i n erste r Lini e übe r di e Frage , o b Eusebiu s bereit s vo r bzw. be i Begin n de r letzte n Christenverfolgun g (303 ) di e Grundgedanken eine r bi s z u seine r Zei t reichende n un d au f 7 Büche r bestimmte n KG . entworfe n hatt e ode r o b e r — auf Grun d frühe r gesammelte r Materialie n — unmittelba r nach de m End e de r große n Verfolgun g (311 ) sei n Wer k sofor t von de m Gesichtspunkt e au s gestalte t hat , da ß e s i n di e Schil derung diese r Verfolgun g un d de r si e abschließende n Palinodi e ausmünden sollt e un d dementsprechen d au f 8 Büche r vo n vornherein berechne t war , ein e Anschauung , wi e si e vo r alle m Ed. Schwart z imme r wiede r vertrete n hat® . Fü r unsere n gegen di e Annahm e vo n vie r verschiedene n »Ausgaben « de r KG. , un d in de r Ta t möcht e auc h ic h diese n Ausdruc k liebe r vermeiden , d a e r die Vorstellun g erweckt , al s se i dami t jedesma l ei n i n sic h geschlossene s fertiges Ganze s herausgegebe n worden . Da s aber , worau f e s fü r da s Verständnis de s Texte s nu r ankommt , is t di e auc h vo n Leclerc q unter strichene Tatsach e de r Einträg e i n de n scho n geformte n Text . Mu ß man nu n solch e a n verschiedene n Stelle n sic h findende Einträg e au s sachlichen Gründe n z u gewisse n Gruppe n zusammenfassen , dan n ge winnt ma n di e Schichtungen , di e fü r di e Geschicht e de s Werke s ent scheidend sind . Mi t ihre r grundsätzliche n Festlegun g ha t Ed . Schwart z ein Meisterwer k interpretatorische r Kuns t geliefert , da s vielleich t nie mand besse r würdige n kann , al s der , welche r au s seine m Geist e herau s zu eine m Neuaufba u gedräng t wurde . ') A . Harnack , Di e Chronologi e de r altchristliche n Literatu r I I 112 ff. ; wir hoffe n diese Anneihm e i n Cap . V ne u bekräftige n z u können . 2) Sein e groß e Ausgabe , welch e danebe n di e lateinisch e Über setzung de s Rufinu s in de r Rezensio n vo n Mommse n gibt , is t i m Rahme n der griech . christl . Schriftstelle r de r erste n 3 Jahrh. al s 2 . Bd. de r Werke des Eusebiu s i n 2 Teile n 190 3 un d 190 8 erschienen ; daz u fügt e ei n dritter Tei l (1909 ) di e wichtig e Einleitun g hinzu . Besondere n Dan k haben sic h Verf . un d Verlege r diese r Ausgab e dadurc h verdient , da ß sie danebe n ein e klein e Ausgab e machte n (1 . Aufl . 1908 ; 2 . Aufl. 1914 ; 3. al s Stereotypdruc k de r 2 . 1922) , welch e mi t de m Vorzu g de r wissen schaftlichen Höh e de n eine r s o fabelhafte n Billigkei t verbindet , da ß man si e i n de r Han d jede s Forscher s voraussetze n darf . Dement sprechend zitier e ic h nac h Seite n un d Zeile n de r Schwartzsche n Aus -

Bisherige Ansichte n übe r de n ursprüngliche n Umfan g de r K G . 3

Zusammenhang genüg t e s jedenfalls , wen n wi r zunächs t ein mal vo n diese r Gestaltun g de s Werke s de n Ausgan g nehmen . Sie is t un s dadurc h fes t bezeugt , da ß Eusebiu s selbst , d a w o er z u Begin n de s Werke s ein e genau e Dispositio n desselbe n entwirft (I,i—2) , erklärt , da ß e r abschließe n woll e mi t de n selbst erlebte n Martyrie n un d de r endgültige n huldvolle n und gnädige n Hilf e de s Herre n (τη ν επ ί πάσι ν ι'λεα ι κα ι ευ μενή το υ συυτήρο ς ήμώ ν άντίληψι ν 6,14) . Dies e Wort e werde n wieder aufgenomme n i n V I I I 1 6 ,1 (bzw . richtige r de r Parallel stelle i n d e mart. Pal . 13 , 1 4 ) 1 ώ ς γά ρ τή ν €Ϊ ς ημά ς έπισκο πήν ευμεν ή κα ί ίλε ω ή θεί α κα ί ουράνιο ς χάρι ς ένεόείκνυτ ο und bereite n dor t de n Berich t übe r da s Restitutionsedik t de s Galerius vo m Jahr e 31 1 vor , durc h welche s j a i n de r Tat di e Verfolgungen ei n End e gefunde n haben , wen n si e auc h danac h noch einmal wieder auflebe n sollten. Wen n demnach nach einem klar formulierte n Program m de s Eusebiu s di e Kirchenge schichte bi s z u diese m Zeitpunkt reichte , dan n muß i m grobe n gesprochen dere n achte s Buc h einma l da s letzt e gewese n sei n ; denn diese s schließ t mi t de m Edikt e de s Galerius . I n de r Ta t weist den n auc h de r Anfang de s VIII. Buche s mi t untrügliche n Zeichen darau f hin , da ß de m s o war . Eusebiu s erklär t dort , daß er , nachde m e r i n 7 Bücher n di e Nachfolg e de r Aposte l geschildert hat , i n diesem , de m VIII. Buche , di e selbsterlebte n Dinge erzähle n wolle . Ei n weitere s Hinauswachse n de s Werkes über da s VIII . Buc h la g also , d a e r j a nich t di e jenseit s de r selbsterlebten Ding e liegend e Zukunf t beschreibe n wollte , nicht i n seine m Sinne , al s e r dies e Wort e schrieb . Jede s de r beiden genannte n Argument e würd e a n sic h genügen , i n ihre r gäbe. — Di e Analys e de s Werke s ha t Schwart z auße r i n de r Ausgab e und ihre r Einleitun g i n de m zusammenfassende n Artike l Eusebiu s i n der Real-Enzykl . d . klass . Altertumswissenschaf t vorgelegt , weiter e Be merkungen i n seine r Red e übe r Kirchengeschicht e (Nachr . d . Gött . Gesellsch. d . Wissensch . ; geschäftl . Mitteilunge n 1908 , 10 6 ff.) hinzu gefügt. A n Schwart z knüpf t ih n i m einzelne n korrigieren d a n Η . I . Lawlor (Eusebian a Oxfor d 1912) . Ebe n diese r ha t i n Verbindun g mi t Oulton ein e seh r genau e englisch e Übertragun g de r KG.de s Eusebiu s erscheinen lasse n (1927) ; de r Einleitungsban d daz u steh t bishe r noc h aus . M Vgl . S . 24 .

1*

4

Eusebius' Kirchengeschicht e al s Quell e ihre r Zeit .

Übereinstimmung stelle n si e ei n unerschütterliche s Dokumen t für di e Geschicht e de s Texte s dar . Mit de r Feststellun g diese r Tatsache n berühre n wi r abe r das obe n angeschnitten e Problem . Wen n Eusebiu s durc h da s Edikt de s Galeriu s da s End e de r Drangsal e gegebe n sah , dan n konnte e r noc h nicht s vo n de m Wiederaufleben de r Verfolgung in de m Reichstei l de s Maximi n wissen ; spätesten s i m Herbs t 3 1 2 setzt e si e dor t wiede r ein . Darau s folgt , da ß Eusebiu s fü r die Ausarbeitun g diese s Teil s seine r KG . nu r seh r weni g Zei t zur Verfügun g hatte ; al s e r sic h entschloß , i m Einklan g mi t der Ankündigun g 6,1 4 di e Geschicht e de r zeitgenössische n Verfolgung z u entwerfen , wa r da s Galeriusedik t erlassen ; al s er dies e Arbei t beendete , wa r di e Verfolgun g unte r Maximi n noch nich t wiede r ausgebrochen . S o stan d de m Eusebiu s wohl kaum ei n Jah r zu r Materialbeschaffun g und Ausarbeitun g zur Verfügimg ; daz u kam , da ß i n de n Jahre n de r schwere n Verfolgung da s Band , da s di e Kirch e umschlang , sicherlic h nicht zerrisse n war , abe r praktisc h kau m Verbindunge n be standen. Wi e konnt e sic h als o Eusebiu s i n de r kurze n Zei t von eine m Jahr , w o e r di e Kirchengeschicht e ausarbeitete , zugleich Materia l fü r di e Schilderun g de r Gegenwar t au s de m Gesamtgebiet de r Christenhei t verschaffen ? Wi r sehen : di e Kirchengeschichte de s Eusebiu s steh t de n letzte n Ereignisse n so nahe , da ß di e Frag e de r Materialbeschaffun g z u eine m gewichtigen Proble m wird . Dieselben Schwierigkeite n kehrten wieder, als sich Eusebius dazu entschloß , veranlaß t durc h da s erwähnt e Wiederauflebe n der Verfolgun g de s Maximi n un d de n bal d darau f erfolgte n Untergang diese s Kaiser s 3 1 3 , seine m bisherige n Werk e eine n Nachtrag hinzuzufügen , i n welche m e r di e Geschicht e diese r Jahre 3 1 2 — 3 1 3 zu r Darstellun g brachte . Zwa r könne n wi r in diese m Fall e vo n auße n he r keine n s o nahe n terminu s ant e quem fü r di e Fertigstellun g diese s Anhang s beibringen , e s se i denn denjenigen , de r durc h di e weiter e Hinzufügun g de s X . Buches , richtige r seine r erste n größere n Hälft e gegebe n ist. Dies e erfolgt e etw a 3 1 7 (Schwartz , Einleitun g L I V ) . Aber au s de m Gehal t de s I X . Buches , s o wi e wi r e s kenne n

Die Niederschrif t de r Verfolgungsgeschicht e sofor t nach de n Ereignissen . 5

lernen werden , folg t i n de r Tat , wei s auc h a n sic h natürlic h ist, da ß Eusebiu s dies e Ergänzun g seine s Werke s gleichfall s unmittelbar nac h de n Ereignisse n schrie b : di e Erwartimg , mi t der di e Gegenwartsschilderun g i n de r KG . entworfe n worde n war, schie n getroge n z u haben . Mi t de m Restitutionsedik t des Galerius wa r da s End e de r Verfolgunge n imme r noc h nich t gegeben. Di e Leide n lebte n wiede r auf , abe r si e fande n doc h bald ihre n Abschluß. Maximi n selbs t mußt e das Eingeständni s machen, da ß sein e Verfolgungspoliti k falsc h war ; e r un d sein e Helfer fande n de n Tod , un d i n eine m Dankgebe t wende t sic h daher Eusebiu s a n Got t un d a n Christus , durc h dere n Hilf e der Fried e wierderhergesteil t ist . Waren i m VIII . Buch e be i seine r de n Ereignisse n un mittelbar nachfolgende n Niederschrif t di e Schwierigkeite n darin gegeben, da ß Euseb mi t den Christen im weiten römischen Imperium nich t s o schnel l Fühlun g gewinne n konnte , u m vo n ihnen di e Materialie n fü r di e Darstellun g de r Verfolgunge n z u erhalten, s o führt e di e Fortsetzun g i n di e groß e Geschicht e hinein. Durc h Kaise r Liciniu s is t Maximi n niedergeworfe n worden; de r Zu g de s Liciniu s beruht e au f de n Abmachunge n von Mailand ; i n diese n is t de r Brennpunk t nich t allei n de r Kirchen-, sondern auch der Kaisergeschichte gegeben1. Eusebiu s aber sa ß i n Palästina , fer n vo n diese n Dingen , di e nu r hi e und d a ein e Welle z u ih m hinüberspielten . Wi e als o sollt e er , wenn e r nac h de m Sturz e Maximin s auc h nu r de n äußere n Zusammenhang de r Ereigniss e schilder n wollte , da s Materia l für di e Kaisergeschicht e gewinnen , ohn e di e ein e wirklich e Darstellung de r Jahr e 3 1 2 — 3 1 3 unmöglic h wa r ? Euse b stan d den Ereignisse n zwa r zeitlic h nahe , wa r abe r räumlic h s o wei t entfernt, da ß e r i n de r Eile , mi t de r e r sei n Wer k ergänze n wollte, sic h di e Unterlage n nich t verschaffe n konnte . E s sol l di e Aufgab e de r folgende n Untersuchunge n sein , ') Nich t allei n di e heidnisch e Quell e de s Lactan z (Roller , Di e Kaisergeschichte i n Lactan z d e mortibu s persecutoru m Gieß. Diss . 1927 ) kennt nu r di e dynastisch-politische n Abmachunge n vo n Mailand , sondern Lactan z selbs t hat , obwoh l e r doc h da s Edik t kennt , dies e Orientierung seine r Quell e nich t berühr t (Kap . 45 , 1) .

6

Der Trakta t »Di e Märtyre r vo n Palästina« .

die Auswirkunge n diese r Schwierigkeite n i m Werke de s Euseb zur Darstellun g z u bringen . Ic h brauch e dabe i woh l kau m hervorzuheben, da ß es nicht die eben angestellten theoretischen Erörterungen sind , welch e mich z u eine r Prüfun g de r Kirchen geschichte bewoge n haben ; vielmeh r gin g ic h vo n diese r au s und fan d i n ih r di e Problem e eingeschlossen , welch e fü r di e vorliegenden Studie n de n Anla ß gaben . Nachde m ic h dan n aber glaubte , z u eine r Lösun g diese r Problem e gelang t z u sein , mochte ic h nich t darau f verzichten , si e durc h Eingliederun g in eine n weitere n Zusammenhan g auc h äußerlic h z u beglau bigen. Kapitel ι .

Der Trakta t „Di e Märtyre r vo n Palästina" . § ι . Di

e „Märtyre r vo n Palästina " un d da s VIII . Buch de r Kirchengeschichte .

Von de n von Ed . Schwart z herangezogenen Handschrifte n der Kirchengeschicht e habe n A R nac h de m VIII . Buch , T E nac h de m X . eine n Trakta t überliefert , de r i n A T al s »des Eusebius Pamphili Schrif t übe r die Märtyrer i n Palästina « bezeichnet wird . E gib t stat t »Palästina « vielmeh r »Cäsarea« ; in R is t ei n Tite l nich t überliefert . Di e zweit e Grupp e de r Handschriften BD M kenn t de n Trakta t überhaup t nicht . Die Überlieferun g schwank t als o au f da s Stärkste . Nebe n einem völlige n Ignoriere n de s Texte s steh t sein e Anfügun g an da s X . ode r VIII . Buc h de r Kirchengeschichte . Da ß abe r nur mi t diese r letzte n Anordnung , wi e si e A R vorlegt , di e ursprüngliche Reihenfolg e gegebe n ist , ha t Schwartz , Ein leitung X L I X , zwingen d darau s geschlossen , da ß nac h de n im einzelne n variierte n Überschrifte n vo n ATE R sämtlich e Handschriften vo n de r Tatsach e ausgehen , da ß de r Trakta t im VIII . Buch e de r Kirchengeschicht e stand . Freilich wa r und ist e s eine Unmöglichkeit, diese n Trakta t sachgemäß i n da s VIII. Buc h ein - ode r ih m anzufügen ; den n er behandel t dieselb e Period e de r Christenverfolgung , wi e

6

Der Trakta t »Di e Märtyre r vo n Palästina« .

die Auswirkunge n diese r Schwierigkeite n i m Werke de s Euseb zur Darstellun g z u bringen . Ic h brauch e dabe i woh l kau m hervorzuheben, da ß es nicht die eben angestellten theoretischen Erörterungen sind , welch e mich z u eine r Prüfun g de r Kirchen geschichte bewoge n haben ; vielmeh r gin g ic h vo n diese r au s und fan d i n ih r di e Problem e eingeschlossen , welch e fü r di e vorliegenden Studie n de n Anla ß gaben . Nachde m ic h dan n aber glaubte , z u eine r Lösun g diese r Problem e gelang t z u sein , mochte ic h nich t darau f verzichten , si e durc h Eingliederun g in eine n weitere n Zusammenhan g auc h äußerlic h z u beglau bigen. Kapitel ι .

Der Trakta t „Di e Märtyre r vo n Palästina" . § ι . Di

e „Märtyre r vo n Palästina " un d da s VIII . Buch de r Kirchengeschichte .

Von de n von Ed . Schwart z herangezogenen Handschrifte n der Kirchengeschicht e habe n A R nac h de m VIII . Buch , T E nac h de m X . eine n Trakta t überliefert , de r i n A T al s »des Eusebius Pamphili Schrif t übe r die Märtyrer i n Palästina « bezeichnet wird . E gib t stat t »Palästina « vielmeh r »Cäsarea« ; in R is t ei n Tite l nich t überliefert . Di e zweit e Grupp e de r Handschriften BD M kenn t de n Trakta t überhaup t nicht . Die Überlieferun g schwank t als o au f da s Stärkste . Nebe n einem völlige n Ignoriere n de s Texte s steh t sein e Anfügun g an da s X . ode r VIII . Buc h de r Kirchengeschichte . Da ß abe r nur mi t diese r letzte n Anordnung , wi e si e A R vorlegt , di e ursprüngliche Reihenfolg e gegebe n ist , ha t Schwartz , Ein leitung X L I X , zwingen d darau s geschlossen , da ß nac h de n im einzelne n variierte n Überschrifte n vo n ATE R sämtlich e Handschriften vo n de r Tatsach e ausgehen , da ß de r Trakta t im VIII . Buch e de r Kirchengeschicht e stand . Freilich wa r und ist e s eine Unmöglichkeit, diese n Trakta t sachgemäß i n da s VIII. Buc h ein - ode r ih m anzufügen ; den n er behandel t dieselb e Period e de r Christenverfolgung , wi e

Verweisungen i m Trakta t au f di e K G .

7

das VIII . Buch , un d dementsprechen d finden sic h vielfac h dieselben Sätz e un d Darlegunge n i n beide n Texte n (s . unten ) ; da nu n Eusebiu s i n de r KG . VII I 13, 7 ga r schreibt , e r woll e die Martyrien , dene n e r selbs t beigewohn t habe , i n eine r a n d e r e n Schrif t darlegen , währen d doc h de r Traktat gerad e die vo n Euse b erlebte n Martyrie n erzählt , s o wa r de r Schlu ß gegeben, da ß derjenige , welcher de n Trakta t i n da s VIII. Buc h der KG . eingefüg t habe , dami t gege n di e Absichte n de s Euseb verstieß. Diese r Standpunk t wird , s o vie l ic h sehe , heut e einstimmig i n de r Wissenschaf t vertreten ; Zweife l sin d nich t laut geworden , un d doc h zwinge n m . E . entscheidend e Argu mente z u eine r andere n Auffassun g de s eigentümliche n Tat bestandes. Wir wolle n vo n allgemeine n Erwägungen , wi e derjenigen , was sic h woh l de r Redakto r gedach t habe n mag , al s e r di e KG. durc h de n Einschu b diese s Traktat s ihre s Aufbau s be raubte, einma l absehe n un d stat t desse n einfac h da s Verhältni s des Traktat s z u de r KG . un d umgekehr t i n da s Aug e fassen . Hierzu helfe n di e gegenseitige n Verweise . I. A n d r e i S t e l l e n de s T r a k t a t s w i r d au f S t e l l e n der K G . al s au f T e i l e d e s s e l b e n W e r k e s h i n g e wiesen. Vo n diese n dre i Stelle n ha t ma n allerding s bishe r nur di e ein e beobachte t un d si e dahe r weginterpretiere n z u können geglaubt . I m Kapite l X I I de s Traktat s (947 , 7) lehn t Euseb e s ab , di e mi t de n Martyrie n gleichzeitige n Irrunge n von Christe n selbs t z u schilder n un d e r beruf t sic h dabe i au f sein Programm : παραιτουμέν ψ τ ε κα ί άποφεύγοντι , ώ ς δου ν καί ά ρ χ ο μ έ ν ω μο ι ε'ίρηται , τη ν περ ί τούται ν όιήγησιν . Das Zitat , welche s sic h i m Trakta t selbs t n i c h t verifiziere n läßt, steh t tatsächlic h anerkanntermaße n nu r i n KG . VII I 2, ι — 2 (740 , 2 4 ff.), als o wirklic h z u Anfan g de s Buches , wi e es notwendi g ist . D a nu n abe r de r Trakta t ohn e besondere s Proömium anhebt , konnt e man , u m diese n offenkundige n Tatbestand nich t anerkenne n z u müssen , immerhi n di e Mög lichkeit erwägen , da ß diese r Trakta t eins t ei n jetz t verlorene s Proömium gehab t habe , welche s i n Parallel e z u de m de s VIII . Buches aufgebau t gewese n sei . Doc h bereit s diese r Gedanken -

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Der Traktat »Die Märtyrer von Palästina«.

gang läß t sic h widerlegen . Auc h abgesehe n vo n de r nich t ohne weitere s z u beantwortende n Frage , o b de r Traktat , de r mit eine m richtige n Satz e un d einfache n Gedanke n anhebt , denn wirklic h eins t ei n Proömiu m gehab t habe , gib t un s Eusebius selbs t di e Materialie n dafü r a n di e Hand , di e un s z u beurteilen gestatten , o b solch e Ausführunge n sic h fü r ein e Schrift übe r di e Märtyre r eigneten . Wenn auc h nich t i m griechische n Original , s o doc h i n syrischer Übersetzun g is t un s ein e weitere Schrif t de s Eusebiu s »über di e Märtyre r i n Palästina « erhalte n r . Dies e Tatsach e hat e s ermöglicht, auc h einig e griechische vo n de n Bollandiste n aufgefundene, i n de n Analect a Boll . X V I publiziert e un d vo n Schwartz verwertet e Bruchstück e al s Teil e diese r Schrif t des Eusebiu s nachzuweisen . Nu n liege n zwische n diese r Text gestaltung, welch e Viole t mi t G 1 bezeichnet , un d unsere m Traktat (G h be i Violet ) s o nah e Berührunge n vor , da ß ma n an gegenseitige r Abhängigkei t nich t zweifel n kan n un d auc h nie gezweifel t hat . Au f de r ander n Seit e weiche n abe r auc h die beide n Text e seh r schar f voneinande r ab , un d gerad e dies e Abweichungen habe n erkenne n lassen , da ß de r Trakta t gegen über G * älte r ist ; j a Preusche n (Theolog . Literaturzeit . 189 4 Nr. 18 ) un d Viole t (S . 16 8 f. ) sin d soga r au f de r richtige n Spur gewesen , wen n si e i n G h ein e Vorarbei t fü r G x erblicke n wollten. Dara n is t zu m mindeste n di e Tatsach e zutreffend , daß unse r Trakta t ni e di e Aufgab e gehab t habe n kann , gleic h G x al s Erbauungsschrif t ode r Predig t z u dienen ; den n i n dieser ha t Euse b al l da s be i Seit e gelassen , wa s nich t zu m Preise de r Märtyre r unmittelba r gehört . E s wär e meh r al s Stillosigkeit, e s wär e geradez u unmöglic h gewesen , i n solche r Schrift methodisch e Auseinandersetzunge n vorzulegen , waru m er da s ein e bringen , da s ander e weglasse n solle . Au s diese m ') Da s gesamt e au f de n Ausgabe n vo n Assemani , Act a SS . Marty rum orientaliu m e t occidentalium , Roma e 1 7 4 8 1 1 p . 16 9 un d vo n Cu reton, Eusebius'Histor y o f th e Martyrs i n Palestine, London-Pari s 186 1 beruhende Materia l ha t Viole t i n seine r Straßburge r Preisarbei t »Di e Palästinensischen Märtyre r de s Eusebiu s vo n Cäsarea « ( = Text e u . Unters. X I V Hef t 4 , Leipzi g 1896 ) vereinigt .

Verweisungen i m Trakta t au f di e K G .

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Grunde fehl t in de r richtigen Märtyrerschrif t G x ein e Parallel e zu de r Einleitun g de s VIII. Buch s de r KG. , un d dement sprechend is t den n auc h de r i n unser m Traktat gegeben e Hin weis au f ei n solche s Proömiu m a n de r Parallelstell e (S . 10 4 bei Violet) weggelassen. Euse b hat -damit offenkundi g gemacht, daß e r i n eine r Märtyrerschrif t solch e Auseinandersetzunge n für unerträglic h hielt . Dami t is t ei n doppelte s erwiesen : erstens kan n G h , welche s de n Hinwei s enthält , nich t gleic h G x ei n Erbauungstrakta t gewese n sein , zweiten s kan n ein e isolierte Märtyrerschrif t ei n Proömium , wi e e s durc h de n Hin weis angezeig t ist , nich t enthalte n haben. Dami t is t nu n auc h positiv aufgezeigt , da ß di e durc h nicht s gestützte These, wo nach sic h da s Zita t de s Traktat s 947, 7 au f ei n verlorene s Proömium vo n G h beziehe , falsc h ist, un d da ß demnac h wirk lich 947, 7 nu r z u 740,2 4 i n Beziehun g gesetz t werde n darf . Also erweis t sic h de r Trakta t selbs t al s ei n Elemen t de s VIII . Buches de r KG . Noch wichtige r sind di e bishe r unbeachte t gebliebene n beiden andere n Hinweis e i n de m Traktat . Nach 9 1 1 , 1 3 ff . ist i n Parallele un d als Folg e de r christen feindlichen Maßnahme n ein e Spaltun g i m Reich e eingetreten , die anhielt , bi s de r Kirch e de r Fried e zurückgegebe n war : «μα r e γά ρ αϋτ η τοι ς πάσι ν δίκ η ν φ ω τ ό ς ώ ς α ν έ κ Ι ο φ ε ρ ά ς κα ι σ κ ο τ ε ι ν ο τ ά τ η ς νυκτό ς ά ν α τ έ τ α λ κ ε ν κα ι αυ πάλι ν τ α κοιν ά τη ς 'Ρωμαίω ν ηγεμονία ς αύθι ς ευσταθ ή κα ί φίλια κα ι είρηναΐ α ή ν τη ν ε κ προγόνω ν ει ς αλλήλου ς ευνοια ν απολαμβάνοντα. Abe r darübe r wil l Euse b κατ ά το ν προσ ήκοντα καιρό ν ausführlicher e Mitteilunge n machen . Di e »passende Stelle « liegt in KG . I X 1, 8 vor : al s di e Palinodie de r Kaiser bekannt geworden war, αθρόω ς οίο ν τ ι φως έ κ Ζοφε ρός ν υ κ τ ό ς ε κ λ ά μ ψ α ν (804,9 ) konnt e ma n di e christliche n Zusammenkünfte bestaunen . Allerding s ha t Euse b di e an schließende Schilderun g de s Reichsfrieden s nich t meh r bei behalten können , wei l durc h da s Neuauflebe n de r Verfolgun g unter Maximi n de r Friede de s Reiche s verzöger t wurde , abe r die Beziehun g selbst , au f di e e s zunächs t nu r ankommt , is t eindeutig.

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Der Trakta t »Di e Märtyre r vo n Palästina« .

So füge n wi r den n sofor t da s d r i t t e Zita t an . I n de m Traktat Kapite l 7, 7 wir d de r Untergan g de s Urbanu s behan delt; abe r Euse b erklärt , e s se i die s nu r beiläufi g geschehen ; γένοιτο δ' αν προσήκων καιρός, wenn der Untergang der Christenverfolger geschilder t würd e (924,270.) . Diese s Them a wir d wieder KG . I X 10—1 1 un d sons t nirgend s abgehandelt . Die beiden letzten Stellen beweisen von neuem , daß Euse b bei de r Niederschrif t diese s Texte s vo n de r Voraussetzun g ausging, da ß diese r nicht s andere s ist , al s ei n Tei l de r KG . Damit ist nun aber auch über das erste Zitat erneut entschieden : auch diese s verwies au f ein e Stell e de r KG . al s auf ein e zu de m Traktat gehörig e Partie . Gemeinsa m abe r folg t au s de n dre i Zitaten, da ß di e Stellun g de s Traktat s i m Rahme n de r KG . so gedach t gewese n ist , da ß e r einma l au f V I I I 2, 2 folgt e — denn dies e Stell e wir d al s vorausliegen d zitier t — un d da ß er andererseit s vo r Buc h I X stand ; den n au f zwe i Stelle n au s diesem Buch e wir d al s künftig e verwiesen . I n de r Ta t zeig t nun abe r auc h bereit s ei n oberflächliche r Blick , da ß di e An fangsworte de s Traktat s (907, 3 ff.) sic h decke n mi t KG . V I I I 2,4 (742, 9 ff.) un d da ß de r Schlußsat z de s Traktat s 950,1— 7 identisch is t mi t KG . V I I I 16, 1 (788,1 0 ff.). A l s o k a n n ma n in de r T a t e i n f a c h de n T r a k t a t a n di e S t e l l e vo n KG. V I I I 2,4—16, 1 setze n un d h a t d a m i t zugleic h s ä m t l i c h e Z i t a t e i n Ordnun g g e b r a c h t . Gewi ß werde n an diese m Sat z i m Lauf e de r Untersuchunge n leicht e Korrek turen angebrach t werde n müssen , i m große n un d ganze n is t aber i n de r Ta t dami t di e Lösun g i m wesentliche n bereit s gegeben. 2. De n dre i V e r w e i s u n g e n de s T r a k t a t s au f die K G . e n t s p r i c h t u m g e k e h r t ein e V e r w e i s u n g der K G . au f de n T r a k t a t . I n KG. V I I I 13, 6 is t der Untergang de s Pamphilo s nu r kur z erwähnt , Eusebiu s füg t deshal b hinzu ο ύ τώ ν ανδραγαθημάτω ν τη ν άρετή ν κατ ά το ν δέοντ α καιρόν αναγράψομε ν (A T stat t desse n άνεγράψαμεν) . Ohn e daß wir bereits j etzt auf die Variante eingehen können (vgl . S. 45 ) geht doch aus dem Texte klar hervor, da ß Eusebius im Rahmen

Verweisungen i n de r K G . au f de n Traktat .

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des vorliegenden Werkes 1 de r KG . »a n de r passende n Stelle « die Tugende n de s Pamphilo s erzählt . Dies e passend e Stell e ist abe r einzi g un d allei n i m Kapite l X I unsere s Traktate s gegeben, d . h . auc h di e KG . ihrerseit s verlang t unser n Trakta t ids eine n notwendige n Bestandtei l ihre r selbst . Aber hier ist e s nicht allei n ein Zitat, welches uns zu diese r Lösung zwingt , weite r führ t un s ein e Gesamtbetrachtun g de r KG. Wi e wi r i n de r Einleitun g S . 3 sahen , wil l di e KG . al s vorletzten Punkt , d . h . vo r de m Galeriusreskript , di e selbster lebten Martyrie n τ α καθ ' ημά ς αυτού ς μαρτύρι α ( I τ,ζ) er zählen; z u diese r Absich t bekenn t Eusebiu s sic h auc h noc h in de n Anfangsworte n de s VIII . Buche s de r KG. , w o e r aus führt, daß e r es als ein e seine r wichtigste n Aufgaben betrachte , τα καθ ' ήμα ς αυτού ς zu r Kenntni s de r künftige n Geschlechte r (τών μεθ ' ή μας) z u bringen . Dementsprechen d beton t e r nochmals, nachde m e r di e Behandlun g de r Irrunge n i n de r Kirche abgelehn t hat , da ß e r nu r dasjenig e »de r allgemeine n Geschichte« (τ η καθόλο υ ιστορία) a , welch e i n de n siebe n ersten Bücher n behandel t war , hinzufüge n wolle , wa s zuers t »uns selbst « (ήμι ν αύτοις) , dan n abe r auc h de n künftige n Geschlechtern (τοι ς μεθ ' ημάς ) vo n Nutze n is t (742,5) . In schärfste m Gegensat z z u diese n unte r einande r über I) A n sein e Monographi e übe r Pamphilos , di e e r 586 , 25 ; 728 , 1 0 sowie 934 , 1 0 al s besonder e Schrif t zitiert , ha t Euse b a n unsere r Stell e nicht gedacht ; den n wen n e r au f sein e andere n Werk e verweise n will , betont e r regelmäßi g un d sachgemäß , da ß e s sic h ebe n u m ander e Schriften handelt , wi e ma n de n vo n Schwart z i m Literar . Inde x S . 6 9 zusammengestellten Materialie n sofor t entnehme n kann . J)

Eusebiu s empfinde t offenkundi g auc h insofer n eine n gewisse n Gegensatz de s V I I I . Buche s z u de n vorangehenden , al s dies e »allge meine Geschichte « geben ; i n de r Ta t is t j a i n ihne n de r Blic k de s Schriftstellers au f di e Kaiserliste , di e Bischofsliste n vo n Alexandrien , Rom, Antiochie n un d Jerusale m gerichtet , un d di e Märtyrer , Bekenne r und Ketze r werde n au s de m ganzen Reich e aufgezählt . Demgegenübe r mußte da s V I I I. Buc h irgen d ein e Beschränkun g bringen , wen n e s de r allgemeinen Geschicht e gegenübergestell t ward . Be i de m heutige n Bestand de s V I I I . Buche s triff t die s abe r nich t zu , woh l abe r i n de r Periode, al s de r T e x t de s Traktat s a n de r Stell e de s V I I I . Buche s stand un d nicht s andere s brachte , al s di e selbsterlebte n Martyrien .

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Der Trakta t »Di e Märtyre r vo n Palästina« .

einstimmenden Darlegunge n vo n I , i , 2 ; VII I init . un d VII I 2, 3 stehe n di e Wort e de s Verfasser s i n VII I 13 , 7, welche , wie S . 7 erwähnt , fü r di e bisherig e Forschun g de n Angel punkt bildeten . Euseb , de r au f di e groß e Zahl de r Märtyre r hingewiesen hatte , erklär t hier , e s se i nich t sein e Aufgabe , die Kämpf e dieser Leute , welch e in de r ganzen Welt fü r ihren Glauben gelitte n hätten , darzustellen ; vielmeh r se i die s di e Aufgabe derer , welch e di e Ereigniss e mi t eigene n Auge n gesehen hätten . Diejenige n aber , dene n ich selbs t beigewohn t habe, dies e wil l ic h de n künftige n Geschlechte m (τοι ς μεθ * ημάς) — wir erwarte n natürlic h »darlegen « und zwar erwarte n wir die s au s de m Zusammenhange de r Stell e heraus , nac h de r auf di e Bemerkung darüber , was nich t di e Aufgabe des Eusebius ist, eine positive Erklärung erfolge n mußte. Wi r erwarten es noch mehr au s de m Vergleich mi t de n angeführte n Stelle n : τά καθ ' ημά ς αυτού ς μαρτύρι α z u schildern , hatt e sich Euse b zu Beginn seine s Werkes verpflichtet, diese Vorgänge τοις μ€θ ' ημάς z u berichten , wa r sei n Program m noc h z u Begin n vo n Buch VIII , da s gerad e u m diese s Inhalt s wille n geschaffe n wurde, und da, wo wir nun diese Schilderun g erwarten, erklär t der Autor , e r woll e diese s Them a τοι ς μ€θ ' ή μας — i n eine r anderen Schrif t darlegen . Als o wird ebe n dasjenige , wa s z u Beginn vo n VII I al s di e notwendigst e Aufgab e un d al s da s Thema fü r diese s Buc h betrachte t wird , i n 13, 7 au s diese m Buche herausgewiesen . Aber damit noch nicht genug. Ma n versteht e s sehr wohl, daß Euse b seine n Leserkrei s (ο ί μεθ ' ήμάς ) i n de r Schrift de s öfteren bezeichnet ; nich t s o leich t verständlic h is t es , da ß e r auch an der Stelle, wo er von dem Inhalt einer anderen Schrift handelt, dere n Leserkrei s nennt , abe r entscheiden d is t doc h erst di e Tatsache , da ß de r hie r genannt e Leserkrei s ga r nich t der »de r andere n Schrift « ist ; denn , wi e wi r i n § 2 darlege n werden, wende t sic h di e wirklich e Märtyrerschrif t nich t a n die künftige n Generationen , sonder n a n di e Zeitgenossen , die Euse b anredet , un d di e sei n Wor t »hören « werden . Als o sind di e Wort e τοι ς μεθ ' ημά ς i n 774, 7 falsch , abe r ih r Ur sprung is t klar . Wen n wi r obe n bemerkten , da ß Euse b a n

Der Trakta t gehört e ursprünglic h zu r KG . 1

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dieser Stell e ursprünglic h di e Schilderun g de r selbsterlebte n Martyrien nich t ablehnte , sonder n begründete , s o gehör t diese Bezeichnun g de s Leserkreise s z u de m alte n Bestände . Also hat de r Autor sein ursprüngliches Programm geänder t und diese r Änderun g z u Lieb e de n alte n Einführungssat z umgestaltet. S o weni g ma n a n diese r Tatsach e zweifel n kann , so is t e s doc h au f da s dankbarst e z u begrüßen , da ß di e vo n unserer Stell e abhängige n »palästinensische n Märtyrer « noc h die reine For m erhalte n haben ; den n zu r Begründun g de r vo n ihm getroffene n Auswahl schreib t hie r der Autor : »Di e Kämpfe nun, welch e a n de n einzelne n Orte n rühmlic h ausgefochte n worden sind , habe n diejenige n z u beschreiben , welch e a n den selben Orte n lebten . Ic h abe r bete , da ß ic h fähi g sei n möge , über di e zusprechen , mi t dene n zusammen zu sein ich gewürdigt worden bin , un d di e mi t mi r Verkehr pflogen.. . di e Kämpf e jener ruhmvolle n Fechter als o wil l ic h z u Lehre un d Fromme n der Gesamthei t erzählen « (S . 3 Violet) . Derselb e Aufba u de s Textes lieg t vor , inde m di e Darstellun g de r a n andere r Stell e erfolgten Martyrie n denjenige n überlasse n wird , welch e si e dort erlebten , wogege n de r Auto r fü r sic h di e Beschreibun g derjenigen Martyrien , di e e r selbs t gesehe n hat , i n Anspruc h nimmt; un d entsprechen d kehre n auc h di e Einzelbegriff e a n beiden Stelle n wieder , j a di e Worte »z u Lehre un d Frommen « nehmen de n Ausdruck au s VII I 2,3 noc h schärfer 1 auf , al s e s jetzt i n de r KG . selbs t geschieht . Hie r habe n wi r als o noc h den dokumentarische n Bewei s dafür , da ß de r Gedankengan g VIII 13, 7 ursprünglic h di e Darstellun g de r vo n Euse b ge schauten Martyrie n nich t a b l e h n t e , sonder n b e g r ü n d e t e . Damit is t erwiesen , da ß Eusebiu s i n de r Ta t sei n Programm , das e r noc h z u Begin n vo n Buc h VII I verkünde t hatte , um geworfen hat : di e selbs t geschaute n Martyrien , welch e eins t den Ker n vo n Buc h VII I bildeten , sin d au s de r KG . her ') Natürlic h abe r mi t de r notwendige n Umbiegung : d a di e KG . für die künftigen Geschlechter, di e Monographie abe r für die Zeitgenosse n bestimmt war , wir d de r dor t gebraucht e Ausdruc k τοι ς μεθ ' ήμδ ς hie r in »di e Gesamtheit« umgewandelt, wobe i an die Gesamthei t de r Christen , an di e di e Predig t sic h wendet , gedach t ist .

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Der Trakta t »Di e Märtyre r vo n Palästina« .

ausgewiesen un d i n ein e besonder e Schrif t eingeschlosse n worden. Es is t offenkundig , da ß durc h dies e Beobachtungsreih e auch da s Proble m unsere s Traktates gelös t wir d : sowohl durc h die handschriftlich e Traditio n wi e vo r alle m durc h di e Zitat e wird e r al s ei n Stüc k de s VIII . Buche s erwiesen , de m e r doc h nicht angehöre n kann . D a e r abe r gerad e di e vo n Eusebiu s selbst erlebte n Martyrie n darstellt , is t e r dasjenig e Stück , welches Eusebiu s selbs t z u Begin n seine s Werkes , wi e auc h noch z u Begin n de s VIII . Buche s de r KG . angekündig t un d das e r späte r au s diese m Werk e ausgeschlosse n hat , u m e s in andere r Weis e z u ersetzen . Di e handschriftlich e Über lieferung, wonac h de r Trakta t i n da s VIII . Buc h gehörte , hat sic h demnac h durchau s bewährt . Über de η vorliegende n Einzelfal l hinau s is t e s vo n ent scheidender Bedeutung , sic h übe r di e hiermi t gegebene n Über lieferungsverhältnisse Rechenschaf t abzulegen . De r Tat bestand is t gan z eindeutig , wen n auc h manch e Einzelheite n erst späte r aufzuzeige n sin d : Eusebiu s ha t zuers t seine m VIII. Buch e ein e Form gegeben , di e ih m späterhi n nich t meh r passend schien ; e r ersetzt e infolgedesse n de n größte n Tei l durch ein e ander e Fassun g un d entfernt e entsprechen d di e alte Textgestaltung . Abe r dies e is t dennoc h nich t verlore n gegangen, vielmeh r ha t diejênig e Rezensio , au f welch e di e Handschriftengruppe ATE R zurückgeht , de n Tex t τιν ι άντιγράφψ i m Rahme n de s VIII . Buche s noc h vorgefunde n und daru m nebe n de r neue n Fassun g überliefert . E s sind , soviel ic h sehe , überhaup t nu r zwe i Erklärunge n diese s Tat bestandes denbkar . Di e erst e is t die : e s sin d Exemplar e de r KG. des Eusebius bereit s i n eine r Zei t verbreite t worden , eh e Eusebius de n Tex t de s VIII . Buch s umgeform t hatte . Ei n Rezensent de s Eusebiustextes , de r selbs t übe r di e neuer e Gestaltung de s VIII . Buche s verfügte , kannt e danebe n ei n Exemplar, welche s di e älter e Fassun g gab , un d entschlo ß sich , diese gewissermaße n al s groß e Variant e nebe n de m andere n Text z u überliefern . Dami t wär e di e Existenz zu m mindeste n einer älteren , selbständi g verbreitete n Ausgab e de s Eusebiu s

Wechselnde Aufgabe n de s Traktats .

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erwiesen, un d zugleic h trät e un s ei n wissenschaftlic h ernste r Rezensent entgegen , welche r a n de m Text e philologisch e Arbeit geleiste t hätte . Abe r dies e Lösung , di e woh l i m Sinn e der Schwartzsche n Auffassun g de r Textgeschicht e liegt , is t nicht möglich ; den n e s wir d aufzuzeige n sein , da ß de r Trakta t durch Element e bereicher t worde n ist , welch e i n de m Text e des VIII . Buche s gefehl t haben . Ei n äußere s Sympto m kan n schon hie r genann t werden : Di e Handschriftengrupp e biete t am End e de n Titel : de s Eusebius' [Schrift ] übe r di e Märtyre r in Palästin a (bzw . Cäsarea) . Diese r Titel , de r zugleic h mi t seiner Variant e (Cäsarea ) un s kostbarste s Gut vo n de s Eusebius Hand erhalte n ha t (vgl . S . 32), setz t de n s e l b s t ä n d i g e n Märtyrertraktat voraus 1 ; z u diese m is t de r Tex t abe r ers t ausgestaltet worden , al s e r au s de m VIII . Buch e de r KG . herausgeworfen war ; e s widerspreche n sic h deutlic h Ein fügung de s Texte s i n da s VIII . Buc h un d selbständige r Titel . Da diese r vorhande n ist , stamm t de r Text als o nicht au s einem Exemplar eine r ältere n Ausgab e de r KG . Dami t bleib t nu r die zweit e Erklärun g möglich , da ß nämlic h de r Trakta t au f ein Exempla r de r KG . zurückgeht , welche s Eusebiu s selbs t noch weiterhin in Händen hatte. I n der Tat ha t ja de r Kirchen historiker da s von ih m au s de m VIII. Buch e entfernt e Materia l dazu benutze n wollen , u m darau f di e Märtyrerschrif t G x auf zubauen, un d s o stell t unse r Trakta t gewissermaße n di e Zwischenstufe da r zwische n de r i n da s VIII . Buc h eingefügte n Fassung un d seine r vollständige n Loslösun g z u de r gesonderte n Schrift. I n solche m Zustand e befan d sic h unse r Tex t abe r ausschließlich unte r de r Han d de s Eusebiu s selbst . Danach stell e ic h mi r di e Textgeschicht e i n folgende r Weise vor : Eusebius , de r zunächs t di e älter e Fassun g de s VIII. Buche s geschriebe n hatte , besa ß natürlic h ei n Exempla r der so geformten KG. E r entschloß sich dann zur Neugestaltung des Texte s un d stellt e ei n neue s Manuskrip t her , i n welche m naturgemäß de r nunmeh r antiquiert e Tex t nich t gegebe n wurde mi t Ausnahm e de s Anfang s un d de s Endes , welch e ι) V g l . hierz u §

3 S . 2 6 fi.

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Der Trakta t »Di e Märtyre r vo n Palästina« .

dazu dienten , de n neue n Tex t i m alte n Zusammenhan g z u verklammern. Abe r de r alt e Tex t sollt e j a nich t verlore n gehen, sonder n al s Grundlag e z u eine r Monographi e weite r verwandt werden . S o arbeitet e Eusebiu s weite r a n diese m Text un d notiert e de n Tite l de r Monographie , di e e r dan n später au f diese r Grundlag e i n neue r Gestal t herausbrachte . Auf dies e Weise geschah es, daß in der Bibliothek de s Eusebiu s ein Exempla r de r ältere n Fassun g de s VIII . Buche s mi t de m Titel de r Monographi e versehe n vorhande n war . Diese s Exemplar is t i n di e Händ e de s Rezensente n vo n A T E R ge kommen; e r ha t e s mi t vorbildliche r Gewissenhaftigkei t aus genutzt, inde m e r de n ganze n abweichende n Tex t unte r de m Stichwort : κα ί ταύτ α I v τιν ι άντιγράφ ψ è v τ ψ H τόμψ ευρομε ν oder ähnlic h al s Variant e z u Buc h V I I I notiert e un d un s da durch ei n Textstüc k vo n einzigartige m Wert e bewahrte .

§ 2 . Di

e Abhängigkei t de s VIII . Buch s de r KG . von de n Märtyrer n vo n Palästina .

Angesichts de r i n § ι gewonnene n Ergebniss e wir d e s die nächst e Aufgab e sei n müssen , de n Trakta t mi t de n ent sprechenden Teile n de r KG . z u vergleichen, u m au f de m Weg e der Detailuntersuchun g ein e Kontroll e vorzunehme n un d zugleich di e Motiv e z u erkennen , welch e de n Eusebiu s z u seinem Verfahre n bestimm t haben . De r stärkst e Unterschie d zwischen den beiden Texten ist darin zu sehen, daß der Traktat sich i m wesentliche n au f di e palästinensische n Martyrie n beschränkt, womi t wi r jedoc h nu r ein e vorläufig e un d nich t endgültige Beobachtun g aussprechen , währen d di e KG . grund sätzlich di e Martyrie n de s ganze n Reiche s darstelle n will . Dies ha t zunächs t zu r Folge , da ß di e Darstellun g i m Traktat , die sich lokal solch e Beschränkung auferlegt , auf gleiche m Umfang vie l ausführliche r sei n kann , al s i n de r KG . Au s diese m Grunde gebrauch t Eusebiu s vo n de r i n de r KG . gegebene n Darstellung de r Martyrie n de n Ausdruc k »Epitome « (VII I 2,4), währen d e r au f de r ander n Seit e di e Berichterstattung , wie e r si e de n Augenzeuge n de r ander n Provinze n al s Pflich t

Der Trakta t un d di e Epitom e übe r di e Martyrien . 1

7

auferlegt un d si e selbs t fü r di e palästinensische n Märtyre r geben will , al s è π5 α κ ρ ι β έ ς ( V i l i 13,7 ) bezeichnet . Wich tiger is t de r völli g verschieden e Aufba u de r beide n parallele n Berichte. I n de m Trakta t geh t Eusebiu s chronologisc h vor : er identifizier t zunächs t da s 19 . Jah r de s Diocletia n mi t de m Beginn de r Verfolgun g un d gib t dan n unte r de n einzelne n Jahren, di e al s Jahr e de r Verfolgun g gezähl t werde n (3, 1 ; 4, 8; 6 , 1 ; 7 , 1 ; 8 , 1 ; 13,1) , ein e Darstellun g de r Martyrien , wo möglic h unte r Hinzufügun g vo n Monats - un d Tagesdaten . Eusebius, der , al s di e Verfolgun g begann , bereit s ei n Ge lehrter war , de r di e Bedürfniss e de r Wissenschaf t kannte , ha t unzweifelhaft i n seine m kleine n Krei s vo n Anfan g a n di e Martyrien gesammel t un d au f diese m Weg e unschätzbare s Material zusammengetragen . Gan z ander s is t di e Lag e i n de r KG. Da s de m Eusebiu s vo n de n einzelne n Stelle n zufließend e Material wa r dürfti g un d ungleichmäßig , vo r alle m s o weni g chronologisch festgelegt , da ß fü r ih n di e Zusammenfassun g nach chronologische m Gesichtspunk t ein e Unmöglichkei t war. Infolgedesse n gruppier t Eusebiu s di e Martyrie n hie r lokal un d geleite t si e i n de n einzelne n Gebiete n durc h di e ganze Period e de r Verfolgunge n hindurch . Diese notwendig e Verschiebun g i m Aufba u führt e z u weiteren Konsequenzen . I n de m Trakta t konnte n di e wich tigsten Date n de r Kaisergeschichte , s o wei t dere n Kenntni s für da s Verständni s de r Verfolgunge n notwendi g war , z u de n einzelnen Jahre n gebuch t werde n un d sin d infolgedesse n sachgemäß au f de n Trakta t ausgestreut . Natürlic h wa r ei n solches Verfahre n i m Rahme n de s lokale n Aufbau s vo n KG . VIII unmöglich , un d de r Schriftstelle r gruppier t dahe r da s Material derar t um , da ß e r e s au f de n Anfan g un d da s End e der Märtyrerdarstellun g verteilt . A n diese n Stelle n erga b sich demnac h ein e sachlich e un d formal e Übereinstimmun g zwischen KG . un d Traktat , un d selbstverständlic h mu ß e s von größte r Wichtigkei t fü r unsere n Fragenkomple x sein , wenn e s sic h nachweise n läßt , w o di e Quell e un d w o da s ab geleitete Stüc k vorliegt . Von de r bisherige n Auffassun g unsere s Traktat s au s ha t L a q u e u r , Eusebius . 2

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Der Trakta t »Di e Märtyre r vo n Palästina« .

man e s al s selbstverständlic h betrachtet , da ß di e KG . hie r die Quell e de s Traktat s wäre ; den n Eusebiu s verweis t j a i n 774,7 sein e Monographi e i n di e Zukunf t (ποιήσομαι) , als o mußte si e i n de n übereinstimmende n Teile n vo n de r KG . abhängig vorgestellt werden. Ein e genauere Prüfung der Einzelheiten wurd e ga r nich t ers t vorgenommen . Demgegenübe r kann nu n abe r bündi g nachgewiese n werden , da ß umgekehr t der Trakta t di e Quell e de r KG . ist . Bereit s a n de r erste n Stelle (907,3—14 , 742,9—20 ) trit t un s diese s Verhältni s kla r entgegen. T r o t z de r i m allgemeine n f e s t z u s t e l l e n d e n w ö r t l i c h e n Ü b e r e i n s t i m m u n g weiche n nämlic h di e beiden Fassunge n insofer n vo n einande r ab , al s zunächs t einmal de r Trakta t al s Datu m fü r di e allgemein e (πανταχού ) Publikation de s Verfolgungsdekret s de n Xanthiko s = Apri l nennt. I n de r KG . wir d stat t desse n de r Dystro s = Mär z eingesetzt. D a wir nun au s einem überreichen Materia l wissen , daß di e kaiserliche n Verfügunge n i n de n verschiedene n Pro vinzen nich t gleichzeiti g publizier t wurden , sonder n begreif licherweise u m s o später, j e weite r di e Provin z vo n de r kaiser lichen Residen z entfern t wa r is t e s gan z klar , da ß Eusebiu s zunächst au s seine m enge n palästinensische n Blickfel d herau s das fü r Palästin a zutreffend e Datu m al s da s allgemein e einsetzte, un d da ß e r späte r au f Grun d erweiterte r Kenntnis , die ih m au s Asie n ode r Ägypte n zugeflosse n sei n wird , da s Datum korrigierte . Abe r ebe n diese, schon an sich interessant e Verschiebung de s Datum s führt e z u weitere n Konsequenzen . Dadurch, da ß i n Palästin a di e Verkündigun g de r Urkund e im Apri l erfolgte , fiel si e chronologisc h zusamme n mi t de m Charfest un d ma n versteh t e s daher , da ß de r Auto r u m de n Gegensatz bzw . di e Parallel e herauszuarbeiten , sic h gedräng t fühlte, seine r Datierung di e Wort e hinzufüge n : της το υ σωτη ρίου πάθους έορτήςέπιλαμβανούσης (907,5)® · Fü r das in der KG. ') Di e au s diese r Praxi s fü r da s Rechtslebe n sic h ergebende n Schwierigkeiten kan n ma n au s de r 66 . Novell e Kaise r Justinian s (vo r allem § 3 ) kenne n lernen . *) Al s Beleg e fü r di e nich t allz u häufige , nac h de m Chronologische n schillernde Verwendun g de s Worte s έπιλαμβοίνει ν führ e ic h a n fAristot. ]

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Die Prioritä t de s Traktat s i n Einzelheite n erwiesen .

gegebene Datu m tra f dies e Koinziden z nich t meh r zu , un d de r Autor hätt e siche r richti g getan , jed e Reminiszen z dara n wegzulassen; e r konnt e sic h daz u nich t entschließen , formt e vielmehr, u m wenigstens sachlic h korrek t z u sein, de n ebe n er wähnten Gedanke n dahi n um, daß das Charfest sich »näherte« : της το ΰ σωτηρίο υ πάθου ς έορτή ς έπελαυνουση ς (742,12) . Kein Zweifel, daß der Traktat mit seiner machtvollen Gegenüberstellung da s Original un d di e KG . di e schwächlich e Kopi e ist . Von de n sonstige n Veränderunge n de s behandelte n Stückes möcht e ic h di e rei n grammatisch-stilistischen 1 un erörtert lassen ; si e beweise n nur , da ß de r Auto r sic h ernstlic h um di e Fassun g bemüh t hat , un d da ß wi r deshal b auc h di e Worte auf die Wagschale legen müssen ; dagegen ist es für unsern Fragenkomplex vo n Wichtigkei t darau f hinzuweisen , da ß di e in de m Trakta t al s γράμματ α schlechthi n bezeichnete , grund legende Verfolgungsurkund e (907,6 ) i n de r KG . (742,12 ) de n Zusatz βασιλικ ά efhalte n hat ; beide s steh t i n engste r Ver bindung mit den jeweiligen sonstige n Äußerungen des Eusebius in beide n Werken ; den n i n de m Trakta t wir d ers t zu m Jahr e 304/5 i n 910, 3 notiert , da ß i n diese r Sach e damal s »zu m ersten Male« βασιλικ ά γράμματ α ergange n seien ; als o liege n kein e älteren voraus . Umgekehr t ha t Eusebiu s au s seine r i n KG . V I I I benutzte n zweite n Quell e (S . 37) ersehe n können , da ß es sic h wirklic h u m ei n βασιλικό ν πρόσταγμα handelt (750,25) , und e r ta t dahe r gu t daran , auc h a m Anfang e de n Begrif f »königlich« einzufügen . Auch di e zweit e i n sic h geschlossen e Partie , welch e probi, phys . α 8 , 86o a 7 : δτα ν το Ο έαρο ς ύγρο Ο δντο ς ευθύ ς έπιλαμ βάνη τ ο θέρο ς θερμό ν ö v ; ebend a 2 6 δτα ν έτπλάβ η τ ό θέρο ς ; Theophr . caus. plant . I 13 , 4 έπιλαμβανούση ς τή ς ώρας ; ähnlic h Diony s Hal . Arch. Rom . 2 , 54 , 4 ; 3 , 52 , 3 . Überal l lieg t di e Vorstellun g de s — meis t plötzlichen — Eintreten s de s neue n Momente s vor . ') δ ς λέγοιτ * α ν Traktat ; λέγοιτ ο b' û v οδτο ς K G . — άθρόω ς πανταχού Traktat ; πανταχόσ ε K G . — στερίσκεσθα ι Trakta t ; στερεΐσθα ι K G . — πάντα ς πανταχί ) Traktat ; πάντα ς τού ς κατ ά πάντ α τόπο ν K G . Dazu dar f ma n auc h di e Umformun g κα ΐ ή μέ ν τη ς πρώτη ς καθ ' ήμών γραφή ς τοιαύτ η τι ς η ν δύναμι ς (Traktat ) i n di e Fassun g κα ΐ ή μέν πρώτ η καθ ' ήμώ ν γραφ ή τοιαύτ η τι ς ή ν rechnen . 2*

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Der Trakta t »Di e Märtyre r vo n Palästina« .

der Trakta t (908,5—23 ) un d KG . (742,20—744,14 ) i n engste r Parallele bieten , zeig t deutlic h an , da ß di e Quell e i m Traktat , das Apographo n i n de r KG . vorliegt . Zwa r is t sofor t heraus zuheben, da ß di e emphatisc h gehaltene n Eingangswort e de r KG. τότ ε δ ή ouv , τότ ε πλείστο ι με ν όσοι , welch e a n da s Vorangehende äußers t wirkungsvol l anschließen , gegenübe r der Einführun g i n de m Trakta t de n Vorzu g verdienen , abe r diese Besonderhei t wir d sic h un s späte r (S . 86 ) vollkomme n aufklären, i m übrige n genüg t jedoc h al s Bewei s fü r unser e Behauptung ein e Betrachtun g de s Grundgedanken s diese r Partie. De r Auto r leg t i n de m Trakta t dar , da ß — i m Gegen satz z u einige n laps i — doc h di e meiste n di e Quale n de r Mar terinstrumente, Folter n usw . ausgehalte n hätten , obwoh l e s dadurch geschah , da ß einige n auc h di e Arme erschlaff t wurden. »Trotzdem ertruge n si e da s Äußerste , welche s entsprechen d den geheime n Ratschlüsse n Gotte s geschah ; den n de r ein e wurde, währen d ih m ander e Leut e di e Händ e festhielten , ih n zum Alta r brachte n un d au f sein e Händ e da s fluchwürdige Opfer warfen , entlassen , gleic h wi e wen n e r geopfer t hätte , der andere , de r nich t einma l i n Berührun g mi t de m Opfer ge kommen war , mußte , d a ander e aussagten , e r hab e geopfert , schweigend, d . h . ohn e sic h wehre n z u können , weggehen ; wieder ei n anderer , de r halbto t aufgehobe n wurde , wurde , al s wäre e r scho n tot , weggeworfe n un d seine r Fessel n entledigt , indem auc h e r z u denjenige n gerechne t wurde , di e geopfer t haben, wiede r einer , de r schrie un d sic h beschwor, da ß e r nich t gehorchen würde , wurd e au f de n Mun d geschlagen , durc h di e Geschicklichkeit de r dami t beauftragte n Organ e zu m Schwei gen gebrach t un d dan n gewaltsa m herausgestoßen , auc h wen n er nicht geopfert hatte. S o galt ihnen auf jede Weise der Schein , durchgesetzt z u haben , viel. « Der Sin n diese r wörtlic h übertragene n Parti e is t gan z klar. I n de r Einleitun g z u diese m Abschnit t ( § 2 = 907 , 1 2 ff. ) war berichte t worden , da ß de r erste n christenfeindliche n Anordnung alsbal d ei n zweite r Befeh l gefolg t war , wonac h di e Vorstände de r Kirche n zuers t de n Fessel n übergebe n un d dann au f jeglich e Weis e gezwunge n werde n sollten , z u opfern ;

Die Prioritä t de s Traktat s i n Einzelheite n erwiesen .

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diesem Befeh l entsprich t di e i n unser m Abschnit t gewahrt e Zweiteilung, inde m zunächs t di e Drangsalierung durc h Fessel n und sodan n di e gewaltsame Hinführun g zu de n Opfern berich tet wird . Vo n irgen d welche n Todesfällen , Hinrichtunge n u. dgl . is t i n de m ganzen Abschnit t nich t di e Rede , un d wen n von de n Vorsteher n de r Kirch e i n 908 , 12—1 3 gesag t wird : δμαις Ò ' oö v tqpepo v τ ο άττοβα ν ακολούθω ς ταΐ ς άπορρήτοι ς κρίσεσιν το υ θεοί ) τέλος , s o is t da s Letzte 1 , wa s ihne n nac h Gottes unerforschliche n Ratschlüsse n nich t erspar t blieb , eben dari n z u erkennen , da ß si e durc h Anwendun g vo n Ge walt i n Verbindun g mi t de n verruchte n Opfern gebrach t wur den. Au s diese m Grund e fähr t de r Auto r for t ó μέν γα ρ αυτών usw . un d schildert , wi e nu n diese s Opfe r im einzelne n ζ. T . auc h nu r scheinba r erzwunge n wurde . Dabe i is t de r Gedanke zugrund e gelegt , da ß trot z alle s Widerstande s un d Protestes da s erzwungen e Opfe r al s vol l angerechne t wurd e ; dem entsprechen d wurde n all e diese Leute , al s hätte n si e ge opfert, entlassen . Was hie r i n de m Trakta t i n klare m Aufba u entwickel t ist, is t i n de r KG . durc h Veränderunge n un d Zusätz e völli g verdorben worden . Auc h di e KG . schilder t zwa r zunächs t die Drangsalierun g durc h Fessel n u . dgl., bring t abe r dadurc h ein ander e Nüanc e herein , da ß dies e Behandlung , welch e im Trakta t al s Folte r angewand t wurde , u m da s Opfe r z u er zwingen, hie r al s Straf e erscheint , weswege n de r Auto r di e Participia αίκιίόμενο ς un d τιμωρούμενο ς hinzufügt . Wei l dies abe r de r Fal l ist , s o können di e Leut e auc h bi s zu m Tod e gepeinigt werde n un d i n diese m Sinn e gib t Eusebiu s jetz t dem obe n ausgeschriebene n Sat z eine n gan z ander n Inhalt , indem e r al s Folg e de r Bestrafunge n de n To d hinstell t è

de r mi t seine r summarische n Zusammenfassung i m Widerspruc h z u de m Program m steh t und i n Wahrhei t nu r di e ein e Aufgab e hat , de n Übergan g von de r Einlag e z u de m alte n Kontex t herbeizuführen . — Ein ähnliche r Vorgan g spielt e sic h ab , al s dan n Euse b di e Epitome 744,16—770,2 3 einschob . Auc h hie r mußt e e r ver suchen, von diese r Einlage de n Weg zu dem jetzt al s Anschluß stück vorhandene n Satz έκαστο υ μέν oöv usw . 770,27 z u finden. Die Aufgab e wa r hie r i n gewisse m Sin n noc h schwieriger ; denn di e Epitom e sollt e j a gerad e a n di e Stell e de r Einzel behandlung de r Märtyre r treten . Euse b behal f sich , nachde m er Seite n lan g vo n de n Märtyrer n gehandel t hatte , mi t eine r kurzen Erinnerun g daran , da ß »unte r diesen « di e Märtyre r alle i n Staune n setzten ! De r Sat z is t a n sic h ein e Unmöglich keit. Sei n Sin n is t nu r au s de m Zwan g z u erklären , i n de m sich Eusebiu s befand , de r fü r da s έκαστο υ de n generelle n Oberbegriff Märtyre r gewinne n mußte . Angesichts unsere r Erkenntnis , da ß di e Aufzählun g de r Kirchenvorsteher au f eine m Nachtra g beruht , dürft e e s nich t ohne Bedeutun g sein , da ß di e Handschrifte n i n 772 , 2 3 dari n auseinander gehen , da ß A T durc h de n Aoris t άνεγράψαμε ν die Behandlun g de s Pamphilo s al s geschehe n betrachten , wogegen di e ander n Handschrifte n da s Futuru m bringe n und dami t anzeigen , da ß di e Darstellun g ers t gegebe n werde n soll. Beid e Auffassungen sind aus der Perspektive des Eusebius

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Die Märtyrerlist e 7 7 2 , 1 — 2 9 .

heraus möglic h un d richti g un d gebe n un s dahe r eine n Win k für sein e Einstellung . Wa s da s Futuru m betrifft , s o beruh t es darauf , da ß i m Rahme n de s Werke s di e Behandlun g de s Pamphilos ers t folge n sollt e un d Eusebiu s vo n gleiche r Ein stellung au s auc h di e Gestaltun g de s Traktats trot z Benutzun g längst geschriebene r Materialie n mi t Rech t i n di e Zukunf t verwies (774,7) . U m s o bedeutsame r is t jedoc h de r Aorist ; Eusebius ha t dabei dara n gedacht , da ß e r da s Lo b de s Pam philos tatsächlic h bereit s niedergeschriebe n hatte . S o dürft e auch a n diese r Stell e gena u wi e be i de m Schwanke n zwische n Cäsarea un d Palästin a di e Variant e au f de n Auto r zurück gehen, de r vo n seine m Standpunkt e au s mi t gleiche m Recht e das Futu r un d de n Aoris t verwende n konnte . Die Liste , wi e si e un s hie r vorliegt , is t frühesten s nac h dem Janua r 3 1 2 (Martyriu m de s Lukianos ) niedergeschriebe n worden un d erweis t sic h auch dadurc h al s ein e Einlage i n einem Buche, welche s al s Ganze s vo r de m Wiederausbruc h derjenige n Verfolgung entstande n war , i n de r Petrus , Lukiano s usw . das Martyriu m erlitte n haben . Ma n versteh t e s durchaus , daß sic h Euse b angesicht s de r Märtyrerzahl un d de r gegebene n Quellenlage zuers t au f de n Standpunk t stellte , nu r di e selbst geschauten Martyrie n z u berichte n un d di e ander n de n ent sprechenden Augenzeuge n zu r Behandlun g z u überlassen . Ebenso verständlic h abe r is t es , da ß e r bal d bemerkte , da ß dadurch i n sei n historische s Wer k ei n falsche r Akzen t herein gekommen wa r un d wi r könne n feststellen , wi e e r sic h dahe r allmählich davo n loslöste . De r erst e Schrit t au f diese m Weg e war di e Übersich t übe r di e hervorragende n Kirchenfürsten . Gerade fü r dies e mußt e de m Eusebius verhältnismäßi g schnel l gutes Materia l zufließen , un d s o entschlo ß e r sich , sei n alte s Werk zunächs t dadurc h z u erweiter n un d z u verbessern , daß e r vo r de n Berich t übe r di e selbstgeschaute n Martyrie n diesen Überbüc k einflocht . I m Gegensat z z u de n selbstge schauten Martyrie n is t hie r jedoc h begreiflicher Weis e ein e mehr systematisch-lokal e Anordnun g getroffen , un d dahe r kommt es , da ß Eusebiu s bereit s hie r de n chronologische n Gesichtspunkt zurücktrete n ließ , de r dan n i n de r Epitom e

Chronologischer un d lokale r Gesichtspunkt .

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ganz fehlt . Wei l de m abe r s o war , fügt e e r i n di e List e all e i n Frage kommende n Kirchenvorstehe r ein , di e da s Martyriu m erlitten hatten, d. h. auch diejenigen, welche erst unter Maximi n fallen; e r konnt e die s u m s o ehe r tun , al s damal s de r Ri ß zwischen dem VIII. un d IX. Buch e noch nicht bestand (S . 190) , diese vielmeh r ein e Einhei t bildeten , s o da ß j a de r Auto r vo n diesem Gesichtspunkt e au s auc h sons t i n diese m Buch e di e zehnjährige Verfolgun g al s Einhei t betrachtete . Umgekehr t hat Eusebiu s späterhin , al s e r da s Wer k ne u gliederte , ein e scharfe Grenz e gezogen , inde m da s VIII . Buc h di e groß e Verfolgung, da s IX . di e Maximinisch e umschließe n sollte . Von diese m Aufba u au s wa r e s notwendig , diejenige n na mentlich aufgeführte n Martyrien , welch e ers t unte r Maximi n fielen, i n da s IX . Buc h hinüberzunehmen . S o betrachtet , bilden di e beide n Liste n i n Verbindun g mi t de n verschiedene n chronologischen Angabe n eine n interessante n Bele g fü r di e Geschichte de s Werks .

§ 3 . Di e Reichs - un d Kaisergeschichte i m VIH. Buch. a) D i e E p i t o m e un d di e R e i c h s g e s c h i c h t e . An de n scho n öfte r erwähnte n un d erklärte n (vgl . S . 13 ) Bedeutungswandel de r Ankündigun g vo n 774,6— 7 brauche n wir hie r nu r kur z z u erinnern ; abe r e s is t bedeutungsvoll , wie mi t diese m Wechse l zugleic h ein e Verschiebun g de r Stell e dieses Stücke s verbunde n ist . Solang e de r Trakta t ei n Tei l der KG . war , kündigt e unse r Stüc k di e dari n gegeben e Mar tyrienbehandlung a n un d bereitet e dere n Darstellun g vor ; es stan d dementsprechen d ziemlic h nah e a m Anfan g de s Buches. Dies e Stellun g wurd e auc h nu r unwesentlic h berührt , als sic h Euse b entschloß , davo r noc h di e Übersich t übe r di e Martyrien de r hervorragende n Kirchenfürste n (vgl . S . 40ff. ) einzulegen, obwoh l bereit s dadurc h ein e gewiss e Unlogi k i n den Aufba u hineingekomme n ist . Abe r dies e Tatsach e trit t doch a n Bedeutun g zurüc k gegenübe r de m Wechsel , de r ein trat, al s Euse b de n Traktat au s de r KG . herauswar f un d stat t dessen di e Epitom e einfügte ; den n e r setzt e dies e nich t a n

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Reichs· un d Kaisergeschicht e i m VIII . Buch .

diejenige Stelle , a n de r sic h de r Trakta t befunde n hatte , sondern rückte sie vor die bisherige Ankündigung de s Traktats, die dementsprechen d umgearbeite t werde n mußte . Betrachtet ma n di e Dispositio n de s Werkes , wi e si e un s infolgedessen entgegentritt , s o biete t si e un s au f da s Ganz e gesehen eine n wirre n Anblick . Eusebiu s gib t zunächs t di e Verfolgungsgeschichte i n Gestal t de r Epitome , zähl t dan n di e Kirchenfürsten auf , di e da s Martyriu m erlitte n hatten , u m im Anschluß dara n die ausführliche Behandlung de r Martyrien in ander e Werk e g u verweisen, wogege n da s vorliegend e Buc h noch di e Palinodie un d die — Ereignisse vom Anfang der Verfolgung a n bringe n soll ! I n de r Tat folg t ein e erneut e Dar stellung de r Verfolgungszei t nu r mi t de m Unterschied , da ß nunmehr dies e Period e i n ihre r Auswirkun g au f Kaise r un d Reich geschilder t wird , währen d si e vorhe r vo m Standpunk t der Märtyre r au s betrachte t wird . Abe r diese r Sat z gil t doc h nur a part e potiori ; wen n z . B. i m Rahme n de r Kaiser - un d Reichsgeschichte erzähl t wird , da ß di e Bedrückunge n de s Maximin, di e e r be i de n Heide n durchsetze n konnte , be i de n Christen, welch e da s Martyriu m z u erleide n berei t waren , erfolglos blieben , stelle n sic h be i nähere r Ausführun g auc h hier wiede r Märtyrerbericht e ei n (784, 5 ff.). J a i n eine r gan z merkwürdigen Doppelun g erklär t Euseb , de r doc h gerad e vorher di e Verfolgungsgeschicht e dargestell t hatte , e r woll e im folgende n anreihe n τ α έ ξ άρχή ς το υ διωγμο ύ συμβεβηκότ α

(774>9)· Da ß dies e geradez u sinnlos e Dispositio n nich t i n Ordnung sei n kann , versteh t sic h vo n selbst ; auc h hie r hat die ständig e Verschiebun g z u eine m schwere n Durcheinander geführt. Diese s z u lösen , is t dahe r di e Voraussetzun g fü r ein wirkliche s Verständni s de s Textes . An de r Stelle , w o Eusebiu s di e erwähnt e Ankündigun g der Verfolgungsgeschicht e gibt , erklär t e r ihr e Kenntni s

zugleich fü r χρησιμώτατ α τυγχάνοντ

α τοι

ς έντευξομένοι

ς

(774. 10 )· Äußerlic h erinner n dies e Wort e a n de s Eusebiu s Versprechen i n 742,5 , e r woll e erzählen : & πρώτοις μέ ν ήμιν αύτοίς, Ιπειτ α ò è κα ί τοι ς μεθ ' ήμα ς γένοιτ ' α ν προ ς

ωφελείας, un d doc h welc h gewaltige r Unterschie d besteh t

Die Lese r de r K G .

