Etymologisches Wörterbuch der Romanischen Sprachen [5. Ausg., Reprint 2021 ed.] 9783112605646, 9783112605639

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Etymologisches Wörterbuch der Romanischen Sprachen [5. Ausg., Reprint 2021 ed.]
 9783112605646, 9783112605639

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ETYMOLOGISCHES WÖRTERBUCH DER

ROMANISCHEN SPRACHEN.

ETYMOLOGISCHES

WÖRTERBUCH DER

ROMANISCHEN SPRACHEN VON

F R I E D R I C H DIEZ.

FÜNFTE ATISGABE.

MIT

EINEM

ANHANG

VON

AUGUST SCHELER.

BONN, BEI ADOLPH

1887.

MARCUS.

Daa Recht der Uebersetzung ist vorbehalten.

LORENZ

DIEFENBACH

SEINEM VEREHRTEN FREUNDE

GEWIDMET.

VORREDEN DES VERFASSERS. I. Die aufgabe der etymologie ist, ein gegebenes wort auf seinen ursprung zurückzuführen. Die zur lösung dieser auf gäbe angewandte methode ist aber nicht überall dieselbe: leicht läßt sich eine Icritische und eine unkritische ivahrnehmen. Die unkritische nimmt ihre deutungen auf gut glück aus einer äußerlichen ühnlichkeit der form, oder erzwingt sie bei geringerer ühnlichkeit, ja selbst bei gänzlicher Verschiedenheit derselben, durch eine reihe willkürlich geschaffener mittelglicder. Ein in seinem grundsatze so fehlerhaftes verfahren, dessen ungeachtet doch da, wo witz und divinationsgabe nicht fehlten, mancher treffliche wurf gelang, hat bei vielen die ganze etymologische kunst in miscredit gebracht, während sie sich andern durch die leichtigkeit ihrer ausübung, wozu sich jeder ohne beruf und Vorbereitung aufgelegt fühlte, empfahl. Jene irren in ihrer abneigung, diese in ihrer Zuneigung. Im gegensatze zur unkritischen methode unterwirft sich die kritische schlechthin den von der lautlehre aufgefundenen principien und regeln, ohne einen fußbreit davon abzugehen, sofern nicht klare thatsächliche ausnahmen dazu nöthigen; sie bestrebt sich dem genius der spräche auf der spur zu folgen, ihm seine geheimnisse abzugewinnen; sie wägt jeden buchstaben und sucht den ihm in jeder Stellung zukommenden toerth zu ermitteln. Und doch, wie wenig vermag sie oft, wie zweifelhaft sind ihre erfolge! Das höchste, was der etymologe erreicht, ist das bewußtsein wissenschaftlich gehandelt zu haben; für absolute geivißheit hat er keine gewähr, eine unbedeutende notiz kann ihm das mühsam erworbene zu seiner beschämung unversehens unter den füßen wegziehen. Dergleichen wird bei jeder forschung vorkommen, bei der etymologischen gehört es zu den täglichen erfahrungen, die auch dem scharfsinnigsten nicht erlassen iverden. Darum bescheidenheit, selbst wo alles unsre deutungen zu unterstützen scheint! Mit welcher strenge ich in dem vorliegenden buche meine früheren etymologien gerichtet und gesichtet habe, wird man ohne mühe erkennen; was ich aber gegen mich selbst angewandt, konnte ich auch gegen andre nicht unangewandt lassen. Etwas habe ich durch vieljährige erfahrung auf diesem gebiete gelernt, was sich zwar von selbst versteht, aber nicht von allen verstanden sein will: daß zu wissenschaftlich sicherem urtheile sich nur der durcharbeitet, der den gesammten wortvorrath der

VIII

VORREDE.

