Drei Markus-Evangelien

Table of contents :
Inhalt
Erster Teil: Beobachtungen
Zweiter Teil: Drei-Quellen-Theorie
Dritter Teil: Rekonstruktions-Prinzipien
Vierter Teil: Rekonstruktion
Fünfter Teil: Die drei Quellen deutsch

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ARBEITEN ZUR KIRCHENGESCHICHTE

HERAUSGEGEBEN VON EMANUEL HIRSCH UND HANS LIETZMANN

26

DREI MARKUSEVANGELIEN VON

RUDOLF THIEL

VERLAG WALTER DE GRUYTER & CO. BERLIN 1938

Archiv-Nr. 32 02 38 Dreck von Walter de Gruyter & Co., Berlin W Printed in Germany

I c h w i d m e diese A r b e i t d e m A n d e n k e n der F o r s c h e r

G. G. Wilke und G. H. Weiße welche

im

Jahre

Markustheorie haben.

1838

die

begründet

Inhalt Erster Teil: B e o b a c h t u n g e n Vorbemerkung Wiederholungen Wiederholungen im selben Atemzug Unstimmigkeiten Anmerkung über Matthäus und Lukas Einschübe Mosaikgeschichten Erläuterungen Literarkritische Anmerkung Textkritische Anmerkungen Bedeutung für die Textkritik

Seite 7 9 10 12 14 14 15 15—26 26 28 32

Zweiter Teil: Dreiquellen-Theorie Einleitung „Quellen"? Zwei parallele Reiseberichte Die drei Leidensverkündungen Eine Brücke über zwei Kapitel Ein dritter Reisebericht Eine Brücke über fünf Kapitel Drei Seepredigten in Kapitel 4 Tabelle Der Rest der galiläischen Epoche Die drei Quellen in der Passion Der Einzug in Jerusalem Ein Kennzeichen der Quellen Die Petrusfrage auf dem ölberg Das Letzte Mahl Gethsemane Die Gefangennahme Schlußbemerkung

36 37 38 40 41 43 47 49 50 51 52 53 56 59 64 65 68 70

Dritter Teil: Rekonstruktionsprinzipien Erste negative Vorbedingung Die Dreiquellentheorie von Cadoux

72 75

6 Die Dreiquellentheorie von Thielscher Zweite negative Vorbedingung Eine ergebnislose Expedition Meine Kennzeichen Dritte negative Vorbedingung Erste Markus-Regel Eigenart meiner Rekonstruktion Zusätze des Markus Gibt es auch sachlich wichtige Zusätze? Zweite Markusregel Umstellungen Dritte Markusregel Wie erklären sich die Fälschungen des Markus? Die Markusprobe Vierter Teil: Rekonstruktion

77 78 81 84 87 90 92 93 97 99 102 105 109 113 115

F ü n f t e r Teil: Die Quellen d e u t s c h Quelle A Quelle Β Quelle C

206 215 225

Erster Teil

Beobachtungen Vorbemerkung Es ist mir gelungen, das Markus-Evangelium restlos aufzuteilen in drei vollständige, stilistisch einwandfreie Evangelien — und zwar ohne jede Ergänzung und ohne irgendwelche Hypothesen. Das ist ein so befremdliches Ergebnis, daß ich es für nötig halte, ihm vorauszuschicken die Beweise für die Existenz von Markusquellen. Einzelne davon sind längst bekannt, die meisten haben sich erst eingestellt im Lauf der Arbeit. Ich stelle sie in einigen Tabellen zusammen. Hauptsächlich handelt es sich um Wiederholungen. Nicht alle sind beweiskräftig, doch ihre Fülle ist Beweis. Wenn ich mehr als sechzig auffällige Wiederholungen zeigen kann (sogar dreifache) und darunter dreißig Fälle, wo geradezu im selben Atemzug dasselbe mit denselben Worten doppelt gesagt wird, dann gibt es dafür schwerlich eine andere Erklärung als daß im Markusevangelium verschiedene Schriften ineinandergeschmolzen worden sind und zwar ungeschickt verschmolzen, so daß die Bestandteile sich noch unterscheiden lassen. Noch beweiskräftiger sind vielleicht die dreißig »Unstimmigkeiten«, die ich anführe: Widersprüche, grammatische Verstöße, logische Schnitzer, unverständliche Ausdrücke. Sie sind derart, daß man gewöhnlich auf den ersten Blick erkennt, daß eine Quellenmischung vorliegt. Ich bin imstande, sie durch eine einzige Theorie, die Dreiquellentheorie, sämtlich befriedigend zu erklären. Im ganzen habe ich etwa hundert Anstöße nachgewiesen — hundert Anstöße in einem Buch von etwa dreißig Seiten.

8 Besonders zusammengestellt habe ich noch die Einschübe und die Mosaik-Geschichten. Die Einschübe für sich allein würden die Quellenmischung bei Markus schon einwandfrei beweisen. Daß sie sich ganz sauber heraustrennen lassen, zeigt außerdem, wie mechanisch diese Quellenmischung vor sich ging. Am erstaunlichsten ist aber die große Zahl der Mosaikgeschichten, die nachweislich verflochten sind aus verschiedenem Material. Hier ist oft Satz mit Satz verklammert, sogar Satzteil mit Satzteil. Der Nachweis beruht auf Wiederholungen, Widersprüchén, Unklarheiten, grammatischen Fehlkonstruktionen, logischen UnWahrscheinlichkeiten, unlösbaren Textproblemen. Ich habe hier wie bei den Einschüben übrigens vermerkt, wie groß die Beweiskraft jedes Einzelfalles ist. Wenn ich mehrere Fälle nur als »wahrscheinlich« kennzeichne, so soll das nicht bedeuten, daß ich hier im Urteil schwanke: sie stehen im ganzen Bau der Quellentheorie so fest wie möglich. Aber meine »sicheren« Fälle können eben ganz für sich allein bewiesen werden, ohne irgendetwas anderes vorauszusetzen als den guten Willen des kritischen Lesers, logische Gründe anzuerkennen und dialektischen Ausflüchten vorzuziehen. Mit diesen sicheren Fällen ist die Existenz von Markusquellen unumstößlich dargetan, auch wenn alle übrigen Beobachtungen fehlen würden. Eine bestimmte Textform, wie sie von den Textkritikern herausgearbeitet wird, lege ich nicht zugrunde. Ich entscheide über Lesarten nach dem einfachen Grundsatz : die anstößigere Lesart ist bei gleich guter Bezeugung gewöhnlich die ältere. Daß der Grundsatz meiner Quellentheorie zu paß kommt, besagt nichts gegen seine Berechtigung. Uber alle zweifelhaften Stellen, die mit *) bezeichnet sind, vergleiche man die »Textkritischen Anmerkungen« am Schluß dieses Abschnitts. Bei den »Wiederholungen im selben Atemzug« und den »Unstimmigkeiten« habe ich auch angegeben, wie sich Matthäus und Lukas verhalten. Von drei Fällen abgesehen hat wenigstens der Eine den Anstoß empfunden und ausgemerzt, meistens tun es sogar alle Beide und oft auf verschiedene Weise. Es wird dadurch einmal bestätigt, daß uns der Markustext an

9 diesen Stellen in ursprünglicher Form erhalten ist: denn wie könnten die Abschreiber gegen das Zeugnis der beiden andern Evangelien diese Anstöße hineingebracht haben? Zweitens sieht man, daß diese Anstöße schon den ältesten Bearbeitern des Markus aufgefallen sind. I. Wiederholungen ι, Ii = 9, 7 Himmelstimme: Das ist mein geliebter Sohn! ι, 25 = 9, 25 Jesus bedroht einen stummen Geist 34 — 3» 1 2 Die Dämonen dürfen nicht reden ι, 35 = I, 45 Jesus geht in die Einsamkeit I» 45 = 5» 2 0 Ein Geheilter »fing an es zu verkünden« 2, ι = 3 , 20 Das Volk drängt sich vor der Tür 3.9 = 4, ι Jeus braucht ein Schiff der Menge wegen 3, 14 = 6, 7 Die Jünger bekommen Vollmacht über die Dämonen 3, 20 = 6,31 Sie können der Menge wegen nicht essen 3, 22 = 7, ι Schriftgelehrte, die von Jerusalem gekommen sind 2,13 = 4, ι = 6, 34 Jesus predigt am See 4, 35 = 6, 45 Abends nach einer Predigt das Volk entlassen, Seefahrt angetreten 4> 39 = 6, 51 »Und der Wind legte sich« 3.10 = 5, 27 = 6, 45 Kranke rühren Jesum an 5, 22 = 7, 25 Ein »Töchterlein« geheilt 6, 35 = 8, ι Speisungswunder mit 8 wörtlichen Parallelen 6) 45 = 8,10 Nach der Speisung das Volk entlassen, Seefahrt angetreten 7, 18 = 8, 17 Die verständnislosen Jünger 6, 52 = 8, 17 Das verstockte Herz der Jünger 7, 24 = 9, 30 Jesus will verborgen bleiben 7, 32 = 8, 22 Heilung des Taubstummen bzw. Blinden 8,12 = 8, 38 = 9,19 Jesus entrüstet über »dieses Geschlecht« 8, 31 — 9, 31 = 10, 33 Leidensverkündung 8, 34 = 10, 21 Nachfolge Jesu 8, 35 = 10, 29 Um meinet- und des Evangeliums willen 9, 23 = 1 1 , 23 Dem Glauben alles möglich 9, 34 = 10, 41 Rangstreit der Jünger

10 9, 35 9» 37 9, 39 10,17 Ii, I i Ii, 18 13, 6 14,10 15, 40

= I 0 » 31 — το> = io, 14 = 12, 28 = Ii, 15 = 12, 12 = 13, 21 = 14, 43 = 15, 47

= Io» 43 Die Ersten die Letzten Jesus umarmt Kinder Wehret ihm nicht ! Gespräch über Gottes Gebote = Ii, 27 Drei Einzüge in Jerusalem Feindseligkeit der Hohenpriester Warnung vor falschen Propheten Judas, einer der Zwölf = 16, ι Dreimal die drei Frauen

Π. Wiederholungen im selben Atemzug I, 2 ι, 28 * ι, 32 * 3, 14 * 6,14 7, 3/4 * 7, 6/9 7, 8/9

7, 6/10 10, 23/4

10, 23/6

Zwei Zitate vom selben Sinn (Mt Lk bringen das erste anderswo nach Q) »Alsbald ging sein Ruhm aus . . . alsbald gingen sie ins Haus« (Lk ändert : »er stand aber auf und ging«) »Da es Abend geworden war, als die Sonne unterging« (Mt läßt das zweite weg, Lukas das erste) »Er bestellte die Zwölf . . . und er bestellte die Zwölf« (Mt Lk formen um) »Herodes hörte es . . . als es aber Herodes hörte« (Mt streicht den einen Satz, Lk bildet um) »essen nicht, ohne sich zu waschen . . . essen nicht, ohne sich zu säubern« (Mt verkürzt) »Er sagte zu ihnen . . . und er sagte zu ihnen« (Mt streicht eins) »Gottes Gebot laßt ihr dahinten und haltet Menschenaufsätze . . . Gottes Gebot verleugnet ihr, um eure Aufsätze zu halten« (Mt sagt beim zweitenmal: »so habt ihr Gottes Gebot übertreten«) »Wohl fein hat Jesaias geweissagt. . . Wohl fein . . . denn Moses hat gesagt« (Mt stellt um, glättet) »Wie schwer werden die Reichen ins Reich Gottes eingehen . . . wie schwer ist es, ins Reich Gottes einzugehen« (Mt verbessert den Stil, Lk macht aus der Wiederholung Begründung) »sah sich um und sprach zu ihnen . . . sah sie an und sprach zu ihnen « (Mt tilgt das erste, Lk das zweite Blicken)

11 io, 32 10, 32 11, 9

13, 5 14, ι 14,18/22 I

4» 35

14, 42 14, 45 14, 51/4 I

4, 57

14, 67/9 15, 24/5 I

5» 3°/3 2

I

5, 34/7

»Sie waren auf dem Wege hinaufgehend nach Jerusalem« (Mt Lk ändern) »Er ging voran und sie entsetzten sich, die Nachfolgenden aber fürchteten sich« (Mt Lk verkürzen) »Hosiannah, gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn. . . Gesegnet sei das Reich, das da kommt im Namen des Herrn, Hosiannah« (Mt tilgt ein Kommen, Lk auch ein Hosiannah) »Antwortete und fing an zu ihnen zu sagen« (Mt Lk haben nur einen Ausdruck) »Passah und Ungesäuertes« (Mt streicht das Ungesäuerte, Lk formuliert: »Das Fest des Ungesäuerten, das man Passah nennt«) »Als sie saßen und aßen . . . als sie aßen« (Mt läßt die Wiederholung stehen! Lk ändert) »betete, daß die Stunde wo möglich an ihm vorübergehe, und sprach: Vater, dir ist alles möglich, nimm diesen Kelch an mir vorüber« (Mt Lk streichen den Vordersatz) »Die Stunde ist gekommen, siehe der Sohn wird ausgeliefert . . . siehe der mich ausliefert, ist nah gekommen« (Mt läßt die Wiederholung stehen!) »Alsbald erscheint Judas . . . alsbald kommend kam er auf ihn zu« (Mt streicht »kommend«) »Und ein gewisser Jüngling folgte ihm . . . und Petrus folgte ihm« (Mt Lk streichen den Jüngling) »legten falsch Zeugnis ab und die Zeugnisse waren nicht gleich . . . legten falsch Zeugnis ab und das Zeugnis war nicht gleich« (Mt streicht die Wiederholung) »Eine der Mägde sah ihn und sprach . . . die Magd sah ihn und sprach« (Mt: »eine andere Magd«) »Und sie kreuzigten ihn . . . und sie kreuzigten ihn« (Mt Lk streichen die zweite Angabe samt der Stunde) »Steig herunter vom Kreuz . . . steig herunter vom Kreuz« (Mt läßt die Wiederholung stehen!) »Rief Jesus mit lautem Schrei. . . stieß Jesus einen lauten Schrei aus« (Mt setzt »abermals« zu)

12 * 15, 44

»ob er schon gestorben sei . . . ob er schon gestorben ist« (Mt Lk ändern) 15, 47/16, ι Die drei Frauen nochmals genannt (Mt Lk streichen) 16, 2 »In der Morgenfrühe . . . da die Sonne aufging« (Mt Lk streichen) 16, 9 »denn Zittern und Entsetzen erfaßte sie . . . denn sie fürchteten sich« (Mt L k ändern) III. Unstimmigkeiten

* ι, 2 * ι , 14 * 1, 21 2, 13

2,14

3,17 * 3, 19 4, Ii 5, 20

* 7, 3 7, 20 * 8, Ii 8, 19 34

»in dem Jesaias dem Propheten« (Mt Lk lassen »dem« bei Jesaias weg) »verkündigend sagend« »alsbald am Sabbath«: sonderbar ausgedrückt, sachlich falsch (Mt L k streichen den Sabath) »Er ging hinaus an den See« — wer? eben ging der Gichtbrüchige hinaus! (Mt streicht das Gehen, L k läßt's stehen) Levi, Sohn des Alphäus, steht nicht im Apostelkatalog, dafür Jakobus, Sohn des Alphäus ! (Mt setzt für Levi Matthäus, Lk streicht »Sohn des Alphäus«) Seltsame Satzkonstruktion »der ihn a u c h verriet«? (Mt läßts stehen, Lk läßt »auch« weg) widerspricht 4, 13 (Mt Lk tilgen das Anstößige in 4, 13) Das Wunder soll verkündet werden — sonst soils geheim gehalten werden! (Mt streicht das, Lk läßts bestehen) Ein Nebensatz ohne Hauptsatz! (Mt verbessert) »Er sagte aber« auffällige Unterbrechung (Mt tilgts) »Sie begannen herumzudisputieren disputierend«; (Mt streicht eins) Sinnloser Vergleich der Speisungswunder-Zahlen (Mt verbessert) Jesus verrät der Menge das Messiasgeheimnis, das er eben den Jüngern geheimzuhalten befahl! (Mt schreibt Jünger statt Menge, Lk schreibt »alle«)

13 9, 38 Ii, ι

»Sagt ihm Johannes« — abgerissener Stil (Lk ändert) »Gen Jerusalem gen Bethphage und Bethanien« —• unverständlich (Mt: »näherten sich Jerusalem und kamen nach Bethphage« Lk: »auf dem Weg nach Jer., und als er sich Bethphage und Bethanien näherte ...«) 11.28 »Warum tust du das?« Worauf bezieht sich die Frage? (Mt Lk schieben ein: er lehrte im Tempel) 13, 5 Jesus antwortet 23 Verse später erst auf die gestellte Frage (Mt Lk ändern nichts!) 13,10 »Und zuerst muß das Evangelium verkündet werden allen Völkern«. Der Satz gehört zu 13,8, nicht hierher! (Mt bringt ihn später ohne »zuerst«, Lk streicht ihn ganz) 13.29 »Wenn ihr dies kommen seht« — was? (Mt Lk lassen's stehen) 14,12 Am ersten Tag des Ungesäuerten wird das Passah nicht geschlachtet! (Mt streicht den Zusatz, Lk streicht den »ersten Tag«) 14,17 »Er kam mit den Zwölfen« — die waren ja schon da ! (Mt Lk schreiben statt »kam« einfach »setzte sich nieder«) 14, 41/2 »Schlafet und ruhet ! Stehet auf, lasset uns gehen ! « (Mt läßt's, Lk: »Was schlaft ihr?«) 14, 41 »Es ist genug« heißt eigentlich »Es ist fern«. Sinnlos! (Mt Lk streichen's) 14, 65 »Die Diener nahmen ihn mit Schlägen«: es fehlt was. (Mt streicht's) 14, 72 Der Hahn kräht zum zweitenmal, ohne zum erstenmal gekräht zu haben ! (Mt Lk lassen ihn nur einmal krähen) 15, ι Hohenpriester, Älteste und Schriftgelehrte und der ganze Hohe Rat ? ? (Mt tilgt das zweite, Lk das erste) 15» 13 »Sie schrieen abermals« — sie hatten noch gar nicht geschrieen! (Mt dafür: »Alle sagten«) 15, 43 »kommend es wagend kam er hinein zu Pilatus« ? (Mt Lk verbessern) 15,47 Maria die Tochter des Joses oder des Jakobus ?

14 Anmerkung über Matthäus und Lukas

Aus den letzten 70 Beispielen ergibt sich, daß den beiden späteren Evangelisten die Anstöße im Markusevangelium aufgefallen sind. Wenn Lukas und Matthäus nicht gerade den ganzen Abschnitt umgestaltet haben (dann sind sie in der obigen Zusammenstellung nicht erwähnt), so haben sie regelmäßig den Anstoß ausgemerzt durch kleine Korrekturen. Bei Wiederholungen streichen sie gewöhnlich den einen Ausdruck. Dabei kommt es vor, daß Matthäus den ersten streicht und Lukas den zweiten: die Markus-Lesart wird dadurch einwandfrei sichergestellt. Übrigens sind die Korrekturen der Beiden in zwei Drittel aller Fälle verschieden. Damit ist bewiesen, daß unser wissenschaftlicher Markustext auch der Text des Matthäus und Lukas war. Denn hätte ihnen ein anderer und weniger anstößiger Text vorgelegen, so würden sie sich in solchen Fällen nicht widersprechen. Ich betone das deshalb, weil manche Textkritiker den Markustext nach Matthäus und Lukas revidieren wollen. Das kann nach so vielen Beispielen nicht mehr für erlaubt gelten. Nur zweimal haben alle Beide einen meiner Anstöße beibehalten, 13, 5 und 13, 29 — sie hätten ihn auch kaum verbessern können ohne gründliches Umarbeiten. Sonst finde ich, daß Matthäus vier Wiederholungen stehen ließ (11, 9 14,18 14, 42 15, 30) und einen Widersprach (14, 41), während Lukas nur zwei geringe Anstöße durchgehen läßt (2,13 u. 5,20). Die Beiden waren also kritischer als viele Markusforscher der Neuzeit. IV. Einschübe

ι, 2 3, 22 4, I i 6, 14 8, 34 9, 38 10, 24 13, 3 14, 17

Maleachizitat (sicher) Beelzebub-Gespräch (sicher) Bemerkung an die Zwölf (sicher) Erstes Herodesurteil (sicher) Nachfolgerede (sicher) Fremder Geisterbanner (wahrscheinlich) Reiche im Reich Gottes (wahrscheinlich) Petrusfrage (sicher) Ankündigung des Verräters (sicher)

15 V. Mosaik-Geschichten ι, 2i 6, 45 7, ι 13, ι 14, 32 14, 43 14, 53 14, 66 15, ι 15, 16 15, 42 16, ι

Synagogenszene in Kapernaum (sicher nachgewiesen) Seewandeln (sicher) Gespräch über Rein-Unrein (sicher) Prophetische Rede (sicher) Gethsemane (sicher) Verhaftung (wahrscheinlich) Verhör vor dem Hohen Rat (sicher) Petri Verleugnung (wahrscheinlich) Verhör vor Pilatus (wahrscheinlich) Kreuzigung (sicher) Grablegung (sicher) Auferstehung (wahrscheinlich)

Das sind meine Beobachtungen in Kürze. Wer meine Arbeit ganz selbständig nachprüfen will, kann alle folgenden Erklärungen und Berichte überschlagen und an der fertigen Rekonstruktion im Abschnitt IV seinen kritischen Scharfsinn üben. Im folgenden erläutere ich zunächst einige der aufgezählten Fälle, die nicht auf den ersten Blick verständlich sein dürften. Kapitel ι, 1 Gleich im Anfang des Evangeliums fällt eine Unstimmigkeit auf. »Wie geschrieben steht in dem Jesaias dem Propheten . . . « ι. ist die Wiederholung des Artikels in solchen Wendungen ungebräuchlich, Matthäus hat hier auch korrigiert. 2. aber folgt erst ein Zitat aus dem Propheten Maleachi! Daran schließt sich ohne Übergang ein Wort aus dem Jesaias an. Bei der sonstigen Genauigkeit biblischer Zitate ist das ein seltsames Verfahren. Beste Erklärung: das Maleachizitat ist eingeschoben worden, zwei ursprünglich verschiedene Einleitungen sind verquickt. Dazu paßt weiter: 1. »Anfang des Evangeliums von Jesus Christus«. Solche Überschrift ist ungewöhnlich. Ich kann sie leicht als zweite Einleitung eines Evangeliums verstehen, wenn ich lese : »Anfang des Evangeliums in dem Propheten . . . « 2. Johannes verkündigt im folgenden zweimal, erst eine Bußtaufe, dann : »Ich taufe euch mit Wasser . . . « Trenne ich beide

16 Johannes-Abschnitte, so wird nicht bloß das Jesaiaszitat fortgesetzt durch ι , 3—5, sondern auch das Maleachizitat durch i,6ff.!

ι, 2i Der Auftritt in Kapernaum ist ein Mosaik! ι . In der Einleitung steckt ein Zusatz: »Und sie gingen gen Kapernaum und alsbald ging er am Sabbath in die Synagoge und l e h r t e . . . «* Der Sabbath fällt unvermutet in den Text. E s konnte aber gar nicht Sabbath sein, denn Jesus kam mit den Gebrüdern Petrus-Andreas und Jakobus-Johannes vom See her, wo sie an ihrer Werktagsarbeit waren. 2. Die Szene in der Synagoge enthält zweierlei: Jesus lehrt unter großem Aufsehen und treibt einen Dämon aus. Die zweite Szene beginnt so, wie Markus sonst eine eigene Geschichte einleitet: »Und alsbald war in ihrer Synagoge ein Mensch mit einem unreinen G e i s t . . . « 3. Daß es sich wirklich um zwei verschiedene Geschichten handelt, beweist endgültig der Abschluß: »Und alsbald ging sein Ruhm aus in das ganze galiläische Land. Und alsbald gingen sie aus der Synagoge in das Haus des Petrus . . .« Wieder das doppelte »alsbald«, wie am Anfang. Und ich möchte den Erzähler sehen, der zuerst den Ruhm ausgehen läßt ins Land und dann die Leute aus dem einen Haus ins andre!

ι, 32 Abend in Kapernaum ist auch ein Mosaik, wenn auch nicht ganz so klar. ι . Zwei Tageszeiten werden angegeben, Abend und Sonnenutergang, das ist dasselbe. 2. »Sie brachten zu ihm die, denen es schlecht ging . . . und er heilte viele, denen es schlecht ging wegen verschiedener Krankheiten« — recht merkwürdig ausgedrückt! 3. Daß die Stadt an der Tür versammelt war, wird etwas sonderbar zwischen die beiden eben erwähnten Sätze eingeschachtelt.

3 , 1 6 Berufung der Apostel Hier geht mancherlei durcheinander. 1. »Er bestellte die Zwölf« wird kurz nacheinander sinnlos wiederholt. 2. »sodann

17 den Jakobus und Johannes, und er gab ihnen den Namen Boanerges, und Andreas« — eine unklare Konstruktion. 3. Der Alphäussohn heißt hier Jakobus anstatt Levi (2,13). 4. »der ihn auch verriet« — vollkommen unverständlich. Mit der Quellentheorie habe ich alle diese Probleme glatt gelöst! 3, 21 Die Geschichte von den Angehörigen Jesu wird unterbrochen durch das Beelzebubgespräch. E s kann keinen Zweifel geben, daß das eine einzige Geschichte ist, was dem Gespräch vorausgeht und was ihm folgt. Voraus wird erzählt, daß die Familie Jesu auszog, ihn zu holen, Vom Erfolg ist nichts gesagt. Nachher aber (3, 31) kommen Mutter und Brüder Jesu und lassen ihn rufen. Sie können nicht zu ihm kommen, weil eine Menge ihn belagert. Oben, 3, 20 war schon gesagt, daß er der Menge wegen nicht zum Essen kam. Der Zusammenhang ist unbestreitbar. Ebenso fest steht, daß kein schlichter Erzähler den Zusammenhang einer Geschichte zerreißt, um etwas Anderes dazwischenzuflicken. Das Beelzebubgespräch ist viel zu ausgedehnt als daß der gewöhnliche Hörer oder Leser noch die Angehörigen Jesu im Gedächtnis hätte, wenn es zu Ende geht. Das Markusevangelium ist schlicht und volkstümlich erzählt und nicht auf Theologen berechnet. 4, ι Seepredigt Die Seepredigt wird ständig unterbrochen durch ein erneutes »Und er sprach zu ihnen . . . Und er sagte«. Das beweist noch nichts. Aber I. Es gibt drei Gleichnisse: Sie handeln alle von der Saat: Das erste vergleicht Gottes Wort der Saat, die auf verschiedenen Boden fällt — das zweite vergleicht Gottes Reich dem Samen, der ohne Menschenzutun wächst — das dritte vergleicht Gottes Reich dem Senfkorn, das der kleinste unter allen Samen ist und zu dem größten aller Kräuter aufschießt. Das dritte Gleichnis kann ursprünglich nicht dem zweiten so gefolgt sein wie es jetzt dasteht, denn es beginnt : »Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen und unter welches Gleichnis sollen wir es bringen ? « So kann niemand reden, der soeben erst ein Gleichnis vom Reich Gottes vorgetragen hat. Thiel, Drei Markus-Evangelien. 2

18 2. Nach dem ersten Gleichnis, dem vom Sämann, steht ein ganz sicherer Einschub. Die Jünger fragen Jesum nach der Bedeutung des Gleichnisses, »samt den Zwölf« und er erklärt : »Euch ist das Geheimnis des Gottesreiches gegeben (im Sämannsgleichnis ist jedoch vom Gottesreich gar nicht die Rede!), denen draußen aber kommt alles durch Gleichnisse zu, auf daß sie mit sehenden Augen doch nicht erkennen . . .« Und gleich nach dieser Erklärung geht es weiter: »Und er sagte zu ihnen: Versteht ihr dies Gleichnis nicht? Wie wollt ihr die anderen alle verstehen?« Der Widerspruch ist so unbedingt, daß niemand den Einschub leugnen kann. Entfernt man ihn, so bekommt man einen tadellosen Zusammenhang.

6,14 Der schwerhörige Herodes verrät eine Quellenmischung auf originelle Weise. »Und Herodes hörte es und sagte : Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden, darum tut er solche Taten. Etliche aber sagten : E s ist Elias! etlich aber: E s ist ein Prophet wie andere Propheten. Als es aber Herodes hörte, sagte er: Johannes, den ich köpfen ließ, der ist auferstanden!« Vielleicht soll hier Herodes als hartnäckig und rechthaberisch geschildert werden. Aber auch als schwerhörig ? ? Daß ein flagranter Einschub vorliegt, ergibt sich übrigens aus dem Zusammenhang. Vorher ist nur von Jesu Jüngern die Rede. Da kann es schwerlich weitergehen: »Und Herodes hörte es, denn sein Name war nun bekannt«, d. h. Jesu Name. Nur das zweite Herodesurteil paßt in den Zusammenhang, leitet auch zum folgenden, dem Tod des Täufers, über.

6,45 Seewandeln Ein Mosaik ! 1. Zwei Ortsbestimmungen für die Seefahrt : »Aufs jenseitige Ufer nach Bethsaida.« 2. Zwei Zeitbestimmungen fürs Seewandeln: »Als es Abend geworden war . . . um die vierte Nachtstunde. « 3. »Als sie ihn sahen, schrieen sie auf, denn alle sahen ihn und erschraken.« 4. »Da er sie Not leiden sah, kam er zu ihnen . . . und er wollte an ihnen vorübergehen« — sinnlos! 5. »Und er redete mit ihnen und sprach zu ihnen« ungewöhnlich!

19 7, ι Gespräch übet Rein-Unrein Das Gespräch über Rein und Unrein ist ein Mosaik aus zwei Geschichten gleichen Inhalts und gleichen Aufbaus. ι. Hier allein im ganzen Evangelium treten »Schriftgelehrte und Pharisäer« gemeinsam auf. 2. Die merkwürdige Zusammenstellung »Die Pharisäer und alle Juden« leitet zwei Sätze ein, die dasselbe sagen: »Die Pharisäer und alle Juden essen nicht, ohne sich sorgfältig zu waschen, und halten so die Vorschriften der Ältesten. Und vom Markt (kommend) essen sie nicht, ohne sich zu besprengen, und viel anderes gibt es, was sie zu halten übernommen haben«. 3. Jesus antwortet : zweimal nacheinander das Nämliche ! »Und er sprach zu ihnen : Fein hat von euch Heuchlern Jesaias geweissagt. . . Gottes Gebot lasset ihr dahinten und haltet die Vorschriften der Menschen! Und er sprach zu ihnen: Fein setzt ihr Gottes Gebot zurück, um eure Vorschriften zu halten! Denn Moses hat g e s a g t . . . « 4. Endlich ist auch die grammatische Konstruktion fehlerhaft, so daß die späteren Handschriften nachgeholfen haben. Es fehlt im Anfang nämlich der Vordersatz zu einem Nebensatz. Das genügt wohl zum Beweis der Textvermischung. 8, 34 Nachfolgerede Einschub! Jesus ruft die Menge herbei und spricht über die Nachfolge und über die Wiederkunft des Menschensohnes. Kurz vorher hat er den Jüngern ausdrücklich verboten, von seinem Messiastum zu reden. Jetzt tut er's selbst. Es kann sich nur um einen Einschub handeln. Übrigens wird das Folgende durch »Und er sagte zu ihnen« deutlich davon abgesetzt *. 9,31 Leidens verkündung Die zweite Leidensverkündung 9, 3 1 kann nicht so wie sie dasteht, auf die erste 8, 32 gefolgt sein. Denn dort hat Petrus dem Heiland wehren wollen, in den Tod zu gehen, dann hat er (bei der Verklärung) Auskunft erhalten, was die angekündigte Auferstehung bedeutet — jetzt aber heißt es, die Jünger hätten nichts verstanden und sich gescheut, zu fragen. 2*

20 Es folgt 9, 33 eine Zurechtweisung der. Jünger, die gestritten hatten, wer der Größte sei. Jesus sagt : »Wer der Erste sein will, soll der Letzte sein und aller Knecht.« In Kapitel io gibt es bekanntlich eine dritte Leidensverkündung. Darauf folgt auch ein Streit der Jünger um ihren Rang und sie werden mit denselben Worten zurechtgewiesen! ίο, τη Der Reiche am Weg

Die Geschichte vom Reichen am Weg enthält ein paar Dubletten. Das Wort: »Wie schwer werden die Reichen ins Reich Gottes kommen ! « wird wiederholt und mit Zusätzen ausgeschmückt. Beide Male sieht Jesus die Jünger an! Läßt man die Wiederholung fort, dann bekommt erst Petri Antwort einen rechten Sinn: »Siehe, w i r haben alles verlassen und sind dir gefolgt!« d.h. wir sind nicht so wie dieser Reiche! Nun spricht Jesus vom Verlassen aller Dinge »um meinetwillen und des Evangeliums willen.« Geradeso sprach er schon 8, 35 von der Nachfolge, vom Lebenlassen »um meinetwillen und des Evangeliums willen«. Endlich 10, 31 »Die Ersten werden die Letzten sein«, erinnert an 9,35 und 10,44: »Wer der Erste sein will, soll der Letzte sein ! « Kapitel 13

Die große Weissagungs-Rede 13, 6—27 ist zusammengesetzt. ι . Sie beginnt mit einer Warnung vor falschen Propheten, die nachher fast wörtlich wiederholt wird. 13, 6 : »Sehet zu, daß euch niemand verführe. Viele werden kommen in meinem Namen und sagen: Ich bin es! und werden viele verführen«. 13,21: »Und hierauf, wenn einer zu euch sagen wird: Siehe hier ist Christus, siehe da ist er ! so glaubt ihm nicht ! Es werden falsche Christusse auferstehen und falsche Propheten und Zeichen und Wunder tun, um zu verführen, wenn es möglich wäre, selbst die Auserwählten. Ihr aber sehet zu! Ich habe euch alles vorausgesagt. « 2. Vers 8 und 10 gehören zusammen : »Es muß so kommen, aber es ist noch nicht das Ende. Denn es wird sich erheben Volk

21 wider Volk und Reich wider Reich. Es wird Erdbeben geben an einzelnen Orten, es wird Hungersnöte geben. Der Anfang der Wehen ist das . . . Und an alle Völker muß zuvor das Evangelium gepredigt werden.« Im jetzigen Markustext ist der Zusammenhang vor dem letzten Satz zerrissen durch eine Schilderung dessen, was den Jüngern bevorsteht. 3. Vers 10 : »Und an alle Völker muß zuvor das Evangelium verkündet werden« unterbricht seinerseits den Zusammenhang dessen, was den Jüngern gesagt wird über ihre zukünftigen Leiden und ihr Verhalten vor ihren Richtern. Hierzu paßt Vers io ganz und gar nicht. 4. Die ganze Weissagungsrede wird eingeleitet durch den Satz: »Und Jesus antwortete ihnen und begann zu sagen«. Dies ist die einzige Stelle im Neuen Testament, wo die beiden bekannten Formeln »Er antwortete und sprach« — »Er fing an zu sagen« miteinander verquickt sind! * Noch auffälliger ist der Riß zwischen der P e t r u s f r a g e 13, 3 und der A n t w o r t d a r a u f , 13, 28. Petrus fragt auf dem ölberg nach Zeit und Zeichen eines zukünftigen Ereignisses. Darauf kann Jesus nicht erwidert haben, was bei Markus steht: »Sehet zu, daß euch niemand verführe!« In allen Verkündungen ist auch nicht die leiseste Spur einer Antwort auf die Petrusfrage zu finden. 13, 28 aber steht eine Antwort darauf: »Am Feigenbaum lernet das Gleichnis! Wenn schon sein Trieb zart wird und Blätter treibt, so merkt ihr, daß der Sommer nahe ist. Also auch ihr, wenn ihr dies geschehen seht, so merkt ihr, daß es nahe ist vor der Tür . . . Über jenen Tag und die Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, auch der Sohn nicht, nur der Vater. « Das ist zweifellos die Antwort auf die Petrusfrage. Es gibt keinen einfachen Erzähler, der Frage und Antwort auseinanderreißt durch eine Weissagungsrede von 22 Versen! Übrigens kann die Antwort auch gar nicht mit der Weissagungsrede zusammenhängen. Denn die schloß ab mit der Schilderung des Jüngsten Tags, dem Erscheinen des Menschensohnes in den Wolken. Da kann Jesus nicht fortfahren: »Wenn ihr dies geschehen seht, so wißt ihr, daß es nah ist vor der Tür. «

22 Zuletzt noch ein offenbarer Widersinn. Nach Markus b e z i e h t sich die P e t r u s f r a g e auf dem ö l b e r g auf den U n t e r g a n g des T e m p e l s , den Jesus dicht vorher prophezeit hat (13, 1). Wenn das der Sinn der Petrusfrage war, so hat die Antwort 13, 28 keinen Sinn. Und eine andere Stelle, die als Antwort gelten könne, gibt es eben nicht. Diese Unstimmigkeiten können nur erklärt werden durch die Annahme, daß Markus das Kapitel auf ganz mechanische Weise zusammengesetzt hat aus Parallelberichten. 14, ι Passah »Es war aber das Passah und das Ungesäuerte nach drei Tagen. . .« (14, 1) *. Das sind zwei Ausdrücke für dasselbe Fest. Sie werden freilich auch von den Rabbinern und im Alten Testament zusammen genannt, weil Passah den 14. April bezeichnet, den Opfertag der Lämmer, das Ungesäuerte aber die eigentliche Feier-Woche, die am 15. April beginnt. Nun hat aber Markus diesen Unterschied nicht gemacht, denn er setzt 1 4 , 1 2 die beiden Ausdrücke für denselben Tag an: »Am ersten Tag des Ungesäuerten, da man das Passah schlachtete . . . « Das ist ein Irrtum, der ihm nicht passiert sein dürfte, wenn er wirklich so genau wie die Rabbiner unterschied. E r hat also wie der Volksmund beide Ausdrücke für völlig gleichwertig genommen. Darnach ist die doppelte Angabe 1 4 , 1 nur zu erklären durch die Vermischung zweier Quellen. 1 4 , 1 8 Abendmahl Vom Abendmahl sind zwei Berichte nachzuweisen, denn es gibt da zwei Einleitungen. 1 4 , 1 8 : »Und als sie saßen und aßen, sprach Jesus : Wahrlich ich sage euch, einer unter euch wird mich verraten . . . « 1 4 , 2 2 : »Und als sie aßen, nahm er das Brot, dankte und brachs . . . « Der erste Bericht paßt auch nicht zum Vorangehenden. Denn er beginnt : »Am Abend aber kam er mit den Zwölfen«. Vorher aber wurde erzählt, daß Jesus die Jünger ausgeschickt hatte, das Abendmahl vorzubereiten. Sie suchten einen Saal und richteten das Passah her. Sie waren also bereits da, als Jesus kam. Darnach ist der erste Bericht vom letzten Mahl in einen anderen Zusammenhang hineingeschoben worden.

23 i 4 > 3 2 Gethsemane Die Szene in Gethsemane enthält lauter Wiederholungen. ι. Jesus sagt erst zu den Jüngern: »Setzt euch hier, indes ich bete«. Dann sagt er zu den drei Vorzugsjüngern : »Bleibet hier und wachet!« 2. Jesus betet, »daß> womöglich, diese Stunde an ihm vorübergehe«. Dann spricht er: »Vater, dir ist alles möglich, nimm diesen Kelch an mir vorüber!« Als er zum zweitenmal weggeht nach Markus, heißt es höchst auffallend: »Er betete, dasselbe Wort sagend«. 3. Zweimal kommt Jesus zurück und »findet sie schlafend«. Das erstemal redet er Petrus an: »Simon, du schläfst, vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen ? « Das zweitemal fehlt eine Anrede, obwohl bemerkt wird, die Jünger wußten nicht, was sie ihm antworten sollten. Aber die zweite Anrede Jesu kommt nachher! Denn im folgenden ist unbedingt Verschiedenes vermengt ! 4. »Und er kommt zum drittenmal und spricht zu ihnen: »Schlafet den Rest und ruht euch aus ! E s ist genug. Die Stunde ist gekommen. Siehe der Menschensohn wird ausgeliefert in der Sünder Hände. Stehet auf, lasset uns gehen! Siehe der mich ausliefert, ist angekommen.«* Die Wiederholung ist offenkundig. Der Widerspruch in dem Gesagten ist noch offenkundiger. Man hat zwar den ersten Satz versucht als Fragesatz zu deuten: »Schlafet ihr den Rest und ruhet euch aus?« Aber das ist gezwungen und beseitigt auch noch nicht die Wiederholung. 5. E s steckt hier außerdem noch ein Rätsel, das man bisher nicht lösen konnte. Das Sätzchen »Es ist genug« heißt gar nicht so. Man hat einen ausgefallenen griechischen Poeten für diese Konjektur herangezogen, αττέχει bedeutet entweder: »er quittiert« und könnte sich höchstens auf Judas beziehen (»Er hat seinen Lohn«) — Judas erscheint aber erst nachher. Oder es bedeutet: »Er ist fern«, und das hat hier überhaupt keinen Sinn. Mit der Quellentheorie läßt sich das Rätsel lösen, wie wir sehen werden.

