Sprechen wir über die Geschichte und Kultur des Alten Orient, verwenden wir häufig die Begriffe Mesopotamien und Zweistr
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German Pages 676 [698] Year 2018
Table of contents :
Cover
Title pages
Inhalt
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Vorwort
1 Leitlinien der Arbeit
1.1 Das Schreiben einer Flussgeschichte
1.2 Spezielle Problematiken bei Euphrat und Tigris
1.3 Leitfragen der Arbeit
1.4 Vorgehensweise
1.5 Gliederung der Arbeit
2 Physische Geographie
2.1 Die grundlegenden Eigenschaften des Flusssystems
2.1.2 Wasserführung
2.1.2.1 Wassereinzugsgebiet
2.1.2.2 Abhängigkeit der Wasserführung vom Klima
2.1.2.3 Abflussraten
2.1.2.4 Sedimente
2.1.2.5 Wassereigenschaften
2.1.3 Flora und Fauna
2.2 Die einzelnen Flussabschnitte
2.2.1 Die Berg- und Hügelregionen: Der Oberlauf von Euphrat und Tigris und der Mittellauf des Tigris
2.2.2 Das Arabische Plateau: Der Mittellauf des Euphrat
2.2.3 Die Schwemmebene: Der Unterlauf von Euphrat und Tigris
3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
3.1 Die Identifizierung der Namen
3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
3.2.1 Syllabische Schreibungen
3.2.1.1 Die sumerischen Namen
3.2.1.2 Schreibungen in Ebla
3.2.1.3 Die akkadischen Namen
3.2.2 Logographische Schreibungen
3.2.2.1 Tigris
3.2.2.2 Euphrat
3.2.3 Die Verteilung von syllabischen und logographischen Schreibungen
3.2.4 Besonderheiten bei der Gemeinsamnennung von Tigris und Euphrat
3.2.5 Schreibung mit und ohne Flussdeterminativ
3.2.6 Lexikalische Gleichungen
3.2.7 Die Namen der Flüsse in anderen altorientalischen Sprachen
3.3 Etymologie
3.3.1 Tigris
3.3.2 Euphrat
3.4 Das Appellativ i7/nāru
4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
4.1 Kanonische Texte
4.2 Monumentale Texte
4.3 Alltagstexte
4.4 Jahresnamen
5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
5.1 Die Entstehung der Flüsse
5.2 Die Quellen der Flüsse
5.3 Der Flusslauf an sich
5.3.1 Bezeichnungen für das den Fluss umgebende Land
5.3.1.1 Die klassisch als „Ufer“ übersetzten Begriffe gu2/kišādu und aḫu/aḫātu und der Spezialfall Mari
5.3.1.2 „Feuchtes Land“ – die eigentlichen Flussufer
5.3.1.3 Begriffe für Uferdämme und Uferbefestigungen
5.3.1.4 Relationale Begriffe
5.3.2 Die Eigenschaften der Flüsse
5.3.3 Die Flora und Fauna an den Flüssen
5.3.4 Geographische Angaben zur Lage der Flüsse
5.3.4.1 Der Oberlauf der Flüsse
5.3.4.2 Der Mittellauf des Euphrat
5.3.4.3 Der Mittellauf des Tigris
5.3.4.4 Der Unterlauf der beiden Flüsse
5.3.5 Zuflüsse und Kanalabzweigungen
5.3.6 Die Mündung der Flüsse
5.4 Der Euphrat- und der Tigrisstern – Lokalisierung der Flüsse im Himmel
Anhang 1 zu Kapitel 5: Orte an den Flüssen
Anhang 2 zu Kapitel 5: Felder an den Flüssen
6 Flussüberquerungen und die Wahrnehmung der Flüsse als Grenze
6.1 Flussüberquerungen
6.1.1 Die Machbarkeit von Flussüberquerungen im Alten Orient
6.1.2 Flussüberquerungen in Alltagstexten
6.1.3 Flussüberquerungen in Königsinschriften und Chroniken
6.1.4 Rituelle Flussüberquerungen
6.2 Die Flüsse als Grenze von Gebieten
6.2.1 Der Begriff Mesopotamie
6.2.2 Die Flüsse als Gebietsabgrenzungen
6.3 Inwiefern wurden Euphrat und Tigris als Grenze wahrgenommen?
7 Die Nutzung der Flüsse als Verkehrsweg
7.1 Generelle Anmerkungen
7.2 Hinweise auf die Flüsse als Verkehrswege in den Texten
7.2.1 Warentransport
7.2.2 Flößen
7.2.3 Reisen auf den Flüssen
7.2.4 Reisen am Fluss entlang
7.2.5 Götterreisen
8 Die Funktion der Flüsse als Wasserlieferanten
8.1 Grundlagen des Bewässerungssystems im Alten Orient
8.1.1 Regenfeldbau und Bewässerungsfeldbau
8.1.2 Wasser und Gesellschaftsorganisation
8.1.3 Wasserentzug oder Überschwemmungen als Kriegstaktik oder Strafmaßnahme
8.1.4 Struktur und Anforderungen an das Bewässerungssystem
8.1.5 Hoch- und Niedrigwasser
8.2 Bewässerungsmöglichkeiten an den einzelnen Flussabschnitten
8.2.1 Der Oberlauf der Flüsse
8.2.2 Der Mittellauf des Euphrat
8.2.3 Der Mittellauf des Tigris
8.2.4 Die Schwemmebene
8.2.4.1 Die Entwicklung der künstlichen Bewässerung
8.2.4.2 Die These vom Einstromland
8.2.4.3 Wasserbauliche Aktivitäten an Euphrat und Tigris
8.3 Die Flüsse als Überflussbringer
8.3.1 Die Aktivierung und Aufrechterhaltung der Funktion der Flüsse als Überflussbringer
8.3.2 Begriffe für das lebensspendende Hochwasser
8.3.3 Beschreibung einer dauerhaften und guten Wasserzufuhr
8.3.4 Begriffe für Fülle und Wohlstand
9 Die Einbindung der Flüsse in Rituale
9.1 Beschwörungen und Rezepte zur Herstellung von reinigendem Flusswasser
9.2 Einsatz von Euphrat- und Tigriswasser zur Reinigung
9.3 Einsatz von Lehm und Gips vom Flussufer
9.4 Sonstige Rituale
9.5 Flussbegräbnisse
10 Die Vergöttlichung der Flüsse
10.1 Schreibung mit Gottesdeterminativ
10.2 Götterlisten
10.3 Opferlieferungen
10.4 „Litaneien
10.5 Personennamen
10.6 Der Einfluss der Götter auf die Flüsse
10.7 Flussordal
10.8 Wurden Euphrat und Tigris als Götter wahrgenommen?
11 Sonstiges/Unklares
12 Vergleich mit anderen altorientalischen Flüssen und Flusskonzepten in benachbarten Kulturen
12.1 Beschreibung weiterer Flüsse im Alten Orient
12.2 Euphrat und Tigris bei den Hethitern
12.3 Euphrat und Tigris im Alten Testament
12.4 Euphrat und Tigris aus Sicht des Alten Ägypten und der Nil
Zusammenfassung der Ergebnisse
Textregister
Texte mit namentlicher Nennung von Euphrat und/oder Tigris
Jahresnamen mit namentlicher Nennung von Euphrat und/oder Tigris
Umstrittene und unedierte Textbelege
Literaturverzeichnis
Index
Geographische Namen
In Zusammenhang mit Euphrat und Tigris diskutierte sumerische und akkadische Begriffe
Sonstiges
EIPZIGER
LT RIENTALISTISCHE
TUDIEN 6
Theresa Blaschke
Euphrat und Tigris im Alten Orient
Harrassowitz
© 2018, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-10928-4 - ISBN E-Book: 978-3-447-19702-1
Leipziger Altorientalistische Studien Herausgegeben von Michael P. Streck Band 6
2018
Harrassowitz Verlag . Wiesbaden
© 2018, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-10928-4 - ISBN E-Book: 978-3-447-19702-1
Theresa Blaschke
Euphrat und Tigris im Alten Orient
2018
Harrassowitz Verlag . Wiesbaden
© 2018, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-10928-4 - ISBN E-Book: 978-3-447-19702-1
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Informationen zum Verlagsprogramm finden Sie unter http://www.harrassowitz-verlag.de © Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2018 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung in elektronische Systeme. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck und Verarbeitung: Hubert & Co., Göttingen Printed in Germany ISSN 2193-4436 ISBN 978-3-447-10928-4 e-ISBN 978-3-447-19702-1
© 2018, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-10928-4 - ISBN E-Book: 978-3-447-19702-1
Inhalt Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ..................................................................
ix
Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................
xiii
Vorwort ................................................................................................................
xxi
Kapitel 1: Leitlinien der Arbeit ............................................................................ 1.1 Das Schreiben einer Flussgeschichte ........................................................ 1.2 Spezielle Problematiken bei Euphrat und Tigris ....................................... 1.3 Leitfragen der Arbeit................................................................................. 1.4 Vorgehensweise ........................................................................................ 1.5 Gliederung der Arbeit ...............................................................................
1 1 2 6 7 8
Kapitel 2: Physische Geographie .......................................................................... 2.1 Die grundlegenden Eigenschaften des Flusssystems ................................ 2.1.1 Geologische und hydrologische Grundlagen ......................................... 2.1.2 Wasserführung ....................................................................................... 2.1.2.1 Wassereinzugsgebiet ........................................................................... 2.1.2.2 Abhängigkeit der Wasserführung vom Klima .................................... 2.1.2.3 Abflussraten ........................................................................................ 2.1.2.4 Sedimente............................................................................................ 2.1.2.5 Wassereigenschaften ........................................................................... 2.1.3 Flora und Fauna ..................................................................................... 2.2 Die einzelnen Flussabschnitte ................................................................... 2.2.1 Die Berg- und Hügelregionen – Der Oberlauf von Euphrat und Tigris und der Mittellauf des Tigris ................................................................. 2.2.2 Das Arabische Plateau – Der Mittellauf des Euphrat ............................. 2.2.3 Die Schwemmebene – Der Unterlauf von Euphrat und Tigris...............
9 12 13 17 17 19 30 35 39 42 45
Kapitel 3: Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris .......................... 3.1 Die Identifizierung der Namen ................................................................. 3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen .................................................. 3.2.1 Syllabische Schreibungen ...................................................................... 3.2.1.1 Die sumerischen Namen ..................................................................... 3.2.1.2 Schreibungen in Ebla .......................................................................... 3.2.1.3 Die akkadischen Namen...................................................................... 3.2.2 Logographische Schreibungen ............................................................... 3.2.2.1 Tigris ................................................................................................... 3.2.2.2 Euphrat ................................................................................................ 3.2.3 Die Verteilung von syllabischen und logographischen Schreibungen ... 3.2.4 Besonderheiten bei der Gemeinsamnennung von Tigris und Euphrat ...
85 85 86 87 87 89 90 96 96 128 141 142
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45 52 57
vi
Inhalt
3.2.5 Schreibung mit und ohne Flussdeterminativ .......................................... 3.2.6 Lexikalische Gleichungen ...................................................................... 3.2.7 Die Namen der Flüsse in anderen altorientalischen Sprachen ................ 3.3 Etymologie ................................................................................................ 3.3.1 Tigris ...................................................................................................... 3.3.2 Euphrat ................................................................................................... 3.4 Das Appellativ i7/nāru ...............................................................................
144 146 150 151 152 154 164
Kapitel 4: Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick ..... 4.1 Kanonische Texte ...................................................................................... 4.2 Monumentale Texte................................................................................... 4.3 Alltagstexte ............................................................................................... 4.4 Jahresnamen ..............................................................................................
169 171 187 200 224
Kapitel 5: Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen ................................................................................. 5.1 Die Entstehung der Flüsse ......................................................................... 5.2 Die Quellen der Flüsse .............................................................................. 5.3 Der Flusslauf an sich ................................................................................. 5.3.1 Bezeichnungen für das den Fluss umgebende Land ............................... 5.3.1.1 Die klassisch als „Ufer“ übersetzen Begriffe gu2/kišādu und aḫu/aḫātu und der Spezialfall Mari ..................................................... 5.3.1.2 „Feuchtes Land“ – die eigentlichen Flussufer ..................................... 5.3.1.3 Begriffe für Uferdämme und Uferbefestigungen ................................ 5.3.1.4 Relationale Begriffe ............................................................................ 5.3.2 Die Eigenschaften der Flüsse ................................................................. 5.3.3 Die Flora und Fauna an den Flüssen ...................................................... 5.3.4 Geographische Angaben zur Lage der Flüsse ........................................ 5.3.4.1 Der Oberlauf der Flüsse ...................................................................... 5.3.4.2 Der Mittellauf des Euphrat .................................................................. 5.3.4.3 Der Mittellauf des Tigris ..................................................................... 5.3.4.4 Der Unterlauf der beiden Flüsse .......................................................... 5.3.5 Zuflüsse und Kanalabzweigungen .......................................................... 5.3.6 Die Mündung der Flüsse ........................................................................ 5.4 Der Euphrat- und der Tigrisstern – Lokalisierung der Flüsse im Himmel
246 281 284 290 301 304 307 308 309 312 313 378 380 385
Anhang 1 zu Kapitel 5: Orte an den Flüssen ................................................... Anhang 2 zu Kapitel 5: Felder an den Flüssen ................................................
387 397
Kapitel 6: Flussüberquerungen und die Wahrnehmung der Flüsse als Grenze ..... 6.1 Flussüberquerungen .................................................................................. 6.1.1 Die Machbarkeit von Flussüberquerungen im Alten Orient................... 6.1.2 Flussüberquerungen in Alltagstexten ..................................................... 6.1.3 Flussüberquerungen in Königsinschriften und Chroniken ..................... 6.1.4 Rituelle Flussüberquerungen .................................................................. 6.2 Die Flüsse als Grenze von Gebieten .......................................................... 6.2.1 Der Begriff Mesopotamien .....................................................................
413 415 415 417 418 427 428 429
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227 227 231 245 245
Inhalt
vii
6.2.2 Die Flüsse als Gebietsabgrenzungen ...................................................... 6.3 Inwiefern wurden Euphrat und Tigris als Grenze wahrgenommen? ........
432 442
Kapitel 7: Die Nutzung der Flüsse als Verkehrsweg ............................................ 7.1 Generelle Anmerkungen ........................................................................... 7.2 Hinweise auf die Flüsse als Verkehrswege in den Texten ........................ 7.2.1 Warentransport....................................................................................... 7.2.2 Flößen .................................................................................................... 7.2.3 Reisen auf den Flüssen........................................................................... 7.2.4 Reisen am Fluss entlang......................................................................... 7.2.5 Götterreisen ............................................................................................
447 447 454 454 460 461 461 462
Kapitel 8: Die Funktion der Flüsse als Wasserlieferanten .................................... 8.1 Grundlagen des Bewässerungssystems im Alten Orient ........................... 8.1.1 Regenfeldbau und Bewässerungsfeldbau ............................................... 8.1.2 Wasser und Gesellschaftsorganisation ................................................... 8.1.3 Wasserentzug oder Überschwemmungen als Kriegstaktik oder Strafmaßnahme ...................................................................................... 8.1.4 Struktur und Anforderungen an das Bewässerungssystem .................... 8.1.5 Hoch- und Niedrigwasser....................................................................... 8.2 Bewässerungsmöglichkeiten an den einzelnen Flussabschnitten .............. 8.2.1 Der Oberlauf der Flüsse ......................................................................... 8.2.2 Der Mittellauf des Euphrat ..................................................................... 8.2.3 Der Mittellauf des Tigris ........................................................................ 8.2.4 Die Schwemmebene............................................................................... 8.2.4.1 Die Entwicklung der künstlichen Bewässerung .................................. 8.2.4.2 Die These vom Einstromland .............................................................. 8.2.4.3 Wasserbauliche Aktivitäten an Euphrat und Tigris ............................. 8.3 Die Flüsse als Überflussbringer ................................................................ 8.3.1 Die Aktivierung und Aufrechterhaltung der Funktion der Flüsse als Überflussbringer ..................................................................................... 8.3.2 Begriffe für das lebensspendende Hochwasser ...................................... 8.3.3 Beschreibung einer dauerhaften und guten Wasserzufuhr ..................... 8.3.4 Begriffe für Fülle und Wohlstand ..........................................................
467 468 468 468
Kapitel 9: Die Einbindung der Flüsse in Rituale .................................................. 9.1 Beschwörungen und Rezepte zur Herstellung von reinigendem Flusswasser ............................................................................................... 9.2 Einsatz von Euphrat- und Tigriswasser zur Reinigung ............................. 9.3 Einsatz von Lehm und Gips vom Flussufer .............................................. 9.4 Sonstige Rituale ........................................................................................ 9.5 Flussbegräbnisse .......................................................................................
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Kapitel 10: Die Vergöttlichung der Flüsse ........................................................... 10.1 Schreibung mit Gottesdeterminativ......................................................... 10.2 Götterlisten.............................................................................................. 10.3 Opferlieferungen .....................................................................................
555 557 558 558
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471 474 476 486 486 487 490 494 494 498 499 514 515 527 530 532
538 543 551 552 554
viii
Inhalt
10.4 „Litaneien“ .............................................................................................. 10.5 Personennamen........................................................................................ 10.6 Der Einfluss der Götter auf die Flüsse .................................................... 10.7 Flussordal ................................................................................................ 10.8 Wurden Euphrat und Tigris als Götter wahrgenommen? ........................
559 562 569 576 577
Kapitel 11: Sonstiges/Unklares .............................................................................
581
Kapitel 12: Vergleich mit anderen altorientalischen Flüssen und Flusskonzepten in benachbarten Kulturen ........................................ 12.1 Beschreibung weiterer Flüsse im Alten Orient........................................ 12.2 Euphrat und Tigris bei den Hethitern ...................................................... 12.3 Euphrat und Tigris im Alten Testament .................................................. 12.4 Euphrat und Tigris aus Sicht des Alten Ägpyten und der Nil .................
583 583 588 589 590
Zusammenfassung der Ergebnisse ........................................................................
593
Textregister ...........................................................................................................
601
Literaturverzeichnis ..............................................................................................
637
Index .....................................................................................................................
671
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Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildungsverzeichnis Die Abbildungen wurden alle eigenhändig erstellt. Für die Datengrundlage, auf der die Abbildungen basieren, siehe die Angaben im Fließtext bzw. in den Fußnoten auf den im Folgenden angegeben Seiten.
Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4: Abb. 5: Abb. 6: Abb. 7: Abb. 8: Abb. 9: Abb. 10: Abb. 11: Abb. 12: Abb. 13: Abb. 14: Abb. 15: Abb. 16: Abb. 17: Abb. 18: Abb. 19:
Das Flusssystem von Euphrat und Tigris ............................................ Höhenunterschiede im Einzugsgebiet von Euphrat und Tigris ............ Zuflüsse von Euphrat und Tigris ........................................................ Niederschlagsverteilung im Stromgebiet von Euphrat und Tigris ....... Klimadaten der Stadt Erzurum ........................................................... Klimadaten der Stadt Diyarbakır ........................................................ Klimadaten der Stadt Deir ez-Zōr ....................................................... Klimadaten der Stadt Mosul ............................................................... Klimadaten der Stadt Basra ................................................................ Talprofile des mittleren Tigris und Euphrat ........................................ Der Unterlauf von Euphrat und Tigris ................................................ Die Senkzonen der Schwemmebene ................................................... Schema eines eingeschnittenen und eines Uferdamm bauenden Flusses ................................................................................................. Rekonstruktion des Flusssystems im südlichen Babylonien nach Jacobsen ............................................................................................... Rekonstruktion des Flusssystems im 2. Jahrtausend im nördlichen Babylonien nach Cole/Gasche ............................................................. Rekonstruktion des Flusssystems im 1. Jahrtausend in Babylonien nach Jursa ........................................................................................... Verschiedene Vorschläge zur Rekonstruktion des Tigrisverlaufs ....... Rekonstruktion des Flusssystems im 3. Jahrtausend in der südlichen Schwemmebene nach Steinkeller ........................................................ Städte/Regionen, die in den Keilschrifttexten mit Euphrat und Tigris assoziiert werden .................................................................................
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11 14 18 20 26 26 27 28 29 47 57 59 63 320 323 327 329 334 378
x
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Tabelle 2: Tabelle 3: Tabelle 4: Tabelle 5: Tabelle 6: Tabelle 7: Tabelle 8: Tabelle 9: Tabelle 10: Tabelle 11: Tabelle 12: Tabelle 13: Tabelle 14: Tabelle 15: Tabelle 16: Tabelle 17: Tabelle 18: Tabelle 19: Tabelle 20: Tabelle 21: Tabelle 22: Tabelle 23: Tabelle 24: Tabelle 25: Tabelle 26: Tabelle 27: Tabelle 28: Tabelle 29: Tabelle 30:
Durchschnittlicher Jahresabfluss in Euphrat und Tigris .................... Monatliche Abflussraten in Euphrat und Tigris ................................ Variierende Flussbreiten und Tiefen von Euphrat und Tigris ........... Abflussraten und Fließgeschwindigkeiten im Tigris ........................ Abflussraten und Sedimentführung des Tigris bei Bagdad .............. Sedimentfracht des Tigris ................................................................ Salzgehalt in mg/l in Euphrat, Tigris und Diyālā .............................. Oberflächenwassertemperatur Tigris, Euphrat, ŠaDD al-EArab und Fabbanīja-See .................................................................................. Distanzen zwischen irakischen Städten im Vergleich Luftweg und Flussweg ........................................................................................... Syllabische Schreibungen des sumerischen Namens des Tigris in lexikalischen Listen .......................................................................... Syllabische Schreibungen des sumerischen Namens des Euphrat in lexikalischen Listen .......................................................................... Syllabische Schreibungen des akkadischen Namens des Tigris in lexikalischen Listen .......................................................................... Syllabische Schreibungen des akkadischen Namens des Euphrat in lexikalischen Listen .......................................................................... Die Zeichen IDIGNA und ZUBI im Vergleich ................................ ZATU 261 in archaischen Texten .................................................... Logographische Euphratschreibungen in Emar ................................ Gemeinsamnennung von Tigris und Euphrat bei Nutzung der Logogramme i7ḪAL.ḪAL und i7A.RAD .......................................... Gemeinsamnennung von Euphrat und/oder Tigris mit anderen Flüssen ............................................................................................. Lage von Feldern an Euphrat und Tigris .......................................... Wasserbauliche Aktivitäten an Euphrat und Tigris .......................... Nutzung von Euphrat und Tigris als Verkehrsweg .......................... Euphrat und Tigris als Grenzen ........................................................ Überquerungen von Euphrat und Tigris in altbabylonischen Texten aus Mari ................................................................................ Tigrisüberquerungen durch AssurnaOirpal II. ................................... Euphratüberquerungen durch AssurnaOirpal II. ................................ In der Inschrift RIMA 3.0.102.2 beschriebene Überquerungen von Euphrat und Tigris durch Salmanassar III. ....................................... Zählung der Euphratüberquerungen bei Salmanassar III. ................ Distanzen in Kilometern zwischen Städten entlang des Euphrat ...... Reisezeit auf dem Euphrat in der Hochwasserphase in Tagen und Stunden ............................................................................................. Distanzen in Kilometern zwischen Städten entlang des Tigris ........
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30 31 34 35 38 38 40 41 49 88 89 90 93 99 108 138 144 346 354 357 367 369 418 420 420 421 422 453 453 453
Tabellenverzeichnis
Tabelle 31: Reisezeit auf dem Tigris in der Hochwasserphase in Tagen und Stunden ............................................................................................. Tabelle 32: Transport von Waren vom und zum Tigris in Texten der Ur IIIZeit ................................................................................................... Tabelle 33: Reisen entlang Euphrat und Tigris in Chroniken zu Nabopolassars Herrschaft ........................................................................................ Tabelle 34: Allgemein beschriebene Arbeitseinsätze am Tigris in Umma in der Ur III-Zeit .................................................................................. Tabelle 35: a-zi-ga am Tigris in Umma in der Ur III-Zeit ...................................
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453 455 462 503 504
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Abkürzungsverzeichnis Für die Abkürzungen siehe auch das Abkürzungsverzeichnis des RlA und unter http://cdli.ox.ac.uk/wiki/doku.php?id=abbreviations_for_assyriology die Abbreviations for Assyriology. AASOR AAT AB AbB ABL ACh ADFU ADOG AfK/AfO AHw. AJSL Aleppo AMD AnOr. AnSt. AOAT AoF AOS ARET ARM ARN ArOr. ARRIM
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xiv AS ASJ Astronomical Diaries AuOr. AZL BA BaF BAH BAM BaM BAR BATSH BBR BBVO(T) BCSMS BDTNS BE BiMes. BIN BiOr. BL BPO 2 BPOA BSA BSOAS BWL CAD Camb. CANE
Abkürzungsverzeichnis
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Abkürzungsverzeichnis
CDLB CDLI CDLN CDOG CHANE CM CNIP CRAAI CRAIBL CT CTMMA CTN CUSAS Cyr. Dar. DCCLT ETCSL FAOS FM GAAL/ GBAO GAG GCCI GMTR HANE HdOr. HEO HLC
xv
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xvi HSAO HSS IAS IstF ITT JANES JAOS JCS JEOL JESHO JHS JMC JNES KAH 1 KAH 2 KAR KAV KWU LAK LAOS LAPO LIH LKA LSS LTBA MAD MAOG MARG MC
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MCS MDOG MEE MHE MSL MTT 1 MVN MVS MZL2 NABU NAPR NATN
Nbk. Nbn. NBU NFT Nik. 2
NRVN 1 NSGU NTSŠ NYPL OAA OBO OBTR OIP OLA OLP OLZ Ontario 2
xvii
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xviii Or. PAPS PBS PIHANS PPAC Princeton 1 Princeton 2 R RA RGTC RIMA RIMB RIME RINAP RlA Rochester RTC SA SAA SAAB SAALT SAAS SACT SANER SAOC SAT SEAL SEL SF SMEA SNAT
Abkürzungsverzeichnis
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SpTU StAT STC StOr. StPohl STT SVJAD Syracuse TAVO TCL TCS TCTI (1–2) TJA TLB TMH
Torino 1 TSO TSŠ TU TUAT TuL UAVA UET UF UTI VAB VS WAW WO
xix
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xx
WVDOG WZJ WZKM YNER YOS ZA ZAR ZATU ZDMG
Abkürzungsverzeichnis
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Vorwort Die vorliegende Arbeit stellt eine für die Publikation revidierte und aktualisierte Fassung meiner Dissertation dar, die ich im Wintersemester 2016/2017 an der Universität Leipzig verteidigt habe. Umberto Eco schreibt zum Thema Danksagungen in wissenschaftlichen Abschlussarbeiten: „Hat euch, außer dem Betreuer, jemand mit mündlichen Ratschlägen, durch Ausleihen seltener Bücher oder auf andere Weise geholfen, so ist es guter Brauch, ihm am Ende oder am Anfang der Arbeit in einer Anmerkung zu danken. […] Es zeugt von schlechtem Geschmack, dem Betreuer zu danken. Wenn er euch geholfen hat, dann hat er nur seine Pflicht getan.“1 In gewisser Weise mag er Recht haben, jedoch lässt er dabei unberücksichtigt, dass es immer unterschiedliche Arten gibt, wie ein Mensch seine Pflicht ausüben kann. In diesem Sinne möchte ich allen voran Michael P. Streck herzlich für die Betreuung, fortwährende Unterstützung und große Geduld bedanken, mit der er mich während meines Studiums und während des Verfassens meiner Dissertation begleitet hat und die über eine reine Pflichterfüllung hinausging. Ebenso danke ich ihm und dem Verlag Harrassowitz für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe Leipziger Altorientalistische Studien. Mein Dank gilt auch Manfred Krebernik, von dessen Anregungen und Hinweisen ich reichlich profitieren konnte, sowohl während meines Studiums als auch durch seine Zweitbegutachtung meiner Magisterarbeit und meiner Dissertation. Walther Sallaberger möchte ich für die Aufnahme in das Institut für Assyriologie und Hethitologie in München während meiner Arbeit beim Reallexikon der Assyriologie und des Verfassens meiner Dissertation danken. Ein ganz herzlicher Dank gilt auch Ursula Seidl, von der ich durch zahlreiche Gespräche viel über fachliche, methodische und auch menschliche Aspekte des wissenschaftlichen Arbeitens lernen konnte. Im Sinne von Umberto Eco kann ich all den Menschen nicht genug danken, die mir Einblick in ihre laufenden Forschungsarbeiten gegeben haben und mir beim Verfassen dieser Arbeit nicht nur durch rein fachliche Gespräche eine große Unterstützung waren. Der Wert all dieser Gespräche kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Allen sei herzlich gedankt!
1 Eco 2010, 228.
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1 Leitlinien der Arbeit Wird ein Altorientalist von jemandem, dem das Fach fremd ist, gefragt, was er denn beruflich mache, folgt darauf meist eine Antwort, die die Begriffe „Mesopotamien“ und „Zweistromland“ beinhaltet. So wie der Nil mit den alten Ägyptern und den Pyramiden assoziiert wird, wird der Alte Orient mit den Flüssen Euphrat und Tigris in Verbindung gebracht, obwohl diese bei weitem nicht zu den größten, längsten oder wasserreichsten Flüssen der Erde zählen.1 Begibt man sich in eine Bibliothek mit Fachliteratur zur Altorientalistik und sucht im Bibliothekskatalog nach den Stichwörtern „Euphrat“ und „Tigris“, stößt man auch sogleich auf einige Buchtitel: „Frühe Hochkulturen an Euphrat und Tigris“, „Mesopotamien: die antiken Kulturen zwischen Euphrat und Tigris.“ Wir haben den Völkern des Alten Orients einen Stempel als Zweistromlandbewohner aufgeprägt. Wie Mauch/Zeller in ihrer Einführung zum Thema „Rivers in history“ feststellen, ist es ganz typisch, dass Regionen und Reiche in der Geschichtsschreibung eine Charakterisierung durch ihren Hauptfluss erhalten. Sie stellen aber als Problematik fest, dass diese Flüsse oft auf einen „Ort des Geschehens“ reduziert werden, eine Untersuchung der Dynamik und des Zusammenlebens mit den Flüssen an sich jedoch oft auf der Strecke bleibt.2 Dieses Phänomen trifft z.T. auch auf den Alten Orient und auf die Flüsse Euphrat und Tigris zu. Eine Monographie, die sich mit den beiden Flüssen zur Zeit des Alten Orients beschäftigt, hat bisher nicht existiert.
1.1 Das Schreiben einer Flussgeschichte Was ist zu beachten, wenn man die Rolle eines Flusses in der Geschichte untersuchen möchte? Mauch/Zeller betonen, dass folgender Grundgedanke berücksichtigt werden muss: „Sources of both abundance and destruction, life and death, rivers have always had a powerful hold over humankind. They run through every human landscape, whether mythical or actual.”3
1 Adams 1981, 1. 2 Mauch/Zeller 2008, 1–2. Ein gutes Beispiel für eine Reduzierung eines Flusses auf einen Ort des Geschehens stellt Havrelock 2011 dar. Die Autorin dieses Bandes beschäftigt sich überwiegend mit dem historischen Geschehen am Jordan, ohne dabei den Fluss an sich zu behandeln. Methodisch anders und sehr flussorientiert geht dagegen Rossiaud 2007 bei einer Untersuchung der mittelalterlichen Rhône vor (für den Hinweis darauf danke ich herzlich Kai Lämmerhirt). Siehe dazu auch die Rezension von Rau 2010. 3 Mauch/Zeller 2008, 1.
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1 Leitlinien der Arbeit
Buccellati spricht von der Notwendigkeit sich mit der Idee der „perceptual geography“ auseinanderzusetzen. Er schreibt: „By this is meant the cultural understanding of land forms, and as such it can be contrasted with physical geography proper: while the latter tells us (in an –etic fashion) about objective measurements, the former (i.e., perceptual geography) tells us (in an –emic fashion) about the impact that these observable phenomena have on human culture and the way in which they condition the human response. It is natural that such perceptions should be reflected in the language, in fact more so, one might expect, that the “objective” data of physical geography. But we can only begin to appreciate the full range of information which is being so conveyed in language if we look not for ad hoc and seemingly transparent translations (a river is a river is a river), but rather for structural wholes within which individual words, and the perceptions they represent, acquire new meanings (so that, as we shall see, a river may, after all, be more than just a river).”4 Sieferle/Breuninger stellen als eine grundlegende Frage zur Wahrnehmung von Natur: „Gibt es eine einheitliche, eindeutige Natur, die sich den Menschen als Objekt darbietet, auf das sie einen erkennenden Blick werfen können? Oder lebt jede Kultur in ihrer eigenen Natur, ist Natur also ein Entwurf, den sich die Menschen von ihrer Außenwelt machen und der mehr über die jeweilige Kultur aussagt als über jene Außenwelt?“5 Will man also eine Flussgeschichte schreiben, sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Man darf nicht allein bei einer geographischen Herangehensweise verharren. Die Wahrnehmung des Flusses durch seine Anrainer muss in die Überlegungen miteinbezogen werden.6
1.2 Spezielle Problematiken bei Euphrat und Tigris Eine Arbeit zu Euphrat und Tigris im Alten Orient mutet erst einmal wie eine „uferlose“ Angelegenheit an. Denkt man darüber nach, was man theoretisch alles an einem Fluss geschichtlich untersuchen kann, tauchen zahlreiche Aspekte auf, die zu bedenken sind. Damit ergeben sich auch zahlreiche Herangehensweisen.7 Dass Flüsse im Alten Orient ein reiches Themenspektrum bieten, zeigt ein kurzer Blick in die Wörterbücher und Textdatenbanken.8 Der Begriff i7/nārum wird in verschiedenen Kontexten erwähnt:
4 Buccellati 1990b, 90. 5 Sieferle/Breuninger 1999, 7; zur Landschaftswahrnehmung im Alten Orient siehe auch Black 2002. 6 Für ähnliche Ansprüche an das Forschungsgebiet der Historischen Geographie im Allgemeinen siehe auch Röllig 1995. 7 Rowton 1969 gibt einen guten Einblick über die Thematiken, die Wasserläufe betreffen, jedoch sind seine Schlussfolgerungen sehr kritisch zu betrachten. 8 Für sumerische Texte siehe z. B. ETCSL und BDTNS, für akkadische Texte siehe den Überblick in CAD N/1, 368–376 und AHw. 748.
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1.2 Spezielle Problematiken bei Euphrat und Tigris
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Kanalbauarbeiten (Ausgraben, Reinigen, Abdämmen, Ausbessern) Bewässerungstätigkeiten Bootsverkehr (Reisen, Handel) Flussüberquerungen Positionsangaben von Feldern und Orten an den Flüssen Hoch- und Niedrigwasser Flora und Fauna entlang der Flüsse Flüsse als Überflussbringer Rituale zur Öffnung eines Kanals Nutzung von Flusswasser in Ritualen (Reinigung von Orten und Patienten) Durchführung von Ritualen am Fluss (Hineinwerfen von Gegenständen, Nutzung des Flussschlamms) – Omenkontext Die Themenfülle ist groß: Man kann zu Flüssen eine Ökonomie-Geschichte schreiben, in der man Themen wie Landwirtschaft, Verwaltung der Bewässerungseinheiten und Schiffstransport behandelt. Man kann auch über Fischerei sprechen, was sich mit dem Bereich der Ökologie überschneidet, in dem man z. B. auch die Entwicklung des Flusssystems mit den sich verändernden Wasserläufen diskutieren kann. Auch eine religionshistorische Abhandlung oder politische Geschichte ist denkbar, in der man auf Rituale oder Herrschaftsideologien eingeht. Bei all diesen Themen kann man unterschiedliche Herangehensweisen wählen: Man kann sich auf einen bestimmten Fluss konzentrieren und dessen Entwicklung an einem bestimmten Ort untersuchen. Dabei ist es wichtig, sich nicht nur auf die Texte zu konzentrieren, die den Fluss direkt erwähnen, sondern auch alle indirekten Hinweise wahrzunehmen, wie z. B. Wirtschaftstexte, die eine Materiallieferung für Arbeiten an Dämmen oder Bewässerungsanlagen nennen. Gerade die indirekten Hinweise geben einen guten Einblick in das alltägliche Leben an einem Fluss. Man kann sich andererseits auch nur auf ein bestimmtes Thema, wie z. B. die Bewässerungstechniken, konzentrieren und sich bei der Untersuchung nicht auf eine bestimmte Stadt oder einen Fluss beschränken, sondern Texte aus mehreren Städten und von mehreren Flüssen zur Bearbeitung heranziehen. Die lange altorientalische Geschichte bietet auch die Spezialisierung auf bestimmte Zeitperioden an. Ein Ziel kann auch sein, verschiedene Flussläufe zu lokalisieren. Carroué stellt fest, dass sich im Alten Orient für zahlreiche Flüsse Lokalnamen finden, deren Identifizierung z. T. schwierig ist.9 Erschwerend kommt hinzu, dass oft nicht der Name eines Flusses in den Texten genannt wird, sondern das Appellativ i7/nārum. Dabei ist für uns nicht immer eindeutig nachzuvollziehen, welcher Fluss damit gemeint ist. Eine flusskundliche Untersuchung von Euphrat und Tigris im Alten Orient weist zusätzlich ganz eigene Problematiken auf. In meiner Magisterarbeit konnte ich mich schon mit einem kleinen Teilaspekt der Flusskunde beschäftigen, nämlich der Frage, welche Vorstellungen und Assoziationen sich in der frühen sumerischen und akkadischen Literatur mit den Flüssen Euphrat und Tigris verbinden.10 Diese Arbeit zeigte erste Ergebnisse, die eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema lohnenswert erscheinen ließ. Vor allem 9 Carroué 1993, 11. 10 Blaschke 2010 (Magisterarbeit) und Blaschke 2013 mit einer Zusammenfassung der Magisterarbeit.
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warf sie aber auch eine ganze Reihe erstmal unerwarteter Fragen auf. So stößt man bei der Beschäftigung mit Sekundärliteratur zum Thema über einige Ungereimtheiten, die sich vor allem auf den Unterlauf der beiden Flüsse beziehen, wo sich der Euphrat in mehrere Arme aufspaltet, während die Rolle des Tigris dort diffus zu sein scheint: „The Euphrates watershed was, to be sure, the primary region of ancient settlement. […] The greater size of the Tigris was more of a danger than an attraction to societies with limited technical means.”11 „Der These vom Einstromland Babylonien steht die schriftliche Überlieferung entgegen, in der Tigris und Euphrat oder auch der Tigris allein nicht gerade selten genannt werden.“12 „Die Belege der Wirtschaftstexte meinen nicht den Fluss Tigris, sondern einen von diesem abgeleiteten Kanal, der seit altsumerischer Zeit im Gebiet des Stadtstaates Lagaš bezeugt ist, und der zur Ur III Zeit die Provinz Umma von Norden nach Süden durchfloss. Sein Lauf dürfte in etwa dem heutigen Schatt el-Gharrāf entsprochen haben.“13 „This paper reaches the conclusion that the watercourse thought by Th. Jacobsen and other scholars to represent the “eastern branch of the Euphrates” was known in antiquity as the Tigris (Idigna).“14 „During specific periods, the texts suggest that water from the Tigris River was important for transportation and irrigation around several cities. It is unclear whether the texts are referring to branches of the Tigris River or to the main body of the river itself. The archaeological evidence is also unclear, with several partially visible relict river channel levees standing as possible ancient Tigris River courses.“15 „It is a curious fact of Mesopotamian toponymy that the Euphrates, Buranuna/Purattum, the great artery of Mesopotamia, and Sippar, the renowned ancient cult center of the Sun-god, Šamaš, share a common logographic writing, UD.KIB.NUN […] Buranuna/Purattum refers to the Euphrates river system in toto; not specifying any particular branch, the designation is largely limited to poetic use. In administrative contexts especially, expediency required reference to the local name of the river, e.g., ÍD-Adab.“16
11 12 13 14 15 16
Adams 1981, 6. Heimpel 1990, 205. Sauren 1966, 119. Steinkeller 2001a, 22. Hritz 2010, 193. Woods 2005a, 7, 11–12.
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1.2 Spezielle Problematiken bei Euphrat und Tigris
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„It is certain that the […] channel […] – that upon which both Abū Dabbah and Tell ed-Dēr are situated – was the Purattum since the logographic writing of this name, ÍD.UD.KIB.NUN.KI, means “River of Sippar,” and an ancient map of the region, BM 50644, labels this branch as such. Therefore we will call this the Main Branch of the Purattum.“17 „So it seems that the main watercourse passing through Babylon could be referred to as either the Araḫtu or Purattu at least in the royal inscriptions of some NeoAssyrian and Neo-Babylonian kings.“18 Für den Unterlauf der Flüsse treten damit neben den schon oben erwähnten Themenbereichen weitere interessante Fragen auf, die in der Forschung z. T. heftig diskutiert werden: Wie spiegelt sich in der Schwemmebene die Aufspaltung des Euphrat in verschiedene Arme in der Namengebung wider? Heute sehen wir die einzelnen Arme als Teile des Euphratflusssystems und subsumieren sie unter dem Begriff Euphrat. Die Frage ist, ob auch im Alten Orient die Einzelarme des Euphrat unter dem Namen Buranuna/Purattu zusammengefasst wurden. Wir müssen vorsichtig sein: Steckt überall, wo wir Euphrat vermuten, auch Buranuna/Purattu dahinter? Hat der Tigris mit seinen unberechenbaren Fluten eine Rolle für die Bewässerung der Schwemmebene gespielt? Wo lag überhaupt das Flussbett des altorientalischen Tigris? Welche Bedeutung tragen die akkadischen und sumerischen Namen für Euphrat und Tigris? Für jeden Übersetzer stellt sich die Schwierigkeit, dass, wenn er einen Begriff aus einer anderen Sprache übersetzt, dieser Begriff in der Vorstellungswelt des Sprechers oder Schreibers eine andere Stellung einnimmt als in derjenigen des Übersetzers. Schon Landsberger forderte in den 1920er Jahren eine Konzentration auf die Untersuchung der „Eigenbegrifflichkeit“ einer Kultur und gab dabei der Forschung einen großen Anstoß davon abzurücken, die Kultur des Alten Orients mit einer „modernen Brille“ zu betrachten bzw. sie mit der Welt der Bibel zu messen. Grundsätzlich problematisch ist dabei Landsbergers Vorstellung, dass sich direkt aus der Grammatik und des Lexikons einer Sprache Rückschlüsse auf die „geistige Kultur“ der Sprecher ziehen lassen.19 Was jedoch bleibt, ist die Notwendigkeit, den altorientalischen Hintergrund der Begriffe nicht aus den Augen zu verlieren. Bei Gegenständen ist dies offensichtlich. Will man z. B. eine Arbeit zu Tischen im Alten Orient schreiben, dann muss man berücksichtigen, wie so ein Tisch im Alten Orient eigentlich ausgesehen hat. Denn stellt man sich dabei einen typischen, mitteleuropäischen massiven Holztisch mit einer Standardhöhe von 80 cm vor, gerät man sofort in Konflikt mit dem archäologischen Fundmaterial und auch Keilschrifttexten, die Tische erwähnen. Bei Eigennamen wird die Sache allerdings etwas schwieriger. Unzweifelhaft lassen sich die sumerischen und akkadischen Begriffe Buranuna/Purattu und Idigna/Idiglat als Euphrat und Tigris übersetzen. Flussnamen sind häufig sehr langlebig, was ihre Tradierung angeht. Mit dem Arabischen al-Furāt und DiKla sind wir immer noch sehr eng mit Akkadisch Purattu und Idiglat verbunden. Auch den dem Altgriechischen entstammenden Namen Euphrat und Tigris sieht man noch eine Ähnlichkeit zu den altorientalischen Namen 17 Cole/Gasche 1998, 24. 18 Brinkman 1995, 22. 19 Streck 2003; Sallaberger 2007; Lämmerhirt 2010, zur Kritik an Landsbergers Methode siehe bes. S. 1.
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an (siehe dazu S. 85). Fraglich ist allerdings, wie sich das Umfeld der Flüsse in den letzten 6000 Jahren verändert hat. Hat das Flusssystem im Alten Orient genauso ausgesehen wie heute oder müssen wir wie bei der Analyse von Tischen im Alten Orient vorsichtig sein, unser modernes Bild von Euphrat und Tigris auch auf den Alten Orient zu übertragen?20
1.3 Leitfragen der Arbeit Wie lässt sich eine Arbeit zu „Euphrat und Tigris im Alten Orient“ sinnvoll angehen? Die oben beschriebenen Problematiken machen deutlich, dass man ohne eine genauere Fragestellung „im Trüben fischt“. Herangehensweisen bieten sich viele an. Jede stellt einen Teilaspekt der großen Thematik dar. Da in der Altorientalistik viele Forschungsbereiche noch nicht bearbeitet sind, ist es bisher nicht möglich, alle Aspekte der Flusskunde in einer Arbeit zusammenfassend darzustellen. Diese Arbeit setzt sich zur Aufgabe, das Vorkommen der beiden Flussnamen Idigna/Idiglat und Buranuna/Purattu in den Keilschrifttexten zu untersuchen. Folgende Fragen werden diesbezüglich diskutiert: – Welche Etymologie und welche Schreibungen stecken hinter den Namen Idigna/Idiglat und Buranuna/Purattu? – In welchen Textgattungen, Zeitperioden und welchen Regionen werden sie genannt? – Lassen sich anhand der Texte, die die Flüsse namentlich nennen, Rückschlüsse auf geographische Aspekte ziehen? Sind die Namen übergreifende Begriffe für ein komplexes Flusssystem oder bezeichnen sie einzelne Flussarme? – Mit welchen Themenbereichen werden die beiden Flüsse assoziiert? Lässt sich neben den geographischen Aspekten zu den beiden Begriffen auch eine „geistige Karte“ (mental map) herausarbeiten? 21 – Lässt sich aus den Texten ablesen, dass die Menschen sich als Zweistromlandbewohner gefühlt haben? Galten Idigna/Idiglat und Buranuna/Purattu als Flüsse schlechthin? Da sich Euphrat und Tigris in mehr Texten „verstecken“, als uns die namentliche Erwähnung von Idigna/Idiglat und Buranuna/Purattu in den Keilschrifttexten zeigt (man denke an indirekte Hinweise auf die Flüsse und die verbreitete Nutzung des Appellativs i7/nārum, siehe dazu S. 164–167), ist die Aussagekraft dieser Arbeit in manchen Bereichen eingeschränkt. Es wird nicht gezielt die Frage gestellt, welche Bedeutung Euphrat und Tigris für die Bewässerung, als Verkehrsweg oder in Ritualen hatten. Durch die Frage, mit welchen Themenbereichen Idigna/Idiglat und Buranuna/Purattu assoziiert werden, werden in der Arbeit zwar Ergebnisse zu diesen Themenbereichen vorgestellt, bieten jedoch keine Vollständigkeit. Antworten auf ökonomische, religiöse oder ähnliche Fragen erfordern eine
20 Dass eine gewisse Eigenbegrifflichkeit auch bei geographischen Namen im Alten Orient anzunehmen ist, stellte schon Weidner 1952–1953, 1 fest. Für die Problematik, dass unser modernes „Einfühlungsvermögen“ in die Wahrnehmung der Landschaft der Menschen im Alten Orient stark durch die heute veränderte Landschaft der Region geprägt ist, siehe Black 2002. 21 Zu der Frage von „physical and mental landscape“ siehe auch Pournelle 2003, 57–60; zu „symbolic landscapes“siehe Kouchoukos/Wilkinson 2007, 13–16.
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1.4 Vorgehensweise
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andere Textgrundlage als Untersuchungsbasis. Wo es möglich ist, wird auf bereits publizierte Literatur zu den jeweiligen Themenbereichen verwiesen. Die Tatsache, dass die Keilschrifttexte, die uns vorliegen, einer Stadtkultur entstammen, darf ebenfalls nicht vergessen werden.22 Nur weil ein Priester aus Nippur in einem Gebet oder einer Hymne, die er niederschreibt, die Flussnamen erwähnt und damit möglicherweise eine bestimmte Einstellung zu dem Fluss kundtut, heißt dies noch lange nicht, dass ein Bauer in einem kleinen Ort, der einen Kanal gräbt und das Wasser eines der beiden Flüsse für die Bewässerung nutzt, die Einstellung des Priesters teilt. Die Texte sind jedoch die einzige Quelle, die uns eine Annäherung an die Wahrnehmung der beiden Flüsse im Alten Orient ermöglicht.
1.4 Vorgehensweise Um die Verwendung der Namen Idigna/Idiglat und Buranuna/Purattu im Alten Orient zu untersuchen, werden Texteditionen sumerischer und akkadischer Texte aus allen drei Jahrtausenden der Keilschriftüberlieferung sowie aus allen Textgattungen herangezogen23: Kanonische Texte (Literatur, religiöse Texte), Monumentalinschriften (Königsinschriften, Feldzugsberichte, Kudurrus), Alltagstexte (Wirtschafts- und Rechtsurkunden).24 Als Endpunkt der Untersuchung wird das Ende der Regierungszeit von Nabonid gewählt. Später datierte Keilschrifttexte werden nicht mehr systematisch berücksichtigt, sondern nur, wenn sie im Fall von kanonischen Texten zur Rekonstruktion eines schon in früherer Zeit vorkommenden Textes herangezogen werden und aussagekräftig für die Schreibung der Flussnamen oder inhaltliche Probleme sind. Nicht berücksichtig werden Texte aus Ugarit, Texte der Hethiter, der Urartäer und aus Elam/Persien. Diese erfordern eine eigenständige Analyse. Auf nur in Keilschrift, ohne Textedition, publiziertes oder unpubliziertes Material wird nicht eingegangen. Ebenso nicht bzw. nur teilweise berücksichtigt werden Texte, in denen nur das Appellativum i7/nārum erwähnt wird. Die Keilschrifttexte, die Euphrat und Tigris namentlich nennen, sind in der Arbeit fett und kursiv markiert (z.B. Lugal-e). Für die grundlegende Literatur zu den Texten, an denen sich die in dieser Arbeit gebotene Interpretation und Übersetzung der Texte orientiert, siehe das Textregister S. 601–635. Die Texte werden als Komposittext präsentiert. Nur bei starken Abweichungen werden die einzelnen Textvertreter mit ihren Schreibungen gelistet. Die Nummerierung der einzelnen Textvertreter sowie die Zeilenangaben orientieren sich, wenn nicht anders vermerkt, an der neuesten Edition des jeweiligen Textes. Texte, zu denen mir weder ein Foto noch eine Kopie vorlag, sind mit einem * markiert. Ein philologischer Kommentar wird nur dann gegeben, wenn die Deutung des Textes dies erfordert. Die
22 Pongratz-Leisten 2004, 262–264. 23 Grundlegend lässt sich sagen, dass die gesamten in der Münchner Bibliothek des Instituts für Assyriologie und Hethitologie vorhandenen und bis April 2017 publizierten Texteditionen durchsucht wurden. 24 Für die Einteilung der altorientalischen Texte in diese drei Rubriken siehe zusammenfassend Frahm 2009, 4–5.
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1 Leitlinien der Arbeit
Umschrift der sumerischen Texte folgt den Konventionen von Attinger/Mittermayer (AZL). Sumerische Logogramme in akkadischen Texten werden jedoch nach MZL2 wiedergegeben. Moderne Ortsnamen werden nach den Konventionen der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft umschrieben. Im Deutschen eingebürgerte Ortsnamen (wie z. B. Bagdad) werden in der im Deutschen üblichen Schreibweise wiedergegeben. Die Schreibung von altorientalischen Orts- und Personennamen orientiert sich an den Standards in TAVO und dem RlA.
1.5 Gliederung der Arbeit Die Arbeit gliedert sich wie folgt: Zu Beginn wird losgelöst von geschichtlichen Überlegungen ein Überblick über die geographischen Aspekte des Flusssystems von Euphrat und Tigris gegeben. Der Verlauf der Flüsse, die unterschiedlichen geologischen Verhältnisse entlang der einzelnen Flussabschnitte sowie die grundlegenden Eigenschaften der Flüsse (Hoch- und Niedrigwasser, Wassereigenschaften) werden beschrieben. Darauf folgt eine Analyse der Schreibung und Etymologie der Namen Idigna/Idiglat und Buranuna/Purattu in den Keilschrifttexten. Um deutlich zu machen, wie die namentlichen Belege zu Euphrat und Tigris in den Keilschrifttexten verteilt sind, wird ein tabellarischer Überblick zu den Texten, sortiert nach Textgattungen, mit kurzer Inhaltsangabe zur Aussage zu den Flüssen präsentiert. Anschließend werden die geographischen Angaben zu den Flüssen aus den Keilschrifttexten geordnet nach Flussabschnitten von der Quelle bis zur Mündung vorgestellt. Dabei wird auch auf Aspekte wie Uferbezeichnungen und die Flora und Fauna eingegangen. Ein großer Abschnitt beschäftigt sich mit der Lokalisierung des Flussverlaufs von Euphrat und Tigris in ihrem Unterlauf zur Zeit des Alten Orients. Die Frage der Wahrnehmung der Flüsse als Grenzen und die Überquerung der Flüsse wird gemeinsam in einem Kapitel diskutiert. Ein kurzes Kapitel widmet sich der Funktion der Flüsse als Verkehrsweg. Zahlreiche Texte beschreiben die Flüsse als Wasserlieferanten. Dies bezieht sich sowohl auf Alltagstexte und Königsinschriften, die wasserbauliche Aktivitäten beschreiben, als auch literarische Texte, in denen die Flüsse als Überflussbringer gepriesen werden. In zwei Kapiteln werden religiöse Aspekte angesprochen. Es wird der Frage nachgegangen, welche Rolle die Flüsse in Ritualen spielten und inwieweit sie im Alten Orient vergöttlicht wurden. Ein kurzes Kapitel beschreibt die in den Keilschrifttexten zu findenden Assoziationen mit anderen Flüssen im Alten Orient und die Flusswahrnehmung von Nachbarkulturen. Die abschließende Zusammenfassung bietet einen Überblick über die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit. Ein Textregister listet die in dieser Arbeit analysierten Keilschrifttexte und gibt bibliographische Angaben zu diesen.
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2 Physische Geographie Euphrat und Tigris durchfließen die modernen Staaten Türkei, Syrien und Irak und bilden die Lebensadern dieser größtenteils ariden Region. Sie werden schon seit dem Altertum vielfältig genutzt. Um die Lebenswelt an den Flüssen zu verstehen, muss zuerst ihr grundsätzlicher Charakter erklärt werden. Aufgrund massiver menschlicher Einflüsse in die Flusssysteme fällt es schwer, von den heutigen Gegebenheiten auf die natürlichen Eigenschaften der Flüsse zu schließen. Man muss von heute 100 Jahre in der Zeit zurückgehen, um ein noch relativ ungestörtes Bild zu erhalten. Mensch und Natur haben sich schon immer beeinflusst. Auch schon zur Zeit des Alten Orients fand eine „Zähmung“ der Flüsse statt, um sie vor allem für Bewässerungzwecke nutzbar zu machen. Diese Beeinflussungen fallen aber im Vergleich zu den modernen Eingriffen gering aus. In den letzten hundert Jahren wurde die Landschaft des Nahen Ostens stark durch Menschenhand verändert. Neben Umweltverschmutzung, Abholzung, Klimaveränderung und der immer weiter ausgebauten Landwirtschaftsfläche sind es für die Flüsse der Region vor allem die großen Staudammprojekte, die das natürliche Gefüge verändern. Die ersten größeren Bauprojekte entlang der Flüsse wurden Anfang des 20. Jahrhunderts.1 mit britischer Unterstützung durchgeführt.2 Das „Age of Dams“ begann allerdings erst ab den 1950er Jahren. Die Speicherkapazität aller bis Anfang der 2000er Jahre entlang des Euphrat gebauten Dämme ist fünfmal größer als die Menge des durchschnittlichen Jahresdurchflusses des Euphrat.3 Die drei Anrainerstaaten Türkei, Syrien und Irak haben unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten und Interessensschwerpunkte, was die Nutzung des Flusswassers angeht. Grundlegend für alle gilt aber ein steigender Wasserbedarf für häusliche, industrielle und landwirtschaftliche Zwecke aufgrund wachsender Bevölkerungszahlen und dem Wunsch nach höheren Lebensstandards. Die Nutzung von Wasserkraft zur Energiegewinnung kommt als weiterer Faktor hinzu.4 Die Türkei, in der die beiden Flüsse entspringen, kontrolliert 98,8% des Euphratwassers und 50% des Tigriswassers.5 Dammbauprojekte konzentrieren sich vor allem auf den Euphrat, Kontrolle über das Wasser des Tigris kann von der Türkei nur z.T. ausgeübt werden, da der Fluss seine Hauptzuflüsse und damit seine größte Wasserzufuhr erst in seinem Mittellauf, also auf dem Territorium des Irak, erhält.6 Die Kontrolle der Türkei über das Wasser sorgte in der Vergangenheit für zahlreiche Kon1 Im Folgenden werden Jahresdaten nur dann mit v. Chr. und n. Chr. unterschieden, wenn aus dem Kontext unklar ist, um welche Zeitperiode es sich handelt. 2 Kolars 1993, 83–84. 3 Partow 2001, ix, 9. Für Details zu den Staudammprojekten siehe Kolars 1993, 48; Hütteroth/Höhfeld 2002, 225–228; Isaev/Mikhailova 2009, 383; für die genaue Lage der an Euphrat und Tigris bis 2001 gebauten Dammanlagen siehe auch Naff/Hanna, in: Clark/Magee 2001, 154 Appendix 4. 4 Biswas 1993, xi; Rahi/Halihan 2010. 5 Barandat 1993, 15–19. 6 Partow 2001, 5.
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2 Physische Geographie
flikte mit den südlicheren Anrainern Syrien und Irak.7 Die Lage Syriens stellt sich am schwierigsten dar. Das Land steht in großer Abhängigkeit vom durch die Türkei nahezu vollständig kontrollierten Euphrat und hat nur einen 20 km langen Zugang zum Tigris, der die nordöstliche Grenze zur Türkei darstellt.8 Der Irak dagegen kann zusätzlich auf den Tigris und seine Zuflüsse aus dem Zagros zurückgreifen.9 Die in den letzten zwanzig Jahren gemachten Entwicklungsprognosen bezüglich der Wassernutzung in den verschiedenen Sektoren sind mittlerweile aufgrund der politischen Lage und der militärischen Konflikte nicht mehr aktuell.10 Wie sich die politische Situation und damit die Wasserfrage in Zukunft weiterentwickeln wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass bereits jetzt aufgrund des verringerten Wasserdurchflusses Schäden für die Natur auftreten. Dies gilt vor allem für das bedrohte südirakische Marschland (siehe dazu S. 71–72).11 Von den heutigen Zuständen auf die Landschaft zur Zeit des Alten Orients rückzuschließen, ist uns daher nicht möglich. Leider bieten uns die Text- und Bildquellen aus dem Altertum auch nur begrenzte Informationen. Als die ersten uns zur Verfügung stehenden Landschaftsbeschreibungen lassen sich Texte und Bilder der Feldzüge der assyrischen Könige heranziehen. Diese sind von der Sicht der Herrschenden auf eroberte Gebiete geprägt und oft ungenau. Exakte Beschreibungen und empirische Daten fehlen. 12 Ähnliches gilt auch für die Berichte von griechischen und arabischen Autoren. 13 Um sich dennoch so nah wie möglich den natürlichen Eigenschaften der Flüsse anzunähern, lassen sich Daten aus der Mitte des 20. Jahrhundert vor den großen Dammbauten heranziehen. Für eine Rekonstruktion der Landschaft sind zudem Berichte von europäischen Reisenden aus dem 19./20. Jahrhundert eine interessante Quelle. Sie geben Hinweise auf zahlreiche alte Traditionen bezüglich Landwirtschaft, Bewässerung, Schiffsbau etc. und vermitteln ein lebendiges Bild vom Leben an den Flüssen.14 7 8 9 10 11 12 13
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Barandat 1993; Kolars 1993; Geopolicity 2010. Partow 2001, 5. Barandat 1993, 20. Für ältere Analysen und Prognosen für die Region siehe Biswas 1993; Barandat 1993; Kolars 1993; Partow 2001; Rahi/Halihan 2010; Geopolicity 2010. Zur Zerstörung des Marschlands siehe Clark/Magee 2001. Allgemein für die Belastung eines Flusssystems durch Dammbauten siehe Charlton 2008, 184–185. Brinkman 1995, 28 mit Fn. 82. Für eine Geschichte der Historischen Geographie im Alten Orient siehe Röllig 1995. Angaben der griechischen Autoren, für die die Region fremd war, sind oft ungenau, z.T. sogar falsch. Für eine Liste von Berichten aus der griechischen Antike siehe Forbiger 1844, 65–74; für die islamische Zeit sei der Bericht von Ibn Serapion genannt, von le Strange 1895 ediert, weitere Beispiele für arabische Reiseberichte finden sich in Hartmann/de Vaumas 1965, Hartmann/Longrigg 1965 und Heyvaert et al. 2013. Für die Beschreibung der Tigrisquellen nach griechischen und arabischen Autoren siehe Markwart 1930. Als Beispiele für Berichte europäischer Reisender seien hier genannt: Buckingham 1928; Ainsworth 1841 und 1842; Chesney 1850; Layard 1853; Sachau 1900; Bell 1910 und 1911; Elwell-Sutton 1922. Für eine Beschreibung der Tigris-Quellen siehe Křikavová 1982 mit Literaturhinweisen. Für diese Arbeit werden die Reiseberichte jedoch nur in begrenztem Maße benutzt. Sie geben detaillierte Beschreibungen von einzelnen Flussabschnitten, die im Rahmen dieser breitangelegten Arbeit zum Gesamtflusssystem nicht so detailliert analysiert werden können. Was Flussverlagerungen angeht, sind diese Berichte nur von begrenztem Wert. Euphrat und Tigris unterlagen vor allem in ihrem Unterlauf in
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2 Physische Geographie
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Abb. 1: Das Flusssystem von Euphrat und Tigris15 Im Folgenden wird ein Überblick über die Eigenschaften des Flusssystems von Euphrat und Tigris gegeben, wie es vor ca. 50 Jahren ausgesehen hat. Diese modernen Daten sollen als Grundlage dienen, das Flusssystem zu verstehen. Wo es möglich ist, wird versucht die altorientalischen Verhältnisse zu rekonstruieren.
den letzten 5000 Jahren so vielen kleinen und großen Laufveränderungen, dass man letzten Endes für jede Zeitperiode eine eigene Geschichte schreiben könnte. Was Beschreibungen der Größe und Tiefe des Flussbettes angeht, lassen sie sich nicht ohne weiteres für die Gegebenheiten im Alten Orient heranziehen. 15 Die Abbildung basiert auf der Karte in Diercke Weltatlas, 4. Aufl. 1996, S. 156.
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2 Physische Geographie
Für eine Beschreibung der Geologie und Hydrologie der Region ließen sich verschiedene Schwerpunkte setzen. Hier soll vor allem auf die Aspekte eingegangen werden, die einen direkten Bezug zum Zusammenleben der Menschen mit den Flüssen aufweisen und damit ihr Bild von ihnen geprägt haben. Die Entstehungsgeschichte der verschiedenen Regionen, die die Flüsse durchfließen, ist dabei ein wichtiger Faktor. So stellt z.B. das tief ins Tal eingeschnittene Flussbett des mittleren Euphrat mit nur dünnen Bodenschichten die Landwirtschaft vor andere Herausforderungen als der Lehmboden der Schwemmebene, wo sich Siedlungen auf den von den Flüssen erschaffenen Uferdämmen ansiedelten.16 Die unterschiedlichen Landschaften entlang der Flüsse sind ein wichtiges Charakteristikum des Gebietes zwischen Euphrat und Tigris. Wirth schreibt in seiner „Agrargeographie des Irak“: „Die ganze Spannweite des Orients von Marokko bis zum Indus, vom Kaukasus bis zum Sudan findet sich im Gebiet von Euphrat und Tigris wieder. Es gibt kaum einen orientalischen Landschaftstyp, der nicht auch im Irak vertreten wäre.“17
2.1 Die grundlegenden Eigenschaften des Flusssystems Euphrat und Tigris gehören weder was ihre Länge, ihre Wassermenge oder die Größe ihres Einzugsgebiets betrifft zu den bedeutendsten Flüssen der Welt. Der Euphrat führt nur ein Drittel der Wassermenge des Rheins oder des Nils, nur ein Zehntel der Donau. Adams vergleicht den Euphrat mit dem Colorado River, der wie der Euphrat in einer Bergregion entspringt, dann aber durch ein arides Gebiet fließt und die Charakteristika eines Wüstenflusses hat. Auch wenn der Tigris den Euphrat in der Wasserführung übertrifft, rangiert auch er nicht unter den größten Flüssen der Welt.18 Angaben zu Flusslängen variieren häufig. Dies hat mehrere Gründe: Oft wird die Länge eines Flusses anhand von Karten ermittelt. Ist der Maßstab der Karte nicht genau oder relativ groß gewählt, werden einzelne Flussbiegungen nicht berücksichtigt und der Fluss als kürzer eingestuft, als er tatsächlich ist. Entsteht ein Fluss aus dem Zusammenfluss zweier Flüsse, so stellt sich die Frage, ob seine Gesamtlänge ausgehend von der Mündung der beiden Flüsse errechnet werden soll oder aber, ob einer der Quellflüsse als Hauptarm betrachtet und in die Längenangabe einbezogen werden muss. Die Entscheidung, einen Fluss als Hauptarm zu bezeichnen, hat oft eher historische Gründe als hydrologische und sagt daher nicht unbedingt etwas über die Größe oder die Bedeutung des Flusses aus. Erschwe16 Potts 1997, 10–11. 17 Wirth1962, 1. Als grundlegende Nachschlagewerke zu den hydrologischen Eigenschaften von Euphrat und Tigris sind zu nennen: Techen 1934; Ionides 1937; Naval Intelligence Division 1944; Rzóska 1980 und Nützel 2004. Eine gute Zusammenfassung bietet auch Potts 1997, 1–42 (wenn auch z.T. veraltet, was die Lage der Flussläufe und die Entwicklung der Küstenlinie des Persischen Golfs angeht). Für eine detaillierte Beschreibung der Flussläufe im Irak und ihrer Nutzung in der Moderne siehe Wirth 1962, 127–184. Daten und Literarturverweise zu den Zuflüssen von Euphrat und Tigris werden hier nur sporadisch gegeben, da eine detaillierte Beschreibung den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Die grundlegenden Eigenschaften von Flüssen, die den Aufbau dieses Kapitels bestimmen, wurden anhand von Dyck/Peschke 1983, Niemeyer-Lüllwitz/Zucchi 1985 und Charlton 2008 erarbeitet. Informationen zur Schiffbarkeit der Flüsse und Bewässerungsmöglichkeiten sind in den Kap. 7 und 8 zu finden. 18 Adams 1981, 1.
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2.1 Die grundlegenden Eigenschaften des Flusssystems
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rend kommt noch hinzu, dass Autoren häufig nicht näher erklären, welche Komponenten ihre Längenangabe einschließt. So trägt der Kara Su, der eigentlich der kürzere der beiden Quellflüsse ist, auch den Namen Furāt/Frāt Su, also Euphrat. In europäischen Quellen gibt man sich oft dagegen häufig neutraler und spricht bei Kara Su und Murat Su einfach vom westlichen und östlichen Euphrat.19 Die Länge des Euphrat vom Zusammenfluss von Murat Su und Kara Su bis zum Zusammenfluss mit dem Tigris wird in verschiedenen Quellen mit einer Länge zwischen 2300 und 3000 km angegeben.20 Die Längenangabe für den Tigris schwankt zwischen 1710 und 1900 km.21 Im Gegensatz zum Nil im benachbarten Ägypten zeigen Euphrat und Tigris ein wilderes und unberechenbareres Verhalten, das die Anwohner vor einige Herausforderungen in Bezug auf Hochwasserschutz und Bewässerung stellt.22 2.1.1 Geologische und hydrologische Grundlagen Geologisch ist das Gebiet, das Euphrat und Tigris durchfließen, durch drei verschiedene Regionen gekennzeichnet. Grob zusammengefasst lassen sich drei Abschnitte nennen, die alle Teil der Arabischen Kontinentalplatte sind23: – die Berg- und Hügelregionen des Taurus und Zagros, die prägend für den Oberlauf der Flüsse und den Mittellauf des Tigris sind – das Arabische Plateau24, über den der Mittellauf des Euphrat führt – die Schwemmebene mit dem Unterlauf der beiden Flüsse Entstanden sind diese geologischen Regionen zu unterschiedlichen Zeiten. Als die nördlichen und östlichen, sich nach außen abflachenden Randstücke der Arabischen Platte bilden sie das sogenannte Arabische Schelf. Bis zur Kreidezeit waren sie vom Tethys-Meer überflutet und sind auch von dessen Sedimentablagerungen geprägt. Auch noch in späterer Zeit waren die tieferliegenden Teile vom Meer überflutet und bildeten Binnenseen, was den hohen Gipsanteil einiger Böden erklärt. Die organischen Meeresablagerungen bildeten in Verbindung mit erhöhtem Druck und Temperatur die erdölführenden Schichten – heute der wichtigste Rohstoff der Region.25 19 20 21 22 23
Techen 1934, 37–48; De Graeve 1981, 6. Isaev/Mikhailova 2009, 383–384. Isaev/Mikhailova 2009, 386. Butzer 1995, 142. Eine geologische Einteilung nach Regionen lässt sich für das Gebiet auf verschiedene Weisen vornehmen, siehe z.B. Buringh 1960, 43 mit Karte, der den Irak nach den verschiedenen physiographischen Regionen einteilt oder Jassim/Goff 2006, passim, die sich auf die tektonischen Aspekte stützen. Hier wird Rzóska 1980, 1–2 folgend nur eine dem Zweck der Erklärung der unterschiedlichen Flussabschnitte dienliche Einteilung gewählt. 24 Beachte, dass der von Rzóska 1980, 1 benutzte Begriff Arabian Shield hier nicht übernommen wird, da eine Verwechslung mit dem Arabisch-Nubischen Schild aufkommen könnte, das sich beidseitig entlang des Roten Meeres erstreckt, aber als geologische Bezeichnung nicht für die gesamte Arabische Platte benutzt werden kann. Im Folgenden wird hier der Begriff Arabisches Plateau gewählt, um damit seine Abgrenzung von den aufgefalteten Bergregionen und der abgesenkten Schwemmebene deutlich zu machen. 25 Rzóska 1980, 1; Jassim/Goff 2006, teilen dieses Schelf noch in eine tektonisch stabile und instabile
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Abb. 2: Höhenunterschiede im Einzugsgebiet von Euphrat und Tigris26 Das Arabische Plateau, vor allem durch Sandstein geprägt, stellt die geologisch stabilste Region dar. Was die Bodenverhältnisse angeht, lässt sich zwischen der nördlich des Euphrat gelegenen Tazīra und der südlich des Euphrat gelegenen Wüste unterscheiden. Geologisch gesehen gehören sie aber beide zu derselben Formation. Die Bergregionen des Taurus und Zagros sind im Tertiär27 entstanden. Sie wurden durch die Verschiebung der Region ein. Schon im Alten Orient wurde Erdöl in Form von Bitumen, das natürlicherweise aus Quellen am mittleren Euphrat bei Hīt und Ramādī austrat, genutzt. Auch in der Region von Mosul sind heiße Quellen mit austretendem Bitumen zu finden. Für die Nutzung dieses Rohstoffes im Alten Orient siehe Potts 1997, 99–100. 26 Die Höhenangaben basieren auf Diercke Weltatlas, 4. Aufl. 1996, S. 156 und Rzóska 1980, 3 fig. 1. Die Zeichnung des Flusssystems basiert auf Partow 2001, 4 Map 2. Zu den Namen der einzelnen Flüsse siehe S. 18 Abb. 3. 27 Das Tertiär begann vor 65 Millionen Jahren und endete vor 2,6 Millionen Jahren. Die Einteilung in Quartär, Tertiär etc. entspricht nicht mehr dem aktuellen Forschungsstand, wird jedoch immer noch häufig verwendet. Da hier nur von groben Zeiträumen die Rede ist, soll der Einfachheit halber der älteren Klassifizierung gefolgt werden, wie sie auch in der jeweiligen hier angeführten Forschungsliteratur zu finden ist.
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2.1 Die grundlegenden Eigenschaften des Flusssystems
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Arabischen gegen die Eurasische und Anatolische Platte aufgefaltet. Den jüngsten Teil bildet die Schwemmebene. Resultat der Plattenverschiebung war nicht nur die Entstehung der Gebirge, sondern auch eine Absenkung des Gebietes davor, so dass sich der heute sichtbare Höhenunterschied zwischen Arabischem Plateau und der Schwemmebene entwickelte. In dem Senkgebiet der Schwemmebene sammelten sich Meeres- und aus den Bergen herangeführte Flusssedimente.28 Die Laufabschnitte von Euphrat und Tigris sind nicht immer nur einer einzelnen dieser Regionen zuzuordnen. Der Mittellauf des Tigris läuft über das Arabische Plateau entlang der Tazīra29, im Osten sind jedoch die Ausläufer des Zagros-Gebirge und die darin entstehenden Tigriszuflüsse prägend für den Fluss. Aus diesem Grund werden die Charakteristika zu seinem Mittellauf hier im Abschnitt zu den Berg- und Hügelregionen mitbehandelt. Der Euphrat orientiert sich in seinem Unterlauf am Arabischen Plateau, prägend für sein Laufverhalten ist jedoch die Schwemmebene. Für Details zu den einzelnen Regionen siehe Kap. 2.2. Die geologischen Regionen haben Einfluss auf die Art des Flussbettes, in denen die Flüsse fließen. Während sie in festen Felsuntergrund ein Bett eingraben müssen, was ein zeitaufwendiger Prozess ist und wenig Raum für Veränderungen gibt, bietet das feinere Sedimentmaterial auf der Schwemmebene weniger Widerstand. Letzteres sorgt dafür, dass in Schwemmebenen Flüsse oft ihr Flussbett verlagern. Was die Schwemmebene von Euphrat und Tigris angeht, dämmt jedoch der Lehmboden durch seine chemische Eigenschaft aneinander zu haften die Erosion stärker ein, als dies ein stark sandhaltiger Boden tun würde. Auch das Gefälle und damit die Fließgeschwindigkeit des Flusses ändern sich in unterschiedlichem Terrain, wobei Fließgeschwindigkeit und Wassermasse die entscheidenden Faktoren für die Form des Flussbettes darstellen. Flüsse mit hoher Fließgeschwindigkeit und einer großen Wassermasse graben sich tiefer in den Boden ein als dies langsamer fließende Flüsse tun. Das Durchqueren verschiedener geologischer Regionen bedeutet damit auch, dass sich über seinen Verlauf die Flussbettstrukturen eines Flusses verändern.30 Während der Tigris durch das Gebirgsland geprägt ist und sowohl den Taurus als auch die iranischen Randketten entwässert, ist der Anteil des Gebirgslandes des Euphrat auf sein Quellgebiet im Taurus beschränkt. Der Euphrat durchfließt in seinem Mittellauf das Arabische Plateau, der Tigris streift diese Region nur an einem schmalen Streifen seines nördlichen Randes und tritt aus der Hügelregion fast direkt in die Schwemmebene ein.31 In diesem Sinne lässt sich der Tigris auch als Gebirgsfluss bezeichnen, wohingegen der Euphrat ein Wüstenfluss ist, was Wirth auch zu der Aussage veranlasst, dass der häufig benutzte Ausdruck „Zwillingsflüsse“ in Frage zu stellen sei und dass es sich bei Euphrat und Tigris doch vielmehr um „ungleiche Zwillinge“ handle. Während der Euphrat ein „zahmer, gealteter“ Fluss sei, müsse man vom Tigris doch eher von „ungebändigt und wild“ sprechen.32 28 Naval Intelligence Division 1944, 13–14; Rzóska 1980, 1–2, 15; Pournelle 2003, 68–73. 29 Die Tazīra mit ihren Euphrat- und Tigriszuflüssen und ihren klimatischen und geologischen Eigenschaften wird in dieser Arbeit nicht speziell beschrieben, da sie für Euphrat und Tigris an sich nur ein „Randphänomen“ darstellt. Ebenso werden die Berge der Region, wie der Tabal SinVār, Tabal Bišri und der XAbd al-XAzīz nicht näher thematisiert. 30 Techen 1934, 4–5; Charlton 2008, 1–9. 31 Techen 1934, 5. 32 Wirth 1962, 183–185.
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Die Geologie hat auch Einfluss auf das Gefälle der beiden Flüsse und damit auf die Fließgeschwindigkeit. Die Fließgeschwindigkeit wiederum hat einen großen Einfluss auf die Ablagerung von Sedimenten. Anomalien im Flussbett wie Flussengen oder Hindernisse unter Wasser können die Fließgeschwindigkeit erhöhen, eine Ausweitung des Bettes kann sie dagegen hemmen.33 Während beim Tigris mit seinem fast direkten Übertritt von Gebirgsland in die Schwemmebene ein abrupter Übergang von starkem Gefälle zu minimalem Gefälle stattfindet, ist beim Euphrat schon ab seinem Mittellauf eine kontinuierliche Abnahme des Gefälles zu beobachten. Messungen aus den 1930er Jahren ergaben, dass eine Hochwasserwelle von Ramādī nach FallūVa auf einer Strecke von 72 Flusskilometern 19 Stunden brauchte.34 Mit ca. 3,8 km pro Stunde ist dies im Vergleich zu anderen Flüssen eine geringe Geschwindigkeit. In der Deltaregion ist das Land so flach, dass die Gezeiten des Meeres Einfluss auf die Flüsse nehmen, indem das Meereswasser bei Flut in den Flüssen hochgedrückt wird und die Flüsse zurückstaut (siehe dazu auch S. 75). Aufgrund dieser Gegensätze muss man vorsichtig sein, Durchschnittswerte in Bezug auf Wasserführung, Fließgeschwindigkeit etc. für den gesamten Flusslauf anzugeben. Sie schwanken zum einen von Region zu Region und sind zum anderen auch während des Jahres Veränderungen unterworfen. Die Wassermenge, die Euphrat und Tigris passiert, zeigt zum einen eine Fluktuation zwischen Extremen innerhalb eines Jahres, zum anderen Unterschiede zwischen einzelnen Jahren, was typisch für Flüsse in einem semi-ariden bis ariden Klima ist.35 Abhängig von den verschiedenen geologischen Regionen lassen sich auch verschiedene Bodenarten finden.36 Für die Entstehung von Böden sind verschiedene Faktoren verantwortlich, u.a. Klima, Vegetation und das Untergrundgestein. Während Böden primär durch die Verwitterung des Untergrundgesteins entstehen, sind die irakischen Böden vor allem sekundär entstanden, d.h. sie wurden durch Fluss- oder Winderosion in den Bergen abgetragen und haben sich dann in den Niederungen angelagert.37 Die Böden der Schwemmebene sind kalk- und salzhaltig und typisch für ein arides Klima. Die Wüsten sind durch Kalkstein und Gips geprägt. Aufgrund der Abwesenheit von Wasser finden dort keine chemischen, sondern physikalische Witterungsprozesse statt. Hier wirkt vor allem Winderosion. In den Bergregionen liegt häufig blanker Fels vor, manchmal mit einer dünnen Bodenschicht. Landwirtschaft ist nur in den Tälern möglich, wo sich durch Sedimentation Boden anlagern konnte. Gut für die Landwirtschaft geeignet sind die dunkelbraunen und kastanienbraunen Böden, die in der Regenfallzone zu finden und nicht von salzigem Grundwasser beeinflusst sind.38 Für eine genauere Beschreibung der jeweiligen Böden siehe Kap. 2.2 passim.
33 34 35 36 37 38
Rzóska 1980, 50–51. Ionides 1937, 67; für eine graphische Darstellung des Flussgefälles siehe auch Potts 1997, 8 fig. 1.3. Kay/Johnson 1981, 260. Als grundlegendes Werk zur Bodenklassifizierung für den Irak ist Buringh 1960 zu nennen. Buringh 1960, 76. Buringh 1960, 75–76.
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2.1.2 Wasserführung 2.1.2.1 Wassereinzugsgebiet Die Wasserführung eines Flusses variiert während des Jahres aufgrund der Abhängigkeit vom Klima (Niederschlag, Verdunstungsraten). Sie ist außerdem abhängig von seinen Zuflüssen. Zudem kann auch ein Zugewinn oder eine Abnahme des Wasservolumens durch den Ausgleich mit dem Grundwasser geschehen. So speist z.B. der Euphrat in seinem Mittellauf das Grundwasser der Region (siehe dazu S. 52–53).39 Vor allem aber in der südlichen Schwemmebene, wo sich aus dem Flusswasser Marschen bilden (siehe S. 70–71), geht ein großer Teil des Flusswassers an das Grundwasser verloren. Buringh gibt an, dass am 17. März 1946 in Kūt beim Tigris eine Abflussrate von 6200 m3/s gemessen wurde. Am selben Tag belief sich die weiter südlich in XAmāra gemessene Menge auf 560 m3/s. Buringh geht somit davon aus, dass sich 90% des Wassers in den Marschen sammelte oder zu Bewässerungszwecken abgeleitet wurde und nicht weiter zur Mündung in den Persischen Golf floss.40 Ein weiterer großer Teil des Wassers geht aufgrund von Verdunstung verloren (siehe dazu Kap. 2.1.2.2 passim).41 Ähnlich wie bei der Angabe der Flusslänge schwanken die Angaben zur Größe des Wassereinzugsgebietes. Das Wassereinzugsgebiet des Euphrat umfasst zwischen 230.000 und 770.000 km2.42 Es schließt kleine Teile Jordaniens, Saudi-Arabiens und Kuwaits mit ein. Die Hauptanrainerstaaten machen jedoch den größten Teil aus: 33% Türkei, 20% Syrien und 47% Irak.43 Diese Zahlen sind jedoch relativ zu sehen, da der Anteil am Einzugsgebiet noch nichts über die Menge an Wasser aussagt, die aus diesem Gebiet dem jeweiligen Fluss zufließt. In ihrem Oberlauf werden Euphrat und Tigris von zahlreichen Zuflüssen gespeist. Im weiteren Verlauf verändert sich das Bild jedoch. Während der Euphrat nur zwei größere Zuflüsse in seinem Mittellauf erhält, nämlich den Balīḫ und den Ḫābūr, münden mehrere große Flüsse aus dem Zagros kommend in den Tigris. Dies sind in seinem Mittellauf der Große/Obere und der Kleine/Untere Zāb und in seinem Unterlauf der Adhaim44 und der Diyālā. 90% des Wassers, das den Euphrat bei der irakischen Stadt Hīt passiert, stammt vom Oberlauf des Flusses in der Türkei. Die Wassermenge ist beeinflusst durch die hohen Niederschläge und durch die zahlreichen aus dem Gebirge kommenden Zuflüsse. Die beiden größten Zuflüsse des Euphrat in seinem Mittellauf tragen nur einen geringen Teil zur Wasserführung des Flusses bei: der Balīḫ 0,6% und der Ḫābūr 6%. Beim Tigris finden sich dagegen andere Verhältnisse: 45% des Tigriswassers stammen aus Kurdistan, also seinem Mittellauf.45
39 Charlton 2008, 23. 40 Buringh 1957, 34. 41 Isaev/Mikhailova 2009, 387–388 geben eine Verdunstungsrate von ca. 60% des jährlichen Wasserablaufs an. 42 Isaev/Mikhailova 2009, 384. 43 Isaev/Mikhailova 2009, 384; für etwas variierende Zahlen siehe Rahi/Halihan 2010, 28. 44 Arabisch al-XU\aim, hier wird jedoch die in der Fachliteratur gängige Schreibung Adhaim benutzt. 45 Kay/Johnson 1981, 255; Wilkinson 2003, 101.
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Abb. 3: Zuflüsse von Euphrat und Tigris46 Der größte Teil des Einzugsgebiets des Tigris (78%) befindet sich auf dem Territorium des Irak, während der Iran mit 9,8% und die Türkei mit 12% einen vergleichsweise geringen Anteil an ihm haben. Sein Einzugsgebiet wird zwischen 110.000 und 375.000 km2 angegeben.47 Mehr als die Hälfte des Einzugsgebiets des Tigris liegt im Berg- und Hügelland von Taurus und Zagros.48 Während der Frühlingsflut können der Große und Kleine Zāb das Volumen des Tigris in nur zwei Tagen verdoppeln. Anstiege bis zu 6 m während des jährlichen Hochwassers sind möglich.49 Im Durchschnitt betrachtet führt der Tigris wesentlich 46 47 48 49
Die Abbildung basiert auf Partow 2001, 4 Map 2. Isaev/Mikhailova 2009, 386. Potts 1997, 7. Potts 1997, 7; Isaev/Mikhailova 2009, 386.
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mehr Wasser als der Euphrat. Zusammengenommen macht der Tigris 61% des jährlichen Wasserabflusses der Region aus, der Euphrat nur 39%.50 Trotz des wesentlich größeren Einzugsgebiets ist der Euphrat damit wasserärmer als der Tigris. 2.1.2.2 Abhängigkeit der Wasserführung vom Klima51 Klima und Wetterlagen allgemein Die Regionen, die Euphrat und Tigris durchfließen, sind von ozeanischem und kontinentalem Klima geprägt, sind aber alle dem subtropischen Bereich zuzurechnen. Da sie größtenteils von denselben Wetterlagen beeinflusst sind, werden Unterschiede bei Niederschlag und Temperatur auch stark von Relief und Höhenlage bestimmt.52 Das ozeanische Klima hat vor allem Einfluss auf die Gebiete entlang der Mittelmeerküste. Je weiter man ins Inland kommt, desto stärker ist kontinentales Klima vorherrschend. Dies bedeutet, dass die täglichen und jährlichen Temperaturgegensätze im Inland größer werden. Zudem ist ein Nord-Süd-Gefälle zu verzeichnen: Je weiter man nach Süden kommt, desto höher werden die Jahresdurchschnittstemperaturen. Die jährlichen Temperaturschwankungen sowie auch die Niederschlagsmengen nehmen ab, wobei die Verdunstungsraten steigen.53 Für die Verteilung der Niederschläge lässt sich festhalten, dass entlang der Gebirgszüge aufgrund von Steigungsregen Niederschlagsmengen höher sind als über dem flachen Land. Die feuchtesten Gebiete, die Euphrat und Tigris durchfließen, liegen somit in den Bergregionen des Taurus. Zudem entspringen die großen Zuflüsse des Tigris in regenreichen Gebieten des iranischen Zagros. Gebirgszüge bilden Barrieren für den Weiterzug von Regengebieten. Für den Taurus bedeutet dies, dass die Winde aus dem Norden und Nordosten, die Feuchtigkeit vom Schwarzen Meer bringen, von den nördlichen Randketten des Taurus abgehalten werden, so dass vor allem die vom Mittelmeer kommenden Süd- und Südwestwinde der Region im Winter Niederschlag bringen.54
50 Isaev/Mikhailova 2009, 387. Für eine schematische Darstellung der Wasserzufuhr und -abnahme in Euphrat und Tigris im Irak siehe auch Nützel 1992a, 84 Abb. 3. 51 Zur Abhängigkeit der Landwirtschaft vom Klima und zur Regenfeldbaugrenze siehe Kap. 8.1.1. 52 Naval Intelligence Division 1944, 166. 53 Techen 1934, 90–93. 54 Techen 1934, 13–18; Cullen et al. 2002, 317; Hütteroth/Höhfeld 2002, 73–114 mit einer detaillierten Beschreibung zu Klima und Vegetation.
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Abb. 4: Niederschlagsverteilung im Stromgebiet von Euphrat und Tigris55 Teile der südlichen Türkei, das nördliche Syrien und weite Teile des Irak sind somit von den gleichen Wetterlagen beeinflusst. Die heißen Sommer zeigen einen kontinentalen Grundcharakter. Sie sind fast niederschlagsfrei. Die Bewölkung ist gering, die Sonneneinstrahlung hoch. In der Nacht fallen die Temperaturen deutlich. Die allgemeine Wetterlage ist stabil ohne stärkere Kälteeinbrüche. Dabei herrschen Winde aus Norden und Westen (Etesien) vor, die von dem sommerlichen Monsuntief über dem Persischen Golf und dem Südiran beeinflusst werden. Im Winter dagegen sind die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht gering. Insgesamt ist die Wetterlage instabil, da wechselnd Warm- und Kaltluftmassen vom Mittelmeer kommen. Die Monate November–März sind von einer lockeren Abfolge von wolken- und regenbringenden Zyklonen geprägt, die auf unterschiedlichen Bahnen über den Nahen Osten ziehen. Die ersten Zyklone können vereinzelt schon im September entstehen und die letzten sich auch noch im Juni bilden. Je nach ihrem Entstehungsort und ihrer Zugbahn können sie unterschiedlich stark auf das Inland wirken. Treffen sie an der Küste auf hohe Berggipfel, regnet sich ein großer Teil des Niederschlags als Steigungsregen schon hier ab. Entlang der weniger hohen Gebirgszüge können die Regengebiete weiter ins Inland vordringen.56 55 Die Abbildung basiert auf den Angaben in Nützel 2004, 4 Abb. 1; die Zeichnung des Flusssystems basiert auf Partow 2001, 4 Map 2, siehe dazu auch S. 18 Abb. 3. 56 Techen 1934, 92–93; Wirth 1971, 68–83; für das Wetter in Syrien im Detail siehe ibid. 68–107. Zur
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Je nach vorherrschenden Bedingungen beeinflussen die Zyklone also die Levante oder ziehen entweder in Richtung Nordosten über Zentralanatolien in Richtung Kaspisches Meer oder über das nördliche Syrien und den nördlichen Irak, wodurch sich in letzterem Fall auch die Niederschlagsmengen der südlicher gelegenen Region erhöhen. Durch die unterschiedliche zyklonale Aktivität ist das Gebiet dann in unterschiedliche Klimabereiche gegliedert, die zusätzlich durch das Relief mitgeprägt werden. Die Zyklone machen sich in der syrischen Wüstensteppe durch eine dichte Wolkendecke bemerkbar. Der Niederschlag in der Wüste kann sich dann im Winter auf 100 mm belaufen. Diese starken Winterregen sind aber oft lokal begrenzt, so dass nur einer von zwei benachbarten Orten tatsächlich auch Niederschlag erhält. Der Taurus mit seinem west-östlichen Verlauf und der Zagros mit seinem nord-südöstlichen Verlauf bilden für die Zugbahn der Zyklone eine Barriere, so dass sich im Winter bis zu 500 mm Niederschlag entlang dieser Bergketten im nördlichen Syrien und nördlichen Irak abregnen können. Entlang des westlichen Zagros ist daher der Niederschlag aufgrund von Steigungsregen recht hoch, während jenseits der hohen Randketten Trockenheit vorherrscht. Das südöstliche Syrien dagegen wird nicht mehr von den Zyklonen erreicht. Ziehen diese Zyklone über Zentralanatolien, sind zwar die Quellregionen von Euphrat und Tigris von ihnen betroffen, jedoch bleiben die größten Teile des Tigriseinzugsgebiets davon unbehelligt. Insgesamt können also Zentralanatolien, Syrien und der Nordirak von unterschiedlichen Wetterlagen beeinflusst sein.57 Charakteristisch hierfür ist, dass die Niederschlagsmenge aufgrund der zyklonalen Aktivität von Jahr zu Jahr variiert. Dabei liegt meist eine Reihe von trockenen Jahren oder feuchten Jahren hintereinander vor statt eines jährlichen Wechsels zwischen Trocken- und Feuchtperioden. Dies hängt damit zusammen, dass auch die Zyklone über mehrere Jahre derselben Zugbahn folgen.58 Auch schon während des frühen Holozäns59 und zur Zeit der Keilschriftkulturen fand ein Wechsel zwischen Dürreperioden und Feuchtphasen statt. Die Temperaturen schwankten über Zeiträume von 1500–500 Jahren um 1–2°C.60 Diese Wechsel waren jedoch regional begrenzt, so dass nicht zwangsweise der gesamte Nahe Osten gleichzeitig von ihnen beeinflusst war.61 Diese regionalen Veränderungen müssen je nach dem, in welchem Gebiet sie stattfanden, nicht zwangsweise immer Einfluss auf die Wasserführung der Flüsse gehabt haben. Über die Klimaverhältnisse im Altertum herrscht keine einvernehmliche Meinung. Potts schreibt zu den Klimaverhältnissen im Alten Orient:
57 58 59 60 61
Entstehung der Zyklone und dem Zusammenhang mit dem Wetter über dem Nordatlantik siehe auch Cullen/deMenocal 2000; Cullen et al. 2002. Zu den Winterzyklonen in der Türkei siehe Hütteroth/Höhfeld 2002, 77–79. Wirth 1971, 70–72, 76, siehe auch 82 mit fig. 16 für eine Karte der Zyklonenzugbahnen; Kay/Johnson 1981, 255–257; Kouchoukos 1998, 227–228; Wossink 2009, 18. Wirth 1971, 82–83, 97; für einen Vergleich der Niederschlagsmenge in einem Trocken- und Dürrejahr siehe auch Hole 1997b, 45 mit Abbildung. Das Holozän begann vor ca. 10.000 Jahren und reicht bis in die Gegenwart. Cullen et al. 2002, 335. Hole 1997b, 41; Wilkinson 2003, 17–32; Nützel 2004, 122–123. Überblicke, Analysen und weitere Literatur zu Phänomenen von Klimawandel und Klimaschwankungen liefern Butzer 1995; Dalfes et al. 1997; Wossink 2009, 15–26; Wilkinson 2012, 10–15.
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„It is, of course, important to question just how relevant the current climatic regime in southern Iraq is for a study of the region in more remote antiquity. Views on this point are, as the saying goes, as changeable as the weather.”62 Verschiedene Dinge erschweren eine Rekonstruktion: Die Daten kommen aus verschiedenen, weit auseinander liegenden Regionen (Totes Meer, Persischer Golf, Vansee etc.) und liefern z.T. widersprechende Daten. Seen bilden eine gute Grundlage für die Gewinnung von Proxydaten (Daten gewonnen aus Pollenanalysen, Sedimentschichten, Konzentration von Sauerstoff-Isotopen, die jeweils in Bezug zum Klima stehen). Der Nachteil ist allerdings, dass sie nur in feuchten Regionen zu finden sind. Im Kernland von Syrien und Irak sind jedoch keine natürlichen Seen63 vorhanden. So ist die Datenlage ungleich verteilt: Für einige Regionen liegen zahlreiche Daten vor, für andere gar keine. Für die schlecht dokumentierten Regionen können damit nur anhand der Daten aus den Nachbarregionen durch Klimamodelle Vermutungen angestellt werden. Die Daten können außerdem nur eingeschränkt Hinweise auf kurzzeitige Klimaschwankungen bieten. Hinzu kommt noch, dass Mechanismen, die Klimaveränderungen hervorrufen, in der Vergangenheit nicht dieselben gewesen sein müssen wie heute. Rückschlüsse von den heutigen Zuständen zu ziehen, ist daher oft schwierig.64 Dennoch begründen viele Untersuchungen Veränderungen in der Siedlungsstruktur oder den Niedergang eines Reiches häufig mit Klimaveränderungen und damit zusammenhängend auch Flussbettverlagerungen. Denn in ariden Zonen wie dem Nahen Osten haben Veränderungen der Niederschlagsmengen meist einen sichtbaren Einfluss. Problematisch daran ist, dass komplexe Vorgänge oft monokausal erklärt werden: Ein trockeneres Klima muss nicht zwangsweise Dürre und Missernte verursachen, wenn die Bevölkerung sich anpasst und andere Anbau- und Bewässerungsmethoden anwendet. Genauso muss Dürre und Missernte nicht zwangsweise ein Zeichen für ein trockeneres Klima bedeuten. Auch Misswirtschaft kann dafür die Ursache sein. Zudem wird oft nicht der Unterschied zwischen Klimawandel und Klimaschwankungen berücksichtigt. Während Klimawandel sich auf grundlegende überregionale Veränderungen über längere Zeitperioden bezieht, sind Klimaschwankungen, wie oben bereits beschrieben, ein stets präsentes, lokales und zeitlich begrenztes Phänomen und dürfen nicht als Indikator für überregionalen Klimawandel gesehen werden.65 62 Potts 1997, 3. 63 Der _abbānīja- und Razzāza-See im westlichen Irak, die durch einen Kanal miteinander verbunden sind, und das Wādī `araār mit Verbindung zu Euphrat und Tigris sind wie alle anderen im Rahmen der Staudammprojekte entlang der Flüsse errichteten Strukturen von Menschenhand geschaffene Seen, die neben Aufstauungszwecken auch dem Hochwasserschutz dienen, siehe dazu Verhoeven 1998, 201–202; Partow 2001, 6; Geopolicity 2010, 30 fig. 3 mit einer Übersicht über die künstlichen Seen; Rzóska 1980, 46–47 nennt zwei Reservoire in den kurdischen Bergen, die den Charakter natürlicher Seen zeigen. 64 Wossink 2009, 22; Reculeau 2011, 27–65; Wilkinson 2012, 12–13. Wegen dieser schwierigen Datengrundlage werden hier nur Phänomene besprochen, die für die gesamte Region des Nahen Ostens von Bedeutung waren. Auf die verschiedenen regionalen Klimaschwankungen soll hier nicht eingegangen werden, da nicht feststellbar ist, inwieweit sie die Flusssysteme betroffen haben. 65 Potts 1997, 4; Hole 1997a, 45; Wossink 2009, 2–6. Wirth ist der Ansicht, dass Klimaschwankungen nur in geringem Maße Einfluss auf die Kulturen des Altertums gehabt haben. Er sieht dabei religiöse,
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Sedimentanalysen vom Vansee, der repräsentativ für die Quellregion von Euphrat und Tigris ist, und Analysen aus anderen Regionen decken sich insofern, dass zwischen dem 5. und 4. Jahrtausend das Klima feuchter war als heute und sich bis hin zum 1. Jahrtausend auf das heutige Level einpendelte. Dabei wurden verschiedene Intervalle beobachtet, die wesentlich trockener waren als die heutige Zeit.66 Diese Analysen hängen eng mit der Beobachtung zusammen, dass es im frühen Holozän (um 7000 v. Chr.) zu einer Verschiebung des Erdorbits kam. Dies sorgte für eine um 6–7% intensivere Sonneneinstrahlung als heute. Das Resultat war eine stärkere Erwärmung der Landmassen, was im Sommer die Zirkulation des Sommermonsuns über der afrikanisch-eurasischen Zone verstärkte und zu einer 8% höheren Niederschlagsmenge im Sommer führte als heute. Diese feuchte Phase endete ca. um 4000, der Sommermonsun begann sich langsam auf seine heutige Position zurückzuziehen. Diese höhere Niederschlagsmenge reichte nicht aus, um auf künstliche Bewässerung zu verzichten, sie dürfte sich jedoch positiv auf das Pflanzenwachstum ausgewirkt haben.67 Mit der aufkommenden Trockenheit fielen große Feuchtgebiete in der Schwemmebene trocken. Zum anderen entwickelten sich Euphrat und Tigris in ihrem gesamten Flussverlauf aufgrund der reduzierten Wasserzufuhr von einem verwilderten Laufverhalten zu ihren heutigen Flusstypen (für den Einfluss auf den mittleren Euphrat und die Terrassenbildung siehe S. 53–54; für die Feuchtgebiete und das verwilderte Flusssystem in der Schwemmebene siehe S. 61–62).68 Als eine erste größere, aber umstrittene Dürreperiode wird oft die Zeit zwischen 2300– 1900 genannt, in der vielfach der Untergang des altakkadischen Reiches und schließlich der Ur III Dynastie gesucht wurden. Ebenso werden große nomadische Bewegungen mit den Trockenperioden begründet. Jedoch konnte bewiesen werden, dass es sich nicht um eine generelle, sondern lokal begrenzte Trockenperiode handelte, die nicht zu einem generellen Kollaps der Zivilisationen des Nahen Ostens führte.69 Außerdem nehmen Neumann und Parpola zwischen 1200 und 900 eine größere Klimaveränderung in der Region an. Sie gehen von Hungersnöten und Fehlernten aus, deren Ursache in einer Trockenheitsperiode und damit reduzierter Wasserführung von Euphrat und Tigris gesucht wird. Politische Instabilität und das Vordringen von Nomaden, die aufgrund der Trockenheit mit ihren Herden in der Nähe der Flüsse bleiben mussten, werden als Konsequenz betrachtet. Mit wieder erhöhter Wasserführung der Flüsse ab dem 9. Jahrhundert sei die Region wieder aufgeblüht. Vorher geschwächte Städte wie Larak und Nippur seien wiederbelebt, die Bewässerung wieder intensiviert und neues Ackerland erschlossen worden. Die Korrespondenz unter Sargon deute auf reichlichen Niederschlag in Nordassy-
66 67 68 69
politische, soziale, ökonomische Veränderungen als ausschlaggebend für kulturelle Umbrüche und nicht limitierte Ressourcen, siehe Wirth 1998, 23. Eine Zusammenfassung der Studien gibt Wilkinson 2012, 13. Dazu ergänzend sei noch Kay/Johnson 1981 als vielzitierte Grundlage erwähnt. El-Moslimany 1994, 128–129; Potts 1997, 4; Pournelle 2007, 37–38, 75–83 (sie geht im oberen Mesopotamien sogar von einer zu 25% höheren Niederschlagsmenge aus). Butzer 1995, 136. Siehe dazu die Untersuchung von Wossink 2009; für eine Zusammenfassung der komplexen Zusammenhänge beim Niedergang der jeweiligen Reiche siehe Westenholz, in: Sallaberger/Westenholz 1999, 56–59 und Sallaberger, in: Sallaberger/Westenholz 1999, 174–178.
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rien hin.70 Grundlage der Studien sind die Daten von Kay und Johnson zum Vansee und den Abflussraten von Euphrat und Tigris. Die Ergebnisse dieser Studie wurden schon von den Autoren selbst als „mit Vorsicht zu betrachten“ eingestuft. Mittlerweile gilt die von Kay und Johnson aufgestellte Chronologie auch als nicht mehr haltbar und widerspricht sich mit Pollenanalysen der Region um den Vansee.71 Neumann und Parpola ziehen zudem Parallelen zu der Trockenheit in Ugarit um 1200. Sie gehen davon aus, dass Syrien, der nördliche Irak und Teile der Türkei denselben Wetterphänomenen ausgesetzt sind und sich daher diese Trockenheit auch in einer reduzierten Wasserführung von Euphrat und Tigris widergespiegelt haben muss. In der Tat sind die Niederschlagsmengen der Region abhängig von den im Winter im Mittelmeer entstehenden Zyklonen. Wie oben aber bereits beschrieben, folgen diese unterschiedlichen Zugbahnen. Während in der Levante also eine Dürreperiode vorherrscht, kann Zentralanatolien mit dem Zusammenfluss der Euphratquellflüsse und den Tigrisquellen gleichzeitig von Starkregen betroffen sein. Auch können die Tigrisquellen und das restliche Tigriseinzugsgebiet gleichzeitig unterschiedliche Niederschlagsmengen erhalten.72 Studien konnten zeigen, dass die gesamte Region des Fruchtbaren Halbmonds schon vor dem 12. Jahrhundert von einem Bevölkerungsrückgang betroffen war. Dabei war die Bevölkerung der Schwemmebene, die ja auf künstliche Bewässerung angewiesen war, stärker betroffen als die Tazīra, in der Regenfeldbau betrieben wurde. Der Bevölkerungsrückgang kann also nicht vom Klima abhängig gemacht werden.73 Auch die von den Autoren angeführte, zu dieser Zeit aufkommende Versalzung muss nicht auf reduzierte Wasserführung zurückzuführen sein. Überbewirtschaftung oder Aufgabe von Feldern kommen hierfür genauso in Frage, selbst wenn die Autoren von einer politisch stabilen Lage ausgehen (siehe dazu auch S. 496–497).74 Auch wenn die Argumentation von Neumann und Parpola nicht haltbar ist, konnte anhand anderer Daten zu diesem Zeitraum trotzdem eine Trockenheitsperiode nachgewiesen werden, die sich auch in Anatolien und im nordwestlichen Iran bemerkbar machte.75 Ungeklärt ist aber weiterhin die Frage, in welchem Maße diese Trockenheit auch Einfluss auf das Flusssystem von Euphrat und Tigris hatte.
70 Neumann/Parpola 1987. 71 Kirleis/Herles 2007; auch Cole 1994a, 84–85 Fn. 15 betont die Problematik der Untersuchung von Neumann und Parpola. 72 Die von Neumann und Parpola festgestellte Korrelation zwischen dem Niederschlag in Latakia und Mosul ist aufgrund verschiedener Aspekte mit Vorsicht zu behandeln. Zum einen betont Wirth 1962, 35 und 1971, 88–91, dass die Klimadaten aus diesem Zeitraum inexakt seien. Zudem stellt Kouchoukos 1998, 227–228 fest, dass zwischen den 1940er und 1960er Jahren, also dem Zeitraum aus dem Neumann und Parpola die Klimadaten wählten, die Zyklonenzugbahn über dem nördlichen Syrien und nördlichen Irak konzentriert war. Neumanns und Parpolas Feststellung, dass Latakia und Mosul also „in-phase“ liegen, ist für diesen Zeitraum in der Tat korrekt. Dabei wurde jedoch vergessen zu berücksichtigen, dass die Zugbahnen zwar in mehreren aufeinanderfolgenden Jahren demselben Weg folgen, aber mehrere alternierende Zugbahnen existieren. 73 Reculeau 2011, 1–4. 74 Neumann/Parpola 1987, 172–173; siehe dagegen Fales 2007, 292, der die zu dieser Zeit vorhandene dünne Siedlungsstruktur auf soziale und politische und nicht im Besonderen auf natürliche Probleme zurückführt. 75 Kirleis/Herles 2007; siehe auch Jursa 2010, 34–35.
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Ebenso wurde anhand von Angaben zu landwirtschaftlichen Praktiken in Keilschriftquellen auf eine Klimaveränderung geschlossen. So fand die Getreideernte in altbabylonischer Zeit im späten März/frühen April statt, in neubabylonischer Zeit erntete man das Getreide jedoch erst einen ganzen Monat später. Wie so häufig ist auch hier Vorsicht geboten: Diese Verschiebung der Erntezeit muss nicht zwangsweise aufgrund von Klimaveränderungen geschehen sein, auch veränderte Anbaumethoden und -pflanzen könnten dies verursacht haben.76 Ebenso darf auch nicht außer Acht gelassen werden, dass im Irak heute unterschiedliche Erntezeitpunkte zu verzeichnen sind. Je weiter man nach Norden geht, desto später findet die Ernte aufgrund einer längeren Vegetationszeit statt. Auch wenn in den Keilschrifttexten hiervon nicht explizit die Rede ist, kann man dennoch davon ausgehen, dass dies schon im Alten Orient so war.77 Auch der in den Astronomischen Tagebüchern notierte Wasserstand des Euphrat in Babylon wurde benutzt, um Spekulationen über Trockenheit und Hochwasserperioden anzustellen. Jedoch ist auch hier Vorsicht angemahnt, da der Euphratpegel über den Pallukkatu-Kanal künstlich reguliert wurde (siehe dazu auch S. 478–479). Charakteristika der einzelnen Flussabschnitte Dort, wo die beiden Quellflüsse des Euphrat im Osten der Türkei auf einer Höhe von über 3000 m entspringen, liegt kontinentales Schneewaldklima vor. Es gibt zwei Niederschlagsspitzen, die Maxima des Niederschlags liegen im Frühling und Herbst. Einfluss des Mittelmeerklimas, für das eine Niederschlagsspitze im Winter/Frühling charakteristisch ist, macht sich hier kaum bemerkbar. Stattdessen ist das Gebiet vom winterlichen Sibirienhoch geprägt.78 Der Einfluss der Regengebiete vom Mittelmeer auf den Taurus ist also begrenzt. In Zentralanatolien und Südostanatolien herrschen mit niedrigen Niederschlagsmengen aride bis semi-aride Verhältnisse vor. In den Gebirgsregionen der Türkei variiert so die durchschnittliche Niederschlagsmenge zwischen 300 und 1000 mm. Der größte Teil des Niederschlags fällt in der gesamten Taurusregion als Schnee, der von Oktober bis März eine dichte Schneedecke bildet. Im März setzt die Schneeschmelze ein, in den hochliegenden Gebieten kann sich diese aber bis zum Mai hinauszögern.79 Von den 509 Milliarden m3 des jährlichen Niederschlags in der Türkei gehen 38% in der Form von Oberflächenabfluss in das Euphrat-Tigris-Flusssystem über.80 Der schmelzende Schnee macht einen großen Teil der Wasserzufuhr der Flüsse aus. Durch die globale Klimaerwärmung mit geringerem Schneefall und früher schmelzendem Schnee dürften sich drastische Veränderungen auf die Wasserführung von Euphrat und Tigris ergeben.81 Als Beispiel für die Region der beiden Euphratquellflüsse können die Klimadaten der türkischen Stadt Erzurum herangezogen werden (siehe S. 26 Abb. 5).82 76 77 78 79
Adams 1981, 186–187; Potts 1997, 5–6. Adams 1981, 145. Hütteroth/Höhfeld 2002, 73–114. Techen 1934, 13–18; Cullen et al. 2002, 317; Hütteroth/Höhfeld 2002, 73–114 mit einer detaillierten Beschreibung zu Klima und Vegetation. 80 Cullen/deMenocal 2000, 856; Hütteroth/Höhfeld 2002, 73–94. 81 Özdoğan 2011. 82 Hier wie auch in den folgenden Diagrammen werden die Verdunstungsraten anhand des Verlaufs der
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Abb. 5: Klimadaten der Stadt Erzurum83
Abb. 6: Klimadaten der Stadt Diyarbakır84
Kurven ersichtlich. Liegt die Temperaturkurve über der Niederschlagskurve, überwiegt die Verdunstung den Niederschlag. Liegt die Temperaturkurve unter null, sind die Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Aktivitäten durch Frostperioden eingeschränkt. 83 Nach Daten der World Meteorological Organization aus den Jahren 1927–2000 (http://worldweather.wmo.int/asia.htm), Seite zuletzt besucht am 15.3.15. 84 Nach Daten des Deutschen Wetterdienstes aus den Jahren 1961–1990 (www.dwd.de), Seite zuletzt besucht am 15.3.15.
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Die Region um die weiter südwestlich liegenden Tigrisquellen, in deren Nähe auch der Zusammenfluss der beiden Euphratquellflüsse zu finden ist, weist dagegen andere Verhältnisse auf als die Region um Erzurum. Mit sommerlichen Dürren und der Niederschlagsspitze im Winter/Frühling (10% des Niederschlags fallen im Sommer, 23% im Herbst und 67% im Winter und Frühling) macht sich der ozeanisch-mediterrane Klimaeinfluss bemerkbar.85 Hierfür können die Klimadaten von Diyarbakır (siehe S. 26 Abb. 6) als Beispiel herangezogen werden. Zwischen Mai und Oktober überwiegt die Verdunstung den Niederschlag. Diese Verteilung des Niederschlags, die typisch für den Einfluss des mediterranen Klimas ist, ist auch für die Städte entlang des Mittellaufs der beiden Flüsse prägend. Hier reduzieren sich allerdings im Vergleich die Niederschlagsmengen. Das Klimadiagramm der Stadt Deir ez-Zōr steht repräsentativ für den Mittellauf des Euphrat in der Wüstensteppe. Regenfall ist hier gering.86
Abb. 7: Klimadaten der Stadt Deir ez-Zōr87 Talling gibt Brinkmann folgend als Verdunstungsraten für diesen Abschnitt des Flusses eine Rate von 26–89 mm von November–März und 178–321 mm von Mai–September an.88 Im Gegensatz zur Küstenregion steigen hier im Frühling die Niederschlagsmengen stärker an, da aufgrund der Erwärmung des Binnenlandes unterschiedliche Luftschichten aufeinandertreffen, die für Regenfall sorgen. Die Niederschlagsmengen bilden den limitierenden Faktor für die Landwirtschaft. Sie sind für Syrien ohnehin der wichtigste Klimafaktor. Ihre Variation ist größer als die der Temperatur, deswegen bilden sie einen Maßstab für die Einteilung des Landes in verschiedene Klimazonen. Der Winterregen in der Wüstensteppe sorgt für ein kurzzeitiges Pflanzenwachstum. Die grünen Flächen werden dann von Noma85 Cullen/deMenocal 2000, 855. 86 Siehe auch Sanlaville 1985, 20. 87 Nach Daten des Deutschen Wetterdienstes aus den Jahren 1961–1990 (www.dwd.de), Seite zuletzt besucht am 15.3.15. 88 Talling 1980, 63.
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den als Weideland genutzt.89 Frühling und Herbst sind in dieser Region Übergangszeiten und zeigen keine herausstechenden Eigenschaften. Jedoch entstehen zu dieser Zeit in Syrien Stürme (arabisch Ḫamsīn und XAVāV).90 Das Klimadiagramm der Stadt Mosul repräsentiert das Klima am Mittellauf des Tigris. Aufgrund der Nähe der Stadt zu den Bergen ist hier durch Steigungsregen eine größere Regenmenge zu verzeichnen, als dies weiter westlich der Fall ist.
Abb. 8: Klimadaten der Stadt Mosul91 Im Sommer können die Temperaturen 50°C überschreiten. Im Winter kann dagegen die Temperatur unter den Gefrierpunkt fallen, auch Schneefall ist möglich. Südlich von Mosul variieren die Niederschlagsmengen dagegen stärker von Jahr zu Jahr. Oft fällt der Regen innerhalb weniger Tage und kann so vom Boden nicht vollständig aufgenommen werden.92 In den Berg- und Hügelregionen läuft aufgrund der harten Bodenkruste das Wasser nach Regenfall oberirdisch ab und sammelt sich in Senken, anstatt im Boden zu versickern.93 Die Klimaverhältnisse des Unterlaufs der beiden Ströme unterscheiden sich grundlegend nicht vom Mittellauf. Die täglichen und jährlichen Temperaturschwankungen nehmen jedoch ab, während sich die Durchschnittswerte erhöhen. Die Niederschlagsmenge ist gering.94 An der Küste des Persischen Golfes liegt eine hohe Luftfeuchtigkeit vor, zudem tritt im Winter Nebel auf, der zusätzliche Feuchtigkeit bringt.95 Diese Feuchtigkeit hat aber keinen großen Einfluss auf das Landesinnere, da die vorherrschenden nord-westlichen 89 Wirth 1971, 88, 91, 104–105. 90 Masetti-Rouault 2001, 16–17. 91 Nach Daten des Deutschen Wetterdienstes aus den Jahren 1961–1990 (www.dwd.de), Seite zuletzt besucht am 15.3.15. 92 Altaweel 2008, 12–13. 93 Buringh 1960, 48. 94 Techen 1934, 136; für einen Überblick zum Klima im Irak siehe auch Buringh 1960, 42–48. 95 Techen 1934, 136; Potts 1997, 1–2.
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Winde die Luft nach Süden drücken.96 Diese sorgen auch für den Transport von Sand vom Arabischen Plateau in die Schwemmebene, der sich zu Dünen formt, die vom Wind weiter über das flache Land getrieben werden.97 Von Juni bis Oktober sind diese trockenen Winde als Šamāl bekannt und stellen ein Hindernis für die Segelschifffahrt auf den Flüssen dar.98 Der Regenfall im Winter bringt dem Boden aufgrund der hohen Verdunstungsrate nur eine geringe Feuchtigkeit. Nur 25 % des Regenfalls wirken effektiv.99 Weiter östlich ist im Winter der südliche Zagros durch Feuchtigkeit beeinflusst, die vom Arabischen Meer und Persischen Golf nach Norden transportiert wird.100 Im Sommer sind im südlichen Irak schwere Sandstürme zu verzeichnen, die durch Tiefdruckgebiete über dem Persischen Golf entstehen.101 Einflüsse des Indischen Sommermonsuns können zusätzlich kurzzeitige Feuchteperioden verursachen und die Bodenfeuchtigkeit im südlichen Delta intensivieren.102 Dagegen bringen im Winter die oben beschriebenen Zyklone vom Mittelmeer aus wolkiges und regnerisches Wetter, das aber nur für kurze Perioden anhält (max. 3 Tage).103 Regenfälle verwandeln den Lehmboden kurzfristig in einen undurchquerbaren Morast.104 Als Beispiel für das Klima des Unterlaufs der Flüsse kann die Stadt Basra dienen.
Abb. 9: Klimadaten der Stadt Basra105 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105
Techen 1934, 136. Pournelle 2003, 71. Naval Intelligence Division 1944, 169–171. Buringh 1960, 48. Kay/Johnson 1981, 257. Ionides 1937, 26–27; Larsen/Evans 1978, 233; Isaev/Mikhailova 2009, 390. Pournelle 2003, 74. Isaev/Mikhailova 2009, 390. Naval Intelligence Division 1944, 167. Nach Daten des BBC (http://news.bbc.co.uk/weather/forecast/1202), Messungszeitraum unbekannt, Seite zuletzt besucht am 15.3.15.
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Talling nennt Saad folgend für Basra Verdunstungsraten von 55 mm für Januar und 300 mm für August.106 Für das bewässerte Ackerland werden für den Sommer sogar Verdunstungsraten von 3000 mm angegeben.107 Während der größte Teil des Nahen Ostens also keinen Zugang zu Oberflächen- oder Grundwasserressourcen hat, da die Verdunstungsrate die Niederschlagsmenge übertrifft, bilden die Bergregionen der Türkei mit ihren höheren Niederschlagsmengen eine große Ausnahme. Jenseits dieser regenreichen Regionen erhalten die Flüsse ihre Wasserzufuhr vor allem aus Zuflüssen.108 2.1.2.3 Abflussraten Abhängig von den jährlich schwankenden Niederschlägen schwankt auch die Wasserführung der Flüsse von Jahr zu Jahr, so dass Durchschnittswerte nur mithilfe von Messdaten über mehrere Jahre ein sinnvolles Ergebnis bringen können. Cullen/deMenocal geben für die Jahre zwischen 1984–1990 eine Variabilität von ±40% in der Abflussrate der Flüsse an.109 Dabei wurde z.B. für den Euphrat bei Hīt im Juni in einem Jahr eine Wasserabflusrate von 5000 m3/s gemessen, während in einem anderen Jahr im Juni nur 1000 m3/s verzeichnet wurden. Ähnliche Schwankungen wurden für den Tigris gemessen.110 Buringh macht folgende Angaben zum durchschnittlichen Jahresabfluss der Flüsse111: Tabelle 1: Durchschnittlicher Jahresabfluss in Euphrat und Tigris Durchschnittlicher Jahresabfluss des Tigris bei Bagdad 1906–1952: Durchschnittlicher Jahresabfluss des Tigris bei Bagdad 1930–1934: Niedrigster Jahresabfluss des Tigris bei Bagdad 1930: Durchschnittlicher Jahresabfluss des Euphrat bei Hīt 1924–1952: Durchschnittlicher Jahresabfluss des Euphrat bei Hīt 1930–1934: Niedrigster Jahresabfluss des Euphrat bei Hīt 1930:
38,8 Millarden m3/sek 32,4 Milliarden m3/sek 15,7 Milliarden m3/sek 26,4 Milliarden m3/sek 17,2 Milliarden m3/sek 10,2 Milliarden m3/sek
Nicht nur die jährlichen Werte schwanken. Auch die saisonalen Schwankungen sind gravierend. Abflussmengen des Tigris bei Mosul schwankten innerhalb eines Jahres von 6200 m3/s zu Hochwasserzeiten und 88 m3/s zu Niedrigwasserzeiten. Dies ist beim Tigris in Bagdad, nachdem er seine größten Zuflüsse erhalten hat, noch deutlicher spürbar. Hier sind Werte von 13.000 m3/s bei Hochwasser und 159 m3/s bei Niedrigwasser in einem Jahr aufgezeichnet worden.112 Hochwasser ist ein schwer zu definierender Terminus und bedeutet nicht gleichzeitig auch Überflutung der Umgebung. Während ein Fluss an manchen Stellen überdurchschnittliche Wassermengen ohne Probleme führen kann, tritt er an ande-
106 Talling 1980, 63. 107 Rzóska 1980, 2. Aber auch in dem ruhig stehenden, von Schilf bewachsenen Wasser der Marschen ist von solch hohen Verdunstungsraten auszugehen. 108 Cullen et al. 2002, 317. 109 Cullen/deMenocal 2000, 853. 110 Adams 1981, 3–4 mit fig. 1. 111 Daten übernommen von Buringh 1960, 49. 112 Potts 1997, 7.
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ren Stellen über die Ufer und überschwemmt die Umgebung.113 3 Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Abflussraten in m /sek in den Flüssen114: Tabelle 2: Monatliche Abflussraten in Euphrat und Tigris
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Jahresdurchschnitt
Keban (1937–1972) 318 383 784 2060 1880 808 369 251 221 254 313 322 664
Euphrat Hīt (1964–1972) 677 815 1100 1630 1870 1570 1960 1640 1020 542 493 591 1160
Hindīja (1968–1972) 314 245 475 570 578 712 1350 1760 1030 450 352 339 681
Tigris Mosul Bagdad (1964–1972) (1968–1972) 492 475 591 533 995 914 1280 913 1140 1110 1260 1460 1290 2280 1170 2230 530 1580 306 840 329 610 453 504 820 1120
Die Flüsse haben zwei Perioden, in der die Wasserführung steigt. Zum einen ist dies die Winterzeit von Dezember bis März, wo höhere Niederschläge zu verzeichnen sind, zum anderen das zwischen April und Juni stattfindende Hochwasser durch die Schneeschmelze in den Bergen.115 Bei der oben gezeigten Tabelle wird deutlich, dass der Euphrat auf seiner Laufstrecke Wasser verliert, was auf seine geringe Zahl an Zuflüssen, die längere Wegstrecke durch die Wüstensteppe und damit höhere Verdunstung zurückzuführen ist. Bei beiden Flüssen ist das zeitversetzte Wandern der Hochwasserwelle zu verfolgen. Aufgrund der unterschiedlichen Länge der Flüsse erreicht das Hochwasser den Mittellauf und die Schwemmebene der Flüsse zu unterschiedlichen Zeiten. Das Euphrathochwasser, das eine längere Flussstrecke zurücklegt, kommt in der Schwemmebene so erst einige Wochen später an als das Hochwasser des Tigris. Das Tigrishochwasser, das durch seine Zuflüsse im Zagros zusätzlich gespeist wird, kann dagegen sehr abrupt und über kurze Zeit auftre113 Charlton 2008, 22–30. Wenn hier also von Hochwasser und Niedrigwasser gesprochen wird, dann bezieht sich dies auf die normalen Schwankungen während der Jahreszeiten und ist nicht mit einer Flutkatastrophe oder einer starken Dürre gleichzusetzen. Diese werden im Folgenden explizit als Katastrophen dargestellt. Bei Niedrigwasser liegt der Wasserspiegel unter der Flussbettkannte und macht Bewässerung schwieriger. Beim jährlichen Hochwasser treten die Flüsse an einigen Stellen über die Ufer oder aber die in der Schwemmebene natürlich entstandenen Uferdämme brechen und der Fluss sucht sich ein neues Bett (für diese Mechanismen siehe auch S. 63–66). 114 Die Angaben sind Isaev/Mikhailova 2009, 385 Table 3 entnommen. Für weitere Angaben aus den 1920–1930er Jahren siehe auch Ionides 1937 passim. Siehe auch Rzóska 1980, 49–50. 115 Cullen et al. 2002, 315.
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ten.116 Zudem ist der Euphrat im Mai durch die Schneeschmelze in seinem hochgelegenen Quellgebiet auf über 3000 m geprägt, die auch bis in den Sommer hinein eine relativ konstante Wasserführung verursacht. Über den Sommer führt der Euphrat somit mehr Wasser als der Tigris. Bei letzterem setzt im Sommer ein abrupter Einbruch in der Wasserführung ein.117 Bei den Tigrisquellen, die niedriger als die Euphratquellen liegen, setzt die Schneeschmelze etwas früher ein. Seine Zuflüsse sind jedoch wiederum durch die Schneeschmelze im südöstlichen Taurus (Großer Zāb) und dem Zagros (Kleiner Zāb, Adhaim, Diyālā) geprägt. Während zuerst der Kleine Zāb und Diyālā im März Hochwasser führen, erhält der Tigris nördlich von Mosul im April Hochwasser, im Mai kommt das Hochwasser aus dem Großen Zāb hinzu, das zur Flutzeit 65 % des Tigrisvolumens beisteuert. Zusätzlich können starke Regenfälle im Winter und Frühling beim mittleren Tigris für abrupte Hochwasser sorgen. Die Wasserstände zu Hochwasserzeiten machen 56–75% des jährlichen Abflusses aus.118 Besonders starke Hochwasser können entstehen, wenn im Frühjahr Regenfälle im nördlichen Einzugsbereich von Tigris und Euphrat zeitlich mit der Schneeschmelze zusammenfallen.119 Wie jedoch oben aus der Tabelle ersichtlich wird, gleicht sich aufgrund des Wasserverlustes im Flussverlauf das Verhältnis zwischen der Flutzeit und restlichen Zeit auf 50:50 an, je weiter man nach Süden kommt. Hochwasser ist also im Bereich des Mittellaufs des Tigris deutlich akuter aufgrund seiner eng zusammenliegenden Zuflüsse. Dennoch werden für das 3./2. Jahrtausend starke Hochwasserepisoden entlang des mittleren Euphrat rekonstruiert, die die Ausmaße der schweren Überschwemmungen in der Moderne angeblich übertroffen haben.120 Als Ursache für diese Überschwemmungen wurde eine Verengung des Flussbettes aufgrund einer vorangegangenen Trockenphase mit verstärkter Anlagerung von Sedimenten angenommen (der Euphrat ist in der Tat anfälliger für solche Phänomene als der Tigris, siehe dazu S. 37). Bei darauf folgenden Hochwasserereignissen habe der Euphrat die üblichen Wassermassen nicht mehr halten können und trat dann schnell über die Ufer. Für die Problematik der Rekonstruktion dieser Hochwasserereignisse am Euphrat siehe S. 483–486. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Tigris aufgrund des Klimas und plötzlicher hoher Wasserführung eine konstante Gefahr von Überschwemmungen bietet. Die Euphratumgebung ist dagegen eher durch Verlandung und Verengung des Kanalbetts und daraus resultierenden Überschwemmungen gefährdet, während die Wasserführung des Flusses relativ konstant bleibt. Für das Altertum lassen sich nur schwer Angaben für die Pegelstände der Flüsse festmachen (siehe dazu auch S. 478–479). Generell lässt sich aber davon ausgehen, dass eine starke Trockenheit im 4./3. Jahrtausend für eine grundlegende Veränderung des Euphrat-Tigris-Flusssystems von einem verwilderten zu den jeweils heute 116 Sanlaville 1990, 2; Nützel 2004, 24. 117 Techen 1934, 162; Adams 1981, 3. 118 Kolars 1993, 53; Edens 1997, 206; Isaev/Mikhailova 2009, 386; Pollenanalysen aus dem Zagros deuten auf feuchtere Klimaverhältnisse im Zagros im 2. Jahrtausend v. Chr. hin, was sich jedoch nicht für die weiter westlich gelegenen Regionen bestätigen lässt. Eine feuchtere Phase im Zagros hätte jedoch vermutlich eine erhöhte Wasserzufuhr für die Tigriszuflüsse bedeutet. Belegen lässt sich dies jedoch nicht, siehe dazu Reculeau 2011, 59. 119 Buringh 1957, 37. 120 Cole/Gasche 1998, 9–10; Wilkinson 2003, 84; Reculeau 2011, 51, 69; für die Stadt Mari und Probleme mit Hochwasser siehe S. 488–489.
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vorherrschenden Typen bewirkte (siehe dazu S. 60–66).121 Mit einem 8% höheren Niederschlag in der Zeit vor dem 4. Jahrtausend dürfte die Wasserführung der Flüsse also höher gewesen sein. Im 1. Jahrtausend wurden die heutigen Trockenheitslevel erreicht, daher dürfte die Abflussmenge zu diesem Zeitpunkt ähnlich der heutigen gewesen sein (siehe dazu auch S. 23). Wie bereits auf S. 19–12 beschrieben, sind die Flüsse generell von denselben Wetterlagen beeinflusst. Da die Niederschlagsmenge jedoch abhängig von den unterschiedlichen Zugbahnen der Winterzyklone ist, können die einzelnen Laufabschnitte unterschiedlich von Starkregen beeinflusst werden. Während der Zusammenfluss der beiden Euphratquellflüsse und die Tigrisquellen so dicht beieinander liegen, dass sie derselben Wetterlage unterliegen, kann das restliche Tigriseinzugsgebiet gleichzeitig von geringem Niederschlag betroffen sein. Ebenso können die Quellregion und der Mittellauf unterschiedlich beeinflusst sein. Während ein Zyklon mit Starkregenereignissen nur sporadisch über dem nördlichen Syrien und dem Euphratmittellauf den Niederschlag abregnet, kann diese Wetterfront bei Auftreffen auf die Zagrosrandketten aufgrund von Steigungsregen jedoch starke Regenfälle verursachen, die auch die Tigriszuflüsse anschwellen lassen. Folglich kann ein starkes Hochwasserereignis in beiden Flüssen gleichzeitig stattfinden, muss dies aber nicht zwangsweise tun. Verschiedene Flutkatastrophen haben sich im 20. Jahrhundert ereignet, bevor der Hochwasserschutz in der Region ausgebaut wurde.122 Ein starkes Tigrishochwasser mit Überflutungen wurde in den 1940ern durch einen zwei Tage dauernden Starkregen im Zagros verursacht.123 Auch sind aus islamischen Quellen vereinzelte Starkhochwasserereignisse verzeichnet, anhand derer die Frequenz solcher Ereignisse als zwei- bis dreimal in 100 Jahren errechnet wurde.124 Jedes zweite bis dritte Jahr bestand eine Gefahr für die Ernte. Bagdad wurde zu Hochwasserzeiten manchmal als Insel umgeben von Überschwemmungsland beschrieben. Die vom Tigris überschwemmte Fläche konnte bis zum Euphrat reichen. 125 Zum Hochwasserschutz wurden Dämme nördlich der Stadt kontrolliert durchbrochen, um das Wasser von der Stadt fernzuhalten und stattdessen auf das umgebende Land zu verteilen (für Hochwasserschutz im Alten Orient siehe auch Kap. 8.1.5).126 Wie sehr ein Fluss von Hochwasser durch Starkregen oder auch durch Schneeschmelze betroffen sein kann, hängt nicht nur von der Menge des Niederschlags ab, die direkt in den Fluss fällt, sondern auch von der Aufnahmefähigkeit des Bodens um ihn herum. Eine dichte Vegetationsdecke oder aufnahmefähige Bodenschichten sind bis zu einem bestimmten Maße fähig, das Wasser aufzunehmen, bevor es in einen Fluss übergeht. Liegt dagegen ohnehin schon ein feuchter Boden und ein hoher Grundwasserspiegel vor, sucht das Wasser einen Abfluss über den Fluss.127 Vegetation ist vor allem in den hohen Bergregionen als Wald vorhanden. Jedoch begann schon ab dem 4. Jahrtausend die Abholzung der Wälder. Während heute an den Flüssen vielfach Steppenvegetation vorherrscht, waren die Flussufer 121 122 123 124 125 126 127
Nützel 2004, 124. Buringh 1960, 52–53; de Vaumas 1965, 93–94; Nützel 2004, 120. Naval Intelligence Division 1944, 24–26; Buringh 1960, 52. Verhoeven 1998, 202. Techen 1934, 164. Verhoeven 1998, 202. Charlton 2008, 22–30.
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2 Physische Geographie
im Altertum vermutlich von Galeriewäldern gesäumt (siehe Kap. 2.1.3).128 Insgesamt sind die Böden am Verlauf von Euphrat und Tigris nicht besonders aufnahmefähig. Während sowohl in den Berg- und Hügelregionen als auch auf dem Arabischen Plateau nur dünne Bodenschichten vorliegen, ist die Schwemmebene von einem dicken Lehmboden geprägt, so dass sich dort Oberflächenwasser aufstaut anstatt zu versickern (zu Details siehe Kap. 2.2 passim). Abhängig von Hoch- und Niedrigwasser variiert auch die Breite und die Tiefe der Flussbetten. Beide Flüsse weisen im Irak im Durchschnitt eine Tiefe von 2 bis 5 m auf. Eine Tiefe von 17 m südlich von Bagdad bildet eine große Ausnahme. Bei Flut kann der Wasserstand im Tigris bis zu 6 m ansteigen.129 In Tikrīt ist der Fluss im Herbst ca. 230 m breit, im April, zum Frühlingshochwasser, dagegen 548 m.130 Folgende Tabelle bietet einen Überblick zu variierenden Flussbreiten und Tiefen im Frühjahr und Herbst:131 Tabelle 3: Variierende Flussbreiten und Tiefen von Euphrat und Tigris Ort Tigris Mosul Bagdad Kūt XAmāra Euphrat Hīt Hindīja Nāhirīja
Datum
Abfluss in m3/sek
Maximale Tiefe in m
Flussbreite in m
März 1957 September 1957 März 1957 Oktober 1957 Mai 1957 November 1958 März 1957 November 1958
4667 180 4099 283 4491 63 794 42
8,6 4,3 16,3 10,6 13,8 4,7 8,0 4,0
284 205 204 178 350 182 158 138
Mai 1957 September 1957 Mai 1957 November 1958 Juni 1957 August 1958
3120 232 1783 159 1309 57
7,9 5,0 7,1 5,1 14,5 10,3
285 255 218 201 152 107
Da die Tiefe und Breite des Flussbettes von so vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist, innerhalb eines kurzen Flussabschnitts variieren kann und Angaben ohnehin nur aus moderner Zeit vorliegen, wo der menschliche Eingriff die natürlichen Gegebenheiten ver-
128 Rowton 1969, 316 geht davon aus, dass die Abholzung im Taurus entlang der Euphrat-Zuflüsse zu einem früheren Zeitpunkt einsetzte als am Tigris. Er sieht daher als Möglichkeit, dass die Sedimentführung des Euphrat im Altertum höher war, während die des Tigris niedriger war. Beweisbar ist dies allerdings nichts. Andere Studien zeigen dagegen, dass die Galeriewälder entlang der Flüsse bis zum 1. Jahrtausend noch gut intakt waren, siehe Reculeau 2011, 54. 129 Rzóska 1980, 44 130 De Graeve 1981, 9. 131 Die Angaben wurden aus Rzóska 1980, 49 übernommen.
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2.1 Die grundlegenden Eigenschaften des Flusssystems
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schleiert, soll im Folgenden in der Beschreibung des Flusslaufs auf diese Angaben im Großen und Ganzen verzichtet werden.132 Ähnliches gilt für die Fließgeschwindigkeit der Flüsse. Sie variiert abhängig von Gefälle, Flussbettbeschaffenheit und Wassermenge. Unterwasserhindernisse und Einengungen des Flussbettes sorgen für Stromschnellen, der Eintritt in ein weites Tal verlangsamt den Fluss. Damit kann die Fließgeschwindigkeit sich auch in nah beieinander liegenden Abschnitten drastisch unterscheiden. Bei Hochwasser ist die Fließgeschwindigkeit zudem höher als bei Niedrigwasser. Folgende Tabelle listet Abflussraten und Fließgeschwindigkeiten im Tigris133: Tabelle 4: Abflussraten und Fließgeschwindigkeiten im Tigris Ort Kūt XAmāra QalXat
Abfluss in m3/sek Maxima Minima Mai 2450 Nov. 175 1976 1975 Apr. 821 Nov. 84 1976 1975 Mai 58 Dez. 8,2 1976 1975
Fliessgeschwindigkeit in m/sek Maxima Minima Apr. 1,15 Sep. 0,31 1976 1976 Apr. 0,90 Nov. 0,18 1976 1975 Dez. 0,52 Sep. 0,32 1975 1976
Verschiedene Berechnungen zeigen, dass die Wasserführung der Flüsse keine flächendeckende künstliche Bewässerung der Region ermöglicht, also zwangsweise eine Mischung aus bewässerter Landwirtschaftsfläche und Steppenland bestehen muss.134 Für die Landwirtschaft sind aber vor allem die Abflussmengen während der Wachstumsphase in den Wintermonaten relevant, da die Pflanzen zu diesem Zeitpunkt die größte Wasserzufuhr benötigen.135 2.1.2.4 Sedimente Abhängig von der Wassermenge schwankt auch die Sedimentführung. Hierbei muss zwischen im Wasser gelösten Sedimenten und Geröll unterschieden werden. Bei stärkerer Wasserführung, damit höherer Fließgeschwindigkeit, ist auch die Erosion stärker, so dass mehr Sedimente und Geröll mittransportiert werden. Kleinere Partikel (Sand, Ton, Schluff136) werden weite Strecken mitgetragen. Gröberes Material wie Kiesel (Schotter) legt nur kleinere Strecken zurück und bleibt aufgrund des Gewichts nah am Grund des Flusses. Die Größe der Sedimente verringert sich im Normalfall flussabwärts, da zum einen schwerere Sedimente keine längeren Strecken transportiert werden und zum anderen auch 132 Nähere Angaben zu den modernen Flussbreiten und Flussbettbeschaffenheiten finden sich in Reiseberichten, siehe S. 10 mit Fn. 14 für eine Liste von Reiseberichten. Auch wurden Wasserstände in Ausgrabungsberichten gemessen. Darauf im Detail einzugehen, würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen. 133 Die Daten wurden aus Rzóska 1980, 51 übernommen. 134 Wilkinson 2003, 76. 135 Adams 1981, 3. 136 Unter Schluff versteht man Sedimente, die von der Korngröße zwischen Sand und Ton liegen und Bestandteil von Lehmböden sind.
