Mein erster Aufenthalt in Marokko und Reise südlich vom Atlas durch die Oasen Draa und Tafilet

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Mein erster Aufenthalt in Marokko und Reise südlich vom Atlas durch die Oasen Draa und Tafilet

Table of contents :
1. Ankunft in Marokko 1
2. Bodcngestalt und Klima 38
8. BwMkerung 53
i. Relinion 89
5. Krankheiten und deren Behandlung 133
G. Ilcsan fil Bar Demana 163
7. Eintritt in marokkanische Dienste 189
8. Die Hauptstadt Fes 205
3. Mikeues und Heimreise nach Uesan S78
10. Politische Zustände 297
11. Conaulatswoseu 315
12. Aufenthalt beim Groaascherif von Uesan 335
13. Reise längs des atlantischen Oceana 364
14. Reise südlich vom Atlas nach der Oase Draa 416
15. Die' Oase Draa. Mordversuch auf den Reisenden. Ankunft
in Algerien '. 433

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,

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Dlgütiüd b,

Ci.hvJ^

Mein erster Aufenthalt in

Marokko und

Heise südlich

vom

_A_tlas

durch

die Oasen

Draa und

Tafilet.

Von

Gerhard Rohlfs.

Uefs Marokko

BREMEN,

1873.

Verlag von J. Kühtmann's Buchhandlung,

i

igilized

by

Google

.

Vorwort. Indem

ich

dem

geneigten Leser die Beschrei-

bung meines ersten Aufenthaltes gebe, verweise

ich dabei

in

Marokko über-

auf die ausgezeichneten

Karten, die seiner Zeit in den Petennann'schen Mittheilungen über meine Routen erschienen sind. Ich

habe mir die

grösste

Mühe

gegeben, durch

Vergleichung mit anderen Angaben ein annähernd genaues Resultat über die Einwohnerzahl des Landes und

der

Städte

zu

erlangen, und

hoffe

das

Richtige getroffen zu haben, so weit das überhaupt

durch Schätzung dauerlich fehler statt

Dr.

ist

zu

ermöglichen

für mich,

meinem Mamiscripte

in

250,000

für

die

ist.

Sehr be-

durch einen Schreibdie

Zahl

Draabevölkerung

25,000 auch in

Behm's geogr. Jahrbüchqr übergegangen

Im vorliegenden Buche Dar

dass

beida

Asamor

statt

statt

ist.

ausserdem

bei

300 Einwohner 3000, und

bei

bitte

ich

30,000 Einwohner 3000 lesen zu

wollen.

Weimar,

September 1872.

Gerhard Bohlfs.

Inhalt. Seite 1.

Ankunft in Marokko

2.

Bodcngestalt und Klima

8.

BwMkerung

i.

Relini on

5.

Krankheiten und deren Behandlung

G.

Ilcsan

fil

1

38 53 89 133

Bar Dem ana

7. Eintritt in

163

marokkanische Dienste

189

8.

Die Hauptstadt Fes

205

3.

Mikeues und Heimreise nach Uesan

S78

Politische Zustände

297

10. 11.

Conaulatswoseu

315

12.

Aufenthalt beim Groaascherif von Uesan

335

13.

Reise längs des atlantischen Oceana

14.

Reise südlich

15.

Die'

364

vom Atlas nach der Oase Draa

Oase Draa.

416

Mordversuch auf den Reisenden.

kunft in Algerien

'.

An433

Digiüzeü Oy

Google

Staats ti Iblioth ek

AiiEnnft

1.

Am

7.

Bord el

in

fttroilio.

April 1861 verliess ich Oran und schiffte au

eines französischen Messagerie- Dampfers in

kebir

lichsten

Es war Nachmittag,

ein.

als wir

Mera

beim herr-

Wetter aus der grossen Bucht hinaus dampften.

Die meisten au Bord befindlichen Passagiere wollten, wie ich, nach Marokko, doch waren auch einige, die

Nemours, Gibraltar und Cadix

Der grösseren Ersparniss wegen platz

als Reiseziel

hatten.

hatte ich einen Deck-

genommen, da mein Geldvorrath äusserst gering

war; das Wetter war eben so sommerlich, die das

Damplboot führenden Leute

kommend,

dass

man kaum an

so freundlich

und zuvor-

die grösseren

Unbequem-

lichkeiten des Decklebens dachte.

Zudem ich hatte

hatte ich genug mit mir selbst zu thun,

mir

fest

rokko zu gehen,

vorgenommen,

um

ins

Innere von Ma-

dort im Dienste

der Regierung

meine medicinischen Kenntnisse zu verwerthen. der Zeit sprach

man

in

Spanien und Algerien

einer Reorganisation der marokkanischen Armee

der Sultan habe nach Rohlfs.

dem

viel ;

Zu von

es liiess,

Friedensschlüsse mit Spanien 1

a

Reformen einzuführen; mau

die Absicht auagesprochen, ]a3 in

den Zeitungen Aufforderungen, nach Marokko zu

gehen, jeder Europäer sein

Können verwerthen.

könne dort

Wissen und

sein

Dies Alles beschäftigte mich,

ich machte die schönsten Pläne, ich dachte in

Marokko fortkommen zu können,

langen Aufenthalt glaubte

um

in

so eher

Algerien

um

so eher

durch jahreich

mich den Verhältnissen des Landes

anschmiegen zu können, hatte,

als ich

acclimatisirt war;

als ich

in

Algerien

gesucht

mich der arabischen Bevölkerung zu nähern und

mit der Sitte und Anscbauungs weise dieses Volkes mich

bekannt zu macheu.

Um Mitternacht wurde ein kurzer Halt vor Nemours (Djemma Kassaua) gemacht, um

Passagiere abzusetzen es weiter nach

dem

folgenden Morgen tagte,

be-

und einzunehmen, und wieder ging Westen, und

als es

am

Höhe von

fanden wir uns gerade in gleicher

Ich unterlasse

Melilla.

eine Beschreibung der Küstenfahrt

es,

zu geben, von der sich überdies äusserst wenig sagen

Nackt,

lässt.

wände

ins

steil

Meer

und abschreckend

hinein.

nicht so einförmig,

wie

Freilich sie

sich

fallen die Fels-

ist

in

die

Küste gar

einer Entfernung

von circa dreissig Seemeilen ausnimmt, welche Entfernung wir gewöhnlich hielten, auch konnte lich

man

deut-

manchmal Wald und Buschwerk unterscheiden;

aber das

Städtchen

belebende Element ist

fehlt,

kein Dorf,

kein

zu erblicken, höchstens die einsame Kuppel

des Grabmals irgend eines Heiligen sagt

dem

Vorbei-

fahrenden,

dass auch

der Küste Menschen

dort an

hausen.

Hätte nicht Spanien einige befestigte Punkte, Straf-

an dieser Küste,

anstalten,

sie

würde vollkommen un-

Pegnon de Velez

Alhncemas,

bewohnt erscheinen.

bekamen wir nach einander von

ferne

einzige Zeichen von Mensclienbauten.

zu sehen,

als

Denn wenn auch

Kifbewohner einige Dörfer an der Küste haben,

die

so sind dieiäe doch so versteckt angelegt, dass sie sich

dem Auge

Der Seeräu-

des Vorbeifahrenden entziehen.

ber scheut das Licht, er muss Schlupfwinkel haben, und die in unmittelbarer Bifi sind nichts

mehr

aufs

Nähe des Mittelmeers wohnenden

Anderes

schlimmsten Art. offene

als

Freilich

Seeräuber, und zwar der

wagen

sie sich

heute nicht

Meer, haben dazu auch weder pas-

sende Fahrzeuge noch genügende "Waffen, aber wehe

dem

Schiffe,

das an ihrer Küste scheitert, wehe

dem

Boote, welches der Sturm in eine ihrer Buchten treiben sollte.

Wie ganz anders ist die gegenüberhegende

spanische

Küste, grüne, wein- und olivenumrankte Berge, überall Städte, die

freundliche Villen

und Dörfer,

den Küstenverkehr vermitteln!;

kleine Schiffe,

man kann

keinen

grösseren Gegensatz denken.

Gegen Abend desselben Tages

verliessei)

wir die

jedoch ganz ans den Augen zu ver-

Küste,

ohne

lieren,

und hielten auf Gibraltar, welches noch Nachts

sie

erreicht wurde.

Bis

zum

folgenden Mittag ruhte der

4

Dampfer, sodann wurde die Meerenge durchschnitten

um

und wir waren

Uhr

3

vor Tanger.

Zahlreiche

Jollen waren gleich vorhanden, uns Passagiere aufzu-

nehmen

mir

die jetzt ausser

,

aus Be-

nur noch

fast

wohnern des Landes Marokko bestanden.

Eine Jolle

war bald gefunden, aber man kann auch mit diesen

Land kommen,

kleinen Fahrzeugen nicht unmittelbar ans

sondern bedarf dazu eines Menschen, der einen heraus-

Bei sehr flachem Strande

tragen muss. die

Brandung so stark, dass

legen

ans

Ich

können.

der mich

rittlings

Land

Für

die

miethete

ist

nämlich

Böte dort nicht an-

einen

kräftigen Neger,

auf seinen Schultern

vom Boote aus

trug.

einzelne Beisende sind die Douane-Schwierig-

keiten nicht lästig, zumal für mich, da mein Pass be-

kundete, dass

ich

unter

englischem Schutze

stände.

Die Dragomanen der verschiedenen Consulate fragen die gelandeten

Fremden nach

ich meinen

Bremer Pass

aussehenden Juden

ihrer Nationalität, in die

legte, des

Hände

Generale onsulates, waren im Augenblick keiten

beseitigt.

eines

und

als

vornehm

Dolmetsch des englischen

Die Hansestädte

alle

Schwierig-

standen

dazumal

unter grossbritanischem Schutze, während Preussen sich

durch Schweden vertreten Hess.

Ein Absteigequartier war auch bald gefunden, das Hotel de France, welches von einem Levantiner Franzosen

gehalten wurde,

maurischem

Style.

ein

reizendes Haus,

Von einem

in

acht

früheren Gouverneur

Digitized

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Google

marokkani-

der Stadt erbaut, gehörte dasselbe jetzt der

schen Regierung, der

Eigenthümer der Gastwirthschaft

nur miethwcise.

hatte es

Ausser mir war noch ein Blumenhändler dort, der mit

dem Bruder

des Sultans, Mulei

el

Abbes,

Gi'Sfhiii'to

machen wollte, und auch hoffte bei den europäischen

Waare absetzen zu können

seine

Considn

dann ein

nehmen und

lebte

Tanger.

Ich

Monaten

in

Marokko

Letzterer wollte, wie ich, in

achim Grateil. Dienste

,

vormals Offizier der spanischen Armee: Jo-

Spanier,

nun schon weiss

mehreren

seit

nicht,

aus

welchen

Gründen er die spanische Armee verlassen hatte;

als

Verwandter von Priin, der sich soeben bei Tetuan noch so

ausgezeichnet hatte, hätte er in Spanien sicher eine

Zukunft gehabt.

Beschäftigt mit der Uebersetzung des

spanischen Artillerie -Reglements ins Arabische, wollte er dies

dem

rokkanische el

Sultan präsentiren und

Armee

eintreten.

dann

in

die

ma-

Nebenbei hatte ihm Mulei

Abbes noch glänzende Versprechungen gemacht.

Weg

Mein nächster tjesuidteii, reich

Sir

war sodann zum englischen

IJmmmond Hay.

Obwohl

ich

nicht

war, vielmehr beinahe von allen Mitteln entblösst,

obwohl ich kein einziges Empfehlungsschreiben vorzuzeigen

hatte

und obschon ich ihm

Fremder und nicht einmal mich Sir

Drammond

menheit.

Aber wie

erfuhr, dass

ein

ein

vollkommen

Engländer war, empfing

mit liebenswürdigster Zuvorkomzerstieben

meine Träume.

Ich

an eine Reorganisation der Zustände des

6

Landes nicht gedacht würde, dass der

religiöse

Fana-

tismus eher zu- als abnähme, dass, wenn der Sultan seine Person

für

auch

vielleicht

Reformen

in einigen

Dingen wünsche, der Religion sliass der Eingeborenen gegen

alles Christliche so gross sei,

nicht

gedacht werden

dass an Ausführung

habe der

Allerdings

könnte.

regelmässige Armee gebildet, aber diese dem Namen nach regelmässig, und falls ich dem BescMuss bestände, ins Innere des Landes

Sultan eine

nur

sei

auf

gehen zu wollen, lich

sei

vor Allem erforderlich, äusser-

den Islam anzunehmen. Entmuthigt

eine

kehrte ich

ins

Hotel zurück.

Aber

Berathung mit Gatell, der Reiz des Neuen, das

Lockende,

unbekannte Gegenden durchziehen zu

völlig

können, fremde Völker und Sitten, ihre Sprache und Ge-

bräuche kennen zu lernen, ein Trieb zu Abenteuern, ein

Hang, Gefahren zu trotzen

:

alles dies

Wagniss auszuführen, und nach

bewog mich, das

einer zweiten Unter-

redung mit Sir Drummond wurde beschlossen, ich (es

war

dies das

einzige

Mittel,

Landes Zugang zubekommen)

annehmen und

um

ins

eine Anstellung als Arzt in der

des Sultans nachsuchen.

solle



Innere des

— aus serlich den Islam Armee

Unter dieser Verkleidung und

mit solchen Intentionen, meinte Sir Druinmond, sei ich in

Fes

eines guten

so lange im

Empfanges sicher und könne mich

Lande aufhalten wie

ich wollte.

Mulei

el

Abbes, den ich versuchte zu besuchen, war indess nicht sichtbar für mich, jedesmal

kam

ich zu ungelegener Zeit.

igilized by

Google

7

Unterdessen machte ich mich rasch und mit Energie daran, meinen Vorsatz auszuführen, obschon alle an-

deren Europäer abriethen. wie möglich

mit

ihnen

kommen, namentlich mied

Ich vermied aber so weitere

in

ich das

schaft erwiesen

hat),

Denn

zu werden.

um

viel

Berührungen zu

spanische Consulat

(obschon mir dasselbe später in Marokko

viel

Freund-

nicht als Spion verdächtigt

hätten die

Mohammedaner

micli

nach

wie vor mit Cliristen verkehren sehen, so würden sie

gemerkt haben,

gleich

es

Tage hatte in

zum Schein

nur

ich

in Tandja,

am

sechsten

dem Orte schon den Kücken

gekehrt,

Marokkaner

wie der

dass ich

So war ich nur fünf Tage

übergetreten.

die Stadt nennt,

und

Begleitung eines Landbewohners, der es übernommen

hatte,

mich nach Fes bringen zu wollen.

Ich hatte meine Sachen auf das Nothdürftigste reducirt, ein

Bündelchen mit Wäsche war Alles, was

mir hatte,

ich bei

nach Laudessitte trug ich

einem Stocke hängend auf der Schulter;

es

an

eine weisse

Djelaba (ein weisses langes wollenes, mit Capuze versehenes

dann Geld

Hemd) war meine

Kleidung.

spanische Mütze,

eine

— eine englische Fünf-Pfundnote — genäht

endlich

ein

der

Burnus dienen konnte

zug.

Gelbe Pantoffeln,

worein ich mein letztes

als

Ich

Bleistift,

hatte,

schwarzer weiter europäischer Ueberzug,

hatte keine Waffen,

um

:

das

war mein An-

ein kleines

Notizen macheu zu können,

Tasche verborgen.

Buch mit war

in der

Dies war meine ganze Ausrüstung.

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Google

-

8

Gewiss ein Wagestück, unter solchen Umständen, mit solchen mehr als bescheidenen Mitteln in ein voll-

kommen mehr,

fremdes Land eindringen zu wollen!

von der arabischen Sprache nur

als ich

wöhnlichsten Redensarten

Um

so

die ge-

auswendig wusste und weit

davon entfernt war, auch nur mangelhaft sprechen zu können.

wendig

Allerdings

hatte ich Eine

Phrase gut aus-

gelernt, die Glaubensformel der

welche,

man kann

Oeffhen

dieser

es sagen,

von

wohnten Gegenden

so ist.

Mohammedaner,

alleiniger Schlüssel

fanatischer

„Lah Uah

il

zum

Bevölkerung be-

Diese Glaub ensformel

— wer



lautet:

hatte sie nicht schon gehört oder gelesen

Mohammed ressid ul Lah,"*) Gott, Mohammed ist der Gesandte

allah,

ausser Gott kein Gottes.

Mein Gefährte schien vollkommen Uberzeugt, ich sei

er,

zum Islam ich sei

übergetreten, nur glaube ich, vermuthete

heimlich entflohen aus

borgenen unlauteren Grund,

irgend einem ver-

vielleicht dachte er auch,

dass bei den Christen der Uebertritt von einer Religion, wie bei den

Mohammedanern mit dem Tode

würde; aber das schien mit

Wäsche

enthielte

wolle.

gestohlen

ilim gewiss, dass

sei,

vielleicht

bestraft

mein Päckchen

noch andere Sachen

und ich mich damit aus dem Staube machen

Natürlicherweise mussten ihm solche

Gedanken

*) Gans genau so sprechen die Marokkaner den Satz aus, ohBcbo» es nach der Schreibweise eine etwas andere Aussprache

sein müsste,

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t>y

Google

9

kommen: wenn es

Marokkaner, wenn

ein

beschwert

nie

sielt

er auf

Reisen geht,

Wäsche zum Wechseln, und

mit

selbst der Sultan wäre.

Wir

schlugen einen

Weg

ein,

der in der Richtung

nach Tetuan führte, weil mein Begleiter im „Djebel" (Gebirge) vorher einen Freund aufsuchen wollte, und bald

genug hatten wir Der

verlassen. nicht

Wog

die nächste

es

das Thierreich

in

mich war, wenn auch

für

vom

Atlas

überhaupt wenig

den übrigen Ländern

meerbecken zu finden anderen Verhältnissen

Zauber

neu

nördlich

was nicht

bietet,

war

Aber

war die Umgebung, und wenn auch

die Pflanzenwelt nicht

Da

Umgegend Tangers

war nicht belebt, denn

der nach Tetuan fahrende Karavanenweg.

wie entzückend

um

das schon Gesehene

ist,

übt

immer

einen

Mittel-

unter

mächtigen

aus.

sieht

man

oder, wie der

die

Wege

bordirt von der Stachelfeige

Marokkaner sagt: „Christenfeige, karmus

nssara", von der langblättrigen Aloes, Lentisken- und

Myrtengeb lisch

,

Schlingpflanzen wuchern

Marokko

dazwischen.

Der April

ist für

land etwa

dem Ende Mai und dem Anfang Juni

sprechen würde.

die Zeit, welche in Deutschent-

Die Pracht und Fülle der Natur hat

nun keine Grenzen.

Der

heisse

nnd austrocknende

Südostwind hat seine tödtenden Wirkungen auf die ganze Natur noch nicht ausgeübt.

Wie

alle

Gärten

der Städte Marokko's zeigen sich dann auch die Tanger's

durch Ueppigkeit aus.

Und da

in

den unteren Theilen

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Google

10

Bewässerung gut

die

nur

man

wird Alles gezogen, was

ist,

Europa an Gemüse

in

kennt.

Aber wir waren bald im Gebirge, nicht ohne vorher einer von Tetuan sein, bei welcher alle

kommenden Karavane begegnet

baten und beschworen, nicht in alleiniger Begleitung

Mohammedaners und

eines

sogar

nicht

mehr bereden,

ich für

es

waren die

nie

solle

liess

inB

mich

letzten Christen, die

Man

hatte mir

aussagen,

ich wolle

bekam.

lange Zeit zu sehen

Tanger gesagt, ich

ohne Waffen

Aber ich

Innere des Gebirges zu gehen.

in

zu

mehrere Europäer waren, die mich

nach Fes oder zum Sultan, sondern ich ginge nach

Uesan zum Grossscherif Sidi

Da

el

Hadj-Abd-es Ssalam.

hernach noch ausführlicher von dieser merkwürdigen

Persönlichkeit die darauf,

Rede

sein

hier anzuführen,

von Marokko

ist

soll,

beschränke ich mich

dass er der grüsste Heilige

und im ganzen Nordwesten von Afrika

Mohammedanern ungefähr

Rolle

unter

den

spielt,

wie der Papst bei den ultramontanen Katholiken.

Durch

viele kleine

Duar

dieselbe

(Zeltdörfer)

und Tschar

(Hänserdörfer) kommend, die alle von hübschen Gärten

umgeben waren, zog ich trotz meiner halbmarokkanischen Kleidung überall die Blicke der Eingeborenen auf mich,

und Si-Embark

(so nannte sich

mein Gefährte) hatte

genug zu thun, die Neugier der Leute zu befriedigen.

Aber kaum

hatte er gesagt:

zum Islam übergetretener alle

beruhigt waren.

„er geht zu Sidi,

ist ein

Inglese" (Engländer),

Der Name „Sidi"

als

(so wird schlecht

Digitizod by

Cuoj

11

weg der Grossscherif von Uesan genannt, Meinherr)

wirkte

überall

ruhig geschehen, dass die

wie Zauber.

Mühe, ihnen auseinanderzusetzen

lität

er bedeutet

Ich

,

lieBB

es

Engländer,

sie glaubten, ich sei

welcher Nationa-

ich angehöre, würde überdies bei ihren kindlichen

geographischen Kenntnissen vergebliche Arbeit gewesen

Bald nach Sonnenuntergang erreichten wir ziemlich hoch

am Berge

gelegenes

Dörfchen.

ein

Alle

Häuser und Gehöfte waren von hohen Cactushecken umgeben, ebenso

die

Vor einem

einzelnen Gärten.

Hause wurde Halt gemacht, und Si-Embark wurde vom Besitzer mit grosser Freude empfangen. „Wie ist

Dein ich?

Wie

Nicht wahr, gut?" sich unzählige Male,

bist

Du?

Wie

Das waren

ist

sie sich recht herzlich,

Ruhe

in

und allmählich,

rasch erfolgenden

die

Dein Zustaud?

die Fragen, die

Beide

nachdem der erste „ssalamu alikum'

ausgetauscht worden war, wiederholten.

1

Dabei küssten als

etwas mehr

und, wie es schien,

stereotypen Fragen kam, wurden diese häufig unter-

mischt mit anderen Fragen, nach den Kornpreisen,

ob die Pferde auf dem letzten Markte theuer gewesen seien,

ob der Sultan wirklich die und

die

brandschatzt habe, und dergleichen mehr.

wurde die Neugier

Das Haus, bestand wie

in Betreff

meiner auch

in welches wir

alle

Tribe geNatürlich

gestillt.

sodann geführt wurden,

Übrigen nur aus Einem Zimmer.

Wände waren auswendig und

innen überkalkt,

Die der

12

Fnssboden war aus gestampftem Lehm, der Plafond aus

Rohr,

welches

Stämmen aus Aloes

auf

ruhte.

Fenster waren nicht vorhanden, und die einzige Thür

Kind

so niedrig, dass ein fünfjähriges

recht hindurch

ein Teppich, auf einer

Erderhöhung

auf-

allenfalls

Das äussere

gehen konnte.

ä cheval darüher gelegt, war aus Stroh. eine

Dach,

Eine Matte, Art Matratze

war das ganze Ameuhlement. Gegenüber dem Hause befanden

oft,

Man

sich

zwei Zelte,

denn das Haus war von zwei Brüdern

für je eine Frau,

bewohnt.

findet es

in

Marokko überhaupt sehr

dass zwei verlieh-» thete Brüder Eine Wirthschaft

haben.

Der

alte

Vater der beiden Brüder lebte noch



nnd bewohnte das Haus. wurde auch noch

Der ganze folgende Tag

diesem Dorfe, dessen

in

Namen

ich

Hier wurde ich in

zugebracht.

leider nicht erfuhr,

den Augen der Eingeborenen nun zum wirklichen Mo-

hammedaner gestempelt;

sie

riethen mir nämlich, oder

vielmehr befahlen, mein Kopfhaar glatt abzurasiren. Sie wollten sich allerdings herbeilassen, mir eine Gotaya, d. h. einen

Art, das

Zopf stehen zu lassen

Haar zu

;

aber diese chinesiche

tragen, wollte ich nicht,

und Morgens

nach Sonnenaufgang bekam mein Kopf auf einmal das

Ansehen,

welches

Mirza-Schafly

Schmuck des Mannes das

Rasiren

besorgt,

hält.

Der

freilich

für alte

den

Papa

schönsten hatte seibat

unter grossen

Qualen

meinerseits: er bediente sich dazu seines ganz gewöhn-

lichen Messers.

Ein Fötha

(d. h.

Segen) wurde ge-

Digitizod by

Google

13

aprochen, ein „Gottlob" entquoll jeder Brust, und nun

war ich ihrer Meinung nach vollkommener Muselmann. -Die

Beschneidung wird hei

wie ich das später

vielen

der Islam

ass ich mit der

dem männlichen

Hand

aus

alle

Zum

mitmachen.

erfordert,

nicht

als

gehalten*).

Natürlich musste ich von nun an die

Berbertriben,

näher erörtern werde,

zum Islam unumgänglich nothwendig

Gebräuche, ersten

Male

einer irdenen Schüssel mit

Hauspersonal. Die Leute unterrichteten

mich, wie der Bissen zu fassen und zum Munde zu führen

sei,

und Nachts musste ich mich bequemen,

auf hartem Erdboden zu schlafen, eine

froh

diesmal

für

Die Beleuchtung Abends be-

Matte zu haben.

stand aus einer kleinen thönernen Lampe, ganz ähnlich in

Form und

römischen.

den antiken

Gestalt

griechischen

und

Ein Klumpen Butter wurde hineingeworfen,

irgend ein baumwollener Fetzen zu einem Dochte zu-

sammen

gedreht, und fertig war die alte

Grossmama

der brillanten Gaslanipe.

Am gesetzt,

dritten

Tage Morgens wurde

ich natürlich

Ued Aisascha

die

grosse

ich

damals nicht,

und bald

fort-

Vor Sonnen-

um „Dhaha" beim

von Tanger

(Alcassar) führende Karavanenstrasse. sass

die Reise

immer zu Fusse.

aufgang aufgebrochen, erreichten wir

nach

L'xor

Eine Uhr be-

lernte

ich

wie die

Marokkaner meine Zeit nach der Sonne, dem Schatten, *) Sielic

JorQlier auch Host, 8. 208.

den Magenbedürfnissen und anderen Kleinigkeiten kennen.

Der Marokkaner hat

Sodann die halbe Zeit

Sonnenuntergang.

Sonnenaufgang und Mittag,

und Sonnenuntergang

Wenn

zwischen

endlich zwischen

ebenfalls

Zeitpunkte hat

alle diese

er-

Zeiteintheilung vor

als

Sonnenhöhe oder Mittag, und

allem Sonnenaufgang,

Mittag

die halbe Zeit.

Für

man auch bestimmte Namen *).

ich sagte, dass wir die grosse Karavanenatrasse

erreichten, so denke

giebt es

man

dabei ja nicht an eine ge-

oder makadamisirte

pflasterte

Chaussee

,

im ganzen marokkanischen Reiche

dergleichen nicht,

wie

denn auch der Gebrauch des "Wagens noch ganz unbekannt

Eine solche Strasse besteht aus verschie-

ist.

denen mehr oder weniger parallel neben einander herlaufenden Pfaden.

um

ist,

so

Je betretener eine solche Strasse

mehr Pfade gehen neben einander,

oft

zwanzig, ja bis zu fünfzig, die sich in einander schlängeln,

so

dass das Ganze von der

aus gesehen,

wie

ein

Vogel-Perspective

langgezogenes Netz erscheinen

würde. Die Gegend war immer gleich strotzend von Ueppigkeit,

und

die weissen Gipfel

der Rifberge im Osten

trugen nur dazu bei, den Eeiz derselben zu erhöhen.

Wir waren

jetzt

im Monat

Man

April.

fing

schon an

Sonnenaufgang Seroct el Schema gegen 9 Uhr Morgens Dhahn, Mittag aus el nhar, Nachmittags 8 Uhr L'asaer, Untergang der Sonne Hcbut el schems. Diesen Zeiten entsprechen auch *)

die Gebete,

,

doch

ist

das Dhaha-Gebet nicht obligatorisch

15

und da

hie

die

Die Verhältnisse

Gerste zu ernten.

Beziehung in Marokko ganz anders als Der Acker wird gemeiniglich im December, wohl Anfang Januar bestellt, mittelst eines

sind in dieser bei uns.

auch

primitiven Pfluges, wohl ganz derselben Art, wie sich die

Araber vor 2O00 Jahren desselben bedienten.

Ob

die

Berber den Pflug vor der arabischen Invasion

ge-

kannt haben, allen

ist

nicht mit Bestimmtheit zu sagen, von

übrigen Völkern Afrika's kennt nur der Abessini er

den Pflug, und nach Abbessinien lich in

ist

er auch wahrschein-

aus Arabien herübergekommen. Südlich

den

Oasen der Sahara,

Frucht geschieht

kann

man kaum

mittelst

sagen,

vom

in Centraiafrika

Boden nur mit der Hacke bearbeitet der

dass fast das ganze Stroh stehen bleibt, dies soll

zugleich

für

die

nächste Bestellung

Düngungsruittel dienen.

Maul verbunden getrieben

werden,

dem Felde

durch Binder,

ist*)

und

ausgetreten.

die

dann

Ackers

des

man

In Haufen lässt

das Getreide einige Zeit auf

hernach wird das Korn

Atlas,

wird der

Das Schneiden

krummer Messer, Sicheln

so nahe unter der Aelire,

und

als

alsdann

trocknen und

denen das

im Kreise herum-

Eine aus

Lehm

ge-

stampfte Tenne dient in der Kegel einem ganzen Dorfe.

Das Getreide, nicht

schüttet. *]

was man für den nächsten Gebrauch

im Hause behält, wird in grosse Löcher ge-

Höst

Diese (S.

Gruben

129) behauptet

aber nur so aus dreschen sehen.

von

birnförmiger

zwar das

Gegeiltheil, ich

Gestalt habe es

16 mit engem Halse

Oeffhung nach oben, sind mehr

als

man

als

mannstief und unten 4 bis 5 Fuss breit;

sie

immer auf Erhöhungen und im trockenen Erdreich

legt

an, das Getreide soll sich jahrelang darin halten.

Es war an dem Tage ungemein warm; obschon an Gehen gewöhnt, war mir der Marsch mit blossen Füssen in

den dünnen gelben Pantoffeln äusserst beschwerlich;

nach der

Sitte der

Marokkaner hatte ich meine Hosen

eingerichtet, d. h. bis zu

den Knieen abgeschnitten und die

Folge davon war, dass hier die empfindliche Haut von einem Sonnenstich bald blauroth wurde und schmerzhaft brannte.

Glücklicher weise hatte Si-Embark eine

kleine

Rkuä*) bei

stillen

konnten.

d.

i.

ein Zeltdorf,

woraus wir unseren Durst

sich,

Abends erreichten wir einen Duar, in

dem

genächtigt wurde.

Es war

ein Kreis von 17 Zelten; eins, das sich durch grössere

Feinheit des Stoffes auszeichnete, auch geräumiger als die übrigen war, gehörte

dem Mul

el

Duar (Dorfherr),

der zu gleicher Zeit Aeltester der Familie und ihr

Kaid war. Kreise,

Sein Zelt stand mit den übrigen im selben

manchmal lagern

auch abseits vom Duar.

die

Kaids

in der Mitte oder

Nicht bei allen Triben herrscht

überdies die Sitte, die Zelte kreisförmig aufzuschlagen; viele lieben es, in

Einer Front die Zelte zu errichten

oder auch die Behausungen den örtlichen Verhältnissen

der Gegend anzupassen.

Si-Embark

hatte

*) Rkuä, kleiner Schlauch, den man selbst Sch Irnich, den das Vieh zu tragen bekommt.

mir den

trägt;

Girüa,

17

Tag über

ganzen

gute Lehren gegeben, wie ich mich

und ich ersah daraus, dass

zu verhalten hätte,

Allem darauf ankam,

Doch waren manche andere

haben.

die uns lächerlich

unter,

mich

das

Wort

unanständig, dies Wort, zu

Blei,

„rsass",

Wort

dass

man

Wort

entfiel

in

und meinte, es

womit man Menschen

damals,

mir

„chfif",

d.

icli

entgegenstehende Eigenschaft. nie die Frauen

tödte,

fand ich,

für Bleikugel

Gerade

„leicht" sagt.

h.

Blei

Kr

sei

zu sagen habe.

aber später

Marokko allgemein

solle

Fremder

Als er

Kugel anwenden

für

nennen; er sagte mir darauf, wie

Da3

zu

Kleinigkeiten dar-

erscheinen werden.

unterbrach er mich rasch

hörte,

es vor

Munde

fortwährend Gott im

die

das

dem

sagte nur, ich

und jungen Mädchen ansehen und kurz,

er

gab

mir goldene Lohren, machte sich freilich auch

am

fol-

als

nicht mit ihnen sprechen,

genden Tag dafür bezahlt.

Im Duar

logirten wir nicht

im Gitun

el

diaf oder

Fremdenzelt, sondern Si-Embark hatte auch hier seinen speciellen ich

Freund, bei

mit ihm.

dem

Hatte ich

er

Unterkommen fand und

am Abend

vorher

zum

ersten

Male eine einheimische feste Behausung kennen gelernt, so

war

jetzt das

mir erschlossen.

Leben und Weben

einer Zeltfamilie

Ich sah jetzt ein,

welch

nen Vortheil ich aus der

Hätte

man

pränge ins

Maske des Islam ziehen würde.

einen Christen oder auch einen unter Ge-

reisenden

Mohammedaner

geheiligte Innere Rohna.

ungemei-

so

ohne Weiteres

eines Familienzeltes zugelassen? 2

Digilizcd by

Google

18

Auf

Nie.

diese Art,

unscheinbar,

ohne

alle Mittel,

über ganz wie die dortige Bevölkerung selbst lebt auf diese Art reisend,

Vor mir war

lernen.

Jeder gab



genau die

mache

bekannt zu machen.

warum

warum

ich

mich besser der zudring-

gekommen, weshalb ich überund mich sesshaft

erwehren zu können, ausgesagt, ich

dem Augenblick war

aber von

Die

mehr.

mit

wirklichen

keine

Euhe

Krankheiten Behafteten

vollkommen Gesunden, Alles wollte

wie die

sowolü,

um

ich nicht heirathe

etc. etc.,

Arzt;

auf

mich mit Allem, was

Ich hatte,

lichen Fragen,

ich kann sagen,

ja,

sich,

auch geplagt dafür vom Morgen bis

ich

zum Abend. getreten,

man

unbekannt war,

beeiferte

war

Freilich

keine Scheu., keine Zurückhaltung,

wie er war,

sich,

dem Lande

mir neu und

Mittel

hoffen,

und Gebräuche der Eingeborenen kennen zu

Sitten

sei

durfte ich

und Rathschlägc vom ehemaligen

christlichen

Arzt haben. Freilich schöpfte ich auch hieraus manchen

denn ebenso gut wie

Nutzen,

manchmal mehr jeder

Arzte,

wenn

in

Europa der Arzt

erfährt als der Beichtvater, haben in

Beziehung sie

die

Marokkaner Vertrauen zu

dem

nur einmal den geringsten Beweis

seiner Heilkraft erprobt haben.

Das

Zelt,

welches wir für

war dasselbe, worin gebers zubrachte.

Im Allgemeinen

Marokkaner etwas kleiner grosser als die

die

Nacht bewohnten,

die ganze Familie

als die

der Bewohner

unseres Gast-

sind die Zelte der

der Algeriner, aber

von Tripolitanien und

19 Cyrenaika.

Dies

Hand

sauger

den Gebieten,

stehen,

in

des Sultans oder seiner Blut-

welche eine

wenn

noch grössere Zelte

nicht

Man kann

Triben in Algerien.

unab-

Stämme ebenso

hängige Herrschaft haben, besitzen die grosse,

Ma-

indess nur für die Theile in

gilt

rokko, die unter der

mit Recht

der

die

als

von dem

grossen Hause oder grossen Zelte auf den Wohlstand sowie auch

Einzelner,

uns ursprünglich

wie bei

und

ganzer Triben sehliesseu, die

Redensart:

,,er ist

aus

einem grossen Hause", „er macht ein grosses Haus", wicht nur bildlich sondern in Wirklichkeit zu ist,

so auch in

kebira

11

heisst

Marokko „min dar ;

vom

und bedeutet, dass

vom grossen

der, auf

Zelt, mithin Reich-

besitzt.

Man kann wohl

denken, dass das Zelt, welches

wir bewohnten, nicht zu den grossen gehörte; einen Hälfte schliefen

wir

Zelte

den es Bezug hat, wirk-

lich ein grosses Haus oder grosses

thum und Macht

nehmen

kebira", oder „ckeima

grossen HauBe,

Mann und Frau,

in der

in

der

anderen

und noch zwei männliche halberwachsene Kinder. war durch

Die Scheidewand

Möbel Sattel,

gebildet:

ein

Ackergeräth, zwei Flinten, ein grosser Schlauch

mit Wasser, der nur *)

im Zelte üblichen

die

hohe Säcke mit Korn, darauf

ein anderer,

halb voll

Man

giesst

molkene Milch

in

worin gebuttert wird und

zu sein schien*),

Töpfe und leere

mehrere Morgen nach einander die frisch geund spater wird durch einen Ziegenschlaucli

Schütteln die Butter erzeugt.

,

'20

Schüsseln

hölzerne

vervollständigten

trennende

die

Bei Vornehmen pflegt aber aus Zeug eine

Barrikade.

Scheidewand gezogen zu sein. Ein kleines Füllen, welches an unserer Seite angebunden war, bekam mehrere Male Nachts Gesellschaft, Ziegen, des Eigentümers

Besitz

Duars

ins

wobei

sio

Zelt,

um

Schafe,

wahrscheinlich

kamen aus der Mitte des

,

einen kurzen BeBuch zu machen,

ungenirt über uns wegkletterten.

Glücklicher-

Hunde des Zeltes, in das man einmal aufgenommen ist, nicht mehr zu fürchten, es ist, als weise sind die

ob

sie

den Gastfreund ihres Herrn respectiren wollten.

Aber wehe Dem, der ohne

Knittel Nachts einen

Duar

verlassen

oder

einzudringen

versuchen

wollte, er

würde von der ganzen Meute der

stets halb-

in

denselben

Und dennoch

verhungerten Bestien angefallen werden.

kommt

mitunter Diebstahl vor,

man

lockt durch faules

oder frisches Fleisch die hungerigon Thiere

fort,

mit Leichtigkeit kann dann gestohlen werden,

da

und die

Eingeborenen sich Nachts nur auf die Wachsamkeit ihrer

Hunde

verlassen.

Die Heerden,

d. h.

Rinder,

Nacht

Schafe

und Ziegen

werden

stets für

trieben

und Morgens und Abends gemolken.

die

ein Einzelner viele Schafe, so

mit den Köpfen

gebunden,

um

Schaf gemolken Zeit

führen

in

den inneren Kreis ge-

werden

sie in

nach vorn gerichtet,

so ist,

gemolken

wird es freigelassen.

die AVidder

der

Besitzt

zwei Reihen

durcheinander

zu werden.

Sobald ein

Unter der

verschiedenen Heerden

21

furchtbare sie

Kämpfe auf und meistens

lassen die Besitzer

Ein jeder der Kämpfer

gewähren.

zehn Schritt

gellt

ungefähr

und sodann stürzen beide mit

zurück,

gesenktem Kopfe auf einander, dass die Köpfe zu springen drohen.

dem Kopfe nach lich

Sie

zer-

bohren nach jedem Stosse mit

vorwärts, sie fallen auf die Knie, end-

räumt der eine das Feld, während der andere schnuppernd zu seiner Heerde

laut

kanische Schaf

ist

des Schafes sind

vorn gewölbt,

edlung

spiralförmig gebogen,

Wolle lang und ist

der

fein,

Hörner

Kopf

ist

durch Ver-

spanische Merino ent-

das

Für Veredhing der Race der Schafe wird

standen.

natürlich in

wundert

Das marok-

eilt.

nicht das fettschwänz ige. Die

die

Schafes

dieses

Marokko gar

man

lungsweise

sich,

nichts gethan,

im Gegentheil

dass sie bei so ungünstiger Behand-

noch so

ausgezeichnet gedeihen.

Hemsö

schätzt die Zahl der Schafe auf vierzig bis fünfundvierzig

Wo Schafe sind,

Millionen.

zucht

und

ist

verhältnissmässig

weil sie weniger

gleichzeitig

gedeihen

auch Ziegen-

diese

besser,

Wartung bedürfen. Vorzugsweise in den

gebirgigen Theilen Marokko's zieht man dieselben, und von

den Einwohnern werden Die Schläuche gut,

wenn

sie

sie

wegen

zum Wasserbedarf, Eimer,

sind nur dann

aus Ziegen- oder Bockfellen bereitet sind.

Aber auch das gegerbte Leder, das,

ihrer Felle geschätzt.

was heute am bewährtesten

Tafilet wird aus

Safian, Maroquin, oder

ist,

Fessian und das von

Ziegenleder bereitet

;

als Fleisch zieht

der Marokkaner jedochSchaffleisch dem Ziegenfleisch vor.

22

Am

Morgen ehe wir den Duar

verliessen,

gah

man

uns statt der üblichen Morgensuppe, ein Gericht grosser

Bohnen, welche gegessen

noch

Wasser gekocht und mit Butter

in

Wir

wurden.

die Absicht,

hatten

L'xor zu erreichen.

die Stadt

Abends

Wie am Tage

war die Hitze ausserordentlich, und ich

vorher

fing

bald an, mich meiner überflüssigen Kleidungsstücke zu entledigen, auch

mein spanisches Mützchon wurde dem

Bündel beigefügt

und dafür aus meinem Tuch zum

besseren Schutz gegen die Sonne ein Turban gedreht.