24 14,43 Verhaftung ι . Und alsbald als er noch spricht erscheint Judas, der Zwölfe einer« (14,43) — warum wird Judas noch einmal vorgestellt, da er schon 14, 10 auftrat als »Judas Iskarioth, der Zwölfe einer«? Und warum fährt 14, 44 so geheimnisvoll fort ? »Es hatte ihnen aber, der ihn verriet, ein Zeichen gegeben. Und warum wiederholt 14, 45 : »Alsbald kam er, kam auf ihn zu und sagte . . . « ? 2. 14, 51 : »Und ein gewisser Jüngling folgte ihm . . . « 14, 54 : »Und Petrus folgte ihm von fern . . . « 3. Der Menge »mit Schwertern und Stöcken« erwidert Jesus: »Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Stöcken, mich zu fangen«. Dazwischen aber ist die Rede vom Verräterkuß des Judas und von einem Unbekannten, der dem Knecht des Hohepriesters ein Ohr abschlug. Da kommt die Ansprache Jesu an die Menge doch ein bißchen spät. . . 14, 53 Verhör Das Verhör vor dem Hohen Rat bringt nacheinande r denselben Satz: »Viele legten falsch Zeugnis ab über ihn, und die Zeugnisse waren nicht gleich. Und Etliche standen auf und legten falsch Zeugnis ab über ihn . . . und auch so war ihr Zeugnis nicht gleich.«* Das Verhör wird eingeleitet durch die merkwürdige Zusammenstellung »Die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat« — es müßte »der« Hohepriester heißen, denn »die« Hohenpriester sind nur eine der drei Körperschaften des Hohen Rates. Wieder eine sprachliche Schwierigkeit: »Und die Diener ergriffen ihn mit Ohrfeigen (oder Stockschlägen)« ( 1 4 , 6 5 ) * . Man weiß nicht recht, was das bedeuten soll als Abschluß des Verhörs. Man erwartet mindestens, daß er abgeführt wird — aber erst 1 5 , 1 wird er gebunden und zu Pilatus abgeführt. 14, 66 Verleugnung Die Verleugnung Petri umrahmt das Verhör auf eine Weise, die nicht der Art schlichter Erzähler entspricht. Die Szene

25 springt dreimal vom Hohen Rat in den Hof und zurück, nach dem Schema: A — Β — A — Β — Α. Doppelt wird erzählt, daß Petrus im Hof war, sich wärmte am Feuer, gesehen und verraten ward von einer Magd und leugnete. Dabei ergibt sich, daß Petrus vor der Magd ausweicht in den Vorhof — »und die Magd sah ihn«. Das paßt schlecht zusammen. Das Merkwürdigste aber ist dies : »Bevor der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen«. Weckt schon die pedantische Zählung Verdacht, so noch mehr, daß nach allen guten Handschriften der Hahn nur einmal kräht! Und doch erinnert sich sogar Petrus daran, daß Jesus prophezeit hat: »Bevor der Hahn zweimal kräht«*. 15, ι Pilatus 1 5 , 1 : »Und alsbald früh faßten Beschluß die Hohenpriester mit den Ältesten und Schriftgelehrten und der ganze Hohe R a t . . . «* Der Hohe Rat besteht aus Hohenpriestern, Ältesten und Schriftgelehrten. Nach Markus faßte also der Hohe Rat und der ganze Hohe Rat Beschluß! In der Pilatus-Szene steht unter anderen verdächtigen »abermals« eines, das verkehrt am Platze ist. 15, 13 »Sie aber schrieen abermals: Kreuzige ihn!« Warum denn abermals? Sie hatten ja noch gar nichts gesagt ! Markus hat hier offenbar des Guten zuviel getan: er merkt bei seinen Mischungen die Dubletten immer an mit diesem Wörtchen und da er gerade vorher dem Pilatus ein »abermals« zugeben mußte, tat ers auch bei der Erwiderung der Menge. Man beachte, daß im folgenden, wo sich die Reden wirklich wiederholen, das »abermals« fehlt: »Pilatus aber sprach zu ihnen: Was hat er denn Böses getan? Sie aber schrieen ganz laut: Kreuzige ihn!« Da sieht man, wie ein ursprünglicher Bericht Wiederholungen anstellt, ohne pedantisches »abermals«. Ich bin der Meinung, daß die Verhöre vor dem Hohen Rat und vor Pilatus aus zwei Berichten verflochten sind. Es werden immer zwei Fragen an Jesum gestellt und jedesmal antwortet er nur auf die eine, aber auf die andre schweigt er. Damit stimmt überein, was folgt.

26 15, 2i Kreuzigung Daß auch sie zweimal erzählt wird, ist wohl das Unglaublichste von allem. Sie wird zweimal erzählt in aufeinanderfolgenden Versen! (freilich nur nach alten Handschriften): »Und sie kreuzigten ihn und verteilen seine Kleider, das Los werfend, wer sie bekommen solle. E s war aber die dritte Stunde, und sie kreuzigten ihn« *. Zweimal wird Jesus auch verhöhnt, von den Vorübergehenden und »desgleichen« den Hohenpriestern: »Hilf dir selbst, steige herunter vom Kreuz! (15, 30) »Sich selbst kann er nicht helfen, jetzt steige er herunter vom Kreuz!« (15, 32). Dabei wird jedesmal Bezug genommen auf einen der Vorwürfe gegen Jesus beim Verhör. Also werden hier die beiden Verhörs-Berichte fortgesetzt ! Um die neunte Stunde »rief Jesus mit lautem Schrei« (15, 34) und gleich darauf »stieß er einen lauten Schrei aus« (15, 37)· Nachher, 15, 43 wundert sich Pilatus, »ob er schon gestorben sei« und fragt den Hauptmann, »ob er schon gestorben ist«. Am Grab stehen dieselben Frauen wie unterm Kreuz, Salome, Maria Magdalena und eine andere Maria. Diese ist zuerst die Tochter des Jakobus, dann mit einemmal die Tochter des Joses. Literarkritische Anmerkung Gegen streng logische Untersuchungen, worauf die vorstehenden Ergebnisse beruhen, haben viele Theologen Abneigung und daher Bedenken. Sie wollen solche Anstöße im Text nicht anerkennen, weil es sich um primitive und orientalische Erzählerweise handle. Dagegen stelle ich fest: ι . Matthäus und Lukas haben an denselben Stellen Anstoß genommen wie ich. Auch die Abschreiber haben es meist getan. Die logische Kritik ist also weder neu noch unangemessen noch übertrieben. 2. Markus erzählt im allgemeinen auffallend sachlich, nüchtern, ohne jeden Uberschwang, der Wiederholungen

27 rechtfertigen könnte wie etwa in den Psalmen. E s ist also völlig ausgeschlossen, daß man ihm blumige orientalische Redeweise nachsagt. 3. Markus erzählt seine Geschichten oft mit ungewöhnlich vielen Einzelheiten und dabei passiert ihm niemals eine Ungenauigkeit, geschweige denn ein Widerspruch. Ζ. B. in der Geschichte von Jairi Töchterlein : »Sie kommen in das Haus . . . und er trat ein . . . und er geht hinein, wo das Kind w a r . . . « Das ist alles andre als Geschwätzigkeit, es ist alles durchdacht — oder erlebt — bis ins Kleinste. 4. Die Einschübe, die ich im Markusevangelium festgestellt habe, sind deutlich erkennbar an logischen Anstößen und sprachlichen Schwierigkeiten. Ganz anders steht es mit der Episode vom blutflüssigen Weib, das den Fortgang der Jairusgeschichte unterbricht : sie ist sachlich völlig einwandfrei in den Zusammenhang geordnet. Wenn ein primitiver Erzähler das hier fertigbrachte, warum sind ihm die anderen (die wirklichen) Einschübe so schlecht gelungen? 5. Vom Stil her gesehen finde ich einen direkten Beweis für die Zusammensetzung des Markusevangeliums aus verschiedenen Berichten, nämlich darin, daß es ausgesprochen anschauliche und ausgesprochen konstruierte Geschichten darin gibt, die sich auch im Ton auffallend unterscheiden. Man vergleiche mit Kapitel 5, wo alles ungezwungen, folgerichtig abläuft in breiter, gemütlicher Chronistenweise, mit Kapitel 2 , 1 3 — 2 8 , dem Paradebeispiel der formengeschichtlichen Kritik: hier ist schlechthin alles konstruiert, zusammenhangslos, schematisch, ohne jede Anschauung. Kann derselbe Erzähler zwei so grundverschiedene Abschnitte verfaßt haben ? Kurzum: einen literarischen Einwand gegen meine logische Analyse gibt es nicht. Ich ziehe darum endgültig den Schluß: Mit den Beobachtungen in obenstehenden Tabellen ist die Existenz der Markusquellen einwandfrei bewiesen. Sie ist sicherer als die Existenz von Q, von E und J im Alten Testament, sicherer als die Priorität des Markus vor Lukas und Matthäus.

28 E s ist außerdem noch mehr bewiesen: i . daß die Quellen ganz besonders gut erhalten sind, denn sonst wären die tollsten Wiederholungen und Widersprüche ausgemerzt — 2. daß die Quellen durch das ganze Evangelium laufen und also höchstwahrscheinlich selbst vollständige Evangelien waren. Daraus nehme ich die Hoffnung, jedenfalls die Aufgabe, diese Quellen in ihrem ursprünglichen Umfang und in ihrem ursprünglichen Wortlaut wiederherzustellen.

* ) Textkritische Anmerkungen Ich untersuche im folgenden einzelne Stellen, die für meine Quellen-Forschung wichtig sind. Ich bin nicht eingeschworen auf irgendeine Textform. Mein Prinzip lautet einfach: von zwei Lesarten, die gleich gut bezeugt sind, ist die anstößige älter. Denn es ist leicht erklärlich, wie eine unbequeme, anstößige, bedenkliche Lesart aus dem Text verschwand, aber schwer erklärlich, wie sie anstelle einer glatteren, weniger anstößigen und bedenklichen Lesart getreten sein sollte. E s stehen in der textkritischen Wissenschaft noch immer, wie von Anfang an, zwei Möglichkeiten gegeneinander: »östliche« gegen »westliche« Textform — oder S(inaitikus) mit Β (Vatikanus) gegen D (Bezä) mit it (Itala) und mit S y (Syrsin und Verwandtschaft). Für Markus im besonderen werden der letzten Textform auch noch W und Θ (Freer und Koridethi) zugefügt, doch ohne selbständige Bedeutung. Ich führe im folgenden nur die erwähnten Handschriften an und setze ihr Gefolge an Übersetzungen, Uncialen und Minuskeln einfach voraus, wenn ich nicht besonders erwähne, daß eine jener Haupthandschriften ganz allein steht. I, 2 »In dem Jesaias dem Propheten « D allein läßt das erste »dem« fort. Nur so erklärbar, daß D den wiederholten Artikel anstößig fand, ebenso wie Mt und Lk. ι , 1 5 »Verkündigend das Evangelium Gottes u n d sagend«. Das »und« steht nur in B, W , Θ Min, b, 1. Die Autorität des Vatikanus genügt mir längst nicht, um über eine Lesart zu entscheiden. Ich sehe ihn hier als Text verbesserer tätig,

29 zumal S mit C und Syrsin eine andere Verbesserung vornehmen : sie lassen »sagend« ganz weg. Den Anstoß »verkündigend sagend« haben A , D, it. I, 23 »Und alsbald ging er am Sonntag in die Synagoge«. »Alsbald« wird von den sämtlichen Westlern weggelassen und damit der sprachliche Anstoß beseitigt. 1, 3 2 Die doppelte Zeitangabe wird vereinfacht bei einigen it und im Sys. 2, 1 3 »Abermals« von D allein gestrichen. 3, 1 6 Das wiederholte »Er bestellte die Zwölf« findet sich nur bei S und Β nebst je zwei Une. und Min. Alle übrigen lesen den Satz nur einmal. Offenkundige Verbesserung, die so natürlich war, daß sie sich völlig durchsetzte. 3 , 1 9 »Der ihn auch verriet«. »Auch« wird von einigen it weggelassen. 6, 1 4 »Als es Herodes hörte, sagte er«. Dafür »sagten sie« Β D W und je zwei Min und it. Ein seltener Fall: Β auf der Seite von D gegen S ! Aber die Lesart von Β ist die glattere, daher gebe ich S recht. Übrigens unterscheiden Β und D sich in ihren Konjugationsformen, ein schlechtes Zeichen! 7, 2 »Tadelten sie es«. Dieses Prädikat, das die unmögliche Satzkonstruktion in Ordnung bringt, fehlt bei S, Β und Genossen, dazu auch im Sys. Diese Handschriften haben zweifellos die ursprüngliche Lesart. Der Itala, die hauptsächlich für die Verbesserung verantwortlich ist, widerspricht auch noch D. D schreibt nämlich »erkannten sie es«. 7, 9 Die Einleitung zur zweiten Antwort Jesu »Und er sprach zu ihnen« fehlt in Sys als einziger Handschrift. Beseitigter Anstoß! 7, 20 ganz genau der gleiche Fall. 7, 16 »Wer Ohren hat zu hören, der höre«. Fehlt in S, B, zwei Une, einer Min. Ich würde den Satz streichen, wenn er sich bei Matthäus an der Parallelstelle fände: dann wäre er von da in Markus hineingelesen worden. Sonst habe ich nur Vermutungen, weshalb der Satz von späteren Bearbeitern eingefügt sein könnte. Und diese Vermutungen sind genau

30 so fragwürdig wie diejenigen, die ich habe darüber, warum S und Β den Satz gestrichen haben könnten. Der Fall ist nicht zu entscheiden. 8, I i συν^η-τείν ^ητοΟντες. Das zweite Wort fehlt in P45 — ein Zeichen, daß auch dieser älteste Papyrus schon textkritisch überarbeitet ist. 9, ι »hatte gesagt« anstatt »sagte«, nur Sys: das gleiche Bestreben wie 7, 9 und 7, 20, die Unterbrechung der Rede Jesu weniger auffällig zu machen! 9, 3 1 »Denn er lehrte sie«. Statt »denn« liest it »aber«, Sys »und«. Offenbare Korrekturen des unbegründeten »denn«? 9, 38 »Sagte ihm Johannes«. D liest »antwortete aber«, it mit W u. a. »antwortend sagte«. Stilistische Angleichungen! 10, 2 »Die Pharisäer« fehlen in D, Sys, it (a b k). Aber auch in diesen Handschriften steht »um ihn zu versuchen«. Das kann nicht gut bezogen werden auf die Mengen, die zusammenliefen. Man kann deswegen eine »anstößige«, also authentische Lesart sehen im Fehlen der Pharisäer. E s ist auch kein Grund ersichtlich, warum sie gestrichen worden wären. Ich habe freilich mit diesem »Anstoß« nicht das geringste anfangen können. 10, 28 »Fing Petrus an«. D, it, Sy ergänzen »und«. Stilistische Angleichung! 1 1 , ι »Nach Jerusalem nach Bethphage und Bethanien«. »Nach Bethphage« fehlt (und damit der Anstoß!) bei D, it und Origenes. 13, 5 »Antwortend fing er an zu sagen«. Β und S u. a. lassen »antwortend« weg. D und Sys nebst einigen it haben »fing an« gestrichen. Der gehäufte Ausdruck ist also weder durch die östliche noch durch die westliche Textform bezeugt. Er findet sich allerdings in den meisten Une. und den meisten it. Ich halte ihn trotz schlechter Bezeugung für authentisch, denn ich kann mir nicht denken, warum spätere Abschreiber die beiden gebräuchlichen Markusformeln an dieser einzigen Stelle willkürlich verquickt haben sollten. Dagegen versteht es sich von selbst, daß auch eine sehr gewissenhafte Textrevision (und alle unsere Textformen gehen auf Revisionen

31 zurück) die bedeutungslose, auffällige und sonderbare Häufung der Ausdrücke beseitigt hat. 14, ι »Das Passah und das Ungesäuerte«. D läßt den zweiten Ausdruck weg, Sys schreibt: »Das Ungesäuerte des Passah«, k dagegen »Das Passah des Ungesäuerten«. Klare Korrekturen ! 14, 41 άττέχει wird verschieden übersetzt in it, gewöhnlich ist dabei ergänzt τό τέλος wie schon griechisch in D W Θ, fam. 13. ήλθον ή ώρα ist bei D und it (ζ. Teil) umgewandelt in xal ή ώρα. το λοιπόν fehlt im Sys, wird von D u. a. verwandelt (durch Weglassen des Artikels) in die Bedeutung »jam nunc«, welche it der Stelle gibt. Das sind alles ganz sichere Text-Verbesserungen ! 14, 57 »Legten falsch Zeugnis ab«. Diese Wiederholung streicht der Syrsin ! 14, 65 »Die Diener nahmen ihn mit Schlägen«. It korrigiert: »hieben ihn nieder« oder »prügelten« (k). Sys gibt folgenden Text: »Schlugen ihn auf die Backen«. Zweifellose Verbesserungen der unverständlichen Ur-Lesart. 14, 69 »Und der Hahn krähte« (zum erstenmal!) fehlt bei S, B, W, Sys, c. Unter keinen Umständen kann das ausgelassen worden sein. Vielmehr haben die anderen Handschriften es hinzugetan (D vor allem). 14, 72 »Und der Hahn krähte zum zweitenmal«. »Zum zweitenmal« fehlt in S (und c), ein deutlicher Beweis von textkritischer Bearbeitung! Entsprechend hat S im weiteren auch das Wort »zweimal« gestrichen, da wo Petrus sich an Jesu Prophezeiung erinnert: »Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen«. Diese Korrektur machen auch W und c mit, die den Hahn nur einmal krähen ließen. Sie wagten immerhin nicht, »zum zweitenmal« auch noch zu streichen. Noch schwächlicher ist das Verhalten von D und it (den meisten): sie streichen »zweimal« nur 14,30, bei der Prophezeiung Jesu, lassen es aber stehen 14, 72, wo Petrus sich daran erinnert! Da sie außerdem den Hahn noch einmal krähen lassen, sieht es so aus, als ob sie erst beabsichtigt hätten, den Hahn nur einmal krähen zu lassen, dann aber durch das »zum zweitenmal« sich gezwungen sahen, ein erstes

32 Hahnkrähen zuzufügen. Die bequemste und beste Lösung hat nur die Min 1342 gewagt : sie ersetzte einfach »zum zweitenmal« durch »zweimal«: so war alles in bester Ordnung. 15, ι »die Hohenpriester, Ältesten und Schriftgelehrten und der ganze Hohe Rat«. Statt dessen schreibt Sys »und das ganze Volk«! 15, 26 »Es war aber die dritte Stunde und sie kreuzigten ihn«. Statt dessen »da sie ihn kreuzigten« nur in einigen Min (fam. 13). Statt »kreuzigten« setzt D und mehrere it »bewachten«. Deutliche Änderungen, die den Anstoß beseitigen sollen. 15, 44 »Pilatus wunderte sich, ob er schon gestorben sei, und fragte den Hauptmann, ob er schon gestorben ist«. So Β D W Θ. Syrsin läßt das zweite »schon« aus, die übrigen alle lesen dafür »schon lange«. So wird die auffällige Wiederholung gemildert. 15,47 »Maria des Joses Tochter«. Statt dessen, zum Angleichen an die nächste Angabe: »des Jakobus Tochter« bei D, einigen it und Sys. »Mutter des Joses« schreibt W, »Tochter des Jakobus und Joses« als billigen Vermittlungsvorschlag Θ und c. Bedeutung für die Textkritik

Ich habe diese vielen Einzelheiten nicht abgedruckt, um meine Quellen-Scheidung durch bestimmte Lesarten zu bekräftigen. Meine Beweise für die Existenz der Markusquellen sind viel stärker als irgendwelche textkritischen Argumente. Ich glaube vielmehr für die Textkritik recht brauchbare Tatsachen geliefert zu haben — Tatsachen, die ganz unabhängig sind von textkritischen Theorieen. Meine Beobachtungen bestätigen im allgemeinen den üblichen wissenschaftlichen Text, wie ihn ζ. B. Legg 1935 oder auch Nestle gibt, also die östliche Textform, beruhend auf Β und S. Dagegen erweisen sich D (W Θ), der Syrsin und auch die Itala, wo ihre Zeugen übereinstimmen, regelmäßig als eifrige Verbesserer, mit viel geringerer Scheu vor dem Buchstaben als Β und S. Der sogenannte »westliche« Text kommt also für den »apostolischen Urtext« nicht in Frage.

33 Aber auch die einzelnen Vertreter dieses Textes, der ja keine Einheit zu sein braucht, haben textkritisch, soweit meine Beobachtungen reichen, gar nichts zu bedeuten. D liegt ausnahmslos auf der falschen Seite! Eine Handschrift, die den Unsinn schreibt »Es war aber die dritte Stunde und sie bewachten ihn«, um damit den Anstoß einer zweimaligen Kreuzigung zu beseitigen — die ganze Sätze wegläßt oder zufügt ( 3 , 1 6 7, 2) — die regelmäßig an den gröberen Verbesserungen der Altlateiner teilnimmt (14, 41 14, 72 15, 47) und einmal ungeschickter als sie alle korrigiert (7, 2) — eine solche Handschrift kann nicht ernsthaft gegen die Autorität der übrigen griechischen Uncialen ausgespielt werden. Syrsin, der immer wieder überschätzt wird, weil er einen so begeisterten und arbeitsamen Anwalt im alten Merx gefunden hatte, als er auftrat, beweist mit seinen höchstpersönlichen Streichungen, die den Text verbessern (7, 9 7, 20 g, 1 14, 57), daß er einen Theologen zum Übersetzer gehabt hat. Auch in den Korrekturen, die er mit D und it gemeinsam hat, behält er meistens eine eigene Note. Itala scheint mir unbedingt ein Sammelname ohne innere Berechtigung zu sein. Die Übersetzungen der Altlateiner weichen zu stark voneinander ab, um sich auf eine oder ein paar Textformen zurückführen zu lassen. Ihre übereinstimmenden Änderungen erklären sich hinreichend (ich rede immer nur von meinen Markusstellen) aus gemeinsamen Bedürfnissen. Und ihre Abweichungen beweisen allein schon, daß es keine »westliche« Text form gibt, die Anspruch auf den Urtext machen könnte. Die Altlateiner haben eben beim Übersetzen, genau so wie die Syrer, eine Menge Anstöße bemerkt und sie mehr oder weniger geschickt ausgeglichen. Dabei schneidet die wenig beachtete Handschrift c erheblich besser ab als die beliebte k, die sich viel mehr Eigenmächtigkeiten herausnimmt. Damit sind die mühevollen Untersuchungen von Adalbert Merx, samt denen seiner Nachfolger, als Bemühungen am untauglichen Gegenstand erwiesen. Die schönsten Gedankenexperimente mit ausgefallenen Lesarten haben keinen Sinn mehr, wenn bewiesen werden kann an sovielen Beispielen T h i e l , Drei Markus-Evangelien.

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34 wie hier, daß diese Lesarten Verbesserungen, also bereits selbst Gedankenexperimente gewesen sind. Da räsonniert nur der moderne Theolog über die Räsonnements der alten. Theologen. Was nun die »östliche« Textform anbelangt, so hat sie allen Anspruch darauf, für den Urtext zu gelten. Freilich mit der Einschränkung, daß Β und S bereits textkritische Verbesserungen aufweisen, ja sogar schon eine Textrevision voraussetzen. Β erlaubt sich in meinen Beispielen allerdings nur, ein »und« einzufügen (i, 15) oder einen einzigen Buchstaben zu ändern und damit den Sinn zu bessern ( 6 , 1 4 ) . S aber streicht zwei Worte einfach aus (14, 72) und setzt die Korrektur an einem weiteren Worte sinngemäß fort. Anscheinend haben beide Handschriften ferner einen stilistisch revidierten Text vor sich gehabt, der in 13, 5 das »antwortend« gestrichen hatte. Somit komme ich mit Hilfe von drei Fällen, wo der Urtext unbestreitbar festzustellen war, zu den nämlichen Ergebnissen, die ich bei modernen kritischen Forschern, wie ζ. B. Hans Lietzmann, ausgesprochen fand. Sogar über den Chester-Beatty-Papyrus kann ich mit Bestimmtheit sagen, daß er schon willkürlich (kaum versehentlich) verbessert hat (8, 1 1 ) . Die Sicherheit, womit ich allgemeine Folgerungen ziehe in einer Wissenschaft, worin ich gar kein Fachmann bin (d. h. worin ich nur Stichproben gemacht habe) — diese Sicherheit stammt aus der Markusquellentheorie. Diese ist eben, wiederhole ich, von einer größeren wissenschaftlichen Beweiskraft als alle Texttheorien, wie umfangreich deren Material auch sei. Denn Texttheorien arbeiten stets mit einer großen Unbekannten, dem Urtext, der zugleich ihr Ziel und ihre Voraussetzung bleibt. Sobald jedoch die Existenz der Markusquellen bewiesen ist, sind auch zahlreiche Textstellen eindeutig festgelegt, gerade durch den Anstoß, den sie bieten, den die Quellentheorie als einzige glatt aus dem Wege räumt. Die Quellentheorie tut mehr: sie erklärt auch noch die Textabweichungen jener Stellen in verschiedenen Handschriften. Damit schafft sie zum erstenmal ganz einwandfrei geklärte Fälle für die Textkritik.

35 Und schließlich darf ich noch bemerken, daß das einzige tinabhängige textkritische Prinzip, das mir begegnet ist, mit dem Prinzip der Markusquellenforschung zusammenfällt: die anstößigere Lesart sei die richtige. Ich habe beobachtet, daß dies Prinzip unausgesprochenes Leitmotiv in der Geschichte der Textkritik gewesen ist.

3*

Z w e i t e r Teil

Drei-Quellen-Theorie Einleitung Ich habe oft bedauert, daß die Forscher gemeinhin nur die fertigen Ergebnisse ihrer Arbeit vorlegen, aber keinen Blick in ihre Werkstatt tun lassen. Nur bei den Anfängern der verschiedenen Wissenschaften, vor hundert, zweihundert, vierhundert Jahren, findet man noch Berichte über ihre ersten Vermutungen und Schlüsse, ihre Irrwege und Schwierigkeiten. Gerade heute, wo die Zucht der Geister überall nachgelassen hat, wo die haarsträubendsten Spekulationen ungerügt als wissenschaftliche Ergebnisse vorgetragen werden können, wo man es den speziellsten Spezialisten überläßt, neue Behauptungen wirklich nachzuprüfen, und dafür umso ungescheuter nach Gefühlen, Vorlieben und Voreingenommenheiten urteilt über alles, was man nicht versteht — gerade heute ist es nötig, daß die Forscher wieder ihre entscheidenden Gedanken stark heraustreiben, so deutlich, daß sie auch »der Laie« fassen kann. Denn wer ist heutzutage nicht Laie? Kann ich einem Kirchenhistoriker zumuten, daß er eine literarkritische Analyse übers Markusevangelium beurteilt? Kann selbst ein Neutestamentier, der vielleicht seit ein paar Jahren über der Offenbarung des Johannes sitzt, sich zutrauen, so etwas mit allem Für und Wider ohne weiteres zu überblicken ? Da bleibt der normale Theologe, gar der Geistliche im praktischen Beruf, gleich ganz zurück und gibt von vornherein das Rennen auf: er sucht die Meinung einer Autorität zu erfahren. Vom eigentlichen Laien kann überhaupt keine Rede sein — der gerät in Begeisterung oder in Wut nach einem Satz, der mit der Sache nichts zu tun hat, genau wie junge Mädchen, die einen Vortrag nach der Kravatte des Redners beurteilen.

37 So liegen die Dinge heute. E s ist Zeit, dagegen anzukämpfen. Der Forscher soll nicht popularisieren, indem er seine Ergebnisse in Novellenform vorträgt, d. h. genau so unkontrollierbar wie in seinen wissenschaftlichen Abhandlungen — sondern er soll seine Tatsachen und Gedanken so schildern, daß sie jeder Denkfähige nachstudieren kann. E s gibt nur wenige (eigentlich nur mathematische) Wissenschaften, wo das unmöglich ist. Allerdings ist es auch niemals ungefährlich: man kann die Schwächen seiner Stellung nicht mehr so verbergen wie in dem üblichen fachmännischen Jargon. Meine Markusforschungen können eine solche Schilderung vertragen. Ich kann allerdings nicht mehr die Irrgänge und Sackgassen vom Anfang verfolgen, weil sie mir aus dem Sinn gekommen sind, und muß wohl oder übel einen Weg beschreiben, der viel geradliniger ist als der, den ich tatsächlich ging. Aber im nächsten Abschnitt werde ich auf manchen Seitensprung zu sprechen kommen, wenn ich die feineren Einzelheiten der Rekonstruktion vornehme. Hier soll nur meine Theorie im großen Ganzen dargestellt werden, von den ersten Hypothesen bis zu den späteren unerhofften, unwahrscheinlichen Erfolgen. „Quellen" ? Ursprünglich war ich weit davon entfernt, an »Quellen« in den Evangelien zu glauben. Schon das Wort »Quelle« war mir irgendwie zuwider. Ich widerstrebte sogar der berühmten Matthäus- und Lukas-Quelle »Q« solang es ging, d. h. bis mich Wellhausen durch eine einzige glänzende Beobachtung überzeugte. Ich hätte den Evangelisten eher die phantastischsten Erfindungen zugetraut als daß sie ihre Werke Satz um Satz aus älteren Berichten zusammengesetzt hätten. Ich stand mit meinen Vorurteilen den Gedanken ziemlich nahe, die von den Formengeschichtlern systematisch angewendet worden sind im Neuen Testament, freilich ohne ihre Arbeit noch zu kennen. Als ich mich mit Markus näher zu beschäftigen begann, stieß ich auf das Buch des Historikers Eduard Meyer »Ursprung und Anfänge des Christentums«, 1921. E s amüsierte mich geradezu, ihn wie einen Rutengänger immer neue Quellen

38 herausklopfen zu sehen: Zwei Jünger-, eine Zwölfer-Quelle, einen Petrus-Bericht, eine besondere für Kapitel 1 3 »und vielleicht noch einige andere«. Ich machte mir den Spaß, das Nahen eines frischen Wässerchens aus gewissen Anzeichen vorauszusagen. Und doch ist es Eduard Meyer gewesen, der mich zuerst davon überzeugt hat, daß es wirklich und wahrhaftig Quellen für das Markusevangelium gibt und daß die Suche nach ihnen lohnender ist als die nach einem »Urmarkus« von fragwürdigem Wert.

Zwei parallele Reiseberichte E s handelt sich um die Markusabschnitte, die durch die beiden Wunderspeisungen eingeleitet werden, 6, 35—7, 37 Und 8, ι—26. Daß die beiden Wunder zwei Fassungen der nämlichen Geschichte sind, kann schwer bestritten werden. Bis in die Wendungen und Worte hinein wiederholt sich jede Einzelheit. Und daß nicht etwa ein Schriftsteller zwei verschiedene Ereignisse aus unbekannten Gründen gleichmäßig stilisiert hat, beweist die Kleinigkeit, daß für die »Körbe«, worin man die Brocken sammelt, in jedem Bericht ein anderer griechischer Ausdruck steht. Daß nun auch die folgenden Seefahrten Parallelberichte sind, beweisen folgende Wiederholungen. Jedesmal wird das Volk entlassen vor der Fahrt. In Kapitel 8 will Jesus nach Bethsaida fahren, aber es kommt ein Sturm und eine Landung in Genezareth. In Kapitel 8 fährt Jesus zuerst nach dem unbekannten Dalmanutha, nach einer weiteren Fahrt aber kommt er tatsächlich in Bethsaida. Weitere Dubletten : 6, 52 und 8 , 1 7 wird das verstockte Herz der Jünger angeprangert, 7, 18 und 8, 21 klagt Jesus über ihren Unverstand. Die Heilung des Blinden 8, 22 stimmt überein mit der Heilung des Taubstummen 7 , 3 2 : er wird beiseitegeführt, geheilt mit Speichel und Handauflegen, ihm wird Schweigen auferlegt. Nun sind allerdings die beiden Abschnitte, die hier verglichen werden, sehr verschieden groß. Im ersten, 6, 35—7, 37, gibt es eine Menge Stoff, der im zweiten Abschnitt, 8 , 1 — 2 6

39 kein Gegenstück findet. Darum war ich erst vollständig überzeugt, als ich im Gespräch über Rein und Unrein, 7, iff., ein Mosaik aus zwei Gesprächen (S. 19) entdeckte. Dem einen fehlt ein Vordersatz. Auch den konnte ich ermitteln, und zwar in Kapitel 8 , 1 1 , wo sich ein griechischer Ausdruck auffällig wiederholt : »Sie fingen an herumzudisputieren . . . disputierend«. Den ersten dieser Ausdrücke konnte ich gut als Vordersatz zu jenem Gespräch verwenden. Damit war der kürzere Reisebericht vergrößert durch ein Stück des längeren Berichts und beide hatten eine Parallele mehr. Endlich zeigte mir E. Lohmeyer, daß auch in der Geschichte vom Seewandeln 6, 45 eine zweite steckt. Die laßt sich gut vor 8 , 1 0 unterbringen. Also im Ganzen vier fast wörtlich gleiche Parallelgeschichten in den verglichenen Abschnitten — mehr kann man nicht verlangen. Eduard Meyer hat diese beiden Abschnitte zwei Quellen zugewiesen, die er die »Jünger-Quellen« nannte: von ihnen unterschied er eine »Zwölfer-Quelle«, wo statt den Jüngern »die Zwölf« um den Heiland sind. Das ist natürlich eine sehr fragwürdige Hypothese. Meyer kam auch nicht weit damit und Schloß seine Untersuchung ab. Ich versuchte zweierlei: erstens die beiden Quellen weiter zu verfolgen, zweitens an ihnen irgendwelche Kennzeichen festzustellen. Beides gelang mir schlecht. Ich machte alle möglichen Experimente mit den verzwicktesten und phantasievollsten Annahmen, aber ich kam zu keinem einwandfreien oder auch nur wahrscheinlichen Ergebnis. Ich war nah daran, das unlösbare Problem aufzugeben. Wie sollte ich auch hoffen, zwei Gewässer voneinander zu scheiden, die sich auf gänzlich unbekannte Art, wer weiß vielleicht gar tropfenweise, im Markustext vermischen ? Doch eins hielt mich bei diesem Unternehmen fest: ich entdeckte immer mehr Wiederholungen und Ähnlichkeiten, ich kam zur Uberzeugung, daß die Quellen durch das ganze Evangelium fließen. Mit dieser Uberzeugung konnte ich die Arbeit nicht mehr aufgeben. In einem solchen Stadium, wo man sich verbissen hat in eine große Aufgabe, probiert man alle Möglichkeiten durch,

40 die das geduldige Menschenhirn nur produzieren mag. Man entwirft eine Methode nach der andern, man liest dieselben Dinge unter zehn verschiedenen Beleuchtungen, man ist bald Logiker, bald Literarhistoriker, bald Sprachgelehrter, bald Statistiker, Tabellenhengst, bald Skeptiker, der an allem zweifelt, sogar an dem längst Gesicherten, bald wieder aufgeregter Jäger auf der neuen Spur. Man wird Fachmann, ohne es zu merken. Man verwächst mit dem Stoff. Man merkt, daß einem niemand mehr etwas vormachen kann, auch niemand mehr etwas Wesentliches zu sagen hat: man ist allein im unbekannten Land auf einer Fährte, die man noch nicht richtig unterscheiden kann. Zum Erfolg — zu einem nie erhofften Erfolg — kam ich erst, als ich es endgültig mit der Annahme versuchte, es habe nicht nur zwei, sondern gleich drei Markusquellen gegeben — keine gelegentlichen Wasserspender unbekannter Größe wie bei Eduard Meyer, sondern drei durchgängige Parallel-Berichte durch das ganze Evangelium. Die Annahme ist wirklich unverschämt. Ich kann zu meiner Entschuldigung nur sagen, daß ich es auch mit vielen anderen versucht habe.

Die drei Leidens-Verkündungen Der Stein des Anstoßes waren die drei Leidensverkündungen in Kapitel 8 und g und 10. Ich überzeugte mich, daß sie so, wie sie dastehen, nicht aufeinander gefolgt sein können. (S. 19). Ich fand eine weitere »Triplette« zu in dem Heilandswort von den Ersten, die die Letzten sein werden oder sein sollen (S. 20). Ins Rollen aber kam der Stein durch eine Entdeckung, die ich zwar selbständig gemacht habe, aber doch nicht als Erster (der Engländer Cadoux und wahrscheinlich vor ihm noch andere erwähnen sie): die Dublette vom »schwerhörigen Herodes«! (S. 18). Als ich begriff, das eine der HerodesUrteile über Jesus in Kapitel 6 sei dort nur eingeschoben in einen fremden Zusammenhang, da hatte ich gewonnen, was ich suchte: den Anschluß für eine, für die erste von den drei Leidensverkündungen !

41 Diesen meinen ersten Erfolg muß ich ausführlich beschreiben, weil er eigentlich noch kein ganz wissenschaftlich exaktes Ergebnis war, sondern mehr eine glückliche Eingebung, die einem anderen vielleicht schwer einleuchtet. Eine Brücke über zwei Kapitel

Der Einschub in Kapitel 6 lautet : »Und der König Herodes hörte es und sagte: Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden, darum tut er solche Taten. Etliche aber sagten: Es ist Elias! etliche aber: Es ist ein Prophet wie andere Propheten« (6, 14—15). Die erste Leidensverkündung in Kapitel 8 wird eingeleitet durch Jesu Wanderung nach Cäsarea Philippi. »Und unterwegs befragte er seine Jünger: Wer sagen die Leute von mir, daß ich sei? Sie antworteten: Johannes der Täufer! etliche aber sagen: Elias! etliche aber: der Propheten einer!« (8, 27). So erpicht ich auf Dubletten bin — keinen Augenblick habe ich das für eine Dublette aus zwei Quellen angesehen. Ich kann es nicht beweisen, daß es keine ist. Ich kann auch nicht beweisen, daß das stimmt, was ich ohne weiteres für selbstverständlich hielt: die Jesusfrage mit der Jüngerantwort sei die direkte Fortsetzung der Urteile in Kapitel 6! Es ist Gefühlssache. Ich will versuchen, es einigermaßen deutlich zu machen. Wiederholungen sind bei allen naiven Erzählern so beliebt wie es die direkte Rede ist. Die lebendige, gesprochene Erzählung hält sich gern an feste Formeln. Wenn einmal ein gutes Wort gelungen ist, dann wird damit gewuchert. Vor allem werden Aussprüche wörtlich wieder erzählt, es wird nicht darauf zurückverwiesen mit allgemeiner Wendung. Unsere Märchen sind Beispiele dafür. Die böse Ziege wird immer wieder gefragt : »Ziege bist du auch satt ? « Und sie antwortet immer wieder: »Ich bin so satt, ich mag kein Blatt, mäh, mäh!« Aber solche Wiederholungen werden nie so weit auseinandergerissen, daß der Hörer den Klang der Worte aus dem Ohr verloren hätte. Und es kommt oft genug in Märchen und Chroniken vor, daß eine Äußerung, die eben erst geschah, von anderen Personen sofort wörtlich nachgesprochen wird.

42 Das, meine ich, ist der Fall mit jenen Meinungen der Leute über Jesus. Sie werden erst nur berichtet. Dann erkundigt Jesus sich danach. Und jetzt müssen sie, wenn meine vermutete Quelle kein literarisches Kunstprodukt war, wörtlich wiederholt werden von den Jüngern, die darüber Auskunft geben! Ursprünglich also muß auf 6 , 1 4 — 1 5 sofort 8, 27 gefolgt sein. Auf dieser Annahme {noch einmal gesagt, ich kann sie nicht beweisen) habe ich alles Weitere aufgebaut. Aber wer sie nicht so schnell mitmachen will, wird im Folgenden noch anderweitig festen Boden unterm Fuß bekommen. Wohin führt die Brücke von 8, 27 zu 6 , 1 4 ? 6 , 1 4 ist nur ein Pfeiler im Strom, ein Einschub in einen fremden Zusammenhang. Da sich der Bogen nach vorwärts gleich über zwei Kapitel spannt, nehme ich an, daß der Bogen nach rückwärts um so kleiner ist. Denn Markus wird doch nicht ein Stück aus einer Quelle herausgeschnitten haben, um es ganz weit wegzuwerfen. Wenn er einigermaßen sorgfältig verfuhr, hat er sicher Wert darauf gelegt, das, was in seiner Quelle vor dem Einschub 6 , 1 4 — 1 5 stand, auch möglichst nah dabei zu lassen. Nun überlegte ich Folgendes. Das zweite Herodesurteil 6 , 1 6 leitet die Geschichte vom Tod des Täufers ein. Nach dieser Geschichte wird die Rückkehr der zwölf Apostel erzählt, vorher die Aussendung der zwölf Apostel. Also gehört das alles in dieselbe Quelle. (Nebenbei gesagt: die Täufergeschichte ist zwar ein Einschub, aber er würde in jeder andern Quelle auch ein Einschub bleiben. E r ist auch begründet. Von den Taten der ausgesandten Apostel war offenbar nichts zu berichten. Da füllte der Täufer die Lücke aus.) Den rückwärtigen Abschluß des Brückenpfeilers 6, 1 4 — 1 5 haben wir also zu suchen v o r der Aussendung der zwölf Apostel. Dort steht der Besuch Jesu in seiner Vaterstadt. Und dann »ging er umher in die Dörfer im Kreis und lehrte« (6, 6). Das ist der Anknüpfungspunkt. Denn hier schließt sich trefflich an: »Und Herodes hörte es, denn sein Name war nun bekannt... « Ich gebe eine Übersicht über die gewonnenen Zusammenhänge. »5« und »4« sind die beiden Reiseberichte.