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2 Physische Geographie
im Flussbett zu kleineren Teilchen weiter zersetzt werden, die dann im Wasser gelöst als leichte Sedimentfracht weiter transportiert werden können. Das Mündungsdelta eines Flusses erreichen nur die wenigsten und feinsten Sedimentteilchen, da sich der größte Teil der Sedimente schon vorher im Flussbett, an den Ufern, in Seen und Marschen absetzt. Bei Hochwasser oder Veränderungen des Flussbetts können diese abgesetzten Sedimente jedoch wieder in Bewegung gesetzt werden und sich erneut an einem anderen Punkt anlagern. Ab einer Fließgeschwindigkeit von 1,70 m/s wird Material durch den Fluss abgetragen. Bei 0,50 m/s beginnt sich Sand wieder abzusetzen, ab 0,2 m/s werden auch Schluff und Ton abgesetzt.137 90% der Sedimente von Euphrat und Tigris werden in ihrem Mittelund Unterlauf abgesetzt, nur 10% gelangen in den Šaii al-XArab.138 Was die Sedimente angeht, lassen sich drei wichtige Zonen unterscheiden: die „Produktionszone“ in den Bergen, wo die größte Menge der Sedimente ihren Ursprung hat, da hier durch das meist steile Gefälle und die großen Wassermengen die Erosion am stärksten wirken kann, die „Transferzone“, wo die Erosion aufgrund geringeren Gefälles nicht so stark wirkt und sich gröberes Geröll ablagert und schließlich die „Ablagerungszone“ in der Schwemmebene, wo die geringe Fließgeschwindigkeit vor allem zum Absetzen der Sedimente führt. Da die Schwemmebene zudem von Lehmboden geprägt ist, kann hier Erosion aufgrund der engen Dichte der Teilchen weniger stark wirken.139 Euphrat und Tigris sind also vor allem durch Erosionsprodukte aus ihrer Quellregion geprägt. Der Tigris erhält jedoch aufgrund der vielen von Osten kommenden Nebenflüsse zusätzliches Erosionsmaterial aus dem Zagros. Aufgrund der unterschiedlichen Wassermassen und des unterschiedlichen Gefälles unterscheiden sich die Flüsse auch in der Sedimentfracht. Der Euphrat besitzt eine lange Transferzone, die ihn über das Arabische Plateau führt. Der Tigris dagegen hat eine ausgeweitete Produktionszone. Noch in seinem Mittellauf in den kurdischen Hügeln weist er ein großes Gefälle und zudem große Wassermassen auf, so dass auch hier die Erosion noch stark wirkt und Geröll vom Fluss mittransportiert wird. Dies ist auch im Flussbett durch die Bildung von Kiesinseln optisch erkennbar (siehe dazu auch S. 48). In der Schwemmebene wird der Tigris mit seiner Sedimentführung auch bedeutend vom Diyālā beeinflusst. Die Materialien, die allein der Diyālā durch Erosion abträgt, sind Kalk- und Sandstein in Form von Schotter und verschiedene Feinteilchen (Sand, Ton, Schluff). Hier wird also auch noch ein Anteil an gröberem Sedimentmaterial zugeführt.140 Vegetation schützt den Boden vor Erosion. Der Taurus als Quellgebiet der Flüsse ist insgesamt eine Region mit dünner Vegetationsschicht. Zudem treten hier oft Starkregenereignisse auf. Erosion kann also stark wirken.141 Die irakischen Wälder sind laut Buringh insgesamt mit einer guten und stabilen Vegetationsdecke ausgestattet, die, solange sie ungestört bleibt, einen guten Erosionsschutz bildet.142 Bei den höheren Hügelketten Kurdis-
137 138 139 140
Rzóska 1980, 52; Charlton 2008, passim. Rzóska 1980, 52. Charlton 2008, passim. Rzóska 1980, 45; für eine mögliche Auswirkung dessen auf das Fließverhalten siehe auch S. 66 mit Fn. 312. 141 Hütteroth/Höhfeld 2002, 47–51. 142 Buringh 1960, 280.
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2.1 Die grundlegenden Eigenschaften des Flusssystems
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tans liegt jedoch meistens kahler, vegetationsloser Fels vor, so dass hier bei Starkregen das Wasser direkt zu den Flüssen abläuft.143 Die mitgeführten Sedimente sind eine Gefahr für das Fluss- bzw. Kanalsystem, da sie sich als Schlamm absetzen und damit Kanäle verstopfen und bei höherer Wasserführung eine größere Gefahr von Überschwemmungen entsteht. Für die 1960er Jahre gibt Buringh an, dass der Hafen von Basra jährlich 500.000 irakische Dollar für das Ausbaggern von Kanälen ausgeben musste (für das Reinigen und Vertiefen von Kanälen im Alten Orient siehe auch Kap. 8 passim).144 Euphrat und Tigris sind arm an Phytoplankton und organischem Material.145 Trübung wird fast ausschließlich durch gelöste Feinstoffe (Sand, Ton, Schluff) verursacht. Dieser wird vor allem in Flutzeiten vermehrt von den Flüssen transportiert und schränkt mit durchschnittlich 1–4 g/l die Nutzbarkeit für Bewässerungs- und Haushaltszwecke ein. Schätzungsweise 80% der jährlichen transportierten Sedimentmenge werden während des Frühjahrshochwassers rund um den April mitgeführt. Aufgrund seines früheren und abrupteren Hochwassers erhält der Tigris eine frühere und stärkere Wassertrübung durch Sedimente als der Euphrat.146 Daten für die Sedimentfracht von Euphrat und Tigris sind nur spärlich vorhanden und oft widersprüchlich.147 Auch sind die Messmethoden nicht immer klar, so dass ihre Verlässlichkeit in Frage zu stellen ist. Die Daten zur Transportmenge sind immer auf das feine, gelöste Material beschränkt, da es schwierig ist, die transportierte Menge an gröberem Material zu messen. Alle im Folgenden genannten Daten in Bezug auf die Sedimentfracht der Flüsse beziehen sich also auf die feinsten, gelösten Teilchen. Rückschlüsse auf gröberes Material geben nur die im Flussbett sichtbaren Elemente wie die Kiesinseln im mittleren Tigris. Daher sollen hier nur kurz ein paar Zahlen vorgestellt werden. Buringh gibt einen Überblick über den Zusammenhang zwischen Abflussraten und der Sedimentführung des Tigris bei Bagdad für das Jahr 1953 (siehe S. 38 Tabelle 5). Für den Euphrat fehlen solche detaillierten Zahlen. Adams gibt für den Euphrat bei Hīt/Ramādī eine Sedimentmenge von 553 g/m3 bei einem jährlichen durchschnittlichen Durchfluss von 710 m3/s an.148 Der Tigris führt also eine größere Sedimentmenge mit sich, diese ist jedoch in einer insgesamt größeren Wassermenge gelöst. Bedenkt man noch die langsame Fließgeschwindigkeit des Euphrat, ist der Euphrat wesentlich anfälliger für Verlandung als der Tigris, dessen hohe Wasserführung und höhere Fließgeschwindigkeit die angelagerten Sedimente wieder auswaschen kann.
143 144 145 146 147 148
Techen 1934, 163. Buringh 1960, 51. Für genauere Daten siehe Talling 1980, 81–86. Buringh 1960, 50; Talling1980, 67; Isaev/Mikhailova 2009, 388. Isaev/Mikhailova 2009, 388. Adams 1981, 9.
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2 Physische Geographie
Tabelle 5: Abflussraten und Sedimentführung des Tigris bei Bagdad149
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Gesamt
Durchschnittlicher Abfluss in m3/sek. 922 1355 1985 2909 2777 1661 870 480 360 352 496 682 1236
Durchschnittliche Sedimentführung in g/m3 380 650 1400 2300 2100 1200 380 240 180 170 220 320 795
Während des katastrophalen Tigrishochwassers 1953 wurde so viel Material vom Fluss mitgeführt, dass das heutige Bagdad (mit einer Fläche von 444 km2) theoretisch durchgehend von einer Sedimentschicht von 25 cm hätte bedeckt werden können. Der Tigris trägt bei solchen Fluten die dreifache Sedimentmenge des Euphrat und die fünffache Menge des Nil mit sich.150 Buringh macht folgende Angaben für die Sedimentfracht des Tigris im Hochwasserjahr 1953151: Tabelle 6: Sedimentfracht des Tigris 1. Januar–2. März 31.284.000 m3 3. März–7. März 23.935.000 m3 8. März–31. März 11.150.000 m3 1. April–30. April 22.940.000 m3 1. Mai–30. Juni 10.869.000 m3 1. Juli–31. Dezember 11.126.000 m3 ………………………………………………………… Gesamtmenge 1953 111.304.000 m3 Angaben über die durchschnittliche jährliche Sedimentfracht variieren und sind z.T. schwer nachvollziehbar, da sie in unterschiedlichen Maßeinheiten angegeben werden. Die häufig genannte Menge von 21.500.000 m3 kontrastiert z.B. zu einer Angabe von 105 Millionen t/Jahr. Für den Tigris allein werden z.T. 40.000.000 m3 jährlich angegeben, für den Euphrat eine nur etwas geringere Menge.152 Allein der Diyālā soll dem Tigris schon 12.000 m3 149 150 151 152
Die Daten sind aus Buringh 1960, 51 Table 10 übernommen. Verhoeven 1998, 161–162 Fn. 11. Buringh 1960, 51 Table 11. Potts 1997, 12; Verhoeven 1998, 161–162 Fn. 11; Isaev/Mikhailova 2009, 388.
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2.1 Die grundlegenden Eigenschaften des Flusssystems
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jährlich zuführen.153 Andere Werte werden in der Einheit ppm (parts per million) angegeben, die sich auf die gelösten Stoffe in einer Flüssigkeit in einem Verhältnis von 10-6 bezieht. Für den Euphrat gibt Buringh bei Hindīja für 1954 eine Menge von 900 ppm vor der Flut und 4100 ppm während der Flut an.154 Potts rechnet für den Euphrat bei Hochwasser zwischen 1000–4000 ppm, für den Tigris bis zu 25.000 ppm.155 Es finden sich jedoch auch Angaben, wo die Summe des Euphrat die des Tigris deutlich überschreitet. Rzóska gibt al-Hamed folgend die Sedimentführung des Tigris bei Bagdad während der Flutzeit 1958– 1959 als 2800 mg/l, des Euphrat bei Hīt mit 6920 mg/l an. Dies kontrastiert zu den Sommerwerten: Tigris 28–45 mg/l, Euphrat 46–86 mg/l.156 Die Korrektheit der Daten kann hier nicht überprüft werden, jedoch kann man mit der jährlichen schwankenden Wasserführung der Flüsse tatsächlich auch mit Schwankungen in der Sedimentführung rechnen. So ist es auch nicht ausgeschlossen, dass in einem Jahr die Sedimentfracht des Euphrat die des Tigris überschreitet. Der Tigris weist eine höhere Anzahl Epidot und eine geringere Menge an Hornblende und Augit als der Euphrat auf, die Ablagerungen sind stärker alterithaltig. Die Verwitterung der Tigrissedimente ist höher und könnte auf die größere Regenmenge im Zagrosgebirge zurückzuführen sein.157 Farblich gesehen sind die Tigrissedimente daher eher blassrosabraun während die des Euphrat eine grau-braune Farbe aufweisen. Die Euphratsedimente sind für die Landwirtschaft besser geeignet.158 In Reiseberichten wird das Euphratwasser in der Schwemmebene als trübgelb und das Tigriswasser als dunkel und kühl beschrieben. So ließe sich das Wasser der beiden Flüsse auch noch nach ihrem Zusammenfluss in den Šaii al-XArab streckenweise unterscheiden.159 2.1.2.5 Wassereigenschaften Durch den Kontakt mit unterschiedlichen Gesteins- und Bodenarten schwemmen die Flüsse in ihren Laufabschnitten unterschiedliche Mengen Mineralien mit aus. Dabei sind für den Mittellauf Sandstein und Gips prägend, während der Unterlauf durch das hochstehende Grundwasser vor allem von Salzen beeinflusst ist.160 Historisch betrachtet sind das Euphrat- und Tigriswasser durch eine geringe Menge Salz geprägt. In den letzten Jahrzehnten wurde jedoch im Euphrat aufgrund menschlichen Einflusses eine Erhöhung des Salzgehalts von einem Maximum von 500 ppm auf 4500ppm verzeichnet.161 Allgemein war der Salzgehalt der Flüsse schon immer von der Flut abhängig. Durch Hochwasser wird das für den Boden der südlichen Region so charakteristische Salz ausgewaschen und von den Flüssen mittransportiert. Nach der Flut und der stärker werdenden Verdunstung im Sommer mit geringer Wasserführung steigt der Salzanteil
153 154 155 156 157 158 159 160 161
Rzóska 1980, 45. Buringh 1960, 51. Potts 1997, 12. Rzóska 1980, 52. Nijs 1986. Wilkinson 2003, 76–77. Techen 1934, 153. Talling 1980, 64. Butz 1979, 265–278; Rahi/Halihan 2010, 27–29.
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2 Physische Geographie
deutlich an.162 Nützel stellt z.B. eine Zunahme des Salzgehaltes stromabwärts mit 300 mg/l in der Höhe von Bagdad und 900 mg/l in der Höhe des altorientalischen Ur/Lagaš fest.163 Somit weist der Euphrat im Sommer auch einen höheren Salzgehalt auf als der Tigris. Durch die geringere Wassermenge und die langsamere Fließgeschwindigkeit wirkt hier die Verdunstung stärker. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über den Salzgehalt in den Flüssen164: Tabelle 7: Salzgehalt in mg/l in Euphrat, Tigris und Diyālā
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember
Tigris bei Bagdad
Euphrat bei Samāwa
260 260 220 190 190 190 230 280 300 320 380 370
180 180 220 215 184 160 184 450 525 490 375 400
Diyālā bei seiner Einmündung in den Tigris 170 175 200 270 274 479 346 444 318 354 280 200
Da der Šaii al-XArab von den Meeresgezeiten beeinflusst wird, steigt hier der Salzgehalt zusätzlich.165 In Euphrat und Tigris überwiegen Kalzium-, Magnesium-, Natrium- und KaliumAnione sowie Hydrogenkarbonat, Kohlenstoffdioxid-, Chlor- und Sulfat-Ionen.166 Im Euphrat sind diese Stoffe in etwas größerem Maße vorhanden als im Tigris. In Anbetracht der hohen Verdunstung wird also in der Region des Euphrat eine wesentlich dickere Schicht an Mineralien zurückgelassen.167 Die Sauerstoffwerte in den Flüssen werden weniger durch Photosynthese der Wasserflora produziert als durch die Atmosphäre gewährleistet. Ein Mangel an Sauerstoff wird nur im Sommer in den stehenden Gewässern im Delta der Flüsse verzeichnet. Der ph-Wert liegt durchschnittlich bei 7–8. Phosphor- und Nitratwerte steigen mit zunehmender Landwirtschaft und Düngung. Daten für frühere Zeiten sind nur in geringem Maße vorhanden und daher mit Vorsicht zu benutzen.168 162 163 164 165 166 167 168
Buringh 1960, 50; Talling 1980, 68–73. Nützel 2004, 27. Die folgenden Angaben sind Talling 1980, 70 Table 5 entnommen. Talling 1980, 71. Für genauere Angaben siehe Talling 1980, 73–74. Potts 1997, 12–13. Talling 1980, 75–79.
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2.1 Die grundlegenden Eigenschaften des Flusssystems
Die Wassertemperatur der Flüsse schwankt abhängig von verschiedenen Faktoren wie dem Klima/Jahreszeiten, der Wassermenge und des Wasseraustausches/der Fließgeschwindigkeit. Insgesamt fehlen breit angelegte Untersuchungen. Talling nennt für den Tigris bei Bagdad al-Hamed folgend eine Temperatur von 8,5°C im Januar und 31,4°C im August. Weiter südlich, wo das Klima keine großen Extreme aufweist, sind die Schwankungen geringer, zwischen 10°C und 29,3°C. Dort wo das Wasser steht und nur wenig Fließgeschwindigkeit und Wasseraustausch vorhanden ist, sind die Schwankungen noch geringer. Mit erhöhter Wassertemperatur steigen auch die Verdunstungsraten. Talling nennt für die verschiedenen Gewässer folgende Oberflächenwassertemperaturen gemessen in °C169: Tabelle 8: Oberflächenwassertemperatur in Tigris, Euphrat, Ša;; al-=Arab und >abbanīja-See
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember
Tigris bei Bagdad (1958) 8,5 12 16,7 20,6 26,3 28,7 29,4 31,4 30,0 24 15,7 12,5
Tigris bei XAmāra (1958) 10 11 16 19 23 25 26,8 29,3 27,4 23,7 18,5 12,6
Euphrat bei Samāwa (1958) 9,2 12 16,7 20,6 25,3 26,6 26,7 29,3 28,1 23,7 16,9 12,3
_abbanījaSee (1957– 1958) 12 12 15 18 25 27 28 28 25 24 17 12
Šaii alXArab (1973) 14,3 15,1 – – 27,3–30,4 – – 31,8–32,5 28,6 26,7 – 14,8
169 Talling 1980, 64–67, bes. 66 Tab. 2; siehe auch Isaev/Mikhailova 2009, 392 für den Šaii al-XArab.
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2 Physische Geographie
2.1.3 Flora und Fauna170 Die heutige Landschaft ist durch Eingriffe des Menschen verändert worden. Abholzung und Umweltverschmutzung haben einige Naturräume zerstört.171 Die ursprüngliche Vegetation ist aufgrund von Überweidung, Abholzung, Versalzung und der Einführung von neuen Kulturpflanzen kaum oder gar nicht mehr vorhanden.172 Der Bau von Staudämmen und die Regulierung der Wassermengen von Euphrat und Tigris hat das südirakische Marschland völlig verändert (siehe S. 71–72). Die verschiedenen Regionen, die die beiden Flüsse durchqueren, sind in Bezug auf Flora und Fauna unterschiedlich geprägt.173 Nur in den bergigen Regionen ist Waldwuchs möglich. Für die Hügelregionen des südlichen Taurus ist als natürlicher Waldwuchs im Altertum eine Mischung aus Eichen, Terebinthen, Mandelbäumen, Pistazienbäumen, Wildkirschenarten und Weißdorn anzunehmen.174 Im südöstlichen Taurus bis in die kurdische Bergregion ist die Baumgrenze relativ niedrig. Auch ist die Distanz zwischen Schneegrenze und Höhengrenze der Vegetation groß.175 In der Wüstensteppe von Syrien, Irak und Iran überwiegen dagegen Strauch- und Krautvegetation.176 Die Pflanzen treten hier nach dem Winterregen hervor. Ihre Samen ruhen während der Sommerhitze im Boden. Diese Vegetationsschicht hält sich aber nur wenige Wochen. Zudem sind ganzjährig der Trockenheit angepasste Arten zu finden. In den Hügeln und Bergen ist aufgrund der höheren Niederschläge die Vegetation also vielfältiger und bietet eine bessere Grundlage für die Kultivierung von Pflanzen.177 In den niederschlagsarmen Gebieten sind die Vegetation und der Anbau von Kulturpflanzen von Grund- und Flusswasser abhängig. Die Flüsse ziehen sich also als blaue Bänder umgeben
170 Während alle anderen Unterkapitel in diesem Abschnitt sich rein auf geographische Aspekte beziehen, wohingegen die Evidenz aus den Keilschrifttexten in den nachfolgenden Kapiteln behandelt wird, werden in diesem Abschnitt schon Literaturverweise gemacht, die auf Text- und Bilduntersuchungen des Alten Orients basieren. Grund dafür ist, dass die in dieser Arbeit gesammelten Belegstellen zu Euphrat und Tigris überraschenderweise so gut wie gar keine Hinweise auf Flora und Fauna bieten und damit diese Themen im Folgenden nicht näher behandelt werden. Für die wenigen Aspekte, die sich finden lassen, siehe das Kap. 5.3.3. Hier soll zudem nicht auf Nutzpflanzen, sondern nur auf die natürliche Vegetation eingegangen werden. Zu den Nutzpflanzen im Alten Orient siehe Bulletin on Sumerian Agriculture (BSA) passim. Außerdem wird vor allem die Vegetation entlang der Flüsse in den Blick genommen. Guest et al. 1966–1985, als grundlegendes Werk zur Fauna des Irak, unterscheidet fünf Vegetationszonen im Irak: Wüstensteppe, Flussufer, Schwemmebene, kurdische Hügel, Berge, siehe dazu auch zusammenfassend Jawad 2003, 582. Eine Beschreibung der wichtigsten Pflanzen der einzelnen Regionen geben Naval Intelligence Division 1944, 185–198 und Buringh 1960, 54–57. Allgemein zur Flora des Alten Orients siehe auch Thompson 1949. 171 Guest 1966–1985, Bd.1, 66. 172 Jawad 2003, 583; zu modernen Kulturpflanzen und Landwirtschaft siehe Buringh 1960 und Wirth 1962 für den Irak sowie Wirth 1971 für Syrien. 173 Für eine Karte zu den modernen Vegetationszonen der Region siehe Miller 1997, 198 fig. 1. 174 Wilkinson 2003, 103; zur Abholzung siehe auch Miller 1997, 204–205. Für die Vegetation im Taurus und in der gesamten Türkei siehe Hütteroth/Höhfeld 2002, 95–114. 175 Wirth 1962, 39–40. 176 Gilbert 1995, 154. 177 Rzóska 1980, 7–12.
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2.1 Die grundlegenden Eigenschaften des Flusssystems
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von einem unterschiedlich breiten Streifen an grüner Vegetation durch eine ansonsten vegetationslose Landschaft. Moderne Reiseschriftsteller aus dem 19. und 20. Jahrhundert präsentieren ein Bild von den Flussufern, das heute nicht mehr zu finden ist. Ainsworth schreibt: „The banks of the Tigris were well wooded and picturesque; extensive tracts of meadow-land were bounded by green hills, and terminated in islands of several miles in length, covered with trees and brushwood, amid which winded the rapid Tigris, in a broad and noble expanse, visible as far as the eye could reach. The quantity of large wood near it is greater than on the Euphrates.”178 Während des Neolithikums wies der Pflanzenwuchs am Ufer des Euphrat wohl keine Ähnlichkeit mit der umgebenden Steppe und auch nicht mit dem mediterranen Bereich auf, sondern glich vielmehr der Vegetation in stärkeren kontinentalen Regionen, wie sie heute in einer Höhe von 800 m vorliegt.179 Auch in späterer Zeit sind Galeriewälder anzunehmen. Am Euphratufer in Syrien dürften Pappeln, Weiden Erlen, Eschen, Ulmen und Tamarisken vorgeherrscht haben, die heute in Syrien selten bzw. gar nicht mehr zu finden sind. Der grüne Streifen entlang des mittleren Euphrat ist auf 300 m begrenzt, da darüber hinaus salziges Grundwasser vorherrscht (siehe dazu auch S. 52–53).180 Tamarisken wachsen an den Orten, wo aufgrund des hohen Salzgehalts keine anderen Arten überleben können.181 Entlang des oberen und mittleren Tigris wie auch des Kleinen Zāb düften die Euphratpappel und Weidenarten vorgeherrscht haben.182 Die Dattelpalme war und ist ein charakteristischer Baum entlang der Flüsse, auch wenn er nur im südlichen Irak Früchte trägt.183 Charakteristisch für die Flussufer und vor allem für die Marschgebiete ist das Schilfrohr (Pharagmites communis, Typha augustata), das einen wichtigen Rohstoff darstellt (z.B. Brenn- und Baumaterial).184 Die Marschen bieten zudem noch eine spezielle Wasservegetation (Hornblattgewächse, Laichkrautgewächse, Wasserlilien).185 Was die Fauna186 angeht, sind in der Wüstensteppe neben verschiedenen Wüstenmäusearten, Stachel- und Wildschweinen, Gazellen, Ziegen, Schafen auch größere Karnivoren wie Wildkatzen, Marder und Mungos zu finden. Auch Löwen waren vor dem 19. Jahrhundert dort heimisch. Ebenso lassen sich verschiedene Reptilienarten verzeichnen.187 Im nördlichen Irak waren Otter charakteristische Tiere entlang der Flussufer.188 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188
Ainsworth 1841, 4. Hole 1997a, 41. Wirth 1971, 134–135; Gilbert 1995, 157; Emery-Barbier 2007; Reculeau 2008, 131–132. Postgate 1992, 15. Altaweel 2008, 14–15. Wirth 1962, 54–55; zur Dattelpalme im Alten Orient siehe auch Volk 2004. Für die in Syrien heute genutzten Baumkulturen siehe Wirth 1971, 197–198. Partow 2001, 17–18. Für das Schilfrohr im Alten Orient siehe Streck 2009. Partow 2001, 18; zu Flora und Fauna der Marschregion im Alten Orient siehe auch Pournelle 2003, 213–215, Table 13–15; Evans 2001. Einen guten Überblick zur Fauna des Irak gibt Naval Intelligence Division 1944, 198–205. Zur Fauna im Alten Orient siehe auch Douglas Van Buren 1939; Landsberger 1934; Collins 2002 mit ausführlicher Verweisliteratur; Streck 2014. Rzóska 1980, 12–14. Partow 2001, 19–20; Altaweel 2008, 15.
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Layard beschreibt die Flussdickichte entlang des Euphrat bei Nippur im 19. Jahrhundert als ein Habitat von zahlreichen Wildtieren. Er listet angefangen mit diversen Raubkatzenarten auch Wölfe, Hyänen, Schakale sowie Hirsche und Schweinearten. An Vögeln beobachtet er Kraniche, Trappen und Rebhühner.189 Zudem wird in Reiseberichten von zahlreichen Fröschen und von der nur in Euphrat und Tigris und seinen Nebenflüssen vorkommenden Euphrat-Weichschildkröte berichtet.190 Verschiedene Schlangen- und Geckoarten, Agamen und Eidechsen werden für den Irak gelistet.191 Der Wasserbüffel wurde vermutlich zwar schon in altakkadischer Zeit aus Indien eingeführt, es besteht aber die Annahme, dass er in altbabylonischer Zeit wieder verschwand und in islamischer Zeit erneut eingeführt wurde.192 Für Fische stellen Euphrat und Tigris ein schwieriges Habitat dar. Die Laichzeit findet im Frühjahr gleichzeitig mit der Hochwasserzeit statt. Für den Laich bedeutet dies eine erhöhte Gefahr des Wegspülens, des Überlagerns mit Sedimenten oder aber des Austrocknens bei Rückzug des Hochwassers. Zudem ist das Habitat mit den Pflanzen und anderer Fauna permanent durch Erosion und die hohe Fließgeschwindigkeit gefährdet. Zudem können die Aufteilung der Flüsse in mehrere Arme mit niedrigem Wasser sowie auch Trockenlegung eines Kanalsystems für eine Reduktion des Fischvorkommens sorgen.193 Andererseits bieten wasserführende Altarme ein hervorragendes Habitat. Aus Texten aus dem altbabylonischen Mari erfahren wir, dass Fische in einem „toten“ Flussarm gehalten wurden.194 Die Marschen des südlichen Irak bilden ein noch stabileres Habitat für Fische (vor allem aus der Familie der Karpfenfische). Im Sommer ist jedoch aufgrund der erhöhten Wassertemperatur und einem sinkenden Sauerstoffmangel dort eine Migration der Fische flussaufwärts in kühleres und sauerstoffreicheres Wasser notwendig.195 Auch Meeresfische bewegen sich z.T. die Flüsse hinauf, was aufgrund der Meeresflut, die sich weit in den Šaii al-XArab auswirkt, möglich wird.196 So konnten auch im Alten Orient mit bestimmten Techniken Meeresfische gefangen werden.197 Waetzoldt gibt Funde von Karpfen und Welsen in Isin und Nippur und Teile eines Hais in Ur an.198 Für die Späte Uruk- und Frühe Bronzezeit wird zudem angenommen, dass Sägefische den Euphrat bis nach Hassek Höyük und damit über eine Strecke von 1400 km hinaufschwammen.199 Bis in die Moderne drangen Haie, genauer gesagt Stier- oder Bullhaie, mehrere hundert Kilometer den Tigris und Kārūn hinauf. Es finden sich verschiedene Berichte von Haiattacken im Šaii al-XArab und Kārūn, aber auch im Tigris bis in die Region nördlich von Bagdad. Für den Euphrat dagegen existieren solche Berichte nicht. Vermutlich meiden die Haie aufgrund des sauer189 Layard 1853, 566–567. 190 Ainsworth 1842, Bd. 2, 158–159, 332; Layard 1853, 295; zu Schildkröten im Alten Orient sowohl im Alltag als auch in der Literatur siehe Weszeli 2009b. 191 Rzóska 1980, 13. 192 Postgate 1992, 164; Potts 1997, 257; Weszeli 2006–2008, § 14. 193 Jawad 2003, 584. 194 Lion/Michel 1998–1999; Stol 2004, 822. 195 Jawad 2003, 586. 196 Partow 2001, 20–21. 197 Nützel 1980b,112–113. 198 Waetzoldt 1981, 163. 199 Boehmer 2002, 7.
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2.2 Die einzelnen Flussabschnitte
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stoffärmeren Wassers den Euphrat. Durch die Errichtung von Staudämmen entlang der Flüsse ist die Wanderbewegung der Fische heute insgesamt eingeschränkt.200 Überraschend ist ein altbabylonischer Bericht aus Mari über ein großes Wassertier, laḫmu, das ein Rind angreift und halb auffrisst. Durands Deutung als Krokodil wurde von Edzard abgelehnt. Die Etymologie des Wortes scheint eher auf einen Hai hinzudeuten.201 Durch die Neueinführung von Fischarten ist das Artenspektrum von heute nicht mehr mit dem im Altertum vergleichbar.202 Auch Flussmuscheln sind für das Euphrat-TigrisFlusssystem im Alten Orient belegt.203 In der Mitte des 20. Jahrhundert wurden für den Irak 330 Vogelarten gelistet, die zu einem Drittel ein Wasserhabitat bewohnen. Ein großer Teil dieser Vögel kommt als Zugvögel zur Überwinterung in den Irak, wie verschiedene Gänsearten, Watvögel, Störche und Schwalben. Zu den im Nordirak heimischen Arten gehören verschiedene Arten von Sperlingsvögeln und Flughühnern.204 Insekten wie Moskitos vermehren sich vor allem bei stehendem Wasser, sei es in Bewässerungseinheiten oder im südlichen Irak in den Marschen. An diesen Orten tritt daher auch Malaria auf.205
2.2 Die einzelnen Flussabschnitte Im Folgenden werden die einzelnen Flussabschnitte von der Quelle bis zur Mündung vorgestellt. Die verschiedenen geologischen Regionen, ihre Entstehung und ihr Einfluss auf den Verlauf der Flüsse wird beschrieben.206 2.2.1 Die Berg- und Hügelregionen: Der Oberlauf von Euphrat und Tigris und der Mittellauf des Tigris Die Entwicklung der Landschaft und des Flusstals Taurus und Zagros (z.T. mehr als 4000 m Höhe) sind durch das Verschieben der Arabischen Platte auf die Eurasische Platte entstanden. Der Grabenbruch, der die Nahtstelle der beiden Platten formt, verläuft als schmaler Streifen etwas nördlich entlang der irakischtürkischen Grenze und der irakisch-iranischen Grenze. Die tatsächlich gefaltete Zone besteht aus einem 200 km breiten Streifen. Dabei ist noch eine schmale, stark gefaltete Region entlang des Grabenbruchs und jenseits davon eine breitere, weniger gefaltete 200 Boehmer 2002. 201 Siehe Militarev/Kogan 2005, 197–199 mit weiterführender Literatur. 202 Banister 1980; Coad 1991; Jawad 2003, 587–589; in den Keilschrifttexten sind die Karpfen als suḫur/purādu und eštub/arsuppu belegt; schon frühe lexikalische Listen beschäftigen sich mit Fischnamen; für Fische und Fischfang im Alten Orient siehe Salonen 1970; Sahrhage 1999; Boehmer 2002 speziell zu Sägefischen und Haien. 203 von den Driesch 1993–1995, § 3. 204 Rzóska 1980, 13; Partow 2001, 18–19; Altaweel 2008, 15; zu Vögeln im Alten Orient siehe auch Landsberger 1966; Salonen 1973; Veldhuis 2004. 205 Rzóska 1980, 92–94. 206 Für detaillierte Karten zum Verlauf der beiden Flüsse siehe TAVO Karte A I 2 und A I 4.
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Region zu unterscheiden. Bei der weniger gefalteten Region ist zwischen dem hohen Bergbereich mit breiten Auffaltungen und schmalen Tälern und dem Hügelland mit schmalen Auffaltungen und weiten Tälern zu differenzieren.207 Die Auffaltung von Gebirgen sorgt für einen komplexen Aufbau der Gesteinsschichten. Während in tektonisch ungestörten Regionen eine klare Schichtabfolge zu finden ist, sorgt die Auffaltung für eine Vermischung der Schichten, so dass sich oft ein buntes Konglomerat ausbildet. Grundlegend besteht die Region aus Kalkstein mit Einschnitten von Lavagestein. Sie ist aber an unterschiedlichen Stellen von weiteren verschiedenen Gesteinsarten durchmischt.208 Die Grundfläche der Türkei als Quellgebiet der beiden Flüsse besteht aus einem Hochplateau mit einer durchschnittlichen Höhe von 1100 m. Es wird im Norden durch die hohen Gebirgsketten des Pontischen Gebirges und im Süden durch die Taurusketten mit ihren jeweiligen Höhen bis zu 4000 m begrenzt. Auf diesem Hochplateau bildeten sich durch tektonische Aktivität, die auch für die Bildung von Erz und Braunkohle-Lagerstätten verantwortlich war und sich bis heute in Erdbeben manifestiert, tiefliegende Becken, Hochebenen und Grabenbrüche, so dass das Land in Kleinkammern aufgeteilt ist. Diese Kammern sind relativ isoliert voneinander und werden von zahlreichen Flüssen entwässert. Zudem konnten sich hier abflusslose Seen bilden. Die von Nordwest nach Südost und Nordost nach Südwest ausgerichteten Faltungen des Gebiets bildeten somit Wasserscheiden aus, die den Wasserabfluss in verschiedene Richtungen lenken. Aus diesem Grund sind das Euphrat- und Tigrisflusssystem trotz ihrer engen Nähe zueinander in der Quellregion voneinander getrennt und tauschen kein Wasser aus. Während die beiden Quellflüsse des Euphrat eine westliche Orientierung und Längstäler parallel zu den Gebirgsauffaltungen ausgebildet haben, fließt der Tigris nach Südosten. Hier liegt eine geringer gefaltete Region vor, die nach Süden hin abflacht.209 Durch Entwässerung der Gebirge wurde durch Erosion Gesteinsmaterial in die Ebene transportiert. Schwereres Material wie Kies, Konglomerat und Sandstein lagerte sich in den durch Faltung mitentstandenen Tälern an und bildete dadurch die Hügelketten am Fuß der Gebirge aus, wie entlang des Mittellaufs des Tigris im irakischen Kurdistan ersichtlich wird (Tabal Ḫānūqa, Tabal Maklūl, Tabal _amrīn). Sie sind von einem aus Gips und Sandstein bestehenden Untergrund geprägt. In der Region von Mosul und weiter südlich um Assur sind zudem Marmor- und Alabastervorkommen zu finden. Die Hügelketten erstrecken sich hier bis hin zum Tigris bzw. bis zum Tabal _amrīn und zwingen den Fluss zu verschiedenen Kursänderungen. Die höheren Hügelrücken sind felsig, vegetationslos und durch Erosion zerfurcht und können höchstens als Viehweide dienen. Aufgrund der Entwässerung der Zagrosketten entstanden im Gebirge schmale Längstäler, die zum Tigris hin breiter werden und leicht aufgefaltete Ebenen ausbilden (Ebene von Maḫmūr, die sich zwischen den beiden Zābs bis zu 35 m über den Tigris erhebt; weiter südlich bei Assur die Ebene von TaXmīm, die sanfter zum Kleinen Zāb ansteigt).210 207 Naval Intelligence Division 1944, 55–59; Geopolicity 2010, 23. 208 Techen 1934, 56; Rzóska 1980, 1–2, 15; für eine genaue Beschreibung der Gesteinsarten und ihrer Entstehungszeit siehe auch Techen 1934, 8–13, 112–115; Naval Intelligence Division 1944, 15–19. 209 Özdoğan 1997, 26; für eine detaillierte Beschreibung der Entstehung und Charakteristika dieses Gebietes siehe Hütteroth/Höhfeld 2002, 29–71. 210 Buringh 1960, 37; Wirth 1962, 39–40; Mühl 2013, 5, 61; für eine genauere Beschreibung der verschiedenen Hügelketten im assyrischen Kernland siehe Altaweel 2008, 9–12.
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2.2 Die einzelnen Flussabschnitte
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Der Tigris hat sich in seinem Mittellauf wegen seiner großen Wassermassen und der hohen Fließgeschwindigkeit aufgrund des Gefälles tief in den weichen Sand- und Kalkstein eingeschnitten. Durch einen kontinuierlichen Wechsel aus Erosion und Sedimentation seit dem Pleistozän211 konnten sich verschiedene Abstufungen entwickeln.
Abb. 10: Talprofile des mittleren Tigris und Euphrat Ähnliches lässt sich auch für den mittleren Euphrat bemerken (siehe dazu auch S. 52–56). Das Tal des mittleren Euphrat und das des mittleren Tigris unterscheiden sich dennoch geologisch. Während der Euphrat seinen Lauf über das geologisch relativ ungestörte Arabische Plateau nimmt, durchquert der Tigris in seinem Mittellauf eine aufgefaltete Berg- und Hügelregion.212 Das Tal des mittleren Tigris ist im Durchschnitt breiter als das des mittleren Euphrat und zeigt nicht die für den mittleren Euphrat typischen Wechsel zwischen breiten Talabschnitten und schmalen Schluchten, sondern eine große Kontinuität. An seinen Ufern ist der Tigris im Westen von hohen Konglomeratbänken und im Osten von bis zu 6 km breiten Flussterrassen geprägt, auf denen auf einem schmalen Streifen auch ohne künstliche Bewässerung Landwirtschaft betrieben werden kann. Hier finden sich auf den untersten 211 Das Pleistozän als Abschnitt des Quartärs begann vor 2,6 Millionen Jahren und endete mit Beginn des Holozäns vor ca. 10.000 Jahren. 212 Naval Intelligence Division 1944, 13.
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2 Physische Geographie
Flussterrassen für die Landwirtschaft förderliche Silikate und Tone. Im Gegensatz zur Schwemmebene besteht nur eine geringe Gefahr der Bodenversalzung durch salzhaltiges Grundwasser. Stattdessen sind Überschwemmungen und Bodenerosion ein Problem (siehe dazu auch Kap. 8.2.3). Für die Laufstrecke des Tigris spielt der Zagros an sich keine Rolle. Jedoch erhält er in seinem Mittellauf zahlreiche Zuflüsse aus diesem Gebirge, die durch ihre mitgeführten Sedimente die Bodenbeschaffenheit entlang des mittleren Tigris bestimmt haben. Das Ostufer des Tigris ist dabei von zahlreichen Schwemmfächern von Wadis und Flüssen geprägt, die das Ufer zerklüften und als Reiseweg schwer passierbar machen. Insgesamt sind die Terrassen von Kieskonglomeraten geprägt, die mit Gipskapseln durchzogen sind. Das vorherrschende Mittelmeerklima sorgt für wenig Verwitterung des Gesteins, so dass das aus den Bergen herangetragene Gestein sich vor allen Dingen in Form von Schottern anlagert. Im Flussbett finden sich zahlreiche Kiesinseln. Die heutigen Siedlungen wie Mosul, Sāmarrām und Tikrīt sind auf den hohen Konglomeratbänken oder älteren Terrassen zu finden und damit weit über den Fluss erhoben, teilweise durch ein steil abfallendes Kliff vom Fluss getrennt. Sie finden sich an den Hauptverkehrswegen, die die Stromaue umgehen und sich an einfacher gangbarem Territorium orientieren. Zwischen al-Fatla und Bagdad erstreckt sich ein Schwemmfächer des Tigris, wo der Fluss anfangs in verschiedenen Betten fließt, die sich erst weiter südlich wieder zu einem großen Strom vereinen. Hier wurden die Konglomeratbänke aufgrund vieler Verlagerungen des Tigris abgetragen und sind weniger steil.213 Generell wird zwischen drei Terrassenabstufungen entlang des Tigris unterschieden, die entlang des Flussverlaufs unterschiedlich stark ausgeprägt sind oder an manchen Stellen völlig fehlen. Dies sind die Mutawakkil, die MuXtahim und die MahdīTerrasse. Sie ziehen sich bis nach Sāmarrām in die Schwemmebene hinein. Während die höchste Terrasse (Mutawakkil) bei der Einmündung des Großen Zāb noch eine Höhe von 200 m über dem Tigrisflussbett hat, ist sie bei Sāmarrām zu 15–20 m abgeflacht. Hier ist vor allem Schotter als Erosionsprodukt aus den türkischen und iranischen Bergen zu finden. Auch Sanddünen und eine dünne Lössschicht sind vorhanden. Die Verteilung der Schotter zwischen tonhaltigen und sandigen Abschnitten deutet darauf hin, dass der pleistozäne Tigris hier als verwilderter Fluss (zu verwilderten Flusssystemen siehe auch S. 61) geflossen ist. Je weiter man nach Süden kommt, setzt aufgrund der schlechter werdenden Bodenverhältnisse und des salz- und gipshaltigen Grundwassers die Gefahr von Bodenversalzung immer stärker ein. Landwirtschaft kann dort nur in minimalem Rahmen stattfinden. Die mittlere Terrasse weist schon feineres Material auf. Hier liegt eine Mischung aus einer kleinen Schicht rot-braunen Bodens, Schottern und feinen Flusssedimenten (Sand, Ton, Schluff) vor. Das Grundwasser liegt einige Meter unter der Oberfläche. Die niedrigste Terrasse (Mahdī) liegt 10–15 m über dem Tigrisbett. Hier finden sich vor allem die feinen Flusssedimente. Viele Stellen dieser Terrasse sind durch die von Osten kommenden einmündenden Flüsse erodiert und nicht nutzbar. Die Terrassen sind ein Zeugnis für die unterschiedlichen Stadien, in denen sich der Tigris in den Untergrund eingegraben hat und seinen Kurs wechselte.214 213 Techen 1934, 115–129, 144; Wirth 1962, 39–40, 164–166; Mühl 2013, 3–9, 50. 214 Siehe Buringh 1960, 123–143 zu den Böden dieser Terrassen und ibid. 242–248 zur Entstehung der Terrassen; Verhoeven 1998, 164–166 bietet eine Neubewertung von Buringhs Ergebnissen.
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2.2 Die einzelnen Flussabschnitte
Charakteristisch für den Tigris ist ab seinem Eintritt in das Hügelland ein mäandrierender Verlauf. Dabei mäandriert er z.T. so stark, dass seine Zuflüsse Schwierigkeiten haben, in ihn zu münden.215 Mäanderbildung ist für den gesamten Lauf von Euphrat und Tigris ein wichtiges Merkmal. Starke Mäanderbildung macht die Flüsse streckenweise für den Flussverkehr ungeeignet, da der Flussweg dadurch wesentlich länger als der Landweg wird (siehe dazu auch S. 450–453). Rzóska macht für die Distanzen zwischen einigen irakischen Städten folgende Angaben für den Unterschied zwischen Luftlinie und Flussweg216: Tabelle 9: Distanzen zwischen irakischen Städten im Vergleich Luftweg und Flussweg Euphrat
Tigris
Abū Kemal–XĀna
Luftlinie 59
Flussweg 100
XĀna–_adīaa
35
60
_adīaa–Hīt
42
70
Hīt–FallūVa FallūVa–Hindīja Hindīja–Samāwa Samāwa–Nāhirīja Nāhirīja–Qurna
58 53 115 60 70
82 80 150 85 85
Faiš Ḫābūr– Mosul Mosul–QalXat Sirqāi QalXat Sirqāi– Tikrīt Tikrīt–Bagdad Bagdad–Kūt Kūt– XAmāra XAmāra–Qurna
Luftlinie 68
Flussweg 125
60
73
64
78
100 103 90 60
143 213 126 90
Die von den Flüssen mitgeführten Sedimente unterstehen einem Wechsel von Ablagerung bei geringer Geschwindigkeit und Fortschwemmung bei stärkerer Strömung. Stößt der Fluss auf eine größere Ansammlung von Sedimenten, die ein Hindernis darstellen, fließt er um dieses Hindernis herum oder prallt davon ab, so dass sich ein Mäander, ein Flussbogen, ausbildet. Mit weiterer Anlagerung von Sedimenten in diesem Flussbogen, wo die Fließgeschwindigkeit geringer ist, und Abtragung von Sedimenten, wo die Fließgeschwindigkeit höher ist, wächst der Mäanderbogen kontinuierlich. Diesem Wachstum ist jedoch eine Grenze gesetzt, da sich durch die Mäanderbildung das Gefälle und die Fließgeschwindigkeit reduzieren, der Druck durch nachströmendes Wasser jedoch bestehen bleibt. Oft bahnt sich der Fluss dann einen neuen Weg, der Flussbogen wird überbrückt und kann entweder trocken fallen oder bietet sich mit seinem stillstehenden Wasser zur Haltung von Fischen an (siehe dazu auch S. 44).217 Im nördlichen Irak und östlichen Syrien, dem Gebiet, das das assyrische Kernland ausgemacht hat, sind die Böden rötlich-braun mit einer hohen Menge an Gipsablagerungen, darunter liegen aufgrund der hohen Aridität der Region Kalziumkarbonat-Ablagerungen vor. Dies ist Resultat eines höheren Niederschlags, Erosionsprodukten des Felsgesteins aus den Bergen und einem stärkeren Pflanzenbewuchs. Insgesamt sind die Böden im nördlichen 215 De Graeve 1981, 9. 216 Rzóska 1980, 41. 217 Adams 1981, 8–9; Cole/Gasche 1998, 5; Charlton 2008, 141–145.
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und östlichen Teil dieses Gebietes fruchtbarer als im Westen und Süden entlang der Tazīra. Die Gipsablagerungen behindern das Pflanzenwachstum und machen zudem das Grundwasser zum Trinken ungenießbar. Im südlicheren Teil der Region ist Sandstein vertreten, ebenso treten Sanddünen auf. Die Möglichkeiten einer intensiven Landwirtschaft sind daher abgesehen von den untersten Flussterrassen begrenzt.218 Der Flusslauf Der Euphrat entspringt aus zwei Quellflüssen im Armenischen Hochland auf einer Höhe von 3000–3500 m über dem Meeresspiegel.219 Die beiden Quellflüsse, der Kara Su und der Murat Su, fließen bei Keban zusammen, wo heute ein großer Staudamm steht.220 Der nördliche Quellfluss, der Kara Su, entspringt in der Nähe von Erzurum, der Murat Su bei Harput. Ionides gibt die Länge der jeweiligen Flüsse von der Quelle bis zu ihrem Zusammenfluss als 450 (Kara Su) und 650 (Murat Su) km an.221 Der Kara Su wird auch Furāt/Firāt – also Euphrat – genannt. Der Murat Su ist in antiken Quellen als Arsanias und arabisch als Nahr Arsanās bekannt.222 Der Lauf der beiden Quellflüsse des Euphrat ist durch einen ständigen Wechsel der Landschaft geprägt. Während in einigen Regionen die beiden Flüsse z.T. ohne richtiges Tal durch die Ebene fließen, schneiden sie in anderen Laufstrecken tiefe Flussbetten in die Gebirgstäler.223 Ein Wechsel von Canyons, Stromschnellen und Untiefen prägt die Landschaft, so dass die Flüsse kaum schiffbar und eine Überquerung nur an bestimmten Stellen möglich ist.224 Die beiden Euphratquellflüsse haben zahlreiche Zuflüsse.225 Nach ihrem Zusammenfluss legt der vereinte Fluss eine Strecke von 300 km nach Süden durch gebirgiges Gelände zurück. Hier durchbricht er den Taurus an einer der schmalsten und niedrigsten Stellen des Gebirges. Wichtige Zuflüsse sind der Kuru Çay, Tohma Çayı und der Büyük Çay.226 Heute sind Teile des Gebiets von der KarakayaTalsperre bei Malatya und weiter südlich vom Atatürk-Staudamm überflutet. Reiseberichte aus der Zeit vor dem Bau der Stauseen beschreiben diese Region mit ihren tiefen Canyons als beeindruckendes Naturwunder. Der Fluss durchbricht in zwei Etappen das Gebirge und ist dort durch zahlreiche Katarakte und Schluchten geprägt, wobei Felswände mit einer Höhe von 100 m direkt an den Fluss angrenzen und ein steiles Gefälle mit Stromschnellen vorliegt. Dazwischen liegt die Ebene von Malatya, die sich westlich des Flusses erstreckt und wo der Fluss (sich z.T. in verschiedene Arme aufspaltend) eine Weite von 250 m aufweist und in Flutzeiten teils sogar eine Breite von 700 m einnehmen kann. 227 Mit Durch218 Wirth 1962, 39–40; Rzóska 1980, 6; Altaweel 2008, 9–12; Mühl 2013, 5; Mühl 2015, 46; siehe auch Buringh 1960, 204–248 allgemein zu den Böden der Berg- und Hügelregionen des Irak. 219 Isaev/Mikhailova 2009, 383. 220 Rahi/Halihan 2010, 28. Für Details zum Verlauf der beiden Euphratquellflüsse siehe Techen 1934, 21–48. 221 Ionides 1937, 37. 222 De Graeve 1981, 6. 223 Techen 1934, 50. 224 Barjamovic 2011, 216–217. 225 Für eine Auflistung dieser vielen Zuflüsse auch im weiteren Verlauf des Euphrat siehe Hartmann/de Vaumas 1965. 226 De Graeve 1981, 6. 227 Techen 1934, 56–69; Ionides 1937, 37; Barjamovic 2011, 216–217.
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2.2 Die einzelnen Flussabschnitte
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bruch des Taurus und Übergang in das Staatsgebiet des heutigen Syrien verlässt der Euphrat seinen Oberlauf und geht in seinen Mittellauf in die syrische Ebene über. Der Tigris ist sowohl in seinem Oberlauf als auch in seinem Mittellauf von bergigem bzw. hügeligem Gelände geprägt. Sein Oberlauf zieht sich über 450 km bis in die Region von Mosul, wo er die hohe Gebirgsregion verlässt. Er legt auf dieser Strecke einen Höhenunterschied von 1280 m zurück. Dabei entwässert er große Teile des östlichen Taurus. Seine Zuflüsse bringen sogar Wasser aus der Vansee-Region heran. Der pūr XAbdīn bildet die Wasserscheide zum mittleren Euphrat. Mit Durchbruch des Taurus tritt der Tigris in seinen Mittellauf mit der ca. 500 km langen Strecke zwischen Mosul und Sāmarrām ein.228 Der Tigris entspringt aus mehreren Quellflüssen südöstlich der Stadt Elazığ in der östlichen Türkei am Hazar-See in einer Höhe von ca. 1200 m. Die Quelle des Tigris befindet sich also nur wenige Kilometer südlich des Zusammenflusses von Murat Su und Kara Su beim heutigen Keban-Staudamm.229 Während man heute den Ergani Su/Maden Çay als den eigentlichen Quellfluss des Tigris bezeichnet, sahen die Assyrer anscheinend den Ort, wo der Dibni Çay bei der türkischen Stadt Bırkeleyn in einem natürlichen Tunnel unter dem Korha Dağı verschwindet, als die eigentliche Tigrisquelle an (siehe dazu auch S. 236– 237).230 Während der Euphratoberlauf durch Längstäler fließt, durchbricht der Tigris mit südlichem Lauf gleich hinter seiner Quelle mehrere Faltenzüge in Quertälern, die durch hochanstehende Felswände geprägt sind. In der Senke zwischen Taurus und pūr XAbdīn folgt er konsequent einer Westostrichtung. Ab der Einmündung des Bohtan Çayı folgt er erneut einem südlichen Verlauf und durchschneidet die Faltenzüge des Taurus fast in einem rechten Winkel. Felswände stehen hier fast senkrecht am Flussufer an. Das Tal weitet sich wieder nach Durchbruch des Taurus.231 Als erste Zuflüsse des Tigris sind der Zulkarneyn Suyu, der Ambar Çay, der Pamuk Çayı, der Batman Su und der Gartan Suyu zu nennen. Der Bohtan Çayı232, der bei der modernen Stadt Til zufließt, verdoppelt die Wassermasse des Tigris. Zwischen dem Zufluss des Bohtan Çayı und dem Großen Zāb233, der südlich von Mosul mündet, hat der Tigris weitere kleine Zuflüsse. Als wichtigster ist der Ḫābūr zu nennen (nicht zu verwechseln mit dem Zufluss des Euphrat), der zusammen mit seinem Nebenfluss, dem Iiayzil Su, die Grenze zwischen dem Irak und der Türkei bildet. Zudem macht der Tigris auf einer kurzen Strecke von ca. 20 km die Grenze zu Syrien aus. In der Region zwischen Mosul und Assur münden einige Wadis in den Tigris (Wādī al-Muḫaia, Wādī Tarnaf, Wādī al-Murr, Wādī Mill). 60 km südlich des Zuflusses des Großen Zāb und 30 km südlich der altorientalischen 228 Techen 1934, 69–70, 83, 111–112; für eine detaillierte Beschreibung der Region mit den Tigriszuflüssen siehe auch Naval Intelligence Division 1944, 81–115. 229 Isaev/Mikhailova 2009, 386. 230 Schachner 2006; Schachner 2009; für Vorstellungen zu den Tigrisquellen in späterer Zeit siehe auch Schachner 2009, 225–230; siehe auch anders Ionides 1937, 112, der den Batman Su als einen der Hauptquellflüsse des Tigris nennt, und Techen 1934, 70–73, die nach Wünsch auch eine andere Hierarchie der Quellflüsse annimmt. 231 Techen 1934, 69–83. 232 Für eine nähere Beschreibung des Bohtan Çayı siehe Techen 1934, 77–79. 233 Zum Großen Zāb siehe auch Techen 1934, 121–123. Für den Ḫosr, der durch die altorientalische Stadt Ninive floss, siehe S. 379, 491.
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Stadt Assur mündet der Kleine Zāb in den Tigris. Südlich der Mündung des Kleinen Zāb in den Tigris muss der Tigris den Bergzug Tabal _amrīn durchbrechen und wird hier in einen schmalen Lauf gezwungen. Bei der als al-Fatla bezeichneten Schlucht durchdringt der Tigris den Berg. Zu Hochwasserzeiten hat der Fluss hier eine Breite von 400 m. Hinter der Enge weitet sich das Flusstal wieder. Während die meisten Zuflüsse des Tigris von Osten her kommen, ist im Westen das Wādī `araār zu nennen. Das aus zwei Quellen (aus dem Tabal SinVār und Tabal Šaiḫ Ibrahīm kommend) gespeiste Wādī `araār dient heute als Überlaufbecken für den Tigris bei Hochwasser. Es verband möglicherweise einmal den Euphrat und Tigris durch einen Kanal.234 Der Tigris floss in der Vergangenheit in seinem Mittellauf streckenweise in verschiedenen Armen, so dass parallel zum eigentlichen Flussbett mehrere z.T. wasserführende Altarme bestanden. Dabei verlagerte sich sein Bett verschiedentlich, wie Unterhöhlungen von Felsen und die Lage von Städten jenseits des heutigen Flussbettes zeigen.235 Ab Sāmarrām tritt der Tigris in die Schwemmebene ein. 2.2.2 Das Arabische Plateau: Der Mittellauf des Euphrat Die Entwicklung der Landschaft und des Flusstals Im Einzugsgebiet von Euphrat und Tigris stellt das Arabische Plateau die älteste und am wenigsten von tektonischen Veränderungen geprägte geologische Formation dar. Als Teil der Arabischen Kontinentalplatte besteht es aus kristallinem Gestein, das von Sand- und Kalksteinschichten sowie Schiefer aus der Kreidezeit236 überlagert wird. Kalksteinaufschlüsse bilden die heutigen Schluchten bei Qara Qūzāq im Übergang zwischen Ober- und Mittellauf des Euphrat und das Engtal des Euphrat bei aa-`aura (beim Ausgang des heutigen Assad-Staudamms). Im späteren Quartär237 bildeten sich zudem die Basaltaufschlüsse bei _alabīja, die den Euphrat in ein enges Tal zwingen und ihn für eine kurze Strecke nach Süden fließen lassen. Als im Tertiär die Region noch vom Meer überflutet war, bildeten sich zudem Salz- und Gipsformationen. Ein Beispiel dafür ist auch die nördlich des Euphrat gelegene Tazīra mit ihrem hohen Gipsanteil. Die Salzformationen bestimmen noch heute streckenweise den hohen Salzgehalt des Grundwassers, das z.T. einen höheren Salzgehalt als Meereswasser hat. Zwischen dem syrischen ar-Raqqa und der irakischen Grenze sind das Süßwasser des Euphrat und das salzige Grundwasser nur durch eine dünne Schotterschicht getrennt. Dort wo das Salzwasser überwiegt, ist Landwirtschaft schwierig. Der Boden kann nur als Weideland genutzt werden.238 In den Flusstälern von Euphrat, Balīḫ 234 Ionides 1937, 140–142; Hartmann/Longrigg 1965, 250; Altaweel 2008, 10–11; zur Wasserführung von Großem und Kleinem Zāb siehe auch Ionides 1937, 120–140; zum Wādī `araār siehe speziell auch Nützel 1992b; für eine genauere Beschreibung des Durchbruch des Flusses durch den Tabal _amrīn siehe Techen 1934, 124–125. 235 Techen 1934, 120. 236 Die Kreidezeit begann vor 145 Millionen Jahren und endete vor 65 Millionen Jahren. 237 Das Quartär begann vor 2,6 Millionen Jahren und reicht mit dem Unterabschnitt des Holozäns bis in die heutige Zeit. 238 Naval Intelligence Division 1944, 14–15; Buringh 1960, 36–37; Wirth 1971, 112, 436; Rzóska 1980, 1–2, 15; Sanlaville 1985, 21–22; Geyer 1985, 35–36; Joannès 1996, 334; Verhoeven 1998, 164. Zur Frage des Umgangs mit Versalzung im altorientalischen Mari siehe S. 488.
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und Ḫābūr lagerte sich im Quartär und zu Beginn des Tertiärs eine bis zu 150 m dicke Schicht von Sedimenten an, die Grundwasserleiter formen.239 Da nach natürlichen Gesetzmäßigkeiten immer ein Ausgleich zwischen dem Grundwasser- und dem Flusswasserspiegel angestrebt wird, und streckenweise entlang des mittleren Euphrat der Grundwasserspiegel niedriger liegt als der des Euphrat, speist der Euphrat über diese Grundwasserleiter das Grundwasser und verliert dabei Teile seines Wasservolumens.240 Bevor Euphrat und Tigris im späten Pleistozän ihre tiefeingeschnittenen Flussbetten und ihren Lauf, wie wir ihn heute kennen, geformt haben, weist vieles daraufhin, dass mehrere große Ströme, die dem Volumen des heutigen Tigris entsprachen, aus dem östlichen Taurus entlang des Tigris und dann durch die Lücke zwischen dem Tabal SinVār und dem Tabal XAbd al-Azīz über das Tal des Ḫābūr hin zum Euphrat flossen. Auch die Täler des Balīḫ und des Wādī `araār deuten auf diese von Norden nach Süden orientierten Ströme hin.241 Vermutlich verlief ein Flusslauf entlang des Wādī `araār nach Süden über den heutigen _abbānīja- und Razzāza242-See hin zur Schwemmebene, bis es aufgrund tektonischer Verschiebungen zu einer Trennung der Senken des Wādī `araār und des _abbānīja- und Razzāza-Sees kam. Der Euphratlauf begann dann in dem Bereich zwischen den beiden Senken hindurchzufließen.243 Die Flüsse in der Küstenregion Syriens, wie der Orontes, entwässerten zudem bis zum Pleistozän in den Euphrat. Durch tektonische Veränderungen verlagerte sich aber die Wasserscheide, so dass diese Flüsse begannen ins Mittelmeer zu münden.244 Auf der nach Süden gerichteten Laufstrecke bis nach Meskene wechseln sich Engtäler und Senken ab. In letzteren mäandriert der Fluss und fließt in verschiedenen Armen. Streckenweise finden sich hier Flussterrassen. Diese Flussterrassen sind charakteristisch für den Mittellauf des Euphrat und sind weiter stromabwärts noch ausgeprägter zu finden, wo der Fluss sich in das Gips- und Mergelgestein eingegraben hat.245 Dieser Vorgang zog sich über mehrere Millionen Jahre und ging in verschiedenen Schritten vor sich. Ab der Wende vom Quartär und Tertiär hatte der Euphrat vermutlich noch einen diffusen Verlauf und war noch nicht in das Gelände eingeschnitten, worauf Euphratschotter hindeuten, die 50 km jenseits des heutigen Verlaufs zu finden sind. Ab dem Ende des Quartärs ist eine Eintiefung des Flussbettes zu verzeichnen, die sich kontinuierlich weiterentwickelte. Dabei kam es zu einem Wechsel von Erosion und Sedimentation, so dass sich entlang des Flusslaufs unterschiedlich hohe Terrassen bildeten.246 Die unterste und jüngste Terrasse ist während des klimatischen Optimums des Holozäns entstanden und hat darauf noch zahlreiche Modifikationen erfahren. Im 3. und 2. Jahrtausend sind im Tal des mittleren Euphrat Überschwemmungen zu verzeichnen, die möglicherweise auch in der Schwemmebene stattfanden und möglicherweise Veränderungen im Flusssystem bewirkten 239 240 241 242 243 244 245 246
Wilkinson 2003, 101. Charlton 2008, 23. Wilkinson 2003, 102. Der Razzāza-See wird auch Balr al-Mill genannt, ein Hinweis auf den hohen Salzgehalt. Zur Ursache dessen siehe Talling 1980, 72. Er wird auch oft nach der Senke, in der er sich befindet, als Abū Dib(b)is-See bezeichnet. Paepe 1971, 10–20. Wirth 1971, 63. Techen 1934, 95–101. Wirth 1971, 429; Geyer 1985, 29.
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(für eine weitere Diskussion diesbezüglich siehe S. 81–83 und 483–486). Die Ursache dieser Überschwemmungen ist wie auch in der Schwemmebene nicht eindeutig zu klären und muss in einer Kombination aus klimatischen und anthropogenen Faktoren (Abholzung, Aufbau von Bewässerungssystemen) gesucht werden. Offensichtlich war wegen einer höheren Sedimentanlagerung aufgrund einer vorangegangenen Trockenphase mit reduziertem Wasserfluss die Aufnahmefähigkeit der Flussbetten begrenzt, was die Flüsse dann bei Hochwasser und Starkregen schnell über die Ufer treten ließ.247 Das Profil des Stromtales ist unsymmetrisch: Der Fluss hat ein Bett von einigen dutzend bis zu hundert Metern eingeschnitten.248 Generell lässt sich sagen, dass die rechte Uferseite stärker von Erosion geprägt und eher vegetationslos ist. An der linken Seite konnte sich ein Schwemmlandstreifen ausbilden, hinter dem die Hochebene langsam ansteigt.249 Charakteristisch für diesen Flussabschnitt ist der Wechsel zwischen schmalen Tälern und breiten Talkesseln, die auf der rechten Seite des Flusses stärker ausgeprägt sind.250 In diesen Talkesseln siedelten sich altorientalische Städte wie Mari und Emar an (siehe dazu auch Kap. 8.2.2).251 Während in anderen Regionen deutliche Flussterrassen ausgebildet sind, ist in der Region des altorientalischen Emar ein krasserer Unterschied zwischen dem Hochplateau und dem darunter liegenden Flusstal zu verzeichnen. Die Terrassen wurden hier von der Erosion abgetragen und sind daher nicht so ausgeprägt. Das Tal, in dem Emar sich befindet, ist 4 bis 7 km breit (siehe dazu auch S. 47 Abb. 10).252 Der Talkessel von Mari ist begrenzt durch die Engstellen bei Dura Europos und Abū Kemāl und ist 40 km lang und bis zu 15 km breit.253 Die Euphrataue ist in einem Tal von 5– 8 km Breite zu finden und verbreitert sich hinter Deir ez-Zōr noch weiter. Verschiedene Wadis entwässern saisonal über Rinnen in den Terrassen in den Fluss (siehe dazu auch S. 47 Abb. 10).254 In der Region um Mari sind verschiedene Terrassenabstufungen ausgebildet.255 Die oberste Stufe ist durch verstreuten Schotter geprägt und zeigt sich frei von wilder Vegetation. Die zweite Stufe mit einer Höhe von 20 bis 30 m über dem Flussbett besteht aus einer Mischung von Kieselgestein aus dem Taurus, Schluff, Gips und einer dicken Schicht von Sedimenten. Sie bildet vor allem auf der rechten Flussseite zwischen _alabīja und Deir ezZōr ein Steilufer aus. Eine weitere niedrigere Terrasse mit 5–8 m Höhe über dem Flussbett 247 Siehe Reculeau 2011, 45–59 für den Einfluss des Klimas auf die Terrassenbildung und die Datierung der Veränderungen der holozänen Terrasse. 248 Sanlaville 1985, 21; Wirth 1962, 131–133. 249 Techen 1934, 110. 250 Lafont 2000, 130–131. 251 Die Städte Mari und Emar werden hier als Beispiele gewählt, da aus ihnen altorientalische Texte zum Euphrat belegt sind. Aus anderen Städten entlang des Mittellaufs des Euphrat ist dies nicht der Fall. 252 Geyer 1990a; Reculeau 2008. Für die Region um Emar siehe als Beispiel auch die Untersuchung zu Dibsī FaraV von Wilkinson 1978. Dort liegt die oberste Terrasse 80 m über dem Flussbett. Die Entstehung der Terrassen bei pabqa beschreibt Wirth 1971, 431. Weiter flussabwärts ist die oberste Terrasse bei Deir ez-Zōr bis zu 15 m über dem Flussbett erhoben, bei ar-Raqqa nur 2–3 m, siehe Wirth 1971, 429. 253 Geyer 1985, 29. 254 Sanlaville 1985, 22; Geyer 1985, 30. 255 Geyer/Monchambert 1987, 295–306.
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entstand während der letzten Eiszeit, hat ein starkes Quergefälle und nimmt den größten Teil des Tals ein. Hier findet sich heute ein Großteil der Siedlungen, da sie zum einen dort vor Überschwemmungen geschützt sind, zum anderen können so die tiefer, direkt am Fluss gelegenen, besseren Böden für den Ackerbau genutzt werden. Das Terrain dieser letzten, im Holozän entstandenen Stufe ist generell eben, besteht aber auch aus mehreren 3–5 m über dem Flussbett erhobenen Terrassen, wo sich zahlreiche prähistorische und historische Siedlungen finden. Die Flussaue, bestehend aus dem aktuellen Flussbett und den parallel existierenden alten Mäandern, alten Flussbetten, Inseln und Sümpfen mit Baum- und Strauchvegetation, macht bei Mari eine Breite von 6 km aus.256 Für den gesamten Flussabschnitt gilt, dass bei Hochwasser die Flussaue und auch die untersten Terrassen geflutet werden können. Diese Flutung hat bei einem wechselnden Wasserstand von 1 m bei Niedrigwasser und 6 m bei Hochwasser starke Auswirkungen. Dabei kann es zur Bildung von neuen Mäandern, begünstigt durch Schotterablagerungen und Schwemmfächer der einmündenden Wadis, oder neuen Flussarmen kommen. Inseln können entstehen. Manche davon bilden permanente Strukturen aus, wie die von zwei Flussarmen umgebenen Inseln, auf denen sich auch Orte ansiedelten (z.B. die moderne Stadt XĀna mit ihrer bis ins Altertum zurückreichenden Siedlungsgeschichte und benachbart der altorientalische Ort Ramīl, siehe dazu auch S. 309–310).257 Mit Eintritt in das heutige Staatsgebiet des Irak verändert sich der Lauf des Flusses erneut. Er hat sich hier in ein Kreidekalkmassiv eingegraben, so dass sich bis zu 200 m hohe Talränder ausgebildet haben, die den Fluss streckenweise in enge Schluchten zwingen. Ab Hīt flachen die Ränder ab und öffnen sich zur Schwemmebene hin.258 Abhängig von den Terrassen entlang des Flusses variieren auch die Bodenqualitäten. Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Boden Kalk, Mergel und Gips enthält, die Schicht fruchtbaren Bodens dünn ist, was sich insgesamt nachteilig auf die Landwirtschaft auswirkt.259 In den untersten Stufen nah der Flussaue ist der Boden schluff- und tonhaltig mit sandhaltigen Einschnitten. Auch Schotter der oberen Terrassen ist vereinzelt anzufinden, der durch die Wadis in die Flussaue transportiert wird. Auf diesem Weg gelangen auch kalkhaltige rot-braune Steppenböden vom oberen Plateau in das Tal. Stehendes Wasser aufgrund des hochliegenden Grundwasserstandes und der Bewässerungstätigkeit ist hier ähnlich wie in der Schwemmebene ein Problem, hinzu kommt die Gefahr der Versalzung (siehe dazu auch Kap. 8.2.2). Auch Sandablagerungen durch Winderosion und Dünen sind vorhanden. Auf der mittleren Terrasse ist vor allem Schotter zu finden, der im Laufe der Geschichte von bis zu 8 m dicken Lehmschichten bedeckt wurde. Die oberste Terrasse ist vor allem von Mergel- und Gipsablagerungen geprägt, ebenso sind zahlreiche Sanddünen zu finden. Euphratschotter ist weit über das obere Plateau verstreut.260 Eine stärkere Wasserführung von Balīḫ und Ḫābūr bis zum 4. Jahrtausend durch ein feuchteres Klima
256 Sanlaville 1985, 22; Geyer 1985, 31–34; Ozer 1997; Lafont 2000, 130. 257 Wilkinson 1978, 216; Sanlaville 1985, 25; Geyer/Monchambert 1987, 295–296; Masetti-Rouault 2001, 14. 258 Techen 1934, 106–108. 259 Sanlaville1985, 20; allgemein zu den syrischen Böden siehe Wirth 1971, 114–119. 260 Wirth 1971, 429; Geyer 1985, 29–25; Wilkinson 1978, 216, 221; Mori 2007, 40.
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sorgte für eine massive Erosion der in der Region schon ohnehin schlecht ausgeprägten Bodenschichten.261 Der Flusslauf Mit Eintritt in das heutige syrische Staatsgebiet beginnt der Mittellauf des Euphrat und führt bis zum Eintritt in die Schwemmebene bei FallūVa.262 Die Strömung ist aufgrund des Gefälles recht stark und steigt während des Frühjahrshochwassers noch beachtlich an. Während der Euphrat noch bis Meskene in Nord-Süd-Richtung fließt, wird er an diesem Punkt in einem 45° Winkel nach Osten gedrängt, von wo er in südöstlicher Richtung weiterfließt. Der wichtigste Zufluss ist hier der von Westen kommende SāVūr.263 In seinem nach Osten gerichteten Verlauf stellt der Fluss die Trennlinie zwischen der auf dem linken Ufer gelegenen Wüstensteppe der Tazīra und der auf der rechten Uferseite gelegenen arabisch-syrischen Wüste, der Šāmīja, dar. In dieser Region erhält der Euphrat von der linken Flussseite seine beiden größten Zuflüsse: den Balīḫ264 und den Ḫābūr265. Zusätzlich kommen von der rechten Flussseite mehrere Wadis hinzu.266 Verschiedene abrupte Laufänderungen sind zu verzeichnen. Bei _alabīja fließt der Fluss in einer Schlucht (auch Ḫānūqa genannt) in rechtem Winkel nach Süden.267 Auf irakischem Gebiet wird der Fluss zweimal in eine Laufänderung von 90° gezwungen: bei Abū Kemāl nach Osten, bei XĀna nach Süden.268 Ab FallūVa beginnt ein neuer Flussabschnitt. Hier tritt der Euphrat in die mesopotamische Tiefebene ein und der Steppenrand auf der linken Talseite verschwindet. Auf der rechten Uferseite befindet sich der Euphrat aber weiterhin nur wenige Kilometer vom Arabischen Plateau entfernt.269
261 Wirth 1971, 155; Wilkinson 2003, 102–103; Reculeau 2011, 51. 262 Techen 1934, 95. 263 Techen 1934, 95–101; Masetti-Rouault 2001, 13–14. Für den SāVūr, dessen fruchtbares Tal ein bedeutendes Siedlungszentrum im Alten Orient bildete, siehe Eidem 2008. 264 Schirmer 1987. 265 Margueron 2000. 266 Geyer/Monchambert 1987, 295. 267 Techen 1934, 102–103. 268 Sanlaville 1985, 24. 269 Techen 1934, 139–140.
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2.2.3 Die Schwemmebene: Der Unterlauf von Euphrat und Tigris
Abb. 11: Der Unterlauf von Euphrat und Tigris270 Die Schwemmebene stellt die jüngste geologische Formation der Region dar. Sie ist nicht nur auf das Gebiet, das Euphrat und Tigris durchfließen, beschränkt, sondern zieht sich vom Arabischen Plateau über die Ebene von Ḫūzistān bis zum Zagrosvorland und findet ihre Fortsetzung im Persischen Golf. So sind neben Euphrat und Tigris auch Diyālā, Kārūn und Karḫe als wichtige Flüsse zu nennen, die die Form der Schwemmebene mitbeeinflussen. Dabei sind jedoch große Unterschiede zwischen dem westlichen (Euphrat, Tigris, Diyālā) und östlichen Teil (Kārūn, Karḫe u.a.) zu verzeichnen. Im Folgenden wird nur der westliche Teil der Schwemmebene im Detail behandelt.271
270 Die Abbildung basiert auf Sanlaville 2001, 105 fig. 1 und 5; Nützel 2004, 236 Abb. 65; Gasche 2007, 21 fig. 69 271 Für die Geologie der Ḫūzistān-Ebene siehe Baeteman et al., in: Gasche 2004, 155–215; Heyvaert et al. 2013. In Bezug auf Euphrat und Tigris müsste als weiterer Flusslauf hier auch noch der Šaii alXArab genannt werden. Da dieser aber zur Zeit der Keilschriftkulturen noch nicht existierte, wird er hier nicht in einem separaten Kapitel, sondern in Zusammenhang mit der Entwicklung der Küstenlinie und des südirakischen Marschlands behandelt.
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Nach Buringh wird die westliche Region in der Forschungsliteratur oft nach ihren physiographischen Regionen aufgeteilt: Flussterrassen, Flussebene, Deltaebene, Marschregion, Mündungsregion, Küstenebene, Schwemmfächer/östliche Grenzregion.272 Dieser Sortierung wird hier nicht strikt gefolgt. Die einzelnen Regionen werden anhand ihrer Entstehungsgeschichte und damit ihrer Eigenschaften in Bezug auf das Flusssystem in Relation zueinander gesetzt. Entwicklung der Schwemmebene Durch tektonische Verschiebungen, in deren Zuge auch Taurus und Zagros entstanden, bildete sich in der Region vor dem Zagrosvorland eine Senke. Dies ist noch heute optisch erkennbar. In der Region von Hīt ist das Arabische Plateau 20–30 m über die Senke erhoben. Generell folgt der heutige Euphrat bzw. der heutige Hindīja-Arm des Euphrat der Grenze dieses Plateaus. Die schmalste Stelle der Schwemmebene zwischen dem Plateau und dem Zagros ist bei Zubair, westlich von Basra, zu finden.273 Pournelle teilt den westlichen Teil dieser Senkregion noch in drei weitere Unterzonen bzw. Senkzonen ein (siehe S. 59 Abb. 12). Die Tigris-Zone stellt die größte und am tiefsten gelegene Unterzone der Senke dar. Die Senkzonen haben Einfluss auf die Fließrichtung der Flüsse. Während in der Tigrisregion eine süd-südöstliche Neigung zu verzeichnen ist, neigt sich die Euphratzone ostwärts. Die Zubair-Zone zeigt eine südliche Neigungsrichtung.274 Allerdings muss man hier von einer generellen Tendenz sprechen. Durch Anhäufung von Sedimenten kann die Laufrichtung der Flüsse lokal noch verschiedentlich anders beeinflusst werden. Die Entwicklung des dichten Zusammenkommens der Flüsse im „Flaschenhals“ in der Region von Bagdad und ihr darauffolgendes erneutes Auseinanderdriften ist auf eine Mischung aus beiden Aspekten zurückzuführen. Mit Wechsel zwischen den Eis- und Warmzeiten der Erdgeschichte und damit Schwankungen des Meeresspiegels war die Region wechselnd vom Meer überflutet und fiel wieder trocken, wobei das zurücktretende Meer Schichten aus Salz, Kalk und Gips zurückließ. In tiefer gelegenen Senken entstanden bei Rückzug des Meeres Inlandseen, deren Wasser durch Verdunstung dicke Schichten der genannten Materialien zurückließ. Die Entwässerung der Gebirge sorgte ab dem Tertiär dafür, dass zahlreiche Ströme die Abhänge der Gebirge hinabliefen und durch Erosion das mittransportierte Material bestehend aus Tonund Sandstein in die Tiefebene brachten. Das mittransportierte Gestein und Feinsedimente (Sand, Ton, Schluff) lagerten sich vornehmlich in dem abgesenkten Gebiet ab. Somit wurde die Schwemmebene nach und nach mit den verschiedenen Sedimenten aus dem Meer und den Flüssen aufgefüllt. Die Verbindung von Ton, Schluff und Sand sorgte für die Entstehung der charakteristischen Lehmböden.275
272 273 274 275
Buringh 1957 und 1960. Techen 1934, 131; Cole/Gasche 1998, 12; Verhoeven 1998, 209 mit Fn. 155. Pournelle 2003, 68–73. Buringh 1960, 35–36; Rzóska 1980, 1, 15; für die vielfältige Nutzung des tonhaltigen Bodens für Architektur, Töpferwaren, Schreibmaterial etc. im Alten Orient siehe Sallaberger 2014 und Schneider 2014 je mit weiterführender Literatur.
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2.2 Die einzelnen Flussabschnitte
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Abb. 12: Die Senkzonen der Schwemmebene276 Es entstanden auch abgetrennte Untereinheiten. Ein Beispiel dafür ist die Region um die altorientalische Stadt Eridu. Obwohl sie zur Zeit des Alten Orients in direkter Nähe zum Meer gelegen hat (zur Küstenlinie im Altertum siehe S. 67–72), hatte sie abgesehen von einem kleinen Einschnitt, der den Wasserabfluss zum Golf gewährleistete, keinen direkten Kontakt zur Küste. An der westlichen Seite ist die Region vom Arabischen Plateau begrenzt, im Nordwesten befindet sich eine Landzunge, die das später dort zu findende Euphrat-System in eine südöstliche Richtung ableitet.277 Forscher gehen davon aus, dass es zum Höhepunkt der Würm III-Eiszeit (vor 18.000 Jahren) zu einer Absenkung des Meeresspiegels von über 100 m kam. Da die Wassertiefe des Persischen Golfs 100 m nicht überschreitet, muss der gesamte Bereich zu dieser Zeit trocken gelegen haben. Was das Urfluss-System von Euphrat und Tigris zu dieser Zeit angeht, sind nur begrenzt Informationen verfügbar. Da sie in ihrem Ober- und Mittellauf durch alte geologische Formationen fließen, kann man von einer gewissen Konstanz ausgehen. Vermutlich lag das Flussbett etwas höher, da die Eintiefung eines Flusses in harten Untergrund ein langwieriger Prozess ist (für die Terrassenbildung am Mittellauf der Flüsse siehe S. 47–48 und S. 52–56). Gesichert ist, dass sie wie auch heute getrennt in die Schwemmebene eintraten und sich an einem unbekannten Punkt vereinten. Auf der Schwemmebene lassen sich die Spuren der Urflüsse nicht sicher rekonstruieren. Erst Spu-
276 Die Abbildung basiert auf Pournelle 2003, 69 pl. 7. 277 Carroué 1993, 26–28; Nützel 2004, 93–98; Pournelle 2007, 49.
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2 Physische Geographie
ren am Meeresboden des Persischen Golfes deuten auf einen gemeinsamen Verlauf der Flüsse. Am Golf von Oman mündete dieser „Ur-Šaii“ dann ins Meer.278 Es ergeben sich für uns heute zahlreiche Problematiken bei der Rekonstruktion von alten Wasserläufen auf der Schwemmebene und den anliegenden Siedlungen. Zum einen hat der menschliche Eingriff in die Natur die Landschaft massiv verändert (Staudämme, Bewässerung, Flussbegradigung). Zum anderen haben auch die Flüsse ihre eigenen Spuren durch den Aufbau von Sedimenten wieder verwischt. Oder wie Adams es formuliert: „Since the entire plain is composed of silts, differentiated only by coarseness of fineness of texture, there is absolutely no reason to assume that the major courses of today have any close relationship to those of earlier periods.“279 Proben aus Bohrungen haben ergeben, dass die Flüsse während des glazialen Maximums bis zu 30 m tief in die Schwemmebene eingeschnitten waren. Marschen haben zu diesem Zeitpunkt wohl nicht existiert. Siedlungen dürften daher auf einem ähnlich tiefen Niveau wie die Flüsse gelegen haben.280 Die Schwemmebene ist zu der Zeit nicht als glatte Fläche vorzustellen, sondern ist geprägt von der Erosion der zahlreichen mäandrierenden Flussbetten, so dass sich zwischen den Flusstälern Inseln herausbildeten, die je nach Erosionskraft des Flusslaufs und seiner Verlagerungen terrassenförmig zum Fluss hin abgestuft waren oder steile Abbruchkanten bildeten, ähnlich wie dies im Mittellauf von Euphrat und Tigris heute noch zu sehen ist. Die Flusstäler wurden durch die Sedimentation der Flüsse und des Meeres wieder aufgefüllt, jedoch an vielen Stellen nicht so weit, als dass diese Inseln nicht weiter den Rest der Schwemmebene überragten. Pournelle bezeichnet diese Inseln als „turtlebacks“, da sie in der späteren von Sedimenten aufgefüllten und von Marschen geprägten Schwemmebene wie ein Schildkrötenpanzer aus den Feuchtgebieten herausragten (siehe dazu auch S. 72–73).281 Ähnliche pleistozäne Inseln mit Terrassen mit hohem Kies und Gipsanteil sind bei FallūVa und Iskandarīja zu finden. Die Flüsse erodierten diese „Inseln“ und trugen das sandige Material weiter nach Süden. Auch wenn dieses sandige Material von neuen Flusssedimenten überdeckt wurde, ist die Existenz der sandigen Schichten aufgrund der besseren Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens erkennbar. Die Stadt XAqar Qūf (das kassitische Dūr-Kurigalzu) wurde auf so einem sandigen Bodenstück erbaut.282 Mit Anstieg des Meeresspiegels durch den Rückgang der letzten Eiszeit (sogenannte Flandrische oder Holozäne Transgression) setzte ein „Kampf“ zwischen dem Meer und den Flüssen ein. Dieser Meeresspiegelanstieg ging nicht kontinuierlich voran, sondern war auch immer wieder mit Stillständen und einem zeitweisen Rückzug des Meeres verbunden. Dies liegt darin begründet, dass trotz eines generellen Temperaturanstiegs auch zwischenzeitliche Kaltphasen vorherrschten. Untersuchungen ergaben, dass die Küstenlinie um 6000 v. Chr. bis nach Fāw vorgedrungen war. Seinen Höhepunkt erreichte der Meeresspiegelan278 279 280 281
Nützel 2004, 36–44. Adams 1981, 52. Sanlaville 2001, 99. Pournelle 2007, 35, 44–45; der Begriff „turtleback“ ist etwas irreführend. In der Geologie wird als turtleback- oder Schildkrötenstruktur ein durch Salztektonik entstehendes Gebilde bezeichnet. Hier ist die Benutzung des Begriffes „turtleback“ tatsächlich nur auf die optische Wahrnehmung bezogen. 282 Buringh 1960, 129; Verhoeven 1998, 182, 207, 209; Jassim/Goff 2006, 270.
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2.2 Die einzelnen Flussabschnitte
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stieg um 4000 und lag vermutlich 1–2 m283 über dem heutigen Level. Die tiefgelegenen Abschnitte der Schwemmebene und die Flussarme wurden damit zuerst vom Meerwasser überflutet. Der Einfluss des Meeres und seiner Sedimente zog sich weit bis in das vormals trockene Landesinnere. 284 Wie genau sich der Meeresspiegelstand entwickelte und wo die Küstenlinie zur Zeit des Alten Orients verlief, war lange eine Streitfrage (siehe dazu S. 67– 72). Die Flüsse waren durch Vordringen des Meeresspiegels gezwungen, immer weiter nördlich ihre Sedimente in der Schwemmebene abzulagern, da durch das Meereswasser ein Gegendruck entstand. Durch höhere Niederschlagsmengen und damit eine stärkere Wasserführung der Flüsse war die Sedimentfracht zu diesem Zeitpunkt höher als heute. Gegenstau und Sedimentation zwangen die Flüsse ihr Fließverhalten zu ändern, so dass ein verwildertes Flusssystem mit zahlreichen über die gesamte Schwemmebene verteilten Flussarmen entstand. Bei solch einem verwilderten Fluss liegt eine geringe Stabilität der Ufer vor. Veränderungen der weitgefächerten Flussrinnen geschehen in kürzester Zeit. Dies begünstigte wiederum einen in der Breite gleichmäßigen Aufschwemmprozess der gesamten Ebene. Eine klare Trennung zwischen Euphrat- und Tigrisarmen hat zu diesem Zeitpunkt also vermutlich an vielen Stellen nicht existiert. Es gab stattdessen streckenweise Überschneidungen und Wiederaufspaltungen in Flussarme. 285 Als charakteristischer Punkt, wo diese Spaltung in verschiedene Arme geschehen sein kann, ist für die Flüsse je der Ort zu nennen, wo eine abrupte Änderung des Gefälles stattfindet, also bei ihrem Eintritt in die Schwemmebene. Markant für den Euphrat ist die Region um und südlich von FallūVa, für den Tigris ist die Gegend um Sāmarrām ausschlaggebend.286 Durch die starke Verringerung des Gefälles und die dadurch verlangsamte Fließgeschwindigkeit werden an diesen Punkten auch stärker Sedimente angelagert. Intensive Bewässerungstätigkeit in dieser Region, die für eine zusätzliche Sedimentanlagerung sorgte, bewirkte, dass die archäologischen Stätten hier und in der Region des Diyālā mit dickeren Schichten bedeckt sind, als dies weiter im Süden der Fall ist.287 Für die Flusslaufentwicklung ist die Region kurz nach Eintritt in die Schwemmebene relevant, da hier ein Prozess vorherrscht, der zwischen Anlagerung und Erosion von Sedimenten schwankt. Zu den Entwicklungsprozessen gehört der Aufbau von Mäandern oder auch von Schwemmfächern. Hier werden Sedimente angelagert, die den Fluss in eine andere Richtung zwingen können. Sandbänke oder Inseln bilden sich. Der Fluss fließt in verschiedenen Rinnen zwischen dem angeschwemmten Material. Bei einer starken Flut können die Sedimente jedoch auch wieder weggeschwemmt werden und es bildet sich ein 283 Pournelle 2003, 121 geht sogar von 4,5 m aus. Siehe S. 68 zur Problematik der Feststellung der Größenordnung solcher Meeresspiegelschwankungen. 284 Sanlaville 2001, 99–100; Pournelle 2003, 110–126; Nützel 2004, 98–106. 285 Baeteman et al., in: Gasche 2004, 155; Nützel 2004, 72–77, 113–114. Mit einer direkten Verbindung zwischen höheren Niederschlagsmengen und gleichzeitig höherer Erosion und damit höherem Sedimenttransport muss allerdings vorsichtig umgegangen werden. Höhere Niederschlagsmengen lassen nämlich auch auf einen positiven Effekt auf die Vegetation schließen, die wiederum die Erosion eindämmt, siehe dazu z.B. Wilkinson 2003, 28–29. Zu den Eigenschaften eines verwilderten (engl. braided) Flusssystems siehe Charlton 2008, 145–148. 286 Cole/Gasche 1998, 15; Wilkinson 2003, 84. 287 Wilkinson 2003, 80; Hritz/Wilkinson 2006, 423.
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2 Physische Geographie
neuer Flussarm. Das Gefüge ist instabil und ständigen Veränderungen unterworfen. Solche dreieckigen oder kegelförmigen Schwemmfächer sind noch heute auf Satellitenbildern zu erkennen.288 Der Tigris ist auf seiner östlichen Seite von den zahlreichen Schwemmfächern seiner Zuflüsse geprägt. Zudem hat der Tigris einen großen Schwemmfächer bei Eintritt in die Schwemmebene in der Region von Sāmarrām ausgebildet (siehe dazu S. 48). Geht man zu dieser Zeit noch von einem feuchteren Klima aus (siehe dazu S. 23), so dürfte ein hoher Grundwasserstand vorgeherrscht haben, so dass die Schwemmebene in Senken von stehendem Wasser geprägt und insgesamt durch Überschwemmungen gefährdet war. Zu Ende dieser feuchten Phase um 4000 veränderte sich das Bild der Schwemmebene dann weiter.289 Mit einem eingependelten Meeresspiegel konnte sich die Flusssedimentation durchsetzen, die ein Voranschieben des Flussdeltas ins Meer bewirkte. Durch die stärkere Trockenheit bildete sich außerdem die weite Ausfächerung der Flüsse zurück. Mehrere Hauptarme entstanden. Während zuvor die verschiedenen, weitgefächerten Flussrinnen die Sedimente an die verschiedensten Ecken der Schwemmeben trugen, reduzierte sich die Sedimentablagerung nun auf diese Flussarme und deren direkte Umgebung. Dabei begannen sich die für Euphrat und Tigris heute so charakteristischen Eigenschaften herauszubilden. Dies war ein kontinuierlicher Prozess, der an unterschiedlichen Stellen der Schwemmebene in verschiedenem Maße stattfand.290 Die Untersuchungen der Region um Abū _abba (dem altorientalischen Sippar) zeigen, dass die Entwicklung von einem mehrarmigen Euphratsystem zu einem einzelsträngigen, mäandrierenden System, wie es heute vorliegt, irgendwann zwischen dem 18. und 9. Jahrhundert v. Chr. stattfand.291 Auch der Tigris zeigt in sassanidischer und islamischer Zeit streckenweise wechselnde Eigenschaften zwischen einem mehrarmigen und einzelsträngigen Verlauf.292 Die Böden der Schwemmebene sind also von den Sedimenten der Flüsse geprägt, die in diesem Abschnitt vor allem aus Kleinstpartikeln bestehen. Insgesamt weisen die Sedimente von Euphrat und Tigris keine massiven Unterschiede auf, lassen sich jedoch farblich unterscheiden: die Euphratsedimente sind grau-bräunlich, die Tigrissedimente weisen eine blassrosa-braune Farbe auf. Die Euphratsedimente sind für die Landwirtschaft etwas geeigneter als die des Tigris (siehe dazu S. 39). Insgesamt sind die von den Flüssen mitgeführten Sedimente mineralisch reich an Kalzium und Bleicherde.293 Insgesamt sind die Böden aber nicht gut für die Landwirtschaft geeignet. Die unteren Bodenschichten sind deutlich produktiver, werden aber immer wieder bei Überschwemmungen von neuen, weniger fruchtbaren Flusssedimenten überdeckt.294 Auch wenn diese 288 Pournelle 2003, 139; Charlton 2008, 114. 289 Nützel 2004, 86–87. 290 Sanlaville 2001, 96–102; Nützel 2004, 72–77, 100, 113–114, 124; allgemein zur Entwicklung von Flüssen weltweit vom Höhepunkt der Würm III-Eiszeit bis in die Moderne siehe Charlton 2008, 168– 171. Für eine bildliche Darstellung dieser Entwicklung siehe auch A. Sherratt, 2004, http://www.archatlas.dept.shef.ac.uk/EnvironmentalChange/EnvironmentalChange.php, Seite zuletzt besucht am 19.7.2016. 291 Verhoeven 1998. 292 Wilkinson 1990. 293 Potts 1997, 138; für die regionale Verteilung der Euphrat- und Tigrissegmente in der Schwemmebene siehe Buringh 1960, 116. 294 Buringh 1960, 117.
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2.2 Die einzelnen Flussabschnitte
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frischen Flusssedimente keine guten Bodeneigenschaften haben, bedecken sie versalzene Flächen wieder mit einer neuen Bodenschicht und können so mittelfristig wieder landwirtschaftlichen Ertrag ermöglichen. Hochwasserkontrolle bedeutet dann in diesem Fall aber auch, dass dieser Mechanismus unterbunden wird.295 Die Tatsache, dass die Flüsse bei Übertritt in die Schwemmebene durch das niedrige Gefälle stark verlangsamt werden, sorgt für ein vermehrtes Anlagern von Sedimenten an diesem Punkt. Beim Euphrat, der eine geringere Wassermenge als der Tigris mit sich führt, hat dies stärkere Auswirkungen. Während sich die schwereren Partikel schneller absetzen, können die leichteren Partikel (Sand, Schluff, Ton) über weitere Distanzen transportiert werden. Hochwasser oder Bewässerungsmaßnahmen, die das Wasser über die Ufer treten lassen, sorgen dafür, dass sich die schweren Sedimente direkt am Ufer absetzen und kontinuierlich einen Uferdamm errichten. Die feineren Sedimente werden dagegen weiter getragen und setzen sich im Flussbett ab. Nach Rückgang von Hochwasser bilden sie Zentimeter dicke Schichten auf dem vormals überfluteten Boden. Der Fluss beginnt also in einem leicht erhöhten Bett und von Uferdämmen umgeben über die Schwemmebene zu fließen. Alle Flüsse der Schwemmebene weisen diese Eigenschaft auf, aber in unterschiedlichem Maße. Der Euphrat ist aufgrund seines geringen Gefälles, seiner niedrigen Wasserführung und der Menge an Feinsedimenten für diese Entwicklung am stärksten prädestiniert (für den Tigris siehe unten).296
Abb. 13: Schema eines eingeschnittenen und eines Uferdamm bauenden Flusses
295 Wirth 1962, 97–98. 296 Buringh 1957, 33; Adams 1981, 7–8, 19–20; Nützel 1982, 147–148; Potts 1997, 16–18; Cole/Gasche 1998, 14. Für eine detaillierte schematische Darstellung eines eingeschnittenen und Uferdamm bauenden Flusses siehe Charlton 2008, 135 fig. 8.9.
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2 Physische Geographie
Die Uferdämme können von wenigen Metern bis zu 14 km breit sein und eine Höhe von 3– 5 m erreichen. Sie variieren aber in Höhe und Breite. Durch ein Durch- oder Angraben des Uferdammes kann ein Wasserstrom zu Bewässerungszwecken abgeleitet werden. Kanalsysteme, die auf diese Art angelegt werden, können durch ihre Anlagerung von Sedimenten den Uferdamm weiter wachsen lassen. Ein Wachsen der Uferdämme geschieht auch bei Reinigung der Kanäle von Ablagerungen, wobei das aus dem Fluss ausgebaggerte Material am Ufer aufgeschichtet wird.297 Das System der Uferdämme kann sich selbst regulieren. Die feineren Sedimente lagern sich im Flussbett ab und erhöhen dies dadurch. Andererseits wird aber auch durch das jährliche Hochwasser das Flussbett durch die höheren Wassermassen wieder tiefer eingegraben. Der Fluss fließt auf einem Level, welches ein Überfluten der Uferdämme ausschließt. Das Wachstum der Uferdämme kommt also zu einem Halt, wenn es nicht durch menschliche Eingriffe beeinflusst ist. Gerät das System aber aufgrund von veränderter Sedimentmasse oder Wasserführung z.B. durch Klimaveränderung oder durch menschliche Eingriffe aus dem Gleichgewicht, verändern sich auch die Uferdämme.298 Auch durch das normale, jährliche Frühlingshochwasser ist das System für Veränderungen anfällig. Durch einen Bruch des Uferdammes fließt das Wasser in die flache Schwemmebene. Ist die Wassermasse groß genug, kann sich der Fluss ein neues Bett schaffen. Dieser Vorgang kann sich vielfach wiederholen. Dabei sind vor allem die Stellen des Uferdammes, auf die das Wasser eine große Kraft ausüben kann, am stärksten von solchen Brüchen gefährdet. Stellen, die von einer dichteren Vegetation bewachsen sind oder durch menschliche Bauten befestigt wurden, sind wesentlich unanfälliger für Durchbrüche als vegetationslose Punkte.299 Bedenkt man, dass die Region vorher von einem weitgefächerten, verwilderten Flusssystem mit zahlreichen Flussrinnen geprägt war, so dürften in der Schwemmebene schon von vornherein günstige Grundlagen für die Schaffung von neuen Flussbetten bestanden haben. Ihre Entstehung dürfte über kurze Zeiträume abgelaufen sein. Adams stellt fest, dass gerade dieser Mechanismus zwischen Sedimentation, Erosion durch den Durchbruch eines neuen Flusses und erneuter Anlagerung von Sedimenten bei dem neuentstandenen Flusslauf die Schwemmebene in einem Gleichgewicht hält. Nur durch den An- und Abbau von Sedimenten kann die Ebene auch eine Ebene bleiben, anstatt starke Höhenunterschiede aufzuweisen.300 Jenseits der Uferdämme können durch abgeleitetes Bewässerungswasser und Überflutungswasser wegen schlechter Drainagemöglichkeiten in den Senken saisonal Sümpfe entstehen, von deren Flora und Fauna die Menschen zusätzlich profitieren. Im Altertum existierten neben den großen Marschgebieten im Süden also auch im nördlichen Teil der Schwemmebene kleinere Sümpfe durch die Anstauung von Bewässerungswasser.301 In der Schwemmebene ist damit zwischen verschiedenen Bodenarten zu unterscheiden: denen der Uferdämme und dem niedriger liegenden Land. Die niedrig liegenden Böden sind lehmhal297 Paepe 1971, 21–23; Potts 1997, 17; Cole/Gasche 1998, 6–7; Verhoeven 1998, 211; Pournelle 2003, 66, 90–94; Charlton 2008, 135–136; Hritz 2010, 185. 298 Verhoeven 1998, 173–174. 299 Charlton 2008, 149. 300 Adams 1981, 11. 301 Jacobsen/Adams 1958, 1254.
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tig und stark verdichtet, so dass Oberflächenwasser angestaut wird und keine Möglichkeit hat abzufließen. Bei Verdunstung dieses Wassers bleibt eine Salzkruste auf dem Boden zurück. Dies führt auf den ohnehin wenig ertragreichen Böden zusätzlich zu einer hohen Versalzungsgefahr, die den Ertrag der Böden weiter minimiert.302 Die Versalzungsgefahr wird gerade im südlichen Irak durch das stark salzhaltige, direkt unter der Oberfläche liegende Grundwasser noch verstärkt.303 Ursache für das salzhaltige Grundwasser sind die unter dem Alluvialboden liegenden Gesteins- und Mineralschichten aus Kalk, Gips und Salzen, die bei Trockenheit „schlafend“ sind, aber durch jede Art von Wasserkontakt aktiviert werden, so dass schon ein Regenguss eine Salzschicht auf dem Erdboden verursachen kann. Die in Küstennähe liegenden Regionen sind zudem durch das salzhaltige Meereswasser geprägt (für das Versalzungsproblem im Alten Orient siehe auch S. 497).304 Die Zusammensetzung des Bodens der Uferdämme sorgt im Gegensatz dazu für eine gute Durchlüftung und einen für Pflanzenwachstum guten Feuchtigkeitsgrad, was sich beides positiv auf biologische Organismen und neue Bodenbildung auswirkt. Zudem sind sie aufgrund der höheren Lage vor der Versalzung durch das Grundwasser geschützt, so dass sie wesentlich besser für landwirtschaftliche Zwecke genutzt werden können.305 Im Gegensatz zu dem stark zusammenhaftenden Lehmboden sind die Böden der Uferdämme stärker von Winderosion betroffen. Wird ein an einem Uferdamm angelegtes Kanalsystem aufgegeben, ist es dem Wind ausgesetzt. Dieser treibt die ehemaligen Uferdämme mit ihrem lockeren Boden als Dünen über das flache Land. Aus diesem Grund finden sich die altorientalischen Siedlungen auch auf verschiedenen Höhenleveln und sind von einer unterschiedlich dicken Schicht von Sedimenten überlagert.306 Die Überreste der Uferdämme sind auf der Schwemmebene im Norden ausgeprägter als im Süden. Dies liegt zum einen an der beschriebenen Winderosion, die im Süden stärker wirkt. Zum anderen ist die Sedimentation in der nördlichen Schwemmebene stärker ausgeprägt. Ein großer Teil der Sedimente hat sich also schon abgesetzt, bevor er den südlichen Teil der Schwemmebene erreicht, so dass das Wachstum von Uferdämmen hier begünstigt ist.307 Für die Flüsse hat die Beschaffenheit der Schwemmebene folgende Konsequenzen: Der Euphrat ist ein anastomosierender308 Fluss. Mehrere Flussbetten existieren parallel und sind von Uferdämmen gesäumt. In manchen Flussbetten fließt mehr Wasser, in anderen weniger. Die einzelnen Betten an sich können wiederum verschiedene Eigenschaften haben: Sie können in einem relativ geraden Bett fließen oder mäandrieren. Kommt es zum 302 Potts 1997, 15; laut WHO ist Wasser ab einem Salzanteil von 1000 mg/l gesundheitsschädigend, ab 3000 mg/l ist es auch nicht mehr für die Bewässerung geeignet, siehe dazu Rahi/Halihan 2010, 27. 303 Butz 1979, 268; Adams 1981, 4–5; für die chemischen Eigenschaften des Grundwassers in dieser Region siehe Talling 1980, 64–65; Nützel 2004, 26–29. 304 Rzóska 1980, 6. 305 Pournelle 2003, 140–141; siehe Buringh 1960, 143–180 zur Entstehung und Bodenqualität der Uferdämme im Vergleich zu den zwischen den Dämmen liegenden Senken. 306 Adams 1981, 10–11; Wilkinson 2003, 80–81; Kouchoukos/Wilkinson 2007, 7–8. Für den Prozess der Dünenbildung am Beispiel für die Region des altorientalischen Nippur siehe Armstrong/Brandt 1994. 307 Adams, in: Adams/Nissen 1972, 4. 308 Für weitere Beispiele von anastomosierenden Flüssen siehe Charlton 2008, 149–150; in der Forschungsliteratur der Altorientalistik wird die Terminologie manchmal nicht klar benutzt. So werden die Begriffe braided river / „verwilderter Fluss“ und anastomosierender Fluss oft synonym benutzt. Für die Trennung der beiden Begriffe siehe aber z.B. Charlton 2008, 145–150.
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Durchbruch eines Dammes bei Hochwasser oder zu einer Mäanderverlagerung, kann dies dazu führen, dass die Hauptwassermassen sich von einem Flussbett in ein anderes verlagern, wobei sich der Fluss tendenziell am niedriggelegeneren Terrain orientiert. Ein ehemals trockenes Flussbett kann durch so eine Veränderung also plötzlich wieder Wasser führen. Diese einzelnen Betten verlaufen über lange Strecken parallel zueinander und müssen nicht zwangsweise wieder ineinander münden, sondern können sich auch etwa in einem Marschgebiet wieder verlieren oder separat ins Meer münden. Diese verschiedenen Arme konnten damit auch dem Hochwasserschutz dienen, da sie Flutwasser auffangen konnten. Die Aufteilung in mehrere Flussbetten und die langsame Fließgeschwindigkeit sorgt beim Euphrat damit auch für eine breite Verteilung der Sedimente. Diese führt zu der Tendenz, dass der Euphrat im nördlichen Teil der Schwemmebene im Gelände höher liegt als der Tigris.309 Dies macht sich umso stärker bemerkbar, da sich der Tigris ohnehin an den tiefsten Stellen des östlichsten Teils der Senkzone orientiert (für die Senkzonen siehe S. 59 Abb. 12). Dass dies in der Tat aber nur eine Tendenz ist und innerhalb des gesamten Terrains der Schwemmebene verschiedene Höhenunterschiede zu verzeichnen sind, zeigt z.B. die Tatsache, dass die beiden modernen Euphrat-Arme, der Hindīja- und der _illa-Arm, auf unterschiedlichen Höhenniveaus liegen. Letzterer liegt auf einem höheren Niveau. Ersterer ist durch seine Angrenzung an das Arabische Plateau in seiner Entwicklung eingeschränkt.310 Im südlichen Teil der Schwemmebene in der Region der Marschen liegt das Euphratbett z.T. tiefer als das Tigrisbett, so dass der Euphrat Wasser aus den durch den Tigris entstandenen Marschen aufnimmt.311 Der Tigris, der sich von dem verwilderten System zu einem in einem Flussbett fließenden, mäandrierenden Fluss entwickelt hat, ist dagegen in seinem Mittellauf noch stark vom Gebirge und einem tief eingeschnittenen Flussbett geprägt. Er trägt eine wesentlich größere Wassermasse mit sich als der Euphrat. Dadurch schneidet er auch in der Schwemmebene ein tiefes Flussbett ein. Damit baut er nicht wie der Euphrat einen durchgängigen Uferdamm auf, sondern nur an Stellen mit geringem Gefälle und geeigneter Topographie. An diesen Stellen ähneln sich die Flüsse sehr.312 309 Techen 1934, 132; Buringh 1960, 49–50; Verhoeven 1998, 216–217 mit weiteren, allerdings kritisch zu betrachtenden Erklärungsmöglichkeiten zu den unterschiedlichen Höhenlagen. 310 Hritz 2004, 95. 311 Pournelle 2003, 242. 312 Wirth 1962, 154; Hritz 2010, 195. Techen 1934, 146–147 begründet z.B. die hohe Überflutungsgefahr in der Region um Bagdad damit, dass hier der Tigris 1–2 m über dem Niveau der Schwemmebene liegt und bei Hochwasser der Fluss „wie über den Rand einer Schale läuft“. Die Tatsache, dass der Euphrat jedoch ausgeprägtere Uferdämme baut als der Tigris, kann neben dem stärkeren Gefälle und der stärkeren Wasserfracht möglicherweise auf der Art der mitgeführten Sedimente basieren. Auch wenn dazu keine genauen Daten vorliegen, dürfte der Tigris aus dem Mittellauf eine größere Menge Geröll und gröberes Material mit in die Schwemmebene führen. Zudem erhält er vom Diyālā eine größere Sedimentfracht (siehe dazu auch S. 36). Eine gröbere Sedimentfracht fördert die Bildung von Mäandern und in der Tat mäandriert der Tigris zwischen Bagdad und Kūt nach Zufluss des Diyālā besonder stark (siehe dazu auch S. 76). Der mittlere Euphrat dagegen erhält zwar Schotter durch die ihm zufließenden Wadis und auf den Terrassen liegen noch Schotterreste als Erosionsprodukte aus dem Taurus vor, jedoch ist das Mengenverhältnis wesentlich geringer als beim Tigris. In der Forschungsliteratur sind Aussagen bezüglich der unterschiedlichen Sedimentfracht und ihrer Auswirkung auf das Fließverhalten jedoch nicht zu finden. Damit besteht auch keine Möglichkeit, die These sicher zu belegen.
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2.2 Die einzelnen Flussabschnitte
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Entwicklung der Küstenlinie des Persischen Golfes und des südirakischen Marschlands Wie auf S. 60–61 bereits beschrieben, kam es durch den Rückgang der letzten Eiszeit zu einem Meeresspiegelanstieg, aufgrund dessen sich der vorher bis zum Golf von Oman trocken liegende Persische Golf mit Wasser füllte. Um 6000 war die Küstenlinie schon bis nach Fāw vorgedrungen. Der Meeresspiegelanstieg erreichte seinen Höhepunkt um ca. 4000. Ab diesem Zeitpunkt setzte sich die Sedimentation der Flüsse durch, der Einfluss des Meeres pendelte sich auf einen relativ gleichbleibenden Stand ein (für zyklische Meeresspiegelschwankungen siehe unten). Strittig ist die Frage, auf welcher Höhe sich zur Zeit dieses Meeresspiegelmaxiums um 4000 die Küstenlinie befand und wie diese sich in der folgenden Zeit weiterentwickelte. Denn es sind zahlreiche Beweise dafür zu finden, dass die heutigen Gegebenheiten mit Euphrat und Tigris, die in der südlichen Schwemmebene durch ein großes Marschgebiet fließen und dann gemeinsam über den Šaii al-XArab in den Golf münden, im Altertum noch nicht so vorzufinden waren. Um die Situation im Altertum nachzuvollziehen, ist es notwendig die Entwicklung der Küstenlinie, die Entstehung des Marschlands und den Zusammenfluss von Euphrat und Tigris im Šaii al-XArab näher zu betrachten. Die drei Entwicklungen sind eng miteinander verbunden.313 Schon in der Antike und bis ins 19./20. Jahrhundert n. Chr. wurde von einem kontinuierlichen Vorschub der Küstenlinie des Persischen Golfes in Richtung Meer ausgegangen, dessen Voranschreiten man berechnete: Plinius der Ältere (1. Jahrhundert n. Chr.) beschreibt in seiner Naturalis historia den Vorschub der Küste in Richtung des Golfes mithilfe der Entfernung der von Alexander dem Großen gegründeten Stadt Alexandria-am-Tigris von der Küste. Zu Gründungszeiten (342 v. Chr.) sei diese Stadt nur 10 Stadien von der Küste entfernt gewesen, zur Zeit des Augustus sei die Distanz zum Meer auf 50 Meilen und schließlich zu Plinius Lebenszeiten auf 120 Meilen angewachsen. Plinius folgten zahlreiche weitere Autoren, die Berechnungen zum Voranrücken der Küstenlinie anstellten. Carter errechnete im 19. Jahrhundert eine jährliches Voranschreiten von 882,23 m, Loftus gibt 23 m an, Sir Henry Rawlinson 58,6 m im Jahr. Meissner äußerte sich als erster kritisch gegenüber dieser Art der Berechnung.314 Im 20. Jahrhundert entwickelte sich dann eine große Streitfrage über den Einfluss der Tektonik auf das Gebiet und die Entwicklung der Küste. Als die berühmtesten und am meisten diskutiertesten Vertreter der Tektonik-Theorie sind Lees und Falcon zu nennen, die in den 1950er Jahren unter anderem mit der Langlebigkeit des Marschlandes im südlichen Irak argumentierten. Nach ihrer Einschätzung hätte es ohne tektonische Aktivität schon lange durch Sedimente aufgefüllt werden müssen und könnte ohne eine gleichzeitige tektonische Absenkung gar nicht mehr existieren. Somit sehen sie die Küstenlinie seit dem Ende des Tertiärs unverändert.315 Große Gegner dieser Theorie waren Larsen und Evans. Sie sprachen sich gegen einen großen tektonischen Einfluss aus und brachten stattdessen Fluk-
313 Überlegungen zu den weiteren Küstenabschnitten entlang der West- und Ostküste des Golfes werden hier nicht angestellt. 314 Larsen/Evans 1978; Baeteman et al., in: Gasche 2004, 193; Cole/Gasche, in: Gasche 2007, 15; bei Potts 1997, 30–31 findet sich die Beschreibung weiterer Versuche zur Berechnung des Voranschreitens der Küstenlinie. 315 Lees/Falcon 1952.
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tuationen des Meeresspiegels, klimatische Aspekte und hydrologische Veränderungen als prägend für die Entwicklung der Küstenlinie mit ins Gespräch.316 Eine Küstenlinie ist also von verschiedenen Einwirkungen beeinflusst. In den letzten Jahrzehnten konnten durch die Analyse von Bohrproben und Faunaüberresten zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen werden. Das Thema ist trotz dieser neuen Untersuchungen jedoch immer noch eine Streitfrage. Oft wurden die Ergebnisse vereinzelter Bodenproben auf die gesamte Küste bezogen. Es ist aber in der Tat nicht sinnvoll, von den Untersuchungsergebnissen an der omanischen Küste Schlussfolgerungen auf das Einmündungsgebiet von Euphrat und Tigris zu ziehen. Die Morphologie der Bodenoberfläche der einzelnen Küstenabschnitte und ihre unterschiedlichen Entstehungszeiten dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Ein weiteres Problem ist die in den Studien häufig zu findende Vermischung von C14-Daten mit Kalenderjahren, was zu großen Widersprüchlichkeiten führt.317 Neben der Frage der unterschiedlichen Morphologie ist die Höhe des Meeresspiegels ein Problem. Auch wenn in der Tat das nacheiszeitliche Maximum des Meeresspiegelanstiegs um 4000 erreicht wurde, sind geringfügige zyklische Schwankungen des Meeresspiegels normal und natürlich. Antike griechische Geschichtsschreiber beschreiben für die Region um Ābādān, dass die Küstenlinie wechselnd weiter nördlich bzw. weiter südlich lag.318 Problematisch ist allerdings die Beweisbarkeit und Messung dieser zyklischen Schwankungen. Ungenauigkeiten und Fehler bei den Ergebnissen, die vor allem auf Bodenuntersuchungen basieren, sind in verschiedener Hinsicht möglich. Ganz häufig bestanden bei der Probennahme Schwierigkeiten, das exakte Null-Niveau herauszufinden, was jedoch grundlegend ist, um davon ausgehend Schwankungen verzeichnen zu können.319 Dennoch gibt es verschiedene Versuche, Krisenphasen zur Zeit des Alten Orients mit eben diesen zyklischen Meeresspiegelschwankungen zu begründen.320 Solche Korrelationen sind daher mit äußerster Vorsicht zu betrachten. Auch was den tektonischen Einfluss auf die Region betrifft, kann kein klares Ergebnis gefunden werden. Vielfach wird in der heutigen Forschung davon ausgegangen, dass seit Beginn des Holozäns tektonische Auswirkungen auf die Schwemmebene nicht spürbar sind, sondern dass vor allem die Veränderungen des Meeresspiegels und Klimaveränderungen die Küstenlinie geprägt haben müssen.321 Tektonischer Einfluss sei nur an den Stellen zu verzeichnen, an denen die Arabische Platte sich gegen die Eurasische Platte schiebt, was sich in den Erdbeben in der östlichen Türkei und im Iran manifestiert. Auch könne man keine Hinweise auf eine weitere Absenkung der Schwemmebene finden. Beides hätte einen Einfluss auf die Mäanderbildung von Euphrat und Tigris. Da die Mäander jedoch ungestört 316 Larsen 1975; Larsen/Evans 1978; für eine Zusammenfassung der Forschungsgeschichte siehe neben Potts 1997, 30–39 auch Rzóska 1980, 52–57; Master/Woldai 2004, 2–7; Gasche/Paymani, in: Gasche 2004, 152–153; Baeteman et al., in: Gasche 2004, 193–196; Nützel 2004, 207–209. 317 Baeteman et al., in: Gasche 2005, 5–12; zu lokalen Veränderungen rund um das Gebiet von Kārūn und Karḫe siehe Gasche 2004; id. 2005; id. 2007. Für die unterschiedlichen Landschaften und Charakteristika der verschiedenen Küstenabschnitte entlang des Golfes siehe Naval Intelligence Division 1944, 125–165. 318 Cole/Gasche, in: Gasche 2007, 54. 319 Nützel 2004, 218. 320 Waetzoldt 1981; Nützel 2004, 216–219, 148. 321 Sanlaville 2001, 101; Pournelle 2003, 112; Nützel 2004, 37, 43.
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2.2 Die einzelnen Flussabschnitte
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wirken, könne seit langer Zeit keine tektonische Verschiebung mehr stattgefunden haben.322 Das von Lees und Falcon angeführte Argument zur Verlandung der Marschen ohne Absenkung des Gebietes ist nicht haltbar. Ein großer Teil der Sedimente setzt sich schon im Mittel- und Unterlauf der Flüsse ab (Uferdämme, nach Hochwasser rückbleibende Sedimentschichten auf dem Umland) und nur ein Teil verliert sich in den Marschen. Außerdem sorgt die jährliche Neuüberschwemmung des Gebietes während der Hochwasserzeit der Flüsse für eine Durchspülung und die Revitalisierung des Marschgebietes.323 Angaben, wie viele Sedimente tatsächlich die Marschen erreichen, sind jedoch z.T. widersprüchlich. Es gibt Beschreibungen, dass das Euphratwasser bei Eintritt in die Marschen bei Nāhirīja getrübt und bei seinem Austritt aus den Marschen bei Qurna klar ist.324 Dagegen stehen Aussagen, dass im stehenden Wasser der Marschen eine Sichtweite bis hin zu 3 m Tiefe möglich ist, das Wasser also nicht von Sedimenten getrübt ist.325 Letzteres könnte jedoch auch einfach den Zustand beschreiben, bei dem sich während der Sommer- bis Herbstzeit in dem stillstehenden Wasser die Sedimente abgesetzt haben, während ersteres eine Beobachtung zur Hochwasserzeit ist (für die Entstehung der Marschen siehe unten). Festzuhalten ist also, dass man nicht von einer homogenen Entwicklung der Küstenlinie ausgehen darf und die Untersuchungsergebnisse verschiedener Studien mit Vorsicht zu betrachten sind. Dennoch lassen sich einige grundlegende Aspekte herausarbeiten, die breite Anerkennung finden. Sanlaville geht anhand von Bodenuntersuchungen davon aus, dass zwischen dem 6. und 4. Jahrtausend die Küstenlinie bis zu 200 km weiter im Inland gelegen hat. Damit waren die Region der heutigen _ammār-Marsch und das Gebiet um XAmāra vom Meer überflutet. Mit kontinuierlicher Sedimentanlagerung der Flüsse konnte dann zwischen dem 3. und 1. Jahrtausend ein ähnlicher Stand wie heute erreicht werden (siehe auch S. 57 Abb. 11).326 Nützel geht von einem ähnlichen Verlauf der Meeresküste aus, ist jedoch der Ansicht, dass an der östlichen Seite das Meer nicht bis in die Nähe von Ahvāz heranreichte. Durch mehrere durch die tektonische Auffaltung des Gebietes entstandene geologische Formationen (sog. Antiklinalen), die mit Felsformationen bis zu 15 m in die Höhe ragen und sich von Nordwest nach Südost orientieren, ist die Region durch wesentlich stärkeres Gefälle und Höhenunterschiede geprägt, als dies weiter westlich der Fall ist. Die Antiklinale bei Ahvāz begrenzt die Schwemmebene und müsste dem Vordringen des Meereswassers ein Limit gesetzt haben. Dass dies häufig in der Literatur nicht beachtet wird, begründet Nützel mit einer Fehlinterpretation des Reiseberichts des Nearchus, der oft unkritisch in die Forschungsliteratur übernommen wird.327
322 Gasche/Tanret 1998, 2 mit Fn. 3. Einen Überblick über die neuesten Forschungen zu geologischen und tektonischen Entwicklungen bieten Jassim/Goff 2006, für einen Laien sind die Ausführungen jedoch schwer zu verstehen. 323 Techen 1934, 198; Rzóska 1980, 54; Adams 1981, 9–10; Sanlaville 2001, 101. 324 Nützel 1982, 147. 325 Talling 1980, 68. 326 Sanlaville 2001, 99–102, 108 fig. 5; Pournelle 2003, 113; Baeteman et al., in: Gasche 2004, 155. 327 Nützel 2004, 229–233, 236 Abb. 65; Baeteman et al., in: Gasche 2004, 155–158; zu diesen Antiklinalen siehe auch Heyvaert et al. 2013, 495; für die Fehlinterpretation des Berichts des Nearchus siehe auch Cole/Gasche, in: Gasche 2007, 45–46 mit Fn. 216.
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Auch Heyvaert et al. stellen fest, dass die Topographie und Geologie der Region oft nicht bei den Überlegungen zur Entwicklung des Meeresspiegels mitberücksichtigt wurden. Die Küste konnte also nur bis zu einem bestimmten Punkt vorrücken. Der Übergang zwischen Schwemmebene und Meer war zeitweise von Salzmarschen geprägt, bis diese durch die Sedimentfracht der Flüsse aufgefüllt wurden. Die Flüsse schoben ihr Delta damit immer weiter ins Meer hinein. An den Punkten ohne Deltavorschub blieb weiterhin der Einfluss des Meeres bemerkbar, so dass nördlich der Einmündung von Kārūn und Karḫe noch ein breiterer Streifen vom Meer überflutet blieb. Im Laufe der Zeit bildete sich aber aufgrund von Flussverlagerungen und weiterer Sedimentation auch hier eine Flussmarsch aus.328 Dass diese Region nördlich des Kārūn und Karḫe in der Tat ein schwer durchquerbares Gebiet darstellte, wird auch deutlich durch die Reisewege des 3. und 2. Jahrtausend, wo Reisen von Sumer nach Susa über die weiter nordwestlich gelegene Diyālā-Region führten – offensichtlich um das feuchte Gebiet zu umgehen.329 Zudem bieten die „Babylonian Map of the World“ (siehe dazu S. 383–384) und zahlreiche neuassyrische Texte Hinweise darauf, dass dieses Gebiet in der Tat als mar-ra-tum, also als „Bitterwasser/Meer“, bezeichnet wurde.330 Mit ihren Ausführungen machen Heyvaert et al. auch die Entstehung der südirakischen Marschen deutlich. Dort, wo die Sedimente der Flüsse sich in dem vom Meer überfluteten Bereich absetzen konnten, entwickelte sich eine höhergelegene Barriere zum Meer hin. Dabei sind Euphrat und Tigris nicht als die alleinigen Akteure zu nennen. Die Entwicklung ist auch durch den von Osten kommenden Kārūn und durch das von Westen kommende Wādī Bāiin beeinflusst, die Euphrat und Tigris in ein enges Tal drängen und gleichzeitig durch die Sedimentanlagerung an ihren Einmündungen in die Flüsse den südlichen Rand eines Beckens schufen. In diesem Becken, in dem die Fließgeschwindigkeit durch die Barriere verlangsamt wird, konnten sich vermehrt Flusssedimente sammeln. Zwischen den angelagerten Flusssedimenten und dem Material, das durch Winderosion herangetragen wurde, staute sich das Flusswasser und bildete eine Marsch aus. Der dort vorhandene Lehmboden, der Wasser vor allem an der Oberfläche staut anstatt es versickern zu lassen, fördert die Entwicklung zudem. Davon abgesehen bietet der hohe Grundwasserstand ohnehin wenig Möglichkeit der Versickerung von Oberflächenwasser. Diese Marschen existieren bis in die heutige Zeit, sind aber vielen Veränderungen unterworfen. Das Marschenwasser kann ganzjährig dort gestaut sein oder die Senken füllen sich jährlich zu den Hochwasserzeiten der Flüsse erneut. Damit sind die Marschen abhängig von der herangeführten Wassermenge der Flüsse und hören auf zu existieren, sobald die Wasserzufuhr ausbleibt.331 Außerdem sind sie sowohl jahreszeitlich permanenten Schwankungen unterworfen als auch klimatischen und anthropogenen Faktoren. Neben der niederschlagsbedingten Wasserführung der Flüsse spielt also auch die zu Bewässerungszwecken abgeführte Wassermenge eine Rolle.332 Buringh geht anhand einer Messung zum Tigrisabfluss 328 Heyvaert et al. 2013, 495–497, 512–516; siehe auch Baeteman et al., in: Gasche 2004, 193–215; Baeteman et al., in: Gasche 2005, 5–12. 329 Potts 1999, 18; Pournelle 2003, 210. 330 Cole/Gasche, in: Gasche 2007, 49–52. 331 Rzóska 1980, 46–47; Verhoeven 1998, 161 mit Fn. 9; Partow 2001; Baeteman et al., in: Gasche 2004, 155; Sanlaville 2001, 99–102; Pournelle 2003, 107–109, 113; Nützel 2004, 76; Eger 2011, 57–62. 332 Für die Veränderungen der Marschen in der Region des altorientalischen Uruk bis in die moderne
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am 17. März 1946 von einer Abflussrate von 6200 m3/s in Kūt und 560 m3/s in XAmāra aus und errechnet, dass sich 90% des Wassers in den Marschen sammelte oder zu Bewässerungszwecken abgezweigt wurde und nicht weiter zur Mündung in den Persischen Golf floss.333 Der arabische Geschichtsschreiber Ibn Serapion334 beschreibt die Entstehung der _ammār-Marsch im 7. Jahrhundert n. Chr. durch das Brechen mehrerer Deiche von Euphrat und Tigris.335 Die Existenz und Entstehung der Marschen ist also ganz eng an das Einwirken der Menschen auf die Flüsse gekoppelt. Der Euphrat verschwindet heute z.T. in den Marschen und tritt erst wieder in der Nähe von Qurna als distinguierter Fluss auf.336 Dies war nicht immer so. Eine britische Expedition im 19. Jahrhundert konnte den Verlauf des Euphrat zu dieser Zeit noch klar verfolgen.337 Der Tigris baut aufgrund seiner größeren Wassermassen ausgedehntere Marschen aus als der Euphrat und der Wasserstand bei Flut wird um mehrere Meter mehr erhöht als im Euphrat (während Flutzeiten war in moderner Zeit das gesamte Gebiet zwischen Kūt und Qurna geflutet).338 Als die drei größten Marschgebiete sind heute die _ammār-Marsch, die Zentralmarsch und die Hawīza-Marsch zu nennen. Die _ammār-Marsch, die größtenteils durch Euphratwasser gespeist wird, aber auch überfließendes Tigriswasser aufnimmt und in den Šaii alXArab übergeht, variierte zur Zeit, als das Ökosystem noch intakt war, zwischen einer Fläche von 2800 km2 zur Trockenzeit und 4500 km2 zur Hochwasserzeit. Bei der Zentralmarsch, die sowohl von Euphrat als auch Tigris gespeist wird, rangierte die Fläche zwischen 3000 und 4000 km2. Die Hawīza Marsch liegt an der irakisch-iranischen Grenze mit einer schwankenden Fläche von 3000–5000 km2 und erhält ihr Wasser vor allem durch Tigris und Karḫe.339 Die durch die Flüsse entstandenen Süßwassermarschen gehen über in Brackwassermarschen, wo sich Fluss- und Meereswasser mischen. Hin zum Persischen Golf bestehen auch Salzwassermarschen (arabisch sabḫa).340 Anfang des 20. Jahrhunderts wurden unter Leitung des britischen Ingenieurs Willcocks erste Maßnahmen ergriffen, um Teile der Marschen in Ackerland umzuwandeln. Dazu wurden Drainagemaßnahmen durchgeführt sowie Deiche, Kanäle und Reservoire gebaut. Ziel dieses Projekts war die Gewinnung neuer landwirtschaftlicher Flächen, was aber
333 334 335 336 337 338 339 340
Zeit siehe Adams/Nissen 1972, passim. Für den menschlichen Faktor bei der Entstehung von Marschen im Altertum siehe auch Eger 2011. Buringh 1957, 34; Buringh 1960, 50. Das Werk von Ibn Serapion wurde von le Strange 1895 übersetzt und kommentiert und wurde vielfach zur Rekonstruktion der Küstenlinie im Altertum herangezogen. Nützel 1982; Partow 2001. Partow 2001, 12. Ionides 1937, 102–103; Naval Intelligence Division 1944, 39–40. Wirth 1962, 146; De Graeve 1981, 10. Partow 2001, 12–15, 30 Map 7. Pournelle 2003, 109; ead. 2007, 42; von der Terminologie her bezeichnet arabisch haur, pl. ahwar, die jahreszeitlich sich vom Wasserzufluss abhängig verändernden Süßwassermarschen, ḫaur/ḫōr („Bucht“) dagegen bezeichnet die Brackwasser- bzw. Salzwassermarschen, die in Kontakt zum Meer stehen, siehe dazu Pournelle 2003, 270.
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gleichzeitig eine beginnende Zerstörung dieses Feuchtbiotops bedeutete.341 Eine große Gefährdung für das südirakische Marschland stellen aber erst die modernen Staudammprojekte dar. Durch einen verminderten Zufluss von Wasser, die Verschmutzung der Flüsse durch die Industrie und der Rückleitung von stark salzhaltigem Wasser aus den Bewässerungsanlagen steigt der Salzgehalt der beiden Flüsse und damit auch der Marschen drastisch. Zudem bleiben die von den Flüssen mitgeführten Sedimente in den Reservoiren hängen und können nicht wie früher bis zum Mündungsdelta der Flüsse getragen werden.342 Diese Veränderungen haben dramatische Effekte auf die Marschen. 1970 belief sich die Fläche dieses Feuchtbiotops noch auf eine Größe von 15.000–20.000 km2.343 Heute sind bis zu 97% der _ammār-Marsch verschwunden. Wo sich früher das Marschland befunden hat, findet sich jetzt nur noch trockenes, durch eine dicke Salzschicht verkrustetes Land. Dies sorgt für ein Aussterben vieler dort heimischer Tierarten. Auch bietet sich der Ort nicht mehr als Überwinterungsplatz für Zugvögel an. Zudem waren die Hälfte der ca. 1 Million dort lebenden Mamdān („Marscharaber“) gezwungen in den Iran zu flüchten.344 Anfang der 1990er Jahre wurden außerdem weitere massive Anstrengungen unternommen, das Marschland trocken zu legen. Dieses Vorgehen verfolgte verschiedene Zwecke: Zum einen sollte durch das Ableiten und Umleiten des Wassers die Drainage des durch Salzverkrustung unbrauchbar gewordenen Bodens ermöglicht werden, zum anderen wollte man den Zugriff auf bisher unangetastete Erdöl-Vorkommen ermöglichen. Hinzu kamen Interessen während des Iran-Irak Krieges das Gebiet durchquerbar zu machen und auch als Versteckmöglichkeit für Rebellen auszumerzen. Als Resultat ist nicht nur die Zerstörung dieses Ökosystems und Aussterben von Tierarten zu sehen, sondern auch eine regionale Klimaveränderung zu erwarten.345 Die Entwicklung der Küstenlinie des Persischen Golfes und der Marschen hat auch einen großen Einfluss auf die Frage nach der frühen Besiedlung der Schwemmebene. Lange ging man davon aus, dass sich die frühesten Siedlungen346 wie Perlenschnüre entlang von Flussläufen entwickelten, da Landwirtschaft ohne künstliche Bewässerung in dieser Region nicht möglich ist. Pournelle stellt diese Vorstellung zumindest für den südlichen Teil der Schwemmebene in Frage. Mit Annahme eines während des 5. und 4. Jahrtausends insgesamt feuchteren Klimas und einer höheren Wasserführung der Flüsse muss man von wesentlich größeren Feuchtgebieten auf der Schwemmebene ausgehen als heute. Pournelle nimmt daher an, dass die Siedlungen südlich des 32. Breitengrads (entspricht der Höhe der 341 Pournelle 2003, 7–8; ead. 2007, 31. Für Beschreibungen des Marschlands im 19. und 20. Jahrhundert siehe auch ead. 2003, 220–241 und eine Liste von Reiseberichten auf S. 264 Table 18. 342 Partow 2001, 10; für die möglichen Konsequenzen von Dammanlagen auf ein Flusssystem siehe auch Charlton 2008, 67. 343 Partow 2001, 11; für die Problematik siehe auch Clark/Magee 2001. 344 Partow 2001, 15–17. Als klassische Untersuchungen zu dieser Bevölkerungsgruppe sind Salim 1962, Westphal-Hellbusch/Westphal 1962 und Thesiger 1964 zu nennen. 345 Partow 2001, 22–35; Marschen waren schon im Altertum aufgrund ihrer schweren Zugänglichkeit ein beliebtes Versteck. So finden sich z.B. in Sargons Annalen Beschreibungen von der Jagd auf dort versteckte Rebellen, siehe dazu Cole/Gasche, in: Gasche 2007, 30, oder bei Sanheribs Jagd auf Marduk-apla-iddina II., siehe dazu Cole 1994a, 89–90. 346 Die noch früheren Siedlungen aus prähistorischer Zeit sollen hier nicht thematisiert werden.
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2.2 Die einzelnen Flussabschnitte
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modernen Stadt _illa) zum einen auf den von den Flüssen aufgebauten Uferdämmen (wie z.B. Larsa, Šuruppak, Umma, Uruk, Ur), zum anderen auf den in der Schwemmebene zu findenden Erosionsinseln gegründet wurden (wie z.B. Adab, Girsu, Lagaš, Tall XUwailī), die wie Schildkrötenrücken („turtlebacks“) aus der feuchten Umgebung herausragten. Erst mit zunehmender Trockenheit habe sich die Siedlungsstruktur verändert und die Siedlungen begannen sich entlang der Flussläufe zu orientieren.347 Zu dieser Zeit mündeten Euphrat und Tigris getrennt in den Persischen Golf. Der Šaii al-XArab existierte im Altertum noch nicht. Wo genau die Einmündung der Flüsse lokalisiert war, ist jedoch schwer festzustellen (siehe dazu auch Kap. 5.3.6). Antike griechische Quellen beschreiben, wie sich Euphrat und Tigris in den Marschen verlieren. Arrian verortet die Einmündung des Tigris in den Golf beim antiken Alexandria-am-Tigris. Weiter nördlich befand sich der Chaldäische See (Marschen). Wollte man weiter den Tigris hinaufsegeln, musste man erst den See durchqueren und die Einmündung des Tigris in den See suchen. Wo genau sich die Einmündung des Tigris in die Marschen gefunden hat, hängt von der Frage ab, in welchem Flussbett der Tigris zu dieser Zeit geflossen ist (zur Problematik siehe Kap. 5.3.4.4). Strabo beschreibt den Euphrat hinter den Marschen als einen distinguierten Fluss, der eine eigene Mündung in den Golf hatte. Cole und Gasche setzen aufgrund dieser Beschreibung die Mündung 60 km westlich des Saii al-XArab und 15 km nordwestlich des nördlichsten Punkts der Failaka-Insel an. Damit wäre der Euphrat dem heutigen Haur Zubair gefolgt (zur Lage siehe S. 57 Abb. 11). Sie gehen davon aus, dass dieser Mündungspunkt schon in neuassyrischer Zeit existierte und sich erst mit Beginn der christlichen Ära eine Verlagerung davon weg ergab. Denn Plinius spricht schon von einem Zusammenfluss von Euphrat und Tigris bei Qurna. Dieser sei durch Bewässerungstätigkeiten und dadurch resultierender Umleitung des Euphratlaufs entstanden. Cole und Gasche identifizieren den Zusammenfluss von Euphrat und Tigris auch auf der „Babylonian Map of the World“. Daher gehen sie davon aus, dass dieser Zusammenfluss schon im 8. Jahrhundert v. Chr. parallel zu der Mündung in Höhe der Failaka-Insel existierte. Letztere verlor schließlich an Bedeutung und die Hauptwassermassen gingen auf den Zusammenfluss von Euphrat und Tigris über (zur „Babylonian Map of the World“ siehe auch S. 383–384). Damit müsste man also im 1. Jahrtausend v. Chr. von zwei nebeneinander existierenden Euphratmündungen ausgehen: eine beim Zusammenfluss von Euphrat und Tigris in der Region des heutigen Basra und eine weiter westlich auf Höhe der Failaka-Insel. 348 Wo auch immer die Einmündung lokalisiert war, schon zu dieser Zeit kann man von der Entwicklung von zwei Deltas sprechen: von einem Binnendelta und einem von den Gezeiten geprägten äußeren Delta. Während das innere Delta den Bereich darstellt, wo sich die Flüsse aufgebrochen in kleineren, teilweise untereinander verbundenen Einzelarmen (vom Aussehen her als ein „bird’s foot delta“ bezeichnet) in den Marschen verlieren, befindet sich das äußere Delta hinter dieser Marschregion, wo sich das Wasser entweder erneut in Flussbetten sammelt und dann ins Meer fließt oder auch von den Marschen ein direkter Übergang in den Persischen Golf besteht.349 347 Pournelle 2003; ead. 2007. Für eine deutliche Verteilung der Siedlungen auf den Uferdämmen in der Region um Abū _abba siehe z.B. auch Cole/Gasche 1999, 91 Map 2. 348 Cole/Gasche, in: Gasche 2007, 18–22, 38–52. 349 Partow 2001, 12; Pournelle 2003, 96–97; ead. 2007, 43; Nützel 2004, 234–235.
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Stark prägend für die Entwicklung des äußeren Delta sind der Kārūn (er allein trägt zu 40% des Wassers im heutigen Šaii al-XArab bei) und der Karḫe350, die aus dem Zagroshochland in die Ebene fließen. Der Karḫe geht heute in den Marschen bei Qurna in den Tigris über. Im Altertum mündete er in den Kārūn. Heute ist der Kārūn der Hauptakteur in der äußeren Deltaentwicklung, denn nur die wenigsten Sedimente von Euphrat und Tigris erreichen das äußere Delta. Sie werden schon im nördlichen Teil der Schwemmebene und in den Marschen abgelagert. Die starke Sedimentführung von Kārūn und Karḫe sorgte im Altertum für die Auffüllung des Gebietes hinter dem Marschland mit Sedimenten und der Entstehung von neuem Land, das sich in Richtung des Persischen Golfes ausdehnte. Dieser Prozess der Auffüllung bewirkt zudem eine Einengung des Flusstals von Euphrat und Tigris innerhalb des Marschenbereichs. Diese Einengung wird durch das von Westen kommende Wādī Bāiin noch verstärkt. In diesem engen Tal, in das Euphrat und Tigris gezwungen werden, sammelt sich das aus den Marschen austretende Wasser wieder in einzelnen Flussbetten. Euphrat und Tigris treten streckenweise wieder als distinguierte Flussläufe auf und werden schließlich gezwungen, zusammen mit dem Kārūn in ein einziges gemeinsames Flussbett überzugehen. Die nach Süden orientierte Senkrichtung des Gebietes (siehe S. 59 Abb. 12) lässt diesen gemeinsamen Flusslauf, den wir heute als Šaii al-XArab bezeichnen, damit in südlicher Richtung weiter ins Meer fließen.351 Die Entstehung des Šaii al-XArab war damit ein langwieriger Prozess. Seine Existenz ist erstmals auf Karten aus der Zeit zwischen 800–1200 n. Chr. belegt. Karten ab 1850 zeigen die auch heute vorherrschenden Bedingungen. Heute weist der Flusslauf von der Mündung von Euphrat und Tigris bei Qurna an eine Länge von 200 km auf und bildet einen Teil der irakisch-iranischen Grenze. Er verbreitert sich vom Zusammenfluss von Euphrat und Tigris von 250 m bis zu seiner Mündung auf bis zu 2 km während der Meeresflut. Vermutlich orientiert er sich im Oberlauf an einem alten Tigrisflussbett, das vor dem Zusammenfluss dort existierte. Der Kārūn mündet heute bei Ḫorramšahr in den Šaii al-XArab.352 Seit wann genau er zusammen mit Euphrat und Tigris einmündet, lässt sich nur ungefähr festlegen. Mittelalterliche arabische Quellen sprechen von einem künstlich geschaffenen Verbindungskanal zwischen Kārūn und Šaii al-XArab, der aber ab dem 16./17. Jahrhundert auf europäischen Karten schon als die eigentliche Kārūn-Einmündung eingezeichnet ist.353 Aufgrund der Interaktion der verschiedenen Flüsse mit den Marschen ist auch der Šaii al-XArab ständigen Veränderungen unterworfen. Willcocks beschreibt Anfang des 19. 350 Butterlin 2003, 225. Zu detaillierten Informationen zu Kārūn und Karḫe und deren Veränderungen im Verlauf siehe Gasche 2004; id. 2005; id. 2007; Heyvaert et al. 2013. 351 Ionides 1937, 201–210; Rzóska 1980, 47; Partow 2001, 12. Techen 1934, 159 beschreibt die Sedimentanlagerung des Kārūn mit einer sich im Frühjahr bildenden Sandbank südlich der KārūnMündung im Šaii al-XArab, die ein Hindernis für die Schifffahrt darstellt. Ihre Größe ist abhängig vom Zeitpunkt des Tigris- und Kārūnhochwassers. Führt der Kārūn vor dem Tigris Hochwasser, ist sie größer. Kommt das Tigrishochwasser zuerst, wird sie abgetragen. Die wenigen Sedimente, die bis zum Meer transportiert werden, lagern sich nicht direkt an der Einmündung des Šaii al-XArab an, sondern werden weiter ins Meer getragen, so dass auf dem flachen Meeresboden ein unter Wasser liegender Schwemmkegel entsteht, siehe dazu Techen 1934, 198; Nützel 2004, 43. 352 Rzóska 1980, 53; Nützel 2004, 237–238; Isaev/Mikhailova 2009, 389–392 mit weiteren Angaben zu den modernen Zuständen. 353 Techen 1934, 194; Potts 2004; für die Laufveränderungen und die im Altertum separate Einmündung des Kārūn in den Golf siehe Gasche 2004; id. 2005; id. 2007; Heyvaert et al. 2013.
