EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel 9783110511345, 9783828204652

Die EU-Osterweiterung hat zu einer veränderten Arbeitsteilung in Europa und weltweit geführt. Betriebsverlagerungen von

131 83 13MB

German Pages 162 [176] Year 2009

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel
 9783110511345, 9783828204652

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
2. EU-Osterweiterung
3. Wachstums-, Außenhandels- und Beschäftigungseffekte im Kontext der Integrations- und Innovationsdynamik
4. Politikoptionen
5. Osterweiterung und Digitale Wirtschaft
6. IKT-Spezifika und Wachstums- bzw. Beschäftigungseffekte im Kontext der EU-Osterweiterung
7. Theoretische Grundlagen der Analyse
8. Politikoptionen: Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen
Anhang 1: Ausgewählte Telekomstatistiken für Osteuropa
Anhang 2: Statistische Maße des Strukturwandels
Anhang 3: NACE rev. 1.1. Klassifizierung (in Teilen)
Literatur

Citation preview

Paul J. J. Welfens/Dora Borbely EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel

ic* + -fr

^

^^ * EIIW

Europäische Integration und Digitale Weltwirtschaft Herausgegeben von Paul J. J. Weifens Europäisches Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen e.V. an der Bergischen Universität Wuppertal

Band 4: EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel von Paul J. J. Weifens und Dora Borbély

Lucius & Lucius • Stuttgart • 2009

Anschrift der Autoren: Prof. Dr. Paul J.J. Weifens Dr. Dora Borbely Europäisches Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen (EIIW) an der Bergischen Universität Wuppertal Rainer-Gruenter-Straße 21 42119 Wuppertal http: / / www. eiiw. eu

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar

ISSN 1868-0607 ISBN 978-3-8282-0465-2

© Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2009 Gerokstr. 51, 70184 Stuttgart www.luciusverlag.com Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung, Verarbeitung und Übermittlung in elektronischen Systemen.

Druck und Einband: Rosch-Buch, Scheßlitz Printed in Germany

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • v

Vorwort Die EU-Osterweiterung hat zu einer verstärkten Handelsintegration und einem beschleunigten Strukturwandel in Europa geführt, z.T. auch regionale und internationale Konvergenzprozesse gerade mit Blick auf das reale Pro-KopfEinkommen beeinflusst. Die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) spielt für Wirtschaftswachstum und Strukturwandel in Europa seit den 80er Jahren eine zunehmend größere Rolle, seit den 90er Jahren ist IKT auch der innovationsstärkste Sektor. Dabei ist hier der IKT-Sektor ein eigenständiges Wachstumsfeld, zugleich ist er ein Modernisierungstreiber in der Old Economy und erlaubt verstärkte und auch flexiblere räumliche Aufspaltungen ökonomischer Wertschöpfungsprozesse. Die EU-Integration, aber auch die Einkommens- und Beschäftigungsdynamik werden davon in vielfaltiger Weise betroffen. Diese Prozesse zu untersuchen, ist ein wichtiges Anliegen dieser Studie, die am Europäischen Institut für internationale Wirtschaftsbeziehungen (EIIW; www.eiiw.eu) erarbeitet wurde. Die vorliegende Doppelstudie entstand im Rahmen von Forschungsarbeiten, die am EIIW für die Hans-Böckler-Stiftung durchgeführt wurden. Die Autoren danken Herrn Dr. Frank Gerlach von der Stiftung für eine kritische Begleitung bzw. Unterstützung des Forschungsvorhabens; und natürlich auch der Stiftung selbst für die freundliche Förderung. Die vorgelegten Befunde sind für Wirtschaft, Politik und Verbände sicherlich in vielen Punkten höchst aufschlussreich, die differenzierte Sichtweise zeigt allerdings auch, dass eine generelle Besorgnis in Sachen EU-Osterweiterung in Deutschland bzw. Westeuropa unangebracht ist. Die veränderte Dynamik der europäischen (und globalen) Arbeitsteilung wird in der vorgelegten Studie ebenso deutlich wie die teilweise beträchtlichen Unterschiede zwischen den hier betrachteten osteuropäischen Beitrittsländern. Im Übrigen verspricht durchdachte Wirtschaftspolitik mittelfristig in alten und neuen EU-Ländern erheblich zur Lösung hartnäckiger Probleme beizutragen — pragmatische und teilweise auch innovative Konzepte, die in einigen Beitrittsländern entwickelt wurden, sollten für westeuropäische Länder durchaus Anlass zu eigenen forcierten Reformen sein. Dass die in der Praxis modernste digitale Regierung in der EU aus Estland kommt, ist hier nur ein interessantes Detail am Rande. Viele EU-Länder haben im Kontext eigenständiger Reformanstrengungen, aber auch im Rahmen der EU-Lissabon-Agenda bzw. von EU-Impulsen in den 15 Jahren nach 1991 erhebliche ökonomische Erfolge erzielt und anhaltendes Wirtschaftswachstum mit sinkenden Arbeitslosenquoten mehrjährig verbinden können (allerdings sind hohe Leistungsbilanzdefizitquoten in einigen Beitrittsländern — aber auch in Spanien und Portugal — ebenso als problematisch anzusehen wie hohe staatliche Haushaltsdefizite in einigen neuen EU-Ländern).

vi • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

Wie sich die Einkommensunterschiede zwischen den EU-Ländern und innerhalb der EU-Länder entwickeln werden, bleibt längerfristig abzuwarten, aber auch hier gibt es eine Reihe erster Befunde zur mittelfristigen Dynamik, wobei es durchaus verstärkte ökonomische Spannungen innerhalb von EU-Mitgliedsländern geben könnte. Während Handels- und Direktinvestitionsdynamik in Europa den ökonomischen Aufholprozess in Osteuropa unterstützen, sorgt die verstärkte Integration von osteuropäischen EU-Ländern in den Finanzbinnenmarkt für eine größere internationale Schockanfälligkeit. Wir sind den Mitarbeitern Jens Perret, Deniz Erdem und Martin Keim zu besonderem Dank für die technische Unterstützung im Projekt bzw. bei der Drucklegung verpflichtet. Die Verantwortung für die Doppelstudie tragen allein die Autoren.

Wuppertal und Paris im Dezember 2008 Paul JJ Weifens und Dora Borbely

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • vii

Inhaltsverzeichnis Vorwort

v

Abbildungsverzeichnis

x

Tabellenverzeichnis

xii

1.

Einleitung

1

2.

EU-Osterweiterung

6

3.

2.1

Besondere Aspekte der EU-Osterweiterung

6

2.2

Ausgewählte Erfahrungen aus der Süderweiterung

8

Wachstums-, Außenhandels- und Beschäftigungseffekte im Kontext der Integrations- und Innovationsdynamik 11 3.1

Globaler und regionaler Innovationswettbewerb

11

3.1.1

Innovationsdynamik ausgewählter OECD-Länder

11

3.1.2

Diffusions- und Innovationsdynamik Beitrittsländer

13

3.1.3 3.2

3.3

osteuropäischer

Strukturwandel und Innovationsdynamik

13

EU-Osterweiterung: Integrationstheoretische Analyse

17

3.2.1

Handelseffekte aus traditioneller Sicht

17

3.2.2

Direktinvestitionseffekte: Outsourcing vs. Off-shoring

20

3.2.3

Neue Außenwirtschaftstheorie und neue Wachstumstheorie 21

3.2.4

Neue Ökonomische Geographie

Strukturwandel, Wachstum und Arbeitslosigkeit

22 33

3.3.1

Strukturwandel und Relativ-Preiseffekte: Der BalassaSamuelson Effekt 33

3.3.2

Balassa-Samuelson Effekt und Arbeitslosigkeit

3.3.3

Strukturwandel und Arbeitsmarkt in der erweiterten EU.... 34

3.3.4

Empirische Analysebefunde zum Strukturwandel in Westeuropa 43

34

viii • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

3.3.5 3.3.6 4.

5.

Analysebefunde zum

Strukturwandel

in 52

Empirische Analysebefunde zum Strukturwandel in der erweiterten EU 57

Politikoptionen

63

4.1

Implikationen abgeleitet aus der theoretischen Literatur

63

4.2

Implikationen abgeleitet aus der empirischen Literatur

65

4.3

Innovations- und Wachstumspolitik

66

4.4

Perspektiven

68

Osterweiterung und Digitale Wirtschaft

71

5.1

IKT-Abgrenzung

74

5.2

IKT-Dynamik, Outsourcing und Offshoring

75

5.3

Innovationstheorie und moderne Wachstumstheorie in offenen Volkswirtschaften 81

5.4 6.

Empirische Osteuropa

5.3.1

Skaleneffekte

81

5.3.2

Faktorreallokationseffekte

83

Wachstums- und IKT-Dynamik in der EU: Wirtschaftliche und Wirtschaftspolitische Impulse 84

IKT-Spezifika und WachstumsKontext der EU-Osterweiterung 6.1

bzw.

Beschäftigungseffekte

im 89

IKT-Charakteristika: Grundlagen 6.1.1

89

Nachfrage- und angebotsseitige Besonderheiten IKT

von 92

6.1.2

Digitale Technologiedynamik

6.1.3

Regulierungsaspekte der Telekommunikation und Vernetzungsdynamik im Mobil- und Festnetzbereich 96

6.1.4

Relativpreisdynamik und IKT-Kapitalakkumulation

96

6.1.5

Innovationstheorie und Qualifizierungsdruck

97

6.1.6

I K T als Qualifizierungschance und Basis Wissensgesellschaften

6.1.7

95

moderner 99

Outsourcing-Dynamik und Insourcing unter Berücksichtigung von I K T 101

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • ix 6.2

7.

8.

EU-Osterweiterung

104

6.2.1

Veränderte europäische Arbeitsteilung

110

6.2.2

Risiken und Chancen eines beschleunigten Technologietransfers im vernetzten EU-Binnenmarkt 112

6.2.3

Innovationsdynamik in digitalisierten Marktwirtschaften ..113

Theoretische Grundlagen der Analyse

116

7.1

Fragmentierungsansätze für die Digitale Wirtschaft

120

7.2

Strukturwandel, Informations- und Kommunikationstechnologien und Wirtschaftsentwicklung 121

Politikoptionen: Wirtschaftspoütische Schlussfolgerungen

130

8.1

Politikoptionen in EU-Beitrittsländern

130

8.2

Optionen der Wachstums-, Struktur- und Beschäftigungspolitik

8.3

in Deutschland

136

Supranationale Politikoptionen

139

Anhang 1: Ausgewählte Telekomstatistiken für Osteuropa

143

Anhang 2: Statistische Maße des Strukturwandels

146

Anhang 3: NACE rev. 1.1. Klassifizierung (in Teilen)

148

Literatur

153

x • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1:

F&E-Ausgabenquote ausgewählter OECD-Länder, in % des BIP 12

Abbildung 2:

Patentanmeldezahlen pro eine Million Einwohner beim Europäischen Patentamt

12

Abbildung 3:

Strukturwandel und Innovation als dynamischer Prozess

14

Abbildung 4:

Das Grundmodell der Neuen Ökonomischen Geographie: Das Tomahawk-Diagramm 25

Abbildung 5:

Neue Ökonomische Geographie: Transportkosten, Nachfrage und Preise 29

Abbildung 6:

Zentrale und Periphere Regionen der EUa

36

Abbildung 7:

Pro-Kopf BIP in europäischen Regionen im Jahr 2001

38

Abbildung 8:

Veränderung

des

Pro-Kopf-BIP

in

europäischen

Regionen, 1995-1999

39

Abbildung 9:

Regionale Arbeitslosenquoten in der EU im Jahr 2002

41

Abbildung 10:

Beschäftigung in Hochtechnologiesektoren im Jahr 2002

42

Abbildung 11:

Wertschöpfungsanteile in der EU von 1975-1999, in Preisen von 1990,1975=100 45

Abbildung 12:

Wertschöpfungsanteile anhand der NUTS 2 Regionen, 1975-1999, in Preisen von 1990,1975=100 45

Abbildung 13:

Zunahme des Pro-Kopf-BIP in Regionen der neuen EUMitgliedstaaten, 1995-1999 in % 53

Abbildung 14:

Länderweise Schätzergebnisse für die EU-25 im Zeitraum 1993-2001

60

Abbildung 15:

Länderweise ß-(De-)Spezialisierung, EU25 (3-Steller)

61

Abbildung 16:

Sektorenweise Schätzergebnisse auf 2-Steller, 1993-2001:

61

Abbildung 17:

Breitband-Anschlussdichten in EU-Ländern 2003-2005, Anschlüsse pro 100 Einwohner 90

Abbildung 18:

Schmalband-Anschlussdichten in Anschlüsse pro 100 Einwohner

Abbildung 19:

EU-Ländern

Sektorale Innovationsleistung in der EU

2003, 91 95

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • xi

Abbildung 20:

Ungarn - Export-RCA, 1993-2003; und Exportdurchschnittserlöse, 1993, 2003 126

Abbildung 21:

Deutschland Export-RCA, 1993-2003; und Exportdurchschnittseriöse, 1993, 2003 126

Abbildung 22:

EUVs und Schweden

Abbildung 23:

Modifizierte

RCAs

in

Österreich

und 128

EU Integrations- und Wachstumsdynamik und Bildungsvernetzung 140

xii • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

Tabellenverzeichnis Tabelle 1:

Schätzergebnisse für das Marktpotential

49

Tabelle 2:

Simulierte Veränderung des Pro-Kopf-Einkommens beim EU25 Szenario 49

Tabelle 3:

Schätzergebnisse für relative und absolute Konzentration anhand von Produktionsdaten 56

Tabelle 4:

Patentanmeldungen beim US-Patentamt (USPTO) pro 1 Mio. Einwohner 110

Tabelle 5:

Verschiedene Indikatoren zur Messung des Strukturwandels auf Basis von NACE-2-Daten für die Industrieproduktion (LI=Lilien Index; MLI=modifizierter LI; Definitionen siehe Anhang) 122

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 1

1. Einleitung Die EU-Osterweiterung von 2004 — acht Länder Osteuropas umfassend plus Malta und Zypern — hat in erheblichem Maß zu Wachstum und Strukturwandel in Europa beigetragen. Man kann dabei hier mit Blick auf die mittelfristige Konvergenzentwicklung Erfolge verzeichnen, allerdings ist die Nachhaltigkeit der Aufholprozesse wegen der in einigen osteuropäischen Ländern sehr hohen Leistungsbilanzdefizite und der Anfälligkeit für internationale Schocks nicht gesichert. Die Problematik der transatlantischen Bankenkrise ist ernster Natur (GABRISCH, 2009; WELFENS, 2009), sie bleibt in dieser Studie außerhalb der Betrachtung, da hier der Focus mehr auf den mittel- und langfristigen Strukturund Wachstumsaspekten liegt. Die osteuropäischen Beitrittsländer haben im Vorfeld der EU-Osterweiterung rasch umfangreiche Transformations- und internationale Offnungsprozesse bewältigt, wobei die EU durch die Beitrittspartnerschaften bzw. die PhareProgramme im Vorfeld des EU-Beitritts die faktische Integration in den Binnenmarkt und die Weltwirtschaft gefördert hat. Als neue EU-Mitgliedsländer haben die entsprechenden postsozialistischen Staaten durch die EUStrukturfonds und politische Unterstützung sowie Projektimpulse (etwa bei EEurope+ als einem Projekt zur Förderung der Informations- und Kommunikationstechnologie) seitens der Europäischen Kommission weitere Unterstützung aus Brüssel erhalten. Diese Impulse sind mit internen Transformations- und Reformaktivitäten kombiniert worden und viele osteuropäische Länder haben im Anschluss an eine Transformationsrezession erhebliche Fortschritte u.a. in Sachen Strukturwandel, Finanzmarktentwicklung und institutionelle Modernisierung auf dem Weg zu einer modernen Marktwirtschaft erreicht (BORBELEY, 2006; KEIM, 2009; KUTLINA, 2009; WELFENS, 2008). Die EU-Osterweiterung von 2007, die Rumänien und Bulgarien umfasst — hier allerdings nicht thematisiert wird —, dürfte in vielen Bereichen von ähnlichen Anpassungsimpulsen geprägt sind wie die erste EU-Osterweiterungsrunde. Die EU-Osterweiterung von 2004 bedeutet aus ökonomischer Sicht, dass sich unmittelbar ein erweiterter Binnenmarkt mit seinen vier Grundfreiheiten ergibt — allerdings bei der Arbeitskräftemobilität mit Einschränkungen aus Sicht der EU15-Länder, wobei Großbritannien, Irland und Schweden eine Ausnahme darstellen. Denn die drei letztgenannten Länder haben ihre Arbeitsmärkte ohne Übergangsfristen geöffnet. Deutschland hat Übergangsfristen bis 2011 bei der Freizügigkeit durchgesetzt und will diese Frist offenbar auch maximal ausschöpfen, was mit Blick auf den Fachkräftemangel in einigen Regionen bzw. Sektoren als problematisch gelten kann. Der freie Güter- und Dienstleistungsverkehr in der erweiterten EU bringt sicherlich Wohlfahrtsgewinne für die Altmitglieder und die Neumitglieder, der freie Kapitalverkehr hat die Finan-