43 -6, ι

Jesus in Nazareth und Umgegend

A

6, 7

Aussendung der Apostel

»5«

6,14 Erstes Herodesurteil über Jesus

A

6,16 Zweites Herodesurteil über Jesus, leitet die Täufergeschichte ein 6,30 Rückkehr der Apostel bildet den Über- »5« gang zur Speisung 6, 35 Speisung der 5000, nebst Reisebericht (bis 7, Ende) 8, ι

Speisung der 4000, nebst Reisebericht (bis 8, 26) »4«

-8, 27 Wanderung nach Cäsarea Philippi Erste Leidensverkündung

A

Ein dritter Reisebericht

Als ich die erste Leidensverkündung durch meine zweibogige Brücke mit dem Beginn von Kapitel 6 verknüpft hatte, sah ich mich um im Vorhergehenden, ob das vielleicht auch zu A zu rechnen sei. Ich hatte schon das Vorurteil gewonnen, daß Markus den Zusammenhang seiner Quellen nach Möglichkeit zu schonen versucht. Ich hoffte demnach eine Weile auf dem Gebiet der Quelle A zu bleiben, wenn ich von 6 aus rückwärts ginge. Kapitel 5 gehört zu den anschaulichsten und eigenartigsten Partien des Evangeliums. Auch die erste Leidensverkündung macht einen viel lebendigeren Eindruck als die späteren. Uberzeugt war ich vollends, als ich 5, 37 las: »Und er ließ niemand mit sich gehen als Petrus und Jakobus und Johannes«. Genau so nimmt der Heiland die drei Vorzugsjünger mit bei der Verklärung (9, 2), die sich an die erste Leidensverkündung anschließt mit der Zeitbestimmung: »Nach sechs Tagen«. Das ließ doch eine gemeinsame Quelle vermuten, und zwar eine Quelle, die irgendeine besondere Überlieferung von einzelnen Jüngern her besaß oder sich anmaßte. Dazu paßt wieder ausgezeichnet, daß bei der ersten Leidensverkün-

44 dung Petrus auffällig im Vordergrund steht: E r sagt auf Jesu Frage sofort »Du bist Christus!« E r will dem Heiland wehren, in den Tod zu gehen, und wird schrecklich angefahren: »Geh hinter mich, du Satan!« Also wirklich eine Quelle, die Besonderes weiß — und daß es nicht immer Schmeichelhaftes ist, erweckt Vertrauen zu ihr. Aber ich will mich nicht aufhalten mit solchen schönen Vermutungen, die eben doch wie alles Bisherige Vermutungen bleiben. Ich habe Besseres zu bieten. Erinnern wir uns daran, daß bisher das sicherste Ergebnis der Markusforschung in der Annahme bestand, die beiden Wunderspeisungen samt den folgenden Abschnitten ( 6 , 3 5 bis 7» 37 und 8, 1—26) seien Parallelen. Ich habe diese A n nahme durch gewisse Einzelheiten gestärkt und nach dem Vorgang Eduard Meyers zwei Reiseberichte aus zwei verschiedenen Quellen unterschieden. Nun, in Kapitel 4 und 5 steht die dritte Parallele dazu Γ Der dritte Reisebericht, der nach der Dreiquellentheorie zu erwarten war! Diese Tatsache ist so sicher, daß ihr niemand widersprechen kann, der überhaupt literarkritische Erwägungen anerkennt. Ich beweise sie, indem ich den neuen Reisebericht mit dem nächsten konfrontiere, also Kapitel 4—5 mit Kapitel 6 — 7 (genauer: 4, 1—6, 6 und 6, 35—7, 37). Kapitel 4 beginnt mit der Seepredigt. Jesus steigt auf ein Schiff, um der Menge zu entgehen. Am Abend entläßt er die Menge, um »hinüber« zu fahren über den See. Kapitel 6 erzählt nach der Rückkehr der Apostel (6, 30), daß Jesus an einen abgelegenen Ort fuhr, um der Menge zu entgehen. Aber sie folgt am Ufer nach, er hält ihnen eine lange Predigt. Die ist nicht ausgeführt, aber ich habe Gründe, die Seepredigt in 4 für ein Mosaik zu halten und einen Teil davon hierherzusetzen. Die Parallele ist vollkommen. Am Abend erfolgt die Speisung der 5000 — davon steht oben nichts. Dann aber wird die Menge entlassen und Jesus läßt die Jünger »hinüberfahren«. In 4 , 3 7 folgt der Seesturm. Jesus schläft, dann beschwichtigt er den Sturm »und der Wind legte sich«. In 6, 4 7

45 haben die Jünger den Wind gegen sich. Jesus wandelt auf den Wogen, steigt ins Schiff »und der Wind legte sich«. In 5, ι landet Jesus jenseits in der Dekapolis. Dort treibt er die bösen Geister in die Säue. Davon gibt es in 6—7 nichts. Aber zuletzt kommt auch da der Heiland in die Dekapolis (7, 31). In 5, 2 1 kehrt Jesus zurück, landet diesseits, wo, ist nicht gesagt. Ein krankes Weib ist im Gedränge: »Wenn ich nur seine Kleider anrühre, werde ich gesund werden ! « In 6, 53 landet Jesus diesseits, bei Genezareth. Man trägt Kranke zu ihm und bittet, »daß sie wenn nur den Saum seines Kleides dürften, und wer von ihnen daran rührte, wurde gesund«. »Wenn nur« ist ein sehr seltner griechischer Ausdruck, er steht nur an diesen beiden Stellen! In 5 folgt nun die Auferweckung von Jairi Töchter lein. Auch dazu gibt es eine Parallele, allerdings nicht genau am selben Platz (s. im folgenden). In Tyrus nämlich (7,27) heilt Jesus das »Töchterlein« des syrophönizischen Weibes, das ihm wie Jairus zu Füßen fällt. Er heilt es, ohne hinzugehen ; auch bei Jairus will man ihm anfangs den Weg ersparen, und beide Male liegt das Mädchen auf dem Bett. Der Ausdruck »Töchterlein« kommt nur hier in der Bibel vor! Das ist wenig, aber genug, wenn beide Geschichten in parallelen Berichten stehen. Für den ersten Reisebericht ergibt sich aus der »Brücke« von 6, ι über 6 , 1 3 nach 8, 27 folgende Fortsetzung: Nach einem Besuch in Nazareth wandert Jesus durch die Dörfer im Kreis. Dann geht er mit den Jüngern in die Dörfer, um Cäsarea Philippi, also aus Galiläa weg in den Norden. Den nämlichen Reiseplan finde ich auch im zweiten Bericht. 6, 55 ist die Rede von den Dörfern, Städten und Höfen, in welche Jesus kommt. 7, 24 bricht Jesus auf von da und zieht in die Gegend von Tyrus, also ebenfalls aus Galiäa weg, noch weiter nach Norden. Zwischen diesen beiden Angaben steht allerdings das Gespräch über Rein und Unrein, das im ersten Bericht keine Parallele hat. E s bleibt noch zu erinnern an das Herodesurteil und an die Leidensverkündung, die in beiden Reiseberichten fast wörtlich

46 übereinstimmen, wenn sie auch an verschiedenen Plätzen im Reiseplan stehen. Die Übereinstimmung im ganzen ist einfach wunderbar, wenn man bedenkt, daß die Geschichten selber grundverschieden sind. Man hat bisher nur ein einziges Paar in Parallele stellen können, den Seesturm und das Wandeln Jesu auf dem Wasser. Ich kann zeigen, daß in den übrigen grundverschiedenen Geschichten in ziemlich derselben Reihenfolge immer wieder kleine Einzelheiten parallel laufen. Das beweist, daß wir da zwei Überlieferungen der nämlichen Episode im Leben Jesu vor uns haben. Was zugrundelag, ist dies: Eine große Predigt am See, wobei Jesus ein Schiff bestieg. Abends Seefahrt aufs jenseitige Ufer, ein Sturm. Als Jesus zurückgekehrt war, wanderte er durch galiäische Ortschaften, dann in den Norden. E r ist auch in der Dekapolis gewesen. Gemeinsame Erinnerungen sind das Herodesurteil, die Kranken, die Jesu Kleider berühren, die Geschichte von der Heilung eines »Töchterleins«. Und nun noch eine wichtige Beobachtung, um das Bild zu runden. Die G e s c h i c h t e n des z w e i t e n B e r i c h t e s , die im ersten f e h l e n , sind g e r a d e d i e j e n i g e n , w e l c h e der z w e i t e mit dem d r i t t e n g e m e i n s a m h a t : Wunderspeisung, Gespräch über Rein-Unrein, Heilung des Blinden bzw. Taubstummen ! Das macht den Beweis vollständig. Der zweite Bericht hat die Überlieferungen des ersten und des dritten vereinigt. Sogar die fehlenden Parallelen sind damit erklärt. Ich gebe wieder eine Übersicht und füge ihr die drei Leidensverkündungen an. Nach ihnen habe ich die Quellen A und Β und C genannt. Die drei Reiseberichte haben eine andere Reihenfolge: A—C—B, wie ich noch kurz beweisen will. Der zweiten Leidensverkündung 9, 33 folgt die Ortsangabe Kapernaum. Im dritten Reisebericht war Jesus zuletzt in Bethsaida (8, 26). Das liegt ganz nahe bei Kapernaum. Dagegen endet der zweite Reisebericht in der Dekapolis (7, 3 1 ) . Hieran läßt sich gut die dritte Leidensverkündung anschließen, denn sie erfolgt »auf dem Wege nach Jerusalem«. E s wäre un-

47 verständlich, wenn der zweite Reisebericht den Heiland aus der Dekapolis plötzlich nach Kapernaum zurückversetzte. — 4 , ι—6, 6 6, 7 —6,14—15

Erster Reisebericht

A

Aussendung der Apostel

C

Erstes Herodesurteil

A

6,15

Zweites Herodesurteil Rückkehr der Apostel 6, 35—7, 37 Zweiter Reisebericht

C

8, ι—8, 26

Dritter Reisebericht

Β

Erste Leidensverkündung

A

9, 33

Zweite Leidensverkündung

Β

10, 32

Dritte Leidensverkündung

C

— 8 , 27

Eine Brücke über fünf Kapitel

Der letzte Reisebericht, 8, ι—27, eingeleitet durch die Speisung der 4000, steht ganz abgerissen hinter dem mittleren. Es wäre schön, wenn man ihn irgendwo anknüpfen könnte. Da die vier vorangehenden Kapitel schon vergeben sind, müßte man die Stelle in Kapitel 3 finden. Ich fand auch diesmal eine Brücke und sie scheint mir sicherer noch als die erste zu sein. Bei einer Seefahrt in Kapitel 8 warnt Jesus seine Jünger vor dem Sauerteig der Pharisäer und dem Sauerteig des Herodes. »Sauerteig« ist im Sprachgebrauch der Zeit die Schlechtigkeit, das Böse in der Seele. Die Warnung kann sich nur beziehen auf 3, 6: »Die Pharisäer hielten mit den Herodianern einen Rat, wie sie ihn umbrächten«. Damit haben wir die Anknüpfung gefunden, die wir suchten. Es läßt sich zeigen, daß der Zusammenhang geradezu verlangt, daß die Seefahrten in Kapitel 8 auf jenen Abschnitt in Kapitel 3 sofort nachfolgen. Denn es heißt 3, 7 : »Und Jesus

48 entwich mit seinen Jüngern an den See«. Am See war er aber vor Herodes gar nicht sicher. Er hätte übern See entweichen müssen in ein anderes Land. Tatsächlich endet die Seefahrt mit dem Sauerteiggespräch in Bethsaida, an der Nordspitze des Sees, im Lande des Herodesbruders Philipp. Ich habe hiermit eine neue und sehr wichtige Parallele in den Reiseberichten aufgedeckt. Alle drei führen den Heiland aus Galiläa fort. Und zwei davon bringen den Herodes damit in Verbindung. Der Reisebericht Β sagt klar genug, daß Jesus vor Herodes entwich. Die Quelle A läßt es zwischen den Zeilen lesen. Denn wenn Jesus nach der Hauptstadt des Herodesbruders Philipp wandert und unterwegs nach dem Urteil der Leute fragt, das eben erst aus dem Mund des Herodes berichtet wurde — dann heißt es doch, daß ein Zusammenhang besteht zwischen alledem. Und der kann eben nur die Flucht des Heilands vor Herodes sein. Sogar die Quelle C, der mittlere Reisebericht, scheint eine Spur davon erhalten zu haben. Als Jesus nach Tyrus gewandert ist, will er verborgen bleiben (7, 24). Ein Grund ist nicht zu sehen. Aber es gibt eine Parallele dazu, die ist deutlicher: Auf der Rückkehr von Cäsarea Philippi will Jesus im Verborgenen durch Galiäa ziehen (9, 30) ! Was schon viele vermutet haben, die Flucht Jesu vor Herodes, wird also bestätigt — und zugleich ein Bestreben in der Überlieferung, das abzuschwächen. Denn die Quelle C, die von Herodes nur berichtet, daß er Jesum für den wiederauferstandenen Täufer hielt, und dann abspringt zum Täufer Johannes, ist ja die späteste der drei Quellen : die weiß nichts mehr oder will nichts wissen von dem Grund, weshalb der Heiland außerhalb Galiläas, in den Norden ging. Die neue Brücke über fünf Kapitel erlaubt mir also, die Dreiquellentheorie um weitere Parallelen zu bereichern. Aber sie führt noch weiter! Durch sie gewinnt der dritte Reisebericht noch zwei sehr bezeichnende Einzelheiten, die ich als auffällige Ubereinstimmungen zwischen den beiden ersten Berichten angeführt habe. 3, 10 (also im Zusammenhang mit den neuen B-Stellen) heißt es, die Kranken hätten sich an Jesum herangedrängt,

49 um ihn zu berühren! Das ist genau dieselbe Aussage wie 5, 28 und 6, 55, also in A und C ! 3, 9 wird erzählt, Jesus habe, um dem Gedränge der Leute zu entgehen, von seinen Jüngern ein Schiff verlangt! In Kapitel 4 (A) besteigt er ein Schiff aus gleichem Grund, in Kapitel 6 (C) fährt er zu Schiff an einen abgelegenen Ort, aus gleichem Grund! Mehr kann man wohl nicht verlangen! Oder doch ? Die Reiseberichte A und C begannen mit einer Predigt Jesu am See. E s fehlt für Β noch dazu eine Parallele — dann wäre alles so vollkommen übereinstimmend, daß nichts mehr zu wünschen übrig bliebe! Nun, ich kann auch eine Seepredigt für Β beschaffen — denn es gibt Drei Seepredigten in Kapitel 4 Ich habe schon erwähnt, daß die drei Gleichnisse alle von der Saat handeln und daß das dritte Gleichnis so beginnt als ob vorher noch nie ein Gleichnis gestanden hätte. Das zweite und dritte Gleichnis, folgerte ich daraus, können nicht aus derselben Quelle stammen. Das erste Gleichnis aber steht wieder ganz für sich. Es schließt ab mit der Formel: »Wer Ohren hat zu hören, der höre!« Dann wird das Gleichnis umständlich erklärt. Dann folgen zwei Sprüche ohne rechten inneren Zusammenhang mit dem Gleichnis, aber sie schließen wieder mit der Formel: »Wer Ohren hat zu hören, der höre«! Und dann geht es weiter: »Und er sagte zu ihnen . . . « woran sich weitere Sprüche anreihen nebst dem Gleichnis von dem Samen. Es wird jeder zugeben, daß durch jene Formel das erste Gleichnis samt den Sprüchen deutlich abgetrennt wird von dem zweiten Gleichnis samt seinen Sprüchen. Drei Gleichnisse — drei Quellen. Die Probe auf das Exempel liefern drei Bemerkungen über Jesu Art zu lehren. Nach dem dritten Gleichnis heißt es, Jesus habe nicht ohne Gleichnisse geredet zu dem Volk, aber den Jüngern beiseite alles erklärt. Das ist eine dieser Bemerkungen. Nach dem ersten Gleichnis fragen die Umstehenden, was es bedeute: T h i e l , Drei Markus-Evangelien.

4

50 Jesus wundert sich über ihren Unverstand und erklärt es ihnen. Das ist die zweite Bemerkung. Dazwischen eingeschoben aber ist ein Wort an die Zwölf, das besagt, Jesus wolle das Volk mit seinen Gleichnissen irreführen, doch den Zwölfen sei das Geheimnis des Gottesreichs gegeben. Das ist die dritte Bemerkung und sie paßt recht gut zum mittleren Gleichnis, das ja wirklich vom Reich Gottes handelt. Die Seepredigt ist hiermit in drei Stücke geteilt, die jeweils ein Gleichnis von der Saat enthalten und eine Bemerkung über Jesu Art zu lehren. Eines der Stücke bleibt hier in Kapitel 4, also in der Quelle A . Ein anderes kommt in Kapitel 6 vor die Speisung der 5000, wo es ja heißt: »er fing an, sie vieles zu lehren«. Quelle C. E s fragt sich, wo das dritte, das B-Stück, seinen Platz finden soll. Wenn ich mich umschaue nach einer Einleitung für diese Predigt, so finde ich sie in 2, 1 3 : »Und er ging hinaus an den See und alles Volk kam zu ihm, und er lehrte sie.« Mit dieser Einleitung hätte auch Β seine Predigt am See. Ich müßte nur noch beweisen, daß 2 , 1 3 wirklich zu Β gehört. Das gelingt auch noch, und zwar auf folgende Art. Β haben wir zuletzt getroffen in Kapitel 3, 6—10. Da hieß es, Jesus sei mit seinen Jüngern an den See entwichen, als die Pharisäer Mordpläne gegen ihn im Schilde führten. Wenn in Β die Jünger erwähnt werden, so müssen sie in Β vorher eingeführt worden sein. Eingeführt aber werden sie 2, 15, beim Zöllnergastmahl, das der Berufung des Zöllners Levi folgt, 2 , 1 4 ! Wenn diese Verse zu Β gehören, darf ich dann nicht annehmen, daß auch Vers 1 3 dazugehört? Ich darf es sogar behaupten: denn Vers 1 3 gehört bestimmt nicht zusammen mit Vers 1 2 (S. 12). E s ist nicht anzunehmen, daß er hier ohne jeden Anschluß hineingeflickt wurde vom Kompilator der Quellen. Und nun noch ein letzter Trumpf! Die Formengeschichtler haben recht wahrscheinlich gemacht, daß die unzusammenhängenden Geschichten von 2, 1 4 bis 3 , 6 eine künstliche literarische Einheit sind. F ü r mich gehören sie alle derselben Quelle Β an. Sie werden verbunden 1. durch die eben erst

Tabelle I

Die drei Reiseberichte

Fett = Tripletten. Kursiv = Parallelen zwischen A und C. Unterstreichung = Parallelen zwischen C und B.

Zugrundegelegt ist der Ablauf in Quelle C. Die Parallelen in A und B, welche in anderer Reihenfolge auftreten, sind eingeklammert.

6 , 1 5 Herodes-Urte:

[6,14 Herodes-Urteil über Jesus] 4, ι

Jesus auf ein Schiff der Menge wegen

6, 31 Jesus zu Schii wegen

4, 2

Seepredigt: Senfkorngleichnis

6, 34 Seepredigt: Ss 6, 35 Speisung der

4, 35 Abends die Menge entlassen Einschiffung aufs andere Ufer

6, 45 Abends die Einschiffung

4, 37 Seesturm : »Und der Wind legte sich«

6, 47 Jesu Wandeln der Wind legU

5, ι

5 , 2 1 Rückfahrt

[6, ι

»Ihr Herz wai

Landung in dem Zehnstädtegebiet Die Sáue von Gadara

und

Landung

(wo?)

6 , 5 3 Landung dies

Ein Weib rührt Jesu Kleider an

Kranke rühr«

Wanderung nach Nazareth und durch die Umgebung]

6, 55 Wanderung dt·.

7, ι

[8,27 Wanderung nach Ν orden (Cäsarea)] [9, 30 Rückkehr: Jesus will verborgen bleiben] 5, 35 »Töchterleim Jairi auferweckt (er fällt ihm zu Füßen)

Gespräch übe

7, 24 Wanderung

η

Jesus will ver 7, 28 »Töchterlein« (sie fällt ihm 7, 31 Rückkehr zun Taubstummer

8, 31 Erste Leidensverkündung

10, 33 Dritte Leiden

Β il über Jesus

3, 6 Mordpläne der Herodianer

ï abseits der Menge

3, 9

Jesus verlangt ein Schiff der Menge wegen

imannsgleichnis

[2,13

Seepredigt: Samengleichnis]

5000

8, ι

Menge entlassen aufs andre Ufer

8 , 1 0 Die Menge entlassen Einschiffung

ι auf dem See: »Und

[6, 47 Jesu Wandeln auf dem See]

? sich «

Speisung der 4000

8, I i Landung in Dalmanutha Pharisäer fordern Zeichen

: verstockt«

8, 13 Seefahrt. Sauerteig-Gespräch »Habt ihr ein verstocktes H e r z ? seits in

Genezareth

;n Jesu Kleider an

[3, 10 Kranke berühren Jesum]

weh die Umgebung

:r Rein und Unrein

ach Norden

[7, ι

Gespräch über Rein und Unrein]

(Tyras)

borgen bleiben der Syrerin zu Füßen)

geheilt

ι Zehnstädtegebiet geheilt

8, 22 Nach Bethsaida Blinder geheilt

isverkündung

9, 31 Zweite Leidensverkündung

51 aufgetretenen Jünger, 2. durch die einleitende Formel »Und es geschah, daß« in 2,15 und 2, 23, 3. durch die ständig wiederkehrenden Pharisäer. Diese Herren sind mir besonders wichtig. Denn sie treten wiederum auf in Kapitel 8 — das ja zu Β gehört — und zwar beinahe nur noch in Kapitel 8 ! Das heißt, ich darf annehmen, daß die Pharisäer eine Vorliebe, ein Kennzeichen der Quelle Β sind! In den anderen Quellen müssen die »Schriftgelehrten« ihre Rolle spielen! So rundet sich der langsam aufgepustete Versuchsballon der Markusquellentheorie zu einem prallen, widerstandsfähigen und, wie ich hoffe, auch flugfähigen Ding. Die beigefügte Tabelle möge noch einmal recht deutlich machen, wie verblüffend gut die drei Abschnitte meiner drei Quellen zueinander passen. Der Rest der galiläischen Epoche

Als ich die drei Reiseberichte beisammen hatte, war ich überzeugt, das ganze Markusevangelium sei ein Flechtwerk aus drei Quellen. Ich bemühte mich, die galiläische Epoche, d. h. die ersten zehn Kapitel, reinlich aufzuteilen. Es schien mir kleine Mühe, nachdem ich die wesentlichsten Erkenntnisse in der Hand hatte und mindestens die Hälfte der Kapitel schon bewältigt. Ich hatte mich getäuscht. Ich kam nicht weiter. Ich blieb angewiesen auf Vermutungen, auf mehr oder weniger scharfsinnige Hypothesen, wogegen sich meist ebenso scharfsinnige Gegenhypothesen einwenden lassen. Das gefiel mir wenig und am Ende zweifelte ich, ob es sich lohnen würde, meine Reiseberichte zu veröffentlichen. So wesentlich der Fortschritt schien, den die Markusforschung damit gemacht hat, so kärglich kam mir das Ergebnis vor, gemessen an den Hoffnungen, die ich daran knüpfte. Ich konnte ja nach einer solchen Probe gar nicht anders: ich mußte es für möglich halten, den Verlauf der drei Markusquellen ganz exakt vom Ursprung bis zum Ende wiederherzustellen. Und nun versank bereits die galiläische Epoche bis zur Hälfte in den Sumpf der Hypothesen!

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52 Auch jetzt, nachdem die Aufgabe gelöst ist, so gelöst, daß ich nichts mehr auszusetzen habe, will ich unumwunden zugeben, daß ich meine Rekonstruktion der galiläischen Epoche nicht einwandfrei beweisen kann. Der Unterschied gegen meine damalige Lage besteht nur darin, daß ich des Markus Arbeitsweise unterdessen ganz genau kennengelernt habe und auf Grund dieser Kenntnis einige einwandfreie Grundsätze für die Rekonstruktion besitze. Daraus ergibt sich ein Kriterium für den Wert verschiedener Konstruktionen. Ich kann also unter den möglichen Hypothesen wählen und erreiche dadurch auf einem Umweg doch den erforderlichen Grad von wissenschaftlicher Exaktheit. Hierüber Genaueres in Abschnitt III und IV. Die Arbeitsweise des Markus habe ich kennen gelernt beim Studium der Passion, von dem ich im folgenden reden will.

Die drei Quellen in der Passion Die Passion hatte ich zurückgestellt, solange bis mir ein befriedigendes Bild der galiläischen Epoche gelungen wäre. Ich ahnte nicht, daß ich gerade dort erst die entscheidenden Erkenntnisse für die Gesamtrekonstruktien erobern würde — und die glänzendsten Beweise für die Theorie. Schließlich mußte ich an die Arbeit gehen, ohne jene Bedingung erfüllt zu haben. Ich erhoffte mir wenig. Denn es lag ja auf der Hand, daß in der Passion die Quellen völlig ineinanderfließen würden. Ich erwartete nicht mehr als hier und da ein Zeichen zu entdecken, daß der Strom der Erzählung überhaupt verschiedenes Wasser führt. Die Passion, das Hauptstück der Überlieferung und Missionspredigten, muß doch wohl am ersten ihre feste Form gewonnen haben. Und wie sollte bei solchen einmaligen und eindeutigen Ereignissen, beim Einzug in Jerusalem, beim letzten Mahl, bei der Gefangennahme, den Verhören und der Kreuzigung — erheblich Abweichendes berichtet worden sein? Immerhin sah ich Einiges, was die Drei-Quellen-Theorie zu stärken schien: die dreifache Szene in Gethsemane, die dreimalige Verleugnung — vor allem aber die drei Angaben

53 über die Frauen am Grab. Der letzte Fall ist ein ganz sicheres und besonders wichtiges Zeugnis! Die mittlere der drei Frauen heißt 15,40 »Maria, die Tochter des Jakobus des Kleinen und die Mutter des Joses« — sie heißt 15, 47 »Maria die Tochter des Joses« — und sie heißt 16, ι »Maria die Tochter des Jakobus«. Die Wiederholung in so kurzen Abständen beweist einwandfrei die Existenz von drei Quellen. Man weiß ja, daß gerade das Markusevangelium sonst auffällig karg mit Namen ist. Und so steht schon soviel fest: Die drei Quellen reichen bis zum Schluß. Aber wir können auch etwas über das Verhältnis der drei Quellen entnehmen. Der Widerspruch zwischen 15, 47 und 16, ι wird wunderschön erklärt durch die erste Parallele, 15, 40. Wenn Maria wirklich die Tochter des Jakobus und die Mutter des Joses war, so ist leicht zu begreifen, daß die Überlieferung entweder die Angabe verkürzt hat (»Tochter des Jakobus«) oder die Namen verwechselt (»Tochter des Joses«). Also wäre die erste, vollständige Angabe einer Quelle zugehörig, die besser berichtet, unabhängiger, vertrauenswürdiger wäre als die beiden andern. In den Reiseberichten haben wir eine jüngste Quelle festgestellt — jetzt haben wir eine älteste Quelle nachgewiesen. Man könnte allerdings auch 15, 40 für eine Art nachträglicher Korrektur halten, also gerade nicht der ältesten, sondern der jüngsten zuschreiben, der Quelle C. Dagegen spricht die genaue Angabe »Jakobus der Kleine«. Wer so genau Bescheid wußte, kann nicht so abhängig von seinen Vorgängern gewesen sein wie wir es von C gesehen haben. Nach einem solchen hoffnungsvollen Auftakt können wir an die Zergliederung der Passion herangehen. Ich bringe die Einzelheiten nicht in der Reihenfolge vor, wie ich sie gefunden habe, sondern nach dem Verlauf der Geschichte Jesu. Der Einzug in Jerusalem Eine dreifache Überlieferung ist hier besonders leicht herauszulesen. 1 1 , 1 1 : »Und er ging hinein nach Jerusalem in den Tempel. Und als er alles angesehen hatte, da es schon spät

54 war, ging er hinaus nach Bethanien mit den Zwölfen.« I i , 15: »Und sie kamen nach Jerusalem. Und Jesus ging in den Tempel und fing an auszutreiben, die da im Tempel kauften und verkauften . ..« 1 1 , 2 7 : »Und sie kamen (abermals) nach Jerusalem. Und als er im Tempel herumging, kamen zu ihm die Hohenpriester und die Schriftgelehrten und die Ältesten und sprachen zu ihm: Mit welchem Recht tust du das?« Die Übereinstimmung ist so augenfällig, daß man sich wundert, warum Markus die drei Berichte nacheinander brachte und nicht in einzigen zusammenzog. Nun, er fand hier eine ausnahmsweis schöne Gelegenheit, alles in einen logischen Zusammenhang zu bringen. Der erste Bericht nämlich hat einen besonderen Grund, warum er den Tempelbesuch Jesu so kurz abtut: er will ein Wunder erzählen. Es handelt sich um den verfluchten Feigenbaum, der am nächsten Tag bereits verdorrt ist bis auf die Wurzel. Um das anschaulich zu machen, muß natürlich der Heiland zweimal an diesem Feigenbaum vorübergehen. Und an diese beiden Wanderungen hat nun Markus die anderen Berichte vom Eintritt in die Stadt angehängt. Das machte sich so gut, daß jeder, der es liest, mit dieser Reihenfolge völlig einverstanden ist. Aber auch wenn wir von den drei Markusquellen gar nichts wüßten, müßten wir bedenklich werden, ob sich die Geschichte Jesu wirklich so abgespielt haben kann. Denn der mittlere Bericht bringt eine sehr erregte Szene: die Austreibung der Händler, Wechsler, Taubenkrämer aus dem Tempel. Wenn das historisch ist, so muß es einen ungeheuren Tumult gegeben haben. Die Händler ließen sich doch kaum so ohne weiteres gefallen, daß ein unbekannter Mann aus Galiläa herkam und ihre rechtmäßig gemieteten Verkaufsbuden umwarf. Man kann sich das überhaupt nur so vorstellen, daß Jesus mit einer großen Schar von Anhängern aus Galiläa herkam und mit ihrer Hilfe die Reinigung des Tempels erzwang. Das war jedoch nichts weniger als eine Revolution. Es mußte in Jerusalem so scheinen, als ob dieser Prophet Anspruch darauf machte, der verheißene Messias zu sein, und ein neues Regiment in Israel aufrichten wolle — kurzum, es mußte

55 daraus ein gewaltiger Kampf entstehen. Von all dem weiß die ganze Passionsgeschichte nichts. Es heißt nur bei der Tempelreinigung, die Hohenpriester hätten es gehört und darauf gesonnen, wie sie den Eindringling umbrächten, sie hätten sich jedoch vor ihm gefürchtet: »denn alles Volk verwunderte sich über seine Lehre«. Das klingt alles viel zu zahm im Verhältnis zu dem revolutionären Unternehmen. Und geradezu lächerlich klingt es, wenn am nächsten Tag der Heiland ruhig durch den Tempel geht und seine mordgierigen Feinde weiter nichts tun als sich zu erkundigen: »Mitwelchem Recht tust du das? Wer hat dir die Vollmacht dazu gegeben?« Die historische Kritik muß also zum Ergebnis kommen, daß sich die Tempelreinigung nicht auf diese Weise abgespielt haben kann. Die Drei-Quellen-Theorie findet offene Türen vor. Ich meine, daß der Gleichschritt von Parallelberichten nicht besser sein kann als in den zitierten Eingängen nach Jerusalem und in den Tempel. Besonders weise ich auf eines hin : Die Frage beim dritten Tempelbesuch: »Mit welchem Recht tust du das?« kommt nicht bloß auf zu leisen Sohlen, sondern auch zu spät, vom literarischen Gesichtspunkt aus. Das Interesse des Lesers hat die Tempelreinigung verlassen und ist auf das Wunder vom verdorrten Feigenbaum übergegangen, dann ist es einer längeren Rede Jesu über das Gebet gefolgt. Wenn jetzt im Tempel sich die Hohenpriester erkundigen: Mit welchem Recht tust du das ? — dann gehört schon eine theologische Aufmerksamkeit dazu, diese Frage auf die verflossene Tempelreinigung zu beziehen. Der naive Leser oder Hörer bezieht die Frage zunächst ganz unschuldig auf das Wandeln Jesu durch den Tempel. Nach der Drei-Quellentheorie muß ich das ebenfalls tun, denn ich halte ja diesen Tempelbesuch für den ersten des Heilands in der betreffenden Quelle. Leider habe ich in keinem Markuskommentar Antwort gefunden auf die Frage, die sich jetzt natürlich einstellt: War es denn verboten, durch den Tempel zu wandeln? Die Markuskommentare halten alle miteinander eine so naive Frage für unmöglich. Sie tun ihr nicht einmal

56 die Ehre einer abweisenden Randbemerkung an. Für mich könnte sie geradezu ein Fallstrick werden: war der Besuch des Tempels denn nicht jedermann erlaubt ? ? Ich finde bei Strack-Billerbeck (II, 27) ein paar Bestimmungen über Synagogen, die von solchen für den Tempel in Jerusalem hergeleitet sind: »Man vergnügt und ergeht sich nicht in ihnen, man geht im Sommer nicht der Sonne wegen und in der Regenzeit nicht des Regens wegen hinein...« Damit ist wohl gezeigt, daß die Situation, die ich rekonstruiere, nicht unmöglich ist: Jesus ging bei seiner Ankunft in Jerusalem durch den Tempel, den er ja zum erstenmale sah, in der tiefen Andacht und Versunkenheit, die dem Bewußtsein seines Schicksals entsprach. Die Geistlichen im Tempel hatten vielleicht etwas gehört von dem Prophet aus Galiläa und suchten ihm am Zeug zu flicken, indem sie ihn mit ihren kleinlichen Vorschriften belästigten. Oder, was das Natürlichste ist, der Heiland machte wirklich den Eindruck eines Spaziergängers im Heiligtum, und eine übereifrige Geistlichkeit wollte den fremden Pilger nach Art der Hüter öffentlicher Einrichtungen hochmütig zurechtweisen. Ich sehe ab von einer weiteren Möglichkeit: daß Jesus in den verbotenen Tempelbezirk gegangen sei, etwa im inneren Vorhof hinter den Altar oder gar ins Tempelhaus selbst — es ist zu unwahrscheinlich, wird auch durch den Text nicht gestützt. Aber ich lege großen Wert darauf, die Möglichkeit der ganzen Szene darzutun, ebenso wie die Unmöglichkeit der Austreibung der Tempelhändler — darum weil diese in der letzten, spätesten Quelle stand und jene in der ersten, ältesten, historisch zuverlässigsten. Wie ich diese Bestimmung treffen kann, wird aus dem Folgenden ersichtlich werden. Ein Kennzeichen der Quellen

Einen Hauptgrund für die Unterscheidung von drei parallelen Einzugsberichten habe ich noch nicht erwähnt. Bei der Tempelreinigung treten »die Hohenpriester und die Schriftgelehrten« auf, beim dritten Tempelbesuch aber »die Hohenpriester und die Schriftgelehrten und die Ältesten«.

57 Das ist ein winziger Unterschied, aber ich lege ihm die größte Bedeutung bei. Als bloße Nachlässigkeit kann ich ihn nicht gelten lassen, denn es wechseln die Ausdrucksweisen im Markusevangelium ziemlich regelmäßig ab: fünfmal kommt die volle Dreiheit vor, aus der der Hohe Rat besteht — viermal die Zweiheit — dreimal aber stehen nur »die Hohenpriester« da. Und ich finde den Wechsel jedesmal an Stellen, die ich in Verdacht habe, Parallelstellen zu sein aus verschiedenen Quellen ! 1. Die Dreiheit steht in der ersten Leidensverkündung (8, 31) die Zweiheit in der dritten Leidensverkündung (10, 33). Die zweite Leidensverkündung (9, 31) redet statt dessen allgemein von »Menschen«. 2. Die Dreiheit steht beim dritten Einzug in Jerusalem (11, 27) — die Zweiheit beim zweiten Einzug. Beim ersten Einzug sind die Gegner Jesu nicht im Spiel. 3. Die Zweiheit steht 1 4 , 1 : »Die Hohenpriester und die Schriftgelehrten sannen, wie sie ihn mit List fassen und töten könnten«. Die Einheit folgt 14,10: »Und Judas . . ging zu den Hohenpriestern, um ihn an sie auszuliefern«. 4. Die Dreiheit steht bei der Gefangennahme 14, 43 und bei der Einleitung des Verhöres Jesu 14, 53 »Und es versammelten sich sämtliche Hohenpriester und Ältesten und Schriftgelehrten«. Zwei Verse darauf folgt die merkwürdige Verquickung: »Die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat suchten Zeugnis wider Jesum«. Ich nehme an, daß diese unexakte Ausdrucksweise kein Zufall ist und keine Schludrigkeit des Markus. Denn 5. Bei der Einleitung des Verhörs vor Pilatus steht noch eine tollere Mischung: »Die Hohenpriester mit den Ältesten und den Schriftgelehrten und der ganze Hohe Rat faßten Beschluß«!! In der Pilatusgeschichte selbst fungieren nur die Hohenpriester. 6. Die Zweiheit »Hohenpriester und Schriftgelehrte« tritt noch einmal auf bei der Kreuzigung. Sie schmäht den Heiland. Mit fast gleichen Worten höhnen ihn vorher »die Vorübergehenden« und nachher »schmähten ihn die Mitgekreuzigten auch.«

58 Diese Übersicht beweist ganz klar, daß von Zufälligkeiten keine Rede sein kann. Ich erwähne, daß im Neuen Testament häufig die drei Körperschaften des Hohen Rates nicht vollständig aufgezählt sind. Aber man findet regelmäßig die A b kürzung »Hohenpriester und Älteste« vor: in der Apostelgeschichte mehrfach, bei Matth. 26, 3 26, 47 27, 1 — er ersetzt so die verschiedenen Ausdrücke des Markus, während Lukas sie bloß stilistisch abwandelt, aber der Zahl nach beibehält. Dann kommen seltener »Hohenpriester« allein vor. Aber gerade »Hohenpriester und Schriftgelehrte«, ohne die Ältesten, das kommt nur noch bei Lukas vor. Und es ist auch der Sache nach etwas ganz Ungewöhnliches und Widersinniges. Denn daß man die Hohenpriester allein nimmt, läßt sich hören. Das man die Schriftgelehrten wegläßt, entspricht den Zuständen, wie sie ein paar Generationen vorher waren: die Schriftgelehrten, d. h. Theologen der verschiedenen Richtungen, haben sich erst allmählich ihren Sitz im Hohen Rat erkämpft. Markus jedoch läßt die Ältesten fort, die von jeher als Häupter der Laiengeschlechter und Synagogenvorsteher zum Hohen Rat gehörten ! Ich erkläre das so: Quelle C, worin ich regelmäßig die Zweiheit finde, beweist ein besonderes Interesse an den Schriftgelehrten. Sie nennt die Schriftgelehrten beispielsweise da, wo Β von den Pharisäern spricht. Nun hat C in der Passion den Hohen Rat abkürzen wollen einfach durch »Hohenpriester« — aber um die verhaßten Schriftgelehrten ordentlich anzuprangern, schrieb C sie immer wieder extra zu. Ich beschreibe meine Vermutungen bloß, daß man sieht, ich sei nicht um schöne Erklärungen verlegen. Ich brauche das alles nicht für die Drei-Quellentheorie. D a genügt mir, daß die verschiedenen Ausdrücke regelmäßig wechseln, daß sie zu finden sind in Parallelberichten und daß es Stellen gibt, wo sie zu barem Unsinn gehäuft sind. Daraus ziehe ich den Schluß, daß Markus sie in verschiedenen Quellen vorfand und haargenau so, wie er sie fand, in sein Evangelium übernahm. E r verfuhr so gewissenhaft, daß er den Hohen Rat und den ganzen Hohen Rat Beschluß fassen ließ — eine zwar übertriebene, doch für die Forschung aufschlußreiche Pedanterie.

59 Ich wüßte nicht, was einer gegen meinen Schluß einwenden könnte. Und ich glaube, daß auch niemand mir verargen kann, daß ich in den verschiedenen Bezeichnungen eia Kennzeichen für meine Quellen sehe. A g e b r a u c h t den e x a k t e n A u s d r u c k »Hohenp r i e s t e r , Ä l t e s t e u n d S c h r i f t g e l e h r t e « . Also gehört zu A, außer der ersten Leidensverkündung, der dritte Einzug in Jerusalem, die Verse 14, 43 und 14, 5 3 und der halbe Vers 1 5 , ι , alle aus den Verhören Jesu vor dem Hohen Rat und vor Pilatus. C gebraucht die Z w e i h e i t »Hohenpriester u n d S c h r i f t g e l e h r t e « . Also gehört zu C, außer der dritten Leidensverkündung, der zweite Einzug in Jerusalem (die unhistorische Austreibung der Händler!), die Pläne gegen Jesus 14, ι und die Schmähungen gegen Jesus 14, 3 1 . E s fehlt für C ein Ausdruck für die Dreiheit während der Verhöre. Nun, es ist der Ausdruck »der g a n z e H o h e R a t « ! Den gebraucht C, wenn wirklich die volle Dreiheit auftreten muß, amtlich sozusagen. Der Beweis dafür ist einfach. Beim Verhör •Jesu finden sich in 14, 5 3 — 5 5 die Dreiheit (A), die Hohenpriester (B) und »der ganze Hohe Rat« (C). E s ist doch völlig ausgeschlossen, daß C an dieser Stelle etwa die Hohenpriester allein gebracht hätte, wo es doch sonst die bösen Schriftgelehrten nie vergißt. Damit ist auch bereits bewiesen, daß Β den A u s d r u c k » H o h e n p r i e s t e r « g e b r a u c h t . Also gehört zu Β der Judasverrat und außerdem ist Β beteiligt a m Verhör und an den Pilatusszenen. Ein Kennzeichen, wie man es schöner nicht erfinden könnte !