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Jahrhundert eine Veränderung des Zusammenflusses von Euphrat und Tigris bei Qurna. Das Euphratflussbett habe an dieser Stelle auch in großem Maße überlaufendes Tigriswasser aufgenommen, was irgendwann zu einem Aufbrechen des Flussbettes führte. Der Euphrat schuf sich einen neuen Arm, der isoliert in den Šaii al-XArab mündete.354 Südlich von Fāw bildet sich durch die vom Kārūn mitgeführten Sedimente eine Landzunge aus. Während zu Zeiten der Euphratexpedition von Colonel Chesney (Mitte des 19. Jahrhunderts) die Landzunge eine Länge von ca. 4 km aufwies, war sie zur Mitte des 20. Jahrhunderts schon auf 10 km angewachsen.355 Der Šaii al-XArab ist natürlich von den Gezeiten geprägt, deren Einfluss sich bis 140 km stromaufwärts bemerkbar macht. Die Flut lässt das Wasser bis zu 2 m steigen. In dem flachen Terrain kann dieser Wasseranstieg an unbefestigten Ufern für eine Überschwemmung der Umgebung sorgen. Problematisch ist das vordringende Salzwasser vor allem für die Landwirtschaft, da die meisten Kulturpflanzen eine geringe Salztoleranz aufweisen. Eine Ausnahme ist die Dattelpalme, die von der Bewässerung durch die Gezeiten profitiert. Alle anderen Kulturpflanzen müssen dagegen vor dem Salzwasser geschützt werden, z.B. durch ihren Anbau auf höherem oder vom Einfluss des Meereswassers geschütztem Terrain und durch Kanalsysteme, die von dem Meereswasser unbeeinflusst bleiben. Vorteil der Gezeiten ist, dass das Salzwasser und das bei Verdunstung entstehende Salz nicht in den Flussläufen verbleiben, sondern bei Rückzug des Wassers von dem nachströmenden Flusswasser wieder weggeschwemmt wird. Da zur Zeit des Alten Orients das Geländegefälle vermutlich steiler war und sich erst durch die Sedimentation der letzten Jahrtausende eine im Süden so extrem flache Ebene entwickelt hat, war der Einfluss der Gezeiten vermutlich nicht so stark zu spüren wie heute. Dennoch dürfte sich der Einfluss der Flut bis nach Uruk bemerkbar gemacht haben.356 Der Flusslauf Im Folgenden wird die grobe Entwicklung der Flussläufe vom Altertum bis in die Moderne beschrieben (zu Euphrat und Tigris während und nach der letzten Eiszeit siehe S. 59–60). Wie bereits in Kap. 1.2 beschrieben, fällt es schwer, die alten Flussläufe zu rekonstruieren. Diesbezüglich entstanden dann auch verschiedene Meinungen zu der Verteilung der Flussarme. Im Folgenden sollen die grundlegenden Forschungstendenzen skizziert werden. Viele Einschätzungen basieren auf der Analyse von unsicheren Quellen. Eine naturwissenschaftliche Erklärung für die zahlreichen unklaren Entwicklungen kann hier nicht gegeben werden. Die verschiedenen im Folgenden angesprochenen Problematiken können nur in Bezug auf die Keilschrifttexte analysiert werden. Aus diesem Grund werden die meisten Fragen und die Details zum Unterlauf von Euphrat und Tigris im Alten Orient in Kap. 5.3.4.4 diskutiert. Während im Oberlauf und im Mittellauf der Flüsse eine größere Konstanz im Flussverlauf vorhanden ist, zeigen zahlreiche Spuren von alten Wasserläufen in der Schwemmebene und altorientalische, griechische und arabische Texte, dass die modernen Flussläufe von 354 Ionides 1937, 10. 355 Techen 1934, 195–197. Für die Euphratexpedition siehe Chesney 1850. 356 Buringh 1960, 189; Rzóska 1980, 47; Nützel 1980a und b; id. 2004, 107–108; Pournelle 2003, 200; ead. 2007, 37–38 mit Fn. 3; Isaev/Mikhailova 2009, 391–392.
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Euphrat und Tigris in der Schwemmebene junge Entwicklungen sind und sich die Flüsse mehrfach verlagert haben. Bei Ramādī/FallūVa tritt der Euphrat vom Arabischen Plateau in die Schwemmebene ein. Der Tigris geht bei Sāmarrām fast direkt vom Bergland in die Schwemmebene über. Die Flüsse verlassen an diesen Orten jeweils ihr schmales Tal und fließen in einem breiten Bett über die Ebene. Generell ist für den heutigen Verlauf der beiden Flüsse festzustellen, dass der Euphrat ab Hīt von der Ostwärtsneigung der Euphrat-Senkzone (siehe S. 59 Abb. 12) bis zu dem Punkt geprägt ist, wo er sich mit dem Tigris in der Zubair-Zone zum Šaii al-XArab vereint. Der Tigris dagegen fließt ab Sāmarrām in Richtung Süd-Südost und orientiert sich an den tiefsten Stellen der Tigris-Senke entlang des Zagrosvorlands.357 Die beiden Flüsse sind also an den jeweiligen Außenrändern der Schwemmebene zu finden. Modern teilt sich der Euphrat südlich von Musajjib in zwei große Hauptarme auf, die durch einen Damm kontrolliert werden, um das Verlagern der Wassermassen in nur einen der Arme zu verhindern: Der westliche wird als Hindīja-Arm, der östliche als _illa-Arm bezeichnet. Der Hindīja-Arm teilt sich südlich von Kifl noch einmal in den Kufa-Arm und den Šaii aš-Šāmīja. Die beiden Arme vereinen sich jedoch wieder. Südlich von aš-Šināfīja findet mit der Aufteilung in taii al-XAišān und dem taii as-Sabīl eine weitere Teilung statt. Auch diese Nebenarme vereinen sich wieder mit dem östlichen _illa-Arm.358 Beim Euphrat spricht man von einem anastomosierenden Fluss, der in verschiedenen Armen über die Schwemmebene fließt und Uferdämme baut, beim Tigris von einem mäandrierenden, vorrangig in einem Bett fließenden Fluss (für eine genauere Beschreibung dieser Flusstypen siehe S. 63–66). Der Tigris passiert die Städte Sāmarrām, Bagdad, Kūt, XAmāra und Qurna. Die Mäanderbildung ist in den Laufabschnitten unterschiedlich stark ausgeprägt: Eine starke Mäanderbildung findet sich z.B. zwischen Bagdad und Kūt. Während die beiden Städte 190 km Luftlinie auseinanderliegen, liegt hier eine Strecke von 343 Flusskilometern vor.359 Die Strecke zwischen Kūt und XAmāra dagegen ist weniger gewunden.360 Die beiden Flüsse vereinen sich heute zum Šaii al-XArab (für die Entwicklung des Šaii al-XArab siehe S. 73–75). Euphrat und Tigris sind in unterschiedlicher Art von Laufveränderungen betroffen. Während beim Euphrat aufgrund der mehreren parallel verlaufenden Betten, die von Uferdämmen umgeben sind, Verlagerungen der Hauptwassermassen von einem Bett in das andere die Regel sind, tritt der Tigris mit einer höheren Wassermasse und einem steileren Gefälle in die Schwemmebene ein und mäandriert. Sein Flussbett ist tief eingeschnitten, so dass der Wasserspiegel unter der Uferkante liegt. Lange ging man daher davon aus, dass der Tigris für das Leben in der Schwemmebene für die Bewässerung nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat, da zum einen Hebevorrichtungen (die den Keilschriftkulturen noch nicht zur Verfügung standen) notwendig sind, um das Wasser aus dem Fluss zu schöpfen. 357 Pournelle 2003, 68–73. 358 Ionides 1937, 74–91; De Graeve 1981, 7; Cole 1994a, 83–84. Heute kommen zu diesem Gefüge noch weitere Kanäle zur Drainage und zum Hochwasserschutz hinzu, wie z.B. der „Third River“ (auch „Saddam’s River“), siehe dazu Partow 2001 passim und Isaev/Mikhailova 2009, 382–383. 359 Ionides 1937, 178. 360 Ionides 1937, 190; für eine mögliche Erklärung dessen in Bezug auf die Sedimentfracht des Flusses siehe S. 66 mit Fn. 312.
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Zum anderen seien die Wassermassen und das schnelle Fließverhalten eine zu große Gefahr gewesen (für die „These vom Einstromland“ siehe auch Kap. 5.3.4.4 passim und 8.2.4.2). Man geht generell davon aus, dass dieses Laufverhalten und die Mäanderbildung des Tigris dafür sorgen, dass er vor allem durch kleinere lokale Änderungen betroffen ist, die z.B. dafür sorgten, dass sich Städte, die am linken Ufer des Flusses gelegen haben plötzlich am rechten Ufer des Flusses lagen oder umgekehrt.361 Im Gegensatz zum Euphrat erhält der Tigris in der Schwemmebene noch zwei große Zuflüsse, den Adhaim und den Diyālā. Diese haben durch den Sedimentaufbau an ihren Einmündungen den Tigrisverlauf beeinflusst und den Fluss in eine andere Richtung gedrängt.362 Den Tigris jedoch auf diese kleinteiligen Veränderungen und das mäandrierende Verhalten zu reduzieren, erscheint nicht schlüssig. Denn auch radikale Flussbettverlagerungen sind belegt. Während die Frage des Tigrisverlaufs im Altertum umstritten ist (siehe ausführlich Kap. 5.3.4.4), sind für die nachchristliche Zeit mehrere Verlagerungen sicher erwiesen. Angenommen wird, dass der Tigris zur sassanidischen Zeit zwischen Kūt über XAmāra nach Qurna in seinem heutigen Bett floss. Durch eine große Flutkatastrophe und das Brechen von Deichen im 7. Jahrhundert n. Chr., durch die auch die _ammār-Marsch entstanden ist (siehe S. 71), verlagerte der Tigris sein Bett. Strittig ist jedoch wohin. Weit verbreitet in der Forschungsliteratur findet man die Angabe, dass sich die Hauptwassermassen auf den Šaii al-Ġarrāf/_ayy363 verlagert haben. Dieser Arm zweigt bei Kūt vom rechten Tigrisufer ab und fließt Richtung Süden zu den Marschen bei Nāhirīja am Euphrat und bildet damit eine Verbindung zwischen Euphrat und Tigris, die bei Kūt durch ein Wehr kontrolliert wird.364 Eine alternative Theorie, die von der Lokalisierung der mittelalterlichen arabischen Stadt Wāhii abhängig ist, sieht den mittelalterlichen Tigris in dem an den Überresten der Stadt vorbeiführenden Arm, der als DuVaila („Kleiner Tigris“) bezeichnet wird. Die Größe des Flussbettes und die Lage einiger großer Städte an ihm machen ihn zu einem wahrscheinlichen Kandidaten für den mittelalterlichen Tigris (für eine mögliche Rolle dieses Flussbettes in altorientalischer Zeit siehe S. 335–336).365 Der moderne/östliche Tigrisarm scheint zu dieser Zeit nicht völlig ausgetrocknet gewesen zu sein. Er wird in mittelalterlichen arabischen Texten als Šuiaiia, also „kleiner Fluss“, bezeichnet und hat vermutlich weiterhin einen Teil des Tigriswassers enthalten.366 Ab dem 17. Jahrhundert wird der DuVaila als nicht mehr navigierbar beschrieben, die Hauptwassermas361 Für Beispiele aus der islamischen Zeit siehe z.B. Adams 1981, 197; zur Mäanderentwicklung siehe auch S. 49. 362 Zu den Charakteristika von Adhaim und Diyālā siehe auch Verhoeven 1998, 166–167; zur Wasserführung des Diyālā siehe Ionides 1937, 163. Der Adhaim fällt im Sommer manchmal trocken, der Diyālā mit seiner großen Wassermenge und seinem 3 m hoch gelegenen Flussbett hat Schwierigkeiten, in den Tigris zu münden, siehe dazu De Graeve 1981, 9–10. Auch wenn der Diyālā der letzte große Zufluss des Tigris vor seiner Mündung in den Persischen Golf ist, erhält der Tigris saisonal zusätzlich Wasser aus der Region des Pušt-i Kūh, siehe Ionides 1937, 199. 363 Potts 2006. Der Flusslauf wird sowohl als Šatt al-Ġarrāf als auch als Šaii al-_ayy bezeichnet. Hier wird im Folgenden erstere Bezeichnung verwendet. Der Šatt al-Ġarrāf ist heute mit seinen über 170 km Länge grundlegend für die Bewässerung der Region, siehe dazu Isaev/Mikhailova 2009, 382. 364 Ionides 1937, 182–187; Hartmann/Longrigg 1965, 250; de Vaumas 1965, 89; Pournelle 2003, 90; Nützel 2004, 141–142. 365 Naval Intelligence Division 1944, 50; Cole/Gasche, in: Gasche 2007, 31–33; besonders auch zu beachten Babinger 1936 und Sakly 2002. 366 Wilkinson 1990, 126.
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sen verlagerten sich zurück in das heutige Bett. Dass aber weiterhin Fluktuationen in dem System bestehen, zeigt die Installation des Stauwehrs bei Kūt, das die heutigen Schwankungen zwischen dem Šaii al-Ġarrāf und dem heutigen Tigrisbett kontrollieren soll.367 Solche Flussbettverlagerungen können nicht abrupt geschehen, es sei denn, es existieren schon mehrere Flussbetten parallel zueinander. Tritt der Fluss in der flachen Schwemmebene durch eine Flutkatastrophe über die Ufer, wird zunächst das umgebende Gebiet überflutet. In diesem überfluteten Gebiet muss sich der Fluss dann erst ein neues Bett schaffen. Hierbei folgt das Wasser den tiefgelegenen Punkten des Geländes. In dem weichen Material der Schwemmebene kann dieser Vorgang viel schneller vor sich gehen, als wenn der Fluss sein neues Bett erst in hartes Gestein eingraben müsste.368 Zudem lagen schon durch das vorher bestehende verwilderte Flusssystem gute Voraussetzungen zur Schaffung neuer Flussbetten vor. Generell muss man sich also die Frage stellen, ob die auch in moderner Zeit bekannten Flussbetten des Tigris nicht auch schon zur Zeit des Alten Orients existiert haben können und außerdem, ob die in der Geschichte beschriebenen Verlagerungen tatsächlich immer Komplettverlagerungen dargestellt haben oder ob weiterhin in verschiedenen Armen Tigriswasser floss, wenn auch in unterschiedlichen Mengen.369 Dies würde die verbreitete Vorstellung des Tigris als in einem Bett fließenden, mäandrierenden Fluss in Frage stellen. Dieser Problematik soll weiter in Kap. 5.3.4.4 nachgegangen werden. Insgesamt ist der Tigris in seiner Entwicklung und seinen Pendelbewegungen eingeschränkt. Während er von Osten her von den aus dem Zagros kommenden Zuflüssen und ihren Schwemmfächern eingedämmt ist, schränkt ihn im Westen das höher gelegene Gebiet des Euphrat ein (für die Niveauunterschiede im Gelände siehe S. 66).370 Dem Euphrat wird daher auch eine große Bedeutung bei der Laufentwicklung des Tigris zugeschrieben, die schon während der Zeit des Alten Orients begann. Adams371 geht im 4. Jahrtausend von einem Zusammenfluss von Euphrat und Tigris in der nördlichen Schwemmebene aus und sieht als Beweis dafür die dichte Besiedlung der Region um Abū _abba während dieser Zeit. Insgesamt sieht er diesen gemeinsamen Wasserlauf nicht als statisch an, sondern geht davon aus, dass sich dieser Flussarm wieder in zahlreiche Arme aufgespalten hat, die ein komplexes Gewirr von Wasserläufen bildeten, die größtenteils separat in den Persischen Golf mündeten. Nach Adams verändert sich dieses System Ende des 4. Jahrtausends, was zu einer vollständigen Trennung des Euphrat- und Tigrissystems führt. Diese Entwicklung entspricht der auf S. 61–66 beschriebenen Entwicklung von einem verwilderten Flusssystem zu den für heute charakteristischen Eigenschaften von Euphrat und Tigris.372 Nach 367 368 369 370 371
Cole/Gasche, in: Gasche 2007, 31. Naval Intelligence Division 1944, 50. Nützel 2004, 165–166. Butzer 1995, 144. Grundlegend für die Rekonstruktion der Flussläufe in der Schwemmebene ist Adams 1981 (und auch seine älteren Arbeiten). Auch wenn Adams in späteren Abhandlungen einige Schlussfolgerungen aufgrund neuerer Forschungsdaten revidiert, bildet diese Arbeit ein Grundlagenwerk. Neben Adams ist forschungsgeschichtlich auch Gibson 1972 mit dem Survey in der Region von Kiš zu nennen und dazu die Rezension von Weiss 1975, 451–453. 372 Adams 1981, 14–19; zusammenfassend dazu siehe auch Hritz 2010, 187–188. Adams Annahme von einem Zusammenfluss der beiden Flüsse wird unterstützt von Untersuchungen in der Region von Tell
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Adams beginnt nun der Mensch ein prägender Faktor für die Entwicklung der beiden Flüsse und ihren Lauf zu werden. Während vor dem 4. Jahrtausend die Flüsse noch nicht groß beeinflusst waren, sondern die Menschen eher von den natürlichen Entwicklungen der Flüsse eingeschränkt waren, begannen sie nach dem 4. Jahrtausend die Flusslandschaft entscheidend mitzuprägen. Während vorher also Siedlungen bei dem Versiegen oder Verlagern eines Flussarms an einen anderen Flussarm umziehen mussten, waren die Menschen teilweise ab dem 4./3. Jahrtausend in der Lage, den Fluss durch Umleitung oder mit Eingriffen in das Bewässerungssystem wieder zu sich zurückzuholen oder aber einen neuen Kanal zu graben und das Wasser an anderer Stelle abzuleiten (siehe dazu auch Kap. 8.1.2).373 Adams stellte beim Vergleich zweier alter Flussarme des Euphratsystems fest, dass einer einem geraden Verlauf folgte, während der andere stark mäandrierte. Während ersterer lange Zeit von abzweigenden Kanalsystemen geprägt war und vom Menschen in eine gerade Linie „gezwungen“ wurde, war der andere Arm vom Menschen relativ unberührt, führte eine erheblich größere Wassermenge und folgte seinen natürlichen Eigenschaften.374 Nach Adams Theorie bestand der Hauptfaktor bei der Trennung der beiden Flüsse in einer kontinuierlichen Verlagerung der Hauptwassermassen des Euphrat vom Zentrum der Schwemmebene auf seine westlichen Arme, also in einer Veränderung der ursprünglichen Fließrichtung von Nordwesten nach Südosten hin zu einer vor allem südlichen Fließrichtung. Diese Westwärtsbewegung des Euphrats war kein abrupter Vorgang. Auch wenn sich die Hauptwassermassen des Flusses in weiter westliche Betten verlagerten, führten die alten Betten noch weiterhin Wasser und waren aufgrund der geringeren Verlandung vermutlich weniger schwer zu bearbeiten und instand zu halten. Dies war ein langwieriger Prozess. Gleichzeitig haben laut Adams diese Westwärtsbewegung und der damit verbundene Sedimentaufbau auch für eine kontinuierliche Verdrängung des Tigris nach Osten gesorgt. Dies geschah jedoch nicht abrupt, sondern nach und nach, wobei weiterhin von Tigriszubringern Wassser in die Schwemmebene gebracht werden konnte, wie z.B. entlang der Städte Keš und Akšak. Die Verlagerung des Tigris nach Osten könnte also schrittweise über verschiedene Flussbetten geschehen sein. Adams ist aber generell der Ansicht, dass mit dieser im 4. Jahrtausend beginnenden Verschiebung des Tigris nach Osten der Fluss für die nächsten 3 Jahrtausende für die Bewohner der Schwemmebene in den Hintergrund trat und nur noch durch wenige Zubringerkanäle Tigriswasser in die zentrale Schwemmebene geführt wurde.375 Erst ab neubabylonischer oder achämenidischer Zeit geht Adams von einer beginnenden Nutzung von Bewässerungswasser direkt aus dem Tigris aus, der sich dann in der späteren Zeit mit Städten wie Seleukia, Ktesiphon und Bagdad zu der Hauptverkehrsader und zum Siedlungsschwerpunkt der Region entwickelt. Als Grund für diese Schwerpunktverlagerung werden die besseren Möglichkeiten der Flussschifffahrt (das tiefere Flussbett erlaubt auch die Passage von größeren Schiffen mit mehr Tiefgang) und des Überseehaned-Dēr. Zu diesen und weiterführenden Untersuchungen wurde von Cole/Gasche 1998 eine ausführliche Publikation vorgelegt, für die der Zusammenfluss von Tigris und Euphrat ebenfalls zentral ist. Zu den Ergebnissen dieser Studie im Detail siehe Kap. 5.3.4.4 passim. 373 Siehe dazu auch zusammenfassend Thuesen 2002; Hritz 2010, 188–189. 374 Adams, in: Adams/Nissen 1972, 38. 375 Adams 1981, 16–19, 155–170.
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dels genannt. Laut Adams stellte sich für die Siedlungen vorteilhaft heraus, dass in der nördlichen Schwemmebene aufgrund der Topographie Verbindungskanäle zwischen Euphrat und Tigris ein Gefälle zum Tigris hin aufwiesen und damit die Bewässerung in der Region zwischen den Flüssen leicht war. Nachteilig dagegen sei gewesen, dass einige große Handelsrouten weiter westwärts und damit über den Euphrat führten. Dies sei schließlich durch die Anlage von mehreren Verbindungskanälen zwischen Euphrat und Tigris erleichtert worden.376 Einen Höhepunkt dieses Auseinanderdriftens und der Westwärtsverschiebung des Euphrats sieht Adams Ende des 3. bzw. Anfang des 2. Jahrtausends, wo es offensichtlich zu Unregelmäßigkeiten im Wasserfluss kam. Als erstes Indiz dafür sieht er Steinkeller folgend eine Inschrift Ur-Nammas aus der Ur III-Zeit, die von der Erschließung von großen Feldeinheiten und der Wiedereröffnung des Handels mit Magan spricht.377 Da zu dieser Zeit ein großer Teil der Euphratarme von den Menschen kontrolliert und beeinflusst war, sieht er als bestehende Möglichkeit, dass diese Verlagerung der Wassermassen nicht zwangsweise nur auf natürlichen Gegebenheiten basieren müsse, sondern auch eine vom Menschen geschaffene Entwicklung sein könnte, da die aus dieser Zeit stammenden bis zu 100 km langen Flussläufe als künstlich geschaffene Kanäle wirkten.378 Jedenfalls stellt Adams in diesen Kontext auch den Aufstieg der Stadt Babylon. Durch ihre Lage im nördlichen Teil der Schwemmebene kontrollierte sie den Zufluss von Euphratwasser nach Süden. Letzten Endes lässt sich nicht ausschließen, dass diese Westwärtsbewegung durch Manipulationen am Kanalsystem stattfand. Sie hatte jedenfalls grundlegenden Einfluss auf das Kanalsystem der späten altbabylonischen und kassitischen Zeit.379 Denn es ist festzustellen, dass die Wasserläufe und großen Kanäle des 3. Jahrtausends dem Geländegefälle folgend grob zusammengefasst eine Nord-Nordwest-Richtung nahmen, sich die Fließrichtung im 2. Jahrtausend aber auf eine West-Nordwest-Richtung verschob, was eben auf diese Verlagerung der Hauptwassermassen des Euphrat vom Zentrum der Schwemmebene auf seine westliche Außenseite zurückzuführen ist.380 Gleichzeitig muss durch diese Verlagerung der Wassermassen auch eine Flutung einiger Flächen im westlichen Teil stattgefunden haben, die die Region isolierte und den Bau von nach Osten orientierten Kanälen schwer machte.381 Im 7. Jahrhundert n. Chr. wurden die ersten Städte am heutigen Euphratverlauf gegründet, man kann also annehmen, dass zu diesem Zeitpunkt die Verlagerung auf die heutigen Flussbetten vollendet war.382 Dieser Entwicklung sind natürliche Grenzen gesetzt: Wie oben beschrieben, fließt der Euphrat streckenweise entlang der Grenze zwischen Schwemmebene und Arabischem Plateau und kann damit ab diesem Punkt nicht noch weiter nach Westen gedrängt werden. Als eine Gegenbewegung gegen den Westwärtstrend 376 Adams 1981, 190–200. Für die gezielt angelegten Verbindungen zwischen Euphrat und Tigris siehe auch Nützel 2004, 168–171. 377 Adams 2002, 43–44. 378 Adams 1981, 158. 379 Adams 1981, 16–19; für eine Westverlagerung des Euphrats und damit einhergehend. einem Aufblühen der Städte am westlichsten Euphratarm im 1. Jt wie Babylon und Borsippa und gleichzeitigem Niedergang der Städte an östlichen Euphratarmen siehe auch Brinkman 1995. 380 Adams 1981, 16–19. 381 Adams 1981, 158. 382 Nützel 2004, 165–166.
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2.2 Die einzelnen Flussabschnitte
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sind außerdem das Wādī al-Ḫār und das Wādī Bāiin zu nennen, deren Wasser zu Feuchtzeiten vom Arabischen Plateau in die Schwemmebene fließt und deren aufgebaute Sedimente den Euphrat wieder leicht nach Osten drängen.383 Was die Auseinanderverlagerung von Euphrat und Tigris angeht, geht Nützel davon aus, dass aufgrund der sich verändernden Sedimentaufschüttung Rückverlagerungen auf die alten Positionen möglich sind.384 Zusammenfassend beschreibt Thuesen in Bezug auf Adams die Entwicklung der Alluvialebene mit den beiden Flüssen an ihren Rändern damit als eine Mischung aus natürlichen Gesetzmäßigkeiten (natürliches Verhalten der Flüsse, Topographie der Schwemmebene), die ein Auseinanderdriften der beiden Flüsse begünstigte, und dem menschlichen Faktor, der durch seine „Zähmung“ der Flüsse den Prozess des Auseinanderdriftens noch verstärkte und sich im Zentrum der Schwemmebene durch die künstliche Bewässerung eine „Flussoase“ inmitten sonst unkultivierbaren Landes zwischen den beiden Flüssen schuf. War die Entwicklung der Bevölkerung und Landwirtschaft in der Schwemmebene an ihre Grenzen gestoßen, sei nur noch eine Expansion nach Norden möglich gewesen.385 Einen etwas anderen Schwerpunkt bei der Westwärtsbewegung des Euphrat setzen Cole und Gasche. Sie gehen anhand von Klimadaten vom Vansee eher von einer natürlichen Entwicklung, nämlich einer Trockenphase Ende des 2. Jahrtausends aus, die in einem ersten Schritt mit einem reduzierten Wasserfluss und Verlandung der Wasserläufe und Kanäle einherging. Beim frühjährlichen Hochwasser und stärkeren Regenfällen sei es dann zu Überschwemmungen gekommen (siehe dazu auch S. 483–486). Die Verlandung verschiedener Flussarme sorgte dann dafür, dass sich das Wasser auf wenige aktive Flussarme verlagerte. Sie sehen hierin die Fortsetzung der Rückentwicklung des verwilderten Flusssystems, das sich in der von den Autoren gewählten Untersuchungsregion rund um Abū _abba im 9. Jahrhundert v. Chr. beim Euphrat hin zu einem mäandrierenden System mit nur einem Flussbett entwickelt.386 Verhoeven schlägt zudem als weitere Erklärungsmöglichkeiten für diese Entwicklung Veränderungen des Meeresspiegels vor. Bei steigendem Meeresspiegel entsteht ein Rückstau in den Flüssen, der die Ablagerung von Sedimenten weiter nördlich im Flusslauf fördert.387 Die Theorie von einem Zusammenfluss von Euphrat und Tigris, die sowohl Adams als auch noch ausführlicher Cole und Gasche beschreiben (siehe dazu ausführlich Kap. 5.3.4.4), wurde in den letzten Jahren durch neue Untersuchungen in Frage gestellt. Pournelle ist der Ansicht, dass die als gemeinsamer Lauf der beiden Flüsse gedeuteten Spuren vielmehr Relikte von zwei verschiedenen Systemen aus verschiedenen Zeitperioden sind.388 Eine Lösung dieser Frage anhand von archäologischen und naturwissenschaftlichen Methoden kann hier nicht gegeben werden. In Kap. 5.3.4.4 soll anhand der Texte, soweit möglich, noch einmal auf das Problem eingegangen werden. Rein der Logik nach muss man dennoch davon ausgehen, dass das verwilderte Flusssystem zur Zeit des Meeresspiegelanstiegs durch die Überschneidung von einzelnen Flussarmen geprägt war. In der Zeit 383 384 385 386
Pournelle 2003, 71. Nützel 2004, 165. Thuesen 2002, 57–58. Cole/Gasche 1998, 7–13; Verhoeven 1998, 216–217; Überschwemmungen sind in dieser Zeit auch für den mittleren Euphrat belegt, siehe dazu S. 53–54. 387 Verhoeven 1998, 238–239. 388 Pournelle 2003, 147–156; siehe dazu auch zusammenfassend Hritz 2010, 194–195.
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2 Physische Geographie
vor der Trennung in das Euphrat- und das Tigrissystem dürfte es also zu Überschneidungen gekommen sein, die stellenweise noch lange wirkten, bevor sich die zwei verschiedenen Flusstypen entwickelten. Daher ist auch schon im Altertum von natürlichen Verbindungen zwischen den beiden Flüssen auszugehen und auch ein streckenweiser Zusammenfluss kann nicht ausgeschlossen werden. Wie dieser aussah und inwiefern er auf der so stark durch Sedimente veränderten Schwemmebene rekonstruierbar ist, ist jedoch wieder eine andere Frage.389 In der Tat stellt der Mensch mit seinen aktiven Eingriffen in das Flusssystem einen schwer zu kalkulierenden Faktor dar. Denn mit ihm als Akteur spielen nicht mehr länger die ohnehin komplexen natürlichen Dynamiken eine alleinige Rolle, sondern der Mensch beginnt sich seine eigene Kulturlandschaft zu schaffen. Dammbauten und Kanäle verändern Wasserkapazitäten und Sedimentationsraten, Abholzung kann zu Klimaveränderungen führen und damit die Wasserführung und die Sedimentationsraten der Flüsse verändern.390 Nützels Annahme, dass es auch wieder zu einer Rückentwicklung der Flusssysteme auf alte Positionen kommen wird, ist daher schwer kalkulierbar. Die menschlichen Eingriffsmöglichkeiten in das Flusssystems sind heutzutage mit moderner Technik so ausgefeilt, dass man annehmen kann, dass eher der Mensch als die Natur die Flussläufe bestimmen wird. Die als Erklärung für das Auseinanderdriften der Flüsse angeführten Veränderungen in der Natur sind ebenso kaum zu verifizieren. Meeresspiegelschwankungen sind in dieser Zeit schwer nachzuvollziehen (zu der Problematik siehe S. 68). Auch sind sichere Angaben zum Klima im Altertum problematisch. Wie bereits auf S. 21–25 beschrieben, sind die Daten vom Vansee mit Vorsicht zu betrachten. Ein klarer Beweis für eine überregionale starke Trockenheit zu Beginn des 2. Jahrtausend ist nicht vorhanden. Aufgrund der sich generell vom 4.–1. Jahrtausend entwickelnden Trockenheit auf das heutige Level ist in der Tat eine kontinuierliche Rückentwicklung des verwilderten Flusssystems wahrscheinlich. Da dies auch ein langer Entwicklungsprozess ist, muss gar nicht nach einem bestimmten Zeitpunkt gesucht werden, an dem sich dies festmachen ließe. Diese Entwicklung und damit Verlandung und Verlagerung von Wassermassen dürfte schon stattgefunden haben, als noch keine keilschriftlichen Aufzeichnungen vorlagen.391 Es muss jedoch auf jeden Fall zwischen der Rückentwicklung des verwilderten Flusssystems und der Entwicklung der Flüsse an sich unterschieden werden. Der Euphrat ist bis heute ein in parallelen Betten fließender, Uferdämme bauender Fluss und nur deswegen auf wenige Arme begrenzt, weil er von den Menschen zu Bewässerungszwecken so „gezähmt“ wurde. Auch noch auf mittelalterlichen und neuzeitlichen arabischen Karten sind verschiedene Flussarme des Euphrat erkennbar.392 Auffällig ist aber, dass mehrmals in der Geschichte generell ein Wechsel zwischen zwei starken Armen stattgefunden hat. Während im Alten Orient von einer Verlagerung zwischen Araḫtu und Purattu ausgegangen wird, ist für die moderne Zeit der
389 Für eine Rekonstruktion der verschiedenen Verbindungen zwischen Euphrat und Tigris im Alten Orient siehe Kap. 5.3.4.4 passim. Die verschiedentlich in der Forschungsliteratur gemachte Aussage, dass Verbindungskanäle zwischen Euphrat und Tigris erst in späterer Zeit existierten und künstlich geschaffen wurden, ist zurückzuweisen. 390 Kouchoukos/Wilkinson 2007, 4–5; Charlton 2008, 171–175; siehe dazu auch Kap. 2.1.2. 391 Zu der langen Entwicklung solcher Prozesse siehe auch Verhoeven 1998, 216–217. 392 Für weitere Literatur dazu siehe Cole/Gasche 1998, 15 Fn. 60.
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2.2 Die einzelnen Flussabschnitte
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Wechsel zwischen dem Hindīja- und _illa-Arm des Euphrat zu vermerken.393 Dass sich in der Tat in der Region von Abū _abba der Euphrat zu einem in einem Bett mäandrierenden Fluss entwickelt hat, ist als ein regionales Phänomen zu werten und sagt daher nichts über den Grundcharakter des Flusses aus. Weiterhin bleibt fraglich, inwiefern der Euphrat tatsächlich in der Lage gewesen sein könnte, den Tigris nach Osten zu verdrängen. Wie oben beschrieben ist der Flussverlauf grundsätzlich von den verschiedenen Neigungen der unterschiedlichen Senkzonen beeinflusst. Große Sedimentanhäufungen können allerdings dafür sorgen, dass der Fluss auch gegen die Neigung der Zone fließt. Der Euphrat mit seinen verschiedenen Armen und den Uferdämmen liegt im nördlichen Teil der Schwemmebene höher im Gelände und dämmt damit in der Tat die Pendelbewegungen des Tigris ein. Der Tigris orientiert sich damit begrenzt im Westen durch das höher gelegene Euphratland und im Osten eingedämmt durch die Schwemmfächer seiner Zuflüsse entlang des tiefstgelegenen Landes. Die in den letzten zweitausend Jahre geschehenen Laufveränderungen, die zwischen einem oder mehreren weiter westlich gelegenen Betten und dem heute im Osten der Senkzone zu findenden Bett stattfanden, zeigen jedoch, dass der Tigris ein ähnliches Potential zur Verlagerung der Wassermassen auf andere Flussbetten hat wie der Euphrat. Deshalb ist möglicherweise auch in Frage zu stellen, ob dem Euphrat eine Verdrängung des Tigris nach Osten zugeschrieben werden darf oder ob der Tigris nicht stärker durch seine Eigendynamik beeinflusst ist, als es ihm oft zugeschrieben wird. Hieran ist wieder die Frage geknüpft, inwiefern man im Alten Orient beim Tigris von einem in einem Einzelbett fließenden Fluss sprechen kann, der keine Rolle für das Zentrum der Schwemmebene gespielt hat, oder ob man in der Tat mit verschiedenen Flussbetten rechnen muss. In diesem Fall stellt sich die Frage, ob der Tigris überhaupt nach Osten verdrängt wurde und damit nicht länger eine Rolle für die Schwemmebene gespielt hat. Geht man mit Cole und Gasche davon aus, dass der Haupteuphratarm in den Tigris mündete und beide Flüsse über eine längere Strecke gemeinsam flossen, dann könnte man bei der Einmündung des Euphrat durch Sedimentaufbau von einer Verdrängung des Tigris nach Osten sprechen. Diese wäre dann aber punktuell auf die Region um die Einmündung begrenzt und könnte nicht die Ursache für eine generelle Verdrängung des Gesamtlaufes nach Osten gewesen sein. Um diese Frage zu beantworten, muss zuerst die Frage geklärt werden, wie genau der Tigris im Alten Orient definiert wurde und wo er floss. Dieses Thema wird in Kap. 5.3.4.4 weiter vertieft. Die Anzeichen für die schrittweise Westwärtsverlagerung des Euphrat sind deutlich erkennbar. Nicht klar zu erkennen ist die tatsächliche Ursache dafür. Es macht jedoch keinen Sinn, einen monokausalen Ansatz hierfür anzunehmen. Natur und Mensch dürften beide Einfluss darauf gehabt haben. Haltbar ist nicht, die Schwemmebene zwischen den beiden Flüssen als alleinigen Siedlungsschwerpunkt anzunehmen. Die Region entlang des Diyālā bildet ein weiteres, größeres Siedlungszentrum.394
393 Siehe dazu Ionides 1937, 74–88; Wirth 1962, 141; siehe Adams 2002, 43–44 und Adams, in: Adams/Nissen 1972, 78–79 für den menschlichen Einfluss auf den Wechsel zwischen den beiden Armen. Cadoux 1906 gibt eine Beschreibung der Lage entlang der beiden Flussarme zur Zeit der instabilen Wasserzufuhr. 394 Siehe dazu Hritz 2010, 201–202.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris 3.1 Die Identifizierung der Namen Eine Identifizierung der altorientalischen Namen für Euphrat und Tigris fällt nicht schwer. Gewässernamen weisen in jeder Kultur meist ein deutlich höheres Alter auf als Siedlungsnamen und zeigen eine sehr lange Kontinuität.1 Im Arabischen werden die Flüsse heute als al-Furāt, Euphrat, und Di la, Tigris, bezeichnet.2 In der Bibel tritt der Euphrat als Pərāt auf, der Tigris wird iddæqæl genannt. Diese Namen gehen auf die akkadischen Namen Purattu und Idiglat zurück. Die Urform der Namen wird aber in sumerisch Buranuna und Idigna gesucht, was jedoch einer erneuten Überprüfung bedarf (siehe dazu Kap. 3.3).3 Altpersisch steht (H)ufrātu für den Euphrat, was sich ebenfalls als volksetymologische und lautlich bedingte Umformung von Purattu – vermutlich über eine aramäische Zwischenform – deuten lässt. Bei der Übernahme des Namens ins Griechische wurde das Präfix huals „gut“ verstanden und gleichbedeutend mit εὐ wiedergegeben. Der Name ließe sich damit als „mit guter Furt/mit guten Furten“ übersetzen.4 Auf dem griechischen Namen Εὐφράτης wiederum beruht die deutsche Bezeichnung Euphrat. Der Name Tigris enstammt dem griechischen Тίγρης, was mit altpersisch Tigrā in Verbindung gebracht wird. Laut Volksetymologie lässt sich dies durch avestisch tigri „Pfeil“ erklären, was ein Hinweis auf die charakteristische Schnelligkeit des Flusses sei. Auch die persische Bezeichnung für den Tigris, Arvand „der Schnelle“, deutet in diese Richtung.5 Auch wenn die Identifizierung der Begriffe gesichert ist, stellen sich dennoch verschiedene Fragen bezüglich Herkunft, Schreibung und Lautung der sumerischen und akkadischen Namen. Eine Untersuchung der altorientalischen Namen für Euphrat und Tigris muss also auf mehreren Ebenen geschehen, die nicht isoliert voneinander betrachtet werden können. Hierzu gehören: – die Wortebene: Wie lauten die Namen? Woher stammen sie? Welche Bedeutung tragen sie? – die Schriftebene: Welche Zeichen werden zur Schreibung der Namen benutzt? – die Synonymebene: Welche weiteren Namen werden in lexikalischen Listen oder auch anderen Texten mit Buranuna/Purattu und Idigna/Idiglat gleichgesetzt?
1 Einen umfassenden Überblick zur europäischen Hydronomie bietet Krahe 1964. Seine Thesen lassen sich auf andere Kulturkreise übertragen, siehe dazu auch S. 151. 2 Hartmann/de Vaumas 1965; Hartmann/Longrigg 1965. 3 Limet 1975, 93–94; Alster 1999; Toorn 1999; Renz 2014; Bagg o. J. 4 Freundliche Mitteilung von Manfred Krebernik; siehe dazu auch Eilers 1982, 30–31, der jedoch als „Furtenreich“ übersetzt. 5 Eilers 1982, 31–32; Potts 2006; zum griechischen Namen siehe auch Buck 1917, 186. Delitzsch 1881, 171 betont dabei, dass der Zusammenhang zum Wort Pfeil rein volksetymologischer Natur ist und nichts mit dem ursprünglichen Wortsinn zu tun hat.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen Aufgrund der Komplexität der Thematik sollen hier für einen besseren Überblick vorab einige grundlegende Feststellungen zur Schreibung und zur Lautung der altorientalischen Namen zu Euphrat und Tigris zusammengefasst werden, die im Folgenden dann im Detail analysiert werden: – Für die sumerischen und akkadischen Namen existieren sowohl logographische als auch syllabische Schreibungen. Syllabische Schreibungen für die sumerischen Namen sind allerdings sehr selten zu finden. Insgesamt überwiegt sowohl bei den sumerischen als auch akkadischen Namen die logographische Schreibweise. – Das Logogramm für den Namen des Tigris stellt in seiner ursprünglichen Form ein Vogel-Zeichen dar, wird allerdings von der altbabylonischen und späteren lexikalischen Tradition als Diri-Kompositum verstanden. Der Name des Euphrat ist von Beginn an durch das Diri-Kompositum UD.KIB.NUN, das auch zur Schreibung der Stadt Sippar benutzt wird, ausgedrückt. Dieses Diri-Kompositum wird meist durch das Ortsdeterminativ KI ergänzt, oft ist stattdessen auch der Auslaut NA angefügt. Auch Kombinationen aus beidem finden sich. Zudem fällt in seltenen Fällen das UD aus. Die Logogramme kann man mit Sicherheit in Texten ab der frühdynastischen Zeit identifizieren. In archaischen Texten findet sich zwar das Vogel-Zeichen, aus dem sich das spätere IDIGNA-Logogramm entwickelt hat, allerdings ist die Lesung dieses Zeichens als Tigris in den archaischen Texten nicht gesichert. Der Euphrat ist in diesen Texten bisher noch nicht identifiziert. Das Logogramm für den Tigris lässt sich auch DALLA lesen, wobei in der Ur III- und altbabylonischen Zeit z.T. zwischen den beiden Zeichen differenziert wird. Große Ähnlichkeit besteht bis in altbabylonische Zeit außerdem zu anderen Zeichen wie ZUBI, TUM und EGIR, so dass z.T. Verwechslungsgefahr besteht, da gerade auch in den frühen Texten nicht immer Flussdeterminative geschrieben werden. In neuassyrischer Zeit finden sich zuerst in Königsinschriften, dann z.T. auch in anderen Texten, weitere logographische Schreibungen für die Flussnamen. Für den Tigris ist dies ḪAL.ḪAL, für den Euphrat A.RAD. – Problematisch für eine Rekonstruktion der Lautung der Namen ist die Tatsache, dass manche Keilschriftzeichen mehrere phonographische Werte besitzen. Die Lesung der akkadischen Namen lehnt sich dabei eng an die biblisch-hebräischen Namen der Flüsse an. Einen Überblick über Schreibung und Lautung der Namen bieten ab der altbabylonischen Zeit verschiedene lexikalische Listen: Diri OB Sippar vi 4 Id-da?-la 5 Bu-ra-nu-na
i 7Idigna i ki 7Buranuna
I-di-⌈ig-la⌉-at Pu-ra-⌈at⌉-tum
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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*Diri OB Nippur6 I-di-ig-la-at 7Idigna 347 i na ! Buranuna Pu-ra-at-tum 7 346 i
Diri Taf. 37 Z. 179: D: I-di-ig-na H: I-di-ig-nu I:
i 7Idigna i 7Idigna
min min min min ma-aš2 gu-u gar3-ra-ku Di-ig-lat min ma-aš2 gu-u gar3[…] I-di-ig-lat
Z. 180: D: Bu-ru-nu-na i7Buranunaki min min min min u-tu2 ki-ib nun-nu ki-ki Pu-rat-tu2 H: Bu-ra-nu-nu i7Buranunaki min u2-[…] I: Pu-rat-tu4 Aa Taf. 6 138 diš I-di-ig-na
Idigna
Syllabary B Taf. 2 Standardeintrag: 370 diš I-di-ig-na i7Idigna
I-di-ig-lat
I-di-ig-lat
Schülertafel (Textvertreter S6 = CT 11, 21): […] diš I-di--lat i7Idigna i ki [diš Bu-r]a-nun […] 7Buranuna Die verschiedenen Schreibungen und damit zusammenhängend die Rekonstruktion der Lautung der Namen soll im Folgenden analysiert werden.8 3.2.1 Syllabische Schreibungen Wie bereits erwähnt, sind die sumerischen Namen für Tigris und Euphrat vor allem logographisch geschrieben. Nur wenige syllabische Schreibungen existieren. Quellen für diese Schreibungen sind zum einen Alltagstexte und kanonische-literarische Texte, zum anderen lexikalische Listen. 3.2.1.1 Die sumerischen Namen In lexikalischen Listen lassen sich folgende syllabische Schreibungen für den sumerischen Namen des Tigris finden:
6 So auch in der nur fragmentarisch erhaltenen Tafel Diri OB unklare Herkunft vi 18′–19′ zu finden. 7 Abgesehen von Textvertreter H (= CT 12, 28) sind alle Textvertreter unpubliziert. Die Lesungen wurden daher aus MSL 15, 145 übernommen. 8 Schreibungen, bei denen deutlich ist, dass es sich um die Namen von Euphrat und Tigris handelt, jedoch nur ein kleiner Fehler in der Zeichenschreibung vorhanden oder ein Zeichen weggelassen ist (klassische Schreiberfehler), werden hier nicht aufgeführt. Nur außergewöhnliche Schreibungen werden behandelt. Betont werden muss dabei, dass in die Analyse nur Texte einfließen, zu denen mir der Keilschrifttext vorlag. Texte, die nur in Edition ohne Keilschrift publiziert sind, und Texte, die unediert sind, sind nur z.T. in die Überlegungen miteinbezogen worden.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Tabelle 10: Syllabische Schreibungen des sumerischen Namens des Tigris in lexikalischen Listen Diri OB Sippar vi 4 Aa Taf. 6: 138 Diri Taf. 39 Text D: 179 Text H: 179 Syllabary B Taf. 2: 370 (Standardeintrag) (Schülertafel)
Id-da?-la I-di-ig-na I-di-ig-na I-di-ig-nu I-di-ig-na I-di--lat
In Diri OB Sippar liegt wahrscheinlich eine Verwechslung mit der weiteren Lesung des Zeichens IDIGNA als dalla vor. Die Schülertafel von Syllabary B Taf. 2 (Textvertreter S6 = CT 11, 21) scheint fehlerhaft den akkadischen Namen wiederzugeben. In drei Urkunden aus der Ur III-Zeit aus Umma (Nik. 2, 158: 3; *BPOA 6, 909: 10; Englund 1991, 262–263 ii 2, iii 15) findet sich die Schreibung I7-de3-na.10 Dass es sich hier um eine syllabische Schreibung für den Tigris handelt, zeigen zwei Dinge: 1. Die Urkunde Nik. 2, 158: 3 versieht das Logogramm IDIGNA mit der Glosse I7-de3-na. Zur Schreibung von IDIGNA in diesem Text siehe S. 113. 2. Es existiert ein Personenname Ur-I7-de3-na ebenso wie ein Personenname Ur-Idigna (für eine Liste mit Texten, in denen dieser Name vorkommt, siehe S. 564–565). Eine altbabylonische Beschwörung aus Meturan, Cavigneaux/al-Rawi 2002 iii 25, schreibt für den Tigris I-ig-la, was Cavigneaux/al-Rawi als Fehler für I--ig-la sehen.11 In Lipšur-Litanei 2: 16 findet sich die Schreibung i7I3-dig-na u3 i7Buranuna[ki], in den Zeilen rev. 16, 24 ist dagegen i7Idigna i7Buranunaki zu finden. In mittelassyrischer Zeit findet sich bei Eigennamen mit dem logographisch geschriebenen Element IDIGNA die Auslautschreibung -la2, was eine akkadische Lesung des Namens andeutet (siehe dazu S. 118–119). Die akkadische Namensform weist also -l- statt -n- auf (siehe dazu Kap. 3.2.1.3). Die syllabischen Schreibungen für den sumerischen Namen des Euphrat in den lexikalischen Listen sind in auf S. 89 in Tabelle 11 aufgelistet. In der altbabylonischen Königshymne Samsu-iluna F rev. 5′ findet sich neben gu2 i Idigna die Schreibung gu2 i7Bur-na. Auch hier scheint es sich um eine syllabische Schrei7 bung des sumerischen Namens des Euphrat zu handeln. In einer altbabylonischen Beschwörung aus Meturan, Cavigneaux/al-Rawi 2002 iii 26, ist Bu-ra-na geschrieben.
9 Abgesehen von Textvertreter H (= CT 12, 28) sind alle Textvertreter unpubliziert. Die Lesungen wurden daher aus MSL 15, 145 übernommen. 10 Steinkeller 2001a, 34 Fn. 41 und 36 Fn. 50; Steinkeller 2011a, 386. Ob sich diese syllabische Schreibung noch in Texten aus anderen Zeitperioden findet, konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht geprüft werden und bedarf einer weiteren Untersuchung. 11 Cavigneaux/al-Rawi 2002, 32.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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Tabelle 11: Syllabische Schreibungen des sumerischen Namens des Euphrat in lexikalischen Listen Diri OB Sippar vi 5 Diri Taf. 312 Text D: 180 Text H: 180 Syllabary B Taf. 2: 370 (Schülertafel)13
Bu-ra-nu-na Bu-ru-nu-na Bu-ra-nu-nu [Bu-r]a-nun
In dem altbabylonischen Emesal-Klagelied NFT 207 iv 4 ist Ba-ra-na zu finden. Für den Auslaut -NA des Namens siehe auch die altbabylonische Schreibung UD.KIB.NUN.NA (siehe dazu S. 131–138). Während syllabische Schreibungen wie Bu-ra-nu-na eine Lesung des ersten Zeichens BU als /bu/ oder /pu/ offen lassen, deutet die Schreibung Ba-ra-na in NFT 207 darauf hin, dass der sumerische Name anders als der akkadische Name mit einem B statt einem P anlautete. Eine Lesung des Zeichens BA als pa2 ist zwar altakkadisch belegt, wäre altbabylonisch jedoch ungewöhnlich.14 Der Wechsel von einem B zu einem P als Anlaut ist typisch für Wörter, die vom Sumerischen ins Akkadische entlehnt wurden: bur / pūru, baḫar2 / paḫāru, bala / palûm, etc. Für die Problematik der Etymologie des Wortes und der Frage der Entlehnung siehe allerdings unten Kap. 3.3. 3.2.1.2 Schreibungen in Ebla Eine Besonderheit stellen auch die Schreibungen für Euphrat und Tigris in Texten aus Ebla dar. In der Ebla Sign List Z. 34 findet sich die Gleichung Idigna
I3-ti-gi-ra-um
Diese Gleichung liegt anscheinend ebenso in einer Version der *Ebla Bilingual List rev. viii 18–19 vor, wo Idignamušen mit syllabisch I3-ti-gi-ra-um geglichen wird. Krebernik stellt die Möglichkeit in Betracht, dass in der frühdynastischen Beschwörung aus Ebla, ARET 5, 19 xvi 5, die Schreibung Bur-nun für den Euphrat steht.15 Eine weitere Beschwörung aus Ebla ARET 5, 3 iv 3 hat möglicherweise die Schreibung Bu3-la-na-tim für den Euphrat. Der Wechsel zwischen l und r ist im Eblaitischen mehrfach bezeugt.16
12 Abgesehen von Textvertreter H (= CT 12, 28) sind alle Textvertreter unpubliziert. Die Lesungen wurden daher aus MSL 15, 145 übernommen. 13 Textvertreter S6 = CT 11, 21. 14 Siehe MZL2 S. 251 Nr. 14. 15 Siehe dazu Krebernik 1984, 182. Carroué 1991, 120 schlägt vor Bur-nun mit einem Götternamen in Verbindung zu bringen. Siehe auch Woods 2005a, 25 Fn. 75, der Götternamen mit dem Element Burnun listet, die aber nicht in Bezug auf den Euphrat zu verstehen sind. Auch die an Bur-nun angefügte Ablativendung schließt die Lesung als Gottesname aus. 16 Vgl. dazu Gordon 1992, 133; Peust 2014.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
3.2.1.3 Die akkadischen Namen Was den akkadischen Namen des Tigris, Idiglat, angeht, finden sich deutlich mehr Texte mit syllabischen Schreibungen als dies für den sumerischen Namen der Fall ist. Im Vergleich zu den syllabischen Schreibungen des Euphrat ist die Zahl aber dennoch sehr gering. Aufgrund der Tatsache, dass einige Keilschriftzeichen mehrere phonographische Werte besitzen, würden sich rein theoretisch verschiedene Möglichkeiten zur Transkription des Namens anbieten. Das Zeichen IG bietet die Lesungsmöglichkeiten /ig/, /ik/ und /iq/. In Texteditionen wird meist eine an den hebräischen Namen iddæqæl angelehnteTranskription als Idiqlat gewählt.17 Aufschluss über die Lautung gibt ein neubabylonischer Ritualtext, in dem sich die Schreibung i7I-di-gi-lat findet (George 2006: 4). Schreibungen von KV-Zeichen für KV-Zeichen, insbesondere von GI für IG sind in der Orthographie des 1. Jahrtausends nicht ungewöhnlich.18 Bedeutend ist, dass diese Art Schreibung verwendet wird, um Konsonanten, die durch VK-Zeichen nicht exakt wiedergegeben werden können, eindeutig zu bezeichnen. Damit wird deutlich, dass der akkadische Name des Tigris wie auch der sumerische Name mit einem -g- zu rekonstruieren ist. Die lexikalischen Listen bieten folgende syllabische Schreibungen: Tabelle 12: Syllabische Schreibungen des akkadischen Namens des Tigris in lexikalischen Listen Diri OB Sippar vi 4 *Diri OB Nippur: 346 Diri OB unklare Herkunft vi 18′ Emar 6/2, S. 538: 4′ Diri Taf. 319 Text D: 179 Text I: 179 Syllabary B Taf. 2: 370 Aa Taf. 620: 138 II R 50 rev. i 7 Urra = ḫubullu Taf. 22 Text H: 50, 54 Text S5: 50, 54 Malku = Šarru Taf. 221
I-di-⌈ig-la⌉-at I-di-ig-la-at [I-d]i-ig-la-at I-di-ig-⌈la⌉-at Di-ig-lat I-di-ig-lat I-di-ig-lat I-di-ig-lat I-di-ig-lat I3-dig-lat I-di-ig-lat I-di-ig-lat
In Urra = ḫubullu Taf. 22 Text S5: 14 findet sich zudem die Schreibung des Logogramms mit Glosse: [i7]MAŠ.GU2i-di-igGAR3 I-di-ig-lat. 17 Für den Hintergrund des anlautenden h in hebräisch iddæqæl siehe S. 153–154. Was die Vokalisierung des akkadischen Namens angeht, so kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Name mit e zu vokalisieren ist, wobei jedoch auch die masoretische Vokalisation als iddæqæl nicht als hunderprozentig sicher gelten kann. Im arabischen Namen Di la findet sich dagegen ein i. Die Frage muss hier offen gelassen werden. 18 George 2006, 182 sub 4. 19 Die beiden Textvertreter sind unpubliziert, siehe MSL 15, 145. 20 So Textvertreter A (= CT 12, pl. 16), in Textvertreter B1 (= CT 11, pl. 40–41) ist I-di-iq-[lat] erhalten. 21 Für die genaue Auflistung der einzelnen Textvertreter siehe S. 146–147. Abgesehen von Textvertreter F1, der einmalig die mir unklare Schreibung I-Ai-di-ig su.sumki aufweist, liegt die Schreibung Idiglat vor.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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Was andere Textgattungen angeht, so findet sich die Schreibung I-di-ig-la-at in: – altbabylonischen Briefen aus Mari: ARM 2, 42 / ARM 26, 518: 5; ARM 26, 342: 24; ARM 26, 523: 21; ARM 27, 140: 1022 – zwei altbabylonischen Beschwörungen: VS 17, 23: 5 (Herkunfsort: unklar); Beschwörung gegen Wut Nr. 2: 16 (Herkunftsort: Tall Asmar) – einem altbabylonischen „Sprichwort“ aus Babylon: VS 24, 113: 5 – einem mittelbabylonischen Brief aus Nippur: Biggs 1965: 41 – einer neubabylonischen Beschwörung aus Uruk: ADFU 10, 5 Text A: 6 Die Schreibung I-di-ig-lat findet sich in: – in einem zweisprachigen neuassyrischen Text zum mīs-pî-Ritual aus Sultantepe: mīs-pî, Incantation Tablet 3 Text A: 52 (Komposittext Z. 77) – in der neuassyrischen Kopie der Beschwörungsserie Utukkū lemnūtu Taf. 1 Text A: 4 (Komposittext Z. 39′) – in der neuassyrischen Kopie von Utukkū lemnūtu Taf. 4 Text A v 64 (Komposittext Z. 175′) – in neuassyrischen Kopien der Beschwörungsserie „Feuerbeschwörungen“ Section II Text A und C: 9 – in neuassyrischen Kopien von Enūma eliš Taf. 5: 55 – einem frühachämenidischen(?) Kommentar zu Uruanna: CT 41, 45 Dām nēši: 9 – in einer neubabylonischen Kopie von Enūma Anu Enlil Taf. 2 Text A: 47 Die Schreibung I3-dig-lat findet sich in: – zwei neuassyrischen Kopien von Enūma Anu Enlil Taf. 2, Kommentar: 4′, 5′ (Text D) / 6′ (Text G) – einer neubabylonischen Königsinschrift: RIMB 2.6.14.1 Nabû-šuma-iškun i 3 – mehreren neubabylonischen Chroniken: TCS 5, Chronicle 3: 15, 18, ⌈26⌉, 41; TCS 5, Chronicle 5 rev. 16′, 19′; TCS 5, Chronicle 7 iii 13; TCS 5, Chronicle 22 iii 21 – einer neubabylonischen Beschwörung: ADFU 10, 24: 21 – in einer neubabylonischen Kopie der Beschwörungsserie „Feuerbeschwörungen“ Section II Text k: 9 – in einer hellenistischen Kopie eines Textes zum Neujahrsfest: Ritual zum Neujahrsfest, Tag 5 Text B: 341, 348 – in der Omenserie Šumma ālu Taf. 80: 20
22 Die syllabische Schreibung ist laut der Texteditionen in weiteren Texten aus Mari zu finden. Die Keilschrift zu diesen Texten ist jedoch nicht publiziert, so dass die Schreibung nicht überprüft werden kann. Dies sind: *Syria 50, 4f. = TH 72-2: 37; *Ziegler 2002, S. 251 = A 2137+: 12′; *FM 5, S. 228 = A 405: 12, 19.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
In Texten neuassyrischer Zeit findet sich zudem die Schreibung Di-ig-lat mit Wegfall das anlautenden I: – – – –
in einem neuassyrischen Erlass aus Tall kalaf: Tell Halaf 73+96: 5 in einem neuassyrischen Brief aus Ninive: SAA 15, 193: 5′ in einer neuassyrischen Beschwörung aus Kalḫu: CTN 4, 92 ii 6 in einem neuassyrischen Text zum mīs-pî-Ritual aus Sultantepe, wobei nur das erste Zeichen Di-[…] erhalten ist: STT 199 rev. 27′
Sauren geht davon aus, dass der Wegfall des anlautenden I mit der Betonung des sumerischen Namens Idigna zusammenhängt, den er auf der zweiten Silbe betont sieht.23 Fraglich ist allerdings, ob man dies tatsächlich schon auf den sumerischen Namen beziehen kann oder ob nicht eher die Betonung des akkadischen Namens dabei ausschlaggebend war, da auch der Wegfall erst im 1. Jahrtausend auftritt. Zudem ist zu bemerken, dass Diglat dem arabischen Namen für den Tigris, Di la, nahe steht. In der Edition des altbabylonischen Brief aus Nippur *AbB 5, 166 rev. 9 wird eine Nisbenschreibung für den Tigris angenommen: a-wi-le-e I-di-ig-la-i. Zwei Dinge lassen jedoch an dieser Deutung zweifeln: Zum einen bedarf der Wegfall des t im Namen Idiglat einer Erklärung. Zum anderen überrascht, dass die Nisbe -āj lautet, was sich altbabylonisch laut GAG § 56p nur in Texten aus Mari findet. Möglicherweise ist statt des in der Edition angegebenen auslautenden -i ein -at! zu lesen, „Männer vom Tigris“. Erwähnt sei hier auch eine Beschwörung aus Susa, in der sich die Schreibung ⌈Id2-ug⌉-la2-at! findet.24 Der akkadische Name des Euphrat wird mit stimmlosem Anlaut als Purattu in Anlehnung an das biblisch-hebräische Pərāt und das arabische al-Furāt angesetzt. Die syllabischen Schreibungen in den lexikalischen Listen sind auf S. 92 in Tabelle 13 aufgelistet. In den Keilschrifttexten finden sich Variationen in der Schlusssilbe abhängig vom Kasus und Wegfall der Mimation. Der Flussname wird also flektiert. So variieren Schreibungen des Auslauts im Nominativ/Akkusativ zwischen -tum/-tu4, -tu und -tu2. Für den Genitiv sind die Schreibungen -tim, -ti und -te zu finden. Zwei Schreibungen mit -tam2 und Schreibungen mit -ta für den Akkusativ sind in einer altakkadischen Königsinschrift, einem altassyrischen Text und mittelassyrischen Königsinschriften belegt (siehe dazu unten). Eine Ausnahme bilden die hyperkorrekten Schreibungen Pu-ra-an-tim (fünf Texte, altbabylonisch, Mari) und Pu-ra-na-ti/a (zwei literarische Texte, neuassyrisch). Sie werden als Beleg dafür gedeutet, dass der akkadische Name des Euphrat seinen Ursprung in sumerisch Buranuna hat (für die Belege siehe den folgenden Abschnitt; für die Diskussion zur Etymologie und Schreibung des Namens siehe Kap. 3.3.2). Aufgrund des häufigen Vorkommens der syllabischen Schreibung werden im Folgenden nur generelle Tendenzen und nur Besonderheiten im Detail dargestellt.
23 Sauren 1971–1972, 260; zu weiteren Überlegungen bezüglich eines anlautenden H im Namen siehe S. 153–154. 24 Cavigneaux 2003, 61 Z. 1.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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Tabelle 13: Syllabische Schreibungen des akkadischen Namens des Euphrat in lexikalischen Listen Diri OB Sippar vi 5 *Diri OB Nippur: 347 Diri OB unklare Herkunft vi 19′ Emar 6/2, S. 538: 5′ Diri Taf. 325 Text D: 180 Text I : 180 II R 50 rev. i 8 Urra = ḫubullu Taf. 22 Text H: 51, 55 Text S5: 51, 55 Malku = Šarru Taf. 2 Text A1 i 6′′ Text C i 15′ Text G I 49
Pu-ra-⌈at⌉-tum Pu-ra-at-tum! [Pu]-ra-at-tum Pu-ra-at-tu[m] Pu-rat-tu2 Pu-rat-tu4 Pu-rat-tu4 Pu-rat-tu4 Pu-rat-te Pu-rat-tu2 Pu-rat-tu4 Pu-rat-tu4
In der altbabylonischen Zeit finden sich abgesehen von zwei Ausnahmen alle syllabischen Schreibungen des akkadischen Namens des Euphrats in Texten aus Mari. In allen anderen altbabylonischen Texten (abgesehen von den lexikalischen Listen) liegen logographische Schreibungen vor. Die Ausnahme bilden zwei altbabylonische Vorläufertexte des Gilgameš-Epos. In Gilgameš OB IM: 27 ist die Schreibung Pu-ra-at-tum zu finden, in Gilgameš OB Ischali: 1′′ Pu-ra-tim. Die häufigste Schreibung ist dabei in Mari Pu-ra-tum/tim, die zweithäufigste Schreibung ist Pu-ra-at-tum/tim. Sie ist allerdings nur halb so oft wie erstere zu finden. In einem Text sind beide Schreibungen zu finden (LAPO 17, 486: 7, 23, 26). Des Weiteren findet sich in fünf Texten (eine Urkunde, drei Briefe, ein literarischer Text) aus der Zeit ZimrīLîms (FM 10, no. 17: 9; ARM 2, 25: 4, 13, rev. 10′; ARM 2, 22: 21; *ARM 26/2, S. 33: 9; *Zimrī-Lîm-Epos: 18) die Schreibung Pu-ra-an-tim. Die Schreibung Pu-ra-tum birgt auch Verwechslungsgefahren in sich. So ist in altassyrischer und altbabylonischer Zeit, u.a. in Texten aus Mari, die Stadt B/Puruddum belegt (siehe z.B. ARM 26, 415: 6 a-lam BU-RA-TIMki), die sich in der Nähe von Ašna und Razama am Tigris befand. Hier handelt es sich nicht um die „Euphrat-Stadt“, wie es in verschiedenen Publikationen zu finden ist.26 Die Unterscheidung zwischen der Stadt Puruddum und dem Purattum in altassyrischen Texten fällt schwerer als in den altbabylonischen Texten aus Mari. Nur für einen Text lässt sich sicher die Nennung des Euphrat bezeugen (*kt 87/k275 rev. 7; für den Text siehe Kap. 6.1.2). Hier liegt laut Edition die Schreibung Pu-ra-tam2 vor. Ob auch die Schreibung BU25 Die beiden Textvertreter sind unpubliziert. 26 Siehe dazu z.B. Übersetzung und Kommentar zu ARM 26, 415; Heimpel 2003, 356 und Eidem 2011, 70. Für die Stadt B/Puruddum mit verschiedenen Schreibvarianten siehe zusammenfassend Michel 2006–2008. Ebenso fraglich ist, ob es zwischen der in einem Text aus dem 1. Jahrtausend zu findenden Siedlung uruB/Pu-ra-ta-a-a und dem Euphrat einen Zusammenhang gibt (siehe Kessler 1980, 158) oder ob hier nicht eher ein Bezug zu būrtu/būrātu „Brunnen/Zisterne“ zu finden ist, siehe dazu auch CAD B, 337 sub f.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
RA-DIM in zwei weiteren Texten auf den Euphrat bezogen ist, ist umstritten.27 Die Schreibung des Akkusativs mit -tam2 ist auch in einer altbabylonischen Abschrift einer altakkadischen Königsinschrift von Narām-Sîn zu finden (RIME 2.1.4.2 Narām-Sîn ii 14, iii 3 Buranunai7-tam2).28 Die Tatsache, dass in altbabylonischen Texten aus der Schwemmebene der Euphrat nur in logographischer Schreibung vorkommt, bestätigt auch die Lesung des in verschiedenen Texten vorkommenden Personennamens BU-RA-TUM als „Tiernamen“ Burātum (auch singularisch Būrtum). Somit ist der Name nicht auf den Euphrat bezogen (für Personennamen mit dem Euphrat als Namenselement siehe Kap. 10.5).29 Mittelbabylonisch findet sich in einem Brief aus Nippur, PBS 1/2, 19 rev. 1′ die Schreibung Pu-rat-ti-i. Dies ist singulär. In einem weiteren Brief aus Nippur, BE A 17/1, 87: 4, ist die Schreibung Pu-rat-ti zu finden. Die syllabischen Euphratschreibungen in mittelassyrischer Zeit sind sehr durchmischt. Für den Akkusativ finden sich Schreibungen mit der Silbe -ta. Genitivschreibungen variieren zwischen der babylonischen Form -ti und der assyrischen Form -te.30 In der mittelassyrischen, sumerisch-akkadischen Version von Ninisina C: 33–34 liegt für den Euphrat im sumerischen Abschnitt eine logographische Schreibung vor, im akkadischen Abschnitt die syllabische Schreibung Pu-rat-[ti]. In einem mittelassyrischen Brief aus Tall Šēḫ kamad aus der Zeit Tukultī-Ninurtas I., BATSH 4, Nr. 17 rev. 8′, findet sich die Schreibung Pu-ra-ta. Die anderen syllabischen Belege liegen in Königsinschriften vor. Als Akkusativformen finden sich: – Pu-ra-ta (RIMA 2.0.87.3 Tiglath-pileser I: 29) – Pu-rat-ta (RIMA 2.0.87.1 Tiglath-pileser I iv 71, v 58; RIMA 2.0.87.2 Tiglath-pileser I: 29 (entspricht ex. 1 Z. 23); RIMA 2.0.87.4 Tiglath-pileser I: 34 (entspricht ex. 11: 11; ex. 13+14: 9′); CUSAS 17, 68 (Tiglatpileser I.): 20) Die babylonische Form der Genitivschreibung liegt vor als: – Pu-ra-ti (RIMA 1.0.76.1 Adad-nārārī I: 14) – Pu-rat-ti (RIMA 1.0.78.1 Tukultī-Ninurta I iv 33; RIMA 1.0.78.9 Tukultī-Ninurta I: 24′; RIMA 1.0.78.24 Tukultī-Ninurta I: 24) – Pu-ra-at-ti (RIMA 1.0.76.3 Adad-nārārī I: 41 (entspricht ex. 1 Z. 44))
27 Siehe Barjamovic 2011, 196–197 zu OAA 1, 160: 13; Veenhof 2008, 5 Fn. 5 zu dem „Itinerar” Kt g/k (Günbattı 2002: 81); siehe auch Michel 2006–2008. 28 Die Lesung des Auslauts ist in der Edition in RIMA 2 noch nicht zu finden, sondern beruht auf Wilcke 1997. 29 Für den Personennamen siehe z.B. AbB 12, 128; AbB 14, 44; VAB 6, 199 und 252; UET 5, 839; MHET 2/2, Nr. 141 und 309 (dort Dumu-BU-RA-TIM); Anbar/Stol 1991, Nr. 13 und möglicherweise AbB 10, 176. Auch in einem Text aus Susa, MDP 22, 146, ist ein BU-RA-TU als Rationenempfänger gelistet. Zur Erklärung des Namens siehe Stamm 1968, 253. 30 Siehe dazu auch GAG § 195a.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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Die assyrische Form der Genitivschreibung ist zu finden als: – Pu-ra-te (RIMA 1.0.77.1 Shalmaneser I: 85 (entspricht ex. 1 iii 5)) – Pu-rat-te (RIMA 1.0.78.23 Tukultī-Ninurta I: 29; RIMA 2.0.87.4 Tiglath-pileser I ex. 9 Komposittext Z. 41; RIMA 2.0.87.1 Tiglath-pileser I vi 42; RIMA 2.0.87.2 Tiglathpileser I: 5′; RIMA 2.0.87.10 Tiglath-pileser I: 42; CUSAS 17, 68 (Tiglatpileser I.): 31; RIMA 2.0.99.2 Adad-nārārī II: 48, 116) Neuassyrisch sind syllabische Euphratschreibungen, bis auf drei Ausnahmen in literarischen Texten, nur noch mit dem KVK-Zeichen -rat- zu finden. Diese Ausnahmen bilden zwei hyperkorrekte Schreibungen, die die Herleitung des akkadischen Namens aus sumerisch Buranuna zu erklären versuchen, sowie eine Schreibung, die die Doppelkonsonanz tt unberücksichtigt lässt: – KAR 360: 6 Pu-ra-na-ti – Atra-ḫasīs Taf. 1 Text ST (Ninive): 7 Pu-ra-na-ta – Gilgameš Taf. 8 Text e (Sultantepe): 19 Pu-ra-ti Nominativ-/Akkusativschreibungen finden sich als – Pu-rat-tu4 (Gilgameš Taf. 8 Text V2: 19 und Text m1: 176) – Pu-rat-tu2 (RIMA 3.0.102.20 Shalmaneser III: 13, 18; RIMA 3.0.104.3 Adad-nārārī III: 10; BAM 482 iii 3; Rm 618: 5) – Pu-rat-tu (Sargons Annalen aus Ḫorsābād: 304; RINAP 3/2, Sennacherib 46: 69, 76; SAA 18, 196: 12′; CTN 4, 92 ii 6) In RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II wechselt die Schreibung zwischen Pu-rat-tu2 und Purat-tu. Die anderen syllabischen Schreibungen liegen als Genitivschreibungen wie auch bei den mittelassyrischen Texten variierend in babylonischer Form Pu-rat-ti bzw. assyrischer Form Pu-rat-te vor. In Uru amirabi Text LL: 78 (Komposittext Z. 456) ist zudem Pu-rat-ti3 zu finden. Neubabylonisch findet sich ein ähnliches Bild, jedoch sind die Variationen geringer. Was die Nominativ-/Akkusativschreibungen angeht, findet sich: – Pu-rat-tu4 (RIMB 2.S.0.1002.2 Ninurta-kudurrī-uPur iii 31; RIMB 2.S.0.1002.12 Ninurta-kudurrī-uPur: 10; Enūma Anu Enlil Taf. 2 Text A: 48) – Pu-rat-tu2 (OLA 40, Nr. 15: 9′; TCS 5, Chronicle 3: 33, 34; TCS 5, Chronicle 4: 19, 20, 21; TCS 5, Chronicle 5: 2; ADFU 10, 24: 22; George 2006: 4, 17) – Pu-rat-tu (TCL 12, 11: 2 (Urkunde aus Babylon)) In einer hellenistischen Kopie eines Textes zum Neujahrsfest: Ritual zum Neujahrsfest, Tag 5 Text B: 348 findet sich die Schreibung Pu-ra-at!-tu2. Statt eines AD ist hier ein RI zu finden. Der Schreiber scheint hier einen Fehler gemacht zu haben. Ausnahmen bilden Nebukadnezar II. Nr. 15 v 8 und CT 37, 13 (Zylinder Nebukadnezar) ii 34 mit der Schreibung Pu-ra-at-ti und die Felsinschrift Nebukadnezar II. NeKa, die in altbabylonischer Monumentalschrift verfasst ist, mit der ungewöhnlichen Schreibung Pu2-ra-ti, wobei wahrscheinlich ein Zeichenspiel mit pu2 / būrtu = „Brunnen“
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
vorliegt. Auch die Schreibung des Tigris ist in diesem Text außergewöhnlich (siehe dazu S. 119–120). Alle anderen syllabischen Schreibungen der neubabylonischen Zeit liegen als Genitivform Pu-rat-ti vor. 3.2.2 Logographische Schreibungen Wie bereits erwähnt sind logographische Schreibungen für die beiden Flussnamen häufiger zu finden als syllabische Schreibungen. Während der Name des Euphrat von Beginn an mit dem Diri-Kompositum UD.KIB.NUN geschrieben wurde, so hat die logographische Schreibung des Tigrisnamens eine Entwicklung von einem Vogel-Zeichen hin zu einem aus der Zeichenfolge MAŠ.GU2.GAR3 bestehenden Diri-Kompositum vollzogen. Im Rahmen dieser Arbeit ist es nicht möglich bzw. nicht sinnvoll, eine Paläographie der Zeichen zu erstellen.31 Dieser Teil der Arbeit beschränkt sich auf eine grobe und schematische Beschreibung der Entwicklung der Zeichen. Die hier dargestellten Keilschriftzeichen sind daher rein schematische Darstellungen und bieten keine exakte Abbildung der in den Keilschrifttafeln zu findenden Zeichen, die in Neigung und Größe der Keile variieren. Fraglich ist der Ursprung der Schreibungen für die Flussnamen. Man kann davon ausgehen, dass die Flussnamen schon existierten, bevor die Erfindung der Schrift stattfand. Die Verschriftlichung von Eigennamen in einem Schriftsystem, das in seinen Anfängen aus Bildzeichen besteht, erfordert die Entwicklung eines abstrakten Systems. Letzten Endes ist die Festlegung dieser Schreibungen ein „künstlicher Prozess“. Die Schreiber kreieren ein System, dass dann entweder Konvention wird oder im Laufe der Jahre adaptiert und abgewandelt wird, so dass sich Schreibungen verändern und weiterentwickeln.32 Die Schreibung eines Namens muss daher nicht zwangsweise etwas mit der Etymologie des Namens an sich zu tun haben, sondern kann auf einem völlig anderen Hintergrund basieren (für eine weitere Diskussion dessen siehe Kap. 3.3). 3.2.2.1 Tigris Das Zeichen IDIGNA Die Entwicklung des Zeichens IDIGNA lässt sich nicht isoliert betrachten. Eng damit verknüpft ist das Zeichen DALLA. Ursprünglich dürfte das Zeichen IDIGNA sowohl die Lesung Idigna als auch dalla gehabt haben. Spätestens in der Ur III-Zeit wurden allerdings für diese beiden Lesungen zwei verschiedene Zeichen benutzt, die in altbabylonischer Zeit dann aber wieder zu einem Zeichen zusammenfielen, wobei das Zeichen DALLA aus der Zeichenkombination MAŠ.IDIGNA bestand. Eine klare Ausdifferenzierung von Idigna und dalla bieten lexikalische Listen aus dem 1. Jahrtausend.
31 Dieses Vorhaben erfordert die Arbeit mit den Originaltafeln oder zumindest mit guten Fotos von ihnen, was bei der beträchtlichen Anzahl der hier gesammelten Texte einen großen Zeit- und Arbeitsaufwand erfordert. Die meisten der hier gesammelten Texte liegen nur in Kopie vor, publizierte Fotos sind oft von schlechter Qualität. 32 Zu frühen Schreibungen von Ortsnamen siehe Limet 1975, 86–88; Lecompte 2009, 84–91.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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Aa Taf. 6 132 diš da-al-la MAŠ.GU2.GAR3 min gu-u gar3-ra-ku šu-pu-u2 133 ma-am-lu4 134 ma-ka-ku 135 muk-ku-ku 136 ra-pa-šu 137 kam2-kam2-ma-tu4 138 diš I-di-ig-na MAŠ.GU2.GAR3 I-di-ig-lat Syllabary B Taf. 2 370 diš I-di-ig-na 371 diš da-al-la
i 7MAŠ.GU2.GAR3
MAŠ.GU2.GAR3
I-di-ig-lat šu-pu-u2
In Texten bietet die Zufügung des Flussdeterminativs an das Zeichen eine Unterscheidungsmöglichkeit der beiden Lesevarianten. Für eine Analyse des Verhältnisses von DALLA und IDIGNA von der Frühzeit bis in die altbabylonische Zeit siehe im Folgenden die Beschreibung zu den einzelnen Zeitperioden. Bis in die altbabylonische Zeit besteht zudem eine Verwechslungsgefahr zwischen dem Zeichen IDIGNA und Zeichen wie TUM, EGIR und NA2, siehe dazu ebenfalls im Folgenden die Beschreibung der einzelnen Zeitperioden. Die größten Unterscheidungsschwierigkeiten liegen allerdings zwischen den Zeichen IDIGNA und ZUBI vor. IDIGNA und ZUBI Ein Problem stellt das Verhältnis der Zeichen IDIGNA und ZUBI und damit zusammenhängend zwischen dem i7Idigna und dem i7Zubi dar.33 Die Diskussion diesbezüglich hat auch Einfluss auf die Frage nach der geographischen Lage des Tigris im Alten Orient. Meinungen über den i7Zubi divergieren. Er wird gedeutet als: – – – –
ein Flussarm des Euphrat34 ein neben dem Tigris verlaufender Kanal35 ein Seitenarm des Tigris36 der Tigris an sich, wobei Zubi einen Zusatznamen darstellt37
Aufgrund der Ähnlichkeit der Zeichen IDIGNA und ZUBI wurde die Lesung des fraglichen Zeichens z.T. anhand des Textinhalts entschieden: Schloss man aus, dass der Tigris in diesen Texten gemeint sein konnte, weil man ihn z.B. geographisch nicht an diesem Ort vermutete, wurde das Zeichen als ZUBI gedeutet.38 Problematisch daran ist natürlich die 33 Als grundlegende Literartur zum i7Zubi und der Ähnlichkeit der Zeichen IDIGNA und ZUBI siehe Kraus 1955, 58–59, 62–63; Steinkeller 1980, 26–27; Conti 1988; Carroué 1991, 130; Mittermayer 2009, 231–232 zu Z. 73. 34 Jacobsen 1960. 35 Kraus 1955, 63. 36 RGTC 2, 296; RGTC 3, 316 mit weiterführender Literatur; CAD Z, S. 14 s.v. zāLibu. 37 Cole/Gasche 1998, 17. 38 Siehe z.B. den Kommentar zum Maništūšu Obelisk in Gelb et al. 1989, 116–119.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Tatsache, dass die geographische Lage des Tigris im Alten Orient nicht völlig klar ist. Für Details zu dieser Diskussion und weitere Literatur siehe Kap. 5.3.4.4. In diesem Abschnitt der Arbeit sollen die beiden Zeichen unabhängig von geographischen Überlegungen betrachtet werden. Zu Beginn muss festgehalten werden, dass die beiden Zeichen nicht auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgehen.39 Beide Zeichen lassen sich schon in den archaischen Texten identifizieren und trotz ihrer Ähnlichkeit lassen sie sich abgesehen von der altbabylonischen Zeit immer klar differenzieren, wobei sich das Zeichen IDIGNA in der altbabylonischen Zeit in einer entscheidenden Entwicklungsphase befindet: Die Variation der Zeichenformen ist sehr hoch und entwickelt sich zu der Kompositform MAŠ.GU2.GAR3 um. Dies bedeutet, dass nur bestimmte Zeichenformen diese starke Ähnlichkeit zu ZUBI aufweisen, andere sich davon jedoch deutlich trennen lassen (zur Entwicklung des Tigriszeichens in der altbabylonischen Zeit siehe S. 114–117). Tabelle 14 auf S. 99 soll die verschiedenen Zeichenformen deutlich machen. Problematisch ist dementsprechend die z.T. mangelnde Unterscheidbarkeit der beiden Zeichen in altbabylonischer Zeit. So wird in altbabylonischen literarischen Texten deutlich, dass die eigentliche Zeichenform ZUBI für den Tigris stehen kann, sowie die Zeichenform IDIGNA auch für eine Lesung zubi benutzt werden kann. Dies wird vor allem durch Texte deutlich, in denen parallele Textvertreter die unterschiedlichen Zeichenformen benutzen. Als Beispiele dafür lassen sich anbringen: – Enkis Reise nach Nippur Z. 24: IDIGNA Text A vs. ZUBI Text H (unklare Herkunft beide Texte) – Fluch über Akkad Z. 43: IDIGNA Text A (Nippur) und B (Kiš) vs. ZUBI Text G und B2 (beide Nippur) – Lugal-e Z. 89: IDIGNA Text I, P, H1 (Nippur) vs. ZUBI Text B5 (Uruk) – Klage über Sumer und Ur Z. 25, 38, 61: IDIGNA Text CC, BB, DDa (Ur) und U (Nippur) vs. ZUBI Text DD (Ur) Sichere Argumente dafür, dass hier tatsächlich der Fluss Tigris gemeint ist, sind die Tatsache, dass in den Texten zum einen auch der Euphrat genannt wird, der häufig mit dem Tigris als Paar erwähnt wird, zum anderen liegen in diesen Texten für das Tigris-Zeichen Schreibungen mit MAŠ zu Beginn des Zeichens vor, was ein klares Kriterium zur Zuordnung zum Tigris darstellt (zur Entwicklung der Schreibung MAŠ.GU2.GAR3 und dem Zusammenfall mit dalla siehe S. 114–117). Ein weiterer Text, in den durch die Gemeinsamnennung von Tigris und Euphrat die typische Zeichenform von ZUBI auch dem Tigris zugeordnet werden kann, ist DumuzidInana D1: 60.
39 Hallo 1964, 68 Fn. 25 geht von einem gemeinsamen Ursprung aus, siehe dagegen Heimpel 2014 § 1. Siehe auch Keetman 2016, 8, der bei GAM3/ZUBI von einem ursprünglichen Vogel-Zeichen ausgeht.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
Tabelle 14: Die Zeichen IDIGNA und ZUBI im Vergleich IDIGNA
ZUBI
arch. nach ZATU 619 nach Heimpel 2014, fig. 1 FD nach IAS 258: 62
nach IAS 385 i′ 4′40
nach IAS 393 iii 3′ Ur III
nach ZA 71, p. 32 FLP 145: 10 nach KWU 689
aB nach AZL 87 nach AZL 268 nach AZL 30 mA
(mangelnde Beleglage) nach KAR 137 iii 34
nach KAH 2, 35: 26 (monumental) (mangelnde Beleglage)
mB nach PBS 1/2, 15: 15 nach MZL2 Kap. VII Nr. 124 (monumental) nA nach Labat Nr. 74* nB nach Labat Nr. 74*
nach Labat Nr. 60* nach MZL2 Kap. VII Nr. 97
40 Das Zeichen ZUBI wurde frühdynastisch im Nachhinein als LAK 29 identifiziert, siehe dazu Krebernik 1998, 278. Belege für das Zeichen ZUBI bieten z.B. SF 37 / NTSŠ 117+314 / SF 38 passim (Zand 2009, CUT 3) und IAS 385 i′ 4′ (Zand 2009, CUT 100). Für ältere Diskussionen zur Identifizierung des Zeichens siehe Conti 1988, 115 Fn. 2.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Des Weiteren ist bemerkenswert, dass altbabylonische Schreibungen für den Tigris, die ein MAŠ zu Beginn des Zeichens involvieren, z.T. nach dem MAŠ ebenfalls die Zeichenform von ZUBI verwenden. Dazu zählen die Texte Išbi-Erra B Segment E 5 (Nippur); UET 6/2, 216: 1 (Ur); Adapa-Epos, Meturan Text A: 18; Gesetze von Ešnunna: 6 (Šaduppûm); Enkis Reise nach Nippur Text A: 24; Hymne an Bēlet-Ilī viii 8′. Dass nicht nur das Zeichen ZUBI für den Tigris steht, sondern auch das Zeichen IDIGNA für zubi stehen kann, konnte Mittermayer anhand des Textes Enmerkar und der Herr von Aratta Z. 73, 74, 108, 109, 164, 165, 252 aufzeigen. Hier ist die Rede vom ZubiGebirge, das nur im Enmerkar-Lugalbanda-Zyklus belegt ist. Es ist auch in Lugalbanda I Z. 111 erwähnt. In einem Textvertreter findet sich das Zeichen IDIGNA mit dem Lautindikator -bi, was die Lesung zubi sicher sein lässt.41 Während also klare Hinweise auf das Zubi-Gebirge vorliegen, ist die Frage nach dem angenommenen i7Zubi schwieriger: Wie oben gezeigt, wird in altbabylonischen Texten das Zeichen ZUBI auch benutzt, um Tigris auszudrücken. Würde gleichzeitig auch ein Fluss namens Zubi existieren, stellt sich die Frage, wie man beide Flüsse unterscheiden kann bzw. muss man sich die Frage stellen, wie letzten Endes die Idee von zwei verschiedenen Flüssen aufgekommen ist, obwohl die Zeichenähnlichkeit so groß ist. Im Folgenden sollen daher die in der Forschungsliteratur genannten Belege für den i7Zubi im Detail analysiert werden.42 Der am häufigsten zitierte Text diesbezüglich ist der „Kataster-Text“ von Urnamma (RIME 3/2.1.1.21 Ur-Nammu; für diesen Text siehe S. 433).43 Das Zeichen ZUBI findet sich in den Z. 55, 91, 93, 105 zusammen mit den Orten Puš und Ḫibarītum. Der Fluss stellt in dem Text die östliche Grenze des Reiches dar. Der Text ist vom Inhalt her in die Ur IIIZeit zu datieren, allerdings handelt es sich um eine Kopie des Textes aus altbabylonischer Zeit. Für die betreffenden Stellen ist nur ein Textvertreter vorhanden, so dass sich keine Vergleichsmöglichkeiten mit Paralleltexten ergeben. Verschiedene Überlegungen bezüglich der Lage des i7Zubi und seines Verhältnisses zum Tigris stützten sich dabei auf die Lage der Städte Puš und Ḫibarītum. Steinkeller zieht dabei den Text YOS 12, 46944 als Vergleich heran (für den Text siehe S. 355, 404). Dieser Text nennt ein Feld, das in Dūr-Puš zu finden ist und dessen Grenzseiten Steinkeller als i7Zubi und Euphrat identifiziert.45 Glaubt man der Kopie des Textes, so findet sich in Z. 4 allerdings ein ganz eindeutig geschriebenes IDIGNA als i7MAŠ.GU2.GAR3. Auch für die Stadt Ḫibarītum lässt sich eine Verbindung zum Tigris feststellen: So ist in dem mittelbabylonischen Brief PBS 1/2, 15 (für den Text siehe S. 289) der ḫazannu der Stadt Ḫibarītum für Instandsetzungsmaßnahmen am Kai des Tigris (i7MAŠ.GU2.GAR3) verantwortlich. Cole/Gasche schlussfolgerten daraus, dass Zubi ein anderer Name für den Tigris ist: „Morever, if Puš, on the Zubi, and Dūr-Puš, on the Tigris, were identical or even in close proximity, then Zubi was another name for Tigris. The identity of the two
41 42 43 44 45
Mittermayer 2009, 231–232 zu Z. 73. Einen Überblick über die Belege zum i7Zubi gibt auch Carroué 1991, 130. Siehe dazu Kraus 1955, 58, 62–63; Steinkeller 1980, 26–27. Steinkeller 1980, 26–27 zitiert falsch als YOS 12, 468. Steinkeller 1980, 26–27.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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names tends to be confirmed by evidence showing that the town of Ḫibarītum was on the Zubi in the Ur III period and on the Tigris in the Kassite era.“46 Dieser Einschätzung wurde in einigen anderen Publikationen gefolgt.47 Jedoch muss man sich letzten Endes fragen, ob eine Namensgleichsetzung sinnvoll ist. Nur weil die beiden Zeichen in der altbabylonischen Zeit z.T. zusammenfallen (was jedoch durch die Weiterentwicklung des Tigris-Zeichens nur eine kurzfristige Zeitspanne umfasst), muss dies nicht zwangsweise bedeuten, dass auch die Namen synonym verstanden werden. Zeichenähnlichkeiten und der Zusammenfall von Zeichen sind in dieser Zeitperiode nicht unüblich.48 Vielmehr sollte man sich grundsätzlich die Frage stellen, ob überhaupt ein Fluss mit dem Eigennamen i7Zubi existiert. Hierzu müssen weitere Belege und die lexikalischen Listen näher betrachtet werden. In RGTC 3, 316 sind unter dem Stichwort Zubi Textbelege (SVJAD 15; TCL 10, 79; TLB 1, 195) mit dem Vermerk gelistet, dass die Lesung aufgrund der Ähnlichkeit zu IDIGNA unsicher ist. Mittermayer stellt fest, dass keiner der dort gelisteten Belege dem Zeichen ZUBI zugerechnet werden kann.49 Des Weiteren wird oft der Jahresname Abī-ešuḫ i als Beleg für den i7Zubi zitiert: mu i7ZUBI-A-bi-e-šu-uḫ mi-ni-in-dun-na Wie Horsnell feststellt, variieren die Schreibungen in Bezug auf den Jahresnamen dahingehend, dass der Jahresname oft als mu i7ZUBI mi-ni-in-dun-na abgekürzt wird, zum anderen i 7ZUBI-A-bi-e-šu-uḫ in 3 Texten mit einem zusätzlichen ke4 abgeschlossen wird, in einem Text mit einem a. Die Formulierung deutet somit auf eine Genitivkonstruktion hin. Offenbar heißt der Kanal „ZUBI des Abī-ešuḫ“. Es ist daher unwahrscheinlich, dass ZUBI hier als Eigenname fungiert. Man muss davon ausgehen, dass in diesem Zusammenhang eines der Wörter zu suchen ist, das in lexikalischen Listen mit ZUBI geglichen ist (siehe dazu unten), wie z.B. gamlum „Krummholz“50, das auch in dem Jahresnamen Ammixaduqa 9 als goldenes Objekt belegt ist. Die Tatsache, dass sich für den Jahresnamen auch die Schreibung i7ZUBI allein findet, kann ebenfalls nicht für eine Deutung als Zubi-Fluss geltend gemacht werden, da Abkürzungen solcher Art in Jahresnamen üblich sind. Welchen Flusslauf der ZUBI-Abī-ešuḫ allerdings darstellt, ist unklar. Möglicherweise ist er einfach ein Prunkname für einen anderen Flusslauf.51 46 Cole/Gasche 1998, 7. 47 Siehe z.B. De Graef 2007; Lecompte 2009, 41–42. 48 Die Zeichen KALAM und UN werden z.B. im Kodex Ḫammurāpi graphisch noch unterschieden, fallen aber in der altbabylonischen Kursive zusammen, siehe dazu Edzard 1976–1980c, 554–555. 49 Mittermayer 2009, 231–232 zu Z. 73. 50 ZUBI wird in den lexikalischen Listen des 1. Jahrtausends auch mit miOirtu geglichen, was einen Kanal oder eine Bewässerungseinrichtung bezeichnet. Jedoch macht die Beleglage es unwahrscheinlich, dass der Begriff auch schon altbabylonisch so verwendet wurde, siehe dazu CAD M/2, 144–145. 51 Pientka-Hinz 1998/1, 42, 225; Horsnell 1999/2, 265–266. In der mittelassyrischen lexikalischen Liste Emar 6/2, S. 484–485 rev. i 26 und 27 ist der Flussname ebenfalls genannt. Die Liste nennt verschiedene Flussnamen, die einen Königsnamen als Element haben (i7Am-mi-xa-du11-ga-ḫe2-ĝal2, i 7Ḫa-am-ra-pi2-iḫ-ḫe2-ĝal2). Dabei werden nicht nur die vollständigen Flussnamen gelistet, sondern auch das erste Element gesondert. So ist in der Zeile vor i7Ḫa-am-ra-pi2-iḫ-ḫe2-ĝal2 der Eintrag i7Ḫa-am-rapi2-iḫ zu finden, vor i7ZUBI-A-bi-šu-uḫ ist i7ZUBI gelistet.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Als ein syllabisch geschriebener Beleg für den Zubi aus der Ur III-Zeit wird auch ein Text aus Ur genannt, der von einem Feld am i7Zu-bu ma-da A.ḪA.KI spricht (UET 3, 1369: 3–4).52 Die syllabische Schreibung zu-bu ist in Texten der Ur III-Zeit jedoch kein Einzelfall. So existiert auch eine Region ma-da Zu-bu (MVN 3, 261; MVN 3, 316; MVN 3, 318).53 In diesem Zusammenhang dürften auch Gewänder stehen, die als ZU-BU klassifiziert werden (ITT 4, 7300; TCTI 2, 3398; TCTI 2, 4146) sowie eine Arbeistruppe (UET 3, 1413) von dort. Zudem existieren die Personennamen Zu-bu-uš, I-zu-bu und Zu-bu-um (AUCT 2, 318; MVN 3, 268; MVN 6, 249; ZA 97, 230). All diese Texte stammen aus Ur. Man kann daher davon ausgehen, dass der i7Zu-bu ein lokaler Kanal ist, der in Zusammenhang zu der bei Ur gelegenen Region ma-da Zu-bu steht. Ein Zusammenhang zum ZUBI/Tigris besteht somit auch hier nicht.54 Goodnick Westenholz deutet die unklare Schreibung i-bi-ir zu-bi(-)im(-)mar-m[a…] in dem Text „Sargon in Foreign Lands“ als einen Beleg für den Zubi.55 Die Textpassage ist allerdings so unverständlich, dass kein Urteil darüber möglich ist. Als ein weiterer Beleg für den i7Zubi wird die Beschwörung VS 17, 15 zitiert.56 Der Text beschreibt die Eigenschaften von reinigendem Wasser. Das betreffende Zeichen in Z. 4 ließe sowohl eine Lesung i7Idigna als auch i7Zubi zu. Problematisch daran ist, dass die Zeichenfolge mit einem -ra abgeschlossen wird, die Zeile lautet: i7IDIGNA/ZUBI-ra ama he2!(DUMU?)-nun-na mi2 du11-ga. Conti deutet das -ra am fraglichen Zeichen als r = Auslautindikator + a = Dativ-Lokativ und liest /zubir/. Er geht davon aus, dass dieser i i 7Zubir auch aufgrund des Inhalts der Beschwörung getrennt vom 7Zubi in Wirtschaftstex57 ten oder Königsinschriften zu sehen ist und deutet ihn als mythologischen Fluss, ähnlich wie a šeg9-bar, i7 kur-ra und i7Ḫal-ḫal (für den i7Ḫal-ḫal siehe S. 120–128) und verbindet ihn mit dem im Enmerkar-Lugalbanda-Zyklus erwähnten Zubi-Gebirge.58 Diesbezüglich ist Folgendes anzumerken: 1. Es gibt keine weiteren Hinweise darauf, dass ZUBI auf ein r auslautet. Es kann also nicht als Argument genommen werden, aufgrund des -ra zwangsweise ZUBI anstatt IDIGNA lesen zu müssen. 2. Conti stellt fest, dass inhaltlich zwischem dem ZUBI-r in dieser Beschwörung und dem i 7Zubi anderer Texte kein Zusammenhang besteht und der ZUBI-r in einem mythologischen Kontext zu sehen ist. Wie oben bereits gezeigt, ist in denen auch von Conti genannten Wirtschaftstexten und dem Kataster Urnammas sicherlich vom Tigris die Rede. Zudem passt auch der mythologische Zusammenhang mit dem reinigenden Wasser zu zahlreichen anderen Texten, in denen Tigriswasser in Ritualen zur Reinigung benutzt
52 Zur angenommenen Verbindungen zwischen dem i7Zubi und A.ḪA.KI und der Identifizierung von A.ḪA.KI siehe Steinkeller 1980, 27; Lecompte 2009, 132. 53 Siehe dazu Widell 2003, Nr. 26, 27, 66; Widell 2004, 288–290. 54 Für die Problematik der verschiedenen Ortsnamen mit der Schreibung A.ḪA.KI siehe RlA 6, 256–257 sub Kuzara. 55 Goodnick Westenholz 1997, 83 sub i 10′. 56 Siehe Conti 1988; Mittermayer 2009, 231–232 zu Z. 73. 57 Er listet dafür dieselben Belege, die auch hier in dieser Arbeit angeführt wurden. 58 Conti 1988. Siehe dagegen Mittermayer 2009, 231–232 zu Z. 73, die den ZUBI-r als eigenständiges Lexem unabhängig vom Zubi-Gebirge sieht.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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wird (für diese Texte siehe Kap. 9.1 und 9.2). Eine Lesung als IDIGNA ist also recht wahrscheinlich. Weiterhin problematisch bleibt allerdings das -ra. Das r kann im Fall von IDIGNA definitiv nicht als Auslaut gewertet werden. Das -ra als Dativ anzusehen ist grammatikalisch auch nicht möglich.59 Dazu muss gesagt werden, dass dies nicht die einzige grammatikalisch oder lexikalisch schwierige Stelle dieses Textes ist, geht man vom „klassischen Sumerisch“ aus. So wird u.a. in Z. 5 der Göttername Enki mit einem Ablativ versehen, in Z. 4 scheint eine Verwechslung zwischen den Zeichen ḪE2 und DUMU stattgefunden zu haben, die verbalen Präfixketten weisen die ungewöhnliche Form ḫe2-me-re auf etc. (für den ausführlichen Text siehe S. 539). Als eine parallele Formulierung zu i7Idigna-ra ama he2!(DUMU?)-nun-na mi2 du11-ga weisen Conti und Mittermayer auf die Z. 235 und 239 des Textes Lugalbanda II hin, dort heißt es i7 kur-ra ama ḫe2-nun-na-ra.60 Conti verweist zudem auf eine Passage in den neuassyrischen Šurpu-Beschwörungstexten a šeĝ9-bar-ra mi2 zi-de3-eš du11-ga.61 Möglicherweise ist das -ra einfach fehlerhaft durch die Anlehnung an andere dem Schreiber bekannte Textpassagen geschrieben worden. Egal wie man das -ra deutet, ist an diesem Punkt festzuhalten, dass die Belegstelle nicht auf den i7Zubi hindeutet, sondern auch hier eine Lesung i7Idigna plausibler erscheint. Als weiterer Beleg für den i7Zubi wird oft ein Eintrag in der „Genouillac Liste“, TCL 15, 10, zitiert (für den Text siehe S. 558).62 Hier findet sich in Z. 83 ein vergöttlichter Fluss, der zwischen Lugal-abzu und Nin-ildu2 gelistet ist. Das Zeichen ist aber auch hier eindeutig als IDIGNA zu lesen.63 Eine weitere wichtige Quelle für die Frage nach dem i7Zubi stellen lexikalische Listen dar. Syllabary B Taf. 2 verdeutlicht den Unterschied zwischen den Zeichen IDIGNA und GAM3/ZUBI und stellt die verschiedenen Lesemöglichkeiten vor: Syllabary B Taf. 2 370 diš I-di-ig-na i7MAŠ.GU2.GAR3 371 diš da-al-la MAŠ.GU2.GAR3 372 diš zu-bu64 GAM3 373 diš ga-am GAM3
I-di-ig-lat šu-pu-u2 gam-lu4 ši-ga-ru65
Die verschiedenen Lesemöglichkeiten für GAM3/ZUBI, wie gamlu (Krummholz) und šigaru (Zwinge) sollen im Folgenden nicht näher disktutiert werden.66 Relevant für diese 59 60 61 62 63 64 65 66
Eine Dativkonstruktion hat auch Conti 1988, 121–122 für den ZUBI abgelehnt. Conti 1988, 120; Mittermayer 2009, 231–232 zu Z. 73. Conti 1988, 119. Siehe z.B. Conti 1988, 116 und Mittermayer 2009, 231–232 zu Z. 73. Siehe dazu das Foto bei CDLI. Die Kopie in TCL 15, 10 ist ungenau. Textvertreter Q schreibt zu-bi. Textvertreter Q schreibt ši-ik-ru4. Für nähere Informationen zu den beiden Begriffen siehe die jeweiligen Einträge in CAD und AHw. GAM3/ZUBI findet sich in anderen Listen als Adjektiv oder Wort zur näheren Klassifizierung. In zwei lexikalischen Listen werden Pflanzen als in-gi4 zubi und šum2 KU7 zubi (ED Plants Z. 75, 100) bzw. KU7ga-ga-le zubi-ke4zu-bu-ke4 (OB Plants Nippur ii 2′ ) bezeichnet (für weiterführende Literatur zu diesen Listen siehe Veldhuis 2014, 437). In der Götterliste An = Anum Taf. 5 (Litke 1998) wird unter den sieben „Beratern“ des Ningirsu eine Gottheit dGABA.ḪUŠ.GU2.ZUBIzu-bi-ABZU zwischen den
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Arbeit sind Gleichungen, die GAM3/ZUBI in Zusammenhang mit Kanälen und Flüssen bringen. In der Serie Diri Taf. 3 193–196 (MSL 15, 146) ist i7ZUBI mit verschiedenen Entsprechungen gelistet: i-su-bu
i 7ZUBI
izubû zāLibu miOirtu izubītu
CAD M/2, 144 definiert miOirtu als „1. (a type of field or orchard, characterized by a special irrigation system) 2. (a type of canal or ditch)“. AHw. 663 übersetzt „Wasserlauf“. Der Begriff mitirOu wird auch mit anderen Begriffen für Kanäle wie palgu und atappum gelistet.67 CAD Z, 13–14 deutet das Wort zāLibu, das nur in lexikalischen Listen vorkommt, als „waterlogged soil“ und geht davon aus, dass es sich dabei um eine Bezeichnung eines spezifischen Arm des Tigris handelte, der – angenommen aufgrund der Grundbedeutung des ebenfalls mit ZUBI geglichenen Begriffes gamlu68 – in einem Bogen verläuft. AHw. 1503 sieht den Begriff bezogen auf ZUBI als einen Wasserlauf sowie als die Schreibung für den Flussnamen Zāb an. AHw. 408 verweist nur am Rande auf die Begriffe izubû und izubītu als einen Kanal in lexikalischen Listen. CAD Z, 14 sieht Izubītu dagegen als Eigennamen an. Hallo, der bei Izubītu ebenfalls von einem Eigennamen, genauer sagt dem akkadischen Namen des sumerischen i7Zubi, ausgeht, zieht sogar in Betracht, dass sumerisch zubi vom akkadischen zāLibu abgeleitet wurde.69 Außerhalb der lexikalischen Listen scheint der Name jedoch nicht vorzukommen. Für einen Beweis einer Gleichung zwischen i7Zubi und i7Idigna wird auch häufig die neuassyrische Liste Erimḫuš b (MSL 17, 89–90; K 4256 = CT 19 pl. 2) zitiert: rev. 11′ 12′ 13′
[…z]ubi […]x [….]
mi-Oir-tu2 i 7Ḫal-ḫal-la za-i-bu
Der Eintrag ist in der Tat erstaunlich. Während die Begriffe miOirtu und zāLibu Kanälen oder Bewässerungseinrichtungen zugeordnet werden können, wirkt der Ḫal-ḫal-la mit Flussdeterminativ hier wie ein Eigenname. Die basierend auf diesem Eintrag oft geschehene Gleichsetzung zwischen i7Zubi und i7Idigna beruht darauf, dass der i7Ḫal-ḫal-la mit dem Tigris gleichgesetzt wird. Für die Problematik dieser Gleichsetzung siehe siehe S. 120–128. Zudem muss bemerkt werden, dass die Serie Erimḫuš nicht wie einige andere lexikalische Listen mit gleichen Einträgen, die mit ŠU oder MIN als Wiederholungszeichen gekennzeichnet werden, arbeitet. In der linken, hier abgebrochenen Spalte, ist in jeder Zeile eine andere Zeichenkombination zu finden, die in der rechten Spalte mit einem anderen Gottheiten Ušum-ursaĝ-kura-dibdibe und Ušum-bara-gešpu-Eninnu genannt. Für letztere beide siehe die Einträge in RlA 14, 509 und 511. 67 Bagg 2000, 39; für miOirtu-Kanäle in assyrischen Königsinschriften siehe ibid. Index S. 409 s.v. 68 CAD G, 34 gamlu sub 5′. 69 Hallo 1964, 68 mit Fn. 21.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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Wort geglichen wird. Allerdings gehören die in einer Gruppe gesammelten Einträge zusammen und sind eng miteinander assoziiert. In der Liste finden sich außerdem zahlreiche seltene Wörter, die z.T. aus sumerischen literarischen Texten übernommen wurden.70 Einen deutlichen Unterschied zwischen ZUBI und Tigris zeigt die Liste Antagal J: Antagal J ii 5′ i 7ḪAL.ḪAL.[L]A 6′ i d 71 7 Irḫan 7′ i [ 7]AMAŠ.LI.LI 8′ i zu-bi [ 7] ZUBI
I3-dig-lat Pu-rat-tu4 Tup-⌈li⌉-ia-aš [mi-iO]-ra-tu4
Vom Grundcharakter hat Antagal Ähnlichkeit mit Erimḫuš. Die Ordnung der Liste orientiert sich an semantischen oder phonologischen Kriterien, wobei die Ordnung der akkadischen Spalte folgt. Diese Ordnung beschränkt sich immer auf kleine Gruppen von Einträgen. Wie die Gruppen von Einträgen zueinander in Bezug stehen, ist jedoch völlig unklar.72 Die Zusammenstellung an dieser Stelle ist ungewöhnlich. Während Tigris, Euphrat und Tupliaš-Fluss73 Eigennamen sind, stellt i7ZUBI = miOratu einen Kanal oder eine Bewässerungseinrichtung dar. Bemerkenswert ist auch die Gleichung Irḫan = Purattu. In Erimḫuš Taf. 6: 48 (MSL 17, 82) ist der [..Ir]ḫan mit A-ra-aḫ-tu4 geglichen (für die Gleichsetzung von Araḫtu und Purattu siehe S. 360–365). Als Gleichung i7Zubi = Di[-ig-lat] wird auch das Practical Vocabulary of Assur: 739 (für den Text siehe S. 348) angeführt. Problematisch ist allerdings, dass das Zeichen nur fragmentarisch erhalten ist. Es lässt sich nicht mit hunderprozentiger Sicherheit entscheiden, ob hier das Zeichen ZUBI oder IDIGNA vorliegt. Der sehr gerade waagerechte Keil, mit dem das Zeichen beginnt, deutet eher auf IDIGNA.74 Als problematisch erweist sich der Eintrag Z. 139 in Textvertreter A (nB, Sippar) von Aa Taf. 6. In der Liste werden zuerst Gleichungen für DALLA angeführt. Darauf folgt ein Eintrag zum Tigris. Textvertreter A hat eine zusätzliche Zeile (in Textvertreter B1, nA, Ninive, nicht zu finden) und gleicht dort Tigris und zāLibu: Aa Taf. 6 138 diš I-di-ig-na 139
MAŠ.GU2.GAR3
I-di-ig-lat za-⌈Li-bu⌉
zāLibu, „der Fließende“, ist hier wohl ein Beiname/Epitheton des Tigris, das vermutlich auch auf andere Flüsse oder Kanäle angewendet werden kann, und kein Eigenname.
70 71 72 73 74
Siehe dazu Veldhuis 2014, 235–236. MUŠ.TIN.TIR.DUB2. Veldhuis 2014, 361–363 und siehe auch die Einführung von Roth in MSL 17, 131–144. Zu Tupliaš siehe Fuchs 2014. Ein Foto und eine Kopie des Textes VAT 14264 liegt unter keil.uni-goettingen.de, VAT 14253+, Practical Vocabulary of Assur, vor. Das Zeichen ist RS Kol. 7–8 zu finden.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Zusammenhängend mit der Liste Aa ist auch die Liste Ea zu nennen. Auf Taf. 8 dieser Liste in der kanonischen Version des 1. Jahrtausends sind Einträge zu den Zeichen IDIGNA und ZUBI zu finden. Allerdings ist jeweils nur das Ende der Zeilen erhalten: *Ea Taf. 8 34 […] ša2 i7MAŠ.GU2.GAR3 I-di-ig-lat 35 […] min min 36 […m]in šu-pu-u2 37 […-n]u ši-ik-ri 38 […] ša2 gam3.gam3mušen 39 […]⌈ša2⌉ i7zubi ŠU-ma Im Gegensatz zu Aa Taf. 6 werden in dieser Liste zuerst die Einträge zu IDIGNA gelistet, dann die Einträge zu DALLA. Während in Aa Taf. 6 keine Einträge zu ZUBI vorhanden sind, folgen diese in Ea Taf. 8 auf die Einträge zu DALLA. Interessant ist, dass hier auch der gam3.gam3mušen gelistet ist, der auch schon in der ED Bird List genannt wird.75 Verwunderlich ist auch das in Z. 39 zu findende ŠU-ma, das eine Wortwiederholung anzeigt. Welches Wort aus der vorangehenden Zeile wiederholt werden soll, ist dabei aber unklar. Eine Wiederholung des Determinativs mušen erscheint unwahrscheinlich. In einer mittelassyrischen Fassung des Textes (MSL 14, 484; VAT 9532) findet sich der Abschnitt: 15
[…] GU2.GAM3 gu zu-u[b-ba-ku] […]-na MAŠ.NA2 ma-ša na-[na-ku] 17 […] MAŠ.GAM3 ma-ša-an zu-[ub-ba-ku] 16
MSL ergänzt dabei in Z. 16 [i-di-ig]-na. Dies erscheint aber aufgrund der nachfolgenden Zeichen fragwürdig. Allerdings weist eine lexikalische Liste aus Emar eine ähnliche Schreibung an einer Stelle auf, wo ebenfalls der Tigris zu vermuten ist. Die Liste führt ähnlich wie Ura OB Nippur Taf. 5 (siehe S. 347) verschiedene Flüsse auf: Emar 6/2, S. 484–485 iii 17′ i 7MAŠ.GAM3 18′ i 7EREN2.KIB.NUN 19′ i 7EREN2.KIB.NUN 20′ i 7Kir11-sig 21′ i 7Ab-gal Bezüglich der Reihenfolge erwartet man in iii 17′ und 18′ Tigris und Euphrat. Verwunderlich ist zum einen, dass in Z. 19′ der Flussname von Z. 18′ wiederholt wird. Zum anderen findet sich in Z. iii 27′ die Schreibung i7UD.KIB.NUN zwischen i7IL-GIN7 und i7Burlaḫtanx-ban3-da. In der Liste werden auch Flussnamen genannt, die sonst nur aus Jahresnamen bekannt sind und auch nicht in Ura OB Nippur Taf. 5 gelistet werden.
75 Für diesen Vogel siehe Veldhuis 2004, 241–242.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
107
Das Zeichen EREN2 scheint eine Schreibvariante von UD darzustellen. Die Zeichen unterscheiden sich nur minimal.76 Hintergrund dieser ungewöhlichen Schreibungen könnte auch das Schreiberumfeld von Emar gewesen sein, das sowohl syro-hethitische als auch „mesopotamische“ Einflüsse vereint.77 So können auch diese Schreibungen nicht als Argument für eine Gleichsetzung von ZUBI und IDIGNA gesehen werden. Entwicklung des Zeichens IDIGNA in den einzelnen Zeitperioden Archaisch Während unklar ist, ob der Euphrat schon in archaischen Texten genannt wird, wird das Zeichen ZATU 261 (siehe dazu auch S. 99 Tabelle 14 zu IDIGNA archaisch), das einen Vogel darstellt, in diesen frühen Texten als IDIGNA gedeutet. ZATU 261 ist in mehreren administrativen Texte sowie in drei lexikalischen Listen aus Uruk zu finden (siehe dazu Tabelle 15 auf S. 108).78 Unklar ist aber, ob das Zeichen in diesen Kontexten tatsächlich den Fluss beschreibt oder ob möglicherweise eine Lesung dalla anzunehmen ist. In den frühen Texten fehlen Flussdeterminative als Unterscheidungskriterium.79 Dass in der Tat ein Zusammenhang zwischen einem Vogel und IDIGNA vorhanden ist, zeigt der Eintrag 104 der ED Bird List, der den Idignamušen listet, der zwischen u5-gišmušen und unmušen steht. In einer Version der *Ebla Bilingual List rev. viii 18–19 erscheint ebenso der Idignamušen und wird syllabisch mit I3-ti-gi-ra-um geglichen. Die Gleichung Idigna = I3-ti-gi-ra-um findet sich ebenso in der Ebla Sign List Z. 34. Dies schließt eine Lesung als dallamušen aus.80 Allerdings ist dadurch nicht die Frage geklärt, ob in den archaischen Texten die Lesungen Idigna und dalla durch dasselbe Zeichen repräsentiert werden bzw. schließt es nicht aus, dass das Zeichen in den archaischen Texten als dalla gelesen werden kann. Verschiedene Toponyme konnten in den archaischen Texten identifiziert werden81, jedoch ist fraglich, inwiefern der Tigris in den administrativen Texten aus Uruk eine Rolle gespielt haben könnte. Uruk ist allgemein eher mit dem Euphrat assoziiert. Ebenso fraglich ist, ob in UET 2, 248 ii 5 IDIGNA zu lesen ist. Der Beginn des Zeichens ist nicht erhalten. Das Zeichenende ähnelt sehr der Schreibung des IDIGNAZeichens in frühdynastischer Zeit (siehe S. 108–111). CDLI (CDLI no.P005843) liest hier jedoch NINDA2×MAŠ.
76 Auch in Babylonien existieren Graphien wie i7EREN2.NUN.NA und i7EREN2.EN.NUN. Für Belege siehe RGTC 1, 217f. Unklar ist, ob dies Schreibungen für den Iturungal darstellen, siehe dazu Carroué 1993, 14–17 und Steinkeller 2001a, 41–42, 44 Fn. 92. 77 Rutz 2013, 201–203, 323–328. 78 Für eine Beschreibung des Aussehens des Zeichens in diesen Texten siehe Heimpel 2014, § 1. 79 Für eine Lesung als Idigna siehe z.B. Heimpel 2004. Siehe gegenteilig Steinkeller 1995a, 702 ad 261; Woods 2007, 332; CUSAS 1, Nr. 125, 202, 220. 80 Veldhuis 2004, 254. Siehe auch Steinkeller 2001a, 29 Fn. 18. Für diesbezügliche Überlegungen zur Etymologie von Idigna siehe Kap. 3.3.1. 81 Potts 1997, 29; Lecompte 2009.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Tabelle 15: ZATU 261 in archaischen Texten Administrative Texte aus Uruk ADFU 15, W 6245,a: O0102 ADFU 15, W 6573,a: O0205 ADFU 15, W 6759: O0101 ADFU 15, W 9168,t: O0101 ADFU 15, W 9578,m: O0304 ADFU 15, W 9579,ao: O0101 ADFU 15, W 9579,dm: O0102 ADFU 15, W 9655,r: O0101 ADFU 15, W 9656,bi: O0102 ADFU 16, W 14777,c: O0102b82 ADFU 16, W 15195: O0201 ADFU 16, W 16477: R0102 ADFU 17, W 19577,g: O0302 ADFU 17, W 20274,24: O0202 ADFU 17, W 20274,101: O0101 Administrative Texte unklarer Herkunft CUSAS 1, 125: O0304 CUSAS 1, 202: R0101 CUSAS 1, 220: R0201 CDLI no. P006153: O0202 CDLI no. P006066: O0202 Lexikalische Listen aus Uruk ADFU 13, W 15773,q: O0203 ADFU 13, W 21225,1: O0102 ADFU 13, W 21745 O0308 (Lú 28b)
1N1 ; ZATU 261? UŠa ; ⌈ZATU 261⌉ AN MENa ; ZATU 261 ZATU687 [… ] ⌈1N34⌉ ; ⌈ ZATU 261?⌉ […] 7N1 ; ⌈ ZATU 261 ⌉ …] 1N14 ; PAPa TIa ⌈ENa ZATU 261⌉ GALa ⌈UNUGa⌉ 1N1 ; GI ZATU 261 1N1 ; ⌈ ZATU 261 ⌉ KURa ⌈DUGb?⌉ 2N1 ; ⌈ ZATU 261 ⌉ 1N1 ; ZATU 261 A ŠIDIM […] ⌈1N1⌉ ; ⌈ ZATU 261⌉ […] ; ZATU 261 AN GA2a 1N14 ; ZATU 261 UMBINb1 […] 2 N1 ; ZATU 261 ḪI […] ⌈ ZATU 261⌉ […] ⌈U4+ŠU2⌉ 1N ZATU 261 PAPa 1N E2a ZATU 261 [1N34] ⌈7N1⌉ ZATU 261 GALa SANGAa ZATU 261 KU6a ⌈A⌉ 2 N1 RADa ZATU 261 SANGAa GALa ZATU 261 ŠE3? BUa ⌈ZATU 261⌉ IŠb ZATU 261 KU3a
Frühdynastisch Das Zeichen IDIGNA wird frühdynastisch als LAK 63 identifiziert. Insgesamt sind in frühdynastischen Texten nur wenige Belege für Euphrat und Tigris zu finden. Dabei handelt es sich vor allem um kanonische Texte aus Fāra und Tall Abū }alābīḫ. Da in dieser Zeitperiode die Flüsse nur in Ausnahmefällen mit Flussdeterminativ geschrieben werden, besteht wie auch in den archaischen Texten das Problem zu entscheiden, ob das Zeichen Idigna oder dalla gelesen werden muss. Jedoch kommt erleichternd hinzu, dass einige der kanonischen Texte Tigris und Euphrat gemeinsam nennen, wie es auch in späterer Zeit häufig der Fall ist. Dies ermöglicht eine sichere Identifizierung des IDIGNA-Zeichens.
82 Zu diesem Text siehe auch Lecompte 2009, 135.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
109
Zwei Zeichenformen spielen dabei eine Rolle, die sich durch ein fehlendes oder eingeschriebenes MAŠ am Zeichenende unterscheiden (siehe dazu auch S. 99 Tabelle 14 zu IDIGNA frühdynastisch):
Dass es sich bei beiden Zeichenformen um IDIGNA/DALLA handelt, bestätigen verschiedene Texte, zu denen mehrere Textvertreter existieren, in denen die beiden Zeichenformen parallel benutzt werden (siehe z.B. za3-mi3-Hymnen: 62; ED List of Names and Professions; für letzteren Text siehe unten). Es lassen sich regionale Unterschiede bei der Schreibung des Zeichens mit und ohne MAŠ feststellen. Da die Zahl der frühdynastischen Texte, die das Zeichen IDIGNA/DALLA enthalten, begrenzt ist, fällt es jedoch schwer, eine generelle Regel für die Schreibungsverteilung aufzustellen. Bemerkenswert ist aber, dass die Texte aus Ebla (Ebla Sign List Z. 34; ED Bird List: 104 = Text B iv 14) und Šuruppak (NTSŠ 82 x 7; SF 72 iv 13; Cunningham 1997, Nr. 11a+b Text A iv 3, 7; ED Bird List: 104 = Text A rev. iii 20) ausschließlich das Zeichen mit MAŠ enthalten, das Zeichen in den Texten aus Tall Abū }alābīḫ jedoch überwiegend ohne MAŠ geschrieben ist (IAS 131 ii 6′; IAS 134 iii 2′; IAS 142 xiv 10; IAS 393 iii 3′). Für den Gesamtaufbau des Zeichens ist der dem Zeichen vorangstellte waagerechte Keil (AŠ) auffällig, der in den Zeichenformen der nachfolgenden Zeitperioden vollständig entfällt.83 Die in den kanonischen Texten zu findende Schreibung des Zeichens IDIGNA mit vorangestelltem AŠ und am Ende eingeschriebendem MAŠ liegt auch in der Königsinschrift RIME 1.9.5.1 Enmetena (passim) vor. In RIME 1.14.20.1 Lugalzagesi ii 6 ist das Zeichen dagegen ohne das vorangestellte AŠ und ohne MAŠ zu finden. Auch wenn somit das IDIGNA-Zeichen sicher identifiziert werden kann, stellt sich weiterhin die Frage der Unterscheidbarkeit zwischen Idigna und dalla. Das dem Zeichen am Ende eingeschriebene MAŠ scheint kein Unterscheidungsmerkmal darzustellen. Die Lesung des Zeichens muss also anhand des Kontextes entschieden werden, was natürlich nur dann möglich ist, wenn auch der Inhalt des Textes klar ist. Dies stellt in vielen frühdynastischen Texten allerdings ein Problem dar. Zu den schwierig zu deutenden Texten gehören Texte in UD.GAL.NUN-Orthographie aus Fāra und Tall Abū }alābīḫ.84 Anhand meines derzeitigen Kenntnissstandes ist es mir nicht möglich, ein Urteil über die Lesung in diesen Texten zu fällen. Die Schreibung mit und ohne MAŠ am Ende des Zeichens variiert wie oben beschrieben abhängig von der Stadt, aus der der Text kommt. IDIGNA/DALLA findet sich in folgenden Texten: – IAS 112 iii 6, vii′ 1′ (Zand 2009, CUT 10) – IAS 115 iii 23′ (Zand 2009, CUT 20) – IAS 131 iv 7′/IAS 185 i 2′ (Zand 2009, CUT 13) 83 Siehe dazu auch Keetman 2016, 7. 84 Für diese Texte siehe Zand 2009.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
IAS 195 ii′ 3′ (Zand 2009, CUT 57) SF 37 x 13′ (Zand 2009, CUT 3) SF 60 ii 4 (Zand 2009, CUT 6) TSŠ 126 vii 1 (Zand 2009, CUT 8)
Eine besondere Zeichenform bietet IAS 253 vii 1 (Zand 2009, CUT 92): Das MAŠ ist hier nicht am Ende eingeschrieben, sondern mittig im Zeichen. Ebenso fehlt das vorangestellte AŠ. Auch was die Lesung des Zeichens in den lexikalischen Listen85 angeht, divergieren die Meinungen: – – – –
ED Word List F: 5–6 ED Lu2 A: 86 ED List of Names and Professions: 70 Ešbarkin rev. ii′ 1′′
In der ED Word List F, einer Liste mit geographischen Begriffen, findet sich in Z. 5 die Zeichenkombination ḪA.A.IDIGNA/DALLA, um einen Ortsnamen auszudrücken. Frayne schreibt den Ortsnamen der Stadt Ḫizzat am Zusammenfluss von Adhaim und Tigris zu.86 Während Steinkeller diese und die davor zu findenden Graphien ḪA.A.DU und ḪA.A.ME.DU auf die Stadt Kuwara bezieht und HA.A.DALLA als ein religiöses Epitheton der Stadt interpretiert, schließt Lecompte nicht aus, dass es sich bei den Graphien um die Bezeichnung verschiedener Toponyme handelt und eine dieser Städte möglicherweise am Tigris gelegen hat, so dass eine Lesung ḪA.A.IDIGNA nicht vollkommen auszuschließen sei.87 In der darauf folgenden Zeile findet sich zudem IŠ.IDIGNA/DALLA. Die Zeichen entsprechen der oben angegebenen Zeichenform mit einem eingeschriebenen MAŠ am Ende des Zeichens. In Bezug auf ED Lu2 A: 86 stellt Wagensonner fest, dass Elemente dieser Liste auch in anderen lexikalischen Listen „weiterverwertet“ werden. So finden sich in SF 72 mehrere Einträge, die in derselben Reihenfolge auch in ED Lu2 A auftauchen, wobei in SF 72 diesen Einträgen ein A hinzugefügt ist. Wagensonner ist dabei der Ansicht, dass die Tatsache, dass Flüsse und Kanäle oft nach Berufen und Titeln benannt seien, die enge Verbindung zwischen ED Lu2 A und SF 72 und die Deutung letzterer als Liste von Flussnamen und Kanälen untermauere.88 In Bezug auf IDIGNA/DALLA müssen die beiden Listen jedoch getrennt betrachtet werden. In ED Lu2 A: 86 ist enkudx(ZAG): IDIGNA/DALLA zu finden. Wie auch in ED Word List F ist dem Zeichen am Ende ein MAŠ eingeschrieben (siehe IAS 85 Für die Publikation und weitere Literatur zu den Listen siehe Veldhuis 2014, 432, 435, 436, 441 und online DCCLT. Die Zeilenangaben folgen der Online-Version. 86 Frayne 1992a, 105–106 n. 80; siehe dazu auch Ziegler 2002, 245–246. 87 Siehe dazu zusammenfassend Lecompte 2009, 131–134. 88 Wagensonner 2015; zur Identfizierung von SF 72 als Liste von Wasserläufen siehe Krebernik 1998, 316 sowie id. 2006 sub 4. Für die Tatsache, dass sich Überschneidungen zwischen verschiedenen Listen finden und zudem oft Passagen erscheinen, die thematisch an dieser Stelle nicht zu erwarten sind, siehe auch Lecompte 2009, 78 und Taylor 2008, 205.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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16 iv fragm. B 15′). Als weitere Angaben zu den „Eintreibern“ (enkudx) finden sich in der Liste u.a. DILMUN und AN.PA.SIKIL. Lecompte weist darauf hin, dass bei diesen Begriffen aufgrund ihrer Mehrdeutigkeit in Bezug auf Lesungen nicht eindeutig geklärt werden kann, ob es sich tatsächlich um geographische Begriffe oder andere Bezeichnungen handelt.89 In SF 72 werden dagegen klar die beiden Flüsse genannt: SF 72 iv 13 [Idig]na.A 14 ⌈AN⌉.KIB.NUN.A90 Die ED List of Names and Professions nennt Z. 69–70 Kiški-gal-IDIGNA/DALLA-a. Die Schreibung des Zeichens ist nicht klar zu definieren, da in den meisten Paralleltexten das Zeichen jeweils beschädigt ist. Sicher zu sagen ist, dass es Schreibungen mit eingeschriebenem MAŠ am Ende und ohne MAŠ gibt, auch beginnt das Zeichen mit einem AŠ am Anfang (siehe IAS 61 iii 12′; IAS 69 i′ 3′; IAS 73 iii 22; IAS 74 iii 4; MEE 3, 43). Eine Lesung dalla ist hier recht wahrscheinlich.91 Mander liest zudem in der Götterliste IAS 46 (IM 70164 +) xi 3–5 ME dIdigna.92 Auch wenn die beiden gekreuzten Keile am Ende des Zeichens ungewöhnlich erscheinen, so handelt es sich hier doch eindeutig um das Zeichen TUM (LAK 496; siehe dazu auch den Paralleltext SF 57: 22).93 Altakkadisch Verschiedene Texte, die Geschehnisse aus der altakkadischen Zeit behandeln, und Königsinschriften, die altakkadischen Herrschern zugeschrieben werden, nennen Euphrat und Tigris. Die Abschriften der Texte sind jedoch altbabylonisch oder jünger. Die Zeichen, die in diesen Texten zur Schreibung des Tigris verwendet werden, haben ebenfalls eine altbabylonische Form. Als einziger Text, dessen Zeichenform für IDIGNA man wohl altakkadisch datieren kann, ist der Maništūšu Obelisk ix 19. Das IDIGNA-Zeichen ist genau wie in RIME 1.14.20.1 Lugalzagesi ii 6 ohne den vorangestellten waagerechten Keil geschrieben, wie er in frühdynastischen Texten vorkommt, und gleicht damit den Schreibungen in den späteren Ur III-Texten. Ur III In der Zeichenliste KWU wird das Zeichen IDIGNA unter der Nr. 689 geführt:
89 Lecompte 2009, 276. 90 Zur Deutung des A als Determinativ siehe S. 144 mit Fn. 156. 91 Siehe dazu Lecompte 2009, 203. Belege zu DALLA in ED IIIb liegen mir nicht vor, so dass sich hier keine Vergleichsmöglichkeiten bieten. 92 Mander 1986, 74–76. 93 Siehe dazu auch Such-Gutiérrez 2003/1, 332 mit Fn. 1442, der das Zeichen als eine Variante von EGIR sieht.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Bei den Zeichenformen lässt sich zwischen einer „Langform“ und einer „Kurzform“ unterscheiden. Die „Langform“ enthält zusätzlich mittig im Zeichen eine „Raute“. „Langform“ „Kurzform“
Regionale Besonderheiten in der Verteilung von „Langform“ und „Kurzform“ existieren nicht. Beide Zeichenformen sind in gleichem Maße in den Texten der Ur III Zeit vertreten. Neben den in KWU gezeigten Variationen existieren Zeichenschreibungen, bei denen außerhalb des Zeichens entlang der hinteren äußeren waagerechten Keile, zusätzliche Winkelhaken eingeschrieben sind siehe z.B. Princeton 1, 413: 3; MVN 20, 210: 3 und BIN 5, 242: 7. Zudem muss bemerkt werden, dass die Winkelhaken am Ende teilweise durch schräge Keile ersetzt sind, wie es in altbabylonischer Zeit typisch ist (siehe S. 114–117). Dies stellt also eine Weiterentwicklung der in frühdynastischer Zeit am Zeichenende gekreuzten Keile dar. Einmalig ist die folgende in KWU 689 angegebene Schreibung. Sie ist in der Urkunde aus Umma TCL 5, 5676 rev. 9 zu finden. Die ebenfalls in KWU 689 aufgeführte Schreibung mit einem mittig im Zeichen eingeschriebenen MAŠ ist mir in den Texten nicht aufgefallen. Von vielen Urkunden der Ur III-Zeit sind allerdings keine Fotos oder Kopien publiziert, so dass es mir nicht möglich ist, ein Urteil über diese spezielle Zeichenform zu fällen. In der Königsinschrift RIME 3/1.1.7.9 Gudea: 8 ist das IDIGNA-Zeichen nur teilweise erhalten, weicht aber augenscheinlich nicht von der Schreibung in den Alltagstexten der Ur III-Zeit ab. Dies gilt auch für RIME 3/1.1.7 Gudea Zyl. A und B Zyl. A i 9, xxviii 13 und Zyl. B v 13, x 20, xvii 9. Aus der Ur III Zeit liegen nur drei kanonische Texte vor, die den Tigris nennen. In der Beschwörung Sigrist 1980 i 4 liegt eine Schreibung des Zeichens IDIGNA vor, wie sie auch in den Alltagstexten zu finden ist. In zwei weiteren Beschwörungstexten (für Fotos
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
der beiden Texte siehe CDLI) aus Nippur ist offenbar zusätzlich am Ende des Zeichens ein MAŠ eingeschrieben, ähnlich wie das auch in einigen frühdynastischen Texten der Fall ist: nach NATN 8:
2
nach TMH NF 6, 6: 17
In der Ur III-Zeit bestehen Schwierigkeiten, das Zeichen IDIGNA von anderen Zeichen zu unterscheiden, wie variierende Lesungen in unterschiedlichen Publikationen zeigen.94 Das Zeichen EGIR wird in als KWU als Nr. 731 aufgeführt:
Das Zeichen wird unter Nr. 733 allerdings mit seinen Variationen auch als IDIGNA gedeutet:
Die Zuordnung ist jedoch nicht in allen Punkten korrekt. Die Tatsache, dass die Urkunde Nik. 2, 158: 3 das IDIGNA-Zeichen mit der Glosse I7-de3-na versieht (zur sicheren Identifizierung als Schreibung für den Tigris siehe S. 88), zeigt in der Tat, dass sich die beiden Zeichen sehr ähneln, jedoch wird durch den Vergleich mit anderen Texten, in denen mit Sicherheit EGIR geschrieben ist, deutlich, 94 Siehe z.B. den Kommentar in UTI 3, 2224 zu Z. 3–4, wo mit Sicherheit EGIR zu lesen ist, oder die verschiedenen Ansichten zu Text NRVN 1, 264, zu diesem Text siehe S. 285. In Nakahara 1928, Nr. 17 (= Kyoto 17, siehe dazu Steinkeller 2001a, 38 Fn. 60; BDTNS no. 006753) scheint statt des dort gelesenen IDIGNA ein NA2 (KWU 555) vorzuliegen.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
dass ein grundlegender Unterschied darin besteht, dass das Zeichen EGIR mit zwei meist übereinanderstehenden oder leicht schräg gestellten senkrechten Keilen geschrieben wird, das Zeichen IDIGNA jedoch als Charakteristikum die Winkelhaken am Ende hat, deren Zahl jedoch variieren kann (für einen Überblick zu Beispielen zu EGIR siehe BDTNS).95 Ebenso besteht eine Verwechslungsgefahr mit dem Zeichen TUM (für ein Beispiel siehe z.B. AUCT 1, 225: 1). Ein Unterscheidungsmerkmal stellen aber die beim Zeichen TUM fehlenden Winkelhaken am Ende des Zeichens dar. Keine Unterscheidungsprobleme sind in der Ur III-Zeit zwischen IDIGNA und DALLA vorhanden. Letzteres Zeichen wird zu Beginn mit einem MAŠ geschrieben. DALLA wird in KWU unter den Nr. 104 und 105 geführt:
DALLA kommt in der Ur III-Zeit meist in Personennamen wie Lugal-dalla, Nanna-dalla, BaU-dalla, Nin-me-dalla, Piriĝ-dalla und Utu-dalla vor.96 Der Zeitpunkt, wann DALLA und IDIGNA ausdifferenziert wurden, liegt aufgrund der mangelnden Beleglage in altsumerischen und altakkadischen Texten im Dunkeln. Keetman geht davon aus, dass diese Ausdifferenzierung schon in frühdynastischer Zeit in Lagaš und bei Gudea vorhanden war und eine Schrifttradition des Südens sei, ohne dafür jedoch Beweise zu präsentieren. Als einen Beleg für die sargonische Zeit nennt er nur den Personennamen Lugal-dalla.97 Altbabylonisch Im 2. Jahrtausend findet eine deutliche Umdeutung des Zeichens IDIGNA statt. So wird der Tigris zusammen mit dem Euphrat in lexikalischen Listen als Diri-Kompositum geführt. Diri OB Sippar vi 4 i Id-da?-la 7MAŠ.GU2.GAR3 5 Bu-ra-nu-na i7UD.KIB.NUNki
I-di-⌈ig-la⌉-at Pu-ra-⌈at⌉-tum
Das ursprüngliche Vogel-Zeichen wird also zu einem Kompositum aus den Zeichen MAŠ.GU2.GAR3 umgedeutet, wie auch die spätere Diri-Liste aus dem 1. Jahrtausend zeigt: 95 Die Unterscheidung der beiden Zeichen und Lesungsverbesserungen in einigen Ur III-Texten scheinen diesbezüglich notwendig. Da viele dieser Texte jedoch ohne Keilschrift publiziert sind, war es im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, diese Texte genauer nach weiteren Erwähnungen des Tigris zu untersuchen. 96 Für einen Überblick siehe BDTNS. 97 Keetman 2016, 7; auch Keetmans Einschätzung, dass in altbabylonischer Zeit DALLA und IDIGNA klar ausdifferenziert werden, ist nicht haltbar, siehe dazu S. 114–117.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
Diri Taf. 398 Z. 179: D: I-di-ig-na H: I-di-ig-nu I:
i 7Idigna i 7Idigna
min min min min ma-aš2 gu-u gar3-ra-ku min ma-aš2 gu-u gar3[…]
Di-ig-lat I-di-ig-lat
Z. 180: D: Bu-ru-nu-na i7Buranunaki min min min min u-tu2 ki-ib nun-nu ki-ki Pu-rat-tu2 H: Bu-ra-nu-nu i7Buranunaki min u2-[…] I: Pu-rat-tu4 Diese Entwicklung könnte von der häufigen gemeinsamen Nennung der beiden Flussnamen beeinflusst sein. Möglicherweise war den Schreibern der Hintergrund des Zeichens IDIGNA nicht mehr bekannt. UD.KIB.NUN dagegen war deutlich als Diri-Kompositum einzuordnen. So passte man möglicherweise auch das Zeichen IDIGNA in dieses Raster ein. Die Entwicklung hin zum Diri-Kompositum ist natürlich kein Vorgang, der sich abrupt durchsetzte. Die Schreibungen für den Tigris variieren in altbabylonischer Zeit sehr. Es finden sich vielfach noch Schreibungen, die den in der Ur III-Zeit verwendeten Zeichen ähneln oder sogar gleich sind, wie in Textvertretern des literarischen Brief von PuzurŠulgi an Ibbi-Suen (Text N1: 7, 43; N4: 43; X3: 7). Auffällig bei Text N1 ist, dass in Z. 43 eine klassische altbabylonische Schreibung zu finden ist, während das Zeichen in Z. 7 eine typisch Ur III-zeitliche Form aufweist. Teilweise wird in den Texten wie auch in der Ur III Zeit zwischen IDIGNA und DALLA unterschieden, indem letzteres Zeichen als MAŠ.IDIGNA geschrieben wird: AZL 87 = IDIGNA
AZL 30 = DALLA
98 Abgesehen von Textvertreter H (= CT 12, 28) sind alle Textvertreter unpubliziert. Die Lesungen wurden daher aus MSL 15, 145 übernommen.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Für beide Zeichenformen gilt, dass sie nicht immer am Ende mit schrägen Keilen abgeschlossen werden, sondern oft auch mit Winkelhaken. In der lexikalischen Liste Diri Oxford (MSL 15, 48) Z. 496–497 findet sich ebenfalls die Gleichung MAŠ.IDIGNA = DALLA: [MA]Š.IDIGNA šu-u2-pu-um [MA]Š.IDIGNA me-a-mu-um Auch in der altbabylonischen Version von Aa aus Nippur sind vermutlich die Lesungen dalla = šūpû und Idigna = Idiglat festgehalten, jedoch ist der Anfang der Zeilen abgebrochen, so dass die Ausdifferenzierung der Zeichen nicht erkennbar ist: Aa OB Nippur99 840:1 [… ]-⌈di⌉-ig-la-at 841:1 […šu]-pu-u2-um In der Königsinschrift RIME 4.3.8.1001 Abī-ešuḫ i 3′–4′ liegt zudem ein Wort- und Zeichenspiel durch die Titulierung des Königs als lugal dalla (MAŠ.IDIGNA) lugal i7Idigna vor. Die beiden Zeichen beginnen in altbabylonischer Zeit jedoch wieder zusammenzufallen. So finden sich in einigen altbabylonischen Texten die unter AZL 30 DALLA gelisteten Schreibungen auch für den Tigris. Dies gilt sowohl für literarische als auch Alltagstexte. Dies ist eine Besonderheit. Mir ist kein anderes Keilschriftzeichen bekannt, das diese Art von Auseinanderfall in zwei Zeichen mit unterschiedlichen Lesungen und später folgendem erneuten Zusammenfall der Zeichen aufweist. Die Verteilung der Schreibungen mit und ohne MAŠ zu Beginn des Zeichens verteilt sich wie folgt: In den Texten aus Mari, zu denen mir die Keilschrift in Foto oder Kopie vorliegt, finden sich vier Texte, in denen der Tigris logographisch geschrieben ist. In drei von diesen Texten beginnt das Zeichen mit einem MAŠ (FM 5, S. 33 = M 5037+: 2′, 8′; ARM 4, 76: 37; ARM 5, 1 rev. 5). Die Schreibung ohne MAŠ findet sich in einer Königsinschrift Šamšī-Adads (RIMA 1.0.39.7 Šamšī-Adad I: 7). In Sippar stehen fünf Texte mit MAŠ (RIME 3/2.1.1.20 Ur-Nammu ex. 2 i 22, entspricht Komposittext Z. 151; YOS 12, 469: 4; AbB 1, 141: 29; Fuller 1992, Nr. 78: 8; CT 47, 58: 9) drei Texten ohne MAŠ (UrNamma F: 37; Cavigneaux/al-Rawi 1995 Text C: 34; AbB 1, 2: 11) gegenüber. Für Babylon finden sich nur zwei mit Keilschrift publizierte Texte, in denen der Tigris erwähnt ist. In beiden beginnt das Zeichen mit einem MAŠ (RIME 4.3.6.6 Ḫammu-rāpi: 3′; AbB 6, 221: 7). Bei den Texten aus den Städten Nippur, Larsa und Ur liegt eine andere Verteilung vor. Schreibungen mit MAŠ sind eine Seltenheit. Schreibungen mit MAŠ finden sich z.B. in Išbi-Erra B Segment E 5; Fluch über Akkad Text A: 43; SVJAD 15: 3; TCL 10, 79: 13; UET 6/2, 216: 1; Brief von Šarrum-bāni an Šu-Suen Text Ur1: 6; Rīm-Sîn G rev. 31. Es handelt sich um kanonische Texte und Alltagstexte. Aus anderen Städten liegen nur vereinzelt Texte vor, so dass es nicht möglich ist, ein Urteil über die Schreibungsverteilung zu geben. Für viele Texte ist zudem die Herkunft nicht bekannt. Insgesamt lässt sich aber
99 Es handelt sich um Textvertreter R. Anhand des bei CDLI publizierten Fotos (P230032) konnte ich die Schreibung nicht überprüfen.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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feststellen, dass die doppelte Menge von Schreibungen ohne MAŠ im Vergleich zu Schreibungen mit MAŠ vorliegt. Generell lassen sich zum Aufbau des Zeichens in altbabylonischer Zeit ähnliche Beobachtungen machen wie in der Ur III-Zeit (siehe S. 111–114). So existieren auch altbabylonisch eine „Langform“ und eine „Kurzform“. „Langform“ „Kurzform“
Überwiegend wird aber die „Kurzform“ genutzt. Die „Langform“ ist nur in kanonischen Texten aus Nippur zu finden. Als Beispiele seien hier genannt: Klage über Uruk Text L: 16, entspricht Komposittext Z. 25; Išme-Dagan D Text A: 24; SumProv. 3.149 Text H vii 6′; Brief von Puzur-Šulgi an Ibbi-Suen Text N3: 43 und Text N8: 7; Lugal-e Text I Komposittext Z. 89. Es existieren weitere Besonderheiten bei der Schreibung des Tigris-Zeichens. Bei den altbabylonischen Schreibungen des Zeichens finden sich stark verkürzte Formen mit MAŠ (AbB 6, 221: 7; CT 47, 58: 9): Diese stark verkürzten Formen existieren aber auch ohne das MAŠ (AbB 4, 65: 18; AbB 1, 2: 11; AbB 8, 3: 21; LAOS 4, 1 ii 19, 22) und stellen so die komprimiertesten Formen des IDIGNA-Zeichens dar: Außergewöhnlich ist die Schreibung in TCL 10, 79: 13, einer Urkunde aus Larsa. Die Schreibung für den Tigris ähnelt hier sehr einem DALLA aus der Ur III-Zeit: Die Schreibung des Zeichens IDIGNA in den Monumentalen Texten hat ebenfalls große Ähnlichkeit mit den in den Alltagstexten der Ur III-Zeit zu findenden Schreibungen: – RIME 4.2.9.2 Sîn-iddinam ex. 1 i 27, ii 4, 16, entspricht Komposittext Z. 27, 39, 51 – RIME 4.2.9.14 Sîn-iddinam: 12 – RIME 4.3.8.1001 Abī-ešuḫ i 4′ (in der folgenden Zeile findet sich DALLA als MAŠ.IDIGNA) – vermutlich auch in der Siegesstele des Dāduša xi 10, das Zeichen ist jedoch nur teilweise erhalten Auch die in der aus Assur stammenden Königsinschrift RIMA 1.0.39.1 Šamšī-Adad I: 7 zu findende Schreibung von IDIGNA erinnert an die „Langform“ des Zeichens in der Ur IIIZeit. Problematisch ist die Schreibung in RIME 4.2.9.11 Sîn-iddinam: 12. Die Kopie in I R pl. 5 no. XX deutet auf eine abweichende Schreibung hin. Da die Kopie jedoch stilisiert ist und das Zeichen auf den bei CDLI publizierten Fotos nicht deutlich genug erkennbar ist, lässt sich hier kein Urteil darüber fällen. Auch das Zeichen in Ḫammu-rābi A: 12 wirkt ungewöhnlich, ist jedoch nur z.T. erhalten.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Mittelbabylonisch Die Schreibung i7MAŠ.GU2.GAR3 ist die Standardschreibung in mittelbabylonischer Zeit. Zwei Texte weisen Abweichungen auf: In dem Kudurru Marduk-apla-iddina I. Nr. 2: 4, 7 ist eine Schreibung zu finden, die an das Ur III-zeitliche Zeichen DALLA erinnert. Ungewöhnlich ist auch die Schreibung in Arnaud 1972, Nr. 2: 10, 27, 34. Hier findet sich die Schreibung i7MAŠ.GAR3 – das GU2 wurde weggelassen. Mittelassyrisch Die Schreibung i7MAŠ.GU2.GAR3 findet sich – in zwei Königsinschriften (RIMA 2.0.89.7 Aššur-bēl-kala iii 12, v 8, 24; RIMA 2.0.99.1 Adad-nārārī II ⌈rev. 1′⌉) – in zwei kanonischen Texten aus Assur, wo eine Schreibung ohne Flussdeterminativ, aber mit Gottesdeterminativ zu finden ist (KAV 78: 20; KAR 137 iii 34) In fünf Königsinschriften liegt dagegen eine abweichende Schreibung des Zeichens vor: – RIMA 1.0.78.22 Tukultī-Ninurta I: 49: dIDIGNA – RIMA 1.0.78.23 Tukultī-Ninurta I Komposittext Z. 93: ex. 1: 93 i7 dIDIGNA; ex. 2: 50 dIDIGNA – RIMA 1.0.78.24 Tukultī-Ninurta I: 44 i7 dIDIGNA – RIMA 1.0.76.8 Adad-nārārī I Komposittext Z. 26 (ex. 1 und 2): dIDIGNA-la2 (TigrisTor) – RIMA 2.0.87.3 Tiglath-pileser I: 39 dIDIGNA-la2 (Tigris-Tor) – CUSAS 17, 68 (Tiglatpileser I.): 45 i7 dIDIGNA Ebenso außergewöhnlich ist die Schreibung in RIMA 1.0.79.1 Aššur-nādin-apli I: In Z. 15 und 20 ist das Zeichen in folgender Form zu finden,
in Z. 29 dagegen in abweichender Form.
