Elbinger Wanderbuch, illustrirter [Illustrierter] Führer durch Elbing und seine Umgebungen (Cadinen, Marienburger Schloss, Kahlberg, oberländ. Kanal etc.)

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Illustrirter

Führer durch Elbing und

seine Umgebungen (Marienburg, Kahlberg, oberländ. Kanal etc. )

Mit Illustrationen und zwei Karten der Umgegend.

Preis: 10 Sgr . 333 Elbing, Neumann- Hartmann'sche Buchhandlung. (Edw. Schlömp.)

Die Karten der Elbinger Umgegend und des Vogelsanger Waldplans sind auch apart für 2 Sgr. 6 Pf. käuflich.

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102500-31,

Elbinger Wanderbuch,

ein illustrirter

Führer durch

Elbing

und

seine Umgebungen (Cadinen, Kahlberg, Marienburger Schloss, oberländ. Kanal etc.) von

Frik Wernick.

Mit vielen in den Text gedruckten Illustrationen und einem Plane der Stadt und deren Umgebung.

Elbing, Neumann-Hartmann'sche Buchhandlung.

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Das kleine Handbuch , welches hier dem Publikum übergeben wird, hat sich zunächst die Aufgabe gestellt, die Eindrücke und Erfahrungen , die auf vielfachen Wanderungen und Ausflügen durch die Umgegend Elbings während einer langen Reihe von Jahren erworben wurden , einheimischen und fremden Naturfreunden mitzutheilen. Die kurzen Aufzeichnungen werden hoffentlich genügen, den durchreisenden Gast auf diejenigen Punkte aufmerksam zu machen, denen der Ort zumeist seinen günstigen Ruf in dieser Beziehung verdankt , dem minder mit der Gegend vertrauten Elbinger die Wege und Stege zu zeigen , auf denen er neue und kaum geringere landschaftliche Schönheiten entdecken wird. Dies allein war ursprünglich ihr Zweck. Es stellte sich aber bei dem Ordnen der knappen historischen Notizen, die für eine Einführung in die Stadt selbst nöthig schienen, eine solche Fülle interessanter Daten und Vorgänge heraus, dass diese Notizen wider Willen zu einigen Bogen herangewachsen sind. Der Fremde wird sie leicht überschlagen können , dem Eingebornen ersparen sie vielleicht die Mühe, manches Wissenswerthe und Vergessene aus der Vorzeit seiner Vaterstadt in verschiedenen alten , oft wenig zugänglichen Chroniken selbst nachsuchen zu müssen. Eine Geschichte Elbings ist bisher noch nicht geschrieben und dass das auch auf diesen wenigen, anderen Aufgaben bestimmten Blättern nicht hat versucht werden sollen , bedarf wohl kaum der Erwähnung. Aber das ungemein reichhaltige und fleissig gesammelte Material, welches in Fuchs Beschreibung der Stadt Elbing) sich findet und auch in Bezug uf Einzelnes aus den umfassenderen Werken von Hartknoch Kirchengeschichte) , Henneberger, Lengnich u. A. zu ziehen ist, nthält so vieles Interessante aus Elbings Vorzeit , was theils änzlich unbekannt geblieben, theils im Laufe der Zeit dem Ge→ 1*

IV dächtniss entschwunden ist ; es bedarf nur einer übersichtlichen Ordnung , um die vortrefflichen Quellen zu einem anziehenden Geschichtsabriss der kleinen Republik Elbing zu verwerthen. Es ist zu wünschen und zu hoffen , dass eine kundige und geschickte Hand sich bald der Lösung dieser lohnenden Aufgabe unterziehen möge ; vorläufig mag die gedrängte Zusammenstellung der wesentlichsten Ereignisse genügen , um das Bedürfniss nach einer gründlicheren und umfassenderen Arbeit auf diesem Gebiete darzuthun. Ein Führer in die Umgebungen der Stadt glaubte sich nicht auf diejenigen Punkte beschränken zu sollen , die in der politischen Umgrenzung ihres Gebiets belegen sind. Wir haben um Kahlberg zu besuchen , das Territorium Danzigs betreten, wir haben um die Werke des oberländischen Kanals zu besichtigen selbst die Provinz verlassen und die ostpreussische Grenze überschreiten müssen und dringen sogar auf einer Fahrt zum Marienburger Schlosse in das Weichbild einer andern Stadt. Die Wege nach diesen Orten sind indessen so kurz , die Beförderungsmittel dorthin so zahlreich , bequem und billig , dass man sie ohne Frage als Zielpunkte für kürzere Ausflüge von Elbing betrachten kann. Was zunächst den oberländischen Kanal betrifft, so ist zu hoffen, dass Niemand den eigentlichen Zweck dieses kleinen Schriftchens soweit verkennen werde , um daru F. erschöpfende technische Auseinandersetzungen zu suchen. hält sich nur für verpflichtet die Fragen eines vergnügungsreisenden Laien kurz zu beantworten und hat, um dies zu können. eine Anzahl technischer Notizen benutzt , die in einem sehr belehrenden Artikel der „ Altpreussischen Monatsschrift" 4. Heft : „Skizzen aus Altpreussen von Dr. Bernhard Ohlert" , enthalten waren. Auch die Besprechung von Marienburg hat sich au Erwähnung des Hauptsächlichsten beschränken müssen , um de L Umfang des Handbuchs nicht über Gebühr auszudehnen. Es mag versuchen , seinen Beruf als Führer zu erfüller: vermittelt es den Lesern nur einen Theil der Freuden , die sew Verfasser im Genusse unserer herrlichen Natur gefunden , 3:0 hat es seinem einzigen Zwecke genügt. 30 M

Einleitung.

In Folge der bequemen und billigen Beförderungsmittel werden auch in unserer Provinz diejenigen Orte zahlreicher besucht , die dem Fremden vorzugsweise Unterhaltung und Genuss bieten. Elbing wird unter ihnen in erster Reihe zu nennen sein. Fehlen ihm auch grösstentheils diejenigen Reize , welche das Leben in einer bedeutenden Stadt interessant und angenehm machen , sucht man auch vereinzelte grossartige Ansichten , die den Vorzug seiner Nachbarstadt Danzig bilden , vergebens , so ist dieser Mangel reichlich durch Schönheiten aufgewogen, welche in ihrer originellen Anmuth keinen Rivalen zu scheuen haben. Man wird eine und mehrere Wochen in Elbing verweilen und jeden Tag einen andern, verschiedenartigen Ausflug machen können , der die eigenthümlichen Reize seiner Umgebung von einer neuen Seite zeigt , man wird jede Pause , während welcher Bedürfniss nach Ruhe oder wechselnde Witterung den Besucher in die

Stadt

bannt,

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Behaglichste

bei guter Gesellschaft in ihren angenehmen und stattlichen Unterhaltungslocalen verwerthen können. Elbing erhält im Sommer durch seine nach allen Seiten hin offene Lage , durch die fast den ganzen Tag von Besuchern angefüllten öffentlichen Gärten und durch die Menge herrlich gelegener , gnügungsorte fast

den

leicht erreichbarer Ver-

Charakter

eines Badeortes,

und gewiss möchte auch der seine Rechnung finden, der , vom Wetter begünstigt , die Stadt im Sommer auf längere Zeit zu seinem Aufenthalte wählen würde. Weil aber nicht wie in unserer Nachbarstadt die einzelnen Sehenswürdigkeiten in und ausserhalb ihrer Mauern sich als bestimmte , scharf abgegrenzte Punkte dem Besucher darbieten , weil sie vielmehr grösstentheils auf wechselnden Spaziergängen in einzelnen entzückenden Blicken , in herrlichen Waldbildern, überraschenden Fernsichten am Wege gleichsam verstreut liegen und daher aufgesucht sein wollen, deshalb wird vielleicht dem Fremden wie dem Einheimischen ein Heftchen nicht unwillkommen sein, welches ihn in unseren köstlichen Waldgründen zurechtweist , ihn auf alle diejenigen Punkte aufmerksam macht , die oft selbst dem aufmerksamen Blicke entgehen.

Es gewährt einen unbeschreiblichen Ge-

nuss , die Berge und Thäler , welche in einem meilen-

7 weiten Kranze die Stadt umschliessen , zu durchwandern, ohne eigentliches Ziel, ohne festen Plan ; gastliche Stätten finden sich ringsum in grosser Zahl, um auch selbst grössere Ansprüche in Bezug auf Speise und Trank zu befriedigen,

und der Naturfreund, der

hierauf verzichtet, findet wohl in jedem einfachen Dorfkruge Brot, Butter, frische Eier, Bier, vielleicht auch etwas Schinken oder Wurst, um sich daraus ein einfaches Mahl zu construiren. Die Preise sind allenthalben mässig und erheben sich selbst in jenen Etablissements , die nicht auf regelmässigen Besuch rechnen können , wie Cadinen und Reimannsfelde , nicht über den Durchschnittssatz der bessern städtischen Restaurationen.

Deshalb ist es auch in den letzten

Jahren durchaus nicht mehr gebräuchlich, sich einen weiteren Ausflug durch Mitnehmen von Lebensmitteln und Getränken zu erschweren , man lebt bequemer, besser und wohl nicht theurer ,

wenn man sich auf

die an Sonntagen reichlich , Woche genügend ausgestattete

aber selbst in der Küche der Gast-

wirthe verlässt und höchstens für etwas zweites Frühstück oder Abendbrod Vorsorge trifft.

Für einzelne

grössere Partieen ist allerdings bis heute in dieser Beziehung noch fast gar nicht gesorgt und deshalb eine vollständige

Verproviantirung

dringend

anzurathen,

wenn man sich nicht einen dem Vergnügen bestimmten Tag durch Entbehrungen verkümmern will. Besonders ist der so sehr lohnende Ausflug nach den geneigten Ebenen des oberländischen Kanals bis jetzt noch von jeder Verpflegungsanstalt , wenn man nicht einige dürftige am Wege gelegene Bauernkrüge zu ihnen rechnen will , gänzlich entblösst ; es soll aber, wie wir hören , dort in nächster Zeit die Errichtung eines besseren Gasthauses projectirt werden und wenn man für dieses nur einen intelligenten Wirth findet, so kann bei dem von Jahr zu Jahr steigenden Besuche jener Gegend wohl mit Sicherheit auf Abstellung dieses jetzt noch vorhandenen Uebelstandes gehofft werden. An guten und billigen Beförderungsmitteln fehlt es in Elbing nicht. Ausser der Eisenbahn , die den Verkehr mit den Nachbarstädten vermittelt und auch für einzelne Excursionen benutzt werden kann, gehen Dampfböte nach allen Richtungen hin und sind gute Miethsfuhrwerke der verschiedensten Art zu haben. Die Bahnverwaltung giebt Tagesbillets von Elbing aus nur nach Königsberg oder Danzig, während man von allen kleineren Nebenstationen mit solchen (nur für die Dauer eines Kalendertages , also nicht 24 auf zwei Tage vertheilte Stunden geltenden) billigeren Billets

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nach Elbing gelangen kann. --- Die Fahrt nach Danzig oder Königsberg empfiehlt sich für einen Reisenden , der die Gegend nicht kennt und mit der Zeit nicht zu geizen braucht , wohl per Dampfboot zu machen. Abgesehen davon , dass die Beförderungsart eine angenehmere ist, die dem Passagier freie Bewegung in frischer Luft gestattet, ist sie bedeutend billiger und führt zum grössten Theil durch anmuthige oder interessante Gegenden. Besonders wird den nach Danzig fahrenden Fremden der Wasserweg durch die üppigen Gefilde der Niederung mit stetem Rückblick auf die malerischen Haffufer und durch das allmählige Aufrollen des Panoramas von Danzig ,

welches

von keiner Seite aus grossartiger und majestätischer sich dem Auge darbietet, ansprechen. Auch die Wasserfahrt nach Königsberg, bis Kahlberg weiter hinten beschrieben , ist sehr lohnend , man behält auf dem grössten Theile des Weges die durch bunte Abwechselung reizenden hohen Ufergelände des frischen Haffs zur Seite , nach kurzem Aufenthalt in dem reinlichen und schmucken Hafenstädtchen Pillau wendet das Boot nach Osten und erreicht bald die Mündung des Pregels , an der das stattliche Schloss Holstein liegt. Nach kurzer Fahrt landet das Boot in Königsberg. Auf allen Dampfböten gute Restaura-

10 tionen, in denen man Speisen in beschränkter Auswahl, Bier, Wein, Grog, Kaffee, zu mässigen Preisen erhält. Zumeist aber wird der Naturfreund beim Besuche der Umgebungen Elbings auf seine eigenen Füsse angewiesen sein. Wenn auch alle näheren und entfernteren Vergnügungsorte und Sehenswürdigkeiten auf mehr oder minder guten Landwegen, von denen ein Theil sich in nicht ferner Zeit in Chausseen verwandeln soll , in Wagen zu erreichen sind , so enthüllen diese Orte selbst dem Besucher doch nur den geringsten Theil derjenigen Schönheiten , auf welche Elbing vorzugsweise stolz ist . Oft kann man durch Benutzung des Wagens einzelne Touren kürzen oder denselben zur Verbindung einer mit der andern gebrauchen und hierauf wird im Interesse aller der Gegend Unkundigen bei den verschiedenen Ausflügen besonders Rücksicht genommen werden ;

aber auch der

flüchtigste Passant sollte sich nicht an dem blossen Besuch der Gastorte genügen lassen , sondern wenigstens auf kurzem Spaziergange etwas tiefer in die Herrlichkeiten einer Gegend eindringen, die selbst den aus den grossartigen Wundern der Alpenwelt Zurückkehrenden noch durch eine reiche Fülle von Genüssen erfreut. Für Besichtigung der Stadt selbst genügt eine kürzere Zeit.

A.

L

Die

Stadt Elbing.

Lage und geographische Notizen.

Die hohen Ufer, welche den Lauf der Weichsel auf langer Strecke begleiten , weichen ungefähr eine Meile oberhalb Marienburg vom Flusse zurück und geben der Ausbreitung seiner Gewässer ein weites flaches Land preis. Indem er dieses durch Ueberflutung in ein Meer von Sümpfen und Brüchen verwandelte , suchte er sich in verschiedenen Armen seinen Weg nach der See. Der bedeutendste dieser Arme folgte unter Beibehaltung des Namens ,,Weichsel " in geringer Entfernung den westlichen Ausläufern jenes Höhenzuges und unmittelbar an ihrem Abhange entstand eine Meile vor seiner Mündung in die Ostsee „ Danzig". Auf der östlichen Seite ver liessen die Bergreihen den Fluss in einem Bogen von der Ausdehnung mehrerer Meilen , sein zweiter Hauptarm , die „ Nogat" , suchte einen kürzeren Weg und gelangte in einem breit ausgefaserten Geäder fast stromloser Wasserarme ins frische Haff, ein Süsswasserbecken , welches durch einen schmalen Dünengrat von der Ostsee geschieden wird und nur bei Pillau den Ueberschuss der durch zahlreiche Zuflüsse erhal-

12 tenen Wasser in diese ergiesst. Vor Zeiten ist dieses Wasserbecken dem Laufe des Stromes wahrscheinlich viel weiter entgegengekommen , man nimmt sogar an und beweist es durch vielfach vorgefundene Muschelreste , dass vielleicht die ganze östliche , durch das Zurücktreten des Höhenzuges gebildete Bucht , von seinen Gewässern angefüllt gewesen und erst durch Jahrhunderte lange Ablagerung von Sinkstoffen festes Land geworden sei. Jetzt ist dieses östlich von der Nogat gelegene Thalbecken eine üppige Flur voll stattlicher Dörfer und Landgüter , die von den Bergrändern niederrinnenden kleinen Bäche und Flüsschen sammeln sich in ihrer Mitte zu einem im Laufe der Zeit auch bedeutend enger gewordenen Bassin, dem „ Drausensee", altpreussisch ,,Drussin" oder „ Drussno". Dieser See früher (1565) 3 Meilen lang und so tief, dass grosse Schiffe auf ihm segeln konnten , jetzt von Schlamm und Schilf so verflacht und verwachsen, dass nur flachgehende kleine Fahrzeuge darauf verkehren, steht durch einen natürlichen Kanal ohne wesentliches Gefälle mit dem 2-3 Meilen entfernten Haff in Verbindung. Zwischen diesem Abfluss des Drausensee's,,,Elbingfluss" genannt, und dem von seinen Ufern fast unmittelbar ansteigenden östlichen Höhenzuge liegt die Stadt „Elbing" , gegen Ost und Nordost an die Höhe gelehnt , westlich und südwestlich vom Elbing und den Ausflüssen der Weichsel umschlossen , deren kunstvolle unter dem Hochmeister Winrich v. Kniprode erbaute Dämme den früheren Sumpfboden in ein reiches fruchtbares Werder verwandelt haben,

13 spülen südöstlich und nordwestlich die Fluten des frischen Haffs und des Drausensees an ihre Feldmarken. Die verschiedenen Wasseradern , oft verbunden durch Kanäle und an den nöthigen Stellen künstlich vertieft, dienen einem lebhaften Handel zu bequemen Strassen und haben wahrscheinlich auch aus demselben Grunde bei Erbauung der Stadt für diesen Platz die Entscheidung bestimmt. Nachtheilig wirken , besonders bei warmem feuchtem Wetter , die starken Ausdünstungen dieser grösstentheils stehenden Gewässer und der darin verwesenden Vegetation auf die Gesundheit der Bewohner. Sie erzeugen leicht Fieber oder ähnliche Krankheiten (Malaria) und fast jeder, der dauernd seinen Wohnsitz in den niederen Theilen der Stadt nimmt , muss dem Klima einen leichten Tribut zollen. Für die malerische Wirkung der Landschaft sind diese vielen blinkenden Spiegel und Bänder aber von sehr grossem Werth , sie beleben von der Höhe aus gesehen das Bild ungemein. Diese erhebt sich bei Trunz bis zu einer Höhe von 500 Fuss , sie besteht aus horizontal übereinander liegenden Schichten von Sand , Lehm , verschiedenen anderen Erdarten und Steinen. Die von diesen Flötzen gebildeten Berge sind offenbar in vorhistorischer Zeit durch gewaltige Wasserfluten entstanden , welche jene Stoffe nach und nach hier absetzten und so über einander schichteten. Das zurücktretende Wasser hat nun theils tiefe Thaler ausgewaschen, theils, indem es den Fuss der Berge fortriss , schroffe Abhänge gebildet , sodann auch sind von den durch den breiten Berggürtel fliessenden

14 Bächen Schluchten mit scharf abfallenden Rändern entstanden, an deren Wänden man oft noch die Lagen der Ein ineinzelnen Erdschichten wahrnehmen kann. teressantes Beispiel solcher Wahrnehmung führt Fuchs (I. 492) an: „Als der Brunnen beim Kloster Cadinen, der 90 Fuss tief ist, 1727 gegraben wurde , war oben 20 Fuss tief Sand, hierauf folgte eine Lage Eisenerde, dann wieder Sand , in welchem grosse Steine lagen, die gesprengt werden mussten , dann reiner Sand und dann schwarzer Thon mit glänzenden Körnchen vermischt , die man für Alaun hielt. In einer Tiefe von 58 Fuss fand man eine Elendsklaue , Brocken von Bernstein und anderen Seekörpern und in einer Tiefe von 66 Fuss Stücke von Halmen und nicht ganz verfaultem Holze. " Auch will man in der Vorzeit edle Steine in den nach dem Drausensee hinabfliessenden Bächen gefunden haben. Die Chronik spricht von Diamanten , Saphiren , Rubinen , Opalen u. A., welche im 17. Jahrhundert gesammelt und von Kennern wenigstens als den orientalischen Edelsteinen täuschend ähnlich beurtheilt sind. Wohl möglich, dass bei den grossen Umwälzungen , welche erratische Blöcke in so grosser Zahl und zum Theil von sehr erheblichem Umfange von den schwedischen Granitgebirgen in unsere Thon- und Sandfläche geschleudert haben , auch einige Edelsteine durch die Fluten hergeschwemmt sind , jedenfalls ist aber die Menge und die Grösse jener Steine so gering gewesen, dass eine weitere ernstliche Forschung niemals versucht wurde. Ramsay, Henneberger u. A. erzählen in ihren alten

15 Beschreibungen viel von einem Silberbergwerke, welches in der Nähe von Trunz angelegt gewesen sein soll , nähere Prüfungen ergeben jedoch nichts weiter, als dass in jenen Lehmbergen in früher Zeit Versuche zur Gewinnung von Silber-, Blei- und Eisenerz gemacht sind , die aber , wenn überhaupt etwas gefunden wurde, weder Mühe noch Kosten belohnt haben. Eine bessere Ausbeute geben die oben erwähnten Findlingsblöcke , die noch heute zum Strassen- und Häuserbau ein werthvolles und gut bezahltes Material liefern. Zu den der Gegenwart entzogenen Geschenken der Natur mag auch noch ein Sauerbrunnen gerechnet werden , welcher angeblich auf dem Sande" nordöstlich von der Stadt durch die Schweden ent deckt sein soll. Sie haben damals die Errichtung von zwei Badstuben an Ort und Stelle verlangt , die auch noch später benutzt sind. Noch 80 Jahre nachher hat man bei zufälligen Nachgrabungen Theile einer Röhrenleitung entdeckt, die wahrscheinlich gelegt war, um jenes Heilwasser an den Ort seiner Bestimmung zu leiten. Heute ist nichts mehr davon übrig als eine kleine eisenhaltige Quelle am Fusse des Schlossberges, an der Landstrasse unmittelbar vor der Abzweigung des Weges nach Schesmershof. Sicherere und nützlichere Gaben liefern der Stadt die Wasser ihrer Umgegend durch eine grosse Menge von Fischen , besonders Lachs , Zander , Hechten , die nicht allein dem lokalen Bedarf dienen , mit denen auch ein nicht unbedeutender Handel , theils in rohem Zustande nach Polen, theils geräuchert oder marinirt bis weithin

16 nach Deutschland getrieben wird. Vor allen ist in den Herbstmonaten der Neunaugenfang ergiebig , der besonders in den stillen Gewässern des Nogataus flusses gemacht wird. Elbing versendet diesen delikaten Fisch geröstet und marinirt bis nach den Küsten des adriatischen Meeres hin in sehr grosser Menge. Fremde , welche in dieser Zeit den Ort besuchen, finden fast in jeder Restauration warme geröstɛfe Neunaugen als leckeres Frühstück oder Abendbrod vor. Auch die Flunder, ein geräucherter Seefisch von sehr feinem Geschmack, wird während des Hochsommers als Lieblingsspeise zu Nebenmahlzeiten sehr stark begehrt und schmeckt besonders frisch geräuchert vortrefflich. Die Wälder sind arm an Wild. nur in der Herbstzeit (September, October) ziehen ungeheure Schaaren von Drosseln von Norden her läugst der Ostsee- und Haffufer wärmeren Gegenden zu und werden dann in Schlingen , angelockt durch die rothen Beeren der Eberesche, in zahlloser Menge gefan gen. Auch sie sind als höchst wohlschmeckend den Besuchern Elbings zu empfehlen.

II.

Geschichtliches.

Im Jahre 1237 , als die Ritter des Deutschen Ordens bereits das ganze culmische Gebiet erobert hatten , drangen sie weiter nach Osten vor und erbauten zum Schutze ihrer in Pogesanien feindlich gegen die alten Preussen vordringenden Krieger eine feste Burg zwischen Drausensee und frischem Haff. Von dem Flusse erhielt sie den Namen Elbing (wahrscheinlich von

17 Alb , Alf, Elf : Fluss ; Elbing : Flüsschen) . Der ursprüngliche leichte Holzbau derselben wurde bald durch Mauerwerk stärker befestigt, und muss wohl schon im ersten Jahre der Gegend genügenden Schutz geboten haben, denn gleich damals bauten sich rund umher deutsche Einwanderer , Handwerker und Kaufleute aus Lübeck , Bremen , Hamburg, an. Die Ansiedelung wuchs schnell und erhielt Bedeutung. Gleichwie die Ritter und ihre Krieger zu Wasser und zu Lande auszogen, um ihr Gebiet immer durch weitere Eroberungen zu vergrössern , so machten die bürgerlichen Colonisten sich dasselbe friedlich zu eigen , indem sie seine Produkte ausnutzten und die günstige Lage des neuen Heimathsortes zur Anknüpfung von Handelsbeziehungen mit entfernten Hafenstädten sich dienstbar machten . Schon in den ersten 10 Jahren blühte der Seehandel und 50 Jahre später war Elbing bereits Mitglied der Hanse und gehörte zu denjenigen Städten , denen Philipp IV. freien Verkehr in den französischen Häfen zugestanden hatte. Die Häuser , zuerst schwache Holzhütten, haben aller Wahrscheinlichkeit nach am Anfange die Nähe des Flusses gesucht , obgleich dort der Grund so sumpfig war, dass man sie auf eingerammte Pfähle stellen musste. Doch bald und jedenfalls nach festem Plane entstanden die regelmässigen Vierecke , die noch heute die Altstadt bilden und schon im Jahre 1319 waren die Holzwände , welche ursprünglich zur Befestigung der Stadt dienen mussten , durch feste Mauern , von Thürmen gekrönt , ersetzt. Unter dem Schutze des Ordens , bevorzugt durch mancherlei Rechte und Privilegien, gelangten die alten Geschlechter der Bewohnerschaft bald zu grösserer Selbstständigkeit , zu Ansehen und Wohlstand. Auf ihren Wunsch hatte der Orden der Stadt das läbische Recht verliehen und sie damit zu einer „,freien" gemacht , die in ihrer Verwaltung und Rechtspflege von dem Landesherrn (dem Hochmeister) fast ganz unabhängig war. Ihrem Rath war die Jurisdiction über Stadt, Vorstädte und die Landbezirke , welche ihr von den einzelnen Hochmeistern verliehen waren , ertheilt , die Bürgerschaft wählte die Gesandten , welche Elbing bei der Hanse vertraten. Der Wohlstand der Bürger wuchs durch den lebhaften überseeischen 2

18 Handel , durch Aufschwung der Gewerbe und die Ausnutzung des grossen ländlichen Gebietes , welches der Stadt nach und nach zum uneingeschränkten Besitz eingeräumt worden war, schnell zu grosser Blüthe , sie unterhielten den ansehnlichsten Handel mit England , beschickten fleissig die Hansetage und hatten sogar einen eigenen Vogt auf der Insel Schonen , der ihr Interesse am Heringsfange schützen musste. So entwickelte sich der Ort bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der Deutsche Ritterorden, hatte im Genusse der reichen Eroberungen des Preussenlandes die Zwecke seiner Stiftung allmählig vergessen. In üppigem Wohlleben verprassten seine Ritter die Einkünfte , welche von allen Seiten reichlich zuflossen, und als diese für ihre Verschwendung nicht mehr ausreichen wollten , drückten sie die Städte durch Auferlegung harter Abgaben , die noch vermehrt wurden , als Rüstungen gegen die Polen und Litthauer neue Mittel beanspruchten. Der selbstständige Sinn der Bürger, gepflegt durch Jahrhunderte lange Selbstverwaltung , duldete die Uebergriffe der Oberen nicht , es kam auch in Elbing zu harten und blutigen Streitigkeiten zwischen der Stadt und den Rittern , in welchen die letzteren oft den Kürzeren zogen. Am 6. Februar 1454 erklärten die Städte dem Orden wegen der unausgesetzten Bedrückungen den Krieg. Vor allen Dingen kam es ihnen darauf an , sich der festen Schlösser , aus denen durch Ueberfälle die meiste Gefahr drohte , zu bemächtigen. Auch Elbing forderte den Comthur Heinrich Reuss von Plauen zur Uebergabe auf. Dieser zögerte. Da rückten die Bürger an und begannen zu stürmen. Der Vicecomthur , der in der Abwesenheit des Comthurs die Vertheidigung leitete, wehrte sich nach Kräften , er machte Ausfälle , warf Feuer in die Stadt , aber vergeblich suchte er der Uebermacht zu widerstehen. Am 12. Februar sah er sich genöthigt, das Schloss den Belagerern zu übergeben und erhielt mit der Besatzung freien Abzug nach Marienburg bewilligt. Leider zerstörten die Sieger sogleich das herrliche Gebäude , welches nächst dem Marienburger für das schönste im ganzen Lande galt. Kirchen, Thürme, Gewölbe und feste Mauern, welche damals einen Platz vom äu-

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ssersten Ende des Vorbergs über die Kalkscheune hinweg den ganzen Raum des Gymnasiums und der Mälzhäuser bedeckten, wurden bis auf den Grund vernichtet und nur noch einzelne Kellergewölbe und zwei Thürme , die später auch gefallen sind, erhielten das Andenken der stattlichen Ritterresidenz . In demselben Jahre trat die Stadt freiwillig unter den Schutz und die Oberhoheit der Krone Polen. In einem Privilegium vom Jahre 1457 ertheilte ihr der polnische König Casimir IV. alle Freiheiten, Gerechtigkeiten und Besitzungen, die sie früher besessen, aufs Neue. Sie erhielt wieder ihre Selbstverwaltung , Rechtspflege , eigene Münze, Militair und die Zusage des königlichen Schutzes bei etwaigen Angriffen fremder Kriegsvölker, welche letztere allerdings wohl niemals gehalten worden ist. Denn oft wurde die Stadt von äusseren Feinden bedrängt, ohne dass sie von ihrem Schutzherrn mehr erhielt als die Ermahnung sich mit allen Kräften zu vertheidigen . Gustav Adolph nahm sie 1626 ein, erzwang sich die Huldigung der Bürger und liess die Schweden bis 1636 dort , 1655 kamen diese unter Karl Gustav wieder und hielten die Stadt 5 Jahre besetzt , endlich brachte der schwedisch - polnische Krieg Karl XII. im Jahre 1703 nach Preussen, dessen Truppen erst 1710 von Peter dem Grossen und seinen Russen aus Elbing vertrieben wurden. Später beim Verfall des polnischen Reiches kam die Stadt noch einige Male ( 1734 und 1758-63) in die Hände der Russen. In dem vorher erwähnten Privilegium erhalten wir eine genaue Uebersicht der Ausdehnung des Territoriums , um dessen Besitz die Stadt später fast zwei Jahrhunderte hart aber leider vergeblich geKämpft hat. Dieser Besitz, circa 7 Quadratmeilen gross, schloss in seine Grenzen die Umgebung der Stadt bis zum Dorfe Lenzen, dam Baumgart, Blumenau, Schönmoor, Rogau, Wöcklitz mit seinem Gebiet bis zum Drausensee. Ausserdem die Dörfer Steinort, Dörbeck, Reimannsfelde, Bartkam , Meislatein, Plohnen, Kämmerslorf, Preuschmark, Neuendorf, Böhmschgut, Grunau , Gr. und Kl. Stoboy, Königshagen und Wolfsdorf. Jenseit des Drausen erhielt die Stadt den grossen früher zum Schloss gehörigen Wald (die Heide) , Neuhof und alles Land , welches eine Linie längs der 2*