Die Petrusfrage auf dem Ölberg Ich komme zum schönsten Ergebnis meiner Quellenforschung: ich habe die verworrenen Prophezeiungen des Heilands in Kapitel 1 3 vollständig in Ordnung bringen können. Zunächst kann ich hier drei Stücke nachweisen, die aus verschiedenen Quellen stammen müssen. Zwischen die Petrusfrage auf dem ölberg (13, 3) und die Antwort Jesu (13, 28) sind Prophezeiungen eingeschoben, die mehrere Dubletten

60 oder Unstimmigkeiten enthalten (S. 2ofi., im ersten Abschnitt dieses Buches). Also drei Quellen. Denn der Einschub kann nicht aus derselben Quelle stammen wie der Rahmen, und der Einschub selbst ist kombiniert. Ich kann auch gleich bestimmen, daß der Rahmen A gehört: denn bei der Petrusfrage treten die Vorzugsj ünger auf, ganz wie bei der Verklärung 9, 2 und bei Jairi Töchterlein 5, 37 : »Und da er auf dem ölberg saß dem Tempel gegenüber, fragten ihn besonders Petrus und Jakobus und Johannes und Andreas: Sage uns, wann wird das sein ? und was ist das Zeichen, wann dies alles in Erfüllung gehen soll ? « Von dieser Frage sei im folgenden allein die Rede, also von der Quelle A. Daß 13, 28 ganz allein die Antwort darauf sein kann, bedarf keiner Erörterung. Jeder gibt es zu, wenn er die Verse liest : »Vom Feigenbaum lernet das Gleichnis. Wenn sein Trieb schon zart wird und Blätter treibt, so merkt ihr, daß der Sommer nahe ist. Also auch hier, wenn ihr dies kommen seht, merkt, daß es nah ist vor der Tür. Wahrlich ich sage euch, dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dies alles geschieht... Über jenen Tag aber und die Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. Habet acht, bleibet wach, denn ihr wisset nicht, wann die Zeit kommt.« Und es folgt das Gleichnis vom Herrn des Hauses, der verreiste und unvermutet heimkehrend die Knechte schlafend fand. Wie gesagt, ich sehe nicht die geringste Möglichkeit, einen Einwand gegen die Zusammengehörigkeit von Frage und Antwort. Nach Markus bezieht sich die Frage auf den Untergang des Tempels. Denn eben vor der Frage hat Jesus prophezeit, es werde nicht ein Stein des Tempels auf dem andern bleiben. Aber ich weise darauf hin, daß Jesus das prophezeit beim Verlassen des Tempels — daß die Petrusfrage aber auf dem ölberg geschieht. Das macht doch wenigstens eine halbe Stunde Differenz — die Jünger wären also tief betroffen von dem prophezeiten Untergang sprachlos den Berg hinauf gestiegen und droben erst hätten die Vorzugsjünger es gewagt, den

61 Meister nach Zeichen und Zeit des furchtbaren Ereignisses zu fragen! So müßte man, nach Art der alten Leben-Jesu-Dichter, die Dinge schildern, wenn die literarische Kritik nicht wäre. Die literarische Kritik kann nicht umhin, des Heilands Antwort auf die Petrusfrage in 13, 28 festzustellen : nur dort ist von Zeichen und Zeit die Rede (ich muß das immer wieder betonen, es ist der Kern all meiner Ableitungen). Und Zeit wie Zeichen können sich unmöglich auf den Tempelbrand vom Jahre 70 beziehen. Wie ? er hätte sich derart getäuscht, daß er das noch für die lebende Generation erwartet hätte? er hätte die Jünger aufgefordert, wach zu bleiben, damit der »Herr des Hauses« nicht über Nacht komme und den Tempel über den Köpfen von Schlafenden anzünde? er hätte ihnen als Zeichen ein Gleichnis vom Feigenbaum gegeben und gesagt: »Wenn ihr seht daß dies alles geschieht, so wißt ihr, daß es nah ist vor der Tür?« Auch für ganz stumpfe Sinne muß es ausgemacht sein, daß der Heiland nicht den Tempel' brand gemeint haben kann mit den geheimnisvollen and erhabenen Sätzen vom Schluß des dreizehnten Kapitels. Die Quellentheorie sieht selbstverständlich in dem prophezeiten Tempelbrand die Einleitung zu einer von den beiden Prophezeiungsreden, welche zwischen Petrusfrage und Antwort Jesu stehen. In diesen Prophezeiungen ist ja auch von anderen Katastrophen die Rede, Krieg, Hungersnot, Erdbeben »an Orten« (13, 8). Das sind Dinge, die sich tatsächlich ereignet haben in den nächsten Jahrzehnten bis zum Judenaufstand gegen Rom. Und wenn nicht alles täuscht, so wird sogar die Flucht der Urgemeinde aus Jerusalem verkündet (13,14). Kurzum, es paßt alles zu dem Tempelbrand vom Jahre 70. Ich denke, es ist Quelle C, die hier dem Heiland in den Mund legt, was sie selbst erlebt hat, geradeso wie sie den Tod der Zebedäussöhne von ihm prophezeien ließ (dritte Leidensverkündung, 10,35). Ich kann mir nicht versagen, noch einmal die kleine Beobachtung zu erwähnen, die das I-Tüpfelchen zu diesen Ableitungen bildet. Auf die Petrusfrage folgt der Satz: »Jesus aber antwortete ihnen und fing an zu sagen . . . « Das sind zwei Einleitungen, nirgendwo sonst kommt diese Verquickung

62 wieder vor. Die eine gehört zur wirklichen Antwort, 13, 28, die andere gehört zu den C-Prophezeiungen, als Überleitung vom prophezeiten Tempelbrand. Denn den hat Jesus nur zu einem Jünger gesprochen, nachher sagt er aber »ihr«! Ich kann also auch textlich alles in die beste Ordnung bringen. Und jetzt kommt der erste großartige Triumph meiner Theorie. Ich kann den wahren Sinn der Petrusfrage zeigen, ich kann die ursprüngliche Verknüpfung wiederherstellen. Quelle A trafen wir beim dritten Einzug in Jerusalem Ii, 27, wo Jesus im Tempel wandelte und von den Hohenpriestern, Ältesten und Schriftgelehrten gefragt ward nach der Vollmacht seines Tuns. Und er sprach zu ihnen in einem Gleichnis, ganz wie er es 13, 28 zweimal tut und wie es von A in der Seepredigt (4,33) gefordert wird: »Ohne Gleichnis redete er nicht zu ihnen«! Das Gleichnis aber war das vom Weinberg. Sein Inhalt war der Tod des Gottessohnes und die Strafe Gottes: »Er wird kommen und die Weingärtner töten und den Weinberg andern geben«. Nach diesem Ereignis hat Petrus den Heiland gefragt auf dem ölberg, als sie dem Tempel gegenübersaßen. Das ist so klar, so überzeugend und so beglückend, daß ich bedaure, es wissenschaftlich, ausführlich, pedantisch zu beweisen. Aber ich muß es tun. E s handelt sich ja um das bedeutendste Ergebnis meiner Arbeit für die Kenntnis Jesu Christi. Petrus fragt nach Zeit und Zeichen. Jesus erwidert mit dem Gleichnis vom Feigenbaum, der austreibt und den Sommer kündet. E r legt das Gleichnis aus, wie er es immer tat (4, 34), und zwar mit diesen seltsamen Worten: »Also auch ihr, wenn ihr dies geschehen seht, wißt, daß es nahe ist vor der Tür«. Da ist zweierlei zu unterscheiden: »dies«, was geschieht, ist das Zeichen, der ausschlagende Feigenbaum. »Es«, was nahe vor der Tür steht, ist das Ereignis, der nahende Sommer. Was ist »dies«? Nichts anderes als was erzählt ward im Weinberggleichnis: der Tod des Gottessohnes durch die ungetreuen Gärtner.

63 Was ist »es«? Das was der Herr des Weinbergs tun wird: E r wird kommen und die Gärtner töten und den Weinberg andern geben. Dazu paßt aufs Haar das weitere Gleichnis, das Jesus anfügt : der Herr des Hauses, der über Nacht kommt und die Diener schlafend findet. Man weiß nicht, wann er kommt. Auch Jesus weiß nicht Tag und Stunde. Das hat der Vater sich allein vorbehalten. Nur eins weiß Jesus: »Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dies alles geschieht« — sein Sterben und das Kommen Gottes zum Gericht, das durch seinen Tod besiegelt wird. So bleibt allein die Frage: was bedeutet der Weinberg, den der Herr den Hohenpriestern nehmen wird und andern geben ? Man hat gemeint, da sei die Heidenmission dem Heiland in den Mund gelegt —eine viel zu platte Deutung für das erhabenste Gleichnis, das der Heiland sprach. Ich kann aus meiner Quelle A ablesen, was der Weinberg bedeutet. Bei der ersten Leidensverkündung (9,1, nach einem unpassenden Einschub des Markus) steht es klar und deutlich. Eben hat der Heiland den Petrus abgewiesen, der ihm wehren wollte, in den Tod zu gehen: »Hinter mich, du Satan!« Und er spricht zu den Jüngern, nach denen er sich umblickt: »Wahrlich ich sage euch, es stehen etliche hier, die den Tod nicht schmecken werden, bis daß sie sehen das Reich Gottes kommen in Kraft.« Genau derselbe Ton wie in der Verkündung 13, 39: »Wahrlich ich sage euch, dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht«. Und genau derselbe Sinn. Der Weinberg, den Gott von den Hohenpriestern der Juden nehmen wird und anderen geben, bedeutet das Reich Gottes. Jesus weiß, daß er um dessentwillen stirbt und daß Gott bald nach seinem Tode kommen wird. E r weiß, daß Gott sein Reich von denen nehmen wird, die den Sohn getötet haben. Und Andern wird er es geben — Andern, mögen es die Heiden sein, mögen es seine Jünger sein — sicherlich sind es die, die an den Sohn, an den Gekreuzigten, glauben. Um dieses Fundes willen, der berufen ist, das Bild des Heilands in ein neues Licht zu stellen, hat sich die Theorie der Markusquellen wohl gelohnt.

64 Das letzte Mahl Ich habe lang gezögert, die bequeme Möglichkeit anzunehmen, die sich der Dreiquellentheorie im Anfang von Kapitel 14 bietet : nacheinander ist die Rede von drei Mahlzeiten. Die erste ist das Mahl in Bethanien, wo ein unbekanntes Weib dem Heiland salbt und von ihm darob unsterbliches Gedächtnis versprochen bekommt. Die zweite bringt die Ankündigung des Verrates. Die dritte ist das eigentliche Abendmahl. Entschieden habe ich mich erst, als ich den Beweis in die Hand bekam, daß es sich wirklich jedesmal um das letzte Mahl handelt — um das Passahmahl! Ich habe auf Seite 22 gezeigt, daß 14, 1 eine Dublette sein muß: »Es war aber Passah« ist abzutrennen von »(Es war aber) das Ungesäuerte nach drei Tagen«. Und es bleibt nichts anderes übrig als die Zeitangabe »Passah« auf das Mahl in Bethanien zu beziehen, das im übernächsten Vers beginnt. Damit ist zugleich das Mahl in Bethanien der Quelle A zugesprochen. Denn was berichtet wird von dem Tag »drei Tage vor dem Ungesäuerten«, enthält die Zweiheit »Hohenpriester und Schriftgelehrte«, gehört demnach zu C. Auch wird dieser Vers fortgesetzt durch 1 4 , 1 2 »Am ersten Tag des Ungesäuerten« und das gehört bestimmt zu C. Denn Jesus sendet da die Jünger aus, einen Saal für das Passahmahl zu suchen, unter ganz ähnlichen Umständen wie beim Einzug in Jerusalem, wo sie das Eselfüllen suchen sollen — eine typische späte Legende, wie sie C liebt. Das eigentliche Abendmahl schließt sich an die Vorbereitungen der Jünger an, stammt demnach ebenfalls aus C. Für Β bleibt der Judasverrat 14, i g (die »Hohenpriester« treten auf). Und der wird fortgesetzt 1 4 , 1 7 : »Am Abend aber kam er mit den Zwölfen«. Diese Zeitbestimmung (in Β etwas Außergewöhnliches) erfordert eine Tagesangabe beim Judasverrat. Sie fehlt. Ich nehme sie daher aus 14,12, das ich für eine Dublette halten muß: »Am ersten Tag des Ungesäuerten, da man das Passah schlachtete«. Β hat demnach ursprünglich den Judasverrat so eingeleitet: »Und da man das Passah schlachtete, ging Judas Iskarioth, einer von den

65 Zwölfen, zu den Hohenpriestern, ihn an sie auszuliefern«. Am Abend, beim Passahmahl, hat dann Jesus denVerrat angekündigt. Ich habe dieses Beispiel meiner Rekonstruktionen schon hier besprochen, weil ich zeigen möchte, daß ich nur ganz sachlichen Erwägungen weiche, selbst wo sich mir eine bequeme Bestätigung der Drei-Quellen-Theorie bietet. Ich hätte alles eher erwartet als diese Lösung. Das Mahl in Bethanien bei A zu finden, meiner Hauptquelle, wo eine Überlieferung von Petrus her zugrundeliegt, ging ebenso gegen meine Vorurteile wie gegen meine Wünsche. Ich hätte die Einsetzung des Gedächtnismahles von A erwartet. Und lange habe ich versucht, wenigstens ein Stück davon für A zu retten. Ich hatte damals keine Ahnung von den Forschungen, die wir vorzüglich Lietzmann zu verdanken haben: daß das Abendmahl der Urgemeinde ein Gedächtnis an den lebendigen Heiland war, keine Einsetzungsgeschichte kannte, nicht einmal den Becher ! Jedenfalls habe ich ganz ohne Absicht ein weiteres, sehr starkes Zeugnis dafür geliefert : die beiden älteren Quellen wissen noch nichts von der Einsetzung des Abendmahls durch Jesus in der Nacht, da er verraten ward. Aber um so fester steht jetzt auch die Tatsache, daß das letzte Mahl wirklich ein Passahmahl gewesen ist, daß also Jesus wirklich am ersten Feiertag des Passah gekreuzigt worden ist. Die Forschung hat lange gebraucht, um von den Angaben des vierten Evangeliums zu den drei Synoptikern zurückzukommen. Ich erwähne nur das Eine : daß ein Prophet am einem Festtag hingerichtet werden konnte, wird bewiesen durch ausdrückliche Bestimmungen bei den Rabbinern (Strack Billerbeck II, 824: dort wird hinzugefügt, daß es in Jerusalem geschehen muß, genau wie es Lukas den Heiland selbst aussprechen läßt). So kann ich sagen, daß ich in der Lage bin, die gründlichsten Forschungen über das Abendmahl sehr nachdrücklich zu bestätigen. Gethsemane Die drei Quellen sind hier unverkennbar. Zwei Berichte habe ich bereits auf Seite 23 nachgewiesen. Der eine enthält T h i e l , Drei Markus-Evangelien.

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66 die drei Vorzugsjünger und Petrus wird mit seinem eigentlichen Namen »Simon« angeredet — das ist ohne Zweifel A. Der andere spricht nur allgemein von den Jüngern, folgt aber A in jeder Einzelheit — ich gebe ihn C (Genaueres später). Jetzt will ich nur von dem Vers 1 4 , 4 1 reden, der für Β übrig bleibt: »Und er kommt zum drittenmal (und sagt zu ihnen..« das benötige ich für C): »Schlafet den Rest und ruhet! Άττέχει. Die Stunde ist gekommen. Siehe der Sohn des Menschen wird ausgeliefert in der Sünder Hände«. Dies abgerissene Stück hat mir große Schwierigkeiten gemacht. Ich war bei dieser Untersuchung noch nicht bekannt mit der Spezialität des Markus, die drei Quellen zu größeren Szenen zu vereinen, auch wenn sie eigentlich gar nicht daran teilnehmen wollen. So hat er eine Seepredigt konstruiert und das Verkündungs-Kapitel 13. Allmählich begriff ich jedoch,, daß Β unmöglich an der Szene von Gethsemane beteiligt sein kann: »er kommt zum drittenmal« ohne Vor und Nach ist doch wohl zu wenig für eine Gethsemane-Parallele. Die Zählung aber ist typisch für Markus selbst. Und jetzt hatte ich es leicht, den ursprünglichen Platz von 14, 41, in der Quelle Β zu finden. Wie gut und selbstverständlich alles paßt, wie schön sich jede Einzelheit erklärt, das ist der zweite unerwartete Triumph der Theorie. In Β geht voraus das Mahl, wo Jesus den Verrat ankündigt. Jesus beschließt es mit den Worten: »Ja des Menschen Sohn geht wohl dahin, wie von ihm geschrieben steht. Weh aber dem, durch welchen er ausgeliefert wird! Dem wäre besser, er wäre nie geboren!« Dazu paßt doch ganz gut als Fortsetzung: »Schlafet jetzt und ruhet! Die Stunde ist gekommen, siehe der Menschensohn wird ausgeliefert in der Sünder Hände!« Ein interessantes Ergebnis: nach Β ist Jesus gar nicht in Gethsemane gefangen worden, sondern schon beim Passahmahl ! Die Hauptsache aber kommt erst: άπέχει. Die Verlegenheitsdeutung »Es ist genug« hat noch niemand befriedigt. Ein holländischer Forscher wollte es auf Judas beziehen:

67 »Er hat seinen Lohn« — aber Judas kommt im Markustext ja erst nach diesem Vers ! Nun, in meiner Quelle Β geht Judas diesem Vers dicht voraus! Das Rätsel ist gelöst. Als ich einem denkbar unbefangenen Kritiker — meiner Frau — sehr stolz das Rätsel mit der Lösung vortrug, wurde ich schwer enttäuscht. Für den sprachwissenschaftlichen Triumph hatte sie wenig Sinn und der neu konstruierte Text wollte ihr nicht ins Ohr. Ich machte mich von neuem auf die Suche, um die Lösung zu verbessern. Das gelang mir erst nach der Analyse von Kapitel 13. Auch dort gibt es für Β eine Reihe sonderbarer Sprüche ohne Einleitung. Und auch sie erwiesen sich als passend zu dem Mahl, wo der Verräter angekündigt wird. 13, 9 »Seht aber auf euch selbst! Sie werden euch ausliefern an Ratsversammlungen und ihr werdet Schläge erhalten in den Synagogen . . . « Beim letzten Mahl hat Jesus von seiner eigenen Auslieferung gesprochen. Sollte er nicht ebenda verkündet haben, daß seinen Jüngern dasselbe Schicksal bevorstehe? Ich bemerke, daß in Β das letzte Mahl sofort auf Kapitel 13 folgt : Markus brauchte also nur um wenige Verse vorzugreifen, wenn er die Prophezeiungen vom letzten Mahl wegnahm und zu den Prophezeiungen der beiden anderen Quellen brachte. So erhielt ich eine große Abschiedsrede Jesu, endigend mit den Worten: »Ihr aber seht zu,siehe ich habe euch alles vorausgesagt. Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen!« Und daran schließen sich nun wirklich einwandfrei die Worte an: »Schlaft jetzt und ruhet! Die Stunde ist gekommen —« die Stunde des Abschieds! Quelle Β hat sie auf großartige Weise dargestellt. Und so konnte ich auch jenes Rätselwort άττέχει sehr schön deuten. Ich fragte mich, wie Β sich eigentlich den Verrat gedacht hat. Judas hat am Morgen vor dem letzten Mahl den Hohenpriestern bloß versprochen, den Heiland auszuliefern. Beim Mahle selbst sitzt er dabei und Jesus sagt: »Einer unter euch wird mich verraten«. Noch hat ers nicht getan — wann und wie soll er es denn tun? Die Gefangennahme Jesu ist nach Β ja bei dem Mahl geschehen! 5*

68 »'Απέχει«! Ich kam endlich darauf, dieses Wort im allergewöhnlichsten Sinn zu nehmen, so wie es ζ. B. Mk 7, 6 gebraucht wird: »er ist fern«! Das heißt, Judas hat sich während Jesu Rede fortgeschlichen! Und alles war gelöst, erklärt, gerundet. Die Quelle Β ließ beim letzten Mahl den Heiland eine große Abschiedsrede halten. E r kündigte den Verräter unter den Zwölfen an, er sprach von seiner Auslieferung und er prophezeite seinen Jüngern ein gleiches Schièksal. Und dann sagte er: »Schlaft jetzt und ruhet! E r ist fort! Die Stunde ist gekommen, siehe des Menschen Sohn wird ausgeliefert in der Sünder Hände«. Die Gefangennahme Daß es gelingen könnte, aus den wenigen Versen über diê Verhaftung Jesu drei Berichte herauszulesen, ohne nur ein Wort dazuzutun, das hätte ich mir niemals träumen lassen. Quelle A : »Und alsbald kam herzu Judas, der Zwölfe einer, mit den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten und den Ältesten. Und sie führten Jesum ab zu dem Hohenpriester und es versammeln sich sämtliche Hohenpriester und Älteste und Schriftgelehrte«. Warum Quelle A ? Judas wird hier wie zum erstenmale vorgestellt. In Β war aber viel von ihm die Rede bis zuletzt — und außerdem nannte Β ihn mit dem vollen Namen »Judas Iskarioth, der eine der Zwölf«. C aber nennt den Verräter ganz anders! Quelle C : »Stehet auf, lasset uns gehen ! Siehe, der mich verrät, ist nah!« So hat sie Jesum sprechen lassen zu den schlaftrunkenen Jüngern in Gethsemane. Und jetzt fährt sie fort : »Aber der ihn verriet, hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, den greifet und führet ihn sicher ! Und da er kam, kam er auf ihn zu und sprach zu ihm : Rabbi! und küßte ihn. Die aber legten Hand an ihn und griffen ihn«. Es ist eins der hübschesten Ergebnisse der Dreiquellentheorie, daß sie zeigen kann, wie der Name Judas sich gewandelt hat in der ältesten Uberlieferung. Wellhausen hat vermutet, »Iskarioth« sei keine Ortsangabe, sondern ein

69 Schimpfwort gewesen: der Skariothe, d. h. der Räuber, der gemeine Verbrecher. Dazu paßt, daß meine älteste Quelle schlechtweg »Judas« sagt und erst die zweite »Judas Iskarioth«. Die dritte aber hat sich anscheinend gescheut, den Namen des Verräters überhaupt zu nennen. Man weiß, daß es auch später viele Christen gab, die seinen verfemten Namen nicht über ihre Lippen brachten. Ich weise nach, daß diese feine Scheu bereits in frühster Zeit gewaltet hat. Oder ist es noch nicht nachgewiesen? Für Skeptische habe ich noch eine Wahrnehmung im Vorrat — und sie ist wieder ein Triumph, wie ihn noch keine Theorie auf dem Gebiet der biblischen Wissenschaft erringen konnte. Im Apostelkatalog 3 , 1 6 wird als Letzter aufgeführt: »Judas Iskarioth, der ihn auch verriet«. Wer kann erklären, was hier das »auch« bedeuten soll? Griechisch heißt das Sätzchen: δς καΐ τταρέδωκεν αυτόν. Der Apostelkatalog wird eingeleitet: »Und er bestellte Zwölf, daß sie um ihn seien und daß er sie aussende, zu predigen, und mit der Vollmacht, die Dämonen auszutreiben. Und er bestellte die Zwölf und gab Simon den Namen Petrus. . . « Da haben wir die auffälligste Dublette, die sich einer denken kann. Ich nehme deswegen an, daß der Apostelkatalog selbst eine Dublette ist, die sich gerade an dem letzten der Aufgezählten offenbart. Die eine Quelle schrieb: »und Judas Iskarioth« die andere Quelle aber schrieb in ihrer Scheu, den Namen auszusprechen: »und der ihn verriet«, καΐ δς τταρέδωκευ αυτόν! Markus hat hier, wie so oft, zwei Parallelangaben vereinigt. Um sie einander anzupassen, hat er die Wörtchen καΐ ôs einfach umgestellt. Ich nehme an, daß diese Aufklärung auch den skeptischsten Kritiker überzeugt. Aber ich nehme auch an, daß jetzt mancher beginnt, den Kopf zu schütteln über den Evangelisten Markus: ist es denn möglich, daß ein Kompilator derart an den Worten seiner Quellen klebt? daß er lieber sinnlose Sätze bildet anstatt ein einzig Wörtchen auszulassen ? Hier hätte doch wahrhaftig καΐ gestrichen werden können und alles wäre in die schönste Ordnung gekommen! Und es hätte nicht zweitausend Jahre

70 später aus seiner unglaublichen Pedanterie ein höchst fataler Beweis gezogen werden können dafür, daß er wirklich nur ein Kompilator war! Ich beeile mich, zu erinnern, daß auch dieses Beispiel nur ein Beispiel ist von vielen. Markus hat nacheinander dieselbe Maria als Tochter des Joses und des Jakobus vorgestellt. Markus hat den Hohen Rat und den Hohen Rat beschließen lassen. Markus hat geschrieben άττοκρέθείς ήρξατο λέγειν OÛTOÎS. Und damit das Maß voll werde, bringe ich noch einen Fall von dieser Art. Ich kam darauf beim Rekonstruieren des Berichtes Β über die Verhaftung Jesu. Dafür blieben mir nur noch die Worte übrig: » . . . und eine Menge mit Schwertern und Stangen . . . Und Jesus sprach zu ihnen: Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Stangen, mich zu fangen. Täglich war ich bei euch im Tempel und lehrte, und ihr habt mich nicht gegriffen. Aber auf daß die Schriften erfüllt würden!« Am Anfang fehlt ein Prädikat, etwa »Es k o m m t . . . « Dies Prädikat ist vorhanden, zwei Verse vorher, 14, 41 : »Und er kommt zum d r i t t e n m a l . . . « Das war ein Satz aus B, den ich nicht brauchen konnte und deshalb auf das Schuldkonto des Markus schob. Nun kann ich ihn entlasten. Nur die Zahl ist seine Sache, aber das έρχεται hat er hierhergestellt aus dem übernächsten Satz von B, aus dem er nur das Subjekt unterbringen konnte, als er die Verhaftung Jesu kompilierte! Derart genau und derart mechanisch hat er die Worte seiner Quellen ausgewertet. Nach solchen Erfahrungen habe ich die Quellen-Rekonstruktion viel, viel schwieriger gefunden als vorher. Denn ich erlaubte mir jetzt gar keine Ergänzungen mehr, sondern war felsenfest entschlossen, die letzten Tropfen meiner Quellen aus dem Text des Evangeliums herauszupressen: denn sie sind bis auf den letzten Tropfen drin enthalten! Schlußbemerkung Über den Rest der Passionsgeschichte sage ich nur soviel, daß er mir zwar nicht genau so verblüffende Beweise geliefert

71 hat wie die geschilderten, daß aber die Zerlegung um so sicherer und die Verteilung auf die Quellen um so leichter gelungen ist. Die Verleugnung und die Verhöre und die Auferstehung standen nur in zwei Quellen, die Kreuzigungsgeschichte zerfällt ohne weiteres in drei charakteristische, in sich geschlossene Berichte. Ich fasse zusammen, was ich erreicht habe. ι . habe ich an hundert Beobachtungen unwiderleglich bewiesen, daß im Markusevangelium Quellen stecken. Ich habe zugleich hundert einwandfreie Schnittstellen für die Quellenrekonstruktion festgestellt. 2. habe ich das Vorhandensein von drei parallelen Reiseberichten in 4 — 5 , 6 — 7 und 8, ι—26 nachgewiesen; sie stimmen überein in dem Gesamtablauf und in je einem Dutzend Einzelheiten, ihre Teilstücke sind durch logische Brücken tadellos verbunden. Ich habe außerdem die Spuren der drei Quellen bis in Kapitel 1 5 verfolgen können. Damit ist die Dreiquellentheorie als solche genau so sicher begründet wie die Priorität des Markus oder die Existenz von Q. 3. habe ich mehrere überraschende Beweise aufgefunden, daß die drei Quellen vollständig und wörtlich erhalten sind. Ich konnte dabei mehrere Text-Probleme lösen, die bisher noch niemand lösen konnte. Diese Dinge haben eine ähnliche Beweiskraft wie physikalische Experimentalbeweise. Damit ist die Theorie der drei Markusquellen zu einer wissenschaftlichen Tatsache geworden. Sie könnte nur noch widerlegt werden durch eine andere Theorie, die dasselbe leisten kann und auf einer einfacheren Grundannahme ruht. Ich hätte trotzdem diese Arbeit nicht veröffentlicht, wenn es mir nicht gelungen wäre, die Quellen vollständig wiederherzustellen nach ganz exakten Kriterien. Darüber im folgenden.

D r i t t e r Teil

Rekonstruktions-Prinzipien Erste negative Vorbedingung Bevor ich meine Hauptarbeit beginne, die Rekonstruktion der Markusquellen, muß ich über die Methodik dieser Arbeit reden. Es war mir sehr bald nach den ersten Erfolgen klar, daß die Entdeckung der Markusquellen nur dann einen Wert hat, wenn sie in ihrem ganzen Verlauf wissenschaftlich einwandfrei voneinander abgeschieden werden können. Für Forschung um der Forschung willen habe ich nie Sinn gehabt. Eine neue Markustheorie zu hundert früheren hinzuzufügen, war keinen Augenblick lang meine Absicht. Ich sagte mir : wenn die Wissenschaft mit einemmal drei parallele Evangelien vor sich liegen hat, kann sie aus dem Vergleich die wichtigsten Folgerungen ziehen, kann. womöglich eins und das andre jener unerhört verworrenen Probleme lösen, die ihr die Lehre und Geschichte Jesu bietet. Aber zu diesem Zweck ist unbedingt nötig, daß die Rekonstruktion der Quellen ohne irgendwelche Voraussetzung aus derartigen Problemen vor sich geht. Ich muß gewissermaßen Scheuklappen überbinden und all die Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten, die mir einfallen, sofort wieder vergessen, damit ich ja nicht von ihnen beeinflußt werde. Zum Beispiel lockte es ja sehr, die Quelle A nach den besprochenen Proben feierlich zur »Petrusquelle« zu erklären und ihr alles zuzuordnen, was den ursprünglichsten Eindruck macht, ihr alles abzusprechen, was nachträglich, beabsichtigt, gekünstelt aussieht. Ich war überzeugt, daß es die »Petrusquelle« sei, die ich da aufgegraben hatte, — aber ich hütete mich wie vor Gift vor jeder weiteren Beschäftigung mit dem Gedanken. Ich wollte unter keinen Umständen ein Argument

73 aus dieser Hypothese machen. Und wenn ich ja einmal gesagt hatte : »Nein, das kann nicht in A gestanden haben ! « so zwang ich mich, sobald mir dieses Vorurteil bewußt ward, nun grade dazu, das Exempel mit der Quelle A als Unbekannter durchzurechnen. So meinte ich anfänglich, die Dämonenaustreibung 9 , 1 7 sei für A unpassend, weil sie mit einem Rezept für die Jünger endigt, das uns heute närrisch vorkommt: eine bestimmte Art Dämon könne nur vertrieben werden durch Beten (und Fasten). Als ich nur probeweise dieses Vorurteil zurückstellte, sah ich sofort ein, daß die Geschichte nach Zusammenhang und Stil unbedingt in A gestanden haben muß. Ein andermal galt es zu entscheiden zwischen zwei »Heimkehren« Jesu nach Kapernaum. Die erste steht 2 , 1 : Heilung des Gichtbrüchigen, im anschaulichen Ton von A. Die andere steht 3 , 2 0 : Geschichte von den Angehörigen des Heilands. Es gab für mich keinen Zweifel, daß nur die zu A gehören kann. Aber das blieb Vorurteil und ich trug gewissenhaft andere Gründe dafür zusammen. Ausschlag gab streng genommen keiner, ich blieb etwas unsicher und bin glücklich, vor kurzem endlich das Problem auf andere Weise gelöst zu haben: 2, ι ist gar keine »Heimkehr«, sondern ein erster Auftritt in Kapernaum. Da A den seinen hat, kommt 2, 1 nicht für A in Frage. Meine erste negative Vorbedingung lautet also : Annahmen über den Inhalt und die Herkunft und den Wert der Quellen dürfen nicht für die Rekonstruktion verwendet werden ! Ich bin allerdings geneigt, in einer Hinsicht eine Ausnahme zu machen: das Alter der Quellen könnte unter Umständen über die Zugehörigkeit einer Stelle entscheiden. Ich habe an den drei Reiseberichten festgestellt, daß C von den beiden anderen Quellen abhängig ist, also die späteste und jüngste Quelle ist. Da sollte es mir doch erlaubt sein, Jesu Prophezeiungen vom Tempelbrand, die offensichtlich aufs Jahr 70 anspielen, ohne weiteres C zuzuordnen? Oder auch diejenige von den beiden Einleitungen, welche die Taufe Jesu erzählt, ausgeschmückt mit legendären Zutaten? Wenn keine anderen Entscheidungsgründe da sind, werde ich mich dieses Grundes wohl bedienen dürfen.

74 Und doch werde ich ihn vermeiden, wenn ich irgend kann. Denn ich beraube mich damit jedesmal einer Frucht der Arbeit. E s soll womöglich jede Quelle nach ganz objektiven, sachlichen und sprachlichen Merkmalen rekonstruiert werden, am liebsten auf Grund der reinen logischen Textkritik: stellt es sich dann heraus, daß wirklich die jüngste Quelle auch den Taufbericht und den prophezeiten Tempelbrand enthält, dann habe ich erst das Recht, Taufbericht und Tempelbrand für eine späte Zutat zu erklären, für legendäre Ausschmückung und »vaticinium ex eventu«! Darum habe ich auch einige recht verlockende Kennzeichen für C mit Absicht übersehen: seine Heidenfreundlichkeit in 7, 28, seine Latinismen wie in 6, 27, den Titel »Herr« für Jesus 7, 28 und 1 1 , 3. Diese schönen Ergebnisse, die mir ungewollt und ungesucht zufielen, sollen mir später wertvolle Folgerungen über C ermöglichen. Ich will für das Studium der urchristlichen Überlieferung unanfechtbares Material schaffen, wie es noch nie dagewesen ist. So werde ich mich hüten, die Tendenzen und Interessen meiner Quellen als Rekonstruktionsprinzipien zu verwenden! Ich war freilich in der Lage, diese Dinge aus dem Bewußtsein fernzuhalten, weil ich nur sehr geringe Kenntnisse davon besaß und noch besitze. Auch von theologischen Vorurteilen war ich unberührt und brachte es fertig, dank einer strengen Schulung in naturwissenschaftlicher Methodik, bis zur vollendeten Rekonstruktion jeden Seitenblick auf das Ergebnis meiner Arbeit, auf den Inhalt meiner Quellen zu vermeiden. Was das bedeutet, habe ich gesehen an einem Vorgänger, dem die unbedingte Priorität in der Dreiquellentheorie gehört : Α. T. Cadoux. E r wurde mir genannt von Emanuel Hirsch, der ebenfalls bereits vor mir zu ähnlichen Ideen gekommen ist. Damals war mir erst die Analyse der galiäischen Epoche gelungen, die entscheidenden Beweise lagen mir noch fern. Ich glaubte schon, vergebene Mühe aufgewandt zu haben, denn es schien mir selbstverständlich, daß jede Dreiquellentheorie die nämlichen Beobachtungen und Folgerungen enthalten müßte wie die, worauf ich selbst die Theorie zu bauen wagte. Aber ich sollte an dem Werke meines Vorgängers erfahren, daß es

75 auch bei einer solchen Arbeit ganz andere Denkweise und Einstellung gibt als sie mir selbstverständlich vorkam. Die Drei-Quellentheotie von Cadoux Arthur Temple Cadoux ist, Verfasser folgender Werke: »Essays in Christian Thinking«, »Jesus and Civil Government«, »The Gospel that Jesus preached and the Gospels for to-day«, »Morals for Ministers«, »The Parables of Jesus«, »A new Orthodoxy of Jesus and Personality«, »The sources of the second Gospel«. Im letzten Werk, erschienen 1936, trägt er seine Theorie von den drei Markusquellen vor. Da es in Deutschland anscheinend noch so gut wie unbekannt ist, gebe ich eine Inhaltsübersicht. Einleitend bespricht Cadoux die älteren Markustheorien. Die Suche nach dem Urmarkus sei aufgegeben worden, die .Zusammensetzung des Evangeliums anerkannt. Nachdem er die Frage gestreift hat, ob Markus ein Auszug aus umfangreicheren Stoff ist, ob Q als Markusquelle gelten darf, wendet er sich gegen die »sehr wertvollen« Ergebnisse der Formengeschichtler: sie könnten die Dubletten und Unstimmigkeiten bei Markus nicht erklären und auch nicht die sonderbare Mischung von Ordnung und Unordnung. Hierauf bringt er sieben Beweise für die Existenz von Markusquellen, wovon vier auf älteren Beobachtungen beruhen, drei aber zweifelhaft sind, da sie aus sprachlichen Merkmalen abgeleitet werden. Dann folgen Beweise für die Existenz dreier Quellen. Sie sind unglücklich ausgewählt und überzeugen nur zum kleinsten Teil. Im Kapitel »Analyse« werden die ersten 10 Kapitel sehr Jcurz behandelt, die folgenden und alle komplizierteren Einzelheiten bringt Cadoux in umfangreichen Nachträgen. Dann druckt er seine drei Quellen ab, bespricht ihren Wert, ihre Merkmale, ihre Besonderheiten. Schließlich kommt er auf die historischen Ergebnisse seiner Untersuchungen zu sprechen. Auf diese Teile seines Buches einzugehen kann ich mir ersparen, da ich seine Rekonstruktion selbst für mißglückt

76 halte. Ich beschäftige mich nur mit den Prinzipien dieser Rekonstruktion und weise nach, daß sie wissenschaftlich unbrauchbar sind. Cadoux ging ebenso wie ich von den drei Leidensverkündungen aus, die wirklich den Versuch einer Dreiquellentheorie herausfordern. Aber er verdarb sich alles, als er aus dieser einzigen Triplette bereits die Kriterien für die Rekonstruktion entnahm. Er glaubte, er könnte aus den Leidensverkündungen hinreichend herauslesen, welche Absichten und Interessen die drei Quellen gehabt hätten. Er machte also das letzte Endergebnis zum Ausgangspunkt. Damit steht und fällt seine ganze Rekonstruktion mit seinen Hypothesen über die drei Leidensverkündungen. Es sind folgende Hypothesen. Bei der ersten Verkündung in Kapitel 8 sei die »Verwerfung« durch die Hohenpriester das Wesentliche. Die Verantwortung für den Tod des Heilands werde hier dem Hohen Rat zugeschoben. Quelle A habe darnach einen eng jüdischen Horizont. Bei der zweiten Verkündung in Kapitel 9 sind es »die Menschen« schlechthin, die den Heiland töten sollen. Das bedeute einen allgemeineren Standpunkt für die Quelle B . Bei der dritten Verkündung wird Jesus den Heiden ausgeliefert und die verspotten, geißeln, töten ihn. Das verrate eine Quelle C vom heidnischen Gesichtspunkt aus. Aus diesen Annahmen, über die sich streiten läßt, zog Cadoux die entscheidenden Folgerungen, auf denen alles weitere beruht. Er konstruierte die drei Quellen frischweg nach ihren »interests« und »outlooks« — nur nebenbei kam noch die »consistency of narratives« in Frage, nebst zahlreichen sprachlichen Argumenten von fragwürdigem Wert. Und sohat seine Arbeit eben nur den Wert einer Hypothese auf umstrittenem Grund. Ich will seine Annahmen über die Leidensverkündungen nicht diskutieren. Es genügt mir, zu zeigen, wie vollkommen abhängig er von ihnen blieb. Ein paar Beispiele! Den Formengeschichtlern folgend erklärte er den Abschnitt 2, ι—3, 6 für eine Einheit. Diese Sammlung von Streitgesprächen verrate Interesse für die Lehre anstatt für die

77 Wunder, und zwar behandle sie alles von jüdischem Gesichtspunkt aus. Also A. In Kapitel 5 dagegen seien die Wunder die Hauptsache, der Glaube an Jesus Bedingung, die Lehre trete ganz zurück, Heiden wie Juden begegneten dem Heiland mit Ehrfurcht. Also B. In Kapitel 7 endlich fehlen jüdische Ideen ganz, Jesus wandert im heidnischen Land herum, die Juden werden gar als Fremde angesehen (7, 3), von Glaube und von Lehre ist keine Rede. Also C. Das ist reine Willkür. In Einzelheiten kann man leicht das Gegenteil beweisen. Auf diese Art kann wissenschaftlich nichts begründet werden. Aber Cadoux leistet sich sogar folgende Behauptung, die fast einem Kalauer gleichkommt: Jesu Wanderung durch Galiläa im Verborgenen (9, 30) sei die Fortsetzung von Kapitel 7, wo Jesus auch verborgen bleiben wollte. Warum? Die heidnischen Leser der Quelle C sollten sich nicht beleidigt fühlen dadurch, daß der Heiland sich nur vor den Heiden zurückgehalten hätte! Darum mußte er auch durch Galiläa im Geheimen wandern! Wer auf Grund solcher Hypothesen historische Quellen rekonstruiert, darf nicht beanspruchen, ein wissenschaftlich brauchbares Ergebnis zu haben. Ich hoffe, daß man diese scharfe Kritik nicht als Versuch auffaßt, meinen Vorgänger herabzusetzen. Aber da ich ganz unabhängig von ihm auf die nämliche Idee gekommen bin, darf ich wohl darauf sehen, daß die Dreiquellentheorie nicht herabgedrückt wird auf das Niveau einer beliebigen Hypothese, der hundert andere gleichwertig gegenüberstehen. Die Drei-Quellen-Theorie von Thielscher Kurz vor dem Druck der Arbeit ist mir noch ein älterer Vorgänger bekannt geworden. Paul Thielscher hat 1930 in dem Buch »Unser Wissen um Jesus« ebenfalls eine Scheidung von drei Markusquellen vorgenommen. Seine Methode ist folgende. E r geht aus von den beiden Speisungswundern. Dazu nimmt er als dritte Parallele das Sauerteig-Gespräch, weil

78 es ebenfalls von Brot handelt. Dann stellt er die beiden Seestürme in 4 und 6 gegenüber und reiht ihnen die Zeichenforderung der Pharisäer an. Man sieht, daß jedesmal die dritte Parallele hypothetisch bleibt. Und da Thielscher ganz wie Cadoux zuviel herausliest aus dem unsicheren Ansatz, ist seine Arbeit im Hypothetischen stecken geblieben trotz vieler überzeugender Beobachtungen. E r macht sich sein Schema so zurecht : der Fortschritt in den Quellen gehe stets von einem einfachen Grundgedanken (das eine Brot genügt für alle Jünger, das Zeichen am Himmel wird abgelehnt) zu einer immer weiter ausgestalteten Legende (Speisung von 4000, dann von 5000 Menschen, Wunder des Seesturms, dann des Seewandelns). Aber das ist eine Annahme, die immer wieder den exakten Nachweis fordert, daß die drei Parallelen wirklich parallel sind — und diesen Nachweis liefert Thielscher nicht. Thielscher erkannte die Herodes-Dublette 6 , 1 4 , die dreifache Leidensverkündung und den dreifachen Spruch von den Ersten und Letzten, die Ähnlichkeit der »Töchterlein «-Geschichten, den doppelten Abendmahlsbericht, die dreifache Schmähung des Gekreuzigten, den wiederholten lauten Schrei, den Widerspruch in den Angaben über die drei Frauen. Im übrigen holte er seine Parallelen kreuz und quer aus verschiedensten Kapiteln und verzichtete damit von vornherein auf eine wirkliche Rekonstruktion der Quellen. Jedenfalls ist er, soweit mir bekannt, der eigentliche Vater der Dreiquellentheorie.