Auffällig ist, dass die beiden Zeichenkomplexe in Bezug auf die im hinteren Teil eingeschriebenen Zeichen variieren. Die Bedeutung der eingeschriebenen Zeichen ist mir unklar. Bemerkenswert für die mittelassyrische Zeit ist die Auslautschreibung -la2. Sie ist in keiner anderen Zeitperiode und auch in mittelassyrischer Zeit nur vereinzelt zu finden. Sie fällt zum einen in zwei Texten, die das Tigris-Tor nennen, auf (RIMA 1.0.76.8 Adad-nārārī I Komposittext Z. 26 (ex. 1 und 2) ka2 dIDIGNA-la2; RIMA 2.0.87.3 Tiglathpileser I: 39 ka2 dIDIGNA-la2). Das Zeichen ist hier jeweils mit dem Gottesdeterminativ versehen.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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Zwei andere Texte, die ebenfalls das Tigris-Tor nennen, schreiben ohne das Gottesdeterminativ und ohne Auslaut, wobei ein Text das Logogramm i7ḪAL.ḪAL verwendet (RIMA 2.0.89.7 Aššur-bēl-kala v 8, 24 ka2 i7Idigna; SAA 12, 86 (Sanherib): 28 ka2 i i 7ḪAL.ḪAL; für das Logogramm 7ḪAL.ḪAL für den Tigris siehe S. 120–128). Der vergöttlichte Tigris wird in dem unedierten Text MARV 6, 35: 20 dIDIGNA-la2 geschrieben. Zudem existieren verschiedene Personennamen mit dem Element dIDIGNA-la2 (z.B. d DUMU- dIDIGNA-la2, mSil2-li2-dIDIGNA-la2 für einen Überblick siehe S. 567–569). Bei der Schreibung dieser Personennamen wird der Auslaut -la2 aber auch häufig weggelassen. Anscheinend findet sich diese Auslautschreibung nur bei Eigennamen. Sie betont wahrscheinlich die Lesung des akkadischen Namens Idiglat anstatt des sumerischen Idigna oder des hurritischen Namens Aranziḫ (zu hurritisch Aranziḫ siehe Kap. 3.2.6). Dass sich hinter IDIGNA-la2 tatsächlich Idiglat verbirgt, bestätigt zudem eine mittelassyrische lexikalische Liste aus Emar: Emar 6/2, S. 538 4′ […Idign]a-la2 : I-di-ig-⌈la⌉-at 5′ […Buranunan]a : Pu-ra-at-tu[m] 1. Jahrtausend Neuassyrisch findet sich meist die typische Zeichenfolge i7MAŠ.GU2.GAR3. Beginnend in neuassyrischer Zeit findet dann aber noch eine Erweiterung am Ende des Zeichens durch zwei übereinander stehende DIŠ statt. Zudem stellen sich Veränderungen bei GAR3 (mit z.T. vier waagerechten Keilen, wie es häufig auch im 2. Jahrtausend der Fall ist) und GU2 (Entfall der Winkelhaken, Ersatz durch zwei schräg übereinanderstehende DIŠ) ein. Für Beispiele für dieses modifizierte Zeichen aus neuassyrischer Zeit siehe – SAA 8, 253: 6′ (Omentext, Zeit Asarhaddons, Ninive) – BPO 2, Nr. 16: 13′ (Omentext, Ninive) Für Beispiele aus neubabylonischer und späterer Zeit siehe – – – –
Aa Taf. 6 Text A: 138 TCS 5, Chronicle 17: 11; Chronicle 20B rev. 9′, 10′; Chronicle 22 iv 18 Enūma Anu Enlil Taf. 56: 71–73 (hellenistisch, Uruk) Jursa 1998, S. 110: 7; Nbn. 483: 8 (Urkunden aus der Zeit Nabonids)
In dem auf die neubabylonische Zeit datierten kanonischen Text Agalgal buru susu: 41, 43 liegt allerdings die Schreibung i7MAŠ.GU2.GAR3 vor. Ungewöhnliche Schreibungen finden sich zudem in: – STT 199 rev. 26′ i7MAŠ.GU2.GUN (mīs-pî-Ritual, neuassyrisch, Sultantepe), weiter in dem Text ungewöhnlich rev. 28′ i7UD.NUN.KI, das KIB wurde weggelassen – TU 19 rev. 28 i7MAŠ.GU2.GAR3.NIG2 (Omen, hellenistisch, Uruk) Außergewöhnlich ist auch die Felsinschrift Nebukadnezar II. NeKa i 25′. Hier findet sich eine Schreibung des Zeichens IDIGNA, das wie das IDIGNA-Zeichen in den Königsin-
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
schriften Gudeas und den Urkunden der Ur III-Zeit aussieht. Der Text orientiert sich ansonsten an altbabylonischer Monumentalschrift, die Schreibungen zeigen aber oft auch neubabylonischen Charakter. Die Schreibung des Euphrat ist ebenfalls außergewöhnlich (siehe S. 95–96). Der Ḫalḫalla-Fluss und das Logogramm ḪAL.ḪAL Das Zeichen IDIGNA ist nicht das einzige Zeichen, mit dem der Name des Tigris logographisch geschrieben wird. In neuassyrischer Zeit findet sich zuerst in Königsinschriften und sich dann auch auf andere Texte ausweitend die Schreibung i7ḪAL.ḪAL. Komplizierend kommt allerdings hinzu, dass auch schon in älteren literarischen Texten und Beschwörungen ein Fluss genannt wird, der als i7Ḫal-ḫal(-la) bezeichnet wird. Hierbei stellen sich zwei grundlegende Fragen: 1. Ist schon in den altbabylonischen Texten der i7Ḫal-ḫal(-la) mit dem Tigris gleichzusetzen? 2. Sollte man in Bezug auf die erste Frage in diesen Texten von i 7Ḫal-ḫal(-la) als einem Eigennamen ausgehen oder eher von einer Zusammensetzung i7 ḫal-ḫal-la als Epitheton, das dem Tigris oder einem anderen Fluss zuzuordnen ist?100 Auch erwähnt werden muss die Tatsache, dass eine Stadt namens Ḫalḫalla in der Region von Sippar existierte, die aus Texten altbabylonischer Zeit bekannt ist und die in der Nähe sowohl von Euphrat als auch Tigris lag.101 In lexikalischen Listen finden sich verschiedenene weitere Begriffe, denen ḫal-ḫal-la als Adjektiv zugeordnet wird oder die durch ḫal-ḫal-la näher definiert werden.102 Grundlegend für das Verständnis ist dabei die in der neuassyrischen lexikalischen Liste Antagal Taf. 3 (MSL 17, 149; K 2008 = CT 18, pl. 32, 34–35) angegebene Gleichung: i 6′ i 7′
ḫal = ga-ra-ru [ḫal]-ḫal min ša2 me-e
ḫal = sich krümmen/schlängeln ḫal-ḫal = sich krümmen/schlängeln von Wasser
In BAM 7, 51: 81′ ist a ḫal-ḫal genannt und vermutlich auf fließenden Schweiß bezogen. i7 ḫal-ḫal-la wird in den Texten z.T. als „the fast flowing river“103, „rolling river“104 oder „schnellfließender Fluss“105 übersetzt.106 Stützt man sich allerdings auf die Gleichung in
100 Siehe dazu Conti 1988, 125; Galter 1989 schlussfolgert, dass es sich dabei um ein Epitheton handelt, das für verschiedene Flüsse benutzt werden kann. 101 Für diese Stadt siehe Stol 1998 und De Graef 2007. Für Texte aus dieser Stadt, die Euphrat und/oder Tigris nennen, siehe S. 403–404. 102 Das Wort bezieht sich auf Tiere, vermutlich mit gewundenen Hörnern (am, ud5, dara3, siehe z.B. ḪAR.gud A 2 rev. ii 7′; LTBA 1, 40 ii 52, 76; Ura Taf. 11 i 17; Ura Taf. 14 iii 13), Zymbeln/Musikinstrumente (šem3, tigi siehe Ura OB Taf. 2 rev. ii 30; Syllabary B rev. i 24; ḪAR.gud A 2 rev. i 40′–42′, ii 13–14), Personen (lu2 ḫal-ḫal-la = šaḫšaḫḫum „Verleumder“ siehe MSL 12, 157A; OIP 11, 4 i 12; AfO 16, pl. 9–11 i 37′; MSL 13, 185D i′ 11′), eine Biersorte (siehe ḪAR.gud B 6: 50′; SpTU 3, 115 rev. i 7′; SpTU 3, 116 rev. i 42′) und eine Holzart (gišḫal-ḫal siehe LTBA 1, 90 rev. i 14). Für weitere Belege siehe DCCLT. Zu den Publikationen von ḪAR.gud A, Syllabary B und Ura siehe jeweils s.v. Veldhuis 2014, 436 (Murgud), 439, 440. 103 Cohen S. 1973, 55. 104 Siehe z.B. ETCSL 1.8.2.1 Z. 266. 105 Wilcke 1969b, 162. 106 Dazu siehe auch Heimpel 2014, § 3.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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Antagal, muss man eher von einer Übersetzung „sich windender/gewundener Fluss“ ausgehen.107 Heimpel setzt den Fluss dabei mit dem Tigris gleich.108 Wilcke ist dagegen der Ansicht, dass in Zusammenhang mit den Geschichten zu Lugalbanda der i7Ḫal-ḫal-la als Tigris nicht in den geographischen Rahmen passt.109 Cohen versucht den i7 ḫal-ḫal mit dem Āb-e Sirwān oder einem anderen Fluss im Quellgebiet des Diyālā gleichzusetzen.110 In anderen Publikationen ist eine gegenteilige Meinung zu finden. Dort wird der i7Ḫal-ḫal-la als mythologischer Fluss gedeutet und separat von dem in späterer Zeit genutzen Logogramm i 111 7ḪAL.ḪAL gesehen. Um die Problematik zu klären, ist es notwendig, die Belege für den i7Ḫal-ḫal-la in altbabylonischen Texten näher zu betrachten. Der Fluss wird ausschließlich in sumerischen literarischen Texten und Beschwörungen genannt.112 Die Schreibung variiert zwischen i7Ḫal-ḫal und i7Ḫal-ḫal-la: – Lugalbanda I Z. 266 (ETCSL 1.8.2.1): Auf dem Weg nach Aratta wird Lugalbanda in den östlichen Bergen in einer Höhle zurückgelassen. Er tritt ins Freie und findet dort den i7Ḫal-ḫal-la, der Leben spendet. Der Text beschreibt einen paradiesischen Ort mit üppigen Pflanzen und prächtigen Tieren. – Lugalbanda II Z. 98–99 (ETCSL 1.8.2.2): Der Anzu-Vogel wird als derjenige beschrieben, der das Schicksal des i7Ḫal-ḫal-la bestimmt. – Wie das Getreide nach Sumer kam Z. 17 (ETCSL 1.7.6): Ninazu und Nimada holen das Getreide aus den östlichen Bergen, aus der Gegend, wo der i7Ḫal-ḫal aus der Erde kommt. – Utu F Z. 30 (ETCSL 4.32.f; Jacobsen 1993): Inanna möchte in die Berge gehen, dorthin wo Zedern und Zypressen wachsen und wo der i7Ḫal-ḫal-la entspringt. Der i7Ḫal-ḫal-la ist also deutlich mit den mythologischen Bergen im Osten verbunden. In Lugalbanda I Z. 266 wird er auch als ama ḫur-saĝ „Mutter des Gebirges“ bezeichnet. Dieses Motiv ist in Texten, die i7Idigna nennen, nicht zu finden. Ebenso besteht eine Beziehung zum Anzu-Vogel, der in Lugalbanda II als Schicksalsentscheider des Flusses genannt wird. Dieser Zusammenhang spiegelt sich möglicherweise auch in der neuassyrischen Explanatory God List aus Ninive (K 4339 = CT 25, pl. 9–14) wider. Dort ist in Z. ii 16′ die Gottheit dḪal-ḫal-la = dNin.urta uru3 eš.bar a-bi dEn-lil2, „Ninurta, der die Entscheidungen des Vaters Enlil schützt“ gelistet. Die Verbindung, die zwischen dem
107 108 109 110 111
Galter 1989. Heimpel 1987a; Heimpel 2014, § 7.3. Wilcke 1969b, 162. Cohen S. 1973, 55; Galter 1989. Frymer-Kensky 1977, 590–592; Bruschweiler 1987, 49; Conti 1988; Stol 1998, 418; De Graef 2007, 188. 112 Für die Belegsammlung zum i7Ḫal-ḫal-la siehe auch Conti 1988, 122–128; De Graef 2007, 188 und Heimpel 2014, § 7.3. In dem häufig zitierten Text Šulgi R: 49 wird ebenfalls der i7Ḫal-ḫal rekonstruiert. Diese Rekonstruktion ist jedoch sehr unsicher und vermutlich nicht haltbar, siehe dazu S. 464–465.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Anzu-Vogel und dem i7Ḫal-ḫal-la bestand, ging vielleicht auf Ninurta über, der den AnzuVogel besiegte.113 Auch in Beschwörungen wird der i7Ḫal-ḫal-la als ama ḫur-saĝ bezeichnet114 und als Quelle für reinigendes Wasser beschrieben. Aufschluss geben Beschwörungen, die sowohl den i7Ḫal-ḫal als auch den i7Idigna nennen115: YOS 11, 48 (altbabylonisch) 1 i7 ku3-ga-a[m3] 2 a i7Idigna sikil-a[m3] 3 a i7Buranunana dadag-ge 4 teš2-ba lu2116 Abzu-ke4 5 Ḫal-ḫal-la ama ḫur-saĝ-ĝa2- 6 dEn-ki lugal Abzu-ke4 7d Asar-lu2-ḫi 8 dumu Eriduki-ga-ke4 9 šu-ĝu ḫe2-em-ku3-ga Der Fluss ist rein. Das Wasser des Tigris ist klar. Das Wasser des Euphrat strahlend – gemeinsam vermischt; Wasser des Abzu, Ḫal-ḫal-la, die Mutter des Gebirges, Enki, König des Abzu, Asalluḫi, Kind von Eridu – meine Hand mögen sie rein machen. Eine ähnliche Beschwörung findet sich in neuassyrischer Zeit: BaF 18, VIII.10 (neuassyrisch) 34′ ⌈en2.e2.nu.ru i7-da ku3-ga i7-da sikil-la a i7Idigna ku3-ga i7Bu[ranuna!?] 35′ teš2-bi la2-la2 Abzu-ke4 i7Ḫal-ḫal-la ama ḫur-saĝ-ĝa2-ke4 36′ an-gen7 ḫe2-em-ku3-ga ki-gen7 ḫe2-em-sikil-la 37′ ša3 an-gin7 ḫe2-em-dadag-ge É.NU.RU-Beschwörung: Das des reinen Flusses, das des klaren Flusses, das Wasser des reinen Tigris, (das) des [reinen?] E[uphrat], gemeinsam vermischt, – (das Wasser) des apsû, das des Ḫal-ḫal-la Flusses, der Mutter des Gebirges, möge ihn wie den Himmel rein, wie die Erde klar und wie des Himmels Mitte strahlend machen!117
113 Annus 2002, 26–27 und passim. Deller 1987 versuchte zudem den in RIME 3.0.102.1003 Shalmaneser III erwähnten Gott dḪal-la-SU-A mit den Tigrisquellen gleichzusetzen und geht von einem hurritischen Namen *Ḫalla(š), *Ḫaḫalla(š) oder *Ḫalḫalla(š) für die Tigrisquellen aus, siehe gegenteilig Galter 1989, der zum einen die Vorstellung ablehnt, dass sich das Graphem i7ḪAL.ḪAL aus dem Hurritischen ableitet und zum anderen kritisiert, dass Deller seine Argumentation auf ein Hapax legomenon stützt. Deller bezieht sich nämlich auf die zerstörte und daher unklare Textstelle in *RIME 2.1.5.5 Šar-kali-šarrī Z. 45 (siehe dazu S. 232–233). Zudem weist Galter darauf hin, dass die zahlreichen Inschriften der neuassyrischen Könige, die sich mit den Tigrisquellen beschäftigen, an keiner Stelle einen Namen für diese nennen. In der Tat stützt sich Dellers Argumentation auf eine vermutete Lautähnlichkeit und hat keine sichere Basis. Zu erwähnen ist auch, dass in der Götterliste An = Anum Taf. 2 Z. 132 und 182 (Litke 1998) sich ein Göttername mit ähnlicher Struktur wie d Ḫal-la-SU-A findet, und zwar dḪal-la-an-ku3. Er wird Enki und dDam-ki-na dam-bi SAL zugeordnet. Aufgrund der breiten Verwendungsweise des Wortes ḫal (siehe S. 120 Fn. 102) bieten sich verschiedene Interpretationsmöglichkeiten an. 114 Berlejung 1998, 456; Ambos 2004, 152–154; für CUSAS 32, 6 siehe S. 539. 115 Auch in dem unedierten Text CUSAS 32, 5 scheinen sowohl i7Idigna als auch der Ḫalḫalla-Fluss getrennt voneinander genannt zu werden. 116 Für teš2-ba lu2 mit der Entsprechung teš2-bi la2-la2 in BaF 18, VIII.10: 35′ als phonetische Schreibung siehe Conti 1988, 124–125 sub 4. 117 Die Übersetzung folgt der Edition in BaF 18, S. 364.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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In beiden Beschwörungen wird deutlich, dass der i7Ḫal-ḫal-la einer anderen „Kategorie“ zugeordnet wird als der Tigris. Der i7Ḫal-ḫal-la wird zusammen mit dem Abzu genannt, ist also auf den Bereich der Mythologie bezogen, wie schon Conti feststellte.118 i7Ḫal-ḫal-la hier als Epitheton des Tigris zu verstehen, ist nur schwer möglich. Auch in einem Text aus Meturan könnte sich zeigen, dass der i7Ḫal-ḫal-la und der Tigris nicht gleichzusetzen sind. Hier bleibt jedoch eine gewisse Unsicherheit aufgrund der ungewöhnlichen Orthographie in den Texten aus Meturan. Die Bearbeiter des Textes haben in ihrer Edition daher versucht, die im Text zu findenden Aussagen auch in der altbabylonischen Orthographie, wie man sie typischerweise in den Städten der Schwemmebene findet, zu rekonstruieren:119 Cavigneaux/al-Rawi 2002 iii 20 en gal I-ni-in-ki-id-ke!(DI) ki-ib-ru-še / e ga-na ⌈ni-in⌉-de *en gal en dEn-ki-ke4 ki-buru14-še3 a gana2 i3-ni-in-de2 21
e-bi ku-ga e-bi sikil-la *a-bi ku3-am3 a-bi sikil-am3 22
e-bi še-na e-bi da-da-ga *a-bi šen-am3 a-bi dadag-am3 23
e-bi ku-ur *erin?!-šu-ta di (*ma!-šu-ta?) *a-bi kur erin ḫa-šu-ur2-ra-ta ri(/de6)(?) 24
e-bi Ḫa-al-ḫa-al-ta di *a-bi i7Hal-ḫal-ta-ri(/de6) 25
e-bi I--ig-la-ta di *a-bi i7Idigna-ta ri(/de6) 26
e-bi Bu-ra-na-•a3 di! *a-bi i7Buranuna-ta ri/de6 iv 1
e-bi en-nu-na kur sikil-ta di *a-bi a nun-na kur sikil-ta-ri(/de6) Der große Herr, der Herr Enki, brachte Wasser des Feldes zur Erntefläche. Dieses Wasser ist rein, dieses Wasser ist glänzend. Dieses Wasser ist rein, dieses Wasser ist hell. Dieses Wasser kommt aus den Bergen der Zeder und des Ḫašur-Holzes(?). Dieses Wasser kommt vom i7Ḫal-ḫal. Dieses Wasser kommt vom Tigris. Dieses Wasser kommt vom Euphrat. Dieses Wasser, das fürstliche Wasser, kommt aus den glänzenden Bergen. Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass der i7Ḫal-ḫal-la in der sumerischen altbabylonischen Literatur und in Beschwörungen dieser Zeit getrennt vom i7Idigna gesehen werden muss. Man kann Ḫalḫalla dabei als Eigennamen interpretieren, auch wenn etymo-
118 Conti 1988, 122–128. 119 Cavigneaux/al-Rawi 2002, 30–33.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
logisch natürlich die Grundbedeutung „sich windender Fluss“ dahintersteht. Die Namengebung eines Flusses nach seinen Grundeigenschaften ist aber keine Seltenheit (siehe S. 151). Damit stellt die Nutzung des Logogramms i7ḪAL.ḪAL für den Tigris eine sekundäre Entwicklung dar. Ob diese Entwicklung dabei tatsächlich vom Ḫalḫalla-Fluss beeinflusst ist oder möglicherweise auch ein Bezug zur Stadt Ḫalḫalla bestand, die eng mit Euphrat und Tigris verbunden war120, oder ein völlig anderer Hintergrund vorliegt, ist unklar. Völlig auszuschließen ist eine Verbindung zwischen dem Tigris und der Stadt Ḫalḫalla nicht, betrachtet man die enge Verbindung zwischen der Schreibung für die Stadt Sippar und den Euphrat (siehe Kap. 3.3.2), zu der möglicherweise die Analogie zwischen der Stadt Ḫalḫalla und dem Tigris gebildet wurde. Die Einführung eines neuen Logogramms in den neuassyrischen Königsinschriften ist kein Einzelfall. Auch der Name des Euphrat wird in den neuassyrischen Königsinschriften mit einem zusätzlichen Logogramm geschrieben (i7A.RAD, siehe dazu S. 139–141). Dieses Phänomen findet sich auch für andere Wörter. So wird in den neuassyrischen Königsinschriften auch das Logogramm MAN statt LUGAL für šarru, König, benutzt.121 Oft werden in Königsinschriften auch Toponyme verwendet, die sich in Alltagstexten nicht wiederfinden. Sie haben eher literarischen Charakter.122 George beschreibt dieses Phänomen als „erudite delight in the use of alternative names for the same thing that is typical of late scholarship”.123 Zu überprüfen ist, ab welchem Zeitpunkt das Logogramm i7ḪAL.ḪAL für den Tigris genutzt wurde. Wie bereits erwähnt, findet sich das Logogramm vor allem in neuassyrischen Königsinschriften, deren Textvertreter aus den Städten Assur, Ninive, Kalḫu und Imgur-Enlil kommen, sowie auf Stelen und Felsinschriften und in Texten unbekannter Herkunft. Das Logogramm wird in diesen Texten niemals i7ḪAL.ḪAL.LA geschrieben, wie es für den mythologischen Fluss in den früheren Texten der Fall ist. Der erste König, in dessen Inschriften das Logogramm zu finden ist, ist Tukultī-Ninurta II. (RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II ex. 1 passim; RIMA 2.0.100.6 Tukultī-Ninurta II: 2, 8). Die beiden betreffenden Inschriften sind die einzigen Inschriften des Königs, die den Tigris nennen. Was die nachfolgenden Könige angeht, findet sich in den verschiedenen Inschriften Assurnaxirpals II. entweder das Logogramm i7MAŠ.GU2.GAR3 oder das Logogramm i 7ḪAL.ḪAL. In RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II passim sind sogar beide Logogramme in einem Text benutzt worden. Bei Salmanassar III. ist in den mir vorliegenden Textvertretern nur das Logogramm i7ḪAL.ḪAL für den Tigris aufgefallen. In RINAP 1, Tiglath-pileser III 40: 7 findet sich i7ḪAL.ḪAL, aber in anderen Texten Tiglatpilesers III. liegt immer die Schreibung i7MAŠ.GU2.GAR3 vor. In den Inschriften Sanheribs überwiegt ebenfalls die Schreibung i7MAŠ.GU2.GAR3, nur ein Beleg mit i7ḪAL.ḪAL ist zu finden (RINAP 3/2, Sennacherib 230: 115). In RINAP 3/1, Sennacherib 17 ex. 1 v 65, viii 22 finden sich die Schreibungen i7MAŠ.GU2.GAR3 und i7ḪAL.ḪAL-iš3. Auffällig ist die Terminativ-
120 121 122 123
De Graef 2007, 188. Zu Überlegungen zum Hintergrund dieser Zeichenvarianten siehe Worthington 2012, 216–220. Kessler 2000, 311. George 1992, 352; siehe dazu auch Brinkman 1995, 23.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
125
schreibung an i7ḪAL.ḪAL. Dies ist der einzige Beleg in dem hier gesammelten Textkorpus, wo den Flüssen eine derartige Endung beigefügt wird. Das Logogramm i7ḪAL.ḪAL liegt aber auch in anderen Textgattungen vor, und zwar in neuassyrischen kanonischen Texten aus Ninive und Assur: – – – – – – –
in einem Text zum Tākultu-Ritual (KAR 214 rev. iii 5, 19) in einer Chronik (TCS 5, Chronicle 21 i 30′) im Götteradressbuch: 101 (vergöttlicht) in der Beschwörungsserie Utukkū lemnūtu Taf. 1 Text A: 14 (Komposittext Z. 47′) in der Beschwörungsserie muššuTu Taf. 8 Text K iii 8′ (Komposittext Z. 59) im Erra-Epos Taf. 5 Text B rev. 1 (Komposittext Z. 37) in dem literarischen Kommentartext SAA 3, 39 rev. 3
sowie in zwei neuassyrischen Briefen (SAA 12, 86 (Assur): 28 (Tigris-Tor); SAA 19, 60 (Kalḫu) rev. 6). Bei Nougayrol 1966 rev. 7′, einem mythologischen Text aus Ninive aus neuassyrischer Zeit, findet sich die Schreibung i7ḪAL. Die Schreibung i7ḪAL.ḪAL.LA findet sich in einer neubabylonischen zweisprachigen Beschwörung. Der Text stellt eine Besonderheit dar: Während, wie oben gezeigt, in den altbabylonischen Texten eine Trennung zwischen dem mythologischen Ḫalḫalla-Fluss und dem Tigris vorlag, wird in diesem Text nicht nur das Logogramm i7ḪAL.ḪAL.LA für den Tigris genutzt, sondern auch der Tigris als Fluss des Gebirges beschrieben, ähnlich wie es in früherer Zeit für den Ḫalḫalla-Fluss geschah124: ADFU 10, 5 6 i7 ḫur.saĝ na-a-ri ša2-di-i I-di-ig-la-at i7ḪAL.ḪAL.LA Fluss des Gebirges, Tigris125 Eine Vermischung der Motive ist in neubabylonischer Zeit nicht verwunderlich. Die Übertragung des Logogramms i7ḪAL.ḪAL auf den Tigris hat schon zu einem früheren Zeitpunkt stattgefunden und das Bewusstsein, dass es sich dabei um eine sekundäre Übertragung handelte, war möglicherweise nicht mehr vorhanden.126 Über das Verhältnis zwischen dem Logogramm i7ḪAL.ḪAL zu anderen Schreibungen lässt sich weiterhin Folgendes feststellen: Wird der Tigris als i7ḪAL.ḪAL in diesen Texten zusammen mit dem Euphrat genannt (sei es direkt hintereinander oder in verschiedenen Textpassagen), finden sich für den Euphrat verschiedene Schreibvarianten: – UD.KIB.NUN.KI (RIMA 3.0.102.23 Shalmaneser III (Tigris 2): 18; RIMA 3.0.102.24 Shalmaneser III (Tigris 4): 8–9; SAA 3, 39 rev. 3; Erra-Epos Taf. 5 Text B rev. 1, entspricht Komposittext Z. 37)
124 Siehe dagegen Heimpel 2014, § 3, der den Text dahingehend interpretiert, dass i7 ḫal-ḫal-la den Oberlauf des Tigris, der sich in den Bergen befindet, beschreibt. 125 Für eine umfassendere Analyse des Textes siehe S. 526–527. 126 Ähnliche Überlegungen macht Woods 2005a, 8 in Bezug auf den Ursprung von Diri-Komposita und die Schreibung des Euphrat.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
– Pu-rat-ti/e (RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II ex. 1 passim; RIMA 3.0.102.25 Shalmaneser III: 13, 25; RIMA 2.0.101.30 Ashurnasirpal II: 11, 35, 38) – A.RAD (RIMA 2.0.101.23 Ashurnasirpal II: 16; RIMA 3.0.102.2 Shalmaneser III passim; RIMA 3.0.102.6 Shalmaneser III (alle Textvertreter) passim; RIMA 3.0.102.8 Shalmaneser III (alle Textvertreter) passim; RIMA 3.0.102.10 Shalmaneser III passim; RIMA 3.0.102.12 Shalmaneser III: 14, 21, 30, 31; RIMA 3.0.102.14 Shalmaneser III passim; RIMA 3.0.102.16 Shalmaneser III passim; RIMA 3.0.102.34 Shalmaneser III: 5, 10, 11; RINAP 1, Tiglath-pileser III 40: 7, 8) Die zweisprachige Beschwörung Utukkū lemnūtu Taf. 1 Text A: 2, 4, 14, 16, 19 stellt eine Besonderheit dar, da sie zahlreiche Schreibungen aufweist: i7MAŠ.GU2.GAR3, i i 7UD.KIB.NUN.KI, I-di-ig-lat; Pu-rat-ti. 7ḪAL.ḪAL und Pu-rat-ti werden dabei in Z. 14 nebeneinander genannt. Aber auch die Königsinschrift RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II passim hat vielfältige Schreibungen: i7MAŠ.GU2.GAR3, i7ḪAL.ḪAL, i7A.RAD, i7Pu-rat-te, i7Pu-rat-tu, i 7Pu-rat-tu2. Eine Alternation der Schreibung in Textvertretern eines Textes ist z.B. zu finden in: – Erra-Epos Taf. 5 Z. 37: Text B rev. 1 i7ḪAL.ḪAL vs. Text O 37 i7MAŠ.GU2.GAR3 – RIMA 2.0.101.2 Ashurnasirpal II Z. 11: ex. 5+6 i7ḪAL.ḪAL vs. ex. 1 i 7MAŠ.GU2.GAR3 Die variierende Nutzung der Logogramme und auch der syllabischen Schreibungen innerhalb eines Textes dürfte auf dem Hintergrund basieren, dass die Schreiber in den Königsinschriften wie auch in literarischen Texten ihr ganzes Können und die Kenntnis verschiedener Schreibungen demonstrieren wollten. Platzgründe sind auszuschließen: Das Logogramm i7ḪAL.ḪAL ist in manchen Texten sehr in die Breite gezogen, während die Zeichenfolge i7MAŠ.GU2.GAR3 auch sehr eng geschrieben sein kann. Die lexikalischen Listen geben in Bezug auf die Verbindung zwischen i7ḪAL.ḪAL und dem Tigris ein sehr diffuses Bild.127 Dabei muss angemerkt werden, dass die Listen, die einen Bezug zwischen beiden herstellen, alle aus dem 1. Jahrtausend stammen. Man kann davon ausgehen, dass die Einführung des Logogramms i7ḪAL.ḪAL für den Tigris schon vor der Niederschrift dieser Listen stattfand, dass aber ähnlich wie für die oben zitierte Beschwörung ADFU 10, 5 nicht immer noch im Bewusstsein der Schreiber war, dass es sich dabei um eine sekundäre Einführung eines Logogramms gehandelt hat. Damit können diese Listen, wie oft geschehen, nicht als Argument für eine Gleichsetzung zwischen Ḫalḫalla-Fluss und Tigris gesehen werden. Die Liste Malku = Šarru Taf. 2 listet Namen für den Tigris: Malku = Šarru Taf. 2128 i 46 A-ra-an-zu-u2 47 Am-ma 48 i 7Ḫal-ḫal-la
I-di-ig-lat Su.bir4ki min min
127 Für einen Überblick über das Vorkommen in lexikalischen Listen siehe auch Stol 1998, 418 Fn. 12. 128 Hier ist die Umschrift des Textvertreters G wiedergegeben. Für eine ausführliche Wiedergabe dieser Liste siehe S. 146–147.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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Fraglich ist, ob hier ein Eigenname Ḫalḫalla-Fluss zu lesen ist oder ob eine logographische Schreibung i7ḪAL.ḪAL.LA vorliegt. Die Tatsache, dass in der linken Spalte der Liste Namen in syllabischer Schreibung genannt werden, deutet auf die Lesung als Eigennamen hin. Auffällig ist dabei auch die Schreibung des Flussdeterminativs, die bei den anderen Flussnamen nicht zu finden ist. Anders sieht die Situation in Antagal J aus129: Antagal J ii 5′ i 7ḪAL.ḪAL.[L]A 6′ i d 130 7 Irḫan 7′ i [ 7]AMAŠ.LI.LI 8′ i zu-bi [ 7] ZUBI
I3-dig-lat Pu-rat-tum Tup-⌈li⌉-ia-aš [mi-iO]-ra-tum
Hier finden sich auf der linken Seite durchweg logographische Schreibungen, ebenso wie in: Antagal G 301 i 7ḪAL.ḪAL.[L]A 302 i 7UD.KIB.NUN.KI
Am-mu U2-ru-ut-tu4
Auch ein frühachämenidischer Gelehrtenkommentar gleicht das Logogramm i7ḪAL.ḪAL mit Idiglat: CT 41, 45 Dām nēši (Kommentar zu Uruanna) 9 […] zu-um-bu a.ab.ba ab.ba i7ḪAL.ḪAL I-di-ig-lat ḫal ga-ra-ra ša ameš i7[…] Fliege, Meer, Meer i7ḪAL.ḪAL , Idiglat, ḫal = sich schlängeln von Wasser, Fluss … In ḪAR.gud B Taf. 6 sind zu Beginn mehrere Flüsse gelistet, die dritte Spalte der Liste ist jeweils komplett abgebrochen: 1i 7Sal.l[a] 2i 7E.de.eš.tu4 3i 7ḪAL.ḪAL 4i 7Ku6 5i 7Mušen 6i 7Gu3.ḫa.an.de2 7i 7Unu2.bi.tar.ra
[…] ŠU ŠU i 7Nu-n[u] i 7IA-A[ur-ri] A-ra-aḫ-[tu4] U2-ru-ut-[tu4]
Die Tatsache, dass sich in Z. 3 das Logogramm i7ḪAL.ḪAL findet, könnte ein Hinweis darauf sein, dass auch Salla und Edeštu mit dem Tigris geglichen werden. Allerdings sind diese beiden Graphien nur hier belegt. Eine Vergleichsmöglichkeit besteht somit nicht. Der Eintrag in der neuassyrischen Liste Erimḫuš b (MSL 17, 89–90; K 4256 = CT 19 pl. 2) bezüglich ZUBI und i7Ḫal-ḫal-la wurde bereits auf S. 104–105 diskutiert.
129 Für einen ausführlicheren Kommentar zu Antagal J siehe S. 105. 130 MUŠ.TIN.TIR.DUB2.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris rev. 11′ 12′ 13′
[…z]ubi […]x [….]
mi-Oir-tu2 i 7Ḫal-ḫal-la za-i-bu
i 7Ḫal-ḫal-la
Hier findet sich der zusammen mit anderen Begriffen für Bewässerungseinrichtungen gelistet. Eine Gleichsetzung mit dem Tigris kann hier ebensowenig geltend gemacht werden wie eine Gleichung i7Zubi und i7Idigna. Fraglich ist dennoch, ob der Eintrag hier fehlerhaft ist oder i7Ḫal-ḫal-la tatsächlich auch als ein Begriff für eine Bewässerungseinrichtung verstanden wurde. Wie bereits auf S. 104–105 erwähnt, greift die Liste auch seltene Begriffe aus der sumerischen Literatur auf. 3.2.2.2 Euphrat Das Logogramm für den Euphrat wird mit der Zeichenkombination UD.KIB.NUN geschrieben. Die Zeichenfolge wird oft zusätzlich mit dem Ortsdeterminativ KI versehen oder vor allem in altbabylonischer Zeit mit der Auslautschreibung NA, die sich auf den sumerischen Namen des Euphrat Buranuna bezieht. Zudem existieren in altbabylonischer Zeit die Auslautschreibungen -tum/-tim, die sich auf den akkadischen Namen des Flusses beziehen, jedoch verschiedene Fragen aufwerfen. In neuassyrischer Zeit wird als zusätzliches Logogramm die Zeichenfolge i7A.RAD eingeführt, um den Namen des Euphrat zu schreiben. Das Logogramm UD.KIB.NUN in den einzelnen Zeitperioden Das Logogramm UD.KIB.NUN wird nicht nur zur Schreibung des Euphrat benutzt, sondern auch zur Schreibung der Stadt Sippar (für eine weitere Diskussion zu diesem Thema siehe Kap. 3.3.2). Archaisch Ebenso ungeklärt wie die Nennung des Tigris (siehe S. 107–108) ist die Frage der Nennung des Euphrat in den archaischen Texten. Woods, der als wichtigsten Teil des Zeichen-Kompositums, das für den Euphrat steht, das Element KIB ansieht (siehe Kap. 3.3.2), stellt zum einen fest, dass das Vorkommen und die Identifzierung des Zeichens KIB in diesen Texten umstritten ist, und nimmt daher zum anderen an, dass in dieser Zeit eine andere graphische Zusammensetzung den Euphrat repräsentierte.131 Fraglich ist aber, ob der Fluss in diesen Texten überhaupt erwähnt wird. 131 Woods 2005a, 11 mit Fn. 28. Woods 2007 legt zudem eine paläographische Untersuchung des Zeichens KIB vor. Er geht davon aus, dass die Zeichen KIB und KIBgunû in der frühen Schrift nicht als Zeichenvarianten benutzt, sondern klar voneinander unterschieden wurden, bis sie in der altbabylonischen Zeit zusammenfielen. Das Zeichen KIBgunû ordnet er der Schreibung für Sippar und den Euphrat zu, während er KIB die Lautwerte ul3 und ḫul3 zuspricht. Dass KIBgunû in späterer Zeit als GÁNA×GÁNA reanalysiert wurde, sieht er darin begründet, dass ein semantischer Zusammenhang zwischen dem Fluss und kultiviertem Land gesehen wurde. Den Ursprung des Zeichens sieht er allerdings bei dem Zeichen ŠE3 und versucht den Flussnamen mit dem Wort Seil in Verbindung zu bringen, was er als passend für den Fluss erachtet, der mit seinen Flussarmen verknotet und verworren ist. Gleichzeitig macht er aber den Widerspruch deutlich, dass ḫul3 und ul3 als Wörter für Seil/Zügel eigentlich KIBgunû zugeordnet werden und nicht KIB. Ohne, dass es in dieser Arbeit möglich ist, die Paläographie des Zeichens erneut zu untersuchen, kann generell der
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
129
Frühdynastisch In frühdynastischen Texten finden sich mehrere Variationen für die Schreibung des Euphratnamens.132 In Texten aus Tall Abū }alābīḫ liegen Schreibungen sowohl mit als auch ohne Ortsdeterminativ KI vor. Ein Flussdeterminativ wird nicht geschrieben. UD.KIB.NUN – – – –
IAS 131 ii 8′ und IAS 134 iii 4′ IAS 393 iii 4′ za3-mi3-Hymnen Text H: 61, 62 za3-mi3-Hymnen Text D: 61, 62 UD.KIB.NUN.KI
– IAS 142 xiv 10 – za3-mi3-Hymnen Text E: 61, 62 – za3-mi3-Hymnen Text C: 61, 62 In der Königsinschrift RIME 1.14.20.1 Lugalzagesi ii 7 aus Nippur findet sich ebenfalls die Schreibung UD.KIB.NUN.KI. In Texten aus Fāra/Šuruppak ist statt des UD ein AN zu Beginn der Zeichenfolge geschrieben. Das Ortsdeterminativ KI ist bei diesen Schreibungen nicht vorhanden: – – – –
NTSŠ 82 x 8 AN.KIB.NUN(?) SF 55 ix 20 AN.KIB.NUN (vs. ix 21 UD.KIB.NUN = Sippar?) SF 56 vi 17 AN.KIB.NUN SF 72 iv 14 AN.KIB.NUN.A
Das in SF 72 am Ende der Zeichenfolge beigefügte A lässt sich als Flussdeterminativ deuten (siehe dazu S. 144 mit Fn. 156).
Einwand geltend gemacht werden, dass Woods zahlreiche Ausnahmen erwähnt, die deutlich in Frage stellen, dass tatsächlich eine Unterscheidung zwischen den beiden Zeichen gemacht wurde. Siehe z.B. SF 56 vi 17, wo das Zeichen KIBgunû in der Euphratschreibung zu finden ist und wo kurz darauf folgend in vi 19 ein KIBgunû in anderem Wortkontext zu finden ist, und IAS 157 ii′ 6′, wo ebenfalls ein KIBgunû außerhalb der Euphrat- oder Sippar-Schreibung vorkommt (für die beiden Textstellen siehe auch Zand 2009, 401 und 446 sowie passim für weitere Belege von KIB). Daher lässt sich davon ausgehen, dass es sich bei den Zeichen tatsächlich um Zeichenvarianten handelt. Allerdings erscheint eine erneute Untersuchung der Euphratschreibung im Vergleich zu anderen Wörtern, die KIB enthalten, lohnenswert. Im Folgenden wird nicht extra vermerkt, ob in der Schreibung des Euphratnamens die Schreibung KIBgunû oder KIB vorliegt, beides wird als KIB umschrieben. 132 In frühdynastischen Texten wurden die Zeichen in einer Zeile noch nicht immer nach ihrer genauen Lesefolge angeordnet. Da dies keinen Einfluss auf die Lesung des Flussnamens hat, wurde hier die korrekte Lesefolge wiedergegeben und nicht die, wie sie auf der Keilschrifttafel zu finden ist. Für einen Überblick über die Euphratschreibungen im 3. Jahrtausend siehe auch Carroué 1991.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Auch in einer frühdynastischen Urkunde aus Mari, wo Göttern Getreide zugeteilt wird, findet sich diese Schreibung, wobei die Zeichenfolge in zwei hintereinander folgenden Zeilen zu finden ist: Charpin 1987, no. 7 ii 5+6 AN.KIB.NUN.A Für eine Diskussion des Hintergrunds der Schreibung AN.KIB.NUN siehe Kap. 3.3.2. In Ebla findet sich eine Euphratschreibung, in der weder ein UD noch ein AN vorangestellt werden: ARET 13, 15 iv 9, v 18 KIB.NUN.A Dies ist die einzige logographische Schreibung für den Euphrat in Ebla (zu den syllabischen Schreibungen siehe Kap. 3.2.1.2). Die Zeichenfolge KIB.NUN findet sich zudem in einem Text aus Nippur und in einem Personennamen, wobei das Flussdeterminativ A hier vorangestellt ist: – Barton Zylinder xiii 3, xvii 2 A.KIB.NUN – Personenname: Ur-saĝ-A.KIB.NUN (siehe dazu S. 563–564) Carroués Vorschlag, den Personennamen mit Ur-sag-Zimbirki in Verbindung zu bringen, ist fragwürdig, zum einen da eine Schreibung A.KIB.NUN für Sippar sonst nicht belegt ist, zum anderen im Barton Zylinder aufgrund der gemeinsamen Nennung mit dem Tigris eine Lesung als Euphrat als gesichert gelten kann.133 Altakkadisch Bezogen auf die Schreibungen existieren keine Belege für den Euphrat aus altakkadischer Zeit. Die Königsinschriften der altakkadischen Herrscher liegen nur in Abschriften aus späterer Zeit vor. Die dort verwendeten Schreibungen stellen Mischformen dar. Das Flussdeterminativ wird nach altakkadischer Systematik hinter dem Zeichen geschrieben: RIME 2.1.4.26 Narām-Sîn 43 UD.KIB.NUNi7, es existieren aber auch Formen, in denen der logographischen Schreibung der Auslaut -tim beigefügt wird, was wiederum als typisch altbabylonisch angesehen werden kann: RIME 2.1.4.6 Narām-Sîn iv 27′ und RIME 2.1.4.2 Narām-Sîn ii 13 UD.KIB.NUNi7-tim. Für eine Diskussion dieses Phänomens siehe S. 134– 136. Ur III Nur wenige Texte aus der Ur III-Zeit nennen den Euphrat. Sie kommen aus den Städten Nippur, Umma und Puzriš-Dagan. Die Schreibung UD.KIB.NUN.KI findet sich in zwei Texten aus Puzriš-Dagan (Torino 1, 407: 6; BIN 3, 521: 7) und in RIME 3/1.1.7 Gudea Zyl. B xvii 9. In einer Urkunde aus Nippur ist das Ortsdeterminativ weggelassen (TMH NF 1–2, 311 rev. 10); eine weitere Urkunde aus Nippur weist die Schreibung i7UD.KIB.NUN[…] auf, es ist unklar, ob dahinter noch ein Zeichen folgt (NRVN 1, 65: 5). Da nur diese beiden Texte aus Nippur den Euphrat nennen, kann daraus keine Regel abgeleitet werden. 133 Carroué 1991, 113 mit Kommentar auf S. 148 sub 11.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
131
Die Texte aus Umma, die den Euphrat nennen, weisen scheinbar einige Schreibungsvariationen auf. Da die betreffenden Texte fast alle ohne Keilschriftkopie oder Foto publiziert sind, stützt sich diese Aussage auf die Angaben in den Editionen. Offenbar findet sich in allen Texten aus Umma, die den Euphrat nennen, eine umgekehrte Zeichenfolge als UD.NUN.KIB.KI (*MVN 14, 359: 4; *MVN 14, 360 rev. 2) bzw. wird in einem Text das UD ausgelassen, so dass die Schreibung i7NUN.KIB.KI (*MVN 16, 789: 9) vorliegt.134 In Princeton 1, 347: 7 findet sich die Schreibung i7KIB. In Anbetracht der Tatsache, dass sich der Text auf einen Schilftransport zwischen dem gu2 i7KIB und einem Speicher des Tummal bezieht und auch andere Texte eine Verbindung zwischen Euphrat und Tummal aufzeigen (*MVN 14, 360; *MVN 14, 359; *MVN 16, 789; Brief eines šabra), kann man davon ausgehen, dass es sich hier um eine sehr verkürzte Schreibung für den Euphrat handelt.135 Die Reihenfolge UD.NUN.KIB ist auch für die Schreibung der Stadt Sippar (z.B. TCL 5, 6041 = BDTNS no. 006192; RA 69, 19 = BDTNS no. 018348) und den Personennamen d UD.NUN.KIB.TI.A (MVN 16, 908: 8) belegt, bei dem vermutlich auch eine Verbindung zur Stadt Sippar besteht.136 Altbabylonisch Altbabylonisch finden sich für den Namen des Euphrat zahlreiche Schreibvarianten: – i7UD.KIB.NUN.KI vs. i7UD.KIB.NUN.NA vs. i7UD.KIB.NUN – Weglassung des UD: i7KIB.NUN.KI/NA – Schreibung eines Auslauts: i7UD.KIB.NUN(.KI)-tum Diese unterschiedlichen Schreibungen und die Tatsache, dass der Euphrat in mehreren parallelen Armen fließt, haben verbreitet zu der Annahme geführt, dass die unterschiedlichen Schreibungen mit unterschiedlichen Flussarmen verknüpft sind. In ihrer Untersuchung zum altbabylonischen Sippar macht Harris zudem auf zwei weitere Schreibungen aufmerksam137: – –
i 7UD.KIB.NUN.KI-ri-tum BE 6/1 70: 8 (Ae i 7Si(!)-ip-pi-ri-tum CT 4 23b: 2 (Amx 15)
d)
Sie schlussfolgert daraus: „It is on the basis of this reference that we propose that the ÍDUD.KIB.NUNKI in the Sippar texts be read Sippirītum. This was the name of one of the main branches of the Euphrates on which Sippar was situated. It is of course possible that some of the 134 Siehe dazu auch Carroué 1991, 118, 120. 135 Für eine Diskussion der Schreibung siehe Woods 2005a, 11 und Kap. 3.3.2. 136 Die Person ist neben anderen Schäfern gelistet. Ein Personenname mit dem vergöttlichten Euphrat als Namenselement in Umma erscheint ungewöhnlich. Dagegen ist die Gottheit dLugal-Zimbirki (in Umma ebenfalls immer UD.NUN.KIB geschrieben) belegt, siehe Woods 2005a, 22 Fn. 54. In sargonischer Zeit findet sich auch die Schreibung dUD.KIB.NUN.KI für die Stadt Sippar, siehe dazu Woods 2005a, 26 mit Fn. 77, siehe dazu auch Kienast 1994, 97–98. In einem Text aus Tall Abū }alābīḫ lässt sich dUD.KIB.KI wahrscheinlich ebenfalls Sippar zuordnen, der genaue Kontext ist jedoch unklar, siehe dazu Woods 2005b. 137 Harris 1975, 380–381.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
references to ÍDUD.KIB.NUNKI refer to the Euphrates itself. But much more study is needed to separate them, if indeed it can be done.”138 Dem folgend gibt auch Borger MZL2 S. 381 ídUD.KIB.NUNki-(ri)-tum = ídzimbirki-(ri)-tum an. Darauf basierend wird der Euphrat häufig als der Sippar-Fluss bezeichnet (für eine weitere Diskussion dessen siehe Kap. 3.3.2). Analog finden sich in der Forschungsliteratur Aufteilungen, die die Schreibung i7UD.KIB.NUN.NA dem Purattum zuzordnen und diesen Namen geographisch auf andere Flussarme beziehen als auf den Flusslauf des i 139 7UD.KIB.NUN.KI, der bei Sippar verortet wurde. Gegen einige dieser Annahmen lassen sich klare Gegenargumente finden: 1. Die These von i7UD.KIB.NUN.KI und i7UD.KIB.NUN.NA als unterschiedlichen Flussarmen ist nicht haltbar. Der Unterschied liegt allein auf graphischer Ebene. Dies lässt sich durch verschiedene Punkte beweisen: a. Die altbabylonische lexikalische Tradition gleicht sowohl i7UD.KIB.NUN.KI als auch i7UD.KIB.NUN.NA mit Buranuna: *Diri OB Nippur 7UD.KIB.NUN.NA
347 i
Diri OB Sippar vi 5 Bu-ra-nu-na
Pu-ra-at-tum!
i 7UD.KIB.NUN.KI
Pu-ra-⌈at⌉-tum
Die Schreibung NA deutet also auf den Auslaut in Buranuna hin. b. In Texten, die Tigris und Euphrat gemeinsam nennen, wird der Euphrat sowohl i i 7UD.KIB.NUN.KI als auch 7UD.KIB.NUN.NA geschrieben. c. Bei Kanonischen Texte, zu denen mehrere Textvertreter überliefert sind, sind in diesen parallelen Textvertretern beide Schreibungen zu finden, siehe z.B.: o o
Klage über Uruk Z. 25: Text K (Ur) i7UD.KIB.NUN.NA / Text L (Nippur) i7UD.KIB.NUN.KI / Text M (Nippur) i7UD.KIB.NUN.NA Klage über Sumer und Ur Z. 38: Text U (Nippur) i7UD.KIB.NUN.KI / Text BB (Ur) i7UD.KIB.NUN.NA
d. Beide Schreibungen können sich in demselben Text finden (Enkis Reise nach Nippur Text A i 24, iii 16, entspricht Komposittext Z. 24, 85). e. Es existieren Texte (wenn auch nur wenige), die den Namen mit einer Kombination aus NA und KI, also i7UD.KIB.NUN.NA.KI, schreiben: o o o
ein altbabylonischer Brief aus Mari (ARM 4, 6: 23) möglicherweise zwei altbabylonische Urkunden aus Sippar: Scheil 1902, Nr. 67: 4 i7UD.KIB.NUN[.NA?].KI und *MHET 2/4, 563: 7 zwei mittelassyrische Urkunden aus Emar (Emar 6/3, Nr. 142: 6; Tsukimoto 1992: 9)
138 Harris 1975, 381 Fn. *. 139 Siehe z.B. Pientka-Hinz 1998/2, 374.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
133
f. Es existieren Texte, die weder NA noch KI schreiben, sondern nur i7UD.KIB.NUN. g. Die Schreibung i7UD.KIB.NUN.NA ist in altbabylonischer Zeit in Texten aus verschiedenen Orten zu finden.140 Dies sind Mari (damit zusammenhängend auch ein Text, der in Assur gefunden wurde, und ein Text aus Tall ar-Rimāh), Sippar, Nippur, Babylon, Larsa, Kiš und Ur. Zu den einzelnen Orten sind folgende Bemerkungen zu machen141: o
Mari: In Mari findet sich in einem Text (ARM 4, 6: 23) die Schreibung Texten die Schreibung Eine Schreibung allein mit dem Ortsdeterminativ existiert nicht. Die Schreibung i7UD.KIB.NUN.NA und syllabische Schreibungen halten sich bezüglich der Häufigkeit ihres Vorkommens die Waage. Sippar: In Sippar überwiegt deutlich die Schreibung i7UD.KIB.NUN.KI. Bei der Mehrzahl der Texte handelt es sich um Alltagstexte. Allerdings ist in einigen uneditierten Alltagstexten auch die Schreibung i 7UD.KIB.NUN.NA zu finden (siehe dazu auch unten Punkt 2 die Überlegungen zu Sippar und dem Sippirītum). Nippur: Die Texte, die den Euphrat nennen, sind in überwiegender Mehrheit kanonisch-literarische Texte. Die Mehrheit der Texte schreibt i Es sind aber auch die Schreibungen 7UD.KIB.NUN.NA. i i i 7UD.KIB.NUN.KI, 7UD.KIB.NUN und 7KIB.NUN(.NA/KI) zu finden. Babylon: Insgesamt sind nicht viele Schreibungen zu finden. Drei Texte schreiben i7UD.KIB.NUN.NA (Prolog Kodex Ḫammurāpi iv 26; VS 22, 35: 2; VS 22, 49: 2), ein Text schreibt i7UD.KIB.NUN (VS 22, 44: 2) Ur: Ähnlich wie in Babylon finden sich verschiedene Schreibvarianten, jedoch überwiegt deutlich die Schreibung i7UD.KIB.NUN.NA. Jeweils einmal finden sich die Schreibungen i7UD.KIB.NUN.KI (Brief von Šarrum-bāni an Šu-Suen Text Ur1: 6) und i7KIB.NUN.NA (Klage über Sumer und Ur Text DDa rev. 8, entspricht Komposittext Z. 25). Larsa und Kiš: Die wenigen Texte, die den Euphrat nennen, nutzen alle die Schreibung i7UD.KIB.NUN.NA. i sowie in vier 7UD.KIB.NUN.NA.KI i 7KIB.NUN.NA (dazu siehe unten Punkt 3).
o
o
o
o
o
Zudem finden sich einige Texte, die i7KIB.NUN.NA schreiben (für diese Texte siehe unten Punkt 3). Zu erwähnen ist auch die Tatsache, dass vereinzelt auch für den Stadtnamen Sippar Schreibungen mit dem Auslaut NA existieren.142 Für die enge Verbindung zwischen der Schreibung des Namens der Stadt und des Flusses siehe Kap. 3.3.2. Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die Schreibungen austauschbar sind. Wie in den vorherigen Abschnitten und auch in den nachfolgenden Abschnitten deutlich wird, folgt die Schreibung i7UD.KIB.NUN.KI allerdings einer längeren Tradition. Die 140 Die Schreibung findet sich auch in hethitischen und ugaritischen Texten, siehe dazu Kap. 3.2.7. 141 Einen Überblick über die Verteilung der altbabylonischen Schreibungen vor allem in den Texten aus Mari geben auch Ziegler/Langlois 2017, 266–268. 142 Für Beispiele siehe Woods 2005a, 24 mit Fn. 72.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Schreibung des Auslautes NA ist erst in altbabylonischer Zeit zu finden. In späterer Zeit ist sie noch in mittelassyrischer Zeit in Emar, möglicherweise in einer mittelassyrischen Königsinschrift, eventuell in zwei neubabylonischen Alltagstexten sowie in einer hellenistischen Kopie eines literarischen Textes aus Uruk zu finden (für diese Texte siehe S. 138 und 139).143 Ansonsten liegt die Schreibung i7UD.KIB.NUN.KI oder eine syllabische Schreibung von Purattum vor. 2. Ebenso zu hinterfragen ist die Annahme, dass der bei Sippar verlaufende Arm des Euphrat generell als Sippirītum bezeichnet wurde. Theoretisch ließe sich die Schreibung i 7UD.KIB.NUN(.KI)-tum auch auf den Purattum beziehen. Hierzu soll im Folgenden die Beleglage genauer anaylsiert werden. Die Schreibung i7UD.KIB.NUN.KI-tum findet sich in: a. altbabylonischen Urkunden aus Sippar: AbB 2, 70 rev. 5′; *MHET 2/6, 901: 6; Scheil 1902, Nr. 10: 4, 14 (parallel zu letzterem werden von Scheil zwei weitere Texte angegeben, die ohne Kopie oder Foto publiziert sind: Nr. 77: i i 7UD.KIB.NUN.KI-tum und Nr. 89: 7UD.KIB.NUN.KI) b. altbabylonischen Briefen unklarer Herkunft: AbB 8, 59: 8′; *AbB 5, 155: 6′ (aufgrund der Schreibung ist eine Herkunft aus Sippar jedoch wahrscheinlich) Die Schreibung i7UD.KIB.NUN-tum findet sich in zwei altbabylonischen Urkunden aus Sippar: JCS SS 2, 2 ii 9′′;*MHET 2/5, 675: 6, 18, 32. Inhaltlich beziehen sich die Texte hauptsächlich auf Felder, die am Fluss liegen. Zwei Texte nennen den Flusslauf zusammen mit dem Irnina (AbB 2, 70; AbB 8, 59). Dies hilft allerdings nicht bezüglich der Frage weiter, wie der Flussname in diesen Texten zu lesen ist. Deutlich wird anhand dieser Texte nur, dass es um den Euphratarm bei Sippar geht, zu dem parallel weiter nördlich auch der Irnina verläuft (für die Rekonstruktion des Flusssystems siehe Kap. 5.3.4.4). Die Schreibung des Auslauts ist nicht nur auf Sippar beschränkt. In RIME 2.1.4.6 Narām-Sîn iv 27′ und RIME 2.1.4.2 Narām-Sîn ii 13144, zwei altbabylonischen Abschriften der Inschriften des altakkadischen Herrschers aus Nippur, findet sich die Mischform UD.KIB.NUNi7-tim. Wie in altakkadischen Texten üblich, findet sich das Flussdeterminativ am Ende des Wortes, die Auslautschreibung ist aber nur in altbabylonischer Zeit zu finden. In den beiden Königsinschriften ist sicherlich vom Purattum die Rede, zumal in RIME 2.1.4.2 Narām-Sîn auch der Tigris eine Rolle spielt. Auffällig ist, dass in den Texten aus Sippar die Auslautschreibung immer -tum lautet, obwohl bei allen Textstellen ein Genitivform vorliegen müsste. In den beiden Königsinschriften dagegen wird korrekt flektiert. In Anbetracht der Tatsache, dass zum einen in der lexikalischen Liste Diri OB Sippar i 7UD.KIB.NUN.KI mit Purattum geglichen wird und zum anderen in Zusammenhang mit Feldern aus der Region um Sippar sowohl Schreibungen mit i7UD.KIB.NUN.KI als 143 Als Vergleichsbeispiel lässt sich die Schreibung KA2.DINGIR.RA für Babylon anführen. Es existieren auch seltene Schreibungen, die das auslautende RA weglassen, siehe dazu RGTC 5, 47; RGTC 8, 39–45. 144 Die Lesung des Auslauts ist in der Edition in RIMA 2 noch nicht zu finden, sondern beruht auf Wilcke 1997.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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auch mit i7UD.KIB.NUN.NA145 existieren146, erscheint es fragwürdig, von Sippirītum statt Purattum auszugehen, wären da nicht drei Texte, die auf etwas anderes hindeuten könnten: a. In dem nur in Kopie vorliegenden Text BE 6/1, 70: 8 (Abī-ešuḫ d) findet sich die Schreibung i7UD.KIB.NUN.KI-RI-tum. Der Text beschreibt ein Feld mit folgenden Grenzen: 8
i.ta i7UD.KIB.NUN.KI-RI-tum u3 i.ta an.za.gar3 u3 ki.ud a.gar3 Oa3-bu 10 sag.bi 1.kam ki.ud La-ma-sa3-ni dumu.munus Ri-iš-dUtu 11 sag.bi 2.kam a-tap La-ma-sa3-ni 9
Das Feld ist identisch mit dem in *MHET 2/5, 675 (Datum unklar) beschriebenen Feld (für den Text siehe S. 405), wo die Schreibung i7UD.KIB.NUN.KI-tum vorliegt. b. In Scheil 1902, Nr. 87: 25 ist der Personenname Dumu-i7UD.KIB.NUN.KI-RI-tim genannt. Zum Vergleich ist der Personenname Mār-Purattim zu erwähnen, der in einigen Texten meist mit der Schreibung Dumu-i7UD.KIB.NUN.KI zu finden ist. Aber auch die Variante Dumu-i7UD.KIB.NUN.NA existiert (siehe dazu S. 565–566). Des Weiteren gibt es auch den Personennamen Sippirītum, der immer syllabisch geschrieben zu sein scheint. Er ist sowohl als Frauenname, Si-ip-pi2-ri-tim147, als auch als Männername, Si-pi-ri-ti148, in Kisurra belegt. In Anbetracht der Tatsache, dass die logographische Schreibung i7UD.KIB.NUN.KI-RI-tim mit Flussdeterminativ existiert, muss man davon ausgehen, dass sich der Name Sippirītum auf den Flusslauf bezieht und nicht die Stadt Sippar und damit möglicherweise eine Kurzform für Mār/Mārat-Sippirītum darstellt. c. In CT 4, 23b (Ammixaduqa 15) ist ein Feld genannt, das am u2-sal i7Si!-ip-pi-ri-tum liegt. Auch dieses Feld befindet sich im a.gar3 Ya3-bu, wie auch der unter Punkt a) genannte Text. Das erste Zeichen des Flussnamens, das als Si! gelesen wird, lässt sich anhand der Kopie nicht identifizieren. Die Schreibung weicht jedoch deutlich vom Zeichen SI ab. Man kann damit sicher davon ausgehen, dass in der Region von Sippar ein Flusslauf existierte, der als Sippirītum bezeichnet wurde und für den die Schreibungen i i 7UD.KIB.NUN.KI-RI-tum und 7UD.KIB.NUN.KI-tum existieren. Die altakkadischen Königsinschriften, die den Auslaut -tum schreiben, sind dagegen sicherlich dem Purattum zuzuordnen und vom Sippirītum zu trennen. Damit stellen sich für die altbabylonischen Texte folgende Fragen:
145 Siehe hierzu die unedierten Texte CT 48, 98: 2; CT 47, 30: 9; CT 47, 60: 6; YOS 13, 470: passim; BE 6/1, 46: 1, 4, 14, 16; CT 45, 54: 3, rev. 15 (in Bezug auf die Lage von Kār-Šamaš). 146 Ebenso sei hier noch einmal auf die gemischte Schreibung i7UD.KIB.NUN.NA.KI hingewiesen, die eventuell in zwei Texten aus Sippar zu finden ist (Scheil 1902, Nr. 67: 4 und *MHET 2/4, 563: 7). 147 AbB 1, 27 (BM 16494). 148 Goddeeris 2009, Index S. 58.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
a. Ist Sippirītum in Sippar ein Lokalname für den Purattum, das heißt, sind die beiden Namen als Synonyme zu betrachten? Würde sich damit auch hinter den Schreibungen i7UD.KIB.NUN.KI und i7UD.KIB.NUN.NA in den Texten aus Sippar der Name Sippirītum verbergen? b. Sind Sippirītum und Purattum als zwei verschiedene Flussläufe anzusehen? Würde damit als einziges Unterscheidungsmerkmal in der Schreibung der Auslaut -tum bzw. -ri-tum fungieren bzw. wurde bei den Schreibungen keine klare Unterscheidung gemacht, da den Schreibern anhand des Kontextes der Unterschied zwischen den beiden Flussläufen bewusst war? Ähnliches ist ja auch für die verschiedenen Städte mit Namen Sippar belegt, die in den Texten nicht konsequent anhand der Schreibung unterschieden wurden.149 Die Fragen lassen sich nicht sicher beantworten. Handelt es sich um zwei verschiedene Flussläufe, dann kann der Sippirītum nur einen lokalen Nebenarm des Euphrat darstellen. Die Belege zum Sippirītum werden im Folgenden daher mit in die Überlegungen zum Euphrat einbezogen. Weitere Überlegungen zur Lage des Sippirītum werden allerdings nicht angestellt, da die mangelnde Beleglage dies nicht erlaubt. 3. Des Weiteren sind in Bezug auf die altbabylonische Zeit Schreibungen zu diskutieren, in denen das UD weggelassen wurde150: Dumuzi und seine Schwestern (Sippar): 36′ i7KIB.NUN.KI Gilgamešs Tod (alle Textvertreter aus Meturan passim) i7KIB.NUN.NA Hymne an Zimrī-Lîm (Mari): 32 KIB.NUN.NA ARM 2, 131 (Brief, Mari): 11, 37 i7KIB.NUN.NA ARM 1, 62 (Brief, Mari): 17 i7KIB.NUN.NA ARM 10, 155 (Brief, Mari): [12], 16 ⌈KIB.NUN.NA⌉ ARN 117, Hülle (Nippur):1 ⌈i7KIB.NUN.N⌉[A] Ninurta B (Nippur) Segment A 14 i7KIB.NUN.KI Klage über Sumer und Ur Text DDa (Ur) rev. 8 i7KIB.NUN.NA (entspricht Komposittext Z. 25) – Goetze 1953 (Itinerar, Herkunft unklar) rev. iii 2 i7KIB.NUN.NA – Ur-Ninurta B Text A (unklare Herkunft): 8 i7KIB.NUN.NA
– – – – – – – – –
Betrachtet man diese Weglassungen statistischer Natur, dann machen sie einen verschwindend geringen Anteil an den Schreibungen aus.151 Die Schreibung ohne UD findet sich auch sporadisch in anderen Zeitperioden, aber auch dort ist im Vergleich zu Schreibungen mit UD die Anzahl gering (für eine weitere Diskussion dessen siehe auch Kap. 3.3.2).
149 De Graef 2007, 185. 150 Nach AZL 274 wird diese Schreibung in den folgenden Kapiteln als Buranuna2 umschrieben. 151 Mari: 4 Texte KIB.NUN.NA vs. 20 Texte UD.KIB.NUN.NA; Sippar: 1 Text KIB.NUN.KI vs. 19 Texte UD.KIB.NUN(+NA/KI/-tim). Nippur: 2 Texte KIB.NUN.NA/KI vs. 29 Texte UD.KIB.NUN(+NA/KI/-tim). Ur: 1 Text KIB.NUN.NA vs. 8 Texte UD.KIB.NUN(+NA/KI). Unklare Herkunft: 2 Texte KIB.NUN.NA vs. 31 Texte UD.KIB.NUN(+NA/KI/-tim). Die Texte aus Meturan weisen allgemein besondere Schreibungen auf, siehe dagegen anders Woods 2005a, 10–11.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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4. Ungefähr genauso oft wie die Weglassung des UD findet sich in altbabylonischer Zeit die Weglassung des Ortsdeterminativs bzw. die Weglassung des Auslauts NA, wie es auch schon in Texten der frühdynastischen und Ur III-Zeit zu finden ist und vereinzelt auch in mittelassyrischen Texten aus Emar und in neubabylonischer Zeit. Dabei lassen sich die Texte, in denen das Ortsdeterminativ weggelassen wird, gruppieren: a. Texte, in denen die Schreibungen variieren: o o o
Šulgi R (Nippur): 15 i7UD.KIB.NUN, 79 i7UD.KIB.NUN.NA Brief von Puzur-Šulgi an Ibbi-Suen Text N1 (Nippur) 7 i7UD.KIB.NUN, 43 i7UD.KIB.NUN.NA Gilgamešs Tod N1 (Nippur), wobei ebenso die Schreibung i 7UD.KIB.NUN.NA zu finden ist
b. Abschriften von altakkadischen Königsinschriften, in denen das Flussdeterminativ hinter der Zeichenfolge zu finden ist:152 o o o
RIME 2.1.4.26 Narām-Sîn (Ur) 43 UD.KIB.NUNi7 RIME 2.1.4.2 Narām-Sîn (Nippur) ii 13 UD.KIB.NUNi7-tim RIME 2.1.4.6 Narām-Sîn (Nippur) iv 27′ UD.KIB.NUNi7-tim
c. Sumerische Texte, in denen dem Namen ein -bi angeschlossen wird: o o o
Enmerkar und der Herr von Aratta Text An (Nippur): 311 i i 7UD.KIB.NUN-bi (dagegen 312 7UD.KIB.NUN.NA) i Išme-Dagan M (Nippur): 10 7UD.KIB.NUN-bi Streit zwischen Winter und Sommer (Nippur): 28 i7UD.KIB.NUN-bi
d. Texte, in denen Paralleltexte an derselben Stelle i7UD.KIB.NUN.NA schreiben: o o
Išme-Dagan B Z. 45: Text A rev. 12 vs. Text B: 1′ (beide Nippur) VS 22, 44 (Urkunde aus Babylon): 2; der Text hat keine parallelen Textvertreter, aber zwei weitere Urkunden, die thematisch dasselbe behandeln, schreiben i7UD.KIB.NUN.NA (VS 22, 35: 2; VS 22, 49: 2)
e. Königsinschriften: o o o
CUSAS 17, 37 (Sîn-iddinam) iii 27 (Herkunft unklar) CUSAS 17, 44 (Gungunum): 27 (Herkunft unklar) RIME 4.3.6.12 Ḫammu-rāpi (Sippar): 16/20 (alle Textvertreter sowohl im akkadischen als auch im sumerischen Teil; im Text ist auch häufig die Stadt Sippar mit der Schreibung UD.KIB.NUN.KI genannt)
Laut Fouadi 1969, 89 sub 24a) schreiben die ohne Keilschrift publizierten Textvertreter Q, V und X des Textes Enkis Reise nach Nippur ebenfalls i7UD.KIB.NUN. Die meisten Texte mit der Schreibung i7UD.KIB.NUN kommen aus Nippur. Das Weglassen des Ortsdeterminativs oder der Auslautschreibung könnte in einigen Fällen in der 152 Zu erwähnen ist hier auch RIME 2.1.4.29 Narām-Sîn rev. 6′ (Babylon), wo die Schreibung […]NUN.KIi7 zu finden ist.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Tat auf versehentlichem Vergessen oder mangelndem Platz beruhen (Texte, in denen die Schreibung variiert oder wo Paralleltexte eine andere Schreibung aufweisen) oder mit der Schreibung anderer Zeichen am Wortende (Konstruktion mit -bi, Schreibung des Flussdeterminativs am Ende) begründbar sein. Die Weglassung des Ortsdeterminativs in der Königsinschrift Ḫammurāpis könnte man aufgrund des ebenfalls häufig in der Inschrift erwähnten Stadtnamens Sippar als gezielte Abgrenzung voneinander deuten. Andererseits muss man betonen, dass auch bei anderen Namen und Wörtern die Variationsbreite in der Keilschriftorthographie recht groß ist. Überall einen tieferen Sinn in den Auslassungen zu suchen, ist daher nicht sinnvoll. Mittelassyrisch Die logographischen Euphratschreibungen in Emar variieren stark: Tabelle 16: Logographische Euphratschreibungen in Emar UD.KIB.NUN.NA
UD.KIB.NUN.KI UD.KIB.NUN.NA.KI UD.KIB.NUN
KIB.NUN.KI
Streck 2000a, Nr. 6: 7, 14 HANEM 2, RE 2: 7 AuOr. Suppl. 1, Nr. 61: 6 Emar 6/3, Nr. 139: 15, 19, 26 Emar 6/3, Nr. 163: 15 HANEM 2, RE 52: 7 Emar 6/3, Nr. 142: 6 Tsukimoto 1992: 9 Emar 6/3, Nr. 3: 9 Emar 6/3, Nr. 12: 4 AuOr. Suppl. 1, Nr. 2: 8 AuOr. Suppl. 1, Nr. 19: 4
Für den Text RIMA 1.0.77.1 Shalmaneser I ist für Z. 84–85 (ša a-aḫ Pu-ra-te) in der Kopie in KAH 1, 13 iii 5 als Vermerk angegeben, dass in einem weiteren Textvertreter die Schreibung i7UD.KIB.NUN.NA zu finden ist. Dies wäre am Original zu prüfen. Ansonsten sind für diese Zeitperiode vor allem syllabische Schreibungen des Namens belegt. Mittelbabylonisch Ein mittelbabylonischer Brief aus Nippur lässt das UD weg (PBS 1/2, 78: 9 i i 7KIB.NUN.KI). Alle anderen Schreibungen lauten 7UD.KIB.NUN.KI. Neuassyrisch In neuassyrischer Zeit wird als zusätzliches Logogramm i7A.RAD für die Schreibung des Euphrat eingeführt (siehe dazu S. 139–141), ansonsten ist weiterhin i7UD.KIB.NUN.KI das Standardlogogramm. In einem literarischen Text aus Sultantepe findet sich in beiden Textvertretern die ungewöhnliche Schreibung i7UD.NUN.KI für den Euphrat (Brief des Gilgameš Z. 30). Der Inhalt des Textes macht es wahrscheinlich, dass es sich tatsächlich um den Euphrat und
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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nicht um einen anderen Flussnamen handelt (für den Text siehe S. 459–460). In mīs pî, Incantation Tablet 1/2: 26, ebenfalls aus Sultantepe stammend, ist dagegen die Schreibung i 7UD.KIB.NUN.KI zu finden. Man kann also nicht im Allgemeinen von einer abweichenden Schreibung des Namens des Euphrat in Sultantepe ausgehen. Neubabylonisch Generell ist für die neubabylonische Zeit das Logogram i7UD.KIB.NUN.KI die Standardschreibung für den Euphrat. Verschiedene Ausnahmen existieren aber: Die hellenistische Kopie aus Uruk von BL 199 Text A rev. 3 weist die Schreibung i UD.KIB.NUN.NA auf. Im neuassyrischen Textvertreter B findet sich dagegen 7 i UD.KIB.NUN.KI. 7 Bei Fudge 2000, Nr. 6 scheint Z. 6 die Schreibung ul-tu i7KIB.NUN.NA vorzuliegen (für den Text siehe S. 410). Durch das bei CDLI publizierte Foto lässt sich die Lesung NUN.NA am Ende der Zeile bestätigen, die Lesung der davorliegenden Zeichen ist jedoch unsicher. In Tintir Taf. 2 Text j: 33 und muššuTu Taf. 8 Text A i 39 (Komposittext Z. 59) ist ebenfalls die Schreibung i7KIB.NUN.KI zu finden. In dem unedierten Text UET 4, 20: 5 aus dem neubabylonischen Ur, wo der Fluss eine Feldgrenze ausmacht (sag ki.ta im.u18.lu), ist ebenfalls die Schreibung mit dem NA-Auslaut i 7UD.KIB.NUN.NA zu finden. In einem neubabylonischen Brief aus Uruk findet sich sowohl die Schreibung i UD.KIB.NUN.KI als auch i7KIB.NUN.KI jeweils einmal (NBU no. 58 rev. 18, 21). Dass 7 in einem Fall das UD aus Versehen weggelassen wurde, ist nicht ausgeschlossen. Auffällig ist auch die Schreibung i7UD.KIB.NUN.A in der neubabylonischen Urkunde Nbn. 963: 3. In drei neubabylonischen Königsinschriften findet sich die Schreibung i7UD.KIB.NUN: – Nabopolassar Nr. 2: 14, rev. 4 (alle Textvertreter). In diesem Text findet sich häufig die Nennung der Stadt Sippar als UD.KIB.NUN.KI. Möglicherweise wurde beim Flussnamen das Ortsdeterminativ weggelassen, um eine deutliche Abgrenzung vom Stadtnamen zu schaffen (siehe dazu auch die Überlegungen zu den altbabylonischen Schreibungen ohne Ortsdeterminativ auf S. 137–138). – Bruschweiler 1989 (Nebukadnezar II.): 19, in Z. 11 findet sich allerdings die Schreibung i7UD.KIB.NUN.KI. Möglicherweise wurde in Z. 19 das KI weggelassen, da die Zeile zu Ende war. – Nebukadnezar II. Nr. 8: 21 (beide Textvertreter). Das Logogramm A.RAD Ähnlich wie die Schreibung i7ḪAL.ḪAL in neuassyrischen Texten für den Tigris verwendet wird, so wird auch für den Euphrat neben i7UD.KIB.NUN.KI eine weitere logographische Schreibung eingeführt, nämlich i7A.RAD (für dieses Phänomen siehe auch S. 120–128). Anders als beim i7ḪAL.ḪAL lässt sich für den i7A.RAD allerdings keine Vorgeschichte rekonstruieren. Die Zeichenkombination ist möglicherweise aus lautlichen Gründen gewählt worden. Ein weiterer Unterschied zum i7ḪAL.ḪAL ist die Tatsache, dass das Logogramm i7A.RAD nur in Königsinschriften zu finden ist und nicht in anderen Textgattungen.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Texte mit der Schreibung i7A.RAD finden sich in neuassyrischer Zeit aus Assur, Kalḫu, Imgur-Enlil, Dūr-Katlimmu und in Texten unbekannter Herkunft. Interessanterweise ist sie in keinem Text aus Ninive belegt. Hier finden sich syllabische Schreibungen und das Logogramm i7UD.KIB.NUN.KI. i 7A.RAD ist zum ersten Mal in den Inschriften Assurnaxirpals II. zu finden (RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II passim, die Schreibungen variieren hier zwischen syllabisch und logographisch; RIMA 2.0.101.23 Ashurnasirpal II: 8, 16; RIMA 2.0.101.26 Ashurnasirpal II: 51). Die anderen Nennungen des Euphrat in Inschriften des Königs sind syllabisch geschrieben. Das Logogramm i7UD.KIB.NUN.KI ist nicht zu finden. Zeitlich deckt sich dies mit der Einführung des Logogramms i7ḪAL.ḪAL für den Tigris. Dieses ist schon in Texten Tukultī-Ninurtas II. zu finden. In den Inschriften dieses Königs wird der Euphrat allerdings nicht genannt, so dass man bei i7A.RAD und i 7ḪAL.ḪAL von derselben Einführungszeit ausgehen kann. In Texten der nachfolgenden Könige ergibt sich folgendes Bild: In Texten Salmanassars III. überwiegt die Schreibung i7A.RAD. Syllabische Schreibungen sind in zwei Texten zu finden (RIMA 3.0.102.20 Shalmaneser III: 13, 14, 18; RIMA 3.0.102.25 Shalmaneser III: 13). Die Schreibung i7UD.KIB.NUN.KI findet sich in zwei Inschriften am Tigris-Tunnel (RIMA 3.0.102.23 Shalmaneser III (Tigris 2): 18; RIMA 3.0.102.24 Shalmaneser III (Tigris 4): 9). In zwei Inschriften Adad-nērārīs III. liegt das Logogramm i7A.RAD vor (RIMA 3.0.104.5 Adad-nārārī III: 4; RIMA 3.0.104.8 Adad-nārārī III: 11). Die beiden weiteren Texte des Königs, die den Euphrat nennen, sind Steleninschriften und weisen syllabische Schreibungen auf (RIMA 3.0.104.3 Adad-nārārī III: 10; RIMA 3.0.104.6 Adad-nārārī III: 13). Bis auf eine Ausnahme (RINAP 1, Tiglath-pileser III 39: 32 i7UD.KIB.NUN.KI) ist in Inschriften Tiglatpilesers III. immer die Schreibung i7A.RAD zu finden. Die Inschriften Sanheribs weisen für den Euphrat nur syllabische Schreibungen oder das Logogramm i7UD.KIB.NUN.KI auf, in den Inschriften Sargons ist ausschließlich die syllabische Schreibung zu finden. Eine Besonderheit bildet die Inschrift RINAP 1, Tiglath-pileser III 46: 6. Hier findet sich die Schreibung […]A.RAD-ti. Die Auslautschreibung bestätigt die Lesung Puratti. Werden Tigris und Euphrat mit der Schreibung i7A.RAD zusammen in einem Text genannt (direkt nebeneinander oder in verschiedenen Textpassagen) ist in überwiegender Mehrheit für den Tigris die Schreibung i7ḪAL.ḪAL zu finden. Ausnahmen bilden RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II passim, wo sich eine bunte Sammlung aus Schreibungen findet (i7MAŠ.GU2.GAR3, i7ḪAL.ḪAL, i7A.RAD, i7Pu-rat-te, i7Pu-rat-tu, i7Pu-rat-tu2), und Texte, in denen neben i7A.RAD für den Euphrat die Schreibung i7MAŠ.GU2.GAR3 für den Tigris vorliegt (RIMA 2.0.101.26 Ashurnasirpal II: 21, 51; RINAP 1, Tiglath-pileser III 47: 9, rev. 19′; RINAP 1, Tiglath-pileser III 49: 18′, 22′; RINAP 1, Tiglath-pileser III 51: 7). Da syllabische Schreibungen für den Tigris insgesamt selten sind, ist es auch nicht verwunderlich, dass keine Kombination aus i7A.RAD und einer syllabischen Schreibung für den Tigris vorliegt. In RIMA 3.0.102.5 Shalmaneser III iii 4, vi 6 wechselt die Euphratschreibung zwischen i7A.RAD und der syllabischen Schreibung i7Pu-rat-te.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
141
Belege für Texte, die mehrere Textvertreter haben und in denen i7A.RAD mit anderen Schreibungen alterniert, sind nicht vorhanden. Lexikalische Listen, in denen i7A.RAD mit dem Euphrat geglichen sind, existieren ebenfalls nicht. Delitzsch sieht in der Schreibung eine Kombination aus A „Wasser“ und RAD als Auslaut für den Namen Purattu, was recht wahrscheinlich erscheint.153 Insgesamt macht es den Eindruck, dass sich das Logogramm i7A.RAD schlechter durchgesetzt hat als das Logogramm i7ḪAL.ḪAL. 3.2.3 Die Verteilung von syllabischen und logographischen Schreibungen Generell lässt sich festhalten, dass mehr logographische als syllabische Schreibungen für die beiden Flussnamen existieren, wie es auch bei den meisten Namen der großen Städte der Fall ist. Zudem ist der akkadische Name des Euphrat häufiger in syllabischer Schreibung zu finden als der des Tigris. Vereinzelt finden sich im 3. Jahrtausend syllabische Schreibungen für die sumerischen Namen der beiden Flüsse (siehe Kap. 3.2.1.1), diese bilden aber Ausnahmen. Die logographische Schreibung ist der Normalfall. Die ersten syllabischen Schreibungen für die akkadischen Flussnamen finden sich im altbabylonischen Mari überwiegend für den Euphrat. Für den Tigris sind insgesamt nur wenige Schreibungen zu finden. Logographische Schreibungen und syllabische Schreibungen halten sich in Mari die Waage. In der Schwemmebene werden die Flüsse abgesehen von wenigen Ausnahmen in literarischen Texten jedoch immer mit ihrem jeweiligen Logogramm geschrieben (siehe dazu auch Kap. 3.2.1.3). In mittelassyrischen Königsinschriften wird der Euphrat fast ausschließlich syllabisch geschrieben, während für den Tigris ausschließlich logographische Schreibungen vorliegen. In den Urkunden aus Emar liegt ausschließlich die logographische Schreibweise für den Euphrat vor. In mittelbabylonischen Monumentalinschriften (sowohl Königsinschriften als auch Kudurrus) werden die Flussnamen immer syllabisch geschrieben. Was Urkunden und Briefe aus dieser Zeitperiode angeht, finden sich beide Schreibweisen in gleichem Maße. In neuassyrischer Zeit wird in den Königsinschriften für Euphrat und Tigris je ein weiteres Logogramm eingeführt. Für das Verhältnis dieser neuen Logogramme im Vergleich zu den beiden „klassischen“ Logogrammen siehe S. 120–128 und 139–141. In Bezug auf den Euphrat halten sich in neuassyrischer Zeit syllabische und logographische Schreibungen die Waage. Dies gilt für alle Textgattungen. Syllabische Schreibungen für den Tigris sind dagegen fast nur in lexikalischen Listen und zweisprachigen Texten, in denen sowohl die logographische als auch die syllabische Schreibung vorkommt, zu finden (für die Ausnahmen siehe Kap. 3.2.1.3). In neubabylonischer Zeit überwiegen für den Euphrat logographische Schreibungen. Sie sind doppelt so oft zu finden wie die syllabischen Schreibungen. Für den Tigris gilt wie in neuassyrischer Zeit, dass er vor allem in lexikalischen Listen und zweisprachigen Texten 153 Delitzsch 1881, 170. Siehe auch Brinkman 1968, 198 Fn. 1209, der verschiedene Überlegungen macht, die jedoch zu keinem Ergebnis führen. Anmerken ließe sich noch, dass RAD als šita3 = rāOu Bewässerungsrinne gelesen werden kann, siehe MZL2 S. 279
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
syllabisch geschrieben wird. Abgesehen von zweisprachigen Texten, in denen im sumerischen Teil eine logographische und im akkadischen Teil eine syllabische Schreibung für den Flussnamen vorliegt, und lexikalischen Listen alternieren auch innerhalb von einsprachig akkadischen Texten des 1. Jahrtausends logographische und syllabische Schreibungen. So wird derselbe Flussname mal logographisch, mal syllabisch geschrieben (siehe z.B. RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II; RIMA 3.0.102.5 Shalmaneser III; Sargon-Geographie Text A; RINAP 3/2, Sennacherib 46; Nebukadnezar II. WBA; Nebukadnezar II Nr. 15; Enūma Anu Enlil Taf. 2 Text A; TCS 5, Chronicle 3, 4, 7). Was Texte angeht, in denen die beiden Flüsse unabhängig voneinander in verschiedenen Textpassagen genannt werden154, wird oft der Euphrat syllabisch geschrieben, während für den Tigris eine logographische Schreibung vorliegt: – Mittelassyrische Königsinschriften (RIMA 1.0.78.23 Tukultī-Ninurta I: 29, 93; RIMA 1.0.78.24 Tukultī-Ninurta I: 24, 44; RIMA 2.0.87.1 Tiglath-pileser I passim; RIMA 2.0.87.3 Tiglath-pileser I: 29, 39; RIMA 2.0.87.4 Tiglath-pileser I ex. 9 Komposittext Z. 41, 46) – Neuassyrische Königsinschriften (RIMA 2.0.101.28 Ashurnasirpal II iv 3, v 4; RIMA 2.0.101.30 Ashurnasirpal II: 11, 35, 38; RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II ex. 1 passim; Sargons Große Prunkinschrift aus Ḫorsābād: 18, 128) – Neubabylonische Königsinschriften (Nebukadnezar II. NeKA passim) Selten sind Texte, in denen beide Flüsse syllabisch geschrieben werden, wenn sie in unterschiedlichen Textpassagen vorkommen, dies sind: RIMB 2.6.14.1 Nabû-šuma-iškun i 3, iii 30; TCS 5, Chronicle 5: 2, rev. 16′, 19′. 3.2.4 Besonderheiten bei der Gemeinsamnennung von Tigris und Euphrat Tigris und Euphrat werden oft direkt hintereinander oder in gleich konstruierten Parallelzeilen genannt. Bei einer Gemeinsamnennung, egal ob nun direkt hintereinander oder in Parallelzeilen, gilt die Regel, dass der Tigris immer vor dem Euphrat genannt wird. Der Hintergrund dieser Reihenfolge wurde bisher nicht untersucht. Denkbar wäre, dass die Silbenzahl der Wörter ausschlaggebend ist, so dass nach dem Prinzip der wachsenden Glieder der Idigna mit weniger Silben als der Buranuna zuerst genannt wird. Semantische Gründe als Hintergrund dieser Reihung lassen sich ebenfalls nicht vollkommen ausschließen, jedoch sind in dem gesammelten Textkorpus keine Hinweise darauf zu finden (für weitere Überlegungen diesbezüglich siehe S. 337–340). Auch wenn die Reihenfolge Tigris–Euphrat die Regel darstellt, existieren auch Ausnahmen davon. Die altbabylonische Königshymne Išbi-Erra B (Segment E 5 [i]7Buranunana i 7Idigna) stellt das beste Beispiel hierfür dar. Auch in dem Schöpfungsepos Enūma eliš Taf. 5: 55 Pu-r[at…] ⌈I⌉-di-ig-lat ist eine umgekehrte Schreibung zu finden. In anderen Texten, in denen der Kontext und Teile der Zeichen abgebrochen sind, lässt die umgedrehte Zeichenfolge Zweifel aufkommen, dass an diesen Stellen tatsächlich Euphrat und Tigris genannt werden:
154 Für die Schreibungen in Texten, in denen Tigris und Euphrat direkt nebeneinander bzw. in gleich konstruierten Parallelzeilen genannt werden, siehe Kap. 3.2.4.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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– Da Riva 2012b (neubabylonische Zylinderinschrift Nebukadnezars II.): 5 [iš-tu gu2 i ki i 7Buran]una a-di gu2 7[Idigna] (für den Text siehe S. 374 mit Fn. 458) – Ochse und Pferd: in Z. 10 ist Pu-ra[t-ti] erkennbar, in Z. 11 möglicherweise [Idig]na (für den Text siehe S. 533–534) Eine chiastische Konstruktion ist in dem Text Enmerkar und der Herr von Aratta Z. 311– 312 zu finden: i i 7Idigna 7Buranuna⌈bi?-da?⌉ im-ma-da-an-tab i na i 7Buranuna 7Idigna-da im-ma-da-an-tab
Bei einer Gemeinsamnennung der Flüsse in einer Zeile werden verschiedene Konstruktionen genutzt. Die Flüsse werden – ohne Konjunktion aneinandergereiht – durch die Konjunktion u/u3 verbunden – ohne Konjunktion aneinandergereiht, aber durch beigefügte Begriffe voneinander getrennt, wie z.B. gu2 „Ufer“ oder a „Wasser“ (z.B. gu2 i7Idigna gu2 i7Buranuna), aber auch hier wird z.T. die Konjunktion u/u3 als verbindendes Element benutzt – in seltenen Fällen in altbabylonischen sumerischen Texten mit -bi-(da) verbunden (z.B. Išme-Dagan M: 10; Enmerkar und der Herr von Aratta Text An: 311; Streit zwischen Winter und Sommer: 28). Werden die Flüsse gemeinsam in einem Text genannt (direkt hintereinander oder in gleich konstruierten Parallelzeilen), werden hierfür in der Regel die logographischen Schreibungen Idigna und Buranuna gewählt.155 In selteneren Fällen sind auch die syllabischen Schreibungen Idiglat und Purattu nebeneinander genannt. Dies ist oft bei zweisprachigen Texten der Fall (siehe z.B. Utukkū lemnūtu Taf. 1 Text A: 4), aber auch in einsprachigen Texten (siehe z.B. ADFU 10, 24: 21, 22; CTN 4, 92 ii 6; „Feuerbeschwörungen“ Section II Text k: 9). Es finden sich vereinzelt aber auch andere Schreibungskombinationen, die in Tabelle 17 auf S. 144 vorgestellt werden. Da die Logogramme i7ḪAL.ḪAL und i7A.RAD erst in neuassyrischer Zeit eingeführt wurden, stammen die in der Tabelle gesammelten Texte natürlich nur aus dem 1. Jahrtausend. In anderen Texten kommen innerhalb des Textes unterschiedliche Schreibungskombinationen vor: – Utukkū lemnūtu Taf. 1 Text A (zweisprachig, Z. 2, 4, 14) i7Idigna i7Buranuna // I-di-iglat Pu-rat-ti // i7ḪAL.ḪAL i7Pu-rat-ti – Ritual zum Neujahrsfest, Tag 5 (Z. 286, 341, 348): i7Idigna u i7Buranunaki // pu2 i7I3dig-lat u pu2 i7Buranunaki // pu2 I3-dig-lat u pu2 i7Pu-ra-at!-tu2 – George 2006 (Z. 4, 17): [i7Id]igna i[7Pu]-⌈rat-tu2⌉ // i7I-di-gi-lat i7Pu-rat-tu2 (zur Schreibung I-di-gi-lat siehe S. 90) – Lipšur-Litanei 2 (Z. 16, rev. 11, 24): i7Idigna u3 i7Bu[ranunaki] // i7I3-dig-na u3 i ki 7Buranuna
155 Die lexikalischen Listen sind hier nicht mitberücksichtigt.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Tabelle 17: Gemeinsamnennung von Tigris und Euphrat bei Nutzung der Logogramme i i 7ḪAL.ḪAL und 7A.RAD i 7ḪAL.ḪAL i ki 7Buranuna
i 7ḪAL.ḪAL i 7Pu-rat-te/i
i 7ḪAL.ḪAL i 7A.RAD
i i 7Idigna 7A.RAD
SAA 3, 39 rev. 3
Utukkū lemnūtu Taf. 1 Text A: 14
RIMA 3.0.102.6 Shalmaneser III iv 29 RIMA 3.0.102.10 Shalmaneser III iii 32–33
RINAP 1, Tiglathpileser III 47: 9
RIMA 3.0.102.23 Shalmaneser III (Tigris 2): 18 RIMA 3.0.102.24 Shalmaneser III (Tigris 4): 8–9 Erra-Epos Taf. 5 Text B rev. 1 (Komposittext Z. 37)
RINAP 1, Tiglathpileser III 51: 7
Die enge Verbindung der beiden Flüsse wird auch in anderen Texten deutlich. In Syllabary B Taf. 2 wird die Lesung der Zeichen IDIGNA/DALLA und ZUBI erklärt. Der Textvertreter S6, eine Schülertafel, fügt hinter Z. 370 jedoch zudem eine weitere Zeile zum Euphrat an (für den Text siehe S. 87). Ähnliches ist wohl auch in der in Nippur gefundenen Schülertafel OIP 114, no. 114 xii 4′–7′ zur Übung der Zeichen aus Syllabary B passiert. Der Text ist an dieser Stelle allerdings nur fragmentarisch erhalten. Die Ergänzung kam sicherlich aufgrund der gefühlt engen Verbindung zwischen Euphrat und Tigris zustande, denn an sich ist der Euphrat in diesem Abschnitt völlig fehl am Platz. Diese enge gedankliche Verbindung zwischen den beiden Flüssen zeigt sich auch in einer Textpassage der „Feuerbeschwörungen“ Section II. Eine Schülerübung aus dem neubabylonischen Nippur nennt hier Tigris und Euphrat zusammen, während alle anderen Textvertreter (keine Schülertafeln) nur den Tigris nennen (für den Text siehe S. 427). 3.2.5 Schreibung mit und ohne Flussdeterminativ Bezüglich der Schreibung der Flussnamen mit oder ohne Flussdeterminativ sind Unterschiede zwischen logographischen und syllabischen Schreibungen festzustellen. Verallgemeinernd lässt sich sagen, dass die logographischen Schreibungen meist mit Flussdeterminativ versehen werden. Es lassen sich aber auch ein paar Besonderheiten feststellen: In einigen Texten der frühdynastischen Zeit aus Fāra/Šuruppak, Nippur, Ebla und Mari wird statt des in späterer Zeit gebrauchten Determinativs i7 (A×ENGUR) das Zeichen A zur Schreibung des Flussdeterminativs benutzt.156 In der Königsinschrift RIME 1.9.5.1 Enmetena findet sich dagegen schon das Flussdeterminativ i7. Im Allgemeinen wird in Texten aus dieser Zeitperiode das Flussdeterminativ allerdings weggelassen.
156 Krebernik 1998, 283 mit Fn. 525, 316 Fn. 761; Bauer 1998, 431–432; Woods 2005a, 11 Fn. 24.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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In der Ur III-Zeit scheint die Stadt Umma eine Ausnahme zu bilden. Hier finden sich anscheinend nur selten Schreibungen mit Flussdeterminativ, während in den anderen Städten das Flussdeterminativ meist geschrieben wird. Da sehr viele Texte der Ur III-Zeit ohne Keilschrift publiziert sind und daher hier für die Analyse der Schreibungen nicht herangezogen wurden, lässt sich über die Schreibungsverteilung jedoch kein klares Urteil bilden. In den nachfolgenden Zeitperioden sind Schreibungen ohne Flussdeterminativ eine Seltenheit (siehe AuOr. Suppl. 1, Nr. 19 (mA, Emar,): 4 KIB.NUN.KI; Kudurru Enlil-nādinapli (mB, Herkunft unklar): 2 MAŠ.GU2.GAR3; Forerunners to Udug-ḫul Taf. 4: 338 a MAŠ.GU2.GAR3 a UD.KIB.NUN.KI) und vermutlich als versehentliche Weglassungen zu deuten. In Königsinschriften, die altakkadischen Herrschern zugeordnet werden, wird das Flussdeterminativ hinter dem Logogramm geschrieben, wie es in altakkadischer Zeit üblich war, auch wenn die uns vorliegenden Abschriften dieser Inschriften in jüngere Zeit datieren (RIME 2.1.4.2 Narām-Sîn; RIME 2.1.4.6 Narām-Sîn; RIME 2.1.4.26 Narām-Sîn; RIME 2.1.4.29 Narām-Sîn). Wird der Flussname mit dem Gottesdeterminativ versehen, finden sich Schreibungen ohne Flussdeterminativ (RIMA 1.0.78.22 Tukultī-Ninurta I: 49 (mA, Kār-Tukultī-Ninurta) d Idigna; KAV 78: 20 und KAR 137 iii 34 (mA, Assur) dIdigna; RIMA 1.0.76.8 Adad-nārārī I Komposittext Z. 26 (ex. 1 und 2) und RIMA 2.0.87.3 Tiglath-pileser I: 39 (mA, Assur) ka2 dIdigna ) sowie Schreibungen sowohl mit Gottes- als auch Flussdeterminativ (Rochester 22: 2 (Ur III, Puzriš-Dagan) d i7Idigna; TCL 15, 10: 83 (aB, Herkunft unklar) d i7Idigna; RIMA 1.0.78.24 Tukultī-Ninurta I: 44 (mA, Kār-Tukultī-Ninurta) i7 dIdigna; Götteradressbuch: 101 d i7ḪAL.ḪAL; Tintir Taf. 2 Text j: 33 (nB, Herkunft unklar) d i i d 7Idigna; CUSAS 17, 68 (Tiglatpileser I.): 45 7 Idigna. In RIMA 1.0.78.23 TukultīNinurta I: 93 variieren die Textvertreter zwischen dIdigna und i7 dIdigna (siehe dazu auch S. 118). Was die syllabischen Schreibungen angeht, die insgesamt seltener vertreten sind als die logographischen (siehe dazu Kap. 3.2.3), lässt sich kein einheitliches Bild feststellen. Frühe syllabische Schreibungen werden wie auch die frühen logographischen Schreibungen ohne Flussdeterminativ geschrieben (ARET 5, 3 iv 3 und ARET 5, 19 xvi 5 (frühdynastisch, Ebla); Englund 1991, 262–263 ii 2, iii 15 (Ur III, Umma). Für die altbabylonische Zeit lassen sich nur wenige Beispiele für syllabische Schreibungen finden. Diese stammen vor allem aus Mari. Hier finden sich vier Texte, die die syllabischen Schreibungen mit Flussdeterminativ versehen (ARM 2, 22: 21; ARM 2, 99 / ARM 26, 62: 12; ARM 26, 523: 21; LAPO 17, 486: 7, 23, 26). Dies steht im Verhältnis zu ca. 20 Texten, die kein Flussdeterminativ schreiben. Die weiteren syllabischen Schreibungen, die man in Meturan, Išḫālī und in Texten unklarer Herkunft findet, schreiben ebenfalls ohne Flussdeterminativ. In mittelassyrischer Zeit finden sich die meisten syllabischen Belege in Texten aus Assur. Hier halten sich Schreibungen mit und ohne Flussdeterminativ die Waage. In anderen Städten, in denen die wenigen syllabischen Schreibungen zu finden sind, wird überall das Flussdeterminativ geschrieben. Mittelbabylonisch finden sich nur drei syllabische Belege aus Nippur, die alle ohne Flussdeterminativ schreiben (Biggs 1965: 41; BE A 17/1, 85: 4; PBS 1/2, 19 rev. 1′).
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Für die neuassyrische und neubabylonische Zeit liegen deutlich mehr Belege vor. Schreibungen mit Flussdeterminativ überwiegen. Des Weiteren ist zu erwähnen, dass in zweisprachigen Texten die logographischen Schreibungen immer mit Flussdeterminativ versehen werden, während es bei den analogen syllabischen Schreibungen weggelassen wird. Als weitere Besonderheit sind Texte zu nennen, in denen dem Flussnamen kein Flussdeterminativ, sondern das Wort nārum beigefügt wird: – Beschwörung gegen Wut Nr. 2 (aB, Tall Asmar): 16–17 [I]-di-ig-la-at [na]-ru-um – Atra-ḫasīs Taf. 1 Text A (aB, Sippar): 25 [i-lu iḫ-ru-u2 Id]igna na-ra-am – „Feuerbeschwörungen“ Section II (nA, Textvertreter aus Assur und Ninive): 9 Idigna/I-di-ig-lat i7 Hierbei dürfte es sich um ein literarisches Stilmittel handeln. Zudem wird in der Edition des ohne Keilschrift publizierten altbabylonischen Briefes aus Mari *FM 5, S. 228 = A 405: 12, 19 die Schreibung a-aḫ i7-da I-di-ig-la-at angegeben. Die Schreibung betont den Auslaut d des Wortes i7.d. Warum diese ungewöhnliche Schreibung anstatt der üblichen Determinativschreibung gewählt wurde, ist mir allerdings unklar. 3.2.6 Lexikalische Gleichungen In lexikalischen Listen werden die Namen Buranuna/Purattu und Idigna/Idiglat mit weiteren Namen geglichen. Die ausführlichste Liste stellt dabei Malku = Šarru Taf. 2 dar157: Malku = Šarru Taf. 2 G i 46 A-ra-an-zu-u2 A1 i 3′′ […r]a-an-su-uḫ C i 13′ A-ra-an-zu-u2 F1 i 46 A-ra-an-su-uḫ
I-di-ig-lat su.bir4ki I-di-ig-lat ⌈su.bir4ki⌉ I-di-ig-lat su.bir4-[tu4] I-Ai-di-ig su.sumki
G i 47 Am-ma A1 i 4′′ […]-mu C i 14′ Am-mu F1 i 47 [A]m-ma
min I-di-ig-lat min I-di-ig-lat
G i 48 i7Ḫal-ḫal-la A1 i 5′′ [i]7Ḫal-ḫal-la C i 14′ i7Ḫal-ḫal-la E1 i 1′ […]Ḫal-ḫ[al…] F1 ii 1 i7⌈Ḫal⌉-ḫal-[…]
min min min
157 Die Liste Urra = ḫubullu Taf. 22, die ebenfalls Flussnamen thematisch gruppiert, wird auf S. 347– 348 diskutiert. Auch wenn sich hier verschiedene Namensgleichungen finden, ist der Grundcharakter der Liste ein völlig anderer als der von Malku = Šarru Taf. 2 und sagt mehr über die Wahrnehmung des Flusssystems im 1. Jahrtausend aus als über Namensgleichungen. Zur Gleichsetzung von Araḫtu und Purattu, die nicht direkt in lexikalischen Listen passiert, siehe S. 360–365.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
G i 49 Ga-at-tu4 A1 i 6′′ […]-⌈at⌉-tu2 C i 15′ Ga-at-tu4 E1 i 1′ [G]a-at-t[u4…] F1 ii 2 Ga-at-t[u4…] F3 ii 2 […t]u4 i 50
G U2-ru-ut-tu4 A1 i 7′′ [..-r]u-ut-tu C i 16′ ⌈U2⌉-ru-ut-tu4 E1 i 3′ ⌈U2⌉-ru-ut-tu4 F1 ii 3 U2-ru-ut-t[u4…] F2 ii 3 […t]u4
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Pu-rat-tu4 Pu-rat-tu2 Pu-rat-tu4
Pu-rat-[…] min su.bir4ki min su.bir4ki min su.bir4-tu4 […] min su.b[ir4ki]
Den Namen Aranzu/Aransuḫ und Uruttu wird eine Herkunft „aus Subartu“ zugesprochen. Der Hintergrund der Schreibung in Textvertreter F1 46 I-Ai-di-ig su.sumki ist mir allerdings unklar. Im Folgenden sollen die einzelnen hier genannten Namen näher besprochen werden (für die Frage des i7Ḫal-ḫal-la siehe S. 120–128). Aranzu/Aransuḫ/Aranzaḫ und Uruttu Die Tatsache, dass in Malku = Šarru Taf. 2 der Name des Tigris als Aranzu/Aransuḫ erscheint, während er in hurritischen und hethitischen Texten Aranza/iḫ geschrieben wird, ließ Gelb die These aufstellen, dass es einen Unterschied zwischen dem hurritischen Namen des Tigris, nämlich Aranzaḫ, und dem in der Liste genannten „subaräischen“ Namen Aranzu/Aransuḫ existiert habe. Ähnliches nimmt er auch für den Euphrat an: Während der „subaräische Name“ Uruttu sei, sei Puranti die hurritische Namensform.158 Dies ist jedoch recht unwahrscheinlich. Es handelt sich wohl einfach um Varianten desselben Namens, zumal „subaräisch“ in der Liste Malku = Šarru sicher für hurritisch steht.159 Festzuhalten ist, dass der Name Aranzaḫ zwar in hethitischen und hurritischen Texten recht präsent ist, in den sumerischen und akkadischen Texten aus dem „mesopotamischen Kernland“, die hier untersucht werden, allerdings nur als theophores Element (mit variierenden Schreibungen wie Aramzaḫ, Araššiḫ, etc.) in hurritischen Personennamen bezeugt ist.160 Dem Tigris/Aranzaḫ ist in der hethitisch-hurritischen Kultur ein anderer Stellenwert zugeschrieben als dem Tigris in der „mesopotamischen“ Kultur. Er stellt ganz klar eine Gottheit dar. Im Mythos um Kumarbi wird der Aranzaḫ zusammen mit dem Wettergott Teššub und der Göttin Tašmišu von dem Gott Kumarbi geboren, der, nachdem er die Genitalien Anus abgebissen hat, das Sperma auf den Berg Kanzura speit, aus dem dann der
158 Gelb 1944, 21–22. 159 Für den Begriff Subartu siehe zusammenfassend Michel 2012. 160 Für hethitische Textbeispiele siehe u.a. RGTC 6, 524–525. Mit dem Logogogramm IDIGNA wird der Fluss in hethitischen Texten scheinbar nur selten geschrieben, siehe ibid. 530. Für ein hurritisches Beispiel siehe Salvini 2000, 291. Für Personennamen mit dem Element Aranzaḫ siehe Kap. 10.5 passim.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Aranzaḫ hervortritt.161 Ebenso spielt der Aranzaḫ in den Geschichten um den Helden Gurparanzaḫ eine Rolle, wo der Aranzaḫ als Beschützer des Gurparanzaḫ auftritt und mit ihm kommuniziert.162 Anders sieht es mit Belegen zu Uruttu aus. Der Name findet sich in lexikalischen Listen, nicht jedoch in anderen Texten163 oder Personennamen164: Antagal G 301 i 7ḪAL.ḪAL.LA 302 i ki 7Buranuna
Am-mu U2-ru-ut-tu4
ḪAR.gud B Taf. 6 6i 7Gu3.ḫa.an.de2 7i 7Unu2.bi.tar.ra
A-ra-aḫ-[tu4] U2-ru-ut-[tu4]
Erimḫuš Taf. 6 (MSL 17, 82) 46 […U]nu2.bi.tar.ra 47 […m]e?-na 48 […Ir]ḫan
U2-ru-un-tu2 Ga-a-du A-ra-aḫ-tu4
In Urra = ḫubullu Taf. 22 wird Unu2.bi.tar.ra einmal mit Purattu und einmal mit Uruttu geglichen, siehe S. 347–348. Ammu/a und Gattu Der Hintergrund der Namen Ammu/a und Gattu ist nicht klar.165 Im Gegensatz zu den vermeintlichen hurritischen Namen sind sie aber in akkadischen Texten zu finden. In einer Hymne auf Ninurta als Helfer in der Not übersetzt Mayer die Textpassage 27
be-lu ša2 ina na-me-e i-pu-uš am-ma u3 ina ub-li-tu2 gin7 gat-tu4 uš-qa-la-pa-a gišma-gur8 Herr, der in der Steppe den Tigris gemacht hat und in Trockengebieten wie auf dem Euphrat das Schiff dahingleiten lässt166 28
mit der Begründung: „Die Wörter ammu und gattu können, für sich genommen, gewiß dieses und jenes bedeuten; da wir sie hier aber in Parallelzeilen finden, handelt es sich wohl um poetische Namen/Bezeichnungen für die Ströme Tigris und Euphrat. […] Der Sinn dürfte etwa folgender sein: Nach Z. 27 fließt – erstaunlicherweise – mitten durch die Steppe ein riesiger Strom. Die Schiffe, die auf diesem Strom fahren, machen auf den
161 Zu Kumarbi siehe Haas 2006, 133–143. Zu Flusskulten in Anatolien, die in Mesopotamien in dieser Form nicht zu finden sind, siehe Kap. 12.2. 162 Pecchioli Daddi 2003. 163 Es ist unwahrscheinlich, dass bei Goodnick Westenholz 1997, 89 ii 21 die Zeichenfolge u2-ru-um-ti-ina-ri Uruttum zu lesen ist. 164 Siehe auch AHw. 1437; CAD U/W, 272–273. 165 Für die Wörter siehe auch CAD A/2, 77 sub ammu; CAD G, 9 sub gādu und AHw. 44 und 284. 166 Mayer W. R. 1992, 30 sub XIV.
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3.2 Die Schreibung und Lautung der Namen
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fernen Beobachter den Eindruck, daß sie durch eine Wüste dahingleiten, als wäre diese selber ein Strom.“167 CAD U/W, 14 sub ublītu folgt dieser Übersetzung generell, übersetzt ublītu allerdings als Wadi. Den Namen Ammu möchte von Weiher auch in einer neubabylonischen Kopie der 5. Tafel des Gilgameš-Epos rekonstruieren168: Gilgameš Taf. 5 vi 10 ana dEn.lil2ki li-bil-lu i7Pu-ra[t-tu4] 11 [x]-mu am-mu la r[u…] Der Euphrat möge sie (die gefällten Zedern) nach Nippur tragen,…? George, der in Z. 11 ḫar-mu am-mu la-r[u-u2] liest, kommentiert „I assume that the opening of the line is corrupt“ und bietet keine Interpretation der Textpassage.169 Am-mu hier als Tigris zu lesen erscheint aus mehreren Gründen unwahrscheinlich. Zum einen würde es überraschen, Ammu in Kombination mit Purattu zu finden. Zum anderen wäre dies einer der seltenen Fälle, in denen der Euphrat vor dem Tigris genannt wird (zu den Besonderheiten bei der Gemeinsamnennung von Euphrat und Tigris siehe Kap. 3.2.4). Zudem wäre in Zusammenhang mit dem Flößen des Zedernholzes auf dem Euphrat (siehe dazu Kap. 7.2.2) eine Erwähnung des Tigris verwunderlich. Der Name Gattu für den Euphrat wird in zwei neubabylonischen Königsinschriften vermutet. Schaudig transliteriert und übersetzt für ii 3–8 in Nabonids Ezida-Zylinder aus Borsippa170: ii 3
i-ga-ra-a-ti si-ḫi-ir-ti e2.zi.da iš-tu ka2 ne2-re-bi dna-na-a a-di i7 5 [mi-i]ḫ-ra-at imsi.sa2 u3 mi-iḫ-re-et immar.tu 6 [ki-lal]-la-šu i-di i7ga-at-ti3 7 [ša] ⌈d⌉ne3.eri11.gal-lugal-uru3 lugal pa-ni-⌈i⌉ 8 [i-pu2-uš-ma l]a u2-šak-li-li ši-pi2-i[r-šu] Betreffs der Mauern des Zingels von Ezida, vom Einzugstore der Nanāya bis zum Fluss, gen Norden und gen Westen, zu des Gattu beiden Seiten, ein Bau den Nergalšarra-uxur, einer früherer König, unternommen doch nicht zu Ende gebracht hat 4
Für den Palast-Zylinder ii 1 gibt er an: ii 1
iš-tu sila.dagal abul dtu a-di ki-ša2-⌈ad⌉ ga-at-ti vom Platz des Šamaš-Tores bis zum Ufer des Gattu Hier wird die Lage eines Palastes beschrieben. Umstritten ist, wo sich dieser Palast genau befindet. Schaudig vermutet, dass es sich hier ebenfalls um die Stadt Borsippa handelt, da
167 168 169 170
Mayer W. R. 1992, 37–38 zu Z. 27–28. von Weiher 1980, 105 zu Z. 11. George 2003, 614–615 und 829 sub 299. Schaudig 2001, 395–397.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
dies zum einen archäologisch belegbar sei, zum anderen sich auch die Nennung des Gattu im Ezida-Zylinder auf Borsippa beziehe.171 In der lexikalischen Liste Erimḫuš Taf. 6 (MSL 17, 82) wird Gattu zudem zwischen Uruntu und Araḫtu genannt: 46
[…U]nu2.bi.tar.ra […m]e?-na 48 […Ir]ḫan 47
U2-ru-un-tu2 Ga-a-du A-ra-aḫ-tu4
Festhalten lässt sich bezüglich der Namen Ammu und Gattu, dass sie erst in neubabylonischer Zeit vorkommen. Schaudig benutzt diesbezüglich den Begriff „Schmuckname“.172 Ihr Ursprung bleibt unklar. 3.2.7 Die Namen der Flüsse in anderen altorientalischen Sprachen In Anbetracht der Tatsache, dass Euphrat und Tigris mehr als tausend Kilometer lang sind und einen Reise- und Transportweg darstellen, der einen Austausch zwischen den angrenzenden Regionen ermöglicht, ist es nicht erstaunlich, dass die sumerischen und akkadischen Namen für die Flüsse den in benachbarten Kulturen verwendeten Namen ähneln. In einer elamischen Königsinschrift findet sich der Name Purattu für den Euphrat. In Darius Behistun-Inschrift steht Upratuš für den Euphrat und Tigrā für den Tigris (zum Hintergrund dieser Namen siehe auch Kap. 3.1).173 In einem urartäischen Text wird der Euphrat als i7Pu-ra-na bezeichnet174. Van Loon interpretiert zudem in einer Inschrift des urartäischen Königs Sarduri II. in Anlehnung an eine hethitische Königsinschrift Ḫattušilis I. auch die Zeichenfolge i7Pu-ra-na-di als Bezeichnenung für den Euphrat und geht analog zum hurritischen Pu-ra-an-ti von einer urartäischen Aussprache Purandi aus.175 Dass aber auch Abweichungen existieren, zeigen die hethitischen Texte. Auch wenn sich für den Euphrat logographische Schreibungen als UD.KIB.NUN.NA176 und syllabische Schreibungen als Pu-ra-at-ti, Pu-ra-an-ti finden, existiert gleichzeitig auch der Name Māla zumindest für den Ober- und Mittellauf des Flusses.177 Zu hethitisch und hurritisch Aranza/iḫ als Name des Tigris siehe Kap. 3.2.6.
171 172 173 174 175 176 177
Schaudig 2001, 483–484. Schaudig 2001, 483. RGTC 11, 334 und 337. RGTC 9, 111. van Loon 1974, 192–193. Auch in Ugarit ist diese logographische Schreibung zu finden, siehe RGTC 12/2, 208. RGTC 6, 543–544; Frantz-Szabó 1987–1990. Für die Diskussion, ob auch i7Pu-ra-an eine Bezeichnung für den Euphrat darstellt, siehe Astour 1997, 4–5.
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3.3 Etymologie
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3.3 Etymologie Für den Alten Orient existiert bisher keine systematische Untersuchung von Flussnamen.178 Was die grundlegenden Eigenschaften von Flussnamen angeht, kann jedoch auch auf Forschung für den europäischen Raum zurückgegriffen werden, da man annehmen kann, dass die Bildung von Flussnamen nicht ein kulturspezifisches Phänomen darstellt, sondern vielmehr von „praktischen“ Erwägungen gesteuert wird. Krahe stellt in seiner Untersuchung der alteuropäischen Hydronomie in Bezug auf das hohe Alter der Flussnamen Folgendes fest: „Alte und älteste Namen stehen infolgedessen neben jüngeren und neuen und überdauerten in vielen Fällen eine Siedlungswelle nach der anderen oder auch eine Sprachschicht nach der anderen.“179 Dabei erklärt er, dass in der alteuropäischen Namengebung die Flussnamen Komposita seien, die aus einem Grundwort für einen Wasserlauf (wie z.B. Fluss, Bach, Quelle, fließendes Wasser) und einem Bestimmungswort für dieses Grundwort bestehen, das den Wasserlauf charakterisiert (Farbe oder Aussehen, Wassermenge, Bewegtheit) oder die Beziehung der Menschen zu ihm ausdrückt.180 Dass sich diese Feststellungen sowohl auf den Alten Orient als auch den Orient in der Moderne beziehen lassen, zeigen verschiedene Beispiele. Für den Alten Orient sei hier der Name des Euphratarms Araḫtu genannt, der vermutlich von der semitischen Wurzel Lrḫ abgeleitet ist und somit der „Schnelle, Eilende“ bedeutet.181 Für die moderne Zeit bietet der Kara Su, einer der Quellflüsse des Euphrat das Paradebeispiel. Der türkische Name Kara Su bedeutet „Schwarzes Wasser“. Diese Bezeichnung erhält der Fluss aufgrund seines Aussehens. Da er durch einige Sümpfe fließt, wirkt sein Wasser schwarz.182 Unterschieden werden muss im Alten Orient auch zwischen der Namengebung für natürliche Flussläufe und für künstlich geschaffene Kanäle. Während die Namen für Euphrat und Tigris ein deutlich höheres Alter als die meisten Siedlungsnamen aufweisen dürften, sind künstlich geschaffene Kanäle oft nach Städten benannt (z.B. i7Lagaški „Kanal von Lagaš“) oder haben einen namentlichen Bezug zu Göttern oder Herrschern („Kanal: Ḫammurāpi bringt Überfluss“).183 Für weitere Überlegungen zur Namengebung von Flüssen siehe auch Kap. 3.4. Man kann davon ausgehen, dass die Namen für Euphrat und Tigris auch schon im Alten Orient einer längeren Tradition folgen. Woher die Namen ursprünglich kommen, ob sie einen sumerischen, semitischen oder sogar noch anderen Hintergrund haben, ist für uns nicht mehr nachvollziehbar. Auch wenn generell davon ausgegangen wird, dass die akkadi178 Bei Limet 1975 ist eine Untersuchung von verschiedenen Orts- und Flussnamen zu finden, seine Ergebnisse sind jedoch größtenteils überholt. 179 Krahe 1964, 14; für die Ortsnamen der altpersischen Zeit ist zudem Eilers 1982 zu nennen. Er bietet keine Analyse der grundlegenden Mechanismen der Namengebung. Krahes theoretische Ergebnisse werden aber durch Eilers etymologische Deutung verschiedener Flussnamen bestätigt. 180 Krahe 1964, 16, 34, 52, 54, 57. 181 Rubio 2005, 327. 182 Techen 1934, 39. 183 Woods 2005a, 9; Laurito/Pers 2002, 289; Charpin 2002, 550–551.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
schen Wörter aus dem Sumerischen entlehnt sind184, wofür u.a. als Beweis die syllabische Schreibung des Euphrat als Purantum oder Puranatum heranzuziehen ist185, gibt es auch Deutungsvorschläge, die den ersten Bestandteil des sumerischen Namens des Euphrat Buranuna als von dem akkadischen Wort būrtu abgeleitet betrachten (siehe Kap. 3.3.2). Muss man also zwangsweise davon ausgehen, dass der sumerische Name für den Fluss älter ist als der akkadische? Schließlich könnte man auch annehmen, dass die beiden Namen über einen längeren Zeitraum parallel existiert haben und sich gegenseitig beeinflusst haben. Man bedenke hierbei, dass semitische Personennamen schon in den frühesten Texten vorkommen, auch wenn die Sprache der Texte sumerisch ist. Damit fällt es schwer, Entlehungen und Etymologien zu rekonstruieren. Zu bemerken ist, dass die akkadischen Namen beide die Femininendung -at aufweisen (Idiglat und Purattu).186 Dies ist für akkadische Flussnamen nicht unüblich (siehe z.B. auch Turnat, Subnat, Araḫtu) und könnte in Zusammenhang mit der Tatsache stehen, dass Flüsse im Semitischen vom Genus her feminin sind.187 Des Weiteren darf auch nicht der Unterschied zwischen der Etymologie eines Wortes und dem Hintergrund der Schreibung vergessen werden (für die Entwicklung der logographischen Schreibungen siehe Kap. 3.2.2). Wenn man von einem hohen Alter der Flussnamen ausgeht und davon, dass sie schon existierten, bevor man sie aufschrieb, muss man sich die Frage stellen, ob die Schreiber, die ja eine Schreibung für den Flussnamen entwickelten, noch die ursprüngliche Bedeutung des Namens kannten. Daher kann die Schreibung des Namens auch einen anderen Hintergrund haben als die Bedeutung des eigentlichen Namens.188 Die im Folgenden präsentierten Vorschläge zur Etymologie der Namen und zum Zusammenhang zwischen der Schreibung des Namens und der Herkunft des Wortes stellen daher nur eine Sammlung von Meinungen dar. Viele Einschätzungen basieren auf Spekulation und können somit weder bewiesen noch direkt widerlegt werden. Eine vollständige Lösung der Probleme kann hier nicht geboten werden. 3.3.1 Tigris Für die etymologische Deutung des sumerischen Namens des Tigris existieren mehrere Ansätze, bei denen davon ausgegangen wird, dass der Name aus i7(d), dem sumerischen Wort für Fluss, und einem zweiten Wort besteht. Dieses zweite Wort wird unterschiedlich gedeutet. Delitzsch schlägt vor, dass es der „Fluss der hohen Ufer“ ist, was jedoch nicht haltbar ist.189 In einer späteren Abhandlung zieht er eine andere Erklärung in Betracht. Wie auch Falkenstein geht er von einer Zusammensetzung aus dem Wort idi+gin aus und nimmt 184 Eilers 1982, 30–31 mit Fn. 10; Renz 2014. 185 Limet 1975, 90; Lambert/Millard 1999, 149; Marti 2008, Kommentar zu Text Nr. 17; Keetman 2016, 11; für die Belege siehe auch S. 92. 186 Eilers 1982, 30–31 mit Fn. 10. 187 Das akkadische Wort für Fluss, nārum, gehört zu den akkadischen Nomen, die morphologisch betrachtet maskulin sind, im Altbabylonischen jedoch grammatikalisch im Singular sowohl maskulin als auch feminin mit einem sowohl morphologisch und grammatikalisch femininen Plural gehandhabt werden, siehe Streck 2010a, 298. 188 Lecompte 2009, 385–404. 189 Delitzsch 1881, 171.
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3.3 Etymologie
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die Bedeutung „fließender Fluss“ an.190 Nach Krahe (siehe S. 151) sind solche Zusammensetzungen recht häufig anzunehmen und finden sich vermutlich in einigen Flussnamen des Alten Orients, z.B. wird davon ausgegangen, dass in dem Flussnamen Iturungal auch der Begriff i7 enthalten ist.191 Im Fall des Tigris ist aber Skepsis anzubringen. Auch wenn man den ersten Teil des Wortes als i7 identifizieren kann, werden gegen die Erklärung „gen = fließend“ Einwände erhoben. Edzard schreibt dazu: „Die nach A. Falkenstein (AnOr 28 S. 61) zitierte sumerische Etymologie für den Tigris: idig(i)na = *id-gina „(schnell) fließender Fluss“ lässt sich nicht mehr halten; denn gen-na (nicht gin-na) kann nicht „gehend“ (marû) heißen, sondern nur „gegangen, gekommen“ (ḫamOu).“192 Heimpel geht einen ähnlichen Weg bei der Interpretation des Namens wie Delitzsch. Er sieht jedoch eine Zusammensetzung aus dem Begriff i7 und igna, was er zu akkadisch uqnû „Lapislazuli“ stellt und sieht den Tigris somit als den Lapislazuli-Fluss.193 Dabei ist zu bemerken, dass auch ein Fluss namens Uqnû existiert. Während Fuchs diesen Namen nach den Inschriften Sargons II. einem Tigrisarm zuordnet194, geht neuere Forschung davon aus, ihn mit dem Kārūn zu identifizieren (siehe dazu auch S. 336). Beim Kārūn setzt sich dabei eine Tradition fort, die dem Fluss die Farbe blau zuschreibt. So heißt er in mittelalterlichen arabischen Quellen Nahr al-Azraq, also „Blauer Fluss“.195 Was die Übernahme des Namens Idigna ins Akkadische und die Betonung des Wortes angeht, merkt Sauren in Bezug auf den Tempelbauzylinder Gudeas an: „idign(a)-am3 zeigt sich als Wort, das auf der zweiten Silbe betont ist. Die Entwicklung über diqlat zu Tigris wird verständlich. Obwohl dadurch der unbetonte Anfangsvokal mit dem Endvokal des voraufgehenden Wortes in Kontaktstellung kommt, erfolgt keine Krasis. Grund dafür ist in der ursprünglichen Form des Wortes idigna zu sehen, die mit einem Laryngal begann; s. hebr. ]iddeqèl Gen. 2, 14.“196 Dieser Erklärung schließt sich auch Edzard an. Dabei verweist er auf die moderne irakische Stadt Hīt, die im Alten Orient logographisch dI7ki geschrieben wurde. Dies sei ein weiterer Hinweis darauf, dass das sumerische Wort für Fluss ursprunglich „hid“ gelautet habe.197 Keetman stellt jedoch eine sumerische Etymologie des Ortsnamens Hīt und den Zusammenhang zu sumerisch i7 in Frage und geht davon aus, dass auch der hebräische Name des Tigris iddæqæl kein Beweis für ein h im Sumerischen sein muss, sondern der Pharyngal im Hebräischen sekundär entstanden sein könnte, um einen pharyngalisierten Vokal im Sumerischen darzustellen.198 Die Existenz so eines Vokals im Sumerischen ist jedoch mehr
190 191 192 193 194 195 196 197 198
Delitzsch 1914, 21; Falkenstein 1949, 61; siehe auch Keetman 2006, 14. Siehe dazu auch Bauer 1971, 143–156. Edzard 1970, 313; siehe für diese Diskussion auch Keetman 2016, 9–10. Heimpel 1987a, 51 Fn. 92. Fuchs 1994, 466–467. Cole/Gasche, in: Gasche 2007, 27–28. Sauren 1971–1972, 260; zur Frage des h im Sumerischen siehe Keetman 2006. Edzard 2003, 19. Keetman 2006, 13–14; zusammenfassend zum h im Sumerischen siehe Jagersma 2010, 48–49.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
als fraglich.199 Abgesehen davon wurde der hebräische Name sicherlich aus dem Akkadischen übernommen. In Anbetracht der Tatsache, dass im akkadischen Namen ein g zu finden ist, während das Hebräische ein q schreibt, könnte man davon ausgehen, dass der Name im Hebräischen neu etymologisiert wurde. Die Aspiration im hebräischen Namen würde damit eine sekundäre Entwicklung darstellen und muss losgelöst vom akkadischen und sumerischen Namen gesehen werden.200 Keetman stellt einen Zusammenhang zwischen der Etymologie von Idigna, dem Ursprung der Schreibung mit einem Vogel-Zeichen und dem „Tigris-Vogel“ idignamušen her (siehe dazu auch Kap. 3.2.1.2) und etymologisiert den Namen als i7(d)+igira2 „Reiherfluss“. Der Zusammenhang zwischen einem Vogelnamen und einem Flussnamen ist nicht unwahrscheinlich. Hierfür finden sich verschiedene weitere Belege (z.B. i7arabûmušen). Keetman stellt fest, dass der igira2mušen in der ED Bird List nicht zu finden ist, aber der idignamušen dort gelistet wird. In späterer Zeit aber taucht der idignamušen nicht mehr in Texten auf, während sich stattdessen Belege für den igira2mušen fänden. Wie Keetman jedoch selbst beschreibt, existieren viele Probleme, die beiden Formen lautlich miteinander zu verbinden.201 Der sumerische Name wurde ins Akkadische als Idiglat übernommen, damit fand ein n/l-Wechsel statt. Zur Frage der Etymologie hilf dies allerdings nicht weiter. Letzten Endes beruhen alle Vorschläge auf Spekulation. Der Hintergrund des Namens bleibt weiterhin unklar. Zu Überlegungen bezüglich der Herkunft der Schreibung des Flusses mit dem Logogramm ḪAL.ḪAL siehe S. 120–128. 3.3.2 Euphrat Bisher wurden nur wenige Versuche unternommen, die Etymologie des Namens Buranuna/Purattu zu klären. Beginnend mit Delitzsch wurde der sumerische Namen des Euphrat, Buranuna, von mehreren Autoren als eine Zusammensetzung aus buru3(.d), „Brunnen, Zisterne, Wasserloch“, und nun, „fürstlich, erhaben“, gedeutet, wobei buru3(.d) als semitisches Lehnwort verstanden wird.202 Keetman übt in zwei Punkten direkte Kritik an der Interpretation. Zum einen stellt er fest, dass der Zusammenhang zwischen einem Fluss und buru3 „Wasserloch/Brunnen“ nur schwer herzustellen sei. Zum anderen sieht er ein Problem darin, dass, wenn man davon ausgeht, dass buru3 eine Entlehnung von akkadisch būrtu sei, der sumerische Name des Euphrat, dem ein hohes Alter zugeschrieben wird, ein Element beinhaltet, das semitischen Ursprung hat. Keetman hält es für wahrscheinlicher, dass Buranuna eine sumerische Volksetymologie für einen ähnlich klingenden Namen dar-
199 Für einen Überblick über die sumerischen Vokale siehe Jagersma 2010, 55–62. 200 Siehe dazu auch Eilers 1982, 31 mit Fn. 99. 201 Keetman 2016; für die Verbindung von Ortsnamen mit Vögeln und Fischen siehe auch Lecompte 2009, 279–280. 202 Delitzsch 1881, 169; Wu 2005, 392–393, sie zieht dabei Parallelen zum i7Nun und setzt ihn mit dem Euphrat gleich, für die Problematik dieser Gleichsetzung siehe aber S. 340–344; der Zusammenhang zur Flächenangabe būru soll hier unkommentiert bleiben, für Vermutungen diesbezüglich siehe Woods 2005a, 37–38 Fn. 139.
