Eine Tagespflege gut leiten 9783748605010

Tagespflege ist gefragt. Wollen auch Sie das Leistungsangebot Ihres Pflegedienstes erweitern? Eine Tagespflegeeinrichtun

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Eine Tagespflege gut leiten
 9783748605010

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Peter Wawrik

Eine Tagespflege gut leiten Grundlagen, Konzepte und Arbeitshilfen für die PDL zweite, überarbeitete Auflage

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Sämtliche Angaben und Darstellungen in diesem Buch entsprechen dem aktuellen Stand des Wissens und sind bestmöglich aufbereitet. Der Verlag und der Autor können jedoch trotzdem keine Haftung für Schäden übernehmen, die im Zusammenhang mit Inhalten dieses Buches entstehen. © VINCENTZ NETWORK, zweite, überarbeitete Auflage, Hannover 2021 Besuchen Sie uns im Internet: www.tp-tagespflege.net Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen und Handelsnamen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um geschützte, eingetragene Warenzeichen. Titelfoto:AdobeStock, amnarj2006 Druck: Qubus media GmbH, Hannover

Peter Wawrik

Eine Tagespflege gut leiten Grundlagen, Konzepte und Arbeitshilfen für die PDL zweite, überarbeitete Auflage

Inhaltsverzeichnis Vorwort zur zweiten aktualisierten und überarbeiteten Auflage

Inhaltsverzeichnis

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Kapitel I – Einführung 1.1 Warum ein Projekt- und Praxishandbuch? 1.2 Begriffsbestimmung (Senioren-)Tagespflege 1.3 Die besondere Rolle und Verantwortung einer Tagespflege-Leitung

9 9 11 12

Kapitel II – Die Entwicklung der Tagespflegen in Deutschland

13

Kapitel III – Grundlagen 3.1 Gesetzesgrundlage 3.2 Rahmenverträge, Vergütungs-, Leistungs-, Qualitätsvereinbarung (LQV) 3.3 Medizinischer Dienst der Krankenversicherung (MDK) 3.4 Heimaufsicht 3.5 Weitere Behörden

17 17 23 25 27 29

Kapitel IV – Zielgruppen der Tagespflege 4.1 Zielgruppe: Der Tagespflege-Gast 4.2 Zielgruppe: Angehörige 4.3 Zielgruppe: Betreuer

31 32 34 37

Kapitel V – Eine Tagespflege planen 5.1 Gesamtübersicht 5.2 Planungsschritte 5.3 Zeitstrahl

43 44 44 45

Kapitel VI – Bauliche Planung 6.1 Gesamtkonzept 6.2 Eingangsbereich 6.3 Küche 6.4 Essbereich 6.5 Aufenthaltsbereich 6.6 Therapieraum 6.7 Ruheraum 6.8 Leitungsbüro 6.9 Verwaltungsarbeitsplatz 6.10 Mitarbeiterarbeitsplatz/Sozialraum 6.11 Sanitäre Räume 6.12 Flure 6.13 Außenbereich 6.14 Licht 6.15 Farben

47 48 54 55 56 57 57 58 58 59 59 59 61 62 63 63

Kapitel VII – Inhaltliches Konzept 7.1 Präambel/Aussagen zum Träger 7.2 Leitbild 7.3 Zielgruppe 7.4 Zielsetzung 7.5 Beschreibung der Räumlichkeiten 7.6 Aussagen zum Hol- und Bringdienst 7.7 Betreuungskonzept 7.8 Lebensmittel und Versorgung 7.9 Qualitätsmanagement  7.10 Öffnungszeiten 7.11 Neuaufnahme 7.12 Mitarbeiterschaft 7.13 Kooperationen 7.14 Heilmittel in der Tagespflege 7.15 Garten 7.16 Kostenabklärung 7.17 Hauskonferenz 7.18 Beschwerden 7.19 Schutzkonzept 7.20 Differenzierte konzeptionelle Weiterentwicklungen

65 66 66 68 68 69 69 69 70 70 71 71 72 72 72 72 72 72 73 73 76

Kapitel VIII – Personalkonzept in einer Tagespflege 8.1 Personalplan lt. Strukturerhebungsbogen 8.2 Fortbildung und Qualifikation 8.3 Auszubildende und Praktikanten 8.4 Zusätzliche Betreuungskräfte nach § 43 b SGB XI 8.5 Personalplan lt. Tagespflegepraxis

77 78 79 79 79 81 83 83 85 88 97 105 106

Kapitel X – Betriebswirtschaft und Controlling  10.1 Wirtschaftlich führen 10.2 Controlling-Instrumente 10.3 Das „Wawrik-Tagespflege-Cockpit“

117 117 121 124

Kapitel XI – Die Tagespflege im Quartier und Netzwerk 11.1 Nachbarn im Quartier 11.2 Interne Vernetzung

131 138 143

Eine Tagespflege gut leiten

Kapitel IX – Personalmanagement  9.1 Grundphilosophie 9.2 Vier Mitarbeitergenerationen in der Tagespflege 9.3 Lebensphasenorientiertes Personalmanagement 9.4 Die zentrale Aufgabe einer Leitung: Leiten und Führen 9.5 (Schwierige) Mitarbeiter-/Personalgespräche 9.6 Weitere hilfreiche Ideen

5

6

Kapitel XII – Marketing und mehr 12.1 KFZ-Beschriftung 12.2 Homepage, Flyer, soziale Medien

145 149 150

Kapitel XIII – Best Practice, erfolgreiche Praxisideen 13.1 Hund, Katze, Maus, Wellensittich? 13.2 Lebensbuch und Erinnerungskiste  13.3 Senioren und Kinder  13.4 Religiöse Elemente in der Tagespflege 13.5 Snoezelen-Raum 13.6 Demenz-Sessel 13.7 Garten als Beschäftigungs- und Therapieangebot 13.8 Ausstattung einer Tagespflege 13.9 Alltagsthemen 13.10 Einfach mal selbst machen

159 160 161 162 162 163 164 164 165 166 167

Kapitel XIV – Ausblick 14.1 Die Bedeutung der Tagespflege für die Zukunft 14.2 Prognosen/politische Planungen 14.3 Schlusswort

169 169 170 171

Eine Tagespflege gut leiten

Anhang Arbeitshilfen, Checklisten Autor

173 173 175

Vorwort zur zweiten, aktualisierten und überarbeiteten Auflage Im Frühsommer 2018 habe ich das Praxishandbuch „Tagespflege gut leiten“ erstellt und im Vincentz Network, Hannover, veröffentlicht. Da die erste Auflage ausverkauft war, ist im Frühjahr 2021 das Praxishandbuch für eine geplante zweite Auflage überarbeitet und aktualisiert worden. Dieses haben Sie nun in Ihren Händen. Neben der Einfügung von neuen Gesetzen und Bestimmungen und Daten aus der letzten Pflegestatistik sind auch die betriebswirtschaftlichen Inhalte ergänzt worden. Weitere Ideen für differenzierte Konzepte und Best-Practice-Ideen finden Sie in dieser Version. Der gestiegenen Bedeutung von Beratung, Akquise und Marketing wird Rechnung getragen. Und Sie erhalten im Download-Bereich neue Arbeitshilfen, die in den letzten drei Jahren weiterentwickelt wurden. Ich danke dem Vincentz-Network für die Möglichkeit der zweiten Auflage.

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Allen Führungskräften und Verantwortlichen, die sich mit der Idee, Planung und dem Betrieb einer Tagespflege beschäftigen, wünsche ich eine erfolgreiche Umsetzung. Bad Sassendorf im Frühjahr 2021 Peter Wawrik

Eine Tagespflege gut leiten

KAPITEL I – Einführung 1.1 Warum ein Projekt- und Praxishandbuch? Mit drei Leitfragen möchte ich am Anfang beginnen: • Was sollten Leitungen von Tagespflegen für ihre Arbeit wissen? • Wie und womit können Tagespflege-Leitungen unterstützt werden? • Was gibt es für Hilfsmittel, auf die Leitungen von Tagespflegen zurückgreifen können?

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Eine Tagespflege gut leiten

• Die Idee für dieses Projekt- und Praxishandbuch für Leitungen von ­Tagespflegen entstand aus der Professionalisierungs- und Qualifizierungs­ initiative des Vincentz-Networks im Sommer 2017 für Tagespflegen. Nachdem diese teilstationäre Einrichtungsform durch die Pflegestärkungs­ gesetze 2017 eine größere Bedeutung im Gesamtgefüge der pflegerischen Versorgung erhalten hat und Ende 2019 die Anzahl der Tagespflegen in Deutschland 5.246 Einrichtungen betrug, soll mit diesem Buch für die Leitungen von ­Tagespflegen (aber auch Inhaber, Geschäftsführer, weitere Interessierte) ein Handbuch veröffentlicht werden, das a) den Pflegedienstleitungen und Trägern, die eine Tagespflege planen, b) den Pflegedienstleitungen und Trägern, die eine Tagespflege betreiben und weiterentwickeln wollen, 10

eine unterstützende Arbeitshilfe darstellt.

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In dieses Handbuch fließen Erfahrungen des Autors ein, die sich von der Projektierung und dem Betrieb eigener Tagespflegen über die Beratung und das Projektmanagement von Tagespflegen für Träger, die Erstellung eines E-Learning-Seminars und einen Fernlehrgang für Tagespflegeleitungen bis hin zu Ideen und Anregungen von Leitungskräften bei Intensiv-Wochenenden für Tagespflegeleitungen erstrecken. Das Praxishandbuch ist so strukturiert, dass Kapitel jeweils einzeln lesbar und nutzbar sind. Das Buch muss nicht von Anfang bis Ende „durchgearbeitet“ werden. Arbeitshilfen (Excel-Tools, Schaubilder und Folien), die in diesem Buch vorgestellt werden, sind für Sie als Käufer des Buches kostenfrei im Download-Bereich des Vincentz-Networks zu erhalten. Noch ein letzter Hinweis, bevor wir starten: Ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet, ohne damit jedoch eine Diskriminierung zum Ausdruck bringen zu wollen. Ich wünsche allen Nutzern viel Spaß und Anregungen mit diesem Praxishandbuch. Peter Wawrik

1.2 Begriffsbestimmung (Senioren-)Tagespflege Der Begriff der „Tagespflege“ ist seit Beginn der Pflegeversicherung im § 41 Sozialgesetzbuch XI verankert. Seitens der Pflegekassen wird die Tagespflege oftmals als „Ableger“ der stationären Pflege bewertet. Im Portal www.pflegelotse.de z. B. gibt es bis heute weiterhin die klassische Unterscheidung „ambulanter Pflegedienst“ und „stationäre Pflegeeinrichtung“. Unter „stationär“ ist dann die Tagespflege dort zu finden. In Maßnahmebescheiden der Pflegekassen wird weiterhin vielfach vom „Bewohner“ gesprochen, obwohl sich eigentlich seit Jahren der „Tagespflege-Gast“ als Bezeichnung für den Tagespflege-Besucher etabliert hat.

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„Tagespflege“ oder die „Senioren-Tagespflege“ (in Bayern) sind meines Erachtens eigentlich falsche Begriffe für das sehr sinnvolle Angebot für Pflegebedürftige und deren Angehörige. „Tagesbetreuung für Senioren“ wäre zum Beispiel ein Begriff, der inhaltlich richtiger ist, weil er deutlich macht, dass es in einer „Tagespflege“ weniger um die „Pflege“ geht als vielmehr um ein gemeinsames Leben, um Gemeinschaft von pflegebedürftigen Senioren, die ihre Häuslichkeit beibehalten, aber den Tag mit anderen Senioren verbringen möchten. Da die Gesetzgebung und der Sprachgebrauch der Fachgremien, Behörden, Beratungsstellen in Deutschland aber mit „Tagespflege“ arbeitet, wird auch in diesem Praxishandbuch weiterhin von der „Tagespflege“ gesprochen.

MEIN TIPP: Entwickeln Sie einen geeigneten Namen, der positiv wirkt und klingt. Dieser kann z. B. auch mit der früheren Funktion des Gebäudes (Tagespflege im alten Kino) verbunden oder ortbezogen (Tagespflege am Fichtenwald, Tagespflege am belgischen Platz) sein. Kapitel I – Einführung

Neue Tagespflegen stellen häufig einen anderen Begriff vorweg: • Tageszentrum am Stadtgraben • Haus Allerbeck. Die Wohlfühl-Tagespflege • Seniorentreff am Fichtenwald. Ihre Tagespflege in Musterhausen

1.3  Die besondere Rolle und Verantwortung einer Tagespflege-Leitung Eine Tagespflege bedarf gemäß vertraglicher Vereinbarungen mit den Pflegekassen einer verantwortlichen Pflegefachkraft, die über eine Zusatzqualifikation einer „Pflegedienstleitung“ verfügt. Bisher sind alle Pflegedienstleitungen entweder im ambulanten oder stationären Bereich ausgebildet worden. Die Tagespflege findet in den heutigen Curricula bislang wenig Bedeutung.

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Eine Tagespflege ist kein Altenheim ohne Übernachtung. Eine Tagespflege ist kein Krankenhaus und auch keine ambulante Versorgung. Eine Tagespflege zeichnet sich durch eine besondere Verantwortung der Leitung und Mitarbeiterschaft für eine i. d. R. ganztägige Betreuung und „Leben“ mit den Tagespflege-Gästen aus. Dass dies gut gelingt, ist eine besondere Aufgabe und Verantwortung der Leitung. Die Bedeutung der Alltagsbegleitung ist auch besonders in den aktualisierten Maßstäben und Grundsätzen für die teilstationäre Pflege (MuG teilstationär) im Sommer 2020 aufgegriffen worden.

Eine Tagespflege gut leiten

Eine weitere Besonderheit und Herausforderung für die Leitung ist die Personalführung eines i. d. R. kleinen, häufig nur aus weiblichen Mitarbeitern bestehenden Personalteams. Da eine Tagespflege gemäß Pflegeversicherungsgesetz eine wirtschaftlich selbstständige Einrichtung mit einem vereinbarten Personalschlüssel und Budget ist, kommt der Leitung einer Tagespflege neben der qualifizierten inhaltlichen Arbeit auch die Mitverantwortung für das wirtschaftliche Budget und die Einhaltung der Vereinbarungen zu.

KAPITEL II – Die Entwicklung der Tagespflegen in Deutschland Seit Dezember 1999 wird die Pflegestatistik von den statistischen Ämtern des Bundes und der Länder alle zwei Jahre durchgeführt. „Ziel der Statistik ist es, Daten zum Angebot von und der Nachfrage nach pflegerischer Versorgung zu gewinnen.“ (Pflegestatistik 2019, Vorbemerkung) Im Dezember 2019 waren 4,1 Millionen Menschen in Deutschland anerkannt pflegebedürftig, das sind 20,9 % bzw. 713.000 Menschen mehr als 2017. 80 % der Pflegebedürftigen sind 65 Jahre alt und älter. 62 % der Pflegebedürftigen sind weiblich. Die Prognosen für die nächsten Jahre gehen von weiter steigenden Zahlen aus.

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2.120.000 Pflegebedürftige haben Pflegegeld erhalten und sind somit i. d. R. durch Angehörige unterstützt worden. 980.000 Pflegebedürftige haben Hilfe von ambulanten Pflege- und Betreuungsdiensten erhalten. Darüber hinaus gibt es eine weitere Gruppe von 210.000 Pflegebedürftigen mit Pflegegrad 1 und entsprechend geringem Unterstützungsbedarf. Pflegedienste betreuen Ende 2019 153.000 Pflegebedürftige (18,4 %) mehr als Ende 2017. Die Anzahl der Pflegegeldempfänger stieg um 352.000 (19,9 %). Die Anzahl der ambulanten Pflege- und Betreuungsdienste in Deutschland ist zum Stichtag 15.12.2019 von 14.050 (Daten Pflegestatistik 2017) um 4,54 % auf 14.688 ambulante Dienste gewachsen. Im gleichen Vergleichszeitraum ist die Anzahl der Tagespflegen von 4.455 um 18,2 Prozent auf 5.264 Tagespflegen gewachsen. Die Anzahl der Tagespflegeplätze ist in Deutschland zwischen 2017 und 2019 um 24,3 % auf 82.639 Plätze gestiegen:

Pflegebedürftige in Tagespflegen in Deutschland Vergleich 2017 6,57% - 2019 nach Pflegegrad 4,92%

45,00"/o 38,92%

4 0,00"/o

PG3

PG2

PG4

35,00"/o

•2 011 a2019 3 0,00"/o

41,42o/;-

PG5

27,35%

29,77% 25,41%

25,00"/o 2 0,00"/o 15,00"/o 1 0,00"/o 5,00%

6,57%

4,92%

1,37%

1,18%

0,00% PGl

PG3

PG2

PG4

PG5

•2 011 a2019

15

Pflegebedürftige in Tagespflegen in Deutschland nach Altersgruppen 95 und mehr......

2,94% 13,10%

9 0-95. .... .... .... 85-9 0. ............

24,74% 28,16%

8 0-85..... .... .... 75-80.............

16,17% 6,37%

65 • 7 0. .... .... ....

4,05%

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95 und mehr......

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9 0-95. .... .... ....

unter 15. .... ... .... .

l

2,94% 13,10%

85-9 0. ............

0,0 1%

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Pflegebedürftige in Tagespflegen in Deutschland nach Altersgruppen

5,00%

1 0,00%

8 0-85..... .... ....

15,00%

75-80............. 7 0-75..... ........

2 0,00%

25,00%

30,00%

65 • 7 0. .... .... .... 4,05% Eine sehr große Zunahme somit sowohl an Tagespflegen als auch an Plätzen. 6 0 • 65. ............ 2,18% Auch im Jahr 2020 und 2021 gehen jeden Monat weitere neue Tagespflegen in 15 • 6 0. .... .... .... 2,26% Betrieb bzw. befinden sich in der Bauphase. Dies sicherlich mit den verbesunter 15. .... ... .... . ist0,0 1% serten Rahmenbedingungen durch die Pflegestärkungsgesetze II 1und er0,00% 5,00% 0,00% III zu15,00% klären. Die Zunahme der Tagespflegen und -plätze ist jedoch nicht in allen Bundesländern parallel erfolgt. Da es keine offiziellen Vergleichsübersichten in den einzelnen Bundesländern gibt, haben wir in Zusammenarbeit mit dem Vincentz-Network Anfang 2019 eine Abfrage bei den AOK Landesverbänden durchgeführt und mit Bevölkerungsdaten der Bundesländer verglichen. Auch eine weitere Differenzierung nach der Bevölkerung über 65 Jahre (Hauptzielgruppe der Tagespflege) hat zu keinen anderen Ergebnissen geführt:

l

16,17%

6,37%

2 0,00%

Kapitel II – Die Entwicklung der Tagespflegen in Deutschland

7 0-75..... ........

2

25,00%

Tagespflegen in Deutschland: Bundesland Baden-Württemberg Bayern Berlin Brandenburg Bremen/Bremerhaven Hamburg Hessen Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Thüringen Deutschland-Daten

Frühjahr 2019

Anzahl 815 428 101 267 47 43 284 216 592 883 304 62 394 246 148 193

Plätze 9.436 7.564 2.329 4.360 808 913 3.967 4.157 9.993 13.249 3.168 1.147 6.340 3.214 2.594 3.365

Bevölkerung 11.020.000 13.000.000 3.520.000 2.504.000 557.464 1.751.000 6.243.000 1.611.000 7.963.000 17.910.000 4.074.000 994.000 4.081.000 2.223.000 2.890.000 2.151.000

> 65 Jahre 20,20% 20,40% 19,20% 24,50% 21,10% 18,30% 20,60% 24,70% 21,90% 21,00% 21,70% 23,70% 26,10% 26,50% 23,00% 25,70%

Anzahl Ü65 2.226.040 2.652.000 675.840 613.480 117.625 320.433 1.286.058 397.917 1.743.897 3.761.100 884.058 235.578 1.065.141 589.095 664.700 552.807

Quotient 236 351 290 141 146 351 324 96 175 284 279 205 168 183 256 164

5.023

76.604

82.492.464

22,41%

17.785.769

232

Ranking 9 15 13 2 3 16 14 1 6 12 11 8 5 7 10 4

bedeutet, ein Tagespflegeplatz auf ein Tagespflegeplatz auf ein Tagespflegeplatz auf ein Tagespflegeplatz auf ein Tagespflegeplatz auf ein Tagespflegeplatz auf ein Tagespflegeplatz auf ein Tagespflegeplatz auf ein Tagespflegeplatz auf ein Tagespflegeplatz auf ein Tagespflegeplatz auf ein Tagespflegeplatz auf ein Tagespflegeplatz auf ein Tagespflegeplatz auf ein Tagespflegeplatz auf ein Tagespflegeplatz auf

236 351 290 141 146 351 324 96 175 284 279 205 168 183 256 164

Ü65 Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner

ein Tagespflegeplatz auf

232

Einwohner

Stand: Frühjahr 2019, Abfrage vom Vincentz Network bei den AOK Landesverbänden 10/18-01/19; Zusammenfassung erstellt durch Wawrik Pflege Consulting

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Die meisten Tagespflegeplätze gibt es im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW mit über 13.200 Plätzen. Aber im Verhältnis der Plätze bezogen auf die Bevölkerung sind die TOP-3-Bundesländer: 1) Mecklenburg-Vorpommern mit einem Tagespflegeplatz für 388 Bürger 2) Brandenburg mit einem Tagespflegeplatz für 574 Bürger 3) Thüringen mit einem Tagespflegeplatz für 639 Bürger Die Schlusslichter sind: 14) Hessen mit einem Tagespflegeplatz für 1. 574 Bürger 15) Bayern mit einem Tagespflegeplatz für 1.719 Bürger 16) Hamburg mit einem Tagespflegeplatz für 1.918 Bürger Hätten Sie es gewusst?

Eine Tagespflege gut leiten

Ein erstes Fazit aus den Statistikdaten: Die Pflegebedürftigkeit nimmt weiter zu, die Anzahl der Tagespflegen und -plätze ist stark angestiegen und die Versorgungsdichte mit Tagespflegeplätzen hat sich in den Bundesländern sehr unterschiedlich entwickelt. Dies hat auch dazu geführt, dass z. B. in Nordrhein-Westfalen nach der Erstellung einer Pflegebedarfsplanung und -fortschreibung einzelne Landkreise ein Stopp von weiteren Tagespflegeplanungen aussprechen können. In einigen Regionen in Deutschland scheint es jetzt auch schon eine regionale Marktsättigung von Tagespflegeplätzen zu geben. Träger melden abnehmende Belegungen, freie Plätze und zum Teil defizitäre Ergebnisse. Für die Zukunft sind daher u. a. wichtig: eine aussagekräftige Marktanalyse, ein geeigneter Standort mit guten baulichen Möglichkeiten, ein differenziertes Konzept (bestensfalls mit Unterscheidungsfaktoren zu den Mitbewerbern) und eine gute Vernetzung im Stadtviertel/ Quartier sowie mit dem ambulanten Pflegedienst als Zubringer.

KAPITEL III – Grundlagen 3.1  Gesetzesgrundlage Seit Beginn der Pflegeversicherung im Jahr 1994 ist die Grundlage jeder Tagespflege in Deutschland in § 41 SGB XI verankert:

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§  41 SGB XI – Tagespflege und Nachtpflege (1) Pflegebedürftige der Pflegegrade 2 bis 5 haben Anspruch auf teilstationäre Pflege in Einrichtungen der Tages- oder Nachtpflege, wenn häusliche Pflege nicht in ausreichendem Umfang sichergestellt werden kann oder wenn dies zur Ergänzung oder Stärkung der häuslichen Pflege erforderlich ist. Die teilstationäre Pflege umfasst auch die notwendige Beförderung des Pflegebedürftigen von der Wohnung zur Einrichtung der Tagespflege oder der Nachtpflege und zurück.

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(2) Die Pflegekasse übernimmt im Rahmen der Leistungsbeträge nach Satz 2 die pflegebedingten Aufwendungen der teilstationären Pflege einschließlich der Aufwendungen für Betreuung und die Aufwendungen für die in der Einrichtung notwendigen Leistungen der medizinischen Behandlungspflege. Der Anspruch auf teilstationäre Pflege umfasst je Kalendermonat 1. für Pflegebedürftige des Pflegegrades 2 einen Gesamtwert bis zu 689 Euro, 2. für Pflegebedürftige des Pflegegrades 3 einen Gesamtwert bis zu 1.298 Euro, 3. für Pflegebedürftige des Pflegegrades 4 einen Gesamtwert bis zu 1.612 Euro, 4. für Pflegebedürftige des Pflegegrades 5 einen Gesamtwert bis zu 1.995 Euro. (3) Pflegebedürftige der Pflegegrade 2 bis 5 können teilstationäre Tages- und Nachtpflege zusätzlich zu ambulanten Pflegesachleistungen, Pflegegeld oder der Kombinationsleistung nach § 38 in Anspruch nehmen, ohne dass eine Anrechnung auf diese Ansprüche erfolgt.

Eine Tagespflege gut leiten

Waren Tagespflegeangebote Mitte der 1990er-Jahre zunächst eher selten und zögerlich in der Planung und Umsetzung, so hat sich dieses Angebot seit Beginn des neuen Jahrtausends und besonders in den letzten 4 Jahren rasant vergrößert. Unterstützt wurde die Ausbreitung der Tagespflege u. a. durch eine Anpassung der Rahmenbedingungen und eine verbesserte Finanzierung – speziell seit 2015. Auf der Basis des § 41 SGB XI (Bundesgesetz) haben die einzelnen Bundesländer gemäß Ermächtigung weitergehende Ausführungsbestimmungen für den Betrieb einer Tagespflege erlassen. Hier sind z. B. sowohl Vorgaben für die Raumgrößen in Form von qm-Flächen als auch z. B. Rahmenbedingungen für einen Personalschlüssel beschrieben.

3.1.1 Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität und Qualitätssicherung Die bundesweit gültigen „Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität und die Qualitätssicherung sowie für die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements nach § 113 SGB XI in der teilstationären Pflege (Tagespflege)“ sind aktuell im Frühjahr 2020 überarbeitet und aktualisiert worden, im Mai 2020 vom GKV-Spitzenverband der Pflegekassen im Bundesanzeiger des Bundesministeriums der Justiz veröffentlicht worden und ab 01.06.2020 in der jetzigen Form deutschlandweit gültig. In ihnen werden Aussagen zur Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität für Tagespflegen getroffen und für Träger wird es zur Pflicht, ein einrichtungsbezogenes Qualitätsmanagement zu entwickeln. In der aktualisierten Fassung hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden: Nicht die Pflege ist mehr im Vordergrund, sondern eine gute Qualität der Betreuung, Unterkunft und Verpflegung sowie auch körperbezogener Pflegemaßnahmen von Tagespflegegästen. Es heißt dort auch: „Pflegebedürftige Menschen, die das Angebot einer Tagespflegeeinrichtung nutzen, haben weiterhin ihren Lebensmittelpunkt in ihrer eigenen Häuslichkeit. Die Tagespflege ergänzt und unterstützt die häusliche Versorgungssituation. Die Tagespflege dient der Unterstützung und Sicherstellung der häuslichen Versorgung z. B. durch die Entlastung pflegender An- und Zugehöriger. Sie zielt auf die Betreuung und die Tagesstrukturierung, auf die im Rahmen des Aufenthalts in der Einrichtung erforderlichen körperbezogenen Pflegemaßnahmen sowie die Leistungen für Unterkunft und Verpflegung (hauswirtschaftliche Versorgung) ab.“

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Das bedeutet für Sie:

Kapitel III – Grundlagen

a) Legen Sie ein Qualitätsmanagementsystem für Ihre Tagespflege fest. b) Definieren Sie als Schwerpunktziel eine positive Alltagsbegleitung. c) Nutzen Sie interne und externe Qualitätsmechanismen wie Prüfungen, Befragungen, Beschwerdemanagement etc. zur Verbesserung Ihrer Arbeit. d) Falls Sie mehrere Tagespflegen betreiben, ist es trotz der der Verpflichtung zu einem individuellen und einrichtungsbezogenen Qualitätsmanagement möglich und sinnvoll, dass Sie für alle Tagespflegen ein gemeinsames QM-System entwickeln und evtl. Unterschiede oder Spezialisierungen (Zielgruppe, Schwerpunkte in den Angeboten, verschiedene Öffnungszeiten und -tage) individuell ergänzen. e) Achten Sie auf die entsprechende Umsetzung und Weiterentwicklung in Ihrer Tagespflege.

3.1.2 Versorgungsvertrag u. Ä. Grundlage für den Betrieb einer Tagespflege ist in allen Bundesländern der Abschluss eines Versorgungsvertrages gem. § 72 SGB XI, der über einen Strukturerhebungsbogen beantragt wird, und eine Leistungs-, Qualitäts- und Vergütungsvereinbarung nach §§ 84, 85 und 87 SGB XI. Die Inhalte der Pflegeleistungen, die Bedingungen der Pflege sowie weitere wichtige Fragen sind im Rahmenvertrag nach § 75 SGB XI jeweils auf Landesebene vereinbart. Rechtsanspruch auf Zulassung einer Tagespflege hat jeder Antragsteller, wenn er folgende Bedingungen einhält bzw. vorlegt: Stand 2021; zuletzt geändert durch Artikel 3 G. v. 15.02.2021 BGBl. I S. 239

§ 72 Zulassung zur Pflege durch Versorgungsvertrag

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(1) Die Pflegekassen dürfen ambulante und stationäre Pflege nur durch Pflegeeinrichtungen gewähren, mit denen ein Versorgungsvertrag besteht (zugelassene Pflegeeinrichtungen). In dem Versorgungsvertrag sind Art, Inhalt und Umfang der allgemeinen Pflegeleistungen (§ 84 Abs. 4) festzulegen, die von der Pflegeeinrichtung während der Dauer des Vertrages für die Versicherten zu erbringen sind (Versorgungsauftrag). (2) Der Versorgungsvertrag wird zwischen dem Träger der Pflegeeinrichtung oder einer vertretungsberechtigten Vereinigung gleicher Träger und den Landesverbänden der Pflegekassen im Einvernehmen mit den überörtlichen Trägern der Sozialhilfe im Land abgeschlossen, soweit nicht nach Landesrecht der örtliche Träger für die Pflegeeinrichtung zuständig ist; für mehrere oder alle selbstständig wirtschaftenden Einrichtungen (§ 71 Abs. 1 und 2) einschließlich für einzelne eingestreute Pflegeplätze eines Pflegeeinrichtungsträgers, die vor Ort organisatorisch miteinander verbunden sind, kann, insbesondere zur Sicherstellung einer quartiersnahen Unterstützung zwischen den verschiedenen Versorgungsbereichen, ein einheitlicher Versorgungsvertrag (Gesamtversorgungsvertrag) geschlossen werden. Er ist für die Pflegeeinrichtung und für alle Pflegekassen im Inland unmittelbar verbindlich. Bei Betreuungsdiensten nach § 71 Absatz 1a sind bereits vorliegende Vereinbarungen aus der Durchführung des Modellvorhabens zur Erprobung von Leistungen der häuslichen Betreuung durch Betreuungsdienste zu beachten. (3) Versorgungsverträge dürfen nur mit Pflegeeinrichtungen abgeschlossen werden, die 1. den Anforderungen des § 71 genügen, 2. die Gewähr für eine leistungsfähige und wirtschaftliche pflegerische Versorgung bieten sowie eine in Pflegeeinrichtungen ortsübliche Arbeitsver-

gütung an ihre Beschäftigten zahlen, soweit diese nicht von einer Verordnung über Mindestentgeltsätze aufgrund des Gesetzes über zwingende Arbeitsbedingungen für grenzüberschreitend entsandte und für regelmäßig im Inland beschäftigte Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen (Arbeitnehmer-Entsendegesetz) erfasst sind, 3. sich verpflichten, nach Maßgabe der Vereinbarungen nach § 113 einrichtungsintern ein Qualitätsmanagement einzuführen und weiterzuentwickeln, 4. sich verpflichten, alle Expertenstandards nach § 113a anzuwenden, 5. sich verpflichten, die ordnungsgemäße Durchführung von Qualitätsprüfungen zu ermöglichen; ein Anspruch auf Abschluß eines Versorgungsvertrages besteht, soweit und solange die Pflegeeinrichtung diese Voraussetzungen erfüllt. Bei notwendiger Auswahl zwischen mehreren geeigneten Pflegeeinrichtungen sollen die Ver­ sorgungsverträge vorrangig mit freigemeinnützigen und privaten Trägern ab­ geschlossen werden. Bei ambulanten Pflegediensten ist in den Versorgungsverträgen der Einzugsbereich festzulegen, in dem die Leistungen zu erbringen sind.

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(4) Mit Abschluß des Versorgungsvertrages wird die Pflegeeinrichtung für die Dauer des Vertrages zur pflegerischen Versorgung der Versicherten zugelassen. Die zugelassene Pflegeeinrichtung ist im Rahmen ihres Versorgungsauftrages zur pflegerischen Versorgung der Versicherten verpflichtet; dazu gehört bei ambulanten Pflegediensten auch die Durchführung von Beratungseinsätzen nach § 37 Absatz 3 auf Anforderung des Pflegebedürftigen. Die Pflegekassen sind verpflichtet, die Leistungen der Pflegeeinrichtung nach Maßgabe des Achten Kapitels zu vergüten. Ergänzende Regelungen gibt es i. d. R. in den einzelnen Bundesländern. In § 11 im Rahmenvertrag § 75 SGB XI für NRW ist z. B. unter „Organisatorische Voraussetzungen“ formuliert: Neben den Zulassungsvoraussetzungen nach § 72 SGB XI hat die Tagespflegeeinrichtung auch die Anforderungen des Heimgesetzes zu erfüllen.

a) die Anzeige der Aufnahme der Tätigkeit bei den zuständigen Behörden b) die Mitgliedschaft in der zuständigen Berufsgenossenschaft c) Nachweis einer ausreichenden Betriebshaftpflichtversicherung für Personen-, Sach- und Vermögensschäden d) Nachweise über die Qualifikation und die Berufserfahrung der verantwortlichen Pflegefachkraft

Kapitel III – Grundlagen

Folgende Nachweise sind zum Abschluss des Versorgungsvertrages zu erbringen:

e) ein aktueller Auszug aus dem Zentralregister der Generalbundesanwaltschaft (Führungszeugnis) für die verantwortliche Pflegefachkraft f) Pflegekonzept g) Raumkonzept h) Institutionskennzeichen (IK-Nummer) i) Aufstellung des Personals (Personalliste) j) Handzeichenliste

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Es ist nicht unüblich, dass die Pflegekassen weitere Unterlagen bei Ihnen anfordern. Bei einem Wechsel der verantwortlichen Pflegefachkraft ist dies mit den erforderlichen Unterlagen gem. § 71 Abs. 3 SGB XI gegenüber den Landesverbänden der Pflegekassen unverzüglich anzuzeigen. So eindeutig die Regelungen im Sozialgesetzbuch XI auf Bundesebene für die Tagespflege sind, so verschieden sind Umsetzung sowie Auslegung und Vorgaben in den einzelnen Bundesländern.

Beispiel: Räumliche Größe einer Tagespflege

Eine Tagespflege gut leiten

Bayern: Solitäre teilstationäre Pflegeeinrichtungen erbringen teilstationäre Pflegeleistungen in dafür geeigneten Räumlichkeiten mit ausreichender Größe, wobei pro solitärem teilstationärem Pflegeplatz in der Regel bis 12 Plätze 16 m² je Platz als Gesamtfläche und für jeden weiteren Platz zusätzlich je 4 m2 Betreuungsfläche (insbesondere Aufenthalts-, Ruhe- und Therapieräume sowie die Therapieküche) gemäß dem Grundsatzpapier zum Raumprogramm mit Berechnungsmodell (Anlage 3) anzusetzen sind, und halten eine geeignete Ausstattung vor. Abweichungen bei der Fläche sind aufgrund baulicher oder organisatorischer Gegebenheiten möglich, sofern dadurch die Qualität der Pflege und die Wirtschaftlichkeit nicht beeinträchtigt werden. NRW: In der „Verordnung über die gesonderte Berechnung nicht geförderter Investitionsaufwendungen für Pflegeeinrichtungen nach dem Landespflegegesetz (GesBerVO) vom 15.10.2003 in Verbindung mit Satz 3 der Allgemeinen Förderpflegeverordnung (AllgFörderPflegeVO) ist vorgegeben, dass in der Regel pro Tagespflegeplatz 18 qm zu kalkulieren sind. In vielen Bundesländern gibt es Vorgaben, die zwischen 15 – 18 qm pro Platz umfassen.

MEIN TIPP: Eine Tagespflege, abhängig vom Konzept und der geplanten Zielgruppe und Größe der Einrichtung, sollte pro Platz zwischen 15 – 20 qm groß sein. D. h. eine Tagespflege mit 18 Plätzen benötigt einen Raumbedarf von ca. 270 – 360 qm.

Beispiel: Personal Auch die Art des einzusetzenden Personals ist verschieden geregelt. In NRW gibt es Vorschriften, dass die Leitung einer Tagespflege eine Zusatzqualifikation als Pflegedienstleitung haben und mind. mit 50 % der Arbeitszeit für die Leitungsaufgabe freigestellt sein muss. In Niedersachsen werden i. d. R. für eine Tagespflege-Leitung nur 0,25 % einer Vollzeitstelle seitens der Pflegekassen anerkannt. In Bayern wiederum kann die Leitung einer Tagespflege (dort wird i. d. R. von einer Senioren-Tagespflege gesprochen, weil der Begriff „Tagespflege“ hier eher mit Tagespflegeangeboten für Kinder verbunden wird) von der Leitung eines ambulanten Pflegedienstes mit durchgeführt werden.

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3.2  Rahmenverträge, Vergütungs-, Leistungs-, Qualitätsvereinbarung (LQV) „Ich bin als Tagespflege-Leitung für die inhaltliche Arbeit zuständig. Die wirtschaftlichen Daten interessieren mich nicht.“ Diese Aussage einer Leitung ist nachvollziehbar, aber nicht dauerhaft hilfreich. „Ich erhalte vom Träger keine Informationen, wie wir als Tagespflege eigentlich wirtschaftlich dastehen.“ Auch diese Aussage und den Sachverhalt dahinter sehe ich kritisch.

Kapitel III – Grundlagen

Meines Erachtens ist die Leitung einer Tagespflege für die inhaltliche Arbeit und die wirtschaftliche Entwicklung (mit-)verantwortlich. Daher muss es eine entsprechende Kommunikation, Transparenz und gemeinsame Planung von Träger und Tagespflege-Leitung geben. Im Detail: Im Rahmen der Zulassung als anerkannte Pflegeeinrichtung und des Abschlusses des Versorgungsvertrages und der Leistungs-, Qualitäts- und Vergütungsvereinbarung werden Rahmendaten mit den Pflegekassen verhandelt, die für die Tagespflege-Leitung wichtig zu wissen und zu beachten sind. Bei der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassen beantragt der Träger auf der Basis eines Struktur- und Kalkulationserhebungsbogens für die Tagespflege anfänglich erstmals und später in der Regel jährlich die Pflegesätze, die für die Tagespflegegäste je nach Pflegegrad gelten sollen.

Vereinfacht dargestellt hat eine Tagespflege in der Regel drei bzw. vier verschiedene Kostenblöcke (je nach Bundesland, abhängig davon, ob es eine Investitionskostenförderung des Bundeslandes gibt): a) Personal 1 (Leitung, Verwaltung, examinierte Mitarbeiter, nicht examinierte Mitarbeiter, Hausmeister, Fahrdienst) b) Personal 2 (Betreuungspersonal gem. § 43 SGB XI, gesondert ausgewiesen wegen der gesonderten Vereinbarung) c) Sachkosten (Verbrauchsgüter, Lebensmittelkosten, QM-Kosten, aber auch Overheadkosten) d) Investitionskosten (Miete, Abschreibung der Möbel, EDV etc.)

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Der Träger beantragt auf der Basis vorhandener Landesvorgaben und -personalschlüssel für die Tagespflege die (anteilige) Leitung, Verwaltung und weitere Mitarbeiter und hinterlegt dort auch die entsprechenden Bruttopersonalkosten, die er als Arbeitgeber hat. Aufgrund entsprechender Rechtsprechung sind von den Pflegekassen die tatsächlichen Personalkosten (z. B. gemäß dem Tarifwerk des Trägers etc.) anzuerkennen.

MEIN TIPP: Strategisch sollten Sie bei der Neugründung einer Tagespflege eine Marktanalyse der umliegenden Tagespflegen durchführen und bei Ihrem Pflegesatzantrag versuchen, sich bei den Pflegesätzen im oberen Viertel und bei Unterkunft und Verpflegung im Mittelfeld zu platzieren.

Eine Tagespflege gut leiten

Warum? • Erstens werden Sie bei den Verhandlungen erleben, dass seitens der Pflegekassen in der Regel einige Ihrer Antragspositionen nicht anerkannt werden. • Zweitens geht es bei den Verhandlungen manchmal wie auf einem „Basar“ zu, in dem letztendlich beide Seiten zwischen der Forderung des Trägers und dem Angebot der Pflegekassen einen Kompromiss akzeptieren, der dazwischen liegt. • Drittens verhandeln die vorhandenen Tagespflegen auch in den nächsten Wochen oder Monaten, um ihre Kostensteigerungen in neuen Pflegesätzen abbilden zu können.

Sie erhalten nach erfolgreicher Verhandlung eine schriftliche Vereinbarung, in der die vereinbarte Leistung, Qualität und Vergütung festgeschrieben sind. Dies ist für den vereinbarten Zeitraum (i. d. R. ein Jahr) gültig und die Einhaltung wird auch bei den MDK- und Heimaufsichtsbegehungen (soweit zuständig) überprüft. Der neue Pflegesatz beginnt mit dem vereinbarten Beginn der LQV, wird in der

Regel für 12 Monate abgeschlossen und endet mit dem vereinbarten Endpunkt. Wenn Sie dann nicht neu verhandeln, läuft dieser Pflegesatz solange weiter, bis Sie einen neuen Pflegesatz vereinbart haben. Den Tagespflegegästen müssen Sie je nach Bundesland zwischen 2 und 4 Wochen im Voraus ankündigen, dass Sie die Pflegekassen zu Verhandlungen aufgefordert haben und wie hoch Ihre Forderung ist. Nach Abschluss der neuen Vereinbarung teilen Sie den Tagespflegegästen dies entsprechend mit. In die Pflegeverträge für die neuen Gäste tragen Sie die neuen Daten ein. Die Kalkulation einer Tagespflege erfolgt je nach Bundesland auf der Basis von 85 – 93 % einer Belegung einer Fünf-Tage-Woche und abhängig von einer angenommenen Verteilung der Pflegegrade. Nach dem ersten Betriebsjahr werden bei Folgeanträgen die realen Daten der Tagespflege abgefragt und als Basis für die neue Vereinbarung genommen.

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3.3  Medizinischer Dienst der Krankenversicherung (MDK) Der MDK hat – ähnlich wie die Heimaufsicht – Beratungs- und Kontrollfunktionen und wird seitens der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassen beauftragt, i. d. R. jährlich die Tagespflege zu prüfen. Im Herbst 2020 sind die Richtlinien für die Prüfung einer Tagespflege in den „QUALITÄTSPRÜFUNGS-RICHTLINIEN FÜR DIE TAGESPFLEGE (QPR Tagespflege) Richtlinien des GKV-Spitzenverbandes über die Durchführung der Prüfung der in Pflegeeinrichtungen erbrachten Leistungen und deren Qualität nach § 114 SGB XI für die Tagespflege vom 26. Oktober 2020“ erstellt und neu beschrieben worden. Zusammen mit der neuen „Qualitätsdarstellungsvereinbarung für die

Kapitel III – Grundlagen

Tagespflege“ sollen diese nach dem aktuellen Zeitplan des Qualitätsausschusses Pflege zum 1. April 2021 in Kraft treten. Neu ist u. a., dass der MDK bei Regelprüfungen sich einen Tag vorab anmeldet. Bei anlassbezogenen Prüfungen kommt der MDK in die Tagespflege unangemeldet, weil dies so in der QPR in Nr. 4 Abs. 2 vorgesehen ist. Rechte und Pflichten sind entsprechend beschrieben. Sie haben als TP-Leitung eine Mitwirkungspflicht und u. a. auch dem MDK Einlass in die Tagespflege zu gewähren. Ebenso wie bei der Begehung durch die Heimaufsicht erstellt der MDK einen entsprechenden Bericht und leitet ihn an Sie und an die Landespflegekassen weiter. Hier haben Sie schon eine Möglichkeit, auf Fehler im Bericht hinzuweisen. Vorgesehen ist, dass die Landespflegekassen im Rahmen der Transparenzvereinbarung einen Transparenzbericht erstellen, der im Inter-

net z. B. unter www.pflegelotse.de veröffentlicht wird. Sie haben als Einrichtung ebenso die Pflicht, die Übersicht dieses Berichts an „geeigneter Stelle“ zu veröffentlichen.

TIPP: Eine Reihe von Trägern veröffentlichen die Übersicht aus dem Transparenzbericht zusammen mit ihrer eigenen Kommentierung. Beispiel eines Trägers:

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Ergebnisübersicht Transparenzbericht ab dem Jahr 2017

Eine Tagespflege gut leiten

Qualität in der Betreuung und Pflege ist uns in unserem ambulanten Dienst und in der Tagespflege wichtig. Daher finden neben den jährlichen gesetzlichen Prüfungen u. a. des medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) auch eigene interne Qualitätsprüfungen und Befragungen statt. Insgesamt wird uns eine hohe Zufriedenheit der Bewohner und ein hohes Qualitätsergebnis der Prüfergebnisse, so auch durch die letzte MDK-Prüfung bescheinigt. Auch die Tagespflege-Gäste haben uns aktuell im Rahmen einer Kundenbefragung gelobt. Dies freut uns und unsere Mitarbeiterinnen, die dies als Bestätigung ihrer Arbeit sehen. Begründete Verbesserungsvorschläge nehmen wir gerne auf. Das ganze Prüfverfahren des MDK und die Veröffentlichung der Transparenzberichte in der derzeitigen Form sehen wir aber äußerst kritisch, da für die Notenermittlung häufig eine viel zu geringe Stichprobe als Basis vorliegt und es sich überwiegend auch um eine Dokumentationsprüfung handelt und da-

mit keine umfassende Bewertung der Qualität pflegerischer Leistungen darstellt. In unseren Stellungnahmen weisen wir den MDK regelmäßig auf die Schwächen des Verfahrens hin. Alternativmodelle zur Feststellung der Ergebnisqualität sind entwickelt und stehen zur Verfügung. Daher bleiben für uns die Kundenzufriedenheit und die internen Audits das objektive Mittel zur Feststellung unserer Qualität.