2 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

zierungsmöglichkeiten von Investitionen im Übrigen verbessert; da auch die Außenhandelsfinanzierung erleichtert wurde — teilweise als Reflex der westeuropäischen Direktinvestitionen im Bankensektor von EU-Beitrittsländern —, sind auch durch die Finanzmarktintegration Impulse für die Erhöhung der Außenhandelsintensität in der erweiterten EU entstanden. Ein zunehmender Offenheitsgrad in osteuropäischen EU-Beitrittsländern, z.T. verbunden mit einer allmählich zunehmenden Spezialisierung der Industrie — im Zeitablauf in einigen osteuropäischen Ländern verstärkt zugunsten auch technologieintensiver Sektoren — hat das Wirtschaftswachstum in Osteuropa erhöht. Zugleich stellt sich für einige Beitrittsländer mittelfristig verstärkt die Frage nach der Option eines Beitritts zur Eurozone. Die Integration der EU 15 mit den osteuropäischen Beitrittsländern hat rasche Fortschritte gemacht und die Bedeutung des Intra-EU-Handels hat kontinuierlich zugenommen. Diese Integrationsdynamik und die ökonomisch-technologischen Aufholprozesse in den EU-Beitrittsländern sind für sich genommen als Forschungsfeld interessant; sie haben aber auch das Interesse der westeuropäischen Unternehmen an verstärkten Exporten bzw. an Direktinvestitionen in Osteuropa verstärkt — auch diese Dynamik und die davon ausgelösten Anpassungsprozesse werfen gewichtige Analysefragen auf. Diese Entwicklungen werden überwölbt von der Expansion der digitalen Wirtschaft bzw. der digitalen EU-Integration, die mit den Produktivitäts- und Vernetzungseffekten der verstärkten Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) verbunden ist. IKT erhöht die Transparenz auf den Märkten, steigert die Geschwindigkeit von Anpassungsprozessen auf Märkten und erleichtert Produktdifferenzierungen bzw. Innovationsprozesse. Die Europäische Kommission hat neben den Modernisierungsimpulsen via Strukturfonds und den institutionellen Reformimpulsen gerade auch im Bereich der IKT-Nutzung wichtige Akzente gesetzt und dabei auch für die Beitrittsländer wichtige Unterstützung gegeben. Manche Vorgaben aus Brüssel mögen jenseits positiver Impulse auch als bürokratische Erschwernis im Einzelfall die Anpassungskosten in den Transformationsländern erhöht haben. Aber am Beginn dieser Untersuchung steht die Hypothese, dass der Beitritt zur Europäischen Union tatsächlich auf mittlere Sicht Wachstums- und Integrationsprozesse der neuen Mitgliedsländer gefördert hat. Man könnte hier argumentieren, dass dies vor dem Hintergrund der positiven Erfahrungen der EU-Süderweiterung nicht erstaunlich ist. Denn gerade in Portugal und Spanien — sowie mit klaren Zeitverzögerungen auch im 1981 schon beigetretenen Griechenland — hat die EU-Mitgliedschaft einen ökonomischen erkennbaren Expansionsprozess angestoßen. Gerade die relativ schwache Wachstumsdynamik in Griechenland in der Dekade nach 1981 zeigt in der Vergleichsperspektive mit Spanien und Portugal, dass etwa eine starke Expansion von Außenhandel und Direktinvesti-

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 3 tionen sowie hohe Produktivitätsfortschritte eben auch wesentlich von komplementären sinnvoll ausgestalteten Reformmaßnahmen der nationalen Wirtschaftspolitik abhängen. Privatisierungen, Marktöffnungsmaßnahmen und Investitionen im Infrastrukturbereich sind — z.T. ähnlich wie in Spanien und Portugal im Kontext des EU-Beitritts - in Osteuropa Politikmaßnahmen auf der Transformations- und Reformagenda gewesen. Allerdings waren die in den osteuropäischen Beitrittsländern insgesamt zu leistenden ordnungspolitischen Herausforderungen deutlich größer als für die schon als Marktwirtschaften verfassten Beitrittsländer bei der Süderweiterung. Hinzu kommt eine verschärfte Nebenbedingung aus der Liberalisierung des Kapitalverkehrs, wo es für die Beitrittsländer Osteuropas praktisch mit dem Beitrittstag kaum noch Barrieren gab. Dass ein voll liberalisierter Kapitalverkehr bzw. die feste Verankerung im EUBinnenmarkt - neben allen Vorteilen - auch Risiken mit sich bringt, haben viele Beitrittsländer Osteuropas (der ersten Runde von 2004 als auch mit Rumänien und Bulgarien aus der Erweiterung von 2007) erst im Kontext der tiefen USbzw. internationalen Finanzmarktkrise 2008 realisiert, wobei natürlich Slowenien als Mitgliedsland der Eurozone einen sichtbaren Abschirmungseffekt genoss. Wie sich dann die Finanzmarktkrise auf die Dynamik der osteuropäischen Arbeitsteilung, wird hier nicht thematisiert, vielmehr soll hier der Prozess des Strukturwandels in der Dekade nach 1994 analytisch in den Blick genommen werden. Dass sich hierbei ergebende Bild ist facettenreich und die vorgelegten Daten und Analysen bringen neue Einsichten — z.T. solche, die mit den Standardansätzen der Wirtschafts- bzw. Außenwirtschaftstheorie vereinbar sind, aber auch einige erstaunliche: Etwa wenn es um den Einfluss der Informationsund Kommunikationstechnologie geht. Mit der EU-Osterweiterung ergeben sich für West- und Osteuropa neue Chancen der wirtschaftlichen und politischen Kooperation. Allerdings entsteht auch erheblicher Anpassungsdruck sowohl in den EU15-Ländern als auch in den Beitrittsländern, da die relativen Preise bzw. Faktorpreise und die Pro-Kopf-Einkommen sich innerhalb Europas erheblich unterscheiden: Durch wachsenden Außenhandel bzw. durch Direktinvestitionen entstehen grundsätzlich Anpassungsimpulse in Richtung auf eine Angleichung der Relativpreise für handelsfähige Güter und im Zuge dann veränderter Relativpreise bzw. Faktorpreisrelationen auch Impulse für den Strukturwandel. Im Übrigen wird diese durch die EU-Osterweiterung bedingte Anpassungsdynamik vom Veränderungsdruck aufgrund der Globalisierung überlagert, die ebenfalls Impulse zur Entwicklung einer neuen europäischen Arbeitsteilung erzeugt. Für die Hochlohnländer in Westeuropa ist dabei insgesamt von einem erheblichen Druck auszugehen, sich durch Produkt- und Prozessinnovationen im verschärften Wettbewerb zu behaupten. Mit Blick auf den Strukturwandel entstehen im Kontext der EU-Osterweiterung handelsbedingte Änderungen bei der sektoralen und regionalen Spezialisierung.

4 • Paul J.J. Welferis/Dora Borbely Aber es kommt auch durch Direktinvestitionen — ab 2011 bei voller Freizügigkeit für Arbeitnehmer auch durch Arbeitskräftemigration — zu Änderungen von Spezialisierungsmustern. Folgt man KLODT (1993) mit seiner Unterscheidung von mobilen Schumpeter- und immobilen Schumpeter-Industrien, wobei Schumpeter-Industrie synonym für technologieintensiv ist, dann sind nur immobile Industrien grundsätzlich gegen Verlagerungen ins Ausland geschützt. Als immobile Schumpeter-Industrie gelten der Flugzeugbau und der Spezialmaschinenbau: eben solche Branchen, bei denen Produktion und Forschung aus Effizienzgründen am selben Ort sein müssen. Noch so große internationale Lohndifferentiale im Produktionsbereich erlauben dann keine sinnvolle räumliche bzw. internationale Entkopplung der betrieblichen Funktionsbereiche Forschung und Produktion. Allerdings gibt es auch mit Blick auf die genannten Sektoren in der Praxis insoweit eine partielle Verlagerungsfahigkeit, als handelbare Vorprodukte geringer und mittlerer Technologieintensität durchaus im Ausland produziert werden können. Geht man näherungsweise davon aus, dass etwa 1/4 der gesamtwirtschaftlichen Produktion nichthandelsfähige Güter und Dienstleistungen darstellen (nichthandelsfähig im engere Sinn bedeutet das Herausrechnen von derartigen Wertschöpfungsakten, die als Vorleistungen für den Sektor der handelsfähigen Güter zu werten sind) und immobile Schumpeter-Industrien 4-5% der Wertschöpfung ausmachen, dann ist grundsätzlich von einer langfristigen internationalen Verlagerungsfähigkeit für rund 70% der Wertschöpfung auszugehen; dies dürfte dann tendenziell auch eine entsprechende Größenordnung bei den Arbeitsplätzen beinhalten. Allerdings stehen der potenziellen Verlagerungsfahigkeit naturgemäß erhebliche Widerstände entgegen. Sie reichen von institutionellen Barrieren — etwa im Kontext der Mitbestimmung — über ökonomische Widerstandsfaktoren, etwa die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte oder regionale Netzwerkeffekte auf der Angebotsseite (die Produktivität einer Firma X hängt in vielen Sektoren positiv vom regionalen Netzwerk an Zulieferern oder von Spillover-Effekten bei Mitbewerbern ab; oder es gibt Agglomerationsvorteile auf der Nachfrageseite) und Nachfragepräferenzen zugunsten inländischer Produkte bzw. „Made in Germany" bis hin zu politisch bedingten Barrieren. Bei letzteren ist insbesondere an Unternehmen mit Staatsbeteiligung oder auch die Rüstungsindustrie zu denken. Festzustellen ist auch, dass ein Teil der Unternehmen, die Wertschöpfungsbereiche ins Ausland verlagert haben, sich wegen nachhaltiger Qualitätsprobleme bei einer Auslands fertigung zu einer Rückverlagerung entschlossen haben. Das kann jedoch nicht den Blick dafür verstellen, dass es neben den bekannten Rückverlagerungen — als Ausdruck von enttäuschten Unternehmenserwartungen — doch auch noch eine große Zahl bislang unrealisierter Verlagerungsoptionen für deutsche Wirtschaft gibt; dieses Verlagerungspotenzial wird bei hinreichendem Anpassungsdruck wohl mittelfristig auch weitgehend mobilisiert bzw. umgesetzt werden. Es ist insgesamt eine

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 5 große analytische Herausforderung, die Entwicklungsdynamik bei Strukturwandel und Pro-Kopf-Einkommen in der erweiterten EU zu untersuchen und hierbei gerade auch die besondere Rolle der Informations- und Kommunikationstechnologie in den Blick zu nehmen. Man sollte die Rolle dieser Querschnittstechnologie einerseits nicht überschätzen, andererseits ist die IKTExpansion eben gerade die neue Grundlage, um Wertschöpfungsketten stärker als bisher international bzw. in der erweiterten EU räumlich aufzuspalten.

6 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

2. 2.1

EU-Osterweiterung Besondere Aspekte der EU-Osterweiterung

Mit der EU-Osterweiterung zum 1. Mai 2004 hat sich der EU-Binnenmarkt um 75 Mio. Einwohner vergrößert und das Bruttoinlandsprodukt ist — nach Kaufkraftparität gemessen - um etwa 10% gestiegen. Die osteuropäischen Beitrittsländer Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakische Republik, Slowenien und die baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen konnten in 2003/04 mit relativ hohen Wachstumsraten aufwarten; bis 2007/08 hielten die hohen Wachstumsraten in den osteuropäischen EU-Beitrittsländern an, Ungarn war allerdings bereits zu diesem Zeitpunkt von einer gewissen Wachstumsschwäche gekennzeichnet. Von der Wirtschaftsdynamik Osteuropas profitierte gerade auch Deutschland, da Maschinen und Anlagen sowie Automobile zu den traditionellen deutschen Hauptexportgütern zählen. Es stieg damit insbesondere der deutsche bzw. EU 15Export an, der schon im Vorfeld der EU-Osterweiterung hohe Wachstumsraten aufwies; nicht zuletzt weil schrittweise Liberalisierungen im Zuge der von der EU mit Beitrittsländern geschlossenen Europa-Abkommen — mit einer gewissen Asymmetrie zugunsten der osteuropäischen Transformationsländer — vorgenommen wurden. Ein wichtiges Phänomen sind schließlich die Direktinvestitionen der EU15Länder in Osteuropa, die zunächst in der Regel für eine Verlagerung von Arbeitsplätzen aus Branchen geringer oder mittlerer Technologieintensität in die osteuropäischen Niedriglohnländer sorgen. Die hohen Lohnkostendifferentiale, die Anfang 2006 bei etwa 1:4 lagen, werden für eine längere Anpassungszeit einen beträchtlichen Verlagerungsdruck bedeuten. Gleichwohl gehen von Direktinvestitionsflüssen von EU15-Ländern in die EU-Beitrittsländern nicht nur negative Arbeitsplatzeffekte für Westeuropa aus, da es eine Vielzahl von Effekten gibt, die mit Direktinvestitionen verbunden sind; steigt etwa das Realeinkommen in den Zuflussländern, erhöht sich die Importnachfrage in Osteuropa, wovon wiederum gerade Deutschland i.d.R. profitiert. Die Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik Deutschland ist Anfang 2005 auf eine neue Rekordmarke von 5 Mio. gestiegen (dies war zu einem geringen Teil den statistischen Umstellungen im Zuge von Hartz IV geschuldet) und ist dann dank Reformen der Bundesregierung, zurückhaltender Lohnabschlüsse und guter Exportkonjunktur bis 2008 auf unter 3 Millionen zurückgegangen. Die Exportdynamik Deutschlands hat hier unterstützend gewirkt, gerade auch in Ostdeutschland. Massenarbeitslosigkeit könnte mittelfristig die ökonomische, gesellschaftliche und politische Stabilität in Deutschland unterminieren — eine Problematik, die wegen der Position der Bundesrepublik als größtem Mitgliedsland auch gesamteuropäische Bedeutung hat. In Polen, dem größten EU-Beitrittsland lag die

EU-Osterweiterurig, IKT und Strukturwandel • 7

Arbeitslosenquote bei einer noch höheren Marke von rund 20% in 2004, ehe dann ein deutlicher Rückgang bis 2008 erreicht wurde; mit der Finanzmarktkrise wird die Arbeitslosenquote gerade auch in osteuropäischen Beitrittsländern wieder ansteigen: vor allem in den Ländern, in denen nicht nur konjunkturelle Schwächen auftreten, sondern wo auch strukturelle Banken- bzw. Refinanzierungsprobleme relevant sind. Mit dem Eintritt der vollen Freizügigkeit im EU27-Binnenmarkt in 2011 könnte erhebliche Unruhe in Mitteleuropa entstehen; jedenfalls sofern auf beiden Seiten der Oder-Neiße-Grenze hohe Arbeitslosenquoten bestehen sollten; längerfristig werden Ost- und Westeuropa von der Freizügigkeit der Arbeitnehmer sicherlich einen Nutzen haben. Aus ökonomischer Sicht erwartet man von einer regionalen Integration für alle beteiligten Länder üblicherweise nützliche Spezialisierungs- bzw. Einkommensgewinne; allerdings ist die traditionelle Theorie auf Vollbeschäftigungsmodelle ausgerichtet. Die Thematisierung von regionaler Integration im Kontext hoher Arbeitslosenquoten in der Ausgangssituation ist eine wichtige wissenschaftliche und wirtschaftspolitisch relevante Fragestellung. Soweit sich der Innovationswettbewerb in der EU nachhaltig verstärkt, könnten auch in einzelnen Mitgliedsländern b2w. zwischen den Mitgliedsländern wachsende Einkommensunterschiede auftreten, so dass Kohäsionsfragen angesprochen sind, die für alle Arbeitnehmer von großer Relevanz sind. Durch die Erweiterung der EU entsteht Druck hin auf eine veränderte europäische Arbeitsteilung, für die zu erwarten ist, dass sich Hochlohnländer wie Deutschland, Österreich oder Schweden verstärkt auf technologie- und wissensintensive Produkte spezialisieren werden: Die Innovationskonkurrenz intensiviert sich im Zuge eines dynamischen Strukturwandels, der Unternehmen, Beschäftigte und Arbeitslose vor enorme Herausforderungen stellt. Die Zunahme von Direktinvestitionen in Osteuropa führt zum Outsourcing in EU-15-Ländern und einer veränderten Spezialisierung, die man vor dem Hintergrund traditioneller neoklassischer Ansätze (Heckscher-Ohlin-Samuelson-Modell — dies berücksichtigt aber keine Direktinvestitionen) oder auch der Ansätze der Neuen Außenwirtschaftstheorie und der Ökonomischen Geographie thematisieren kann. Zugleich verbessern sich allerdings durch Handelsschaffungseffekte und Direktinvestitionszuflüsse die Chancen der Beitrittsländer für eine relativ hohe Wachstumsdynamik, die für ökonomische Aufholprozesse in der EU unerlässlich sind. Die deutsche Exportindustrie wird beim Maschinenbau wie beim Fahrzeugbau — zwei traditionellen Stärken der Wirtschaft — langfristig von einer hohen Wirtschaftsdynamik in Osteuropa profitieren, wobei jedoch Outsourcing und Off-shoring in einzelnen Sektoren auch zu Arbeitsplatzverlusten in Deutschland bzw. Westeuropa führen dürften. Allerdings kann im Strukturwandel netto durchaus ein Beschäftigungsplus auch in Deutschland entstehen,

8 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

wo besonders qualifikations- und wissensintensive Wertschöpfungsbereiche expandieren dürften. Allerdings, könnten im Zuge der neuen europäischen Arbeitsteilung auf mittlere Sicht in westeuropäischen Hochlohnländern die Ungelernten nachhaltig zu den Verlierern des Strukturwandels gehören: Der relative Lohn wird sinken, das Arbeitslosigkeitsrisiko wird steigen, wobei wegen der Sozialstaatsreformen in Deutschland zudem die soziale Abfederung kritisch reduziert wurde. Hier drohen erhebliche Konflikte; es sei denn, dass es im Rahmen einer nachhaltigen Wachstumspolitik dazu kommt, dass auch die Nachfrage nach Ungelernten langfristig zunimmt oder verstärkte Qualifizierungsmaßnahmen entfaltet werden. Durch zielgerichtete Investitionen in Aus- und Weiterbildung können diese Konflikte gemildert werden. Zu untersuchen ist hierbei u.a., ob es einer Reihe von ökonomisch gewichtigen Sektoren gelingt, sich durch Reorganisationen und verstärkte Innovationsanstrengungen optimal intern auf die neuen Herausforderungen einzustellen; und ggf. durch Ausgründungsprogramme im Rahmen einer regionalen Vernetzungs- und Outsourcing-Strategie die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Schließlich sind die raumwirtschaftlichen Entwicklungsperspektiven zu beleuchten, d.h. inwiefern innerhalb Deutschlands bzw. der EU Agglomerationsvorteile sich verstärken oder aber Dispersionskräfte an Gewicht gewinnen, die auf eine regionale Einkommenskonvergenz hinwirken.