Zweite negative Vorbedingung Irgendwelche Kennzeichen der Quellen, sprachliche Merkmale zum Beispiel, dürfen nur mit allergrößter Vorsicht und immer nur in zweiter Linie verwendet werden. In jedem Fall und unter allen Umständen geht die Entscheidung vor, die auf Grund der reinen logischen Erwägung fällt. Diese Regel habe ich mit großer Mühe und mit großem Widerstreben lernen müssen. So frei ich war von anderen Vorurteilen, so schwer fiel es mir, mich von diesem loszumachen: die Markusquellen müßten sich verraten durch den Stil, den Tonfall, durch gewisse Lieblingswendungen, durch eigen-

79 artige Worte und Konstruktionen. Von Anfang an dachte ich die schmale Basis, die ich mir geschaffen hatte, auf diese Weise zu erweitern. Ich las mir die drei Leidensverkündungen laut auf griechisch vor und versuchte mich in ihren Eigenklang hineinzulauschen. Der Erfolg war Null. Ich überzeugte mich, daß sich die einzelnen Geschichten unterscheiden durch den Vortrag: es gibt lebendig-naive und trocken-lehrhafte, anschaulich-geschwätzige und knappe und solche, die auf eine Absicht steuern, auf ein Heilandswort gewöhnlich. Aber mit alledem war nichts Sicheres auszumachen. Ich verfolgte winzige Unterschiede im Ausdruck : ob die Formel »antwortete und sprach« vorgezogen wurde oder die Formel »fing an zu sagen« — ob es hieß ίλεγεν oder ?φη oder ETTTEV. Ich machte umständliche Zusammenstellungen und ahnte nicht, daß es das alles schon aufs Beste gab in jenen dickleibigen »Konkordanzen«, wo jedes Bibelwort mit allen Stellen angegeben ist —> als phantastischstes Zeugnis für menschliche Hingabe und faustischen Fleiß. Ich entdeckte, daß gerade über diese Formeln die Lesarten am weitesten auseinandergehen und geriet in umfangreiche und unnütze Studien textkritischer Probleme an Hand von Sodens Variantensammlung. Ich verglich, wie sämtliche 4 1 »Alsbald« des Markus in den Hss bezeugt sind. Ich hatte eine ganze Zeit lang die fixe Idee, das »Reich Gottes« oder »Wahrlich ich sage euch« müsse Kennzeichen einer besonderen Quelle sein. Was von all meinen Tabellen übrig blieb als eindeutiger Befund (und andere Befunde interessieren mich nicht), war das Wort »Pharisäer« für die Quelle Β und das Partizip »herbeirufend sagte er« sechsmal allein in C (die einzige Ausnahme 8 , 1 dürfte Markuszusatz sein). Ich habe aber diese beiden Kennzeichen trotzdem nie verwendet, um die Zugehörigkeit einer Stelle zu entscheiden. Denn ich hatte mittlerweile eingesehen, daß mit solchen Kennzeichen nichts anzufangen ist, wenn die Quellen nicht voneinander völlig unabhängig sind. D a aber ohne Zweifel C die Überlieferung von A und Β vereinigt, also kennen muß, werden sprachliche Kennzeichen hinfällig. Ich meine, bei der primitiven Überlieferung von Mund zu Mund pflanzt sich die Form zuweilen besser fort als die

80 Sache. E s mag geschehen, daß einer aus einem Bericht nur ein paar Wendungen heraushört und den Sinn des Ganzen völlig mißversteht. E r behält, was in ihm anklang. Ein Beispiel sehe ich in dem »Töchterlein« Jairi und der Syrophönizerin. C hat sich nur an dieses Wort erinnert, an den Kniefall außerdem — und hat mit diesen beiden Rudimenten seine eigene Geschichte konstruiert. Denn konstruiert ist die Geschichte vom syrophönizischen Weib 7 , 2 5 ganz bestimmt. Sie zielt auf das Wort von den Hunden, die die Bröcklein fressen, und hat etwas mit der Heidenmission zu tun. Sie könnte geradewegs aus Diskussionen zwischen Anhängern des Paulus und Judenchristen der Urgemeinde entstanden sein. Das heißt : der sprachliche Beweis ist zweideutig. Enthalten mehrere Stellen dieselbe Wendung, so können sie ebensogut Parallelen sein aus abhängigen Quellen, wie sie aus einer einzigen Quelle stammen können. Die Entscheidung ist Sache des Fingerspitzengefühls. Ich hätte ursprünglich vielleicht gesagt: die zwei Geschichten mit dem »Töchterlein« stammen aus derselben Quelle. Diese Quelle hatte eine Vorliebe für diesen Dialektausdruck oder einen Verfasser, der so sprach. Dagegen wäre theoretisch kaum etwas zu sagen. Aber als ich diese Wiederholung kennen lernte, war ich auf der Suche nach Parallelen in den Reiseberichten. Da Schloß ich selbstverständlich umgekehrt. Noch instruktiver ist der Kniefall des Jairas und der Syrerin. Wenn ich Quelle A verfolge, muß ich feststellen, daß sie den Kniefall vor dem Heiland beinahe als Leitmotiv verwertet. Nicht nur der fallsüchtige Knabe wälzt sich am Boden (9,19), auch der Besessene von Gadara wirft sich nieder (5, 7), das blutflüssige Weib fällt erschrocken vor ihm hin (5, 33) und sogar der Reiche am Weg tut einen Kniefall (10,17). Das sind sämtliche Begegnungen Jesu mit Einzelpersonen in A ! Ich müßte mir wirklich verbieten, den Kniefall des Jairus in Parallele zu setzen mit dem der Syrerin, wenn nicht zuletzt herauskäme, daß von allen Kniefällen im Markus-Evangelium gerade nur die zwei wörtlich übereinstimmen: »er fällt (sie fiel) zu seinen Füßen nieder«. Und eben darum beweisen diesmal zwei unscheinbare sprachliche Wiederholungen die Parallelität

81 von zwei sonst ganz verschiedenen Geschichten: Der Verfasser von C hat keinen Inhalt, keine Einzelheiten, sondern zwei Laute im Ohr behalten — so wie man von früh gelernten Gedichten ein paar Reime aufbewahrt bis ins Alter, zusammenhanglos, sinnlos womöglich, reine Klangerinnerungen. Jedenfalls habe ich nach verschiedenen Erfahrungen von solcher Art mehr und mehr gelernt, die Sprachmerkmale umgekehrt zu verwerten als ich ursprünglich versuchte : nicht mehr als Kennzeichen derselben, sondern gerade mehrerer Quellen. Aus diesem Grunde darf ich auch die Sprachbeweise von Cadoux in Bausch und Bogen für mißglückt erklären. Um so mehr als ich die wichtigsten davon ursprünglich auch im Auge hatte und erprobte. Er meint, der Wechsel der Ausdrücke für's »Grab«, μνημα-μνημειον, gebe ihm das Recht zu Schnitten in sonst einheitlichen Texten (5,1) und sei ein Fingerzeig, wie der Markusschluß zerlegt werden muß. Ich habe nach den gründlichsten Versuchen festgestellt, daß es nur zwei Möglichkeiten gibt, den Markusschluß aufzuteilen: beide Male gehen die erwähnten Ausdrücke ohne Regel durcheinander. Ich wehre mich entschieden gegen die Methode, daß ein geschlossener Text auf Grund von solchen vagen Kennzeichen zerschnitten wird. Ζ. B. ist es ja auffällig genug, daß Markus die Dämonen so oft auch »unreine Geister« nennt (ein ganz ungewöhnlicher Ausdruck) — aber wenn das dreimal in der nämlichen Geschichte vorkommt (3,22 5 , 1 6, 7), die ich anderweitig nicht zerlegen konnte, so muß ich auf dieses Merkmal unbedingt verzichten. An einem ausführlichen Beispiel will ich zeigen, wie schwierig diese ganzen Untersuchungen sind, wie zeitraubend und wie wenig lohnend. Ich lasse meine Prinzipien dabei außer acht. Eine ergebnislose Expedition Es handelt sich um das Gespräch über Ehescheidung 10,1—8. Zwei Quellen kamen in Frage, Β und C. Anfangs entschied ich unbedingt für B : die Pharisäer treten auf! Aber die Lesarten einiger wesentlicher Handschriften widersprachen. T h i e l , Drei Markus-Evangelien.

Q

82 Der Beza-Kodex streicht die Pharisäer und hat drei Altlateiner und den sinaitischen Syrer auf seiner Seite. Diese Handschriften (und mit ihnen viele gute alte Zeugen) bringen noch eine Änderung an. ίο, ι lautet bei ihnen die Ortsangabe nicht: »Judäa und jenseits des Jordan«, sondern: »Judäa jenseits des Jordan«. Nun gibt es ein solches Judäa nicht. Aber es wäre nicht ausgeschlossen, daß das eine (inkorrekte) Bezeichnung sein soll für Peräa, das sonst eben schlechtweg »jenseits des Jordan« heißt. Wäre also der Sinn von ίο, ι der, daß Jesus nur durch Peräa zieht, so würde das schlecht zum vorhergehenden Aufenthalt in Kapernaum passen (B), besser dagegen zum Aufenthalt in der Dekapolis (C). Andererseits gebe ich auch zu bedenken, daß Β einmal alle Länder Palästinas aufzählt : Galiäa, Judäa, Idumäa, dann »jenseits des Jordan« und »um Tyrus und Sidon« (3, 8). Da fehlt nur die Dekapolis: es wäre also gerade von Β zu erwarten, daß es den Heiland durch Peräa schickt als das einzige Ostland, das anscheinend im Horizont von Β liegt. Aber das sind natürlich alles fragwürdige Vermutungen. Nehmen wir wieder sprachliche Kennzeichen vor! Für die Quelle C spricht das Wort »Gebiet« 10, 1. Denn C gebraucht es dreimal hintereinander im nämlichen Zusammenhang wie hier: 7, 24, 3 1 , 3 1 A kennt das Wort auch. Β scheint es nicht zu kennen, denn anstatt Gegend um Tyrus und Sidon (3, 8) haben wir eben gelesen: »um Tyrus und Sidon«. Aber genügt das, um gegen Β zu entscheiden? Sehr merkwürdig ist nun die Überleitung 1 0 , 1 : »Und von dort aufstehend kommt er . . . « Aufstehen in diesem Sinne ist sehr ungewöhnlich, besonders in Verbindung mit »von dort«. Bei Markus kommt es noch ein einziges Mal vor, 7, 24, also bei C ! Sollte es nicht eine Spezialität von C sein ? Aber warum gebraucht es C dann nicht häufiger? Entscheidend ist das also auch nicht. Β hatte die Pharisäer für sich. 10, 8 bekommt es noch eine Unterstützung: die griechische Konjunktion ώστε leitet dort einen Hauptsatz ein. Dazu kommt nur noch einmal bei Markus vor, nämlich 2, 28, in Β ! Sonst steht bei ώστε immer der Infinitiv oder ein Satzteil (neunmal im Evangelium, A und C

83 besonders, Β nur einmal). Man kann also sagen, die Konstruktion io, 8 sei Spezialität von B. Wir haben das Gegenstück zum vorigen Fall! Doppelseitig ist auch folgendes: »Und zu Hause befragten ihn seine Jünger darüber... « Das heißt wörtlich übersetzt : »Und in das Haus befragten ihn seine J ü n g e r . . . « Ein grober grammatischer Fehler! Nun, C macht ihn an zwei· Stellen: i, 9 »Jesus wurde getauft in den Jordan« und 1 3 , 1 5 »Wer in das Feld ist, kehre sich nicht um, den Rock zu holen«! E s sieht ja beinahe aus, als ob der Verfasser von C ein Berliner wäre! Das Ehescheidungsgespräch scheint ihm jetzt sicher. Aber man muß auch beachten, daß es hier heißt »in das Haus«! Im Markusevangelium steht sonst nämlich kein Artikel bei »Haus« (und es kommt oft genug vor, daß Jesus in ein Haus geht). Nur ein einziges Mal noch heißt es »in das Haus«, nämlich 9, 33 in der Quelle Β ! Nun noch etwas über die Erzählertechnik beim Ehescheidungsgespräch. Die Jünger »befragten ihn hierüber«. Diese Formel leitet eine nähere Auskunft Jesu ein. Aber nicht bloß hier, sondern noch zweimal 9, 28 in A und 7, 17 in C ! Das besagt an sich nichts, aber man erinnere sich daran, daß C bereits in der Seepredigt 4 , 1 0 Erläuterungen gibt zu seinem Sämannsgleichnis. E s könnte also die besondere Erzählertechnik von C sein (vielleicht A abgeguckt), den Heiland selber seine Reden erläutern zu lassen vor den Jüngern. Und Β hat in all seinen Gesprächen nichts Derartiges ! Im Gegenteil läßt es den Heiland in der Seepredigt zu den Zwölfen sagen, sie besäßen das Geheimnis des Gottesreiches! Und doch kann wieder zugunsten von Β eingewendet werden, daß hier weder vom Gottesreich die Rede ist noch daß Jesus in Gleichnissen gesprochen hat wie an den beiden CStellen 4 , 1 0 und 7, 17. Sondern hier hat Jesus klar und deutlich gesagt: »Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden!« Und als ihn dann die Jünger darüber befragten, fügte er hinzu: eine zweite Heirat ist Ehebruch! Das ist eine Ergänzung, keine Erläuterung! Und solche genauen dogmatischen Angaben in den Mund des Heilands zu legen,, scheint gerade die Hauptabsicht der Quelle Β zu sein! 6*

84 Kurzum, es ist mit allen Kniffen doch nichts Sicheres auszumachen über diesen Fall! Ich habe ihn zuletzt entschieden mit der reinen Logik: Den Zug durch Judäa und Peräa brauche ich für B, denn ich bekomme sonst keinen Übergang von Kapernaum nach Jericho. In C befindet sich Jesus in der Dekapolis, also schon jenseits des Jordans. Da müßte er zuerst durch Peräa ziehen, dann durch Judäa. (Die Lesart »Judäa jenseits des Jordans« berücksichtige ich nicht, sie ist zu gekünstelt.) Derart waren also meine Erfahrungen mit sprachlichen Kennzeichen für die Quellen. Und doch habe ich einige zu wichtigen Entscheidungen benützt. Daher muß ich zeigen, daß ich ein Recht dazu hatte. Meine Kennzeichen

Ich habe drei verwendet. 1. Die verschiedenen Ausdrücke für den Hohen Rat. Darüber S. 56—59. 2. Die verschiedenen Formeln bei Übersetzungen und Erläuterungen: »das ist« — »dies ist« — »das ist übersetzt«. A. »Das ist übersetzt« 5,41 »Thalita kumi, das ist übersetzt Mädchen« (A!) 15,33 »Golgatha, das ist übersetzt Schädelstätte« 15, 41 »Eloi Eloi lama sabachthani, das ist übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen ? « B. »dies ist« nur 7, 2 »mit gemeinen, dies ist ungewaschnen Händen« C. »Das ist«. 3 , 1 7 »Boanerges, das ist Donnersöhne« 7, Ii »Korban, das ist eine Opfergabe« 7,34 »Ephata, das ist Tu dich auf« (C!) 12, 42 »Zwei Lepta, das ist ein Quadrant« 15,16 »Vorhof, das ist das Prätorium« 15,43 »Rüsttag, das ist Vorsabbath« Ich finde jeden der drei Ausdrücke bezeugt in einem der drei Reiseberichte; »das ist« zweimal in C, »das ist übersetzt« einmal in A, »dies ist« nehme ich für Β in Anspruch, weil es in

85 dem Mosaikgespräch über Rein und Unrein steht, wo ja das häufige »das ist« auch einmal vertreten ist. Diese Verteilung ermutigt mich, in den drei Formeln Kennzeichen meiner Quellen zu sehen. Die Probe stimmt auch ausgezeichnet. »Das ist übersetzt« findet sich kurz nacheinander in zwei Stücken aus der Kreuzigung, die in ihrer anschaulichen Schilderung sehr gut zu 5, 41, der Jairusgeschichte, passen. »Das ist« steht ein paarmal vor Latinismen und in C steht auch 6, 27 ein Latinismus (»Spekulator«). Demnach darf ich die paar Fälle, wo »das ist« außerdem noch vorkommt, wohl unbedenklich C zusprechen. Und da ich schon drei Latinismen für C habe, nehme ich auch die beiden letzten für C in Anspruch: 7 , 4 Xestes = Sextarius = Krug 15,39, 44, 45 Kentyrio = Hauptmann. 3. Das Auftreten der Lieblingsjünger: ein Kennzeichen der Quelle A. 9, 2 »Und sechs Tage nachher nimmt Jesus den Petrus und Jakobus und Johannes mit und führt sie beiseit allein auf einen hohen B e r g . . . « Das ist die Fortsetzung der ersten Leidensverkündung, denn dabei wird über »Auferstehen« verhandelt. Also A. 5» 37 »Und er ließ niemand mitgehen außer Petrus und Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. « Das gehört in den ersten Reisebericht A. Eine Quelle, die drei Jünger so betont herausstellt, hat sicherlich ihre Berufung erzählt 1,16—20. Dort kommt freilich auch der Bruder Petri Andreas vor, ebenso 1,39: »Und alsbald gingen sie in das Haus des Petrus und Andreas mit Jakobus und Johannes«. Hierzu paßt ausgezeichnet, daß Andreas auch später noch einmal erwähnt wird mit den Dreien: 13,3 »Und da er auf dem ölberg saß, fragten ihn Petrus und Jakobus und Johannes und Andreas besonders... « Ich konnte diese Stelle anschließen an 12,12, wo die »Hohenpriester, Ältesten und Schriftgelehrten« auftraten, also unzweifelhaft A. 14,33 »Und er nimmt den Petrus und Jakobus und Johannes mit sich und fing an zu zittern und zu zagen . . . « Daß auch das zu A gehört, ergibt sich daraus, daß gleich darauf

86 Petrus vom Heiland »Simon« angeredet wird. »Simon« kommt nur vor in Α (ι, 16 i , 29 1, 30 i, 36 — alle Stellen in unzerreißbarem Zusammenhang — und 3, 16 »Er gab Simon den Namen Petrus«). Ich darf also die Lieblingsjünger als einwandfreies Kennzeichen für A in Anspruch nehmen. C hat den beiden Zebedäussöhnen das Martyrium verkünden lassen, 10, 35—45. Hierzu paßt, daß C im Apostelkatalog diese beiden besonders herausstreicht (»Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus, und ihnen gab er die Namen Boanerges, das ist Donnersöhne« — »das ist« Kennzeichen von C!). E s fragt sich schließlich noch, wie es mit »Petrus« selber steht. E r kommt zweifellos in allen drei Quellen vor. Β und C nennen ihn zum erstenmal im Apostelkatalog (der mindestens in zwei Quellen stand, aber gerade mit geringster Wahrscheinlichkeit in A, bestimmt in C (»das ist«) und in Β wegen »Judas Iskarioth«). Β nennt Petrus in der Geschichte vom verfluchten Feigenbaum 1 1 , 21 — C bei der Verleugnung samt Jesu Prophezeiung 14, 27. Alle übrigen Stellen mußte ich A zusprechen. Erstens alle Erwähnungen Simons. Dann das Petrusbekenntnis 8, 29, das die erste Leidensverkündung einleitet, wo Petrus wieder die Hauptrolle spielt, genau wie bei der Verklärung. Ferner die Geschichte vom Reichen am Weg, wo Petrus 10, 38 in seiner typischen temperamentvollen Art den Heiland trösten will: »Sieh, wir haben alles verlassen und sind dir gefolgt« — das paßt nur zu den A-Stellen. Endlich Gethsemane und Verleugnung (welche allerdings auch C berichtet hat). E s ergibt sich also ungezwungen ein ganz einheitliches Bild: in Quelle A, der ältesten meiner Quellen, treten an allen entscheidenden Stellen besonders betont die Lieblingsjünger auf und außerdem wird Petrus überall als Wortführer der Jünger vorgestellt. Ich darf also ohne Übertreibung (und ohne daß ich Petrus selbst als »Kennzeichen« verwendet hätte), von einer »Petrus-Quelle« sprechen. Entweder ist sie ihm zuliebe abgefaßt oder sie geht auf Nachrichten von ihm zurück.

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Dritte negative Vorbedingung Annahmen über die Quellen dürfen nicht zur Rekonstruktion verwendet werden, sprachliche Kennzeichen nur mit größter Vorsicht ; diese beiden Vorbedingungen werden ergänzt durch eine dritte : der Markustext darf nur zerschnitten werden, wo Dubletten, Widersprüche, Gedankensprünge, sprachliche und logische Unwahrscheinlichkeiten nachgewiesen werden können. Auch das scheint auf den ersten Blick selbstverständlich zu sein. Sobald ich die Bausteine für meine Rekonstruktion willkürlich zusammensuchen darf aus beliebig großen Trümmern des Evangeliums, bekommt das Ganze nur den Wert eines Gedankenexperiments, an dessen Stelle sich auch andere gleichwertige denken lassen. Eine wissenschaftlich überzeugende Rekonstruktion muß auf zwei Fundamenten ruhen: die Quellen, die sich ergeben, müssen geschlossene, zusammenhängende, sinnvolle Berichte bieten — und sie müssen sich gewissermaßen von selbst ergeben, als bloße Folge einer gewissenhaften Durchprüfung des Textes. Diese Forderung kann aber praktisch gar nicht durchgehalten werden. Man kommt nicht aus ohne Hilfsgerüste. Man arbeitet fortwährend mit einem Phantasiebild vom Verlauf der Quellen und sucht unwillkürlich irgendwo im Markustext nach passenden Fortsetzungen. Wenn ich zum Beispiel überzeugt bin, daß drei Kreuzigungsberichte vorliegen, und an einem einzigen Beispiel (der dreifachen Lästerung) auch tatsächlich dreifache Überlieferung wahrscheinlich machen kann, so werde ich das Übrige auch ohne zwingende literarkritische Gründe zu zerlegen suchen. Ich werde zufrieden sein, wenn ich zu den beiden sicheren Angaben über die Kreuzigung noch eine Stelle finde, die sich als dritte Angabe auffassen läßt. Ich werde die Markusverse über den Tod solange hin und herwenden, bis sich wenigstens zwei Angaben herausschälen, und werde das Recht zu solcher Willkür hinreichend erwiesen glauben, wenn ich zeigen kann, daß diese zwei erzwungenen Angaben jeweils einen klaren sinnvollen Zusammenhang ergeben.

88 Man wird gegen eine solche Arbeitsweise nichts einwenden können, sobald nur der zerlegte Abschnitt überhaupt ein Zeichen aufweist, daß er zusammengesetzt ist. Fehlt aber dieses Zeichen, so bleibt die Rekonstruktion, auch wenn sie sachlich, sprachlich überzeugend wirkt, willkürliche Hypothese. Mein drittes negatives Grundprinzip dient also zur Nachprüfung und Einschränkung der Entdeckerphantasie: Ich lasse nur solche Rekonstruktionen endgültig zu, die sich auch ergeben würden durch die reine literarkritische Textanalyse, ohne irgendwelche Annahmen über den Verlauf der Quellen. Da wird mir nun gerade eine meiner wichtigsten Entdeckungen bestritten von Caudox, nämlich der Zusammenhang des Herodesurteils 6 , 1 4 mit der Frage Jesu, was die Leute von ihm dächten, 8, 27, also meine erste Brücke für die Quelle A. Cadoux hat die Dublette im Herodesurteil anerkannt, hat aber bestritten, daß die auffällige Wiederholung des ersten Herodesurteils in 8, 28 derselben Quelle angehöre : Jesus könne mach der langen Zwischenzeit« nicht mehr darauf Bezug nehmen! E s ist Cadoux die Möglichkeit entgangen, daß 8, 28 die unmittelbare Fortsetzung des ersten Herodesurteils sein könnte. Darum kann ich auch keinen Wert legen auf seine Beteuerung, Kapitel 8 sei eine Einheit und Bethsaida, wo der Heiland 8, 22 eintrifft, sei »der natürliche Startplatz« für die Wanderung nach Cäsarea in 8, 27. Ich meine, daß der natürliche Startplatz für das wiederholte Herodesurteil den Vorzug verdient vor dem natürlichen Startplatz einer Wanderung. Aber es fragt sich, ob ich nicht einzelne Möglichkeiten zu Schnitten und also zu Quellenscheidungen übersehen habe. Ich habe viele Schnitte, die ich ursprünglich für möglich hielt, wieder aufgegeben, weil sie zu pedantisch waren und zu keinem Ergebnis führten, z . B . bei der Vollmachtsfrage 1 2 , 2 8 : »In welcher Vollmacht tust du das oder wer hat dir diese Vollmacht gegeben, daß du das tust ? « Andere Forscher gehen erheblich weiter als ich. Daß Cadoux meine Brücke von 6 , 1 4 nach 8, 27 nicht entdeckte, liegt an einer überflüssigen Zerschneidung, die er im Markustext vorgenommen hatte. E r glaubte nämlich, daß die Quelle von 6 , 1 4 noch weiter an Kapitel 6 beteiligt sei:

89 er meinte, den zwei Wunderspeisungen einen dritten Parallelbericht anfügen zu können, da in 6, 3 1 ff. Wiederholungen und Unstimmigkeiten steckten. Hauptsächlich kritisiert er, englischen Forschern folgend, diesen Satz: »Und sie gingen zu Schiff hin beiseit an einen einsamen Ort, und viele sahen sie hingehen und merkten es, und sie liefen von allen Städten aus zu Fuß dahin zusammen und kamen ihnen zuvor«. Die Vielen, die den Heiland abfahren sahen, könnten nicht »aus allen Städten« zusammenlaufen, denn das hätten sie ja schon getan! Das scheint mir übertriebene Vernünftelei zu sein. Immerhin würde ich den Versuch einer Zerlegung hier befürworten, denn ich habe nun einmal zuviele Fälle von Textmischungen im Markusevangelium nachgewiesen, um nicht gegen die leiseste Unstimmigkeit mißtrauisch zu werden. Aber der Versuch gelingt nicht. Man kann nicht viel mehr streichen in dem vorliegenden Text als die Worte »aus allen Städten«. Will man einen zweiten Bericht herstellen, so muß man den ersten ohne Grund berauben, muß Sätze zerschneiden, die ganz einheitlich und logisch sind. Kurz, man gerät in die Künsteleien der Voreingenommenheit. Übrigens reicht sogar das noch nicht aus. Man sieht sich außerdem gezwungen, den vermuteten zweiten Bericht für verstümmelt zu erklären. Man muß seine Sätze zu Ende führen mit den Worten der ersten Quelle, muß überall flicken und ergänzen. Das macht Cadoux durchweg bei seiner Rekonstruktion. Ebenso wie er kleine Sätze ohne Grund zerschneidet, um drei Berichte zu bekommen, muß er immer wieder einen und denselben Satz für alle drei Quellen in Anspruch nehmen. Dies Verfahren ist zwar aus dem Alten Testament eingebürgert, aber mir hat es nicht genügt. Von einer Rekonstruktion, die wissenschaftliche Bedeutung haben soll, d. h. aus welcher Folgerungen gezogen werden sollen, muß ich mehr verlangen. Ich habe schon gesagt, weshalb: ich habe die Beobachtung gemacht, daß der Kompilator der drei MarkusEvangelien auf eine ganz unglaublich gewissenhafte Art gearbeitet haben muß.

90 Erste Markus-Regel Was ich herausgebracht habe über seine Arbeitsweise, will ich so exakt wie möglich formulieren. Meine erste Regel heißt: Markus hat seine Quellen peinlich gewissenhaft, ohne nur ein Wörtchen zu verlieren, abgeschrieben. Diesen Satz habe ich hinreichend bewiesen im vorigen Abschnitt. Ich erinnere nur an das »kommt« 1 5 , 4 1 — »der ihn auch verriet« 3 , 1 9 — »die Tochter des Joses . . . des Jakobus« 15, 47 und 16, ι. Die Folgerung, die ich für meine Rekonstruktion daraus ziehen mußte, war geradezu beängstigend: Ich darf in den Quellen kein einziges Wort ergänzen! Sie müssen sich vollständig, bis zur letzten Konjunktion, ergeben aus dem Markustext! Anfänglich hat das die Arbeit ungemein erschwert, zuletzt aber erleichtert, deutlicher gesagt, zu endgültigen Ergebnissen geführt. Ich mußte nämlich auf Grund dieser Regel eine Menge fragwürdiger Verteilungen aufgeben und bessere suchen. In der letzten Feinarbeit jedoch ersparte mir die Regel viele allzupeinliche Zerlegungen und zwang mich, großzügiger zu verfahren. Zum Beispiel hatte ich den Anfang des Evangeliums auf zwei Quellen zu verteilen, als ich das eingeschobene Maleachizitat und den doppelten Auftritt des Johannes erkannt hatte. Für das Weitere klebte ich lang an einem sprachlichen Kennzeichen: έγένετο steht 1 , 4 und x, 9 (1, 1 1 ) — es steht auch 2 , 1 5 und 2, 23, in einem sicheren B-Abschnitt. Danach glaubte ich Β einen Taufbericht zuschreiben zu müssen. Da aber das Wort »Geist« für C charakteristisch ist, mußte ich auch C einen Taufbericht zuerkennen und mühte mich nun lange ab, zwei solche zu rekonstruieren. Es waren so viele Ergänzungen nötig, daß ich immer unzufrieden damit blieb, bis meine Markusregel mir das ganze Unternehmen überhaupt verbot. Ich verzichtete auf das sprachliche Kennzeichen und auf den Tauf ber icht von B. Mit einem Mal war alles glatt. Zur Belohnung erreichte ich jetzt auch die Einführung des Heilands in allen drei Quellen, ein Resultat, das ich immer für

91 ganz hoffnungslos gehalten hatte. Wieder erzwang die Markusregel einwandfreie Rekonstruktionen. Ich hatte bisher A einfach mit i , 16 beginnen lassen: »Als er am galiläischen Meer dahinzog, sah er Simon . . . « Das galiläische Meer würde nur »das Meer« heißen, wenn Galiläa in der Quelle schon genannt worden wäre. Soweit wars in Ordnung. Auch daß dieser Anfang allzu abgerissen ausfiel, mochte hingehen. Ich hatte lediglich das Wort »Jesus« zu ergänzen. Aber gerade diese Kleinigkeit brachte ich mit gutem Gewissen nicht zuwege : Markus hätte das Wort »Jesus« hier niemals gestrichen, wenn er es in A gefunden hätte ! E r hat prinzipiell nur dann ein Wort ausgelassen, wenn es in dem herangezogenen Parallelbericht einer anderen Quelle auch stand! Also hörte ich nicht auf zu suchen, bis ich einen besseren Auftakt für die Quelle A gefunden hatte. Ein winziger Anstoß in 1 , 1 4 half: nach der anstößigeren Lesart (S A D it) fehlt zwischen den beiden Partizipien »verkündigend« und »sagend« das »und«. Ich halte wie immer die anstößigere Lesart für die ältere. Demnach ist eins der Partizipien hier eingeflickt. Der gewissenhafte Markus hat das »und« nicht ergänzen wollen (über seine Ergänzungen später). Ich löse heraus »verkündigend das Evangelium Gottes« und gebe das A. Nun ist es mir erlaubt, das Subjekt »Jesus« zu diesem Partizip zu ergänzen (Markus konnte es nicht zweimal im selben Satz bringen) — und ich habe für die Quelle A den bestechend schönen Anfang: »Jesus, am galiläischen Meer hinziehend und das Evangelium Gottes verkündigend, sah den Simon und seinen Bruder Andreas... « Ein paar Verse weiter hat mir die Markusregel eine allzupedantische Quellenscheidung verbessert. 1 , 3 2 : »Als es aber Abend geworden war, da die Sonne unterging, brachten sie zu ihm Alle die krank waren und die Dämonischen. Und es war die ganze Stadt versammelt an der Tür. Und er heilte Viele, die krank waren an mannigfachen Leiden, und trieb viele Dämonen aus . . . « Ich hielt die Kranken für die Fortsetzung der geheilten Schwiegermutter (A) und die Dämonischen für die Fortsetzung der Austreibung in der Synagoge (C). So schälte ich einen Krankenbericht und einen Austreibungsbericht

92 heraus. Ich hatte dabei zu ergänzen »Und sie brachten zu ihm«. Das war mir zuviel. Außerdem fehlte das »Und«: Markus hat dies Wort nicht weggelassen. Jetzt erst beobachtete ich, daß der Satz »Die ganze Stadt war versammelt« merkwürdig nachklappert, daß auffallenderweise Jesus von »allen« Kranken nur »viele« heilt (Matthäus hat das korrigiert: »sie brachten, viele und er heilte alle«!) — kurzum, ich gewann eine andere Verteilung. Im Α-Bericht versammelt sich die ganze Stadt vor der Tür am Abend und Jesus heilt viele Kranke mit mancherlei Leiden. Im C-Bericht bringen sie ihm bei Sonnenuntergang alle Kranken und die Dämonischen und er treibt viele Dämonen aus (die sind C nämlich wichtiger als die Kranken). Zu ergänzen habe ich überhaupt nichts mehr. Eigenart meiner Rekonstruktion

Die erste Markusregel hat mich dazu gezwungen, eine Quellen-Rekonstruktion zu schaffen, wie sie wohl noch nie gelungen ist im Alten oder Neuen Testament: nämlich eine Rekonstruktion ohne irgendeine eigene Zutat. Ich darf wirklich behaupten, daß ich das Markusevangelium bloß mit der Schere zerlegen kann in drei vollständige Evangelien. Ich habe es nur nötig, ein paar Ausdrücke, die im Markustext nur einmal stehen, in zwei Quellen einzuschreiben. Es war ja schließlich auch dem peinlich genauen Markus unmöglich, in einen kombinierten Satz ein Wort, das er in zwei Quellen vorfand, zweimal hinzuschreiben. Er konnte wohl in seiner Pedanterie verschiedene Ausdrücke für dieselbe Sache nebeneinander setzen (15,1), aber er hat es doch nicht fertiggebracht, etwa »Jesus Jesus« oder »nach Jerusalem nach Jerusalem« zu sagen. Neun solche Fälle sind es, wo ich ein Wort verdoppeln mußte, weil Markus dieses Wort in zwei seiner Quellen fand. Ich stelle sie zusammen: 1, 2 »in« — 1 , 1 4 »Jesus« — 1, 27 »sagend« — 7, 3 »denn« — 10, 32 »nach Jerusalem« — I i , 9 »schrieen« — 13, 5 »sprach« — 14,1 »war« — ferner die Namen der Apostel im Katalog 3,17, endlich zwei Sätze : 1 5 , 1 »und übergaben ihn dem Pilatus«, 6, 45 »und alsbald trieb er seine Jünger, daß sie ins Schiff träten und vor ihm wegführen«.

93 Außer diesen Verdopplungen ist auch nicht die winzigste Ergänzung nötig gewesen, weder ein Kai noch ein 5è. An zwei oder drei Stellen gab es vielleicht etwas harte Übergänge (ζ. B. 14, 57) aber sonst ist es mir gelungen, drei Evangelien herzustellen, die einen einwandfreien Text, einen lückenlosen Zusammenhang, einen klaren Aufbau, einen ordentlichen Anfang und einen deutlichen Beschluß haben — von denen also jedes einzelne in viel besserem Stand ist als das Markusevangelium.

Zusätze des Markus Wenn er seine Quellen »wies Evangelium« verehrt hat und jedes »und« darin erhalten wollte, dürfte er wohl selbst wenig Eigenes dazugetan haben. Trotzdem muß ich von vornherein ihm einen ziemlich umfangreichen Zusatz auf die Rechnung schreiben: nämlich den Vergleich der beiden Speisungswunder in Kapitel 8 , 1 9 . Hier läßt Quelle Β den Heiland seine törichten Jünger erinnern an die Speisung der 4000: »Was sprecht ihr davon, daß ihr keine Brote habt ? Merkt und versteht ihr noch nichts? bleibt es bei der Verstockung eures Herzens? Ihr habt Augen und seht nicht und Ohren und hört nicht und denkt nicht dran, da ich die sieben Brote brach unter die Viertausend, wieviel Körbe voll Brocken habt ihr da aufgehoben ? Und sie sagten zu ihm: sieben. Und er sagte zu ihnen: Versteht ihr noch nichts?« Eine ganz einwandfreie, wenn auch etwas gekünstelte Szene. Aber so steht sie nicht im Evangelium. Dort erinnert der Heiland außerdem an die Speisung der Fünftausend, wo er die fünf Brote brach, und fragt, wieviel Körbe voller Brocken man da aufhob, und erhält die Antwort: zwölf! Das liest sich nun mächtig geheimnisvoll, so recht dazu angetan, grüblerische Theologen zu Gedankenflügen zu verlocken. E s sind auch tiefsinnige Kommentare darüber an den Tag gekommen, was der Vergleich der Zahlen wohl bedeute. Markus hätte seine Augen aufgerissen, wenn er diese Folgen seiner harmlosen Verbesserung hätte ahnen können. E r hat weiter nichts gewollt als Ordnung, deutsche Ordnung sozusagen. Wenn der Heiland zweimal die Menge gespeist

94 hat, so ziemt es sich, daß er in einem Evangelium auch an die beiden Speisungen erinnert, nicht bloß an die letzte! A m Ende könnte ihm noch ein Ketzer schlechtes Gedächtnis zum Vorwurf machen! Markus konnte gar nicht anders, als die Auslassung der Quelle B, die eben nur von einer Speisung wußte, schlecht beraten wie sie war, richtig zu stellen. Daß er damit den späteren Geschlechtern Anlaß gab zu Denksport, war nicht seine Absicht. Die Pedanterie ist es also, die Markus zwang, einige Zusätze zu den Quellen zu machen, als er sie zusammenschrieb, in ein einziges Leben Jesu. Sie offenbart sich ganz besonders schön in seinen »Abermals«. Nur drei von diesen 27 »Abermals« kann ich den Quellen zuerkennen. Die übrigen registrieren die Dubletten. Markus hat sie so brav mit diesem Wörtchen angemerkt, daß ich geradezu eine Probe auf die Richtigkeit von Quellenscheidungen darin besitze. Wenn es 2, 1 heißt: »er kam abermals nach Kapernaum«, dann bin ich ganz sicher, daß er zum erstenmal hingekommen ist in der betreffenden Quelle. Die Verleugnung Petri habe ich nach langen Experimenten so geteilt, daß die erste zu A kam, die beiden anderen zu C. Die »Abermals« des Markus bestätigen diesen Ansatz. Genau so ging es mir bei dem Verhör vor Pilatus. Nach recht verwickelten Überlegungen gelang es mir, den B - und C-Bericht herauszulösen. Und ich freue mich jetzt wirklich, wenn ich am Beginne jedes einzelnen Berichts ein »Abermals« bemerke — das ist so gut wie die Zustimmung des kritischsten Fachmanns zu meiner Quellenscheidung. Übrigens steht hier ein weiteres »Abermals«, das Markus im Übereifer zugesetzt hat ohne Grund. Ich habe diesen heiteren Beweis für meine Quellentheorie erwähnt auf S. 25. Wie genau Markus mit den Zählungen verfährt, hat mir der Einmarsch in Jerusalem gezeigt. Beim zweiten Mal (Austreibung der Tempelhändler 1 1 , 1 5 ) heißt es schlicht: »Sie kamen nach Jerusalem«, obwohl 1 1 , 1 1 schon stand: »Er ging hinein nach Jerusalem«. Erst beim dritten Mal erscheint das Zählwort: »Und sie kamen abermals nach Jerusalem« (11, 87)! Warum erst hier? Nun, weil beim ersten Mal nur Jesus in

95 die Stadt hineinging nach den Quellen ! Erst beim zweiten Mal »kamen sie« nach Jerusalem! Ob ich nicht zu weit gehe, wenn ich dem Markus derartige Pedanterie nachsage? Man halte sich vor Augen, wie selten in den Quellenstücken selbst ein »Abermals« vorkommt: weder beim verdorrten Feigenbaum, wo Jesus zweimal vorüberkommt, noch bei dem Sadduzäergespräch von den sieben Brüdern, die einer nach dem andern dasselbe Weib nehmen, noch beim Blinden von Jericho, der immer wieder schreit — man lese im Pilatusverhör nach, wie eine alte Überlieferung wirkliche Wiederholungen gestaltet (s. S. 2 5 ) ! Und nun dagegen die Art des Markus: so oft Jesus an den See kommt, oder nach Kapernaum, so oft er predigt, beim Synagogenbesuch 3, ι , bei der zweiten Speisung, beim Fortgang aus der Gegend von Tyrus — uberall unweigerlich ein »Abermals« und warum? Weil nicht nur dieselben Situationen vorhanden sind (die gibt es noch öfter und Markus scheint nicht immer nachgerechnet zu haben) sondern weil die Worte schon einmal da waren ! Bestimmte Stichworte, nach denen der Wortklauber Markus sich bei seiner Quellenmischung orientiert! Solcher Wortklauberei entsprechen auch die anderen kleinen Zusätze, die ich ihm nachweisen kann. In Gethsemane hat er aus einem Grund, den ich noch schildern werde, das zweite Gebot Jesu mit dem ersten vereinigt. Aber wo Jesus zum zweitenmal weggeht und betet, da setzt Markus zu: »dieselben Worte sagend«! Ein Wort Jesu an die Zwölf, das hinterm Apostelkatalog stand, fügt er in die Seepredigt ein, wo es heißt : »die um ihn waren, fragten ihn um die Gleichnisse«. Das mußte so verbessert werden : »die um ihn waren, samt den Zwölfen«! Ganz der exakte und gewissenhafte Redakteur und Schriftgelehrte! Im Gespräch über Rein-Unrein, das er kombiniert hat aus zwei Quellen, fragen die Schriftgelehrten, warum die Jünger Jesu mit ungewaschnen Händen essen. Markus läßt auch die Pharisäer fragen, obwohl sie vorher »sahen«, daß die Jünger mit ungewaschnen Händen aßen. Das Hübscheste, Lustigste und Bezeichnendste aber ist der Hahn. Der Hahn, der kräht, als Petrus den Herrn verleugnet hat.