3.4 Heimaufsicht Eine der wichtigen Behörden ist die Heimaufsicht, die i. d. R. beim Landratsamt oder Landkreis bzw. bei der kreisfreien Stadt angesiedelt ist. Die Heimaufsichtsbehörden kontrollieren und beraten Heime im Sinne des Heimgesetzes (HeimG), zu diesen gehören: Altenpflegeheime, Altenwohnheime, Pflegeheime, Kurzzeitpflegeeinrichtungen, Wohnstätten der Behindertenhilfe, Hospize. Auch Tages- und Nachtpflegeeinrichtungen sind dem Heimgesetz gem. § 1 Absatz 5 unterstellt. Weiterhin können auch Einrichtungen des Betreuten Wohnens, Wohngemeinschaften und Wohngruppen sowie Übergangseinrichtungen Heime im Sinne des Heimgesetzes sein.

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Als Aufgaben der Heimaufsichten sind festgelegt: • Überwachung der Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen, • Beseitigung der Mängel durch Anordnungen und Auflagen (mit Möglichkeiten der ordnungsrechtlichen Ahndung), • Sicherstellung der angemessenen Qualität der Betreuung und Pflege in der Einrichtung, • umfassender Beratungsauftrag für Bewohner und Angehörige sowie der Mitarbeiter und Träger der Heime (gilt gleichermaßen für die Gründung einer Einrichtung als auch für die Durchführung des Heimbetriebes),

• Mitwirkung an der fachlichen Weiterentwicklung der Alten- und Behindertenhilfe.

Organisation und Zuständigkeit: Die Zuständigkeit für die Heimaufsicht ist je nach Bundesland sehr unterschiedlich organisiert. Zum Teil sind die Heimaufsichtsbehörden direkt bei den obersten Landesbehörden angesiedelt. In anderen Ländern ist die Zu-

Kapitel III – Grundlagen

• Bildung von Arbeitsgemeinschaften zusammen mit den Verbänden der Pflegekassen, mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen und den Sozialhilfeträgern, in denen sie ihre Arbeit miteinander abstimmen,

ständigkeit kommunal verortet, d. h. bei den Kreisen und kreisfreien Städten angesiedelt. Die Heimaufsicht hat aufgrund des Bundes- und Landesrechts die Befugnis, angemeldet oder (bei Beschwerden) unangemeldet die Einrichtung aufzusuchen und zu begehen. Sie hat weitreichende Rechte (z. B. Aussprechen eines Aufnahmestopps), aber auch Pflichten (wie z. B. Beratung zur Abstellung von evtl. Mängeln). Entsprechende Mitwirkungspflichten bestehen seitens des Trägers der Tagespflege und von Ihnen als TP-Leitung. Diese finden Sie u. a. in den Rahmenverträgen nach § 75 SGB XI. In NRW ist z. B. in § 32 dazu formuliert:

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„Mitwirkung der Tagespflegeeinrichtung Die Prüfung findet in Gegenwart der/des Leitenden der Tagespflegeeinrichtung oder einer vom Träger beauftragten Person statt. Die Tagespflegeeinrichtung stellt die Voraussetzungen hierfür sicher; ihr bleibt es unbenommen, ihren Trägerverband zu beteiligen. Die Heimaufsicht hat nach jeder Begehung einen schriftlichen Bericht zu erstellen, der Ihnen zugeleitet wird und der ggfls. Maßnahmen benennt, die Sie (z.T. mit Zeitfristen) umzusetzen haben.“ Und falls Sie z. B. in Bayern leben und dort eine Tagespflege betreiben (wollen), dann ist in diesem Bundesland aufgrund des „Gesetzes zur Regelung der Pflege-, Betreuungs- und Wohnqualität im Alter und bei Behinderung (Pflegeund Wohnqualitätsgesetz − PfleWoqG)“ in Artikel 2 Absatz 1 geregelt, dass die Tagespflegen nicht der Heimaufsicht unterstellt werden. Vergleichbares gilt auch z. B. in Sachsen-Anhalt. Es kommt also jeweils auf das Bundesland mit seinen spezifischen Landesregelungen an, welche Behörden zuständig werden und welche Bestimmungen gelten.

Eine Tagespflege gut leiten

MEIN TIPP: Wie bei den MDK-Prüfungen sollten Sie auch bei den Begehungen der Heimaufsicht den Bericht intensiv prüfen und ggfls. falsche oder unrichtige Angaben im Rahmen Ihrer Stellungnahme benennen. Häufig wird diese Korrespondenz zwischen Ihrem Träger und der Behörde geführt. Sie müssen als TP-Leitung ebenfalls wissen, was Ihnen im Maßnahmenplan auferlegt wurde und Sie ggfls. zu beachten haben. Wenn es einen Maßnahmenkatalog mit Fristen gibt, haben Sie zu den entsprechenden Fristen bei der Heimaufsicht die Umsetzung bzw. Erfüllung mitzuteilen. Spätestens bei der nächsten Begehung der Heimaufsicht (i. d. R. einmal jährlich) wird der letzte Bericht auch hinzugezogen.

3.5  Weitere Behörden Neben der Heimaufsicht und dem Medizinischen Dienst gibt es eine Reihe von weiteren Ämtern und Behörden, mit denen Sie als Leitung einer Tagespflege zu tun haben werden. Beispielsweise werden hier genannt: Gesundheitsamt, Amtsapotheke, Amt für Arbeitsschutz, Feuerwehr etc. Die Rechtsgrundlagen für deren jeweiliges behördliches Wirken kommen aus verschiedenen Gesetzen und Vorschriften. Die Beachtung der Vorschriften und die (konstruktive) Zusammenarbeit mit den Behördenvertretern obliegt Ihnen als TP-Leitung. In der Regel werden Sie mit Ihrem Träger vereinbart haben, dass dieser an den behördlichen Begehungen und/oder Klärungen beteiligt ist. Ab Frühjahr 2020 haben Sie durch die COVID-19-Pandemie erfahren, wie sehr Behörden in Ihren Alltag eingreifen (können): Die Schließungsverfügungen für alle Tagespflegen in Deutschland im Rahmen des ersten Lockdowns, die Teilöffnungsmöglichkeiten je nach Bundesland und Landkreis ab Frühsommer 2020, die Pflicht zum Erstellen von besonderen Hygiene-Schutzregeln; das Erstellen eines Schnelltest-Konzeptes im November 2020 etc. sind dafür Beispiele.

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Kapitel III – Grundlagen

KAPITEL IV – Zielgruppen der Tagespflege Natürlich ist die Tagespflege oder Seniorentagespflege i. d. R. für die pflegebedürftige, ältere Person gebaut, umgebaut oder konzipiert worden. Somit sind diese Personen die Hauptzielgruppe. Aber wie nennen wir sie?

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Eine Tagespflege gut leiten

Die Begriffe sind in anderen Pflegeeinrichtungen eigentlich ganz klar: • • • •

Im Krankenhaus ist es der Patient oder „die Galle“ von Zimmer 17. Im Altenheim ist es die Bewohnerin oder Frau Meier von Zimmer 4. In der ambulanten Pflege ist es der Patient oder Kunde. Und wie nennen Sie diejenigen, die Ihre Tagespflege aufsuchen?

4.1  Zielgruppe: Der Tagespflege-Gast

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In vielen Tagespflegen in Deutschland hat sich der „Gast“ als Begriff für den Tagespflegebesucher durchgesetzt. Meines Erachtens zu Recht. Ich werde ihn im Folgenden auch so nennen. Warum? Im Unterschied zum Krankenhaus, Altenheim oder der ambulanten Pflege wohnt der Tagespflege-Gast zunächst in seiner Wohnung oder in seinem Haus. Er hat zwar in der Regel einen pflegerischen Hilfebedarf und entsprechende Beeinträchtigungen, sein zeitlich dominierender Lebensmittelpunkt ist aber sein Zuhause. In die Tagespflege kommt er einmal bis mehrmals die Woche, nachdem er sich zu Hause alleine (oder mit Hilfe) gewaschen und angezogen hat, ggfls. schon gefrühstückt hat und dann den weiteren Tag in der Tagespflege verbringen möchte. Am späten Nachmittag fährt er wieder in sein Zuhause zurück, verbringt dort den Abend und die Nacht. Am Tag ist er also ein Besucher, ein Gast in anderen Räumen, in Ihrer Tagespflege. Ein kleiner Exkurs zu den Begriffsbestimmungen und als Abgrenzung zu den anderen Bezeichnungen in der Pflege: a) Patient: der Begriff Patient kommt aus dem medizinisch-ärztlichen Sektor:

Eine Tagespflege gut leiten

„Als Patient (aus lateinisch patiens, deutsch ‚geduldig‘, ‚aushaltend‘, ‚ertragend’, adjektivisches 1. Partizip von pati, deutsch ‚erdulden‘, ‚leiden‘) wird jemand bezeichnet, der ärztliche Dienstleistungen oder Dienstleistungen anderer Personen, die eine Heilbehandlung durchführen, in Anspruch nimmt. Dabei kann es sich um Krankheiten oder Folgen eines Unfalls handeln, an denen der Patient leidet und die medizinisch behandelt werden. Zur Personengruppe der Patienten gehören aber auch gesunde Personen, die z. B. Präventionsleistungen oder Vorsorgeuntersuchungen durchführen lassen.“ Quelle: Wikipedia a) Bewohner: Vom Bewohner wird in der Regel in den stationären Pflegeheimen und -einrichtungen gesprochen. Der fast ausschließlich ältere Mensch mit entsprechendem Hilfe- und Pflegebedarf wohnt dort und benötigt entsprechend seinem Pflegegrad mehr oder weniger umfangreiche pflegerische Hilfe und Unterstützung. Da dies in der Regel der letzte Wohnort vor dem Versterben ist, ist der Begriff Be-

wohner meines Erachtens passend und wertschätzend, sofern mit den Bewohnern auch im Alltag entsprechend so umgegangen wird. a) Klient: Der Begriff Klient kommt aus der Sozialen Arbeit und wird häufig in der Beratungsarbeit verwandt: „Ein Klient (abgeleitet von lateinisch cliens, ,Anhänger, Schützling, Höriger’) ist der Auftraggeber oder Leistungsempfänger bestimmter Beratungsberufe, etwa von Notaren, Rechtsanwälten, Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern oder Sozial­ pädagogen. Den Begriff verwenden Therapeuten und Angehörige von Pflege­ berufen gelegentlich in Abgrenzung zum Patienten, um den Dienstleistungscharakter ihrer Tätigkeit zu betonen.“ Quelle: Wikipedia a) Kunde: Umgangssprachlich verstehen wir unter Kunden die Käufer einer Ware oder Dienstleistung: „Ein Kunde (englisch dustere, client) ist allgemein in der Wirtschaft und speziell im Marketing eine Person, ein Unternehmen oder eine Organisation (Wirtschaftssubjekt), das als Nachfrager ein Geschäft mit einer Gegenpartei abschließt. Ein solches Geschäft ist beispielsweise ein Kauf, eine Miete oder ein Leasing, eine Dienstleistung oder ein Werk. Meist zahlt der Kunde dafür Geld. Die Leistung kann aber auch unentgeltlich oder in Form eines gegenseitigen Tauschgeschäftes erfolgen.“ Quelle: Wikipedia

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Warum ist es meines Erachtens wichtig, diese Begriffsklärung durchzuführen? Es gibt mehrere Gründe dafür:

Kapitel IV – Zielgruppen der Tagespflege

a) Da in einer Tagespflege mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit verschiedenen Qualifikationen, aber auch beruflichen Erfahrungen aus anderen Einrichtungen arbeiten, kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Ansprache und Begrifflichkeit für den Gast sofort gleich und gleichermaßen vorhanden ist. b) Mit der Art, wie der Tagespflegegast benannt wird, werden entsprechende Werte und Haltungen der Einrichtung und Mitarbeiterschaft deutlich und täglich kommuniziert. c) Es sollte weiterhin meines Erachtens geklärt werden, dass die Tagespflegegäste nicht geduzt oder mit Muttchen, Oma oder anderen herablassenden Begriffen angesprochen werden. Hier ist es sofortige Aufgabe der Tagespflegeleitung, dies bei einer Feststellung im Alltag zu unterbinden und diese nicht akzeptable Sprachentwicklung in der nächsten Teamsitzung zu thematisieren und als unerwünscht zu benennen.

MEIN TIPP:

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1) Thematisieren Sie als Tagespflegeleitung vor Eröffnung Ihrer neuen Tagespflege diesen Punkt im Rahmen der vorbereitenden Mitarbeiterschulung oder zu Beginn Ihrer Tätigkeit als Leitung in der Tagespflege gegenüber allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einer der Teamsitzungen. 2) Machen Sie die Notwendigkeit der Klärung und die Unterschiede deutlich. 3) Vereinbaren Sie mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen gemeinsamen Begriff für Ihre Tagespflege-Besucher (Empfehlung: Gast). 4) Treffen Sie eine Vereinbarung im Mitarbeiter-Team, wie die Gäste der Tagespflege wertschätzend angesprochen werden. 5) Halten Sie Ihre Absprachen und Vereinbarungen in einem Kurzprotokoll für alle fest und fügen Sie dies in Ihr Organisations-Handbuch ein, das Sie Schritt für Schritt in Ihrer Tagespflege entwickeln.

4.2  Zielgruppe: Angehörige

Eine Tagespflege gut leiten

Neben den Gästen der Tagespflege sind als weitere Zielgruppe der Tagespflege die Angehörigen zu nennen. Warum? Sie haben in Ihrer eigenen täglichen Arbeit in der Tagespflege möglicherweise erlebt, dass sehr häufig bei den Erstberatungen zur Tagespflege der potenzielle Gast nicht alleine kommt, sondern von Angehörigen begleitet wird. Daher haben Sie vermutlich in Ihrem Büro oder Besprechungsraum, in dem i. d. R. die Erstberatung stattfindet (sofern Sie nicht zu den Gästen nach Hause fahren) auch vielfach zwei Besucherstühle stehen. Vielleicht hat der Angehörige im Vorfeld vorgeschlagen, sich die Tagespflege anzusehen. Vielleicht ist der Angehörige vom potenziellen Gast gebeten worden mitzukommen, weil „vier Augen und Ohren mehr sehen und hören als zwei“. Vielleicht interessiert den Angehörigen einfach aus Neugierde auch, was in einer Tagespflege stattfindet und ggfls. zu beachten ist. Falls Sie in gewissen Abständen einen Tag der offenen Tür der Tagespflege anbieten, werden Sie auch dort i. d. R. meistens potenzielle Gäste zusammen mit deren Angehörigen antreffen.

MEIN TIPP: Nutzen Sie die Angehörigen als positive Multiplikatoren.

Falls Sie schon eine Tagespflege leiten: Neben dem eigenen Fahrdienst oder den Taxifahrten gibt es einige Gäste, die von den Angehörigen gebracht oder nachmittags abgeholt werden. Und häufig gibt es bei einem offenen inhaltlichen Konzept ständig und regelmäßig Kurzkontakte, kurze Gespräche und Fragen von den Angehörigen. Versuchen Sie, dafür regelmäßig Zeit zu erübrigen und für diese Kontakte zur Verfügung zu stehen. Sie werden auch erleben, dass sich Angehörige bei Ihnen melden, weil sie Nachfragen zu Ihren inhaltlichen Angeboten und Aktivitäten haben oder bei weiterem Hilfe- und Unterstützungsbedarf oder sich verschlechternder körperlicher Gesamtsituation Beratungsbedarf haben. Gestalten Sie die Zusammenarbeit mit den Angehörigen positiv und konstruktiv. Nehmen Sie sich für die Angehörigen im Rahmen Ihrer zeitlichen Möglichkeiten als Leitung auch entsprechende Zeit. Beziehen Sie die Angehörigen in Ihren Alltag mit ein. Informieren Sie z. B. über ein quartalsweise veröffentlichtes Informationsblatt, in dem Sie Wissenswertes aus den letzten Wochen und Planungen der nächsten Zeit kommunizieren. In vielen Bundesländern (siehe Heimgesetz) besteht die Pflicht, einen „Heimbeirat“ auch in der Tagespflege einzurichten oder einen Patientenfürsprecher zu ernennen.

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Heimgesetz (HeimG) § 10 Mitwirkung der Bewohnerinnen und Bewohner

(2) Die für die Durchführung dieses Gesetzes zuständigen Behörden fördern die Unterrichtung der Bewohnerinnen und Bewohner und der Mitglieder von Heimbeiräten über die Wahl und die Befugnisse sowie die Möglichkeiten des Heimbeirats, die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner in Angelegenheiten des Heimbetriebs zur Geltung zu bringen.

Kapitel IV – Zielgruppen der Tagespflege

(1) Die Bewohnerinnen und Bewohner wirken durch einen Heimbeirat in Angelegenheiten des Heimbetriebs wie Unterkunft, Betreuung, Aufenthaltsbedingungen, Heimordnung, Verpflegung und Freizeitgestaltung mit. Die Mitwirkung bezieht sich auch auf die Sicherung einer angemessenen Qualität der Betreuung im Heim und auf die Leistungs-, Vergütungs-, Qualitäts- und Prüfungsvereinbarungen nach § 7 Abs. 4 und 5. Sie ist auf die Verwaltung sowie die Geschäfts- und Wirtschaftsführung des Heims zu erstrecken, wenn Leistungen im Sinne des § 14 Abs. 2 Nr. 3 erbracht worden sind. Der Heimbeirat kann bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben und Rechte fach- und sachkundige Personen seines Vertrauens hinzuziehen. Diese sind zur Verschwiegenheit verpflichtet.

(3) Der Heimbeirat soll mindestens einmal im Jahr die Bewohnerinnen und Bewohner zu einer Versammlung einladen, zu der jede Bewohnerin oder jeder Bewohner eine Vertrauensperson beiziehen kann. Näheres kann in der Rechtsverordnung nach Absatz 5 geregelt werden.

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(4) Für die Zeit, in der ein Heimbeirat nicht gebildet werden kann, werden seine Aufgaben durch einen Heimfürsprecher wahrgenommen. Seine Tätigkeit ist unentgeltlich und ehrenamtlich. Der Heimfürsprecher wird im Benehmen mit der Heimleitung von der zuständigen Behörde bestellt. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Heims oder deren gesetzliche Vertreter können der zuständigen Behörde Vorschläge zur Auswahl des Heimfürsprechers unterbreiten. Die zuständige Behörde kann von der Bestellung eines Heimfürsprechers absehen, wenn die Mitwirkung der Bewohnerinnen und Bewohner auf andere Weise gewährleistet ist. (5) Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erlässt im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Gesundheit durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates Regelungen über die Wahl des Heimbeirats und die Bestellung des Heimfürsprechers sowie über Art, Umfang und Form ihrer Mitwirkung. In der Rechtsverordnung ist vorzusehen, dass auch Angehörige und sonstige Vertrauenspersonen der Bewohnerinnen und Bewohner, von der zuständigen Behörde vorgeschlagene Personen sowie Mitglieder der örtlichen Seniorenvertretungen und Mitglieder von örtlichen Behindertenorganisationen in angemessenem Umfang in den Heimbeirat gewählt werden können. Engagierte und fachlich kundige Angehörige können z. B. auch den Heimbeirat unterstützen. Tagespflegen können neben den gesetzlichen Pflichten auch „freiwillige Hauskonferenzen“ z. B. alle 2 Monate einführen, indem z. B. mit den Gästen und

Eine Tagespflege gut leiten

interessierten Angehörigen neue Planungen und Absprachen getroffen werden können und Themen und inhaltliche Schwerpunkte der nächsten Wochen abgesprochen werden.

MEIN TIPP: Die Partizipation und Mitwirkung durch Angehörige hat dort ihre Grenze, wo durch „gutmeinende Angehörige“ über geschäftsfähige Gäste entschieden wird oder deren Rechte eingeschränkt werden sollen. Bei aller Mitwirkung durch Angehörige haben Sie als Tagespflege-Leitung darauf zu achten, dass es keine Bevormundung oder eine Reduzierung der Eigenständigkeit der Gäste durch „gutgemeinte Hilfe“ der Angehörigen gibt.

4.3  Zielgruppe: Betreuer Einige Ihrer Tagespflege-Gäste werden möglicherweise eine gesetzliche Betreuung für verschiedene Aufgabenbereiche haben. Es ist daher wichtig, dass Sie bei der Aufnahme klären, ob der Gast eine gesetzliche Betreuung (Angehöriger oder Berufsbetreuer) hat und für welche Aufgabenkreise diese benannt worden ist.

Exkurs: gesetzliche Betreuung Rechtliche/gesetzliche Betreuung bekommen Menschen über 18 Jahre, die nicht in der Lage sind, für sich selbst zu entscheiden. Das können zum Beispiel Menschen sein, die eine geistige Erkrankung oder Behinderung haben. In Deutschland haben Anfang 2017 etwa 1,3 Millionen Menschen einen rechtlichen Betreuer. Seit den 90er-Jahren hat sich die Zahl der Betreuungen ungefähr verdreifacht. Dies könnte daran liegen, dass immer mehr Menschen in Deutschland sehr alt werden. Dadurch gibt es immer mehr Menschen mit Alterserkrankungen, wie zum Beispiel Alzheimer oder Demenz. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird für die nächsten Jahre prognostiziert, dass die Anzahl der gesetzlichen Betreuungen deutlich zunehmen wird.

direkt beim Betreuungsgericht. Die Betreuungsbehörde erstellt in der Regel für das Betreuungsgericht einen Sozialbericht. Der Betreuungsrichter holt dann ein medizinisches Sachverständigengutachten ein, in dem zur Erforderlichkeit und zum Umfang der Betreuung Stellung genommen wird. Nach der Anhörung des Betroffenen durch das Betreuungsgericht wird die Betreuung angeordnet und ein geeigneter Betreuer bestellt. Aufgabenkreise einer gesetzlichen Betreuung Bei der Anordnung der gesetzlichen Betreuung werden vom Betreuungsgericht je nach Bedarf des Hilfebedürftigen Unterstützungen von einzelnen Aufgabenkreisen angeordnet. Der Betreuer darf nur innerhalb dieser angeordneten Aufgabenkreise tätig werden.

Kapitel IV – Zielgruppen der Tagespflege

Anordnung einer gesetzlichen Betreuung Eine Betreuung wird vom Betreuungsgericht angeordnet, wenn der Betroffene infolge einer körperlichen, seelischen oder geistigen Erkrankung nicht in der Lage ist, seine Angelegenheiten selbst zu regeln. Typische Krankheiten, die einer Betreuung zugrunde liegen, sind Demenzen (z. B. Alzheimersche Demenz), Psychosen (Schizophrenie, Manie, Depressionen etc.), Suchtkrankheiten (insbesondere Alkoholismus) und geistige Behinderungen. Die Anregung einer Betreuung (z. B. 85-jähriger Mann lebt allein in seiner Wohnung und verwahrlost zunehmend) erfolgt bei der Betreuungsbehörde oder

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TIPP: Sie haben als Tagespflegeleitung dies zu achten, da eine Betreuung keine umfassende „Entmündigung“ darstellt. Die typischen Aufgabenkreise sind: • • • • •

Vermögenssorge, Aufenthaltsbestimmung, Wohnungsangelegenheiten, Gesundheitsfürsorge, freiheitsentziehende Maßnahmen (Unterbringungen, Anbringung von Bettgittern etc.),

• Anhalten und Öffnen der Post. 38

Weitere Informationen zur Betreuung: Dauer einer gesetzlichen Betreuung Vom Betreuungsgericht wird die Betreuung für einen bestimmten Zeitraum angeordnet. Spätestens nach sieben Jahren müssen die Voraussetzungen erneut überprüft werden. Stellt sich heraus, dass die Betreuung nicht mehr erforderlich ist, wird sie aufgehoben. Und die Betreuung endet spätestens mit dem Tod des Betreuten. Wie kommt es zu einer Betreuung? Eine Betreuung kann man für sich selbst beantragen oder für eine andere Person. Dies kann schriftlich oder mündlich beim Betreuungsgericht erfolgen. Vordrucke gibt es zum Beispiel beim Justizministerium NRW oder beim Verein „Vereinigung für sozialpädagogische und wirtschaftliche Betreuung“. Hat das Betreuungsgericht so einen Antrag bekommen, prüft es, ob eine Betreuung notwendig ist. Wenn tatsächlich eine Betreuung notwendig ist, bestimmt das Ge-

Eine Tagespflege gut leiten

richt einen Betreuer und entscheidet, für welche Bereiche eine Betreuung stattfinden soll. Wenn der Betreute damit nicht einverstanden ist, kann er Beschwerde dagegen einlegen. Das Gericht muss diese Beschwerde prüfen. Kann man seinen Betreuer selbst bestimmen? Das Gericht muss die Wünsche der betroffenen Person anhören, doch ist es nicht dazu verpflichtet, sich daran zu halten. Allgemein ist zu empfehlen, frühzeitig in einer (freiwilligen) Betreuungsverfügung zu bestimmen, wer persönlicher Betreuer werden soll, falls sich der eigene Gesundheitszustand verschlechtert und eine Betreuung benötigt oder auch gewünscht wird. Neben einer Betreuungsverfügung gibt es auch die sinnvolle Möglichkeit, eine Vorsorgevollmacht zu erteilen. Sie bestimmen eine Person, die für Sie entscheiden soll, wenn Sie es selbst nicht mehr können.

Neue Betreuungen 2014

Neue Betreuungen 2015

Anteile nach Betreuungsart (bei Erstbestellungen)

Anteile nach Betreuungsart (bei Erstbestellungen)

Selbst. Berufsbetreuer 36,33%

Selbst. Berufsbetreuer 37,73%

Betreuungsbehörde 0,22% Betreuungsverein 6,47%

Betreuungsbehörde 0,17% Betreuungsverein 6,65%

Sonst. Ehrenamtl. 5,56%

Sonst. Ehrenamtl. 5,72%

Familienangehörige 51,42%

Familienangehörige 49,72%

Übersicht der Aufteilung nach Betreuungsart

Wie lange dauert eine Betreuung? Das Gericht setzt die Betreuung erst einmal für ein halbes Jahr fest. Dies ist eine vorläufige Betreuung. Nach diesem halben Jahr prüfen die Richter, ob man eine dauerhafte Betreuung braucht. Das Betreuungsgericht prüft dauerhafte Betreuungen nach sieben Jahren nochmals.

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Kann man eine Betreuung wieder rückgängig machen? Ja. Der Betreuer oder der Betreute können jederzeit einen Antrag beim Betreuungsgericht stellen. Das Gericht ist verpflichtet zu prüfen, ob man die Betreuung aufheben kann. Nur wenn jemand innerhalb kurzer Zeit immer wieder einen Antrag auf Aufhebung der Betreuung stellt, kann das Gericht es ablehnen. Fällt der Grund für eine Betreuung weg, muss das Gericht die Betreuung aufheben.

darf keiner für diesen Menschen einen Betreuer bestellen. Nur wenn er selbst einen Betreuer wünscht, kann das Gericht einen Betreuer bestimmen. Wer kann Betreuer werden? Wenn ein Mensch einen Betreuer bekommen soll, kann er Personen dafür vorschlagen. Das Gericht muss prüfen, ob die vorgeschlagenen Personen für eine Betreuung geeignet sind. Haben Sie eine Betreuungsverfügung, versucht das Gericht die darin enthaltenen Wünsche zu erfüllen. Betreuer könnten z. B. sein: • • • •

Verwandte, Freunde oder Partner Mitglieder eines Betreuungsvereins selbstständige Berufsbetreuer Mitarbeiter einer Betreuungsbehörde

Kapitel IV – Zielgruppen der Tagespflege

Bekommen Menschen mit schwerer körperlicher Behinderung automatisch einen Betreuer? Nein! Kann ein Mensch mit körperlicher Behinderung seinen Willen mitteilen,

In Deutschland sind etwa die Hälfte aller Betreuer Familienangehörige (Stand 2015). Seit einigen Jahren steigt die Zahl der selbstständigen Berufsbetreuer (Stand 2015: 37,73 Prozent). Ist man automatisch geschäftsunfähig, wenn man einen Betreuer hat? Nein! Auch wer einen Betreuer hat, kann voll geschäftsfähig sein. Dies kann dazu führen, dass der Betreuer und der Betreute gegensätzliche Entscheidungen treffen. Beide Entscheidungen sind erst einmal rechtsgültig. Bei Streitigkeiten muss das Gericht entscheiden, ob der Betreute geschäftsunfähig ist (Paragraf 104 Bürgerliches Gesetzbuch).

40

Begriffserklärung: Voll geschäftsfähig Voll geschäftsfähig ist normalerweise jeder Mensch über 18 Jahre. Das heißt, man kann ab diesem Alter Rechtsgeschäfte eingehen. Rechtsgeschäfte sind zum Beispiel Mietverträge, Arbeitsverträge, das Eröffnen eines Bankkontos, Heirat oder Kaufverträge. Unterschreibt man zum Beispiel einen Mietvertrag, dann ist dieser Vertrag gültig. Man muss zum Beispiel eine Kündigungsfrist einhalten. Hält man sich nicht an den Vertrag, kann man vor Gericht verklagt werden. Durch eine psychische Erkrankung oder einen Unfall kann es sein, dass man seine Geschäftsfähigkeit verliert. Zum Beispiel: Wenn jemand nicht genau weiß, ob ein Vertrag oder eine andere Entscheidung gut für ihn ist oder nicht. Wenn das Betreuungsgericht davon erfährt, spricht es mit der Person. Das Gericht prüft, bei welchen Entscheidungen diese Person Hilfe braucht. Für diese Bereiche bestimmt das Gericht dann einen Betreuer. Der Betreuer tritt in die Rechtsgeschäfte für diese Person ein. Wer kontrolliert den Betreuer? Das Betreuungsgericht. Einmal im Jahr muss der Betreuer dem Gericht einen Bericht übersenden. Das Gericht prüft, ob der Betreuer im Sinne des Betreuten gehandelt hat. Ärzte, Verwandte, Familienangehörige oder auch Freunde können

Eine Tagespflege gut leiten

Beschwerden oder Anmerkungen beim Gericht einreichen. Das Gericht muss diese Hinweise prüfen und eventuell einen anderen Betreuer bestellen. Wo kann sich ein Betreuter beraten lassen? Betreute können rechtliche Hilfe und Beratung bei Rechtsanwälten, Betreuungsvereinen, sozialen Diensten oder der Betreuungsbehörde erhalten. Der Exkurs ist zusammengestellt von der Internetseite des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz, der Vereinigung sozialpädagogischer und wirtschaftlicher Betreuung und eigenen Anmerkungen und Ergänzungen. Die Bundesregierung will das Vormundschafts- und Betreuungsrecht reformieren. Dazu ist Ende November 2020 ein Gesetzentwurf in erster Lesung beraten und im Anschluss an den federführenden Ausschuss für Recht und Ver-

braucherschutz überwiesen worden. Es wird davon ausgegangen, dass im Laufe des Jahres 2021 eine Reform beschlossen wird. Quellen: Internetseite des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz. Internetseite http://www.rechtlichebetreuung.de

Wenn ein Betreuungsgericht die Angehörigen als Betreuer ernannt hat, dann gelten die zuvor benannten Punkte zuzüglich der gesetzlichen Beauftragung. Auch gesetzliche Betreuer sind daher eine Zielgruppe Ihrer Tagespflege.

MEIN TIPP: Fragen Sie bei der Anamnese bzw. im Aufnahmeprozess, ob eine gesetzliche Betreuung vorliegt. Wenn ja, lassen Sie sich die Betreuungsurkunde bzw. den Betreuungsausweis zeigen und kopieren Sie ihn für die Pflegedokumentation und beachten Sie die in der Betreuungsurkunde benannten Vorgaben.

41

Kapitel IV – Zielgruppen der Tagespflege

KAPITEL V – Eine Tagespflege planen Sie werden von Ihrem Träger oder vom Inhaber der Pflegeeinrichtung gefragt, ob Sie sich vorstellen können, zukünftig eine Tagespflege zu leiten. Bei der Planung und beim Aufbau sollen Sie maßgeblich mitarbeiten. Die Anfrage ehrt Sie, aber gleichzeitig machen Sie sich vielleicht Sorgen darüber, an was Sie alles denken müssen und welche Schritte zu gehen sind.

43

Eine Tagespflege gut leiten

Keine Sorge, dies wird nun in den nächsten Kapiteln Schritt für Schritt erklärt und dargestellt.

5.1  Gesamtübersicht Orientierten Sie sich an den acht wichtigen Überschriften aus der Übersicht. Die einzelnen Projektbausteine werden im Rahmen der Projektierung nach und nach „bearbeitet“ und geklärt.

5.2  Planungsschritte Der Start für Sie als zukünftige Leitung kann zu verschiedenen Zeitpunkten stattfinden: 44

a) Ganz zu Beginn der ersten Idee. b) Wenn das Baukonzept schon erstellt ist. c) Während der Bau- oder Umbauphase. d) 1 – 2 Monate vor geplantem Betriebsbeginn.

Eine Tagespflege gut leiten

Ihre mögliche Mitwirkung ist abhängig vom Zeitpunkt, an dem Sie zu der geplanten Tagespflege stoßen. Die nachfolgenden Kapitel gehen vom Zeitpunkt der ersten Idee aus und nehmen Sie in die wichtigen Planungs- und Vorbereitungsinhalte mit.

Inhaltliches Konzept

Architektur

Finanzierung

Rechtliche Bedingungen

Gäste

Mitarbeiter

N

Leitidee

Gesamtplanung

Organisationsform

§ 41 SGB XI

Zielgruppe

Alltagsbegleiter/innen

A

Leitbild

Küche

Betreiber

Rahmenverträge

Beratung

Pflegekräfte

Be

Gäste

Wohnbereich

Investor

LQV

Aufnahmeverfahren

Leitung/ Koordination

gem

Mitarbeiter

Flure

Miete

Heimaufsicht

Kompetenzen

Fahrdienst ?

Angehörige

Funktionsräume

Fördermöglichkeiten

Vergütungsvereinbarung

Abschied

Azubi/ Praktikanten

Hauskonferenz

Sanitäre Räume

Businessplan

MDK

Mitwirkung

Außenbereich

Pflegesatzkalkulation

Gesundheitsamt

Kompetenzen

Licht

Controlling

Brandschutz

Schutzkonzept

Planungsinhalte einer Tagespflege

Kompetenzen/ Fortbildungen

Na

Sozia

Ab

5.3  Zeitstrahl Die Planungsphase zwischen der ersten Idee und dem ersten Betriebstag einer Tagespflege ist abhängig davon, ob ein bestehendes Gebäude mit geringem Aufwand eingerichtet werden kann oder ob eine Neubauplanung mit Änderung des Bebauungsplanes beabsichtigt ist. Eine Marktanalyse wird als notwendige Grundlage vorab vorausgesetzt. Daher zeigt der Zeitstrahl einige relevante Inhalte vom Betriebsbeginn an rückwärts gerechnet. Idee Erste Marktanalyse Grundstück suchen/ Gebäudeplanung Entscheidung und Namenssuche

6 Monate 5 Monate 4 Monate 3 Monate 2 Monate Netzwerk

Marketing

nen

Ambulante Dienste

Gäste

te

Betr. Wohnen

Angehörige

on

Wohngemeinschaften

Öffentlichkeit/ Presse

Nachbarn im Quartier

Kommunalpolitik

Soziale Gruppen

Landespolitik

Absprachen

eigene Mitarbeiter

?

en/ gen

21 Tage

KFZ-/ BulliBeschriftung

14 Tage

7 Tage 2 Tage Integrationsphase

en

1 Monat

45

TP-Mitarbeiter suchen Anträge IK Nr., Pflegekassen etc. Inventar bestellen Fahrdienst geklärt? KFZ bestellen CI klären, Flyer erstellen etc. TP intern und extern kommunizieren Pflegesatz geklärt, Verträge Team schulen Bau/ Umbau ist abgeschlossen Behördenabnahme Grundreinigung Inventar ist geliefert/ vorhanden Tag der offenen Tür Die ersten Tage vorbereiten Letzte Grundreinigung Betriebsbeginn Belegung ca. 40-50 % Belegung ca. 80-90 % 1. Jahr Feier

Zeitmatrix für die Planung einer Tagespflege

Kapitel V – Eine Tagespflege planen

er

Kommunikation mit Behörden Bau-/ Umbantrag/ Baugenehmigung Inhaltliches Konzept erstellen Beginn Bau-/ Umbauphase TP-Leitung suchen

KAPITEL VI – Bauliche Planung Jede Tagespflege benötigt für den Betrieb ein bauliches und inhaltliches Konzept. Dies wird vor Beginn der Zulassung durch die Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassen genauso abgefragt wie auch von der Heimaufsicht oder später im Rahmen der Prüfungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen. Das inhaltliche Konzept und die baulichen Bedingungen beeinflussen sich gegenseitig.

47

Eine Tagespflege gut leiten

MEIN TIPP: Egal, ob Sie einen Neubau oder Umbau für eine Tagespflege planen, denken Sie immer an Konzept und Bauliches und handeln Sie immer parallel und erstellen Sie zeitgleich beides.

Da aus Praxissicht aber seitens der Geschäftsführung oder des Trägers häufig erst eine Beschäftigung mit einem möglichen Gebäude der Tagespflege stattfindet, wird an dieser Stelle auch mit der baulichen Planung angefangen.

6.1  Gesamtkonzept 48

Wie ist es üblich? Der Träger oder der Inhaber überlegt aufgrund eigener Ideen und strategischer Planungen oder aufgrund von Anfragen, eine Tagespflege zu bauen oder in ein bestehendes Gebäude zu integrieren. Sicherlich wird eine kurze Marktanalyse erstellt. Möglicherweise wird Kontakt zum Landkreis oder der zuständigen Behörde aufgenommen. Und dann wird ein Architekt beauftragt, eine erste Planung zu erstellen (für den Neu- oder Umbau). Da die Tagespflegen in Deutschland sehr individuell aufgrund der verschiedenen Größen, Neubau- oder Umbaumöglichkeiten im bestehenden Hausobjekt, verschiedener geplanter Zielgruppen, entsprechender Landesrichtlinien entwickelt werden, kann und soll hier im Praxis-Handbuch nur anhand von Beispielen auf die Besonderheiten in der baulichen Planung hingewiesen werden. An Bauplänen werden die Vorteile oder Nachteile der Planungen diskutiert, um mit einer höheren Sensibilität oder stärkerem Engagement die Neubau- oder Umbauplanung seitens des Trägers oder der Tagespflege-Leitung mit zu verfolgen. Nach dem o. a. Verfahren wurde einem Träger folgende Neubau-Idee eines

Eine Tagespflege gut leiten

Architekten für eine Tagespflege mit 18 Plätzen vorgestellt, der aufgrund der Gegebenheit des Grundstücks ein langgezogenes Gebäude planen musste: Nicht nur bei den ambulanten Pflegedienstleitungen dieses Trägers, sondern bei ihm selbst entstand die Frage, ob die Planung gelungen ist. Der Autor dieses Praxishandbuches wurde hinzu gebeten. Der Architekt gab auf Nachfrage zu, sich an Unterlagen aus den stationären Einrichtungen orientiert zu haben. Andere Tagespflegen hatte er bisher nicht geplant oder besichtigt.

WAS FÄLLT AUF? • Das Gebäude ist sehr lang. • Der Haupteingang ist nur über mehrere Treppenstufen oder rreT den Aufzug erreichbar. FGN Der Nebeneingang soll eigentlich nur das Treppenhaus für im Obergeschoss geplante Wohnungen erschließen. eiD GN niE Eingangsbereich fehlen Im nag g• m 48,31 :FGN Stellflächen für Rollatoren oder 00,0± Rollstühle. rulf orüB m 20,64 :FGN • Die Küche ist als eine 1 :FGN Funktions- und Verteilerküche geplant. CW begelfP 2,01 :FGN m 4• Der Aufenthaltsbereich ist zum N ,91 :FG Essen und für den Alltag zu klein. • Alle Räume reihen sich rechts RA uarehuR ,9 :FGNlinks vom Flur auf. 0,91 :FGN m 70und • Es gibt mit 2 WCs und einem ztuP Behinderten-WC zu wenig m 59,5 :FGN areiparehT sanitäre Anlagen. 81,23 :FGN • Die Garderobe im Flur ist CW-heB ungünstig positioniert für die m 80,9 :FGN morgendliche Ankunft und nachmittägliche Abreise. eboredraG ehcüK • mEin Pflegebad ist vorgesehen. 68,9 :FGN 96,02 :FGN • Das Leitungs- oder Mitarbeiterbüro ist weit hinten im gnagniE m 30,61 :FGN Gebäude vorgesehen. 00,0± • Ein kleiner Gartenbereich/eine Terrasse ist vorgesehen.

Terrasse NGF: 48,25 m2

Dienstraum NGF: 23,31 m2 Eingang NGF: 13,84 m2

2

±0,00

flur NGF: 46,02 m2

Büro NGF: 19,06 m2

2

49 WC NGF: 10,24 m2

Pflegebad NGF: 19,06 m2

2

Ruheraum NGF: 19,07 m2

AR NGF: 9,07 m2

2

Putz NGF: 5,95 m2

Therapieraum NGF: 32,18 m2

2

Beh-WC NGF: 9,08 m2

2

Küche NGF: 20,69 m2

Garderobe NGF: 9,86 m2

2

Eingang NGF: 16,03 m2 ±0,00

x 03 x 21

01,2-

Erster Planungsentwurf einer Tagespflege

Eingang NGF: 36,10 m2 -2,10

12 x 30 x 175

x 82 x 61

5 71

gnagniE 2 m 01,63 :FGN

Wohnen / Aufenthalt NGF: 54,44 m2

Kapitel VI – Bauliche Planung

5 71

nenhoW :FGN

16 x 28 x 175

2

Außenbereich 30,34 m2

Zugang über Außenanlage des Gemeindezentrums 0.00 = 77.10 ü.NN

Dienstraum 17,12 m2 Eingang / Empfang 61,33 m2

Büro 15,17 m2

50 Garderobe 11,72 m2

Flur 45,52 m2

Pflegebad 20,49 m2

WC D 11,20 m2

WC H 10,79 m2

Lager 11,05 m2

Therapie 28,89 m2

Aufzug 5,62 m2 Ruheraum 31,37 m2

17 x 28 x20 175x 28 x 175

TH 18,12 m2

Beh-WC 6,81 m2

Eine Tagespflege gut leiten

Wohnen/Aufenthalt 73,18 m2

Zweiter Planungsentwurf einer Tagespflege

Küche 22,49 m2

Mit dem Träger, den ambulanten Pflegedienstleitungen und dem Architekten fanden zwei Besichtigungen in anderen bestehenden Tagespflegen statt, die viele Detailfragen klärten und zu einer komplett neuen Planung führten (der Gebäudegrundriss an sich konnte nicht verändert werden: (Entwurf 2)

WAS FÄLLT AUF? 1) Der Eingang wurde auf die andere Seite des Gebäudes verlegt. Er ist ebenerdig. 2) Für die Ankunft der Gäste gibt es genügend Platz und Fläche. 3) Leitung, Mitarbeiter, Verwaltung sind direkt dem Eingangsbereich zugeordnet. 4) Es gibt genügend WCs. 5) Entsprechende Therapie- und Ruheräume sind vorhanden. 6) Der Wohn- und Aufenthaltsbereich ist großzügig gestaltet. Die Küche ist integriert und soll als gemeinsam nutzbare Funktionsküche dienen.

51

Weitere Veränderungen erfolgen: 7) Die derzeit noch als geschlossener Raum dargestellte Garderobe wird zur Eingangshalle geöffnet. 8) Das Pflegebad wird als Dusche mit einem behindertengerechten WC umgestaltet. 9) Im Wohnbereich findet noch eine Abtrennung als Lager für die Küche statt. 10) Die Möblierung in den Räumen findet anders als eingezeichnet statt.

Eine andere Tagespflegeplanung:

Kapitel VI – Bauliche Planung

Planungsentwurf einer Tagespflege zusammen mit einem ambulanten Pflegedienst

Eine Umbauplanung einer Tagespflege (links) in einem bestehenden Gebäude mit einem angeschlossenen ambulanten Dienst (rechts). Als Grundempfehlung für eine Tagespflege können nachstehende Richtwerte herangezogen werden: Zusammenstellung des Autors Arbeitshilfe

Tagespflege Raumplanung

Die Richtlinien in den einzelnen Bundesländern sind sehr verschieden, sodass diese Übersicht nur einen Anhaltspunkt geben kann. Eigene fachliche Empfehlung: pro Platz ca. 18 qm planen bzw. vorhalten. Grundvoraussetzungen:

Zugänge, Flure sollten barrierefrei sein Flurflächen möglichst vermeiden oder gering halten Wenn Treppen vorhanden sind, ggfls. an beiden Seiten mit festen Handläufen

52

Bei mehr als einer Geschosshöhe muss ein Aufzug vorhanden sein Behindertengerechte Erschließung In den Ruhe- und Sanitärräumen entsprechende Kommunikationsmöglichkeiten Zugänglichkeit der Sanitärräume von außen muss gewährleistet sein Sanitäre Anlagen: seniorengerecht und mit bodengleicher Dusche Behindertengerechtes WC Entsprechende Beleuchtung Geschützter Außenbereich, Garten Genügend Sitz- und Ruhemöbel Genügend Licht und Helligkeit in allen Räumen

Eine Tagespflege gut leiten

Rutschfeste Böden und Fliesen Richtwerte, Vorgaben der einzelnen Bundesländer beachten

12 Plätze

18 Plätze

24 Plätze

Eingangsbereich incl. Garderobe, Platz für Rollatoren, Rollstühle

ca. 20 qm

ca. 30 qm

ca. 40 qm

Küche

ca. 20 qm

ca. 25 qm

ca. 30 qm

Speiseraum/ Aufenthalt

ca. 30 qm

ca. 40 qm

ca. 50 qm

Aufenthalt/ Wohnraum

ca. 30 qm

ca. 40 qm

ca. 60 qm

Zusammenstellung des Autors Arbeitshilfe

Tagespflege Raumplanung

Ruheraum

ca. 20 qm

ca. 25 qm

ca. 35 qm

Therapieraum

ca. 25 qm

ca. 30 qm

ca. 35 qm

Behind.-WC/Dusche

ca. 12 qm

ca. 12 qm

ca. 12 qm

WC

ca. 5 qm x 2 WC

ca. 5 qm x 3 WC

ca. 5 qm x 3 WC

Dienstraum Personal

ca. 15 qm

ca. 15 qm

ca. 20 qm

WC Personal

ca. 3 qm x 2 WC

ca. 3 qm x 2 WC

ca. 3 qm x 2 WC

Lager/Wäsche

ca. 6 qm

ca. 8 qm

ca. 8 qm

Putzraum

ca. 6 qm

ca. 8 qm

ca. 8 qm

Flur

Je nach Baukonzept

Je nach Baukonzept

Je nach Baukonzept

Gesamtfläche:

ca. 200–240 qm

ca. 300–330 qm

ca. 400–430 qm

53

In NRW gibt es z. B. auf der Grundlage des GEPA NRW folgende Raumgrößen: Pro Betreuungsplatz 18 qm; z. B. für eine Tagespflege mit 12 – 14 Plätze: Dienstraum ca. 20 qm; Wohn- und Aufenthaltsbereich ca. 40 qm, möglichst in Verbindung mit der Küche, ca. 20 qm; Therapie- und Gruppenraum ca. 30 qm; Ruheraum ca. 16 qm; Pflegebad ca. 16 qm; Abstellraum ca. 10 qm; Putzmittelraum ca. 6 qm; Eingangsbereich, Garderobe, Abstellfläche für Rollstühle, abschließbare Schränke für die Gäste ca. 50 qm; WC-Anlage behindertengerecht mit mindestens einem rollstuhlgerechten WC ca. 8 qm; beschilderter, sicher zu erreichender und alten- und behindertengerechter Zugang; direkte Zufahrt für Fahrzeuge; eine Bewegungsmöglichkeit im Freien; eine Möglichkeit zur Erbringung von Heilmitteln.