spräche bis in ihre mundarten hinein zu bewältigen nicht ermüdet. Wer nicht so weit vorzudringen lust hat, der beklage sich nicht, wenn er jeden augenblick den boden verliert. Es ist Icein wunder, wenn manche auf andern Sprachgebieten ausgezeichnete forscher auf dem, romanischen so oft fehlgreifen, da sie nur das einzelne in einer bestimmten gcstalt auffassen, ohne seine geschichte und seine beziehungen nach allen Seiten hin erkannt zu haben. Die romanische Wortforschung hat eben so dunkle partien zu beleuchten wie vielleicht irgend eine andre; selbst die erkenntnis des lateinischen stoffes ist in zahlreichen fällen nicht bequemer als die des fremden. Man schlage einmal die spanischen mit c h oder mit ss anlautenden Wörter nach und man wird von der richtigkeit dieser behauptung eine ahnung bekommen. Erschöpft man auch alle von den einschlägigen sprachen gebotenen mittel, z. b. für das spanische den lateinischen, griechischen, baskischen, celtischen, germanischen, semitischen wortvorratli, es bleibt ein großer rest, für den es keinen rath gibt. Freilich fließen manche sprachen, woraus der Romane schöpfte, für uns nur noch in spärlichen quellen. Eifriger und umsichtiger forschung aber wird sicher gelingen noch manches räthsel zu lösen, das bis jetzt unlösbar schien. Ein fortschritt ist, hoffe ich, in dem gegenwärtigen versuche geschehen; der lautlehre, die sich an den schätzen, welche die etymologic zu tage fördert, erfrischt und belebt, wird dies dereinst zu gute kommen. Aber auf die bezwingung des ganzen konnte ich nicht eingehen, und wer möchte muth und kraft und selbstverläugnung genug dazu haben? Gleichwohl wünschte ich ein ganzes zu geben, sei es auch nur ein bedingtes, und so richtete sich mein augenmerk 1) auf üblichere Wörter, solche die in rede und schrift häufiger wiederkehren, mit ausschlug aller derer, die man sich ohne mühe aus dem latein erklärt, die also der Untersuchung nicht anheimfallen können; 2) auf weniger übliche, aber etymologisch bedeutsamere, wohin ich vornweg Partikeln, einfache verba, zumal aber einfache adjectiva, demnächst viele von linguisten mehrfach besprochene, zu einem gewissen rufe gelangte Wörter rechnete. Aber auch solchen, die weder zur einen noch zur andern classe gehören, sollte der eintritt unverwehrt sein, nur fiel hier jede Verbindlichkeit der aufnähme weg: fülle ist besser als mangel und am ende kann jedes wort zur kenntnis der bestandtheile einer spräche beitragen. Es gibt aber auch Wörter, deren bereits vorhandene deutung nicht zu weitererprüfung veranlaßt; andre nicht genügend oder gar nicht gedeutete, die zwar alle rücksicht verdienen, aber diesmal nicht zur Untersuchung reisten: gehen sie auch leer aus, sie dienen doch anzudeuten, was einer spräche seltenes oder merkenswerthes angehört. Jene sind hier mit dem eingeklammerten namen ihres erklärers bezeichnet, diese ohne irgend eine beurtheilung hingesetzt worden und somit anderweitiger Untersuchung empfohlen. Sparsamkeit in der abfassung der artikel war mir gesetz:

IX

VORREDE.

darum erwählte ich aus den volJcsmundarten meist nur unmittelbar zum ziele führendes; wie,

darum vermied ich, den ursprung

vorwärts

fremdes

gewandt,

gebiet

zu

brachten meinungen; versteht

die Verbreitung

verfolgen;

darum

romanischen

abbildes

über vorge-

daß ich seichten erklärungsver suchen die thüre

schloß,

sich*).

Die eintheilung gelangen.

des stoffes

Zu

diesem

zwecke

erste umfaßt ziemlich

wird man billigen. zu

mußten

vollständig

giesischen

und

dem

artikeln

genauerer anschluß von der urform

sprachstoff,

vom prineip lateinische

oder

als

abgewichen

die

und

spanisch-portu-

selbst

den auf

den weg zeigen?