Si-Embark war freundlich genug, das Packet, mein

Hab und Gut auf

ganzes

welches

in

sein

Maulthier

zu

nehmen,

zwei an beiden Seiten angebundenen Körben,

„Sclmari" genannt, verschiedene Waaren seines Herrn trug.

wo

So wurde Tleta-Eisane

Dienstags

ein

erreicht, Oertlichkeit,

Markt abgehalten wird; ungefähr

halbwegs zwischen Tanger und L'xor gelegen, zeichnet sonst durch nichts

sich dieser Platz soll

auch

Nähe

in der

ein

Duar zu

Manchmal

aus.

finden sein, zu der

Zeit sahen wir nur eine leere Stätte, die aber auf den ersten Blick

andeutete,

Leben und Treiben Hütten aus Zweigen, viele

dass

zu Zeiten

sein müsste.

dort grosses

Hier standen leere

dort waren Metzgerplätze ,

und

Aasgeier und Raben durchwühlten noch den blut-

durchtränkten Boden, hier sah werkstätte,

dort

todte

man Asche der Schmiede-

Kohlenreste

einer

Garküche,

aber nirgends war ein Mensch zu sehen.

Da Wasser

in

der Nähe war und die Sonne ihren

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23 höchsten Stand

wurde gelagert,

erreicht hatte,

nachdem wir etwas trockenes Brod gegessen sagte Si-Einbark,

der

er wolle einen

Nähe lagernden Duar

und

hatten,

Freund aus einem

abholen,

ich solle

in

ihn er-

warten, gemeinschaftlich wollten wir dann nach L'xor

scheinen, ihn

und

sich

um

Ich wagte nicht,

gehen.

um

nie

nicht

mein Bündelchen zu

misstrauisch

zu

bitten, er entfernte

habe ich ihn wiedergesehen.

Ich wartete und wartete, Si-Embark kam nicht die dem Untergänge zum Aufbruch. Indess

wieder;

aber

beschlich mich, so allein

vor,

ein

ängstliches

jetzt völlig

;iui'

nach Tanger

Ich

beraubt.

zurückzukehren,

schämte mich, nach einer dreitägigen

Gefühl

einsamer Strasse

sämmtlicher Sachen

weiter zu ziehen, hatte

zueilende Sonne mahnte

aber

ich

.Reise dort

und

noch dazu unter solchen Verhältnissen wieder zu scheinen.

Ich

nahm noch

und vorwärts zog gesagt hatte, im zu wollen,

ich

einen tüchtigen

el

hoffte ich noch,

als ich

er-

mir

Sultan in L'xor absteigen ihn dort zu finden;

auch diese Hoffnung erwies sich

Es war Abend,

Da Si-Embark

nach Süden.

Eunduk

Trunk Wasser

aber

als falsch.

L'xor erreichte, mein eigen-

tümlicher Aufzug, halb europäisch halb marokkanisch gekleidet,

erregte

natürlich

das

grösste

Aufsehen.

Hunderte von Menschen umdrängten mich bald, Kinder lärmten, schimpften und schrien, auch marokkanische

Juden kamen hinzu, und das war

ein

Der Pöbelhaufe

nicht

wollte

nämlich

Glück für mich. glauben,

ich

24 sei

Moslim

was

und wenn

,

ich

mir Böses sagten,

sie

dass sie keineswegs

auch nicht Alles verstand,

merkte ich doch

vom Eindringen

ihre Stadt erbaut gewesen wären

so viel,

eines Christen in

als

;

aber die Juden,

welche spanisch verstanden, oder wie die Marokkaner sagen, „el adjmia" reden (adjmia wendet der

Marokkaner

auf jede fremde Sprache an), erklärten, ich sei allerdings

Christ

gewesen,

habe aber die Religion der

Gläubigen angenommen, werwandelte sich das Schimpfen in ein „Gottlob",

und

fügten, ich beabsichtige pilgern,

um

als die

Juden nun noch hinzu-

nach dem „dar demana"*) zu

später in die Dienste des Sultans zu treten,

war Jedermann

zufrieden.

Mittlerweile waren auch ein paar Maghaseni (Heiter

der Regierung, die dienst versehen) griff

zum Theil

den Städten Polizei-

in

hinzugekommen

der eine meine

Hand und

ohne Weiteres

;

bedeutete, mit

kommen.

Ich wollte nicht, der Maghaseni

während:

„tkellem

rufen),

und

el

gar nicht

schien

rief

Kaid" (der Kaid zu

fassen,

er-

ihm zu immer-

Dich

lägst

dass

man

einer solchen Aufforderung überhaupt Widerstand ent-

Die Juden redeten

gegensetzen könne. sie selbst

würden

für

Angekommen im Dar gierungsgebäude

in

zu,

mitzugehen,

mich dolmetschen, ich

keine Furcht haben, der Kaid el

sei

ein guter

solle

Mann.

nur



Maghasen, wie jedes Re-

Marokko genannt

wird, einerlei, ob

Dar demaim, Haus der Zuflucht, wird Uesan von den frommen Gläubigen genannt, *)

Digitized by

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25

man das Palais des Sultans oder die Wohnung gewöhnlichen Kaiil

eines

wurde ich sogleich

damit meint,

Den ganzen Weg über hatte mich immer Maghaseni bei der Hand gehalten, während

vorgelassen. der eine der

andere

hinten drein ging;

erst als

Auch

Kaid waren, wurde ich losgelassen. ich

diese Sitte

in

wir vor

Marokko beobachtet,

Jemand gerufen wurde,

er

dem

später habe

wenn

dass,

immer an der Hand vom

Eufenden herbeigcb rächt wurde.

Der Kaid Kassem empfing mich sehr eine

freundlich,

Tasse Thee erquickte mich ungemein, ich musste

mich setzen und

sodann begann er zu fragen,

woher

komme, nach Vaterland, wes Standes, wohin ich wolle, ob ich verheirathet, etc. etc. Der mich begleiich

tende

Jude

ich jimss

ihm

Kede, nicht

ehemaliger Christ wäre ich

hielt

der Kaid,

widerfahren lassen,

diese Gerechtigkeit

eine eindringliche als

Darauf

explicirte Alles.

ins

Innere

Alles,

zu gehen;

besser gewohnt,

denn Alles sei schlecht in Marokko; er erbot sich sogar, mir ein Pferd

zur Rückreise

nach Tanger zu

stellen

und mich durch einen Maghaseni begleiten zu lassen.

Als er sah, dass ich darauf bestand, gehen zu wollen, glaubte ich zu verstehen,

dem Juden sagte

:

etwas verbrochen,

zurückkehren." ich

nach

3)'

es

wie er zu

„er hat gewiss gemordet oder sonst

und darf zu

den Christen

Nach Beendigung

des

nicht

Verhörs war

unvertraut genug mit den Sitten des Landes, nach

dem „Fundtik

el

Sultan" zu verlangen; denn der Kaid

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hatte

natürlich

es

selbstverständlich

als

dass ich bei ihm wohne. sich

seine

Aber auch

betrachtet,

noch erstreckte

so

Freundlichkeit weiter,

er

einem

befahl

Maghaseni und dem Juden, mich nach dem genannten

Funduk

zu begleiten: ich solle dort auf seine Kosten

wohnen, Nahrungsmittel wolle er schicken. wird er

dem Miethsmann

des

digung nichts gegeben haben,

kaum d.

h.

Funduks

als

„Gasthof zum Kaiser" nicht etwa ist,

Entschä-

was er überdies auch

Name „Funduk

nothig hatte, da der

Sinne zu verstehen

Natürlich

sondern so

viel

Sultan",

el

in

unserem

bedeutet,

Eigenthum des Sultans oder der Regierung. Kegel gehören. die Funduks

Regierung oder irgend

in

einer

als

In der

Marokko entweder der

Djemma (Moschee) an

und werden verpachtet. Die Stadt L'xor (so gesprochen kanischen Aussprache

am

ist

es der

vom rechten

Ufer des Ued-Kus entfernt, nach Ali Bey auf 35° N. B. und

8° 9' 45"

lichen Alluvial ebene.

marok-

nächsten, geschrieben wird

aber Alkassar) liegt ungefähr 10 Minuten

W.

L.

v.

Die Stadt

P. soll

in einer

1 '

10"

freund-

nach Leo von

Almansor*) gegründet sein; da aber Edris derselben unter

dem Namen Kasr-Abd-el-Kerim

wohl Sultan Almansor, wie Renou

erwähnt, so hat

richtig bemerkt,

zur Vergrösserung der Stadt beigetragen. '} sei,

Mal tzan meint, dass hier

welche Stadt freilich, als

die Stadt

am Sebu

sonst stimmen die Entfernungen.

nur

Die BevÖl-

Bauasa der Alten gelegen gelegen angegeben wird,

27 kennig

ist

sehr schwankend,

HenisÖ nimmt nur 5000

Washington 8000, bei meiner zweiten

Einwohner an, Beisc in

Marokko

taxirte ich die Stadt auf 30,000 Seelen,

mich stützend auf die

Anzahl der bewohnten Hauser,

Stadt

noch bedeutender gewesen

den vielen

sondern

Dächer haben.

man

ausserhalb jetzt

mit Ziegeln gedeckte

Marokko vor

daraus, dass der von

am Montage

Leo

abgehalten wird.

Sehr auffallend für

ungeheure Anzahl von

ist die

herbeizieht, nicht nur die

und Tanger

wenn

man

Ausserdem ,

L'xor.

ist die

hat,

Gegend

Entwicklung

in

eine der reichsten

man an Gemüsen nur bauen

Freilich liegt der

noch arg danieder. heit

davon,

Aeusserst

der Binnenstädte Fes

einerseits,

Handels L'xor eine Zukunft vor sich.

Marokko was

um

voll

sie.

der Häfen L'Araisch,

und Uesan andererseits, hat bei besserer des

die Jahreszeit

Häuser sind

den Bäumen erblickt

günstig als Zwischenstapelplatz Arseila

er-

am Montage

Markt auch noch

Storchnestern mit ihren Besitzern,

sogar auf

den Ge-

in

sieb gehen, als

abgehaltene

der Stadt

Besucher der Stadt

alle

die

aus

dass die meisten Hauser

ist,,

spitzo,

Wie wenig Abänderungen

bräuchen beim Volke in sieht

man

wie

sein,

Ruinen und leereu Djemmen schliessen kann.

Eigentümlich für Marokko

sie

Früher muss

mir zu 2600 angegeben wurden,

die

nicht flach sind,

in

von

gedeiht

Marokko

Obschon der Marokkaner Gelegen-

den von Christen

Hafenstädte alle

will,

Gemüsebau

cultivirten

Gemüse kennen zu

lernen,

Gärten der

kann doch

28 von

Gartcncultur

einer eigentlichen

kaum

selbst

Rede

die

der Marokkaner

Wie gut würde

sein.

aber Alles

hier gedeihen; versorgt doch das nahe Algerien unter

ganz

nicht

so

günstigen

klimatischen

Verhältnissen,

wegen geringerer Feuchtigkeit des Bodens und der

im Winter

Luft,

fast

der feinsten Art.

den

Weg

ganz Europa nut frischen Gemüsen

Die uns unentbehrliche Kartoffel hat

in das Innere des

Landes noch nicht finden

können.

Mit Ausnahme der Gärton des Sultans

MikoiK

Maral; sch etc.

1

!-.

man

kennt

in

Fes,

nirgends Spargel,

Artischocken, Blumenkohl und andere feine Gemüse.

Und

seihst

dort werden

keineswegs

sie

halber gezogen; irgend ein Consul brachte

zum Geschenk, man wundert

sich,

zieht

sie

nun

als

dass die Christen solches

Das Gemüse, was aufgezählt.

in

Marokko gebaut

Nutzens

des

sie vielleicht

Blumen und

Zeug

essen.

wird, ist bald

Rothe und gelbe Rüben, Steckrüben, grosse

Bohnen, Eankhohuen, Erbsen, Linsen, Zwiebehi, Knoblauch, silie

Kohl

fiudet

ebenfalls.

man

Was

fast überall, Sellerie

und Peter-

aber gerade bei L'xor besonders

gut gedeiht, sind die Melonen, sowohl die gewöhnlichen wie die Wassermelonen.

Man

sagt, dass die

um

L'xor

wachsenden Trauben schlecht seien wegen des zu feuchten Bodens.

Gegenstand der grössten Neugier, blieb ich durch starken liegen gezwungen vier Tage in der Stadt und lernte

immer mehr mich an

gewöhnen,

„Christ, laufe

die

eigentümlichen Sitten

doch nicht immer auf und

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29

mir

ab," rief

ein alter Kaffeetrinker eines

Ich setzte mich und

ging.

Abends

Verbrechen

„Das

sei.

fragte,

ob das denn ein

nicht," antwortete nur ein

„aber ohne Zweck auf- und abgehen

rer,

und

Thiere

die

zu,

wie ich im Hofe in Gedanken auf und ab

er sah,

als

nur

tliun

nicht anständig*)."

hier

ist

Ande-

„Gott

Deinen Vater," sagte ein Anderer zu mir,

verfluche

„wenn er Dir auch gute Lehren giebt, hat er doch

Recht, Dich Ohrist zu nennen; Gott

kein

Du glaubst

ewig

jetzt

brennen!"

Dank,

an einen einigen Gott und au dessen

Gott vertilge

Liebling,

au,

sei



alle

Christen

und

lasse

sie

„Aber, o Wunder!" fing ein Dritter

„seht den ungläubigen Hund, wie er die Hände

gefaltet

hat (ich hatte mich auf türkisch niedergesetzt

Hände

und in Gedanken die

sündhaften Gebete!"

seine

gefaltet), gewiss betet er

Ich entfaltete rasch meine

Hände, und ein Anderer ermahnte mich nun, nie wieder in der Gesellschaft

von Gläubigen solche gottver-

gessenen Handlungen vorzunehmen.

So unangenehm Tritt

in

ihren

lichsten

davon,

dass

Kind geschulmeistert

doch dadurch rasch

die

kennen.

Essstunde;

am Boden hockend

die Sitten

Am

pein-

abgesehen

aus einer Schüssel

und Jeder mit halb oder gar nicht ge-

Ich Übersetze das

eigentlich

auch war, auf diese Art auf

ein kleines

so lernte ich

kleinsten Einzelheiten

war mir immer

gegessen wird, *)

es

und Schritt wie

m werden,

Wort

„ilrii",

dessen er sich bediente so,

bedeutet es zart, elegant, fein gebildet.

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3o

woschener Hand

ins

Essen

fährt,

haben alle Marokka-

und

ner die sehr unangenehme Angewohnheit, zwischen gleich

nach dem Essen laut aufzustossen.

was so

zeih's Gott," ist das Einzige,

mer

mit seiner

und

ausruft,

ein

unsauberen

„Gott

sei

ein alter

Erleichterung

„Vei-

Schlemzugleich

der Anwesenden

gelobt"

gieht die Billigung derselben zu erkennen.

Als endlich das Wetter sich aulheiterte, setzte ich Begleitung eines Bauern

in

aus

der

Uesan

Tetuan meine Eeise nach

Umgegend von

strotzenden Gärten hatten wir bald den reicht,

setzten

obschon

über und gingen

man den Weg

machen kann,

recht

nächtigton

wir

Wege

der anhaltende Hegen die

grundlos gemacht hatte.

fast

als gefährlich geschildert,

stand, dass wir

Uesan

Durch die

fort.

Ued Kus

auf die Berge

gut

doch in

abermals,

des dortigen Grossscherif

Die Gegend wurde uns

Reiseziel hatten. ist

da

dem Lehmboden

doch schützte uns der

als

erlos;

Einem Tage

in

in

Um-

Der Ruf

der That so gross,

dass Alle, dio zu ilim pilgern, unter einem allgemein

anerkannten Schutz stehen.

Die reizende Gegend, durch die wir zogen, jeder Hügel, jeder Berggipfel, wie in der Romagna mit einem

Dorf oder Städtchen, machte einen grossen Eindruck auf mich. in

Mit grosser Freigebigkeit wurden wir Mittags

einem Orte,

Kaschuka genannt, bewirthet, ange-

staunt von der ganzen Bevölkerung, welche wohl noch nie

einen

Deutschen gesehen

hatte.

In

einem dem

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31

Grossscherif gehörenden Dorfe aus Zelten wurde übernachtet, iind

am

anderen Morgen gegen 9

ten wir die heilige Pilgerstadt

,

das

Uhr

Mekka

erreich-

der Marok-

kaner.

Doch

bevor

ich den

Leser mit Uesan bekannt

mache, werfen wir auf Bodengestalt, Klima und Bevölkerung des ganzen Reiches einen Blick.

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üWeitflfMt nnd

2.

Das am

nordwestlichen

genannt,

ist

el

djoani*)

im Lande

seihst

von allen an das Mittelmeer grenzenden

Ländern Nordafrika's

Es würde zu

(Rfitnti.

Ende von Afrika gelegene

Kaiserreich Marokko, Rharb

eins der

am

günstigsten gelegenen.

nichts führen, wollten wir versuchen, die

Grösse des Landes

Zahlen anzugehen; selbst eine

in

allgemeine Bezeichnung, dass Marokko zwischen den so

und

so vielten Längen-

und Breitengraden

liege, giebt

nur annähernd einen Begriff und wechselt je nachdem wir die bedeutenden Oasen von Gurara, Tuat und Tidikelt, die fast bis

bis

zum 22°

oder nicht.

zum

26° N. B. nach

0. L. von Ferro

Halten wir diese

dem Süden und

reichen, letzte

hinzurechnen

Ausdehnung

fest

und rechnen die grossen Strecken wüsten Terrains, welche zwischen den Oasen und liegen,

hinzu,

so können wir

Der Name Magbreb

dem

atlantischen

Ocean

uns den besten Begriff

absa ist im Lande selbst niebt bekannt und gebräuchlich, wohl aber sagt man Rharb schlechtweg, oder Bled-es-Sidi -Mohammed, oder bled Fes nach der Hauptstadt Das Wort djoani bedeutet nach Wetzstein das „innere" und *)

ei

„eigentliche", also der innere und eigentliche Westen.

33 von der Grösse Marokko's

machen

der Karte ersehen, dass es als

um

,

wenn wir dann aus

ein Drittel grosser

ist,

Frankreich,*) ohne diese Gebiete aber ungefähr mit

Deutschland eine gleiche Grösse hat.

Wenige Länder von Afrika haben im zum Binnenlande

eine

Die Gestadelänge Marokko's trägt 1265, die an der

am Mittelmoere 425 mir eine

trifft,

die

atlantischen

steil

klein sind,

ab

um

sie gross

kleinen

Ocean be60, die

hat.**)

Küsten ihrer Beschaffenheit nach anbe-

so fallen dieselben im Norden nach

meere

sind

am

Meerenge von Gibraltar

Kilometer, während die Landgrenze

Länge von 250 Kilometer

Was

Verhältnias

so grosae Küstenentwickelung.

mit unzähligen Buchten,

dem

genug,

um

den

Mittel-

die aber

einen guten Hafen zu bilden.

zu

Dennoch

Rif- Piraten

mit ihren

Fahrzeugen Versteck und Sicherheit gegen Sturm

und stürmische Witterung zu gewähren. Indess fehlen die guten Ankerplätze auch nicht. Insehi

und an der Küste

Zwischen den Djafarin-

bei Melilla, bei Ceuta,

grosse Schiffe vollkommenen Schutz,

haben

und noch andere

Häfen würden sich mit geringen Mitteln herstellen Blöden und Behra 12,210 Quadrat- Meilen. Renou 5775 Daniel ca. 13,000 Q.-M. Mjriam.-M.M. Beaumier ftOOO M.-M. A Itcy und Xavier Durrieu 24,379 Lieues car. Gruberg de üemsii 219,400 M. italiane. Jardine 50,000 (englische) Q.-M. Donndorf 7425 Q.-M. J. Duval 57,000,000 Hectars und in Berlinga Staatsieitnng von 1778 giebt Tempelmann 6287 Q.-M. für Fes, Tadlet •)

Q

und Marokko an. **)

Nach Renou, der Tuat

etc.

nicht mit in

seine Berech-

nungen gezogen hat Rohlfs.

3

34 lassen, so namentlich die grosse

gegenüber von Malaga,

fast

Mühe

Bucht von Alhucemas,

liesae

sich mit

leichter

zu einem prächtigen Ankerplatz umwandeln.

An

der Strasse

von Gibraltar

einer zu weiten Bucht,

um

nur

liegt

Tanger mit

als sichere

Ehede

1G84 Tanger

freiwillig

den Marokkanern

be-

Hafen

trachtet werden zu können; der einstige kleine

der Stadt Tanger wurde von den Engländern, als

sie

überliessen,

zerstört.

Die ganze nun

Oceans ist

folgende

längs

vollkommen

bis südlich

flach

und

sanft das

des

atlantischen

streichende Küste

südwestlicher Richtung

in

Meer hinabsteigend

von Mogador. Aeusserst gefährlich für die

Schifffahrt, besonders bei nebeliger Witterung, hat

man

durchschnittlich in einer Entfernung von dreissig See-

meilen erst hundert Faden Wasser.

Hohe Sanddünen

hat das Meer an dieser langen Küste ausgeworfen, die einen eigenthümlichen Anblick gewähren, weil sie nach

der Landseite,

oft

kahl,

mit Lentisken

sondern

auch nach der Seeseite zu nicht

wahrscheinlich durch den fünf bis

acht Fuss

kommen den Dünen sie

Wind

bewachsen

Und

sind.

beeinflusst, bilden diese

hohen Lentiskenhüsche ein glatt angepasstes

Ganze,

voll-

als

ob

gleichmässig oberhalb derselben beschnitten wären.

Gute Häfen würden allerdings mit zustellen,

der

Unterhalt

indessen

leichter

Mühe

her-

wegen des immer

vom Meere ausgeworfenen Sandes kostspielig sein. Andererseits haben fast alle Mündungen der grösseren stark

Digitizcd

t>y

Google

35 wohl gut zu Häfen

die

Flüsse,

werden

eingerichtet

könnten, sehr starke Barren.

südlich

Gleich

Nord nach Süd

natürliche

von Mogador, wo die Küste von

bis

Ägadir

Ankerplatz,

haben auch

läuft,

Bei Agadir

Meer abfallend.

schroff ins

sie

der

aber vollkommene

die Seeschiffe

hier

nach dem Süden bewahrt

weiter

ist

offenbar

ist

beste

Sicherheit

Von

nicht. die

hier an

Küste wieder ihren

Dünencharakter, die Berge treten nicht mehr bis un-

den Ocean hinan.

mittelbar an

An spitzen

bedeutenden,

bis

Meer hineinragenden

ans

Vorgebirgen hat man im Mittelmeer das Cap

Tres Forcas

oder Kas

gelegen, hat diese

el

Dcir;

westlich

von Melilla

Landzunge eine Länge von ungefähr

zwanzig Kilometer auf circa sieben Kilometer Breite,

und die nordwestliche hat noch auf den Seekarten den speciellen

Namen Cap

Espartel oder hin,

während

Viego.

Das weltbekannte Cap

Ras

el

die

nordöstliche Landspitze

kebir*) streckt sieb nach

Europa

hei Ceuta,

Cap Almina, unserm Erdtheüe noch näher

liegt.

An

der langen atlantischen Küste des Landes haben wir

nur das Cap Gher, nordwestlich von Agadir, zu verzeiclinen.

Es

kette sich ins

verzeichneten

ist liier

Meer

stürzt.

wo

die Haupt-Atlas-

Alle übrigen auf den Karten

Vorgebirge,

Cantin nördlich

*)

der Punkt,

wie Cap Blanco

vom Gher- Vorgebirge

Auf den Karten auch Raa

,

und Cap

oder Cap

Idjucrdil genannt.

3-

Nun

Büdlich davon,

der Formation

in

spieleil

der Küste

keine Rolle.

Ein gewaltiges Gebirge, der Atlas, durchzieht

Wir würden zu Gebirge Algeriens zum mögen die französischen

Marokko von Südwest nach Nordost. wenn wir

glauben,

irren

die

grossen Atlas rechnen wollten;

Geographen dort immerhin ihre der Küste laufenden Gebirge bezeichnen,

mögen

geriens den

Namen

Länder

parallel

als

grossen und kleinen

die

Franzosen für

Atlas

die Gebirge Al-

Atlas beanspruchen

bereist hat,

— wer

beide

dass Algerien nur

wird finden,

ausgedehnte Hochebenen mit davorhegenden Gebirgsketten besitzt, der

und

grosse

Beziehung

in dieser

Alten, welche den

Atlas

gilt

grossen

ist

nur in Marokko,

auch das Zeugniss der

Atlas beim Cap Gher ent-

springen und beim heutigen Cap Eas

Im

Grossen, kann

hufeisenförmige ist

Eas

die Spitze ei

Gher.

Deir,

man

Gestalt.

Deir enden

sagen, hat der Atlas eine

Geöffnet

nach

des

andern das Vorgebirge

bildet eine Hauptkette, welche durch-

nach dem Nordwesten,

eigentlichen

Nordwesten,

das Vorgebirge

seines einen Schenkels die Spitze

Der Atlas

schnittlich

dem

el

oder umgekehrt.

liessen,

d.

h. also

Marokko zugekehrten

nach der

Seite

durch

breite Terrassen alhnälig ins Tiefland sich hineinzieht.

Nach dem Südosten zu senkrecht und

steil abfallend,

zweigt sich indess auf ungefähr 31° N. B., 12° 0. L.

von Ferro eine bedeutende Kette nach Süd -Südwest

37 ab und

demnach

läuft

fast

mit der Hauptkette des

Der Abzweigungspunkt giebt dem Sus

Atlas parallel.

Etwas weiter von diesem Punkte haben wir

Ursprang.

überhaupt den eigentlichen Knotenpunkt des grossen

den

Atlas,

„St. Gotthard"

den Schweizeralpen

üebirgspunkt

,

ist

dieses Gebirges.

Wie

bei

aber auch hier nicht der höchste

dieser scheint im Südwesten zu liegen,

etwa südlich von der Stadt Marokko.

Wa-

Südlich von dieser Stadt haben wir den von

shington gemessenen Djebcl Miltsin mit 11,700 Fuss.*)

Höst berichtet von diesem Berge innerhalb

eines

Breite die Grenze

Es

dies

ist

erwarten ist

also

dass

nur Einmal

obschon Humboldt für diese

sei,

des ewigen Schnees höher angiebt.

man gerade

hier

Schneegrenze höher zu finden.

Es

so auffallender, als die

wohl anzunehmen, dass Washington' s Rechnung

nicht ganz einer

um

sollte,

,

Zeitraumes von zwanzig Jahren sein

Schnee geschmolzen

richtig

Höhe von

gelegen, hat nie

gewesen

Der Etna

z.

B. bei

10,849 Fuss und fast 7° nördlicher

Schnee im Sommer

Felsspalten liegen bleibt,

Theil künstlich von den getragen,

ist.

ist

(das,

kaum zu

Bewohnern

um im Sommer

was

reclinen

Catania's

in einigen

und zum

zusammen-

benutzt zu werden).

Nach

den Aussagen der Bewohner dortiger Gegend verlieren die

höchsten Atlaspunkte

den Schnee

nie.

Bei der

Uebersteigung des grossen Atlas, die ich selbst später

*)

3175 Meter.

38

und

zwischen Fes

Tafilet,

vom

und etwas westlich

Knotenpunkt des Gebirges ausführte, erlaubte mir mein mangelhaftes Aneroid nicht, auch nur annähernd richtige

Messungen zu machen.

Zu

man

der Zeit verstand

bloss

Aneroide zu constniiren, mit denen man höchstens bis

1000 Meter messen konnte; das meine zeigte nicht

Wenn

einmal so hoch.

ich aber bedenke, dass dasselbe

schon auf dem ersten Absatz, auf der Terrasse südlich

von Fes und Mikenes, gehörend,

zum Gebiete der Beni-Mtir

den Dienst versagte, dass ich dann aber,

mehrere Tage nach einander immer steigend,

ver-

schiedene Terrassen und Plateaux zu überwinden hatte, dass die höchste Passhöhe

so glaube ich,

Strecke, „Tamarakuit" genannt, sein

dürfte.

und nach

kaum

Aber wie hoch thürmten

allen Seiten bin die

Atlas Belbst auf!

auf dieser

unter 9000

Fuss

daneben

sich

schneeigen Spitzen des

Späteren Zeiten und späteren For-

schern muss dies zu erforschen vorbehalten bleiben.

Von diesem Knotenpunkt aus werden noch einzelne Ketten nach dem Osten und Süden gesandt, im Ganzen hört aber der Charakter

tungen auf:

das Gebirge

als

Kette nach diesen Eich-

erweist

sich

mehr

als

ein

Gewirr von einzelnen schroffen Felsen und zerklüfteten Bergen. sie

Aber

die Hauptkette des Atlas ist erhalten,

geht mittelst der Djebelaya (Gebirgsland) und

Djebel Garet direct nach Norden,

ßas

el

mit

dem

dem C'ap

am Mittelmeer zu enden. Vorher jedoch, dem 14° O. L. von Ferro und 34° 40' N. B.

Deir

etwa auf

um

entsendet diese Hauptkette eine» Zweig gegen Nord-

westen; es

das Rifgebirge, welches an der Strasse

ist

von Gibraltar

sein

Ende

Ausserdem schickt

erreicht.

der grosse Atlas zahlreiche kleinere Zweige

in

das von

ihm umschlossene Dreieck zwischen Ras el Deir und Bas Gker. So sind die Gebirge bei Uesan, die Berge nördlich

von Mikenes nur Ausläufer des nördlichen

Kiesengebirges

welches

,

Zweig des Atlas el

ist,

weiter

selbst

nichts

als ein

während das sogenannt« Djebel

Hadid ein directer Zweig des grossen Atlas

obschon Leo sagt:*) nannt,

gehört nicht

„Der Berg Gebel

zum

el

denn er fängt gegen

Atlas;

Norden am Gestade des Oceans an und dehnt nach Süden

am

sich

Von den Höhenvom Meere aus gemesbis zur Höhe von

Flusse Tensift aus."

des Rif-Gebirges sind nur die

senen Punkte bekannt, circa

ist,

Hadid ge-

7000 Fuss**)

deren es

giebt;

weiter

nach dem Süden

dürften in dieser Kette Berge von noch bedeutenderer

Höhe in

sein

und

diese mindestens

dem Pjurdjura-Gebirge

Algerien gleichkommen.

Haben wir somit durch Zeichnung der Hauptlinien der Gebirge von

uns nur übrig

Marokko zu sagen,

ein Bild

dass

nördlichen Kante des Atlas bis

gewonnen, so bleibt

alles Land

zum

*)

von

atlantischen

und Mittelmeer vollkommen culturfähig

ist.

der

Ocean

Der Aus-

Leo, TJebersetzung von Lorsmann.

**) Sticlers

Atlas und Petermanna Mittheilungcu, 1865, Taf.

6.

40 druck „Tel" für culturfähiges Land

nicht bekannt.

nur in Algerien,

schaffenheit bedingt.

Marokko,

d.

ist

Der

durch die BodenbeStrich nördlich in

einzige

auf der Abdachung nach

h.

nieere zu, der nicht die Fruchtbarkeit des

culturfahigen Landes besitzt,

südlich

Boden

dieser

los,

ist

dem

hier wüstenhaft, steril

ebensowenig,

wie

es

die

und vegetations-

Hochebenen Algeriens

der feuchte Niederschlag reichlich

Wenn

unglücklichen Versuch

durchzureisen

nur

und zur rechten in

Acker

So im Angad auch, eine Landschaft, die

umgewandelt.

dem

ist

sehen wir überall den Boden

Zeit erfolgt,

mitt-

Aber keineswegs

Muluya durchzogen.

südlich von Sebda, Saida oder Tiaret sind.

seit

Mittel-

vollkommen

das sogenannte Angad,

vom Gebirge der Beni-Snassen und vom

leren Laufe der ist

Marokko

in

Solche Gegenden und Unterschiede

davon, existiren

,

als

Ah

Bey's el Abassi,

vollkommene Wüste verrufen, aber

nichts weniger als vegetations-

und wasserlos

Sie

ist.

wird durchflössen von einem der mächtigsten Ströme Marokko's,

ist

das nicht schon bezeichnend genug?

Marokko, auf diese Art ausgezeichnet,

ist

das

Land

von Nordafrika, welches den breitesten Gürtel von culturfähigem Lande hat, und dies nicht nur nördlich

vom

grossen Atlas, sondern auch das lang gezogene Dreieck südlich

von demselben, durch diesen und

Südsüdwest gesandten Zweige eingeschlossen Sus-Thal

Wie

ist

zum Anbau

Algerien

seine :

nach

das ganze

geeignet.

und Tunis,

so

hat auch Marokko

41

Wir

seine Vor wüste.

verstehen für

Marokko unterdiesem

Namen den Kaum, der sich hin erstreckt vom atlantischen Ocean

bis

zur Grenze von Algerien einerseits,

vom

Südabhange des Atlas bis zu den Breiten, welche durch die

Südpuukte der grossen Oasen gehen, andererseits.

Wir schliessen jedoch Tuat von dieser Yorwüste aus, beanspruchen diese Oase im Gegentheil für die grosse

Auch

Wüste. in

diese Vorwüste, oder, wie die Franzosen

Algerien das entsprechende Terrain benennen, „petit

desert", zeitigem ans

keineswegs ohne Cultur und nach recht-

ist

Regen

sieht

dem Boden

jede Cultur für

man auch hier manchmal Getreide wo vordem der Wanderer

sprossen,

vollkommen unmöglich gehalten haben

würde.

Wie der ganze Norden von die

wie wir es in

den übrigen

Ländern

Marokko's

einen Lauf,

finden

liältnissmässig lang,

,

um

das Mittelmeer

so zeigen auch die Flüsse

der nicht abweichend

dem der anderen Länder,

eine

Afrika, d. h. besonders

Berberstaaten in Bodenformution dasselbe Gepräge

zeigt,

grnppirten

d. h. sie

starke Verästelung nach der Quelle zu.

hat,

von

Jene lang-

gezogenen Wasserläufe, ohne Nebenflüsse, wie übrige weite

ist

sind nicht unver-

haben zahlreiche Krümmungen und

sie

der

Norden von Afrika so häutig aufzuweisen

und deren Bilder wir

am

besten im LVaa, Irbarhar

und Nil wiedergegeben sehen, giebt es im eigentlichen

Marokko nicht. Einer der

bedeutendsten Ströme von Nordafrika

42 natürlich

(Nil

ausgenommen) unter denen,

Mittelmeer tributär sind,

ist

dem

die

Ungefähr

die Muluya.

beim östlichen siebenten Längengrad von Ferro auf der Ostseite des grossen Atlas entspringend, die

Muluya ausser

vielen Nebenflüssen

vom Süden, dem Ued-Scharef,

zustrom

Haupt-

ein Gewässer,

Dicht bei der

wie die Muluya selbst.

fast so mächtig,

bekommt

ilircn

algerischen Grenze, etwa 10 Kilometer westlich davon,

und etwa 1 0 Kilometer

östlich

von Cap del Agua, welches

gerade südlich von den spanischen Inseln Djafarin ergiesst sich die dieses

Muluya

ins

Stromes auch nur annähernd in Zahlen ausdrücken

zu wollen,

wie

HemsÖ

noch von Niemandem wurde,

ein

das gethan hat,

die Quelle

ist

des Flusses erforscht

ein

Gebiet

gleiches

Wir

Muluya etwas

geringer als die des Chelif zu sein scheint,

Muluya ungefähr

wo

jetzt,

vollkommen überflüssiger Versuch.

wollen nur erwähnen, dass die Länge der

die

liegt,

Die Länge

Mittelmeer.

und

dass

beherrscht

wie der spanische Fluss Guadalquivir.

Auf

der occanischen Seite haben wir,

anfangend, den

Ued Kus*) oder

el

Kus.

der die fruchtbarsten Ebenen in zahllosen durchzieht, woher

Meer,

Ued

.

*}

Jackson

sein

Name, geht

bei

empfängt aber dicht vor seiner

el

von Norden

Dieser Fluss,

Krümmungen L'Araisch

ins

Mündung den

Maghasen, bekannt durch die Drei - Königs-

Bei Eenoa Loukous, bei Höst Lnccos, Stieler Aulcoa, e!

koss and Lnccos, Maltznn AuIcdb.

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43 beide Flüsse

Schlacht;

kommen vom

Bif-Gebirge und

dessen Ausläufern.

Weiter der Küste folgend, kommen wir sodann

den bedeutenden Ued Ssebü.

auf

anderthalb Grad

Atlas

vom

aber

Mit zwei Armen

Namens, von denen der

gleichen

vom

südlich von Fes,

grossen

der andere

von Tesa entspringt,

grossen Atlas östlich

haben diese Arme,

eine

welche sich ungefähr eine Stunde

nördlich von Fes vereinigen, verschiedene Nebenflüsse, beide ändern auch häufig den

Namen, um den

Von

später wieder aufzunehmen.

vielleicht

seinem rechten Ufer den bedeutenden Uargha

vom Südosten her auf seinem

Gebirge und

Der Ssebü, welcher

den Bet.

Meer der

alten

Osten her

sodann nach seiner Conjunction der Ssebü auf

erhält

ergiesst,

würde

Uargha mit ihm

können.

sich hei

leicht bis zu

ist

Rii-

Mamora*)

dem Punkte, wo

ins

sich

gemacht werden

vereint, schiftbar

Die Länge seines Laufes

vom

linken Ufer

ebenso bedeutend,

der Muluya.

als die

Der von den vorderen Terrassen

des grossen Atlas

kommende, aber unbedeutende Fluss Bu Rhaba**), nordwestlicher Richtung Messend,

ist

in

mir erwähnens-

*) Auf den meisten Karlen so verzeichnet, Ort, der von den Marokkanern Mchdia genannt wird.

**) falsch

Der sein;

Waldes,

Name Buragrag dürfte Marokkaner nennen ihn Bu Bhalja, Vater des Bu-Egag oder Egig würde heiesen der Bu-Ehaba „Vater des Gehühea".

auf den Karten verzeichnete die

d. h.

waldreich.

„Vater der Enge",

44 werth, weil an seiner

Kbat und Sla

Mündung

bedeutenden Städte

die

liegen.

Der Fluss Um-el-Rbea (Mutter der Kräuter, oder der Kräuterreiehe)

Geäste aus

dem

nüt einem mächtigen

entspringt

grossen Atlas,

richtung nach nach Nordwest,

bedeutenden Stadt,

fliesst

um

bei

Haupt-

seiner

Asamor, einer

Renou

den Occan zu erreichen.

nennt ihn den bedeutendsten Fluss vom Norden Afrika's (natürlich der Nil

immer ausgenommen) und

stellt

dieser

Strom

ist leicht

machen.

schiffbar zu

Merkwürdigerweise hat der grosso Tensift, ebenfalls mit vielen Nebenflüssen springt, an seiner

gador

liegt,

Mündung,

dem

aus

Atlas

die zwischen Asfi

keine Besiedelung.

ihn

Auch

auf gleiche Stufe mit der Garonne und Seine,

Gerade weil

der ent-

und Moer vorher

der von jeher bedeutenden Stadt Marokko Wasser zuführt, sollte

Stadt zu

mau

denken, an seiner

finden.

kann der Fluss

Obgleich

Mündung auch

eine

von bedeutender Breite,

bei Ebbezeit an

Mündung durch-

der

watet werden.

Mit Ausnahme der Muluya entspringen

Ströme

am Xordwe stabhange

des Atlas

;

alle diese

übersteigt

man

sodann die Ausläufer dieses Gebirges und das Gerippe, welches

Mündung

im

Cap Ghcr endet,

so

erreicht

des Sus, ungefähr 30° 20' N. B.

man

die

Der Sus

hat fast vollkommen östliche Herkunft und entspringt in

dem Winkel, den der

grosse Atlas und der von ihm

nach Westsüdwest entsandte Zweig bilden.

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45 Weiter nach dem Süden zu kommt sodann, auf den meisten Karten verzeichnet, der

Ued Nun.

Ued Nun bedeutet aber weiter nichts

Der Name eine

jiIs

Land-

oder Provinz, wie wir aus den neuesten For-

schaft

schungen von Gatel ersehen können. Der dort existirende

Ued Asaka, und es ist dies der Fluss, Nun-Mündung auf den Petermann 's eben Karten

Strom

iieisst

dessen als

Aksabi verzeichnet

steht,

Wir haben sodann

was dasselbe

eines

ist.

echten Wüstenstromes

Mündung, die des Draa*) zu verzeichnen. Mit kleinem Geüste aus

dem

grossen Atlas entspringend, ungefähr

13°

0. L.

unter

dem

direct

und olme uennenswerthe Nebenflüsse zu erhalten

von Ferro geht dieser Strom

zum 29° N. L. nach Süden,

bis

Richtung

westliche zu fallen. länger,

als

ein,

um

sehlägt dann aber

unter 28° 10' in den Ocean

Dieser lange Lauf, ein Sechstel mindestens der des Rheins von der Quelle bis zur

Mündung, hat beständig Wasser, auch im Hochsommer bis

zu

dem Punkte, wo der Strom von der Südrichtung

westliche Eichtung einschlägt.

eiue

Draa fortschwemmt,

ist in

Die Wassernienge, den oberen Theilen

die

der

des

nordsüdlichen Stückes dennoch nicht bedeutender,

als

etwa diejenige der Spree bei Berlin;

sie

wird dann

*) Wir erwähnen der Ssegiat et Hamra, weil sie auf den Karlea als Fluss verzeichnet ist, als in die Mündung Draa einfliessetid. Der Name Ssegiat hat aber immer etwas

meisten des

Künstliches in sich und Gatel auf seiner Karte verzeichnet sie nicht

46

am

Ende des von Nord nach Süd

südlichen

Theiles,

ist,

Wasser durch

viel

man

so gering, dass

dem

auf

Irrigiren verbraucht

diesen grossen Strom, wie er

sich zur Herbstzeit, kurz vor

periode

fliessenden

nachdem der Strom sogar mehrere Male ver-

schwindet und

Atlas

dem

Eintritt der

priisentirt

,

Eegen-

hinsichtlich

der

Wasserannuth kaum einen Bach nennen kann. Dass überhaupt noch so

viel

Wasser

bug Jahr aus Jahr ein herabkömmt, beisse

Wind

bis

zum Um-

nachdem der

Sommer

der Sahara im Frühjahr und im

mit Macht daran gezehrt hat, nachdem Tausende von

Feldern und Gärten, die sich längs der Ufer hinziehen,

Tag und Nacht vom Wasser

des

Draa

berieselt werden,

das eben spricht für die Möglichkeit der Sclineelage des Atlas, aus welchem der Fluss gespeist wird.