2.2

Ausgewählte Erfahrungen aus der Süderweiterung

Bei der EU-Süderweiterung ist es zu ökonomisch-technologischen Aufholprozessen gekommen, die zunächst vor allem die iberische Halbinsel betrafen. Dagegen hing Griechenland trotz des frühen Beitritts in 1981 für gut ein Jahrzehnt in der Wirtschaftsdynamik zurück und konnte erst im Zuge einer veränderten Wirtschaftspolitik Wachstums- bzw. Beschäftigungsgewinne verzeichnen. Als wesentlich wird hier in der Literatur mit Blick auf Griechenland angesehen, dass der Wettbewerbsdruck aus der EU-Mitgliedschaft bzw. aus dem EUBinnenmarktprogramm 1992 erst in Verbindung mit internen Liberalisierungsund Privatisierungsmaßnahmen nachhaltige Wachstumskräfte freisetzte. Aus theoretischer Sicht ist dies insofern nicht erstaunlich, als ja die verstärkte außenwirtschaftliche Öffnung im Kontext mit dem jungen EU-Mitgliedstatus — also solche kann ein EU-Beitritt im Kern (trotz der Handelsablenkungseffekte gegenüber Drittländern) eingeordnet werden — zu Veränderungen der relativen Preise handelsfahiger Güter führt. Der optimale Produktionspunkt auf der Transformationskurve des jeweiligen Landes und auch der optimale Konsumpunkt werden sich daher verändern, was erheblichen Strukturwandel auslöst. Sofern nun Staatsunternehmen im Vergleich zu Privatfirmen relativ langsam auf veränderte Rela-

EU-Osterweiterung. IKT und Strukturwandel • 9

tivpreissignale reagieren und sofern in Sektoren mit geringem Wettbewerbsdruck der endogene Anpassungsdruck nur moderat ist, wird es nicht erstaunen, dass erst die Kombination von EU-Binnenmarkt und interner Liberalisierung - und in einigen Sektoren auf Privatisierungen - zu erheblichen Wachstumsimpulsen fuhrt. Dies gilt um so mehr, wenn es in diesem Zusammenhang zusätzlich gelingt, verstärkt Direktinvestitionen anzuziehen. Mit einer EU-Mitgliedschaft sinkt das politische Risiko für Direktinvestoren in den jeweiligen potenziellen Zuflussländern erheblich, von daher kann im Zuge des Beitritts bzw. schon im Vorfeld aufgrund von Antizipationseffekten mit erhöhten Zuflüssen bei den Direktinvestitionen pro Kopf gerechnet werden. Hier aber erweisen sich dann liberalisierte und auch privatisierte Infrastruktursektoren als investitionsverstärkend, weil preiswerte Infrastrukturdienste aus Sicht von Investoren als Attraktionsfaktor gelten. Der Anteil der Südländer am EU-Außenhandel ist allmählich gestiegen, was zu entsprechendem Anpassungsdruck in den Alt-EU-Ländern führte. Allerdings war der Anpassungsdruck aufgrund von Außenhandelsimpulsen offenbar geringer als im Fall der ersten Aufnahmerunde von EFTA-Ländern. Mit Blick auf die EU-Osterweiterung hat offenbar schon im Vorfeld der EU-Mitgliedschaft osteuropäischer Ländern in 2004 eine deutliche Zunahme des Handels zwischen den potenziellen EU-Beitrittsländern aus Osteuropa und der EU 15 stattgefunden (KLODT, 2005). Dies ist nicht wirklich erstaunlich, weil die sogenannten Europa-Abkommen schon ab 1991 eine schrittweise Außenhandelsliberalisierung erbrachten — mit wichtigen temporären Ausnahmebereichen wie die Montanindustrie und der Agrarhandel. Allerdings zeigen die Außenhandelszahlen für 2004-07, dass nach dem Beitritt der osteuropäischen Länder deren Importe aus dem EU15-Raum sprunghaft zugenommen haben, während die Exporte der Beitrittsländer ihrem bisherigen Anstiegstrend folgten. Grund für die relativ starke Zunahme der osteuropäischen Importe dürfte u.a. sein, dass mit dem Beitritt die Importzölle der Beitrittsländer (gegenüber den EU-Partnern) abgesenkt wurden, was Handelsablenkungseffekte zulasten von Drittländern bedeutet. Tatsächlich hat sich auch das regionale Leistungsbilanzdefizit der Eurozone gegenüber den osteuropäischen Beitrittsländern vom Jahr vor dem Beitritt in einen Überschuss nach dem Beitritt verwandelt (DIW, 2005). Vor dem Hintergrund der Logik des Gravitationsmodells des Außenhandels, das die Rolle von Transportkosten bzw. der bilateralen Distanz zwischen den Handelspartnern als Bremsfaktor betont, ergibt sich, dass insbesondere osteuropa-nahe Länder wie Finnland, Schweden, Deutschland, Österreich und Italien vom starken Importanstieg in den Beitrittsländern profitieren dürften. Da die EU15-Länder ihre Importe bereits im Zuge der Europa-Abkommen einseitig sehr weitgehend liberalisiert hatten, ist es nicht erstaunlich, dass die Exporte der osteuropäischen Beitrittsländer in 2004-05

10 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

nur einen verhaltenen Anstieg zeigen; dies gilt auch deshalb, weil das Wirtschaftswachstum in der Eurozone relativ schwach war. Erst in 2006-07 stieg die Wachstumsrate der Eurozone an, bis dann in 2009 eine Rezession eintrat.

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 11

3.

3.1 3.1.1

Wachstums-, Außenhandels- und Beschäftigungseffekte im Kontext der Integrations- und Innovationsdynamik Globaler und regionaler Innovationswettbewerb Innovationsdynamik ausgewählter OECD-Länder

Bei der Innovationsdynamik in der EU bzw. in den OECD-Ländern ist festzustellen, dass längerfristig die Relation der Ausgaben für Forschung und Entwicklung relativ zum Bruttoinlandsprodukt zugenommen hat. Abbildung 1 zeigt die F&E Ausgaben ausgewählter OECD-Länder für den Zeitraum 1992-2002 in % des Bruttoinlandsproduktes. Eine Zunahme der F&EAusgabenquote ist insbesondere in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre zu beobachten. Besonders stark ausgeprägt ist die Zunahme in Finnland. Ein relativ hohes Niveau zeigt sich zudem in Japan, den USA, gefolgt von Deutschland mit einer Ausgabenquote von 2,5 % in den Jahren 2000-2002. Somit liegt die deutsche Quote über der von anderen großen EU-Ländern wie Frankreich, oder dem EU-15-Durchschnitt. Die Ausgabenquoten für F&E liegen in den meisten neuen EU-Ländern Osteuropas noch deutlich hinter den übrigen OECD-Ländern zurück. Von der Inputseite hat sich damit eine mittelfristige Verschärfung des Innovationswettbewerbs ergeben, der sich auch auf der Patentseite zeigt. Abbildung 2 zeigt die Anzahl der Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt pro eine Million Einwohner in denselben ausgewählten OECD-Ländern.

12 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbély

Abbildung 1: F&E-Ausgabenquote ausgewählter OECD-Länder, in % des BIP

—EU-15 r— Frankreich

- •

Japan Finnland

• *

USA Ungarn

)(

Deutschland Siovenien

Quelle: Eurostat

Abbildung 2: Patentanmeldezahlen pro eine Million Einwohner beim Europäischen Patentamt

—-»EU-15 *

Frankreich

- •

Quelle: Europäisches Patentamt

Japan Finnland

—»—USA * Ungarn

Deutschland )< Siovenien

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 13

Abbildung 2 zeigt deutlich, dass die neuen EU-Länder in Osteuropa auch bei den Patentanmeldungen noch weit zurückliegen. Während die anderen betrachteten OECD-Länder wie Japan, USA, Deutschland, Finnland und Frankreich, sowie der EU-15-Durchschnitt zu Anfang der 1990er Jahre noch nah beieinander gelegen haben, gab es eine rasante Entwicklung der Patentanmeldungen in Finnland und in Deutschland. In den übrigen Ländern hat die Zahl der Patentanmeldungen nur langsam zugenommen. Mit Blick auf die Patentzahlen pro Kopf sind allerdings auch Vorbehalte bei der Interpretation angebracht, da von einigen Experten eine längerfristige verstärkte Patentierneigung angenommen wird; diese soll aus Sicht von innovationsstarken Unternehmen insbesondere auch Konkurrenten auf Wettbewerbs- und technologieintensiven Märkten abwehren helfen. Dies könnte mit ein Erklärungsgrund sein, warum Deutschland trotz der schnellen Zunahme der Patentanmeldungen seit geraumer Zeit keine dynamische Wirtschaftsentwicklung vorweisen kann.

3.1.2

Diffusions- und Beitrittsländer

Innovationsdynamik

osteuropäischer

Wie man leicht erkennen kann, sind die osteuropäischen Länder noch am unteren Ende des unteren Drittels der Patentierungsdynamik einzuordnen; einige osteuropäische EU-Länder sind nahe an den entsprechenden Indikatoren von Portugal und Griechenland, wobei diese in letzter Zeit kaum Patente anmelden. Der Befund mit Blick auf Osteuropa ist aber keineswegs erstaunlich, da für Länder mit geringem Pro-Kopf-Einkommen bzw. relativ geringem Technologieniveau zunächst Diffusionsprozesse im Fokus einer breit definierten Schumpeter-Dynamik stehen. Auch für Imitation bzw. Diffusion gibt es Mindestausgaben bei der F&E-Förderung, da potenzielle Imitatoren die Komplexität moderner Produktionsmethoden und Produkte erst dann hinreichend erfassen können, wenn durch langjährige Ausgaben für F&E eine Art technologisches Mindestkapital akkumuliert wurde.

3.1.3

Strukturwandel und Innovationsdynamik

Der Strukturwandel in modernen Gesellschaften ist ein dynamischer interdependenter Prozess, bei dem die Schrumpfung traditioneller Sektoren mit der Expansion dynamischer bzw. neuer Sektoren einhergeht. Es gibt in einer offenen Volkswirtschaft stets auch einen Strukturwandel, der durch externe Impulse —

14 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

also via Außenhandel, Direktinvestitionen (plus ggf. Portfoliokapitalverkehr) und Informationsaustausch bzw. Internetkommunikation — geprägt wird (Abb. 3).

Abbildung 3: Strukturwandel und Innovation als dynamischer Prozess Internetdynamik / Kommunikation

Direktinvestitionen

Handel

>t

Strukturwandel Gütermärkte

Faktormärkte

4

Angebotsseite

Nachfrageseite \ >

\ f

Auf den Strukturwandel wirken im Grundsatz sowohl die Angebotsseite als auch die Nachfrageseite. Wenn sich z.B. im Zuge eines steigenden Pro-Kopf-Einkommens die Nachfrage zugunsten bestimmter Gütergruppen überproportional verstärkt (das entspricht einer Einkommenselastizität der Nachfrage größer 1), so ergeben sich hieraus Verschiebungen der Wertschöpfungsanteile. Von der Angebotsseite sind etwa auf oligopolistischen Märkten gleichgerichtete Expansions- bzw. Innovationsimpulse denkbar, deren Richtung vom Marktfuhrer geprägt wird. Dabei ist Strukturwandel, der Güter- und Faktormärkte betrifft, in der Regel mit Innovations- und Wachstumsprozessen verbunden, zumal wenn Produktionsfaktoren aus niedrigproduktiven Sektoren in Sektoren mit erhöhter bzw. steigender Produktivität überwechseln. Der Staat wirkt dabei auf die Inno-

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 15

vationsdynamik primär über die Innovationspolitik, aber auch durch die Bereitstellung bzw. Förderung des komplementären Faktors, nämlich Humankapital, ein. Das längerfristige Wirtschaftswachstum kann der Staat nur indirekt beeinflussen, nämlich durch das Setzen geeigneter Rahmenbedingungen - in Deutschland in Übereinstimmung mit dem Leitbild der Sozialen Marktwirtschaft - und durch die Geld- und Fiskalpolitik; relativ niedrige Realzinssätze, zu denen ein geeigneter Politik-Mix von Geld- und Fiskalpolitik (die Fiskalpolitik ihrerseits kann dabei Ausgabenprioritäten setzen: z.B. zum Ausbau der Infrastruktur oder zur Innovationsförderung) beitragen kann, werden sich im Regelfall als investitions- und Wachstums förderlich erweisen. In Marktwirtschaften fördert der Staat — in Deutschland vor allem Bund und Länder — Forschung und Entwicklung. Als ökonomische Rechtfertigung sind positive externe Effekte der Forschung zu beachten: Der soziale Grenznutzen kann den privaten Grenznutzen der Forschung übertreffen, wobei positive Spillover-Effekte sowohl innerhalb einer Industrie als auch zwischen Industrien denkbar sind. Aus der Sicht westeuropäischer Hochlohnländer stellt sich die Fragen, inwieweit verstärkte Innovationsanstrengungen — bei Produktinnovationen oder Prozessinnovationen — ein wichtiges Teilelement beim Anpassungsprozess im Rahmen einer veränderten europäischen Arbeitsteilung sind. Mit Blick auf die Beschäftigungsprobleme der Kernländer der Eurozone ist diese Frage besonders relevant, denn Wettbewerb auf Güter- und Faktormärkten sorgt dafür, dass die Beschäftigung soweit ausgedehnt wird, bis gilt: Nominallohnsatz = Grenzwertprodukt der Arbeit; dabei ist letzteres das Produkt aus dem physischen Grenzprodukt der Arbeit und dem Durchschnittserlös für das produzierte Gut. Wird eine erfolgreiche Produktinnovation im Markt lanciert, dann steigt der Durchschnittserlös, so dass bei gegebenem physischem Grenzprodukt der Lohnsatz ohne Beschäftigungseinbuße ansteigen könnte. In der modernen Theorie der Innovationspolitik wird die Rolle von nationalen Innovationssystemen, definiert als ein sinnvoller produktiver Verbund von innovationsrelevanten Elementen, betont (FREEMANN, 1987; LUNDVALL, 1992; NELSON, 1993). Aus dieser Sicht ist für den technischen Fortschritt insbesondere die Fähigkeit wesentlich, den bestehenden Wissensbestand in einer Region oder einem Land mit neuem Wissen von außerhalb zu kombinieren. Die Absorptionsfähigkeit für Innovationen bzw. Diffusionsfähigkeiten sind neben der eigenen Innovationskraft und der Lernbereitschaft von Unternehmern und Mitarbeitern wesentliche Erfolgselemente für eine hohe Schumpetersche Dynamik (COHEN/LEVINTHAL, 1989). Produzenten, Zulieferer, Forschungsinstitute, Universitäten und Hochschulen sowie innovationsbezogene staatliche Institutionen müssen aus Sicht des Ansatzes der nationalen Innovationssysteme neuerungs- und diffusionsfreundlich zusammenwirken. DAVID/FOREY (1995)

16 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

sprechen hier von einer Wissenschaftsverteilungskraft der Innovationssysteme, wobei sich diesbezüglich die einzelnen OECD-Länder durchaus erheblich unterscheiden. Hinsichtlich der empirischen Belege für diese Sichtweise kann bislang nur auf begrenzte Evidenz verwiesen werden (z.B. OECD, 2004; STERN ET AL., 2000). Die F&E-Intensität gilt mit Blick auf OECD-Länder als wesentlicher Treiber der totalen Faktorproduktivität (OECD, 2004; BASSANINI ET AL., 2001), die bei einer auf Basis einer gesamtwirtschaftlichen Produktionsfunktion erfolgenden Wachstumszerlegung als Restgröße — nach Berücksichtigung des Wachstumsbeitrags von Realkapital und Arbeit — übrig bleibt. Grundsätzlich ist zu bedenken, dass relative arme EU-Länder bzw. OECD-Länder durch verstärkte Wissensdiffusion bzw. Imitation vergleichsweise gute Aufholmöglichkeiten haben. Allerdings ist hierbei durchaus auch ein Mindestniveau an Wissen bzw. Innovationskraft notwendig, da sonst fortgeschrittene Technologien bzw. Innovationen aus dem Ausland nicht aufgegriffen werden können. Zu den interessanten empirischen Befunden zur EU-Integration gehört (JUNGMITTAG, 2005), dass Länder mit relativ geringem Pro-Kopf-Einkommen offenbar erheblich — via verschiedene Aufholmechanismen — gegenüber ökonomisch-technologischen Führungsländern aufholen können, wobei etwa die Kohäsionsländer durchaus unterschiedliche Aufholstärken zeigen; zugleich findet sich empirische Evidenz dafür, dass einige Länder mit hohem Pro-KopfEinkommen aus einer technologischen Spezialisierung, genauer: einer Spezialisierung in Richtung Hochtechnologie, einen Wachstumsbonus realisieren können. Vor diesem Hintergrund ist die Verteilung der Kernelemente des nationalen Innovationssystems im Raum ein wesentlicher Bestimmungsgrund für regionale Produktivitäts- bzw. Einkommensunterschiede. So müssen etwa Regionen mit geringem Besatz an technologieintensiven Produktionsbereichen bzw. Firmen oder unterdurchschnittlicher Ausstattung mit Forschungsinstituten und Universitäten mit unterdurchschnittlicher Faktorproduktivität und damit auch mit unterdurchschnittlichem Pro-Kopf-Einkommen rechnen. Aus westeuropäischer bzw. deutscher Sicht ist dies insofern ein grundlegendes Problem, weil durch die seit den 90er Jahren zunehmenden Probleme des Staates, eine adäquate Finanzierung des Schul- und Universitätswesens zu gewährleisten, gegen die denkbare Verlagerung von Betriebsstätten bzw. Wertschöpfungsbereichen einfacher und mittlerer Technologie nicht ausreichend Auffangimpulse gesetzt werden konnten; zum Aufbau einer stärker wissens- und technologieorientierten Wertschöpfung sind veränderte Anreize bzw. Rahmenbedingungen des Wirtschaftens und Lernens bzw. der Weiterbildung erforderlich. Eine große Herausforderung im Kontext verstärkter Innovationsdynamik und erhöhten Strukturwandels liegt in einer soziaüntegrativen Wirtschaftspolitik, für die es im Übrigen in der EU durchaus eine Reihe interessanter Fallbeispiele gibt (GUTH et al., 2005).