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zwischen diese n beide n Sätze n nac h de r sachliche n Seite ! An de r letztgenannte n Stell e denk t Eusebiu s sachlic h a n di e Martyrien un d is t überzeugt , da ß dere n Lektür e i n Gegenwar t und Zukunf t de n C h r i s t e n vo n Nutze n sei n werde ; dagege n in 774,1 0 ziel t e r au f di e Kaiser - un d Reichsgeschichte ; wen n deren Lektür e abe r vo n Nutze n sei n soll , dan n is t be i de n έντευΗόμενοι a n di e hierfü r verantwortliche n Personen , d . h . in erste r Lini e a n di e K a i s e r gedacht , di e e r den n auc h i m folgenden darau f hinweist , da ß de r Kamp f gege n di e Christe n zum Unhei l de s Reiche s ausschlägt . Wiede r dokumentier t sich i n diese r Berücksichtigun g eine s verschiedene n Publikum s die Entwicklun g de s Eusebius . Un d s o kan n ma n den n nich t daran zweifeln , da ß di e eigentümlich e Dispositio n de s VIII . Buches au f de r Entwicklun g de s Texte s beruht , de r nich t vo n einem klare n Gedankengan g au s organisc h entworfe n wurde , sondern durc h ständig e Schichtunge n de n jetzige n Zustan d erhielt. ß) D i e ä l t e s t e F a s s u n g de r R e i c h s g e s c h i c h t (774,11—788,5).

e

D a s R e i c h ode r di e K a i s e r al s B ü ß e r f ü r di e Christenverfolgung ? Das unte r α ) formuliert e Proble m kan n ers t dan n gelös t werden, wen n de r Tex t de r Reichsgeschicht e i n sic h geklär t ist; den n auc h diese r befinde t sic h jetz t i n eine m Zustande , bei de m — ma n dar f e s woh l ausspreche n — jede s wirklich e Verständnis ausgeschlosse n ist . Wil l ma n vo n ih m z u klarere n Fassungen un d zu m Ker n de r Berichterstattun g vordringen , so stehe n zwe i Weg e offen : einma l mu ß ma n di e nachweis baren Zutate n abhebe n un d sodan n mu ß ma n de r Tatsach e eingedenk sein , da ß i n de m Trakta t 911, 7 ff. ein e Parallel e vorliegt, di e gleic h wi e i n de n anderen , obe n behandelte n Fällen (Kap . 1 § 2) zu r Rekonstruktio n herangezoge n werde n muß. Au s diese r Parallelstell e lerne n wi r zunächst , da ß nebe n der Christenverfolgun g un d als o woh l auc h durc h si e beding t die Krankhei t de s römische n Staate s einsetzte : ein e Spaltun g L a q u e u r , Eusebius . 4

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Reichs- un d Kaisergeschicht e i m VIII . Buch .

trat ein , da s Reic h bekämpft e sic h gegenseiti g un d Fried e ward ers t wieder , al s di e Verfolgun g aufhörte . E s is t hie r dieselbe Anschauun g zugrund e gelegt , wi e i n de r KG. , un d wie si e un s dan n späte r s o oft entgegentrit t i n de r Diskussio n zwischen Christe n un d Römer n übe r di e Frage , i n welche n inneren Beziehunge n di e günstig e bzw . ungünstig e Lag e de s römischen Reich s z u seine r jedesmalige n Christenpoliti k stände, ein e Diskussion , di e i n de n Schriften , gege n welch e sich nebe n Augusti n Orosiu s wandte , wi e auc h i n desse n eigenem Wer k ihre n Höhepunk t erreich t hat . De r allge meinen inhaltliche n Parallel e zwische n Trakta t un d KG . entspricht e s den n auch , da ß di e beide n Sätz e πόλεμο ς άσπονδος €ΐ ς αύτου ς έπεγείρετα ι de s Traktat s (gii , io ) un d πόλεμον ασπονδο ν έγείρουσι ν de r KG . (774 » Ι 9 ) Abhängig

-

keit voneinande r entstande n sind . Diese gegenseitige n Beziehunge n mu ß ma n i m Aug e behalten, wen n ma n versuch t zu m Verständni s de r KG . vor zudringen. Dies e heb t mi t de r Schilderun g de s friedliche n Reichszustandes a n (774,11) . Welch e Red e vermöcht e woh l das Glüc k un d de n Wohlstan d de s imperiu m z u schildern ? Damals noc h konnte n di e regierende n Kaise r ihr e Decen nalien un d Vicennalien mit Glan z un d Freude begehen . Abe r während s o ihr e Macht wuchs , erweckte n sie , inde m si e de n Frieden mit un s brachen, einen Krieg ; noch nicht in das zweite Jahr dauert e diese r Zustand, al s i n vollständige r Neuhei t de s Verfahrens der Kaiser, de r schuld an dem allen war, in geistige Umnachtung fiel und sic h mi t de m zweite n Kaise r i n da s Pri vatleben zurückzog. Noc h nicht war dies geschehen, da spaltet sich da s Reich , ei n unerhörte r Vorgang ! — Di e Fortsetzun g dieses Gedanken s fehl t zunächst , un d s o konnte Schwart z z u dieser Stell e 776, 1— 3 bemerken , da ß de r Sin n diese r durc h Korrektur unverständlic h gewordene n Stell e nu r durc h Ver gleichung der Parallelstelle in de mart. Pal. 13,13 {= 949, 29 ff.) erschlossen werde n könne . Ic h glaub e nicht , da ß dies e Vermutung zutrifft ; den n di e angezogen e Stell e de s Traktat s beschäftigt sic h mi t de r Tatsache , da ß da s Reic h sic h i n de r Frage de r Christenbehandlun g spaltete , un d da ß di e Christe n

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Interpretation vo n 7 7 6 , ι — 3 .

in de r eine n Reichshälft e Verfolgunge n erlitten , währen d si e in de r ander n sic h de s Frieden s erfreuten . Vo m Kamp f de r beiden Hälfte n gegeneinande r is t dabe i ga r nich t di e Rede ; daß Eusebius abe r i n 7 7 6 , 1 — 3 nu r a n diese n denkt , folg t dar aus, da ß j a di e Parallelstell e 9 1 1 , 8 ff. ebenfall s vo n diese m Kampfe spricht . I n de r Ta t fehl t den n auc h di e näher e Ausführung vo n 776 , 1 fí. nicht , nu r allerding s is t si e durch ei n größere s Zwischenstüc k getrennt ; den n 786 , 23 ff . wir d tatsächlic h dies e Spaltun g de s Reiche s ge nauer geschildert : di e Meer e konnte n nich t befahre n werden ; wer von irgend woher an Land kam, wurde unter scheußlichste n Peinigungen gefragt , o b e r etw a vo n de n Feinde n käme , un d schließlich z u Tod e gemartert . Überdie s wurde n überal l Schilde un d Panze r verfertigt , Geschosse , Speer e un d sonstige r Kriegsbedarf berei t gehalten , un d fü r Kriegsschiff e un d ihr e Bestückung Sorg e getragen . Jederman n rechnet e tagtäglic h mit eine m feindliche n Einfal l (788 , 5) . Ma g be i diese r Schil derung auc h ein e gewiss e Übertreibun g vorliegen , s o is t doc h kein Zweifel , wora n Eusebiu s be i seine n Ausführunge n dachte . Man erinner t sic h de r Kämpfe , di e damal s zuers t zwische n Severus un d Maxentius , sodan n zwische n Galeriu s un d Maxen tius spielten , un d schließlic h a n di e erst e Auseinandersetzun g zwischen Liciniu s un d Maximin. Bekann t is t auch, da ß sei t 30 7 keine einheitliche n Konsulbenennunge n zustand e gekomme n waren, s o da ß ma n wirklic h vo n eine r Spaltun g de s Reich s sprechen kann . S o führ t den n ei n i n sic h geschlossene r Ge dankengang vo n 776 , ι — 3 nac h 786 , 23—788 , 5 hinüber , und da ß e r i n diese r For m wirklic h richti g wiedererkann t ist , folgt au s de r Parallel e de s Traktats 9 1 1 , 8 ff., au f di e wi r als bald werde n zurückkomme n müssen . Zunächst is t dami t bestätigt , da ß de r Gedank e vo n Ed . Schwartz, 7 7 6 , 1 —3 erhalt e seinen Sin n erst durch Vergleichun g mit de r Parallelstell e i m Trakta t 949 , 29 , nich t brauchba r ist . Trotzdem besteh t zwische n 776 , 1 — 3 un d de m Traktat 949 , 2 9 eine s o nah e formell e Berührung , da ß ei n Abhängigkeitsver hältnis vorliegen muß 1 ; nur is t klar , da ß 949,2 9 nicht dieQuelle ') kc ù btx Q τ ά π ά ν τ α τη ς άρχή ς διαιρείται , πράγμ

α μηό ' ΰλλοτ έ 4*

5 2 Reichs

- un d Kaisergeschicht e i m VIII . Buch .

von 776 , ι— 3 sei n kann ; den n be i alle r formale n un d geisti gen Verwandtschaf t besteht doc h ein tiefgehende r Unterschie d zwischen de n beiden Stellen, insofern in 776,1—3 di e στάσις im römischen Imperiu m darau f beruht , da ß di e beide n Reichs teile gegeneinande r i m Krieg e liegen , Kämpf e ausrüste n u. dgl. m. ; hingegen im Traktat 949 , 29 beruh t di e στάίΓι ς ausschließlich au f de r Tatsache , da ß di e beide n Reichsteil e ein e verschiedene Christenpoliti k verfolge n ; deshal b füg t de r Traktat di e Worte έπ ί τ ω καθ ' ημά ς διωγμ ψ hinzu 1 un d erklär t im folgende n dies e Differenzierung . D a nu n de r wirklich e Zusammenhang vo n 776 , 1— 3 sowoh l durc h di e Fortsetzun g 786, 2 3 ff. wi e di e Parallel e 911 , 9 ff. gesicher t ist , bleib t nu r der Schluß , da ß 949 , 2 9 ff. zwa r i n Abhängigkei t vo n 776 , ι—3 entstande n ist , abe r desse n Gedanke n de n neue n Ziel setzungen de s Eusebius (vgl . S. 6 4 ! ) entsprechen d umgeänder t hat. Dies e neu e Erkenntni s bring t den n nu n auc h i n de r Ta t eine erfreuliche Bestätigung unsere s Nachweises , da ß der Traktat, dessen Kern (di e selbstgeschauten Martyrien ) al t ist, nachträglich di e Ausgestaltung erfahre n hat, z u der auch 949 , 29 ff. gehört, welches ein Element der großen Einlage 947,7—950,1 ist a . Durch di e eng e Verbindung , di e wi r zwische n 776 , 1— 3 und 786 , 23—788 , 5 hergestell t haben , is t di e dazwische n stehende Kaisergeschicht e i n Wegfal l gekommen ; si e is t in de r Ta t da s Ergebni s spätere r Forscherarbei t de s Eusebius , über di e i n de m gehörige n Zusammenhan g gehandel t wird . Dagegen drängt sich bereits jetzt die Frage auf, in welcher Weise wir de n wiedergewonnene n Zusammenhan g nac h obe n un d unten verknüpfen . Di e scheinba r leichter e Arbei t ziel t nac h oben, w o j a tatsächlic h de r Abschnit t 776 , 1— 3 i n eine m festen Zusammenhang ruht . Abe r auch dieser (774,11—776,1 ) πω πάλα ι γεγονό ς μνήμ η παρσδεόομενο ν (776,1—3) ; δ γοΟ ν μηδ έ ίστό ρηται ¿ ν τοι ς άνέκαθβ ν τη ς 'Ρωμαίω ν άρχής , τούτ ο νϋ ν πρώτο ν καθ * ημάς παρ ά πάσα ν γέγονε ν έλπίόα . διαιρείτα ι μέ ν γα ρ έπ ί τ ψ καθ * ημά ς διωγμώ διχ ή τ ά τη ς βασιλεία ς (949. 2 9 ff·)· ') E s is t woh l auc h bewußt e Absicht , da ß Euse b i m Trakta t nicht άρχής , sonder n βασιλεία ς schreibt ; da s Reic h is t gespalten , abe r die Kaise r verfolge n ein e verschieden e Christenpolitik . *) Vgl . S . 2 9 ff.

Das unerhört e Ereignis .

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muß ers t vo n seine n Zutaten gereinig t werden . Euse b stell t die Ereigniss e s o dar , al s hab e di e Verfolgun g de r Christe n nach de n Vicennalie n de s Diocletia n begonnen . Dies e Ver folgung dauert e noc h nich t i n da s zweit e Jahr , d a geh t Dio cletian a b un d da s Reic h spalte t sich . Tatsächlic h is t di e Chronologie ganz anders: di e Verfolgun g begann Frühjahr303 , dann ers t erfolgt e a m 20 . November diese s Jahre s da s Fes t der Vicennalien . Wi e schar f de r Widerspruc h zwische n de m vorliegenden Berich t de s Eusebiu s un d de r historische n Wirk lichkeit ist , erkenn t ma n daraus , da ß nac h Eusebiu s di e Vi cennnalien i n vollem Frieden gefeier t wurden (774, 17) , de r also November 303 , d . h . ei n halbe s Jah r nac h Ausbruc h de r Ver folgung bestande n habe n würde ! De r Hinwei s au f di e Vi cennalien in 774,14—17 erschein t zunächst als Widersinn ; abe r auch hie r biete t sic h ein e eindeutig e Lösung , welch e durc h eine zweit e Beobachtungsreih e angebahn t wird . Euseb erklär t 774 , 21 , da ß di e Bewegun g de r Christen verfolgung noc h nich t zwe i Jahr e i m Gang e war , al s ei n u n e r h ö r t e s E r e i g n i s (τ ι περί τήν δλην αρχήν νεώτερον γεγονός) di e ganze Lage i m Reiche umstürzte. Al s diese s Ereigni s erscheint jetz t de r Abgan g Diocletian s un d Maximins , worau f der Auto r fortfährt , da ß diese r Abgang kau m erfolg t war, al s ein u n e r h ö r t e s E r e i g n i s (πράγμ α μηδ ' άλλοτ ε π ω πάλα ι γεγονός μνήμη παραδεόομένον 776 » 2) eintrat, un d nun erscheint als diese s di e Spaltun g de s Reichs . Unmittelba r hinterein ander folge n sic h als o in 774 , 20—2 1 un d 776 , 1— 3 di e zwe i identischen Gedankengäng e : »noc h kaum war das geschehen, als das und das eintrat, ei n unerhörte s Ereignis« . Offenkundi g ist der ein e di e Kopi e de s anderen . Nun kan n angesicht s de r Parallel e i n 911 , 9 ff. kei n Zweifel sein, da ß Euse b nu r di e Ansicht vertrete n konnte , da ß die Reichsspaltun g i n Auswirkun g un d al s Straf e de r Chri stenverfolgung eintrat , un d ebens o kla r is t es , da ß e s de r christlichen Geschichtsauffassun g de s Euse b nich t entsprach , diese Reichsspaltun g al s di e Folg e de s Abgang s de r Kaise r zu bezeichnen, worau f di e jetzige Gestaltun g de s Textes führt ; als solch e wär e si e fü r ih n ohn e Interess e gewesen . Darau s

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Reichs- un d Kaisejgeschicht e i m VIII . Buch .

folgt, da ß da s zwische n de n Dublette n stehend e Stüc k ei n sinnstörender Zusat z ist ; seine n Hauptinhal t bilde t abe r de r Abgang de r Kaiser , de r sachlic h da s Gegenstüc k is t z u de m an seine r Stell e nich t minde r anfechtbare n Berich t übe r di e Vicennalienfeier. Als o sin d beid e Berichte , sowei t si e vo m Aufstieg und Sturz de r Kaiser handeln , gemeinsa m in den Text eingefügt worden , un d durc h ihr e Aussonderun g lös t sic h a n beiden Stelle n da s Problem . De r Tex t wa r demnac h i n folgen der Weis e aufgebaut : Vo r de m Kampf e mi t un s blüht e da s Reich de r Röme r (774, 11—14) ; sobal d si e abe r gege n un s de n Kampf aufnahmen , d a dauert e e s nu r noc h kurz e Zei t (774» J 7—20) un d scho n spalte t sic h da s Reic h i n eine r bi s dahin unerhörte n Weis e (776 , 1—3) ; di e Meer e wurde n un befahrbar usw . (786 , 2 3 ff.) . Ma n sieh t gan z deutlich , wi e dieser i n sic h geschlossen e Berich t vo n derselbe n Stimmun g getragen ist , wi e de r Trakta t (911 , 1 1 ff.) . Mi t de m Kamp f gegen da s Christentu m beginn t auc h de r Krie g de r Röme r untereinander; al s ma n de n Kamp f gegen di e Christe n ein stellte, d a festig t sic h auc h wiede r da s römisch e Reich . Euseb is t diese r Auffassun g au f di e Daue r nich t tre u ge blieben, sonder n ha t sei n Urtei l umgebogen . Dies e Umbiegun g des Urteü s vollzo g sic h nac h de r Richtung , da ß e r stat t des unpersönliche n Begriff s de s römische n Reiches , da s bisher fü r di e Verfolgun g di e Straf e z u erleide n hatte , nunmehr di e Kaise r selbs t einsetzte . E s handel t sic h fü r ih n also nich t meh r u m di e Theorie , wi e si e späte r Orosiu s ver trat — e s geh t de m römische n Reic h schlecht , sowei t e s di e Christen verfolg t — , sonder n kur z formulier t u m de n Ge danken, wi e e r un s au s de n morte s persecutoru m vertrau t is t : die Kaise r müsse n fü r ihr e christenfeindlich e Politi k leiden ; Diocletian, de r πρωτοστάτη ς τω ν είρημένω ν (774 , 23) , fäll t i n geistige Umnachtun g un d mu ß schließlic h mitsam t de m zweiten Kaise r abgehen . Beid e Theorie n sin d christlich , beid e auch i n ihre r metaphysische n Einstellun g en g miteinande r verwandt, abe r das , wa s i n unsere m Zusammenhang e da s Wichtige ist , is t di e Tatsache , da ß Eusebiu s zuers t de r erste n Theorie huldigt e un d si e dan n zu m Besten de r zweite n aufgab ,

Bestrafung de r Verfolgerkaiser .

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und zwa r offenkundig · in de m Augenblick , al s e r Kenntni s vo n der Tatsach e gewann , da ß di e einzelne n Kaise r ein e verschie dene Christenpolitik verfolgten , und es damit unmöglic h wurde , das Reic h al s solche s büße n z u lassen , da s ζ . T . vo n christen freundlichen Kaiser n regier t wurde . Für di e Textbehandlun g sin d nu n abe r zwe i Tatsachen gruppen besonder s lehrreich. Eusebiu s hat , wi e wi r sehen, ein e neue Theori e au f de n alte n Tex t aufgepfropft , e r ha t dabe i aber durchau s nich t di e alte n Textstück e gestrichen , ihne n vielmehr ζ . T . durc h de n neue n Zusammenhang , i n de n si e hineingestellt wurden , eine n neue n Inhal t gegeben , ζ . T . si e aber s o stehe n lassen , da ß dadurc h schief e Bilde r entstanden . Wohl wir d ma n annehme n dürfen , da ß die s nich t i n de r be wußten Absich t de s Autor s lag , abe r Tatsach e is t e s jedenfalls, daß e r de n alte n Tex t nich t strich , sonder n bestehe n lie ß — selbst au f di e Gefah r hin , di e Klarhei t de s Zusammenhang s zu schädigen . Eusebiu s is t nich t de r einzige , de r die s geta n hat; Historiker 1 un d Philosophen 2, di e Bearbeiter vo n Volks beschlüssen un d kaiserliche n Erlasse n — si e all e habe n unte r Umständen diese s für unser Empfinden s o schwer verständlich e Verfahren eingeschlagen , da s i n seine r Ar t un d Bedeutun g zu erkenne n m . E . ein e de r wichtigste n kritische n Aufgabe n der Gegenwar t ist , ohn e dere n Erfüllun g un s da s Verständni s zahlreicher Text e verschlosse n bleibt . I n diese m Fall e wir d diese kritisch e Aufgab e u m s o klare r herausgestell t werde n können, al s ein e zweit e Tatsachengrupp e hinzutritt . Euse b hat nämlic h di e i n unser e Parti e sekundä r hineingetragen e Vorstellung in einem anderen Teile seines Werkes, da s in diese m Stadium de r geistige n Entwicklun g de s Euse b ers t ne u ent standen ist , i n reine r For m vorgetragen . I n de r App . VII I 796, I i lese n wir , da ß noc h nich t zwe i Jahr e de r Verfolgun g vergangen waren , al s di e beide n führende n Kaise r abgingen , ή κα ι πρόσθε ν ήμί ν δεδήλωται , un d sic h i n da s Privatlebe n zu rückzogen. Euse b bezieh t sic h also hier ausdrücklich au f unser e *) Z u Thukydide s vgl . neuerding s Pasquali , Stud i italian i d i Filologia Classic a N . S . V 1927 , 29 9 S. Es genüg t a n Aristotele s z u erinnern .

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Stelle, un d in de r Tat läß t auc h di e Ubereinstimmung i m Wort laut keine n Zweife l daran , da ß e r si e vo r Auge n hatte . Un d nun das Eigentümliche. Euse b benutz t i n dieser neu geschaffenen Stell e au s unser m Zusammenhan g nu r dasjenige , wa s er hie r sekundä r geschaffe n hatte ; da s ander e existier t nich t mehr fü r ihn z . Diese r Umstan d belehr t uns , da ß Euse b innerlich de n erste n Gedanke n überwunde n ha t un d nu r noc h in de r Kaisergeschicht e di e Auswirkun g de r verderbliche n Christenpolitik erblick t wisse n wollte . Die Verknüpfun g de r Ausgangsstell e nac h obe n is t dami t aufgeklärt; ih r ha t di e Ergänzun g nac h unte n z u folgen . Scharf formulier t stell t sic h di e Frag e folgendermaßen : I n welcher Weis e wurd e de r (S . 51 ) rekonstruiert e Gedanken gang un d i m besondere n desse n Abschlu ß 786 , 23—788 , 5 fortgeführt? Da ß di e jetz t anschließende n Wort e diese r Auf gabe nich t entsprechen , is t deutlich ; den n si e rechne n Hun gersnot un d Pest , d . h . di e Leide n au s de r Zei t de r Verfolgun g des Maximin , z u de n ander n hinz u un d verweise n z u diese m Zwecke au f di e Fortsetzun g i n Buc h I X . De m entsprich t e s denn auch , da ß si e fortgeführ t werden mi t eine m Hinwei s au f die zehnjährig e Daue r de r Verfolgung . Wen n als o diese r Abschnitt fü r di e ältest e Gestaltun g nich t z u gebrauche n ist , so finden wi r positi v da s notwendig e Ergänzungsstüc k i n de m Traktat 9 1 1 , 1 1 ff . E s is t durc h da s Zita t {911 , 17 ) festge stellt, da ß diese r Abschnit t gleic h de r Mass e de s Traktat s i n die KG . hereingehör t (S . 9 ) ; abe r ohn e weitere s genüg t da s doch nicht , u m di e Verbindun g herzustellen ; den n vo n de n beiden parallelen Fassungen könnte ja der ganze Absatz Trakta t 9 1 1 , 7 — 1 9 de r alte n KG . angehöre n un d KG . 774 , 1 1 ff . i n de r von un s rekonstruierte n Gestal t darau s abgeleite t sein . Woh l haben wi r de n Gedankengan g 774 , 1 1 ff . i n seine r alte n Ge stalt wiederhergestellt , abe r noc h nich t bewiesen , wi e ih r zeitliches Verhältni s z u de r Parallel e de s Traktat s liegt . D a kann nu n glücklicherweis e ei n Zweife l ga r nich t aufkommen : während nämlic h i n 7 7 4 , 1 1 Diocletia n un d Maximian , un d vo r Auf ähnlich e Erscheinunge n i n griechische n Urkunde n hab e ich Epigraph . Untersuchunge n 192 7 S . 10 2 hingewiesen .

Verbindung vo n KG . un d Traktat .

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allem di e Nachrich t vo n ihre m Abgan g ers t sekundä r i n de n Text hereingezoge n worde n ist , de r dadurc h eine n ander n Sinn erhielt , is t dies e veränderte Auffassun g sofor t di e Grund lage vo n 9 1 1, 7 ff. gewesen . Als o is t 9 1 1 , 7 ff. da s abgeleitet e Stück, wobe i wi r wiederu m (vgl . S . 55 ) di e interessant e Beobachtung machen, daß da, wo der Schriftsteller neu schöpft, der Gedanke in reinerer Form erscheint , währen d e r da , w o de r neue Gedank e i n eine n alte n Zusammenhan g hineinversetz t wurde, i n unklare r Verquickun g vorgebrach t wird . Dami t ist folgend e Lag e gegeben : 774 , 1 1 ff. stell t gegenübe r de m Traktat 9 1 1 , 7 ff. da s priu s dar , umgekehr t gehör t 9 1 1 , 1 8 ff. , wi e di e Zitierun g erweist , z u de m älteste n Bestand. Als o birgt di e Partie 9 1 1 , 7—1 8 verschieden e Schich tungen i n sich , ein e solche , di e de r erste n Niederschrif t de s Eusebius angehört (2 . Teil), un d eine solche, di e erst formulier t wurde, al s sic h de r Auto r entschloß , dies e alt e Einhei t zwe i verschiedenen Zwecken , de r KG . un d de m Traktat , zuzu führen (1 . Teil) . Dami t gewinne n wi r abe r zugleic h di e Lösung des Problems, da s wir oben S . 5 6 offe n lassen mußten ; es ka m darau f an , di e Fortsetzun g z u 786 , 23—788, 5 zu finden. Geschilder t wa r dor t i n packende n Worte n di e Kriegsrüstung, di e allenthalbe n stattfand , un d di e Erwar tung au f kriegerisch e Zusammenstöße , di e jederman n i n Atem hielt ; d a greife n wi r nu n i n de r Ta t di e Fortsetzun g ού πρότερό ν τ ε τ α τη ς διαστάσεω ς κα ί τω ν ètr i ταύτ η θορύβω ν κατάστασιν εϊληφεν , ή τη ν καθ ' ημά ς είρήνη ν καθ ' δλη ς πρυ τανευθήναι της υπό τήν'Ρωμαίω ν άρχήν οικουμένη ς (911 , u f f . ) : das Wor t διάστασι ς nimm t di e Darlegun g vo n 776 , 1 — 3 auf , der Begriff θόρυβο ι ziel t auf die anschließende n Kriegsgerücht e 786, 23 bi s 788 , 5 . Heb t demnac h i m Traktat mi t 9 1 1 , 1 1 da s alte Stüc k an , s o erstreckt sic h bis eben dahin (έπεγείρεται ) die sekundäre Bildung , welch e au f de r Grundlage vo n 774 , 1 1 ff. gemacht wurde . Ei n Blic k au f di e beide n Stelle n bestätig t zum letztenma l diese n Tatbestand : au f Grun d de r Beweis führungmuß nunmehr die Formel πόλεμο ν άσπονδο ν έγείρουσι ν (774. Σ 9) Quell e von πόλεμο ς άσπονδο ς ει ς αυτού ς έπεγείρετα ι (gii, ίο ) sein . Be i alle r stilistische n Verwandtschaf t unter -

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scheiden si e sic h insofern , al s di e Stell e de r KG . darunte r de n von de n Römer n gege n di e Christen unternommene n Krieg ver steht, de r Traktat hingege n dabe i a n de n Kamp f zwische n de n beiden Reichshälfte n denkt . Da s wa r i m Rahme n de s Traktat s eine Notwendigkeit , wei l bereit s i m vorausgehende n vo n de m Kampfe de s Staate s gege n di e Christe n di e Red e war , anderer seits de r zu m Verständni s de s Folgende n notwendig e Hinwei s auf de n Krie g de r beide n Reichshälfte n untereinande r fehlte . Die ältest e Fassun g de s Texte s lautetet e demnac h fol gendermaßen: 774 , I i — 1 4 ; 17—20 ; 7 7 6 , 1 — 3 ; 786 , 23—788,5 ; 911, I i — 1 9 . Sein e erst e Ausgestaltun g erhiel t diese r zunächs t durch di e Einfügunge n vo n 774 , 14—1 7 un d 774 , 20—25 . Diese brachte n de n neue n Gedanke n herein , da ß e s di e Herr scher selbs t waren — un d nich t da s Reich de r Römer — , welch e die Erschütterunge n infolg e de r Christenverfolgunge n er fuhren. Di e Kaise r habe n vorde m i n Glan z un d Freud e di e Feste de r Decennalie n un d Vicennalie n feier n können ; kau m war abe r di e Christenverfolgun g i m Gange , d a tra t da s un erhörte Ereigni s de s Abgangs de r beide n führende n Kaise r ein . In seine r un s nu n bereit s bekannte n Ar t ha t Euse b diese n neuen Gedanke n durc h Einschu b vo n 774 , 14—1 7 un d 774 , 2 0 bis 2 6 i n de n alte n Zusammenhan g hineingetrage n un d da durch da s Zwitterbil d entstehe n lassen , da s wi r S . 5 3 dar legen mußten . Freilic h habe n wi r dami t di e damalige n Er weiterungen noc h nich t erschöpft , abe r da s weiter e Materia l kann ers t durc h eine n neuen Anlau f gege n di e Kaisergeschicht e gewonnen werden . γ) D i e K a i s e r g e s c h i c h t e . Durch di e Rekonstruktio n vo n S . 5 1 is t zunächs t einma l die Kaisergeschicht e 776 , 3—786 , 2 3 fü r de n älteste n Aufba u der KG . fortgefallen . Ihr e Prüfun g ha t infolgedesse n hie r z u erfolgen, wobe i wi r un s de s weitere n Ergebnisse s de r voran gehenden Untersuchun g z u erinner n haben , da ß bereit s i n dem Abschnit t 774 , 11—776 , 3 di e ursprünglich e Einstellun g des Autor s au f da s R e i c h s p r o b l e m durc h di e au f di e K a i s e r bezügliche n Zusätz e alterier t wurde .

Steigende Verehrun g de s Constanti n durc h Eusebius . 5

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Im Rahme n de r eigentliche n Kaisergeschicht e is t vo n Ed . Schwartz de r letzt e Nachtra g richtig festgeleg t worden . Al s Eusebius sic h entschloß , di e Appendi x de s VIII . Buche s z u streichen, übernah m e r aus ih r di e fü r ihn s o wichtige Charak terisierung de s Constantiu s un d Constanti n (796 , 19—797 , 8 ) und trug sie in 776, 9—778 , 2 ein . E r ha t dabe i einig e anschei nend kleine , formale , i n Wahrhei t abe r rech t bedeutsam e Än derungen vorgenommen, über die bei Besprechung der Appendix das Notwendig e vorgebrach t werde n wird . Sachlic h is t fü r diese letzt e Zei t di e Steigerun g Constantins , de r jetz t vo n Gott di e Herrschaf t erhäl t (776 , 1 9 gegenübe r 797 , 7) , cha rakteristisch. I m übrige n abe r is t deutlich , da ß sic h dies e späteste Zuta t de s Eusebiu s notwendi g un d glat t avi s de m Texte heraushebt , de r i n seine r ursprüngliche n Fassun g vo n Constantius un d Constanti n (—776 , 9 ) zu r Bestellun g de s Licinius (778 , 2 ) hinüberführte . Aber noc h ei n zweite s Stüc k befinde t sic h i m Rahme n der Kaisergeschichte , da s ein e Sonderstellun g einnimm t un d mit de m sic h di e bisherig e Forschung , s o vie l ic h sehe , ver geblich abgemüh t hat . Nachde m Euse b vo m Tod e de s Con stantius un d de m Regierungsantrit t de s Constanti n un d Licinius sowi e de r Usurpatio n de s Maximi n gehandel t hat , fährt e r fort : è v τούτ ψ ò è Κωνσταντίν ψ μηχανή ν θανάτο υ συρράπτιυν όλου ς ó μετ ά τή ν άπόθεσι ν επανηρήσθα ι δεδηλω μένος αίσχίστ ψ καταστρέφε ι θανάτ ψ (778,7—9) · I m Appara t bemerkt z u diese r Stell e Ed . Schwartz : »z u έπανηρήσθα ι is t τήν αρχή ν nich t z u entbehren, δεδηλωμένο ς verweist au f ein e nicht vorhanden e Erzählung« . Ähnlic h Einleitun g S . LIII, w o ergänzend noc h bemerkt wird, da ß hier au f ein e Erzählung vo n den Abenteuern Maximian s nac h seiner Abdankung verwiese n sei ; Euseb hab e sie aus offiziösen Rücksichten gestrichen und an der Erzählun g herumkorrigiert , abe r s o unklar , da ß di e Ab schreiber keine n verständliche n Tex t zuweg e brachten . Wen n man diese r Stell e beikommen will , muß man m . E . ei n andere s Moment zunächs t i n de n Vordergrun d stellen . Di e Stell e steht jetz t i n eine m Zusammenhang , i n welche m di e Kaise r durchweg namentlic h angeführ t werden : Constantius , Con -

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Reichs- un d Kaisergeschicht e i m VIII . Buch .

stantin, Liciniu s un d Maxentiu s l . Demgegenübe r wende t unser Abschnit t zu r Bezeichnun g de s Maximia n da s um schreibende Verfahren an , nac h welche m Euse b auc h 774,2 2 ff. Diocletian un d Maximia n bezeichne t hatte . Unzweifelhaf t gehört als o quellenmäßi g bzw . schriftstellerisc h di e i n 778, 8 gegebene Charakterisierun g de s Maximia n z u 774,2 2 ff. Abe r dagegen schein t sic h doc h di e Schwierigkei t einzustellen , daß i n de m ausgeschriebene n Satz e Constanti n genann t is t und dies e Nennun g vo n de r voraufgehende n Erwähnun g de s Constantin nich t getrenn t werde n darf . S o stoße n i n de m einen Satz e zwe i Quellenbeziehunge n aneinander : di e Charak terisierung Maximian s gehör t i n de n Zusammenhan g 774,2 2 —25, di e Nennun g Constantin s führ t au f 776, 3 ff. Di e Lösun g dieser Schwierigkei t ha t in Verbindung mit de m oben erwähnten Problem z u erfolgen . Wen n nämlic h auc h di e vo n Schwart z empfohlene Interpretatio n i n ihre m Ker n vo n Rufinu s un d dem Armenie r vertrete n wird 3 , s o is t si e doc h anerkannter maßen mi t de m überlieferte n Tex t nich t z u vereinen , un d der Hinweis au f ein e nachträglich gestrichen e Stell e is t deshal b wenig plausibel , wei l schwe r z u sage n wäre , w o sic h dies e Stelle befunde n habe n sollte . Nu n heiß t abe r έπαναιρέομα ι im Mediu m nich t nu r »au f sic h nehmen« , sonder n vielfac h »töten« un d zwa r besonder s i n heimtückische m Sinn e (Polyb . II, 19,9 ; VII I 12,2) . Dami t fäll t zunächs t di e Notwendigkei t einer Ergänzun g vo n τή ν αρχή ν ode r dergl . fort . Wa s abe r das δεδηλωμένο ς betrifft , so bezeichne t e s auch de n Mann , vo n dem e s »offenba r wurde« , da ß e r etwa s tat . Danac h schein t mir folgend e Interpretatio n notwendig : »De r Mann , vo n de m es offenba r wurde , da ß e r nac h seine r Abdankun g getöte t hat«. Dami t abe r trete n natürlic h dies e Wort e i n vollkom mene Parallel e z u de m Begin n de s Satze s Κωνσταντίν ψ μη χανήν θανάτο υ συρράπτω ν αλού ς un d schließe n sic h ebe n des halb aus . Als o ha t Euse b au f Grun d seine r i n 774,22—2 5 verwerteten Quell e de n Sat z niedergeschrieben : έ ν τούτ ψ 6 è ó μετ ά τή ν απόθεσι ν έπανηρήσθα ι δεδηλωμένο ς αίσχίστ ψ ') Ube r Maximi n vgl . S . 15 6 Anm . I ) Ebens o Lawlor-Oulto n I p . 271 .

Ausdeutung de r Oberlieferun g i n 778 , 7 — 1 1 . ß

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καταστρέφει θανάτ ψ usw . bi s καθήρου ν (778,11) . Au s de r i n 776,3 ff. verwertete n Kaisergeschicht e erfuh r e r Genauere s und Richtigeres übe r di e Vorgänge : Maximia n hatte dem Con stantin nachgestell t un d ist dabe i gefangen genommen worden . Also füg t e r ei n Κωνσταντίν ψ μηχανή ν θανάτο υ συρράπτω ν άλούς. Darau s abe r mußte Euse b schließen , da ß seine Angabe , daß Maximia n al s Mörde r entdeck t worde n ist , z u wei t ging ; er hat infolgedesse n zu δεδηλωμένος di e Variante βεβουλημένο ς (T r R) notiert und wollte den Text in folgender Weise verstanden wissen: »Inzwische n wurd e de r Mann , de r de m Constanti n nachstellte, ergriffe n und , d a e r nac h seine m Abgan g hatt e morden wollen , hingerichtet. « Ist dies e Auffassun g de s Texte s richtig — un d ic h seh e keine ander e Möglichkei t de r Ausdeutun g de r Überliefe rung — , dan n sind 778,7—1 1 mi t Ausnahm e de r Wort e Κων σταντίνψ —άλούς älter als die Umgebung, in der sie jetzt stecken, und gehöre n quellenmäßi g z u 774,22—25 . Darau s folg t nu n weiterhin, da ß wi r i n de m behandelte n Stüc k di e einstig e Fortsetzung z u 774,11—776, 3 z u erkenne n haben : de r Auto r überträgt jetzt di e Sühne vom Reic h auf di e Kaiser, bezeichne t diese aber noch nicht mit Namen, sondern durch umschreibende Wendungen. S o entstehe n di e Stück e 774,14—17 ; 774,20 — 25; 778,7—I i (i n de r behandelte n Form) . Da s a n letzte r Stelle genannt e ha t nu n bereit s daz u führe n müssen , da ß der ursprünglich e Zusammenhan g 776,1—3 ; 786,2 3 ff. (vgl . S. 51 ) zerrisse n wurde , un d daher is t di e Frag e aufzuwerfen , auf welche m Weg e de r Auto r nunmeh r de n Übergan g vo n 778,7—Ii nac h 786,2 3 ff. fand . Wi r erreiche n da s Zie l durc h eine Betrachtun g de r Kaisergeschichte . Dies e is t vo n de r Auffassung durchzogen , da ß durc h di e Tätigkei t de r beide n Tyrannen Maxentiu s un d Maximi n da s Reic h a n de n Abgrun d des Verderben s geführ t wurde , un d s o laute t da s zusammen fassende Ergebni s τοσαύτ η δήτ α κακία ς φορ ά ύφ ' έν α κα ι τον αυτό ν συνηνέχθ η καιρό ν προ ς τω ν δύ ο τυράννω ν ανα τολήν κα ι δύσι ν διειληφότω ν κατεργασθείσ α (786,15—17) · Aber i m Anschlu ß dara n findet sic h ein e gan z ander e Auf fassung; nicht , wi e soeben , sin d di e Tyranne n schul d a n

6 2 Reichs

· un d Kaisergeschicht e i m VIII . Buch .

der Zerrüttung , sonder n di e Christenverfolgun g i m Sinn e der Auffassung , di e wi r durchwe g i n de n ältere n Stücke n kennen gelern t haben . Daz u gehör t als o auc h 786,1 7 ff. Andererseits kan n jedoc h diese s Stüc k nich t ei n Elemen t des allerälteste n Aufbau s sein , w o j a vielmeh r 786,2 3 a n 776,1—3 anschloß . Woh l abe r gehör t e s dieser älteste n Grupp e von Erweiterunge n an . De r erst e Kontex t hatt e alle s au f den Krie g de r beide n Reichshälfte n aufgebau t un d dement sprechend schar f erklärt : ers t mi t de m End e de r Christen verfolgung hört e auc h de r Krie g au f (911,11) . Demgegenübe r hat sic h de m Euse b be i seine n erste n Zusätze n ei n andere r Gedanke vorgedrängt : di e Verfolgun g ha t di e vorde m blü hende M o n a r c h i e getroffen , inde m Diocletia n un d Maximia n in unerhörte r Weis e abtrate n un d letzterer , al s Mörde r ent larvt, eine n elende n To d fand . Z u diese r Thes e gehör t natür lich wieder ein Abschlußgedanke, de m von 911,11 entsprechend . Euseb ha t ih n i n 786,17—2 0 als o formuliert : di e Ursach e fü r diese s o gewaltige n Ding e lieg t i n de r Christenverfolgung ; denn dies e s o groß e Erschütterun g hört e ers t auf, al s auc h di e Christen wiede r Anerkennun g erfuhren . Diese r Gedanken abschluß is t mithi n di e notwendig e Folg e de r Erweiterung , welche de r Tex t i n 774,1 1 ff. erfahre n hat . Abe r e r hatt e doc h auch wiede r sein e gewichtige n Konsequenzen ; wa r nämlic h die Gedankenfolg e s o star k nac h de r Richtun g de r Kaiser geschichte umgeboge n worden , dan n mußt e wiede r de r We g von ih r zu r Kriegsschilderun g zurüc k gefunde n werde n ; dies e Aufgabe ha t da s mi t 786,17—2 0 verbundene , anschließend e Stück 786,21—2 3 durchzuführen . Freilic h konnt e di e Logi k nicht kla r un d eindeuti g sein , d a de r Auto r sic h bemühe n mußte, zwe i Gedanke n z u verbinden , di e i m Grund e nich t verknüpfbar waren . De r Begrif f τοσαυτ α i n 786,1 7 bezo g sic h bei seine r Niederschrif t au f di e Erschütterunge n i n de r Kaiserabfolge, da s darau f zurückgreifend e τη ς τοσήσό ε συγ χύσεως sol l woh l auc h noc h darau f ausgedeute t werde n ; indem es aber zugleic h zu r Fortsetzung , welch e vo n de n Kriegswirre n handelt, überleitet , gewinn t e s auc h ein e Beziehun g z u diese n und mu ß si e ers t rech t fü r de n Lese r gewinnen , de r nu r s o di e

Erschütterung de s Römerreich s al s Straf e de r Christenverfolgung . §

3

Schilderung de r Kriegswirre n verstehe n kann . Euse b ha t immer gerad e bei m Abschlu ß de r Einlage n Schwierigkeite n überwinden müssen , wi e si e un s bereit s S . 45 entgegengetrete n sind. All e dies e Stelle n sin d letztlic h unlogisc h un d müsse n unlogisch sein ; abe r si e sin d fü r un s deshal b s o wertvoll , wei l aus ihne n hervorgeht , da ß tatsächlic h Euse b bemüh t war , die Einlage n s o i n sei n Wer k z u verzahnen , da ß diese s al s Ganzes lesba r bleibt . Gegenüber de r älteste n Fassun g de r Reichsgeschichte , wie si e S . 58 rekonstruier t worde n ist , is t mithi n di e durc h die erste n Zusätz e bereichert e Fassun g au f de n Kontex t 774,11—776,3; 778,7—1 1 (vgl . S.60) ; 786,17—788, 5 gebrach t worden. Di e Kaise r mußte n — da s is t de r neu e Gedank e — für di e Verfolgun g büßen ; ihr e Name n werde n noc h nich t genannt, sonder n nu r Umschreibunge n gegeben . De r Zeit punkt diese r Zusatzgruppe n bestimm t sic h dadurch , da ß Euseb di e Verfolgun g au f zeh n Jahr e bestimmt , als o kenn t er bereit s di e Verfolgun g de s Maximi n un d betrachte t si e mit de r voraufgehende n al s ein e Einheit . I n diese r Beziehun g besteht nächst e Berührun g mi t de r behandelte n Märtyrerliste . So bedeutungsvol l nu n auc h dies e Umgestaltun g fü r de n Aufbau un d da s geschichtlich e Verständni s de s Euse b ist , so trit t si e doc h sachlic h un d quantitati v zurüc k gegenübe r der Verwertun g de r Materialie n zu r Kaisergeschichte , weich e dem Euse b i n eine m spätere n Stadiu m bekann t wurden , un d welche e r i n berechtigte r Weis e bereit s a n diese r Stell e seine r Geschichte verarbeitet . Allerding s ha t e r dies e Aufgab e ziemlich rücksichtslo s gege n eine n durc h kein e Kenntniss e beschwerten Lese r durchgeführt . We r vermöcht e sic h woh l auf Grun d vo n 776,3— 9 un d 778, 2 ff. ei n wirkliche s Bil d vo n den Vorgänge n z u machen , w o de r Auto r mi t Name n un d Begriffen arbeitet , mi t dene n e r de n Lese r nich t bekann t gemacht ha t ? Nich t di e Dürftigkeit de r Notizen ist das Bedenkliche, sonder n di e Tatsache , da ß de r Leser unvermute t eine r Situation gegenübergestell t wird , au f di e e r nich t vorbereite t ist. E s is t die s eine Folge de r sic h ständig verschiebenden Pro gramme, da ß Euse b daz u gezwunge n worde n ist ; d a wi r abe r

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Reichs· un d Kaisergeschicht e i m VIII . Buch .

nicht allei n au f ih n angewiese n sind , is t e s un s möglich , das Bild zu ergänzen und abzurunden. Vo n hier au s betrachte t können wi r de m Euse b nich t dankba r genu g sein , da ß e r un s durch sein e Skizz e de r Kaisergeschicht e äußers t interessant e Quellen erhalte n hat . Abe r wi r könne n dies e nac h de r ma teriellen Seit e hi n ers t wirklic h verstehen , wen n wi r di e ent sprechenden Darlegunge n vo n Buc h I X hinzunehmen , weshal b wir fü r di e weiter e Behandlun g diese r Frage n au f di e ent sprechenden Ausführunge n S . 15 0 ff. verweise n müssen . Nur s o vie l se i bereit s hie r gesagt , da ß durc h di e Gewinnun g der neue n Quell e un d ihr e Einarbeitun g i n da s VIII . Buc h für de n Auto r ei n neue s Proble m entstehe n mußte . Wi r hatten bereit s erkannt , da ß Euse b zuers t di e Thes e vertra t : für di e Christenverfolgun g hatt e da s Reic h z u leiden , da s i n einen entsetzliche n Krie g zwische n de n beide n Hälfte n geriet . Dann stellt e sic h de r Auto r au f de n Standpunk t de r morte s persecutorum : di e leitende n Persönlichkeite n (Diocletia n un d Maximian) mußte n i n geistige r Umnachtun g abgehen , Maxi mian wurd e al s Mörder entlarvt . Jetz t abe r erfuh r Euse b von de r christenfreundliche n Haltun g de s Consta n tius un d Constantin; de m Liciniu s hatt e e r damal s zu m mindeste n nichts vorzuwerfen . Au f de r ander n Seit e stehe n di e beide n Tyrannen Maxentiu s un d Maximin , dere n Brutalitä t di e Christen z u erdulde n hatten . Gerad e all e dies e Kaise r ware n es aber , welch e i n derselbe n Period e de r Verfolgungszei t re gierten, di e dadurc h ihre n geschlossene n Charakte r verlor . So ka m Eusebiu s au f de n Gedanken , da ß gerad e dari n da s Unglück de s Reiche s bestand , da ß e s sic h i n de r Frag e de r Christenfeindschaft spaltet e un d kein e einheitlich e Politi k mehr durchführte . Euse b ha t diese n Gedanke n woh l nich t sofort gefaßt ; den n a n de r Stelle , w o e r di e Einlag e übe r di e Kaisergeschichte bringt , drück t e r noc h nich t ausdrücklic h darauf, sonder n stell t nu r di e Tatsachen selbs t dar . Abe r gan z scharf heb t sic h dies e neu e Auffassung de r Dinge i n 949 , 29 ff. heraus. Wi r habe n S . 51 f. aufgezeigt, da ß dies e Stelle abhängi g ist vo n 776, 1 ff. , da ß si e abe r ne u de n Gedanke n aufstellt , daß di e Spaltun g de s Reiche s erfolg t se i èrr ì τ ώ καθ ' ημά ς

Verschiedene Christenpoliti k de r Kaiser .

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διιυγμψ. Dies e neu e Theori e wa r di e Folg e de r Kombinatio n von 776,1— 3 mi t de m Berich t übe r di e Kaisergeschichte . Der Unterschie d schein t j a zunächs t ga r nich t s o tiefgreifen d zu sein , un d doc h kan n ma n nich t verkennen , da ß hinte r de n äußerlich kleine n Differenze n weltanschaulic h gan z verschie dene Standpunkt e stehe n ; den n zu r Zeit , al s Euse b vo n de m Bürgerkrieg sprach , un d auc h dann , al s e r de n Gedanke n der morte s persecutoru m i n de n Vordergrun d stellte , sa h e r in diese n Dinge n da s unmittelbar e Einwirke n Gottes , de r au f diesen Wege n di e Verfolge r de s Christentum s bestrafte ; da gegen di e a n dritte r Stell e aufgestellt e Theori e is t durchau s irdisch-politisch orientiert : de r Zwiespal t de s Reiche s beruh t einfach darauf , da ß di e Politike r eine n verschiedene n Stand punkt gegenübe r de m Christentu m einnehmen . Hie r be obachten wi r als o de n Wande l de s Eusebiu s vo n de r meta physisch bedingte n Geschichtsauffassun g z u de r politisc h orientierten hi n — ei n Wandel , de r un s auc h sons t begegne n wird. I m übrige n abe r konstatiere n wir , da ß all e dre i Theo rien, di e jetz t ineinande r stecken , ursprünglic h jed e fü r sic h klar konzipier t waren , ohn e da ß Euse b de n ih m jedesma l bekannten Tatsache n irgendwi e Gewal t antat . Nu r allerding s bestand di e Schwierigkeit , di e frühere n historische n Angabe n mit de n neue n Theorie n auszugleiche n ; hie r gin g e s nich t ohne Hilfskonstruktione n ab . S o wir d ζ . B . de r Bürgerkrie g — einst Gotte s Straf e fü r di e Christe n Verfolgung — jetz t zu r Folge de r Tyrannenherrschafte n gemacht . § 4 . Di

e Palinodie .

In de n bisherige n Ausführunge n wa r bereit s de s öftere n die Red e vo n de r Palinodie , di e nac h de m jetzige n Aufba u des Werke s i n de r große n Verfügun g de s Galeriu s un d seine r Mitkaiser z u erkenne n ist , welch e Eusebiu s VII I 17,3—1 0 in eine r vo n ih m verfertigte n griechische n Übersetzun g vor legt. Abe r auc h i n diese m wichtige n Punkt e is t noc h ein e ältere Auffassun g de s Eusebiu s nachweisbar , welch e un s einen überraschende n Einblic k i n da s Entstehe n seine s Werke s L a q u e u r , Eusebius . 6

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Die Palinodie .

gewährt. Be i diese r Untersuchun g müsse n wi r allerding s bereits übe r di e Grenze n de s VIII . Buche s i n de n Anfan g des IX . hinübergreifen , d a vo n dorthe r da s Verständni s ers t erschlossen wird. Di e innere Berechtigung daz u entnehmen wir der Tatsache, da ß einst diese beiden Bücher oder richtiger die in ihnen verarbeitete Stoffmass e eine Einheit bildete n (S . i88ff.) . Das ι . Kap . de s IX . Buches enthäl t ein e gan z eigentüm liche Darstellung : Di e Palinodie , d . h . di e Verfügun g de s Galerius un d seine r Genossen , war d als o überal l i n Asie n un d den umliegende n Provinze n angeschlagen . Al s die s geschehe n war, gib t Maximin , de r Tyran n de s Ostens , de r mi t de r Ur kunde nich t einverstande n war , seine n Beamten , anstat t au f Grundlage de r Urkunde , mündlic h de n Befehl , di e Verfolgun g einzustellen. D a e s ih m nämlic h nich t ander s möglic h war , der Entscheidun g de r mächtigere n Kaise r z u widersprechen , legte e r da s vorhe r erwähnt e Geset z beiseit e un d sorgte , daß e s nich t i n seine n Gebietsteile n bekann t würde . Darau f befiehlt e r mündlic h seine n Beamten , di e Verfolgun g einzu stellen. Dies e teilte n einande r schriftlic h de n Befeh l mit . Wenigstens mach t de r be i ihne n mi t de r Stell e de s praef . praet. bekleidet e Sabinu s de n Statthalter n di e königlich e Verfügung i n eine m lateinische n Schreibe n bekannt , desse n griechische Übersetzun g Eusebiu s gibt . Ih r nu r i n ATE R überlieferter Tex t besagt , da ß »di e Majestä t unsere r Herren , der erhabenste n Selbstherrscher « sic h ständi g bemühte , da ß alle Menschen , welch e vo n de r römische n Religio n abzufalle n scheinen, doc h de n unsterbliche n Götter n di e schuldige n Opfer darbringen . Abe r i n ihre r Halsstarrigkei t ließe n dies e sich nich t vo n ihre n Ziele n abbringen , sonder n brachte n sic h vielfach i n di e Gefah r de r schwerste n Bestrafung . Daru m hat »di e Majestä t unsere r Herren , de r mächtigste n Selbst herrscher« nac h ihre r fromme n Gesinnun g e s fü r unrichti g gehalten, di e Mensche n solche n Gefahre n auszusetze n un d »mir befohlen , di r de n Auftra g z u geben« , da ß ei n Christ , der be i de r Beobachtun g seine r Religio n betroffe n wird, nich t deshalb bestraf t werde n darf . »Schreib e infolgedesse n a n die Logisten, di e Stratege n un d die praepositi« in diesem Sinne.

Das Schreibe n de s Sabinus .

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Die Statthalte r machte n darau f de n Logiste n usw . di e könig liche Verfügun g schriftlic h bekannt , i n de r Meinung , si e se i ernst gemeint . De m Wor t folgt e die Tat ; im Sinn e de r könig lichen Verfügun g befreie n si e all e christliche n Gefangenen ; denn getäusch t glaubte n sie , da ß e s de m König e s o gefalle . Als da s nu n geschehe n war , sa h ma n i n de n Städte n di e Ge meinden sic h versammel n un d di e gewohnte n Gottesdienst e abhalten. Darübe r geriete n auc h di e Heide n i n Erstaune n und o b diese r unerwartete n Veränderun g de r Ding e priese n sie den Christengot t al s den einzig wahren. Unte r de n Christe n aber gewanne n di e Kämpfe r di e Freihei t wieder ; die , welch e gestrauchelt waren , bemühte n sic h u m ihr e Rehabilitierung . Hierauf kehrte n auc h au s de n Bergwerke n di e Kämpfe r zu rück, au f de n Straße n sange n si e Lobliede r z u Gott , fro h un d heiter wandte n si e sic h de r Heima t zu , s o da ß auc h unser e früheren Gegne r sic h mi t de n Geschehnisse n freuten . Mi t den Worten, da ß solches der Tyrann nich t meh r tragen konnte , wendet sic h di e Erzählun g de r Fortsetzun g zu . Daß di e Darstellun g vo n de m Verhalte n de s Maximinu s sehr eigentümlic h ist , sieh t ma n sofort . I m allgemeine n ver tritt Eusebiu s hie r etw a de n Standpunkt , da ß Maximinus , statt di e Urkund e de s Galeriu s usw . z u publizieren , mündlic h den Befeh l zu r Sistierun g de r Verfolgun g gab . Die s wir d mi t Täuschungsabsichten de s Kaiser s erklärt , de r au f de r eine n Seite durc h de n mündliche n Befeh l immerhi n i n gewisse m Sinne de r Instruktio n de r ander n Kaise r nachkam , abe r doc h in der mündlichen Red e solche Unklarheiten anbringe n konnte , daß sein e Organe keine christenfreundliche Handlung z u unter nehmen wagten . Wen n abe r de r Erfol g diese r ganze n Aktio n kein andere r ist , al s da ß di e Organ e Maximin s de n Christe n doch di e voll e Freihei t gewährten , wi e e s nac h de m Berich t des Eusebiu s geschah , dan n ha t dies e Verschiebun g de s nor malen Geschäftsgang s ga r keine n Sinn . Aber vie l wichtige r al s solch e subjektive n Reflexione n ist di e Frage , wi e sic h den n di e Urkund e de s Sabinu s i n de n Zusammenhang einfügt . Sabinu s ha t al s oberste r Beamte r die kaiserlich e Ansich t i n bestimmt e Instruktione n zusammen 5*

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D i e Palinodie .

gefaßt un d dies e a n di e untere n Organ e weitergegeben . I n solchem Fall e kan n vo n eine m βγραφο ν πρόσταγμ α nu r be i einem Auto r di e Red e sein , welche r di e Eigentümlichkeite n der Kanzle i nich t kennt . Hundert e vo n Instruktione n sin d in diese r For m au s de m kaiserliche n Ho f herausgegange n un d zwar nicht , wei l de r Kaise r ihre n Inhal t nich t decke n wollte , sondern wei l au f diese m Weg e de r kaiserlich e Will e kundgeta n wurde. Weiterhi n folg t abe r au s de m Wortlau t diese r Ver fügung de s praef . praet. , da ß si e sic h nich t au f eine n Befeh l des Maximinus , sonder n au f eine n solche n »de r Kaiser « be zieht. Di e au s de m Sinn e de s Eusebiu s denkbar e Möglichkeit , daß Sabinu s hie r z u Täuschungszwecke n di e Kaise r al s sein e Auftraggeber bezeichne t hätte , währen d e r i n Wahrhei t nu r Maximins Ansich t widergäbe , komm t nich t i n Frage ; den n die Verfügun g de s Sabinu s is t s o eindeuti g christenfreundlic h wie nu r denkba r un d unterscheide t sic h i n diese r Beziehun g nicht vo n de r Palinodi e (s . unten) . Z u allede m findet sic h nun abe r be i de r Charakterisierun g de s Sabinu s i n 802,1 3 eine verräterisch e Wortgruppe : ó γού ν παρ ' α ύ τ ο ί ς τ ώ τών έζοχωτάτω ν έπαρχω ν άΕιώματ ι τετιμ η μένος Σαβίνος . Das Wor t έΗοχώτατο ς is t di e Übertragun g de s lateinische n Titels eminentissimus , de r de m Gardepräfekte n zukomm t (Hirschfeld, Di e Kaiserl . Verwaltungsbeamten 1 , S . 455), un d mit de r von Eusebiu s angewandte n Formel τώ τώ ν èl- οχωτάτιυν έπαρχων άΗιώματ ι u . dergl . wir d den n auc h i n de r offizielle n Titulatur de r Gardepräfek t bezeichnet . Wa s abe r besag t dann da s παρ ' αύτοίς ? Nac h de m jetzige n Zusammenhang , in de m di e Wort e stehen , bezieh t sic h da s αυτο ί au f di e Be amten, di e sic h gegenseiti g di e Befehl e mitteilen . Abe r e s braucht doc h woh l kau m hervorgehobe n z u werden , da ß die s sachlich unmöglic h ist . I n de r Ta t findet sic h i n eine r kurze n Anmerkung z u de r Übersetzun g de s Eusebiu s vo n Stiglohe r I 1870 , S . 531 z u παρ ' αύτοί ς di e vollkomme n zutreffend e Be merkung: »be i de n Kaisern« ; den n nu r be i diese n gib t e s de n praef. praet. 1 E s is t als o sachlic h vollkomme n i n Ordnung , *) Auc h Lawlor-Oulton . beziehe n αυτο ί offenba r richti g au f di e

δγραφον πρόσταγμα?

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wenn de r »be i de n Kaisern « mi t de r Würd e de s praef . praet . bekleidete Sabinu s eine Verfügung erläßt, i n welcher e r Bezu g nimmt au f di e Anschauungen ebe n »de r Kaiser«. I n demselbe n Zusammenhang befinde t sic h nu n abe r ei n weitere s Wort , das anscheinen d bereit s Rufinu s Schwierigkeite n gemach t hat. Vo n de m genannte n Sabinu s wir d nämlic h ausgesagt , daß e r durc h sei n Schreibe n τή ν βασιλέω ς εμφαίνε ι γνώμην . In de r Umgebung , i n welche r diese r Sat z jetz t steckt , kan n niemand ander s unte r de m »König « verstande n werde n al s Maximin, i n desse n Auftra g Sabinu s di e ih m mündlic h mitgeteilte Ansich t kun d gibt . Rufinu s ha t offenkundi g empfunden, da ß diese r Brie f de s Sabinu s wede r i n eine m Gegensatz z u de r Palinodi e steh t noc h ein e christenfeindlich e Gesinnung des Kaisers erkennen läßt . E r interpretiert e daher : praelatam imperatori s inseren s lege m manifestu m effici t cunctis id , quo d Maximinu s obscurar e temptaverat . E r ver steht als o unter de r γνώμη βασιλέω ς die Palinodie de s Galerius und meint, da ß Sabinu s ebe n dies e i m Gegensatz z u Maximin publiziert habe . Da s is t nicht s al s Kombination , wen n si e auch vo n eine r richti g beobachtete n Schwierigkei t ausgeht . Auch de r vorhi n erwähnt e Stiglohe r nimm t a n de r Stell e Anstoß un d erklärt , da ß unte r βασιλεύ ς wahrscheinlic h Ga lerius verstande n is t un d nich t Maximinus , de r von Eusebiu s gewöhnlich τύραννο ς genann t werde . I n de m entscheidende n Punkt is t dies e Beobachtun g richtig ; den n i n de n Zeiten , aus welche n unser e Stell e stammt , war d tatsächlic h Maximi n nie als König bezeichnet und doch könnte nur diese r nach dem jetzigen Zusammenhan g i n Frag e kommen . Imme r wiede r also dasselb e Ergebnis : de r Sat z is t da , w o e r steht , einfac h nicht z u deuten, obwoh l er sachlich und formell in Ordnung ist . Noch ein letztes, wenn auch etwas hypothetisches Indicium läßt sic h i n gleiche r Richtun g anführen . Be i de r Wiedergab e lateinischer Urkunde n mach t de r Auto r eine n Unterschie d zwischen solche n Stücken , di e er nu r lateinisc h kenn t un d di e also l i t e r a r i s c h in s Griechisch e übertrage n wurden , un d Kaiser, d a ihr e Übersetzun g lautet : Sabinu s fo r instance , who m the y had honoure d wit h th e ran k o f mos t excellen t prefect .

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Die Palinodie .

solchen, be i dene n di e Übertragun g durc h di e Kanzle i erfolg t war. I n de n letzten Fälle n ha t Euseb natürlic h nicht s mit de r Übertragung z u tun ; e r gib t nu r da s άντίγραφο ν έρμηνεία ς wie in de n dre i Urkunde n de s Maximin (814,1 ; 834,4 ; 842,5) , oder e r leg t dies e έρμηνεί α al s ein e fest e Größ e vor , wi e be i den Mailände r Vereinbarunge n (883,20) . Handel t e s sic h dagegen um eigene, bzw. sonst von literarischer Seit e gemacht e Übertragungen, s o kan n de r Auto r nu r fü r di e ungefähr e Richtigkeit de r griechische n Übertragun g eintreten , welch e τούτον ειχε ν το ν τρόπο ν (794.24 ) bzw . τούτο ν περιέχε ι το ν τρόπον (8ο2,ι6) . Di e formale n Bedingunge n stelle n als o unsern Tex t i n ein e Reih e mi t de n Urkunde n de s Galeriu s und i n ausgesprochene n Gegensat z z u dene n de r Kanzle i des Maximin . Aus alle n diese n Tatsache n folgt , da ß di e Urkund e de s Sabinus, welch e au f Maximin s mündlich e Instruktione n zu rückgeführt wird , jetz t i n falsche m Zusammenhang e steht . Aber wiederu m is t die s nich t di e Folg e eine s einfache n Miß verständnisses de s Eusebiu s ; den n da s Wort αύτοίς in 802,13 , das doc h vo n Eusebiu s selbs t stammt , mach t e s deutlich , daß diese r Tex t unmittelba r a n ein e Darlegun g angeschlosse n hat, welch e vo n denselbe n Kaiser n handelte , di e de m Sabinu s den Anla ß z u seine r Verfügun g gaben . Un d dies e Verfügun g selbst, wa s besag t si e den n ? I m Grund e dasselbe , wa s i n de r Urkunde de s Galeriu s un d seine r Genosse n stand ; auc h dor t derselbe Gedankengan g : di e Kaise r hatte n ihr e Aufgab e immer dari n gesehen , di e Christe n zu m Glaube n ihre r Väte r zurückzuführen un d hatte n daraufhi n eine n entsprechende n Befehl ergehe n lassen . Abe r diese r Befeh l hatt e eine n Miß erfolg; di e Christe n ware n bereit , de n To d z u erleiden . Da s aber widersprich t de r kaiserliche n Milde , un d s o gestatte n sie ihnen , sic h wiede r al s Christe n z u fühlen , ihr e Gottes häuser z u errichte n un d de n Kul t auszuüben . Es is t fü r jeden , de r einma l römisch e Urkunde n geprüf t hat un d sic h hie r vo n de m Berich t de s Euse b fre i macht , gar kei n Zweifel , wi e sic h sachlic h di e Urkund e de s Galeriu s und seine r Mitkaise r z u de r Verfügun g de s Sabinu s verhält :

Der praef . praet . Verkünde r kaiserliche n Willens .

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wir habe n hie r zwe i Akt e au s eine r un d derselbe n Handlung . Während di e Kaise r sic h unmittelba r a n di e Gesamthei t de s Volkes wende n (vgl . di e Adress e έπαρχιώται ς ιδίοις) , gib t Sabinus ein e intern e Verwaltungsinstruktio n i m Name n de r Kaiser, die , fall s sie nicht identisch ist mi t de m im kaiserlichen Schreiben angekündigten Schreibe n a n di e Statthalter, s o doch sicher mi t ih m parallel geht . Dami t steig t natürlic h de r Wer t dieses Schreiben s de s Sabinus , da s mi t de r Palinodi e au f eine r Stufe steh t — ode r vielmehr ? Den n noc h is t de r Tex t de r Sabinusurkunde i m Werk de s Eusebiu s nich t untergebracht . Wo lieg t de r Anschlu ß fü r da s jetz t falsc h bezogen e αύτοί ς ? Im Rahme n vo n I X sin d di e Kaise r bi s dahi n nich t genannt ; die retrospektiv e Appendi x vo n Buc h V I I I gib t keine n Platz; weite r vorau f geh t abe r di e Palinodie , vo r de r da s Zusatzstück übe r Galerius Cap . 16,2—17,2 liegt . Ers t mi t 16, 1 (788,10 ff. — 950,1 ff. ) is t frei e Bahn ; i n diese m zu m älteste n Bestand de r KG . gehörigen . Stüc k wir d erzählt , da ß damal s die Kaiser , un d »zwa r dieselben, durc h welch e de r Krie g gege n uns betriebe n wurde« , plötzlic h ihr e Meinun g änderte n un d durch gnädig e Verfügunge n de n Bran d löschten . Angesicht s des gleic h folgende n Dekret s de r Kaise r is t dies e Behaup tung gan z unbegreiflich , wi e die s auc h Eusebiu s selbs t i n de r Appendix zugegeben hat. Al s Verfasser der Urkunde erscheine n nämlich Galerius, Constantin und Licinius; von diesen ist (selbs t wenn ma n ένηργείτ ο 788,1 3 nicht , wi e e s doc h woh l gedach t ist, mi t »betrieben« , sonder n nu r mi t »durchgeführt « wurde , übersetzt) Constanti n al s Christenverfolge r niemal s i n Frag e gekommen; da ß Liciniu s i n seine r hie r allei n i n Frag e kom menden Frühzei t di e Verfolgun g i n irgendwi e nennenswerte r Weise durchgeführ t hätte , is t be i de m Schweige n de r Quelle n sicherlich nich t anzunehmen . Di e Behauptun g is t als o ob jektiv falsc h un d wir d auc h i n de r Appendi x vo n Eusebiu s desavouiert; den n dor t is t Galeriu s de r einzig e überlebend e Verfolgerkaiser, de r mi t de n s p ä t e r h i n z u g e t r e t e n e n die Verfolgun g aufho b (797,10—12) . Aber das , wa s Eusebiu s angesicht s de r Galeriusurkund e nicht ausspreche n konnt e un d auc h nich t aussprach , da s

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Die Palinodie .

wird durc h di e Urkund e de s Sabinu s allerding s nah e gelegt . Sabinus beruf t sic h au f di e Göttlichkei t unsere r Majestäten , welche frühe r di e Christe n zu m Heidentu m zurückführe n wollte un d welch e jetz t berei t ist , de n Christe n ihr e Freihei t zu geben . Sabinu s ha t hie r nich t gesagt , da ß e s sic h u m die selben Kaise r handelt , e r denkt , wi e auc h i n de r Galerius urkunde di e Kaise r selbst , meh r a n di e Institutio n de s Kaiser tums, abe r allerding s konnt e ma n solche s mi t Leichtigkei t herauslesen un d Euse b ha t e s geta n ; denn de r Lese r ha t woh l bereits selbs t de n notwendige n Schlu ß gezogen : 802,1 3 Schlo ß ursprünglich a n 788,1 6 an . Au f di e Mitteilun g vo m Wande l der Kaiser, welch e als ο ί καθ ' ημάς άρχοντε ς bezeichne t werden , folgt di e Noti z ó γοΰ ν παρ ' αύτοι ς usw . Eusebiu s ha t als o — sachlich übrigen s durchau s nich t falsc h — i n de m ih m ur sprünglich allei n bekannte n Aktenstüc k de s Sabinu s de n Ausdruck de r vo n ih m sogenannte n Palinodi e gesehen . Dabe i zeigt de r Zusammenhang , da ß Euse b sic h dazuma l noc h rech t unklare Vorstellunge n vo n de m Aufba u de r Diocletianische n Verfassung machte , wobe i e r allerding s au f ei n Proble m stieß , das auc h fü r uns nich t kla r z u löse n ist . Wi e verhäl t sic h »de r König« z u de n καθ ' ημά ς άρχοντε ς ? Euse b ha t i n diese n wohl Organ e de s König s erblickt , de r dan n doc h di e Verfügun g allein trifft ; auc h späterhi n ha t e r diese r Auffassun g noc h Ausdruck verliehen . I n 788,1 2 behaupte t er , da ß ο ί καθ * ήμας άρχοντε ς παλινψδία ν ήδον , un d begründe t die s dan n 788,16 ff. mi t de r Erkrankun g de s Galerius , de r vo n sic h au s schließlich ei n βασιλικό ν δόγμ α anordnet , i n welche m wiede r alle Kaise r signieren . E s is t noc h gena u dieselb e Auffassung , wie si e un s obe n entgegentrat . De r »König « ordne t di e Ur kunde an, in der der Wille des Kollegiums zum Ausdruck kommt . Euseb ha t als o sein e älter e Darlegun g nu r insofer n geändert, al s ih m nunmeh r di e Urkund e de s Galeriu s bekann t geworden war ; e r ha t darau s di e Folgerun g gezogen , di e Ur kunde de s Sabinu s z u streiche n weshal b si e i n BD M fehlt , ') Di e Tatsach e de r Streichun g is t vo n Schwart z Einl . L I beob achtet, abe r woh l nich t z u seine r eigene n Zufriedenhei t erklär t worden .

Das Schreibe n de r Kaise r un d da s de s Sabinus .

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wogegen A T E R , welch e auc h sons t di e alte n Spure n erhalte n haben, dere n Tex t hie r noc h bringen . Abe r wen n Euse b nu n auch nich t meh r hieri n di e Palinodi e erblickte , s o hat e r doc h auf da s Materia l i m übrige n nich t verzichtet , un d hieri n lieg t der Schlüsse l fü r da s Verständni s de r obe n dargelegte n Ver schiebungen. Allerding s is t zunächs t noc h de r Tex t i n Ord nung z u bringen . Zur Zeit , al s da s Sabinusedik t a n V I I I 16, 1 ( = Trakta t 13,14) anschloß , fehlt e nac h de r Wiedergab e seine s Wortlaut s nur noc h de r Berich t darüber , wi e di e Urkund e i n Wirksam keit gesetz t wurde . E r lieg t vo r i n 804,1—2 , di e damal s nac h dem Tex t vo n A T E R lauteten : έπ ί τούτοι ς o í κατ ' έπαρχία ν λογιστάΐς κα ί στρατηγοί ς . . . , un d ma n glaub t noc h eine r gewissen Umständlichkeit , mi t de r Euse b hie r de n äußere n Vorgang berichtet , di e inner e Genugtuung übe r diese n Erfolg der Christenhei t anzumerken . Dabe i mu ß allerding s festge stellt werden , da ß di e Verfügung de s Sabinu s nu r fü r di e Zu kunft bestimmt , da ß di e Christe n unbehellig t ihre m Kult e nachgehen dürfen ; wen n als o i n 804,3— 8 vo n eine r Befreiun g der Christe n au s de n Gefängnisse n gehandel t wird , s o kan n diese nich t au s de r Verfügun g abgeleite t werden ; i n Wahrhei t gehört abe r diese r Abschnitt , welche r di e i n 802, 3 ff· ange schnittene Geschicht e vo n de r Doppelzüngigkei t de s Maxi minus fortführt , i n diese n alte n Tex t nich t herein . Ih n er reichen wi r ers t mi t Zeil e 8 , w o de r Auto r berichtet , da ß ma n nach de r Verbreitun g de s Edikt s nu n überal l di e christliche n Versammlungen beobachte n konnte , s o da ß auc h di e Heide n im Anblick diese s Wandels de r Dinge de n Christengott fü r den einzig wahrhaftige n erklärte n (—806,2) . Mi t eine r breite n Schilderung übe r de n ne u beginnende n Wande l de r Christen heit schließ t di e Darstellun g wirkungsvol l ab . Einzi g mi t der Möglichkei t wär e z u rechnen , da ß da s Schlußgebet , welches späterhi n a m End e de r Schrif t stan d (852,2—6) , bereits damal s a n entsprechende r Stelle , d . h . nac h 806,1 8 gegeben worden wäre. Sachlic h aber liegt das Ende des Werkes sicherlich an unserer Stelle, die natürlich, wie auch alles andere, was wi r au s de m IX . Buc h fü r di e alt e Fassun g beanspruch t

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Die Palinodie .

haben, noc h zu m VIII . Buch e gehört e un d dor t wirkungsvol l das Ganz e abschloß . Dami t wir d zugleic h da s Zita t 804, 9 und sein e Vorbereitung i m Traktat 9 1 1 , 1 3 verständlich . Au s der letztgenannte n Stell e folgt , da ß Euse b mi t de m Frieden , welcher der Kirche — gleich wie ein Licht aus finsterer Nacht — leuchtete, eine n endgültige n i m Aug e hatte , de m i m Reic h ein gleiche r Zustan d entsprach . Als o gehört e 804,9 , w o diese s Licht erscheint , z u derselbe n Darstellung , wi e de r Traktat , konnte abe r noc h nich t durc h da s sonstig e IX . Buc h mi t seiner Darstellun g vo m erneute n Kamp f gege n di e Kirch e und i m Reich e fortgeführ t sein . Eusebius ha t späterhi n di e Urkund e de s Galeriu s un d seiner Mitkaise r i m Original kenne n gelernt ; wen n si e auc h im Gebietsteil de s Maximi n nac h de s Eusebiu s Behauptun g nicht bekann t gegebe n war , worau s sic h erklärt , da ß Euse b sie anfänglic h nich t kannte , obwoh l si e a n all e Untertane n gerichtet war , s o wa r si e doc h »i n Asie n un d de n daru m lie genden Provinzen « publizier t worden ; Euse b wir d sic h ihre n Wortlaut als o ohn e z u groß e Schwierigkeite n verschaff t haben. E s verstan d sich , da ß e r nunmeh r liebe r di e Kaiser urkunde al s Ausdruc k de r Palinodi e mitteilte , al s da s Edik t des Sabinus . Zugleic h mu ß Eusebiu s abe r auc h Kenntni s von de r Behauptun g erhalte n haben , da ß a n diese m Wande l der Politi k nich t ei n paradoxe r Stimmungswechse l de r Kaise r schuld war , sonder n di e Erkrankun g desjenige n Kaisers , de r in erste r Linie di e Verfolgung durchsetzte. E s is t kei n Zweifel, in welche metaphysische Einstellun g un d in welche Traditions reihe diese s Urtei l gehört ; di e Bezeichnun g de s Kaiser s al s des αύθέντη ς τώ ν κακώ ν u . dgl. 788 , 22 is t verwand t mi t de n auf S . 6 0 ff. besprochenen Umschreibunge n de r Kaiser , und di e Einstellung de s Verfassers , de r i n de r Krankhei t di e Straf e für die Verfolgung sieht, ist dieselbe , di e wir unter dem Schlag wort de r mortes persecutorum zusammengefaß t haben . Euse b zerriß also den alten Zusammenhang nac h de m Stichwort (Tßevνύντες 788,16 un d leitet e durc h di e Schilderun g de r Krankhei t des Galerius zu r Widergabe de r Urkunde über . A n dere n Tex t fügte er zuers t di e Mitteilung , da ß e r dami t als o di e möglichs t

Maximins Christenpoliti k i m Licht e de s Eusebius .

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genau in s Griechisch e übertragen e Urkund e wiedergegebe n habe ; alles in allem entstan d demnach dazumal der geschlossene Text 788 , 16—794 , 25 . Wi e diese r i n de r Appendi x sein e Fort führung fand , wir d de r nächst e Paragrap h zeigen . Aber Euse b hatt e nich t allei n di e Urkund e ne u kenne n gelernt; de r Kamp f gege n di e Christe n wa r ja , wi e e r nunmeh r wußte, bal d wiede r aufgeleb t un d Eusebiu s hatte , u m ih n z u schildern, di e Fortsetzun g angefügt , i n welche r e r seinem Grol l gegenüber de m inzwische n erledigte n Maximi n Luf t macht e (vgl. Kap . III) . Euse b ka m dadurc h i n di e schwierig e Lage , erklären z u müssen , wi e e s den n kam , da ß trot z de r Christen feindschaft diese s Kaiser s di e vo n Euse b geschilderte n gün stigen Wirkunge n sic h auc h i m Osten eingestell t hatten . Hier zu bo t sic h di e Tatsach e de s Unterbleiben s de r Publikatio n der Kaiserurkund e un d ihre s scheinbare n Ersatze s durc h di e des Sabinu s al s ei n Mitte l de r Erklärung . Si e konnt e aus gedeutet werde n al s ei n Ablehne n de r christenfreundliche n Politik, währen d di e tatsächlic h durchgeführt e glimpflich e Behandlung de r Christe n au f di e Anordnun g de r Beamte n geschoben wurde , welch e dan n abe r selbstverständlic h wide r die Intentionen de s Kaisers gehandelt haben mußten . Maximi n hat als o nich t an sich di e zweideutige Roll e gespielt, welche ih m Eusebius imputier t ; abe r Eusebiu s ha t da s Aufhöre n de r Ver folgung mi t de m vo n ih m gezeichnete n einseitige n Bil d de s Kaisers nich t ander s verbinde n können , al s durc h dies e Hy pothese. S o ha t e r seine n Tex t jetz t i n de r Weis e ausgebaut , daß Maximi n di e Kaiserurkund e nich t publiziert e un d stat t dessen de n mündliche n Befeh l zu r Sistierun g de r Verfolgun g gab, i n de r Erwartung , da ß diese m mündliche n Befeh l nich t entsprochen würde . Dadurc h aber , da ß di e Beamten sic h dan n diesen Befeh l schriftlic h weitergaben , glaubte n sie , da ß da mit di e wahr e Ansich t de s Kaiser s getroffe n sei , un d verfuhre n entsprechend (802 , 3 — 1 3 ; 16 ; vgl . 804 , 4 , 7—8) . Frei lich wa r mi t eine r solche n Auffassun g de r Ding e di e Urkund e des Sabinu s mi t ihre m klare n Wortlau t un d ihre r Berufun g auf de n Wille n de r Kaise r unvereinbar ; Euse b tilgt e si e also , ließ abe r stat t desse n de n Sabinu s dasjenig e Schriftstüc k

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Die Appendi x de s VIII . Buches .

verfassen, welche s di e vorgeblich e Ansich t de s Maximi n wiedergab (802,1 6 i n de r Fassun g BDM.) . § 5 . Di

e s o g . A p p e n d i x de s VIII . Buchs .