20 Sommerauer Feldmark durch die Nogat und um das Dorf Jungfer gehend umschliesst , mit allen seinen Grenzen im Lande , Haff und Drausensee zu freiem Eigenthum. Der Besitz manches kleinen deutschen Vaterländchens möchte kaum erheblich grösser sein als dieses reiche städtische Gebiet. Die städtische Verfassung bot um diese Zeit das Bild einer kleinen aristokratischen Republik. Die thatsächliche Macht befand sich im Besitz einiger weniger Patrizierfamilien , welche eifersüchtig über ihre Vorrechte wachten und die Zahl der höchsten Würdenträger des Freistaats stets aus ihren Standesgenossen ergänzten. Sie bildeten die erste Ordnung , den Rath der Stadt , der früher aus 24 Mitgliedern , später aber als die Concurrenz Danzigs den Handel und dadurch auch die Bevölkerung verringert hatte , aus 4 Bürgermeistern und 4 Rathsherren bestand. Zur Zeit des Ordens hiessen die Bürgermeister Magistri civitatis oder Proconsules, die Rathsherren Consules. Der Rath ergänzte sich durch eigene Wahl , er verwaltete das städtische Gebiet und hatte das Patronat über sämmtliche Kirchen; einer der aus seiner Mitte hervorgegangenen Bürgermeister ethielt das Amt des Burggrafen, dem die öffentliche Sicherheit der Stadt und die Untersuchung aller Verbrechen , welche dieselbe beeinträchtigten , oblag ; ein anderer führte den Vorsitz , leitete die Verhandlungen des Rathes und entschied geringe Streitsachen : der dritte , der Vicepräsident , vertrat in Behinderungsfällen die Stelle des vorigen , führte die Aufsicht über das Vermögen und die Vormundschaft sämmtlicher dem städtischen Gebiete angehöriger Waisen, entschied kleine Sachen selbst und präsidirte dem aus 3 Rathsherren gebildeten Waisengerichte , welchem die beDer deutenderen zum Spruche überwiesen werden mussten . vierte Bürgermeister endlich schlichtete die Wechselstreitigkeiten und führte bei dem aus ebenfalls 3 Mitgliedern des Rathes gebildeten Wechselgerichte den Vorsitz. Dieser letztere , der de bequemsten Tage hatte , hiess deshalb der ,,schlafende Bürgermeister". Diese Aemter und zum Theil auch die des Rathes, dessen Mitgliedern die Jurisdiction in Civilsachen , die Polizeiverwaltung , die Aufsicht über Mühlenteiche , Fischerei und alle

21 andern ökonomischen Einrichtungen zugehörte, wurden alle Jahre aufs Neue durch Wahl vertheilt, die Dauer mancher Rathsämter betrug jedoch 3 Jahre. Am feierlichen Wahltage versammelte sich der Rath nach vorherigem Gottesdienste , für den der Prediger einen Dukaten erhielt , ergänzte etwaige Vacanzen und vertheilte die Aemter , am andern Tage wurden die Namen der Neuerwählten zum Fenster des Rathhauses hinausgerufen und sie eingeladen aufs Rathhaus zu kommen. Der Rath wurde dann mit Wein , Kuchen und Zuckermorsellen , in älteren Zeiten mit geröstetem, zuckerbestreutem Brot, welches polnischer Marzipan hiess, und grauen Erbsen bewirthet. Ausser dem Rath gab es noch eine Vertretung der Bürgerschaft, die zweite Ordnung, welche die Gemeine hiess. Diese Gemeine , die in allen wichtigen städtischen Angelegenheiten zu Rathe gezogen werden sollte , hatte bei allen Sachen , die das gemeine Beste betrafen, mitzusprechen. Neue Steuern oder Auflagen, der Beginn wichtiger Bauten, die Veräusserung von Stadtgütern konnten nicht ohne ihre Zustimmung beschlossen werden und wenn die Rechte der Stadt beeinträchtigt wurden , musste der Gemeine auch davon Anzeige gemacht, ihr Rath für die Abhilfe eingefordert werden. Die Gemeine bestand aus 32 Mitgliedern , welche in den meisten Zeiten vom Rath je 6 aus den 4 Quartieren auf Lebenszeit erwählt wurden, die beiden durch jedes der 4 Hauptgewerke, Fleischer , Schmiede , Bäcker, Schuhmacher, jährlich gewählten Aelterleute gehörten ausserdem auch zur Gemeine. Ihr Vorsteher wurde alle Jahre vom Rath ernannt, er hiess Vogt, auch Advocatus Communitatis , weil er die Gemeine vertreten musste, und sein Amt war, dass er der Gemeine präsidirte, Beisitzer beim Wettgericht war, dass er zu allen peinlichen Executionen und öffentlichen Rechtsverhandlungen gezogen wurde, ferner den Bürgerpfeil verwaltete und endlich die unter das Vogtamt gehörigen Rechtshändel selbst entschied oder an das Vogtgericht wies , welchem er präsidirte. Zu diesen letzteren gehörten die Civilsachen der Vorstädte und in früheren Zeiten auch diejenigen einiger bestimmten Dörfer und Höfe. Für seine Mühwaltung erhielt der Vogt freie Weide für 9 Stück Vieh, die

22 Strafgelder und die Hälfte der für schriftliche Vorladungen eingehenden Beträge. Die andere Hälfte erhielt der Diener. Diese Verfassung behielt die Stadt bis zur preussischen Besitznahme im Jahre 1772. Die Könige von Polen griffen wenig in die Verwaltung ein und wenn einmal , wie in den burgerlichen Streitigkeiten der Jahre 1523-26, Klagen der Gemeine wider den Rath an die Krone gelangten , so wurde jene u. A. dahin beschieden, dass sie nicht ferner berechtigt seie, über die Einkünfte der Stadt Rechenschaft vom Rath zu fordern und sich nicht unterstehen solle wider den Rath zu conspiriren. Grössere Rechte erlangte die Bürgerschaft erst im Jahre 1767 , sie wählte von da ab die Gemeine selbst , präsentirte durch sie zwei Kandidaten für das Vogtamt und verrichtete verschiedene Funktionen gemeinschaftlich mit dem Rathe. Der Reformation und ihren Lehren waren die Bewohner Elbings sehr frühzeitig geneigt. Viele ihrer Söhne studirten in Wittenberg , Fremde und Einheimische , die sich in der Welt umgesehen hatten , erzählten viel von den Segnungen der neuen reinen Lehre , selbst ein Theil der Geistlichen war ihr im Geheimen sehr zugethan und benutzte jede Gelegenheit ihre Grundsätze den Bürgern zur Kenntniss zu bringen und fu sie Meinungen zu werben. So kam es denn , dass bereits im Jahre 1523 Rath und Bürgerschaft für das neue Bekenntniss gewonnen waren , und lange bevor dasselbe in irgend einer andern Stadt des Landes Eingang gefunden hat , Elbing sich dafür entschied. Freilich stellten sich der öffentlichen Ausübung des lutherischen Gottesdienstes noch lange Zeit erhebliche Schwierigkeiten entgegen. Der 1523 neu angestellte Pfarrer zu St. Nicolas , Mauritius Ferber aus Danzig , vertheidigte mit grossem Eifer die katholische Lehre und suchte die Kirche von allen des Protestantismus verdächtigen Geistlichen zu säubern. Ein alter Priester seiner Gemeine , dessen Namen die Chronik uns leider nicht erhalten hat, stand fest zu Luthers Bekenntniss, er verkündigte laut dessen Lehre von der Kanzel der Nicolaikirche und die ganze Stadt strömte hin , um sich an seiner Predigten zu erbauen. Da es dem streng katholischen Pfarrer

23 gefährlich schien , diesen Geistlichen gewaltsam zu entfernen, berief er einen Mönch, der an jedem Nachmittag die ketzerischen Vormittagspredigten widerlegen sollte. Allein dieser , sowie ein späterer ähnlicher Versuch mit einem andern Geistlichen endete damit , dass beide nach kurzer Zeit sich auch für Luther erklärten und deshalb von dem eifrigen Pfarrer fortgeschickt Unter dem Schutze des protestantisch gesinnten wurden. Rathes fanden sich denn auch bald Laien und ehemalige Mönche in Elbing zusammen , die viel für Verbreitung der neuen Lehre wirkten. Besonders sollen theologische Vorlesungen im Schiessgarten vielen Eindruck gemacht und die Elbinger in ihrem Glauben wesentlich bestärkt haben. Diese verboten den Dominikanern das Läuten bei Nacht und das Predigen , nahmen den Mönchen , die mit einem Theile der reichen Klostergüter fliehen wollten , allen übrigen Besitz an Silber , Gold und sonstigen Reichthümern fort , um ihn auf dem Rathhause in Sicherheit zu bringen und wehrten die gröbsten Verspottungen der Mönche und des Ablasskrams nicht , womit das Volk in Fastnachtsaufzügen die Katholiken zu ärgern suchte. Der König von Polen war zwar der neuen Lehre abhold und verbot den Elbingern jede kirchliche Neuerung, doch seine Macht über die Stadt war nicht gross und was den Bürgern nicht gesetzlich gestattet wurde , suchten sie ohne Scheu und Furcht sich thatsächlich zu erringen. Das zur Marienkirche gehörige Kloster hatte keine anderen Einkünfte , als die aus der Mildthätigkeit der Gemeinde fliessenden Gaben, diese aber gingen immer spärlicher ein , als die Bevölkerung lutherisch wurde. Der Rath sah sich endlich genöthigt , ihnen dürftige Unterstützung zu reichen, allein die Mönche wanderten in Folge dieser Noth theils aus , theils liess man sie allmählig aussterben und als endlich der Prior nur noch mit einem einzigen übrig blieb , übergab er im Jahre 1526 das Kloster , die Kirche und alles Geräth dem Rath , gegen Bewilligung einer ausreichenden lebenslänglichen Unterstützung für sich und seinen Mitbruder. So kam die Stadt auf friedlichem Wege in den Besitz einer Kirche , in der fortan nur lutherisch gesinnte Geistliche Gottes-

24 dienst hielten. Zwar durfte man es nicht wagen das Abendmahl öffentlich in beiderlei Gestalt auszutheilen , sondern dies geschah in Privatversammlungen , jedoch auch ohne dies kätte der Rath sich ein so selbsständiges Vorgehen in Religionsangelegenheiten nicht erlauben dürfen , wenn nicht die Toleranz zweier ermländischen Bischöfe die Einkehr des Protestantismus in Elbing erleichtert haben würde. Ihnen folgte Hosius , en strenger Katholik , der durch Versprechen und Drohungen die Stadt wieder in den Schooss der Kirche zurückzuführen versuchte. Damit aber war es bereits zu spät. Seine Verfolgungen und der Zorn des Polenkönigs, den er über die abtrünnige Stadt beschwor, weit entfernt die Bürger einzuschüchtern , stärkten nur ihren Widerstand und die Kraft für Ausharrung in einem Glauben , den sie bereits durch viele kleine Kämpfe fest für sich errungen glaubten. Als König Sigismund August im Jahre 1552 Elbing besuchte , trat der Rath muthig vor ihn hin und erbat sich das Recht der freien Religionsübung. Der König zögerte , vielleicht nur aus Besorgniss sich mit dem geistlichen Oberen nicht zu überwerfen , und verliess die Stadt ohne dem Rath eine günstige Antwort zu ertheilen. Nach Danzig , wohin er sich zunächst begab , folgte ihm eine Deputation , um dort vereint mit Thorn und Danzig dasselbe Gesuch zu erneuern. Doch auch der Bischof fand sich dort ein und suchte durch seinen Einfluss die Bewilligung zu verhindern und zwar diesmal noch mit Erfolg. Der König verliess Preussen ohne den Lutheranern die Ausübung ihres Gottesdienstes verstattet zu haben. Im nächsten Jahre trat in Elbing ein Landtag zusammen, auf dem der Bischof den Rath hart anliess , dass er den König um Einführung der reinen Lehre gebeten und sich damit eine Entscheidung über die Reinheit eines Glaubens angemasst habe. dessen Beurtheilung nicht einer Gesellschaft von Töpfern , Gürtlern etc. , sondern allein dem Bischof zukomme. Er ermahnt sie dann freundlich zur Umkehr und brachte auch eine äusserliche Aussöhnung zu Stande. Schwereren Stand hatte er mit der Bürgerschaft , deren Vertretung , die Gemeine , seine Auseinandersetzungen stumm anhörte, sich jedoch zu keiner Wand-

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lung bereit erklärte. Während der ganzen Fasten liess sich der Bischof durch persönliche Anwesenheit die Ueberwachung der Seelsorge angelegen sein , als er jedoch am Beginn der Charwoche den Rath und die Gemeine nochmals ernstlich fragte, ob sie und mit ihnen die ganze Bürgerschaft der Irrlehre entsagen , das Abendmahl nur unter einerlei Gestalt empfangen und damit reuig in die Gemeinschaft der Kirche zurückkehren wollten , machte der Rath Ausflüchte und bat sich 6 Wochen Bedenkzeit aus, der Redner der Gemeine aber, Namens Schellwald, stellte ohne Umschweif das Verlangen um Bewilligung des Abendmahls unter beiderlei Gestalt. Unwillig und voll Zorn verliess der Bischof die Versammlung und reiste sogleich ab. Diesen Zorn liess der Prälat auf alle Weise gegen die Stadt aus, er erwirkte vom Könige wieder ein scharfes Mandat gegen die lutherische Abendmahlfeier und beschimpfte die auf ihre Würde eifersüchtigen Vertreter Elbings auf dem Landtage in Graudenz dadurch , dass er den üblichen Handschlag nur den Thornern und Danzigern ertheilte, sie aber wegen ihrer Ketzerei zur Rede stellte. Doch alles dieses half ebenso wenig, um die festen Ueberzeugungen zu erschüttern und selbst eine letzte Mahnung des Königs , d. d. 17. April 1554 aus Lublin , die Hosius auf dem Marienburger Landtage öffentlich verlesen liess, wurde von den Abgeordneten nur dahin beantwortet, dass sie nicht instruirt seien, über eine Angelegenheit , die die ewige Seligkeit ihrer Committenten beträfe, bindende Erklärungen abzugeben. Unterdessen hatte die neue Lehre sich auch über den Landkreis zu verbreiten begonnen und in Schaaren strömten die Bürger allsonntäglich nach Preuschmark, um sich von dem dortigen lutherischen Prediger erbauen und das Abendmahl reichen zu lassen. Bischof und König eiferten mit Ausweisungsmandaten auch hiergegen, doch müssen sie wohl nicht strenge befolgt sein, weil jene sich oft zu Wiederholungen derselben genöthigt sahen. Mittlerweile waren auch die anderen preussischen Städte dem Protestantismus zugänglich geworden , überall verdrängten die neuen Gemeinden den Katholizismus und der König fing an einzusehen, dass er entweder nachgeben oder einen Aufstand ge-

26 wärtigen müsse. Deshalb erklärte er denn auch den Danzigern auf ein Schreiben vom 18. September 1556 indirect auf dem Reichstage am 30. December 1556 durch den Grosskanzler, dass er später ihren Glaubenshandel prüfen wolle. Und privatim musste der Kanzler hinzufügen , sie möchten sich nicht viel um den König kümmern, sondern thun was sie wollten. Er schloss : ,,Ob Ihr gleich saget : die Herren Bischöfe beschweren uns mit dem Banne ; was schadet Euch solcher Bann, wenn Königl. Majestät nicht Execution thut , die er auch nicht thun wird. Ihr sprecht auch: es erhalten gleichwohl die Herren Bischöfe Mandate , wodurch sie uns hindern und zu Schaden sein. 0 ! was Mandate ! Mandate ! Der König kann Euch und andern Unterthanen nichts öffentlich und ausdrücklich zulassen , aber durch die Finger kann er wohl sehen." Aehnliche Erklärungen wurden den Danzigern bald darauf wiederholt und sie beriethen mit der. Elbingern und Thornern wie der Gottesdienst am besten ohue Aufsehen evangelisch einzurichten sei. Sie nahmen die Breslauer Kirchenordnung an und Danzig und Thorn führten , durch ein Privilegium vom 25. März 1557 vom Könige dazu ermächtigt, die neue Lehre bereits zu Ostern ein. Die Bemühungen ihres alten Widersachers , des Bischofs Hosius , liessen zwar Elbing nicht einer gleichen Gunst theilhaftig werden , aber der unerschrockene Rath kehrte sich nicht daran und am Sonntage Oculi des Jahres 1558 wurde auch in der Marienkirche zu Elbing das Abendmahl zum ersten Male nach protestantischem Ritus ausgetheilt. Erst 10 Monate später , als Hosius zum Tridentinischen Concil gegangen war , erhielt auch Elbing sein Religionsprivilegium, welches der Stadt trotz der Angriffe des 1564 als Cardinal zurückkehrenden Bischofs erhalten blieb , bis endlich 1576 Stefan Batory auf dem Reichstage zu Thorn der Stadt freie Religionsübung in allen Kirchen in und ausserhalb der Stadt ertheilte. Der Handel ist, durch die Lage der Stadt begünstigt, immer eine Hauptbeschäftigung der Elbinger und die Quelle ihres grössten Wohlstandes gewesen. Zuerst waren es die Produkte des Landes, die Beute der Jagd auf Bären, Wölfe, Bieber, Elennthiere, das Ergebniss des Fischfanges, Aale, Lachse, Neu-

27 augen und vorzüglich der so hoch geschätzte Bernstein, welche bis in weit entfernte Lande verschifft wurden , später als der Boden besser cultivirt war , kam auch eine starke Ausfuhr von Getreide und wahrscheinlich auch Holz dazu , so dass die Stadt zuerst das blühendste Handels-Emporium des eroberten Preussenlandes war , bis die schnell sich entwickelnde Bedeutung des später erbauten Danzig dem Aufschwunge Elbings wesentlichen Eintrag that. Die Stadt fing allmählig zu verarmen an, als im Jahre 1580 eine grosse Handelsgesellschaft englischer Kaufleute sich hier niederliess. Bald machten sich die segensreichen Wirkungen dieses Etablissements sehr merkbar , es kam ein neues Leben in die Stadt, unbekannte Geschäftszweige entstanden, andere erhielten frische Kraft und bedeutend erhöhte Ausdehnung. Elbing zog aus dieser Niederlassung um so mehr Vortheil , als die andern Hansestädte, und unter ihnen auch Danzig, den Beschluss eines in Lübeck gehaltenen Hansetages ausführend , alle englischen Schiffe und Waaren in ihren Häfen mit Beschlag belegten, weil die Hanseaten in England ,,in ihren Handelsfreiheiten sehr waren gekränkt worden“. Die Elbinger scheinen ihren Vortheil höher geschätzt zu haben, als die Bethätigung des bundesfreundlichen Sinnes, sie führten nicht allein jenen in Lübeck gefassten Beschluss nicht aus, sondern gestatteten dem hanseati➡ schen Rechte zuwider der englischen Handelsgesellschaft in ihrer Stadt einen Stapel englischer Waaren anzulegen , die Produkte Preussens direct aufzukaufen und seewärts zu verschicken . Elbing sollte dem Vertrage nach der einzige Handelsplatz für den englisch - preussischen Verkehr bleiben. Natürlich setzten die Danziger Alles daran , die Befestigung dieses Etablissements zu hintertreiben , schon am 8. Mai hatten sie vom Könige ein Rescript ausgewirkt , welches den Elbingern die Gestattung einer englischen Niederlage aufs Entschiedenste untersagte. Man kehrte sich aber weder an dieses noch an die folgenden Verbote, deren Erlass die Danziger aufs Eifrigste betrieben. Das englische Geschäft befestigte sich von Jahr zu Jahr mehr , brachte reichen Wohlstand in die Stadt und animirte durch sein Beispiel auch die Eingebornen zu regerer Thätigkeit. Im Jahre 1584 wurde

28 der Vertrag erneuert und durch einige Bestimmungen über Ausübung des Gottesdienstes Seitens der Engländer erweitert ; königliche in sehr kategorischer Form erlassene Verbote blieben aber fortgesetzt gänzlich unbeachtet. Auch ferner ruhten die Danziger nicht , neue Mandate erschienen auf ihre Veranlassung in den Jahren 1588 und 90, von denen letzteres die Fortdauer des englischen Vertrages bei dreissigtausend Gulden untersagte und von einem Secretair aus der Nachbarstadt durch einen notariellen Akt den Elbingern eingehändigt wurde. Diese wussten aber nur zu gut, dass der polnische Hof leichter drohen als sirafen könne und irrten auch diesmal nicht ; die Sache kam wieder ins Vergessen und bis 1603 unterblieb selbst jeder Versuch einer Störung des Verkehrs. Was vom Standpunkte des Rechts nicht zu erreichen war , sollte die Krone jetzt in Berücksichtigung ihres eigenen Vortheils den Danzigern zuwenden. Siegmund dem Dritten wurde vorgerechnet , dass seine Einnahmen eine grosse Einbusse erlitten , weil die Elbinger den Engländern , um ihnen das Geschäft zu erleichtern , gewöhnlich keine Pfalgelder abforderten , dass aber , wenn der Handel nach Danzig geleitet und besonders nur solchen englischen Waaren der Eingang nach Polen verstattet werden würde, die aus diesem Hafen kämen, soIwohl die Krone wie die Stadt ihren Vortheil finden dürfte. Der Vorschlag schien dem König natürlich sehr annehmbar, er meinte aber , die Danziger könnten für diese projektirte Bevorzugung ihm noch eine 99 Erkenntlichkeit" erweisen und forderte ein für allemal fünfmalhunderttausend Gulden. Das war ihnen zu viel, die Forderung schien so hoch , dass sie sieh ,,gar nicht daraut etwas zu bieten getrauten", es blieb beim Alten und die Elbin ger im Besitze ihres Handels. Bis 1630 dauerte diese englische Niederlassung und mit ihr der commerzielle Aufschwung der Stad der nach langem und tiefem Verfall sich erst wieder erneute, als im Jahre 1772 Elbing preussisch geworden und sein Handel durch allerlei Gewaltmassregeln gegen die gefährliche Concurrenz der noch polnisch gebliebenen Nachbarstadt Danzig geschützt war. Eine der wichtigsten Angelegenheiten in der geschichtli chen Vergangenheit Elbings ist der fast zweihundertjährige

29 Territorial-Streit , dessen Entscheidung und Folgen die Commune noch heute spürt. Eine kurze Zusammenstellung der wesentlichsten Thatsachen seines Verlaufs wird hier vielleicht am Platze sein. Im Jahre 1246 erhielt die Stadt vom Hochmeister Heinrich von Hohenlohe 99für die Opfer an Gut und Blut , die ihr der Kampf für die Verbreitung des Christenthums auferlegte" ein Gebiet von circa 4 Quadratmeilen, dessen Besitz 3 Jahre nach dem Abfall der Stadt vom Orden König Casimir IV. im Jahre 1457 nicht allein bestätigte , sondern seinen Umfang noch um 3-4 Meilen erweiterte. Die Stadt sollte diesen Besitz , der ihr eine jährliche grundherrliche Revenue von 34,000 Thlrn. einbrachte , „ frei , ewiglich und erblich zu ihrem Frommen und Besten behalten" , sie übernahm dafür nur die Verpflichtung eine jährliche Abgabe von 400 ungarischen Dukaten und die Unterhaltung einer Wohnung für die Anwesenheit des Königs. Im Jahre 1572 bestätigte Siegmund August die Schenkung und verordnete ,,,dass die Stadt Elbing diese Güter weil sie ihr zu erblichem Rechte mit der Oberherrlichkeit und dem Eigenthum kraft der uralten Privilegien verliehen worden , auch mit Recht für ewige Zeiten ruhig , friedlich und ohne von Jemandem beschwert oder angefochten zu werden, besitzen, gebrauchen und geniessen soll". Die Stadt blieb im ruhigen Besitz dieser Güter und der daraus gezogenen Einkünfte bis zum Jahre 1657 , in welchem der König Johann Casimir zur Verfechtung seiner Ansprüche auf die schwedische Krone ein Bündniss mit dem Churfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg abschloss , diesem für seine Waffenhilfe im Bromberger Vertrage , 30. October 1657 , eine Entschädigungssumme von 400,000 Thirn. versprach und dafür widerrechtlich „ die Stadt Elbing mit ihrem Territorium , mit allen oberherrlichen Rechten nebst den darin vordem an die Könige von Polen und an das polnische Reich fliessenden Einkünften“ abtrat. Der Churfürst verpflichtete sich für sich und seine Erben , sobald der polnische König die Summe von 400,000 Thirn. bezahlt haben würde, die Stadt und ihr Gebiet ihm wieder zurückzugeben. Churfürst Friedrich III. nahm 1698 , als

30 Polen noch nicht Zahlung geleistet hatte , Stadt und Gebiet in Besitz , verpflichtete sich aber schon im folgenden Jahre gegen König August III. in dem tractatus retraditae Elbingae die Stadt am 1. Februar 1700 zu räumen , wogegen Polen die auf 300,000 Thir. ermässigte Summe in 3 Monaten zu zahlen versprach und dafür seine Reichs-Kleinodien an Brandenburg verpfändete. ,,Sollte jedoch," schloss dieser Vertrag,,,die Summe zur festgesetzten Zeit nicht bezahlt worden sein , so soll Se. churfürstl. Durchlaucht berechtigt sein, das gesammte erbliche Territorium Elbings nebst dem gewöhnlichen Niessbrauch dieses Territoriums in Besitz zu nehmen" bis die 300,000 Thir. bezahlt sein würden. Sobald aber später die Bezahlung erfolgt, soll das Territorium ,,unter Ausschluss aller von Menschen nur erdenkbaren Einwendungen" wieder zurückgegeben werden. Polen konnte natürlich die 300,000 Thlr. nicht zahlen, deswegen liess denn der erste Preussische König Friedrich I am 12. October 1703 das den Elbingern gehörige Gebiet für die vom polnischen Reiche contrahirte Schuld durch 1200 Mann in Pfandbesitz nehmen und zwar mit allen Revenüen, nicht blos denen , auf welche der König von Polen ein Recht hatte (die 400 Dukaten), sondern auch mit allen den Einkünften, welche die Stadt seit 246 Jahren ununterbrochen zur Bestreitung ihres Haushalts bezogen hatte. [Zur selben Zeit wurde die von polnischer Vertheidigung gänzlich entblösste Stadt von Karl XII. von Schweden überfallen, eingenommen und musste ausser einer Brandschatzing von 200,000 Thira. noch 60,000 Thlr. dafür an ihn zahlen, dass ihm wegen der Besetzung durch die Preussen das Territorium nichts liefern konnte. Die arme, soeben ihrer besten Einkünfte beraubte Stadt konnte mit äusserster Anstrengung nur 190,000 Thlr. aufbringen, der Preussische König gab ihr die fehlenden 70,000 Thir. als Darlehen, welches nach 8 Jabren zurückzuzahlen versprochen wurde. Der gänzlich ausgesogenen Stadt war dies aber unmeglich, sie konnte aur die Zinsen bis 1712 aufbringen. ] Im Jahre 1772 ergriff Friedrich II. von Preussen Besitz von Elbing, welches bis dahin an Einkünften aus seinem Gebiet bereits 2,392,077 Thlr. und ausserdem 21,333 Thlr. an Subsidiengeldern eingebüsst hatte. Jeder Versuch ihren rechtlichen Besitz

31 wieder zu erhalten war vergeblich und auch alle Bitten an den neuen Landesherrn wurden kurz abgeschlagen, wenn nicht, wie es ebenfalls geschah, ihre Absendungen sogar von Königl . Beamten inhibirt worden waren. Neue Vorstellungen in den Jahren 1775 , 1783, 1792 , 1795 fruchteten eben so wenig , höchstens wollte die Regierung die inzwischen durch die Zinsen auf 45,000 Thlr. angewachsene Subsidienforderung anerkennen und in War schau geltend machen. Als nun nach der zweiten Theilung Polens eine Aufforderung an die Gläubiger dieses Staats erging, ihre Forderungen anzumelden, machte Elbing natürlich auch die seinigen geltend. Die Regierung versprach die Liquidation derselben in Warschau zu beantragen , als die Stadt aber deshalb eine eigene Deputation dorthin schicken wollte , gestattete dies das Ministerium nicht , sondern beauftragte selbst den JustizBürgermeister Hoffmann aus Culm mit der Vertretung der Stadt. Dieser berichtete dem Magistrat ( 16. November 1797) , dass die Subsidienforderung zwar in die Bücher der Schulden - Liquidat.Commission eingetragen sei, die 2,392,077 Thlr. aber wohl aus fallen werden, weil keine andere Stadt dergleichen hohe Forde rungen gestellt habe. Noch bevor die städtischen Behörden diesen wunderlichen Einwurf ihres Vertreters widerlegt und die auf die Territorial-Forderung Bezug habenden Dokumente eingesandt hatten , zeigte der Bürgermeister Hoffmann ihnen an , dass er ,,auf erhaltene Ordre aus Berlin der Forderung der Stadt Elbing wegen des entbehrten Territorii habe entsagen müssen.“ Darauf hin wurde die Stadt mit ihrer Forderung von der Warschauer Commission abgewiesen. Man konnte sich bei solchen Bescheiden unmöglich beru… higen, unausgesetzt erneuerten die Elbinger ihre dringenden Anträge auf Herausgabe ihres Eigenthums. Im Jahre 1810 gaben die ungeheuren Opfer , welche sie dem Vaterlande wiederholt gebracht, ihren Vorstellungen eine erhöhte Berechtigung. Die Kaufmannschaft hatte 1809 Promessen über 3 Millionen Franken für den Staat ausstellen lassen , dem Minister Altenstein 75,000 Thaler baar gegeben, auf Veranlassung Hardenbergs einen Kredit von einer halben Million eröffnet und diese freiwilligen Gaben