Ob

aber ein stets Süsswasser haltender See, der

Debaya, auf seinem weiteren Laufe nach dem Westen zu

vom Draa

zweifeln sein.

durchflössen wird, möchte sehr zu beAllerdings sendet gleich nach der Regen-

dem

Atlas

zum Ocean,

aber

zeit

auf

der Draa in

seine

Wasser

dem

Orte,

Bewohner, ein

wo der See

bis

Nicht weit

sein sollte, sagten

ein solcher existire nicht.

salziger

fort

der trockenen Jahreszeit trocknet

der ganze untere Theil des Flusses aus.

von

mir die

Ein Sebcha,

Sumpf, wie ihn Petermann

auf

d. h.

seinen

neuesten Karten verzeichnet hat, könnte indess wohl

vorhanden

sein.

Renou

spricht sogar

dem Debaya

dreimalige Grösse des Genfer Sees zu.

eine

47 Als ebenfalls

vom Südostab hange

mend und nach der Sahara den Sis zu nennen;

und nur

Nebenflüsse,

des Atlas kom-

haben wir dann

abfliessend,

ein echter Wüstenfluss

ohne

alle

ersten zwei Dritteln

seinen

in

oberirdisch verlaufend, tränkt er unterirdisch noch die

ganze grosse Oase Tafilet,

sumpf

Daya

Dama

el

um

südlich davon den Salz-

zu bilden, der nach starken Regen-

Von Nordwesten

ergüssen zu einem See sich gestaltet.

Daya

her hat der

el

Daura noch Zuflüsse durch den

Ued-Chriss.

Einen ebenso langen

wenn nicht noch längeren

,

Lauf hat der Fluss, der die Oase von Tuat

speist,

verschiedenen Zweigen, von denen einige unter 33° N. E. entspringen, zusammengesetzt.

den Fluss fast

bis-

Taurhirt schon

zum 2G n N.

sein

südlichstes

B.

,

aus

dem

Ich verfolgte

ohne dass ich bei

Ende

erreicht

hätte.

man l'ued Tuat nennen könnte, setzt dem Ued Gher, Ued Knetsa und einigen

Dieser Fluss, den sich

aus

minder bedeutenden zusammen, erhält nach der Vereinigung den eigentliche

Namen Ued

Tuat

betritt,

Ssaura, und sobald er das

den Namen Ued Mssaud.

Von

Osten soll er südlich von Tuat durch den Fluss Acaraba verstärkt werden. springen aus

Da

er schon bei seinem Ent-

dem Gher und Knetsa gar

Wasser hält, so

ist es

nicht oberirdisch

nicht wahrscheinlich,

dass er

dem Draa oder dem Ocean zugeht, wie Duveyrier meint, ebensowenig aber glaube ich, dass die von mir früher mitgetheilte

Nachricht der Eingeborenen, der Mssaud

48 ergösse sich nach sehr starken Anschwellungen bis

zum

Niger, auf Wahrheit beruht.

Da

wir den oben angeführten Debaya

vorläufig

ßenou

nicht als See anzuerkennen brauchen, ja

nicht einmal

mit Bestimmtheit behaupten können, ob

trotz

ein Salzsumpf dort

ist,

haben wir eigentlich gar

so

Marokko zu verzeichnen,

keine nennenswerthen Seen in

denn der von Leo erwähnte See unterhalb der ..grünen

dem See von Bolsena

Berge", den er mit

von

Rom

B e au mier' sehen

denn der kleine auf der zeichnete Salzsee sein,

Zyma

Nähe

in der

möchte

vergleicht, ist nirgends zu finden, es

Karte ver-

genannt, der ungefähr so

gross wie der See von Bolsena zu sein scheint. einzige

von mir entdeckte kleine Süsswassersee

Sidi Ali

Mohammed

und

Stunde

,

Der

Daya

genannt, ungefähr 3 Stunden lang

breit,

liegt

auf der

Höhe

des grossen

Atlas zwischen Fes und Tafilet.

Erwähnens werth ausser dem Daya lich

von

Tafilet ist

el

Daura, süd-

nur noch der grosse Salzsumpf von

Gurara im Norden von Tuat, ungefähr zehn deutsche Meilen lang und an seiner dicksten Stelle fünf deutsche Meilen breit

,

endlich

der Sign Sebcha (Saksumpf),

ungefähr zehn Meilen südwestlich von Schott gelegen, dessen südwestliche Hälfte nach

von 1844 zu Marokko, die

östliche

el

Eharbi

dem Frieden

dagegen zu Algerien

gerechnet wird.

Ohne Widerrede befürchten

zu müssen, kann

man

behaupten, dass Marokko von allen Staaten Nordafrika's

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49

Klima

das gesundeste

Der Grund davon

besitzt.

ist

zum Theil in der bedeutenden Erhebung des Landes zu

suchen, in den erfrischenden

und vom Ocean,

meere

Niederungen*), wie

man

in der sie in

Winden vom

Mittel-

Abwesenheit sumpfiger

Algerien so häufig beim

Anfange der Besiedelung durch die Franzosen antraf; dann in den reichen

Waldungen der Stufen des

welche die Hitze mildern

Wasser constant erhalten

das Leit sie

Atlas,

und zugleich den Flüssen

dem Schnee der

Verbindung mit

;

in

im Sommer

Gipfel

endlich in der Abwesen-

jener Schotts oder flachen Seen und Sümpfe, wie

Algerien und Tunis von

Westen nach Osten durch-

ziehen.

Im Allgemeinen kann man

sagen,

dass in ganz

Harokko ein mildes warmes Klima herrscht; denn wenn auch die Tekua-

und Nun-Gegenden mit Rhadam.es und

den südlichsten

Oasen Algeriens, was Breite

anbetrifft,

correspondiren, so wirken die constanten Seewinde doch so lindernd, als

der

in

dass die Temperatur bedeutend küliler

diesen Strichen.

Atlasberge,

die

von 3475 Meter, sprechen, oder

wie

Und wenu auch der

Hilstiii

ist

die Spitzen

mit einer

Höhe

der Alpenhöhe von 2300 Meter ent-

auch dem Meeresniveau von Korderney,

wenn diese Berge des Atlas eine mittlere Jahres- Temperatur

von nur 0° haben, so würden wir nicht

fehl

Summe

der

zu greifen

*)

glauben,

wenn wir sagen,

Die wenigen Sümpfe bei L'Araiscn

Ganzen nicht in Betracht

die

kommen zum

grossen

50

wurde 18° E. be-

mittleren Temperaturen Marokko's tragen.

Der Atlas

natürliche Scheide

bildet die

Während

Temperatur Verhältnissen.

Februar anhalten,

der Kegenfaü südlich

ist

in

den

am

Atlas

bis

Ende

vom

Atlas

nördlich

Eegenmonate im October beginnen und

die

nur im Januar und der ersten Hälfte des Februar und erstreckt sich landeinwärts etwa bis

zum

10.

Längen-

grad östlich von Ferro, so dass die Draa-Provinzen

-in

ihrem südlichen Theile nicht davon berührt werden. In der Oase Tafilet

und

Tusit regnet

in

Mal.

ist

Regenfall schon äusserst selten,

es

höchstens

Eine Regenlinie wäre

also

alle

20 Jahre ein

südlich

vom

Atlas

etwa so zu ziehen: vom 10° 0. L. von Ferro und 29° N. B.

Linie mit

in schräger nordöstlicher

parallel zu ist in

den Figig-Oasen.

Der

dem Atlas

feuchte Niederschlag

vom Atlas gelegenen Theilen selir ebenso auf dem Atlas selbst, südlich davon

den nördlich

bedeutend,

nur massig. In der Zeit von October bis Februar fast

nur Nordwestwinde und

am

wo an einem Tage Winde mit einander kämpfen.

Februar,

herrschen

wechselvollsten

sechs

bis

Im März

ist

sieben sind

der

Mal

Nord-

winde vorherrschend und dann von diesem Monat an bis

Ende September

Ost,

den Küsten des Oceans 9

Südostwinde und Süd. in

An

den Sommermonaten von

Uhr Morgens an ein stark kühlender Seewind wo der Südost wieder die Oberhand

Nachmittags,

bis

ge-

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51

winnt; indesa ist dieser Wind so kühlend, dass

Recht hat zu sagen: gelegen,

Klimate von Europa."

mässigten

Die Südost- und

führen oft Heuschrecken schwärme mit sich,

Südwinde so in

den Jahren 1778 und 1780.

Atlas ein zu sein,

Lempiere

„Mogador, obschon sehr südlich

hat eine ebenso kühle Temperatur als die ge-

wirksamer

da

Damm

Indess scheint der

gegen diese Eindringlinge

im Norden des Gebirges nur vereinzelt

sie

beobachtet werden.

Bestimmte Beobachtungen für

mittlere

die

peratur einzelner Orte liegen nur wenige vor.

Tem-

Tanger

nach Renou eine mittlere Temperatur von 18°

hat

was aber

vielleicht 2°

zu

sein

dürfte.

Für Fes kann man bei einer Erhebung von 4

—500*)

(Celsius),

+

Meter circa

16—17°

(Celsius) rechnen.

250 Meter hoch

liegt,

peratur von 18° (Celsius)

viel

Uesan, welches

dürfte eine mittlere

haben.

Tem-

In der Stadt

rokko kann die mittlere Temperatur höchstens (Celsius) sein,

mindestens

wo

da

-|-

die Datteln nicht reifen, diese

22° Durchschnitts wärme.

die Datteln schlecht reifen, dürften vielleicht

Durch Schnitts wärme

sein.

Hemsö

Ma20°

brauchen

In Tarudant,

+ 21°

führt noch an, dass

im Winter weder in einem Hafen noch in irgend einer Stadt je das tl'esan

und

die

-f-

4° K.

Leute sagten mir,

es

sinkt.

käme

In

dies

Nach ltenou; da aber Fee .wohl niedriger liegt, wird auch Temperatur woht um einige Grade hoher sein. *)

die

Thermometer unter

beobachtete ich eines Tages im December leichten

Schneefall,

52

alljährlich vor, aher der Schnee

Aua

Gatel's Beobachtungen ist

mometer

in

in

13° (Celsius) gewesen, „es

stieg nicht

bleibt nie liegen.

um

und Februar 1865 durchschnittlich -\-

Tekna das Ther-

dem White rmonaten December

höher

kam

als -f- 18° (Celsius)".

Temperatur von

19°

-(-

Januar

Morgens 6°

und

In den Monaten

September und October beobachtete ich mittlere

1864,

7 Ulir

nie unter

in

Tuat eine

vor Sonnenaufgang.

Diese Oase des Kaiserreichs Marokko würde also ungefähr dieselbe Durchschnitts -Temperatur wie Fesan haben.

Kleiden wir noch einmal

als

Ergebniss das marok-

kanische Klima in Worte, so möchten wir das anführen,

was Hemsö sagt: „II clima di piü salubri e di piü

globo terrestre."

di tutta

belli di tutta

questa regione ö la superficie del

Jäepöfßeriing.

3.

liir ein Land, in dem nie statistische Untersuchungen angestellt

worden

auch nur annähernd richtig die

sind,

Zahl der Einwohner angeben zu wollen,

ist

äusserst

schwer, und wenn für ganz Afrika in dieser Beziehung die abweichendsten für

Während

Marokko.

grosse Zahl von

KlÖden

in

Angaben herrschen,

so noch speciell

B. Jackson die übertrieben

z.

14,886,600 Einwohnern angiebt, hat

seiner neuesten Geographie nur 2,750,000,

während Daniel 3—5,000,000 annimmt.

Durch Vergleich kann man am

ersten auf an-

nähernde Wahrheit kommen, und den besten Vergleich

können wir machen mit Algerien,

wo

bei ähnlicher

Bodenbeschaffenheit und bei fast gleichen klimatischen Verhältnissen eine ungefähr gleiche

Bevölkerung besteht,

noch

ein

Mal

so

gross

grosse Oasen (Draa, Büdlich

vom

Atlas

sich

die

2,921,246 Seelen belauft.

Da als

Tafilet

grosse

Dichtigkeit der

(im Jahre

1867) auf

nun Marokko mindestens Algerien

und Tuat)

ist,

ausserdem

besitzt, endlich

und furchtbare Provinzen

(Sus und Nun) längs des atlantischen Oceans hat, so

54 glauben wir nicht zu übertreiben, wenn wir die Be-

Marokko

von

völkerung

auf

6,500,000

Einwohner

schätzen.

Wir können nehmen,

dass,

jetzt mit ziemlicher

noch ehe

Bestimmtheit an-

die Phönizier

nach Nordafrika

kamen, noch bevor die Libyer oder Numider Nordafrika bevölkerten, ein anderes Volk dort hauste.

Desor

u.

Berbrügger,

A. haben die Existenz von Dolmen in Algerien

nachgewiesen,

man

findet dolmenartige

Grabmäler in

Fesan, und dolmenartige Hügel konnte ich wenigstens in

Einer Gegend Marokko's constatiren, an einem Berg-

abhange

östlich

von der Stadt

von Uesan.

entfernt,

Ungefähr zwei Stunden

führte uns in Begleitung

Grossscherifs eines Tages eine Jagd dorthin.

war

es hei der dortigen

und

sollten sie selbst

kommen stellen,

unmöglich,

des

Leider

Furcht, Gräber zu verletzen,

von Ungläubigen herrühren, volleine

nähere Untersuchung anzu-

oder gar die Grabbügel zu öffnen.

Ob nun

Dolmen auf Kelten, Tamhu oder andere Urein-

diese

wohner zurückzuführen sind, müssen spätere Zeiten entscheiden; auch

wo frei

es

dem

Marokko wird den Zeitpunkt

erleben,

europäischen Forscher gestattet sein wird,

und ungehindert

seine Studien dort anzustellen.

Die Punier legten zahlreiche Colonialstädte dort an;

Hanno

selbst

gründete

bei

Hafenplätze, von denen uns die

Aus den

Namen

Schriften von Ptolemäus

wir ziemlich genau,

wo

Umschiffung

seiner

und

erhalten sind.

Plinius ersehen

die einheimischen

Stämme



igifeed by

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55

Numidae

Mauri, Maurenses,

verschiedene

Von

haben.

Benennung

die Sirangen,

Autolalen,



alles

für dasselbe

nur eine

dies ist



Volk

ihr Gebiet

diesen sind als die hauptsächlichsten die

hervorzuheben;

die Mausoler

und Mandorer

wie die weiter im Innern

alle diese,

wohnenden Gsietuler sind das im Norden von Afrika einheimische Berbervolk*).

Römische, vandalische und

Berührung mit diesem Volke fand

gothische

statt,

hat

aber auf

den eigentlichen Bewohner Nordafrika's wenig

Einfluss

gehabt,

da

die

Vermischung jener mit den

Xumidern nur ausnahmsweise vor sich

ging.

Wichtiger für Nordafrika's Bevölkerung auch für

mithin

,

Marokko wurde der Einbruch der Araber.

Wir haben eine zweifache Invasion, die

kommend,

von Osten

eine

direct

die andere weit später vor sich

gehend: die Zurückvertreibung der Araber aus Spanien, denn

wenn auch nach Spanien gemeinsam Araber und

Berber

unter Mussa und Tarik

gezogen waren,

kamen nur Araber von dort zurück.

Es

wohl

gemeint

von selbst,

dass damit

nicht

sache erklärt sich so, dass beide Völker dort

Lande in

ist,

die

Die That-

im fremden

Spanien waren

sie

Mohammedaner, und

die

einander aufgingen,

Angesichts der Christen nur

so

versteht sich

Berber seien in Spanien zurückgeblieben.

in

Gemeinsamkeit der Sitten, und namentlich der Eeligion führte dort rasch die

Sprache.

Berber zur Annahme der arabischen

Der Spanier kannte denn auch nur

*) Siehe

los

Moros

Mannert und das interessante Schrifteben von Knotel.

56 oder los Mahometanos.

wohl der Araber

als

Die Sesshaftigkeit beider,

Mohammedaner und Araber

so-

auch der Berber trug nocb mehr

zu einer Verschmelzung bei, so dass,

als

sämmtliche

aus Spanien vortrieben wurden, Berber

sich

mehr

nicht

selbst

unterscheiden

konnten; aber die Araber hatten vermöge ihrer geistigen Ueberlegenheit, vermöge der Religion, deren Träger

besonders waren,

sie

in

jeder Beziehung die

selbst.

Bis auf den heutigen

iiusserlich

Berber absorbirt. Nicht so in Marokko

Tag hat

sich dort das Urvolk, die alten

den Arabern fern und unvermischt

kommen wohl

in

Numider, von

erhalten.

Allerdings

den Städten und grösseren Ortschaften

Heirathen zwischen

beiden Völkern vor,

auch giebt

wohl der Schieb einer grossen Berbertribe dem Sultan einem Grossen

oder

Frau,

des Eeiches seine Tochter zur

oder sucht sich selbst

Töchtern der Araber,

eine solche

unter

den

im Ganzen stehen sich aber

heute Araber und Berber so fremd gegenüber, wie zur Zeit der ersten Invasion.

Der Unterschied der meisten Reisenden zwischen reinen Arabern

Mooren

etc.,

und Halbarabern, zwischen Mauren,

ist

Nichts basirter;

ein

ebenso

vollkommen willkürlicher, auf ist

der

rokko vollkommen unbekannt, städten sesshaften Europäer an.

Araber; wollen

Name Beduine

Belbst die in

in

Ma-

den Hafen-

wenden den Ausdruck nicht

Die Araber nennen sich

in

Marokko Arbi,

sie ihr specielles jetziges

d. h.

Heimathsland

DigitizGd ö/

Google

57 damit in Verbindung bringen, so nennen

diesem Falle

aber

sie sich (in

ob der Redende

einerlei,

es

ist

Araber oder Berber, Jude oder auch Neger ist)',,Rharbi" oder

„Rharbaui"

„min

el

(der

bled es Sidi

Herrn Mohammed). nennen

sie sich

„Berber" lich

ist

vom Westlandc), oder auch Mohammed" (vom Lande des

Was

die

Berber

vom

Aber

Atlas.

als

ob

;

das

sie

Wort

sich

Ursprunges des "Wortes bewusst seien, hören nicht gerne so nie so.

so

anbetrifft,

„Masigh" oder „Schellah"

ihnen aber keineswegs unbekannt, nament-

südlich

Was

des

sie sich

bezeichnen und nennen sich selbst

die

Juden

anbetrifft, so

und werden „Jhudi" genannt.

„Eumi" oder „Nssara" und

nennen

sie sich

Die Europäer werden

die

Schwarzen im Allge-

meinen „Gnaui" und ihre Sprache „Gnauya" genannt.

Das Spanische der Juden, die verschiedenen Sprachen der Europäer fasst

man im Lande

unter

dem gemein-

samen Namen „el adjmia" zusammen.

Wir haben völkern in

es

heute

also

nur mit zwei. Haupt-

Marokko au thun, mit dem ursprünglich

in

dem Berbervolke, und mit dem von Asien her eingewanderten, dem Arabervolke. Nordafrika einheimischen,

Renou und Jackson,

die versucht haben, die verschie-

denen Stämme aus Triben aufzuzählen,

zum

Theil so-

gar versucht haben, ihnen bestimmte Wohnsitze oder

Provinzen zuzutheilen, sind indess weit von der Wahrheit entfernt als

gehlieben.

irgendwo sessbaft an,

Der

wo

eine fuhrt einen

Stamm

er vielleicht seiner Zeit

58 war, aber jetzt nicht

ber-Triben

als

mehr

Araber

ist

auf.

„L'Empire de Maroc",

p.

der andere führt Ber-

;

So sagt Renou

in

seinem

393: „Die Berber bestanden

ursprünglich aus fünf Zweigen: S'enhädja, Ma'smouda,

Haouära, Znäta und R'mära oder R'ainra; aber diese Abteilungen, welche den

Römern unbekannt

blieben sind, hatten viele Unterabtheilungen" etc.

alle

ge-

Renou

schöpft aber nur aus Leo's Berichten.

Wenn dann

Renou noch auf derselben

angeführten

seines die

grosse Fractionen getheilt,

schiedene

den

Seite

„Gegenwärtig sind

"Werkes sagt:

ursprünglichen

Berber

ver-

keineswegs

die

fünf Abtheilungen

in

entsprechen.

In Marokko sind es die Chevlleuh' und die Amazir' so

etc.",

von

kann ich versichern, dass man

dieser

Abtheilung nichts weiss.

in

Marokko

Für Algerien

nimmt Renou sodann „die Kbail und im Aures die Chäou'ia,

wovon

ein

Zweig

in

der

marokkanischen

Provinz Temsena existirt", in Anspruch. bedeutet denn in Algerien der

Weiter nichts tung hat er

als

in

Name

Aber was

Kbail, Kahyl?

Bergbewohner, und dieselbe Bedeu-

Marokko auch; der Einwohner von

Uesan, von Fes nennt die umwohnenden Leute der Gebirge, einerlei, oh sie Berber oder Araber sind: Kbail.

Selbst

wenn man im Stande wäre, heute mit

Genauigkeit angehen zu können,

ein gewisser

Stamm

habe irgend ein Gebiet inne, würde das wohl morgen

immer noch der Fall

sein?

rokko constatiren, wie ein

Ich selbst konnte in Ma-

Stamm den andern

verdrängt.

Unter diesen Völkern findet heute noch immer eine

Völkerwanderung im Kleinen Feindseligkeiten, eingetretene

Heuschreckennoth, veranlassen ganze günstigtere

Was nur

rein

Aus gebrochene

statt.

Dürre eines Weideplatzes,

auch ganz unbedeutende Gründe sich be-

Zahl und Ausbreitung beider Völker anbe-

so finden wir in Marokko, dass die Berber nicht

trifft,

viel

oft

Stämme zum Wandern, um

Gegenden aufzusuchen.

bedeutend zahlreicher, grösseren

Raum

sondern auch über einen

des Landes verbreitet sind.

Ganz

arabisch sind nur die Landschaften Eharb und

Beni Hassan südlich davon, endlich Andjera und der

Küstensaum vom Cap Espartel

bis

Mogador.

Landschaften Schauya, Dukala und Abda

selbst

die

haben

theils arabische, theils berberische Triben.

Ausnahme

Denn

der

grossen Städte

und Ortschaften,

Mit in

denen die Araber überall das überwiegende Element

kommen sie sodann nur noch sporadisch vor. So findet man einzelne Arabertriben im grossen Atlas,

bilden,

im Nun- und Sus-Gebiete, zahlreiche (später

sei,

zum

nur

von Arabern

Draa-Oase finden wir

bewohnte

Ortschaften

gaben mir die Draa - Bewohner an, dass die

nördliche Hälfte bis

in der

Atlas,

des Draa-Thales,

also

von Tanzetta

ausschliesslich von Arabern bewohnt

was ich aber bezweifeln möchte), ebenso

ausserdem

in

beiden Oasen

hütten lebenden

den grossen

Araber-Stamm

in Tafilet,

in

Palmen-

der Beni-Mhammed.

In Tuat sind die Araber nur ganz vereinzelt, die grosse

60 Mehrheit der dortigen Bevölkerung

bann

also

fast

ist

Man

berberisch.

behaupten, dass an Land die Berber welches auf

vier Fünftel besitzen, gegen ein Fünftel,

Der Zahl der Bewohner nach

Araber kommt.

dürfte

das Verhältniss so sein, dass zwei Drittel Berber, ein Drittel

Araber

sind.

Dass die Völker, welche eine Zeitlang im heutigen

Marokko haben,

sesshaft gewesen sind,

ist

Nur

unleugbar.

Spuren zurückgelassen

so können

wir zwischen

vorwiegend schwarzhaariger und schwarzäugiger Bevölkerung uns die helläugigen und blondhaarigen Individuen erklären.

Indess

kommen

dergleichen

bedeutend seltener bei den Arabern

wiederum daraus erMären

vor,

was

Typen

sich hin-

dass nach der einmal

lässt,

erfolgten Invasion der Araber, ein Eindringen blonder

Völker

in "Westafrika nicht

mehr

häufig in Familien,

wo Vater und Mutter

haarig und schwarzäugig sind, haarige Kinder.

Vielleicht

Es beruht das

stattfand.

auf demPrincip der Erblichkeit. So sieht

man denn auch beide schwarz-

helläugige

war irgend

und blond-

einer der

Vor-

fahren dieser Familie ein Nichtberber oder Nichtaraber derart ausgestattet gewesen, welche Eigenthümlichkeit

dann später oder früher,

Nachkommen wieder

oft vereinzelt,

hervortritt.

oft bei allen

Bemerkt muss hier

werden, dass die sogenannten Kuluglis, Nachkommen der Araber und Türken, nirgends in Marokko zu finden sind, weil eben die

Türken westlich von Tlemcen oder

yod der Miduya nie ihre Grenzen ausgedehnt haben.

Digitizcd

t>y

Google

61

Was

die

Sprache der Araber

in

Marokko anbe-

den vier hauptsäch-

dieser Sprache, hier der maghre-

Vordem

gesprochen und geschrieben wird.

binische ist

dass von

so ist bekannt,

trifft,

lichsten Dialekten

aber auch, wie aus Münzen und Inschriften hervorKufisch geschrieben worden.

geht,

Was

das heutige

dem

Schreiben anbetrifft, so unterscheidet es sich von

TJebrigen nur darin, dass das Qaf oben statt zweier

Punkte

einen, dass das

trifft,

aus,

unten

Fa

statt eines

Was

Punktes oben,

die

Aussprache anbe-

so zeichnen sich die Araber in

Marokko dadurch

einen solchen

dass

sie fast

hat.

gar nicht die Vocale aussprechen,

oder doch so wenig wie möglich hervorheben.

In der

gewöhnlichen Schreibweise der Araber werden die aus Strichen und Punkten bestehenden Vocale weggelassen,

und

fast

könnte

man

sagen, dass der marokkanische

Araber diese Regel auch d. h.

das

Wort

in der

Aussprache anwendet,

so kurz wie möglich ausspricht;

z.

B. in

der Eedeusart: „wie heisstlhi, asch ismak", sagt der

Marokkaner „sch-smk". Natürlich wird

für

den Fremden

das Erlernen des Sprechens dadurch ausserordentlich erschwert.

Ausserdem hat

in

Marokko der Araber

sich

zahlreiche berberische und aus romanischen Sprachen her-

kommende Ausdrücke zu

eigen gemacht, sogar

zum

Theil

auch Constructioneu aus diesen Sprachen herübergenommen, in

z.

B. die romanische

Marokko

Form

des Genitivs, welche

so häufig angewendet findet,

um

mau

das G-enitiv-

verhältniss zwischen zwei Substantiven auszudrücken.

62

Die von den Berbern gesprochene Sprache, „tamasirht"

oder „schellah" genannt,

im Grunde, wie

ist

aus Sprachvergleichungen hervorgellt, selbe.

Es

ist

eben

die,

eine

und

die-

welche die Tuareg temahak im

Norden und temaschek im Süden nennen, und der wir und noch ferner im äussersten Osten

in Audjila

Oase des Jupiter

Ammon

Jackson

begegnen.

in der freilich

behauptet, dass die Sprache der Siuanereine vollkommen verschiedene

sei;

aber

heutzutage

Marmol vollkommen Recht

wissen

wenn

hat,

wir,

dass

er sagt, dass das

Siuahniseh nur Dialekt der weit verbreiteten Berbersprache

Allerdings sind die Unterschiede der ver-

ist.

schiedenen Dialekte dieser Sprache äusserst gross, wie das ja auch nicht anders sein kann bei einer Sprache,

welche über einen

Raum

verbreitet ist, welcher unge-

fähr den vierten Theil von Afrika ausmacht.

aber sind

sie nicht so gross,

ständigung

zwischen

den

um

der im fernen Westen Pilgerreise

berberisch

Kommt

der Berber,

am Nun

ansässig

nach Mekka zu demjenigen

Oase Siuah wohnt, so

ist

Dennoch

nicht leicht eine Ver-

verschiedenen,

redenden Völkern zu ermöglichen.

ist, ,

auf seiner

der in der

nach einer kurzen Uebung

zwischen diesen Leuten gleichen Stammes eine Unter-

haltung leicht hergestellt, und

als

vor einigen Jahren

mehrere Schichs der Tuareg nach Algier zum Besuche

kamen, ward

es

ihnen keineswegs schwer, sich mit den

Berbern des Dj urdjura- Gebirges

am

,

also mit Leuten, die

Mittelmeere wohnen, zu verständigen.

Die Berber

Digitized by

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63

Marokko haben und kennen keine

in

sich in Tuat,

Marokko vorfand, befinden

und-rühren jedenfalls von Tuareg

die früher vielleicht weiter

kamen, mit

Schrift zeichen

Die einzigen berberischen

wie ihre Brüder, die Tuareg. Schriftzeichen, die ich in

her,

nach dem Norden hinauf

heute der Fall

als dies

berberischen

ist.

Ob aber überhaupt Bücher oder

Lettern geschriebene

auch nur längere Gedichte und Geschichten unter den

Tuareg bestehen,

ist trotz

der Versicherung der Tuareg

sehr zweifelhaft.

Einer

der intelligentesten Tuareg,

Si

Otman ben

Duveyrier

als

Bikri, hat wiederholentlich

auch gegen mich

sowohl gegen

dies geäussert, er hatte

sogar Duveyrier versprochen, ein solches Buch später

nach Algier zu bringen oder doch einzuschicken, aber

Otman

bis jetzt hat Si

sein

Versprechen nicht

erfüllt,

obschon er nach seinem Begegnen mit Henry Duveyrier wiederholenüicli in

Algier gewesen

tümliche

berberisehen Buchstaben,

hei

den

ist.

Das Eigensie

so

schreiben zu können, dass sie bald nach rechts, bald

nach

links offen sind, bald diese, bald jene Seite offen

haben, dass links,

eine

man von oben nach

unten, von rechts nach

oder von b'nks nach rechts schreiben kann, muss so

grosse

Verwirrung

herbeiführen,

dass

Existenz ganzer Bücher in berberischer Schrift

die

kaum

glaublich erscheint.

Was

die

Berber

Arabern trennt, die

ist

Berber natürlich

am

entschiedensten

von

den

eben die Sprache, denn obschon viele "Worte aus

der arabischen

64 Sprache aufgenommen Laben, wie die marokkanischen

Araber solche dem Berberischen entlehnten, scheidet sich

unter-

im Grunde das Berberische derart vom

Arabischen, dass die Sprachforscher, welche sich mit

dem

Berberischen beschäftigt haben, und unter diesen

vorzugsweise H. A. Hannoteau, nicht wagen,

es

den

Ja, in der jüngsten

semitischen Sprachen beizuzählen.

Zeit war der französische General Faidherbe, welcher ebenfalls

sich

mit

viel

hat, geneigt, Berber

dem Berberischen

und

beschäftigt

ihre Sprache für die Arier

zu vindiciren.

Spätere genauere Untersuchungen, na-

mentlich wenn

alle

verschiedenen Dialekte der Berber

bekannt sind, werden hoffentlich zu einem Resultate führen, ebenso wird

man sodann wohl

erfahren, ob

im

Berberischen Wörter vorhanden sind, welche auf andere fitere Sprachen zurückführen.

Unterscheiden sich nun Araber und Berber so sehr

durch die Sprache, so sind äusserst gering.

die

übrigen Unterschiede

Derselbe Körperbau auf

dem

Flach-

lande wie im Gebirge (wegen der vielen Wanderungen), d.

h.

schlanker,

sehnigter

Wuchs

mit stark

ausge-

prägtem Muskelbau, gebräuntem Teint, kaukasischer Gesichtsbildung, stark gebogener Nase, schwarzen feurigen

Augen, schwarzemschlichtemHaare,spitzemKinne, etwas stark hervortretenden Bakenknochen, spärlichem Bart-

wuchse



alles dies

haben Berber und Araber gemein.

Allerdings sind im Allgemeinen die Gebirgsbewohner heller,

aber das

gilt

sowohl für die berberischen Be-

wohner des Rif-Gebirges

wie

,

für

arabische Be-

die

völkerung der Gebirge der Andjera-Landscbai't.

den Frauen beider Völker muss

Weib

das

dass

dürfte,

sein

als

allerdings

Bei

auffallen,

des

Arabers durchschnittlich kleiner

das

des Berbers.

Im Uebrigen sind unterscheiden. Man kann

auch sie nicht äusserlich zu

von beiden sagen, dass sein- früh entwickelt, sie in

Jugend

hübsche

durch

und

die

ist

als

Nahrung

im Alter wegen

weiter nichts

mager

ihrer überflüssigen Haut-

dass

ist,

den Berbern

bei

Indess

als

eine

Magd,

ist

Frau ein

bei

das Lied

den Pantoffel.

bei

blosses Werkzeug,

darin, weil

vorhanden

so

die grösste Zeit

hat das seinen

des

Grund

eben für ihn keine häusliche Beschäftigung ist.

Oder

soll

etwa der Mann das Wasser

den täglichen Bedarf holen,

Mühlstein drehen, oder das ist

Bei

uns schwingt die Frau

Mann

Liegt der

Jahres auf der Bärenhaut,

oder

die

der

den Arabern

auf oberflächlicher Anschauung beruhendes.

dem Araber ebensogut wie

für

der

regel-

alternd

der Frauen eine bedeutend hervorragendere

bei den Arabern.

meisten Reisenden, als sei die

ein

meist

schnell

äusserst

Hexen werden.

hässlichsten

Hervorzuheben Stellung

aber

besitzen,

unzulängliche

werdend, sie falten

Formen haben,

volle

mässige Gesichtszüge

es

Sache

des

soll

Mann den

der

Korn zu Mehl

Mannes

zerreiben,

das Kind

auf

dem

Rücken zu tragen, oder Reisig zum Feuer zu holen oder Kuskussu zuzubereiten, Rohlfa.

und

die

heimkehrenden 5

66

Heerden zu melken? Sind nicht dergleichen Geschäfte

Für

ganzen Welt Sache der Frau.

in der

einen euro-

päischen Reisenden muss es allerdings hart erscheinen,

wenn

Tag den Mann

er den ganzen

gen oder

am Boden hocken

abmüht,

sich

schleppt dreht,

und

mühsam

dann

um Mehl

sieht,

stundenweit

oft

zu gewinnen.

Mann

der Arbeit für den

ausgestreckt

wahrend

die

lie-

Frau

Wasser herbei-

das

den Stein

stundenlang

Kommt

heran, dann

aber die Zeit ist

der Berber

sowohl wie der Araber bei der Hand: das Feld wird

von den Männern treides besorgen

der Gärten,

wo

bestellt,

die

das Einheimsen

Männer,

ebenso

die

solche vorhanden sind, das

Heerde, das Abschlachten des Viehes, kurz rere Arbeit,

wie

sie

des Ge-

Abwartung Hüten der alle

schwe-

eben auch bei anderen Völkern

von der stärkeren Hälfte verrichtet wird. Die hervorragende Stellung

Berbern

bei

den

noch aus den vormohammeDenn Mohammed, obschon ein so

datirt jedenfalls

danischen Zeiten. grosser

der Frauen

Verehrer

von

Frauen,

dass

er

nicht

sich

scheute manchmal ins Gehege seines Nächsten einzudringen*), hat im Ganzen den gläubigen Frauen

etwas

*)

stiefmütterliche

Stellung

angewiesen.

eine

Indess

Siehe darüber die 33. Sure des Koran, worin Mohammed man ihm darüber machte, seinen Sklaven Said

die Vomflrfe, die

gezwungen zu haben, ihm seine Frau abzutreten, damit zurückwies, dass er für sich nilein, den anderen Gläubigen voraus, gottliche Natur, d. h. Unfehlbarkeit beanspruchte.

DigiiizM Oi

Google

67 haben die Berberinnen, obschon auch

Rang beizubehalten

wurden, ihren

berberischen Triben

chen

Erbfolge,

wo

einigen

Ja, in

vom

eigentlichen

unter Berbern,

mitten

religiöse

Sohn

dass

Frau

eine

herr-

Marokko fand

Sauya Karsas,

die

ich eine

Corporation, und eine geistliche Oberbehörde

den ganzen Gehr-Fluss nicht

für

Bei mandies in der

nachfolgt, sondern

Tochter oder der Schwester.

Stämmen kann sogar

Südlich

schen.

Mislemata

sie

gewusst.

offenbart sich

nicht der älteste

Sohn der ältesten

der

vom

handenen männlichell Chef Namens Sidi

allerdings vor-

Mohamm ed

ben

AI)'

befehligt wurde, sondern dass factisch seine Frau,

eine

gewisse Lella - Diehleda, die geistlichen Angelegen-

heiten

besorgte.

berfrau

In allen wichtigen Sachen hat die Ber-

mitzureden, und

fügen sich die

mehr wie

bei anderen Völkern

Männer dem Ausspruche der Frauen.

Die mohammedanische Religion hat aber in jeder Beziehung dazu beigetragen, die Verschied enartigk ei ten der Sitten

und Gebräuche nicht nur zwischen Arabern

und Berbern auszugleichen,

sondern auch

tümlichkeiten der einzelnen

Stämme

wischen.

Es

soll

hier

ihre

die Eigen-

unter sich zu ver-

nur die Rede sein von den

Bewohnern des Landes, welche alten TJeberlieferungen

Landbevölkerung*) gegen

allein

treu

beibehalten

die

und wahr

haben.

Die

Städtebevölkerung ge-

in seinem Account of Marokko kommt freilich zu dem von 895,600 Einw. für die Städte und von diesen hat er Feamit3SO,000, Marokko mit 27,000 und Micken« mit 11,000 Einw. *)

Jackson

Besnltate

5*

Marokko

ist in

halten,

man von

so

überwiegend,

wenn

dasB

jener spricht, damit der Kern des. Volkes

bezeichnet wird.

Vor allem muss daher bemerkt werden, Marokko herrscht, sowohl

daas nur

den

bei

Einweiberei

in

Arabern

auch bei den Berbern; die wenigen Aus-

als

wo ein reicher oder hochgestellter Araber Harem hält, kommen kaum in Betracht, Berber, mag er eine noch so hohe Stellung

nahmefälle, einen

sich

und

ein

noch so reich

einnehmen, als

häufig genug Scheidungen vor, was

zu unerquicklichen Verhältnissen führt sich

von mit

nachdem

er schon ein

dem neuen Mann nochmals

und hat dann manchmal ist

fast

nie vor.

dann

Mann

ein

Frau auch; ein Xind,

vielleicht

zum

drei Familien

äusserst selten, dass sich

Mädchen einem Manne

:

oft

trennt

Kind mit der Frau gehabt

dieser, heirathet wieder, die

mals Verstössen, heirathet

Es

nie mehr

sein, heirathet

Eine Frau. Freilich durch die Religion begünstigt

kommen

hingiebt,

sie zeugt

wird aber-

dritten

Male

Kinder gegeben. unverheiratetes

ein

auch Ehebruch

kommt

Desto ungebundener leben die Frauen,

welche Wittwen sind, diese glauben ihrer Sittlichkeit, namentlich wenn

sie

Wiederverheirathung auferlegen

zu

Gangart aus.

merken, dass die Hoffnung auf vorbei

Es

in

ist,

„keine

Ueberhaupt

müssen.

Mädchen und Frauen

Schranken"

zeichnen

sich

Marokko durch unanständige

scheint sich dies

frauen den Berberweibern

von den Araber-

mitgetheilt zu haben (viel-

leicht

digen 16.

auch diesen eigentümlich), denn

es aber

ist

semitischen

alle

3,

Frauen scheinen an einer unanstän-

Allure Gefallen zu wirft

den

nnd herausfordernden

Koran Sure

im

Es

24.