Der i n Ausgabe n un d wissenschaftliche n Untersuchunge n übliche Ausdruc k Appendi x fü r da s End e de s VIII . Buche s (796, 2—797 , 12 ) kan n leich t z u mißverständliche n Urteile n führen; i n Wahrhei t handel t e s sic h be i de m Stüc k u m ei n Glied de s VIII . Buches , da s nu r insofer n etwa s Einheitliche s ist, al s e s Eusebiu s au f eine n Wur f hi n au s seine m Werk e ver bannte. Abe r dies e Tatsach e besag t natürlic h ga r nicht s für da s Entstehe n diese r Partie , welch e vielmeh r ähnlich e Ge schicke erfahre n hat , wi e da s sonstig e VIII . un d IX . Buch . Dieser Appendi x ha t I . Vitea u sowoh l i n seine r Disser tation (D e Eusebi i Caesariensi s duplic i opuscul o π€ρ ί τω ν è v Παλαιστίνη μαρτυρησάντων , Lut . Par . 1893 ) wi e in einer dara n anknüpfenden Abhandlun g »L a fin perdu e de s martyre s d e Palestine«1 ein e zwa r i n einige n Einzelfrage n glücklich e Be handlung zutei l werde n lassen , abe r i n de m Gesamturtei l doch fehlgegriffen . E s is t allerding s richtig, da ß di e Appendix, deren eine r Teil (796,19—797,8) sic h wörtlich mi t V I I I 13 (776 , 9 ff.) deckt , unmöglic h ei n Tei l ebe n desjenige n Buche s sei n kann, welche s diese n Tex t enthielt . Abe r Vitea u bedacht e hier nicht, da ß de r Tex t de s VIII. Buche s selbs t ein e Entwick lung durchgemach t ha t un d da ß dasjenig e Urteil , welche s für de n jetzige n Zustan d de s Texte s richti g ist , fü r di e vor angehenden nich t gilt . Gerad e umgekehr t ha t dahe r Ed . Schwartz L H richti g erkannt , da ß di e Appendix , welch e nu r in derselbe n Handschriftengrupp e erhalte n ist , di e durchwe g älteres Materia l überliefert , vo n Eusebiu s cassier t wurde , un d daß eben damals aus der kassierten Appendix di e Charakteristik des Constantiu s un d Constanti n wörtlic h nac h obe n über nommen wurd e (vgl . S . 59) . Wenn dami t als o aufgezeig t ist , da ß di e Appendi x älte r ') Compt e rend u d u I I I congrè s scientifiqu e internationa l de s catholiques, Bruxelle s 189 5 ρ . 1 5 1 sqq .

Zeitliche Schichtunge n i m VIII . Buch .

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ist al s KG . VII I 776 , 9—778 , 2 , s o bestimm t sic h ih r Ver hältnis z u ebda . 774 , 2 0 ff. i n umgekehrte r Weise ; den n i n der App. 796,12 wir d dies e Stell e zitier t al s ή κα ί πρόσθε ν ήμι ν δεδήλυυται; zwa r wollt e Vitea u bestreiten , da ß da s Zita t sic h auf 774 , 2 2 beziehe , un d glaubt e vielmehr , e s mi t de m ver wandten Berich t i m Trakta t 911 , 7 ff. i n Verbindun g setze n zu dürfen ; abe r die s is t unmöglich ; den n nu r 774 , 2 0 bringt di e Parallel e i n de r chronologische n Angab e (oörn u δεύτερον Ιτος πεπλήρωτο = ούδ ' ολοι ς òuetv £τεσιν έπιγενόμενοι ) und wird dami t der Zitierung gerecht . Nebenbe i bemerk t ergibt diese Beobachtungsreih e wiederu m ein e seh r charakteristisch e Bestätigung fü r di e Erkenntni s vo m Wachstu m de r KG. : die Appendix zitier t au f de r eine n Seite di e KG. , di e als o älte r ist, un d wir d au f de r andere n Seit e doc h wiede r i n di e KG . übernommen, di e als o doc h auc h wiede r jünger e Element e enthält! Freilich bedar f nu n auc h diese Appendix , di e ebe n nicht s anderes is t al s ei n Tei l de s VIII . Buches , eine r scharfe n Be trachtung, bevo r wi r si e verstehe n un d a n ihr e Bewertun g herantreten können ; da ß nämlic h auc h si e nich t i n eine m Zuge niedergeschriebe n wurde , geh t bereit s darau s hervor , daß de m ó μέ ν de s Einleitungssatze s (796 , 2 ) kei n δ ε ent spricht — ode r richtiger, u m sogleic h de n We g zu r Lösun g des Problem s anzuzeigen : di e de m ó μέ ν entsprechend e Fort setzung ó be τούτον ττροάγαιν findet sic h erst —nac h lange r Unterbrechung de s Texte s — i n ZI . 19 ; d a nu n abe r au f dies e Weise jede r Zusammenhang gespreng t un d ein e Beziehung vo n τούτον ausgeschlosse n war , ha t Eusebiu s unte r Zurückverwei sung au f ZI . 3 (οί α κα ί προδεδηλώκαμεν ) ein e Dublett e 796 , 1 7 (τών) — 1 9 (πέπονθεν ) z u de m Einleitungssat z schaffe n müssen. Als o folgt e ursprünglich 796 , 1 9 au f 796 , 3 , un d Eu seb ha t au s de n vo n un s aufzuzeigende n Gründe n diese n Zu sammenhang durc h di e sachliche n Darlegunge n vo n 796 , 4 bis 1 7 gesprengt , un d sodan n durc h da s Anschlußstüc k wiede r den alte n Zusammenhan g erreicht . Gehen wi r vo n de r For m zu r Sache , s o trit t un s nu n i n der Tat i m Rahmen - un d in dem Zusatzstück ein e verschieden e

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Die Appendi x de s VIII . Buches .

Vorstellung vo n Galeriu s entgegen , di e wi r allerding s ers t dann richti g verstehen , wen n wi r di e Parallel e 788 , 1 6 ff. hinzunehmen. Hie r is t i n eine r gegenübe r de r ursprüngliche n Konzeption erweiterte n Gedankenfolg e behaupte t worde n (vgl. S . 24), da ß di e Erkrankun g de s Galeriu s zu r Palinodi e geführt habe: Got t ha t sic h damal s mi t seine m Volke versöhnt , dagegen de n Gegne r — gemein t is t Galeriu s — getroffen . In de r Art , wi e diese r Galeriu s bezeichne t wird , gehe n nu n di e Handschriften schar f auseinander . Währen d BD M ausschließ lich geben : τ ώ δ ' αύθέντη των κακών έπεΗιούσης (788,22) , füge n A T E R außerde m hinz u κα ί πρωτοστάτ η τη ς το υ παντό ς διωγμού κακία ς έπιχολουμένης . κα ί γα ρ e ï τ ι ταυτ ' έχρή ν κατ ά θείαν γενέσθα ι κρίσιν , αλλ ά »ούαί« , φησί ν ό λόγο ς (Luk . 17,1) , »δι' ο υ δα ν τ ό σκάνδαλο ν ερχηται« . Da ß dies e Variante n mit de r Verschiebun g de s Texte s au f da s engst e zusammen gehören, steh t sei t Schwart z fest , un d i n de r Ta t kan n ga r kein Zweife l sein , da ß i m Rahme n de s Zusammenhang s di e beiden Formulierunge n τ ω δ ' αύθέντ η τω ν κακώ ν έπεΕιούση ς und πρωτοστάτ η τη ς το υ παντό ς διωγμο ύ κακία ς επιχολουμένη ς nur verschieden e Ausdrucksforme n desselbe n Gedanken s sind , so da ß de r ein e Variant e de s ander n ist : beid e Lesunge n be friedigen an sich den Leser. U m so notwendiger ist es , di e Frag e nach de m Grund e de r Variante aufzuwerfen , und d a wird den n auch sofor t klar , da ß durc h di e erst e Formulierun g Galeriu s als de r »Vollbringe r de r Übel« charakterisiert wird , währen d e r in de r zweite n al s de r »Anstifte r de r Verfolgung « erscheint . Dabei erschein t e s mir wahrscheinlich, da ß da s Zitat au s Luka s samt seine r Einführun g mi t de r erste n Formulierun g zusam menhängt; den n di e Vorstellun g »Got t ha t zwa r di e Christe n bestrafen wollen ; abe r weh e dem , durc h de n da s Ärgerni s kommt«, füg t sic h zum mindeste n besse r in de n Gedanke n vo n der Vollstreckung de r Straf e durch Galeriu s ein, als wenn diese r der Veranlasse r wäre , welch e Roll e vielmeh r Got t selbs t zu kommt. Abe r wie dem auch sei, so viel ist sicher , da ß Eusebiu s mit seine r Behauptung , Galeriu s wär e de r Vollstrecke r de s göttlichen Willen s gewesen , nich t meh r zufriede n war , sonder n späterhin i n ih m de n Veranlasse r de r Verfolgun g erblickte .

Galerius al s Veranlasse r de r Verfolgung .

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Ebendiese Gegenüberstellun g trit t un s auc h i n de n er wähnten Stücke n de r Appendi x entgegen ; i n 796 , 2— 3 wird von de r Tatsache, da ß Galeriu s di e Verfolgung inaugurier t habe, kei n Wor t gesagt ; di e Charakterisierun g beschränk t sich darauf, daß e r die Veranlassung zur Palinodie gegebe n hab e und dafü r alsbal d vo n seine m Leiden , da s ih n al s de n Voll strecker de r Verfolgun g hatt e treffe n müssen , befrei t da s End e gefunden hat . Dan n abe r setz t i n de m Zusatzstüc k da s Neu e ein: di e Kund e geht , da ß diese r Galeriu s »de r erst e Schuldig e an de r Verfolgun g war« , vo r de n übrige n Kaiser n ha t e r di e Christen i m Hee r un d i m Palas t gezwungen , da s Christentu m zu verleugnen , de n To d ha t e r ihnen angedroh t un d schließlic h auch di e ander n Kaise r zu r allgemeine n Verfolgun g ange stachelt! E s is t derselb e Vorstellungskreis , au s de m herau s Euseb hie r di e Erweiterun g de r Appendi x vornah m un d i n 788, 22 die Korrektur anbrachte, di e den Galerius als πρωτοστάτης τη ς το υ παντό ς διωγμο ύ κακία ς erkenne n ließ . Diese Korrektu r gewinn t ih r besondere s Interess e dann , wenn wi r si e i n ihre r politische n un d metaphysische n Ein stellung mi t de n frühere n un d spätere n Auffassunge n de s Euseb vergleichen . Al s e r den Grundgedanken de s VIII. Buch s entwarf, sa h e r i n de r Verfolgun g nicht s andere s al s ein e vo n Gott übe r di e Christe n verhängt e Straf e (738 , 1 1 ff.) ; sowei t Menschen i n Frag e kamen , ware n si e als o nu r Werkzeug e Gottes. Übe r diesen Standpunk t wuch s Euseb hinaus, und als er zuerst di e Theori e de r morte s persecutoru m seine r Schrif t einverleibte, ha t e r de n Diocletia n al s de n πρωτοστάτη ς τω ν €ίρημένων d . h . de r Verfolgun g angesproche n (774 , 23) , de r eben deshal b mi t schwere r Krankhei t büße n mu ß un d abgeht . Dazumal wa r ih m als o imme r noc h Galeriu s nu r de r Täte r der Übel ; noc h eine n Schrit t weite r geh t Eusebius , al s e r das selbe Schlagwort , welche s e r eins t vo n Diocletia n gebrauch t hatte, au f Galeriu s überträgt , de r ih m nunmeh r de r πρωτο στάτης τη ς TOÛ παντό ς διωγμού κακίας (788 , 25 ) wird , währen d Diocletian nu r noc h da s Charakteristiku m de s führende n Kaisers erhält , ohn e i n dies e nächst e Verbindun g mi t de r Ver folgung gesetz t z u werde n (796 , 1 0 ff.). Andererseit s dürfe n

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Die Appendi x de s VIII . Buches .

wir abe r auc h bereit s a n diese r Stell e darau f hinweisen , daß Euseb sowoh l di e Appendix , wi e auc h 788, 2 5 getilg t hat ; denn sein e Stellun g z u Galeriu s ha t sic h i m Lauf e de r Zei t merkwürdig verschoben . Ha t e r diese n Kaise r zuers t imme r stärker angegriffen , wie wi r die s bisher beobachteten , s o schlu g seine Stimmun g unte r de m Einflu ß Constantin s radika l um : Galerius tra t al s Christenfein d wiede r hinte r Diocletian zurüc k und Euse b ha t dahe r di e Schärfe n gege n ih n beseitigt , wi e aus de r Überlieferun g BD M hervorgeht . Doch zunächs t habe n wi r un s noch weiterhi n de r Betrach tung de r Appendi x zuzuwenden ; di e sachlich e Beurteilun g hat bestätigt , wa s di e formal e gelehr t hatte : 796 , 4—1 9 is t gegenüber de n umrahmende n Stücken ei n Zusatz. Diese r Tat bestand zieh t nu n weiter e Konsequenze n nac h sich ; den n di e auf di e Charakterisierun g de s Constantiu s folgend e Behaup tung, da ß e r »allein « seine m Soh n unmittelba r di e Erbschaf t hinterließ (797 , 4) , da ß »di e vorgenannte n vie r Kaiser « ge storben wäre n (797 , 8 ) un d da ß Galeriu s vo n diese n allei n zu rückgeblieben wa r (797 , 10) , setz t durchwe g di e Behandlun g von 796 , 4—19 , w o di e Frag e nac h de m Schicksa l de r vie r Kaiser gestell t war , voraus . D a nu n einerseit s de r mi t 796 , 1 9 ansetzende Tex t ó òè τούτον προάγυυν zu m ältere n Bestände gehört, andererseit s di e herausgehobene n Stelle n di e Erweiterun g berücksichtigen, mu ß auc h i n de m Abschlußstüc k ein e Schich tung de s Texte s vorliegen , di e wi r den n auc h alsbal d genaue r festlegen können . Die mi t 796,1 9 einsetzend e Charakteristi k de s Constantiu s enthält ei n interessante s philologische s Problem . Vo n diese m Kaiser heiß t e s nac h de r Überlieferun g alle r Handschrifte n έπαΣίιυς τη ς ηγεμονία ς το ν άπαντ α τη ς αρχή ς όιατελέσα ς χρό νον αλλ ά κα ί ταλλ α τοι ς πάσι ν δεΕιώτατο ν κα ι εύεργετικώ τατον παρασχώ ν έαυτόν , άτά ρ κα ί το υ καθ * ήμών πολέμο υ2Hu > γενόμενος usw . Da ß diese s άλλ α κα ί un d άτά ρ κα ί neben einander nich t möglic h ist , sieh t ma n sofort ; nu n is t dies e Stelle nac h 776, 9 ff. übernomme n worde n (S . 59), un d dor t fehlt ei n de m erste n αλλ ά entsprechende r Begriff , weshal b denn auc h a n unsere r Stell e Schwart z da s αλλ ά gestriche n

Die Überlieferun g vo n 796 , 1 9 ff. al s Bele g de r Textgeschichte . 8

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hat. Ic h glaube, da ß wir uns damit das Verständnis de s Textes verbauen, άλλ α κα ί und άτα ρ κα ί sind mit ihren Fortsetzungen nebeneinander allerding s unerträglich , abe r zeige n un s ebe n dadurch an , wi e de r Tex t allmählic h entstande n ist . Con stantius is t da s Gegenbil d z u Galerius ; hatt e diese r — nac h der Palinodi e vo n de n furchtbaren Qualen befrei t — da s End e gefunden, s o star b Konstantius , »de r diese m voranging« , und de r würdi g de r Herrschaf t diese s hoh e Am t bekleidet , aber auc h i m übrige n alle n Mensche n sic h al s Wohltäte r er wiesen hatte , eine n dreima l glücklichen Tod . Wa s di e Worte ó ò è τοΰτο ν προάγ ω ν besagen , dara n kan n sachlic h kei n Zweifel sein , ma g ma n nu n προάγι υ übersetze n durc h »voran gehen«, nämlic h i n de r Hinwendun g zu m Christentum , ode r durch »veranlassen« , nämlic h zu diese r Palinodie. Jedenfall s drücken dies e Wort e kla r aus , da ß Constantiu s i n diese r Politik ei n Vorläufe r de s Galeriu s wa r un d ebe n deshal b de n schönen To d gefunde n hat . Wen n als o de r mi t άτα ρ κα ί be ginnende Sat z sic h vo n neue m de r Stellun g de s Constantiu s zum Christentu m zuwendet , dan n bring t e r sachlic h ein e Dublette. Darau s folgt also, daß er sowohl formell, wie sachlich zunächst nich t z u gebrauche n ist . Un d doc h verstehe n wi r die Entwicklun g auc h diese r Textstell e seh r gut , wen n wi r uns nu r di e Entwicklun g de r ganze n Parti e vo r Auge n halten . Als Euse b nu r de n Galeriu s un d Constantiu s einande r gegen überstellte, sa h e r i n jene m ausschließlic h de n Täte r de r Ver folgung, in diesem den Kaiser, der dem Galerius in der christenfreundlichen Politi k voranging . Eine n Veranlasse r de r Ver folgung ga b e s dazuma l au f Erde n nicht , Got t hatt e j a di e Christen strafe n wollen , nu r gal t de m Galeriu s gegenübe r der Sat z de s Lukas . Demgegenübe r hatt e Euse b i n 796,4—1 9 eine vollkomme n verschieden e Stellun g eingenommen . Di e Verfolgung wa r ei n Ergebni s rei n irdische r Politi k un d Ga lerius wa r es , de r sein e Mitkaise r z u diese r Politi k veranlaß t hat. Z u diese n Mitkaiser n gehört e abe r auc h Constantius . War als o auc h e r ei n Christenverfolger ? Das , wa s Euse b bis dahi n vo n ih m ausgesag t hatte , da ß e r de m Galeriu s in de r christenfreundliche n Politi k vorangegange n war , X a q u e u r, Eusebius . 6

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Die Appendi x de s VIII . Buches .

genügte wahrlic h nicht ; den n mittelba r konnt e ma n darau s zum mindeste n herauslesen , da ß e r ebe n ein e Zei t lan g diese Politi k mitgemach t hatte . Gegenübe r de r scharfe n Formulierung, da ß Galeriu s sein e Mitkaise r zu r Verfolgun g getrieben habe , wa r dahe r ein e klar e Stellungnahm e geboten . Aus diese m Grund e ha t Euse b i n 797, 1 (άτάρ ) — 3 schar f formuliert, da ß Constantiu s sic h außerhal b de s Kriege s gegen di e Kirch e gestell t un d nicht s gege n si e unternomme n hat. De r genannt e Passu s is t als o ei n Zusat z au s derselbe n Zeit un d derselbe n Anschauun g heraus , au s de r 796,4—1 9 stammt. E s dar f demnac h i n 796,2 1 άλλ ά keinesfall s getilg t werden, wen n auc h — ode r ic h sag e liebe r — gerad e wei l Euseb selbst , al s e r au f Grun d unsere r Stell e 776, 9 ff. nieder schrieb, diese s άλλ ά nich t gab . Is t e s doc h da s alt e Bild , da s uns imme r wiede r entgegentrat ; d a w o de r Auto r eine n alte n Zusammenhang durc h Zusätz e erweiterte , entstande n logisch e oder formal e Mißbildunge n ; schu f e r dan n au f Grun d eine r so zurech t gemachte n Stell e eine n neue n Zusammenhang , dann bildet e e r diese n i n einwandfreie r Weise . Gegenübe r dem ursprüngliche n Bestan d 796,2— 3 un d 796,19—797, 1 (έαυτόν), de r i n 797, 4 (τέλο ς — βίου ) seine n Abschlu ß fand , sind demnac h 796,4—1 9 un d 797, 1 (άτάρ ) — 3 al s Zusätz e zu erkennen . Deutlic h gehör t z u diese n auc h di e Zusammen fassung i n 797,8—12 , w o de r Auto r anknüpfen d a n 796,1 0 ausspricht, da ß da s End e de r vie r erwähnte n Kaise r ei n solches war , wi e e r geschilder t hatt e (797,8—10) . Diocletia n und Maximian , Galeriu s un d Constantiu s ware n abgehandelt . Aber noc h fehl t ei n Punkt : Di e Erwähnun g un d Behandlun g Constantins i n 797,4—8 ; wen n ma n nämlic h vielleich t auc h annehmen könnte , da ß di e Mitteilun g vo n de r Beerbun g durc h den Soh n (797,4—6 ) al s Zeiche n de s glückliche n Lebensende s des Constantiu s aufzufasse n wär e un d als o i n di e Schilderun g dieser seine r έκβασι ς το υ βίο υ hineingehörte , s o is t doc h dies e Erklärung unmöglic h fü r di e anschließend e Berichterstattun g über die Regierun g Constantin s selbst, di e in diesen Zusammen hang nich t hineingehör t un d i m Widerspruc h z u de r Vierzah l in Zeil e 9 steht . Wohe r is t Euse b hierz u gekomme n ?

Quellenverwertung durc h Eusebius . 3

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Die Beantwortun g diese r Frag e ha t z u erfolgen , inde m wir au f 776,30 . zurückgreifen ; den n zwische n diese r Stell e und de r unsrige n besteh t di e allernächst e Beziehung . Auc h dort wir d zunächs t di e Ar t de s Constantiu s dreigeteil t vor geführt το ν πάντ α βίο ν ( = TÒ V άπαντ α τη ς αρχή ς χρόνον ) πραότατα κα ί τοις ύπηκόοι ς εύνοϊκώτατ α ( = τοι ς πάσ ι δε£ιώτατον κα ί εύεργετικώτατον ) τ ώ τ ε θείο ι Χόγ ψ προσ φιλέστατα διαθέμενο ς ( = 797. 1 —3). darau f mitgeteilt , da ß e r seinen natürliche n Soh n al s Kaise r un d Augustu s zurück gelassen hab e ( = 7 9 7 , 5 ff.) un d eine s natürliche n Tode s ge storben sei ; schließlic h is t noc h hinzugefügt , da ß Constantiu s »bei ihnen « al s erste r unte r di e Götte r gerechne t wurd e un d nach seinem Tode jegliche Ehrung erfuhr , wie sie einem Kaise r geschuldet wird . Dies e Bewertun g de s Constantiu s is t vo n Euseb niedergeschriebe n worden , al s e r durc h ein e Quelle di e Daten de r Kaisergeschicht e erfahre n hatte , di e e r fü r die KG . verwertete, obwoh l si e fü r eine n gan z ander n Zusammenhan g dargestellt waren . Di e Spure n diese r heidnische n Quell e haben sic h j a gerad e auc h hie r erhalten , w o de r Christ Euse b sich nich t scheut , di e Konsekrierun g de s Kaisers als die für ihn geziemliche Ehrun g z u bezeichnen . Euse b ha t nu n aber , wi e man sieht , diese n Berich t de r heidnische n Quell e nich t rei n übernommen, sondern mit Elementen der Appendix verbunden, und dabei ist es nicht schwer festzulegen, was aus der Appendix stammt. Zunächs t unzweifelhaf t di e dreigeteilt e Charakteri sierung de s Constantius , wobe i wi r wiede r beobachten , da ß Euseb, de r dies e Parti e ne u gestaltete , sic h vo n de m obe n besprochenen Fehler frei hielt, de r in die Appendix durc h deren organisches Wachstu m hereingekomme n wa r (vgl . S . 80ff.). Auf de r andern Seit e aber ist ebenso deutlich, daß dem Quellenbericht vo n 776, 3 ff. di e Nachrich t vo n de r Nachfolgerschaf t angehört; den n e r bilde t eine n notwendige n Bestandtei l i n der Übersicht übe r di e Neugruppierung de r Kaise r un d konnt e dort nich t fehlen ; ebe n diese r Hinwei s is t jedoch i n de r Appendix ohn e Zusammenhang . Als o ergib t sic h folgende , fü r di e Arbeitsart de s Eusebiu s seh r wichtig e Erkenntnis : Euse b hatte i n de r Appendix zwa r vo n Constantiu s gehandelt , abe r 6*

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Der ursprünglich e Aufba u de s VIII . Buche s usw .

keinen Anla ß gehabt , dor t de s Constanti n Erwähnun g z u tun . Als e r abe r durc h ein e heidnisch e Quell e neu e Materialie n erhielt un d mi t ihre r Hilf e di e Kaisergeschicht e 776, 3 ff. aus gestaltete, erinnert e e r sic h de r vo n ih m i n de r Appendix ge machten Darlegunge n übe r Constantiu s un d fügt e si e i n ent sprechender Umformun g seine r Wiedergab e de s heidnische n Quellenberichtes ein . Umgekehr t abe r nutzt e e r diese n wiede r aus un d bereichert e mi t de n dor t vorgefundene n Materialie n die Appendix durc h Einfügun g vo n 797,4—8 . Fü r di e Chro nologie ergib t sic h daraus , da ß Eusebiu s di e Appendi x bi s auf di e Wort e 797,4— 8 frühe r geschriebe n hat , al s e r di e heidnische Quell e vo n 776, 3 ff. verwertete . Stellen wi r kur z di e Ergebniss e unsere r Betrachtung de r Appendix zusamme n : Als Euse b di e Palinodi e au f di e Erkran kung de s Galerius zurückführte , ha t e r al s entsprechende n Ab schluß des Berichtes eine kurze Notiz über sein Ende (796 , 2—3 ) und da s seine s Mitkaiser s Constantiu s (796,19—797,1 ; 797,4 ) gegeben. Di e weiter e Entwicklun g de s Texte s knüpf t a n di e Tatsache an , da ß Euse b i n Galeriu s nich t meh r da s Werkzeu g Gottes, sonder n de n Anstifte r de r Verfolgung erblickte . Dami t ward zugleic h di e Frag e akut , wi e den n all e dies e Verfolge r zugrunde gegange n sind . Euse b gestalte t 796,4—1 9 ; 797,1— 4 und 8—1 2 aus . Da s dritt e Stadiu m wurd e erreicht , al s de r Autor diese n s o gestaltete n Tex t einerseit s fü r 776, 3 ff. ver wertete, andererseit s au s de r Quell e diese r Parti e da s Material für 797,4— 8 gewann . A m End e wurd e die s alle s gestrichen : das, wa s fü r Constantiu s un d Constanti n wertvol l war , wurd e nach obe n genommen ; di e Kränkunge n de s Galeriu s wurde n aber beiseit e gelassen , wei l Euse b ih n i m Einklan g mi t Con stantin reinwasche n wollte .

§ 6 . De r ursprünglich e Aufba u de s VIII . Buche s un d die weiter e Geschicht e seine s Textes . Es is t durchau s nich t allei n di e Rücksich t au f de n Leser , welche un s bestimmt, di e disiect a membr a de r vorausgehende n Einzelergebnisse z u sammel n un d unte r ein e einheitlich e Be -

Der Trakta t i m VIII . Buc h de r K G .

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trachtung z u rücken . Vielmeh r enthäl t unser e Darlegun g noch ein e Lücke ; woh l versuchte n wi r überal l z u de r älteste n Fassung de s Eusebiu s vorzudringe n un d di e Schichtunge n zu erkennen , di e sic h a n de n einzelne n Stelle n allmählic h darüber legten , abe r di e untereinande r bestehende n Beziehun gen diese r einzelne n Schichtunge n sin d vo n un s systematisc h noch nich t untersuch t worden . S o stell t da s Folgend e ζ . T . eine Rekapitulatio n dar , ζ . T . ein e Kombinatio n de r Ergeb nisse un d schließlic h al s Ganze s ein e Prob e au f da s Einzelne ; denn wen n da s Einzeln e sic h zu m Ganze n zusammenschließt , dann is t i n de r Ta t de r Nachwei s fü r di e Richtigkei t erbracht . Wir erinner n uns des ursprünglichen Aufbau s des VIII. Buches . Nach de r Einleitun g 736,1—742 , 7 wa r de r Tex t 907 , 3 bi s 908, 23 (i n seine r ursprüngliche n Form ) gegeben , un d dami t der Übergan g zu m Märtyrerberich t 744 , 1 5 ermöglicht . D a aber Euse b di e Unmöglichkei t einsieht , all e Martyrie n darzu stellen, erklär t e r di e Martyriendarstellun g fü r di e Pflich t de r jedesmaligen Augenzeuge n un d übernimm t entsprechen d fü r sich di e Aufgabe , di e vo n ih m geschaute n Martyrie n z u be richten 774 , 2—7 (i n de r durc h de n Syre r erhaltene n Form , vgl. S . 13) . Au f diese m Weg e sin d wir dahe r z u de n jetz t i m Traktat steckende n Materialie n hingeführ t un d habe n nun mehr ih n in s Aug e z u fassen . Es is t bereit s hervorgehobe n worden , da ß e s angesicht s der Aufzählungen, wie sie der Traktat gibt , nich t ohn e weitere s möglich ist , festzulegen , a n welche n Stelle n Eusebiu s Erwei terungen vornahm , al s e r di e Urfor m de s Traktat s allmählic h zu de n Märtyrer n vo n Cäsare a bzw . Palästin a ausbaute . Immerhin wi e e s uns gelang , a m End e di e groß e Parti e al s Zu satz auszusonder n un d i n de r Mitt e Stück e z u eliminieren , die nich t nac h Cäsare a gehören , s o is t auc h a m Anfan g mi t Sicherheit ein e groß e Erweiterun g de s Texte s festzulegen , die hie r ziemlic h tie f eingegriffe n hat . Zunächs t einma l er gibt sic h au s de r Tatsache , da ß de r Berich t übe r di e Schein opfer durc h de n Sat z αλλ 1 ο ύ κα ί κατ ά τώ ν αγίω ν αύτοί ς μαρτύρων ταΰτ α προυχώρε ι (744 » vgl · S . 23) abgeschlosse n war, de r Schluß , da ß bi s dahi n vo n Märtyrer n nich t di e Red e

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Der ursprünglich e A u f b a u de s VIII , Buche s usw .

war. Als o is t bereit s au s diese m Grund e da s Martyriu m de s Prokop 907,15—908, 4 al s Zusat z z u streichen. Nich t minde r sind wi r z u diese m Schritt e gezwungen , wei l diese r Passus , wie au s de r Einführun g 907,1 5 hervorgeht , au s de r Perspek tive de r Schrif t »Märtyre r vo n Palästina « konzipier t wurde , also in der KG. fehlte. Is t demnach 907,15—908,4 zu streichen, so erhebt sic h die Frage, wi e der Anschluß vo n 908,5 an 907,14 bewirkt war . Di e Antwor t is t leich t gegebe n ; denn au f Grun d dieser Parti e is t j a 742,9—744,1 4 gebilde t worde n un d hier hat sic h in 742,20 da s alt e Verbindungsstück τότ ε δ ή ου ν, τότε πλείστοι noc h erhalten ; diese s is t demnac h fü r di e Urfassun g an Stell e de s Prokopmartyrium s einzusetzen . Wa s vo n de m Prokopmartyrium gilt , is t ebens o z u sage n vo n de m de s Ro manos 909 , 5—35, da s wiederu m al s ei n Teil de r Schrif t vo n den palästinensische n Märtyrer n (909,3 1 ff.) nich t zu r alte n KG. gehört . Demnach blieben zunächst möglich Alpheios undZakchaios (908, 24—909, 4), di e jedoc h au s eine m andere n Grunde fallen müssen. Au s de m alte n Abschlußstück, welche s besagte , da ß der bishe r geschildert e Versuc h de r Scheinopfe r be i de n Märtyrern mißlang , geh t hervor , da ß unte r de r Reihe diese r zu m Scheinopfer Gebrachte n sic h kein e Märtyre r befanden . Abe r wir sahen bereits (S . 21 un d 37f.),daßEuseb dies e Behauptung späterhin aufga b und eben deshalb de n Darlegungen 908,5—23 in 742,20—744,14 eine neue Spitze gab, weil er in dieser Gruppe bereits Märtyre r fand . Nu n sin d aber Alpheios und Zakchaio s gerade diejenigen, welch e ίκ τοσούτω ν (908,24 ) de r Märtyrer krone würdig befunden waren ; sie stehen als o mit de r spätere n Auffassung i m Einklang , j a ma n wir d soga r unbedenklic h sagen dürfen , da ß diese , ih m späte r bekann t gewordene n Martyrien fü r Euse b de r Anla ß wurden , sein e ursprüngliche n Darlegungen z u korrigieren . Als o fäll t auc h 908 , 24—909,4 für di e KG . weg . Demnac h würd e de r sachlich e Berich t frü hestens mit 910 , ι ff. de n Anfang nehmen. Abe r auch hier lieg t ein eigentümliche r Tatbestan d vor . Wi r stelle n nämlic h dieser Stell e sofor t 914, 5 bzw . 914,2 1 gegenüber 1: 1)

Au s unsere r Gegenüberstellun g ergib t sich , da ß bal d di e aus -

Der erst e allgemein e Opferbefehl .

δευτέρου b ' frrouç διαλαβόν τος κα ί ό ή σφοδρότερο ν έπι ταθέντος το Ο καθ ' ήμώ ν πολέ μου . . . . γραμμάτω ν τούτ ο πρώτον βασιλικώ ν πεφοιτη κόταιν έ ν οι ς καθολικά ) προσ τάγματι πάντα ς πανδημε ί του ς κατά πόλι ν θύει ν τ ε κα ί σπέν δειν τοι ς είδώλοι ς έκελεύετο .

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δευτέρας γα ρ το ι καθ 1 ήμώ ν γενομένης έπαναστάσεω ς κατά το τρίτο ν ίτος το υ καθ ' ή μας διωγμού γραμμάτω ν τ ε το Ο τυράννου τοΟτο πρώτον πεφοι τηκότων δι ' ώ ν έκέλευσεν παν δημεί πάντας μετ' επιμελείας καί σπουδής τών κατά πόλιν αρχόντων θύει ν τ ε κα ί σπένδει ν τοι ς δαίμοσιν.

Ganz deutlic h is t a n beide n Stelle n derselb e Befeh l ge meint, wodurc h all e i n eine r Stad t wohnende n Leut e ver pflichtet werden , de n Götter n z u opfern , un d beidema l heiß t es vo n diese m Befehl , da ß e r τοΰτ ο πρώτο ν ergange n sei . Diese Bemerkun g is t i n 91 4 einfac h unsinnig , wen n damal s bereits 910, 1 niedergeschriebe n war . Zude m geh t abe r auc h aus 928,1 0 ff. hervor , da ß e s überhaup t nu r eine n Befeh l dieses Inhalt s gegebe n hat , s o da ß di e beide n Bericht e neben einander unverträglic h sind . Un d doc h zeig t de r Wortlaut , daß der eine in Anlehnung an den andern, d. h. in ganz bewußte r Korrektur, gebilde t wurde , un d zwa r offenkundi g deshalb , weil Euse b nachträglic h eingesehe n hat , da ß sein e ursprüng liche Datierun g de r allgemeine n Verfolgun g z u spä t gegebe n war un d e r si e infolgedesse n nac h obe n schiebe n mußt e ; hatt e er doc h di e Martyrie n de s Timotheo s i n Gaza , de s Agapios , der Thekl a usw . (910,50. ) kenne n gelernt ; dies e konnte n aber unmöglic h au s de m nu r gege n di e Kirchenvorstehe r er lassenen πρόσταγμ α (goy, 12 ff.) abgeleite t werden , vielmeh r mußte Euse b di e allgemein e Verfügun g s o hoc h nac h obe n schieben, da ß si e vo r de n erwähnte n Martyrie n stand . Fü r diese »allgemein e Verfügung « selbs t stan d ih m weitere s Ma terial nich t z u Gebote , un d di e eigentümlich e Datierun g δευτέρου ίτου ς διαλαβόντο ς ( — nachde m da s 2 . Jah r ab führlichere, vo n de n Bollandiste n ediert e Fassun g de s Textes , bal d di e kürzere da s Origina l besse r bewahr t hat . Ic h kontaminier e au s beide n hypothetisch di e älter e Gestaltung ; di e Unterschied e sin d belanglos .

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Der ursprünglich e Aufba u de s VIII . Buche s usw .

gelaufen war ) 910, 1 schein t sic h au s de n hie r gezeichnete n Schwierigkeiten a m beste n z u erklären . Durch unse r Urtei l übe r 910, 1 ff. is t auc h de r folgend e Abschnitt, de r dara n anknüpft , gerichte t un d ers t mi t de m Gedankengang vo n 9 1 1 , 1 1 ff., w o sic h ei n Hinwei s au f di e KG. selbs t findet, greife n wi r mi t Bestimmthei t dere n äl testen Text . Abe r e s is t un s j a auc h bereit s gelunge n darzu legen, wi e i m einzelne n de r Übergan g z u diese m Stüc k nac h der Ankündigung 774,2—7 durc h die Textesabfolge 774,11—14 ; 17—20; 776,1—3 ; 786,23—788, 5 gefunde n worde n is t (vgl . S. 58). Auc h i n diese m Fall e is t di e ursprünglich e Fassun g des Texte s au s de n beide n abgeleitete n z u rekonstruieren . Sie besag t folgende s : Welch e Red e wär e woh l reic h genug, u m das Glüc k de r Röme r i n de r Period e z u schildern , w o un s di e Reichsleitung freundlic h un d friedlic h gesinn t wa r ? Währen d aber s o ih r Wohlergehe n zunahm , gabe n si e plötzlic h de n Frieden mi t un s au f un d beganne n einen schonungslose n Krieg . Aber kau m wa r die s geschehen , d a spalte t sic h da s Reic h i n einer bishe r unerhörte n Weise . Di e Meer e ware n unbefahrbar , überall rüstet e ma n zu m Krieg , friedlich e Befahre r de r Se e wurden al s Feinde gemartert, un d übéral l hatte ma n jede n Ta g mit Kamp f z u rechnen . Un d nich t frühe r — wi r befinde n uns dami t wiede r i m Trakta t 9 1 1 , 1 1 — hörte n de r Kamp f und di e Kriegsgerücht e auf , bi s un s de r Fried e i m römische n Reich zurückgegebe n war . Kau m nämlic h leuchtet e un s dieser gleic h eine m Lich t au s tiefe r Nacht entgegen , d a festigt e sich wiede r da s römisch e Reic h un d gewan n de n vo n alte n Zeiten überkommene n Frieden . Doc h darübe r wolle n wi r an passende r Stell e berichten ; jetz t wende n wi r un s de r Fortsetzung wiede r zu . Dieser Gedankengan g schließ t a n di e Mitteilun g de r Themabehandlung i n erfreuliche r Weis e an ; ja , wi r habe n durch di e verschiedene n Gedankengäng e di e auc h jetz t noc h verbundenen Stück e 774, 2 ff. un d 774,11 ff. wiede r zusammen gebracht un d konstatieren , da ß diese r alt e Zusammenhan g nur dadurc h i n 774,7—1 0 alterier t wurde , da ß de r Trakta t als solche r späterhi n ein e Sonderstellun g erhielt . Wa r nun ,

Eusebius al s Augenzeug e de r Martyrien .

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wie di e Rekonstruktio n erweist , vo n de m Abgan g Diocletian s und seine s Mitkaiser s ursprünglic h nich t di e Rede , s o fäll t selbstverständlich auc h di e Mitteilun g vo m Amtsantrit t de s Maximin (911,20—23 ) fü r dies e Kompositio n fort , un d de r Autor gin g dementsprechen d mi t de r Berichterstattun g übe r Apphianus z u de r i n 911,1 9 angekündigte n Fortsetzun g seine r Darstellung übe r un d beginn t mi t de n Martyrien . Wir dürfe n woh l davo n absehen , i m einzelne n z u prüfen , welche Martyrien , di e i m Trakta t vo n 911 , 23 a b aufgezähl t werden, durc h di e Ausgestaltun g zu r Schrif t vo n de n »Mär tyrern vo n Cäsarea « un d welch e durc h di e Erweiterun g z u den »Märtyrer n vo n Palästina « hinzugekomme n sin d — manches würd e dabe i hypothetisc h bleibe n müsse n un d de r Gewinn wär e gering ; hingege n is t e s vo n prinzipielle r Bedeu tung festzustellen , i n welche m Ausmaß e den n überhaup t von Eusebiu s anfänglic h di e Martyrie n dargestell t worde n sind, un d dies e Frag e läß t sic h eindeuti g beantworten ; den n an derjenige n Stelle , a n de r e r eins t sein e Auswah l de r Mar tyrien begründe t hatt e (vgl . S . 13) , stell t e r gegenübe r die jenigen Martyrien , welch e vo n andere n gesehe n wurden , un d diejenigen, dene n e r selbs t beigewohn t ha t (774,7 ) un d di e e r daher z u schilder n i n de r Lag e ist . Diese r Gedank e is t vo n G* übernomme n un d ha t dor t di e Formulierun g gefunden , daß e s Aufgab e de s Eusebiu s sei, »übe r di e z u sprechen , mi t denen zusamme n z u sei n ic h gewürdig t worde n bi n un d di e mit mi r Verkeh r pflogen « (Viole t S . 3) . Z u Begin n de s I. Buche s lese n wi r noc h heut e di e Mitteilun g de s Autors , daß e r schilder n wolle τ α . . . καθ ' ημά ς αυτού ς μαρτύρι α (6,14) , eine Formulierung , di e e r z u Begin n de s VIII . Buche s wiede r aufnimmt un d di e mi t de r Heraushebun g de s Begriff s αυτό ς verdeutlicht, da ß Eusebiu s persönlic h mi t diese n Märtyrer n in Berührun g gekomme n war . S o wunder t e s un s den n nich t mehr, wen n e r be i de r Darstellun g de r Märtyre r au f sein e per sönliche Bekanntschaf t mi t ihne n Gewich t leg t (vgl . S . 23) . Von Apphianu s erzähl t er , da ß e r nac h Cäsare a gekomme n sei: γενόμενο ς ò è ή μ ί ν α ύ τ ο ί ς άμ α κα ί . . . (913 » I5 ) ; e r ertrotzte ei n Martyriu m μηόενό ς επ ί τ ψ πραχθησομεν ψ συνει -

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Der ursprünglich e Aufba u de s VIII . Buche s usw .

δότος αύτ φ ή μ α ς Te , ο ΐ κ α τ ' ο ί κ ο ν α ό τ ψ σ υ ν ή μ ε ν , . . . ύ π ο κ λ έ ψ α ς (914 » *4) ! auf sein e Augenzeugenschaf t leg t Euse bius dabei höchstes Gewicht (917, 6 ff. ). Pamphilo s ιών καθ' ημάς μαρτύρων άνή ρ πάσης ένεκεν αρετής έπιδοΗότατος wa r de s Euse bius trauteste r Freun d (923,2 3 ff.), s o da ß e r desse n μέγ α κα ί περιβόητον θέατρο ν aus erster Quelle berichten kann (931,1 1 ff.). Von Porphyriu s heiß t es , da ß ma n »sehe n konnte« , wi e e r die s und jenes ta t (941,4) , un d ein e ähnlich e Phras e (τταρή ν ópctv ) kehrt 929,2 6 wiede r ; wen n ander n auc h sein e Erzählunge n Gerede z u sei n schienen , s o doc h nich t dene n οΓσπε ρ ó καιρό ς την άλήθεια ν έτπστώσατ ο (930,19) · E s is t siche r kei n Zufall , daß sich alle diese Bemerkungen i n den ausführlichen Berichte n finden, die Euseb dem Apphianus, de n allgemeinen Verhältnissen in Cäsarea , ferne r de r Theodosi a un d de m Pamphilo s mi t seiner Grupp e un d schließlic h de r durc h di e erneut e Verschär fung de r Verfolgun g getroffene n Sipp e widmet , di e i n Kap . I X behandelt wird . Si e gehöre n als o de m alte n Bestan d an , w o Euseb au s seine r persönliche n Kenntni s schöpfte . Dem gegenüber is t di e Schilderun g de r vo n Euse b nich t selbs t geschauten Martyrie n kpap p un d verhältnismäßi g farblo s gehalten; si e beruhe n unzweifelhaf t au f de n sekundäre n Er weiterungen, di e Euse b vornahm , al s e r a n di e Stell e de r vo n ihm selbst , d . h . als o zufälli g geschaute n Martyrie n di e syste matische Zusammenfassun g de r Märtyre r vo n Cäsare a bzw . Palästina setzte . An di e Behandlun g de r Martyrie n reiht e sic h da s vo n un s S. 3 1 ff . wiederhergestellt e Nachwor t 946,21—947, 7 mi t de m Schluß 950 , ι —7 an , womi t dan n wiede r de r dami t identisch e Zusammenhang de r KG . 788,10—1 6 erreich t ist . Dami t is t der Kreislau f geschlossen ; e s ha t sic h herausgestellt , da ß Euseb de n durc h di e zwe i identische n Stelle n 742, 9 ff . = 907,3 ff. un d 788,10—1 6 = 950 , ι —7 eingeschlossene n Tex t aus de r KG . quas i herausgenomme n un d dor t durc h eine n an deren Inhal t ersetz t hat . Da s herausgenommen e Stüc k al s solches ha t e r dabe i andere n Ziele n dienstba r gemacht , nach träglich erweiter t un d verbessert . Andererseit s bedient e e r sich diese s Stücke s i n einige n Einzelheite n fü r de n Neuaufbau

Der Trakta t gleichsa m ein e Vanante .

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der KG . Abe r nich t hierau f beruh t da s philologisch e Phä nomen, sonder n au f de r ganze n Technik , di e wi r — s o vie l ich wei ß — be i keine m andere n Autor 1 i n diese r Eindeutigkei t kennen gelern t haben . Wen n ma n e s gro b ausdrücke n will , so is t de r Traktat ein e einzig e große Variante z u KG. 7 4 2 ,9 bi s 7 8 8 , 1 6 un d ebe n deshal b vo n de n gleiche n Stelle n umrahmt , sowie mi t de m VIII . Buch e überliefert . Tatsächlic h hege n die Verhältniss e dadurc h etwa s komplizierter , da ß Euse b diese »Variante « nachträglic h andere n Ziele n zuführte , s o da ß wir ihr e Urfor m au s eine m Vergleic h de r beide n parallele n Fassungen rekonstruiere n mußten . Auf 7 8 8 , 1 0 — 1 6 folgt e di e Palinodi e i n de r Fassun g de r Sabinusurkunde mi t dere n Nachwort . Dami t schlo ß da s Wer k von 3 1 1 i n wirkungsvolle r Weise . Euse b hatt e i m V I I I . Buc h die Strafe n schilder n wollen , di e Got t übe r di e Christe n ver hängt hat . E r beginn t mi t de n Scheinopfern , di e vo n de n Christen s o schwe r empfunde n worde n sind , geh t z ü de n Mär tyrern übe r un d leg t fest , welch e e r au s dere n große r Zah l schildern will . E r gib t dementsprechen d ein e Zusammen stellung de r von ih m geschaute n Martyrie n un d erklärt schließ lich, da ß Got t sic h wiede r seinem Volke zuwandte . Di e Palin odie bracht e de n Christe n de n Frieden . Euseb hatt e i n diese r Weis e de n Tex t de s V I I I . Buche s festgelegt, al s di e Verfolgun g unte r Maximi n ausbrach , u m allerdings bal d wiede r z u erlöschen . Euse b fügt e deshal b die jetz t i m I X . Buch e stehende n Materialie n hinzu , di e wi r im nächsten Kapite l behandeln werden. Doc h auc h im Rahme n des VIII . un d de s vo n un s hinzuzunehmende n Anfang s de s I X . Buche s dokumentier t sic h dies e Epoch e durc h folgend e Zusätze, di e Ausdruc k eine r einheitliche n Anschauun g sind : a) Währen d Euse b bishe r di e Ansich t vertrat , da ß da s ') Mi r fehl t die Sachkunde , u m beurteile n z u können , o b Barwick s soeben Hermes L X I I I 1 9 2 8 , 6 6 ft. vorgetragene These , wonac h Catul l 58 a eine Variant e z u 55 , 3—1 2 ist , au f Zustimmun g rechne n kann . A n sic h würde si e eine gewiss e Parallel e z u de n obe n geschilderte n Verhältnisse n bieten, wen n auc h di e gegenseitige n Verweis e un d di e umrahmende n Dubletten, welch e de n Bewei s be i Euse b sicherstellen , be i Catul l fehlen .

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Der ursprünglich e A u f b a u de s VIII . Buche s usw .

römische Reic h al s solche s fü r di e Christenverfolgun g bestraf t ward und deshalb in einen Bürgerkrieg fiel, der so lange dauerte , bis di e Verfolgung sistier t wurde , wendet e r jetzt sei n Interess e den einzelne n Kaiser n zu , di e fü r dies e Politi k leide n mußten . Euseb nenn t nich t ihr e Namen , sonder n charakterisier t si e durch Umschreibungen . Diocletian , de r erst e Verfolger, geh t in geistige r Umnachtun g ab , Maximia n folg t ih m un d ver fällt soga r wege n eine s Morde s de r schimpflichste n Todes strafe; Galerius , welche r nunmeh r di e Verfolgun g durchführt , wird vo n eine r solche n Krankhei t befallen , da ß e r schließlic h die Palinodi e erläßt , welch e de r Auto r jetz t i n de r kaiserliche n Fassung kenne n lernt . Abe r Maximin , de r Tyran n de s Ostens , schließt sic h nich t diese r Palinodi e an , s o da ß dor t de r Kamp f von neue m entbrennt , der , wi e di e Fortsetzun g zeigt , zu r Katastrophe Maximin s führt . Ma n sieht , wi e de r Gedank e der morte s persecutoru m durchgeführ t ist . b) Entsprechen d de r Hinzunahm e de r Verfolgun g unte r Maximin wir d di e Period e au f zeh n Jahr e erstreckt . c) Schließlic h ha t Euse b durc h de n Überblic k übe r di e Vorsteher de r große n Kirchen , welch e währen d diese r zeh n Jahre de s Martyriu m erlitte n haben , de n ersten Schrit t getan , um de n ih m zufälli g bekannte n Märtyrerbestan d z u über winden un d eine n sachliche n Gedanke n a n di e Stell e de s per sönlichen Erlebnisse s z u setzen . Demnach entstande n damal s und wurden in den bisherige n Bestand eingefüg t : 770 , 27—774, 2 ; 774,14—1 7 ; 774,20 — 776,1; 778,7—1 1 (vgl . S . 60) ; 786,17—23 ; 788,16-794,24 ; 796,2—3 ; 796,19—797, ι ; 797,4 . Schließlic h erhiel t 802,1 — 806,18 sein e jetzig e Gestalt . Während di e bishe r besprochene n Veränderunge n noc h durchweg a n de m Tex t vorgenomme n worde n sind , desse n einer Bestandtei l de r Trakta t war , tra t nunmeh r ein e radikal e Veränderung ein , inde m Trakta t un d KG . sic h spalteten . Was di e KG . betrifft , de r wi r vo n nu n a b unse r Interess e i n erster Lini e zuwenden , s o gehe n wi r vo n de r alte n Formu lierung 774 , 2 ff. aus , mi t de r Eusebiu s di e Auswah l de r Mär tyrerdarstellungen begründete , un d welch e de n Worte n

Die Bestrafun g de r Verfolgerkaise r i n de r K G ,

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774, Ii, mi t dene n di e tractati o einsetzt , unmittelba r voraus ging. Dies e Einführun g wa r natürlic h nich t meh r haltbar , als Euse b di e Epitom e zu m Kernstüc k de s VIII . Buche s machte un d deshal b di e selbstgeschaute n Martyrie n i n ein e Sonderschrift versetzte . De r Auto r verwandelt e als o da mals di e Einführun g diese r selbstgeschaute n Martyrie n i n den Hinwei s auf di e andere Schrift , nämlich di e jetzt geplant e Monographie, un d ga b dami t de m Text 7 7 4 , 2 — 7 sein e jetzige endgültige Gestalt . D a nu n abe r di e anschüeßende n Wort e κατά γ ε μη ν το ν παρόντ α λόγο ν di e logisch e Fortführun g zu de m vorausgehende n δι ' έτέρας γραφή ς bilden , folgt , da ß auch 7 7 4 , 7 — 1 0 i n de m gleiche n Momen t niedergeschriebe n wurde. Darau s ergib t sic h weiterhin , da ß di e hie r gegeben e Programmankündigung i n dieselb e Epoch e gehört , wi e di e Beseitigung de r selbstgeschaute n Martyrie n un d ih r Ersat z durch di e Epitome . Abe r dies e Ankündigun g birg t i n sic h wiederum ei n noc h nich t erörterte s Problem . Euseb erklärt di e Palinodie und di e Verfolgungsgeschichte geben z u wollen ; di e Reihenfolg e stimm t sachlic h nich t un d wird vo n ih m auc h nich t befolgt ; vielmeh r läuf t umgekehr t der vorliegend e Berich t übe r di e politische Geschicht e de r Verfolgungszeit i n di e Palinodi e ein . Abe r waru m erklär t Euseb da s Gegenteil vo n dem , was vernünftig ist, un d was e r auch selbs t tu t ? Ei n Blic k au f de n Tex t 774 , 7—10 läßt un s auch hie r de n Vorgan g erkennen . Wen n Euse b i m Anschlu ß an sein e Erörterunge n übe r di e Aufgab e de r geplante n Er gänzungsschrift erklärt , da ß e r i n de r vorliegende n Schrif t an »da s Geschilderte « di e Palinodi e anreihe n wolle , s o wa r dieser Gedank e kla r un d richtig . E r hatt e j a auc h i n de r Ta t durch di e ne u entstanden e un d nunmeh r voraufgehend e Epitome un d di e Aufzählun g de r hervorragende n Kirchen märtyrer — auf beides bezieht sic h de r Begriff τ α βίρημέν α — die Verfolgungsgeschicht e erledigt , s o da ß dere n Wieder holung eine n Widersin n darstellt . Vielmeh r folgt e ent sprechend de r Ankündigun g nu r noc h de r Tex t de r Palinodie , in gleicher Weise, wie der Autor an die Ankündigung άναγραπτέα δ ή κα ί ή παλινωδί α i m Trakta t 95 o» 7 dere n Tex t an -

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Der ursprünglich e Auiba u de s VIII . Buche s usw .

Schloß. I n de r Ta t reih t sic h i n klare m Aufba u a n di e An kündigung: κατ ά γ ε μη ν το ν παρόντ α Χόγο ν τη ν παλινψδία ν τών περ ί ή μας είργασμένω ν τοις είρημένοι ς έπισυνάψι υ de r zu r Palinodie hinführend e Abschnit t ώ ς γα ρ τη ν εί ς ημά ς ám σκοπήν usw . (788,10 ) an , un d s o ha t de r neugestaltet e Tex t bei seine r erste n Konzeptio n gelautet . Daraus folg t ein e wichtig e Erkenntnis . Al s Euse b diese n Aufbau seine m Werk e gab , dacht e e r zunächs t noc h nich t daran, die mit 7 7 4 , 11 beginnend e Darstellung de r Verfolgungsgeschichte seine r KG . zuzuweisen ; un d e r ta t vo m Stand punkte der Disposition seines Werkes recht daran; den n welche Anomalie ist e s doch, daß jetz t zweimal hintereinander die Verfolgungsgeschichte erzählt wird! (vgl . S . 48). Un d doc h hat e r alsbald ein e Korrektu r bzw . Ergänzun g fü r nöti g erachtet . Indem e r nämlic h a n di e Stell e de r Märtyrerberichte , wi e si e der Trakta t bot , di e Epitom e gesetz t hat , wa r e s geschehen , daß die Daten der Kaisergeschichte, welche im Traktat steckten , zugleich mi t diese m au s de r KG . ausgefalle n waren . Euse b brauchte si e jedoc h sowoh l i m Hinblic k au f di e weiter e Dar stellung, al s auc h besonder s au s eine m Motiv , da s e r selbs t an de r Stell e erwähnt , w o e r dies e Erweiterun g begründet , indem er die Behandlung de r Verfolgungsgeschichte bezeichne t als χρησιμώτατ α τυγχάνοντ α τοι ς έντευζομένοι ς (774 » 9— Ι 0 )· Nützlich fü r di e Lese r kan n di e folgend e Erzählun g nu r in sofern sein, als die davon Betroffenen, d. h. die Kaiser einsehen, daß Verfolgun g de r Christe n de n eigene n Untergan g bedeute t ; demnach mußt e di e Kaisergeschicht e i n ihre r Beziehun g z u dem Verfolgungsproble m gegebe n un d di e hie r einschlägige n Materialien1 au s de m Trakta t übernomme n werden . Sobal d dies abe r geschah , entstan d zwische n de r Ankündigun g de r Palinodie, wi e si e 774 , 8 gegebe n war , un d ihre r Wiedergab e eine doppelt e Fug e : sowohl , wi e obe n gezeigt , i n 774 , 9 a m Anfang de r Kaisergeschichte , al s auc h i n 788 , 5—10 a n dere n ι) D . h . 7 7 4 , 1 1 — 7 7 6 , 3 ; 7 7 8 , 7 — 1 1 ; 7 8 6 , 1 7 — 7 8 8 , 5 . Di e da durch entstehend e sachlich e Lück e i n de m Trakta t wurd e durc h di e Parallele 911 , 7 — 1 1 ersetzt , welch e de n Inhal t de s ausgeschiedene n Stückes kur z resümier t (vgl . S . 57) .

Die doppelt e Darstellun g de r Verfolgungszei t i m VIII . Buch . 9

5

Ende. Hie r trit t un s erneu t di e Tatsach e entgegen , da ß di e Disposition i n di e Brüch e gegange n wa r un d nu r notdürfti g wieder zusammengefüg t werde n konnte . Euse b erklärt , da ß zu de n geschilderte n Kriegswirre n di e darau f folgend e Pes t und Hungersno t hinzukam , wobe i e r a n di e Ereigniss e vo n 311 un d 31 2 denkt . Abe r e r beton t nu n doch , da ß dies e μετ ά ταύτα gegenübe r de n Kriegswirre n fallen , währen d e r doc h 786, 2 1 behaupte t hatte , da ß di e Kriegswirre n zeh n Jahre , d. h . bi s 31 3 dauerten . Ers t rech t mußt e diese r Widerspruc h in di e Erscheinun g treten , wen n e r sic h bemühte , vo n diese r zehnjährigen Verfolgun g de n We g zurückzufinde n z u de r Palinodie, welch e bereit s nac h ach t Jahre n eintra t un d eins t sein Wer k hie r gekrön t hatte . De r künstlich e Gedanke , da ß nach ach t Jahre n ei n Stoppe n de r Verfolgun g eintrat , wa s übrigens i n volle m Widerspruc h z u 812,1 6 steh t (vgl . S . 120) , hebt i m Grund e da s IX . Buc h auf , e r steh t nich t minde r i m Gegensatz z u de r Vorstellung , da ß währen d de r ganze n zehn jährigen Verfolgun g Kamp f un d wiede r Kamp f war . Euse b hat durc h de n Gedanke n 788 , 5—10 de m tieferschauende n Leser deutlic h gemacht , da ß e r i n ein e Sackgass e gerate n war; e s wa r die s di e Folg e de r Tatsache , da ß e r mi t alte m Material neu e Vorstellunge n verband . Auc h i m folgende n fehlt e s nicht a n korrigierende n Zusätzen , di e vo r alle m darau f beruhen, da ß Euse b nunmeh r i n Galeriu s un d nich t meh r i n Diocletian de n Anstifte r de r Verfolgung sieht . De r Text , wi e er jetz t quas i al s neue s VIII . Buc h un s entgegentritt , zeig t folgenden Aufbau : 736,1—776,3 ; 778,7—1 1 (vgl . S . 60) ; 786,17—794,241; 796,2—797,4 ; 797,8—12 . Die Folg e diese s Neubau s war , da ß außerhal b de r KG . der herausgeworfen e Tex t stand , de r di e Grundlag e de s Trak tats bildet e un d nunmeh r neue n Ziele n zugeführ t werde n sollte: eine r panegyrische n Schilderun g de r vo n Euse b selbs t geschauten Martyrien , di e sic h allmählic h z u de n Märtyrer n von Palästin a ausweitete . Fü r eine n solche n Trakta t kame n naturgemäß di e Date n de r Reichs - un d Kaisergeschicht e nich t ») I n 788 , 2 2 di e Lesun g vo n A T E R .

96

Kaiser Maximinu s un d da s IX . Buc h der · KG .

in Frage ; Euseb , de r si e notwendigerweis e i n di e KG . über nommen hatte , hatt e si e entsprechend hie r gestrichen, un d nu r um de n Zusammenhang de s Ganzen z u gewinnen, führt e e r di e von un s analysierte n Hilfskonstruktione n 910,1— 5 un d 911 , 7 — I i 1 i n de n Text ein , de r sic h i m übrige n gan z au f di e Mar tyrien konzentrierte . Mit diese r große n Umgestaltun g de s Texte s is t sein e Geschichte nich t erschöpft . Au f Grun d heidnische r Quelle n hat Euse b späterhi n di e vo n ih m bishe r imme r noc h skizzen haft behandelt e Kaisergeschicht e sachlic h ergänzt . Wen n wir übe r di e Einzelheite n diese r Erweiterunge n auc h ers t i n Verbindung mi t de m IX . Buch e erschöpfen d urteile n könne n (S. 15 0 ff.), s o charakterisier t sic h doc h vo n vornherei n dies e Neuschöpfung dadurch , da ß überal l di e Name n de r Kaise r fallen. — Di e letzt e Schichtun g erfolgt e schließlic h i n de m Augenblick, al s Euse b di e Appendix tilgte , de n fü r ih n allei n noch bedeutsame n Absat z nac h 776,9—778, 2 übernah m und dabe i auc h sons t (788 , 22) di e starke n Angriff e gege n Galerius beseitigte .

Kapitel 3 .

Kaiser Maximinu s un d da s IX . Buch de r KG . Während i n de m VIII . Buc h ein e Reih e vo n Probleme n sich kreuzte , s o da ß e s nich t möglic h war , si e unte r eine m ein heitlichen Gesichtspunk t z u betrachten , liege n di e Verhält nisse i m Rahme n de s IX . Buche s i n diese r Beziehun g ein facher. D a wi r zude m di e erste n Abschnitt e diese s Buche s bereits behandel t haben , läß t sic h de r Res t u m ein e einzig e große Fragestellun g herumgruppieren . Das Them a de s Buche s is t di e Verfolgun g de r Christe n auf Befeh l de s Maximi n un d di e Zurücknahm e diese s Befehls , welche mi t dem Stur z dieses Kaisers au f da s engste zusammen hängt. Wodurc h is t diese r Stur z herbeigeführ t worde n ? M Vgl . S . 8 6 ff. un d S . 57 .

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Kaiser Maximinu s un d da s IX . Buc h der · KG .

in Frage ; Euseb , de r si e notwendigerweis e i n di e KG . über nommen hatte , hatt e si e entsprechend hie r gestrichen, un d nu r um de n Zusammenhang de s Ganzen z u gewinnen, führt e e r di e von un s analysierte n Hilfskonstruktione n 910,1— 5 un d 911 , 7 — I i 1 i n de n Text ein , de r sic h i m übrige n gan z au f di e Mar tyrien konzentrierte . Mit diese r große n Umgestaltun g de s Texte s is t sein e Geschichte nich t erschöpft . Au f Grun d heidnische r Quelle n hat Euse b späterhi n di e vo n ih m bishe r imme r noc h skizzen haft behandelt e Kaisergeschicht e sachlic h ergänzt . Wen n wir übe r di e Einzelheite n diese r Erweiterunge n auc h ers t i n Verbindung mi t de m IX . Buch e erschöpfen d urteile n könne n (S. 15 0 ff.), s o charakterisier t sic h doc h vo n vornherei n dies e Neuschöpfung dadurch , da ß überal l di e Name n de r Kaise r fallen. — Di e letzt e Schichtun g erfolgt e schließlic h i n de m Augenblick, al s Euse b di e Appendix tilgte , de n fü r ih n allei n noch bedeutsame n Absat z nac h 776,9—778, 2 übernah m und dabe i auc h sons t (788 , 22) di e starke n Angriff e gege n Galerius beseitigte .

Kapitel 3 .

Kaiser Maximinu s un d da s IX . Buch de r KG . Während i n de m VIII . Buc h ein e Reih e vo n Probleme n sich kreuzte , s o da ß e s nich t möglic h war , si e unte r eine m ein heitlichen Gesichtspunk t z u betrachten , liege n di e Verhält nisse i m Rahme n de s IX . Buche s i n diese r Beziehun g ein facher. D a wi r zude m di e erste n Abschnitt e diese s Buche s bereits behandel t haben , läß t sic h de r Res t u m ein e einzig e große Fragestellun g herumgruppieren . Das Them a de s Buche s is t di e Verfolgun g de r Christe n auf Befeh l de s Maximi n un d di e Zurücknahm e diese s Befehls , welche mi t dem Stur z dieses Kaisers au f da s engste zusammen hängt. Wodurc h is t diese r Stur z herbeigeführ t worde n ? M Vgl . S . 8 6 ff. un d S . 57 .

Gottes unmittelbare r Eingrif f zu r Rettun g de s Christentums . 9

7

Uns is t — un d zwa r gerad e durc h da s Wer k de s Eusebiu s — die Vorstellun g geläufi g geworden , da ß Maximin , de r i n bru taler Willkü r trot z de r vorausgehende n Palinodi e di e Verfol gung ha t wiede r auflebe n lassen , zuers t unte r de n politische n Druck de r Mailände r Abmachunge n geriet , sodan n i m Kampf e mit Liciniu s hoffnungslo s geschlage n un d dadurc h unmittel bar vo r seine m Tod e zu r Anerkennun g de s Christentum s gezwungen wurde . Abe r auc h i n diese m entscheidende n Punkte ha t Eusebiu s umgelern t un d dementsprechen d sei n Werk umgeformt . Wi r führe n di e Beweisstück e de r Reih e nach an .

§ ι . Wodurc h wurd e Maximi n zu r Aufgab e de r Christenverfolgung gezwunge n ? Nachdem Euse b vo n de n christenfeindliche n Erlasse n des Kaiser s Maximi n berichte t un d dabe i erwähn t hat , daß , soweit M e n s c h e n i n Frag e kamen , jeglich e Hilf e fü r di e Christen ausgeschlosse n schie n (820,10) , fähr t e r fort , da ß Gott, de r für seine Kirche kämpfte, uns die himmlische Bundes genossenschaft brachte : Dürr e un d Pes t trate n ein , woz u al s weiteres Unglüc k de r Armenisch e Krie g hinzukam . I n diese n Dingen, welch e i n demselbe n Augenblic k eingetrete n sind , sieht Eusebiu s dahe r di e Einleitun g z u Maximin s Untergan g {822,10). Diese r erschein t dahe r noc h losgelös t vo n de n Vor kommnissen u m Liciniu s un d Konstantin , welch e Eusebiu s in wuchtige r For m 826,2 0 ff. vorträgt , un d welch e nac h d i e s e m Zusammenhan g di e Einleitun g z u Maximin s Unter gang bilden . Daß e s de r Zwec k diese r Darstellun g ist , Konstanti n zum Befreie r und Errette r de r Kirch e z u stempeln , ist s o offenkundig, da ß zunächs t nich t vie l Wort e nöti g sind ; sowei t di e Einzelheiten wichti g sind , solle n si e i m weitere n Verlau f zu r Erörterung kommen . U m s o nachdrückliche r mu ß jedoc h bereits hie r beton t werden , da ß Eusebiu s i n seine r späte n Vita Constantin ! ( I 58—59 ) de n mi t Pes t un d Hungersno t L a q u e u r , Eusebius . 7

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Kaiser Maximinu s un d da s IX . Buc h de r KG .

zusammenhängenden Tatsachenkomple x vollkomme n unter drückt hat . Darau s folgt , wa s a n sic h bereit s natürlic h ist , daß di e Auffassung , welch e Maximin s Zusammenbruc h au s dem Kampf e gegen Konstanti n un d Liciniu s ableitet, diejenig e ist, welch e Konstanti n verbreite t wisse n wollte , währen d di e von Eusebiu s zuers t dargelegt e Ausdeutun g au s eine r Zei t stammt, i n de r Eusebiu s noc h nich t unte r de n Einflu ß de r Konstantinischen Politi k gekomme n war . Mi t ander n Worte n : Eusebius ha t ein e älter e Auffassung , welch e Maximin s Stur z aus de r vo n Got t gesandte n Hungersno t un d Pestilenz , sowi e dem Armenische n Krie g ableitete , dadurc h erweitert , da ß e r dem Konstanti n z u Ehre n di e vo n diese m propagiert e Deu tung seine m Werk e einverleibte . Un d dabe i beobachte n wi r wiederum da s un s scho n vertraut e Verfahren : da , w o Euse b einen neue n Tex t gestalte t (Vit a Const.), läß t e r vo n seine n älteren Anschauunge n nicht s meh r verlautbaren ; hingege n da, w o e r eine n ältere n Tex t mi t neue n Idee n anfüllt , bleib t das Alt e nebe n de m Neuen stehe n un d gewähr t un s einen Ein blick i n die geistige Entwicklung des Autors (IX . Buch der KG. ) Es is t gegenübe r jede r Skepsi s i n besondere m Maß e er freulich, da ß sic h dies e Deduktio n auc h äußerlic h au s de r προγραφή vo n Buc h I X bestätige n läßt . Dies e gib t folgende Reihe : η περ ί τώ ν μετ ά ταύτ α συμβεβηκότω ν ε ν λιμ ώ κα ί λοιμ ψ καί πολέμοι ς θ περ ί τη ς τώ ν τυράννω ν καταστροφή ς το ΰ βίο υ κα ί οΐαι ς έχρησαν™ πρ ο τη ς τελευτή ς φαιναΐ ς ί περ ί τη ς τώ ν θεοφιλώ ν βασιλέω ν νίκη ς ία περ ί τη ς ύστατη ς άπωλεία ς τώ ν τη ς θεοσεβεία ς εχθρών . Auf da s hier vorliegend e Durcheinande r ha t Ed . Schwart z hingewiesen, abe r mi t de r vo n ih m empfohlene n Athetes e de s Titels ι — al s »Res t au s de r frühere n Ausgabe « — is t un s nicht geholfe n ; den n auc h i n de m Titel θ is t de r Plura l έχρή σαντο falsch , weil Maxentiu s vo r seine m Tod e kein de m Euse bius bekannte s un d vo n ih m mitgeteilte s Dekre t erlasse n hat . Eine Korrektu r de s Plural s i n de n Singula r is t aber , wi e de r

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Die προγραφ ή de s IX . Buches .

Zusammenhang zeigt , völli g ausgeschlossen , s o lang e ma n den Plura l τω ν τυράννω ν beibehält . Inde m wi r un s nu n abe r der obige n Darlegunge n erinnern , zeig t sic h un s zugleic h de r richtige We g de r Lösung . Solang e Eusebiu s di e Ereigniss e um Konstanti n un d Liciniu s nich t berücksichtigte , wa r auc h von dere n Gegenspiele r Maxentius , de r gleichfall s i n Tite l θ abgehandelt wird , noc h nich t di e Rede . Damal s lautet e als o die προγραφή : ή περ ί τώ ν μετ ά ταύτ α συμβεβηκότω ν è v λιμ ω κα ί λοιμ ώ καί πολεμώ . θ περ ί τη ς το υ τυράννο υ καταστροφή ς το υ βίο υ κα ί οΐαι ς έχρήσατο πρ ο τη ς τελευτή ς φιυναΐς . ι περ ί τη ς ύστάτη ς άπωλεία ς τώ ν τη ς θεοσεβεία ς εχθρών . In diese r Gestal t entsprac h di e προγραφ ή gena u dem jenigen Zustand e de s Textes , de n wi r voraussetze n mußten , sie entsprac h abe r auc h de m tatsächliche n Interess e de s Eusebius, da s sic h zunächs t ausschließlic h au f de n Orien t konzentrierte. Al s dan n de r Berich t übe r Konstanti n un d Licinius eingefüg t werde n sollte , ka m al s Stell e i m Text e dafür ausschließlich de r vo n Eusebius gewählte Plat z i n Frage . Die Zah l de r Krieg e wurd e durc h di e Einlag e gedoppelt ; Eusebius mu ß infolgedesse n i m Tite l ή de n Singula r πολέμ ψ in πολεμοι ς verändern , obwoh l zwische n de n beide n Kriege n im Text e di e de n Titel n 0 un d ι entsprechende n Bericht e gegeben waren . Inde m di e προγραφ ή äußerlic h de m erwei terten Inhalt e angegliche n werde n mußte , verlo r sie ihre inner e Einheit. I n gleiche r Weis e mu ß Eusebiu s i m Tite l 0 de n »Tyrannen« verdoppeln , inde m e r jetz t auc h Maxentiu s darunter versteht . Di e notwendig e weiter e Folg e wa r di e Korrektur έχρήσαντο , obwoh l Maxentiu s ga r kei n Dekre t erlassen hat . Beid e Korrekture n führte n als o dazu , da ß di e προγραφή ihr e eigentlich e Aufgabe , di e genau e Entsprechun g mit de m Texte , verlor . Dami t wa r di e Bah n freigemach t für de n Einschu b de s neue n Titel s T . E r steh t auc h nich t eigentlich a n falsche r Stelle , sonder n drück t dasselbe , wi e der umgeformt e Tite l Θ , nu r vo n ander m Gesichtspunkt e 1*

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Der dreifach e To d Maximins .

her, aus . Di e προγραφα ί habe n bekanntlic h di e Aufgabe , übe r den Inhal t de s Buche s z u unterrichte n » , und da ß die s i n eine r Weise geschieht , welch e di e besondere n Absichte n de s Ver fassers rech t deutlic h werde n lasse n soll , ha t zuletz t W . Weber (Josephu s un d Vespasia n S . 56 ) betont . E

s is t nu r

eine Ausführun g de r dor t ausgesprochene n Gedanken , wen n wir erkennen , da ß Eusebiu s de m Tite l ι sein e For m gegebe n hat, wenige r u m de r Sach e willen , welch e bereit s durc h de n Titel θ getroffe n wird , al s i n de r Absicht , da s Verdiens t de s Kaisers Konstantin , auc h äußerlic h hervortrete n z u lassen , was allerding s nu r i n de r Weis e möglic h war , da ß ei n Schimme r dieses Glanze s auc h au f Liciniu s fiel. Di e vo n Schwart z ange deutete Möglichkeit , da ß Eusebiu s ebe n u m diese s Grunde s willen de n Tite l ί wiede r hätt e streiche n wollen , möcht e ic h in diese m Zusammenhan g unerörter t lassen ; hie r ka m e s nu r darauf a n klarzustellen , da ß di e προγραφ ή dieselb e Entwick lung durchgemach t ha t wi e de r Tex t selbst , un d da ß sic h damit di e Analyse n beide r Stück e gegenseiti g stützen .

§ 2 . De r dreifach e To d Maximins . Das Proble m de s IX . Buch s erschöpf t sic h nich t i n de r Frage, o b di e Katastroph e Maximin s durc h di e vo n Got t gesandten Heimsuchunge n ode r durc h da s politisch-mili tärische Eingreife n de s Konstanti n un d Liciniu s herbeigeführ t wurde. Wi r habe n danebe n da s zweit e Phänome n z u stellen , daß Maximi n i m IX . Buch e nich t wenige r wi e dreima l (842 , 2 ; 846,10 un d 848 , 5 ) de n To d erleide t un d zwa r eine n Tod , der in sehr verschiedener Form berichtet wird . Euse b behaupte t 846,10, da ß Maximinu s zu r Belohnun g fü r de n Widerru f seiner christenfeindliche n Dekret e »wenige r litt , al s e r a n sich hätt e erleide n sollen « un d »i n de r zweite n Schlach t de s Krieges«, wobe i nac h de m Zusammenhan g de r gege n Liciniu s gemeint sei n muß , da s End e fand . I I) Vgl . Polybiu s X I , 1 1911, S . 177 .

n volle m Widerspruc h

; X I V , 1 ; daz u Laqueu r Herme s X L V I ,

Geziemliche Straf e ode r Gnadenerla ß ?