32 waren das Gefolge einer Kriegsschuld von einer Million Thalern, welche die Stadt vorher übernommen hatte. „ Für diese neuen dem Staate dargebrachten wichtigen Dienste", bat sie, „ ihr jenes für eine fremde Schuld entzogene Eigenthum wieder auszuantworten. Statt allen Eingehens auf jene Vorstellungen antwortete der Staat im Jahre 1812 mit einer Gegenforderung , in welcher er zu deduciren versuchte , dass der König von Polen über das Eigenthum der Stadt in dringenden Fällen frei hätte disponiren können , Elbing also für jene 300,000 Thaler verhaftet sei, ausserdem auch für die 70,000 Thaler, die es in dem schwedischpolnischen Kriege zur Zahlung der Contribution von Preussen hätte borgen müssen. Hierzu rechnete man noch zwei Forderungen von 6000 und 58,000 Thalern, auf welche der Staat ein Recht an die Commune beanspruchte und darauf stellte er das Verlangen, dass die Stadt ihm „ das volle Eigenthum des Territoriums rechtsgiltig abtrete , wogegen er auf alle an dieselbe zu machenden Ansprüche Verzicht leisten wolle." Des Krieges wegen ruhte die Angelegenhe bis 1817, die Regierung trat dann mit erneuten aber nicht wesentlich den Stand der Dinge verändernden Anträgen vor , die jedoch von den städtischen Rechtsverständigen scharf widerlegt und mit erschöpfender Begründung zurückgewiesen wurden. Die Königliche Commission musste darauf ausdrücklich im Auftrage des Ministeriums erklären, dass der Staat eine rechtliche Erörterung der Sache nicht zulassen wolle, dass nur von einem gütlichen Vergleich zwischen ihm und der Stadt die Rede sein könne. Nach den Aufstellungen. welche man diesem Vergleich zu Grunde legte , überstiegen die Forderungen der Stadt diejenigen des Staates noch um 486,306 Thlr., von welcher Summe der letztere 300,000 Thlr. baar als Entschädigung auszahlen, für den Rest die bisher von der Stadt getragenen grundherrlichen Lasten übernehmen wollte. Der Konig änderte durch Kabinetsordre diese Propositionen dahin, das er der Stadt nur das Kapital von 300,000 Thirn. in Staatsschulescheinen zum Nennwerthe mit 4 proCent Zinsen bewilligt

33 Elbing lehnte auch diesen Antrag ab und verlangte wenigstens den Vergleich auf der einmal aufgestellten Basis , es verlangte ferner , dass die der Stadt gebührende Competenz * ) darin zur Sprache gebracht und das unverkürzte Bestehen derselben vom Staate zugesichert werde. (Beschluss der Stadtverordneten vom 20. April 1820.) Das Ministerium hatte bereits eine Abtretungsurkunde entworfen und dieselbe mit der ernsten Ermahnung, dass von weiteren Bewilligungen nicht die Rede sein könne, den Stadtbehörden zur Unterschrift vorlegen lassen. Von diesen war die Vollziehung schon am 27. April 1821 abgelehnt und sie verweigerten dieselbe abermals , als die Regierung jene Zusicherung wegen Fortdauer der Competenz versagte. Darauf am 26. Septbr. 1824 bewilligte eine Kabinetsordre die Uebernahme der grundherrlichen Lasten seitens des Staats, ging jedoch auf die Zahlung der Competenz nicht ein unter der Zusicherung ,,auf die Verhältnisse der Stadt alle mit dem allgemeinen Besten zu vereinbarende Rücksicht zu nehmen" . Die Minister bemerkten dazu, dass jetzt unter keinen Umständen etwas Weiteres geschehen könne und die Stadt unbedingt den Vergleich annehmen müsse , sonst könne das ganze Abfindungsgeschäft aufgehoben werden. Darauf erklärten die Stadtverordneten am 22. März 1825, dass sie sich nicht entschliessen könnten ihre frühere Forderung aufzugeben und unterzeichneten nicht; die städtischen Behörden stellten in unmittelbarer Eingabe dem Könige noch einmal die Sachlage vor , man schickte ihnen darauf einen Regierungsrath, der die Vollziehung der Akte betreiben sollte , jedoch vergeblich; ein neues Regierungsrescript bleibt gleichfalls ohne Erfolg, bis endlich die persönliche Anwesenheit des Königs am 3. September 1826 und allerhöchste wiederholte allgemeine Zusagen die Stadtverordneten zur Unterzeichnung bestimmten, welche am 24. November desselben Jahres erfolgte. *) Eine Kabinetsordre vom 11. Juli 1811 ertheilt der Stadt die Versicherung, dass die Competenz, ein Aequivalent für aus dem Besitze des Gebiets fliessende Einkünfte, so lange gezahlt werden sollte, bis sie bei Rückgabe dieses Gebiets an die Stadt derselben in Anrechnung gebracht werden könne. 3

34 Der Vergleich war nun geschlossen, die stipulirten 300,000 Thaler, deren baare Auszahlung bedingt worden war, in Elbinger Stadtobligationen , welche man zu diesem Zwecke allmählig in Berlin zu circa 45 proCent aufgekauft hatte , der Stadt für voll übergeben und Alles schien beendet, da fand im Jahre 1833 der Oberbürgermeister bei zufälligen anderweitigen Recherchen in einer hei Decker in Berlin erschienenen Staatsschrift den vollständigen Nachweis , dass die Schuld jener Summe von 300,000 Thirn , für welche der Niessbrauch des Elbinger Territoriums verpfändet, schon 1773 getilgt sei , indem der König von Preussen im Warschader Tractat, 18. September 1773 sowohl für sich als seine Erben und Nachfolger auf diese Summe und auch auf die 70,000 Thlr. Verzicht geleistet hatte. — Sogleich beschlossen nun die Stadtverordneten in Uebereinstimmung mit dem Magistrat , den Fiscus zu verklagen und zu fordern. dass der Abtretungsvertrag aufgehoben , dass das seit 1703 in Besitz genommene Territorium mit den seit 1773 daraus gezo genen Nutzungen der Stadt Elbing zurückgegeben werde und der Fiscus sich hinsichts der beiden Forderungen von 300,000 und 70,000 Thlr. für befriedigt erkläre. Die Klage wurde vom Gerichtshof für begründet erachtet , von der Regierung jedoch der Competenz - Conflict erhoben und damit der Process sistirt. Wiederholte Anträge der Stadtbehörden beim Ministerium de.. Conflict aufzuheben und das Rechtsverfahren wieder herzustellen, waren von keinem Erfolg. Die Angelegenheit hatte sich wieder bis zum Jahre 1840 verschleppt , als dieselbe von der Stadt in einer direkten Eingabe vor den Thron gebracht wurde. Urkundliche Beweise für das gekränkte Recht Elbings waren in dieser Schrift niedergelegt und die Bitte um Gestattung einer richterchen Entscheidung gestellt mit Hinweisung auf das eidliche Gelöbniss des Königs „ Ich gelobe Mein Regiment zu führen ma Friedgeschlossenen Augen, wenn es Gerechtigkeit gilt!" rich Wilhelm IV. entschied nach einem Gutachten des Staatsraths. dass ,,von einer Fortsetzung des Prozesses nicht weiter die Red sein könne , es müsse bei der schon von früheren Preussischer

35 Monarchen erfolgten Zurückweisung sein Verwenden haben.“ Doch sollte der Staatsminister v. Schön die Wünsche und Anträge der Stadt entgegennehmen , die gern berücksichtigt werden würden, wenn dadurch eine Erleichterung für die nicht aus eigenen Kräften zur Bestreitung ihres Haushalts zu beschaffenden Da die Commune sah, Ausgaben herbeigeführt werden könne. dass ihr der Weg der richterlichen Entscheidung nicht mehr zugänglich sei, suchte sie durch diese neue Vercinbarung, die endlich 1. Januar 1847 den Streit definitiv beilegte , noch Mehreres zu erreichen. Der Staat übernahm u . A. die Zahlung der Competenz im Betrage von jährlich 5000 Thirn., die Kosten der Polizeiverwaltung, des Gymnasiums und verschiedene andere früher von der Commune getragene Lasten. Die preussische Besitznahme der Stadt. Wir haben den Verlauf des Territorialstreites nicht durch die ausführlichere Erzählung derjenigen Begebenheit unterbrechen wollen , die für Elbing eine der wichtigsten und folgenreichsten seit seinem Bestehen geworden ist. Mit selbstgefälligem Stolze sahen die Machthaber der kleinen städtischen Republik auf die Bürger und Unterthanen des straffen , wohlgeordneten königlich preussischen Regiments, dessen Gebiet fast bis an die Thore der Stadt reichte. Die eigene ziemlich saloppe Regierung wurde von der gleich schlaffen und ungeordneten des polnischen Suzerains wenig genirt, zufrieden in dem Gefühle seine Angelegenheiten nach eigenem Ermessen leiten und verwalten zu können , Niemanden zu gehorchen als dem eigenen Belieben , verhielt der kleine Staat sich den Anforderungen der Zeit gegenüber ziemlich passiv und bedauerte die Nachbarn , welche der Willen und die Einsicht des mächtigen modernen Staatenbildners , des grossen Friedrich, mit kräftiger Hand zu ihrem Wohle zwang. Da auf einmal am Anfange des Jahres 1772 schreckte die Bürger die unverbürgte Kunde aus ihrer Ruhe, dass der preussische Adler auch hier im Norden ein neues Gebiet, dass er das polnische Preussen sich unterwerfen wolle. Im Laufe des Sommers wurden die Gerüchte immer bestimmter, aus Polen kamen vom Grosskanzler der Krone Aufforderungen , jedem gewaltsamen Angriff Wider3*

36 stand zu leisten ; die Preussen , die ohnediess das Territorium schon besetzt hielten , rückten bis dicht unter die Thore der Stadt. Da war denn an Gegenwehr nicht viel zu denken , die Festungswerke hatte man , seit vom Landgebiet nicht mehr die vorschriftsmässigen Schaarwerksdienste geleistet wurden, verfallen lassen, die Kanonen hatten die Schweden mitgenommen, die polnische Besatzung war so schwach , dass der Commandant die Bürgerschaft zur Vertheidigung aufbieten wollte , indessen vom Rath abschlägigen Bescheid erhielt und endlich liess der Intendant des Territoriums dem Rathe bestimmt anzeigen , dass die Stadt in nächster Zeit von den preussischen Truppen in Besitz genommen werden würde. Die Angst vor den Preussen war gross. die Bürgerschaft bat wiederholt um Abwendung der drohenden Gefahr, selbst um die Vermittelung auswärtiger Höfe, damit Elbing nicht an Preussen abgetreten werde, dabei aber verwahrte sie sich ganz entschieden gegen jede Verpflichtung die Stadt zu vertheidigen und auf alle Fälle hin entwarf der Rath bereits ein unterthäniges Schreiben, in welchem der neue Herrscher gebeten wurde, der Stadt ihre bisherige Verfassung zu lassen. Alle gegenseitigen Betheuerungen zwischen der polnischer Krone und dem Rathe, die Versicherungen der Liebe und Trene. des Vertrauens und der Ergebenheit blieben natürlich leere Worte, wogegen am 12. September der preussische Obrist v. Drouhard den Präsidial-Bürgermeister Jungschulz v. Röbern kurz anzeigen liess, dass noch an demselben Tage zwei Compagnieen preussischer Grenadiere aus Pr. Holland ankommen würden , um die Stadt für Se. Majestät den König von Preussen zu besetzen. Der Rath trat zusammen , verhandelte mit dem polnischen Commandanten der Stadt, Obrist v. Gramlich, der dieselbe zwar b's auf den letzten Blutstropfen zu vertheidigen versprach , jedoc zugleich für den nächsten Tag um Stellung von 100 Pferden bat, um zum Abzuge gerüstet zu sein. Die Regenten der Republik Elbing beschlossen , die 100 Pferde besorgen und das früher entworfene allerunterthänigste Schreiben an Se. Majestät von Preussen ins Reine schreiben zu lassen. Die Preussen langten erst am folgenden Tage , den 13.

37

September, einem Sonntage, an . Der Gouverneur v. Stutterheim, der mit ihnen zugleich von Königsberg gekommen war, schickte dem Rath eine Botschaft des Inhalts , die Stadt von der polnischen Besatzung räumen zu lassen, weil er sich genöthigt sehe, etwaigen Widerstand durch einen ernsten Angriff zu brechen, aber die unglücklichen Folgen eines solchen Angriffs gern vermeiden möchte. Der Rath konnte zu keiner Entscheidung kommen , er liess durch seinen Präsidenten um einen Aufschub von einigen Stunden bitten , gab aber auch dem vom preussischen Gouverneur gesandten Offizier die Erklärung , dass die Bürgerschaft nicht stark genug sei um den Truppen Widerstand zu leisten. Dieser verliess die Stadt , deren Thore seit dem vorigen Tage verschlossen waren. Am Marktthor , vor welchem die Preussen sich zum Angriff rüsteten, war die polnische Besatzung aufgestellt, um diesen abzuschlagen. Er erfolgte, jedoch waren die Kanonen absichtlich so hoch gerichtet, dass sie weder Menschen noch Gebäuden irgend welchen Schaden thun konnten, mit Ausnahme eines einzigen Schusses , der gegen das Thor gerichtet wurde um es zu sprengen. Doch selbst dieser blieb wirkungslos, die Kugel ging darüber weg durch den Pfosten in den Wall. Jetzt begann die Vertheidigung der Polen, dreimal mussten sie ihre Gewehre abschiessen , aber auf ausdrücklichen Befehl so hoch , dass keinem preussischen Krieger ein Leid geschehen konnte, dann machten sie Kehrt und zogen mit klingendem Spiel am andern Ende der Stadt zum Thore hinaus. Die Preussen öffneten das Marktthor und waren schon am Rathhause auf dem alten Markt aufgestellt, che noch die letzten polnischen Vertheidiger der Stadt die nächste Ecke erreicht hatten. Während dessen sassen die beiden Ordnungen , Rath und Gemeine in banger Besorgniss auf dem Rathhause, dumpfer Lärm und die beginnende Kanonade vermehrten ihre Herzensangst, das antwortende Gewehrfeuer der Polen brachte sie aufs Aeusserste und zu dem Entschlusse, zwei der muthigsten unter ihnen an den polnischen Commandanten mit dem Ersuchen abzuordnen, dass er die Stadt durch weiteren Widerstand doch nicht unglücklich machen möge. Mit klopfendem Herzen begaben diese sich in das Gewoge

38 der Schlacht, doch kaum auf die Strasse gelangt erblickten sie bereits die preussischen Soldaten ruhig und friedlich aufmarschirt. Den Werth einer diplomatischen Sendung rasch begreifend wandten sie sich gleich an den preussischen Gouverneur , ersuchten ihn, nicht den Bürgern den Widerstand, welchen die Polen geleistet, Schuld zu geben und empfahlen die Stadt der Gnade ihres künf→ tigen Herrschers. Mit kurzer Antwort entliess der Commandant seine neuen Landsleute und nahm zuerst alles vorhandene Geschütz und die Munition in Beschlag. Darauf wurde dem Rath und der Gemeine auf dem Rathhause von den Civilcommissarien das Königl. Besitzergreifungspatent verkündigt und überreicht, alle Kassen und Registraturen versiegelt , die polnischen Siegel abgefordert, ihm die Ausübung der Jurisdiction untersagt und die Weisung ertheilt sich jedes Verkehrs mit dem früheren Oberherrn zu enthalten. Ausserdem traf ihn noch strenger Tadel und Strafandrohung, dass er während der Kanonade die Glocken habe läuten lassen , welche aber der Bürgermeister mit der Hoffnung zu entkräften suchte , ,,dass Se. Majestät ihnen das Läuten der Glocken nicht als Vorsatz anrechnen werde , da die einfältigen Leute wie gewöhnlich zur Kirche geläutet haben.“ Die am Tage vorher gefertigte Reinschrift der unterthänigsten Vorstellung an den König von Preussen wurde nun schnell unterschrieben und noch am selben Abende abgesandt. Mit der souveränen Macht der Patrizier war es jetzt vorbei. Friedrich der Grosse hatte zwar geantwortet dass besagte Stadt ihre wohlhergebrachte Privilegia, Possessiones, Wahlrecht etc. ungekränkt behalten", aber hinzugefügt ,,auf dem Fuss wie alle anderen preussischen Städte gehalten werden soll" und s wurde denn auch schnell und straff das Netz einer geordneten pünktlichen und genauen Verwaltung über die neue friedliche Eroberung gespannt. Die Festungswerke wurden niedergerissen. Post-, Steuer- und Regierungsbeamte langten an, für Hebung des Handels und Verkehrs wurden kräftige und praktische Maassregeln ergriffen und als Friedrich II. im nächsten Jahre zum ersten Male seine jüngste Erwerbung bereiste, traf er selbst Anstalten um den Wohlstand der Stadt zu fördern, führ nach de

39 Fahrwasser, untersuchte die Beschaffenheit des Hafens und setzte genügende Summen aus, um den Handelsweg für grössere Schiffe fahrbar zu erhalten. Den Danzigern, die damals noch nicht zu Preussen gehörten , wurde von Amtswegen jeder erdenkliche Schaden zugefügt , ihre Wasserstrassen ober- und unterhalb mit unerschwinglichen Zöllen belegt, die Fahrt nach Elbing hingegen auf jede Weise begünstigt. Dadurch hob sich der Handel zu frischem glänzenderem Aufschwunge, den erst die schweren Leiden des französischen Krieges gänzlich niederzudrücken im Stande waren. Die Segnungen der Steinschen Gesetzgebung, vorzüglich die Städteordnung von 1808 , gaben der Stadt , welche dieselbe zuerst in Preussen am Anfange des Jahres 1809 einführte, wieder eine grössere Selbständigkeit. Doch wurde diese wesentlich beeinträchtigt durch die finanzielle Noth , mit welcher Elbing in Folge der Entziehung seiner Territorial - Einkünfte , des verminderten Handelsverkehrs und der Uebernahme einer Kriegsschuld von fast einer Million Thaler dauernd zu kämpfen hatte. Bis in die dreissiger Jahre währte die Zerrüttung der städtischen Finanzen, deren Ordnung zum öfteren durch Regierungs - Commissarien versucht wurde, bis steigender Wohlstand der Einwohner, eine ausgezeichnete Verwaltung und endlich das definitive Abkommen in der Territorialsache die ökonomischen Verhältnisse wesentlich und dauernd verbesserten.

III.

Bauliches aus früherer Zeit.

Elbing , jetzt fast thurmlos und kaum aus dem reichen Gartenkranze, welcher es umgiebt, hervorragend, muss in seinen jüngeren Jahren einen stattlichen Anblick gewährt haben. Ein grosses mit Zinnen und Thürmen gekröntes Schloss, eine Stadtmauer , die auch stark mit Thürmen bewehrt war und später, als von diesen Herrlichkeiten der grösste Theil bereits vernichtet

40 worden, ein gewaltiger Kirchthurm von 312 Fuss Höhe auf de Nicolaikirche, machten dem Ankömmling schon aus weiter Ferne die reiche Hansestadt bemerklich . Die Altstadt , in der Anlage noch heute unverändert, wurde rings von einer Mauer umschlossen , die sich nach der Wasserseite , nach dem Vorberge , dem Königsberger- und dem Schmiedethore öffnete, breite Wälle und Gräben umzogen diese Mauern und über sie hinweg führten die wenn auch in ihrer Direktion etwas veränderten, so doch heute noch erkennbaren Landstrassen nach Marienburg (über den Marienburgerdamm) , nach Königsberg und den Mühlendamm hinauf in die Landbezirke und nach Pr. Holland. Das Schloss war bereits 1454 eingerissen worden, an seiner Stelle erhob sich 1536 ein Gymnasium , welches 1599 abgebrochen und durch ein neues grösseres ersetzt wurde, durch ein Gebäude mit vielen Klassenzimmern, 8 Lehrerwohnungen und 12 Giebeln oder ausgebauten Erkern, in welchen Stuben für fremde Studirende angelegt waren. Auch ein Schultheater befand sich in dem Gebäude, welches im Jahre 1808 wegen seiner Baufälligkeit zum Theil abgebrochen und im August 1809 in seiner jetzigen Gestalt vollendet wurde. Das alte Rathhaus , der Sitz der republikanischen Regierung, nahm den ganzen zwischen der Schmiede- und Fleischerstrasse gelegenen Theil des alten Marktes ein , es war schon im Jahre 1319 erbaut, mit 3 Giebeln, mehreren Thürmen und stattlich ausgezierten laubenartigen Eingängen. Achtzehn Säulen schmückten den Hauptgiebel , darunter lief ein Fries mit einer den Verlauf des Trojanischen Krieges darstellenden Bildnerarbeit , überragt wurde er von 7 Postamenten , auf welche Statuen der 7 Planeten gestellt werden sollten. Sie wurden aber als zu schwer befunden, in eine Rumpelkammer gelegt und später als ,,unnöthige Sachen" öffentlich verkauft. In dem Gebäude befanden sich Rathsstuben , Kanzlei- und Arbeitszimmer, eine Bibliothek , Schatzkammer , Gerichtshallen und Gefängnisse, unter ihm der Rathsweinkeller und dicht anstossend ein kleiner Garten , worin die Herren des Rathes freudige Ereignisse durch einen fröhlichen Trunk zu feiern pflegten. Im Jahre 1777 brannte das Rathhaus ab.

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HART

1

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Die St. Nicolaikirche (erbaut im Jahre 1260) und das alte Rathhaus. Um die alte wohlbefestigte Stadt entstanden nach und nach Vorstädte , unter denen besonders die nachherige Neustadt zu erwähnen ist. Bald nach Erbauung der Stadt siedelten sich hier vermuthlich einige Gasthäuser an, welche den früh Morgens nach Marienburg Reisenden Nachtherberge gaben, damit sie nicht in der Stadt bis zur Oeffnung der Thore aufgehalten würden. Die Colonie wurde so bedeutend , dass sie den Neid der Elbinger herausforderte und sich zum Schutze gegen etwaige Uebergriffe der Nachbaren Stadtrecht erbat, welches sie auch um das Jahr 1340 erhielt. Der Orden verlieh ihr lübisches Recht , ein Gebiet von Feld und Wald gegen eine Abgabe , sie hatte ihre Wälle, Mauern und Thore, regierte und verwaltete ihre Angele-

42 genheiten selbst , lag aber mit der Altstadt in fortwährendem Streit , bis sie 1478 der letztern einverleibt wurde und mit ihr einen gemeinschaftlichen Verwaltungskörper bildete. -- Als Friedrich II. die Festungswerke zu zerstören angeordnet hatte, wurde natürlich zuerst durch Abtragung der Wälle und Verschüttung der Gräben derjenige Theil geebnet , der die Altstadt von der Neustadt trennte. Der Mangel an luftigen und geräumigen Marktplätzen veranlasste den Magistrat den grössten Theil des dadurch gewonnenen Terrains zur Anlegung eines ,,neuen Marktes“ zu bestimmen. Um den Unternehmungsgeist zur Umbauung dieses Platzes mit stattlichen Häusern anzufeuern, erbat er vom Könige eine gleiche Bauvergütigungssumme, wie andere Städte des wespreussischen Landes sie erhalten hatten. Im Frühjahre 1770 wies Friedrich der Grosse 12,000 Thlr. zu diesem Zwecke an welche unter die Erbauer der Häuser an der westlichen Seite dieses Platzes als Bauunterstützungen vertheilt wurden. Zwei Jahre später wurde eine gleiche Summe als Prämie den Bau lusagen für die gegenüberliegende Seite des Platzes zugeschat und bald fanden sich Unternehmer , welche an dieser ganzen Fronte die noch daselbst stehenden Gebäude errichteten . Bal darauf ward auch mit der Erbauung des neuen Rathhauses b gonnen, welche, durch den schlechten Baugrund wesentlich erschwert , am Schlusse des Jahres 1782 vollendet wurde. Be dem Friedensfeste am 18. Januar 1816 erhielt der neue Markt den Namen Friedrich-Wilhelms -Platz.

IV.

Statistisches.

Elbing, die Hauptstadt des gleichnamigen Kreises, hat 27,088 Einwohner , und zwar 20,856 Protes tanten, 5072 Katholiken, 422 Mennoniten, 532 Jude: und 206 Dissidenten. Die Stadt enthält 3359 Gebäude darunter 2025 Privatwohnhäuser, 213 Fabriken und

43 88 öffentliche Gebäude. Von diesen letztern sind gewidmet : 12 dem Gottesdienste , 20 dem Unterrichte, 10 der Armen- und Krankenpflege ; 11 gehören der Staatsverwaltung, 29 der Ortspolizei- und Gemeindeverwaltung und 6 der Militairverwaltung. Die 213 Fabrikgebäude gehören zu 49 Etablis, sements , in denen vorzugsweise Maschinen , Tabaks, waaren, Branntweine und Liqueure, Wagen, Webereifabrikate gefertigt werden ; 6- bis 700 Arbeiter sind in den Maschinenfabriken beschäftigt. In den Schulen der Stadt (incl. des Königl. Gymnasiums) geniessen 4500 Kinder Unterricht.

V.

Fremdenführer durch die Stadt.

Gasthöfe. Hôtel de Berlin, elegant, trefflich eingerichtet und verwaltet , schöne Lage , feine Küche ; Königlicher Hof, ähnliche Lage, vorzügliche Table d'hôte, freundliche Zimmer, aufmerksame Bedienung , sehr schöner Speisesaal (beide I. Klasse und sehr zu empfehlen). - Deutsches Haus am neuen und Freundstück's Hôtel am alten Markt, billiger und einfacher aber auch gut, in beiden zugleich Restauration mit Speisen à la carte und Bier. -- Elbinger Hof und Hoffnung , bescheiden , aber gute und saubere Wirthschaft zu mässigen Preisen (für Reisende, welche in der Nähe der Königsberger und Danziger Dampfböte wohnen wollen, sehr gelegen). - Englisches Haus für schlichte anspruchslose Reisende.

44 Restaurationen , Weinhäuser etc. Zuerst sind hier die beiden Ressourcen zu nennen, Humanitas (Casino) und Bürgerressource, geschlossene Gesellschaften zwar, in welche jeder anständige Fremde jedoch durch ein Mitglied eingeführt werden kann. (Bei gänzlicher Unbekanntschaft genügt es sich einem der Comitémitglieder vorzustellen, die gern Gastfreundschaft gewähren . ) Wittmaack, Weinhandlung, Speisen à la carte ausgezeichnet. -- P. H. Müller, Weinhandlung, Abends geschlossen (beide am alten Markte). Schilka, Restauration und Bierhalle, sehr wohlschmekkende und kräftige Küche, aufmerksame und freundliche Bedienung, Vormittags und Abends viel Gesellschaft und lebhafte Unterhaltung (Kettenbrunnenstr. ). Liefeldt , Restauration mit freundlichem kühlem Garten voll prachtvoller Rosen in der Nähe des Theaters, auch viel Besuch, Versammlungslokal der Turner. Freytag, Spieringsstrasse, sehr gutes Bier. -- Vonberg (Heiligegeiststrasse) und Bergmann (alter Markt) Wein , Bier , Restauration , bei letzterem im Sommer sehr angenehmer Aufenthalt unter dem Zeltdach vor der Thür.

Beförderungsanstalten. I. Eisenbahn. Bahnhof eine Achtel Meile von der Stadt gelegen, täglich 4 Züge in der Richtung nach Berlin: 6 Uhr 18 M. Abends Courierzug (II. Cl.), 5 Uhr 51 M. Morgens Eilzug (III. Cl.) , 1 Uhr 54 M. Nachm. Personenzug (IV. Cl.), ausserdem ein Güterzug mit Personenbeförderung. Nach Königsberg ebenfalls 4 Züge :

45 10 Uhr 42 M. Vorm. Courierzug (II. Cl.), 12 Uhr 14 M. Nachts Eilzug (III. Cl.), 3 Uhr 20 M. Nachm. Personenzug (IV. Cl.), 6 Uhr 14 M. Morgens Lokalzug (IV. Cl. ). II. Dampfböte. Nach Königsberg : Montag, Mittwoch , Freitag Morgens 7 Uhr mit Beförderung nach Kahlberg, Frauenburg, Pillau. Preise : Nach Kö nigsberg : I. Pl. 1 Thlr., II. Pl. 20 Sgr.; nach Pillau : I. Pl. 1 Thlr., II. Pl. 20 Sgr. An denselben Tagen von Königsberg nach Elbing. Nach Danzig : (im Jahre 1864) Montag und Donnerstag Morgens über Tiegenhof. Preise : I. Pl. 1 Thlr. , II. Pl. 17 , Sgr. Nach Kahlberg: Vom 15. Juni bis 15. September : Montag, Mittwoch, Freitag : früh 7 Uhr mit dem Königsberger Bote, Ankunft 9 Uhr, zurück 1-1 , Uhr Mittags mit dem von Königsberg kommenden Bote, Ankunft in Elbing zwischen 3 und 4 Uhr, Sonntags 2 Uhr Nachmittags, Rückfahrt 8 Uhr Abends. Ausserdem vom 1. Juli bis 1. September noch Dienstag, Donnerstag, Sonnabend: 2 Uhr Nachmittags, Rückfahrt 8 Uhr Abends, Uhr und Sonntag 6 Uhr Morgens, Rückfahrt 11 Mittags. Preise : Hinfahrt 6 Sgr., Rückfahrt 6 Sgr. , Tagesbillet 8 Sgr. (Genaue Fahrpläne mit detaillirter Angabe der einzelnen Touren sind im Bureau und am Landeplatze einzusehen.) III. Fuhrwerk. Für die Stadt und Umgegend bedient man sich ausschliesslich der Droschken , die für alle Vergnügungsorte einen festen , untenstehend angegebenen Tarif haben. Doch auch auf weitere Touren pflegen die besseren sich einzulassen , doch

46 muss man dann auf kräftige Pferde und einen bequemen, geöffneten Wagen sehen. Ueber den Preis hat man sich zuvor zu einigen, 4-5 Thlr. pflegt an schönen Sonntagen wohl für eine Droschke auf der ganzen Tag gezahlt zu werden, an Wochentagen wol nicht über 4 Thlr. Ausserdem giebt es Miethsfulwerk zu etwas billigeren Preisen bei mehreren grosi tentheils in der Neustadt wohnenden Landbesitzern (Abraham, Fietkau, Kuhn, Siebert), offene sogenannte Gesundheitswagen mit starken Pferden zu 3-4 Thlr. pro Tag. Sehr schlechter oder bergiger Weg macht oft das Fahren mit 2 Pferden unmöglich und wird selbstverständlich der Fahrpreis bei Benutzung von 4 Pferden entsprechend erhöht werden müssen. ausserordentlichen Fällen ist auch wohl Extrapost zu haben . Droschkentarif (im Auszuge). A. Tourfahrten. a. vom Bahnhofe mit gewöhnlichem Gepäck à Person 5 Sgr. Nachts 74 Sgr. b. in der Stadt und den Vorstädten à Person 2 Sgr. mit Gepäck 5 Sg c. nach Vogelsang , Dambitzen , 1 Person 10 Sgr. 2 Personen 1245gr 3 Personen 15 Sgr. 4 Personen 20 S 7187 d. nach Wittenfelde, Weingarten, 1 Person 2 Personen 10 g3 Personen 128gr. 4 Personen 15 Sgr.