96 Zweimal kräht er. Ja, nach Luther, aber nicht nach den alten griechischen Handschriften. Da kräht er nun einmal. Und doch wird ausdrücklich vom Heiland prophezeit: »Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen!« Ja Petrus erinnert sich sogar daran und die Prophezeiung wird wiederholt 1 Und das Tollste : der Hahn kräht sogar »zum zweitenmal«, ohne zum erstenmal gekräht zu haben!! Wie reimt sich das zur Pedanterie des Markus? Nun, es erklärt sich erst aus dieser Pedanterie! Markus fand nämlich in seiner Quelle C folgende Prophezeiung: »Ehe der Hahn kräht, wirst du mich zweimal verleugnen!« Demgemäß erzählte die Quelle auch von zwei Verleugnungen und von einem Hahnkrähen. Nun aber gab es noch einen Bericht A über die Verleugnung Petri, ganz ohne besondere Umstände, eine einmalige Verleugnung. Macht zusammen drei. Markus mußte also Jesum prophezeien lassen: » . . . wirst du mich dreimal verleugnen!« Und nun ergab sich für den Pedanten die schwierige Frage: wohin mit dem »zweimal«?? Ein solches Wort durfte nicht untergehen, wenn schon ein »und« erhalten werden mußte. Markus fand den Ausweg, den Hahn zweimal krähen zu lassen in der Prophezeiung Jesu. Das ging sehr schön. Aber leider — das wirkliche Krähen war nicht doppelt herzustellen, Markus wagte es wenigstens nicht (erst die späteren Abschreiber hatten diesen Mut) — was tun ? Markus fand einen genialen Ausweg, der zum Ziele führte, ohne eine Fälschung zu benötigen. Er ließ den Hahn beim einmaligen Krähen, doch er schrieb bescheiden zu: »zum zweitenmal«! Petrus mochte das erstemal eben überhört haben Man entrüste sich nicht über diese vergnügte Zumutung an des Markus Dialektik! Es ist nämlich ganz und gar die einzige Erklärung, die ernsthalt in Frage kommt für das seltsamste Problem, das der Markustext der Forschung bietet. Ich habe sie auch nicht so leichthin, so leichtsinnig gefunden, wie sie sich lesen mag. Es war wohl meine langwierigste EinzelUntersuchung. Ich bin dem Problem zuleibegerückt mit allen möglichen Vermutungen, die sich auf Markus, auf die Quellen, auf die Handschriften, auf Petrus selber, sogar auf den Hahn

97 bezogen. Ich habe Tabellen aufgestellt, und hätte beinah 'bessere Mathematiker als ich es bin damit belästigt. Ich konnte das Problem nicht lösen, wollte aber nicht verzichten, weil ich dahinter einen Treffer meiner Theorie winken sah, ähnlich dem άπέχει oder dem 05 καΐ oder dem ελαβον. Daraus ist nichts geworden. Aber ich habe endlich fertig gebracht, die sinnloseste und daher beste Lesart der Stelle zu bestätigen, indem ich überhaupt eine mögliche Erklärung des Falles vorweisen kann. Und sie paßt eben ganz ins Markusbild hinein. Gibt es auch sachlich wichtige Zusätze?

Gewissermaßen sind bereits die »Abermals« des Markus Fälschungen, sagen wir gelinder Deutungen des Tatbestandes, wie er aus der Zusammenschau der Quellen sich ergab. Daß Jesus 2, ι »abermals« nach Kapernaum ging, konnte Markus nur entnehmen daraus, daß es ihm unmöglich war, diese Angabe in den anderen, »ersten« Gang nach Kapernaum hineinzuschreiben. Wie er diese Logik vor sich selbst rechtfertigte, soll später untersucht werden. Aber ich stelle fest, daß solche Zusätze, so winzig sie sind, recht bedeutungsvoll werden könnten. Kann man sie immer sicher erkennen? Die folgenden weisen sich auf Grund der Quellentheorie von selbst aus. Daß Jesus in Gethsemane nicht »zum drittenmal« kam, ist ganz einwandfrei bewiesen worden. Bei der Verhaftung 14, 43 änderte Markus den Satz: »Und es kam Judas mit den Hohenpriestern« so: »mit einer Menge von den Hohenpriestern •her«. Beim Verhör wurden »einige« zugefügt, damit die Hohenpriester mit dem Hohen Rat vereinigt werden konnten und das wiederholte falsche Zeugnis erträglicher sich ausnahm. Ferner mußte aus der Wiederholung »die Zeugnisse waren nicht gleich« eine Steigerung werden: »auch so nicht gleich«! Beim Verhör vor Pilatus 15, 5 erwidert Jesus »nichts mehr« statt »nichts«. Bei der Kreuzigung 15, 31 schmähen die Hohenpriester »ähnlicherweise« wie die Vorübergehenden und der Hauptmann sieht den Heiland »so« sterben anstatt schlechthin sterben (woraus die späteren Handschriften noch »mit solchem Geschrei« gemacht haben). T h i e l , Drei Markus-Evangelien.

7

98 Das sind des Markus sichere Änderungen. Winzige Retuschen, kleine Pedanterien. Sollte er noch mehr getan haben ? E s wäre nicht unmöglich, daß er einige überflüssige »Und er sagte« auf dem Gewissen hat. Johannes Sundwall (Die Zusammensetzung des Markusevangeliums 1934) hat darauf hingewiesen, daß manche Formeln bei Markus anmuten wie wenn jemand einen Nachtrag durch sie angefügt hätte. Ζ. B. 7 , 2 0 : »Er sagte aber: Das was aus dem Menschen ausgeht, das verunreinigt den Menschen«. Hierauf folgt eine ziemlich pedantische Aufzählung der Bosheiten, die von inwendig aus dem Herzen gehen, und am Schluß wird sie gar zusammengefaßt wie beim Schulmeister: »Alles dieses Böse geht von innen aus und verunreingt den Menschen«. Das könnte gut und gern von Markus stammen. Aber sicher ist es nicht. Ich füge weitere verdächtige Stellen an. 8 , 1 kann Markus zugefügt haben »die Jünger herbeirufend« (einen C-Ausdruck in B). Denn in Β folgt der Vers direkt auf ein Jesuswort zu den Zwölfen. Darnach ist der Ausdruck in 8 , 1 entbehrlich. 2, 27 fällt ein »Und er sagte« auf, das Jesu Rede unterbricht. E s wäre nicht ausgeschlossen, daß Markus hier ein ihm bekanntes Jesuswort unterbringen wollte, aber ich kann mich nicht dazu verstehen, so unbeweisbare Möglichkeiten für die Rekonstruktion in Betracht zu ziehen. Genau so steht es mit den Sprüchen bei den Gleichnissen von C und Β (4, 2i—25), die durch »Und er sagte« abgesetzt sind. Auffälliger noch sind die Sprüche 2, 21 ohne äußeren Riß, aber sachlich einfach sinnlos. Vielleicht ist 3, 30 »weil sie sagten, er habe einen unreinen Geist« eine Redaktionsbemerkung. Vielleicht auch 10, 30 das seltsam hereingeschneite »unter Verfolgungen«. Auch der Nachsatz »und in der künftigen Welt ewiges Leben« klappert etwas. Doch hier werde ich ganz besonders zurückhaltend, denn es handelt sich um eine Stelle, die wirklich wichtig werden kann, hochwichtig für die Lehre Jesu — gerade darum lehne ich es ab, mich mit diesen Fragen weiter zu beschäftigen.

99 Ich glaube feststellen zu können, daß Markus keinen Zusatz gemacht hat, der von Bedeutung ist, wenigstens keinen, den man sicher nachweisen kann. Immerhin habe ich noch eine Beobachtung zu erwähnen, die vielleicht auf eine stärkere Redaktionstätigkeit des Markus schließen läßt. Die Formel »fing an zu sagen« erscheint erst vom io. Kapitel ab und das häufigere »antwortend sprach er« oder »antwortete und sprach« erscheint erst ab Kapitel 7, mit einer einzigen Ausnahme. Das könnte daher kommen, daß Markus anfangs versucht hat, die Quellen stilistisch zu verbessern, aber dabei die Ausdauer verlor (eine ganz typische Philologen-Beobachtung!) Dann wäre ihm erst im Verlauf der Arbeit das Prinzip gekommen, kein Wort der Quellen zu verlieren, und in der galiläischen Epoche wären Streichungen wie Zutaten häufiger zu vermuten als ich es tue. Aber ich habe auch eine widersprechende Beobachtung: »Alsbald« verstummt im Anfang der Passion vollständig und kehrt erst gegen Ende wieder, aber nicht sehr häufig. Was bedeutet das ? Ich kann es nicht erklären. Zweite Markusregel Markus hat die Quellen immer dort und nur dort verklammert, wo sachliche oder sprachliche Ähnlichkeiten vorlagen. Das Prinzip erscheint selbstverständlich, aber ich war doch überrascht über die Art, wie Markus es angewendet hat, und ich erhielt dabei wichtige Fingerzeige für die Rekonstruktion. Markus hat nämlich mehr getan als bloß Ereignisse zu verneinen, die zweifellos nur einmal geschehen sein konnten: Einzug in Jerusalem, Letztes Mahl, Kreuzigung. Er hat sich ζ. B. erlaubt, aus drei Seepredigten eine einzige zu machen, aus drei Prophezeiungen eine große Rede. Das ist sehr bemerkenswert, denn nach dem doppelten Speisungswunder scheint es doch beinahe als ob Markus keine besondere Fähigkeit gehabt habe, Dubletten zu erkennen. Nun, für diesen Fall habe ich eine andere Erklärung gefunden, die S. 106 folgen wird. So kann ich uneingeschränkt mich darüber wundern, wie 7*

100 mutig und wie folgerichtig Markus die Parallelen seiner Vorlagen in eins zusammenzog: er nahm offenbar ohne weiteres an, daß ähnliche Heilandsworte wie die drei Saat-Gleichnisse auch zur gleichen Zeit gesprochen worden seien. Da zeigt er sich doch erstaunlich unabhängig und überlegen seinen Quellen gegenüber! Aber das verträgt sich schon mit seiner Ehrfurcht vor ihrem Wortlaut: er fühlt sich dazu bestimmt, aus ihnen die vollständige, die wirkliche Geschichte Jesu herzustellen. Und dabei wurde er von selbst zu ihrem Kritiker, zu dem, der es noch besser weiß. Für dieses Besserwissen ein paar bezeichnende Beispiele. Da wo von den Angehörigen Jesu erzählt wird, sie hielten ihn für geistesgestört, flickte Markus den Vorwurf der Schriftgelehrten ein, er habe den Beelzebub: das paßt ganz gut zusammen, wenn auch die Geschichte von den Angehörigen dadurch bös zerrissen wird. Der Vorwurf der Schriftgelehrten stand ursprünglich in einem besseren Zusammenhang, aber den mußte Markus wegen einer weiteren Quellenmischung unterbrechen, die er offenbar für nötig hielt. Er hatte nämlich zwei Auftritte Jesu in Kapernaum vorliegen mit verschiedenen Geschichten. Aber je eine davon spielte in der Synagoge. Markus Schloß, sie hätten gleichzeitig stattgefunden und vereinte sie! Dabei haben sie nicht das geringste miteinander zu tun, in der einen ist nur von Jesu Lehre die Rede, in der andern nur von einer Austreibung. Man kann also geradezu von einer Sucht des Markus sprechen, Ereignisse zu vereinen, die nur irgendeinen winzigen Berührungspunkt haben. Und nun ist dieser Berührungspunkt sehr häufig weiter nichts als ein einziges Wort, ein sprachlicher Anklang, eine gleichgültige Äußerlichkeit ! Vor die Erklärung des Sämannsgleichnisses brachte Markus die Bemerkung Jesu an die Zwölf, die jener Erklärung direkt widerspricht. Warum? Weil in beiden Äußerungen die Rede ist vom »Verstehen« oder besser »Nichtverstehen«! (4,12—14). Wer das nicht glaubt, nehme den Einschub 9,38 vor (vgl. S. 10 u. 13), die Geschichte vom fremden Geisterbanner. Es gibt schlechterdings keinen vernünftigen Grund dafür, daß sie zwischen den Sprüchen Jesu über die Kinder und die

101 Kleinen und das Ärgernis steht (obwohl ich weiß, daß Theologen auch dafür noch Gründe fanden, traue ich ihre Unvernunft dem Markus doch nicht zu). Aber es gibt einen äußerlichen Anklang, nämlich die Spruchform: »Wer mich aufnimmt, der . . . wer nicht wider uns ist, der . . . wer euch mit einem Trunk Wassers tränkt, der . . . wer einen von den Kleinen ärgert, der . ..« Markus hat solche Sprüche, die praktische Maximen in derselben Form vortragen, aus den verschiedenen Quellen vereinen wollen. So hat er auch vermutlich die Geschichte von den Kindern, die zum Heiland gebracht werden, 10, 13, hinter das Gespräch über die Ehe gestellt, um Jesu Meinung über die Familie im Zusammenhang zu zeigen, ganz wie es ein moderner Biograph tun würde. Und die Nachfolgerede, die 8, 34 eingeschoben ist, hielt er zweifellos für höchst geeignet, Jesu Worte zu illustrieren: »Du denkst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist«. Dazu paßte doch vortrefflich: »Wer sein Leben retten will, der wirds verlieren, und wer es verliert, der wird es retten«. Ein günstiges Moment für Markus war es auch, daß am Ende dieser Rede Jesus das Kommen des Menschensohns in Aussicht stellt, ganz wie im folgenden in der anderen Quelle das Kommen des Reiches Gottes. Am deutlichsten ist dies Vereinigungs-Prinzip zu beobachten in der Rede von Kapitel 13. Die eingeflickten Stellen haben mit dem fremden Text gemein das Wort »Ausliefern« ( 1 3 , 9 0 . ) oder »Auserwählte« (13, 20 ff.) oder das Wort »vergehen« (13, 30 f.). Diese drei ganz gleichen Fälle sind von mir erst festgestellt worden durch rein sachliche Kriterien. Daß sich überall dieselbe Arbeitstechnik des Markus herausstellt, ist ebenso Beweis für meine Analyse wie für meine These über den Kompilator. Ich darf also wiederholen: er hat seine Quellen überall vereinigt, wo sachlich oder sprachlich Ähnliches vorhanden war. Aus dieser Methodik stammen die Umstellungen, die mit den Quellenstücken vorzunehmen waren. Ich will diese nun im einzelnen vorführen und begründen.

102 Umstellungen Es sind nicht mehr nötig gewesen als sieben in der galiläischen Epoche und zwei in der Passion. Es versteht sich, daß da wo die Quellen am weitesten abweichen, der Redakteur auch die meisten Umstellungen vorgenommen hat. In Quelle Β sind es folgende: ι . Das B-Stück der Seepredigt 4, 24—29 kommt nach 2 , 1 3 , wo auch eine Seepredigt eingeleitet wird. Das andere B-Stück der Seepredigt, die Bemerkung Jesu an die Zwölf 4,10—12, kann stehen bleiben, wo es ist: denn es reiht sich sehr natürlich und passend an die Berufung der Zwölf an (ohne daß ich die geringste Ergänzung nötig habe) ! 2. Das B-Stück vom Gespräch über Rein-Unrein, 7, 1 ff. kommt nach 8 , 1 1 (s. S. 39). 3. Die Stücke aus Kapitel 13, die aus dem Zusammenhang fallen, werden in genau derselben Reihenfolge eingeordnet nach 14, 21 als eine Abschiedsrede Jesu an die Jünger beim letzten Mahl. Wieder ergibt sich ganz von selbst ein natürlicher geschlossener Zusammenhang. Das ist eine hübsche Probe auf die Geschicklichkeit des Markus: er konnte diese Rede in vier Stücken ohne weitere Umstellungen einarbeiten in die parallele Rede der Quelle C! Für diese Quelle habe ich die schwierigsten Umstellungen machen müssen. Das paßt recht gut dazu, daß es die späteste und umfangreichste der drei Quellen ist. ι . Die Synagogenszene in Kapernaum 1 , 2 1 ff. ist unleugbar ein Mosaik (vgl. S. 16). Beteiligt sind die Quellen A und C, wie S. 1 1 9 nachgewiesen werden wird. Den C-Anteil konnte ich lange nicht recht einordenen, es fehlt ihm eine Einleitung. Ursprünglich habe ich einen ganzen Satz dazu ergänzt (etwa: »Und sie gingen am Sabbat nach Kapernaum«). Aber das widerspricht der ersten Markusregel. Nun war es klar, daß die C-Synagogenszene wie die von A in Kapernaum gespielt haben muß: denn sonst hätte Markus die beiden, die nichts weiter gemeinsam haben, nicht vereinigt! So sah ich mich genötigt, die C-Synagogenszene anzuschließen an die Geschichte vom Gichtbrüchigen, 2 , 1 ff. : die beginnt ja mit

103 Jesu Eintritt in Kapernaum! Die Geschichte vom Gichtbrüchigen wird im Markusevangelium freilich fortgesetzt durch 2 , 1 3 »Und er ging hinaus ans M e e r . . . « Aber dieser Vers paßt nicht zum vorhergehenden (vgl. S. 12) .Somit behebt meine Umstellung wieder eine Unstimmigkeit im Markustext. Das genügt wohl, um sie für bewiesen zu erklären. Noch etwas: Das Beelzebub-Gespräch, das 3 , 2 2 unleugbar eingeschoben ist und C gehört, folgt jetzt ohne weiteres auf 1, 34. Und dieser Anschluß ist so glücklich wie nur möglich, denn das Gespräch handelt von Dämonen-Austreibungen — 1, 34 aber ist gerade davon die Rede gewesen! 2. Das C-Stück der Seepredigt 4 , 3 — 2 3 hat Markus offenbar aus Kapitel 6 geholt. Dort stand es vor der Speisung der 5000 und findet dort die tadellose Einleitung: »Und er begann sie vieles zu lehren«. 3. Die Verleugnung Petri, welche jetzt so auffällig das Verhör von dem Hohen Rat umrahmt (der Text springt dreimal hin und her nach dem Schema A — Β — A — Β ! ) kommt durch die Quellenscheidung ohne weiteres vor das Verhör zu liegen. Markus mußte die merkwürdige Anordnung vornehmen, weil er zwei wörtlich gleiche Einleitungen für die Verleugnung hatte und keine streichen wollte. Die Art, wie im Markustext nach dem Verhör Petrus wieder in Erinnerung gebracht wird, mutet allerdings höchst natürlich an und ist ein kleines Meisterstückchen dieser Quellenredaktion. 4. Der Satz 10, 32 sagt zweimal dasselbe: daß Jesus auf dem Wege nach Jerusalem war und die Nachfolgenden sich fürchteten. Ich gebe der Quelle C einen Teil des Satzes: «Sie waren aber im Hinaufgehen nach Jerusalem, Jesus ging ihnen voran und sie entsetzten sich«. Nun habe ich in den vorangehenden Kapiteln drei isolierte C-Stücke, die zwar unter sich zusammenhängen (lauter Reden über den Weg ins Reich Gottes 8 , 3 4 1 0 , 1 3 10,24), aber keinen Anschluß an den letzten Vers des Reiseberichtes C haben (7,35). Ich stelle daher die isolierten Stücke hinter den Satz 10, 32. E r gibt eine brauchbare Einführung für sie. Denn erst wenn Jesus auf dem Wege nach Jerusalem ist, hat seine Nachfolgerede 8, 34 einen rechten Sinn : »Wer mir nachgehen will, verleugne

104 sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir!« Ich gebe zu, daß diese Umstellung etwas kühn ist. Aber der Erfolg, den ich damit erreiche, dürfte sie rechtfertigen. Quelle C hat einen tadellosen Verlauf genommen. E s fragt sich nun: wohin gehört der andere Teil des Satzes 10, 32 : » . . . auf dem Wege (nach Jerusalem! ist selbstverständlich zu ergänzen, sonst hätte Markus hier nicht vereinigt!) . . . die aber nachfolgten, fürchteten sich«? Ich gebe ihn A. Denn in A kann ich diese Bruchstücke geradezu fürstlich unterbringen. Ich brauche sie nur um zwei Α-Geschichten zurückzulegen, dann kommen sie in den Zug Jesu durch Galiläa 9, 30, den Jesus geheim halten wollte ! Der Vers heißt dann : »Und sie gingen aus von da und wanderten durch Galiläa auf dem Wege nach Jerusalem, und er wollte nicht, daß es jemand wissen sollte. Die aber nachfolgten, taten es in Furcht«. Daß Markus diesen Vers zerschnitten hat, erklärt sich ohne weiteres: er mußte noch die Wanderungen nach Kapernaum (9,33), nach Judäa und Peräa ( 1 0 , 1 ) unterbringen, also war es viel zu früh, um Jesum auf dem Wege nach Jerusalem zu zeigen. Markus nahm eben an, daß Quelle A hier sehr summarisch verfahren habe und viele Ereignisse ausgelassen. Also stellte er »auf dem Wege nach Jerusalem« samt den Nachfolgenden zu dem entsprechenden Satz aus C, nach seiner Gewohnheit! Bestätigt wird meine Umstellung nun durch einen weiteren Anschluß, den ich neu gewinne. Dem zitierten Vers meiner Rekonstruktion folgt nämlich in A 1 0 , 1 7 : »Und als er hinaustrat auf den Weg, lief einer zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte i h n . . . « Damit ist auch diese abgerissene Einleitung der Geschichte vom Reichen in einen guten Zusammenhang gebracht. Allerdings bin ich'genötigt, hier noch eine letzte Umstellung vorzunehmen. Ich habe nämlich für A noch ein isoliertes Stück in 9, 38, die Geschichte vom fremden Geisterbanner. Diese Geschichte muß ich hinter die Geschichte vom Reichen, 1 0 , 1 7 — 3 1 stellen ! Dort aber paßt sie wieder ganz anständig hin. Denn Petrus hatte dem Herrn gerade stolz gesagt: »Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir gefolgt!« Jesus hat ihm geantwortet,

105 daß sie ihren Lohn dafür haben werden, daß die Letzten die Ersten werden würden. Und nun geht es nach meiner Anordnung weiter: »Sprach Johannes zu ihm: Meister, wir sahen einen in deinem Namen Dämonen austreiben und wehrten ihm, weil er uns nicht n a c h f o l g t . . . « Das ergibt sachlich einen guten Sinn. Das Gespräch mit dem Reichen wie mit Petrus hat sich um die Nachfolge gedreht, jetzt erinnert sich Johannes an einen andern, der nicht nachfolgen will, so wenig wie der Reiche, und doch im Namen Jesu auftritt. Noch etwas, was meine Rekonstruktion rundet ! 9 , 3 8 wird sonderbar abgerissen eingeleitet: »Sagte ihm Johannes« — genau so hieß es vorher, 1 0 , 2 8 »Begann ihm Petrus zu sagen« und 1 0 , 2 9 »Sagte Jesus«! Ich bemerke, daß dieser Stil nur noch ein einziges Mal im Markusevangelium vorkommt, wieder in Quelle A , 8 , 2 9 : »Antwortete Petrus und sagte ihm«! So glaube ich, darf auch diese meine letzte Umstellung einigen Anspruch auf wissenschaftliche Gültigkeit machen. Ich bemerke noch, daß diese sieben Fälle verwickelter und sonderbarer klingen als sie wirklich sind. Wenn man sich überlegt, daß Markus bei einem Leben Jesu aus drei Parallelberichten, schwerlich damit rechnen durfte, jeden einzelnen genau so zu erhalten, wie er war, so wird man dem Rekonstrukteur der Quellen das Recht zuerkennen müssen, eine ganze Reihe Umstellungen vorzunehmen. E s ist mir aber daran gelegen, in jedem Falle nachzuweisen, daß mein Verfahren nicht bloß erlaubt, sondern exakt begründet war. Darum mußte ich viele Worte um recht einfache Maßnahmen machen.

Dritte Markusregel Markus hat sich als einen Forscher gefühlt, dem die Aufgabe zuteil geworden ist, aus drei Quellen die Wahrheit über Jesu Erdenleben abzuleiten. Ich will sogar behaupten: er war ganz wie ein moderner Leben-Jesu-Forscher eingestellt, mit dem einzigen Unterschied, daß er seine Quellen ehrfürchtig genau ansah, um die wirkliche Geschichte Jesu möglichst mit ihren eigenen Worten zu erzählen statt mit den seinen.

106 Von vornherein mag es bedenklich scheinen, so etwas von einem Menschen der Antike zu behaupten, selbst wenn es aus Beobachtungen hergeleitet ist. Es gibt wohl kaum ein Beispiel dafür, daß in jener Zeit ein Gelehrter nach den Maximen der modernen Wissenschaft gearbeitet hat. Aber das Recht zu meiner dritten Markusregel will ich mir sichern mit dem einzigen Grund : dieser Mann war ein tief religiöser Mensch ! Und die Religion bringt Wunder zustande allerzeit. Das Wunder einer Wissenschaft, die über ihre Zeit hinausreicht, bieten uns nicht wenige der alten Kirchenväter auch: was Orígenes und Hieronymus an kritischer Exaktheit, Unvoreingenommenheit und Forscherdrang in ihren Schriften weisen, das übertrifft bei weitem die ganze alexandrinische Gelehrsamkeit. Das waren keineswegs dieselben Theologen wie die Scholastiker, die ihren Geist in die engen Schranken der erstarrten kirchlichen Dogmatik sperrten, das waren kühne und beinahe un-bedingte Denker, Grübler, Schriftgelehrte. Warum sollte es vor ihnen nicht noch Un-bedingtere gegeben haben, da überhaupt noch keinerlei Dogmatik ihren Wahrheits-Drang behinderte — einen Wahrheits-Drang, der ja ihr Seelenheil bestimmen mußte, so wie es dann wieder Luther tief erlebt hat ? Ich komme zum Tatsächlichen. Markus hat aus den drei Quellen mit ungeheurer Mühe ein ganz neues Bild der galiläischen Epoche aufgebaut. Gewiß, ein moderner Historiker hätte wohl gesehen, daß es sich bei den Seefahrten und Wanderungen immer wieder um Dubletten handelt — aber ein moderner Theologe hat auch heute noch wohl einige Mühe, sich von dieser Tatsache zu überzeugen : ich werde es am Widerhall dieser Arbeit höchstwahrscheinlich oft genug feststellen können. Bedenkt man, daß dem Markus die Worte seiner Quellen heilige Wahrheit, »Evangelium« waren, so wird man sich nicht Wundern, wenn er den Seesturm und das Wandeln Jesu auf dem See für grundverschiedene Ereignisse hielt. Nur die beiden Wunderspeisungen sind wohl derart, daß sie einem, der die gleichzeitigen Ereignisse seiner Vorlagen mit besonderem Eifer zusammensuchte und vereinigte, unbedingt als Dubletten auffallen mußten. Ich nehme an, daß Markus auch erwogen hat, sie ineinanderzuarbeiten : aber es ist klar,

107 daß dies unmöglich war. Die Worte und die Sätze sind ja fast dieselben. Und nun erwäge ich, wie wunderbar es Markus glückte, alles übrige ineinander zu verpflechten: mußte er nicht einen Fingerzeig des Himmels darin sehen, daß er auf dem Weg zur Wahrheit war ? Und mußte er nicht aus diesem einzigen Fall, der sich hartnäckig seiner Kunst entzog, entnehmen: das kann wirklich nicht ein einziges Ereignis gewesen sein, sonst hätte mir der Herrgott auch den Schlüssel, es zu einen, offenbart ! ? So paradox es klingt : der Forscher Markus nahm gerade aus der durchgängigen Ähnlichkeit der zwei Berichte die Gewißheit, daß es zwei verschiedene Ereignisse im Leben Jesu waren — — Das ist die einzig mögliche Erklärung dieses Falles. Denn gleich im Folgenden, beim Seewandeln, hat Markus zwei Fassungen vereinigt, die auch recht ähnlich waren und sogar wahrscheinlich durch denselben Satz eingeleitet waren (wenigstens finde ich keine andere Einleitung für die herausgelöste Parallelgeschichte, vgl. S. 144) — aber diese beiden Fassungen ließen sich eben doch vereinen, und zwar so, daß sie sich gegenseitig ergänzten, organisch zusammenschlossen zu einer lebensvolleren Geschichte. Da sah Markus eben den Beweis vor Augen, daß er recht gearbeitet und angeordnet hatte. Wo ich auch derartige Untersuchungen anstellte, immer fand ich in der Markus-Ordnung eine ganz bewundernswerte Überlegung. Denn mit geringer Mühe konnte ich mir auch andere Anordnungen des Stoffes denken: sie ergaben sich mir von selbst bei meinen frühsten Versuchen, die Berichte voneinander abzulösen. Aber es ergab sich dann für den Plan des Markusevangeliums nicht mehr der geringste Anhaltspunkt, ich hätte dem Kompilator der drei Quellen vollständige Willkür zutrauen müssen — und das konnte ich nach meinen sonstigen Erfahrungen wahrhaftig nicht. Hernach aber stellte sich heraus, daß Markus eigentlich gar nicht anders handeln konnte, als er tat. Die Quelle A hat den geschlossensten, natürlichsten Zusammenhang. Die Quelle A hat Markus seinem ganzen Evangelium offensichtlich zugrunde gelegt: nur eine einzige und winzige Umstellung hat er an ihr vorgenommen (»hinauf nach

108 Jerusalem« 1 0 , 3 2 dürfte in 9 , 3 0 gestanden haben)! In den Zusammenhang von A trug er dann die Ereignisse von Β und C ein, ausgerichtet nach den unbezweifelbaren Treffpunkten. Das läßt sich durchweg genauestens verfolgen. Nach dem Reisebericht A kam C, wegen der Dublette des Herodesurteils über Jesus (6, 14—16). In C wurde der Heiland nach Norden geführt und wieder zurück bis an den See, in die Dekapolis (die gehörte in den betreffenden Satz untrennbar hinein). Das ist der einzige Punkt in C, wo Jesus wieder am See ist, wo also die zweite Wunderspeisung nebst folgenden Fahrten angesetzt werden konnte. Dieser Bericht mußte mit Bethsaida enden, weil von da allein der Heiland leicht nach Cäsarea gelangen konnte. Markus durfte sich schmeicheln, mit Hilfe der anderen Quellen die Zwischenstationen zwischen Nazareth {6,6) und Cäsarea entdeckt zu haben, die in Quelle A fehlen. Ebenso tadellos sind die Übergänge auf dem Weg nach Jerusalem. A schrieb: »Sie brachen auf von Cäsarea und wanderten durch Galiläa hinauf nach Jerusalem«. Die beiden letzten Worte, hat Markus entfernt, weil nach den anderen Quellen noch ein Abstecher nach Osten vorlag. E r schloß die zweite Leidensverkündung Β hier an (9, 32), weil ihr ein Besuch in Kapernaum folgt, der gut zur Rückkehr von Cäsarea paßt. Von selbst ergab sich die Wanderung durch Judäa und übern Jordan (10, 1) damit war der Heiland in derselben Gegend, wo ihn C zuletzt (7, 35) gelassen hatte. So konnte der Marsch nach Jerusalem nach C angetreten werden. Man wird wohl zugeben, daß das Forscher-Arbeit ist. Daß es keine schlechte Forscher-Arbeit war, beweisen die Markus-Kommentare, die immer noch, wenn auch unter Stöhnen, eine Ordnung in der galiläischen Epoche finden können. Was die Passion betrifft, so habe ich die Leistungen des Forscher Markus immer höher schätzen lernen, bis zur staunenden Bewunderung. Ich erinnere daran, wie geschickt er die drei Eingänge in Jerusalem ineinander geschachtelt hat mit Hilfe des Feigenbaums, an welchem Β den Heiland zweimal vorüberführen mußte. Oder wie er die Prophetenrede in

109 Kapitel 1 3 zusammenstellte und die drei Schilderungen vom letzten Mahl. Oder Gethsemane (trotz aller groben Widern Sprüche) und .die Verhaftung — schlechthin Meisterstücke einer Leben-Jesu-Forschung, die sich streng an vorliegende Texte bindet! Aber man wird vielleicht erklären, diese Meisterstücke seien doch vollbracht auf Kosten der historischen Zusammenhänge in den Quellen. Wie,kann man von einem Wahrheitsforscher Markus reden, wenn man ihm eine ganze Reihe höchst bedeutender Verfälschungen ursprünglicher Tatbestände nachweisen konnte ? Ich habe das wirklich und unzweifelhaft nachgewiesen. Also muß ich jetzt die Frage untersuchen:

Wie erklären sich die Fälschungen des Markus? Anfänglich war ich selbst der Meinung, er habe die Geschichte Jesu ziemlich eigenmächtig sich zurecht gemacht. Aber es hat sich mir nachträglich herausgestellt, daß in allen Fällen sein Verfahren ein sehr berechtigstes und überlegtes war, ja gewissermaßen das einzig mögliche. Ich will ein paar Beispiele geben. Das Mahl in Bethanien legt Markus vom Passah auf den Vorvorigen Tag. Zweifellos ein sehr eigenmächtiges Verfahren für einen Wahrheitsforscher. Aber was fand Markus in den Quellen ? Drei letzte Mahlzeiten, eins ohne Ort, eins in Bethanien, eins in Jerusalem. Also mußte irgend etwas in der Uberlieferung falsch sein. E s war selbstverständlich, daß Markus sich entschied für jenes Mahl, das in Jerusalem stattfand, denn da war ja die Einsetzung des Abendmahls beschrieben, so wie Paulus es in allen seinen Gemeinden lehrte, mit feierlicher Berufung, er habe es vom Heiland selbst erfahren ! Also mußte Quelle A , die sonst so zuverlässige, sich irren! Ein heutiger Forscher würde ganz genau so schließen. Markus sagte sich vielleicht außerdem: »A hat mit dem Sätzchen »Es war Passah« nur so ungefähr die Zeit angeben wollen. A hat sich eben grade an dies Mahl besonders gut erinnert und hat ihm ohne jeden Ubergang die Szene von Gethsemane angefügt, ohne den Leser

110 aufmerksam zu machen, daß sie eigentlich erst ein paar Tage später geschehen ist. A ist hier etwas ungenau gewesen, man sieht es ja auch daran, daß dieser Bericht den Namen Gethsemane weggelassen hat.« Als eine Fälschung könnte es auch scheinen, daß Markus Jesu Abschiedsrede in der Quelle Β vom letzten Mahl wegnahm und zu den Prophezeiungen von A und C (Kapitel 1 3 ) stellte. Aber zum ersten mußte er das tun, der Wiederholungen wegen. Zum zweiten hatte Β die beiden anderen Quellen gegen sich: der Heiland ist nach ihnen nicht beim letzten Mahl gefangen worden, sondern in Gethsemane! Die Darstellung von Β war also von vornherein verdächtig, eine Konstruktion zu sein — und eine verzeihliche Konstruktion: Β wußte nichts mehr von jener Rede auf den ölberg (nach Verlassen des Tempels, schreibt C) und vereinigte alles, was der Herr damals und in Gethsemane gesprochen hat, in einer Abschiedsrede Jesu beim letzten Mahl (so ähnlich wie es der vierte Evangelist gemacht hat, würde ein moderner Markus sagen). Also muß man, dachte Markus ganz konsequent, die Rede von Β an ihre ursprünglichen Orte setzen — die Worte Jesu sollen bleiben, sicherlich hat Β die Worte Jesu so genau erzählt wie möglich! Daß sich Markus Gedanken gemacht haben soll über das Wort άπεχε», dessen Sinn nun ganz unklar wurde, das ist wohl zuviel verlangt. Immerhin mag er sich selbst gesagt haben, daß auch in Gethsemane, wo »die Jünger« ohne Ausnahme auftreten, der Judas erst fortgehen muß, um mit den Häschern wiederkommen zu können: warum sollte Jesus da den Jüngern nicht gesagt haben: »Er ist fort«? Aber der Widerspruch von »Schlafet nun« und »Stehet auf, lasset uns gehen«? Ich traue Markus zu, daß er sich so beruhigt hat (und diese Art möchte ich auch den Theologen von heute vorschlagen, die lieber beim Evangelium des Markus als bei den drei ältesten Evangelien bleiben wollen): »Jeder der Sätze hat sein Recht, sie können beide nur in Gethsemane gesprochen worden sein — also hat Jesus den übermüdeten Jüngern gerade erlauben wollen, ihrem Schlafbedürfnis nachzugeben, als er bemerkte, daß der Verräter fortgegangen war. Da mußte er natürlich sagen: Stehet auf! die Stunde ist gekommen!«

Ill Eine weniger bedeutende Änderung erlaubt sich Markus beim Verhör vor Pilatus, wenn er diesen der Menge, nicht den Hohepriestern antworten läßt: Was soll ich mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt? E r hatte ein Recht dazu, weil es vorher heißt, die Hohenpriester hätten die Menge aufgewiegelt: also waren sie auch dabei! Ein anderer Vorwurf: Markus hat die Verwunderung des Ratsherrn, der am Abend zum Kreuz Christi kommt, »daß er schon tot war«, von diesem weggenommen und an Pilatus abgeliefert. Aber das ergab sich daraus, daß Markus erkennen mußte, jener Ratsherr (aus B) sei identisch mit dem Joseph aus Arimathia (aus C), der von Pilatus den Leichnam Jesu forderte, »weil es Vorsabbath war«. Der Mann, der aus diesem Grunde um den Leichnam bat, kann sich nicht verwundert haben, sondern mußte voraussetzen, daß er schon tot war. Und daß sich Pilatus wirklich verwundert hatte, ergibt sich daraus, daß er den Hauptmann holen ließ, um ihn zu fragen, ob er schon gestorben sei. Ich finde nur noch einen letzten Anstoß, der die Wahrheitsliebe und Gewissenhaftigkeit des Forschers Markus verdächtigt, das ist sein Verfahren beim Weinberggleichnis. E r hat die Petrusfrage auf dem ölberg, die sich bezog aufs Weinberggleichnis, frischweg in die Prophezeiungen einer anderen Quelle hineingearbeitet, so daß sie sich nunmehr bezieht auf den Tempelbrand vom Jahre 70. Ich habe gezeigt, daß sie in Wirklichkeit das Erscheinen Gottes zum Gericht meint, das der Heiland im Weinberggleichnis angekündigt hat. Nun, wenn man sich in einen Christen ums Jahr 80 etwa hineinversetzt, so mußte dem das Weinberggleichnis unbedingt als eine schon erfüllte Prophezeiung Jesu erscheinen: der Herrgott war ja zum Gericht gekommen über die Hohenpriester der Juden und hatte ihnen den Weinberg weggenommen, das heißt den Tempel zu Jerusalem! Markus hatte also alles Recht, die Petrusfrage zu vereinen mit der Prophezeiung Jesu, daß kein Stein des Tempels auf dem andern bleiben würde! Die Antwort Jesu allerdings hat er noch einmal davon abgesetzt und an die Wiederkunft des Menschensohnes auf den Wolken angeschlossen. Auch das hat seinen guten Grund.