Pro Platz sollten ca. 18 qm vorgesehen werden, um auch für die Zukunft ausreichenden Platz anbieten zu können. Weiterhin hat sich in der COVID-19-Pandemie gezeigt, dass Tagespflegen mit mehreren Funktionsräumen eher die Aufteilung von Gästen umsetzen konnten. Da aber bestehende Gebäude verschieden sind oder auch bei Neubauplanungen die jeweiligen Grundstücke und Baufenster Vorgaben machen, ist imgrunde jede Tagespflege individuell.

Kapitel VI – Bauliche Planung

MEIN TIPP:

Dazu kommt, dass in den einzelnen Bundesländern die baulichen Richtlinien für Tagespflegen sehr verschieden sind. Aus Praxissicht werden folgende Räume, die in jeder Tagespflege zu finden sein sollten, beschrieben:

6.2  Eingangsbereich

54

In eine Tagespflege kommen i. d. R. ältere Menschen, die z. T. auch Beeinträchtigungen beim Gehen haben und daher einen Stock oder Rollator benötigen oder die im Rollstuhl sitzen. Daher sollte der Eingangsbereich der Tagespflege ebenerdig sein. Bei Neubauplanungen ist dies eigentlich ein Muss. Bei bestehenden Objekten sollte versucht werden, evtl. vorhandene Stufen über eine zusätzliche Rampe zu überbrücken. Sehr innovativ hat diese Thematik eine Tagespflege im Ruhrgebiet gelöst, die in ein bestehendes Objekt gezogen ist. Der eine Eingangsbereich der Tagespflege ist durch vier Stufen zu erreichen (und wird auch als Mobilisationstraining genutzt), der andere Eingang ist Eingangsbereich mit Stufen ebenerdig. (Ein Handgriff wird noch angebracht.) (Handläufe fehlen noch) Der Eingangsbereich nach der Eingangstür sollte großzügig geplant werden, da sich i. d. R. am Vormittag zu Beginn und am Nachmittag zum Ende gleichzeitig mehrere Senioren dort aufhalten. Entweder weil sie zusammen mit dem Fahrdienst kommen oder auf ihn warten oder weil sie beim Ausziehen der Jacke oder beim Nutzen des Rollators entsprechenden Platzbedarf haben. Entsprechende Sitzmöglichkeiten sollten ebenfalls dort vorhanden sein. Eine elektrische Tür mit Bewegungssensoren hilft, dass die Tagespflegegäste möglichst selbstständig in die Tagespflege kommen können.

Eine Tagespflege gut leiten

a) Garderobe Im dargestellten Entwurf wurde die Garderobe vom Architekten in einem mit einer Tür abschließbaren Raum positioniert. Wenn gleichzeitig mehrere Senioren ihre Jacken dort abgeben oder holen, dann wird durch eine Tür ein zusätzliches „Nadelöhr“ geschaffen. Andere Tagespflegen verzichten auf einen Garderobenraum (oder nutzen diesen anders) und haben im Eingangsbereich verschließbare Schränke für die Jacken und Mäntel und verschließbare Fächer für die persönlichen Gegenstände der Gäste. Damit ist der Sicherheit ebenfalls entsprochen. Die Garderobe kann jedoch leichter begangen und genutzt werden.

Pro Gast sollten Sie aber ein persönliches verschließbares Fach vorhalten, damit dort Schlüssel, Portemonnaie, aber auch ggfls. Wechselwäsche deponiert werden können. b) Stellfläche für Rollatoren, Rollstühle Einige Bundesländer verlangen in ihren Richtlinien, eine entsprechende Stellfläche für Rollatoren oder Rollstühle vorzuhalten und auszuweisen. Hintergrund ist, dass viele Tagespflegegäste entsprechenden Unterstützungsbedarf durch Gehhilfen, Rollatoren oder auch Rollstühle benötigen. Diese müssen in der Tagespflege irgendwo „geparkt“ werden. Oder es nutzt ein Gast in der Tagespflege einen Hausrollstuhl und wechselt von seinem größeren E-Rollstuhl, mit dem er in die Tagespflege fährt. Daher sind diese Vorgabe bzw. die inhaltliche Forderung m. E. grundsätzlich richtig. Bei der Planung und Aufteilung innerhalb der Tagespflege sollte daher darauf geachtet werden.

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6.3  Küche Ein zentraler Lebensmittelpunkt früherer Wohnungen oder Häuser war eine entsprechend große Küche mit Sitzmöglichkeit. Hier wurde zusammen das Essen vorbereitet, gekocht und gegessen und anschließend auch der Abwasch erledigt (Spülmaschinen gab es vor vielen Jahren noch nicht). Gemeinsam wurde am Tisch (häufig mit einer Eckbank) erzählt, gelacht, gespielt, gebetet, gelesen und alles über das Leben und den Alltag ausgetauscht. Mit diesen Erfahrungen und Erlebnissen kommen die Tagespflegegäste in Ihre Tagespflege. Viele Tagespflegen nehmen diese Vergangenheit und Erfahrungen ihrer Gäste auf und planen und konzipieren eine offene, begehbare Küche, in der eine „Anlieferung und Versorgung mit Essen“ genauso möglich ist wie ein gemeinsames Vorbereiten und Kochen.

Kapitel VI – Bauliche Planung

Es gibt eine Reihe von Tagespflegegästen, die argumentieren, dass sie ihr Leben lang Kartoffeln schälen und kochen mussten und sich nun gerne auch mal bedienen lassen wollen. Andere Tagespflegegäste sind aber froh, wenn sie gefragt werden und in der Küche mitwirken können. Und wenn Sie räumlich eine offene, begehbare Küche in Verbindung mit einer gemütlichen Essecke/Sitzecke und einem größeren Tisch gestalten können, dann werden Sie vermutlich schnell erleben, dass dieser Ort ständig „besetzt“ ist oder morgens beim Eintreffen der Tagespflegegäste schnell genutzt wird.

MEIN TIPP: Im Sinne der Partizipation der Gäste sollten Sie als Tagespflege-Leitung darauf achten, dass die Gäste zur Mitwirkung im Rahmen ihrer Möglichkeiten motiviert werden (Die Tagespflege ist kein Hotel und kein Altenheim!) Dies ist auch dem häuslichen Alltag nachempfunden und unterstützt und fördert die Mobilisierung und Aktivitäten der Senioren.

6.4  Essbereich

Eine Tagespflege gut leiten

56

Einem Restaurant mit Tischen und jeweils 4 Plätzen nachempfunden oder die Tische zu einer großen langen Tafel gestellt, alles durch Mitarbeiter eingedeckt oder mit den Gästen zusammen die Tische decken, das Essen portioniert auf Tellern oder in Suppen- oder Kartoffelschüsseln auf den Tisch gestellt zum gemeinsamen Verteilen, wie würden Sie es in Ihrer Tagespflege halten? Sie merken, das sind verschiedene Ansätze, die im inhaltlichen Konzept geklärt werden müssen und die in der baulichen Gestaltung ihren Widerhall finden. Es gibt wenig richtig oder falsch, alles hängt von Ihren Überlegungen und Planungen und Ihrem Konzept ab. Viele Tagespflegen haben für ihre Gäste einen langen gemeinsamen Tisch gestellt, an dem gefrühstückt, Mittag gegessen und Kaffee getrunken wird. Inhaltlicher Grund dafür ist, die Gemeinsamkeit der Gruppe darzustellen und Kontakt und Begegnung und Gespräche zu ermöglichen und ein anderes Bild als in einem „Restaurant“ mit Bedienung auch optisch zu zeigen. Selbst wenn an einem gemeinsamen Tisch nicht alle Gäste gleichermaßen mit jedem kommunizieren können, so ist diese Form für Tagespflegen mit bis zu 14 Plätzen meines Erachtens einer Restaurant-Bestuhlung zu bevorzugen. Aber: Wenn Sie in der Tagespflege gleichzeitig demenziell und nicht-demenziell erkrankte Gäste haben, dann kann es je nach Fortschritt der Demenz günstiger sein, einige Gäste an einen eigenen Tisch zu setzen, weil diese evtl. auch einen höheren Unterstützungsbedarf haben. Für größere Tagespflegen mit mehr als 18 Gästen müsste eine lange Tafel einbis zweimal unterbrochen werden oder als zwei Tischreihen gestellt werden. Ich kenne auch Tagespflegen, die sowohl eine längere Tafel als auch zusätzlich einzelne Tische (mit vier Plätzen) stellen, damit sie der Individualität der Gäste entsprechen können. Wichtig ist, dass Sie als Tagespflegeleitung darauf achten, dass es keinen „Katzentisch“ gibt oder ein Gast ganz alleine sitzt (außer es gibt einen besonderen Grund dafür oder der Gast wünscht es). Häufig gibt es in den Tagespflegen zwischen der offenen Küche und dem Essbereich eine Nähe und Verbindung, sodass auch vom Essbereich gesehen wer-

Beispiele Küchen und Essbereich aus Tagespflegen in NRW und Hessen

den kann, was in der Küche stattfindet und passiert. In den Landesrichtlinien in NRW ist dies deutlich gewünscht.

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6.5 Aufenthaltsbereich Der Aufenthaltsbereich einer Tagespflege ist wie die Küche der zentrale Raum in einer Tagespflege, da sich dort die Tagespflegegäste zeitlich überwiegend aufhalten. Häufig ist er kombiniert mit dem Essbereich. Wichtig für diesen Raum ist eine ansprechende Atmosphäre. Es sollten geeignete und verschiedene Sitzmöbel vorhanden sein. Rollstuhlfahrer benötigen Bewegungsfläche für ihre Hilfsmittel. Auf die Akustik ist

Beispiele aus Tagespflegen in NRW

6.6 Therapieraum Ein Therapieraum als Multifunktionsraum dient in der Tagespflege der Unterstützung und Förderung der Senioren. Neben entsprechenden Stühlen z.B. im Stuhlkreis sollten verschließbare Schränke Arbeits- und Therapiematerialien aufneh-

Kapitel VI – Bauliche Planung

ebenso zu achten wie auf genügendes Licht. In vielen Tagespflegen finden sich in diesem Raum auch Erinnerungsstücke aus der Vergangenheit der Tagespflegegäste, wie z. B. ein älterer Schrank oder Bilder oder eine Uhr etc.

men können. Leicht bewegliche Tische und Stühle unterstützen verschiedene Aktivitäten in diesem Raum.

6.7 Ruheraum

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Neben dem Aufenthaltsraum und Therapieraum ist es sinnvoll, einen Raum so herzurichten, dass in diesem Raum die Gäste Ruhe finden können, entweder nach dem Mittagessen oder auch während des Tages. Pflegebetten in einer Tagespflege sind eher ungewöhnlich und sollten auch nur sehr bewusst angeschafft oder eingesetzt werden. Als sinnvoll haben sich Sessel ergeben, die ausziehbar sind und auf denen Senioren gut ruhen können. Ob die Verstellung in die Ruheposition elektrisch oder manuell erfolgt, bleibt dem Modell des Sessels überlassen. Wichtig ist, dass die Senioren möglichst selbst damit umgehen und auch die Sitz-/Liegeposition des Sessels selbst verstellen können. In vielen Tagespflegen gibt es pro Sessel dazu eine Decke zum Zudecken oder für die Füße. Weiterhin sollte in diesem Raum für die Ruhezeit auch die Vereinbarung gelten, dass dort nur leise Unterhaltung (wenn überBeispiele aus Tagespflegen in NRW haupt) stattfinden soll.

6.8 Leitungsbüro

Eine Tagespflege gut leiten

Als Tagespflegeleitung führen Sie Beratungsgespräche mit potenziellen Gästen und deren Angehörigen, Mitarbeitergespräche, erstellen den Dienstplan, haben mit Behörden und deren Anfragen oder Statistiken zu tun etc. Daher benötigen Sie einen entsprechenden Raum, in dem Sie diese und viele weitere Aufgaben in Ruhe und ungestört erledigen können oder vertrauliche Gespräche ohne andere Ohrenzeugen durchführen können. Neben der Funktionalität (Schreibtisch, Schreibtischstuhl, Aktenschrank, PC, Telefon etc.) sollten Sie darauf achten, dass Besucherstühle nicht vor Ihrem Schreibtisch stehen (die Gäste oder Angehörigen oder Mitarbeiter sind keine Bittsteller und Sie keine Behörde), sondern dass Sie eine ansprechende Besprechungsmöglichkeit mit einem kleinen Tisch und dortigen Stühlen schaffen. Bei entsprechenden Gesprächen sollten Sie auch darauf achten, dass Sie nicht hinter Ihrem Schreibtisch sitzen bleiben, weil dieser optisch und emotional eine große Barriere darstellt.

6.9 Verwaltungsarbeitsplatz Jede Tagespflege hat gewisse Verwaltungsarbeiten, die zu erledigen sind. Im Stellenplan wird dafür auch ein Stellenanteil (i. d. R. Teilzeit) Verwaltung vorgesehen. Dies bedeutet, dass ein entsprechender Verwaltungsarbeitsplatz in einem eigenen Raum oder z. B. im Mitarbeiterraum einzurichten ist. Falls ein Pflegedienst und eine Tagespflege in einem gemeinsamen Gebäude untergebracht sind, gibt es gelegentlich auch den Verwaltungsarbeitsplatz in Räumen des Pflegedienstes. Planen Sie als Tagespflege-Leitung so, dass die Verwaltung einfach und mit kurzen Wegen Ihnen zuarbeiten kann. Entsprechende Hilfsmittel, wie PC, Drucker, Kopierer, Telefon, Aktenschränke, müssen schnell und sinnvoll erreichbar sein.

6.10 Mitarbeiterarbeitsplatz/Sozialraum

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Die Arbeitsschutzbestimmungen verlangen, dass Mitarbeiter in einem definierten Raum ihre Pausen nutzen können. In vielen Tagespflegen wird dieser Raum mit einem entsprechenden Mitarbeiterarbeitsplatz verbunden, um dort z. B. die Pflegedokumentation per Hand oder digital weiterzuschreiben. Entsprechende Sitzmöbel für mehrere Mitarbeiter wie auch Tische und Ablagemöglichkeiten sollten in diesem Raum vorhanden sein. Verschließbare Schrankfächer dienen den Mitarbeitern zur Aufbewahrung persönlicher Gegenstände.

6.11 Sanitäre Räume In der Tagespflege benötigen Sie ausreichend vorhandene seniorengerechte sanitäre Räume. Damit ist gemeint, bei 18 Plätzen in der Tagespflege sicherlich 3 bis 4 WCs vorhanden zu haben. Warum? Gerade nach den Essenszeiten oder

Weitere Kriterien sollten beachtet werden: • WCs, erhöht oder in der Höhe verstellbar oder durch Sitzauflagen anpassbar, • • • • •

genügend Fläche im Raum, Haltegriffe, entsprechendes Waschbecken, Spiegel, genügend Helligkeit/Licht,

Kapitel VI – Bauliche Planung

nach der Ruhephase besteht ein erhöhter Bedarf, die sanitären Räume aufzusuchen. Gleichzeitig ist die Zeitdauer durch das Teilentkleiden und Wieder-Anziehen höher als bei jüngeren Menschen. Damit es nicht zu Engpässen kommt, ist die Vorhaltung von genügend Räumen wichtig.

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Beispiel eines WCs in einer Tagespflege in NRW

DIN 18025 Teil 2

• farblich unterschiedliche Taster für die WC-Spülung (z. B. für sehbeeinträchtigte Gäste, keine weißen Fliesen und weiße Taster), • rutschfeste Fliesen, • ein Hilferufsystem. Als sinnvoll hat es sich auch erwiesen, wenn das Licht durch einen Bewegungsmelder automatisch im Raum angeht, wenn dieser betreten wird bzw. wenn die Tür geöffnet wird. a) Behindertengerechtes WC

Eine Tagespflege gut leiten

Neben den seniorengerechten WC-Räumen müssen Sie zusätzlich ein behindertengerechtes WC in der Tagespflege planen bzw. vorhalten, damit sich auch Rollstuhlfahrer besser als in den seniorengerechten WCs bewegen können. In der DIN 18040-2 (ersetzt die bisherige DIN 18025) sind die Kriterien dafür beschrieben. Ein Hauptunterschied ist die entsprechende größere Bewegungsfläche für einen Rollstuhlfahrer. Zusätzliche Haltegriffe und ein verstellbarer (kippbarer) Spiegel sind weitere Unterschiede. b) Mitarbeiter-WC (mit Vorraum) Die Arbeitsstättenverordnung (§ 37) verlangt, dass getrennte Mitarbeiter-WCs (ca. 6 qm) in der Tagespflege ausgewiesen werden. Diese sollten Sie in der Tagespflege ebenfalls einplanen. c) Dusche (anstelle Pflegebad) In einer Reihe von Richtlinien von verschiedenen Bundesländern wird weiterhin ein Pflegebad für eine Tagespflege gefordert. Diese Auflage stammt aus der

Vergangenheit, in der die Richtlinien und Vorgaben von der stationären Pflege einfach auf die Tagespflege übertragen wurden. In der Praxis hat sich gezeigt, dass ein Pflegebad in der Tagespflege kaum genutzt wird und daher einen unverhältnismäßig hohen Kostenfaktor und einen uneffektiven Raumbedarf darstellt. Verhandeln Sie daher bei Ihrer Planung mit dem Architekten und den Behörden über die Umwandlung des Pfle- Bespiel: Behindertengerechte Pflegegebades in eine Dusche, die Sie gerne dusche in einer Tagespflege in NRW vorhalten wollen. Diese kann z. B. gut verbunden werden mit dem behindertengerechten WC, weil dieses wiederum einen entsprechenden Platzbedarf vorhalten muss.

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6.12 Flure Die Räume in einer Tagespflege werden verbunden durch einen Flur. Achten Sie bei der Planung auf eine genügende Breite (wünschenswert sind 180 cm) und darauf, dass der Flur nicht zu lang ist bzw. wirkt. Ggfls. erhalten Sie die Vorgabe, eine Brandschutztür als Unterbrechung und Abgrenzung von Bauabschnitten einbauen zu müssen. Dazu gibt es aber technische Lösungen, sodass die Tür im Regelfall offensteht und sich nur im Brand- oder Rauchfall automatisch schließt.

Kapitel VI – Bauliche Planung

DIN 18040-1 Platzbedarf für Flächen

Nachbarschaftsgarten in NRW

Schrebergarten einer Tagespflege 62

6.13 Außenbereich

Eine Tagespflege gut leiten

Wenn das Wetter entsprechend ist, bietet es sich an, den Tagespflegegästen auch Sitzmöglichkeiten im Freien anzubieten. Dafür bedarf es eines barrierefreien Zugangs zur Außenterrasse, die entsprechend groß genug dimensioniert sein und entsprechende Sitzmöbel und Tische aufweisen sollte. Sonnenschirme oder Verschattungen sind wichtig, damit die Möglichkeiten auch bei starkem Sonnenschein genutzt werden können. Tagespflegen sollten oder müssen einen geschützten Garten vorhalten, so verschiedene Landesrichtlinien. Dies muss nicht zwingend ebenerdig sein. Mir ist in NRW eine Tagespflege im Obergeschoss einer stationären Einrichtung bekannt, die auf dem Dach eine Terrasse und einen Garten für die Tagepflegegäste vorhält. Es gibt aber auch Tagespflegen, die einen größeren Garten mit Tierhaltung, Spielbereich für Kinder, Hochbeeten, Sitzecken unter Bäumen, Obst und Gemüse anlegen.

Teil einer Gartenanlage in einer Tagespflege in Bayern.

Auch dieser „Mini-Garten“ ist von der zuständigen Heimaufsicht in NRW „abgenommen“ worden.

Zwei Ergänzungen sind m. E. noch zu beachten:

6.14 Licht Bei der Planung ist darauf zu achten, dass grundsätzlich eine gute Beleuchtung in der Tagespflege vorhanden ist und evtl. Sehbeeinträchtigungen von älteren Menschen berücksichtigt werden. Alle Verkehrsflächen sollten daher gut ausgeleuchtet sein. In Funktionsräumen wie z. B. dem Ruheraum kann mit verschiedenen Lichtquellen auch unterschiedliche Stimmung erzeugt werden.

6.15 Farben Bei der Planung soll ebenfalls ein geeignetes Farbkonzept besprochen und dann realisiert werden. Die Tagespflege eintönig „Weiß in Weiß“ an Wänden, Decken, Fliesen etc. zu gestalten, sollte möglichst genauso vermieden werden wie zu bunte oder stark differenzierte Farben in Räumen oder Übergängen, weil dies z. B. für sehbeeinträchtigte oder demenziell erkrankte Gäste belastend oder irritierend sein kann.

63

Kapitel VI – Bauliche Planung

KAPITEL VII – Inhaltliches Konzept An verschiedenen Stellen wurde bisher beschrieben, dass die bauliche Planung und das inhaltliche Konzept zeitgleich erstellt werden sollten, da sie sich gegenseitig bedingen und beeinflussen. Ein inhaltliches Konzept (Beispielformulierungen von Tagespflegen in Bayern bzw. in NRW) sollte zu folgenden Punkten Aussagen treffen:

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Eine Tagespflege gut leiten

7.1 Präambel/Aussagen zum Träger „Die Sozialstation xy im „Wohlfahrtsverband für den Landkreis xx“ bietet seit Jahren neben den üblichen Angeboten eines ambulanten Pflegedienstes Entlastungsangebote für pflegende Angehörige außerhalb der eigenen Häuslichkeit an. Beginnend mit einem Nachmittag erweiterte sich das Angebot/der Bedarf auf fünf Tage die Woche plus ein Samstagsangebot im Monat. Durch das Pflegestärkungsgesetz II/III erfährt diese Form der Tagesbetreuung eine neue, größere Wertigkeit. Daraus resultierend wurde das folgende Konzept für die Seniorentagespflege xy entwickelt, die die bisherigen Entlastungangebote ablöst. Getreu dem Leitsatz – MIT DEM HERZEN DABEI – wird das Angebot auf die Bedürfnisse der Gäste abgestimmt. Die Würde des Menschen ist geachtet und er wird in seiner Ganzheitlichkeit gesehen.“ 66

7.2 Leitbild Einrichtungsleitbild (als Richtlinie für die Einrichtung und die Mitarbeiterschaft) „Ziele: Wir betrachten jeden Tagesgast als Ganzheit von Körper, Seele und Geist. Jeder uns anvertraute Pflegebedürftige ist eine eigenständige Persönlichkeit, dessen Würde wir achten. Wir bedenken, dass jeder Mensch ein individuelles, geliebtes Geschöpf Gottes ist und Anspruch darauf hat, auch so von uns behandelt zu werden. Wir orientieren uns bei unserem Handeln an den christlichen Grundwerten. Es ist für uns dabei sehr wichtig, die Beziehungen der Tagesgäste zur Umwelt aufrechtzuerhalten und zu fördern. Beschreibung: Jeder Tagesgast wird von uns als Persönlichkeit mit individuellem Lebensweg, mit eigenem sozialem, kulturellem und religiösem Hintergrund und persönlichen Erfahrungen verstanden und respektiert. Entsprechend unserem Leitbild orientieren wir uns in unserer Arbeit an einem ganzheitlichen Pfle-

Eine Tagespflege gut leiten

gemodell (ABEDLs nach Krohwinkel). Auf der Grundlage dieser ABEDLs erstellen wir unter Einbeziehung der Tagesgäste und gegebenenfalls von deren Angehörigen/Betreuern individuelle Pflegepläne. Unsere Zielsetzungen lauten: • erhalten • fördern und befähigen • stabilisieren und wiedererlangen von Wohlbefinden und Selbstbestimmung • Partizipation und Mitbestimmung/Mitwirkung Hierzu gelten als pflegerische Leistungen: • im Interesse der Tagesgäste zu handeln • für eine fördernde und beschützende Umgebung zu sorgen

• die jeweils anvertraute Person zu begleiten und zu fördern • sie individuell zu beraten und anzuleiten Im Interesse einer gemeinschaftlichen Basis gilt es, die unterschiedlichsten Wünsche und Anregungen zu prüfen und möglichst umzusetzen. Pflegequalität: Die fachlich korrekte, bedarfsgerechte und individuell gestaltete Pflege ist der Kernbereich unserer Dienstleistung. Ziel unseres integrierten Versorgungskonzeptes ist es, auch erkrankten, behinderten und alten Menschen ein größtmögliches Maß an selbstständiger Lebensführung zu ermöglichen. Wir verstehen den Menschen als Persönlichkeit mit eigenen Erfahrungen, mit einem individuellen Lebensweg und einem eigenen sozialen, kulturellen und religiösen Hintergrund. Dementsprechend orientieren wir uns an dem weiter unten beschriebenen ganzheitlichen Pflegemodell nach Monika Krohwinkel. Auf der Grundlage dieser ABEDLs erstellen wir jeweils individuelle Pflegepläne in Absprache mit den jeweiligen Tagesgästen und gegebenenfalls deren Angehörigen. Die Umsetzung der Pläne unterliegt einer ständigen Überwachung. Alle unsere Pflegeleistungen sind so umfassend wie nötig; im Sinne einer aktivierenden Pflege soll damit die Eigenaktivität des Tagesgastes gefördert bzw. erhalten werden. So gehört z. B. auch die Begleitung und Förderung, Beratung und Anleitung zu unseren Pflegezielen. Dass Pflege nicht nur individuell geplant und durchgeführt werden muss, sondern auch fachlich korrekt zu sein hat, versteht sich von selbst. Grundlage aller pflegerischen Leistungen sind deshalb die Pflegestandards, die auf dem aktuellen Stand der Pflegewissenschaft gehalten werden und für alle Mitarbeiter verbindlich sind. Aus diesem Grunde sind unsere Mitarbeiter dazu verpflichtet, an entsprechend angebotenen Fortbildungsmaßnahmen teilzunehmen.“

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MEIN TIPP:

Kapitel VII – Inhaltliches Konzept

Erstellen Sie vorab als Träger oder als Tagespflegeleitung für eine neue Tagespflege ein Einrichtungsleitbild, in dem Sie Ihre Richtung und Ansätze formulieren. Nutzen Sie dies für die Schulungen und Informationen der neuen Mitarbeiterschaft. Nach ca. einem Betriebsjahr überprüfen und überarbeiten Sie dieses Einrichtungsleitbild mit Ihrer Mitarbeiterschaft und korrigieren, ergänzen, verändern Sie getroffene Aussagen. In Zusammenarbeit mit Ihrer Mitarbeiterschaft schaffen Sie dadurch eine gute gemeinsame Basis für Ihre Arbeit.

7.3  Zielgruppe „In der Tagespflege werden erwachsene Menschen betreut, die in ihrer Alltagskompetenz somatisch eingeschränkt und/oder gerontopsychiatrisch verändert sind und i. d. R. einen Pflegegrad haben. Das Angebot ist eine Ergänzung zu der häuslichen Versorgung und stellt eine Entlastung für viele pflegende Angehörige dar. Das Einzugsgebiet umfasst vorrangig den Landkreis xx (oder die Stadt xy). Die Gäste müssen transportfähig sein.“

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Weiterhin findet die Aufnahme von Tagespflegegästen dann eine Grenze, wenn der potenzielle Gast eine Gefährdung für sich oder andere oder eine starke Belastung für andere Gäste darstellt (z. B. bei hochgradiger Demenz). Grundsätzlich wird im Einzelfall bzgl. der Aufnahme in die Tagespflege entschieden. Neben den Tagespflegegästen sehen wir die Angehörigen und die gesetzlichen Betreuer ebenfalls als unsere Zielgruppe an, weil sie in enger Verbindung mit den Tagespflegegästen stehen.

7.4  Zielsetzung „Ziel der Seniorentagespflege ist der Erhalt und die Förderung der Eigenverantwortlichkeit der Gäste im individuellen Rahmen. Zu Hause wohnen (am Abend, am Wochenende, an Feiertagen) und tagsüber in der Einrichtung in überschaubarer Umgebung betreut sein. So bleiben soziale Beziehungen und das Umfeld weitgehend erhalten.

Eine Tagespflege gut leiten

Hauptziele sind: • Der Verbleib in der eigenen Häuslichkeit wird länger sichergestellt • Der Erhalt und die Förderung der Orientierung in verschiedenen Lebensbereichen • Angebote von Aktivitäten, welche nicht ergebnisorientiert sind • Gemeinschaft erleben • Verlässliche Tagestruktur, um auf den Tag-Nacht-Rhythmus und die Alltagsgestaltung positiv einzuwirken • Erhalt und Wiedererlangen von Fähigkeiten, die der Persönlichkeit wichtig sind • Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung bei den Betroffenen und ihren Pflegepersonen • Entlastung pflegender Angehöriger • Berufstätigkeit von Angehörigen wird ermöglicht“

7.5  Beschreibung der Räumlichkeiten „Ca. 259 qm Wohn- und Verkehrsfläche plus 75 qm Terrasse auf einer Ebene bilden die Räumlichkeiten für die Tagespflege. Durch einen großzügig überdachten, barrierefreien Zugang erreicht man den Flurbereich, der genügend Platz für Garderobe und Abstellmöglichkeiten für Rollatoren und Rollstühle bietet. Danach betritt man einen rund gestalteten Flur, von welchem die anderen Räume abgehen. • • • •

1 Küche mit Aufenthaltsbereich 1 Foyer mit ,Rundlaufmöglichkeiten’ für umtriebige Gäste 1 Rückzugs-/Ruhebereich 1 großer Raum für Gymnastik, jahreszeitliche Veranstaltungen und Ruhemöglichkeiten

• • • • • •

1 Ruheraum mit 2 Pflegebetten und Pflegerollstuhl 1 Pflegebad (rollstuhlgerechte Dusche) mit Behinderten-WC 2 barrierefreie WCs 1 kleines Büro Mehrere Lager- und Abstellräume Verwaltungsbüro, Personalraum und Personaltoilette befinden sich im oberen Stockwerk des Gebäudes.“

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7.6  Aussagen zum Hol- und Bringdienst „Wünschenswert ist die eigene Beförderung der Gäste durch Angehörige oder Nachbarn. Sollte die Beförderung der Gäste nicht selbst organisiert werden, so steht ein eigener Fahrdienst zur Verfügung.“ (Alternativ: Wir kooperieren mit dem Fahrdienst oder Taxiunternehmen xyz).

7.7  Betreuungskonzept

Tagesstruktur: „Fixpunkte im Tagesablauf sind wichtige Eckpunkte in der Betreuung. Persönliche Begrüßung, Frühstück, Morgenrunde mit Vorlesen aus der Tageszeitung, Rituallied, Gedächtnistraining, Kochen, Mittagessen, Mittagsruhe, Spa-

Kapitel VII – Inhaltliches Konzept

Räumliches Milieu: „Die Einrichtung der Räume trägt viel zur Atmosphäre bei. In einer gemütlichen ‚Gedächtnisstube‘ lassen sich gut Erinnerungen anregen. In der hellen, offenen Küche sind die Gäste gut in Kochangebote einzubinden. Der Flurbereich ist geteilt. Einmal in Garderobe und Abstellfläche für Rollatoren und Rollstühle und einen Bereich mit Sitzgelegenheiten und der Möglichkeit, dass Gäste mit erhöhtem Bewegungsdrang gut laufen können.“

ziergänge, wechselnde Aktivitäten (z. B. jahreszeitliche Andachten, Singen mit ehrenamtlicher Sängergruppe, basteln zur Jahreszeit, Brettspiele mit Schülern), Nachmittagskaffee, persönliche Verabschiedung. Die Angebote sollen niemand überfordern. Sie sind handlungs- und nicht ergebnisorientiert. Dies ist wichtig, um auch bei Leistungsschwankungen die Persönlichkeit und das Selbstbewusstsein zu stärken. Die Förderung von Kontaktund Kommunikationsverhalten ist Schwerpunkt im psychosozialen Bereich. Bei Auftreten von schwierigen Situationen, was besonders bei fortschreitender Demenz vorkommen kann, versuchen geschulte Mitarbeiter die Situation zu deeskalieren und den Gast aus der Situation herauszunehmen.“

70

Betreuung und Pflege: „Die pflegerischen und betreuerischen Maßnahmen werden geplant und dokumentiert. Die Grundlagen der Pflege und Betreuung basieren auf dem Pflegemodell von Monika Krohwinkel mit den entsprechenden ABEDLs. Die Betreuung ist nach dem individuellen Bedarf des Besuchers ausgerichtet. Behandlungspflegen erfolgen nur auf Anordnung des Arztes.“

7.8  Lebensmittel und Versorgung „In der Tagespflege werden alle Mahlzeiten selbst gekocht und erstellt.“ Alternativ: „In der Tagespflege werden Frühstück und Nachmittagskaffee selbst erstellt. Das Mittagessen wird von xxx geliefert und entspricht seniorengerechtem Essen. Die Mitwirkung der Gäste ist erwünscht, sowohl beim Planen der Gerichte als auch beim aktiven Mittun, wie z. B. beim Tisch decken etc. Bestimmungen des Lebensmittelrechtes werden eingehalten und beachtet. Die Gäste erhalten jederzeit Getränke in Form von Wasser, Tee, Kaffee, Säften. Weiterhin gibt es eine Obstschale für alle, die täglich ergänzt wird. Besondere Wünsche wie Schonkost, Diätessen werden berücksichtigt.“

Eine Tagespflege gut leiten

7.9  Qualitätsmanagement „Zur Umsetzung der Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung ist ein Qualitätsmanagementsystem durch eine fortgebildete Qualitätsbeauftragte entwickelt, das sich am Träger-QM-Standard orientiert. Weitere Maßnahmen sind u. a. regelmäßige Teamgespräche, Fortbildungsmaßnahmen, Einarbeitung neuer Mitarbeiter und ein Beschwerdemanagement.“ Zur „Reduzierung des Dokumentationsaufwandes in der Pflege“ ist das Strukturmodell zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation für stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen entwickelt worden und wird seit 2015 flächen-

deckend in Deutschland eigeführt, koordiniert durch das Projektbüro Ein-STEP im Auftrag des Pflegebevollmächtigen der Bundesregierung. Auch viele Tagespflegen haben sich schon mit der möglichen Umsetzung des Strukturmodells in ihrer Einrichtung beschäftigt. Da in einer Tagespflege die Tagesbetreuung länger als in einer ambulanten und kürzer als in einer stationären Versorgung ist und gleichzeitig mit anderen Akteuren eine möglichst reibungslose Verständigung stattfinden muss, haben Untersuchungen ergeben, dass auch für die Anforderungen an die Pflegedokumentation Anpassungen des Strukturmodells notwendig sind. Besonders die Gestaltung der Kommunikationsprozesse z. B. mit Pflegediensten, Angehörigen und Betreuern ist zu beachten. Es besteht keine Verpflichtung zur Umsetzung des Strukturmodells in der Tagespflege. Viele Tagespflegen, die es eingeführt haben, halten das Strukturmodell im Rahmen des Qualitätsmanagements für geeignet. Zum weitergehenden Verständnis des Strukturmodells und des dort beschriebenen 6-phasigen Pflegeprozesses wird der Leitfaden Tagespflege 03/2017/Anpassung des Strukturmodells an die Dokumentationserfordernisse der Tagespflege von Ein-STEP empfohlen. Eine Umstellung auf das Strukturmodell bedarf zudem als Voraussetzung einer entsprechenden Schulung, Vorbereitung und Einführung. www.paritaet-alsopfleg.de/index.php.downloadsnew/pflegerische-versorgung/qualitaetsentwicklung/entbuerokratisierung/9909-leitfaden-tagespflege-03-2017/file.

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7.10 Öffnungszeiten „Die Tagespflege ist Montag – Freitag von 8.30 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. Die Ankommens- und Rückkunftzeit wird mit dem Gast bzw. dessen Angehörigen

7.11 Neuaufnahme „Jeder neue Tagesgast wird durch spezielle Zuwendung beim Eingewöhnen begleitet. Wir helfen ihm bei der Integration und beim Zurechtfinden mit der neuen Situation und prüfen in regelmäßigen Abständen, in welchem Umfang sich der Tagesgast eingelebt hat. Dabei sorgen wir nicht zuletzt dafür, dass die gewohnten alltagspraktischen Fähigkeiten wie z. B. Kochen oder Kommunikation bestehen bleiben und die bestehenden Kontakte zur Außenwelt nicht abreißen.“

Kapitel VII – Inhaltliches Konzept

abgesprochen. Es besteht das Angebot, einen kostenlosen Schnuppertag in Anspruch zu nehmen. Dieser kann nach Absprache flexibel vereinbart werden.“

7.12 Mitarbeiterschaft „Während der Regelöffnungszeiten ist immer eine examinierte Fachkraft vor Ort. Die personelle Besetzung wird durch weitere geeignete und qualifizierte Kräfte ergänzt. Regelmäßige Teilnahme an Fortbildungen sorgt für eine kontinuierliche Aktualisierung des Wissensstandes der Mitarbeiter. Täglich findet eine kurze Dienstbesprechung statt. Mit allen Mitarbeitern findet alle 2 Wochen eine gemeinsame Dienstbesprechung ab 7.00 h statt.“

7.13 Kooperationen 72

„Mit ortsansässigen Vereinen, Gruppierungen und Einrichtungen, wie z. B. dem Kindergarten, der Realschule, der Sängergrupp etc., gibt es lose Kooperationen mit der Seniorentagespflege und gegenseitige Besuche, Teilnahme an Veranstaltungen etc.“

7.14 Heilmittel in der Tagespflege „Physiotherapie, Ergotherapie, Fußpflege etc. kann in Absprache mit der Seniorentagespflege vor Ort erbracht werden.“

7.15 Garten „Links neben dem Eingangsbereich gibt es einen geschützten Freisitz mit Garten, der Platz für Begegnung, beschattetes Sitzen im Freien, kleine Gartenarbeiten am Hochbeet etc. ermöglicht. Bei gutem Wetter werden viele Aktivitäten in diesem Bereich erbracht. Menschen mit stärkerem Bewegungsdrang haben hier auch eine Möglichkeit, diese auszuleben.“

Eine Tagespflege gut leiten

7.16 Kostenabklärung „Wir beraten die Tagesgäste und ihre Angehörigen auf Wunsch in allen administrativen Fragen, wie Kostenübernahmen, Pflegewohngeldanträgen, Kleidergeldanträge etc.“

7.17 Hauskonferenz „Mit den Tagespflegegästen finden regelmäßige Hauskonferenzen statt, in denen über die Planungen der nächsten Woche, Schwerpunkte der Arbeit, Aufarbeitung von Beschwerden, Veränderungen im Tagesablauf etc. gesprochen wird.

An den Hauskonferenzen können auch die gesetzlichen Betreuer und Angehörige teilnehmen.“ Der mehrheitlichen Empfehlung der Hauskonferenz sollen die Leitung der Tagespflege und das Mitarbeiterteam folgen, sofern sich die Vorschläge und Anregungen im inhaltlichen und betriebswirtschaftlichen Rahmen bewegen.

7.18 Beschwerden „Jeder Tagesgast, Angehörige oder Betreuer hat natürlich die Möglichkeit, die uns trotz aller Sorgfältigkeit unterlaufenen Fehler oder Mängel möglichst bald zu nennen. Wir entschuldigen uns dann und sind dankbar dafür, dass man uns die Möglichkeit gibt, die Angelegenheit zu bearbeiten bzw. einen Schaden zu beseitigen. Zur Meldung von Kritik, aber auch zur Abgabe von Verbesserungsvorschlägen haben wir ein entsprechendes Formular entwickelt, wonach dann Kritik oder Vorschlag systematisch bearbeitet werden können. Im Eingangsbereich hängt ein entsprechender Einwurfkasten. Man kann sich aber auch direkt an unsere Mitarbeiterschaft wenden.“

73

MEIN TIPP: Diese Inhalte des „Konzeptes“ sind Anhaltspunkte. Für jede Einrichtung soll und muss individuell ein Konzept erstellt werden, das die Ziele, Inhalte, Besonderheiten etc. der Tagespflege beschreibt. Sie finden sicherlich viele Tagespflegekonzepte im Internet. Machen Sie sich die Mühe, selbst Ihre inhaltlichen Pläne, Überlegungen, Gedanken etc. zu formulieren. Es wird Ihnen als Leitung einer Tagespflege später die Arbeit erleichtern.

7.19 Schutzkonzept Kapitel VII – Inhaltliches Konzept

Aus den Erkenntnissen zum Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist die Pflicht zur Erstellung eines institutionellen Schutzkonzeptes auch für Träger in der Altenhilfe entstanden. Eine Reihe von Bundesländern verlangen dies im Rahmen des inhaltlichen Konzeptes. Der Schutz der Patienten und Bewohner in der Pflege ist gleichermaßen Aufgabe und Pflicht des Trägers und der verantwortlichen Leitungskräfte. Und es gibt noch eine weitere Dimension: Was Silvester 2015 in Köln und zwischenzeitlich in vielen anderen Städten auch stattgefunden hat und bekannt geworden ist, ist aber auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege leider seit vielen Jahren Realität und trauriger Alltag: bedrängt oder begrabscht zu werden, eindeutige verbale oder körperliche Übergriffe zu erleben.

Szenarienmatrix sexualisierte Gewalt und Übergriffe in der Pflege. Szenario 1 Übergriffe von Mitarbeitern auf Klienten-/Patienten oder Mitarbeiter Besondere Beachtung

Übergriffe von Patienten-/ Angehörigen auf Mitarbeiter ohne

Besonders schutzbedürftig

mit

Gerontopsychiatrische Einschränkungen

Unterscheidung der Opfer

Nicht besonders schutzbedürftig

Innerhalb der Einrichtung/ Organisation

Alle Bereiche möglich

Auflaufverfahren

Standardisiertes Verfahren vergleichbar nach § 8a KJHG

Vermutlich Kenntnis durch

Gespräch von Mitarbeiter oder Klient als Zeuge oder Opfer mit Leitung

Gespräch von betroffenen Mitarbeitern mit Leitung

Aufgaben der Einrichtungsleitung

Erste einfache Faktenklärung auf mögliche Richtigkeit des Vorwurfes

Erste einfache Faktenklärung auf mögliche Richtigkeit des Vorwurfes

Träger

Absprache Einrichtungsleitung mit Geschäftsführung

Absprache Einrichtungsleitung mit Geschäftsführung

Weiteres Handeln extern

Träger/Geschäftsführung ist Herr des Verfahrens, evtl. arbeitsrechtliche Konsequenzen, Presseinformationen, Informationen an Behörden und Aufsichtsgremien

Gespräch Leitung mit Patient, ggf. Angehörige über das Fehlverhalten

Weiteres Handeln intern

Informationen an Einrichtungen und Mitarbeiter

Leitung thematisiert im Mitarbeiterteam – Offener Umgang – Absprachen treffen – Schulung der Mitarbeiter

ggf. Kündigung des Mitarbeiters

Absprache Leitung mit Träger: ggf. Kündigung des Pflegevertrages, Ausschluss aus Maßnahme etc.

ggf. Strafanzeige

Information von Träger an Mitarbeiter, evtl. Privatklage

74

Eine Tagespflege gut leiten

Szenario 2

Überwiegend Pflege

Gespräch Leitung mit Angehörige über das Fehlverhalten

Die Erfahrungen zeigen, dass lange Zeit Pflegekräfte dazu geschwiegen haben, weil sie sich nicht getraut haben, Übergriffe und Belästigungen zu benennen und die „Schuld“ und die Gründe bei sich gesucht haben. Ein Schutzkonzept für die Tagespflege sollte daher beide Dimensionen beinhalten:

© Wawrik-Pflege-Consulting Szenario 3 Übergriffe von Angehörigen oder Dritten auf Klienten-/Patienten

Szenario 4 Übergriffe von Patienten auf Patienten ohne

Nicht besonders schutzbedürftig

Besonders schutzbedürftig

Alle Bereiche möglich

mit

Gerontopsychiatrische Einschränkungen

Überwiegend teil- und stationärer Pflegebereich

Standardisiertes Verfahren vergleichbar nach § 8a KJHG

75

Gespräch von Mitarbeiter als Zeuge mit Leitung

Gespräch von Mitarbeiter oder Bewohner als Zeuge oder Bewohner als Opfer mit Leitung

Erste einfache Faktenklärung auf mögliche Richtigkeit des Vorwurfes

Erste einfache Faktenklärung auf mögliche Richtigkeit des Vorwurfes

Absprache Einrichtungsleitung mit Geschäftsführung

Absprache Einrichtungsleitung mit Geschäftsführung

Gespräch Leitung mit Angehörige oder Dritte über das Fehlverhalten/ggf. Information an staatliche Stellen

Gespräch Leitung mit Patient, ggf. Angehörige über das Fehlverhalten

Leitung thematisiert im Mitarbeiterteam – Offener Umgang – Absprachen treffen – Schulung der Mitarbeiter

Leitung thematisiert im Mitarbeiterteam – Offener Umgang – Absprachen treffen – Schulung der Mitarbeiter

Gespräch Leitung mit Angehörige über das Fehlverhalten

Übergriffe von Mitarbeitern auf Patienten und Dritte. Übergriffe von Patienten und Dritten auf Pflege- und Betreuungsmitarbeiter/innen. Die beiliegende Szenarien-Matrix stellt die Vielzahl der verschiedenen Realitäten und sich daraus ergebenen Handlungsempfehlungen dar.