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hierzu erzählt 846 , 22, daß Maximi n einem l a n g e n S i e c h t u m verfiel, desse n Schilderun g i n ihre r Grausigkei t un d Schreck lichkeit nich t übertroffe n werde n kann , un d e s selbs t fü r den , der au s de r Lektür e christliche r Märtyrerakte n a n viele s gewöhnt ist , ausgeschlosse n erscheine n lasse n muß , da ß solch e Torturen al s relativ e Belohnun g fü r di e schließlich e Christen freundlichkeit de s Kaiser s aufgefaß t werde n konnten ; i n de r Tat wir d den n auc h di e Schilderun g diese r Quale n mi t de r Behauptung eingeleitet , da ß dies e Straf e di e geziemlich e war (τη ν προσήκουσα ν τιμυυρία ν ύττέχ€ΐ) , wa s de r Vorstellun g der relative n Gnad e (ήττο ν F) παθείν αύτό ν χρή ν όήπο υ παθών ) vollkommen widersprich t (846,1 7 gegenübe r 846,10) . Zu allede m gesell t sic h ein e weitere , besonder s wichtig e Beobachtung. Di e i n 846,1 7 ff. gegeben e Darstellun g vo n dem grausige n Untergan g Maximin s wil l de n Kaise r fü r sein e Verbrechen a n de n Christe n di e geziemend e Straf e erleide n lassen ; wenn e s nun auc h scho n ganz allgemei n au s de m Typu s zahlreicher Erzählunge n folgt , da ß dies e Leide n de n Grun d für di e Umkeh r de s Verfolger s bilden , als o v o r si e falle n müssen, s o wird die s i n unsere m Fall e noc h dadurc h bestätigt , daß tatsächlic h ers t be i de r Todesschilderun g selbs t 848 , 5 die Umkeh r berichte t wird : »angesicht s seine r furchtbare n Qualen ha t Maximinu s noc h leben d i n letzte r Stund e fü r Christus Zeugni s abgelegt« . Fan d als o ers t jetz t di e Umkeh r statt un d bezeugt e Maximinu s ers t jetzt , da ß die s alle s di e gerechte Straf e fü r sei n Wüte n gege n Christu s se i (848 , 6), dann kan n di e Palinodie , welch e j a bereit s Ausdruc k diese s Wandels derar t war , da ß Maximi n dafü r de r Gnad e teilhafti g wurde, unmöglic h vorausgegange n sein . E s folg t als o au s der ganzen Schilderun g 846,1 7 ff. mi t ihre m charakteristische n Abschluß, da ß de m Euse b be i de r Niederschrif t noc h nicht s von de r Palinodi e Maximin s bekann t war , welch e jetz t i m Text vorausgeh t (842,50.) . D i e s e is t als o ers t d u r c h eine E r w e i t e r u n g i n de n j e t z i g e n Z u s a m m e n h a n g gerückt. Mit de r Tatsache, da ß Eusebiu s di e Palinodi e de s Maximi n später bekann t wurde , häng t nu n offenkundi g di e Verschie -

102

Der dreifach e To d Maximins .

bung in seiner Beurteilung vom Tode dieses Kaisers zusammen ; denn i m Sinn e christliche r Auffassun g mußt e de r Auto r di e Ansicht vertreten , da ß Maximi n sic h durc h di e Zurücknahm e der Verfolgun g di e Gnad e Gotte s errunge n hab e un d nu n weniger leide n mußte , al s e s ohnedie s de r Fal l gewese n wär e (vgl. di e Beurteilun g de s Galeriu s i n 796 , 3). Di e Schilderun g des Tode s i n 846,1 0 ff . stell t als o di e Korrektu r vo n 848 , 5 ff. dar, ein e Korrektur , di e notwendi g geworden war , al s Euse b Kenntnis vo n de m vorausgehende n Umschwun g Maximin s gewonnen hatte. Natürlic h wäre es das einzig Richtige gewesen, die alte Darstellung, di e mit de r neuen Auffassung unvereinbar war, restlos zu tilgen ; aber zu dieser wirklichen Heilun g konnt e sich Euse b hie r ebensoweni g wi e anderwärt s entschließen ; vielmehr behiel t e r di e alte n Date n be i un d korrigiert e si e durch Einschu b vo n Erweiterungen . Übe r de n To d selbs t stand ih m dabe i ein e neu e Quell e nich t zu r Verfügung : e r nahm de n alte n Berich t άθρός ι 0eo ö πληγεί ς καθ ' όλο υ το υ σώματος μάστιγ ι 846 , ι8 al s Grundlage , abe r mildert e ih n der neue n Tenden z entsprechend , inde m e r καθ ' όλο υ το υ σώματος (846 , I i) stric h un d di e Krankheitssymptome unter drückte. Von de n dre i Stellen, welch e de n Tod Maximins berichten , haben wi r di e erst e (842 , 2 ff.) noc h nich t besprochen . Ma n wird nich t meh r dara n zweifel n können , da ß auc h si e irgend wie mi t eine r Ausgestaltun g de s Werke s zusammenhängt ; freilich liege n di e Verhältniss e hie r etwa s komplizierter , un d eine Lösun g de r Schwierigkeite n wir d ers t au s de r Gesamt betrachtung de s Buche s z u gewinne n sei n (vgl . S . 143) . Si e muß abe r auc h hie r gesuch t werden ; den n dara n häng t da s Verständnis de s Textes . Kan n doc h nich t nachdrücklic h und of t genu g beton t werden , da ß ein e philologisch e ode r historische Interpretation , welch e a n diese n Erscheinunge n vorübergeht, ohn e von ihne n Noti z z u nehmen, sic h au f eine m niedrigeren Nivea u bewegt , wi e wen n einma l a n irgen d eine r Stelle ei n Übersetzungsfehle r gemach t wird , de r nu r da s Ver ständnis ebe n diese r eine n Stell e behindert .

Hungersnot, Pes t un d Armenische r Krie g

§ 3 . Hungersnot

103

, Pes t un d Armenische r Krieg .

A u s de n Darlegunge n i n § 1 geh t hervor , da ß Euse b di e Katastrophe Maximin s ursprünglic h ableitet e au s λιμό ς κα ί λοιμός, woz u al s dritte s un d letzte s de r Armenisch e Krie g hin zukam. De r Kirchenhistorike r is t dabe i i n de r Weis e vorge gangen, da ß e r zunächs t da s au s de r Tyrische n Inschrif t ko pierte christenfeindlich e Dekre t wiederga b ( 8 1 4 , 1 — 8 2 0 , 8 ) und darau f de m Lese r mitteilte , da ß bereits , währen d di e Boten noc h de n T e x t i m Land e herumtrugen , Got t nich t allei n die Großmäuligkei t de s Maximinus , di e ebe n i n de r Urkund e ihren Ausdruc k fand , strafte , sonder n dami t zugleic h auc h den Christe n di e himmlisch e Bundesgenossenschaf t gewährte ; denn mi t menschliche r Hilf e konnt e ma n angesicht s eine s solchen Erlasse s nich t meh r rechnen . Nu r Got t konnt e jetz t helfen (820 , 9 — 1 8 ) . I n de r T a t trit t dan n da s Wunder ein : di e gewohnten Regengüss e i n de r winterliche n Jahreszei t bliebe n aus, Hunge r un d Pes t stellte n sic h ei n un d raffte n Tausend e dahin. Daz u gesellt e sic h schließlic h de r Krie g gege n di e A r menier, di e bi s dahi n Freund e de r Röme r gewese n waren , die abe r de r Tyran n sic h u m ihre r christliche n Gesinnun g willen z u Feinde n gemach t hatte . All e dies e Dinge , di e zugleic h geschahen, überführte n di e Großmäuligkei t de s Tyranne n und bildete n de n Begin n seine s Untergange s (820 , 1 8 — 8 2 2 , 1 2 ) . Während e r selbs t i n Armenien weilte , wütete n λοιμό ς κα ί λιμό ς bei seine n Untertanen ; di e Schilderun g de r Hungersno t un d Krankheit un d de r dadurc h herbeigeführte n No t nimm t eine n breiten Rau m ei n ( — 8 2 4 , 2 4 ) , un d wir d schließlic h i n di e Worte zusammengefaßt , da ß die s di e göttlich e S t r a f e 1 a n Maximin wa r wege n seine r Großmäuligkei t un d a n de n Städte n wegen de r be i ihne n gege n un s angeschlagene n Psephismata . In diese r allgemeine n No t is t de r einzig e Lichtblic k di e Hilfe , welche sic h di e Christe n untereinande r gewährte n ( 8 2 4 , 2 5 —826,19). Eine außerhal b unsere r Analys e liegend e Vorfrage : W a s ist de r Armenisch e Krie g ? — Seec k (Gesch . d . Unterg . d . ant . ') Zu έπίχειρ α vgl . Schwart z i m Index .

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Hungersnot, Pes t un d Armenische r Krieg .

Welt I 4 S . 138 ) datier t da s Ausbleibe n de r gewohnten Regen güsse au f de n Winte r 311/1 2 un d bestimm t de n Armenische n Feldzug i n der Weise, daß e r den Maximinus nach seiner Been digung i m Winte r 31 2 1 i n Syrie n sei n läß t (S . 148) . Abe r diese Datierun g is t unmöglich . Euse b beton t ausdrücklic h (844, 22), daß die unmittelbar vor den Tod des Kaisers fallende Urkunde, di e demnac h au s Somme r 31 3 stammt , noc h nich t ein Jah r jünge r is t al s di e Urkunden , dere n Erla ß Gotte s Zorn veranlaßt habe n soll . Als o kann di e Dürre nur im Winter 312/3 eingetrete n sein . Bi s sic h au s de r Trockenheit di e Hungersnot entwickelt , vergehe n Monate ; d.h . vo r Janua r 31 3 konnte di e Hungersno t nich t i n Erscheinun g getrete n sein , wie j a auc h Eusebiu s richti g i n ih r »de n Begin n de r Kata strophe« Maximin s sieht . D a nu n de r »Armenische « Feldzu g noch späte r fällt , könnt e e r frühesten s Februa r 31 3 angesetz t werden. Damal s befand sich aber Maximin au f de m Vormarsch gegen Licinius , au f de m e r vermutlic h auc h di e un s durc h Dittenberger Syll . 3 90 0 bekannte n Teuerungsunruhe n i n Karien bekämpfte . Damit is t nu n abe r de r Ker n de s Problems getroffen ; wa s Euseb un s hie r vo m Armenierkrie g berichtet , schließ t über haupt aus , da ß Maximin ih n siegreic h beende t hab e un d nac h seiner Beendigun g mi t neue n frische n Kräfte n i n de n Krie g gegen Liciniu s eingetrete n sei . Dies e Erkenntni s nimm t un s insofern nich t Wunder , al s wi r wissen , da ß Euse b anfänglic h nichts vo n de m Krie g gege n Liciniu s gewuß t hat , abe r nu n lernen wi r doch , da ß Euse b i n ebe n diejenig e Zeit , i n welche r in Wahrhei t de r Kamp f gege n Liciniu s gespiel t hat , eine n Kampf gege n Armenie n verlegt , un d da ß e r i n diese m di e προοίμια τη ς καταστροφή ς gesehe n hat , welch e i n Wahrhei t in de n Krie g mi t Liciniu s fallen ! D a di e Chronologi e keine n Raum fü r den Armenische n Krie g i m Winter 312/ 3 läßt , bleib t m. E . kau m ein e ander e Erklärung , al s da ß diese r Krieg , von de m nu r Eusebiu s berichtet , unhistorisc h ist , un d da ß *) Gemein t is t offenba r de r Winte r 312/3 . Dieselb e Chronologi e wie Seec k gib t jetz t auc h Erns t Stein , Geschicht e de s spätrömische n Reiches I 192 8 S . 136 .

Was is t de r Armenisch e Krieg ?

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Euseb i n de m vo n ih m schnel l niedergeschriebene n Entwur f auf Grun d noc h gan z unklare r Kund e sein e Darstellun g gab . Er hatt e woh l gehört , da ß Maximi n i n eine m Kamp f gege n Christenfreunde di e Katastroph e gefunde n hat , un d da s Gerücht i n de m fer n abgelegene n Palästin a ma g dahi n ge lautet haben , di e Armenie r seie n di e Gegne r Maximin s ge wesen. Di e Nachrich t vo m klägliche n Untergan g de s Kaiser s wird sic h schnelle r verbreite t haben , al s di e Kenntni s de r Tatsache, da ß diese r To d i m Verfol g de s Kampfe s gege n Licinius eingetrete n ist . Euseb ha t auc h hie r wiede r da s s o of t beobachtet e Ver fahren angewandt ; al s e r genauer e Kenntni s erhielt , ha t e r sie i n sei n Wer k pflichtmäßi g eingetragen , abe r e r ha t sic h nicht daz u entschlossen , di e alte n Stück e z u streichen . S o kommt es , da ß durc h sei n Wer k di e Nachrich t vo n eine m Armenierkrieg de s Maximi n erhalte n un d verbreite t wurde , «ine Nachricht , di e au f voreilige r Niederschrif t mi t ungenü gender Sachkenntni s beruh t un d i n Wahrhei t nicht s andere s sein dürft e al s di e mißverstanden e Kund e vo n de m Kampf e des Maximi n gege n Licinius* . Aber wi r könne n be i diese r Feststellun g nich t Hal t machen, sonder n müsse n weiterhi n auc h di e Schilderun g von Hungersno t un d Pes t in s Aug e fassen ; eigentümliche r Weise is t dies e nämlic h au f zwe i Punkt e verteilt : zunächs t ist ein e zwa r knappe , abe r doc h erschöpfend e Schilderun g i n 820,18—25 entwickelt , dann wendet sich der Bericht dem Armenischen Krie g zu , u m zusammenfassen d i n a b s c h l i e ß e n d e r Form dies e dre i Ereignisse al s προοίμια τη ς καταστροφή ς z u bezeichnen (822,12) . Abe r mi t 822,1 2 bieg t Eusebiu s wiede r in eine ausführliche Schilderung der Hungersnot ein ( — 824,13) , an welch e sic h ein e erneut e Darstellun g de r Pes t anschüeß t (824,13—20). Abe r e s ist nicht allei n dies e Disposition, welch e ') Au f dies e Weis e erklär t e s sic h auch , da ß Liciniu s de m Kon stantin i m Kampf e gege n Maxentiu s nich t beistehe n konnte . Hätt Maximin z u gleiche r Zei t i n Armenie n kämpfe n müssen , dan n wär Licinius zu r Unterstützun g fre i gewesen . Is t dagege n diese r Kamp unhistorisch, dan n wa r Liciniu s gebunden .

e e f

1 0 6 Hungersnot

, Pes t un d Armenische r Krieg .

uns aufmerksa m werde n läßt . Noc h vie l befremdliche r ist , daß un s de r Auto r vo n de m unte r de m Wort e »Pest « verstan denen Krankheitsbil d a n de n beide n Stelle n ein e gan z ver schiedene Vorstellun g entwirft . A n de r erste n Stell e trit t di e Hungersnot i n de n Hintergrun d gegenübe r diese r Pest , di e den Mensche n zwa r a n ihre m ganze n Körpe r Gefahre n bringt , sich vo r alle n Dinge n abe r au f di e Auge n schläg t un d unge zählte Männer , Fraue n un d Kinde r z u Blinde n macht . A n der zweiten Stelle , be i de r die Pest sachlic h gan z in den Hinter grund trit t gegenübe r de r Schilderun g de r Hungersnot , is t die Pes t ein e Allgemeinerkrankung , di e unmittelba r eine n schnellen To d herbeiführ t (824 , 15—24) . Als o ha t sic h Euseb be i seine r Schilderun g vo n Hunge r un d Pes t i n 8 2 2 , 1 2 —824, 2 4 au f ein e ander e Quell e gestützt , al s be i de r Schil derung vo n 820,18—25 , di e i n al l ihre r Knapphei t doc h an schaulicher is t und vielleicht au f eigen e Erfahrung de s Eusebius zurückgeht, de r sic h vo n de r rhetorisierende n Ar t de r andere n Partie fre i hielt . Au s diese r Quellendifferen z erklär t sic h denn auc h di e Tatsache , da ß i n de r zweite n Schilderun g vo m Armenischen Krie g al s Straf e fü r Maximin 1 ga r nich t meh r di e Rede is t (824 , 21) . Fü r de n ursprüngliche n Berich t komm t demnach ausschließlic h de r Abschnitt bi s 8 2 2 , 1 2 i n Frage , w o die abschließend e Zusammenfassim g vorliegt , währen d wi r i n 822,12—826, i g Erweiterunge n z u erkenne n haben , übe r deren Bedeutun g i n andere m Zusammenhan g z u handel n ist .

§ 4 . Di

e Tyrisch e Urkunde .

Im Rahme n de r Behandlun g de s Armenische n Kriege s erklärt Euseb , da ß di e geschilderte n Ereigniss e di e Groß mäuligkeit de s Tyranne n widerlegten , de r dami t geprahl t ') Hieri n triff t sic h dies e Erweiterun g mi t de m Zusatzstüc 788, 5 ff. (vgl . S . 95) , w o gleichfall s nu r vo n Hunge r un d Pest , dagege nicht vo m Armenische n Krieg , de r i n diese m Zusammenhan g hätt erwähnt werde n müsse n (vgl . 786 , 2 3 ff.), gesproche n wird . Offenkundi hat Euse b inzwische n eingesehen , da ß sein e Mitteilunge n übe r de Armenischen Krie g falsc h waren , un d ha t si e deshal b i n sein e neue Darlegungen nich t übernommen .

k n e g n n

Die Tyrisch e Urkunde .

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hatte, da ß dan k seine r Verehrun g de r Götte r un d dan k de r Verfolgung de r Christe n z u seine n Regierungszeite n wede r Hungersnot noc h Pes t noc h auc h Krie g bestande n hab e (822, 6—10). Offenkundi g bezieh t sic h dies e Äußerun g au f dasjenige, wa s Maximi n i n seine n βασιλικο ί διατάξει ς aus gesprochen hatt e (812 , 20 , vgl . 824,24) , vo n dene n Euse b ein Exempla r au s Tyro s wiedergibt . Vergleiche n wi r nu n aber dies e Tyrisch e Urkunde , s o zeig t sic h woh l ein e gewiss e allgemeine Verwandtschaf t zwische n ihre m Wortlau t un d dem, wa s Euse b al s Prahlere i de s Maximi n bezeichnet , abe r daneben doc h auc h ei n tiefgreifende r Unterschied ; den n di e Segnungen werde n abgeleite t nich t etw a au s de s Kaisers , sondern aus der Tyrier Frömmigkeit (816, 5 ff.), und sie bestehen infolgedessen auc h ga r nich t z u de s Maximi n Zeiten , sonder n von de m Augenblic k an , sei t di e Tyrie r sic h vo n de r Torhei t des Christentum s überzeug t hatte n (816 , 23 ff.). Dement sprechend sind auch in der Tyrischen Urkunde mehr Segnunge n des Himmel s aufgezählt : reich e Ernte , Frieden , Gesundheit , Fehlen vo n Sturmfluten , verderbliche n Gewittern , Erdbebe n und Bergstürze n (816 , 1 5 ff.). Euse b hatt e also , al s e r 822,6 ff. niederschrieb, zwa r gan z allgemein e Vorstellunge n von de m Inhal t de r kaiserliche n Erlasse , abe r e r kannt e nich t den Wortlau t de r Tyrische n Urkunde , di e j a ζ . T. geradez u Gegensätzliches bot . Da ß wi r i n diese r Beziehun g abe r keine n zu scharfe n Maßsta b a n di e Gewissenhaftigkei t de s Autor s anlegen, zeig t e r un s selbst . Währen d e r nämlic h i n 822 , 6 und auc h a n de r entsprechende n Stell e 820,1 6 davo n redet , daß Hungersnot , Pes t un d Krie g di e gegen un s bzw . di e gege n Gott gerichtet e Großmäuligkei t de s T y r a n n e n widerlegen , formuliert e r i n 824 , 24, welche s z u eine r Erweiterun g au s späterer Zei t gehör t (vgl . S . 106) , de n Gedanke n gan z anders . Hier wir d zwa r auc h vo n de r Großmäuligkei t de s Maximi n gesprochen, aber Euseb hatte gesehen, daß dieser die eigentlich entscheidenden Gedanke n »au s de n gege n un s gerichtete n Psephismata de r Städte « übernomme n hatte . I n de r Ta t wird sic h den n auc h S . 1 1 5 ff. herausstellen , da ß Euseb , de r ursprünglich di e ganz e Initiativ e zu r Christenverfolgun g au f

108

Die Tyrisch e Urkunde .

den Kaise r geschobe n hatte , z u de r Überzeugun g kam , da ß Maximin doc h mehr de r Geschoben e war . S o is t den n i n de r Tat kei n Zweifel : al s Euse b i n 822 , 6 ff. di e Behauptun g for mulierte, Maximi n hab e mi t seine r Götterverehrun g un d Christenverfolgung renommiert , d a kannt e e r noc h nich t den Tex t de r Tyrische n Urkunde . Dieser Sat z läß t sic h u m s o bestimmte r aussprechen , al s Euseb durc h sein e eigene n Behauptunge n i n 822 , 6 ff. alle r Wahrscheinlichkeit nac h veranlaß t wurde , de n Wortlau t de r Tyrischen Urkund e z u erweitern . Di e i n Frag e kommend e Stelle dieser Urkunde (816,1 2 ff. ) legt dar, daß jedermann einsehen müsse , da ß dan k de r Lieb e de r Götte r Sege n au f Erde n walte. Al s Bewei s werde n 6 Naturerscheinunge n aufgezählt : ι . de r Bode n gib t de n Same n i n vielfältige r Fruch t wieder ; 2. di e Temperatur bleib t gleichmäßig , s o daß die menschliche n Körper nicht verdorren; 3 . keine Sturmflut; 4 . kein Unwetter ; 5. kein Erdbeben; 6 . kein Bergsturz. Hie r paßt das Fehlen des Krieges nich t herein . Ferne r sin d dies e sech s Gliede r derar t disponiert, da ß si e jedesma l durc h μήτ ε bzw . μηδ έ (8i6,14 ; 16; 18 ; 19 ; 21 ; 23 ) eingeleitet werden und je einen Gedanken umfassen ; nur wieder de r Gedanke vom fehlende n Krie g steh t im Rahme n de s zweite n Gliede s al s zweite r Gedanke . Ma n sieht, wi e di e Worte άσεβου ς πολέμο υ πρόσοψι ν άνετπκωλύτω ς lui γη ς στηρίΖεσθα ι κα ί 8ι6 , ι6 formel l un d inhaltlic h de n Aufbau sprengen. Euse b hat sie in den Text de r Urkunde eingefügt, weil er glaubte, seine r Quelle vertrauen z u müssen, di e gerade vo m Fehle n de s Kriege s al s eine m i n de r Urkund e er wähnten Element gesprochen hatte , und im übrigen handelte es sich dabei um einen Teil der Motivierung, in deren Wiedergabe die antike n Historike r sic h nich t a n de n Wortlau t gebunde n erachteten (vgl . Tacitus Annal. XI23—25 gegenübe r CIL. X I I I 1668). Lehrreic h is t übrigens , da ß Eusebiu s dabe i vo n de r christlichen Perspektiv e au s de n mögliche n Krie g vo n vorn herein al s eine n »gottlosen « bezeichnet , wa s Maximi n kau m getan hätte . O b er sic h be i diese r Formulierun g di e speziell e Frage vorgeleg t hat , welche r Krie g da s wirklich e Gegenstüc k zu diese r Prahlere i sei , is t schwe r z u entscheiden . Ta t e r es ,

Vergleich mi t Euseb' s Bemerkunge n Ube r di e Kaisererlasse . XQ

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so ha t e r dabe i a n de n Krie g gege n Liciniu s denke n müssen , den e r i n de r Ta t al s eine n gottlose n auffaß t (838 , 2 4 ff. , besonders 840,1 9 ff.) , währen d de r »Armenisch e Krieg « fü r Euse b späterhin mi t Rech t verschwand . Euseb ha t nicht allei n in der behandelten Frag e umgelernt , als e r di e Tyrische Urkund e kenne n lernte . I n 8 2 0 , 1 0 ff . leg t er dar , da ß di e christenfeindliche n Urkunde n derar t gestalte t waren, da ß nac h menschliche m Ermesse n jeglich e Rettun g ausgeschlossen war . Nu r Got t konnt e noc h Hilf e bringe n und e r bracht e si e dadurch , da ß e r Pest , Hungersno t un d Krieg sandte . Lies t ma n demgegenübe r di e Tyrische Urkund e im Wortlau t durch , s o frag t ma n sic h vergeblich , welc h un geheure Gefah r den n nu n eigentlic h de n Christe n drohte : es wurd e hierdurc h de n Tyrier n ausschließlic h gestattet , die Christen , welch e sic h vo m heidnische n Kul t ausschlössen , aus de m Stadtterritoriu m z u verbanne n (818,13) . Wahrlich , das bedeutete noch nicht da s Ende de r Tage. Un d gan z richti g hat Eusebiu s den n auc h i n diese r Beziehun g sei n Urtei l ver schoben, wi e wi r a n seine r Bewertun g vo n Pest , Hungersno t und Krie g feststelle n können . Dies e Ding e ware n fü r Euse b anfänglich i n erste r Lini e Mitte l zu r Errettun g de r Christen . War di e Gefahr , welch e de n Christe n drohte , abe r ga r nich t so groß , dan n konnte n auc h di e vo n Got t gesandte n Geißel n nicht meh r di e Aufgab e haben , da s Christentu m z u retten . Zudem lernte Euseb , da ß di e Rettun g de s Christentum s durch gan z ander e Faktore n herbeigeführ t wurd e (Kamp f des Licinius ) ; d a blie b ih m den n nicht s übrig , al s de n Geißel n einen ander n Sin n z u geben . Si e wurde n di e Straf e (824 , 24 ) für di e Verfolgun g de s Christentums , abe r ein e Verfolgung , die, wi e di e Tyrisch e Urkund e zeigte , vie l meh r vo m Volk e ausgegangen war . S o tra f den n auc h di e Straf e vo r alle m dieses Volk: währen d de r Kaise r selbs t sic h de m Armenische n Feldzug widme t un d — dürfe n wi r hinzufüge n — dadurc h von Pes t un d Hungersno t befrei t blieb , lege n sic h dies e beide n Strafen, di e Euse b jetz t nu r noc h allei n in s Aug e fasse n kann , auf di e Bevölkerung , di e bal d de n entsetzlichste n Torture n ausgesetzt ist , be i dere n Schilderun g sic h Euse b nich t genu g

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Die Tyrisch e Urkunde .

tun kann . Ma n sieht , un d Euse b sag t e s un s selbst , da ß die s die göttlich e Straf e fü r di e Psephismat a de r Städt e gege n di e Christen ist (824,24) . Abe r dann entsteh t ein anderes Problem : Unter diese n Gottesgeißel n mußte n di e Christe n doc h ebens o leiden, wi e di e Heiden . Wurde n den n auc h si e bestraft ? — Gewiß, Got t mu ß sei n Vol k hi e un d d a züchtigen , un d di e Verfolgung, di e gege n di e Christe n ausgebroche n war , wa r eine solch e Züchtigun g gewesen ; abe r dan n wende t sic h Got t seinem Volk e wiede r z u un d daru m habe n i n de r Zeit , al s di e ganze heidnisch e Bevölkerun g unte r de r furchtbare n No t litt, di e Christe n ei n gottgesegnete s Dasei n geführt ! Ma n sieht, wi e di e groß e Erweiterun g 822 , 12—826 , i g ein e Not wendigkeit war , al s Euse b einerseit s di e Tyrisch e Urkund e im Wortlau t kenne n lernt e un d andererseit s erfuhr , welch e Bedeutung de r Kamp f mi t Liciniu s hatte . Schließlich läß t sic h noc h a n eine r dritte n Stell e de r Nachweis führen, daß Euseb bei ihrer Niederschrift die Tyrische Urkunde nich t kannte . I n 844, 22 ff. stellt e r — im Anschluß an di e wörtlich e Wiedergab e de r »letzte n Urkunde « — dere n Text de n frühere n Erlasse n de s Maximi n gege n di e Christe n gegenüber, wi e si e au f de n Stele n verewig t waren . Un d auc h hier finden sich Behauptunge n übe r de n Inhal t diese r früheren Erlasse, welche dem Text der Tyrischen Urkunde widersprechen ; denn de n Worte n παρ ' φ γ ε μικρ ψ πρόσθε ν όυσσεβεΐ ς èòo κουμεν κα ί άθεο ι κα ί παντό ς όλεθρο ι το υ βίου , ώ ς μ ή δτ ι γ ε πόλιν, αλλ ' ούδ ε χώρα ν ούό ' ερημία ν οίκεί ν επιτρέπεσθα ι entspricht i n de r Tyrische n Urkund e schlechterding s nichts ; und ma g ma n selbs t a n kei n wörtliche s Zita t denke n un d de m Begriff de r Gottlosigkei t de n de r επάρατο ς ματαιότη ς i n de r Urkunde (814 , 2 1 ; 8 1 8 , 1 3 ) entspreche n lassen , s o vie l is t doch sicher , da ß vo n eine r Vertreibun g de r Christe n »au s de m flachen Land , j a selbs t de r Wüste « auc h sachlic h kein e Red e ist. I m Gegenteil , nu r da s Territoriu m de r Stad t Tyro s un d entsprechend woh l auc h da s andere r Städt e sol l au f dere n Bitten fre i vo n Christe n gehalte n werden . Wi r sehe n als o gleichmäßig, da ß di e Vorstellung , welch e Euse b vo n de n kaiserlichen Urkunde n hatte , nich t de m entspricht , wa s e r

Vergleich mi t de r Inschrif t vo n Arycanda .

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in de r Tyrische n Urkund e tatsächlic h fand . E r nah m an , daß di e Urkunde n seh r vie l gefährliche r fü r di e Christe n waren, al s sic h tatsächlic h herausstellte , e r glaubte , da ß i n ihnen vo m Krie g gehandel t wa r un d interpoliert e daru m eine n solchen Gedanken , al s ih n di e Urkund e nich t bot , e r glaubt e schließlich i n de m Kaise r de n Inspirato r erblicke n z u müssen , was auc h nich t zutraf . Al l die s zwing t un s nunmehr , di e Be richterstattung übe r di e Tyrisch e Urkund e in s Aug e z u fasse n und z u fragen , inwiewei t si e i n ihre r Umgebun g festsitzt . In 8 1 2 , 1 9 wir d erzählt , da ß mitte n i n de n Städten , wa s sonst ni e geschehe n sei , di e Beschlüss e de r Städt e gege n un s und di e daraufhi n erlassene n kaiserliche n Verfügunge n i n Abschrift au f eherne n Tafel n verewig t wurden . Dies e Angabe n sind durc h di e berühmt e Urkund e vo n Arycand a ( O G I S 569 ) im wesentliche n bestätig t worde n : wi r ' finden hie r verein t den Res t de r kaiserliche n Verfügun g un d di e a n di e Kaise r gerichtete Petitio n de r Lykie r un d Pamphyle r ; nu r insofer n liegt ein e Abweichun g vor , al s wi r kein e ehernen , sonder n Steintafeln erhalte n h a b e n 1 . Vo n diese n Urkunde n wende t sich nu n abe r Eusebiu s de r Frag e de r gefälschte n Pilatus akten z u un d komm t ers t dan n wiede r au f di e Urkunde n zurück, inde m e r erklärt , e s erschein e ih m notwendig , de n T e x t de r Urkund e de s Maximi n i n sei n Wer k einzuschieben , damit zugleic h erkann t werd e di e großsprecherisch e Keck heit de s Manne s un d de r unentwegte , gege n di e Gottlose n ') Ic h befürchte , da ß auc h hie r ei n Fehle r de s Eusebiu s au f Grun d seiner zunächs t unzureichende n Informatio n vorliegt ; den n di e Auf schreibung vo n Urkunde n au f Er z is t i m östliche n Gebiet e ein e gan z seltene un d dan n meis t begründet e Ausnahm e (vgl . Larfeld , Griech . Epigraphik 3 191 4 S . i n ) . I n diese m besondere n Fal l is t durc h de n Text vo n Arycand a di e Aufschreibun g au f Stei n gesichert . D a wi r nun abe r auc h gesehe n haben , da ß de s Eusebiu s anfänglich e Vor stellungen vo n de m I n h a l t diese r Urkunde n falsc h sind , s o füg t sic h dies alle s z u de r Erkenntni s zusammen , da ß e r auc h au f diese m Gebiet e zunächst mangelhaf t informier t war . Di e ih m späte r bekann t geworden e Tyrische Urkund e is t eine r Stel e entnommen ; Euse b gib t da s Materia l nicht an , doc h handel t e s sic h offenba r auc h hier , wi e i n Arycanda , um Stein .

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Die Tyrisch e Uikunde ,

gerichtete Ha ß de r himmlische n Gerechtigkeit , welch e sic h sofort a n ih n heftet e un d vo n de r getriebe n e r nac h nich t langer Zei t ei n gegenteilige s Urtei l übe r un s fälle n mußte . Es folg t der Text de r Urkunde au s de m Exemplar vo n Tyro s abgeschrieben, worau f Euse b de n Abschlu ß bring t un d zu gleich zu r Fortsetzun g überleite t mi t de n Worten : ταύτ α δ ή καθ' ημώ ν κατ ά πάσα ν έπαρχία ν άνεστηλίτευτο , πάση ς έλπίδο ς τό γουν επ' άνθρώποις αγαθής τα καθ' ημάς άποκλείοντα (820, g fi). Nun werde n wi r zwa r de n Nachwei s z u erbringe n haben , daß di e Erwähnun g de r Pilatusakte n ers t sekundä r ist ; abe r immerhin müsse n wi r au f di e Verwertun g diese s Argumente s hier insofer n verzichten, al s ihr e Ausscheidun g i n 812 , 21—2 5 möglich wäre. Abe r ganz deutlich ist , da ß Euseb be i de r Ein führung de r Urkund e i n 812 , 23 ff. überhaup t nich t meh r a n die Gefährdung des Christentums denkt, sondern ausschließlich an di e Prahlere i de s Kaisers , de r nac h nich t lange r Zei t de r Sturz folge n sollte . Halte n wi r danebe n noc h di e Tatsache , daß da s Auftrete n de s Namen s Maximin , wi e e r i n 812 , 25 und 814 , ι zu r Einführun g de r Urkund e angewand t ist , au f späten Ursprun g de r Stell e schließe n läßt , s o habe n wi r all e notwendigen Argument e vereint , u m z u erkennen , da ß de r Text de r vo n de n Urkunde n handelnde n Stell e ursprünglic h lautete: αν ά μέσα ς γ έ to i τά ς πόλει ς ô μηδ έ άλλοτ ε ποτ έ ψηφίσματα πόλεω ν καθ ' ημώ ν κα ί βασιλικώ ν προ ς ταύτ α διατάζειυν άντιγραφα ί στήλαι ς έντετυπιυμεν α χαλκαι ς άναιρ θουντο (8ΐ2,19—2ΐ) , πάση ς έλπίδο ς τ ό γου ν επ ' άνθρώποι ς αγαθής τ α καθ ' ημά ς άποκλείοντ α usw . (820 , 10) . Dami t wird den n nu n auc h klar , wa s di e letztgenannte n Wort e im Zusammenhan g de s Ganze n besage n solle n : si e sin d nicht etw a ein e rückschauend e Betrachtun g übe r eine n i m voraus gegebenen Text, sondern sind die Inhaltsangabe, welche Eusebius vo n de n Urkunde n gab , un d di e Grundlag e seine r weiteren Betrachtungen , di e wi r obe n kennengelern t haben . Haben wi r als o zuers t feststelle n müssen , da ß Euse b de n Text de r Tyrische n Urkund e ursprünglic h nich t gekann t haben kann , s o is t nunmeh r aufgezeigt , da ß si e i n de r Ta t im Werk e de s Euse b gefehl t hat .

Euseb ha t di e Tyrisch e Urkund e spä t kennengelemt . H

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Der Tex t ha t demnac h hie r folgend e Entwicklun g durch gemacht; ι . Stadium : Euse b wei ß au f Grun d allgemeine r Nachrichten vo n de n k a i s e r l i c h e n Erlasse n i n de n Städten , die e r jedoc h i n ihre r antichristliche n Tenden z bedeuten d überschätzt, al s o b e s nac h irdische m Ermesse n kein e Rettun g gäbe. Abe r währen d noc h da s gege n di e Christe n erlassen e 1 Schriftstück herumgetrage n wird , bring t Got t dadurc h uner wartete Hilfe , da ß e r Hunger , Pes t un d de n Armenische n Krieg sendet ; dies e z u gleiche r Zei t eingetretene n Ereigniss e bezeichnen de n Begin n de s Untergang s de s Tyranne n (812,1 9 bis 2 1 ; 820, 10—822, 7 ; 822 , I i ff.) , der al s de r allein Schuldig e erscheint un d au f de n sic h infolgedesse n auc h di e Gottes geißeln auswirken . Dabei habe n wi r — abgesehe n vo n de r Tyrische n Ur kunde — auc h be i 8 2 2 , 7 — 1 1 eine n Nachtra g angesetzt ; di e Notwendigkeit daz u wir d allerding s nu r durc h di e Dublett e erwiesen, inde m αθρόω ς ό ή ταΰτ α πάντ α ύφ ' ίνα κα ΐ το ν αυτόν συρρευσαντ α καιρό ν 822, 6 gena u de n Worte n ταύτ α Ò' ου ν όμο Ο κα ί κατ ά τ ό αύτ ό έπελθόντ α 822 , ί ο entspricht . Diese Doppelun g ha t Euse b nich t i n eine m Zug e niederge schrieben, sonder n si e angebracht , al s e r de n dazwischen liegenden Gedanke n seine m Werk e einverleibe n wollte . Ur sprünglich wir d demnac h de r Tex t etw a gelaute t haben : αθρόως δ ή ταύτ α πάντ α ύφ ' ëv a κα ί το ν αυτό ν συρρεύσαντ α καιρόν κα ί τη ς αυτοί ) καταστροφή ς περιειλήφε ι τ α προοίμια . Die Erkenntni s diese r Tatsach e is t deshal b besonder s wichtig, weil , wi e S . 10 7 f. festgestellt , Euse b i n de m hierdurc h als Zusat z nachgewiesene n Stüc k noc h kein e genau e Kenntni s der Tyrischen Urkund e zeigt . Demnac h lager n sic h i m ganze n drei Schichtunge n übereinander , un d gegenüber dem Gedanken gang de r erste n Niederschrift , nac h welche m di e Gottesgeißel n die Aufgabe hatten , da s Christentum z u retten , wünsch t Euse b durch diese n älteste n Zusat z darau f hinzuweisen , da ß dies e Gottesgeißeln di e Großmäuligkei t de s Tyranne n überführten , ') προκειμένη ν is t Part . Perf . Pass , z u ττροτιθέναι , de m ter minus technicu s fü r de n durc h Anschla g bewirkte n Erla ß de r Urkunden . L a q u e i i r , Eusebius . 8

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Die Tyrisch e Urkunde .

indem si e gerad e diejenige n Katastrophe n brachten , mi t deren Fernbleiben Maximi n renommier t hatte . U m diese n Gedan ken i n de n Tex t einzufügen , ha t Euse b de n Umwe g übe r die Dublett e nich t gescheut ; e s la g ih m als o vie l daran , diese Anschauun g festzuhalten . Dahe r verstehe n wi r es, daß noc h a n andere r Stell e derselb e Gedank e interpolier t wurde ; den n wen n wi r auc h a n sic h di e Darlegun g 8 2 0 , 1 5 ff. ohne Ansto ß lesen , s o folg t doc h au s de m Verfahre n de s Euse b in 822 , 7 ff., da ß auc h i n 8 2 0 , 1 5 ff. ursprünglich nicht s andere s berichtet war , al s da ß »de r fü r sein e Kirch e kämpfend e Got t uns sein e himmlisch e Bundesgenossenschaf t sandte« . Abe r für Euse b verscho b sic h da s Bil d durc h sein e Kenntni s de r Vorgänge u m Licinius ; ers t damal s offenbart e sic h wirklic h im Kampf e Gotte s Hilf e (840,40.) . Wa s sic h i n Pes t usw . dokumentierte, wa r fü r ih n jetz t nu r noc h Züchtigun g de r Großmäuligkeit de s Tyrannen. S o fügt e der Auto r i m zweite n Stadium μόνο ν ουχ ί — μεγαλαυχία ν (820 , ι 6 — 1 7 ) un d της το υ τυράννου — Ιπελθόντ α (822 , η — ι ι ) hinzu . Erst i n eine m dritte n Stadiu m de r Textbearbeitun g unserer Stell e war d Euse b mi t de m Wortlau t de r Tyrische n Urkunde bekannt ; e r ha t darau s nich t allei n Veranlassun g genommen, de n Tex t i n sei n Wer k einzufüge n un d dabe i i n möglichste Übereinstimmung mi t seine r bisherige n Auffassun g der Urkunde n z u bringe n (vgl . S . 108) , sonder n auc h sein e Stellungnahme z u de m Fragenkomple x z u revidieren . Wa s Maximins Perso n dabe i betrifft , s o rück t nunmeh r de r Gegensatz: Tyrisch e un d letzt e Urkund e durchau s i n de n Vordergrund. Di e göttlich e Strafe , di e ih n fü r sein e Groß mäuligkeit trifft , dokumentiert sic h darin , da ß e r sein e Befehl e restlos zurücknehme n mu ß (812 , 2 5 ff.). Dagege n Hungersno t und Pes t gewinne n ein e ander e Bedeutung ; si e sin d di e Strafe , die di e Masse n treffen , wei l si e sic h durc h ihre n Christenha ß schuldig gemach t habe n (826,90.) . Indem wi r zusammenfassen d feststellen , da ß hier , gleich wie be i de m Bericht e übe r Maximin s Tod , dre i Schichtunge n vorliegen, breche n wi r vorläufi g a n diese m Punkt e di e Er örterung ab , di e wi r au f S . 16 0 wiede r aufnehme n werden .

Theoteknos, de r Christenverfolger .

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§ 5 . Theotekno s un d di e Anhänge r Maximins . In diese m Abschnit t sin d einig e kleiner e Punkt e aufzu arbeiten, die — a n sich ohne weiteren Zusammenhang stehend — dennoch al s Vorbereitun g fü r de n folgende n Abschnit t vo n Wichtigkeit sind . Euse b is t de r Auffassung, da ß di e christen feindlichen Erlass e de s Kaiser s Maximi n äußerlic h au f Pse phismata zurückgehen , di e ih m vo n christenfeindliche n Städten überreich t worde n waren . Abe r e r sieh t hie r nu r äußeren Schein : den n i n Wahrhei t hab e de r Kaise r selbs t diese Psephismat a veranlaßt . S o heb t e r den n gleic h z u Beginn de r Schilderun g de r unte r Maximi n ne u einsetzende n Verfolgung hervor , da ß de r Kaise r di e Antiochene r un d di e Bürger andere r Städt e veranlaß t habe , Gesandtschafte n mi t christenfeindlichen Forderunge n a n ih n z u schicke n (806 , 25 — 808, 2). Bereit s Ed . Schwart z ha t i m kritische n Kommenta r zu diese r Stell e darau f hingewiesen , da ß Euse b i m volle n Gegensatz z u diese n Ausführunge n unmittelba r danac h be hauptet, Theotekno s se i i n Antiochie n de r Antreibe r diese r ganzen Bewegung gegen die Christen gewesen. E s ist schlechter dings unmöglich , dies e beide n Stelle n auszugleichen . Abe r nicht genu g damit . Di e vo n Theotekno s handelnd e Parti e steht auc h a n eine r z u späte n Stelle ; währen d diese r nämlic h in Antiochie n täti g war , hatt e sic h Euse b bereit s vorhe r mi t dem Satze : κα ί έτέρου ς ò è τάύτό ν ύττοβαλ€Ϊ ν όιαπράΗασθα ι (8ο8, ι) vo n Antiochie n weg - un d de n andere n Städte n zu gewandt. Werde n wi r scho n durc h diese Tatsachen z u de r An nahme eine r nachträgliche n Einfügun g de s Theoteknosstück s gezwungen, s o wir d di e Beweisreih e durc h di e weiter e Beob achtung vo n Schwart z geschlossen , da ß di e ebe n erwähnte n Worte i n Dublette z u de m Abschluß derTheoteknosgeschicht e in 808 , 20 stehe n : κα ί tout ' αύτ ό διαττρά£ασθα ι τοι ς ύπηκόοι ς ύποβεβληκόταιν. De r Fall ist ganz klar : Euseb hatte ursprünglich in 806 , 25—808, 2 berichtet , da ß de r Kaise r di e Antiochene r und dan n auc h di e ander n Städt e gege n da s Christentu m aufgehetzt hat . E r erhiel t dan n Kenntni s vo n Theoteknos , schob entsprechen d de n Berich t 808 , 2—16 ein , un d u m nu n 8*

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Theoteknos.

wieder de n alte n Zusammenhan g z u erreichen , ga b e r i m Anschluß dara n di e Nachricht , da ß auc h sons t di e kaiserliche n Beamten di e Städt e z u ihre m Vorgehe n gege n di e Christe n veranlaßten (808,16—20) . S o folgt e als o ursprünglic h auf : και έτερου ς ò è ταύτό ν ύποβαΧεί ν διαπράΣασθα ι (8ο8 , ι — ζ ) der Gedank e : ών δ η κα ί αυτώ ν τοι ς ψηφίσμασι ν δι 5 άντιγραφής άσμενέστατα έπινεύσαντο ς το υ τυράννου , αύθι ς ε Η ύπαρχή ς ó καθ ' ημώ ν άνεφλεγετ ο διωγμό ς (8ο8 , 20—22) . Dieses Ergebni s führ t z u weitere n Konsequenzen . Zu nächst is t klar , daß , wen n Theotekno s z u streiche n ist , dan n auch sei n Untergang , wi e e r 850 , 8—20 berichte t wird , gefehl t haben muß ; den n e r is t j a ebe n u m de s Angriff s gege n di e Christen willen von der δίκη verhängt worden und so nimmt denn auch ohn e alle n Zweife l diese r Berich t au f 808 , 2—2 0 Bezug . Aber das Gleiche gilt auc h von de m unmittelbar vorangehende n Stück 848 , 25—850, 8. Wa r nämlic h obe n de r Übergan g von Theoteknos zu den kaiserlichen Beamte n gefunde n worden, welche au s Liebedienere i gege n de n Kaise r zu m Kamp f gege n das Christentu m aufriefe n (808,16—20) , s o entsprich t diese m Gedanken a m End e de s Buche s ei n Hinwei s au f de n Unter gang diese r Christenverfolger . S o wir d durc h unse r Ergebni s über 808 , 2—20 zugleic h zunächs t einma l 848 , 25—850, 20 getroffen. Übe r di e umliegende n Stück e vgl . unte n S . 124 . Aber nich t allei n dies e Schlußbetrachtun g ha t ein e Er weiterung erfahren . Auc h be i de r einführende n Parti e sin d wir noc h nich t a m Ende . Ein e nich t schwerwiegend e Tatsach e ist es , da ß di e Geschicht e vo n de m namenlose n »andere n dux « 810,14—24 nich t bestehe n kann , wen n i m vorausgehende n noch nich t vo n eine m solche n di e Red e war ; si e läß t sic h i n der Ta t glat t au s de m Text e lösen . Abe r wichtiger e Schlüss e stellen sic h ein , wen n wi r un s i m nächste n Abschnit t de r Be nennung de s Maximi n zuwenden .

§ 6 . Di

e Bezeichnun g de s Kaiser s Maximin .

Wer da s Wer k de s Eusebiu s flüchtig durchliest , de m stellt sic h i n de r Bezeichnun g de s Kaiser s Maximi n ei n bunte s

Maximin al s »Tyrann « umschrieben .

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Durcheinander dar . Abe r de m wa r nich t imme r so . Scho n ein allgemei n orientierende r Überblic k zeig t nämlich , da ß da, w o wi r mi t Sicherhei t Stück e ältere r Schichtunge n fest stellen können , de r Ausdruc k »Tyrann« gebrauch t ist , wäh rend i n spätere n Partie n de r Nam e Maximi n mi t Bezeich nungen wi e Köni g usw . wechselt , dagege n de r Ausdruc k »Tyrann« gemieden ist . Dies e Entwicklun g steh t i m Einklan g mit de n Beobachtungen, di e wir allgemei n machte n : anfänglich ist keine r de r Kaise r mi t seine m Name n bezeichne t worden , und ers t verhältnismäßi g spät , al s Euse b di e heidnisch e Kaisergeschichte kenne n lernte , drange n di e Name n i n da s Werk ein . Be i Maximi n wir d di e Erscheinun g abe r deshal b s o bedeutungsvoll, wei l e r im IX . Buc h ein e besonder s große Rolle spielt, un d dahe r wir d das Auftreten der verschiedenen Bezeich nungen de s Maximin einma l ein e Kontrolle fü r di e gewonnene n Ergebnisse sein , sodan n abe r auc h ei n Wegweise r i n denjeni gen Gebieten , z u dene n wi r bishe r nich t vorgedrunge n sind . Die Bezeichnun g »Tyrann« begegne t uns : 806,19. Hie r heb t de r Auto r nac h de r Schilderun g de r kurzen Friedenszeit mi t de m Bericht übe r di e neue Verfolgungszeit an . Si e is t herbeigeführ t durc h Maximin , abe r d a Euse b damals die Namensnennung vermeidet, muß er ihn umständlic h umschreiben ; e r is t ó τύραννο ς μισόκαλο ς κα ι πάντω ν αγαθώ ν έπίβουλος υπάρχων . D a au f diese r Stell e di e ganz e Fort setzung beruht , kan n kei n Zweife l dara n obwalten , da ß wi r hier erst e Niederschrif t haben . 808, 22. E s is t au f S . 11 5 aufgezeig t worden , da ß wh im Gegensat z z u de n umrahmende n Partie n hie r älteste s Gut un d zwa r di e Fortsetzun g vo n 808 , 2 erhalte n haben . Im Rahme n de r unte r § 4 analysierte n Parti e wir d »de r Tyrann« i n 820,16 ; 822, 1 un d 822, 7 genannt . E s sin d wiederum di e älteste n Schichtunge n bzw . älteste n Zusätze , die hier getroffen sind; zugleich bestätigt sich , daß die Kenntni s der dre i Gottesgeißel n frühe r vo n Euse b gewonne n wurde , als di e de r Tyrische n Urkunde ; den n be i letztere r arbeite t e r (812, 25 un d 814,1 ) mi t de m Name n de s Kaisers , währen d in Verbindun g mi t de n Gottesgeißel n de r »Tyrann« erscheint .

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Die Bezeichnun g de s Kaiser s Maximin .

Für di e künftige n Untersuchunge n werde n wi r i m Aug e behalten müssen , da ß i n Verbindun g mi t de n Restitutions urkunden de s Kaiser s i n 832,22 ; 834,4 ; 842, 5 un d 844,2 2 der Ausdruck « »Tyrann « gebrauch t wird , selbs t i m Tite l de r Urkunden, dere n Tex t natürlic h de n Name n bringt . Schar f unterscheidet sic h i n diese r Beziehun g di e Einführun g de s Ty rischen Dekrets , w o Maximi n genann t is t (814,1) , vo n diese n beiden Erlasse n »de s Tyrannen« , di e de m Euse b als o frühe r bekannt geworde n waren , al s di e Tyrisch e Urkund e (vgl . S. 10 6 ff.). Schließlich begegne n wi r i n 850,2 2 »de m Tyrannen« , wo un s diese r Ausdruc k helfe n wird , alte s vo n neue m Gu t zu scheiden ; erinner t se i auc h a n di e προγραφή , vo n de r wi r aufzeigten, da ß si e i m θ de n Wortlau t enthielt : περ ί τη ς το ΰ τυράννου καταστροφή ς το υ βίο υ (vgl . S . 99) · E s handel t sic h wiederum u m alt e Formulierung . Und nu n au f de r ander n Seit e di e Gegenrechnung : I. I n de r bereit s ausgeschiedene n (S . 11 5 f. ) Erzählun g über Theotekno s wir d de r Kaise r 808 , 1 1 un d 1 9 mi t βασιλεύς , 8o8,13 mi t ó κρατώ ν umschrieben ; i m Fortgan g diese r Er zählung erschein t 810 , 3 wieder ó κρατώ ν un d 810,1 0 ó μείΖων . Es fehl t als o hie r einerseit s de r Name , andererseit s abe r auc h der Gewaltausdruc k τύραννος . Dies e zweit e Tatsach e wir d durchaus verständlich , wen n ma n sic h de n Charakte r de r Erzählung vo r Auge n hält . Hatt e nämlic h Euse b zunächs t den Maximi n selbs t al s de n Veranlasse r de r christenfeindliche n Bewegung betrachtet , s o is t e r jetzt davo n überzeugt , da ß de r Kaiser vo n andere r Seit e i n dies e antichristlich e Bewegun g hin eingezogen wurde : Theoteknos hat de n Kaiser durch Gaukeleie n und Schmeicheleie n getäusch t un d s o i n ih m de n Glaube n ge weckt, da ß der Gott di e Vertreibung der Christen verlange. Un d als ih m al s erstem die s gelunge n war, veranlaßten auch die übrigen Beamte n ihr e Untergebene n z u ähnliche n Schritten , d a si e sahen, da ß die s de m Kaise r lie b wa r (808 , 2—20). Überhaup t hat di e Deisidaimoni e de s Herrscher s all e Untergebene n zu m Kampfe gege n un s veranlaßt , wei l si e glaubten , dafü r Be lohnungen zu erhalten, wenn sie immer neue Bosheiten gegen die

Maximin al s »Herischer « usw . bezeichnet .

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Christen erfände n ; sie erdichtete n i n diese r Absicht di e Pilatusakten un d schickte n si e nach de m Willen ihres Herrschers überall hin , dami t di e Schulkinde r si e lernte n (810 , 2—14) . Hie r erscheint de r Herrscher , de r meh r geschobe n wir d al s handelt , in freundlichere m Lichte , un d ma n versteh t e s dahe r ohn e weiteres, da ß de r Auto r hie r di e Bezeichnun g »Tyrann « ge mieden hat , fall s e r überhaup t wirklic h di e Identifikatio n vor nahm un d nich t ei n gewisse s Dunke l übe r diese n »Kaiser « verbreiten wollte . Abe r wen n wi r i n de n angeführte n Um schreibungen, di e j a durchwe g i n nachgewiesene n Einlage n stecken, eine n Fortschrit t gegenübe r de n »Tyrannen«stücke n erkennen, s o is t doc h noc h nich t de r Nam e selbs t gegeben . Dieser liegt dagege n vo r i n 808 , 24 , sowi e i m Rahme n de s Märtyrerkatalogs (810 , 2 8 ff. ) a n zwei 1 Stelle n 812 , 8 und 16 . Beide Partie n gehöre n Erweiterunge n an . Di e Erwähnun g Maximins i n 808 , 2 4 steck t i n eine m Stücke , welche s vo n de r Organisation de r heidnische n Kirch e handel t (808 , 22—810 , 2 ; vgl. S . 159) , un d welche s de n kontinuierliche n Zusammenhang , der vo n de r antichristliche n Betätigun g de r Beamte n i m ver meintlichen Sinn e de s Herrscher s berichte t (808,16—2 0 ; 810, 2 ff.) , auflöst . Bezüglic h de s Märtyrerkatalog s habe n wir bereit s S . 4 1 f . aufgezeigt , da ß e r ers t spä t mi t Hilf e de r i m V I I I . Buch e steckende n Materialie n aufgebau t wurde , al s Euseb sic h entschloß , di e bishe r einheitlich e Stoffmass e au f das VIII. un d I X . Buc h z u verteilen (vgl . S . 190) . Doc h bleib t in unsere m Zusammenhan g di e Aufgabe , di e Verbindun g dieses Katalog s mi t seine r Umgebun g z u untersuchen . Der Gedankengan g 810 , 2 5 ff. steh t i n engste r Verbindun g mit de r durc h Theotekno s eingeleiteten , soebe n skizzierte n *) Außerde m wir d i n 812,1 3 de r βασιλεύ ς genannt ; dies e Stell e ist 772 , 4 entnommen (vgl . S , 42 Anm. ) un d daher hie r nich t unmittelba r zu verwerten . We n de r Auto r i n 772, 4 gemein t hat , is t mi r unklar ; historisch kommt au s chronologische n Gründe n woh l nu r Maximi n i n Frage. O b abe r Eusebiu s die s wußte , is t zweifelhaft . Waru m hätt e e r nicht ebenfall s i n 812 , 1 3 Maximi n eingesetzt ? Hie r liegen Unklarheite n bei Eusebiu s vor , di e sein e ursprünglic h mangelhaft e Kenntni s de r Kaisergeschichte imme r wiede r erkenne n lassen .

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Die Bezeichnun g de s Kaiser s Maximin .

Darstellung, wonac h die Beamten e s waren, welche di e Beschul digungen gege n di e Christe n erhobe n un d dafü r Sorg e trugen , daß di e gefälschte n Pilatusakte n i n de n Schule n gelern t wurden. Hiera n schließ t ohn e weitere s de r Sat z an , da ß gege n uns nunmeh r schwer e Verfolgunge n vo n de n Provinzialver waltern erfolgten, so d a ß — u nd nun kommt die merkwürdige Behauptung— »soga r einige« de r um Gottes Wort ausgezeichnete n Männer zu m Tod e verurteil t wurden . E s folgt die Aufzählun g der dre i Silvanus , Petru s un d Lukianos , worau f de r Auto r die Erzählun g mi t de n Worte n abschließ t : S o Große s gescha h durch de n Hasse r alle s Schöne n Maximinu s gege n uns , da ß e s den Anschei n hatte , al s wär e dies e Verfolgun g al s ein e vie l gefährlichere den n di e früher e gege n un s erweck t worde n (812,16 ff.) . Dies e Wort e sin d unfaßba r nich t s o seh r ange sichts de r Tatsache , da ß derselb e Euse b i n VII I 788 , 8 ff. die Behauptun g aussprach , da ß nac h de m 8 . Jah r di e Ver folgung z u erlahme n begann , d . h . doc h gerad e i n de r Zei t Maximins; den n i n diese r Gegensätzlichkei t de r Äußerungen , die un s nicht s Neue s meh r ist , spiegel t sic h di e geistig e Ent wicklung de s Eusebiu s un d sein e verschieden e Beurteilun g der Ding e wieder . Woh l abe r frag t ma n sic h vergeblich , woher de r Auto r be i eine m Vergleic h de r vorliegende n Mär tyrerliste mi t seine m Buc h VII I di e Überzeugun g gewinne n konnte, da ß di e Verfolgun g vo n 311—31 3 schwere r gewese n sein sollte . Wen n e r nun ga r berichtet , da ß »soga r einige« da s Martyrium erlitte n haben , dan n kan n e s sic h dabe i nu r u m eine unbedeutend e Bewegun g gehandel t haben . Di e Liste , die d e r a r t i m W i d e r s p r u c h z u de n u m g e b e n d e n B e h a u p t u n g e n s t e h t , zeig t nu n wiede r de n Name n Maxi min un d charakterisier t sic h dadurc h al s später e Einlage : Als Euse b de n Rahme n schuf , d a wa r e r de r Überzeugung , daß di e neu e Verfolgun g gefährliche r war , al s di e frühere . Dieses Urtei l ha t e r i m Einklan g mi t 788 , 8 ff. verworfen , als e r durc h di e Einführun g de r List e kun d tat , da ß »soga r einige« de n Märtyrerto d erlitte n haben . Darau s ergib t sic h also folgender ursprüngliche Zusammenhang : ημών δ ' α υ φυγα ί πάλιν άνεκινουντ ο κα ί διωγμο ί χαλεπο ί τώ ν τ € κατ ά πάσα ς

Widersprüche d . Eusebiu s i . d . Beurteilun g d . Verfolgun g 3 1 1 — 3 1 3 . 1 2

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επαρχίας ηγουμένων αύθι ς δεινα ί καθ ' ημώ ν έπαναστάσεις , ώ ς του προτέρο υ δοκεί ν πολλ ψ χαλεπώτερο ν τούτο ν ήμι ν έπεγη γέρθαι διωγμό ν (810,25— 2 7! 812,17—18) . Diese r Tex t schließt deutlic h a n 808 , 2—20; 8io , 2—14 a n und entstammt dementsprechend de r Periode , di e zwa r »de n Tyrannen « bei Seit e läßt , dagege n noc h nich t zu r Nennun g de s Namen s Maximin vorgedrunge n ist . Umgekehr t gehöre n diese r Maxi minepoche de r Berich t übe r di e Organisatio n de r Kirch e de r Heiden sowi e de r übe r di e Märtyre r an , d . h . 808 , 22—810, 2 und 810 , 27—812,16 . Nicht festgeleg t is t durc h unser e Darlegunge n de r Ab schnitt 810,14—24 , welche r vo n de m zweite n du x handelt . E r is t frühesten s zugleic h mi t de m Berich t übe r Theotekno s eingelegt, d a de r Begrif f de s έτερο ς στρατοπεδάρχη ς di e Er wähnung de s Theotekno s voraussetzt . Andererseit s schein t jedoch diese r Abschnit t au f Grun d eine r Sondertraditio n eingefügt worden zu sein, für die es nicht möglich ist, eine Ver bindung z u de n andere n Materialie n herzustellen . Das Ergebni s diese r Untersuchun g (S . 1 1 9 ; vgl . daz u S. 1 1 2 ) zwing t un s z u eine r besondere n Prüfun g de r Nach richten übe r di e P i l a t u s a k t e n ; ha t e s sic h doc h heraus gestellt, da ß i m Rahme n unsere r Parti e ihr e Erwähnun g ers t durch ein e Erweiterun g i n de n Tex t kam . Diese s Ergebni s muß sein e Konsequenze n fü r da s I . Buc h de r KG . haben , w o unter Θ ( — 72, 3—24) περ ί τω ν κατ ά ΤΤιλατο ν χρόνω ν ge handelt wa r un d nac h Schwart z (Einl . S . 13 ) de r Bewei s ge führt werde n sollte , »da ß di e unte r Maximi n fabrizierten , christenfeindlichen Pilatusakte n gefälsch t sind , d a ihr e Da tierung de r Passio n mi t de n Nachrichte n de s Josephu s übe r Pilatus' Amtsantrit t nich t stimmt« . Dementsprechen d ha t Schwartz di e Behauptun g aufgestell t (LVII) , da ß auc h diese s erste Buc h un d dami t natürlic h di e ganz e Kirchengeschicht e des Eusebiu s ers t nac h de r Fälschun g diese r Akte n (311/2 ) geschrieben sei n könne , wei l Eusebiu s sic h hie r di e Müh e macht, di e Pilatusakte n z u widerlegen . Is t dies e Herab rückung de r erste n Niederschrif t de r KG . scho n fü r di e Auf fassung vo n Schwart z siche r nich t erwünsch t — wi r werde n

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Die Bezeichnun g de s Kaiser s Maximin .

demgegenüber da s Entstehen de r ersten siebe n Büche r vo r 30 3 anzusetzen habe n (S . 210ff. ) — , s o wir d si e z u eine r Unmög lichkeit angesicht s de r vo n un s erzielte n Ergebnisse ; den n wenn di e Erwähnun g de r Pilatusakte n auc h i m Rahme n de s I X . Buche s ers t au f eine m Zusat z beruht , s o geschieh t die s deshalb, wei l Euse b ers t nachträglic h vo n diese n Akte n Kennt nis erhalte n hat : als o kan n e r si e be i de r Niederschrif t de s I. Buche s nich t gekann t haben . Dieses Proble m zwing t un s di e Stellun g de r Pilatusakte n im Rahme n de s I . Buche s eine r Prüfun g z u unterziehen . Da s Ergebnis schein t mi r abe r auc h leich t z u gewinne n z u sein . Prüfen wi r nämlic h de n unte r § gegebene n Bericht , s o ent hält e r zwa r i n de r Hauptmass e dasjenige , wa s Schwart z al s seinen Inhal t angibt , abe r mi t 7 2 , 1 8 setz t de r Tex t s o ein , daß dadurc h di e vorausgehend e Untersuchun g übe r di e Pi latusakten al s Zusat z erwiese n wir d ; den n επ ί τούτω ν ό ή ου ν bezieht sic h nich t au f di e voraufgehend e Partie , sonder n au f die 72 , ι — 2 gegeben e Aufzählun g de r Vierfürste n Philipp , Herodes d. Jüng. , Lysanias . Als o Schlo ß 7 2 , 1 8 a n 7 2 , 1 — 2 an , und di e dazwischenstehend e Behandlun g de r Pilatusakte n ist nachträglic h eingeschoben . Auf dies e Pilatusakte n wir d abe r auch im folgende n Bezu g genommen. I n 8 0 , 1 0 ff . erklär t Eusebius , nachde m e r zuletz t das Testimoniu m Flavianu m angeführ t hat , da ß ma n an gesichts diese r Behauptunge n eine s jüdische n Schriftsteller s über Johanne s de n Täufe r un d unsere n Herr n sic h doc h nicht genu g übe r di e Unverschämthei t de r Aktenfälsche r wundern könnte . Als o hatt e Euse b auc h be i de r Anführun g des Material s de s Josephu s übe r Johanne s de n Täufer (76 , 9 — 7 8 , 1 6 ) un d übe r Jesu s (78,17—80 , 9 ) ebe n di e Bekämpfun g der Fälsche r i m Auge . Abe r auc h i n diese r Parti e ergib t sic h dasselbe Ergebni s wi e oben ; den n di e au f dies e ganz e Ausein andersetzung (76 , 9—80,14 ) folgend e Parti e mi t ihre r Behand lung de r Aposte l un d Jünge r (80,1 5 ff. ) knüpf t j a unmittel bar a n 76 , 2— 8 an , w o di e Berufun g de r Aposte l un d Jünge r geschildert war ; mi t andere n Worten : e s fehlt e anfänglic h 76, 9—80 , 14 . Euse b ha t demnac h i n da s I . Buc h de r KG .

Die Pilatusakte n i m I . Buch e de r K G .

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die Bekämpfun g de r Pilatusakte n sekundä r eingefügt ; durc h dieses Ergebni s sin d wi r i n di e Möglichkei t versetzt , da s Er scheinen de r erste n Ausgab e de r KG . unabhängi g vo n de r Fälschung de r Pilatusakte n z u beurteilen , vo r alle m is t abe r auch dadurc h ein e neu e Bestätigun g fü r unser e Ergebniss e im IX . Buch e gefunden , z u de m wi r nunmeh r zurückkehre n mit de r gesicherte n Erkenntnis , da ß tatsächlic h 808 , 22 — 812, 1 8 au f schichtenwei s eingelegte r Erweiterun g beruh t 2. Der Nam e Maximin s fäll t 812, 25 ; 814,1 ; entsprechende Bezeichnung is t άνή ρ 8i2 , 25 . Di e Partie , u m welch e e s sic h hier handelt , 812 , 21—820 , 9 is t bereit s au f S . 11 2 al s ge schlossene Einlag e nachgewiese n worden : ih r Inhal t is t i m wesentlichen de r Text de r Tyrische n Urkund e sam t Einleitung . Durch diese n Zusammenschlu ß is t nu n abe r auc h de r kurz e Passus 812 , 21—2 3 getroffen , w o de r Auto r berichtet , da ß »die Kinde r i n de n Schule n — gemein t sin d di e heidnische n — tagtäglich Jesus , Pilatu s un d di e zu r Verspottun g erdichtete n Urkunden i m Mund e führten« . E s is t nich t ohn e weiteres klar , warum Euseb , de r j a bereit s vorhe r i n eine r voraufliegende n Schaffensperiode, i n de r e r Maximin s Name n vermied , de n Bericht übe r di e Fälschun g de r Pilatusakte n gegebe n hatt e (s. oben) , nunmeh r dies e Bemerkun g wiederholt , di e anschei nend nicht s Neue s lehrt . Un d doc h scheint mir , da ß di e klein e bestehende Differen z uns ein e Vermutun g gestattet . Währen d nämlich de m Auto r i n de m Zusammenhan g vo n 810 , 8 ff. alles darau f ankam , di e Tätigkei t de r kaiserliche n Beamte n zu brandmarken , leg t e r hie r Gewich t au f di e Gottlosigkei t der Kinde r i n de n Schulen , welch e Jesu s verspotten . Dami t machen sic h auc h dies e selbs t zu m Träge r de r Gottlosigkeit , für di e si e büße n müssen . Nu n finden wi r weiterhi n 3. de n Name n Maximin s i n 824 , 24, d . h . eine m Stück e ') Au f da s Testimoniu m Flavianu m selbs t einzugehen , lieg t hie r kein Anla ß vor . Ic h wil l abe r doc h gestehen , da ß de r Zusammenhang , in welche m hie r da s Testimoniu m zuers t erscheint , ei n Momen t z u skep tischer Beurteilun g enthält ; den n e s wir d gan z offenkundi g i n eine r Polemik gege n angeblic h gefälscht e Akte n herangezogen , als o i n bewuß t polemischer Absicht , wa s quellenkritisc h unerfreulic h ist .

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Die Bezeichnun g de s Kaiser s Maximin .

des vo n un s S . n o behandelte n Zusammenhang s 822 , 12 — 826,19, be i de m e s Euse b gerad e darau f ankam , z u zeigen , welche Straf e nicht allei n Maximin , sonder n auc h »di e Städte « für ihr e christenfeindlich e Haltung erleide n mußten , un d wi e umgekehrt manch e Heiden de n wahren Wert de s Christentum s erkannten. E s zeig t sic h dari n di e Verschiebun g de s Euse bianischen Standpunkts : anfänglic h hatt e e r i n de m Kaise r den Veranlasse r de r neue n Verfolgun g gesehe n un d diese r ha t daher büße n müssen ; dann sa h e r in de n Beamte n Theotekno s usw. di e Hauptpeinige r de s Christentums ; auc h ihre r harrt e daher di e Strafe . Dagege n i n Verbindun g mi t de r Tyrische n Urkunde gewinn t e r di e Ansicht , da ß di e Bevölkerun g selbs t in erste r Lini e de n Christenha ß züchtet e ; dahe r bieg t e r auc h den alte n Berich t übe r di e Pilatusurkunde n dahi n um , da ß er i n erste r Lini e Gewich t au f di e Äußerunge n de r Schul knaben legt , di e sic h dami t ebenfall s schuldig gemach t haben , so daß nu n i n de r Tat di e Bevölkerun g rei f fü r die Bestrafung ist, die sich in den Gottesgeißeln dokumentiert . Al s Euseb dies e Theorie entwickelte , bedient e e r sic h de s Namen s Maximins . 4. Weiterhi n fäll t de r Nam e i m Rahme n de s Gedanken gangs 848,25—850,2 2 nich t wenige r al s viermal ; dadurc h daß 850 , 8—20 vo n Theotekno s un d 848 , 25—850, 8 vo n de n anderen kaiserliche n Beamte n handelt , is t dies e Parti e durc h die Darlegunge n vo n S . 1 1 6 getroffen ; d a e s sic h hie r abe r um ein e Aufzählung , di e erweiter t sei n kann , handelt , is t durch ei n Stüc k nich t scho n di e Bewertun g de r übrige n gesichert. Abe r weitere s Materia l trit t hinzu : i n 850 , 20—2 2 behauptet Euseb , da ß ähnliche s auc h di e Kinde r Maximin s erfuhren, »welch e e r z u Teilnehmer n a n de r Kaiserwürd e un d der Aufzeichnun g au f Gemälde n gemach t hatte« . Abe r 848 , 18 ff. hatt e e r bereit s berichtet , da ß di e Gemäld e zerstör t wurden, welch e z u »de s Tyranne n un d seine r Kinder « Ehre n in jede r Stad t errichte t waren . De r Grun d de r Wiederholun g in 850 , 20—22 is t dari n zu suchen, da ß Euseb — i m Gegensat z zu 848,18—2 1 — i n 848 , 21 ff. nu r vo n de n Bildsäule n de s Kaisers selbst — un d nicht vo n denen seiner Kinde r — spricht . Also ergänze n sic h gegenseiti g 848 , 21 ff. un d 850 , 20—22 un d

Sturz ode r To d de r Tyrannenfreunde ?

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ergeben ers t gemeinsa m dasselb e Bild , welche s vo n andere m Standpunkt au s bereit s i n 848,18—2 1 entworfe n war ; da ß dieses abe r zunächs t ohn e di e Fortsetzun g 848 , 21 ff . bestand , folgt daraus , da ß i n diese r di e Formulierun g βιπτούμενο ι συνβτρίβοντο wiederhol t werde n mußte , währen d be i einheit licher Kompositio n de r Stur z de r Bildsäule n einfac h nebe n den de r Gemäld e gestell t worde n wär e (vgl . 778,10) . Zu m Material vgl . S . 12 9 Anm . 1 . Im Unterschie d z u diesen Stücke n wird dagegen in 850, 2 2 »der Tyrann« genannt, und hier greifen wir in der Tat de n alten Zusammenhang, de n wi r nac h obe n verknüpfe n müssen . Al s Hilfsmittel dazu dient die Bestimmung, daß von »de n Freunden« des Tyranne n ausgesag t wird , si e hätte n dasselbe »wi e di e erwähnten« unte r de m größte n Schimp f z u erdulde n gehabt . Dieser Sat z kan n sic h ausschließlic h au f di e Worte €ΐτ α ò è κα ι τών άλλω ν τη ς θεοσεβίία ς έχθρω ν πάσα ι τιμα ί περιηροΰντ ο (848,24) zurückbeziehen ; dami t habe n wi r abe r auc h i n de r Tat de n gehörigen Zusammenhang : de r gottlose Tyran n wurd e in öffentliche n Urkunde n gebrandmarkt , di e z u seine n un d seiner Kinde r Ehre n errichtete n Darstellunge n wurde n i n den Stau b gezerrt, di e Gesichter mi t schwarze r Farbe besudelt . Dann wurde n auc h all e Ehrunge n de r übrige n Gottesfeind e vernichtet un d die , welch e sic h vorde m mi t de r Verwandt schaft de s Tyranne n brüstete n un d daraufhi n all e Mensche n beherrschen wollte n — gedach t is t hie r woh l vo r alle m a n Urbanus, den Freund un d Tischgenossen de s Kaisers 924,1 6 — , mußten unte r äußerste r Schmähun g dasselbe erleide n wi e die erwähnte n — nämlic h Gottesfeinde . E s Schlo ß als o ur sprünglich 850,2 2 a n 848,2 5 an ; di e dazwische n stehend e Partie is t ein e Einlage au s de r »Maximinepoche«, di e sich sachlich z u alle m übrige n vo n de m ebe n rekonstruierte n Rahmen bericht dadurc h unterscheidet , da ß nac h diese m di e »Gottes feinde« un d »Freund e de s Tyrannen « nu r gestürz t wurden , während i n de m eingeschobene n Stüc k vo m To d de r Maxi min-Anhänger gehandel t wir d (848 , 25 ff.). Dies e Divergen z wird fü r un s späte r (S . 133 ) bedeutungsvol l werden . Zunächst abe r gil t es , noc h eine n Punk t aufzuklären .

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Die Bezeichnun g de s Kaiser s Maximin .