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 17

3.2 3.2.1

EU-Osterweiterung: Integrationstheoretische Analyse Handelseffekte aus traditioneller Sicht

Im Zuge der EU-Osterweiterung sind gemäß der Standard-Analyse von VINER (1950) einerseits Handelsschaffungseffekte, nämlich zwischen EU 15 und den Neumitgliedern zu erwarten; andererseits Handelsablenkungseffekte zulasten von Drittländern, die Märkte in der EU25 wegen des Vordringens der zollbefreiten Anbieter aus EU-Neumitgliedern verlieren werden. Während die Handelsschaffungseffekte wohlfahrtsökonomisch positiv einzuordnen sind, müssen Handelsablenkungseffekte als negativ eingestuft werden. Letztere können allerdings dadurch gemildert werden, dass die EU25 im Zuge globaler Liberalisierungsbemühungen (etwa in der DOHA-Runde) die Außenzölle gegenüber dem Rest der Welt weiter reduziert. Da in der GATT-Uruguay-Runde auch Direktinvestitionskonfliktfelder vermindert wurden und Fragen der intellektuellen Eigentumsrechte thematisiert wurden, dürften sich via WTO auch die Chancen für höhere Direktinvestitionen verbessern — osteuropäische EU-Kandidatenländer profitieren zudem vom Absinken der politischen Risikoprämie für Direktinvestoren aus Westeuropa. Da etwa ein Drittel des OECD-Außenhandels IntraKonzernhandel ist, wird impliziert, dass zunehmende Direktinvestitionen in den osteuropäischen Beitrittsländern als zusätzlicher Impuls für den Außenhandel wirken. Mit dem einfachen Viner-Ansatz (Handelsschaffung im Integrationsraum, Handelsablenkung beim Handel mit „Outsidern") lässt sich die vielschichtige Problematik der EU-Osterweiterung allerdings nicht hinreichend erfassen, da gerade bei der EU-Osterweiterung nicht nur der Handel mit Fertigprodukten, sondern eben auch mit Zwischenprodukten eine wichtige Rolle spielt; hierbei spielen eben multinationale Unternehmen eine wichtige Rolle. Mit der Ost-WestHandelsliberalisierung in Europa geht erkennbar auch eine verstärkte Rolle von Direktinvestitionen einher, die mit der Viner-Analyse nicht erfasst werden. Soweit Direktinvestitionen horizontal erfolgen — also z.B. Automobilwerk X aus EU15 errichtet Automobilwerk x in einem osteuropäischen EU-Beitrittsland werden solche Investitionen einerseits mit Kapazitätseffekten und Technologietransfer in dem Gastland in Verbindung gebracht. Andererseits können sich volkswirtschaftlich gesehen aus EU-Sicht problematische Konzentrationseffekte im Binnenmarkt ergeben. Weniger problematisch aus wirtschaftspolitischer Sicht sind vertikale Direktinvestitionen, bei denen es zu einem konzerninternen Handel mit Vorprodukten kommt. Die Rolle multinationaler Unternehmen in osteuropäischen Gastländern dürfte auf verschiedene Weise positiv wirken (das schließt Probleme bzw. Konflikte im Kontext einzelner multinationaler Unternehmen in Osteuropa natürlich nicht

18 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

aus; dabei müssen auch Risiken aus Konzentrationsprozessen im Gastland betrachtet werden): •

Direktinvestoren sorgen für einen Technologietransfer und engagieren sich in der Regel auch in der Ausbildung der Mitarbeiter. Qualifizierungsmaßnahmen für Männer und Frauen im jeweiligen Betrieb können hier gleichermaßen wichtig sein. Tendenziell kann die Präsenz internationaler Unternehmen insgesamt auch die Chance verbessern, dass das Leistungsprinzip im firmeninternen Arbeitsmarkt großer Unternehmen angewendet wird, womit Frauen verbesserte Aufstiegschancen haben dürften.



Soweit Direktinvestoren erfolgreiche Cluster-Bildung in bestimmten Regionen betreiben, dürfte es zu zumindest zeitweiliger Arbeitskräfteknappheit kommen, womit auch Frauen verbesserte Beschäftigungschancen haben. Da in den meisten Ländern Osteuropas relativ gute Bildungssysteme bestehen und die Ausbildung von Frauen relativ gut ist, werden sich im Zuge wachsender Direktinvestitionsbestände und technologischer Modernisierungen auch verbesserte Beschäftigungschancen für Frauen in den Beitrittsländern ergeben. Spiegelbildlich könnten allerdings die Beschäftigungschancen bei gering qualifizieren Frauen in Westeuropa unter Druck kommen; soweit Frauen in Branchen überproportional tätig sind, wo Betriebe relativ leicht ins Ausland verlagert werden können. Daher sind besondere Qualifizierungsmaßnahmen bei Frauen in den EU15-Ländern wesentlich.

Die Erwerbsquoten von Frauen waren in den osteuropäischen RGW-Staaten relativ hoch, sie sind im Zuge der Transformation gefallen. Zugleich ist mit der Lohnentwicklung einerseits eine Erhöhung der geschlechtsbezogenen Lohndifferentiale eingetreten, Frauen haben allerdings auch von den erhöhten qualitativen Lohndifferentialen profitiert (BRAINERD 1997). Die Beschäftigungschancen von Frauen werden ebenso wie die bei Männern im Zuge eines anhaltenden Wirtschaftswachstums steigen, für das eine hohe Handels- und Investitionsdynamik unterlässlich ist. Handels- und Investitionsimpulse dürften mittelfristig zu steigenden Pro-KopfEinkommen in Europa beitragen, womit sich wiederum die Struktur des Außenhandels ändert. Statt schwerpunktmäßig interindustriellem Handel wird bei zunehmendem Pro-Kopf-Einkommen verstärkt intraindustrieller Handel betrieben; intraindustrieller Handel bedeutet, dass eine erhebliche Ähnlichkeit der gehandelten heterogenen Güter vorliegt. Zugleich sind die Anpassungsprobleme bei einer relativen Zunahme des intraindustriellen Außenhandels relativ gering, da die Arbeitskräfte innerhalb bestimmter Sektoren jeweils verbleiben

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 19

können - aber eben z.B. von der Kleinwagenproduktion in die Produktion von Mittelklassewagen oder Sportwagen überwechseln. Mit einer Handelsliberalisierung bzw. regionalen Integration sind - sofern bei letzterem Handelsschaffungseffekte überwiegen — eine regionale Einkommenskonvergenz verbunden. Dies entspricht dem Heckscher-Ohlin-Modell, nach dem die Spezialisierung von Ländern gemäß ihrer relativen Faktorausstattung bei Freihandel, Wettbewerb und abnehmenden Grenzerträgen sowie fehlender internationaler Faktormobilität zu einem ökonomischen Angleichungsprozess fuhrt: Der Handel bedingt einen einheitlichen relativen Preis der gehandelten Güter, was wiederum Anpassungskräfte dergestalt in Gang setzt, dass sich die relativen und absoluten Faktorkosten angleichen. Von Handelsliberalisierung wird von daher ein positiver Realeinkommenseffekt erwartet, wobei das Heckscher-Ohlin-Modell die theoretische Grundlage darstellt. Allerdings leidet dieser Ansatz unter einer mangelnden Differenzierung bei den betrachteten Ländern. Die Heckscher-Ohlin-Modellierung der Literatur unterscheidet nicht den Fall eines relativ großen Landes versus kleinem Land. Implizit nimmt das HeckscherOhlin-Theorem an, dass beide Länder im 2-Länder-2-Güter-2-Faktoren-Modell gleich groß sind. Das führt dazu, dass im kapitalreichen Land (sei Ausland) die Lohn-Zins-Relation sinkt, im arbeitsreichen Inland steigt, was für letzteres eine höhere optimale — sprich gewinnmaximale — Kapitalintensität k bedeutet; nach der Angleichung der Kapitalintensitäten endet das Handelswachstum. Bei im In- und Ausland gegebener Bevölkerungszahl aber kann die Erhöhung der Kapitalintensität nur durch Nettoinvestitionen erfolgen, die solange anhalten, bis eine internationale Angleichung der Kapitalintensität erreicht worden ist. Im kapitalreichen Ausland wird wegen der gesunkenen Lohn-Zins-Relation eine niedrigere Kapitalintensität optimal sein, was durch unterlassene Reinvestitionen erreicht werden kann. Es kommt zu einer internationalen Angleichung der Kapitalintensität im Kontext von Freihandel. Ist die Zwei-Länder-Modellwelt hingegen asymmetrisch (WELFENS, 2003), d.h. die Weltwirtschaft besteht aus einem großen Land (USA) und einem kleinen Land (Schweiz), dann kann die Aufnahme von Außenhandel die Lohn-ZinsRelation im kapitalreichen großen Ausland nicht ändern. Hingegen wird sich für das kleine arbeitsreiche Inland sehr wohl eine Änderung der Faktorpreisrelation ergeben: Die Lohn-Zinsrelation w/r wird ansteigen, wobei sich w/r an die exogene Faktorpreisrelation im Ausland anpasst, so dass das kleine Land langfristig dieselbe Kapitalintensität wie das Ausland realisiert und daher auch dasselbe Pro-Kopf-Einkommen. Diese asymmetrische Konstellation wird zu einem höheren globalen Pro-Kopf-Einkommen führen als der vorhin geschilderte symmetrische Fall. In der außenwirtschaftlichen Modellanalyse dominiert die Zwei-Land-Betrachtung, die jedoch für die Untersuchung von regionalen Integrationsfragen

20 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

weitgehend ungeeignet ist. Nur in der Integrationstheorie findet man eine DreiLänder-Modellierung, da ja die Integrationswirkungen im Hinblick auf zwei Handelspartner einerseits und ein Dritdand andererseits zu untersuchen sind; mit Blick auf die Intra-Wirkungsanalyse einer Zollunion gilt grundsätzlich die Logik der Heckscher-Ohlin-Analyse, so dass eine Angleichung der Lohn-Zins-Relation und mithin der Kapitalintensitäten in der Zollunion zu erwarten ist. Eine Drei-Land-Betrachtung ist für viele Integrationsfragen notwendig, wobei man inhomogene und homogene Länderkonstellationen betrachten kann. Eine homogene (inhomogene) Länderkonstellation geht von gleich großen (unterschiedlich großen) Ländern aus. Der Fall ein großes Land, zwei kleine Länder etwa kann im Kontext einer Zollunion zwischen großem und kleinen Land oder zwei kleinen Ländern betrachtet werden und könnte, der herkömmlichen Analyse der Außenwirtschaftstheorie folgend, Auswirkungen der Integration auf das Drittland thematisieren; man würde aber Rückwirkungen auf die ZweiLänder-Zollunion ignorieren. Im Fall 2 große Länder, 1 kleines Land, müssen bei einer Zwei-Länder-Zollunion hingegen Außenwirkungs- und Rückwirkungsaspekte betrachtet werden. VENABLES (1998) untersucht die Konvergenzfrage auf der Basis von drei Ländern mit unterschiedlicher Faktorausstattung bei qualifizierter und einfacher Arbeit ein 3-Land-3-Güter-2-Faktoren-Modell, wobei zwei kleine Länder sich zu einer Zollunion zusammenschließen. Die Analyseergebnisse hängen von den komparativen Vorteilen der Unionsmitglieder ab, und zwar relativ zueinander und relativ zum Rest der Welt. Im Modell ergibt sich, dass eine Zollunion zwischen armen Ländern zu internationaler Realeinkommensdivergenz führt; eine Zollunion zwischen armen und reichen Ländern führt hingegen zu Realeinkommenskonvergenz. Mit Blick auf die EU-Osterweiterung ist von daher zu erwarten, dass es zu ökonomischen Aufholprozessen in den osteuropäischen Beitrittsländern kommt; in diese Richtung weisen auch die relativ hohen mittelfristigen Wachstumsraten, die in Osteuropa erreicht wurden. Allerdings spielen dafür auch erhebliche Direktinvestitionszuflüsse eine wichtige Rolle.

3.2.2

Direktinvestitionseffekte: Outsourcing vs. Off-shoring

Absehbar ist schon seit Mitte der 90er Jahre eine anhaltende Verlagerung von Unternehmen aus Deutschland in Richtung Osteuropa; dabei sind die mittelund langfristigen Effekte erhöhter Direktinvestitionen für die Quellen- und Zuflussländer bislang nicht eindeutig, da es hierbei u.a. auf die Struktur der Direktinvestitionen ankommt (Outsourcing als Verlagerung von Vorleistungen versus Off-shoring als Ersetzen der Produktion in Westeuropa). Es stellt sich von daher die Frage, wie Wachstumsdynamik und Strukturwandels- sowie

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 21

Beschäftigungsmuster in den Beitrittsländern und in der EU sich mittelfristig vollziehen werden und welche veränderten Spezialisierungsmuster erkennbar sind. Hier richtet sich die Frage auf die Entwicklungen in Deutschland, Osterreich und Schweden als drei geographisch und ökonomisch exponierten westeuropäischen Ländern einerseits und nach der Dynamik des Strukturwandels in ausgewählten Beitrittsländern: Polen als größtem Beitrittsland der Bevölkerung nach, Ungarn als einem dynamischen osteuropäischen Land mit frühen Ansätzen zur Systemtransformation.

3.2.3

Neue Außenwirtschaftstheorie und neue Wachstumstheorie

In den 1980er Jahren hat sich die Neue Außenhandelstheorie entwickelt, die an einer Schwachstelle der traditionellen neoklassischen Modelle ansetzt. Sie erklärt warum Handel zwischen differenzierten Gütern in ähnlichen Produktkategorien stattfindet (KRUGMAN 1979, 1980, HELPMAN und KRUGMAN, 1985 oder KRUGMAN und VENABLES, 1990). Dieser intraindustrieller Handel stellt nämlich einen Großteil der Handelsströme zwischen Industrieländern und ähnlich entwickelten Regionen bzw. für Außenhandel zwischen OECD-Länder dar. Die besonderen Merkmale der neuen Außenhandelstheorie sind positive Skalenerträge, unvollkommener Wettbewerb auf den Märkten und die Berücksichtigung von Unterschieden in den Konsumentenpräferenzen. Hierdurch können einerseits inter- und intraindustrieller Handel erklärt werden, andererseits wird die Entstehung von geographischer Konzentration der Produktion in größeren Regionen analysiert. So entstehen Kernregionen und periphere Regionen der wirtschaftlichen Aktivität. Bei sehr hohen Handels- und Transportkosten, wie in einer Autarkie Situation, wird sich die Produktion aufgrund von steigenden Skalenerträgen in den Kernregionen konzentrieren. Kommt es zu Handelsliberalisierung, wie es in den osteuropäischen Ländern im Laufe der 1990er Jahre der Fall war, steigt die Nachfrage nach Produktionsfaktoren in der Peripherie, wodurch die Faktorpreise bzw. Löhne steigen. Sind die Handelsbarrieren und -kosten niedrig genug um die Faktorpreisunterschiede wett zu machen, wird ein Teil der Produktion in die Peripherie verlagert. Diese Dynamik der internationalen Arbeitsteilung ist von besonderem Interesse aus der Perspektive der erweiterten Europäischen Union. Aber auch bei der neuen Außenhandelstheorie bleiben Fragen unbeantwortet: Wie kommt es dazu, dass Volkswirtschaften mit ähnlicher Struktur sehr unterschiedliche Produktionsmuster aufweisen? Woher kommen regionale Spezialisierungsmuster? Warum breiten sich Industrien sukzessive über Länder hinweg aus? Neuere Ansätze befassen sich mit diesen Fragestellungen.

22 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

Im Wesentlichen haben seit Beginn der 1990er Jahre zwei theoretische Ansätze zu wichtigen Erkenntnisfortschritten im Bereich der internationalen Wirtschaftsbeziehungen bzw. Regionalökonomik geführt. Dies ist einerseits die Theorie des endogenen Wachstums, andererseits die Neue Ökonomische Geographie. Die Modelle der endogenen Wachstumstheorie basieren auf ROMER (1986). Dieser Ansatz untersucht explizit die Entstehung von technologischem Fortschritt und dessen langfristige Entwicklung. Es werden häufig unvollkommener Wettbewerb, nicht abnehmende Grenzerträge des Faktors Kapital und teilweise steigende Skalenerträge unterstellt. Endogenes Wachstum tritt in Form von Wissensspillovern auf, die in hoch entwickelten Regionen — mit technologieintensiver Produktion — entstehen und dann auf die benachbarten Regionen übergreifen. Allgemein gesprochen haben also Regionen größere Wachstumspotentiale, die Wissensdiffusion fördern bzw. von Regionen mit hoher Wissensdiffusion nicht allzu weit weg liegen. Eine räumliche Dimension wird bei endogenen Wachstumsmodellen jedoch nur dann betrachtet, wenn Wachstum in mehreren Regionen und die Spillovers zwischen diesen Regionen untersucht werden. Eine wichtige Frage hierbei ist, ob und inwieweit es zu Konvergenz- oder Divergenzprozessen zwischen den Regionen bzw. den Ländern kommt. Es wird jedoch nicht zwangsläufig der eine oder der andere Prozess prognostiziert. Es ergeben sich vielmehr unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich der regionalen Konvergenz oder Divergenz in Abhängigkeit von den jeweiligen Annahmen. Das Ergebnis hängt ab von der räumlichen Reichweite von externen Effekten, vom Grad der Mobilität einzelner Faktoren und vom Zusammenwirken von ab- oder zunehmenden Faktorerträgen (BRÖCKER 2001). Letztlich hat die endogene Wachstumstheorie keine genauen Voraussagen zu bieten, was mit Regionen passiert, die sich in einem Integrationsprozess befinden — wie die heutige EU. Vieles bleibt auch für empirische Untersuchungen offen.

3.2.4

Neue Ökonomische Geographie

Die Modelle der Neuen Ökonomischen Geographie (NEG: New Economic Geography) versuchen die Entstehung verschiedener Formen ökonomischer Agglomeration und Konzentration in einem geographischen Raum zu erklären (FUJITA and KRUGMAN 2004). Agglomeration kann auf vielen geographischen Ebenen stattfinden. Einerseits können sich Geschäfte oder Restaurants gruppieren; größere Clusters sind Städte oder Industriegebiete. Daher kann es zu starken regionalen Unterschieden bei der Wirtschaftsaktivität innerhalb eines Landes kommen. Andererseits gibt es zentrale und periphere Strukturen auch auf nationaler, internationaler und sogar globaler Ebene.