Yerheirathung zu schildern, alle

sind

sie

bei

vor,

ebenso

Mohammed

werden, dass in

einer

mehr oder weniger gleichen

den Mohammedanern,

beschrieben worden.

und

oft

Hervorgehoben

genug

soll

aber

der Hegel die Heirath eine zwischen

oder Verwandten für die betreffenden Personen

Eltern

abgemachte Sache

ist,

doch auch häufig genug Liebes-

Es hat

vorkommen.

heirathen

weil

darin,

Frauen ihren buhlerischen

Gang

den arabischen Frauen.

hier nicht der Ort die Ceremonien

ist

«ich

Schon Jesaias Cap.

haben.

israelitischen

alle

seinen

dies

Grund

Frauen und jungen Mädchen (ich

spreche

immer von der Landbevölkerung)

gehen,

mithin hat der Freier Gelegenheit seine Zu-

künftige gelten

kennen zu lernen.

unverschleiert

Solche Liebesheirathen

meist für Lebzeiten, während die Ehebündnisse,

welche aus Convention geschlossen sind, keine

Dauer haben. Ein

obschon findet

nur

dem

eigentlicher

die meisten Reisenden

nicht

statt;

gemeiniglich

Kauf der Frauen,

sich

so

ausdrucken,

der betreffende Bräutigam erlegt

zukünftigen Schwiegervater die Geldsumme,

welcher dieser für die Anschaffung der Kleidungsstücke

und Schmucksachen

seiner

gewöhnliche Preis hierfür normirt.

ist

Tochter nöthig hat,

der

auf 60 französische Thaler

Giebt die Frau Grund zur Scheidung, oder

70 aber beantragt

die Scheidung,

sie

so

muse das Geld

zurückbezahlt worden, verstösst aber der

Frau, so bleibt

sie

Mann

seine

Eigenthümerin ihrer Sachen und

ihr Vater behält obendrein das Geld.

Beschneidung es

durchweg eingeführt, doch gieht

ist

Berberstämme,

einige

In Marokko halt

man

die

welche

sie

Besehneidung

bedingt erforderlich für den Islam.

nicht üben. als nicht un-

Die Berberstämme,

welche nicht Beschneidung üben, leben sowohl im

Eif-

Gebirge, als auf den Gehängen der nördlichen Seite

Ueberhaupt haben die Berber Eigentüm-

des Atlas.

Arabern nicht zu

fin-

sämmtliche Eif-Bewohner

das

lichkeiten bewahrt, die bei den

den

sind,

essen

so

Koran -Verbotes. Alle Berber

wilde Schwein trotz des

nach Sonnenmonaten und haben dafür die

rechnen

von

alten

ja südlich

den Christen herrührenden Benennungen;

vom

Atlas haben auch die dort hausenden

Araber diese Zeitrechnung angenommen.

Das Leben und man schaft

in der Familie ist ein patriarchalisches

hält ausserordentliche Stücke auf

und

Sippe;

eigenthümliche

Verwandt-

Familien - Namen

nach unserem modernen Sinne haben weder Araber

noch Berber, Familien - Namen werden nur von ganzen Sippschaft oder

dem Stamme

geführt,

z.

der

B. die

grosse Familie der Beni Hassan in Marokko, die von

einem gewissen Hassan

abstammen.

Oder bei den

Berbern die zu einem grossen Stamme herangewachsene

71

Eeni Mtir*), welche von einem gewissen

Familie der

Namen

den

In diesen Stämmen

abstammen.

Mtir

Grossvaters

seines

d.

Yussufs.

b.

aber noch näher

"Will er

B. „von den uled Hassan".

sagt er

gewisse rmassen der Familien- oder

z.

Arabern haben wir

Namen, sowohl

Die beliebtesten in

verschiedenen

fast

bei

Marokko

Said,

man

Letzteres

Zunamen.

Bei

nur biblische und kora-

den Männern

Variationen),

oder Ai'ssa, Edris,

Frauen findet

bezeichnen,

sich

ist

oder

seines

z. B. Mohammed ben Abdallah ben Mohammed Sohn Abdallahs, Sohn

so

den

nische

dann Jeder

setzt

manchmal auch den

und Urgrossvaters hinzu (äusserst selten

den der Mutter), Yuaauf,

Vaters,

als

Mohammed

sind

Frauen. (mit den

Mussa, Isssa

Abdallah,

Bu-Bekr und Ssalem.

Die

fast

unabänderlich Fathma, Aischa

Mariam benannt.

Die Berber haben sich auch

apart gehalten und fahren fort heidnische oder

hierin

herberiache

Eocho,

Namen

Atta

zu

führen,

z.

obschon

etc. **),

B.

Humo, Buko,

natürlich

arabische

Namen vorwalten. Eine

eigentliche

Erziehung

wird

den

Kindern

nicht

gegeben, die ganz jungen Kinder bleiben circa

zwei

Jahre

dieselben

*)

Was

auf

dem Bücken

wenigstens

ihrer Mütter,

zwei Jahre

„Uled und Beni",

d. h.

stillen.

welche

Allerdings

Söhne, Abkömmlinge bei den

Arabern bedeutet, drucken sonst in der Hegel die Berber durch das

Wort **)

„ait" aus.

Berberiscbe Franennamen liegen mir gerade nicht vor.

72 hat jeder Tscliar .

(Dorf aus Häusern), jeder Duar

(Dorf aus Zelten), jeder Ksor (Dorf einer Oase) seinen Tlialeb oder gar Faki, der die Schule leitet, aber die

Meisten bringen es

kaum dazu

zum Beten not-

die

wendigen Korancapitel auswendig zu lernen, geschweige dass sie sich ans Lesen

und Schreiben wagten.

jeder Marokkaner weiss

Aber

doch das erste Capitel des

Koran auswendig, wenn auch

meisten besonders

die

unter den Berbern den Sinn der Verse nicht kennen.

Beim Heranwachsen stehen die Töchter denMüttern in

der

häuslichen

Beschäftigung

bei,

während die

männliche Jugend zuerst zum Hüten des Viehes ver-

wandt wird,

in der Pflanzzeit

helfen muss, beitszeit

und

im Jahre,

schliesslich

den Acker mit bestellen

nach einer kurzen Ar-

die liebe lauge Zeit mit Nichtstbuii

Obschon überall Taback und Haschisch in

hinbringt.

Gebrauch und namentlich

letzterer ganz allgemein ist,

kann man kaum sagen,

dass

der Marokkaner einen

unmässigen Gebrauch davon macht. Der Taback wird auf alle drei Arten genommen,

man

findet

Stämme, wo

geraucht wird, andere welche kauen, und das Schnupfen ist

ganz allgemein,

Gebrauch davon.

nameutlich machen die Gelehrten

Haschisch wird in Marokko

ent-

weder geraucht oder pulverisirt mit Wasser hinuntergeschluckt.

nahme der bürgert.

Der Gebrauch des Opium Städte,

ist

mit Aus-

und der Oase Tuat, nicht einge-

Desto allgemeiner

ist

in

der Weinlesezeit

und kurz nachher der Genuas des Weines.

Marokko

Digitizcd

t>y

Google

78

ist

an Weinreben ungemein reiches Land, nament-

ein

lich

producirt der kleine Atlas, die Provinz Andjera,

die

Gegenden von Uesan,

die

Gegenden sind denn auch

diesen trinker,

Leute von selbst

mussteu Wein zu bereiten.

darauf fallen

ohne Unterschied ob

sie

viele

In allen

Leute Wein-

Araber oder Berber

Aber unmässig wie Araber und Berber immer

eind.

Essen und Trinken

beim

and Fülle vorhanden zeit

Fes und Mikenes derart

und gute Weintrauben, dass

viele

man

sobald dies in Hülle

sind,

haben

ist,

aie

ihre Weintrinke-

Der schlecht

nur für einige Wochen.

Wein,

zubereitete

gewinnt ihn mittelst Kochen, würde sich

wohl nicht lange

auch

Die Marokkaner tbun

halten.

manchmal

ihn in grössere oder kleinere irdene Gefässe, antik

wie eine Amphore geformt, die enge Oeffnung

Thon

wird mit

zugeklebt. Reiche Leute undSchürfa*),

welche ihn längere Zeit bewahren wollen, giessen oben auf

den Wein

eine Schicht Oel

Krugöffnung mit Thon der

Wein

nicht

meist trübe.

durch jene

verkittet.

gefährlich

ist

Von Geschmack

das Aussehen

übel,

Es

G egenden

und sodann wird die

der Bevölkerung dann stets betrunken

roher des oft

ein

Mensch

Kausches auch viehisch *)

ist,

die

um

ausarten,

Dia Schürfa,

desselben

ist

aber

der Lese

zur Zeit

zu reisen, weil ein grosser Theil

d. h. die

so so

ist,

und

hanptslchlichBten Weintrinker.

da, je

Intoxicationsäusserungeu

unmanierlicher

vermeidet

sind

und

derjenige, der

Nachkommen Mohammeds

sind die

74 die

Gegenden

unumgänglich besuchen

nicht

muss,

dieselben.

Ueberhaupt zeichnet sich das ganze marokkanische

Volk durch eine gewisse Rohheit und durch wenig edle

und

Gefühle

Berbern

Neigung

sanfte

Rohheit sogar an's ThieräBche.

wofür ich

Unschuld,

halten

es

der junge

mit

Bei

aus.

am Nord- Abhänge

namentlich

streift die

nicht,

wenig

des

den Atlas

Ich wusBte

ob für kindliche

sollte,

und erwachsene Mädchen

den Spielen vollkommen nackter Jünglinge zusahen,

Der

oder ob es ein rohes Interesse war.

verdummende

Einfiuss

entsetzlich

der mohammedanischen Reli-

eitle Aumassung nur den eigenen Glauben für den richtigen zu gion, der Fanatismus,

die

halten, schliessen aber

auch jede Besserung

Wie

unmanierlich

So wie man zur

Zeit

assen,

so isst

aus.

Art und Weise zu essen!

ist die

Abrahams

ass, so

Einer Schüssel

in Palästina, aus

wie die Juden

am Boden

hockend,

Morgens

noch heute der Marokkaner.

nach Sonnenaufgang wird nur saure Milch mit hineingebrocktem Brode, oder eine massige Suppe genommen.

Die zweite Mahlzeit

ist

gegen Mittag: Bröde

d. h. eine

Art von Mehlkuchen, welche auf eisernen Platten oder erhitzten

Steinen

diese tippt

man

haushälterisch;

bilden Datteln,

dies

gebacken

sind,

die Brodstücken

heisse

Butter (in

und verfährt recht

nur die Reichen geben harte Butter)

zweite Mahl,

oder

zu

dem auch wohl noch

im Sommer andere Früchte, wie die

76

Gegend

Jahreszeit und die

aus Kuskussu

Jahr aus Jahr (auf

kaner der

die

die Hauptmahlzeit,

Aber Tag

für Tag,

Erde

dies Gericht auf die

nicht sagen,

icli

solches Möbel

ein

Hand,

ist

besteht.

kommt

ein,

den Tisch kann

gegeben werden.

sie bietet,

Abends nach Sonnenuntergang welche

da der Marok-

kennt)

nicht

und mittelst

Marokkaner kennen noch nicht den

Gebrauch der Messer und Gabeln, wird das Gericht rasch

in

Auch der Gebrauch

den Magen befördert.

der Löffel

nicht

ist

tischen Ocean

Mündung

des

Sus,

Spartel südlich

vielleicht

einer austerartigen Muschel,

an den Strand

Am

eingebürgert.

überall

vom Cap

noch

bedienen sich sämmtliche Leute wie

atlan-

nach der

bis

weiter

statt

sie

eines

südlich,

Löffels

der Oceau dort

Die Männer essen getrennt von

wirft.

den Frauen, diese essen mit den Kindern des Hauses. Selbst bei den Berbern hat der Islam dies durchzusetzen gewusst.

Oder

sollten

auch die Berber schon

vor der Einführung des Islam ohne Mahlzeiten

eingenommen haben?

den Bewohnern auf

eines Festes gegessen

Quantität. erlegt wird,

lang

Wenn

ihre

Frauen ihre

manchmal

ein

in

zu

sehen,

geringer

Stück Wild

bekommt manche arme Familie

kein Fleisch

von

bei Gelegenheit

und auch dann nur

nicht

wird

Fleisch

dem Lande nur

und wenn

oft jahre-

nicht

der

Genuss von Eiern, von Butter und Milch die animalische

Kost

Marokkaner

ersetzte,

sind

könnte

man mit Recht

der Mehrzahl

sagen, die

nach Vegetarianer.

76

Der

in den marokkanischen Städten so sehr beliebte

Tb.ee wird auf dem Lande nur noch bei vereinzelten Vornehmen und Reichen gefunden; das allgemeine

Getränk

ist

Wasser.

gegohrenes Getränk aus Getreide,

Palmen abgezapfte ein grosses

man

Nirgends kennt

von Busa oder Lakby,

die Bereitung

Verbrechen

in

Marokko ein

d. h. ersteres

den

letzteres der

Es würde den Marokkanern

Saft.

sein,

eine Dattelpalme derart

Tragen der Früchte unbrauchbar zu machen

für das

oder gar zu tödten. Ebenso

ist in

den marokkanischen

Oasen, sowohl in den grossen wie in den kleinen, der

Lackby vollkommen unbekannt, und dennoch giebt in der

menreicbthum, anbetrifft,

können. erst in

es

ganzen Sahara keine Oasen, die sich an Pal-

mit

und den

aucli

was die Güte der Palmen

marokkanischen

Der Gebrauch

die

Oasen messen

Palmen anzuzapfen beginnt

den südlich von Tunesien gelegenen Oasen.

Indessen müssen wir doch auch einer guten Eigenschaft der Marokkaner gedenken, schaft,

der Gastfreund-

welche ohne Prunk, ohne Ceremonie

Selbstverständliches in

Marokko

überall

etwas

als

geübt wird.

In den meisten Duar, in fast allen Tschar's giebt es eigene

Häuser oder Zelte, Dar und Gitun

el

Diaf

genannt, welche für die Reisenden bestimmt sind.

Der

Fremde hat dagegen er zu einem

keinerlei Verpflichtung.

Duar und hat

kläffenden und bissigen

weisen ihm die Leute nach

Kommt

sich glücklich durch die

Hunde

hindurchgearbeitet,

dem

Gastzelte.

Man

so

bringt

77

wenn

Früchte, sonst

Hauptmahls

des

und Gegend

sie die Jahreszeit

Brod oder Datteln, und wenn Abends werden

ist,

bietet,

die Zeit

zuerst

Fremden

die

In einigen Gegenden besteht die

bedient.

Sitte, dass

einzelnen Familien tageweise der Reihe nach die

die

Fremden zu verpflegen haben,

in

anderen

kommen

Abends die Familienväter mit vollen Schüsseln

in

das

Fremdenzelt und das Mahl wird gemeinschaftlich ver-

In anderen Gegenden

zehrt.

fond zur

ein

Gemeinde-

Speisung der Fremden, oder eine Sauya, Genossenschaft besorgt

religiöse

eine

existirt

dies

d. h.

Geschäft.

vom Fremdling man nicht ordentman das Recht Beschwerde zu man bei dieser Gelegenheit

Nie wird dafür irgend eine Vergütung

Im

beansprucht.

verpflegt, so

lich

führen.

Gegentheil, wird

hat

Natürlich

wird

von Allen über Alles ausgefragt, denn Zurückhaltung

und Schweigsamkeit kennt in dieser Beziehung der

Marokkaner klärt sich

nicht.

Die grosse Gastfreundschaft

nun zum Theil dadurch, dass beruht:

seitigkeit

der,

beansprucht vielleicht

Anderen zu

freie

werden,

sie

er-

auf Gegen-

welcher heute Gastgeber

am

nächsten Tage von

ist,

einem

Bewirthung. Es verdient hervorgehoben

dass

die

arabischen

Stämme bedeutend

liberaler sind, als die berberischen.

Barth und von Maltzan haben ausgesprochen, dass in

Nordafrika je

kriegerischer

dass

man

in

weiter nach

und muthiger

Marokko

den

die

dem Westen, Bewohner

grö'ssten Sinn

desto

seien

und

der

ün-

78 abhängigkeit träfe.

Es

richtig zu sein, als

man

liebe,

scheint mir dies nur in sofern die Eigenschaft der Freiheits-

den kriegerischen Sinn stärker bei den Gebirgsausgeprägt

völkern

Die Bewohner der Cyre-

findet.

naica sind heute noch ebenso freiheitsdurstig und un-

abhängig wie die ßif-Bewohner in Marokko, bis jetzt sind sie von den

Die

worfen.

Türken noch nicht vollkommen unter-

Bewohner des Gorian- Gebirges

in Tri-

politanien sind bedeutend kriegerischer, als die

west-

lich davon wohnenden Stämme. Das Djurdjura- Gebirge oder die grosse Kabylie

wurde zu allerletzt von

den Franzosen unterworfen, nachdem schon jahrelang

Westen

der ganze

von Algerien,

d.

Oran unterworfen war. Endlich sind

die Provinz

h.

die

im äussereten

Westen von Marokko wohnenden Stämme, Schauya, allen,

Abda und Dukala

und

seit

die

Jahren wissen

und Unabhängigkeit

Freiheit

die

der

geknechtetsten

von

nicht

sie

mehr was

ist.

Die Bevölkerung von Marokko hat keinen eigentlichen Adel in unserem Sinn. sind

"

die

Schürfa,

d.

h.

Die vornehmste Classe

Abkömmlinge Mohammeds,

selbstverständlich sind diese arabischen Stammes. sie sich unglaublich

vermehrt haben,

Ortschaften, die fast nur aus Schürfa

erkennt

sie

daran, dass

sie

vor

Da

giebt es ganze

bestehen

dem Namen

dicat „Sidi" oder „Mulei", d. h. „mein

;

man

das Prä-

Herr" führen.

Die gegenwärtige Dynastie von Marokko besteht aus Schürfa.

Das Sherifthum

ist

nicht

erblich durch die

Digilizod by

Google

79 Frau, heirathet

z.

B. ein gewöhnlicher Marokkaner eine

Sherifa, so sind die Kinder keine Schürfa.

Aber einSherif

kann eine Frau aus jedem Stande nehmen und die aus der

Ehe

Sogar

entspringenden Kinder werden

eines

alle

Schürfe.

Sherifs Heirath mit einer Christin oder

Jüdin (die iu ihrer Religion verbleiben können) oder mit einer Negerin (eine solche muss aber

angenommen haben)

auf

hat

Kinder keinen vernichtenden

das

den Islam

Sherifthum

der

Einfluss, ebenso sind die

hu Concubinate erzeugten Kinder vollkommen gleichberechtigt mit den in gültiger

Ehe

Die Schürfa werden überall

erzeugten.

Marokko

in

eine

als

besonders bevorzugte Mens che nclaase angesehen.

haben das Hecht, andere Leute

man

dass

zu

inBultiren,

mit gleichen Waffen antworten

Mohammedaner

schimpft

dann am

Sie

ohne

darf.

stärksten,

Der

wenn

er

Beleidigungen auf die Vorfahren oder Eltern des zu

Beschimpfenden

Der Sherif darf zu einem

häuft.

Nicht-Sherif sagen „Allah

rhinal

buk" odes „Allah

rhinal djeddek", „Gott verfluche deinen Vater", „Gott

verfluche deinen Grossvater

nicht

dies

eines ein

1

Der Nieht-Sherif darf

'.

denn den Vorfahr oder Vater

erwidern,

Nachkommen

des

Propheten beleidigen,

Verbrechen gegen die Religion.

Er

wäre

hat aber das

Recht, die Person des Sherif selbst zu scliimpfen, und

gegen

kann Sherif

ein in

„Allah

einem

rhinalek"

„Gott

solchen Fajle

nicht klagen.

als

verfluche Dich"

Entgegnung,

Ich habe selbst

oft

der

Gelegen-

80 heit gehabt,

wenn

antworten;

zu

so

jungen Schürf» sich darin

gefielen,

üesan die

in

meinen Grossvater

und Vater zu verfluchen und zu verbrennen, verbrannte und verfluchte ich „Allah iharkikum"

konnten

sie nichts

da ich

nachsagen

meiner Autwort:

in

selbst

rhinalkum" *)

dagegen

,

machen. Entschieden aber glaubten

Sieg

einen

stets

sie

haben,

nie

— „Allah

mich

über

davongetragen

und Vorfahren

ihren Eltern

zu

nichts

durfte.

Die sogenannten Marabutin, heilige Personen oder

Nachkommen

bedeutend geringerem Ansehen,

von

Schürfa

den

Stämme,

sie

seit

in

werden zu sehr Chefs

Selbst

verdunkelt.

deren Familien

in

Marokko

solcher Heiligen, stehen in

grosser

langer Zeit Kaid oder

Schichthum nebst Reichthiimern und Macht erbheb verschwinden an der Seite der Scbürfa.

sind,

geistige

Begabung der Marokkaner

wenig sagen.

Hervorragende Männer hat

Ueber lässt

sich

die

die Neuzeit

nicht hervorgebracht,

dummung, welche

und

bei

der Verbat und

die Religion herbeigeführt

worin das Volk zu erhalten, der Sultan und die Grossen ihr Interesse sahen, wird hierin auch aus ihnen selbst

heraus keine Abhülfe kommen. findet

man nur noch

kümmerlich genug. kaner

•)

lta'""

Gott

fähig;

soll

in

Kunst und Handwerke

den Städten und auch da

Edlerer Regungen das Gute

zu

ist

lieben

der Marok-

und zu thun

euch verbrennen, Gott verfluche ench!

Digiiized by

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81

um

blos

des Guten

diesen Leuten

nicht

das kennt

willen,

Höchstens

man

schwingt

fast bei

sich

der

Marokkaner auf den Standpunkt, deshalb gut zu handeln, weil

es

die Religion

vorschreibt, weil er sonst

der zukünftigen Freuden des Paradieses verlustig ginge,

oder sich wold gar die Strafen der Hölle zuziehen könne.

Indess so

die Unmoralität

ist

schlimm wie

eheliche

in

beim Volke lange nicht

den Städten.

Ueberschreitungen

Ausschweifungen,

oder andere Liister hört

man im Volke fast nie vorkommen. und Betrug kommen zwar oft genug eher Tribe gegen

die andere,

Arabern und Berbern so eigen, ein

Individuum

giebt, das die

professionsmäasige

Diebstahl,

Lug

vor, namentlich

indess wird dies

Lügen

sündhaft betrachtet.

als

überhaupt

ist

dass es

Wahrheit

kaum den

wohl kaum

spricht.

Und

Lüge hat wohl immer Betrug und Das Faustrecht, der Kaub und

Diebstahl im Gefolge.

Mord

sind in all den Theilen des Landes,

die

nicht

von der Armee des Sultans erreicht werden können, an der Tagesordnung, und

Niemand

Ausserordentliches darin.

Marokkanern in

vielen

findet

auch etwas

Dass der Gastfreund den

eine geheiligte

Person

Gegenden respectiren

sei, ist

die

eine Farce,

Bewohner nicht

einmal die Schürfa. Soll ich einen Vergleich

wagen zwischen Berbern

und Arabern, so möchte ich sagen, den ersteren. sich

die

Zukunft gehört

Bis jetzt haben die Araber der Neuzeit

der Civilisation

am

wenigsten geneigt gezeigt,

sie

des Islams und mit Stolz

sind die echten Röralinge

bekennen

sie sich

als

die

Träger und Stützen dieser

fanatischen Religion.

Der Berber

hung bescheidener,

hängt weniger an Religion, und

er

die Leute lassen sich weniger

dieser Bezie-

ist in

von der Religion beherr-

In Algerien haben denn auch die Franzosen

schen.

schon die Erfahrung gemacht,

dass

die

Berber weit

empfänglicher für Civilisation sind, als die

nur für

und durch ihre Religion lebenden Araber.

Was

die

Juden

Marokko

in

anbetrifft,

so

habe

ich an anderen Orten Gelegenheit, von ihrer misera-

belen

Stellung

Zum

sprechen.

hergewandert,

gegenüber Theil sind

den Mohammedanern sie

direct

zu

aus Palästina

zum Tbeil aus Europa zurück

vertrieben.

Ich glaube nicht, wie einige Schriftsteller annehmen, dass von den jetzt noch

im grossen Atlas und

in

den

Oasen der grossen Wüste existirenden Judengemeindcn, diese also

Abkömmlinge*)

der

Ureinwohner

Berber ihrer Herkunft nach

sind.

Nordafrikas

Wenn mau

auch annimmt, dass Berher vor der arabischen Invasion

zum

Theil das Christenthum,

zum

Theil das Juden-

thum angenommen

hatten,

scheinlich Christen

und Juden den Islam annehmen.

so mussten höchst wahr-

*) Die Angaben von Ricbardson nnd Davidson über die Frei im Atlas lebenden Juden, die berechtigt seien Waffen zn trugen, beruhen auf trügerischer Information. Ana eigener Anschauung weiss ich, dass die Juden im Atlas und in den grossen Oasen der Sahara ebenso miserabel leben, wie nur in Fes oder irgend

einer anderen Stadt des Landes.

Man behauptet,

Es

Berbern.

den

liche

eben erwähnten Juden haben

diese

gleiches Aeussere,

jüdische

gleiche Sitten ist

das

ein

und Gebräuche mit Irrthum.

Gemeinden des grossen Atlas und

Ich habe fast

sämmt-

jüdische Ortschaften der Draa- und Tafilet-Oasen

immer gefunden, dass

besucht, aber

mohammedanisch - ber-

neten von der sie umgebenden

sowohl

berischen Bevölkerung,

sie sich auszeich-

in

der Sprache,

als

auch durch anderen Körperhau, andere Gesichtsbildung

Im

und Sitten.

und kräftiger

Allgemeinen sind die Juden schöner die Araber,

als

Schmutz, den

sie

und ärmliche Kleidung, der entstellt sie

mehr

Fall sein würde.

aber

der

entsetzliche

zur Schau tragen, die nachlässige sie sich

als es unter

bedienen müssen,

anderen Umständen der

Die Jüdinnen namentlich zeichnen

durch Schönheit der Körperformen und reizende

sich

Gesichtszüge aus, müssen dafür aber auch oft genug,

Nähe eines Grossen und Vornehmen, Harem wandern.

sind sie in der in dessen

Die direct von Palästina hergekommenen Juden sich auf

finden in

dem

Atlas und in der Sahara, auch

den Städten Uesan, Fes, Tesa, TJdjda giebt

es

Sie reden kein Spanisch, sondern nur Arabisch

deren.

und

in

rein

berberischen Gegenden

Schellah

oder

Tamasirht.

Aber eigenthümlich die alle,

!

Der Jude

scheint nirgends

Landessprache erlernen zu können. dass

der

"Wir wissen

echte Jude in Deutschland gleich an

64 seiner lispelnden Sprache zu erkennen

Juden

ist,

wenn

So

Bewohner.

lichen

ebenso die

übrigen europäischen Länder,

aller

die Sprache des Landes anders sprechen

auch

nicht durch Tracht

den von dem Araber,

die

man

würde

stets

als die christ-

Nordafrika.

in

und Physiognomie

Selbst

verscliie-

unter Hunderten

den Juden gleich an der Sprache herauskennen. Nichts

Juden arabisch schmunzeln zu

lächerlicher als einen

hören, und die unter den Berbern ansässigen Israeliten,

schmunzeln das Tamasirht, wie

die berberisch sprechen,

der Jude überhaupt in allen Sprachen schmunzelt.

Man

kaum

wird wohl

übertreiben,

wenn man

die

Zahl der in Marokko lebenden Juden auf circa 200,000

Der

Seelen angiebt.

grösste Züsch ub von

1492 bei der Vertreibung aus Spanien

1496

Portugal

aus

die

früher

schon

Contingent

lichen Israeliten

Marokko

fanden

Aber

Juden.

europäische Lander ihr

statt*). in

sie

die schwarze

1403 in

Alle diese unglück-

Nordafrika und

eine Zuflucht.

heutigen Tag haben

und zwar

dazu kamen

1342 fand in Italien eine Juden-

Und wie

und gedrückt ihre Stellung auch dort

Auch

Aussen trat

1350 in den Niederlanden und

England und Frankreich

weise in

vertriebenen

hatten andere

gestellt,

vertreibung,

ein,

ist,

vorzugs-

unglücklich bis

auf den

ausgehalten und sich vermehrt.

Race

ist in

Marokko vertreten

sind es vorzugsweise Haussa-, Sonrhai-

und

*) Don Serann Calderon, Cuadro geografico de Marrueccos, Madrid 1844.

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85

Bambani-Neger,

setzen,

man

die

Sie haben dazu bei-

antrifft.

das arabische Element kräftig zu durch-

getragen,

obschon auf dem Lande die Mischung mit den

Schwarzen

seltener

nehmen,

Es

ist

Sitte eine Negerin

zu

den Städten.

in

Volke

den Grossen.

bei

als

als

ist

weniger im arabischen

Die ganze Familie

des Sultans, alle ersten Familien der Schürfa haben

heute eben so

viel

Negerblut hi ihren Adern

Die Berber

arabisches.

Schwarzen,

sie

mischen

würden glauben

sich

nie

ids rein

mit den

dadurch zu de-

sich

Als Sklaven werden die Schwarzen

gradiren.

rokko gut behandelt und oder längerer Zeit

Schwarzen

in

fast

Marokko, welche

in

Ma-

immer nach kürzerer

in Freiheit gesetzt.

stets

Die Zahl der

durch neue Zu-

fuhren aus Centralafrika erneuert wird, dürfte sich auf circa 50,000 beziffern.

Die

in

Marokko

sich authaltenden

dienen kaum einer Erwähnung.

schaum der menschlichen linge, die aus lilla,

sind.

Es

ist

Renegaten vermeist der Ab-

Gesellschaft, Galeerensträf-

den spanischen Praesidos von Oeuta, Me-

Alhucanas und Peüon de Ia Gomera entflohen

Und

dadurch,

die Aussicht

auf Begnadigung

ist

ihnen

dass sie die mohammedanische Religion an-

genommen haben, vollkommen auch nutzlos für gnadigung,

sie

sein,

abgeschnitten, sie

da

sie

würde

im Falle einer Be-

dem Rächerarm der allliebenden

katholischen

Kirche

anheimfallen

würden.

Die katholische alleinseligmachende Religion in Spanien

Digilized by

Google

86

und die mohammedanische alleinseligmachende Religion Marokko stehen sich noch ebenso feindlieh gegen in

einander,

-wie

zur Zeit Ferdinand des Katholischen.

Es mögen fast

sein,

einige

sind Soldaten Stellung.

Hundert Renegaten in Marokko

alle

und

Ausnahme von drei oder

mit

alle Spanier,

vier Franzosen;

die

verheirathet,

sind

alle

meisten

leben in einer sehr verachteten

nnd Nachkommen solcher

Selbst die Kinder

Oeludj*) haben noch zu leiden von der tiefverachteten Stellung, die ihre Eltern einnahmen.

Europäer, oder wie die Marokkaner Christen,

trifft

man nur

in

sie

nennen:

Im Ganzen

den Häfen.

beträgt ihre Zahl jetzt wohl 2000; sie zeigt also eine

grosse

Zunahme gegen

früher.

Tanger und Mogador

haben das grösste Contingent aufzuweisen.

In den

übrigen Küstenstädten, wie Tetuan, L'Araisch, Rbat,

Darbeida, Dar-Djedida und zelne

Familien.

Saffi

findet

Die Häfen von Sla,

man nur einAsamor und

Agadir haben keine europäische Bevölkerung. Ueber Zu- oder Abnahme der Bevölkerung in

Marokko

liegen natürlich

keine

Angaben

"Was

vor.

die Städte anbetrifft, so hat in der neuesten Zeit

Fes

durch Cholera bedeutend an der Einwohnerzahl verDass die Stadt Marokko ehedem viel bedeuloren. tender bevölkert war als jetat,

dass ein Gleiches

in

Mikenes, Luxor (Alcassar) und Tarudant der Fall ge») Oeludj pl. von Oeldj heiast man in Marokko den ehemaligen christlichen Sklaven und ebenso auch die Renegaten.

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Google

87

wesen

habe ich

iat,

beobachten künnen.

selbst

Die

grossen Gärten innerhalb der Stadtmauern, die vielen leerstehenden Häuser, meistens schon Ruinen, endlich die grosse

Anzahl unbenutzter Muscheen, zu gross für

die jetzige

Population,

deuten darauf hin,

dass die

Bevölkerung dieser Städte bedeutend abgenommen

Zunahme sehen

Auslände vermitteln

mehr

unter

als

den Handel mit dem

aber auch hier

;

unter

ist die

Zunahme

europäischen Bevölkerung

der fremden,

zu bemerken,

hat.

wir nur in den Hafenstädten, nament-

lich in denen, welche hauptsächlich

den Eingeborenen.

Viele

Hafenstädte, welche ehemals bewohnt waren, sind in der Neuzeit sogar gänzlich entvölkert

und vorhissen

worden.

Ebenso kann auf dem Lande von

Zunahme der Einwohner muht sein,

dass

einzelne

Triben

locale Einflüsse begünstigt, sich

die

sich

einer merklichen

Hede

nahme der Bevölkerung und Uebervölkerung findet namentlich

kann

sehi; es

vermehren,

durch

während aber andere dafür

vermindern oder ganz aussterben.

möchte ich sagen

fast

man nur

in

Constante Zu-

den Sahara-Oasen,

Es

im Draa und Taßlet.

scheint,

dass

diese gesegneten Inseln, wie sie Treibhäuser für Pflan-

zen sind, auch ebenso günstig auf die Menschen einwirken.

Dazu kommt, dass

verhältnissmässig

Eigentimms

ist,

grosse

in

den grossen Oasen eine

Sicherheit

dass Kriege und

des Lebens

Raubzuge dort

und sei-

88

und Beraubungen und Vexationen durch

toner sind,

die marokkanische

Regierung dort nicht vorkommen.

Hauptgründe aher der Abnahme der Bevölkerung Marokko's

(höchstens

bleibt wie

sie ist)

kann man sagen, dass diese

sind vor allem mangelhafte

Nah-

Die Faulheit und Sorglosigkeit der Bewohner

rung. ist

derart,

Bodens

dass trotz des reichen

oft

Miss ernten

und jungfräulichen zur

Nicht

werden.

erzielt

eingetretener liegen, Hagelwetter oder

rechten Zeit

Heuschrecken fuhren häufig Hungersnoth herbei. räthe

anlegen

kennt der Marokkaner

Getreide ausführen kann,

ist die

Vor-

Aber

nicht.

selbst bei reichliehen Ernten, in Jaliren,

wo Marokko

Nahrung wegen der

Wie kommt beim Landbe-

Einförmigkeit keine die Gesundheit fördernde.

schon angeführt worden

ist,

wohner das ganze Jahr keine Fleischkost mässigkeit,

wenn Nalirung

reiclüich

hat dann Krankheit im Gefolge.

vor.

vorhanden

Unist,

Das weibbehe Ge-

schlecht entkräftet sich durch zu langes Säugen der

End er.

Fortwährende Kriege und Raubzüge fordern

Opfer unter den kräftigsten Männern. Regierung, die

dem Volke den

Die willkürliche

letzten Blutstropfen aus-

saugende mohammedanische Geistlichkeit, endlich die grassirenden Krankheiten,

alles

dieses

sind Ur-

sachen, welche auf die Entwickelung des marokkanischen

Volkes

hemmend und bindernd

einwirken.

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Google

Will man theilen

und

die

Religion

Volkes richtig beur-

eines

muss man

richtig erfassen, so

halb einer jeden Religion stellen jede

andere Religion immer,

;

sich ausser-

ein Ohrist wird über

fasst

er

dieselbe

von

seinem christlichen Standpunkte auf, ein falsches Urtheil voller Vorurtheile abgeben; eben so wenig ge-

nügt

es,

über welche ein Urtheil abge-

die Religion,

geben werden

soll,

zur eigenen zu

machen (ohschon,

um in das Wesen derselben einzudringen, dies vollkommen notbwendig ist), sondern muss nachdem das geschehen, wieder heraustreten,

um

für die Kritik

ohne

Fessel dazustehen.

In allen Ländern

ist die

moralischen Volkszustandes,

Länder durchforscht und der Länder eindringen

will,

in

Religion der

Grund des

und derjenige, welcher das

Leben des Volkes

muss daher vor allem sich

angelegen sein bissen, die Rebgion des Landes einer

eingehenden Betrachtung zu unterwerfen.

Von den

drei

für

semitische Völker

gemachten

Religionen hat keine so gewirkt, das freie Denken, die

90

bewusste

Vernunft einzuschränken

Und reebnen wir

die

tischen als die

Religionen

so

,

wie der Islam.

Inquisitionszeiten,

brennungen der Hexenprocesse viele

ab, hat keine

die

Ver-

der semi-

Menschenopfer gekostet,

Auch

mohammedanische.

ihr

ist

ureigen, unter

der i'irrua der Nächstenliebe, unter der Maske religiöser Heuchelei jede Freiheit des Gedankens als hinzustellen;

schauung als

allein

ihr

ist

nur

ureigen,

Sünde

eigene An-

die

des Propheten oder Macher der Religion

wahr

unumstösslichen

Der Grund

hinzustellen

und den

Gesetz erhoben

Glauben zum

zu haben.

der mohammedanischen Religion liegt

dem Satze: „Es giebt nur Einen Gott und Mohammed ist sein Gesandter." Wir sehen hier aus-

in

drücklich, dass, wie in den anderen beiden semitischen Religionen, die Einheit Gottes vor allen

aber ohne den Glauben, dass Gottes

ist,

gilt die

Dingen betont wird,

Mohammed „Gesandter"*)

ganze Lehre nichte.

Mohammed, von einem

als

Beduinen gekleideten

Engel gefragt: „worin besteht das Wesen des Islam?"



antwortete: „zu bezeugen, es giebt nur einen Gott

und ich bin innehalten,

achten,

sein Gesandter;

die

Stunden des G-ebets

Almosen geben, den Monat Ramadhan beob-

und wenn man

es

kann, nach

Mekka

pilgern."

*) Gesandter ist wohl zu unterscheiden von Prophet, deren die Mohammedaner viele anerkennen, ein Prophet aber wie Moses oder Jesus bekommt nie den Beinamen „Gesandter".

91

— „Das er sich

erwiederte der Engel Gabriel, indem

ist es,"

zu erkennen gab. die mohammeunbedingteste

Mit der christlichen Religion hat danische

das gemein, dass

Herrschaft über

alle

sie

die

Menschen anstrebt, wenn aber

jene Herrschaft der christlichen Kirche erst alter

im

sehen wir

in

mohamme-

der

Es

danischen Kirche schon 755 ein Schisma. sich

Mittel-

verloren ging durch die Reformation oder Revo-

lution eines Luther*), so

nach der Verlegung

Bagdad

nach

westliches seinen

Sitz

gionsBecten

ein

des Kalifats von

eigenes

vollkommen unabhängiges

Kalifat, welches

im Anfange

in

Cordova

Ausser den vielen anderen Reli-

hatte.

und Parteien,

spalteten, wir

bildet

Damaskus

welche

dann den Islam

erwähnen nur der Kbaregisten, der Ka-

darienser, der Asarakiten, der Safriensen, sind in der

rechtgläubigen mohammedanischen Welt heute

diese

beiden Kalifate noch zu erkennen.

Der Sultan^der Türkei erkennt mässigen

Nachfolger

Damaskus, und da

des

Kalifats

dies Kalifat

sich als

den recht-

von Bagdad und

überhaupt nie

als gleich-

berechtigt bestehend das westliche Kalifat von Spanien

und deu Maghreb anerkannt hat, so glaubt er der Alleinherrscher aller

Mohammedaner

zu sein.

Es versteht

*) Die krankhafte Anstrengung des Papsttbums, diese Herrschaft bei den Katholiken jetzt wieder herzustellen, darf, wenigstens was die germanischen Völker anbetrifft, als verfehlt und zu spät

sich von selbst, dass eben ao wenig wie Protestanten,

Griechen und andere für

rechtmässige

Choms,

Bekenner von Korn

cliristliche

Christen gehalten werden, auch

Bekenner des Islam, die Schiiten, Ahden,

die übrigen

rechtgläubige

für

Mohammedaner angesehen

werden.

Der Sultan von Marokko

Nachfolger des Ka-

als

von Cordova erkennt aber keineswegs die Ober-

lifats

herrschaft dea Sultitna der Türkei an, und eben so

wie die Kalifen von Spanien ihre Unabhängigkeit von

den Abassiden aufrecht zu erhalten wussten, bat nie irgend ein marokkanischer Herrscher des Sultans der

Türkei Oberherrlichkeit anerkannt. jetzige Dynastie der Kaiser von

Im

Gegentheil, die

Marokko, die sogenannte

zweite Dynastie der Schürfa, procktmirt feierlich,

Mohammeds

sind.

eben weil

,

nicht

einmal

sie

und

Abkömmlinge

Der Sultan von Marokko betrachtet

den Sultan von Constantinopel der

laut

dass sie die allein rechtmässigen Herrscher

aller Gläubigen seien

arabisches

einen Usurpator,

als

Blut,

Mohammed"

„unseres gnädigen Herrn

geschweige in seinen

das

Adern

habe.

Der echte Marokkaner, wenn

er auch das ara-

bische Volk als das bevorzugte, das von

Gott aus-

erwählte und besonders beschützte betrachtet, erkennt

keineswegs

Nationen

an.

Mohammedaner, oder wie hebung

sagt,

Für ihn

giebt

er seihst in römischer

es

nur

üeber-

„Rechtgläubige Moslemin", Juden, Christen

igifeed

t>y

Google

93

und Ungläubige. Zu den letztereu rechnet er alle solche, die kein

„Buch",

d. h.

die keine göttliche Offenbarung

bekommen haben.

Da nun

aber von solchen, die ein „Buch" haben,

im Koran nur die Juden und Christen erwähnt sind, so

werden

die

Wedas der

Inder, die Kings (Bücher

des Confucius) der Chinesen und andere als nicht vor-

handen betrachtet, und

in

Marokko gar hat man

die

Vorstellung, dass die durch „Tausend und eine Nacht"

bekannten Länder Hiud (Indien)

uud Sind (China)

ausschliesslich den Islam bekennen.