Da 848 , 25—850, 22 de r »Maximinepoche « angehört , schein t eine Schwierigkei t z u entstehen ; den n Theoteknos , de r hie r i n der Einlag e ein e große Roll e spielt , is t 808 , 2 ff. in eine r Parti e behandelt worden , di e zwa r di e Tyrannenbezeichnun g nich t mehr enthielt , dagege n sic h vo n de r Namensnennun g noc h frei hielt . D a ma n nu n zunächs t geneig t sei n wird , di e beide n Theoteknosstücke axi s derselbe n Quell e abzuleiten , entsteh t aus de r verschiedene n Bezeichnun g de s Kaiser s i n de n beide n Stücken ein e gewiss e Spannung , di e un s nu n umgekehr t ver anlassen muß , di e gegenseitige n Beziehunge n de r beide n Partien z u klären . D a is t nu n i n de r Ta t di e Orientierun g eine wesentlic h verschiedene : i n 808 , 2 ff. is t Theotekno s i n erster Lini e de r Christenverfolger , de r i m Dienst e diese s Pro gramms ei n Heiligtum de s Ζευ ς Φίλιο ς gründet , diese m durc h Wahrsagesprüche Ansehe n verschaff t un d dan n de n Got t verkünden läßt , ma n müss e di e Christe n al s Feind e au s de m Lande u m Antiochei a vertreiben . Wesentlic h ander s ist , was 850,1 0 ff . erzähl t wird . Zwa r ha t Eusebiu s selbs t di e Vorstellung de s Christenverfolger s beibehalte n un d nu r si e ermöglicht e s ihm , durc h de n Gedankengan g vo n 850 , 8—1 0 die Erzählun g vo n seine m Stur z hie r anzuknüpfen . U m s o mehr abe r fäll t de r Berich t übe r diese n Stur z selbs t au s de m Rahmen heraus ; den n i n 850,10—2 0 is t überhaup t vo n de r Christenverfolgung ga r nich t di e Rede . Theotekno s fäll t nämlich de r Untersuchun g zu m Opfer , welch e Liciniu s gege n die Gaukler un d Betrüger angestell t hat . Wi r lernen au s diese r Stelle, da ß a n de m Heiligtu m Prieste r un d Prophete n wirkte n ; diese werden unter Folter ausgefragt, wie das ganze »Mysterium« zustande gekomme n ist , un d gebe n zu , da ß ei n Schwinde l des Theoteknos vorliegt. Darau f wir d dieser samt de n Genossen der Zaubere i hingerichtet . Mi t diese r Darlegun g werde n wi r in Sphäre n hineingeführt , wi e si e Weinreic h i n de n Neue n Jahrb. f . klass . Altertu m 47 , 1921 , S . 12 9 ff. be i eine r Be sprechung de s Alexandra s vo n Abonuteicho s aufzuhelle n unternahm; mi t de r Frag e de s Christentum s ha t die s nicht s zu tun . Dementsprechen d kan n auc h kau m ei n Zweife l sein , daß der Bericht 850,10—2 0 irgendwi e mi t den Prozeßakten zu -

Theoteknos, de r Zauberer .

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sammenhängt. Di e Tatsache, da ß bei de m Prozeß di e Frage de r Christenverfolgung nich t erörter t wurde , brauch t de n Berich t des Euse b i n 808, 2 ff . nich t unbeding t z u diskreditieren , wenn auc h manche s woh l dafü r spricht , da ß ma n christlicher seits de m Theotekno s ohn e genügende n Bewei s Vorwürf e gemacht hat . Abe r s o vie l is t deutlic h geworden , da ß de r Bericht übe r de n Christenverfolge r Theotekno s mi t de m übe r den Zaubere r nicht s z u tu n hat . Vielmeh r klär t sic h jetz t der Zusammenhang , wi e folgt , auf : Euse b hatt e i n eine m Stadium di e Vorwürf e de r Antiochenische n Christe n gege n Theoteknos erfahre n un d si e i n seine m Werk e niedergeleg t (808, 2—16) ; übe r da s End e diese s Manne s hatt e e r damal s noch nicht s gehört ; sons t hätt e e r nac h seine r Ar t a n diese r Stelle darau f hingewiesen , welch e Straf e Theotekno s späterhi n erdulden sollte . Nich t unbeträchtlic h später , i n seine r »Maxi minepoche«, erfuh r Euse b vo n de m Proze ß de s Theoteknos . Wohl bracht e diese r nicht s vo n de r Christenverfolgung , abe r trotzdem wa r diese s Materia l de m Euse b fü r de n Gedanke n •der morte s persecutoru m erwünscht . E r legt e e s infolgedesse n mit große r Zuverlässigkei t i n 850,10—2 0 niede r un d ver knüpfte e s durc h 850 , 8—1 0 mi t de m eigene n schriftstelle rischen Programm . Ei n dami t verwandte r Tatbestan d wir d sich un s alsbal d bezüglic h de s Urbanus herausstelle n (S . 133) . 5. Angesicht s de r bishe r erzielte n eindeutige n Ergebniss e in de r Bewertun g de s Sprachgebrauch s is t e s unser e Aufgabe , noch diejenige n Stelle n in s Aug e z u fassen , di e scheinba r widersprechen. Z u Begin n de s Buche s 802, 3 schreib t Euse b in eine m Zusammenhang , a n desse n hohe m Alte r kei n Zweife l ist: Μαζιμινο ς ό έπ 5 ανατολή ς τύραννος ; di e entsprechende For mulierung findet sic h i m Rahme n de s V I I I . Buche s 780 , 2 2 : Ό Ò ' έπ ' ανατολή ς τύραννο ς ΜαΣιμίνος , un d schließlic h wir d au f die erster e bzw . au f beid e Formulierunge n Bezu g genomme n in 806,1 9 ό τύραννο ς . . . ö v ε φ α μεν τώ ν έπ ' ανατολή ς αρχει ν μερών. Dies e letztgenannt e eigentümlich e Paraphras e klär t aber zugleic h di e andere n Stelle n auf ; waru m ha t sic h den n Euseb i n 806,1 9 di e Müh e nehme n müssen , i n umständliche r Weise di e Persönlichkeit Maximin s de m Lese r zu m Verständni s

128

Die Bezeichnun g de s Kaiser s Maximin .

zu bringe n ? Wei l bishe r de r Nam e nich t genann t wa r un d ih n Euseb deshal b auc h hie r vermied . Als o folg t au s 806,19 , da ß an de n voraufgehende n Stellen , au f welch e Bezu g genomme n wird, de r Nam e gefehl t hat . Euse b hatt e ursprünglic h auc h in 802 , 3 un d 780 , 2 2 gleic h wi e auc h sons t vo m »Tyranne n des Ostens « gesprochen , e r ha t dan n aber , al s e r i n seine n späteren Zusätze n mi t Maximin s Name n operierte , ih n gan z berechtigter Weis e a n de n beide n Stelle n hinzugefügt , a n welchen diese r Kaise r zu m erste n Mal e i m Rahme n j e de s VIII. un d I X . Buche s genann t ward . Dahe r findet sic h a n diesen beide n Stelle n di e appositionell e Wendung , di e Euse b sonst vermeidet . Gerad e als o auc h dies e beide n scheinbare n Ausnahmen bringe n i n Wahrhei t di e best e Bestätigun g fü r unsere These . Auf diese r Basi s habe n wi r schüeßlic h ein e Stell e z u be urteilen, vo n de r e s a n sic h zweifelhaf t sei n kann , o b si e de r Frühzeit ode r spätere r Erweiterun g angehört , un d dere n Ein gliederung wi r nu n gerad e umgekehr t vo n de r Namensbe wertung abhängi g sei n lasse n dürfen . I n 848,1 5 wir d vo n de r • Erniedrigung Maximin s nac h seine m Tod e gehandelt , un d be i seiner Bezeichnung gehen die Handschriften in charakteristische r Weise dadurc h auseinander , da ß si e da s Wor t ΜαΗιμϊνο ς a n verschiedener Stell e geben . Ei n solche s Bil d führ t bereit s darauf, da ß de r Nam e nachträglic h hinzugesetz t is t (vgl . oben), un d da ß demnac h de r Res t diese r Parti e eine m frühere n Stadium angehört . Wil l ma n desse n Fassun g wiedergewinnen , so mu ß ma n vo n A T E R ausgehen , währen d BD M j a durch gängig da s später e Textstadiu m kenne n lehren . Nac h A T E R lautet de r Tex t πρώτο ς τ ε γα ρ αυτό ς èKeîvo ç Μαξιμίνο ς κοινό ς (omis. AT 1 ) απάντω ν πολεμιώτατο ς υπό τώ ν κρατούντω ν ανα γορευθείς, όυσσεβέστατο ς κα ί όυσωνυμώτατος κα ί θεομισέστατο ς τύραννος όι ά προγραμμάτω ν δημοσίω ν άνεστηλίτευτο . Auc h hier sieh t man , ähnlic h wi e 780 , 2 2 un d 802,3 , da ß ΜαΗι μίνος un d έκεΐνο ς i n Dublett e stehen , weshal b BD M έκεΐνο ς streichen. Natürlic h is t gerad e die s primä r un d ΜαΗιμίνο ς der erläuternde , später e Zusatz . O b sic h allerding s di e Er weiterung au f diese s ein e Wor t beschränkt , is t mi r frag -

Die beide n Handschriftengruppe n z u 848 , 1 5 ff. 1 2

9

lieh; den n di e »durc h di e Herrscher « erfolgt e Bezeichnun g des Maximinu s »al s de s größte n Feinde s aller « schein t doc h nur ein e ander e Fassun g fü r sein e i n de n öffentliche n Urkun den gegeben e Charakterisierun g ill s gottloseste r usw . Tyran n zu sein 1. S o rechn e ic h mi t de r Möglichkeit , da ß di e ganz e Wortgruppe ΜαΣιμίνο ς κοινό ς απάντω ν πολεμιώτατο ς υπ ό τών κρατούντω ν αναγορευθεί ς ei n au f spätere r Erkundun g beruhender Zusat z z u eine r ältere n Darlegun g ist , wonac h »zuerst ebe n jene r al s gottlosester , übelbeleumundete r un d Gott verhaßte r Tyran n i n öffentliche n Anschläge n gebrand markt wurde« . Ei n solche r Gedank e paß t fü r die erste Nieder schrift un d findet den n auc h i n de r Fortsetzun g de n gezie menden Anschluß . Hingege n bedar f di e Verbindun g nac h oben noc h eine r ergänzende n Betrachtung ; den n i n 848, 9 fällt der Name Maximinus , ohn e daß seine Beseitigung möglic h wäre ; als o mu ß de r ganz e Gedank e vo n 848 , 9 sekundä r sein , wozu es paßt, da ß hier Bezug genommen wird auf die erst später entstandene Darstellun g de r Kaisergeschicht e i n de r Appendix des VIII . Buches . Schließlic h finde t sic h i n Zeil e 10—1 1 ein e Anspielung au f de n Wiederaufbau der Kirchen , wi e ih n Euse b in seine r Enkainienpredig t feierte . Al l die s erweis t gleich mäßig da s spät e Entstehe n diese r Stell e 848 , 9—12. Dem gegenüber gibt die anschließende Partie 1 2 ff. di e entsprechende Fortsetzung fü r de n Grundgedanke n de r Todesnachricht : Maximin erklär t i n letzte r Stunde , e r leid e di e gerecht e Straf e für die Verfolgung Christi und stirbt ; Christi Wort abe r gewann dadurch nu r noc h gesteigerte s Ansehe n un d di e Gottlosigkei t der Verfolge r wurd e mi t Schimp f überhäuft . Zuers t wurd e eben jene r usw . (vgl . oben) . So is t da s Vorkomme n de s Namen s Maximin s bzw . de r *) Dies e Vermutun g is t u m s o wahrscheinlicher , al s Euse b an fänglich vo n de n sonstige n »Herrschern « kein e Noti z genomme n hatte , während e r si e späte r al s di e eigentlic h Handelnde n i n de n Mittelpunk t der Darstellun g rückte . Textkritisc h lieg t de r Fal l ähnlic h wi e 778 , 7 , vgl. S . 59 . Da s Materia l dürft e ebens o wi e da s i n 848 , 2 1 fi . un d i n dem Berich t übe r de n Proze ß de s Theotekno s Verarbeitet e eine r de r kaiserlichen Quelle n (vgl . unte n § 9 ) entnomme n sein . Laqueur, Eusebius . 9

J 3 0 Di

e Bezeichnun g de s Kaiser s Maximin .

anderen Bezeichnunge n fü r un s ei n wichtige r Wegweise r ge worden; angesicht s de r Füll e de s Material s is t jede r Zufal l ausgeschlossen. Abe r di e Folge n au s diese r Beobachtungsreih e gehen noc h weiter . D a wi r j a de n Märtyrertrakta t i n seine r ursprünglichen Gestalt al s Teil de r KG. erwiese n haben, müssen , wenn unser e Deduktio n richti g war , dor t dieselbe n Verhält nisse bestehen , wi e i n de r KG . Un d i n de r Ta t könne n wi r im Trakta t dieselbe n Beobachtunge n anstellen , wi e hier : wo de r alt e Tex t vorliegt , is t »de r Tyrann « genannt ; w o de r Name erscheint , lieg t ei n Zusat z vor . Dementsprechen d findet sic h i n 924,1 7 un d 936 , 6 di e Formulierun g ó τύραννος ; daß i n 911 , 2 0 un d 914 , 5 de r Nam e ursprünglic h gleichfall s fehlte, ergib t ei n Vergleic h de r beide n Parallelfassungen , die jedesmal den Namen a n verschiedenen Stelle n interpolieren ; in 920 , 8, w o di e allei n vorliegend e Fassun g αυτο ύ ό ή το υ τυράννου Μαζιμίνο υ zeigt , is t de r Nam e ebens o hinzugefügt , wie i n 802 , 3 un d 780 , 22 (vgl . S . 128) . Umgekehrt , w o de r Name festsitzt , handel t e s sic h u m später e Einfügungen : de r geschlossene Zusammenhan g 924 , 31—928, 3 zeig t i n 925,1 7 und 927 , 23 de n Name n Maximin s 1 ; e r gehör t z u de r Aus gestaltung de r »palästinensische n Märtyrer« , w o entsprechen d wiederum 949,1 4 de r Nam e fäll t (vgl . S . 2 9 ff.). Weiterhi n sitzt de r Nam e Maximin s fes t i n 928 , 6, abe r auc h hie r is t die Stell e ers t durc h eine n Zusat z eingefüg t worden ; da ß hier de r Kontex t nich t richtig überliefer t ist , beweis t bereit s die Tatsache , da ß Schwart z ih n i n 928 , 7 durc h Korrekture n zu änder n versuchte . Abe r wichtige r noc h ist , da ß i n Zeil e 1 0 als Variant e nebe n de m Plura l έπέσπερχο ν auc h de r Singula r έπέσπερχε überliefer t ist ; den n dami t is t di e Tatsach e zu sammenzuhalten, da ß übe r de n Veranlasse r de r ne u ein ') Ma n erkenn t da s schön e Bil d de s alte n Zusammenhang s ers t nach Eliminierun g de s paläst . Märtyrerstücks . E r laute t κα ι ει ς ëxxo v fcè Ιτο ς πνεύσαντο ς ¿ πιμόνως τοΟ καθ ' ημώ ν χειμώνος , μικρό ν τ ε καθαρο Ο μελλόντων ημώ ν ύπαναπνεί ν άέρος , ού κ οίδ ' δπω ς £ κ τίνο ς άνακινήσεω ς πάλιν έζ ύπαρχή ς . . . : 6 Jahr e lan g hatt e de r Stur m gege n un s getobt, un d gerad e ware n wi r i m Begriff , etwa s rein e Luf t z u atmen , da brich t de r Kamp f vo n neue m lo s (924 , 3 1 f. ; 928 , 3 ff.).

181

Der »Tyrann « i m Traktat .

setzenden verschärfte n Verfolgun g vo n Euse b a n diese r Stell e zwei einande r widersprechend e Nachrichte n gegebe n werden . Nach 928 , 8 ff. ha t de r praef . praet . sein e untergebene n In stanzen daz u angetrieben , de n kaiserliche n Befehl , de n Euse b 914, 5 ff . mitgeteil t hatte , mi t alle r Energi e zu r Durchführun g zu bringen . Hie r liegt ein e richtige Anschauun g vo n de m Geschäftsgang vor , wi e e r i n volle r Analogi e ζ . B . anläßlic h der Publikatio n de r Sabinusurkund e 804 , 1 dargeleg t wird : der praef . praet . wende t sic h a n di e Χογισταί 1, di e στρατηγο ί sowie di e κατ ' αγρού ς έπιτεταγμένο ι bzw . di e tabularl i un d fordert si e zu r Durchführun g de s königliche n Befehl s auf . Aber da ß di e Provinzialstatthalte r vo r de m praefectu s praet . einen solche n Befehl erlassen hätten, wie 918, 7 glaube n mache n will, entsprich t nich t de r Wahrhei t ; de r We g geh t vo m praef . praetorio a n di e Statthalte r un d nich t umgekehrt . E s is t als o ganz richtig , wen n 9 2 8 , 1 0 T C E R de n Singula r gebe n un d zunächst di e Wort e τ ε κατ ' Ιπαρχία ν ηγεμόνε ς al s Einfügun g erweisen. Aber auc h di e dami t i n Verbindun g stehend e Erwähnun g »eines Schreiben s de s Maximi n gege n uns « läß t de n falsche n Eindruck entstehen , al s bezög e sic h de r i n 9 2 8 , 1 0 erwähnt e königliche Befeh l au f diese s Schreiben , währen d e r doc h i n Wahrheit identisc h is t mit der Verfügung von 914 , 5 ff. Schließ lich stell t sic h infolg e de r Erweiterun g de s Texte s di e Tat sache heraus , da ß di e Verschärfimg de r Lag e de r Christe n ein mal au f ó το υ διώκει ν τη ν èSouata v ειληχώ ς 928 , 5 » sodan n auf de n praef . praet . zurückgeführ t wird . Hie r liege n dieselbe n Verhältnisse vor , wi e i n 744 , 2 1 bzw . 746 , 4 , w o a n de r erste n Stelle de r anonym e ó τή ν èJ- ουσίαν εϊληφώς , a n de r zweite n *) Euse b verwende t de n Ausdruc k τού ς έ ν άπάσαι ς πόλεσι ν λογιστάς (928 , g) , womi t e r de n lateinische n Terminu s curato r civitati s richtig wiedergibt . Diese r ha t nac h de r Neuorganisatio n de s Amte s (III. sei. ) ein e Ar t höher e Polizeigewalt , besonder s auc h be i Kultver gehen (Cod . Theodos . X V I 2 , 31) . Auc h de r scho n öfte r genannt e Theo teknos wa r curato r civitati s (808 , 4 ) un d greif t woh l al s solche r i n di e Streitigkeiten ein . Unte r de n Stratege n sin d di e städtische n duovir i iure dicund o z u verstehen . 9*

1 3 2 Di

e Bezeichnun g de s Kaiser s Maximin .

der στρατοπεδάρχη ς z u de m a n de r Soldatenverfolgun g Schul digen gestempelt wird. Ma n mag vielleicht darüber schwanken , ob ó το υ διώκει ν τη ν έξουσία ν είληχώ ς ode r ó τώ ν στρατο πέδων ά'ρχει ν επιτεταγμένο ς ursprünglic h Subjek t z u έπέσπερ χεν war ; den n mi r wenigstens steh t e s nicht eindeutig fest, wer denn unter dem erst genannte n Begrif f z u verstehen ist . Sollt e ein Kaise r gemein t sein , dan n is t unzweifelhaf t dies e Formu lierung, gleichvie l o b Maximi n ode r ei n andere r z u verstehe n ist, älte r al s di e unmittelba r folgend e Nennun g Maximins , de r in de r Fortsetzun g al s de r eigentlich e Treibe r zu r Verfolgun g namentlich angeführ t ist . Abe r s o seh r di e Parallele 744 , 2 1 1 auf eine n Kaise r führe n könnte , s o schein t mi r de r Ausdruc k selbst doc h mehr darauf z u führen, daß irgend eine vom Kaise r abhängige Persönlichkeit di e Erlaubnis zu r Verfolgung erhalte n hätte. Unte r diesen Umständen schein t mi r die größere Wahr scheinlichkeit dafü r zu sprechen , da ß wi r di e Verbindun g her stellen : ου κ οΐδ ' όπως Ι κ τίνο ς άνακινήσεω ς πάλι ν ί ί ύπαρχή ς 6 τών στρατοπέδω ν αρχει ν έπιτεταγμένο ς . . . έπέσπερχε ν ; Euse b hat dan n entwede r vo n eine m neue n Befeh l gehört , de r vo n Maximin übe r di e Statthalte r a n di e untere n Organ e ge leitet wurde , ode r e r ha t diese n Gedanke n au s 802,1 6 über nommen. Abe r di e Hauptsach e ist , da ß jedenfall s di e Er wähnung Maximin s un d de r Provinzialstatthalte r wegfällt . Die letzt e Partie , i n de r Maximin s Nam e erschein t (924, 21 un d 27) , is t anläßlic h eine s Exkurse s übe r Urbanus , den Verfolge r de s Pamphilus , gegeben . Di e Betrachtun g dieser Stell e ist besonders wichtig, weil sie uns S . 1 0 al s Beweis stück fü r di e Verbindung vo n KG. un d Trakta t diente , s o da ß die scharf e Festlegun g de s Texte s gerad e hie r notwendi g ist . ') Au f de n Zusammenhan g 744 , 20 ff. bi n ic h nich t eingegangen . Die entscheidende Tatsache, da ß 744,20—746,4 und 746,4—11 in Dublette nebeneinanderstehen, ha t H . Flori n (Untersuchunge n zu r Diocletiani schen Christenverfolgun g 1928 , S . 26 ff.) richti g erkannt . Übe r di e Abfolge, in der die beiden Stelle n entstanden sind, wage ich ebensoweni g ein präzise s Urtei l abzugebe n wi e oben , glaub e allerdings , da ß sic h au f Grund von 928,5 gegen di e Identifikation von τοΟ τήν έΕουσΙαν είληφότος (744< 2 Ι) m i t Diocletia n ode r auc h Galeriu s Bedenke n erhebe n lassen . Euseb is t hie r unkla r geblieben .

Maximinus i m Traktat . 1 3

3

Zunächst beobachte n wi r da s einigema l festgelegt e Charak teristikum: i n 9 2 4 , 1 7 wir d i n demselbe n Zusammenhan g »der Tyrann « genannt , w o wenig e Zeile n späte r (21 ) Maximin s Name erscheint . Au f Grun d unsere r Erfahrunge n werde n wi r sofort an ein e Erweiterung denken , un d i n de r Tat beobachte n wir ein e gan z verschieden e Orientierun g de r beide n Stellen ; in 9 2 4 , 1 6 beruh t da s Nahverhältni s de s Urbanu s z u de m Kaiser au f de r Freundschaf t un d Tischgenossenschaf t de s Urbanus, hingege n i n 924 , 2 1 darauf , da ß Urbanu s glaubt , dem Kaise r durc h di e Christenverfolgun g eine n große n Diens t zu erweisen . Dies e doppelt e Darstellun g de r Beziehunge n des Urbanu s un d Maximinu s ha t a n un d fü r sich keine n Zweck , sie is t vielmeh r di e Folg e davon , da ß de n Auto r späte r ein e andere Frag e interessiert e al s vordem. 1 Nu n habe n wi r i n 848, 2 5 ff. , worau f sic h unser e Stell e beruft , gena u dieselb e Lagerung de r Schichte n z u erkenne n vermoch t (S . 12 4 ff.) . In de r — ältere n — Rahmenparti e interessiert e de n Euse b ausschließlich de r S t u r z (nich t Tod! ) de r G o t t e s f e i n d e und » V e r w a n d t e n de s T y r a n n e n « . I n de r au s de r Maxi minusepoche stammende n Mittelparti e dagege n wir d i n Bezu g auf denselbe n Tatsachenkomple x v o m T o d e dere r gehandelt , die de s M a x i m i n u s G e s i n n u n g i n Bezu g au f di e Christen verfolgung vertreten . E s entspreche n sic h als o haarschar f i n den beide n durc h Eusebiu s selbs t i n Beziehun g gesetzte n Stücken di e beide n Schichtungen . Anfänglic h ha t de n Euse b auch be i Urbanus ' Straf e nu r di e Tatsach e interessiert , da ß er , der eins t de r nächst e Freun d un d Tischgenoss e de s Tyranne n gewesen war , i n eine r Nach t di e tiefst e Erniedrigun g erfahre n mußte (924,13—21 ) — da s Zita t bezo g sic h dementsprechen d auf di e Rahmenerzählun g (848,24—25 ; 850 , 2 2 ff.) . Dan n J

) Wi r erinner n hie r daran , da ß di e Auffassung , di e Beamte n hätten au s vermeintliche r Liebedienere i gege n Maximi n di e Christen verfolgung betrieben , durchwe g sekundä r is t (Theotekno s 808 , 2 ff. ; οί λοιπο ί 8 o 8 , i 7 f f . ; 8 1 0 , 2 5 ff.; Urbanu s 9 2 4 , 2 3 ; Schilderun g de s Untergangs 850 , 1 ff.). Ma n erkennt di e einheitliche Stimmun g dieser Zu sätze, di e zugleic h erklärt , waru m Euse b nich t meh r de n »Tyrannen « in de n Vordergrun d stellt .

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Die Bezeichnun g de s Kaiser s Maximin .

erfuhr e r vo n de m Tod e diese s verruchte n Statthalters , de r dem Kaiser z u Dienste n sei n wollt e (924 , 21—26), un d wollt e entsprechend be i de m Zita t a n da s eingefügt e Stüc k (848,2 5 —850, 22) gedach t wissen . Di e Ergebniss e stütze n sic h der art, daß wir nicht daran zweifeln dürfen, daß in der Tat 924, 21 —26 sekundä r eingefüg t worde n ist . Dami t is t abe r auc h das Urteil über die Wortgruppe αυτο ύ T€ του ΜαΗιμίνου καί τών άμφ5 αυτό ν 9 24> gefällt . I n de r Ta t handelt e e s sic h fü r Euseb zunächst nur um die Bestrafung des Urbanus, de r zu den δυσσεβεις gehör t — di e anscheinen d explikativ e Appositio n hat dami t nicht s z u tun , un d doc h schein t mi r gerad e diese r Zusatz fü r die Arbeitsar t de s Eusebiu s ungemei n interessant . In Ergänzim g unsere r Darlegunge n vo n S . 10 wisse n wi r nämlich jetzt , da ß Euse b anfänglic h nu r de n Stur z de s Ur banus andeutet e (924,13—21 ) un d daz u bemerkte , die s se i nur beiläufi g geschehen ; di e geeignet e Stell e se i vielmeh r da , wo sein e Darstellun g di e Katastrophen dere r schildere, di e i n ihrer Gottlosigkei t gege n un s gekämpf t habe n (924 , 26—30 ohne αυτο υ τ ε το ΰ ΜαΗιμίνο υ κα ί τώ ν άμφ ' αυτόν) . E r wie s damit au f 848 , 24—25 un d 850, 22 ff. hin, was damals tatsäch lich i n demselbe n Werke folgte . Späterhi n ha t Euse b die Materialien kenne n gelernt , di e ih m di e Niederschrif t vo n 924 , 21 —26 un d entsprechen d vo n 848,25—850,2 2 gestatteten . In de r Zwischenzei t ware n zwa r di e Werk e vo n einande r los gelöst, abe r ebensowenig, wi e sonst, stric h er hier den Verweis , obwohl e r i n diese r For m nich t meh r zutreffen d war , sonder n hat i m Gegentei l de n Inhal t noc h schärfe r bezeichnet, inde m er di e Wort e αύτο ΰ τ ε το υ ΜαΗιμίνο υ κα ί τώ ν άμφ ' αυτό ν hinzufügte. — Damit is t da s Materia l aufgearbeitet ; e s ha t sic h dabe i ergeben, daß in der Tat in KG. und im Traktat di e Verhältnisse ganz gleicharti g liegen : beid e Text e kannte n ursprünglic h nur »de n Tyrannen«, Maximin s Nam e fehlt e — ein e Überein stimmung, wi e si e angesicht s de r von un s entwickelte n Bezie hungen zwische n de n Schrifte n selbstverständlic h ist .

Maximins Sturz .

135

§ 7 . Maximin s Sturz . Der jetz t vorliegend e Zusammenhan g wil l di e Ding e i n folgendem Licht e erscheine n lassen : Konstantin , durc h Got t zum Kamp f gege n di e Tyranne n erregt , besieg t de n Maxentiu s und zieh t i n Ro m ein . Darau f erlasse n e r un d Liciniu s da s christenfreundliche Geset z un d teile n e s de m Maximi n mit . Dieser abe r erläß t ei n nu r halbbefriedigende s Edik t un d reiz t zudem Liciniu s z u de m Kampf , i n de m e r schließlic h seine n Tod findet, vo r desse n Eintrit t e r endlic h auc h seinerseit s di e Palinodie singt . Diese r — al s Ganze s betrachte t — klare n Darlegung gegenübe r erinner n wi r un s de r Tatsache , da ß Eusebius de n Maximi n dreima l hintereinande r un d zwa r i n verschiedener Weis e de n To d erleide n läßt , un d weise n zu gleich au f einig e weiter e Detailpunkt e hin , di e z u eine r Zer trümmerung de s Bilde s führen . Euseb erklär t (832,20) , da ß Konstanti n un d Liciniu s ihr Geset z »de m Maximi n mitteilten , de r Her r de s Osten s war un d Freundschaf t ihne n gegenübe r heuchelte . Diese r aber al s Tyran n empfan d Schmerz-übe r das , wa s e r erkannte , wollte sic h darau f nich t de n Anschei n geben , al s weich e e r vo r andern zurück , un d ga b gleichsa m au s eigene r Initiativ e not wendiger Weis e diese s Geset z al s erste s fü r di e Christen , wobe i er i n lügnerische r Weis e Tate n erfand , di e ni e vo n ih m durch geführt worden waren . « E s folg t die Abschrift de r Übersetzun g des Brief s de s »Tyrannen« . Diese r Tex t kan n scho n deshal b nicht i n Ordnun g sein , wei l i m erste n Sat z vo n »Maximin , der damal s noc h di e Völker de s Osten s beherrschte« , di e Red e ist, i n de r Fortsetzun g hingege n zweima l vo m »Tyrannen« . Man halt e außerde m nebeneinande r di e dre i Überschrifte n 8 1 4 , 1 ; 8 3 4 , 4 un d 842,5 . Gegenübe r de r ersten , welch e de r »Maximinperiode« de s Autor s angehört 1, rücke n dies e beide n letzten mi t de r Bezeichnun g »de s Tyrannen « zusammen . ι) Da ß i n 832 , 2 0 di e Tilgun g de s Namen s nac h Analogi e vo n 780, 2 2 un d 802 , 3 nich t möglic h ist , lehr t ei n Blic k au f di e hie r vor liegende Textgestaltung , un d keinesfall s erschein t «de r Tyrann« .

136

Maximins Sturz .

Also lieg t nac h 832 , 21 ei n Schnitt , wobe i da s voraufgehend e Stück späte r geschriebe n ist , al s da s folgende . Von de r Form zur Sach e ! Wen n 832, 20 f. noc h nicht vor handen war , al s Euse b 832 , 22 ff. verfaßte , dan n kan n auc h dieser Sat z selbs t nich t i n Ordnun g sein , d a e r au f da s voran gehende Stüc k Bezu g nimmt . Di e Rechnun g stimmt : den n zunächst wir d de r Erla ß de r Urkund e dami t begründet , da ß der Tyran n περιαλγή ς έφ ' οι ς εγνα ι γεγενημένος . Diese s »be trübt sei n übe r das , wa s e r erkannte, « sol l sic h nac h de m jetzigen Zusammenhan g au f di e de m Maximi n übersandt e Mitteilung vo m Erla ß de s Mailände r Edikt s beziehen . Abe r in Wahrhei t führ t de r Ausdruc k έφ ' οί ς Κγνυ υ darauf , da ß der Kaise r ein e Erkenntni s gewonnen , nich t irgen d ein e Mit teilung erhalte n hatte . Daz u komm t ei n Zweites : Eusebiu s legt entscheidendes Gewicht darauf , daß Maximin »notwendige r Weise« (επάναγκε ς 834 , ι ) de n Erla ß herausgab ; ha t e r doc h im Anschlu ß a n di e Wiedergab e de r Urkund e nochmal s aus drücklich diese s Wor t durc h di e Grupp e υπ ό τη ς ανάγκη ς ¿«βεβιασμένος (838 , 3) wiede r aufgenommen , worau s zugleic h ersichtlich ist , da ß unte r diese r »Notwendigkeit « irgendein e höhere Gewal t z u verstehe n ist . Abe r i n de m jetzige n Zu sammenhang is t dies e »Notwendigkeit « nich t begründet ; denn de r Satz , da ß Maximi n nich t de n Schei n erwecke n wollte, al s gäb e e r de n ander n Kaise r nach , andererseit s aber doc h au s Furch t vo r de n Machthaber n de n Befeh l nich t wegzulegen wagt e (832 , 22—24), begründe t nu r di e Wort e ώς ä v è H ίόία ς αυθεντίας : Maximi n handel t scheinba r au s eigener Machtvollkommenhei t heraus , au s eine r bestimmte n subjektiven Erwägung ; abe r i n ih r is t wahrlic h kei n Zwan g begründet, un d selbs t wen n ma n de n Druc k de r Kaise r al s Zwang verstehe n wollte , wär e diese r doc h nicht al s ή ανάγκ η bezeichnet worden . Sowoh l da s £γν ω wi e auc h da s επάναγκε ς haben also dadurch ihre sinnvolle Beziehung verloren, da ß sie in den vo n de n Mailände r Abmachunge n handelnde n Zusammen hang hineingestellt worde n sind . Darau s folgt , da ß di e bi s 832, 21 reichend e Partie , wi e auc h de r darau f zurückgreifend e Absatz 832 , 22 (είτα ) —2 4 ein e Zuta t z u de m Satz e sind ,

Die Veranlassun g zu m Schreibe n a n Sabinus .

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der ursprünglic h nu r di e Aussag e machte : περιαλγή ς èq> ' οί ς Ιγνιυ γεγβν η μένος1 τούτ ο πρώτο ν υπέ ρ Χριστιανώ ν έπάναγκε ς διαχαράττει τ ο γράμμ α usw . Wollen wi r diese n Sat z i n de n richtige n Zusammenhan g einreihen, dan n habe n wi r ebe n davo n auszugehen , da ß Maxi min ein e Erkenntni s gewonne n un d unte r ihre m Druc k not wendiger Weis e sic h entschlosse n hat , ei n Dekre t herauszu geben, welche s de n Christe n entgegenkommt . Diese r Druc k geht als o vo n eine r höhere n Gewal t au s un d zwa r i m Sinn e des bedrängten Christentums . E s sin d zwe i Möglichkeite n vor handen, wi e wi r diese n Gedanke n veranker n können ; ent weder ha t sic h diese r Druc k de r höhere n Gewal t i n de r au f die Heide n einbrechende n Pest , Hungersno t un d Armenische m Krieg offenbart , s o da ß de r Anschlu ß a n 822,1 0 ff . gegebe n wäre, ode r i n de r Tatsache , da ß Got t di e christliche n Kaise r Konstantin un d Liciniu s zu m Kampf e gege n di e Tyranne n erregt un d ihne n durc h sein e Hilf e de n Sie g errunge n hat , s o daß di e Verknüpfun g a n 826 , 20—25 vorläge . Beid e Ge danken, zwische n dene n wi r au f S . 14 8 di e Entscheidun g fällen werden , liefer n zunächs t gleichermaße n eine n sach lichen Anschlu ß fü r 832 , 22 un d di e Wiedergab e de s Doku ments: Al s Tyran n ha t Maximi n zwa r Schmer z empfunde n über dies e Erkenntnis , di e e r gewonne n hatte , abe r doc h ha t er notwendigerweise , u m weitere s Unhei l abzuwenden , di e Ur kunde herausgegeben , be i de r e r nac h de s Eusebiu s Ansich t seine Christenpoliti k i n eine m günstigere n Licht e darstellte , als e s de r Wahrhei t entsprach . Euseb Schlo ß daran die Urkunde an und setzte im Anschlu ß an ihr e Wiedergab e i n sachgemäße r Weis e sein e Erörterun g (838, 3 ff.) fort . Maximi n ha t nu r mit Widerstrebe n gehandelt , darum traut e ma n ih m nicht , de r doc h scho n einma l nac h de r Palinodie vo n 31 1 di e Verfolgun g ha t wiede r auflebe n lassen , und veranstaltet e infolgedesse n auc h keine öffentliche n Gottes ') Übe r di e gan z uncharakteristische n Wort e τοι ς ύπ ' αύτό ν ήγ€μόσιν möcht e ic h mic h eine s Urteil s enthalten ; doc h erklär t sic h die Textstörun g i n 22 , w o είτα , fall s richti g überliefert , nu r al s Not behelf gelte n kann , au s de n obe n dargelegte n Verhältnissen .

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Maximins Sturz .

dienste, wei l sei n Edik t nich t ausdrücklic h befohle n hatte , Versammlungen abzuhalten , Kirche n z u baue n un d di e ge wohnten Kulthandlunge n z u verrichten ; un d doc h hatte n Konstantin un d Licinius , di e Verkünde r vo n Friede n un d Frömmigkeit, ih m aufgetragen , die s z u gestatte n un d selbs t allen ihre n Untertane n durc h Edikt e un d Gesetz e ein e ent sprechende Erlaubni s gewährt . Ma n könnte wohl einen Augen blick dara n denken , i n diese n Ausführunge n ein e Bezugnahm e auf di e Darlegunge n betreff s des Mailände r Edikt s (832,1 4 ff.) zu erblicke n un d deshal b auc h hie r ein e entsprechend e Er weiterung anzusetzen . Tatsächlic h liege n di e Ding e abe r doc h wesentlich anders . Al s Euse b di e Wort e ο ί τη ς ειρήνη ς κα ι εύσεβείας προήγορο ι 838 , Ii niederschrieb , sa h e r i n Liciniu s noch nich t de n vo n de r Frömmigkei t Abgefallenen , wi e e r dies 832,1 5 tut ; vielmeh r harmoniere n dies e Wort e noc h durchaus mi t de r Lesun g A T E R i n 826 , 22 (vgl . § 8). Ferne r kennt Euse b i n 832,1 5 nu r ei n große s christenfreundliche s Gesetz, währen d e r hie r vo n προγράμματ α un d νόμο ι spricht ; schließlich übersende n i n 832,1 6 ff . di e Kaise r de n Tex t de s Erlasses mi t de m Befehl , ih n z u veröffentlichen , währen d si e hier a n Maximi n de n Auftra g geben , ein e Verfügun g i n be stimmter Richtun g z u erlassen . Wi e star k de r Unterschie d zwischen de n beide n Auffassunge n ist, sieh t ma n daraus , da ß Euseb i n 838,1 2 de n Erla ß eine r eigene n Verfügun g de s Maximin al s Durchführun g de r Konstantinisch-Licinische n Wünsche betrachte t hatte , währen d e r 832 , 22 ff. gerad e um gekehrt i n eine r solche n Verfügun g ei n Ausweiche n de s Maxi min erblickt . Wen n dahe r auc h 8 3 8 , 1 1 ff . dieselb e Situatio n im Aug e hat , wi e 832,1 5 ff., s o wir d si e doc h i m Detai l nich t unwesentlich ander s geschilder t un d ist auc h vo n eine r schriftstellerisch verschiedene n Tenden z getragen , di e älte r is t al s die Niederschrift vo n 832,1 5 ff. , dagegen i n Übereinstimmun g mit 826 , 22 ff. i n de r Fassun g A T E R un d mi t 832 , 22 un d 834,1—3 steht . Wir habe n au f diese m Weg e ein e Textgestaltun g ge wonnen, welche auf de r einen Seite die Kenntnis des Schreiben s an Sabinu s verrät , au f de r ander n noc h nicht s vo n seine r

Die ursprünglich e Auffassun g vo m Stur z de s Maximin .

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Verflechtung speziel l mi t de r Mailände r Urkund e weiß . Abe r ich befürchte , da ß wi r auc h dami t noc h nich t zu r älteste n Textgestaltung vorgedrunge n sind . Di e — ältest e — Dar legung vo m Tod e Maximin s i n 846,12—848 , 8 erweck t un zweifelhaft de n Eindruck , da ß diese r Kaise r bi s z u seine m Tode ei n absolute r Hasse r un d Verfolge r de s Christentum s gewesen ist . Ei n solche s Urtei l schein t abe r mi t de r Tat sache de r Urkund e a n Sabinu s unvereinba r z u sein ; den n auch wen n Euse b de r Ansich t war , da ß ma n diese r Urkund e von christliche r Seit e nich t rech t traute , j a selbs t wen n e r glaubte, da ß de r Kaise r nich t gan z ehrlic h vorgegange n sei , ist doc h dies e voll e Ignorierun g eine r immerhi n de n Christe n weit entgegenkommende n Handlun g nich t verständlich . Daher frag t e s sich , o b Euse b wirklic h di e Sabinusurkund e bereits gekann t hat , al s e r de n Text 846,1 2 ff. niederschrieb , oder o b dies e nich t vielmeh r gleichfall s au f eine r allerding s sehr alte n Erweiterun g de s Texte s beruht . In de r Ta t besteh t nu n auc h di e Möglichkeit , di e Ur kunde a n Sabinu s sam t ihre n einleitende n un d abschließende n Stücken aus dem Texte zu beseitigen. Hebe n wir die Entwick lung de r rekonstruierte n Darstellun g i n ihre n Hauptpunkte n heraus, so verläuft sie in folgender Kurve : a) Maximin verfolgt, b) wir d dafü r durch di e dre i Gottesgeißeln , z u dene n di e Pest gehört, bestraft , c ) erläß t darau f da s Edik t a n Sabinus , da s aber nu r halbwah r ist , d ) wir d durc h di e Pes t bestraft , e ) er kennt endlic h de n Christengot t an . Wa s da s Schicksa l Maxi mins betrifft, so stehen wir offenkundig in b un d d an derselbe n Stelle, un d dami t häng t e s zusammen , da ß wi r i m Rahme n von d da s a n b anschließend e Fortsetzungsstüc k festlege n können; den n a n di e Mitteilung , da ß di e dre i gleichzeiti g eingetretenen Gottesgeißel n da s Vorspie l z u de s Maximi n Katastrophe waren (της αυτού καταστροφή ς περιειλήφει τα προοίμια 822 , ι ι ) , schließ t sic h — beginnen d mi t de n Worte n γίνεται δ ' αύτ ψ τά της καταστροφής ούχ οία — eben der Bericht über dies e Katastroph e 846,12—848 , 8 an , womi t vo n neue m (vgl. S . 104f. ) erwiese n wird, da ß de r »Armenische « Krie g e s in de r Ta t war , i n desse n Rahme n Euse b ursprünglic h de n

140

Maximins Sturz .

Maximin de n Untergan g finden ließ ; nu r au f diese n Krie g hat sic h di e Darstellun g 8 4 6 , 1 2 ff . bezogen , di e de n Maximi n als de n vollendete n Bösewich t kenne n lehrte , de r unmittelba r aus de n dre i Gottesgeißel n herau s de n Untergan g fand . Als Euse b dan n di e Urkund e a n Sabinu s kenne n lernte , geriet e r i n ein e Schwierigkeit ; si e bo t unzweifelhaf t weitest gehende Befreiun g de r Christen ; abe r Euse b konnt e die s vo n seinem bisherige n Standpunk t au s nich t zugebe n un d s o ha t er de n Wer t de r Urkund e herabzudrücke n versucht , wobe i e r in diese m Bestrebe n s o wei t ging , di e Christe n de r Feighei t zu zeihen ; den n trot z solche r Urkund e wagte n si e e s nicht , Versammlungen usw . abzuhalten , wei l de r Kaise r si e zwa r vor Kränkunge n schützte , ihne n dagege n öffentlich e Versamm lungen nich t anbefahl . Dies e angesicht s de r Märtyrerbericht e ganz eigentümlich e Auffassun g is t di e Folg e davon , da ß i m Grunde di e Urkunde de m Bild vo n Maximinu s nich t entsprach , dieses als o eine m ältere n Stadiu m angehört . Nachde m Euse b dann di e Urkund e kenne n gelern t hatte , gewan n e r durc h 832, 2 2 1 un d 834 , ι — 3 de n Übergan g zu r Widergab e diese r Urkunde, de r e r dan n da s Nachwor t 838 , 3 — 1 3 folge n ließ , das zu r Darstellun g de s endgültige n Umschwung s be i Maxi min überleitete . Auf de m angegebene n Weg e is t di e ältest e Schilderun g Maximins rekonstruier t worden , un d überblicke n wi r nu n einmal diese s Ganze , s o träg t e s durc h seine n Aufba u di e Gewähr fü r di e Richtigkei t i n sich : de r Tyran n de s Osten s vermag de n de n Christe n gewährte n Friede n nich t z u ertragen . Nach sech s Monate n de s Frieden s stör t e r zuers t di e Zu sammenkünfte au f de n Begräbnisplätze n un d veranlaß t sodan n die Antiochene r un d ander e Städte , Gesuch e a n ih n z u richten mit de r Bitte , de n Christe n de n Aufenthal t i n ihre n Mauer n nicht z u gestatte n (806,19—808 , 2) . Diese n Petitione n ant wortet e r natürlic h gnädi g un d zustimmend , infolgedesse n bricht di e Verfolgun g wiede r lo s (808 , 20—22) . Mitte n i n de n Städten werde n di e Petitione n un d di e kaiserliche n Antwort ') Übe r desse n Anschlu ß nac h obe n vgl . S . 148 .

Rekonstruktion de r älteste n Darstellun g de s Maximin .

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schreiben au f eherne n Dokumente n aufgeschriebe n (812,1 9 —21) un d nehmen , s o wei t Mensche n i n Frag e kommen , jeg liche Hoffnun g au f Rettung . Scho n greif t allgemein e Ver zweiflung u m sich , d a sende t Gott , währen d noc h di e Bote n die gege n un s erlassene n Urkunde n herumtragen , di e himm lische Hilfe , di e allei n Rettim g bringe n konnte : di e herbst lichen Rege n bliebe n aus , Pes t un d Hungersno t setzte n ein , dazu ka m de r Armenisch e Krieg . All e dies e z u gleiche r Zei t eintretenden Ereigniss e ware n di e Vorläufe r de s Untergang s des Tyrannen (820,10—822,12) . Diese r selbs t tra t dan n als bald in der Weise in die Erscheinung, da ß Maximin geschlage n ward vo n de r Geiße l Gottes , di e sic h au f ih n legte ; den n dieselbe pestartige Erkrankung1 tra f ih n und ließ ihn erblinden, so da ß e r nu n endlic h eingestand , u m de r Verfolgun g de r Christen wille n Gerechte s z u leiden, un d dan n star b (846,12 — 848,8). Die erst e Erweiterun g diese s Texte s erfolgte , al s de m Eusebius da s Schreibe n a n Sabinu s bekann t wurde . Al s ex akter Forscher , de r e r war , konnt e e r sic h natürlic h nich t enthalten, diese s Dokumen t seine r Geschicht e einzufügen ; aber e r geriet dabe i insofer n in einige - Schwierigkeit, al s diese s Schriftstück ein e Gesinnun g offenbarte , welch e z u de m vo n Eusebius gezeichnete n Bild e de s Maximi n nich t stimme n wollte. Au s diese m Grund e erklär t er , de r Kaise r hab e nu r unter de m Zwang de r von Got t gesandte n Notlag e gehandelt . Aber weite r verbinde t e r (838,1 1 ff. ) dami t di e vo n Liciniu s und Konstanti n verbreitet e Anschauun g (vgl . S . 178) , da ß diese beide n Herrsche r de n Maximi n z u eine r offen-christen freundlichen Haltun g hätte n bestimme n wollen . Dami t greif t er siche r au f ein e literarisch e Quell e zurüc k un d dement ») E s kan n i n de r Ta t kei n Zweife l sein , da ß nac h de s Eusebiu s anfänglicher Vorstellun g Maximi n vo n derselbe n Pest , di e sic h vo r allem i n Erblindun g dokumentierte , befalle n ward , wi e si e al s ein e Gottesgeißel 820 , 2 0 ff. geschilder t war . Auc h darau s folg t di e Not wendigkeit z u eine r engste n chronologische n Zusammenrückun g zwischen de m Stur z Maximin s un d de n Gottesgeißeln . Durc h di e Einschiibe is t die s alle s verlore n gegangen .

142

Maximins Sturz .

sprechend müsse n wi r annehmen , da ß de m Euse b auc h de r Text diese r Urkund e selbs t au s diese r Quelle bekannt geworde n ist; währen d e r selbs t ihre n Wer t dadurc h z u minder n ver suchte, da ß e r da s Dokumen t au s de r No t erklärt , hatte n Konstantin un d Licinius sein e Bedeutimg durc h eine n Vergleic h mit ihre n eigene n Urkunde n herabsetze n z u könne n geglaubt . Wir werde n bereit s durc h dies e Beobachtun g veranlaßt , a n eine Verbindung diese r Urkunde mi t de r Mailänder Abmachun g quellenmäßig z u denken , worau f wi r i m Lauf e unsere r Unter suchungen werde n zurückkomme n müssen . Bereits au s de m Angeführte n ergib t sic h di e vo n un s in § 8 z u bekräftigend e Erkenntnis , da ß Euseb , al s e r di e Urkunde a n Sabinu s kenne n lernte , zugleic h vo n de n Aktio nen de s Konstanti n un d Liciniu s i m Dienst e de r Christe n erfuhr (838,11) . Dies e beruhe n darauf , da ß Konstanti n und Liciniu s de n Kamp f gege n di e beide n Tyranne n Maxen tius un d Maximi n aufgenomme n haben , un d letztere r i m Kampfe gege n Liciniu s ein e vernichtend e Niederlag e er fahren ha t ; i n Wahrhei t hätt e diese r Kamp f a n di e Stelle de s armenische n trete n müssen , abe r richti g wa r doch, da ß de r Auto r diese n Liciniuskrie g unmittelba r a n di e Katastrophe de s Maximinu s heranrückte . Dabe i is t e s scho n hier a m Platz e z u betonen , da ß Euse b dies e Darstellun g einarbeitete, bevo r e r de n Berich t übe r di e Schlach t a m Ponte Moll e un d übe r da s Mailände r Dekre t gab ; den n al s er vo n diese n handelte , wei ß e r bereit s vo n de m Wahnsin n des Liciniu s (d . h . seine r Christenverfolgung ) 8 2 8 , 2 ; 8 3 2 , 1 5 , während e r be i de r Schilderun g vo m Kamp f de s Maximi n gegen Liciniu s diese n al s de n vo n Got t Beschützte n auffaß t 840, 5 . Zwa r ha t Schwart z a n alle n diese n Stelle n mi t Korrek turen gerechnet ; abe r abgesehe n davon , da ß wi r ih m i n de r Bewertung vo n 840 , 5 keinesfall s folge n könne n (vgl . 848,16) , wird unse r Ergebni s durc h di e Beobachtunge n i n de r Bezeich nung de s Kaiser s bestätig t ; den n i m Kamp f mi t Liciniu s wir d der »Tyrann « angeführt 840,1 9 (vgl . 842, 5 un d 844, 2 2 ; S. 118) , während i n Verbindun g mi t de r Konstantinische n Politi k vo n Maüand de s Maximinu s Nam e 832 , 2 0 genann t wird . I n de r

Das Schreibe n a n Sabinu s un d de r Kamp f mi t Licinius . 1 4

3

Tat nimm t den n auc h di e Schilderun g de s Kriege s zwische n Maximin un d Liciniu s au f di e Mailände r Politi k i n keine r Weise Bezug ; vielmeh r wir d diese r Krie g abgeleite t au s de n staatlichen Konflikten . Maximi n ha t di e Verträg e mi t Liciniu s gebrochen, sic h al s erste n Kaise r bezeichne t un d de n Krie g erweckt (838,160.) . Die Darstellun g de s Krieges , welche r nac h diese r neue n Theorie de n Umschwun g be i Maximi n herbeiführt , reich t in geschlossene m Zusammenhan g vo n 838,1 6 bi s z u Begin n von 842 , un d entsprechen d wir d dies e Erzählun g i n 846,1 2 wieder für un s deutlich greifbar , w o vo n eine r zweiten Schlach t des Kriege s di e Red e ist . Dennoc h dürfe n wi r dies e ganz e Masse nich t al s ein e i n sic h geschlossen e Einhei t übernehmen ; denn si e enthäl t zwe i Bericht e übe r de n To d de s Maximi n {842, 2 un d 846,12) , wa s fü r un s ei n untrügliche s Zeiche n dafür ist , da ß auc h hie r ei n ältere r Bestan d durc h ein e Einlag e erweitert worde n ist . D a nu n di e angeführte n Dublette n de n Text de r »letzte n Kaiserurkunde « sam t de m vo n Eusebiu s dazu gegebene n Nachwor t umspannen , folgt , da ß dies e Einlag e eben darau f beruht , da ß Euse b Kenntni s vo n diese r Urkund e erhielt. Darau s entwickel t sic h fü r un s di e Aufgabe , di e älter e Gestaltung de s Texte s z u rekonstruieren , i n de r di e Urkund e noch fehlte . Dabe i stehe n un s folgend e Beobachtunge n zu r Verfügung. I n 842 , 2 wir d da s Christengeset z mi t de n Schlag worten τελεώτατ α κα ί πληρέστατ α charakterisiert , womi t Euseb seine r volle n Befriedigun g Ausdruc k gebe n will . An dererseits is t ein Anschluß zwischen den Participia διαταΗάμενος , δυσθανατήσας wede r formel l vorhande n — e s fehl t jed e Par tikel — noc h auc h sachlich ; den n wen n Maximi n ei n vor treffliches Geset z gegebe n hat , konnt e Euse b ih n nich t dafü r einen schwere n To d erleide n lassen ! Als o lieg t hie r de r ein e Schnitt; de r ander e is t nunmeh r vo n selbs t gegeben ; den n die Meditatio n 844 , 22—846, 9 gehör t zu r Urkund e hinzu , s o daß nunmeh r di e schön e Verbindun g entsteht : είτ α ò è όού ς δόΗαν τ ω Χριστιανώ ν θε ώ νόμο ν τ ε το ν ίιπε ρ ελευθερία ς αυτών τελεώτατ α κα ί πληρέστατ α διαταΕάμενο ς ώσπε ρ τινό ς τυχών ευεργεσία ς usw . (842,1—2 ; 846 , ί ο ff.) . Al s dann Euse b

144

Maximins Sturz .

das Original de r Urkund e kennenlernte , entstan d fü r ih n ein e Schwierigkeit, si e unterzubringen , wen n e r di e vorhandene n Worte nich t korrigieren , sonder n durc h Erweiterun g alteriere n wollte. E r mußt e de n Tex t zerschneide n un d s o di e Urkunde , so gu t e s ging , einfügen . Da s Ungetü m a n Logik , da s dabe i heraussprang 842,1—4 , is t wi e imme r ei n Bewei s fü r de n Zwang, unte r de m de r Auto r be i seine n Einarbeitunge n stand i Auch hie r is t e s wichti g z u unterscheiden , wa s Eusebiu s seiner Quelle entnomme n un d was e r au s eigene m zugeta n hat . Der Berich t vo n de m Konflikt zwische n Liciniu s un d Maximi n ist selbstverständlic h de m Euse b vo n andere r Seit e zugeführ t worden, ma g e r auch aus eigenem die Reminiszen z a n di e Psal menstelle hinzugefüg t haben ; ander s abe r steh t e s mi t de r Berichterstattung vo m Tod e de s Kaiser s 846,1 2 ff . ; den n hie r hat de r Kirchenhistorike r offensichtlic h mi t de r ih m über kommenen Uberlieferung , daß Maximin i m Verlauf de s Kriege s gegen Liciniu s gestorbe n sei , sein e au s de m erste n Entwur f stammende Anschauun g vo n de m lange n Siechtu m de s durc h eine άθρό α θεο ύ μάστι Η (846 , ι ι = 846 , 18 ) getroffene n Kaisers verbunden . Da ß au s diese r Kombinatio n ei n Zu sammenhang entstande n ist , de r schlechterding s jede r Ge schlossenheit entbehrt , sieh t ma n den n auc h sofor t ; und selbs t des Eusebiu s Ausflucht , da ß de r Kaiser , vo n de m e s 846,1 2 heißt, e r se i i n de r Schlach t gestorben , i n Wahrhei t hinte r der Fron t sei n End e gefunde n hab e (846,16) , kan n nich t darüber hinweghelfen , da ß di e Bemerkun g übe r da s lang e Siechtum de s Kaiser s mi t de r Behauptun g vo n seine m Tod e in de r Schlach t unvereinba r ist . Euse b ha t ebe n au s de m alten Entwur f di e Darstellun g de r langsame n Katastroph e (846,12—848,8) beibehalten , di e fü r di e Geschicht e de s Armenierfeldzugs geschaffe n wa r un d dorthi n paßt e (vgl . S. 139) . Al s e r abe r nunmeh r lernte , da ß de r Stur z i m Li ciniuskrieg erfolg t war , behiel t e r di e Darstellun g de s Unter gangs, s o weni g si e paßte , be i un d bewirkt e nur , da ß si e au f diesen Krie g bezoge n werde n mußte . Nachdem Euse b au f dies e Weis e gelern t hatte , da ß Maximin i m Kamp f mi t Liciniu s seine n Untergan g gefunde n

145

Maxiroins letzt e Urkunde .

hatte, un d nachde m e r au f Grun d diese r Kenntni s de n obe n rekonstruierten Tex t niedergeschriebe n hatte , lernt e e r »di e letzte Verfügung « de s Kaiser s kenne n un d fügt e si e ent sprechend in sein Werk ein. Auc h die s geschah, wie die Nennung des »Tyrannen « erweis t (842,5 ; 8 4 4 , 2 2 ; 846,9) , noc h v o r der Kenntni s de r Mailände r Abmachungen . Euse b ha t diese s Aktenstück ohn e irgen d welche n historische n Zusammen hang z u seine r Kenntni s bekomme n un d infolgedesse n di e Verflechtung i n sei n Refera t au f Grun d eigene r Überlegunge n vorgenommen. Wa s e r 842 , 2— 4 zu m Zweck e de r Verzahnun g berichtet, is t seine n ältere n Darlegunge n vo n 8 4 6 , 1 1 ff. ent nommen; di e Gegenüberstellun g vo n 8 4 4 , 2 2 0 . dagege n stammt au s eine m Vergleic h diese r Urkund e mi t dem , wa s Euseb al s Inhal t de r ältere n Urkunde n betrachtete , eh e e r durch da s Tyrisch e Exempla r ihre n wahre n Inhal t kenne n lernte ». Abe r noc h ein e weiter e Bemerkun g dürft e Euseb ebe n jetzt niedergeschriebe n haben . I n 838 , 8 ff. weis t e r au f di e Mängel de s Schreiben s a n Sabinu s hi n un d heb t al s solch e hervor, da ß da s Schreibe n kein e Bestimmunge n übe r de n christlichen Gottesdiens t un d Kirchenba u enthielt . D a nu n die »letzt e Urkunde « gerad e dies e Vorschrifte n aufweist , scheint si e mir de n Anla ß z u de r Bemerkung gegebe n z u haben, die i n ihre m Charakte r de r Ausführun g 844 , 2 2 ff . entspricht . Ursprünglich dürft e de r Sat z dahi n gelaute t haben , da ß keine r von unsere n Leute n e s wagte , ein e Zusammenkunft z u halten , sich offe n z u zeige n ode r irgen d etwa s vo n de m un s Ge wohnten z u tu n (838,6— 7 un d 1 0 f.) . Au f Grun d de s Ver gleichs fügt e e r sodan n de n Absatz : ότ ι (838 , 8 ) — οίκοδομεί ν (io) hinz u un d bracht e dami t zu m Ausdruck , da ß di e Ur kunde di e Christe n zwa r vo r Belästigunge n bewahrte , ihne n aber kein e positive n Anweisunge n fü r de n Gottesdiens t — wie di e letzt e Urkund e — gab . Mußt e sic h doc h Euse b be mühen, eine n tiefe n Gegensat z zwische n de n beide n Urkunden , der i n Wahrhei t ga r nich t bestand , z u konstruieren , wei l j a auf diese r Thes e di e ganz e weiter e Darstellun g beruhte . ») Vgl . S . HO . L a q i i e u r , Eusebius .

10

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Maxirains Sturz .

Auf Grun d diese s Paragraphe n scheide n wi r demnac h fol gende Schichtunge n i n unsere m Abschnitt : ι . Maximi n wir d vo n Got t mi t de r Pes t bestraft , erleide t ein entsetzliche s Siechtu m un d stirbt , nachde m e r kur z vo r seinem Tod e di e Erkenntni s gewonne n hat , da ß e r diese n schweren To d mi t Rech t erleidet . 2. Euse b lern t di e »vorletzte « Urkund e de s Maximi n kennen; e r sieh t i n ih r ei n verlogene s Dokument , de m kei n Christ traut . Zugleic h erfähr t er , da ß Maximi n i m Kampf e gegen Liciniu s de n Untergan g fand . Neu e Einzelheite n übe r den Tod sin d ihm aber nicht bekannt geworden , un d so benutzt er di e Materiahe n unte r i , inde m e r si e mi t de r Erzählun g vom Krieg e gege n Liciniu s kombiniert . 3. Euse b hör t vo n de r »letzten « Urkund e de s Maximin , fügt si e i n seine n Tex t ei n un d vergleich t si e dabe i mi t de n alten christenfeindliche n Erlasse n de s Kaisers . Z u diese m Vergleich steh t ih m da s Original de r Tyrische n Urkund e noc h nicht zu r Verfügung . Dies e Tatsach e harmonier t mi t de r Beobachtimg, da ß Euse b auc h jetz t noc h vo m »Tyrannen « spricht, währen d di e Tyrisch e Urkund e bereit s mi t Maximi n operiert. 4. Euse b bring t di e Materialie n fü r di e Schlach t a m Ponte Moll e un d fü r di e Mailände r Politi k un d gebrauch t di e Bezeichnung Maximin . Hierübe r vgl . da s Näher e i n § 8 .

§ 8 . Di e Schlach t a n de r Mulvische n Brück e un d die Mailände r Abmachungen . Von de r große n Parti e 826 , 20—848 , 8 sin d i n § 7 di e späteren Stück e 832 , 20—848, 8 restlo s analysier t worden . Es fehl t noc h de r Kop f diese r Darstellung , de n wi r un s bi s zu End e aufhebe n mußten , wei l hie r di e Frage n besonder s kompliziert liegen . Wir d doc h durc h di e handschriftlich e Überlieferung vo n 826 , 22—24 unmittelba r vo r Auge n geführt , daß Euse b hie r z u seine r ältere n Fassun g späte r ein e Variant e notiert hat . Di e beide n Formulierunge n unterscheide n sic h

Die Schlach t a n de r Mulvische n Brücke . 1 4

7

sachlich dadurch , da ß nac h de r ältere n durc h A T ER bezeugte n Konstantin un d Liciniu s al s weise , fromm e un d gottgeliebt e Könige hingestell t wurden , di e sich der Hilfe Gottes zu erfreuen hatten, währen d i n alle n diese n Beziehunge n di e jünger e Fassung vo n BD M Liciniu s au s de m Zusammenhang e streicht . Es is t kei n Zweifel , da ß dies e Streichun g mi t de r spätere n Verurteilung de s Liciniu s zusammenhängt . Umgekehr t er scheint nu n dies e Ablehnun g de s Liciniu s bereit s ferti g i n de n Formulierungen vo n 828 , 2 un d 832,1 5 ff. , un d ma n wir d daher mi t Bestimmthei t sage n können , da ß Euse b 826 , 22—2 4 zu demselbe n Zeitpunk t korrigierte , al s e r 828 , 2 un d 832,1 5 niederschrieb. ,De m entsprich t di e Beobachtim g übe r di e Verwendung de s Namen s Maximin , welche r 832 , 21 de r Cha rakterisierung »de s Herrn de s Ostens« hinzugefügt ist , wogege n in 828 , ι de r Nam e noc h gemiede n wird . Darau s folgt , da ß der Schnit t zwische n ältere m un d jüngere m Bestan d einerseit s nach ó ò ' έττ ' ανατολή ς (828 , ι), andererseit s vo r AtKÍvvio v ουπα» μανέντ α τότ ε fällt . Is t dami t de r Anfan g de r Einlag e im allgemeine n festgelegt , s o entsprich t de m de r Schluß , de r einerseits nac h 832 , 20, wo Maximin s Nam e fällt , un d anderer seits vo r 832 , 22 , w o un s de r »Tyrann« entgegentritt , anzu setzen ist . Weite r hilf t di e sachlich e Betrachtung . I n 828 , 3 — S32, 2 1 habe n wi r ein e i n sic h geschlossen e Berichterstattun g über Konstantin s Sie g bei m Pont e Moll e un d da s daraufhi n von ih m un d Licinius , de r noc h nich t i n Wahnsin n gefalle n war, gegeben e groß e Christengesetz , welche s di e beide n Kaise r dem Maximi n senden , de r damal s noc h Freundschaf t gege n sie heuchelte . Au s de r Tatsache , da ß i n diese m Berich t de r Sturz de s Maxentiu s ausführlic h geschilder t ist , ergib t sic h als Konsequenz , da ß di e voraufgehend e Erwähnun g desselbe n Ereignisses i n 826 , 2 4 jetzt gewissermaße n nu r noc h al s Über schrift gedach t sei n kann ; abe r diese r Sin n is t ers t dadurc h hereingekommen, da ß ebe n durc h di e Einlag e de r Berich t über de s Maxentius ' Untergan g eingefüg t wurde . Ursprünglic h hatten di e Wort e πίπτε ι μέ ν επ ί 'Ρώμη ς υπ ό Κωνσταντίνο ν ΜαΗέντιος nich t di e Aufgabe , di e folgend e Darstellun g vor zubereiten, vielmeh r bildete n si e di e erschöpfend e Bericht 10*

1 4 8 Di

e Schlach t a n de r Mulvische n Brücke .

erstattung übe r da s Ereignis selbst , wi e vor alle m auc h au s de n Worten πολέμο υ τ ε νόμι υ παραταγμένω ν (Ζ . 23 ) hervorgeht . Etwas gan z Entsprechende s is t nu n i m folgende n geschehen . Zur Zeit , al s de r ebe n ausgeschrieben e Sat z de r Berich t selbs t war, gin g di e Fortsetzun g ó δ ' έπ ' ανατολή ς zu r Schilderun g dieser orientalische n Ereigniss e selbs t über . Al s dan n abe r durch de n Einschu b 828 , 3 ff. de r obig e Sat z di e Bedeutun g einer Uberschrif t erhielt , mußt e auc h de n anschließende n Worten ó δ ' έπ ' ανατολή ς ein e solch e Fortsetzun g zuteil werden, da ß si e nu n nich t meh r zu r Berichterstattung , son dern gleichfall s z u eine r Überschrif t hinüberführten . Darau s ergibt sic h also , da ß al l da s au f Erweiterun g beruht , wa s den Charakte r de r vorwegnehmende n Überschrif t a n sic h trägt. Die s gil t abe r bereit s vo n de n Worte n ο ύ πολύ ν έπι Σήσας έκείν ψ χρόνον . Demgegenübe r ha t ursprünglic h di e Wortgruppe ó δ ' έπ ' άνατολή ς ein e Fortführun g gehabt , di e den Vorgan g selbs t schilderte . Dami t is t den n nu n abe r i n der Ta t ein e glatt e Lösun g gegeben ; de r Tex t lautete : πίπ τει μέ ν έπ ί 'Ρώμη ς ύπ ό Κιυνσταντϊνο ν ΜαΗέντιος , ó δ ' έπ ' άνατολής τύραννο ς περιαλγή ς έφ ' οί ς êfvu i γεγενημένο ς usw . (826,24—828,1; 832,22 ; vgl . S . 13 6 f.) . Es is t nu n di e Frag e aufzuwerfen , z u welche r Textgestal tung de r i n § 7 gewonnene n Zusammenhäng e dies e Formu lierung gehört . D a kan n nu n ei n Zweife l nich t bestehen ; in de m erste n Entwur f zeigt e Eusebiu s wede r vo n Konstan tinus un d Liciniu s noc h vo n de r Sabinusurkund e irgendein e Kenntnis; umgekehr t verbinde n di e ebe n notierte n Wort e di e mit 826 , 20 ff. beginnend e Darlegun g vo n de r Rüstun g de s Konstantin un d Liciniu s mi t de r Wiedergab e de r Urkunde . Daraus folgt , da ß Euse b z u gleiche r Zei t di e Sabinusur kunde i n sei n Wer k einlegt e un d sein e Kenntni s vo n de n Maßnahmen de s Konstanti n un d Licinius , wi e si e un s nac h der Fassun g vo n A T E R i n 826 , 20—828,1 entgegentreten , formulierte. Diese s Auftrete n de s Liciniu s bilde t nu n abe r auch di e selbstverständliche Voraussetzun g fü r di e in 838,16 ff. gegebene Darstellun g de s Kampfe s zwische n Maximi n un d Licinius. Euse b ha t als o gegenübe r de m ursprüngliche n Be -

Von Euse b ers t nac h 3 2 3 zu r Darstellun g gebracht .

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stand damal s seine n Tex t machtvol l ausgestaltet , inde m er 826 , 20—828 , ι (i n de r Fassun g A T E R ) ; 832 , 2 2 ; 8 3 4 , 1 — 838, 7, 838,10—842 , 2 un d schließlic h 846,10—1 2 nieder schrieb un d diese m Text dan n weiterhin alsbald 842 , 2—846 , 9 hinzufügte. E s is t deutlich , da ß dazuma l de n Euse b noc h immer wesentlic h de r Orien t interessiert , wen n e r auc h di e christenfreundliche Gesinnun g de s Konstanti n kannte , de r je doch begreifliche r Weis e gegenübe r Licinius , de m Bezwinge r des Maximinus , gan z zurücktritt . In diese r Beziehun g tra t nu n nac h de m Jahr e 32 3 ei n vollständiger Wande l ei n un d damal s gescha h es , da ß de r Autor de n frühere n Zusammenhan g durc h di e groß e Einlag e 828, ι (ού)—832 , ι sprengt e sowi e i m folgende n di e Wort e είτα (832 , 22) — αυθεντία ς (834 , ι ) zu r Ergänzun g hinzufügte . Sie zeige n gleichmäßi g da s einseitig e Interess e fü r Konstantin , neben de m Liciniu s nu r noc h ein e sekundär e Roll e spiele n darf, der, wie es jetzt heißt, späte r dem Wahnsinn verfallen ist. Damit steh t dan n weiterhin i n engste r Verbindung, da ß Euse b aus de m Stück e 826 , 22—24 di e ehrende n Bezugnahme n au f Licinius tilgt e un d di e i n BD M erhalten e Fassun g formulierte . Textgeschichtlich schein t e s mi r dabe i besonder s wichtig , diesen Tex t mi t de r frühere n Formulierun g z u vergleichen ; denn e s ist nich t s o einfac h möglich , de n Tex t vo n A T E R al s den de r alte n Fassun g anzusprechen . I n diese r werde n Kon stantin un d Licinius dahi n charakterisiert , da ß sie συνέσε ι κα ΐ εύσεβεία ausgezeichne t waren . Al s Euse b dies e Wort e nieder schrieb, ha t e r nich t zugleic h nochmal s denselbe n Gedanke n bezüglich de s Konstantin in dem Relativsatz öv βασιλέ α έκ βασιλέως ευσεβ ή τ ε è £ εύσεβεστάτου κα ί πάντ α σωφρονεστάτο υ γε γονέναι προειρήκαμε ν formuliert , vielmeh r is t diese r vo n de m Autor al s Ersat z fü r di e gemeinsam e Charakterisierun g de s Konstantin un d Liciniu s gebilde t worden , di e e r nich t meh r gebrauchen konnte , al s e r Licinius abgeschüttel t hatte . Trotz dem gebe n A T E R beid e Stücke , sowoh l di e gemeinsam e Charakterisierung de s Konstanti n un d Licinius , wi e auc h di e sich dami t deckend e de s Konstanti n allein . Di e Feststellun g dieser Tatsach e is t deshal b bedeutungsvoll , wei l si e un s zeigt ,

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Die Schlach t a n de i Mulvische n Brücke .

daß in Wahrheit in einem Texte die Elemente der verschiedensten Epochen nebeneinanderstehe n konnte n (vgl . S . 5 9 un d 128) . Im übrige n abe r is t deutlich , wi e di e Analyse n diese s un d des voraufgehende n Paragraphe n einande r ergänze n un d sic h gegenseitig stützen : di e zweit e Gestaltun g de s Texte s is t ge tragen vo n Sympathi e fü r Konstanti n un d Licinius , welc h letzterer soga r i n de n Vordergrun d gerück t wird ; vo n Kon stantins Sie g wei ß Euse b nu r ebe n di e Tatsach e selbs t z u be richten, abe r da s Schwergewich t lieg t darauf , da ß Liciniu s »den Tyrannen « niedergeworfe n hat . Di e jüngst e Gestaltun g des Texte s is t rei n Konstantinisc h gesinnt ; di e Schlach t a m Ponte Moll e gewinn t epochal e Bedeutung , Ocinius , »de r da mals noc h nich t i n Wahnsin n gefalle n war« , wir d möglichs t zur Seit e gedrängt . Maximin s Nam e wir d genannt .

§ 9 . Zwe i heidnisch e Quelle n zu r Kaisergeschichte . Die Analyse n vo n § § 7 un d 8 habe n da s Ergebni s ge zeitigt, da ß Euse b di e Geschicht e de s Kampfe s de s Kon stantin un d Liciniu s gege n Maxentiu s un d Maximi n zwei mal niedergeschriebe n ha t un d sic h dabe i vo n gan z verschie denen Gesichtspunkte n leite n ließ . Zwe i Tatsache n sin d dabe i für da s tiefer e Verständni s de r KG . vo n größte r Bedeutung . Erstens läß t sic h nachweisen , da ß dieselbe n beide n Schich tungen, di e wi r i m IX . Buch e zunächs t festlegten , auc h i m Rahmen de s VIII . z u erkenne n sind , zweiten s kan n kei n Zweifel obwalten , da ß Euse b fü r dies e beide n Schichtunge n schriftliche Quelle n herangezoge n hat . Dies e beide n These n sollen i m folgende n bewiese n un d verwerte t werden . Bei de r Analyse de s VIII. Buche s sin d wir auf ein e Kaiser geschichte gestoßen , welch e vo n Euse b 776, 3 ff . verwand t worden ist , un d dere n Einarbeitun g wi r zunächs t al s eine ein heitliche betrachte t haben . Abe r di e Ergebnisse , di e wi r i n der Zwischenzei t gewonne n haben , zwinge n uns , nochmal s auf dies e Parti e zurückzugreife n un d auc h si e i n ihre m Aufba u besser z u werten . Zunächs t greif t di e Bemerkun g i n 826 , 22 ff.

κατά τώ ν δύ ο όυσσεβεστάτω ν τυράννω ν eindeuti g au f di e all -

Zwei heidnisch e Quelle n zu r Kaisergeschichte . 1 5

1

gemeine Charakterisierun g diese r beide n verhaßte n Kaise r im Rahme n de s VIII . Buche s zurück . Un d doc h entsteh t hie r eine Schwierigkei t : bei unsere r obige n Analyse ha t sic h gezeigt, daß Euse b i n de r Periode , i n de r er eben dies e Worte 826 , 22 ff. niederschrieb, zwa r di e Name n Konstantin , Liciniu s un d Maxentius brachte , dagege n Maximi n noc h imme r nu r al s »Tyrannen« bezeichnete . Dagege n erschein t de r Nam e auc h des Maximi n i m Zusammenhan g de r Charakteristi k de r beide n Tyrannen i m VIII. Buche . Darau s folgt , da ß hie r irgend etwa s noch nich t i n Ordnun g sei n kann . U m baldigs t hinte r di e Lösung z u kommen , gehe n wir vo n de r Behandlung de s Maxen tius aus . Euseb·-erwähn t ih n zuers t 778,1 1 mi t de n Worte n τούτου (gemein t is t Maximian ) παι ς ΜαΗένπος ó την έπ ί 'Ρώμη ς τυραννίδα συστησάμενος ; da s ó setz t voraus , da ß vo n de r Begründung diese r Tyranni s i n Ro m bereit s di e Red e ge wesen ist ; abe r dies e Voraussetzun g wir d nich t i m voran gehenden erfüllt , sonder n ers t 780,18 , w o de r Auto r vo n Maxentius berichte t : ούτο ς μέ ν ου ν έπ ί Ρώμης τυράννω ν be ging furchtbare s Unrech t a n seine n Untertanen ; jetz t sieh t dieses Stüc k nac h eine r Rekapitulatio n de s vorangehende n aus; abe r in Wahrheit teilt e Euse b durc h dies e Worte ers t de m Leser di e T a t s a c h e de r Tyranni s de s Maxentiu s mit , welch e er 778 , I i al s bekann t voraussetzt . Als o besagt e de r Tex t ursprünglich τούτο υ παι ς ΜαΗέντιο ς έπ ί 'Ρώμη ς τυράννω ν usw . 780,18. Euse b erweitert e diese n Tex t durc h di e Einlag e 778, Ii—780,18 , wobe i e r z u Anfan g i m Interess e de s Leser s bereits au f di e Tatsach e de r Tyranni s hinwies . Der i n 780,1 8 aufgenommen e Gedankengan g führ t un s in geschlossene m Aufba u z u de r Behandlun g de s Maximinus , die eingeleite t wir d durc h di e Wort e ò Ò ' Ι π ανατολή ς τύραν νος Μαζιμίνο ς (780 , 22), un d hie r erschein t j a nu n allerdings , im Gegensat z z u unsere n Erwartungen , de r Name . Abe r dieser Nam e is t bereit s S . 127f . vo n un s eliminier t worden ; e r ist ei n Zusat z z u de r Forme l ό έπ ' άνατολή ς τύραννος , de n Euseb hier gleich wie zu Beginn des IX. Buche s (802,3 ) machte , als e r nac h grundsätzliche r Einführun g de s Namen s de n Lese r orientieren mußte . Hatt e e r doc h auc h i m folgende n au f

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Zwei heidnisch e Quelle n zu r Kaisergeschichte .