Kapitel VII – Inhaltliches Konzept

Absprache Leitung mit Träger: ggf. Kündigung des Pflegevertrages, Ausschluss aus Maßnahme etc.

7.20 Differenzierte konzeptionelle Weiterentwicklungen

76

Haben sich die Tagespflegen in der Vergangenheit sehr ähnlich entwickelt (Zielgruppe, Öffnungszeiten etc.), so ist für die Zukunft aufgrund des erhöhten Wettbewerbs davon auszugehen, dass es wesentlich mehr konzeptionelle Schwerpunkte und Angebote geben wird. Wenn Sie seitens der Gäste oder Angehörigen die Wünsche hören, dass an einem Abend in der Woche die Tagespflege länger geöffnet sein sollte – machen Sie es. Wenn Sie eine Warteliste haben, bieten Sie einen oder mehrere Samstage im Monat an. Wenn Sie in einer Industriestadt Ihre Tagespflege betreiben, kann evtl. ein „2-Schicht-System“ mit einer Öffnung von 6.00 bis14.00 h und von 14.00 h bis 22.00 h Sinn machen. Im Ruhrgebiet kann es Sinn machen, den Garten als „Schrebergarten“ umzufunktionieren (und ihn auch so zu nennen). Im ländlichen Bereich entsteht vielleicht ein Bauerngarten (mit Kleintierhaltung). Wenn Sie ein bestehendes Gebäude umbauen, greifen Sie ggf. die frühere Nutzung (Kino, Gaststätte etc.) auf. Vielleicht muss man auch in Zukunft noch differenzierter für demente und nicht-demente Gäste Angebote planen.

WICHTIG:

Eine Tagespflege gut leiten

Konzeptionelle Änderungen, geänderte Öffnungszeiten und -tage müssen den Behörden mitgeteilt und in den Pflegesatzverhandlungen eingepreist werden. Daher erst die Veränderungen beantragen und abklären, dann umsetzen.

KAPITEL VIII – Personalkonzept in einer Tagespflege Wie viel Personal in einer Tagespflege vorhanden ist und die Bestimmung von dessen Qualifikation und Stundenumfang ist das Resultat der Pflegesatzverhandlungen mit den Pflegekassen und findet sich in der abgeschlossenen Leistungs-, Qualitäts- und Vergütungsvereinbarung (LQV) wieder.

77

Eine Tagespflege gut leiten

8.1  Personalplan lt. Strukturerhebungsbogen Da die Pflegekassen i. d. R. die Berechnungssystematik aus den stationären Verhandlungen einfach auf die Tagespflege übertragen haben, finden sich in den Antragsunterlagen folgende differenzierte Berufsgruppen: s. Antrag Hessen (Beispiel für eine Tagespflege mit 24 Plätzen).

Tariflich o. betriebl. vereinbarte Arbeitszeit/Woche

78

40,00

Stunden

Öffnungszeiten Stunden am Tag

8,00

Stunden

Öffnungstage in der Woche

5

Tage

Stellenplan / Zahl der Vollzeitbeschäftigten

1.

Leitung und Verwaltung (incl. Auszubildende)

Personalschlüssel gewichtet mit WoAz, ÖffZ, ÖffT

1 zu 25,00

1 zu 25,97

Zahl der Vollzeitbeschäftigten Maximal-stellen

aktuelle Stellen

0,92

prospektiv kalkulierte Stellen

1,00

Auszubildende (nachrichtlich) Pflege- und Betreuungsdienst

2.

Personalschlüssel lt. Rahmenvtr. Bis

0,00 1 zu 3,79

1 zu 3,94

5,19

0,00

5,25

Pflegefachkräfte

2,50

Pflegehilfskräfte

1,50

Mitarbeiter Betreuung

1,00

Qualitätsbeauftragte

0,25

Praktikanten Auszubildende (nachrichtlich)

1,00

Bundesfreiwilligendienst (nachrichtlich)

1,00

Mitarbeitende im freiwilligen sozialen Jahr (nachrichtlich)

Hauswirtschaftsdienst

1 zu 25,00

1 zu 25,97

0,92

0,00

1,20

Eine Tagespflege gut leiten

Hauswirtschaftsleitung Küchendienst

0,50

Hausreinigungsdienst

0,50

Wäschereidienst

3.

0,20

Haustechnik/Hausmeisterdienst Auszubildende Praktikanten Bundesfreiwilligendienst (nachrichtlich) Mitarbeitende im freiwilligen sozialen Jahr (nachrichtlich)

4.

Sonstige Dienste Summen

Seite Stellenplan aus der Kalkulationsdatei der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassen in Hessen

0,00

7,45

8.2  Fortbildung und Qualifikation Die Leitung einer Tagespflege benötigt genauso wie die Mitarbeiterschaft entsprechende Fort- und Weiterbildung. Daher ist auch für eine Tagespflege ein jährlicher Fortbildungsplan zu erstellen, der sowohl Pflichtschulungen (z. B. Brandschutz, Erste Hilfe, Datenschutz, Arbeitsschutzbestimmungen) wie auch pflegefachliche und qualitätssichernde Themen beinhaltet. Fachkenntnisse im Bereich der Gerontopsychiatrie, der Demenz, aber auch umfassender Betreuungsangebote sind für die Mitarbeiterschaft einer Tagespflege sinnvoll.

8.3  Auszubildende und Praktikanten

79

Ein Wort noch zu Auszubildenden und Praktikanten. Wenn interessierte Praktikanten und junge Menschen als Auszubildende in die Tagespflege kommen, sollte meines Erachtens klar sein, dass diese entsprechende Anleitung und Begleitung in der Praxis benötigen. Eine entsprechende Praxisanleitung kann z. B. auch im Rahmen einer Kooperation mit dem ambulanten oder stationären Dienst erfolgen, wenn es einen Trägerverbund gibt.

8.4  Zusätzliche Betreuungskräfte nach § 43 b SGB XI

• • • • • • • • •

Spaziergänge und Ausflüge Kochen und backen Musizieren und singen Bewegungsübungen und Tanzen in der Gruppe Besuche von kulturellen, sportlichen oder religiösen Veranstaltungen Lesen und Vorlesen Haustiere füttern Malen und basteln etc.

Kapitel VIII – Personalkonzept in einer Tagespflege

Neben Personal gemäß Pflegesatzvereinbarung können in Tagespflegen zusätzliche Betreuungskräfte gem. § 43 b beschäftigt werden, die durch eine ergänzend vereinbarte Betreuungspauschale refinanziert werden. Aufgaben dieser zusätzlichen Betreuungskräfte können u. a. sein:

Beispiel

1) 2)

Beispiel Beispiel

Beispiel

Seniorentagespflege Seniorentagespflege Seniorentagespflege in Bayern mit Seniorentagespf 14 in Plätzen Bayern in Baye mi

Pflegesatzvereinbarung Pflegesatzvereinbarung Pflegesatzvereinbarung Pflegesatzvereinbarung VK VK Leitung 1) 1)Leitung Leitung 1) Leitung0,5 Leitung 0,5

VK VK 0,5 Leitung Leitung 0,5 Erika Leitung Mustermann* Erika

exam. Pflegefachkräfte 2) 2)exam.exam. Pflegefachkräfte 2)Pflegefachkräfte exam.1,42 Pflegefachkräfte exam. 1,42 PFK1,42 exam.exam. PFK 1,42 PFK Erika exam. Mustermann* PFK Erika Liesel Meier* Liesel

Pflegehilfskräfte Pflegehilfskräfte Pflegehilfskräfte Pflegehilfskräfte 1,42 Alltagshelfer*in 1,42 1,42 Alltagshelfer*in Alltagshelfer*in 1,42 Klara Alltagshelfer*in Schüssel*Klara Thomas Müller* Thom

80

3)

Hauswirtschaft 3) 3)Hauswirtschaft Hauswirtschaft 3) Hauswirtschaft 0,44 Alltagshelfer*in 0,44 0,44 Alltagshelfer*in Alltagshelfer*in 0,44 Britta Alltagshelfer*in Claus* Britta

4)

Küche 4)

5)

Hausmeister 5) 5)Hausmeister Hausmeister 5) Hausmeister 0,15

Alltagshelfer*in 0,15 0,15 Alltagshelfer*in Alltagshelfer*in 0,15 JörgAlltagshelfer*in Schneider*Jörg S

6)

Verwaltung 6) 6)Verwaltung Verwaltung 6) Verwaltung 0,25

Verwaltung 0,25 0,25 Verwaltung Verwaltung 0,25 Dora Verwaltung Schmidt* Dora

Gesamt

4)KücheKüche 4)

Gesamt Gesamt

Küche 0,3

Gesamt 4,48

Alltagshelfer*in 0,3 0,3 Alltagshelfer*in Alltagshelfer*in 0,3 Marlies Alltagshelfer*in Struhmann* Marli

4,48 4,48

zusätzlich § 43b zusätzlich SGBzusätzlich XI Betreuung § 43b §zusätzlich SGB 43bXISGB Betreuung XI§ Betreuung 43b SGB 0,7 XI Betreuung 0,7

0,7

4,48 0,7

Thomas Müller* Thom Paula Hof* Paula

Umschreibung des Personalplans lt. Pflegesatzvereinbarung auf einen Stellenplan.

Eine Tagespflege gut leiten

Eine Vergütung für die zusätzlichen Betreuungsleistungen gibt es aber in der Regel nur pro Anwesenheitstag eines anerkannten Tagespflegegastes. Daher ist das wirtschaftliche Risiko aufgrund häufiger kurzfristiger Ausfälle nicht gering und eine angepasste Personalplanung sowohl für die zusätzliche Betreuungskraft wie für das ganze Team wichtig. Bundesweit wird von einem Personalschlüssel von 1:20 ausgegangen. Die Erträge der zusätzlichen Betreuung und die Personalkosten für die zusätzliche Betreuung müssen für zukünftige Pflegesatzverhandlungen oder Überprüfungen der Pflegekassen separat nachweisbar sein.

Bayern flege ern mit inmit 14 Bayern Plätzen 14 Plätzen mit Seniorentagespflege 14 Plätzen in Bayern mit 14 Plätzen VK Erika Erika Mustermann* 0,5Mustermann* ErikaLeitung Mustermann*

VK VK VK *alle *alle Namen Namen *alle sindsind Namen fiktiv fiktivsind VK fiktiv 0,50,5 ex. Erika ex. AP/AP/ Mustermann* 0,5 PDLPDL ex. AP/ PDL 0,5 ex. AP/ PDL

*alle Namen s

Erika Erika 1,42 Mustermann* Mustermann* Erikaexam. Mustermann* PFK Liesel Liesel Meier* Meier* Liesel Meier*

0,50,5 ex. Erika ex. AP AP Mustermann* 0,5 ex. AP 0,92 0,92 ex. Liesel ex. AP 0,92 AP Meier* ex. AP

Klara Klara 1,42 Schüssel* Schüssel* KlaraAlltagshelfer*in Schüssel* Thomas Thomas Müller* Müller* Thomas Müller*

1 1Klara Schüssel* 1 Schwerpunkt Schwerpunkt Schwerpunkt Betreuung/ Betreuung/ Betreuung/ Pflege 1Pflege Pflege Schwerpunkt 0,42 0,42Thomas 0,42Müller* Schwerpunkt Schwerpunkt Schwerpunkt Betreuung/ Betreuung/ 0,42 Betreuung/ Pflege Pflege Pflege Schwerpunkt

Britta Britta 0,44 Claus* Claus* Britta Alltagshelfer*in Claus*

0,44 0,44Britta0,44 Claus* Schwerpunkt Schwerpunkt Schwerpunkt Hauswirtschaft Hauswirtschaft 0,44 Hauswirtschaft

Marlies Marlies 0,3 Struhmann* Struhmann* Marlies Alltagshelfer*in Struhmann* JörgJörg Schneider* 0,15 Schneider* JörgAlltagshelfer*in Schneider* Dora Dora 0,25 Schmidt* Schmidt* DoraVerwaltung Schmidt*

0,5 ex. AP 0,92 ex. AP

0,30,3Marlies0,3 Struhmann* Schwerpunkt Schwerpunkt Schwerpunkt Küche Küche Küche 0,3 0,15 0,15Jörg Schneider* 0,15 Schwerpunkt Schwerpunkt Schwerpunkt Hausmeister Hausmeister 0,15 Hausmeister zzgl.zzgl. Fahrdienst Fahrdienst zzgl.mit Fahrdienst mit 0,60,6 VK)VK) mit 0,6 VK) 0,25 0,25Dora 0,25 Schmidt* 0,25

Schwerpunkt 81

Schwerpunkt

Schwerpunkt zzgl. Fahrdien

4,48 Thomas Thomas 0,7Müller* Müller* Thomas Müller* Paula Paula Hof* Hof* Paula Hof*

0,30,3Thomas 0,3Müller* zusätzliche zusätzliche Betreuung zusätzliche Betreuung Betreuung 0,3 0,70,7Paula Hof* 0,7 zusätzliche zusätzliche Betreuung zusätzliche Betreuung Betreuung 0,7

zusätzliche Be zusätzliche Be

© Wawrik-Pflege-Consulting

In der Praxis hat sich gezeigt, dass es wichtig ist, ein Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu haben, die zusammenarbeiten und die Gäste je nach deren Hilfebedarf unterstützen. Einzig Behandlungspflegeleistungen dürfen diese nur durch examinierte Pflegefachkräfte erbringen lassen. „Jeder packt gleichermaßen an“ kann eine sinnvolle Devise einer Tagespflegeleitung sein. Wenn darüber hinaus Mitarbeiter differenzierte Schwerpunkte im Tagespflege-Alltag setzen (z. B. aufgrund ihrer Qualifikation oder ihrer Neigung), umso besser. Daher hat sich neben der Leitung das Berufsbild der „Alltagsbegleiter“ oder „Alltagshelfer“ in der Tagespflege etabliert, unabhängig von der Qualifikation der Mitarbeiter.

Kapitel VIII – Personalkonzept in einer Tagespflege

8.5  Personalplan lt. Tagespflegepraxis

KAPITEL IX – Personalmanagement 9.1  Grundphilosophie In der Pflege lernen Leitungen und Mitarbeiterinnen die Patienten mit ihrer jeweiligen Lebensgeschichte zu achten. Ein hilfreicher Umsetzungsschritt dazu ist die Biografiearbeit, die in allen Pflegeeinrichtungen und -formen in verschiedenen Ausprägungen betrieben wird. Die Erkenntnis lautet doch, dass die Patienten oder Bewohner oder Kunden individuell sind und so auch in ihrer jeweiligen Hilfe- und Pflegebedürftigkeit zu achten sind. 83

Eine Tagespflege gut leiten

84

Übertragen wir diese m. E. richtige Wahrnehmung, die sich auch in den verschiedenen Qualitätsmanagementsystemen der Pflegedienste und -einrichtungen wiederfindet, auf die pflegenden und betreuenden Mitarbeiter/innen, so bedeutet dies, dass in der Tagespflege täglich verschiedene Mitarbeiter/innen mit jeweils unterschiedlichen Hintergründen, Ausbildungen, familiären Situationen, aktuellen Freuden oder Belastungen zusammenkommen. Frage an Sie als tätige Tagespflege-Leitungen: Was wissen Sie als Leitung von Ihren Mitarbeiter/innen? Haben Sie einen jeweils aktuellen Stellenplan mit Stundenumfang? Wissen Sie, wann Ihre Mitarbeiter/innen Geburtstag haben? Wissen Sie, wo Ihre Mitarbeiter/innen jeweils wohnen? Wer selbst pflegebedürftige Eltern oder Angehörige zu Hause hat? Wer gerade in Trennung lebt? Bei wem das Kind vielleicht eine schwierige Phase durchmacht? Und falls Sie als Tagespflege-Leitung neu beginnen: Nehmen Sie sich die gerade beschriebenen Inhalte (wie viele andere) vor zu beachten. Es wird Ihnen in Ihrer Arbeit helfen, Reaktionen der Mitarbeiterinnen zu verstehen und besser einordnen zu können. Nicht dass Sie mich falsch verstehen: Es geht nicht darum, umfangreiche Dossiers von der Mitarbeiterschaft anzulegen. Sondern darum, die je eigenen Lebenssituationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kennen, um auf diesem Hintergrund eine für alle Seiten zufriedenstellende und wertschätzende Arbeitssituation zu schaffen. Und zur Klarstellung vorab: Der Tagespflegebesucher kommt als „Gast“. Mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht ein arbeitsrechtliches Dienstverhältnis mit gegenseitigen Rechten und Pflichten, das sich im Dienstplan und der Erbringung der betreuerischen Leistung widerspiegelt. Daher kann nicht aus diesem Buch abgeleitet werden, dass die beste Lösung ist, Mitarbeiterinnen „in Watte“ zu packen und sich nur nach deren Wünschen

Eine Tagespflege gut leiten

und Befindlichkeiten zu richten.

BEISPIEL Ein Beispiel zum Verständnis: In einer Tagespflegeeinrichtung fiel der Leitung auf, dass eine teilzeitbeschäftigte Mitarbeiterin häufig und vermehrt jeweils einzelne Tage ausfiel. Eine kurze „Krankmeldung“ am jeweiligen Morgen erfolgte. Die Leitung nahm sich bei der nächsten Gelegenheit Zeit für ein Personalgespräch mit dieser Mitarbeiterin. Dort erfuhr sie, dass die Mitarbeiterin, die nach einer Trennung mit ihrem kleinen Kind allein lebt, morgens häufig nicht pünktlich zur Arbeit kommen kann, weil ihre Mutter, die zugesagt hatte, sich während

der Arbeitszeit in der Tagespflege um das Kind zu kümmern, aber auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, sich häufig verspätet bzw. die Anschlussverbindungen nicht pünktlich erreichen konnte. Nachdem die Thematik und Problematik deutlich wurde, vereinbarte die TP-Leitung mit der Mitarbeiterin eine neue Anfangszeit für die tägliche Arbeit. Dies war gut möglich, weil die Gäste einer Tagespflege morgens nach und nach in die Tagespflege kommen und nicht alle Mitarbeiter vollständig zur ersten Öffnungszeit anwesend sein müssen. Der Anteil der o. a. Krankentage ging schlagartig zurück. Nun werden Sie als Tagespflege-Leitung möglicherweise denken: Wieso sagt das die Mitarbeiterin nicht von sich aus? Gehen Sie als Leitung nicht davon aus, dass sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von sich aus „trauen“, persönliche Belastungen vorzutragen. Ein weiterer Effekt innerhalb der Mitarbeiterschaft der Tagespflege war, dass durch das Verhalten der Tagespflege-Leitung und die gemeinsam abgesprochene offene Kommunikation gegenüber allen Beteiligten bzgl. der Begründung und Erklärung, warum diese Mitarbeiterin ca. 30 Min. später kommen konnte, eine verbesserte und offene Atmosphäre erreicht wurde.

85

Einleitung zum nächsten Themenblock: Fragen Sie sich manchmal, warum Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich so anders verhalten oder anders reagieren als Sie? Gibt es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Gäste „duzen“ und sich wundern, wenn Sie als Tagespflege-Leitung das nicht für angemessen halten? Haben Sie sich vielleicht auch an der Kasse bei Rewe oder Aldi oder Edeka gewundert, warum Sie von einer jüngeren Verkäuferin einfach geduzt werden? Die Antwort finden Sie im nachstehenden Schaubild. Achten Sie mal auf die Lokalradios in Deutschland: Wie werden Sie dort an-

9.2  Vier Mitarbeitergenerationen in der Tagespflege In Ihrer Tagespflege gibt es derzeit 4 Generationen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (und Sie gehören als Tagespflege-Leitung auch zu einer): Die Generation der Boomer/Babyboomer (bis ca. 1965 geboren, heutige Mitarbeiter im Alter von ca. 56 – 65 Jahre) zeichnet sich noch durch ein starke Einstellung nach dem Motto „Leben, um zu arbeiten“ aus. Eine hohe Pflichterfüllung gegenüber dem Arbeitgeber und den Tagespflegegästen erschwert es die-

Kapitel IX – Personalmanagement

gesprochen? (Antwort: In der Regel mit „Du“, weil die Zielgruppe der Lokalradios häufig Hörer im Alter zwischen 14 und 49 Jahren sind.)

Eine Tagespflege gut leiten

86

ser Mitarbeiterschaft, auch mal nein zu sagen, wenn die Pflegedienstleitung wieder mal anfragt, für z. B. erkrankte Mitarbeiter einzuspringen oder Tagespflegegäste wiederholt Wünsche und Forderungen (z. B. nach persönlicher Betreuung „nur durch diese Schwester“) äußern. Die Generation X (ca. 1965 – 1980 geboren, heutige Mitarbeiter im Alter von ca. 41 bis 55 Jahren) lässt sich nicht allein von Geld motivieren, sondern will trotz Beruf weiterhin ein Privatleben führen. Als Stichwort dafür ist der Wunsch nach WorkLife-Balance bekannt. Hier besteht in der Praxis eine gewisse Bereitschaft, auch außerplanmäßig einzuspringen oder Zusatzaufgaben durchzuführen, aber nur in begrenztem

Übersicht vier Generationen. Baby-Boomer ca. 1946 - 1964 geboren „die geliebte Generation“ Kontext

in optimistischen und positiven Zeiten aufgewachsen.

Grundhaltung

Leben um zu arbeiten. Pflichterfüllung. Können schlecht „Nein“ sagen.

Dienstplan

Patient soll gut versorgt sein. Dienstplanung sollte verlässlich sein.

Sprache

Sie/Ihr/Du -D  ienstleistungsorientiert - Umtriebig -O  ffen für Zusatzarbeiten - Beziehungsbegabt -W  unsch, zu gefallen - Teamarbeiter -a  uf Arbeit konzentriert

Vorteile im Arbeitsleben

Nachteile im Arbeitsleben

wirtschaftliches Denken ist nicht selbstverständlich - Fühlt sich unwohl bei Konflikten - Reagiert empfindlich auf Kritik Anordnung wird umgesetzt

Rahmen. Die Generation Y/„Millennials“ (ca. 1980–1999 Führen geboren, heutige Mitarbeiter zwischen 22 und 40 Jahren) sind die jüngeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pflegeeinrichtungen. Man kann sie als die erste Generation beschreiben, die größtenteils in einem Umfeld von Internet und mobiler Kommunikation aufgewachsen ist. Anstelle von Status rücken die Freude an der Arbeit sowie die Sinnsuche ins Zentrum. Mehr Freiräume und die Möglichkeit zur Selbstgestaltung sowie mehr Zeit für Familie und Freizeit sind zentrale Forderungen der Generation Y: Sie will nicht mehr dem Beruf alles unterordnen, sondern for-

© Wawrik-Pflege-Consulting Generation X ca. 1965 - 1979 geboren

Generation Y / Millennials ca. 1980 - 2000 geb.

Generation Z ca. 2000 - 2015 geb.

„die verlorene Generation“

„die vernetzte Generation“ die „anything goes“ Generation unabhängig und selbständig auf- fürsorgliche Eltern, überbe- selbstbewusster technikaffiner hütete Gesellschaft. gewachsen. „Schlüsselkinder“. global denkende GeneratiErste Berufserfahrungen in Zeiten von Rezession und Neustruk- on, deren Lebensweise multikulturell geprägt ist turierung und Organisation Erfahrung: Ein sicherer Arbeitsplatz existiert nicht. klar definierte Strukturen Life-Balance. Gewisse Work-Life-Balance. Gewisse Bereitschaft, einzuspringen aber Bereitschaft, einzuspringen im Job. Geregelte Arbeitszeiten. aber nur im begrenzten nur im begrenzten Rahmen. Rahmen. Wenig Überstunden. Wenig Überstunden. „Morgen früh habe ich erst „Dienst ist Dienst“ und Patient soll gut versorgt sein. „Frei ist Frei“ noch einen Friseurtermin. Dienstplanung soll verlässlich Dann kann ich kommen.“ sein.

Sie/Ihr/Du - Anpassungsfähig - selbstverständlicher Umgang mit Technologien - Unabhängig - Kreativ - Auf Karriere konzentriert - Wunsch nach Abwechselung - Ungeduldig - wenig bereit, für die Arbeit Opfer zu bringen

Sie/Ihr/Du Erwartungen: Klar geregelte Strukturen im Job. unbefristete Arbeitsverträge. geregelte Arbeitszeiten

Wenn Sinn erkannt ist, hohes Engagement. Freiraum wird gefordert.

Sinn hat einen hohen Wert. Freiraum wird gefordert. In Twitter-Häppchen erklären

dert eine Balance zwischen Beruf und Freizeit, die sich z. T. in Balance zwischen Freizeit und Beruf ändert. Andererseits besteht hier Interesse und zusätzliches Engagement, wenn der Sinn und die Wertigkeit der zusätzlichen Anfrage erkennbar sind. Die nachfolgende Generation Z (heutige Auszubildende bzw. Berufsanfänger) ist wieder anders zu verstehen: Sie wollen und fordern geregelte Arbeitszeiten,

Kapitel IX – Personalmanagement

Anordnung muss Sinn machen.

Sie/Ihr/Du - Kollektives Handeln - Optimismus - Hartnäckigkeit - Fähigkeit zum Multitasking - PC- und IT erfahren - Unsicher im Umgang mit schwierigen Personen - Bedarf an Supervision und Struktur

87

88

unbefristete Verträge und klar definierte Strukturen im Job. Auch hier haben der Sinn und die Wertigkeit der Tätigkeit einen hohen Stellenwert. Waren die Baby-Boomer noch von der (z. T. lebenslangen) Loyalität einem Arbeitgeber gegenüber geprägt, so nimmt dieses Verhalten von Generation zu Generation ab. Generation Y und Z engagieren sich z. B. 2–5 Jahre bei einem Träger und wechseln dann, um andere Erfahrungen zu machen (oder mal eine ganz andere Tätigkeit). Für Tagespflege-Leitungskräfte aus der Baby-Boomer-Generation ist es daher auch hilfreich, dies zu verstehen, um nicht jede Kündigung einer Mitarbeiter/in als persönlichen Vorwurf des schlechten Leitungsverhaltens zu interpretieren (außer genau dieser wäre als Kündigungsgrund auch genannt worden). Reale Aussage von einer jungen Mitarbeiterin (Y), die vor einigen Wochen gebeten wurde, kurzfristig am nächsten Morgen auszuhelfen, weil eine Kollegin erkrankt war: „Morgen früh habe ich erst noch einen Friseurtermin. Danach kann ich kommen.“ Bildlich kann folgende Darstellung die vier Mitarbeitergenerationen wiedergeben: Frage an Sie als Tagespflegeleitung: Welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fragen Sie eher an, wenn jemand zusätzlich einspringen muss? Und von wem erhalten Sie eher eine Zusage ohne große Gegenwehr? Eher von denen, die aus der Generation Boomer und X stammen? Die Erwartungen der Mitarbeiter sind auch durch Mitarbeiterbefragungen belegt, die viele Träger und Pflegedienste regelmäßig im Rahmen ihres Qualitätsmanagements durchführen: Die Vision des Trägers und die Ziele der Einrichtung zu kennen, eine offene und verbindliche Leitung in ihrer Kommunikation und Entscheidung, ein fairer Umgang miteinander, eine verlässliche und planbare Dienstplanung, keine oder wenige Überstunden, keine Bereitschaft, sich aus der Freizeit heraus an die Arbeitsstelle holen zu lassen – erst recht nicht aus dem

Eine Tagespflege gut leiten

Urlaub. Weiterhin Forderung nach einer fachlichen und persönlichen Unterstützung durch die Leitung und den Träger.

9.3  Lebensphasenorientiertes Personalmanagement Für ein besseres Verständnis in Ihrer Personalführung und dem Wissen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen „Generationen“ kommen und entsprechend verschiedene Lebensziele, Erwartungen, Vorstellungen haben, und für eine differenzierte Wahrnehmung der Mitarbeiterschaft kann das Konzept „Lebensphasenorientierte Personalpolitik“ – erstellt und entwickelt von Frau Prof. Dr. Rump, Institut für Beschäftigung und Employability, Ludwigshafen

Alternde Belegschaften

Fachkräfteengpässe

Wachsende· Bedeutung des Faktors „Wissen“

Unterschiedliche Generationen, Lebensstil-Typologien und Wertmuster am Arbeitsplatz

Orientierung an der beruflichen und privaten Lebenssituation der Beschäftigten

Ausschöpfung des gesamten Erwerbspersonenpotenzials Ältere

Frauen …

Voraussetzung

Konsequenzen für die betriebliche Personalpolitik 89

– Ihnen als TP-Leitung in der Praxis helfen (weiterführende Literatur am Ende des Buches). Sie sieht in der alternden Belegschaft, dem Fachkräfteengpass, der wachsenden Bedeutung des Faktors „Wissen“ und den unterschiedlichen Generationen die vier Hauptfelder, die für Arbeitgeber ein Umdenken in der betrieblichen Personalpolitik notwendig machen. Für die betriebliche Personalpolitik mit dem Wissen um die Charakteristika der unterschiedlichen Generationen, die verschiedenen Lebensstile und -erwartungen empfiehlt sie daher Arbeitgebern, sich an der beruflichen und privaten Lebenssituation der Mitarbeiter zu orientieren und diese in das Unternehmensverständnis mit einzubauen, um das gesamte noch vorhandene Erwerbspotenzial ausschöpfen zu können. Als Definition und Ziele einer lebensphasenorientierten Personalpolitik eines Unternehmens mit Blick für die Zukunft formuliert sie:

• die Entwicklung und Erhaltung der nachhaltigen Leistungs- und Beschäftigungsfähigkeit aller Mitarbeiter, • die Vereinbarkeit von Lebens- und Berufssituationen sowie • den Umgang mit den Demografieeffekten durch eine altersgerechte Personalpolitik. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des zukünftigen ‚war for talents‘ ist es Ziel einer lebensphasenorientierten Personalpolitik unter Verwendung lebensphasenorientierter Maßnahmen,

Kapitel IX – Personalmanagement

„Unter Berücksichtigung der einzelnen Lebensphasen, die durch unterschiedliche private und berufliche Hintergründe gekennzeichnet sind, fokussiert eine lebensphasenorientierte Personalpolitik

Mitarbeiter XY

Reife/Plateau Sachbearbelter/-ln bzw. Rererent/-ln XY befindet sich in der betrieblichen und/oder beruflichen Reifephase Elternschaft Elternpflichten kleiner sowie schulpflichtiger Kinder Pflege eine bevorstehende Pflegeverantwortung kündigt sich an

Herausforderung: • Wissenserhalt, • Erhalt der Leistungs- und Beschäftigungsfähigkeit, • vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege. Umsetzung der Lebensphasenorientierten Personalpolitik Folie 1 90

• die Mitarbeiter/innen langfristig an das Unternehmen zu binden und • gleichzeitig die Arbeitgeberattraktivität für potenzielle Mitarbeiter zu erhöhen.“

Eine Tagespflege gut leiten

Nachfolgend wird die Umsetzung dieses Personalkonzeptes am Beispiel des Mitarbeiters XY beschrieben: Der Mitarbeiter xy befindet sich z. B. als Sachbearbeiter (oder z. B. Pflegekraft?) in der betrieblichen und beruflichen Reifephase (er hat also schon die ersten Berufsjahre erfahren), hat kleine oder schulpflichtige Kinder und Eltern, die selbst altersbedingt in der nächsten Zeit Hilfe- und Unterstützungsbedarf haben. Was sind die Herausforderungen nicht nur für den Mitarbeiter, sondern für den Arbeitgeber? a) den Erhalt und die Weiterentwicklung des (Fach)Wissens, b) der Erhalt der Leistungs- und Beschäftigungsfähigkeit und c) die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege der Angehörigen mit zu unterstützen. Wie kann der Arbeitgeber den Arbeitnehmer unterstützen? Für die Lebenssituation „Elternschaft“ und „Pflege“ (zukünftige Unterstützungssituation der eigenen Eltern) schlägt das Konzept in den Handlungsfeldern „Personalentwicklung“ und „beruflicher Werdegang“ entsprechenden Handlungsmöglichkeiten für den Arbeitgeber wie z. B. ein Weiterbildungsangebot oder ein Coaching zur Vereinbarung von Familie und Beruf vor: Im Handlungsfeld „Anreiz- und Motivationssysteme“ könnte der Arbeitgeber z. B. mit dem Mitarbeiter eine Erfolgsbeteiligung nach Zielerreichung vereinbaren oder im Handlungsfeld „Unternehmensservice“ eine individuelle Beratung und Hilfestellung im Pflegefall der Eltern anbieten. Für das gesamte Unternehmen gibt es weitere Handlungsfelder, für die phasenübergreifende Instrumente für die gesamte Mitarbeiterschaft gelten können,

Umsetzung der Lebensphasenorientierten Personalpolitik Folie 2 Handlungsfelder Elternschaft Pflege Kontext – – Weiterbildung in Teilzeit für Grundhaltung Weiterbildung in Teilzeit für pflegende Angehörige Mütter/Väter Coaching durch interne oder Coaching durch interne oder externe Fachkräfte externe Fachkräfte Perspektiven für eine alternative Dienstplan Perspektiven für eine alterberufliche Lebensplanung native berufliche Lebensplanung aufzeigen (z.B. Unter- aufzeigen (z.B. Unterstützung bei stützung bei der Suche eines der Suche eines neuen Tätigkeitsbereiches innerhalb des neuen Tätigkeitsbereiches innerhalb des Unternehmens) Unternehmens) Berücksichtigung der Möglichkeit eines Downward Berücksichtigung der Möglichkeit eines Downward Movement Movement

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Umsetzung der Lebensphasenorientierten Personalpolitik Folie 3 Handlungsfelder Elternschaft Pflege Cafeteriamodell mit materiellen Cafeteriamodell mit materielAnreiz- und und immateriellen Komponenten len und immateriellen MotivationsKomponenten systeme Materiell: z.B. Erfolgsbeteiligung Immateriell

Unternehmensservices

z.B. Kinderbetreuung (auch in den Schulferien) Eltern-Kind-Zimmer, Kooperation mit der Caritas oder anderen externen Dienstleistern, Informationsbroschüren

Materiell: z.B. Erfolgsbeteiligung Immateriell z.B. Gesundheitsvorsorge Individuelle Beratung und Hilfestellung, Notfallplan (Was ist konkret während er ersten Tage und Wochen zu tun?), Internetlinksammlungen, Infobroschüren, Kooperation mit Beratungsstellen, Krankenkassen und freigemeinnützigen Trägern

1. Verankern Sie die Lebensphasenorientierung auf der obersten Leitungsebene Ihres Unternehmens. Machen Sie die lebensphasenorientierte Unternehmens- und Personalpolitik zur „Chefsache“ und leben Sie die Ansätze „von oben nach unten“ vor.

Kapitel IX – Personalmanagement

wie z.B. die interne und externe Kommunikation über Angebote und Hilfestellungen des Arbeitgebers für seine Mitarbeiterschaft. Wie verankert man dieses Modell in der täglichen Arbeit? Dazu ein 10-Punkte-Plan von Prof. Dr. Rump zur Einführung der Lebensphasenorientierten Personalpolitik:

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Umsetzung der Lebensphasenorientierten Personalpolitik Folie 4 Handlungsfelder Phasenübergreifende Instrumente Führung orgesetztenbeurteilung hinsichtlich der Umsetzung der lebensphasenorientierten Personalpolitik Regelmäßige Mitarbeitergespräche (auch bei Austritt und Wiedereinstieg) Unternehmens- Sensibilisierung von Management, Arbeitnehmervertretung und kultur Belegschaft über Interviews, Kulturtage, Seminare, Betriebsfeste, Beiträge in Mitarbeiterzeitungen, Pressemitteilungen im Internet Beteiligung der Beschäftigten an der Definition des neuen Leitbildes Organisation Angebot differenzierter Arbeitsmodelle Familien/- Vereinbarungsgerechte Besprechungstermine GesundheitsPrävention, Therapie, Kuration, Früherkennung förderung Erstellung von individuellen Gesundheits- und Leistungsprofilen mit Hilfe von Gesundheitsscores in Absprache mit den Beschäftigten Kommunikation Interne Kommunikation (Mitarbeiterfeste, E-Mail, Intranet, Broschüren etc.) Externe Kommunikation (Internet, Broschüren, Anzeigen etc.) Sonstiges Wissensmanagement (Generationenübergreifender Wissenstransfer, Dokumentation des Erfahrungswissens über Lessons-Learned etc.) Kooperation mit anderen Unternehmen aus der Region

2. Zeigen Sie Kosten und Nutzen auf und integrieren Sie die Ansätze in den Bereichen Steuerung und Erfolgsmessung. Versuchen Sie das Konzept der lebensphasenorientierten Personalpolitik in das bestehende Controllingsystem Ihres Unternehmens zu integrieren. Z. B. in die Balanced Scorecard, wenn sie vorhanden ist. Gehen Sie offen mit möglichen finanziellen Hürden um und suchen Sie nach alternativen Lösungen. 3. Verfolgen Sie eine ganzheitliche, integrative Herangehensweise.

Eine Tagespflege gut leiten

Fokussieren Sie alle genannten Handlungsfelder und wählen Sie die für Ihr Unternehmen passenden Gestaltungsansätze. 4. Sensibilisieren Sie die Führungskräfte. Machen Sie sich bewusst, dass nicht selten gut gemeinte und mit hohem Aufwand implementierte Ansätze ausschließlich am Widerstand von Führungskräften scheitern. 5. Bevorzugen Sie flexible Lösungen und pragmatische Handlungsansätze. In der Regel fällt die Überzeugungsarbeit leichter, wenn die praktische Umsetzbarkeit für alle Beteiligten klar ersichtlich und leicht zu realisieren ist. 6. Stellen Sie insbesondere kostenneutrale und kostengünstige Maßnahmen in den Vordergrund. Vorbehalte bezüglich kostspieliger Maßnahmen, die gerade für kleine und mittelständige Unternehmen kaum zu realisieren sind, lassen sich durch

entsprechende kostenneutrale bzw. kostengünstige Gegenbeispiele entkräften. 7. Informieren Sie umfassend über die Möglichkeiten und zeigen Sie sich kreativ in Bezug auf neue Wege. Nutzen Sie gute Beispiele aus anderen Unternehmen, um neue Ansätze für Ihre Belegschaft zu entwickeln, und geben Sie ausschließlich fundierte Informationen über tatsächlich umsetzbare Maßnahmen weiter. 8. Seien Sie auf alle „Killer-Argumente“ vorbereitet. Setzen Sie sich bereits im Vorfeld mit möglichen Hindernissen und Hemmnissen auseinander und richten Sie Ihre Kommunikation darauf aus. 9. Führen Sie kontinuierliche Mitarbeiterbefragungen durch. Nur wer die aktuellen Problemstellungen und Wünsche kennt, kann bedarfsgerecht planen und effektive, passgenaue Maßnahmen umsetzen. 10. Betreiben Sie intern eine offene Informationspolitik und extern eine progressive Öffentlichkeitsarbeit.

93

Ist das Unternehmen in der Öffentlichkeit erst einmal für seine Lebensphasenorientierung bekannt, ist es auch schwieriger, „das Rad zurückzudrehen“. Quelle: Der 10-Punkte-Plan einer Lebensphasenorientierte Personalpolitik. Prof. Dr. Jutta Rump. Institut für Beschäftigung und Employability. Ludwigshafen 2010. Diese 10 Punkte sind eigentlich an die Geschäftsführungsebene gerichtet. Optimal wäre es, Sie würden mit dieser Idee offene Ohren bei Ihrer Geschäftsführung finden und dieses Modell würde im ganzen Unternehmen verankert werden. Sollte dies nicht gewollt sein, haben Sie trotzdem die Möglichkeit, als Leitung in Ihrer Tagespflege im Rahmen Ihres operativen Personalmanagements das Modell dieser Lebensphasenorientierung anzuwenden. Ich kann Ihnen nur empfehlen: Versuchen Sie es! Es lohnt sich! Benötigen Sie noch Argumente für Ihre Geschäftsführung?

Weitere Perspektiven und Entwicklungen zu diesem Modell: Seit 2016 wird dieses Modell als „Lebensphasenorientierte Personalpolitik 4.0“ weiterentwickelt. Die Kernbotschaft und Überschrift lautet: „Werteorientierte Gestaltung einer

Kapitel IX – Personalmanagement

Bitte sehr: Das Institut für Beschäftigung und Employability hat in einer Untersuchung zusammengefasst, dass das Konzept der lebensphasenorientierten Personalpolitik und eine stärkere Orientierung auf die berufliche und private Lebenssituation der Mitarbeiter sich in vielen Punkten positiv für das Unternehmen auswirken. Allein schon die in der Untersuchung festgestellte Reduzierung des Krankenstandes um -12 % oder die Erhöhung der Mitarbeitermotivation und Arbeitsproduktivität um 17 % sprechen für sich und bedeuten auch für Ihre Tagespflege motiviertere Mitarbeiter.

Betriebswirtschaftlicher Nutzen Betriebswirtschaftlicher Nutzen • Bindung von Mitarbeitern (+14%). • Erhöhung von Mitarbeitermotivation und Arbeitsproduktivität (+17%). • Steigerung der Kundenbindung (+12%). • Förderung von Beschäftigungsfähigkeit. • Realisierung von Einsparungspotenzialen (Wiederbeschaffungskosten, Überbrückungskosten ...) (abhängig vom Arbeitgeber). • Reduktion von Ausfallzeiten (-3 Tage), des Krankenstands (-12%) und der Fluktuationsrate (-16%). • Steigerung der Attraktivität des Arbeitgebers auf dem Arbeitsmarkt (+26%). • Imageverbesserung (+38%). • Unterstützung in Veränderungsprozessen (Veränderungen benötigen Mitarbeiter/innen, die ein hohes Maß an Loyalität haben). (% = im Vergleich zu nicht familienbewussten Unternehmen; Quelle FFP, 2009) 94

Eine Tagespflege gut leiten

Lebensphasenorientierten Personalpolitik“ und greift besonders die Grundhaltungen der Generation Y und Z auf. Mit der Kollegin Karla Kämmer habe ich im Jahr 2020 zu diesem Modell die Dimension Generationsorientierung hinzugefügt. Wir nennen es „Generationsund lebensphasenorientiertes Personalmanagement“ oder „man muss die Mitarbeiter/innen durch zwei Brillen sehen“. Wie kann dies in Ihrer Tagespflege umgesetzt werden? Erstellen Sie zunächst eine Matrix mit aus Ihrer Sicht relevanten Lebensphasen und -themen und den vier Generationen. Wir haben das Modell von Prof. Dr. Rump bezüglich der Lebensphasen weiter differenziert, da z. B. die Situation mit kleinen Kindern (Betreuungsfrage) und pubertierenden Jugendlichen (Entwicklung des eigenen Freiraums etc.) für die Mitarbeiter zu anderen Themen bzw. Belastungen führt. Eine Excel-gestützte Arbeitshilfe dazu für Ihre Einrichtung finden Sie im Download-Bereich dieses Buches. Wie erfahren Sie Probleme, die Ihre Mitarbeiter belasten und „mit zur Arbeit bringen“? Indem Sie sie fragen. Regelmäßige Mitarbeiterbefragungen machen Sinn und helfen Ihnen, Ihre Mitarbeiter besser verstehen zu können. Ergänzen Sie im nächsten Schritt die Muster-Matrix mit relevanten Informationen aus Ihrer Wahrnehmung, Befragung und Ihrem Alltag. Ausgefüllt könnte diese Matrix z. B. so aussehen: Leiten Sie nun als Nächstes für die Mitarbeiter in Ihrer Tagespflege oder Ihrem Unternehmen mögliche Hilfen gemäß der Übersicht ab.

Lebensphasen- und Generationsorientiertes Personalmanagement in der ambulanten und teilstationären Pflege

Lebensphasen- und Generationsorientiertes Personalmanagement in der ambulanten und teilstationären Pflege Generation Baby-Boomer Lebensphase Mitarbeiter als Single

Ihre Unterstützungsmöglichkeit als Arbeitgeber

Hohe Pflichterfüllung gegenüber dem Arbeitgeber. Unterschied freiwillig oder unfreiwillig (Single nach Trennung) z.B. Vorbereitung auf das Alter, ZWAR-Gruppen (Zwischen Arbeit und Ruhestand) empfehlen

eher selten

Lebensphase Mitarbeiter mit jungen Kindern

Geringe Pflichterfüllung gegenüber dem Arbeitgeber. Unterschied freiwillig oder unfreiwillig (Single nach Trennung) z.B. Verständnis über Traurigkeit z.B. Verständnis über Traurigkeit z.B. Verständnis über Traurigkeit nach Trennung/ Scheidung zeigen; nach Trennung zeigen; nach Trennung zeigen; Akzeptieren, dass Mitarbeiter Stil Akzeptieren (bis zur bestimmten Grenze) dass Disco etc. dominiert und Verhalten ändert Pflichterfüllung gegenüber Kinder und Arbeitgeber können Kinder und Arbeitgeber können Kindern und Arbeitgeber, Konflikt belastend wahrgenommen belastend wahrgenommen der Vereinbarkeit werden, Konflikt der Vereinbarkeit werden, Konflikt der Vereinbarkeit

Kinder in der Pubertät und eher selten Arbeitgeber können belastend wahrgenommen werden, Konflikt der Vereinbarkeit

z.B. Verständnis für Pubertätsthemen, Beratungshilfen vermitteln

z.B. Verständnis für Pubertätsthemen, Beratungshilfen vermitteln

z.B. Verständnis für Pubertätsthemen, Beratungshilfen vermitteln

Hohe Pflichterfüllung gegenüber Eltern und Arbeitgeber, Konflikt

Eigenes Leben ist wichtig, Pflichterfüllung gegenüber Eltern und Arbeitgeber, Konflikt der Vereinbarkeit

Eigenes Leben ist wichtig, Pflichterfüllung gegenüber Eltern und Arbeitgeber, Konflikt der Vereinbarkeit

Pflichterfüllung gegenüber den Eltern und dem Arbeitgeber, Konflikt der Vereinbarkeit, Burnout Gefahr

Thema: geplante Schließung eines Großunternehmens, in dem Partner der Mitarbeiter arbeiten

Ihre Unterstützungsmöglichkeit als Arbeitgeber

Thema ergänzen

Ihre Unterstützungs-

Pflichterfüllung z. T. gegenüber den Eltern. Freiraum für sich selbst wird gefordert, auch vom Arbeitgeber, Burn-out-Gefahr

eher selten

Pflichterfüllung gegenüber Eltern

Pflichterfüllung z. T. gegenüber Eltern. Freiraum für sich selbst wird gefordert, auch vom Arbeitgeber. Burnout-Gefahr

Pflichterfüllung z. T. gegenüber Eltern. Freiraum für sich selbst wird gefordert, auch vom Arbeitgeber. Burnout-Gefahr

z.B. Informationen über Entlastungsangebote, Pflegehilfen, Sabbatical, Stundenreduzierung etc.

z.B. Informationen über Entlastungsangebote, Pflegehilfen, Sabbatical, Stundenreduzierung etc.

z.B. Informationen über Entlastungsangebote, Pflegehilfen, Sabbatical, Stundenreduzierung etc.

z.B. Informationen über Entlastungsangebote, Pflegehilfen, Sabbatical, Stundenreduzierung etc.