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3.3 Etymologie
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stellt.203 Während in der Tat kein Zusammenhang zwischen buru3 / būrtu und dem Wasser eines Flusses zu bestehen scheint (siehe dazu auch S. 233), ist dagegen nicht geklärt, aus welcher Sprache die Namen ursprünglich stammen. Nichts spricht dagegen, einen semitischen Ursprung des Namens zu suchen. Zu erwähnen ist auch noch der Ansatz von Limet, der einen Zusammenhang zwischen urudu „Kupfer“ und (P)uruttu/am annimmt. Diesen Zusammenhang sieht er darin begründet, dass der Euphrat in einer Region entspringt, wo Rohstoffe zu finden sind.204 Seine Theorie entbehrt jedoch jeglicher Grundlage. Die meisten Versuche, den Hintergrund des Namens des Euphrat zu analysieren, beziehen sich auf die Schreibung des Flussnamens mit dem Diri-Kompositum UD.KIB.NUN(.KI), das gleichzeitig zur Schreibung der Stadt Sippar benutzt wurde.205 So finden sich in grundlegenden Publikationen zum altorientalischen Flusssystem Aussagen wie: – „From a relatively early time, well back into the third millennium B.C., the name most generally given to the Euphrates in lowland Mesopotamia was the “Sippar River”.206 – „It is certain that the […] channel […] – that upon which both Abū kabbah and Tell edDēr are situated – was the Purattum since the logographic writing of this name, ÍD.UD.KIB.NUN.KI, means “River of Sippar”.“207 Als weitere Begründung für diesen Zusammenhang wird die Lage der Stadt Sippar angegeben: Sie war geschichtlich und wirtschaftlich gesehen nie ein großes Zentrum. Allerdings habe sie durch ihre Lage am nördlichsten Punkt der Schwemmebene, wo der Euphrat aus seinem breit eingeschnittenen Mittellauf in das Schwemmland eintritt, große Bedeutung. Aus diesem Grund teilten sich Fluss und Stadt dieselbe Schreibung.208 Eine in Teilen davon abweichende Meinung vertritt Woods, der eine breiter angelegte Untersuchung zur Schreibung und zum Verhältnis zwischen Sippar und Euphrat durchgeführt hat. Er kommt zu folgenden Ergebnissen209: – Das Kernelement KIB.NUN der Schreibung stehe ursprünglich für den vergöttlichten Euphrat. – Die Schreibung sei erst sekundär auf die Stadt Sippar übertragen worden, so dass Sippar ursprünglich die „Euphrat-Stadt“ gewesen sei. Die Übertragung habe aufgrund der funktionalen Überschneidung zwischen dem sich im Euphrat manifestierenden Flussgott und dem Sonnengott als Hauptgottheit von Sippar und aufgrund der besonderen topographischen Lage der Stadt stattgefunden. Dennoch deuteten die Schreibung des Flusses mit dem Ortsdeterminativ ab frühdynastischer Zeit und die
203 Keetman 2006, 13–14. 204 Limet 1960, 31. 205 Für eine Diskussion der vermutlich esoterischen Schreibung UD.U.KIB.NUN.URUki-ga für Eridu siehe S. 546 mit Fn. 33. 206 Adams 1981, 3. 207 Cole/Gasche 1998, 24. 208 Adams 1981, 3; siehe auch Carroué 1991, 120–121. 209 Woods 2005a. Siehe auch Thurman 2007, die Woods Ergebnisse übernimmt.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Schreibung als Sippirītum darauf hin, dass der Euphrat als „Sippar-Fluss“ verstanden wurde, analog zu anderen Kanälen, die nach einem Ort benannt wurden. – Die Schreibung UD.KIB.NUN sei der UD.GAL.NUN-Orthographie zuzurechnen. Woods Interpretation basiert jedoch auf einer kleinen Auswahl an Texten. Die Thematik bedarf insgesamt einer erneuten Analyse, der ein paar grundlegende Fragen und Erwägungen voran zu stellen sind. Generell darf nicht vergessen werden, zwischen der Etymologie der Namen und ihrer Schreibung zu unterscheiden. Euphrat und Sippar teilen sich zwar dieselbe Schreibung, die Namen Buranuna/Purattu und Sippar dürften etymologisch gesehen jedoch einen völlig anderen Hintergrund haben. Eine Zuordnung als „Sippar-Fluss“ oder „Euphrat-Stadt“ basiert somit nur auf der Schreibung, nicht auf dem Hintergrund des eigentlichen Namens. Wie bereits oben beschrieben, besteht bei einem Schriftsystem, das in seinen Ursprüngen auf Bildzeichen basiert, die Problematik, Eigennamen aufzuschreiben. Dies ist nur durch Abstraktion möglich (siehe dazu auch S. 96). Im Fall des Euphrat und Sippar wurde dabei auf ein Diri-Kompositum zurückgegriffen. Den Ursprung solcher Komposita zurückzuverfolgen, stellt sich als schwierig dar. Möglicherweise kannten schon die Kompilierer der Diri-Listen in altbabylonischer Zeit nicht mehr den Hintergrund der Schreibungen.210 Dies würde auch erklären, warum auch der Tigris, der ursprünglich mit einem VogelZeichen geschrieben wurde, ab altbabylonischer Zeit unter den Diri-Komposita geführt wird (siehe Kap. 3.2.2.1). Generell kann man davon ausgehen, dass sowohl der Name Buranuna als auch der Name Sippar schon existierten, bevor sie mithilfe der Zeichenkombination UD.KIB.NUN(.KI) verschriftlicht wurden.211 Fraglich ist jedoch, ob die Schreibung zuerst nur auf einen Namen angewandt und dann auf den anderen übertragen wurde oder ob dies mehr oder weniger gleichzeitig geschah. Deutet man das NUN in der Zeichenfolge als phonetisches Komplement, so muss man zwangsläufig davon ausgehen, dass die Schreibung für den sumerischen Namen des Euphrat, Buranuna, konzipiert wurde und schließlich auch auf die Schreibung der Stadt übertragen wurde. Dem widersprechen jedoch die schon in frühdynastischer Zeit zu findenden Schreibungen des Flusses mit dem Ortsdeterminativ KI bzw. besteht die Möglichkeit, das KI als Teil des Diri-Kompositums zu verstehen. Daher ist der Hintergrund der einzelnen Schreibungselemente zu analysieren. In den frühdynastischen Texten fallen zwei Tendenzen bei der Schreibung von Fluss und Stadt auf (siehe dazu auch S. 129–130): In Fāra existiert eine Unterscheidung zwischen der Schreibung des Flussnamens und des Stadtnamens. Während der Euphrat mit der Zeichenkombination AN.KIB.NUN geschrieben wird, wird die Stadt scheinbar als UD.KIB.NUN wiedergegeben (siehe dazu vor allem SF 55)212. KI schließt die Zeichenfolge nicht ab. In Tall Abū }alābīḫ variiert die Schreibung des Euphrat dagegen zwischen
210 Woods 2005a, 8. 211 Die Gründung Sippars wird in die Uruk-Zeit datiert. Der Uferdamm, auf dem Sippar und Sippar Amnānum liegen, ist noch älter, siehe dazu Gasche et al. 2002, 537. 212 Woods 2005a, 13 Fn. 32 weist zudem auf TSŠ 881 vi 12′ hin, in dem laut Kopie von Jestin die Zeichenfolge UD.LAM.NUN.KI als Schreibung für die Stadt Sippar zu finden ist, während Pomponio nach einem Foto des Textes UD.KIB.NUN.KI liest.
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3.3 Etymologie
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UD.KIB.NUN und UD.KIB.NUN.KI. In der Ur III-Zeit ist die Schreibung mit KI schon zur Regel geworden. Schreibungen mit AN statt UD finden sich überhaupt nicht mehr. Woods interpretiert diese Tatsache dahingehend, dass das UD sowie auch das NUN nur Schreibungskomplemente sind, während das KIB das Grundelement der Schreibung darstellt. Während die Schreibung für den Stadtnamen Sippar in allen Zeitperioden nahezu unverändert ist, finden sich bei der Euphratschreibung im 3. und vor allem auch 2. Jahrtausend Variationen. Hierzu führt Woods auch die Schreibung KIB.NUN(.NA) an, für die er eine regionale Verteilung sieht: Während sie im Süden nur sporadisch vorkomme (zwei Textvertreter aus Ur der Klage über Sumer und Ur), sei sie häufiger in Sippar, Emar und vor allem in Mari zu finden, was Charpin zu der Aussage geführt habe, dass der Euphrat generell in Mari eher mit der Zeichenfolge KIB.NUN.NA statt UD.KIB.NUN.NA geschrieben wurde. Als weitere Belege für diese Schreibung führt er den Text Gilgamešs Tod aus Meturan an, wobei er die Schreibung nicht als periphäre Besonderheit abtut, sondern sie schon im 3. Jahrtausend verwurzelt sieht, da auch in einem Text aus dem Ur III-zeitlichen Umma (*MVN 16, 789) die Schreibung ohne UD zu finden ist. Zudem weist er auf die im Barton Zylinder und in einem Personennamen aus Nippur zu findende Schreibung A.KIB.NUN mit A als frühe Schreibung für das Flussdeterminativ hin sowie auf die in Ebla zu findende Schreibung KIB.NUN.A (ARET 13, 15), die Vorläufer in Fara und Mari hat. Zudem nennt er die in Princeton 1, 347 zu findende Schreibung i7KIB für den Euphrat.213 Woods Schlussfolgerungen basieren auf einer kleinen Auswahl an Texten. Die Schreibung KIB.NUN(.NA/KI) ist auch in altbabylonischer Zeit nirgendwo systematisch zu finden. Schreibungen mit UD bilden die überwiegende Mehrheit. Ob die Weglassung des UD in manchen Texten bewusst aufgrund des Schreibungshintergrunds geschah oder zu der typischen Variationsbreite von Schreibungen in Keilschrifttexten gehört, ist unklar. Auch die beiden Texte der Ur III-Zeit aus Umma, die von Woods angeführt werden, dürfen nicht als generelle Regel betrachtet werden. Während in anderen Städten in der Ur III-Zeit die „Standardschreibung“ UD.KIB.NUN.KI zu finden ist, tun sich in den Texten aus Umma Besonderheiten wie eine umgekehrte Zeichenfolge und Weglassung von Elementen hervor (siehe S. 130–131). Da die Anzahl der Textbelege zum Euphrat in der Ur IIIZeit sehr gering ist, lassen sich dadurch allerdings keine Regeln ableiten. Bezüglich Woods Feststellung, dass die Schreibung für Sippar konstant bleibt, während die Schreibung für den Euphrat Variationen aufweist, lässt sich vermuten, dass dies in der weiten Verbreitung und häufigen Nutzung des Flussnamens begründet liegt, wobei bemerkt sei, dass es sich dabei um lokale Variationen und zeitperiodenbedingte Eigenheiten und keine kompletten Neuerfindungen handelt. Woods geht zudem davon aus, dass das Zeichen KIB als Grundelement des Namens des Euphrat ursprünglich einer Gottheit zuzuschreiben ist. Als Begründung hierfür zieht er ein paar der oben erwähnten Texte aus Fāra (SF 72, Liste mit Gewässernamen, in der Tigris und Euphrat genannt werden; SF 56, wo Euphrat und der Abzu gemeinsam genannt werden) und einen Text aus Mari heran (Charpin 1987, no. 7, Zuteilung von Getreide für Götter), in denen die Schreibung AN.KIB.NUN zu finden ist (siehe dazu auch S. 129–130). Woods interpretiert die Schreibung als dKIB.NUN und sieht darin den vergöttlichten Euphrat. Bestätigung sucht er in dem ebenfalls in Fāra zu findenden Personennamen 213 Woods 2005a, 10–11.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
AN.KIB.NUN(.A)-ur-saĝ, den er als Vorläufer des späteren Ur-saĝ-A.KIB.NUN sieht, wobei in Fāra einmal das NUN weggefallen ist und der Name Ur-saĝ-AN.KIB.A geschrieben sei. Dies verbindet er mit dem oben erwähnten Text der Ur III-Zeit aus Umma, Princeton 1, 347, in dem der Euphrat als i7KIB geschrieben ist.214 Dass sich schließlich die Schreibung UD.KIB.NUN anstatt AN.KIB.NUN für Fluss und Stadt durchsetzte, sieht Woods in der UD.GAL.NUN-Orthographie begründet, wobei UD als Substitut für das Gottesdeterminativ fungiert. Diese Ersetzung sei zudem durch die enge Verbindung des Sonnengottes Utu mit der Stadt Sippar begründet.215 Wie Zand jedoch festellt, wäre dies der einzige Beleg für eine Übernahme einer UD.GAL.NUN-Schreibung in die Normalorthographie. Zudem werden Woods weitere Überlegungen bezüglich eines semitischen Ursprungs der UD.GAL.NUN-Orthographie von Zand wiederlegt. Eine Ersetzung von UD durch AN aufgrund semantischer Überlegungen hält aber auch Zand für wahrscheinlich.216 Problematisch an der Theorie, dass die Schreibung auf einer Vergöttlichung des Euphrat und einer Assoziation mit dem Sonnengott und Sippar beruht, ist jedoch, dass es keine weiteren Hinweise auf eine Gottheit dKIB gibt. Der in Fāra zu findende Personenname AN.KIB.NUN-ur-saĝ kann nicht als Beweis für eine Vergöttlichung des Euphrat gelten. Auch in späterer Zeit finden sich Namen dieser Art, ohne dass dem Fluss ein Gottesdeterminativ beigefügt wurde. Die Existenz von Personennamen mit einem Flussnamen als Element setzt auch nicht automatisch voraus, dass der Fluss auch als Gottheit verehrt wurde (für eine weitere Diskussion dessen siehe Kap. 10.5).217 Des Weiteren könnte man gegen die Vorstellung eines Gottes dKIB einwenden, dass er nicht in Götterlisten vorkommt, die ja auch schon in frühdynastischer Zeit existieren. So ist z.B. der Fluss Balīḫ in der Götterliste aus Tall Abū }alābīḫ bezeugt sowie in der altbabylonischen Zeit in An = Anum.218 Hinweise in Bezug auf die Vergöttlichung und Verehrung von Tigris und Euphrat sind anders als beim Balīḫ und dem Flussgott nur wenige zu finden. Die einzige Zeitperiode, in der man von einem Kult um den vergöttlichten Tigris ausgehen kann, ist die mittelassyrische Zeit. Dies scheint aber nur ein zeitlich und regional begrenztes Phänomen gewesen zu sein. In anderen Zeitperioden sind nur vereinzelt Opferlieferungen an die Flüsse zu finden (siehe dazu Kap. 10.3).
214 Woods 2005a, 12–13; er weist ebd. auch auf ein Siegel aus altakkadischer Zeit hin, für das eine Lesung i7UD.KIB? vorgeschlagen wurde. Die Lesung ist jedoch sehr unsicher. 215 Woods 2005a, 25–31. 216 Zand 2009, 102–105. 217 Im Kontrast dazu stehen die auf S. 131 in Fn. 136 erwähnten vergöttlichten Schreibungen für die Stadt Sippar als dUD.KIB.NUN.KI und damit zusammenhängend der Personenname d UD.KIB.NUN.KI.TI.A. Die Vergöttlichung scheint hier in direktem Zusammenhang mit dem Sonnengott Utu zu stehen. 218 Siehe dazu Woods 2005a, 22–23. Interessant ist auch die Tatsache, dass verschiedene Toponyme mit Gottheiten in Verbindung gesetzt waren, jedoch deutliche Schritte stattfanden, diese durch die Zufügung des Nin-Elements zu anthropomorphisieren. So wurde z.B. aus den vergöttlichten Bergen Nin-ḫursaĝ, die Herrin der Berge. Zu diesen Mechanismen siehe Lecompte 2009, 298–299; für die zahlreichen Götternamen mit dem Element Nin- siehe auch RlA 9 passim. Allerdings ist zu bemerken, dass diese Anthropophomorisierung nicht für den Fluss Balīḫ oder den Flussgott stattfand, die beide mit Gottesdeterminativ geschrieben wurden.
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3.3 Etymologie
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Für den Euphrat ist in keiner Zeitperiode der altorientalischen Geschichte eine systematische Verehrung belegt.219 Was den Text aus Mari Charpin 1987, no. 7 mit der Schreibung AN.KIB.NUN angeht, muss man ihn mit dem Hintergrund seiner Herkunft betrachten. Neben AN.KIB.NUN erhalten Enki, Rašap und DU8-x Zuteilungen.220 Die drei letztgenannten Götter sind jeweils mit einem Gottesdeterminativ versehen. Dies ließe darauf schließen, dass auch dKIB.NUN impliziert ist. Wie schon die Zusammenstellung der Götter in dieser Liste zeigt, stellt Mari einen Schmelztiegel aus mesopotamischen (Gott Enki) und levantinischen Einflüssen (Gott Rašap) dar.221 Eine weitere Besonderheit ist, dass die Schreibung AN.KIB.NUN in zwei aufeinanderfolgenden Zeilen vorliegt. Woods interpretiert die doppelte Nennung dahingehend, dass der vergöttlichte Euphrat als Dyade verehrt wurde. Aufgrund dieser Einschätzung deutet er das in SF 72 am Ende jeden Wortes zu findende Zeichen A/MIN nicht als Flussdeterminativ, sondern als Dualmarkierung und schlussfolgert, dass Flüsse im Allgemeinen als Dyade verstanden wurden, wie es z.B. auch für den Balīḫ der Fall zu sein scheint.222 Die Hypothese, dass Flüsse im Allgemeinen als Dyade wahrgenommen wurden, ist nicht haltbar. Für den Balīḫ scheint dies in der Tat der Fall zu sein und man kann auch für Mari und den Euphrat nicht ausschließen, dass derlei Vorstellungen existierten. Jedoch sind in späterer Zeit in Bezug auf den Euphrat weder in Mari noch in Mesopotamien Hinweise darauf zu finden.223 Diesen einen frühdynastischen Beleg aus Mari mit seinen verschiedenen kulturellen Einflüssen als Beweis für eine generelle Vergöttlichung des Euphrat heranzuziehen, erscheint nicht sinnvoll. Was die Interpretation des Zeichens A/MIN in SF 72 angeht, so deutet auch hier nichts auf eine Dualmarkierung hin, zumal das Zeichen auch in anderen Kontexten als Flussdeterminativ belegt ist (siehe S. 144 mit Fn. 219 Es wurde versucht, den in Texten aus Ebla vorkommenden Gottes dBa-ra-du ma-du mit dem vergöttlichten Euphrat gleichzusetzen. Die Gottheit konnte aber sicher als die Gottheit Barad identifiziert werden. Volksetymologische Zusammenhänge zum Euphrat herzustellen, entbehrt somit einer Grundlage, siehe dazu Woods 2005a, 13 Fn. 34, der die Forschungsgeschichte und Literatur zu diesem Thema zusammengefasst hat. 220 Es ist nicht vollkommen auszuschließen, dass der dKIB.NUN hier als Manifestation des Fluss- und Ordalgottes dI7 fungiert. Die Tatsache, dass der Gott dI7 in Mari als eigenständiger Gott verehrt wurde, macht dies aber unwahrscheinlich. Für die Verehrung des Flussgottes in Mari siehe Woods 2005a, 34–35. 221 Für die verschiedenen Einflüsse auf das Pantheon von Mari siehe auch Edzard 1967. 222 Woods 2005a, 13–14. 223 Woods 2000, 13–21 argumentiert mit der Darstellung von Zwillingsgottheiten und zwei Wasserströmen, die aus Vasen laufen. Er sieht die Darstellung als Dyade darin begründet, dass ein Fluss durch seine beiden Ufer definiert ist. Problematisch ist aber, was auf diesen Abbildungen dargestellt wird. Nur weil solche Siegelabbildungen in Mari gefunden wurden und in Mari der Euphrat der prominente Fluss war, muss dies nicht automatisch bedeuten, dass die Zwillingsgottheiten und die beiden Wasserströme auch den Euphrat darstellen. Hintergrund der Abbildungen ist die Darstellung des Wassers als Überflussbringer. Dies ist ein weit verbreitetes Motiv, das in Anatolien und Mesopotamien zu finden ist. Man kann es nicht allein auf einen bestimmten Fluss beschränkten. Auch fällt die Vorstellung schwer, dass ein Fluss im Alten Orient durch seine beiden Ufer definiert ist. Die Vergöttlichung der Flüsse hängt eng mit der Funktion des Wassers als Überflussbringer und reinigende Kraft zusammen, nicht mit den Ufern (siehe Kap. 10.8). Werden Götter auf Darstellungen in Zusammenhang mit Flüssen mal als männlich oder weiblich dargestellt, bezieht sich dies ebenfalls nicht unbedingt auf den Fluss an sich, sondern auf Gottheiten, die für Fruchtbarkeit und Überfluss stehen, siehe dazu Wiggermann 1993–1995, 235–236 § 3.2.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
156). Als weiteren Beleg für eine Dualität bzw. Pluralität und eine Vergöttlichung des Euphrat erwähnt Woods einen mittelbabylonischen Brief aus Nippur, in dem von den Göttern des Euphrat die Rede ist (BE A 17/1, 87: 4 dingirmeš ša i7Pu-rat-⌈ti⌉ 5 nap-ša-ti-ka li-iAAu-ru) und den er als die letzte Bezeugung einer Euphratverehrung bis in die klassische Antike darstellt.224 Aber auch hier lassen sich Einwände erheben. In dem Text ist nicht von einem Euphrat-Gott die Rede, sondern vielmehr von Göttern, die in einem Bezug zum Euphrat stehen. Dies könnte sich zum einen auf eine regionale Komponente beziehen, also die Götter des bewohnten Gebietes entlang des Euphrat, wobei allerdings die Formulierung gu2 i7Pu-rat-ti zu erwarten wäre, oder zum anderen auf die Götter, die Einfluss auf den Euphrat und damit das Wohlergehen der Region haben (für eine weitere Diskussion des Textes siehe S. 575–576). Eine der Grundlagen für Woods Ergebnisse und des Austausch von UD und AN in der Schreibung ist die Gleichsetzung der engen Verbindung zwischen dem Sonnengott Šamaš und der Stadt Sippar mit der Verbindung zwischen dem Flussgott und dem Euphrat, aus welcher seiner Ansicht nach die gemeinsame Schreibung für Stadt und Fluss resultiert. Neben seiner Gleichsetzung auf Schreibungsebene versucht er anhand von Textbeispielen die enge Verbindung zwischen Utu/Šamaš und dem Euphrat zu demonstrieren. Die von ihm erwähnten Texte sind:225 – eine frühdynastischen Beschwörung aus Ebla, in der Šamaš und der Euphrat als Bu3-lana-tim erwähnt sind (ARET 5, 3; für den Text siehe S. 550) – ein mythologischer Text aus dem 1. Jahrtausend, in dem die vier Himmelsrichtungen Göttern zugeordnet werden, wobei es heißt, dass der Euphrat Šamaš dient (Nougayrol 1966; für den Text siehe S. 440–441). Woods Argumente sind nicht stichhaltig. Zum einen ist in der Beschwörung aus Ebla der Zusammenhang zwischen Šamaš und dem Euphrat unklar. Zwar werden beide in einem Text genannt, aber von einer direkten Assoziation zwischen beiden kann nicht die Rede sein. Šamaš wird in ARET 5, 6 zwar auch als Flussgott gepriesen, es besteht aber kein direkter Zusammenhang zum Euphrat.226 In der Götterliste An = Anum wird dI7 dem Gott Enki zugeordnet.227 Verschiedene Götter stehen in Zusammenhang mit Euphrat und Tigris und haben Einfluss auf sie (siehe Kap. 10.6). In Nougayrol 1966 wird der Euphrat als Diener von Šamaš genannt (rev. 10′), gleichzeitig wird aber auch das „Obere Meer des Sonnenuntergangs“ (rev. 8′) Šamaš zugeordnet, während Enlil den Bergen und dem Tigris und Ea dem „Unteren Meer des Sonnenaufgangs“ beistehen. Eine exklusive Verbindung zwischen Šamaš und dem Euphrat ist in diesen Texten also nicht vorhanden. Eine eindeutige Zuordnung von Göttern und Flüssen ist folglich nicht möglich. Deutlich wird dies auch durch die altbabylonische Königsinschrift RIME 4.2.9.2 Sîn-iddinam: 39–40 (für den Text siehe S. 511–512), die Woods ebenfalls als einschränkendes Argument nennt. Hier ist es der Tigris, der als „Fluss des Überflusses des Utu“ bezeichnet wird. Der Zusammenhang zwischen Utu und dem Tigris dürfte darauf basieren, dass Utu als Sonnengott auch der 224 225 226 227
Woods 2005a, 22. Woods 2005a, 8–9. Krebernik 1992. Vgl. hierzu CT 24, 16 rev. iii 24. Siehe dazu auch Galter 1981, 55.
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3.3 Etymologie
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Stadtgott von Larsa war und damit natürlich auch eine enge Verbindung zwischen dem Stadtfürsten von Larsa Sîn-iddinam, der Restaurieungsmaßnahmen am Tigris durchführte, und dem Stadtgott bestand.228 Natürlich hat Woods damit recht, dass eine enge funktionale Überlappung zwischen dem Flussgott und dem Sonnengott besteht, jedoch lässt sich weder eine exklusive Verbindung zwischen Utu/Šamaš und dem Euphrat noch zwischen dem Flussgott und dem Euphrat nachweisen. Der Flussgott kann sich in verschiedenen Flüssen manifestieren, wie Woods selber beschreibt.229 Eine namentliche Verbindung zwischen Flussordal und Euphrat ist nur in einem Text zu finden (siehe dazu Kap. 10.7). Zusätzlich begründet Woods die wichtige Rolle der Stadt Sippar als ein bedeutendes religiöses Kultzentrum des Flussgottes mit der Lage der Stadt in der nördlichen Schwemmebene an einem Punkt, wo sich der Euphrat in mehrere Arme aufspaltet. Er geht davon aus, dass sich der Name Buranuna von der Region um Sippar aus weiter nach Süden und Norden verbreitete und der Name schließlich poetisch für das gesamte Flusssystem benutzt wurde. Dies sei nach Gründung der Stadt in der Uruk-Zeit geschehen. Für die Besiedler der Schwemmebene habe die Stadt den nördlichsten Punkt der Schwemmebene und damit den nördlichsten Punkt des besiedelbaren Landes gekennzeichnet. Dies sei auch der ideale Punkt für die Verehrung des Sonnengottes, der bei Sonnenuntergang die bewohnte Welt verlässt. Bestätigung in der langen Verehrung als Flusskultort findet er zudem darin, dass in altbabylonischer Zeit in Sippar ein überproportional hoher Anteil an Namen mit Flusselementen, darunter Purattu und Araḫtu, vorkomme. Eine zusätzliche numinose Qualität erhalte die Region durch die direkte Nähe zum Tigris, was die Region zu einem „Flusszentrum“ schlechthin mache. Durch diese einmalige Lage sei die Stadt in der Lage gewesen, Kontrolle über die einzelnen Flussarme auszuüben und damit den Handel zu kontrollieren, der sich auch in Ost-West-Richtung bis zum Diyālā erstreckte.230 Woods Argumentation ist auch in diesen Punkten nicht vollständig haltbar und z.T. rein spekulativ. Zum einen entkräftet Woods seine eigene Argumentation dahingehend, dass er die Bedeutung der Flussgottheit auch für die Städte Mari, Tuttul und Hīt beschreibt, wobei er die Bedeutung von Mari und Tuttul durch die dortige Einmündung von Balīḫ und Ḫābūr betont und Hīt als „the true beginning of the alluvium“ bezeichnet.231 Woods schreibt der Region um Sippar eine immense Bedeutung zu. Problematisch darin ist, dass sich diese in den uns bekannten geschichtlichen Epochen nicht bestätigen lässt. Die Stadt verfügte mit ihren Tempeln in der Tat über eine große wirtschaftliche Kraft und die verschiedenen Wasserläufe boten großes Potenzial für Landwirtschaft. Politisch gesehen stellte sie aber niemals ein überregionales Zentrum dar, sondern wurde in der alt- und neubabylonischen Zeit überwiegend von den Königen in Babylon beherrscht. Religiös gesehen stellte sie einen wichtigen Kultort des Šamaš dar, von einer speziellen Verehrung der Flussgottheit kann aber nicht die Rede sein.232 Fraglich ist zudem auch, inwiefern Sippar aus Sicht der
228 229 230 231 232
Woods 2005a, 8–9 mit Fn. 6. Woods 2005a, 32–37. Woods 2005a, 37–39, 41–42. Woods 2005a, 40. Zusammenfassend zu Sippar siehe Kalla 2009–2011 und Jursa/Baker 2009–2011 mit weiterführender Literatur.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
Schwemmebene tatsächlich als nördlichster besiedelter Punkt wahrgenommen wurde. Schon frühe lexikalische Listen zeigen einen deutlich weiteren Horizont, der nicht auf die Schwemmebene begrenzt ist.233 Auch die weite Verbreitung der Uruk-Kultur beweist, dass der geographische Horizont deutlich größer war, als Woods es hier zuschreibt.234 Auch seine Einschätzung, dass sich in Sippar überproportional viele Personennamen mit einem Flusselement finden, ist zurückzuweisen. Diese sind in allen Zeitperioden zu finden und auch nicht regional begrenzt (siehe Kap. 10.5). Hierzu sei bemerkt, dass auch die hier gesammelten Textpassagen zum Euphrat auf keinen besonderen Zusammenhang zwischen dem Fluss und der Stadt Sippar hindeuten. Texte aus Sippar, die den Euphrat nennen, beziehen sich auf Felder, die am Fluss liegen, wasserbauliche Aktivitäten und Schiffsverkehr. Auch in kanonischen und monumentalen Texten finden sich keine Besonderheiten in Bezug auf Stadt und Fluss. Die hier genannten Argumente beziehen sich natürlich auf eine Zeit, in der die Schreibung des Flusses schon lange gefestigt war und nicht die Zeit, in der die Schreibung ihren Ursprung hat. Es lässt sich natürlich nicht vollkommen ausschließen, dass religiöse Aspekte bei der Festlegung der Schreibung für die beiden Namen eine Rolle gespielt haben, für die wir heute keine Zeugnisse mehr haben. Die These bewegt sich damit aber auf der Ebene reiner Spekulation und lässt sich nicht beweisen. Was die geographische Lage angeht, mag Sippar in den geschichtlich greifbaren Perioden keine überragende Rolle gespielt haben, jedoch lässt sich nicht ausschließen, dass ihr im 4. und frühen 3. Jahrtausend eine Rolle als bedeutende Stadt am Euphrat an einem geographisch markanten Punkt in der nördlichen Schwemmebene zugeschrieben wurde. Eine Untersuchung der frühen logographischen Schreibungen für Flussläufe stellt ein Desiderat dar, so dass es schwer fällt, Vergleiche zu ziehen. Dass unterschiedliche Assoziationen bei der Wahl einer Schreibung eine Rolle für geographische Namen spielen, zeigen Beispiele wie die Schreibung des Tigris mit einem Vogel-Zeichen oder die Schreibung der Stadt Nippur mit einem Gottesnamen.235 Somit besteht weiterhin das Problem der Deutung der frühdynastischen Schreibungen AN.KIB.NUN und UD.KIB.NUN. Welche Schreibung ist die ursprünglichere? Ist das UD in der Zeichenfolge tatsächlich dem Sonnengott zuzuordnen und hat deswegen eine Angleichung zwischen dem ursprünglichen Fluss AN.KIB.NUN und der Stadt UD.KIB.NUN stattgefunden? War das UD ursprünglich Teil der Schreibung des Flusses ohne einen semantischen Bezug zum Sonnengott, was dazu geführt hat, dass die Schreibung auch auf den am Euphrat liegenden Kultort des Sonnengottes übertragen wurde? Dann müsste man davon ausgehen, dass die Schreibung des Flusses in Fāra tatsächlich eine regionale Abweichung darstellte. Schwierig ist in der Tat, dass uns aus dieser Zeitperiode nur Texte aus Fāra und Tall Abū }alābīḫ vorliegen und somit Vergleichsmöglichkeiten fehlen. Dass UD durch AN in der Schreibung des Flusses ersetzt wurde, könnte man dann auch dadurch erklären, dass UD und AN unabhängig vom Sonnengott einen semantischen Bezug zu
233 Für diese Listen siehe Lecompte 2009. 234 Butterlin 2015, 492 fig 3. 235 Wie komplex solche Schreibungsentwicklungen sein können, zeigt auch der Fall des Iturungal. Für diesen Flusslauf siehe S. 320–321. Aufgrund der stark variierenden Schreibungen und sekundären Entwicklungen ergeben sich keine Vergleichsmöglichkeiten zum Euphrat, siehe dazu auch Carroué 1993, 14 Fn. 18. Für den i7Nun, der manchmal mit dem Euphrat assoziiert wird, siehe S. 340–344.
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3.3 Etymologie
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Wörtern des Bedeutungsfeldes „strahlend, rein, göttlich“ haben. Eine weitere Möglichkeit könnte sein, dass das AN in der Schreibung des Euphrat als Lautindikator für den Namen Buranuna genutzt wurde. Es wurde auch versucht, das UD als phonetisches Komplement einzuordnen.236 Poebel liest UD.KIB.NUN als Bir2-al3/ul3-nunu mit der Angabe, dass sich das Wort später zu Buranunu entwickelt habe, ohne eine Erklärung dafür zu bieten.237 Lambert interpretiert die Zeichenfolge als bar6KIBnun.na.238 In diesem Kontext sei erwähnt, dass das Zeichen KIB auch in der Schreibung des altorientalischen Namens des Diyālā, i 2 7DUR.KIB (MZL S. 291–292 Nr. 178), verwendet wird. Während sich für den Fluss ab mittelbabylonischer Zeit syllabische Schreibungen wie Tu-ra-an oder Tur-na-at finden, scheint in älterer Zeit die Namensform Dur-ul3 vorzuherrschen.239 Das Zeichen KIB wird also in diesem Namen mit dem Lautwert al3/ul3 gelesen. Würde dies auch auf den Euphrat zutreffen, müsste man davon ausgehen, dass sich das al/ul an das nachfolgende nun assimiliert hat, also eine Entwicklung von Ba/ira/ulnun zu Buranuna stattgefunden hat. Wie auch alle anderen Theorien, ist auch dies spekulativ und nicht beweisbar.240 Was die Schreibung von Ortsnamen mit dem Element UD angeht, lassen sich einige Vergleiche ziehen. Die Tatsache, dass das Element UD in den Schreibungen der Städte Sippar und Larsa (UD.UNUG) vorkommt, die die Hauptkultorte des Gottes darstellen, legt in der Tat einen Bezug zum Sonnengott nahe.241 Auch die Tatsache, dass sich Schreibungen des Stadtnamens Sippar mit einem Gottesdeterminativ und damit zusammenhängend Personennamen mit dem Element dUD.KIB.NUN.KI finden242, deutet auf eine Verbindung des UD mit dem Sonnengott hin. Als Erklärung für diese Schreibung bietet sich an, dass es sich bei Sippar um die „Stadt des Sonnengottes am Euphrat“ handelt, wobei das KI nicht als Determinativ, sondern als semantischer Bestandteil des Namens zu deuten wäre.243 Dagegen finden sich jedoch auch Ortsnamen, in denen das Element UD ebenfalls Teil eines DiriKompositums ist, aber kein semantischer Bezug zum Sonnengott besteht. Zu nennen sind hier z.B. Adab (UD.NUN), Larak (UD.UD.AG) und Sirara (UD.MA2.NINA.KI.TAG). In diesen Städten werden andere Götter als Hauptgottheit verehrt. Der Stadtgottheit von Larak ist Pabilsaĝ, der mit Ninurta gleichgesetzt wird.244 In Sirara wird die Göttin Nanše verehrt.245 Ganz zentral ist dabei auch die Deutung des KI in der Zeichenfolge UD.KIB.NUN.KI. Stellt das KI ein Determinativ oder tatsächlich ein Teil des Diri-Kompositums dar? In Anbetracht der Tatsache, dass in frühdynastischer Zeit überwiegend Schreibungen zu finden sind, in denen das KI im Flussnamen nicht vorhanden ist, kann man davon ausgehen, dass 236 237 238 239 240
241 242 243 244 245
Siehe dazu auch zusammenfassend Woods 2005a, 25. Poebel 1947, 11–12; siehe auch Poebel 1927, 270–271. Lambert 1990, 642 Fn. 4. Zu Turran und Turul siehe Zand 2012 und Bagg 2014b. Siehe dagegen Woods 2007, der KIB und KIBgunû als zwei unterschiedliche Zeichen mit unterschiedlichen Hintergründen ansieht. Laut seiner Theorie wird KIBgunû in der Schreibung des Euphrat benutzt und unterscheidet sich von KIB mit der Lesung al3/ul3 in der Schreibung des Namens Diyālā. Für die Zweifel an Woods Theorie siehe S. 128 mit Fn. 131. Siehe dazu auch Wu 2005, 393. Siehe S. 131 mit Fn. 136 und 158 mit Fn. 217. Den Hinweis auf diese Deutung verdanke ich Manfred Krebernik. Krebernik 2003–2005. Huber Vulliet 2009–2011.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
es nicht Teil der ursprünglichen Schreibung des Flussnamens ist. Jedoch lässt sich nicht wegdiskutieren, dass z.T. in frühdynastischer Zeit in Tall Abū }alābīh schon Schreibungen mit KI vorhanden sind. Sind diese davon beeinflusst, dass die Schreibung von Flussname und Ortsname schon vereinheitlicht wurden? Dies würde einen komplett entgegengesetzten Trend als in Fāra bedeuten, wo man offenbar versuchte, die Schreibungen zu unterscheiden. Zudem stellt sich die Frage, inwiefern die Schreibung des Flussnamens mit dem Ortsdeterminativ darauf hindeutet, dass der Fluss als Sippar-Fluss verstanden wurde. Die Annahme, dass der Euphrat im altbabylonischen Sippar systematisch nicht Purattum, sondern Sippirītum genannt wurde, beruht auf einer unsicheren Grundlage (siehe S. 134–136). Zudem finden sich in altbabylonischer Zeit auch Schreibungen des Ortsnamens Sippar mit NA als Auslaut.246 Diese sind selten zu finden und können daher nicht als Regelfall angesehen werden. Trotz allem wirft dies die Frage auf, inwiefern den Schreibern der Hintergrund einer Schreibung jeweils bewusst gewesen ist. Die Annahme, dass der Euphrat aufgrund der Schreibung mit Ortsdeterminativ als Sippar-Fluss wahrgenommen wurde, basiert darauf, dass das Ortsdeterminativ von den Schreibern bewusst gesetzt wurde. Könnte man aber nicht auch die Vermutung anstellen, dass sich bei den Schreibern durchsetzte, die Zeichenfolge UD.KIB.NUN immer mit einem KI abzuschließen, ohne dass darüber nachgedacht wurde, dass sie sowohl für einen Fluss als auch eine Stadt benutzt wurde, ähnlich wie scheinbar in altbabylonischer Zeit nicht immer berücksichtigt wurde, dass der NAAuslaut zum Namen des Euphrat gehört? Schließlich ermöglicht ja auch die Schreibung und Weglassung des Flussdeterminativs eine Unterscheidung der beiden Namen. Großen Wert auf die Unterscheidung von Ortsnamen legten die Schreiber ja scheinbar in altbabylonischer Zeit auch nicht bei der Schreibung der beiden Städte namens Sippar.247 Leider kann hier keine zufriedenstellende abschließende Deutung der Etymologie und der Schreibung des Namens des Euphrat geboten werden.
3.4 Das Appellativ i7/nāru In verschiedenen Texteditionen wird das Appellativ i7/nāru, „Fluss“ als Euphrat übersetzt.248 So führt auch CAD N/1, 373 sub k unter dem Begriff nārum eine Rubrik „river par excellence, Euphrates“. AHw. 748 sub 4 beschränkt sich auf den Verweis auf den Begriff eber nāri „jenseits des Stromes“ zur Bezeichnung der Satrapie Transeuphratene in achä-
246 Für Beispiele siehe Woods 2005a, 24 mit Fn. 72. 247 Für die mangelnde Unterscheidung der verschiedenen Namen der Stadt Sippar, siehe De Graef 2007, 185. 248 Zur Bezeichnung von Flüssen und Kanälen existieren verschiedene sumerische und akkadische Nomina. Eine Unterscheidung zwischen natürlichen und künstlich geschaffenen Wasserläufen geschieht wie auch bei arabisch nahr nicht zwangsläufig, siehe dazu Mühl 2013, 62. Der Begriff i7/nāru steht in Zusammenhang mit größeren Wasserläufen und damit auch mit Euphrat und Tigris. Für die zahlreichen Begriffe für Kanäle und ihre jeweilige Bedeutung siehe z.B. Stol 1976–1980; Gesche 1992, 15–18 und Bagg 2003. In einem mittelassyrischen Text aus Emar über den Verkauf zweier Felder wird zudem der Begriff yar(a)dānu benutzt, der sich auf einen Kanal oder möglicherweise auch auf den Euphrat beziehen könnte, siehe dazu Streck 2000a, 271–272. Für die unterschiedlichen Assoziationen, die sich zu i7/nāru finden siehe S. 2–3.
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3.4 Das Appellativ i7/nāru
165
menidischer Zeit (siehe dazu auch S. 441). Gründe für die Einschätzung, dass es sich bei dem Euphrat um „den Fluss schlechthin“ handelt, stammen vermutlich aus verschiedenen Überlegungen. Dem Euphrat wurde aufgrund seiner Eigenschaften als ruhigerer und leichter zu domestizierender Fluss lange eine Vorrangrolle zugeschrieben (siehe dazu Kap. 8.2.4.2). Auch im Alten Testament wird der Euphrat als Nordgrenze Israels häufig nur mit dem Appellativ „Fluss“ bezeichnet und nicht namentlich benannt.249 Dennoch muss man sich die Frage stellen, ob in dem Gebiet, das wir so gerne als Zweistromland bezeichnen, tatsächlich einer der Flüsse als bedeutender wahrgenommen wurde als der andere, zumal neuere Forschung zeigen konnte, dass auch der Tigris bzw. ein Flusslauf, der Tigris genannt wurde, für die Bewässerung einiger Städte der Schwemmebene eine bedeutende Rolle gespielt hat (siehe dazu ausführlich Kap. 5.3.4.4). Wie bereits in Kap. 1.2 angesprochen wurde, ist es häufig der Fall, dass in Texten kein Flussname genannt wird, wenn es z.B. in Alltagstexten um Arbeiten am Fluss geht. Aber auch in literarischen Texten lassen sich Beispiele finden (siehe unten). Eine Erklärung dafür könnte sein, dass den Schreibern und Lesern der Texte klar war, um welchen Fluss es sich jeweils handelt, so dass eine namentliche Nennung nicht notwendig erschien. Des Weiteren könnte man auch davon ausgehen, dass es in diesen Fällen überhaupt keine Rolle gespielt hat, wie der jeweilige Fluss heißt, sondern dass in diesem Moment vielmehr die Eigenschaften des Flusses von Bedeutung waren, nämlich wie z.B., dass er gerade Hochwasser bringt, dass Arbeiten an ihm auszuführen sind, dass er zu überqueren ist oder oder dass er eine Grenze markiert. Um diese Einschätzung zu verdeutlichen, seien hier ein paar Beispiele angeführt: Mari gilt als das Königreich am Euphrat schlechthin, so dass die Vermutung naheliegt, dass es sich in Mari bei „dem Fluss“ nur um den Euphrat handeln kann. Verschiedene Texte zeigen aber, dass die Sachlage nicht so einfach ist. In dem Brief ARM 4, 23 bzw. LAPO 17, Nr. 505 schreibt Išmē-Dagan an seinen Bruder in Mari, dass er die Turukkäer verfolgt und dabei wird „der Fluss“ überquert. Das Geschehen spielt sich bei Tigunanum ab, was am Oberen Tigris liegt und so ist auch der zu überquerende Fluss der Tigris. Ebenso lässt sich der Text ARM 1, 36 bzw. LAPO 17, 447 anbringen. Dort heißt es, dass Šamšī-Adad den Fluss bis zur Stadt herauffahren wird. Der Kontext erlaubt hier nur die Interpretation von „der Stadt“ als Ekallātum und „dem Fluss“ als dem Tigris.250 Offenbar ist den beiden korrespondierenden Personen klar, wo sich das Geschehen abspielt, so dass es nicht notwendig erscheint, den Namen des Flusses zu nennen. Dem Verfasser des Briefes ist es wichtig mitzuteilen, dass eine Bootsfahrt stattfindet und dass ein Fluss überquert werden muss, was dem Adressaten eine Vorstellung von dem Geschehen, seiner Dauer und dem mit ihm verbundenden Aufwand vermittelt. Der Name des Flusses ist nebensächlich, es geht um die Eigenschaften des Flusses. Auch die in CAD N/1, 373 sub k gelisteten Texte deuten nicht darauf, dass dem Fluss Euphrat eine Rolle als „Fluss par excellence“ zugeschrieben wurde. Für die Problematik 249 Siehe z.B. Wazana 2013, 108–109. Für den Euphrat in der Bibel siehe allgemein Renz 2014 mit weiterführender Literatur sowie Eshel 2006. Für semitische Flussbegriffe und die Wahrnehmung von Flüssen im Vergleich von Bibel und Altem Orient siehe Thurman 2007. Für die Wahrnehmung von Euphrat und Tigris im Alten Testament siehe Kap. 12.3. 250 Siehe auch Ziegler 2002, 231–233 Text 23 Z. 6.
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3 Die altorientalischen Namen von Euphrat und Tigris
des ersten Belegs, RINAP 3/2, Sennacherib 46, wo nicht eindeutig geklärt ist, ob i7 mit dem Euphrat gleichzusetzen ist, siehe S. 382–383. Des Weiteren wird in CAD ein neuassyrischer Brief aus Ninive aufgeführt (SAA 1, 183), der „die Region Arpad jenseits (aḫullâ) des Flusses“ erwähnt. Diese Formulierung impliziert schon wie der in achämenidischer Zeit geprägte Standardbegriff eber nāri die Aufteilung des Landes in das Gebiet, was in diesem Fall aus der Sicht der Assyrer diesseits und jenseits des Euphrats liegt (für die Begriffe diesseits und jenseits in Bezug auf Euphrat und Tigris siehe S. 294–298). Der Begriff aḫullâ wie auch der Begriff ebertu251 sind jedoch nicht exklusiv mit dem Euphrat verbunden, sondern werden auch mit dem Appellativ nāru und anderen Flussnamen genannt. Ebenso wird auch zusammen mit dem Verb ebēru nicht immer explizit der Fluss erwähnt, der überquert wird. Der überquerte Fluss lässt sich oft nur anhand des Kontextes identifzieren (für Flussüberquerungen siehe Kap. 6.1). Auch in dem erwähnten neuassyrischen Brief lässt der Kontext eine klare Deutung zu, da die Rede von Karkemiš und Til-Barsib ist, die am Euphrat liegen. Allen Beteiligten ist die Region klar, in der sich das Geschehen abspielt. Dass sich der Begriff eber nāri als fester Begriff für eine Satrapie einbügert, geschieht erst in späterer Zeit und in einem anderen politischen Kontext, auch wenn in neuassyrischer Zeit schon ähnliche Tendenzen zu finden sind. Auch der in CAD angeführte Beleg YOS 3, 25: 11 mit der Nennung des „Landes Akkad am großen Fluss“ setzt keine direkte Assoziation zwischen Euphrat und dem Fluss voraus, sondern weckt eher Assoziationen zum Tigris. In Bezug auf sumerische literarische Texte lässt sich ebenfalls feststellen, dass dem Euphrat keine überragende Rolle zugeordnet werden kann. Eine große Zahl von Texten nennt Euphrat und Tigris gemeinsam. Betrachtet man allerdings die Texte, in denen nur einer der beiden Flüsse genannt wird, so existieren mehr Texte, die den Tigris allein nennen, als Texte, die den Euphrat allein nennen.252 Was die Nennung des Appellativs i7 angeht, so existieren in der Tat viele Texte, in denen man aufgrund der Nennung einer Stadt wie Uruk und „dem Fluss“ von einer Gleichsetzung von i7 mit dem Euphrat ausgehen kann (siehe z.B. ETCSL 1.8.1.2 „Gilgameš and the Bull of Heaven“: Der Himmelsstier trinkt in Uruk aus „dem Fluss“). Gleichzeitig existieren aber auch Hinweise auf mythologische Flüsse (wie z.B. den i7 kur-ra) und andere reale Flussnamen.253 Wird in dem Text „Enki und Ninḫursaĝa“ Dilmun beschrieben, wo Enki an einem Flussufer auf Ninḫursaĝa trifft, so wird auch hier nicht vom Euphrat die Rede sein.254 Eine Untersuchung der unterschiedlichen Nennungen der mythologischen Flüsse und der Nennungen von i7 erscheint sinnvoll, ist im Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht zu realisieren. Dennoch geben auch die wenigen hier genannten Beispiele schon den Eindruck, dass die Nutzung des Appellativs i7/nāru eine generelle Einstellung widerspiegelt, die Flüsse als funktionale Elemente wahrzunehmen. Wichtig waren die typischen Eigenschaften eines Flusses, die den Alltag der Menschen beeinflusst haben – wie der Fluss jeweils hieß, spielte dabei nicht unbedingt eine große Rolle. Bestätigung könnte diese Theorie zum einen darin finden, dass sich der Flussgott i7 in jedem Fluss manifestieren konnte und eine Vergöttli251 252 253 254
Für Beispiele siehe AHw. und CAD s.vv. Siehe die Tabelle in Blaschke 2010, 24. Siehe das Glossar zu ETCSL. ETCSL 1.1.1. Siehe dazu auch Bagg 2008, 218.
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3.4 Das Appellativ i7/nāru
167
chung von einzelnen Flussläufen nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat (siehe dazu Kap. 3.3.2 und 10). Denn es ist in der Tat überraschend, dass in einem Land, das so sehr von künstlicher Bewässerung abhängig ist und in dem sich verschiedene vergöttlichte Landschaftselemente finden, keine größeren Hinweise auf Flusskulte zeigen, wie es z.B. in Ägypten in Bezug auf den Nil oder bei den Hethitern in Bezug auf Quellen der Fall ist (zu hethitischen und ägyptischen Kulten siehe Kap. 12.2 und 12.4). Zum anderen bestätigt die Tatsache, dass Flüsse oder Flussabschnitte zusätzlich zu ihrem eigentlichen Namen oder diesen sogar ersetzend mit Prunk- oder Propagandanamen versehen wurden255, die Theorie, dass die Zuordnung eines Namens zu einem festen geographischen Element hinter den funktionalen Aspekten zurückgestellt wurde: Für den Herrscher war es wichtig zu demonstrieren, dass er durch Instandhaltung des Fluss- und Kanalsystems die Funktion der Flüsse als Lebensspender aufrecht erhielt und damit seine göttliche Pflicht erfüllte. So wurde ein neuer oder zusätzlicher Name auf den betreffenden Fluss übertragen (siehe dazu auch Kap. 8.2.4.3). Für die Namengebung von Kanälen vermutet Charpin, dass im Alten Orient durch eine Namengebung dem benannten Objekt gleichzeitig Leben eingehaucht wird: „d’une certaine manière, nommer, c’était déjà faire exister“. Auch die Bezeichnung der Abzweigung eines Kanals als ka „Mund“ und die Mündung des Kanals als kun „Schwanz“ deute auf die Verlebendigung des Kanals hin.256 Dass für einzelne Bestandteile des Flusses Wörter aus der menschlichen Anatomie benutzt werden (hierzu lassen sich noch die Begriffe für das „Flussufer“ hinzufügen, siehe dazu auch S. 246 mit Fn. 82), muss nicht zwangsweise eine Verlebendigung eines Flusslaufs bedeuten, sondern könnte genausogut aus praktischen Gründen geschehen sein, nämlicher funktionaler Analogie. Der Name spiegelt vielmehr die Funktion des Objektes und den Zweck seiner Existenz wider.
255 Siehe dazu z.B. die auf S. 101 mit Fn. 51 erwähnten Namen i7ZUBI-Abī-ešuḫ und i7Ḫammurāpi-ḫe2ĝal2, siehe dazu auch Nissen, in: Adams/Nissen 1972, 44. 256 Charpin 2002, 550–551.
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick Im Folgenden wird die Textgrundlage dieser Arbeit vorgestellt. Einen rein statistischen Überblick über die Texte zu geben, ist aus mehreren Gründen nicht sinnvoll. Aussagen über die Häufigkeit der Nennung der Flüsse in Textgattungen oder Zeitperioden sind immer relativ.1 Beispielsweise liegen uns aus der mittelassyrischen und mittelbabylonischen Zeit allgemein insgesamt viel weniger Texte vor als z.B. aus der Ur III-Zeit. Daher kann es auch nicht verwundern, dass aus diesen Zeitperioden nur wenige Belege zu Euphrat und Tigris zu finden sind.2 Bezüglich der Alltagstexte muss beachtet werden, dass die Belege zu den Flüssen oft einem Archiv einer Stadt zugeordnet werden können, diese Archive meist aber auf eine begrenzte Zeitperiode beschränkt sind. So existiert eine große Zahl von Texten bezüglich des Tigris aus der Ur III-Zeit aus Umma. Ähnlich groß ist die Zahl der altbabylonischen Texte aus Mari, die den Euphrat nennen. Dass für andere Orte keine so große Anzahl von Texten vorliegt, bedeutet nicht, dass die Flüsse für diese Orte keine Relevanz hatten. Entweder wurde bisher dort kein so großes Archiv gefunden oder die Texte einer Stadt nennen die Flüsse nicht namentlich, sondern nur das Appellativ „Fluss“ (siehe dazu Kap. 3.4) und sind daher in dieser Arbeit nicht berücksichtigt. Hinzu kommt, dass in dieser Arbeit nur edierte Texte zur Analyse herangezogen wurden, wobei jedoch auch zahlreiche unedierte Texte bekannt sind, die die Flüsse nennen. Das in dieser Arbeit gesammelte Textmaterial kann also nicht als absolute Größe in Bezug auf eine Rekonstruktion der Bedeutung der Flüsse im Alten Orient gelten. Dies wird auch daran deutlich, dass die hier gesammelten Texte keine großen intertextuellen Zusammenhänge aufweisen. Königsinschriften und Jahresnamen rühmen Restaurierungsmaßnahmen an den Flüssen. In den Alltagstexten, die auf diese Könige datieren, sind die Flüsse jedoch nur selten namentlich erwähnt und dann meist in Zusammenhang mit Grundstücken, die an den Flüssen liegen. Auch hier wäre es notwendig nach indirekten Hinweisen auf diese Flussrestaurierungsmaßnahmen zu suchen. Ebenso bedarf es der Vorsicht, was wiederkehrende Motive bezüglich der Flüsse angeht. Während in kanonischen und monumentalen Texten der altbabylonischen Zeit die beiden Flüsse häufig gemeinsam als Garanten für Überfluss und Fülle beschrieben werden, sind sie in monumentalen Texten der neuassyrischen Zeit meist in Zusammenhang mit Flussüberquerungen und der Lageerklärung von Orten genannt. Dies bedeutet nicht, dass das Wasser der Flüsse seine Bedeutung verloren hat. Die monumentalen Texte der Assyrerzeit beschäftigen sich generell einfach mit anderen Themen, z.B. mit der Beschreibung von Feldzügen. Hinzu kommt die Tatsache, dass das assyrische Kernland am Mittellauf des 1 Überblicke und Interpretationen in kleinerem Rahmen sind bei Carroué 1991 (Texte des 3. Jahrtausends zum Euphrat) und Blaschke 2010 (Euphrat und Tigris in der frühen Literatur) zu finden. 2 Für einen Überblick über das altorientalische Textkorpus sei hier auf Streck 2010b verwiesen.
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Tigris zu finden ist, während die Texte der altbabylonischen Zeit in großer Mehrheit aus der Region des Unterlaufs der Flüsse kommen, womit gleichzeitig ein anderer Bezug und andere Nutzungsmöglichkeiten der Flüsse eine Rolle spielen. Ähnliches gilt für die oben erwähnten altbabylonischen Briefe aus Mari und Urkunden aus der Ur III-Zeit aus Umma: Ein direkter Vergleich der Aussagen zu den Flüssen ist nicht sinnvoll, da es sich hierbei zum einen um zwei unterschiedliche Textarten handelt, die sich mit unterschiedlichen Themen beschäftigen, und die Städte zum anderen an unterschiedlichen Flussabschnitten liegen. Die Textgattungen sind in den verschiedenen Zeitperioden auch in unterschiedlichem Maße vertreten. Direkte Vergleiche zwischen den Zeitperioden bieten sich daher nicht an. Eine Detailanalyse der Texte in ihrem jeweiligen Kontext, wie sie in den nachfolgenden Kapiteln geschieht, erscheint daher das einzig Sinnvolle. Nichtsdestotrotz ist es notwendig, einen tabellarischen Überblick über die Verteilung der Belege zu Euphrat und Tigris in den verschiedenen Textgattungen und Zeitperioden zu geben. Bibliographische Angaben zu den Texten sowie der Hinweis, in welchem Teil dieser Arbeit die jeweiligen Texte diskutiert werden, finden sich im Textregister S. 601–635. Aufgrund der unterschiedlichen Natur der Textgattungen folgt die Einteilung der einzelnen Tabellen unterschiedlichen Kriterien. Die kanonischen Texte werden in weitere Textarten und grob nach Zeitperioden3 unterteilt. Da diese Texte z.T. regional und zeitlich weit verbreitet waren, ist eine genaue Einteilung nach Zeitperioden oder Herkunftsorten nicht sinnvoll. Zudem besteht oft eine zeitliche Diskrepanz zwischen dem im Text beschriebenen Geschehen und der Niederschrift des Textes. Ähnliches gilt für die monumentalen Texte. Sie werden im Folgenden anhand von Zeitperioden und Herrschern sortiert, aber aufgrund ihrer manchmal weiten regionalen Verbreitung nicht Städten zugeordnet. Die Alltagstexte werden nach Zeitperioden und soweit bekannt nach Herkunftsorten eingeteilt. Dies gilt auch für die Zuordnung zu einer Regierungszeit eines Königs. Eine genauere Datierung wird nicht angegeben, da sie in Bezug auf die hier gestellten Fragen zu Euphrat und Tigris keine Relevanz hat. Die innere Ordnung der Tabellen folgt jedoch, insoweit bekannt, grob den Regierungsjahren der jeweiligen Herrscher. Die weitere Sortierung der Texte innerhalb der einzelnen Tabellen folgt ebenfalls nicht einem einheitlichen Schema, sondern orientiert sich an dem Ziel, die Textgruppe möglichst übersichtlich darzustellen. Da die jeweiligen Textgruppen von Natur aus unterschiedliche Grundeigenschaften aufweisen, finden sich je nach Bedarf Sortierungen nach dem Inhalt der Texte, dem Datum oder alphabetisch anhand der Publikationen. Insgesamt wurden in dieser Arbeit ca. 800 Texte gesammelt, die Tigris und/oder Euphrat nennen. Manche dieser Texte haben mehrere Textvertreter, so dass die Zahl der Tafeln, auf denen einer der Namen oder beide vermerkt sind, noch wesentlich größer ist.
3 Die Einteilung erfolgt nach politischen Zeitperioden, nicht sprachlichen Überlegungen.
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4.1 Kanonische Texte
4.1 Kanonische Texte Epen Textname Enmerkar und der Herr von Aratta Atra-ḫasīs Taf. 1 Anzu SB Taf. 1
Enūma eliš Taf. 5 Erra-Epos Taf. 5 Enmerkar und Ensuḫkešana
Lugalbanda I (mountain cave) Lugalbanda II (Anzu-Vogel) Gilgameš OB Ischali (Eposvorläufer) Gilgameš OB IM (Eposvorläufer) Gilgameš Taf. 5 Gilgameš Taf. 6 Gilgameš Taf. 8
Gilgameš Taf. 11 *Zimrī-Lîm-Epos
Thema Der König führt ein Ritual mit den Flüssen durch. Die Götter erschaffen die Flüsse durch Graben. Euphrat und Tigris sind erschaffen, aber erst der Anzu-Vogel lässt ihre Wasser fließen. Marduk erschafft aus den Augen der getöteten Tiāmat Tigris und Euphrat. Tigris und Euphrat mögen Wasser des Überflusses bringen. Die „Alte Frau“ lässt die Leiche des Zauberers am Euphratufer zurück. Der Euphrat wird als Fluss der Götter bezeichnet. Der Euphrat, der Fluss des Überflusses von Uruk, durchbricht die Erde. Der Euphrat wird in Zusammenhang mit Uruk erwähnt. Zedernholz wird auf dem Euphrat geflößt.
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Zedernholz wird auf dem Euphrat geflößt.
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Zedernholz wird auf dem Euphrat geflößt. Gilgameš und Enkidu waschen ihre Hände im Euphrat. Euphrat und Ulai werden zusammen in einer „Klagelitanei“ genannt. In unklarem Zusammenhang wird ein Dolch zusammen mit dem Euphrat genannt. Šuruppak liegt am Euphrat. Der König herrscht in dem Gebiet zwischen Ḫābūr und Euphrat.
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Mythen, Erzählungen über Götter Drittes Jahrtausend Textname Barton Zylinder
Thema Der reine Tigris und der reine Euphrat werden erwähnt.
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname IAS 131/134 (UD.GAL.NUN) IAS 142 (UD.GAL.NUN) IAS 393 (UD.GAL.NUN) NTSŠ 82 (UD.GAL.NUN) SF 55 (UD.GAL.NUN) SF 56 (UD.GAL.NUN)
Thema unklar Euphrat und Tigris werden in Zusammenhang mit der Gottheit Zababa genannt. Der Tigris ist Bier bringend. Der Euphrat bringt Wein. unklar
Tigris x
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unklar
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Der Euphrat wird zusammen mit dem Abzu genannt.
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Zweites Jahrtausend Textname Thema Das šumunda-Gras An den „Ufern“ von Tigris und Euphrat wächst langes Gras. Enki und die Der Gott Enki sorgt dafür, dass die Flüsse Weltordnung mit ihrem Wasser Überfluss bringen. Enbilulu wird von Enki als Kanalinspektor eingesetzt. Enkis Reise nach Tigris und Euphrat sind erhaben und Nippur Ehrfurcht einflößend. Am Euphrat lässt Enki den wütenden Südwind vor sich aufstehen. Der Fluss redet mit seinem König. Adapa-Epos, Tigris und Euphrat werden im Prolog über Meturan paradiesische Zustände, die nach der Flut etabliert werden, genannt. Der Zwilling des Euphrat(?) wird erwähnt. Gilgameš, Enkidu Der ḫalub-Baum wächst am Euphrat. und die Unterwelt Gilgamešs Tod Gilgameš wird im Euphrat begraben. Dumuzi und seine Ein Ritual mit dem Euphrat wird Schwestern durchgeführt, der Hintergrund ist unklar. Lugal-e Aufgrund einer Reise Ninurtas ist der Tigris unruhig und aufgewühlt. Durch einen Eingriff in den Lauf des Tigris in den Bergen sorgt Ninurta dafür, dass das lebensspendende Wasser des Flusses die Ebene mit Wohlstand versorgt.
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4.1 Kanonische Texte
Erstes Jahrtausend Textname Nougayrol 1966
TuL Nr. 2
Thema Tigris und Euphrat werden wie auch das Obere und Untere Meer Göttern zugeordnet. ra-bi-ik ka-mu-ši ša2 i7Buranunaki wird konsumiert.
Tigris x
Euphrat x
Thema Euphrat und Tigris werden geschaffen und liegen Seite an Seite. Der Winter setzt seinen Fuß zu Tigris und Euphrat wie ein großer Stier und bringt die Karpfenflut. Ein Rabe versprengt mit einem Gefäß Wasser in Tigris und Euphrat. Der Tigris ist ein uz-Vogel, der Euphrat ist ein kur-gi4-Vogel. Der Tigris ist stößig wie ein großer Wildstier, als Enlil das Kupfer erschafft. unklar Enlil freut sich wie der Tigris in seine Hochflut gesetzt. Trotz Hochwasser füllt der Tigris die Felder nicht. Trotz Hochwasser füllt der Tigris die Felder nicht. Trotz Hochwasser füllt der Tigris die Felder nicht. Trotz Hochwasser füllt der Tigris die Felder nicht. Ein Fuchs uriniert in den Tigris (und sagt): „Ich lasse die Karpfenflut steigen.“
Tigris [x]
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„Weisheitsliteratur“ Zweites Jahrtausend Textname Streit zwischen Vogel und Fisch Streit zwischen Winter und Sommer SumProv. 8 Sec. C 2 SumProv. 15 Sec. C 15 Streit zwischen Kupfer und Silber SumProv. 3.88 SumProv. 4.16 SumProv. 3.149 SumProv. 25.1 BWL pl. 66 VS 24, 113 UET 6/2, 216 Erstes Jahrtausend Textname Ochse und Pferd BWL pl. 63
Thema Euphrat, Tigris und die Kanäle des Landes bringen Überfluss. „Sprichwort“: Wenn du Unrecht hast, trägt der Tigris fort.
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Tigris ⌈x⌉ x
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Euphrat ⌈x⌉
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Götterhymnen Drittes Jahrtausend Textname IAS 388 za3-mi3-Hymnen (Hymne an Ninbilulu)
Thema unklar unklar
Zweites Jahrtausend Textname Thema Dumuzid-Inana D1 Tigris und Euphrat mögen die Hochflut bringen. An ihren „Ufern“ möge Gras wachsen und die Felder füllen. Ninkasi A Das Eingießen von Bier wird mit Tigris und Euphrat verglichen. Ninurta B Eine Reise Ninurtas hat Auswirkungen auf die beiden Flüsse. Dumuzid-Inana O Inanna spaziert am Euphrat umher. OIP 15, 75 Euphrat (und Tigris?) sind in unklarem Kontext genannt. Inana G Inanna reist auf dem Euphrat. Ninisina C Ninisina segelt auf dem Euphrat, dem reinen Schilf, nach Nippur. Hymne an Bēlet-Ilī Ištar riegelt den Tigris mit einer bronzenen Seitenwand, mit einem kupfernen Riegel ab.
Tigris x x
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Tigris x
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Königshymnen Ur III Textname Ur-Namma E+F Ibbi-Suen C Šulgi R
Thema Dem König, dem des Tigris und Euphrat, wird das Schicksal bestimmt. Enki bringt mit Tigris und Euphrat Überfluss. Das Prozessionsboot schillert in den Wellen des Euphrat. Es ist die Zierde des Tigris.
Zweites Jahrtausend Textname Thema Ur-Ninurta B An befiehlt Enki, Tigris und Euphrat die reine Mündung zu öffnen und sie mit Pracht zu füllen.
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4.1 Kanonische Texte
Textname Išme-Dagan B
Thema Tigris und Euphrat mögen Überfluss bringen und Grünpflanzen an ihren „Ufern“ wachsen. Tigris und Euphrat mögen Überfluss bringen Nanna lässt Tigris und Euphrat immer fließendes Wasser bringen. Bei Tigris, Euphrat, Kirsig- und Kiš-Kanal wird Zinnum gespeist und stirbt dann aus Durst in der Steppe. Der Kontext ist unklar. Das „Ufer“ des Tigris, des Euphrat, des Meeres und der Flüsse wird in unklarem Kontext genannt. unklar
Išme-Dagan D Išme-Dagan M Išbi-Erra B
Ḫammu-rābi A Samsu-iluna F
Hymne an Zimrī-Lîm Rīm-Sîn G
Tigris x
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x? x x
Der Tigris soll Überfluss bringen.
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Thema Die Leute werden als weit wie das Gras, von den mächtigen Wassern des Tigris und Euphrat, beschrieben. Die Murīq-Tidnim-Mauer wird gebaut, um die Amurriter davon abzuhalten, ihre Herden an Abgal, Tigris und Euphrat zu tränken. Umstrittene Interpretation: Die Amurriter sollen die Breschen an Tigris und Euphrat nicht überwinden vs. das Wasser soll die Breschen an Tigris und Euphrat nicht überwinden. Ibbi-Suen und Išbi-Erra streiten um die „Ufer“ des Tigris, des Euphrat, des Abgal und des Me-Enlila. Einsatzkräfte werden angefordert, um zu verhindern, dass der Euphrat das Gebiet beim Tummal überschwemmt.
Tigris x
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Literarische Briefe Ur III Textname Brief von Aradĝu an Šulgi Brief von Šulgi an Puzur-Šulgi
Brief von Šarrumbāni an Šu-Suen
Brief von PuzurŠulgi an Ibbi-Suen Brief eines šabra
Erstes Jahrtausend Textname Brief des Gilgameš
Thema Gold und Silber werden auf dem Euphrat zum Kai von Babylon transportiert.
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Gottesbriefe Textname ARM 1, 3 Sargons 8. Feldzug Sonstiges Textname van Dijk 1965 VS 24, 91 MC 13, S. 145–146
Thema Šamšī-Adad herrscht über das „Euphratufer“. Der König gräbt einen Kanal, der wie der Euphrat Überfluss bringt
Tigris
Thema Sîn-iddinam gräbt erneut den von Erde blockierten Euphrat. Adad-šuma-uZur, Sohn des Dunna-šaḫ, stammt vom „Euphratufer“. unklar
Tigris
Euphrat x x
Euphrat x x
x
Texte mit historischem Hintergrund Drittes Jahrtausend Textname The Great Revolt against Naram-Sin / Geneva Version Der Sieg des Utu-ḫeĝal ARET 13, 15
Thema Narām-Sîn wird als Hüter der Brunnen/Zisternen von Irnina, Tigris und Euphrat bezeichnet. Tirigan besetzt beide Seiten des Tigris.
Tigris x
Euphrat x
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Der Zehnt wird für Handel auf dem Euphrat abgegeben.
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Zweites Jahrtausend Textname Thema Gesetze von Die Stadt [upur-Šamaš liegt jenseits des Ešnunna Tigris.
Tigris x
Euphrat
Erstes Jahrtausend Textname SargonGeographie
Thema Die Lage verschiedener Regionen wird erklärt und die Flüsse werden als Grenzen dieser Regionen erwähnt. Azupirānu liegt am Euphrat.
Tigris x
Euphrat x
Thema Die Stadt Ra\īl liegt inmitten des Euphrat; die Stadt Takritain liegt am Tigris. Leute vom Euphrat werden genannt. Ein Feldzug
Tigris x
The „Birth Legend“ of Sargon Chroniken Textname TCS 5, Chronicle 3
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© 2018, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-10928-4 - ISBN E-Book: 978-3-447-19702-1
Euphrat x
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4.1 Kanonische Texte
Textname
TCS 5, Chronicle 4
TCS 5, Chronicle 5 TCS 5, Chronicle 7 TCS 5, Fragment of Babylonian Chronicle 1 TCS 5, Chronicle 20B TCS 5, Assyrian Chronicle Fragment 4 TCS 5, Chronicle 17 TCS 5, Chronicle 22 TCS 5, Chronicle 21 Walker 1982 Chronique „assyrienne“ de Mari
Thema führt zum Euphrat und weitere Feldzüge zum Tigris. Gefangene werden über den Tigris und dann nach Babylon gebracht. Ein Feldzug wird zum Euphrat geführt, ein weiterer zum Tigris. Die Städte Kimmuḫu und Quramatu liegen am Euphrat. Nabopolassar überquert den Euphrat, worauf eine ägyptische Armee den Euphrat von Karkemiš aus überquert. Die Stadt Karkemiš liegt am Euphrat. Ein Feldzug wird zum Tigris geführt. Die Armee lagert am Tigris. Die Stadt Dūr-karašu liegt am Euphrat, die Stadt Upî am Tigris. Kyros III. überquert den Tigris bei Erbil. Abī-ešuḫ dämmt den Tigris ab.
Tigris
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Abī-ešuḫ dämmt den Tigris ab.
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Aramäerstämme sind entlang des Tigris zu finden.
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unklar
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Die Stadt Sugaga liegt am Tigris. KidenHutran überquert möglicherweise den Tigris. Die Städte Sugaga und Pilasqu sind am/jenseits des Tigris zu finden. Eine Stadt wird am Euphrat gebaut. Der König verfügt über das „Euphratufer“.
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Klagelieder/Liturgien/balaĝ und eršemma Zweites Jahrtausend Textname Thema Klage über Sumer Enki verändert den Lauf der Flüsse und und Ur dämmt sie ab. An den „Ufern“ von Tigris und Euphrat wächst böses Kraut. Leichen treiben auf dem Euphrat. Klage über Uruk Die zerstörerische Flut lässt Tigris und Euphrat sich fürchten.
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname Kramer 1985
Kramer 1987
CT 15, 16–17 Fluch über Akkad VS 10, 123 NFT 207
Erstes Jahrtausend Textname E turgin niginam Immal gudede Mutin nunuz dima
Agalgal buru susu Elum gusun BL 199 Umun šermal ankia
Uru amirabi
Utu … Ekura
Thema Der Zwilling des Euphrat vermehrt den Überfluss. Der Tigris wird in Verbindung mit Enki und dem Abzu gebracht. Inannas Herz trauert beim Euphrat und beim Zwilling des Euphrat. Tigris und Euphrat sollen sich wie das Herz beruhigen. Wasser wird zum Tigris und zum Euphrat gefüllt(?). Die Stadttore werden geöffnet – wie der Tigris zum Meer gehend. unklar Wenn sich das Wort Inannas auf die Fluten des Euphrat legt, wirbelt es das unterirdische Wasser auf.
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Thema Tigris und Euphrat bringen die (zerstörerische) Flut. Tigris, Euphrat und Ubkin-Kanal werden zusammen genannt. Der erhabene Tigris ist mit Überfluss gefüllt. Der Zwilling des Euphrat wird genannt. Sie sind mit Göttern gelistet. Der Tigris ist in seiner Hochflut. Der Tigris wird mit Göttern gelistet. Eine Stadt namens Girsu liegt am Euphrat. Wenn sich das Wort Asalluḫḫis/Marduks auf die Fluten des Euphrat legt, wirbelt es das unterirdische Wasser auf. Wenn sich das Wort Inannas auf die Fluten des Euphrat legt, wirbelt es das unterirdische Wasser auf. Wenn sich das Wort von Šamaš auf die Fluten des Euphrat legt, wirbelt es das unterirdische Wasser auf.
Tigris x
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Beschwörungen/Rituale/Gebete Drittes Jahrtausend Textname ARET 5, 3
Thema Das gute Wasser des Euphrat wird getrunken.
Tigris
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4.1 Kanonische Texte
Textname ARET 5, 19
Cunningham 1997, Nr. 11a+b NATN 8 Sigrist 1980 TMH NF 6, 6 Altbabylonisch Textname Cavigneaux / al-Rawi 2002 Forerunners to Udug-ḫul Taf. 4 VS 17, 32
YOS 11, 22
YOS 11, 48 Beschwörung gegen Wut Nr. 1 Beschwörung gegen Wut Nr. 2 Cavigneaux / al-Rawi 1995 VS 17, 15 VS 17, 23 YOS 11, 4
CUSAS 32, 6
Thema Euphrat, Hund, Schlange und Enki werden in unklarem Ritualzusammenhang genannt. Der Tigris ist in einem Schlauch gebunden. Der Tigris wird in unklarem Ritualzusammenhang genannt. Tigriswasser wird in einem unklaren Ritualzusammenhang geschöpft. Samana befällt einen Teil des Tigris.
Thema Tigris- und Euphratwasser wird für ein Reinigungsritual an einem Feld genutzt. Der böse Dämon möge kein Wasser des Meeres, von Tigris und Euphrat, Brunnenoder Flusswasser trinken. Erwähnt werden Enki, Quellwasser, Tigris und Euphrat in einem Ritualzusammenhang. Beim Ritual wird Wasser von Tigris und Euphrat verwendet, das aus den Bergen Zedern und Zypressen herangetragen hat. Das Wasser des Tigris ist klar, das Wasser des Euphrat ist hell. In einem Ritual wird eine Brücke über den Tigris und die Wut hinweg überquert. In einem Ritual wird eine Brücke über den Tigris und die Wut hinweg überquert. Etwas möge lärmen wie der Tigris. Der Tigris ist ein zweites Mal in unklarem Zusammenhang erwähnt. Tigriswasser dient zur rituellen Reinigung. Der Tigris trägt Materialien für Augenschminke heran. Das Gebiet zwischen dem Tigris und dem Lagaš-Kanal wird in einem Ritualzusammenhang genannt. In einer Beschwörung zur Herstellung von reinigendem Wasser wird Wasser des Euphrat und des Ḫalḫalla-Flusses genannt.
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Mittelassyrisch Textname KAR 137
KAV 78 Erstes Jahrtausend Textname ADFU 10, 24 BaF 18, VIII.10 Collins 1999, Various Illnesses 9 CT 13, 35–38
CTN 4, 92 Geller 1998
George 2000, Nr. 1 George 2006
KAR 61 KAR 76
Lackenbacher 1971, Text A Lipšur-Litanei 1
Lipšur-Litanei 2
Thema Der Tigris erhält zusammen mit anderen Gottheiten (u. a. Ištar- ša-šamê und d MAŠ.TAB.BA) Aufwendungen. 2 Liter Zedernbalsam werden dem vergöttlichten Tigris zugeteilt.
Tigris x
Euphrat
Thema Schlamm von Tigris und Euphrat und Schildkröten werden erwähnt. Tigris- und Euphratwasser dienen vermischt zur Reinigung. Für ein Ritual wird mit besonderen Gefäßen Wasser aus Tigris und Euphrat geschöpft. Gilima/Marduk erschafft die Flüsse, setzt sie an ihren Platz und benennt sie gut mit ihren Namen. Das Böse möge Tigris und Euphrat nicht überschreiten. Tigris und Euphrat wie auch andere Dinge und Landschaftselemente sollen dem Bösen entgegenstehen. Der Priester badet zum Neujahrsfest im Wasser von Tigris und Euphrat. In einem Ritual werden das Wasser von Tigris und Euphrat zur Reinigung versprengt. Zudem werden Tigris und Euphrat mit fünf anderen mythologischen Flüssen gelistet. Tigris und Euphrat bringen Lehm, Schildkröten und Fische reihen sich auf. Das Böse möge bei Sirius, An, Enlil und Adad und Tigris und Euphrat beschworen sein. Der böse Dämon möge kein Wasser des Meeres, von Tigris und Euphrat, Brunnenoder Flusswasser trinken. Berge und verschiedene Flüsse, denen Epitheta zugeordnet werden, werden angerufen, das Unheil zu lösen. Die Gottheit Šar-Zarbati reist auf Tigris und Euphrat. Die Götter von Tigris und
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4.1 Kanonische Texte
Textname
Maqlû Taf. 5
mīs pî, Incantation Tablet 3
muššuXu Taf. 8
Ritual zum Neujahrsfest, Tag 5 Schwemer 2011
STT 199
Šurpu Taf. 6
Šurpu Taf. 8 Utukkū lemnūtu Taf. 1
Utukkū lemnūtu Taf. 4 Utukkū lemnūtu Taf. 5 Utukkū lemnūtu Taf. 6 Utukkū lemnūtu Taf. 7
Thema Euphrat werden erwähnt. Tigris und Euphrat werden zusammen mit fünf anderen Flüssen gelistet. Das Böse soll Tigris und Euphrat, Kanal und Graben, Mauer und Außenmauer nicht überschreiten, durch Tor und Eingang nicht eintreten. Bei einem Mundöffnungsritual wird Wasser des Tigris und des Euphrat, welches von einem reinen Ort kommt, eingesetzt. Die Ufer von Tigris und Euphrat sollen dem Bösen (der Lähmung) entgegentreten. Mit Gefäßen aus Lapislazuli wird Wasser aus Tigris und Euphrat geschöpft. Der Priester reinigt sich und den Tempel zum Neujahrsfest mit dem Wasser von Tigris und Euphrat. Erwähnt werden Tigris und Euphrat, das Meer und verschiedene Biersorten in einem Ritualzusammenhang. Der reine Euphrat und die Öffnung (gal2.lu) des Tigris sind in einem Ritualzusammenhang erwähnt. Tigris und Euphrat wie auch die Berge und das Meer sollen dem Bösen entgegenstehen. Der Patient reinigt sich mit Wasser von Tigris, Euphrat und dem weiten Meer. Der Patient wird mit Fluss-, Meeres- und Quellwasser sowie Wasser von Tigris und Euphrat gereinigt. Das Wasser kommt vom Ḫašur-Gebirge. Asalluḫi ist der Reiniger des Wassers. Der böse Dämon möge kein Wasser des Meeres, von Tigris und Euphrat, Brunnenoder Flusswasser trinken. Der böse Dämon möge kein Wasser des Meeres, von Tigris und Euphrat, Brunnenoder Flusswasser trinken. Der böse Dämon möge kein Wasser des Meeres, von Tigris und Euphrat, Brunnenoder Flusswasser trinken. Reinigendes Wasser wird mit einer Mischung aus Quellwasser, Wasser von
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname
zi-pa3Beschwörungen, Taf. 1 GBAO 2, Nr. 20 Reiner 1958, Appendix Šurpu Taf. 9 mīs pî, Incantation Tablet 1/2 KAR 360 Nebukadnezar „König der Gerechtigkeit“ WVDOG 147, Nr. 21 „Feuerbeschwörungen“ Section II ADFU 10, 5 Mundwaschungsritual (Ninive) Rm 225
AfO 12, 42 und Taf. II BBR 59 *Maqlû Taf. 8 KAR 214 STT 88 Götteradressbuch
Thema Tigris und Euphrat, Tamariske und innušPflanze hergestellt. Das Untere und Obere Meer, Flut und Ebbe, Wasser des Tigris und des Euphrat, schwarze Berge und weiße Berge werden gelistet. Im Ritual wird Euphratwasser benutzt. Im Ritual wird Euphratwasser benutzt. Im Ritual wird Euphratwasser benutzt. Im Ritual werden verschiedene Arten Schilfrohr und Euphratwasser benutzt. Marduk besteigt sein Schiff am Euphrat. Für ein Flussordal gehen die Prozessparteien zum Euphrat in der Region von Sippar. Lehm vom Tigris wird in einem Ritual benutzt. Asalluḫḫi soll das Unheil über den Tigris verjagen (ein Textvertreter: über Tigris und Euphrat). Ein „Flussöffnungsritual“ wird durchgeführt. Die Beschwörung „Reines Wasser, Wasser, das im Tigris steht“ soll rezitiert werden. Die Beschwörung „Reines Wasser, Wasser, das im Tigris steht“ soll rezitiert werden. Vermutlich ist die Beschwörung „Reines Wasser, Wasser, das im Tigris steht“ genannt. Tigriswasser wird zur rituellen Reinigung benutzt. unklar Der Tigris wird mit anderen Landschaftselementen gelistet. Der Tigris wird mit anderen Landschaftselementen gelistet. Der vergöttlichte Tigris wird zusammen mit Gula, Uraš, Gunura und Šuriḫa genannt.
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4.1 Kanonische Texte
Divinatorische Texte Zweites Jahrtausend Textname Thema CUSAS 18, 2 Tigris und Euphrat passieren das AmanusGebirge. Erstes Jahrtausend Textname AfO 14, Taf. XVI *MLC 1866 ACh Adad 17
ACh Adad 19
ACh Suppl. 2, 80
Enūma Anu Enlil Taf. 2
TU 19
Grayson/Lambert 1964, Text C BPO 2, Nr. 15
ACh Ištar 24 BPO 2, Nr. 16 SAA 8, 253 Enūma Anu Enlil Taf. 56 MC 13, no. 1
Thema Tigris und Euphrat sind im Sternbild Krebs zu finden. Die Sterne von Tigris und Euphrat sind dem Sternbild Fische zugeordnet. Bei einer bestimmten Sternenkonstellation füllen sich Tigris und Euphrat mit Schlamm. Bei einer bestimmten Sternenkonstellation füllen sich Tigris und Euphrat mit Schlamm. Bei bestimmten Sternenkonstellationen bringen Tigris und Euphrat Hochflut und Überfluss. Wenn der Mond in bestimmten Sternbildern verdunkelt ist, hat das Einfluss auf den Wasserstand von Tigris und Euphrat. Regen und Hochwasser in Tigris und Euphrat entstehen bei einem bestimmten Stand von Merkur und Venus. Eine Stadt liegt an Tigris und Euphrat. Wenn ein Komet Pegasus kreuzt, ist das Hochwasser des Euphrat drei Jahre lang niedrig. Wenn sich Mars dem Tigrisstern nähert, erhebt sich jemand und tötet den König. Wenn ein Planet vor dem Tigrisstern […] Wenn sich ein Planet dem Tigrisstern nähert, gibt es Regen und Hochwasser. Ein Planet steht vor oder hinter dem Tigrisstern: Regen und Hochwasser folgen. Soll er die östliche Route entlang des Tigris wählen oder nach Kasalluḫḫi gehen?
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname MC 13, no. 3c
MC 13, no. 11 Šumma ālu Taf. 80 Liebeslyrik Textname LAOS 4, 1
Thema Ein bīt-turri steht möglicherweise in Zusammenhang mit der Abdämmung des Tigris durch Abī-ešuḫ. Am Tigris finden sich Niederungen. Die Quelle des Tigris sprudelt über(?). Wenn sich ein Rind einem Esel nähert, zerstört der Tigris sein Ufer.
Thema Der Geliebte soll Tigriswasser trinken.
Textkatologe/Textlisten Textname Thema Shaffer 2000, Nr. 1 Eine balaĝ-Komposition namens „Aus der Flutwelle des Euphrat heraus“ wird gelistet. Rm 618 Eine Komposition namens „Wenn der Euphrat ansteigt“ wird gelistet Gelehrtenkommentare Textname Thema SAA 3, 39 Marduk erschafft aus dem rechten Auge der getöteten Tiāmat den Tigris und aus dem linken Auge den Euphrat. ACh Suppl. 2, 3 Bei einer bestimmten Sternenkonstellation füllen sich Tigris und Euphrat mit Schlamm. ACh Suppl. 15 Bei einer bestimmten Sternenkonstellation füllen sich Tigris und Euphrat mit Schlamm. Šumma Sîn ina Bei einer bestimmten Sternenkonstellation tamartīšu Taf. 1 füllen sich Tigris und Euphrat mit Schlamm. Enūma Anu Enlil Wenn der Mond in bestimmten Taf. 2, Kommentar Sternbildern verdunkelt ist, hat das Einfluss auf den Wasserstand von Tigris und Euphrat. i CT 41, 45 Dām 7ḪAL.ḪAL ist mit Idiglat geglichen. nēši
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4.1 Kanonische Texte
Medizinische Texte Textname Thema BAM 482 Für ein Rezept gegen Schmerzen in der linken Schläfe und ein tränendes Auge wird Gips vom Euphrat benötigt.
Tigris
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Lexikalische Texte Drittes Jahrtausend Textname SF 72 Ebla Sign List Ebla Bilingual List ED Bird List
Thema Tigris und Euphrat werden mit anderen Gewässernamen gelistet. Die Schreibung und Lesung des Zeichens IDIGNA wird dargestellt. Die Schreibung und Lesung des Zeichens IDIGNA wird dargestellt. Die Liste nennt den „Tigris-Vogel“.
Zweites Jahrtausend Textname Thema *Diri OB Nippur Die Schreibung der Namen von Tigris und Euphrat wird als Diri-Kompositum erklärt. Diri OB Sippar Die Schreibung der Namen von Tigris und Euphrat wird als Diri-Kompositum erklärt. Diri OB unklare Die Schreibung der Namen von Tigris und Herkunft Euphrat wird als Diri-Kompositum erklärt. Ura OB Nippur Tigris und Euphrat werden mit anderen Taf. 5 Flüssen gelistet. Emar 6/2, S. 538 Tigris und Euphrat werden mit anderen Flussnamen gelistet. Emar 6/2, S. 484– Tigris und Euphrat werden mit anderen 485 Flüssen gelistet. Aa OB Nippur Die Schreibung und Lesung des Zeichens IDIGNA/DALLA wird dargestellt. Ura OB Der Tigris wird mit anderen Flüssen Forerunner Nr. 12 gelistet. TCL 15, 10 Der Tigris wird als Gottheit gelistet und unter den Namen Enkis geführt. Erstes Jahrtausend Textname Antagal G Antagal J
Thema
i 7ḪAL.ḪAL.LA wird mit Am-mu geglichen, i7Buranuna mit U2-ru-ut-tu4. i 7ḪAL.ḪAL.LA wird mit dem Tigris geglichen, i7 dIrḫan mit dem Euphrat.
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname Diri Taf. 3 ḪAR.gud B Taf. 6
Malku = Šarru Taf. 2 OIP 114, no. 114
Practical Vocabulary of Assur II R 50 V R 46/1 The „Great Star List“
Urra = ḫubullu Taf. 22 Aa Taf. 6 *Ea Taf. 8
Syllabary B Taf. 2
Thema Die Schreibung der Namen von Tigris und Euphrat wird als Diri-Kompositum erklärt. Die Sterne von Tigris und Euphrat werden den Sternen mulAnunītu und mulŠinūnūtu zugeordnet Idiglat und Purattu werden mit anderen Namen geglichen. Auf der Übungstafel zu Syllabary B sind die Schreibung und Lesung des Zeichens IDIGNA/DALLA dargestellt, jedoch wurde zusätzlich auch der Euphrat miteingefügt. Tigris und Euphrat werden mit anderen Flüssen gelistet. Tigris und Euphrat werden mit anderen Flüssen gelistet. Tigris und Euphrat werden den Sternen mul Anunītu und mulŠinūnūtu zugeordnet. Tigris und Euphrat werden den Sternen mul Anunītu und mulŠinūnūtu zugeordnet. Bei bestimmten Sternenkonstellationen bringen Tigris und Euphrat Hochflut und Überfluss. Tigris und Euphrat werden mit anderen Flüssen gelistet. Die Schreibung und Lesung des Zeichens IDIGNA/DALLA wird dargestellt. Die Schreibung und Lesung der Zeichen IDIGNA/DALLA und ZUBI wird dargestellt. Die Schreibung und Lesung des Zeichens IDIGNA/DALLA wird dargestellt.
Geographische Texte Textname Thema Tintir Taf. 2 Das E-idim(?)-saĝĝa(?) wird als Sitz von Tigris und Euphrat bezeichnet. Goetze 1953 Der Euphrat ist eine Wegstation auf einer Reise von Babylonien nach Emar. Hallo 1964 Der Euphrat ist eine Wegstation auf einer Reise von Babylonien nach Emar. NABU 2013/28 unklar
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4.2 Monumentale Texte
Textname OLA 40, Nr. 15
Thema Die Mauer Imgur-Enlil wird durch den Euphrat begrenzt. Türme liegen zwischen dem Euphrat und dem Šūḫi-Kanal.
OLA 40, Nr. 17
Tigris
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4.2 Monumentale Texte Frühdynastisch Textname RIME 1.9.5.1 Enmetena RIME 1.14.20.1 Lugalzagesi Altakkadisch Textname RIME 2.1.4.2 Narām-Sîn RIME 2.1.4.6 Narām-Sîn RIME 2.1.4.26 Narām-Sîn RIME 2.1.4.29 Narām-Sîn RIME 2.1.4.30 Narām-Sîn *RIME 2.1.5.4 Šar-kali-šarrī *RIME 2.1.5.5 Šar-kali-šarrī CUSAS 17, 11 (Šar-kali-šarrī) Maništūšu Obelisk Ur III und Lagaš II Textname RIME 3/1.1.7 Gudea Zyl. A und B RIME 3/1.1.7.9 Gudea
Thema Ein Deich wird vom Tigris zum NunKanal gebaut. Wasser wird zum Tigris hin freigelassen. Der König ordnet die Verkehrswege des Landes.
Tigris x
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Thema Amar-girid überquert bei Sisil den Tigris, dann den Euphrat zum cabal Bišrī hin. Der König füllt den Euphrat mit Leichen.
Tigris x
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Der König erobert alles vom Euphrat bis nach Ulisum. Der König erreicht die Quellen von Tigris und Euphrat. Städte liegen jenseits des Tigris. Der König erreicht die Quellen von Tigris und Euphrat. Der König erreicht die Quellen von Tigris und Euphrat. Der König erreicht die Quellen von Tigris und [Euphrat]. Ein Feld in der Provinz Dūr-Sîn liegt am Tigris.
Thema Tigris und Euphrat sind Überflussbringer für das Land. Gudea baut einen Tempel für Enki am Tigris.
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname RIME 3/2.1.1.20 Ur-Nammu RIME 3/2.1.1.21 Ur-Nammu Altbabylonisch Textname RIMA 1.0.39.1 Šamšī-Adad I. RIMA 1.0.39.4 Šamšī-Adad I RIMA 1.0.39.5 Šamšī-Adad I RIMA 1.0.39.7 Šamšī-Adad I. RIME 4.2.9.2 Sîn-iddinam RIME 4.2.9.11 Sîn-iddinam RIME 4.2.9.14 Sîn-iddinam *Steinkeller 2004 (Sîn-iddinam) CUSAS 17, 37 (Sîn-iddinam) RIME 4.2.14.15 Rīm-Sîn RIME 4.3.6.6 Ḫammu-rāpi RIME 4.3.6.12 Ḫammu-rāpi Prolog Kodex Ḫammurāpi *RIME 4.3.7.2 Samsu-iluna RIME 4.3.8.1001 Abī-ešuḫ RIME 4.6.8.1 Iaḫdun-Līm RIME 4.6.8.2 Iaḫdun-Līm
Thema Der König ordnet den Schiffsverkehr entlang Tigris und Euphrat. Der Tigris bildet die Ostgrenze des Distrikts Urum.
Tigris x
Thema Der König vereint das Land zwischen Tigris und Euphrat. Der König herrscht über das Land Mari und das „Euphratufer“. Der König herrscht über das Land Mari und das „Euphratufer“. Der König vereint das Land zwischen Tigris und Euphrat. Der König restauriert den Tigris und bringt dem Land dadurch Überfluss und Fülle. Der König restauriert den Tigris und bringt dem Land dadurch Überfluss und Fülle. Der König restauriert den Tigris und bringt dem Land dadurch Überfluss und Fülle. Der König gräbt den Tigris, den weiten Fluss. Der König zerstört alle Mauern der feindlichen Städte an Euphrat und Tigris. Der König garantiert, dass Tigris, Euphrat und Mami-šarrat-Kanal Überfluss bringen. Der Tigris wird in unklarem Kontext erwähnt. Der König gräbt den Euphrat bis nach Sippar und lässt ihn den Kai des Heils erreichen. Der König ist der Unterwerfer der bewohnten Welt am Euphrat. Der König gräbt den Euphrat und lässt in Nippur eine Mauer bis an ihn heranreichen. Der König betitelt sich als strahlender König, König des Tigris. Der König kontrolliert das ganze „Euphratufer“. Er reißt ḫibbu am „Euphratufer“ aus. Der König kontrolliert das ganze „Euphratufer“.
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4.2 Monumentale Texte
Textname RIME 4.6.11.3 Iasmaḫ-Addu RIME 4.6.11.2001 Iasmaḫ-Addu RIME 4.6.12.3 Zimrī-Lîm RIME 4.6.12.4 Zimrī-Lîm CUSAS 17, 44 (Gungunum) Siegesstele des Dāduša Mittelassyrisch Textname RIMA 1.0.76.1 Adad-nārārī I RIMA 1.0.76.3 Adad-nārārī I
unklar
Thema
Euphrat x
unklar
x
Der König baut bei Terqa ein Eishaus am „Euphratufer“. Der König kontrolliert das ganze „Euphratufer“. Der König ordnet den Euphratlauf.
x
Dūr-Dāduša wird am Tigris gegründet.
Thema Die Stadt Karkemiš liegt am Euphrat.
RIMA 1.0.76.8 Adad-nārārī I RIMA 1.0.77.1 Shalmaneser I RIMA 1.0.78.1 Tukultī-Ninurta I RIMA 1.0.78.2 Tukultī-Ninurta I RIMA 1.0.78.9 Tukultī-Ninurta I RIMA 1.0.78.22 Tukultī-Ninurta I RIMA 1.0.78.23 Tukultī-Ninurta I RIMA 1.0.78.24 Tukultī-Ninurta I *RIMA 1.0.78.25 Tukultī-Ninurta I RIMA 1.0.79.1 Aššur-nādin-apli I
Eckpunkte des Reiches sind Ta\idi, Irridu, Eluḫat, Kašijāru, Sudu, Ḫarrān und der Euphrat. Das Tigris-Tor wird erwähnt.
Tigris
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Tigris
Euphrat x x
x
Die Stadt Karkemiš liegt am Euphrat.
x
Der König erobert Gebiete von Šubaru bis hin zum Euphrat. Der König erobert Gebiete von Šubaru bis hin zum Euphrat. Der König erobert Gebiete von Šubaru bis hin zum Euphrat. Ein Palast wird in Kār-Tukultī-Ninurta am Tigris errichtet. Ein Palast wird in Kār-Tukultī-Ninurta am Tigris errichtet. Hethiter von jenseits des Euphrat werden deportiert. Ein Palast wird in Kār-Tukultī-Ninurta am Tigris errichtet. Hethiter von jenseits des Euphrat werden deportiert. Ein Palast wird in Kār-Tukultī-Ninurta am Tigris errichtet. Der Tigris hat seinen Lauf verändert. Die Götter sollen ihn zurückführen. Der König errichtet aus Dank dafür eine Statue am Tigris.
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname RIMA 2.0.87.1 Tiglath-pileser I
RIMA 2.0.87.2 Tiglath-pileser I
RIMA 2.0.87.3 Tiglath-pileser I RIMA 2.0.87.4 Tiglath-pileser I
RIMA 2.0.87.10 Tiglath-pileser I CUSAS 17, 68 (Tiglatpileser I.)
RIMA 2.0.89.7 Aššur-bēl-kala RIMA 2.0.99.1 Adad-nārārī II RIMA 2.0.99.2 Adad-nārārī II
Thema Der König erobert Gebiete vom Unteren Zāb bis jenseits des Euphrat. Der Fluss Nāme trägt die Leichen der Krieger bis zum Tigris. Der Ort Šereššu liegt am Tigris. Der König überquert den Tigris einmal nach Šereššu und einmal nach Urradinaš/Panaru. Holzbrücken werden konstruiert, um den Euphrat zu überqueren. Der König überquert den Euphrat bei der Verfolgung von feindlichen Truppen. Der König erobert Gebiete vom Unteren Zāb bis jenseits des Euphrat. Der König überquert den Euphrat bei der Verfolgung von feindlichen Truppen. Das Tigris-Tor wird erwähnt. Der König überquert den Euphrat bei der Verfolgung von feindlichen Truppen. Die Stadt Sapiratu liegt inmitten des Euphrat, Upî liegt jenseits des Tigris. Der König überquert den Euphrat 28mal bei der Verfolgung von feindlichen Truppen. Die Stadt Sapiratu liegt inmitten des Euphrat. Der König überquert den Euphrat 28mal bei der Verfolgung von feindlichen Truppen. Städte liegen inmitten des Euphrat. Die Stadt Akkad liegt am Tigris. Das Tigris-Tor wird erwähnt. Die Stadt […]tibua liegt am Tigris. unklar
Tigris x
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Thema Die Stadt Adattu liegt am Euphrat. Ein Feld grenzt an den Tigris im Distrikt Sîn-ašarēd.
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Βīt-Adini liegt am Euphrat. Sirqu liegt jenseits des Euphrat.
Mittelbabylonisch Textname Schenkungsurkunde Kurigalzus Arnaud 1972, Nr. 1 (Kudurru, Nazimaruttaš) Kudurru Kadašman-Enlil I. oder II.
Euphrat x
Tigris
Euphrat x
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Ein Feld liegt am „Ufer“ des Euphrat.
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4.2 Monumentale Texte
Textname Arnaud 1972, Nr. 2 (Kudurru, KudurriEnlil) Kudurru KadašmanḪarbe I. Kudurru Mardukapla-iddina I. Nr. 1 Kudurru Mardukapla-iddina I. Nr. 2 Hinke Kudurru (Nebukadnezar I.) Kudurru Enlilnādin-apli Sollberger 1968, Nr. 1 Sollberger 1968, Nr. 2 Neuassyrisch Textname RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II
RIMA 2.0.100.6 Tukultī-Ninurta II RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II
RIMA 2.0.101.2 Ashurnasirpal II
Thema Zwei Felder liegen am Tigris bei der Stadt Ša-ŠUR.
Tigris x
Der Distrikt Ḫamru liegt am Tigris.
x
Ein Feld liegt an Turran und Tigris bei der Stadt Ḫarri-karê. Ein Feld liegt am „Ufer“ des Tigris bei der Stadt Dūr-Zizi. Ein Feld liegt in Mār-aḫu-attū\a am „Ufer“ des Tigris. Ein Feld liegt am „Ufer“ des Tigris im Meerland. Der Euphrat wird möglicherweise als weiter Fluss der Gula bezeichnet. Die Stadt Ḫilpu liegt am Euphrat.
x
Thema Der König bricht von Sippar-Šamaš zum Euphrat auf und reist an ihm entlang. Ein Lager wird in der Aue des Euphrat aufgeschlagen. Die königliche Jagd findet am Euphrat statt. Verschiedene Orte werden als am Euphrat gelegen bezeichnet. Ein anderer Feldzug findet gegen die Siedlungen der Utu\ am Tigris statt. Die Stadt [uZu liegt am Tigris. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis nach Ḫatti. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Die königliche Jagd findet jenseits des Euphrat statt. Boote werden zur Überquerung des Euphrat gebaut. Es wird entlang des Euphrat gereist. Eine Schlacht findet am Euphrat statt. Verschiedene Orte werden an Tigris und Euphrat gelegen bezeichnet. Der Tigris wird überquert. Am Tigris wird ein Nachtlager aufgeschlagen. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Die Stadt Sirqu liegt jenseits des Euphrat. Der König
Tigris x
Euphrat
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Euphrat x
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname
*RIMA 2.0.101.3 Ashurnasirpal II RIMA 2.0.101.19 Ashurnasirpal II RIMA 2.0.101.23 Ashurnasirpal II RIMA 2.0.101.26 Ashurnasirpal II RIMA 2.0.101.28 Ashurnasirpal II
RIMA 2.0.101.30 Ashurnasirpal II
*RIMA 2.0.101.31 Ashurnasirpal II *RIMA 2.0.101.32 Ashurnasirpal II RIMA 2.0.101.34 Ashurnasirpal II RIMA 2.0.101.35 Ashurnasirpal II RIMA 2.0.101.38 Ashurnasirpal II RIMA 2.0.101.39 Ashurnasirpal II RIMA 2.0.101.40 Ashurnasirpal II RIMA 2.0.101.41 Ashurnasirpal II *RIMA 2.0.101.43 Ashurnasirpal II RIMA 2.0.101.50 Ashurnasirpal II RIMA 2.0.101.51 Ashurnasirpal II
Thema bricht von Kalḫu aus auf und überquert den Tigris Richtung Karkemiš. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon und von der Quelle des Subnat bis zur Quelle des Tigris. Der Tigris wird nach Katmuḫu und von Tušḫa aus nach Pitura überquert. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Die Stadt Sirqu liegt jenseits des Euphrat. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis nach Karkemiš. Die Stadt Sirqu liegt jenseits des Euphrat. Die Stadt Sirqu liegt jenseits des Euphrat. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis […], außerdem das Gebiet zwischen der Quelle des Subnat und der Quelle des Tigris. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Die Stadt Sirqu liegt jenseits des Euphrat. Ein Kanal bewässert vom Oberen Zāb aus die Aue des Tigris. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon.
Tigris
Euphrat
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4.2 Monumentale Texte
Textname RIMA 2.0.101.53 Ashurnasirpal II RIMA 2.0.101.56 Ashurnasirpal II *RIMA 2.0.101.92 Ashurnasirpal II *RIMA 2.0.101.95 Ashurnasirpal II CTMMA 4, 154 (AssurnaZirpal II.) *RIMA 3.0.102.1 Shalmaneser III RIMA 3.0.102.2 Shalmaneser III
RIMA 3.0.102.5 Shalmaneser III
RIMA 3.0.102.6 Shalmaneser III
RIMA 3.0.102.8 Shalmaneser III
Thema Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis zum Libanon. Der König tötet Auerochsen am Euphrat.
Tigris x x
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Der König tötet Auerochsen am Euphrat. Der König erobert alles von jenseits des Tigris bis nach Karkemiš. Die Stadt Sirqu liegt jenseits des Euphrat. Der König bricht von Ninive aus und überquert den Tigris. Vielleicht findet auch eine Überquerung des Euphrat statt. Der König bricht vom Euphrat auf und geht nach Aleppo. Die Könige vom Meer und vom Euphrat sind tributpflichtig. Verschiedene Städte werden als am Euphrat gelegen bezeichnet. Tigris und Euphrat werden mehrfach vom König und seinen Truppen überquert. Auch der rebellierende König Aḫunu überquert den Euphrat. Die königliche Jagd findet am Euphrat statt. Der Berg Šītamrat liegt am Euphrat. Der König überquert den Euphrat von Baqanu kommend. Auch der rebellierende König Aḫunu überquert den Euphrat. Der König erobert alles von der Quelle des Tigris bis zur Quelle des Euphrat. Der König bricht vom Euphrat aus auf und geht nach Melid. Er errichtet eine Stele am Euphrat. Die Könige vom Meer und vom Euphrat sind tributpflichtig. Er bringt an der Tigrisquelle Opfer dar. Auch an der Euphratquelle bringt er Opfer dar und wäscht die Waffen dort. An der Tigrisquelle bringt er eine Felsinschrift an. Verschiedene Orte werden als am Euphrat gelegen bezeichnet. In verschiedenen Regierungsjahren überquert der König den Euphrat. Auch der rebellierende König Aḫunu überquert den Euphrat. Der König erobert alles von der Quelle des Tigris bis zur Quelle des Euphrat. Er
Euphrat
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname
RIMA 3.0.102.10 Shalmaneser III
RIMA 3.0.102.12 Shalmaneser III
RIMA 3.0.102.14 Shalmaneser III
RIMA 3.0.102.16 Shalmaneser III
RIMA 3.0.102.20 Shalmaneser III
RIMA 3.0.102.21 Shalmaneser III (Tigris 3)
Thema zerstört urartäische Städte bis hin zur Euphratquelle. Er geht zur Tigrisquelle und bringt Opfer dar. Auch an der Euphratquelle bringt er Opfer dar und wäscht seine Waffen. Er bringt eine Felsinschrift an der Tigrisquelle an. Der Berg Šītamrat liegt am Euphrat. In verschiedenen Regierungsjahren überquert der König den Euphrat. Der König erobert die urartäischen Städte von der Quelle des Tigris bis zur Quelle des Euphrat. Er bringt eine Felsinschrift an der Tigrisquelle an. Verschiedene Orte werden als am Euphrat gelegen bezeichnet. Der Euphrat wird in verschiedenen Regierungsjahren vom König und seinen Truppen überquert. Auch der rebellierende König Aḫunu überquert den Euphrat. Der König erobert alles von der Quelle des Tigris bis zu der Quelle des Euphrat. Der Euphrat wird in verschiedenen Regierungsjahren vom König und seinen Truppen überquert. Der König bringt eine Felsinschrift an der Tigrisquelle an. Der Berg Šītamrat und die Stadt Ana-Aššur-utēr-aZbat liegen am Euphrat. Der Euphrat wird in verschiedenen Regierungsjahren vom König und seinen Truppen überquert. Auch der rebellierende König Aḫunu überquert den Euphrat. An der Tigrisquelle bringt der König Opfer dar und wäscht seine Waffen. Der Berg Šītamrat liegt am Euphrat. Der Euphrat wird in verschiedenen Regierungsjahren vom König und seinen Truppen überquert. Auch der rebellierende König Aḫunu überquert den Euphrat. Der Berg Šītamrat liegt am Euphrat. Der rebellierende König Aḫunu überquert den Euphrat. Salmanassar lässt Beute über den Euphrat transportieren. An der Quelle des Tigris schreibt der König seinen Namen.
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4.2 Monumentale Texte
Textname RIMA 3.0.102.22 Shalmaneser III (Tigris 5) RIMA 3.0.102.23 Shalmaneser III (Tigris 2) RIMA 3.0.102.24 Shalmaneser III (Tigris 4) RIMA 3.0.102.25 Shalmaneser III
RIMA 3.0.102.28 Shalmaneser III *RIMA 3.0.102.29 Shalmaneser III
*RIMA 3.0.102.30 Shalmaneser III
*RIMA 3.0.102.31 Shalmaneser III
*RIMA 3.0.102.32 Shalmaneser III
*RIMA 3.0.102.33 Shalmaneser III
RIMA 3.0.102.34 Shalmaneser III
*RIMA 3.0.102.35 Shalmaneser III *RIMA 3.0.102.36 Shalmaneser III
Thema An der Quelle des Tigris schreibt der König seinen Namen.
Tigris x
Euphrat
Der König erobert alles von der Tigrisquelle bis zur Euphratquelle.
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Der König erobert alles von der Tigrisquelle bis zur Euphratquelle.
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Der König hat die Quellen von Tigris und Euphrat gesehen. Eine Mauer in Assur vom Tabīra-Tor bis zum Tigris wird repariert. Im 13. Regierungsjahr überquert der König zum zehnten Mal den Euphrat. Der König erobert alles von der Tigrisquelle bis zur Euphratquelle. Die Stadt Melid liegt am Euphrat. Die Könige vom Meer und vom Euphrat sind tributpflichtig. Im 15. Regierungsjahr überquert der König zum zwölften Mal den Euphrat. Die Könige vom Meer und vom Euphrat sind tributpflichtig. Der König erobert alles von der Tigrisquelle bis zur Euphratquelle. Im 15. Regierungsjahr überquert er zum zwölften Mal den Euphrat. Der König erobert alles von der Tigrisquelle bis zur Euphratquelle. Im 15. Regierungsjahr überquert er zum zwölften Mal den Euphrat. Der König erobert alles von der Tigrisquelle bis zur Euphratquelle. Im 15. Regierungsjahr überquert er zum zwölften Mal den Euphrat. Der König erobert alles von der Tigrisquelle bis zur Euphratquelle. Im 15. Regierungsjahr überquert er zum zwölften Mal den Euphrat. Im 15. Regierungsjahr überquert der König zum zwölften Mal den Euphrat. Im 15. Regierungsjahr überquert der König zum zwölften Mal den Euphrat.
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname RIMA 3.0.104.3 Adad-nārārī III RIMA 3.0.104.5 Adad-nārārī III RIMA 3.0.104.6 Adad-nārārī III RIMA 3.0.104.8 Adad-nārārī III RIMA 3.0.104.2012 Adad-nārārī III RINAP 1, Tiglathpileser III 9 RINAP 1, Tiglathpileser III 25 RINAP 1, Tiglathpileser III 35 RINAP 1, Tiglathpileser III 39
RINAP 1, Tiglathpileser III 40 RINAP 1, Tiglathpileser III 46 RINAP 1, Tiglathpileser III 47
RINAP 1, Tiglathpileser III 49 RINAP 1, Tiglathpileser III 51 RINAP 1, Tiglathpileser III 52 SAAS 8, VII.b (Annalen Sargons) Frame 2004 (Sargon)
Thema Der König überquert den Euphrat. Bei einem Feldzug nach Ḫatti gegen Ataršumki wird der Euphrat überquert. Bei einem Feldzug nach Ḫatti wird der Euphrat überquert. Vom Euphrat aus unterwirft der König Ḫatti, Amurru etc. Der Berg Ebiḫ liegt am Tigris. Eine Euphratbrücke ist an der Grenze zu Urardu zu finden. Der „Zentralpalast“ in Kalḫu grenzt an den Tigris. Die Stadt Nampigu liegt am Euphrat. Aramäerstämme sind entlang des Tigris, des Euphrat, des Surappu und des Uqnû zu finden. Das Gebiet bis zum oberen/mittleren Euphrat wird erobert. Aramäerstämme sind entlang des Tigris, des Euphrat, des Surappu und des Uqnû zu finden. Aramäerstämme sind entlang des Tigris, des Euphrat, des Surappu und des Uqnû zu finden. Aramäerstämme sind entlang des Tigris, des Euphrat, des Surappu und des Uqnû zu finden. Der „Zentralpalast“ in Kalḫu grenzt an den Tigris. Die Stadt Uluruš liegt am Tigris. Vom Berg Eribi bis zum Euphrat sind acht verschiedene Regionen zu finden. Aramäerstämme sind entlang des Tigris, des Euphrat, des Surappu und des Uqnû zu finden. Aramäerstämme sind entlang des Tigris, des Euphrat, des Surappu und des Uqnû zu finden. Die königlichen Truppen überqueren Tigris und Euphrat während des Hochwassers wie trockenes Land. Aramäerstämme sind entlang des Tigris, des Euphrat, des Surappu und des Uqnû zu finden.
Tigris
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4.2 Monumentale Texte
Textname Sargon, Schwelleninschrift Typ 1–5 Sargons Große Prunkinschrift aus Ḫorsābād Sargons Annalen aus Ḫorsābād
RIMB 2.6.22.1 Sargon II RINAP 3/1, Sennacherib 3 RINAP 3/1, Sennacherib 4 RINAP 3/1, Sennacherib 15 RINAP 3/1, Sennacherib 16 RINAP 3/1, Sennacherib 17 RINAP 3/1, Sennacherib 22 RINAP 3/1, Sennacherib 23 RINAP 3/2, Sennacherib 46
*RINAP 3/2, Sennacherib 75 *RINAP 3/2, Sennacherib 76
Thema Aramäerstämme sind entlang des Tigris, des Euphrat, des Surappu und des Uqnû zu finden. Aramäerstämme sind entlang des Tigris zu finden. Marduk-apla-iddina flutet die Umgebung der Stadt Dūr-Jakīn mithilfe des Euphrat. Der König überquert mit seinen Truppen den Euphrat nach Bīt-Dakkūri. Mardukapla-iddina flutet die Umgebung der Stadt Dūr-Jakīn mithilfe des Euphrat. Der König konstruiert eine Kaimauer am Euphrat in Babylon. Der Süd-West-Palast in Ninive grenzt an den Tigris. Der Süd-West-Palast in Ninive grenzt an den Tigris. Der Süd-West-Palast in Ninive grenzt an den Tigris. Die Stadt Tastiāte liegt jenseits des Tigris. Der Süd-West-Palast in Ninive grenzt an den Tigris. Die Stadt Tastiāte liegt jenseits des Tigris. Die Stadt Tastiāte liegt jenseits des Tigris. Es werden Kanalarbeiten am Ḫosr durchgeführt, der in den Tigris fließt. Die Stadt Ḫalulê liegt am Tigris.
Tigris x
Euphrat x
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Die Stadt Ḫalulê liegt am Tigris.
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Der König erhebt seinen Kopf vom Euphrat bis zum Meer. Aramäerstämme sind an Tigris und Euphrat zu finden. Die Truppen des Königs fahren mit Schiffen zuerst den Tigris bis nach Upî herunter, transportieren sie dann über Land zum Araḫtu. Sie segeln weiter den Purattu herunter, während der König sie auf dem Landweg begleitet. Der König lässt große Zedernpfeiler aus dem Tigris heben. Der König lässt große Zedernpfeiler, gebracht vom Sirāra und Libanon, aus dem Tigris heben.
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname RINAP 3/2, Sennacherib 151 RINAP 3/2, Sennacherib 168 RINAP 3/2, Sennacherib 213 RINAP 3/2, Sennacherib 230 RINAP 3/2, Sennacherib 1016 WVDOG 121, Nr. 36 (Sanherib) RINAP 4, Esarhaddon 1 RINAP 4, Esarhaddon 34 RINAP 4, Esarhaddon 108 RINAP 4, Esarhaddon 1015 Assurbanipal Prisma A RIMB 2.6.35.3 Aššur-etel-ilāni Kudurru Mardukzākir-šumi I. Kudurru Šamaššuma-ukīn CUSAS 17, 77 (Erība-Marduk) WVDOG 121, Nr. 53 (König unklar) WVDOG 121, Nr. 56 (König unklar) Neubabylonisch Textname Nabopolassar Nr. 2 Nebukadnezar II. Nr. 1
Thema Der Süd-West-Palast in Ninive grenzt an den Tigris. Der Euphrat transportiert die Trümmer aus Babylon ins Meer. Aramäerstämme sind an Tigris und Euphrat zu finden. Die Stadt Surmarrāti liegt am Tigris.
Tigris x
Der Zāb und der Tigris werden in unklarem Kontext zusammen genannt. Der Süd-West-Palast in Ninive grenzt an den Tigris. Der König erreicht den Kai des Tigris. Er lässt alle seine Truppen den weiten Tigris wie einen Kanal überspringen. Der König überquert Tigris und Euphrat in ihrer Hochflut. Der König führt den Euphrat in Babylon zu seinem früheren Lauf zurück. Im Monat Ijjar lässt Iškur es regnen und der Tigris befindet sich in seiner Hochflut. Die königlichen Truppen überqueren Tigris und Euphrat unbeschadet während des Hochwassers. Ein Brunnen wird gereinigt wie der Tigris und der Euphrat. Ein Feld in der Region von Dilbat grenzt an den Euphrat. Ein Feld in Bīt-Dakkūri grenzt an den Euphrat. unklar
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Thema Der König führt den Euphrat nach Sippar zurück. Arbeiten an der Kaimauer des Araḫtu/Euphrat werden durchgeführt.
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unklar Der König überquert den Tigris und reist weiter nach NaZībina.
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Euphrat x x
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4.2 Monumentale Texte
Textname Nebukadnezar II. Nr. 2 Nebukadnezar II. Nr. 7 Nebukadnezar II. Nr. 8 Nebukadnezar II. Nr. 15 Nebukadnezar II. Nr. 17 Nebukadnezar II. Nr. 20
Nebukadnezar II. WBA
Nebukadnezar II. WBC
Nebukadnezar II. NeKA *Nebukadnezar II. C26 Da Riva 2012b (Nebukadnezar II.) CTMMA 4, 165 (Nebukadnezar II.)
Donbaz 2001 (Nebukadnezar II.) Bruschweiler 1989 (Nebukadnezar II.) CT 37, 13 (Nebukadnezar II.) Neriglissar Nr. 1
Thema Arbeiten an der Kaimauer des Araḫtu/Euphrat werden durchgeführt. Eine Mauer wird vom Euphrat bis zum Tor, das dem Ištar-Tor gegenüberliegt, gebaut. Der Kanal Libil-ḫegalla mündet in den Euphrat. Arbeiten an der Kaimauer des Araḫtu/Euphrat werden durchgeführt. Eine Festung am Euphrat wird gebaut. Der König herrscht über die Könige von Ḫatti von jenseits des Euphrat. Arbeiten an der Kaimauer des Araḫtu/Euphrat werden durchgeführt. Eine Festung, die in den Euphrat hineinragt, wird gebaut. Der König stattet Marduks Prozessionsboot aus, so dass es im Euphrat glänzt. Arbeiten an der Kaimauer des Araḫtu/Euphrat werden durchgeführt. Der König baut verschiedene Mauern, deren Endpunkte Tigris und Euphrat sind. Er bessert die Kaimauer des Euphrat aus. Marduks Prozessionsboot glänzt im Euphrat. Der König baut verschiedene Mauern, deren Endpunkte Tigris und Euphrat sind. Der König baut verschiedene Mauern, deren Endpunkte Tigris und Euphrat sind. Der König baut verschiedene Mauern, deren Endpunkte Tigris und Euphrat sind. Der König bessert die Kaimauer des Araḫtu/Euphrat aus. Er konstruiert zum Schutz von Babylon eine Mauer, deren Endpunkte jeweils oberhalb und unterhalb der Stadt am Euphrat liegen. Ein Palast liegt am Euphrat.
Tigris
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[x]
⌈x⌉
Zwei Felder, die am Euphrat liegen, werden ausgetauscht. Besitzer sind der König und ein gewisser Ḫaltiku. Marduks Prozessionsboot fährt auf dem Euphrat. Die „Südburg“, die an den Euphrat grenzt, wird restauriert.
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname Nabonid EḫulḫulZylinder RIMB 2.6.14.1 Nabû-šuma-iškun RIMB 2.6.14.2001 Nabû-šuma-iškun RIMB 2.S.0.1002.2 Ninurta-kudurrīu\ur RIMB. 2.S.0.1002.6 Ninurta-kudurrīu\ur RIMB. 2.S.0.1002.11 Ninurta-kudurrīu\ur RIMB. 2.S.0.1002.12 Ninurta-kudurrīu\ur Sippar-ŠamašTafel
Kudurru Nabûapla-iddina Nr. 1 Kudurru Nabûapla-iddina Nr. 2
Thema Der König bietet Truppen auf vom Oberen Meer jenseits des Euphrat bis zum Unteren Meer. Die Stadt Dūr-ša-Karbi liegt am Euphrat. Der Tigris ist in unklarem Kontext erwähnt. Dutēti liegt am Euphrat.
Tigris
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Euphrat x x x
Die Stadt Ra\īl liegt inmitten des Euphrat. Ein ki\ru wird vom Euphrat ausgehend gebaut. Die Stadt Ra\īl liegt inmitten des Euphrat.
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Die Stadt Ānat liegt inmitten des Euphrat.
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Die Stadt Ra\īl liegt inmitten des Euphrat.
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Das Ekarzagina, der Tempelbereich Eas im Esaĝil, grenzt an den Euphrat. Jenseits des Euphrat auf der westlichen Uferseite wird ein Kultbild des Šamaš gefunden. Ein Feld liegt am Euphrat bei Bīt-Atnâ und beim Mašê-Kanal. Ein Feld liegt am Euphrat bei Abul-Uraš.
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4.3 Alltagstexte Frühdynastisch Mari (Urkunden) Textname Charpin 1987, no. 7
Thema Dem vergöttlichten Euphrat wird Emmer zugeteilt.
Tigris
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Euphrat x
201
4.3 Alltagstexte
Ur III und Lagaš II Nippur (Urkunden) Textname TMH NF 1–2, 311 (Šu-Suen) NRVN 1, 65 (Šu-Suen) NATN 170 (Šu-Suen) NATN 900 (Ibbi-Suen) NATN 723 (unklar) NRVN 1, 264 (unklar) TMH NF 1–2, 56 (unklar)
Thema Eine Mauer in Nippur erstreckt sich von den Bäumen am „Ufer“ des Euphrat bis zum Tor von Ninšubur. Schilfbündel vom „Ufer“ des Euphrat werden als Kredit gegeben. unklar
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unklar
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Auf einem Feld am „Ufer“ des Tigris werden Ziegel gebrannt. Erdarbeiten werden am „äußeren Uferdamm“ des Tigris durchgeführt. Getreide wird vom „Ufer“ des Tigris eingebracht.
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Puzriš-Dagan (Urkunden) Textname Thema Rochester 22 Dem vergöttlichten Tigris wird eine Ziege (Šulgi) zugeteilt. BIN 3, 521 Ein toter Ziegenbock vom „Ufer“ des (Amar-Suen) Euphrat wird gelistet. Torino 1, 407 Eine tote Ziege vom „Ufer“ des Euphrat (Amar-Suen) wird gelistet. Princeton 1, 66 Der Thron von Ur-Namma, Šulgi und (Šu-Suen) Amar-Suen hat das „Ufer“ des Tigris ergriffen(?). Umma (Urkunden) Textname *Nisaba 23, 123 (Šulgi) *BPOA 2, 2411 (Šulgi) MVN 15, 390 (Šulgi) Aleppo 260 (Šulgi) Aleppo 180 (Šulgi)
Thema Arbeiter werden am Wasser am „Ufer“ des Tigris eingesetzt. Arbeiter werden am Wasser am „Ufer“ des Tigris eingesetzt. Trockenasphalt wird vom „Ufer“ des Tigris per Boot gebracht. Sesam wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert. Schilf wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert.
Tigris
Euphrat x x
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Tigris x
Euphrat x x
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Tigris x x x x x
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Euphrat
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname *SAT 2, 783 (Šulgi) *MCS 7, 22 BM 105330 (Šulgi) Peat 1976, Nr. 36 (Šulgi) *UTI 4, 2921 (Šulgi) *UTI 3, 2095 (Šulgi) *MVN 16, 769 (Šulgi) Aleppo 187 (Šulgi) Princeton 1, 544 (Šulgi) MVN 2, 176 (Šulgi) Princeton 1, 431 (Šulgi) BIN 5, 242 (Šulgi) *BPOA 7, 2210 (Amar-Suen) MVN 21, 41 (Amar-Suen) Syracuse 10 (Amar-Suen) TCL 5, 5675 (Amar-Suen) *SAT 2, 323 (Amar-Suen) *BPOA 7, 2274 (Amar-Suen) *BPOA 7, 2352 (Amar-Suen) *BPOA 7, 2326 (Amar-Suen) NYPL 268 (Amar-Suen)
Thema Schilf wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert. Ein Feld liegt am Uferdamm des Tigris.
Tigris x
Arbeiter werden am Wasser am Tigris eingesetzt. Schilf wird in einen Speicher am „Ufer“ des Tigris eingebracht. Schilf wird in einen Speicher am „Ufer“ des Tigris eingebracht. Schilf wird zu einem Speicher am „Ufer“ des Tigris transportiert. Stroh wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert. Stroh wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert. Ein Tempel des Enki liegt am Tigris.
x
Die Schilfernte findet zwischen dem ŠaraTempel und dem Wehr am Tigris in Apisal statt. Ein Boot wird auf dem Weg von Apisal nach Puzriš-Dagan in den Tigris transferiert. Bauarbeiten werden an einem Speicher am „Ufer“ des Tigris durchgeführt. Schilf wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert. Bauarbeiten werden an einem Speicher am „Ufer“ des Tigris durchgeführt. Schilf wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert und auf ein Floß gebunden. Schilf wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert. Schilfbündel werden am Wehr am Tigris bereitgestellt. Arbeiter werden am Wehr am Tigris in Apisal eingesetzt. Brot wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert. Schilf wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert. Schilf wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert.
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Euphrat
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4.3 Alltagstexte
Textname SACT 2, 21 (Amar-Suen) *BPOA 6, 1116 (Amar-Suen) *BPOA 1, 1322 (Amar-Suen) Princeton 1, 397 (Amar-Suen) Princeton 1, 384 (Amar-Suen) *UTI 5, 3168 (Amar-Suen) *UTI 4, 2597 (Amar-Suen) *UTI 6, 3810 (Amar-Suen) MVN 15, 94 (Amar-Suen) *MCS 3, 87 BM 105534 (Amar-Suen) *BPOA 2, 2287 (Amar-Suen) *UTI 3, 1632 (Amar-Suen) *MVN 14, 359 (Amar-Suen) *MVN 14, 360 (Amar-Suen) Princeton 1, 347 (Amar-Suen) *MVN 16, 789 (Šu-Suen) MVN 21, 148 (Šu-Suen) *UTI 3, 1694 (Šu-Suen) *UTI 3, 1794 (Šu-Suen) TCL 5, 5676 (Šu-Suen) MVN 10, 102 (Šu-Suen)
Thema Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt. Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt. Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt. Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt. Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt. Arbeiter werden am Wasser am „Ufer“ des Tigris eingesetzt. Arbeiter werden am Wasser am „Ufer“ des Tigris eingesetzt. Arbeitskräfte werden am Wasser am „Ufer“ des Tigris und am Wehr am Tigris in Apisal eingesetzt. Schilf wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert und auf ein Floß gebunden. Schilf wird vom „Ufer“ des Tigris zu einem Speicher transportiert. Arbeiten werden am Uferdamm des Tigris durchgeführt. Arbeiten werden am Uferdamm des Tigris durchgeführt. Wasser wird in Gefäßen von Tigris und Euphrat zum Tummal transportiert. Schilf wird vom „Ufer“ des Euphrat zu einem Speicher transportiert. Schilf wird vom „Ufer“ des Euphrat zu einem Speicher vom Tummal transportiert. Gefäße werden vom Tummal zum „Ufer“ des Euphrat transportiert. Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt. Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt. Arbeiter werden am Wasser am „Ufer“ des Tigris eingesetzt. Arbeiter werden an einem Wehr am Tigris eingesetzt. Arbeiter werden an zwei Wehren am Tigris eingesetzt.
Tigris x
Euphrat
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname *UTI 6, 3707 (Šu-Suen) *UTI 3, 1815 (Šu-Suen) *UTI 4, 2926 (Šu-Suen) *UTI 3, 1807 (Šu-Suen) *SNAT 477 (Šu-Suen) *BPOA 1, 894 (Šu-Suen) *UTI 4, 2728 (Šu-Suen) Princeton 1, 500 (Šu-Suen) *BPOA 7, 1583 (Šu-Suen) Schneider 1930, Nr. 417 (Šu-Suen) CUSAS 3, 1470 (Šu-Suen) *UTI 6, 3669 (Šu-Suen) Nik. 2, 158 (Šu-Suen) Englund 1991, 262–263 (Šu-Suen) *MVN 16, 1587 (Šu-Suen) *BPOA 7, 1964 (Šu-Suen) Foxvog 1986, 68– 69 (Šu-Suen) *BPOA 1, 594 (Šu-Suen) *SAT 3, 1514 (Šu-Suen)
Thema Ein Boot wird auf dem Weg zwischen Ušgidda und Umma zum „Ufer“ des Tigris transferiert. Ein Boot wird auf dem Weg zwischen Ušgidda und Umma zum „Ufer“ des Tigris transferiert. Der Uferdamm des Tigris wird als Transportweg genutzt. Der Uferdamm des Tigris wird als Transportweg genutzt. Schilf wird zu einem Wehr am Tigris transportiert. Arbeiter werden am Wehr am Tigris in Apisal eingesetzt. Arbeiter werden am Wehr am Tigris in Šulpa\e eingesetzt. Arbeiter werden am Wehr am Tigris in Šulpa\e eingesetzt. Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt. Getreide wird zum Endstück des Tigris transportiert. Getreide wird zum Endstück des Tigris transportiert. Erdhebearbeiten werden an den zwei Außenseiten des „Ufers“ des Tigris durchgeführt. Ein Boot wird auf dem Weg zwischen Umma und Gu\edena zum „Ufer“ des Tigris transferiert. Arbeiter werden am Wehr am Tigris in Apisal eingesetzt. Arbeiter werden an einem Wehr am Tigris eingesetzt.
Tigris x x x x x x x x x x x x x x
Das „Ufer“ des Tigris wird nivelliert.
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Das „Ufer“ des Tigris wird gereinigt.
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Schilf wird zum „Ufer“ des Tigris und zu einem Speicher am „Ufer“ des Tigris transportiert. Schilf wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert und auf ein Boot geladen. Schilf wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert und auf ein Boot geladen.
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Euphrat
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4.3 Alltagstexte
Textname *SAT 3, 1452 (Šu-Suen) *UTI 6, 3811 (Šu-Suen) Princeton 1, 413 (Šu-Suen) MVN 9, 202 (Šu-Suen) *UTI 4, 2901 (Šu-Suen) *BPOA 7, 2311 (Šu-Suen) MVN 21, 87 (Šu-Suen) *UTI 4, 2397 (Šu-Suen) *BPOA 6, 70 (Šu-Suen) *SAT 3, 1548 (Šu-Suen) MVN 21, 101 (Šu-Suen) SA 78 (Šu-Suen) *SAT 3, 1547 (Šu-Suen) *BPOA 6, 16 (Šu-Suen) *SAT 3, 1659 (Šu-Suen) Nik. 2, 154 (Šu-Suen) *BPOA 1, 779 (Šu-Suen) MVN 20, 210 (Šu-Suen) MVN 21, 112 (Šu-Suen) MVN 21, 111 (Šu-Suen) *SAT 3, 1689 (Šu-Suen)
Thema Schilf wird vom „Ufer“ des Tigris zu einem Speicher transportiert. Der Uferdamm des Tigris wird nivelliert.
Tigris x
Arbeiter werden am Wasser am „Ufer“ des Tigris eingesetzt. Arbeiter werden am Wasser am „Ufer“ des Tigris eingesetzt. Arbeiter werden am Wasser am „Ufer“ des Tigris eingesetzt. Die Getreideernte findet in dem Gebiet zwischen einer Tenne und dem „Ufer“ des Tigris statt. Die Getreideernte findet in dem Gebiet zwischen einer Tenne und dem „Ufer“ des Tigris statt. Schilf und Balken werden vom „Ufer“ des Tigris zum e2 udu Kamsalla transportiert. Schilf wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert. Grünpflanzen werden zum „Ufer“ des Tigris transportiert und auf ein Boot geladen. Der Uferdamm des Tigris wird nivelliert.
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Der Uferdamm des Tigris wird nivelliert. Das „Ufer“ des Tigris wird nivelliert.
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Arbeiter werden am Wasser am „Ufer“ des Tigris eingesetzt. Schilf wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert und auf ein Floß geladen. Emmer wird zum „Ufer“ des Tigris transportiert. Arbeiter werden am Wehr am Tigris in Apisal eingesetzt. Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt. Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt. Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt. Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt.
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Euphrat
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname *BPOA 6, 495 (Šu-Suen) MVN 21, 123 (Šu-Suen) MVN 21, 118 (Šu-Suen) Nik. 2, 104 (Šu-Suen) *SAT 3, 1699 (Šu-Suen) Neumann 2010, Nr. 2 (Ibbi-Suen) BIN 5, 185 (unklar) *BPOA 6, 909 (unklar) MVN 17, 155 (unklar) Conteneau 1916, Nr. 97 (unklar) Schneider 1930, Nr. 511 (unklar) MVN 10, 105 (unklar) YOS 4, 56 (unklar)
Girsu (Urkunden) Textname Gomi 1980, Nr. 52 (Šulgi) Pettinato 1970– 1971, 300–305 (Šulgi) MVN 12, 226 (Šulgi) HSS 4, 7 (Šulgi) MVN 13, 872 (Šulgi)
Thema Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt. Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt. Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt. Vertiefungsarbeiten werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris durchgeführt. Arbeiter werden für Nivellierungsarbeiten an einer Bewässerungseinrichtung am „Ufer“ des Tigris eingesetzt. Arbeiter werden an einer Bewässerungseinrichtung am Tigris eingesetzt. Mehrere Lieferungen Schilf werden in einen Speicher am „Ufer“ des Tigris eingebracht. Eine Strecke zwischen zwei Punkten entlang des Tigris wird gemessen. Der Kontext ist abgebrochen, möglicherweise liegt ein Feld am Tigris. Ein Feld liegt am „Ufer“ des Tigris. Arbeiter werden an einem Wehr am Tigris eingesetzt. Vom Tigris aus werden Kanäle gegraben.
Tigris x
Euphrat
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Für ein Fest werden Ausgaben vermutlich für den Weitertransport zu den „Ufern“ von Tigris und Euphrat gebracht.
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Thema Getreide kommt von einem Feld am „Ufer“ des Tigris. Felder liegen am „Ufer“ des Tigris.
Tigris x
Euphrat
Getreide kommt von einem Feld am „Ufer“ des Tigris. Getreide kommt von einem Feld am „Ufer“ des Tigris. Getreide kommt von einem Feld am „Ufer“ des Tigris.