Grund seine r neue n Quell e mi t Maximinu s al s eine r feste n Größe operier t (784,20 ; 786,5) , s o da ß e s notwendi g war , seinen Name n be i de r erste n Erwähnun g z u geben . D a nu n aber di e ausführlich e Charakteristi k de s Maximinu s (780 , 2 5 — 786,17) au f de r de s Maxentiu s basiert , s o folgt , da ß beid e nachträglich i n eine n ältere n Zusammenhan g eingeleg t worde n sind. Wa s nac h diese m Abzu g un d unte r Berücksichtigun g der Ergebnisse vo n Kap . I I § 3 γ S . 5 9 ff. al s Inhal t de r älteste n Kaisergeschichte übri g bleibt , ha t folgende n Inhal t : Konstanti n besteigt de n Thro n al s rechtmäßige r Soh n un d Nachfolge r seines treffliche n Vater s (776 , 3—9) , Liciniu s wir d durc h de n gemeinsamen Beschlu ß de r Herrsche r zu m Kaisertu m berufe n (778, 2—4 ) un d erhäl t vo n hie r au s sein e Legitimität . De m steht gegenübe r Maxentius , de r Soh n eine s Mörder s (778 , 7 ff. ) und Tyran n vo n Rom , de r dor t i n de r furchtbarste n Weis e gewütet un d di e Stad t eine r entsetzliche n Hungersno t ausge liefert ha t (780,18—22) , un d mi t ih m mach t heimlic h gemein same Sach e de r Tyran n de s Ostens ; abe r e r wir d erwisch t un d muß späte r dafü r büßen (780 , 22—25) . A n dies e Parti e schließ t nun sachlic h di e älter e Darstellun g de r Reichsgeschicht e i n I X an: E s wa r als o nu r recht , da ß di e beide n treffliche n Kaise r gegen di e beide n Tyranne n zu m Kampf e getriebe n wurde n (826,20 ff. i n Fassun g A T E R ) . Unte r de n Schläge n de s Konstantin fäll t Maxentiu s (826 , 24) , de r Tyran n de s Osten s aber wußt e seine n Übermu t nich t z u bändige n un d brac h z u allem noc h de n Vertra g mi t Licinius , s o da ß e s zu m Kampf e kommt, i n welche m Maximi n elen d unterliegt , s o da ß e r sein e Ratgeber verstöß t (838,16—842,1) . Euseb , de n da s kirch liche Proble m i n erste r Lini e beschäftigt , ha t au s seine r Quell e leider nich t mitgeteilt , wi e e s Maximi n nu n i n seine m Land e gelang, ei n neue s Hee r aufzubringen , mi t de m e r dan n i n de r zweiten Schlach t (s . S . 155 ) de n Untergan g fand . Abe r trot z dieser kleine n Lück e steh t di e Quell e i n ihre r Richtun g un d i n ihrem Aufba u un s deutlic h vo r Augen . Was si e will , is t ein e Rechtfertigun g de r beide n Kaise r Konstantin un d Licinius ; si e allei n sin d wirklic h legal , Maxen tius demgegenübe r ei n Tyran n un d Maximi n durc h di e Freund -

Die Rechtfertigun g de r Herrschaf t de s Konstanti n un d Licinius . 1 5

3

schaft mi t ih m vo n Anfan g a n kompromittiert , bi s e r e s soga r wagt, de n Vertra g mi t Liciniu s z u breche n un d sic h selbs t die höchste n Ehre n anzumaßen . S o wa r sei n Stur z ein e Not wendigkeit. Un d Maxentius , de r Tyran n vo n Rom ? E r ha t die Getreideversorgun g vo n Ro m derar t vernachlässigt , da ß eine Hungersnot , wi e sons t nie , ausbrach . Ma n sieh t sofort , daß dies e Quell e i n keine r Weis e vo n christliche n Erwägunge n beeinflußt ist ; ha t doc h au s ih r soga r de r Chris t Eusebiu s die Vorstellun g übernommen , da ß di e Konsekrierun g nac h dem Tod e di e geziemend e Ehrun g fü r Konstantiu s wa r (776, 7 ff.). Un d ga r de r Hinwei s au f di e Getreideversorgun g Roms! Wi r befinde n uns i n Gedankengängen , di e in heidnisch römischen Kreise n wurzeln ; vo r ihne n sol l di e Herrschaf t de r beiden neue n Kaise r al s berechtig t erwiese n werden . Gerade vo n diese m Standpunkt e au s schein t e s mi r wichtig z u sein , au f di e auffallende n Parallele n hinzuweisen , die zwische n de r ebe n erschlossene n heidnische n Quell e de s Eusebius un d de s Lactantiu s Trakta t d e mortibu s persecuto rum bestehen . De n Worte n προ ς το ν Ιπ ί 'Ρώμη ς φιλία ν κρύβόην σπενδόμενο ς επ ί πλείστο ν χρόνο ν λανθάνει ν έφρόν τιίεν (780 , 23) entsprich t d e mort . pers . : e t ips e legato s a d urbem misi t occult e societate m Maxenti i atqu e amicitia m postulatum (43,3) . De r Vertra g komm t zustande : fit ami citia, utriusqu e imagine s simu l locantur . Ma n denk t dabe i unwillkürlich a n da s edl e Freundespaa r de s Euseb . Abe r di e Sache komm t herau s : de m φαιραθείς entsprich t de s Lactantiu s Bemerkung: Constantinu s Maximin i perfidia m cognoscit , litteras deprehendi t (44,10) . Wen n sodan n Euse b ausführt , daß Maximinu s i n verblendete r Uberhebun g gege n di e Teil nehmer a n de r Herrschaf t Schmähunge n z u häufe n un d schließlich de n Kamp f began n (838 , 20), berichte t Lactan z 44,12 : [Maximinus ] si e exarsi t dolor e u t inimicitia s apert e profiteretur, convici a ioci s mixt a adversu s imperatore m maximum diceret . Dan n setz t mi t 45 , 2 de r offen e Krie g ein . Maximin führ t den Kampf durch - »vertrauend au f di e Tausende seiner Hopliten « (Euse b 840 , 2), währen d un s entsprechen d Lactanz erzählt , da ß Liciniu s vo r de m Kamp f zurückschreckte ,

1 5 4 Zwe

i heidnisch e Quelle n zu r Kaisergeschichte .

da e r nu r 3 0 000 gege n di e 7 0 000 de s Maximi n aufstelle n konnte (45 , 7). Di e Annektierun g de s Titel s al s erste r Kaise r steht a n de n einande r entsprechende n Stelle n (Lact . 4 4 , 1 1 und Euse b 838 , 24), nu r da ß diese r de n Vorgan g al s solche n schildert, währen d Lact , au f di e vorhergehend e Stell e 32 , 3 Bezug nehme n kann . Al s dan n abe r Maximi n de n Tod fand , ύπεκδυς . . . το ν ο ύ πρέποντ α αύτα ι βασιλικό ν κόσμο ν όειλώ ς καί δυσγβνώ ς . . . διαόιδράσκε ι (Eus . 840 , 9)» proieci t pur puram e t sumpt a vest e servil i fugi t (Lact . 47,4) . Die hie r durchgeführt e Parallel e hilf t un s nich t allein , den Bericht de s Euseb besse r zu verstehen, sonder n zeigt auch , daß zwische n de n beide n vo n Lactan z un d Euse b herangezo genen Quelle n ein e gewiss e Verwandtschaf t besteht . Is t doc h auch durc h di e Untersuchunge n Roller s 1 erwiesen , da ß Lac tantius fü r sein e Schrif t ein e Quell e benutzte , di e da s Auf kommen de s Konstanti n un d Liciniu s vo n römisch-heid nischem Standpunk t begründete ; da ß hinte r de n vo n un s behandelten entsprechende n Partie n de s Eusebiu s ein e ähnlich orientiert e Quell e steckt , is t vo n un s beton t worden . Liegt e s d a nich t nahe , w o wi r nu n auc h i n de n Einzelformu lierungen di e Übereinstimmun g beobachten , ein e Quellen gemeinschaft i n de r Weis e z u statuieren , da ß e s dieselb e oder ein e ähnlich e Schrif t ist , au f welch e letztlic h Lactantiu s und Eusebiu s zurückgehen ? Allerding s is t ein e Abweichun g vorhanden: Be i Lactantiu s spiel t Konstanti n di e primär e Rolle, währen d be i Euse b doc h da s größer e Gewich t au f Li cinius geleg t ist . Be i Lactantiu s entdeck t Konstanti n di e List des Maximin, bei Euseb wird der Entdecker nicht genannt ; dort schmäh t Maximi n de n Konstantin , hie r di e beide n Mit regenten ; dor t eröffne t Maximi n de n Kamp f gege n beid e Kaiser un d Liciniu s fäll t nu r meh r zufälli g di e Abweh r zu , hier wir d de r Kamp f gege n Liciniu s eröffnet . Abe r dies e Ab weichungen lasse n sic h auc h be i Quellenverwandtschaf t ver stehen: beid e Historike r sind j a nich t blind e Abschreibe r ihrer Quellen , sonder n durchdenke n di e Probleme . Nu n ha t ') Kar l Roller , Di e Kaisergeschicht e i n Lactan z »d e mortibu s persecutorum«, Gießene r Diss . 1927 .

Eine verwandt e Darstellun g vo n Lactan z benutzt . 1 5

5

zu de r Zeit, al s Euseb dies e Partie n niederschrieb , ih n wesent lich da s Proble m de s Osten s interessiert , d . h . Licinius . Ma n kann als o seh r woh l verstehen , da ß e r de n Liciniu s meh r i n die Mitt e rückte , al s e s i n de r Quell e geschehe n war . Da ß e r über da s wahr e Verhältni s de r beide n Kaise r i n seine r Quell e das Richtig e las , erweis t di e Aussag e 826 , 20 ff. S o schein t mir den n dies e leis e Verschiebun g nich t gege n di e Quellen verwandtschaft z u sprechen , sonder n nu r z u erweisen , da ß Euseb dies e Quell e seine m un d seine r Lese r Gesichtskrei s entsprechend leich t umbog . Auch insofer n ähnel t da s Verfahre n de s Eusebiu s de m von Lactantiu s eingeschlagenen , al s e r di e Quelle , dere n heid nischer Grundzu g überal l durchschimmert , durc h einig e christliche Bemerkunge n bereichert . S o ha t e r unmittelba r in di e heidnisch e Umgebun g vo n 776 , 7 ff. di e Bemerkun g τφ θεί ψ λόγ ψ προσφιλέστατ α διαθέμενο ς bezüglic h de s Kon stantes eingeführt , und i n 840,1 4 ff. nicht allei n ein Psalmen zitat eingefügt , sonder n auc h weiterhi n ein e Verbindun g mi t den Urkunde n de s Maximi n hergestellt , vo n dene n di e Quelle nichts berichte t hatte ! A m schwierigste n is t ih m woh l de r Ausgleich zwischen der Quelle und der von ihm bisher gegebenen Darstellung de s Tode s de s Kaiser s geworden . Nac h jene r is t er in der zweiten1 Schlach t des Krieges gegen Licinius gestorben, nach diese r eine m lange n Siechtu m erlegen . Euse b ha t zwa r einen Ausgleich versuch t ; aber daß ihm dieser völlig mißglück t ist, lehr t ei n Blic k au f de n i n 846,1 0 ff . hergestellte n Zu sammenhang (vgl . S . 144) . Der bishe r behandelte n Quell e steh t di e später e Aus gestaltung de r Kaisergeschicht e gegenüber , welch e sic h i m Rahmen de s VIII . Buche s durc h di e ausführlich e Behandlun g der beide n Kaise r Maxentiu s (778 , 11—780,18 ) un d Maxi ') Ausgeschlosse n is t allerding s nicht , da ß auc h dies e »zweite « Schlacht nicht s andere s is t al s ei n Kombinationsversuc h de s Euseb , der de n Untergan g Maximin s nac h de r Schlach t (840 , 5 ff.) mi t seine r früheren Darstellun g vo m Untergan g Maximin s hinte r de r Fron t de s Kampfgebietes (846 , 1 2 ff.) i n Ausgleic h bringe n wollte . I n de r Ta t ist gan z unklar , wi e e s z u diese r »zweiten « Schlach t gekomme n sei n sollte (s . S . 152) .

1 5 6 Zwe

i heidnisch e Quelle n zu r Kaisergeschichte .

min (780 , 2 5 — 7 8 6 , 1 7 ) charakterisiert , woz u noc h 7 7 8 , 4 — 7 hinzukommt Da ß auc h fü r dies e Ausgestaltun g ein e schrift liche Quell e zugrund e liegt , kan n nich t bezweifel t werden , obwohl sic h dies e Quell e vo n de r frühe r verwandte n nich t unwesentlich unterscheidet ; den n gewi ß is t di e Grundtenden z auch hie r gege n di e Tyranne n gerichtet , abe r zunächs t besteh t der groß e Unterschied , da ß mi t fas t größere m Hass e al s Maxi min de r Röme r Maxentiu s getroffe n wird . Dabe i stell t sic h aber ers t rech t deutlic h heraus , da ß auc h hie r nich t ein e christliche, sonder n römisch-national e Quell e benutz t ist . Maxentius schände t di e Gattinne n un d zwa r nich t nu r niedere r Kreise, sonder n besonder s di e de r hervorragendste n römische n Senatoren ( 7 7 8 , 1 9 0 . ) ; all e wurde n gleichermaße n durc h di e Tyrannis bedrückt . U m nichtige n Vorwand s wille n wurde n Massen de s römischen Volke s in der Stad t gemetzel t (780 , 8 ff.), die Zah l de r hingerichtete n Senatore n is t nich t z u ermesse n (ebda. 1 2 ff.) . I m Oste n wa r Maximi n de r würdig e Verbün dete eine s Maxentius , de n e r i n de r Gemeinhei t woh l noc h übertraf. Di e ih m unterstellte n Provinze n ha t e r ausgesogen , den Vermögende n ih r Besitztu m abgenomme n ( 7 8 2 , 1 4 f f . ) ; dem Trünk e ergeben , erwie s e r sic h de m Volk e al s ei n Lehre r des Lasters, da s Heer entartete, di e Offiziere raubten (—784 , 2) . Durch kein e Stad t vermocht e e r z u gehen , ohn e Fraue n un d Mädchen z u schände n (784 , 5 ) — ma n sieh t ohn e weiteres , daß di e Grundlag e diese s Berichte s ein e Darstellun g ist , welch e die Lasterhaftigkei t de r beide n Usurpatore n brandmarkt , aber wiede r nich t vo m christlichen , sonder n vo m römisch nationalen Standpunk t aus . Di e Hinrichtun g vo n Senatore n und Schändung ihrer Frauen, di e Ausplünderung de r Reichen — alles die s sin d Vorwürfe , welch e fü r ei n national-römische s Lesepublikum berechne t waren , welch e abe r eine m i n Cäsare a lebenden Christe n gan z fern e liege n mußten . Als o ha t Euse b auch hie r ein e literarisc h geformt e heidnisch e Quell e benutzt , ι) Da ß diese s Stüc k hie r einzureihe n ist , wir d bereit s durc h di e Nennung de s Namen s Maximi n erwiesen . Hinz u kommt , da ß i n de r früheren Quell e diese r Vorgang , wen n auc h i n leich t veränderte r Form , bereits berichte t wa r (838 , 24) .

Die Rechtfertigun g de r Konstantinische n Monarchie . 1 5

7

genau s o wi e be i de r Begründun g de r Monarchi e de s Kon stantin un d Licinius , un d di e Tatsache , da ß hie r Euse b au f solche Quellen , dene n wi r i m Rahme n de s X . Buche s wiede r begegnen werden , zurückgeht , heb t dies e spätere n Epoche n seiner Tätigkei t seh r schar f vo n de n frühere n ab, w o e r fü r die Gegenwartsgeschicht e au f eigen e primitiv e Erkundun g angewiesen war . Allerdings ha t Euse b auc h dies e heidnisch e Quell e vo n sich au s ergänzt ; auc h abgesehe n davon , da ß e r sic h damals , als di e Appendix kassier t wurde , entschloß , di e dor t 796,19 — 797» 8 gegeben e Charakterisierun g de s Konstantiu s un d Konstantin i n unsere n Zusammenhan g 776,9—778, 2 s o gut wi e wörtlic h z u übernehme n (vgl . S . 59), s o heb t sic h doch unmittelba r greifba r be i 784 , 5 ei n Zusat z au s christ licher Anschauun g heraus . Bi s z u diese r Stell e is t di e wild e Gier de s Maximinu s geschilder t worde n mi t keine m ander n Ziele, al s diese n Tyranne n z u brandmarken ; abe r jetz t brich t die Tenden z um , inde m Euse b behauptet , de m Tyranne n sei sein Vorhaben bei allen gelungen, nur nicht bei den Christen ; infolgedessen wende t sic h nu n au f einma l di e Darlegun g nicht meh r gege n de n Kaiser , sonder n bring t ei n Lo b de r Christen gegenüber den Heiden, mi t denen als den Objekten der kaiserlichen Willkür der Autor doch vorher gleich seiner Quelle menschliches Mitgefüh l hatte . S o ha t als o auc h hie r Euse b seine Quell e durc h selbst gesammelte s christliche s Materia l ergänzt (784 , 5—786,15). Noc h interessante r is t i n diese m Zusammenhange sei n Verhalte n z u de m Proble m de r Magier . In der von ihm benutzten Quelle hat er gelesen, da ß Maxentiu s sich de r Zaubere i hingegebe n ha t (780,12—18 ) un d da ß Maximin, »sei n Genöss e i n de r Schlechtigkeit« , di e Magie r und Zaubere r mi t de n höchste n Ehrenstelle n ausstattete 1 *) E s dürft e keine m Zweife l unterliegen , da ß dies e allgemein e Bemerkung i n engste m Zusammenhang e mi t de r Nachrich t (850 , 1 0 ff.) steht, wonac h Theoteknos , de r al s f a l s c h e r Zaubere r späte r entlarv t wurde, vo n Maximi n de r ήγ€μονί α (welcher? ) gewürdig t worde n wa r (vgl. S . 126) . Dami t stimm t auc h di e Tatsach e überein , da ß a n beide n Stellen »Maximinstücke « vorliegen .

1 5 8 Zwe

i heidnisch e Quelle n zu r Kaisergeschichte .

(780, 25 ff.). Diese r Angriff gege n di e Hinneigung de s Kaiser s zur Zaubere i wir d nämlic h keinesweg s vo n christlicher , son dern vo n heidnische r Basi s au s eröffnet . Di e vo m Orien t nac h Rom vorgedrungen e Magi e steht i n eine m absoluten Gegensat z zu de r römisch-etruskische n Haruspizin . Wa r e s dere n Auf gabe, durc h Eingeweidescha u de n Wille n de r Götte r festzu stellen, s o geh t di e Magi e vo n de r Absich t aus , durc h Anwen dung verschiedene r Mitte l de n Wille n de r überirdische n Mächte z u bannen . »E s gib t kei n Wunder , welche s de r er fahrene Schwarzkünstle r nich t vo n de r Mach t de r Dämone n erwarten dürfte , wen n e r da s Mitte l kennt , da s dies e i n sein e Diener verwandelt ; e s gib t kein e Grausamkeit , di e e r nich t erfinden könnte , u m sic h di e böse n Gottheite n geneig t z u machen... Dahe r diese s Ensembl e vo n ruchlose n Bräuchen , die i m Dunkle n vollzoge n werden.. . di e Opferun g vo n Kin dern, u m i n ihre n zuckende n Eingeweide n di e Zukunf t z u lesen ode r Verstorben e heraufzubeschwören. « Dies e Wort e — Cumonts Buch über die orientalischen Religione n i m römischen Heidentum2 S . 22 0 entnomme n — gebe n geradez u ein e Illu stration dessen , wa s Maxentiu s vorgeworfe n wird , de r i n magischer Zielsetzun g di e Bäuch e schwangere r Fraue n auf schlitzte un d di e Eingeweid e ne u geborene r Kinde r durch prüfte zur Berufung von Dämonen und zur Abwehr des Krieges . Aber e s wa r de r römisch e heidnisch e Staat , de r mi t alle r Schärfe gege n di e Magie vorgin g (Mommsen , Rom . Strafrech t S. 639), un d jeder , de r diese m anhing , konnt e di e Wort e for mulieren, wie sie Euseb übe r Maxentius äußerte . Nich t minde r versteht ma n es , daß der heidnische Autor, de n Euseb benutzt , in Maximin , de r de n Magier n ώ ς α ν eucreßecTt v κα ί θεώ ν προσφιλέσιν (782 , 13 ) — Euse b ha t hie r au s de r Quell e di e Identifikation vo n »Frömmigkeit«un d »Polytheismus « über nommen — di e höchste n Stellunge n verschaff t hat, ein e Stei gerung de s Maxentiu s erblickt . Abe r i n dies e Gedankenwel t schneit au f einma l di e christlich e Motivierun g de s Euse b her ein, der aus der Magie des Maximin erklären will, daß der Kaiser nicht allei n die Christen verfolgte , sonder n auch die längs t zer fallenen Tempe l aufbaue n un d de r heidnische n Kirch e durc h

Heidnische Angriff e gege n Maxentiu s un d Maximin .

159

Organisation de r Priesterschaf t eine n neue n Aufschwun g geben wollte . Wa s vo n Euse b hie r al s Tade l de s Kaiser s aus gesprochen wird, wär e im Sinn e der heidnischen Quelle höchstes Lob gewesen . Abe r gerad e an diese r Stelle , w o vo n de r Organi sation de r heidnische n Kirch e gehandel t wird , kenne n wi r di e Quelle : e s is t Euse b selbs t i n 808 , 2 2 ff . ; da ß nämlic h diese s Verhältnis un d nich t etw a sein e Umkehrun g di e Quellenlag e charakterisiert, folg t daraus , daß , wen n Euse b zuers t 7 8 2 , 1 ff . niedergeschrieben hätte , kei n Grun d einzusehe n wäre , waru m er dieselbe n Gedanke n i n schwächere r For m i n Buc h I X wiederholt hätte ; umgekehrt versteh t ma n es , daß , wen n e r zuerst 808,2 2 ff . entworfe n hat , e r späte r da s Bedürfni s empfand, i m Rahme n de r Gesamtcharakteristi k de s Kaiser s dieses Momen t z u wiederhole n un d i n Verbindun g mi t de r Magie de s Kaiser s z u setzen . Einen dritte n christliche n Zusat z z u de r Quell e greife n wir 778 , I i ff . Hie r berichte t Euseb , da ß Maxentiu s nac h de r Begründung de r Tyranni s i n Ro m au s Schmeichele i gege n das römisch e Vol k befohle n habe , di e Christenverfolgun g einzustellen, dami t e r al s ei n milde r un d gerechte r Herrsche r gegenüber seine n Vorgänger n erscheine ; abe r i n seine n Tate n offenbarte e r sic h anders , al s ma n erwarte t hatte , un d begin g alle Freveltaten , di e nu r erdenklic h sin d un d di e nu n i m fol genden aufgezähl t werden , wobei , wi e wi r obe n sahen , vo n einer besondere n Beziehun g zu m Christentu m kein e Red e mehr ist . Ma n sieh t daraus , da ß auc h i m Vordersat z di e Nach richt vo n de r Sistierun g de r Christenverfolgun g gan z un gehörig ist , wi e e s j a auc h sachlic h unzutreffen d ist , z u be haupten, da ß Maxentiu s au s Schmeichele i gege n di e römisch e Bevölkerung befohle n habe , di e Christe n z u schonen . Viel mehr scheint mi r evident , da ß di e Quell e berichte t hat , da ß Maxentius anfang s da s römisch e Vol k umschmeichel t hat , in de r Absicht , gegenübe r seine n Vorgänger n al s mild e z u erscheinen ; aber er entpuppte sich dann ganz anders und beging alle i m einzelne n geschilderte n Frevel . Euse b ha t de n erste n Satz verchristliche n wolle n un d deshal b di e tatsächlich e Scho nung de r Christe n mi t de m Gedanke n de r Quell e kombiniert .

160

Zwei heidnisch e Quelle n zu r Kaisergeschichte .

E s is t durc h unser e Darlegunge n deutlic h geworden , daß Euse b ein e Quelle , welch e vo m heidnische n Standpunk t aus di e Begründun g de r Konstantinisch-Licinische n Herr schaft rechtfertigte , fü r di e einschlägige n Partie n de s V I I I . und I X . Buche s benutzte . Weiterhi n ha t sic h di e Tatsach e gezeigt, da ß de r Auto r späterhi n au f sein e s o geformte n Text e eine weiter e Schichtun g geleg t ha t — i m Rahme n de s V I I I . Buchs di e ausführlich e Charakteristi k de s Maxentiu s un d Maximin, i m Rahme n de s I X . di e Darstellun g de s Kriege s zwischen Konstanti n un d Maxentiu s sowi e di e Äußerunge n über di e Mailände r Urkunde . Ma n wir d zunächs t au f de n Gedanken kommen , da ß auc h fü r dies e weiter e Schichtun g eine einheitlich e Quell e benutz t is t un d zwa r ebe n die , welch e wir soebe n fü r da s V I I I . Buc h festgeleg t haben . Un d doc h ist diese r Gedank e nich t durchführbar ; währen d wi r nämlic h den Charakte r diese r Quell e de s V I I I . Buche s dahi n festlege n mußten, da ß e s sic h u m ein e national-römisc h orientiert e handelt, welch e nu r äußerlic h vo n Eusebiu s etwa s christiani siert wurde, wird sich aus S . 18 0 ff . ergeben, da ß di e Darstellun g von Konstantin s Krie g gege n Maxentiu s vo n vor n herei n christlich aufgefaß t war . E s sin d als o zwe i verschieden e Quellen fü r dies e letzte n Auflagerunge n i n Buc h V I I I un d I X benutzt worden , abe r zwe i Quellen , dere n Tenden z fü r un s recht greifba r werde n wird , d a wi r si e i m letzte n Tei l vo n Buch X wiede r antreffen . Wi r müsse n infolgedesse n zu r Er gänzung de s hie r Gesagte n au f S . 19 3 ff . verweisen .

§ 10 . Pes

t un d Hungersno t nac h de r Schilderun g von 8 2 2 , 1 2 — 8 2 6 , 19 .

E s handel t sic h hie r u m di e Aufarbeitun g gewisse r Rest bestände, welch e zwische n de r Erwähnun g de r προοίμι α τη ς καταστροφής (822,12 ) un d dere n Darstellun g selbs t liegen . Auf S . 10 5 f . wurd e aufgezeigt , da ß mi t 8 2 2 , 1 2 ei n Abschlu ß erreicht war , un d da ß di e Fortsetzun g vo n Hunge r un d Pes t ein andere s Bil d entwirft , al s da s voraufgehend e Stück . Um gekehrt zeigt e sich , da ß di e Darstellun g de r Katastrophe ,

161

Nochmals Pes t un d Hungersnot .

die ursprünglic h be i 846,1 2 begann , eine n neuen , be i 826 , 20 beginnenden Kop f erhielt . Di e Untersuchun g ha t nunmeh r zu prüfen , i n welche m Verhältni s di e Verlängerunge n vo n 822,12—826,19 z u de r Ergänzun g vo n 826 , 20 stehen ; ander s ausgedrückt: bi s z u welche m Punkt e reicht e di e Parti e 822 , 12—826,19 be i de n jedesmalige n Anfänge n de r Darstellun g der Katastroph e ? Wir hebe n zunächs t eine n Punk t heraus . I n 826 , 9 leg t Euseb dar , da ß au f di e geschüdert e Ar t un d Weis e de r groß e Christengott seine n Zor n gege n all e Mensche n offenbar t hab e für di e Leiden , welch e dies e de n Christe n verursach t haben , so daß e s offenbar wurde, da ß er über da s Geschick de r Christe n in jede r Beziehun g wache . E s is t klar , da ß diese r Gedank e die Fortsetzun g eine r Darstellun g de r Leide n sei n muß , welch e die Christenfeind e befalle n hat . Die s is t abe r be i de m jetzige n Zustande de s Texte s nich t de r Fall , w o vielmeh r de m Satz e eine Schilderun g de r christliche n Liebestätigkei t vorangeht . Nun bilde n di e einleitende n Wort e vo n 826 , 9 έφ 1 οί ς τούτο ν έπιτελουμένοις το ν τρόπο ν ein e Dublett e z u 824 , 20 τοΰτο ν όή tò v πρόπον , vo r dene n nu n i n de r Ta t ein e abschließend e Schilderung de r Leide n gegebe n wird , welch e sic h au f di e Heiden legten , welch e di e Christe n verfolg t haben . Darau s folgt zunächst , da ß dereins t 826, 9 ff . a n 824,2 0 (κτύπων ) angeschlossen hat . Di e Datierun g de s dazwische n liegende n Einschubs is t insofer n möglich , al s hie r de r Nam e Maximin s erscheint ; darau s folgt, daß das Stück später fällt, als 826, 20 ff. in seine r ältere n For m hergestell t wurde . Ma n wir d zunächs t Gleichzeitigkeit mi t dere n Neugestaltun g ansetze n dürfen ; so vie l is t abe r jedenfall s gesichert , da ß da s älter e Stüc k 826, 9—19 bestand , al s di e Forsetzun g geschriebe n wurde , un d in de r Ta t is t di e i n 826 , 20 erfolgt e Beauftragun g de s Kon stantin un d Liciniu s durc h Got t di e geeignet e Fortführun g für de n Satz , da ß Got t di e Christe n auc h i n de r No t nich t verlassen hat . Demnach ha t Eusebiu s 822,12—824,2 0 nebs t dere n Fortsetzung 826 , 9—19 z u gleiche r Zei t geschrieben , al s e r auch i m folgende n de n Berich t übe r da s Aufkomme n de r L a q u e u r , Eusebius . 1

1

162

Die Hungersno t i m heidnische n Lichte .

Licinisch-Konstantinischen Monarchi e 826,2 0 ff. (i n alte r Fassung) gestaltete . I n de r Ta t läß t sic h nu n auc h wahr scheinlich machen , da ß Euse b au f Grun d derselbe n Quelle , welche fü r di e Licinisch-Konstantinisch e Monarchi e heran gezogen wurd e (vgl . S . 15 2 ff.), di e Darstellun g i n 822 , 12 — 824, 2 0 bereichert hat . E s is t bereit s i n § 3 darauf hingewiese n worden, da ß i n 822 , 1 2 ff. gan z i m Gegensat z z u de r vorauf gehenden Berichterstattun g 820 , 1 9 ff. di e Darstellun g de r Hungersnot di e entscheidende Roll e spielt , und wi r mußte n ge rade darau s au f di e Verschiedenheit de r Quellen schließen . Um gekehrt is t e s gerad e da s Ausbreche n de r Hungersnot , welche s von de m Licinisch-Konstantinische n Offiziosu s zunächs t de m Maxentius vorgeworfe n wurd e (780,180.) , mi t de m abe r Maximin, sei n »Genöss e i n de r Schlechtigkeit« , Han d i n Han d ging. Wa s 822 , 1 5 ff. ausgeführ t wird , schein t als o nicht s an deres z u sein , al s di e Darstellun g de r i n 780 , 20 erwähnte n έσχατη σπάνι ς κα ί απορί α τώ ν αναγκαίω ν τροφών . Au s de r Quelle erklär t e s sic h auch , da ß e s de n Euse b bekümmert , da ß gerade di e vornehme n Fraue n sic h prostituiere n mußte n (822, 25); un d wen n e r hervorhebt , da ß durc h da s Wüte n de r Hungersnot di e sei t alter s geführten , dich t mi t Name n besäte n Steuerlisten fas t ein e vollständig e Löschun g erfahre n mußte n (822,18 ff.), s o is t hie r kei n christliche r Standpunk t einge nommen, vielmeh r sprich t darau s di e Klag e de s Politikers . Gewiß ha t Euseb , wi e e r die s auc h sons t be i de r Verwertun g des Offiziosu s tat , de n Tatbestan d insofer n in s Christliche um gedeutet, al s e r i n de r Hungersno t di e Folg e de r antichrist lichen Politi k de s Kaiser s erblickte , woz u e r durc h sein e äl teren Darlegunge n 820 , 20 angereg t war , abe r da s Materia l selbst stamm t au s de r un s nu n genügen d bekannte n Quelle , deren einheitliche , star k rhetorisierend e Darstellungsar t ic h i n den verschiedene n Stücke n de s Euse b noc h herauszufühle n glaube. Historisc h wichti g is t übrigens , da ß durc h si e di e Tatsache de r Hungersnot , di e eins t de n Anla ß fü r de s Eu sebius Konstruktio n gegebe n hatte , vollau f bestätig t wird . Die Erweiterun g durc h 824 , 20—826, 9 , welch e Euse b späterhin vornahm , is t sachlic h beding t durc h sein e genauer e

Maximins Schreibe n a n Sabinu s un d sein e letzt e Urkunde . 1 6

3

Kenntnis de r Tyrischen Urkunde , de r Pilatusakte n usw . Euse b hatte au s ihne n gelernt , da ß di e Bevölkerun g selbs t a n al l diesen Dinge n schul d trug , un d da ß insofer n di e Leide n di e gerechte Straf e für ihren Hochmu t waren . Abe r da s war natür lich nu r de r Fall , wen n di e Christe n übe r dies e Leide n erhabe n waren. Dies e kirchlich-religiöse n Idee n habe n de n Euse b zu de r letzte n Ausgestaltun g diese r Stell e veranlaßt .

§ I i . Da s Schreibe n Maximin s a n Sabinu s (834 , 4 — 838, 2 ) un d de s Kaiser s ,,letzte 11 Urkund e (842 , 5 — 844, 21) . Die Untersuchunge n de s § 7 habe n gezeigt , da ß Eusebiu s des Kaiser s »letzte « Urkund e un d sei n Schreibe n a n Sabinu s nicht au s eine r einheitliche n literarische n Quell e kenne n lernte , vielmehr ist ih m zuerst di e Kenntni s de s Schreiben s a n Sabinu s und sodan n di e seine r letzte n Urkund e ohn e gegenseitig e Verbindung zugeflossen ; e r lernt e ebe n nu r di e Aktenstück e als solch e kenne n un d mußt e sic h vo n sic h au s bemühen , sie richti g einzugliedern . Nu n werde n wi r de m Kirchenman n sicher kei n Unrecht tun , wenn wir ansetzen , da ß sein e Kenntni s des römische n Kanzleiwesen s nich t tie f ging . Hatt e e r doc h ζ. B . auc h nich t erkannt , welch e Beziehunge n zwische n de r Palinodie 790 , 21 ff . un d de m Erla ß 802,1 9 ff. (vgl . S . 65 ff.) bestanden. S o stehe n wi r den n de m vo n Euse b überlieferte n Material mi t derselbe n Freihei t gegenübe r wi e diese r selbs t und habe n da s Rech t un d di e Pflicht , di e Urkunde n i n selb ständiger Untersuchun g i n de n historische n Zusammenhan g einzugliedern. Dabe i stell t sic h nu n allerding s ei n über raschendes Ergebni s heraus , wen n wi r di e beide n Urkunde n ins Aug e fasse n l . *) Di e folgend e Untersuchun g steh t mi t de m Proble m de r K G . nur insofer n i n Verbindung , al s si e au f de r Erkenntni s de r Tatsach e beruht, da ß Euse b di e Urkunde n ohn e weitere n Zusammenhan g kenne n lernte. Alle s ander e stell t ein e selbständig e Untersuchun g dar , di e mehr al s mi t Eusebiu s mi t Untersuchunge n z u de m antike n Urkunden wesen Verbindun g hat . Da s dor t erarbeitet e Materia l ha t mi r da s Verständnis de r obige n Urkunde n erschlossen .

11*

1 5 4 Maximin

s Schreibe n a n Sabinu s un d sein e letzt e Urkunde .

In seine m Schreibe n a n Sabinu s berichte t de r Kaise r von de n i m vergangene n Jah r be i ih m erschienene n Gesandt schaften der Nikomedier und anderer Städte, die sich bemühten, die Christe n au s ihre m Gebie t z u entfernen . Demgegenübe r habe er , de r Kaiser , angeordnet , di e christlich e Minoritä t nicht zu vergewaltigen, sondern jeden auf seine Art selig werden zu lassen ; trotzde m hab e e r de n Städte n gnädi g antworte n zu müsse n geglaubt , wei l di e frühere n Kaise r s o verfahre n sind κα ι αύτοι ς τοι ς θ€οΐ ς δι ' οΟ ς πάνΐ€ ς άνθρωπο ι κα ί αύτ η ή τώ ν δημοσίω ν διοίκησι ς συνίσταται , ήρεσε ν ου ν ώστ ε τη ν τοσαύτην αΐτησι ν ή ν ύπε ρ τη ς θρησκεία ς το ΰ θείο υ αυτώ ν άναφερουσιν, βεβαιώσαιμ ι 836 , 8—ιι. Schwart z bezeichne t das grammatisc h unmöglich e ού ν al s »falsche n Zusatz« . Abe r auch mi t desse n Beseitigun g is t de r Stell e nich t aufgeholfen ; denn mi t de r θρησκεί α το υ θείο υ wir d nich t de r heidnisch e Kult, welche n de r jetzig e Zusammenhan g fordert , bezeich net, sonder n de r christliche 1 ; un d de r Zusat z vo n αυτώ ν stellt e s ers t rech t sicher , da ß hie r vo n eine m ander n Kult e als de m heidnische n di e Red e ist . Schließlic h beweist di e Fortführung de s Gedanken s i n Zeil e 1 1 (»also « τοιγαρου ν wiederhole ic h meine n Befehl , de n Christe n kein e Gewal t anzutun), da ß i m vorausgehende n vo n de m Schutz e de r christlichen Religio n gehandel t sei n muß . Darau s folgt , daß ου ν a m Platze , abe r davo r ein e Lück e anzusetze n ist . Über dere n Inhal t läß t sic h weiterhi n folgende s feststellen : Es wa r di e Red e vo n eine r große n (τοσαύτην) , i m Interess e des christliche n Kulte s gestellte n Forderung . Dies e Forderun g ist abe r nich t i n eine m zeitliche n Zusammenhan g mi t de n heidnischen Gesandtschaften , di e vo r eine m Jahr e kamen , erhoben worden ; den n währen d vo n diese n i m Präteritu m die Red e is t (παρεγένοντ ο § 4 , πεποιήκασι ν § 6) , sprich t Maximin vo n de r jetz t bewilligte n Forderun g i m Präsens . ι) Z u θείο ν al s christliche r Got t vgl . di e vo n Schwart z Einleitun g S. 17 9 zusammengetragene n Stellen . Dementsprechen d wir d i n unsere r Urkunde de r heidnisch e Kul t regelmäßi g al s ή τώ ν θεώ ν θρησκεί α be zeichnet (§ § ι , 2 , 3 , 5 , 8 ) un d a n de n beide n letzte n Stelle n diese r Aus druck de r christliche n Religio n gegenübergestellt .

Die Textesstörun g i n 836 , 8 — 1 1 .

165

Dieses läß t unzweideuti g erkennen , da ß di e Forderun g al s eine gegenwärtig e vo m Kaise r angesproche n wird . Angesichts de r Überlieferungsgeschicht e de r Kirchen geschichte kann kein e Red e davo n sein, da ß die von un s nachgewiesene Lück e au f handschriftliche r Korrupte l beruh t ; aber auch de r a n sic h möglich e Gedanke , da ß Eusebiu s selbs t au s bestimmten Gründe n ein e Streichun g vorgenomme n habe , muß abgewiese n werden ; den n einma l dürft e de s Eusebiu s wissenschaftliche Ehrlichkei t übe r jede n Verdach t erhabe n sein, — hätte e r ein e Lücke gelassen , s o hätte e r si e gleic h wie in de r Tyrische n Urkund e äußerlic h markier t — , zu m ander n aber läß t sich , wen n auc h au f weite m Umwege , de r Nachwei s führen, daß da s Schreibe n a n Sabinu s selbst di e Schul d dara n trägt, da ß hie r ein e textlich e Lück e vorliegt . U m i n diese r Frage weite r z u kommen, betrachte n wi r zugleic h mi t de m Schreiben di e letzt e Urkund e de s Maximin . Das Schreibe n an Sabinu s ist ein e Instruktio n de s Kaiser s an de n praef . praet . E s schließ t mi t de r Anweisung , da ß dieser de n kaiserliche n Befeh l zu r Kenntni s alle r Untertane n bringen sol l un d zwa r vermittel s eine s vo n ih m aufgestellte n διάταγμα. Di e Folg e diese r Instruktio n wa r mithi n die , da ß Sabinus entsprechen d verfuhr , wobe i ma n zunächs t übe r de n Weg schwanke n kann : E r konnt e durc h ei n kurze s Edik t das an ihn gerichtete Schreibe n einleite n und bekannt machen ; er konnt e ein e eigen e Verfügun g mit Berufun g auf di e kaiser liche Willensäußerun g ausarbeiten ; un d e r konnt e schließlic h als de r verantwortlich e Redakto r di e kaiserlich e Verfügun g als solch e ne u gestalten . Jedenfall s bemerke n wir , da ß di e letzte Urkund e zu m mindeste n ein e Parallel e de s dritte n Ver fahrens darstellt : Es liegt ein διάταγμα vor , dessen Publikatio n der Kaise r angeordne t hat ; de r Forme l διατάγματ ι ύπ ό σο υ προτεθέντι τ ο κεκελευσμένο ν όφείλει ς δηλώσα ι (838 , ι) ent spricht di e Verkündigun g τούτ ο τ ό διάταγμ α προτεθήνα ι èvo μοθετήσαμεν (844 . 7)· Darau s folgt , da ß au f da s Schreibe n an Sabinu s ein Erla ß vo m Typu s de r letzten Urkund e gefolgt, und diese m ei n Dokumen t vo n de r Ar t de s Schreiben s a n Sabinus vorausgegange n sei n muß . Mi t de r diplomatisc h

1 6 6 Maximin

s Schreibe n a n Sabinu s un d sein e letzt e Urkunde .

verschiedenen Lag e de r Dokument e häng t offenkundi g ei n weiterer Unterschie d zusamme n : In de m Schreibe n a n Sabinu s spricht de r Auto r vo n sic h i m Singular , wi e ma n sic h leich t durch ein e Überscha u de s Texte s überzeuge n kann ; di e da neben verwandte n Wendunge n του ς δέσποτα ς ήμών , του ς ημετέρους πατέρα ς un d vo r alle m του ς ημετέρου ς έπαρχιώτα ς bilden nich t etw a ein e Ausnahme , sonder n zeigen , da ß Maximin sic h hie r i n ein e Grupp e mi t de n ander n Kaiser n einordnet. Demgegenübe r is t i n der letzten Urkund e de r Plura l mit derselbe n Regelmäßigkei t verwandt , wi e dor t de r Sin gular. Auc h darau s geh t hervor , da ß wi r e s i m Schreibe n a n Sabinus meh r mi t eine m persönlichen , i n de r letzte n Urkund e mit eine m hochoffizielle n Dokumen t z u tu n haben . Von de r For m zu r Sache ! Da s Schreibe n a n Sabinu s er klärt: Unser e Vorfahre n Diocletia n un d Maximia n haben , wie d u weißt , offenkundi g mi t Rech t Anordnunge n getroffen , damit di e vo n de r Götterreligio n Abgefallene n z u de m Kul t zurückgeführt werde n (834,5— I 2 )· ic h jedoc h nac h de m Orient ka m un d sah , welche n Leide n Leut e ausgesetz t waren , die de m Staa t nützlic h sei n konnten , ga b ic h de n Befehl , meine Untertane n nich t mi t Gewal t z u verfolge n (13—19) . So lang e nu n meine m Befeh l Folg e geleiste t wurde , fan d keine Vergewaltigun g stat t (ig—23) . Al s mi r dan n i m ver gangenen Jahr e i n Nikomedie n antichristlich e Petitione n überreicht wurden , hab e ic h zwa r meine n Befehl , jede n de n ihm rech t erscheinende n Kul t ausübe n z u lassen , eingeschärft , allerdings auc h de n Nikomedier n gnädig e Antwor t erteil t (—836,9). Au f di e neue n Vorstellunge n de r Christe n hi n (vgl. S . 164 ) hab e ic h dere n Bitte n bestätigt . Sorg e also , wie ic h e s in meine n frühere n Briefe n imme r wiede r angeordne t habe, dafür , da ß di e Christe n kein e Vergewaltigun g erfahren , sondern höchsten s au f de m Weg e de r Überredun g zu m heid nischen Kul t zurückgeführ t werde n (—29) . Betrachten wi r demgegenübe r di e letzt e Urkund e de Maximin, sei n διάταγμα . Diese s beginn t mi t eine r kurze einleitenden Betrachtung , i n welche r de r Kaise r vo n seine allgemeinen Regierungsprinzipie n spricht , dere n Bekannt

s n n -

Vergleich de r beide n Urkunden .

167

schaft e r voraussetzt . Mi t de n Worte n δήλο ν eïva t πιστεύομε ν (842, i6 ) vergleich t ma n φανερό ν είνα ι πέποιθ α (834, 6). Aus diese n allgemeine n Regierungsprinzipie n folgt , da ß e r die Politi k seine r Väte r Diocletia n un d Maximia n — mi t ΔιοκλητιανοΟ κα ί Μα£ιμιανοΰ τών γονέω ν τω ν ημετέρω ν 842, 19 vergleicht ma n Διοκλητιανό ν κα ί ΜαΗιμιανό ν του ς ημετέρου ς πατέρας 834 . 7 — » welch e s o schwe r au f de n Christe n lastete , nicht mitmache n konnte . Infolgedesse n ha t e r a n di e Statt halter Verfügunge n erlassen — mi t δοθέντω ν γραμμάτω ν προ ς τους ήγεμόνας εκάστη ς επαρχία ς 842 , 2 4 vergleich t ma n έκάστ ω τών δικαστώ ν εντολά ς δέδωκ α (834 , ι6 ) — un d i m vergangene n Jahre (842 , 25 = 834 , 24 ) bestimmt , da ß jede r seine n Glaube n ungestört ausübe n dürf e — mi t ε ι τι ς βούλοιτ ο τ ω τοιούτ ω εθει . . . έ'πεσθαι , τούτο ν άνεμποδίστω ς εχεσθα ι τη ς προθέσεω ς της έαυτο Ο 842 , 2 6 vgl . ε ί με ν ου ν τίνε ς ειε ν τ η αυτ ή δεισι δαιμονία διαμένοντες , οϋτω ς èv a εκαστο ν ε ν τ ή ίδίο ι προαιρέσε ι τήν βούλησι ν Ιχει ν 834 » 3 1 · D a e s mi r abe r nich t entgange n ist, da ß trotzde m unser m Befeh l nich t restlo s entsproche n wurde un d infolgedesse n di e Christe n de n Kul t wenige r übten , so hab e ic h allgemein e Publikatio n diese r meine r Verfügun g angeordnet, dami t all e Christe n ohn e Sorg e ihre m Kul t nach gehen — mi t οιτινε ς ταύτη ν τή ν αϊρεσι ν κα ί τή ν θρησκεία ν μετιέναι βούλοντα ι 844 » 9 v gl· ** & έ τίνε ς τ ή ιδί α θρησκεί α άκολουθείν βούλοιντ ο 836 , 23 . Vergleicht ma n di e beiden Urkunde n al s Ganzes, s o spring t ihre Ähnlichkei t in s Auge . Beid e beginne n mi t de r Berufun g auf di e Politi k de s Diocletia n un d Maximian , di e Maximi n um ihre s Drucke s wille n abgelehn t hatte ; beid e betonen , daß di e i m voraufgegangene n Jahr e erlassene n Verfügunge n Maximins nich t genügen d berücksichtig t worde n sin d un d beide schärfe n si e deshal b erneu t un d besonder s ein . Diese r Parallelität steh t jedoc h ein e grundsätzlich e Abweichun g gegenüber: de r Brie f a n Sabinu s sieh t da s Vergehe n de r Be amten darin , da ß si e di e Christe n gewaltsam , s t a t t durc h Überredung z u bekehre n versuchten , un d münde t deshal b in entsprechend e Anweisunge n aus . Di e letzt e Urkund e sieh t das Vergehe n i n de r Behinderun g christliche r Zusammen -

1 5 3 Maximin

s Schreibe n a n Sabinu s un d sein e letzt e Urkunde .

künfte un d gib t vo n hie r au s di e Instruktion . Dies e Divergen z beginnt scho n mi t de m historische n Referat : dor t habe n Diocletian un d Maximia n durc h Strafandrohun g Bekehrungs versuche gemach t (834,11) , hie r habe n si e di e christliche n Zusammenkünfte verbote n (842 , 21) ; dor t ha t Maximi n des halb angeordnet , nich t durc h Gewalt , sonder n durc h Über redung z u bekehre n (834,16-20) , hie r ha t e r befohlen , di e Christen au f kein e Weis e z u behindern , sonder n ihne n jed e Freiheit un d Sicherhei t z u geben , s o da ß si e tu n können , was si e wolle n (842 , 27) ; dor t habe n di e Beamte n i m Wider spruch z u Maximin s Befeh l di e überzeugungstreue n Christe n übel behandel t (nämlic h be i de n Bekehrungsversuchen ) (836,14 ff.) , hie r habe n si e si e durc h ihr e Manipulatione n veranlaßt, ihre m Gottesdiens t nu r zögern d nachzugehe n (844,5); dor t heiß t deshal b de r Schlußbefehl : bekehr t di e Christen ohn e Gewalt , vielmeh r mi t Mild e (836,17—28) , hier : sorgt dafür , da ß di e Christe n ungehinder t ihre m Gottesdiens t nachgehen (844,8) . So deutlic h di e Abwandlun g z u erkenne n ist , welch e von de r eine n z u de r ander n Urkund e vollzoge n wurde , s o lieg t doch di e Anregun g z u diese r Abwandlun g bereit s i n de m Schreiben a n Sabinu s selbs t vor ; den n i n desse n eigentliche s Thema (Verhinderun g gewaltsamer , abe r Beförderun g milde r Bekehrungen au f de m Weg e de r Überredung ) schläg t bereit s an zwe i Stelle n de r i n de r letzte n Urkund e ausgesprochen e Gedanke vo n de r absolute n Toleran z herein . Gegenübe r de n Nikomediern erklär t er , ma n müßte , fall s einer i n diese m Glau ben lebe , e s zulasse n έ'ν α έκαστο ν è v rr ) ιδί α προαιρέσε ι τη ν βούλησιν ?χει ν (836 , ι—2), un d entsprechend heiß t es dann auc h in de r Schlußinstruktio n : e i δ έ τίνε ς τ η ιδί α θρησκεί α άκολου θείν βούλοιντο , è v τ ή αύτώ ν έΗουσί α καταλείποι ς (836 , 22—23) . Nun is t a n sic h Toleran z gegenübe r eine m Kultu s un d Bekeh rungsversuche a n desse n Anhängern vielleich t kei n unbedingte r logischer Widerspruch . Ma n kan n sic h au f de n Standpunk t stellen, da ß derjenige , a n de m all e friedliche n Bekehrungsver suche gescheiter t sind , i n de r Befolgun g de s Kultu s nich t be einträchtigt werde n darf , wen n auc h ei n solche s Vorgehe n

Milde Bekehrun g ode r voll e Toleran« ?

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der Staatsautoritä t praktisc h kau m vorstellba r ist , d a dan n die Bekehrungsversuch e zwecklo s wären . Abe r z u de n sach lichen Schwierigkeite n trete n noc h gewichtiger e formal e Be denken. Wa s zunächs t di e zweit e ebe n angeführt e Stell e be trifft, s o hatt e Maximi n erklärt , durc h diese s neu e Schreibe n einschärfen z u wollen , da ß di e Christe n au f friedliche m Weg e zu bekehre n seie n (836,18—20) . Wen n dahe r eine r Heid e werden will , ist e r aufzunehmen ; wen n si e abe r ihre m Glaube n folgen wollen , belass e si e ruhi g darin . Dahe r sorg e woh l für mein e Anordnungen , da ß keine m di e Möglichkei t ge geben werde , gewaltsa m z u bekehren , d a e s sic h vielmeh r ge ziemt, friedlic h zu bekehren , ώσττε ρ ττρογέγραττται ( — 836, 28) . Warum dies e eigentümlich e Dublett e zwische n ZI . 18—2 0 und 26—28 , ein e Dublette , au f di e Maximi n selbs t hinweis t ? Wir lerne n au s beide n Formulierunge n gena u dasselbe . De r Grund kan n als o nu r dari n liegen , da ß Maximi n di e zweit e Formulierung hinzutat , wei l e r da s zwische n de n beide n Parallelstücken liegend e Elemen t — d . i . di e Verkündigun g der Toleran z — einfüge n wollte. E s is t j a auc h klar , da ß de r Kaiser sic h i m Schlußsat z befand , wenn e r 836,1 7 ff . schreibt , daß e r e s fü r nöti g erachte t habe , auc h i n diese m Schreibe n den Adressate n z u erinner n — natürlic h a n das , wa s e r vor her imme r angeordne t hatte , d . i . di e mild e Bekehrung . De r Schluß de r Urkund e la g als o be i 836 , 20, worau f nu r noc h die Publikationsanordnun g 836 , 29—838, 2 folgte . Nicht ander s steh t e s mi t de r ers t erwähnte n Stelle , di e sich i m Rahme n de r Erörterunge n mi t de n Nikomedier n findet. Au f dere n Bitten , kein e Christe n be i ihne n wohne n zu lassen , ha t Maximin , i n de r Erkenntnis , da ß viel e Christe n unter ihne n lebten , di e Antwor t erteilt , da ß e r ihne n zwa r für ihr e Bitt e Dan k wisse , da ß e r abe r doc h beobachte , da ß diese Bitt e nich t einhelli g erhobe n sei ; wen n als o einig e bei m Christentum verharrten , s o sollte n si e ihre m Glaube n nach gehen können , andrerseit s dürfe n sie aber auc h den heidnischen Kult wiede r aufnehmen . „Trotzde m mußt e ic h de n Nikome diern un d den andern, welch e gleichfalls dieselbe Bitt e erhobe n haben, da ß kein e Christe n be i ihne n wohne n sollten , notwen -

1 7 0 Maximin

s Schreibe n a n Sabinu s un d sein e letzt e Urkunde .

digerweise antworten , da ß gerad e diese s Rech t auc h di e alte n Kaiser bewahr t haben . . . . " Wa s a n diese n Darlegunge n wiederum sofor t auffällt , is t di e doppelt e Mitteilun g vo n de r Tatsache der Antwort τάς αποκρίσεις άπένεμον δτι (834,29 ) bzw . άνάγκην Ισχο ν προσφιλώ ς άποκρίνασθα ι ότ ι (836,6) . D a e s sich u m ein e e i n f a c h e Bitt e handelt , erwarte n wi r auc h ein e e i n f a c h e Antwort , di e vo n eine r de r beide n Wendunge n abhängig war . Nu n bezieh t sic h αύτ ό τούτ ο i n 836 , 7, worunte r das Rech t verstande n ist , welche s sämtlich e alte n Kaise r bewahrt haben , nich t etwa , wi e e s nac h de m jetzige n Zusam menhange nöti g wäre , au f di e i n 836 , 6 ausgesprochen e Bitte , keinen Christe n i n de n Städte n wohne n z u lassen , sonder n gerade umgekehr t au f di e i n 834 , 2 7 ff. ausgesprochen e Tat sache, da ß Christe n i n diese n Teile n wohne n dürfen . Als o lautete de r Tex t ursprünglich : αλλ ' οτ ε ëfvuj v πλείστου ς τη ς αυτής θρησκεία ς άνδρα ς ε ν αύτοί ς τοι ς μέρεσι ν οίκείν , ουτιυ ς αύτοίς τά ς αποκρίσει ς άπένεμο ν οτ ι ό ή αυτ ό τούτ ο κα ί ο ί αρ χαίοι αυτοκράτορε ς πάντε ς ΐ>ιεφύλα£α ν . . . Ist somi t a n zwe i Stelle n de r ursprünglich e Gedanken gang durc h ein e Erweiterun g de s Texte s gespreng t worden , dann dräng t sic h de r Gedank e auf , da ß auc h di e „Lücke " des Texte s be i 836 , 9 auf demselbe n Weg e zustand e gekomme n ist. I n de r Ta t finden wi r gerad e a n diese r Stell e dasselb e Problem, wi e i n de n beide n Erweiterungen ; den n sachlic h handelt e s sic h sowoh l i n 834 , 29 ff. wi e i n 836 , 20 ff. u m di e Tatsache, da ß de n Christe n gestatte t wird , anstandslo s ihre n Kult auszuüben , währen d i n 836 , 9 ff. vo n de r Forderun g der Christe n gehandel t wird , di e si e fü r ihre n Kul t erheben . Da nu n gerad e diese s Proble m i m Gegensat z z u de n Grundge danken de r Urkund e steht , un d di e beide n ander n Stelle n durch di e hierau f bezügliche n Bemerkunge n ausgeweite t wurden, schein t mi r di e Thes e begründet , da ß di e Lück e des Texte s be i 836 , 9 sic h darau s erklärt , da ß auc h hie r de r Grundgedanke de r Urkund e ein e Erweiterun g erfuh r un d daß dies e Einarbeitun g nich t wirklic h glückte , vielmeh r durc h ein neue s Textstüc k da s alt e verdräng t wurde . Maximin hatt e als o — u m da s Wesentlich e herauszu -

Maximin konzedier t di e voll e Toleranz .

171

heben — anfänglic h sei n Schreibe n a n Sabinu s derar t auf gebaut, da ß e r a n sein e alte n Verfügungen , di e Christe n fried lich z u bekehre n un d kein e Gewal t anzuwenden , erinnerte . Auch al s e r i m vergangene n Jahr e i n Nikomedie n schar f antichristliche Eingabe n erhielt , erteilt e e r angesicht s de r Tatsache de r Anwesenhei t vo n Christe n i n diese n Gegende n die Antwort , da ß e s alte s Rech t de r Christe n sei , dor t z u wohnen, un d da ß als o kein e Gewal t angewand t werde n dürfe . Wenn also , s o schließ t de r Gedankengang , di r auc h durc h di e vorangegangenen Verfügunge n genügen d bekann t geworde n ist, da ß jed e gewaltsam e Bekehrun g verbote n ist , s o hab e ich e s dennoc h fü r nöti g erachtet , dic h vo n neue m a n dies e Befehle z u erinnern , dami t di e Christe n kein e Gewalttätig keit vo n de n benéficiari i ode r sonstige n Leute n erleiden , sondern nu r au f friedliche m Weg e zu r Rückkeh r zu m Götter kult bewoge n werden . Mi t de m Befehl , ei n entsprechende s διάταγμα aufzusetze n un d z u publizieren , Schlo ß di e Urkunde . Sie is t etw a al s gemäßig t christenfreundlic h anzusprechen : Maximin häl t a n de r Grundide e de s Heidentum s fes t un d sieht sein e Aufgab e darin , di e Christe n zu m Götterkul t zurück zuführen. Abe r i m Gegensat z z u Diocletia n un d Maximian , die Gewal t angewand t haben , wil l e r nu r durc h Überredun g wirken; auc h alle n christenfeindliche n Anträge n is t e r des halb entgegengetrete n un d ha t da s Rech t de r Christe n i m Staate betont , wen n e r auc h imme r versuchte , au f gütliche m Wege di e Christen fü r das Heidentu m z u gewinnen . De r äußer e Anlaß z u diese r neue n Verfügun g wir d woh l de r gewese n sein , daß gege n übereifrig e beneficiarl i un d ähnlich e Leut e vo n christlicher Seit e Beschwerd e erhobe n worde n wa r (836 , 1 5 ff.) — u m sie abzustellen, faß t de r Kaise r sein e Stellun g i m Schrei ben erneu t zusammen . Maximin hat , eh e e r diese s Dokumen t herausbrachte , eine gewichtig e Anregun g nac h andere r Seit e hi n erfahren . Nach de n Darlegunge n vo n S . 16 4 is t e s deutlich , da ß gemä ß 836, 9 ff. di e Christe n ein e groß e Forderun g υπέ ρ τη ς θρηΛεία ς TOÛ θείο υ αυτώ ν erhobe n un d da ß Maximi n si e genehmigt . Welche Forderun g die s war , dara n kan n woh l kei n Zweife l

1 7 2 Maximin

s Schreibe n a n Sabinu s un d sein e letzt e Urkunde .

sein. Di e Sicherun g de s Kulte s sollt e gewährleiste t werden . Unter dem Drucke dieser von ihm genehmigten Bitte entschließ t sich de r Kaiser, seine n Brie f a n Sabinu s durc h Aufnahm e de r oben erwähnte n Toleranzstück e z u erweiter n un d zugleic h einen Berich t übe r di e neue n Verhandlunge n mi t de n Christe n einzufügen. Währen d da s erst e gelang , is t be i 836 , 9 ff. de r Text de r Urkund e derar t verwirr t worden , da ß nu r noc h zusammenhanglose Rest e vorhande n sin d We r de n Zustan d griechischer Urkunde n kennt , wird sich über diesen Tatbestan d nicht wunder n ; i n diese m Fall e wär e e s dabe i woh l denkbar , daß Maximin angesichts seiner neuen Einstellung bewußt einiges aus de m alte n Entwur f getilg t hätte . Da ß e s ih m nämlic h besonders darauf ankam, dies e christenfreundlichere Stellun g zu dokumentieren, erkenn t ma n daraus , da ß e r sic h nunmeh r fas t entschuldigt, de n Nikomediem ein e Antwort gegebe n z u haben. Sie habe n di e Forderunge n gege n di e Christe n nich t allei n erhoben, Maximi n wa r gezwunge n ihne n i n liebenswürdige r Weise z u antworte n un d ha t ihne n formel l seine n Dan k aus gesprochen, abe r sachlic h si e vollkomme n abgewiesen , wei l die christlich e Minoritä t nich t hinte r de n Forderunge n stand . Wer diese s Schreibe n auc h nu r etwa s versteht , sieh t sofort , daß Maximi n alle s ander e ehe r wa r al s da s Scheusal , welche s *) Wi r vergleiche n hiermi t di e kaiserlich e subscripti o au f de r Eingabe de r colon i de s saltu s Burunitanu s (Bruns , Fonte s iur . Rom . antiq. ? 86 ) : Procuratore s contemplation e discipulina e e t institut i me i ne plu s qua m te r bina s opera s curabunt , n e qui t pe r iniuria m contr a perpetuam forma m a vobi s exigatur . Mommse n ha t mi t Rech t di e unkonstruierbaren Wort e n e plu s qua m te r bina s opera s al s eine n Einschub bezeichnet . Abe r wi e erklär t e r sich ? Di e Eingab e be schwerte sic h übe r di e Ausdehnun g de r Frohnde n au f meh r al s 6 Tage, welch e gege n di e perpetu a form a verstieß . Diese r Bitt e konnt e in doppelte r For m entsproche n werden ; ma n erklärt e entweder , da ß die Frohnde n nich t meh r al s 6 Tag e gefordert , ode r da ß kein e An sprüche übe r di e perpetu a form a hinau s gestell t werde n dürften . De r obige T e x t enthäl t — unorganisc h eingefüg t i n dies e letzt e Formu lierung — eine n Hinwei s au f di e erste , wobe i ma n allerding s schwan ken kann , o b die s de r Res t eine s alte n Entwurf s (Vorentschei d de 3 Kaisers, de r dan n i n de r Kanzle i ausgefertig t wurde? ) ode r Anbahnun g zu eine r neue n Gestaltun g (Randbemerkun g de s Kaiser s z u de m i n der Kanzle i ausgearbeitete n Entwurf? ) sei n sollte .

Sabinus al s Redakto r de r letzte n Urkunde .

173

Euseb ursprünglic h in ihm erblickte : unzweifelhaft war er demgegenüber ein e mehr ängstliche Natur , di e sic h von de n Forderungen, di e bei ih m vorgebracht wurden , hi n un d her schiebe n ließ, i n de r ständige n Sorge , nu r j a niemande m weh e z u tun . Dieses Bild stimmt im wesentlichen mi t de m von Euseb später hin gezeichnete n überein . Das Ergebni s de r Untersuchun g is t demnach , da ß i n den Zusätze n z u de m Schreibe n a n Sabinu s bereit s derjenig e Gesichtspunkt zu m Ausdruc k gebrach t ist , welche r di e Um gestaltung de r letzten Urkund e beherrscht . E s lieg t als o nich t im geringste n ei n historische r Fortschrit t zwische n de m um gestalteten Brie f a n Sabinu s un d de r letzte n Urkund e vor ; vielmehr faß t di e letzt e Urkund e nu r dasjenig e i n originale r Form zusammen , wa s sic h aus de r Betrachtung de r umgearbeiteten Urkunde ergibt. Mi t andern Worten : »di e letzte Urkunde« ist da s vo n Sabinu s au f di e i n 836,29—838, 2 gegeben e Anordnung hi n hergestellt e διάταγμα . De r praef . praet . hat dabe i dasselbe Verfahre n angewandt , welche s i n mehrere n Fällen au s inschriftlic h erhaltene n Dokumente n abgelese n werden konnte ; e r ha t di e sekundä r hinzugekommene n Be stimmungen al s die allein maßgebende n betrachtet und von hier aus di e neu e Textgestaltun g gefunden : de r Begrif f de r freie n Ausübung de s Kulte s sollt e überal l de n de r Bekehrun g ver drängen, un d zwa r nich t allei n i n de n au f di e Zukunf t be züglichen Stellen, sondern seh r charakteristisch fü r den Aufbau solcher Urkunde n auc h i m historischen Refera t : Bei Diocletia n und Maximian wird jetzt an die Bestimmungen erinnert, wonac h die christliche n Zusammenkünft e verbote n wurden , Maximi n selbst ha t i m Vorjah r di e Anordnun g betreff s freie r Kult ausübung getroffe n und dies e gil t den n auc h fü r di e Zukunft . Sabinus ha t als o de n Brie f de s Maximinu s zu r Grundlag e ge macht, de n Aufba u de s Dokument s darau s entnommen , abe r den Inhal t i n de r Weise verschoben , wi e e s durc h di e Zusätz e des Kaiser s notwendi g geworde n war . Allerdings konnt e au s sachliche n Gründe n da s Verfahre n nicht völli g genügen , un d hieri n zeigt e sic h de r Mangel , da ß Maximin i n seine m Brief e zuers t eine n andere n Standpunk t

1 7 4 Maximin

s Schreibe n a n Sabinu s un d sein e letzt e Urkunde .

eingenommen un d ih n dan n veränder t hat , ohn e di e Urkund e restlos ne u z u gestalten . W a r nämlic h de n Christe n di e Sicher heit de s Kultes gewährt , dan n mußte n ihnen auch die materiellen Mittel hierz u gegebe n werde n ; i n diese m Sinn e erhalte n si e di e Erlaubnis Gotteshäuse r z u baue n ( 8 4 4 , 1 2 — 1 3 ) , ferne r wir d verfügt, da ß di e durc h di e Anordnunge n de r Kaise r Diocle tian un d Maximia n de n Christe n entzogene n Besitzunge n ihnen zurückzugebe n seie n ( 1 3 — 2 1 ) . Dies e Anweisungen , welche sic h sachlic h mi t de n Bestimmunge n de s Mailände r Be schlusses weithi n decken , sin d forma l deshal b besonder s in teressant, wei l si e zunächs t au f de n Publikationsbefeh l (844 , 8 ) folgen. I n meine n epigraphische n Untersuchunge n z u de n griechischen Volksbeschlüsse n (192 7 S . 39ff. ) hab e ich da s Mate rial zusammengetragen , au s welchem hervorgeht , da ß die Publi kationsanordnung a n da s End e de r Urkund e gehört , un d da ß Elemente, welch e darau f folgen , regelmäßi g Zusätz e darstellen , die angefüg t worde n sind , nachde m di e Urkund e i n ihrem Roh bau fertiggestellt war. I n diese m besonderen Fall e trit t noc h eine eigentümliche Erscheinun g hinzu , di e Stilisierun g de s vo n de r Erlaubnis zu m Kirchenba u handelnde n Passu s ( 8 4 4 , 1 3 — 1 4 ) . Während nämlic h i n de r sonstige n Urkund e di e subjektiv e Fassung gan z selbstverständlic h angewand t wird , erschein t hier di e objektiv e Stilisierun g συγκεχώρητα ι (stat t συνεχιυ ρήσαμεν). Si e is t u m s o befremdender , al s de r Kaise r doc h sonst i n de r Urkund e mi t Rech t da s größt e Gewich t au f die Betonun g seine r eigene n Verdienst e legt . Abe r gerad e auch hie r dokumentier t sic h wiede r de r Zusatz ; den n das , was hie r fremdarti g wirkt , de r Einschu b eine r objektive n Protokollnotiz, is t durc h zahlreich e literarisc h bzw . inschrift lich erhalten e Urkunde n beleg t ') Vgl . da s Schreibe n de s König s Demetriu s i n I . Makk . 10 , 25 ; dazu Historisch e Zeitschrif t 136 . Bd . S . 249 ; Materia l au s de n griech . Volksbeschlüssen is t i n de r obe n zitierte n Schrif t S . 14 , 3 1 usw . ge sammelt. Ic h benutz e di e Gelegenheit , u m au s de m römische n Ur kundengebiet au f eine n neue n interessante n Bele g fü r Nachträg e a m Ende de r Urkunde n hinzuweisen . De r vo n Augustu s nac h Kyren e mitgeteilte un d jetzt vo n de n Italienern wiede r entdeckt e Senatsbeschlu ß (Oliverio, L a stel e d i August o rinvenut a nell ' agor à d i Ciren e i n Noti -

Notwendigkeit ergänzende r Konzessionen .

175

Sabinus hatt e also , nachde m e r au f Grun d de r kaiser lichen Verfügun g da s διάταγμ α bi s 844 , 8 entworfe n hatte , erneut mi t de m Kaise r i n Verhandlunge n eintrete n müssen , um di e Konsequenze n durchzusetzen , welch e sic h au s de r ver änderten Stellun g de s Kaiser s ergaben . Nachde m si e erreich t waren, wurden di e entsprechenden Bestimmunge n de r Urkund e angefügt. Ma n wir d sicherlic h nich t fehlgehen , wen n ma n in Sabinu s ein e besonder s christenfreundlich e Kraf t erblickt , aber über diese s persönlich e Momen t hinau s gewinn t da s diplo matische Spie l ein e gan z hervorragend e Bedeutung , weshal b wir zusammenfassen d kur z nochmal s darau f eingehe n wollen . Das erst e fü r un s greifbar e Dokumen t is t de r Entwur f de s Schreibens de s Maximinu s a n Sabinus . Diese s Schreibe n hatt e zum Ziel , di e gewaltsam e Bekehrun g de r Christe n erneu t zu verbieten , dagege n au f di e Bekehrun g mittel s Überredun g zu drücken . Da s Schreibe n weich t nich t unwesentlich in seiner Grundstimmung vo n den Zusätzen a b ; man kan n dahe r ersten s an eine n Stimmungsumschwun g de s Kaiser s selbs t denken , nicht minde r möglic h is t e s abe r auch , da ß de r erst e Ent wurf au s de r Kanzle i de s Kaiser s stammt , vo n diese m abe r entscheidend veränder t wurde ; schließlic h könnt e ma n er wägen, da ß de r Kaise r de n Entwurf verfaß t hätte , da ß e r abe r unter de m Druck e de s Sabinu s di e Zusätz e machte , u m desse n Erlaß entsprechen d vorzubereiten . Welch e diese r dre i Mög lichkeiten nu n auc h zutreffe n mag , Tatsach e is t es , da ß de r Kaiser vo n christenfreundlichere m Standpunk t au s di e Zu sätze machte , welch e da s zweit e Stadiu m charakterisieren . Die Christe n sin d vo r ih m erschiene n ode r reiche n ih m ein e Eingabe ein ; si e enthäl t Forderunge n fü r di e Freihei t de s christlichen Kultes . Ma n dar f woh l annehmen , da ß dies e Pe ziario archeol . de l Minister o dell e Coloni e I V 1927 ) zeig t a m End e zwei Zusatzanträg e 1 3 7 ff., 1 4 2 ff., di e sic h al s solch e dadurc h erweisen , daß si e di e Antragsformel n άρέσκα ν Tf | βουλ ή i m Imperativische n In finitiv zeigen , wogege n bi s 1 3 7 de r positiv e Beschlu ß gebuch t is t (vgl . 9 6 f.) . Antik e Urkunde n sin d eben , wi e ic h imme r wiede r betone n muß , stilistisch of t nich t ausgeglichen , gestatte n un s abe r gerad e dadurc h einen Einblic k i n ih r Entstehen .