Generation Baby-Boomer eher selten

Generation X Belastend als alleinerziehendes Elternteil mit jungen Kindern, Konflikt mit Arbeitgeber

Generation Y Belastend als alleinerziehendes Elternteil, Konflikt mit Arbeitgeber

Generation Z Belastend als alleinerziehendes Elternteil, Konflikt mit Arbeitgeber

z.B. Kinder mit ins Büro bringen, eigene Kinderbetreuung, Betriebsgruppe "Kindernest" etc.

z.B. Kinder mit ins Büro bringen, eigene Kinderbetreuung, Betriebsgruppe "Kindernest" etc.

z.B. Kinder mit ins Büro bringen, eigene Kinderbetreuung, Betriebsgruppe "Kindernest" etc.

Belastend als Single, Loyalitätskonflikt mit Arbeitgeber

Belastend als Single, Loyalitätskonflikt mit Arbeitgeber

Belastend als Single, Loyalitätskonflikt mit Arbeitgeber

eher selten

z.B. Informationen über Entlastungsangebote, Pflegehilfen, etc.

z.B. Informationen über Entlastungsangebote, Pflegehilfen, etc.

z.B. Informationen über Entlastungsangebote, Pflegehilfen, etc.

Vorbereitung auf den Vorruhe-stand, Überprüfung der finanziellen Überprüfung der finan-ziellen Ressourcen, psychische Belastung, Ressourcen, psychische Belastung Neuorientierung

Überprüfung der finanziellen Ressourcen, psychische Belastung, Neuorientierung

Überprüfung der finanziellen Ressourcen, psychische Belastung, Neuorientierung

z.B. Verständnis für Belastungssituation, Aufstockung der Stunden, Zukunftsdiskussion

z.B. Verständnis für Belastungssituation, Aufstockung der Stunden, Zukunftsdiskussion

z.B. Verständnis für Belastungssituation, Aufstockung der Stunden, Zukunftsdiskussion

z.B. Verständnis für Belastungssituation, Aufstockung der Stunden, Zukunftsdiskussion

Kapitel IX – Personalmanagement

Ihre Unterstützungsmöglichkeit als Arbeitgeber

eher selten

Hohe Pflichterfüllung gegenüber

Ihre Unterstützungsmöglichkeit als Arbeitgeber Thema fehlende Versorgungssicherheit für Mitarbeiter mit pflegenden Angehörigen

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z.B. Information über Pflegehilfen z.B. Information über Pflegehilfen z.B. Information über Pflegehilfen und Entlastungsangebote; und Entlastungsangebote; und Entlastungsangebote; Kurzzeitpflege anbieten etc. Kurzzeitpflege anbieten etc. Kurzzeitpflege anbieten etc.

Lebensphase Mitarbeiter mit Eltern und Arbeitgeber, Konflikt und Arbeitgeber, Konflikt der der Vereinbarkeit. Kann selbst zur Vereinbarkeit, Burnout-Gefahr langen anderen Belastungsphasen zu Hause Erkrankung führen

Thema fehlende Kinderbetreuung in den Ferien

z.B. Kinder können mit ins Büro oder zur Dienstbesprechung gebracht werden; flexibles Frei anbieten

z.B. Information über Alltagshilfen z.B. Information über Alltagshilfen z.B. Information über Alltagshilfen für Senioren und für Senioren und für Senioren und Entlastungsangebote etc. Entlastungsangebote etc. Entlastungsangebote etc.

Hohe Pflichterfüllung gegenüber den Eltern und dem Arbeitgeber,

Beispielthemen:

Generation Z

Kinder in der Pubertät und Arbeitgeber können belastend wahrgenommen werden, Konflikt der Vereinbarkeit

Lebensphase Mitarbeiter mit Konflikt der Vereinbarkeit pflegebedürftigen Eltern

Ihre Unterstützungsmöglichkeit als Arbeitgeber

Pflichterfüllung gegenüber dem Arbeitgeber. Unterschied freiwillig oder unfreiwillig (Single nach Trennung)

Hohe Pflichterfüllung gegenüber

Lebensphase Mitarbeiter mit der Vereinbarkeit älteren Eltern

Ihre Unterstützungsmöglichkeit als Arbeitgeber

Generation Y

z.B. Kinder können mit ins Büro oder zur Dienstbesprechung gebracht werden; flexibles Frei anbieten

Lebensphase Mitarbeiter mit den Jugendlichen und dem Arbeitgeber, Konflikt der Kindern im jugendlichen Vereinbarkeit Alter

Ihre Unterstützungsmöglichkeit als Arbeitgeber

Pflichterfüllung gegenüber dem Arbeitgeber. Unterschied freiwillig oder unfreiwillig (Single nach Trennung)

z.B. Kinder können mit ins Büro oder zur Dienstbesprechung gebracht werden; flexibles Frei anbieten

Ihre Unterstützungsmöglichkeit als Arbeitgeber

Ihre Unterstützungsmöglichkeit als Arbeitgeber

Generation X

Thema: geplante Schließung eines Großunternehmens, in dem Partner der Mitarbeiter arbeiten

Vorbereitung auf den Vorruhe-stand, Überprüfung der finanziellen Überprüfung der finan-ziellen Ressourcen, psychische Belastung, Ressourcen, psychische Belastung Neuorientierung

Überprüfung der finanziellen Ressourcen, psychische Belastung, Neuorientierung

Überprüfung der finanziellen Ressourcen, psychische Belastung, Neuorientierung

z.B. Verständnis für z.B. Verständnis für z.B. Verständnis für Verständnis für Lebensphasen- und Generationsorientiertes Personalmanagement inz.B. der Belastungssituation, Belastungssituation, Belastungssituation, Belastungssituation, Aufstockung der Stunden, der Stunden, Aufstockung der Stunden, Aufstockung der Stunden, ambulanten undAufstockung teilstationären Pflege

Ihre Unterstützungsmöglichkeit als Arbeitgeber

Zukunftsdiskussion

Zukunftsdiskussion

Zukunftsdiskussion

Zukunftsdiskussion

Thema ergänzen

Ihre Unterstützungsmöglichkeit als Arbeitgeber

Thema ergänzen

Ihre Unterstützungsmöglichkeit als Arbeitgeber

Ein Beispiel: 96

Ihre Mitarbeiterin Silvia* (Name ist zufällig) ist 58 Jahre alt, Single und versorgt ihre pflegebedürftigen Eltern, die in einer Wohnung in der Nähe wohnen. Sie ist in der Lebensphase „Mitarbeiter mit pflegebedürftigen Eltern“ und „Mitarbeiter als Single“. Als Baby-Boomer zeichnet sie eine hohe Pflichterfüllung gegenüber ihren Eltern und ihrem Arbeitgeber bzw. den Patienten aus. Dies führt zu einer erhöhten Belastungssituation. Was können Sie ihr mit diesem Wissen anbieten bzw. wie können Sie Ihre Mitarbeiterin unterstützen? Da Silvia im Gesundheitswesen arbeitet, sind ihr die Unterstützungsmöglichkeiten durch die Pflegeversicherung in der Regel bekannt. Bieten Sie trotzdem ein Informationsgespräch mit detaillierten Informationen über Hilfen an. Sind die Eltern schon eingestuft? Könnte ein Kurzzeitpflegeaufenthalt der Eltern und ein gleichzeitiger Urlaub für Silvia oder eine regelmäßige Verhinderungspflege eine Entlastung darstellen? Wäre eine Mitnahme vom Mittagessen aus der Tagespflege für Silvia eine Unterstützung, wenn sie bisher abends für die Eltern noch kochen musste?

Eine Tagespflege gut leiten

Ein weiteres Beispiel zum Verständnis: Ihr Mitarbeiter Jan* (Name ist zufällig) ist 30 Jahre alt, lebt mit seiner ebenfalls teilzeitbeschäftigten Partnerin und dem gemeinsamen 2-jährigen Kind zusammen. Er ist in der Lebensphase „Mitarbeiter mit jungen Kindern“. Als Mitarbeiter der Generation Y ist für ihn die Situation, mit Partnerin, Kind, Betreuungszeiten abzusprechen etc., sehr belastend. Ein verlässlicher Dienstplan ohne Änderungen wird immer wieder von ihm gefordert. Mit anderen alleinerziehenden Mitarbeiterinnen und jüngeren Mitarbeitern in vergleichbarer Situation hat er wiederholt die Problematik angesprochen, dass die Kinderbetreuung besonders in den Ferienzeiten eine zusätzliche Schwierigkeit darstellt. Sie haben erlebt, dass

er sich in der Vergangenheit wiederholt kurzfristig „krank“ gemeldet hat, und vermuten, dass dies auch mit der Frage der Betreuung des Kindes zu tun hatte. Was können Sie ihm mit diesem Wissen anbieten bzw. wie können Sie Ihren Mitarbeiter unterstützen? Da Sie neben der Tagespflege drei ambulante Pflegedienste in einem Umkreis von 10 km betreiben und die Thematik „Kinderbetreuung in den Ferien“ nicht nur von „Jan“ angesprochen wurde, könnte ein Angebot für ihn, aber auch andere Mitarbeiter in vergleichbaren Situationen sein, dass Sie in einem der Räume Ihrer Filialen ein Kinderbetreuungsangebot in den Ferien anbieten. Die zusätzlich entstehenden Kosten für eine Betreuung sind schnell refinanziert durch weniger Krankheitstage von Jan und anderen Mitarbeitern. So facettenreich wie Ihre Mitarbeiter sind, so vielfältig sind auch mögliche Lösungsansätze für die dienstlichen und privaten Fragen. Eines wird aber seitens der Mitarbeiter immer positiv wahrgenommen: Der oder die Vorgesetzte ist neben den dienstlichen Belangen auch aufmerksam für die persönliche oder private Situation und bietet Hilfe und Unterstützung an. Beispiele und Arbeitshilfen aus: Peter Wawrik, Karla Kämmer. Erfolgreich führen und leiten. Vincentz Network, Hannover. Siehe auch weiterführende Literatur am Ende des Buches.

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9.4  Die zentrale Aufgabe einer Leitung: Leiten und Führen Die nachstehenden drei Führungsstile basieren auf den drei „reinen“ (d. h. idealtypischen) Formen der Herrschaft, die Max Weber (1864 – 1920) formuliert hatte (Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft, Kapitel III, Die Typen der Herrschaft, 1922). Weber hatte sich die Grundfrage gestellt: „Warum lassen sich Menschen beherrschen?“

1. Traditionale oder patrimoniale Herrschaft: Diese beruht auf dem Alltagsglauben an die geltenden Traditionen und der Legitimität der durch sie Berufenen. 2. Charismatische Herrschaft: Diese beruht auf dem Glauben an die Heiligkeit oder Heldenkraft einer Person und der durch sie geschaffenen Ordnung. 3. Bürokratische oder rationale Herrschaft:Diese beruht auf dem Glauben an die Legalität gesetzter Ordnungen (Gesetze, Regeln, Zuständigkeiten). Die Führungslehre hatte diese Grundformen aufgegriffen, hinsichtlich der Führung in Unternehmen und Organisationen modifiziert und drei grundlegende Führungsstile definiert:

Kapitel IX – Personalmanagement

Anhand der drei Gründe, die er erkannte, formulierte er drei Formen der Herrschaft:

Formen

Grundlagen

Bedeutung

Traditionale oder patrimoniale Herrschaft

Diese beruht auf dem Alltagsglauben an die geltenden Traditionen und der Legitimität der durch sie Berufenen.

unumschränkte Alleinherrschaft

Verändert: autokratischer/ patriarchalischer Führungsstil

Mitarbeiter werden an Entscheidungen nicht beteiligt streng hierarchisch unbedingter Gehorsam und Disziplin

Charismatische Herrschaft Verändert: charismatischer Führungsstil

Diese beruht auf dem Glauben an die Heiligkeit oder Heldenkraft einer Person und der durch sie geschaffenen Ordnung.

starke persönliche Ausstrahlung

Diese beruht auf dem Glauben an die Legalität gesetzter Ordnungen (Gesetze, Regeln, Zuständigkeiten).

Der Führungsanspruch leitet sich aus den bürokratischen Regeln ab. Die Funktion ist nicht an eine Person gebunden, sondern auf Zeit verliehen und übertragbar.

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Bürokratische oder rationale Herrschaft Verändert: Bürokratischer Führungsstil

in Krisenzeiten kann die charismatische Führung Zuversicht vermitteln und Dinge nach vorne bringen

Heute kennen wir etwas andere Begriffe: autoritärer, kooperativer und laissez fairer Führungsstil. Diese drei Führungsstile gehen auf Kurt Lewin, den Begründer der modernen Sozialpsychologie und dessen empirische Untersuchungen zurück. Lewin untersuchte mit seinen Mitarbeitern in den Jahren 1937 und 1938 anhand von Jungengruppen die Wirkung verschiedener Führungsstile auf die Gruppenatmosphäre: Produktivität, Zufriedenheit, Gruppenzusammenhalt und Effizienz (Lück, Helmut E.; Kurt Lewin, Weinheim, 1996, S. 98).

Eine Tagespflege gut leiten

Folge/Vor- und Nachteile Autoritärer Führungsstil

Klare Trennung: Vorgesetzter entscheidet und kontrolliert; Mitarbeiter führt aus.

+ Ergebnisorientiert - Distanziertes Verhältnis zum Vorgesetzten und Betrieb

Kooperativer Führungsstil

Mitarbeiter werden in den Entscheidungsprozess mit eingebunden, Delegation ist möglich. Fremdkontrolle wird (teilweise) durch Eigenkontrolle ersetzt.

+ Besseres Verständnis über die Zusammenhänge, höhere Motivation bei den Mitarbeitern

Laissez fairer Führungsstil

Mitarbeiter haben volle Freiheit. Entscheidung und Kontrolle liegt bei der Gruppe

- Entscheidungs- und Ergebnisprozesse können schwierig werden.

Vor- und Nachteile der drei Führungsstile können wie folgt beschrieben werden: Autoritärer Führungsstil Vorteile

Nachteile

Schnelle Handlungsfähigkeit. In Krisensituationen ist es wichtig, schnelle Entscheidungen zu treffen. Die Verantwortung ist klar.

Die Mitarbeiter werden demotiviert und sehen keine Notwendigkeit, sich eigene Gedanken zu machen und selbst initiativ zu werden. Der Vorgesetzte wird leicht überfordert mit der Aufgabe, alles selbst entscheiden zu müssen. Fehler oder falsche Einschätzungen können die Folge sein. Wenn er mal nicht da ist, geht die Arbeit nicht weiter.

Laissez fairer Führungsstil

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Vorteile

Nachteile

Da die Mitarbeiter selbstbestimmt mit einem großen Spielraum handeln, kann sich das motivierend auswirken und die Mitarbeiter können ihre persönlichen Stärken einbringen.

Nicht jeder Mitarbeiter kann mit dem hohen Maß an Freiheit umgehen. Ohne die ordnende Hand des Vorgesetzten tritt leicht Desorientierung auf.

Kooperativer Führungsstil Vorteile

Nachteile

Die Motivation der Mitarbeiter wird gefördert, weil die Ideen und Vorschläge der Mitarbeiter ernst genommen werden. Der Vorgesetzte wird entlastet. Das Arbeitsklima ist angenehm und fördert gute Ergebnisse.

Es besteht die Gefahr, dass es zu keinen klaren Entscheidungen kommt. In seinem Bemühen, es allen recht zu machen, kann sich der Vorgesetzte im Ernstfall nicht durchsetzen. Darunter kann die Disziplin leiden, notwendige Entscheidungen können auf die lange Bank geschoben werden.

Viele von Ihnen mögen jetzt sagen: „Das ist doch klar: der kooperative Führungsstil ist der richtige!“ Aber so einfach ist das leider nicht. Für Routinearbeiten insbesondere unter Zeitdruck hat die direktive Führung sehr wohl ihre Berechtigung – und zwar nicht nur im Militärischen. Denken Sie nur mal an einen Betriebsunfall: Feuer in der Küche der Tagespflege, vielleicht sogar Verletzte: In solchen Fällen ist schnelles Handeln gefragt, es gibt vielleicht ge-

Kapitel IX – Personalmanagement

Welcher ist der richtige Führungsstil?

naue Vorschriften, wie zu verfahren ist: Notabschaltung des Herdes und der Sicherungen insgesamt, Anruf bei der Feuerwehr, Evakuierung aller Tagespflegegäste, Krankentransport: All das wird im Rahmen Ihrer Brandschutzplanung beschrieben und sollte als Routine eingeübt sein und muss im Notfall zu 100 Prozent funktionieren. Hier müssen Sie als Leitung direktiv führen – und das ist gut so. Für lange Diskussionen und tolle neue Ideen ist dann keine Zeit. Bei kreativen Arbeiten oder individueller Hilfe für die Tagespflegegäste hingegen ist die kooperative Führung sinnvoll. Da sind meist situative Anpassungen notwendig. Arbeiten können nicht bis ins Kleinste vorausgeplant werden. Hohe Selbstständigkeit der handelnden Mitarbeiter ist gefragt. Welches ist also der richtige Führungsstil? Viele von Ihnen mögen jetzt sagen: 100

„Alle drei? Geht doch nicht!“ Und nun? Die heutige Betriebswirtschaftslehre tendiert eher zum demokratischen oder kooperativen oder partnerschaftlichen Führungsstil, wobei hier auch das Aufgabengebiet mit in die Betrachtung einbezogen werden muss. Z. B. ist eine demokratische Führung während eines Feuerwehreinsatzes oder bei einem Schlaganfall eines Tagespflegegastes wenig hilfreich. Viele verschiedene Begriffe, mit Vor- und Nachteilen. Spontan würden Sie nun vermutlich als Tagespflege-Leitung zur kooperativen Führung tendieren, weil sie die meisten Vorteile aufweist. Neueren Überlegungen zur Folge ist aber auch ein demokratischer (oder kooperativer) Führungsstil nicht als das Optimum zu bezeichnen. Vielmehr tendiert man heute zur sogenannten SITUATIVEN FÜHRUNG, nach der der optimale Führungsstil von der jeweiligen Situation abhängt. Wichtig ist für die Tagespflege-Leitung das Wissen über die verschiedenen

Eine Tagespflege gut leiten

Führungsstile und deren Auswirkungen bei der Mitarbeiterschaft.

ZUSAMMENFASSUNG Welches ist also nun der zeitgemäße richtige Führungsstil? Bei einer Führungskraft im Pflegebereich sollte grundsätzlich als Basis der kooperative/partnerschaftliche/partizipative Führungsstil vorherrschen. Aber mit dem Wissen über die verschiedenen Vor- und Nachteile und die täglich sich z. T. ändernden Situationen kann und muss die Tagespflege-Leitung auch bereit sein und den Mut haben, direktiv Entscheidungen zu treffen (z. B. bei einer Evakuierung oder auch einer Personal-Entlassung).

FAZIT: Die situative Führung auf der Basis des partnerschaftlichen/kooperativen/partizipativen Führungsstils ist für eine Tagespflege-Leitung sicherlich der richtige und zeitgemäße Ansatz.

Was bedeutet dies für Ihre Praxis? Eine kooperativ führende Leitung bezieht ihre Mitarbeiterschaft in Entscheidungsprozesse z. B. im Rahmen der Teamsitzungen mit ein. Diskussionen um die besten Lösungen sind nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Die Leitung gibt aber auch den Rahmen und die Zeit dafür vor! Die kooperative Führungskultur gibt den Mitarbeitern möglichst große Freiheiten und Entscheidungskompetenzen. Bei kooperativer Führung erläutert die Leitung Vision, Strategie und Ziele der Einrichtung und der Arbeit. Sie ist offen für Ideen und lässt sich kritisch hinterfragen. Sie erläutert und erklärt, rechtfertigt sich aber nicht für notwendige Entscheidungen.

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Führungsstile – FÜHRUNGSVERHALTEN – Führungsinstrumente: Kennen Sie den Spruch „Der Fisch stinkt vom Kopf her“? Gemeint ist damit, dass eine Einrichtung, ein Unternehmen so gut wie seine Führung ist. Wenn es im Unternehmen nicht gut läuft, die Stimmung mies ist, Mitarbeiter unzufrieden sind, kann es viele verschiedene Gründe dafür geben. Einer davon kann aber auch sein, dass die Leitung unklar, sprunghaft, cholerisch o. a. ist. Welche Eigenschaften sollten heutige Führungskräfte besitzen, damit sie ihre Einrichtung gut weiterführen?

Eine Leitung, die sich vor Entscheidungen drückt oder diese auszusitzen versucht, hat meines Erachtens dringenden Verbesserungsbedarf. 2. Transparenz Eine Leitungskraft muss sich für die Entscheidungen gegenüber den Mitarbeitern nicht rechtfertigen. Sie muss aber die Entscheidungen erklären und kommunizieren können. „Ich habe das so entschieden“ ist für die Mitarbeiter-

Kapitel IX – Personalmanagement

Für mich sind es acht Faktoren, eigentlich sogar Haltungen: 1. Entscheidungsbereitschaft Eine Leitungskraft wird vom Träger eingestellt, um eine Einrichtung zu führen. Dazu gehören auch notwendige Entscheidungen, die eine Leitung täglich vielfach treffen muss: Warum soll gemäß Dienstplan Mitarbeiter A im Frühdienst und Mitarbeiter B im Spätdienst arbeiten, warum wird das gemeinsame Frühstück in der Tagespflege von 8.45 h auf 9.00 h verschoben, warum wird für die nächste Woche ein Ausflug zum Schützenfest geplant? …

schaft keine befriedigende Aussage. „Ich habe so entschieden, weil …“ macht für die Mitarbeiter die Begründung nachvollziehbar. Ob die Mitarbeiter die Entscheidung positiv bewerten, ist eine andere Sache. Aber die Leitung hat ihr Verhalten und ihre Entscheidungen transparent dargestellt. 3. Ehrlichkeit Eine Führungskraft führt. Mit sich selbst als Person. Wenn eine Leitung mit sich und anderen unehrlich ist und/oder versucht, es allen recht zu machen, kann sie nicht mehr ehrlich bleiben. Noch schlimmer ist, wenn Mitarbeiter die Leitung beim „Lügen“ ertappen. Dann ist die Leitung „unten durch“. 4. Offenheit

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Es gibt täglich neue Situationen, die die Mitarbeiter (und auch die Leitung) noch nicht kannten. Erfahrungen und Vergleichsmuster fehlen. Eine Offenheit für alles Neue, aber auch für neue Ideen von den Tagespflegegästen und/oder den Mitarbeitern ist eine wichtige Grundhaltung, die es ermöglicht, dass sich Einrichtungen wie Tagespflegen weiterentwickeln. 5. Sichtweise „Ist das Glas halb voll oder halb leer?“ Sie kennen diese Frage. Sie verdeutlicht mit welcher Grundhaltung und Lebenseinstellung Sie unterwegs sind. In die Tagespflege kommen Gäste mit Pflegebedürftigkeiten, viele auch mit Demenz. Dies ist häufig belastend. Zusätzlich gibt es auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die scheinbar mehr ihre Rechte als ihre Pflichten sehen und diese einfordern. Für eine Tagespflege-Leitung (und grundsätzlich jede Führungskraft) ist meines Erachtens trotz belastender externer oder interner Faktoren eine positive Grundhaltung gegenüber dem Führungsverständnis wichtig. „Das Glas ist halb voll.“ 6. Delegation

Eine Tagespflege gut leiten

„Ich muss alles selber machen. Dabei habe ich so viel zu tun. Aber die Mitarbeiter machen es nicht so, wie ich es will. Wenn der Tag doch mehr Stunden hätte …“ Kennen Sie auch solche Aussagen? Leitung muss delegieren, Leitung muss Vertrauen in die Mitarbeiter haben, Leitung muss aber auch akzeptieren, dass die Mitarbeiter es manchmal anders machen als sie selbst. Was aber ist daran schlimm? Wichtig ist, dass im Rahmen einer Zielvereinbarung oder -absprache das geplante oder gewünschte Ergebnis abgesprochen und definiert ist. Wenn eine Leitungskraft der Meinung ist, nur sie sei diejenige, die alles richtig macht und nichts an Mitarbeiter delegiert, dann schafft sie auf Dauer Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern und eine permanente eigene Überforderung.

7. Partizipation Machen Sie Ideenwettbewerbe mit Ihren Mitarbeitern oder Gästen? Wer bringt neue Ideen mit zur Arbeit? Wie gehen Sie als Leitung damit um? Partizipation ist ein „Zauberwort“ für die Leitung im Umgang mit den Gästen und Mitarbeitern. Ideen, die Sie aufgreifen oder umsetzen, oder auch schon die ernst gemeinte Aufforderung mitzudenken und mitzuwirken setzen positive Energie in der Mitarbeiterschaft frei. „Meiner Chefin ist meine Meinung wichtig. Und die Idee, einen Obstteller einzuführen, fand sie ganz toll, sodass wir nun täglich Obst für die Gäste und Mitarbeiter haben.“ Eine tolle, eine stolze Rückmeldung einer Mitarbeiterin in Bezug auf ihre Leitung. Damit gewinnen Sie nicht nur Innovation und Weiterentwicklung für Ihre Einrichtung, Sie gewinnen als Leitung auch Mitarbeiter, die Sie positiv wahrnehmen und die mit Ihnen gerne zusammenarbeiten. 8. Kommunikation Reden Sie – und hören Sie zu. Hören Sie zu – und reden Sie. Das ist mit Kommunikation gemeint. Eine Leitung, die die Mitarbeiter zu jedem Thema „totredet“, ist genauso unangenehm wie eine Führungskraft, die alles für sich behält und nur auf Nachfrage kurz und knapp antwortet. Und vor dem Reden gehört auch das Zuhören zur Kommunikation. Was sind die Anliegen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Welche Fragen haben sie? Wo benötigen sie Unterstützung oder Absicherung von Ihnen oder dem Träger?

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Führungsstile – Führungsverhalten – FÜHRUNGSINSTRUMENTE: An Führungsinstrumenten kennen Sie sicherlich: a) Dienstgespräche/Teamgespräche b) Mitarbeiter-/Personalgespräche c) Innovationsrunden Meines Erachtens gehören dazu auch:

Im Detail: a) Dienstgespräche/Teamgespräche Wie häufig führen Sie mit Ihrem Team Dienstbesprechungen durch? Und wann und wo und um wie viel Uhr sind diese angesetzt? In der Tagespflege besteht das Problem, dass es keine geeignete Zeit während der Öffnungszeit gibt. Daher finden in vielen Tagespflegen die Teamsitzungen am Ende eines Tages statt.

Kapitel IX – Personalmanagement

a) die verlässliche Dienstplanung, b) die Urlaubsplanung und c) keine oder kontrollierte Überstundenentwicklungen.

Mir sind auch Tagespflegen bekannt, die ihre Teamsitzungen am Samstagvormittag durchführen. (Anmerkung: Dies ist nur möglich, sofern Sie keine Samstagsöffnung haben. Weiterhin bedeutet dies für alle Mitarbeiter aber auch, zusätzlich zur Tagespflege noch einmal zu kommen. Daher ist diese Idee, sich samstags zu treffen, eigentlich nur im Rahmen einer Klausurtagung mit dem gesamten Team 1x im Jahr vorstellbar. Als Dauerlösung für regelmäßige Teamsitzungen ist dies keine Empfehlung.)

EMPFEHLUNG ZUR TEAMSITZUNG

Eine Tagespflege gut leiten

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Es hat sich bewährt, Teamsitzungen alle 14 Tage durchzuführen. Meine Empfehlungen: a) Führen Sie die Teamsitzungen in der Regel jeweils am gleichen Wochentag durch, damit sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darauf einstellen können. b) Erstellen Sie als Leitung jeweils eine Tagesordnung mit Detailpunkten für die Teamsitzung. Üblicherweise beinhaltet diese 1. Informationen über die Gäste, 2. Informationen organisatorischer Art, 3. Im Rahmen der Fortbildungsplanung häufig Kurzschulungen oder Weitergabe von Informationen von Mitarbeitern, die auf Schulungen oder Fortbildungen waren. c) Fangen Sie immer zur gleichen Zeit an, z. B. immer alle 14 Tage mittwochs um 17.00 h. d) Beenden Sie die Teamsitzung pünktlich(!) zu der von Ihnen festgelegten Zeit, z. B. nach 1,5 Std. Wenn Sie eher fertig sind, umso besser. e) Hängen Sie die Tagesordnung mit den Detailpunkten spätestens 2 Tage vor der Dienstbesprechung aus, damit sich die Mitarbeiterschaft darauf vorbereiten kann. f) Lassen Sie von einem Mitarbeiter ein kurzes Ergebnisprotokoll erstellen, das innerhalb von vier Tagen vorliegen muss, ausgehängt und von allen unterzeichnet wird (als Nachweis für Ihr eigenes Qualitätsmanagement und für die Umsetzung des Fortbildungsplanes). g) Kennzeichnen Sie im Protokoll, wer bis zur nächsten Sitzung ggfls. Aufträge erledigen muss, und halten Sie diese bei der nächsten Sitzung als „Erledigt“ fest (mit Dank an die Mitarbeiterin). h) Seien Sie klar in Ihrer Planung der Teamsitzung und in Ihrer Kommunikation während der Besprechung. Achten Sie darauf, dass alle zu Wort kommen, aber stoppen Sie auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zu einem Punkt nichts Neues mehr beitragen, oder vom Thema zu sehr abweichen. i) Sie(!) und sonst kein anderer beendet die Teamsitzung. Es ist vereinbarte Dienstzeit. Mitarbeiter, „die eher weg müssen“, ohne dass dies mit Ihnen abgesprochen und genehmigt war, sollten sich diese „Freiheit“ nur einmal her-

ausnehmen können, sonst haben Sie als Leitung zukünftig ein lockeres späteres Kommen und früheres Gehen.

9.5  (Schwierige) Mitarbeiter-/ Personalgespräche Ich meine im Folgenden nicht den täglichen kurzen Alltagskontakt zwischen Ihnen und den Mitarbeitern während der Arbeit. Es kann sein, dass eine Mitarbeiterin um ein Gespräch bei Ihnen nachfragt, weil sie dienstliche oder persönliche Themen besprechen möchte. Es kann sein, dass Sie mit einer Mitarbeiterin ein Gespräch führen wollen oder müssen. Eine offene und positive Kommunikation zwischen Leitung und Mitarbeitern ist ein wichtiger Faktor im Führungsverhalten der Leitung. Es macht aber Sinn, für Mitarbeiter-/Personalgespräche einige Regeln und Vereinbarungen zu kennen:

Arbeitsrechtlich relevante Punkte müssen kurz zusammengefasst werden und gehören in die Personalakte. Ggfls. benötigt man diese Aufzeichnungen später noch einmal. Zu diesem Punkt gehört für die Leitung auch ein positiver und bewusster Umgang mit Auszubildenden oder Praktikanten, da diese möglicherweise durch

Kapitel IX – Personalmanagement

1. Wenn ein Gesprächswunsch eines Mitarbeiters nicht sofort umgesetzt werden kann, lehnen Sie diesen freundlich, aber deutlich ab. Und: Bieten Sie einen Alternativtermin an. 2. Vereinbaren Sie eine Zeit, damit Sie beide sich auf das Gespräch kurz vorbereiten können. 3. Klären Sie grob den Inhalt, um den es gehen soll. Wenn Sie ein Konfliktgespräch planen und Sie einen Betriebsrat/eine Mitarbeitervertretung haben, bieten Sie der Mitarbeiterin an, ggfls. eine Person hinzuzuziehen. 4. Führen Sie kein wichtiges Gespräch zwischen „Tür und Angel“ oder auf dem Flur. 5. Halten Sie den Inhalt des Gespräches kurz schriftlich fest, besonders, wenn es ggfls. arbeitsrechtliche Auswirkungen haben kann. 6. Wenn Sie Vereinbarungen treffen: kurz vom Mitarbeiter niederschreiben lassen mit einer Kopie an Sie. Durch die Verschriftlichung verstärkt sich die Vereinbarung beim Mitarbeiter und macht diese verbindlicher. 7. Verabschieden Sie den Mitarbeiter aus dem Gespräch, wenn die angemeldeten Punkte besprochen und geklärt sind.

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die Zeit in ihrer Einrichtung für die Zukunft und den Beruf im Pflegebereich geprägt werden. Leitfragen dafür: Gibt es für Auszubildende und Praktikanten in Ihrer Tagespflege eine Einarbeitung? Gibt es eine Mentorin oder einen Mentor oder Praxisanleiter? Finden regelmäßig strukturierte Gespräche mit den Auszubildenden oder Praktikanten (durch Sie oder eine beauftragte Person) statt? Fühlen sich Auszubildende oder Praktikanten wertgeschätzt von der Mitarbeiterschaft oder sind sie ein lästiges fünftes Rad am Wagen?

9.6  Weitere hilfreiche Ideen

Eine Tagespflege gut leiten

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a) Innovationsrunden etc. Moderne Arbeitgeber zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit der Mitarbeiterschaft im Dialog sind, deren Anregungen und Vorschläge anhören und aufgreifen und (je nach Unternehmen) auch mit Prämien oder anderen Vergünstigungen honorieren. Nutzen Sie als Tagespflege-Leitung die Kompetenzen und Erfahrungen und Ideen Ihrer Mitarbeiterschaft. Deren Mitglieder bringen sich als Fachkräfte und als lebenserfahrene Personen in die Arbeit ein. Als Leitung müssen Sie nicht jedes Detail jeder Tätigkeit Ihrer Mitarbeiterschaft kennen. Sie sollten aber Anregungen anhören und aufgreifen. Und wenn es berechtigte Kritik ist, die zu neuen Vorschlägen führt, diese besonders ernst nehmen und auch Veränderungen und Weiterentwicklungen planen (und dies auch kommunizieren). Dieses „Innovationsmanagement“ wird in den Tagespflegen und bei den verschiedenen Trägern sehr verschieden durchgeführt: Es gibt größere Träger und Trägerverbünde, die jährlich zu einem Innovationsund Ideenwettbewerb aufrufen. Preise werden ausgelobt. Anregungen und Ideen können in einem bestimmten Zeitraum per E-Mail gemeldet oder in einen „Briefkasten“ geworfen werden. Nach Ablauf der definierten Zeit werden die Ideen von einer Jury aus Mitarbeiterschaft und Führungskräften gesichtet und bewertet. Die „Sieger“ werden mit Ihren Ideen in der Unternehmenszeitung vorgestellt. Es gibt andere Träger, die führen vierteljährlich im Rahmen der regelmäßigen Dienstbesprechungen einen Tagesordnungspunkt „Anregungen und Weiterentwicklungen“ oder „Ideen und Innovationen“ durch. Dort greift die für die Innovationen beauftragte Person (manchmal auch die Qualitätsbeauftragte) die Ideen der Mitarbeiter auf. Auch hieraus können Prämien oder Belobigungen erfolgen. Und es gibt Träger, denen dieses Thema (im Vergleich zu Ihnen) nicht wichtig ist. Das ist dann eine schwierige Situation. Dann können Sie wie im Beispiel

vorab in gewissen Abständen (vierteljährlich, halbjährlich) eine der Teamsitzungen nutzen, strukturiert Anregungen und Ideen abzufragen. Noch wichtiger ist es m. E. jedoch, wenn Sie in der Einrichtung sind, mit offenen Ohren und Augen Ideen oder Vorschläge wahrzunehmen oder aufzugreifen. Ideen oder Verbesserungsvorschläge entstehen manchmal aufgrund einer Situation und warten nicht noch drei Monate bis zum nächsten „offiziellen“ Termin. Nehmen Sie als Leitung an Sie herangetragene Ideen und Vorschläge dankend und positiv gestimmt an. Freuen Sie sich darüber, dass die Mitarbeiter mitdenken (und sich auch für die Einrichtung mitverantwortlich fühlen, sonst würden sie keine Vorschläge machen). Bewerten Sie die Ideen in Ruhe. Sagen Sie es den Mitarbeitern, wenn Sie die Idee nicht umsetzen können oder wollen und erklären Sie dies. Danken Sie trotzdem für den Vorschlag und die Idee. Belobigen Sie in der passenden Teamsitzung diese Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter für seine oder ihre Idee, wenn Sie als Leitung entschieden haben, dass Sie dies aufgreifen und umsetzen wollen. Sie werden sehen: Die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter wächst innerlich, freut sich über Ihr Lob. Das gesamte Team erlebt, dass Anregungen aus dem Team aufgegriffen werden. Auch das ist positiv. Und Sie werden als Leitung wahrgenommen, die den Ideen der Mitarbeiterschaft wohlwollend gegenübersteht.

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b) Die verlässliche Dienstplanung Heute geplant. Morgen verworfen. So lautet eine Kurzaussage vieler Tagespflege-Leitungen, die täglich ihre Planung vom Vortag verändern und aktualisieren müssen, weil mehrere Gäste kurzfristig absagen (bis zu 30 % der Tagesplanung kann dies betreffen!), weil sie ins Krankenhaus gekommen sind, sich nicht wohlfühlen, das Wetter zu heiß oder zu kalt ist oder andere Gründe benennen. Oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich krankgemeldet oder erleiden einen Unfall während der Arbeit. Kapitel IX – Personalmanagement

Begriffsbestimmungen: Tatsächlich ist eher die tägliche TAGESPLANUNG gemeint, die sich sofort ändert, wenn nur ein Patient oder ein Mitarbeiter ausfällt. Natürlich gibt es aber auch Rahmenplanungen der Tagespflege-Leitung, wann ein Mitarbeiter arbeitet und wann nicht oder wann er Frühdienst oder Spätdienst hat. Das betrifft dann die DIENSTPLANUNG. Sie sind als Tagespflege-Leitung in Ihrer täglichen Praxis ständig in einem Dilemma, weil unvorhergesehene und ungeplante Situationen hinzukommen. Also: Gar nichts planen? Geht nicht. Nur einen Rahmendienstplan erstellen? Ist meines Erachtens auch zu wenig. Es wird nachstehend auf die Erwartungen der Mitarbeiterschaft und rechtlichen Rahmenbedingungen und Notwendigkeiten eingegangen und es werden einige praxisorientierte Beispiele und Details für eine gelungene und mitarbeiterorientierte Dienstplanung vorgestellt.

Was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich wünschen Die Erwartungen der Mitarbeiterschaft sind auch durch Mitarbeiterbefragungen belegt, die viele Träger und Pflegeeinrichtungen regelmäßig im Rahmen ihres Qualitätsmanagements durchführen: Es werden allgemein erwartet: eine verlässliche und planbare Dienstplanung, keine oder wenige Überstunden, kein „aus dem frei holen“ und erst recht nicht aus dem Urlaub! Die Reaktionen gegenüber den Tagespflege-Leitungen bei ungeplanten Dienstanfragen ist tendenziell abhängig von der „Generation“ der Pflegekräfte (siehe Kapitel 9). Worauf weiterhin zu achten ist: ba) Arbeitsschutzbestimmungen 108

baa) Beachtung der Arbeitszeit in der Tagespflege:

§ 3 Arbeitszeitgesetz (ArbZG) Arbeitszeit der Arbeitnehmer: „Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf acht Stunden nicht überschreiten. Sie kann auf bis zu zehn Stunden nur verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden.“

Eine Tagespflege gut leiten

Die Arbeitszeit in den Tagespflegen wird i. d. R. je nach Öffnungszeit die zulässige werktätige Arbeitszeit nicht überschreiten. Mit Vor- und Nachbereitung oder anschließender Teamsitzung kann es jedoch zu Überschreitungen kommen, die vermieden werden müssen. Weiterhin ist zu beachten, dass nach spätestens sechs Stunden Arbeitszeit eine Ruhepause von mindestens 30 Minuten einzuhalten ist:

§ 4 Ruhepausen: Die Arbeit ist durch im Voraus feststehende Ruhepausen von mindestens 30 Minuten bei einer Arbeitszeit von mehr als sechs bis zu neun Stunden und 45 Minuten bei einer Arbeitszeit von mehr als neun Stunden insgesamt zu unterbrechen. Die Ruhepausen nach Satz 1 können in Zeitabschnitte von jeweils mindestens 15 Minuten aufgeteilt werden. Länger als sechs Stunden hintereinander dürfen Arbeitnehmer nicht ohne Ruhepause beschäftigt werden. In der Tagespflege besteht das Problem, dass die Tagespflegegäste entsprechenden Hilfebedarf haben und durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützt werden müssen. Daher kann die Mitarbeiterschaft keine gemeinsame Pause machen. Es hat sich bewährt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich bzgl. der Ruhepause untereinander absprechen, sodass immer jemand als Hilfe verfügbar ist.

Die in anderen Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern problematische Thematik der Ruhezeit stellt in den Tagespflegen i. d. R. kein Problem dar, außer Sie planen eine Tagespflege mit Spätöffnung bis 22.00 h. Das Arbeitsschutzgesetz führt aus:

§ 5 Ruhezeit (1) Die Arbeitnehmer müssen nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens elf Stunden haben. (2) Die Dauer der Ruhezeit des Absatzes 1 kann in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen zur Behandlung, Pflege und Betreuung von Personen, {…} um bis zu eine Stunde verkürzt werden, wenn jede Verkürzung der Ruhezeit innerhalb eines Kalendermonats oder innerhalb von vier Wochen durch Verlängerung einer anderen Ruhezeit auf mindestens zwölf Stunden ausgeglichen wird.

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(3) Abweichend von Absatz 1 können in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen zur Behandlung, Pflege und Betreuung von Personen Kürzungen der Ruhezeit durch Inanspruchnahmen während der Rufbereitschaft, die nicht mehr als die Hälfte der Ruhezeit betragen, zu anderen Zeiten ausgeglichen werden. Bei einem Blick auf die oben genannten Dienstzeiten wird die Problemstellung sofort klar: Wer seinen Dienst bis 22:00 Uhr durchführt, kann unter Berücksichtigung des Arbeitszeitgesetzes nicht am nächsten Morgen um 7:30 Uhr wieder in der Tagespflege anwesend sein und seinen Dienst beginnen. bab) Beachtung von weiteren Arbeitsschutzbestimmungen in der Tages-Pflege: Es gibt natürlich eine Reihe weiterer Arbeitsschutzbestimmungen, die seitens des Arbeitgebers, aber auch des Mitarbeiters zu beachten sind, z. B.: Beachtung von sicherem Schuhwerk Beachtung von notwendiger Schutzkleidung bei entsprechenden Gästen Beachtung im Umgang mit Nadelstichverletzungen Beachtung im Umgang mit Hygienevorschriften Beachtung beim Führen eines Dienst-KFZ Beachtung von Arbeitsschutzbestimmungen bei schwangeren Mitarbeiterinnen

• Beachtung von Arbeitsschutzbestimmungen von minderjährigen Mitarbeitern • …

Kapitel IX – Personalmanagement

• • • • • •

Diese weiteren Arbeitsschutzbestimmungen werden an dieser Stelle aber nicht weiter beschrieben. Es wird auf die Arbeitshilfen der Berufsgenossenschaft, der Berufsverbände und auf entsprechende gesetzliche Vorschriften verwiesen, die z. B. auch im Internet nachzulesen sind.

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bac) AGG vs. Flexible und individuelle Absprachen: „Ich würde gerne bei Ihnen anfangen, muss aber morgens erst meine Tochter zur Schule bringen. Vor 8.00 h kann ich daher nicht arbeiten und ich möchte um 12.00 h spätestens wieder nach Hause fahren, um Mittagessen kochen zu können.“ Stellen Sie diese Bewerberin ein – oder nicht? Dürfen Sie Sonderregelungen vereinbaren? Und wenn ja, dann könnten ja alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch kommen und Wünsche benennen, oder? Arbeitgeber haben alle Mitarbeiter gleich zu behandeln. Eine Diskriminierung ist unzulässig. So könnte man umgangssprachlich den Inhalt des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) – früher Beschäftigtenschutzgesetz – zusammenfassen. Darf ich „Sonderregelungen für einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ vereinbaren? Dies ist eine Frage, die mir immer wieder bei Beratungen gestellt werden und die grundsätzlich mit „Ja“ unter bestimmten Bedingungen beantwortet werden kann. Kurze AGG Gesetzeskunde:

§ 6 Persönlicher Anwendungsbereich (1) Beschäftigte im Sinne dieses Gesetzes sind 1.Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, 2.die zu ihrer Berufsbildung Beschäftigten, 3.Personen, die wegen ihrer wirtschaftlichen Unselbstständigkeit als arbeitnehmerähnliche Personen anzusehen sind; zu diesen gehören auch die in Heimarbeit Beschäftigten und die ihnen Gleichgestellten.