Von den

vier rechtmässigen

und gleichberechtigten

Bekennern des Islam, den Hanbaliten, und Malekiten, huldigen

Hauen" teil

wie in Afrika alle

dem

Aegypter,

sind,

führe ich hier

dem Tode dass der

die

SchaffÜiten,

Marokkaner

Mohammedaner mit Ausnahme der Für diejenigen,

malekitischeu Systeme.

welche weniger mit

dem Mohammed anismus bekannt an, dass man schon gleich nach

des Propheten einzusehen angefangen hatte,

Koran unmöglich

allein

allen religiösen

An-

forderungen, allen Rechtsfragen entsprechen konnte.

Im Anfange der mohammedanischen Religion begnügte man sich damit, zweifelhafte Fälle durch Mohammed selbst oder seine Jünger entscheiden zu lassen. Nach des Propheten Tode, nach dem seiner Jünger, sammelte

man dann die

die

mündlichen Ueberlieferungen ; es

ist

das

Sunnah, welche im ersten Jahrhundert nach der

Hedjra entstand.

94

Da nun

aber noch keineswegs Koran und Sunnah

ein regelmässiges

System boten,

bo

fühlte

man

die

Notwendigkeit, für Theologie und Jurisprudenz einen solchen festen Anhalt zu bilden, und vier Schriftgelehrte

Jeder

unternahmen diese Arbeit.

Abhandlung

über dio religiösen

lieferte eine

Coremonien, über die

Grundsätze, wonach der Moslim sein häusliches Leben einzurichten hat, und sie sonderten die Scheria, d. h.

das von Gott selbst gegebene unabänderliche Gesetz,

von dem, welches nach dem Willen und Gutdünken Die Abder Menschen abgeändert werden kann. handlungen dieser vier Schriftgelehrten, obschon in vielen äusserlichen

wurden

alle als

sie

Sachen von einander abwichen,

orthodox anerkannt und

sie

bekamen

den Namen nach ihren Urhebern.

Der Malekitische Ritus nun (Malek ben Anas wurde 712 in Medina geboren, woselbst er 795 starb) verdrängte im Westen von Afrika gegen das Ende des achten Jahrhunderts den Hanefitischen Ritus, und dieser

hat sich

dort

aut

bis

unsere Zeit

Neben Malek und hauptsächlich der Malekitischen Schriften

gilt

erhalten.

bester Erklärer

als

das

Werk von

Chalil

ben Ischak ben Jacob, der 1422 starb, und aus einer Menge anderer Schriften über Malekitischen Ritus seine

Werke zusammengesetzt

hat.

Sehr

hoch

gehalten

werden in Marokko auch die Schriften des Buchari, der 200 Jahre nach Mohammeds Tode schon die Ueberlieferungen sichtete und von 7275 für wahr ge-

haltenen

und 2000 zweifelhaften mehr

über 2000

als

falsche ausstiess.

Der Unterschied der Malekiten von den übrigen drei

rechtgläubigen Parteien beruht nur auf Aeusser-

lichkeiten,

so namentlich

in der Verrichtung bei

den

Ablutionen, in den Bewegungen beim Gebet, endlich hat

Malek vor seinen gelehrten Collegen den Vorzug,

dass er denen, die seine Religion s regeln befolgen, ent-

schiedene Erleichterungen gewährt.

Das Sultanat von Marokko

als solches

wurde ge-

gründet

nach dem Untergange des Königreichs von

Granada

am

Alhambra

2.

die

Januar 1492,

Fahne von

Jacob aufziehen konnte. nun begraben, aber sich

als

und des heiligen

Das westliche

Kalifat

war

Erben desselben betrachteten

von dem Augenblicke an

Wenn dann noch

Ferdinand auf der

als

Castilien

später

von Marokko.

die Sultane

bis

eigentlichen Ver-

zur

Mohammedaner aus Spanien ein inniger Zusammenhang mit den afrikanischen Glaubensgenossen

treibung der

blieb,

so hatte

doch jeder

politische

Zusammenhang,

wie früher schon oft, seit 1492 gänzlich zu existiren aufgehört.

Marokko

selbst hatte

auch

freilich

die Grenzen, welche, es jezt inne hat, seine

wechselte je nach der

Einzelne dehnten ihre Oberhoheit durch bis

Timhuctu und Senegambien hin

und Tiengen haben häufig genug derselben

anerkannt.

OftmalB

aus,

nicht

Ausdehnung

Macht der regierenden die

Sultane.

Sahara

und Mascara

die Oberherrlichkeit

aber

regierten

drei

96

Könige oder Sultane neben einander, daner die Namen Königreich Fes, Taiilet, Marokko. Nie aber, wir betonen

auch

namentlich weil jetzt die Pforte

es,

Souveränetat über Marokko beanspruchen scheint

ist

im eigentlichen Marokko,

d.

die

zu wollen Ii.

westlich

von der Muluya, irgend wie oder irgend wo ein türkischer Pascha als Regent seines Herrn, des Sultans der Türken, gesehen worden.

Im

Allgemeinen sind die Begriffe des Volkes von

der mohammedanischen Religion äusserst oberflächlich und verworren. Der gemeine Mann giebt sich auch gar keine Mühe, in das

und was

die

Faki und

und Schrifgelehrten, auf einer bedeutend

Wesen

des Islam einzudringen,

die Tholba, d. h. die

anbetrifft, so sind diese in

tiefer

stehenden Stufe

lehrsamkeit, als in den meisten anderen

Doctoren

Marokko der Ge-

Ländern, wo

der Islam herrscht.

Die Lehre von der Prädestination zieht sieb auch in Marokko durch die ganze religiöse Anschauung hin:

„Es stand geschrieben,"

dass an

dem Tage der

und der sterben muss, „es stand geschrieben," dass beging etc. Es würde der und der das Verbrechen jndess lebensgefährlich sein, einem Thaleb zu sagen:

Da

Gott

so hat er

allmächtig

ist

und Alles erschaffen

hat,

doch auch den Teufel geschaffen; oder, der

nur mit Wissen Teufel als gefallener Engel hat doch Willen Gottes fallen können. Man würde in

und

wenn Gefahr sein, verbrannt zu werden,

man einem

Digitized by

Google

97

Da

Faki sagt«: er

Gott Alles geschaffen hat, so muss

doch auch das Böse,

Du

wie erklärst

die

Sünde,

geschaffen haben;

das mit der Allgüte Gottes, Gottes,

welcher doch nur der Inbegriff alles

Guten

sein soll?

Ein marokkanischer Geistlicher würde nicht antworten „mit unerforschhehen Geheimnissen",

die wir nicht zu

ergründen vermögen, sondern gleich mit „Feuer und Sch-wert".

Gott

„hundert guten

mit

„grösster",

„allbarmherziger"',

sönliches Wesen.

Eigenschaften",

Obsclion der

Name

als

als

denkt

„all mitleidiger",

Mohammedaner

sich der marokkanische

ein

per-

Gottes „Allah"

immer mit besonderer Betonung und recht sonor

aus-

gesprochen wird, so hat doch das häufige Anrufen desselben eine völlige Missachtung nicht nur des Na-

mens, sondern Gottes selbst herbei geführt. Die eigene

Lehre Mohammed's trägt Schuld daran. Während

die

jüdischen Lehrer vor allen Dingen darauf hielten, den

Namen

Gottes

so

führen,

„Du

sollst

wenig wie möglich im Munde zu den

Namen

des

Herrn,

Gottes, nicht unnützlieh führen; denn der

den nicht ungestraft lassen, der seinen braucht",

und

die

Israeliten hierin

so

Namen weit

dass der

Namo Jehovah nur von den

Tempel

ausgesprochen werden durfte, und

Gott Eloah

oder Adonai,

d. h.

lichen Leben, sagte, lehrte die

Deines

Herr wird miss-

gingen,

Priestern

im

man

für

„Herr" im .gewöhn-

mohammedanische Be-

BoHfc.

7

Bayerische Stcelsbiblioüielc

98 ligion, es ist

viel als

verdienstvoll, den Namen Gottes so

möglich

auszusprechen.

Bei aussergewöhidichen Versammlungen von Re-

kann man

ligionsgenossenschaftei)

manchmal

die

dalier

sehen,

dem Körper den Takt

Wort „Allah"

auszuspre-

Eine Versammlung der religiösen Genossen-

schaft der Mulei Thaib

in

beiwohnte, behauptete,

am

Rhadames, selben

der

ich

dort

Abend das Wort

„Allah" 70,000 Mal ausgerufen zu haben. dies

wie

Versammelten mit nichts Anderm sich

beschäftigen, als wiegend mit

zu geben, und jedesmal das chen.

Wenn

nun auch nicht genau dem Worte nach genom-

men werden

muss, denn die Zahlen in grösseren Zu-

sammensetzungen

überhaupt den

sind

ziemlich unbekannte Grössen,

so

Marokkanern

kann ich doch ver-

sichern, dass ich sicherlich eine nachhaltige Heiserkeit

würde davon getragen haben, wenn ich mit gleicher Iiegelmässigkeit

und Vehemenz eben

so oft Allah mit-

geschrien hätte.

Allah wird deshalb eigentlich weder geliebt, noch gefurchtet und

kaum

verehrt,

Chotba-Gebet Freitags wie Gott gerichtet

sind,

kaner,

um

etwas

durchzusetzen,

so

denn wenn auch das

die

wendet

irgend eine Gunst zu

täglichen sich

Gebete

an

doch der Marok-

erlangen,

an irgend Jemand

um

irgend

sonst,

nur

nicht an. Gott.

liegt

Wie hat es aber auch anders sein können? Es dem Menschen so nahe, dass er das, was er

Dkjitiz«! öy

Gl

99

immer zur Hand hat, was er täglich braucht, anfängt nicht zu beachten,

und

die

Nichtbeachtung

Und

der erste Schritt zur Verachtung.

nach den Gesetzen

Dinge, die

um

haft sind,

aller

mehr zu

nicht noch

immer

Marokko"

Menschen sünd-

sagen, mit der

Namen

rufung Gottes „Bi ism' Allah, im

ergreift seine Kleidungsstücke,

er sich der-

falls

ausnahmsweise Nachts entledigt hätte,

selben

An-

Gottes" be-

Mit dieser Redensart steht der Marokkaner

gonnen. auf,

ist

in

das unbedeutendste Geschäft, ja

wird das Geringste,

nimmt seine Waschungen,

die

betritt

unter-

geht

Strasse,

damit zur Arbeit, prügelt damit seine Lehrlinge durch,

empfängt

ohrfeigt seine Gattin,

damit ein Almosen,

damit seinen Feind, schwört damit einen

ersticht

fal-

schen Eid, betritt damit die Moschee, legt sich damit schlafen,

um

Hauch von

Regel damit auch seinen letzten

in der

sich zu gehen.

Die Vorstellung, welche man macht,

ist

im Wesentlichen der der anderen

schen Lehre

nachgebildet.

und reinen Körper

feinen

sind geschlechtslos

Gottes

Engel

„Lob und

Der Koran von

essen und trinken nicht, als

So

die Dr.

specielle

Gottes,

des Weltalls

vermittelt.

semiti-

Enge! haben einen

Die sie

Die Befehle

Preis sei Gott,

und der Erde, der *)

;

und werden

betrachtet.

schränkter Gebieter die

von Engeln

sich

beginnt

ist,

der

Diener

unum-

werden durch

die

dem Schöpfer

35.

Sure*):

des Himmels

Engel zu seinen Boten macht, Ullmann.

Bielefeld.

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Google

100 so da ausgestattet

wähnt

mit je

manchmal auch

drei

zwei,

als

und

vier

Gabriel

be-

„Geist Gottes"

er-

Michael, der Engel der Offenbarung,

ist;

Azariel

sind

Als vornehmster wird

Paar Flügeln." frachtet, der

der Todesengel, Israful der Engel der Auf-

erstehung.

Man

glaubt sodann an

(Plural von Djin),

welche

Geister, Djenun gröberer Materie

aus

als

gemacht gedacht werden und am jüngsten Tage einem Gerichte unterliegen.

Man kann Teufelcultus

nicht

sagen,

dass

in

Marokko

ein

man sich überdem Teufel mache. Er wird nicht Mund genommen, wie Allah, und ist bestände,

und

als

ob

haupt etwas aus so oft in den

dem

zufolge

den dortigen Mohammedanern ziemlich

Wie

zur Nebensache geworden. kern, wird auch hier

dem

bei

den meisten Völ-

Teufel Alles in die Schuhe

und „Allah rhinal Schitan, verfluche den Teufel!" kann man täglich

Gott

geschoben

hören.

Stösst einer aus Versehen an, schneidet sich einer in

den Finger, sehen

ein

fallt

GefUss,

einer zur Erde,

zerbricht aus Ver-

beschmutzt durch

eigene

Unvor-

sichtigkeit sein Gewaiftl, so wird unabänderlicherweise

der Teufel verflucht. ich, dass,

Als eigenthümiieh beobachtete

Esel zum guten Ton

sobald ein

ausstösst, es

seine musikalischen

gehört, sich mit

Töne

Abscheu

wegzuwenden und „Gott verfluche den Teutel" auszurufen.

Der Teufel wird Iblis oder Schitan genannt,

und nach der Meinung der Mohammedaner wird

er

101

deshalb als gefallener Engel angesehen, weigerte,

Adam

Tode in

ein

Aufenthalt entweder

Hölle zu

der

er sich

weil

anzubeten*).

Als Lohn wird den Menschen nach

Theil.

dem

irdischen

im Paradiese oder

ludess

kommen

Abge-

die

schiedenen keineswegs sofort dorthin, sondern erst

Höst"*) sagt

dein jüngsten Gericht.

Glaube

ist

gleich sie

ein

so

ist,

nach

und dieser

8. 197,

auch heute noch in Marokko

Maure gestorben

„Wenn

:

im Grabe von zwei Engeln befragt wird,

Munkir und Nakir nennen; und wenn

er

echter Moslim zu ihrer Zufriedenheit

nicht, so schlagen sie ihn mit eisernen

die

dann

als

antwortet,

ruhet der Leib ungestört bis zum Gerichtstage

Schläfe, und er

ein

so glauheu die Anderen, dass er

;

wo

Keulen an die

wird von giftigen Thieren gebissen

und übel behandelt.

Die Seelen der Märtyrer

verbleiben im Halse der grünen Vögel des Paradieses bis an den Tag des Gerichts; aber die anderen rechtgläubigen Seelen, die durch den Engel Azariel mit Gelindigkeit halten sich

gehen

um

könnten

die ,

Seelen hingegen,

vom Körper

getrennt werden,

Gräber herum auf, ob

woliin die

sie

wollen.

Für

sie

gleich

diejenigen

verdammt werden, wissen

sie

An

anderen Orten und Surat 2 im Koran: „Darauf sagten wir zu den Engeln: Fallet vor dem Adam nieder, und sie thaten so, nur der hocbmUtbige Teufel weigerte sich, er war ungläubig." *)

**)

Nachrichten von Marokko und Fes, von G. Höst. Kopen-

hagen 1781.

102 keinen Platz, denn weder

Himmel noch Erde

will sie

annehmen." Endlieh naht der jüngste Tag, dessen Ankunft

durch „Zeichen" angekündigt wird.

So

am Abend, Me-

soll

vorher die Sonne aufgehen, der zwölfte Imam, der hedi verkündet aufs Neue und zuletzt den Islam,

und

Jesus Christus, die Lehre Mohammed's bekennend, er-

Nach dem Glauben der Mohamme-

scheint aufs Neue.

daner

haben

Moses

sowohl

als

auch Christus

den

wahren Islam gepredigt, nur wir Christen und die Juden haben unsere, respective ihre Bücher

gefälscht.

Die Mohammedaner verweisen auf verschiedene Stellen des Alten und

Neuen Testaments, von denen

glauben,

sie

Bezug auf

dieselben enthielten eine Weissagung, einen

Mohammed. Die Trompete die Sterne

fallen

erschallt, die

zweiter Trompetenstoss ertönt,

was Leben hat,

Regen

soll

Sonne wird

stirbt.

die

sie

lässtMohammed

Letzterer sammelt die See-

derselben,

Erde und Himmel

und

wie überhaupt die grössten Wider-

sprüche herrschen).

len in seiner Trompete, und beim entfliegen

rufen,

Engel Gabriel, Michael und Israful

zuerst erweckt (an anderen Koranstellen sie nicht sterben,

Ein

und Alles auf Erden,

Ein 40 Jahre anhaltender

zum neuen Keimen und Lehen

dann werden

verfinstert,

zur Erde, es herrscht Chaos.

auszufüllen.

Gerichtstages wird im

letzten Schall

um den Raum

zwischen

Die Länge des jüngsten

Koran verschieden, im

30. Ca-

Dipzed

by

Google

103

pitel

zu 1000, im 70. Capto] zu 50,000 Jahren ange-

geben.

Nachdem

Menschen von den Engeln Mtinkir

die

und Gabriel gefragt die so

gross

Waage,

sind, wiegt Gabriel in einer

dass sie

ist,

Himmel und Erde

zugleich

enthalten kann, die Thaten der Menschen. Ueberwiegen die guten ist li

Thaten auch mir Ein

der Eingang

Haar

die bösen, so

das Paradies gesichert.

in

Ein Mo-

ammedaiier, der einem andern Unrecht gethan

muss übrigens einen Theil

übernimmt

sc

dafür des Anderen Sünden.

die

an vielen Stellen glaubt für

man

die

docli

als

Obsehun

ewige

eine

hat,

Thaten dem-

seiner guten

selben abgeben, hat er gar keine,

er

Verdammung

geschildert wird, so

nach anderen Andeutungen, wenigstens

Rechtgläubigen

auf eine

zeitweise

Strafe

rechnen zu können, „nachdem die Haut 1000 Jahre lang zu Kohle verbrannt

Bei der kleidet mit

ist".

Auferstehung Leinwand,

die

sind die

Frommen

be-

Gottlosen erstehen nackt,

und jene, welche unrechtmässig Reichthiimer erworben haben, werden Zinsen

als

tragen.

Um

man

Marokko

in

Schweine auferstehen;

die,

nehmen, werden Kopf und Eüsse

welche

verkehrt

einer solchen Strafe zu entgehen, leiht nie auf Zinsen, aber

man umgeht man z. B.

das unentgeltliche Darleihen dadurch, dass

100 Metkai ausleiht, aber gleich zur Bedingung macht,

nach so und zo langer Zeit das verdoppelte

verdreifachte

Capital zurückzubekommen.

oder

Nur

so

DigitizGd

t>y

Google

104

am TBadsee vom Moham-

konnte ich mir selbst später

medaner Mohammed Sfaxi 200 Maria-Theresia-Thaler verschaffen; es

war Bedingung, 400 zurückzuerstatten;

man

Zeit war hierbei nicht angegeben, aber

Zahlung auf Sicht

verlangte

und da die Karavane

in Tripolis,

und etwa neun

gleich darauf abging nach dieser Stadt

Monate Zeit gebrauchte, so konnte der Darleiher

— Die

wiss zufrieden sein.

Mörder, Diebe erscheinen,

um

Alle werden in eigenen Gestalten

etc.,

Strafe

ihre

anzutreten.

wird lange dauern und Gott wird

Mohammed

wird Fürbitter

sein,

Das Gericht

Person richten,

in

Adam, Noah, Abraham

und Jesus weisen das Amt der Fürbitte von

Auch

die Engel,

ge-

ungerechten Richter, die

sich.

und die Thiere werden

die Geister

zur Rechenschaft gezogen.

Die Auferstandenen haben,

um

stimmten Aufenthalt zu kommen, zu passiren,

die so fein wie ein

dig wie ein Messer

ist;

die

in

die

den für

sie be-

Siratbrücke

Haar und so

schnei-

frommen Seelen kommen

mit telegraphischer Geschwindigkeit hinüber, die Gottlosen stürzen in die Tiefe.

Ehe man einer

ins

Paradies gelangt,

Mauer, welche

Holle

Diese Mauer wird zugleich trachtet viel

und dient

als

als

und

kommt man zu Paradies

trennt.

neutrales Gebiet be-

Aufenthalt für Solche, die gleich-

Gutes und Böses, oder überhaupt weder Böse3

noch Gutes gethan haben.

Das mohammedanische Paradies mit den

rieseln-

105 den

Bächen von Milch und Honig, den schwarzäugigen

Huris,

dem

deren Leib aus duftendem Bisam besteht,

Weine, der nicht berauscht, und den 80,000 Sklaven, zur Verfügung hat,

jeder Rechtgläubige

die

länglich bekannt,

Koran davon gemacht

im

wird er dort

immer

der Haschisch wird er

wird

haben,

nicht

sich

Mohammed

noch mehr

aus.

So

seine Haschischpfeife haben,

und

hat,

ihn nicht schlaftrunken machen;

schwarzäugige Huris

als

Dienerinnen

sondern blauäugige, blondlockige

länderinnen, welche nach

Eng-

der Meinung der Marok-

kaner diesen Vorzug verdienen. sich

ist Irin-

und der Marokkaner schmückt

nach seiner Art die Versprechungen, die ihm

Das Paradies

befindet

über den sieben Himmeln, unmittelbar unter dem

Throne Gottes; was aber räumlich über Gott

selbst

dem Marokkaner

nicht

ist,

darüber nachzudenken

ist

erlaubt.

Nach der Beschreibung der die Hölle vom Paradiese Mauer sollte man denken, dass dieses

trennenden letztere

Hölle.

auf gleichem Niveau befände

sich

Aber wie

gionen und wie

Holle der bunden.

mit

der

den übrigen semitischen Reli-

bei

hei fast

allen

Völkern

ist

mit der

Begriff des „Tiefen, Unterirdischen" ver-

Deshalb Bagt

man

auch, die Bösen fallen

Man stellt sich sodann die Hölle Stockwerken vor; im obersten wohnen

von der Siratbrücke.

mit sieben jene

Mohammedaner,

hammed nach

die auf Fürbitte des

Herrn Mo-

einigen tausend Jahren Eintritt ins Pa-

106 radies

bekommen können.

Es

ist

aodann ein Aufent-

halt für die Christen, für die Juden, für Sabäer, Magier,

Ungläubige überhaupt vorhanden.

In

das

Stockwerk werden die Heuchler kommen, die äusserhch eine Keligion,

medanische, glaubten.

bekannten,

wie bei den übrigen Völkern,

so dass es eine wahre Lust

barmherzigen Gott in seiner ewig -tur auf diese

es

ihm

ist,

sich daneben den all-

zu denken, wie er im Paradiese

allgütigen und allmitleidigen Naseine Geschöpfe hinabschaut, ohne dass

einfallt in

die von

Solche,

moham-

nicht daran

Die Qualen der Hölle werden eben so er-

finderisch beschriehen,

"

innerlich

unterste

d. h>

vornehmlich (he

aber

seinem unerforschlichen Eathschlusse,

ihm verhängten und nach

seiner Vorherbe-

Stimmung (nach der Lehre Mohammed's

ist

ja Alles

vorherbestimmt) erfolgten Qualen zu lindem oder gar zu beendigen.

Feuer

spielt

natürlich eine

Hauptrolle

in

der

Hölle; die Anzüge sind von Feuer, in den Eingeweiden

brennt Feuer, Feuer verkohlt die Haut, Feuerschuhe bekleiden die Füsse; ebenso heisses

„Es

soll

Wasser

(22. Cap.).

auf ihre Köpfe gegossen werden, wodurch sich

ihre Eingeweide

und ihre Haut auflösen."

Genug von

den Freuden des mohammedanischen Paradieses und

den Leiden der mohammedanischen Hölle, Unter dem Schutze des Grossscherifs von Uesan, der

mir ein unwandelbarer Freund war, wagte ich

einst,

einem Thaleb, der mit glühenden Farben

die

107 Köstlichkeiten des Paradieses der Gläubigen mir aus-

zu erwiedern

malte,

Anspruch macht, lieber

„wenn aber Ihr Marokkaner Alle

kommen,

so will ich

nach dem Orte kommen, der den Christen au-

Da mein

gewiesen wird." lachten die

:

ins Paradies zu

Alle

Beschützer zu lachen anfing,

pflichtschuldigst

über die Abiertigung,

der Thaleb erhalten hatte, mit.

Ich konnte mir

damals in Uesan eine solche Aeusserung erlauben, weil ich

nach den Worten Mohammed's

ner Christ den hatte.

Vortritt

vor

Mohammed von

AVenn

als

übergetrete-

den übrigen Moslemin Vortritt spricht,

meint

den in das Paradies.

er darunter

Folgendes

ist

unwandelbare Lehre, wie

die

sie

von Gott durch die Propheten den Menschen vermittelt

worden

sind

ist;

Juden und Christen später von

diesem Islam abgewichen und haben die Bücher ver-

war

fälscht, so

es die

Hauptaufgabe Mohammed's, die

reine Lehre wieder herzustellen.

Mohammed

schiedene Offenbarungen zu

der Erschaffung der

seit

lässt ver-

Welt, und unter den Propheten giebt es verschiedene Rangstufen.

Zu den

ersten

Abraham, Moses und Jesus. triarchen

Es kommen sodann Pa-

und Propheten, welche vollkommen

und sündlos auf Erden Marokkaner giebt auf

Adam

auf

Abraham *]

gehören Adam, Noah,

lebten.

1 0,

auf Moses

1 ,

heilig

Nach der Meinung der

es 104 heüäge Schriften*),

10, auf Seth 50, auf Edris oder

auf David

1,

Siehe Jackson, Account of Marocco, p. 197.

von denen

Enoch

30,

auf Jesus

1

106

und auf Mohammed letzten sind

auf das

alle

letzte,

kommen.

1

Bis

auf

die

vier

anderen-verloren gegangen, und bis

den Koran,

werde, darf er nur

die

noch übrig ge-

drei

Damit der Koran nicht gefälscht

bliebenen gefälscht.

geschrieben und

in arabischer

Sprache verbreitet werden. Ein gedruckter Koran daher

Marokko schlecht augesehen;

in

ist

gleichwohl

machte ich dem Grossscherif einen solchen sowie ein

und Neues Testament

Altes

Geschenk, und er nahm

Grunde,

d.

müssen

h.

aller

um

in arabischer

Sprache zum

Aus demselbsn

gern an.

sie

den Koran verstehen zu können,

nie Ii tarabischen

lehrte Arabisch lernen.

Völker

Ein Versuch, den

kaner selbst machten, den Koran

ins

Schriftgedie

Marok-

Berberische

zu übersetzen, da die überwiegende Mehrzahl der Marokkaner Berber

sind, scheiterte

vollkommen an dem

Fanatismus der arabischen Tholba; die schon übersetzten

Exemplare wurden verbrannt.

Untier

Maria

sei

den

also

leugnet.

er glaubt,

dass

Jesus der Sohn

und dass diese auf wunderbare Weise empfan-

gen habe.

Er glaubt

nicht kreuzigten,

schoben.

Mohammed Jesu

den Propheten erkennt

den ersten Platz zu;

dass die Juden

Jesum

eine andere Person

unter-

weiter,

sondern

Die Auferstehung und die Höllenfahrt wer-

vollkommen von Indess glauben

Himmel empor

den Mohammedanern ge-

sie,

gestiegen sei;

dass Jesus lebendig gen

und

ebenfalls

wird

er,

109

zum jüngsten Gericht zurück

wie schon erwähnt, wartet.



Ein Haupterforderniss Gebet

wenn

ist gültig,

ist

das

er-

Gebet; aber kein Abwaschung

nicht vorher eine

des Körpers, d. h. eine bestimmte Ceremonie', vorge-

nommen worden

Man

ist.

wie Überhaupt bei den

Abwaschung, odho

el

el

unterscheidet in

Mohammedanern

odho

die

Marokko

grosse

kebir*); die kleine, el

el

Abwaschung mit Sand, el Waschens,

die

sserhir;

el

timuui,

und das blosse Fingiren des Diese Abwaschung wird

chofin.

in verschiedener

"Weise bei den vier rechtgläubigen Kiten vorgenommen,

Normen muss Würde man z. B.

aber nach einer der vorgeschriebenen

Ablution verrichtet werden.

die

zuerst das

linke Auge auswaschen, wenn

dass

lich

ist,

soll,

dann

vorher

und es kann nicht gebetet werden.

um

es erforder-

das rechte gewaschen werden

ganze Ablution batal,

ist die

den Mund auszuspülen,

d. h.

umsonst,

Würde man

z.

B.

dies mit der linken statt

mit der vorgeschriebenen rechten

Hand

thun, so

taugt

ganze Ablution nichts. Jeder Körpertheil kommt nach vorgeschriebener Ordnung an die die

Reihe,

*)

Es

und je nachdem wird die rechte oder linke

Höst

ist dies

S.

ein

204

Die grosse Abwaschung heisst Ergasel.

sagt.:

Irrtlium

;

Ergasel bedeutet jede beliebige Ab-

waschung, aber keine religiöse;

rokko dies Wort nie

in

wenigstens habe ich in Madiesem Sinne gebrauchen hDren, obschon

ich selbst täglich die Ceremonien mitzumachen hatte.

110

Hand zum Abwaschen

Die grosse Abwaschung

benutzt.

unterscheidet eich von der kleinen dadurch, dass

'

man

den ganzen Körper einer Reinigung unter-

bei jener

dieser indess nur die Theile des Körpers

zieht, bei

abwäscht, welche man, ohne sich der Kleidungsstücke zu entledigen, einer

Wäsche

Bei der

unterziehen kann.

"Waschung mit Sand reibt man sich natürlich mit Sand ab,

buchstäblich

sondern legt

nicht

Hände

die

auf den reinen Erdboden und fingirt die Waschung.

Auch

muss streng

hier

Reihenfolge

die

der ab-

Bei un-

zuwaschenden Theile inno gehalten werden.

reinem Boden und wenn kein Wasser vorhanden ist, berührt man irgend einen Gegenstand, eine Wand, einen Stein,

was man duldsamer Gelehrten da,

und

als

dann dieAblution;

fingirt

chofin

el

die

übrigen

ist;

mohammedanischen

timum

und

el

chofin

man

deshalb findet

marokkanischen Moscheen

meisten

in allen

drei

erlaubt auch das

ist,

wo Wasser vorhanden

den

es ist dies

Malek, der überhaupt

nennt.

,

in

namentlich

Djemen der Oasen, Steine, welche umfasst

werden, nach welcher Umfassung sodann die Ablution

vor sich gebt.

Das Gebet der Marokkaner solches nach

dem Sinne

ist

keineswegs ein

solcher Christen, welche dar-

unter vorzugsweise einen freien

Herzenserguse,

einen

selbständigen Gedankenausfluss, eine aus eigenem Her-

zen entspringende Bitte an Gott sehen, sondern

mehr

ein

viel-

bestimmt auswendig Gelerntes, und eine mit

igilized by

Google

in bestimmt vorgeschriebenen Oeremonien verknüpfte

Es kann

Handlung. christlicher

Rede

die

dalier bei

sein,

sondern nur von Gebets Übungen, von

und so muss man

Gebetsceremonien; alle

den Marokkanern nach

Auffassung von keinem eigentlichen Gebet

Mohammedaner

es

bestimmt vorgeschrieben man z. B. Ceremonien, würde

wohl tür

indem die dabei vor-

auffassen,

kommenden Oeremonien und Verbeugungen sind.

für

nach Mekka

nach einer andern Richtung wenden, oder würde es

unterlassen, sich nach der

Gott

nicht zu

das

und der

Stelle zu

Gebet ungültig;

zu werfen, so ist das

Alle

Fehlt eine dieser

sich statt

es

man

Boden

steigt

dann

auf.

Man unterscheidet das Morgengebet, essebah, Mittagsgebet, eldhohor, das NachmittagsAbendgebet, el niaghreb, Nachtgebet, elascha. Die so häufige

gebet, elassar, das und das

Wiederholung der Gebetsübungen Islam

auf zähen Widerstand

wöhnte man sich daran, Diseiplin

gewohnt.

Und

ist

im Anfange des

gestossen,

so wie

sich

dadurch,

später

ge-

der Soldat an

dass

Mohammed

überall das Beten erlaubt, und das Gebet auf der Strasse oder gilt,

als

im

freien

Felde für ebenso verdienstvoll

das in der Moschee, und

vom Gebet im

Kämmerlein" im Koran nirgends die Rede

ist,

„stillen

dadurch

hat sich nach und nach ein Pharisäismus in die mo-

hammedanische Religion eingeschlichen, der anderen Leuten ganz ungeheuerlich vorkommen muss.

Nament-

112

lieh in

Marokko hat

Unfehlbarkeit Scheinheiligkeit

sich

unter dem Systeme der

Sultans

des

und Heuchelei

eine

entsetzliche

aller Classen bemächtigt.

Der gewöhnlichste Marokkaner

versteht es, sich

beim Beten derart den Schein der Andacht, der Heiligkeit

zu geben, er weiss seiner Stimme derart einen

näselnden Ton, einen feierlichen Klang beizulegen, er

wendet derart seine Augen gen Himmel und scheint überhaupt so sehr seinen ganzen Körper dem nichtigen,

man glauben Und doch ist er

irdischen Dasein zu entrücken, dass er zerflösse vor Heiligkeit.

sollte,

nichts

weniger als fromm; die Worte, die er an Allah richtet, versteht er kaum,

falls

er nicht sehr gebildet

koranische Arabisch unterscheidet sich

bischen und namentlich

Man

Das

vom Magrhehinischen eben

sehr, wie das Lateinische

Sprachen.

ist.

vom Neuaraso

von den neueren romanischen

Marokko darauf, beim Beten

hält in

man hält in Marokko auch darauf, recht laut die vorgeschriebenen Worte auszusprechen, damit man ja, falls man übersehen wird, gehört werde. Da es nicht nöthig ist, genau die Zeit gesehen

zu werden,

des Gebetes inne zu halten, holt

werden müssen, so

die ihre

die

trifft

Plätzen, auf allen Strassen,

Gebete aber nachge-

man

Marokkaner, so kann

man

allerorts,

in allen

Gebotsübungen verrichten.

auf allen

Moscheen Leute,

Besucht

man

einen

sicher sein, dass unter hundert

neunundneunzig den Gast einen Augenblick zn warten bitten,

„damit

ein nachzuholendes

Gebet erst verrichtet

113

Man

werde."

fromm

schriebenen

damit

will

Recht

sei!

religiösen

einer

documentiren Leute,

eifrige

Innung,

pflegen

Gebetsceremonien

,

dass

mau

namentlich Brüder

den vorge-

ausser

noch

andere

zu

be-

z. B. vor dem MorFedjer; um die Zeit dem Morgen- und Mittagsesebefah- und uter-

stimmten Tageszeiten abzuhalten, gengebet das Morgenrothgebet des

Dhaha,

gebete,

d. h.

zwischen

das Dhahagebet; das

Gebet nach dem el ascha

etc.

In den Städten wird von den

Timmen

schee die Gebetsstunde durch Aufziehen einer

der Mo-

weissen,

am Freitage zum Chotbagebet einer dunkelblauen Fahne angekündigt, ausserdem den

Thürmen zum Gebet

auf.

ruft der

Auch

Müden

von

dieser Aufruf ist

bestimmt vorgeschrieben und beginnt nach Osten,

um

durch Süden, Westen und Norden wieder gen Osten beendigt zu werden. der Grösste, Gott

ist

„Gott

Die "Worte lauten:

ist

der Grösste, ich bezeuge, es giebt

nur Einen Gott, ich bezeuge, es giebt nur Einen Gott,

Mohammed

sein Gesandter, Mohammed ist sein kommt zum Gebet, kommt zum Gebet, den Tempel, kommt in den Tempel, Gott ist

Gesandter*);

kommt ist

in

der Grösste, Gott

ist

der Grösste,

es giebt

nur

Einen Gott!"

Das Gebet selbst

*i

zerfällt

Vor dem Morgengebet werden

die

in

Anrufung,

ver-

Worte „das Gebet

iat

besser als der Schlaf" eingea ehaltet. Bohlfs.

8

Digitizod &/

Google

114 schicdene Rikats

und Gruss*) und wird folgender-

maßen hei den Malekiten abgehalten: Die Anrufung: Körper gerade und erhoben

bis zur

Höhe derOhren, „Gott

her.

den

Du

uns führest den rechten "Weg, den

Gnade

derer, die Deiner

Weg

derer,

über welche

den der Irrenden." B. „Gott

nicht

des Ge-

Dir wollen wir dienen, und zu Dir wollen wir

flehen, auf dass

z.

am Tage

Allerbanner, der da herrschet

richts.

"Weg

Aufrecht, die

und man sagt das erste Capitel „Lob und Preis dem Weltenherrn,

fallen herab,

Koran

dem

Hände

beide

der Grösste!"

ist

Erstes Eikat und erste Position:

Hände des

und



Es

Du

und nicht

zürnest,

Koranvers,

folgt jetzt ein

der einzige und ewige Gott.

ist

ist

und nicht

sich freuen,

Er

und kein Wesen

nicht gezeugt,

zeugt

ist

ihm

gleich."

Zweite Position:

Man

verbeugt sich, die

auf die Knie stützend, und ruft: „Gott

ist

der Grösste !"

Dritte Position, sich wieder aufrichtend:

wenn man ihn berührt

man

lobt."

Waden, ist

„Gott hört,

Vierte Position, niederknieend

mit beiden Händen, mit der Stirn und

Nasenspitze die Erde und ruft

Eünfte Position:

„Gott

Hände

Man

legt die

:

„Gott

ist

der Grösste!"

setzt sich auf die zurückliegenden

Hände auf

der Grösste!"

die

Schenkel und ruft:

Sechste Position:

Man

be-

rührt abermals mit Händen, Stirn und Nasenspitze den

Boden und *)

ruft:

Siehe Ali Bey

„Gott el Abassi,

ist

der Grösste!"

Voyage en Afriqne

Siebente

etc. I, p.

153.

Position: ist

Man

richtet sich auf

und

„Gott

ruft stehend:

der Grösste!"

Zweites Rikat:

Die ersten sechs Stellungen

werden wiederholt, nach der sechsten bleiht

man

sitzen

„Die Nachtwachen sind für Gott, wie

und spricht:

auch die Gebete und Almosen; Gruss und Friede sei Dir, o

Prophet Gottes; Gottes Mitleid und Segen ruhe

auf Dir.

Heil und Friede

komme

auf uns und

Diener Gottes, die gerecht und tugendhaft sind. bezeuge,

sein

alle

Ich

nur Einen Gott, ich bezeuge, dass

es giebt

Mohammed

Diener und Gesandter

Hat das

ist!"

Gebet nur zwei Rikats, so fügt mau noch hinzu, indem

man

in derselben Stellung bleibt

und dabei immer den

rechten Zeigefinger kreisförmig bewegt: zeuge, ich die

Er war

es,

der

Mohammed

„Und

zu Sich

ich be-

rief,

und

bezeuge die Existenz des Paradieses, die der Hölle, des Sirat (Brücke), die der

Wage und

die des

ewigen Glückes, welches denen gewährt werden

soll,

welche nicht zweifeln und die wahrhaftig Gott aus

dem

Grabe erwecken wird.

0, mein Gott, giesse Deinen

Mohammed und Mohammed's Nachkommen Du Deinen Segen auf Abraham ausgegossen Mohammed und die von Mohammed Stamwie Du Abraham und die von Abraham Stam-

Segen auf aus, wie

hast; segne

menden,

menden gesegnet

hast.

Erhebung zum Ruhme

Die Gnade, das Lob und die sind in Dir

Der Gruss und Schluss: wendet das Gesicht erst

links,

und

Man dann

bei Dir."

bleibt sitzen, rechts, 8*

erhebt

Hfl etwas die Finger beider auf den Schenkeln ruhenden

Hände und

ruft:

„Friede

sei

mit Euch!"

Fedjer und Esebah haben zwei, Dhohor und

Magrheb

vier,

drei,

l'Ascha

vier, l'Eschet'a

die sich gern beten

Der

fünf,

Asser

l'Uter solche,

sehen und hören lassen, die sich

den Ruf eines „Heiligen" erwerben

ausserdem

in der

1'

und

Recht fromme Leute, namentlich

drei Rikats.

sechs und noch

mehr

macheu

wollen, Kikats.

das Ckotbagebct,

Freitagsgottesdienst,

wird

Regel eine Stunde nach Mittag verrichtet. Nach

vorhergegangener Ablution geht Jeder

und betet für Gebet und

sich

Moselice

zwei Rikats bestehendes

ein aus

setzt sich.

in die

Es dauert nicht

lange, so er-

scheint ein Fakih, besteigt den Mim.br, ein Gerüst, ähnlich einer

eine

Treppe, und beginnt mit näselnder Stimme

Art Predigt abzulesen.

In seiner Rechten hat

er einen langen Stock, aber auch nur in diesem Augenblicke des Treppenbeste igens, verlässt,

wcrtblose

denn sobald er dieselbe

wird der der Moschee zugehörende übrigens Stock in eine Ecke

und Tholba

gestellt.

(Schriftgel ehrten) der

Die Fakihs

Marokkaner unter-

scheiden sich keineswegs in der Kleidung von ihren

übrigen Glaubensgenossen. lesen

Koran

lesen

Doctor

ist,

überhaupt Jeder, der

und interpretiren kann, Fakih, so halten die Tholba

speciell mit der

nicht

Da

und schreiben kann, Thaleb, Jeder, der den

für

und Fakih,

d. h.

die sich

Bedienung der Moscheen befassen,

noth wendig,

sich

durch besondere,

z.

es

B.

117

schwarze Tracht

auszuzeichnen

wagen, da in Marokko

nicht

;

würden

sie

frömmsten

hält.

es

auch

sich Jeder wenigstens

fromm und von Gott geüebt glauht, Nächster, innerlich sogar Jeder sich wohl ehen so

als sein

für

am

Es mag anderen unbefangenen Men-

schen dies unglaublich vorkommen, aber die fanatische

Dummheit

in

Marokko

Ueb erzen gui ig

ist

so gross, dass

man

der festen

jedwede Sünde begehen zu können,

lebt,

man nur mit dem Munde bereut und mit dem Munde durch Gebete seiue Keile kund thut. wenn

Wirkliche

Gebete,

Wünsche und

Erfleht der

d.