1 7 6 Maximin

s Schreibe n a n Sabinu s un d sein e letzt e Urkunde .

tition mi t de n Vorgänge n zusammenhängt , welch e da s erst e Dokument veranlaß t haben , da ß ma n abe r zunächs t de n Christen nu r insowei t entgegengekomme n war , al s ma n si e vo r Verfolgungen sicherte . Jetz t stell t sic h de r Kaise r au f de n Standpunkt de r Christe n un d sicher t ihne n frei e Religionsaus übung zu . Unzweifelhaf t wär e e s sachüc h angebrachte r ge wesen, wen n de r Kaise r selbs t vo n diese m neue n Gedanke n aus de n Schriftsat z ne u entworfe n hätte . Wen n e r e s nich t tat, s o is t zu r Erklärun g dara n z u erinnern , da ß die s Schreibe n nui di e Unterlage fü r das von Sabinu s zu entwerfend e διάταγμ α war. Davo n abgesehe n is t hinzuweise n au f de n allgemeine n Zustand de s griechische n Urkundenwesens . Ein e besonder s nahe Analogi e biete t jedoc h de r Brie f de s Kaiser s Clau dius a n di e Alexandrine r (Kli o X X 1926 S . 8 9 ff.), de r sic h in seine r Gesamthei t nu r s o erkläre n läßt , da ß de r Kaise r di e im Burea u de s έτη τών άποκριμάτων redigiert e Vorentscheidun g durch Zusätz e ode r Randnotize n ergänzte , welch e i n ihre r Haltung i n starke m Widerspruc h z u de r Vorentscheidun g stehen 1 . Da ß di e Zusätz e da s eigentlic h Entscheidend e sind , *) D a vo n einige n Gelehrte n grundsätzlich e Bedenke n gege n di e oben erwähnt e Auffassun g de s Claudiusbriefe s vorgetrage n wurden , se i bemerkt, da ß zwa r dies e ode r jen e Einzelhei t verschiede n gedeute t werden kann , da ß abe r au f da s Ganz e gesehen , wi e zugegebe n wird , gegensätzliche Aussage n i n de r Urkund e stecke n — un d da s is t fü r die Gesamtbeurteilun g entscheidend . Wi e solch e Ausgestaltun g vo n Urkunden erfolge n konnte , glaub e ic h i n de r Zwischenzei t a n de r Doppelfassung de r Mailände r Urkund e dargeleg t z u habe n (Epitymbio n f. Swobod a S . 13 2 ff.). Letztlic h finde ic h ei n besonder s schlagende s Beispiel i n de m Aristeasbrief . Gleichvie l wi e ma n sic h zu r Echthei t der vo n ih m mitgeteilte n Urkunde n stelle n mag , fes t steh t sein e ge naue Kenntni s de s Urkundenwesens . Aristea s teil t un s 22—2 5 de n Wortlaut eine r Urkund e de s Ptolemäu s mit , di e nac h seine n Dar legungen i n 20—2 i un d 26 , wi e folgt , zustand e kam : Ptolemäu s ord net au f Grun d de r ih m gemachte n Vorstellunge n de n Erlaß de r juden freundlichen Urkund e a n ; dies e wir d entworfe n ohn e di e Wort e όμοίυυς — τοιούτω ν (S . 8 , 11—1 2 Wendland ) un d dan n de m König e wieder vorgelegt . Be i diese r Prüfun g (vgl . έπαναγνωσθ ή 26 ) füg t de r König jetz t eigenhändi g de n ebe n erwähnte n Passu s i n di e Urkund e ein, de r sic h nunmeh r äußerlic h vo n seine r Umgebun g nich t unter -

177

Der Gan g de r diplomatische n Verhandlungen .

läßt sic h an sic h vermuten , i n unsere m Fall e wir d e s besonder s eindrücklich erwiese n durc h da s dritt e Stadium . Sabinu s ent wirft de r kaiserliche n Instruktio n entsprechen d au f Grun d de s Briefes das kaiserliche διάταγμα unter Verwendung des offiziellen Stils. Fü r diese s διάταγμ α is t e s charakteristisch , da ß Sabinu s den Aufbau des kaiserlichen Schreibens benutzt , i n diesem abe r nun durchgängi g stat t de s Befehls , di e Christe n schonen d z u bekehren, di e Anweisun g au f voll e Toleran z einsetzt , un d wa s sich nich t darunte r unterbringe n läßt , streicht ; s o werde n di e Verhandlungen mi t de n Nikomedier n nich t erwähnt , dagege n der vo n Maximi n hierbe i eingeführt e Sat z au f Toleran z über nommen un d so datiert (τ ψ παρελθόντ ι ένιαυτψ) , wi e di e Ver handlungen mi t de n Nikomedier n ursprünglic h datier t waren . Daß Sabinu s mi t diese r Neugestaltun g de r Urkund e de n kaiserlichen Absichte n entsproche n habe n wird , is t woh l nich t zu bezweifeln , un d ebe n daru m dürft e i n unsere m Dokumen t eines de r interessanteste n diplomatische n Stück e vorliegen . Aber au s de r neue n Formulierun g de r kaiserliche n Ge danken ergabe n sic h weiter e praktisch e Konsequenzen , fü r welche i n eine m Nachtra g z u de m vo n Sabinu s redigierte n διάταγμα di e entsprechend e Formulierun g gefunde n wurde . Ursprünglich schlo ß da s διάταγμ α mi t de m Wort e ένομοθετή σαμεν (844 , 8) ; i n de r Tat wa r durch den vorausgehenden ΐνα Satz die Publikation vollauf begründet . Al s nun aber die Nachträge angefügt wurden, wurde zunächst durch einen zweiten ιναSatz ein e neu e Begründun g de r Publikatio n gegeben , durc h welche vo r alle m stärke r zu m Ausdruc k gebrach t wird , da ß e s scheidet. Beiläufig : sollt e sic h au s diese m Geschäftsgan g nich t a m einfachsten di e i n de n kaiserliche n Subskriptione n verwandte , vie l behandelte un d i m Grund e noc h nich t erklärt e Formel : scripsi , re cognovi erklären ? Diese s recognov i entsprich t sachlic h de m έπανα γνωσθή de s Aristeas . De r Kaise r ha t di e Urkund e geschriebe n un d ein zweite s Ma l nac h ihre r Reinschrif t durchgeprüft . S o bescheinige n 2. B . auc h i n de n Konzilsakte n di e Redne r di e objektiv e Richtigkei t der Niederschrif t ihre r Rede n dadurch , da ß si e dies e Niederschrif t in Wendunge n wi e ζ . B . Petilianu s episcopu s recognov i anerkennen . Bei de r Urkund e geh t abe r de m recognov i ei n scrips i bzw . rescrips i voraus. Laqueur, Eusebius . 1

2

1 7 8 Maximin

s Schreibe n a n Sabinu s un d sein e letzt e Urkunde .

sich u m ei n Geschen k de s Kaiser s (844,10 ; vgl . 844,14 ) han delt. Dies e Wort e sin d ohn e Zusammenhan g mi t de r Haupt masse de r Urkunde , di e ausschließlic h vo n de r Sicherun g des christliche n Kulte s handel t un d i n diese r Sicherun g kei n »Geschenk« de s Kaiser s sieht . Woh l abe r lieg t ei n Geschen k darin vor , da ß di e Immobilien , welch e durc h früher e An ordnungen de n Christe n entzoge n worde n sind , ihne n nunmeh r zurückgegeben werde n (844,13—21) . Außerde m wurd e sach gemäß notiert , da ß mi t de m alle n di e Erlaubni s zu m Kirchen bau verbunde n ist . I n diese r erweiterten Gestal t wurd e di e Urkunde publiziert , di e als o da s Endergebni s de r durc h da s Schreiben a n Sabinu s begonnene n Aktio n ist ; de s Eusebiu s diplomatische Beurteilun g de r beide n Urkunde n is t demnac h falsch gewesen . Nachdem di e Urkunde n i n ihre n richtige n Zusammenhan g eingeordnet sind , läß t sic h auc h ih r Datu m feststellen ; Maxi min bezeichne t i n seine m Schreibe n a n Sabinu s di e durc h Lactanz, d e mort. pers . 35/3 6 für 311 bezeugt e Anwesenheit i n Nikomedien al s erfolg t τ ώ π α ρ ε λ θ ό ν τ ι έ ν ι α υ τ ώ . Freilic h ergib t sich aus de m WortlautÖT € . .. έπέβη ν ει ς τή ν Νικομήδεια ν κάκεΐ διετέλουν (834 . 25) > da ß e s sic h u m ein e länger e Anwesenhei t handelt, und man wird demnach die ein Jahr später liegende Urkunde nur ganz allgemein auf den Winter 312/ 3 ansetzen dürfen. Die Frage nac h dem genauen Datum is t historisc h bedeutungs voll, wei l von ihrer Beantwortung di e Bewertung de r Tradition abhängt, da ß das Schreibe n an Sabinu s erfolgt sei, als Maximin durch Konstantin und Licinius über die Mailänder Vereinbarungen unterrichtet worden sei. Da ß diese Auffassung, die uns zunächst bei Euseb 838,1 1 un d sodann 832,22 ff. entgegentritt, i n Wahrheit auf die Kreise der siegreichen Kaiser zurückgeht, konnte ich im Epitymbio n fü r Swobod a S . 140 dadurc h erweisen , da ß si e in der erweiterten Fassung des sog. Toleranzedikts von Mailand bereits ausgebilde t vorliegt . Si e is t als o offiziö s verbreite t worden, wa s abe r kei n Bewei s fü r di e Richtigkei t ist . Is t si e chronologisch möglich ? Das Schreibe n a n Sabinu s un d di e letzt e Urkund e stelle n für uns einen geschlossenen Zusammenhan g dar , de r allerding s

Abhängigkeit Maximin s vo n de n Mailände r Beschlassen ? 1 7

9

in 4 Etappen verläuft , und di e Behauptung von de r Abhängigkeit de s Maximin von de n Mailänder Vereinbarungen kan n also auf jede s Stadium bezogen werden. Sachlic h könne n allerding s als solch e abhängig e Moment e nu r zwe i freilic h seh r wichtig e Tatsachen i n Anspruch genomme n werden : erstens die Freihei t des Kultes , wi e si e i n de n Zusätzen zu m Schreibe n a n Sabinu s zugesichert war , un d zweiten s di e Rückgab e de r alte n christ lichen Güter, wie sie im Anhang zur letzten Urkunde versprochen war. Bilde n doc h ebe n dies e beide n Bestimmunge n gewisser maßen de n Ker n de r Mailände r Vereinbarungen . De r sta tuierte Einflu ß kan n als o entwede r i m 2 . ode r i m 4 . Stadiu m erfolgt sein . Nun schein t di e politisch e Zielsetzun g de r Quell e de s Eusebius klar zu sein. Konstanti n un d Licinius beanspruchte n für sic h de n Ruh m de r christliche n Gesetzgebun g un d mußte n doch beobachten , da ß i m Oste n ei n Geset z de s Maximi n publiziert war , welches sic h stückweise mit de n Mailände r Ver einbarungen deckte . Deshal b stelle n si e di e Thes e auf , da ß Maximin mi t seine r Verfügun g zwa r formel l ihre m Befehl e nachgekommen sei, aber seinen Inhalt zum Schaden der Christen abgeändert hätte . Da ß ein e solch e Abhängigkei t wirklic h bestand, is t chronologisc h nich t ausgeschlossen ; di e Aktio n des Maximin fällt 312/3, und mit unseren Mitteln läßt sich nicht bestimmen, ob sie in den entscheidenden Stadie n vor oder nach dem Erla ß de r Mailände r Urkund e liegt . Daru m rechn e ic h mit de r Möglichkeit , da ß i n de r Ta t durc h di e i m Westen voll zogene Aktio n Maximi n veranlaß t wurde , de n Christe n i n einem de r obe n erwähnte n Punkt e noc h meh r entgegenzukom men, al s e r ursprünglic h beabsichtig t hatte . Insofer n ma g i n der offiziöse n Traditio n ei n richtige r Ker n stecken . E s is t jedenfalls bedeutungsvoll , da ß Euseb , de r dies e Traditio n aus konstantinisch-licinische r Quell e kenne n gelern t hatt e (838, Ii vgl . S . 141) , si e i n di e rei n konstantinisch e Period e übernahm (832,1 5 ff.).

12*

180

Konstantin al s Rette r de s Christentums .

§ 12 . Konstanti

n al s Rette r de s Christentums .

Eine verhältnismäßi g kurz e Betrachtun g verwende n wi r auf di e letzt e Schichtung , welch e Euse b i n sei n Werk eingefüg t hat. Ein e Rekonstruktio n is t hie r nich t meh r durchzuführen , da si e sic h vo n selbs t au s de n vorangegangene n Darlegunge n ergibt, und so bleibt nu r die Aufgabe, die Einstellung de r Quelle, welche Eusebiu s vorlag , z u untersuchen , wobe i auc h au f di e Möglichkeit hingewiese n werde n muß.daß der Kirchenhistorike r für dies e Nachrichtengrupp e sic h au f mündlich e Äußerunge n Konstantins bezoge n habe n könnte . In geschlossene m Zusammenhan g lieg t de r Berich t übe r den Sie g Konstantins a m Ponte Molle un d di e darau f folgende n Ereignisse 828,3—832 , 2 1 vor , währen d durc h 828,1— 3 ein e kurze Einführun g hierz u gegebe n wird . Liciniu s is t al s poli tische Persönlichkei t erledigt ; di e Mitteilung , da ß e r späte r in Wahnsinn gefalle n war (828 , 3 und 832,15) , is t ers t denkbar , nachdem de r Krie g gege n ih n begonne n hatte , wahrschein licher, nachde m e r z u End e geführ t war . Jedenfall s hätt e Euseb, de r i m Reichstei l de s Liciniu s lebte , vo r desse n end gültigem Stur z e s nich t wage n können , i n diese r Weis e fü r Konstantin un d gege n Liciniu s Parte i z u nehmen . Währen d also di e voraufliegend e Schichtun g vo n eine r Quell e bestimm t war, welch e di e Konstituierun g de r Herrschaf t de s Konstanti n und Liciniu s begründe n sollte , is t hie r di e Orientierun g rei n nach Konstanti n gegeben . Ei n zweite r charakteristische r Unterschied besteh t i n de m Verhältni s de r Quelle n zu m Christentum. Di e konstantinisch-licinisch e wa r heidnisc h un d römisch-national orientiert , un d Euse b ha t diese n ihre n Charakter durc h einig e aufgesetzt e christlich e Lichte r wahr lich nich t z u beseitige n vermocht . Di e neu e Berichterstat tung is t durchwe g au f christliche s Nivea u eingestell t un d jeder Versuch , hie r ein e heidnisch e Grundlag e durchschimmer n zu sehen , mu ß fehlschlagen . U m s o bedeutsame r is t e s abe r doch, da ß Konstanti n auc h jetz t noc h Gewich t darau f legt , seinen Zu g nac h Ro m al s »Befreiun g de r Römer « aufgefaß t zu sehen . I n diese r Beziehun g is t di e Aufschrif t au f de m Sie -

Licinius vo r de m Mailände r Edik t vo m Christengot t gefördert ? J g

l

geskreuz, dere n Wortlau t 832,10—1 4 wiedergegebe n wird , gewissermaßen da s Mott o z u de r ganze n Darstellung : »Durc h dieses heilbringende Zeichen habe ich Eure Stad t vo n dem Joch des Tyrannen befreit , Sena t un d Volk de m altën Glan z wieder gegeben.« Ro m gegenübe r wa r ein e rei n christlich e Einstel lung, di e i m Orien t nu r vo n Vortei l war , nich t anwendbar . Denken wi r nu r einma l di e Konstantinisch e Aufschrif t logisch durch, s o besagt sie , da ß der Kaise r durc h di e Hilf e des christ lichen Gotte s de n alten , doc h vo m Heidentu m umwehte n Glanz de s senatu s populusqu e Romanu s restituier t hat . Ma n sieht hie r i n di e besonder e Lag e de r Konstantinische n Christenpolitik hinein , welch e mi t de r römische n Stimmun g als eine m gegebene n Fakto r rechne n mußt e un d vo n de n wirklichen Verhältnisse n ein e vie l klarer e Vorstellun g hat , als Eusebius , de r meinte , Maxentiu s hab e mi t Rücksich t au f die Stimmung Roms die Christen Verfolgung sistiert (778 , 1 1 ff.). In vollständige r Parallelitä t z u de m Grundgedanke n Konstan tins, wi e e r i n de r Aufschrif t de n bezeichnende n Ausdruc k fand, is t di e Berichterstattun g übe r di e Schlach t a n de r Mul vischen Brück e gegeben : Konstanti n is t besorg t fü r di e al t überkommene Freihei t de r Röme r (828,8 ) un d u m si e z u sichern, unternimm t e r den Zug, au f de m ihm der Christengot t den Sie g verleiht. E s is t also eine vielleicht nich t ganz logische , aber doc h innerlic h geschlossen e Linie , welch e di e Darstellun g des Eusebiu s hie r durchzieht . Um s o meh r sin d wi r verpflichte t au f ein e Besonderhei t in de r Berichterstattun g hinzuweisen , di e de r bisherige n Forschung anscheinen d entgange n ist . Nac h de m Sieg e be i der Mulvische n Brück e preise n Konstanti n un d Liciniu s , Gott τον τών αγαθών απάντων α ύ τ ο ίς αίτιον , beschließen einstimmig ein vollendetes Christengesetz (gemein t sind die Vereinbarungen von Mailand ) un d übermitteln außer dessen Text de m Maximin τών πεπραγμένω ν ειςαυτούς έ κ θεοί) τα παράδοξ α (832 , χβ ff.). Hier wir d also offenkundi g Licinius mi t eingeschlossen , wi e der Plural erweist ; auc h e r ha t vo n Got t ein e unerwartet e Hilf e erfahren. Wi e steh t e s mi t diese r Behauptung ? Es is t feststehend e Tatsache, da ß Liciniu s a n de r Schlach t

182

Das Dankgebe t un d de r Schlu ß de s IX . Buches .

an de r Mulvische n Brück e nich t teilgenomme n hat , un d da ß kein Ereigni s genann t werde n kann , be i de m Liciniu s vo r der Mailände r Konstitutio n sic h de r Hilf e de s Christengotte s zu erfreue n gehab t hätte . Dabe i kan n abe r auc h kei n Zweife l daran sein , daßEuseb , de r in 826 , 20 ff. berichtet, da ß Gott de n Konstantin un d Liciniu s gege n di e gottlose n Tyranne n erregt , und da ß e r ihne n i m Kamp f beigestande n ha t (θεο ύ συμμα χουντος αύτοί ς παραδοΕότατα) , de r Ansich t ist , da ß Liciniu s eben i n diese m Krieg e di e Hilf e Gotte s erfahre n habe . Un d in de r Ta t berichte t e r 840, 4 ff. de n entsprechende n Vorgang , der abe r ers t beträchtlic h nac h de m Erla ß de r Mailände r Konstitution fällt . Da s αύτοί ς i n 832,1 6 bzw . αύτού ς i n 1 9 ist sachlic h richtig , insofer n tatsächlic h auc h Liciniu s Gotte s paradoxe Hilf e erhalten hat , abe r e s is t falsch , wei l dies e Hilf e sich ers t späte r dokumentiert e un d infolgedesse n Liciniu s auf si e be i de n Mailände r Verhandlunge n nich t hinweise n konnte. Wi e erklär t sic h diese r Widerspruc h ? — De r nächst e Abschnitt bring t di e Erklärung . § 13 . Da

s Dankgebe t un d de r Abschlu ß des IX . Buches .

Auf S . X L V I II seine r Einleitun g bemerk t Ed . Schwart z : »Am Schlu ß de s neunte n Buches , p . 852 , 2, verwickel n sic h die Ding e etwa s mehr . B D schließe n da s Buc h mi t de m Dank gebet p . 852, 2—6 = 856 , ι —5 un d beginne n da s zehnt e ohn e es mi t de r Widmung a n Paulinus« . »ATER , dene n sic h dies mal M anschließt , setze n da s Dankgebe t a n di e Spitz e de s 10. Buches: di e Worte , mi t dene n di e Widmung a n Paulinu s beginnt, άμ α ò è εύχαΐς , beweisen , da ß da s richtig ist . An dererseits würd e e s schwe r z u erkläre n sein , wi e scho n i m 4. Jahrhunder t da s Gebe t vo n seine r notwendige n Stell e a m Anfang de s 10 . Buches entfern t werde n konnte , wen n Σ nich t des Rätsel s Lösun g brächte : d a steh t e s a n beide n Stellen , und daraus erklärt sich , daß BD Λ es am Anfang des 10. Buches weglassen. ATER M abe r streiche n e s a m Schlu ß de s 9 . Buches nich t aus , sonder n setze n etwa s andere s dafü r ein :

Die Überlieferung .

183

ούτω δήτα « usw . 852 , 9—14. Dabe i ergibt sic h au s de r Be merkung von Ed. Schwart z zu der Stelle selbst, daß er in diesem von ATER M eingesetzte n Tex t di e Wirkun g eine r frühere n Ausgabe sieht . In s o mustergültige r Weis e de r Tatbestan d auc h hit r von Ed . Schwart z dargeleg t worde n ist , s o glaub e ic h doch , daß wi r auc h hie r au f de r vo n ih m geschaffene n Grundlage weiter kommen , wen n wi r z u de r handschriftliche n Betrach tung di e inner e Analys e hinzunehmen . E s mu ß nämlic h scharf beachte t werden , da ß da s Schlußgebe t un d di e durc h ATERM bezeugt e Formulierun g de s Texte s nich t durc h äußere Zufäll e i n eine n Wettbewer b treten ; vielmeh r gib t Euseb i n beide n Gedankenfolge n seine r Befriedigun g darübe r Ausdruck, da ß nunmeh r a n di e Stell e de s Wechsel s un d de r Gefahren ei n Zustan d getrete n ist , de n e r i n de m Gebe t al s βέβαια κα ί ασάλευτα , i n de r ander n Gedankenfolg e al s βέβαι α Τ€ κα ί άνεπίφθον α bezeichnet . Freilic h nu r i n de r Befrie digung darübe r besteh t di e Übereinstimmung ; de r Zustan d selbst erschein t au f gan z verschiedene n Wege n herbeigeführt . Das Gebe t dank t de m allgewaltige n Got t un d Christu s de m Erlöser, durch welchen wir bitten, daß uns der Friede immerdar fest und unerschüttert von allen äußeren und inneren Gefahren erhalten bleibe n möge . Gewi ß is t die s ei n Gebet , da s jede r fromme Chris t auszuspreche n vermag , auc h dann , wen n e r die Veränderun g de r Weltlag e au f durchau s menschlich e Kräfte zurückführe n z u könne n glaubt . De m Quellenana lytiker würd e e s wahrlic h nich t anstehen , hie r di e a n sic h unzweifelhaft vorhandene n innere n Widersprüch e al s Hebe l bei seine r Arbei t z u verwenden . Is t doc h da s Problem , wi e menschliches Handeln und göttliches Lenken in der Geschichte nebeneinander z u deute n sind , de r Natu r de r Ding e nac h un lösbar, un d de r Dan k a n Got t nebe n de m a n de n Kaise r a n sich möglich . Aber i n diese m besondere n Fall e liege n di e Ding e aller dings anders ; den n Euse b ha t i n Wahrhei t diese s Dankgebe t durch da s Bekenntni s z u de n irdische n Gewalte n ersetze n wollen. Wi r wisse n bereits , da ß e r anfänglic h de n Stur z

1 8 4 Da

s Dankgebe t un d de r Schlu ß de s IX . Buches .

des Maximi n un d dami t di e Rettun g de s Christentum s aus schließlich au f di e göttliche n Schickunge n (Hungersnot , Pest , Armenischen Krieg ) zurückführte . Menschenwer k lie ß kein e Rettung meh r erhoffen , aber ó της ιδία ς εκκλησία ς υπέρμαχο ς , t. τή ν υπέ ρ ημώ ν ούράνιο ν συμμαχία ν έπεδβίκνυτ ο ,..(820,15 0·). Vo n de m Schlag e Gotte s getroffe n mu ß schließlich Maximi n bekennen , da ß e r u m de r Verfolgun g der Christe n wille n mi t Rech t leide . I n dies e Geisteswel t paßt da s Dankgebet , welche s vo n de n politische n Verhält nissen keinerle i Noti z nimmt , natürlic h vortrefflic h hinein . Dazu kommt , da ß e s in seiner besonderen Formulierun g darau f hinweist, da ß di e Lag e de s Christentum s noc h keinesweg s gesichert ist . Gegenübe r de n vertrauensvolle n Worten , welch e Eusebius späte r prägt e i n de r feste n Überzeugung , da ß di e Herrschaft de s Konstanti n un d Licinius , bzw . de s Konstanti n Und seine r Söhn e unerschütter t besteht , bitte t e r Got t un d Christus, si e möchte n durc h all e Zeite n di e Lag e de s Christen tums siche r bewahren . Gerad e ebe n is t de r Christenfein d Maximin gestorbe n ; woh l is t dadurc h de r letzt e Verfolge r getroffen worden , abe r angesicht s de r Vorgäng e de r letzte n Zeit verstehe n wi r e s nu r z u gut , da ß Euse b ei n gewisse s Gefühl de r Unsicherhei t hatte : nu r au f Got t un d Christu s war d a ei n Verlaß . Dieses Gebe t schlo ß a n di e Schilderun g de s Untergang s des Maximi n logisc h richti g un d gu t a n ; aber Euseb ha t Neue s hinzugelernt, un d die s veranlaßte ih n auc h hie r z u eine r Kor rektur. Au s de r heidnischen , römisch-nationa l orientierte n Quelle ha t e r di e Geschicht e de s Aufkommen s de s Konstanti n und Liciniu s kennen gelern t un d darau s erfahren, daß Maximi n im Kampf e mi t Liciniu s erlege n ist . Fü r ih n al s Christe n rückten dahe r dies e beiden Kaise r i n de n Mittelpunkt , insofer n ihrer Tätigkei t di e Rettun g de r Kirch e verdank t wird , abe r er konnt e sic h woh l mi t de r Mitteilun g vo m feste n Bestan d ihrer Regierun g auc h au f da s Zeugni s de r Quell e berufen , die ihr e Aufgab e j a gerad e dari n sah , da s Aufkomme n de r neuen Kaise r z u schildern , un d di e dahe r gan z natürlic h ihre Herrschaf t al s ein e unerschütterlich e pries . Euse b sieh t

Der Schlu ß de s IX . Buche s a n da s End e de s X . versetzt . 1 3

5

ganz ander s al s vorde m da s Hei l de s Christentum s gesicher t und komm t s o i m Anschlu ß a n di e voraufgehende n Darle gungen z u de r Formulierun g 852,9—14 . Außer de n erwähnte n Tatsache n interessier t un s a n dieser vo r alle m de r Schlußsatz : si e — Konstanti n un d Liciniu s — habe n — eingeden k de r ihne n vo n Got t gewährte n Wohltaten — ihr e Lieb e zu r Tugen d un d Gott , ihr e Frömmig keit un d Dankbarkei t durc h di e fü r di e Christe n erlassen e Gesetzgebung offenbart . Euse b ha t dies e Wort e au f di e Daue r nicht beibehalten . E s folg t die s nich t allei n daraus , da ß si e tatsächlich i n B D fehle n un d nu r i n A T E R M , welch e j a imme r Reste de s ältere n Zustand s bewahr t haben , erhalte n sind , sondern auc h daraus , da ß Euse b si e mi t de n notwendi g ge wordenen kleine n Umformunge n a n da s End e de s X . Buche s gesetzt hat ; den n e s entspreche n sic h gan z schar f 902,17—2 3 und 852 , 9—14, wobe i nu r au f folgend e Abweichunge n hinzu weisen ist : ι . τώ ν δυσσεβώ ν έκκαθαρθέντω ν 852 , g; πάση ς τυραννίδο ς ίκκαθαρθείσης 902,17 . De r Ausdruc k δυσσεβεί ς i n bezu g au f Maxentius un d Maximi n eignet e de r Epoche , d a Euse b au f Grund de r heidnische n Quell e de n Kamp f de s Konstanti n und Liciniu s gege n si e schilder t (vgl . 826 , 24). E r bildet e dem gemäß di e richtig e Verweisun g a m End e diese r Konzeption . Am End e de s X . Buche s wa r Liciniu s z u de n Gegner n de s Christentums hinzugetrete n un d Konstanti n allei n al s Kaise r übrig. S o bildet Euse b die neu e Formulierun g πάσης τυραννίδο ς (vgl. 786,16) . 2. Κωνσταντίν ψ κα ί Λικιννί ψ 852 , ί ο ; Κωνσταντίν ψ κα ί τοις αύτο υ παισί ν go2, ig. Di e Korrektu r is t di e selbst verständliche Folg e de r veränderte n Weltlage , d a di e Parti e des X . Buche s ers t nac h 32 5 geschriebe n wurde . 3. Rei n stilistisc h is t di e Veränderun g έκκαθάραντε ς το υ βίου τη ν θεοεχθρία ν 852 , I i i n άποσμήξαντε ς το υ βίο υ τη ν θεοστυγίαν 902 , 20 . 4· Di e Wort e δι α τη ς ύπε ρ Χριστιανώ ν ένεδείξαντ ο νομοθεσίας 852 , ΐ2 , welch e sic h au f di e Gesetzgebim g vo n Mailand beziehen , ware n natürlic h fü r Konstanti n un d sein e

186

Das Dankgebe t un d de r Schluf i de s IX . Buches .

Söhne nich t meh r z u gebrauchen , d a si e einerseit s di e Erin nerung a n Liciniu s wachgerufen , andererseit s di e Söhn e Konstantins nich t berücksichtig t hätten . Euse b ha t si e dahe r in 902,2 3 durc h di e ziemlic h nichtssagende n Worte : δι ' ώ ν εί ς προύπτον απασι ν άνθρώποι ς παρέσχο ν όρα ν ersetzt . Wenig stens lase n s o ATER , wogege n BD , welch e j a a m End e de s IX. Buche s di e ganze Stell e nich t lasen , hier di e Formulierun g des IX . Buche s immittelba r bewahr t habe n un d dami t ihre n Ursprung anzeigen . Euse b is t als o übe r di e Formulierun g von 852 , 9—14 z u de r vo n 902,17—2 3 hinausgewachsen , al s er stat t Konstanti n un d Liciniu s nu r noc h de n erstere n al s Kaiser un d Errette r de r Kirch e betrachtete . Abe r de r Ab schluß des IX. Buche s is t uns noch nach andere r Seit e wichtig . Steht e r doc h auc h i n eine r enge n Beziehun g z u dem , wa s wi r in 832,14 ff. über die Mailänder Konstitution lesen: Konstanti n und Licinius , welche r noc h nich t i n seine n spätere n Wahnsin n verfallen war , preise n Gott , de r fü r si e a n alle n Erfolge n schuld war , erlasse n di e groß e Christenkonstitutio n un d be richten a n Maximi n vo n de n wunderbare n Tate n Gotte s ihnen gegenübe r usw. E s is t von uns S . 142 dargelegt worden und ja auc h au f de n ersten Blic k z u erkennen, daß diese Worte zu einer Zeit niedergeschriebe n wurden , al s Euseb vo n Liciniu s abgerückt war ; si e sind als o späte r geschriebe n al s di e Schluß worte vo n Buc h I X un d falle n i n dieselb e Periode , al s dies e zu de m End e vo n X umgeform t wurden . Abe r noc h mehr . Bei der Untersuchung vo n 832,16 ff. tra t un s S. 181 f. das dort unlösbare Proble m entgegen , wohe r Konstanti n un d Liciniu s von de r »ihne n durc h Got t z u Tei l gewordene n paradoxe n Hilfe« usw. rede n konnten . Liciniu s hatt e j a vo n Got t kein e Hilfe erfahren . Gewiß ; abe r das , wa s vo r 832,1 6 ff. nich t de r Fall gewese n war , is t j a späte r geschehen . Liciniu s is t be i seinem Entscheidungskampfe gege n Maximi n trot z de r Minderzahl seine r Kämpfe r de r Sie g vo n Got t geschenk t worde n (Lactanz, d e mort . pers . 46) , un d Euse b ha t dies e Überlie ferung seinem Werke an der passenden Stell e 840, 4 einverleibt. Am End e de s IX . Buche s konnt e Euse b i m Hinblic k au f de n Sieg Konstantin s be i de r Mulvische n Brück e un d de n de s

Der Schluf i de s IX . Buche s al s Quell e vo n 83a , 1 6 ff.

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Licinius gege n Maximi n mi t volle m Recht e sagen , da ß di e beiden Kaise r sic h de r ihne n vo n Got t gegebene n Gabe n er innerten. J a e s schein t mi r soga r evident , da ß Euse b be i seinen Worte n τώ ν έ κ θ€θ Ο πρυτανευθέντω ν αγαθώ ν αύτοί ς 852,12 di e Stelle της νίκης έΗ αυτοί) του... θεού τώ τότε κρατουντι πρυτανευθείσης 840, 4 i m Aug e hatte . Abe r de r Plura l αύτοίς, de r i n 852,1 2 demnac h vollkomme n richti g steht , ist i n 832,1 6 un d 1 9 unsinnig ; gerad e darau s folg t aber, da ß 832,16 ff. i n Abhängigkei t vo n 852,1 2 entstande n sind . E s ist kaum zweifelhaft , daß sie als Ersatz fü r eine n Tei l de s Ab schnittes 852,9—1 4 gebilde t wurden . Wi r habe n aufgezeigt , daß diese r Abschnit t vo n Euse b a n diese r Stell e getilg t un d von ih m i n de r durc h di e veränderte n Verhältniss e notwendi g gewordenen leichte n Umbiegun g al s Abschlu ß vo n Buc h X verwandt wurde . E s wa r ein e Folg e diese r Verschiebung , daß dadurc h di e Erinnerun g a n di e Mailände r Konstitutio n verloren gehe n mußte (S . 185). U m diese Lücke z u beseitigen, hat Euse b di e Erinnerun g a n diese s Stüc k a n di e passend e Stelle nach 832,14 ff. übernommen, dabei allerdings übersehen, daß de r Plural , de r 852,1 2 berechtig t war , hie r noc h keine n Sinn habe n konnte . Es steht demnach fest, daß Euseb den Abschnitt 852, 9—14 an seine r Stell e tilgte , da ß er ih n im allgemeine n a n das End e von Buc h X un d nu r di e Erinnerun g a n di e Mailände r Kon stitution nac h 832,1 4 nahm . Dahe r is t e s selbstverständlich , daß dies e beide n ne u geschaffene n Stelle n i n gleiche r Weis e den Liciniu s ablehnen , un d da ß si e sic h gerad e dadurc h vo n ihrem gemeinsame n Origina l 852 , 9—14 unterscheiden . Das Ergebni s de r voraufgehende n Untersuchun g is t als o folgendes: i m erste n Stadiu m de r Entwicklun g Schlo ß di e Geschichte Maximins mit dem Dankgebet; i m zweiten mit dem Blick au f di e Konstituierun g de r Licinisch-Konstantinische n Monarchie (852 , 9—14). Diese r Text wurde im dritten Stadiu m entfernt un d au f 832,1 4 ff. sowi e 902,1 7 ff . verteilt , s o da ß nach de n Absichte n de s Autor s de r Tex t de s IX . Buche s damals mi t 852, 1 schließe n sollte . Ei n Punk t bedar f dabe i noch de r Aufklärung : w o stan d i m zweite n Stadium , al s

1 8 8 Da

s Dankgebe t un d de r Schluf i de s IX . Buches .

852, 9—1 4 al s Abschlu ß de m Tex t hinzugefüg t wurde , da s Dankgebet? A n de r bisherige n Stell e wa r e s nich t meh r tragbar, sonder n is t nach dem Anfang von Buc h X verschobe n » worden, w o e s auc h heut e i n de r eine n Handschriftengrupp e überliefert ist . Nu n häng t abe r dies e Verschiebimg , wi e au s dem Wortlau t vo n 856 , 5 kla r hervorgeht , mi t de m Entstehe n des X . Buche s zusammen , welche s vo n Anfan g a n mi t de m Gebet begann . Darau s gewinne n wi r ei n fü r di e Geschicht e des Texte s grundlegende s Ergebnis ; d a di e Schlußwort e 852, 9—1 4 au f Grun d de r Einarbeitun g de r Konstantinisch Licinischen Quell e fixiert wurden , dies e Schlußwort e anderer seits de r Anla ß wurden , da ß da s Dankgebe t verschobe n wurd e und de n Anfan g de s ne u begründete n X . Buche s bildete , s o folgt:die E i n a r b e i t u n g de r K o n s t a n t i n i s c h - L i c i n i s c h e n Quelle un d di e B e g r ü n d u n g de s X . B u c h e s sin d g l e i c h z e i t i g i n eine r S c h a f f e n s p e r i o d e erfolgt .

§ 14 . Di

e Geschicht e de s IX . Buches .

Auf Grun d de r Ergebniss e de r voraufgehende n Unter suchungen un d i m besondere n de r letzte n Abschnitt e stelle n wir hie r zusammenfassen d di e Geschicht e de s Texte s dar , der vo n Maximi n handelte . Ic h mu ß dabei de n Lese r etwa s mit Zahle n quälen ; abe r e s is t nich t Zahlenschematismus , den wi r treibe n un d de m auc h ic h weni g Geschmac k abzu gewinnen vermag , sonder n di e Zahle n diene n nu r zu r Orien tierung un d zu r Stützun g de r letzte n Erkenntnisse . Die älteste Fassung de r Geschichte Maximin s bot folgenden Aufbau: de r Tyran n vermocht e de n Friede n de r Christenhei t nicht anzusehen , veranlaßt e vielmeh r di e Städte , a n ih n Ein gaben einzureichen , welch e gege n di e Christenhei t gerichte t waren (806,19—808 , 2 ) ; e r antwortet e diese n Eingabe n i n entsprechender For m un d s o began n wiede r di e Verfolgun g (808, 20—22) ; mitte n i n de n Städte n wurde n di e gege n un s *) De r Ausdruc k is t vielleich t nich t schar f genug , richtiger : di e vorausgeschobenen Erweiterunge n bewirkten , da ß die s Stüc k jetz t am Anfan g vo n X stand .

Das X . Buc h gleichzeiti g mi t de i Verarbeitun g de r Konst.-Lic . Quelle . J 3 9

gerichteten Psephismat a un d di e darau f erfolgende n kaiser lichen Urkunde n angeschlage n (812,19—21) , di e nac h mensch lichem Ermesse n de n Christen di e baldig e Vernichtun g bringe n mußten. Abe r währen d noc h di e Bote n dies e Befehl e herum trugen, sandt e Got t di e Rettung : de r notwendig e Winterrege n blieb au s un d ein e schwer e Verseuchun g grif f u m sich , di e di e Menschen befie l un d z u Tausende n erblinde n ließ . Z u alle dem ka m noc h de r Armenisch e Krie g hinzu , de n de r Tyran n im Vertraue n au f sein e Götte r begonne n hatte . All e dies e zugleich eintretende n Moment e bedeutete n de n Anfan g de r Katastrophe de s Tyranne n (820,10—822,12) . Dies e selbs t traf ih n dadurch , da ß e r vo n Gotte s Geiße l geschlage n un d von de r Pes t befalle n eine m Leichna m glic h un d schließlic h das Augenlich t verlor . I n de r höchste n Auszehrun g gesteh t er, da ß e r fü r sein e Freveltate n a n de n Christe n mi t Rech t leide, un d stirb t (846,12—848 , 8) . Währen d Christ i Ruh m stieg, wurde n di e Gemälde , di e ih m un d seine n Kinder n z u Ehren errichte t waren , geschändet , dan n auc h di e Ehre n de r andern Gottesfeind e vernichte t (848 , 12—2 5 S . 124) , un d di e Leute, di e bi s dahi n mi t de r Freundschaf t de s Tyranne n ge prahlt hatten , erfuhre n i n gleicher Weise all e Schande , wei l sie nicht Gotte s Wor t bedach t hatten , da ß ma n nich t au f di e Herrscher, »di e Söhne der Menschen «, vertrauen solle . Got t abe r sei Dan k dargebrach t un d de m Herr n Jesu s Christus , durc h den wi r bitten , da ß wi r vo r Erschütterunge n bewahr t bleibe n (850, 22—852, 6) . Es is t woh l bereit s hie r a m Platze , da s Auäfria ß diese s Textes festzulegen ; e r umfaß t i m ganze n nu r etw a 8 0 Zeilen , d. h . dre i Seite n de r Schwartzsche n Ausgabe . Da ß dies e wede r ein Buc h füllen , noc h auc h zu r Schaffun g eine s neue n Buche s Anlaß gebe n konnten , versteh t sic h vo n selbst . Vielmeh r is t dieser Bestan d einfac h a n da s VIII . Buc h angehäng t worden , als di e Verfolgun g de s Maximi n de n Euse b veranlaßte , seine m Werk ei n Nachtra g z u geben . Dami t zeichne t sic h fü r un s eine seh r wichtige Kombinationsmöglichkeit ab , di e wi r werde n ausnutzen müssen . E s is t bekannt , da ß da s VII. , VIII . un d X . Buc h di e Ziffernangab e i n de n erste n Worte n trägt . Dies e

190

D i e Geschicht e de s IX . Buches .

Bücher ware n bzw . sin d noc h Schlußbücher , wobe i Euse b de r auch sons t bekannte n (Herme s XLVI 1911 , S . 188ff. ) Techni k entsprechend de m letzte n Buc h di e charakteristisch e Zah l gab. Wen n Buc h I X ein e solch e nich t beigegebe n wurde, s o is t de r Grun d dari n gegeben , da ß e s eben niemal s da s l e t z t e war . Als o ha t sic h Euse bius ers t i n de m Augenblic k daz u entschlossen . Buch I X al s solche s vo n B u c h VII I abzusondern , al s er Buc h X schuf . D a wi r nu n bereit s wissen , da ß die Begründun g de s X . Buche s zeitlic h zusammen f ä l l t mi t de r E i n a r b e i t u n g de r K o n s t a n t i n i s c h Licinischen Quell e (S . 188) , s o f o l g t weiterhin , da ß eben dies e auc h de n A n l a ß daz u gegebe n h a t , di e bisher einheitlich e Stoffmass e au f Buc h VII I un d IX z u verteilen . Notwendigerweise frage n wi r daher , o b au f Grun d unsere r Analysen tatsächlic h damal s ein e solch e Stofferweiterun g anzusetzen ist , welch e di e Spaltun g i n zwe i Büche r notwendi g machte. Nu n habe n wi r di e au f Grun d de r Konstantinisch Licinischen Quell e bzw . i n Verbindun g mi t ih r hergestellte n Partien i m Rahme n de s jetzige n IX . Buches , wi e folgt , fest gelegt: 822,12—824,20 ; 826,9—828, 1 (i n de r Fassung ATER); 832 , 22; 834,1—838 , 7; 838,10—842 , 2; 846,10—12 ; und schließlich 852 , 9—14, d.h . etw a 18 0 Zeilen. Daz u komm t der Aktenfaszike l (vgl . S . 201) mi t eine m noc h etwa s größere n Ausmaß, s o da ß dies e Erweiterunge n zusamme n meh r al s ei n halbes Buc h beanspruchen . Nu n is t abe r di e Begründun g eines selbständigen IX . Buche s nicht allei n durc h da s Ausma ß bestimmt, welches die hier erfolgten Einlagen beanspruchten, sondern auch durch di e gleichzeitige Aufblähun g des VIII. Buches , mit de m ja da s IX . Buc h ein e Einheit bildete . Allerding s ver mögen wi r i n diese r Beziehun g kein e absolute n Zahle n z u geben; den n e s läß t sic h — angesicht s de s nachträgliche n Wachstums de s Traktat s — nich t gena u bestimmen , welch e Masse Euse b au s de m VIII . Buch e herausgeworfe n un d o b er in Gestalt de r Epitome meh r oder weniger aufgenomme n hat . Aber s o vie l is t ohn e weitere s deutlich , da ß auc h dies e Um -

Das IX . Buc h gleichzeiti g mi t de m X . Buch .

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gestaltung de s Texte s z u de r Neugruppierun g beigetrage n hat, un d schon die obigen fü r das IX. Buc h gena u errechnete n Zahlen mußte n de m Euse b di e Zerteilun g de s Stoffe s nah e legen. S o ha t sic h den n rechnerisc h durchau s bestätigt , wa s die Analys e gelehr t hat : Währen d di e Geschicht e Maximin s ursprünglich al s Anhan g a n da s damal s achtbändig e Wer k angefügt wurde , ha t Euse b ein e Zerteilun g de s bishe r i m VIII. Buch vereinten Stoffe s vorgenommen, als er die Konstan tinisch-Licinische Quell e i n sei n Wer k einarbeitete . Dahe r kommt es denn, daß erde n Schnittpunk t zwischen VII I und IX zwar logisc h richti g wählte , insofer n e r fü r Maximi n da s IX. Buc h bestimmte , abe r doc h ohn e Rücksich t au f di e ur sprüngliche Bedeutun g de r einzelnen Partien ; den n der Anfang des jetzigen IX . Buche s wa r dereins t de r richtig e Abschlu ß des ganze n Werkes . Wir habe n demnac h fürde r z u scheide n zwische n de r Stoffmasse des IX . Buches , di e vo n Euse b z . T. frühe r nieder geschrieben wurde , al s di e Ausgestaltun g z u eine m selbstän digen Buc h erfolgte , un d diese r Ausgestaltun g selbst . Fü r letztere, die ja auch wieder mit dem X. Buch e zusammenhängt , werden wi r au s diese m ei n ziemlic h feste s Datu m gewinnen . Viel wenige r tiefgreifen d sin d di e spätere n Veränderunge n a n dem Werk. Si e beruhen vor allem auf der einseitigen Orientierung zu Konstanti n hin , di e de n Euse b veranlaßt e 826 , 20—24 neuzugestalten un d di e Darstellun g vo n de r Schlach t a n de r Mulvischen Brück e 828,1—832,1 4 z u geben . Inde m e r sic h ferner entschließe n mußte , da s Abschlußstück de s IX. Buche s 852, 9—14 z u streichen , verwertet e e r e s au f de r eine n Seit e für da s End e de s X . Buches , au f de r ander n fü r di e Noti z 832,14—21. U m di e dre i Hauptgestaltunge n de s Texte s (1. = de r kurz e Anhan g übe r Maximinus; 2 . = Ausgestaltun g des IX . Buches ; 3 . = Orientierun g nac h Konstanti n hin ) grup pieren sic h di e kleinere n Erweiterungen , di e wi r i m obige n besprochen habe n un d a n di e hie r nu r kur z erinner t sei .

192

Das X . Buch .

Kapitel 4 .

Das X . Buch. E s is t selbstverständlich , da ß di e Behandlun g de s X . Buche s seh r vie l knappe r ausfalle n kann ; Euse b is t a n sein e Ausarbeitung ers t spä t herangetreten , di e Zah l de r Schich tungen is t entsprechen d geringer . Daz u kommt , da ß Ed . Schwartz hie r di e große n Linie n gezoge n hat , au f dene n wi r uns i m allgemeine n halte n werden ; nu r führe n di e Ergebniss e der vorangehende n Analys e z u einige n Verschiebungen , welch e uns das Werden auc h dieses Buches deutlicher verstehen lehren . Den Anla ß zu r Erweiterun g seine r Schrif t u m da s zehnt e Buch ha t de m Euse b de r Wunsc h gegeben , sein e groß e Fest predigt vo n Tyro s de m Gedächtni s de r Mensche n z u erhalte n (856,5ff.). Dies e Predigt stell t als Ganzes gesehen einen große n Hymnos dar , i n welche m de r Dan k gege n Got t un d Christu s das Leitmoti v ist . Un d wei l de m s o war , konnt e Euse b sei n kurzes Dankgebet, mi t de m er ehedem das I X. Buc h geschlosse n hatte, nunmeh r a n de n Kop f desjenige n Buche s verschieben , dessen Aufgab e e s gewissermaße n war , de r christliche n Dank barkeit Ausdruc k z u verleihen . Ma n wir d diese s Verfahre n ohne weitere s verstehe n können , wen n ma n sic h auc h nich t verhehlen wird , da ß a n sic h betrachte t di e Stellun g de s kurze n Dankgebets a m Anfang e de s neue n Buche s wenige r günsti g is t als di e ursprüngliche , w o e s de n Abschlu ß de r Erzählun g brachte. Erträglic h is t e s an seiner neuen Stell e nur eben durc h die vo n Euse b selbs t betont e Verbindun g mi t de r Festpredigt . Um s o störende r wirk t abe r di e Tatsache , da ß diese s X . Buc h noch anderweitig e Stück e enthält , welch e dies e Einstellun g zertrümmern. E s gil t die s i n erste r Lini e vo n de m Anhang e de s Buche s 891, 23—902 , 23 , i n welche m de r Abfal l de s Liciniu s un d de r Sieg de s Konstanti n geschilder t ist . Dies e Parti e is t bal d nach de m Jahr e 32 3 geschriebe n un d steh t i n ihre r ganzen , Haltung au f de r uns schon bekannte n Grundlag e de r spätesten , d. h . de r »Konstantinischen « Zusätze . Abe r de r Grundstoc k des X . Buche s stamm t au s eine r frühere n Periode ; de r Bewei s

193

K e m un d A n h a n g de s X . Buches .

wird sowoh l dadurc h erbracht , da ß Euse b al s da s Them a de s X . Buche s ausschließlic h di e Predig t bezeichnet , wi e auc h da durch, da ß sowoh l i n de r Predig t (867,24 ; 879,20 ) wi e i n anderen Teile n (860 , 6) vo n de n άνωτάτι υ βασιλείς , d . h . Kon stantin un d Licinius , gesprochen wird, letzterer also noch nich t in Konflik t mi t Konstanti n gerate n un d unterlege n ist . E s is t aber selbstverständlich , da ß Euse b a n de m Fortgan g de r poli tischen Ereigniss e nich t vorübergehe n konnte ; e r ha t ih n da durch berücksichtigt , da ß e r i m IX . Buch e de n Berich t übe r die Schlacht a n de r Mulvischen Brück e ne u gestaltete, un d da ß er i n eine m de m X . Buc h unorganisc h angehängte n Refera t die Erzählun g de r letzte n Ereigniss e wiedergab . Es is t nu n sowoh l fü r di e Arbeitsweis e de s Eusebiu s cha rakteristisch, al s auc h bedeutungsvol l fü r di e historisch e Er kenntnis, da ß de r Autor sic h auch hie r zweier Quellen bediente , die zwa r beid e pr o Constantino orientier t waren , aber doc h de n Verlauf de r Ding e seh r verschiede n schilderten . S o wir d di e Analyse diese s Berichte s unser e nächst e Aufgab e sein . § ι . De

r K a m p f zwische n Liciniu s un d Konstanti n

( 8 9 1 , 2 3 — 9 0 2 , 1 8 ) nebs t eine r Betrachtun g de r beide n Konstantinischen Quellen . Bereits ei n oberflächliche r Blic k zeig t un s auc h hier , da ß die Erzählun g nich t i n Ordnun g ist . Nac h 892,1 1 un d 894 , 7 ist e s Licinius , de r de n Kamp f gege n Konstanti n beginnt , nach 898,2 9 ff. is t dagege n Konstantin , de r di e Grausam keiten de s Liciniu s nich t länge r mi t ansehe n konnte , i n de n Kampf eingetreten . Ein e vollständig e Zerreißun g de s Zusam menhangs trit t un s in 894 , 25 ff. entgegen. Eusebiu s hatt e sic h vorher übe r di e Bekämpfun g de r Christe n durc h Liciniu s er regt un d einig e Einzelheite n vorgebracht . Abe r e s sin d nu r Kleinigkeiten gewese n (μικρά ) i m Vergleic h z u de m Größeren . So unterbrich t e r sic h mi t de m Sat z τ ί be i . . . . μνημονεύειν , erzählt abe r nunmeh r vo n eine r rei n politischen , mi t de m Christentum nich t i m entfernteste n zusammenhängende n Ge setzgebung de s Licinius , u m sic h dan n abermal s mi t de m Sat z L a q u e u r , Eusebius . 1

3

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Der Kamp f zwische n Liciniu s un d Konstantin .

τί χρ ή ταύτ α μηκύνει ν 8g6 , 24 z u unterbreche n un d nu n ers t wieder in der Darstellung der Christenbekämpfung fortzufahren. Man sieh t sofort , da ß di e zweit e Selbstunterbrechun g inhalt lich a n da s anschließt , wa s vo r de r erste n berichte t war . Abe r es gil t die s auc h formal ; den n da s ebe n erwähnt e μικρ ά wir d in 896 , 25 wiede r aufgenommen , un d de r alt e Zusammenhan g lautete demnac h κα ί I n γ ε ταύτ α ή ν μικρά , τ η τώ ν μειζόνω ν συγκρινόμενα παραθέσε ι . τ ί δε ι τώ ν καθ ' έκαστ α κα ί κατ ά μέρος τ ω θεομισε ί πεπραγμένω ν μνημονεύει ν τη ς τω ν έσχα των αυτο ύ πράξεω ν υπερβολή ς μικρ ά τ ά πρώτ α κα ί τ ό μηθέ ν εΐναι διελεγχούση ς (894 » 23—26 ; 896 , 24ff·) . Dami t is t zu gleich ei n fester Boden fü r die Analyse gewonnen ; denn es hebe n sich voneinande r zwe i Berichterstattunge n ab , di e sic h i n ihre r Stellung z u Ro m un d de m Christentu m unterscheiden . D a nun be i 894 , 26 ff. di e Darstellun g de r rei n römische n Gesetz gebung de s Liciniu s al s Zusat z erscheint , mu ß ma n di e um gebende Partie , d . h . di e nac h de m Christentu m hi n orientiert e als da s Kernstüc k betrachte n un d vo n ih r de n Ausgan g neh men. I n de r Tat beginn t di e Erzählung vo n Liciniu s i n 891, 23 sofort mi t diese r Auffassung . De r Teufe l packt e de n Liciniu s derart, da ß e r nich t meh r de r morte s persecutoru m gedachte . Obwohl e s ih m i n de r Reichsverwaltun g gu t gin g un d e r vo n Konstantin i n jede r Weis e ausgezeichne t wurde , nah m e r sic h nicht diese n zu m Vorbild , sonder n ahmt e di e Schurkere i der gottlose n Tyranne n nach . Au s Nei d gege n de n Wohl täter πόλεμο ν δυσαγ ή κα ί δεινότατο ν προ ς αυτό ν έκφέρε ι {892, I i ). Hie r halte n wi r zunächs t inne ; den n de n ebe n aus geschriebenen Worte n entspreche n i n 894, 7 au f denselbe n Tatbestand bezüglich : προφαν ή πόλεμο ν αϊρεται ; d . h . di e Handlung is t von der einen zur andern Stell e nich t im geringsten fortgeschritten, dagege n ein e erneut e Darstellun g de s Kon flikts zwische n beide n Kaiser n gegeben . Dahe r komm t es , daß sic h ζ . T . dieselbe n Gedanke n wiederholen . Da ß Liciniu s έπιγαμβρίας τ ε καί συγγενείας τής άνωτάτω ήΗιωμένο ς war, steh t im Rahmenberich t 892 , 5, wir d abe r auc h nac h de r ander n Quelle i n de r For m wiederholt , da ß Konstanti n ih m συγγενεία ς τής προ ς αυτό ν ου κ έφθόνησεν γάμω ν τ ε λαμπρώ ν αδελφή ς

Eusebius benutz t zwe i Quellen . ^ 9

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μετουσίαν ού κ άπηρνήσατ ο (892,14) . Da ß Liciniu s sic h mi t Konstantin i n di e Herrschaf t teilte , steh t 892 , 5 un d 892,18 . Im übrige n abe r leg t da s Zwischenstüc k darau f Gewicht , da ß Licinius durc h Lis t un d Ränk e de n Mitkaise r z u beseitige n plante — wi r komme n au f diese n Tatsachenkomple x zurück . Mit 894 , 8 ist als o wieder die christlich orientiert e Hauptquell e erreicht. Liciniu s beginn t de n Kamp f gege n Konstantin , abe r damit zugleic h auc h de n Kamp f gege n Gott , de n Konstanti n verehrte. Dementsprechen d setz t di e Schilderun g de r Verfol gung de s Christentum s durc h de n Kaiser , de r το υ σώφρονο ς ¿κτραπεις λογισμο ύ διαρρήδη ν δ έ μανεί ς τάς φρένα ς bezeichne t wird (894 » 16), ein . Wi r beobachte n si e — unte r Ausschaltun g von 894 , 26—896, 24 s . S . 19 4 — hera b bi s a n da s End e de r Verfolgungen, w o di e Errettun g dadurc h gebrach t wird , da ß Gott, de r fü r sein e Seele n kämpft , i n Konstanti n de n Rette r erstehen ließ , z u dessen Füße n e r den Liciniu s mit alle n seinen Ratgebern un d Freunde n niederwar f (898 , 29). Wiede r setz t an diese r Stell e di e Nebenquell e ein , di e vo n de r Ansich t aus geht, da ß Konstanti n de n Kamp f gege n seine n Mitkaise r be gonnen hat , un d wiede r habe n wi r hie r ein e rei n politisch e Einstellung z u erkennen , di e e s un s nunmeh r gestattet , de n Sinn de r Zusatzquell e z u verstehen . Dre i Charakteristik a treten un s i n ih r entgegen : ι . Liciniu s is t al l der Gunstbeweise Konstantin s uneinge denk gewesen und hat geheime Umtrieb e gege n ihn angezettelt , während e r noc h Freundschaf t heuchelt e (892,12—894 , 8) . 2. Liciniu s ha t i n seine n Verfügunge n grausame Bestimmunge n über di e Behandlun g de r Strafgefangene n erlassen , e r ha t di e altrömischen, so trefflichen Gesetze über Ehen usw. aufgehoben, Steuern i m Überma ß eingetrieben , Landesverweisunge n vor genommen, vornehm e Männe r verhaftet , ihr e Fraue n verge waltigt (894 , 26—896, 24). 3 . Konstanti n vermocht e die s au f die Daue r nich t mi t anzusehen ; lang e glaubt e e r zwa r durc h Milde de s Liciniu s Her r werde n z u können , abe r e r mußt e die Nutzlosigkeit einsehen , zog daher in Begleitung seine s trefflichen Sohne s Crispu s gege n ih n z u Felde un d trug mi t Gotte s Hilfe de n Sie g davo n (898 , 29—900,16) . 13*

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Der Kamp f zwische n Liciniu s un d Konstantin .

Offenkundig ha t Eusebiu s nu r weni g au s diese r Quell e beiseite gelassen ; den n di e dre i soebe n behandelte n Stück e schließen schar f aneinande r a n un d lassen de n Sin n de s Ganze n deutlich erkennen . Wi r habe n e s mi t eine r Verteidigun g de r Konstantinischen Politi k z u tun , di e sic h au f di e einfach e Formel bringe n läßt : Liciniu s ha t gege n Konstanti n Ränk e geschmiedet, e r ha t di e alt e römisch e Traditio n angegriffen , so blie b de m Konstanti n au s Selbsterhaltungstrie b un d au s Sorge um die Vergewaltigten nicht s anderes übrig als der Kampf , den e r siegreic h bestand . Di e politisch e Orientierung , di e dahinter steht , is t wichtig ; zeig t si e doch , da ß auc h nac h 32 3 die Konstantinisch e Politi k publizistisc h verteidig t wurde , ohne da ß da s Christentu m hereingezoge n werde n mußte , j a daß dies e Verteidigun g mi t Argumente n vorgenomme n wurde , die au s de m römische n Nationalstol z ihr e Kraf t nahmen . Euseb ha t dies e Quell e sekundä r i n de n ältere n Kontex t hin eingearbeitet un d dabe i Übergangsstück e bilde n müssen , um de n Anschlu ß a n sein e Hauptquell e z u erreichen . Diese ha t i m Unterschie d z u de r Zusatzquell e vo n vorn herein de n christliche n Standpunk t eingenomme n un d s o endet si e den n auc h mi t diese r selbe n Einstellung ; den n mi t 900,16 ff., welch e deutlic h 892, 1 ff. i m Aug e haben , erreiche n wir wiede r de n Berich t de r Hauptquell e : Licinius ha t nunmeh r selbst erlebt , wa s e r be i de n ander n Christenverfolger n ha t sehen müssen ; mi t volle m Recht e stürzt e e r i n denselbe n Ab grund (900,16—23) . Abe r wi r könne n darübe r hinau s de n Bericht fü r di e Hauptquell e nich t i n Anspruc h nehmen ; den n nach diese r is t di e Herrschaf t a n Konstanti n un d sein e gott geliebten Söhn e übergegange n 902,1 2 ; 19 , währen d di e Zu satzquelle au s de r Reih e de r Söhn e nu r Crispu s al s Siege r und Teilhabe r de r Herrschaf t bezeichne t (900 , xo ; 902 , 1) . Daraus folgt , da ß di e i n 900 , 23—902, 6 gegeben e Darstellun g von de r Begründun g de r Monarchi e durc h Konstanti n de r Zu satzquelle angehör t ; daß sie sich mit ihrer Orientierung — Kon stantin vereinig t nu n wiede r da s ganz e Reic h — dor t ausge zeichnet einfügt , is t deutlich . Ebens o kla r abe r is t es , da ß di e Schilderung vo n de r Befreiun g de r Mensche n vo n alle r Furch t

V o n d e n Q u e l l e n is t e i n e christlich , e i n e h e i d n i s c h .

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(902,6 ff. ) glat t a n di e Schilderun g vo n de r Vernichtun g de s Licinius anschließt . Fassen wi r di e Ergebniss e zusammen , s o ha t Euse b zu nächst folgende n Tex t gegeben : 8 9 1 , 2 3 — 8 9 2 , 1 1 ; 894, 8 (όμόσε) — 2 6 (μνημον€ύειν ) ; 896,24 (της) — 898,2 9 (κατέβαλεν) ; 900, ι 6— 2 3 ; go2, 6 — 1 7 . Wi e wei t e r hierbe i eine r bereit s geformten Quell e folgte , wi e wei t e r selbs t dies e Ding e ers t zu sammenfaßte, dürft e schwe r z u entscheide n sei n ; abe r wichti g ist, da ß wir hierbei dieselbe Einstellung beobachte n können, vo n der au s auc h di e Konstantinische n Zusätz e i n Buch I X gemach t wurden. Auc h dor t wa r di e Verbindun g mi t de m Christliche n von vornherei n gegeben , wa s au f da s Ganz e gesehe n entschei dend is t un d durc h eine n kleine n Zu g bestätig t wird : de s Li cinius Kamp f gege n Konstanti n un d di e Christe n wir d al s Wahnsinn gefaß t (828 , 3 ; 832,1 5 einer- , 894 , 1 6 andererseits) . Als Euse b sic h entschloß , dies e Darlegun g a n da s End e de s X . Buche s heranzurücken , sa h e r sic h zugleic h veranlaßt , di e Schlußworte de s I X . Buche s 852 , 9—14 , di e sachlic h nich t mehr berechtig t ware n un d a n ihre r Stell e sinnlo s standen , i n der nötige n Umformun g a n da s End e vo n X z u übernehme n — wir dürfe n e s abe r dankba r begrüßen , da ß A T E R M ihr e alt e Gestaltung a n de r alte n Stell e noc h bewahr t habe n un d un s dadurch eine n besonder s gute n Einblic k i n de n Zusammenhan g des Werke s gewähren . Es kan n nu r weni g Zei t vergange n sein , bi s de r Auto r Kenntnis vo n derjenige n Quell e erhielt , di e e r nu n zusätzlic h in di e obe n rekonstruiert e Darstellun g verarbeitete ; sachlic h folgt die s daraus , da ß dies e Zusatzquell e sic h noc h volle r Lo b über de n Soh n Konstantin s Crispu s äußert , s o da ß ic h auc h nicht widerspreche n würde , wen n di e Thes e aufgestell t würde , daß Euse b di e beide n Quelle n sofor t hintereinande r verarbeite t hätte. Nu r müßt e allerding s auc h dan n festgehalte n werden , daß e r zunächs t einma l de r Rahmenquell e gefolg t wäre . Ube r die Zusatzquell e is t nac h de m Gesagte n nich t meh r vie l z u be merken 1 ; sie is t unmittelba r nac h de m Kampf e mit Licinius von ') Sachlic h mu ß allerding s beton t werden , da ß dies e au s Kon stantinischen Kreise n stammend e Darlegun g zu m mindeste n zeigt , da ß

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Der Kamp f zwische n Liciniu s un d Konstantin .

Organen niedergeschriebe n worden , di e dami t siche r z u sei n glaubten, di e Konstantinisch e Politi k vo r de n maßgebende n national-römischen Kreise n z u begründe n un d z u verteidigen . Konstantin mußt e so handeln im Interess e de r alten römische n Tradition un d s o hat e r den n auc h di e alt e Reichseinhei t wie derhergestellt. We r Konstantin s Zie l s o faßte , mußt e i n ih m natürlich de n Angreifer sehen ; aber es war ein berechtigter An griff, de n de r Kaise r unternah m zu r Rettun g de s römische n Staates un d de r römische n Gesellschaft . S o trit t den n hie r die Apologi e de s Angreifer s Konstanti n nebe n di e Apologi e des Verteidiger s gege n de n angreifende n Licinius . Ma n ma g wohl sagen , da ß di e publizistisch e Regi e i n de r Umgebun g Konstantins nich t einheitlich funktionier t hat ; de r Grun d is t darin gegeben , da ß si e au f zwe i heterogen e Kreis e Rücksich t nehmen mußte . Fü r di e Christe n stellt e sic h da s Bil d so , da ß Licinius di e Christe n un d de n Verehre r de s Christengotte s angegriffen hatte , als o verteidigt e Konstanti n sic h un d di e Christen. De m nationale n Röme r wurd e dargelegt , da ß Li cinius de n Bestan d de r römische n Traditio n untergru b un d daß deshalb Konstanti n vo n sic h z u den Waffen greifen mußte. Fraglich is t e s mir , o b un d wi e wei t ma n fü r di e Orien tierung de r Quelle n di e differenziert e Behandlun g de r Söhn e Konstantins heranziehe n darf . Di e Rahmenquell e sprich t vo m βασιλεύς παισί ν άμ α θεοφιλέσι ν (902 , Ι2 ; vgl . 19) , di e Zusatz quelle vo n Κωνσταντίνο ς συν παιδί Κρίσπψ βασιλεΐ θεοφιλεστάτψ καί τ α πάντ α το υ πατρό ς όμοίι μ (902 , ι; ähnlic h 900,10) , heb t also diese n Crispu s heraus , de r dan n i m Jahr e 32 6 unte r de r Anklage de r Blutschand e hingerichte t un d desse n Gedächtni s getilgt wurde. E s wäre angesichts der trümmerhaften Tradition über dies e Vorgäng e vermessen , wollt e ma n dies e verschieden e Orientierung de r Quellen mit dieser Bluttat unmittelba r i n Ver Konstantin nac h auße n hi n nich t al s de r Gegne r de r alte n römische n Rechtsinstitutionen erscheine n wollte , al s de r e r i m Anschlu ß a n Beob achtungen vo n Mittei s un d Partsc h jetz t vielfac h dargestell t wir d (Ed . Schwartz, Kaise r Constanti n un d di e christl . Kirch e S . 75 ; Stade , Der Politike r Diocletia n 1926 , S . 69) . I m einzelne n mocht e e r natür lich Korrekture n anbringen .

Verschiedene Bewertun g de s Crispu s i n de n beide n Quellen . 1 9

9

bindung rücken , abe r leugne n kan n ma n woh l nicht , da ß di e beiden Publizisten , di e hinte r Eusebiu s stehen , z u Crispu s und seine n Brüder n ein e verschieden e Stellun g einnahmen , und da ß als o de r Hinrichtun g auc h politisch e Differenze n vorausgegangen sei n können . E s is t fü r de n Historike r seh r beklagenswert, da ß e r sic h hie r au f di e Andeutun g solche r Möglichkeiten beschränke n muß ; dagege n zwinge n un s di e hier erzielte n Ergebnisse , nochmal s au f di e vo n un s fü r da s VIII. un d IX . Buc h festgelegte n »Konstantinischen « Zusätz e zurückzukommen ; den n di e Analys e de s X . Buche s ha t un s gelehrt, da ß di e christlich e Konstantinisch e Quell e frühe r vo n Euseb verarbeite t wurde , al s di e heidnisch-national-römische . Nun hat sich gezeigt, da ß die im IX . Buc h gegebene Darstellun g der Schlach t a m Pont e Moll e vo n vor n herei n christlic h orien tiert wa r (S . 180) , un d dementsprechen d stellte n wi r S . 19 7 in eine r Einzelhei t di e Übereinstimmun g de r christliche n Konstantinsquelle de s X . Buche s mi t ebe n diese r Darstellun g fest. E s is t als o kei n Zweifel , da ß Euse b au f Grun d derselbe n Darlegung di e Schlach t a m Pont e Moll e un d de n Rahmenbe richt a m Ende de s X. Buchs verfaßt hat . Umgekehr t hatte n wir im Rahmen de s VIII. Buch s di e ausführlich e Charakteristik de r Kaiser Maximi n un d Maxentiu s au f ein e heidnisch e Quell e zurückführen müsse n (S . 15 2 ff.) , di e Euse b nu r oberflächlic h christianisiert hat , un d sicherlic h lieg t de r Gedank e nahe , daß wi r auc h di e Identitä t de s heidnische n Bericht s i m VIII . und X . Buch e ansetze n : beid e sin d Konstantinisc h orientiert , beide national-römisch , s o da ß si e i n de r Vergangenhei t Roms , in seine n Gesetzen , Einrichtunge n (Senat) , Kultu s etwa s schlechthin Verehrungswürdige s erblicken . Nu n schein t abe r ein Momen t diese r Identifizierun g i m Weg e z u stehen . Be i de r Schilderung de r Schlach t a m Pont e Molle , di e au f de r christ lichen Quell e beruht , heiß t e s vo n Maxentius , e r hab e »meh r Vertrauen gehab t au f di e Zauberkünst e al s au f da s Wohlwolle n seiner Untertanen « (828 , 8—10) ; dies e Wort e greife n un zweifelhaft zurück au f di e de r heidnische n Quell e entnommen e (S. 158 ) Charakterisierun g de s Maxentius , de r Zaubereie n vor genommen habe , u m de n Krie g abzuwehre n (780,16) . Danac h

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Der Kamp f zwische n Liciniu s un d Konstantin .

wäre als o di e heidnische Konstantinsquell e frühe r eingearbeitet als di e christliche , wa s de n sichere n Ergebnisse n au s de r Be trachtung de s X . Buche s widerspricht . Trotzde m is t e s nich t nötig, de n Gedanke n a n di e Identitä t auc h de r heidnische n Quelle i n V I I I un d X aufzugebe n ; den n di e Beziehung au f di e Zauberkünste de s Maxentiu s i n 828,8—1 0 sitz t keinesweg s fest im Text. I m Gegenteil; der Bericht bringt zur Darstellung , daß, währen d Maxentiu s nich t wagt e au s de n Tore n de r Stadt Ro m herauszugehen, sonder n di e ganze Umgegend Rom s mit seine m ungeheure n Heer e deckte , Konstanti n di e erste n Schlachtreihen de s Maxentiu s niederkämpfte , de n jetz t end lich Got t selbs t au s de r Stad t herauszog , dami t Konstanti n nicht gezwunge n werde , dies e selbs t u m de s Maxentiu s wille n anzugreifen. Mi t diese m klare n Gedankengan g ha t di e Be rufung au f di e Zauberkünst e de s Maxentiu s ga r nicht s z u tun , noch wenige r di e Beziehun g au f da s (fehlende ) Wohlwolle n der Untergebenen. Gerad e umgekehrt stütz t sic h j a Maxentiu s auf dieses , d a e r mi t seine n Truppe n Rom s Umgebun g deckt . So nimm t e s un s den n nich t meh r Wunder , da ß zwische n de n Genetiven έπιθαρσούντο ς un d έπιτολμωντο ς kein e Verbindun g hergestellt ist 1 . Euse b hatt e als o ursprünglic h geschrieben : ΜαΗεντίου προελθει ν γ ε μη ν ούό ' όσον πυλώ ν του αστεος έπιτολμώντος usw. ; durc h di e im VIII . Buc h verarbeitet e heidnische , römisch-nationale Quelle hörte er sodann von der Hinneigung des Maxentius zur Zauberei, ja es ist anzunehmen, da ß diese Quelle, welche a n de r Schlach t doc h ebenfall s nich t vorübergehe n konnte, i n ihre r Ar t da s Verweile n de s Maxentiu s i n Ro m s o erklärte, da ß diese r au f di e Zauberkünst e meh r vertrau t hab e als auf sein e Untertanen un d deshalb i n de r Stad t untäti g ver blieb. Euse b ha t darau f i n de n obe n skizzierte n Tex t di e Konstruktion eingefügt : μάλλο ν ταί ς κατ ά γοητεία ν μηχανάΐ ς ή τ ή τώ ν υπηκόω ν έπιθαρσουντο ς εύνοια , di e a n sic h seh r gu t verständlich ist , sic h nu r nich t i n di e Umgegen d einfügt . Wir habe n damit nicht nur ein historisch sehr interessantes Bruchstück kenne n gelernt , welche s un s zeigt , wi e Konstanti n *) De r Fal l lieg t als o gena u wi e i n 842 , 2 , w o auc h Euse b versäum t hat, di e Verbindun g herzustelle n (vgl . S . 143) .

Verwertung de r christliche n Quell e i m IX . Buch .

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den national-römische n Kreise n gegenübe r sein e Ta t recht fertigen wollte , sonder n zugleic h di e Schwierigkei t behoben , die un s obe n entgegentrat . E s steh t jetz t fest , da ß gena u so , wie i m X . Buc h Euse b zuers t di e christlich e Konstantins quelle verarbeitet e un d dan n ers t di e national-römisch e ein fügte, auc h i m IX . Buc h zuers t di e christlich e Konstantins quelle fü r di e Schilderun g de r Schlach t a m Pont e Moll e ver wertet, dan n di e heidnisch e zu r Charakterisierun g de s Maxen tius un d Maximi n i m VIII . Buc h herangezoge n un d schließlic h auf dere n Basi s i m IX . Buc h ei n Nachtra g angebrach t wurde . Es schein t mi r wahrlic h nicht s Geringes z u sein , da ß wi r eine n solchen Einblic k i n di e Quelle n de s Euse b gewinne n : kenne n wir doc h jetz t bereit s (vgl . weiterhi n S . 209 ) di e heidnisch e Konstantin-Licinische Quelle , di e christlich e Konstantins quelle un d schließlic h di e heidnisch e Konstantinsquelle . Un d ich möcht e de r Ansich t sein , da ß nich t nu r fü r de n Profan historiker, sonder n auc h fü r de n Erforsche r de r Kirchen geschichte di e Entdeckun g de r letzte n Quell e da s über raschendste Ergebni s is t : lehrt si e un s doch , da ß Konstantin s Politik noc h nac h 32 3 vo n rei n heidnische m Standpunk t au s begründet un d gerechtfertig t werde n konnte . De r Kaise r trug au f zwe i Schultern .

§ 2 . Di e Urkundensammlun g i m X . Buch . In de m vorausgehende n Abschnit t is t de r groß e Anhan g aus der Zeit nach 323 behandelt worden. Da ß da s übrige X.Buc h aber älte r ist , al s diese r Anhang , wurd e S . 192f . dargelegt ; e s Schloß als o damal s mi t de r Urkundensammlun g 883,20 — 891, 20 un d umfaßt e auße r un d vo r diese r di e Festpredig t vo n Tyros. Mi t diese m durc h 856 , 1 un d 891 , 20 abgegrenzte n Text habe n wi r un s i m folgende n z u befassen . E r biete t un s in seine m Aufba u ei n gan z eigentümliche s Problem . Di e Themaformulierung vo n 856 , 5 ff. läß t dara n keine n Zweifel , daß Gegenstan d de s X . Buche s di e Wiedergabe de r Festpredig t sein solle , un d i n de r Ta t läß t sic h noc h erkennen , welche s Aussehen da s Buc h damal s hatte , al s e s sic h au f diese n Inhal t

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Die Urkundensammlun g i m X . Buch .

beschränkte; den n nac h de r Einleitun g 856,1—858, 8 bieg t der Auto r zwa r durc h di e Wort e έφ ' οι ς έναργώ ς ει ς ή μας πεττληρυυμένοις χαίροντε ς το ν έφεΗή ς συνείρωμε ν Χόγο ν zu r Ankündigung de r Urkundensammlun g übe r (858 , 8—860,13) . Aber diese r Ankündigun g entsprich t nich t ihr e Fortsetzung , welche sic h vielmeh r wiede r mi t de n Worte n έπ ί δ ή τούτοι ς usw. (860,140. ) de r Festpredig t un d ihre r Einführun g zu wendet dergestalt , da ß 860,1 4 di e wirklich e un d richtige Fortführung de s i n 858 , 8 abgerissene n Gedankengang s ist . Entsprechend ha t dan n de r Auto r nac h de r Wiedergab e de r Festpredigt (883,19 ) durc h eine n künstliche n Übergan g de n in 860,1 3 abgerissene n Fade n wiede r aufnehme n müssen , um de n Anschlu ß de r Urkundensammlun g z u erreichen . De r Text verläuf t als o nac h de m Schem a a b a ' b' , wodurc h e s geschieht, da ß di e z u einande r gehörende n Teil e a a' (An kündigung un d Mitteilun g de r Predigt ) un d b b' (Ankündi gung un d Mitteilun g de r Urkunden ) auseinande r gerisse n werden. Damit birg t diese r Tex t ei n Proble m i n sich , welche s ganz besondere r Ar t ist ; e s handel t sic h nämlic h nich t wi e sonst darum , da ß ei n geschlossene r Tex t durc h ein e Einlag e gesprengt wurde , sonder n b e i d e Gedankengäng e habe n ur sprünglich i n richtige m Aufba u bestande n — de r eine , de r von 858, 8 nac h 860,14 , de r andere , de r vo n 860,1 3 nac h 883, 22 hinüberführte . Unte r solche n Umstände n is t e s gan z unmöglich ei n priu s anzusetzen ; den n di e Text e habe n sic h gegenseitig gesprengt. Ma n scheint durc h diese Schwierigkeite n nicht durchzukommen , un d doc h geling t di e Lösun g seh r leicht, wen n wi r ei n Proble m hinzunehmen , welche m Ed . Schwartz un d Lawlo r gleicherweis e ih r Interess e zuwandten . Ersterer S . L U I ha t au s de n Schlußworte n de s IX . Buche s 852, 9—14 geschlossen , da ß nunmeh r di e Urkundensammlun g X, 5— 7 folgt . »Urkundensammlunge n gehöre n a n de n Schluß ; ehe da s zehnt e Buc h hinzugefüg t war , bildete n di e christen freundlichen Dekret e de s Liciniu s un d Konstanti n a m End e des neunte n de n Abschlu ß de s Ganzen« . Dies e Thes e wir d sich un s i n de m entscheidende n Punkt e bestätige n un d doc h

Ihre Ankündigun g a m End e de s IX . Buches .