Eine Tagespflege gut leiten

Als Beschäftigte gelten auch die Bewerberinnen und Bewerber für ein Beschäftigungsverhältnis sowie die Personen, deren Beschäftigungsverhältnis beendet ist. (2) Arbeitgeber (Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen) im Sinne dieses Abschnitts sind natürliche und juristische Personen sowie rechtsfähige Personengesellschaften, die Personen nach Absatz 1 beschäftigen. Werden Beschäftigte einem Dritten zur Arbeitsleistung überlassen, so gilt auch dieser als Arbeitgeber im Sinne dieses Abschnitts. Für die in Heimarbeit Beschäftigten und die ihnen Gleichgestellten tritt an die Stelle des Arbeitgebers der Auftraggeber oder Zwischenmeister. (3) Soweit es die Bedingungen für den Zugang zur Erwerbstätigkeit sowie den beruflichen Aufstieg betrifft, gelten die Vorschriften dieses Abschnitts für

Selbstständige und Organmitglieder, insbesondere Geschäftsführer oder Geschäftsführerinnen und Vorstände, entsprechend. § 7 Benachteiligungsverbot (1) Beschäftigte dürfen nicht wegen eines in § 1 genannten Grundes benachteiligt werden; dies gilt auch, wenn die Person, die die Benachteiligung begeht, das Vorliegen eines in § 1 genannten Grundes bei der Benachteiligung nur annimmt. (2) Bestimmungen in Vereinbarungen, die gegen das Benachteiligungsverbot des Absatzes 1 verstoßen, sind unwirksam. (3) Eine Benachteiligung nach Absatz 1 durch Arbeitgeber oder Beschäftigte ist eine Verletzung vertraglicher Pflichten. § 8 Zulässige unterschiedliche Behandlung wegen beruflicher Anforderungen

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(1) Eine unterschiedliche Behandlung wegen eines in § 1 genannten Grundes ist zulässig, wenn dieser Grund wegen der Art der auszuübenden Tätigkeit oder der Bedingungen ihrer Ausübung eine wesentliche und entscheidende berufliche Anforderung darstellt, sofern der Zweck rechtmäßig und die Anforderung angemessen ist. (2) Die Vereinbarung einer geringeren Vergütung für gleiche oder gleichwertige Arbeit wegen eines in § 1 genannten Grundes wird nicht dadurch gerechtfertigt, dass wegen eines in § 1 genannten Grundes besondere Schutzvorschriften gelten. § 10 Zulässige unterschiedliche Behandlung wegen des Alters

ZUSAMMENFASSEND kann für die Tagespflege festgehalten werden, dass eine Diskriminierung allgemein bezogen auf die Person oder das Alter oder die Vergütung (und weitere Gründe) unzulässig ist. Vereinbarungen z. B. mit jüngeren Müttern oder Rentnern oder aufgrund anderer Situationen sind zulässig und werden auch im Team der gesamten Mitarbeiterschaft akzeptiert und mitgetragen, wenn sie begründbar und nachvollziehbar sind. Jeder Mitarbeiter erfährt dadurch: Mein Arbeitgeber ist grundsätzlich bereit, mir im Rahmen der dienstlichen Notwendigkeiten bei meinen Wünschen und Planungen entgegenzukommen.

Kapitel IX – Personalmanagement

Ungeachtet des § 8 ist eine unterschiedliche Behandlung wegen des Alters auch zulässig, wenn sie objektiv und angemessen und durch ein legitimes Ziel gerechtfertigt ist. Die Mittel zur Erreichung dieses Ziels müssen angemessen und erforderlich sein. […]

In der Pflegepraxis gewinnen sogar Tagespflegen weitere Mitarbeiter und sind als Arbeitgeber interessant, wenn eine unternehmerische Bereitschaft vorhanden ist, differenzierte, zeitlich befristete Vereinbarungen mit Mitarbeitern zu treffen und dies offen und transparent im Team zu kommunizieren. Dies gehört zum mitarbeiterorientierten Personalmanagement und zeichnet moderne Tagespflegen aus. bad) Bestimmungen für den Dienstplan: Und auch der Dienstplan selbst unterliegt einigen rechtlichen und formalen Bestimmungen:

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1. öffentlich-rechtliche Bestimmungen, vor allem das Arbeitszeitgesetz und 2. privatrechtliche Bestimmungen, wie Tarifverträge, Betriebs- oder Dienstvereinbarungen und /oder Arbeitsvertrag 3. Formular- und Formvorschriften

Eine Tagespflege gut leiten

Auf einige Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes ist schon eingegangen worden. Hinzu können noch trägerspezifische Bestimmungen aus dem jeweiligen Tarifvertrag oder aus Betriebs- oder Dienstvereinbarungen kommen, z. B. bezüglich der Frage, bis wann der Dienstplan verbindlich veröffentlicht und ausgehängt werden muss. Für einen Dienstplan gibt es weiterhin nachstehende Formular- und Formvorschriften: a) Ein Dienstplanformular muss übersichtlich sein. Z. T. gibt es regionale Vorgaben der jeweiligen Heimaufsicht oder Aufsichtsbehörde. Das Format sollte DIN A 3 betragen, was jedoch keine vorgeschriebene Größe ist. b) Auf dem Dienstplan muss die Legende vorhanden sein, d. h. eine eindeutige Symboldarstellung und Erläuterung aller Symbole/Kürzel. Häufig wird die Frühschicht mit F, die Spätschicht mit S, der Fahrdienst mit FD usw. und einer arabischen Ziffer benannt. Außerdem werden entsprechende Kürzel für Urlaub, Krankheit, Mutterschutz, Erziehungsurlaub, Freizeitausgleich usw. festgelegt. c) Eine einheitliche Symbolik (Verwendung der Kürzel) innerhalb einer Einrichtung bzw. bei einem Trägerverbund mit mehreren Tagespflegen ist notwendig, um eine Nachvollziehbarkeit auch nach langer Zeit sicherzustellen. Außerdem erleichtert es die Symbolik allen Mitarbeitern, den Dienstplan auch z. B. bei einem Wechsel in eine andere Einrichtung zu verstehen. d) Der Dienstplan ist arbeitsrechtlich ein Dokument. Bleistifteinträge oder Radierungen, Tipp-Ex, Füller sind wegen des Gebotes der Echtheit nicht zulässig. Streichungen bis zur Unkenntlichkeit der Daten sind ebenfalls nicht erlaubt. Eintragungen und Änderungen müssen zweifelsfrei nachvollziehbar sein: „Neben der Wahrheit muss das Dokument auch Klarheit schaffen.“

e) Änderungen auf dem Dienstplan dürfen nicht von Mitarbeitern, sondern nur von der entsprechenden Tagespflege-Leitung nachvollziehbar eingetragen werden. Es hat sich bewährt, dass pro Mitarbeiter MIND. DREI ZEILEN vorhanden sein sollten. Die erste Zeile für den geplanten Dienst (SOLL-Dienst), die zweite Zeile für abweichende Dienste (angeordnete Änderungen) und die dritte Zeile für die Abweichungen vom Soll-Plan (IST-Dienste, z. B. in Form der Angabe der zusätzlich gearbeiteten Minuten). In manchen Dienstplänen gibt es zusätzlich eine 4. Zeile, in der die Anordnung der Änderungen per Namenszeichen der/des Vorgesetzten bestätigt werden muss. Außerdem sind immer anzugeben: • Vor- und Nachname des Mitarbeiters, • die Qualifikation des Mitarbeiters, • die Sollarbeitszeit (Beschäftigungsgrad, -umfang, auch als Prozentangabe möglich)

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• der Nachweis für auszugleichende Feiertage, Mehr- und Überstunden (praktisch bedeutet dies das Kenntlichmachen der entsprechenden Ausgleichstage im Ausgleichszeitraum), • der Dienstplanzeitraum (z. B. Februar 2017), • die Tagespflege, für die dieser Plan gilt, • das Erstellungsdatum, die Unterschrift des Erstellenden und die genehmigende Unterschrift der Leitung, wenn diese die Erstellung delegiert hat, • die Abschlussunterschrift der beiden genannten Funktionsträger erfolgt nochmals nach Abrechnung des sogenannten IST-Planes. Wie lange im Voraus der Dienstplan aushängen muss, ist nicht allgemein verbindlich, aber ggfls. durch Tarifvertrag oder Betriebsvereinbarung geregelt. Viele Tagespflegen gehen wie folgt vor:

Einen Dienstplan seitens der Tagespflegeleitung adäquat zu führen und diesen als Dokument zu betrachten, ist grundsätzlich notwendig ...

Kapitel IX – Personalmanagement

a) Einholen der Wünsche der Mitarbeiter für den Folgemonat bis zum 05. oder 10. des aktuellen Monats. b) Erstellen des Dienstplanes unter Berücksichtigung der dienstlichen Notwendigkeiten, der genehmigten Urlaubsanträge und der Wünsche der Mitarbeiter. c) Vorabinformation (Voraushang) bis zum 15. des aktuellen Monats. Rückmeldungen von Mitarbeitern bei dringenden Änderungswünschen. d) Aushang des verbindlichen Planes am 15. des aktuellen Monats.

A) zur eigenen Sicherheit (Beweis der geleisteten Arbeit, haftungsrechtliche Sicht), B) zur Information von Mitarbeitern und Vorgesetzten, C) zur Steuerung der weiteren Dienstplanung und D) als Nachweis für den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MdK), die Heimaufsicht und andere Institutionen. c) Die Urlaubsplanung

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Frühzeitige Urlaubsplanung ermöglicht es allen Mitarbeitern, zusammen mit ihren Familien verbindliche Urlaubsabsprachen treffen zu können. Gleichzeitig hilft eine frühzeitige Klärung der Urlaubswünsche der Tagespflege-Leitung, entsprechend das Personal in den (Rahmen-)Dienstplan einzuplanen. Es gibt Unternehmen, da müssen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis zum 30.11. den gesamten Urlaub für das Folgejahr anmelden und planen. M. E. ist es für die Tagespflege-Leitung wichtig, dass die Haupturlaubszeiten in den Ferienzeiten frühzeitig geplant sind. Daher gibt es andere Träger, bei denen bis Ende November ca. 20 Urlaubstage für den Haupturlaub im Folgejahr beantragt werden müssen. Und weiterhin ist es sinnvoll, eine transparente Regelung in der Einrichtung zu haben, warum wer Urlaub erhält und wer nicht: Z. B. Mitarbeiter mit schulpflichtigen Kindern erhalten in den Ferienzeiten vorrangig Urlaub vor Mitarbeitern mit Partnern, die an Betriebsferien gebunden sind. Diese kommen vor Mitarbeitern ohne Kinder und andere verpflichtende Gründe. Vielleicht haben Sie in Ihrer Einrichtung eine Dienstvereinbarung mit Ihrer Mitarbeitervertretung (MAV) oder Ihrem Betriebsrat zur Urlaubsplanung. Wenn Sie keine MAV oder keinen Betriebsrat haben, empfehle ich Ihnen trotzdem, im Rahmen Ihres Qualitätsmanagements (QM) eine entsprechende Regelung zum Thema Urlaubsplanung schriftlich zu erstellen, zu kommunizieren und ins QM mit zu integrieren.

Eine Tagespflege gut leiten

d) Keine oder kontrollierte Überstundenentwicklungen: Was hat dieser Punkt bei den Führungsinstrumenten zu suchen, mögen Sie sich vielleicht beim Lesen nun fragen. M. E. ist dies auch ein Punkt, in dem sich Tagespflege-Leitungen von Leitungen anderer Einrichtungen unterscheiden. Gerade bei Arbeitskräften, die bewusst z. B. wegen ihrer familiären Situation eine Teilzeitbeschäftigung vereinbart haben und dies so wollen, ist eine häufige oder ständige Anfrage nach der Übernahme von zusätzlichen Diensten und die Erbringung von Mehrarbeit oder Überstunden demotivierend. Hier ist es auch die Aufgabe der Tagespflege-Leitung, sich rechtzeitig und vorausschauend z. B. bei vorhersehbarem Ausscheiden um geeignete neue Mitarbeiter zu kümmern.

Zusammenfassung der Punkte a-d: Unter der Prämisse, dass natürlich die Gäste entsprechend versorgt, unterstützt und begleitet werden, haben sich in vielen Tagespflegen folgende Ansätze entwickelt: a) Frühzeitige Abfrage des „Haupturlaubwunsches“ z. B. im Nov./Dez. für das Folgejahr, damit auch die Urlaubswünsche und -ansprüche auf das Jahr verteilt mit geplant werden können. b) Abfrage von Mitarbeiterwünschen für den Dienstplan des kommenden Monats bis jeweils zum 10. eines Monats. c) Planung der ständigen Präsenz von einer oder mehreren examinierten Pflegekräften während der Öffnungszeiten. d) Planung des Einsatzes von Betreuungskräften/Alltagsassistenten. e) Offene Kommunikation über (zeitlich befristete) Vereinbarungen und Regelungen mit einzelnen Mitarbeiter/innen. Die PDL sollte erklären und begründen können, sich aber nicht rechtfertigen müssen. f) Ein Tausch von Schichten oder Dienst-Tagen innerhalb des Monats ist tendenziell im Einzelfall zwischen zwei Mitarbeitern möglich, muss aber bei dem Vorgesetzten beantragt und von diesem genehmigt werden (Veränderung im Dienstplan). g) Änderungen im Dienstplan dürfen nur Vorgesetzte, nicht aber Mitarbeiter durchführen. h) Viele Über- und Minusstunden sind planerisch zu vermeiden. Bei Bedarf werden ggfls. Arbeitsverträge (Stundenumfang) gemeinsam verändert. Als sinnvoll haben sich Arbeitsverträge mit einer vereinbarten Basisstundenzahl und einem Korridor (bis zu 25 % ist zulässig, z. B. 33 Std./Woche + Korridor bis 39 Std./Woche) gezeigt, um Einsatzspitzen ausgleichen zu können und Überstunden zu vermeiden, da die Korridorstunden sofort ausgezahlt werden (s. auch Arbeitszeitmodelle von Thomas Sießegger). i) Die Tagespflege-Leitung achtet auf alle Mitarbeiter/innen gleichermaßen.

Kapitel IX – Personalmanagement

Die Leitung der Tagespflege gibt die Richtung vor, sie ist gegenüber den Gästen und Angehörigen, aber auch den Mitarbeitern und Dritten die verantwortliche Leitung der Einrichtung. Daher kommt ihr im Rahmen der Personalführung eine ebenso hohe Bedeutung zu, wie auch in den anderen Führungsaufgaben, wie Organisation und Planung, Controlling und Weiterentwicklung. Führen heißt auch sich weiterzuentwickeln, weil keiner als perfekte Einrichtungsleitung geboren wurde. Und so, wie die Leitung sich gibt und wahrgenommen wird, prägt sie die Stimmung im Team und in der Tagespflege.

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KAPITEL X – Betriebswirtschaft und Controlling 10.1 Wirtschaftlich führen Um eine Zulassung als anerkannte Pflegeeinrichtung und einen Abschluss eines Versorgungsvertrages und der Leistungs-, Qualitäts- und Vergütungsvereinbarung zu erreichen, werden Rahmendaten mit den Pflegekassen verhandelt, die für die Tagespflege-Leitung wichtig zu wissen und zu beachten sind.

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Eine Tagespflege gut leiten

Bei der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassen im zuständigen Bundesland beantragt Ihr Träger für die zukünftige Tagespflege auf der Basis eines Strukturund Kalkulationserhebungsbogens anfänglich erstmals und später in der Regel jährlich die Pflegesätze, die für die Tagespflegegäste je nach Pflegegrad gelten sollen und die die Tagespflege monatlich abrechnet. Vereinfacht dargestellt hat eine Tagespflege in der Regel drei bzw. vier verschiedene Kostenblöcke (je nach Bundesland abhängig davon, ob es eine Investitionskostenförderung des Bundeslandes gibt):

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a) Personal 1 (Leitung, Verwaltung, examinierte Mitarbeiter, nicht examinierte Mitarbeiter, Hausmeister, Fahrdienst) b) Personal 2 (Betreuungspersonal gem. § 43 SGB XI, gesondert ausgewiesen wegen der gesonderten Vereinbarung) c) Sachkosten (Verbrauchsgüter, Lebensmittelkosten, QM-Kosten, aber auch Overheadkosten) d) Investitionskosten (Miete, Abschreibung der Möbel, EDV etc.)

Eine Tagespflege gut leiten

Der Träger beantragt auf der Basis vorhandener Landesvorgaben und -personalschlüssel für die Tagespflege die (anteilige) Leitung, Verwaltung und weitere Mitarbeiter und hinterlegt dort auch die entsprechenden Bruttopersonalkosten, die er als Arbeitgeber hat. Aufgrund entsprechender Rechtsprechung sind von den Pflegekassen die tatsächlichen Personalkosten (z. B. gemäß dem Tarifwerk des Trägers etc.) anzuerkennen. Sie erhalten nach erfolgreicher Verhandlung eine schriftliche Vereinbarung, in der die vereinbarte Leistung, Qualität und Vergütung festgeschrieben ist. Dies ist für den vereinbarten Zeitraum (i. d. R. ein Jahr) gültig und deren Einhaltung wird auch bei den MDK- und Heimaufsichtsbegehungen überprüft. Der neue Pflegesatz beginnt mit dem vereinbarten Beginn der Leistungs-, Qualitäts- und Vergütungsvereinbarung (LQV) und endet mit dem vereinbarten Endpunkt. Wenn Sie dann nicht neu verhandeln, läuft dieser Pflegesatz so lange weiter, bis eine neue Vereinbarung über neue Pflegesätze verhandelt und abgeschlossen wird. Den Tagespflegegästen müssen Sie je nach Bundesland zwischen 2 und 4 Wochen im Voraus ankündigen, dass Sie die Pflegekassen zu Verhandlungen aufgefordert haben und darlegen, wie hoch Ihre Forderung ist. Nach Abschluss der neuen Vereinbarung teilen Sie den Tagespflegegästen dies entsprechend mit. In die Pflegeverträge für die neuen Gäste tragen Sie die neuen Daten ein. Die Kalkulation einer Tagespflege erfolgt je nach Bundesland auf der Basis von 85 – 95 % einer Belegung einer Fünf-Tage-Woche und abhängig von einer angenommenen Verteilung der Pflegegrade.

Nach dem ersten Betriebsjahr werden bei Folgebeantragungen die realen Daten der Tagespflege abgefragt und als Basis für die neue Vereinbarung genommen. Ein Träger in NRW hat z. B. dies für die Tagespflege-Gäste und Angehörigen zusammengetragen und sowohl in seinen Flyern als auch auf der Homepage wie folgt veröffentlicht:

Die Pflegesätze und Pflegesatzmodalitäten sind von Bundesland zu Bundesland sehr verschieden. Wenn z. B. in NRW die Differenz zwischen den Pflegegraden relativ gering ist, so ist diese z. B. in Bayern sehr groß und bedeutet hier für die Tagespflegeleitungen, sich sehr genau zu überlegen, welcher Gast mit welchem Pflegegrad aufgenommen werden soll und wie viel Personal dafür zu hinterlegen ist. Da die tägliche Ausfallquote von geplanten Tagespflegegästen bis zu 30 % betragen kann (Unwohlsein, Hitze, Krankenhaus etc.), sind drei Faktoren und Arbeitshilfen für die Tagespflege-Leitung wichtig:

119

Kapitel X – Betriebswirtschaft und Controlling

Die Höhe der Pflegesätze in der Tagespflege wird mit den Pflegekassen und den Sozialhilfeträgern ausgehandelt und setzt sich aus mehreren Bereichen zusammen: Pflegekosten (abhängig vom Pflegegrad) Unterkunft Verpflegung Fahrtkosten Die Kosten für die Bereiche Unterkunft und Verpflegung müssen immer vom Tagespflege-Gast selbst getragen werden, während bei den Pflege- und Fahrtkosten eine Kostenübernahme durch die Pflegekassen möglich ist. Pflegegrade: Pflegekosten/Tag Pflegegrad 1 69,54 € Pflegegrad 2 72,16 € Pflegegrad 3 74,78 € Pflegegrad 4 77,40 € Pflegegrad 5 80,02 € Darin enthalten sind: Unterkunft/Tag: 10,23 € Verpflegung/Tag: 7,88 € Hinzukommen Fahrtkosten: Einfache Fahrt im Stadtgebiet: 8,50 € Zzgl. 1 € je km außerhalb des Stadtgebietes Einfache Fahrt Rollstuhlfahrer im Stadtgebiet: 20,00 € Zzgl. 1,50 € je km außerhalb des Stadtgebietes

1. Personalbemessungswert in Abhängigkeit von den vorhandenen Gästen 2. Potenzial an kurzfristig anzurufenden TP-Gästen, die Lücken auffüllen können 3. Controlling-Instrumente Leitfrage zu 1): Wie viel Personalstunden kann ich in Abhängigkeit von der Anzahl der Tagespflegegäste am Tag planen? (Betreuungsmitarbeiter sind zusätzlich zu rechnen).

TIPP:

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Sie sollten als TP-Leitung für Ihre Einrichtung eine Übersicht an Ihrem Schreibtisch vorliegen haben, aus der Sie schnell ablesen können, wie viele Mitarbeiter-Stunden bei wie viel Tagespflegegästen Sie am Tag vertretbar einplanen können: Beispiel*: < 12 Gäste

12 –13 Gäste

14 –15 Gäste

16 –17 Gäste

18 Gäste

25 MA Std.

25 MA Std.

30 MA Std.

33 MA Std.

36 MA Std.

Jeweils incl. Leitung. *Die Zahlen sind fiktiv und müssen für jede Tagespflege individuell errechnet werden. Weiterhin ist hier darauf verzichtet worden, die Tagespflegegäste nach ihren Pflegegraden darzustellen.

Eine Tagespflege gut leiten

Eine Überschreitung der jeweiligen Mitarbeiterstunden bedeutet, dass es eine negative Abweichung zwischen den Planungen (und Vereinbarungen in der Pflegesatzverhandlung) und der Kalkulation gibt. Zu 2) Ein Potenzial an kurzfristig anrufbaren TP-Gästen, die Lücken auffüllen können Je nach Bundesland gibt es für Tagespflege-Gäste, die kurzfristig absagen, keine Ausfallerstattung. Sie als Leitung müssen daher bestrebt sein, diese Ausfälle, die bis zu 30 % ausmachen können, so gering wie möglich zu halten, weil jeder Gast, der nicht anwesend ist, Geld kostet. Erfolgreiche Tagespflegen haben entweder selbst einen eigenen ambulanten Pflegedienst in gemeinsamer Trägerschaft oder gute Verbindungen zu Pflegediensten und/oder eine Liste von Tagespflege-Gästen, die gerne mehr Tage als kapazitätsmäßig möglich kommen möchten. Wenn also am frühen Morgen „Absagen“ von geplanten Tagespflegegästen kommen, dann hat es sich bewährt, dass seitens der TP-Leitung oder der Verwaltung umgehend potenzielle Gäste angerufen werden und ihnen die spontane Teilnahme am heutigen Tage! angeboten und ermöglicht wird.

10.2 Controlling-Instrumente Jeder Träger lässt die Buchhaltung entweder durch einen Steuerberater durchführen oder hat selbst Mitarbeiter dafür. Die Buchhaltung kann nur die monatlichen Abschlüsse und Auswertungen auf der Basis vorhandener Rechnungen und Kosten und in Rechnung gestellter Forderungen etc. erstellen. Daher ist i. d. R. erst am Ende eines Folgemonats mit Aussagen aus der Buchhaltung zu rechnen. Für eine Tagespflege und die Leitung ist dies m. E. zu spät, erst recht, wenn die Belegung mal nicht so stattfindet, wie eigentlich geplant. Die folgende Übersicht zeigt die wesentlichen Unterschiede zwischen externem Rechnungswesen und dem Controlling.

121

Kapitel X – Betriebswirtschaft und Controlling

In einigen Bundesländern, in denen die Belegung nur für das ganze Jahr gerechnet wird (und nicht über 100 % sein darf), ist die planerische Tages-Überbelegung zulässig, um die Ausfälle so gering wie möglich zu halten. Dies gilt in anderen Bundesländern wiederum nicht. Mehr als die vereinbarte Anzahl der Gäste pro Tag darf dort nicht aufgenommen werden. Regional akzeptieren Heimaufsichten oder Pflegekassen im Rahmen der Vereinbarungen eine Überschreitung der vereinbarten Platzzahl, um beispielsweise zwei Gäste, wenn genügend Möblierung vorhanden ist und die Versorgung mit Lebensmitteln gesichert ist. Der Jahresdurchschnitt darf auch hier nicht über 100 % betragen. Bitte prüfen Sie in Ihrem Bundesland bzw. in Ihrem Landkreis, welche Regelung gilt. Ausweitung der Tagespflege auf einen sechsten Belegungstag pro Woche: Falls Sie eine gute Belegung der Tagespflege haben und eine Warteliste entsteht, werden Sie an einem gewissen Punkt überlegen, ggfls. samstags die Tagespflege zu öffnen. Dies ist grundsätzlich möglich. Bitte klären Sie dies nur vorab mit der für Sie zuständigen Sozialbehörde und den Pflegekassen, weil sich dann die Berechnungsbasis für die Pflegesätze und die Investitionskostenförderung ggfls. ändern kann. Viele mir bekannte Tagespflegen haben bei entsprechender Nachfrage zunächst einen Samstag pro Monat, dann jeden zweiten hinzugenommen, und dann als Regelbetrieb jeden Samstag geöffnet. Und es gibt auch Tagespflegen, die sogar sonntags geöffnet haben. Für die Tagespflege-Leitung schaffen diese Möglichkeiten folgende Vorteile: Differenzierte Tages-Angebote für die anfragenden Tagespflegegäste anbieten zu können, die Warteliste gering zu halten und das Gebäude besser auslasten zu können.

Vergleich externes Rechnungswesen und Controlling. Wawrik Pflege Consulting, 2020

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Externes Rechnungswesen

Controlling

Muss auf den Cent genau sein

Informationen müssen tendenziell richtig sein

Aussagen zum Monatsabschluss ca. 6 bis 12 Wochen nach Monatsende

Aussagen zur Monatsentwicklung sind in den ersten 2 Arbeitstagen des neuen Monats möglich

Für kurzfristige Planungen wenig nutzbar

Für kurzfristige Planungen und Veränderungen nutzbar

Vergangenheitsorientiert

Zukunftsorientiert

Daher hat sich für alle Pflegeeinrichtungen, so auch eine Tagespflege ein monatliches Controlling als sinnvoll erwiesen, in dem Sie als TP-Leitung einige Grundinformationen z. B. 14-tägig oder monatlich am Anfang eines neuen Monats eintragen und mit denen die Entwicklung und der neue Monat hochgerechnet wird. Eigentlich sollte an dieser Stelle eine Controlling-Übersicht mit der Entwicklung einer Tagespflege aus dem Jahr 2020 veröffentlicht werden. COVID-19-bedingt sind monatliche Buchhaltungs- und Controlling-Aussagen aufgrund der Schließungsverfügungen und Teilbelegungen wenig aussagekräftig. Wir verwenden daher weiterhin die Grundstruktur der Jahre 2017–2019. Das folgende Beispiel aus dem Jahr 2017 (Grundstruktur ist weiterhin gültig) basiert auf einer Neugründung einer Tagespflege mit 18 Plätzen eines Wohlfahrtsverbandes (tarifgebunden) in Bayern:

Eine Tagespflege gut leiten

Kalkulation/Antrag: Funktion

Anteil Vollzeit = 39 Std.

PDL

0,24 VK

Verwaltung

0,5 VK

Pflege Fachkräfte

1,42 VK

Pflege Hilfskräfte

1,42 VK

Hauswirtschaft

0,44 VK

Küche

0,3 VK

Hausmeister

0,16 VK

Gesamt:

4,48 VK

218.000 € Jahrespersonalkosten

D. h. die TP-Leitung hat für die Tagespflege mit 18 Plätzen insgesamt 4,48 Vollzeitstellen zur Verfügung unter der Belegungsannahme von 95,05 % Belegung mit der entsprechenden kalkulierten Pflegegradverteilung. Belegungsannahme: Das Jahr 2017 hat in Bayern 247 Arbeitstage x 18 Plätze = max. 4.446 Belegungstage. Es wird von einer 95,05-prozentigen Belegung mit einer starken Dominanz von PG-1-Gästen ausgegangen.

PG 0

235 Tage

PG 1

3.420 Tage

PG 2

235 Tage

PG 3

108 Tage

PG 4

108 Tage

PG 5

120 Tage

Gesamt

4.226 Belegungstage

95.05 %

An Sachkosten (ohne Investitionskosten) werden 43.800 € kalkuliert.

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wie geplant und die Personal- und Sachkosten nicht überschritten werden, einen Überschuss von ca. 20.000 € erreichen, der zur Abdeckung des unternehmerischen Risikos und der Overheadkosten benötigt wird. Die gesamte Excel-Datei (Version 2021) mit Ertrags- und Aufwandsseite, auch für den Fahrdienst, die zusätzliche Betreuung nach § 43b und die Investitionskostenförderung ist im Downlowd-Bereich zu diesem Buch hinterlegt, ist jeweils individuell anzupassen und beinhaltet eine Verknüpfung zur Belegung und zur Pflegesatzkalkulation. Der Tagespflege-Leitung ermöglicht diese Datei einen frühen Überblick über die Entwicklung der Tagespflege mit Veränderungsund Steuerungsmöglichkeiten.

Kapitel X – Betriebswirtschaft und Controlling

Daraus kann folgendes Controlling Blatt erstellt werden: Erträge: Geplant lt. Antrag = 286.000 €. An Personalkosten sind laut Antrag und Vereinbarung 218.000 € kalkuliert, an Sachkosten 43.950 €. Der Gesamtaufwand beträgt somit: 261.950 €. Die Tagespflege würde unter der Annahme, dass die Belegung so stattfindet,

10.3 Das „Wawrik-Tagespflege-Cockpit“ Für Tagespflegeleitungen mit betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und/oder Inhaber/Geschäftsführer von Tagespflegen ist im Winter 2017/2018 das „Wawrik-Tagespflege-Cockpit“ entwickelt worden, um mit wenigen Kennzahlen die Tagespflege abzubilden und zu steuern. Es ist bewusst eine Reduzierung auf wenige, aber wichtige Kennzahlen vorgenommen worden. Die Version 2021 beinhaltet 12 Kennzahlen, die für ein praxisnahes Controlling relevant sind:

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Kennzahl 1: Belegung (Entwicklung der Belegung) Kennzahl 2: Verträge/Plätze (Verhältnis der abgeschlossenen Verträge zu den vorhandenen Plätzen Kennzahl 3: Ausfallquote (kurzfristige Absagen geplanter Belegungstage) Kennzahl 4: Personalkosten (Planung und Entwicklung der Kosten) Kennzahl 5: Sachkosten (Planung und Entwicklung der Kosten) Kennzahl 6: Investition (Aufwand – Ertrag) Kennzahl 7: Krankenquote (der Mitarbeiter) Kennzahl 8: Überstunden (Entwicklung der Überstunden) Kennzahl 9: Zusätzliche Betreuung (Aufwand – Ertrag) Kennzahl 10: Fahrdienst (Aufwand – Ertrag) Kennzahl 11: Unternehmerisches Risiko Kennzahl 12: Ergebnisentwicklung gesamt Diese werden im Folgenden kurz beschrieben.

Eine Tagespflege gut leiten

Kennzahl 1: Belegung (Entwicklung der Belegung) Mit den Pflegekassen werden Pflegesätze auf der Basis einer gemeinsam abgestimmten Kalkulation von prospektiven Personal- und Sachkosten, einer Pflegegradverteilung und einer Belegung vereinbart. Diese Belegungsannahme variiert je nach Bundesland (z. B. Sachsen 80 %, Hessen 85 %, Schleswig-Holstein 90 % usw.) in Abhängigkeit auch davon, ob es in dem jeweiligen Bundesland eine Ausfallregelung für kurzfristige Absagen von Gästen gibt. Die tatsächlichen Belegungstage pro Tagespflegegast müssen für die monatliche Rechnungsstellung (und z. T. für die Meldung an die Heimaufsicht) täglich erfasst werden und liegen somit am letzten Öffnungstag eines Monats der Tagespflegeleitung vor. Wir empfehlen je nach Bundesland eine Kennzahl von 85 bis max. 93 % für die Belegung. Ein Rückgang der Belegungsquote muss einerseits zur „aktiven Akquise“ und Marketing-Aktivitäten und andererseits zu Anpassungen bei der Personaleinsatzplanung seitens der Leitung führen.

Kennzahl 2: Verträge/Plätze (Verhältnis der abgeschlossenen Verträge zu den vorhandenen Plätzen) Dies ist vielleicht eine eher unbekannte Kennzahl, die das Potenzial der Gäste einer Tagespflege beschreibt. Untersuchungen und Erfahrungen haben ergeben, dass Tagespflegen mit dem FAKTOR 2,5 BIS 3 (Beispiel: 40 Verträge mit Gästen bei 15 anerkannten Plätzen) eine hohe Belegung vorweisen. Bei einem Rückgang dieser Kennzahl bzw. bei einem geringen Faktor muss seitens der Leitung mehr aktive Akquise durchgeführt werden.

Kennzahl 4: Personalkosten (Planung und Entwicklung der Kosten) Die Kalkulation für einen Pflegesatz geht davon aus, dass auf der Basis der prospektiven Belegungstage und der kalkulierten Personal- und Sachkosten ein auskömmliches Ergebnis erreicht werden kann. Wenn IST-Personalkosten oberhalb der SOLL-Planung ohne eine höhere Krankenquote oder höhere Belegung durch Gäste entstehen, so ist zu vermuten, dass zu viel Personalstunden verbraucht werden. Die Personaleinsatzplanung ist zu überprüfen. Kennzahl 5: Sachkosten (Plan und Entwicklung der Kosten) Wie auch bei den Personalkosten werden Sachkosten prospektiv vom Träger kalkuliert und im Rahmen der Pflegesatzverhandlung vereinbart. Eine Abwei-

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Kapitel X – Betriebswirtschaft und Controlling

Kennzahl 3: Ausfallrisiko durch kurzfristige Absagen Tagespflegen, die die Ausfalls- und Absagequoten der Gäste auswerten, stellen z. T. fest, dass diese bis zu 30 % der geplanten Gäste betragen können. Ein freier Platz bedeutet auch, den Tag nicht abrechnen zu können. Ein wirtschaftlich nicht zu unterschätzendes Risiko für Tagespflegen. Je nach Bundesland gibt es zunächst zwei formelle Kompensationsansätze: In Bayern und NRW darf z. B. nach Genehmigung durch die Pflegekassen und/oder den Landkreis eine Überbelegung bis zu einer definierten Anzahl von Gästen geplant werden. In Niedersachsen, Hessen, Schleswig-Holstein z. B. können Träger einige Ausfalltage mit 75 % des Pflegesatzes bei kurzfristigen Absagen abrechnen und somit die Ausfälle etwas kompensieren. Weiterhin sollte in den Pflegeverträgen formuliert sein, dass die Absage eines geplanten Besuchstages mindestens 24 Stunden vorher angekündigt werden muss. Ansonsten entsteht ggfls. eine private Kostenübernahmeverpflichtung. Mit diesen beiden Rahmenbedingungen haben Sie eine erste Möglichkeit, einen Ausfall aus wirtschaftlicher Sicht etwas zu kompensieren. Wenn Sie weniger als 20  % Ausfall haben, ist dies schon eine gute Entwicklung. Ansonsten gilt: Maximale Belegung planen, aktive Beratung, attraktives Marketing und Akquise für Ihre Tagespflege betreiben, eine Warteliste von Interessierten führen.

chung der Sachkosten vom SOLL ohne eine Abweichung vom Belegungs-SOLL ist zu vermeiden und muss bei einer festgestellten Abweichung zu Handlungsschritten führen.

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Kennzahl 6: Investition (Aufwand – Ertrag) Je nach Bundesland werden i. d. R. mit dem Sozialhilfeträger die Investitionskosten der Tagespflege (Kreditkosten oder Miete, Abschreibung des Inventars etc.) festgestellt und berechnet und als Investitionssatz pro Belegungstag beschieden. In einigen Bundesländern werden die Investitionskosten vom Sozialhilfeträger, in anderen Bundesländern anteilig und in weiteren Bundesländern von den Tagespflegegästen neben dem Pflegesatz und den Kosten für Unterkunft und Verpflegung finanziert. Eine Abweichung der Erstattung der Investitionsaufwendungen vom SOLL entsteht häufig bei einer niedrigeren Belegung als geplant und ist im ersten Betriebsjahr, dem „verflixten ersten Jahr“, auch üblich. Hier kann an der Höhe der Investitionen i. d. R. nichts verändert werden, eine Verbesserung der Refinanzierung erfolgt nur durch eine höhere Belegung. Kennzahl 7: Krankenquote (der Mitarbeiter) Die Krankenquote der Mitarbeiter ist abhängig von einer Reihe von Faktoren, die die Leitung nur teilweise beeinflussen kann. Wird eine Mitarbeiterin z. B. durch ein Krebsleiden schwer krank oder bricht sich ein Fahrer den Fuß, so fallen beide Kräfte länger aus und müssen ersetzt werden, was eine gewisse Zeit doppelte bzw. erhöhte Personalkosten bedeutet. Gibt es im Team schlechte Stimmung durch ein cholerisches Leitungsverhalten oder längere Diskussionen bzgl. der Zuordnung der einzelnen Tätigkeiten, so merken dies nicht nur die Gäste (und ihre Angehörigen), sondern es führt dies auch zu einer höheren Krankenquote. Letztes kann die Leitung einer Tagespflege verbessern und durch ihr Leitungshandeln beeinflussen.

Eine Tagespflege gut leiten

Die Entwicklung der Krankenquote pro Monat in Verbindung mit der Begründung der Krankentage (soweit bekannt) muss seitens der Leitung monatlich betrachtet werden. Kennzahl 8: Überstunden (Entwicklung der Überstunden) Mit den Pflegekassen ist im Rahmen der prospektiven Pflegesatzverhandlung ein Stellenplan für die Tagespflege verhandelt und vereinbart worden, der häufig in VK (Vollzeitstellen) angegeben wird. 5,24 VK bedeutet z. B., dass für die Tagespflege differenziert nach Anteilen der Leitung, nach examinierten Kräften, nach Pflegehelfern und Betreuungskräften, nach Hauswirtschaftskräften und Verwaltung insgesamt 5,24 Vollzeitstellen kalkuliert werden. Diese Zahl enthält nicht die „zusätzliche Betreuung“.

Eine Tagespflege sollte i. d. R. nur geringe bis keine Überstunden aufweisen, außer, sie hat eine höhere als kalkulierte Belegung oder eine höhere Krankenquote. Für die Leitung bedeutet eine Feststellung von Überstunden ohne Begründung, dass die Personaleinsatzplanung zu überprüfen ist. Kennzahl 9: Zusätzliche Betreuung (Aufwand – Ertrag) Neben dem Personal, das im Pflegesatz verhandelt wird, kann ein Träger eine „zusätzliche Betreuung nach § 43b SGB XI“ beantragen und verhandeln. Es gibt neben dem Pflegesatz eine weitere Vereinbarung über einen Tagessatz der „zusätzlichen Betreuung“. Die „zusätzliche Betreuung“ heißt so, weil sie zusätzlich zum bestehenden Personal hinzukommt und die Betreuungssituation in stationären Heimen und Tagespflegen verbessern soll. Der Personalschlüssel beträgt deutschlandweit 1:20, d. h. bei 20 anerkannten Tagespflegeplätzen kann eine Tagespflege 1,0 VK zusätzliche Betreuung beantragen. Tagespflegen mit mehr oder weniger Plätzen erhalten anteilige Personalstellen. Der Aufwand für die zusätzliche Betreuung (i. d. R. Personal- und geringe Sachkosten) und die Erstattung dafür muss ebenfalls monatlich überprüft werden. Bei abweichender Belegung muss die zusätzliche Betreuung angepasst werden.

Erträge für den Fahrdienst gedeckt sein. Daher ist der Fahrdienst regelmäßig bezüglich Wirtschaftlichkeit, aber auch effektiver Tourenplanung zu überprüfen. Kennzahl 11: Unternehmerisches Risiko Das Institut für Europäische Gesundheitswirtschaft (IEGUS) hat 2018 in einer Studie das unternehmerische Risiko in der stationären Pflege differenziert mit einer branchenunabhängigen Komponente (4 %) und einer branchenspezifischen Komponente (0,84 bis 1,62 %), jeweils vom Gesamtbudget, berechnet und festgestellt. Im Jahr 2019 wurde der veröffentlichten Studie „Unternehmerisches Wagnis in der ambulanten Pflege“ vom gleichen Institut für diesen Sektor das unternehmerische Risiko mit 4 % branchenunabhängig und branchenspezifisch 0,95 – 2,47 % (Mittelwert 1,39 %) errechnet.

Kapitel X – Betriebswirtschaft und Controlling

Kennzahl 10: Fahrdienst (Ertrag – Aufwand) Jede Tagespflege muss klären, ob sie einen eigenen Fahrdienst anbietet oder mit Taxen- oder Mietwagenunternehmen eine Kooperation eingeht. Nach eigenen, nicht repräsentativen Untersuchungen haben ca. 75 % aller Tagespflegen in Deutschland einen eigenen Fahrdienst. Die Zahl liegt deutlich höher, wenn die Tagespflege mehr als 18 Plätze vorhält und ein ambulanter Pflegedienst oder eine stationäre Einrichtung mit im Pflegeunternehmen vorhanden ist. Der Aufwand für den Fahrdienst (Personal- und Sachkosten) sollte durch die

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Das "Wawrik Tagespflege-Cockpit"

Tagespflege Musterstadt

Jahr 2018

Auswertungen Zielwerte für monatliche Kostendeckung (in €) und Umsatzrendite (in %)

1.) Kostendeckung und Umsatzrendite Kostendeckung Umsatzrendite Gesamte Erträge Personalkosten Sachkosten Investitionskosten

in € in % in € in € in € in €

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember - 5.089 € - 3.895 € - 2.320 € - 1.233 € - 1.631 € - 338 € - 533 € + 744 € + 1.785 € + 814 € #NV #NV - 26,1% - 18,9% - 10,4% - 5,2% - 7,1% - 1,4% - 2,2% + 2,8% + 5,7% + 2,7% #NV #NV 19.486 € 20.571 € 22.387 € 23.565 € 23.134 € 24.526 € 24.590 € 26.158 € 31.246 € 30.292 € #NV #NV 19.000 € 18.850 € 18.900 € 18.900 € 18.900 € 18.900 € 18.900 € 18.900 € 22.300 € 22.400 € #NV #NV 3.690 € 3.690 € 3.690 € 3.690 € 3.690 € 3.690 € 3.890 € 4.090 € 4.190 € 4.190 € #NV #NV 1.884 € 1.926 € 2.117 € 2.208 € 2.175 € 2.274 € 2.332 € 2.424 € 2.971 € 2.888 € #NV #NV

Gesamt - 11.695 € - 4,8% + 245.954 € + 195.950 € + 38.500 € + 23.199 €

Durchschnitt - 1.169 € - 4,8% + 24.595 € + 19.595 € + 3.850 € + 2.320 €

>

+ 1.000 € + 3,0%

Hinweis des Autors: Eine Tagespflege sollte einen Überschuss von > 5 % des Umsatzes erreichen.

Monatliche Kostendeckung und Umsatzrendite + 10%

+ 3.000 € + 5,7%

+ 2.000 €

+ 2,8%

+ 1.000 €

- 1,4%

+0€

- 5,2%

- 1.000 €

+ 2,7%

+ 0%

- 2,2%

- 5%

- 7,1%

- 10,4%

- 10%

- 2.000 €

- 15%

- 3.000 €

- 18,9%

- 20%

- 4.000 €

128

- 5.000 €

+ 5%

- 26,1%

- 25% - 30%

- 6.000 €

Kostendeckung

Umsatzrendite

Beispiel einer Tagespflege in den ersten 10 Monaten ab Betriebsbeginn.  Wawrik Tagespflege-Cockpit © Wawrik-Pflege-Consulting

Eine Tagespflege beinhaltet sowohl „stationäre wie auch ambulante Komponenten“, sodass aus unserer Sicht als Ableitung aus den beiden Studien für Tagespflegen ein unternehmerisches Risiko von ca. (4% + 1,5 %=) 5,5 % kalkuliert werden sollte. Tagespflegen haben ein erhöhtes Ausfallrisiko wegen kurzfristiger Absagen der Gäste. In den Pflegesatzverhandlungen der Tagespflege ist dies sehr häufig ein Streitthema zwischen dem Träger und den Arbeitsgemeinschaften der Pflegekassen und Sozialhilfeträgern. Trotzdem sollte jeder Träger dies nicht nur entsprechend beantragen und einfordern, sondern auch im monatlichen Control-

Eine Tagespflege gut leiten

ling prüfen, ob sein Monatsergebnis das unternehmerische Risiko abgedeckt hat. Kennzahl 12: Ergebnisentwicklung gesamt Die für Träger und Inhaber wichtigste Kennzahl ist die Ergebnisentwicklung insgesamt, also das Ergebnis von Erträgen und Aufwendungen in der Tagespflege. Da die Öffnungstage pro Monat verschieden sind und z. T. noch durch Feiertage zusätzlich beeinflusst werden, sind die Aufwendungen häufig ähnlich hoch, die Erträge jedoch schwankend und abweichend. Das Risiko der kurzfristigen Absagen von geplanten Gästen ist nicht zu unterschätzen. „Mir geht es nicht gut, ich komme heute nicht“ als Anruf morgens um 7.30 h oder beim Abholen dem Fahrer mitgeteilt, bedeutet je nach Bundesland noch eine Erstattung von 0 % bis 75 % des Tagessatzes als Ausfallregelung.

Somit ist die Kennzahl 11 im Rahmen des monatlichen Controllings das Ergebnis einer aktiven und erfolgreichen Akquise, guter Beratung, Personalführung und Einsatzplanung, wirtschaftlicher Tourenplanung des Fahrdienstes, sorgsamen Umgangs mit den Sachkosten etc. Wir berücksichtigen bei den Kennzahlen und dem Controlling nicht • die PFLEGEGRADVERTEILUNG, da in vielen Bundesländern zwischen Pflegegrad 2 und 5 nur ein geringer Unterschied im Pflegesatz verhandelt ist und Tagespflegen schwerpunktmäßig Tagespflegegäste mit Pflegegrad 2 bis 4 betreuen; • die ERFAHRUNG DER LEITUNG UND DES TEAMS. Dieser Punkt ist u. a. relevant bei einer Bewertung der Tagespflege im Rahmen einer Unternehmensnachfolge.