;

erflehet art,

als

hiilt

selbstge-

er beide

Hände

ob er etwas empfangen

auf dieselbe Art wird auch der Segen erfleht.

Selbst ein Scherif, d. h. ein

Abkömmling Mohammed's,

den Segen für sich oder für die Menge der-

d. h.

würde

improvisirte,

Bitten enthaltend, giebt es auch.

Marokkaner etwas, so

zumal offen gen Himmel, wolle

b.

Herzen kommende Anreden an Gott,

von

machte, mcish'i'is

die

Hand

offen haltend.

es als grosse

sich vermässe,

die

Der Mohammedaner

Sünde ansehen, wenn

ein

Mensch

Hand umzudrehen, um den Segen

zu ertheilen, wie es bei den Christen Sitte

Aber „das Gehet

ist.

führt nur halbwegs zu Gott, die

Fasten führen uns vor die Thore seines Palastes und das Almosen verschafft uns Einlass."

Es giebt verschiedene den Mohammedanern geschriebene

Fasttage,

in

Marokko werden

vor-

sie indess

nur von aus sergewöhnlich fromm sein wollenden Leuten

DigitizGd

t>y

Google

118 gehalten, jeder aber

Ramadhan

Bruch wird mit dem Tode

Sobald der Neumond von zwei des Losens

und Schreibens kundigen Leuten sehen worden, gangen.

Da

ist

.

den Ort

für

später

ein

ist, ;

so

Religiöse

das

anbe-

nach Mondsmonaten rechnen, so muss,

trifft,

immer

des

Tag

des

vorhergehenden Monats

Rhamadhan

Von Morgens der Morgen- oder

Abends,

bis

der 31.

d.

Abenddämmerung

man

sobald

h.

muss auch

rauchen

oder

Zeit der

Umgang

trinken,

ist

sodann

in dieser

schnupfen

Marokko geht man das

so weit,

das Riechen an

Ergötzen des Auges an

man darf,

mit Frauen,

überhaupt jeder Sinnengenuss gemieden werden.

Blume,

in

einen weissen von

einem blauen Faden unterscheiden kann,

nicht essen,

der

sein.

jeder materielle Grenuss untersagt. Nicht nur dass

in

falls

der Himmel bewölkt bliebe, nach Ablauf von

30 Tagen erste

Ramadhan ange-

treten dort die Fasten einen

da die Marokkaner wie überhaupt

Mohammedaner, was

die

einem Orte ge-

in

der

nun manchmal der Himmel an einigen

Stellen bewölkt

Tag

den ganzen Monat

ist verpflichtet,

zu fasten:

bestraft.

einer

Ja eine'

schönen

Landschaft und das Anhören von Musik für Sünde zu erklären. In diesem Monat erhielt

Koran vom Himmel, und zwar am

Mohammed den 27.

des Monats.

Diese Nacht wird daher besonders gefeiert.

Es giebt

Einzelne, die sich derart kasteien, dass sie

Tag und

Nacht

in der

Djemma

bleiben, sich Nachts nur etwas

119

Brot und Wasser bringen lassen. Solche Heilige nennt

man Elatkaf. Man kann in

sich denken, das» namentlich

der ersten Zeit des Eamadhan, wo der Magen sich

noch nicht an eine solche Ordnung gewöhnt

hat, diese

ganze Lebensweise Einfluss auf das Gemüth des Menschen hat.

Streitigkeiten,

Processe, Prügeleien und

am

Ehescheidungen sind immer ersten Hälfte des

Der Reiche

häufigsten

der

in

Eamadhan.

entbehrt übrigens gar nichts, er fuhrt

nur eine umgekehrte Lehensweise; denn Nachts entschädigt er sich durch Essen und Trinken

reichlich.

Nachts sind überhaupt alle Genüsse erlaubt, indess pflegen sich

manche Schnapstrinker während des Eamadhan

geistiger

Getränke

zu

enthalten;

Opiumesser,

Haschisch- und Tabacksraucher können, übrigens ohne dass

man

Anstoss daran nimmt, ihren Leideusc haften

fröhnen. Nachts dürfen auch Hochzeiten im gefeiert werden,

Buden und Gewölbe

um in

die Zeit

erleuchtet, die

hell

den Strassen

ebenfalls,

Kaffeehäuser stark besucht; überall hört lassenen Lärm,

Eamadhan

obsohon auch dies selten vorkommt.

Die Moscheen sind

und besonders

in der

man

die

ausge-

Nacht des

27.

Eamadhan. Bricht einer aus er

wäre

z.

fasten.

Versehen

den Eamadhan,

B. ins Wasser gefallen

Wasser getrunken,

d. h.

und hätte dabei so

muss er nach-

Es brauchen den Eamadhan

nicht zu halten

einen Schluck

schwangere Frauen, solche, die säugen, Kinder unter

120

.

13 Jahren, alte Leute, Kranke und Reisende.

ausgenommen sind

falls

und Reisende sind was aber

in der

Eben-

Kranke

Wahnsinnigen.

die

Fasten nachzuholen,

verpflichtet, die

Regel unterbleibt. Früher wurde der

Anfang und das Ende der täglichen Fasten durch Hornsignale von den Thürmen der

Djemma dem Volke

heute gescliieht dies in den meisten ma-

initgetheilt,

rokkanischen Städten wie im Orient durch einen Kanonenschuss.

Im

zweiten Capitel des

schiedenen Stellen,

Koran

heisst es

wo vom Almosen

die

an ver-

Rede

ist:

„0, Ihr Gläubigen, gebet Almosen von den Gütern, die Ihr erwerbet,

und von dem, was wir aus der Erde

Schooss wachsen lassen suchet aber nicht das Schlech;

teste

zum Almosen

nicht annehmet,

Und

was Ihr wohl

aus, solches,

selbst

sei

denn, Ihr werdet getäuscht."

etwas weiter hin:

„Machet Ihr Eure Almosen

bekannt, so

Armen

ist's

es

gut,

doch wenn Ihr

gebet, verheimlicht, so

ist es

das,

was Ihr den

besser; dies wird

Euch von allem Bösen befreien. Gott kennt, was Ihr tbut Was Ihr den Armen Gutes thufc, wird Euch einst !

belohnt etc."

Koran

(fast in

Diese und sehr viele andere Stellen des

jedem

wie grosses Gewicht legte,

in der

Capitel ist die

Mohammed

Rede davon)

zeigen,

auf die Mildthätigkeit

und wenn der unparteiische Mensch auch Vieles

Lehre Mobammed's

gemein von verstösst,8o

civilisirten

findet,

was gegen

die all-

Völkern angenommenen Sitten

muss man ihm dies hingegen hoch anrechnen.

Digitized by

Google

121

Norm

iet in

Marokko., den zehnten Theil aller der

Armen abzugeben, welche von Lündereien

Guter den

hervorgebracht, oder aus

über

ein

ebenfalls

von

nichts

davon,

hat.

erlöst sind, die

wenn

wird

Die Armen

vom Sultan bekommen

nicht dahin zu rechnen

ist,

hülfs bedürftig.

Man

nennt diese Al-

Eine andere Art Almosen wird

Sakat genannt und

bestellt darin, dass

man am

Tage des Monats Schual am Feste des aid vor Sonnenaufgang den Gerste, Weizen,

damit auch

sie

Armen

Datteln etc.

je

gewöhnliche Art, Almosen zu gehen,

Das

ersten

sserir

Ssadakat

ge-

Gaben,

die

besteht, wie bei uns, in täglichen

rufen, oder

el

nach seinen Kräften

zum Geschenk macht,

das Fest würdig begehen können. Die

man Hülfsbe dürftigen und Bettlern Vorübergehenden im Namen irgend

giebt,

welche den

eines Heiligen an-

auch selbst von Haus zu Haus gehen.

letzte Erforderniss des Islam,

nach Mekka,

ist

das Pilgern

nicht unumgänglich noth wendig

wird in Marokko im Ganzen selten ausgeführt. Pilger

bekommen nach

lassen;

so

und Die

vollführtor Wallfahrt den Titel

Hadj, d. h. Pilger, und sind dann sehr Man kann übrigens für Geld einen Andern el

pilgern

dass

Schürfa (Schcrifen) von Tafilet und

jahrlich Geschenke macht, aber diese Schürfa

sind keineswegs

mosen el-aschor.

nannt,

man

Tiehheerden gehören

Dieser Zehnte

eingefordert.

der Sultan den

Mekka

Waaren

Jahr im Besitz liierher.

Marokko

lassen

die Sultane

geachtet. für

sich

von Marokko

122 stets für sich

Mann nach Mekka

einen andern

Stirbt ein reicher

fahrten.

wall-

Mann, ehe er Mekka ge-

sehen, so miethen die Nachkommen

bisweilen einen

Mann, der nachträglich das Geschäft für Geld besorgen muss. Manchmal bemächtigt sich unter diesem "Vor-

wande der Kaid oder Bascha Hinterlassenschaft

Amtswegen

eines grossen Theils

reichen

eines

der

um von

Mannes,

das nachträgliche Pilgern besorgen zu

lassen.

Die grossen

Karawanen,

Fes aus nach Mekka

fortzogen,

welche ehemals von

haben

ganz auf-

jetzt

gehört, nur in Tafilet sammelt sich noch ein Häuflein,

um

den weiten beschwerlichen Marsch durch die Sa-

hara, wobei fast

immer

die Hälfte zu

solcher

Tod

auf der Pilgerschaft

verdienstvoll

und

verschafft directen

(ein

radies), zurückzulegen.

Grunde geht ist

aber sehr

Eintritt ins

Pa-

Jetzt fahren die meisten

Ma-

rokkaner mit Dampfschiffen nach Djedda, und allmälig

gewöhnt man sich daran, eine solche "Wallfahrt mit

Dampf als

für eben so heilig

eine

und verdienstvoll zu halten,

zu Fuss zurückgelegte.

weit führen,

die endlosen

Es würde

Ceremonien

einer

hier

zu

solchen

Wallfahrt zu beschreiben, uns genüge diese kurze Aus-

Marokko Entwicklung der mohammedanischen Ke-

einandersetzung. selbst

die

"Wir wollen noch weiter in

ligion verfolgen.

Was

die

religiösen Festtage,

die Feiertage

Marokko's, anbetrifft, so gelten im Allgemeinen die-

igitized

bjr

Google

123

mohammedanischen

selben Regeln, wie in den übrigen

Ländern.

Indess

ist

nirgends

Zwang, irgendwie an

einem Feiertage die Arbeit einzustellen, oder Handel

und Wandel zu beschränken. So sehen wir namentlich,

Tag bei dem Mohammedaner dem Sabath der Juden, dem Sonntage der Christen dass Freitags, welcher

entspricht,

Niemand daran

denkt,

irgend

wie seine

Arbeit einzustellen, seinen Verkaufsladen zu schliessen,

oder sonst seine tagtägliche Beschäftigung zu unter-

Nur während der

lassen.

Alles

still

genem

in

Zeit des Ohotbagebetes liegt

den Städten, weil jeder Städter aus

Die Feste feiert fest

ei-

Antriebe*), dann auch weil das Gesetz

erheischt, diesem Gebete in der

Djemma

religiöser Art, welche in

es

beiwohnt.

Marokko

ge-

werden, sind im Monat Rebi-el-ual das Geburts-

Mohammed's,

Mulud

genannt,

am

12.

des ge-

nannten Monats. Dies Fest dauert sieben Tage, aber

nur der erste Tag wird durch einen besondern Gottesdienst in der

Djemma

gefeiert.

Gefastet wird nicht,

Pulver verschwendet und

aber viel Musik gemacht,

Phantasia geritten.

Das

kleine Fest,

aid

Fastenmonat Ramadhan; 7.

Schual

statt.

el

es

sserir, beendigt den

findet

vom

1.

bis

zum

Bei diesem Feste werden, wie schon

erwähnt, grosse Almosen gegeben, und Aus eigenem Antriebe,

man

hält so-

wer ohne Grund Freitags das Chotbagebet zweimal hinter einander yeraäumt, mues der Djemma, zi der er gehört, Strafe zahlen; dies gilt naturlich nur für St&dter. •)

ü.

h.

DigitizGd

t>y

Google

m dann

ein grosses

dem Ende

Zu

Gebet im Freien.

öffentliches

Marokko ausserhalb des

hat jede Stadt in

Ge-

"Weichbildes einen gemauerten, weiss angekalkten

Erassala genannt. Eine 5

betsplafo:,

Mauer, 20 Schritt lang, hat

crenelirte

einen steinernen

den Fakih, der

man

Mimbr,

d.

bestimmt

wo zu

Menschen

zur Erde

dies in

vor Gott

in

Uesan einem solchen

Menschen anwesend

20,000

d.

h. ein

war

Nach der Pre-

sein.

ein grosses

man

zeichnen

sich

nur dadurch aus,

aussergewöhnlich grosse Quantitäten Nahrung

nimmt und dem süssen Nichtsthun

Am

10.

Dulhaja

ist

kebir zur Erinnerung eine Mitfeier

huldigt.

das grosse Fest oder aid el

des Opfers Abraham's

;

zugleich

Mekka

pilgern,

des dort stattfindenden grossen

Festes.

ist es jetzt für die,

welche nicht nach

Man

Dasselbe dauert drei Tage. in

lab-el-

Pferdewettrennen mit Flintenam 1. Schual statt; die

übrigen sechs Tage

zu sich

Feste

Abd-es-

im Ganzen mochten

;

Dies Fest findet

schüssen.

ein

religiösen

Sidi-el-Hadj

digt und nach dem Gebete war

barudh,

um

beugten; es

Fes zur Zeit der Regierung des Sultans Sliman.

Ich wohnte

zweimal bei; der Grossschcrif,

Gebet

Darf

gleicher Zeit 250,000

Ssalam, war diu Hauptperson dabei

dass

die für

ist.

wohnte er einem

so

solchen Gottesdienste hei, sich

der Mitte

in

eine Treppe,

h.

die Predigt hält,

Bey Glauben schenken,

Ali

Fuss hohe

bis 6

verrichtet zuerst sein

der Moschee und geht sodann nach Hause,

Schaf zu opfern,

d-

h.

zu schlachten und zu

Digitizcd

t>y

Google

125

In nicht reichen Familien hiüt

verspeisen.

man

für

genügend, ein Schaf für Alle zu schlachten, in reichen

Familien Thier. bei

dem

aher

jedes

opfert

männliche Mitglied ein

Der ganz arme Mann holt Eeichen, kurz, an dem Tage

Tage in Fes 40,000,

in

ist

sein Viertel

Niemand ohne

Höst meint, dass an jenem

Fleischkost in Marokko.

schlachtet werden,

sich

Maraksch 20,000 Schafe ge-

und nach der Zahl zu

urtheilen, die

in

Uesan geopfert wurden

(Sidi-el-Hadj Abd-es-Ssalam

z.

B. liess von einem seiner

Duar 500 Schafe zum Opfern

Haushalt nach Uesan kommen), möchte

bloss für seinen

ich glauben, dass jene

Zahlen eher zu niedrig

hoch gegriffen

An diesem Tage werden dem

seien.

als zu

Sultan ebenfalls grosse (lesdienke gemacht, von jeder Stadt

und jeder

Ortschaft. Die beiden folgenden

Tage

zeichnen sieb ebenfalls durch Schmausereien aus, und

Un Verdaulichkeit,

allgemeines Kranksein und Unfähig-

irgend etwas zu thun, sind immer Folge dieser

keit,

Feier, namentlich für solche, die so wenig au animalische

Kost gewöhnt

Ein halb

sind, wie die

religiöses,

Marokkaner.

halb weltliches Fest

ist

aid el tholba, das Fest der Schriftgelehrten.

das

Es

findet

im Frühjahr zur Zeit der Tag- und Nachtglcichc

statt;

sämmtliche Tholba und Fakih ziehen zur Stadt

hinaus und lagern während einer

Ob schon Koranlesen Zweck dabei

und

Woche

Beten

sein soll, konnte ich

der

davon

unter Zelten. ursprüngliche in

der

heili-

gen Stadt Uesan, aher vielleicht gerade weil Uesan

ist;

eine heilige Stadt

hei

nichts

ist,

Tage beschäftigten

merken; im Gegentheil,

sich die Doctoren

und

Schrift-

gelehrten damit, Almosen zu empfangen in Gestalt von

Geld, Thee, Zucker, Lebensmitteln aller Art und leckeren

Gerichten,

welche die andächtigen Frauen aus der

Stadt heraussandten. Inzwischen wurde enorm gegessen,

und wenn Abends profane Blicke der Bauern aus der

Umgegend nicht zu befürchten waren, gab man sich fleissig dem Wein und Schnaps hin. War am andern Morgen ein Doctor oder Schriftgelehrter durch Trunkenheit oder Katzenjammer unfähig, sich irgend wie vernünftig mit

Almosen bringenden Leuten aus dem

Gebirge und der fernen Umgegend zu unterhalten, so

sein Ruf, man glaubte, er habe sich durch

wuchs

Nachtwachen derart Zustand

leben entrückt

in einen überreizten

dass

versetzt,

er

und heiligen

dem gewöhnlichen Erden-

sei.

Wir haben oben bemerkt, dass in Marokko nur rechtgläubige Mohammedaner malekitischen Bekenntnisses sind, vier

denn

die

wenigen

Choms

(eine nicht

den

orthodoxen Secten huldigende fünfte Partei) im

Gebirge sind malekitischen

kaum erwähnenswerth. Sekte

reiche religiöse ligiöse

Innungen,

haben

sich

Aber

in

dieser

nun wieder

zahl-

Genossenschaften gebildet, so dass man fast sagen kann,

re-

ein

jeder Marokkaner gehört einer solchen an.

In gewisser Beziehung haben solche religiöse Ver-

bindungen Aehnlichkeit mit den christlichen, besonders

127 insofern, als ihnen speciell eine gewisse Verpflichtung obliegt, gewisse Privatgesetze

gemein

sind, Viele

noch

besondere additionelle Gebete verrichten, gewisse Fasten halten,

mancher Speise insbesondere

Sie unterscheiden sich aber lich-religiösen

am

enthalten.

sich

deutlichsten von christ-

Genossenschaften dadurch,

dass jedes

Mitglied einer solchen Innung*) verheirathet

Mohammed dienstlich

das Heiratlien

und gut

hinstellt.

an

und

ist,

weil

für sich als ver-

Leute unter den Moham-

medanern, die nicht verheirathet sind, werden daher unter allen Umständen verächtlich angesehen.

Die verschiedenen religiösen Genossenschaften zu besclireiben werde ich andernorts Gelegenheit haben, hier genüge, dass die vornehmste religiöse Innung di«

Muley Thaib

der

in

Uesan

ist,

die ausgebreitetste

Es kommt sodann

im ganzen Nordwesten von Afrika.

derSidi

die Corporation

dem

Centraisitze

die der

Sidi

Hamme d

von Tamagrut

in

ben Nasser mit der Draa-Oase;

Abd-es-Ssalam-ben-Mschisch

mit

der Hauptstadt Sauya, im Djebel Habib, südöstlich von Mir wurde in ganz Marokko nur von einer religiösen Genossenschaft Kunde gegeben, deren Mitglieder tin verh eirathet *)

nannten sichFokra el mulei Abt! Allah el Scherif in Uesan. Diese Brüderschaft war äusserst schwach, die Mitglieder waren alle gelehrt und (dem Anscheine nach) sitsein mussten, diese

tenreine Leute. spricht aber von

Leo,

Bd. I, S. 251, Ausgabe von Loosbach, den sogenannten Koraiti (Marabuten), welche Lebenswandel nach

ebenfatls nicht heirathen dürfen, aber deren

Beschreibung ebeu nicht gewesen sein soll.

seiner

sehr erfreulich

uffll

tugendhaft

128

Tanger;

die

von Sidi

Ohne

andere.

religiöses

Mussa

erwähnen.

gehen

Da

in Karsas,

und

viele

Centrum, Sauyn*), sodann

der Orden der AisBauin,

d. h.

ist

der Jesuitenorden, zu

wir gleich auf letztere etwas naher ein-

wollen, erwähne ich nur, dass alle übrigen re-

ligiösen Genossenschaften als alleinigen

Zweck haben,

sich die Menschen zu unterwerfen und dieselben auszubeuten. Indem sie vorgeben, dass wer ihrem Orden monie mitmache,

beitrete,

d.

dies oder jenes

die

h.

und die Cere-

Gebet ausserdem ver-

richte, an die Fürbitte dieses oder jenes Heiligen be-

glaube, den oder jenen Festtag extra halte

sonders

und, worauf

es

besonders ankommt, freiwillige oder

•bestimmte Gaben

der

Sauya oder dem

darbiete, suchen sie sich

Oberbaupte

mehr oder minder der Herr-

schaft über die Geldbeutel und damit über die Leute selbst zu bemächtigen. Aeusserlich unterscheiden sich

die Genossen einer religiösen Innung von denen einer

andern

nicht, höchstens findet

im Rosenkranz.

man

einen Unterschied

Die Mohammedaner haben mit den

*) Das Wort Sauya bedeutet Kloster, Pilgerort, Schule, Asyl zusammengenommen. Da aber, wie schon gesagt, die Mitglieder einer religiösen Genossenschaft fast immer verheiratliet

sind, so hat eine

Sauya ein ganz anderes Aussehen

Wichtigkeit haben Sauya besonders, wenn religiösen

Ordens sind, wenn

sie

todte

als ein Kloster.

sie Centraistelle eines

oder lebendige Heilige

haben, wenn sie durch Tradition ein unverletiliches Asylrecht besitzen.

Letzteres wird aber dennoch

manchmal durch

die Un-

fehlbarkeit irgend eines Sultans, dem ja keine Ueberlieferung heilig ist, gebrochen.

Dlgitizcd by

Googl

Katholiken gemein die Hautirung eines Rosenkränzen, der aus hundert Perlen besteht.

Die Mohammedaner

beten freilich nicht bei jeder der

Hand

entgleitenden

Kugel ein Ave oder Paternoster, sondern rufen Gott an

bloss

(es ist vorhin gesagt, wie verdienstvoll es

ist,

den Namen Gottes auszusprechen), bei jeder Perle z.

B. „Gott

gross" oder „Gott

ist

Als Unterschied

etc.

haben

die

am

Messingring

übrigen

von

Brüder des

ist all barm herz ig'

Jlulei

üosenkraua,

religiösen

Thaib die

einen

Orden grossen

Hussa

des Sidi

in

Karsas eine grosse Perle von Bernstein, und andere ähnliche Abzeichen.

Die vorhin erwähnten Aissauin oder Brüder vom

Orden Jesu (Aissa

heisst Jesus) sind eine

Sie haben kein bestimmtes

würdigsten Verbindungen.

lebendes Oberhaupt,

der merk-

keine bestimmten Ordensregeln,

keine Sauya, sie leben nur

vom Aberglauben und

da-

durch, dass sie die Leichtgläubigkeit ihrer Mitmenschen täuschen.

Ihren

Namen haben

Jesus angenommen, den

sie

auch

bares Oberhaupt anerkennen, und ihre

sie

vom Propheten behaupten auch,

Wunderkraft von ihm ererbt zu haben. Sie fusseu

dabei auf die

ihm

sie

als geistiges, unsicht-

(d. h.

Worte Mohammed's im Koran, „dass

Mohammed)

die

nicht verliehen gewesen sei,

habt habe." nicht nur in

Gabe, Wunder zu thun, dass aber Jesus

Marokko zu

finden, sondern in der ganzen

mohammedanischen Welt. Rohlfs.

sie ge-

Die Aissauin sind sehr zahlreich, und

9

130

Manchmal

sind

die

Art,

z.

dem

auf

manchmal aber

Körper

ihre

sollen, sehr einfacher

B. dass sie einen Scorpion in die

Schlangen

welche

Kunststücke,

wundertätige Heiligkeit darthun

Hand nehmen,

horumkriechen

lassen;

wenn man

erregt es Entsetzen,

sieht,

verzehren,

wie diese Leute Schlangen lebendig

zer-

hackte Nägel, gestossenes Glas, scharfkantige Steine

und glühende Kohlen hinunterschlucken, wie sie unter Anrufung von „Gott und Jesus" ihren Körper wund schlagen, dass

er blutrünstig wird

Flagellanten der Christen etc.),

(ähnlich

wie die

und ausserdem nicht

nur gegen ihren eigenen Körper Verbrechen begehen, sondern die

Ö f fe n

oft

Sittlichkeit

mit

11

i

ch

und

ungestraft gegen und Thieren

anderen Menschen

sich versündigen, dass dergleichen in anderen als

Wahnsinn

man

bezeichnet, oder wollte

als erlogen betrachtet

Beispiele ihrer religiösen

Tugend, die ich

sehen, anzuführen, verweise dafür auf S.

253 oder Lempriere's Reise

auf fast

alle

Ländern

es berichten,

würde. Ich unterlasse es deshalb, selbst ge-

Leo Africanus

I,

durch Marokko und

anderen Schriftsteller

,

welche über

Ma-

rokko berichtet haben.

Wie

in der christlichen Kirche, so hat sich

auch

im Mohainmedanismus ein Heiligenstand entwickelt und namentlich in Marokko steht derselbe in Blüthe. Die

mohammedanische Religion

durch ein bestimmtes Organ, wie

spricht z.

B.

aber

bei

nicht

den Chri-

sten durch den Papst, heilig; ein solches hat die ge-

131

sammte mohammedanische Eeligion überhaupt

nicht,

sondern in einzelnen mohammedanischen Ländern, wie

Marokko, wo der Sultan Papst, der Papst Sultan

ist,

besorgt es das ganze Volk, welches nie Heilige genug

Die mohammedanische Religion hat nun

haben kann.

den Vortheil, dass Menschen schon bei Lebzeiten gehalten oder gesprochen werden,

heilig

und da jeder Mo-

hammedaner heirathet, so ist die Erblichkeit in das Heiligsein gekommen, d. h. die Nachkommen eines solchen Heiligen werden auch als heilig betrachtet.

Ja,

im Laufe der Jahrhunderte hat

sich dies so eigen-

thümlich herausgestaltet, dass die Heiligkeit nicht nur erblich, sondern

wachsend geworden

ist,

derart, dass

der Naclikomme eines Heiligen stets für heiliger ge-

in

So sehen wir, dass

als er seihst.

halten wird,

Uesan der

directeste Sprüssling

Mohammed Wenn

z.

Mohammed's

für viel heiliger und unfehlbarer gehalten

B.

jetzt

wird,

als

selbst.

meistens

Glaube obwaltet, es

bei sei

Christen

und

anderen

um Mohammedaner

zu werden,

unumgänglich die Beschneidung nothwendig, so irrthümlich.

Im Koran

ist

für den

der

ist dies

Moslini die Be-

sebneidung nicht gesetzlich gemacht, und so giebt es denn, namentlich unter den Berberstämmen Marokko's, verschiedene,

welche nie die

Beschneidung bei

sich eingeführt haben. Trotzdem an

dem Islam

dieser

Stämme.

zweifelt

Ueberdies

Niemand wird

die

Circumcision erst im siebenten oder achten Lebensjahr

132

vorgenommen, und

falls die

Beschneidung

wea entlich

zum Islam gehörte, wären sodann Kinder, die jenes Eb werden Alter nicht hätten, keine Mohammedaner. nur Knahen in Marokko beschnitten. Ziehen wir schliesslich einen Vergleich, so finden wir, dass gleiche

Lehren und gleicher Glaube auf das

Volk dieselbe Wirkung haben. Die Unfehlbarkeit eines Einzelnen, die in Marokko schon seit der Regierung des Sultans Yussuf Ben Taschfin'a besteht, hat die grenzenloseste Dummheit des Volkes, den kolossalsten Aberglauben, die grösste Scheinheiligkeit

und den Ruin der Nation und des Landes zur Folge So hat auch in der jüdischen, der ersten

gehabt.

semitischen Religion, die Unfehlbarkeit der Bundeslade, des Hohenpriesters, Jerusalems, d. h. das starre, eiserne

Festhalten eines keit,

überlebten Grundsatzes Scheinheilig-

Aberglauben, Heuchelei, Selbstüberachätzung und

dann den Ruin des Volkes zur Folge gehabt. bei

den Christen sehen

wir, dass das feste

Und

Anklammern

an abgelebte Ideen, das Wiederaufrichten vorweltlicher Lehren, der eingebildete Wahn, den allein selig-

machenden Glauben bare

zu besitzen, oder die allein unfehl-

Oberkirchenbehörde

zu

sein,

schliesslich

zur

„Unfehlbarkeit" eines einzelnen Menschen selbst führt«.

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5.

JjJine

rung

in

ßcriukficilm

der ersten

Marokko

stationär bleibt,

unil

^cfiamlfuiig.

decen

Ursachen, weshalb die Bevölke-

so wenig

zunehmend

ist,

vielmehr

im Lande herrschen-

sind die vielen

den Krankheiten, und die schlechte und unrationelle

Behandlung derselben.

Ein Land, dessen Bewohner

eben nur „Jenseits -Candidaten a sind,

falls

um

es sich

Unglückefälle handelt, die ihr gewöhnlicher durch die

mohammedanische Religion

erstickter Geist nicht

Grunde gehen. Und heit als eine

in

Marokko wird

er-

muss

gründen kann, das Volk eines solches Land

eine jede

zu

Krank-

Heimsuchung „Allah's" bezeichnet, und

die besten Mittel dagegen sind „Gebets Übungen"

und

„Amulette."

einst

Von den Lehren der grossen Doctoren, welche in Spanien und Marokko gelebt, ist heut zu

Tage keine Spur mehr vorhanden.

Man

Werke herausholen aus den Bibliotheken Uesan's, um nur den Namen derselben zu Kein marokkanischer Arzt, wöhnlicher Marokkaner weiss,

miisste ihre

Fes'

oder

erfahren.

geschweige

dass

ein

ge-

Abu-el-Kassem-

134

Calif-ben-Abbes (Albucasis) ihr

Landsmann

dass

ist,

er der Erfinder der Lithotomie*) war.

Der im Dienste des marokkanischen Sultans (YusTaschfin

suf ben

gewesene

Aven-Zoar (Abu-

Arzt

Meruan-ben-Abd-el-Malek-ben-Sohr), der es wagte ge-

gen die Vorurtheüe seiner

Zeit, Chirurgie

und Medicin

zu vereinigen, welcher zuerst die Idee der Bronchotomie hatte,

ist in

Arzt war,

falls

Marokko

sind

kannt. Verschollen

Philosoph

der

der

gleich-

auch nur dem Namen nach beder noch berühmtere Arzt und

ist

Averoes (Abu-Uld-Mohammed-ben-Rosch), Aven-Zoar, welcher unter des

ein Schiüer des älteren

Almau sor Regierimg nach Marokko berufen

Sultans

wurde und dort

Kein Grabstein, kein Anden-

starb.

ken solch berühmter Männer

und wenn für so

Weder

verschollen.

noch jüngere (Aven-Zoar's Sohn),

ältere

die

ist

im Lande zu

rinden,

Marokkaner kein Gedächtniss haben

berühmte

lebten, wie ist es

Männer, welche

einst

da zu verwundern,

ihnen

unter

dass

auch von

anderen minder berühmten jede Spur ausgelöscht

Die heutigen Aerzte von Marokko verdienen jeder Beziehung die untergeordnete Stellung,

einnehmen. Nur dann stehen zu

gleicher

Faid,

höher

d.

h.

Tholba,

d.

h. Schriftgelehrte

Einfluss

Schürfa,

und d.

h.

ihr

Ruf

sind.

ißt.

in sie

Ansehen, wenn

Doctoren der Theologie

ist ihr

sie zugleich *)

Zeit

sie in

die

sie

oder

Und noch wenn

verbreitet,

Abkömmlinge Mohammed's

Portal, Histoire de l'anatomie et de la Chirurgie.

f

185 In dieser Eigenschaft liegt zugleich, der Mei-

sind.

nung des Marokkaners nach,

man denn auch Scherif kommen, um sieht

Krankheit zu erflehen,

Gebete oder Segen, nen

in

geheimnissvollen

Und

ärztliche Natur.

genug Leute

häutig

seine Hülfe sei es nun,

gegen

so

einem

zu

irgend

eine

dass diese in einem

einem Amulet. oder geschriebe-

Zauberspruche

auch in

oder

.

wirklicher nicdiciuiseher Substanz besteht.

Solche Leute, die sich nur mit Ausübung innerer

Heilkunde beschäftigen, ohne Thaleb, Faki oder Scherif zu sein, giebt es daher sehr wenige in Marokko, eher

schon es

stösst

man auf Chirurgen von

durch Uebung

in

Profession,

die

Wund-

irgend einem Zweige der

arzneikunde zu einem mehr oder weniger verdienten

Kufe gebracht haben.

Meinen grossen ärztlichen Ruf dankte ich denn auch nicht

Medicin studirt

hatte,

dem Umstände,

oder

später sogar dessen Leibarzt

das seinen

wesen war.

Grund

darin,

Marokko

in

Militärarzt

war,

dass ich

des

sondern

ver-

dass ich Sultans, es

hatte

vorher Christ ge-

Nach dem Glauben der Mohammedaner und

meinen,

ist

Jesus der grässte Arzt gewesen,

er

habe den Christen eine Menge wundertätiger Heil-

mittel hinterlassen.

So wurden denn

verzweifeltesten Fälle gebracht. (uld

sie

oft zu

mir die

„Der Sohn des Jesus

ben Aissa) wird uns schon helfen können," mein-

ten sie.

Ebenso giebt

es nirgends eigentliche

Apothe-

ken oder Phannacien. Der Arzt bereitet immer selbst

136 seine Arzneien er

und giebt

unbekannt und die

muss

einflussreiche, so

vorher kosten,

sie

sogar

oft

dann dem Kranken.

erkrankte

Persönlichkeit

er unabänderlich

Hälfte

die

Ist

eine

von der Arznei So

geniessen.

mich eines Tages mit

hatte ich die Unannehmlichkeit,

dem Bascha von

Fes, Ben-Thaleb purgiren zu müssen.

Derselbe

ein

hatte

bracht« ihm

aber

um

sicher

musste ich

Abfülirungsmittel

zu

nicht

sein

um

erzielen,

vergiftet

hatte

für uns

ich

Bittersalz,

werden,

zu

Augen austrinken;

vor seinen

die Hälfte

vorher davon unterrichtet,

genug gemacht,

verlangt,

mit aufgelöstem

eine Schale

ich

beide

die

eine

Dose stark

Wirkung

zu

im entgegengesetzten Falle würde mein Ruf

gelitten haben.

Indem wir hier nur

am

die

häufigsten in

Marokko

vorkommenden Krankheiten vorführen, beginnen wir

am

mit der, welche

lich

verbreite tsten

ist,

so verallgemei-

heute fast keine Familie in Marokko nörd-

nert, dass

vom Atlas

existirt,

welche von dieser Krankheit

unberührt geblieben wäre: Syphilis.

Unter

Syphilis verstehen

Ulcus syphiliticum an wir als

und

ihre

Syphilis

Marokkaner

jene Krankheiten,

universalis,

constitutione!^

vom

welche Syphilis

Producte bezeichnen. Der Marokkaner nennt

diese Krankheit „die .,

alle

die

grosse," Mrd-el-kebir,

oder die

Frauenkrankheit," Mrd-cl-nssauin. Einzelne Formen,

/,.

B. das Ulcus syphiliticum nennt er Grah, ohne aber

diese,

wie andere

syphilitische

Erscheinungen,

z.

B,

137

ßuboaen, Uleerationen im Schlünde, petischer Art,

heiten der

zu

Syphilis

für

rechnet der Marokkaner

Ausschläge her-

tertiären Erscheinungen

um

Mrd-el-kebir.

so

mehr

Krank-

die

Also unseren se-

Harnröhre und Scheide.

cundären und

ebensowenig

halten;

zum Mrd-el-kebir

entspricht das

heraus, als selbst

tritt dies

sondern nur fühlbare Erscheinungen,

niciit sichtbare,

K no eh ensch merzen

die nächtlichen

von

(satar)

dem

Marokkaner zum Mrd-el-kebir gerechnet werden.

Es

der That fast kein

giebt in

Marokko, das

sein

Leben ohne

Individuum

diese

in

Krankheit zu-

brächte. Leo*) schon meint, dass nicht der zehnte Theil

der Einwohner der Berberei dieser

Leo behauptet ferner, nicht in Afrika

Namen

diese

(der

Mauren,

und

die mit

das

Katholische) viele

Gift

um

die

sich,

ehedem

nicht

Juden

dem

steckte

an,

aus

von denselben waren die

wollüstigen

Jüdinnen nach ihrer Ankunft

zu vertraut umgingen, auch

nach so

sei

seihst

fing dort zu der Zeit, als

,,sio

Spanien verjagt hatte, an; angesiech et,

Krankheit

bekannt gewesen,

nach; er sagt:

König Ferdinand

Seuche entgehe.

und

griff

in

Afrika

nach und

dass wohl keine Familie in der Ber-

berei gefunden wird, die das Uebel nicht gehabt hätte,

oder noch hätte. Sie halten es für unleugbar, dass es aus Spanien herkomme, die

spanische *)

und nennen

Krankheit."

mag, ob diese Krankheit

in

es folglicli

auch

Wie dem nun auch sein erst nach der

Marokko

Leo Africanus, üeh ersetz nog von Lorsbach.

138 aus Spanien

Judenvertreibung

schon vorher grassirte, heute

men

Aber

kannt.

statiren das in seinem

Alle, die in

moor

sie

unter

Marokko gewesen

allgemeine Vorkommen. So

Account

disease and

it

that I

varieties,

bekannt wurde, ist

J90:

p.

„they

Lad now spread

am

call

persuaded,

there

be-

sind, con-

sagt Jackson

great

the

it

itself into

many

so

scarcely a

is

Barbary who has not more or

in

oder

dem Na-

Krankheit" in Marokko nicht

„spanische

of the

less

virus in his blood."

Es

giebt

wohl

keine

Form

der

syphilitischen

Krankheit, welche in Marokko unbekannt wäre, und da sie

keine gründlichen Heilverfahren dagegen in

dung bringen, so wird Triben fortgesetzt.

viduum sagen,

forscht

man

aber nach,

mütterlicherseits oder die Krankheit existirte

war oder

Anwen-

dies Uebel erblich durch ganze

Häufig genug hört

man

ein Indi-

„mein Vater war ganz gesund,

ohne Ursache bin ich vom Mrd-el-kebir so erfährt

man

und

befallen," bald,

dass

von grosselterlicher Seite

her

und bei den Eltern nur latent

so schwach auftrat, dass sie nicht beachtet

wurdeAls Mittel gegen den Mrd-el-kebir wenden die

Marokkaner mit bestem Erfolg quellen von Ain-Sidi-Yussuf an.

die

Da

heissen Schwefelich nicht

selbst

jenes hei Fes gelegene, wahrscheinlich das zu den Kö-

merzeiten schon unter

dem Namen Aquae Däcicae

be-

kannte Bad besucht habe, so kann ich weder über die

Digiiizcd &/

Google

1S9 Temperatur noch über

Bestandteile

die

desselben

Nach den Aussagen der Araber

berichten.-

unzweifelhaft Schwefel

Wasser so

dass

heisa,

ist

Badende das

darin

aber

ist

Hauptbe stau dth eil und

das

Bassin,

welches die eigentliche Quelle enthält, nicht betreten

können, dort

das Wasser fast siedend

soll

Badebassins befinden sich

in einiger

nachdem das Wasser auf Umwegen

Abkühlung

eine

Die das Wasser Gebrauch enden baden

erhalten hat. in

Die

sein.

Entfernung davon,

grossen gemeinschaftlichen Bassins, Frauen von den

Männern

getrennt.

Eine Kur

man man

dauert

mit

täglichem

weniger

ist,

als eine

versucht.

so lange

bis

oder die Unwirksamkeit glaubt erprobt ist

dreimonatelange

nichts Seltenes,

Kur

nnd

wird wohl nie

Die Marokkaner trinken das nach faulen

Eiern riechende Wasser nicht.

Man kann

sich denken,

welche Vollheit immer in Ain-Sidi-Yussuf

campiren

wobei

Baden,

stundenlang im Bassin hockt,

oft

geheilt

zu haben. Jahrelanges Baden

alle Leute, für

Badeeinrichtung

ist,

ist

indess

nämlich

gar nicht gesorgt und auf einem wöchentlich Einmal

abgehaltenen Markte ebendaselbst, werden die Lebensmittel

und Vorräthe

wird bei der

Kur

eingekauft.

Eine besondere Diät

nicht beobachtet,

was

bei

der ein-

fachen marokkanischen Kost auch nicht nothwendig

Vom

Gebrauche dieser Bäder habe ich

ist.

die über-

raschendsten Erfolge gesehen, manchmal nach kurzem (d. h.

nach 5

— Gmonatlichem,

täglichem,

meist zwei-

Digitizcd

t>y

Google

140

maligem Baden, wobei

Leute behaupteten, jedesmal

die

zwei Stunden im Bade zugebracht zu haben), manchdies

Bad

specifisches Mittel

und

mal nach längerem Gebrauche. wie

Schwefelbäder kein

alle

kamen

nicht nur

oft

Indess

ist

genug Rückfalle, Wiederausbruch

der Syphilis vor, sondern sehr oft zeigt sich das Bad

Der Marokkaner

vollkommen wirkungslos. lich nie,

wirkt:

dass das

Sidi

Wasser des Bades

Yussuf oder dessen Segen

sagt natür-

Heilung be-

die

bewirken

dio

und

fast

Genesung.