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B. Zeitfahrten. (Nur innerhalb der Stadt und Vorstädte, auf chaussirten Wegen und innerhalb einer halben Meile von der Stadt.) 1 und 2 Personen : die ersten 20 Minuten 5 Sgr . 20-35 Minuten einschliesslich 71 Sgr. 35-50 Minuten 10 Sgr. 99 50-65 Minuten 15 Sgr. 33 • 20 Sgr. 65-80 Minuten 39 für jede Viertelstunde, wenn dieselbe auch noch nicht voll ist, 5 Sgr. 3 und 4 Personen : die ersten 20 Minuten 71Sgr. • 10 Sgr. 20-35 Minuten einschliesslich 35-50 Minuten • 121Sgr. 99 50-65 Minuten 17Sgr. 99 65-80 Minuten 99 224Sgr. für jede Viertelstunde , wenn dieselbe auch noch nicht voll ist, 5 Sgr. Wenn das Fuhrwerk sogleich auf ganze Stunden genommen wird so zahlen 1 und 2 Personen für die Stunde 15 Sgr. 3 und 4 Personen für die Stunde 171Sgr. Aus den allgemeinen Bestimmungen ist noch wissenswerth, dass man das Fuhrwerk nicht länger als 5 Minuten warten lassen darf, dass von Kindern unter 10 Jahren eins unentgeltlich mitzunehmen , für je zwei Kinder die Taxe einer erwachsenen Person zu zahlen ist, dass der Fahrgast die Chausséegelder selbst für die Rückfahrt der leeren Droschke zahlen muss und dass für jede Fahrt ausser der reglementsmässigen Zeit , also von 10 Uhr Abends bis 7 Uhr Morgens , der doppelte Tarifsatz gilt. Nur die Fahrten zum Bahnhofe sind von dieser Bestimmung ausgenommen.

Bäder. Johannisbad , Johannisstrasse , gut eingerichtete Anstalt für Dampf- und Wannenbäder aller Art, im Sommer Douche und Wellenbad (auch inden Kranke, denen der regelmässige Gebrauch von Bädern verordnet ist, eine billige und sorgsame Pen-

48 sionsaufnahme). Rautenberg, Marienburgerdamm , ähnlicher Art. Warmes Bassinbad in der Bäckermühle , Kalkscheunstrasse , mit Verwendung des vom Dampfkessel unbenutzten Wassers. Billige Preise. Badehaus im Elbingflusse , in der Nähe des Gymnasiums , mit geräumigem, zum Schwimmen geeignetem Bassin und kleinen Zellen. Schwimmanstalt im Elbingflusse, 25 Minuten vom Mittelpunkte der Stadt entfernt, stromaufwärts. Sehenswürdigkeiten. Das Innere der Stadt. Die Strassen und Plätze zeichnen sich ausser ihrer geraden regelmässigen Anlage durch freundliche Sauberkeit aus. Zahlreiche Anpflanzungen, darunter zwei Lustgärten und das Rondel auf dem Friedr.Wilhelms-Platz, geben der Stadt einen Ausdruck heiterer Behaglichkeit, der dem Besucher angenehm auffällt; wo die Breite der Strassen es möglich macht, wird mit der Anlage von Granittrottoirs vorgegangen, die alten Häuser, die nur in ihren unteren Räumen bewohnbar waren , in den oberen aber zu Getreideschüttungen und Vorrathskammern benutzt wurden, sind fast ganz verschwunden und haben modernen, wohnlichen, zweckmässig eingerichteten Gebäuden Platz gemacht. Einige prächtige Giebel mit kostbaren Steinverzierungen und reichen Portalen geben Kunde von der Bauart der untergegangenen Patriziergeschlechter, darunter hervorzuheben sind die Häuser: Heiligegeiststrasse 18 (Vonberg, Seite 44), Alter Markt 14, das Haus welches die Stadt laut Vertrag den Königen von Polen bei ihren Besuchen zur Verfügung stellte (Mül-

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ΕΙΘΕ

ler's Weinhandlung, Seite 44) , und Brückstrasse 17 (Silber). Den sämmtliche Hauptstrassen der Altstadt durchschneidenden ,,alten Markt" schliesst an seinem nördlichen Ende der Marktthurm ab , der einzige Ueberrest der alten Befestigungswerke (Seite 39), ein plumper Schornsteinförmiger Bau , gekrönt mit einer Gallerie und einem Thürmchen in Nürnberger Spielzeugmanier.

Der alte Markt. An der innern Wand der Thornische ist in roher Steinmetzarbeit ein Spaten eingemeisselt zum Andenken an die entschlossene That eines Bäckergeselen, der, als das unbewachte Thor in Gefahr war vom 4

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Feinde genommen zu werden , mit einem Spaten die Stricke , in denen das Fallgitter hing, durchschnitt, dadurch die Andringlinge abhielt und diejenigen von ihnen , die sich schon innerhalb befanden , zu GefanVon der auf bequemen Treppen zu genen machte. ersteigenden Plattform hat man eine lohnende Aussicht über Stadt, Vorstädte und den Höhenkranz der Umgegend ; Fremden umsomehr zu empfehlen, als dies der einzige zugängliche Thurm Elbings ist. Schlüssel abzuholen bei Herrn Hintz, Kettenbrunnenstr. 9. Kirchen finden sich in Elbing nicht in der Schönheit , wie die Vergangenheit der Stadt es vermuthen lassen sollte. Die stattlichste, die katholische St. Nicolaikirche, um die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut und dem Patron der Seefahrer, dem heiligen Nicolaus geweihet, hat durch zwei verschiedene Brände den grössten Theil ihrer architektonischen Schönheit eingebüsst. Ein von 12 Säulen getragenes gothisches Gewölbe von 3 Schiffen mit fast 100 Fuss Höhe bildete das Innere , überragt wurde es von dem höchsten Thurme der Stadt, einem allerdings nur von Eichenholz errichteten zierlichen Bau mit vorspringenden Brüstungen und Galerien , 312 Fuss hoch. Schon mehrere Male hatte der Blitzstrahl dem kupfergedeckten Holzbau leichteren Schaden zugefügt, als sich am ersten Weihnachtsfeiertage des Jahres 1736 während der Predigt ein furchtbares Wetter über der Stadt entlud und das Gesimse des Thurms in Flammen setzte . Trotz des Sturmes kletterte ein Zimmergeselle bis zu der in hellen Flammen brennenden Galerie an einer

51 Säule hinauf und löschte , das Regenwasser dazu in seinem Hute auffangend, den beginnenden Brand. Im Jahre 1777 jedoch traf ihn aufs Neue der Blitz, entzündete das Innere des Thurmes und die Glut, welche den beherztesten Löschversuchen Trotz bot , schmolz das die Kuppel bedeckende Blei , welches herabtröpfelnd weitere Rettungsunternehmungen fast unmöglich machte ; das Feuer ergriff endlich die Kirche selbst, das Gewölbe wurde stark beschädigt und musste in Folge dessen abgebrochen werden. Jetzt sind die um circa 18 Fuss gekürzten Wände und Säulen durch eine Holzdecke verbunden , der Thurm fehlt gänzlich, das Gebäude ist mit Verlust aller architektonischen Würde durch eine Restauration seinem Zwecke wiedergegeben. Doch hat die Gemeine weder Mühe noch Kosten gescheut , den noch vorhandenen Bau aufs Beste auszuschmücken. Eine ausgezeichnete Orgel, die von dem Organisten vortrefflich gespielt wird, ein schöner Taufstein und einige ganz beachtungswerthe Altargemälde, Werke der Münchener Schule, machen einen Besuch der Kirche recht lohnend. Die St. Marien , eine alte Klosterkirche von feingliedrigem, iuftigem Gewölbe, nur zum Theil vollendet, mit schönem Orgelgehäuse und einer Kanzel von sauberer ge-schanackvoller Holzarbeit, daran stossend ein Kreuzgang voll reicher Grabdenkmäler , deren einige sich auch im Innern der Kirche befinden , keines jedoch von besonderem künstlerischen Werth. An allen Haupt-feiertagen vortreffliche geistliche Musik - Aufführungen während des Gottesdienstes. St. Annenkirche, 4*

32 52 ein kapellenartiger schmuckloser Fachwerkbau, gefällig durch seine Lage, sonst ohne jede Bedeutung. Das Theater, im Jahre 1845 erbaut nach einem Entwurf des Herrn G. W. Härtel , ein hübsches, freundliches Gebäude mit 3 Galerien, in welchem ca. 1000 Personen Platz finden sollen. Vorstellungen finden gewöhnlich den ganzen Winter hindurch an den Tagen Sonntag, Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag statt, Posse, Schau- und Lustspiel ; im Frühjahr und Herbst öfter Opern der Danziger oder Königsberger Gesellschaft. Bester Platz Estrade oder Sperrsitz , Preise wechselnd. Der Eintritt in das Gebäude ist auch zu Zeiten, wo keine Vorstellungen stattfinden, unverwehrt. Fabriken. In Elbing hat besonders in neuester Zeit das Fabrikwesen lebhaften Aufschwung genommen. Schichau's Maschinenfabrik mit sehr ausgebreiteten,

Die Schichau'sche Maschinenfabrik.

53 grossartigen Anlagen, die fast ein ganzes Stadtviertel (unmittelbar vor dem Marktthor) einnehmen, mit Giessereien, Dampfhammer und Werft für eiserne Schiffe. Das sehr sehenswerthe Etablissement wird Fremden gern gezeigt (Anfrage beim Portier). - Hambruch, Vollbaum & Comp.; Steckel, ähnliche Fabriken von etwas geringerem Umfange, ganz in der Nähe beSchiffswerft der Gebrüder Mitzlaff am legen. Elbingflusse in der Nähe der Dampfbootplätze, grosses ausgedehntes Unternehmen ; der Besucher (Meldung bei einem der Chefs) wird hier fast immer Gelegenheit haben an einem oder mehreren Schiffen innere Construction und Bau aus eigener Anschauung kennen zu lernen. D. Wieler, grosse mit Dampf betriebene Holzschneidemühlen , ebenfalls in der Nachbarschaft der vorigen. - J. F. Haarbrücker, Bleichereien , Webereien und Zeugfabrik , am Elbingflusse oberhalb der Stadt in der Nähe der Schwimmanstalt. Die Lokale der Ressource Humanitas (Casino). Selten wird eine Stadt Aehnliches aufzuweisen haben wie diese Ressource ; im Mittelpunkte der Stadt gelegen, bietet sie ihren Mitgliedern und den eingeführten Fremden alle gesellschaftlichen Annehmlichkeiten des privaten und öffentliRessource Humanitas.

54 chen Lebens. Ihr herrlicher Garten , mit kühlem, schattigem Dickicht, duftendem Blumenflor, stattlicher Orangerie und saftigen englischen Rasenplätzen, wird im Sommer bis gegen Mitternacht von den Frauen und Kindern der Mitglieder zu gesundem und erfrischendem Aufenthalte benutzt , bei schönem Wetter versammelt das an jedem Mittwoch stattfindende Concert die Elite der Damenwelt in reicher Zahl und glänzenden Toiletten, während an allen übrigen Tagen Einfachheit und Ungenirtheit wie in einem Privatbesitz herrscht. Unmittelbar an den Garten stossen die Gesellschaftsräume mit Billard-, Spiel-, Lese- und Sprechzimmern, Kegelbahn und Büffet ; diesen zu gewöhnlichem Besuche täglich geöffneten Lokalitäten schliesst sich ein prächtiger und geschmackvoller Saalbau an, den die Gesellschaft zu ihren Wintervergnügungen benutzt. Er besteht aus einem Entreesalon in reicher Renaissance, einem grossen Tanzsaal, angelegt und geschmückt mit den strengen Linien der Antike in einfacher ruhiger Pracht und aus einem grösseren und kleineren Speisesaal , ebenfalls in sehr gewählter dekorativer Ausstattung. Garderoben , Bühne , Orchesternischen und alle zur Bequemlichkeit nothwendigen Nebenräume enthält der Bau in genügender Zahl und praktischer Anordnung. Kein Fremder sollte den Besuch dieser Räume versäumen. Die Wirthschaft gilt für eine der besten Restaurationen der Stadt , man kann dort Frühstück, Mittag und Abendbrod erhalten. und diese Mahlzeiten im Sommer auch an einem der vielen schattigen Plätze des Gartens einnehmen. ---

35 55 Der Saal der Bürgerressource , Versammlungsort der grossen politischen, musikalischen etc. Vereine , gastliches Lokal , welches von seinen Besitzern zu jedem gemeinnützigen Zweck gern hergegeben wird, daran der weniger geräumige aber sehr sauber und zierlich gehaltene Garten der Ressource , beides am neuen Markt in schönster Lage.

Der neue Markt. Bei beKleinere Promenaden. schränkter Zeit oder zweifelhaftem Wetter kann man eine kurze Stunde zu kleineren sehr angenehmen Promenaden im Bezirke der Stadt oder unmittelbar vor ihren Thoren sehr gut verwerthen. Wenige Schritte führen vom Friedrich-Wilhelmsplatz den Mühlendamm hinauf nach dem St. Annenkirchhofe (Seite 51 ) , einem dicht belaubten , blumengeschmückten Hügel, wahr-

56 scheinlich früher einmal als Aussenwerk künstlich aufgeworfen. Von seinem äusseren südöstlichen, stark abfallenden Rande hat man einen sehr hübschen Blick, links nach den Höhen und Wäldern von Vogelsang (Seite 62), rechts nach den weit am Horizonte hinziehenden Randbergen des Drausenbeckens , grade vor sich auf die freundliche Lindenallee, welche zwischen dem stattlichen St. Georgehospital und einer Reihe kleiner schmucker Landhäuschen hindurch, ewig durch bunten Verkehr belebt , nach Weingarten führt. Im Schatten der Kirchhofsbäume finden sich an den geeigneten Stellen zahlreiche Ruhebänke. Will man die Promenade weiter ausdehnen, so folgt man jener Lindenallee ein Viertelstündchen unmerklich bergansteigend bis zum letzten Hause links , dem Kaffeehause St. Georgenhöhe. Von der bedachten Terrasse des Hauses freundlicher Niederblick über üppige Fluren nach dem Drausen hin. Sehr lohnende etwas weitere Rückwege von hier : 1) der Strasse einige Minuten. weiter aufwärts folgend bis zum ersten Feldweg links, auf diesem 10-15 Minuten fast ganz eben weiter und dann in fast rechtem Winkel wieder links umbiegend , immer auf dem oft sehr ausgefahrenen und schmutzigen (Fussgänger wählen besser die etwas höher gelegene Rasenkante desselben) Feldwege allmählig bergab. Unten gelangt man links die Strasse (Fuhrgasse) einschlagend in wenigen Minuten wieder zurück auf die Weingarter Chaussée. Die ganze Folge des oberen Weges (der Gänseberg) bietet eine Reihe überaus reizender Aussichten, besonders auf die in saftiges Grün

57 gebettete Stadt und ihre Vorstädte, doch auch darüber hinweg bis zum Spiegel des frischen Haffs und zur Nehrung. 2) ebenfalls von der Georgenhöhe aufwärts die Chaussée entlang bis zu der letzten Häusergruppe, die Pulverhäuser, rechts, davor rechts ab den Feldweg und nach einer Steigung von wenigen Minuten auf ihm hinab in einer Viertelstunde zu der unten das Thal schnurgerade durchlaufenden Holländer Chaussée und auf dieser rechts ebenfalls in einer guten Viertelstunde zur Stadt zurück. Auch hier öffnet sich ein Umblick von seltener Anmuth und lachender Freundlichkeit , belebt durch den Wasserspiegel des Drausensees und zahllose kleine in die Landschaft gestreute Häuserchen. Der imposante vielgiebelige Bau auf der Höhe des nordwestlichen Hügelrückens ist die Villa des Herrn Stadtrath Grunau, von der die Aussicht noch an lieblicher Mannigfaltigkeit gewinnt. Mit diesem letzten Rückwege kann man den Besuch des Bahnhofs verbinden , dessen sauber gehaltene, schattige Anlagen als bequemes Promenaden-Ziel mit Recht sehr beliebt sind.

B.

Umgegend.

Wie bereits früher kurz bemerkt ist, liegt Elbing zwischen dem sanftabfallenden Rande eines längeren Höhenzuges und dem weiten Gebiete des aus Sumpfund Bruchwüsten gewonnenen Niederungslandes der Weichselmündungen ; fern am westlichen Horizonte ziehen die Höhen des linken Weichselufers dem Meere zu. In sanften Wellenlinien hebt sich der Boden allmählig zur Höhe von 500 Fuss , von allen freien Punkten liegt dem Blicke das weite herrliche Land offen da , man übersieht das Drausenthal , die ausgedehnte Niederung , einen Theil des Haffs mit seinen Ufern. Das anmuthige Hügelland erhält einen Hauptreiz durch die zahllosen kleinen Bäche, welche, gewöhnlich Abflüsse von auf der Höhe gelegenen Teichen oder sumpfigen Waldwiesen, mit scharfem Gefälle in die Ebene hinabströmen und auf ihrem verhältnissmässig kurzen Wege tiefe Schluchten in das Erdreich gerissen haben. Auf einer Strecke von kaum 3 Meilen (von Dambitzen bis Cadinen) zerklüften mindestens 20 dieser jähen Einschnitte die Landschaft , von denen die bekanntesten und schönsten wohl die Vogelsanger, die Hommel- , die Schönwalder, die Wogenaper, die Dörbecker, die Reimannsfelder und endlich die grosse Cadiner Schlucht

59 sein dürften. Herrliche Buchen- und Eichenwälder bedecken mit ihren kräftigen Kronen die hohen steilen Ränder und begleiten in der Tiefe die kleinen geschwätzig murmelnden Bäche bis zu ihrem Austritt ins freie, ebene Land, diese Laubmassen hüllen Berg und Thal in stille Einsamkeit , sie breiten köstliche, schattige Frische über den Steg des Wanderers , bieten entzückende Waldbilder und rahmen die heiteren Fernsichten der einzelnen Höhepunkte in ihr dunkles, saftiges Grün. Längst hätte vielleicht die steigende Kultur auch dort oben der Scholle ihren Tribut abgefordert, üppige Getreidefelder, scharfgefurchter Kartoffelacker und goldig blühende Rübsen wären an die Stelle des kühlen duftigen Waldes getreten, wenn nicht mit kaum merkbaren Ausnahmen das ganze Gebiet dieses Hügellandes aus mässig grossen, wohlhabenden Besitzern angehörigen Gütern bestände, deren Eigenthümer ebenso sehr die Annehmlichkeiten der Lage als die Ertragsfähigkeit in Anschlag bringen. Die Güter heissen „ freie Bürgerhöfe ", sie sind als mit besonderen Vorrechten ausgestatteter Besitz vom Orden en seine Günstlinge, Angehörigen, auch an Solche die inm Dienste geleistet hatten, gegeben, einige auch vom Elbinger Rathe für Verdienste um die Stadt verliehen worden ; sie bekamen von Preussen die Rechte der Rittergüter bestätigt. Mit Vorliebe hat man die reizendsten Punkte für die Anlage der ursprünglich ziemlich kleinen und einfachen Wohnhäuser gewählt, die jetzt aber durch Neubau oder Vergrösserung meistentheils stattliche kleine Schlösschen geworden sind.

60 Der gute Geschmack der Besitzer hat oft die Grenzen von Feld , Wald und Garten fast ganz verwischt, einzelne Baumgruppen oder dichtbuschige Bosquets unterbrechen höchst glücklich das schmucklose Einerlei des wirthschaftlich bebauten Ackers, der Wald tritt in starkgeschwungenen Ausläufern auf Wiesen und Felder vor, um ein Wasseräderchen noch eine Strecke weiter zu begleiten oder unnützem Sumpfboden die einzige Verwerthung abzuringen , er geht in weiten Buchten zurück um eine blumige Weide mit grasendem Vieh zu umschliessen, und nach und nach mahnt ein Obstbaum , eine Rosenhecke , ein künstlich angelegter Kiesweg oder eine zierliche Ruhebank an den Beginn des die Wohnstätte umgebenden Gartens . Dadurch erhält die Landschaft auf meilenweiter Ausdehnung den Charakter eines riesigen Parks in englischer Art und dazu kommt noch, dass die Besitzer gegen das Publikum die grossartigste Gastfreundschaft ausüben. Während alle Reisebücher sich in Lobpreisungen überbieten, wenn ein reicher Grundherr Italiens gestattet, dass die Fremden unter sicherer Bedeckung in grösster Hast durch seine Villen und Gärten gegen Erlegung eines tarifmässigen Trinkgeldes escortirt werden, halten es hier die durch die Freundlichkeit der Gutsherren verwöhnten Besucher für völlig selbstverständlich , dass sie ohne je einmal anzufragen die Garten- und Parkanlagen der benachbarten Güter wie ihre eigenen betrachten , ihre Mahlzeiten dort halten, festliche Gelage veranstalten und bei jedem plötzlichen Regenguss selbst von den Gebäuden Besitz er-

61 greifen. Einen bedeutenden Theil ihrer Annehmlichkeit würde die Wanderung durch unser Höhenland einbüssen , wenn bei etwaiger Besitzveränderung da überall sich Schranken aufrichteten, wo jetzt liebenswürdige Gastlichkeit oft selbst Unbequemlichkeit erträgt um Anderen die Freude nicht zu stören . So ist also die Elbinger Umgegend weniger ausgezeichnet durch einzelne bestimmte Punkte von hervorragender Schönheit , die den Fremden in Staunen versetzen und ihren Ruhm weit durch alle Lande tragen, wie es z. B. mit der Danziger der Fall ist , sie scheint vielmehr ein unbegrenzter Garten mit saftig frischer, lachender Anmuth ausgestattet , welcher erst dem dauernden Besitze oder der intimen Bekanntschaft die ganze Fülle seiner Reize enthüllt. Wohl können auch einzelne Punkte, wie die Lenzener Höhe, die Terrasse von Kahlberg, das Belvedere des Johannisberges u. A. sich dreist mit Allem messen, was die Norddeutschen Flachländer Schönes bieten , doch nur eine Wanderung durch ihre Schluchten und Wälder über Berg und Thal auf schmalen , halbversteckten Stegen nach dem Haffufer hin kann alle charakteristischen Vorzüge der Gegend dem Naturfreunde in einer ununterbrochenen Reihenfolge des Genusses erschliessen. Wechselvoll wie selten eine ist solche

Wanderung bald in schmaler , eingeschlossener Thalenge, bald auf prächtigem Waldrasen das sonnenvergoldete Blätterdach über sich , bald am blinkenden Spiegel eines Waldsees und dann wieder plötzlich hinaustretend das weite , reichbebaute Land mit dem

62 silbernen Geäder seiner vielformigen Wasserlinien durchzogen , endlos so weit das Auge reicht , tief zu Füssen ; weiterhin einige Bergdörfer, deren zerstreute Häuschen ringsum an den Abhängen kleben und dann als Schluss der Blick über Bergzüge und Waldmassen Auf solchen Wegen ein hinweg auf Haff und See. möglichst zuverlässiger Führer zu sein ist der Zweck dieser Blätter.

I.

Vogelsang.

Weg. Der Fussweg nach Vogelsang gilt gewöhnlich für einförmig und beschwerlich . Allerdings bietet die weite Strecke längs des äussern Mühlendamms zwischen Häusern auf schlechtem Steinpflaster mit knappem Durchblick auf einige Obstgärten nicht viel Annehmlichkeit ; sobald man aber das freie Feld erreicht , öffnet sich ein freundlicher Blick auf Wittenfelde und den Waldsaum am Horizonte. Ueber die Hommel hinweg ein Viertelstündchen bergan mit dem dürftigen Schutze einiger mühsam angepflanzten Linden- und Kastanienbäume, von denen leider alljährlich einige der Rohheit des Pöbels zum Opfer fallen. Dann Wittenfelde, eine freundliche dichtbelaubte Colonie mehrerer eng zusammenliegender kleiner Gütchen (der Garten des östlich gelegenen Litt. B. , 3 Minuten vom Wege ab, ist sehr hübsch, darin ein Tulpenbaum ; der Eintritt wird gern gestattet) , dann ziemlich schattenlos weiter, den ersten Fussweg links einbiegen. und von hier über eine Brücke des Vogelsanger Bachs auf et-was ermüdend ansteigendem Wege , der nachher wieder in den Fahrweg mündet, nach Vogelsang (auf der Höhe des Fusssteges hübscher Blick auf die sich öffnende Waldschlucht und auf die stattlichen Gebäude des Gutes). Dauer des Weges 45-50 Minuten. Vogelsang, seit dem Jahre 1811 der beliebteste Ver-gnügungsort der Elbinger, liegt auf dem ersten Absatze der all-

63 mählig ansteigenden Höhe. Bis 1802 nur von einem Waldwart bewohnt, wurde es dann der Landsitz einer Elbinger Patrizierfamilie, deren Chef später das Gasthaus erbaute.

Das Gasthaus in Vogelsang. Unter den ersten mächtigen Eichen und Buchen steht dieses halbverborgen, rund umher Tische und Bänke in grosser Zahl und von allen Plätzen eine malerische weitumfassende Aussicht in die Ferne. Morgenbeleuchtung die günstigste , doch gewährt der Aufenthalt selbst bis zum spätesten Abend und besonders bei günstiger Wolkenbildung stets wechselnde Farben- und Lichteffecte, beim Sonnenuntergang oft von überraschender Intensität. Wirthschaft gut, Abendbrot à la carte, auch einfaches und schmack haftes Mittag ohne Vorherbestellung immer zu haben. Sowohl im Gasthause selbst, wie auch in einem Nebengebäude des Gutes sind Sommerwohnungen zu vermiethen, von denen diejenigen in dem Gutsgebäude wegen ihrer von dem lauten Verkehr etwas entfernten Lage und vorzüglich wegen der ungleich reizenderen Aussicht entschieden vorzuziehen sind. Beköstigung erhält man beim Gastwirth.