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 23

Ein Hauptaugenmerk der NEG richtet sich auf das Modellieren von zunehmenden Skalenerträgen in Verbindung mit räumlicher Konzentration. Hieraus möchte man etwas darüber erfahren, wie und wann die Veränderung der Skalenerträge zu einer Veränderung des ökonomischen Handelns führen. Im Speziellen werden Gleichgewichtsmodelle entwickelt, die simultan zentripetale und zentrifugale Kräfte zulassen. Die Ersteren ziehen ökonomische Aktivitäten an einen Ort zusammen, die Letzteren treiben sie auseinander. Die NEG sollte uns ermöglichen zu erklären, wie die geographische Struktur einer ökonomischen Einheit im Spannungsfeld zwischen diesen beiden Kräften sich gestaltet. Die Gestaltung hängt stark von Fundamentalentscheidungen wirtschaftlicher Akteure auf der Mikroebene ab. Die Fundamentalentscheidungen auf der Mikroebene werden durch Skalenerträge stark beeinflusst. Steigende Skalenerträge sind ein wichtiger Bestandteil in der NEG Modellwelt. Aber außerdem können noch andere „unsichtbare" Kräfte wirken, die bewirken, dass man keinen vollkommenen Wettbewerb unterstellt. Zudem sind Transportkosten von entscheidender Bedeutung. Die Einbettung von unvollkommenem Wettbewerb erschwert allerdings die Erstellung von Gleichgewichtsmodellen. In ihrem Buch „The Spatial Economy" (FUJITA, KRUGMAN und VENABLES 1999), erklären die Autoren die NEG mit folgendem Slogan:1 „Dixit-Stiglit% icebergs, evolution and the ComputerDamit werden die wesentlichen intellektuellen Bausteine beschrieben, die die Theorieforscher der NEG bei der Bewältigung der technischen Schwierigkeiten zu Hilfe genommen haben. Darunter kann man strategische Vereinfachungen verstehen, die dazu geführt haben, die NEG Modelle handhabbar zu machen. Die Tricks werden im Folgenden beschrieben. „Dixit-Stiglitbezieht sich auf die Arbeiten von Avinash Dixit und Joseph Stiglitz von 1977. Sie haben die bereits existierende Idee der monopolistischen Konkurrenz — sie betont (Produkt-) Innovationen - verwendet. Demnach haben Firmen Marktmacht, die sie nutzen, aber ohne die einfachen Annahmen des Angebot/Nachfrage-Prinzips zu verletzen. Firmen mit Monopolmacht handeln also nur unilateral, es gibt keine Kartelle oder heimliche Preisabsprachen. Firmen haben ein Monopol über ein Produkt oder in einer Region; Andere Firmen können lediglich unvollkommene Substitute hierzu anbieten. Mit dieser Annahme beschreibt man also eine Ökonomie mit steigenden Skalenerträgen. „Iceberg" bezieht sich auf das Modell der Transportkosten von Paul Samuelson (1952), das eines der wenigen traditionellen Handelsmodelle beschreibt, das Transportkosten berücksichtigt. Die Idee dahinter ist eher einfach: Güter 1

Siehe Fujita M. und Krugman P. (2004), Seite 142.

24 • Paul J.J. Welferis/Dora Borbély

können grundsätzlich kostenlos per Schiff transportiert werden, wobei Kosten des Transports darin bestehen bzw. so modelliert werden, dass ein Teil der Ladung auf dem Weg wie ein Eisberg zerschmilzt. „Evolution" beinhaltet den Sachverhalt, dass eine Standortentscheidung in erster Linie auf Basis von gegenwärtigen (historisch entstandenen) Bedingungen gefällt wird. Daher widerspiegelt die entstandene Geographie einer Ökonomie zum großen Teil den Zufall bzw. die Evolution und Geschichte. Der Begriff „Computer" zielt auf die Tendenz der Neuen Ökonomischen Geographie ab, sehr umfangreiche numerische Bespiele bzw. Simulationen zu gebrauchen. Letztlich ist die bisherige Entwicklung der NEG stark von dem Einsatz heutiger leistungsfähiger Computer abhängig. Bei der Beantwortung der Fragestellung, wie sich ökonomische Aktivität im Raum verteilt bzw. verändert, basiert die NEG auf dem Grundmodell von KRUGMAN (1991a). Unter vollkommenen Wettbewerb entstehen durch das Zusammenwirken von Produzenten und Konsumenten Externalitäten, sogenannte zentrifugale und zentripetale Kräfte. In der Folge entsteht entweder ein Zentrum-Peripherie-Gleichgemcht oder ein Gleichgewicht, in dem die ökonomischen Aktivitäten im Raum gleichmäßig verteilt sind. Innerhalb dieser Modellwelt haben sich zwei Strömungen entwickelt. Die eine baut direkt auf dem Grundmodell von Krugman (1991) auf und unterstellt, dass die vorhandenen Konzentrationskräfte aus der Präferenz der Konsumenten für eine große Produktvielfalt entstehen. Hierbei wird unterstellt, dass die Arbeitskräfte mobil sind. Die andere Strömung baut auf KRUGMAN/VENABLES (1995) auf und unterstellt, dass die Dynamik durch die Präferenz der Produzenten für eine große Produktvielfalt entsteht. Hierbei wird eine geringe Arbeitskräftemobilität unterstellt. Beide Strömungen kommen jedoch zum Ergebnis, dass für hohe Transportkosten ein stabiles symmetrisches Gleichgewicht existiert, so dass sich die wirtschaftlichen Aktivitäten gleichmäßig auf die Regionen verteilen. Bei geringen Transportkosten hingegen gibt es ein stabiles Zentrum-Peripherie-Gleichgewicht, wo sich die wirtschaftlichen Aktivitäten vollständig in einer Region konzentrieren, so dass sie von der anderen Region vollständig abgezogen werden. Für mittelhohe Transportkosten existieren multiple Gleichgewichte. Die wichtigsten Eigenschaften der NEG-Modelle lassen sich in Abbildung 4, dem so genannten Tomahawk-Diagramm darstellen. Es stellt den Zusammenhang zwischen dem Grad der Agglomeration und dem Grad des Freihandels dar. Es ist ein langfristiger Zusammenhang für eine simple Ökonomie mit zwei Regionen und keinem „Zwischenraum" zwischen diesen beiden Regionen. 2 Es existieren zwei produktive Wirtschaftssektoren. Der erste 2

Alternativ kann die Abbildung auch als ein geographischer Raum mit zwei Ländern (in 1 Land I und 0 Land II) angesehen werden.

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 25

wird durch vollkommene Konkurrenz gekennzeichnet und produziert unter konstanten Skalenerträgen, wobei der Output dieser Industrie zwischen den Regionen frei handelbar ist. Im zweiten Wirtschaftssektor herrscht monopolistische Konkurrenz, es wird mit steigenden Skalenerträgen produziert, und der Output kann mit „Iceberg"-Transportkosten gehandelt werden. Die Abbildung erklärt, wo sich die Firmen im zweitgenannten Wirtschaftssektor (mit Transportkosten) niederlassen.

Abbildung 4: Das Grundmodell der Neuen Ökonomischen Geographie: Das Tomahawk-Diagramm Agglomerationsgrad

1/2

(Db O b ), ist Agglomeration in einer der beiden Regionen das einzige langfristige Gleichgewicht. Für mittlere Transportkosten (O s «I>«£> B ) kann sich langfristig sowohl Dispersion als auch Agglomeration

26 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbély

einstellen. Fujita et al. (1999) nennen die Werte O s und O b „sustain"-Punkt (Stützpunkt) und „break"-Punkt (Bruchpunkt). Wenn man die Transportkosten nach und nach erhöht und so den Punkt O s durchschreitet, wird Agglomeration als langfristiges Gleichgewicht gestützt. Erhöht man die Transportkosten weiter und durchschreitet den Punkt O b , wird eine symmetrische Dispersion als Gleichgewicht gebrochen. Anhand von Abbildung 4 können die sieben wichtigsten Eigenschaften von NEG-Modellen, so wie sie von BALDWIN et al. (2003) identifiziert wurden, erläutert werden.3 Home Market Magnification: Der bekannte „home market effect" wurde von HELPMAN und KRUGMAN (1985) identifiziert. Er beschreibt den Nettoeffekt einer Markterweiterung und sagt aus, dass große Länder tendenziell Exporteure von Gütern sind, weil ceteris paribus der größere Markt Produzenten anzieht, sich dort niederzulassen. Eine exogene Erhöhung der Nachfrage im Ausland führt also ceteris paribus zu einer überproportionalen Ausweitung des Angebots bzw. der Produktion im großen Heimatland. Im NEG-Zusammenhang hängt das Ausmaß des „home market effect" mit dem Grad des Freihandels zusammen; dies wird nach BALDWIN (2000) „home market magnification" (Vergrößerung des heimischen Marktes) genannt. Wenn man sich eine Anfangssituation mit Dispersion, also hohen Transportkosten, vorstellt, führt eine Reduktion der Transportkosten eher dazu, dass Firmen in andere Regionen mit größerem Markt übersiedeln und nicht, wie oft erwartet, das Gegenteil, dass Freihandel die Migration von Firmen verhindert. Kreisförmige Kausalität: Agglomerationskräfte sind selbst durchsetzend. Im Gegensatz zur „home market magnification" ist dieser Effekt nicht nur in NEG-Modellen zu finden. Auch bei anderen Modellen mit örtlich gebundenen Externalitäten kann eine Vergrößerung der einen Region zur Vergrößerung der anderen und umgekehrt führen. Bei NEG-Modellen hängt aber die Stärke der selbst durchsetzenden Agglomerationskräfte vom Grad des Freihandels ab. Konkave Agglomerationsrenten-. Der Zusammenhang zwischen dem Grad des Freihandels und den Agglomerationsrenten kann mit einer buckel-förmigen (konkaven) Kurve beschrieben 3

Siehe hierzu auch OTTAVIANO, G. (2002).

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 27

werden. Wenn man von einem langfristigen Gleichgewicht mit Agglomeration in einer Region ausgeht, sind die Agglomerationsrenten für Grade des Freihandels < O s negativ. Genau im Punkt B erreichen. Aber sobald der Punkt überschritten ist, wirkt sich die kleinste Erhöhung von ® in der Form aus, dass plötzlich nur noch die „katastrophale" Agglomeration als langfristiges Gleichgewicht in Frage kommt.

Räumliche Hysteresis:

Die räumliche Hysteresis spielt dann eine Rolle, wenn es multiple Gleichgewichte gibt, wie zum Beispiel bei 0 > 0 S . In solchen Fällen spielt die Vergangenheit eine Rolle. Wenn man von der Situation ausgeht, wo B>s gilt, können wir anhand der Pfeile in Abbildung 1 ablesen, dass sich alle Firmen in einer der beiden Regionen ansiedeln werden. Der ausschlaggebende Punkt ist, dass selbst

28 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

ein temporärer Schock diese Agglomeration auslösen kann. Wenn der temporäre Schock vorüber ist, wird sich die Agglomeration allerdings nicht wieder zurückentwickeln. Temporäre Schocks haben also permanente Auswirkungen.

Overlap und selbstdurchset^ende Erwartungen-. Die letzte Eigenschaft bezieht sich auf den Bereich, in dem sowohl Dispersion als auch Agglomeration als langfristiges Gleichgewicht möglich sind (overlap), also im Bereich O s < 0 « t > B . Hier kann ein Übergang von der Dispersion zur Agglomeration durch einen Erwartungsschock ausgelöst werden. Agglomerationsrenten sind selbstdurchsetzend, daher könnte es zur Agglomeration von Firmen in einer Region kommen, nur weil alle dies erwarten. Wenn kreisförmige Kausalität vorliegt, ist die Erwartung von Unternehmen, dass sich alle in derselben Region niederlassen, lohnend; und daher selbstdurchsetzend. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Frage nach der räumlichen Struktur, die sich als Folge einer wirtschaftlichen Integration, bzw. als Folge einer Öffnung von Grenzen einstellt, in der Welt der Neuen Ökonomischen Geographie von den Parameterkonstellationen der Skalenerträge und vor allem der Transportkosten abhängt. Bei sehr hohen Transportkosten ist die räumliche Struktur recht stabil und die regionalen Produktions strukturen werden durch die hohen Transportkosten geschützt. Bei mittleren Transportkosten ist es möglich, dass sich die wirtschaftliche Aktivität durch Ausnutzung von Skaleneffekten ballt, so dass es zur Zentrum-Peripherie-Struktur kommt. Bei sehr niedrigen Transportkosten gibt es einen starken Wettbewerb in der Kernregion, so dass es Anreize zur Verlagerung der Produktion in die Peripherie gibt, so dass sich die ZentrumPeripherie-Struktur wieder auflöst. Eine komplementäre Darstellung der Neuen Ökonomischen Geographie findet sich in Abbildung 5. Im Zuge der Neuen Ökonomischen Geographie wurden nicht die in der traditionellen Theorie als gegeben betrachteten Standortvorteile betont, sondern zirkuläre bzw. endogene Wettbewerbsvorteile, die sich für Agglomerationen unter bestimmten Bedingungen ergeben oder auch verstärken können. Ein wichtiger Aspekt des neuen Ansatzes liegt in der Betonung von Handelskosten, die abhängig sind von der Distanz zwischen Produktions- bzw. Lieferstandort und der Lokalisierung der Abnehmer. Wenn man die Nachfrage bei geringer Bevölkerungsdichte (rechte Abbildungsseite) mit einer Agglomeration von hoher Bevölkerungsdichte (linke Abbildungsseite) vergleicht und dabei zunächst eine gleich hohe kaufkräftige Nachfrage annimmt — siehe die identische Nachfragekurve D D 0 bzw. DD* 0 — dann ergeben sich unterschiedliche Durchschnittserlöse bzw. „Netto-Preise" in den beiden Regionen. Dabei ist hier zur Vereinfachung angenommen, dass in der Agglomeration keine Handels-

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 29

kosten entstehen und dass die Grenzkosten der Produktion (k') in beiden Räumen gleich hoch seien (k'0 = k*'Q).

Abbildung 5: Neue Ökonomische Geographie: Transportkosten, Nachfrage und Preise

Quelle: Weifens (2005)

Für die weniger dicht besiedelte Region wirken die Handels- bzw. Distanzkosten wie eine Wertsteuer, so dass man eine Bruttonachfragekurve (DDo: auf Basis der Gesamtzahlungsbereitschaft der Nachfrager) und eine Nettonachfragekurve DD net (Zahlungsbereitschaft ohne Handelskosten) unterscheiden muss. In der Region mit geringer Bevölkerungsdichte ergibt sich das Markgleichgewicht durch den Schnittpunkt von Grenzkostenkurve und Nettonachfragekurve, was zu einer Produktion von qi führt; diese ist deutlich geringer als die Menge qo bzw. q*o (Fall von Handelskosten gleich Null). In der Agglomerationsregion ergibt sich hingegen eine relative größere Produktionsmenge, und zwar beim Preis p*o. Zudem ist der Gewinn mit dem Dreieck JE*op*o deutlich größer als in der Industrieproduktion der gering besiedelten Region (Dreieck IHJ) — dies Aussage gilt auch dann, wenn man einen geringen Teil der Transportkostenfläche FGHI

30 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

dem Gewinn zurechnet. Geht man davon aus, dass in Agglomerationsräumen Netzwerkeffekte bzw. endogene Selbstverstärkungseffekte eine stärkere Rolle spielen als in einer peripheren Region, so wird sich im Agglomerationsraum die Nachfragekurve endogen nach außen verlagern, wodurch wiederum die Gewinne ansteigen. Sofern nun Gewinne bzw. Eigenkapital Voraussetzung für Produktinnovation sind, kann es im Agglomeradonsraum relativ leicht zu Produktinnovationen kommen, die sich graphisch als eine steilere — nach außen gedrehte - Nachfragekurve zeigen; soweit Produktinnovationen nicht kostenlos sind, wird allerdings auch die Grenzkostenkurve möglicherweise nach oben gedreht (hier wird also angenommen, dass nicht alle Innovationskosten Fixkosten sind). Auf diese Weise erhält man ein einfaches Bild des Kerns der Argumente der Neuen Ökonomischen Geographie, wobei hier noch als Besonderheit Netzwerkeffekte betrachtet wurden. Die Neue Ökonomische Geographie (Übersicht: NEARY, 2001b; BALDWIN et al. 2003; PFLÜGER, 2005) erklärt Agglomeration und damit die räumliche Konzentration von Industrieproduktion endogen durch zirkuläre Prozesse. Aus der Sicht von KRUGMAN (1991a, 1991b) bevorzugen Unternehmen eine räumliche Konzentration, da sich hiermit ein großer lokaler Absatzmarkt für Produkte ergibt, was einen Nach frage vor teil bedeutet. Zudem bevorzugen auch die Haushalte große Märkte, da die Kaufkraft der Löhne hier groß ist — die Güter können zu relativ niedrigen Handelskosten erworben werden (Kostenvorteil). Hinzu kommt, dass Firmen relativ hohe Löhne zahlen können, da die Handelskosten gering sind. Darüber hinaus hat VENABLES (1996) argumentiert, dass bei Agglomeration die Hersteller von End- und Zwischenprodukten profitieren: Räumliche Nähe heißt für Zwischengüterproduzenten, dass sie einen großen lokalen Absatzmarkt haben, was einen Nachfragevorteil darstellt. Endproduktproduzenten wiederum profitieren von räumlicher Nähe der Zwischenproduzenten durch das Einsparen von Handelskosten. Daher ergibt sich eine endogene Agglomerationsdynamik: Eine Region, die anfanglich marginal stärker konzentriert ist als eine andere, wird wegen der Nachfrage- bzw. Kostenvorteile weitere Anbieter und Kunden in die Region anziehen. Allerdings stehen den Agglomerationsvorteilen auch Deglomerationsimpulse entgegen, die sich aus der Existenz immobiler Faktoren — wie etwa Boden - ergeben; insbesondere der Faktor Boden ist immobil, so dass bei zunehmender Agglomeration eine steigende Bodenrente entsteht — dieses Phänomen und andere Ballungskosten bzw. Staukosten oder lokale Umweltverschmutzung stimulieren die Dispersion im Raum. Während im Standard-Modell der Neuen Ökonomischen Geographie von KRUGMAN (1991a, 1991b) ein Teil der Arbeitskräfte immobil ist - dabei werden auf Basis von Technologien mit Skalenvorteilen im In- bzw. Ausland differenzierte Produkte hergestellt (jede Produktvariante geht einher mit Fixkosten und jede Firma spezialisiert sich daher auf eine Variante, die nur an einem