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4.3 Alltagstexte
Textname *PPAC 5, 1032 (Amar-Suen) RTC 412 (Amar-Suen) ITT 3, 6447 (Šu-Suen) TCTI 2, 3280 (Šu-Suen) *TCTI 1, 742 (Šu-Suen) SNAT 194 (Šu-Suen) *SAT 1, 305+306 (Šu-Suen) MVN 6, 301 (unklar) Maekawa 1957, Nr. 125 (unklar) ITT 5, 6863 (unklar) CT 7, 29 BM 18384 (unklar) *PPAC 5, 239 (unklar) MVN 6, 547 (unklar) CT 7, 43 BM 17759 (unklar) *MVN 6, 446 (unklar) *Nisaba 3/2, 32 (unklar) *Nisaba 22, 28 (unklar) Ontario 2, 468 (unklar) HLC 1, 143 (unklar)
Thema Der vergöttlichte Tigris(?) wird genannt.
Tigris x
Ein Feld liegt am Tigris.
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Ein Palmgarten liegt am „Ufer“ des Tigris.
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Arbeiter werden am Tigris und am NINA-še-DU-Kanal eingesetzt. Zwei Wehre am Tigris werden genannt.
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Arbeiter werden am großen Wehr am Tigris / am Wehr am großen Tigris eingesetzt. Getreide von einem Feld am „Ufer“ Tigris wird eingeliefert. Brot wird für den Enki-Tempel am Ufer des Tigris zugeteilt. Ein Feld liegt am Uferdamm des Tigris.
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Ein Feld liegt am Uferdamm des Tigris.
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Ein Feld liegt am Uferdamm des Tigris.
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Ein Feld liegt am „Ufer“ des Tigris.
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Ein Feld liegt am „Ufer“ des Tigris.
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Ein Schilfzaun, der sich bis zum „Ufer“ des Tigris erstreckt, wird errichtet. Es werden Rationen für Arbeiter ausgegeben, die am „Ufer“ des Tigris eingesetzt wurden. Es werden Rationen für Arbeiter ausgegeben, die am Tigris eingesetzt wurden. Es werden Rationen für Arbeiter ausgegeben, die am Tigris eingesetzt wurden. Es werden Rationen für Arbeiter ausgegeben, die am Tigris eingesetzt wurden. Es werden Rationen für Arbeiter ausgegeben, die am Tigris eingesetzt wurden.
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Euphrat
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname HLC 2, 23 (unklar)
Tigris x
*MVN 7, 85 (unklar)
Thema Rationen für Feierlichkeiten am „Ufer“ des i 7Piriĝ-gen7-du und des Tigris werden ausgegeben. Rationen für Feierlichkeiten am „Ufer“ des i 7Piriĝ-gen7-du und des Tigris werden ausgegeben. Der Text listet Ausgaben(?) von Früchten, der Kontext zum Tigris ist unklar.
Adab (Urkunden) Textname MVN 3, 376 (unklar)
Thema Getreide vom „Ufer“ des Tigris wird empfangen.
Tigris x
Euphrat
Thema Arbeiterinnen werden an einem Wehr am Tigris beim Mušbi\ana-Kanal eingesetzt. Der Tigris wird mit der Stadt Akkad assoziiert.
Tigris x
Euphrat
*BPOA 1, 1568 (unklar)
Ur (Urkunden) Textname UET 3, 1444 (unklar) UET 8, 14 (Liste von ensis, Datierung jedoch unklar)
Euphrat
x x
x
Altassyrisch Kaniš (Briefe) Textname *kt 87/k275
Thema Eine Sklavin wird über den Euphrat gebracht.
Tigris
Euphrat x
Thema Felder am „Euphratufer“ werden aufgeteilt und an Truppen übergeben.
Tigris
Euphrat x
Altbabylonisch Mari (Briefe) Textname ARM 1, 6 (Šamšī-Adad an Jasmaḫ-Adad) ARM 1, 23 (Šamšī-Adad an Jasmaḫ-Adad) ARM 1, 62 (Šamšī-Adad an Jasmaḫ-Adad)
Truppen vom „Euphratufer“ werden nach Qadna geschickt.
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Der Status der Truppen vom „Euphratufer“ wird beschrieben.
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4.3 Alltagstexte
Textname ARM 1, 83 (Šamšī-Adad an Jasmaḫ-Adad) *ARM 2, 1 (Šamšī-Adad an Jasmaḫ-Adad) ARM 2, 22 (Ibal-pî-el an Zimrī-Lîm) ARM 2, 25 (Ibal-pî-el an Zimrī-Lîm) ARM 2, 28 (Ibal-pî-el an Zimrī-Lîm) ARM 2, 42 / ARM 26, 518 (Iddijātum an Zimrī-Lîm) ARM 2, 90 / ARM 26, 220 (Kibri-Dagan an Zimrī-Lîm) ARM 2, 99 / ARM 26, 62 (Asqudum an Zimrī-Lîm) ARM 2, 130 (Jassi-Dagan an Zimrī-Lîm) ARM 2, 131 (Mašum an einen König) ARM 3, 12 (Kibri-Dagan an Zimrī-Lîm) ARM 4, 6 (Šamšī-Adad an Jasmaḫ-Adad) ARM 4, 7+ (Šamšī-Adad an Jasmaḫ-Adad) ARM 4, 73 (Išme-Dagan an Jasmaḫ-Adad)
Thema Schafe werden zum Tränken zum „Euphratufer“ geführt.
Tigris
Euphrat x
Die Truppen vom „Euphratufer“ sollen sich in Saggarātum sammeln.
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Truppen vom „Euphratufer“ werden zusammen mit suḫäischen und babylonischen Truppen genannt. Truppen vom „Euphratufer“ werden zusammen mit babylonischen und ḫanäischen Truppen genannt. Felder liegen am „Euphratufer“. Getreide wird am „Euphratufer“ gekauft.
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Die Turukkäer überqueren am 25. Abum den Tigris Richtung Ninive.
x x x
Herden werden zum „Euphratufer“ geführt.
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Die Numḫa und Jamutbal werden Schilf und Rohr am „Euphratufer“ zerstören.
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Eine Musterung findet am „Euphratufer“ statt.
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Ein Brief wird vom „Euphratufer“ versendet. Zallul liegt am Euphrat.
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Sutäer lagern am Euphrat oberhalb von Terqa.
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Boote sollen in Jakaltum oder anderswo am „Euphratufer“ bereitgestellt werden.
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Scheichs vom „Euphratufer“ sollen gegen verbrecherische Truppen vorgehen.
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unklar
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname ARM 4, 76 (Išme-Dagan an Jasmaḫ-Adad) ARM 5, 1 (Jasmaḫ-Adad an Išme-Dagan) ARM 5, 27 (Tarīm-šakim an Jasmaḫ-Adad) ARM 5, 81 (Lā\ûm an Jasmaḫ-Adad) ARM 10, 155 (Meptûm an seine Königin) ARM 10, 178 (Jasmaḫ-Adad an Akatija) ARM 14, 84+ (Jaqqim-Adad an Zimrī-Lîm) ARM 26, 6 (Bannum an Zimrī-Lîm) ARM 26, 14 (Sammêtar an Zimrī-Lîm) ARM 26, 31 (Asqudum und Ḫali-Ḫadun an Zimrī-Lîm) ARM 26, 102 (Ḫali-Ḫadun und Inib-Šamaš an Zimrī-Lîm) ARM 26, 103 (Ibal-pî-el an Zimrī- Lîm) ARM 26, 523 (Iddijātum an den König) ARM 26, 260 (Lā\ûm an JasmaḫAdad)
Thema Truppen Išme-Dagans überqueren den Tigris.
Tigris x
Elitetruppen vom „Tigrisufer“ werden zusammen mit ḫanäischen Truppen genannt. Paläste liegen am „Euphratufer“.
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Euphrat
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Schafe sind den Ḫanäern und den „Untergebenen“ vom „Euphratufer“ zugeteilt. Feindliche Truppen wollen das „Euphratufer“ angreifen.
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Truppen vom „Euphratufer“ werden ausgehoben.
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Die Benjaminiten planen eine Razzia am „Euphratufer“. Das „Euphratufer“ ist in Alarmbereitschaft. Mari, dem Palast und dem „Euphratufer“ geht es gut.
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Im Monat Igikur werden die Tage kälter und der Euphrat füllt sich mit Wasser.
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Am „Euphratufer“ findet die Ernte statt.
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Für das Wohlergehen von Šitullum, Assur, Andarig, Kurdā und das „Euphratufer“ wird eine Opferschau durchgeführt.
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Für das Wohlergehen von Šitullum, Assur, Andarig, Kurdā und das „Euphratufer“ wird eine Opferschau durchgeführt. [ubātum liegt am Tigris.
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Eine Krankheit herrscht am „Euphratufer“ vor.
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211
4.3 Alltagstexte
Textname ARM 26, 342 (JamZum an ZimrīLîm) *ARM 26/1, S. 179 (unklar) *ARM 26/2, S. 33 (Ibal-el an Zimrī-Lîm) ARM 27, 107 (Zimrī-Adad an Zimrī-Lîm) ARM 27, 118 (Zimrī-Adad an Zimrī-Lîm) ARM 27, 140 (Zimrī-Adad an Zimrī-Lîm) ARM 27, 151 (Zimrī-Adad an Zimrī-Lîm) ARM 28, 10 (Ḫammurāpi an Meptûm) *Dossin 1939, 984/2 (Ḫali-Ḫadun an Zimrī-Lîm) *Dossin 1939, 988/1 (Ḫali-Ḫadun an Zimrī-Lîm) *Dossin 1939, 988/3 (Zimrī-Lîm an Jassi-Dagan) *Dossin 1939, 989/2 (unklar) Durand 1990a (Ḫammī-ištamar an Zimrī-Lîm) *Durand 1991, S. 45 (Jaggiḫ-Adad an Zimrī-Lîm) *Durand 1994, no. 60 (Lā\ûm an Zimrī-Lîm)
Thema Ḫatnum liegt am Tigris.
Tigris x
Kundschafter vom „Euphratufer“ werden dem Distrikt von Šamaš-tillassu zugeordnet. Diener vom „Euphratufer“ werden zusammen mit ḫanäischen Dienern genannt. Truppen vom „Euphratufer“ besitzen Felder.
x x x
Nachrichten vom „Euphratufer“ werden in unklarem Kontext erwähnt. Truppen durchqueren das Gebiet zwischen Tigris und Irnina.
Euphrat
x x
Die Truppen vom „Euphratufer“ werden in zwei Teile geteilt.
x
Feindliche Truppen überqueren den Euphrat.
x
Die Ḫanäer sollen zum „Euphratufer“ gehen und sich dort niederlassen.
x
Jaminiten greifen Herden am „Euphratufer“ an.
x
Seit dem Tag, an dem der König zum „Euphratufer“ gegangen ist, haben die Jaminiten Razzien durchgeführt. Die Herden sollen am „Euphratufer“ gesammelt werden. Mögen die Feinde vom „Euphratufer“ ferngehalten werden.
x x x
Der König ist zum „Euphratufer“ zurückgekehrt.
x
Der Text erwähnt Bauern […] am Euphrat, die einen Beitrag auszahlen.
x
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname Eidem 1994, no. 116 (Sumu-ḫadu an Zimrī-Lîm) *FM 2, S. 297 = A 1098 (Bannum an Zimrī-Lîm) *FM 5, S. 228 = A 405 (Ibal-pî-el an Zimrī-Lîm) FM 5, S. 33 = M 5037+ (Brief an Šamšī-Adad I.) FM 7, no. 10 (Warad-ilišu an Zimrī-Lîm) FM 8, no. 43 (Ašmad an Zimrī-Lîm) Guichard 2002, S. 109–127 (Zimrī-Lîm an Ibal-pî-el II.) *van Koppen 1997, S. 426 = A 4197 (Sumija an Jasmaḫ-Adad) Kupper 1990 (Jassi-Dagan an Zimrī-Lîm) LAPO 16, 281 (Ibal-pî-el an Zimrī-Lîm) LAPO 17, 486 (Lā\ûm an Jasmaḫ-Adad) *Syria 50, 4f. = TH 72-2 (Tarīm-šakim an Jasmaḫ-Adad) *Wasserman 1994, S. 324 Nr. 21 (Jassi-Dagan an Sammêtar)
Thema Truppen der Jaminiten stammen vom „Euphratufer“.
Tigris
Bannum weilt am „Euphratufer“ und festigt die Stellungen. Verhandlungen zwischen Ḫammurāpi und [illī-Sîn von Ešnunna finden über die Grenzregion am „Ufer“ des Tigris um Mankisum, Upî und Šaḫaduni statt. Šamšī-Adad I. wird die Herrschaft über die „Ufer“ von Tigris und Euphrat gegeben.
Euphrat x x
x
x
x
Der Euphrat hat Niedrigwasser.
x
Schafe werden zum „Euphratufer“ geführt.
x
Truppen vom „Euphratufer“ werden zusammen mit ḫanäischen Truppen genannt.
x
Die Suḫäer vom „Euphratufer“ rebellieren.
x
Der König reist zum „Euphratufer“.
x
Verschiedene Distrikte liegen am „Euphratufer“.
x
Reservetruppen und Schiffe vom „Euphratufer“ sollen versammelt werden.
x
Der Tigris wird heimlich von einem Gesandten Jasmaḫ-Adads auf dem Weg zu Išme-Dagan überquert. Truppen aus Ešnunna machen sich auf den Weg zum „Euphratufer“. Das Wohlergehen des „Euphratufers“ muss gesichert werden.
x
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x
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4.3 Alltagstexte
Textname *Ziegler 2002, S. 251 = A 2137+ (Atamrum an Zimrī-Lîm) *Ziegler 2014, S. 277 =A 2471 (Brief an Jasmaḫ-Adad) Mari (Urkunden) Textname ARM 9, 248 *ARM 22, 331 ARM 23, 595
ARM 25, 595 FM 10, no. 17 FM 10, no. 81 FM 10, no. 86 Tall ar-Rimā] Textname OBTR Nr. 9
Thema Er geht nicht den Tigris entlang, er nimmt den Weg durch die Steppe.
Tigris x
Felder liegen am „Euphratufer“.
Thema Es werden möglicherweise Scheichs vom „Euphratufer“ erwähnt. unklar Deserteure stammen vom „Euphratufer“ aus der Region zwischen Mari und Saggarātum. Männer vom „Euphratufer“ werden gelistet. Silber wird zwei Scheichs vom „Euphratufer“ zugeteilt. Scheichs vom „Euphratufer“ werden gelistet. Scheichs vom „Euphratufer“ werden gelistet.
Thema
x
Tigris
AbB 2, 70 (Abī-ešuḫ an Sîn-iddinam und Leute aus Sippar)
Euphrat x x x x x x x
Tigris
Euphrat x
Thema Dem Tigris-Distrikt wird ein für Arbeitstruppen zuständiger Schreiber zugeordnet.
Tigris x
Euphrat
Der Tigris führt im kebētum/Šabādum Hochwasser. Arbeiten am Kai des Irnina und am Euphrat/Sippirītum werden durchgeführt.
x
unklar
Sippar (Briefe) Textname AbB 1, 2 (AmmiZaduqa an Marduk-ušallim u.a.) AbB 1, 141 (unklar)
Euphrat
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x
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname *AbB 5, 155 (an die Richter von Sippar)4 AbB 7, 47 (AmmiZaduqa an Marduk-ušallim) AbB 8, 59 (unklar)
*AbB 12, 11 (Igmil-Sîn an Nabium-atpalam) Sippar (Urkunden) Textname *MHET 2/1, 12 (Sumu-la-el) *MHET 2/3, 343 (Sumu-la-el) *MHET 2/3, 426 (Sumu-la-el) *MHET 2/3, 463 (Sumu-la-el) Edubba 7, 70 (Sîn-muballid) Scheil 1902, Nr. 10 / *77 / *89 (Sîn-muballid) Scheil 1902, Nr. 67 (Sîn-muballid) VAB 5, 276 (Sîn-muballid) *MHET 2/2, 144 (Ḫammurāpi) *MHET 2/2, 212 (Ḫammurāpi) *MHET 2/2, 224 (Ḫammurāpi) VAB 5, 134 (Ḫammurāpi)
Thema Der Euphrat/Sippirītum(?) wird in unklarem Kontext erwähnt.
Tigris
Schiffe, der Euphrat, der Kai von Sippar und möglicherweise grasende Schafe am Euphrat werden in unklarem Kontext erwähnt. Schiffe werden mit Datteln beladen und stehen auf dem Euphrat/Sippirītum(?) zur Verfügung. Drei Schiffe segeln den Euphrat herunter. Sie können nicht den Irnina heruntersegeln.
Thema Ein Feld liegt am „Ufer“ des Euphrat.
Euphrat x x
x x
Tigris
Euphrat x
Ein Feld grenzt an den Euphrat.
x
Felder liegen in der Euphrataue.
x
Ein Feld liegt in der Euphrataue.
x
Ziegel kommen am „Ufer“ des Euphrat an und werden zum „Ufer“ des Aja-ḫeĝalKanal transportiert. Ein Feld grenzt an den Euphrat / Sippirītum(?).
x
Ein Feld grenzt an den Euphrat.
x
Ein Rechtsstreit um ein Feld am Euphrat wird ausgetragen. Ein Feld liegt am „Ufer“ des Euphrat.
x
x
x
Ein Feld liegt am „Ufer“ des Euphrat oder in der Region von Sippar. Ein Garten liegt am „Ufer“ des Euphrat.
x
Ein Garten liegt am „Ufer“ des Euphrat.
x
4 Der Brief ist als Text aus Lagaš inventarisiert, aber vermutlich Sippar zuzuordnen.
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x(?)
215
4.3 Alltagstexte
Textname CT 47, 56 (Samsuiluna) CT 47, 58 (Samsuiluna) YOS 12, 469 (Samsuiluna) *MHET 2/4, 477 (Abī-ešuḫ)
Thema Ein Feld grenzt an den Euphrat.
Goetze 1948, Nr. 23 (Ammiditana) De Graef 2004 (AmmiZaduqa) Fuller 1992, Nr. 78 (AmmiZadqua)
Kār-Šamaš liegt am Euphrat.
x
Ein Garten(?) liegt am Euphrat.
x
*MHET 2/6, 901 (AmmiZaduqa) Voet/Van Lerberghe 2014, Nr. 4 (AmmiZaduqa) *MHET 2/4, 563 (Samsuditana) JCS SS 2, 2 (unklar) JCS SS 2, 5 (unklar) *MHET 2/5, 625 (unklar) *MHET 2/5, 814 (unklar) *MHET 2/5, 675 (unklar) Babylon (Briefe) Textname AbB 6, 221 (Briefanweisung, Ḫammurāpi) *AbB 13, 5 (Ḫammurāpi an Sîn-iddinam)
Der Tigris „frisst und wirft“ an einem Feld. Ein Feld grenzt an den Tigris und den Euphrat. Ein Feld liegt am Deich des Euphrat.
Elamische und sutäische Arbeitstruppen werden für Arbeiten zum „Ufer“ des Tigris geschickt. Ein Feld grenzt an den Euphrat/Sippirītum(?). Der Euphrat hat Teile eines Felds abgeschnitten.
Tigris
Euphrat x
x x
x x
x x x
Ein Feld in der Region grenzt an den Euphrat. Ein Feld grenzt an den Euphrat / Sippirītum(?). Die Toponyme Ḫalḫalla, Irnina und Euphrat werden bei einer Feld- und Viehzuteilung genannt. Ein Feld erstreckt sich bis zum Euphrat.
x
Ein Feld liegt am „Ufer“ des Euphrat.
x
Ein Feld grenzt an den Euphrat / Sippirītum(?).
x
Thema Eine Person wird als Mann vom Tigris von Jaḫrurum bezeichnet.
x x x
Tigris x
Instandhaltungsmaßnahmen bei KārŠamaš, am Kurra-Kanal und dem Euphrat werden durchgeführt.
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Euphrat
x
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname *AbB 13, 23 (Ḫammurāpi an Sîn-iddinam) *AbB 13, 109 (Nabium-malik an den Bürgermeister vom TigrisDistrikt) Babylon (Urkunden) Textname VS 22, 35 (Samsuditana) VS 22, 44 (Samsuditana) VS 22, 49 (Samsuditana) *Pedersén 1998, 338 (Samsuditana) *Finkelstein 1962, 75 VAT 1176 (Samsuditana) Kiš (Urkunden) Textname BBVOT 1, 27 (Sîn-muballid) TJA UMM H 41 (Ammiditana) YOS 13, 528 (Samsuditana) Nippur Textname *AbB 5, 166 (Brief von Sîn-māgir an seinen Vater) ARN 117, Hülle (Urkunde, Ḫammurāpi)
Thema Am „Ufer“ des Euphrat werden Holzbretter geschnitten. Der Text ist ein Brief an den Bürgermeister vom Tigris-Distrikt.
Tigris
Euphrat x
x
Thema Ein Darlehen für eine Handelsreise auf dem Euphrat wird gegeben. Ein Darlehen für eine Handelsreise auf dem Euphrat wird gegeben. Ein Darlehen für eine Handelsreise auf dem Euphrat wird gegeben. Ein Darlehen für eine Handelsreise auf dem Euphrat wird gegeben. Ein Darlehen für eine Handelsreise auf dem Euphrat wird gegeben.
Tigris
Thema Zwei Gärten grenzen an den Euphrat.
Tigris
Euphrat x x x x x
Euphrat x
Ein Feld grenzt an den Euphrat.
x
Ein Feld liegt in der Euphrataue.
x
Thema Männer vom Tigris werden erwähnt.
Tigris x
Möglicherweise grenzt ein Feld an den Euphrat.
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Euphrat
x
217
4.3 Alltagstexte
Lagaba (Briefe) Textname AbB 3, 11 (Marduk-nāZir an Bāšti-Il-aba) Larsa Textname Anbar/Stol 1991, Nr. 8 (Brief aus der Zeit Ḫammurāpis) TCL 10, 79 (Urkunde, Rīm-Sîn)
Thema Eine Person wird von Lagaba in den Tigris-Distrikt versetzt.
Tigris x
Euphrat
Thema Das Gebiet zwischen dem Euphrat und einem Kanal und das Gebiet vom Kai des Tigris bis zum Meer sind dem Gouverneur unterstellt. Getreide wird an der Abzweigung des Tigris empfangen.
Tigris x
Euphrat x
x
Brachland grenzt an den Tigris.
x
Ein Grundstück mit Dattelpalmen liegt am „Ufer“ des Tigris.
x
Arbeiter werden für Grabearbeiten am Tigris bezahlt.
x
Drei Gartengrundstücke liegen am „Ufer“ des Tigris.
x
Felder liegen am unteren Tigris.
x
SVJAD 15 (Urkunde, Rīm-Sîn) TCL 10, 30 (Urkunde, Rīm-Sîn) Meek 1917, 225 (Urkunde, Rīm-Sîn) TCL 11, 174 (Urkunde. Ḫammurāpi) YOS 15, 29 (Urkunde, unklar) Ur (Urkunden) Textname UET 5, 181 (Rīm-Sîn)
Thema Gärten liegen am „Ufer“ des Euphrat.
Unklare Herkunft (Briefe) Textname Thema AbB 1, 33 Große Erdmassen werden am „Ufer“ des (Damiq-Marduk an Euphrat aufgeschüttet und eine Öffnung Kalūmum) darin gemacht. AbB 2, 4 Das Flussbett des Euphrat wird von Larsa (Ḫammurāpi an bis Ur gereinigt. Sîn-iddinam)
Tigris
Euphrat x
Tigris
Euphrat x
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x
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname AbB 2, 29 (Ḫammurāpi an Sîn-iddinam) AbB 2, 30 (Ḫammurāpi an Sîn-iddinam) AbB 4, 65 (Lu-Ninurta an Šamaš-ḫāzir) AbB 4, 120 (Lu-Ninurta an Šamaš-ḫāzir) AbB 4, 150 (Nidnat-Sîn an seinen Vater) AbB 6, 143 (Etel-pî-Marduk an Sîn-māgir) AbB 6, 186 (Ibbi-Sîn an seinen Herrn) AbB 8, 3 (Lu-Ninurta an Šamaš-ḫāzir) AbB 2, 88 + AbB 13, 60 (unklar) AbB 14, 132 (Qurrudum an seinen Herrn)
Thema Ein Hirte wird dem Tigris zugeordnet.
Tigris x
Steuern werden beim Tempel der Kittum in Bad-Tibira und am Tigris eingetrieben.
x
Der Kontext ist unklar. Es ist vom Tigris, einer Feldabgabe und dem Lagaš-Kanal die Rede. Arbeitstruppen vom Euphrat werden mit Arbeitstruppen von anderen Kanälen gelistet. Der ganze Euphrat ist Rinderweide.
x
Euphrat
x x
Mutterschafe vom „Ufer“ des Euphrat werden verschickt.
x
unklar
x
Ein Feld liegt am „Ufer“ des Tigris. Zimrī-ḫammu schwört: „Wenn ich das „Euphratufer“ nicht mit Schädeln anfülle, will ich verflucht sein…“ Bevor der Tigris Hochwasser hat, soll ein Arbeitstrupp losgeschickt werden.
Unklare Herkunft – Urkunden Textname Thema Owen 2012, Ein nērubātum vom oberen „Ufer“ des Tablet 2 (Rīm-Sîn) Tigris/vom „Ufer“ des oberen Tigris wird erhalten. TLB 1, 145 Ein Feld liegt am „Ufer“ des Tigris. (Ḫammurāpi oder Samsuiluna) TLB 1, 195 Felder liegen am jenseiten „Ufer“ des (Samsuiluna) Tigris. *Richardson 2002, Arbeitstruppen sind dem Euphrat 483–484 (unklar) zugeordnet. *Rositani 2011, Erntearbeiter werden am Kai des Euphrat Nr. 75 (unklar) rekrutiert.
x x x
Tigris x
Euphrat
x x
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x x
219
4.3 Alltagstexte
Mittelassyrisch Assur (Urkunden) Textname StAT 5, 7 (Eponymat Adad-rēša-iši) StAT 5, 27 (Eponymat Gadī\u) Emar (Urkunden) Textname AuOr. Suppl. 1, Nr. 2 AuOr. Suppl. 1, Nr. 11 AuOr. Suppl. 1, Nr. 19 AuOr. Suppl. 1, Nr. 61 Streck 2000a, Nr. 6 HANEM 2, RE 2 HANEM 2, RE 52 Tsukimoto 1992 Emar 6/3, Nr. 3 Emar 6/3, Nr. 12 Emar 6/3, Nr. 139 Emar 6/3, Nr. 142 Emar 6/3, Nr. 149 Emar 6/3, Nr. 163
Thema Für eine Reise am Euphrat von Tumme und Na\iri wird ein paar Schuhe gegeben.
Tigris
Der König bricht zum Euphrat auf.
Thema Ein Feld grenzt an den Euphrat.
Euphrat x x
Tigris
Euphrat x
Ein Feld grenzt an den Euphrat.
x
Ein Feld grenzt an den Euphrat.
x
Ein Hausgrundstück grenzt an den Euphrat. Ein Feld grenzt an den Euphrat. Ein Feld grenzt an den Euphrat. Ein Feld grenzt an den Euphrat. Ein Feld grenzt an den Euphrat. Ein Garten grenzt an den Euphrat. Ein Feld grenzt an den Euphrat. Ein Hausgrundstück grenzt an den Euphrat. Ein Feld grenzt an den Euphrat. Ein Feld grenzt an den Euphrat. Zwei Felder grenzen an den Euphrat.
x
Tall Šēḫ _amad (Briefe) Textname Thema BATSH 4, Nr. 17 Aššur-iddin überquert den Euphrat und (Ubru an verschwindet. Aššur-iddin)
x x x x x x x x x x
Tigris
Euphrat x
Tigris x
Euphrat x
Mittelbabylonisch Nippur Textname PBS 1/2, 78 (Brief)
Thema Reparaturarbeiten werden an der Kaimauer des Tigris durchgeführt. Ein Deich am Euphrat wird erwähnt.
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname Biggs 1965 (Brief) PBS 1/2, 15 (Brief) PBS 1/2, 19 (Brief)
BE A 17/1, 87 (Brief) BaF 21, 71 (Urkunde, Šagarakti-Šuriaš)
Thema Ein namgāru-Kanal wird vom Tigris gegraben. Der ḫazannu von Ḫibarītu ist für den Kai des Tigris verantwortlich. Es wird angefragt, ob ein Kanal vom Sumundar oder vom Euphrat aus gegraben werden soll. Grußformel: „Die Götter des Euphrat mögen dein Leben beschützen.“ E2-Ninurta, eine Gruppe von Häusern, liegt am „Ufer“ des Tigris.
Dūr-Kurigalzu (Briefe) Textname Thema Iraq 11, Truppen werden am Euphrat bei Sūḫu und pl. XLVII/10 Mari stationiert.
Tigris x
Euphrat
x x x x
Tigris
Euphrat x
Tigris x
Euphrat
Neuassyrisch Assur Textname SAA 12, 86 (Brief an Sanherib) *StAT 2, 56 (Urkunde, unklar) Ninive (Briefe) Textname SAA 5, 3 (Lipḫur-Bēl an Sargon II.) SAA 10, 160 (Marduk-šāpik-zēri an Sargon II.) SAA 15, 193 (unklar) SAA 18, 196 (unklar) ABL 100 (an Sanherib) ABL 942 (an Assurbanipal)
Thema Das Tigris-Tor wird erwähnt. Ein „Euphrat-Schiffer“ wird erwähnt.
Thema Die Ituäer vom Palast sind vom Euphrat zurückgekommen.
x
Tigris
Steht Jupiter im Sternbild Fische, füllen sich Tigris und Euphrat mit Schlamm und Überfluss ist im Land vorhanden. Möglicherweise wird der Tigris in Richtung Dūr-Kurigalzu überquert. Weideland ist am Euphrat zu finden.
x
unklar
x
Euphrat x x
x x
Menschen fliehen zum Euphrat.
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4.3 Alltagstexte
Textname ABL 1395 (an Assurbanipal) Kalḫu (Briefe) Textname SAA 19, 60 (Dūri-Aššur an Tiglatpileser III.) SAA 19, 100 (Šamaš-būnāja an Tiglatpileser III.) Tall _alaf Textname Tell Halaf 73+96 (Erlass eines turtānu) Babylon (Urkunden) Textname NABU 2000/2 (Šamaš-šuma-ukīn) TCL 12, 11 (Šamaš-šuma-ukīn) Gurney 1982, Nr. 1 (Šamaš-šuma-ukīn) Unklar Textname Limet 1971, 10.1 (Siegel- oder Amulettinschrift)
Thema
Tigris
Euphrat x
Thema Eine Garnisonsstadt am oberen Tigris muss mit Wasser versorgt werden.
Tigris x
Euphrat
Die ituäischen Truppen brechen vom Tigris Richtung Sippar auf.
x
Thema Der Adressat wird aufgefordert, sich am Tigris einzufinden.
Tigris x
Euphrat
Tigris
Euphrat x
unklar
Thema Ein Feld grenzt an das „Ufer“ des Euphrat. Ein Feld erstreckt sich vom „Ufer“ des Euphrat aus. Ein Dattelpalmgarten liegt am „Ufer“ des Euphrat.
Thema Das Böse möge bei Sirius, An, Enlil und Adad und Tigris und Euphrat beschworen sein.
x x
Tigris x
Euphrat x
Tigris
Euphrat x
Neubabylonisch Sippar (Urkunden) Textname Tarasewicz 2009, Nr. 10 (Nebukadnezar) Nbn. 457 (Nebukadnezar) Nbn. 560 (Nebukadnezar)
Thema Ein Lagerhaus für Getreide und Datteln liegt am Euphrat. Ein Lagerhaus für Getreide und Datteln liegt am Euphrat. Ein Lagerhaus für Getreide und Datteln liegt am Euphrat.
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
Textname Nbn. 963 (Nebukadnezar) *Bertin 1295 (Nebukadnezar) Jursa 1995, Nr. 12 (Nebukadnezar) Jursa 1995, Nr. 13 (Nebukadnezar) VS 6, 255 (Nebukadnezar) *Zadok 2000 (Nabonid) *Zawadzki 2002, Nr. 1 (Nabonid) CT 56, 633 (Nabonid) *Bertin 1483 (Nabonid) Jursa 1995, Nr. 56 (Nabonid) Borsippa Textname *HEO 25, S. 294 = A 178 (Urkunde, Nabonid) Babylon (Urkunden) Textname CM 20A, Nr. 49 (Nebukadnezar) CM 20A, Nr. 51 (Nebukadnezar) *Sack 1972, no. 13 (Amēl-Marduk) *Sack 1972, no. 14 (Amēl-Marduk) Nippur (Briefe) Textname OIP 114, no. 90 (Bēl-ēreš an seinen Bruder Bēl-nāZir)
Thema Ein Lagerhaus für Wolle liegt am Euphrat.
Tigris
Euphrat x
Āl-Šamaš liegt jenseits des Euphrat.
x
Der Garten eines rab banê liegt am „Ufer“ des Euphrat. Der Garten eines rab banê liegt am „Ufer“ des Euphrat. Sechs Grundstücke der rab banê liegen am „Ufer“ des Euphrat. Ein Lagerhaus für Getreide und Datteln liegt am Euphrat. Ein Lagerhaus für Getreide und Datteln liegt am Euphrat. Ein Lagerhaus für Getreide und Datteln liegt am Euphrat. Ein Lagerhaus für Getreide und Datteln liegt am Euphrat. Ein Lagerhaus für Getreide und Datteln liegt am Euphrat.
x x x x x x x x
Thema Ein Feld liegt in der Flussaue des Euphrat.
Tigris
Euphrat x
Thema Ein Feld liegt in der Flussaue des Euphrat.
Tigris
Euphrat x
Ein Feld liegt in der Flussaue des Euphrat.
x
Ein Feld erstreckt sich vom „Ufer“ des Euphrat aus. Ein Feld erstreckt sich vom „Ufer“ des Euphrat aus.
x
Thema Eine Person ist abwesend, weil sie zum Euphrat gegangen ist.
x
Tigris
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Euphrat x
223
4.3 Alltagstexte
Uruk Textname TCL 12, 73 (Urkunde, Nebukadnezar) TCL 12, 90 (Urkunde, Nebukadnezar) YOS 6, 41 (Urkunde, Nebukadnezar) NBU no. 58 (Brief) NBU no. 145 (Brief)
Thema Grundstücke des Eanna-Tempels erstrecken sich bis zum Euphrat.
Unklar (Urkunden) Textname Nbn. 483 (Nebukadnezar) TCL 12, 30 (Nebukadnezar) Jursa 1998, S. 110 (Nabonid) Fudge 2000, Nr. 6 (unklar)
Tigris
Euphrat x
Ein Grundstück des Eanna-Tempels erstreckt sich bis zum Euphrat.
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kaslu-Land liegt am Euphrat.
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Warentransportkosten bis hin zum Euphrat wurden bezahlt bzw. nicht bezahlt. Bēlet-Eanna reist auf dem Euphrat nach Babylon.
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Thema Datteln oder Gerste kommen aus einem Gebiet zwischen Nār-Šarri und dem Tigris. Ein Feld mit Dattelpalmen grenzt an den Euphrat. Der Text listet Dattellieferungen. Ein Gebiet zwischen Til-appari und dem Tigris wird genannt. Ein Feld grenzt an den Euphrat(?).
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Tigris x
Euphrat x
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Achämenidisch, Hellenistisch Diese Zeitperiode wird in dieser Arbeit nicht mehr berücksichtigt. Für Texte, vor allem zu Feldern am Euphrat, siehe u.a. aber folgende Publikationen passim: – – – – – – – – – – – – –
AnOr. 8–9 Astronomical Diaries BE A 10 Beaulieu 1992 CM 3A und CM 20A (Egibi-Archiv) CTMMA 4 GCCI 2 Jursa 1999 RGTC 8 San Nicolò/Petschow 1960 TCL 13 TMH 2/3 VS 5
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4 Euphrat und Tigris in den altorientalischen Texten: Ein Überblick
4.4 Jahresnamen Altakkadisch Jahresname Narām-Sîn k
Thema Narām-Sîn erreicht die Quellen von Tigris und Euphrat und ist siegreich gegen ŠeNAMinda.
Tigris x
Euphrat x
Tigris
Euphrat x
Thema Der König restauriert Kār-Šamaš am Tigris und erreicht Dūr-Mūti am Euphrat. Der König gräbt den Tilimda-Enlila-Kanal und den Euphrat. Der König erobert die Region von Mankisum und die Region am Tigris bis zu den Bergen von Subartu. Der König erobert Mari, Subartu, Ekallātum, Burunda und das Land Zalmaqum am Tigris bis zum Euphrat. Der König errichtet die Festung Kār-Šamaš am Tigris und baut die Festung von Rāpiqum am Euphrat. Der König errichtet die Mauer von Kiš am Euphrat. Der König baut Dūr-Abī-ešuḫ am Tigris. Der König dämmt den Tigris ab.
Tigris x
Euphrat x
Der Tigris und Nanna werden in unklarem Kontext genannt. Der König errichtet Maškan-Ammiditana am Euphrat.
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Altbabylonisch Mari Jahresname Zimrī-Lîm 2 (ZL 2 = 1′) Babylon Jahresname Apil-Sîn Jahr 12 Ḫammurāpi Jahr 24 Ḫammurāpi Jahr 32 Ḫammurāpi Jahr 33 Ḫammurāpi Jahr 42 Samsuiluna Jahr 24 Abī-ešuḫ Jahr m Abī-ešuḫ Jahr o Abī-ešuḫ Jahr o+1 Abī-ešuḫ Jahr E Ammiditana Jahr 9 Ammiditana Jahr 10 Ammiditana Jahr 11
Thema Zimrī-Lîm ordnet das „Euphratufer“
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Der König baut Kār-Šamaš am Euphrat als seine große Festung.
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4.4 Jahresnamen
Jahresname Ammi\aduqa Jahr 11 Larsa Jahresname Sumu-el Jahr 10b Sumu-el Jahr 20–22 Nūr-Adad Jahr e Sîn-iddinam Jahr 2 Rīm-Sîn Jahr 10 Rīm-Sîn Jahr 19
Rīm-Sîn Jahr 23
Thema Der König baut Dūr-AmmiZaduqa am Samsuiluna-nagab-nuḫši-Kanal an der Abzweigung aus dem Euphrat.
Tigris
Euphrat x
Thema Der König erobert Sabum und die kleinen Städte am Euphrat. Der Euphrat wird abgedämmt / vertieft / gegraben. Der König gräbt den von Erde überhäuften Euphrat erneut. Der Tigris wird gegraben. Der König baut die große Mauer von Iškun-Šamaš am Euphrat. Der König gräbt den Tigris, den Fluss der Götter, der Überfluss bringt, zum Meer hin. Der König gräbt den Euphrat, das reine tilimda-Gefäß des Nanna, das das nisaĝOpfer ins Ekur bringt, von Uruk/Larsa zum Meer hin.
Tigris
Euphrat x x x
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen Im Folgenden soll untersucht werden, inwiefern sich geographische Aussagen zu Euphrat und Tigris in den Keilschrifttexten finden. Zuerst wird der Frage nachgegangen, wie die Entstehung bzw. Schöpfung der beiden Flüsse in den Texten dargestellt ist. Darauf werden sortiert nach Flussabschnitten die Texte präsentiert, die Informationen über den Verlauf der Flüsse bieten. In den Texten finden sich dabei Angaben zu den Quellen und der Mündung der Flüsse, Beschreibungen und Bezeichnungen für Flussabschnitte und das Fluss umgebende Land, die Beschreibung der Flora und Fauna in und entlang der Flüsse und indirekte geographische Angaben zum Flusslauf und den einzelnen Flussabschnitten (Lagebeschreibung von Orten und Feldern an den Flussläufen, etc.). Auch die Lokalisierung der Flüsse im Sternenhimmel wird diskutiert.
5.1 Die Entstehung der Flüsse In der altorientalischen literarischen Tradition existiert kein Text, der einen Schwerpunkt darauf setzt, die Schöpfung oder Entstehung von Euphrat und Tigris zu erklären. Die Erklärungen diesbezüglich sind meist in die mythologischen Einleitungen von literarischen Texten eingebettet. Die Vorstellung, die diese Texte repräsentieren, ist, dass Naturphänomene nicht schon immer vorhanden waren, sondern erst durch einen Auslöser in Existenz traten.1 Dieser Auslöser ist oft eine Gottheit. In Bezug auf Euphrat und Tigris existieren auch Beschreibungen, die eine Passivkonstruktion involvieren, so dass der Auslöser nicht namentlich genannt wird.2 Damit ist die Entstehung oder Schöpfung von Euphrat und Tigris mit keiner einheitlichen Geschichte verbunden. Dies überrascht nicht. Die altorientalischen Geschichten zur Schöpfung der Welt divergieren allgemein in ihren Details.3 Auch ist nicht völlig klar, woher das Flusswasser ursprünglich kommt. Auch wenn der Abzu als der unterirdische Süßwasserozean gilt, aus dem Quellen und Flüsse entspringen4, so scheint es doch eine Trennung zwischen dem Wasser des Abzu und dem Flusswasser zu geben. So wird der Abzu nicht in Zusammenhang mit dem Ursprung von Euphrat und Tigris genannt. Auch in Ritualen wird ein deutlicher Unterschied zwischen Wasser aus dem Abzu, Brunnen- und Flusswasser gemacht (siehe dazu Kap. 9.1 und 9.2).5 Es finden sich 1 Zu der Struktur und den Thematiken der Prologe sumerischer Epen siehe Streck 2002b. Siehe auch Heimpel 1987a, 315; Anthonioz 2009, 399–434. 2 Streck 2002b, 234 stellt für die Prologe sumerischer Epen fest, dass, auch wenn kein göttlicher Schöpfer genannt wird, trotzdem keine Vorstellung von einer spontanen Entstehung aus sich heraus existiert. 3 Siehe jüngst Lambert 2013 zu den babylonischen Schöpfungsmythen und Horowitz 1998, 107–150. 4 Siehe z.B. Black/Green 1992, 27. 5 Siehe dazu Horowitz 1998, 112, 120, 131–132, 146; eine ausführliche Beschreibung zum Abzu findet sich ibid. 334–347; ein Zusammenhang zwischen mythologischen Flüssen und dem Abzu scheint
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
auch Beschreibungen, in denen der Ursprung der Flüsse in der Erde gesehen wird. In dem Text „The Worm and the Toothache“ CT 17, 50: 1–4, heißt es, dass An den Himmel schuf, der Himmel die Erde schuf, die Erde die Flüsse schuf, die Flüsse die Kanäle schufen und die Kanäle die Sümpfe schufen.6 Eine genauere Untersuchung zur Frage des Ursprungs von Flüssen und ihrem Wasser erscheint sinnvoll, ist aber an den Vergleich mit anderen Flüssen und Schöpfungsgeschichten gebunden und kann daher in diesem Rahmen nicht geschehen. Die Entstehung von Euphrat und Tigris wird in den meisten Fällen gemeinsam beschrieben. Eine Ausnahme davon bildet der Text Lugalbanda I, in dem nur vom Euphrat in Uruk die Rede ist. Als Schöpfungsgeschichten für die Flüsse außerhalb der mythologischen Einleitungen werden auch oft die Texte Lugal-e und Enki und die Weltordnung genannt. Genau genommen dürfen sie aber nicht in die Kategorie der Schöpfungsgeschichten eingeordnet werden. In beiden Texten existieren die Flüsse bereits, allerdings bringen sie dem Land noch nicht genügend Wasser, um die Felder zu bewässern und dem Land dadurch Überfluss und Fülle zu bringen. Die Texte bieten also Erklärungen dafür, wie es möglich wurde, dass das Land fruchtbar wurde, und sind daher zu anderen Texten zu stellen, die vom Wohlstand des Landes durch das Flusswasser berichten. Hierzu gehört auch der mythologische Prolog des Textes Anzu SB Taf. 1, wo die Flüsse bereits erschaffen sind, was mit dem Verb wašābum im Stativ ausgedrückt wird (siehe für diese Texte Kap. 8.3.1). Interessant ist, dass in den mythologischen Einleitungen zur Erklärung der Entstehung der Flüsse Verben aus unterschiedlichen Bedeutungsbereichen benutzt werden. In der Beschwörung CT 13, 35–38 ist es Gilima/Marduk7, der die Flüsse an ihren Platz setzt und ihnen ihren Namen gibt. CT 13, 35–38 23 i i ! ki : min u3 min ib-ni-ma ina aš-ri iš-ku-un me-dim2 7Idigna 7Buranuna ki-ĝar-ra dim2 24 mu-ne-ne-a : šum-ši-na a-biš im-bi nam-du10 mi-ni-in-sa4-a Tigris und Euphrat erschuf er (Gilima/Marduk) und setzte sie an (ihren) Platz, benannte sie gut mit ihrem Namen. Der Akt der Namensgebung drückt aus, dass Marduk als Namensgeber die Autorität über die beiden Flüsse zusteht.8 Marduk tritt auch in Enūma eliš als Akteur in der Erschaffung der beiden Flüsse auf. Er schlachtet Tiāmat und erschafft aus ihrem toten Körper die Naturelemente. Zu Euphrat und Tigris heißt es: Enūma eliš Taf. 5 55 ip-te-ma i-na igiii-šu2 Pu-r[at…] ⌈I⌉-di-ig-lat 9 In ihren beiden Augen öffnete er Euphrat und Tigris.
6 7 8 9
dennoch zu bestehen, siehe ibid. 338–339. Zu dem Text siehe Lambert 2013, 400. Für Gilima als Name Marduks siehe Ambos 2004, 203 sub 17. Radner 2005, 37. Siehe auch Charpin 2002, 550–551; Anthonioz 2009, 498. Die Textzeile ist auch im Kommentar Rm 395 (STC 2, lxii) genannt, jedoch ist nur der Beginn der
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5.1 Die Entstehung der Flüsse
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Ein Kommentartext dazu spezifiziert dabei: SAA 3, 39 rev. 3 i ii i ki ii ! 7ḪAL.ḪAL igi zag-ša2 7Buranuna igi 150 -ša2 Der Tigris ist ihr rechtes Auge, der Euphrat ist ihr linkes Auge. Der Zusammenhang zwischen den Augen und den Flüssen dürfte daher stammen, dass das akkadische Wort īnu sowohl Auge als auch Quelle bedeuten kann.10 Auch hier besteht eine deutliche Trennung zwischen dem Abzu, dem Gatten von Tiāmat, und den Flüssen. Sie werden aus Tiāmat erschaffen und nicht aus dem Abzu. Fraglich ist der Hintergrund der Zuteilung des rechten Auges zum Tigris und des linken Auges zum Euphrat. Neben einem geographischen Hintergrund, der aus Sicht der Schwemmebene den Tigris rechts und den Euphrat links verortet, ließe sich auch vermuten, dass, ähnlich wie bei einer Gemeinsamnennung von Tigris und Euphrat der Tigris immer zuerst genannt wird (siehe dazu Kap. 3.2.4), rechts auch immer vor links genannt wird. Auch in dem Text AfO 14, Taf. XVI in Bezug auf den Tigris- und Euphratstern findet sich diese Einteilung in rechts und links (für den Text siehe Kap. 5.3.7). Die Reihenfolge rechts und links findet sich auch in Donbaz 2001 in Bezug auf die Flussufer (siehe dazu S. 392). Bezüglich der Gemeinsamnennung von rechts und links existiert jedoch bisher keine Studie, so dass die Theorie einer Prüfung bedarf.11 Zu weiteren Überlegungen zur Gemeinsamnennung der beiden Flüsse im Sinne einer „Zwillingsformel“ und anderen Wortpaaren, mit denen die Flüsse genannt werden, siehe S. 337–345. Im Streitgespräch zwischen Vogel und Fisch tritt Enki als Akteur auf, der die Dinge ordnet. Die vier für diese Textpassage erhaltenen Textvertreter formulieren jedoch alle unterschiedlich: Streit zwischen Vogel und Fisch An: 7 [i7Idigna] i7Buranunana za3-ga ba-an-la2 8 […] kur-kur-ra mi-ni-in-tum3-uš Au: 7 [i7Idigna] i7Buranunana za3-ga ba-al(-?)a kur-kur-ra(-?)a mi-ni-ib-tum3 Ams: 6 [i7Idigna i7]Buranunana gid2 ba-la2 […]-kur-ra mi-ni-in-tum3 Bms: 15 i7Idigna 16 i7Buranunana ⌈x⌉ RI 17 ki ba-la2 kur-kur-r[a?] 18 mi-ni-in-tum2 Die beiden neuesten Editionen dieses Textes divergieren, was die Interpretation der Textstelle angeht. Herrmann, der nur die Textvertreter An und Au vorlagen, übersetzt: „Tigris und Euphrat legte er Seite an Seite – (damit) wurde das Wasser aus den Bergregionen dorthin geführt“ bzw. nach Textvertreter An „sie brachten dorthin“.12 Mittermayer, der zusätzlich zwei weitere Textvertreter vorlagen, übersetzt Textvertreter Ams als „Tigris und Euphrat gruben sich ein, in den Bergländern führte er sie heran“ und Bms als „Tigris und Euphrat gruben sich dauerhaft ein“, wobei sie gid2--la2 als Textzeile erhalten, für die Kommentartexte zu Enūma eliš siehe Lambert 2013, 135–144. 10 Horowitz 1998, 118; Streck 2006–2008, 201; siehe auch Kap. 5.2 für verschiedene weitere akkadische Begriffe für das Wort Quelle. 11 Die Textbelege zu „rechts“ in CAD I–J, 120–123 zeigen jedoch, dass zwar häufig rechts vor links genannt wird, jedoch nicht von einer festen Regel ausgegangen werden kann wie bei Tigris und Euphrat. 12 Herrmann 2010, 149 mit Fn. 424, 180–181.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
unorthographische Schreibung für ki--la2 deutet. In Textvertreter An liest sie dagegen da!ga ba-an-la2 und übersetzt „sie erstreckten sich Seite an Seite“. Für za3-ga in Textvertreter Au schlägt sie vor, dass es sich entweder um eine Variante oder unorthographische Schreibung handelt, wobei ba-al-a als Schreibung für ba-an-la2 zu deuten sei. Während Herrmann von a kur-kur-ra „Wasser aus den Bergen“ ausgeht, lehnt Mittermayer diese Rekonstruktion ab und sieht nur in Textvertreter Au eine Erwähnung von Wasser und übersetzt „(die beiden Flüsse) führten das Wasser ins Bergland heran“. In allen anderen Textvertretern sei die Idee zu finden, dass „die Flüsse im Bergland herangeführt werden“, wobei als Agens in Textvertreter Au Enki fungiere, während in Textvertreter An der Plural für die Götter An, Enlil und Enki stehe. In Textvertreter Bms schlägt sie zudem vor, in Z. 16 da-ri zu lesen, was auf die Etablierung einer dauerhaften Wasserzufuhr hindeute.13 Die Übersetzung in ETCSL 5.3.5 deutet die Textpassage nach Textvertreter An als Kausativkonstruktion: „he laid out side by side the Tigris and the Euphrates, and caused them to bring water from the mountains”. Die Vorstellung, dass die beiden Flüsse Seite an Seite zu finden sind, wird auch in den oben genannten Texten in Bezug auf Marduk deutlich. Was Assoziationen zwischen den Flüssen und den Bergen angeht, finden sich insgesamt nicht viele Texte, die Tigris und Euphrat namentlich zusammen mit den Bergen nennen. Im Text Lugal-e sammelt sich das Wasser des Tigris ursprünglich in den Bergen und kann erst durch den Eingriff des Gottes Ninurta in die Ebene geleitet werden. Im Streit zwischen Winter und Sommer ist es der Winter, der das Überfluss und Wohlstand bringende Wasser vom Gebirge in die Ebene leitet (für die beiden Texte siehe S. 516–518 und 530). In diesen Kontext lässt sich auch der hethitisch-hurritische Mythos um Kumarbi und die Schöpfung des Tigris stellen. Nachdem der Gott Kumarbi die Genitalien des Gottes An abgebissen hat, spuckt er das Sperma auf den Berg Kanzura, woraus der Tigris hervortritt.14 Was das von Mittermayer in den Textvertretern Ams und Bms vermutete Motiv des Eingrabens der Flüsse in den Boden angeht, finden sich andere Texte, die diesen Vorgang beschreiben. In der altbabylonischen Version von Atra-ḫasīs Taf. 1 werden Euphrat und Tigris ebenfalls in der mythologischen Einleitung erwähnt. Die Textpassage ist jedoch stark zerstört: Atra-ḫasīs Taf. 1 21 [i-lu na-ra-tim] i-ḫe-er-ru-nim 22 [pa-al-gi i-li n]a-pi2-iš-ti ma-tim 23 d [ I-gi-gu na-ra-tim i]-ḫe-er-ru-nim 24 [pa-al-gi i-li na-p]i2-iš-ti ma-tim 25 [i-lu iḫ-ru-u2 Id]igna na-ra-am 26 [u3 Buranuna wa-a]r-ki-tam Die Götter gruben die Flüsse, die Kanäle der Götter, das Leben des Landes. Die Igigi gruben die Flüsse, die Kanäle der Götter, das Leben des Landes. Die Götter gruben den Tigris-Fluss und den Euphrat danach. Abgesehen von den Zeilen 22 und 24 folgt die Ergänzung von Soden 1978, 54–55. In den Zeilen 22 und 24 ist dagegen eine Ergänzung analog zur spätbabylonischen Version des
13 Mittermayer 2014, 206–207. 14 Rollinger 2010, 48; siehe dazu auch S. 147–148. Für weitere Assoziationen zwischen dem Ursprung von Wasser in den Bergen in Beschwörungen und Ritualtexten siehe auch Horowitz 1998, 118–119.
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5.2 Die Quellen der Flüsse
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Epos wahrscheinlich15, wo das Wort mi irtu statt palgu zu finden ist. In der altbabylonischen Version ist am Beginn der Zeile für mi irtu jedoch nicht genug Platz, eine Ergänzung mit palgu ist daher sinnvoll.16 In Z. 25 der spätbabylonischen Version ist das Zeichen IDIGNA zu finden, in der darauffolgenden Zeile ist i7Pu-ra-… entzifferbar.17 Die neuassyrische, fragmentarisch erhaltene Rezension K 8562 bietet nur den Euphratnamen: 5
[…]-ru-u2 i7 6 […n]a-pul2-ti kur 7 […]x Pu-ra-na-ta ar-ki-ša18
Die Flüsse werden in diesem Text also anscheinend durch die Grabearbeiten der Götter geschaffen. In Lugalbanda I heißt es, dass der Euphrat selber die Erde durchbricht: Lugalbanda I (mountain cave) 6 eg2 pa5-re šu-luḫ19 ak-a-ba 7 […](-)AD-gen7 X pu2 si sa2-sa2-a-ba 8 i [ 7]⌈Buranuna⌉ ⌈ḫe2⌉-ĝal2-la Unugki-ga-⌈ke4⌉ [ki] ⌈in⌉-dar-ra-a-ba Als die Deiche und Kanäle gereinigt wurden, als … die Wasserlöcher wie… geordnet wurden. Als der Euphrat, der Fluss des Überflusses von Uruk, die Erde durchbrochen hatte… Auch wenn nur wenige Texte die Schöpfung bzw. Entstehung der Flüsse thematisieren und kein einheitliches Motiv existiert, das den Ursprung der Flüsse erklärt, ist die Tatsache, dass sie überhaupt namentlich in den Schöfpungsgeschichten genannt werden, bemerkenswert. Sie wurden als bedeutende Elemente des Naturgefüges wahrgenommen.
5.2 Die Quellen der Flüsse Die Quellen von Euphrat und Tigris werden oft in Königsinschriften erwähnt. Zum ersten Mal sind sie bei Narām-Sîn genannt und werden dort akkadisch als nagbu bezeichnet.20 Ein Jahresname von Narām-Sîn thematisiert das Erreichen der Quellen: Narām-Sîn Jahr k in 1 mu dNa-ra-am-dEn.zu na-gab2 Idignai7 u3 Buranunai7 ik-su-du2 u3 REC169 Še3-NAM-in-da-aki iš11-a-ru In dem Jahr, in dem Narām-Sîn die Quellen von Tigris und Euphrat erreichte und … siegreich gegen ŠeNAMinda war. In einer stark zerstörten Passage einer Königsinschrift des Herrschers lässt sich vermutlich ebenfalls die Thematik rekonstruieren. Narām-Sîn behauptet dort von sich, dass er die
15 16 17 18 19 20
Siehe so Foster 2005, 230. Freundlicher Hinweis von Michael P. Streck. George/al-Rawi 1996, 158–159. Lambert/Millard 1999, 42–43. Zu šu-luḫ in Bezug auf das „Ufer“ des Tigris siehe auch *BPOA 7, 1964, S. 250. Der Begriff nagbu scheint vor allem als literarischer Begriff für Quellen zu fungieren, siehe dazu Streck 2006–2008, 201.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
Quellen von Tigris und Euphrat erreicht und danach Zedern im Amanus-Gebirge geschnitten hat. RIME 2.1.4.29 Narām-Sîn rev. 3′ [… n]a-g[ab2] 4′ [Idigna] i7 5′ [… n]a-g[ab2] 6′ [Bura]nunaki i7 7′ [ik-su-u]d-ma 8′ [gišeren in] A-ma-nim 9′ [ša](-)B[A-K]i-i[š]21 Er erreichte die Quellen von Tigris und Euphrat und fällte(?) Zedern im AmanusGebirge. Dieselben Aussagen finden sich auch in zwei Inschriften von Narām-Sîns Nachfolger Šar-kali-šarrī. Da es sich jeweils um neubabylonische Textkopien handelt, besteht die Möglichkeit, dass der Kopist die Texte fälschlicherweise Šar-kali-šarrī anstatt Narām-Sîn zugeschrieben hat.22 *RIME 2.1.5.4 Šar-kali-šarrī 23 17 u4 nag-bu!
[i3-nu na-gab2] [Idigna] Idigna [i7] 20 i [u3 Buranuna] 7 21 Buranunana-bi-da [i7] 22 sa2-du11-ga [ik-su-du2] Nachdem er die Quellen von Tigris und Euphrat erreicht hatte, (stiftete er Enlil in Nippur ein Objekt).24 18 i 7 19
*RIME 2.1.5.5 Šar-kali-šarrī 45 ḫa-x-la-{Rasur}-aš 46 na-gab2 47 Idignai7 48 u3 49 NI U x 50 na-gab2 51 Buranuna⌈i7⌉ 52 ik-su-⌈ud⌉-ma 53 gišeren 54 in ⌈A-ma-nim⌉ 55 ša(-)BA-KI-iš Er erreichte …, die Quelle des Tigris, und …, die Quelle des Euphrat und fällte(?) Zedern im Amanus-Gebirge. Die Vermutung liegt nah, in *RIME 2.1.5.5 Šar-kali-šarī in den Z. 45 und 49 Namen oder nähere Bezeichungen der beiden Flussquellen zu rekonstruieren. Ein nur fragmentarisch erhaltener Paralleltext aus der Schøyen Collection erlaubt eine Rekonstruktion von Z. 45 als Ḫa-aš2-la-ḫa-⌈aš2?⌉ (CUSAS 17, 11 vi 1). Dellers Vorschlag, Z. 45 mit dem in einer Königsinschrift Salmanassars III. (RIME 3.0.102.1003) erwähnten Gott dḪal-la-SU-A in Zusammenhang zu bringen und darin ein Theonym, nämlich die vergöttlichten Tigrisquel-
21 Zum problematischen ša(-)BA-KI-iš hier und in der Inschrift *RIME 2.1.5.5 Šar-kali-šarrī siehe Gelb/Kienast 1990, 88 zu Z. 58. 22 Frayne 1984, 25. 23 Die Ergänzung des akkadischen Teils der Inschrift folgt Oelsner 1989. 24 Oelsner 1989, 406 zu Z. 21 (hier Z. 17) schreibt, dass das letzte lesbare Zeichen in der Zeile deutlich ein SU3 sei, eine Lesung Nagsu in diesem Kontext aber keinen Sinn mache. Eine Lesung nag-bu! erscheint aufgrund der Paralleltexte sinnvoller. Allerdings ist die Nutzung des akkadischen Wortes nagbu inmitten des sumerischen Textteils auch eher ungewöhnlich. Frayne 1992b, 623–624 geht davon aus, dass der König in Zusammenhang mit seinem Erreichen der Quellen ein ešda-Gefäß stiftete. Für eine weitere Nennung von ešda-Gefäßen in Zusammenhang mit Euphrat und Tigris siehe RIME 3/1.1.7 Gudea Zyl. B xvii 9–11, S. 525.
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5.2 Die Quellen der Flüsse
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len mit einem hurritischen Namen *Ḫalla(š), *Ḫaḫalla(š) oder *Ḫalḫalla(š) zu sehen, ist abzulehnen.25 Hinweise auf die geographische Lage der Flussquellen bieten die Texte nicht. Dass in diesen Texten auch das Fällen von Zedern im Amanus-Gebirge erwähnt wird, muss nicht bedeuten, dass eine direkte Nähe zwischen dem Amanus und den Quellen bestanden hat. Das Fällen der Zedern stellte vermutlich einfach die nächste erwähnenswerte Tat auf dem Feldzug dar, der den König von den Flussquellen wieder Richtung Süden über das Gebiet des Amanus führte. In Zusammenhang mit dem Erreichen der Quellen von Euphrat und Tigris durch Narām-Sîn wird auch der Text The Great Revolt against Naram-Sin / Geneva Version gesetzt.26 Als Epitheton des Königs ist hier zu finden: 7
ra-bi-i4 bu-ra-a-at i7Ir-ni-na i7Idigna u3 i7Buranunana Er ist der rābi4u der „Wasserstellen“ von Irnina, Tigris und Euphrat.
Auffällig sind an diesem Text verschiedene Aspekte. Zum einen ist der Titel rābi4u ansonsten nicht in Inschriften Narām-Sîns belegt. Zum anderen ist dies der einzige Text, in dem Irnina, Tigris und Euphrat gemeinsam genannt werden. Der Irnina zweigt vom Euphrat ab und stellt damit einen Nebenarm des Euphrat dar (zur Rekonstruktion des Flusssystems siehe S. 323).27 Während also Euphrat und Tigris Quellen haben, die aus dem Boden hervortreten, entsteht der Irnina durch eine Flussabzweigung. Doch nicht nur diese Tatsache lässt Zweifel aufkommen, dass sich dieser Text auf die Flussquellen bezieht. Der Begriff būrtu bezeichnet nicht die natürliche Quelle eines Flusses, sondern ein Wasserloch, einen Brunnen oder eine Zisterne. Wie die Belege in CAD B, 335–338 zeigen, ist das Wasser eines būrtu deutlich vom Wasser eines Flusses zu trennen. Allerdings befinden sich Wasserlöcher und Brunnen oft in der Nähe von Flüssen (siehe dazu auch die Belege CAD B, 338 sub 3). Dies liegt darin begründet, dass der Grundwasserstand in Flussnähe hoch ist und somit durch Graben eines Loches leichter Zugang zu ihm besteht. Wörtlich genommen bedeutet dies also, dass der König als „Sachverwalter“ oder „Hüter“28 der Wasserstellen/Brunnen entlang der drei Flüsse bezeichnet wird. Im Kontext der Herstellung von Reinigungswasser für Rituale existieren zudem Brunnen/Zisternen (pu2 / būrtu), von denen es heißt, dass sie Wasser von Tigris und Euphrat enthalten (dazu siehe Kap. 9.1). Ob das Epitheton also auf einen „religiösen“ Aspekt hinweist oder auf Wasserstellen, die zur alltäglichen Wasserversorgung von Menschen und Tieren dienen, ist völlig unklar.29 Das Epitheton ist in dieser Form einmalig. Die Quellen der Flüsse werden dann erst wieder in Texten neuassyrischer Zeit genannt. Die Quelle des Tigris wird in einem Orakeltext erwähnt. Auch hier findet sich wie auch in den Inschriften der altakkadischen Könige der Begriff nagbu: 25 Deller 1987; siehe kritisch demgegenüber Galter 1989; für die Argumentation siehe zusammenfassend S. 122 mit Fn. 113. 26 Siehe z.B. Grayson/Sollberger 1976, 108; Goodnick Westenholz 1997, 240 Fn. 7. 27 Carroué 1991, 130, 152–153 sub 98. 28 Für weitere Belege für den Titel rābi4u siehe CAD R, 20–23. 29 Jacobsen 1978–1979, 13 mit Fn. 50 geht davon aus, dass sich die Aussage auf die Sicherung der Handelswege über und entlang von Euphrat und Tigris bezieht.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
MC 13, no. 11 rev. iii 20 [ina š]a3 mu ne na-gab i7Idigna i-nam-bu-7-a […] in diesem Jahr übersprudelte? die Quelle des Tigris. Das Verb nabā7u ist nur selten belegt. Die Übersetzungen in AHw. 697 und CAD N/1, 24 stützen sich vor allem auf diesen Text. Da in den folgenden Zeilen von Hochwasser die Rede ist, erscheint die Deutung wahrscheinlich.30 Andere neuassyrische Belege zu den Flussquellen finden sich in Königsinschriften. Die Quelle des Tigris wird in Inschriften Assurnaeirpals II. genannt. Das vom König eroberte Territorium wird als zwischen der Quelle des Tigris und der Quelle des Subnat gelegen beschrieben. Die Beschreibung variiert jedoch in Paralleltexten. Statt der Tigrisquelle werden auch das Land Nibru und Urarfu erwähnt. Ein Erreichen der Quelle wird in den Texten nicht erwähnt. Die betreffenden Texte werden auf S. 435–436 aufgeführt. Die Quelle des Euphrat wird in den Texten des Herrschers nicht genannt. Das Erreichen der Quellen der beiden Flüsse wird dagegen ausführlich in Inschriften Salmanassars III. thematisiert. Die Bedeutung dessen wird durch ein Epitheton des Königs untermalt: RIMA 3.0.102.25 Shalmaneser III 12 a-mir 13 en-na-a-te ša2 i7ḪAL.ḪAL u i7⌈Pu-rat⌉-te Er ist derjenige, der die Quellen von Tigris und Euphrat gesehen hat. Der Begriff, der in den Texten Assurnaeirpals II. und Salmanassars III. für das Wort „Quelle“ benutzt wird, ist ēnu bzw. in erweiterter Form sag igi/rēš i7ēni. Das Flussdeterminativ vor ēnu ist in Zusammenhang mit Euphrat und Tigris meist zu finden. Es scheint aber variabel einsetzbar zu sein, wie man an Belegen zu anderen Flussquellen sieht (CAD I–J, 158 sub 2′).31 Während das Wort nagbu schon von der Grundbedeutung her eine Wasserquelle bezeichnet (siehe für einen Überblick CAD N/1, 108–111), liegt bei ēnu/īnu die Grundbedeutung Auge vor. Es ist damit eher ein literarischer Ausdruck für „Quelle“ (CAD I–J, 153–158; siehe auch Marduks Erschaffung der Flüsse aus den Augen der getöteten Tiāmat, Kap. 5.1). Streck sieht den Zusammenhang zwischen Quelle und Auge darin begründet, dass an der Quelle des Flusses das Wasser durch Öffnungen in der Erdoberfläche hervortritt und „das Licht erblickt“.32 Die Erweiterung mit sag/rēš lässt sich als literarisches Stilmittel deuten, das betonen soll, dass der oberste Punkt des Flusslaufs und damit die tatsächliche Quelle des Flusses erreicht wurde.33 In den Texten Salmanassars III. spielt vor allem die Quelle des Tigris eine Rolle.34 Des Weiteren finden sich ähnlich wie in Inschriften Assurnaeirpal Nennungen der Quellen von Tigris und Euphrat als Grenzen des eroberten Reiches. Für diese Texte siehe S. 436–437.
30 Die Wörterbücher übersetzen allerdings dahingehend, dass die Tigrisflut ansteigt und nicht, dass an der Quelle des Flusses eine starke Wassermenge hervortritt. Die Wortverbindung na-gab i7Idigna bezeichnet jedoch sicherlich die Quelle des Flusses. 31 Siehe dazu auch Bagg 2000, 113–114, Fn. 17. 32 Streck 2006–2008, 201. 33 Bagg 2000, 112 übersetzt als „Quellkopf“. 34 Einen Überblick über die Texte bietet auch Bagg 2000, 112–113.
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5.2 Die Quellen der Flüsse
235
Im sogenannten Tigris-Tunnel, der von den Assyrern als Tigrisquelle angesehen wurde, brachte Salmanassar III. Inschriften und Reliefs an (siehe dazu ausführlich unten). Es müssen mehrere Besuche der Quelle stattgefunden haben, wie uns nicht nur die Texte zeigen, sondern auch die Tatsache, dass die im Tigris-Tunnel vorhandenen Inschriften und Reliefs nicht zum selben Zeitpunkt, sondern in mehreren Etappen angebracht wurden.35 Die Texte nennen verschiedene Taten, die an den Quellen durchgeführt werden.36 In manchen Texten sind nur einige von ihnen gelistet, in anderen alle zusammen. Zu diesen Taten zählt das Durchführen von Opfern: RIMA 3.0.102.6 Shalmaneser III37 ii 37 ta uruDu6.na4meš at-tu-muš ana3 sag i7e-ni 38 ša i7ḪAL.ḪAL a-šar mu-4a-u2 ša meš a šak-nu a-lik 39 udu.siskurmeš du3-uš Von Til-abni aus brach ich auf. Ich ging zum obersten Punkt der Quelle des Tigris, da wo das Wasser austritt, und brachte Opfer dar. Das Geschehen findet im siebten Regierungsjahr des Herrschers statt. Dies scheint der erste Gang des Königs zu den Tigrisquellen gewesen zu sein.38 In anderen Inschriften wird die Textpassage durch die Beschreibung des Waschens der Waffen erweitert39: RIMA 3.0.102.14 Shalmaneser III 69 a-di sag i7e-ni ša2 i7ḪAL.ḪAL a-šar mu-4u-u ša2 ameš šak-nu a-lik 70 giš tukul Aš-šur ina ša3 u2-lil udu.siskurmeš a-na dingirmeš-ni a4-bat Ich ging zum obersten Punkt der Quelle des Tigris, da wo das Wasser austritt, und wusch die Waffen Assurs darin. Ich brachte meinen Göttern Opfer dar. RIMA 3.0.102.16 Shalmaneser III 40 a-di sag i7e-ni ša2 i7ḪAL.[ḪAL a-lik gištukul Aš-šur] 41 ina ša3-bi u2-lil udu.siskurmeš a-na dingirmeš-ni a4-bat Ich ging zum obersten Punkt der Quelle des Tigris und wusch die Waffen Assurs darin. Ich brachte meinen Göttern Opfer dar. Auch an der Euphratquelle findet das Waschen der Waffen statt: RIMA 3.0.102.6 Shalmaneser III40 iii 41 ana3 sag i7e-ni ša i7A.RAD a-lik 42 udu.siskurmeš a-na dingirmeš-ni a4-bat gištukul Aš-šur ina ša3-bi u2-lil Zum obersten Punkt der Quelle des Euphrat ging ich. Ich brachte meinen Göttern Opfer dar und wusch die Waffen Assurs darin. Die Quelle des Euphrat ist noch in einem weiteren Text des Königs erwähnt: 35 Schachner 2009, 219–220. 36 Siehe dazu auch Radner, in: Schachner 2009, 198. 37 Die Textstelle ist ebenfalls zu finden in RIMA 3.0.102.8: 21′–22′ und leicht verkürzt, was die Nennung der Ortsnamen davor angeht, in RIMA 3.0.102.10 ii 29–30. 38 Radner, in: Schachner 2009, 198. 39 Für die Entstehung des Motivs des Waschens der Waffen siehe Anthonioz 2009, 62–70. 40 Die Textstelle findet sich auch in RIMA 3.0.102.8: 49′–51′.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
RIMA 3.0.102.6 Shalmaneser III iii 46 ina ta-ia-ar-ti-ia ša sag i7e-ni47 ša i7A.RAD a-na kurSuḫ-ni a-lik Bei meiner Rückkehr vom obersten Punkt der Quelle des Euphrat ging ich nach Suḫnu. Das Anbringen der Inschriften und Reliefs am Tigris-Tunnel wird sowohl in den dort zu findenden Inschriften als auch in anderen Inschriften des Königs erwähnt41: RIMA 3.0.102.21 Shalmaneser III (Tigris 3) und RIMA 3.0.102.22 (Tigris 5)42 16–17 // 12–13 3-šu2 ana kurNa-i-ri a-lik ina sag igi i7Idigna mu al- u-ur Zum dritten Mal ging ich nach Nahiri. Am obersten Punkt der Quelle des Tigris schrieb ich meinen Namen. RIMA 3.0.102.6 Shalmaneser III43 iii 34 ina 15 balameš-ia a-na kurNa-i-ri a-lik ina sag i7e-ni 35 ša i7ḪAL.ḪAL alam man-ti-ia ina ka-a-pi ša kur-e 36 i-na 4i-it na-ga-bi-ša2 ab-ni In meinem 15. Regierungsjahr ging ich nach Nahiri. Am obersten Punkt der Quelle des Tigris an einer Felswand des Berges, am Ort, wo seine Quelle in Erscheinung tritt, errichtete ich ein Bildnis meiner Königsherrschaft. Auffällig ist, dass in RIMA 3.0.102.6 Shalmaneser III iii 34–36 sowie der parallelen Textpassage RIMA 3.0.102.8: 47′–48′ neben sag igi/rēš i7ēni auch die Phrase ina 4īt nagbu in Bezug auf die Tigrisquelle zu finden ist. Die Tatsache, dass in dieser Textpassage beide Begriffe vorliegen, führte zu Überlegungen, ob es sich dabei um zwei unterschiedliche Punkte an der Tigrisquelle handelt. So übersetzt Unger nagbu als Tunnel. Bagg geht dagegen davon aus, dass der Begriff sag igi/rēš i7ēni die gesamte Quelle bezeichnet, während ina 4īt nagbu ebenso wie die in demselben Text zu findende Phrase a-šar mu-4a-u2 ša ameš šak-nu den Ort beschreiben, wo das Wasser aus dem Tigris-Tunnel ins Freie tritt. Auffällig ist, dass in den Texten keine Bezeichnung für den Tigris-Tunnel an sich existiert.44 Hierbei stellt sich nun die Frage, wo genau die Assyrer die Quellen der Flüsse verortet haben. Die Informationen zu den Quellen des Tigris sind ergiebiger als die zu den Quellen des Euphrat. Die Texte zeigen, dass sie der Region von Nahiri zugeordnet wurden, was auch den geographischen Tatsachen entspricht. Während man heute den Ergani Su als Quellfluss des Tigris bezeichnet (siehe dazu S. 51), sahen die Assyrer anscheinend den Ort, wo der Dibni Çay bei der türkischen Stadt Bırkeleyn (Provinz Diyarbakır) in einem ca. 1 km langen, zwischen 4 und 14 m breiten und bis zu 38 m hohen, natürlich entstandenen, im Zickzack verlaufenden Tunnel unter dem Korha Daği verschwindet, als die eigentliche Tigrisquelle an. Dabei wurde der Tunnel an sich als Quellort angesehen. Dass der Fluss auf der nördlichen Seite auch hineinfließt, wurde in dieser Vorstellung vom Ursprung des Tigriswassers offenbar nicht berücksichtigt. Möglicherweise 41 Zu den Reliefs und Inschriften am Tigris-Tunnel siehe Schachner 2009. 42 Tigris 5 schreibt i7ḪAL.ḪAL statt i7Idigna. 43 Die Textstelle ist ebenfalls zu finden in RIMA 3.0.102.8: 47′–48′ und in verkürzter Form in RIMA 3.0.102.10 iii 26–29 und RIMA 3.0.102.14: 92–93. 44 Bagg 2000, 117–118.
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5.2 Die Quellen der Flüsse
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wurde der dort eintretende, schmale Wasserlauf noch nicht als Tigris wahrgenommen, weil der Fluss in dem Tunnel deutlich an Größe zunimmt, da er von zusätzlichen Quellen gespeist wird. In diesem Tunnel haben sich die Könige Tiglatpileser I. mit einem Relief und einer Inschrift und Salmanassar III. mit zwei Inschriften und einem Relief an den Felswänden verewigt. Zudem hat Salmanassar in einer weiter oberhalb gelegenen Höhle zwei weitere Inschriften und ein Relief hinterlassen. Salmanassar wollte sich damit offensichtlich in die Tradition seines Vorgängers Tiglatpileser I. stellen.45 Auch auf einem Bronzerelief aus Balāwāt ist der Marsch der assyrischen Truppen zum Tigris-Tunnel dargestellt.46 Interessant ist allerdings, dass die Tigrisquellen in den Texten Tiglatpilesers I. nicht erwähnt werden. Radner bemerkt, dass der Tigris-Tunnel jenseits der üblichen assyrischen Marschrouten lag und man einen Umweg in Kauf nahm, um diesen besonderen Ort zu erreichen und Opferhandlungen durchzuführen. Sie vergleicht ihn mit überregionalen Kultzentren wie dem Ḫaldi-Tempel in Mueaeir und dem Tempel des Wettergottes in Kumme.47 Auch Schachner sieht in diesem Ort eher ein „Naturheiligtum“ als ein Symbol königlicher Machtpräsentation oder ein Grenzmonument. Als Begründung hierfür nennt er zum einen die Reliefs an der Tigrisquelle an sich als auch die deutlich religiös konnotierten Darstellungen auf den Reliefs aus Balāwāt. Zudem sieht er die Unversehrtheit der Reliefs als Beweis für die religiöse Bedeutung des Ortes. Eine assyrische Machtpräsentation wäre von der Lokalbevölkerung sehr schnell wieder zerstört worden, eine religiöse Stätte jedoch nicht. Da diese Region nicht zum tatsächlichen assyrischen Machtgebiet gehörte und die schnell angebrachten Reliefs nur auf ein kurzes Verweilen an den Quellen hindeuteten, sei davon auszugehen, dass die Assyrer nur einen kurzen kultischen Besuch durchführten und die lokalen Machthaber aus Prestigegründen die Darstellungen unversehrt ließen, als Zeugnis, dass der große assyrische König dieses Lokalheiligtum besucht habe. Schachner stellt die Tigrisquellen damit zu den in hethitischen und akkadischen Quellen erwähnten dkaskal.kur, die als unterirdische Wasserläufe Naturheiligtümer darstellten.48 Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Kreppner. Er konzentriert sich dabei auf die Sichtbarkeit solcher Reliefs und Inschriften für die Allgemeinheit. Da der Tigris-Tunnel versteckt und fernab der großen Öffentlichkeit lag, postulieren Kreppner wie auch Schachner, dass die Inschriften und Reliefs eine religiöse Komponente trugen. Der Ort sei dabei besonders gewichtig, da der Tigris als Wasser- und Lebensspender des Reiches gelte. Dies gelte auch für andere Orte, an denen Stelen oder Reliefs installiert wurden.49 Anthonioz dagegen deutet Orte wie die Tigrisquellen eher als Grenzmonumente oder Ausdruck königlicher Machtpräsentation. Sie stellt das Motiv des Waschens der Waffen, das ja auch an den Quellen von Tigris und Euphrat geschieht, in Zusammenhang mit dem Kampf gegen das Chaos wie auch gegen Tiāmat, nach deren Tötung ebenfalls die Waschung der Waffen stattfindet. Erreicht der Herrscher ein fremdes Gebiet, dem ja eine 45 Schachner 2006; Schachner 2009, darin bes. Radner 172–223 mit einer Edition und Datierung der Inschriften; für die Reliefs siehe vor allem Schachner 2009, 203–223. 46 Schachner 2006, 82; Radner, in: Schachner 2009, 198; Schachner 2009, 213–217. 47 Radner, in: Schachner 2009, 184–185 Kommentar zu I. 10. 48 Schachner 2009, 217–218. 49 Kreppner 2002.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
grundlegende Tendenz von Chaos und Barbarei anhaftet, dann bringe er durch seine Präsenz Ordnung und zivilisiertes Leben an diesen Ort. Durch Erreichen des Fremdlandes habe der König folglich das Chaos besiegt und zelebriere dies als Repräsentant der Götter mit einem Ritual.50 Zum Selbstverständnis der assyrischen Könige gehöre ja auch die Erweiterung des Territoriums im Auftrag des Gottes Assur. Jedwedes Vordringen in neues Territorium beinhalte damit gleichzeitig eine politische und religiöse Komponente.51 Letzten Endes lassen sich wohl politische und religiöse Hintergründe in Bezug auf die Anbringung der Inschriften und Reliefs am Tigris-Tunnel nicht voneinander trennen. Die Tigrisquellen lagen zu weit vom assyrischen Kernland entfernt, um sie politisch zu kontrollieren oder ein regelmäßig besuchtes „Naturheiligtum“ darzustellen. Die Verewigung der Könige in Schrift und Bild an diesem Ort wird dabei sowohl ein Zeichen der Ehrfurcht vor diesem besonderen Ort gewesen sein als auch eine Machtpräsentation des großen assyrischen Königs, der selbst in die entlegensten Ecken der Welt vordringt. So werden auch andere Flussquellen in Königsinschriften erwähnt und auch Stelen und Reliefs an ihnen angebracht, z.B. am Subnat und Saluara.52 Was die Lage der Quellen des Euphrat angeht, so finden sich nur wenige Hinweise in den Inschriften Salmanassars. RIMA 3.0.102.6 Shalmaneser III iii 35–47 bietet hierfür die ausführlichsten Informationen: – Der König marschiert von den Quellen des Tigris zu den Quellen des Euphrat über den Berg lunibunu. – Die urartäischen Städte des Aramu erstrecken sich bis zu den Quellen des Euphrat. – Das Land Dajānu liegt in der Nähe der Quellen des Euphrat. – Von den Quellen des Euphrat bricht der König nach Suḫnu auf. Die Region Dajānu lag an der norwestlichen Grenze der Region von Nahiri.53 Im Westen daran anschließend fand sich das Land Suḫnu, das nördlich des heutigen Elazığ und nördlich des Zusammenflusses der beiden Quellflüsse des Euphrat, Kara Su und Murat Su, lokalisiert wird. Will man von Suḫnu nach Dajānu gelangen, muss man in Richtung Osten „hinuntersteigen“.54 Die Quelle des Euphrat wird also in der Region verortet, wo die beiden Quellflüsse des Euphrat zusammenfließen. Der Murat Su ist in zwei Texten Salmanassars als Areania erwähnt.55 Er wird anscheinend als eigenständiger Fluss wahrgenommen und nicht als Euphrat bezeichnet. Der Kara Su scheint in den assyrischen Texten nicht namentlich erwähnt zu sein.56 Dass er als Purattu bezeichnet wurde, erscheint unwahrscheinlich. Seine Quelle liegt bei Erzurum und damit viel weiter östlich als die Region, in der die Quellen des Purattu in neuassyrischer Zeit verortet werden (siehe dazu auch S. 50). Mög-
50 51 52 53 54 55 56
Anthonioz 2009, 62–70. Anthonioz 2009, 111–128; siehe auch Bahrani 2003, 143–144. Donbaz/Galter 1997; Streck 2006–2008, § 2; Bagg 2011a, 75–76. Salvini 1998–2001. Siehe dazu Radner 2012. RIMA 3.0.102.2 Shalmaneser III ii 45; RIMA 3.0.102.14 Shalmaneser III: 143; siehe Bryce 2009, 69. Es existieren mehrere Flüsse mit dem Namen Kara Su. Nicht mit dem Euphratquellfluss zu verwechseln ist der in Nordsyrien zu findende Kara Su, der in den assyrischen Quellen als Saluara bezeichnet wird und im Amanus-Gebirge entspringt, für diesen Fluss siehe Yamada 2000, 95 und passim.
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5.2 Die Quellen der Flüsse
239
licherweise wurde die Euphratquelle im Alten Orient im Zusammenfluss von Murat Su und Kara Su gesehen. In einer Inschrift von Tiglatpileser III. wird die Lage des Landes/Berges Uluruš als ugu pi-a-te ša i7Idigna beschrieben (RINAP 1, Tiglath-pileser III 49: 18′). Kessler sieht in pi-a-te ša i7Idigna eine Anspielung auf den Tigris-Tunnel und verortet Uluruš daher nördlich der Tigrisquelle.57 In der Edition des Textes in RINAP 1, 130 findet sich dagegen die Übersetzung „bank of the Tigris River“. Die Wörterbücher ordnen die Textstelle ebenfalls unterschiedlich ein. Fraglich ist dabei der Zusammenhang zwischen den Wörtern piātu und pû, wobei sich letzteres häufig in Status Constructus-Formen (pī + Flussname bzw. sumerisch und logographisch ka + Flussname) in Zusammenhang mit Flüssen findet: Ist das in dem oben genannten Text zu findende piātu ein Plural von pû und damit als „Münder, Öffnungen“ zu übersetzen oder muss es piātu mit der Grundbedeutung „Seite; edge, border“ zugeordnet werden? AHw. 861 folgt ersterem Weg und führt unter piātu „Seite“ ausschließlich altbabylonische Belege aus Mari an. Belege zu piātu in Bezug auf Flüsse listet AHw. 874 unter dem Wort pû „Fluss-, Kanalmündung“. CAD P, 358 dagegen führt nicht nur altbabylonische Begriffe unter piātu „edge, border“, sondern ordnet dem Wort auch neuassyrische Belege zu, die sich alle in Zusammenhang zu Flüssen finden, so auch der oben erwähnte Textbeleg. Verkomplizierend kommt hinzu, dass über die Natur des pû eines Flusses unterschiedliche Ansichten herrschen: Während AHw. 874 den Begriff als „Fluss-, Kanalmündung“ übersetzt, bietet CAD P, 470 sub d) die Übersetzungen „mouth, opening of a watercourse“. Bagg schlägt diese beiden gegensätzlichen Übersetzungsmöglichkeiten gleichzeitig sowohl für pû als auch für das von ihm als Plural gedeutete piātu vor. Ob nun die Mündung oder Abzweigung eines Flusslaufs gemeint sei, müsse man anhand des Kontextes entscheiden.58 Edzard übersetzt den Ortsnamen Kahida als „Mund (= Abzweigungsstelle) des Flusses/Kanals“, verweist gleichzeitig aber bei dem analog gebildeten akkadischen Ortsnamen Pī-nārātim auf die deutschen Ortsnamen „Münden, Gmunden“.59 Offensichtlich muss aber unterschieden werden: Während ka/pû eine „Flussabzweigung“ bezeichnet, steht kun/zibbatu für die „Flussmündung“.60 ka/pû lässt sich also nicht als Mündung interpretieren (zu Texten bezüglich der Flussmündung siehe Kap. 5.3.6).61 Auch Euphrat und Tigris werden Flussabzweigungen zugeordnet:
57 Kessler 1995, 59–61. 58 Bagg 2000, 118–119, 377–378. 59 Edzard 1976–1980b. Zu Pī-nārātim siehe auch Streck 2003–2005b, der ebenfalls davon ausgeht, dass an diesem Ort, den er am Euphrat lokalisiert, zahlreiche Kanäle einmünden. Jedoch sollte man auch hier vom gegenteiligen Fall ausgehen, nämlich einem Ort, wo viele Kanäle abzweigen. 60 Stol 1976–1980, 358; Vallat 1987; Charpin 2002, 550–551; Bagg 2003, 110. 61 In diesem Zusammenhang sei auch auf den mythologisch-paradiesischen Ort pī nārāti (im Gegensatz zu dem realen Ortsnamen, siehe oben Fn. 59) hingewiesen, an dem Utnapištim lebt, siehe dazu z.B. Horowitz 1998, 96, 104–105. In Ugarit scheinen Traditionen zu existieren, die Els Wohnstätte an der Quelle von Flüssen und der Urfluten verorten, siehe dazu Dietrich/Loretz 1997, 126–127. Pī nārāti scheint also ähnlich wie der Abzu ein Ursprungsort für Wasser zu sein. Ein direkter Zusammenhang als Quellort von Tigris und Euphrat kann anhand der in dieser Arbeit gesammelten Texte aber zu diesem Ort nicht hergestellt werden.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
In einer Prozessurkunde aus dem Ur III-zeitlichen Umma (datiert Amar-Suen 3), NSGU 130 (= YOS 4, 31 = BDTNS no. 005074) wird die Länge des Dununuz-Kanals angegeben: 1
ka ⌈Idigna?⌉-[ta] SUḪ pa4 Li-[ir?]-dam-⌈ma?⌉-[š]e3 3 70 nindan gid2 4i 7Du6-nunuz-ka-kam
2
Steinkeller interpretiert den Text dahingehend, dass die Angabe sich auf die Strecke von der Abzweigung des Dununuz-Kanal aus dem Tigris bis zum SUḪ (unklar) des Lirdama?Kanals bezieht. Er sieht den Dununuz-Kanal also als einen Kanal an, der aus dem Tigris abzweigt.62 Das in der Kopie in YOS 4, 31: 1 dargestellte Zeichen, das als Tigris gelesen wird, ist nur teilweise erhalten. Die Zeichenspuren in der Kopie machen die Lesung Idigna wahrscheinlich, jedoch erscheint eine Kollation des Textes notwendig. Möglicherweise liegt ein anderes Zeichen vor (zu Zeichenähnlichkeiten in der Ur III-Zeit siehe S. 111–114). Der Dununz-Kanal ist ansonsten nicht belegt. Mehrere Texte aus Umma nennen aber das Dununuz- Feld (BIN 5, 277 iii 98; SNAT 364: 3; UTI 5, 3493 i 5; UTI 6, 3816: 2–3). Der Lirdama-Kanal wird ansonsten in Zusammenhang mit einem Wald erwähnt (BPOA 1, 536: 7; BPOA 2, 2685 rev. 10′; BPOA 7, 1820: 2; NYPL 207: 6).63 Auch in einem altbabylonischen Text aus Larsa (datiert Rīm-Sîn) ist die Bezeichnung ka i7Idigna zu finden. Hier werden große Mengen Getreide empfangen (TCL 10, 79: 12– 14). In dem Text wird in Z. 9 als weitere geographische Angabe gu2 i7Lagaški genannt. Allerdings wird aus diesem Text nicht deutlich, wo sich diese Abzweigung aus dem Tigris befunden hat oder welcher Kanal hier abzweigt. Ebenfalls in Zusammenhang mit Larsa ist eine Königsinschrift Sîn-iddinams zu sehen, in der von seinen Restaurierungsmaßnahmen am Tigris die Rede ist. In Bezug auf den Tigris heißt es dort: RIME 4.2.9.2 Sîn-iddinam 43 ki-sur-ra in-dub pa3-ĝu10-še3 44 ka-bi um-mi-tum4 45 a-gam-ma-bi-še3 46 si-gal ḫe2-em-mi-sa2 Bis zu der von mir festgesetzten Grenze brachte ich seine Abzweigung, bis zu seinen Marschen ordnete ich ihn überaus.64 Als einziger Hinweis auf das ka AmmiIaduqa Jahr 11 zu nennen65:
i 7Buranuna
ist der altbabylonische Jahresname
mu Am-mi-4a-du-qa2 lugal-e igi-ĝal2 gu-la dMarduk lugal-bi in-na-an-ĝar-ra bad3-Am-mi-4a-du-qa2ki gu2? i7Sa-am-su-i-lu-na-idim-nu-uḫ2-ši ka i7Buranunki-ta bi2-in-du3-a 62 Steinkeller 2001a, 37–38 Fn. 55. 63 Für die Belege siehe auch Steinkeller 2001a, 37–38 Fn. 55. 64 Das Verb si-sa2 ist in diesem Text sicherlich nicht wörtlich als „begradigen“ zu verstehen, sondern eher als Beschreibung des Instandhaltens. Die Nutzung des Verbs zur Beschreibung der Ordnung anderer Orte ist auch in anderen Zusammenhängen belegt, siehe dazu Lämmerhirt 2010, 209–212. 65 Für den Jahresnamen mit seinen Variationen siehe Pientka-Hinz 1998/1, 107–110; Horsnell 1999/2, 338–340.
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5.2 Die Quellen der Flüsse .
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Jahr, in dem Ammieaduqa, der König, durch die große Weisheit, die Marduk, sein König, ihm verliehen hat, Dūr-Ammieaduqa am Ufer(?) des Samsuiluna-nagabnuḫši-Kanals an der Abzweigung aus dem Euphrat baute. Geographisch lassen sich dieser Kanal und diese Festung nicht lokalisieren. Die Einschätzung von Pientka-Hinz, dass sich die Festung an der Einmündung des Samsuiluna-nagabnuḫši-Kanals in den Euphrat befindet, ist jedoch klar abzulehnen.66 Hier handelt es sich deutlich um eine Kanalabzweigung und keine Einmündung. Ob nun der Samsuiluna-nagabnuḫši-Kanal an diesem Punkt aus dem Euphrat abzweigte oder ein anderer Kanal, ist allerdings auch nicht sicher zu beantworten. Auch in literarischen Texten findet sich möglicherweise ein Hinweis auf eine Abzweigung des Tigris. Die Textpassage eines „Sprichworts“ besteht aus mehreren Aussagen, die offenbar widersinnige Geschehnisse beschreiben.67 Die ersten Aussagen sind: „Der Tag war wolkig, aber es regnete nicht. Es regnete, aber die Sandalen wurden nicht ausgezogen.“68 Dann heißt es weiter: SumProv. 3.14969 i 70 7Idigna-a KA-ba mu-un-zur -re a-gar3-re nu-si-si Der Tigris wütete(?) in seiner Abzweigung(?), aber er füllte die Felder nicht. Die Interpretation von KA-ba ist schwierig. In einer zweisprachigen Version findet sich als akkadisches Äuqivalent KI-BI-ša: BWL pl. 66 71 rev. 13 i i 7Idigna-a KA-ba nam-b[ir-re … 7Idig]na i-na KI-BI-ša x […] In VS 24, 113 ist nur die akkadische Version erhalten: VS 24, 113 5 I-di-ig-la-at 6 i-na KI-BI-ša-am? 7 iš-ta-ra 8 u2-ga-ra 9 ul u2-ma-al-li Alster geht davon aus, dass bei der Gleichsetzung von KA-ba und KI-BI-ša ein Missverständis vorliegt. KI-BI-ša könne kaum mit qību Befehl in Zusammenhang gebracht werden. Er schlägt verschiedene Interpretationen vor: Entweder sei das Wort eine korrupte Form von KI.A, also piš10, und würde damit Ufer bedeuten, wobei in VS 24, 113 dann ein Zustand vorherrsche, wo die Flussufer das Wasser „aufsaugen“ und es damit nicht weiter zu den Feldern geführt werden könne, oder aber es stehe in Zusammenhang mit KA = pû, was er als Flussmündung deutet, wobei er an den Zusammenfluss von Euphrat und Tigris vor 66 67 68 69
Pientka-Hinz 1998/1, 223. So beschrieben von Civil 1987, 31–32. SumProv. 25.1//SumProv. 3.149; für eine Diskussion dieser Aussagen siehe S. 448 mit Fn. 3. Der Ausspruch ist auch in anderen Sammlungen zu finden, ist dort jedoch nur fragmentarisch erhalten. Dazu gehören SumProv. 14.6, SumProv. 16 Sec. 5 und SumProv. 22 v 35–41. 70 Die Übersetzung folgt Civil 1987, 32, der zur als nazarbubu intepretiert. Alster 2006, 387 schlägt als Alternative eine Gleichsetzung von zur/sur mit 4âḫu „lachen“ vor: „It would be related to the idea that the Tigris paradoxically causes “laughter” by attracting rain to fall on the river, but not on the dry banks.“ Er hält Civils Vorschlag aber ebenfalls für wahrscheinlicher. 71 Lambert 1996, 263 und 274 verweist zudem auf einen unpublizierten Paralleltext, der I-di-ig-la-at schreibt.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
ihrer Einmündung in den Persischen Golf denkt. Da in dem Sprichwort vorangehend aber auch von Regen die Rede sei, wäre eine nördlichere geographische Lokalisierung des KA des Tigris notwendig, wo Regen noch eine Rolle für Bewässerung spiele. Dabei weist er auch auf eine Übersetzung von Foster hin, der KA als Quelle übersetzt.72 Parallel dazu ist SumProv. 25.1 zu nennen, wo es heißt, dass der Tigris sich in seiner Hochflut befand, aber nicht die Felder füllte (für den Text siehe S. 529). Interpretationen des Textes finden sich viele.73 Deutlich wird, dass ein ungewöhnlicher Zustand vorherrscht: Eigentlich ist viel Wasser im Fluss vorhanden, aber trotzdem kann dies nicht zur Bewässerung genutzt werden. Festzuhalten ist, dass das Wort KA sich nicht auf die Flussmündung beziehen kann. Auch ist ein „Aufsaugen“ des Wassers durch die Ufer unwahrscheinlich, wenn man den großen Lehmanteil der Böden in der Schwemmebene betrachtet, die Wasser nicht versickern lassen, sondern eher aufstauen (siehe Kap. 2.2.3 passim). Auch die Tatsache, dass es in SumProv. 25.1 und in einer anderen „Sprichwortsammlung” (SumProv. 15 Sec. B 5) heißt, dass es auf das Flussufer regnet, aber das trockene Land keinen Tropfen Regen erhält, kann nicht als Bestätigung dafür genommen werden, dass das Flussufer alle Feuchtigkeit aufnimmt. Man kann es eher als ironische Aussage deuten, dass das ohnehin schon feuchte Flussufer eine weitere Wasserzufuhr erhält, während das trockene Land, das auf Feuchtigkeit angewiesen wäre, leer ausgeht.74 Eine Lesung als KA, Flussabzweigung, erscheint vom Sinn der Aussage her in den sumerischen Texten wahrscheinlich, allerdings bleibt die akkadische Variante dadurch unklar. Die Lesung und Deutung der Textpassage muss also offen bleiben. Als weiterer literarischer Text in Bezug auf Flussabzweigungen ist möglicherweise die Götterhymne Ninurta B zu nennen. Die Aussage des Textes ist nicht ganz klar: Ninurta B Segment A 13 [ur]-saĝ dNin-u[rta] Eriduki-še3 na-ĝen 14 i [ 7Idig]na i7Buranuna2ki-bi KA ĝa2-ĝa2-da Der Held Ninurta geht wahrlich nach Eridu, damit Tigris und Euphrat …? Reisman übersetzt das Verb in seiner Edition des Textes als „roar“ und deutet die Textpassage als „the Tigris and the Euphrates may roar“ mit einer Lesung des Verbs als inim ĝar = ragāmu. Alternativ schlägt er aber auch vor, ĝa2-ĝa2 als raḫā4u „überschwemmen“ zu lesen und zwar in Bezug auf die Flussabzweigungen der beiden Flüsse.75 Für eine Lesung als raḫā4u wäre allerdings im sumerischen Text a ĝar zu erwarten, was aber nicht vorliegt. In den folgenden Zeilen ist von weiteren Aspekten die Rede, die Fruchtbarkeit des Landes darstellen: die Gewässer sollen mit Karpfen gefüllt sein, Schilf soll üppig wachsen, Tiere sollen reichlich vorhanden sein etc. Dies ist typisch, da Götterreisen im Allgemeinen den Zweck erfüllen, dem Land Fülle und Segen zu bringen (siehe Kap. 7.2.5). In diesem Kontext scheint ein Verb des Sprechens bezogen auf die Flüsse unwahrscheinlich. Reichliches Wasser in den Flussabzweigungen würde dagegen gut in den Kontext passen. Die grammatikalische Konstruktion bleibt mir aber unklar. 72 73 74 75
Alster 2006, 386–387. Siehe zusammenfassend zu den unterschiedlichen Meinungen Alster 2006, 388–389. Für eine Diskussion dessen siehe Civil 1987, 31–32; Alster 1997/2, 391. Reisman 1971, 5, 7 zu Z. 14.
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5.2 Die Quellen der Flüsse
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Ähnlich ist möglicherweise die Textpassage in Ur-Ninurta B Z. 8 einzuordnen. Das Verständnis des Textes ist dadurch erschwert, dass die beiden Textvertreter voneinander abweichen: Ur-Ninurta B Text A: i[7Idigna i] 7Buranuna2na niĝ2 du11-ga du8-u3 niĝ2 giri17-zal si-si Text B: i7Idigna i7Buranunaki ka ku3-bi du8-u3 niĝ2 giri17-zal si-si Die Bedeutung von niĝ2 du11-ga in Text A ist mir unklar. Text B lässt sich wie folgt deuten: (An befahl Enki) von Tigris und Euphrat die reine Abzweigung zu öffnen und sie mit Pracht zu füllen. Durch das Abzweigen von Kanälen soll offenbar dem Land Überfluss und Fruchtbarkeit gebracht werden (für Texte, die die Flüsse als Überflussbringer darstellen, siehe Kap. 8.3). Ursprung dieser Überlegungen war die Frage danach, ob auch das Wort piātu ein Begriff für eine Flussquelle darstellt. In Zusammenhang zu den Belegen zu ka/pû i i 7Idigna/ 7Buranuna aus altbabylonischer Zeit aus dem Bereich der Schwemmebene kann ugu pi-a-te ša i7Idigna in RINAP 1, Tiglath-pileser III 49: 18′ schon aufgrund der geographischen und zeitlichen Distanz nicht gestellt werden. Ginge man davon aus, dass statt der Status Constructus-Konstruktion pī i7Idigna hier eine Genitivkonstruktion mit dem Wort pû im Plural und Auflösung des Status Constructus durch ein ša vorläge, müsste pi-a-te ša i7Idigna laut Wortsinn einen Ort darstellen, an dem aus dem Tigris als Hauptflusslauf mehrere Flussarme oder Kanäle abzweigen. Für das Quellgebiet des Tigris liegt aber eigentlich genau der gegenteilige Fall vor: Hier vereinen sich verschiedene Flussläufe zu einem einzigen Strom, der so viel Wasser führt, dass die Ableitung von Kanälen aus ihm z.T. unmöglich ist (siehe dazu auch Kap. 8.2.3). Für den Begriff piātu muss also ein anderer Hintergrund gesucht werden. Folgende weitere neuassyrische Belege sind in CAD P, 358 unter piātu gelistet: a. RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II: 41–51: Der König bricht von Assur zu einem Feldzug auf. Er rastet eine Nacht in der Steppe. Dann überquert er das Wādī sartār und rastet eine Nacht am Wādī. Er kehrt kurze Zeit später zum Wādī zurück und rastet dort erneut. Er reist am Wādī entlang, jagt dort und verbringt eine weitere Nacht ugu pi-a-te ša2 i7Tar-tar-ra. Von dort bricht er auf und durchquert ḫamātu (Bedeutung unklar). Die Reise führt weiter zum Tigris, wo er gegen die Utuh kämpft. b. RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 31–34: Der König zerstört vom pi-a-te ša2 i7Ḫa-bur bis nach uibatu im Land Sūḫu die Städte der Länder Laqê und Sūḫu diesseits des Euphrat. Schließlich überquert er den Euphrat bei Ḫaridu. c. SAA 15, 156 rev. 18–22: Der Absender des Briefes berichtet dem König über Ausbesserungsarbeiten an namentlich nicht genannten Flüssen sowie den Bau eines Wehrs und einer Brücke. Außerdem wird berichtet, dass der Diyālā (i7Tur-nu) Hochwasser führt und dass das Wasser nach Dūr-Šarrukku geht. Aus diesem Grund ist es Truppen nicht möglich ugu pi-ia-a-ti zu gehen. Während Beispiele a) und c) geographisch einige Fragen offen lassen, zeigt Beispiel b) mit der Lagebeschreibung von Laqê und Sūḫu76 (Regionen, die sich am Mittellauf des Euphrat 76 Postgate 1980–1983; Beaulieu 2012.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
befinden und sich bis zum Unterlauf des Ḫābūr erstrecken), dass pi-a-te ša2 i7Ḫa-bur im Unterlauf des Flusses zu finden ist. Da die Übersetzung von pû/piātu als Flussmündung nicht zutreffen kann und es auch unwahrscheinlich erscheint, dass piātu in diesen Texten eine Flussabzweigung darstellt, muss sich die Grundbedeutung des Wortes piātu in Bezug auf Flüsse wohl eher, wie in CAD P, 358 dargestellt, auf eine Region/Begrenzung an den Flussseiten beziehen. Aus den Belegen wird jedoch nicht ersichtlich, was genau dabei piātu von Begriffen wie šiddu oder kišādu unterscheidet. Letztere Begriffe werden zusammen mit anderen Wörtern, die das Flussufer und das Fluss umgebende Land bezeichnen, in Kap. 5.3.1 näher untersucht. In den Bereich der Rituale und Beschwörungen ist die Aussage in Utukkū lemnūtu Taf. 1 einzuordnen, die das zur rituellen Reinigung gebrauchte Wasser von Tigris und Euphrat mit einem kuppu und dem Ḫašur-Berg in Zusammenhang bringt: Utukkū lemnūtu Taf. 1 47′ meš i a 7ḪAL.ḪAL u i7Pu-rat-ti ku3meš 48′ ša2 iš-tu kup-pi a-na kurḪa-šur a-4u-ni Wasser des reinen Tigris und Wasser des reinen Euphrat, das vom kuppu zum Ḫašur-Berg hervortritt. Das Wort kuppu wird von AHw. 509 als „starke Quelle“ übersetzt. CAD K, 550–551 deutet es als „man-made enlargement of a spring for the purpose of ensuring water supply”. Der Ḫašur-Berg tritt nur in mythologischem Zusammenhang auf.77 Hier ist auch das Ḫašur-Holz zu finden, das als ein Kultmittel dient, um Wasser rituell rein zu machen. Die Aussage in Utukkū lemnūti Taf. 1 ist also nicht als geographische Realität zu verstehen, sondern steht in Zusammenhang mit der Herstellung von „Weihwasser“. Ähnliches ist für die Aussage in einem altbabylonischen divinatorischen Text anzunehmen: CUSAS 18, 2 4 aš-ši-ku-um me-e A-ma-ni 5 ša ba-be2-el-ta-šu-nu78 6 u2-ša-ti-qa2 ḫu-ur-sa!-ni 7 i7Idigna u3 i7Buranunana Ich brachte dir Wasser des Amanus, dessen Güter Tigris und Euphrat durch das Gebirge passieren ließen. Lokalisiert man das Amanus-Gebirge in Nordsyrien, könnte eine Assoziation zwischen Euphrat und Amanus verständlich sein, der Tigris ist allerdings in einem ganz anderen Teil des Landes zu finden. Da es sich um einen Ritual-Text handelt, Wasser, das mit Zedernholz in Berührung war, vielfach in Beschwörungen genannt wird und im Amanus-Gebirge Zedernholz geschlagen wurde, dürfte in dem Text eine Mischung aus mythologischen und realen geographischen Elementen vorliegen, mit dem mythologischen Ḫašur-Berg und dem Ḫašur-Holz im Osten und dem Amanus und dem Zedernholz im Westen.79 Für weitere Texte, die Zedern- und Ḫašur-Holz in Zusammenhang mit Flusswasser nennen, siehe Kap. 9.1.
77 Für Belege siehe CAD Ḫ 157 sub d. 78 Zu babeltašunu siehe den Kommentar in CUSAS 18, S. 7 sub. obv. 6. 79 Siehe dazu CUSAS 18, S. 8 sub 9′.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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5.3 Der Flusslauf an sich Dieses Kapitel widmet sich dem Flussverlauf von Euphrat und Tigris. Zum einen wird die Terminologie untersucht, die für Flussabschnitte und das Flussufer verwendet wird. Darauf folgt eine Analyse der Texte, die die Flüsse an sich und ihre Flora und Fauna beschreiben. Zum anderen wird der Frage nachgegangen, welche geographischen Angaben in den Texten Rückschlüsse auf die Lokalisierung der Flussverläufe ermöglichen. Dabei wird untersucht, welche Städte namentlich mit den Flüssen assoziiert werden, in welchen Städten sich Felder an den Flüssen befinden und welche anderen Landmarken Rückschlüsse auf die Lage der Flüsse zulassen. Dabei wird ein Überblick über die Forschungsgeschichte der Lokalisierung der Flussarme von Euphrat und Tigris in der Schwemmebene gegeben. Geographische Angaben, die sich anhand der Texte in Bezug auf die Beschreibung der Flüsse als Grenzen und als Transportweg ergeben, finden sich dagegen in den nachfolgenden Kap. 6 und 7. 5.3.1 Bezeichnungen für das den Fluss umgebende Land Wenn wir über Flüsse sprechen, dann teilen wir sie in verschiedene Abschnitte ein, wie Ufer, Flussbett, Deich etc., und stellen räumliche Beziehungen zwischen dem Fluss und anderen Orten her, indem wir sie als stromabwärts und -aufwärts, jenseits und diesseits des Flusses gelegen bezeichnen. Auch die altorientalische Terminologie bezüglich der Flüsse und des sie umgebenden Landes ist sehr differenziert, für uns heute jedoch nicht in allen Fällen klar nachvollziehbar, wie bereits auf S. 239–244 in Bezug auf den Begriff piātu gezeigt werden konnte. Auffällig ist, dass, wenn es um geographische Sachverhalte geht, nur in seltenen Fällen der Flussname allein genannt wird. Meist findet sich ein Beiwort oder eine präpositionale Bestimmung. Ein Feld liegt nicht einfach am Fluss, es liegt am „gu2 + Flussname“. Die königliche Jagd findet „šiddu + Flussname“ statt. Eine Reise beginnt oder endet „ugu + Flussname“. Begriffe wie piš10 / kibru, gu2 / kišādu, aḫu/aḫātu, šiddu, irtu und u2-sal / ušallû stehen in Bezug zu dem Land, das an Flüsse grenzt. Häufig werden sie als Ufer übersetzt. Das deutsche Wort Ufer definiert die Grenzlinie zwischen Wasser und Land.80 Mit einem schwankenden Wasserspiegel verschiebt sich somit die Uferlinie. Ein Ufer kann aus einer Böschung oder Steilkante, einer Aue mit entsprechender Vegetation (Schilf, Auwald), einem Strand aus Sand oder Kies oder einer künstlichen Befestigung bestehen. Das Ufer macht also den Streifen Land aus, der in direktem Kontakt zum Flusswasser steht. Darin zeigt sich eine Problematik: Für einige der hier genannten Begriffe, die in den Wörterbüchern und Editionen als Ufer übersetzt werden, trifft genau genommen die Ufer-Definition nicht zu, da diese Begriffe ein größeres Gebiet umfassen, wo zudem Tätigkeiten stattfinden, die nicht direkt mit Flusswasser zu tun haben. Diese Begriffe sollen im Folgenden näher betrachtet werden.81 80 Duden: Das Wörterbuch der deutschen Sprache, 3. Auflage (1999), Band 9, S. 4047 definiert das Wort Ufer als „Bereich, in dem der Spiegel eines Gewässers, bes. eines Binnengewässers, an höher gelegenes Land grenzt.“ 81 Im Folgenden werden nur die Begriffe diskutiert, die in den Keilschrifttexten in Zusammenhang mit der namentlichen Erwähnung von Tigris und Euphrat stehen. Ein vollständiger Überblick zur Terminologie,
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
5.3.1.1 Die klassisch als „Ufer“ übersetzten Begriffe gu2/kišādu und aḫu/aḫātu und der Spezialfall Mari Der sumerische Begriff gu2, eigentlich „Nacken“, ist in den sumerischen Texten und logographisch in den akkadischen Texten der am häufigsten verwendete Begriff, um die Umgebung des Flusses zu bezeichnen. gu2 ist mit akkadisch kišādu geglichen. Allerdings zeigen verschiedene Texte, dass auch die Lesung aḫu, „Arm, Seite“ (logographisch eigentlich sonst a2), für das Logogramm gu2 in Frage kommt.82 Dies wird in Texten aus dem altbabylonischen Mari deutlich, wo oft vom aḫ Purattim bzw. gu2 i7Buranuna gesprochen wird (für die Texte aus Mari siehe S. 261–276).83 In einem Text werden beide Schreibungen parallel genutzt: ARM 14, 84+ (Jaqqim-Addu an Zimī-Lîm) 10 a-na a-aḫ Buranunana a-na sa-da-di-im pa-nu-šu-nu 11 ša-ak-nu um-ma šu-nu-ma 12 i-nu-ma lugal i-na ka-ra-ši-im wa-bu ni-nu 13 a-aḫ Buranunana i-ni-is3-du-ud-ma Sie (Jaminiten) bereiten eine Razzia gegen das aḫu des Euphrat vor und sagen: Solange der König in seinem Lager weilt, lasst uns eine Razzia am aḫu des Euphrat durchführen. rev. 12´ um-ma-a-mi gu2 Buranunana uš-ta-an-4i2-ir Das gu2 des Euphrat ist in Alarmbereitschaft. Die logographische Schreibung gu2 ist in Mari allerdings seltener zu finden (logographisch ca. 13 Texte vs. syllabisch ca. 40 Texte). Nur zwei Texte sprechen vom kišād Purattim.84 In dem aus dem 1. Jahrtausend stammenden Klagelied BL 199 werden in der sumerischen und akkadischen Version gu2 und aḫu parallel benutzt. BL 199 rev. 3 me-er-si gu2 i7Buranunaki-ke4 ma-da […] 4 ina gir-ir-si-e ša a-aḫ Pu-rat-ti mi-[nam] In assyrischen Königsinschriften wird außerdem zur Erklärung der Lage eines Ortes häufig die Formulierung ša a-ḫi / a-aḫ / a-ḫa-at gewählt. kišādu wird abgesehen von den oben erwähnten zwei Texten aus Mari nur in vier Texten in Bezug auf Tigris und Euphrat syllabisch geschrieben (siehe dazu die folgenden Abschnitte). Insgesamt entsteht der Eindruck, dass aḫu/aḫātu in Bezug auf Tigris und Euphrat häufiger genutzt wird als kišādu. Dabei stellen sich verschiedene Fragen: Tragen gu2, kišādu und aḫu in den Texten dieselbe Bedeutung und was genau ist unter den Begriffen zu verstehen?
die die einzelnen Flussteile betrifft, kann in diesem Rahmen nicht gegeben werden. Eine umfassende Studie dazu steht bisher noch aus. Hinweise auf Begriffe in Zusammenhang mit Flüssen und Kanäle finden sich aber z.B. bei Stol 1976–1980; Gesche 1992, 12–14; Bagg 2000; Bagg 2003; Stol 2014. 82 Wie die Wörter ka/pû „Flussabzweigung“, kun/zibbatu „Mündung“ und ēnu/īnu „Auge“ als Wort für „Flussquelle“ stammen gu2 und aḫu auch aus dem Bereich der menschlichen Anatomie. Charpin 2002, 550–551 deutet dies als Hinweis auf eine Verlebendigung der Flüsse (siehe dazu auch S. 167). 83 Natürlich existieren auch gemischt logographisch-syllabische Schreibungen wie aḫ i7Buranuna oder gu2 Purattim. 84 RIME 4.6.8.2 Iaḫdun-Līm: 97–98; Eidem 1994, no. 116: 42–43.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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Was die Nutzung der Begriffe im Singular und Plural angeht, lässt sich anhand der hier gesammelten Belege und der Belege im CAD Folgendes feststellen: Belege für kišādu im Plural sind nicht vorhanden. Allerdings nennt CAD eine Textstelle mit kišādīša killalēn „beide k.“ (LIH 95 i 23). Was aḫu angeht, überwiegen die Status Constructus-Formen im Singular a-aḫ und a-ḫi. Aber auch die pluralische Form a-ḫa-at / a-ḫat ist vereinzelt zu finden: – kurmeš-ni ša2 a-ḫa-at i7Pu-rat-te (RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal iii 24) – manmeš ša2 a-ḫat tam-di u3 manmeš-ni ša2 a-ḫat i7A.RAD (RIMA 3.0.102.2 Shalmaneser III ii 39 ; *RIMA 3.0.102.29 Shalmaneser III: 14–16; RIMA 3.0.102.30 Shalmaneser III: 23–24) – Der Berg Šītamrat wird als ina a-ḫat i7Pu-rat-te bzw. i7A.RAD gelegen bezeichnet (für die Texte siehe S. 387). Was das sumerische Wort gu2 betrifft, ist eine Feststellung, ob ein Plural oder Singular vorliegt, oft nur nach dem Kontext zu entscheiden, da im Sumerischen der Plural nicht immer durch Reduplikation markiert sein muss. Dennoch findet sich in zwei Texten zu Euphrat und Tigris die reduplizierte Form gu2-gu2 in Zusammenhang mit der üppigen Vegetation dort (Išme-Dagan B 45–41; Dumuzid-Inanna D 1 60–61; für die Texte siehe Kap. 5.3.3).85 Andere Texte betonen, dass es auf jeder Flussseite ein gu2 gibt: Der Sieg des Utu-ḫeĝal ii 9 i 10 bi2-in-tuš 7Idigna gu2 2-a-ba Er (Tirigan) besetzte beide gu2 des Tigris. In der Klage über Sumer und Ur wird zwischen dem gu2 von Tigris und Euphrat unterschieden: Klage über Sumer und Ur 38 i i na min 86 7Idigna 7Buranuna gu2 62 -a-[ba] u2 ḫul mu2-mu2-de3 … so dass an den beiden gu2 von Tigris und Euphrat böses Kraut wachse. gu2 hat ein breites Bedeutungsspektrum, das sich auch in zahlreichen Wortzusammensetzungen widerspiegelt.87 Es gibt verschiedene Interpretationsansätze, die die Bedeutung des Wortes in Bezug auf Wasserläufe ansprechen. Nissen schreibt: „Das Bedeutungsfeld von gu2 „Rand“ umfasst nicht nur den Rand als Trennungslinie bzw. das Ufer eines Kanals oder die Meeresküste, sondern spricht auch die Randzone eines Wasserlaufes an, als besonders fruchtbar, da gut zu bewässern. Vgl dazu SKIZ, S. 257 zu 46ff. Gú-edena wäre somit „die (bewässerte bzw. unter Kultivation genommene) Randzone der Steppe“.“88
85 86 87 88
Für ähnliche Belege für gu2-gu2 siehe Römer 1965, 46f. Zu den Schwierigkeiten bei der Lesung von gu2 min62 siehe Michalowski 1989, 74 sub 38. Für einen groben Überblick siehe ePSD sub gu2. Nissen 1974, 35 Fn. 145.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
Poebel geht einen etwas anderen Weg und stellt die Begriffe KI.A (piš10) und gu2 gegenüber: „Since KI-A at least graphically seems to represent ki-a(-k), “place of water,” or “ground of water,” “watery ground,” it cannot, of course, denote a high bank (of a river) – this is designated by gu2 (= kišâdu) – but it can indicate the low swampy tracts which usually stretch on both sides of a Babylonian river and which may be regarded as forming its wider bed. This evidently explains why the inscriptions always state that a city or town is situated not on the KI-A or kibru of a river, but on the gu2 or kišâdu of a river, for naturally a town will be built on dry ground and not on swampy soil.”89 Während eine Interpretation beim gu2 sowohl die Uferzone als auch das Ufer angrenzende Gebiet miteinschließt, sieht die andere Interpretation eine Trennung zwischen dem tiefliegenden, vom Wasser beeinflussten Gebiet KI.A, was man deutsch als „Ufer“ bezeichnen würde, und dem jenseits des Ufers liegenden hochgelegenen Gebietes, der „Randzone“, vor. Für die am mittleren Euphrat gelegene Stadt Mari wurden besondere Überlegungen angestellt, da der Begriff aḫ Purattim sehr häufig in den Texten zu finden ist. In der Forschungsliteratur hat sich durchgesetzt, aḫ Purattim als „Euphratufer“ oder auch als „Königreich Mari“ zu übersetzen. Das aḫ Idiglat, das seltener in den Texten erwähnt wird, wird dagegen in der Region am mittleren Tigris verortet, die zeitweise von Šamšī-Adads Sohn Išme-Dagan beherrscht wird. Für diese beiden Regionen werden Belege von der Regierungszeit Jaḫdun-Lîms bis hin zu Zimrī-Lîm angeführt (für die Texte siehe S. 261–276).90 Die Grundüberlegung dahinter, dass diese Begriffe nicht einfach nur das Flussufer bezeichnen, sondern einen politisch Hintergrund haben, stellt die Einteilung der Region des mittleren Euphrat in drei Teile dar: 1. Die Steppe (nawûm), in der nach Regenfall kurzzeitig eine Vegetationsdecke entsteht, die aber ansonsten aufgrund der großen Distanz und des Höhenunterschieds zum Fluss nicht bewässert werden kann. Hier finden sich Nomaden mit ihren Herden. 2. Der Übergang zwischen Steppe und Bewässerungsland (qa4ûm). 3. Die Region (aḫ nārim bzw. aḫ + Flussname), wo Bewässerung stattfindet und Felder und Städte zu finden sind. Durand schreibt in diesem Sinne: „Ces trois termes de nawûm / âḫ nârim / qa4ûm qui sont extrêmement fréquents et sont la base de la description du monde mariote, comportent des connotations sociales et politiques très lourdes. Ils décrivent non seulement des lieux mais les gens qui s’y trouvent, momentanément ou non.“91 Buccellati setzt den Ausdruck aḫ Purattim mit dem im heutigen arabischen Dialekt der Region des mittleren Euphrat benutzten Wort zōr (wie im Ortsnamen Deir ez-Zōr) gleich und geht dabei ebenfalls nicht von einer Bezeichnung für das „physische Ufer“ aus, sondern sieht darin wie Durand ein „kulturelles Konstrukt“. Er unterteilt das zōr dabei anhand seiner Beobachtungen bei Terqa in drei Bereiche auf: 1. Den Uferstreifen direkt am Wasser 89 Poebel 1947, 79. 90 Durand 1998, 107–111; Ziegler 2002, 221. 91 Durand 1990b, 112–113; siehe zusammenfassend auch Durand 1998, 494–495; Mori 2007, 41–42.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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mit Feldern und Wiesen (ušallû), der für Überschwemmungen anfällig ist und der durch einen Uferdamm, der auch Hochwasserschutz bietet, vom folgenden Abschnitt getrennt ist. 2. Flaches, bewässertes Kulturland (ugārum), das sich hinter dem Uferdamm erstreckt und vor Überschwemmungen geschützt ist. 3. Ein Übergangsgebiet mit einer Böschung, das auf das bewässerte Land folgt und wo Bewässerung nur noch sporadisch möglich ist (nābalum) und wo vereinzelt Felder zu finden sind, zu denen mithilfe von Schöpfeimern Bewässerungswasser hingeführt wird. Alles, was sich darüber (eliš, elēnūm) befindet, gehört zur Steppe. Ebenso geht Buccellati davon aus, dass sich die Nennung des Flussnamens ohne Beiwort ebenfalls auf das zōr bezieht (für eine weitere Diskussion dessen siehe S. 276–278) und dass zur Bezeichnung vom „edge of the water“ die Bezeichnung aḫ nārim benutzt wird.92 Für das syrisch-arabische Wort zōr kann Buccellati jedoch keine Etymologie bieten. So existiert auch eine andere Interpretation des Wortes als „Flussaue“.93 In der Diskussion um den Spezialfall Mari beziehen sich alle Erklärungen auf den für die Region typischen terrassenförmigen Aufbau des Flusstals. Das gu2 / aḫu von Tigris und Euphrat ist aber auch an anderen Flussabschnitten zu finden, wo andere Uferstrukturen vorliegen. Wie bereits in Kap. 2.2 beschrieben, finden sich die unterschiedlichsten landschaftlichen Formationen entlang der Flüsse. Im Oberlauf sind Schluchten und Laufstrecken mit Steilufern charakteristisch. Der Mittellauf der beiden Flüsse ist durch einen terrassenartigen Aufbau geprägt. Der Mittellauf des Tigris weist z.T. sehr zerklüftete Terrassen auf. Entlang des Mittellaufs des Euphrat findet sich dagegen eine breite, von Überschwemmungen gefährdete Flussaue, die in höher gelegenes Land übergeht. In der Schwemmebene liegen vor allem entlang des Euphrat natürlich entstandene Uferdämme vor, die durch den Eingriff des Menschen noch ausgebaut wurden. Die Grundbedeutung von gu2 / aḫu kann also nicht allein anhand der Texte aus Mari geklärt werden. Im Folgenden sollen daher die Belege für gu2, kišādu und aḫu in Bezug auf Tigris und Euphrat nach Themen sortiert näher betrachtet werden. Die Texte aus Mari werden zusammen auf S. 261–276 behandelt, da sie einen großen Komplex bilden. Zudem wird der Frage nachgegangen, inwiefern die Formulierung gu2 / aḫu + Flussname mit der alleinigen Nennung des Flussnamens ohne Beiwort inhaltlich identisch ist. Die Begriffe bleiben vorerst unübersetzt. Die Wortbedeutung wird erst am Ende in einem gesonderten Abschnitt am Schluss des Kapitels diskutiert. gu2 Das gu2 von Euphrat und Tigris wird in den Texten wie folgt beschrieben: 1. Als Ort, wo Vegetation zu finden ist Am gu2 bzw. pluralisch gu2-gu2 von Euphrat und Tigris wachsen Schilfrohr, Grünpflanzen und Bäume (für die Belege siehe Kap. 5.3.3).
92 Buccellati 1990a, 158–162; Buccellati 1990b, 91–97. 93 Buccellati 1990a, 168; Lafont 2000, 132–133.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
2. Als Ort, wo Arbeitsmaßnahmen stattfinden Texte bezüglich Arbeiten, die am gu2 stattfinden, stammen zum einen aus der Ur III-Zeit aus Umma und beziehen sich auf den Tigris. Das gu2 des Tigris wird durch Nivellierungsarbeiten (gu2 Idigna(-ka) šu-ur3-ra) instand gehalten (*SAT 3, 1547: 1–2; *MVN 16, 1587: 1–2) und gereinigt (gu2 Idigna šu-luḫ [ak]94;*BPOA 7, 1964: 2). Es finden außerdem Erdarbeiten statt: CUSAS 3, 147095 rev. i 3 a2 saḫar zi-ga 4 2 gu2 bar-ra gu2 i7Idigna-ka Erdhebearbeiten an den zwei Außenseiten des gu2 des Tigris Am gu2 findet sich eine Bewässerungseinrichtung namens a-zi-ga. Diese wird variierend als a-zi-ga gu2 Idigna und a-zi-ga Idigna bezeichnet (für die Texte siehe S. 504 Tabelle 35). Arbeitskräfte werden „am Wasser am gu2 des Tigris“ eingesetzt (a-da gub-ba gu2 Idigna; für die Texte siehe S. 503 Tabelle 34). Zum anderen existieren zwei Texte aus altbabylonischer Zeit, die von Erdarbeiten am gu2 sprechen. In einem Text aus Sippar ist davon die Rede, dass drei elamische Soldaten und sutäische Truppe Grabearbeiten am gu2 des Tigris durchführen: Fuller 1992, Nr. 78 6 3 eren2 Elamki ša a-na ḫa- a- im 8 ša gu2 i7Idigna 9 it-ti eren2 Su-ti-i 10 il-li-ku Drei elamische Arbeiter gingen zu Grabearbeiten am gu2 des Tigris zusammen mit dem sutäischen Arbeitstrupp. In einem Brief ist davon die Rede, dass der König Erdmassen am gu2 des Euphrat hat aufschütten lassen: AbB 1, 33 (Damiq-Marduk an Kalūmum) 32 i-na ⌈gu2 i7Buranunaki⌉ 33 ša šar-rum saḫarḫi.a ra-bu-ti iš-pu-ku 34 pi2-ta-am ip-te-ma 35 u3 a-na pi2-ti-im-ma a-na se20-ke-ri-im 36 u2-ul i-li-ik Am gu2 des Euphrat, wo der König große Erdmassen aufgeschüttet hat, machte er eine Öffnung und er hat nichts getan, um die Öffnung wieder zu blockieren. Da der Brief an einigen Stellen zerstört ist, erfahren wir nichts Näheres über die Funktion dieser Öffnung oder warum sie gemacht wurde. Am gu2 des Euphrat in Babylon wird in neuassyrischer Zeit durch Sargon II. eine Kaimauer errichtet (RIMB 2.6.22.1 Sargon II; für den Text siehe S. 289). 3. Als Ausgangspunkt für Verschiffung Aus der Ur III-Zeit existieren mehrere Texte, in denen Güter wie Schilf, Stroh, Sesam etc. zum gu2 der Flüsse gebracht werden, wahrscheinlich um verschifft zu werden. Konkrete 94 Welche Arbeit genau das Verb šu-luḫ ausdrückt, ist mir unklar. Sauren 1966, 68–69 mit Fn. 198 stellt fest, dass in den Texten der Ur III-Zeit šu-luḫ seltener benutzt wird als z.B. das Verb ba-al-la „vertiefen“. šu-luḫ mit šuluḫḫu als Lehnwort im Akkadischen als „Waschen der Hände“ hat in Texten späterer Zeit rituellen Charakter, siehe für Belege CAD Š/3, 260–261. Auch ePSD übersetzt šu-luḫ als „ritual cleansing“. In Lugalbanda I (siehe S. 231) wird šu-luḫ ebenfalls benutzt. Inwiefern hier aber rituelle Reinigung oder andere Reinigung stattfinden könnte, wird aus den Texten nicht klar. 95 Der Text wurde im Iran gefunden, stammt aber wahrscheinlich aus Umma.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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Angaben über die Verschiffung sind allerdings nur in wenigen Texten zu finden (für diese Texte siehe S. 454–458). In einem altbabylonischen Vertrag aus Sippar ist davon die Rede, dass eine Lieferung von Ziegeln am gu2 des Euphrat angekommen ist (20 sar sig4 i-na gu2 i7Buranunaki; Edubba 7, 70: 1–2). Der Empfänger erhält die Aufgabe, diese Ziegel zum gu2 des Aja-ḫeĝal-Kanals zu transportieren, vermutlich per Boot. In einem altbabylonischen Brief werden in abgebrochenem Kontext Boote, Sippar und das gu2 des Euphrat erwähnt: AbB 7, 47 (Ammieaduqa an Marduk-mušallim und zwei weitere Personen) rev. 5′ ma2ḫi.a ša i-[na…] 6′ u3 gu2 i7Bur[anuna…] 7′ a-na kar Zimbirki x […] 8′ li-im-mi-d[u-ši-na-ti] Sie mögen die Boote vom … und vom gu2 des Euphrat… zum Kai von Sippar … anlegen. 4. Als Verkehrsweg In Texten des 1. Jahrtausends (MC 13, no. 1; TCS 5, Chronicle 3, 4 und 5) wird das gu2 von Tigris und Euphrat als Reiseweg erwähnt, an dem Truppen entlang marschieren. In anderen Texten wird statt gu2 auch akkadisch šiddu für Beschreibungen dieser Art genannt (für die Texte siehe Kap. 7.2.4 sowie S. 299–300). 5. Als Lokalisierungspunkt Am gu2 der Flüsse finden sich: – Städte (siehe Anhang 1 zu Kap. 5) – Felder bzw. stellt das gu2 eine Feldgrenze dar (siehe Anhang 2 zu Kap. 5) – Start- und Endpunkte von Mauern (innerstädtisch sowie ganze Landstriche durchquerend) (siehe Anhang 1 zu Kap. 5 passim und S. 372–375) – Grenzpunkte von eroberten Territorien (siehe Kap. 6.2.2) Im Grenzstreit zwischen Umma und Lagaš spielen das gu2 des Tigris und die gu2-gu2 von Girsu eine Rolle, wobei sich Letzteres auf die Umgebung der Stadt und nicht auf einen Fluss bezieht: RIME 1.9.5.1 Enmetena96 iii 38 eg2 ki-sur-ra iv 1 dNin-ĝir2-su-ka 2 eg2 ki-sur-ra 3 dNanše 4 im-dub-ba 5d Nin-ĝir2-su-ka 6 gu2i7Idigna-še3 ĝal2-la 7 gu2-gu2 Ĝir2-suki-ka Grenzdeich des Ninĝirsu, Grenzdeich der Nanše, Aufschüttung des Ninĝirsu, die zum gu2 des Tigris hin gelegen ist, beim gu2-gu2 von Girsu Des Weiteren baut Gudea für Enki einen Tempel am gu2 des Tigris: RIME 3/1.1.7.9 Gudea 8 e2 gu2 i7Idi[gna] 9 mu-na-du3 96 Die Zeilen iv 6 und 7 sind nur in Textvertreter A zu finden, Textvertreter B lässt diese aus. Syntaktisch stellt die Textpassage viele Schwierigkeiten dar. Für die jüngste Diskussion um die Lesung der vollständigen Textpassage die mit a-e i3-mi-e3 endet, siehe Ceccarelli 2015 und Keetman 2015 jeweils mit Hinweisen zu älterer Literatur.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
In einer Gerstezuteilung für Arbeiterinnen aus dem Ur III-zeitlichen Girsu, MVN 2, 176 xiii 1′, ist ebenfalls von diesem Tempel die Rede. Eine Arbeiterin ist dem Tempel zugeordnet (e2 En-ki ⌈gu2 Idigna⌉). Eine weitere Zuteilung, MVN 6, 301 ii 7–9, registriert 0.3.2 ninda e2 d En-ki gu2 i7Idigna. In Texten der Ur III-Zeit und der neubabylonischen Zeit sind Speicher am gu2 erwähnt: In der Ur-III Zeit findet sich in Texten aus Umma ein Speicher am gu2 Idigna. In zwei Texten (datiert Amar-Suen 1) werden Bauarbeiten an dem Speicher registriert: *BPOA 7, 2210 1 11 ĝuruš u4 3-še3 2 gu2 Idigna-ka ĝa2-nun du3-a MVN 21, 41 4 7 ĝuruš u4 1-še3 ĝ[a2-n]un 5 du3-a gu2 Idigna In zwei Texten (datiert Šulgi 46) wird Schilf in den Speicher eingebracht: *UTI 3, 2095 1 11760 sa gi 2 gu-kilib-ba 11 sa-ta 3 ki Unken-ne2-ta 4 ĝa2-nun gu2 Idigna-ka ku4-ra 11760 Bündel Schilf, Ballen zu je 11 Bündeln, sind vom Ki-Unken in den Speicher am gu2 des Tigris eingebracht. *UTI 4, 2921 11760 sa gi 2 gu-kilib-ba 11 sa-ta i3-ĝal2 3 ĝa2-nun gu2 Idigna 4 ki Unken-ne2-ta 11760 Bündel Schilf, vorhanden in Ballen von je 11 Bündeln, Speicher am gu2 Tigris, vom Ki-Unken 1
In BIN 5, 185 (Datum unklar) werden ebenfalls mehrere Lieferungen Schilf (Lieferungen von 2280, 1620 und 900 Bündeln) in den Speicher am Tigris registriert (Z. 9 ĝa2-nun gu2 Idigna-še3). In *MVN 16, 769 (Šulgi 46) werden mehrere Lieferungen von Schilf gelistet, die vom EngabaDU zum Speicher vom Tigris (rev. 1 ĝa2-nun gu2 Idigna-še3) transportiert werden sollen. In Foxvog 1986, 68–69 (Šu-Suen 4) wird Schilf zwischen verschiedenen Orten transportiert, unter anderem vom eg2 E2-lugal zum ĝa2-nun gu2 i7Idigna (ii 7–8). In achämenidischer Zeit ist ein Speicher am gu2 des Euphrat erwähnt (für die Texte siehe S. 294 mit Fn. 205). 6. Als Bezeichnung einer Region Verschiedene Texte zeigen, dass das gu2 als eine Region wahrgenommen wurde. Einem literarischen Brief zufolge gehören Städte, Götter und Truppen zum gu2 von Tigris, Euphrat und anderen Flüssen: Brief von Puzur-Šulgi an Ibbi-Suen97 7 gu2 i7Idigna gu2 i7Buranunana gu2 i7Ab2-gal u3 gu2 i7Me-dEn-lil2-la2 8 iriki-bi-ne diĝir-bi-ne u3 uĝnim-bi-ne 9 ma-da Ḫa-ma-ziki-ta en-na a-ab-ba Ma2-gan-naki-še3 10 igi dNin-isin2si-na-ka-še3 ku4-ku4-de3 97 Bei Michalowski 2011, 439–462 ist der Text als Brief von Puzur-Numušda an Ibbi-Sin 1 zu finden. Der Personenname variiert in den verschiedenen Paralleltexten zwischen Numušda und Šulgi.
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Um das gu2 des Tigris, das gu2 des Euphrat, das gu2 des Abgal und das gu2 des MeEnlila – ihre Städte, ihre Götter und ihre Truppen von Ḫamazi bis zum Meer von Magan vor Ninisina eintreten zu lassen. gu2 i7Idigna gu2 i7Buranunana gu2 Ab2-gal u3 gu2 i7Me-dEn-lil2-la2 ba-an-dab5 Er (Išbi-Erra) eroberte die Ufer von Tigris, Euphrat, Abgal und Me-Enlila.