Mit

Der italienischen

räumte

ich ihr

selbst ico sie sich konnte

ist es allerdings

weil es reine formen

latinisierte,

Allein

läßt

das

mittel-

das

mittel-

sollten

aber die

der volksüblichen

sich

viel

unfug

rede

treiben.

als die Volkssprachen der lateinischen

näher quelle,

gewährt.

Seitdem aber jene sprachen selbst in es fast entbehren,

ja

sie

muß

Wie ungeschickt man seit dem zwölften

davon reden

füglich

eine für die Wortforschung höchst wichtige

auftraten, kann die Wissenschaft selten von sich stoßen.

sprachformen

weiter

nicht

Oder war es nicht rathsamer

mittellatein

In den früheren Jahrhunderten,

sofern

wozu sie ihre heimath und

konnte nicht anders sein:

diesem

nur

in der regel ivenigstens

berechtigte;

von mönchen und notaren geschaffenen

Der

dem

alle andern umfassende wort voranzustellen?

latein ist selbst vielformig

zu

werden.

gemeinromanischen

ja

schwestersprachen,

werden.

an,

desselben

theile gebildet

angehört.

den vortritt ein,

an die lateinische

entfernt

Übersicht

dem italienischen,

dieser den neueren Schriftsprachen in den einzelnen

zwei

provenzalisch-französischen,

zweien derselben einheimischen

Es Team darauf

einer Maren

den gesammt-

d. h. den auf allen drei gebieten,

=

des

etymons, so

berichtete ich nicht über alle

schon in der äußeren einrichtung

standen,

des aufgestellten

beispiele

wie sessicare =

schrift

es

nicht

jahrhundert

altfr. sescher; gordus

altfr. gort, lat. g u r g e s ; hommagium = altfr. hommage d. i. hominaticum.

Welch ein falsches

bild gibt bossa = fr. bosse; grasale = pr. grazal, wo-

für bocia, gradale zu erwarten war! der drei gebiete ausschließlich

Der zweite theil enthält den

eignen sprachstoff**).

gebiete habe ich, nicht ohne einiges bedenken, bekannteste der provenzalischen schlagen

zu erleichtern.

den übrigen nicht

Der walachischen

aufgewachsenen

*) Ich bemerke hier noch:

die französische

voranzustellen

um

mir erlaubt,

in der fremde

tochter der römischen nicht

mit formen

jedem

In dem dritten

zu

dieser

form als die um das

nach-

erzogenen,

mit

mutter habe ich

ermüden,

habe

I. theile die port. form, wenn sie der span. ganz nahe lag, häufig unterdrückt;

ich

im

seltener

die prov., da diese zugleich das höhere alter eines Wortes bezeugt. **) Von den zahlreichen auswahl aufgenommen werden. beglaubigung

aus Golius'

arabischen Wörtern im span. und port. konnte nur eine Sie sind mit latein. buchstaben

oder Frcytag's

Wörterbüchern

geschrieben

nachgewiesen.

und zur

X

VORREDE.