64 Waldparthien. Nach allen Richtungen führen vom Gasthause künstlich angelegte und sauber gehaltene Fusswege durch den Wald , auf denen man einfache kleine Spaziergänge im Thale machen, in kurzer Zeit zu nahe gelegenen Aussichten gelangen oder auch den ganzen Waldbezirk mit allen sich aneinander reihenden Zielpunkten durchwandern kann. 1. Belvedere auf dem Johannisberge (bei beschränkter Zeit allem Anderen vorzuziehen) . Nächster Weg ( St.) : Auf dem hinter dem Gasthause gelegenen Waldplan links hinan am Rande der kleinen Schlucht, bei einem halbausgetrockneten Teiche rechts vorbei, etwas bergan in wenigen Minuten auf's freie Feld und dann auf den Fahrweg. Auf diesem grade aus ( nicht links) in 15 Minuten wieder in den Wald , dort den ersten Fusssteg links und dann durch den Wald allmählig ansteigend zum Fusse des Berges ; von hier Terrassenweg bis zur Höhe . ( Schlechte Fussgänger und Damen können bis zu dem letzten Fussstege den Wagen benutzen.) - Schon dort überrascht das reiche wechselvolle Panorama, dessen einzelne Theile aus den Oeffnungen des herrlichen Buchendickichts sich dem Auge darbieten , unendlich grossartiger aber ist der Umblick von der Höhe des stattlichen Zweistöckigen Belvederes (Aufgang durch einen kleinen verschlossenen Salon, Schlüssel hat der Wirth in Vogelsang, also nicht verabsäumen von dort einen mitzunehmen. Sonntags ist das Belvedere gewöhnlich den ganzen Tag hindurch geöffnet). Ueber die Wipfel der Buchenkronen, über Schluchten und Berggipfel hinweg öffnet sich hier ein Rundblick, der an Lieblichkeit und Farbenpracht den Aussichten von den Höhepunkten der deutschen Mittelgebirge garnicht , an Grossartigkeit nur wenigen nachsteht. Vielfach zerrissene Waldausläufer , aus denen die kahlen , schroffen Abhänge der Schlucht grell hervorleuchten, bilden den Vordergrund ; über die Dächer und Thürmchen der Stadt, welche im Mittelgrunde wie in einem grossen freundlichen Garten gebettet erscheint , und die reichbebaute , häuserbesäete Niederung hinweg schliesst das weite Rund des Horizontes mit den Bergzügen der Christburger und Danziger Höhen ab. Die Thürme von Marienburg bilden hier wie von jedem anderen

65 hohen Punkt aus eine stattliche Landmarke. Glanz und Leben erhält aber die Landschaft erst durch die Wasserspiegel des Drausensees und des Haffs, durch Nogat und Elbingfluss, die wie Silberbänder die bunten Ansiedelungen in der Ebene verbinden. Rückwärts von Nordwest in östlicher Richtung nach Südost zu bedecken das höher aufsteigende Land dichte Waldmassen , an deren Rändern nach Westen zu die Gebäude der freien Bürgerhöfe ( Seite 59) sich hinziehen. Jede Beleuchtung schmückt dieses Bild mit anderen Reizen , am schönsten ist es Morgens und Abends. 2. Wilhelmshöhe. Den Fahrweg nach dem Belvedere auf dem Johannisberge bis zur Gabelung , hier die ziemlich scharf nach links abbiegende Richtung verfolgen, bald in sehr schönen Wald von hochstämmigen Buchen, immer auf fahrbarem Waldwege allmählig hinan , wo die Buchen aufhören und einem dichten Birkenwäldchen Platz machen, kann man den Fahrweg verlassen ; durch eine kleine Senkung dann durch Buchenschonung führt in betretener, angenehmer und kürzerer Fusssteg in 10-15 Minuten wieder hinein. Dann weiter bis zum Kreuzungspunkt zweier sich durchschneidender Waldwege unter einzelnstehenden Fohen Buchen (bis hieher kann man fahren und den Wagen warten lassen) , darauf rechts in niedrigen Wald durch ein Gewirr sich verschlingender Fusswege (in zweifelhaften Fällen links), ef denen ab und zu an Bäume befestigte spitze Brettchen die fuchtung bezeichnen sollen (etwas genauere Wegweiser wären in Interesse der zahlreichen Besucher dieses Punktes dringend zu wünschen) , nach einer Lichtung, von der aus man den Flaggenstock der Wilhelmshöhe vor sich sieht, dann in wenigen Miauten hinauf. (Sollte man vom nächsten Wege im Dickicht abekommen sein , so ist doch sobald man ins Freie kommt , die Stange immer weithin sichtbar und ein kleiner Umweg bringt Auf knapper leicht ans Ziel. ) Dauer des Weges 1 Stunde. rat einem Geländer umfriedigter Plattform steht man hoch über rem jäh abfallenden Abgrunde. Tief unten windet sich ein lebhafter Bach , die gegenüberliegende Berglehne fast gleich steil sich aufrichtend, schmückt eine undurchdringliche Wand prächti5

66 ger Waldbäume , ein buntes Gemisch fast aller der Gegend heimischen Arten , die lichtgrüne zitternde Birke und die starre düstere Kiefer, bescheidene Erlen, majestätische, weitschattende Eichen und wieder vor Allen die beste und reichste Zier unserer Küstengegend die üppige graziöse Rothbuche. Vielfach zerklüftetes Land , mit wechselnden Waldgruppen bedeckt , breitet sich ringsum auf weiter Strecke aus, hier sich zu spitzem Kegel erhebend , dort tief zerschnitten von dem Gerinne einer Quelle ; erst fern am Horizonte guckt ein Stückchen der Ebene freundlich hervor und hebt durch den Kontrast die grosse Wirkung dieser echten Berglandschaft. Auf demselben Stege zurück bis zum Fahrwege und dann, wenn man nicht wieder nach Vogelsang will, letzteren weiter bis zur Königsberger Chaussée bei den ersten Häusern des Dorfes Damerau (in 10 Minuten zu Fuss ) verfolgen, einem der aussichtsreichsten und angenehmsten Rückwege zur Stadt. (Man kann also den Besuch des Belvedere und der Wilhelmshöhe mit der Rückfahrt verbinden dergestalt, dass man zuerst bis zum Aufstieg an den Johannisberg fährt, dort den Wagen halten lässt um zum Belvedere zu gehen , zurückgekehrt ihn bis zum Fussweg, der zur Wilhelmshöhe ansteigt, benutzt und dann , wenn diese besehen , über die Königsberger Chaussée nach Hause fährt. Mit allem Aufenthalt ein Weg von fast 3 Stunden.) 3. Bergstrasse, Mons, Pattersonsruh, Thalsicht, Waidmannsruhe. Eine andere sehr lohnende Reihe von Spaziergängen beginnt mit dem Wege in die Schlucht, einige Schritte südlich vom Gasthause. Hier gelangt man ans Schiesshaus (erbaut 1820, Schiesstage Montag und Freitag) , verlässt aber unmittelbar hinter demselben beim Beginne des Schiessplanes die Thalebene und steigt den links längs der Thalwand allmählig , zuletzt auf Stufen in die Höhe führenden Steg bis zum Rande hinan , wo es dem wellenförmigen Erdreich folgend bald auf- bald abwärts auf schattigem Wege mit vielen reizenden Blicken theils ins Thal, theils in die Ferne eine Strecke fortgeht. Endlich erreicht man den hohen Wald, ein Weg links ersteigt auf einer Treppenreihe den früher stark besuchten Mons, mit malerischer Aussicht, die

67 jedoch in neuerer Zeit wegen der ungleich schöneren vom Belvedere sehr wenig besucht wird. Lässt man den Mons links liegen, so gelangt man nach wenigen Schritten zu Pattersons Ruhe, der ältesten aller Vogelsanger Anlagen, von dem früheren englischen Sprachlehrer des Gymnasiums Patterson zugänglich gemacht , und weiter links über ein kleines Brückchen auf die angrenzende Höhe die Thalsicht ; zwei köstliche Waldbilder, eng von Abhängen , Wald und Wasser umschlossen , laden hier zur Rast ein. Geht man nun von der Thalsicht wenige Schritte vom Rande des Abgrundes rückwärts in den Wald hinein , so trifft man auf einen Fahrweg , diesen verfolgt man rechts , um ihn nach kurzer Strecke wieder zu verlassen und links den Fusssteg hinanzusteigen bis zur Waidmannsruh, dem dritten und den beiden früheren völlig ebenbürtigen Niederblicke vom nördlichen Rande der Schlucht. Ein viertelstündiger fast ebener Weg, links ab , führt von der Waidmannsruh zum Johannisberg. Man kann also auch auf diesem Wege , der allerdings etwas mehr Zeit kostet, zum Belvedere gelangen, oder auf ihm nach Vogelsang zurückkehren (in diesem Falle vom Belvedere wenn man die Terrasse des Johannisberges ungefähr zur Hälfte hinabgestiegen ist, links weiter hinab durch den Wald zur Waidmannsruh etc.) Von allen diesen waldigen Höhenpunkten : Pattersonsruh, Thalsicht, Waidmannsruh kann man ins Thal gelangen, also nach Belieben den Rückweg (umgekehrt ist das steile Steigen etwas beschwerlich) an den Ufern des Baches wählen. Dieser bildet eine Schlucht , die an mannigfaltigen Reizen, kräftiger Baumvegetation , pittoresken Bergwänden und lieblichen Durchblicken in der Gegend nicht ihres Gleichen findet. Auf geebneten Parkwegen kann man an den heissesten Sommertagen hier in köstlichster Waldkühle fast eine Meile weit promeniren und findet sich bei jeder der zahllosen Windungen , in denen das Wässerchen sich durch den engen Grund schlängelt, aufs Neue für den Weg belohnt. Schwer ist es hier einzelne Momente hervorzuheben , doch mögen wohl die von den schroffen Wänden der Thalsicht und Waidmannsruh gebildeten Bergkessel zumeist eine besondere Erwähnung verdienen. Auf weiterem Wege kommt 5*

68 man hier an alle den oben genannten Punkten vorbei und kann sogar zu dem entferntesten, der Wilhelmshöhe, gelangen ; doch möchte sich auch in diesem Falle die Schlucht mehr zum Rückweg eignen, weil das Erklimmen der Höhen sehr mühevoll ist. Eine gleiche Reihe von Spaziergängen bietet der südliche Rand, und zwar : 4. Marienhöhe, Nymphenberg, Sängershöhe, Blaubeerberg. Um zu ihnen zu gelangen wählt man gewöhnlich den Thalweg, beim Schiesshause vorbei , längs dem Schiessplane kommt man auf einen freien blumigen Rasenplatz (Montag und Freitag Nachmittag ist dieser Weg bis zu der dort aufgestellten Tafel des Schiessens wegen dem Publikum verschlossen ; man muss dann links über die Bergstrasse und hier hinabgehen der aus dem Walde Zurückkehrende wählt also an den genannten Tagen bei der Tafel den Weg rechts bergan). Kaum 100 Schritte von dieser Tafel entfernt führt rechts ein Brückchen über den Bach und weiter ein Steg den steilen Berg hinan , dann etwas auf ebenem Wege fort, jedoch nicht weit, sondern gleich wieder von diesem ab rechts in die Höhe , wo man nach wenigen Minuten den Gipfel „ Die Marienhöhe" erreicht, auf der sich eine weite Aussicht über den malerischen Schiessgrund hinweg auf den westlichen Theil der Landschaft bis zum Spiegel des Haffs öffnet. Der wesentlich veränderte Standpunkt gestaltet alle Einzelnheiten der Gegend zu einem von den früher beschriebenen völlig verschiedenen Bilde , dessen liebliche Einfachheit in ihrer Wirkung von vielen Naturfreunden jenen grossartigeren mindestens gleichgestellt wird. Lässt man die vorgenannte Brücke rechts liegen und verfolgt den unteren Weg weiter bis zur nächsten Abzweigung ,,Nach dem Nymphenberg" , so kommt man auf dieser, das jenseitige Bachufer auf schönem Waldpfade hinansteigend, dann nicht gradeaus sondern wieder links hinan , zur zweiten Aussichtshöhe. Der Nymphenberg blickt in ein stilles Waldthal von einziger Schönheit, nur das mit den Kieselsteinen plaudernde Wässerchen belebt die keusche Ruhe dieser friedlichen Buchenund Eichenwände, man glaubt sich in eine bergige Waldeinsamkeit, wie Thüringerwald oder Harz sie dem Wanderer in einzel-

69 nen abgelegenen Thälern bieten, versetzt, in eine echte deutsche Gebirgslandschaft. Von der Kuppe schlägt man statt zurückzugehen den östlich etwas hinabführenden Pfad ein, der allmählig einem engen feuchten Erdeinschnitte folgt und weiter durch düsteres Dickicht auf die Thalsohle zurückführt , verlässt diesen Pfad aber beim ersten Wegweiser, um rechts ab auf dem sicher und bequem den nächsten Berg erkletternden Stege bis zur „Sängershöh“, der umfassendsten aller Aussichten , zu folgen. Ein Bergriegel hat sich bis mitten in das enge Thal hineingeschoben und von seinem Kamme beherrscht der Blick ebenso die durch Waldgrün prächtig umrahmte Landschaft nach der Ebene hin , wie er rückwärts die engen dunkelbeschatteten Gründe überschaut. Auch hier führt ein anderer östlich den Berg umziehender Weg in bequemer Senkung zur Schlucht. Diese hat während wir oben auf den Bergen umherstiegen , dem weniger rüstigen Wanderer einen willkommenen Rastplatz geboten , den ,,Angusthain“, so benannt zum Andenken des um diese Anlagen hochverdienten August Papan, wo Tische , Bänke und eine kleine Feldküche oft zahlreiche Gesellschaften zu fröhlichem Bivouak versammeln. Noch ein halbes Stündchen weiter liegt ebenfalls am südlichen Höhenrand der .,Blaubeerberg“ , jetzt weniger besucht , weil die Aussicht durch starkes Abholzen der gegenüberliegenden Hügelrücken sehr verloren hat. Will man nicht wieder nach Vogelsang zurück , so empfiehlt es sich einem der schmalen , nur zum Holzfahren benutzten Wege zu folgen , welche von allen letztgenannten Punkten gradezu in direkt südlicher Richtung bis an den Rand des Waldes führen. An diesem läuft ungefähr parallel mit der Schlucht ein breiterer Fahrweg über das wellenförmige Land , der einerseits kühlen Schatten, andererseits aber, besonders an recht klaren Tagen bei Abendbeleuchtung , eine prachtvolle Umschau bis an die Höhenzüge jenseits des Drausensees , auf diesen selbst und weithin über die vielen hundert vom Abendlichte vergoldeten Häusergruppen des Flachlandes bis zu den Thürmen von Marienburg bietet. 5. Eisenhammer und Oelmühle. Vogelsang ist rings von

70 Herrlichkeiten umschlossen. Während wir bisher den Naturfreund nur in südlicher und östlicher Richtung begleitet haben , bleibt uns nun noch die kleinere Mühe ihn nordwärts an zwei wenig entfernte aber nicht minder lohnende Ziele zu führen. Dem Eingange des Vogelsanger Gasthauses gegenüber folgt man dem gradeaus nördlich führenden Wege , der unmittelbar hinter den letzten Tischen des Lustortes einen kleinen Hohlweg durchschneidend, an einer majestätischen einzeln stehenden Eiche vorbei, quer durch das Feld den hinter den Gutsgebäuden liegenden kleinen Wald erreicht. Am Rande dieses Waldes schöner Rückblick. Dann noch 5 Minuten an der Kante eines trockenen Grabens gradeaus bis zu einem halbausgetrockneten Sumpfe, darauf links ab auf der rechten Seite eines holprigen Fahrweges in dichter Buchenschonung. Nach 5-10 Minuten ist man am Ziel. Vom hohen waldbewachsenen Ufer fällt der Blick auf ein grosses

#15

now she forgia

Der Eisenhammer bei Vogelsang. inou

71 Wasserbecken, an welchem auf saftig grünem Plan ein Hammerwerk sich angesiedelt hat. Drüben schliesst eine andere waldige Hügelkette die funkensprühende Idylle in einen engen dunkelen Rahmen. Alles ist hier wieder anders und doch gleich schön, es wirkt nur das Detail, die malerisch gruppirten Einzelnheiten, ein Wasserspiegel , zwei Häuser und der grelle Contrast des lärmenden Handwerks gegen die stille Abgeschlossenheit der Umgebung. Ein angenehmer Weg führt von hier zur Königsberger Chaussée heimwärts. Man steigt hinab bis zum Hammer, benutzt den breiten Fahrweg, der von ihm zur Chaussée führt aufwärts bis zu einem einzeln im Felde stehenden Häuschen, verfolgt dann den links abgehenden Fusspfad bei einer einsamen Esche und einem sumpfigen kleinen Teich vorbei durch eine kleine Schlucht und dann auf dem andern Ufer derselben ohne fehlen zu können auf die Chaussée. (Wer zu Wagen nach Vogelsang gekommen ist und auch zurück fahren will, schickt denselben von dort die Chaussée hinauf und lässt den Kutscher an der Mündung dieses Weges warten.) Nach der ähnlich gelegenen Oelmühle ist der Weg etwas schwerer zu finden. Bis zu dem ,,halbausgetrockneten Sumpfe" (siehe oben) ist er derselbe, dann aber biegt man statt links rechts dem offenen Felde zu, wendet sich östlich in etwa • Minuten nach dem Rande des Waldes, betritt diesen aber nicht auf dem ersten offen hineinführenden Wege , sondern benutzt erst den etwas weiter (circa 200 Schritt) rechts davon in eine schattige Schonung leitenden kaum bemerkbaren Fusspfad. Auf diesem über ein kleines sumpfiges in tief eingeschnittener Rinne sickerndes Wasserchen, den jenseitigen Rand hinan , sobald man oben ist nicht links , sondern rechts durch Dickicht an einem sumpfigen Teiche ( dem „ Spargelteich") vorbei auf einem unter hochstämmigen Buchen weiter in den Wald führenden Holzweg. Diesen verlässt man nach wenigen Minuten links auf gleicher Höhe fortwandernd, bald wieder ins niedrige Gebüsch. Nachdem man einen kleinen trockenen Graben überschritten , erreicht man in kaum einer Minute die fast senkrechte kahle Wand , an der tief unten ein ähnliches Etablissement die Wasserkraft ausnutzt.

72 Das Bild ist weniger malerisch und abgeschlossen als das des Eisenhammers , dagegen der Weg weit schöner und der Blick auf die Waldmassen, besonders vom Fahrweg aus, der auch von hier zur Chaussée führt, sehr erquicklich. Beide Hammer (auch in der Oelmühle wird jetzt Eisen geschmiedet) kann man im Vorübergehen ungehindert besichtigen. Eine verbindende Wanderung durch die Vogelsanger Sehenswürdigkeiten wird am besten so ausgeführt : Hinunter zum Schiesshause , dort links bergan über die Bergstrasse, Pattersonsruh, Thalsicht, Waidmannsruh, hinauf zum Belvedere , dann zur Wilhelmshöhe (es ist in diesem Falle nicht nöthig den weiten Bogen , den die Verbindung der Fahrwege macht , zurückzulegen , sondern man kann einen am Fusse der Terrasse des Johannisberges rechts (nordöstlich) in den Wald führenden Fusssteg benutzen, der in kurzer Zeit auf den breiten zur Wilhelmshöhe führenden Weg gelangt) , von dort hinab ins Thal, längs der Schlucht bis kurz vor den Augusthain, hier auf der anderen Seite den Berg hinan zur Sängershöhe, dann ziemlich eben auf den Nymphenberg und von dort, wenn man nicht den zuvor beschriebenen Weg ins Thal und wieder hinauf nach der Marienhöhe machen will, oben auf gleicher Höhe im Walde weiter bis man an einen schilfigen Sumpf gelangt , um diesen links herum (rechts führt es steil und unwegsam bergab), dann wieder ziemlich gradeaus zur Marienhöhe. An vielen zweifelhaften Punkten finden sich Tafeln , die den Wanderer über das Ziel des Weges belehren. Natürlich kann man diesen Weg auch in umgekehrter Richtung machen oder bei mangelnder Zeit ihn auf die näher liegenden Punkte beschränken. Mit allem Aufenthalt braucht man dazu ungefähr 4 Stunden. Beendet man diese Waldspaziergänge auf dem südlichen Höhenrand , so empfiehlt es sich beim Heimwege aus dem Vogelsanger Gebiet gleich einen nahegelegenen Vergnügungsort zu besuchen und zwar den

II.

Thumberg .

Nicht von Domberg, wie man den Namen so oft verball-

73 hornt hört , sondern von Thonberg hergeleitet , weil die Stadt früher ihren Bedarf an Thon von dort geholt hat. Er ist ein einzelnstehender Bergrücken , kahl mit Ausnahme eines Kranzes von Buchen (hier die beste Rundsicht), die als letztes Andenken des seit Jahrzehnten verschwundenen Waldes stehen geblieben sind, weithin sichtbar und mit einem geräumigen Gasthause auf der Höhe, in welchem an jedem Sonntage Tanzmusik stattfindet. An allen Wochentagen ist der Ort auch von Damen besuchbar ; wenn auch die Gastwirthschaft dem Geschmack keine bedeutende Auswahl lässt, so ist doch Bier, Kaffee, Milch, Butterbrot, etwas Käse oder Fleisch stets gut zu haben. Die Aussicht, wegen deren allein man dorthin geht , ist die umfassendste der ganzen Gegend. In gewaltigem Rund lagert sich die ganze Landschaft um den Berg, von den Höhenzügen bei Pr. Holland ( diese Stadt selbst sieht man nicht) im Südosten bis zu den Dünenstreifen, die das Haff von der See scheiden, ist dem Umblick kein Punkt entzogen, denn nicht die kleinste Erhebung verdeckt etwas von dem prachtvollen Rundgemälde. Marienburg mit den Pfeilern der grossen Gitterbrücke erblickt man selbst bei zweifelhaftem Wetter, doch will man an hellen Tagen auch Dirschau und sogar Danzig deutlich gesehen haben. Zu dem Reiz der freien Uebersicht über ein anmuthig geformtes , reich bebautes , oft durch Wasserflächen unterbrochenes Gelände kommt noch der eines Bildes von hoher malerischer Schönheit , den der Blick auf Vogelsang hinab gewährt mit den am dunklen Waldrande zierlich sich abhebenden Häusern bis tief hinein in die von Laubmassen bedeckten, in bläulichen Duft gehüllten Windungen seiner Schluchten. Ein glücklicher Sonnenuntergang vom Thumberg aus gesehen ist eins der bedeutendsten und effectreichsten Naturschauspiele unserer Gegend ; von dem lichten reinen Gold, in welches die Landschaft getaucht scheint , wechseln die Farben bis zum glühendsten Purpur und dem tiefsten Violett , und finden sich noch einige Wolken am Himmel , welche die feurige Glut des scheidenden Gestirns aufsaugen und zurückstrahlen, so wird dadurch die Wirkung noch gesteigert zu einer Grossartigkeit , wie Licht und Luft sie nur in der Nähe der Alpen oder des Meeres

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hervorzuzaubern im Stande sind. Niemand sollte daher an günstigen Abenden den Besuch des Thumbergs versäumen, es führt auch von Vogelsang ein direkter, jedoch ziemlich steil ansteigender Fusssteg hinauf, vom Wege, der zum Schiesshause geht, die erste Abzweigung rechts über ein Brückchen und dann gradeaus den Berg hinan. Wenige Schritte weiter aber ungleich bequemer ist der Hohlweg , der am Fusse des Berges den Fussweg verlässt, links abbiegend zur ( östlichen ) Hinterseite desselben und von dort gleichfalls ein Fahrweg , hinauf führt . Wagen können von Vogelsang auf weiterem Wege hin dem Fussgänger entgegen kommen. Direkte Entfernung zu Fuss eine kleine halbe Stunde.

III.

Weingrundforst und Dambitzen.

Nicht weit von den vorbeschriebenen entfernt, jedoch auf anderem Wege erreichbar, sind diese beiden Lustorte dicht aneinander grenzend, aber dabei doch in ihrem Charakter völlig verschieden. Der Beginn des Weges ist der Seite 56 beschriebene über den Annenkirchhof nach der Georgenhöhe, weiter führt die An Chaussée durch das herrlich gelegene Gut Weingarten. sanftem Abhange breiten sich seine Gärten (in diese ist leider nicht dem Publikum Zutritt verstattet) , Treibhäuser und Parkanlagen aus, halbversteckt zwischen Bäumen liegt an einer Blumenterrasse die Villa des Besitzers, ein einfaches hübsch eingerichtetes Haus im Holzstyl. Vor Zeiten wurde hier Weinbau getrieben und das erzielte Gewächs sogar gekeltert und wahrscheinlich auch getrunken . Der Himmel muss damals wohl freundlicher oder die Kehlen müssen rauher gewesen sein, denn heute giebt es im ganzen Bereich der Gegend (vielleicht mit Ausnahme von Kahlberg) keinen unbeschützten Ort , der , wie von diesem Weingarten Falconius behauptet , „ liebliche Früchte trägt.“ Wenige Schritte entfernt breitet sich hinter einer niedrigen Einfriedigung von grünen Hecken das Etablissement Weingrundforst ( St. von der Stadt) aus, ein zu allen Jahreszeiten vielbesuchter Vergnügungsort der Elbinger. Früher in Privatbesitz , wurde es

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vor länger als 10 Jahren dem Publikum geöffnet, und darauf zur Anlage grosser Lagerkeller von den Eigenthümern einer BairischBierbrauerei angekauft. Jetzt ist seit 2 Jahren eine solche Brauerei auf dem Gute selbst (Besitzer Herr Ochs ) erbaut, deren Bier von dem Gastwirth ausgeschänkt wird. An dem Ort ist seine frühere Bestimmung noch deutlich erkennbar , das Gartenartige herrscht hier entschieden vor, schmale Wege, Blumenbeete, Obstund Nussbäume deuten auf die ursprüngliche Einrichtung eines Privat- Landsitzes . Reizend ist der Blick von der Höhe der vielstufigen Terrasse , die hinter dem Hause aufsteigt , und der bequeme Fussgänger, der hier seine Tasse Kaffee trinkt, wird auch diesem kleinen und bescheidenen Theil der Elbinger Gegend einige Stunden heiteren und behaglichen Genusses danken. Die Aussicht umfasst nur den südöstlichen Theil des Horizontes , den Wasserspiegel des Drausens mit den ihn umziehenden Höhen, das saftig grüne Vorland und die freundlichen Umgebungen des Ortes selbst; Abwechselung erhält sie noch durch den nahen Wald von Dambitzen , an dessen Rande die herrlichsten Eichen and Buchen , jeder einzelne Baum von malerischer Schönheit, prächtig hervortreten. Durch einen grossen, erst neuerdings gegrabenen Sammelteich wird der Vordergrund angenehm belebt. Die bald hinter Weingrundforst links umbiegende Landstrasse führt nach Dambitzen , doch kann der Fussgänger auch einen viel angenehmeren und kürzeren Weg benutzen, unmittelbar aus dem Garten durch den Hof der Brauerei ( oder oben längs der höchsten Terrasse und dann hinab) , am Teich vorbei , einen schlechten , fahrbaren Feldweg entlang ; bevor dieser sich links um den Berg wendet rechts ab über einige mit Stegen versehene Gräben auf das einzeln stehende Haus, das Schiesshaus, in welchem Sonntag früh und Donnerstag geschossen wird , zu , dann etwas den Waldweg hinan und nach kurzer Strecke rechts nach dem Gasthause hin. Dambitzen hat seinen Namen von dem früheren Besitzer Caspar v. Dambitz , dem das Gut 1537 gehörte. Das Gasthaus liegt mitten in einem zwar kleinen aber kühlen und schattigen Walde, der den Aufenthalt an heissen Tagen dort sehr angenehm macht. An Spaziergängen ist es nicht so reich

76 wie Vogelsang , doch hat sein Besitzer mit vieler Sorgfalt und grossem Geschmack die Schlucht , welche am Schiesshause ins Thal ausläuft und von dem Gasthause nur wenige Schritte entfernt ist, durch bequeme Wege zugänglich gemacht, die, wenn man sie über den jenseitigen Rand des Grundes verfolgt, zu sehr hübschen Durchblicken führen. Man sieht dort an den verschiedenen Punkten den Bahnhof, Weingrundforst und die Stadt als malerische Einzelbilder von dichtem grünem Walde eingerahmt. In geringer Entfernung ostwärts liegen die Gutsgebäude, rechts vom Wege das Wohnhaus mit Garten und Gehöft , links etwas weiter eine grosse Ziegelei. An dieser vorbei gelangt man in einer kleinen halben Stunde an eine Wegscheide , von der man links ab auf den Thumberg , rechts nach der Marienhöhe und den Vogelsanger Waldpartieen, gradezu aber nach Vogelsang selbst sich wenden kann. Mit geringem Aufwande an Zeit und Mühe ist daher der Besuch der beiden zuletzt beschriebenen Punkte mit dem der früher erwähnten zu verbinden. Entlegener und für den Fremden des langen schattenlosen Weges wegen kaum noch lohnend ist der Seeteich; fast eine Stunde östlich von Dambitzen entfernt liegt hoch oben in stark gelichtetem Walde , heute nur noch von einigen schönen Eichen und Birken überschattet , dieses grosse , tiefe ( 62 Fuss) , stille und klare Wasserbecken , ohne merkbaren Zu- oder Abfluss , ohne wesentliche Veränderung seines Niveaus. Durch das Ausholzen der umgebenden Wälder ist die melancholische Einsamkeit, welche auf dem Bergkessel ruhte , verschwunden. Kein Kranz starkgeästeter Eichen oder zartlaubiger Birken sieht mehr aus dem dunkeln Spiegel sein Bild zurückgeworfen, modernde Flachsstengel, frisch gegrabener Torf, aufgeklaftertes Brennholz sind jetzt hier fast die einzige Staffage. Für den weiten Weg entschädigt nun allerdings die Aussicht vom nordwestlichen Höhenrande, wenige Schritte von der Landstrasse entfernt, als eine der grossartigsten und malerischsten der Gegend. Alle Berge sinken hier zu kaum merkbaren Hügeln herab und über weite Waldmassen hinweg umfasst der Blick das ausgedehnte Panorama, dessen einzelne Theile bereits oft erwähnt sind.

77 IV.

Schönwalde und der Geizhals.