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Brief von Šulgi an Puzur-Šulgi 5 gu2 Ab2-gal gu2 i7Idigna i7Buranunana-bi-da a nu-na8-na8-de398 (Die Mauer wurde gebaut), so dass sie (die Amurriter) an den Ufern von Abgal, Tigris und Euphrat (ihre Herden) nicht tränken können.99 Die Bedeutung der Aussage in einer Königsinschrift Ur-Nammas in Bezug auf die gu2 von Euphrat und Tigris ist nicht ganz klar. Die beiden Flüsse werden zusammen mit den „erbauten Flüssen“ genannt: RIME 3/2.1.1.20 Ur-Nammu 150 u4-ba 151gu2 i7Idigna 152 gu2 i7Buranunaki 153 gu2 i7 du3-a-bi 154 add[ir x x si ḫe2-em-mi-sa2-sa2] An diesem Tag [ordnete?] er am gu2 des Tigris, am gu2 des Euphrat und am gu2 der erbauten Flüsse die Fährarbeit/den Lohn?.100 In Samsu-iluna F rev. 5′ werden die beiden Flüsse zusammen mit dem gu2 des Meeres genannt. Samsu-iluna F rev. 5´ Sa-am-su-i-lu-na gu2 i7Idigna gu2 i7Bur-na gu2 a-a-ba!?-aš-ši DU gu da-a-bi-ša2 lu2 mu-na-A.ŠI Für Samsuiluna das gu2 des Tigris und vom gu2 des Euphrat zum Ufer des Meeres … und das gu2 seiner (des Meeres) Flussläufe… die Menschen Ein altbabylonischer Text ordnet dem gu2 ebenfalls Städte zu: CUSAS 17, 37 Sîn-iddinam iii 26 iriki didli gu2 ⌈i7Idigna⌉ 27 i7⌈Buranuna⌉-bi-ta 28 kur gu2 erim2-ma-ĝa2 29 bad3-gal-bad3-gal-bi 30 ḫu-mu-gul-gul Alle großen Mauern der einzelnen Städte am gu2 von Tigris und Euphrat des mir feindlichen Landes habe ich wahrlich zerstört. 98
Textvertreter X3 ist nicht publiziert, die Schreibung kann daher nicht überprüft werden. Textvertreter X4 schreibt Buranunana-bi ohne –da. 99 Die Interpretation der Textstelle folgt Michalowski 2011, 369–370. Mehrere literarische Briefe in altbabylonischer Kopie berichten von der Errichtung einer Mauer unter den Ur III-Königen, vermutlich um die eindringenden Amurriter fernzuhalten, was auch der Namen der Mauer, MurīqTidnim, „die die Tidnum fernhält“, zeigt. Sie erstreckte sich vom Abgal bis nach Simudar am Diyālā, ist archäologisch allerdings nicht nachgewiesen, siehe dazu Sallaberger, in: Sallaberger/Westenholz 1999, 159; Gasche et al. 2002, 542–543; Silver 2017; für weitere Überlegungen zu dieser Mauer siehe auch S. 482–483. 100 Für eine Analyse des Wortes addir, das in Zusammenhang mit Fähr- und Fuhrarbeit, aber auch mit dem damit verbundenen Lohn steht, siehe Selz 1995.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
In einem altbabylonischen Brief aus Lagaba wird eine Person ans gu2 des Tigris versetzt: AbB 3, 11 (Marduk-nāeir an Bašti-Il-aba) 6 re-ša-am i-na La-ga-baki ta-az-zi-iz-[ma] 7 a-na gu2 i7Idigna as-su2-uḫ-ka Zuerst hast du in Lagaba gedient, dann habe ich dich ans gu2 des Tigris versetzt. Im altbabylonischen Larsa existiert ein gu2 / kišādu-Distrikt (häufig übersetzt als „UferDistrikt), dem ein rabiān kišādim vorsteht.101 Es gibt altbabylonisch ebenfalls einen ra-bi-a-an g[u2] i7Idig[na], an den Nabium-malik einen Brief richtet (*AbB 13, 109: 1). Der Brief handelt vom Eintreiben von Silber. Nicht jemand vom Kittum-Tempel soll das Silber eintreiben, sondern der rabiānum soll dies für ihn erledigen (für eine weitere Steuereintreibung siehe auch AbB 2, 30, S. 277). Verschiedenen Personen wird eine Herkunft vom gu2 der Flüsse zugeschrieben: Bei VS 24, 91 handelt es sich um einen Brief in neubabylonischer Abschrift, dessen Verfasser aber ein elamischer Herrscher ist. Die Geschehnisse datieren in die Kassitenzeit: VS 24, 91 rev. 3 m d ⌈ ⌉Im.mu.uru3 dumu mDu-un-na-d[Sa]-aḫ ša2 gu2 i7Bu⌈ranun⌉aki Adad-šuma-ueur, Sohn des Dunna-Šaḫ, vom gu2 des Euphrat TCS 5, Chronicle 3: 34 spricht von der Bevölkerung vom gu2 des Euphrat (lu2-ut ša2 gu2 i 7Pu-rat-tu2), die aus der Region von Rahīl am mittleren Euphrat stammt. Das Wort gu2 wird auch in Bezug auf Aramäer-Stämme verwendet, die an den Flüssen zu finden sind: RINAP 3/2, Sennacherib 213102 12 ša gu2 i7Idigna lu2Tu-7u-mu-na lu2Ri-ḫi-ḫu lu2Ia-daq-qu lu2Gib-re-e lu2Ma-li-ḫu 13 ša gu2 i7Su-rap-pi lu2Gu-ru-mu lu2U2-bu-lum lu2Da-mu-nu lu2Gam-bu-lu lu lu lu 2Hi-in-da-ru 2Ru-7u-u-a 2Pu-qu-du 14 i ki lu ša gu2 7Buranuna 2Ḫa-am-ra-a-nu lu2Ḫa-ga-ra-a-nu lu2Na-ba-tu lu2Li-7i-ta-a-a Häufiger werden in diesem Kontext jedoch die Wörter aḫu oder šiddu gebraucht (siehe dazu S. 260, 299–300). Ein altbabylonisches Itinerar nennt das gu2 des Euphrat als Wegstation an drei unterschiedlichen Tagen: Hallo 1964 37 ud.1.kam Tu-ul-tu-ul 38 ud.1.kam gu2 i7Buranunaki 39 ud.2.kam A-ba-at-tum 40 ud.1.kam gu2 i7Buranunaki 41 ud.1.kam gu2 i7Buranunaki 42 ud.2.kam a-ša-ar ba.aḫ.ra i-zi-ḫu
101 Stol 2014, § 1. 102 Die Textstelle ist ähnlich auch in RINAP 3/1, Sennacherib 1 Z. 12–14 zu finden, dort sind die Flussnamen allerdings nicht erhalten.
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In einem weiteren Text, Goetze 1953, der in einigen Abschnitten ein Duplikat zu diesem Text darstellt, ist in rev. iii 2 i7Buranuna2na rekonstruierbar sowie in der darauf folgenden Zeile […]ba-at-tum. Darauf folgen Tu-ul-tu-ul und A-ḫu-na-a. Offenbar handelt es sich dabei um die Beschreibung des Rückwegs, der einen leicht abweichenden Verlauf nahm.103 Der Text beschreibt eine Reise von Babylonien, vermutlich von Larsa, bis nach Emar. Der Weg wird bis Mankisum per Boot zurückgelegt104, danach wird offenbar dem Landweg gefolgt, der sich aber teilweise weiter an Flüssen und Wadis orientiert. Dabei wird deutlich, dass nicht der kürzeste Weg direkt entlang des Euphrats gewählt wurde. Die Route führte stattdessen nach Norden entlang des Tigris, orientierte sich dann Richtung Ḫābūr und weiter nach Ḫarrān. Offenbar führte der Weg von Ḫarrān entlang des Balīḫ nach Süden zurück zum Euphrat und von dort weiter nach Emar.105 Fraglich bleibt, aus welchen Gründen als Rastpunkte statt von Ortsnamen das gu2 des Euphrat angegeben wird.106 Als weiteres landschaftliches Element existiert in dem Itinerar auch ein Eintrag zu zwei Bergen (kur).107 Möglicherweise bedeutet die Angabe gu2 des Euphrat, dass in Flussnähe ein Lager aufgeschlagen wurde, sich dieses Lager jedoch nicht in direkter Nähe zu einer Siedlung befunden hat.108 Auch in Bezug auf landwirtschaftliche Aspekte stellt das gu2 eine Region dar: In einem Text der Ur III-Zeit aus Adab (Datum unklar) wird Getreide vom gu2 des Tigris empfangen (MVN 3, 376: 8 2.0.0 gur gu2 i7Idigna). Vom gu2 des Euphrat kommen in einem altbabylonischen Brief zwei Mutterschafe: AbB 6, 143 (Etel-pî-Marduk an Sîn-māgir) 19 2 u8ḫi.a ša gu2 i7Buranunana 20 mQi2-bi-šum-ma-ti-kal uš-ta-bi-la-ak-kum Zwei Mutterschafe vom gu2 des Euphrat hat Qibišumma-tikal dir geschickt.109 Für Nomaden waren die flussnahen Regionen nicht nur fürs Tränken der Tiere wichtig. Das Land entlang der Flüsse war gutes Weideland, da sich die Nähe zum Flusswasser und der hohe Grundwasserstand günstig auf das Pflanzenwachstum auswirken. In der Steppe dagegen ist aufgrund des unregelmäßigen Niederschlags nur zeitweise Pflanzenwachstum möglich.110
103 Córdoba 1990, 360–361. 104 Siehe dazu auch Cole/Gasche 1998, 20. 105 Córdoba 1990. Der Reiseweg wird in den verschiedenen Editionen und Auswertungen der Texte unterschiedlich gedeutet, siehe Goetze 1953 und 1964, Hallo 1964 und Leemans 1968, 210–213. Die in den Editionen präsentierten Ergebnisse sind jedoch heute nicht mehr haltbar, da sich der Kenntnissstand über die Lokalisierung der im Text genannten Orte geändert hat. 106 Hallo 1964, 80 mit Fn. 51 stellt fest, dass sich auf der Tafel Spuren finden, die zeigen, dass der Schreiber in Z. 40 zuerst einen zweitägigen Stop notiert hatte, jedoch dann den Eintrag in zwei eintägige Stops am gu2 des Euphrat umänderte. 107 Siehe dazu Hrouda 1986. 108 Siehe zusammenfassend zu den Itineraren auch Edzard 1976–1980a. 109 Möglicherweise sind in einem weiteren Text weidende Schafe vom gu2 des Euphrat erwähnt. Der Text ist nur fragmentarisch erhalten und wird größtenteils rekonstruiert, wobei die Rekonstruktion nicht sicher ist. gu2 i7Bur[anuna…] ist rev. 2′ zu finden, siehe dazu AbB 7, 47 rev. 1′–4′. 110 Adams 1981, 136.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
In einem Text aus der Ur III-Zeit (Datum unklar) werden Abgaben (Bier, Brot, aber auch Gold, Silber und Vieh) im Rahmen eines Festes aufgebracht: YOS 4, 56 izim maḫ-še3 tum3-dam 20 gu2 i7Idigna gu2 i7Buranunaki-še3
19
Verantwortliche aus Umma, Adab, Urusaĝrig, Larsa, Šuruppak, Uruk und Ur sind an der Organisation beteiligt. Heimpel interpretiert den Text dahingehend, dass das Fest im Rahmen der Aufstellung einer Statue Šulgis gefeiert wurde. Er stellt sich das Geschehen so vor, dass zu diesem Fest der König mit seinem Gefolge den Euphrat hinauf und den Tigris hinunter gefahren sei (oder umgekehrt) und die Bevölkerung an den Ufern gestanden habe und Brot und Bier konsumierte. Das Fest wäre damit nahezu im ganzen Reich gefeiert worden.111 Sallaberger stellt dagegen in Frage, dass das Fest auch außerhalb von Ur gefeiert wurde und gibt als alternative Möglichkeit an, dass die Abgaben von den jeweiligen Städten zu den Flüssen gebracht wurden, um dann per Boot nach Ur transportiert zu werden.112 Für die geographischen Implikationen des Textes siehe S. 331–332, 351. Festgaben werden auch für die verstorbenen Könige dargebracht. Der Ausdruck „Thron + Herrschername“ bezieht sich dabei anscheinend auf eine Kultstätte. Vermutlich war dieser „Thron“ beweglich und konnte auch außerhalb einer Kapelle aufgestellt werden. In einer Urkunde aus Puzriš-Dagan, datiert auf Šu-Suen heißt es, dass der Thron das gu2 des Tigris ergriffen habe:113 Princeton 1, 66 1 [x] udu niga 2 ĝeš gu-za 3 Ur-dNamma 4d ⌈Šul⌉-gi 5 u3 dAmar-dSuen 6 u4 gu2 i7Idigna ba-dab5-ba-a 7 u4 6-[kam]
Mastschafe Thron von Ur-Namma, Šulgi und Amar-Suen als er das gu2 des Tigris ergriffen hatte? 6. Tag
Zwei Listen mit gestorbenen Tieren aus Puzriš-Dagan ordnen eine Ziege und einen Ziegenbock dem gu2 des Euphrat zu: BIN 3, 521 (Amar-Suen 1) 7 1 maš2-gal gu2 i7Buranunaki gaba Torino 1, 407 (Amar-Suen 4) 6 1 ud5 gu2 i7Buranunaki gaba Eine Zuordnung von Tieren dieser Art ist nur in diesen beiden Listen zu finden. Alle anderen Einträge der Liste nennen keinen geographischen Bezug. Das Wort gaba muss sich dabei auf die Tiere beziehen und nicht auf den Euphrat.114
111 112 113 114
Heimpel 1990; siehe dazu auch Steinkeller 2001a, 28. Sallaberger 1993/1, 177 Fn. 830. Sallaberger 1993/1, 147 Fn. 698. Zu der unklaren Bezeichnung gaba in Bezug auf Schafe und Ziegen siehe Steinkeller 1995b, 54–55.
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7. Sonstiges Das gu2 des Euphrat ist Handlungsort des magischen Duells zwischen der „Alten Frau“ und dem Zauberer in Enmerkar und Ensuḫkešana. Nach dem Kampf geschieht Folgendes: Enmerkar und Ensuḫkešana 271 adda-a-ni gu2 i7Buranunana-ka i-im-ma-⌈an-taka4⌉ Sie ließ seinen Leichnam am gu2 des Euphrat zurück. Die Göttin Inanna geht am gu2 spazieren: Dumuzid-Inana O ii 4 gu2 i7 nun-na dib-ba-ĝu10-ne 5 gu2 i7Buranunana šu niĝin2-ĝu10-ne Als ich (Inanna) am gu2 des fürstlichen Flusses115 entlang spazierte, als ich am gu2 des Euphrat umherwanderte. Zur Durchführung des Flussordals werden die Prozessparteien an das gu2 des Euphrat geschickt (Nebukadnezar „König der Gerechtigkeit“ iii 22–24; für den Text siehe S. 576– 577). Dem gu2 werden zudem weitere landschaftliche Elemente zugeordnet, und zwar ein „Uferdamm“ (U3, siehe S. 284–287) und eine „Flussaue“ (u2-sal / ušallû, siehe S. 282–284). kišādu Wie bereits erwähnt wird kišādu syllabisch geschrieben nur selten in Bezug auf Tigris und Euphrat benutzt. Die Städte Dūr-Dāduša und Ḫalulê werden als am kisād Idiglat gelegen bezeichnet: – Dūr-Dāduša i-na ki-ša-ad i7Idigna (Siegesstele des Dāduša xi 10) – Ḫalulê ša ki-šad i7Idigna (RINAP 3/1, Sennacherib 22 v 60; RINAP 3/1, Sennacherib 23 v 51) In einer altbabylonischen Urkunde werden Getreideausgaben am Kai der Stadt Āl-WaradSîn registriert sowie der Erhalt eines nērubātum116 vom ki-ša-ad i7Idigna an.ta (Owen 2012, Tablet 2: 5). In diesen Zusammenhang ist auch ein altbabylonischer Brief aus Babylon zu stellen, in dem vom gu2 i7Buranunana elītim die Rede ist. *AbB 13, 23 (Ḫammurāpi an Sîn-iddinam) 15 i-na gu2 i7Buranunana 16 e-li-tim 17 gišeme.sigḫi.a 18 li-ik-ki-su2-ma Am oberen gu2 des Euphrat/am gu2 des oberen Euphrat mögen sie Holzbretter schneiden. Es bleibt dabei offen, ob sich das Adjektiv auf gu2 / kišādu bezieht oder den Fluss. Die Edition in AbB 13, S. 25 sub 23.e kommentiert die geographische Angabe als „Supposedly on the northern side of the river, i.e., on the side of Larsa“. Beziehen sich die Texte nicht auf den Fluss, sondern auf gu2/kišādu, besteht zum einen die Möglichkeit, dass mit an.ta und ki.ta höher- und tiefergelegenes Land am Ufer der Flüsse bezeichnet wird oder aber dass 115 Zur Problematik der Unterscheidung zwischen dem Flussnamen i7Nun und dem Epitheton „fürstlicher Fluss“ siehe S. 340–344. 116 Für diesen unklaren Begriff siehe Owen 2012, 451–452.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
das Land stromabwärts oder -aufwärts gemeint ist (siehe dazu auch S. 298–299). Einen festen Ausdruck für einen bestimmten Flussabschnitt dürften die Begriffe nicht darstellen. In einer altbabylonischen Urkunde aus Larsa findet sich dagegen ein klarer Bezug auf den Fluss: YOS 15, 29 i-na a.ša3 e2 a-bi-šu 10 ⌈ša⌉ i7Idigna ki.ta 11 a-na zi-mi ḫa-ar-ra-na-ti-šu 12 a.ša3-am ki-in-na-a-šim Macht ihm von den Feldern, seinem väterlichen Besitz vom unteren Tigris, entsprechend seiner Reisen ein Feld fest! 9
Beim „unteren Tigris“ muss man wohl von dem südlichen Abschnitt des Larsa-Territoriums ausgehen, das der Fluss durchfließt. In KAR 360 eilt Marduk zum ki-šad i7Pu-ra-na-ti und besteigt sein Boot: KAR 360117 5 ḫar-ra-an Dim-kur-kur-raki mar-kas kib-ra-a-ti 6 4a-bit-ma ki-šad i7Pu-ra-na-ti ḫi-i-ša2 7 ir-kab-ma ru-ku-ub-šu el-lum Den Weg nach Babylon, dem Band der Weltränder, ergreift er, eilt zum kišādu des Euphrat. Er besteigt sein reines Boot. Auch in zwei Texten aus Mari wird das Wort kišādu in Zusammenhang mit dem Euphrat benutzt. In der Königsinschrift RIME 4.6.8.2 Iaḫdun-Līm: 97–98 heißt es, dass der König das ki-ša-ad Pu-ra-tim beherrscht. Der Brief Eidem 1994, no. 116: 42–43 erwähnt eine Truppe der Jaminiten, die vom ki-ša-ad Pu-ra-tim stammt. In anderen Texten aus Mari werden die Begriffe aḫu und gu2 verwendet, siehe dazu S. 261–276. Weitere Belege für kišādu in Zusammenhang mit anderen Flüssen bieten die Wörterbücher. CAD K 446 kišādu S. 446–450 nennt als Übersetzungen: 1. neck, throat (of a human being, a god, or an animal, often including the head and the shoulders), 2. string of beads, necklace, piece of jewelry or amulet worn around the neck, neck scarf, 3. bank of a river, canal, ditch, shore of the sea, edge of a well, rim of a pot, etc. Ähnlich wie bei aḫu (siehe S. 258–261) beziehen sich die in CAD genannten Belege für kišādu auf Siedlungen, die am Ufer liegen. Kultivierbares Land, Felder, Gärten, Straßen und Bauwerke sind am kišādu zu finden. Dort werden in einem Ritual Figuren vergraben. Es wird aber auch einmal als ein unzugänglicher Ort bezeichnet. aḫu, aḫātu Die in CAD A/1, aḫu B S. 205–210 gesammelten Belege geben für das Wort aḫu folgenden Überblick: Übersetzt wird der Begriff als 1. (human) arm, 2. side (of a human), flank (of an animal), wing (of an army), 3. bank (of a canal, river), shore (of the sea), side, edge (of localities and objects), 4. sleeve or armhole flap, 5. half, half share, first half, 6. arm or handle of an instrument.
117 Diese Textpassage ist in einem weiteren Text zu finden, der aber nahezu vollständig zerstört ist, siehe dazu BaF 16, Nr. 13.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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In der Belegsammlung zu Punkt 3 sind Texte angegeben, die Felder, Gärten, Orte, Länder und Bevölkerungsgruppen am aḫu verschiedener Flüsse und auch des Meeres listen. In anderen Texten segnen die Götter das aḫu, ein wildes Schaf wird als dort stehend beschrieben und Pflanzen wachsen dort. Als Gegenstände, die über ein aḫu verfügen, werden genannt: titurru, urû, epinnu, eleppu, umāmu, qīštu. Auch die Flanke eines Berges wird als aḫu bezeichnet. Weitere Texte benutzen den Begriff für Konstruktionen, um räumliche Relation (gegenüber, neben etc.) auszudrücken. aḫu/aḫātu wird in Bezug auf Tigris und Euphrat deutlich häufiger genutzt als kišādu, aber weitaus seltener als das Logogramm gu2. Für aḫu/aḫātu lassen sich zwei größere Textgruppen festmachen: Dies sind zum einen die Texte aus Mari und zum anderen neuassyrische Königsinschriften. In den Königsinschriften überwiegt die Beschreibung von Städten als am a-aḫ/a-ḫi von Tigris oder Euphrat gelegen (für eine Liste siehe Anhang 1 zu Kap. 5). Ebenso werden die Könige und Länder am aḫu des Euphrat erwähnt. Bei Salmanassar III. werden sie zum einen als manmeš ša2 a-ḫat tam-di u3 manmeš-ni ša2 a-ḫat i7A.RAD bezeichnet (RIMA 3.0.102.2 ii 39 und *RIMA 3.0.102.29: 15), zum anderen als ša2 gir3 am-ma-te ša i7A.RAD (RIMA 3.0.102.2 ii 82 und RIMA 3.0.102.6 i 55–56). Bei RIMA 3.0.102.2 Shalmaneser III ii 82 sind sie näher definiert als die Könige von Karkemiš, Kummuḫ, Bīt-Agūsi, Melid, Bīt-Gabbāri, Patin und Gurgum. Assurnaeirpal II. beschreibt in einem Feldzugsbericht die Region um Sūḫu als an den aḫātu des Euphrat gelegen: RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal iii 24 ugu kurmeš-ni ša2 a-ḫa-at i7Pu-rat-te na-mu-ra-ti at-bu-uk Ich legte meinen Glanz auf die aḫātu des Euphrat. Auch als Eckpunkt von Reichsgrenzen wird das aḫu der Flüsse bezeichnet RIMA 1.0.76.3 Adad-nārārī I 37 iš-tu uruTa-i-di a-di uruIr-ri-di 38 uruE-lu-ḫa-at u3 kurKa-ši-ie-e-ri 39 a-di pa-a gi-im-ri-ša2 40 ḫal-4a uruSu-da ḫal-4a uruḪar-ra-na 41 a-di a-aḫ i7Pu-ra-at-ti 42 dingirmeš galmešid-di-nu-ni-ma Die Gegend von Tahidi nach Irridu, Eluḫat und der Kašijāru in Gänze, die Festungen Sūdu und Ḫarrān bis zum aḫu des Euphrat gaben mir die großen Götter. RIMA 1.0.78.9 Tukultī-Ninurta I118 23′ k[ur] ⌈Šu⌉-ba-ri-i dagal-ti 24′ […] a-aḫ Pu-rat-t[i] Das weite Šubaru [bis zum(?)] aḫu des Euphrat. Zu diesen Texten im Vergleich zu anderen Inschriften, die die Flüsse als Grenzen nennen, siehe Kap. 6.2.2. Am aḫu des Tigris finden sich Niederungen: MC 13, no. 11 rev. iii 24 […mu]š-pa-li ša2 a-ḫi i7Idigna
118 Vermutlich findet sich die Textpassage auch in dem stark zerstörten Abschnitt in RIMA 1.0.78.10 Tukultī-Ninurta I: 37–38.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
Auf einem Feldzug nach Nagītu den Euphrat herunter findet sich bei Sanherib folgende Aussage: RINAP 3/2, Sennacherib 46 71 ⌈i-na ul-lu-u2 re-ši⌉-[ia] ul-tu a-ḫi i7Pu-rat-ti a-di kib-⌈ri⌉ [tam-tim] ⌈ma-lak 2 kaskal.gid2 qaq-qa-ru⌉ Als ich meinen Kopf erhob vom aḫu des Euphrat bis zum Ufer des Meeres, ein Weg von zwei Doppelstunden […] Es heißt, dass Aramäer-Stämme am aḫu der Flüsse zu finden sind: Sargons Große Prunkinschrift aus Ḫorsābād 18 ša a-aḫ i7Idigna lu2I-tu-7u lu2Ru-bu-7u lu2Ḫa-tal-lum lu2Lab-du-du lu2Ḫa-am-ra-nu 19 lu lu lu 2U2-bu-lum 2Ru- 7u-u8-a 2Li-7i-ta-a-a In den Inschriften Sargons ist aber häufiger die allgemeine Aussage zu finden: na-gab lu2A-re-me a-šib a-ḫi/a-aḫ i7Idigna i7Su-rap-pi i7Uq-ne2-e119 Die Stämme werden aber auch am gu2 und am šiddu verortet (siehe S. 254, 299–300). In der 8. Tafel des Gilgameš-Epos ist davon die Rede, dass Enkidu und Gilgameš am aḫu des Ulai spazierten: Gilgameš Taf. 8120 18 lib-ki-ku i7U2-la-a-a qa-diš-tu ša2 šam-ḫi-iš ni-tal-lak-ku a-ḫi-ša2 19 lib-ki-ku el-le-tu Pu-rat-tu4 20 [ša2 nit-]taq-qu-u2 ameš [na-d]a-a-ti Möge der geweihte Ulai dich beweinen, an dessen aḫu wir stolz spazierten! Möge der reine Euphrat dich beweinen, [(an) dem] wir Wasser aus Schläuchen libierten! In einem mittelbabylonischen Brief ist von der Kaimauer vom aḫu des Tigris die Rede, die ausgebessert werden muss (PBS 1/2, 78: 7–11; für den Text siehe S. 287–288). In einer stark zerstörten Passage von *Maqlû Taf. 8 ist in unklarem Kontext vom aḫu des Tigris die Rede: *Maqlû Taf. 8 10 […] ša2 a-ḫu-la-ai 11 […] a-ḫi i7Idigna 12 […] a-tap-pi 13 […n]a-a-ru … vom jenseitigen (Ufer) … aḫu des Tigris … Kanal …Fluss Die Texte nennen das aḫu des Euphrat häufiger als das des Tigris, jedoch lassen sich keine Auffälligkeiten in der Verteilung der Belege ausmachen. Altbabylonisch findet sich in Sippar ein Text, der ein Feld am aḫu des Euphrat verortet (*MHET 2/2, 144 (Ḫammurāpi): 1 0.0.3 iku a.ša3 2 i-na a-ḫi i7Buranunaki). Eine für dieses Textkorpus ungewöhnliche Schreibung findet sich außerdem in der altbabylonische Urkunde VAB 5, 134: 1–2, wo sich ein 119 Sargon, Schwelleninschrift Typ 1 Z. 12–14; Typ 2 Z. 10–11; Typ 3 Z. 13–14; Typ 5 Z. 19–20. Die Inschriften vom Typ 4 schreiben unterschiedliche Versionen mit Nennung der Stammesnamen oder verkürzt wie in den anderen Schwelleninschriften. Ein weiterer Textvertreter ist bei Frame 2004 zu finden. Die Textpassage war vermutlich auch in der Kleinen Prunkinschrift des Saales XIV zu finden, die betreffende Textstelle ist jedoch zerstört, siehe Fuchs 1994, 75–81 Z. 23–24. 120 Die Umschrift folgt Textvertreter V2 aus Ninive.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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Pachtgarten (giškiri6) i-na a-aḫ-ḫi i7Buranunaki befindet.121 In der Regel werden Felder aber am „gu2 + Flussname“ gelegen beschrieben (siehe Anhang 2 zu Kap. 5). Möglicherweise ebenfalls mit den Belegen zu aḫu zu vergleichen ist der sumerische Text Išbi-Erra B. Hier wird in Zusammenhang mit Flussläufen das Wort za3 benutzt, das von seiner Wortbedeutung her aḫu gleichkommt: Išbi-Erra B Segment E 5 i [ ]7Buranunana i7Idigna i7Kir11-sig i7Kiški za3-bi im-mi-in-gu7122 Am za3 von Euphrat, Tigris, Kirsig und Kiš-Kanal wurde er (Zinnum) gespeist (und starb dann aus Durst in der Steppe). Spezialfall Mari In den Texten aus Mari haben, wie auf S. 248–249 beschrieben, die Begriffe gu2 Buranuna/aḫ Purattim eine große Bedeutung und werden z.T. als Eigenbegriff für das „Königreich Mari“ verstanden. Dies steht dem aḫ Idiglat gegenüber, das in der Region am mittleren Tigris verortet wird. Die Assoziationen zu gu2 Buranuna/aḫ Purattim sind in den Mari-Texten vielfältig. Die Mari-Könige bezeichnen sich als Herrscher über das gu2 des Euphrat: RIME 4.6.8.1 Iaḫdun-Līm 6 lugal kala.ga 7 ga-me-er 8 gu2 i7Buranunana Der starke König, der über das ganze gu2 des Euphrat verfügt. 21 ḫi-ib-bi 22 ša gu2 i7Buranunana 23 as-su2-uḫ-ma 24 ma-ti šu-ub-tam 25 ne-eḫ-tam u2-še-ši-ib Ich riss ḫibbu am gu2 des Euphrat heraus und brachte meinem Land Frieden. CAD Ḫ/179a deutet ḫibbu als: „Perhaps some type of irrigation apparatus which the king replaced by canals”, siehe dazu auch Laessøe 1953, 22, der in diesem Text einen indirekten Hinweis auf die Benutzung des šadūf sieht. AHw. übersetzt ḫibbum dagegen als „Dickicht“. Sollberger/Kupper 1971, 244–245 interpretieren als „blessure“, Thureau-Dangin 1936, 51 als „dommage“. Sasson 1990, 445 Fn. 14 übersetzt dem Kontext nach „hostile forces“. Safren 1986 deutet das Wort als „Knebel“. Fraglich ist, ob betreffender Satz dem vorangehenden Abschnitt zuzurechnen ist, wo sich der König eines Sieges über die Ḫanäer und der Annektierung ihrer Länder rühmt oder ob er dem folgenden Abschnitt zuzurechen ist, wo es heißt, dass der König Kanäle öffnete. Stellt man die Aussage in Kontext zu einer weiteren Königsinschrift von Jaḫdun-Lîm, so erscheint das Entfernen von Siedlungen/Menschen wahrscheinlicher123: RIME 4.6.8.2 Iaḫdun-Līm 97 ma-su2-nu it-ba-al 98 u3 ki-ša-ad Pu-ra-tim ig-mu-ur-ma Er entfernte ihre Einwohner (der Städte der Ḫanäer) und verfügte ganz über das kišādu des Euphrat. 121 a-aḫ-ḫi sieht wie der Plural von aḫu „Bruder“ aus. Möglicherweise fand eine Verwechslung der beiden aḫu statt. 122 Segment E 5 entspricht in der Edition von van Dijk 1978 Zeile iii 25′. 123 Siehe dazu auch Oppenheim 1969, 556.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
In der Chronique „assyrienne“ de Mari werden auch der Euphrat und das Verb gamārum erwähnt. Der Kontext ist jedoch abgebrochen: Chronique „assyrienne“ de Mari 5´ […gu2/a-aḫ? i]7Buranunana u2-ga-m[e-er] … über das gu2/aḫu? des Euphrat verfügt. Glassner 2004, 164 sub A.1614a ergänzt die betreffende Textpassage wie folgt: 2′
Ia-as2-ma-aḫ-d[Iškur] [da-aw]-da-am ša dumumeš Ia-mi-na [i-du-uk-ma] 4′ [u3 a-aḫ i]7Buranuna u2-ga-me-[er…] „Yasmaḫ-Addu defeated the Yaminites and unified the banks of the Euphrates.“ 3′
Das Verb gamārum ist abgesehen von den Inschriften Jaḫdun-Lîms und dieser Textpassage auch bei Zimrī-Lîm erwähnt: RIME 4.6.12.4 Zimrī-Lîm 4 ga-me-er 5 aḫ i7Buranuna 6 lugal Ma-riki 124 (Er ist der), der über das ganze aḫu des Euphrat verfügt, der König von Mari. Auch der Jahresname Zimrī-Lîm Jahr 2 (ZL 2 = 1′) beschäftigt sich mit dem aḫu des Euphrat: mu Zi-im-ri-li-im a-aḫ Pu-ra-tim uš-te-še-ru Jahr, in dem Zimrī-Lîm das aḫu des Euphrat geordnet hat.125 Häufig wurde dieser Jahresname in Bezug auf Wasserbauaktivitäten interpretiert. Dies erscheint jedoch aus mehreren Gründen fragwürdig. Zum einen rühmen sich die Könige aus Mari im Gegensatz zu ihren „Kollegen“ aus Babylonien nicht als Kanalbauer und Bringer von Überfluss für das Land (siehe dazu Kap. 8.2.2). Zum anderen ist dieser Jahresname typisch für den Regierungsbeginn eines Herrschers, der sich zuallererst rühmt, dem Land politische Stabilität zu bringen.126 In einem Brief an Šamšī-Adad ist davon die Rede, dass der König sowohl das aḫu des Tigris als auch des Euphrat beherrscht: FM 5, S. 33 = M 5037+ 1´ ki-a-am [aš-šum] 2´ [ma-a]-tim ša i[7Idig]na [u3] i7Buranuna[na] 3´ [ni]-iš3-te-em-me-ma So haben wir oft über das Land von Tigris und Euphrat gehört.
124 RIME 4, S. 626 umschreibt den Flussnamen als BURANUN.KI. Die Schreibung mit dem Determinativ KI am Ende wäre für die Texte aus Mari ungewöhnlich. Dies gilt auch für die Schreibung aḫ statt a-aḫ. Da ein Textvertreter an dieser Stelle abgebrochen ist und der andere nur mit einem schlecht lesbaren Foto veröffentlicht ist, kann die Schreibung nicht nachgeprüft werden. 125 Charpin/Ziegler 2003, 258. 126 Charpin 2002, 556.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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7´
[i-n]a-an-na be-li2 dingir-šu a-na lugal-ru-tim ib-bi-[šu-ma] [a]-aḫ i7Idigna u3 a-aḫ i7Buranunana u2-ša-a[k-li-la-aš-šu] Nun hat sein Gott meinen Herrn zum König berufen und ihm das aḫu des Tigris und das aḫu des Euphrat vollständig unterstellt. 8´
In zwei Königsinschriften findet sich zudem die Aussage, dass Šamšī-Adad das Land zwischen Tigris und Euphrat vereint(?) hat (RIMA 1.0.39.1: 5–8 und RIMA 1.0.39.7: 6–8). Diese Aussage wurde in der Forschung als Argument dafür genommen, dass auch schon im Alten Orient eine Bezeichnung der Region als „Mesopotamien“ stattfand (siehe dazu Kap. 6.2.1). Hintergrund dieser Aussage dürfte aber die Tatsache gewesen sein, dass ŠamšīAdads Reich Regionen an beiden Flüssen umschloss und schließlich unter seinen beiden Söhnen aufgeteilt wurde. Während Jasmaḫ-Adad am mittleren Euphrat am aḫu des Euphrat in Mari herrschte, lag der Herrschaftsbereich Išme-Dagans in Ekallātum am aḫu des Tigris (für eine weitere Diskussion der Belege zum aḫu des Tigris siehe unten).127 Die Aussage über diese weite Ausdehnung des Herrschaftsbereichs ist allerdings auf diese drei Texte beschränkt. Ansonsten ist in Šamšī-Adads Inschriften das gu2/aḫu des Euphrat allein als Herrschaftsbereich genannt. Er beruft sich auf den Gott Itūr-Mēr und stellt sich in eine Reihe mit den früheren Herrschern von Mari.128 RIMA 1.0.39.4 Šamšī-Adad I 4 i-nu-ma dI-tur2-m[e-er] 5 be-li2 ma-at Ma-ri[ki] 6 u3 a-aḫ i7Bu[ranunana] 7 a-na be-[li-im] 8 u3 ša-pa-ri-i[m] 9 u2-ša-ak-li-la-[am] Als Itūr-Mēr, mein Herr, mir das Land Mari und das aḫu des Euphrat zum Herrschen und Verwalten anvertraute. RIMA 1.0.39.5 Šamšī-Adad I rev. 8´ ma-a-at Ma-riki 9´ a-aḫ i7Bura[nunana] 10´ u3 nam-la-ka-ti-šu 11´ u2-ša-ak-li-lam (Itūr-Mēr) vertraute mir das Land Mari, das aḫu des Euphrat und sein Reich an. ARM 1, 3 (Gottesbrief an Nergal von Jasmaḫ-Adad) rev. 13 ´ aḫ i7Bura⌈nunana⌉ k[a-l]u-[š]a 14´ [a-na q]a-at dUtu-ši-dIm tu-ut-t[e-e]r […] 17 ´ [xxx] u3 a-[a]ḫ i7Buranunana X Du gabst das gesamte aḫu des Euphrat an Šamšī-Adad zurück. … das aḫu des Euphrat …. Wie man in den Texten sieht, wird das gu2/aḫ zusammen mit anderen Begriffen genannt, die ein Territorium bezeichnen (namlakātum, Mari und Ḫana). Es finden sich noch weitere Begriffe: ARM 26, 260 (Lāhûm an Jasmaḫ-Adad) 5 qa-at di[ngir-l]im [a-n]a a-a[ḫ P]u-ra-a[t]-tim 6 u3 [ma-tim ka-li-ša i]t-tu-uḫ
127 Charpin 1984, 48; Ziegler 2002, 221. 128 Charpin/Durand 1985, 300.
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Die „Hand des Gottes“ (eine Krankheit) ruht am aḫu des Euphrat und [im ganzen Land].129 Das aḫu des Euphrat wird in diesen Texten zusammen mit dem Land Mari genannt. Ziegler stellt fest, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, ein Land bzw. Reich zu bezeichnen, und dass dabei häufig die Formlierung „māt + Name der Hauptstadt“ gewählt wird. Dies gilt z.B. auch für „māt Ekallātum“ und „māt Mari“. Allerdings stellt sie fest, dass diese Bezeichnungen nicht starr sind, sondern je nach der politischen Lage auch nur einen Teil des Reiches bezeichnen können.130 Šamšī-Adad residierte in der Ḫābūr-Region in ŠubatEnlil. Dieser Teil des Reiches wurde als libbi mātim, also als „Herz des Landes“ bezeichnet.131 Schon allein der Begriff mātum impliziert eine Vorstellung von „unserem Land“, also dem Land, wo der König politische Macht besitzt, im Gegensatz zum Fremdland.132 Vorerst ist also hier festzustellen, dass māt Mari und namlakātum nicht mit aḫ Purattim gleichzusetzen sind, da die Begriffe z.T. durch die Konjunktion u3 getrennt werden und somit nicht in Apposition stehen. Auch in den Texten aus der Zeit Zimrī-Lîms finden sich Reihungen von Ortsamen, die neben dem gu2/aḫu genannt werden: ARM 26, 6 (Bannum an Zimrī-Lîm) 80 [a]-lum Ma-riki e2.gal-lum u3 a-aḫ Pu-ra-tum 81 [lu-u2] ša-al-mu Der Stadt Mari, dem Palast und dem aḫu des Euphrat geht es gut. ARM 26, 102 (Ḫali-Ḫadun und Inib-Šamaš an Zimrī-Lîm) 1´ [a-na š]u-lum Ši-tu-limki 2´ dA.muš3ki A[n]-da-ri-igki Kur-d[aki] 3´ u3 gu2 Pu-ra-ti[m] u3 a-na {X} La-za-ba-t[imki u3]133 4´ [Šu-ba-at]-dEn.lil2ki i[t]-ti dumumeš lu2maš2.šu.gi[d2.gid2] 5´ ša Ḫa-am-mu-ra-pi2 [n]i-ik-pu-ut-ma Für das Wohlergehen von Šitullum, Assur, Andarig, Kurdā und des aḫu des Euphrat und Lazabatum und Šubat-Enlil haben wir zusammen mit den Opferschauern von Ḫammurāpi eine Omenschau durchgeführt. 16´ u3 a-na-ku a-na Šu-b[a-at-dEn.lil2]ki u3 gu2 Pu-ra-tim 17´ e-pu-uš Ich kümmerte mich um Šubat-Enlil und das gu2 des Euphrat. ARM 26, 103 (Ibal-pî-el an Zimrī-Lîm) 8 a-na [š]u-lum gu2 Pu-[ra- tim] 9 [K]ur-dak[i An-da]-ri-igki [Ši-tu-limki] 10 [E2].gal-[l]a-timki dMuš3k[i…] 11 [te-r]e-tim ik-pu-tu-[ma] Sie führten Opferschauen bezüglich des Wohlergehens vom gu2 des Euphrat, Kurdā, Andarig, Situllum, Ekallātum und Assur durch.
129 Die Krankheit breitete sich offenbar in dem Gebiet südlich von Tuttul bis nach Saggarātum aus, siehe dazu Charpin 2004c, 176. 130 Ziegler 2002, 220. 131 Ziegler 2011, 146; Ziegler 2014. 132 Durand 1990b, 112 mit Fn. 34. 133 Heimpel 2003, 216 mit Fn. 128 schlägt alternativ zur Lesung des Ortsnamens La-za-ba-tim die Lesung a-na la 4a-ba-tim vor.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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In ARM 26, 6 wird das aḫu des Euphrat neben der Stadt Mari und dem Palast genannt. Die anderen beiden Texte bezüglich einer Omenschau listen das aḫu des Euphrat interessanterweise neben anderen Städtenamen und nicht neben anderen Regionenbezeichnungen.134 Die Städte befinden sich zum einen in der Region des māt Ekallātum am Tigris, des von IšmeDagan beherrschten (zeitweise verlorenen) Gebietes, und im Ḫābūr-Gebiet, dem ehemaligen Machtbereich von Šamšī-Adad.135 Der Grund für diese Gemeinsamnennung dürfte sich auf die politische Lage beziehen. Während das gesamte aḫu des Euphrat in der Region von Mari unter einer Herrschaft steht, sind die anderen Orte als separate Einheiten verstanden. Das aḫu des Euphrat ist zudem in Distrikte (ḫal4um) aufgeteilt: Mari, Terqa, Saggarātum, Qaffunān.136 LAPO 16, 281 (Ibal-pî-el an Zimrī-Lîm) i 21 a-aḫ i7Bu[ranunana ….] aḫu des Euphrat […] iv 16´ a-na zi-im e4-m[i-im an-n]i-i-im a-na gal mar.tu 17´ ir3-di-ia ša i-na a-aḫ i7[Buranunan]a ḫa-al-4a-am 18´ ša-a-tu u2-ka-al-lu ….20´ aš-ta-pa-ar Wegen dieser Nachricht schrieb ich … dem rabi amurrim, meinem Diener, der diesen Distrikt am aḫu des Euphrat verwaltet. Das aḫu des Euphrat wird in Mari häufig auch als Start- oder Zielpunkt von Reisen oder als Aufenthaltsort genannt: ARM 2, 131 (Mašum an einen König137) 37 tup-pi2 an-ni-[e-em] iš-tu a-aḫ i7Buranuna2na 38 a-na 4e-er be-li2-ia u2-ša-bi-lam Diese Tafel ließ ich vom aḫu des Euphrat zu meinem Herrn bringen. *Dossin 1939, 984/2 (Ḫali-Hadun an Zimrī-Lîm) 9´ šum-ma ni- i4-il be-[li2-ia] 10´ Ḫa.nameš a-nu-um-mi-iš a-na a-aḫ Bura[nuna] 11′ li-ir-dam-ma i-na ka-ap-ra-at dumumeš Ia-mi-na 12´ 1 ka-ap-ra-am li-id-di-in-šu-nu-ši-im Wenn es entsprechend der Ansicht meines Herrn ist, mögen die Ḫanäer nun dem aḫu des Euphrat folgen und er möge ihnen zwischen den Dörfern der Jaminiten ein Dorf geben. *FM 2, S. 297 = A 1098 (Bannum an Zimrī-Lîm) rev. 7´ [iš-t]u-ma Ba-an-nu-um me-er-ḫu-ni 8´ i-na a-aḫ Pu-ra-at-tim wa-ši-ib [me-er]-ḫe-em ša-ne2-em-ma ni-ša-ka-an Da Bannum, unser Weidebeauftragter, am aḫu des Euphrat weilt, setzen wir einen anderen Weidebeauftragten ein.138
134 Ähnliches findet sich auch in dem Text Hallo 1964, wo das gu2 des Euphrat mit anderen Städten genannt wird, für den Text siehe S. 254–255. 135 Siehe dazu auch Ziegler 2002, 221–222. 136 Lion 2001, 152–159; Heimpel 2003, 8–9. 137 Für die Datierung des Briefes siehe Durand 1998, 76 sub a. 138 Der merḫûm hält sich normalerweise in der Steppe auf, siehe dazu Villard 1994, 297.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen rev. 11´
a-na a-aḫ Pu-ra-at-tim it-ta-al-kam-ma da-[an]-na-timki u2-še-ep-ti-ma iš-di-ku-nu i-na a-aḫ Pu-ra-tim u2-ki-in 13´ i-na-an-na aš-šum a-na-ku an-ni-i[š] a-li-ka-am 14´ lu2 ša-a-ti i-na a-aḫ Pu-ra-at-tim a-na da-an-na-t[im] ku-ul-lim u2-zi-ba-aš-šu Er ist zum aḫu des Euphrat gekommen. Er ließ die Festungen öffnen und festigte eure Stellung am aḫu des Euphrat. Nun da ich hierhin gekommen bin, ließ ich diesen Mann am aḫu des Euphrat bleiben, um die Festungen zu halten. 12´
*Dossin 1939, 988/3 (Zimrī-Lîm an Jassi-Dagan) 4 iš-tu u4-mi-im ša a-na a-aḫ i7Buranuna u2-ra-am-me-e-em 5 dumumeš Ia-mi-na ši-ta-ḫu- i3-im qa-tam iš-ta-ka-nu Seit dem Tag, als ich mich am aḫu des Euphrat niedergelassen habe, haben die Jaminiten immer wieder Razzien durchgeführt. *Durand 1991, S. 45 (Jaggiḫ-Adad an Zimrī-Lîm) 6 iš-tu u4-mi-im ša a-na a-aḫ i7Pu-ra-[tim ta-tu-ru] Seit dem Tag, als du zum aḫu des Euphrat zurückgekehrt bist. Durand 1990a (Ḫammī-ištamar an Zimrī-Lîm) 8 dingir-lum le-em-na-am 9 u3 a-ia-ba-am a-na a-aḫ Pu-ra-tim 10 la ub-ba-la-am Möge der Gott den Bösen und den Feind nicht zum aḫu des Euphrat bringen. 12 šum-ma a-na a-aḫ Pu-[r]a-tim 13 a-la-ku-um-ma i-la-ku-nim Wenn sie doch zum aḫu des Euphrat kommen,… Kupper 1990 (Jassi-Dagan an Zimrī-Lîm) 3 [iš-tu u4-mi-i]m ša be-li2 a-na [a-aḫ] i7Buranunana u2-ra-am-mu-u2 Seit dem Tag, als sich mein Herr am aḫu des Euphrat niedergelassen hat. 9 i-na-an-na lugalmeš šu-nu at-lu-uk be-li2-ia a-na a-aḫ i7Buranunana 10 iš-mu-ma Nun haben diese Könige vom Weggang meines Herrn zum aḫu des Euphrat gehört. 12 an-na a-na a-aḫ i7Buranunana [i]t-ta-la-ak Gewiss ist er zum aḫu des Euphrat gegangen. 23 ki-ma be-li2 a-na a-aḫ i7Buranunana u2-ra-am-mu-u2 So wie sich mein Herr am aḫu des Euphrat niedergelassen hat. 90 [a-na a]-aḫ i7Buranunana-ma li-iḫ-ḫi-id Er möge sich um das aḫu des Euphrat kümmern. Das aḫu des Euphrat ist ein „gefährderter“ Ort, um den sich gekümmert werden muss: ARM 10, 155 (Meptûm an seine Königin)139 11 15 li-mi 4a-bu-um u3 Ia-gi-iḫ-dIm 12 ša ip-ḫu-ru-ma a-na a-aḫ i7[Buranuna2na] 13 a-na qu3-ul-lu-lim 4a-bu-um šu-u2 [pa?-ni?-šu?] 14 iš-ku-na-am e4-em E2.gal-la-timki 15 im-qu2-ta-am-ma 15 li-mi 4a-bu-um 16 u3 Ia-gi-iḫ-dIm ša a-aḫ i7⌈Buranuna2na⌉ 17 a-na qu3-ul-lu-lim u2-4a-am-me-ra-am 15 000 Truppen und Jaggiḫ-Adad, die sich versammelt haben – diese Truppe macht sich bereit das aḫu des Euphrat zu entehren. Nachricht aus Ekallātum ist gekommen.
139 Zu den Texten, die an Königinnen ohne Namen adressiert sind, siehe Durand 2000, 358–359.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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Es sind 15 000 Trupppen und Jaggiḫ-Adad, die darauf aus sind, das aḫu des Euphrat zu entehren. 140 *Wasserman 1994, S. 324 Nr. 21 (Jassi-Dagan an Sammētar) a-na šu-ul-lum a-aḫ Pu-ra-at-tim a-aḫ-ka la ta-na-ad-[di] 13 ša šu-ul-lum a-aḫ Pu-ra-at-tim 14 u3 mi-im-ma ḫi- i3-tim la na-ab-ši-i-im e-pu-u[š2] Vernachlässige nicht das Wohlergehen des aḫu des Euphrat! Sorg für das Wohlergehen des aḫu des Euphrat und dass kein Vergehen stattfindet! 19 4a-bu-um [l]u2Eš3.nun.naki 20 i-ḫa-ar-ru-ša-an-na a-na a-aḫ Pu-ra-a[t-t]im 21 a-na e-le-e-em pa-na-am i-ša-ak-ka-n[u] Die Truppen von Ešnunna machen sich bereit, sich leise zum aḫu des Euphrat zu bewegen. 41 la-ma 4a-bu-um Eš3.nun.naki 42 a-na a-aḫ Pu-ra-at-tim i-ḫa-ab-ba-tu 43 lugal qa-du-um Ḫa.nameš u3 4a-bi-im ka-[l]i-šu 44 a-na a-aḫ Pu-ra-at-tim li-ik-šu-dam-ma Bevor die Truppen von Ešnunna das aḫu des Euphrat plündern, möge der König zusammen mit den Ḫanäern und seinen ganzen Truppen das aḫu des Euphrat erreichen. 12
Dem aḫu des Euphrat werden verschiedene Bauwerke zugeordnet: RIME 4.6.12.3 Zimrī-Lîm 5 e-pi2-iš e2 šu-[ri-pi2-im] 6 ša iš-tu pa-⌈na⌉ l[ugal] 7 i-na a-aḫ ⌈i7⌉[Buranunana] 8 ma-am-ma-an l[a i-pu-šu] … 11 i-na a-aḫ i7Buranu[nana] 12 e2 šu-ri-p[i2-im] 13 i-na Ter-q[aki…] … der Erbauer des Eishaus141, was kein König zuvor am aḫu des Euphrat getan hatte. … Am aḫu des Euphrat ein Eishaus in Terqa… ARM 5, 27 (Tarīm-Šakim an Jasmaḫ-Adad) 5 1 [li]-im 30 lu2meš ša-la-tum 6 ša a-na mi- i3-it e2.gal-l[a]-ni 7 ša a-aḫ Pu-ra-tim lugal i[d]-d[i]-[nu]-ma 8 i-na Ka-ḫa-atki i-n[a-an-n]a ne2-eš15 1030 Gefangene, die der König wegen der Minderung bei den Palästen am aḫu des Euphrat gegeben hat, leben gerade in Kaḫat. Auch Personengruppen werden dem gu2/aḫu des Euphrat zugeordnet. Es gibt die Scheichs vom aḫu des Euphrat im Gegensatz zu den Scheichs der Steppe: ARM 4, 7+ (Šamšī-Adad an Jasmaḫ-Adad) 11 m La-i-im u3 su2-ga-gi ša a-aḫ i7Buranunana 12 it-ti-ka li-il-li-ku-nim 13 i-na li-ib-bi na-we-em 14 1 li-im 4a-bu-um ša a-aḫ i7Buranunana 15 s[a3]-ar-ra-ru-um i-ba-aš-ši Lāhûm und die Scheichs des aḫu des Euphrat mögen mit dir gehen. Inmitten der Steppe ist eine verbrecherische Truppe von 1000 Mann vom aḫu des Euphrat. 140 Durand 2000, 361–363 ergänzt in Z. 4 des Textes zudem [i7Idigna]. Da die Ergänzung rein spekulativ und nicht verifizierbar ist, wird sie hier nicht wiedergegeben. 141 Solche Eishäuser soll es in verschiedenen Orten wie Mari, Terqa und Saggarātum gegeben haben. Zu den Eishäusern siehe Nougayrol 1947; Charlier 1987; Joannès 1994; Durand 2004a; Margueron 2007.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen 18 m
[ La]-u2-um u3 su-ga-gu 19 [ša a-aḫ] i7Buranunana 20 [na-we-em k]a-la-ša li-ba-7-u2 u3 su-ga-gi ša na-wi-im 22 sa3-ar-ra-ri šu-nu-ti 23 i-na pa-ni-ka a-na a-aḫ i7Buranunana 24 si2-ni-iq-ma Lāhûm und die Scheichs des aḫu des Euphrat sollen durch die ganze Steppe gehen. Überprüfe die verbrecherischen Scheichs der Steppe bei dir am aḫu des Euphrat! 21
Auch in Wirtschaftstexten aus der Zeit Zimrī-Lîms sind die Scheichs des aḫu des Euphrat erwähnt (FM 10, no. 17: 8–9; FM 10, no. 81 ii 18′; FM 10, no. 86 iii 11).142 Es findet eine Musterung am aḫu des Euphrat statt, die sowohl Sesshafte als auch Nomaden umfasst:143 ARM 2, 130 (Jassi-Dagan an Zimrī-Lîm) 33 te-bi-ib-tam i-na a-aḫ i7Buranunana eš-me Ich hörte von der Musterung am aḫu des Euphrat. Verschiedene Truppen werden dem aḫu des Euphrat zugeordnet: ARM 1, 23 (Šamšī-Adad an Jasmaḫ-Adad) 5 aš-šum 5 me 4a-bi-im ša a-aḫ i7Buranu[nana] 6 ša it-ti Zi-im-ri-i-lu-ma 7 a-na Qa- a3-nimki a3-ra-di-im aš-pu-ra-kum 8 ta-a -ru-ud-šum-ma la ta-a -ru-du 9 tup-pi an-ni-e-em i-na še-me-e 4a-ba-am ⌈ša⌉-a-ti [u2-ur-dam] 10 u3 aš-šum 4 me 4a-bi-im ša a-aḫ⌈ i7Buran⌉una[na] 11 it-ti 4a-ab ma-a-at Du-m[a-tim] 12 u3 4a-ab d30-ti-ri a-na Q[a- a3-nimki] 13 [ a3]-ra-di-im aš-pu-ra-k[um] Ich schrieb dir wegen der 500 Mann des aḫu des Euphrat, die mit Zimrilu nach Qafna geschickt werden sollen. Hast du sie geschickt oder hast du sie nicht geschickt? Wenn du diese Tafel hörst, dann schick diese Truppe. Ich schrieb dir auch wegen der 400 Mann des aḫu des Euphrat, die mit der Truppe des Landes Dumatum und mit der Truppe von Sîn-tīrī nach Qafna geschickt werden sollen. 26 u3 ša-pi2-il-ti a-li-ik-tim 27 ša a-aḫ Buranunana 144 28 m Mu-tu-bi-si-ir u3 Sa-mi-da-ḫu-um 29 pa-ni-šu-nu li-i4-ba-tu-nim-ma Den Rest des Verbandes vom aḫu des Euphrat sollen Mutu-bisir und Samidaḫum unter sich nehmen. ARM 1, 62 (Šamšī-Adad an Jasmaḫ-Adad) 17 [aš-šu]m 4a-ab a-aḫ i7Buranuna2na ša a[-na 4e-ri-ia] 18 iš-ḫu-ḫu-ma i-na Qa-a - u2-na-nim[ki] Wegen der Truppe des aḫu des Euphrat, die sich in meine Richtung hin verstreut, nach Qaffunān […] *ARM 2, 1 (Šamšī-Adad an Jasmaḫ-Adad) 29 4a-bu-um ša a-aḫ i7Buranuna 30 [i-na Sa-g]a-ra-timki li-ip-ḫu-ur Die Truppe vom aḫu des Euphrat möge sich in Saggarātum sammeln. 142 Möglicherweise werden sie auch in ARM 9, 248: 14′ erwähnt, hier ist jedoch nur noch Pu-ra-tim erkennbar. 143 Siehe dazu auch Charpin 2004c, 184–185. 144 Auffällig ist das fehlende i7. Es scheint sich um eine versehentliche Weglassung zu handeln.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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ARM 2, 22 (Ibal-pî-el an Zimrī-Lîm) 21 [5]0 Su2-ḫu u3 1 me 4a-ab gu2 i7Pu-ra-an-tim 22 u3 3 me-tim 4a-ab lu2Ka2.dingir.raki (Unter den Truppen, die ich dir sandte, sind) 50 Suḫäer, 100 Mann vom aḫu des Euphrat und 300 Babylonier. ARM 2, 25 (Ibal-pî-el an Zimrī-Lîm) 4 [aš-šum] 5 me-t[im] 4a-ab gu2 Pu-ra-an-tim u3 10 li-mi lu2Ka2.dingir.raki (Mein Herr schrieb Ḫammurāpi) bezüglich 500 Mann vom aḫu des Euphrat und 1000 Babyloniern. 12 [lu2 Eš3.nun.na]ki i-te-bi-ir u3 a-na Ši-tu-ul-limki pa-nam ša-ki-in 13 [ki-i 4a-ab] Ḫa.nameš u3 gu2 Pu-ra-an-tim ša be-el-ka iš-pu-ra-am 14 [it-ti lu2meš 4]a-bi-ia lu-uš-ta-a4-bi-it-ma a-na 4e-er be-li2-ka 15 [lu-ut-ru-ud…] Der Mann von Ešnunna hat überquert (den Tigris) und hat sich nach Šitullum in Bewegung gesetzt. Wie kann ich die Ḫanäer und die Truppen vom aḫu des Euphrat, über die mein Herr mir schrieb, bereitstellen und zu meinem Herrn schicken? rev. 10´ [it-ti Ḫa.n]ameš am-mi-[n]im 1 ⌈li-im⌉ 4a-ab gu2 Pu-ra-an-tim 11´ […] u2-ul i -ru-dam (Mein Herr wird wütend auf mich sein und sagen): Warum hat er nicht die Ḫanäer mit den 1000 Mann vom aḫu des Euphrat geschickt? ARM 10, 178 (Jasmaḫ-Adad an Akatija) 10 ki-ma e4-ma-am [ša-a-t]i 11 eš-mu-u2 4a-ba-am 12 [š]a a-aḫ i7Buranunana 13 al-pu-ut-ma Sowie ich jene Nachricht hörte, hob ich die Truppe vom aḫu des Euphrat aus. ARM 27, 107 (Zimrī-Adad an Zimrī-Lîm) rev. 3´ lu2 šu-ut sag ša gu2 i7Buranunana 4´ [š]a 5 gana2 a.ša3.am3 4a-ab-tu Die persönliche Schutztruppe vom aḫu des Euphrat, die 5 ikû Feld besitzen. ARM 27, 151 (Zimrī-Adad an Zimrī-Lîm) 48 4a-ab gu2 i7Buranunana 49 a-na ra-ma-nim-ma ip-ru-us2-ma Die Truppe vom gu2 des Euphrat trennte er für sich ab. 53 am-mi-nim 4a-ab gu2 i7Buranunana a-na 2-šu ta-pa-ra-as2 Warum teilst du die Truppe vom gu2 des Euphrat in zwei Teile auf? Guichard 2002, S. 109–127 (Zimrī-Lîm an Ibal-pî-el II.) rev. 5´´ i-na 20 li-mi lu2Ḫa.nameš u3 4a-ab a-aḫ i7Bura[nunana] 6´´ ša i-na qa-ti-ia i-ba-aš-šu-u2 a-na til-lu-ut a-bi-ia lu-[ul-li-ik] Mit 20 000 Ḫanäern und Truppen vom aḫu des Euphrat, die bei mir vorhanden sind, will ich meinem Vater zu Hilfe eilen. LAPO 17, 486 (Lāhûm an Jasmaḫ-Adad) 7 lu lu meš ša a-aḫ i7Pu-ra-tim lu-pu-ut-ma 2egir u3 2didli Heb die Reservetruppe und die „Einzelnen“ vom aḫu des Euphrat aus! 22 um-ma-mi [i-na i]gi-ia 4a-ba-ka 23 lu2egir u3 lu2didlimeš ša a-aḫ i7Pu-ra-tim 24 a-na Šu-ba-at- dUtuki la ta- a-ra-dam Bevor ich nicht selbst geschaut habe, schicke nicht die Reservetruppen und nicht die „Einzelnen“ vom aḫu des Euphrat nach Šubat-Šamaš.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
Des Weiteren werden dem gu2/aḫu des Euphrat folgende Personengruppen zugeordnet: – „Männer“ ARM 25, 595 (Wirtschaftstext) 12 1 me 7 ša gu2 i7⌈Buranuna⌉n[a] 107 (Männer) vom gu2 des Euphrat145 – „Untergebene“ ARM 5, 81 (Lāhûm an Jasmaḫ-Adad) 5 uduḫi.a ša Ḫa.nameš u3 mu-uš-ke-nim 6 ša a-aḫ Pu-ra-at-tim Die Schafe der Ḫanäer und der „Untergebenen“ vom aḫu des Euphrat – „Diener“ *ARM 26/2, S. 33 (Ibal-el an Zimrī-Lîm) 8 1 me Ḫa.nameš 9 u3 1 me ir3-du-ia ša a-aḫ Pu-ra-an-tim it-ti-ia 100 Ḫanäer und 100 meiner Diener vom aḫu des Euphrat sind bei mir. – „Deserteure“, die aus der Region zwischen Mari und Saggarātum stammen ARM 23, 595 (Wirtschaftstext) 10 10 lu2meš na-si-ḫumeš pa- e4-ru 11´ ša a-aḫ Pu-ra-at-tim – Suḫäer *van Koppen 1997, S. 426 = A 4197 (Sumija an Jasmaḫ-Adad) 3 i-nu-ma Su-ḫi-aki ša a-aḫ Pu-ra-a[t-tim] 4 ib-ba-al-ki-tu be-li2 a-na 4a-bi-[im] 5 iš-ta-ap-pa-ra-am Als die Suḫäer vom aḫu des Euphrat rebellierten, schrieb mir mein Herr mehrfach wegen Truppen. – Jaminiten Eidem 1994, no. 116 (Sumu-ḫadu an Zimrī-Lîm) 42 u3 be2-eḫ-rum dumu Ia-mi-na ša ki-ša-ad Pu-ra-tim ma-li u2-za-ku 43 be-li2 u2-ša-aš2-ma Die Elitetruppe der Jaminiten vom aḫu des Euphrat, so viele ich abkommandieren kann, werden meinem Herrn gehorchen. Die Texte, die dem aḫu des Euphrat Personengruppen zuordnen, geben folgenden Eindruck von der Wahrnehmung des aḫu als Region: Dem König sind nicht nur Truppen vom aḫu des Euphrat unterstellt, sondern auch ḫanäische Truppen, die im Gegensatz zu den Jaminiten und Suḫäern scheinbar nicht dem aḫu des Euphrat zugeordnet werden. Es handelt sich dabei jeweils um nomadische Gruppen, die anhand der Zuordnung zum aḫu des Euphrat als mehr oder weniger sesshaft bzw. als nicht sesshaft eingeordnet werden. Dies 145 In ARM 5, 29 (Tarīm-šakim an Jasmaḫ-Adad): 15 ist möglicherweise ebenfalls ein Mann vom aḫu des Euphrat genannt, der Flussname ist allerdings abgebrochen, siehe Durand 1998, Nr. 628 und Villard 2001, 81 für eine mögliche Rekonstruktion des Textes.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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spiegelt die Reichskonzeption von Mari wieder. Die Könige von Mari sahen sich nicht nur als Herrscher über die sesshafte, sondern auch die nomadische Bevölkerung an.146 So betitelt sich Jaḫdun-Lîm in seinen Inschriften häufig als „König von Mari und der Simhal“, mit den Simhal als nomadischem Bevölkerungsteil.147 Diese Tatsache schließt aus, das aḫu des Euphrat mit dem politischen Begriff „Königreich Mari“ gleichzusetzen. In Bezug auf das aḫu des Euphrat sind auch Landwirtschaft und Schafherden erwähnt: ARM 26, 31 (Ašqudum und Ḫali-Ḫadun an Zimrī-Lîm) 31 eg[ir-šu-ma] ša ki-ma iš-[t]u a-[aḫ i7Buranunana] 32 i-l[a-ku aš-š]um e-bu-ri-im 33 [n]i-ša-al-[m]a ke-em i-q[a]-bu-ni-i[n-ni-a-š]i 34 [um-m]a-mi a-na ka-ma-as2 e-bu-r[i]-im 35 [a-ḫ]u-um na-di be-el-ne dan-[n]a-tim 36 [li-i]š-ku-un-ma ša ar-ḫi-iš e-bu-u[r] 37 [a-aḫ] i7Buranunana 38 [ka]-ma-si-im Nachher fragten wir diejenigen, die vom aḫu des Euphrat kamen, nach der Ernte und sie sagten uns: Unser Herr möge uns, da das Zusammenbringen der Ernte vernachlässigt ist, klare Anweisungen geben, damit die Ernte am aḫu des Euphrat schnell vonstatten geht. Am gu2/aḫu des Euphrat sind Felder vorhanden, die Truppen zugeteilt werden:148 ARM 1, 6 (Šamšī-Adad an Jasmaḫ-Adad) 22 aš-šum a.ša3ḫi.a 23 ša a-aḫ⌈i7Buranun⌉ana za-z[i-im] 24 u3 i-na a.ša3ḫi.a ⌈ša⌉ 4a-bi-im 4a-ba-tim 25 ša aš-pu-ra-ak-kum ki-a-am ta-aš-⌈pu-r⌉a-am 26 um-ma at-ta-ma Ḫa.na ša na-we-em 27 a.ša3ḫi.a i-na a-aḫ i7Buranunana 28 i-4a-ab-ba-tu-u2 u2-ul i-4a-ab-tu-u2 29 an-ni-tam [t]a-aš-pu-ra-am an-ni-ki-a-am 30 m I-šar-li-im u3 mu-di-e aš2-ta-al-ma 31 a.ša3ḫi.a ša a-aḫ i7Buranunana a-na za-zi-im 32 u3 a-na su2-nu-qi2-im u2-ul i-ri-id-di-e 33 a.ša3ḫi.a ši-na-ti ta-za-az tu-sa3-na-aq-ma 34 ta-zi-im-tum i-mi-id mi-im-ma a.ša3ḫi.a 35 ša a-aḫ i7Buranunana la ta-za-az 36 qa-tam ša u4-um-šu lu2 4i2-bi-is-su2-ma 37 pa-ni-im li-ki-il mi-im-ma a.ša3ḫi.a la id-da-la-ḫa 38 a.ša3 mi-tim u3 ḫa-al-qi2-im su2-un-ni-iq-ma 39 a-na ša a.ša3 la i-šu-u2 i-di-in i-na te-bi-ib-tim-ma 40 ḫ⌈u-t⌉i-ID su2-ni-iq-ma 4a-ba-am šu-li te-bi-ib-ta-ka 41 lu-u2 su2-un-nu-qa-at u3 Ḫa.na ša na-we-em 42 [š]a i-na a-aḫ i7Buranunana a.ša3ḫi.a u2-ki-il-lu 43 [qa]-tam pa-ni-tam-ma 44 a.ša3ḫi.a li-ki-il-lu Wegen der Aufteilung der Felder am aḫu des Euphrat und wegen der Übernahme der Felder durch die Truppen, worüber ich dir schrieb, schriebst du mir folgendermaßen: „Dürfen die Ḫanäer der Steppe die Felder am aḫu des Euphrat ergreifen oder nicht?“ Dies schriebst du mir. Hier nun, ich fragte Išar-Lîm und die Experten. Die Felder am aḫu des Euphrat sind für eine Aufteilung und Überprüfung 146 Siehe dazu auch Charpin 2004b, 83–85. 147 Charpin 2004c, 137. 148 Zur Zuteilung von Feldern an Truppen siehe auch Finet 1990, 150; Stol 2004, 786.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
nicht geeignet. Teilst du diese Felder auf und überprüfst sie, werden die Klagen zahlreich sein. Teile ja nicht die Felder am aḫu des Euphrat! Ebenso wie früher soll ein jeder seinen früheren Besitz behalten. Die Felder dürfen nicht durcheinander gebracht werden. Das Feld eines Toten oder eines Flüchtigen überprüfe und gib es jemandem, der kein Feld hat. Führe sorgfältig(?) eine Musterung durch und schick die Truppen hoch! Deine Musterung soll wirklich genau sein und die Ḫanäer der Steppe, die am aḫu des Euphrat Felder in Besitz haben, wie früher mögen sie die Felder in Besitz haben. ARM 27, 107 (Zimrī-Adad an Zimrī-Lîm) rev. 14´ u3 be-li2 i-de ki-ma i-na gu2 i7Buranunana 15´ lu2 be2-eḫ-rum u3 lu2 šu-ut sag ša giššukur zabar 16´ dan-na-nam i-na re-eš be-li2-ia u2-ka-al-lu 17´ 5 gana2 a.ša3.am3 4a-ab-tu Mein Herr weiß, dass am aḫu des Euphrat die Elitetruppen und die persönliche Schutztruppe, die die schwere Bronzelanze im Dienst meines Herrn halten, 5 ikû Feld besitzen. *Ziegler 2014, S. 277 = A 2471 (Brief an Jasmaḫ-Adad) 15 aga.ušmeš ma-du-tum-ma 16 [ša] i-na a-ah i7Pu-ra-t[im] 17 [a].ša3 u2-ka-al-lu Es sind zahlreiche Soldaten, die am aḫu des Euphrat Felder in Besitz halten. ARM 2, 28 (Ibal-pî-el an Zimrī-Lîm) 10 m Aš-qu2-du-um 1 li-im iku a.ša3 11 i-na gu2 i7Buranunana 4a-bi-it 12 u3 a-na-ku 50 iku a.ša3 i-na gu2 i7Buranunana 13 [4a-]ab-ta-ku i-na gu2 i7Buranunana 14 še-em ša-nu-um-ma a-ša-a-am Ašqudum besetzt 1000 ikû Feld am aḫu des Euphrat und ich besetzte 50 ikû Feld am aḫu des Euphrat. Ich kaufe erneut Getreide am aḫu des Euphrat. ARM 2, 99 / ARM 26, 62 (Ašqudum an Zimrī-Lîm) 11 iš-tu še-em i-ga-ma-ru 12 ur-ba-tam u3 a-pa-am ša a-aḫ i7Pu-ra-tim 13 [u2-ḫ]a-la-qu2 Wenn sie (Numḫa und Jamutbal) das Getreide aufgebraucht haben, werden sie Schilf und Rohr am aḫu des Euphrat zerstören. In einem Brief wird erwähnt, dass Schafe zum Tränken „heruntergeführt“ werden: ARM 1, 83 (Šamšī-Adad an Jasmaḫ-Adad) 34 a-na a-aḫ i7Buranunana 35 ur-ra-du-nim 36 uduḫi.a-šu-nu i-ša-aq-qu2-u2 37 i-nu-mi-šu ši-iḫ- a3-am GAL 38 iš-ša-ḫi- u2 Sie gehen zum aḫu des Euphrat hinunter (und) tränken ihre Schafe. Genau in diesem Moment werden sie angegriffen. Die Benutzung des Verbs warādum „heruntergehen“ deutet daraufhin, dass die Herden von den Weideplätzen, die aufgrund des terrassenartigen Aufbaus des Gebietes im Gelände höher liegen als das Flusstal, zum aḫu des Euphrat herabsteigen müssen.149 Da es für die Tiere gefährlich war, direkt an einem schnell fließenden Strom zu trinken, da sie möglich149 Siehe auch Buccellati 1990b, 96.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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erweise durch die Strömung fortgerissen wurden, mussten Vorkehrungen und Konstruktionen geschaffen werden, um dies zu verhindern.150 In weiteren Texten werden Schafherden in Zusammenhang mit dem gu2/aḫu des Euphrat genannt. ARM 2, 90 / ARM 26, 220 (Kibri-Dagan an Zimrī-Lîm) 7 ša-ni-tam a-ḫa-ra-tim uduḫi.a na-wu-um 8 [ša dumum]eš [I]a-mi-na a-na gu2 i7Buranunana 9 [ur-da-nim]-ma oder [it-ru-u2]-ma Zweitens: Am westlichen Ufer führten/brachten sie die Schafherden der Jaminiten zum gu2 des Euphrat herunter. FM 8, no. 43 (Ašmad an Zimrī-Lîm) 10 a-na a-aḫ Pu-ra-at-tim i nu-te-er-ra-am Lass uns sie (Schafe) zum aḫu des Euphrat zurückführen! *Dossin 1939, 988/1 (Ḫali-Ḫadun an Zimrī-Lîm) 3 me-tim 4a-ab dumumeš Ia-m[i-n]a a-na ša-ḫa-a na-we-e-em ša gu2 i7Bur[anuna] it-ta-la-ak 300 Truppen der Jaminiten gehen zu einem Angriff auf die Herden des gu2 des Euphrat. *Dossin 1939, 989/2 (Zimrī-Lîm an eine unbekannte Person) 24 na-wu-ku-nu a-na a-aḫ i7Buranuna 25 ki-im-sa-nim-ma Sammelt eure Herden am aḫu des Euphrat! Das aḫu des Euphrat verfügt zudem über Boote: LAPO 17, 486 (Lāhûm an Jasmaḫ-Adad) 25 giš ma2ḫi.a u3 gišma2.turḫi.a 26 ša a-aḫ i7Pu-ra-at-tim 27 lu-u2 ša e2.gal-lim lu-u2 ša mu-uš-ke-nim 28 gu-um-me-er-ma Versammle vollständig die Boote und kleinen Boote vom aḫu des Euphrat, sowohl vom Palast als auch von den Palastuntergebenen. ARM 4, 6 (Šamšī-Adad an Jasmaḫ-Adad) 21 giš ma2ḫi.a [i-na] Ia-k[a-a]l-timki 22 u3-[lu] a!-[šar-ša-ni] 23 ša a-aḫ i7Buranunana ki 24 li-iš-ku-ma151 Er möge die Boote in Jakaltum oder anderswo am aḫu des Euphrat verfügbar machen. In anderen Texten ist der Kontext unklar: RIME 4.6.11.3 Iasmaḫ-Addu 6 [i-n]u-ma i-na a-aḫ i7Buranunana Als am aḫu des Euphrat … 152
150 Durand 2002b, 571–572. 151 Für die problematische Verbform siehe Durand 1998, 457 sub c) und für den Ortsnamen Jakaltum ibid. sub d). 152 Nach Charpin 1984, 56 handelt es sich dabei um einen Sieg, der sich am Ufer des Euphrat vollzogen
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
RIME 4.6.11.2001 Iasmaḫ-Addu 7´ a-na Ia-as2-ma-aḫ-dIm 8´ [be-l]i2-šu 9´ [i-na a-a]ḫ i7Buran⌈una⌉[na] Für Jasmaḫ-Adad, seinen Herrn, am aḫu des Euphrat … 153 ARM 4, 73 (Išme-Dagan an Jasmaḫ-Adad) 22 a-na ⌈a-aḫ i7Bur⌉[anuna…] 23 [l]i-[…] Was das aḫu des Euphrat angeht, [beunruhige dich nicht(?)]! Der Beleg in ARM 27, 118 ist schwer zu interpretieren, da eine abgebrochene Stelle im Text verschiedene Lesarten zulässt: ARM 27, 118 (Zimrī-Adad an Zimrī-Lîm) 9 e4-ma-a[m] mi-im-[m]a ša i-na gu2 i7[Buranunana] 10 i-n[a x x x] Zi-im-ri-li-[im] i-še-mu-u2 Jedwede Nachricht, die sie am gu2 des Euphrat […] hören. Es wurden zwei verschiedene Textrekonstruktionen für Z. 10 vorgeschlagen: i-n[a ma-a-at?] Zi-im-ri-li-[im] „Land des Zimrī-Lîm“ und [i-na pi2-i-im ša] Zi-im-ri-li-im „aus dem Mund von Zimrī-Lîm“.154 Letzteres erscheint wahrscheinlicher, da ansonsten keine Gleichsetzung zwischen māt Zimrī-Lîm und dem aḫu des Euphrat existiert. Weitere Textstellen sind wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes schwer einzuordnen.155 Ein Text, der aus Babylonien stammt, nimmt mit dem aḫu des Euphrat Bezug auf die Region Sūḫu am mittleren Euphrat: AbB 2, 88 + AbB 13, 60 10 [i-na] ša-ap-ti-šu ki-a-am iš-ša-ki-in um-ma šu-ma 11 [š]um-ma a-ḫi i7Buranunaki gu-ul-gu-ul-la-tim la u2-ma-al-li 12 u3 ka-bu-ut anše.kur.ra gišx GA-[ne2]-e la us-zi-iz Er (Zimrī-ḫammu) schwor Folgendes: Wenn ich das aḫu des Euphrat nicht mit Schädeln anfülle und Pferdemist … nicht stelle, (will ich verflucht sein). Zu hinterfragen ist in den Texten aus Mari auch die Bedeutung des aḫ Idiglat. Wie bereits oben beschrieben, ist in einem Text Šamšī-Adads die Aussage zu finden, dass er das aḫu des Tigris und des Euphrat beherrscht sowie das Land zwischen Tigris und Euphrat vereint(?) habe. Das aḫ Idiglat wird in diesem Kontext genau wie das aḫ Purattim oft als eine hat, was auch die mit dem Text verbundene Weihgabe an Dagan von Tuttul erkläre. 153 Charpin 1984, 58 vermutet die Erwähnung desselben Sieges wie in RIME 4.6.11.3 Iasmaḫ-Addu. 154 Vgl. dazu den Textkommentar in ARM 27 zu Text 118 sub d. 155 Diesbezüglich sind zu nennen: 1. Hymne an Zimrī-Lîm 32 […] i7Buranuna2na a-na mu-[…] Charpin ergänzt nach einem Vorschlag von Durand a-na mu-[na-si-iḫ ḫi-ip-pi2 ki-ša-ad I7 BURANUN.NA] «à celui qui apaise les rives de l’Euphrate», selon une phraséologie propre à Mari.“, siehe dazu Charpin 1992, 16 und Durand 1997, S. 107 sub k. Diese Formulierung ist einmalig in einer Inschrift JaḫdunLîms zu finden, daher erscheint es fragwürdig sie einfach in diesem Text auf Zimrī-Lîm zu übertragen. 2. *ARM 22, 331 (Wirtschaftstext, Datierung unklar) i 7 [x] x me E2-ak-ka-ka 8 [x x -a]b na-ra-a 9 [x x a-aḫ] Pu-ra-tim „… Bīt-Akkaka, … Narā, … aḫu des Euphrat“. 3. OBTR Nr. 9 (Brief aus Tall ar-Rimā†) 9′ a-na a-aḫ i7Buranunana […] 4. Möglicherweise ist auch in ARM 26/1, 24 (A 647) der Euphrat bzw. das aḫu des Euphrat erwähnt. Hier ist in Z. 36 und 41 jedoch nur noch […r]atim zu lesen.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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feste Regionenbezeichnung, also das „Königreich am Tigris“ angesehen. Ziegler sieht eine weitere Bestätigung dessen im Namen von Ḫammurāpi Jahr 32156: mu Ḫa-am-mu-ra-pi2 lugal ur-sag u3-ma sa2-sa2 dMarduk-ke4 sa2-sa2 uĝnim Eš3-nun-naki Subir4ki Gu-ti-umki gištukul kalag-ga-na me3-ta bi2-ib-šub-ba ma-da Ma-an-ki-sum2ki u3 ma-da gu2 i7Idigna en-na zag kur Su-birki-še3 šu-ni sa2 bi2-in-du11-ga Jahr, in dem Ḫammurāpi, der Held, der Marduk den Sieg erringt, die Truppen von Ešnnuna, Subartu und Gutium mit seinen starken Waffen unterwarf und die Region von Mankisum und die Region am gu2 des Tigris bis zu den Bergen von Subartu eroberte. In diesem Jahresnamen liegt jedoch kein starrer Begriff für eine Region vor, sondern die Lageerklärung eines Gebietes, das sich vom gu2 des Tigris bis zu den Bergen erstreckt und lässt sich damit zu den anderen Texten stellen, die das gu2 des Tigris mit Städten und Regionen in Verbindung bringen (siehe dazu S. 249–257). Ähnliches lässt sich auch für einen Brief aus Mari feststellen, in dem über die Verhandlungen von Ḫammurāpi mit dem König von Ešnunna, uillī-Sîn, berichtet werden: *FM 5, S. 228 = A 405 (Ibal-pî-el an Zimrī-Lîm) 10 šu[m]-⌈ma Ma-an⌉-ki-sa-amki U2-pi2-iki Ša-ḫa-du-niki 11 u3 ⌈ša-pa⌉-[a]l U2-pi2-iki 3 be2-ri a.ša3 12 a-aḫ i7-da157 I-di-ig-la-at pa-at-ti-ia 13 [ša] ḫa-am-mi A-pil-dSîn iš-ku-nu u2-wa-aš-ša-ar 14 [it-t]i-šu a-sa-lim Wenn er Mankisum, Upî, Šaḫaduni und unterhalb von Upî drei Feldlängen am aḫu des Tigris, die Grenzregion, die mein Ahne Apil-Sîn festlegte, freilässt, bin ich bereit Frieden mit ihm zu schließen. 17 u3 a-na-ku U2-pi2-iki 18 [Ša-ḫa-d]u-niki u3 3 be2-ri a.⌈ša3 ša-pa]-al 19 U2-pi2]-iki a-aḫ i7-da I-di-⌈ig⌉-la-at Und ich Upî, Šaḫaduni und auf drei Feldlängen unterhalb von Upî am aḫu des Tigris … In diesem Text dient die Nennung des aḫu des Tigris zur Erklärung der Lage der Stadt Upî, wie es auch typisch für andere Städte ist (siehe dazu Anhang 1 zu Kap. 5). Dieser Brief weist darauf hin, dass es schon unter Ḫammurāpis Großvater Apil-Sîn Streitigkeiten um die Grenze gab. Nur wenig ist aus der Regierungszeit des Herrschers bekannt. Deutlich ist nur, dass er offenbar seine Macht bis nach Upî und zum gu2 des Tigris ausdehnte.158 Das aḫu des Tigris stellt in einem Brief aus Mari auch einen Verkehrsweg dar: *Ziegler 2002, S. 251 = A 2137+ (Atamrum an Zimrī-Lîm) 11´ u3 i-na a-la-ki-im Ma-an-ki-sa-amki i-bi-ra⌈-am⌉ 12´ a-ah I-di-ig-la-at u2-ul il-li-kam ka-4a-am-ma i4-[x]-ba-tam-ma Während der Reise überquerte er (den Fluss) bei Mankisum. Er ging nicht am aḫu des Tigris entlang, er nahm die Steppe. 156 Ziegler 2002, 221; siehe auch Horsnell 1999/2, 143–146. Vielleicht ist RIME 4.3.6.6 Ḫammu-rāpi: 3′ […] i7Idigna i-[na…] in denselben Kontext zu setzen; siehe Charpin 2004c, 327–328. 157 Zu der Schreibung i7-da siehe auch S. 146. 158 Charpin 2004c, 114–115.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
Es existiert außerdem eine Truppe vom aḫu des Tigris: ARM 5, 1 (Jasmaḫ-Adad an Išme-Dagan) rev. 4 ša-ni-tam 7 me 4a-ab Ḫ[a.nameš] 5 u3 3 me be2-eḫ-rum ša a-aḫ i7Id[igna]159 Zweitens, 700 Mann der Ḫanäer und 300 Elitetruppen vom aḫu des Tigris. Um in aḫ Idiglat eine feste Regionenbezeichnung zu sehen, ist die Textgrundlage zu spärlich. Zu bemerken ist auch, dass die in den Mari-Texten mit dem gu2/aḫu des Tigris in Verbindung gebrachten Orte Mankisum und Upî sowie das Herrschaftsgebiet von ŠamšīAdads Sohn Išme-Dagan mit Ekallātum als Zentrum sich an unterschiedlichen Flussabschnitten befinden. Während Ekallātum dem Mittellauf des Tigris zuzuordnen ist, liegen Mankisum und Upî schon in einer Region, die den Übergang zum Unterlauf des Flusses ausmacht. Auch unterliegen sie, wie aus den Texten deutlich wird, unterschiedlichen Einflussbereichen. Als Kontrahenden sind dabei die Könige von Babylon im Süden, Ešnunna in der Mitte und Išme-Dagan im Norden zu nennen. Eine politische Einheit liegt hier nicht vor. Šamšī-Adads Aussage über die Beherrschung von den gu2/aḫu der beiden Flüsse und dem Gebiet dazwischen, scheint also eher in den Bereich der „königlichen Übertreibung“ zu gehören, wie auch schon die Tatsache zeigt, dass er in der Mehrzahl seiner Inschriften nur als Herrscher über das aḫu des Euphrat bezeichnet wird. Vergleicht man das Themenspektrum der hier genannten Texte zum aḫu von Tigris uns Euphrat mit den Belegen zu gu2 aus Texten aus Babylonien (siehe S. 249–257), so sind keine großen inhaltlichen Unterschiede festzustellen. Das Themenspektrum der Texte aus Babylonien ist zwar reichhaltiger, die Belege sind jedoch zeitlich und räumlich gestreut. Das häufige Vorkommen des aḫ Purattim in den Texten aus Mari ist dagegen auffällig. Wenn die Formulierung aḫu + Flussname nicht politisch geprägt ist, muss eine andere Erklärung für ihren Hintergrund gefunden werden (für die weitere Diskussion siehe S. 279– 281). Gleichsetzung zwischen gu2 / aḫu+Flussname und alleiniger Nennung des Flussnamens Wie bereits S. 249 erwähnt, geht Buccellati davon aus, dass von der Bedeutung her die Nennung des Flusses ohne Beiwort inhaltlich gleichbedeutend ist mit der Nennung gu2 / aḫu + Flussname.160 Als Beispiel nennt er den Text ARM 3, 12: ARM 3, 12 10 lu meš Su-tu-⌈u2⌉ 3 be2-ri a.ša3 i-na Pu-ra-tim 11 e-le-nu-um ⌈Ter⌉-qaki sa-ak-nu-ma 2 Die Sutäer haben sich in einer Distanz von drei Doppelstunden am Euphrat oberhalb von Terqa niedergelassen. Ein anderer Brief (vermutlich aus der Zeit Jasmaḫ-Adads) ordnet Kundschafter vom Euphrat dem Distrikt von Šamaš-tillassu zu: *ARM 26/1, S. 179 6′ 2 lu2 a-mi-ri ša Pu-ra-tim 7′ ša ḫa-la-a4 dUtu.tillat-su2
159 Die Lesung Idigna beruht auf einer Kollation des Textes, siehe Durand 1998, 106 Fn. 233. 160 Buccellati 1990b, 91–97.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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Im folgenden Text ist aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes der genaue Kontext unklar, aber auch hier scheint eine Regionenbezeichnung ohne Beiwort beim Flussnamen vorzuliegen: *Durand 1994, no. 60 (Lāhûm an Zimrī-Lîm) 19´ [u2]-⌈lu⌉-ma lu2engar-{X X X X}me[š] 20´ [ki-ma i-n]a i7Bura[nun]ana ša i-gi-sa-⌈i⌉ 21´ a-na be-li2-ia ⌈ig-mu⌉-[ru …] Oder die Bauern […] am Euphrat, die meinem Herrn den Beitrag auszahlten. Auch in Texten aus Babylonien finden sich Hinweise, die darauf deuten, dass eine Region am Fluss allein durch den Flussnamen ohne ein Beiwort bezeichnet werden kann: AbB 2, 30 (Ḫammurāpi an Sîn-iddinam) 6 a-na ku3.babbar e2 dKi-it-tim 7 ša Bad3.Tibiraki u3 i7Idigna 8m E-tel-pi2-dAmar.Utu ip-ta-na-ar-ri-kam-ma Wegen des Silbers des Tempels der Kittum von Bad-Tibira und des Tigris macht Etel-pî-Marduk mir permanent Schwierigkeiten. Der Euphrat wird zudem als Rinderweide deklariert: AbB 4, 150 (Nidnat-Sîn an seinen Vater) ḫi.a 38 i na 7Buranuna ka-lu-ša ri-it gud Der ganze Euphrat ist Rinderweide. Offenbar ist das Gebiet in Flussnähe frei zugängliches Land, das als Weide genutzt werden kann.161 Im Prolog des Kodex Ḫammurāpi nimmt eine Textpassage Bezug auf die Zerstörung Maris durch Ḫammurāpi, die durch Dagan legitimiert wird162: Prolog Kodex Ḫammurāpi iv 24 mu-ka-an-ni-iš 25 da-ad-mi 26 i7Buranunana Er ist der Unterwerfer der bewohnten Welt am Euphrat. In Texten aus der altbabylonischen Zeit werden den Flüssen auch Personen zugeordnet, wobei dem Flussnamen kein Beiwort hinzugefügt wird: – In einem Brief (Ḫammurāpi an Sîn-iddinam) werden Hirten Städten und Flüssen zugeordnet. Darunter befindet sich mAk-ba-ḫu-um i7Idigna (AbB 2, 29: 39). Er wird neben einem Hirten vom Piriĝ-gen7-DU-Kanal und einem Hirten aus Girsu gelistet. – Arbeitstruppen vom Euphrat (eren2 ⌈i7Buranunaki⌉) werden in einem Brief (Lu-Ninurta an Šamaš-ḫāzir) zusammen mit Arbeitstruppen vom Nanna-AŠ-tum-Kanal und dem Bara-maḫ-Kanal gelistet (AbB 4, 120: 5–6). – In einem Brief aus Nippur werden für den Ernteeinsatz Männer vom Tigris (a-wi-le-e I-di-ig-la-at!) angefordert (*AbB 5, 166 rev. 7–10).163 161 Siehe dazu auch Durand 1990b, 141. 162 Durand 2004b. 163 Für die Lesung I-di-ig-la-at! statt I-di-ig-la-i, wie es in der Edition des Textes angegeben ist, siehe S. 92.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
– In einerUrkunde über eine Silberabrechnung sind ebenfalls Arbeitstruppen vom Euphrat (ša eren2 i7Buranunaki) zu finden (*Richardson 2002, 483–484: 29). – In einem Brief (Ammieaduqa an Marduk-mušallim und zwei weitere Personen) wird dem Tigris ein für die Arbeitstruppen zuständiger Schreiber (dub.sar eren2 an.za.gar3 ša i 7Idigna) zugeordnet (AbB 1, 2: 11). – Ein Brief listet Personen aus Dimat-Enlil zusammen mit einer Gruppe von Personen, die als lu2 i7Idigna Ia-aḫ-ru-ru-[u]m (AbB 6, 221: 6–8) bezeichnet werden. Steinkeller identifziert Jaḫrurum mit Tall Abu ‡abba und lokalisiert Dimat-Enlil in der Nähe von Sippar.164 Zu geographischen Überlegungen zum Zusammenhang zwischen Tigris und Sippar-Jaḫrurum siehe S. 355. In einem mittelbabylonischen Brief, der über assyrische Truppenbewegungen am Ḫābūr und am mittleren Euphrat berichtet (vermutlich zur Zeit Salmanassars I.) ist in Zusammenhang mit der Stationierung verschiedener Truppen bei Sūḫu und Mari von [x x x-n]a i-na i7Buranunaki die Rede (Iraq 11, pl. XLVII/10 rev. 26), der genaue Kontext ist allerdings nicht erhalten. Aus späterer Zeit gibt es weitere Belege für die Nennung des Flusses ohne Beiwort in geographischem Bezug: RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal iii 18 m Nig2.du ta 70 eren2meš-šu2 a-na 19šu-zu-ub zimeš-šu2 a-na i7Pu-rat-te im-qu-ut Kudurru floh mit 70 seiner Soldaten zum Euphrat, um sein Leben zu retten. ABL 942 (Brief an Assurbanipal) rev. 12 ⌈ana i7⌉Pu-rat-ti in-da-qu-tu Sie flohen zum Euphrat. In einem neubabylonischen Brief aus dem „Governor’s Archive“ aus Nippur ist ebenfalls eine Territoriumsangabe ohne Beiwort zum Fluss genannt: OIP 114, no. 90 (Bēl-ēreš an seinen Bruder Bēl-nāeir) 5 aš2-šu2 mKi-rib-tu ša2 taš-pur 6 ul a-šib a-na i7Pu-rat-ti 7 i[t]-tal-ka Was Kiribtu angeht, wegen dem du schriebst: Er ist nicht anwesend, er ist zum Euphrat gegangen. In einem neuassyrischen Brief ist Weideland am Euphrat zu finden: SAA 18, 196 (Brief, Empfänger und Sender unklar) 9′ ša2-ni-ta en.nun ul-tu 10′ uruDu-u2-me-dingir a-di-i 11′ uru Ša2-⌈ ir?⌉-tu be2-e-ru 1/2 gin2 12′ qaq-qar sa-ad i7Pu-rat-tu Die zweite Wache von Dume-il nach Šafirtu, 1 ½ bēru Weideland vom Euphrat. Eine Beschreibung einer Region an den Flüssen ist offenbar auch ohne Nennung eines Beiwortes möglich, kommt aber seltener vor als die Nennung mit Beiwort.
164 Steinkeller 2010, 374.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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Fazit Zusammenfassend lässt sich für die Begriffe gu2/kišādu und aḫu/aḫātu Folgendes feststellen: – Die Begriffe werden sowohl in verschiedenen Textgattungen als auch periodenübergreifend benutzt. – Sie sind für den gesamten Flusslauf zu finden (Oberlauf bis Unterlauf) und werden auch anderen Flüssen zugeordnet. Des Weiteren können auch Städte über ein gu2 verfügen. – Inhaltlich geben die Belege ein Bild von Land, das besiedelt und landwirtschaftlich genutzt wird. Es besteht zum einen ein direkter Kontakt zum Wasser, da Boote von dort ablegen. Zum anderen befinden sich dort zahlreiche Städte und Bauwerke, die sicherlich nicht in direktem Kontakt zum Wasser stehen, sondern mit Abstand vom Fluss auf festem Land liegen. Zudem kann das Gebiet als Verkehrsweg genutzt werden, was ebenfalls für eine Distanz vom feuchten Gebiet des Flussufers spricht. Eine Unterscheidung zwischen hochgelegenem Land und Land direkt am Wasser, wie Poebel es vermutet, liegt also nicht vor. gu2 etc. umfasst also gleichzeitig das Land direkt am Wasser als auch den Landstreifen jenseits davon. Die Übersetzung „Ufer“, ein Begriff, der den Übergang vom Gewässer zum Festland bezeichnet, wirkt in diesem Kontext ungünstigt gewählt. Wie von verschiedenen Autoren festgestellt, handelt es sich vielmehr um ein „menschliches Konstrukt“, quasi um die „besiedelte Welt“ im Gegensatz zu dünn- bzw. unbesiedelten Regionen, wie der Steppe oder den Bergen, wo kein Zugang zu Flusswasser und damit intensiver Landwirtschaft möglich ist. Auch wenn Buccellati in seiner Disskussion um den unklaren Begriff zōr eine Übersetzung „riverine oasis“ ablehnt, da sie, seiner Ansicht nach, die Bedeutung von zōr nicht richtig treffe165, erscheint sie dennoch gut gewählt, um die Bedeutung der Begriffe gu2/kišādu und aḫu/aḫātu in Bezug auf Flussläufe zu erklären. Das Wort Flussoase wird häufig in Zusammenhang mit Flüssen gewählt, die ein arides Gebiet durchqueren. Vegetation findet sich vornehmlich an den Rändern der Flüsse, also direkt am Ufer, wo das Flusswasser auf Land trifft, und an einem breiten Streifen jenseits des Ufers, wo der Grundwasserstand aufgrund der Nähe zum Fluss noch recht hoch ist sowie in dem Bereich, in dem durch menschliche Eingriffe Flusswasser zur künstlichen Bewässerung genutzt wird. Abhängig von Geländebeschaffenheit und Eingriff durch den Menschen kann die Flussoase dadurch sehr schmal sein und sich nur direkt am Fluss entlangziehen, sie kann aber auch durch Ableiten des Wassers weit über das direkte Ufer des Flusses hinausgehen.166 Die Tatsache, dass das gu2 etc. also einen breiten Abschnitt entlang des Flusses ausmacht, zeigt, dass die Felder, die am gu2 eines Flusses liegen oder auch von diesem begrenzt werden (für den Überblick zu den Feldern siehe Anhang 2 zu Kap. 5), nicht zwangsweise direkt an der Wasserkante gelegen haben müssen, sondern auch ein Stück davon entfernt gewesen sein 165 Buccellati 1990b, 158. 166 Die Brockhaus Enzyklopädie, 21. Auflage (2006), Band 9, S. 430 definiert eine Flussoase wie folgt: „intensiv genutzte Ackerbaulandschaft im Tal eines Fremdlingsflusses. Durch period. Überschwemmungen oder durch Bewässerung wird eine agrar. Nutzung innerhalb eines wüstenhaften Gebietes ermöglicht. Markantestes Beispiel ist die F. des Nils in Ägypten.“
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
können. Dies macht auch Sinn, da sie direkt am Fluss von Erosion und Überschwemmungen betroffen gewesen wären. Lag ein Feld direkt am Fluss, so wurde es auch als in der Aue gelegen bezeichnet (siehe dazu S. 282–284).167 Trifft das Wort Flussoase die Eigenschaften des gu2 etc. sehr gut, so muss man allerdings einwenden, dass es sich dabei um keine gute Übersetzung nach dem Wortsinn des sumerischen Begriffs und der akkadischen Begriffe handelt. Die Begriffe haben, angelehnt an die menschliche Anatomie, eher die Grundbedeutung „Seite, Rand“. Während gu2 und kišādu dabei den Nacken und Teile der Schultern bezeichnen, ist mit aḫu eher der Arm gemeint. Zudem zeigt die Nutzung der Wörter im Singular und Plural, dass sich die Nennung auch auf nur eine Seite des Flusses beziehen kann, während das Wort Flussoase automatisch das gesamte fruchtbare Gebiet an beiden Seiten des Flusses umfasst. Ob die unterschiedliche Grundbedeutung von kišādu und aḫu in Zusammenhang mit einer unterschiedlichen Struktur der Flussoase steht, lässt sich in diesem Rahmen nicht klären. Die in akkadischen Texten häufig vorliegende logographische Schreibung gu2 erlaubt keine Entscheidung darüber, ob die akkadische Lesung aḫu oder kišādu gemeint ist. Auffällig ist in der Tat, dass die meisten akkadischen syllabischen Schreibungen das Wort aḫu verwenden, kišādu ist nur selten zu finden. Zur Klärung der Frage müssten andere Texte untersucht werden, die die Begriffe zusammen mit anderen Flussnamen nennen. Die Tatsache, dass in Mari sehr oft das aḫ Purattim genannt wird, in Babylonien dagegen eher selten, muss nicht bedeuten, dass der Begriff einen Eigennamen darstellt bzw. dass ihm in Mari eine weit herausragendere Rolle als in Babylonien zugesprochen werden muss. Der Begriff hat einen naturräumlichen Hintergrund. Wie oben beschrieben, liegt in Mari ein starker Gegensatz zwischen dem mithilfe des Flusswassers kultivierbaren Landes und der höher gelegenen Steppe vor. Das Leben in diesen beiden Naturräumen erfordert zwangsweise unterschiedliche Organisationsformen. Während in der Steppe Nomaden zu finden sind, ist in der Flussoase die fest angesiedelte Bevölkerung zu finden, die Landwirtschaft betreibt und die dem Palast untersteht, der ebenfalls in dieser Region zu finden ist. Natürlich hat der Naturraum dadurch Einfluss auf das gesellschaftliche und politische Gefüge, das zwischen Nomaden und Sesshaften vorliegt. Dem aḫ Purattim sollte deswegen aber nicht ein politischer Hintergrund als „Königreich Mari“ zugrunde gelegt werden, da auch die Steppe und die Nomaden einen wichtigen Lebensaspekt des Reiches ausmachen.168 Der Gegensatz zwischen dem Land, das durch das Flusswasser kultivierbar wird, und der Steppe und der Bewohner der jeweiligen Gebiete existiert auch in Babylonien. Im Gegensatz zu Mari liegt hier jedoch ein Gefüge von mehreren Wasserläufen vor, die aus Tigris und Euphrat, ihren Nebenarmen und denen von ihnen abzweigenden Kanälen besteht, die mit unterschiedlichen Namen bezeichnet werden. Daher ist auch nicht verwunderlich, dass in Texten das gu2 von mehreren Flüssen parallel genannt wird. Genauso signifikant wie die Unterscheidung zwischen Sesshaften und Nomaden ist daher in Babylonien die Zuordnung der Bewohner zu einem Fluss, sprich, ob die Menschen am Euphrat, Tigris, Irnina, Abgal oder an einem der anderen zahlreichen größeren Flussläufe und Kanäle leben.
167 Dass Felder direkt am Fluss lagen, zeigt auch ein Text, in dem es heißt, dass der Tigris an ihm „frisst“, CT 47, 58, siehe S. 404. 168 Lafont 2000, 130–132.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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Der Gegensatz zwischen dem durch den Fluss fruchtbar gemachten Land und der Steppe oder Wüste ist auch im Alten Ägypten greifbar. Dort ist die Wahrnehmung dieser beiden unterschiedlichen Naturräume jedoch noch stärker ausgeprägt. So lautet einer der häufigsten Namen für das ägyptische Reich Kmt „das Schwarze“ im Gegensatz zu Dšrt „das Rote“, was die Wüste bezeichnet. Das „Schwarze“ stellt dabei das durch den Nilschlamm fruchtbar gemachte Gebiet, also die Flussoase, dar.169 Auch wenn das Wort Flussoase die Natur von gu2/kišādu und aḫu gut erklärt, ist es, wie oben bereits gezeigt, keine adäquate Übersetzung für den sumerischen und die akkadischen Begriffe, da diese in der Tat eher eine Bezeichnung für „Rand, Seite“ darstellen. Eine Übersetzung ins Deutsche ist durch die Tatsache erschwert, dass in unserem Kulturkreis der Gegensatz zwischen Steppe und durch Flusswasser kultivierbar gemachtes Land nicht bedeutend ist. Wir leben in einer Region, in der Pflanzenwachstum durch Regen ermöglicht wird und nicht durch künstliche Bewässerung. Das Land, das sich neben den Flussufern befindet, also jenseits des permanent feuchten Bereichs, unterscheidet sich nicht zwangsweise von dem Land, das kilometerweit vom Fluss entfernt liegt. Ein Begriff, der gu2 etc. gleichkommt, existiert im Deutschen also nicht. Um ein künstliches Wortkonstrukt zu vermeiden, werden im Folgenden die Begriffe daher weiterhin wie üblich als „Ufer“ übersetzt, das Wort wird jedoch immer in Anführungsstriche gesetzt, um deutlich zu machen, dass ein Bedeutungsunterschied zum eigentlichen Wort Ufer besteht. 5.3.1.2 „Feuchtes Land“ – die eigentlichen Flussufer piš10 / kibru Wie Poebel feststellte, handelt es sich bei piš10/kibru170, gemäß der Zeichenkombination KI.A, mit der piš10 geschrieben wird, um „Land am Wasser“.171 Der Begriff Ufer scheint als Übersetzung passend. In direktem Zusammenhang mit Euphrat und Tigris finden sich nur drei Belege. In zwei von ihnen ist das akkadische Wort kibru zu finden. Aššur-nādin-apli I. errichtet in Assur eine Statue am Ufer des Tigris172: RIMA 1.0.79.1 Aššur-nādin-apli 28 i-na u4-mi-šu-ma e2 4a-lam lugal-ti-ia 29 i-na ki-pi-ir i7Idigna i-na si-ip-pi uru-ia 30 uru ba-it dingirmeš lu e-pu-uš In diesen Tagen schuf ich wahrlich das Haus der Statue meines Königtums am Ufer des Tigris am Tor meiner Stadt, der Stadt, die von den Göttern gesucht ist. In einer Beschwörung werden die Ufer der beiden Flüsse in einer „Litanei“ angerufen173: 169 Otto 1975, 76. 170 Wie mir Manfred Krebernik freundlicherweise mitteilte, ist kibru, anders als in AHw. und CAD angegeben, besser als kipru anzusetzen und etymologisch mit semitisch *ka/i(n)pa/ir „Lippe“ zu verbinden, siehe dazu Militarev/Kogan 2000, 131–133 Nr. 146. Damit handelt es sich bei diesem Begriff für Ufer um ein weiteres Wort aus der menschlichen Anatomie, siehe dazu auch S. 246 mit Fn. 82. 171 Poebel 1947, 79; siehe dazu auch S. 248. 172 Zum Kontext der Inschrift siehe S. 493–494. 173 Für ähnliche Texte siehe Kap. 10.4.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
muššuYu Taf. 8 li-im-ḫu-ru-ka kib-ri ša2 i7Idigna u i7Buranunaki Möge dir (der Lähmung) das Ufer von Tigris und Euphrat entgegentreten! 59
kibru wird außerdem neben dem aḫu des Euphrat in einer Königsinschrift in Zusammenhang mit dem Meer genannt: RINAP 3/2, Sennacherib 46 71 ⌈i-na ul-lu-u2 re-ši⌉-[ia] ul-tu a-ḫi i7Pu-rat-ti a-di kib-⌈ri⌉ [tam-tim] ⌈ma-lak 2 kaskal.gid2 qaq-qa-ru⌉ 72 ⌈ka-li ka-lu⌉-[…] ša2 i-na a-a-ri-⌈du⌉-u2-a […] Als ich meinen Kopf erhob vom „Ufer“ des Euphrat bis zum Ufer des Meeres, ein Weg von zwei Doppelstunden […] In einem weiteren Beleg findet sich die Schreibung piš10: Šumma ālu Taf. 80174 20 diš gu4 ana anše te I3-dig-lat i-dan-nin piš10 bir-aḫ Wenn sich ein Rind einem Esel nähert, wird der Tigris stark sein und das Ufer zerstören. Die CAD-Belege zu kibru bieten zusätzlich folgendes Bild175: – Krieger, die ein Boot verlassen, werden mit ausschwärmenden Heuschrecken verglichen, die sich über das kibru verteilen. – Ein weiterer Vergleich bezeichnet die sich fürchtenden Feinde als geschwächte Wurzeln am kibru. – Nebukadnezar verstärkt das kibru in Babylon mit Asphalt und Backsteinen. – Eine Schlacht findet am kibru des Ulai statt. – In einem Ritual werden fünf Gottheiten am kibru platziert, in anderen Texten Figurinen. – Das kibru ist von Überschwemmungen und Erosion betroffen. Hier sind Flusskiesel zu finden. – Im Gilgameš- und Erra-Epos liegen Boote am kibru. – In weiterer Bedeutung findet sich kibru als Rand von Objekten, die anscheinend auch alle in Zusammenhang mit Wasser bzw. Flüssigkeiten stehen. u2-sal / ušallû und weitere Begriffe für die Flussaue Der im Wort u2-sal enthaltene Begriff u2 „Pflanze“ deutet darauf hin, dass der Begriff in Zusammenhang mit Vegetation steht. AHw. 1440–1441 übersetzt ušallû als „Überflutungs-, Uferland, Weide, Aue“, CAD als „lowland, bottomland“ (CAD U/W, 296– 298). Die in den Wörterbüchern gelisteten Belege geben den Eindruck von einem feuchten, nah am Wasser gelegenen Gebiet: 174 Für die Identifzierung des Textes als die 80. Tafel von Šumma ālu siehe N. Heeßel, WVDOG 116 (2007) 29 sub iv 3′. Der Text ist bisher unediert. Die Textstelle ist in CAD K, 335 erwähnt. 175 CAD K, 334–336. Dort ist kibru auch als Bestandteil von Personennamen gelistet. Dies ist jedoch teilweise in Frage zu stellen. Der amurritische Personenname Kibrī-Dagan ist als „Meine Größe ist Dagan“ zu deuten, siehe dazu Streck 2000b, 324 sub 5.13. kibru hat in diesem Fall nichts mit „Ufer“ oder „Rand“ zu tun.
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– Es kommt aus dem Wasser hervor. – Es geschieht Erosion durch Wasser. – Dort liegen Felder und Gärten, die bewässert werden. Ein Text wird angeführt, der vom u2.sal ša gu2 i7FN spricht, (CT 8, 3b: 8). Hier ist u2.sal also dem gu2 zugeordnet und bildet keinen Gegensatz. In Bezug auf Tigris und Euphrat finden sich nur wenige Belege in Zusammenhang mit u2-sal / ušallû: In altbabylonischen Texten werden am u2.sal i7Buranunana/ki Felder verortet, und zwar bei der Stadt Ḫalḫalla (*MHET 2/3, 426; *MHET 2/3, 463) und der Stadt Kiš (YOS 13, 528: 1–2). Während in diesen Texten ein enger Bezug zum Wasser nicht überrascht, so verwundert die Tatsache, dass in zwei Königsinschriften die Aue des Euphrat als Rastplatz und als Reiseweg beschrieben wird: RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II 62 i-na u-šal-li3 ša2 ugu i7Pu-⌈rat-te⌉ at-ta--iš In der Aue am Euphrat reiste ich entlang?. RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II 95 ⌈iš⌉-tu uruSir-⌈qi it-tum4⌉-ša2 ina u2-šal-li3 96 ša2 i7Pu-rat-te ša uruRu-um-mu-ni-na a-šar pal-gu ša2 i7⌈Ḫa?-bur?⌉ 4a-la-an-ni gar-an be-⌈de⌉ Von Sirqu brach ich (Text fehlerhaft „er“) auf. In der Aue des Euphrat bei der Stadt Rummunina, dort wo der Kanal des Ḫābūr(?) liegt, lagerte ich. Die Aue muss in diesem Fall so trocken gewesen sein, dass sie als Rast- und Reiseplatz geeignet war. In einer weiteren Königsinschrift ist es notwendig, die Aue des Tigris mithilfe eines anderen Kanals mit Wasser zu versorgen:176 RIMA 2.0.101.30 Ashurnasirpal II 36 i7-tu ta i7Za-ba an.ta 37 aḫ-ra-a kur-u2 a-na ziq2-pi-šu ab-tu-qu i7Pa-ti-ḫe2.gal2 mu-ša2 ab-bi 38 u2-šal-la-a-te ša2 i7ḪAL.ḪAL mi-ik-ru u2-ma-ki-ir giškiri6meš i-na li-me-tu-ša2 aš2-qup Ich grub einen Kanal vom Oberen Zāb. Dafür durchstieß ich eine Bergspitze. Pattiḫegalli nannte ich ihn. Die Aue des Tigris bewässerte ich. Obstgärten pflanzte ich in der Umgebung. Im Vergleich zu piš10 / kibru schließt der Begriff u2-sal / ušallû offenbar eine größere Fläche mit ein, die auch landwirtschaftlich genutzt wird. Während kibru eher das Ufer, also die Trennlinie zwischen Wasser und Land darstellt, stellt ušallû die Aue bzw. das noch stark von Flusswasser beeinflusste Land dar, das aber während der Sommermonate, wenn der Fluss einen niedrigen Wasserstand hat, auch trocken liegen kann. In den Texten aus Mari ist auch das aus dem Westsemitischen kommende Wort ḫamqum (‰mq) bezeugt. Im Zusammenhang mit dem Euphrat ist es allerdings nicht erwähnt. Durand stellt fest, dass in Mari u2-sal die Weiden am Fluss bezeichnet, wo sich die 176 Für die Problematik der Bewässerung am mittleren Tigris siehe Kap. 8.2.3.
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Herden aufhalten, während auf dem ḫamqum-Land, das auch direkt am Wasser liegt, Getreideproduktion stattfindet.177 u2-sal ist in den Texten aus Mari aber ebenfalls nicht in Zusammenhang mit dem Euphrat genannt. Des Weiteren ist in diesem Zusammenhang auch das Wort raqqatu zu nennen, das in Texten aus dem 1. Jahrtausend in Bezug auf den Euphrat genannt wird. In drei neubabylonischen Texten werden Felder erwähnt, die ra-aq-qa-tu4 ša2 gu2 i7Buranunaki (CM 20A, Nr. 49: 16–17; CM 20A, Nr. 51: 17) bzw. ugu raq-⌈qa⌉-tu2 ša2 i7Pu-rat-ti (*HEO 25, S. 294 = A 178: 4) liegen. CAD R, 170 übersetzt das Wort, das in altbabylonischen Texten aus Mari, in Texten aus Emar und neubabylonischen Texten belegt ist, als „swamp, marsh“ und vermutet, dass es sich dabei um ein westsemitisches Lehnwort handelt. AHw. 958 übersetzt als „Uferwiese, -streifen“. Die Deutung als Feuchtland legt auch eine Beschreibung in einer Königsinschrift Sanheribs dar. Dort heißt es: RINAP 3/2, Sennacherib 46 76 giš ⌈ ma2meš qu-ra-di⌉-ia 77 a-na raq-[qa]-at pi-i ⌈i7 ik-šu-da⌉ a-šar i7Pu-rat-tu ameš-ša2 ⌈u2-šeš-še-ru⌉ 78 qer-bu-[uš tam]-tim ga-⌈lit-ti Die Boote meiner Krieger erreichten die Marschen(?) der Flussmündung, den Ort, wo der Euphrat sein Wasser ins schreckliche Meer hinein führt. Für die vollständige Textpassage und eine Beschreibung der Marschen an der Flussmündung siehe Kap. 5.3.6. 5.3.1.3 Begriffe für Uferdämme und Uferbefestigungen In Bezug auf Euphrat und Tigris sind in Zusammenhang mit Deichen und Uferdämmen die Begriffe U3, kar/kārum und eg2/iku zu diskutieren. Wie auf S. 63–66 beschrieben, sind vor allem in der Schwemmebene entlang des Euphrat natürlich entstandene Uferdämme zu finden, die von wenigen Metern bis zu mehreren Kilometern breit sein können. Mit mehreren Kilometern Breite waren sie ein idealer Ort zur Anlage von Siedlungen und Feldern. Es erstaunt, dass es nicht leicht ist, diesen prägnanten Strukturen altorientalische Wörter zuzuordnen. Poebel schlug vor, den Begriff piš10 dem direkt am Fluss gelegenen Land zuzuordnen, während gu2 das hoch gelegene Land, also den Uferdamm, bezeichne.178 Wie in den Kap. 5.3.1.1 und 5.3.1.2 gezeigt werden konnte, lässt sich dieser Vorschlag jedoch nicht bestätigen. Das einzige Wort, das in Zusammenhang mit Euphrat und Tigris der Bedeutung nach der Struktur eines Uferdammes am nächsten kommt, ist das Wort U3. Es erscheint in Texten der Ur III-Zeit. Studevent-Hickman konnte für U3 folgende Eigenschaften ermitteln179: – Es ist in Zusammenhang mit Flussläufen, aber auch Deichen, Feldern und Wäldern erwähnt. – Es scheint ein Erdwall zu sein, der Erosion ausgesetzt ist. 177 Durand 1990b, 119–120; siehe ibid. passim für weitere spezielle Begriff in Mari und am mittleren Euphrat. 178 Poebel 1947, 79. 179 Studevent-Hickman 2011.
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– Arbeiten finden daran statt, ein U3 kann angelegt werden (Aufhäufen der Erde, die aus dem angrenzenden Flusslauf entnommen wurde). – Bäume sind darauf gepflanzt und Felder darauf angelegt. – Es liegt am gu2 von Flüssen (z.B. a-ša3 U3 gu2 i7-da). Ein U3 kann selbst aber auch über ein gu2 und ein eg2 verfügen. – Es weist offenbar eine ziemliche Breite auf (Anlage von Feldern darauf). Es kann in kurzen Segmenten vorhanden sein, kann sich aber auch über mehrere Kilometer erstrecken. – Es ist nicht nur an größeren Flüssen, wie dem Tigris, zu finden, sondern auch an kleineren Kanälen. – Es gibt keine Hinweise, dass es durch Ziegel verstärkt wurde; daher erscheint es unwahrscheinlich, dass es einen Fluss überquerte bzw. streckenweise direkt im Wasser stand. – Seine Funktionen sind: Hochwasserschutz; Verkehrsweg für Wagen, Schlitten, Tiere und Fußweg für Menschen (auch zum Treideln von Booten). Studevent-Hickman schlägt daher eine Übersetzung als „spoil bank“ und im übertragenen Sinn als „bund“ und „causeway“ vor. Seine Feststellung, dass es nur wenige Hinweise auf die Konstruktion eines U3 gibt, jedoch viele Erwähnungen in Texten180, könnte die Identifizierung mit einem Uferdamm bestätigen: Die Uferdämme existierten meist schon natürlicherweise an den Flüssen und Kanälen und mussten daher im Normalfall nicht von Grund auf neu konstruiert werden, sondern nur nach Hochwassern oder aufgrund anderer Erosionsschäden ausgebessert werden.181 Bezüglich des Tigris finden sich in Texten der Ur III-Zeit aus Umma, Girsu und Nippur Erwähnungen von U3. In Texten aus Girsu beschränken sich die Aussagen auf die Erwähnung eines Feldes, das am U3 des Tigris zu finden ist und von dem Erträge kommen (a-ša3 U3 i7Idigna: CT 7, 29 BM 18384: 19; Maekawa 1997, Nr. 125 rev. i 2; ITT 5, 6863 iii 5). In einem Text aus Nippur sind Erdarbeiten offenbar am „äußeren“ U3 des Tigris erwähnt: NRVN 1, 264182 1 10 ninda gid2 1 nindan 5 [sar]-ta 2 saḫar-bi 50 sar 3 2 ninda gid2 1 nindan 3 sar-ta 4 saḫar-bi 6 sar 5 U3 bar-ra i7Idigna In den Texten aus Umma sind die Erwähnungen vielfältiger. In *MCS 7, 22 BM 105330 ist möglicherweise ein Feld am U3 vom Tigris erwähnt, der Kontext ist jedoch abgebrochen (i 21′ […] U3 Idigna). In drei Texten werden Nivellierungsarbeiten am U3 des Tigris durchgeführt (SA 78; MVN 21, 101; *UTI 6, 3811). Hier heißt es jeweils Z. 2–3: U3 i7Idigna-ka šu-ur3-ra a-zi-ga 180 Studevent-Hickman 2011, 43–45. 181 Für einen möglichen Zusammenhang zwischen U3 und a-u3/u5-ba „Hochflut“ siehe S. 542. 182 Verschiedene Textpublikationen lesen hier EGIR (KWU 733) statt IDIGNA: Michalowski/Daneshmand 2005, 34, BDTNS und CDLI. Für die Lesung IDIGNA siehe StudeventHickman 2011, 46 mit Fn. 15. Für Probleme der Unterscheidung des Zeichens IDIGNA von anderen Zeichen in der Ur III-Zeit siehe S. 111–114.
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dabx-ba. Am U3 des Tigris befand sich also auch ein a-zi-ga als Bewässerungseinrichtung (siehe dazu auch S. 503–505). Zwei Texte erwähnen möglicherweise das U3 des Tigris als Transportweg: *UTI 3, 1807 5 u4 2-še3 dŠul-pa-e3-ta 6a-ša3 La2-maḫ-še3 ĝiri3-a gen-na rev. 1 U3 Idigna? 3-a-ba 2 bala-a-ra2 2-kam *UTI 4, 2926 u4 2-še36 U3 Idigna? 3-am3 7d Šul-pa-e3-ta8 a-ša3 La2-maḫ-še39 ĝiri3-a gen-na
5
Der Beginn der Texte beschreibt jeweils den Transport einer Rinderherde vom Lamaḫ-Feld nach Šulpahe. Die hier angegebenen Textpassagen beschreiben den Rückweg, wobei zweimal drei U3 des Tigris passiert werden.183 Allerdings bleibt fraglich, ob es sich hierbei tatsächlich um U3 Idigna handelt. Beide Texte sind ohne Foto oder Kopie publiziert. In *UTI 3, 1807 wird das als Idigna gelesene Zeichen eigentlich als KWU 555 = NA2 identifiziert. Da aufgrund des Kontextes eine Lesung NA2 aber nicht in Frage komme, wird in der Edition des Textes geschlussfolgert, dass es sich hier nur um das Zeichen IDIGNA oder ZUBI handeln könne (für Probleme der Zeichenunterscheidung in der Ur III Zeit siehe S. 111–114).184 Das Zeichen in *UTI 4, 2926 ist unkommentiert. Zwei Texte, *UTI 3, 1632 und *BPOA 2, 2287, erwähnen wohl Arbeiten am U3 des Tigris beim Ukunuti-balahari-Feld (jeweils Z. 5–7: Uku2-nu-ti bala-a-ri-ka U3 Idigna-bi ak). Steinkeller und Studevent-Hickman interpretieren die Textpassage als Neuerrichtung des U3 an diesem Ort.185 Eine weitere Urkunde aus Umma, *BPOA 6, 909, scheint die Länge der in der Region um das Ukunuti-Feld vorhandenen U3 und eg2 zu registrieren.186 Hier liegt eine seltene syllabische Schreibung für Idigna vor (zu den syllabischen Schreibungen des sumerischen Namens des Tigris siehe S. 88): *BPOA 6, 909 7 240 uš 8 dEn-ki-ta 9 U3 sagi-ne-še3 10 a2 I7-de3-na-ta Steinkeller geht davon aus, dass sich hinter Enki-ta in Z. 8 das e2 dEn-ki gu2 i7Idigna in Girsu (MVN 6, 301 ii 8) verbirgt. Zudem übersetzt er a2--ta als „via“.187 Man kann also davon ausgehen, dass sich der hier gemessene Abschnitt entlang des Tigris erstreckte. Die Identifizierung des Wortes U3 als Uferdamm hat in Zusammenhang mit dem Tigris noch weitreichendere Bedeutung. Als ein Argument dafür, dass der Tigris im Alten Orient nicht zu Bewässerungszwecken genutzt werden konnte (die These vom Einstromland), wird angeführt, dass der Fluss sich aufgrund seiner Wassermassen tief in das Gelände einschneide und aus diesem Grund Wasserhebevorrichtungen nötig gewesen sein müssten, um das Flusswasser zu nutzen. Als Gegenbeispiel wird der Euphrat angeführt, der mit seinen 183 184 185 186 187
Steinkeller 2011b, 387. Siehe dazu UTI 3, S. 86. Steinkeller 2011b, 387; Studevent-Hickman 2011, 43 mit Fn. 6. Steinkeller 2011b, 386–387. Steinkeller 2011b, 386. Für weitere Belege für den Enki-Tempel am Tigris siehe S. 251–252.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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geringeren Wassermassen zähmbarer sei und zudem Uferdämme baue, die die Anlage von Siedlungen und Feldern begünstige (siehe dazu S. 64–65 und Kap. 8.2.4.2). Wie allerdings anhand der hier gelisteten Texte aus der Ur III-Zeit deutlich wird, verfügte auch der Idigna/Tigris über Uferdämme. Dabei stellt sich nun die Frage, ob der in diesen Texten als Idigna bezeichnete Flusslauf tatsächlich den Hauptarm des Tigris darstellte, einen Nebenarm des Tigris oder einen vom Tigris abzweigenden Kanal. Für eine ausführliche Diskussion diesbezüglich siehe Kap. 5.3.4.4. Das akkadische Pendant zu U3 ist nicht bekannt. In akkadischen Texten scheinen in Bezug auf Euphrat und Tigris nur künstlich geschaffene Deiche und Dämme genannt zu werden. Stol weist darauf hin, dass im altbabylonischen Sippar und Lagaba sowie in Bezug auf Sūḫu und Terqa das Wort bamātu die Bezeichnung für einen Uferdamm darstellen könnte.188 Der Begriff e(g2)/iku bezeichnet einen Deich, der dadurch entsteht, dass die beim Ausheben eines Kanals anfallende Erde am Flussufer aufgehäuft wird. Manchmal wird der Deich durch Schilf oder auch Bitumen verstärkt.189 In der Königsinschrift RIME 1.9.5.1 Enmetena ist von verschiedenen Deichen die Rede (für den Text siehe S. 251). In zwei Texten wird ein Deich am Euphrat erwähnt. In einer altbabylonischen Urkunde aus Sippar grenzt ein Feld an den Deich des Euphrat und den Deich eines Kanals190: *MHET 2/4, 477 7′ sag.bi.1.kam e i7Buranunaki 8′ sag.bi.2.kam e nam-ka- ša dumumeš [dEn.]zu-i-din-nam Unklar ist der Inhalt eines mittelbabylonischen Briefes aus Nippur, der offenbar Euphrat und Tigris nennt: PBS 1/2, 78 7 ka-a-r[a] 8 ša a-ḫi i7Idigna ša ul-t[u] 9 e i7Buranuna2ki a-di uruBar-[…] 10 1 5/6 danna ka-lu-u2 lu[…] 11 lu-pu-uš Auffällig ist die Schreibung des Euphrat als i7KIB.NUN.KI. In allen anderen mittelbabylonischen Belegen wird der Flussname mit UD geschrieben. Waschow ergänzt in seiner Edition des Textes in Z. 9 uruBar-[muki?] sowie in Z. 10 lu[-u4-ba-at-ma] und übersetzt: „Die Ufermauer am Ufer des Tigris, die vom Deich des Kib.nun.ki-Flusses an bis zur Stadt Barmu(?) (auf einer Strecke von ) 1 5/6 Meilen zerstört(?) war, will ich in Angriff nehmen und fertig machen.“191 CAD I–J, 67 übersetzt dagegen: 188 Stol 2014, § 2 auf S. 277. 189 Siehe dazu auch Stol 2014, 277–278 mit weiterer Terminologie. 190 In der fragmentarisch erhaltenen Hülle einer Adopotionsurkunde ist möglicherweise ebenfalls ein Deich des Euphrat erwähnt, jedoch ist nur noch i7UD[…] erkennbar. Der Kontext ist unklar, siehe dazu MHET 2/6, 864 Case: 1′. 191 Waschow 1936, 69.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
„(at) the embankment along the Tigris a storage basin should be made, (extending) one and five-sixths double miles from the ditch (connected with) the Euphrates to the city GN”.192 Deutlich wird anhand der Texte aber, dass der Flusslauf, der in diesen Texten als Buranuna bezeichnet wird, Arbeiten am Flussbett und ein Aufschütten eines Deiches ermöglicht. Die Wassermassen müssen also kalkulierbar gewesen sein. Der Kai der Flüsse wird wie als kar / kāru bezeichnet. Er stellt eine künstliche Uferbefestigung dar, die das Anlegen von Schiffen ermöglicht. In einer altbabylonischen Urkunde unklarer Herkunft werden zwei Erntearbeiter aus Imgur-Sîn rekrutiert. Das Ganze findet i-na kar i7Buranunaki statt (*Rositani 2011, Nr. 75: 10). Eine altbabylonische Urkunde aus Larsa erwähnt zwei Kais, die sich am Annepada-abīKanal und am Tigris erstrecken: Anbar/Stol 1991, Nr. 8 1 [ka]r i7An.ne2.pa3.da-a-bi 2 iš-tu us2.sa Bad3.Tibi[raki] 3 a-na Larsa 4 u3 mi-ša-ar i7Buranunaki 5 bal.ri.a a.gar3 6 a-di i7AD/BAR3-GAR ša KI TA … 7 kar i7Idigna bal.ri dutu.šu2[.a] 8 a-di a.ab.ba 9 u3 karḫi.a ma-tim ša i-ša-ap-pa-ru 10 a-na dNa-bi-um-ma-lik pa-aq-[d]u Der Kai des Annepada-abī-Kanals von der Grenze von Bad-Tibira bis nach Larsa und das mi-ša-ar des Euphrat jenseits des Feldes bis zum i7AD/BAR3-GAR, der …, der westliche Kai des Tigris bis zum Meer und die Kais des Landes, die er verwaltet, sind Nabium-malik anvertraut. Die Bedeutung des Wortes mi-ša-ar ist in diesem Kontext unklar.193 Auch im altbabylonischen Brief AbB 2, 70 (Abī-ešuḫ an Sîn-iddinam, das Handelsamt und die Richter von Sippar) ist vom Kai des Euphrat/Sippirītum194 die Rede. Allerdings ist die betreffende Textpassage nur fragmentarisch erhalten. In AbB 2, 70 wird folgende Rekonstruktion geboten: AbB 2, 70 16 [i-na mi-i]q-tim kar i7Ir-ni-na 17 [u2]-da-an-na-nu 18 [u3 i-na saḫ]ar[ḫi].a kar ša i[7UD.KIB.NUN.KI-tum] 19 [u2-ša-aš-pa-ku] (Lücke) rev. 1´ [ki-ma i]s-sa3-an[-q]u2-[n]i-ik-[ku-nu-ši-im] 2´ [ga-mi-i]r 4a-bi-[i]t a.ša3-im 3´ [di]-ki-i-m[a] 4´ [it-ti ere]n2 bi[-ir]-tim 5´ [i-na saḫarḫi.a k]ar š[a] i7UD.KIB.NUN.⌈KI⌉-t[um] 6´ [li-ša-a]š-pi2-ku Die Korrektheit der Ergänzungen ist fraglich. Sicher lässt sich aber sagen, dass Bauarbeiten sowohl am Kai des Irnina als auch des i7UD.KIB.NUN.KI-tum stattfinden.195 Der Text wird 192 193 194 195
Der Stadtname ist unbekannt. Das von Waschow rekonstruierte Barmu ist ansonsten nicht belegt. Für verwaltungstechnische Überlegungen zu diesem Text siehe Charpin 2002, 553; Stol 2014, 278. Zur Problematik von Euphrat und Sippirītum siehe S. 134–136. Für den Hintergrund des Textes siehe Stol 2004, 755–756.
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auch dahingehend gedeutet, dass die Region von Hochwasser bedroht ist (siehe dazu auch S. 484). In einem mittelbabylonischen Brief aus Nippur heißt es, dass der ḫazannu der Stadt Ḫibarītu für die Instandsetzungsmaßnahmen am Kai des Tigris verantwortlich ist: PBS 1/2, 15 14 a-na ḫa-za-an-ni uruḪi-ba-ri-ti 15 it-ta-din um-ma-a kar i7Idigna 16 e-pu-uš u3 dul-li te-ep-pu-šu 17 tu-kal-la-ma-an-ni (12 Arbeiter wurden verpflichtet.) Er übergab sie (die Arbeiter) dem ḫazannu der Stadt Ḫibarītu mit der Anweisung: „Bearbeite den Kai des Tigris und die Arbeit, die du tust, zeige mir!“ In einer neuassyrischen Königsinschrift heißt es, dass die Truppen den Kai des Tigris erreichen und dann den Fluss überqueren: RINAP 4, Esarhaddon 1 i 84 ak-šu-dam-ma ina kar i7Idigna 85 ina qi2-bit d30 dUtu dingirmeš en ka-a-ri 86 gi-mir eren2ḫi.a-ia i7Idigna dagal-tum a-tap-piš u2-ša2-aš2-ḫi-i Ich erreichte den Kai des Tigris. Auf Geheiß von Sîn und Šamaš, den Herren des Kais, ließ ich alle meine Truppen den weiten Tigris wie einen Kanal überspringen. In Babylon konstruiert Sargon eine Kaimauer am Euphrat: RIMB 2.6.22.1 Sargon II 12 a-gur-ru ki-ru ku3-tim 13 ina kup-ru u3 esir 14 ina gu2 i7Pu-rat-ti 15 ina qe2-reb an-za-nun-ze-e 16 kar ib-ni-ma Mit Ziegeln aus einem reinen Ofen in Bitumen und Asphalt am „Ufer“ des Euphrat inmitten des Wassers baute er eine Kaimauer. In mehreren Inschriften Nebukadnezars II. ist von der Reparatur und zusätzlichen Befestigung der mit Asphalt und Ziegeln erbauten Kaimauer des Euphrat/Araḫtu196 die Rede. Wie aus den Inschriften hervorgeht, hatte schon Nabopolassar diese Kaimauer errichtet. Für die Strecke der Baumaßnahmen wird in einigen Texten die Distanz zwischen Ištar- und UrašTor angegeben, zum anderen wird spezifiziert, dass es sich um das östliche Ufer handelt. Stützpfeiler aus Ziegeln werden auf der anderen, also westlichen Uferseite angebracht. Der am vollständigsten erhaltene Textpassus findet sich in Nebukadnezar II. Nr. 20. Andere Inschriften beschreiben die Baumaßnahmen in verkürzter Version mit nur minimalen Schreibvarianten oder sind nur fragmentarisch erhalten.197
196 Für die parallele Benutzung der Namen Araḫtu und Purattu siehe S. 360–365. 197 Zu diesen Texten zählen Nebukadnezar II. Nr. 1 i 35–45, Nebukadnezar II. Nr. 2 i 37–44, Nebukadnezar II. Nr. 15 v 5–9, Nebukadnezar II. WBC v 27–33 und Nebukadnezar II. WBA viii 34–39. Auch in der fragmentarisch erhaltenen Zylinderinschrift Nebukadnezar II. Nr. 21 (Langdon 1912, 187–189; Berger 1973, 304) ist diese Textpassage enthalten. Für die Konstruktionsart der Kaimauer siehe Da Riva 2012a, 69.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
Nebukadnezar II. Nr. 20198 ii 12 ka-a-ri 13 i7A-ra-aḫ-tu4 bal.ri dutu.e3 ul-tu ka2.gal-dIš-tar 14 a-di ka2.gal dUraš ina ku-up-ri u a-gur-ru a-ba-am 15 a-li-du ik-4ur-ma ma-ka-a-at a-gur-ru a-ba-ar-tim 16 i ki 7Buranuna u2-rak-kis-ma la u2-šak-lil šit-ta-a-tu4 17 ia-a-ti a-pil-šu re-eš-ta-a na-ram ša3-bi-šu 18 ka-a-ri i7A-ra-aḫ-tu4 ina ku-up-ri u a-gur-ru ab-ni-ma 19 it-ti ka-a-ri a-bi ik-4u2-ru u2-dan-ni-in Mein leiblicher Vater konstruierte die Kaimauer des Araḫtu auf der Ostseite vom Ištar-Tor zum Uraš-Tor aus Asphalt und Ziegeln und er erbaute Stützpfeiler aus Ziegeln auf der anderen Seite des Euphrat, vollendete den Rest aber nicht. Ich aber, sein erstgeborener Sohn, der Geliebte seines Herzens, baute die Kaimauer des Araḫtu aus Asphalt und Ziegeln und befestigte sie mit der Kaimauer, die mein Vater konstruiert hatte. Dies sind deutliche Kanalisierungsmaßnahmen.199 Als ein weiterer Begriff für einen Damm ist das Wort sikru zu nennen. Wenn man Arbeiten an den Deichen und Kanälen vernachlässigt, kommt es zu Problemen. So heißt es in einem altbabylonischen Brief: *AbB 13, 5 (Ḫammurāpi an Sîn-iddinam) 5 bad3 dAsa[l.l]u2.ḫi ša Kar.Utuki 6 si2-ik-ru-um ša Li-il-li 7 u3 si2-ik-ru-um ša i7Kur.ra ša Bad3-ḫub2-bi-im 8 [u2]-ul 4u2-ub-bu-tu-ma 9 [u3 mu]-u2 ša i7Buranunana ša be-li2 u2-ša-ab-šu-u2 10 [x x] a.ab.ba-ma šu-ur-du-u2 Um die Asalluḫi-Mauer von Kār-Šamaš, den Damm von Lillu und den Damm vom Kurra-Kanal von Dūr-ḫubbim hat man sich nicht gekümmert und das Wasser vom Euphrat, was mein Herr hat vorhanden sein lassen […] wird zum A.AB.BA geleitet. Der genaue Zusammenhang zwischen dem Wasser des Euphrat und den Dämmen der Kanäle ist unklar. Anscheinend wurden die Dämme nicht instand gehalten. Laut Edition des Textes in AbB 13 bezieht sich der Ortsname Kār-Šamaš auf Kār-Šamaš am Tigris und nicht auf das in der Nähe von Sippar-Jaḫrurum gelegene Kār-Šamaš am Euphrat (für die beiden Städte siehe auch S. 389 und 396). Was Z. 10 angeht, wird in der Edition des Textes in AbB 13 eine Lesung als i7 a-ab-ba vorgeschlagen und in Zusammenhang mit dem Kanalnamen i7 ab-ba in AbB 11, 175: 5 gebracht. 5.3.1.4 Relationale Begriffe Am Fluss, vom Fluss, zum Fluss Wie auf S. 245 beschrieben, ist es eine Seltenheit, dass einfach nur der Flussname genannt wird, wenn ein geographischer Bezug zu ihm ausgedrückt wird. Zum Ausdruck, dass sich jemand am Fluss befindet, zum Fluss reist oder vom Fluss aufbricht, wird oft das Wort 198 Die Zeilenzählung folgt der Kopie in PBS 15, 79 und nicht der Bearbeitung durch Langdon 1912. 199 George 1992, 353–354; siehe auch Da Riva 2012a, 69.
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ugu/muḫḫu dem Flussnamen vorangestellt. ugu/muḫḫu ist in diesen Texten mehr oder weniger ein Füllwort, das zum Ausdruck des Sachverhalts nicht unbedingt benötigt wäre (für die Bedeutung und weitere Belege zu muḫḫu siehe AHw. 667–668; CAD M/2, 172–176). Meist findet sich die logographische Schreibung ugu. Nur in wenigen neubabylonischen Texten ist auch die halb-syllabische Schreibung ugu-ḫi vorhanden. ugu/muḫḫu wird verwendet, um die Lage von Orten und Bergen am Fluss zu beschreiben: – – – – – – – –
Akkad ša ugu i7 dIdigna (CUSAS 17, 68 (Tiglatpileser I.): 45) Melid ina ugu i7A.RAD (*RIMA 3.0.102.29 Shalmaneser III: 29–30) Ḫudubilu ša ugu i[7Pu]-rat-te (RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II: 65) Kabsitu ša2 ugu i7Pu-rat-⌈te⌉ (RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II: 58) Sugaga ša2 ugu i7I3-dig-⌈lat⌉ (TCS 5, Chronicle 22 iii 21) uueu ša2 ugu i7ḪAL.ḪAL (RIMA 2.0.100.6 Tukultī-Ninurta II: 8) uru [x]-ti-bu(?)-a ša2 ugu i7Idigna (RIMA 2.0.89.7 Aššur-bēl-kala iii 12) kur-e ina ugu i7Pu-rat-te (RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 14)
In Keilschrifttexten aus seleukidischer Zeit werden die Städte Seleukia am Tigris und Seleukia am Euphrat unterschieden. Sie werden auch als ugu/muḫ-ḫi + Flussname gelegen bezeichnet.200 Auch um den Startpunkt und das Ziel von Reisen zu beschreiben, wird die Formulierung ugu/muḫḫu + Flussname gewählt: StAT 5, 27 (Eponymat Gadīhu) 13 i-na u4-me man a-na ugu i7Pu-rat-t[e] 14 il-li-ku-u2-ni An dem Tag, als der König zum Euphrat ging, (wurden die Textilien geliefert). RIMA 3.0.102.2 Shalmaneser III ii 86 ta ugu i7A.RAD at-tu-muš a-na uruḪal-man aq- i2-rib Ich brach vom Euphrat auf und näherte mich Ḫalmān. RIMA 3.0.102.6 Shalmaneser III iii 53 ta kurEn-zi 54 at-tu-muš a-na ugu i7A.RAD ina pu-ut 55 kurMe-li-di aq- i3-rib Vom Land Enzi brach ich auf. Dem Euphrat näherte ich mich an der Stirnseite des Landes Melid. SAA 5, 3 (Lipḫur-Bēl an Sargon) 10 lu 11 ta ugu i7Pu-rat-te i-suḫ-ru-ni 2I-tu2-a-a ša e2.gal ša2 ina igi-ia2 Die Ituäer vom Palast, die mir zudiensten sind, sind vom Euphrat zurückgekommen.201 RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II 49 a-na ugu i7ḪAL.ḪAL aq- i2-rib-ma maš-ka-na-a-te kurU2-tu-u7 a-di uru kap-ra-ni-šu-nu ša2 šit-ku-nu ⌈ugu⌉ 50 i7ḪAL.ḪAL ak-ta-šad Ich näherte mich dem Tigris und eroberte die Siedlungen der Utuh zusammen mit ihren Dörfern, die sich am Tigris befinden. 200 Siehe dazu z.B. Hunger 1989 und 1996 passim. 201 Ähnliches wird vermutlich auch in SAA 5, 72 erwähnt, jedoch ist der Text nahezu komplett zerstört.