keine eigne stelle eingeräumt, sie nur zur vergleichung zugelassen, nicht anders die churwälsche. Die volksmundarten bieten der forschung ein unschätzbares, nie zu erschöpfendes material, welches häufig über buchstabenverhältnisse und begriffsentwicklung überraschenden aufschlug gibt: ich habe sie daher überall zu rathe gezogen, so weit die mir gestatteten hülfsmittel ausreichten, ihnen auch zuweilen beispiels halber Meine artikel vergönnt. Schade, daß wir nicht über recht viele derselben so einsichtige und gewissenhafte Untersuchungen besitzen ivie Über die wallonische. Durch die bemerkte Zerlegung des stoffes wird auf den ersten blick klar, toas alle gemeinschaftlich besitzen, größtenteils das alte römische erbtheil, und was jede noch besonders sich angeeignet hat; nur darf ich nicht unbemerkt lassen, daß ich die französische als die uns am nächsten liegende vor den andern, wenigstens der spanischen, begünstigt habe. Von diesem partiellen eigenthume der sprachen sind freilich viele der aufgenommenen artikel als gesammtromanische abzurechnen, welche nicht wohl in die erste abtheilung paßten, weil ihre etymologie in den übrigen sprachen auf der hand lag. So schien z. b. das lat. apium (sp. apio, it. appio) in seiner franz. form ache fremdartig genug, um in der partiell franz. abtheilung eine stelle zu finden. Kleine inconsequenzen in der vertheilung der Wörter mögen vorkommen, sie werden dem ganzen ivenig schaden: das register bürgt zuletzt für alles. Eine größere inconsequenz wird man vielleicht darin finden, daß ziemlich regellos hier ein verbum, dort ein nomen an der spitze eines artikels steht. Es ist in der that oft schwer zu sagen, ivelche der beiden Wortarten als die primitive anzunehmen sei. Gewöhnlich toird dies durch die etymologie entschieden, in andern fällen wird es nicht zu kühn sein, sich in einer sache von so geringer bedeutung durch das gefühl leiten zu lassen. Uber die unlateinischen demente in den neuen sprachen habe ich mich vor jähren ausführlich geäußert und finde an meiner damaligen auffassung der sache nichts ivesentliches zu ändern. Richten wir aber nochmals den blick auf die Ursprachen, um etivaigen Charakterzügen oder resten derselben in den einzelnen gebieten auf die spur zu kommen. Für die kenntnis der italischen Ursprachen sind in neuerer zeit wieder bedeutende denkmäler an's licht gezogen und der bau jener sprachen so wie ihr stammverhältnis zum latein sorgfältig erörtert worden. Die wichtigste der unteritalischen durch höhere ausbildung, längere dauer und durch grösseren umfang ihrer Überreste ist ohne zweifei die oskische. Vergleicht man sie nun mit der italienischen, so verräth diese nicht das geringste von den lautgesetzen der ersteren. Die oskische abneigung vor der assimilation der consonanten ist grade, das gegentheil des lateinischen im italienischen noch weiter ausgebildeten Verfahrens. Man hat den oskischen

VORREDE.