Wenn hier Schönwalde mit seinen Umgebungen auch noch zur näheren Umgegend Elbings gerechnet wird , so ist das geschehen , weil wir zu ,,weiteren Excursionen" mindestens die Dauer eines Tages und eine Fahrt von mehreren Meilen in Anspruch nehmen müssen , dieses herrliche Gut aber sehr bequem in einem halben Tage zu besuchen ist. Um alle Irrthümer und jeder etwaigen , dem freundlichen Besitzer daraus erwachsenden laconvenienz zu begegnen , sei zunächst bemerkt , dass Schönwalde nicht wie Vogelsang, Dambitzen u. A. ein „ Vergnügungsort" ist, an welchem man Gasthäuser mit Einrichtungen für den Fremdenbesuch findet ; auf diesem Gute trifft vielmehr das in vollem Maasse zu , was wir S. 60 von unserer Gegend im Allgemeinen bemerkten. Die herrliche Lage inmitten von Wäldern , Seen , Schluchten und Abhängen hat dem feinsinnigen und an den besten Vorbildern gereiften Geschmack des Besitzers das Material zu einem meilenbreiten reichen Parke geboten , dessen Grenzen sich weit über die des Gutes selbst ausdehnen. Ausser einigen Forsthäusern , die vielleicht dem Gaste ein Glas Milch, etwas Brot und Butter bieten , oder den mitgebrachten Kaffee kochen , fehlt es Schönwalde gänzlich an einem Unterkommen für den Besucher und daraus erklärt es sich wohl , dass seine Partieen von so Wenigen gekannt sind; wer aber über einen schönen Sommernachmittag verfügen kann, wird kaum dafür eine Dessere Verwendung finden , als wenn er ihn dazu benutzt das vielgestaltige Terrain dieses Gutes und seiner Nachbarschaft zu durchstreifen. Der hier verzeichnete Weg berührt alle Einzeinheiten , doch wird er sich bei mangelnder Zeit oder Lust leicht bedeutend verkürzen lassen. Benutzung eines Wagens wird vorausgesetzt , jedoch auch auf die Fussgänger Rücksicht genommen werden. Von Elbing die Königsberger Chaussée hinauf bis zum Wege ,,Nach Tolkemit" , wie der Weiser lautet , (Fussgänger schneiden eine Viertelstunde vorher, bald hinter dem Gute Wesseln , durch den links von der Strasse abgehenden Steg eine

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tüchtige Ecke ab), auf diesem bis zum Gute Kupferhammer über Feld, dann den Weg links zwischen waldigen Bergen mehrmals über den Hommelfluss , dessen starkes Gefälle hier Mühlen und Eisenhämmer treibt , immer tiefer in die Berge hinein und endlich ungefähr eine Viertelstunde , nachdem der Weg auf dem rechten Ufer des Flüsschens dieses , links abbiegend , verlassen hat , auf einer unscheinbaren Abzweigung , die im Jahre 1864 mit einem kaum leserlichen Wegweiser bezeichnet war , links eben fort, darauf über einen kleinen Bach und endlich ziemlich steil die Höhe hinan bis zu einem hohen thurmartigen Gebäude mit Zinnen gekrönt und mit Balkons ausgestattet wie eine Normannenburg, einer Waldwärterwohnung von Schönwalde. Tief in dichtem , nach keiner Seite hin geöffnetem Walde liegt ein weiter, vielbuchtiger See, mit hohen, so steil abfallenden Ufern , dass nur schmale Stege theilweise um seinen Rand führen. Auf der höchsten Stelle dieser Ufer ragt der erwähnte Thurm aus der heiteren Einsamkeit empor , doch auch von seinem obersten Zinnenkranze sieht man nur auf die Wipfel der buntgemischten Bäume und den ruhigen Spiegel des Wassers, Der weithin schliessen hohe Waldberge jede Fernsicht ab. Geizhals , so ist der Name des Sees , wurde in den Jahren 1642-45 angelegt, um das Wasser einer Menge kleiner Waldbäche aufzunehmen und für den Bedarf der städtischen Mühlen zu reserviren. Oft ist er bis an den Rand der Freischleuse gefüllt und dann ein mächtiges Bassin , dessen Buchten und Ausläufer zu umgehen wohl kaum in einer Stunde möglich wäre ; niedrige Wiesen sind verschwunden, einzelne Kiefern und Eichen ragen aus dem Wasserspiegel hervor und manche weissstämmige Birke beugt den schlanken Leib, um mit ihren zitternden Blättchen auf der Flut zu spielen. Dann ist die Scenerie von einer Schönheit erster Art , eine Kahnfahrt um die schmalen Zungen , die weit in das Hauptbecken hineinlaufen , ein vollstimmiges Quartett, wohl gar ein Feuerwerk oder bengalische Flammen erhöhen ihre Wirkung . Die oberen Räume des thurmartigen Hauses werden Besuchern gern eingeräumt , Lebensmittel und Getränke sind aber mitzunehmen, weil die Bewohner nur im Stande sind,

79 von den eigenen bescheidenen Vorräthen (Milch, Brot, Eier etc.) etwas abzugeben. Der an dem Hause vorüberführende Fahrweg umzieht dann in weiterem Bogen den See und biegt links in den Wald hinein, den er in seiner ganzen Breite durchschneidet. Genussreicher ist es indessen die wohlgehaltenen Parkwege für Fussgänger zu benutzen , die um den Rand des Sees westwärts bis an seine nördlichste Bucht gehen , dort biegt man in den links ziemlich steil aufsteigenden Seitenweg ein und erreicht bei einem alten halbgebrochenen Baumstamme vorbeikommend bald wieder den Fahrweg, der dann immer gradeaus in einer halben Stunde aufs freie Feld ausmündet. Von hier führt er mit prächtigen Umblicken auf Wald und Flur in gleicher Richtung auf die stattlichen Gutsgebäude. Dort angelangt kann man zwei Wege von fast gleicher Schönheit einschlagen. 1 ) Am Rande des Gartens bei einem antiken Pavillon vorbei immer mit voller Aussicht weit ins Land hinab , rechts zur Seite wohlgepflegte und geschmackvolle Gartenanlagen , dann links durchs Feld in einer Allee von Obstbäumen nach der Quelle des ,,Hahnensprind“ hin. (Das Wasser dieses reichen Quellengebietes sollte im Jahre 1605 , seinem natürlichen Falle nach dem Haff entgegen, nach den Abhüssen des Geizhals geleitet und den Mühlen zugeführt werden. Durch grosse und schwierige Erdarbeiten wurde dies auch ermoglicht , jedoch durchbrach im Frühjahr 1807 das Wasser alle Damme und Deiche und nahm wieder seinen alten Weg.) Aus vielen kleinen Wasseradern sammelt sich ein mächtiger Strahl and stürzt durch das Gemäuer einer versteckten kühlen Grotte n ein Bassin, welchem die wohlgelungene Nachbildung der Veus von Canova entsteigt. Ein kräftiger Bach rieselt daraus hervor , der zwischen buntem Gebüsch dem niedriger gelegenen Interwalde zueiit. Ein Fusspfad begleitet ihn und bringt den Wanderer endlich an den Rand eines jäh abfallenden Bergrückens. Der junge Bach bildet hier einen von Waldbergen eingeschlosse nen Teich , nur nach einer Seite öffnet sich eine tiefe düstere Schlucht und dort hinab stürzt das Wasser auf die Räder einer Mihle , die knapp über dem Abgrunde hängt. Dieses liebliche

80 Waldbild gewinnt noch durch die Plötzlichkeit , mit der es vor dem überraschten Beschauer erscheint. Der vorbeschriebene Weg ist nur für Fussgänger , man kann aber den Wagen auf einem Umwege über Alt - Schönwalde bis zur Mühle schicken und von dort wieder hinauf die Landstrasse zur Heimfahrt benutzen. Lohnender noch ist es indessen den Wagen gleich hinab auf die untere Landstrasse nach Röbern zu senden , von der Mühle in die Schlucht hinabzusteigen und diese auf wohlgepflegten Pfaden , die dem munter von Stein zu Stein hüpfenden Bache folgen, zu durchwandern. Nach einer kurzen halben Stunde durchschneidet ein Fahrweg dieselbe , den eine Brücke auf das andere Ufer des Wässerchens trägt; hier vereinigt sich unser Weg mit dem 2) : Vom Gute Schönwalde nicht am südlichen Gartenrande sondern nordwärts die Landstrasse verfolgen bis unmittelbar an den letzten Wirthschaftsgebäuden ein Fahrweg links abbiegt. Auf diesem bis zum Walde , hier jedoch nicht rechts (der Weg führt nach Koggenhöfen und Wogenab), sondern wieder links immer durch Wald bis an eine Lichtung. Hier in tief abgeschlossener Einsamkeit rings umgeben von den mächtigsten Zierden des Forstes, von majestätischen Eichen und Buchen, liegt ein zierliches, nach Schweizerart erbautes Holzhaus auf einem quer durch den Plan führenden grünen Walle. Zur einen Seite blickt das Häuschen in einen stillen schilfigen Teich, zur andern auf eine saftige Wiese , alles eng umschlossen von dichtem dunkelem Grün. Der Anblick ist reizend, der Ort einladend zu längerem Aufenthalt besonders für Familien , die in dieser köstlichen Waldfrische ihren jüngeren Angehörigen zwangDerlos einen der heitersten Naturgenüsse bereiten können. selbe Fahrweg führt durch prächtigen Buchenwald (die schönsten und kräftigsten Stämme der ganzen Gegend auf einem Teppich von aromatisch duftendem Waldmeister) allmählig hinab zu der oben bezeichneten Brücke. Hier an der Vereinigung beider Wege folgt man dem letzteren am anderen Ufer bergan , darauf eine lange Strecke eben durch Wald , endlich mit milder Senkung auf die untere Landstrasse bei dem Gute Röbern und auf ihr zurück nach der Stadt.

81 (Die beiden Partieen des Unterwaldes würden sich vereinigen lassen dergestalt, dass man den Wagen entweder oben an den Gutsgebäuden halten lässt oder nach der Brücke in der Schlucht (mit beträchtlichem Umwege) vorausschickt , Quelle, Mühlenteich und Schlucht besichtigt , bei der Brücke sich rechts aufwärts wendet zum Waldhause und von hier den oben (No. 2) beschriebenen Weg in umgekehrter Richtung wieder bis zur oberen Landstrasse benutzt. Von dort direkt nach der Stadt. ) - Mühle und Waldwärterhaus bieten auch nur höchstens einen frugalen ländlichen Imbiss , höhere Ansprüche können deshalb nur durch mitgenommenen Proviant befriedigt werden.

Verbindende Touren. Ehe wir die nähere Umgegend Elbings verlassen soll noch im Interesse rüstiger Fusswanderer, die ein tüchtiger Tagesmarsch nicht verdriesst , eine derartige Zusammenstellung der einzelnen Partieen versucht werden , die sie alle zu einer grossen umfassenden Excursion verbindet. Natürlich wird jedes Detail dabei vermieden oder vielmehr der Wanderfähigkeit des Einzelnen aus den vorhergehenden Beschreibungen zu ergänzen überlassen werden müssen. Ein fast ununterbrochener Waldgürtel schliesst von Dambitzen bis Cadinen ( S. 87) das Elbinger Territorium ein, Der Umstand, dass fast das ganze Gebiet zu den freien Bürgerhofen, also dem ausgedehnteren Grundbesitz gehört, Dörfer aber mit ihren kleinen vielzerstückelten bäuerlichen Anwesen nur selten dazwischen liegen, hat sehr viel für die Erhaltung der schö→ nen Wälder und des frischen gartenartigen Charakters gethan, wodurch diese Gegend , selbst vor den weitrenommirtesten der Provinz sich auszeichnet. Es ist ein Land zum Spazierengehen geschaffen wie selten ein zweites und man muss zugeben, dass die Elbinger diese seine Bestimmung erkannt haben , denn es wird wohl anderswo selten vorkommen , dass an Orten wie 6

82 Weingrundforst im Sommer täglich über 50 feste Stammgäste ihren Morgenkaffee trinken und eine ungefähr um die Hälfte verminderte Zahl den ganzen Winter hindurch trotz nächtlicher Dunkelheit, trotz Schnee, Sturm und Eis jeden Morgen zwischen 7 und 8 Uhr hier zu gleichem Zwecke anzutreffen ist. An schönen Sonntagen sind selbst die abgelegensten Waldpfade stark bevölkert und mehr als eine Gesellschaft unermüdlicher Fussgänger benutzt die frischeren Morgenstunden in aller Behaglichkeit zu Spaziertouren von mindestens 3 Meilen. Zwischen Weingrundforst, Dambitzen, Thumberg und Vogelsang sind verbindende Wege bereits angegeben. Von Vogelsang den Weg nach der Wilhelmshöhe ( S. 65) bis „,zum Kreuzungspunkt der beiden sich durchschneidenden Waldwege“, dann nicht rechts in den Wald , sondern gradezu an einigen unter hohen Kirschbäumen liegenden Häusern vorbei bis zur Königsberger Chaussée beim Dorfe Damerau. Ueber die Chaussée hinweg einen etwa 100 Schritte oberhalb links abbiegenden Feldweg gradezu nördlich , dann nach seiner Wendung rechts in niedriges Holz, bei einem sumpfigen Wässerchen vorbei, zwischen jungen Kiefern bergan und gleich wieder hinab über einen kleinen Bach. Hier verlässt man den Fahrweg , steigt links einen steilen Waldplan zwischen Gebüsch und einzelnen hohen Kiefern schräg hinan bis zu einer kahlen Kuppe , welche in mehreren tiefen Löchern Spuren der Ausgrabung von Steinblöcken zeigt (hübscher Blick auf den gegenüberliegenden Waldrand), dann hinunter auf den von oben sichtbaren Weg, die Strasse die nach dem Geizhals führt ( S. 77) , auf ihr rechts weiter. - Wenn man den am westlichen Rande des Geizhals hinlaufenden Parkweg (S. 79) statt links nach Schönwalde zu in die Höhe zu steigen , unten im Thal weiter verfolgt, so gelangt man stets auf ebenem Pfade in die städtische Forst Eggertswüsten, hier benutzt man einen später links aufsteigenden Fahrweg, um immer durch schönen Wald, grösstentheils Eichen, auf die Landstrasse nach Cadinen (s. d.) zu gelangen. Es lässt sich also die Reihe der eigentlichen Vergnügungsorte auf diese Weise sehr leicht mit einer Wanderung nach dem Geizhals , dem Schönwalder Ober- und

83 Unterwalde verbinden. Zeit : Von Vogelsang nach dem Geizhals 1 St., vom Geizhals nach Schönwalde St. , von Schönwalde den Oberweg über Drewshof zur Stadt 2 St., von Schönwalde durch den Unterwald nach Röbern 1 St., von Röbern zur Stadt 1 Stunden ; Alles für gute Fussgänger ohne Anstrengung.

C.

Weitere

Excursionen .

Ausser dieser näheren Umgebung bietet die Elbinger Gegend noch Gelegenheit zu entfernteren AusAugen, die eigentlich für die hervorragendsten Schöniten in dem reichen und üppigen Kranze gelten, den eine gütige Natur um die Stadt gewunden. Wird ar den Besuch von Cadinen allein seine entzückende Lage und der genussreiche Weg Veranlassung sein, 0 kommt bei dem der geneigten Ebenen des berländischen Kanals noch das hohe Interesse an der bis jetzt auf dem Continent einzigen technischen Anlage, die das Wunder verrichtet grosse Schiffe auf einer Eisenbahn bergauf zu fahren, zu den Reizen einer an anmuthigen und wechselvollen Scenerieen überreichen Landpartie. Kahlberg endlich liegt an der See, es hat das ephemere Leben und Treiben ei6*

84 nes Badeortes für sich und die herrliche Lage mit den vorgenannten gemein. Diese 3 Punkte bieten dem Naturfreunde so verschiedenartige und charakteristische Genüsse, dass es schwer sein möchte dem über wenig Zeit verfügenden Besucher einen oder den anderen als den sehenswertheren anzuempfehlen , sie gehören alle in den Reisekalender eines Elbinger Touristen. — Für Cadinen und die geneigten Ebenen ist je ein Tag erforderlich, Kahlberg lässt sich auch an einem Nachmittage besehen , doch nur flüchtig und mit halbem Genuss.

I.

Cadinen und die Haffufer.

Der nächste Weg nach Cadinen wird selten gewählt, weil ein Umweg von wenigen Minuten eine Reihenfolge der herrlichsten Aussichten bietet, während jener auf einer öden, baumlosen, langweiligen Landstrasse führt. Fremden ist deshalb zu empfehlen vom Kutscher ausdrücklich die Fahrt über die Bürgerhöfe" (so nennt man gewöhnlich den weiteren Weg) zu verlangen, weil sonst leicht die Landstrasse benutzt wird. Kurz vor Schönwalde vereinigen sich beide Strassen. Jene zweite führt die Königsberger Chaussée hinauf, am Waldschlösschen links ab (Fussgänger 5 Minuten früher) , über Benkenstein , Freiwalde (hier rückwärts prächtiger Umblick in die Weite) , Roland und Tannenberg , Bieland nach Drewsirof. Zwischen Bieland und Drewshof hebt sich der schon früher bedeutend ansteigende Weg auf eine zweite höhere Terrasse und bietet nach allen Seiten hin malerische Aussichten auf Waldmassen , einzelne Baumgruppen und darüber hinweg in die belebte Ebene. Noch umfassender ist der Blick unmittelbar hinter dem reizend gelegenen Gute Drewshof auf der Höhe des Weges , hier übersieht man zuerst

einen grossen Theil des Haffs und kann den Lauf der Nogat durch die reichbebauten Fluren weithin verfolgen. Das Panorama ist eins der gerühmtesten der Gegend. Kurz darauf biegt unser Weg auf die nähere Landstrasse , die sich dann dem schon aus der Ferne sehr stattlich erscheinenden Schönwalde ( S. 77) zuwendet. Darauf wird der Weg etwas einförmig , bis er theils durch Wald gehend , darauf an einem einsamen dürftigen Kruge vorbei kurz vor dem Dorfe Lenzen wieder eine neue grössere Höhe ersteigt. Hier muss man kurzen Halt machen , um den Eindruck des überraschenden Bildes zu geniessen. Das ausgebreitete Bauerndorf zwischen Hunderten von Fruchtbäumen halbversteckt, füllt unmittelbar im Vordergrunde eine muldenförmige Senkung des Bodens , über einen Kranz vielgestaltiger waldiger Bergkuppen hinweg fällt das Auge dann auf den weiten flimmernden Spiegel des Haffs, auf dem jedes leise Lüftchen krause Linien zieht , und hoch über den schmalen Dünenstreifen der Nehrung hinaus scheint die See sich zu erheben wie eine feste tiefblaue Wand, die an dem lichten Horizont aufsteigt. Die Scenerie verrückt sich fast mit jedem Schritte vorwärts , doch gestalten sich ihre Einzelnheiten immer zu neuen gleich reizenden Bildern. Nach kurzer Zeit tritt der Weg wieder in dünnen huschigen Wald und bleibt darin bis sich rechts plötzlich ein Einschnitt öffnet , an welchem aufs Neue Rast zu machen oder eigentlich die Fahrt zu beenden ist. Von hier senkt sich die Strasse von der auf einer Strecke von mehr als 2 Meilen erstiegenen höchsten Erhebung schnell und steil abfallend wieder auf das Niveau des Wasserspiegels, der beschwerliche und für ängstliche Leute vielleicht beunruhigende Weg nach Cadinen ( St. ) wird deshalb gewöhnlich von den leeren Wagen zurückgelegt , während ihre Insassen auf den wohlgehaltenen Waldpfaden langsam hinabsteigend sich an einer Reihe von Landschaftsbildern erfreuen, wie sie grossartiger , lieblicher und wechselvoller sich an den preussischen Küsten kaum wieder finden werden. Die Panklauer Höhen oder Lenzener Aussichten, so heissen diese Partieen , sind gewöhnlich für Cadinenfahrer Frühstückstation, man lässt daher die Wagen warten bis die mitgenommenen

86 Mundvorräthe ihre Pflicht gethan, und schickt sie dann hinab ans Ziel. Dort oben ist gar nichts zu haben , in dem in der Nähe stehenden einzelnen Hause erhält man nicht einmal einen Trunk frischen reinen Wassers , deshalb ist es auch Fussgängern (bei gutem Zuschreiten braucht man bis zu den Aussichten 3-31 St.) anzurathen , etwas Fourage und besonders die volle Feldflasche nicht zu vergessen. Die Landrathshöhe , der erste und vielleicht schönste Punkt auf diesen Bergen, imponirt durch grossartige Einfachheit. Eine tiefe schön geformte Schlucht mit dunkelen Waldwänden zieht in malerisch geschwungenen Linien dem weiten klaren Wasserspiegel zu, unten auf äusserstem Vorsprunge guckt das rothe spitze Dach des Cadiner Klosters aus dem kräftigen Waldgrün hervor und wie ein Riesenspielzeug baut sich an schmaler Landzunge , scheinbar halb im Wasser , das kleine Hafenstädtchen Tolkemit mit koketter Zierlichkeit auf. Den ganzen Hintergrund füllt des Meeres endloses Blau und die Morgensonne übergiesst mit glänzendstem Lichte die majestätischen Wasser , während in der Tiefe des Waldes schwarze Schatten lagern . Die Nellyhöhe , auf der andern (linken) Seite des Fahrweges, gewährt einen Blick ebenfalls über Wald und Wasser nach den Danziger Höhen, dann führt von der Landrathshōhe in der Richtung nach Cadinen zu wenige Schritte durch Wald der Fusssteg zum Phillipsberg (so benannt nach dem allverehrten früheren Oberbürgermeister Elbings) , wo der Wald sich öffnet und das eben beschriebene Bild sich zu einem umfassenden Panorama erweitert, überraschender und wirksamer vielleicht als die frühere Aussicht, aber an harmonischem Reize und charaktervoller Einfachheit ihr nachstehend. Weiter führt der Weg immer am linken Rande der Schlucht, von einem Vorsprung zum anderen, überall hübsche Blicke theils hinaus über Land und Meer, theils zurück auf die Waldeinsamkeit der Abgründe . Nachdem man eine kleine Strecke über Feld gegangen ist, lässt man den hinab in die Tiefe führenden Pfad rechts und hält sich links, jedoch immer im Walde, geht dann über eine kleine von Buchendickicht rings umgebene Lichtung, später über ein Stück Ackerfeld und erreicht darauf den Bach , den man bei der Ziegelei

87 überschreitet. Am Rande des Waldes führt dann der in die Ebene gelangte Weg ziemlich beschwerlich durch tiefen Sand und schattenlos in kurzer Zeit nach Cadinen. (Mit allem Aufenthalt brauchen bequeme Fussgänger von den Aussichten nicht mehr als eine Stunde, Führer zwar überflüssig, doch zeigt einer von den Jungen , die sich an Sonntagen immer zahlreich oben einzufinden pflegen, für ein kleines Trinkgeld Fremden gern die besten und lohnendsten Wege.) Cadinen, ein durch seine herrliche Lage und den Waldreichthum ausgezeichnetes Rittergut, umfasst ein grosses Gebiet von 100 Hufen , welches sich tief in die Berge hinein und weit über das ebene Vorland bis zum Haff hin ausdehnt. Am Fuss der waldigen Hügelkette liegt das grosse stattliche Herren-

Cadinen. haus mit prächtigem Garten , darin Orangerie , Bassins , Springbrunnen, Grotten, Schwäne, Hirsche etc., das dazu gehörige Dorf breitet sich vor den Gutsgebäuden um einen grossen Teich aus. Auf dem ersten breiten Plateau der unmittelbar aus dem Garten ansteigenden Bergwand , ungefähr auf halber Höhe des ganzen Zuges , liegt ein halbverfallenes aber noch ziemlich erhaltenes ehemaliges Bernhardinerkloster ; Zellen, Refectorium und beson-

88 ders die Kirche mit ausgezeichneter Akustik (ein beliebtes Rendezvous der Elbinger und Königsberger Sänger), Jedem zugängtich , von der Plattform , die den Stumpf des halbabgetragenen Thurmes bedeckt , beliebte Aussicht über Gut , Haff und Dünen (Das Gut war früher Domäne des Ordens, wurde von diesem im Jahre 1440 an Hans v. Beisen geschenkt, von dessen Nachkommen vermuthlich am Ende des 17. Jahrhunderts das Kloster erbaut worden ist.) Das Wirthshaus unten im Dorfe, früher ein gewöhnlicher dürftiger Dorfkrug , befriedigt jetzt alle billigen Ansprüche der Besucher. Sonntags findet man im Sommer immer mehrere Braten , Suppen und Zwischengericht bereit , auch in der Woche wird stets für gutes wohlschmeckendes Mittag gesorgt (dazu Stritzel von Weizenmehl sehr delikat). Der Weinkeller ist wohl ausgestattet , Bier , Kaffee , Selterwasser , Milch, Butter vortrefflich. Mitgebrachte Speisen sind bei den verhältnissmässig billigen Preisen des Gasthauses oft lästig, ihre Bereitung umständlich ohne die Ausgaben wesentlich zu verringern. Der Besitzer von Cadinen öffnet in freisinnigster Weise Gärten, Anlagen , oft selbst einen Theil seiner Gebäude dem Vergnügen des Publikums. Ohne alle Einschränkung gestattet er, dass unter den herrlichen Kastanienalleen des Gartens (nur diejenige am Hause behält er sciner Benutzung vor , deshalb wäre es eine grobe Gastrechtsverletzung bis dorthin vorzudringen) und an allen übrigen schattigen Plätzen die Besucher ihre Mahlzeiten einnehmen und lässt sichs nicht verdriessen wenn diese auch in sehr muntere Zechgelage übergehen. Studenten , Sänger und Turnvereine danken der Gastfreundschaft des Besitzers eins der schönsten Festlokale der Provinz. Sobald im Gasthause Vorsorge für die Verpflegung getroffen ist, wenden sich die ersten Schritte dem schönen Garten zu, dessen kühle Kastanienalleen, glatten Hecken und gradlinigen Bogengänge den Eindruck der gezwungenen Steifheit, den ähnliche Anlagen wohl hervorbringen, durch die unmittelbar sich darüber aufthürmenden Waldmassen ganz und gar verlieren. Geht man den Mittelgang bis über die erste Stufenreihe hinauf, dann etwas rechts , so gelangt man in ein grosses von geschorenen Hecken

89 gebildetes Theater , welches früher benutzt worden sein soll, links vom Mittelgange führt ein Weg nach einem Bassin mit Schwänen , gradeaus auf die Grotte , über der zu beiden Seiten Treppen aufwärts steigend den Weg zum Kloster beginnen. Immer gradezu in die Höhe , zuletzt etwas rechts führt er in den vom Schullehrer benutzten Garten und aus diesem in das Gebäude selbst. Sehenswürdiges findet sich garnichts darin, man besteigt aber gern die Plattform wegen der Aussicht. Hinab kann man einen anderen noch schöneren Weg einschlagen : Aus dem Klostergarten rechts immer längs der Mauer , dann etwas links unter prachtvollen Buchen wenig bergab , bis man auf holprigem Fahrwege aufs freie Feld gelangt. Hier vortreffliche Aussicht, bunt und wechselvoll auf eine Menge kleiner Kuppen, theils bewaldet, theils bebaut, dazwischen eine Mühle malerisch im Grunde angelegt , weiter die breiten Gebäude des Gutes Kickelhof und ganz im Mittelgrunde ins Haff auslaufend das Städtchen Tolkemit. Verfolgt man den Weg einige Minuten , links zur Seite immer das niedrige Geländer , welches den Gutsgarten umschliesst , so kommt man an eine offenstehende Thür, die in diesen hineinführt. Wenige Schritte weiter im Garten liegt eine Einsiedelei (verschlossen) , davor hübscher Blick über Garten, Gutsgebände und Haff. Von der Einsiedelei wieder zurück auf den schattigen Weg und auf ihm an mehreren Durchsichten vorbei zuletzt auf Stufen hinab in den unteren Theil des Gartens. In der Nähe der Einsiedelei ist der sogenannte Muldenberg. Am Hange des mit glattem Stroh belegten Hügelrückens setzt man sich, am angenehmsten ein Herr und eine Dame , in eine grosse backtrogsartige Mulde und lässt sich darin den steilen Abhang hinabgleiten , was natürlich je weiter nach der Tiefe mit desto grösserer Vehemenz geschieht. Durch einen an der Mulde befestigten Strick wird dieselbe von oben wieder in die Höhe gezogen. An be lebten Tagen herrscht in dieser Gegend stets viel Lärm und Lust. Grössere Gesellschaften erhalten gegen ein angemessenes Trinkgeld gern die nöthige Bedienung zu diesem Amüsement. Es empfiehlt sich nur Mittagbrod oder höchstens noch den Kaffee in Cadinen zu nehmen und zeitig aufzubrechen , weil man

90 gewöhnlich auf einem weiteren Rückwege alle Uferpartieen der Haffberge zu besuchen pflegt. (Diejenigen, welche auf dem gewöhnlichen Wege nach Hause fahren, richten sich am besten so mit der Zeit ein , dass sie auf den ,,Aussichten" ihr Abendbrod verzehren ; die Rückfahrt von dort macht man in weniger als 2 Stunden.) Von Cadinen auf der Landstrasse, den schönen Anblick der waldigen Höhen immer links zur Seite, zurück bis der Weg in den Wald tritt , dann rechts ab ,,Nach Panklau“ , wie ein Wegweiser bezeichnet, am Rande des Waldes eben fort, bis der Weg nach Ueberschreitung eines kleinen Wässerchens sich links zur Höhe wendet. Hier steigt man aus und lässt den Wagen bis an die ersten Häuser des Dorfes ,, Suckase" vorausfahren, biegt links von der Strasse ab auf dürftigem Wege in den Wald hinein und steht nach wenigen Schritten in dem herrlichsten Dome. In einem weiten Bergkessel mit sanft abfallenden Wänden tragen viele Hunderte schlanker glatter Buchenstämme als Säulen das unendlich verzweigte grüne Gewölbe ; kein Busch, kein grünes Reis , selbst nicht einmal Gräser und hochaufwuchernde Kräuter drängen sich störend aus dem Boden hervor ; vom reinen Plane sieht man die tadellos geformten Schäfte majestätisch aufstreben bis zur Decke, durch die gemildert und gekühlt das Licht der Sonne den gewaltigen Raum matt erhellt. ,,Die heiligen Hallen" von Panklau stehen dem gleichbenannten Buchenwalde in Tharandt bei Dresden vielleicht etwas in Bezug auf die Stärke der einzelnen Stämme nach, ihre Höhe aber, die völlige Abgeschlossenheit des Terrains und die sorgfältige Pflege, die alles Ungehörige aus diesem Raume entfernt hält, stellen unstreitig in Bezug auf grossartige Wirkung des Ganzen , diese Waldpartie höher und machen sie zu einer der bedeutendsten Zierden der Elbinger Gegend. Man verfolgt die Parkwege, die in weiten Windungen den Wald durchziehen, bis man, sich immer rechts haltend, plötzlich ins Freie tritt und dort von einer Ruhebank aus wieder auf den bergumschlossenen Haffspiegel blickt. Panklau liegt in sofern bedeutend günstiger als Cadinen, weil man vom Gute selbst überall freie Aussicht hat , die man in Cadinen erst auf weiteren Promenaden suchen muss. Der

91 feine und künstlerisch gebildete Geschmack des Besitzers hat auch die Grenzen von Wald, Feld und Garten aufgehoben und inmitten seiner parkartigen Besitzung an glücklichstem Punkte seine freundliche Wohnung hingestellt. Jedem Fremden giebt er aufs Liebenswürdigste Auskunft über die Einzelnheiten der Landschaft, über Wege und Stege ; ein Gasthaus giebt es in Panklau nicht. Links vom Wohnhause , welches sich an den Wald lehnt, führt die Strasse hinab zum Haff und steigt dann sehr steil in die Höhe ; man benutzt deshalb einen Fusspfad , der von dieser wenige Schritte vom Hause links ab durch eine kleine Senkung über einen Bach und dann gleich hinan auf Wiesengrund in die Höhe und wieder auf die Landstrasse führt. Weiter durch das malerisch über die Berge hinziehende Dorf Suckase (dürftiger Krug) , seine letzten Häuser liegen am Fusse eines langen steilen Sandberges , den die Strasse ersteigt. Auf seiner Höhe (letzter Rückblick nach der östlichen Seite des Haffs) verlässt Ean den Wagen , beschreitet einen rechts abführenden wenig benutzten Fahrweg , der nach einem weithin sichtbaren einzeln stehenden Hause führt und sich von dort immer in gleicher Richtung als ein Fusssteg über Feld fortsetzt. Nach 20 Minuten tritt man in den Wald und gelangt hier auf künstlichen Parkwegen (nicht der erste, sondern erst der zweite links hinabführende ist der richtige) in eine kühle , schattige Schlucht , zur Quelle und von dort auf nicht zu verfehlendem Pfade immer im Grunde nach der Wasserheilanstalt Reimannsfelde. Reimannsfelde , seit länger als 20 Jahren eine Wasserheilanstalt von bedeutendem Rufe , zeichnet sich durch vortreffliche Lage, durch seine reinen, kalten Quellen und durch den Reichthum an Spaziergängen aus. Der Sanitätsrath Dr. Cohn aus Elbing steht der Anstalt seit ihrer Gründung mit Eifer und Erfolg vor. Patienten zahlen 1 Thlr. 10 Sgr. täglich für Wohnung, Beköstigung, Bäder und ärztliche Behandlung. Doch wird der Ort auch von Gesunden zur Erholung gern auf längere Zeit besucht , weil zu den Reizen der Gegend die angenehme Geselligkeit des Badelebens und die regelmässige Verbindung mit der Stadt (sowohl die Königsberger als auch die Kahlberger Dampf-

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ad

Reimannsfelde. böte nehmen Passagiere von Reimannsfelde mit) hinzukommt, um den Aufenthalt angenehm zu machen. Verpflegung gut zu mässigen Preisen. In freier sonniger Lage blickt die grüne Höhe von Reimannsfelde weit ins Haff hinaus , Wälder mit erquickendem Schatten umgeben den Ort ringsum und bieten Gelegenheit zu den mannigfaltigsten Spaziergängen. Als weitere Touren sind sogar Cadinen , Panklau , Schönwalde dahin zu zählen , und da von allen Orten am diesseitigen Haffufer Reimannsfelde allein dem Fremden gastlichen Comfort bietet , ist es vorzugsweise für einen längeren Sommeraufenthalt zu empfehlen. Die Heimfahrt ( 1 Stunde) führt zuerst auf die Höhe des Bergzuges , wo in der Nähe des kleinen Gütchens Hope-hill (Hoffnungshügel) zum letzten Male in dem an schönen Aussichten so reichen Tage ein entzückendes Bild über Wasser , Berge und Wälder sich aufrollt. Besonders fesselt die tief im Grunde liegende Mühle, eine reizende Idylle , den Blick. Dann geht es in verschiedenen Absätzen scharf bergab, bis man an den ersten Häusern des Dorfes Steinort das Haff erreicht, darauf immer am Wasser, oft auch hindurch auf kaum erkennbarem Wege bis zum

93 Kruge des Guts Wogenab . Der Weg folgt hier der bewaldeten Berglchne, berührt das Gut Röbern ( S.80 ) und erreicht bei dem Gastgarten von Englisch - Brunnen eine Chaussée , die in kaum einer Viertelstunde zur Stadt führt. Auf diese Weise sieht man an einem Tage alle Punkte, welche durch die malerische Verbindung von Wasser und Bergland unserer Gegend einen bedeutenden Vorzug vor den wasserlosen Landschaften der deutschen Mittelgebirge geben ; doch kann auch Einzelnes in kürzerer Zeit besucht werden. So genügt für die Fahrt nach Reimannsfelde ein Nachmittag vollkommen, selbst die Hauptsachen von Cadinen kann man auf einer genussreichen Nachmittagsfahrt genügend kennen lernen und hierauf dürften in ihrer Zeit beschränkte Fremde vorzugsweise aufmerksam zu machen sein. Sehr zeitig von Elbing abfahren , über die Bürgerhöfe in höchstens 2 Stunden bis zu den Aussichten , dort lässt man den Wagen stehen , weil die gewaltigen Berge auf dem letzten Theile des Weges an einem halben Tage die Pferde zu sehr ermüden würden , geht die früher beschriebenen Stege hinab nach Cadinen, trinkt dort Kaffee, besucht das Kloster, den Garten etc. und steigt gegen Abend wieder den Waldpfad hinauf, cm auf den Aussichten Abendbrod (mitgenommenes) zu essen und dann nach Hause zu fahren. Beginnt man diese Partie um 1 Uhr , so ist man um 3 Uhr oben auf den Panklauer Höhen, spätestens um 4 Uhr in Cadinen, kann dort 3 Stunden verweilen und kommt doch (im Hochsommer) noch lange vor Sonnenuntergang wieder hinauf, bleibt ein Stündchen oben und ist spätestens Fussgängern, die in kurzer Zeit Cadium 11 Uhr zu Hause. nen, Reimannsfelde und Kahlberg (siehe dieses ) kennen lernen wollen , dürfte , wenn sie sich auf die Rüstigkeit ihrer Glieder verlassen können, folgender Plan anzurathen sein : Früh Morgens von Elbing fort, in 3 Stunden bis zu den Panklauer Aussichten, 1 St. hinab nach Cadinen, dort 2 Stunden Aufenthalt (frühstücken) und Besichtigung, dann bequem in 2 Stunden über Panklau nach Reimannsfelde (Mittag essen) und dann mit dem um 2 Uhr von Elbing abgehenden Nachmittagsboot , welches nach 3 Uhr Reimannsfelde erreicht , hinüber nach Kahlberg fahren. Will man

94 an letzterem Orte nicht die Nacht bleiben , so kann man , um 8 Uhr zurückkehrend, gegen 10 Uhr schon wieder in der Stadt sein und hat dann an einem Tage , allerdings etwas flüchtig, Alles gesehen , was den Haffufern ihre hohen Reize verleiht. Selbstverständlich lässt sich dieser Weg auch von Kahlberg in umgekehrter Richtung machen , nur liegen dann , wenigstens an Wochentagen, die Dampfbootfahrten weniger günstig. Sonntags, wo Mittags halb 12 Uhr von Kahlberg ein Boot nach Elbing fährt, möchte die Tour möglich sein, wenn man es nicht vorzieht, sich mit einem Boote direkt nach Cadinen übersetzen zu lassen, dort Alles zu besehen und von den Panklauer Aussichten direkt (es führt ein näherer Weg, der sich von dem Cadiner Fahrweg links [beim Hinabsteigen ] abzweigt) nach den Heiligen Hallen und von dort über Reimannsfelde nach Hause zu gehen oder von diesem letzteren Punkte aus das Dampfboot zu benutzen.