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Tell Halaf 73+96 ina ša3 u4.5.kam 4 ša e-rib-a-ni 5 ina ugu i7Di-[i]q-lat 6 lu-u2 at-t[a] Innerhalb von 5 Tagen, nachdem ich „eintrat“, mögest du am Tigris sein! 3
Nicht klar ist die Aussage in einer mittelassyrischen Urkunde. Ein Gefangener wird auf der Reise nach Assur mit ein paar Schuhen ausgestattet: StAT 5, 7 (Eponymat Adad-rēša-iši) 8 ⌈i-na kaskal!?⌉-ni 9 ⌈ša⌉ ugu ⌈i7⌉Pu-rat-te 10 ša kurTu-um-mi 11 ša kurNa-i-ri 12 ta-din Auf dem Weg am Euphrat von Tumme und von Nahiri sind sie (die Schuhe) gegeben worden. Die Relation zwischen kaskal und ugu Puratte ist unklar. ugu i7Puratte liegt auch eine Aue: RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II 62 i-na u-šal-li3 ša2 ugu i7Pu-⌈rat-te⌉ at-ta--iš In der Aue vom Euphrat reiste ich entlang(?). Städte und Bildnisse werden ugu i7Puratte/A.RAD errichtet: RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 49 2 urumeš-ni ina ugu i7Pu-rat-te ad-di 1 ina gir3 an-na-te 50 ša2 i7Pu-rat-te uruKar-mAš.pab.a mu-šu2 ab-bi 1 ina gir3 am-ma-te ša2 i7Pu-rat-te Ne2-bar-ti-Aš-šur mu-šu2 ab-bi Ich gründete zwei Städte am Euphrat: Eine auf dieser Seite des Euphrat, die ich KārAssurnaeirpal nannte, eine auf der anderen Seite des Euphrat, die ich Nēbarti-Assur nannte. RIMA 3.0.102.6 Shalmaneser III iii 57 4a-lam man-ti-ia ab-ni ina ugu i7A.RAD u2-še-ziz Ich schuf ein Bildnis meiner Königsherrschaft und errichtete es am Euphrat. Auch die königliche Jagd findet ugu i7Puratte statt: *RIMA 2.0.101.92 Ashurnasirpal II202 gu4.ammeš ina ugu i[7]Pu-rat-t[e] a-duk Ich tötete Auerochsen am Euphrat. ugu i7Idigna wird ein Lager aufgeschlagen: RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 102 i i 7Yu-u2-a e-te-bir ina ugu 7Idigna gar-an Ich überquerte den uūha und rastete am Tigris. Auch in Zusammenhang mit den Flüssen als Eckpunkte des Reiches wird ugu/muḫḫu verwendet: 202 Dieselbe Aussage findet sich auch in *RIMA 2.0.101.95 Ashurnasirpal II. Rollinger 2010, 32–33 setzt die Jagd mit einer Demonstration der Herrschaft über das Gebiet gleich.
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RIMA 3.0.104.8 Adad-nārārī III 11 ta ugu i7A.RAD kurḪat-ti kurA-mur-ri ana si-ḫir2-ti-ša2… 13 ana gir3ii-ia 14 u2-šek2-niš Vom Euphrat aus unterwarf ich das Land Ḫatti, ganz Amurru (Sidon, Tyros etc.). RINAP 1, Tiglath-pileser III 39 32 uru Qu-ta uruUr-ra uruA-ra-na uruTa-⌈su⌉ uruU2-al-li-a a-di ugu i7Buranunaki 33 mi-4ir uruKu-um-mu-ḫi uruQi-li-⌈is⌉-sa uruE-ze-e-da uruDi-u2-a-ap-li 34 uru Ab-bi-is-sa uruḪa-ar-bi-si-in-na ⌈uru⌉Ta-sa kurEn-zi uruAn-ga-nu uruBe2-en-zu 35 bi-ra-a-te ša2 kurUr-ar- i i7Kal-la-⌈x⌉ i7-šu kur-du Ich eroberte die Städte Quta, Urra, Aranu, Tasu und Uallia bis zum Euphrat, die Grenze von Kummuḫ, die Städte Qilissa, Ezzēda, Diujapli, Abbissâ, Ḫarbisinna und Tasa, das Land Enzi, die Städte Anganu und Benzu, Festungen des Landes Urarfu am Kalla...-Fluss, seinem Fluss. Ähnliches findet sich in einer weiteren, aber nur fragmentarisch erhaltenen Inschrift, wobei in den Zeilen davor und danach teilweise dieselben Städte genannt werden wie in der vorangehenden Inschrift: RINAP 1, Tiglathpileser III 49 22′ [x]+ 8 na-ge-e ta kurE-ri-bi kur-e a-di ugu i7A.RAD x+8 Regionen vom Berg Eribi zum Euphrat. Auch innerhalb von Städten stellt der Fluss eine Grenze dar: RIMA 3.0.102.25 Shalmaneser III 21 e-nu-ma bad3.gal-a ša2 uru-ia Aš-šur u3 bad3 šal-ḫu-šu 22 ša2 manmeš-ni admeš-ia a-lik maḫ-ri-ia 23 ina pa-ni e-pu-šu bad3meš-ni šu-nu-ti e-na-ḫu-ma 24 la-bi-ru-ta du-ku ta ka2.gal Tibira a-di 25 ugu i7ḪAL.ḪAL ki-lal*-le-šu2-na a-na 1-en 26 pil-ki-ia a4-bat Als die große Mauer meiner Stadt Assur und ihre Außenmauer, die die Könige, meine Väter, meine Vorgänger, zuvor gebaut hatten – als diese Mauern schwach und alt wurden, übernahm ich als gemeinsamen Arbeitsektor vom Tabīra-Tor bis zum Tigris beide zusammen. In einem Text aus der Zeit Nabonids aus Uruk ist von Tempelland die Rede: YOS 6, 41 10 ka-sa-al ka-lu-u2 ša2 ⌈ugu⌉ […] 11 ugu i7Buranunaki ri-ḫi-[it …] 12 id-di-ni-niš-šu2 Das gesamte kaslu-Land am … am Euphrat … gaben sie ihm. In einem neubabylonischen Brief werden Transportkosten angesprochen. In zwei parallelen Sätzen wird dabei einmal ugu und der Flussname benutzt, einmal nur der Flussname an sich: NBU no. 58 rev. 14 gi-mir 15 ša2 ⌈a-na⌉ en-ia 16 iq-bu-u2 17 a-di ugu 18 i7Buranuna2ki 19 ul i-di-i 20 2 gur 4 sila3 gi-mir 21 a-di i7Buranunaki at-ta-din
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
Die Kosten, von denen er zu meinem Herrn gesprochen hat, bis hin zum Euphrat hat er nicht bezahlt. Ich habe 2 gur und 4 sila an Kosten bis hin zum Euphrat bezahlt. In einigen neubabylonischen und achämenidischen Texten werden Lagerhäuser (e2.nig2.ga / bīt makkūri) des Ebabbar in Sippar erwähnt, die am Euphrat liegen. Hier werden Produkte gelagert, die vermutlich über den Euphrat transportiert wurden. Lieferungen von Getreide und Datteln werden verzeichnet.203 Interessant dabei ist, dass die Texte aus der Zeit Nebukadnezars und Nabonids die Speicher ša2 ugu/muḫ-ḫi i7Buranunaki verorten.204 In Texten aus achämenidischer Zeit allerdings werden sie meist als ša2 gu2 i7Buranunaki beschrieben.205 In der neubabylonischen Urkunde Nbn. 483: 7–8 ist von Datteln oder Gerste die Rede, die aus dem Gebiet stammen, das sich ul-tu muḫ-ḫi i7-lugal a-di muḫ-ḫi i7Idigna erstreckt, also vom Nār-šarri bis zum Tigris. Diesseits und jenseits des Flusses Als Bezeichnungen für die jenseitige Flussseite erscheinen verschiedene Begriffe in den Texten. Den Ausdruck diesseitig findet man dagegen eher seltener. Dies gibt Aufschluss über die Wahrnehmung des Flusses als Trennungslinie: Sich diesseits des Flusses zu befinden, ist „normal“ und nicht erwähnenswert. Es ist schlicht das Gebiet, in dem man lebt. Jenseits des Flusses beginnt aber möglicherweise schon fremdes Gebiet (für eine Diskussion der Funktion der Flüsse als Grenzen siehe Kap. 6). Als sumerischer Standardbegriff für die jenseitige Flussseite ist bala-a-re zu nennen.206 In Zusammenhang mit Euphrat und Tigris ist „jenseits des Flusses“ jedoch nur einmal in einem sumerischen Text erwähnt, und zwar in der Einleitung der Gesetze von Ešnunna i 6 in Bezug auf die Stadt uupur-Šamaš, die jenseits des Tigris liegt (bal-ri-a i7Idigna). In einer nur fragmentarisch erhaltenen altbabylonischen Urkunde ist zudem die logographische Schreibung gu2 i7Idigna bal.ri dutu.e3.a zu finden (TLB 1, 195). Es handelt sich um Felder, die sich jenseits des Tigris im Osten und in der Region von Jamutbal befinden.207 203 Für die Bedeutung der Lagerhäuser und Lieferungslisten der verschiedenen Speicher in Sippar siehe Jursa 1995, 4 und 92. Auch in Babylon existierte ein bīt makkūri, von dem aus Arbeiter Dinge zum Euphrat transportieren (PTS 2257 Eanna-Archiv, freundliche Mitteilung von Michael Jursa). 204 Getreide und Datteln: CT 56, 633: 8; Tarasewicz 2009, Nr. 10: 2; Nbn. 457: 3–4; Nbn. 560: 3–4; *Zadok 2000: 7–8; *Zawadzki 2002, Nr. 1: 6–7; Jursa 1995, Nr. 56: 3–4; *Bertin 1483: 3. Wolle: Nbn. 963: 2–3 (in diesem Text ist die ungewöhnliche Schreibung des Flussnamens als i 7UD.KIB.NUN.A auffällig). Jursa 1995, 92, erwähnt zudem den unpublizierten Text BM 61810, in dem das Lagerhaus genannt wird. Wie mir Michael Jursa freundlicherweise mitteilte, ist das Lagerhaus auch in den unpublizierten Texten BM 64559 und BM 79140 erwähnt. 205 Siehe z.B. Lorenz 2008, Nr. 53: 1–2; Zawadzki 1996, Nr. 3: 1–2; Camb. 210: 1–2; Camb. 242: 1–2; Camb. 350: 1–2; Dar. 5: 2; Dar. 54: 2; BRM 1, 101: 15. Lorenz 2008, 133 mit Fn. 653 erwähnt zudem die Texte BM 61435 und 62686 aus der Zeit von Dareios, die das Lagerhaus nennen. Zudem vermutet er, dass in Dar. 28 im abgebrochenen Anfangsstück der Tafel das Lagerhaus genannt wird. Zwei Texte aus der Zeit des Kyros beschreiben das Lagerhaus als ša2 muḫ-ḫi i7Buranunaki bzw. ša2 ina ugu i7Buranunaki (Zawadzki 1996, Nr. 7: 1–2; Cyr. 189: 1 = Bongenaar 1997, 236–239). Für weitere Belege siehe auch RGTC 8, 397–398. 206 Jagersma 2010, 221. 207 Siehe dazu auch Stol 2014, 276. Stol weist dort auch auf den unedierten altbabylonischen Text aus
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5.3 Der Flusslauf an sich
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Das akkadische Äquivalent zu bal.ri ist ebertu/abartu. abartu findet sich in einer Königsinschrift Narām-Sîns in zerstörtem Kontext (RIME 2.1.4.30 Narām-Sîn v′ 25–29: [a-t]i-ma [kalam?]ki [u3?] uruki uruki [a]-bar-ti [I]dignai7) in Bezug auf Territorium jenseits des Tigris sowie in einer Königsinschrift Nabonids, in der von den Grenzen des Reiches gesprochen wird, das sich tam-ti3 e-li-ti a-bar-ti i7Buranunaki a-di tam-ti3 šap-li-ti „vom Oberen Meer jenseits des Euphrat bis zum Unteren Meer“ erstreckt (Nabonid Eḫulḫul-Zylinder: 35; für die vollständige Textpassage siehe S. 441). Die neubabylonische Sippar-Šamaš-Tafel schildert das Auffinden eines Kultbildes des Šamaš jenseits des Euphrat auf der westlichen Uferseite (iii 22 ina e-ber-ti 23 i7Pu-rat-ti 24 ša2 bal.ri dutu.šu2.a). Hierfür wird der akkadische Begriff ebertu verwendet, der sich direkt auf den Euphrat bezieht, während das Logogramm bal.ri zur Beschreibung der westlichen Uferseite benutzt wird. Auch in dem divinatorischen Text MC 13, no. 3c wird Bezug auf die jenseitige Flussseite genommen. Auch hier wird die westliche Uferseite des Tigris als die jenseitige bezeichnet: MC 13, no. 3c 33 i d 34 e2 tu-ur-[r]i lip-tu-u2 ru-up-šu2? 7Idigna ša2 4i-it utu-ši 35 me2-eḫ-ret šid-di liš-ku-nu 36 šu-u2-ra u3 saḫarḫi.a ut-ta-bak-ma 37 se-ke-ru-ta li-pu-šu2 38 a-di a-la-ki lil-li-ku 39 li-bi-ru-nim-ma e-ber-ti i7Idigna 40 ša2 e-re-eb dutu-ši 41 me2-eḫ-ret u2-suk-ki e2 tu-ur-ri 42 [li]k-4i-ru ru-up-ša me2-eḫ-ret 43 [šid-di li]š-ku-nu šu-u2-ra u saharḫi.a 44 [ut-ta-bak-ma se-ke-r]u-ta li-pu-šu2 (Rest nur noch fragmentarisch erhalten) Sollen sie auf der östlichen Seite des Tigris das bīt-turri208 öffnen? Sollen sie die Breite zur Länge setzen, indem sie Schilfbündel und Erde hinlegen? Sollen sie abriegeln? Sollen sie „bis zum Gehen gehen“ 209? Sollen sie überqueren? Sollen sie jenseits des Tigris im Westen auf der Breitseite des usukku 210 das bīt-turri konstruieren? Sollen sie die Breite zur Länge setzen, indem sie Schilfbündel und Erde hinlegen? Sollen sie abriegeln? ebertu und häufiger ebertān ist auch in assyrischen Königsinschriften zu finden, um Städte oder Regionen als jenseits von Euphrat oder Tigris liegend zu beschreiben. Bei Tukultī-Ninurta I sind Leute aus Ḫatti von jenseits des Euphrat erwähnt:
Sippar CT 45, 60 hin, wo in Z. 23 und 38 in Bezug auf den i7Buranunana von bal.ri die Rede ist. 208 Zum bīt-turri siehe die Diskussion auf S. 473. 209 Die Bedeutung der Phrase ist mir unklar. Lambert übersetzt in der Edition des Textes in MC 13, S. 57 „should the (water) flow as it will?“, lässt dies jedoch unkommentiert. 210 Die Übersetzung des Wortes usukku ist in diesem Kontext unklar. Stol 2014, § 2 auf S. 277 sieht diesen Text als Hinweis darauf, dass usukku dem Wort šiddu entgegengestellt wird. Während er usukku als „Böschung“ versteht, sei šiddu die „Seite“. Zur Übersetzung von šiddu in Zusammenhang mit Tigris und Euphrat siehe allerdings S. 299–300. Lambert 2007, 41 schreibt dazu in der Edition des Textes: „usukku is already well known for some part of the irrigation system and has been translated “wall”, but that meaning is unsuitable here since it only raises the question “wall of what?” And “cheek” does not readily lead, semantically, to “wall”.“ AHw. 1439 übersetzt den Begriff als Spundwand. Auch die in CAD U–W, 283–285 gelisteten Belege helfen nicht zur Klärung der Frage, usukku scheint jedoch ein künstliches Konstrukt zu sein und nicht speziell einen Teil des Flussufers zu bezeichnen.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
RIMA 1.0.78.23 Tukultī-Ninurta I211 28 8 šar2 eren2meš kurḪa-at-ti-i 29 iš-tu e-ber-ti i7Pu-rat-te 30 as-su-uḫ-ma 28 000 Hethiter von jenseits des Euphrat deportierte ich. Angaben zu Grenzen des Herrschaftsbereichs involvieren das Wort ebertān: – RIMA 2.0.87.1 Tiglath-pileser I: vi 40iš-tu e-ber-ta-an i7Za-ban šu-pa-li-i 41 ši-id-di ḫur-ša-a-ni ne2-su-te 42a-di e-ber-ta-an i7Pu-rat-te 43 kurḪa-at-te-e „von jenseits des Unteren Zāb entlang der fernen Berge bis jenseits des Euphrat das Land Ḫatti“212 – RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II: ii 127 iš-tu e-ber-ta-an i7Idigna a-di kurLab-na-na „von jenseits des Tigris bis zum Libanon“ – RIMA 2.0.101.26 Ashurnasirpal II: 21 ta e-ber-ta-an i7Idigna a-di uruKar-ga-miš ša2 kur Ḫat-te „von jenseits des Tigris bis nach Karkemiš im Land Ḫatti“ Städte werden durch ebertu/ebertān als jenseits des Euphrat oder Tigris liegend bezeichnet: – Zallul (ARM 2, 131: 11–12 a-lam Za-al-lu-ulki i-na a-aḫ i7Buranuna2na e-be2-er-tam an-ni-tam) – Tastiate ša e-ber-tan i7Idigna (RINAP 3/1, Sennacherib 15 v 56; RINAP 3/1, Sennacherib 16 v 80–81; RINAP 3/1, Sennacherib 17 v 65) – Sirqu ša2 e-ber-ti i7Pu-rat-te (RIMA 2.0.101.28 Ashurnasirpal II v 4) Die Belege für die Stadt Sirqu zeigen, dass neben ebertu auch die Begriffe gir3 am-ma-te und nēbertu zum Ausdruck der Lage jenseits des Flusses genutzt wurden (für die einzelnen Belege siehe S. 388). Das Wort nēbertu ist in Bezug auf Euphrat und Tigris auch in einer neubabylonischen Königsinschrift erwähnt, in der von den Königen des Landes Ḫatti von jenseits des Euphrat die Rede ist (Nebukadnezar II. Nr. 17 iii 10 ne2-be2-er-ti i7Buranunaki) sowie in einer neubabylonischen Urkunde in Bezug auf die Lage der Stadt Āl-Šamaš (*Bertin 1295: 17 ne2-ber-⌈ti⌉ i7Buranuna⌈ki⌉).213 Da Riva geht in Bezug auf neubabylonische Königsinschriften davon aus, dass ein Unterschied zwischen dem Ausdruck eber nāri und nēberti Puratti gemacht wird. Während nēberti Puratti das Gebiet jenseits des Flusses im oberen Syrien bezeichne, beziehe sich eber nāri auf „the Eastern Mediterranean corridor“. Einen weiteren Beweis für diesen Unterschied sieht sie darin, dass in den Texten Ḫatti und nēberti Puratti von Gouverneuren verwaltet und eber nāri von Königen regiert wurde.214 Für weitere Überlegungen zu eber nāri und der Satrapie Transeuphratene siehe S. 441. gir3 am-ma-te ist ein Begriff, der sich recht häufig in assyrischen Königsinschriften findet. gir3 am-ma-te, „jenseits“, hat sein Pendant in gir3 an-na-te, „diesseits“. gir3 an-na-te stellt dabei in Bezug auf die Texte von Euphrat und Tigris die einzige Benennung der diesseitigen Flussseite dar. Beide Begriffe dienen dazu die Lage von Regionen und Städten in Bezug auf die Flüsse zu erklären. Die diesseitige Flussseite ist dabei zweimal in Zusammenhang mit der jenseitigen Flussseite erwähnt: 211 212 213 214
Die Textstelle ist auch in RIMA 1.0.78.24 Tukultī-Ninurta I: 23–24 zu finden. Die Textstelle ist (allerdings stark zerstört) auch in RIMA 2.0.87.2 Tiglath-pileser I: 5′–8′ vorhanden. Für Belege zu anderen Flüssen siehe CAD N/2, 145. Da Riva 2009, 269–270.
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RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 49 2 urumeš-ni ina ugu i7Pu-rat-te ad-di 1 ina gir3 an-na-te 50 ša2 i7Pu-rat-te uruKar-mAš.pab.a mu-šu2 ab-bi 1 ina gir3 am-ma-te ša2 i7Pu-rat-te Ne2-bar-ti-Aš-šur mu-šu2 ab-bi Ich gründete zwei Städte am Euphrat: Eine auf dieser Seite des Euphrat, die ich KārAssurnaeirpal nannte, eine auf der anderen Seite des Euphrat, die ich Nēbarti-Assur nannte. RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 102 urumeš-ni 103 ša2 gir3 an-na-te u3 gir2meš am-ma-te ša2 i7Idigna ša2 kurAr-ka-a-na-a ana du6 u3 kar-me gur-ir Die Städte am diesseitigen Ufer und am jensseitigen Ufer des Tigris im Land Arkanija machte ich zu Ruinenhügeln. Einmal ist die diesseitige Flussseite auch allein genannt: RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 31 ta pi-a-te ša2 i7Ḫa-bur a-di 32 uruYi-ba-te ša2 kurSu-ḫi uru.didlimeš ša2 gir3 an-na-te ša2 i7Pu-rat-te ša2 kurLa-qe-e ša2 kurSu-ḫi ap-pul2 Vom piātu215 des Ḫābūr bis nach uibatu im Lande Sūḫu zerstörte ich die Städte auf dieser Seite des Euphrat in Laqê und Sūḫu. Die Stadt Mutkīnu wird ebenfalls als auf dieser Seite des Euphrat gelegen bezeichnet (RIMA 3.0.102.2 Shalmaneser III: ii 37 ša gir3 an-na-te ša i7A.RAD). gir3 am-ma-te findet sich auch in Zusammenhang mit den Königen von jenseits des Euphrat: manmeš ša2 gir3 am-ma-te ša i7A.RAD (RIMA 3.0.102.2 Shalmaneser III ii 82). Sie werden näher definiert als die Könige von Karkemiš, Kummuḫ, Bīt-Agūsi, Melid, BītGabbāri, Patin und Gurgum. Jenseits des Euphrat findet außerdem die königliche Jagd statt: RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 48 ina ud-me-šu2-ma 40 gu4.ammeš-ni kalmeš ina 49 gir3 am-ma-te ša2 i7Pu-rat-te a-duk Am selben Tag tötete ich 40 Auerochsen jenseits des Euphrat. Nachdem Assurnaeirpal II. von Kalḫu aus den Tigris überquert hat, empfängt er Tribut in dem Gebiet jenseits des Tigris: RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 1 i-na gir3 am-ma-te ša2 i7Idigna 2 ma-da-tu2ḫi.a a-ta-ḫar Jenseits des Tigris empfing ich reichlichen Tribut. Neben dem oben bereits erwähnten Sirqu werden folgende weitere Städte als gir3 am-ma-te gelegen bezeichnet: – Ana-Aššur-utēr-aebat am Fluss Sagūru (ša gir3 am-ma-te ša2 i7A.RAD ša2 ugu i7Sa-gur2ri, nur in Inschriften Salmanassars III: RIMA 3.0.102.2 ii 85 // RIMA 3.0.102.10 i 40– 215 Zum Hintergrund von piātu siehe S. 239–244.
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42 // RIMA 3.0.102.14: 38–39 // RIMA 3.0.102.16: [16]); die Stadt wird auch Pitru genannt (ša gir3ii.meš am-ma-a-ti ša i7A.RAD RIMA 3.0.102.2 ⌈ii 36⌉ // RIMA 3.0.102.6 i 59–60) Ḫāradum ina gir3 am-ma-te ša2 i7Pu-rat-te (RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 15; RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II: 74) Ḫarbû gir3 a[m]-ma-te ša2 i7Pu-rat-te (RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II: 61–62) Ḫindānu ina gir3 am-ma-te ša2 i7Pu-rat-te (RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 12; RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II: 79–80) Īdu gir3 am-ma-te ša2 i7Pu-rat-⌈ti⌉ (RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II: 60) Rāpiqu gir3 a[m-m]a-⌈te⌉ ša2 ⌈i7⌉P[u-rat-te] (RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II: 57) Dūr-Balāfi gir3 am-ma-te ša2 i7Pu-rat-te (RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II: 55–56) Šereššu ša gir3 am-ma-te ša i7Idigna (RIMA 2.0.87.1 Tiglath-pileser I ii 3–4)
Auch der Bezirk Bīt-Adini wird jenseits des Euphrat verortet (RIMA 3.0.102.2 Shalmaneser III i 38 gir3 am-ma-te ša2 i7A.RAD; siehe aber dagegen RIMA 2.0.99.2 Adad-nārāri II: 48 a-ḫi ša2 i7Pu-rat-te). Bagg stellt fest, dass die Texte immer die „assyrische Perspektive“ zeigen: Eine Aussage über diesseits und jenseits ist also nicht abhängig vom derzeitigen Aufenthaltsort des Betrachters, sondern ist immer vom assyrischen Kernland aus gesehen.216 In Texten aus späterer Zeit ist auch der Begriff aḫullâ zu finden (für Belege siehe CAD A/1, 215). In einem aus achämenidischer Zeit stammenden Text (YOS 7, 145) ist von Kleinvieh von ša2 a-ḫu-ul-a-7 ša2 i7Idigna die Rede. Jenseits des Tigris befinden sich Weidegebiete des Eanna-Tempels in Uruk.217 Interessant in Bezug auf die Wahrnehmung der gegenüberliegenden Uferseiten sind auch die im altbabylonischen Mari belegten Begriffe aqdamātu „vorderes, östliches Ufer“ und āḫarātu „hinteres, westliches Ufer“.218 In Zusammenhang mit Euphrat und Tigris sind sie jedoch nicht belegt. Stromaufwärts und -abwärts In nur wenigen Texten in Bezug auf Euphrat und Tigris finden sich Andeutungen, dass sich etwas in Bezug auf den Fluss stromaufwärts oder -abwärts abspielt. Problematisch ist auch, dass die Begriffe dafür z.T. mehrdeutig sind. Akkadisch šaplānum, šaplum bedeutet „unterhalb“. Dies kann sich auf niedriger gelegenes Terrain, eine südlichere Lage oder stromabwärts an einem Fluss beziehen, was nicht überrascht, da das Terrain entlang des Flusses ein absteigendes Gefälle hat, also stromabwärts das Land automatisch tiefer liegt als stromaufwärts. Dasselbe gilt für elānu, elû, das mit seiner Grundbedeutung „oberhalb“ das Gegenteilige bezeichnet.219 Es ist daher oft nicht eindeutig zu entscheiden, welche Bedeutung jeweils vorliegt. Nicht immer ist klar, ob sich šaplum und elû auf den Fluss an sich oder sein Ufer beziehen (siehe dazu auch S. 257–258).
216 217 218 219
Bagg 2011a, 75. Siehe dazu Kleber 2008, 213. Streck 2000b, 84. Buccellati 1990b, 96; Cole/Gasche 1998, 22 Fn. 104; De Graef 2007, 188.
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Direkt auf den Fluss bezogen findet sich nur ein Beleg in einer assyrischen Königsinschrift, den man als Beleg für stromaufwärts deuten könnte: RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal iii 96 iš-tu uruḪu-zi-ri-na at-tu-muš ši-di i7Pu-rat-te a-na e-le-ni dib-bat Von Ḫuzīrīna brach ich auf und nahm den Weg entlang des Euphrat „nach oben“. Ein Text, der deutlich von einer Bootsfahrt flussabwärts spricht, ist eine Königsinschrift Sanheribs: RINAP 3/2, Sennacherib 46 61 ⌈qe2-reb i7Idigna it-ti ši-⌈na-ti a-na qid-⌈da⌉-ti a-di uruU2-pi-a 62 u2-še-qel-pu-⌈u2 Inmitten des Tigris ließen sie (meine Truppen) sie (die Seemänner) mit ihnen stromabwärts nach Upî segeln. Für die Begriffe qiddatu, „stromabwärts“, und māḫirtu, „stromaufwärts“ (nur selten belegt) siehe CAD Q 250–251 und CAD M/1, 92. Am Fluss entlang Das Wort šiddu „(Lang)seite“ (AHw. 1230; CAD Š/2, 403–407) wird in assyrischen Königsinschriften im Kontext mit Reisen entlang von Flüssen oder zur Beschreibung des Aufenthaltsortes von Stämmen benutzt. Die Texte zeigen, dass das Wort kein spezielles Gebiet mit bestimmten Eigenschaften umschreibt, wie es z.B. die Begriffe gu2 und u2-sal / ušallû tun.220 Wird in den Texten šiddu verwendet, so liegt eine Betonung darauf, dass sich etwas auf einer längeren Strecke an einem Objekt entlangzieht. Dies gilt nicht nur für Flüsse, sondern auch für Berge (siehe z.B. RIMA 2.0.87.1 Tiglath-pileser I vi 39–45, S. 435). Eine Übersetzung als „entlang“ erscheint daher sinnvoll: RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal iii 96 iš-tu uruḪu-zi-ri-na at-tu-muš ši-di i7Pu-rat-te a-na e-le-ni dib-bat Von Ḫuzīrīna brach ich auf und nahm den Weg entlang des Euphrat „nach oben“.221 RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II 81 ina da-ia-la-te-šu2 ša2 šid-di i7Pu-rat-te dara3.maš⌈meš⌉ 82gaz-ak Ich tötete auf meinen! (Text fehlerhaft „seinen“) Jagdzügen entlang des Euphrat Hirsche. In Inschriften Tiglatpilesers III. wird beschrieben, dass Aramäer-Stämme entlang von Tigris, Euphrat, Surappu und Uqnû leben.222 Dabei gibt es Variationen in der Beschreibung:
220 Buccellati 1990a, 160 setzt šiddu in Bezug zu arabisch sedd, was in der Region von Deir ez-Zōr einen Damm bezeichne, der vor Hochwasser schützt. Dies muss aber einen regionalen Bezug haben. Die arabische Wurzel sdd hat die Grundbedeutung „verstopfen, verschließen“ (siehe H. Wehr, Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart, Vierte Auflage, 1977, 366–367). So werden im Irak Flusssperren zum Stauen von Wasser als sedde bezeichnet, siehe dazu Stol 2014, § 2 auf S. 277. Von einem Zusammenhang zwischen šiddu und sedd kann man also nicht ausgehen. 221 Zu ana elēni als Deutung für stromaufwärts siehe auch oben. 222 Zum geschichtlichen Hintergrund der Niederlassung der Stämme entlang der Flüsse siehe Fales 2007.
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kur
A-ru-mu du3-šu2-nu ša2 šid-di i7Idigna i7Su-ra-pi a-di i7Uq-ne2-e (RINAP 1, Tiglathpileser III 39: 5–6) – [lu2A-ru]-mu ma-la ba-šu-u2 ša2 šid-di i7ḪAL.ḪAL i7A.RAD i7Šu2-rap-pi i7Uq-ni-i (RINAP 1, Tiglath-pileser III 40: 7–8; vermutlich auch in RINAP 1, Tiglath-pileser III 46: 6) – lu2A-ru-mu du3-šu2-nu ša2 šid-di i7Idigna i7A.RAD i7Su-ra-[pi] ⌈a⌉-di ša3-bi i7Uq-ne2-e (RINAP 1, Tiglath-pileser III 47: 9 und nur leicht variiert RINAP 1, Tiglath-pileser III 51: 7–8; vermutlich auch in RINAP 1, Tiglath-pileser III 52: 7) –
Auch in einem Chronikfragment aus der Zeit Tiglatpilesers I. und einer Inschrift Sanheribs findet sich eine ähnliche Beschreibung: TCS 5, Assyrian Chronicle Fragment 4 (Tiglatpileser I.) 11 [e2meš kur Ar-ma-a-iameš] im-7i-du i4-[bu]-tu ši[d]-d[i i7]Id[igna] Die Häuser der Aramäer wurden zahlreicher und übernahmen die Längsseite des Tigris. RINAP 3/2, Sennacherib 46 7 i-na ta-a-a-ar-ti-ia ⌈lu2⌉A-⌈ra-me⌉ ša šid-di i7Idigna i7Buranunaki ak-šudud-⌈ma⌉ Bei meiner Rückkehr besiegte ich die Aramäer entlang von Tigris und Euphrat. In anderen Texten werden Stämme am gu2 oder aḫu der Flüsse verortet (siehe S. 254 und 260). In einem nur fragmentarisch erhalteten neuassyrischen Brief wird in Z. 7 šiddu rekonstruiert: SAA 19, 100 (Šamaš-būnāja an Tiglatpileser III.) 6 lu meš ⌈50?⌉ ša lu2I-tu-’e 7 ta ⌈ši?-di?⌉ i7Idigna ⌈a⌉-na 8 bat-ti am-⌈mi⌉-ti ša i7 2eren2 9 uru kaskal ša Zi[mb]irki ? x x-ka-⌈te⌉-šu2-⌈nu⌉ 10 i-si-šu2-nu ⌈it-tu?⌉-[4i]-⌈u2⌉ 11 ⌈a-na pa-an lugal⌉ be-li2-[ia] ⌈it-tal-ku⌉ Die Truppen, 50(?) Ituäer vom šiddu(?) des Tigris, brachen zur anderen Seite des Flusses beim Weg nach Sippar mit(?) ihren […]auf und gingen zum König, meinem Herrn. Die Ergänzung šiddu ist aus zwei Gründen an dieser Stelle unwahrscheinlich: Zum einen wäre die Schreibung šid-di zu erwarten, was sich schwer mit der Kopie vereinbaren ließe. Zum anderen würde der Begriff von seinem Wortsinn her nicht in diesen Zusammenhang passen. Die Ergänzung zu „ta ugu i7Idigna“ ist wahrscheinlicher und ließe sich auch mit den Zeichenresten in der Kopie in Einklang bringen. Für ähnliche Belege dieser Art siehe S. 290–294. Neben, angrenzend an den Fluss Das Wort itûm wird im Plural als itâtum (AHw. 406–407; CAD I–J, 312–316) in Zusammenhang mit dem Tigris und der Stadt Kār-Tukultī-Ninurta erwähnt. Auch hier liegt kein Begriff für das Flussufer vor, sondern eine Lagebeschreibung, nämlich insofern, dass die Stadt an den Fluss angrenzt:
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5.3 Der Flusslauf an sich
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RIMA 1.0.78.23 Tukultī-Ninurta I223 91 a-na si-qir 92 dAš-šur dingir ra-i-mi-ia mu-ḫur-ti 93 uru-ia Aš-šur i-ta-at i7 dIdigna 94 i-na na-me-e a.gar3meš ar-bu-ti 95 a-šar e2 u3 šub-tu la ba-šu-u2 96 ti-lu u3 e-pe-ru la šap-ku-ma 97 sig4meš la na-da-at uru dAš-šur 98 i-na e-ber-ta-a-an lu e-puš2 Auf Geheiß Assurs, des Gottes, der mich liebt, gegenüber meiner Stadt Assur angrenzend an den Tigris auf verlassenen Weiden und Feldern, an Orten, wo kein Haus und keine Wohnstatt vorhanden und wo weder Hügel noch Erde aufgehäuft war, wo bisher keine Ziegel gelegt worden waren, baute ich wahrlich auf der anderen Seite des Flusses eine Stadt für Assur. Innerhalb der Stadt wurde angrenzend an den Tigris der Tempel Egalmešarra errichtet: RIMA 1.0.78.22 Tukultī-Ninurta I 48 ina qe2-reb ma-ḫa-zi ša2-a-tu qa-qa-ra-te 49 ma-da-a-te i-ta-at dIdigna224 a4-bat 2 šu-ši ti-ik-pi 50 a-na e-le-na lu-be-li e-le-en ti-ik-pi ša2-tu-nu 51 E2.gal.me.šar2.ra e2 kiš-ša2-ti šu-pat man-ti-ia ab-ni Inmitten dieses Kultzentrums übernahm ich angrenzend an den Tigris viel Land. 120 Ziegellagen …225 in die Höhe. Auf diesen Lagen baute ich das Egalmešarra, das Haus der Welt, den Wohnsitz meiner Königsherrschaft. Der Tigris wird auch als an die Stadt Assur angrenzend beschrieben: RIMA 1.0.79.1 Aššur-nādin-apli I 15 e-nu-ma mar-di-it i7Idigna 16 it-ti i-ta-at uru-ia dA-šur4 17 lu u2-na-ki-ru-ma Als sich der Lauf des Tigris angrenzend an meine Stadt Assur verändert hatte.226 5.3.2 Die Eigenschaften der Flüsse In sumerischen literarischen Texten und Königsinschriften werden Euphrat und Tigris verschiedene Adjektive zugeschrieben. In Zusammenhang mit Beschwörungen wird den Flüssen oft das Adjektiv ku3 „rein“ zugeordnet. Es bezieht sich auf das Wasser der Flüsse, das in Ritualen zur Reinigung verwendet wird (für Belege siehe Kap. 9). Sie werden zudem als Bringer von Überfluss und Fülle für das Land beschrieben (siehe dazu Kap. 8.3). In altbabylonischen Inschriften Sîn-iddinams227, die von seiner Restaurierung des Flusses sprechen, wird der Tigris als daĝal „weit“ bezeichnet. Alternativ findet sich auch einmal das Adjektiv gu-la „groß“: 223 Die Textpassage ist auch in RIMA 1.0.78.24 Tukultī-Ninurta I: 43–47 und *RIMA 1.0.78.25 Tukultī-Ninurta I: 11–16 zu finden. Letzterer Text ist nicht in Foto oder Kopie publiziert. In RIMA wird als Umschrift i7Idigna angegeben. Dies würde von den anderen beiden Texten abweichen, die den Tigris mit Gottesdeterminativ schreiben. 224 Textvertreter B schreibt i7dIdigna. 225 Das Verb lu-be-li ist unklar. 226 Für die vollständige Textpassage siehe S. 493–494. 227 RIME 4.2.9.2 Sîn-iddinam: 67; RIME 4.2.9.14 Sîn-iddinam: 12–13; *Steinkeller 2004 i 17; für eine ausführliche Wiedergabe der Belege siehe S. 511–512.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
RIME 4.2.9.2 Sîn-iddinam 51 u4 i7Idigna i7 gu-la 52 mu-ba-al-la-a 53 a2 lu2 1-e Als ich den Tigris, den großen Fluss grub, war der Lohn für einen Arbeiter… Das Logogramm dagal für rapšu/rapaštu findet sich auch in einer neuassyrischen Königsinschrift228: RINAP 4, Esarhaddon 1 i 85 ina qi2-bit d30 dUtu dingirmeš en ka-a-ri 86 gi-mir eren2ḫi.a-ia i7Idigna dagal-tum a-tap-piš u2-ša2-aš2-ḫi-i Auf Geheiß von Sîn und Šamaš, den Herren des Kais, ließ ich alle meine Truppen den weiten Tigris wie einen Kanal überspringen. Im Fluch über Akkad öffnet die Göttin Inanna die Stadttore. Hierbei wird ein Vergleich mit dem Tigris gemacht: Fluch über Akkad 43 abul-a-bi i7Idigna a-ab-ba-še3 du229-a-gen7 44 ku3 dInanna-ke4 ka-be2 ĝal2 bi2-in-taka4 Der Stadttore – wie der Tigris zum Meer gehend – die reine Inanna öffnete ihren „Mund“. Das Bild, was der Text evoziert, ist das weite Öffnen der Stadttore wie für den breiten Tigris. Die Göttin öffnet die Stadt damit für den Handel. Dies muss nicht zwangsweise auf den Flusshandel beschränkt sein. Der Vergleich mit dem Tigris deutet dabei vielmehr auf die große Menge der Waren hin. Beiden Flüssen wird das Adjektiv maḫ „erhaben, mächtig“ beigefügt: Enkis Reise nach Nippur 24 i i na 7Idigna 7Buranuna maḫ ni2 šu-tiĝ4-a Tigris und Euphrat sind erhaben und Ehrfurcht einflößend.230 Brief von Aradĝu an Šulgi 8 ⌈uĝ3⌉ daĝal-la ⌈u2-gen7⌉ lu-lu ⌈a⌉ maḫ i7Idigna i7Buranunana-ta 9 […] x i7Idigna-⌈še3⌉ ⌈lugal⌉-ĝu10 silim-ma ab-du11-ga Die zahlreichen Leute, weit wie das Gras, von den mächtigen Wassern des Euphrat und Tigris … zum Tigris… 231
228 Zu einem vermuteten Bezug zwischen daĝal und dem Euphrat in dem Text Sollberger 1968, Nr. 1 siehe S. 571–572. 229 Die einzelnen Textvertreter variieren bei der Wahl des Verbums. Textvertreter A (TCL 16, 64) und B (TCL 16, 66) schreiben statt du hier de2. Nach diesen Texten hieße es: der Tigris „bringt, trägt“ zum Meer. 230 Für die Übersetzung von ni2 šu tiĝ4-a siehe den Kommentar bei al-Fouadi 1969, 120–121. 231 Die Übersetzung ist unklar. Michalowski 2011, 342 übersetzt: „The teeming peoples, numerous as blades of grass, from the mighty waters of the Tigris and Euphrates, … of the Tigris, that my lord has entrusted to me, …“ und kommentiert ibid. sub 9: „The final verb is not clear. One could read silimma ab-du11-ga “after having hailed”. “
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5.3 Der Flusslauf an sich
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Mutin nunuz dima 279 i 7Idigna-maḫ ḫe2-ma-al-la sa5-a […]-tu4 [ša2 ḫe2-ga]l2-la ma-la-at Der erhabene Tigris ist mit Überfluss gefüllt. Zur Frage, ob i7 nun in einigen literarischen Texten ein Epitheton von Euphrat oder Tigris darstellt oder einen Fluss- bzw. Kanalnamen repräsentiert siehe S. 340–345. Der Euphrat wird auch als Fluss der Götter beschrieben: Enmerkar und Ensuḫkešana232 224 [… i7Bura]nunana i7 NA maḫ KA ĝal2-la i7 diĝir-re-e-ne […] Euphrat, des … der Fluss der Götter. Wilcke übersetzt die unklare Textstelle als „[To the banks of the Euph]ates, the river of huge stelae and claims, the river of the gods”.233 Für Assoziationen zwischen den Flüssen und verschiedenen Göttern siehe Kap. 10.6. Der Tigris wird mit einem Wildstier verglichen234: Streit zwischen Kupfer und Silber Segment D 5 i 7Idigna am gal-gen7 ḫe2-ma-a-du7-u3 (Als Enlil das Kupfer erschuf), war der Tigris stößig wie ein großer Wildstier. In einer altbabylonischen Beschwörung gegen Hexerei ist davon die Rede, dass etwas wie der Tigris einen „fürstlichen Lärm“ machen soll: Cavigneaux/al-Rawi 1995 34 i 235 7Idigna-gen7 gu3-nun-bi he2-em-me Cavigneaux/al-Rawi sehen in dieser Aussage eine Parodie, möglicherweise übernommen aus literarischen Texten, und geben zum Vergleich den Text YOS 11, 80: 1–2 an: id2-maḫ zi-ga-gin7 ša3-ba bu-lu-uḫ2 ba-ni-ib-du3 „comme si c’était un grand fleuve en crue, il a provoqué des gargouillis dans le ventre“. Kontext und Bedeutung der Textpassage sind mir unklar.236 Der literarische Text Gilgamešs Tod erwähnt, dass im Flussbett Kiesel zu finden sind: Gilgamešs Tod
Segment H 12 i na 7Buranuna2 ĝal2 bi-in-taka4 13 la d iškila -bi Utu u6 DAG di-de3
a-u2-bi ba-an-e3
Sie öffneten den Euphrat, sie entfernten seine Hochflut. Utu schaute bewundernd auf seine Kiesel.
232 Die Umschrift folgt Textvertreter X. Textvertreter R ist hier nahezu vollkommen zerstört. 233 Wilcke 2012c, 84. 234 Für weitere Assoziationen zwischen wilden Stieren und den Flüssen in den Texten Enki und die Weltordnung und Streit zwischen Winter und Sommer siehe das Kap. 8.3.1. 235 Die Text- und Zeilenzählung folgt der Edition von Cavigneaux/al-Rawi 1995, siehe anders Abusch/Schwemer 2016, 135–145. Die Schreibung der Verbalform ist in jedem Text anders: Text C ḫe2-em-me; Text D ḫe2-me-en; Text U ḫe2-im-⌈e3?⌉. 236 Cavigneaux/al-Rawi 1995, 37.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
5.3.3 Die Flora und Fauna an den Flüssen In Bezug auf Euphrat und Tigris sind nur wenige Texte zu finden, in denen Pflanzen und Tiere an den Flüssen erwähnt werden.237 Die Tatsache, dass die Begriffe gu2/kišādu und aḫu ein breiteres Gebiet bezeichnen als das Flussufer an sich (siehe dazu Kap. 5.3.1), lässt zudem nicht immer entscheiden, ob die in den Texten erwähnte Vegetation direkt am Fluss stand oder in einiger Entfernung. Getreide und andere Nutzpflanzen, die von den Menschen auf den Feldern in Flussnähe angepflanzt wurden (für eine Liste von Feldern siehe Anhang 2 zu Kap. 5), werden in diesem Kapitel nicht diskutiert, sondern nur die natürliche Vegetation. In einer aus Nippur stammenenden Urkunde aus der Ur III-Zeit, NRVN 1, 65, wird als Herkunftsort von Schilfbündeln das „Ufer“ des Euphrat (Z. 5 gu2 i7⌈Buranuna⌉[ki?]) genannt. In anderen Texten der Ur III-Zeit werden als Herkunftsort des Schilfs jedoch meist andere Orte genannt. Das Schilf wird zur Verschiffung und zur Einlagerung zwischen den „Ufern“ von Euphrat und Tigris und anderen Orten hin- und hertransportiert (für die Texte siehe S. 454–456). Ein altbabylonischer Brief aus Mari erwähnt ebenfalls Schilfrohr: ARM 2, 99 / ARM 26, 62 (Ašqudum an Zimrī-Lîm) 11 iš-tu še-em i-ga-ma-ru 12 ur-ba-tam u3 a-pa-am ša a-aḫ i7Pu-ra-tim 13 [u2-ḫ]a-la-qu2 Wenn sie (Numḫa und Jamutbal) das Getreide aufgebraucht haben, werden sie Schilf und Rohr am „Ufer“ des Euphrat zerstören. In einem literarischen Text wird der Euphrat als reines Schilfrohr bezeichnet: Ninisina C 33 i ki 7Buranuna gi BAD ku3-ge 34 i-na Pu-rat-ti u2-di-tim ku3-ti Auf dem Euphrat, dem reinen Schilf. Problematisch ist die Lesung gi BAD. Die Textpassage ist auf einem altbabylonischen und einem zweisprachigen mittelassyrischen Textvertreter erhalten. Eine Kopie des altbabylonischen Textvertreters ist nicht publiziert, das bei CDLI vorhandene Foto nur schwer zu lesen. Welchen Textvertreter Cohen in seiner Edition des Textes umschreibt, ist nicht klar. Er liest den sumerischen Teil als i7Buranuna giḫenbur ku3-ge mu-un-na-diri En.lil2ki mu-unda-ḫul.238 ETCSL c.4.22.3 liest stattdessen gi4 ḫenbur. Der publizierte mittelassyrische Textvertreter weist dagegen in der sumerischen Version gi BAD auf. gi BAD ist z.B. ebenfalls im Streit zwischen Winter und Sommer Z. 32 neben gi sumun und gi ḫenbur zu finden. Es wird sich wohl um eine Schilfart oder eine Bezeichnung des Schilfsumpfes handeln. Im Jahresnamen Abī-ešuḫ m heißt es, dass der König eine Festung im Schilfdickicht am „Ufer“ des Tigris errichtete (ĝiš-gi4-gi4 gu2 i7Idigna-ka).239
237 Für eine Beschreibung der Flora und Fauna entlang der Flüsse siehe auch Kap. 2.1.3. 238 Cohen M. E. 1975, 609–611. 239 Für den Jahresnamen siehe Pientka-Hinz 1998/1, 32–33; Horsnell 1999/2, 262–263.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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Dies sind die einzigen Texte, die den im Alten Orient so wichtigen Rohstoff Schilf in Zusammenhang mit Euphrat und Tigris nennen. Häufiger sind Aussagen bezüglich des Grases an den „Ufern“ der Flüsse. Üppig wachsendes Gras kann ein Ausdruck von Fülle und Wohlstand sein240: Dumuzid-Inana D1 60 i i na ? 7Idigna 7Buranuna a-u5-ba ḫu-mu-ni-ib-t[um2 ] 61 gu2-gu2-ba u2 ḫu-mu-ta-mu2-mu2 a-gar3 ḫe2-en-si Tigris und Euphrat mögen in ihrer Hochflut bringen?. An ihren „Ufern“ möge Gras wachsen und die Felder füllen. Išme-Dagan B241 45 i i ku 7Idigna 7Buranuna-e ḫe2-ĝal2 a-eštub 6 ḫu-mu-ra-ab-tum3 gun2-bi ḫa-ra-gid2-e 46 u gu2-gu2-be2 2šim ḫu-mu-ra-⌈an⌉-mu2 asila ḫa-ra-ab-la2 Tigris und Euphrat mögen dir Überfluss, die Karpfenflut, bringen und ihren Ertrag reich machen. An ihren „Ufern“ mögen Grünpflanzen wachsen und dich erfreuen. In anderen Texten dagegen ist das wuchernde Gras an den Ufern ein Zeichen für Niedergang und Verfall. Verkehrswege werden dadurch blockiert242: Klage über Sumer und Ur 38 i i na min 243 -a-[ba] u2 ḫul mu2-mu2-de3 7Idigna 7Buranuna gu2 62 … so dass an den beiden „Ufern“ von Tigris und Euphrat böses Kraut wachse.244 Das šumunda-Gras 42 ⌈gu2?(-)na⌉-aĝ2-GADA? i7Idigna i7Buranunaki-ke4 43 i [ 7]Idigna i7Buranuna-ke4 u2 gid2-da ba-an-mu2 An den „Ufern“ … (?) von Tigris und Euphrat, von Tigris und Euphrat wuchs langes Gras. Andere Texte erwähnen Bäume, die am „Ufer“ der Flüsse zu finden sind. In einem Text aus dem Ur III-zeitlichen Nippur werden sie als am „Ufer“ des Euphrat stehend beschrieben (ĝeš gu2 i7Buranuna TMH NF 1–2, 311 rev. 10). In einem altbabylonischen Brief ist davon die Rede, dass Holzbretter am Euphrat geschnitten werden, vermutlich wachsen die Bäume auch dort: *AbB 13, 23 (Ḫammurāpi an Sîn-iddinam) 15 i-na gu2 i7Buranunana 16 e-li-tim 17 gišeme.sigḫi.a 18 li-ik-ki-su2-ma
240 Für weitere Texte zum Thema Überfluss siehe Kap. 8.3. 241 Die Umschrift folgt Textvertreter A. Textvertreter B weicht hier ab: 1′ i7Idigna i7Buranunan[a …] KUN […] 2′ gu2-gu2-be2 u2-šim ḫu-mu-ra-[…]. 242 Für weitere Beispiele auch ohne die Erwähnung von Euphrat und Tigris siehe Wagensonner 2009, 372 zu o.43; siehe auch Black 2002, 57. 243 Zu der problematischen Lesung gu2 min62 siehe Michalowski 1989, 74 sub 38. 244 Steinkeller 2001a, 30–31 sieht in dieser Textpassage einen Zusammenhang zu dem Text Der Sieg des Utu-ḫeĝal, in dem es heißt, dass der Gutäer-König Tirigan beide Seiten des Tigris besetzt hat. Für geographische Überlegungen zu diesem Text siehe S. 365–366.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
Am oberen „Ufer“ des Euphrat/am „Ufer“ des oberen Euphrat mögen sie Holzbretter schneiden.245 Im literarischen Text Gilgameš, Enkidu und die Unterwelt wird der ḫalub-Baum genannt, der am „Ufer“ des Euphrat wächst. Der Text beschreibt, wie sich Enki per Boot auf den Weg in die Unterwelt macht. Unklar ist, auf welchem Gewässer er reist. Eine Reise auf dem Euphrat ist unwahrscheinlich.246 Darauf folgt die Textpassage: Gilgameš, Enkidu und die Unterwelt 27 u4-bi-a ĝeš 1-am3 ĝešḫa-lu-ub2 ĝeš 1-am3 28 gu2 i7Buranunana ku3-ga-ka du3-a-bi 29 i na 30 u18-lu ur2-ba mu-ni-bur12 pa-ba mu-ni-suḫ 7Buranuna a na8-na8-da-bi 31 i na Buranuna a im-ma-ni-ib-ra 7 Zu dieser Zeit war dort ein einzelner Baum, ein einzelner ḫalub-Baum, am Ufer des reinen Euphrat wachsend, des Euphrat Wasser trinkend. Die Kraft des Südwindes riss seine Wurzeln aus, riss seine Zweige aus. Des Euphrat Wasser riss ihn fort. Die Textpassage wiederholt sich noch zweimal im Text (Z. 71–74 und 114–118) z.T. in emesal-Form (Inanna spricht zu Utu). Inanna findet schließlich den Baum und pflanzt ihn in Uruk in ihrem Tempelhof ein. Der ursprüngliche Standort des Baumes am „Ufer“ des Euphrat scheint kein natürlicher zu sein. Es wird deutlich betont, dass er allein dort steht. Gadotti geht davon aus, dass der Baum auch dort am „Ufer“ eingepflanzt wurde.247 Man hat es in dem Text also nicht mit einer Beschreibung der natürlichen Flora zu tun. Es ist vielmehr für die literarische Komposition des Textes notwendig, dass der Baum eben dort am „Ufer“ des Euphrat steht, damit der Wind und der Fluss dafür sorgen können, dass er nach Uruk transportiert wird. Gadotti geht davon aus, dass es sich bei dem ḫalub-Baum um eine Kirschart handelt.248 In Lipšur-Litanei 2: 16 findet sich die Aussage, dass der Gott Šar-earbati auf Tigris und Euphrat „reitet“: dLugal.ĝešasal2 ra-kib i7I3.dig.na u3 i7Buranunaki. Der Name dieses Gottes hat einen Bezug zu der an den Flüssen heimischen Euphratpappel. Möglicherweise ist das Wachsen der Bäume am Flussufer in Bezug auf das „Reiten“ der Gottheit auf den Flüssen zu verstehen. An sich ist Šar-earbati allerdings dem Gott Nergal zugeordnet und somit eine Unterweltsgottheit.249 In einer Ur III-zeitlichen Urkunde aus Girsu (Datum unklar) werden Ausgaben(?) von Früchten unter der Ägide von einer Person namens Dudu gelistet: *MVN 7, 85 1 0.0.2 1 sila3 ĝeš[…] 2 0.0.2 1 sila3 ĝešgiparx 3 7 ĝešḫašḫur še-er-gu 4 0.0.2 1 sila3 ĝeštin-ḫad2 5 0.0.2 1 sila3 še ḫa-lu-ub2
245 246 247 248
Für die Problematik der Übersetzung siehe S. 257–258. Siehe dazu Gadotti 2014, 18–19, 250. Shaffer 1963, 131; Gadotti 2014, 250–252. Gadotti 2014, 48–49; Peterson 2017 geht davon aus, dass in zwei Textvertretern aus Ur und Uruk statt des Euphrat der Iturungal erwähnt wird. Es sind jedoch nur Zeichenreste erhalten. Diese beiden Texte würden eine Ausnahme darstellen. In den zahlreichen Textvertretern aus Nippur ist eindeutig der Name des Euphrat zu finden. 249 Krebernik 1987–1990b.
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5.3 Der Flusslauf an sich rev. 1 i 7Idigna 2 1/2 sila3 lal3 3
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mu-ra-ba-zi2 4 zi-ga Du-du
Ob der Flussname in Relation zu den auf der Vorderseite des Textes genannten Früchten zu setzen ist (kommen sie von dort oder werden sie dorthin gebracht?) oder ein anderer Bezug im Text besteht, ist mir nicht klar.250 Tiere an den Flüssen sind noch seltener erwähnt als Pflanzen. In dem Text Šulgi R heißt es, dass verschiedene Fischarten in freudiger Aufregung sind, als das Götterboot über den Fluss fährt. Unklar ist allerdings, auf welchem Fluss die Fahrt stattfindet (für eine weitere Diskussion des Textes siehe S. 464–465). In der altbabylonischen Königshymne Rīm-Sîn G heißt es, dass der Fluss dem Land Überfluss und Vögel und Fische bringen möge (rev. 34 ku6 mušen ḫu-mu-ra-ab-tum3).251 In zwei Beschwörungen (KAR 61; ADFU 10, 24) werden Schildkröten in Zusammenhang mit Tigris und Euphrat und dem Ton und Schlamm der Flüsse genannt. In der Tat leben an den Flussufern Schildkröten252, in den beiden Beschwörungen haben sie aber vor allem eine rituelle Funktion (zur Diskussion der Texte siehe S. 551–552). In assyrischen Königsinschriften findet die königliche Jagd z.T. in der Umgebung der Flüsse statt: *RIMA 2.0.101.92 Ashurnasirpal II253 gu4.ammeš ina ugu i[7]Pu-rat-t[e] a-duk Ich tötete Auerochsen am Euphrat. RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 48 ina u4-me-šu2-ma 40 gu4.ammeš-ni kalmeš ina 49 gir3 am-ma-te ša2 i7Pu-rat-te a-duk Am selben Tag tötete ich 40 Auerochsen jenseits des Euphrat. Als weitere Beutetiere werden Strauße genannt. 5.3.4 Geographische Angaben zur Lage der Flüsse Während die Flüsse in ihrem Ober- und Mittellauf in den hier behandelten Zeitperioden lokale Laufveränderungen durchmachten, ihr genereller Verlauf aber von der heutigen Lage der Flüsse nicht abwich, ergaben sich in der Schwemmebene z.T. massive Flussverlagerungen (zu den Mechanismen siehe Kap. 2.2.3), so dass bisher in der Forschung noch nicht mit absoluter Sicherheit geklärt ist, welchen Flusslauf genau die Namen Idigna/Idiglat und Buranuna/Purattu in der Schwemmebene bezeichnen oder ob sie letzten Endes Namen für das komplexe Gesamtsystem mit verschiedenen Nebenarmen darstellen (siehe dazu auch Kap. 1.2). Die für diese Arbeit gewählte Textgrundlage legt einen Fokus auf den Unterlauf der beiden Flüsse. Im Folgenden können daher nur wenige Aussagen zum Ober- und Mittellauf der Flüsse gemacht werden. Für den Unterlauf wird dagegen ein ausführlicher Über250 251 252 253
Siehe auch Gadotti 2014, 34 Fn. 142. Für die Problematik der Identifizierung des hier genannten Flusses siehe S. 343–344. Siehe dazu auch Weszeli 2009b. Dieselbe Aussage findet sich auch in *RIMA 2.0.101.95 Ashurnasirpal II.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
blick über die Forschungsgeschichte zu den verschiedenen vermuteten Laufveränderungen gegeben.254 Erschwert wird die Rekonstruktion der Flussverläufe dadurch, dass die in dieser Arbeit gesammelten Texte meist nur ungenaue geographische Angaben machen. Ein großer Teil der Belege bezieht sich auf Aussagen, die auf die Bedeutung des Flusswassers anspielen (Bewässerung, Bringen von Überfluss und Fülle, Rituale, Nutzung von reinigendem Flusswasser). Städte werden den Flussläufen zugeordnet, allerdings können diese nicht immer sicher lokalisiert werden (für eine Liste siehe Anhang 1 zu Kap. 5). Felder werden als an die Flüsse angrenzend bzw. an ihnen liegend beschrieben, allerdings ist auch hier meist nur eine ungefähre Lokalisierung in der Region um die Städte, denen die Felder zugeordnet werden, möglich (für Felder und Grundstücke, die in Zusammenhang mit den Flüssen genannt werden, siehe Anhang 2 zu Kap. 5). Ähnlich vage sind auch die Angaben in Bezug auf den Bootsverkehr auf den Flüssen. Die genaue Fahrtroute wird meist nicht genannt. Andere Texte geben nur indirekt Indizien zur Lage der Flüsse, wie z.B. die Beschreibung von Restaurierungsarbeiten an den Flüssen durch die altbabylonischen Könige. Eine genaue Lagebeschreibung ist durch die hier gesammelten Texte daher nicht möglich. Feste Begriffe für die einzelnen Flussabschnitte, wie den Mittel- oder Unterlauf, existieren in den sumerischen und akkadischen Texten bezüglich Euphrat und Tigris nicht.255 5.3.4.1 Der Oberlauf der Flüsse Während die Quellen der Flüsse in einigen Texten erwähnt sind (siehe Kap. 5.2), finden sich in den hier gesammelten Texten fast gar keine Informationen über den Oberlauf der Flüsse. In einem neuassyrischen Brief, SAA 19, 6, wird der Bau einer Garnison am Oberen Tigris, vermutlich in der Region von Tušḫan, beschrieben. Der Brief thematisiert auch die Versorgung der Garnison mit Wasser, unter anderem durch den Tigris (für den Text siehe S. 486–487). Zudem wird in einer Königsinschrift Tiglatpilesers I. die Stadt Šereššu genannt, die jenseits des Tigris liegt und im Rahmen eines Feldzuges nach Katmuḫu erobert wird (RIMA 2.0.87.1 Tiglath-pileser I ii 3–4 ša gir3 am-ma-te ša i7Idigna).256 Die Aussagen bezüglich der Quellen des Euphrat (siehe Kap. 5.2) deuten darauf hin, dass der Zusammenfluss der beiden Quellflüsse des Euphrat als eigentliche Quelle wahrgenommen wurde. Der Oberlauf des Flusses ist hier als die Strecke definiert, die sich vom Zusammenfluss der Quellflüsse bis zum Eintritt des Flusses in das moderne syrische Staatsgebiet erstreckt, also in etwa bis in die Region von Karkemiš. Ähnlich wie beim Oberlauf des Tigris liegen hier nur wenige Informationen vor. Die Regionen Kummuḫ und Melid werden in den assyrischen Königsinschriften als am Euphrat gelegen beschrieben (siehe S. 387). Kummuḫ wird auch in Bezug auf den Euphrat in der Beschreibung von Eroberungen durch Tiglatpileser III. genannt (RINAP 1, Tiglath-pileser III 39; siehe dazu S. 438).
254 Die Aussagen zu den weiteren in diesem Kapitel genannten Flussnamen, vor allem den Namen der Euphratarme, werden hier nicht näher untersucht. Die intensive Auseinandersetzung mit diesen Flussbezeichnungen wäre Teil einer eigenständigen Arbeit. 255 Für Begriffe, die stromaufwärts und -abwärts andeuten siehe S. 298–299. 256 Siehe dazu auch Postgate 1976–1980.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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5.3.4.2 Der Mittellauf des Euphrat Geographische Informationen über den Mittellauf des Euphrat finden sich in den hier gesammelten Texten zum einen in Bezug auf Städte, die entlang des Flusslaufs zu finden sind (für eine Liste siehe S. 387–389). Auch sind zahlreiche Flussüberquerungen in der Region erwähnt (siehe dazu Kap. 6.1.3). Zum anderen finden sich Informationen zu den Städten Emar und Mari. Aus der Stadt Emar liegen mehrere Texte vor, die Felder und Grundstücke am Fluss verorten (siehe S. 397–399). In Texten aus Mari wird ein naturräumlicher Unterschied zwischen der Steppe und dem an den Fluss angrenzenden Land, das kultivierbar ist, deutlich. Diese beiden Naturräume haben Einfluss auf das politische Gefüge des Königreichs Mari (siehe dazu S. 261–276). In Bezug auf den Mittellauf des Euphrat finden sich Bezeichnungen für bestimmte Flussstrukturen. Für die anderen Flussabschnitte existieren diese Bezeichnungen nicht, obwohl auch dort besondere Flussstrukturen zu finden sind. Der Begriff ḫinqu bezeichnet eine Verengung (AHw. 347; CAD Ḫ, 195), die vor allem mit einer Krankheit assoziiert wird. Es existiert aber auch eine Königsinschrift Assurnaeirpals II., in der ḫinqu mit dem Euphrat in Zusammenhang gebracht wird: RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 31 a-di 32 ḫi-in-qi ša2 i7Pu-rat-te at-ta-rid Ich ging hinunter bis zur Euphratenge. RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 44 ina ḫi-in-qi ša2 i7Pu-rat-te at-ti-4i Von der Euphratenge brach ich auf. Diese Euphratenge ist mit der Region Sūḫu und Laqê am mittleren Euphrat assoziiert. Gawlikowski setzt sie mit der als Ḫānūqa, was auf Arabisch „die Gewürgte“ bedeutet, bekannten Schlucht in der Nähe von ‡alabīja gleich (siehe dazu auch S. 56).257 Zur Schiffbarkeit des Euphrat in dieser Region siehe auch S. 449–450. Einen markanten Punkt im Euphratverlauf stellt auch die Region um Ānat und Rahīl am mittleren Euphrat dar, wo der Fluss mehrere Arme ausgebildet hat (siehe dazu auch S. 55). Auf dem festen Land, das zwischen diesen Armen wie eine Insel wirkt, haben sich Siedlungen gegründet. In den Königsinschriften werden diese Orte als inmitten des Euphrat gelegen beschrieben: – Ānat (RIMB 2, S.0.1002.11 Ninurta-kudurrī-uIur: 10 ša2 qab-lat i7Buranunaki; RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 16 ina murub4 i7Pu-rat-te; RIMA 2.0.100.5 TukultīNinurta II: 69 ina ⌈murub4⌉ i7Pu-rat-te) – Rahīl (RIMB 2, S.0.1002.2 Ninurta-kudurrī-uIur iv 10 ša2 qab-lat Pu-rat-ti258; RIMB 2.S.0.1002.6 Ninurta-kudurrī-uIur rev. iii 13 ša2 qab-lat i7Buranunaki; TCS 5, Chronicle 3: 33 ša2 muru2-tu2 Pu-rat-tu2)
257 Gawlikowski 1996, 133. 258 Die Textpassage ist auch in RIMB 2.S.0.1002.1 Ninurta-kudurrī-ueur: 9–10 zu finden, der Flussname ist hier aber nicht erhalten. In RIMB 2.S.0.1002.12 Ninurta-kudurrī-uIur: 10 ist nur der Flussname i 7Pu-rat-tu4 erkennbar.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
– Sapiratu (RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II: 66 ina murub4 i7Pu-rat-te; RIMA 2.0.87.4 Tiglath-pileser I: 41 ša2 murub4 i7Pu-rat-te); RIMA 2.0.87.10 Tiglath-pileser I: 41–42 [ša mur]ub4 i7⌈Pu-rat⌉-te) – Talbiš/Talmiš (RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II: 67–68 ina [m]urub4 i7Pu-rat-te) Problematisch erweisen sich die Begriffe sag und BU-TI, die in mehreren Texten in Bezug auf den Euphrat benutzt werden. In Verbindung mit dem Tigris finden sich keine Belege. Das Wort sag, das mit akkadisch pūtu geglichen wird, bezeichnet die Stirn- oder Breitseite eines Objektes und stellt damit den Gegenpart zu šiddu „Langseite“ dar. Während šiddu als Langseite in Bezug auf die Flüsse zur Beschreibung von Reisen und der Jagd entlang der Flüsse oder in Bezug auf Siedlungen entlang der Flüsse benutzt wird (siehe dazu S. 299– 300), ist fraglich, was wohl die Stirn- oder Breitseite des Flusses darstellen könnte. Interessant ist, dass der Begriff nur in Bezug auf den Mittellauf des Euphrat bezeugt ist. Dies könnte darauf hindeuten, dass eine bestimmte Flussregion oder eine bestimmte Uferstruktur gemeint ist. Dies ist jedoch nicht die einzige Problematik. Aufgrund der Tatsache, dass die Keilschrift die Schreibung der Begriffe pūtu „Stirnseite“ (AHw. 884–885; CAD P, 557– 553) und būdu „Schulter“ (AHw. 136; CAD B, 303–305) nicht unterscheidet (beides wird BU-TI geschrieben) und in einer zweisprachigen Königsinschrift Šar-kali-šarrīs (RIME 2, S. 28) sumerisch za3 und akkadisch BU-TI in Bezug auf das Meer gleichgesetzt werden, plädiert Wilcke dafür, im Kontext mit den altakkadischen Königsinschriften, die BU-TI Buranunai7 nennen, BU-TI auf das Wort būdu „Schulter“ zu beziehen.259 Das Wort BU-TI findet sich in Bezug auf den Euphrat in zwei altakkadischen Königsinschriften Narām-Sîns. Narām-Sîn überquert zuerst den Tigris bei Sisil und geht weiter zum BU-TI des Euphrat, von wo er weiter zum Œabal Bišrī zieht und den Euphrat überquert: RIME 2.1.4.2 Narām-Sîn ii 10 iš-tum 11 Si-si-il3ki 12 a-na 13 BU-TI Buranunai7-tim260 Von Sisil zum BU-TI des Euphrat. In einer anderen Inschrift erobert er das dort gelegene Gebiet: RIME 2.1.4.26 Narām-Sîn 41 iš-tum-ma 42BU-TI 43 Buranunai7 44 a-di3-ma 45 U-li-si-imki 46ni-se11 47 ša-at 48 d Da-gan 49 gibil-iš 50 i-qi2-su-sum6 51 u-ra-iš-ma Vom BU-TI des Euphrat bis nach Ulisum schlug er die Leute, die Dagan ihm neu gegeben hatte. Foster geht davon aus, dass mit pūtum als „face (= hither end)“ des Euphrat der Punkt gemeint ist, wo der Fluss in die Schwemmebene eintritt, also die Region etwas nördlich von Sippar.261 In Bezug auf die Inschrift wäre aber verwunderlich, dass dem Gott Dagan dieses Gebiet zugeschrieben wird. Hier scheint es sich stattdessen um einen Flussabschnit entlang des mittleren Euphrat zu handeln. In UET 1, wo die Keilschriftkopie zu RIME 2.1.4.26 Narām-Sîn zu finden ist, analysiert Gadd auf S. 80: 259 Wilcke 1997, 29 zu ii 13. 260 Die Lesung des Auslauts ist in der Edition in RIMA 2 noch nicht zu finden, sondern beruht auf Wilcke 1997. 261 Foster 1982, 33 sub ii 10–13.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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“The “front” of the Euphrates may mean the great bend on which lies Birijik, or the southern end of that bend by Rakka.“ Buccellati deutet pūtum in Bezug auf den Euphrat als „the steep escarpment which delimits the edge of the valley through cut by the Euphrates along its middle course”.262 Dieser Steilhang am Ufer des Flusses und das felsige Plateau werden in den Texten aber meist als „Berge“ beschrieben.263 Die Belege zu sag in Bezug auf den Euphrat finden sich in neuassyrischen Königsinschriften und beschreiben anscheinend auch die Region am mittleren Euphrat. Zum einen wird dort der Œabal Bišrī verortet (RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 40–41 ša2 sag i 7Pu-rat-te). Assurnaeirpal lässt zudem Boote in Sūru konstruieren, die später für eine Flussüberquerung bei Ḫaridu genutzt werden, und geht zum sag des Euphrat und dann weiter zur Euphratenge bei ‡alabīja (siehe oben): RIMA 2.0.101.1 Ashurnasirpal II iii 31 giš ma2meš ša2 ra-me-ni-ia ina uruSu-u2-ri e-tap-aš2 a-na sag i7Pu-rat-te a-a4-bat Ich konstruierte meine eigenen Boote in Sūru und wandte mich zum sag des Euphrat. Auch Tukultī-Ninurta II. reist zum sag des Euphrat: RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II 54 iš-tu uruSi-ip-pu-ru-ša2-dŠa2-⌈maš⌉ at-tum4-ša2 a-na sag i7Pu-[ra]t-te a4-4a-bat Von Sippar-ša-Šamaš aus brach ich auf und nahm den Weg zum sag des Euphrat. Die Reise führt Richtung Rāpiqu und Īdu und weiter zum Ḫābūr. Cole/Gasche trennen die Schilderungen Assurnaeirpals und Tukultī-Ninurtas voneinander. Da Tukultī-Ninurta II. von Sippar-ša-Šamaš zum Euphrat aufbricht, gehen sie davon aus, dass der Euphratarm bei Sippar in neuassyrischer Zeit nicht mehr als Purattu bezeichnet wurde. Sie übersetzen den Satz als „took the ways towards the Purattu“, so dass durch die präpositionale Übersetzung auch kein inhaltlicher Widerspruch zu der Aussage Assurnaeirpals entsteht.264 In derselben Inschrift Tukultī-Ninurtas ist an einer weiteren Textstelle vom sag des Euphrat die Rede: RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II 82 iš-⌈tu⌉ kurḪi-[i]n-da-ni ⌈it⌉-tu8-muš 83 ina kur-i ša sag i7⌈Pu⌉-rat-te i-na ka-la-pa-te x x x Vom Land Ḫindānu brach ich (Text fehlerhaft „er“) auf. In den Bergen am sag des Euphrat mit Hacken … Eine Erwähnung von Bergen in dieser Region ist verwunderlich. Möglicherweise bezieht sich die Aussage auf den Steilhang, der hier sehr nah an den Fluss tritt, so dass ein Marschieren direkt entlang des Flusses nicht möglich war. Man musste wohl auf das höher gelegene felsige Plateau der oberen Flussterrassen ausweichen.265
262 263 264 265
Buccellati 1993, 67. Siehe dazu z.B. unten RIMA 2.0.100.5 Tukultī-Ninurta II; Reculeau 2010, 516–517. Cole/Gasche 1998, 32 mit Fn. 171. Russell 1985, 64–65.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
Alle Texte beziehen sich offenbar auf den mittleren Euphrat. Es scheint sich hier also nicht um einen rein präpositionalen Ausdruck zu handeln (für andere relationale Begriffe siehe Kap. 5.3.1.4), sondern um die Bezeichnung einer Region oder einer Uferstruktur, die zwischen dem Œabal Bišrī und der Euphratenge bei ‡alabīja liegt. Da sowohl die altakkadischen als auch die neuassyrischen Texte von derselben Region sprechen, kann man davon ausgehen, dass BU-TI in den altakkadischen Texten tatsächlich als pūtu „Stirnseite“ analog zu sag in den neuassyrischen Texten zu lesen ist. Wilckes Gleichsetzung zwischen za3 und BU-TI in Bezug auf das Meer in der Inschrift Šar-kali-šarrīs scheint davon zu trennen zu sein und möglicherweise einen Begriff für das Meeresufer darzustellen. Fraglich ist, worauf die Assoziation dieses Flussabschnitts des mittleren Euphrat mit der Stirn- bzw. Breitseite des Flusslaufes beruht. Möglicherweise basiert die Wahrnehmung darauf, dass dieses Gebiet direkt hinter dem Punkt zu finden ist, wo der Euphrat eine Laufänderung von 90° vollzieht. Während also das Gebiet, das sich vom Zusammenfluss der beiden Euphratquellflüsse bis hin nach Emar zieht als die „Langseite“ des Flusses verstanden wird, könnte das darauf folgende Gebiet, wo der Euphrat eine süd-östliche Laufrichtung einschlägt als „Stirnseite“ bezeichnet werden. Einzuwenden ist aber, dass nichts darauf hindeutet, dass die Laufstrecke bis nach Emar als „Langseite“ bezeichnet wird (für die Bedeutung von šiddu siehe S. 299–300). Des Weiteren findet sich auch keine weitere „Langseite“, die das andere Ende der „Stirnseite“ begrenzt. Der Flusslauf des Euphrat orientiert sich in seinem Mittellauf wechselnd nach Osten und Süden und auch in der Schwemmebene ist der Lauf nach Südosten gerichtet. Dazu muss erwähnt werden, dass zwar dem Tigris kein sag/pūtu zugeschrieben wird, anderen Flüssen, wie z.B. dem Uqnû, aber schon.266 Es ist notwendig, den Begriff einer weiteren Untersuchung, vor allem in Hinblick auf die Geographie anderer Flüsse, zu unterziehen. Hier muss der Hintergrund der Bezeichnung vorerst offen bleiben. Zudem werden Abschnitte des Mittellaufs des Euphrat offenbar als Grenze wahrgenommen (für die Texte siehe Kap. 6.2). 5.3.4.3 Der Mittellauf des Tigris Neben ein paar Städten, die entlang des Mittellaufs des Tigris verortet werden (Ḫatnum, Pilasqu, Tastiate, Takritain, Sugaga, uubātum), finden sich in Bezug auf die Städte Assur, Ninive, Kalḫu und Kār-Tukultī-Ninurta in assyrischen Königsinschriften Angaben zum Bau von Tempeln oder Bauwerken innerhalb der Stadt am Fluss (für einen Überblick siehe S. 394–396). Die Tatsache, dass in Zusammenhang mit dem Mittellauf des Euphrat wesentlich mehr Städte und Regionen genannt werden als mit dem Mittellauf des Tigris, lässt sich einfach erklären: Die Belege stammen fast alle aus Königsinschriften, die von Feldzügen berichten. Da das assyrische Kernland am Tigris lag, war es natürlich nicht Ziel dieser Feldzüge. Die Orte am Flussverlauf waren den Assyrern bekannt und mussten nicht näher definiert werden. Die Lage der Städte am mittleren Euphrat dagegen musste z.B. durch die Beschreibung als diesseits und jenseits des Flusses gelegen näher erläutert werden, um dem Hörer oder Leser des Feldzugberichts einen klareren geographischen Überblick zu geben. Wie der Mittellauf des Euphrat wird auch der Mittellauf des Tigris mit den Grenzen des Reiches in Verbindung gebracht. Der Tigris wird in diesem Kontext jedoch weitaus seltener
266 Zum Uqnû siehe Frame 2015.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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genannt, zudem ist immer vom Gebiet jenseits des Tigris als Grenzregion die Rede (siehe dazu Kap. 6.2.2). Felder werden nicht am Mittellauf des Tigris verortet. Für die mangelnden Möglichkeiten der Bewässerung am mittleren Tigris siehe Kap. 8.2.3. 5.3.4.4 Der Unterlauf der beiden Flüsse Die Lage der Flussarme von Euphrat und Tigris in der Schwemmebene ist ein großer Diskussionspunkt in der Forschung. Im Folgenden soll zuerst die Forschungsgeschichte zu dem Thema präsentiert werden. Ergebnisse einzelner Studien werden dabei vorgestellt, ohne sie direkt zu bewerten. Dann werden ein paar generelle Überlegungen über die Darstellung der beiden Flüsse in den Texten gemacht. Darauf folgend werden die geographischen Angaben, die anhand der in dieser Arbeit gesammelten Texte gewonnen werden können, mit den Ergebnissen der zuvor präsentierten Studien verglichen. Forschungsgeschichte Methodisch wurde die Problematik der Rekonstruktion von Wasserläufen in der Forschung bisher in unterschiedlicher Weise angegangen.267 Die folgenden Erläuterungen beschränken sich dabei nicht allein auf die Forschung zu Euphrat und Tigris, sondern zur Rekonstruktion von Wasserläufen im Gebiet des Alten Orients im Allgemeinen. Dieser theoretische Einblick in das Forschungsthema ist notwendig, um zu zeigen, warum die Rekonstruktion der Flussläufe von Euphrat und Tigris so viele Schwierigkeiten bereitet und bis heute kein zufriedenstellendes Ergebnis zu diesem Thema gefunden werden konnte. Zum Thema Flusslaufrekonstruktion existieren Studien, die einer rein philologischen oder rein archäologischen Methodik folgen. Dies bedeutet, dass sie sich entweder vor allem auf die Flussnamen konzentrieren und eine Identifizierung der Flüsse in der Landschaft nur am Rande behandeln oder sogar unbeachtet lassen oder umgekehrt, dass Flussläufe in der Landschaft rekonstruiert werden, aber eine Identifizierung mit einem altorientalischen oder antiken Namen nicht versucht wird. Dies muss nicht zwangsweise am Unwillen liegen, sondern ist oft eine Frage der Möglichkeiten, beides miteinander kombinieren zu können. Es besteht nicht nur eine Abhängigkeit von der Ausbildung und Spezialisierung eines Forschers, sondern auch eine Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen wie der Größenordnung des Forschungsprojekts und der Fundlage. Versuchen Studien die Kombination verschiedener Herangehensweisen, kommen manchmal sehr widersprüchliche Ergebnisse zutage. Dies liegt vor allem daran, dass jede Herangehensweise ihre eigenen Schwachstellen hat. Damit sind nicht die Herangehensweisen generell in Frage zu stellen, sondern sollten bei der Betrachtung der Ergebnisse einer Studie immer die Art der Untersuchung und ihre begrenzten Möglichkeiten berücksichtigt werden. Grundsätzlich muss man natürlich sagen, dass das Zusammenkommen von allen Fachrichtungen für die Identifikation und Rekonstruktion von Flussläufen im Altertum die sinnvollste Methode ist. Von philologischer Seite betrachtet kann die Identifizierung von Wasserläufen auf verschiedene Arten geschehen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Texte einen Ort nennen und ihn an einem bestimmten Wasserlauf verorten oder dass zumindest indirekte Hinweise auf die Nähe eines Wasserlaufes zu einer Stadt deuten. Grundvoraussetzung dafür ist natürlich, 267 Für einen kleinen Überblick über die Forschungsgeschichte siehe auch Adams 2002.
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dass wir diese Stadt auch lokalisieren können, was jedoch in vielen Fällen nicht möglich ist. Ist eine Stadt zwar sicher lokalisiert, treten andere Probleme auf. So behindert die Tatsache, dass uns aufgrund des Fund- und Überlieferungszufalls aus einer Stadt oft nur Texte aus einer kurzen Zeitperiode vorliegen, das Schreiben einer längeren Geschichte eines Flusses/Kanals. Viel häufiger als die direkte Nennung des Flussnamens ist nämlich die Nennung des Appellativs „Fluss“ (i7/nārum). Für die Schreiber war wohl offensichtlich, um welchen Flusslauf oder Kanal es sich in den jeweiligen Texten gehandelt hat, so dass es überflüssig war, ihn namentlich zu nennen (siehe dazu auch Kap. 3.4). Vor allem in Königsinschriften tauchen zudem auch Propagandanamen auf, die häufig nicht zuzuordnen sind und zum Teil nur für bestimmte Streckenabschnitte eines Flusses galten, wie z.B. der in Ḫammurāpis 33. Jahresnamen genannte Kanal „Ḫammurāpi ist der Überfluss der Menschen“, der für einen Euphratabschnitt gehalten wird. Was für die altorientalischen Schreiber so eindeutig war, ist für uns heute nicht immer so leicht nachzuvollziehen.268 Eine weitere Herangehensweise stellt die Rekonstruktion von Wasserläufen anhand geographischer lexikalischer Listen dar. Dabei wird von der Grundannahme ausgegangen, dass sich die Auflistung der Ortsnamen zum Teil an ihrer Lage an demselben Flusslauf orientiert, ohne dass dies explizit in den Texten genannt wird. Hier tritt zum einen wieder das Problem auf, dass viele Orte nicht lokalisiert sind, die These also schwer verifiziert werden kann. Zum anderen deutet die innere Ordnung dieser Listen primär auf lexikalische Prinzipien hin, weniger auf geographische.269 Bietet uns der Fundzufall die Möglichkeit den Namen eines Flusslaufs über längere Zeit und auch in mehreren Städten zu verfolgen, taucht häufig das Problem auf, dass sich Aussagen widersprechen. Ursache hierfür scheint eine dynamische Entwicklung der Flussnamen zu sein.270 Beispiele für diese dynamische Entwicklung lassen sich vor allem aus nachaltorientalischer Zeit finden. Für den Alten Orient liegen bisher nur wenige Studien zur Entwicklung der Flussnamen vor271, aber auch in dieser Zeitperiode kann man von denselben Phänomenen wie in späterer Zeit ausgehen. Zwei Phänomene dürften dabei die wichtigste Rolle spielen: – Ein Name kann für mehrere Flüsse/Kanäle parallel benutzt werden: Herodot kommt im fünften Buch seiner Historien zu der Aussage: „Durch dieses Land fließen vier schiffbare Ströme, die man nicht umgehen kann, sondern notwendig überschreiten muss, zuerst der Tigris, dann ein zweiter und ein dritter, die ebenfalls Tigris heißen, aber nicht ein und derselbe Fluss sind, noch aus demselben Land herkommen.“ Herodot scheint sich hierbei auf den eigentlichen Tigris, den Großen und Kleinen Zāb und den Diyālā zu beziehen.272 Der Name Tigris wurde bei den antiken griechischen 268 Gelb 1967; Nissen, in: Adams/Nissen 1972, 42–44; Nissen 1974, 13. 269 Frayne 1992a in Bezug auf die Early Dynastic List of Geographical Names; siehe dagegen Lecompte 2009. 270 Zu dieser Problematik siehe auch Adams 1981, 159–160. Für eine ähnliche Problematik mit Ortsnamen siehe Barjamovic 2008, 89–90. 271 Siehe z.B. Carroué 1993 zum Iturungal. 272 Stammler 2006, 305–306, 599.
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Schriftstellern aber noch in anderer Weise benutzt. So ist der Kārūn sowohl als Pasitigris (vermutlich „unterer Tigris, kleiner Tigris“), als Tigris und auch als DuŽaila, „kleiner Tigris“, bekannt. Als DuŽaila werden in mittelalterlichen arabischen Quellen zusätzlich noch das ehemalige Flussbett des Tigris entlang der Stadt Wāeīf (siehe auch S. 77–78) und ein Kanal nördlich von Bagdad bezeichnet.273 – Der Fluss kann unterschiedliche Namen haben: Dies kann durch regionale oder zeitliche Varianten begründet sein oder der Name kann aufgrund des Versiegens oder Verlagerns eines Flussarms auf einen anderen Flussarm übertragen werden. Der Šaff alĠarrāf wird auch Šaff al-‡ayy genannt.274 Der aus islamischer Zeit stammende Verbindungskanal zwischen Euphrat und Tigris, der Nahr an-Nīl, ist auch als Narsura, großer Sarat und Sabus bekannt.275 Die Nutzung zweier alternativer Namen ist im Alten Orient auch für den Purattu/Araḫtu belegt (siehe S. 360–365). Von der archäologischen und naturwissenschaftlichen Seite bieten sich ebenfalls zahlreiche Herangehensweisen an die Rekonstruktion von Flussläufen an.276 Bei Ausgrabungen geben Tiefschnitte und Boden- und Sedimentanalysen Aufschluss über Landnutzung und von Wasser beeinflusste Schichten, die durch Flussläufe oder Überflutungen entstanden sein können. Euphrat- und Tigrissedimente weisen gewisse Unterschiede auf und lassen sich bei Bodenproben daher differenzieren (siehe dazu Kap. 2.1.2.4).277 Da diese Bodenproben jedoch punktuell durchgeführt werden, sind längere Flussstrecken dadurch nicht zu rekonstruieren. Zudem sind Sedimentproben oft sehr komplexer Natur: Ein zeitweise tieferes Einschneiden eines Flusses in den Untergrund oder Hochwasser verwischen ältere Spuren durch Erosion, neue Schichten lagern sich sehr ungleichmäßig auf dem alten Material ab.278 In der „Chicagoer Schule“ wurden beginnend mit Jacobsen und gefolgt von Adams und seinen Schülern und Kollegen Karten erstellt, die auf einer Verbindung aus der Analyse von Luftbildern und Keramik-Surveys basieren. Ergebnis dieser Untersuchungen war, dass die Siedlungen, die sich auf dieselbe Zeitperiode datieren ließen, wie auf Perlenschnüren aneinandergereiht erschienen. Aufgrund der Tatsache, dass man in der Schwemmebene vollkommen von künstlicher Bewässerung abhängig war, wurde daher postuliert, dass eben diese Perlenschnüre Wasserläufe darstellen, an denen sich die Siedlungen orientierten.279 Problematisch daran sind verschiedene Aspekte, die auch Adams selber anspricht.280 Zum einen ist die Datierung von Keramik weiterhin eine Streitfrage, so dass folglich auch mit der Datierung der Siedlungen vorsichtig umgegangen werden muss.281 Zum anderen wird bei dieser Form der Analyse nicht auf die Bodenbeschaffenheit und Topographie der Region eingegangen, so dass in manchen Fällen in Frage gestellt werden muss, ob die landschaftlichen Bedingungen es überhaupt möglich gemacht haben, dass zwei Siedlungen 273 274 275 276 277 278 279
Cole/Gasche, in: Gasche 2007, 26–28. Babinger 1936, 1130. Nützel 2004, 171. Für eine Übersicht der Methoden der Landschaftsarchäologie siehe Wilkinson 2003, 33–43. Wilkinson 2003, 76–77. Charlton 2008, 165–166. Jacobsen 1960, 174; Adams/Nissen 1972; Adams 1981; für einen Überblick der in der Schwemmebene durchgeführten Surveys siehe Pournelle 2003, 83–84 mit Table 7. 280 Adams 1981, 27–51; siehe dazu auch Lecompte 2009, 37 mit Fn. 202. 281 Siehe dazu z.B. Brinkman 1995, 27.
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durch einen Wasserlauf verbunden waren.282 Hier tritt die Problematik auf, dass es nur schwer möglich ist, die Topographie der Schwemmebene im Altertum überhaupt zu rekonstruieren. Durch Erosion und Akkumulation haben sich Erdmassen verlagert. Dies ist auch an den unterschiedlich großen Erdmassen erkennbar, die die archäologischen Stätten bedecken. Die Uferdämme ausgetrockneter Flussläufe formen Dünen, die durch Winderosion durch die Landschaft wandern (zu den Uferdämmen siehe unten). Als weiterer Faktor kommen noch der Mensch und seine Bewässerungstätigkeit hinzu. Auch wenn sich die Anlage von Bewässerungssystemen häufig an schon vorher bestehenden Begebenheiten orientiert und man deswegen mit einer gewissen Kontinuität rechnen kann, die wiederum Rückschlüsse auf frühere Systeme ermöglicht, wurde die Schwemmebene von den Menschen durch den Bau von immer größeren Kanalsystemen aufgewühlt und Erosion und Sedimenttransport verstärkt.283 Diese Problematiken entstehen nicht nur für die Arbeit am Boden, sondern schränken auch die Möglichkeiten eines weiteren großen Standbeins in der archäologischen Untersuchung ein: Bilder aus der Luft. Dazu zählen vertikale Bilder der Landschaft, die aus einem Flugzeug aufgenommen und vor allem in den frühen Phasen der Archäologie genutzt wurden, und die modernen hochauflösenden Satellitenaufnahmen. Der Vorteil der älteren Luftbilder ist, dass sie eine Landschaft zeigen, die noch nicht so sehr von den modernen menschlichen Eingriffen beeinflusst ist. Zur Zeit der moderneren Satellitenaufnahmen sind einige Strukturen durch landwirtschaftliche und bewässerungsbezogene Tätigkeiten zerstört. Während die Luftbilder vor allem nützlich sind, um kleine Flächen zu untersuchen, bieten die Satellitenaufnahmen die Möglichkeit, größere Strukturen in der Landschaft zu erkennen, die von der Bodenperspektive oft nicht in den Kontext gesetzt werden können. So sind Hohlwege oder Flussbetten auf diesen Aufnahmen als Linien erkennbar. Problematisch ist in vielen Fällen, dass die Erkennung von Strukturen sehr auf Interpretation basiert und spezielles Wissen und auch Erfahrung im Identifizieren von Strukturen erfordert. Außerdem spielt auch der Aufnahmezeitpunkt eine Rolle: Abhängig von Sonnenstand und Zustand der Vegetation sind bestimmte Strukturen nicht das ganze Jahr über zu erkennen. Ein weiterer Faktor ist das Problem, Hohlwege und ehemalige Flussbetten voneinander zu unterscheiden. Flussbetten lassen sich durch Deichablagerungen und Hinweise auf abzweigende Kanalsysteme erkennen, auch ist der Erdboden in ehemaligen Flussbetten häufig feuchter als an anderen Stellen und begünstigt damit auch den Vegetationswuchs. Hat sich allerdings in einem Hohlweg Wasser angesammelt, so kann er ähnliche Charakteristika wie ein ehemaliges Flussbett aufweisen – die beiden Typen lassen sich also nicht immer unterscheiden. Zudem ist die Region sehr arid, so dass Kontraste zwischen feuchten und trockenen Abschnitten schwerer zu erkennen sind. Die Schwemmebene stellt einen noch komplizierteren Fall dar, da sie eben genau aus dem Material geschaffen wurde, das die Flüsse dorthin transportiert haben. In einer fast nur durch Lehm geprägten Ebene ist es also schwierig, unterschiedliche Strukturen zu erkennen. An ihre Grenzen kommt die Analyse von diesen Bildern damit auch bei der Datierung. In einer so stark durch Erosion und Veränderungen geprägten Region ist aus der Luft nicht zu entscheiden, aus welcher Zeit die jeweiligen Relikte stammen. Zur Erlangung sicherer Ergebnisse ist daher die Nutzung verschiedener Ressourcen notwendig und die Kombination 282 Cole/Gasche 1998, 1–2; Nützel 2004, 142; Hritz/Wilkinson 2006, 422; Hritz 2010, 189, 195. 283 Adams 1981, 10–11; Wilkinson 2003, 80–81; Kouchoukos/Wilkinson 2007, 7–8.
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sowohl verschiedener Arten von Satellitenaufnahmen als auch ausgeklügelter Auswertungssoftware. Zudem ist die Kenntnis der tatsächlichen Topographie des Ortes unabdingbar.284 Künstlich angelegte Kanäle lassen sich manchmal durch Überreste in ihren Betten datieren, die von Keramik und anderen zivilisatorischen Überresten bis hin zu Süßwassermuscheln reichen.285 Eine weitere Methode zur Identifizierung von alten Flussarmen ist auch eine Analyse der Mäandermuster. Durch Analyse dieser lässt sich ein Durchschnittswert für die Mäandergröße eines Flusses errechnen. Das Verhalten der Mäander ist für einen Fluss sehr spezifisch, da ihre Entstehung von der Durchflussrate und dem Sedimenttransport abhängig ist. Vielfach wurde versucht, alte Flussarme in der Schwemmebene anhand der Mäandermuster einem Fluss zuzuordnen.286 Grundvoraussetzung dafür ist, dass die Eigenschaften des Flusses sich nicht verändert haben. Dies ist aber wiederum gerade für die Schwemmebene von Euphrat und Tigris problematisch.287 Wenn sich die Flüsse im Gegensatz zu heute mehrfach in verschiedene Arme aufgespalten haben, muss grundsätzlich für die jeweiligen Arme eine andere Durchflusskapazität und Sedimentführung gegolten haben als heute. Zudem sind Flüsse, wenn vom Menschen nicht beeinflusst, einer natürlichen Entwicklung unterworfen, die sie zwischen mäandrierenden, geraden, eingeschnittenen oder geweiteten Laufabschnitten variieren lassen. Lassen sich also auf einer bestimmten Fläche verschiedene Spuren von Flussbetten finden, ist oft nicht zu entscheiden, ob dort mehrere Flussarme parallel existiert haben oder ob es Spuren eines einzelnen Flussarmes sind, der mit der Zeit sein Laufverhalten verändert hat.288 Eine ähnliche Problematik wie bei den Mäandermustern ergibt sich bei der Analyse der von den Flüssen geschaffenen Uferdämme (zu ihrer Entstehung siehe S. 63–66). Anhand ihrer Größe wird oft versucht, sie einem Flusslauf zuzuordnen. Hier tritt aber, wie oben bereits schon angesprochen, die Abtragung der Uferdämme durch Winderosion auf, die Reste von alten Uferdämmen als Dünen über die Ebene treibt. Zum anderen gilt auch hier die Frage, ob die Abflussraten wegen mehrerer parallel existierender Flussbetten andere waren. Zudem wurden die Uferdämme besiedelt und Bewässerungssysteme auf ihnen angelegt, so dass auch durch den Eingriff des Menschen Größenveränderungen zu erwarten sind. Auch durch Flussbettverlagerungen können sich die Dämme verändert haben.289 Gasche ist z.B. der Ansicht, dass die z.T. massiven Uferdämme des Diyālā nicht allein von ihm geschaffen worden sein können, sondern dass der Tigris einmal an dieser Position geflossen haben müsse, bevor er sich verlagert und der Diyālā sein Flussbett übernommen habe (siehe dazu S. 330).
284 Für die Methoden und Problematiken siehe Pournelle 2003, 22–62; Pournelle 2007; Stone 2003; Baeteman et al., in: Gasche 2004, 162–170; Ur 2005; Hritz/Wilkinson 2006; Altaweel 2008, 53–90, bes. 61; Hritz 2010; Mühl 2013, 61–62. 285 Wilkinson 2003, 51. 286 Pournelle 2003, 87–89; ead. 2007, 40; Charlton 2008, 138–141; siehe auch Thuesen 2002, 56–57. 287 Siehe auch Charlton 2008, 157–200 zu einer Beschreibung der Mechanismen, die zwangsweise zu einer Veränderung der Grundeigenschaften von Flusssystemen über die Jahrtausende führen. 288 Adams 1981, 31. 289 Adams 1981, 30.
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Wie bereits mehrfach erwähnt, muss der Mensch auch als prägender Faktor für die Flusssysteme gewertet werden. Ob Veränderungen im Laufverhalten der Flüsse und in ihren Grundeigenschaften auf natürliche Ereignisse zurückzuführen sind oder aber vom Menschen beeinflusst wurden, ist nicht immer leicht zu entscheiden (siehe dazu S. 80–83). Das Flusssystem von Euphrat und Tigris hat eine Länge von je 2000–3000 km. Die Keilschrifttexte überdecken eine Zeitspanne von mehreren Jahrtausenden. Das macht eine umfassende Analyse umso schwieriger, da es schier unmöglich ist, in einer Untersuchung alle Aspekte auf einmal zu berücksichtigen. Gerade diese Vielfalt von Aspekten und auch unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungshaltungen zu der Aussagekraft der Ergebnisse sorgen dafür, dass sich die Untersuchungsergebnisse z.T. zu widersprechen scheinen. Die philologischen und archäologischen Untersuchungen scheinen sich nur selten und in bestimmten Aspekten zu decken. Dies sollte jedoch kein Grund sein, allgemein pessimistisch mit den Ergebnissen umzugehen. Thuesen beschreibt diese z.T. unsichere Grundlage als Herausforderung, auch neue Forschungsmethoden zu entwickeln: „Rather than being observed as a weakness of the research programme, this should be acknowledged as an example of how good science always moves at the cutting edge of our state of knowlegde and experience.“290 Im Folgenden soll daher die Forschungsgeschichte zum Thema der Flussverlagerungen von Euphrat und Tigris skizziert werden.291 In Kap. 2.2.3 wurden bereits die grundlegenden Mechanismen beschrieben, die die Laufentwicklung der beiden Flüsse prägen. Auch wenn einige der dort vorgestellten natürlichen Zusammenhänge schon zeigen, dass die Ergebnisse einiger der im Folgenden präsentierten Studien nicht mehr länger haltbar sind, sollen diese Studien hier trotz allem zuerst ohne Beurteilung nur präsentiert und dann erst im nachfolgenden Abschnitt in Zusammenhang mit den in dieser Arbeit gesammelten Keilschrifttexten auf ihre Plausibilität überprüft werden. In archäologischen Ausgrabungsberichten existieren zahlreiche Detailstudien zu den Flüssen, die Laufänderungen innerhalb einer Stadt oder einer Region verzeichnen. Diese können mit ihrem großen Umfang hier jedoch nicht im Detail aufgeführt werden. Stattdessen sollen hier die Studien dargestellt werden, die die Frage nach dem grundsätzlichen Verlauf von Euphrat und Tigris behandeln. Für Details zu den sich regional verändernden Wasserläufen und der Veränderung der Siedlungsstruktur siehe grundlegend Adams 1981. a. Euphrat Die Tatsache, dass sich der Euphrat bei Eintritt in das Flachland der Schwemmebene in mehrere Arme aufspaltet, hat zu vielen Spekulationen über den Verlauf der Einzelarme und ihre Namengebung geführt (für den Hintergrund der Aufspaltung siehe ausführlich Kap.
290 Thuesen 2002, 55. 291 Die Identifizierung der Flussläufe nach den einzelnen RGTC-Bänden wird hier nicht explizit wiedergegeben, da die Interpretationen nicht mehr dem heutigen Foschungsstand entsprechen.
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2.2.3).292 Die markanteste Auffächerung des Flusssystems wurde für die Region von Sippar festgestellt. Betrachtet man die Frage nach den sich verändernden Flussläufen von Euphrat und Tigris forschungsgeschichtlich, ist als eine der wichtigsten Abhandlungen Jacobsen’s Artikel „The Waters of Ur“ zu nennen.293 Jacobsen geht von einem Euphrathauptarm aus, dem Purattu, der seinen Weg von nördlich von Sippar über Kiš, Tall Abū ualābīḫ, Nippur, Drehem, Fāra nach Warka nahm. Davon abzweigend sieht er in der Region zwischen Sippar und Nippur sechs wichtige Nebenarme des Purattu (siehe dazu auch S. 320 Abb. 14):294 a. Zubi: Abzweigung nördlich von Sippar links vom Hauptstrom, Mündung nördlich von Tall Abū ualābīḫ zurück in den Euphrat b. Irninna: Abzweigung bei Sippar links vom Hauptstrom, floss über Kutha und Œamdat Naer, Mündung in den Zubi östlich von Œamdat Naer c. Araḫtum und Apkallatum: Abzweigung des Araḫtum bei Sippar rechts vom Hauptstrom über Babylon; südlich von Babylon Abzweigung des Apkallatum d. Me-Enlila: Abzweigung bei Kiš rechts vom Hauptstrom, floss über Marad e. Iturungal: Abzweigung nördlich von Nippur bei KA-saḫar, zu Beginn Fließrichtung ostwärts, dann südwärts; floss über Adab, Zabalam, Umma, Bad-Tibira, Larsa, dort Rückfluss in den Euphrat; Abzweigung des i7NINAki-ĝen-a (i7NINAki-še3-DU) von Zabalam in Richtung Lagaš; weitere Abzweigung eines Arms mit unbekanntem Namen (möglicherweise der dNanna-gu2-gal) f. Isinnītum: Abzweigung an einem unbekannten Punkt nördlich von Nippur rechts vom Hauptstrom; fließt über Isin Südlich von Warka beschreibt Jacobsen den Verlauf des Euphrat als schwer rekonstruierbar, da er sich teilweise in Marschen verliert. Zudem stellt er fest, dass sich die Namengebung südlich des Zusammenflusses von Iturungal und Euphrat bei Larsa als unklar gestaltet. So nimmt er an, dass für diesen Laufabschnitt sowohl der Name Iturungal als auch Purattu in Gebrauch war. Dies begründet er mit dem literarischen Text Nannas Reise nach Nippur. Nach Verlassen von Ur fährt das Schiff über den Iturungal und passiert dabei IMki, Larsa und Uruk, bevor es in Nippur ankommt. In einem Brief Ḫammurāpis (AbB 2, 4) dagegen wird der Purattu als zwischen Ur und Larsa gelegen beschrieben. Gleichzeitig sei die Region aber auch durch verschiedene Zubringer vom Tigris mitversorgt worden, so dass in altbabylonischer Zeit der untere Teil des Iturungal als Tigris wahrgenommen worden sei. Jacobsen identifiziert zudem den Eridu-Kanal als eine Abzweigung des Euphrat südlich von der Einmündung des Iturungal und weitere vom Hauptstrom abzweigende Kanäle in der Region um Ur. Hierzu gehört auch der i7Nun, der vom rechten Ufer des Hauptstroms bei Diqdiqqa abzweigte und weiter nach Ur und Tall La†m floss.295 292 Die folgenden Beschreibungen beschränken sich auf die für uns historisch greifbare Zeit. In prähistorischer Zeit wird der Euphratverlauf entlang der heutigen ‡abbanīja und Mil†-Seenkette bis nach Kerbela vermutet, siehe dazu Nützel 2004, 38. 293 Jacobsen 1960. 294 Jacobsen 1960, 175–179. 295 Jacobsen 1960, 179–185.
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Abb. 14: Rekonstruktion des Flusssystems im südlichen Babylonien nach Jacobsen 296 Diese Einteilung galt lange Zeit als normativ. Jedoch wurden im Laufe der Zeit Modifizierungen dieses Grundplans vorgeschlagen. Einer der größten Streitpunkte ist dabei die Identifzierung des Iturungal. Carroué legte eine umfassende Studie zum Iturungal vor und geht zum einen davon aus, dass nur ein Teilabschnitt des von Jacobsen als Iturungal gedeuteten Flusslaufes tatsächlich auch als Iturungal bezeichnet wurde, nämlich der Abschnitt von NAGsu, das er mit Tall Nāeirīja gleichsetzt, bis zu dem Punkt südlich von Larsa, wo er mit einem anderen von Uruk kommenden Flusslauf zusammentrifft. Da der Iturungal auch in Zusammenhang mit Uruk erwähnt sei, ist Carroué der Ansicht, dass auch dieser Flussabschnitt als Iturungal bezeichnet wurde, so dass es einen westlichen und einen östlichen Iturungal gegeben habe. Wie auch Jacobsen geht er davon aus, dass die Namen Purattu und Iturungal zeitweise synonym benutzt wurden. Diese synonyme Nutzung datiert er in die Zeit Rīm-Sîns von Larsa, der eine Restaurierung der Wasserversorgung um Ur angestrebt habe, um die Stadt wieder stärker an das Euphratflusssystem anzubinden. Denn generell geht Carroué davon aus, dass das Euphratwasser in der Region von Uruk zwei unterschiedliche Fließrichtungen einschlagen konnte: Die Hauptwassermassen konzentrierten sich entweder in Richtung Eridu oder aber seien in Richtung Ur geflossen. Da in der Zeit vor Rīm-Sîn eine starke Tendenz Rich296 Die Abbildung basiert auf Jacobsen 1960, pl. XXVIII.
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tung Eridu vorgeherrscht habe, sei der König gezwungen gewesen, in das Flusssystem einzugreifen und die Hauptwassermassen Richtung Ur umzuleiten. In diesem Kontext habe sich der Name Purattu gegenüber dem Namen Iturungal für diesen Flussabschnitt durchgesetzt.297 Kritisch wird Carroués Rekonstruktion dahingehend gesehen, dass zum einen die geographische Lage des Flusses anhand von Orten identifiziert wird, deren Lokalisierung umstritten ist. Zum anderen besteht in Bezug auf den Iturungal die Problematik, dass eine Vielzahl von Schreibungsvarianten vorliegt, bei denen unklar ist, ob sie dem Iturungal zugeordnet werden können oder ob sie separate Flussläufe bezeichnen.298 Der These, dass nicht der gesamte östlichste Euphratarm, wie von Jacobsen angenommen, als Iturungal bezeichnet wurde, schließen sich Heimpel und Steinkeller an. Sie gehen aber davon aus, dass es sich bei diesem östlichsten Euphratarm eigentlich um den Tigris bzw. um einen Flusslauf handelt, der als Tigris bezeichnet wurde. Damit deuten sie den Iturungal als einen vom Tigris abzweigenden Kanal (siehe dazu auch S. 333–334 mit Abb. 18).299 Trotz neuerer Forschungen hat sich bisher keine Forschungsmeinung zum Iturungal vollkommen durchsetzen können. Aufgrund dieser unklaren Verhältnisse wird in dieser Arbeit daher darauf verzichtet, zu untersuchen, inwiefern ein Wechsel zwischen den Namen Iturungal und Purattu stattgefunden hat, da hierfür eine erneute Evaluation der Daten zum Iturungal notwendig wäre, die im Rahmen dieser Arbeit aber nicht geschehen kann. Carroués Untersuchungen müssen in diesem Zusammenhang auch mit einer Untersuchung des Euphrat im 3. Jahrtausend genannt werden. Ein Schwerpunkt seiner Untersuchung bezieht sich auf die Nähe zwischen Nippur, Euphrat, Tigris und Umma. Anhand von Ur III-Urkunden stellt er fest, dass bei einer Reise von Nippur nach Umma zuerst der Euphrat und dann der Tigris passiert wird, wobei der Ort KA-saḫar einen Knotenpunkt darstellt, an dem mehrere Kanäle abzweigen. Er geht davon aus, dass der Euphrat südlich von Nippur eine südöstliche Richtung nahm und sich schließlich stärker nach Osten orientierte, wo er möglicherweise in den Šaff al-Kār überging. Er stellt fest, dass sich weiter südlich aber die Spuren verwischen und keine Rekonstruktion des Laufes mehr möglich sei. Dabei sei auffällig, dass Uruk und Šuruppak in keinem Dokument des 3. Jahrtausends in Zusammenhang mit dem Euphrat genannt seien. Dies verbindet er mit den Ergebnissen aus archäologischen Untersuchungen, die feststellen, dass in der Akkade-Zeit Siedlungen an dem Flusslauf, der Šuruppak und Uruk miteinander verband, aufgegeben wurden und alles darauf hindeutet, dass die Hauptwassermassen von Nippur aus Richtung Adab gelenkt wurden anstatt nach Süden Richtung Uruk und Šuruppak.300 Wie schon oben in Bezug auf den Iturungal festgestellt, ist seine geographische Zuordnung von Ortsnamen mittlerweile z.T. überholt. Neuere Überlegungen bezüglich des Tigris bei Umma und dem Bootsverkehr zwischen Umma und Nippur wurden von Steinkeller präsentiert (siehe dazu S. 332–336). Frayne folgte einer rein philologischen Herangehensweise bei der Rekonstruktion der Wasserläufe: Er geht davon aus, dass Teile der in der „Early Dynastic List of Geographical Names“ in Reihe genannten Städte durch einen Wasserlauf verbunden waren, somit also die 297 Carroué 1993. 298 Für die Problematik der Identifzierung siehe schon Nissen, in: Adams/Nissen 1972, 45–47 und Steinkeller 2001a, 41–49 mit der neuesten Forschung zum Flussnamen. 299 Heimpel 1987a und 1990; Steinkeller 2001a. 300 Carroué 1991, 139–144; Carroué 1993, 61–62.
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Wasserläufe (neben Itineraren und weiteren geographischen Kriterien) das Ordnungssystem der Liste darstellen, ohne dass diese aber explizit beim Namen genannt werden.301 Lecompte zeigte jedoch, dass abgesehen davon, dass Fraynes Rekonstruktion der Wasserläufe mit neueren, archäologischen Forschungen nicht mehr vereinbar ist, auch die Organisation der frühen geographischen Listen nicht rein geographischen Kriterien folgt, sondern vielmehr eine Mischung aus geographischen, graphischen, phonetischen und semantischen Ordnungsprinzipien darstellt und somit auch keine Möglichkeit bietet, Wasserläufe oder Itinerare zu rekonstruieren. Die Gruppierung von kleinen lokalen Städteeinheiten, wie sie die Liste bietet, sieht Lecompte zudem in den Forschungen von Pournelle bestätigt, die von einer unregelmäßigeren Verteilung der frühen Siedlungen in einer insgesamt feuchteren Schwemmebene ausgeht, bevor sich durch das Erreichen der heutigen Trockenheitslevel die Anordnung der Siedlungen entlang der Wasserläufe durchsetzte (siehe dazu S. 72–73).302 In den 1970er und 1980er Jahren wurden in der Region von Sippar von einem belgischen Team archäologische Untersuchungen durchgeführt. Diese konnten in der Region eine Verbindung zwischen Euphrat und Tigris feststellen.303 Diesen Untersuchungen wurde in den 1990er Jahren eine weitere Publikation von Gasche und Tanret hinzugefügt, die auch philologische Aspekte miteinbezog.304 Hierdurch wurden das von Jacobsen geschaffene Modell der Euphratarme und die Ergebnisse von Adams aufgrund von Textevidenz und topographischen Aspekten stark in Frage gestellt. Die belgischen Untersuchungen klassifizierten einige von Adams Annahmen als topographisch unmöglich.305 Die Basisannahme für das Gesamtgefüge des Flusssystems bei Cole und Gasche ist zum einen der schon in den 1970er Jahren entdeckte mögliche Zusammenfluss von Euphrat und Tigris in der Region von Seleukia. Zum anderen gehen die Autoren davon aus, dass der Zubi, der bei Jacobsen einen Euphratarm darstellt, kein separater Fluss ist, sondern dass der Name Zubi synonym zu Idigna benutzt wird, Zubi also nur ein anderer Name für den Tigris sei (siehe dazu auch S. 330–331).306 Für das 2. Jahrtausend, das den Schwerpunkt der Untersuchung darstellt, gehen die Autoren von der folgenden Verteilung der Euphratarme aus: Als erste Abzweigung des Euphrats nennen sie einen Euphratflussarm unbekannten Namens nördlich von FallūŽa, an dessen Abzweigung vermutlich die antike Stadt Rāpiqu zu finden war. Jedoch lässt sich dieser Flussarm nicht datieren. Er migrierte vermutlich kontinuierlich südwärts, bis er dem Lauf des Saklawīja-Kanals folgte. Der Verlauf des Flussarms führte zur Senke von ‰Aqar Qūf, die einen Ablauf zum Tigris hat.307
301 Frayne 1992a. 302 Lecompte 2009, 34–43, 182–183, 224–248, 367–384, 409–410. 303 Paepe 1971, 20–27. Für die Überlegungen von Adams, der ebenfalls von einem Zusammenfluss ausgeht, siehe S. 78–83. 304 Gasche/Tanret 1998; für die Verteilung der Euphratarme siehe dabei vor allem Cole/Gasche 1998; für eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse siehe auch Cole/Gasche 1999 und 2001; Gasche et al. 2002. 305 Siehe dazu auch zusammenfassend Hritz 2010. 306 Cole/Gasche 1998, 16–23. 307 Cole/Gasche 1998, 15–16.
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Abb. 15: Rekonstruktion des Flusssystems im 2. Jahrtausend im nördlichen Babylonien nach Cole/Gasche308 Den nächsten Abzweig in ihrer Rekonstruktion bildet der Irnina 20 km nordwestlich (und nicht wie allgemein angenommen südlich) von Sippar. Der Flusslauf orientierte sich in östliche Richtung, passierte Abū Qubūr und mündete nördlich von Puš (beim späteren Seleukia) in den Zubi/Tigris, wo auch der Diyālā in den Tigris mündet. Dort näherten sich der Hauptarm des Purattu (siehe dazu unten) und der Tigris an und mündeten vermutlich ineinander. Eine weitere südlichere Verbindung zwischen Euphrat und Tigris wird aufgrund topographischer Gegebenheiten ausgeschlossen.309 Etwas weiter südlich von der Irnina-Abzweigung, ca. 20 km norwestlich von Sippar, geschieht eine weitere Aufspaltung. Namentlich bezeichnen die Autoren die beiden Arme als den „Hauptarm des Purattu“, der nach Südosten Richtung Sippar abzweigte, dann weiter nordöstlich Richtung Tigris floss und schließlich in den Tigris einmündete (für die weitere Rekonstruktion siehe S. 330–331), und den „Purattu von Kiš“310, der eine südliche Laufrichtung entlang der Iskandarīja-Inselterrasse hatte, Richtung Babylon floss, aber 32 km nördlich der Stadt nach Südosten Richtung Kutha abbog, dann weiter südlich nach Kiš 308 Die Abbildung basiert auf Cole/Gasche 1998, 49 Map 8. 309 Cole/Gasche 1998, 16–23. 310 Der „Purattu von Kiš“ von Cole/Gasche ist nicht zu verwechseln mit Gibsons Kiš-Purattu, der einen anderen Lauf rekonstruiert, siehe dazu Gibson 1972.
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und möglicherweise nach Nippur orientiert war. Diese Einteilung ist gegensätzlich zu früheren Annahmen, die den Hauptarm des Purattu in Kiš und Nippur sahen (siehe z.B. Jacobsens Rekonstruktion).311 Als weiteren wichtigen Flusslauf nennen die Autoren den Araḫtu. Mit Sicherheit ist er erst ab der Zeit von Sumu-la-el bezeugt und zweigte wohl ca. 32 km nördlich von Babylon aus dem „Purattu von Kiš“ ab, wo letzterer seinen Kurs Richtung Kutha änderte. Der Araḫtu wird als weiter nach Dilbat fließend rekonstruiert. Als problematisch beschreiben die Autoren allerdings, dass der Araḫtu auch in der Region von Sippar bezeugt ist (z.T. als Oberer Araḫtu). Dies könnte, laut der Autoren, darauf hindeuten, dass der Flussabschnitt von der Zweiteilung des Purattu bis hin zur Abzweigung des Araḫtu zumindest von der Zeit von Samsuiluna bis zu Abī-ešuḫ sowohl unter dem Namen Purattu als auch Araḫtu bekannt war. Mit einer Verlagerung der Hauptwassermassen vom „Purattu von Kiš“ hin zum Araḫtu sei dann aber vermutlich auch der Name Araḫtu für den gesamten Flussabschnitt von Sippar über Babylon nach Dilbat gängiger geworden. Der Name Purattu sei damit nur noch für den Euphratarm bei Sippar und den „Purattu von Kiš“ ab seiner Abzweigung vom Araḫtu benutzt worden. Denn in Kiš und Nippur sei weiterhin vom Purattu die Rede (für die Gründe für die Verlagerung der Wassermassen siehe S. 81–83).312 Steinkeller sieht die Schlussfolgerungen in Bezug auf den Oberen Araḫtu jedoch kritisch. Er stimmt mit Cole/Gasche darüber ein, dass der Araḫtu 32 km nördlich von Babylon vom „Purattu von Kiš“ abzweigte, dass der Obere Araḫtu jedoch nördlich dieser Abzweigung zu verorten ist, hält er für unwahrscheinlich. Die fraglichen Texte, die die Stadt Dimat-Enlil in Verbindung mit dem Araḫtu nennen, deuten laut Steinkeller darauf hin, dass dieser Obere Araḫtu den oberen Abschnitt des Flusses nach seiner Abzweigung vom „Purattu von Kiš“ 32 km nördlich von Babylon bezeichnete. Steinkeller zeigt zudem, dass die Verlagerung der Wassermassen auf den Araḫtu vermutlich schon in der Ur III Zeit begann, da hier unter Ur-Namma oder Šulgi große Neubesiedlungsprojekte durchgeführt wurden und diese nur durch eine ausreichende Wasserzufuhr gewährleistet werden konnten. Ein weiterer Hinweis dafür sei, dass der Bootsverkehr südlich von Nippur über KA-saḫar über den Tigris lief, der Euphrat südlich von Nippur also vermutlich nicht mehr genug Wasser für schwer beladene Boote führte. Zudem habe Uruk schon zu Zeiten Utu-ḫeĝals Wasser aus dem Tigris, das der Stadt über den Iturungal zugeführt wurde, benötigt, so dass ein Konflikt entstand, als der GutäerKönig Tirigan die Ufer des Tigris besetzte. Auch Larsa habe nach der Ur III-Zeit begonnen, Wasser aus dem Tigris zu beziehen. Den Höhepunkt der Verlagerung sieht Steinkeller zur Regierungszeit Sumu-la-els.313 Als weitere Euphratarme diskutieren Cole und Gasche den Abgal und den Me-Enlila. Den altakkadisch zum ersten Mal erwähnten Abgal lokalisieren sie östlich, nicht westlich, des Araḫtu. Laut ihrer Rekonstruktion zweigte er vom rechten Ufer des „Purattu von Kiš“ ab und folgte dann teilweise derselben Laufstrecke wie der heutige ‡illa-Arm des Euphrat. Er floss weiter nach Giritab, Apihak und Marad. Im Gegensatz zu der häufig in der Forschung angenommenen Meinung gehen Cole und Gasche nicht davon aus, dass er etwas mit dem späteren Pallukkatu (zum Pallukkatu-Kanal siehe ausführlicher unten) zu tun hat. 311 Cole/Gasche 1998, 24–26. 312 Cole/Gasche 1998, 26–27; Gasche et al. 2002, 538–539. 313 Steinkeller 2010.
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Der Me-Enlila ist ab der Ur III-Zeit belegt, zweigte vermutlich vom Abgal ab und floss entlang der nördlichen Grenze des Gebiets von Marad und möglicherweise weiter über Nippur nach Larsa.314 Insgesamt gehen die Autoren im 2. Jahrtausend also von zwei Flussarmen aus, die Euphrat und Tigris in der Region des späteren Seleukia verbanden: dem Purattu-Hauptarm und dem Irnina. Geht man tatsächlich vom Zusammenfluss von Purattu-Hauptarm und Tigris aus, dann müsste die Einmündung des Purattu den Tigris an dieser Stelle durch Sedimentanlagerung auf Dauer weiter nach Osten gedrängt haben.315 Für die Zeit zwischen 1150 und 750 ist laut Cole und Gasche nicht genug Material zu finden, um Aussagen über das Flusssystem treffen zu können.316 Für die Zeit zwischen 750–500 ließen sich dagegen wieder verschiedene Entwicklungen feststellen: Als ein weiterer Flussarm/Kanal kommt der in kassitischer und neubabylonischer Zeit erwähnte PattiEnlil (neuassyrisch vielleicht Patti-Bēl) hinzu, der in der Nähe der Abzweigung des älteren Irnina vom linken Ufer des Purattu abzweigte, über Dūr-Kurigalzu in den Tigris floss und damit eine schiffbare Verbindung zwischen Euphrat und Tigris darstellte.317 Aufgrund der Aussage in einer Inschrift von Tukultī-Ninurta II., dass er den Patti-Enlil überquerte und dann den Weg zum Purattu einschlug, gehen die Autoren davon aus, dass der Hauptarm des Purattu bei Sippar nicht mehr länger den Namen Purattu trug (RIMA 2.0.100.5 TukultīNinurta II: 54, für den Text siehe S. 311). Die Autoren nehmen aufgrund von verschiedenen Inschriften an, dass der Purattu bei Sippar zu dieser Zeit ausgetrocknet war oder nur wenig Wasser in ihm floss. Die Region fiel wüst, wie auch eine Beschreibung Sargons der Region zeige. Das Flussbett musste daher restauriert werden und wurde damit zum künstlich regulierten Kanal. Ab neubabylonischer bis in seleukidische Zeit wurde der ehemalige Purattu dann als Nār-šarri (in späteren Quellen dann als Nahar Malkā) bezeichnet. Der Nāršarri floss dann wohl in den Tigris, denn im 2. Jahrhundert v. Chr. wird Seleukia als sowohl am Nār-šarri als auch am Tigris gelegen beschrieben. Die Hauptwassermassen des Euphrat folgten damit ab spätestens dem 9. Jahrhundert dem nach Süden gerichteten Araḫtu. Als Resultat davon geschieht laut der Autoren eine weitere Namensverlagerung. Der Araḫtu wird nun als Purattu bezeichnet. Dies setzte sich jedoch nicht vollständig durch. Vor allem in Monumentalinschriften wurde auch weiterhin der Name Araḫtu parallel zu Purattu benutzt. In neubabylonischer Zeit hatten die Könige weiterhin mit der Verlagerung der Hauptwassermassen vom Purattu/Araḫtu in weiter westlich gelegene Arme zu kämpfen.318 Als weitere Flussarme/Kanäle sind der ab dem 7. Jahrhundert bezeugte Nār-Šamaš zu nennen, der südlich von Sippar vom linken Ufer des Purattu abzweigte, der Banītu-Kanal, der vom Purattu bei Babylon abzweigte und Kiš versorgte, und der Kutha-Kanal in neubabylonischer Zeit.319 Die Lokalisierung des letzteren ist aufgrund z.T. widersprüchlicher Aussagen der Texte (es existiert auch ein alter Kutha-Kanal, zudem in den Murašû-Texten noch ein weiterer Kanal dieses Namens bei Nippur) schwierig. Cole/Gasche rekonstruieren 314 315 316 317 318 319
Cole/Gasche 1998, 27–30. Paepe 1971, 25. Cole/Gasche 1998, 30. Cole/Gasche 1998, 30–32. Cole/Gasche 1998, 32–35. Cole/Gasche 1998, 32–35.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
seinen Verlauf ähnlich wie den des Purattu von Kiš aus dem 2. Jahrtausend Sie gehen davon aus, dass er 32 km nördlich von Babylon aus dem Araḫtu abzweigte, dann aber weiter nach Kutha floss.320 Einen weiteren wichtigen Aspekt stellen die Marschen bei Borsippa dar, die ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. belegt sind und aufgrund ihrer Größe sogar als tâmtu, „Meer“, bezeichnet wurden. Sie wurden in späterer Zeit durch den seit Neriglissar belegten PallukkatuKanal gespeist, der mit seiner Abzweigung vom rechten Ufer des Euphrat westlich von Sippar (nicht bei FallūŽa wie oft vermutet) dem Lauf des heutigen ‡indīja-Arm des Euphrat zwischen der Iskandarīja-Inselterrasse und der westlichen Wüste folgte. Dieser Kanal, auch wenn zur Zeit Nebukadnezars noch nicht namentlich belegt, könnte schon durch die Eingriffe Nebukadnezars in das Kanalsystem um Babylon zur Flutung der Umgebung entstanden sein. Die Hauptwassermassen des Euphrat gingen zu einem ungewissen Zeitpunkt auf den Pallukkatu über. Schon im 8. Jahrhundert v. Chr. gibt es Hinweise darauf, dass es zu Unregelmäßigkeiten in der Wasserführung im Hauptarm des Purattu durch Babylon kam und sich die Wassermassen weiter nach Westen verlagerten. Die Städte um Babylon, Borsippa und Dilbat erlebten im 8. Jahrhundert noch eine Blüte, während die Region von Nippur über eine massive Wasserknappheit klagte. Eine Schleuse an der Abzweigung des Pallukkatu sorgte schließlich für eine künstliche Kontrolle des Wasserflusses in den einzelnen Armen und diente damit auch dem Hochwasserschutz. Überschüssiges Wasser aus dem Euphrat bzw. das gesamte Wasser des Euphrat konnte in ihn durch das Schließen einer Schleuse umgeleitet werden.321 Ab der Mitte des 6. Jahrhundert kommt noch der „Euphrat von Nippur“ mit ins Spiel. Er ist in mehreren Texten belegt, die von Feldern an seinem Lauf sprechen.322
320 Cole/Gasche 1998, 33–34. 321 Cole 1994a; Cole/Gasche 1998, 35 und 53; Boiy/Verhoeven 1998. Für die Rolle des Pallukkatu zur Erfassung des Pegelstands des Euphrats in den Astronomischen Tagebüchern siehe S. 478–479. Zur Geographie und der damit zusammenhängenden politischen und gesellschaftlichen Situation Babyloniens zu dieser Zeit siehe auch Brinkman 1995. 322 Für Belege aus der Regierungszeit Artaxerxes I. und Dareios II. siehe z.B. Augapfel 1917, S. 14 II.2, S. 32 X.76, S. 33 IX.59, S. 37–38 X.7, S. 46–47 II.125. Für die Texte aus dem Murašû-Archiv siehe z.B. Cardascia 1951, S. 43–44 (BE IX 19), S. 51–53 (BE X 46 / UM 36), S. 119–120 (TMHC 189) und Donbaz/Stolper 1997, Nr. 3, 18 (hier wird auch der i7Buranunaki erwähnt), 29, 40 und Stolper 1985, Nr. 6 und 43. Als Städte an seinem Ufer werden genannt: Bīt-Baḫari, Bīt-Ḫaddija, Milidu, Disidija und Bīt-Arzā. Außerdem wird er in Zusammenhang mit dem Ḫarripiqud-Kanal und dem Namgarī-dūr-Ellil-Kanal genannt. Siehe dazu auch Zadok 2002, 871–872. Für eine Übersicht zu den Belegen siehe RGTC 8, 396. Die Belege wurden hier nicht näher betrachtet, da sie vor allem aus achämenidischer Zeit stammen und damit aus dem Untersuchungszeitrahmen dieser Arbeit fallen. Cole und Gasche bringen den Purat-Nippur mit dem früher attestierten Banītu-Kanal, der möglicherweise auch „Fluss von Kiš“ genannt wurde und dessen Verlauf der spätere Šaff an-Nīl folgte, in Verbindung, siehe dazu Cole/Gasche 1998, 34–35.
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5.3 Der Flusslauf an sich
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Abb. 16: Rekonstruktion des Flusssystems im 1. Jahrtausend in Babylonien nach Jursa323 Was die Region um Sippar angeht, rekonstruiert Jursa für das 1. Jahrtausend eine andere Einteilung der Flussarme. Er geht davon aus, dass der von Cole und Gasche als Hauptarm des Purattu bezeichnete Flusslauf nach seiner Restaurierung und Befestigung durch Nabopolassar nicht in Nār-šarri umbenannt, sondern als Nār-Šamaš bezeichnet wurde. Der Nār-šarri habe einen anderen Flusslauf dargestellt.324 Auch Da Riva stellt das von Cole und Gasche rekonstruierte Bild in Frage, da es nicht mit der Lage der Gärten der rab banê in der Region von Sippar vereinbar sei.325 Hritz, die die Ergebnisse der belgischen Untersuchungen mit Satellitenaufnahmen vergleicht, bestätigt im Großen und Ganzen die Ergebnisse von Cole und Gasche. Sie stellt jedoch auch gewisse Problematiken fest. Während Cole und Gasche der Ansicht sind, dass der Hauptarm des Purattu in den Tigris mündete und von dort weiter als Zubi/Tigris floss, schließt Hritz aus den Satellitenaufnahmen, dass es keinen Zusammenfluss zwischen Purattu und Tigris gegeben habe, sondern vielmehr, dass Cole und Gasches Hauptarm des Purattu separat weiter nach Süden floss und der Tigris andernorts zu verorten sei. Damit 323 Die Abbildung basiert auf Jursa 2010, 62 fig. 1. 324 Jursa 1995, 70; id. 2010, 324–334. 325 Siehe dazu Da Riva 2002, 139–140; zu den Gärten, die in Zusammenhang mit dem Euphrat genannt werden, siehe S. 410–411.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
wäre Cole und Gasches Zubi/Tigris im Grunde nichts anderes als eine Fortsetzung des Hauptarm des Purattu. Insgesamt stellt Hritz für die Schwemmebene fest, dass sie vor allem durch Arme des Euphrat geprägt ist und kaum durch die des Tigris, was wiederum der Rekonstruktion von Jacobsen nahe kommt. Schriftliche Erwähnungen des Tigris in den jeweiligen Regionen sieht Hritz wie Jacobsen als Beleg für Kanäle oder Nebenarme des Tigris, aber nicht für den Hauptfluss.326 b. Tigris Bisherige Untersuchungen zum Verlauf des Tigris in der Schwemmebene konzentrierten sich auf zwei Regionen. Die erste Region betrifft die Gegend zwischen Sāmarrāh und der Region von Sippar, in der der Adhaim und Diyālā von Osten her in den Tigris münden sowie möglicherweise von Westen her ein Euphratarm. Die zweite Region liegt weiter südlich bei Maškan-šāpir und Umma. Die Studien bieten verschiedene Interpretation zum Verlauf des Tigris im Alten Orient. Dazu gehört die Identfizierung des Tigrislaufs mit Streckenabschnitten entlang des Nahrawān-Kanals, entlang des Haur ad-DalmaŽ, entlang des Šaff al-Ġarrāf, entlang des Arms, der von Jacobsen als östlicher Euphratarm bzw. Iturungal bezeichnet wurde und entlang des Šaff al-Kār (siehe dazu S. 329 Abb. 17). Wilkinson stellt für die Region um Sāmarrāh fest, dass der Tigris, der heute vor der Einmündug des Adhaim in seiner Laufrichtung nach Osten orientiert ist, zu Zeiten des Alten Orients weiter westlich zu finden war und sich die Laufrichtung gerade nach Süden richtete. Intensive Bewässerungstätigkeiten, vor allem in sassanidischer und islamischer Zeit, sorgten aber für die Verlagerung des Flussbetts. Wilkinson geht in dieser Region von drei größeren Laufänderungen des Tigris innerhalb der letzten zehntausend Jahre aus.327 Eine verbreitete These setzt den antiken Tigrisverlauf in Bezug zu dem ab sassanidischer Zeit als Nahrawān bekannten Kanal. Dieser Kanal zweigte bei Sāmarrāh aus dem Tigris ab und führte zum Diyālā. Er versorgte schon zu parthischer Zeit die Region um Ktesiphon mit Wasser. Für den unteren Abschnitt dieses Kanals wird angenommen, dass er sich an einem alten Flussbett des Diyālā-Unterlaufs orientierte. Großangelegte Bauarbeiten an diesem Kanal wurden im 6. Jahrhundert n. Chr. von dem sassanidischen Herrscher Chosrau I. durchgeführt. In abbasidischer Zeit geschahen zudem weitere Ausbaumaßnahmen zur Versorgung der Stadt Bagdad.328
326 Hritz 2010, 190–195. 327 Wilkinson 1990. 328 Morony 1992; Wilkinson 2003, 93.
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Abb. 17: Verschiedene Vorschläge zur Rekonstruktion des Tigrisverlaufs329 Nützel geht aufgrund der enormen Breite (20–120 m) und Tiefe (5–15 m) dieses Kanals davon aus, dass er ursprünglich nicht allein künstlich geschaffen sein kann, sondern sein Lauf einem alten Flussbett des Tigris zwischen Sāmarrāh und Kūt folgt. Laut Nützel habe ab Kūt der antike Tigris dann seinen Lauf über den Šaff al-Ġarrāf zum Meer genommen. Städte wie Umma lokalisiert Nützel an Jacobsens Iturungal. Nützel geht also davon aus, dass der Tigris zur Zeit des Alten Orients bis in das 4. vorchristliche Jahrhundert in der nördlichen Schwemmebene dem Lauf folgte, der für den späteren Nahrawān-Kanal zu rekonstruieren ist. Durch einen Dammbruch sei es dann laut Nützel zu einer Aufspaltung des Tigris in zwei Arme gekommen, wobei der zweite Arm, der sich an den tiefergelegenen Punkten der Ebene orientiert habe, dem heutigen Tigrisverlauf entspräche. Die Datierung dieser Veränderung auf das 4. Jahrhundert v. Chr. begründet er mit der Entstehung von Siedlungen entlang des heutigen Tigrislaufs zu dieser Zeit. Die beiden Arme existierten dann also über eine gewisse Zeitperiode parallel. Eine stetige Verlagerung der Hauptwas329 Die Abbildung basiert auf den Angaben in Pournelle 2003, 159 fig. 58; Nützel 2004, 236 Abb. 65; Gasche 2007, 32 fig. 71; Hritz 2010 passim.
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5 Geographische Angaben zu Euphrat und Tigris in den Keilschriftquellen
sermassen in das heutige Flussbett habe die Könige in sassanidischer Zeit dann gezwungen, das weiter östlich gelegene Flussbett, das nun weniger Wasser führte, umzubauen, um es weiterhin am Leben zu erhalten. Daraus sei dann der Nahrawān-Kanal entstanden, der bis zum 12. Jahrhundert intakt blieb.330 Die Einmündung des Diyālā spielt für die Rekonstruktion der Entwicklung des Flusslaufs des Tigris eine wichtige Rolle. Adams beschreibt den Flusslauf des Tigris in der Region der Einmündung des Diyālā zur Zeit des Alten Orients als von zwei Kräften beeinflusst. Zum einen habe der Tigris im Westen durch den Sedimentaufbau des Euphrat einen Druck erhalten, der ihn nach Osten schob. Gleichzeitig habe aber die Einmündung des Diyālā für einen gegenläufigen Druck gesorgt, der den Fluss zurück nach Westen drängte. Dass sich der Fluss schließlich in sein modernes Bett verlagerte, spricht Adams aber hauptsächlich dem Einfluss des Euphrat zu. Adams geht davon aus, dass diese Abdrängung des Tigris nach Osten dafür sorgte, dass der Tigris schon im 4. Jahrtausend für die Schwemmebene keine große Rolle mehr spielte.331 Aufgrund der massiven Uferdämme des Diyālā im Gebiet vor seiner Einmündung in den Tigris geht Gasche davon aus, dass diese nicht vom Diyālā allein geschaffen worden sein können. Er nimmt an, dass diese Uferdämme bis in die Mitte des 3. Jahrtausends vom Tigris geschaffen wurden, bevor dieser sich auf einen weiter südlich gelegenen Kurs verschoben habe (für Gasches Rekonstruktion des weiteren Tigrisverlaufs siehe unten).332 Hritz sieht wie Nützel einen Zusammenhang zwischen dem späteren Nahrawān und dem antiken Tigris. Auch wenn sie davon ausgeht, dass es sich bei dem Nahrawān größtenteils um einen künstlich geschaffenen Flusslauf handelt, so ist sie auch der Ansicht, dass bei dessen Schaffung abschnittsweise auf die Ufer