XI

gebrauch, geivissen vocalen ein i vorzusetzen wohl mit einem ähnlichen neapolitanischen verglichen, gewiß aber nicht in der Voraussetzung eines historischen Zusammenhanges, um so weniger als der neap. gebrauch unter einen andern gesichtspunct, den der diphthongicrung zu stellen ist, die sich übrigens ganz auf den vocal e beschränkt. Als ein bedeutsamerer berührungspunet dürfte die oskische neigung, tenuis in media zu verwandeln, bemerkt werden, aber auch hieraus würde sich Iceine folgerang für das italienische ziehen lassen. Jene neigung ist gemeinromanisch, hat in den verschwisterten mundarten noch weit stärker eingegriffen und läßt eine tiefere nicht bloß durch berührung mit einer nachbarsprache geweckte anlage vermuthen. Doch sirid solche gemeinsame züge, welche verschiedene sprachen auf einem und demselben boden zu erkennen gebeti, der erwähnung nicht unwerth, und so möge denn auch noch an den umbrischen und volskischen Wegfall des flexivischen t in der conjugation (habia = habeat) erinnert werden. Von der etruskischen spräche aber darf man völlig absehen: was man fast nur aus eigennamen über ihre stammesart und über ihren bau weiß oder vermuthet, findet auf dem ganzen römischen gebiete keinen anklang. Biese dbwesenheit oder dieses nur in leichten und zweifelhaften spuren hervortretende dasein grammatischer züge der altitalischen idiome in der römischen Volkssprache, soweit die vorhandenen mundarten auf deren gestalt zu schließen berechtigen, hindert indessen nicht, das ganz naturgemässe eindringen zahlreicher provincialismen aus den untergegangenen idiotnen in dieselbe anzunehmen, ja diese annahme ist eine durch die läge der sache gebotene, da sie allein den zufluß heterogener im italienischen enthaltener, in keiner der angränzenden sprachen vorfindlicher elemente zu erklären vermag. Nachiveislich sind diese elemente freilich nicht mehr, da die Wörterbücher der untergegangenen sprachen fehlen. Ungeachtet des einflusses dieser altitalischen elemente ist die italienische spräche unzweifelhaft unter den romanischen die am wenigsten gemischte. Dies gilt aber nur von den mittleren dialecten, icelche das lateinische erbtheil am reinsten in sich begreifen. Die südlichen lassen manches griechische und einiges arabische erkennen, das den andern abgeht. Durchmustert man aber, über die gränzen des alten Italiens hinausgehend, die nördlichen, die cisalpinischen mundarten, so glaubt man sich in eine andre weit versetzt: in dieser weiten landschaft, zumal in der großen ebene zwischen den Alpen und dem Po, hat die gewaltige römersprache die volksmundarten nicht bewältigen, sich des einflusses andringender barbarensprachen nicht erwehren können. Der zufluß deutscher, zum theil recht merkwürdiger Wörter kann hier nicht überraschen; wer aber celtische reste von einiger erheblichkeit erwartet, wird sich bald getäuscht sehen: das gesammte italienische gebiet möchte deren nur wenige aufweisen, die Schriftsprache enthält vielleicht nicht ein einziges wort dieses stammes, welches sich nicht auch im proven-

XII

VORREDE.

zalischen oder französischen vorfände. Eine sorgfältige etymologische Untersuchung besonders der zunächst an den Alpen oder in denselben liegenden dialecte würde der Sprachgeschichte reichlichen gewinn zuführen: Monti's comaskisches Wörterbuch liefert für einen theil derselben schon ein treffliches material, das in Verbindung mit dem ertrage churwälscher und andrer Wörtersammlungen die linguistische bedeutsamkeit jener dialecte hinlänglich übersehen läßt. Wenn in Italien die alten landessprachen so weit ausgerottet wurden, daß Iceine von ihnen in ihrem selbständigen dasein auch nur das Augustische seitalter erreichte, so lebt in Spanien die iberische Ursprache dagegen bis auf den heutigen tag im baskischen fort. Aber auch diese spräche kann Zeugnis ablegen, wie weit die zerstörende gewalt der römischen sich erstreckte, da wo es galt eine nationalität zu vertilgen. Denn daß es jener gelang, in einer entlegenen gebirgsgegend ihr dasein fortzusetzen, sagt wenig gegen die allgemeine niederlage. Man weiß, daß schon Strabo (3, 2 extr.) den Turdetanern, einem gebildeten südspanischen volke, das eine einheimische litteratur aufweisen konnte, den gänzlichen umtausch ihrer spräche gegen die lateinische nachrühmt; dass der spätere Columella viele provincialismen des bereits über das platte land der halbinsel verbreiteten lateins anführt; daß aber auch andrerseits Cicero (de divin. 2, 64) des daseins einer hispanischen spräche gedenkt; und daß nach Tacitus (annal. 4, 45) ein landmann aus dem diesseitigen Spanien vor gericht die spräche seiner viiter redete. Aber seit der erwerbung der römischen civität wurden die spanischen Völkerschaften wie die italischen sehr bald in Römer verwandelt. Sehen wir jedoch näher zu, ob sich in der spanischen mundart nicht noch irgend ein baskischer zug entdecken läßt. Als einen solchen führt Larramendi in seiner grammatik (p. 10. 11) die mit der endung ez gebildeten patronymica an, Rodrigo Rodriguez, Fernando Fernandez nach dem bask. bertin blei, berunez von blei. Aber verdacht gegen diesen Ursprung erregt die von seinem Verfechter selbst eingestandene thatsache, daß sich die Basken dieser form für patronymica nicht einmal bedienen, daß sie z. b. Manuel de Garagorri sagen statt Garagorriez. Vielmehr scheint ez, ursprünglicher iz, nichts anders als die gothische genitivendung is, wobei filius zu supplieren: Roderiquiz in urkunden, später Rodriguez ist — goth. Hröthareikis, Fredinandiz Fernandez = goth. Frithanantis. Diese endung wird denn auch auf unpassende fälle angewandt: statt Flori, Fortunii, Pelagii, Petri, Sanctii sprach man Floris Florez, Fortunez, Palaez, Perez, Sanchez, genau wie man in den tagnamen die genitive Miercoles = Mercurii, Lünes = Lunae (dies) der grammatik abtrotzte. Was Larramendi sonst noch hervorhebt, das ableitungssufßx eria (sp. porqu-eria von puerco = bask. ero-queria von erö, p. 262), oder in der conjugation die Umschreibung mit habere (p. 48), zerrinnt von selbst in