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 31

Standort produziert wird), wobei sich anfänglich im Spannungsfeld von zwei Ländern Westland und Osdand eine symmetrische Verteilung der Industrie ergibt. Fallen nun die Handelskosten, so erhöht sich der Einfluss der Agglomerationskräfte, da eine Belieferung der Nachfrager via Export günstiger wird. Ab einem kritischen Punkt der Handelsfreiheit wird das symmetrische Standortgleichgewicht instabil bzw. es ergibt sich vollkommene Agglomeradon in einem der beiden Länder. Das Krugman-Standardmodell impliziert von daher, dass es ab einem bestimmten Punkt zu einer vollständigen internationalen Verlagerung kommen kann. Allerdings haben neuere Arbeiten verdeutlicht, dass die Entwicklung einer Kern-Peripherie-Struktur nicht durch plötzliche Bewegung erfolgen muss. In neueren Modellen (PFLÜGER, 2005), ergibt sich eine Art blasenförmiges Muster, wobei mit steigender Handelsfreiheit ab einem bestimmten Ausmaß an Handelsfreiheit ein zunehmend starker Übergang zur Konzentration der Produktion auf nur ein Land bzw. einen Standort erfolgt; bei Annäherung an volle Handelsfreiheit bildet sich die regionale Konzentration der Produktionsstandorte zurück — es ergibt sich wieder eine Gleichverteilung auf die Regionen bzw. Länder. Im Kontext von raumwirtschaftlichen Modellen mit Handelskosten und differenzierten Produkten — bei Skalenvorteilen der Produktion — haben große bzw. bevölkerungsreiche Länder einen Standortvorteil, denn solche Länder sind als Plattform für Exporte begünstigt. Es ergibt sich ein überproportionaler Anteil der Industrie an solchen Standorten, wobei sinkenden Handelskosten zunächst für eine Produktionsexpansion sorgen, da zunehmend auch weitere benachbarte Standorte beliefert werden können. Es gibt empirische Evidenz (Übersicht HEAD/MAYER, 2004) für die Sogkraft großer (Heimat-) Märkte und für zirkuläre Prozesse, allerdings stehen die Befunde nicht in allen Punkten in Übereinstimmung mit der Neuen Ökonomischen Geographie. Da der Grad an Handelsliberalisierung eine wirtschaftspolitische Variable ist, ergeben sich somit staatliche Interventions- bzw. Gestaltungsmöglichkeiten. In der EU25 sind diese allerdings faktisch kaum vorhanden, da ja die vier Freiheiten des Binnenmarktes gelten: Freihandel bei Gütern, Freihandel bei Dienstleistungen, freier Kapitalverkehr und freie Arbeitskräftewanderung (ab 2011). Allerdings kann der Staat bzw. im Einzelfall auch die EU durch Innovationsförderung anfängliche Expansionsvorteile bei innovativen differenzierten Produkten schaffen, zudem kann zumindest die EU gegenüber Dritdändern Importprotektion als Exportförderung betreiben (BRANDER/SPENCER, 1985): Indem für ausländische Konkurrenten der Marktzugang erschwert wird, können inländische Anbieter leichter statische oder dynamische Skalenvorteile nutzen, was wiederum zu Positionsvorteilen im globalen Wettbewerb führt. Aus Sicht der Neue Ökonomischen Geographie führt Importprotektion insbesondere auch zur Verlagerung der Nachfrage der Inländer auf heimische Produktvarianten,

32 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely was die Rendite im inländischen Industriesektor verbessert: Es kommt zu Markteintritten und Produktionsausweitung; im Ausland hingegen ergeben sich Marktaustritte und Produktionsschrumpfung. Diese Dynamik kann durchaus wohlfahrtssteigernd sein, da die reale Kaufkraft durch das Einsparen von Handelskosten — nach Produktionsverlagerung — trotz der Zollwirkung steigen kann („price lowering protection"). Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist dabei interessant, dass die entstehenden Agglomerationsrenten besteuert werden können: Solange kritische Steuersätze nicht erreicht werden, kommt es zu keiner internationalen Produktionsverlagerung. Während die bisherige Betrachtung nahe legt, dass einseitige Protektion sich für einzelne Länder — vor allem solche mit großer Bevölkerung bzw. Kaufkraft — lohnen kann, führt die Erweiterung um gehandelte Zwischenprodukte zu der Sicht, dass unilaterale Handelsliberalisierung zu größeren Wohlfahrtsgewinnen führt. Im Kontext des EU25-Binnenmarktes bzw. der erheblichen Bedeutung von grenzüberschreitend im Binnenmarkt gehandelten Produkten ist die Einbeziehung von Zwischenprodukten in der Tat relevant. Z u d e m ist der zunehmende Handel mit Zwischenprodukten geradezu ein Merkmal der Globalisierung ( K R U G M A N , 1995; F E E N S T R A , 1998). Ein Zoll auf Importgüter hat bei Existenz gehandelter Zwischenprodukte eine doppelte Wirkung: •

Es steigt die Profitabilität, da Nachfrage international zugunsten des Landes mit der Importprotektion umgelenkt wird;



Es vermindert sich die Profitabilität im Sektor der handelsfähigen Güter, da die Produktionskosten wegen des Zoll ansteigen. Dieser Effekt steigt mit dem Anteil importierter Vorleistungen an der Produktion, woraus sich der wohlfahrtssteigernde Effekt einer — hinreichend starken liberalisierenden — unilateralen Zollsenkungspolitik ergibt ( P U G A / V E N A B L E S , 1999).

Unzureichend untersucht ist bislang im Rahmen der Neuen Ökonomischen Geographie, wie sich die Existenz von Arbeitslosigkeit auf die raumwirtschaftliche Ressourcenallokation auswirkt, wenn man von wenigen Ansätzen absieht (PFLÜGER, 2004). Unbestritten ist, dass anhaltende Arbeitslosigkeit zu einer Nachfrageschwächung im betroffenen Land führt, womit das Ausmaß an profitabel produzierbaren differenzierten Produkten sinkt. Hieraus ergibt sich eine langfristige Schwächung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, die allerdings mittelfristig durch einen makroökonomischen Effekt dominiert sein dürfte: Die Nettoexporte eines Landes ergeben sich als Differenz von Güterproduktion und inländischer Absorption (Summe aus Konsum, Investitionsnachfrage und Staatsverbrauch), so dass ein Rückgang der Absorption automatisch - quasi künstlich - zu einem erhöhten Nettoexport führen wird.

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 33

Relativ wenig erforscht ist auch, inwieweit Direktinvestitionen, die in oligopolistischen Industrien zeitweise auch schwarmweise auftreten können - die Unternehmen der Branche folgen dem Führungsunternehmen bei seinen Auslandsinvestitionen — zu einem kritischen Verlust von Agglomerationsvorteilen im Quellenland der Direktinvestitionen führen können. Bei Dominanz von vertikalen Direktinvestitionen wird der Handel mit Zwischenproduktion deutlich zunehmen. Inwieweit der wachsende Anteil von importierten Zwischenprodukten in Exportgütern beschäftigungs- und wachstumsmäßig als Problem anzusehen ist (Problem der „Basarökonomie" nach SINN, 2005), ist bislang umstritten. Zumindest auf den ersten Blick gibt es einen geringeren Wachstumseffekt eines gegebenen Exportzuwachses. Soweit davon auszugehen ist, dass im Zuge der EU-Osterweiterung ein erheblicher Teil der Handelsanpassung bereits stattgefunden hat (KLODT, 2005), kommt auf die Industrie in Westeuropa nur noch ein relativ begrenzter Anpassungsdruck zu. Für Deutschland allerdings gilt gerade unter wirtschaftsgeographischen Aspekten, dass hier noch für längere Zeit beträchtlicher Anpassungsdruck besteht. Dies gilt nicht zuletzt deshalb, weil in den EU-Beitrittsländern hohe — z.T. von der EU finanzierte — Infrastrukturinvestitionen stattfinden, die aus ökonomischer Sicht wie ein Abbau von Zollschranken wirken. Damit kann nun die Produktion von Zwischenprodukten leichter von Deutschland ins Ausland verlagert werden. Allerdings müsste damit für die deutschen Importfirmen, die preiswertere ausländische Zwischenprodukte verarbeiten, ein positiver Wettbewerbseffekt auf Dritdändern — etwa in den USA — entstehen.

3.3 3.3.1

Strukturwandel, Wachstum und Arbeitslosigkeit Strukturwandel und Relativ-Preiseffekte: Der BalassaSamuelson Effekt

Im Zuge des ökonomischen Entwicklungsprozesses bzw. steigender Pro-KopfEinkommen steigt der Relativpreis der nichthandelsfähigen Güter an; d.h. dass die Relation von Preisen nichthandelsfahiger Güter zum Preis von handelsfähigen Gütern steigt. Hierfür werden als Argumente genannt, dass die Produktivitätsentwicklung im Sektor der handelsfähigen Güter — sie sind ja einer harten Weltmarktkonkurrenz ausgesetzt - stärker als im Sektor der nichthandelsfähigen Güter ist. Denkbar ist auch, dass der Relativpreis nichthandelsfähiger Güter bei steigendem Einkommen zunimmt, weil sich die Nachfragestruktur mit steigendem Pro-Kopf-Einkommen verschiebt: Eben zugunsten nichthandelsfähiger Güter und Dienstleistungen.

34 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

3.3.2

Balassa-Samuelson Effekt und Arbeitslosigkeit

Der Balassa-Samuelson-Effekt bedeutet, dass der relative Preis von nichthandelsfähigen Gütern längerfristig steigt. Dies wiederum wird auf die Lohnforderungen und dann auch auf Lohnabschlüsse entsprechend durchschlagen. Kommt es im Zeitablauf durch die relativ deutliche Erhöhung der Preise nichthandelsfähiger Güter zu einem starken Lohnanstieg - der über die Produktivitätssteigerung hinausgeht —, ist mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen. Die Arbeitslosigkeit insbesondere im Sektor der handelsfähigen Güter droht dann anzusteigen, wenn die Tarifvertragsparteien den Nominallohnsatz im Sektor der handelsfahigen Güter W' auf Basis eines gesamtwirtschaftlichen Preisindexes P mit geometrischer Gewichtung der Teilindices für nichthandelsfähige Güter P" und handelsfähige Güter P' festsetzen. Betragen die Gewichte für die Teilindices von nichthandelsfähigen Gütern bzw. handelsfähigen Gütern a bzw. (1-a) — wobei der Parameter a im Intervall [0,1] liegt - , dann gilt für den Logarithmus des Tariflohnsatzes im Sektor der handelsfähigen Güter, nämlich In W'= alnP" +(l-a)lnP' = alnP"/P' + lnP'. Demnach wird ein Relativpreisanstieg (lnP"/P' steigt) bei den nichthandelsfähigen Gütern — dies entspricht dem Balassa-Samuelson-Effekt — zu einem Anstieg des Tariflohnniveaus führen. Wenn der neue Tariflohn über dem sektoralen Gleichgewichtslohn fixiert wird, dann ergibt sich ein Angebotsüberschuss auf dem Teilarbeitsmarkt im Sektor der handels fähigen Güter (WELFENS, 2005). Sofern der Teilarbeitsmarkt im Sektor der nichthandelsfähigen Güter bzw. der entsprechende Gütermarkt im Ausgangszeitpunkt im Gleichgewicht waren, kann es nun zu einer Linksverschiebung der Nachfragekurve im Sektor der nichthandelsfähigen Güter kommen. Denn im Sektor der handelsfähigen Güter (Voll-)Beschäftigte kauften ja Güter aus beiden Sektoren. Besteht kein Sektor mit nichthandelsfähigen Gütern, dann würde der Arbeitsangebotsüberschuss aus einem Markt i im Sektor der handels fähigen Güter bei flexiblen Arbeitsmärkte bzw. räumlicher Mobilität zu einer Beschäftigungsexpansion im Teilmarkt j im Sektor der handelsfahigen Güter führen, wodurch sich die Zusammensetzung der Handelsbilanz ändert; nicht aber grundsätzlich die Höhe des anfänglichen Nettoexports. Fehlt es an räumlicher Mobilität, so kann allerdings auch bei Fehlen eines Sektors nichthandelsfähiger Güter temporär erhöhte Arbeitslosigkeit entstehen.

3.3.3

Strukturwandel und Arbeitsmarkt in der erweiterten EU

Um das neue geographische Gesicht Europas zu identifizieren, lohnt sich der Blick auf die von der Europäischen Kommission klassifizierten zentralen und peripheren Regionen der EU (Abbildung 6). Zu den zentralen Regionen gehören

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 35

die Benelux-Staaten, sowie größere Teile Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens. Periphere Regionen umfassen ganz Spanien, Portugal, Irland, Schweden, Finnland, sowie die meisten neuen EU-Mitgliedsländer. Die Einstufung der Regionen wurde mit Hilfe der Summe der Reisezeiten von jeder Region in jede andere Region errechnet. Abgeleitet von den neueren raumwirtschaftlichen Theorien kann man erwarten, dass die dunkel eingefarbten Regionen wirtschaftliche Aktivitäten stärker anziehen werden, während die hellen peripheren Regionen zunehmend Entleerungstendenzen ausgesetzt sein können. Unklar ist jedoch die Entwicklung der Zwischenregionen. Die neuen Mitgliedsstaaten der EU haben zum Beitrittszeitpunkt noch einen erheblichen Einkommensrückstand im Vergleich zu den anderen EU-Staaten gehabt. Andererseits haben sie in den 1990er Jahren ein deutlich stärkeres Wirtschaftswachstum als die EU-15 Länder an den Tag gelegt, so dass es damit zu einem Konvergenzprozess kommen müsste, der mit einer mittel- bis langfristigen Angleichung der Pro-Kopf-Einkommen einhergehen dürfte. Dies ist im Einklang mit dem Ziel der Europäischen Kommission, die regionalen Disparitäten innerhalb der EU zu reduzieren.

36 • Paul J.J. Welferis/Dora Borbely

Abbildung 6:

Zentrale und Periphere Regionen der EU

Gruppiert nach Erreichbarkeit (kumulierte Reisezeiten von jeder Region zu jeder anderen Region). m m

|

Zentrale Regionen

j

Periphere Regionen

Zwischenregionen

Quelle: Europäische Kommission (2002)

Abbildung 7 zeigt das regionale BIP pro Kopf in den europäischen Regionen im Jahr 2001. Die dunkleren west- und mitteleuropäischen Regionen deuten auf ein höheres Pro-Kopf-BIP als der EU-25-Durchschnitt hin. J e dunkler eine

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 37

osteuropäische Region gezeichnet ist, umso niedriger ist dort das Pro-KopfEinkommen im Vergleich zum EU-25 Durchschnitt. Abbildung 8 zeigt die Veränderung des regionalen Pro-Kopf-Einkommens in den Jahren 1995-1999. Dunkel eingefärbte Regionen zeichnen sich durch ein im EU-Vergleich überdurchschnittliches Wachstum, helle Regionen durch ein unterdurchschnittliches Wachstum aus. Abbildungen 7 und 8 visualisieren, dass auf internationaler Ebene in der EU ein Konvergenzprozess stattfindet, so dass schlechter entwickelte Länder schneller wachsen und dadurch aufholen zu den weiter entwickelten EU-Ländern. Es fällt aber auch auf, dass gleichzeitig regionale Disparitäten auf intranationaler Ebene zunehmen. Starke Wachstumsdisparitäten sind in den einzelnen (vor allem peripheren Ländern) zu beobachten. Dabei sieht man oft, dass Hauptstadtregionen schneller wachsen als abgelegene Regionen. Es drängt sich die Vermutung auf, dass Konvergenz auf internationaler Ebene durch zunehmende Divergenz auf intranationaler Ebene erkauft wird. In der Tat bestätigen empirische Arbeiten, dass die Wachstumsraten der europäischen Länder zwar konvergieren, aber nicht die der europäischen Regionen. CAPPELEN et al. (1999) untersuchen die Entwicklung europäischer Regionen für die letzten 20 Jahre und stellen fest, dass es zu keinerlei Konvergenz gekommen ist. Vielmehr ist zu beobachten, dass bestimmte Gruppen von Regionen sich herausbilden — sie nennen sie „Europäische Wachstumsclubs". Dies stellt eine große Herausforderung für die EU-Regional- und Kohäsionspolitik dar.

38 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbély

Abbildung 7: Pro-Kopf BIP in europäischen Regionen im Jahr 2001

1.1 G DP per head (PPS), 2001

Index, EU25 = 100 | «50 I 50-75 75-80 90-100 100 -125 »=125 no data Quelle: Europäische Kommission (2004)

FmDOMf 2000

e E u r o o s e p w M o i Ajaocttfert h i «w

- j m j h * bartH*M

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 39

Abbildung 8: Veränderung des Pro-Kopf-BIP in europäischen Regionen, 1995-1999

Change in GDIVhead (PPS). IIWS-IW Chang< io inda* BUR-27=i 00) axt» • ___ m ••

•IB-

-IS

-U-I.0 14-16 so lo» — 10.0

Quelle: Europäische Kommission (2002)

SaxorEoo j M*

40 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

Wenn man sich die Wachstumspotentiale einzelner Regionen, wie sie u.a. aus der endogenen Wachstumstheorie abzuleiten sind, vor Augen führen möchte, sind die Abbildungen 9 und 10 sehr hilfreich. Sie stellen die regionalen Arbeitslosenquoten (Abbildung 9) und die regionalen Beschäftigten in Hochtechnologiesektoren (Abbildung 10) gegenüber. Die Arbeitslosenquoten sind in vielen peripheren Regionen besonders hoch. In den dunkel schattierten Regionen liegen sie über 13 %. Hiervon sind vor allem Polen, Ostdeutschland und Litauen sowie Teile Bulgariens, Italiens, Spaniens und der Norden Finnlands betroffen. In den meisten dieser Gebiete findet man gleichzeitig keinen hohen Anteil von Beschäftigten in Hochtechnologiesektoren; mit Ausnahme von Nordfinnland. Die Beschäftigung in Hochtechnologiesektoren ist stark auf einige wenige Regionen konzentriert, wobei der Schwerpunkt im südlichen Deutschland und Teilen von Frankreich liegt. Andere kleine Hochtechnologiehochburgen sind im südlichen Schweden, Südfinnland, Norditalien und England zu finden. Aber es gibt auch Regionen in den neuen EU-Mitgliedsländern, die bezüglich der Beschäftigungsstruktur in den Hochtechnologiebereiche aufgeschlossen haben: der Nordwesten von Ungarn und der Norden Tschechiens. Es scheint also zunächst einen klaren negativen Zusammenhang zwischen der Arbeitslosigkeit und der Beschäftigung in Hochtechnologiesektoren zu geben, der allerdings von ein paar Regionen gebrochen wird. Untersuchungen auf Industrieebene bestätigen, dass technologieintensive Industrien sich nunmehr nicht nur auf die zentralen Regionen beschränken. BRÜLHART (1998) kommt zum Schluss, dass sich arbeitsintensive - in der EU schrumpfende - Industrien zwar zunehmend in der Peripherie konzentrieren, aber dass sich technologieintensive Industrien von der zentralen teilweise auch in die peripheren Regionen zu verlagern scheinen.