112 Was ihußte Markus denken, wenn er die dunkle Weissagung las : »Wenn ihr seht, daß dies geschieht, sp wißt ihr, daß es nah ist vor der Tür!« Markus hat schwerlich angenommen, daß »dies« der Tod des Herrn sei und »es«, das dann folgen sollte, die Zerstörung des Jerusalemer Tempels. Nein, er hat sich eher folgendes gedacht: »dies« ist die Zerstörung des Tempels, die noch geschehen sollte und geschah, bevor die damalige Generation verging. Davon unterschied Jesus aber »es«, von dessen Tag und Stunde niemand weiß, das heißt seine Wiederkunft als Menschensohn auf den Wolken des Himmels! Und Jesus hat den Jüngern, die ihn nicht verstanden, zweierlei verkündet: erstens daß noch in jener Generation der Tempel von Jerusalem zerstört werden würde, zweitens daß diese Zerstörung das Zeichen sei für etwas anderes, Gewaltigeres, Größeres, dessen Zeit und Stunde sich der Herrgott vorbehalten hat, für die Wiederkunft des Menschensohnes zum Gericht! Auf diese Art — und es ist wohl die einzige Erklärung für das Verfahren des Markus in unserem Fall — hat Markus seinen Quellen damals eine Erkenntnis abgerungen, die für alle Christen jener Zeit bedeutsam werden mußte: daß Jesus zwar seine Wiederkunft nicht für die lebende Generation in Aussicht gestellt habe, wohl aber für die Zeit nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels ! Es war damit erklärt, weshalb die Christen bisher umsonst auf den Herrn gewartet hatten, und es war eine neue lebendige Hoffnung entzündet! Mußte Markus nicht aus dieser Erkenntnis entnehmen, daß er auf dem rechten Wege war mit seiner Leben-Jesu-Forschung ? daß er durch eine ungewöhnliche Begnadung ausersehen war, die wirkliche und endgültige Wahrheit über alle diese Dinge zu ermitteln? Ich darf wohl annehmen, daß diese Untersuchungen geeignet sind, das Gebäude meiner Markus-Quellen-Theorie endgültig zu vollenden. Denn solange das Verfahren dessen, der die Quellen in ein einzig Evangelium zusammenschrieb, als leichtfertig, oberflächlich, als rein äußerliche Stoppelei erscheinen müßte, solange würde gegen meine Theorie das Bedenken bestehen: kann ein Christ der Frühzeit wirklich den Mut zu solcher Wahrheitsfälschung aufgebracht haben?

113 Mir ist die Erkenntnis, daß Markus ein ernster, gründlicher und grübelnder Forscher war, aber auch praktisch bedeutsam geworden, nämlich zur Entscheidung einzelner Fragen, an denen alle Logik, alle Sprachmerkmale, alle sachlichen Kennzeichen und auch die umständlichsten und phantasier vollsten Überlegungen gescheitert waren. Als ich gelernt hatte, die Arbeitsweise des Markus unter allen Umständen nachzuprüfen, bekam ich ein neues Kriterium in die Hand für meine Quellenscheidung. Ich nenne es Die Markusprobe Wie man auf eine Rechnung die Probe macht mit umgekehrter Richtung, so frage ich nach jeder Quellenscheidung: ergibt sich der heutige Markustext auf natürliche Weise aus den drei Texten der drei Quellen? Es ist die Synthese nach der Analyse. Es muß nachgewiesen werden, daß das Verfahren des Markus folgerichtig war, sinnvoll und überlegt, vielleicht das einzig mögliche Verfahren. Ich gebe zwei Beispiele, die zeigen sollen, mit welcher Sicherheit sich winzige Einzelheiten verteilen lassen auf Grund dieser Probe. Daß die Szene in Gethsemane aus zwei Berichten verquickt ist (wenn ich von dem kurzen B-Stück absehe, vgl. S. 66), ergibt sich sicher aus dieser Dublette: »Er betete, daß, wenn es möglich sei, die Stunde an ihm vorübergehe, und sprach: Vater, dir ist alles möglich, nimm diesen Kelch an mir vorüber! Doch nicht wie ich will, sondern wie Du!« Aber es fragt sich nun, welche Quelle die indirekte Rede brachte, welche die direkte. Das Problem wird lösbar, wenn man die Arbeitsweise des Markus untersucht. Zunächst hat er seltsamerweise das Gebet der zweiten Quelle aus seinem Zusammenhang herausgelöst und mit dem Gebet der ersten Quelle vereinigt. Markus schreibt im zweiten Bericht (der Satz kann nur von ihm selber stammen): »Er betete, dasselbe Wort sagend«. Warum arbeitete er so merkwürdig ? Er hätte doch hier viel besser das betreffende Gebet stehen lassen können! Nun, er konnte es nicht stehen lassen, falls es das Gebet in indirekter Rede war! Denn nachdem T h i e l , Drei Markus-Evangelien.

8

114 Jesus sich in den Willen des Vaters ergeben hatte, durfte ihn Markus hier nicht noch einmal beten lassen, die Stunde möge an ihm vorübergehen! Er mußte diesen Satz vor das Gebet der ersten Quelle setzen! Und damit ist unser Problem einwandfrei gelöst. Ein anderes Beispiel! Kapitel I i beginnt: »Und als sie herankommen nach Jerusalem, nach Bethphage und Bethanien . . . « Im Griechischen ist diese Beiordnung unmöglich, also Quellenmischung! Es könnte sowohl »nach Jerusalem« eingeschoben sein wie »nach Bethphage und Bethanien«. Für beide Einschiebsel finde ich einen ausgezeichneten Platz im Vorhergehenden, der Szene von Jericho. Die endet: »Und der Blinde folgte ihm auf dem Wege« — wozu sich tadellos eine jener Ortsangaben stellen läßt. Nehme ich nun an, hier habe ursprünglich gestanden »nach Jerusalem«, so wird unverständlich, warum Markus diesen Ausdruck hier gestrichen hat und in den folgenden Vers hineingesetzt. Ein völlig sinnloses Verfahren! Nehme ich aber an, der Blinde von Jericho sei ursprünglich dem Herrn gefolgt »auf dem Wege nach Bethphage und Bethanien am ölberg«, so erscheint das Verfahren auf den ersten Blick noch unbegreiflicher. Markus hätte die beiden Orte unbedingt vor Jerusalem stehen lassen müssen, selbst wenn er aus irgendeiner Marotte sie damit zusammenbringen wollte! Man kommt doch zuerst in jene Dörfer und dann nach Jerusalem ! Aber er hat doch mit Überlegung und mit Grund die beiden Dörfer in den Satz mit Jerusalem und zwar hinter Jerusalem eingefügt. Man muß beachten, was folgt: Jesus sendet seine Jünger aus »in das Dorf, das vor euch liegt«. Hätte Markus nun die Dörfer Bethphage und Bethanien stehen lassen bei dem Blinden von Jericho, so wäre der Sinn herausgekommen, Jesus sei mit den Blinden nach Bethphage und Bethanien gelangt, habe sich Jerusalem genähert und nun erst die Jünger ausgesendet — da liegt aber kein Dorf mehr gegenüber ! Markus hat mit seiner Umstellung zwar keine völlig reinliche Logik erzielt, aber wenigstens den groben Anstoß aus dem Weg geschafft. Derart nützlich ist die Markusprobe.

Vierter Teil

Rekonstruktion

c ΚΑΤΑ MAPKON 1,1 'Αρχή του ευαγγελίου Ίησου Χρίστου.

¿v τ ω προφήτη 1 Ιδού αποστέλλω τόν άγγελο ν μου πρό προσώπου σου, δς κατασκευάσει την όδόν σου

1,6 καΐ ή ν ό Ιωάννης ένδεδυμένος τρίχας καμήλου καΐ 3&νην δερματίνην περί τήν όσφϋν αύτου, καΐ Ισθων άκρίδας καΐ μέλι άγριον. καΐ έκήρυσσεν λέγων έρχεται ό Ισχυρότερος μου όπίσω [μου], oö ούκ είμΐ Ικανός κύψας λϋσαι τόν Ιμάντα των υποδημάτων αύτοΰ. έγώ έβάπτισα ύ μας ΰδατι, αύτός δέ βαπτίσει ύμας πνεύματι άγίω.

1,9 ΚαΙ έγένετο έν έκείναις ταΐς ήμέραις ήλθεν ΊησοΟς από NajapèÔ της Γαλιλαίος καί έβαπτίσθη είς τόν 'Ιορδάνην ύπό Ίωάνου. καί ευθύς άναβαίνων έκ τοϋ ύδατος είδεν σχι^ομένους τούς ουρανούς καί τό πνεύμα ώς περιστεράν καταβαϊνον είς αύτόν. I καί φωνή [Ιγένετο] έκ των ουρανών - σύ εΐ ό υΙός μου ό άγαπητός, έν σοί ίΟδόκησα. ΚαΙ εύθύς τό πνεύμα αύτόν Ικβάλλει είς τήν Ιρημον. καί ήν έν τ η έρήμφ τεσσεράκοντα ήμέρας πειρα30μενος ύπό του σατανά, καί ήν μετά τ ω ν θηρίων, καί ol άγγελοι διηκόνουν αύτω. [Forts, s. 2, ι]

117 Β

1,2 Κ α θ ώ ς γ έ γ ρ α π τ α ι è ν τ ω ' Ησαίςτ

1,3 φ ω ν ή β ο ώ ν τ ο ς âv τ η έ ρ ή μ ω " έ τ ο ι μ ά σ α τ ε τ ή ν ό δ ό υ κυρίου, ευθείας π ο ι ε ί τ ε τ ά ς τ ρ ί β ο υ ς α ύ τ ο υ , έ γ έ ν ε τ ο Ι ω ά ν ν η ς β α π τ ί ζ ω ν έν τ η έ ρ ή μ ω κ η ρ ύ σ σ ω ν β ά π τ ι σ μ α μετανοίας είς άφεσιν ά μ α ρ τιών. καΐ έ ξ ε π ο ρ ε ύ ε τ ο π ρ ό ς α υ τ ό ν π α σ α ή ' Ι ο υ δ α ί α χ ώ ρ α καΐ ot Ί ε ρ ο σ ο λ υ μ ΐ τ α τ π ά ν τ ε ς , καΐ έβοαττί^οντο ύττ' α ύ τ ο ϋ è ν τ ω "Ιορδάνη π ο τ α μ ω Ιξομολογούμενοι τάς άμαρτίας αυτών.

1 , 1 — 1 3 Vorgeschichte Schnitte: s. Abschnitt I. Verteilung: A kommt nicht in Frage. Die Taufgeschichte hat In der Himmelstimme eine Parallele zur Verklarung (A). Die andere Vorgeschichte aber braucht als F o r t setzung 1 , 1 4 „kam nach Galiläa". Ware das A, so wurde A nicht 1 , 1 6 vom „Meer Galiläas" reden, sondern wie sonst immer kurzweg vom Meer allein. C bekommt die Taufe. Denn hatte sie Β schon erzählt, hätte sie die spatere Quelle C unbedingt auch gebracht. C hätte sie nicht vergessen können, weil sie wichtig war fur die Taufpraxis der Christen, außerdem die erste Geschichte von Jesus überhaupt. Die Taufe Jesu geschieht „in den J o r d a n " (1, 9). Da kann schwerlich die erste Johannes-Stelle 1, 4 — 5 vorausgegangen sein, denn dort tauft Johannes „im J o r d a n " . Also nehme ich zur Taufgeschichte die zweite Johannes-Parallele zu, 1 , 6 — 8 . Hiermit hangt das Maleachizitat zusammen, an das ich gut die „Überschrift" 1, 1 anschließen kann. Β erhalt folgerichtig das Jesaiaszitat und die erste JohannesParallele ohne Taufgeschichte. Markusprobe: Die Art der Vermengung versteht sich von selbst. Nur eins fragt sich: warum flocht M. die Zitate ineinander? Er hätte sie ebensogut bei ihren Einleitungen stehen lassen können. Antwort: es war seine Manier, die parallelen Stucke in eins zusammenzuziehen. Merkte er nicht, daß er dem Jesaias ein Maleachizitat unterschob? Vielleicht nicht. E r braucht kein Schriftgelehrter gewesen zu sein. E r hielt vielleicht das Maleachizitat fur eine andere Formulierung des Jesaiaszitats.

ι

118 A

G

1,14 *0 Ίησοϋς I κηρύσσων τό εύαγγέλιον του θεού

1,16 ΚαΙ παράγων παρά τήν θάλασσαν της Γαλιλαίος είδεν Σίμωνα καΐ Άνδρέαν τόν άδελφόν Σίμωνος άμφιβάλλοντας έν τη Θαλάσση · ήσαν yàp άλεείς. καΐ είπε ν αύτοίς ό 'Ιησούς· δεϋτε όπίσω μου, καΐ ποιήσω ύμδς γενέσθαι άλεεϊς άνθρώπωυ. καΐ εύθύς άφέντες τά δίκτυα ήκολούθησαν αύτω. ΚαΙ προβάς όλίγον είδεν "Ιάκωβον τόν του Ζεβεδαίου καΐ Ίωάνην τόν άδελφόν αΰτοΟ, καΐ αύτούς έν τ ω ττλοΐω καταρτίζοντας τά δίκτυα, καΐ εύθύς έκάλεσεν αύτούς' καΐ άφέντες τόν πατέρα αυτών Ζεβεδαίον εν τω πλοίω μετά των μισθωτών άπηλθον όπίσω αύτοϋ. 1,21 ΚαΙ είσπορεύονται etç Καφαρναούμ* καΐ ευθύ; I τοις σάββασιν είσελθών etç τήν συναγωγή ν έδίδασκεν. καΐ Ιξεπλήσσοντο έπΐ τη διδαχή αύτοϋ- ή ν γάρ διδάσκων αυτούς ώς ίξουσίαν έχων, καΐ οϋχ ώς ol γραμματείς. [ι, 2ΐ—ι, 34 stand nach 2, 12] 1,23 4 ΚαΙ εύθύς ήν έν τη συναγωγή αύτών άνθρωπος έν πνεύματι άκαθάρτφ, καΐ άνέκραξεν λέγων* τ( ήμΐν καΐσοί, "Ιησού Να^αρηνέ; ήλθες άπολέσαι ή μας. οΐδά σε τ(ς εΐ, δ άγιος του θεοϋ. καΐ έπετίμησεν αύτω ό * Ιησούς" φιμώθητι καΐ έξελθε έξ αύτοϋ. καΐ σπαράξαν αύτόν τό πνεύμα τό άκάθαρτον καΐ φωνήσαν φωνη μεγάλη έξήλθεν έξ αύτοϋ. καΐ έθαμβήθησαν άπαντες, 1,27 ώστε συν^ητεΤν αύτούς λέγοντας' τί έστιν τοϋτο; διδαχή καινή κατ' έξουσίαν*

λέγοντες· xal τοις πνεύμασι τοις άκαθάρτοις έπιτάσσει, καΐ ύπακούουσιν αύτω. καΙΙξήλθενή άκοή αύτοϋ εύθύς πανταχού είς δλην τήν περίχωρον της Γαλιλαίος.

119 Β 1, 14—6 J e s u s i n G a l i l ä a 1,14 Schnitt: „verkündigend das ΚαΙ μετά το παραδοθήναι τον Ίωάνην ήλθε υ Evangelium Gottes sagend, die Zeit ό ' Ιησούς elç τήν Γαλιλαίου ist e r f ü l l t " — mindestens ungewöhnI lich. Das „ u n d " steht nur im Vatiλέγων, δτι ιτειτλήρωται ό καιρός καΐ ήγγικεν kanus (s. S. 28). ή βασιλεία του θεοΰ" μετανοείτε καΐ πιστεύετε Verteilung: Die Vorgeschichte Β έν τω εϋαγγελίω. braucht 1, 14 als Einfuhrung Jesu. C h a t ihn schon 1 , 9 eingeführt. A beginnt an sich mit 1, 16, dort fehlt aber das Subjekt „ J e s u s " . Das h a t t e Markus dort nicht weggelassen, wenn es dagestanden h à t t e . Wenn ich aus 1, 14 herauslose „verkündigend das Evangelium Gottes", so darf ich hier „ J e s u s " erganzen und bekomme den gesuchten Anfang von A. Daß 1, 16 ff. zu A gehört, versteht sich von selbst: Berufung der Lieblingsj unger!

1,21—30 Synagogenszene Schnitt: s. S. 16. Verteilung: Zu A die erste Szene (Jesus lehrt in Synagoge), da diese an die Berufung der Lieblingsjunger anschließt. Die zweite Szene zu C: C h a t t e sonst keine Synagoge (B in 3 , 1 , A m 1,29 und 6 , 1 ) . Ferner m u ß die Szene in Kapernaum gespielt haben, sonst h a t t e M sie nicht hierhergestellt. Kapernaum wird aber nur noch genannt 2, 1 = CI

120 1,29 ΚαΙ ευθύς έκ της συναγωγής έξελθόντες ήλθον είς την οΐκίσν Σίμωνος καΐ 'Ανδρέου μετά 'Ιακώβου καί Ίωάνου. ή δέ πενθερά Σίμωνος κατέκεντο πυρέσσουσα, καΐ ευθύς λέγουσιν αύτω περί αύτης. καΐ προσελθών ήγειρεν αυτήν κρατήσας της χειρός- καί άφήκεν αυτήν ό •πνρετός, καΐ διηκόνει αύτοΐς. 1.32 'Οψίας δέ γενομένης, ότε εδυσεν ό ήλιος, εφερον προς αύτόν πάντας τούς κακώς ίχοντας καΐ τούς δαιμονισμένους* 1.33 καί ή ν όλη ή πόλις έπισυνηγμένη προς τήν Θύραν. καί έθεράπευσεν πολλούς κακώς έχοντας ποικίλαις νόσοις, καί δαιμόνια πολλά έξέβαλεν, καί ούκ ήφιεν λαλεΐν τ ά δαιμόνια, δτι ήδεισαν αύτόν. [Fortsetzung 3» 22] 1,35 Kai πρωί I ννυχα λίαν άναστάς έξήλθε ν καί άπηλ Θεν είς ερημον τόπον, κάκεΐ προσηύχετο. καί κατεδίωξεν αύτόνΣίμων καί ol μετ'αύτοΟ, καΐεΰρον αύτόν καί λέγουσιν αϋτω ότι πάντες ^ητουσίν σε. καί λέγει αύτοΐς " άγωμε ν άλλαχου είς τάς έχομέ νας κωμ οπόλεις, ίνα καί έκεϊ κηρύξω* είς τοΟτο γαρ έξήλθον. καί ήλθε υ κηρύσσων ε!ς τάς συναγωγάς αύτών είς όλην τήν Γαλιλαίαν καί τα δαιμόνια έκβάλλων.

121 Β

1,32—34 Heilungen am Abend Schnitt : Zwei Zeitangaben nacheinander) „Die ganze Stadt war versammelt" ist eigenartig zwischen die Kranken gestellt! Nachdem man „alle" Kranken zu Jesus brachte, wirkt es merkwürdig, daß er nur „viele" heilt und daß hier erst zugefugt wird „Kranke mit verschiedenen Leiden". Verteilung: A und C, weil beide Szenen die Synagogenszenen fortsetzen. A bekommt den „Abend", weil auch 4, 35 dieselbe Formel steht, hierzu paßt die versammelte Stadt und die Krankenheilungen. C bekommt die Dämonen, weil eine Oämonenaustreibung voranging und das Gespräch über Austreibungen 3, 22 darauf folgt.

1,40

1,40 Der Aussätzige

Καί ερχεται irpòs α υ τ ό ν λεπρός π α ρ α κ α λ ώ ν α υ τ ό ν καί γ ο ν υ τ τ ε τ ώ ν λ έ γ ω ν α ύ τ ω ό τ ι εάν θέλης δύνασαΐ με καθαρίσαι. καί σ τ τ λ α γ χ ν ι σ Μ ΐ έκτε ivas τ ή ν χ ε ί ρ α α ύ τ ο ΰ ή ψ α τ ο καί λέγει α ύ τ ω ' θέλω,καθαρίσθητι. καί ευθύς όπτηλθεν άττ' α ύ τ ο ΰ ή λεττρα, καί έκαθαρίσθη. καί έμβριμησάμενος α ύ τ ω εύθύς έξέβαλεν α ύ τ ό ν , καί λέγει α ύ τ ω " δ ρ α μηδενΐ μηδέν επτης, α λ λ ά ύτταγε σ ε α υ τ ό ν δεϊξον τ ω Ιερεΐ καί ττροσένεγκε ττερί τ ο υ καθαρισμού σ ο υ â ττροσέταξεν Μωύσης, EÎs μαρτύριον αύτοΐξ. ό δέ έξελθώυ ή ρ ξ α τ ο κηρύσσειν π ο λ λ ά καί διαφημί^ειν τ ό ν λ ό γ ο ν , ώ σ τ ε μηκέτι α ύ τ ό ν δύνασθαι φανερως εϊς ττόλιν είσελθεϊν, ά λ λ ' εξω έ π ' έρήμοις τόττοις ήν" καί ή ρ χ ο ν τ ο irpòs α ύ τ ό ν ττάυτοθεν.

Schnitt: Der „Aufenthalt an wüsten Orten" ist eine Parallele zu A = 1,35 „Jesus ging an einen wüsten Ort" (beide Male folgt man ihm nach). Ich halte ihn außerdem fur eine Parallele zu den vierzig Tagen in der Wüste 1, 13 = C. Daher kommt die Geschichte zu B. Markusprobe: Warum hierhergestellt? Die Geschichte paßt ganz gut zu Jesu Wanderung durch Galiläa 1,39. Da Jesus nachher in Kapernaum weilt, hätte M. eine zweite Wanderung Jesu erhalten, wenn er den Aussätzigen etwa nach 2,12 gebracht hatte.

G 2,1 Καΐ είσελθών πάλιν εΐζ Καφαρναούμ δι' ήμερων ήκούσθη δτι έν οίκω έστίν. καΐ σννήχθησαν πολλοί, ώστε μηκέτι χωρείν μηδέ τά πρός τήν θύραν, καΐ έλάλει aCrroTs τόν λόγου, καΐ έρχονται φέροντες πρός aCrròv παραλυτικόν σΐρόμενον ύπό τεσσάρων, καΐ μή δυνάμενοι προσενέγκαι αύτφ διά τόν δχλον άπεστέγασαν τήν στέγη ν όπου ήν, καΐ έξορύξαντες χαλώσι τόν κράβατον όπου ó παραλυτικός κατέκειτο. καΐ Ιδών δ Ίησους τήν πίστιν αυτών λέγει τ ω παραλυτικω" τέκνον, άφίενταΐ σου al άμαρτίαι. ήσαν δέ τίνες των γραμματέων έκεϊ καθήμενοι καΐ διαλογι30μενοι έν ταΐς καρδίαις αυτών* τί ούτος ούτως λαλεί ; βλασφημεί- τίςδύναταιάφιέναι άμαρτίας εΐ μή εΤς ό Θεός, καΐ ευθύς έπιγνούς δ Ίησοϋς τ ω πνεύματι αύτοϋ δτι ούτως διαλογ^ονται έν έαυτοίς, λέγει αύτοΐς· τ( ταύτα διαλογφσθε έν ταΐς καρδίαις υμών; τ{ έστιν εύκοπώτερον, είπεϊν τω παραλυτική* άφίενταΐ σου al άμαρτίαι, ή είπεϊν* Ιγειρε καΐ άρον τόν κράβατόν σου καΐ περιπάτει; ίνα δέ είδήτε δτι έξουσίαν εχει δ υΙός του άνθρωπου άφιέναι άμαρτίας έπΐ της γης, — λέγει τ ω παραλυτική" σοΙ λέγω, Ιγειρε άρον τόν κράβατόν σου καΐ υπάγε els τόν οΐκόν σου. καΐ ήγέρθη καΐ εύθύς άρας τόν κράβατον έξήλθεν έμπροσθεν πάντων, ώστε έξίστασθαι πάντας καί δοξά3ειν τόν Θεόν λέγοντας δτι ούτως ουδέποτε είδαμεν. [Hier stand ι, 27 ff. dann 3» 22]

123 Β 2 , 1 Der Gichtbrüchige Schnitt: Nachdem es eben hieß, Jesus konnte in keine Stadt mehr öffentlich gehen, kommt der Eingang nach Kapernaum etwas zu plötzlich. Verteilung: Zu C, denn wäre dies die Rückkehr nach Kapernaum In A, so hätte die Synagogenszene 1,23 nirgendwo eine Einleitung. C aber bekommt eine Überleitung von Aufenthalt in der Wüste zur galilaischen Epoche.

2,13 2,13 Jesus am See ΚσΙ ίξήλθεν πάλιν παρά τήν θάλασσαν καΐ Schnitt: ,,Er ging hinaus ans iras 6 δχλοί ήρχετο πρό; αυτόν, καΐ έδίδασκεν Meer" paßt schlecht zum Vorigen, denn dort war eben der Gichtaùroûç. [Hier stand 4, 26—29]

ΚαΙ παρά/ων είδεν Λευΐν τόν του 'Αλφαίου καθήμενο ν έπΐ τό τελώ νιο ν, καΐ λέγει ούτω" άκολούόει μοι. καΐ άναστάΐ ήκολούβησεν αύτω. ΚαΙ γίνεται κατακεϊσθαι αύτόν εν τη οΐκίφ: αύτοΟ, καΐ πολλοί τελώ ναι καΐ άμαρτωλοί συνανέκειντο τω Ίησοϋ καΐ τοί; μαθηταϊς αύτοΟ' ήσαν γάρ πολλοί, καί ήκολοΰθουν αύτω. καί ol γραμματεΐΐ των Φαρισαίων Ιδόντεξ δτι έσθίει μετά των άμαρτωλών καί τελωνών Ιλεγον τοις μαθηταΐΐ αύτοϋ" δτι μετά

bruchige „hinausgegangen" und von Jesus war dann keine Rede mehr.

Verteilung: Der Vers schließt gut an den Aussätzigen an, wo Jesus in der Einsamkeit blieb, aufgesucht vom Volk. Also B. Hier ist die einzige Stelle, wo die Seepredigt Β einen Platz findet. Ich muß voraussetzen, daß M das Gleichnis von der Saat 4, 26 als eine „Seepredigt" gekennzeichnet fand, wenn er es mit den andern Seepredigten vereinigte.

124

G

125 Β των τελωνών καΐ άμαρτωλών έσθίει ; καΐ άκούσας ό * Ιησούς λέγει αύτοϊς [δτι] ου χρεία ν εχουσιν ol Ισχύοντες Ιατρού άλλ' ol κακώς έχοντες' οϋκ ήλθον καλέσαι δικαίους άλλά άμαρτωλούς. Kai ήσαν ol μαθηταΐ Ίωάνου καΐ ot Φαρισαίοι νηστεύοντες. καΐ έρχονται καΐ λέγουσιν αύτώ* διά τί ol μαθηταΐ Ίωάνου καΐ ol μαθηταΐ των Φαρισαίων νηστεύουσιν, ol δέ σοΙ μαθηταΐ οϋ νηστεύουσιν; καΐ είττεν αύτοϊς ό 'Ιησούς* μή δύνανται oi υΙοΙ του νυμφώνος έν φ ό νυμφίος μετ' αύτών έστιν νηστεύειν; όσον χρόνον Ιχουσιν τόν νυμφίον μετ' αύτών, ού δύνανται νηστεύειν. êλεύσovτaι δέ ημέραι οταν άπαρθη άπ' αύτών ό νυμφίος, καΐ τότε νηστεύσουσιν έν έκείνη τη ήμέρςτ. Ούδείς έττίβλημα ράκους άγνάφου έττιράπτει έπΐ ίμάτιον παλαιόν εΐ δέ μή, αίρει τό πλήρωμα άττ' αύτοϋ τό καινόν του ιταλαιοϋ, καΐ χείρον σχίσμα γίνεται, καΐ ούδείς βάλλει οίνον νέον είς άσκούς παλαιούς* εΐ δέ μή, φήξει ό οίνος τούς άσκούς, καΐ ό οίνος άπόλλυται καΐ ol άσκοί. [άλλά οίνο ν νέον είς άσκούς καινούς.] Kai έγένετο αύτόν έν τοις σάββασιν παραπορεύεσθαι διά τών σπορίμων, καΐ ol μαθηταΐ αύτοϋ ήρξαντο όδόν ττοιείν τίλλοντες τούς στάχυας. καΐ ol Φαρισαίοι έλεγον αύτω· Τδε τί ποιοϋσιν τοις σάββασιν δ ούκ Ιξεστιν; καΐ λέγει αύτοϊς' ούδέττοτε άνέγνωτε τί έποίησεν Δαυείδ, ότε χρείαν ίσχεν καί έπείνασεν αύτός καΐ ol μετ' αύτοϋ; ττώς είσηλθεν ε!ς τον οίκον του Οεοΰ έπΐ Άβιάθαρ άρχιερέως καί τούς άρτους της -προθέσεως εφαγεν, ους ούκ Ιξεστιν φαγείν εΐ μή τούς Ιερείς, καί Ιδωκεν καί τοϊς σύν αύτω oöatv; καί ελεγεν αύτοίς' Τό σάββατον διά τόν άνθρωπον έγενετο καί ούχ ό άνθρωπος διά τό σάββατον* ώστε κύριος έστιν ό υΙός του άνθρώπου καί του σαββάτου.

Markusprobe: In Α und C folgte bereits die Berufung der Zwölf. M mußte die ganzen Lehrgespräche von Β hierhersetzen, weil sie der Berufung der Zwölf in Β vorausgehen.

3,1

2,14—3, 12 Streitgespräche

Kai είσηλθεν (πάλιν) είς συναγωγήν, καί ήν έκεΐ άνθρωπος έξηραμμένην Ιχων τήν χείρα* καί παρετήρουν αύτόν εΐ τοϊς σάββασιν θεραπεύσει αύτόν, ίνα κατηγορήσωσιν αύτοϋ. καί λέγει τω άνθρώπω τω τήν χείρα Ιχοντι ξηράν" ίγειρε είς τό μέσον, καί λέγει αύτοΐς' έξεστιν τοις σάββασιν άγαθόν ποιήσαι ή κακοποιήσαι.

Trotz ihres lockeren Zusammenhangs finde ich keine Schnittstelle. Da 3, 6 ff. zu Β gehört (vgl. S. 47), gehören sie alle zu B, denn in 3, 7 treten die Junger auf, die in 2 , 1 5 eingeführt sind. Markus hat vielleicht Ergänzungen gemacht, vgl. S. 98.

126

G

3,13 Kod αναβαίνει elç τό όρος, καί προσκαλείται oöj ήθελεν αυτός, και άπήλθον ττρό$ αύτόν καΐ έποίησεν δώδεκα, ίνα ώσιν μετ' αύτοϋ

καί έπέθηκεν όνομα τ ώ Σίμωνι Πέτρον

[Die Namen standen im Nominativ] Πέτρον και Ίάκωβον τον του Ζεβεδαίου καί 'Ιωάννη ν τόν αδελφό ν του 'Ιακώβου, καί έττέθηκεν CCÛTOÏS όνομα Βοανηργέξ, δ έστιν uloì βροντής καί Ανδρέα ν καί Φίλιππο ν καί Βαρθολομαιον καί Μαθθαίον καί Θωμδν καί Ίάκωβον τόν του 'Αλφαίου καί θαδδαϊον καί Σίμωνα τόν Κα va vaio ν

[καί ôs]->

ôs καί παρέδωκεν αύτόν.

127 Β ψυχήν σώσαι ή άποκτεϊναι; οΐ δε έσιώπων. καΐ περιβλεψάμενος αυτούς μετ' όργής, συνλυπούμενος έπΐ τη πωρώσει της καρδίας αύτών, λέγει τω άνθρώπφ* εκτεινον τήν χείρα, καί Ιξέτεινεν, καΐ άπεκατεστάθη ή χεΙρ αύτοϋ. καΐ έξελθόντες ol Φαρισαϊοι εύθύς μετά των Ήρωδιανών συμβούλιον έδίδουν κατ' αύτοΟ, όπως αύτόν άπολέσωσιν. 3,7 ΚαΙ ό 'Ιησούς μετά των μαθητών αύτοΟ άνεχώρησεν πρός τήν θάλασσαν* καί πολύ πλήθος άπό της Γαλιλαίος ήκολούθησεν* καΐ άπό της Ιουδαίας καί άπό Ιεροσολύμων καΐ άπό τη Ίδουμαίας καΐ πέραν του Μορδάνου καΐ περί Τύρον καΐ Σιδώνα, ττλήθος ττολύ, άκούοντες όσα ποιεί, ήλθου πρός αύτόν. καΐ είπεν τοις μαθηταΐς αύτοϋ ίνα πλοιάριο ν προσκαρτερή αύτω δια τόν δχλον, Ινα μή θλίβωσιν αύτόν* πολλούς γάρ έθεράπευσεν, ώστε έπιπίπτειν αύτω ίνα αύτοϋ άψωνται δσοι είχον μάστιγας, καί τά πνεύματα τα άκάθαρτα, όταν αύτόν έθεώρουν, προσέπιπτον αύτω καί iKpajov λέγοντα ότι σύ εΐ ό υΙός τοΟ θεοΰ. καί πολλά έπετίμα αύτοϊς ίνα μή αύτόν φανερόν ποιήσωσιν 3, 13 Berufung der Zwölf

καί ίνα άποστέλλη αύτούς κηρύσσειν καί Ιχειν έξουσίαν έκβάλλειν τα δαιμόνια* καί έποίησεν τους δώδεκα, [stand voran]

Πετρόν καί Ίάκωβον τόν τοΰ Ζεβεδαίου καί Ίωάννην τόν άδελφόν τοΰ 'Ιακώβου καί Ανδρέαν καί Φίλιππον καί Βαρθολομαΐον καί Μαθθαΐον καί θωμαν καί ΛευΙν τόν τοΰ 'Αλφαίου καί θαδδαΤον καί Σίμωνα καί 'Ιούδαν Ίσκαριώθ,

Schnitt: Zweimal „bestellte die Z w o l f ' l Zweimal Judas I Also haben mindestens zwei Quellen den Apostelkatalog gehabt, und zwar Β und C. Aber auch A ist beteiligt: „gab Simon den Namen Petrus" — Simon kam nur in A vori Verteilung: Β kriegt einen Katalog mit Judas, mit Alphäussohn Levi s t a t t Jakobus, eine Einleitung „bestellte die Zwölf, um sie auszusenden, und mit der Vollmacht, Dämonen auszutreiben" — diese Angaben wiederholt C in 6, 7. C bekommt einen Katalog mit „der ihn verriet", Alphäussohn Jakobus und Einleitung: „Und er steigt auf den Berg und berief zu sich, welche er wollte, und es kamen zu ihm Petrus und . . A u c h der

128 C

3,20 Καΐ έρχεται et; οίκον καΐ συνέρχεται πάλιν ό δχλοί, ώστε μή δύνασθαι αύτού; μηδέ άρτο ν φα/εΐν. καΐ άκουσα vires ot τταρ* otCrroö έξήλθον κρατησαι αϋτόν" Ιλεγον γάρ ότι Ιξέστη.

8,22 καΐ ol γραμματείς ol άττό 'Ιεροσολύμων καταβάντε; Ιλεγον δτι Βεε^εβούλ Ιχει, καΐ ότι Ιν τω άρχοντι των δαιμονίων έκβάλλει τά δαιμόνια, καΐ προσκαλεσάμενο; αύτού; Ιν παραβολαϊ; ελεγεν αύτοΐς· ιτώ; δύναται σατανά; σατανά ν Ικβάλλειν ; καΐ ìàv βασιλεία έφ' έαυτήν μερισθη, ού δύναται σταθηναι ή βασιλεία έκείνη* καΐ ìàv οΙκία Ιφ' έαυτήν μεριστθτ), ού δυνήσεται ή οικία εκείνη στηναι. καΐ εΐ 6 σατανά; άνέστη έφ' έαυτόν καΐ Ιμερίσθη, ού δύναται στηναι άλλα τέλος Ιχει. άλλ' ού δύναται ούδεί; εΙ; τήν οΐκίαν του Ισχυρού είσελθών τά σκεύη αύτοϋ διαρττάσαι, làv μή πρώτον τον Ισχυρόν δήση,

129 Β Z u n a m e Boanerges zu C wegen des „ d a s 1st" ( p a ß t gut zur H e r v o r hebung d e r beiden 10,351). Fraglich bleibt „ d i e er auch Apostel n a n n t e " , w a s zu C p a ß t , aber t e x t kritisch v e r d a c h t i g ist. A h a t t e keinen Apostelkatalog. Sonst h ä t t e ihn Markus nach A f o r m u l i e r t u n d den Andreas schwerlich nachgestellt. Aber es bleibt etwas unsicher. Ebenso auch die Einleitung (ich kann mir auch die Einleitungen C u n d A vertauscht d e n k e n ) : „ U n d er bestellte zwölf, d a ß sie u m ihn seien" (das Sätzchen ziehe ich aus Β heraus, denn es p a ß t nicht dorthin, weil da j a schon J u n g e r u m ihn sind).

3, 20 Jesu Angehörige Zu AI Nur hier h a t es einen Sinn, wenn J e s u s „ n a c h Haus" k o m m t , nämlich ins H a u s des P e t r u s , nach d e r W a n d e r u n g d u r c h Galiläa. In Β war bisher von keinem Ort die Rede, J e s u s ist schon auf der F l u c h t . In C war J e s u s nicht von K a p e r n a u m weggewesen. Übrigens ist 3, 20 p a r allel zu 2 , 1 : Leute d r ä n g e n sich v o r der T u r (denn Jesu Angehörige können nicht zu ihm gelangen). Und auch d a ß sie nicht essen können wegen des Andrangs, h a t seine Parallele in C = 6, 31.

3,22 Das Beelzebubgespräch Dieser Einschub k o m m t zu C, der Schriftgelehrten wegen. In Β k o n n t e ich ihn schlecht unterbringen, in C aber findet er seinen P l a t z nach 1 , 3 4 , w o auch von Dämonen die Rede 1st. M a r k u s p r o b e : M k o n n t e ihn 1 , 3 4 nicht brauchen, weil er m i t A f o r t f ä h r t : „ A m nächsten Morgen". E r m u ß t e Ihn hinter die B e r u f u n g der Zwölf stellen (die in C ursprunglich n a c h s t a n d ) , weil er den Vorwurf der Schriftgelehrten „ E r h a t den Beelzebub" vereinigen wollte T h i e l , Drei Markus-Evangelien.

9

130 C καΐ τ ό τ ε τ ή ν οίκίαν α ύ τ ο υ 8ιαρπάσει. 'Αμήν λ έ γ ω ύμϊν δτι π ά ν τ α άφεθήσεται τοις υίοΐς τ ω ν ά ν θ ρ ώ π ω ν τ ά άμαρτήματα καΐ a i βλασφημίαι, όσα ί ά ν β λ α σ φ η μ ή σ ω σ ι ν δς 6' άν βλασφημήση eIs τ ό πνεϋμαι τ ό άγιου, ούκ ϊχει άφεσιν είς τ ό ν σΐώνσ, ά λ λ ά ενοχός ί σ τ ι ν αΙωνίου άμαρτήματος. δτι έλεγον* πνεύμα άκάθαρτον ίχει.

3,31 Kai έρχονται ή μήτηρ α ύ τ ο υ καΐ ο! άδελφοί αύτου, καΐ Ι ξ ω στήκοντες άπέστειλαν προς αύτόν καλούντες αύτόν. καΐ έκάβητο ττερί αύτόν όχλος, καΐ λέγουσιν α ύ τ φ ' Ιδού ή μήτηρ σ ο υ καΐ ol άδελφοί σ ο υ καΐ a l άδελφαί σου Ι ξ ω 3ητουσίν σε. καΐ άποκριθείς αύτοίς λέγει" τις έστιν ή μήτηρ μου καΐ ol άδελφοί ; καΐ περιβλεψάμενος τούς περί ainròv κύκλω καθημένους λέγει* ΐδε ή μήτηρ μου καΐ ol άδελφοί μου. ος δ ν π ο ι ή σ η τ ό θέλημα τ ο υ Θεου, ούτος άδελφός μου καί άδελφή καΐ μήτηρ έστίν.

4,1 Καί πάλιν ή ρ ξ α τ ο διδάσκειν π α ρ ά τ ή ν Θάλασσαν, καΐ συνάγεται πρός αύτόν δχλος πλείστος, ώστε αύτόν είς ιτλοΐον έμβάντα καθησθαι έν τ η 6αλ ά σ σ η , καΐ π α ς ό δχλος πρός τ ή ν θάλασσαν έττΐ της γ η ς ήσαν. καΐ έδίδασκεν αύτούς έν π α ρ α βολαϊς π ο λ λ ά , 4, 2 — 2 3 [stand nach 6, 34] καΐ ελεγεν αύτοις έν τ η διδαχή αύτοΟ' άκούετε. Ιδού έξήλθεν ό σπείρων σπεϊραι. καΐ έγένετο έν τ ω σττείρειν ô μέν έπεσεν τταρά τ ή ν όδόν, καΐ ήλθε ν τ α πετεινό καΐ κατέφαγευ αύτό. καΐ ά λ λ ο έπεσε ν έπΐ τ ό πετρώδες δ π ο υ ούκ είχε ν γ η ν π ο λ λ ή ν, καΐ εύθύς έξανέτειλεν διά τ ό μή Ιχει ν βάθος γ η ς " καΐ δτε άνέτειλεν 6 ήλιος έκαυματίσθη, καΐ διά τ ό μή Ιχειν p i j a v έξηράνθη. καΐ ά λ λ ο επεσεν είς τάς άκάνθας, καί άνέβησαν α! άκανθαι καί συυέπνιξαν αύτό, καΐ καρπόν ούκ Ιδωκεν. καί ά λ λ α Ιπεσεν είς τ ή ν γ ή ν καλήν, καΐ έδίδου καρπόν άναβαίνοντα καί αύξανόμενα, καί εφερεν είς τριάκοντα καί έν έξήκοντα καί έν έκατόν. καί Ιλεγεν* δς Ιχει ώ τ α άκούειν άκουέτω. Kai δτε έγένετο κατά μόνας, ή ρ ώ τ ω ν αύτόν ol περί αύτόν civ τοις ύώδιχα τάς παραβολάς.