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gilt e s zunächst , au f ein e Beobachtun g Rücksich t z u nehmen , die Lawlo r S . 25 1 macht : Unte r de r i n 852,1 4 singularisc h zitierten νομοθεσί α kan n nich t di e Urkundensammlun g X , 5— 7 al s Ganze s verstande n werden , sonder n nu r di e »Mailänder Konstitution« , welch e sic h tatsächlic h selbs t zweimal al s νομοθεσί α 887 , ι un d 4 bezeichnet ; di e fünf ander n Dokumente sin d wede r vereinba r mi t de r Anwendun g de s Singulars, noc h mit de r Tatsache, da ß Konstanti n un d Liciniu s als Verfasse r genann t werden ; den n si e gehe n nu r vo n Kon stantin aus . Au s diese n Gründe n wil l Lawlo r al s frühere n Abschluß de s IX . Buche s nich t di e ganz e Gesetzessammlun g betrachten, sonder n nu r de n Tex t de r Mailände r Konstitution . Formal ha t hie r Lawlo r unzweifelhaf t Rech t un d doc h wir d sich sachlic h sei n Widerspruc h gege n Schwart z durc h di e von un s befolgt e Method e behebe n lassen . Der i n 852,1 2 ff . gegebene Hinwei s au f di e christenfreund liche Gesetzgebun g de r Kaise r Konstanti n un d Liciniu s wir d im Rahme n de s X . Buche s wiede r aufgenomme n 860 , 5 ff. ; aber e r unterscheide t sic h nich t unwesentlic h durc h folgend e Punkte: 1 . wir d nich t vo n eine r einmalige n νομοθεσί α ge sprochen, sonder n Bezu g genomme n au f συνεχέσ ι ταΐ ς ύπε ρ Χριστιανών νομοθεσίαις . 2 . trit t hinz u al s weitere s Materia l βασιλέως γράμματ α a n di e Bischöf e κα ί τιμα ί κα ί χρημάτω ν δόσεις. D a ers t durc h diese n gesamte n Bestan d de m Euse b das Urkundenmaterial , welche s e r vorzulege n verspricht , genügend charakterisier t erscheint , is t e s allerding s unmöglich , auf Grun d de s kurze n Hinweise s i n 852,1 2 dasselb e Materia l zu verstehen , welche s Euse b i n 860, 5 s o ausführlic h um schreibt. Wolle n wi r nu n abe r di e Frag e klären , wi e Euse b seine Angabe n vo n 860 , 5 au f da s vo n ih m überliefert e Ur kundenmaterial bezoge n wisse n wollte , s o geraten wi r i n einig e Schwierigkeiten. Unte r de n Briefe n a n di e Bischöf e sin d unzweifelhaft die Dokumente 3 , 4 und 5 zu verstehen, di e durc h die Forme l Κωνσταντίνο ς τ ψ δειν ι έπισκόπ ψ eingeleite t werden. Vo n Ehrungen un d Geldgaben ist i n 5 und 6 gehandelt. Danach bleib t fü r di e συνεχεί ς νομοθεσία ι nu r da s Mailände r Edikt un d di e 2 . Urkund e übrig , ei n a n de n procons . Africa e

204

Die Urkundensammlun g i m X . Buch .

Anulinus gerichtete s Schreiben , welche s gleichfall s di e Be zeichnung διάταίι ς trägt , währen d 3— 6 al s Brief e angeführ t werden. Auc h is t e s dadurc h mi t de r Mailände r Urkund e verbunden, da ß durc h da s i n de r Überschrif t gegeben e Wor t αύθις dieselbe n Kaise r al s Verfasse r angesproche n werden , wozu auc h di e Überlieferun g vo n 887 , 7 stimmt , welch e au f den Plura l ύποσημηνάμενο ι führt . Demgegenübe r läß t aller dings de r Singula r πεποίητα ι ei n gewisse s Schwanke n i n der Zuweisun g erkennen ; Euse b wir d etw a sei n Urtei l übe r den Verfasse r de r Urkund e geändert , di e Korrektu r abe r nu r unvollständig durchgeführ t haben . Ma n ma g als o vielleich t mit de r Möglichkei t rechnen , da ß Euse b wirklic h zu m min desten zeitweili g i n de r zweite n Urkund e ein e νομοθεσί α de r beiden Kaiser zugunste n de r Christen erbück t hat . Abe r selbst wenn wi r die s ansetzen , werde n doc h au s diese m Dokumen t und der Mailänder Konstitutio n nie und nimmer συνεχεί ς ύπε ρ Χριστιανών νομοθεσίαι , dere n Wortlau t Euse b doc h über liefern will. Vielmeh r is t ga r kei n Zweifel, da ß di e vo n Euse b gegebene Urkundensammlung zwa r de n Worten έφοίτ α δ ε κα ι εις πρόσωπο ν έπισκόποι ς βασιλέω ς γράμματ α usw . (860 , 8) ge recht wird , abe r nich t de m vorausgehende n Sat z vo n den »be ständigen Verfügunge n fü r di e Christen« . E s geh t abe r auc h nicht an , di e Ankündigung de r wörtliche n Wiedergabe de r Ur kunden etw a ausschließlich au f di e γράμματα zu beziehen ; denn der Text de r Mailänder Konstitutio n fäll t keinesweg s unter die γράμματα, un d e r steh t doc h i n de r Sammlung . S o wir d den n deutlich, daß die Sammlun g i n ihrem zweite n Tei l de m zweite n Teil de r Ankündigun g entspricht , da ß dagege n i n de m erste n Teil ein »Fehler « steckt; gerad e diese r erste Teil steht nun abe r in Dublett e z u 852,12—1 4 un d zwa r i n eine r Dublette , di e offenkundig dadurc h herbeigeführ t wurde , da ß Euse b vo n seiner Ansich t de r eine n νομοθεσί α zugunste n de r Christe n hinauswuchs zu r Vorstellun g vo n συνεχεί ς νομοθεσίαι . Während nu n abe r di e Formulierun g vo n 860 , 5—8 al s Ein leitung zu m erste n Tei l de r Urkundensammlun g falsc h war , entspricht di e vo n 852,12—1 4 gena u seine m Bestand . Mi t andern Worte n : au f 852,12—1 4 folgt e i n eine m frühere n

Der Bestan d de r Urkundensammlung .

205

Textesstadium unmittelba r 860 , 8 έφοίτα ò è καί εί ς πρόσωπο ν έπισκόποις usw. , wora n sic h di e Urkundensammlun g i n ihre m jetzigen Ausma ß anschloß . Dadurch, da ß wi r notwendigerweis e di e Wort e 860 , 8—1 3 (ohne κατ ά το ν προσήκοντ α KCitpò v του λόγου ) a n 852,1 4 an fügen, haben wir nicht allei n de n Gegensatz zwischen Schwart z und Lawlo r behobe n — mi t diese m beziehe n wi r νομοθεσί α nur au f di e »Mailänder « Urkunde , mi t jene m dürfen wi r abe r den ganze n Aktenfaszike l al s End e a n Buc h I X anfüge n — , sondern auc h de n Zwan g erklärt , unte r de m Euse b stand , als e r i n eigentümliche r Weis e Ankündigun g un d Wiedergab e der Urkunde n zerschnitt ; e r hatt e e s mi t eine m alte n Tex t zu tun , de n e r neue n Ziele n zuführte . Es ergib t sic h au s de m Gesagten , da ß i n eine m Stadiu m des Texte s Buc h I X mi t de r rekonstruierte n Urkundensamm lung Schloß , währen d X nu r di e Festpredig t (856 , 1—858 , 8 ; 860,14—883,19) enthielt . Dabe i muß allerdings gegen Schwartz betont werden , da ß I X niemal s mi t de r Urkundensammlun g Schloß, ohn e daß Buch X bestande n hätte ; denn die Urkundensammlung bzw . ihr e Ankündigun g verträg t da s Schlußgebe t 852, 2 ff. nich t nebe n sich ; deshal b ha t e s Euse b a n de n An fang von X verschoben , al s e r die Urkundensammlung bracht e (S. 188) . Als o ha t Buch X damal s bestanden. Di e Urkunden sammlung stan d als o nich t a m End e de s Gesamtwerks , woh l aber am Ende der historischen Darlegungen, da ja X sic h auf di e Predigt beschränkte , un d de r Unterschied, de r gegenüber de m ursprünglichen Zustan d späte r eintrat , besteh t als o wesentlic h darin, da ß Euse b di e Urkundensammlun g vo m End e de s IX. Buche s wegnah m un d i n da s fertig e Buc h X einfügte . Den Grun d hierfü r erkenne n wi r au s de n Worte n το ν έφε£ής συνείρωμε ν Χόγο ν (858 , 9)· Dadurc h wurd e da s X . Buch i n da s historisch e Refera t selbs t hineingezogen ; wa r dies abe r de r Fall , s o erga b sic h di e Folge , da ß di e Akten sammlung a n ihre r alte n Stell e nich t bleibe n konnte , wei l sie ζ . T . wenigsten s nac h Maximin s Tod e fielen un d jeden falls Ausdruc k de r neue n Christenlag e waren . Freilic h tra t damit ein e neu e Schwierigkei t hervor , mi t de r de r Auto r sic h

206

Die Urkundensammlun g i m X . Buch .

später auseinandersetze n mußte . Di e Aktensammlun g wa r nicht chronologisc h geordnet , sonder n sachlic h zusammen gestellt, u m de m Lese r z u zeigen , wi e geachte t da s Christen tum war . Wen n Euse b sic h jetz t entschloß , dies e Aktenmass e in da s historisch e Refera t einzufügen , s o mußt e e r dami t Schiffbruch leiden . Zunächs t abe r schie n e s einleuchtend , daß di e Licinisch-Konstantinische n bzw . Konstantinische n Urkunden de m Buch e eingefüg t wurden , da s nac h de m Tod e Maximins einsetzte . Euse b nah m infolgedessen diesen Bestan d aus de m End e de s IX . Buche s herau s un d schu f i m Anschlu ß an 848 , 9 ff. ei n verbindende s Stüc k z u de r Einführun g de r Urkunden, wi e si e 860 , 5 ff. vorliegt . Da s I X . Buc h schlo ß nunmehr mi t 852 , 9—14, ei n Zustand , de r ers t aufgehobe n wurde, al s de r letzt e Anhan g a n X angefüg t worde n is t (vgl . S. 185) . Abe r Euseb ha t woh l aus schriftstellerische n Gründe n darauf verzichtet , de n Aktenfaszike l sofor t a n di e Ankün digung anzuschließen . Woh l ha t e r mehrfac h Einzelurkunde n im Rahmen de s historischen Berichtes gegeben, aber dies waren Stücke, di e i n ein e bestimmt e Situatio n hineingestell t waren ; hier abe r handel t e s sic h u m ein e rei n sachlic h zusammen gestellte Gruppe , un d i n diese r Richtun g werde n wi r unte r leichter Umbiegun g (vgl . S . 202) Ed . Schwart z zustimme n und de n Sat z aufstelle n können : Beweisakte n gehöre n a n da s Ende de s historischen Berichts . Freilic h di e historisch bedingt e Einführung diese r Akte n mußt e vo r de r Predig t i n Tyro s liegen; den n gerad e de r durc h di e Akte n bewiesen e Zustan d war i n Tyro s gefeier t worden . S o ha t sic h Euse b den n ent schließen müssen , Einführun g un d Wiedergab e de r Akte n von einande r z u trennen . Formel l erreicht e e r e s dadurch , daß e r de n au s Buc h I X übernommene n Bestan d nac h òi à μνήμης (86ο , 13) zerschnitt , i n 86o , 10 de n Verwei s au f di e Zukunft einflocht (κατ ά το ν προσήκοντ α καιρό ν το υ λόγου ) un d schließlich be i 883,2 0 z u 860,1 1 ff . ein e Dublett e schuf . Damit wa r de r zweit e Zustan d de s X . Buche s erreicht . E r deckte sic h mi t de m Wortlau t 856,1—891 , 2 3 De r Zeit ') Übe r di e abschließende n Wort e 891 , 2 1 — 2 3 is t woh l kau m ein bestimmte s Urtei l möglich . Ed . Schwart z (LIV ) wil l τοιαύτ α au f

Urkundensammlung un d Festpredigt .

207

punkt diese r Umgestaltung wir d dadurc h bestimmt , da ß Euse b nunmehr vo n συνεχεί ς νομοθεσία ι de r Kaise r spreche n konnt e (statt vo n eine r νομοθεσία) , andererseit s Liciniu s sic h noc h nicht vo n Konstanti n gelös t hatt e (86o , 6). I m übrige n ha t aber di e Übernahm e de r Akte n vo n I X nac h X wesentlic h formale Bedeutun g un d gib t fü r di e inner e Entwicklun g de s Euseb nicht s aus . Das besonder e Proble m de r gegenseitige n Überschneidun g der beide n Gedankengäng e erklär t sic h als o daraus , da ß tat sächlich sowoh l de r Gedank e a a ' wi e de r Gedank e b b ' selb ständig jede r a n seine r Stell e durchgeführ t war . Dahe r konnt e es kei n priu s geben . Di e Verschlingung tra t dan n ein , al s Euse b beide fertige n Texte ineinande r arbeitet e un d s o ei n doppelte r Bruch entstand . Daß Euse b da s s o aufgebaut e Buc h dadurc h erweiterte , daß e r de n Kamp f Licinius-Konstanti n hinte n anfügte , is t von un s dargeleg t worden . Darübe r hinausgehen d abe r ha t Ed. Schwart z aufgezeigt , da ß e r zugleic h auc h di e Urkunden sammlung getilg t hat : Bewei s ist , da ß si e i n B D fehlen , un d — auc h nac h de r kleine n Verschiebun g S . 206 Anm . 1 — bleib t bestehen, da ß di e Wort e κα ι ώδ ε με ν τ α καθ ' ημά ς è v εύφρο σύναις καί πανηγύρεσιν έτελείτο (891,24 ) einen Text voraussetzen , in de m di e Urkundensammlun g fehlte . D a abe r dies e Wort e zugleich di e Überleitun g zu r Schilderun g de s Konstantinisch Licinischen Kriege s sind , s o folg t i n de r Tat , da ß desse n An fügung gleichzeiti g mi t de r Streichim g de r Urkunde n fällt . Warum is t si e vorgenomme n worden ? Ed. Schwart z sieh t de n Grun d i n de r damnati o memoria e des Licinius . Abe r ic h glaub e nicht , da ß die s genügt . Euse b hat di e Tate n de s Licinius , welch e christenfreundliche n Cha die Predig t beziehen ; dan n stamme n di e Wort e au s de r Zei t nac h de r geplanten Tilgun g de r Akten . Ma n kan n abe r auc h — un d ic h halt e das fü r richtige r — dies e Darlegun g i n Beziehun g setze n mi t 858 , 2 0 ff. und demnac h τοιαύτ α au f di e durc h di e Akte n dokumentiert e Lag e beziehen. Dan n bildete n si e eins t da s End e de r Aktensammlun g un d damit da s End e de s X . Buches . Wa s Schwart z übe r di e anschließende n Worte κα ί ü&b e μέ ν usw . a , a . O . ausführt , wir d dadurc h natürlic h nich t berührt.

208

Die Urkundensammlun g i m X . Buch .

rakter trugen , auc h nac h desse n Fal l nich t gestrichen , sonder n seine Stellun g i n genügende r Weis e dadurc h festgelegt , da ß er i n eine r Bemerkun g au f de n spätere n Wahnsin n de s Liciniu s hinwies (Lawlo r S . 252 ; vgl . auc h 14 2 ff.) . J a gerad e i n bezu g auf di e Mailände r Konstitutio n — di e einzige , welch e au s der Reih e de r sech s Dokument e vo n Liciniu s mitgezeichne t war — ha t Euse b i n demselbe n Augenblick , al s e r di e Samm lung stric h un d de n Anhan g z u Buc h X hinzufügte , di e Wort e 832,14 ff . geprägt . E

s is t als o schlechterding s unmöglich ,

daß e r etw a mi t Rücksich t au f di e damnati o memoria e de s Licinius dies e Urkund e un d dan n auc h di e übrige n hätt e streichen wollen . Vielmeh r möcht e ic h folgende s zu r Erwägun g stellen: di e Urkundensammlun g sollt e j a i m wesentliche n nu r die günstig e Lag e de r Kirch e b e w e i s e n ; abe r i m Jahr e 324 u . ff . stan d die s Proble m nich t meh r zu r Diskussion , di e Kirche wa r gefestigt , un d Euse b hätt e gan z ander e Urkunde n vorlegen müssen 1 , wen n e r eine n solche n Nachwei s bringe n wollte. S

o abe r mußte n di e Urkunde n verschwinden , wei l

sie vo n Anfan g a n nich t al s Tei l de s historische n Referat s gegeben waren , sonder n al s Beweismaterial . Da

s historisch e

Referat konnt e bestehe n bleiben , auc h wen n di e Geschicht e weiter ging , da s Beweismateria l hatt e seine n Sin n verlore n — als e s hie r nicht s meh r z u beweise n gab . Au s diese m Grund e strich de r Historike r mi t Rech t da s Urkundenmaterial , un d verweist a n de r Stelle , w o e r jetz t i n seine m historische n Referat a n di e Mailände r Konstitutio n komm t (832,140.) , auch nich t au f di e Urkunde , di e e r getilg t hatte . Fü der i

n de

r lebendige n Geschicht

e stand

, hatt

r ihn ,

e diese

s

Dokument kein e praktisch e Bedeutun g mehr ; den n di e Ge schichte wa r darübe r hinweggeschritten . E s genügt e di e kurz e Erinnerung. Die Geschicht e de r Urkundensammlun g i m Rahme n de s Werkes de s Euse b is t dami t geklärt , noc h nich t abe r di e Frage , woher de r Kirchenhistorike r z u seine m Materia l kam . Da ») I n diese m Sinn νομοθεσίαι, di

e Euse b j

e is t bereit s de r Hinwei

s au f di

ß

e συνεχεί ς

a ga r nich t bringt , de r A n f a n g eine r E n t -

wicklung, di e schließlic h zu r Streichun g de r U r k u n d e n führe n m u ß t e .

Der Ursprun g de r UrkundensammluDg . 2 0

9

er e s selbs t i n Rom , Syrakus , Karthag o gesammel t hätte , ist a n sic h s o unwahrscheinlic h wi e möglich . Zude m is t un s klar geworde n (S . 141) , da ß dieselb e Schrift , de r Euse b sein e Kenntnis de s Schreiben s a n Sabinu s verdankt, diese s Schreibe n mit de n christenfreundliche n Urkunde n (προγράμματ α καί νόμοι 8 3 8 , 1 3 ) de s Konstanti n un d Liciniu s verglich . Da s scheint mir doc h nu r denkbar , wen n i n diese r Schrif t ebe n dies e Ur kunden mitgeteil t waren . S o gewinne n wi r z u de n S . 20 1 rekonstruierten Quelle n ein e weitere , dere n Wese n dari n besteht, da ß si e nachweisen will , wi e i m Gegensat z z u Maximi n die beide n Kaise r Konstanti n un d Liciniu s fü r da s Christen tum sorgten , un d da ß si e z u diese m Zwec k da s einschlägig e Material urkundlic h vorlegt . Dies e Tatsach e is t deshal b be deutsam, wei l au s diese r Sammlun g di e be i Euse b vorliegend e »erweiterte« Fassun g de r Mailände r Konstitutio n stammt , die sic h vo n de r echte n gerad e dadurc h unterscheidet , da ß sie da s Reskrip t a n Sabinu s al s Verfälschun g de s Willen s eines Konstanti n un d Liciniu s z u diskreditiere n sic h bemüh t (vgl. Epitymbio n fü r Swoboda , S . 139) . Da s Bil d diese r offi ziösen Propaganda , wi e ic h e s a . a . O . z u zeichne n versuchte , wird jetz t nu r noc h geschlossener , w o wi r sehen , da ß di e Aus weitung de r Mailände r Konstitutio n un d di e Anschauung , die Euse b 8 3 8 , 1 1 ff . widergibt , nich t allei n paralle l laufen , sondern au f ein e un d dieselb e Schrif t zurückgehen , di e zwa r den Liciniu s nebe n Konstanti n nennt , abe r letztere n doc h ein seitig heraushebt . Da ß dami t di e Beglaubigun g de r Eusebiani schen Fassun g de r Mailände r Konstitutio n nu r noc h meh r diskreditiert wird , is t sicher ; i m übrige n abe r gewinne n wi r einen lebendige n Eindruc k vo n de r offiziöse n Schriftstellerei , die mi t de r eine n Schrif t sic h a n di e national-römischen , mi t der ander n a n di e christliche n Kreis e wandte . I n diese r Be ziehung ha t di e Publizisti k Konstantin s späterhi n nu r wieder holt, wa s vorde m durc h Konstantin-Liciniu s geschehe n war .

L a q u e u r , Eusebius .

14

210

Der ursprünglich e Umfan g de r KG .

Kapitel V .

Der ursprünglich e Umlan g de r KG . Die Frag e de r ursprüngliche n Ausdehnun g de r KG . gehört woh l nich t unmittelba r z u de m vo n un s behandelte n Problemkreis; dennoc h glaub e ic h a n ih r nich t vorübergehe n zu dürfen , d a di e vo n un s befolgt e Textbehandlung ein e sicher e Lösung de s Problem s i m Sinn e de r Ausführunge n vo n Har nack gestattet . Wir gehe n vo n de r Tatsach e aus , da ß z u Begin n de s VII. , VIII. un d X . Buche s vo n Eusebiu s hervorgehobe n worde n ist , daß e s sic h hie r u m da s VII. , V I I I . un d X . Buc h handelt . Dadurch unterscheide n sic h di e genannte n Büche r charak teristisch vo n de n andern , di e ein e entsprechend e Bemerkun g nicht zeigen . Au s eine m Vergleic h mi t parallele n Werke n de r antiken Literatur hab e ich bereit s Hermes X L V I 1 9 1 1, S . 18 9 ff. den Schlu ß gezogen , da ß da s VII. , VIII . un d X . Buc h i n bestimmten Periode n jedesma l da s Schlußbuc h gebilde t haben. Bezüglic h des VIII. und X. ist dieser Nachweis von neuem durch unser e ganze n Deduktione n erbracht , di e zugleic h er kennen ließen , da ß da s I X . Buch , welche s di e Bemerkun g nicht zeigt , tatsächlic h niemal s al s End e i n Frag e ka m (vgl . S. 190) , wodurc h di e stilistisch e Rege l erneu t bekräftig t wird. Darau s folg t nu n ers t recht , da ß auc h da s VII . Buc h einst da s letzt e gewese n sei n muß . D a nu n abe r ers t da s VIII . Buch mi t de r Geschicht e de r Verfolgun g vo n 30 3 einsetzt , muß dereins t Eusebiu s sei n Wer k ohn e dere n Behandlun g niedergeschrieben haben , wa s nu r denkba r ist , wen n e r diese s Werk bereit s vo r 30 3 entworfe n hat . Die s is t den n auc h di e Ansicht, di e Harnac k au f Grun d eine r andere n Beobachtun g aufgestellt hat . Mi t volle m Rech t ha t e r empfunden , da ß di e im höchste n Grad e nüchtern e Einleitun g de s I . Buches , i n der Euse b sei n Program m darlegt , mi t de r Tatsach e de r Ver folgung un d de s schließliche n Siege s de r Christenhei t unver einbar ist . Au s de r Perspektiv e auc h nu r de s V I I I . Buche s heraus hätte di e Einleitung eine n ganz andere n Klan g erhalten . Demgegenüber ha t Ed . Schwart z Einl . L V seine n Aus -

Die erst e Niederschrif t vo r 303 . 2 1

1

gangspunkt vo n de r Tatsach e genommen , da ß ebe n i n de r zur Diskussio n stehende n Einleitun g mi t de n Worten τ ά τ ' è m τούτοις κα ί καθ ' ημά ς αυτού ς μαρτύρι α κα ί τήν è m πάσιν ΐλειυ καί εύμεν ή το υ σιυτηρο ς ήμώ ν άντίληψι ν (6,14—15 ) au f die groß e Verfolgun g un d ihre n Abschluß , d . h . au f de n Inhalt de s VIII. Buches , al s das Ende de s Werkes hingewiese n wird; e r geh t demnac h vo n diese m Umfang e al s de m ur sprünglichen aus . Da ß Schwart z mi t seine r Beziehun g de r herangezogenen Wort e Rech t hat , is t unzweifelhaf t (vgl . S. 3) ; wen n demgegenübe r di e vo n Harnac k un d un s hervor gehobenen Gründ e i n de m VII . Buch e da s einstmali g letzt e erkennen lassen , dan n müsse n wi r di e Frag e aufwerfen , o b denn di e erwähnte n Wort e de m Text e vo n Anfan g a n ange hörten ode r o b si e nich t vielmeh r eingefüg t wurden , u m de n im VIII . Buch e gegebene n erste n Anhan g vorzubereiten . Ist ma n ers t au f diese s Proble m aufmerksa m geworden , dan n ergibt sic h auc h sofor t di e Lösung . Di e Einleitun g gib t di e Themastellung nac h sachliche n Gesichtspunkten : di e Ab folge de r Bischöf e i n de n hervorragendste n Gemeinden , di e christlichen Lehrer , di e Häretiker , di e Strafen , welch e di e Juden um der Kreuzigung Christi willen trafen, die Verfolgungen der Christe n durc h di e Heide n un d di e Martyrien . All e dies e sachlichen Themat a werde n i n bestimmte n Rubrike n übe r die ganze christliche Zeit verfolgt, wobei natürlich entsprechen d den Zeitläufe n bal d dieses , bal d jene s Momen t i n de n Vorder grund tritt . Demgegenübe r füge n sic h di e herangezogene n Worte au s zwe i Gründe n nich t i n da s sonstig e Schem a ein : ι . Si e wähle n nich t eine n sachlichen , sonder n eine n chrono logischen Ausgangspunkt , 2 . di e Folg e davo n ist , da ß sie , so weit das Stoffliche in Frage kommt, sich mit der vorausgehenden Rubrik (Darstellun g de r Verfolgungen un d Martyrien ) decken ; denn d a all e Rubrike n di e ganz e Zei t umspannen , sin d auc h etwaige Gegenwartsmartyrie n unte r da s ursprüngliche Schem a subsumiert. Darau s folgt , da ß di e fragliche n Wort e vo n an derem "Gesichtspunkt aus , d . n . nachträglic h konzipier t sind . Damit is t nu n di e Bah n fre i gemach t fü r di e alt e Harnack sche Idee : Euseb s Wer k umschlo ß ursprünglic h nu r siebe n 14*

212

Bruch zwische n I—VI I un d VIII—X .

Bücher un d berücksichtig t noc h nich t di e Verfolgun g vo n 303—311 · Daß dies e Auffassun g geeignet ist , auc h sons t da s Werde n des Eusebiu s besse r z u verstehe n » , dürft e einleuchten d sein . Die enge n Beziehungen , di e zwische n de r Chroni k un d de n ersten siebe n Bücher n de r KG . bestehen , mache n e s doc h mehr al s wahrscheinlich , da ß ihr e Gestaltun g i n gleich e Zei t fällt; d a di e erst e Niederschrif t de r Chroni k vo r 30 3 anzu setzen ist , wir d dami t auc h di e KG . datiert . De r stark e Unter schied zwische n den Bücher n I — V I I de r KG. und V I I I —X des selben Werke s spring t i n di e Auge n ; dor t ein e nac h Rubrike n geordnete Materialzusammenstellung , hie r ein e Schilderun g der Gegenwart , di e mi t diese n Rubrike n nicht s z u tu n hat ; und unzweifelhaf t ha t Eusebiu s dies e Diskrepan z empfunden , wenn e r i m Schlußwor t vo n VI I au f di e Vollendun g de s z u Beginn de r Schrif t gestellte n Thema s hinweist . Natürlic h hat auc h da s VII . Buc h Erweiterunge n erfahren , al s Euse b seine KG . weite r ausbaute , wi e überhaup t dami t z u rechne n ist, daß in den Gesamtbestand, auc h de r ersten Bücher , manch e Zutat gemach t wurde . We r di e kirchliche n Bewegunge n de r Konstantinischen Zeit , i n dene n Euse b steht , besse r kenn t als ich , wir d woh l manche n Stücke n begegnen , i n dene n der Kirchenhistorike r au s aktuelle m Interess e herau s Ein fügungen gemach t ha t ähnlic h denen , di e wi r bezüglic h de r Petrusakten festgestell t haben . I n diese r Beziehun g gil t e s wirklich i m Aug e z u behalten , da ß di e KG . un e oeuvr e vivant e war.

Schluß. Angesichts de r Tatsache , da ß wi r de n Analyse n de r ein zelnen Büche r zusammenfassend e Schlußbetrachtunge n jedes mal beigefüg t haben , dürfe n wi r hie r au f ein e Wiederholun g ») I n diese r Beziehun g se i darau f hingewiesen , da ß da s Zita t 947. 7 ( v gl· S . 7fi. ) mi t de m charakteristische n Wort e άρχομίν ψ gleich falls darau f führt , da ß di e zitiert e Stelle , d . h . Anfan g vo n Buc h VIII , an de n Begin n eine r neue n Period e gehört .

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Bruch zwische n I—VI I un d VIII—X .

Bücher un d berücksichtig t noc h nich t di e Verfolgun g vo n 303—311 · Daß dies e Auffassun g geeignet ist , auc h sons t da s Werde n des Eusebiu s besse r z u verstehe n » , dürft e einleuchten d sein . Die enge n Beziehungen , di e zwische n de r Chroni k un d de n ersten siebe n Bücher n de r KG . bestehen , mache n e s doc h mehr al s wahrscheinlich , da ß ihr e Gestaltun g i n gleich e Zei t fällt; d a di e erst e Niederschrif t de r Chroni k vo r 30 3 anzu setzen ist , wir d dami t auc h di e KG . datiert . De r stark e Unter schied zwische n den Bücher n I — V I I de r KG. und V I I I —X des selben Werke s spring t i n di e Auge n ; dor t ein e nac h Rubrike n geordnete Materialzusammenstellung , hie r ein e Schilderun g der Gegenwart , di e mi t diese n Rubrike n nicht s z u tu n hat ; und unzweifelhaf t ha t Eusebiu s dies e Diskrepan z empfunden , wenn e r i m Schlußwor t vo n VI I au f di e Vollendun g de s z u Beginn de r Schrif t gestellte n Thema s hinweist . Natürlic h hat auc h da s VII . Buc h Erweiterunge n erfahren , al s Euse b seine KG . weite r ausbaute , wi e überhaup t dami t z u rechne n ist, daß in den Gesamtbestand, auc h de r ersten Bücher , manch e Zutat gemach t wurde . We r di e kirchliche n Bewegunge n de r Konstantinischen Zeit , i n dene n Euse b steht , besse r kenn t als ich , wir d woh l manche n Stücke n begegnen , i n dene n der Kirchenhistorike r au s aktuelle m Interess e herau s Ein fügungen gemach t ha t ähnlic h denen , di e wi r bezüglic h de r Petrusakten festgestell t haben . I n diese r Beziehun g gil t e s wirklich i m Aug e z u behalten , da ß di e KG . un e oeuvr e vivant e war.

Schluß. Angesichts de r Tatsache , da ß wi r de n Analyse n de r ein zelnen Büche r zusammenfassend e Schlußbetrachtunge n jedes mal beigefüg t haben , dürfe n wi r hie r au f ein e Wiederholun g ») I n diese r Beziehun g se i darau f hingewiesen , da ß da s Zita t 947. 7 ( v gl· S . 7fi. ) mi t de m charakteristische n Wort e άρχομίν ψ gleich falls darau f führt , da ß di e zitiert e Stelle , d . h . Anfan g vo n Buc h VIII , an de n Begin n eine r neue n Period e gehört .

Schluß.

213

der Einzelheite n verzichte n ; vielmehr solle n hie r ausschließlic h die große n Linie n herausgearbeite t werden , vo n dene n ic h annehmen möchte , da ß si e auc h fü r diejenige n Lese r bedeu tungsvoll sind , di e nich t di e Möglichkei t haben , sic h i n all e Einzelheiten z u vertiefen . Dies e Hauptergebniss e sin d zu gleich diejenigen , di e ic h fü r durchaus gesicher t halte , währen d bei manche n Einzelheite n de r Rekonstruktio n naturgemä ß eine schwankend e Beurteilun g möglic h ist . Die KG . de s Euse b wurzel t i n de r gelehrte n Tradition , in de r de r Pamphilosschüle r herangereif t ist , un d ei n rei n ge lehrtes Werk wollt e Euse b gestalten , al s e r sic h vo r de m Jahr e 303 entschloß , di e zu m Verständni s de s Christentum s wich tigen Materialie n i n gewiss e Rubrike n eingeordne t de m ge lehrten Publiku m i n eine m siebenbändige n Werk e vorzulegen , das sic h i m w e s e n t l i c h e n mi t de m Beständ e unsere r erste n 7 Büche r de r KG . deckt . D a brac h i m Jahr e 30 3 di e groß e Verfolgung los ; e s is t nich t di e Ar t eine r Gelehrtennatur , sic h in di e Reih e de r vorderste n politische n Kämpfe r z u stellen , aber de n Ereignissen , di e e r sa h un d mi t de r persönliche n Anteilnahme de s Christe n erlebte , wandt e e r vo n vor n herei n auch sei n gelehrte s Interess e zu . Euseb , de r i n seine m Werk e die vergangene n Martyrie n geschilder t hatte , durft e jetz t Augenzeuge ebe n solche r Ereigniss e sein , un d wa s Wunder , daß e r di e vo n ih m erlebte n Ding e alsbal d schriftlic h festhielt ! Mit de m stolze n Gefühle , da s eins t Goeth e beseelte , al s e r be i dem Feldzu g i n de r Champagn e i n sein e Tagebuchblätte r de n Satz niederschrie b »vo n hie r un d heut e geh t ein e neu e Epoch e der Weltgeschicht e aus , un d ih r k ö n n t s a g e n , ih r sei d d a b e i gewesen« , mi t de r inneren Bewegtheit , di e de n Histo riker erfüllte , al s e r — gleichfall s i n eine r Überschätzung de r Ereignisse — i n de m flandrischen Schlachtenlär m ein e Wend e der Zeite n fühlt e un d sic h vo n de r Tatsach e seine r eigene n bedeutungslosen Teilnahm e dara n persönlic h gehobe n un d er schüttert fühlt e — mi t ähnliche n Stimmunge n ha t Euse b die Martyrie n geschau t un d noc h i n de n spätere n Redaktione n des Texte s schiller t sei n Stol z hindurch , da ß e r di e Märtyre r persönlich gekann t hab e un d infolgedesse n vo n de n καθ * ημά ς

214

Schlufi.

αύτους μαρτυρί α berichte . Diese s groß e Erlebni s zwan g de m Euseb di e Fede r vo n neue m i n di e Han d un d führt e z u de m ersten Umbruc h i m Aufba u de s Ganzen : E r entschlo ß sic h die groß e Christenverfolgun g seine r Zei t bi s zu m Jahr e 31 1 niederzuschreiben un d dere n Schilderun g al s VIII . Buc h seine r KG. anzuhängen . Freilich , was er wußte, al s er sic h unmittelba r nach de r Wiederherstellun g de r Ruh e i m Jahr e 31 1 a n di e Niederschrift machte , wa r weni g genug : i m Grund e beruht e sein Materia l nu r au f persönliche n Erlebnisse n un d Erkundun gen, di e sic h angesicht s de r Verfolgun g nu r au f eine n kleine n Umkreis beschränkten . Dahe r steh t gerad e i n de r Darstellun g der Martyrie n da s persönlich e Materia l i m Vordergrun d un d das, wa s Euse b vo n de r Reichsgeschicht e wußte , beschränkt e sich au f di e Kenntni s de r Tatsache , da ß di e beide n erste n Kaiser hatte n abgehe n müsse n un d währen d de r Verfolgungs zeit di e beide n Reichshälfte n sic h bekämpften , wi e e r a n de n Revisionen de r Reisende n beobachtet e (786 , 23 ft. ). Irgen d eine literarisch e Quell e hatt e Euse b dazuma l noc h nicht ; daher di e Dürftigkei t de s Buches , da s zwa r de n Vortei l de r inneren Geschlossenhei t bot , abe r kein e Kenntni s de r wirk lichen Zusammenhäng e zeigt . Ha t Euse b doc h auc h de n Abschluß de r Verfolgun g i n de m ih m zufälli g bekann t ge wordenen Schreibe n de s Sabinu s erblickt , währen d e r vo n der eigentlic h entscheidende n Kaiserurkund e nicht s wußte , weil si e i m Reichstei l Maximiiis , i n de m Eusebiu s lebte , nich t veröffentlicht worde n war . Auf diese m allgemeine n geistige n Nivea u verblie b auc h der Text, al s bald nac h 31 1 im Osten di e Verfolgung wiede r aus brach. Dies e Verfolgun g is t siche r nich t seh r intensi v gewesen , doch ha t Eusebiu s au s de m nahe n Antiochie n gehört , da ß dor t die christenfeindlich e Bewegun g i n Flu ß gekomme n is t un d daß de r Kaise r dahinterstehe . Di e Nachrichte n werde n i n stark übertriebene r For m z u Euse b gelang t sein , de r nun dar aus de n Schlu ß zog , da ß i m Grund e dies e Verfolgun g di e Fort setzung de r 31 1 abgestoppte n wäre . I m übrige n ha t e r seh r wenig vo n diese r Verfolgun g z u erzähle n gewußt , wa s ebe n ge rade gege n ihr e Intensitä t spricht . Wa s ih n beschäftigt , is t

Die Niederschrif t vo n 3 1 1 un d 3 1 3 .

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vielmehr da s Schicksa l de s »Tyrannen« , de r hinte r de r Ver folgung steht , dafü r abe r vo n Got t mi t s o schwere n Geißel schlägen getroffe n wird , da ß e r de m Tod e erliegt , nachde m er zuletz t sein e Fehle r eingestande n hat . Euse b ha t di e Er zählung (vgl . S . 18 8 f. ) dieser Ereignisse bi s 3 13 i n einem kurzen Anhang a n sei n VIII . Buc h angefüg t un d gleichzeiti g Kund e davon erhalten , da ß bereit s 3 1 1 di e führende n Kaise r ein e Palinodie erlasse n hatten , di e nu r de r »Tyrann « nich t publi ziert hatte . I m übrige n wei ß e r vo n de r wirkliche n Geschicht e der Kaise r auc h jetz t noc h s o wenig , da ß e r de n Maximi n i n einen Armenische n Krie g z u eine r Zei t verwickel t sei n läßt , als diese r tatsächlic h gege n Liciniu s kämpfte . Mit de m Jahr e 3 1 3 setz t de r Friede ei n und Euseb, de r bi s dahin au f eigen e Informatione n angewiesen war , kan n sic h jetz t in de n Besit z vo n bessere m Quellenmaterial setzen . Die s mach t sich nac h zwe i Seite n bemerkbar . Ersten s i n de r Darstellun g der Martyrien . Ma n versteh t es , da ß Euse b zunächs t di e selbstgeschauten Martyrie n erzähl t ha t un d di e Darstellun g der ander n de n jedesmalige n Augenzeuge n überlasse n wollte . Ihm stan d i m Jahr e 3 1 1 , w o all e Verbindunge n zwische n de n Christen gespreng t waren , kei n andere r We g offen . Jetz t abe r konnte e r vo n alle n Seite n Materia l sammeln , da s zwa r nich t auf de r Höh e seine r eigene n Notize n stand , abe r de n Vortei l einer gewissen Vollständigkeit bot . S o konnte e r sic h dazu ent schließen, sein e Verfolgungsgeschicht e radika l umzugestalten . Seine eigene n Notize n übe r di e selbstgeschaute n Martyrie n sollten allerding s nich t verlore n gehe n ; e r entfernt e si e au s de r KG., u m si e ander n Zwecke n zuzuführen . I n de r KG . abe r er setzt e r da s Materia l durc h di e neue n Sammlungen , di e loka l und nich t chronologisc h gegebe n ware n un d sic h angesicht s der Füll e mi t eine r Zusammenfassun g al s Epitom e begnüge n mußten. Euseb hatt e vo n jetz t a b zwe i Manuskript e i n Bearbei tung, zunächs t de n vo n ih m au s de r KG . hinausgeworfene n Text, de n e r allmählic h abrundet e z u de m Them a de r Mär tyrer vo n Caesare a un d de m de r Märtyre r vo n Palästina . Dabei is t ein e Tatsach e vo n besondere r Bedeutung : obwoh l

216

Schluß.

Euseb erfahre n hatte , da ß di e Datierun g de s erste n Ver folgungsdekrets un d manch e ander e Einzelhei t anfänglic h vo n ihm unrichti g dargestell t war , un d obwoh l e r darau s di e Kon sequenz zog , i n de r neue n Konzeptio n dies e Ding e i n richtiger Form z u berichten , ha t e r doc h a n de m alte n Manuskrip t ruhig weite r gearbeitet , ohn e di e notwendi g erscheinende n Ver änderungen vorzunehmen . Dies e Tatsach e beruh t nich t auf Vergeßlichkeit , sonder n is t de r sinnfällig e Ausdruc k fü r sein imme r wiede r z u beobachtendes Verfahren , di e Texte nich t zu verändern , auc h wen n e r ihre n Inhal t nich t meh r billigt , sondern i n Gestal t vo n Zusätze n usw . umzugestalten . Gerad e weil e r s o verfährt, is t e s möglich , auc h sons t di e Schichtunge n festzulegen un d au f diese m Weg e z u eine r Rekonstruktio n de r Entwicklung de s Werke s vorzudringen . I m übrige n lieg t abe r das Schwergewich t fü r unser e Betrachtun g au f de r weitere n Entwicklung de r KG . Diese ha t alsbal d nac h eine r zweite n Richtun g ein e noch vie l bedeutsamer e Ausgestaltun g erfahre n sollen . Z u der selben Zei t al s Euse b di e groß e Festpredig t i n Tyro s hiel t (317?), ka m e r zu m erstenma l fü r di e Schilderun g de r poli tischen Geschicht e i n de n Besit z literarische r Texte , di e e r fü r seine Zweck e benutze n konnte . De r ein e vo n ihne n enthiel t ähnlich dem, de r dem Lactantius bei der Abfassung seiner morte s persecutorum zu r Verfügim g stand , ein e Darstellun g de r Begründung de r Licinisch-Konstantinische n Doppelmonarchie , und zwa r vo n römisch-nationale m Standpunk t aus . Diese r Text ha t e s sic h zu r Aufgab e gemacht , festzulegen , da ß Kon stantin un d Liciniu s allein , se i e s durc h Erbgan g se i e s durc h die Wah l de r Mitkaiser , zu m Kaisertu m berechtig t waren , während Maxentius , de r Soh n eine s Mörders , di e Tyranni s i n Rom begründet e un d di e Stad t derar t drangsalierte , da ß ein e entsetzliche Hungersno t dor t herrschte . Sei n Kumpa n Maxi min i m Oste n sucht e zwa r zunächs t sein e inner e Verbindun g mit Maxentiu s z u verbergen ; abe r e r sollt e doc h gleichfall s später büße n ; denn gegen dies e gottlose n Tyranne n zoge n Kon stantin un d Liciniu s z u Felde ; Maxentiu s fäll t be i Rom , un d Maximin, de r sowei t gegange n war , sic h primu s Augustu s

Die literarische n Quelle n fü r Konstantin-Licinius .

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zu nenne n und di e zwische n ih m un d Liciniu s bestehende n Verträge z u lösen, wir d vo n diese m i n zwe i ( ? S . 155 ) Schlachte n geschlagen un d verlier t sei n Leben . Fes t un d unerschütter t war dami t di e Konstantinisch-Licinisch e Herrschaf t begründet , die ihre inner e Berechtigun g au s de n Verbreche n de r Tyranne n Maxentius un d Maximi n zieht . — Sicherlic h ha t di e Quell e mehr Einzelheite n enthalten , al s Eusebiu s fü r sein e Zweck e benutzte. De r Sie g de s Konstanti n wir d vo n ihm , de r sic h damals nu r fü r de n Orien t interessierte , nu r kur z erwähn t und wa r i n de r Quell e woh l ausführliche r behandelt ; vo n de m Abschluß de r Verträge , übe r dere n Lösun g e r berichtet , er zählt Eusebiu s nichts . Abe r trot z solche r Auswah l steh t da s Bild diese r Quell e i n ihre r Gesamthaltun g deutlic h vo r uns , und e s schade t nichts , da ß Euse b si e mi t seine m alte n Manuskript verban d un d auc h durc h christlich e Zusätz e be reicherte. Aber dies e national-römisch e Quell e wa r nich t di e einzige , die de m Euse b damal s zufloß ; di e siegreiche n Kaise r wollte n auch de n Christe n gegenübe r ih r Rech t begründe n un d si e taten e s dadurch, da ß si e ein e Schrift herstellen ließen, di e vor nehmlich au s Akten bestan d un d sic h zu m Zie l setzte , nachzu weisen, da ß das , wa s Maximi n bishe r anscheinen d fü r di e Christen geta n hatt e (Schfeibe n a n Sabinus) , nu r de r v e r f ä l s c h te Ausdruck ihre r Befehle sei und dahe r auch de s offenen Eintretens fü r die neu e Religio n ermangele . Umgekehr t sollte n die eigene n Urkunde n zeigen , wa s si e selbs t fü r da s Christen tum geleiste t haben . Euse b ha t diese s Material , obwoh l e s besonders star k vo n Konstanti n beeinfluß t wa r (S . 209) , fü r sein Werk i n vortreffliche r Weis e ausnutze n können : di e neu e Religion schie n dadurc h gesichert, un d s o konnt e Euse b dies e seine persönüch e Auffassun g de r Ding e z u derselbe n Zei t i n der großen Tyrischen Festpredigt formulieren, di e seinem Werke einzufügen e r sic h entschloß . O b e r durc h dies e selb e Quell e veranlaßt wurde , nunmeh r i n Galeriu s stat t wi e frühe r i n Diocletian de n Inspirato r de r Christenverfolgun g z u erblicken , vermag ich nich t z u entscheiden . Möglic h wär e e s auch , da ß hier da s Ergebni s sonstige r eigene r Forschun g vorläge , di e ih n

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Scliluâ.

eben damal s z u de r Erkenntni s geführ t hat , da ß di e Schul d für Maximin s antichristlich e Haltun g ζ . T . au f sein e liebe dienerischen Organ e (Theotekno s usw. ) fällt . Durc h dies e ge waltigen Erweiterunge n wa r de r alt e Aufba u de s Werk s ge sprengt worden , un d Euse b mußt e sic h infolgedesse n ent schließen, ein e neu e Gruppierun g vorzunehmen . De r bishe r im VIII . Buc h zusammengefaßt e Stof f wurd e nac h Aufnahm e der Konstantinisch-Licinische n Quelle n au f zwe i Bücher , VII I und I X verteilt , währen d fü r di e Tyrisch e Festpredig t da s X . Buc h reservier t bleibe n sollte . Wir könne n nich t gena u sagen , wi e viel e Jahr e nac h de m terminus pos t que m (317 ) Euse b dies e groß e Erweiterun g seines Werke s vornahm , un d wan n e r si e durc h di e Umgrup pierung de r Akten weiterhi n verschob . Auc h si e wurde schließ lich überholt durc h di e Auseinandersetzung de s Konstantin un d Licinius un d de s letztere n Abkeh r vo m Christentum . Euse b trat damal s persönlic h bal d i n de n Brennpunk t de r Ereignisse , und s o versteh t ma n es , da ß ih m nunmeh r ers t rech t reiche s Material zufloß . I n zwe i Schichtunge n macht e sic h wiederu m der Einflu ß de r Konstantinische n Publizisti k geltend . Die jenige, di e e r zuers t niederschrieb , hatt e christliche n Ur sprung; nu r Konstanti n is t jetz t da s Werkzeu g Gottes ; wen n Licinius anfänglic h gleichfall s da s Christentu m stützte , s o wa r dies i n eine r Zei t geschehen , eh e e r de m Wahnsin n verfalle n war. Abe r de r wahr e Lenke r de r Geschicht e is t Konstantin , der unte r Gotte s Hilf e al s ei n neue r Mose s de n Maxentiu s an de r Mulvische n Brück e schlägt , zu m Dank e dafü r da s christliche Zeiche n i n Ro m errichte t un d schließlic h da s groß e Christengesetz vo n Mailand erläßt. Abe r de r daraus erwachsen e Glückszustand de r Christe n hatt e zunächs t keine n Bestand : Licinius, der , bevo r e r wahnsinni g geworde n war , di e kon stantinische christenfreundlich e Politi k mitgemach t hat , wurd e vom Teufe l gepackt , nah m sic h di e üble n Tyranne n zu m Vorbild un d began n gege n seine n Wohltäte r Konstanti n un d damit zugleic h gege n Gott , de n diese r verehrte , de n Krie g — in volle n Wahnsin n wa r e r verfallen , zerstört e di e christliche n Kirchen, zwan g di e Soldate n z u heidnische n Opfer n un d gin g

Die christlich e Konstantinisch e Quelle .

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sogar gege n di e christliche n Bischöf e vor , i n dene n e r al s de n Dienern Gotte s Feind e erblickte . Furchtbar e Quale n hatte n die Christe n wiede r z u erdulde n un d nu r dadurc h ka m di e Rettung, da ß Gott , de r fü r sein e Kirch e kämpfte , de n Kon stantin gleic h wi e i n dunkelste r Nach t al s Beschütze r de r Christen erweckte ; diese m gewährt e Got t de n Sieg , un d Li cinius mußt e erleben , wa s e r selbs t be i de n andere n Christen verfolgern gesehe n hatte . Vo n de n Mensche n wa r jetz t endlic h alle Furch t genommen , Freud e un d Jube l herrschte , Hymne n zu Gotte s Preis , abe r auc h zu m Lo b Konstantin s un d seine r Söhne wurde n gesungen ; allenthalbe n wurde n human e Edikt e des Kaiser s angeschlagen. Sein e un d seine r Söhn e Herrschaf t stand fest , di e Gottlosigkei t de r frühere n Herrsche r wurd e ge tilgt, überal l erstrahlt e di e Lieb e de s Kaiserhause s zu m wahre n Gotte. Man ma g darübe r schwanken , o b dies e Darlegunge n auf eine m bereit s geformte n Text e beruhe n ode r o b si e ers t vo n Eusebius selbs t konzipier t worde n sind , de m da s Wenige , was a n positive m Materia l i n de m Berich t steckt , au s aller erster Hand , vielleich t vo n Konstanti n selbst , zugetrage n wurde. I m wesentliche n handel t e s sic h u m de n Berich t übe r den Feldzu g de s Konstanti n gege n Maxentius ; den n alles , was übe r di e Vorgäng e i m Orien t berichte t wurde , beweg t sich meh r i n allgemeine n Phrase n al s i n präzise n Angaben . Theoretisch könnt e ma n natürlic h dara n denken , da ß Euse b eine bereit s geformt e literarisch e christlich e Quell e benutz t habe; abe r abgesehe n davon , da ß die s ein e rein e Duplizitä t wäre, schein t mi r star k gege n dies e Annahm e z u sprechen , daß i n de r ganze n Darlegun g de r eigen e Sprach - un d Vor stellungskreis de s Euseb sic h breit macht. Konstanti n erschein t als da s Lich t i n tiefste r Finsterni s (898 , 23 ) un d wir d dami t ebenso bezeichnet , wi e di e Palinodi e de s Galeriu s (804,9 ; vgl. 9 1 1 , 1 4 ) , di e endgültig e Begründun g seine r christen freundlichen Politi k wir d ga r i n 9 0 2 , 1 7 ff . mi t Worte n geschil dert, di e Euseb de m End e de s I X . Buche s entnomme n un d nu r sinngemäß umgeboge n ha t (S . 185) . Wi e de m abe r nu n auc h sei, o b Euse b selbst au f Grun d persönliche r Mitteilunge n diese n

220

Schluö.

Text niedergeschriebe n ode r bereit s ein e schriftlic h fixierte Quelle benutz t hat , i n jede m Fall e liegt hie r ei n offiziöse r Be richt übe r Konstanti n vo n christliche r Seit e vor , un d des halb schein t e s mi r vo n allergrößte r Bedeutung , da ß selbs t diese Partie , welch e nac h 32 3 geschriebe n wurde , vo n de r be rühmten Kreuzeserscheinun g bei m Feldzu g de s Konstanti n nichts weiß ; dies e is t dami t quellenmäßi g au f da s stärkst e diskreditiert. Als Euse b sei n Wer k au f de n ebe n geschilderte n Zustan d gebracht hatte , lernte e r schließlic h ein e literarisch e Quell e kennen, welch e vo n römisch-nationale r Seit e au s da s Auf kommen Konstantin s un d sein e Alleinherrschaf t begründe n sollte. Bi s z u eine m gewisse n Grad e mußt e sic h dies e Quell e mit de r national-römische n decken , di e seinerzei t di e Kon stantinisch-Licinische Doppelherrschaf t rechtfertigte . Di e Opposition gege n di e verworfene n Tyranne n Maxentiu s un d Maximin dürft e dieselb e sein , di e Rechtfertigun g Konstantin s zu Anfan g wa r i m große n un d ganze n identisch , un d nu r erst fü r di e später e Zei t mußt e ein e vollständig e Abweichun g eintreten. Prüfe n wi r daraufhin , wa s Euse b tatsächlic h diese r Quelle entnomme n hat , s o is t e s zunächs t di e ausführlich e Kritik de r beide n Maxentiu s un d Maximi n ( 7 7 8 , 1 1 — 7 8 0 , 1 8 ; 7 8 0 , 2 5 — 7 8 4 , 5 ) : e s ga b kein e Brutalität , di e ihne n frem d war; vo r alle m di e geschlechtliche n Ausschweifunge n eine s Maxentius, de r selbs t di e Fraue n de r ehrenhafte n Senatore n vergewaltigte, di e Grausamkeit , mi t de r e r römisch e Bürge r und Senatore n tötete , sei n Wahn , durc h Zaubere i un d Gau kelei di e Götte r z u gewinnen , — al l da s rie f de n Absche u de r Römer hervor . Un d Maximi n wa r sei n würdige r Genösse , der Städt e un d Lände r ausplündert e un d sic h eine r wüste n Völlerei hingab . Solche n Männer n gegenübe r wa r di e Anwen dung vo n Gewal t ein e selbstverständlich e Pflicht . Abe r auc h Licinius is t späterhi n nich t ein e Spu r besse r gewesen . Vo n Konstantin wa r e r de r nächste n Verwandtschaf t würdi g er achtet worden , a n de r Reichsverwaltun g sollt e e r teilhaben ; aber er dankte ih m nur durch Nachstellungen. Noc h schlimme r war sein e Gesetzgebung ; Mitlei d gege n di e Gefangene n wurd e

Die heidnisch e Quell e ftt r Konstantin .

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bestraft, di e alte n weise n Gesetze de r Röme r abgeschaff t und neu e barbarische eingeführt . Ei n furchtbare r Steuerdruc k lastete au f de m Lande , ungezählt e Landesverweisunge n vo n Männern vo n Würde , Preisgab e de r Fraue n un d schnödest e Unzucht charakterisiere n sein e Herrschaf t — ähnlic h wi e di e des Maxentiu s un d Maximin . Al s da s nich t meh r ertragba r war, d a entschlo ß sic h Konstanti n i n eine m Gemisc h vo n Menschenliebe un d gerechte r Strenge , de n unte r de m Un hold Leidende n zu r Hilf e z u kommen . I n Verbindun g mi t seinem menschenfreundliche n Sohne Crispu s zo g e r z u Feld e und tru g eine n leichte n Sie g davon . Di e Folg e war , da ß e r nun endlic h wiede r da s ganz e römisch e Imperiu m i n seine n Händen vereinigt e (S . 195ff.) . Euse b ha t di e Quelle ganz ober flächlich christianisiert , abe r ih r Grundzu g steh t daru m doc h fest, und ebenso ihr e Zeit. Si e is t siche r unmittelba r nac h 32 3 geschrieben un d jedenfall s ha t auc h Euse b si e vo r 32 6 i n sei n Werk verarbeitet , de m Jahre , i n welche m Crispu s au f Befeh l des Vater s hingerichte t wurde . Mit de r geschilderte n Entwicklun g de s Texte s geh t ein e Umorientierung de s Eusebiu s selbs t Han d i n Hand . Gewi ß ist e r vo r Ausbruc h de r Verfolgun g bereit s ei n Gelehrte r ge wesen, abe r dennoc h ha t ihr e Tatsach e sein e Grundeinstellun g zu de n Frage n menschliche n Geschehen s einseiti g christlich religiös bestimmt : gleic h wi e e r di e Verfolgun g zunächs t nu r von Got t ableitet , de r di e Christe n strafe n will , sieh t e r auc h in allem sonstige n Geschehe n (Hungersnot , Pest , Krieg ) ei n un mittelbares Eingreife n Gottes , au f da s e r ausschließlic h di e ganze Rettun g de s Christentum s zurückführt . E s is t nich t allein di e zeitliche Distanz, di e de n Kirchenhistoriker vo n diese r Auffassung abrücke n läßt , sonder n gerad e da s Zuströme n de r neuen Quellen ; so mannigfach si e i m einzelne n waren, s o ginge n sie doc h all e vo n de r Voraussetzun g aus , da ß da s irdisch e Ge schehen au s irdische n Motive n abzuleite n se i un d sic h i n ir dischen Vorgänge n abspiele . Euse b mußt e einfach , wen n e r diese wertvolle n Quelle n ausnutze n wollte , auc h unte r ihr e Auffassung vom Wese n de r Ding e treten , un d gerad e hierdurc h sind woh l di e tiefste n Widersprüch e i n sei n Wer k hineinge -

222

Sehl ufi.

kommen. Gleic h wi e e r i m kleine n arbeitet e un d sein e neue n Kenntnisse i n For m vo n Zusätze n niederschrieb , s o hat e r auc h im großen sic h nich t daru m gekümmert , da ß sei n Werk , da s i n langer Arbei t herangereif t ist, di e Zeugnisse gan z verschiedene r Einstellungen z u de n Grundfrage n de s Geschehen s enthielt . Für de n moderne n Betrachte r liegt hie r vielleich t da s größte Proble m eingeschlossen , de m e r vo n seine r Arbeitsar t aus nich t nähe r kommen kann . Zwa r da ß Euse b di e hier vorge zeichnete Entwicklun g durchgemach t un d di e vo n un s rekon struierten Quelle n benutz t habe n soll , wir d kau m grund sätzlichen Bedenke n i n de m Kreis e dere r begegnen , di e sic h mit diese r Epoch e befaß t habe n ; da s i n Wahrhei t Auffallende , ja fü r un s Unerklärlich e lieg t darin , da ß Euse b di e durc h die ' Entwicklung seine r Arbei t veraltete n Teil e nich t zerrisse n und dadurc h sei n Werk au f eine n einheitliche n Stan d gebrach t hat. Di e Tatsachen selbst , di e übe r unser e ganz e Untersuchun g ausgestreut liegen , wolle n wi r hie r nich t wiederholen : nu r einiges Charakteristisch e se i i n diese r Beziehun g angeführt , um vo n vornherei n de n Gedanke n de s Eingriff s vo n fremde r Hand abzuwehren . Euse b ha t i n de m Traktat , de r a n viele n Stellen zeigt , da ß e r selbständig gegenübe r de r KG . geworde n war, un d a n de m de r Auto r demnac h weitergearbeite t hatte , die Verweisunge n nich t getilgt , di e e r vo m Standpunk t de r Einheit de r beide n Schrifte n niedergeschriebe n hatte . E r ha t den i n 7 9 6 , 1 9 ff. organisc h entstandene n Tex t nich t berührt , während e r ih n be i seine r Übernahm e nac h 776 , 9 ff. durc h leichten Eingrif f i n Ordnung brachte . E r hat , w o e r di e allmäh lich gewordene n Text e fü r neu e Kompositione n ausnutzte , das Alte ruhi g beiseit e geschoben , abe r e s d a belassen , w o di e alte Grundlag e einma l geschaffe n war . Di e Zahlen , di e da s Schlußbuch de s Werke s kennzeichne n sollen , dami t de r Lese r wisse, da ß e r jetz t di e letzt e Roll e lese , ha t e r i m VII . un d VIII. Buch ruhig stehen lassen, auc h als da s VIII. un d späterhi n das I X . un d X . Buc h hinzugewachse n war . E r ha t liebe r di e schwersten Gedankenverschiebungen i n de n Kau f genommen , um sein e Zusätz e mi t de m alte n Grundstoc k z u verbinden , als da ß e r a m Alten etwa s geänder t hätte . Dabe i ha t un s ein e

Der Zustan d de s Textes .

223

unvergleichlich gut e Überlieferun g eine n solche n Einblic k in de n Tex t bewahrt , da ß wi r selbs t di e vo n Euse b niederge schriebenen verschiedene n Lesunge n erhalte n habe n (vgl . S. 32, 61 , 13 0 usw.) . S o wirke n Überlieferun g un d Arbeits weise zusammen , u m un s eine n Einblic k i n da s Entstehe n de s Werkes z u geben , wi e e s un s sons t woh l nirgend s beschiede n ist, obwoh l m . E . be i nich t wenige n Autore n di e Verhältniss e prinzipiell ähnlich liegen. Nich t dankbar genug dürfen wir sein, daß wi r dadurc h eine n s o intime n Einblic k i n di e allmählic h eingearbeiteten Quelle n de r konstantinische n Zei t gewinnen ; darum gil t e s diese n Vortei l auc h auszunutzen . Au f Grun d eingehender Kenntni s de s Texte s glaub e ic h e s ausspreche n zu müssen , da ß sein e Lektür e un d Ausnutzun g i m gewöhn lichen Sinn e einfac h unmöglic h ist . Mög e dies e Schrif t daz u beitragen, die Voraussetzungen z u klären, vo n denen au s allein ein Tex t wi e de r de r dre i letzte n Büche r de r KG . verstande n werden kann , mög e abe r auc h di e Forschung , wen n si e diese n Fragen nachgeht , de n Unterschied z u mache n wissen zwische n den große n Linie n de r Rekonstruktion , di e sic h au f sicher e Beweisstücke stützt , un d de r zu r Ergänzun g notwendige n Kleinarbeit, di e sic h auc h i n solch e Einzelheite n vertiefe n muß, welch e nich t a n sich , sonder n nu r i n Verbindun g mi t den große n Linie n beweisen d sind .

Register der behandelte n Stelle n au s de r K G bzw . de m Trakta t (zitier t nac h Seit e und Zeil e de r Ausgab e vo n Ed . Schwartz )

6,14 72, 1 — 2 72, 2—2 4 76, 9 — 7 8 · 1 6 78, 17—80 , 9 80, 1 0 ff. 586, 2 5 728, 1 0 736, 1—742 . 7 736,1—5 740, 2 4 ff.

3; 4 ; 1 1 ; 89 ; 2 1 1 . 122. 121. 122. 122. 122. II. II. 39; 85 . 3 ; II . 7—9; 10 . 1 1 ; 1 3 ; 48 . 742. 5 — 7 742,8—9 34; 37 · 742, 9—770 » 2 3 34—39742, 9 ff. 10; 1 6 ; 18 ; 36; 39; 86 ; 90 f . 742. 1 2 1 9 ; 3 5 ff742, 1 8 35· 742, 20—744 , 1 4 20—23; 3 7 ; 86. 744. 1 5 2 3 ; 39 ; 4 3 f . 85. 44. 744. 1 6 744, 1 8 36. 744, 20—746 , I I 132. 131. 744- 2 1 746, 4 131· 746, 2 2 35 f . 750, 2 4 35 f . 750, 2 5 19· 752, 3 35 f · 770, 23—2 8 40. 770, 27—3 0 43 ff·; 92 .

772, 1 — 2 9 772, 2— 6 772, 9 — 1 2 772, 20—2 3 772, 24—774 , ι 774. 2— 6 774.4 774. 6— 7 774, 7—1 0 774. 9 f . 774, 11—788 , 5 774. 1 1 — 7 7 6 , ι 774. 1 9 774, 2 0 ff. 776. 1 — 3 77 6 - 3—786 , 2 3 776, 3 ff· 776, 7 776, 9 — 7 7 8 . 2

32; 40—47 ; 92, ; 119. 40. 40. 10; 45 · 40. 43 f. ; 88 ; 90 ; 93 . 17· 7; 1 2 f. ; 18 ; 2 5 ; 46f.;85;89;93· 93 4 8 ; 94 · 49—58; 88 ; 92 . 52 ff. 50. 77· 5 0 f f . ; 65 . 58 ff.; 15 0 ff. 83; 152 . 1 5 3 ; 155 · 59; 76 ; 80 f. ; 96 ;

157· 152. 156. 59 ff.; 152 . 7 7 8 . 7— 9 7 7 8 , 1 1 — 7 8 0 , 1 8 1 5 5 ; 159 ; 1 8 1 220. 151· 778. I I 156. 778, 1 9 ff. 780, 8 ff. 156. 780, 1 2 — 1 8 1 5 7 ; 199 · 778, 2— 4 778, 4— 7

;

225

Register. 7 8 0 . 1 8 — 2 2 152 ; 162 . 780, 1 8 151 . 7 8 0 . 2 2 — 2 5 152 . 7 8 0 . 2 2 12 7 f. ; 130 ; 151 . 7 8 0 . 2 3 153 . 780, 2 5 — 7 8 6 , 1 7 152 ; 156 ; 159 . 780, 25—784 , 5 220 . 7 8 4 , 5 0 . 48 ; 157 . 7 8 4 , 2 0 152 . 7 8 6 , 5 152 . 786, 15—1 7 61 . 786, 17—2 0 6 2 ; 92 . 786,21—23 41 ; 62 ; 92 . 7 8 6 . 2 3 — 7 8 8 , 5 5 1 f. ; 214 . 788, 5—1 0 9 4 f . ; 120 . 7 8 8 . 8 41 . 788, 10—1 6 10 ; 24 ; 7 1 ff.; 90 . 788, i o — i l 3 ; 94 . 7 8 8 , 1 6 — 7 9 0 , 2 0 2 4 : 7 1 : 7 5 ; 78 ; 92 . 7 8 8 , 2 2 74 ; 7 8 f f . ; 96 . 790, 21—794 » 2 2 65ff . ; 75 ; 92 ; 163 . 794. 2 4 7 ° ; 92 . 796, 2—797 , 1 2 76—84 ; 92 . 796, i l 55 . 7 9 6 . 1 9 — 7 9 7 . 8 59 ; 7 6 ; 8 0 f· ; 157 797, 10—1 2 71 . 800,1—15 9 8 ff. ; 118 . 8 0 2 . 1 — 8 0 6 , 1 8 6 6 ff.; 92 . 8 0 2 , 3 12 7 f. ; 130 . 802, 1 3 6 8 ; 70 ; 72 . 802, 1 6 70 . 802, 19—804 , 2 6 6 5 ff.; 163 . 804, 1— 2 73 ; 131 . 8 0 4 , 3 — 8 73 . 804.9 9 : 7 4 : 2 1 9 . 806, 19—808 , 2 140 ; 188 . 806, 1 9 117 ; 127 . 8 0 6 , 2 5 — 8 0 8 , 2 11 5 f . 8 0 8 . 2 — 2 0 11 5 f. ; 118 ; 121 I 2 6 f . ; 131:133 808, 2 0 ff. H5f. ; 140 ; 188 808, 22—810 , 2 119 ; 12 1 ff. 808, 2 2 117 ; 159 . 810, 2—1 4 119 ; 12 1 ff. 8 1 0 , 3 118 . 810, 1 0 118 . L a q u e u t , Eusebim .

·

; . .

8 1 0 , 1 4 — 2 4 116 ; 121 . 810, 2 5 ff. 11 9 ff.; 133 . 810, 2 7 — 8 1 2 , 1 6 121 . 810, 2 8 — 8 1 2 , 1 5 4 0 ; 119 . 8 1 2 , 1 6 ff. 95 ; 12 0 f . 812.19 i n f. ; 141 ; 189 . 8 1 2 . 2 0 107 . 812, 21—2 3 112 ; 123 . 812, 2 3 ff. 112 . 812, 2 5 ff. 114 ; 117 ; 123 . 8 1 4 , 1 — 8 2 0 , 8 103 ; 117 ; 123 ; 135· 814, ι 70 ; 118 . 816, 5 ff. 107 . 8 1 6 , 1 2 ff. 108 . 816, 1 5 ff. 107 . 816, 2 3 ff. 107 . 818, 1 3 109 . 8 2 0 . 9 — ï 8 103, ; 107 . 820, 10—822 , 1 2 140 ; 189 . 820, 1 0 97 ; 112 . 820, 1 5 ff. 114 ; 117 ; 184 . 820, 18—822 , 1 2 103 . 8 2 0 , 1 8 — 2 5 10 5 f. ; 141 . 822, ι 117 . 822, 6 — 1 0 10 7 f. 8 2 2 , 7 — 1 1 113 ; 117 . 8 2 2 . 1 0 — 1 2 139 ; 160 . 822, 1 0 97 ; 137 . 822, 12—824 , 2 4 103 ; 10 5 f . ; 110 ; I24;i6if.;i90. 8 2 4 , 2 0 161 . 824, 2 4 109 ; 123 . 8 2 4 , 2 5 — 8 2 6 , 1 9 1 0 3 ; 110 ; 114 ; 124. 8 2 6 , 9 — 1 9 161 ; 190 . 826, 20—848 , 8 146 . 8 2 6 , 2 0 ! ! . 97 ; 13 7 f.; 14 6 ff.; 149 ff.; 152 ; 155; 161 ; 182 ; 190 f . 826,24 !47 ; 152 ; 185 . 828, ι — 8 3 2 , 1 4 191 . 828, ι 147 . 828, 2 142 ; 147 .

15

226

Register.

828, 3 — 8 3 2 , 2 1 828, 8 — 1 0 832. 1 4 ff. 832, 832, 832, 832,

1 5 1 6 ff. 2 0 2 2 ff.

834, 1 — 8 3 8 , 7 834.1 834, 4 — 8 3 8 , 2 834.4 838, 3 ff· 838, 8 ff. 838, 1 0 — 8 4 2 , 2 838, I I ff. 838, 1 6 ff. 838, 2 4 ff. 840, 2 840, 4 ff. 840, 9 840, 1 4 ff. 840, 1 9 842, 2 — 8 4 6 , 9 . 842, 2 842, 5 — 8 4 4 , 2 1 842, 5 ff. 844, 2 2 846, 1 0 ff. 846, 1 2 — 8 4 8 , 8 846, 1 7 846, 2 2 848, 5 ff. 848, 9 — 1 2 848, 1 2 — 2 0 848, 1 5 848, 2 4 — 2 5

147 f. ; 1 8 0 — 1 8 2 191. 199 f . 136; 138 ; 186 208. 142; 147 . 1 8 1 f. ; 18 6 f . 1 3 5 f. ; 1 4 2 ; 1 4 7 1 1 8 ; 136 ; 140 147; 149 ; 178 190. 1 4 9 ; 190 . 1 3 6 ; 140 . 163—179. 70; 1 1 8 ; 135 . 1 3 6 f. ; 140 .

;

848, 2 5 — 8 5 0 , 8 850, 8 — 2 0

;

850, 2 2

1 1 6 ; 124 ; 13 3 f . 1 1 6 ; 1 2 4 ; 1 2 6 f. ;

145· 1 4 9 ; 190 . 1 3 8 ; 1 4 1 f. ; 1 7 8 ; 209. 143; 148 ; 152 . 1 0 9 ; 154 · 153· 1 1 4 ; 142 ; 182 ; 186 f .

157· 1 1 8 ; 1 2 5 ; 1 3 3 f. ; 189. 822, 2 — 6 73; 182—188 ; 1 8 9 ; 205 . 1 8 2 — 1 8 8 ; 1 9 0 f. ; 852. 9 — 1 4 202 f . 188; 192 ; 201 . 856.5 27. 856,7 858, 8—860 , 1 3 202. 205. 858,9 2 0 3 ; 206 . 860, 5 ff. 1 9 3 ; 207 . 860, 6 205 f. 860, 8 — 1 3 860, 1 4 — 8 8 3 , 1 9 205. 202. 860, 1 4 193· 867, 2 4 193· 879, 2 0 7 0 ; 206 . 883, 2 0 883, 2 0 — 8 9 1 , 2 0 2 0 1 — 2 0 9 . 204. 887, 7 206. 891, 2 1 — 2 3 891, 23—902 , 2 3 192; 193—201 .

154· 155· 142. 149. 100; 143 ; 145 . 163. 7 o ; i o i ; 118 ; 135 ; 1 4 2 ; 145 · 104; 1 1 0 ; 1 1 8 ; 1 4 2 f. ; 1 4 5 . 1 0 0 ff.; 1 4 3 ; 1 4 5 ; 1 4 9 ; 190 . 1 3 9 ff.; 1 4 3 f. ; 1 6 1 ; 189 . ΙΟΙ f . ΙΟΙ, IOO ff. 129. 189. 128 f . 1 2 5 ; 1 3 4 ; 189 .

193 f 892, I I 195· 892, 1 2 — 8 9 4 , 8 193 f . 894. 7 193 f . 894. 2 5 ff. 894, 2 6 — 8 9 6 , 2 4 1 9 4 f · 219. 898, 2 3 898, 29—900 , 1 6 1 9 3 ; 1 9 5 · 196. 900, 1 6 — 2 3 196. 900, 2 3 — 9 0 2 , 6 197. 902, 6 ff. 185 f . ; 219 . 902, 1 7 — 2 3 10; 18 ; 37 ; 39 ; 907, 3 ff. 8 5 ; 90 · 907, 1 2 ff. 20, 87 . 907, 1 5 — 9 0 8 , 4 86. 908, 5 — 2 3 2 0 — 2 3 ; 3 7 f . ; 86 . 908, 24—909 , 4 86. 909. 5 — 3 5 86. 909, 3 1 2 7 ; 86 . 910, 1 — 5 86 ff. 910, 3 19·

. ; ;

Register. 9IO, 5 ff.

87.

9 " . 7 fi· 9 1 1 , i l ff. gii, 1 7 — 1 9 911, 2 0 913.15 914, 5 ff914» 1 4 917. 6 fi917, 1 0

9; 4 9 f f · ; 74 ; 77 · 5 7 : 88 . 9; 56 ; 89 . 130. 89. 86 ff.; 13 0 f . 90. 90. 30. 31· 28. 130. 90.

917. 3 0 920, 7 920, 8 923, 2 3 ff. 924, 1 3 — 2 1 924, 1 6 924, 1 7 924, 2 1 — 3 0 924, 2 7 ff. 924, 32—928 , 3 928,5 928, 6 ff. 928, 1 0 f . 929, 2 6 930, 1 8 — 1 9 930. 3 1 931, I I ff.

133 f · 125. 130; 133 · 1 3 2 ff. 10. 130. 131· 130 f . 87. 90. 30; 90 . 28. 90.

934.10 936, 6 941.4 946, 1 3 946, 1 8 946, 21—947 , 7 947» 7—950 . ι 947. 7 947.9 948, 2 ff. 948, 7 949. 1 6 949. 2 9 ff. 950, 1 — 7

227 II. 130. 90. 27. 27; 29 . 90. 29 ff.; 5 2 ; 130 . 7 — 9 : 2 9 : 3 1 ; 212 . 30. 32. 27; 3 1 · 27; 3 1 ; 40 . 5 0 f f . ; 64 . 10; 24 ; 7 1 ff.; 90 .

950. 1 — 3 3; 31 . 950, 7 93· Präskript de s Traktats 6; 16 . Subskription de s Traktats 1 5 ; 2 6 f f . ; 32 . Syrische Übersetzun g de s Mär tyrertraktats ("Violet ^ S. 3 1 3 ; 89 . 40 30: 3 1 · 30. 70 104 9· 108 30.

In Kürz e erschein t in de r Reihe de r Arbeite n zu r Kirchengeschicht e herausgegeben vo n

Professor Dr . H . Lietzmann :

Luthers Vorlesung übe r den Hebräerbrie f bearbeitet vo n

Professor D . Hirsc h *

Verlag vo n Walte r d e Gruyte r & Co . Berlin W 1 0 un d Leipzi g