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 41

Abbildung 9: Regionale Arbeitslosenquoten in der EU im Jahr 2002

1.4 Unemployment rates, 2002 % of labour fon»



13.45 no data e

Quelle: Europäische Kommission (2004)

AsioiWofi lor

baveri*»

42 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbély

Abbildung 10: Beschäftigung in Hochtechnologiesektoren im Jahr 2002

1.11 Employment in high-technology sectors, 2002 % of total employment

I

I = 13.75

A.1, hat Land i in der entsprechenden Industrie k im Vergleich zu EU-15 eine komparativen Vorteil. Ist der RCA 0,

>0

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 147

5. Growth rate parameter

(GRP):

n G R P

U

2 = ^

J

X

n

\ g i 2 - g

2

\ ,

i=1 t h a t is w i t h

GRP12 =

= I n Xi2

gi2

£

In

*«2

- In X

,

xn

,

g2

> 0,

xi2

n

= \ n X

>

2

- I n Xl

0.

x

a

/=1

6. LILIEN Index (LI) (see LILIEN, 1982a, b) n

!

/

\2

,

1,2

xn

> 0,

xi2

> 0.

LI

7. The modified LILIEN Index (MLI) (see STAMER, 1999, p. 42-44):

M U i

'

f

X

v

x

2

7=1

i\

^ j

,

xn

> 0,

xi2

> 0.

148 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

Anhang 3: NACE rev. 1.1. Klassifizierung (in Teilen) D

Manufacturing

15 Manufacture of food products and beverages 151

Production, processing and preserving of meat and meat products

152

Processing and preserving of fish and fish products

153

Processing and preserving of fruit and vegetables

154

Manufacture of vegetable and animal oils and fats

155

Manufacture of dairy products

156

Manufacture of grain mill products, starches and starch products

157

Manufacture of prepared animal feeds

158

Manufacture of other food products

159

Manufacture of beverages

16 Manufacture of tobacco products 160

Manufacture of tobacco products

17 Manufacture of textiles 171

Preparation of spinning of textile fibres

172

Textile weaving

173

Finishing of textiles

174

Manufacture of made-up textile articles, except apparel

175

Manufacture of carpets and rugs

176

Manufacture of knitted and crocheted fabrics

177

Manufacture of knitted and crocheted articles

18 Manufacture of wearing apparel; dressing and dyeing of fur 181

Manufacture of leather clothes

182

Manufacture of other wearing apparel and accessories

183

Dressing and dyeing of fur; manufacture of articles of fur

19 Tanning and dressing of leather, saddlery, harness and footwear 191

Tanning and dressing of leather

manufacture

of

luggage,

handbags,

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 149 192

Manufacture of luggage, handbags and the like, saddlery and harness

193

Manufacture of footwear

20 Manufacture of wood and of products of wood and cork, except furniture; manufacture of articles of straw and plaiting materials 201

Sawmilling and planing of wood, impregnation of wood

202

Manufacture of veneer sheets; manufacture of plywood, laminboard, particle board, fibre board and other panels and boards

203

Manufacture of builders carpentry and joinery

204

Manufacture of wooden containers

205

Manufacture of other products of wood; manufacture of articles of cork, straw and plaiting materials

21 Manufacture of pulp, paper and paper products 211

Manufacture of pulp, paper and paperboard

212

Manufacture of articles of paper and paperboard

22 Publishing, printing and reproduction of recorded media 221

Publishing

222

Printing and service activities related to printing

223

Reproduction of recorded media

23 Manufacture of coke, refined petroleum products and nuclear fuel 231

Manufacture of coke oven products

232

Manufacture of refined petroleum products

233

Processing of nuclear fuel

24 Manufacture of chemicals and chemical products 241

Manufacture of basic chemicals

242

Manufacture of pesticides and other agro-chemical products

243

Manufacture of paints, varnishes and similar coatings, printing ink and mastics

244

Manufacture of pharmaceuticals, medicinal chemicals and botanical products

245

Manufacture of soap and detergents, cleaning and polishing preparations, perfumes and toilet preparations

246

Manufacture of other chemical products

150 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbély

247

Manufacture of man-made fibres

25 Manufacture of rubber and plastic products 251

Manufacture of rubber products

252

Manufacture of plastic products

26 Manufacture of other non-metallic mineral products 261

Manufacture of glass and glass products

262

Manufacture of non-refractory ceramic goods other than for construction purposes; manufacture of refractory ceramic products

263

Manufacture of ceramic tiles and flags

264

Manufacture of bricks, tiles and construction products, in baked clay

265

Manufacture of cement, lime and plaster

266

Manufacture of articles of concrete, plaster and cement

267

Cutting, shaping and finishing of ornamental and building stone

268

Manufacture of other non-metallic mineral products

27 Manufacture of basic metals 271

Manufacture of basic iron and steel and of ferro-alloys

272

Manufacture of tubes

273

Other first processing of iron and steel

274

Manufacture of basic precious and non-ferrous metals

275

Casting of metals

28 Manufacture of fabricated metal products, except machinery and equipment 281

Manufacture of structural metal products

282

Manufacture of tanks, reservoirs and containers of metal; manufacture of central heating radiators and boilers

283

Manufacture of steam generators, except central heating hot water boilers

284

Forging, pressing, stamping and roll forming of metal; powder metallurgy

285

Treatment and coating of metals; general mechanical engineering

286

Manufacture of cudery, tools and general hardware

287

Manufacture of other fabricated metal products

29 Manufacture of machinery and equipment n.e.c.

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 151

291

Manufacture of machinery for the production and use of mechanical power, except aircraft, vehicle and cycle engines

292

Manufacture of other general purpose machinery

293

Manufacture of agriculture and forestry machinery

294

Manufacture of machinetools

295

Manufacture of other special purpose machinery

296

Manufacture of weapons and ammunition

297

Manufacture of domestic appliances n.e.c.

30 Manufacture of office machinery and computers 300

Manufacture of office machinery and computers

31 Manufacture of electrical machinery and apparatus n.e.c. 311

Manufacture of electric motors, generators and transformers

312

Manufacture of electricity distribution and control apparatus

313

Manufacture of insulated wire and cable

314

Manufacture of accumulators, primary cells and primary batteries

315

Manufacture of lighting equipment and electric lamps

316

Manufacture of electrical equipment n.e.c.

32 Manufacture of radio, television and communication equipment and apparatus 321

Manufacture of electronic valves and tubes and other electronic components

322

Manufacture of television and radio transmitters and apparatus for line telephony and line telegraphy

323

Manufacture of television and radio receivers, sound or video recording or reproducing apparatus and associated goods

33 Manufacture of medical, precision and optical instruments, watches and clocks 331

Manufacture of medical and surgical equipment and orthopaedic appliances

332

Manufacture of instruments and appliances for measuring, checking, testing, navigating and other purposes, except industrial process control equipment

333

Manufacture of industrial process control equipment

334

Manufacture of optical instruments and photographic equipment

152 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbély

335

Manufacture of watches and clocks

34 Manufacture of motor vehicles, trailers and semi-trailers 341

Manufacture of motor vehicles

342

Manufacture of bodies (coachwork) for motor vehicles; manufacture of trailers and semi-trailers

343

Manufactures of parts and accessories for motor vehicles and their engines

35 Manufacture of other transport equipment 351

Building and repairing of ships and boats

352

Manufacture of railway and tramway locomotives and rolling stock

353

Manufacture of aircraft and spacecraft

354

Manufacture of motorcycles and bicycles

355

Manufacture of other transport equipment n.e.c.

36 Manufacture of furniture, manufacturing n.e.c. 361

Manufacture of furniture

362

Manufacture of jewellery and related articles

363

Manufacture of musical instruments

364

Manufacture of sports goods

365

Manufacture of games and toys

366

Miscellaneous manufacturing n.e.c.

37 Recycling 371

Recycling of metal waste and scrap

372

Recycling of non-metal waste and scrap

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 153

Literatur AMITI, M. (1999), Specialization Patterns in Europe. Weltwirtschaftliches Archiv, Vol. 135, 1-21. AMITI, M.; WEI, S.-J. (2005a), Fear of Service Outsourcing: Is it Justified?. Economic Policy, No. 42, 307-348. AMITI, M.; WEI, S.-J. (2005b), Service Outsourcing, Productivity and Employment, IMF Working Paper, mimeo. ARROW, K.J. (1962), The Economic Implications of Learning by Doing, in: Review ofEconomic Studies 29, 155-173. AUDRETSCH, D.; WELFENS, P. J. J. eds., (2002), The New Economy and Economic Growth in the US and Europe, Heidelberg and New York: Springer. BALDWIN, R. (2000). Regulatory Protectionism, Developing Nations and a Two-tier World Trading System. Brookings Trade Forum, 237-293. The Brookings Institution, Washington, DC. BALDWIN, R., FORSLID R., MARTIN P. OTTAVIANO G. und F. ROBERT-NICOUD (2003), Economic Geography and Public Policy, Princeton: Princton Unversity Press. BARFIELD, C. E.; HEIDUK, G.; WELFENS, P.J.J., eds. (2003), Internet and Economic Growth and Globalisation, Heidelberg and New York: Springer. BASSANINI, A., SCARPETTA, S., HEMMINGS, P., (2001), Economic Growth: the role of policies and institutions. Panel data evidence from OECD countries, OECD Working Paper 283. BLACK, S. ed., (1997), Europe's Economy Looks East: Implications for Germany and the European Union. Cambridge: Cambridge University Press. BLIND, K ; JUNGMITTAG, A. (2004), Foreign Direct Investment, Imports and Innovations in the Service Industry; in: Review of Industrial Organization 25, 205-227. BORBELY, D.; Gern, K.-J. (2003), Die EU-Osterweiterung - Makroökonomische Aspekte aus der Sicht der Beitrittsländer. Die Weltwirtschaft, Heft 3, 2003, Heidelberg: Springer.

154 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbély

BORBÉLY, D. (2004), EU Export Specialization Patterns of Selected Accession Countries. European Institute for International Economic Relations, EIIW Discussion Paper No. 116, Wuppertal. BORBÉLY, D. (2005), EU Export Specialization Patterns in Selected Accession and Cohesion Countries: Tough Competition on the EU 15 Market? Papeles delEste No.9. http://www.ucm.es/BUCM/cee/papeles/ BORBÉLY, D. (2006), Trade Specialization in the Enlarged European Union, Heidelberg: Springer/Physica. BRAINDERD, E. (1997), Women in Transition: Changes in Gender Wage Differentials in Eastern Europe and the Former Soviet Union. Williams College, mimeo. BRANDER, J. und SPENCER, B. (1985), Export Subsidies and International Market Share Rivalry, Journal of International Economics, Vol. 18, 83-100. BRETSCHGER, L. (1997), Integration und langfristiges Wirtschaftsentwicklung, München /Wien. BRETSCHGER, L. (1998), Wachstumstheorie, 2., durchgesehene Auflage, München /Wien. BRETSCHGER, L. (2002), Wachstumstheoretische Perspektiven der Wirtschaftsintegration: Neuere Ansätze, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 222, 64-79. BRÖCKER, J. (1998), Konvergenz in Europa und die Europäische Währungsunion. In. Fischer, B. und Straubhaar, T. (Hg.) Ökonomische Konvergenz in Theorie und Praxis. Veröffentlichungen des HWWAInstituts für Wirtschaftsforschung 41,105-135. Baden-Baden. BRÖCKER, J. (2001). Schlussfolgerungen aus der Theorie Wachstums für eine ausgleichende Regionalpolitik. Mimeo.

endogenen

BRÜLHART, M. (1998). Trading Places: Industrial Specialization in the European Union. Journal of Common Market Studies, Vol. 36/3, 319-346. BRÜLHART, M. CROZET, M. und P. KOENIG (2004). Enlargement and the EU Periphery: The Impact of Changing Market Potential. HWWA Discussion Paper No. 270, Hamburg. CAMPA, J.; GOLDBERG, L.S. (1997), Evolving External Orientation of Manufacturing Industries: Evidence from Four Countries, NBER Working Paper 5919, Cambridge, Mass. CAPPELEN, A., FAGERBERG, J. und VERSPAGEN, B. (1999). Lack of regional convergence. In: Fagerberg, J. Guerrieri, P., und Verspagen, B.,

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 155

eds., The Economic Challenge for Europe. Adapting to Innovation Based Growth. Edward Elgar, Cheltenham, 130-148. COHEN, W. & D. LEVTNTHAL, (1989), Innovation and learning: the two faces of R&D, Economic Journal, 99, 569-596. DAVID, P. & D. FORAY, (1995), Accessing and expanding the Science and technology knowledge base, STI Review, 16. DIXIT, A.K. und STIGLITZ J.E. (1977). Monopolistic Competition and Optimum Product Diversity. American Economic Review, Vol. 67, 297-308. DUNNING, J.H. (1977), Trade, Location of Economic Activity and MNF: A Search for an Eclectic Approach, in: Ohlin, B.; Hesselborn, P.O.; Wijkman, P.M., eds., The International Allocation of Economic Activity, London, Macmillan: 395-418. ECTAPORTAL, http://www.ectaportal.com. EITO (2002), European Information Technology Observatory, Frankfurt 2002. EITO (2005), European Information Technology Observatory, Frankfurt 2005. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2001). Einheit Europas - Solidarität der Völker — Vielfalt der Regionen. Zweiter Bericht über den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt. Luxemburg. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2002). First Progress Report on Cohesion: Unity, Solidarity and Diversity for Europe, its People and its Territory. Brussels. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2004). Third Report on Economic and Social Cohesion: Unity, Solidarity and Diversity for Europe, its People and its Territory. Brussels. EUROPEAN COMMISSION (2005), The EU Economy 2005 Review: Rising International Economic Integration, Brussels. EUROPEAN INNOVATION SCOREBOARD (2005), http: / / trendchart. cordis .lu/ scoreboards / scoreboard2005/ index, cfm. ERBER, G. et al. (2004), Rahmenbedingungen für eine Breitbandoffensive in Deutschland, Berlin: DIW (mimeo). FALK, M.; KOBEL, B.M. (2004), The impact of office machinery and computer capital of the demand for heterogeneous labour, in: Labour Economics, Vol. 11 (2004), 99-117, Elsevier.

156 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbély

FEENSTRA, R. C. (1998), Integration of Trade and Disintegration of Production in the Global Economy, in: Journal of Economic Perspectives, Vol. 12, 31-50. FORSLID, R., HAALAND, J.I., MIDELFART-KNARVIK, K.H. und O. MESTAD (2002). Integration and Transition: Scenarios for the Location of Production and Trade in Europe. Economics of Transition, Vol. 10(1), 93-117. FRANKEL, J.A. (2000), Globalization of the Economy. NBER Working Paper 7858, NBER, Cambridge, Mass. FRAUNHOFER-GESELLSCHAFT (2004), Innovationstreiber Informationsund Kommunikationstechnik. Fraunhofer Magazin (2): 8-37. FREEMAN, C. (1987), Technology and Economic Performance, Lessons from Japan, London: Pinter. FROOT, K.A.; STEIN J.C. (1991), Exchange rates and foreign direct investment: An imperfect capital markets approach. Quarterly Journal of Economics 106,191-217. FUJITA, M.; KRUGMAN, P.; VENABLES A.J. (1999). The Spatial Economy: Cities, Regions and International Trade, Cambridge, MA: MIT Press. FUJITA, M.; KRUGMAN, P. (2004). The New Economic Geography: Past, Present and the Future. Papers in Regional Science, Vol. 83, S. 139-164. GABRISCH, H. (2009), Die neuen EU-Länder am Abgrund: Was tun?, Wirtschaft im Wandel 3/2009, Schriftenreihe des Instituts für Wirtschaftsforschung, Halle, 123-131. GRAACK, C; WELFENS, P.J.J. (1996), Telekommunikationswirtschaft: Deregulierung, Privatisierung und Internationalisierung, Heidelberg: Springer. GRIES, T.; JUNGMITTAG, A.; WELFENS, P.J.J. (Hg.) 2003. Neue Wachstums- und Innovationspolitik in Deutschland und Europa. Heidelberg: Springer. GROSSMAN, G. M.; HELPMAN, E. (1991a), Innovation and Growth in the Global Economy, Cambridge MA, MIT Press. GROSSMAN, G. M.; HELPMAN, E. (1991b), Quality Ladders in the Theory of Growth, London: Macmillan. GRUPP, H. (1997), Messung und Erklärung des technischen Wandels, Berlin u.a.

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 157

GUTH, M. et al. (2005). Werkstattbericht - Sozialintegrative Innovationspolitik, Mülheim. GUTH, M. et al. (2006), Soziaüntegrative Innovationspolitik, Projekt für die Hans-Böckler-Stiftung, erarbeitet von Zenit, Mülheim/Ruhr. HART, P.E. (1994). Galtonian Regression Across Countries and the Convergence of Productivity. Discussion Papers in Quantitative Economics and Computing, Series E.II. HEAD, K.; RIES, J. (2001), Overseas Investment and Firm Exports, Review of International Economics, Vol. 9(1), 108-122. HEAD, K. und MAYER, Th. (2004), The Empirics of Agglomeration and Trade, in: Henderson/ J. F. Thisse (Hg.), Handbook of Regional and Urban Economics, Vol. IV, Amsterdam, 2609-2696. HECKSCHER, E. (1919). The Effect of Foreign Trade on Distrubution of Income, in H.S. Ellis und L.A. Methler (Hrsg.) (1949), A.E.K Readings in the Theoiy of International Trade, Blakiston, Philadelphia. 272-300. HELPMAN, E. und KRUGMAN, P. (1985), Market Structure and Foreign Trade: Increasing Returns, Imperfect Competition and the International Economy, Harvester Wheatsheaf, Brighton. HEMPELL, T. et al. (2004), ICT, Innovation and Business Performance in Services: Evidence for Germany and the Netherlands, in: OECD, ed., The Economic Impact of ICT — Measurement, Evidence, and Implications. Paris: OECD, 131-152. HEMPELL, T. (2006), Computers and Productivity, Heidelberg: Physica. HILDEBRANDT, A.; WÖRZ, J. (2005). Patterns of Industrial Specialization and Concentration in CEECs: Theoretical Explanations and their Empirical Relevance, in: Welfens P.J .J.; Wziatek-Kubiak, A. (Eds.): Structural Change and Exchange Rate Dynamics: The Economics of the EU-Enlargement. Heidelberg: Springer. HÜMMELS, D.L.; RAPOPORT, D.; YI, K.-M. (1998), Vertical Specialization and the Changing Nature of the World, Economic Polig Review, Vol. 4 (2), 79-99. IKING,

B. (2005), Regionalisiertes Mülheim/Ruhr: Zenit.

Innovation

Scoreboard

NRW,

JUNGMITTAG, A. (2004), Innovations, technological specialisation and economic growth in the EU, International Economics and Economic Polig, Vol. 1 (2004), 2/3: 247-273.