129

In dem „Wawrik Tagespflege Cockpit“ müssen Sie als Leitung einmalig die Grunddaten aus der Pflegesatzvereinbarung und dann monatlich wenige Daten eintragen, um auf der Auswertungsseite die fortlaufende Entwicklung Ihrer Tagespflege u. a. in den Bereichen der Wirtschaftlichkeit, der Belegung, der Entwicklung der Personal- und Sachkosten, der Verteilung der Pflegegrade, des Verhältnis-

0,0

Kostendeckung

Umsatzrendite

Verteilung der Pflegegrade

Gäste PG 1 = 11% Gäste PG 1 = 1; Gäste PG 2 = 2; Gäste PG 3 = 3; Gäste PG 4 = 4; Gäste PG 5 = 5; Gäste sonst. = 6 Gäste PG 2 = 27% Gäste PG 3 = 27% 6 Gäste PG 4 = 26%

IST Plan 4 3 2 1 0

Gäste PG 5 = 9% 4

Gäste sonst. = 0% 3 2 1 0,0%

IST Soll

Überstunden

5,0%

10,0%

15,0%

20,0%

25,0%

30,0%

Finanzierung der Inves™™onen 154 0

Ertrag Ergebnis

2.888,40 € -628,60 €

IST Soll

Anfragen pro Monat Faktor Faktor >

Krankenquote

2 4

Dezember

- 30%

Oktober

- 25%

November

- 5.000 € - 6.000 €

5

4.190,00 € 3.750,00 €

0,5

- 20%

- 26,1%

September

Sachkosten

1,0

Juli

22.400,00 € 18.166,67 €

1,5

- 5%

- 15%

- 18,9%

PLAN in %

Personalkosten

+ 0%

August

IST in %

- 1,4% - 2,2% - 7,1%

- 10%

- 2.000 €

- 4.000 €

Verhältnis "Verträge" zu Anzahl Plätze 2,0

+ 5%

- 10,4%

- 3.000 €

50%

IST Plan

- 5,2%

+0€

60%

IST Plan

+ 1.000 €

- 1.000 €

67,9%

1,89 2,5

2,5

+ 10% + 2,7%

Mai

64,4%

69,2%

+ 5,7%

Juni

63,1%

69,3%

Faktor Faktor >

April

70%

93,0%

77,2%

73,9% 67,5%

Verträge zu Plätzen

IST Plan

16% 4%

Auszug aus dem Tagespflege-Cockpit  Wawrik Tagespflege-Cockpit © Wawrik-Pflege-Consulting

Kapitel X – Betriebswirtschaft und Controlling

87,9%

90% 80%

+ 2,8%

+ 2.000 €

90,4%

2,69% 3%

Monatliche Kostendeckung und Umsatzrendite + 3.000 €

Belegung [SOLL und IST] 100%

Kostendeckung

IST Plan

März

88% 93% 73%

Oktober

Monat:

Januar

Belegung:

IST Plan Kummuliert

Tagespflege-Cockpit

Februar

Wawrik Tagespflege Cockpit, Version 2018

ses der TP-Gäste und der Plätze, der zusätzlichen Betreuung und des Fahrdienstes und der Krankenquote etc. zu sehen und damit weiter steuern zu können. Eine Cockpit-Seite (Übersicht siehe Seite 129) ermöglicht es, alle relevant wichtigen Kennzahlen auf einer Seite zu überschauen:

Eine Tagespflege gut leiten

130

KAPITEL XI – Die Tagespflege im Quartier und Netzwerk Wie leben die Tagespflegegäste, die zu Ihnen kommen? Wie kann die Tagespflege in das Quartier und in die relevanten Netzwerke eingebunden werden? Welche öffentlichkeitsrelevanten Punkte sind zu beachten und hilfreich? Welche Alternativen gibt es, wenn die Tagespflege nicht weiter ausgeweitet werden kann? Die Tagespflegegäste kommen mit individuellen Lebensgeschichten und -erfahrungen zu Ihnen. Und sie kommen aus verschiedenen Lebensräumen und -bedingungen morgens zu Ihnen und fahren abends wieder dorthin zurück. Im Rahmen der Biografiearbeit der Tagespflegegäste und für Ihre inhaltliche Arbeit in der Tagespflege ist es wichtig, davon zu wissen, um Verhaltensweisen, Reaktionen etc. besser verstehen und entsprechend darauf reagieren zu können.

131

Eine Tagespflege gut leiten

a) Die eigene Wohnung/das eigene Haus

132

Ein Teil Ihrer Tagespflegegäste lebt noch mit dem Partner/der Partnerin zusammen in der eigenen Wohnung/dem eigenen Haus. Das Leben war und ist geprägt von einer gemeinsamen Lebensgeschichte. Der Alltag zwischen beiden ist eingespielt. Durch die Pflegebedürftigkeit des Tagespflegegastes hat sich eine zusätzliche Belastung ergeben, mit der umzugehen gelernt werden muss. Körperliche Hilfestellungen oder psychische Belastungen wegen Demenz sind für den Partner/ die Partnerin je nach ihrer/seiner Konstitution entsprechend belastend. Wenn keine zusätzliche Hilfe (z. B. durch einen ambulanten Dienst) hinzugeholt wird oder wenn keine anderen Außenkontakte als Entlastung vorhanden sind oder wenn die Pflegebedürftigkeit schon lange Zeit besteht, kommt der Partner/die Partnerin oftmals selbst an die eigene Belastungsgrenze. Neben dem persönlichen Hilfebedarf können zusätzliche Schwierigkeiten vorhanden sein, wenn die Wohnung nicht seniorengerecht ist oder sich in den oberen Etagen eines Hauses ohne Fahrstuhl befindet oder wenn das Haus und der Garten als inzwischen zu groß wahrgenommen wird. Nicht die Vorteile der Vergangenheit, sondern die ständige heutige Belastung der Immobilie ist ein permanentes Thema. Mögliche Hilfen durch einen Gärtner oder eine Reinigungskraft werden häufig noch abgelehnt, weil man in der Vergangenheit ja selbst noch alles bewirtschaften konnte. Oder es werden fehlende finanzielle Mittel benannt, unabhängig davon, ob die Aussage objektiv richtig ist oder nicht. Aus dieser Situation heraus kommen Tagespflegegäste, wenn sie nicht einen seniorengerechten Wohnraum haben und sich mit der veränderten Situation der Pflegebedürftigkeit durch Unterstützungsmöglichkeit arrangiert haben, mit einer hohen psychischen Belastung in die Tagespflege. Falls der Tagespflegegast häufig von belastenden Lebenssituationen erzählt,

Eine Tagespflege gut leiten

können Sie als Tagespflege-Leitung dies zum Anlass nehmen, nachzufragen, ob der Tagespflegegast von alternativen Wohn- und Lebensformen mit besserem Hilfebedarf weiß. Daraus kann sich dann eine weitergehende Beratung ergeben. b) Seniorengerechtes Betreutes Wohnen Ein Teil Ihrer Tagespflegegäste lebt in seniorengerechtem Betreutem Wohnen im Einzugsbereich Ihrer Tagespflege. Möglicherweise ist Ihr Träger selbst Betreiber oder Betreuer dieser Wohnform. Das Betreute Wohnen ist ein Oberbegriff für eine seniorengerechte oder barrierefreie Wohnung, verbunden mit einem entsprechenden Betreuungskonzept. Dies kann je nach Wohnanlage von einigen Stunden in der Woche bis zu 24 Stunden Betreuung und Rezeptionsbesetzung z. B. in „Residenzen“ ausmachen.

In den letzten 20 Jahren ist in diesem Bereich in Deutschland viel geschehen, sodass heute i. d. R. in jeder Stadt entsprechende Angebote vorhanden sind. Seniorengerechte Wohnungen zeichnen sich durch einen verkleinerten Wohnraum aus (für eine Person ca. 40 – 55 qm; für zwei Personen ca. 50 – 70 qm), damit dieser möglichst selbst noch bewirtschaftet werden kann. Eine eigene Küche ist genauso obligatorisch wie ein Bad. Dieses ist jedoch größer und häufig nach DIN 18025 Teil 2 geplant, d. h. dass es rollstuhlgerecht ist und eine ebenerdige Dusche und ein unterfahrbares Waschbecken hat. Alle Türen sind mind. 78 cm breit, damit auch ohne zusätzliche Belastung mit einem Rollator oder Rollstuhl sich frei in der Wohnung bewegt werden kann. Keine (oder sehr geringe) Schwellen im Gesamthaus und in der Wohnung erleichtern das Verlassen oder Aufsuchen der Wohnung. Neben den baulichen Besonderheiten wird durch ein Betreuungskonzept unterstützende Hilfe angeboten. Da es keine einheitlichen Standards dafür gibt, kann an dieser Stelle nur darauf verwiesen werden, dass Sie als Tagespflegeleitung genau nachfragen oder sich das Konzept einmal vorlegen lassen sollten, wenn Sie erfahren, dass ein Tagespflegegast in einem Betreuten Wohnen lebt. Grundsätzlich ist dies eine gute und sinnvolle Alternative für Menschen im Alter, die entsprechenden Unterstützungsbedarf haben oder bisher in einem belastenden Wohnraum leben. Besonders auch für alleinstehende Personen im Alter ist das betreute Wohnen zu empfehlen.

133

Kapitel XI – Die Tagespflege im Quartier und Netzwerk

Betreutes Wohnen für eine Person in NRW

Betreutes Wohnen für zwei Personen in NRW

In der Regel sind heute auch betreute Wohnformen gegenüber dem zuständigen Landkreis bzw. der Sozialbehörde anzeigepflichtig und unterstehen der jeweiligen Heimaufsicht. Tagespflegegäste aus dem Betreuten Wohnen bringen i. d. R. aufgrund der verbesserten Wohnraumsituation und der zusätzlichen Betreuung einen geringeren Belastungsfaktor in Bezug auf den Wohnraum, in dem sie leben, mit. c) Seniorenwohngemeinschaften Mit Seniorenwohngemeinschaften sind Wohnformen für Senioren gemeint, in denen mehrere Senioren selbstorganisiert oder anbieterorientiert zusammenwohnen. Es gibt keine geschützten Begriffe und einheitlichen Konzepte für

134

Modelle ambulant betreuter Senioren-Wohngemeinschaften. Selbstorganisiert

Modell A

Modell B

• Wohnraum wird selbst angemietet

• Wohnraum wird selbst angemietet

• WG-Bewohner suchen sich selbst Unterstützung • Betreuungs- und Pflegeleistungen werden nach Bedarf vom Einzelnen angefordert • Keine gesetzlichen Auflagen

• WG-Bewohner suchen sich selbst Unterstützung • Betreuungs- und Pflegeleistungen werden nach Bedarf vom Einzelnen angefordert • Grundbetreuung (z.B. 2 x wöchentlich Beratung/Grundreinigung etc. wird ­niedrigschwellig mit Pflegedienst o. a. vereinbart • Keine gesetzlichen Auflagen

Eine Tagespflege gut leiten

Anbieter- • Wohnraum wird an Einzelne organisiert oder WG-Gemeinschaft vermietet (reines Mietverhältnis)

• Wohnraum wird an Einzelne oder WG-Gemeinschaft vermietet • WG-Bewohner suchen sich selbst

• WG-Bewohner suchen sich selbst

• Betreuungs- und Pflegeleistungen werden nach Bedarf vom Einzelnen angefordert

• Betreuungs- und Pflegeleistungen werden nach Bedarf vom Einzelnen angefordert

• Grundbetreuung (z.B. 2x wöchentlich Beratung/Grundreinigung etc. wird ­niedrigschwellig mit Pflegedienst o. a. vereinbart

• i.d.R. keine gesetzliche Auflagen

• i.d.R keine gesetzliche Auflagen

Seniorenwohngemeinschaften, daher muss im Einzelfall sehr genau nachgefragt oder geklärt werden, was für ein Angebot und Betreuungsumfang sich hinter der Wohngemeinschaft verbirgt. Insgesamt zeichnet sich jede Wohngemeinschaft räumlich aber durch einzelne Zimmer für die Senioren, i. d. R. mit eigener Nasszelle, einer gemeinsamen Küche und einem gemeinsamen Wohnbereich aus. Das gemeinsame Leben als Möglichkeit gegen eine Vereinsamung im Alter steht im Vordergrund. Hinzu kommt ein Betreuungsangebot, das von einigen Stunden in der Woche bis zu 24 Std. am Tag je nach Konzept der Seniorenwohngemeinschaft möglich ist.

© Wawrik-Pflege-Consulting Modell C

Modell D (24 Std.)

Modell E (24 Std.)

• Wohnraum wird selbst angemietet

• Wohnraum wird selbst angemietet

• Wohnraum wird selbst angemietet

• WG-Bewohner suchen sich selbst Unterstützung

• WG-Bewohner suchen sich selbst Unterstützung

• WG-Bewohner suchen sich selbst Unterstützung

• Betreuungs- und Pflegeleistungen werden nach Bedarf vom Einzelnen angefordert

• 24-Std.-Betreuung incl. SGB • 24-Std.-Betreuung als XI als Pauschale wird mit BeGrundpauschale wird mit Betreuungs- oder Pflegedienst treuungs- oder Pflegedienst o. a. vereinbart o. a. vereinbart

• Grundbetreuung (z.B. 5 x wöchentlich Beratung/ Grundreinigung etc. wird mit Pflegedienst o. a. vereinbart

• Wohnraum wird an Einzelne oder WG-Gemeinschaft vermietet

• Wohnraum wird an Einzelne oder WG-Gemeinschaft vermietet

• Wohnraum wird an Einzelne oder WG-Gemeinschaft vermietet

• WG-Bewohner suchen sich selbst

• WG-Bewohner werden von Anbieter unter Beteiligung der anderen Bewohner gesucht

• WG-Bewohner werden von Anbieter unter Beteiligung der anderen Bewohner gesucht

• 24 Std. Betreuung als Grund pauschale wird mit Betreuungsdienst o. a. vereinbart

• 24 Std. Betreuung incl. SGB XI als Pauschale wird mit Betreuungs- oder Pflegedienst o. a. vereinbart

• Betreuungs- und Pflege-leistungen werden nach Bedarf vom Einzelnen angefordert • Grundbetreuung (z.B. 5x wöchentlich Beratung/ Grundreinigung etc. wird mit Pflegedienst o. a. vereinbart • i.d.R keine gesetzliche Auflagen

• SGB V Krankenversicherungsleistungen und SGB XI • SGB V KrankenversicherungsPflegeversicherungsleistunleistungen werden nach gen werden nach Bedarf vom Bedarf vom Einzelnen Einzelnen angefordert angefordert • i.d.R. gesetzliche Auflagen

• i.d.R. gesetzliche Auflagen

Kapitel XI – Die Tagespflege im Quartier und Netzwerk

• Keine gesetzlichen Auflagen

• SGB V Krankenversicherungs • SGB V Krankenversicheleistungen werden nach Berungsleistungen und SGB XI darf vom Einzelnen angeforPflegeversicherungsleistundert gen werden nach Bedarf vom Einzelnen angefordert •K  eine gesetzlichen Auflagen • Keine gesetzlichen Auflagen

135

Beispiel einer Neubauplanung einer Seniorenwohngemeinschaft für 10 Senioren in NRW

Eine Tagespflege gut leiten

136

Das beiliegende Schaubild zeigt die Vielzahl der Modelle von Seniorenwohngemeinschaften. Seniorenwohngemeinschaften sind ein weiteres Angebot (besonders für alleinstehende Senioren). Da in Zukunft die Generation von Menschen ins Rentenalter kommt, die in den 1960er- und 1970er-Jahren als Studenten in Kommunen oder Wohngemeinschaften lebten und dies für eine gewisse Zeit als lebenswert und normal fanden, werden Seniorenwohngemeinschaften auch zukünftig weiter in Deutschland zunehmen. Ca. 80 % der Seniorenwohngemeinschaften sind derzeit anbieterorientiert, da es für eine selbstverantwortete Wohngemeinschaft von mehreren Personen eher schwierig ist, alle entsprechenden Regelungen, Auflagen, Klärungen durchzuführen. Erst recht, wenn es um größere Investitionen geht.

Für die jeweiligen Seniorenwohngemeinschaften gibt es ein Betreuungskonzept, in dem der Umfang der Betreuung, aber auch die Küchennutzung, gemeinsame Haushaltskasse, Reinigung usw. geklärt wird. Bei den anbieterorientierten Seniorenwohngemeinschaften wird seitens des Trägers i. d. R. regelmäßig eine „Hauskonferenz“ mit den Bewohnern (und z. T. Angehörigen) durchgeführt, um weitere Absprachen und Planungen zu treffen oder das Konzept weiterzuschreiben. Je nach Bundesland sind diese Wohngemeinschaften ebenso gegenüber dem zuständigen Landkreis bzw. der zuständigen Sozialbehörde anzeigepflichtig und unterstehen der jeweiligen Heimaufsicht. Da ich als Autor seit dem Jahr 2000 selbst Seniorenwohngemeinschaften betrieben hatte, erzählte mir einmal ein älterer Mann in einer Senioren-Wohngemeinschaft: 137

„Ich lebte mit meiner Frau in einem großen Bungalow auf 240 qm. Dann starb meine Frau, und ich fühlte mich nicht mehr wohl in dem großen Haus. Dann bin ich umgezogen in eine seniorengerechte Wohnung mit 60 qm. Die Wohnung war schön, aber ich habe mich einsam und alleine gefühlt. Dann bin ich noch einmal umgezogen in diese Senioren-WG. Mein Zimmer ist nur noch 15 qm. Aber die Größe ist mir nicht mehr wichtig. Hier bin ich mit anderen Menschen zusammen.“

MEIN TIPP: Je nach Betreuungsumfang in den Seniorengerechten Wohnanlagen oder Senioren-Wohngemeinschaften kann es vorkommen, dass seitens der Pflegekassen ein Antrag auf Tagespflegebesuch (zunächst) abgelehnt wird. Begründet wird dies mit § 41 Abs. 1 SGB XI und dem Hinweis, dass kein ergänzender Bedarf zur häuslichen Pflege gesehen wird. Es ist daher wichtig, das Betreuungskonzept des Seniorenwohnens oder der Seniorenwohngemeinschaft zu kennen. Wenn dort nicht „All-Inklusive“ oder „24-Stunden-Betreuung“ mit Rezeptionsbesetzung oder ständiger Mitarbeiterpräsenz zugesagt ist, sollte über eine Einzelfallklärung und einen Widerspruch die Genehmigung des Tagespflegebesuchs erreicht werden.

Kapitel XI – Die Tagespflege im Quartier und Netzwerk

Für Bewohner aus Seniorenwohngemeinschaften sind i. d. R. die Lebens- und Betreuungsbedingungen verbessert. Mit der Ergänzung durch die tageweise Nutzung der Tagespflege kann diese Situation noch weiter optimiert werden.

d) Stationäre Einrichtungen Trotz der Weiterentwicklung von seniorengerechten Lebens- und Betreuungsformen seit Beginn der Pflegeversicherung und den heute vielen Möglichkeiten von seniorengerechtem Wohnraum, betreutem Wohnen, Seniorenwohngemeinschaften, Tagespflegeangeboten darf nicht vergessen werden, dass stationäre Einrichtungen für Senioren wichtig und sinnvoll sind, wenn die Betreuung und Pflege in einer stationären Einrichtung besser durchgeführt werden kann als woanders. Daher sollte bei einer starken Selbstgefährdung oder Fremdgefährdung von anderen mit der älteren Person (und seinen Angehörigen oder gesetzlichem Betreuer) gesprochen werden und die bessere Versorgungssituation in den Vordergrund gestellt werden. Dies muss auch für die Tagespflege gelten! 138

Daher ist es (aus diesem Grund) wichtig, dass Sie als Tagespflegeleitung von den stationären Einrichtungen in Ihrer Umgebung wissen und entsprechende Kontakte knüpfen und pflegen. Ein weiterer Grund einer möglichen Vernetzung ist die Nutzung von Angeboten, die in der stationären Einrichtung geplant und auch der Nachbarschaft und somit auch Ihnen als Tagespflege angeboten werden. Warum nicht einmal z. B. mit 8 Tagespflegegästen zum Adventsfrühstück in die nahe gelegene Einrichtung gehen, wenn Sie dazu eingeladen werden?

11.1 Nachbarn im Quartier

Eine Tagespflege gut leiten

Da die Tagespflegegäste aus der Umgebung, dem Quartier, kommen und die Tagespflege auch in einem Stadtviertel oder einer Kleinstadt, dem Quartier angesiedelt ist, ist es wichtig, die relevanten gesellschaftlichen Gruppierungen, Einrichtungen und Dienste für die Tagespflege zu kennen, mit ihnen Kontakt zu haben und im Austausch oder in Planungen zu stehen. Wie bei der Marktanalyse vor Entscheidung und Planung einer Tagespflege hilft auch für die Vernetzung im Quartier eine Matrix, in der alle relevanten Gruppierungen im Quartier eingetragen werden und die entsprechend fortgeschrieben wird. Eine Arbeitshilfe finden Sie digital im entsprechenden Ordner zu diesem Buch. Anhand einiger Beispiele soll die Bedeutung des Quartiers für die Tagespflege und umgekehrt dargestellt werden. Als Quartier wird eine kleinere Kommune oder ein Stadtviertel in diesem Zusammenhang verstanden. a) Nachbarn Die erste und der Tagespflege am nächsten gelegene Gruppe im Quartier ist die direkte Nachbarschaft neben und gegenüber der Tagespflege und entlang

der Straße. Schon vor dem Baubeginn oder der Umbauphase eines bestehenden Gebäudes gab es Fragen und Gespräche, was eine Tagespflege ist, welche Menschen dorthin kommen und ob der zusätzliche KFZ-Verkehr die Nachbarschaft belastet. Beim Tag der offenen Tür waren sicherlich viele Nachbarn anwesend und haben sich die Tagespflege angesehen. Einige haben sich Ihnen vielleicht auch schon vorgestellt. Vielleicht sind Sie aber auch bei der Verteilung der Einladung zum Tag der offenen Tür vor Betriebsbeginn bei den direkten Nachbarn gewesen und haben sich als neue Leitung und die Tagespflege an sich vorgestellt. Halten Sie stets Kontakt zur Nachbarschaft. Gerade auch mit den direkten, an ihr Grundstück anschließenden Nachbarn. Hören Sie auf evtl. vorgebrachte Kritik wie z. B. ungünstig in der Straße geparkte Tagespflege-Bullis oder Mitarbeiter-KFZ und versuchen Sie, gemeinsam Lösungen zu finden. Die Nachbarn sind die direktesten Multiplikatoren, die in das Gemeinwesen hinein über Ihre Tagespflege Aussagen machen. Laden Sie die Nachbarn wiederholt ein, z. B. wenn Sie ein Sommerfest durchführen oder einen Adventsnachmittag.

139

b) Bürgermeister

ven heraus einladen. Wenn Sie besondere Planungen oder Probleme haben: Nutzen Sie Ihre Kontakte zu ihm und bitten Sie ihn um seinen Rat oder seine Hilfe. c) Sozialausschuss Im Sozialausschuss Ihrer Stadt ist die Planung der Tagespflege diskutiert und vorgestellt worden, weil sie zur sozialen Infrastruktur gehört und eine sinnvolle Hilfe im Rahmen der demografischen Veränderungen unserer Gesellschaft und auch in Ihrer Stadt darstellt. Laden Sie den Sozialausschuss z. B. nach Betriebsende Ihrer Tagespflege in Ihre Einrichtung ein. Ein Ausschuss nutzt nicht selten Einladungen, um vor Ort Angebote selbst sehen zu können, und führt seine Sitzung dann dort durch. Ihnen wird als Leitung der Tagespflege Gelegenheit gegeben, die Einrichtung vor-

Kapitel XI – Die Tagespflege im Quartier und Netzwerk

Sie haben vielleicht vor Beginn der Planung der Tagespflege diese dem Bürgermeister Ihres Stadtviertels oder Ihrer Kleinstadt vorgestellt. Beim Tag der offenen Tür vor Öffnung war er vielleicht da, mindestens aber bei der offiziellen Eröffnung der Tagespflege. Halten Sie auch später Kontakt zu Ihrem Bürgermeister und informieren Sie ihn über Ihren Alltag, Besonderheiten, weitere Planungen. Laden Sie ihn zu besonderen Festen oder Veranstaltungen ein. Bürgermeister möchten gerne wissen, was sich in ihrem Zuständigkeitsbereich entwickelt oder passiert. Akzeptieren Sie aber auch, dass er nicht zu jedem Fest oder Nachmittag persönlich kommt, da es viele Gruppen gibt, die ihn aus gleichen Moti-

zustellen. Bereiten Sie bitte keinen Vortrag von 45 Minuten vor. Kurz und knackig ist besser als lang und zäh. Der Ausschuss hat i. d. R. selbst eine eigene Tagesordnung, die gut gefüllt ist. d) Verwaltung In Ihre Matrix und zu Ihrem Quartier gehören bestimmte Personen und Funktionen aus der Verwaltung, z.B. die Heimaufsicht, der Leiter des Sozialamtes, eine verantwortliche Person vom Gesundheitsamt etc. Wenn Sie nicht nur kommunizieren, sofern offiziell ein Sachverhalt zu klären ist, sondern auch zwischenzeitlich Kontakt halten, dann kann im Rahmen des Ermessens auch manchmal eine Problematik anders gelöst werden. e) Politische Parteien 140

Sie werden erleben, dass aufgrund Ihrer Einladung die politischen Parteien ebenfalls zur Eröffnung der Tagespflege kommen. Vielleicht erhalten Sie auch die Anfrage, ob eine Partei eine Fraktionssitzung bei Ihnen in der Tagespflege durchführen kann. Nutzen Sie auch diese Kontakte und Anfragen, achten Sie aber darauf, dass Sie parteipolitisch „neutral“ bleiben und nicht „instrumentalisiert“ werden. f) Soziale Gruppen In jedem Stadtviertel gibt es soziale Gruppen, die bekannt und für die Menschen relevant sind und die die soziale Infrastruktur unterstützen. Das können Schützenvereine genauso wie ehrenamtliche Bürgerbüros oder Angebote für Menschen zwischen Arbeit und Ruhestand (Zwar-Gruppen) etc. sein. Tragen Sie diese zusammen und stellen Sie fest, welche davon mit Ihren Tagespflegegästen oder mit Ihnen schon Kontakt hatten oder mit welchen Sie gerne Kontakt aufnehmen würden. Und haben Sie dann Mut und werden Sie aktiv.

Eine Tagespflege gut leiten

g) Kirchen Regional verschieden haben die Kirchen mit ihren eigenen Strukturen und Verbänden eine bedeutende Rolle im Sozialwesen (gehabt). Für Ihre Tagespflegegäste wird es i. d. R. aus der Vergangenheit heraus Bezüge und Kontakte zu den Kirchen gegeben haben. Nutzen Sie daher die (noch) vorhandenen Kontakte und bieten Sie in der Tagespflege entsprechende religiöse Angebote an, wenn diese seitens der Tagespflegegäste gewünscht werden. Hier ist derzeit ein massiver Veränderungsprozess in beiden „Volkskirchen“ festzustellen, da durch weniger kirchliches Personal die früheren Gemeinden oder -bezirke vergrößert werden, eine personenorientierte Seelsorge nicht mehr stattfindet und dies den Entkirchlichungsprozess weiter beschleunigt.

h) Musikschule, -vereine, -therapeuten Die Gäste in der Tagespflege mit ihren verschiedenen Sinnen ansprechen. Das bedeutet auch, die Musik als ein Medium dafür zu sehen. Halten Sie fest, wo die nächste Musikschule oder Musikvereine sind und ob und was sie für Senioren anbieten. Es gibt auch freiberufliche Musiktherapeuten, die z. B. wöchentlich in die Tagespflege kommen können und dort entsprechende Angebote machen und musikalische Unterstützung anbieten. i) Chöre Weiterhin gehört zum Themenfeld Musik das Wissen von Chören, die es in Ihrem Quartier oder Stadtviertel oder in Ihrer Kleinstadt gibt. Vielleicht kommt ein Chor mal in Ihre Tagespflege und gibt ein kleines Konzert? Vielleicht können Sie einen Chor für Ihr Sommerfest ansprechen? Vielleicht nehmen Sie mit den Tagespflege-Gästen an einem Konzert teil?

141

j) Kindergärten Begegnung von Alt und Jung ist gegenseitig bereichernd. Daher ist es sinnvoll, die zu Ihrer Tagespflege nahe gelegenen Kindergärten in Ihre Matrix aufzunehmen, mit ihnen Kontakt zu suchen und z. B. gegenseitige Besuche zu vereinbaren.

TIPP:

Begegnung noch mehr intensiviert werden konnte. k) Sportvereine Eine Reihe von Sportvereinen bietet heute schon Seniorensport an. Vielleicht gibt es darüber auch die Möglichkeit, Übungsleiter zu finden, die in Ihrer Tagespflege regelmäßig seniorengerechte Angebote machen. Kontakte erhalten Sie auch über den jeweiligen Stadt- oder Gemeindesportbund, ein Zusammenschluss aller Sportvereine in einer Stadt. l) Ambulante Pflege- und Betreuungsdienste Natürlich gehören zu den Einrichtungen und Diensten, die in Ihrem Quartier sind, die pflegerischen Angebote.

Kapitel XI – Die Tagespflege im Quartier und Netzwerk

Ein gelungenes Bespiel konnte ich selbst in einer Tagespflege umsetzen, die direkt neben einem Kindergarten gebaut wurde. Der Kindergarten wie auch die Tagespflege benötigte einen mit einem Zaun geschützten Garten/Spielplatz. Nachdem die Tagespflege eröffnet wurde und die Kinder und die Tagespflegegäste jeweils auf ihrer Seite des Zaunes standen oder saßen und miteinander Kontakt aufnahmen, wurde einfach in den Zaun ein Tor eingebaut, sodass die

Für die ambulanten Pflegedienste stellt die Tagespflege eine gute Ergänzung und für die Angehörigen eine Entlastungsmöglichkeit dar. Daher haben inzwischen selbst viele ambulante Pflegedienste eine Tagespflege gebaut und betreiben diese gemeinsam. Ein Modell eines Organisationsschemas der Leitungsebene finden Sie wenige Seiten weiter. Wenn Sie selbst ambulante Pflege und Tagespflege betreiben, werden die Abstimmungsprozesse zwischen der häuslichen Versorgung am Morgen und dem Fahrdienst i. d. R. einfacher sein, als wenn Sie mit „fremden“ Pflegediensten kooperieren. Seien Sie offen für alle Kontakte und beachten Sie auch die niedrigschwelligen Betreuungsdienste, die „nur“ Betreuung, aber keine Pflege anbieten. m) Betreutes Wohnen 142

Das Leben von Senioren in „betreuten Wohnformen“ ist in diesem Praxishandbuch schon beschrieben worden. Nutzen Sie Ihr Wissen von dieser sinnvollen Wohnform für Senioren und sprechen Sie gezielt auch die Bewohner dieser Objekte an. n) Seniorenwohngemeinschaften Das Leben von Senioren in „Seniorenwohngemeinschaften“ ist schon beschrieben worden. Auch die Menschen in diesen Wohngemeinschaften haben vielfach Interesse an Ihrer Tagespflege. Sprechen Sie gezielt auch die Bewohner dieser Objekte an. o) Stationäre Pflegeeinrichtungen Patienten aus stationären Pflegeeinrichtungen kommen i. d. R. nicht in eine Tagespflege. Nutzen Sie aber die Kontakte zu Ihrem Seniorenheim/Ihren Seniorenheimen in Ihrem Quartier, um z. B. offene Angebote dieser Einrichtung(en) zu nutzen und ggfls. auch den Tagespflegegästen zu zeigen, wie heute moderne Seniorenheime aussehen.

Eine Tagespflege gut leiten

p) Krankenhaus Der Sozialdienst oder das Vermittlungsbüro im Krankenhaus sollte von Ihrer Tagespflege genauso wissen wie Sie von ihm. Je nach Organisation des Krankenhauses erfolgt die Folgeberatung nach einem längeren Krankenhausaufenthalt über diese Stellen. Ggfls. wird auch darüber der Erstantrag bei der Pflegekasse gestellt. Daher ist es für diese Stellen auch wichtig zu wissen, dass es Ihre Tagespflege gibt. q) Presse „Tu Gutes und rede darüber.“ Unter diesem Motto sollten Sie regelmäßig Kontakt zu Ihrer Presse halten. Damit sind sowohl die Tageszeitung, aber auch die z. T. vorhandenen regionalen kostenlosen Wochenendzeitungen sowie das Regionalradio gemeint.

Bieten Sie den Medien entsprechende Informationen oder Einladungen zu bestimmten Aktivitäten wie z. B. dem Sommerfest, aber auch zur „Vogelhausbastelaktion der männlichen Gäste“ an. Ob und wann die Medien kommen, können Sie nicht beeinflussen. Die Option, dass über Ihre gute Arbeit berichtet wird, aber schon. r) Absprachen im Netzwerk Wenn Sie Kontakte entwickelt haben und pflegen, achten Sie darauf, dass Sie konkrete Absprachen treffen und auch einhalten. Nichts ist unbefriedigender, als Kontakte aufzubauen und dann als unzuverlässig zu gelten oder aber Treffen zu organisieren und dafür „Zeit zu verwenden“, ohne dass letztendlich etwas für Ihre Tagespflege(-gäste) an Ergebnis übrig bleibt.

11.2 Interne Vernetzung

Als Leitung der Tagespflege führen Sie Ihre Einrichtung und Ihr Team und sind für alle dort notwendigen Tätigkeiten wie Planung, Angehörigengespräche, Leitung der Teamsitzungen, Mitarbeit in der Einrichtung etc. zuständig. Die „organisatorische Gesamtleitung“ gibt der PDL des ambulanten Dienstes positiv formuliert die Möglichkeit, beratend bei Pflegebedürftigen und deren Angehörigen sowohl ambulante als auch Tagespflegeangebote zu unterbreiten und eine entsprechende Vereinbarung für die Tagespflege im Beratungsgespräch mit dem Patienten auch treffen zu können. Dafür muss sie mit Ihnen als Tagespflegeleitung im ständigen Kontakt stehen und sich über freie Plätze bzw. Tage für Gäste mit bestimmten Erkrankungen regelmäßig austauschen, aber auch das Recht haben, Aufnahmeentscheidungen zu treffen.

Kapitel XI – Die Tagespflege im Quartier und Netzwerk

An dieser Stelle soll auch auf die interne Vernetzung innerhalb des Trägers eingegangen werden, da viele Tagespflegen von ambulanten Pflegediensten oder Pflegenetzwerken mit verschiedenen Einrichtungen und Diensten gegründet werden: Ein hilfreiches Modell kann die formelle Zusammenfassung eines ambulanten Dienstes und der Tagespflege zu einem „Pflegezentrum“ sein. Eine direkte räumliche Nähe ist sinnvoll und erleichternd, aber nicht zwingend notwendig. Die Versorgungsverträge und Vergütungsvereinbarungen verlangen, dass der ambulante Pflegedienst und die Tagespflege jeweils durch eine Pflegedienstleitung geleitet werden. Je nach Landesrahmenvertrag sind i. d. R. für die Leitung der ambulanten Pflege mind. 1,5 Stellen (Leitung und Vertretung) und für die Tagespflege mind. eine halbe Leitungsstelle (oder bei größeren Tagespflegen mehr Stellenanteil) vorgesehen und vereinbart. In der Praxis hat sich bewährt, dass ORGANISATORISCH die PDL des ambulanten Dienstes auch für die Tagespflege die Verantwortung übernimmt:

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Gesamtleitung Leitung Pflegezentrum o.ä. 0,1 VK = ca. 4 Std. / Woche = Organisatorisch Gesamtleitung

= Organisatorisch Vorgesetzte

Leitung ambulanter Dienst PDL 1,0 VK=> 0,9 VK Stellv. PDL 0,5 VK

Leitung Tagespflege 0,5 VK

Organisationsmodell ambulante Pflege – Tagespflege. © Wawrik-Pflege-Consulting

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Wenn Sie eine Verbundlösung planen, dann sollte zwischen der PDL ambulant und Ihrer Stellvertretung i. d. R. die Aufgabenverteilung überprüft und ggfls. etwas modifiziert werden. Auch die Tätigkeitsbeschreibung von Ihnen als Tagespflegeleitung muss überarbeitet werden. Für Sie als Tagespflegeleitung erleichtert ein Verbundsystem immens die Thematik der Akquise und kurzfristiger Absagen von Tagespflegegäste, weil Sie ggfls. morgens kurzfristig noch aus dem Potenzial der ambulant versorgten Patienten vielleicht den einen oder anderen Gast zur Teilnahme am heutigen Tag in der Tagespflege gewinnen können. Der Erfolg einer Verbundlösung und die Wirkung und Möglichkeit dieser Chance sollte nicht unterschätzt werden! Optimal für die zu beratenden, betreuenden und zu pflegenden Patienten wären Angebote aus dem Pflegenetzwerk, das der Träger selbst oder in verlässlicher Kooperation mit anderen Trägern anbieten kann:

Eine Tagespflege gut leiten

Pflegenetzwerk

gewünscht aus der Sicht von Patienten und deren Angehörige

Bestattung

Beratung frühe Hilfe

Vorpflegerische Hilfen Beratung ambulant

PflegeriBetreuungs- sche Hilfen leistungen Beratung

Beratung

ambulant

ambulant

Stationäre Hilfen

Teilstationäre Hilfen

betreutes Wohnen/ SeniorenWohngemeinschaft

Beratung

Beratung

Beratung

Wohnen

stationär

Teilstationär

Wünschenswertes Pflegenetzwerk. © Wawrik-Pflege-Consulting

PalliativPflege/ Hospiz

Beratung stationär

Tod

KAPITEL XII – Marketing und mehr Die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit oder: Womit wirbt eine Tagespflege?

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Eine Tagespflege gut leiten

Eine Tagespflege ist trotz verbesserter Rahmenbedingungen durch PSG II und III kein Selbstläufer. Es gibt Chancen, aber auch hohe Risiken, z. B. durch kurzfristige Absagen (z. T. bis 30 % der Gäste pro Tag), die eine hohe wirtschaftliche Belastung darstellen. Auch gab es in den vergangenen Jahren Tagespflegen, die Insolvenz anmelden mussten. Daher muss auch von Ihnen die Tagespflege immer wieder bekannt gemacht werden. Warum ist in Zukunft gute Beratung, Marketing und Akquise auch für bisher gut belegte Tagespflegen wichtig? Daraus leiten wir zwei Thesen ab:

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1. In Zukunft konkurrieren Tagespflegen mehr als in der Vergangenheit. 2. In Zukunft werden Tagespflegen, die eine hohe Auslastung hatten, ebenfalls aktiv um Gäste werben müssen. Die folgende Übersicht stellt die wesentlichen Inhalte für die Öffentlichkeitsarbeit einer Tagespflege dar: Womit wirbt eine Tagespflege? Ihrem Ruf Image Kundenzufriedenheit Mitarbeiterzufriedenheit Wahrnehmung in der Öffentlichkeit

Erscheinungsbild Fremdbild

KFZ Der! Werbeträger

Eigenbild

CI des Trägers nutzen Angebote zeigen

Farben

Farben

(soziale) Medien Homepage Flyer

Sonstiges Aktivitäten Informationen

Facebook etc.

Eine Tagespflege gut leiten

Stimmungen

Vorab: Wenn eine Tagespflege zu einem Trägerverbund von mehreren Einrichtungen gehört, dann ist die Art der Öffentlichkeitsarbeit mit dem gesamten CI (Corporate Identity) und CD (Corporate Design) des Trägers abzustimmen, damit eine Wiedererkennung und Zugehörigkeit erkennbar wird. Zu den einzelnen Faktoren kurze Anmerkungen: Zu 1) Ruf: Kundenzufriedenheit ergibt sich aus: • guter Pflegequalität, die z. B. durch Patienten, Angehörige weitererzählt wird, • Verlässlichkeit, die z. B. ein Krankenhaus oder ein Arzt in den Absprachen mit der Tagespflegeleitung erlebt.

Mitarbeiterzufriedenheit ergibt sich aus: • Sinnstiftenden Tätigkeiten, • guter Dienstplanung, • überschaubarer Überstundenzahl, • gutem Leitungsverhalten der Vorgesetzten. Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Diese ergibt sich aus: • Erzählungen von der Tagespflege, • richtigen und falschen Gerüchten und scheinbaren Informationen über die Tagespflege, • Erfahrungen mit der Tagespflege.

TIPP: Zur Überprüfung und Reflexion des Rufes sind regelmäßige Mitarbeiter- und Tagespflegegästebefragungen sinnvoll. Weiterhin sollte wahrgenommen werden, wie in der Öffentlichkeit von der Tagespflege gesprochen wird. Den Ergebnissen und Auswertungen entsprechend sollen Veränderungen/Weiterentwicklungen vorgenommen werden.

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Zu 2) Image: Eine Tagespflege wirbt mit ihrem zu der Zielgruppe passenden und zukunftsfähigen Erscheinungsbild, das mit dem Fremdbild möglichst übereinstimmend ist. Dazu sollten auch die Farben und Darstellungen stimmig sein. Was ist damit gemeint? Egal, ob wir als Menschen in ein Einkaufszentrum oder in eine Wohnung oder ein Büro gehen, es entwickelt sich sofort bei uns ein Eindruck, ein Erscheinungsbild von diesem Ort. Dies geschieht nonverbal innerhalb von sehr kurzer Zeit und prägt unseren ersten Eindruck. Leitfragen zum Fremdbild:

• Sehen sie ein neues Gebäude, helle Räume, freundliche Farben an den Wänden? • Werden sie von der Mitarbeiterschaft freundlich begrüßt? • Wie riecht es in Ihrer Tagespflege? • Wie empfinden Sie die Atmosphäre? Machen Sie als Tagespflegeleitung selbst einen Test und versuchen Sie, mit „fremden Augen“ in Ihre Einrichtung zu gehen oder nehmen Sie eine Person

Kapitel XII – Marketing und mehr

Was sehen Tagespflegegäste oder deren Angehörige, wenn sie in Ihre Einrichtung kommen? Sehen sie ein altes Gebäude, eine alte Eingangstür, einen verschmutzen Außenputz, abgestoßene Ecken?

Ihres Vertrauens mit und gehen Sie zusammen durch. Halten Sie alle Punkte fest, die Ihnen auffallen, und versuchen Sie, diese „Schritt für Schritt“ zu verbessern. So wie Sie kommen auch Ihre potenziellen Tagespflegegäste und deren Angehörige in Ihre Tagespflege. „Ich war einmal in einer Tagespflege eingeladen. Als ich die Eingangstür öffnete, kam mir schon ein intensiver Geruch nach Urin entgegen. Am liebsten wäre ich sofort wieder umgekehrt.“ Aussage eines Angehörigen. Der erste Eindruck zählt. Daher sollten Sie selbst immer wieder mal mit dem „Fremdblick“ durch Ihre Einrichtung gehen oder auch direkt Ihre Gäste oder Angehörigen oder Mitarbeiter nach deren Wahrnehmungen fragen, da Verbesserungsabsichten i. d. R. positiv ankommen.

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Eigenbild: Wenn Sie schon länger in Ihrer Einrichtung arbeiten, kann sich das Fremdbild von Ihrem Eigenbild weiter entfernen. „Es war doch schon immer so“, „der Boden sieht zwar nicht mehr so gut aus, aber geht doch noch“, „die Wandfarbe hat doch früher auch allen gefallen“, „wir haben nach dem Mittagessen immer alle Gäste zum Ruhen hingelegt“, sind möglicherweise typische Aussagen im Rahmen des Eigenbildes. So wie Sie und alle Menschen sich im Laufe der Zeit verändern, so sollte auch in der Tagespflege immer wieder darauf geachtet werden, dass Sie Ihr Eigenbild mit dem Fremdbild abgleichen und entsprechende Veränderungen und Weiterentwicklungen durchführen und als „normal“ betrachten. Zwei Aspekte sind m. E. noch wichtig: a) Die Stimmung in der Tagespflege Ein Beispiel mit folgender Annahme: Eine Tagespflege wird neu gebaut. Modern. Im Bad anthrazitfarbene und weiße Fliesen. Große Spiegelflächen im Flur. Die Farben finden sich auch im Küchen- und Aufenthaltsbereich wieder. Der Gar-

Eine Tagespflege gut leiten

tenbereich ist pflegeleicht mit weißem Kies und wenigen Zierpflanzen gestaltet. Der Architekt gestaltet die Möbel in Farbakzenten mit Stahlblau, Wiesengrün und Weiß. Fühlen sich die älteren Tagespflegegäste in dieser Tagespflege wohl? Ein Beispiel mit einer weiteren Annahme: Sie richten eine Tagespflege neu ein. Sie achten auf seniorengerechte Möbel, Tische und Stühle. Mitarbeiter bieten Ihnen einen alten schönen Schrank und eine Pendeluhr an. Im Flur soll ein Ohrensessel stehen. Der Garten erhält sowohl Bewegungsflächen als auch Hochbeete für die Rollstuhlfahrer. Und wie wohl werden sich die älteren Tagespflegegäste in dieser Tagespflege fühlen?

Die Stimmung wird u. a. über die Möblierung, aber auch über Radio/Musik, vielleicht einen kleinen Zimmerspringbrunnen, Gesang, Gelächter, Lebendigkeit in der Tagespflege erreicht. Und das wird ebenso im Rahmen des Ersteindrucks und Fremdbildes wahrgenommen und dient mit zur Entscheidungshilfe, die Tagespflege aufzusuchen und zu nutzen. a) Die Farben in der Tagespflege Eine sterile Tagespflege ist genauso wenig ansprechend wie eine bunte Tagespflege. Daher sollte die Farbgebung in der Tagespflege bewusst geplant werden. Farben aus dem Corporate Design des Trägers können und sollten eingesetzt werden.