II.

Kahlberg.

Vor vielen Jahren war alljährlich im Hochsommer eine kleine Zahl Elbinger Familien auf Fischerböten und ähnlichen dürftigen Beförderungsmitteln hinausgezogen nach der Düne, hatte in den ärmlichen Hütten des Dorfes Kahlberg ein Unterkommen gesucht und dann im Genusse der Seebäder und der stärkenden Luft Erfrischung und Kräftigung gefunden. Diese Zeiten gelten im Andenken der Betheiligten noch immer für die schönsten Kahlbergs , weil der zwanglose Verkehr und die enge Vereinigung jener Gesellschaft das einsame Badeleben mehr erheitert haben sollen , als es jetzt oft die glänzendsten Arrangements vermögen. Im Jahre 1840, als die erste regelmässige Dampfschifffahrt nach Königsberg eingerichtet wurde, dachte man auch sogleich daran , Kahlberg mit in den Bereich des Verkehrs zu ziehen. Der bald gemachte Versuch gelang über Erwarten. Der reine feste Meeresgrund, die stets lebhaft bewegte See lockten täglich grosse Menschenmassen zu dem neuen und stärkenden Genusse der Seebäder , die milde , gegen jeden Nordwind ge-

95 schützte Lage, das kräftige Aroma des Kiefernwaldes, die Menge herrlicher Spaziergänge bestimmten ebenfalls eine bei Weitem grössere Zahl sich für längeren Aufenthalt den ersten Colonisten zuzugesellen. Da fasste im Jahre 1842 die Dampfboots - ActienGesellschaft den glücklichen Plan, Kahlberg zu einem Seebadeorte umzugestalten. Der öde Dünenstrich, fliegender Sand mit Haidekraut und Kiefern dürftig bewachsen , verwandelte sich wie mit einem Zauberschlage in ein Stückchen Italien, lachend und duftend in blumiger Pracht. Danzig , dem der Grund und Boden zugehört , trat der Gesellschaft ein Stück Land , bestehend aus einem Hügelrücken der Vordüne, mehreren kleineren Erhebungen und einem sumpfigen Thalkessel , ab und die Schöpfung begann. Auf dem höchsten Punkte des Kamms, jedoch immer noch durch die höhere Düne gegen Norden bewehrt, entstand das Belvedere, Gast-, Logirhaus und Salon des Orts.

LETKE

Das Belvedere in Kahlberg. Der Thalkessel zu seinen Füssen wurde von den nordischen Nadelhölzern gelichtet , der unfruchtbare Sand unter einer Hülle trefflicher von Elbing hingeschaffter Gartenerde begraben

96 und bald lohnte unerwarteter Erfolg die ungeheuern Mühen . Jetzt blickt das erstaunte Auge über dichte Blüthenmassen , über Orangenlaub , aus dem Apoll und Venus weissschimmernd hervorleuchten , über Akazien , Ahorndickicht und blumigen Rasen hinweg auf den weit gebreiteten , von munteren Seglern belebten Spiegel des Haffs und fernhin auf das hohe Land des gegenüberliegenden Ufers, bunt ausstaffirt mit Dörfern und Städtchen, mit goldigen Saatfeldern , dunkelgrünen Waldmassen und stattlichen Herrenhäusern. Der Unternehmungsgeist der Aktionaire fand bald zwar bescheidenere aber nicht weniger glückliche und geschmackvolle Nachahmer ; die waldige Abgeschiedenheit musste ihre besten Platzchen hergeben für die Anlage grosser und kleiner Villen in den ausgesuchtesten Façons , es fanden sich zierliche schmucke Schweizerhäuser , eine kühne Normannenburg, idealisirte Bauernhütten , alle verschieden , nur übereinstimmend in der Wahl ihres Materials , denn sie sind sämmtlich von Holz. So ist Kahlberg seit länger als 20 Jahren zu einem vielbesuchten Badeorte geworden , dessen eigenthümliche Vorzüge vor fast allen Ostsechädern ihm in jedem Sommer eine grössere Zahl von Gästen aus weiter Ferne zuführen ; während früher die Colonie fast nur aus Elbingern bestand , weist jetzt die Badeliste stets weit über die Hälfte fremder Namen nach. Dampfböte (S. 45) vermitteln den Verkehr mit Elbing und Königsberg regelmässig. Die Fahrt von Elbing , Dauer 2 St., geht den Elbingfluss hinab , an einigen Fischerdörfern vorbei, dann durch die Steinmolen ins Haff hinaus. Reimannsfelde, Suckase, Panklau, Cadinen (siehe diese) erscheinen allmählig an dem schöngeformten, hohen und grösstentheils bewaldeten Ufer, später tauchen die Thürme des Bischoffsitzes Frauenburg aus den Fluten auf, darauf wendet sich das Boot mehr links nach Westen und legt dann an einer des flachen Wassers wegen weit ins Haff hinausgebauten Ladebrücke an, welche ein 600 Fuss langer hölzerner Steg mit dem Lande verbindet. Kahlberg. Badesaison vom 15. Juni bis 15. Septbr. , in zwei am 1. August sich scheidende Hälften , die erste and zweite Saison, getheilt, nach denen man sich beim Miethen von

97 Wohnungen, Zahlung der Badebeiträge etc. zu richten hat. Belvedere ; Zimmer für einzelne Tage , Wochen und Saisons, Preise nach der Lage und der Dauer des Aufenthalts verschieden (die Vorderzimmer, zwar etwas theurer, sind wegen der vollen Aussicht, die man aus ihren Fenstern geniesst, entschieden vorzuziehen) , für wirklich Kranke vielleicht an Sonnabenden wegen der dann im Salon stattfindenden Reunions etwas geräuschvoll, sonst bequem und am besten gelegen. Table d'hôte um 1 Uhr à 15 Sgr., bei längerem Aufenthalt billigere Abonnementspreise ; Frühstück und Abendbrod reiche Auswahl nach der Karte. -Concordia , grosses Logirhaus mit 32 Zimmern , gewöhnlich zu längerem Aufenthalt vermiethet (Preis eines Zimmers mit den nothdürftigsten Möbeln versehen hier und in ähnlichen Etablissements je nach Grösse und Lage für die 6wöchentliche Halbsaison 10-20 Thlr.) , jedoch werden auch Gäste für einzelne Wochen und Nächte aufgenommen und erhalten auf Verlangen vom Portier Kaffee und kleine Nebenmahlzeiten zu billigen Preisen . Ist es sehr voll , so kann , besonders wenn viel kinderreiche Familien sie bewohnen , das Leben und Treiben in dieser Arche manchmal etwas unangenehm werden, doch herrscht im Ganzen hier eine frohe Geselligkeit, die dem Fremden, dem es an BeFürst Blücher, kanntschaften fehlt , diese leicht vermittelt. Logirhaus mit mehreren grösseren und kleineren Wohnungen, die jedoch nur Saisonweise (6 u. 6 Wochen) vermiethet werden. Auskunft ertheilt der Hauswart. -Lerique's Gasthaus , der alte Dorfkrug Kahlbergs , jetzt durch Nebengebäude bedeutend erweitert , sorgt für Verpflegung und Unterkommen der Badegäste und Passanten ebenfalls. Preise billiger als im Belvedere, Wohnungen findet man ausserVerpflegung einfach aber gut. dem in mehreren Privathäusern und bei den Einwohnern des Ortes, die im Laufe der Zeit ihre Räumlichkeiten für den Fremdenbesuch eingerichtet haben. Preise sehr verschieden , von 10 bis 50 Thlr. für die Halbsaison , am billigsten in den FischerStunde entfernten Dorfes Liep. Passanten haben häusern des indessen nur die Auswahl zwischen Belvedere , Concordia und Lerique. 7

98 Taxen. Bäder für Herren : einzelne à Person 2 Sgr., für einen Monat 1 Thlr., für eine Halbsaison 1 Thlr. 10 Sgr., für die ganze Saison 2 Thlr . 10 Sgr. (für die Lieferung von für die weiblichen MitglieHandtüchern 10-20 Sgr. mehr). der einer Familie von 2-5 Personen : für 1 Monat 2 Thlr., für eine Halbsaison 2 Thlr. 20 Sgr. , für die ganze Saison 4 Thir. 20 Sgr. Wenn die weiblichen Mitglieder einer Familie aus mehr als 5 Personen bestehen , werden die obigen Sätze um 15, 20 oder 30 Sgr. erhöht. Für den Besuch der Gartenanlagen , Salons und der von der Verwaltung veranstalteten Concerte und Reunions wird von Badegästen, die sich länger als eine Woche in Kahlberg aufhalten, in jeder Halbsaison erhoben : von einer Person 2 Thlr. , von einer Familie von 2-5 Personen 4 Thlr. , mehr als 5 Personen 5 Thlr. Fällt der Aufenthalt in beide Hälften der Saison und währt länger als 4 Wochen, so wird der Beitrag um die Hälfte erhöht. Um den reizenden Ort flüchtig anzusehen , ein Bad zu nehmen , allenfalls einen kleinen Spaziergang zu machen, reicht die Zeit einer Nachmittagsfahrt wohl aus , Niemand darf dann aber behaupten , dass er Kahlberg kenne. So überraschend und überwältigend auch der Eindruck sein mag, den bei einem ersten Besuche dieses in die Wüste gezauberte Paradies auf den Beschauer hervorbringt , so entfaltet es seine höchsten Reize doch erst in jenen Tageszeiten, in denen das Boot die Colonie bereits verlassen hat. Abends wenn die sinkende Sonne die Landschaft übergoldet , wenn das Spiel der bunten Farben und intensiven Lichteffecte , welches dem Sonnenuntergang am Meere eine so wunderbare Wirkung verleiht , begonnen , wenn erfrischende Kühle die glutheissen Tage mildert, wenn die Blumen und Bäume kräftiger duften, dann , und besonders bei Vollmondschein , eine Promenade am Strande, eine Kahnfahrt auf dem Haff oder einen Gang durch die herrlichen Anlagen zu machen , das gehört zu den höchsten Genüssen , welche die Natur unserer nordöstlichen Grenzmark bescheert hat. Gleich schön ist es am Morgen , ehe die steigende Sonne den abgeschlossenen Kessel durchglüht und

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wood Die Anlagen in Kahlberg.

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den frischen Thau von Blumen und Gräsern saugt. Doch auch die trüben Zeiten , die ein nordischer Sommer uns nicht spart, treffen Kahlberg weniger unangenehm . Die kleine Mühe, welche ihnen durch das Uebersteigen des schützenden Dünenwalles erwächst, wird den Badegästen reichlich durch die ruhige und milde Luft an der Haffseite gelohnt, die so vortreffliche Wirkungen auf schwache Organismen äussert, dass bereits seit Jahren brustleidende Personen von den Aerzten der Provinz mit vielem Erfolg dorthin gesandt werden , um sich von den Anfechtungen des bösen preussischen Winters zu erholen. Die stärksten Regengüsse gehen fast spurlos vorüber , denn augenblicklich verschlingt das sandige Erdreich jeden fallenden Tropfen und hält dadurch Wege und Stege in immerwährender Trockenheit. Wer also einige Tage zur Verfügung hat , thut sehr wohl , für Kahlberg mindestens zwei Halbtage und die dazwischenliegende Nacht anzusetzen ; wenn das Wetter ihn auch nur einigermassen begünstigt, wird diese Zeit eine wohlangewandte sein. Spaziergänge. Zuerst wird der Besucher sich nach der See wenden. Ein Dielensteg führt gradeaus vom Belvedere 7*

100 über die sandige Düne, jenseits hinab zum Strande. Freie Promenade ist den Tag über nur in einiger Entfernung von den Badeplätzen gestattet, von Abends 6 Uhr ab jedoch ist der Verkehr gänzlich frei und dann belebt sich auch gewöhnlich der Strand mit zahlreichen Gruppen , die umherwandeln , im Sande lagern, sich an der Abendkühle und dem prächtigen Schauspiele des wogenden Meeres erfreuen . Fahrten auf demselben gehören leider in Kahlberg zu den Seltenheiten. In südlicher Richtung, dem festen Lande zu, ist die Nehrung Bewaldet und zum Theil auch bebaut, während nordöstlich in der Richtung nach Pillau der kahle, sandige Dünenstrich erst schwache Spuren der mühsam und andauernd versuchten Befestigung durch Aussäen von Strandhafer aufweist. Nach Süden hin suchen sich denn auch die meisten Spaziergänger ihre Ziele. In kaum einer Viertelstande gelangt man auf vielfach verzweigten Waldwegen, deren buntes Gewirr jeder Beschreibung spottet, auf einen hohen Punkt der Vordüne, den Erdbeerberg, der einen hübschen Blick in die Gegend gewährt. 35 Minuten von Kahlberg auf einem gut angelegten und genau bezeichneten (wenigstens im Sommer 1864 ) Wege erreicht man einen einzeln stehenden Bergkegel , den Blocksberg. Das kleine kunstvoll geschaffene Eden ist hier vor den Blicken versunken , in grellem Contrast reilt sich eine Landschaft von nordischer Strenge auf, deren grossartige Linien und ernster Charakter an die Küstenbilder Schottlands oder Norwegens erinnern. Die düster bewaldete Nehrung schrumpft von der Höhe gesehen zu einer schmalen Landzunge zusammen, über welcher die Wasser des Meeres und des Haffs sich zu einer unabsehbaren Masse zu vereinigen scheinen , die den dünnen Grat rings umflutet. Ganz aus der Ferne blickt freundlich das anmuthige Hochland des anderen Haffufers herüber , während sonst das weite Rund dem Auge nur hohen Kiefernwald, bleiche Dünenstreifen und Wasser bietet. In gleicher Richtung , 14 Stunde vom Belvedere , entweder auf der sandigen Landstrasse oder auf festeren Waldpfaden erreichbar, liegt das Pfarrdorf Pröbbernau unmittelbar am Haff. Der Charakter der Gegend beginnt sich hier zu verändern, Eichen,

101 Erlen und andere Laubhölzer machen der dunkeln Kiefer das Terrain streitig, Wiesen und Felder um die wohlhabenderen Bauernhöfe zeigen an , dass hier die Wasser des Haffs durch Ablagerung ihrer Sinkstoffe bereits eingeengt sind. Sonst ist in Pröbbernau nichts zu sehen.. Nach der entgegengesetzten Seite hin, nach Norden, wird die Düne bedeutend schmäler und hebt sich eine kleine Stunde von Kahlberg zu einem hohen scharfen Rücken , von dem man einen prachtvollen unmittelbaren Ueberblick über See und Haff geniesst. Das Kameel , so heisst der Dünenhöcker , erreicht mian sowohl von der Haff- wie von der Seeseite auf Pfaden , die in dem fliegenden Sande kaum bemerkbar sind, jedoch dient eine auf der Höhe errichtete Signalstange als zweckmässige Marke. Eine an der Seeseite gelegene Dünenwiese überrascht durch ihr heiteres Grün und die Menge bunter Steine, die auf ihr verstreut liegen. Sonnenuntergang die geeignetste Zeit zum Besuche. Wer den Ausflug nach Kahlberg zugleich mit dem nach Cadinen und Reimannsfelde verbinden will, lässt sich am zweckmässigsten in einem Fischerkahne übers Haff fahren ( S. 94), er gelangt so in die Herrlichkeiten der Haffufer mitten hinein. III.

Der oberländische Kanal.

Etwa 2 Meilen von Elbing am südöstlichen Abhange des Drausenbeckens erhebt sich der Boden in mehreren ziemlich kurz auf einander folgenden Absätzen zu einer Höhe von mehr als 300 Fuss über das Niveau dieses Landsees. Oben dehnt sich ein weites Hochland, das ostpreussische ,,Oberland" aus, welches ebenfalls einen grossen Complex von Wasserbecken , die oberländischen Seen, enthält. Diese Seen, obwohl nahe bei einander gelegen , entbehrten doch jeder Verbindung unter einander , sie hatten zum Theil verschiedenes Niveau und schienen daher für den Handelsverkehr nicht verwerthet werden zu können. Sie diesem Verkehr dienstbar zu machen war die Aufgabe , deren geniale Lösung unsere Provinz mit einem Werke beschenkt hat,

102 welches bis jetzt in Europa nicht seines Gleichen hat. Die Aufgabe zerfiel in zwei Theile. Zuerst handelte es sich darum das obere Seegebiet zu verbinden. Dies geschah dadurch, dass man einen , den Röthloffsee , um 5 , zwei andere , den Pinnau- und Samrothsee, jeden um 17 Fuss durch Ablassen von Wasser erniedrigte , um sie mit dem grössten und entferntesten der Wasserbecken , dem Geserichsee, auf gleiches Niveau zu bringen. Zwischen ihnen war aber ein noch tiefer gelegener, der Abiscarsee, und durch ihn musste man, um die anderen nicht durch zu starkes Ablassen wasserlos zu machen , einen circa 100 Fuss breiten Damm schütten, auf welchem der Kanal in gleichem Niveau weiter geführt wurde. So hatte man in einem Hauptstrang und mehreren Flügeln einen Wasserweg von mehr als 20 Meilen gebildet, der die Städte Dt. Eylau, Liebemühl, Osterode, Saalfeld verband und ein reichbebautes dichtbewaldetes Hinterland mit seinen unermesslichen Erzeugnissen in den Weltverkehr zog. Dies war der erste leichtere Theil der Aufgabe. ---- Zum Zweiten handelte es sich darum , die obere Seefläche mit dem 317 Fuss tieferen Drausensee und vermittelst des Elbingflusses mit Haff und See zu verbinden. An Schleusen war bei einer so enormen auf eine Strecke von 14 Meilen zu vertheilenden Steigung nicht zu denken und wenn die Anlage derselben auch möglich gewesen wäre , so hätte doch der oben verfügbare Wasservorrath nimmermehr ausgereicht um sie zu speisen. Der Königl. Baurath Herr Steenke schlug der Regierung die Anlage einer Reihe von geneigten Ebenen vor, auf denen die Schiffe die hohe Bergterrasse auf- und niedersteigen sollten. Nur in Amerika fand sich für solche Anlage ein Muster in dem Morriskanal , der aus dem Legigh , einem Nebenflusse des Susquehannah , nach NewYork führt und eine ähnliche Steigung auf diese Art überwunden hat. Herr Steenke machte im Jahre 1850 eine Reise dorthin, überzeugte sich von der Zweckmässigkeit der Ebenen und ging nach seiner Rückkehr sogleich an die Ausführung des Riesenwerkes. Der erste Anstieg von 44 Fuss an der Mündung des kleinen , kanalisirten Kleppflusses wird noch durch eine Reihe von

103 5 Schleusen überwunden , die aber auch der Wasserersparniss wegen durch eine geneigte Ebene ersetzt werden sollen. Dann steigt die Höhe bis zum Plateau des Röthloffsees 273 Fuss an, welche die Schiffe erklimmen müssen. Hierzu sind 4 schiefe Ebenen angelegt, trockene geneigte Flächen, jede mit einer Erhebung von 60-80 Fuss, die je einen Absatz der Höhe hinanführen , dort in eine kurze Kanalstrecke münden , welche das Schiff bis zur nächsten Steigung trägt. Hirschfeld , Schönfeld, Kanten , Buchwalde heissen die nahegelegenen Ortschaften , von denen die 4 Ebenen ihre Namen entlehnt haben. In Amerika sperrt man die oberen Kanalmündungen durch Schleusen ab, deren Bau und Unterhaltung natürlich sehr grosse Kosten machte, während sie für den Durchlass geraume Zeit beanspruchten ; Steenke vereinfachte sein Werk dadurch, dass er die von unten ansteigende Ebene höher als den Wasserspiegel des oberen Kanals führt und ihre rückseitige Fortsetzung , also eigentlich eine zweite schiefe Ebene , von der Höhe aus unter diesen Wasserspiegel allmählig abfallen lässt. Auf diesen trockenen Ebenen verlaufen zwei Paar Schienenstränge, auf welchen eiserne Wagen auf- und abfahren. Zwei dieser Wagen, auf jedem Geleise einer, sind durch Stränge von Eisendraht derart mit einander verbunden, dass beide sich gleichzeitig in Bewegung setzen ; während der eine hinauffährt, rollt der andere hinab, selbst wenn nur in einer Richtung ein Schiff befördert werden soll , muss der gegenüberliegende Wagen seinen entgegengesetzten Weg leer zurücklegen. Solch ein Wagen hat zwei Achsen und an jeder vier Räder , er wiegt circa 500 Centner und geht auf seinen Geleisen so tief ins Wasser, dass das Schiff bequem aufschwimmen kann. Dieses wird dann an die eisernen Seitentheile des Wagens befestigt und tritt darauf seine Fahrt über die Ebene an. Während in Amerika als bewegende Kraft eine Dampfmaschine arbeitet, leistet hier das Kanalwasser selbst diesen Dienst. Aus den oberen Kanalenden strömt mittelst einer Röhre Wasser (40 Kubikfuss in der Sekunde) auf ein grosses Wasserrad von 28 Fuss Durchmesser mit 60 Zellen zum Auffangen des Wassers. Dieses ungeheure Rad setzt eine Trommel von 12 Fuss Durch-

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Eine geneigte Ebene des oberländischen Kanals.ge

105 messer in Bewegung, welche die Drahtseile , an denen die Wagen mit den Schiffen herauf und heruntersteigen , auf- und abwickelt. Die auf dem Kanal verkehrenden Schiffe sind übereinstimmend nach der Angabe des Erbauers gefertigt , sie haben 80 Fuss Länge , sind 9 Fuss breit und gehen 3 Fuss tief im Wasser , sie passen so genau in das Gerippe des Wagens , dass sie ohne jede Gefahr vor Beschädigung bei einer Belastung bis zu 1500 Centner ihren Weg auf der Eisenbahn antreten können. Im Herbste 1860 kam der Erbauer mit dem ersten Schiffszuge nach Elbing und seit jener Zeit vermittelt diese interessanteste Wasserstrasse Europas den lebhaften Verkehr mit dem weit ausgedehnten preussischen Oberlande. Das ganze riesige Werk liegt in einer herrlichen Gegend, Wasserbecken, Höhenzüge , ungeheure Buchenwälder von seltener Schönheit und von allen Punkten reizende Blicke in das unten weit ausgebreitete Land machen den ohnedies sehr interessanten Ausflug dorthin noch zu einem höchst genussreichen. Deshalb ist auch in den letzten Jahren Buchwalde , der Endpunkt der obersten Ebene , eines der beliebtesten Ziele für grössere Vergnügungsfahrten geworden. Man macht dieselben bequem in einem Tage , mit tüchtigen Pferden lässt sich sogar noch der Röthloff see mit besuchen und dann auf der Chaussee über Pr. Holland nach Hause fahren. Gasthäuser giebt es vorläufig so gut wie gar keine auf der ganzen Strecke , es ist deshalb dringend anzurathen , dass man sich mit Proviant versorge. Fusswanderer finden allenfalls in den Krügen ausreichende Verpflegung , wenn sie ihre Ansprüche an den Küchenzettel nicht über Eierspeisen, Brot, Butter, vielleicht etwas Schinken und dazu ein Glas Landbier, erheben. Mehre Wege führen östlich und westlich um den Drausensee dorthin. 1 ) Durch die Niederung. Man zieht diese Fahrt allen andern vor wegen der Bequemlichkeit, der wechselnden landschaftlichen Eindrücke und der Ueberraschung , die der plötzliche Ueberblick über das Kanalwerk schliesslich gewährt. Von Elbing die Berliner Chaussee durch das fette von Triften und Gräben durchzogene, an die holländischen Landschaften er-

106 innernde Gebiet, welches den schlammigen und sumpfigen Brüchen der Flüsse durch Eindämmung abgewonnen ist, über Rückfort, Thiensdorf (genauere Wegebeschreibung ist wohl überflüssig, weil die Partie fast ausschliesslich zu Wagen gemacht wird und auch Fussgänger in der stark bevölkerten Gegend sich auf den „ Triften" leicht zurechtfragen können) , dann über den Sorgefluss und Dollstadt allmählig die Anhöhe hinan nach Hohendorf. Diese stattliche Herrschaft wird gewöhnlich während eines kurzen Frühstücks – Aufenthalts in Augenschein genommen, ihr Besitzer gestattet es gern , dass Fremde den bei seinem Schlosse gelegenen , am Abhange sich ausdehnenden parkartigen Garten besehen und sich dort aufhalten. Den besten Blick gewährt eine rechts (östlich) am Rande des Gartens gelegene, mit Bänken versehene Nische. --- Später erreicht man das ausgebreitete und reiche Pfarrdorf Reichenbach und die grossen Stiftswaldungen des Hospitals zum Heiligen Geist in Elbing, zu denen auch das nahe gelegene Forsthaus Buchwalde , das vorläufige Ziel der Excursion , gehört. (Der Förster pflegt Gästen , wenn sie nicht in zu grosser Zahl kommen , mit seinen Vorräthen, Brot , Butter , Kartoffeln und seinem Geschirr auszuhelfen. In diesem Falle bleibt man gern im Forsthause , denn die Wirthschaft ist sauber , der Wirth freundlich und gefällig und der Aufenthalt am Saume des kühlen , schattigen Waldes sehr erquickend.) Von Buchwalde gelangt man in kaum einer halben Stunde an den Kanal , der hier schon die ganze Höhe erstiegen hat. Zwischen zwei dichten hohen Wänden von Buchenwald läuft er schnurgrade an den Rand des Abgrundes und folgt man dem an seinem Ufer entlang führenden Weg, so steht man in einigen Minuten oben an der ersten Ebene. Der Verkehr ist so stark, dass man gewöhnlich, besonders an Wochentagen, nicht lange zu warten braucht , um das Werk in Thätigkeit zu sehen. Oben steht der eiserne Wagen so tief im Wasser, dass nur die beiden Seitenwände daraus hervorragen , ein Schiff schwimmt daher , es schiebt sich zwischen die Wände , wird schwimmend an ihnen befestigt und darauf fängt das Räderwerk am Maschinenhause an zu schnurren und zu drehen. Das Schiff