158 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbély

JUNGMITTAG, A. (2006), Internationale Innovationsdynamik, Spezialisierung und Wirtschaftswachstum in der EU. Heidelberg: Physica/Springer. KEIM, M. (2009), Finanzmarktintegration in Europa: Implikationen für Stabilität und Wachstum in Sozialen Marktwirtschaften, Schriftenreihe „Europäische Integration und Digitale Weltwirtschaft", Band 3, Stuttgart: Lucius&Lucius. KLEINERT, J. (2002), Trade and the Internationalization of Production, Kiel Working Paper No. 1104, Kiel Institute for World Economics, mimeo. KLODT, H. (1993). Technology-Based Trade and Multinationals' Investment in Europe: Structural Change and Competition in Schumpeterian Goods. In: Klein, M.W. und P.J.J. Weifens (Hrsg.) Multinationals in the New Europe and Global Trade. Springer. KLODT, H. (2005). EU- Erweiterung und die Struktur des deutschen Außenhandels, List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik, Vol. 31, 33-44 KRUGMAN, P. (1979). Increasing Returns, Monopolistic Competition and International Trade, Journal of International Economics, Vol. 9, No. 4. S. 469-479. KRUGMAN, P. (1980). Scale Economies, Product Differentiation, and the Pattern of Trade, American Economic Review, Vol. 70, No. 5, S. 950-959. KRUGMAN, P. und VENABLES, A. (1990). Integration and the Competitiveness of Peripheral Industry, in C. Bliss und J. Braga de Macedo (eds.), Unity with Diversity in the European Community, Cambridge University Press, Cambridge, 56-77. KRUGMAN, P. und VENABLES, A. (1995). Globalization and the Inequality of Nations .Quarterly Journal of Economics, Vol. 60, 857-880. KRUGMAN, P. (1991a). Increasing Returns and Economic Geography, Journal of Political Economy, Vol. 99, No. 3, 484-499. KRUGMAN, P. (1991b). Geography and Trade, MIT Press, Cambridge, Mass. KRUGMAN, P. (1995), Growing World Trade: Causes and Consequences, in: Brookings Papers of International Economic Activity, Vol. 1, Nr.2, 110-122. KUTLINA, Z. (2009), Finanzmarktentwicklung und Wirtschaftswachstum in den mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten, Essen: Peter Lang. LAMMERS, K. (2002). Die Osterweiterung aus raumwirtschaftlicher Perspektive — Prognosen regionalökonomischer Theorien und Erfahrungen aus der

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 159

bisherigen Integration in Europa. HWWA Discussion Paper, No. 195, Hamburg. LILIEN, D. M. (1982a). Sectoral Shifts and Cyclical Unemployment. Journal of Political Economy, 90, 777-793. LILIEN, D. M. (1982b). A Sectoral Model of the Business Cycle. Modelling Research Group, mimeo. LUDEMA, R.D.; WOOTEN, I. (1997). Regional Integration, Trade and Migration: Are Demand Linkages Relevant in Europe? CEPR Discussion Paper No. 1656. LUNDVALL, B.A. (Hg.) (1992), National Systems of Innovation: Towards a Theory of Innovation and Interactive Learning, London/New York. MARKUSEN, J.R.; VENABLES, A.J. (1998), Multinational Firms and the New Trade Theory, Journal of International Economics, Vol. 46 (2), 183-203. MARTIN, P. (2000). The Role of Public Policy in the Process of Regional Convergence. EIB Papers, No. 5. S: 69-77. MERIT/EIIW/ARC-SYS (2006), Internationalization of European ICT activities, a project carried out for the European Commission, Directorate General JRC, Institute for Prospective Technological Studies, Project number J04/40/2004. MEYER, B.; WOLTER, M.I. (2005), Demographische Entwicklung und wirtschaftlicher Strukturwandel — Auswirkungen auf die Qualifikationsstruktur am Arbeitsmarkt, Vortrag auf dem 14. Wissenschaftliches Kolloquium des Statischen Bundesamtes in Zusammenarbeit mit der Deutschen Statistischen Gesellschaft, 28. und 29. April 2005, Wiesbaden. MIDELFART-KNARVIK, K.H.; OVERMAN, H.; REDDING, S.; VENABLES, A.J. (2000). The Location of European Industry. European Commission, DG Economic and Social Affairs. Economic Paper No. 142. Brussels. NELSON, R. (ed.), (1993), National Innovation Systems: A comparative analysis, Oxford University Press, Oxford. NEARY, P. (2001a), International Trade: Commercial Policy, Centre for Economic Research Working Paper 01/23, Department of Economics, University College Dublin, Dublin. NEARY, P. (2001b), Of hype and hyperbolas: introducing the new economic geography, in: Journal of Economic, Vol. 39, 536-561.

160 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbély

OECD (1987). Structural Adjustment and Economic Performance. OECD, Paris OECD (2004), Understanding Economic Growth, Paris. OECD (2005a), OECD Communications Outlook 2005, Paris. OECD (2005b), OECD Economic Surveys: United Kingdom 2004-2005, Paris. OHLIN, B. (1933). Interregional and International Trade, Harvard University Press, Cambridge, Mass. OTTAVIANO, G.I.P. (2002). Regional Policy in the Global Economy: Insights from New Economic Geography. HWWA Discussion Paper No. 211, Hamburg. O.V. (2006), Monopol der polnisches Telekom vor dem Ende, Handelsblatt vom 17. Juli, S.15, Düsseldorf. PFLÜGER, M. (2004). Economic integration, wage policies and social policies. Oxford Economic Papers, Vol. 56. Nr. 1,135-150. PFLÜGER, M. (2005), Neue Ökonomische Geographie — Argumente gegen Freihandel?, List Forumfür Wirtschafts- und Finanzpolitik, Vol.31,13-32. PUGA, D. (1999). The Rise and Fall of Regional Inequalities, European Economic Review, Vol. 43, No. 2, 303-334. PUGA,

D.; VENABLES, A.J. (1999). Agglomeration and Economic Development: Import Substitution vs. Trade Liberalisation. Economic Journal, Vol. 109, 292-311.

RICARDO, D. (1817). On the Principles of Political Economy and Taxation, London. ROMER, P. (1986). Increasing Returns and Long-Run Growth, Journal of Political Economy, Vol. 94, 1002-1037. RIVERA-BATIZ, L.A.; ROMER, P. (1991), International trade with endogenous technological change, European Economic Reiiew, 35, 9711004. SCHUMANN, C. (2006). Financial Support Schemes for Students in Selected Countries, EIIW Discussion Paper, Wuppertal, mimeo. SINN, H-W. (2005). Basar-Ökonomie Deutschland — Exportweltmeister oder Schlusslicht? Ifo Schnelldienst 6/2005. SOLBES, P. (2004), The European Union: Economic prospects, structural reforms and enlargement, in: International Economics and Economic Polig 1, Nr. 1,105-110. Heidelberg: Springer.

EU-Osterweiterung, IKT und Strukturwandel • 161

STERN, S., PORTER, M.E. & J. FURMANN (2000), The determinants of national innovative capacity, NBER Working Paper, No 7876. TONDL. G. (1999). The changing pattern of regional convergence in Europe. TONDL, G. (2001). Convergence after Divergence? Regional Growth in Europe. Wien, New York. UNECE (2005), Economic Survey of Europe, No. 2, Geneva. VAN ARK, B.; PIATKOWSKI, M. (2004), Productivity, Innovation and ICT in Old and New Europe, International Economics and Economic Policy, Vol. 1, Issue 2+3, 215-246. VENABLES, A. J. (1996), Equilibrium location of vertically linked industries, in: International Economic Review, Vol. 37, 341-359. VENABLES, A. (1998). The Assessment: Trade and Location, The Oxford Review of Economic Polig, Vol. 14, No. 2,1-6. VERNON, R. (1966), International Investment and International trade in the Product Cycle, Quarterly Journal of Economics, Vol. 80,190-207. VERNON, R. (1979), The Product Cycle Hypothesis in a New International Environment, Oxford Bulletin of Economics and Statistics, 41, 255-267. VINER, J. (1950). The Customs Union Issue. New York: Carnegie Endowment for International Peace. WELFENS, P.J.J. (2003). Regionale Integration in der Ordnung-, Außenwirtschafts- und Wachstumstheorie, in: Cassel, D.; Weifens, P.J.J. (Hg.) Regionale Integration und Osterweiterung der Europäischen Union. Schriften zu Ordnungsfragen der Wirtschaft, Band 72, LuciusLucius, Stuttgart, 29-76. WELFENS, P.J.J. (2006), Innovations in Macroeconomics, 3. erweiterte Auflage 2009, Heidelberg: Springer. WELFENS P.J.J. (2006a), Internationalization of ICT Goods and Services: General Patterns and EU Perspectives. Contribution to "Internationalisation of ICT Activities", project commissioned by IPTS: Wuppertal. WELFENS, P.J.J. (2006b), Information and Communications Technology, Regulations and Growth: Theory and Key Policy Issues, in: WELFENS, P.J.J. et al., eds., Integration in Asia and Europe, Heidelberg and New York: Springer, 31-66.

162 • Paul J.J. Welfens/Dora Borbely

WELFENS, P.J.J. (2008), Transatlantische Bankenkrise, Schriftenreihe „Europäische Integration und Digitale Weltwirtschaft", Band 1, Stuttgart: Lucius&Lucius. WELFENS, P.J.J. (2009), Financial Market Integration, Growth and Instability: Theory and Policy Issues, Heidelberg und New York: Springer (im Druck). WELFENS, P.J .J.; BALCEROWICZ, L. (Hg.) (1998), Innovationsdynamik im Systemvergleich: Theorie und Praxis unternehmerischer, gesamtwirtschaftlicher und politischer Neuerung, Heidelberg: Springer. WELFENS, P.J.J.; BORBELY, D. (2005), Structural Change, Innovation and Growth in the Single EU Market, paper presented at the international workshop " Innovation, Employment, and Growth Policy Issues in the EU and the US", July 8, 2005, Wuppertal, mimeo. WELFENS, P.J .J.; PONDER, J.K. (2003), Digital EU Eastern Enlargement, EIIW Discussion Paper No. 109, University of Wuppertal. WELFENS, P.J.J.; VOGELSANG, M. (2006) Theory and Evidence from the literature, Contribution to "Internationali2ation of European ICT activities", a project carried out for the European Commission, Directorate General JRC, Institute for Prospective Technological Studies, Project number J04/40/2004, Wuppertal. WELFENS, P.J.J.; WESKE, A., eds. (2006), Digital Economic Dynamics: Innovations, Networks and Regulations, Heidelberg and New York: Springer. WELFENS, P.J.J.; WZIATEK-KUBIAK, A., eds. (2005), Structural Change and Exchange Rate Dynamics, Berlin and Heidelberg: Springer. WELFENS, P.J .J.; ZOCHE, P.; JUNGMITTAG, A.; BECKERT, B.; JOISTEN, M. (2004), Internetwirtschaft 2010 — Perspektiven und Auswirkungen, Heidelberg: Physica-Verlag. WIIW (2005), Annual Research Report, Vienna.

Europäische

Integration

und digitale

Weltwirtschaft

(Hrsg. v. PmlJ.J. Wetfens, Europäisches Institut für internationale Wirtschaftsbeziehungen / liergisdie Universität fl hppertal)

Band 1: Paul J. J. Weifens

Transatlantische Bankenkrise 2009. 274 S., kt € 48,-. ISBN 978-3-8282-0459-1 Die Untersuchung zeigt die Ursachen der US-Bankenkrise und deren internationale Ausbreitung auf. Neben der Rolle von Hedge Fonds und Finanzinnovationen wird die Untätigkeit der Bankenaufsicht als Kernproblem identifiziert, wobei für Deutschland das Versagen der BaFin beleuchtet wird. Die Mega-Rettungspakete für Banken werden als Teillösung eingestuft - ohne Strukturreformen werden sich die Probleme der Finanzmärkte weiter verschärfen. Vorgeschlagen als Lösung werden u.a. die Einführung einer Besteuerung der Renditevarianz, einer Evidenzzentrale für Kreditversicherungspolicen und ein neuartiger Qualitätssicherungsmechanismus bei Ratings sowie umfassendere Regulierungen der Banken. Ohne verbesserte US-Regeln kann ein freier transatlantischer Kapitalverkehr nicht befürwortet werden. Die EU steht vor großen Anpassungen, die Weltwirtschaft vor der Gefahr einer neuen Weltwirtschaftskrise.

Band 2: Paul J. J. Weifens

Finanzmarktintegration und Wirtschaftswachstum im EU-Binnenmarkt 2009. XVI/207 S., kt. € 42,-. ISBN 978-3-8282-0463-8 Finanzmarktintegration kann zu Wirtschaftswachstum beitragen, wie man im Kontext der EUBinnenmarktdynamik sehen kann; aber die Überlagerung von regionaler und globaler Integration führt auch zu Problemen. Thematisiert werden theoretische Ansätze und empirische Befunde zur Finanzmarktintegration und zur Verbindung von Integration und Wirtschaftswachstum. Dabei wird zwischen mittelfristigen Ansatzpunkten und langfristigen Perspektiven unterschieden. Zudem werden Innovationsfragen und Bezugspunkte zur EU-Lissabon-Agenda aufgegriffen. Für Europa und die USA wird ein Defizit an nachhaltigen Finanzinnovationen festgestellt.

Band 3: Martin Keim

Finanzmarktintegration in Europa Implikationen für Stabilität und Wachstum in Sozialen Marktwirtschaften 2009. XVI/271 S., kt. € 48,-. ISBN 978-3-8282-0464-5 Thematisiert wird die Integration von Finanzmärkten als ein weltweit anhaltender Prozess; er gewinnt auch in der EU durch den Binnenmarkt und die Einführung des Euros sowie die Implementierung des Europäischen Systems der Zentralbanken an Bedeutung. Für die europäischen und nationalen Politikakteure ist die Aufstellung modernisierter ordnungspolitischer Leitbilder und institutioneller Reformen wichtig, damit wirtschaftliche und finanzielle Stabilität gewährleistet, aber auch langfristiges Wirtschaftswachstum generiert werden kann. Diese Studie analysiert die Akteure und Impulse der Finanzmärkte auf regionaler bzw. globaler Ebene.

Lucius

JL

stuttgart

Wandlungen des Neoliberalismus Eine Studie zu Entwicklung und Ausstrahlung der „Mont Pèlerin Society" Von Philip Plickert Marktwirtschaftliche Reformpolitik Bd. 8 2008. XII/516 S., gb. € 59,-. ISBN 978-3-8282-0441-6 Ein Gespenst geht um in Europa: der Neoliberalismus. Der „Neoliberalismus" ist zu einem meist negativ konnotierten Schlagwort verkommen. Dieses Buch möchte einen Beitrag zur Versachlichung der Debatte leisten und die geistes- und zeitgeschichtlichen Ursprünge des Neoliberalismus erhellen. Der Wirtschaftshistoriker Philip Plickert analysiert den Niedergang des klassischen Liberalismus und dessen Krise im frühen 20. Jh. In der Zwischenkriegszeit entwikkelten sich vier Zentren eines erneuerten Liberalismus: Wien, London, Freiburg und Chicago. 1947 gründete Friedrich August von Hayek die Mont Pèlerin Society (MPS) als Sammlungspunkt der versprengten und marginalisierten Neoliberalen. Aktive Mitglieder der MPS waren einflußreiche Denker wie Hayek, Ludwig von Mises, Milton Friedman, James Buchanan, Walter Eucken, Wilhelm Röpke und Alexander Rüstow sowie Ludwig Erhard. Das Buch schildert, gestützt auf reiches Quellenmaterial, den schwierigen Aufbau der MPS, unterschiedliche strategische Perspektiven, den frühen politischen Durchbruch in Deutschland mit Erhards Wirtschaftsreform, die interne Krise um 1960 und die langfristige Ausstrahlung der MPS als intellektueller Kernorganisation der Neoliberalen auf Wissenschaft und Politik.

Erfolgsnationen vor dem Abstieg bewahren Die Egologik als Erfolgsfaktor Von Friedrich Reutner Marktwirtschaftliche Reformpolitik Bd. 9 2008. X/140 S„ gb. € 28,-. ISBN 978-3-8282-0440-9 Der globale Wettbewerb stellt weit höhere Anforderungen an die politische Steuerung. Negieren Regierungen den Zwang zur Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit, verliert das Land Know-how, Arbeitsplätze und erntet Armut. Die Rahmenbedingungen der Demokratie fördern Strukturkrisen, gefährliche Trends sowie Managementfehler. Damit blockieren die Schwächen der Demokratie zunehmend die Kräfte der Sozialen Marktwirtschaft, denn wie alle Menschen folgen auch Politiker ihrer Egologik, auch wenn sie dies verneinen. Steuert die Egologik wettbewerbsschädlich, so macht dies jedes Wirtschaftssystem langfristig zum Verlierer, wenn andere Länder sich wettbewerbsorientierter verhalten. Viele alternde Demokratien „verbessern" sich durch Regulierung, Kompliziertheit, Administration und Reibungsverluste. Jedes gut geführte Unternehmen antwortet dagegen bei stärkeren Wettbewerb mit Leistungssteigerung. Um die Demokratie als die beste bekannte Staatsform zu sichern, müssen die größten Wettbewerbsschwächen beseitigt werden.

a

LUCIUS LUCIUS

®

Stuttgart