Mercur wird äusserst nur

Apotheken örtliche

des

silber

die

kennt dort, wo europäische

sind, die einfache Mercurialsalbe

Auch Juden

Einreibungen.

in

und macht

den Städten

inneren Landes präpariren und verkaufen Ung.

Am

mercuriale cinerum.

stalt

selten gehraucht,

Man

den Städten.

in

häufigsten wird das Queck-

man

angewandt, indem

in eine stark erhitzte

Qu eck silber dämpfe

es in seiner

Pfanne schüttet und dann

einathmet.

manchmal sowohl von den

giftung.

Jod und

unbekannt. parilla,

die Meisten

Am

Aber wenn auch

ortlichen Einreibungen, wie

von den Inhalationen Besserung

dann aber

wahren Ge-

erfolgt, so unterliegen

den Eolgen der Mercurialver-

seine

Verbindungen sind gänzlich

gebräuchlichsten

nicht nur das Decoct

ist

noch die Sarsa-

der Wurzel,

sondern

auch diese selbst im pulverisirten Zustande wird genossen.

Aber nur Wenige

eine durchgreifende

Kur

in

Marokko

sind

im Stande,

mit diesem für dortige Ver-

)41

hältnisse die

recht

kostspieligen

Portugiesen importiren

,

Medicament,

welches

Man

machen zu können.

hält sodann ausserordentlich viel auf Ortsveränderung,

Diät und Schwitzen,

d.

h.

Orts Veränderung wird nur

insofern gepriesen, als die Leute dabei in heisserc Ge-

genden gehen, meist südlich vom Atlas. erfolgende grössere Transpiration

lung bewirken.

Die dann

manchmal Hei-

soll

Entziehung der Nahrung bringt indess

nach den Aussagen der Marokkaner nur Krankheit herbei.

Jackson

Stillstand der

erzählt, dass zur Zeit, als

er in Agadir war, der dortige Bascha.

Namens Hayane,

seine schwarzen Soldaten dadurch von der Krankheit heilte,

dass er

sie

schwere Lasten bergauf tragen Hess,

welches eine mächtige Schweissbildung hervorbrachte. Innerlich giebt

man an

einigen Orten

auch eine Ab-

kochung der Rinde von Coloquinthen (Cucumis cynthis).

des

Dieses drastische Purgirmittel

dem Körper

Mrd-el-kebir aus

colo-

soll

das Gift

entfernen,

aber nie

habe ich gehört, dass es irgend gewirkt hätte. Ebenfalls giebt

man

diese Decoction gegen blen-

norrhoYsche Affectionen, in der Regel aber werden diese

durch eine Abkochung von Melonenkemen behandelt, welches

unschuldige

Mittel

innerlich

gegeben wird.

Injectionen bei dieser Krankheit werden nie angewandt.

Es braucht kaum gesagt zu werden, dass nebenher Amulette

und

Zauberspruche

hier

Krankheiten in Anwendung sind. mit

wie

bei

allen

Kleine Zettelehen

Koran- oder anderen Sprüchen

werden

in

die

142 Kleidungsstücke oder in kleine lederne Säckchen ge-

näht und diese umgehangen, oder ein solches beschriebenes Papierchen wird

in einer

Tasse mit Wasser ab-

gewaschen und dies dem Patienten zu trinken gegeben, oder

endlich

das

hinabgeschluckt;

haben muss

,

Amulet

selbst

man denke

wird

als

Medicin

welche Wirkung es

sich,

wenn der Kranke einen Koran-Spruch

gegessen hat. Fälle von constitutioneller Syphilis, die ich selbst

behandelte

und Mercur, hatten

mittelst Jodkali

überraschendsten Erfolge.

die

Aeusserlich wandte ich die

Inunctions-Kur, innerlich Jodkali an, mit 0,5 anfangend, bis zu 3 löst,

oder 4 Gr. auf einmal täglich, in Wasser ge-

gegeben.

Aus Mangel an Modicamenten musste

ich indess auch bald zu den Amuletten greifen.

Intermittirende Fieber*)

rungen längs der Flüsse, beständig

in

kommen

in

den Niede-

den sumpfigen Ebenen

und zu jeder Jahreszeit

vor.

Der Marok-

kaner wird ebenso gut davon befallen wie der Europäer,

und das krankhafte Aussehen von Kindern und Frauen der

ßharb-Provinzen

deuten

genug

an,

hauptsächlich dieser Krankheit unterliegen. liegt darin,

dass der

Mann durch

dass

ist

diese

Der Grund

häufigen Ortswechsel

seine Gesundheit leichter wieder herstellen kann.

Meist

das Fieber das gewöhnliche, alle 48 Stunden auf-

tretende, sehr häufig beobachtet

*) Fieber: el

Homma.

man auch

Febr. quar-

143

und

tanac,

die

damit Behafteten werden

fast nie wieder los.

Man

ihr Fieber

kennt in Marokko den Segen

des Chinin nicht, das erste Mittel, zu

dem man

(ausser den Amuletten und Zaubersprüchen), starke Purganz,

die aber natürlich

greift

ist

eine

keine Heilung be-

In den marokkanischen Städten, namentlich in

wirkt.

den Hafenstädten, hat man trotz des

in letzterer Zeit

angefangen

hohen Preises Chinin zu kaufen.

"Weit verbreitet sind Leberleiden

und Gelbsucht*),

gegen welche man das Kraut des Kümmel (C um in um

cyminum

L.) anwendet, arabisch Schenissuria genannt;

gerühmtes Mittel wird dagegen auch Schill (Art.

als

odorif.)

genommen. Häufige Magenbeschwerden, Folgen

grosser Unmässigkeiten, die namentlich nach den Festlichkeiten beobachtet werden,

und

alle die

Krankheiten,

wie Rheumatismus, Gicht, Kopfschmerz **), halbseitiger

Kopfschmerz, der

oft

beobachtet wird,

alle

Arten von

Entzündungen, versucht man durch äusserliches Bestreichen mit heissem Eisen zu heilen.

Ruhr, Dysenterie wendet man

fall,

Gegen Durch-

Gummi

arabicum,

gegessen,

dann eine Pflanze „Kebbar"

(Capparis spinosa) an,

deren Holz gestampft und ab-

in

Substanz

gekocht wird, endlich auch rohes Opium.

Es *)

**)

unglaublich,

ist

Gelbsucht, Bu-Sfor,

d.

wie besondere Freunde

b.

die

wörtlich: Vater des Gelben.

Alle diese Krankheiten, welche bei uns mit Schmerz endigen

(arabisch udja),

schmera udja

drückt der Marokkaner ebenso aus,

z.

B. Kopf-

el ras u. b. w.

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144

Marokkaner von der Feuerkur, überhaupt von allen In Fes giebt

recht schmerzhaften Heilverfahren sind. es sie

sieht

auf der Hauptstraase, welche Neu-Fes mit Alt-Fes auf

verbindet, sie

Man

daher auch eigene Special-Feuerarzte.

dem Boden

hocken.

Vor

sich

haben

einen kleinen eisernen Topf mit einem Rost darin,

ivorauf sich ein gut unterhaltenes Kohlenfeuer befindet.

Nebenan liegt

steht ein

Körbchen mit Hobkohlen, daneben

auch ein Ziegenschlauch, der zum Anblasen dient.

Ein Kranker erscheint, er hat Nachts ohne Zelt zubringen

müssen,

es

hat geregnet,

und Folge davon

Er prä-

war, dass er sich einen Hexenschuss geholt. sentirt sich

beim berühmten Feuerdoctor Si-Edris,

so berühmter, da er lesen kann, Thaleb

ist:

um

ein dicker

neben ihm liegender Foliant, einziges Buch, das er besitzt,

bezeugt

es.

Trotzdem Doctor Si-Edris nur

das eine Buch besitzt, hat er

Jahre

alt ist,

obschon er sechzig

noch nicht ganz durchgelesen.

so schwer zu verstehen? seine Gründe,

es,

Keineswegs!

erstens hat Doctor Edris

keineswegs zu einer grossen Fertigkeit verfährt dabei

so rasch

Ist es

Aber das hat es

im Lesen

gebracht, er

wie bei uns ein sechs- oder

siebenjähriges Kind, sodann ist der Inhalt des Buches,

wenn auch

für

den Mohammedaner

sein-

gewichtig und

zu wissen nothwendig, doch äusserst langweilig.

Das

Buch

An-

enthält nämlich von hinten bis vorn nichts

deres als die Phrase:

„Lah

illaha

ü Allah

Mohammed

145 resul ul Lali",

Mohammed

„es giebt nur einen Gott und

oder:

Gesandter"*).

ist sein

Mittlerweile hat unser Specialarzt mehrere Eisen-

Fuss lang und mit sonderbaren Knöpfen,

stäbe, zwei

Haken und anderen Formen am heisszu machenden Ende versehen, in das vor ihm stehende Feuer geschoben. Mit dem Schlauche facht er die Gluth besser an, endlich

ist

das Eisen weiss.

Der Kranke hat

unterdessen auf den Bauch gelegt, stücke in die

Höhe

bilden blick

einen dichten ist

sich

seine Kleidungs-

schiebend, und die Vorbeigehend eu,

welche sehen, dass einer „das Feuer bekommen"

soll,

Der wichtige Augen-

Haufen.

da, der Doctor ergreift ein Eisen und mit

dem Ausrufe „Bi ism Allah" macht er bedächtig mit demselben auf dem Rücken und der Kreuzgegend einige Striche, es zischt

von verbrannter Haut Nase.

Der Patient

8i-Edris

mit

und zieht

ein

unangenehmer Geruch

den Umstehenden in die

zeigt bei dieser Operation, welche

wundervoller

Langsamkeit

vornimmt,

weil er glaubt zu grosse Eile schade seinem Ausehen,

Ausdauer

und Standhaftigkeit, er

die

grösste

die

Zähne zusammen und

beisst

allein die stark ausbrechen-

den Schweisstropfen verrathen seinen Schmerz.

Wie Zeit

eine

*)

vernichtet bleibt er nach beendeter Operation

lang

auf

dem Boden

liegen,

aber

Als die Spanier die Stadt Tetuan einnahmen,

Buch in die Hand, welches ion Anfang Worte „Gottlob", „Hamd-al-Lahi" enthielt. ein

Rohlfe.

bis

fiel

keine

ihnen

Ende nur 10

die

14Ö

Ohr der Umstehenden,

Klage berührt das

die

den

Rosenkranz durch die Finger laufen lassen und mit

Mohammed

den Lippen Gott und

Der

geschieht?

Aber was

preisen.

der wohlhabend sein

Patient,

dreht seinen Kopf: „Si-Edris, Si-Edris," ruft

„Malk, was

berühmten Feuer!

—"

willst

du?"

Arztes.



„Mlech

attini

ist

haki,

-

en

noch

nar,

-

gieb

gut,

er.



Antwort des

kurze

die

„Masal

muss,

ein

mir mein

Honorar",*) erwiedert der Doctor. Unter Seufzen und

Aeehzen holt der Kranke aus irgend einer Falte eine3 Kleides

eine

Mosona (ungefähr einen

dem Doctor und

schen), reicht sie

die

grosser lässt

viertel

Gro-

Feuerkur beginnt

aufs Neue. Si-Edris lässt sich wie alle

Aerzte immer im Voraus

marokkanischen

Honorar zahlen;

sein

sein

Ruf hat ihn übrigens übcrmüthig gemacht,

nicht mit sich

dingen.

Während

Aerzte und auch die Feuerdoctoren

handeln lassen,

thut dies

Si-Edris

festen Preise: für ein einmaliges

zu nehmen,

ist

,

nicht,

sich

erfreut, liegt

er

anderen

von

sich

dem

Feuer eine Mosona

er seit Jahren nicht

Der grosse Ruf, dessen Marokko das Feuer

alle

immer mit

herabgekommen. als

Heilmittel

in

eben darin, dass

in

vielen Fällen recht gute Erfolge erzielt werden.

Aber welche Revolution brachte Aerzte, als sich auf ein ich habe „en-nar-bird"

ich

Mal das Gerücht

unter

Fes'

verbreitete,

kaltes Feuer und der Segen

des kalten Feuers sei bedeutend grösser. Ich fürchtete, *) Wörtlich: gieb

mir mein Recht.

147 da alle Patienten zu mir kamen,

Feuer*) brennen

um

sich mit

kaltem

zu lassen, dass meine Collegen irgend

etwas gegen mich unternehmen würden, und obschon ich vor,

noch Vorrath von Höllenstein das kalte Feuer

da an

Kranke,

alle

sei

die

gab

hatte,

ich

zu Ende, und schickte von

brennen lassen wollten,

sich

zu meinen würdigen Collegen.

Ebenso

erzielte ich später mit

wenn

pflaster

Renommö.

nicht

Erfolge,

Der Marokkaner

spanischem Fliegen-

doch das

so liebt

es

sich

grösste

selbst

zu

quälen mit starken Mitteln, und wenn ein Zugpflaster

nach vierundzwanz igst findigem Liegen auf dem Rücken, auf

dem Bauche

Kopf ganz

den

trägt

oder auf

dem Kopfe glatt

(der Marokkaner

machtige

eine

rasirt)

mit Wasser gefüllte Blase bildete, war er zufrieden,

ob er geheilt

einerlei

genug,

obschon

war oder

überall

in

Fliege **) käuflich zu haben die

ist,

nur dazu Begierden

dient

spanische

die

so kennt der

guten medicinischen Eigenschaften

Sie

Merkwürdig

nicht.

Marokko

Marokkaner

derselben nicht.

anzustacheln,

indem

Cantharidenpulver mit anderen Gewürzen und Haschisch

durch Honig oder Zucker zu einer Paste verbunden wird,

Madjun genannt, welche

Impotenz einnehmen oder auch erhöhen.

*)

Es

Lapis

**) In

ist

wohl kaum

sie

um

nö'tliig

angeblich die

gegen

Potenz zu

zu sagen, welch'

infernalis.

den sumpfigen Niederungen von L'Areisch

kommt

spanische FÜcge häufig vor.

10'

die

148 entsetzliche

Folgen

oft aus

dem Genuss

Madjun

dieses

entspringen.

Lungenkrankheiten, namentlich Tuberculose sind in

Marokko

dieser

man

ganz unbekannt, leichtere Affectionen

fast

Art werden nur durch Amulette geheilt,

lässt die

wo

ist

noch Wassersucht

Vorkommnissen.

verschiedenen liegt

wohl zum Theil

in

Die

in

Ursache

der mangelhaften Kleidung,

bei plötzlich eintretender Kälte oder schnell wechseln-

der

Witterung,

die

Hautausdünstungen

regelrecht vor sich gehen können

des Scliweisses stattfindet. gilt

d. h.

Natur walten.

Ein aHgümeiues Uebel ihren

dazu

namentlich

heissen

Bäder

Syphilitische

mehr

nicht

und Unterdrückung

Zum

Theil

ist,

und

dies

von den Städtern, durch die vielen

die

Haut

Einflüsse

äusserst empfindlich

mögen

zur

geworden.

Häufigkeit

der

Hydropsie auch noch mit beitragen. Viele Eingeborene schreiben

auch

einer

bestimmten

deren Trinkwasser die Ursache zu

;

Oertltchkeit

so steht das

und

Trink-

wasser von Tanger im Rufe, Wassersucht zu erzeugen,

ob mit Kecht, lasse ich dahin gestellt sein.

genug wendet man indess allein

können.

wenig

in diesem Falle

ohne

Ebenso-

Paracentese bekannt.

Eine Abzapfung, die ich

Frau mit

Vernünftig

Purgantien an,

mit diesen eine Heilung herbeiführen zu

Diuretica sind nicht gebräuchlich.

ist die

in Tafilet bei einer

einer gewöhnlichen Schusterahle

alten

und eigends

dazu angefertigten Cannule aus Blech machte, hatte

Digitized

bjr

Google

149 den besten Erfolg: mehrere Mosi'liee-Kimcr

wurden abgezapft, und

Kliissi.n'keil

ich galt als der erste Arzt der

Welt. Als ich ein Jahr später den Ort wieder besuchte, hatte indess eine neue

Da

getödtet. für

die

Wasseransammlung

Einwohner

den augenblicklichen, für

aber nur

die

Frau

Gedächtaiss

überraschenden Erfolg

sie

bewahrt zu haben schienen, so war ich dort nach wie vor

als

wahrer Wunderdoctor von Kranken

ein

Art überlaufen,

dem

Marokko

die

Pest,

genug

in

durch

die Mekka-Pilger,

mit

aller

so dass ich wirklich froh war, als ich

Orte für immer Lebewohl sagen konnte.

Die levantische

in

früherer

Zeit

oft

auftrat, wahrscheinlich eingeschleppt

und welche der Marokkaner

dem bezeichnenden Worte

ist befallen",

oder

„davon betroffen" „medrub" ausdrückt, scheint

jetzt

seit

Langem

Die

letzte

nicht

„er

mehr beobachtet worden zu

sein.

bedeutende durchs ganze Land verbreitete

Pest war im Jahre 1799, im April dieses Jahres starben

daran derart

65000

Leute in Fes und die Krankheit

zuerst

gewüthet haben, (?)

dass allein in

Wenn

aber eine solche Seuche

erniedrigt sich der dünkelhafte

Mohammedaner

dass er demüthig den „Rabiner"

bittet, in

der

Juden

Krankheit

öffentliche

abzuhalten,

Gebete

und

Mohammedaner und Juden die Heiligen

um

darf,

auftritt,

soweit,

den Medressen

zum Aufhören

der

gemeinsam durchziehen

die Strassen,

Schonung zu

soll

dieser Stadt

Menschen, wenn man Jackson trauen

gestorben sind.

bitten.

um

Gott und

Der Jude muss

150 hinterher

erinnert

sich,

dass er sich

so weit er-

Juden gemeinschaftliche Sache gemacht

niedrigte, mit

zu haben, und wehe

Mohammedaner

man

Mo-

büssen, der glaub ens stolze

allerdings

hammedaner

dem Juden,

wagt.

der

dann unter

sicli

Gebrauch,

Mittel sind keine in

kennt nur das resignirte Sich dr eingeben.

kommt Typhus

Merkwürdigerweise

nur

selten

und an bestimmte Oertlichkeiten gebunden, Hundswuth Typhus, Ruhr, Dysenterien, die der

aber nie vor.

Marokkaner kaum von einander unterscheidet, werden stets

mit

Olivenöl,

getrunken, behandelt.

innerlich

Fehlt das Oel, so wird es durch ungesalzene flüssige

Man

Butter ersetzt.

zusinken

zwingt den Kranken, Oel hinab-

zu zwei Flaschen des Tags.

bis

AVirklich

habe ich nach diesem Mittel manchmal Heilung

wage aber

treten sehen;

nicht

zu sagen,

ob

ein-

die

es

Natur oder das Oel waren, welche Heilung bewerkstelligt hatten,

Dass

die

Hundswuth

bei

noch nie beobachtet worden,

den Hunden

ist

dass rohes Fleisch fressende

in

Marokko

wieder eine Bestätigung,

Hunde

nicht spontan von

dieser Krankheit befallen werden.

In neuerer Zeit

ist

mehrfach Cholera in Marokko

beobachtet worden, so noch im Jahre 1860, in verschiedenen Städten des forderte.

Der Marokkaner

diese Krankheit

vom medrub

hat

keinen

und man sagte mir,

(Pest).

wo

sie

Innern zahlreiche Opfer

Man begnügt

Namen

für

eine

Art

es sei

sich damit, sobald

Digiiizcd

b/Coogl

151

man von der Krankheit

Gemüths-

und

Marokko

selten

Gebäude,

um

Fälle

ist,

7.11

Geisteskrankheiten

vor:

sagen: „Gott

als

solche

h.

werden,

lüsst

Heilige verehrt.

welche

,

ihre

Gebäude

Haue

ist

in

mir ein Leichte

man frei umherlaufen, Und die Tobsüchtigen,

Mitmenschen schädigen,

Nähe der Hauptstadt

Fes eingesperrt, von einer

in

medicinischen Behandlung das

ist

aufzunehmen.

Tobsüchtige

sind sie in oder in der

ein eigenes

kommen

im ganzen Lande

von Gern üthsk ranken

werden

sie

d,

in

befallen

der Grösste" oder „es stand geschrieben".

ist

ist

aber nicht

Rede;

die

weiter nichts als ein Gefängniss für jene

Unglücklichen.

Die durchnarbteu Gesichter der Marokkaner geben

hinlänglich

Lande zu Zeiten

allein

mächtig in diesem

Zengniss, wie

die Blattern (Djidri genannt) herrschen.

Für diese hat man nur Aimdette

in

Gebrauch.

Prophylaktisch übrigens kennen die Marokkaner die

Kuhpockenimpfung, welche Heilart, wie

kaner

behaupten,

ihre

arabischen

die

Marok-

Vorfahren

schon

von ihrer Heimathsinsel mit hergebracht haben. Vaccination wird leider in

mässig vorgenommen, der sehr sein,

Fatalist,

als

dass er,

ohne dazu gezwungen zu

aus freiem Antriebe, zu einem solchen Schutz-

mittel greifen sollte.

man

Die

Marokko gar nicht regelMohammedaner ist viel zu

vaccinirt,

In den arabischen Triben,

wo

wird folgendes Verfahren angewandt:

Mit einer geschärften Kante eines Feuersteins werden

die

Zwischenräume der Finger gewöhnlich nimmt

geritzt,

weil die linke an

Lymphe wird hat Acht, der

und

an deren

man nur

Die

Kuh genommen, und man

wohl einzureiben.

dieselbe

Wurzeln

rechte Hand,

die

für sich als unrein gilt.

direct von der

TJ ebertragen

Lymphe von dem Menschen auf den Menschen man nicht.

kennt

Wie

in früheren

Jahren

und zwar bedeutend

unter

orientalis,

Tlieilen

von Marokko

man

Städten

Leuten

in Fes,

mit

fast

in

nicht zu behaupten.

überdies

nicht

Marokko

in

den nördlichen

gar nicht vor.

Allerdings

Mikenes und anderen nördlichen

ob

Elephantiasis;

Krankheit immer Folge des Aussatzes

leben

auch

so

auftrat,

bekannt

dem Namen Djidam, kommt

begegnet

Marokko

die Pest öfter in

allgemeiner

Lepra

der Aussatz.

aber

diese

wage

ist,

ich

Die mit Elephantiasis Behafteten abgesondert

von der

übrigen

Menschheit, sondern verheirathen sich mit Gesunden. Meistens aber wird dann beobachtet,

Kindern einer solchen Ehe, eines angeborene Elephantiasis

dass

oder

von

das

den

andere

besitzt.

Die Leprösen dürfen aber nur unter sich heirathen, sie

dürfen keine Stadt bewohnen, sondern müssen sich

immer im Freien

*)

sätzige

Bei der Stadt Marokko

und die

Da Niemand

aufhalten*).

ihnen kaufen würde', treiben

Insassen dieses

sie

ist

kein

etwas von

Handwerk oder

ein eigenes

Dorf für Aus-

Dorfen heirathen

freilieh

nur

153

Gewerbe,

Man

sie

findet

„Medjdum", ein

leben von den Almosen ihrer Mitmenschen.

oder

einzeln

sie

Weitem

schon von

rufen sie

d. h. ein

Familien am Woge, dem Vorbeikommenden

in

mit Aussatz Behafteter, zu, stellen

Tellerchen an den

Weg

und das Almosen

oder in Lebensmitteln wird hinein geworfen. grössere

aussätzige Familien besitzen sogar

in

Geld

Einzelne

Heerden

und ackern.

Was

das Aeussere dieser ausgestossenen Menschen so zeigen sie

anbetrifft,

Korper

die

manchmal über den ganzen

widerlichsten

fehlen einige Partien,

die

Flecke,

weissen

anderen

Nase, die Ohren, Augen,

noch andere zeigen Jauchen absondernde Wunden, von wulstiger und verdickter Haut umgeben.

und hart anzufühlende Beulen bedecken Körper.

dem

Oft aber

ist bei

nichts zu sehen,

kommen

oft

Krusten

den ganzen

einem Aussätzigen von

man bemerkt

angegebenen Erscheinungen,

er

hat

alle

keine einzige der äusserlich

voll-

das Aussehen eines gesunden Menschen.

Nach der Meinung

der

der Genuas des Arganöls (Oel

Marokkaner verursacht

vom Baume

des Elaeo-

dendron Argan, der auf den westlichen Abhängen des grossen Atlas wächst) diese Krankheit oder begünstigt dieselbe.

bestätigen.

Ob

dies der Fall ist,

Die

in

Mogador und

unter rieh, im Verkehr haben mit den übrigen Bewohnern,

sie

wage

ich nicht zu

Asfi lebenden

Eu-

übrigens die gröeste Freiheit

154 ropäer haben nichts von einer solchen

und was dagegen

Ools gemerkt; in

Wirkung

dieses

spricht, ist das, dass

Abda und Schiadma, wo doch hauptArganbaum wächst, gar keine Lepröse

der Provinz

sächlich der anzutreffen

sind,

ebenfalls der

während andererseits

Argan vorkommt, Auffallend

anzutreffen sind. als

Haha, wo

in

die meisten

dass

ist,

Aussätzigen

die

Kranken

Linderung ihrer Schmerzen innerlich einen Absud

der Arganblätter nehmen, und offene

Winnen

zoi'S^ini]ifte

auch

äusserlich

Arganblätter legen.

auf

Ein

Teig aus Henne- Blättern *) mit Erde gemischt wird zu Verband

ebenfalls

bei

den

offenen

Geschwüren

gebraucht.

Krätze .

bei

dem

kommt

überall vor, aber weniger, als

entsetzlichen Schmutze, au

dem

man

diese Völker

Aus Krätze wird nicht sollte. Wesen gemacht, und Heilung wird erzielt durch

Gefallen finden, denken viel

kräftige

Einreibung

von

brauner

Schmierseife

und

Sand; Schnüersoife wird überall in Marokko fabricirt, zu halben Theilen von beiden eingerieben, habe ich selbst Heilung bei verschiedenen Fällen erfolgen sehen.

Eine ungleich widerlichere Krankheit und äusserst Meistens sind die Knaben verbreitet ist der Kopfgrind.

zwanzig Jahren verliert damit behaftet, im Alter von Tinea in Marokko Folge er sich von selbst. Ob die des

RWns *)

ist

Qeätsc

Lawaonia inermis, L.

männliche Marokkaner trägt

1&&

Kopf von frühester Jugend

den

an,

rasirt),

Der Heiz, der dadurch

anzunehmen. ganz jungen

wohl

ist

bei

entstellt

Kindern, monatlich und noch Öfter mit

Messer

halbscharfem

die

Haare

über

dicht

der

Wurzel zu entfernen, oft abzureissen, kann wohl VerBei den

anlassung ku einer solchen Krankheit geben.

man Grind

selten.

Mau

braucht gegen diese Krankheit gar nichts, und

sie ist

Mädchen

beobachtet

so allgemein,

sehr

dass Niemand in der Gesellschaft eines

Nach dem

Grindigen Abscheu oder Ekel empfindet. zwanzigsten Jahre sind die Meisten der

Mühe,

ihren

Kopf zu rasiren, überhoben, da die Krankheit im Kindesalter sie ihrer sämmtbchen Haare beraubt hat.

Von

kommen nur Kopf- und

Parasiten

Kleider-

vor, beide haften an jeder Frau, während die

läuse

männliche Bevölkerung nur den Pedicidus vestimenti*) cultivirt,

da

trägt, hat

auch Kopfläuse. Der Pedic. pubis

anzutreffen,

weü

weibliche

die

der Regel kein Kopihaar bat, die-

sie in

männliche Jugend indess, welche einen Zopf

jenige

sich Alle, sowohl

Körpers, wo derselbe vorzukommen

ist

nirgends

die männliche als

Bevölkerung, diejenigen

Partien

pflegt,

des

rasirt er-

halten.

Wuimkraukheiten sind

Lande. förderlich *)

Arten.

Obschon

die

selbstverständlich auch

im

Lebensweise und Nahrung sehr

für diese Entozocn

Von dem Pedic

sein

muss,

vestimenti existiren in

hört

man

Marokko mehrere

156 Spul- und Madenwärmer,

selten darüber klagen.

doch

Erscheinung,

eine häufige

werden behandelt

durch

Abkochung von Sater (Thymian*) und Kelil

eine

marin**),

(Ros-

denen noch andere starkduftende Kräuter

zugesetzt werden.

Aber auch durch eine Decoction

der Wurzel der Rtemwurzel (Genista Saharae).

Ge-

nannte beide bilden indess Hauptbestandteile. Taenia Solium, der auch vorkommt, wird (nach den Aussagen

der marokkanischen Collegen) erfolgreich derart

man

handelt, dass

rauscht

ist,

be-

zuerst eine Portion Haschisch (Can-

wenn der "Wurm

nabis ind.) geniesst und später,

be-

ihn durch irgend ein Purgirraittel abtreibt.

Als Dose wurde angegeben ein Esslöffel voll pulveri-

und gedorrten Haschichkrantes ***), und

sirten

haben

führ nngsmittel

sie

eine

als

Ab-

Zusammensetzung

aus

Sennesblättern (wächst wild im südlichen Marokko),

Schwefel und Aloes, welches innerlich gegeben wird. Der Guineawurm kommt äusserst selten vor, und dann nur von Schwarzen aus dem Süden eingeschleppt. Die

Behandlung desselben, sowie in

sie

von den Schwarzen

Centraiafrika, praeticirt wird, ist in

Marokko nicht

bekannt.

Nicht nur der ungeheure Schmutz, in dem sich alle

nordafrikanischen Völker gefallen,

Oertlichkeiten

*)

Thymus

•*)

•**)

und

Klima

haben

hyrtua, Willä.

EosmarinuB

offic.

Allerdings eine starke Dosis.

sondern

auch

Augenkrankheiten

157 von je her

Marokko

in

man

bis

in

von Augenleiden

aller

Art

dass ein Individuum mit beiden gesunden

afficirt findet,

Ausnahmen

Augen schon zu auch

mehr

je

häufiger werden

den Oasen der grossen Sahara

Bevölkerung derart

die

Und

begünstigt.

man nach dem Süden kommt, desto dieselben,

Wie der Staub Samum auf-

gehört.

mag, ob ihn der Gebli oder

sein

im Norden mehr mit animalischen oder

wirbelt, ob er

vegetabilischen Atomen, im Süden des Atlas mit anor-

ganischen, mikroskopisch kleinen Theilen geschwängert ist,

er gleich schädlich auf die Augen.

immer wirkt

Es

hat dies zur Folge, dass Hornhautkrankheiten

Erscheinungen

alltagliche

Chronische Hornhaut-

sind.

Bu

entzündung nennt der Marokkaner

den Vater des

Manchmal

Schleiers.

Tillis,

d.

h.

heilen sie der-

im Entstehen dadurch, dass

artige Fälle

sie

Feuer im

Nacken, an den Schläfen, hinter den Ohren örtlich Meist aber enden

anwenden.

und

in

alle

Augenkrankheiten

und Wasser

Citronensaft

mit Erblinden.

gemischt

Augen getröpfelt, wird häufig genug anAuch Antimon (Kohöl) ist in vielen Gegenden

die

gewandt.

Gebrauch;

es

wird

dies

im Atlas gefundene

Metall,

dessen sich alle Frauen nicht nur Marokko's, sondern

ganz Nordafrika's das

als

Schönheitsmittel bedienen, und

auch unsere Theaterdamen

Augen zu erhöhen, anwenden,

Man eines

bestreicht feineu

mit Kohöl

Holzspatels

oit

die

und

,

um

den Glanz der

mit Erfolg gebraucht. Augenlider,

unzweifelhaft

mittelst

hat dies

158 Präservativeigenschafton

gute

Mittel

deshalb

dort

herr-

auch vielfach von den Männern gebraucht.

Die Wirksamkeit mittel

bei

Als Arzneimittel wird es

schenden Augenkrankheiten.

erhellt

des

schon

Spiesglanzes dass

daraus,

Männer von Augenkrankheiten

Präservativ-

als

weitem mehr

bei

betroffen

werden

als

Frauen. Als äusserstos Mittel gegen Augenkrankheiten*) führe ich noch an, dass Pfeffer in die

Von

in einigen

Augen geblasen

Orten pulverisirter

wird.

inneren Mitteln gegen Augenkrankheiten

natürlich keine

Spur vorhanden,

als ich

einige

ist

Male

versuchte durch Calomel, innerlich gegeben, oder durch

Purgantien

Ableitungen

herbeizuführen,

wurde

mir

ernstlich gesagt, mit solchen Mitteln aufzuhören: „nicht

der

Bauch

sondern die Augen".

sei erkrankt,

Schwarzer und grauer Staar

sind

unter

einer

Bevölkerung, bei der fast jedes Individuum augenkrank ist,

in

Seltenes,

m'chts

Marokko

und merkwürdig genug, giebt

es

einige Familien, die sich (bniiit beschäftigen.

Staaroperationen und zwar mit Erfolg auszuüben. Diese

grossen

Familien sind vorzugsweise auf dem ansässig,

die

den

Fähigkeit

vom Vater auf den Sohn jenem

in die

Lehre geht.

Staar über,

zu

der

Atlas

stechen geht natürlich

bei

Die beiden Doctoren-Staar-

*) Ich bediene mich dieses allgemeinen Ausdrucks, da der Marokkaner mebt unterscheidet, ob die Hornhaut, die Lider,

der Augapfel, die Liderhaut

etc.

erkrankt

Augenkrankheit, Mrd-el-aiun, nennt.

ist,

sondern alles dies

159 steclier,

die

ich

kenne»

lernte,

waren Berber ihrer

Abkunft nach. Ohne sich mit anderen Krankheiten zu beschäftigen, verschmähten sie es sogar, andere

krankheiten

Geschäfte und ärzte

man würde

sie wirklich als

haben hinstellen können, wenn

gute Special-

sie die Fälligkeit

gehabt hätten, irgend wie eine Diagnose zu geschweige von einer Prognose

kam

Augen-

Staarerblindungen in Behandlung zu

als

Sie machten für dortige Verhältiiisse gute

nehmen.

zu reden.

stellen,

Aber da

es oft genug vor, dass irgend eine andere Krankheit

der inneren Theile des Auges, wohl gar Gutta serena mit

Gutta opaca verwechselt wurde.

selbst der so

kann

Da

ich nicht

Operation eines Staares beigewohnt habe,

ich

nur anführen, dass mittelst eines

glatt-

geschliffenen nadeiförmigen Instruments der Einstich,

nach Aussage der Staardoctorcn, seitwärts gemacht wird, dass

nach der Beschreibung sodann die Linse

zerstückelt wird,

um

spitter resorbirt zu

werden.

Eine

Extraetion oder Depression der Linse war offenbar diesen Leuten nicht bekannt.

Sehen

wir,

ankommt, wie

wenn bei

es auf eine chirurgische Operation

der Staarstechung, die Heilkunde

auf einer bedeutend höheren Stufe Krankheiten, so

auch der

Fall.

ist

Es

als

bei

inneren

das im Allgemeinen in der Chirurgie ist dies

auch ganz natürlich.

Bei

Verwundungen, bei äusseren Verletzungen kennt auch der gewöhnliche Mensch gemeiniglich die Ursache, er kann

es

dann bedeutend

leichter unternehmen, eine

160

Und

Heilung zu versuchen. civilisirten

findet

man, dass

Stufe steht

als die

un-

in der Cultur vorgeschrittenen

Chirurgie

die

auf

höheren

einer

Heilkunde innerer Krankheiten.

Reine Hiebwunden, geübte

nicht nur in ganz

Ländern, oder in halb ci vilisir ton wie Marokko,

auch in den am weitesten

Faustrecht so

die

durch

häufig

unter

das

fast

überall

den Bewohnern

Marokko's vorkommen, werden entweder mit einem

Teig verbunden, der aus Henne (Lawsonia inermis) und Chobis (Malva parviflora) geknetet wird, oder man verbindet die Wunden mit geschmolzener salzloser Butter, in welche vorher, sobald die Butter siedend ist,

ein

Säckcheu mit Schih (Artemisia

taucht worden

ist.

Hierdurch

odorif.)

bekommt

die

ge-

Butter

einen starken aromatischen Gehalt, nimmt einen fast

Kölnischem Wasser gleichenden Geruch Belbst

vom

nicht

übelstriechenden

an,

der später

Eiter

verdrängt

Wunden auf diese Art behandelt, nehmen fast immer einen guten Verlauf. In vielen Gegenden verman die Wunden mit Rinderkoth, namentlich wird.

bindet

nomadisirende Stämme glauben an die Heilkraft der verdauten Kräuter.

Verwundungen, welche einerlei

ob

sie

Ist

eine

Knochen

die

verletzen,

durch Kugeln oder Hiebwunden her-

rühren, werden auf gleiche

vollkommene

Art

rationell

behandelt.

Knochenzersclimetterung

vor-

handen, so wird ein fester Verband angelegt, die

Heilung

der

zerschmetterten

Knochen

um

mittels

Digitizcd

t>y

Google

161 Callasbildung

um

nicht

Man kümmert

herbeizufuhren.

Herausziehen

Kugelstücken*),

so

Verband angelegt.

der

sich

Knochensplitter

möglich

wie

schnell

oder

wird

der

Eine aus Ziegen- oder Schafleder

bestehende Binde, die ihren Halt durch kleine Rohrstäbchen,

hincingenäht

die

werden,

bekommt, wird

um

die verletzten Theile gelegt und das

mit

Thon

Ein solcher Verband

umkleistert.

den Regeln der dortigen bleiben.

Das

Ganze dann

Chirurgie

nach

soll

Tage liegen

28

Verbände

einzige Misslingen bei diesem

hegt darin, dass nicht gehörig für Eiterabfluss gesorgt

und dadurch

wird,

für

den Patienten

oft missliche

Zustande eintreten.

Frncturen werden ebenfalls durch festen Verband geheilt, ohne* dass

man

aber vorher einrichtet. Natürlich

Heilungen

werden dabei

meist

oftmals

mau Röhrenknochen

sieht

schiefe

die

und

erzielt,

Weichtheile

durchbohren, und es entstehen dann für immer offene

Wunden. Nie fällt es Der Marokkaner hält die

Gerechtigkeit

werden

um

die

abgehauenen

fehlen

stillen.

kennt man nicht, so

*)

Man

Roblfe.

dass

Hände

weil sie

könnten,

in siedende Butter oder

Blutung zu

Die durch

für sündhaft.

sorgfältig vergraben,

erstehungstage

werden

wie zu amputiren.

ein irgend

das

und

oder

sonst die

Füsso

am

Auf-

Stümpfe

kochendes Oel getaucht,

Verrenkungen einrichten gewöhnliche Folge

ladet meistens mit zerhacktem Blei. 11

eine

162

schmerzhafte Entzündung mit oft bösem Ausgang Natürlich

bei schwersten

ist selbst

ist.

Verwundungen von

einer inneren Behandlung nie die Rede, aber Amulette,

Zaubersprüche

u.

dergl.

m. sied auch hier

an

der

Tagesordnung.

Was

die Geburtshülfe anbetrifft, so

ist es

schwer

darüber nur das Geringste anzugeben, da nur Frauen Die

Wendung

als

Beistand geduldet werden.

die

Zange sind unbekannt, einzelne Praktiken, die mir

sowie

erzähit wurden, sind zu abgeschmackt, als dass ich sie hier wiedergeben sollte.

Nur

so viel

kann ich bezeugen,

in einer kleinen

Oase

der Wüste, Nachts mit einem Kinde niederkam

und

am andern Morgen

Be-

dass

einst

meine Hauswirthin

trotzdem

schäftigung verrichtete.

ihre

gewöhnliche

6.

3ta Sraana.

Wefan

giebt Bücher genug, die über

und keine Geographie unterliisst es,

irgend

Marokko handeln,

älteren oder neueren Ursprungs ein

Reiche zu

Capitel diesem

widmen; aber wie Afrika im Allgemeinen noch heute ein

Terra incognita

für uns

ist,

so ist

von

all

den

Staaten, welche an den Küsten liegen, namentlich an

den Küsten des Mittelmeers, kein Land bekannt wie Marokko und von allen Städten ist

Uesan

dass

ein

so in

wenig

Marokko

die unbekannteste.

So sehen wir denn auch,

Hemsö,

Richardson

Ali

Bey,

und

Eenou

nur ganz oberflächlich des Ortes Uesan im Vorüber-

gehen erwähnen. Ali

Bey

verlegt

Uesan auf den 24° 42

und 7° 55' 10" L. von gelten lässt, glaubt aber

geben zu müssen. auf Petermanns

Paris,

Uesan

29" N. Br.

'

Renou, der die

die Breite

Länge von

7° 58'

Dieselbe Position finden wir auch trefflichen

Karten

von

Marokko*).

Bis genauere Messungen an Ort und Stelle angestellt

•)

Mittheilungen, Jahrg. 18G5.

164 sind,

können wir uns auch einstweilen recht gut daran Die Stadt TJesan

halten.

dem

Meeresspiegel,

etwa 900 Fuss über

liegt

erfreut

sich

unter

also

diesen

Breiten eines äusserst günstigen Klimas.

Lage noch dadurch, dass

Yortheilhafter wird die die Stadt

am Fusse

des mächtigen und zweigipfligen

Berges Bu-Hellöl aufgebaut dessen ganze Gipfel

zum

Nordseite

von

Dieser herrliche Berg, Stadt an bis zum zum Theil mit immer-

der

Theil mit Oliven,

grünen Eichen

wirksam

ist.

und Wachholder bewaldet

die heissen

Südwinde

ab,

ist,

hält

während er zugleich

den regentragenden Nord- und Nord Westwinden einen

Damm

entgegensetzt.