131

mit dem Vorwurf der Angehörigen ,,Er ist von Sinnen".

4 , 1 Seepredigt Schnitte: s. S. 17. Verteilung: Zu A die Einleitung, die sich gut an das Vorhergehende anschließt. Β und C haben ihre Einleitungen. Zu A auch das letzte Gleichnis samt der letzten Erklärung über Jesu Art zu lehren (4, 30—34), weil nur da die Jünger erwähnt werden. Und 4, 35, der Reisebericht A, beginnt: ,,Und er sprach zu ihnen . . . " Zu C das erste Gleichnis samt Erläuterung, 4, 2—23. Denn die zweimal verwendete Formel „Wer Ohren hat zu hören, der höre" kehrt wieder 7, 18 = C. Die Seepredigt C kommt ja in die Nahe dieser Stelle (nach 6, 34). Zu Β das zweite Gleichnis 4,24—29, das seinen Platz nach 2,13 findet. Ferner die Bemerkung Jesu an die Zwölf über das Geheimnis des Gottesreichs 4, 11—12. Die schließt in Β ohne weiteres an den Apostelkatalog an.



c

4,13 καΐ λέγει αύτοϊς' ουκ οίδατε τήν παραβολήν ταύτη ν, καΐ πώς πάσας τάς παραβολάς γνώσεσϋε ; i σπείρων τόν λόγον σπείρει, ούτοι δέ είσιν ol παρά τήν όδόν δπου σιτείρεται ό λόγος, καΐ δταν άκούσωσιν, εύθύς Ιρχεται ό σατανάς καΐ αίρει τόν λόγον τόν έστταρμένον είς αύτούς. καΐ ούτοί είσιν όμοίως ol έπΐ τά πετρώδη σπειρόμενοι, οι όταν άκούσωσιν τόν λόγον ευθύς μετά χαράς λαμβάνουσιν αύτόν, καΐ ούκ εχουσιν ^{jav êv έαυτοΐς άλλά πρόσκαιροί είσιν, είτα γενομένης θλίψεως ή διωγμού ¿tòt τόν λόγον εύθύς σκανδαλίζονται, καΐ άλλοι εΙσΙν ol είς τάς άκάνθας σπειρόμενοΓ ούτοί είσιν ol τόν λόγον άκούσαντες, καΐ al μέριμναι τοΟ αίώνος καΐ ή άπάτη του πλούτου καΐ al περί τά λοιπά έπιθυμίαι είσπορευόμεναι συνπνίγουσιν τόν λόγον, καΐ άκαρπος γίνεται, καΐ έκεϊνοί είσιν ol έπΐ τήν γήν τήν καλήν στταρέντες, οϊτινες άκούουσιν τόν λόγον καΐ παραδέχονται, καΐ καρποφοροϋσιν êv τριάκοντα καΐ έν έξήκοντα καΐ έν έκατόν. Kai Ιλεγεν αύτοΐς ότι μήτι ?ρχεται ό λύχνος ίνα ύπό τόν μόδιον τεθή ή υπό τήν κλίνην; ούχ ίνα έπΐ τήν λυχνίαν τεθη ; ού γάρ έστίν τι κρυπτόν, êàv μή ίνα φανερωθη ' ούδέ έγένετο άπόκρυφον, άλλ' ίνα Ιλθη είς φανερόν. εϊ τις Ιχει ώτα άκούειν, άκουέτω

133 4,11

Β

και Ιλεγεν αύτοίς' ύμϊν τό μυστήριον δέδοται της βασιλείας του θεοΟ' έκείνοις δέ rois Ιξω Ι ν παραβολαϊς τα πάντα γίνεται, ίνα βλέποντες βλέπωσιν καΐ μή ίδωσιν, καΐ άκούοντες άκούωσιν καΐ μή συνίώσιν, μή ποτε έπιστρέψωσιν καΐ άφεθη αύτοίς.

4, 24 [stand nach 2, 13] Καΐ Ιλεγεν αύτοϊς· βλέπετε τί άκούετε. έν φ μέτρω μετρείτε μετρηθήσεται ύμϊν, καΐ προστεθήσεται ύμϊν. δς y à p Ιχει, δοθήσεται αύτω' καΐ δς ούκ Ιχει, καΐ δ Ιχει άρθήσετατ άπ' αύτοϋ. Kai Ιλεγεν' ούτω? ΙστΙν ή βασιλεία τοϋ Θεού, ώς άνθρωπος βάλη τόν σττόρον έπΐ της γης, καΐ καθεύδη καΐ έγείρηται νύκτα καΐ ήμέραν, καΐ ό σπόρος βλάστη καΐ μηκύνηται ώς ούκ οίδεν αύτός. αύτομάτη ή γ ή καρποφορεί, πρώτον χόρτον, είτευ στάχυν, είτεν πλήρης σίτος έν τφ

(Es wäre allerdings auch denkbar, daß die Stücke Β und C umgekehrt verteilt werden müßten. In C fällt nämlich auf, daB „die um ihn" nach dem Sinn des Gleichnisses fragen 4, 10 anstatt der Jünger, die in C lang genug da sind. Käme daä alles zu B, nach 2 , 1 3 , eo wäre der Ausdruck „die um ihn" erklärt, denn dort war von Jüngern noch nicht die Rede. In diesem Fall müßte ich den Handschriften folgen, welche 7 , 1 8 die Formel „Wer Ohren hat zu hören, der höre" streichen. Aber ich sehe keinen Grund, warum die übrigen Handschriften diese Formel eingefügt haben sollten. Auch die Bemerkung an die Zwölf über das Gottesreichgeheimnis würde nach Ç passen und dort ebenfalls an den Apostelkatalog anschließen.)

134 A

4,30 Kai Ιλεγεν* ireos όμοιώσωμεν τήν βασιλεία ν του θεοί/, ή έν τίνι αύτήν παραβολή Θώμεν; ώς κόκκω σινάπεως, δς όταν σπαρη ârrl της γης, μικρότερον δν ττάντων των σπερμάτων των έπΐ της γης, καΐ δταν σπαρή, άναβαίνει καΐ γίνεται μείζον πάντων των λαχάνων, καΐ ποιεί κλάδους μεγάλους, ώστε δύνασθαι Οπό τήν σκιάν αύτοϋ τά πετεινά του ούρανοϋ κατασκηνοϋν. Καΐ τοιαύταις παραβολαϊς πολλαΐς έλάλει αΰτοϊς τόν λόγο ν, καθώς ήδύναντο άκούειν' χωρίς δέ παραβολής ούκ έλάλει αύτοϊς, κατ' Ιδίαν δέ τοις Ιδίοις μαθηταΐς έπέλυεν πάντα. 4,35 Kai λέγει αύτοΐς έν έκείνη τη ήμέρςι όψίας γενομένης' διέλθωμεν etç τό πέραν, καΐ άφέντες τόν δχλον παραλαμβάνουσιν αύτόν ώς ήν έν τ ω πλοίω, καΐ άλλα πλοία ήν μετ' αύτοϋ. καΐ γίνεται λαΐλαψ μεγάλη άνέμου, καΐ τά κύματα έπέβαλλεν είς τό πλοϊον, ώστε ήδη γεμί^εσθαι τό πλοϊον. καΐ αυτός ήν έν τη πρύμνη έπΐ τό προσκεφάλαιον καθεύδων* καΐ έγείρουσιν αύτόν καΐ λέγουσιν ούτω" διδάσκαλε, ού μέλει σοι δτι άπολλύμεθα ; καΐ διεγερθείς έπετίμησεν τ ω άνέμω καΐ είπεν τη θαλάσση" σιώπα, πεφίμωσο. καΐ έκόπασεν δ άνεμος, καΐ έγένετο γαλήνη μεγάλη, καΐ είπεν αύτοΐς' τί δειλοί έστε ούτως ; πώς ούκ ίχετε πίστιν; καΐ έφοβήθησαν φόβον μέγαν, καΐ ίλεγον πρός άλλήλους' τίς άρα ούτός έστιν, δ η καΐ δ άνεμος καΐ ή θάλασσα υπακούει αύτω ; 5,1 Kai ήλθον είς τό πέραν της θαλάσσης είς τήν χώραν των Γερασηνών. καΐ έξελθόντος αύτοϋ έκ του πλοίου, [εύθύς] ύπήντησεν αύτω έκ των μνημείων άνθρωπος έν πνεύματι άκαθάρτφ, δς τήν κατοίκησιν είχεν έν τοίς μνήμασιν, καΐ ούδέ άλύσει ούκέτι ούδείς έδύνατο αύτόν δήσαι, διά τό αύτόν πολλάκις πέδαις καΐ άλύσεσιν δεδέσθαι, καΐ διεσπάσθαι ύπ' αύτοϋ τάς άλύσεις καΐ τάς

135 Β στάχυΐ. δταυ δέ παραδοΐ ό καρπός, ευθύς Αποστέλλει τό δρέπανο ν, δ η παρέστη κεν ό Οερισμός.

136 A πέδας συντετρϊφθαι, καί ουδείς ίσχυεν αύτόν δαμάσαΓ καί δια παντός νυκτός καΐ ή μέρας έν τοις μνήμασιν καί έν τοις όρεσιν ήν κράσων καί κατακόπτων ύαυτόν λίθοις. καί Ιδών τόν Μησουν ά π ό μακρόθεν Ιδραμεν καί προσεκύνησεν αύτόν, καί κράξας φωνή μεγάλη λέγει" τί έμοί καί σοί, Ίησοϋ υΙέ τοϋ θεοϋ του ύψιστου; όρκί^ω σε τόν θεόν, μή με βασανίσης. Ιλεγεν γαρ αύτω* έξελθε τό πνεϋμα τό άκάθαρτον έκ του άνθρώπου. καί έπηρώτα αύτόν* τί όνομά σοι ; καί λέγει ούτω* λεγιών όνομά μοι, ότι πολλοί έσμεν. καί παρεκάλει αύτόν πολλά ίνα μή αύτά άποστείλη Ιξω της χώρας ήν δέ έκεί προς τ ω όρει άγέλη χοίρων μεγάλη βοσκομένη* καί παρεκάλεσαν αύτόν λέγοντες* ττέμψον ήμδς είς τούς χοίρους, ίνα είς αύτούς είσέλθωμεν. καί έπέτρεψεν αύτοϊς. καί έξελθόυτα τ ά πνεύματα τά άκάθαρτα είσήλθον είς τούς χοίρους, καί ώρμησεν ή άγέλη κατά του κρημνού είς τ ή ν θάλασσαν, ώς δισχίλιοι, καί έπνίγοντο έν τη θαλάσση. καί ol βόσκοντες αύτούς έφυγον καί άπήγγειλαν είς τήν πόλιν καί είς τούς άγρούς* καί ήλθον Ιδεί ν τί έστιν τ ό γεγονός, καί άρχονται πρός τόν Μησουν, καί θεωροϋσιν τόν δαιμονι^όμενον καθήμενον Ιματισμένον καί σωφρονοϋντα, τόν έσχηκότα τόν λεγιώνα, καί έφοβήθησαν. καί διηγήσαντο αύτοίς oi Ιδόντες πώς έγένετο τ ω δαιμον^ομένω καί περί των χοίρων, καί ήρξαντο παρακαλεί ν αύτόν άπελθεΐν άπό των όρίων αύτών. καί έμβαίνοντος αύτοϋ είς τό πλοΐον παρεκάλει αύτόν ό δαιμονισθείς ίνα μετ' αύτοϋ ή. καί ούκ άφήκεν αύτόν, άλλά λέγε: ούτω* υπάγε είς τόν οΐκόν σου πρός τούς σούς, καί άπάγγειλον αύτοίς όσα ό κύριος σοι πεποίηκε ν καί ήλέησένσε. καΐάπήλθεν καί ήρξατο κηρύσσειν έν τη Δεκαπόλει όσα έποίησεν αύτω ό ' Ιησούς, καί πάντες έθαύμα^ον. 5.21 Kai διαπεράσαντος του Ίησοϋ έν τ ω πλοίω πάλιν είς τό πέραν συνήχθη όχλος πολύς έπ' αύτόν, καί ήν παρά τήν Θάλασσαν. 5.22 Καί Ιρχετα: είς των άρχισυναγώγων, όνόματι Ίάειρος, καί Ιδών αύτόν πίπτει πρός τούς

137

Β

138 A πόδας αύτοϋ, καΐ παρακαλεί αύτδν ττολλά λέγων δτι τό θυγάτριόν μου έσχάτως Ιχει, ίνα έλθω ν ίπιθης τάς χεϊραξ αύτη, tva σωθη καΐ 3ήση. καΐ άπήλθεν μετ' αύτοϋ. καΐ ήκολούθει αύτω δχλος πολύς, καΐ συυέθλιβον αύτόν. Kai γυνή ούσα έν ^ύσει αίματος δώδεκα ετη, καΐ ττολλά παθοϋσα ύττό ττολλών Ιατρών καΐ δαπανήσασα τά Trap' αύτης ττάντα, καΐ μηδέν ώφεληθείσα άλλά μάλλον είς τό χείρον έλθοϋσα, άκούσασα τά ιτερί του Ιησού, έλθοϋσα έν τω δχλ3ομένους έν τω έλαύνειν, ήν γάρ ό άνεμος έυαυτίος αύτοΐ,ς I ερχεται πρός αύτούς περ ιπατώυ έπί τηςθαλάσσης* πάντες yòp αυτόν είδαν καί έταράχθησαν. I καί λέγει αύτοίς' Θαρσεϊτε, έγώ εΙμΓ μή φοβεϊσθε. καί άνέβη πρός αύτούς είς τό πλοίου, καί έκόπασεν ό άνεμος" καί λίαν έκ περισσού êv έαυτοϊς έξίσταντο· ού γάρ συνήκαν έπί τοις άρτοις, άλλ' ή ν αύτών ή καρδία πεπωρωμένη. 6,53 Καί διαπεράσαντες έπί τήν γην ήλθον είς Γεννησαρέτ καί προσωρμίσθησαν. καί έξελθόντων αύτών έκ του πλοίου εύθύς έπιγνόντες αύτόν περιέδραμον δλην τήν χώραν έκείνην καί ήρξαντο έπί τοις κραβάτοις τούς κακώς Ιχοντας περιφέρειν, όπου ήκουον δτι έστίν. καί δπου άν είσεπορεύετο είς κώμας ή είς πόλεις ή είς αγρούς, έν ταϊς άγοραϊς έτ(0εσαν τούς άσβενοϋντας, καί παρεκάλουν αύτόν Ινα κάν του κρασπέδου του Ιματίου αύτοϋ άψωνται" καί δσοι άν ήψαντο αύτοϋ έσώ^οντο. 7,1 Καί συνάγονται πρός αύτόν I τίνες των γραμματέων έλθόντες άπό 'Ιεροσολύμων.

147 Β ττροσεύξασθαι.

Satz verdoppeln (im Vorhergehenden waren C und Β bereits fast wörtlich gleich. Wegen dieser Doppelung hat M auch die Geschichten vermengt.

ττερί τ ε τ ά ρ τ η ν φυλακήν τ η ς νυκτός I καΐ ήθελε υ τταρελθείν αύτούς. ol δέ Ιδόντες α ύ τ ό ν έττΐ τ η ς θαλάσσης ι τ ε ρ π τ α τ ο ϋ ν τ α εδοξαν ότι φάυτ α σ μ ά έστιν, καί άνέκραξαν' I ό δέ εύθύς έλάλησεν μετ' α ύ τ ώ ν ,

7, ι — 7 , 8

[stand nach 8, n ]

7,1—12 Gespräch über Rein — Unrein

Schnitt s. S. 19. Verteilung: Von den Antworten ol Φαρισαϊοι xat Jesu bekommt C die zweite, weil darin „das ist" vorkommt. Entsprechend kommt das Partizip 7.2 „sehend einige der Junger, daß sie xat Ιδόντες τ ι ν ά ς τ ω ν μ α θ η τ ώ ν αύτοΟ δ τ ι κοιναϊξ mit gemeinen, dies (I) ist ungeχερσίν, τ ο Ο τ ' εστίν άνί-τττοις, έσθίουσιν τ ο ύ ς waschnen, Händen aßen" zu B. Dies Partizip kann ich in 8,11 άρτους, unterbringen. 7.3 — ol γ α ρ

Φαρισαϊοι

Danach muß C zu seinen Schriftgelehrten die Frage 7, 5 bekommen, weil sonst nichts dawäre, um die Antwort Jesu zu begründen. Von den beiden Erklärungen, daß die Pharisaer und alle Juden nicht mit 10*

G 7,3 γάρ καΐ πάντες ol Ιουδαίοι άπ' άγορδς έάν μή ¡^αντίσωνται ούκ έσθίουσιν, καΐ άλλα ττολλά έστιν ά παρέλαβον κρατειν, βαπτισμούς ποτηρίων καΐ ξεστών καΐ χάλκίων, 7,5 — καΐ έπερωτώσιν αύτόν οί Φαρισαϊοι xal oi γραμματείς' διά τΐ ού περιπατοΰσιν ot μαθηταί σου κατά τήν παράδοσιν των πρεσβυτέρων, άλλά κοιναϊς χερσίν έσθίουσιν τόν άρτον;

7,9 καΐ §λεγεν αύτοϊς* καλώς άθετεϊτε την έντολήν τοϋ θεου, ίνα τήν ιταράδοσιν ύμών τηρήσητε. Μωϋσής yàp είπε ν τίμα τόν πατέρα σου καΐ τήν μητέρα σου, καΙ* 6 κακολογώ ν πατέρα ή μητέρα θανάτφ τελευτάτω. ύμεϊς δέ λέγετε* έάν είπη άνθρωπος τώ πατρί ή τη μητρί* κ ο ρ β δ ν , δ έστιν δώρον, ó èàv έξ έμοϋ ώφεληθης, ούκέτι άφίετε αυτόν ουδέν ποιήσαι τ ώ πατρί ή τη μητρί, άκυροΰντες τόν λόγον τοϋ θεου τη παραδόσει ύμών ή παρεδώκατε* καΐ παρόμοια τοιαύτα πολλά ποιείτε. 7,14 Kai προσκαλεσάμενος πάλιν τόν δχλον Ιλεγεν αύτοΐς* άκούσατέ μου πάντες καΐ σύνετε. ούδέν έστιν ίξωθεν του άνθρώπου είσπορευόμενον είς αύτόν δ δύναται κοινώσαι αύτόν* άλλά τά έκ του άνθρώπου έκπορευόμενά έστιν τά κοινοΰντα τόν άνθρωπου. Kai δτε είσήλθεν είς οίκον άπό

149 Β ungewaschnen Händen essen (7,3—4) gebe ich die zweite C, denn es kommt darin das lateinische Lehnwort tiατής έσυ μή ττυγμή νίψωνται τάς χείρας ουκ έσβίουσιν, vor. Diese Erklärung muß in C nach κρατούντες τ η ν τταράδοσιν τ ω ν -πρεσβυτέρων. der Schriftgelehrtenfrage 7,5 gestanden haben. Markus zog sie nach seiner Art zu der parallelen Erklärung der Quelle Β hinzu. Markusprobe: M hätte die unmögliche grammatische Konstruktion verbessern können, wenn er die beiden Erklärungen nach der Frage 7, 5 gebracht hätte anstatt vorher. Aber er wollte wohl die Frage von der Antwort Jesu nicht zu weit trennen.

7, β ô δέ είπεν αύτοις· καλώς έπροφήτευσεν 'Ησαΐας •ττερί υμών τ ω ν ύποκριτών, ώς γ έ γ ρ α π τ α ι ότι ούτος ό λαός τοις χείλεσίν με τιμςί, ή δέ καρδία α ύ τ ω ν ττόρρω άπέχει άττ' έμοϋ* μάτην δέ σέβονταΙ με, διδάσκοντες διδασκαλίας έντάλματα άνθρώττων. άφέντες τ ή ν έντολήν τ ο υ θεοΟ κρατείτε τ ή ν τταράδοσιν τ ω ν άνθρώττων.

7,14—23 Gleichnis über Rein — Unrein Zu C, denn es steckt eine Parallele zu Β drin: 7,18 - 8,17 „Seid auch ihr unverständig?" 7,20 ist vielleicht Markuszusatz ? In Β konnte ich's nicht anschließen.

150 A

C του όχλου, έπηρώτων αυτόν oí μαθηταΐ αϋτοΟ τήν παραβολή ν καί λέγει ctCrroIs* oûrcoç καΐ ϋμεΐΐ άσύνετοί έστε ; 7,18 où νοείτε ότι ττδν τό εξωθεν είσπορευόμενον εί? τον άνθρωπον ού δύναται αύτόν κοινώσαι, ότι οΟκ είσπορεύεται αύτοϋ els τήν καρδίαυ άλλ' els τήν κοιλίαν, καΐ είς τόν άφεδρώνα έκπορεύεται, καθαρί^ωυ πάντα τά βρώματα; 7,20 ελεγεν δέ δτι τό έκ του άνθρώπου έκπορευόμενον, έκεΐνο κοινοί τόν άνθρωπο ν Ισωθεν γάρ έκ της καρδία? των άνθρώπων ol διαλογισμοί ol κακοί έκπορεύονται, πορνειαι, κλοπαί, φόνοι, μοιχείαι, πλεονεξίαι, πονηρίαι, δόλοξ, άσέλγεια, όφθαλμόΐ πονηροί, βλασφημία, ύπερηφανία, αφροσύνη' πάντα ταΰτα τά πονηρά εσωθεν Εκπορεύεται ταΐ κοινο! τόν δνθρωπον. 7,24 'Εκείθεν δέ άναστάς άπηλθεν είς τά όρια Τύρου. Kai είσελθών είς οΐκίαν ούδένα ήθελε ν γνώναι, καΐ ούκ ήδυνάσθη λαθεϊν άλλ' tvtivt άκούσασα γυνή περί αύτοϋ, ή$ είχεν τό θυγάτριον αύτη? πνεύμα άκάθαρτον, έλθοΰσα προσέπεσεν προ; τους πόδαξ αύτοϋ* ή δέ γυνή ήν Έλληνίξ, Συροφοινίκισσα τ ω γένεΓ καΐ ήρώτα αύτόν ίνα τό δαιμόνιον έκβάλη έκ τήί θυγατρόξ αϋτήξ. καΐ ελεγεν αύτη" άφε; πρώτον χορτασθηναι τά τέκνα* ού γάρ έστιν καλόν λαβείν τόν άρτο ν των τέκνων καΐ TOÎS KUvaploiç βαλεϊν. ή δέ άπεκρίθη καί λέγει αύτφ* val, κύριε* καΐ τά κυνάρια ύποκάτω της τραπέ^ηΐ έσθίουσιν άπό τ ω ν ψιχίων των παιδίων. καί είπεν αύτη' δια τούτον τόν λόγον ύπαγε, έξελήλυθεν έκ τήί θυγατρόΐ σου τό δαιμόνιον. καί άπελθοϋσα els τόν οίκον "W® τόν πατέρα σου καΐ τ ή ν μητέρα, ό δέ εφη αύτφ* διδάσκαλε, ταΟτα ττάντα έφυλαξάμην εκ νεότητός μου. ό δέ * Ιησούς έμβλέψας α ύ τ ω ήγάπησεν αύτόν καΐ είττεν α ύ τ ω ' εν σε υστερεί' υπάγε, όσα έχεις π ώ λ η σ ο ν καΐ δός [τοις] π τ ω χοΐς, καΐ εξεις Θησαυρόν έν ούρανω, καΐ δεϋρο άκολούθει μοι. ό δέ στυγνάσας έττΐ τ ω λ ό γ ω άπήλθεν λυπούμενος, ήν γ ά ρ έχων κτήματα π ο λ λ ά . Καί περιβλεψάμενος ό * Ιησούς λέγει τοις μαθηταΐς αύτοϋ' π ώ ς δυσκόλως ot τ ά χρήματα Ιχοντες είς τ ή ν βασΛείαν του θεοΰ είσελεύσονται 10,24 ol δέ μαθηταΐ έθαμβοΰντο έπΐ τοις λόγοις αΰτοΰ. ό δέ 'Ιησούς πάλιν άποκριθείς λέγει αύτοίς' τέκνα, π ώ ς δύσκολόν έστιν είς τ ή ν βασιλεία ν τ ο ΰ Θεου είσελθεϊν' ευκοπώτερόν έστιν κάμηλον διά της τρυμαλιδς της ^αφίδος διελθεϊν ή ιτλούσιον είς τ ή ν βασιλείαν τ ο υ θεοΰ είσελθεϊν. ol δέ περισσώς έξεπλήσσοντο λέγοντες πρός έαυτούς' καί τίς δύναται σωθήναι; έμβλέψας αύτοΐς ό * Ιησούς λέγει - παρά άνθρώποις αδύνατον, ά λ λ ' où παρά θεώ* π ά ν τ α γ ά ρ δυνατά παρά τ ώ θεώ. 10,28 "Ηρξατο λέγειν ό Πέτρος αύτω" Ιδού ήμείς άφήκαμεν π ά ν τ α καί ήκολουθήκαμέν σοι. Ιφη ό Ίησοϋς' άμήν λ έ γ ω ύμίν, ουδείς έστιν δς άφήκεν οίκίαν ή άδελφούς ή άδελφάς ή μητέρα ή πατέρα ή τέκνα ή άγρούς Ινεκεν έμοΰ καί ένεκεν τ ο υ εύαγγελίου, έάν μή λάβη έκατονταπλασίονα νυν έν τ ώ καιρώ τ ο ύ τ ω οΙκίας καί άδελφούς καί άδελφάς καί μητέρας καί τέκνα καί άγρούς μετά διωγμών, καί έν τ ω αΐώνι τ ω έρχομένω ^ωήν αΐώνιον. πολλοί δέ έσονται π ρ ώ τ ο ι έσχατοι καί οΐ έσχατοι πρώτοι.

167

sonst nirgends einordnen (auch 9, 37 nicht, wo sie am besten gepaßt hätte).

10,19 Der Reiche am Weg Zu A, weil Petrus sich in Gegensatz zum Reichen stellt und weil ihm Jesus mit dem Spruch von den Ersten als Letzten antwortet (10, 31 = 9,35 = Β = 10,44 = C). Über den Einschub 10,24—27 s. Γ. Er gehört C, denn ,,die Junger waren betroffen über seine Reden". Das kann sich nur auf die ReichGottes-Reden 8, 34 und 10,13 beziehen, nicht etwa auf die Ehescheidung 10,12 oder die Sprüche 9,37 ff. in B. Denn Jesus fährt fort: „Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes einzugehen."

168

G

A Ησαν δέ 10,32 a έν τη όδω εις 'Ιεροσόλυμα

άναβαίνοντες εις Ίηροσόλυμα, καΐ ήν προάγων αύτούς ό Ίησοϋς, καί έθαμβοΰντο.

oî δέ άκολουθοϋντες έφοβοϋντο 10,32 b καΐ παραλαβών πάλιν τους δώδεκα ήρξατο αύτοίς λέγειν τά μέλλοντα αύτω σνμβαίνειν, δτι Ιδού άναβαίνομεν eïç 'Ιεροσόλυμα, καΐ ò υΙός του άνθρώπου παραδοθήσεται τοις άρχιερεϋσιν καΐ τοίς γραμματεϋσιν, καΐ κατακρινοϋσιν αυτόν Θανάτω καΐ παραδώσουσιν αυτόν τοις εθνεσιν καΐ έμπαίξουσιν αύτω καΐ έμπτύσουσιν αύτω καΐ μαστιγώσουσιν αυτόν καΐ άποκτενοϋσιν, καΐ μετά τρεις ημέρας άναστήσεται. Kai ιτροσπορεύονται αύτω 'Ιάκωβος καΐ 'Ιωάννης ol [δύο] ulol Ζεβεδαίου λέγοντες αύτω* διδάσκαλε, θέλομεν ίνα δ έάν αΐτήσωμέν σε ποιήσης ήμΐν. ό δέ είττεν αύτοίς· τί θέλετέ με ττοιήσω ύμιν; ol δέ είτταν αύτω' δός ήμΐν ίνα είς σου έκ δεξιών καΐ είς έξ άριστερών καθίσωμεν è ν τη δόξη σου. ό δέ Ίησοΰς είττεν αύτοΐς" ούκ οϊδατε τί αΐτεΐσθε. δύνασθε πιεϊν τό ποτήριον δ έγώ πίνω, ή τό βάπτισμα δ έγώ βαπτίζομαι βαπτισθήναι; ol δέ είπαν αύτω' δυνάμεθα, ό δέ Ίησοϋς είττεν αύτοίς* τό ποτήριον δ έγώ πίνω πίεσθε, καΐ τό βάπτισμα δ έγώ βαπτίζομαι βαπτισθήσεσθε* τό δέ καθίσαι έκ δεξιών μου ή έξ εύωνύμων ούκ Ιστιν έμόν δοΰναι, άλλ' οίς ήτοίμασται. Kai άκούσαντες ol δέκα ήρξαντο άγανακτεϊν περί "Ιακώβου καΐ 'Ιωάννου, καΐ προσκαλεσάμενος αύτούς ό ' Ιησούς λέγει αύτοίς ' οϊδατε δτι ol δοκοΟντες δρχειν τών έθνών κατακυριεύουσιν αύτών καΐ ol μεγάλοι αύτω ν κατεξουσιά^ουσιν αύτών. ούχ ούτως δέ έστιν έν ύμίν άλλ' δς âv Θέλη μέγας γενέσθαι έν υμϊν, Ισται ύμών διάκονος, καΐ δς &ν 6έλη έν ύμίν είναι πρώτος, Ισται πάντων δολοΟς" καΐ γάρ ό υΙός τοϋ άνθρώπου ούκ ήλθε ν διακονηθήναι αλλά διακονήσαι καΐ δοΰναι την ψυχή ν αύτοϋ λύτρον άντί πολλών.

169 10, 32 Auf dem Wege nach Jerusalem S c h n i t t : zwei Wiederholungen! „auf dem Wege hinaufgehend" und „ J e s u s ging ihnen voran, und sie entsetzten sich, die Nachfolgenden aber fürchteten s i c h " ! Verteilung: Den eigentlichen Satz gebe ich C, denn ich brauche ihn als Übergang von 7 , 3 7 , wo Jesus in der Dekapolis weilt, zu der Nachfolgerede 8, 34, die sonst keinen Sinn hatte. Er spricht über die Nachfolge und Selbstverleugnung, weil er nach Jerusalem geht, worüber sich die Junger entsetzen. Ich scheide aus: „auf dem W e g e " (wozu ich ergänze „nach J e r u s a l e m " ) und „die Nachfolgenden aber fürchteten sich". Das bringe ich glänzend unter in 9, 3 0 : „Und sie wanderten durch Galiläa vorüber (so wortlich!) auf dem Wege nach Jerusalem, und er wollte nicht, daß es jemand wisse. Die Nachfolgenden aber fürchteten sich." Daran kann ich wieder tadellos den Reichen „am W e g " anschließen, 10, 171 Vgl. S. 103 ff. Markusprobe: in 9 , 3 0 war Jesus nach der Zusammenstellung des M. noch nicht „auf dem Weg nach Jerusalem". M. brachte diese Angabe zusammen mit der aus C nach 1 0 , 3 2 , weil in 1 0 , 3 3 der Heiland s a g t : „Siehe, wir gehen hinauf nach J e r u s a l e m ! "

G

11,1 ΚαΙ ότε έγγί^ουσιν els Ίηροσόλυμα άποστέλλει δύο των μαθητών αύτοϋ κσΐ λέγει ccCrroTs· ύπότ/ετε els τήν κώμην την κατέναντι υμών, καΐ εύθύ$ είσπορευόμενοι els αύτη ν εύρήσετε πώλο ν δεδεμένον έφ' δν ούδείς ούπω άνθρώττων ΙκάΘισεν* λύσατε αύτόν καΐ φέρετε, καΐ έάν Tis ύμϊν είπη* τί ποιείτε τούτο ; είπατε * όtóptosαύτού χρείαν Ιχει, καΐ εύθύ$ αύτόν άποστέλλει πάλιν ώδε. καΐ άπήλθον καΐ εύρο ν πώλον δεδεμένον πρό$ θύραν ίξω έπΐ του άμφόδου, καΐ λύουσιν αύτόν. καί Tives των έκεϊ έστηκότων ?λεγον owtoTs" τί ποιείτε λύοντε5 τόν πώλον; ο! δέ είπαν αύτοϊ$ καθώξ είπεν 6 *Ιησοθ5* καί άφηκαν αύτούς καί φέρουσιν τόν πώλον πρ05 τόν ' Ιησού ν, καί έτπβάλλουσιν αύτώ τά Ιμάτια αύτών, καί έκάβισεν έπ' αύτόν.

171 Β

10, 46 Blinder von Jericho

10,46 ΚαΙ ϊ ρ χ ο ν τ α ι els Ι ε ρ ι χ ώ . ΚαΙ Ι κ π ο ρ ε υ ο μ έ ν ο υ α ύ τ ο Ο ά π ό ' Ι ε ρ ι χ ώ κ α ΐ τ ω ν μ α θ η τ ώ ν α ύ τ ο ΰ καΐ ό χ λ ο υ Ι κ α ν ο ύ ό υΙός Τ ι μ α ί ο υ Β α ρ τ ι μ α ϊ ο ς , τ υ φ λ ό ? π ρ ο σ α ΐ τ η ς , έκάθητο π α ρ ά τ ή ν όδόν. καΐ άκουσας ό τ ι Ί η σ ο ν ί ς 6 Ν α ^ α ρ η ν ό ξ έ σ τ ι ν ή ρ ξ α τ ο κρά3ειν κ α ΐ λέγειν* υΙέ Δ α υ ε Ι δ Ί η σ ο υ , ί λ έ η σ ό ν με. καΐ έ π ε τ ί μ ω ν α ύ τ ώ π ο λ λ ο ί Ι ν α σ ι ω π ή σ η · ó δέ τ τ ο λ λ ω μ ά λ λ ο ν Ικρα^εν* υΐέ Δ α υ ε ί δ , έ λ έ η σ ό ν με. καί σ τ ά ς ό Ί η σ ο ϋ ς είπεν" φ ω ν ή σ α τ ε α ύ τ ό ν . καί φ ω ν ο υ σ ι ν τ ό ν τ υ φ λ ό ν λ έ γ ο ν τ ε ς α ϋ τ φ * Θάρσει, έγειρε, φ ώ ν ε ι σε. ό δέ ά π ο λ α β ώ ν τ ό Ι μ ά τ ι ο ν α ύ τ ο υ ά ν α π η δ ή σ α ς ήλθε ν π ρ ό ς τ ό ν Ί η σ ο ϋ ν . καί ά π ο κριθείς α ύ τ ώ ό Ί η σ ο υ ς είπεν" τ ί σ ο ι Θέλεις π ο ι ή σ ω ; 6 δέ τ υ φ λ ό ς ε ϊ π ε ν α ύ τ ω " ^ α β β ο υ ν ε ί , ίνα άναβλέψω. καί ό Ί η σ ο υ ς ε ί π ε ν α ύ τ ω ' υ π ά γ ε , ή π ί σ τ ι ς σ ο υ σ έ σ ω κ έ ν σε. καί ευθύς άνέβλεψεν, καί ή κ ο λ ο ύ θ ε ι α ύ τ ω έν τ η ό δ ω .

Zu Β, obwohl in Β bereits eine Blindenheilung geschah 8, 221 E n t scheidende Grunde: „Der Sohn des Timaus Bartimaus" — also eine Ubersetzung, die nicht als solche gekennzeichnet ist. Gegen den Brauch von A und CI „Sohn Davids" als Titel Jesu in A ungebräuchlich, in C sogar widerlegt (12, 35)1 Im Hauptg r u n d : die Jerichoszene war ursprunglich verknüpft mit den Worten aus 11, 1 „nach Bethphage und Bethanien". Diese Worte gehören bestimmt zu Β (s. 11,1). Eine Parallele zu A scheint übrigens zu stecken in dem „als er hinaustrat", vgl. 10,17. Darnach scheint der Blinde, der Jesu folgt, ein Ersatz f u r den Reichen zu sein, der die Nachfolge zurückwies.

11, 1 Einzug in Jerusalem είς Β η θ φ α γ ή καί Β η θ α ν ί α ν π ρ ό ς τ ό ό ρ ο ς έλαιών.

S c h n i t t : über Bethphage und τ ω ν Bethanien s. S. 114. Das doppelte Hosiannah ist unleugbar, auch das Kleiderbreiten auf den Esel bzw. die Straße ist verdächtig. Verteilung: Eine Einzugszene muß zu B, denn Β hat den ersten E i n t r i t t Jesu in S t a d t und Tempel 11,10, welcher eine Vorgeschichte erfordert. Ich gebe Β eine ganz kurze Szene, weil die längere mit dem Esel C gehören d u r f t e : ahnliche Ausschmuckung wie beim Abendmahl C 14, 12, ferner die Anrede „ H e r r " wie 7, 28. Β bekommt auch den Hosiannahruf mit dem „Reich des Vaters David" (vgl. zu 10,46)

11,8 καί π ο λ λ ο ί τ ά Ι μ ά τ ι α α ύ τ ώ ν έ σ τ ρ ω σ α ν εις τ ή ν ό δ ό ν , ά λ λ ο ι δ έ σ τ ι β ά δ α ς , κ ό ψ α ν τ ε ς έκ τ ώ ν ά γ ρ ώ ν . κ α ί οΐ π ρ ο ά γ ο ν τ ε ς

G 11,9 καΐ ol άκολουθοΟντεξ εκρα^ον' ωσαννά. ευλογημένο; ό έρχόμενοξ έν όνόματι κυρίου*

11,15 ΚαΙ έρχονται εις 'Ιεροσόλυμα. Καί είσελθών εις τό Ιερόν ήρξατο έκβάλλειν xoùs ττωλουνταξ καί τούΐ άγορά^ονταΐ έν τω ίερω, καί τάς Tpcnréjas των κολλυβιστών καί τάς καθέδρας των ττωλούντων τάζ -περιστεράς κατέστρεψεν, καί ούκ ήφιεν ίνα Tis διενέγκη σκεί/os διά του Ιερού, καί έδίδασκεν καί έλεγε ν ctCrroïs· ού γέγραττται ότι ό oIkôç μου oíkos ττροσευχηΐ κληθήσεται ττδσιν toïs εθνεσιν; ύμεΐξ δέ ττεποιήκατε αυτόν σττήλαιον ληστών, καί ήκουσαν ot άρχιερεϊς καί οΐ γραμματείς, καί έ^ήτουν mos αύτόν άττολέσωσιν έφοβοΰντο γαρ αυτόν, ττδς γάρ ό όχλος έξεττλήσσετο έπΐ τη διδαχή αύτοΟ.

173

Β ëxpagov* 11,10 ff. Drei Besuche im 11,10 Tempel ευλογημένη ή έρχομένη βασιλεία του πατρός S. S. 53 ff. ωσαννά έν toîç ύψίστοις. [ήμών Δαυίδ* ΚαΙ είσήλθεν els 'Ιεροσόλυμα είς τό Ιερόν* καΐ περιβλεψάμενος πάντα, όψέ ήδη ούσης της copas, έξήλθεν eîç Βηθανίαν μετά των δώδεκα. Kai Tri Ιπαύριον έξελθόντων αύτφν άπό ΒηÖavias έπείνασεν. καΐ Ιδών συκήν darò μακρόθεν Ιχουσαν φύλλα ήλθε ν εΐ δρα τι εύρήσει Ιν αύτη, καΐ έλθών Ιπ' αύτήν ούδέν εύρε ν* εΐ μή φύλλα* ό γάρ καιρός ούκ ή ν σύκων, καΐ άποκριθεΙ$ είπεν αύτη* μηκέτι είς τόν αΙώνα έκ σου μ-ηδείς καρπόν φάγοι. καΐ ήκουον ot μαθηταΐ αύτοϋ.

11,20

ΚαΙ δταν όψέ έγένετο, έξεπορεύοντο Ιξω της πόλεω5- ΚαΙ παραπορευόμενοι πρωί είδον τήν συκήν έξη ραμμένη υ έκ jbi3c5v. καΐ άναμυησθείς ó Πέτρος λέγει ούτω* £>αββεί, ϊδε ή συκή ή ν κατηράσω Ιξήρανται. καΐ άποκριθείς ό 1 Ιησούς λέγει αύτοΐς* ?χετε πίστιν θεοϋ. άμήν λέγω ύμϊν δτι δς άν είπη τω δρει τούτω* άρθητι καΐ βλήθητι είς τήν θάλασσαν, καΐ μή διακριθή êv τη καρδίφ αύτου άλλά πιστεύη δτι δ λαλεί γίνεται, Ισται αύτω. διά τοϋτο λέγω ύμϊν,

174 A

11,27 ΚαΙ έρχονται πάλιν είς Ιεροσόλυμα, καΐ έν τ φ ίερφ περιπατοϋντος αύτοϋ έρχονται irpòs αύτόν οί άρχιερείς καΐ ol γραμματείς καΐ ol πρεσβύτεροι, καί Ιλεγον ούτω* êν ποίςτ έξουσία ταύτα ποιείς ; ή τις σοι έδωκεν τήν έξουσίαν τούτη ν ίνα ταΟτα ποιής; 6 δέ Ίησοϋς είπε ν αύτοϊς· έπερωτ ή σ ω ύμας ενα λόγον, καί άποκρίόητέ μοι, καί έρώ ύμϊν έυ πο{