107 bewegt sich , allmählig taucht es aus der Flut , immer weiter sieht man seinen Bau , bis endlich die Räder des Wagens hervorkommen und den inneren Rand des Kanalabschnittes in die Höhe rollen. Die Spitze ist bald erreicht, die tief hinabführende Ebene neigt sich bis unten in die nächste Wasserlinie und der Wagen beginnt hinunter zu gleiten. In demselben Augenblick kommt aber auch aus der tiefer gelegenen Kanalstrecke ein anderer Wagen mit seiner Last herauf, auf den beiden Doppelgleisen nähern sich die bemasteten Fuhrwerke einander , in der Mitte ungefähr treffen sie sich und bald hat dann das aufsteigende die Höhe erklimmt , ist von ihr am Kanalrand wieder ins Wasser gelaufen um seine flotte Bürde los zu werden, während das absteigende unten in den Kanal rollt und gleich darauf das Schiffchen lustig weiter schwimmt. - Der Baumeister des Kanals ist gern bereit , wissbegierigen Fremden die Details der Anlage ausführlicher zu erklären, als es hier geschehen kann ; auch giebt es angenehme Plätzchen in Menge , auf denen man die Mittagszeit gern zubringt. Ist der Tag aber noch nicht weit vorgerückt, und verzichtet man auf die Besichtigung der tiefer gelegenen Ebenen, die eigentlich nur Wiederholungen der ersten sind, so empfiehlt es sich noch ein Stück ins Land hinein zu fahren, den gekommenen Weg zurück bis zur Draulitter Brücke , über die Güter Sassen, Glocken, Bauditten und Maldeuten nach der Zölp, einer reizenden Villa an den bewaldeten Ufern des Röthloffsees, in welcher der Erbauer des Kanals , Herr Baurath Steenke, wohnt. Der liebenswürdige Mann nimmt es nicht übel , wenn man ihn selbst um Belehrung bittet , er ist natürlich der beste Interprete der Wunderwerke dieser Gegend. Von Maldeuten (gutes Gasthaus zur Post) fährt man die Chaussée hinab über das kleine malerisch gelegene Bergstädtchen Pr. Holland (bei kurzem Aufenthalt die Promenade am Wall besuchen) und die Eisenbahnstation Güldenboden nach Elbing. Will man von Buchwalde aus die 300 Fuss hohe Bergterrasse ganz oder zum Theil hinabsteigen, um auch die anderen geneigten Ebenen zu besehen, so benutzt man den am Ufer des Kanals abwärts führenden Weg. Die Fahrt ist ungemein lohnend,

108 sie führt durch malerisch geformtes Land , vielfach belebt durch die Herrschaftsgebäude grosser Güter, durch wohlhabende Dörfer, deren einzelne Häuser von prächtigen Bäumen umschattet sich mit Vorliebe auf kleinen Hügeln aufbauen , von denen sie stolz auf ihr Anwesen blicken ; Wasser, Wälder und Fernsichten rund umher. Vor dem Dorfe Schönfeld biegt man rechts vom Kanal ab, benutzt die durch dasselbe führende Strasse nach Pr. Holland und kehrt von dort nach Elbing zurück. * 2ter Weg. Von Elbing über Güldenboden. Fussgänger benutzen natürlich bis dahin die Eisenbahn , wer jedoch den Weg zu Wagen machen will, thut besser gleich von Elbing einen solchen zu nehmen, da in Güldenboden nicht immer Fuhrwerk zu haben ist. Fremde, die auf der Durchreise den Kanal besichtigen wollen, werden wohl in Güldenboden die Bahn verlassen und dort, wenn sie nicht die Absicht haben mehrere Meilen zu Fuss zu machen, einen Wagen zu erhalten suchen. Man benutzt die nach Pr. Holland führende Chaussée bis zum Dorfe Schönwiese, unmittelbar hinter demselben biegt eine neue Kunststrasse rechts ab, die über das, dem Elbinger Heil. Geist-Hospital gehörige Stiftsgut Neu-Kussfeld nach Hirschfeld geht, wo sie den Kanal und zugleich die unterste der geneigten Ebenen erreicht. Die Entfernung vom Bahnhof Güldenboden bis Hirschfeld beträgt kaum 1½ Meile, so dass die Zeit zwischen 2 Eisenbahnzügen allenfalls hinreicht , um dem Kanal einen Besuch ab-zustatten. Je höher man indessen aufsteigt, desto schöner wird die Gegend, desto umfassender der Blick in das weite Thal, deshalb thut man sehr wohl sich nicht mit der blossen Besichtigung der Hirschfelder Ebene zu begnügen. Selbstverständlich lasst sich der Rückweg auch von Buchwalde sämmtliche 4 Ebenen hinab bis Hirschfeld fortsetzen, von wo man dann auf dem eben angegebenen Wege nach Güldenboden und Elbing gelangt. 3ter Weg. Zu Wasser. Dieser letztere ist am wenigsten zu empfehlen. Die Fahrt über Elbingfluss und Drausensee bis zum Kleppflüsschen währt gegen 2 Stunden, dort muss man entweder alle 5 Schleusen passiren oder zu Fuss weiter wandern , bis man endlich nach Hirschfeld gelangt. Auf diese Art

109 an einem Tage bis Buchwalde vorzudringen und wieder zurückzukehren , ist sehr beschwerlich , es bleibt dann dem Reisenden nichts übrig, als den ganzen Tag mit der dürftigen Behaglichkeit eines kleinen Dampfbootes vorlieb zu nehmen, denn auch dort findet sich für die Bedürfnisse des Vergnügungsverkehrs am Ufer nicht die geringste Veranstaltung. Leider haben grössere Gesellschaften aus den entfernteren Nachbarstädten diese Art der Beförderung fast immer mit Vorliebe erwählt , wobei es denn an vielfachen Enttäuschungen nicht fehlen konnte. Regelmässige für Passagiere eingerichtete Dampfbootsverbindung giebt es ausserdem nicht, man muss sich entweder einem Schleppschiff, welches die Kanalkähne zieht, anvertrauen oder in grösserer Gesellschaft ein eigenes Boot miethen .

IV.

Die Marienburg.

Der Reisende , der in Elbing längeren Aufenthalt nimmt, wird gern einen halben Tag erübrigen für die Besichtigung eines Baudenkmals, welches in seiner eigenthümlichen Schönheit ohne Rivalen dasteht. Es sind über das berühmte Schloss des deutschen Ordens eine Anzahl ganz vortrefflicher Bücher geschrieben, reich an historischen Daten und Beschreibungen aller interessanten architectonischen Einzelnheiten , deren Kenntniss zu einem eingehenden Studium der Hochmeister - Residenz und ihrer Vergangenheit nothwendig erfordert wird. Die hier folgenden Notizen sollen nur eine flüchtige Bekanntschaft mit dem Sehenswürdigsten vermitteln. In kaum einer Stunde führt der Bahnzug von Elbing über die Stationen Grunau und Altfelde (die Courierzüge halten an ihnen nicht) nach Marienburg. Vor dem Stunde vor der Stadt gelegenen Bahnhof stehen gewöhnlich einige zu Droschkenzwecken benutzte Wagen, die bei schlechtem Wetter recht willkommen sind. Die Hôtels Hochmeister und Kronprinz, beide recht gut , empfehlen sich auch für kürzeren Aufenthalt

110 während des Tages , ausserdem findet man in der Hauptstrasse des Ortes Wein- und Bierhäuser (Konrad unter den hohen Lauben) , die Getränke und Speisen in bescheidener Auswahl aber guter Zubereitung führen. In dieser Hauptstrasse laufen auf beiden Seiten Arkadengänge, gebildet durch das Hervortreten der oberen Stockwerke über das Erdgeschoss , die „hohen und niederen Lauben" genannt, in denen, vor Sonne und Regen geschützt, der ganze städtische Kleinverkehr sich ausbreitet. Es ist diese Bauart dem Muster italienischer Städte (Venedig , Mailand, Bologna) nachgebildet , sie scheint jedoch für unser Klima eine wenig geeignete , weil sie den Parterrezimmern Licht entzieht und die freischwebenden ersten Stockwerke allen Einwirkungen der rauhen Jahreszeit preisgiebt. Das Schloss , an der Nordseite der Stadt auf dem letzten Ausläufer der Hügelkette, welche die Nogat, den östlichen Ausfluss der Weichsel, bis zur Niederung begleitet, gelegen, erscheint von Weitem wie ein massiges Viereck , überragt von einem schlanken Thurme , flankirt von einigen Wartthürmen. In der Nähe löst sich die Masse in einzelne Gruppen auf, die kaum Zunächst der Stadt, eine innere Zusammengehörigkeit haben. auf dem höchsten Punkte des Bergkammes, lag das „obere Haus“, der älteste Theil der Burg. Ungefähr um das Jahr 1270 zu erbauen angefangen , diente er in der frühesten Zeit den Hochmeistern zur Residenz , ist aber heute , obgleich noch in der ganzen äussern Ausdehnung vorhanden, völlig ohne jedes Interesse, weil das ganze stattliche Geviert zu Magazinen und Schüttungen eingerichtet wurde. Im innern Hof befindet sich ein schmuckloser Brunnen und am Erdgeschosse ziehen einige Arkadengänge die Mauern entlang. Aus diesem Massenbau springt gegen Osten hin die Kirche hervor , sie überragt weit hinausgeschoben den Abgrund , in dessen Tiefe sich ausgedehnte von Wällen umschlossene alte Festungsgräben hinziehen. Diese Kirche (Einlass durch den Küster gegen Trinkgeld zu jeder Zeit) ist eigentlich nur ein Chor , der Abschluss eines gothischen Baues, ohne Seitenschiff, ohne Säulen, ohne jede Theilung. Sie ist wohl ausschliesslich zum Gottesdienst für die Ritter bestimmt

111 gewesen und entbehrt daher jeder Einrichtung für die allgemeine Gottesverehrung einer Gemeine , aber in ihrer Eigenthümlichkeit bildet sie von dem grandiosen gothischen Gedicht, durch welches glaubenseifriger Rittersinn diese ferne Ostmark im Mittelalter schmückte , einen der edelsten Abschnitte , noch heute laut den Ruhm ihrer Schöpfer verkündend. Das Portal ,,die goldene Pforte“ stammt aus früher reinster gothischer Zeit , die reichgegliederten Bogen- und Säulenmassen streben kühn, frei und leicht empor, feiner Blätterschmuck umrankt die zartgeformte Architektur und vielgestaltiges Fratzenwerk, allerlei Gethier mit verzerrten Köpfen scheint den Eingang in das ihm verschlossene Heiligthum zu hữten. Dieses , das Innere der Kirche selbst , ist ein schlankes, leicht aufstrebendes Gewölbe, mild erleuchtet durch 10 mit bunter Stuckzierrath umrahmte Bogenfenster. Die feinen Rippen des Gewölbes erheben sich von in der Mauer befindlichen Kragsteinen, unter denen auf vorspringenden Consolen Bildsäulen ohne künstlerischen Werth stehen , der Bau schliesst in einer dreiseitigen Apsis ab, in welcher der Hauptaltar und einige Nebenaltäre errichtet sind, die später geschmacklos hineingebaut dem einheitlichen Eindruck des Ganzen wesentlich Abbruch thun. Unter der Kirche befindet sich eine Krypte, die St. Annenkapelle, zur Gruft für die Hochmeister bestimmt , die mit vielem Bild- und Laubwerk in Stuck ausgeziert , zur Abhaltung der Todtenmesse diente, nach welcher dann die Särge in ein tiefer liegendes Gewölbe hinabgesenkt wurden. An der Aussenseite der Kirche steht in einer Fensterblende ein riesengrosses Abbild der Jungfrau Maria weithin sichtbar, vom höchsten Punkte der Burg nach Osten ins Land schauend. Die Figur, 29 Fuss hoch, mit einem 8 Fuss grossen Christusknaben im Arm , ist aus Gyps geformt und mit kleinen Glasstückchen musivisch ausgelegt , so dass das Ganze in der Nähe eine grosse vielfarbige Mosaik, in der Ferne eine dekorirte Statue scheint. Schön ist sie durchaus nicht, Missverhältnisse in den einzelnen Formen und das Massenhafte der ganzen Anlage machen beim ersten Anblick einen fast abschreckenden Eindruck ; wenigstens sieht man in ihr nur die strenge unnahbare Himmelskönigin, nicht die jungfräuliche Gottesmutter.

112

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Die Marienburg von der Ostseite aus gesehen. Dieses hohe Schloss wird an seiner Nordseite durch einen defen Graben begrenzt, über den eine Zugbrücke auf den zwei-

113 ten Burghof führt. An drei Seiten ist derselbe von einem anderen später erbauten Theile des Ordenshauses umschlossen , von dem ,,mittleren Schlosse" der prächtigen Residenz , welche die Ritter sich erbauten, nachdem die klösterliche Strenge der geistlichen Krieger der Ueppigkeit, welcher die mächtigen Beherrscher eines reichen Landes später anheimfielen , gewichen war. Auch hier ist für die Besichtigung nur ein kleiner Theil der weitausgedehnten Baumassen hervorzuheben , der westliche Flügel nur, der Wohnzimmer und Versammlungssäle des Ordens und seiner Gebieter enthielt und noch fast unverändert so dasteht , wie ihn die letzten Ritter gesehen. Der östliche Flügel, in dessen Räumlichkeiten sich Gast- und Wohnzimmer für einheimische und fremde Ordensbrüder und Genossen befanden , ist in seinem Inneren gänzlich zerstört , die Gewölbe sind durchgebrochen , die gothischen Fenster vermauert und aus dem ganzen Raume hat die Staatsverwaltung Getreideböden und Speicher geschaffen, deren enge dürftige Luken aus den Riesenprofilen der alten Bogenfenster hervorgucken. Die abschliessende Nordseite dieser Burg hatten theils die höheren Ordensbeamten , theils seine alten und kranken Mitglieder zur Wohnung inne , durch sie führt noch heute von aussen her ein (stark restaurirtes oder ganz neu erbautes) Portal (dem Gasthofe zum ,,Hochmeister" fast gegenüberliegend, für Reisende die dort abgestiegen also das Eingangsthor), über welchem an der oberen Schlossmauer das Wappen der Hochmeister , ein grauer Schild , darauf ein schwarzes Kreuz , in diesem ein kleineres , goldenes in Lilien auslaufendes Kreuz , in der Mitte des Ganzen ein schwarzer Adler auf goldenem Schilde, angebracht ist. Auch von den Herrlichkeiten dieses Nordflügels stehen nur noch die zwei Giebel , in denen der östliche und der westliche Bau nach Norden auslaufen , zwei prachtvolle Denkmäler altdeutscher Baukunst mit schlanken Fialen und buntem Zierwerk stattlich ausgeschmückt. Im Inneren dieses Flügels haben sich verschiedene Beamtungen mit ihren Wohn- und Büreauräumen eingerichtet, unter den Zinnen und hinter den Spitzbogenfenstern hat der moderne Staat seine Steuer- und Domänencomptoire, in den Wohnungen der mönchischen Krieger schalten 8

114 jetzt Hausfrauen, ertönt oft Kinderlärm. Desto grössere Ausbeute findet der kunstsinnige und forschende Besucher bei Besichtigung des Westflügels , der die fast unmittelbar aus dem Strom aufsteigende Bergwand krönt und das westlich gelegene reich gesegnete Niederungsland weithin beherrscht. Auch diese Seite ist , wie das ganze übrige Schloss, aus rothgebrannten Backsteinen erbaut, da die Beschaffung grosser Werkstücke wohl zu schwierig gewesen sein mag. Nur für die rein dekorativen Theile der Aussenfront , besonders für den Schmuck der vielfach gegliederten Fenster und Thürbogen und der stattlichen Zinnen ist Stein verwandt. Dieser Theil der Marienburg, das Hochmeisterschloss ist später (wahrscheinlich nach 1350 ) und auch nicht zu gleicher Zeit erbaut , es steigt westlich aus der Tiefe 76 Fuss in die Höhe , während die äussere östliche dem Schlosshofe zugekehrte Façade nur circa 30 Fuss hoch ist. Um dieses Schloss zu besehen , wendet man sich zu der südlichsten der 3 Thüren (in unmittelbarer Nähe der vom hohen Schlosse herüberführenden Brücke gelegen) , an welcher ein Schild zum Oberschlosswart" weist. Einige Stufen führen in einen langen Corridor hinab, an den sich früher die Wirthschaftsräume der hochmeisterlichen Küche , jetzt zur Wohnung des Oberschlosswarts eingerichtet , schlossen. Dieser Beamte übernimmt gewöhnlich selbst die Führung der Fremden , er ist ein freundlicher und unterrichteter Mann, der gern und mit genauer Detailkenntniss auf jede Frage Bescheid und Belehrung ertheilt. Auf einer kleinen engen Treppe gelangt man aus diesem Souterrain in das hohe Parterre, zunächst in einen gothisch gewölbten Gang, an dem 4 kleinere von den Beamten des Hochmeisters An für ihre geschäftlichen Arbeiten benutzte Zimmer liegen . sie stösst die Rathsstube, ein 40 Fuss langer schöner Saal, von 3 Granitpfeilern getragen. Unmittelbar aus diesem führt eine kleine Thür zu einer Wendeltreppe, welche uns hinaufsteigend in den oberen Stock, die eigentliche Residenz der Hochmeister, bringt. Hier in dem Hauptgeschoss herrscht die solide monumentale Pracht, die den gothischen Palastbauten bei aller Ueppigkeit der künstlerischen Ausschmückung stets den Charakter strenger

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116 Würde verleiht. Eine Vorhalle , ein Gang von 63 Fuss Länge und 10 Fuss Breite , an den der geräumige Flur der Haupttreppe sich schliesst, empfängt zuerst den Besucher dieses wundervollen Bauwerks. Das grosse Fenster , welches die östliche Wand einnimmt, ist durch die Bildnisse der Hochmeister Heinrich Reuss v. Plauen und Michael Küchenmeister v. Sternberg geschmückt, das Gewölbe in diesem Theile der Halle war zerstört und ist erst vor etwa 40 Jahren leider nicht immer mit glücklichem Eingehen auf die reinen architektonischen Verhältnisse des übrigen Baues neu wieder aufgeführt worden. Auch die Seitenwand der langen hochbogigen Vorhalle ist durch ein vielgetheiltes System von hohen Fenstern unterbrochen , die über den Fluss, grade auf ein ähnlich kühnes Werk der modernsten Zeit , auf die Gitterbrücke der Nogat , schauen. Aus der prachtvollen Vorhalle führt eine hohe weitgeöffnete Nische nach der Thür zu dem Prunksaal der Meisterresidenz , zu „ Meisters grossem Remter". Audienzsaal für fremde Gesandte , Versammlungsort für die höchsten Würdenträger des Ordens , Festlokal für einheimische und fremde Gäste an hohen Ehrentagen, vereint in ihm sich heitere Anmuth, fürstlicher Reichthum und würdiger Ernst , um einen Eindruck hervorzubringen , wie vielleicht nur noch die Wunderwerke der Alhambra einen ähnlichen dem staunenden Beschauer hinterlassen haben mögen. Das hohe Gewölbe ruht auf einem einzigen Granitpfeiler, der wie eine Palme schlank hinaufsteigt, um sein feinrippiges Geäst über den lichten Raum zu breiten. Die Fenster sind mit neuen Glasmalereien geschmückt, deren Einzelnheiten , sowie die aller neuerdings erst angeschafften oder gestifteten alten Geräthe , Waffen, Mobilien hier zu übergehen sind , weil ja das Schloss nicht ohne Führer besucht werden darf, dieser aber in seinen Erläuterungen jedenfalls specieller zu sein liebt, als es der Zweck dieses Buches gestatten würde. Deshalb sei auch hier der steinernen Kugel, die Jagello bei Belagerung der Marienburg im Jahre 1410 durch ein Fenster des grossen Remters nach jenem Pfeiler schiessen liess, um im Zusammensturze des Gewölbes den Hochmeister mit seinem gesammten Rathe zu begraben, die aber das Ziel um

117 einige Zoll verfehlte und jetzt noch in der Wand des Kamins steckt, nur kurz erwähnt. An dieses Staatsgemach schliesst sich Meisters kleiner Remter" , der gewöhnliche kleine Empfang- und Speisesaal des Hochmeisters , ebenfalls auf einem Granitpfeiler rubend, aus dem ohne jede Unterbrechung die Gurte des Gewölbes sich in die Höhe schwingen. Ein Schenktisch und die nahe Verbindung mit den Wirthschaftsräumen weisen auf den Zweck dieses Saales. Meisters Stube , ein einfacheres Zimmer und daneben gelegen , alle durch Zwischenthüren verbunden , Meisters Gemach waren die für die persönlichen Bedürfnisse des Hochmeisters bestimmten Räume. Das letztere , das einzige dessen Fenster in den innern Schlosshof führen , ist wohl zu dem eigentlichen , wenn auch nach unsern modernen Begriffen wenig behaglichen , Wohnzimmer bestimmt gewesen , es gewährte , da die östlichen Theile des hohen und mittleren Schlosses erst in weit späterer Zeit geschmacklos verbunden wurden , auch über diese hinweg einen Blick in das ostwärts gelegene Land nach der Elbinger Höhe hin und war deshalb ebenfalls den Angriffen der feindlichen Belagerer ausgesetzt. Das prachtvolle dreifache Sterngewölbe dieses Gemachs ist grösstentheils neu , auch hier hatte roher Barbarismus und mesquine Ausnutzungssucht das Schönste zerstört, es wurden während der polnischen Zeit Wohnräume hier eingerichtet und erst den Bemühungen ihres Beschüzzers, des Burggrafen v. Schön , dankt die Burg eine völlige und stilvolle Wiederherstellung dieses Saales, zu der die Communalbehörden Ost- und Westpreussischer Städte die Mittel aufbrachten. Die schmale Treppe , die den Besucher aus dem Erdgeschoss in diese Prachträume führte , windet sich weiter hinauf bis zu den Zinnen der Burg. Man gelangt auf ihr zuerst auf die Decken der Gewölbemassen , die hier wie ein buntgeformtes steinernes Hügelland sich emporheben. Schiessscharten, Vertheidigungs- und Verbindungsgänge mahnen auch in diesem Theile des Schlosses an den Ernst seiner Bestimmung. Noch höher steigend erreicht man die Zinnen, die, ein steinerner Kranz, das Riesengebäude krönen. Weniger schön als instructiv ist die Aussicht von dieser Höhe. Der Blick umfasst das ganze Weich-

118 seldelta mit seinen vielgetheilten Strömen und Rinnsalen von der etwa eine Meile oberhalb Marienburg liegenden Spitze bis zu der ins Meer verlaufenden Basis. Die beiden Bergzüge , die Danziger und Elbinger Höhe, liegen in vollem Profil dem Blicke offen und unmittelbar zu den Füssen des Beschauers lagern sich die herrlichen Fluren , deren Reichthum schon zu den Zeiten des Ordens ihre Bebauer nicht wenig üppig und übermüthig machte. Da wo jetzt hohe Getreidefelder , saftig grüne Wiesen, zahllose Dörfer und Höfe sich ausbreiten, wogte in frühen Jahrhunderten historischer Zeit das Meer. Den Streit zwischen ihm und dem von den Karpathen hinabströmenden Flusse um das von beiden beflutete Land schlichtete die Natur durch Aufwerfung eines hohen Sandwalles, der zuerst den Gebieten Beider Grenzen zog. Nachdem die Dünenbildung geschehen , trug die Weichsel ihre fetten Sinkstoffe auf den früheren Meeresboden, den sie bei jedem hohen Wassergange aus ihren Betten tretend überströmte, um ihn mit überschwenglicher Fruchtbarkeit auszustatten. Doch hinderten die dauernden Ueberschwemmungen fast jede Ausnuzzung des also bereiteten Bodens , nur eine kräftige Wasserflora und niederes Gebüsch wucherten mächtig in dem weiten Sumpfe allein auf wenigen höheren Stellen (wie man glaubt in 5 Dörfern ) hatten sich einzelne Ansiedelungen gefunden. Der Orden erkannte den künftigen Werth dieses wüsten Landes , kaum hatte er seinen Sitz erobert und befestigt , als das grossartige und schwierige Werk der Eindämmung von ihm gegen das Ende des 13. Jahrhunderts begonnen wurde. Man nennt mit ziemlicher Sicherheit den · Landmeister Meinhardt v. Querfurt als den ersten Erbauer dieser schützenden Erddämme , doch mögen sie anfangs wohl nur geringe Sommerstauwälle gewesen sein , die erst nach und nach zu festeren und stärkeren Körpern umgewandelt wurden *). Urkundlich sind die Dämme erst nach dem *) Ausführliche und vortreffliche Darstellungen der Deich- und Entwässerungsverhältnisse enthält das zum grössten Theil von Herrn Reg.- Rath Schliep verfasste und von dem Landrath des Marienburger Kreises Herrn Parey ergänzte und herausgegebene Werk „Der Marienburger Kreis", I. Th Danzig, Kafemann.

119 ersten Viertel des 14. Jahrhunderts erwähnt und der völlige Anbau des gewonnenen Landes mag wohl nicht vor dem Hochmeister Winrich v. Kniprode * ) , der auch nach einem furchtbaren vierfachen Durchbruche im Jahre 1376 den Dämmen eine grössere Stärke und vielfach veränderte Richtung gab, vollendet gewesen sein. Eine circa 5 Fuss hohe Humusschicht bedeckt den früheren Meeresboden , der warm und durchlassend nicht wenig zu der hohen Fruchtbarkeit der Werder beiträgt. Nach dieser kurzen Abschweifung , welche die jedem Fremden besonders stark hervortretende Eigenthümlichkeit des Landstriches rechtfertigen mag , beenden wir unsern Rundgang im Schlosse, indem wir von seinen Zinnen hinabsteigen und die Gemächer an der nördlichen Seite des oberen Ganges betreten. Hier liegen die Schlaf- , Bade- und Dienerzimmer des Meisters, einfache dürftig ausgestattete Räume , deren dumpfe Enge noch an die Strenge der Ordensregel , der sich auch die Mächtigsten beugen mussten , mahnt. Eine kleine Kapelle , der Hausandacht des Hochmeisters geweiht, stösst daran, ein schmuckes, freundliches Kirchlein mit spitzbogigem Abschluss und einem Hinterschiff von ziemlich plumpem Rundbogen. Ein langer , an der Nordseite belegener Raum mit Zugang aus dem Schlafzimmer diente zur Aufbewahrung von kostbarem Geräth, Garderobe und werthvollen Waffen , wie die Schränke in seinen Wänden andeuten , aus ihm gelangt man auf einer kleinen engen Treppe, deren Benutzung nur dem Hochmeister freistand , hinabsteigend in ein Gewölbe , in dessen reiner Schönheit uns die höchste Blüthe gothischer Kunst ihr würdigstes Denkmal hinterlassen hat. Dem grossen Conventsremter wird schwerlich ein anderer Ban an die Seite zu stellen sein , der in gleichem Grade die eigenthümlichen Schönheiten gothischer Architektur , lichte , frei und kuhn emporstrebende Heiterkeit, imposante Würde und zierliche, jeden Begriff von Schwere auflösende Formenbildung in sich *) Dahin modificirt sich auch die Seite 12 gemachte Bemerkung, welche die missverständliche Deutung zulassen könnte , dass dieser Hochmeister der erste Erbauer der Dämme gewesen.

120 vereint. Aus 3 schlanken Granitpfeilern (Monolithe) schwingen sich die Rippen des Gewölbes zur Höhe , wo die aus den Seitenwänden aufsteigenden Strahlen sich mit ihnen zu zarten Kelchen vereinen. Selbst nach allen früher gesehenen Herrlichkeiten ist der Eindruck dieses Meisterbaus ein überwältigender. Der Saal, 96 Fuss lang, 48 Fuss breit, diente den Rittern in grosser Vereinigung zu festlichen Zusammenkünften und frohen Gelagen, er ist auch in neuester Zeit öfter zu grossen Musikaufführungen benutzt. Unter diesem Flügel der Burg in seiner ganzen Ausdehnung befinden sich Kellergewölbe , deren mächtige , aus Backsteinen aufgemauerte Pfeiler die obern Prachträume stützen . Ihre Besichtigung beendet den Besuch dieses interessantesten und prachtvollsten von allen Schlossbauten Deutschlands.

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Inhalts-Verzeichniss.

Seite 5

Einleitung A. Die Stadt Elbing. I. Lage und geographische Notizen II. Geschichtliches Städtische Verfassung Reformation • Handel Territorialstreit Preussische Besitznahme III. Bauliches aus früherer Zeit IV. Statistisches . V. Fremdenführer durch die Stadt . Beförderungsanstalten · Droschkentarif Sehenswürdigkeiten Kleinere Promenaden • B. Umgegend . I. Vogelsang II. Thumberg III. Weingrundforst und Dambitzen IV. Schönwalde und der Geizhals · Verbindende Touren

·

11 16 20 22 26 29 35 39 42 43 44 46 48 55 58 62 72 74 77 81

C. Weitere Excursionen I. Cadinen und die Haffufer Cadinen Reimannsfelde II. Kahlberg III. Der oberländische Kanal IV. Die Marienburg . .

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Seite 83 84 87 91 94 101 109

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Berlinerstraße No. 4. Dampfschneidemühle u. Holzhandlung, empfiehlt zu billigen Preisen geschnittene Kiefern- und TannenHölzer in allen Dimensionen und bis 60 Fuss Länge ; sowie dergl. Rundhölzer, Balken, Mauerlatten etc. Nicht vorräthige Dimensionen werden sofort angefertigt.

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Juwelen-, Gold- & Silberwaaren-Fabrik und Handlung, Lager von Aucre- und Cylinder - Uhren. No. 27. Alter Markt No. 27. schräg über der Königl. Bank-Commandite. Das

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Kurze Hinterstrasse No. 15. empfiehlt sich zur Anfertigung von Portraits in jeder Aufnahmen finden täglich von beliebigen Grösse. Morgens 9 bis Nachmittags 4 Uhr statt.

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Alter Markt und Kurze Hinterstrassen- Ecke No. 57 . Weinhandlung u. Restauration.

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Photographische Atelier vormals : Albert Dietz,

Innern Mühlendamm, Kehrwiederstrasse No. 1, in ELBING, habe ich im October 1864 übernommen und führe es seither unter meiner Firma „ Leopold Dietz“ daselbst fort. Durch Neubau eines bedeutend grössern Glashauses (für Gruppen von 40 bis 50 Personen) mit dem durch die Erfahrung jetzt erforderlichen Lichte , bin ich in den Stand gesetzt , die effectvollsten und verschiedensten Beleuchtungen zu erzielen, welche wie bekannt zur Erzeugung eines ausgezeichneten Bildes Haupterforderniss sind. Ferner im Besitz langjähriger Erfahrung und der neuesten und geeignetsten Apparate jeder Grösse, kann ich allen Anforderungen bei 'landschaftlichen Aufnahmen sowohl als auch im Portraitiren durchaus genügen , indem ich von der Visitenkarte ab , Portraits bis zur Grösse von einigen Fuss und darüber in bekannter Güte herstelle ; die Preise dagegen billig und meiner Arbeit angemessen. Bittend, das meinem verstorbenen Bruder Albert so reichlich geschenkte Vertrauen auch auf mich, seinen Nachfolger, gü– tigst übertragen zu wollen , das ich stets zu erhalten und zu fördern bemüht sein werde, zeichne Hochachtungsvoll Leopold Dietz, Photograph.

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