12.1 KFZ-Beschriftung KFZ sind die! Werbeträger für ambulante Pflegedienste und Tagespflegen. Warum? Gehen wir von folgender Annahme aus: Die Tagespflege hat einen eigenen Fahrdienst mit zwei KFZ. Morgens und spätnachmittags finden die täglichen Fahrten für die Tagespflegegäste mit je 40 km statt. Die beiden Tagespflege-KFZ werden (geschätzt) täglich von ca. 100 oder mehr Personen gesehen. D. h. im Monat von mehr als 1.500 Personen (gewisse Überschneidung von gleichen Menschen unterstellt). So wirbt ein Träger in Norddeutschland für seinen ambulanten Dienst und die Tagespflege. Die Magnettafeln sind klein, sind ab einem gewissen Abstand nicht mehr lesbar und vermitteln insgesamt keinen positiven Werbeeffekt. M. E. verbesserungswürdig!

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Kapitel XII – Marketing und mehr

Beispiele KFZ-Beschriftung

Was haben Sie als Tagespflegeleitung für ein „Fremdbild“, für einen Eindruck von diesem KFZ (und somit von dieser Tagespflege)? Dienst-KFZ sind positive Werbeträger, wenn sie das Image zeigen, das die Tagespflege (und der Pflegedienst) ausstrahlen will. Grundsätzlich muss das KFZ zum Image des Trägers passen, auffallen und klare Farben haben, wie z. B. diese Tagespflege-Bullis:

TIPP: Investieren Sie daher in ein passendes und ansprechendes Design Ihrer Tagespflege-KFZ. Es ist eine gute Investition für Ihre Einrichtung.

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Falls Sie keinen eigenen Fahrdienst vorhalten, fehlt Ihnen eine Marketing-Möglichkeit. Vielleicht können Sie aber mit dem beauftragten Fahrdienst vereinbaren, dass er für Sie mit wirbt und entweder über Magnetfolien oder eine Teilbeschriftung seiner KFZ auf Ihre Tagespflege hinweist.

12.2 Homepage, Flyer, soziale Medien a) Homepage: In Zeiten des Internets sollte und muss die Tagespflege natürlich auch im Internet zu finden sein. Daher sollte eine aussagekräftige Homepage für die Tagespflege erstellt und entsprechend gepflegt werden. Die Homepage sollte bei Google leicht zu finden sein (überprüfen Sie dies), Smartphone und Tablet sollten optimiert sein und eine einfache Navigation haben. Der Inhalt auf der Homepage sollte ansprechend gestaltet sein. Hier drei exemplarische und zufällig ausgewählte Beispiele:

Eine Tagespflege gut leiten

https://www.caritas-altenhilfe.de/fuersenioren/.../tagespflege/tagespflege Hier findet man übrigens gleiche Textpassagen wie bei der Caritas. Wer hat wohl von wem abgeschrieben? Positiv ist das nicht. Was fällt Ihnen auf? Auf allen drei Seiten werden entsprechende Informationen positiv beschrieben dargestellt. Der Leser kann einen ersten Eindruck von der Tagespflege erhalten. Emotionen werden angesprochen. Auf der „Kölner Seite“ wird sogar das Angebot von sechs Öffnungstagen deutlich gemacht. Damit unterscheidet sich diese Homepage und Tagespflege von dem Großteil der Tagespflegen in Deutschland.

www.caritas-altenhilfe.de/ fuersenioren/.../tagespflege/ tagespflege

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https://www.drk.de/hilfein-deutschland/senioren/ pflege-und-betreuung/ tagespflege/

Kapitel XII – Marketing und mehr

www. Krankenpflegedienste-koeln.de

Es ist bei allen Beispielen eine einfache, verständliche Sprache gewählt worden, die frei von Anglizismen ist. Der Interessent wird z. T. direkt angesprochen. Achten Sie daher bei der Erstellung Ihrer Homepage auf verstehbare Aussagen. Nutzen Sie persönliche Ansprachen. Beschreiben Sie Inhalte des Tages in Ihrer Tagespflege.Lassen Sie Ihren Entwurf vor Veröffentlichung von Senioren lesen und kommentieren. Nehmen Sie die Anregungen ernst und setzen Sie diese in Ihrer Homepage um. Vielleicht finden Sie auch Tagespflegegäste, die für Sie positive Aussagen tätigen. Lassen Sie Ihre Gäste für Sie sprechen. Weitere Hinweise: Wie finden Sie diese vier Fotos, die auf verschiedenen Homepages gefunden wurden? Einige zufällig ausgewählte Beispiele: Gestellt? Abweisend wegen der Rücken der Personen? Steril durch die weiße Dienstkleidung? 152

Das kann man meines Erachtens besser machen. Achten Sie auf positiv wirkende Fotos und Aussagen, wie z. B.

Beispielbilder

Eine Tagespflege gut leiten

TIPP: Sich auch noch mit der Homepage zu beschäftigen und dort einen guten Eindruck zu vermitteln, scheint zweitrangig zu sein im Vergleich zur täglichen Arbeit. Da sich aber immer mehr Menschen (auch Senioren) im Internet über die vorhandenen Angebote erkundigen, kommen Sie nicht umhin, auch dort Ihre Präsenz gut und positiv darzustellen. Es gibt auch andere Tagespflegen, die um Ihre potenziellen Gäste werben! a) Flyer: Neben der Homepage werden Sie als Tagespflegeleitung für potenzielle Gäste oder interessierte Senioren und Angehörige schriftliche Unterlagen erstel-

len. Bevor Sie jedoch sofort bei jeder Anfrage eine Informationsmappe mit Pflegevertrag etc. herausgeben, werden Sie i. d. R. einen informativen Flyer vorhalten und diesen zunächst anbieten. Zwei Beispiele sind hier abgebildet. Was fällt Ihnen auf? Das Deckblatt des linZwei Flyer von Tagespflegen in NRW und Bayern ken Flyers beschreitet m. E. neue Wege: Hier wird die Tagespflege, die auf zwei Etagen in einem bestehenden Haus eingerichtet wurde, als „Wohlfühl-Tagespflege“ beschrieben. Das Konzept ist ebenfalls auf dieses Hauptziel ausgerichtet. Im Vordergrund wird ein Senior (keine Seniorin) und (so sieht es aus) der Sohn (und keine Betreuungskraft) dargestellt. Dass die Familie (Vater und Sohn) gemütlich im Vordergrund auf der Bank sitzt (und die Tagespflege im Hintergrund steht), setzt einen anderen Schwerpunkt als die Bildgestaltung auf dem rechten Flyer, die häufig eher zu finden ist. Die „linke“ Tagespflege hält ein, was sie auf dem Flyer anbietet und zusagt und bietet u. a. auch spezielle Angebote für Frauen und Männer an. Ein Optimum wäre, wenn diese Tagespflege den gleichen Flyer mit Mutter-Tochter-Motiv hätte und Sie als Tagespflegeleitung je nach Anfrage zwei geschlechterbezogene Flyer zur Verfügung hätten.

Kapitel XII – Marketing und mehr

Der Flyer auf der rechten Seite ist ein eher klassischer Flyer. Die Pflege steht in „Pflege, Betreuung und Begleitung“ an erster Stelle. Dies sollte m. E. in Zukunft verändert werden. Beide Fotos zeigen, wie sehr häufig zu finden, „Gäste mit Mitarbeiterinnen“. Wichtig ist, dass Sie sich bei der Erstellung der Flyer Gedanken über die Wirkung machen, die die Flyer ausdrücken sollen. Es gibt keine richtigen und falschen Flyer. Sie müssen hauptsächlich zu Ihrer Einrichtung, Ihrem Image und Ihrer Art passen. Das Gleiche gilt übrigens auch für einen Schnuppergutschein. Dieser ist eine Einladung und ein „Geschenk“ für den potenziellen Gast. Sie geben den Schnuppergutschein dem potenziellen Gast oder einem Angehörigen mit nach Hause. Der Schnuppergutschein soll „Appetit“ auf einen Probetag bei Ihnen machen. Ein kurzer Text und emotional ansprechende Bilder sind wichtig.

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Facebook-Anzeige einer Tagespflege in NRW   Facebook Eintrag einer Tagespflege in NRW

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MEIN TIPP: Übernehmen Sie nicht ungeprüft Vorschläge von Werbeagenturen oder von Mitarbeitern, die einen Flyer mal nebenher erstellt haben. Zeigen Sie den Entwurf verschiedenen Menschen und hören Sie auf deren Rückmeldung. Beachten Sie berechtigte Kritik und verändern Sie daraufhin Ihre Entwürfe. Auch ein Flyer ist ein Aushängeschild Ihrer Einrichtung. a) Soziale Medien:

Eine Tagespflege gut leiten

Facebook, Twitter und andere scheinen zunächst Medien zu sein, die für die Zielgruppe Tagespflegegäste weit entfernt sind. Geben Sie unter Facebook mal den Begriff „Tagespflege“ ein und Sie werden sich als Tagespflegeleitung möglicherweise wundern, was Sie dort für Einträge und Kommentare und „Traffic“ (Bezeichnung für Datenverkehr im Internet) finden. Soziale Medien sind sicher für die Tagespflegegäste nicht die vorrangige Informationsquelle, aber wie schätzen Sie das für die nahen Angehörigen oder Enkelkinder ein? Weiterhin sind die sozialen Medien auch Informations- und Werbemöglichkeiten für vorhandene oder potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eine Tagespflege hat unter Facebook beiliegende Stellenanzeige gepostet Eine andere Tagespflege hat von ihrem Sommerpicknick berichtet: (Beispiele sind zufällig ausgewählt)

MEIN TIPP: Wichtig ist, diese Informationsmöglichkeiten zu nutzen, um auch über diese Kanäle die Tagespflege bekannt zu machen, davon zu berichten und damit zu werben. Es sollte daher für Ihre Tagespflege auch ein Facebook Account angelegt werden. Vielleicht haben Sie ja als Tagespflegeleitung in Ihrer Einrichtung auch eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter, der Interesse hat, diesen zu pflegen. Sie können somit auch Ihre Kooperationspartner über aktuelle Aktivitäten in Ihrer Tagespflege informieren. Eine andere Form von „Monatszeitung“. Wichtig: Für die Inhalte und Fotos, die veröffentlicht werden (dürfen), müssen Sie in Ihrer Einrichtung eine entsprechende Regelung schaffen, die von allen beachtet werden muss. Und die Texte sollten auch fehlerfrei sein, wenn sie veröffentlicht werden.

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Wie sollte mit weiteren Netzwerken umgegangen werden? Grundsätzlich kommt es auf Ihr Interesse, Ihren Einsatz und die Möglichkeiten durch Sie oder Ihre Mitarbeiter an. Wir schlagen folgende Ansätze vor:

Kapitel XII – Marketing und mehr

1. Twitter: Twitter bietet Ihnen die Möglichkeit, zu aktuellen Themen Stellung zu beziehen. Dazu können Sie kurze Textnachrichten veröffentlichen (posten), auf andere Nachrichten und Themen eingehen (reposten). Auch die Bundesregierung nutzt Twitter (z. B. @BMG_Bund). Sie können Ihre eigenen Themen mit Bildern oder Videos anreichern. Das Netzwerk ist sehr kurzweilig und auf Diskussion ausgelegt. Deshalb sollte gut überlegt werden, in welcher Form Twitter für die Tagespflege eine Bereicherung darstellen kann. 2. Facebook: Bei Facebook sind viele Menschen der Generation X und Y angemeldet. Jüngere Menschen nutzen bereits andere Netzwerke. Facebook bietet Ihnen in Form einer Chronik, Ihre letzten Aktivitäten in der Tagespflege darzustellen. Ebenfalls können Sie Stellenanzeigen veröffentlichen. Es wäre möglich, eine offene oder geschlossene Gruppe für Ihre Tagespflege zu erstellen. Facebook ist für Tagespflege üblich und kann empfohlen werden. Es sollte überlegt werden, wer die Moderation bei Diskussionen oder neuen Einträgen übernimmt. 3. Youtube: Youtube ist die Nr.-1-Plattform, um Videos zu veröffentlichen. Falls Sie Videos haben, können Sie ein Konto für Ihre Tagespflege anlegen und Ihr Video dort veröffentlichen. Wir empfehlen jedoch das Video auch auf Ihrer Homepage und auf Facebook zu veröffentlichen. 4. Instagram: Instagram ist ein Netzwerk, das stark auf visuelle Inhalte setzt. Bilder sind wichtiger als Text. Hier finden Sie Menschen der Generation Y und Z. Ein gutes Beispiel: „tagespflege_buergerbraeu“ (in Bayern).

5. Tiktok/Snapchat: Für private Nachrichten und Entertainment. Aktuell noch keine große Relevanz für die Tagespflege. 6. Kununu: Ein Bewertungsportal für Arbeitgeber. Überprüfen Sie hier, ob Sie bereits von einem Ihrer ehemaligen Mitarbeiter bewertet wurden. Sie können auch proaktiv ein Profil anlegen. 7. Google My Business: Dies ist ein Service von Google. Wenn nach Ihrem Unternehmen/der Tagespflege gesucht wird, dann sind Sie mit „Google My Business“ bei Google Maps und der Google Suche auffindbar. Ebenfalls erhalten Sie dort Bewertungen für Ihre Tagespflege und können Einträge moderieren. a) Sonstiges Marketing: 1. Aktivitäten, Inhalte etc.: „Tu Gutes und rede darüber.“ 156

Dies ist weiterhin ein wichtiger Grundsatz, damit Ihre Tagespflege auch zukünftig neue Anfragen erhält und interessierte Senioren und ihre Angehörigen sich bei Ihnen melden. Was Sie als Alltag bezeichnen, ist manchmal für die Politik, die Presse etc. interessant und wichtig. Kommunizieren Sie daher über das, was Sie in der Tagespflege erleben, anbieten, durchführen. Und wenn Männer ein Vogelhausprojekt durchführen und abgeschlossen haben, ist dies genauso wichtig und erwähnenswert wie eine „Garten-Truppe“ in der Tagespflege, die Hochbeete im Frühjahr bepflanzt hat oder im Herbst die Größe der Sonnenblumen misst. Dokumentieren Sie dies, nutzen Sie Fotos, um auch die Wände in der Tagespflege mit den Aktivitäten zu bestücken, und erzählen Sie davon. 2. Dienstkleidung

Eine Tagespflege gut leiten

Ein Wort noch zum Thema Dienstkleidung in der Tagespflege. Wie halten Sie es in Ihrer Einrichtung? Weiße Dienstkleidung, weil dies in der Pflege so üblich ist? Keine Dienstkleidung, um Kosten zu sparen? Nach meiner Wahrnehmung hat sich in vielen Tagespflegen durchgesetzt, dass die Mitarbeiterschaft eine einheitliche Oberbekleidung (T-Shirt, Polo-Shirt, Sweatshirt) trägt, die mit der Farbe/dem Image der Tagespflege übereinstimmt und häufig auch das Logo der Tagespflege trägt. Bitte entsprechende Hygienebestimmungen bei der Dienstkleidung beachten. Weiterhin gibt es vielfach Soft-Shell-Jacken für die Fahrer und für die Mitarbeiter, die die Tagespflegegäste bei Spaziergängen begleiten. Dies dient der Erkennung inner- und außerhalb der Einrichtung, ist gleichzeitig eine positive Werbung und fördert auch das Teamverständnis.

Weiß als Farbe (Krankenhaus) ist für die Tagespflege ohne weitere farbliche Akzente eher nicht zu empfehlen. 3. Spezifische und unspezifische Werbung In der Werbebranche wird oft ein Spruch von Henry Ford zitiert: „Ich weiß, die Hälfte meiner Werbung ist hinausgeworfenes Geld. Ich weiß nur nicht, welche Hälfte.“  Was ist damit gemeint? Bevor Sie Flyer, Ihre Homepage oder andere Netzwerke nutzen oder erstellen, überlegen Sie sich stets: Welche Zielgruppe möchten Sie ansprechen. Versetzen Sie sich in diese Zielgruppe. Wo würden Sie gerne angesprochen werden? Wo erwarten Sie Ihre Zielgruppe? Als Leser einer Wochenzeitung? Als Facebook-Nutzer? Als Spaziergänger, der (mehr oder weniger) zufällig an Ihrer Tagespflege vorbeiläuft? Durch bessere Steuerung können Sie Werbung effizienter einsetzen. Nutzen Sie dann das Werbemedium, das für Ihre Zielgruppe am passendsten ist. Für neue Mitarbeiter z. B. Kununu und Xing, für neue Gäste z. B. Flyer beim Arzt oder in der Kirche, für Angehörige z. B. den Schaukasten an Ihrer Tagespflege. Versetzen Sie sich nun noch einmal in Ihre Zielgruppe. Wie würden Sie gerne angesprochen werden? Mit einem Flyer, mit einem Schnuppergutschein, mit einer Radio-Annonce? In jedem Fall möchten Sie (emotional) positiv angesprochen werden. Ein (positiver) Überraschungsmoment hilft beim Einstieg. Ist ein Flyer interessant aufbereitet? Dann haben Sie vielleicht Interesse, sich weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen oder sich zu informieren. Achten Sie deshalb auf ein ansprechendes Layout, kurze und präzise Texte und emotional ansprechende Bilder.

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Kapitel XII – Marketing und mehr

KAPITEL XIII – Best Practice, erfolgreiche Praxisideen Im folgenden Kapitel werden eine Reihe von Praxisbeispielen aus dem Alltag von Tagespflegen in Deutschland vorgestellt. Da mittlerweile das Buch „Best Practice in der (Senioren-)Tagespflege: 50 strategische und inhaltliche Ideen und Vorschläge für Führungskräfte aus der Praxis für die Praxis in der (Senioren-) Tagespflege“ veröffentlicht wurde, wird in diesem Kapitel eine Auswahl an besonders kreativen oder ungewöhnlichen Praxisideen vorgestellt. Wie immer gilt der besondere Dank den vielen Zusendungen, Vorschlägen in den Intensiv-Wochenenden, Besichtigungsmöglichkeiten, Fotos und Bildern und Hintergrundinformationen. Ein Aufruf: Wenn Sie selbst eine Praxisidee haben, schicken Sie uns gerne Ihre Idee mit Zeitungsartikel oder Fotos an [email protected].

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Eine Tagespflege gut leiten

Eine Tagespflege sollte alle Aspekte des Alltags der Tagespflegegäste zu Hause abbilden können. Die folgenden „Best Practice“-Ideen sollen den Leitungen von Tagespflegen Mut machen, selbst auch „scheinbar verrückte“ Ideen anzubieten oder auszuprobieren, solange nicht die Tagespflegegäste damit überfordert oder die Angebote von ihnen abgelehnt werden.

13.1 Hund, Katze, Maus, Wellensittich? Ein Best-Practice-Beispiel vom TP-Intensiv-Wochenende in Berlin: Hund, Katze, Maus, Wellensittich? Tiere in der Tagespflege.

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In vielen Tagespflegen werden Tiere mit in den Alltag integriert. Neben Erlebnissen mit Hunden und Katzen berichtete eine Teilnehmerin von guten Erfahrungen mit Hausschweinen. „Damit kann man auch gut demenziell erkrankte Gäste erreichen.“ Wichtig ist aber, dass die Tiere nicht überfordert und die Ängste der Tagespflegegäste beachtet werden. Daher sollte der Einsatz von Tieren auch ins Konzept aufgenommen und dort beschrieben sein, was genau angeboten wird. Zu beachten ist: • manche Menschen haben Ängste vor Tieren, • nicht jedes Tier ist geeignet,

Eine Tagespflege gut leiten

Fotos einer Tagespflege aus Bayern

• • • •

Behörden, Heimaufsicht informieren und Details abstimmen, Allergien bei Gästen beachten, Tiere müssen gesund und geimpft sein, das Wohl des Tieres muss ebenfalls beachtet werden. Für Fische und Vögel, die in der Tagespflege bleiben sollen, muss eine Wochenendregelung (Füttern etc.) getroffen werden.

Der Autor hat selbst eine Tagespflege betrieben, in der eine Mitarbeiterin eine Zusatzqualifikation mit ihrem Hund als Therapiehund erworben hat. Für den Umgang mit demenziell erkrankten Tagespflegegästen war dies ein bereicherndes Angebot der Einrichtung.

13.2 Lebensbuch und Erinnerungskiste

bel, Schraubenzieher, Lüsterklemmen etc. Und im Lebensbuch können nach und nach Geschichten, Fotos, Schallplatten, aufbewahrte Urlaubsprospekte etc. eingefügt werden. Alles, was hilft, die Erinnerung lebendig zu halten.

Beispiel eines Erinnerungskoffers in der TP M.

Kapitel XIII – Best Practice, erfolgreiche Praxisideen

Im TP Intensiv-Seminar in Köln wurde die Idee eines Lebensbuches und einer Erinnerungskiste, besonders für demenziell erkrankte Tagespflegegäste, vorgestellt und diskutiert. Jede Tagespflege ist gehalten, mit jedem Tagespflegegast zu Beginn und weiterführend entsprechende „Biografiearbeit“ durchzuführen. Gemeint ist damit, von den Tagespflegegästen etwas zu wissen über: Vorlieben, positive und negative Erfahrungen, familiäre Kontakte, Stärken, Schwächen, Lebenserfahrungen etc. Mit demenziell erkrankten Gästen kann über die Vergangenheit und Erinnerung zum Teil noch gut kommuniziert werden. Daher können ein individuelles Lebensbuch und eine Erinnerungskiste dabei helfen. Eine Kiste einer ehemaligen Lehrerin könnten könnte dann Hefte, Kreide, ein Unterrichtsbuch etc. beinhalten. In einer Kiste eines ehemaligen Elektrikers finden sich vielleicht Ka-

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13.3 Senioren und Kinder Im zweiten TP Intensiv-Seminar in Köln wurde die Idee einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Tagespflege und Kindergarten vorgestellt und diskutiert. Bei einem TP-Betreiber ist z. B. miteinander ein regelmäßiges wöchentliches gegenseitiges Treffen von ca. 1,5 Stunden von Tagespflegegästen mit Kindergarten-Kindern vereinbart worden und wurde zu einem festen Bestandteil im Wochenplan der Tagespflege.

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Was geschieht dort? Es wird gemeinsam gesungen, Senioren lesen den Kindern vor oder tragen Gedichte vor. Kinder erzählen von ihrem Alltag. Oder es wird im jeweiligen Garten miteinander gespielt. Es haben sich Ersatz-Oma und Ersatz-Enkel Beziehungen entwickelt, die z.T. über den Tagespflege-Alltag hinausgehen. Voraussetzung ist u. a., dass der Kindergarten dies mit den Eltern jeweils auch abgestimmt hat und es mit TP-Gästen und Kindern stattfindet, die Interesse daran haben. Eine Alternative dazu wäre z. B. die Erlaubnis, dass Mitarbeiter ihre Kinder an bestimmten Tagen mit in die Tagespflege bringen können. Aber auch hier bedarf es einer Vorbereitung der Senioren und Kinder! Aussagen von der Facebook-Seite dazu: „Also meine persönliche Erfahrung ist, dass die Tagesgäste wacher und aufgeweckter sind, wenn Kinder in der TP rumspringen. Wir durften/dürfen unsere Sprösslinge mitbringen zur Arbeit ... Finde es wichtig, die Generationen zusammenzubringen.“ „Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht und unsere Senioren freuen sich immer auf diese Termine.“

Eine Tagespflege gut leiten

13.4 Religiöse Elemente in der Tagespflege Für christliche Betreiber ist es i. d. R. üblich, religiöse Elemente in der Tagespflege vorzuhalten bzw. anzubieten. Viele Tagespflegegäste sind (je nach Bundesland) religiös sozialisiert. Weiterhin wird die Frage nach dem Sinn des Lebens und die Sorge vor noch stärkerer Pflegebedürftigkeit bzw. Tod im Alter dringlicher. Hier können der Glaube, das Gebet und z. B. das gemeinsame Singen wieder einen größeren Stellenwert erhalten. Siehe Fotos: In einer Tagespflege in Nordrhein-Westfalen ist mit den Tagespflege-Gästen gemeinsam eine Marien-Grotte im Garten der Tagespflege geplant und gebaut worden. In einer Senioren-Tagespflege in Bayern sind entgegen dem Wunsch

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Religiöse Elemente in der Tagespflege

des Medizinischen Dienstes, an dieser Stelle den Essensplan hinzuhängen, das Kreuz, Heiligenbildchen und Weihwasserbecken „verteidigt“ worden.

13.5 Snoezelen-Raum

Lichteffekte betrachtet werden. Das gezielt ausgesuchte Angebot steuert und ordnet die Reize, weckt Interesse, ruft Erinnerungen hervor und lenkt Beziehungen. Das Snoezelen soll immer Wohlbefinden erzeugen. In der ruhigen Atmosphäre werden den Menschen Ängste genommen und sie fühlen sich geborgen. Das Snoezelen dient der Verbesserung der sensitiven Wahrnehmung und zugleich der Entspannung. Zur Ausstattung des Raumes gehören meist unterschiedliche Lichtquellen und Projektoren, die verschiedenartige visuelle Effekte erzeugen, wie Wassersäulen, eine Farbdrehscheibe, sich an der Raumdecke langsam drehende Spiegelkugeln sowie eine bequeme Sitz- und Liegelandschaft. Der Snoezelen-Raum kann von wohlriechenden Düften durchflutet sein. Bilder zum Träumen kommen in Verbindung mit ausgewählter Entspannungsmusik zum Einsatz.Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Snoezelen - cite_note-1 Wikipedia)

Kapitel XIII – Best Practice, erfolgreiche Praxisideen

Unter Snoezelen – eine von zwei Zivildienstleistenden in den Niederlanden 1978 zusammengestellte Fantasieschöpfung aus den beiden niederländischen Verben „snuffelen“ (etwa: kuscheln, schnuffeln) und „doezelen“ (dösen) – wird der Aufenthalt in einem gemütlichen, angenehm warmen Raum verstanden, in dem bequem liegend oder sitzend, umgeben von leisen Klängen und Melodien,

Eine Reihe von Tagespflegen hat einen Snoezelen-Raum eingerichtet oder es sind Snoezelen-Elemente in einem der Ruhe- oder Therapie-Räume vorhanden. Auch hier geht es nicht darum, „perfekt“ eine Idee zu übertragen, sondern je nach Möglichkeit der Tagespflege vor Ort entsprechende AngeSnoezelen-Räume bote für die Gäste zu ermöglichen. (Hersteller-Angebote) Das Snoezelen-Angebot sollte sich im inhaltlichen Konzept der Tagespflege wiederfinden. Es wäre hilfreich, dass Mitarbeiter auch für dieses Angebot geschult sind, damit keine Reizüberflutung stattfindet, sondern gezielt und hilfreich die Tagespflegegäste unterstützt und gefördert werden. 164

13.6 Demenz-Sessel Demenz von TP-Gästen wirkt sich in verschiedenen Formen aus. Eine ist u. a. eine stärkere Unruhe und vermehrter Bewegungsdrang. Auch in Ihrer Tagespflege haben Sie vielleicht „Läufer“, also Gäste, die ihre Unruhe durch Bewegung ausdrücken. In der Praxis von Tagespflegen haben sich „Demenz-Sessel“ bewährt, die die Unruhe aufnehmen und durch ihre interne variable Struktur die Bewegung ableiten. Es gibt inzwischen medizinische Untersuchungen über die unterstützende Hilfe dieser Sessel. Die Gäste sind ausgeglichener, Ängste können reduziert werden. Falls Sie so einen Sessel noch nicht in Ihrer Tagespflege haben, fragen Sie mal bei Ihren Kollegen in der Umgebung und sehen sich so eine m. E. sinnvolle Hilfe für Ihre Tagespflege an. Zu finden sind solche Sessel von verschiedenen Herstellern im Internet unter „Demenz-Sessel“.

Eine Tagespflege gut leiten

13.7 Garten als Beschäftigungs- und Therapieangebot Da eine Tagespflege einen geschützten Außenbereich haben muss, ist auch dies ein Praxis-Feld mit Tagespflegegästen, die „einen grünen Daumen“ haben, diesen gemeinsam zu gestalten oder weiterzuentwickeln. Nutzen Sie z. B. Hochbeete, damit auch Rollstuhlfahrer mitwirken können. Schattige Stellen zum Sitzen sind genauso sinnvoll wie Blumenrabatten, an denen sich alle erfreuen können. Und lassen Sie die Tagespflegegäste ruhig mitgestalten – und nicht alles „perfekt“ durch eine Gartenbaufirma erstellen.

Gartenaktionen mit Tagespflegegästen

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13.8 Ausstattung einer Tagespflege

vielleicht: Die Gäste und Mitarbeiter sollten sich wohlfühlen und es muss den hygienischen Anforderungen entsprechen. Eine Tagespflege sollte ein Ort sein, wo sich Menschen gerne aufhalten, daher sollten also Räume mit Wohlfühl-Faktor geschaffen werden. Viele Tagespflegen bleiben nahe an der Lebensrealität der älteren Gäste, schaffen keine moderne Hotelatmosphäre. An dem Beispiel des ehemaligen Gasthauses erklärt, bedeutet dies: Die Grundstruktur des Gebäudes und Inventars so lassen und zusätzlich Funktionsräume, wie z. B. Ruheraum, Therapieraum etc., schaffen. Die Grundfrage sollte immer lauten: Worauf kommt es bei mir in meiner Tagespflege an? Was ist meine Zielgruppe? Dies muss im inhaltlichen und räumlichen Konzept wiederzufinden sein.

Kapitel XIII – Best Practice, erfolgreiche Praxisideen

„Wie sollte eine Tagespflege ausgestattet sein?“ „Wir haben Angebote von Ausstattern erhalten, die haben uns nicht gefallen. Zu modern.“ „Wir planen eine Tagespflege in einem alten Kino. Sollten wir im Eingangsbereich die Kino-Atmosphäre weiter aufgreifen?“ „Wir haben eine frühere Dorfkneipe umgewandelt. Der Tresen und einige Sitzecken sind geblieben“. Das sind verschiedene Fragen und Aussagen, die bei der Neu-Projektierung oder in den Seminaren immer wieder diskutiert werden. Die Planungen, Gestaltungsmöglichkeiten und Ideen der Tagespflege-Träger sind verschieden. Es gibt daher keine Universal-Antwort und -Lösung, außer

Fotos von Möblierungen von Tagespflegen

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Themenankündigung

13.9 Alltagsthemen

Eine Tagespflege gut leiten

Eine Tagespflege ist Alltagsleben für Senioren. Daher sind alle Themen richtig und zulässig, die Seniorinnen und Senioren interessieren oder motivieren. Fußballweltmeisterschaft oder Olympische Winterspiele sollten genauso aufgegriffen werden wie auch Lokalthemen aus der Tageszeitung. In einer eigenen, früher betriebenen Tagespflege hatte die Tagespflege-Leiterin das Thema „Unterwäsche und Dessous früher und heute“ über mehrere Tage mit den Seniorinnen diskutiert. Die Männer waren in der Zeit zu anderen Aktivitäten gebeten worden. Das war ein Diskutieren, Lachen, Staunen, Erzählen. Lebendig und lebensnah. Hören Sie zu. Themenangebote erhalten Sie jeden Tag neu. Und bieten Sie Verschiedenes an.

Selbst erstelltes Spielbrett

13.10 Einfach mal selbst machen Tagespflegen kann man sich umfangreich ausstatten und einrichten lassen – oder aber Schritt für Schritt Arbeitshilfen, Materialien und Einrichtungsgegenstände hinzunehmen, die der Einrichtung geschenkt werden, oder indem sie als Projekte gemeinsam mit den Tagespflegegästen gestaltet werden. Das dargestellte Brettspiel ist auch im Handel käuflich zu erwerben. Für die Tagespflege-Gäste und Mitarbeiter hat dieses Spiel jedoch eine größere Bedeutung, weil es gemeinsam geplant und gestaltet wurde. Nur das Holzbrett und die Spielfiguren wurden gekauft, alles Weitere selbst angemalt. Und natürlich macht das Spielen mit dem Brett viel Spaß.

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Kapitel XIII – Best Practice, erfolgreiche Praxisideen

KAPITEL XIV – Ausblick 14.1 Die Bedeutung der Tagespflege für die Zukunft Die Tagespflege hat sich seit Beginn der Pflegeversicherung von einer stiefmütterlich genutzten Möglichkeit mit schlechten Rahmenbedingungen zu einem sehr interessanten ergänzenden Angebot für pflegebedürftige Senioren entwickelt. 169

Eine Tagespflege gut leiten

Ein weiteres differenziertes Angebot für die individuelle Situation von älteren Menschen mit Hilfebedarf zu schaffen, dies ist mit den deutlich verbesserten Leistungen und dem eigenen Budget für die Tagespflege erreicht worden. Der „Boom“ der Tagespflegen und die Ausweitung der Plätze in Deutschland zeigt dies an. Im Zeitraum von Dezember 2015 bis Dezember 2019 sind über 2.200 neue Tagespflegeeinrichtungen in Deutschland entstanden. Dies entspricht einer Erhöhung der Tagespflegeeinrichtungen von über 41 Prozent. Im Dezember 2019 gab es 5.264 Tagespflegen. (Quelle: Bundesamt für Statistik, Destatis) In dem Unterstützungssetting, das durch die Pflegeversicherung für die Pflegebedürftigen und deren pflegende Angehörige geschaffen worden ist, wird die Tagespflege auch in Zukunft nicht wegzudenken sein. 170

14.2 Prognosen/politische Planungen In der Planung der Großen Koalition 2018 ist die Pflege und die Verbesserung der Pflegebedingungen im Koalitionsvertrag deutlich beschrieben:

ZUSAMMENFASSUNG

Eine Tagespflege gut leiten

„Um Angehörige besser zu unterstützen, gehören insbesondere Angebote in der Kurzzeit- und Verhinderungspflege sowie in der Tages- und Nachtpflege, die besonders pflegende Angehörige entlasten, zu einer guten pflegerischen Infrastruktur. Wir wollen die o. g. Leistungen, die besonders pflegende Angehörige entlasten, zu einem jährlichen Entlastungsbudget zusammenfassen, das flexibel in Anspruch genommen werden kann. Damit können wir erheblich zur Entbürokratisierung in der ambulanten Pflege beitragen, die häusliche Versorgung stärken und pflegende Angehörige entlasten.“ Aussagen zur Schaffung von 8.000 zusätzlichen Pflegefachstellen (= statistisch gesehen z. B. eine 0,59 Stelle pro Altenheim in Deutschland) müssen als unrealistische und unredliche Aussagen der Politik bewertet werden, da in Deutschland derzeit schon über 30.000 offene Stellen für Pflegekräfte zu verzeichnen sind. In der Vergangenheit wurde zur Finanzierung von Verbesserungen in der Pflegeversicherung der Beitragssatz erhöht. Prognosen gehen von weiteren Steigerungen aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland aus. Im Frühjahr 2021 plant das Bundesgesundheitsministerium eine weitere Reform der Pflegeversicherung. In dem vorliegenden Eckpunktepapier sollen verschiedene Leistungsbereiche zusammengefasst und aus Sicht der Pflegebedürf-

tigen und Angehörigen vereinfacht werden. Dies könnte bei entsprechender Beschlussfassung dazu führen, dass die bisherigen Budgetansätze für die Tagespflege verringert werden. Entsprechende Petitionen dagegen sind schon initiiert. Die Planungen werden als existenzgefährdend wahrgenommen. Aus meiner Wahrnehmung ist dies differenzierter zu betrachten: 1. Politisch ist der teilstationäre Bereich deshalb gestärkt worden, um den Ausbau von weiterer stationärer Pflege zu begrenzen. 2. Viele Tagespflegegäste haben das bisherige Budget vielfach nicht ausgeschöpft. Wenn ein Gast mit Pflegegrad 2 und einem monatlichen Anspruch von 689 € einmal die Woche in die Tagespflege kommt, so hat er je nach Pflegesatz ca. 280 € im Monat davon verbraucht. Selbst bei zwei Besuchstagen in der Woche ist das Budget in der Regel nicht ausgeschöpft worden. 3. Eine eventuelle Reduzierung des Budgets würde eventuell dazu führen, dass ein Gast, der bisher mehrere Tage pro Woche in die Tagespflege gekommen ist, einen Tag weniger kommt. Da gleichzeitig die Anzahl der Pflegebedürftigen steigt, könnten diese „Ausfälle“ durch weitere Gäste kompensiert werden.

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Die Begrenzung der zukünftig verfügbaren Mitarbeiter in der Pflege bedeutet für die Tagespflegen wie auch die ambulante und stationäre Pflege Grenzen in deren Weiterentwicklung. So werden Ausbaupläne oder Platzerweiterungen voraussichtlich in vielen Regionen gestoppt oder verworfen, weil nicht entsprechende Mitarbeiter zu finden sind. Andererseits wird der Wunsch der Tagespflegegäste wie auch die Erwartung der Angehörigen nach mehr als fünf Regelöffnungstagen in der Tagespflege deutlich zunehmen. Viele Tagespflegen haben daher heute schon bzw. noch einen Sechs- oder Sieben-Tage-Betrieb pro Woche oder öffnen beim Fünf-Tage-Betrieb aber an einem Feiertag, wenn dieser in der Woche liegt. Die steigende Nachfrage und die begrenzte Mitarbeiterkapazität in der Pflege sind ein gesellschaftliches Dilemma, für das es derzeit scheinbar keine Lösung gibt.

Ich möchte dieses überarbeitete und aktualisierte Praxishandbuch mit folgendem Schlusswort beenden: Erstens ist es mir ein Anliegen, all denen zu danken, die sich bisher für dieses (und die weiteren Bücher) interessiert haben. Ohne Sie hätte es keine zweite Auflage gegeben.

Kapitel XIV – Ausblick

14.3 Schlusswort

Durch die verbesserten Rahmenbedingungen für Tagespflegen werden in den nächsten Jahren weitere Tagesbetreuungs- und/oder -pflegeangebote entstehen. Die älter werdende Generation in Ihrem Quartier, Stadtviertel oder in Ihrer Kleinstadt werden diese dankbar annehmen. Für Sie als Tagespflegeleitung sind gelingende Faktoren für die Zukunft: a) Eine engagierte und qualifizierte Mitarbeiterschaft. b) Ein interessantes inhaltliches Angebot mit differenzierten tagesstrukturierenden Angeboten, auch für Frauen und Männer getrennt. c) Die Vernetzung mit anderen Trägerteilen oder Trägern, um den Tagespflegegästen und deren Angehörige mehr als „nur“ die Tagespflege anbieten zu können.

Eine Tagespflege gut leiten

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Und als Letztes: Stellen Sie Ihre Ziele, alle Planungen und Ihre Praxis unter ein Leitmotiv. Meines lautet für den Betrieb von Tagespflegen: „Leben (Alltag) vor Pflege.“

Anhang Arbeitshilfen, Checklisten • • • • • • •

Projektplanung Tagespflege Controlling-Blatt Tagespflege 2021 Wawrik Tagespflege Cockpit 2021 Organisationsmodell Tagespflege ambulant MuG Teilstationär 2020 Zusatzkatalog (Thüringen) Arbeitshilfe Netzwerk 173

Weiterführende Literatur Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz: Heim-Gesetz. Stand 01.01.2002 Bayern: Rahmenvertragswerk nach § 75 SGB XII Verband der Ersatzkassen (vdek): Rahmenvertrag § 75 SGB XI für NRW Verband der Ersatzkassen (vdek): Versorgungsvertrag Tagespflege § 72 SGB XI in NRW (Beispiel) Udo Winter: Tagespflege betreiben. Reihe Management Nr. 12. Vincentz Network, Hannover. ISBN 978-3-86630-087-3 Björn Meier und Kai Tybussek: Management und Controlling in der Pflege. Kohlhammer Verlag. ISBN 978-3-17-0239357

Friedhelm Henke, Christian Horstmann: Pflegeplanung exakt formuliert und korrigiert. Praktische Arbeitshilfen für Lehrende und Lernende unter Berücksichtigung der LA, ATL, A(B)EDL und Themenfelder der SIS zum Übergang in die vereinfachte (entbürokratisierte) Pflegedokumentation. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2016. 4.,

Elisabeth Beikirch u. a.:Leitfaden Tagespflege. Anpassung des Strukturmodells an die Dokumentationsanfordernisse der Tagespflege. Projektbüro Ein-STEP, Berlin. Prof. Dr. Jutta Rump: Der 10-Punkte Plan einer Lebensphasenorientierten Personalpolitik. Institut für Beschäftigung und Employability. Ludwigshafen 2010 Prof. Dr. Jutta Rump, Silke Eilers: Lebensphasenorientierte Personalpolitik: Strategien, Konzepte und Praxisbeispiele zur Fachkräftesicherung, Springer-Verlag Helmut E. Lück, Kurt Lewin:Produktivität, Zufriedenheit, Gruppenzusammenhalt und Effizienz. Weinheim: Psychologie VerlagsUnion, 1996 Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft, Kapitel III, Die Typen der Herrschaft, 1922 Aghamiri Bahram + Thomas Sießegger: PDL-Kolleg 2000, Fortbildung für Pflegedienstleitungen, Teil 5: Arbeitszeitmodelle in der ambulanten Pflege. In: HP, 5/2000, S. 17 –20. Thomas Sießegger: Einsatz mit Strategie. KAPOVAZ in der Häuslichen Pflege. In: HP 6/99, S. 16ff.

Kapitel XIV – Ausblick

Monika Krohwinkel:Fördernde Prozesspflege mit integrierten ABEDLs.Forschung, Theorie und Praxis 2013. Verlag Hans Huber. ISBN 978-3-456 85341-3

überarbeitete und erweiterte Auflage. 176 Seiten. ISBN 978-3-17-029072-3

Thomas Sießegger: Teilzeit ist in, Vollzeit out. Welche Arbeitszeitmodelle lassen sich auf ambulante Pflegedienste übertragen? In: Pflegen Ambulant 2/99 April 1999, S. 18–22. Horst Deinert: Betreuungszahlen 2015. Zusammenstellung der Amtlichen Erhebungen des Bundesamtes für Justiz, der Sozialministerien der Bundesländer, der überörtlichen Betreuungsbehörden, der Bundesnotarkammer sowie des Statistischen Bundesamtes.

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Berthold Becher/Martin Hölscher (Hrsg.): Wohnen und die Pflege von Senioren. Neue Versorgungsarrangements, neue Geschäftsmodelle 2. Auflage 2015. 371 Seiten. Vincentz Network ISBN  978-386630-334-8 Claudius Hasenau/Lutz H. Michel (Hrsg.): Ambulant betreute Wohngemeinschaften. Gestalten, finanzieren, umsetzen. 2. Überarbeitete Auflage. 248 Seiten. Vincentz Network ISBN 9783866304314 Marion Seigel: PR & Marketing für Pflegedienste. Praxistipps für eine optimale Kunden- und Mitarbeitergewinnung. März 2014. Vincentz Network, ISBN: 9783866303423

Eine Tagespflege gut leiten

Nele Süß: Wege aus der Nettigkeitsfalle. Der ideale Ratgeber für schrecklich nette Menschen. Humbold Verlag, Hannover 2019 Peter Wawrik; Lukas Wawrik; Karla Kämmer: Best Practice in der (Senioren-) Tagespflege. 50 strategische und inhaltliche Ideen und Vorschläge für Führungskräfte aus der Praxis für die Praxis. Tredition, Hamburg 2020 Wawrik, Peter; Wawrik, Lukas: Tagespflegen wirtschaftlich führen. Controlling, Kennzahlen und Betriebswirtschaft für (Senioren-) Tagespflegen. Tredition, Hamburg 2020 Wawrik, Peter; Kämmer, Karla: Erfolgreich führen und leiten in ambulanter Pflege und Tagespflege. Zukunftsmodell GLPM. Vincentz Network, Hannover 2019

CareKonkret 36/2016: Organisationsmodell Tagespflege-ambulanter Dienst: Tagespflege und ambulante Pflege im Verbund CareKonkret vom 11.11.2016: Pflegedienst-KFZ aus Marketing-Sicht

Autor Peter Wawrik. Führungskräfte in der ambulanten Pflege und Tagespflege zu beraten, zu begleiten und zu fördern war und ist dem Autor Peter Wawrik stets ein wichtiges Anliegen. Der studierte Dipl.-Sozialarbeiter hat als Geschäftsführer und Unternehmens- und Organisationsberater seit über 25 Jahren umfangreiche Erfahrungen in verschiedenen Beratungs- und Management-Tätigkeiten in Non-Profit-Organisationen und bei gewerblichen Unternehmen im Sozial- und Pflegebereich vorzuweisen. Er ist seit 2017 als zertifizierter Gutachter und Sachverständiger für ambulante Pflegedienste (DGSV) anerkannt. Derzeitige Schwerpunkte sind die Beratung und Begleitung von ambulanten Pflegediensten und Projektmanagement von Tagespflegen und Betreutem Wohnen/Wohngemeinschaften. Er ist als Referent und Dozent und als Fachautor und Pflege-Blogger zu Themen der ambulanten Pflege, Senioren-Wohngemeinschaften und Tagespflegen tätig.

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Peter Wawrik (Jahrgang 1962) lebt mit seiner Familie in Bad Sassendorf (NRW). Autorenwebseite: www.wawrik-pflege-consulting.de

Kapitel XIV – Ausblick

Unser Tipp

... ein Praxishandbuch aus der Reihe Management

Change Management für ambulante Dienste Anhaltende Veränderungen ganzheitlich meistern Thomas Sießegger, Maria Hanisch, Claudia Henrichs Starke Wettbewerber, Gesetzesänderungen oder Umorganisation – es gibt viele Gründe, warum sich Unternehmen verändern müssen. Diesen Wandel aktiv und vorausschauend zu managen, ist Ihre Aufgabe als Führungskraft. Dabei unterstützt Sie das Autorenteam mit dreifacher Kompetenz in Unternehmensberatung, Organisations- und Personalentwicklung und praktischer Führungserfahrung in ambulanten Diensten. Erfahren Sie anhand vieler Beispiele, wie Sie: • Prozesse und Wirtschaftlichkeit optimieren • Mitarbeiter wertschätzend in der Organisation fördern • Veränderungen in der Praxis anstoßen und erfolgreich umsetzen. Zahlreiche Checklisten runden diesen Ratgeber ab. Nutzen auch Sie dieses wertvolle Know-how, machen Sie Ihren ambulanten Dienst fit für die Zukunft. Auch als eBook (ePub) erhältlich. 2016, 224 Seiten, kart., Format: 17 x 24 cm, ISBN 978-3-86630-440-6, Best.-Nr. 823

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