VORREDE.

XIII

nichts. Sollte aber das span. lautsystem, vornehmlich da wo es sich vom lateinischen oder dem der schwestersprachen lossagt, nichts vom iberischen Charakter verrathen? Zu vergleichimgen sind hier besonders die lippenbuchstdben geeignet. Anlautendes lat. p wird im baskischen nicht selten zu b (botherea = sp. poder, lat. posse) und dies ist ganz unspanisch. Der Baske hat eine nicht zu verkennende scheu vor dem f; nicht so der Spanier, wenigstens ist die ihm eigene Verwandlung des anlautenden f in h etwas später entwickeltes, seiner ältesten spräche noch fremdes. V fehlt dem Basken gänslich: seine stelle versieht b, ja selbst m, letzterer Übergang dem Spanier ganz unbekannt. Bas unlateinische im spanischen einheimische ch ist allerdings auch ein sehr üblicher baskischer laut, der aber etymologisch mit dem spanischen buchstaben wenig berührung hat, indem er häufig spanischem s, c, z, j, x entspricht; auch haben die schwestersprachen ihn eben so wohl entwickelt. Doch iväre es nicht unwichtig zu wissen, ob dieses palatale ch nebst ts, z, tz, wie Humboldt voraussetzt, wirklich alte iberische laute gewesen: darüber könnte erst die entzifferung des einheimischen alphabetes aufschlug bringen. Ein andrer unlateinischer laut, das aspirierte g oder j, fehlt im baskischen, dafür steht y (sprich wie ital. j), d. h. die spräche beharrte bei dem erweichten oder halbvocalischen g, woraus, wie aus dem latein. j, die span. ausspräche nachher eine aspirata machte (Rom. gr. I268—9), z. b. bask. yendea = sp. gente. Ohne mühe lassen sich noch andre nicht minder scharfe Widersprüche in beiden sprachen auffinden, z. b. das im baskischen vor anlautendem r vorschlagende a oder e (arraza = sp. raza, erribera = ribera). Dagegen treffen sie zusammen in dem ganz unlateinischen gebrauche, das anlautende s impurum auf ein vorgefügtes e zu stützen; auch darf noch ein punet, worin sie sich beide zu begegnen scheinen, erwähnt werden. Der Baske, dem zusammentreffen von consonanten überhaupt nicht hold, schiebt gerne zwischen muta und r oder auch zwischen muta und 1 einen vocal ein: apirilla (aprilis), guiristinoa (sp. cristiano), liburua (libro), khurutzea (crutz), poroganza (probanza), pulumpatu (pr. plombar). Dasselbe thut auch der Spanier und Portugiese, z. b. sp. engarrafar (für engarfar), taragona (draco), pg. caranquejo (pr. cranc), bara^a (bra?a), coro