Der ganze Gebirgscomplex, der herumzieht, steht im innigen

man

um

TJesan

Zusammenhange mit dem

sogenannten kleinen Atlas. Ersteigt so sieht

sich

man den

Bu-Hellöl,

über die Rharbebenen hinweg die blauen

Fluthen des atlantischen Oceans, während andererseits

nach Norden und Osten der Bück eine vollkommen

zusammenhängende Gebirgslandschaft vor

sich hat bis

zu den zackigen Berggipfeln, der Habib, der Srual, der Schischauun und in erster Nähe der Erhona.

Es

scheint,

dass TJesan von einem

Nachkommen

Mulei Edris, Namens Mulei Abd-Allah Scherif, etwa

um das Jahr 900 n. Chr. als Sauya gestiftet wurde. Da nun Edris der Gründer der Stadt Fes als der directeste

wird, so

Nachkömmling des

ist

Propheten

angesehen

seine männliche Nachfolge in erster Linie

165

noch heute

in

demselben Ansehen. Aus diesem Grunde

sind die Schürfa yon Uesan, d. h. die Edrisiten, be-

deutend heiliger gehalten

wozu

Ali stammenden,

als die

übrigen von Mulei

die Familie des Sultans gehört.

Dennoch haben aber

diese Vorrechte genug,

und

was der kaiserlichen Familie an Heiligkeit directer Abkunft abgeht, die regierende

eben dadurch,

ersetzt sie

Bei den

ist.

dass sie

Mohammedanern nun

ist

aber das Heiligsein ganz anders als bei uns Christen.

Mein seltsamer Anzug, halb

christlich,

halb mo-

hammedanisch, hatte rasch einen Haufen Neugieriger herbeigezogen, mein

drängt und befragt, wer ich ich

und

Begleiter sei,

wurden um-

ich

was ich

wolle,

woher

komme, wohin ich wolle u. dergl. unverschämte Es ist vollkommen falsch, wenn man Mohammedaner sei schweigsam, ernst und

Fragen mehr. glaubt der

nicht neugierig; in Afrika habe ich überall das Gegentheil

Manchmal

erfahren.

freilich

mag der Vor-

nehme, der Mann vom „grossen Zelte,"

sich

gegen

Christen so zurückhaltend benehmen, aber nie gegen

Und man

seines Gleichen.

Mohammedaner

Nachdem

die

namentlich

die

Glauben,

h.

d.

erinnere sich, dass ich als

reiste.

Neugier

befriedigt

und

Menge beruhigt war über nachdem

ich auf ihre

nachdem meinen

Aufforderungen

zum „Bezeugen" mehrere Male „es giebt nur Einen Gott und Mohammed ist sein Gesandter" geantwortet hatte,

sagten

sie

aus,

„Sidi" befände sich mit den

166 Schürfa und Tholba im Rharsa es Ssultan,

man Garten und Gartenhaus

Man kann

so Hess

des Grossscherifs.

sich denken, mit welcher

Spannung ich

der ersten Zusammenkunft mit diesem Manne, der in

den Augen der meisten Marokkaner höher

als

Gott,

ja höher als der Prophet gehalten wird, entgegen sah.

Meine Begleiter und ich gingen also nach seinem Landsitze, der sich hald, er liegt nur ca. 5 Minuten ausserhalb

der Stadt, unseren

erstaunt war ich, ein

halb

sagte

man

Blicken zeigte.

Haus halb im

im maurischen Style

Sidna,*)

mir.

zu

Wie

neuitalienischen,

Dort

erblicken.

ist

Aus den Fenstern des

oberen Stockes sah ich eine Menge Neugieriger herabgucken, vorne stand ein junger

Capitäns-Uniform mit

Mann

in französischer

dem Degen an der

langes Fernrohr in der Hand.

Seite,

ein

Jetzt rasch durch ein

hohes gewölbtes Steinthor in den Garten tretend, befanden wir uns bald vor der Hauptthür, welche direct auf eine enge

und so niedrig gebaute Treppe ging,

dass jeder nur etwas grosse

um

hinaufzuschreiten.

das aber gleich

vom

Mann

sich

bücken mnsste,

Oben angekommen,

mehrere uniformirte Sklaven

ein

riefen uns

„Okaf" (Halt) entgegen,

lauten „sihd" (marokk.

Ausruf,

*) Der Titel Sidna, d. h. „unser Herr," kommt eigentlich nur dem Sultan zu. Jeder Scherif hat den Titel sidi oder mulei, was „mein Herr" bedeutet. Tholba, d. b. Schriftgelehrte, Standespersonen, Beamte, haben den Titel „sid," was Herr bedeutet Der Plural von mulei, muleina, wird nur Gott und dem Propheten gegeben.

167 bedeutend „tritt näher")

des Grossscherifs übertönt

wurde.

Mein Stiefel

Begleiter prosternirte sich, kiisste die gelben

Sidi-el-Hadj-Abd-es-Ssalam's, und berichtete

dann über mich.

Ich selbst begnügte mich, seine dar-

gebotene

Hand

in einer

Ecke des Zimmers) zu

führte ich die

(der Grossscberif sass auf einem Teppich ergreifen,

und sodann

meine an Stirn und Mund.

Unter der

Zeit hatte ich Müsse, ihn

und seine Umgebung zu be-

trachten.

Sidi - el • Hadj Abd-es - Ssahun • ben-el- Arbi-ben- Ali-

ben-Hammed-ben-Mohammed-ben-Thaib*), wie

sein

Jahre

alt;

ganzer Titel lautet, war (1861) etwa 31 von

fast

seines

hoher Statur,

zu

wurde das Ebenmaass

Körpers durch eine angenehme Wohlbeleibtheit

hergestellt.

Sein Toint

ist

stark gebräunt,

und auch

etwas dick aufgeworfene Lippen deuteten auf Negerblut, wie denn in der That seine Mutter aus Haussa stammte.

Eine gerade Nase,

ein

feurig

schwarzes

Auge, im

Ganzen ein längliches Gesicht, so präseutirte sich der Mann, dem von fast der ganzen mohammedanischen

Welt eine abgöttische Verehrung *)

In seinen

Grossvaler, Thaib

Briefen ,

seines

titulirt

gezollt wird.

Seine

Abd-es-Sealum bis

sich

IT rgrossvaters

Hammed

hinauf,

zum weil

Muiei Thaib der Erneuerer der religiösen Gesellschaft der Thaib gewesen ist, in ganz Nord-Afrika die allcrgrössto religiöse Genossenschaft. Seines marokkanischen Ahnen Mulei Edris, oder des Gründers der Sauya Uesan, Mulei in

Abd

den Briefen nioht Erwähnung gethan.

Allah Scherif, wird

168 Bekleidung bestand in einer weiten skendrinischen*) rothen Tuchhose, einem französichen Waffenrook mit Epauletten,

französischen

An

Troddel.

auf

dem Kopfe

hatte

Tarbusch mit schwerer

tunesischen

einen

er

goldener

der Seite trug er einen äusserst schön

gearbeiteten Degen, wie ich später erfuhr, ein

Geschenk

vom General Prim. Eine goldene Schärpe, die er zugleich einen Revolver

um

hatte, enthielt

vom System Lefaueheux, der

überdies mittelst einer rothseidenen Schnur

um

den

Hals befestigt war.

„Merkwürdig," dachte ich, „den

Mohammedanern

durch den Koran verboten, Gold

ist

und Seide auf ihren Kleidern zu tragen, und nun sehe ich

den directesten Sprössimg des Propheten

überladen. Theil

aus

damit

zum

Die übrigen Anwesenden bestanden

nahen Anverwandten,

Ab-

ebenfalls

also

kömmlingen Mohammed's, dann aus Tholba, endlich aus vielen Fremden von vornehmer und geringer Her-

Ueberdies ging es ohne Unterlass aus und

kunft.

ein,

da ging kein Mann oder keine Frau aus dem Gebirge vorbei

(das Gartenhaus lag an einer sehr frequenten

Strasse), ohne rasch heraufzuspringen,

scherif zu

zulegen.

*)

küssen und

Da kamen

um

einige

um

Processionen von Ferne,

G

Aus,

p).

von

um

den

= Alexandrinischen.

Skendrinischen

") Moaona, eine imaginäre marokkanische

aus

den Gross-

Mosonat**) nieder-

fls.

französischen Centime.

Ein

fls.

ist

Münze, besteht

ungefähr

gleich

einem

169 uld en nebbi (Sohn des Propheten) zu besuchen, von diesen wurde nur der

„Emkadem"

(geistige Vorsteher

und Hauptgeld eins ammler) vorgelassen, die

um

aber einstweilen fortgeschickt,

anderen

Fremden-

in die für

aufnahme eingerichteten weiten Hallen der Sauya

Uesan

einquartiert zu

um

werden und

in

später en bloc

den Segen zu empfangen. Sidi

winkte;

uriiformirter

gleich

darauf brachte ein kleiner

Neger Namens Zamba

darauf stand

ein

silberner

eine silberne Platte,

Theetopf,

Schale

eine

mit grossen Stücken Zucker, eine Theebüchse, und,

den sechs üblichen kleinen

ausser

Glas, woraus Sidi seinen Thee dieses

wurde vor den

Namens

und dann ging

Sidi el

ein

Alles

sollte.

Sidi zuuächstsitzenden

einen schon älteren Mann, Allah, gesetzt,

Theetassen,

nehmen

Scherif,

Hadj Abd-

die Bereitung des

Thees

vor sich.

voll

ein

Der Hadj Abd-Allah nahm

eine

grünen Thees, warf ihn

den Topf, während

in

Hand

tüchtige

anderer kleiner Neger, Ssalem, schon das siedende

Wasser

in

Bereitschaft hielt; der erste geringe Auf-

guss diente nur dazu-, den Thee zu reinigen.

wurde eine tüchtige Portion Zucker

in

worfen, und nun derselbe mit kochendem

Sodann

den Topf ge-

Wasser

gefüllt.

Unter der Zeit hatte der Hadj auch schon einige aromatische Kräuter in Bereitschaft,

und Luisa,

Nach

die

einiger

als

Minze,

Wermuth

noch obendrein hineingeworfen wurden. Zeit

wurde sodann für

Sidi

ein

Glas

170 gefüllt,

nachdem jedoch vorher der Hadj Abd-Allah

mehrere Male durch Kosten sich überzeugt, dass der

Thee genug gezuckert sechs Tassen

gefüllt,

sei.

und

Sodann wurden

die übrigen

den Gästen von den

sie

beiden kleinen Sklaven präsentirt; da wohl 30 Leute

anwesend sein mochten, ohne die vielen Besucher, die ab- und zugingen, die meisten auch drei Tassen tranken,

wie es die Sitte erheischt, so kann

man

sich denken,

dass es ziemlich lange dauerte, ehe Alle, da nur sechs

Es

Tassen vorbanden waren, befriedigt wurden. steht sich von selbst, dass die

ver-

Theekanne verschiedene

Male wieder nachgefüllt wurde. Unter der Zeit wurden die verschiedensten Gespräche geführt, Sidi wollte vor allem von den politischen

Zuständen in Europa unterrichtet

und ich merkte,

sein,

dass es ihn ärgerte, dass einige ältere Schürfa mich fragten,

wann, wo und wie ich zum Islam übergetreten,

ob ich auch vollkommen überzeugt

hammedanische Religion hesser

und

christliche,

könne

sei,

dass die mo-

als

die jüdische

sei

ob ich auch ordentlich „bezeugen"

etc.

Sidi-el-Hadj-Abd-es-Ssalam, der wohl merkte, wie

unangenehm mir solche Fragen auf und winkte zu folgen.

aber auf mich speciell

sein

mussten, sprang

Alle erhoben sich, da er

gedeutet hatte, so

blieb

die

ganze Versammlung im Zimmer und setzte sich wieder,

während er und

ich,

hegleitet

von

seinen

beiden

Günstlingen und einigen Dienern, die einen Teppich,

171

ein Fernrohr, Doppelflinte etc. trugen, in

den Garten

hinabgingen.

Diese beiden Günstlinge,

Ibrahim und Ali, die

den ganzen Tag nicht von der Seite des Grossscherifs wichen, waren Ssalami*), d. h. jüdische Renegaten!

Der

eine, aus

Fes gebürtig, war

Schriftgelehrter,

und

aus freiem Antrieb übergetreten, Ali aber, aus Uesan gebürtig, war, geflüchtet,

wegen Diebstahls

und hatte

sieb

entgehen, mohammedanisirt.

verfolgt, in die

dann,

um

Sauya

der Strafe

zu

Beide trugen französische

Capitäns -Uniform mit weitenHosen und rothem Tarbusch. Sie waren beide verheirathet und wohnten sogar beide

im Hause von

Sidi, der ihnen je

sondert angewiesen hatte.

einen Flügel abge-

Sie waren zu der Zeit die

Personen, die Sidi gar nicht entbehren konnte, Alles ging durch ihre Hände.

Im Garten angekommen,

gefiel

sich Sidi darin,

mir seine europäischen Einrichtungen zu zeigen; hier

war auf einem Bassin ein Schiffchen mit Rädern,

eine

Nachahmung der europäischen Dampfschiffe, dort kostbare Blumen aus Europa und Amerika, Gewächse feinerer Art, wie sie im übrigen Marokko unbekannt sind,

zwischen denen künstliche Springbrunnen

auf

verschiedenste Art Wasserstrahlen auswarfen, sogar eine

in

bekommt "J Ein vom Judeothum zum Islam Uebertretendcr Marokko den Namen Sealami, d. h. Gläubiger, ein vom

Cbristeathum Uebertrcteuder hat den

Namen

Oeldj, d. b. wörtlich

christlicher Sklave.

Digitizod &/

Google

172 kleine Eisenbahn mit in

Bewegung „Der

Wagen, welche durch

Sultan, die Grossen

Sidi an, „wollen nichts

fing

ein

Radwerk

gesetzt wurde.

und auch

vom

die Schiirfa,"

Fortschritt

wissen,

deshalb sind wir auch von den Spaniern geschlagen;

wenn

ich

nur könnte, ich würde Allea einfuhren wie

den Christen

vor allem

eine feste

Gesetzgebung und regelmässiges Hilitair."

— „Aber,

es boi

wenn du nur

ist,

d.

Sidi,"

willst,

h.

erwiederte ich, „so wird



der Sultan auch wollen und müssen."

und

vom Volk

ich sind beide

„Der Sultan

abhängig, und dass ich

was doch

mich

christlich kleide,

thun,

nimmt man gewaltig übel."

die

Türken

jetzt

auch

Unter diesen Ge-

sprächen waren wir durch einen blühenden Rosengarten,

wo Jasmin und

die köstlich

duftende Verbena Luisa

mit Heliotropen und Veilchen ihre Wohlgerüche der

Luft spendeten, zu einem prächtigen Orangenhain ge-

kommen.

„Diesen ganzen Garten hat mir der Sultan

geschenkt," sagte Sidi, „oder eigentlich zurückgeschenkt,

denn mein Grossvater,

Ali, schenkte ihn

seinem Vater."

Nach dem Orangengarten kamen ausgedehnte pflanzungen, wir drangen bis

dahin

Oliven-

durch, kehrten

dann zurück, wo wir die Schürfa und Tholba noch im

Zimmer versammelt Gleich nach

fanden.

der

Rückkehr

Sklaven ein mit Schüsseln auf Platz,

Sidi's

dem Kopf.

stellten

Alles

sich

nahm

da wurde zuerst eine Maida (kleiner Tisch) vor

Sidi gestellt, und,

nachdem Sklaven

ein messingenes

Digiiizcd

b/Co
y

Google

(Eintritt

7.

Ich

fest

in

macoRfinniscfie

Hieiille.

blieb nicht lange in Uesan, trotzdem „Sidi" wollt«,

ich sollte ganz bei

ihm bleiben;

zum Weitergehen

als er

dann aber mich

sah, stellte er auf

(.'iilsehlossen

liebenswürdige Art ein Maulthier zur Disposition, und

empfahl mich einem Kaufmann aus Uesan, der ebenfalls

nach Fes reisen verliess,

Abends vorher, ehe

wollte.

ich

Uesan

musste ich im Hanse dieses Kaufmanns zu-

bringen,

um

Haimned, so

die Zeit nicht heisst der

von Mimik und hatte

Freunde geladen,

Man kann

die

,

zu vorschlafen; der Hadj

Mann, war als

ein grosser

Freund

Abschiedsfest verschiedene

auch

alle

musikalisch

waren.

sagen, dass eine Art Soiree musicale

siligc-

halten wurde, denn Hadj Kassem, ein alter graubärtiger

Musikus aus Lxor, berühmt Spielfertigkeit auf

Klarier,

war

dem

in

Marokko wegen

seiner

Alut, wie Liszt bei uns auf

auch zugegen,

andererseits

war

dem sein

Schüler, ein Neger Ssalem, ein fast ebenso bedeutender

Künstler auf der Violine wie weiland Paganini, auch

anwesend.

Man

Flügel, Klaviere,

denke aber ja nicht

Harmonium oder

in

Marokko an

dergleichen, denn

Di-gitizod t>y

Google

193

immer grösser wurde,

die

und weil Hadj

Hammed

abzuschlieSBen

hatte,

Wege

sehr schlecht waren,

unterwegs

machte Einkäufe, oder auch bekam hier

y

Google

199

möchte ich nagen im Frontmarsclie von einer Stadt nur Die Armee lagerte an der

andern marschiren kann.

Aussenseite der Stadt, der Sultan selbst bezog sein

Was

mich

Armee

die

ist,

hatte ich andererseits Freiheit genug,

wohnen zu können wo in

gebunden, da zu sein, wo

anbetrifft,

ich wollte,

und miethete deshalb

einem Funduk der Stadt ein Zimmer zum Wohnen,

während

ich andererseits

ein

„Hanut", Bude,

in

der

belebtesten Strasse in Gemeinschaft mit einem Franzosen,

Namens Abd-Allah

bezog.

Polycliuicuin ab.

ein

Ich prakticirte oder hielt

Meine Medicamento bestanden

wie die der marokkanischen Aerzte aus einem grossen

Kohlenbecken, mit Eisenstuben zum Weissglühen, aus grossen Töpfen mit Salben, Kampheröl,

Brechpulver,

Abfühnmgsmitteln und verschiedenen unschädlichen ge-

Hypochonder und

färbten Mehlpidvers orten für rische Kranke.

Und was

und nirgends

nie

hyste-

Marokko

in

gesehen war: ich hatte ein grosses Aushängeschild darauf hatte Smael (Joachim Gatcll) mit grossen und

schönen Buchstaben gemalt: „Mustafa nemsaui tobib

ua djrahti",

Wundarzt. es

d.

h.

Es

ist

Mustafa der Deutsche, Arzt und

kaum

zu glauben, welch Aufsehen

wo

erregte in einem Lande,

zeigen, heit sind,

die

Annoncen, An-

Aushanges childe noch nicht etwa

liegen,

ein

sondern wo

solches

Schild

zu

früh bis Abends spät stand

in

der Kind-

noch gar nicht geboren

sie

führen.

Jung und

Von Morgens Vornehme

Alt,

Digiiizcd

ü'i

Google

200 und Geringe. Männer und Weiber vor der Bude, und lniclistiiim-l.cn

kann Niemand

(lesen

in

Marokko, aber

buchstabiren können alle Städter) die langen arabischen

Bogen Papier

Buchstaben, welche zwei

grosse

nahmen.

vollständig.

Der Erfolg war

Ich

hatte

vorhin

erwähnt,

ich

dass

ein-

mich mit

einem Franzosen Namens Abd- Allah zusammengethan hatte, weil ich

von Anfang

Miethe

allein nicht die

tiir

Bude

die

an zu Staude bringen konnte.

Dieser

Franzose, ein ehemaliger Spahisoffizier, war vor ungefähr zwanzig Jahren mit der Casse seiner Compagnie

Marokko

nach

entflohen,

hatte

Sultan Muley-Abd-or-li.-ihnmn gute sein Geld

Jahren durch gebracht.

Hofe angeschlossen

er,

und

vorletzten

Aufnahme gefunden,

(wie er selbst angab 20,000 Franken) mit

liederlichen Dirnen in Saus

lebte

dem

bei

und Braus, aber

Hernach hatte

er

in einigen

sich

hatte natürlich geheirathet

,

dem und

nun von mechanischen Fertigkeiten. So behauptete

dor Introducteur des soufflets in Marokko zu

sein,

seine damalige Beschäftigung bestand darin, neue

Püster

anzufertigen,

Von

alte auszubessern.

Zeit zu

Zeit pflegte er nach irgend einem Hafenplatz zu gehen,

von wo er sich neue Vorräthe

Wissen Offizier

,

trotzdem

gewesen zu

er sein,

holte.

darauf

war

Ohne besonderes

pochte

,

französischer

er ein harraloser Mensch,

was man nicht immer von den übrigen Renegaten sagen

kann.

Er war

übrigens

seinen langen Aufenthalt in

vollkommen

durch

Marokko marokkanisirt,

Di-gitizod

&/

Google

201

und

liess

den Rosenkranz auf ebenso scheinheilige Art

und Weise durch

Finger gleiten, wie der beste

die

Thaleb oder Faki es nur kann.

Aber sonderbar genug sah unsere Bude aus, auf der einen Seite arbeitete der Franzose Püstcr, auf der

andern Seite quacksalberte ich,

wenn in

ieli

aufrichtig sein

Marokko nennen. Das ausgehängte

kunft eines

Lärm

will,

denn

so

muss

ich,

meine ärztliche Praxis

Plakat, dann überhaupt die

europäischen

Arztes

,

An-

hatten indess viel

gemacht, und der Ruf davon war bis zu den

Obren des ersten

Ministers, Si-Thaib-Bu-Aschrin,

ge-

drungen. Eines Abends kamen einige seiner Diener und ergriffen

meine Hand; ich hatte kaum noch

Franzosen Abd- Allah zu bitten, zu

kommen, und

amten

des

Hofes,

Wir

ging's.

fort

gerade beim Nachtmahl die

mit

Zeit,

den

Dolmetsch mit

als

trafen

Si-Thaib

mehreren anderen Be-

seine

Gäste

waren.

Im

äus sersten Winkel des Zimmers spielten drei Musik ante n

auf einer Rheita, Kuitra und Erbab. uns heide gleich

ein,

Si-Thaib lud

mit an die Maida (kleiner flacher

Tisch) zu rücken, aber Abd-Allah dankte für sich und mich, und wir zogen uns, während die hohen

Würden-

träger von einer Schüssel zur andern übergingen, in ein

Nebenzimmer zurück, und bald darauf brachten

uns Sklaven die angebrochenen Schüsseln, worin

aller-

dings noch reichliche und recht gut zubereitete Speisen sich

befanden,

die

mir aber widerlich zu berühren

202 waren, weil jene Würdenträger, so hoch in

Marokko

darin

musste

ich

sie

nun auch

mögen, mit ihren kaum gewaschenen

sein

Händen

herum gerührt

Anstandshalber

hatten.

aber einige Bissen, von jeder Schüssel

nehmen, und dabei nicht vergessen,

Grossmuth

die

Si-Thaib's und die Güte der Speisen zu preisen.

Abd-

Allah sagte mir dann auch, es würde sehr unschicklich

gewesen sein, hätten wir die Einladung Si-Thaib's, mit ihm zu essen, angenommen, er würde aber jetzt

und unser

über unsere Bescheidenheit

hoch erfreut

Lang, wie

Savoir-vivre

sein.

Das Zimmer, worin Si-Thaib eine sogenannte Mensa, d. h. ein alle

möblirt, d. h. durch das

war

sich authielt,

Gemaehim ersten Stocke.

marokkanischen Zimmer, war

Zimmer zog

es elegant

sich ein weicher

Beui -Snassen-Teppich, und der hohen ogivischen

Thür

gegenüber waren noch andere Teppiche auf diesem. Hierauf lagen sodann wollene Matratzen und Kissen.

Mehrere staltet,

Lampen

einige silberne in

von

Messing,

alterthümhch

ge-

hingen von der Decke des Zimmers und auch

den

Leuchter mit Stearinkerzen brannten

Nischen.

Der

bunt bemalt, uud an

Plafond

den

des

Wänden

Zimmers desselben

war Ara-

besken in Gyps. Als auch wir abgegessen hatten, wurden wir ins

Zimmer gerufen und

durften

am Thee

theilnelimen, der

nur in kleinen aus sehr feinem Porzellan bestehonden

Tässchen

herumgereicht wurde-

Si-Thaib

hielt

mir

Digitizcdö/CoogL

203

sodann seine Füsso hin und fragte mich, was Krankes daran

sei.

schon

niitgetheilt,

Abd-Allah, der Franzose,

hatte also

Mühe, ihm

eine leichte

Dennoch

erscheinungen zu sagen. Fiissc vorher genau, fragte

ständen,

um

und

icli

als

lisitte

mir vorher

der Minister leide an Podagra, ich seine Krankheits-

befühlte

ich

die

nach einigen anderen

Um-

der ganzen Sache mehr Ansehen zu geben,

ihm dann

schliesslich sagte, er hätte die

(mrd

Ministerkrankheit

uisirat

el

wird in Marokko

das Podagra genannt), war er höchst erfreut, dass ich seiner

Meinung nach aus blossen äusseren Kennzeichen

— Er

seine Krankheit erkannt hatte.

fragte

mich sodanu,

ob ich Anhänger der heissen oder der kalten Mittel sei

{nach Meinung der Marokkaner haben dio Hedi-

camente entweder erhitzende oder abkühlende Eigen-

und

schaften),

ich, dass ich

als ich

mich

für dio ersten erklärte, fand

auch darin Meinen

Si-Thaib

entiiess

Wohnungen

beziehen,

behandeln.

Aber

Ii

eschmack getroffen hatte.

uns huldvollst und fügte beim

Abscliied hinzu, ich solle

am

um

andern Tage eine seiner

ihn an seinem Podagra zu

es sollte anders

folgenden Tage früh

kommen, schon am

kamen Maghaseni vom Dar

es

Ssultan (Palast des Sultans) mit der "Weisung, rasch daliin toffeln

zu

kommen

;

kaum

liess

man mir

Zeit, die

anzuziehen und den Burnus umzuhängen.

angekommen,

erklärte

mir

ein

Beamter des

PanDort

Sultans,

Ben Thaleb, der Gouverneur von Alt-Fes, habe an den Sultan geschrieben,

ob ich

nicht

zurückkehren

204

um

dürfe,

zu behandeln, der Kaiser habe diese

ihn

und ich habe auf der

Bitte gewährt

Stelle abzureisen.

Mein Protest, nach Hause zurückkehren zu müssen,

um

um

meine Sachen zu holen,

um

zunehmen,

Bekannten

den

die

Medicamente mit-

Lebewohl zu sagen,

das half nichts; die Antwort war immer: „der

alles

Sultan hat gesagt, du solltest gleich abreisen, also

mus st du

auch gleich abreisen". Ein gesatteltes Maul"

war

stand bereit, ein Magbaseni zu Pferde

tliier

Begleiter da,

und

so musste ich fort,

ohne eigenen Willen. selben

Abends noch

geritten,

in

Da

erreicht und bald

als

wie ein Packet

der Sultan befohlen hatte,

Fes anzukommen, wurde scharf

und vor Sonnenuntergänge war

die Hauptstadt

darauf war ich wieder beim Gou-

verneur der Alt-Stadt. Ich hatte indess

einen

guten

Tausch

gemacht,

Ben-Thaleb sorgte dafür, einen Dolmetsch kommen zu lassen, einen eingeborenen Algeriner Thaleb,

Si-Abd-Allah, ich

bekam

eine

gute

Wohnung, Pferde,

Diener zur Disposition; Essen und der

Thee wurden vom Bascha dafür

weiter

Namens

der leidlich gut Französisch verstand,

keine

Verpflichtung,

eine oder zwei Stunden mit

Maulthiere,

dam

geschickt, als

gehörende

und ich hatte mich täglich

dem Bascha zu

unterhalten.

Dass ich bei diesem mehrmonatlichen Aufenthalt

Fes hinlänglich Gelegenheit zu lernen, braucht wohl

hatte,

in

die Stadt kennen

kaum erwähnt zu werden.

Digitized ö/

Google

Sil

8.

Die

JSnupliyt Sa.

Hauptstadt des Sultans von Marokko

Europäern besucht worden

wenigen

,

nur von

ist

ebenso dürftig

sind die Nachrichten, welche Augenzeugen davon ge-

Am

geben haben.

ausführlichsten, fast weitschweifig,

handelt Leo von Fes, nächst ihm giebt eine auf eigener

Anschauung beruhende Beschreibung der General Badia (AH Bey-el-Abassi).

spanische

Alle anderen Be-

Fes beruhen nur auf Kundschaft und

über

richte

Hörensagen.

Ob

bewohnt war, schwer

wo heute Fes

der Ort,

ist

nach

zu entscheiden,

Die Lage

ist

so

steht,

von den Römern

wenigen Untersuchungen

aber

höchst

wahrscheinlich.

ausgezeichnet, so für eine Stadt in

so

jeder Beziehung anlockend, dass eine so günstigo Position

den Alten gewiss nicht entgangen

haben wir als

die

in

der

Uebevdies

ist.

Nähe Punkte, welche wir mit Sicherheit

von den Römern bewohnte kennen.

Wir erkennen

Stadt Volubilis im heutigen Serone,

eine Stadt,

die zur Zeit Leo's Gualili oder Waliii hiess,

der er sagt, dass

sie

ausser dein Grabmale

und von

vom

älteren

206 Edris nur drei oder vier Häuser habe.

Heute nun

Waliii oder, wie sie jetzt genannt wird, Serone,

ist

ein Städtchen von

4—-5000

Einwohnern, und das Grab-

mal Mulei Edris-el-Kebir, wie der Vater des Gründers der Stadt Fes genannt wird,-

rühmter "Wallfahrtsort.

Aquae Dacicae

einen

ist

noch immer ein be-

Wir haben sodann

in

den

Anhalt qiimkt

in

ctn-

sicheren

Nähe von Fes; können wir uns genau auf das

Itine-

rarium Antonini verlassen, so würden wir nicht anstehen,

Fes das

alte Yolubih's

zu nennen, denn die Entfernung.

16 Müh, stimmt genau mit den berühmten heissen

Schwefelquellen von Ain Sidi-Yussuf *), die sich nördlich zu

West von Fes

befinden.

Die Aquae Dacicae sollen

nach dem Itinerarium Antonini 16

Hill, nördlich

von

Die alten Aquae Dacicae, jetzt

Volubilis gelegen sein.

Ain- Sidi-Yussuf genannt, sind heute noch die berühmtesten

Thermalen von Marokko.

Die heutige Stadt Fes wurde nach Leo im Jahr 185 der Hedschra von Edris gegründet, ein

naher Verwandter

ein noch näherer von

war Enkel von

Ali,

Edris' Vater selbst

aus

von

dieser

war

Harun - al - Raschid und

Mohammed

selbst,

denn Edris

dem Schwiegersohn Mohainmed's. jener Edris-hen- Ab d- Allah, der

ist

Jemen gekommen war und sich in Waliii niedergeSohn wurde ihm erst nach seinem Tode Eenou gieht

lassen hatte, sein

von einer gothischen Sklavin geboren.

*)

ain



Quelle.

Di-gitizod t>y

Google

20? an,

Edria habe die Stadt 793

Chr. gegründet, welches

n.

Jahr mit dem 177. Jahre der Mohammedaner eorre-

Marmol

spoadirt.

lässt

Fes im Jahre 793

Chr.

n.

erbaut werden, stimmt aber irrthiimlicher Weise dieses

n.

dem

mit

Jalir

Jahre der Hedschra.

Während

das Gründungsjahr von

Fes 808

185.

Andere

noch

für

Chr. ansetzen, verlegt Dapper es auf das Jahr 801

n.

Es geht

Chr.

hieraus hervor, dass wir nicht ganz mit

Bestimmtheit das Jahr angeben können, sondern uns

damit begnügen müssen, zu wissen, dass die Stadt gegen das

Ende

des

8.

oder im Anfange des

9.

Jahrhunderts

gegründet wurde.

Ebenso unbestimmt sind

Name Fee kommt. Silber

Leo

Angaben, woher der

die

den Namen davon her,

leitet

den ersten Grabstichen die Gründer Gold,

weil bei

(Fodda oder Fedda) gefunden hätton; Andere

meinen, die Stadt habe den

Namen vom Flüsschen noch

gleichen Namens, was die Stadt durchschneidet,

Andere im

leiten

den Namen der Stadt von Fes her, was

Arabischen

eine

„Hacke

:i

Was

bedeutet.

die

Schreibart anbetrifft, so finden wir ebensowenig Ucber-

einstimmung; Einige schreiben Fes, Andere Fas, noch

Andere Fez, und doch dürfte Fes sein,

die alleinig richtige

wenn wir die arabische Schreib- und Aussprechungs-

weise zu

Fes Breite,

Grunde liegt

dem

legen.

nach Ali Bey auf dem 34° 7° 18'

ti'

3"

nö'rdl.

30" ÖSÜ. Länge von Paris, und

208

da

keine anderen

bis jetzt

Bestimmungen

vorliegen,

so müssen wir diese festhalten.

Es herrscht

eine grosse Confusiou über die örtliche

Lage von Fes.

So sagt Leo: „Die Stadt besteht

fast

ganz aus Borgen und Hügeln; nur der mittelste Theil ist eben,

und Berge sind auf

Bey: „Die Stadt Fes

ist

Hügel gelegen, welche

die Stadt

Ausnahme von Norden

Ali

allen vier Seiten."

auf den Abhängen verschiedener

her,

von

allen Seiten, mit

umgeben." Thatsache

ist,

dasa Fes, als Ganzes betrachtet, denn die Stadt besteht

aus zwei vollkommen getrennten Städten, Seiten, mit

umschlossen

vom Süden

Ausnahme

Ebenso werden

ist.

her,

ziehenden Gewässer unter verschiedenen geführt,

und

hat dies

es

darin, dass die

Araber

zum

von

allen

von Bergen

die die Stadt durch-

Theil

Namen

seinen

auf-

Grund

in sehr vielen Fällen für einen

und denselben FIuss verschiedene Benennungen haben, je

nach seiner Quelle, nach seinem mittleren oder

unteren Laufe.

So hat denn das

kleine

Flüsschcn,

welches südwestlich von Fes etwa 20 Kilometer entfernt entspringt, zuerst

aber den Namen,

Ued-Fes um;

den Namen Kas-el-ma, ändert

sobald

es

dio

Stadt erreicht, in

es verbindet sich dieses

Flüsschen mit

einem stärkeren, aus Südost kommenden Flusse zwischen

Neu- und Alt-Fes, und beide durchströmen nun die Stadt ebenfalls unter

Ued Sebu genannt

dem Namen Ued Der

zu werden.

der von Süd-Siid-Ost

in

Fes,

um

später

grössere Fluss,

Neu-Pes eindringt,

heissf

aber

Di-gitizod t>y

Google

209 oberhalb der Stadt, wie ich auf meiner zweiten Reise in

Marokko

Wenn

constatiren konnte,

Ued Selm.

ebenfalls

noch andere Namen aufgeführt werden für diese

Wässer,

als

von Renou Oued

von dem Eenou glaubt, es

el

Kant'ra (Brückenfluss),

sei dies

der von Edris ge-

nannte FIubs Üed S'enhädja, oder von Graberg von Hemsö Vad-el-Gieuhari und Yad-Mairusin, oder von Marmol Ouad-el-Djouhour (Perlenrluss), so muss ich gestehen dass diese Namen nur während meines ,

Aufenthalte in Fes nicht bekannt geworden sind.

Die Stadt präsentirt sich also mit von Norden

fast

nach

derart,

Süden

dass

etwas

(mit

sie

von

Nordwest nach Südwest geneigter) gerichteter Achse gelegen

ist

und aus zwei Städten besteht, Fes-el-bab *),

und

Alt-Fes,

Fes-el-djedid, Neu-Fes.

Beide

Städte

aber liegen keineswegs dicht neben einander, sondern sind

durch

dichteste von es,

eine zwei Kilometer lange Strasse,

ist

mit Ausnahme von Süden

umschlossen, die

communiciren durch eine eng

Alt-Fes bildet den nördlichen Theil

gebaute Strasse.

und

aufs

Häusern bestanden, verbunden, so dass

von oben gesehen, das Aussehen hat wie zwei ge-

trennte Städte, welche

her

von Bergen

zum Theil namentlich nach Osten

Bergwand hinaufgebaut, Neu-Fes

lichen Stadttheil

*) Fes-el-hali

und hegt vollkommen sollte

eigentlich

bildet

zu au

den süd-

in einer Ebene.

Fes-el-kedim hdssen, denn

das Wort kedim entspricht genau unserra „alt", wahrend „haii"

mehr das „abgenützt" Bohlfs.

in sich schliesst.

14

21Ö Nördlich von Neu-Fes verbinden sich der

von

das

ltas-el-ma*)

Alt-Fes zu

kommende

durclitiiessen

Hälften getheilt,

durch

steinerne

einander verbunden, die westliche Seite

Beide Städte sind mit

30—40

SeW

Wässerchen,

Alt-Fes wird

,

scclis

Fuss

ist

so

und

um zwei

in

Brücken mit die kleinere.

Mauern

bohen

umgeben, welche von etwa 500 zu .500 Schritt mit

Thürmen versehen

viereckigen hervors]) ringenden

sind.

Die Mauern sind au der Basis zwei Meter und mehr

nacb oben zu einem Meter, und

dick, verjüngen sich

haben auf der Zinne einen Umgang, gesebützt durch

Fuss hohe und

eine etwa 5

Mauer.

Die

Thürine

1

—2

selbst

Fuss dicke crenelirte

sind

Ge-

eingerichtet,

schütze aufnehmen zu können.

Die Mauer von Alt-Fes sowie die Thürme befinden sich in äusserst inangelhalfteni Zustande, die

Fes

ist

besser erhalten, und

doppelte,

eine

die hat.

zu,

namentlich

so

wo

hohe Thürme

Süden

äussere

Die Mauern sowohl gegossenen

einer

oder

welche

aufgerührt,

wird und an

ist

an manchen Stellen

nach Südwesten

*)

vielmehr

zwischen

Thürme

die

d. h.

sind

gestampften

Brettern

der Luft, mit Kalt

und

aus

Masse

eingestampft

Cement

ver-

Die Ecken, Bogen,

Thore sind indess aus behauenen Steinen

Ilas-ol-ma

Wassers

und

Mauer ausserdem 80 Fuss wie

mischt, eine grosse Härte erlangt.

Seiten der

von Neu-

heisst

eigentlich

weiter

nichts

als

Kopf des

Quelle.

/

Digitizcd by

Google

211

hergestellt,

deuii

Masse, so widerstandsfähig

die

im grossen Ganzen auch

so leicht zerbröckelt

ist,

doch an den Ecken und Kanten.

Masse sind auch stellt, viele

Aus eben

die meisten grossen

sie sie

dieser

Gebäude herge-

aber auch aus im Feuer gebraunten Ziegeln;

gerundete Dachziegel endlich sind das Material, das

man die

Bedeckung der Moscheen genommen hat;

zur

Wohnhäuser verlangen

solche nicht, da alle platte

Dächer haben.

Wenn

auf diese Art die Stadt gegen Landesfeinde

vollkommen geschätzt erscheint



Mauern auch

würden

Schutz

gegen

Verfall

drohen,

Angriffe

regellose

denn so sehr die sie

gewähren

dennoch



,

so

wenig haltbar würde sich Fes einem Angriffe irgend einer europäischen

Macht gegenüber

zeigen.

Selbst

die beiden Forts ausserhalb der Stadt tragen nichts

zum Schutze gegen weil sie selbst

einen Angriff von aussen her bei,

von

Nähe aus beherrscht

anderen sind.

im Südosten der Stadt

Anhöhen von nächster

Das

eine dieser Forts liegt

Anhöhe und

auf einer

ist

ein

mit vier Bastionen versehenes Viereck, offenbar von

ehemaligen europäischen Renegaten nach Vaubau'schem

Im Westen

System recht gut angelegt.

der Stadt auf

der nächsten Anhöhe befindet sich eine Lunette, diese letztere,

nach der Stadt zu

durch Pallisaden geschlossen,

in

ihrer

ist

Kelüseite

nur

wie das vorliiu er-

wähnte Quadrilatär aus behauenen Steinen erbaut, und beide sind überdies mit tiefen Gräben versehen.

Ob

212 diese

Quadern aus Sandstein

welche grosse

Sterne,

zu diesen Bauten gehauen worden sind

sind, eigens

oder von alten Römerwerken herstammen, konnte ich nicht erfahren

wäre

;

letzteres

der Fall, so wäre das

von Fes eine

ein Beweis mehr, an der jetzigen Stelle

Römerniederlassung,

alte

zu müssen.

suchen

vielleicht Volubilis,

Keines der beiden Forts hatte Kanonen

im Jahr 1861/62, und beide waren auch ohne jede Bewachung. Die Stadt Fes wird in 18 Quartiere

von

getheilt,

denen zwei auf die Neustadt, die übrigen auf Alt-Fes

kommen, davon hat Alt-Fes sieben Thore,

inclusive

des nach der Neustadt zu führenden, wahrend Neu-

Fes nur drei hat, von denen das eine auf Alt-Fes gerichtet

Der Länge nach wird

ist.

die

von

Stadt

einer Strasse durchschnitten, welche hinlänglich breit ist,

denn überall können

neben

einander

Gässchen aber,

gehen, die

vier

oft

sich

oder

lünf Menschen

auch noch mehr.

Die

von dieser Hauptstrasse in

die verschiedenen Quartiere hinschlängeln, sind äusserst

schmal,

manchmal

so

eng,

dass

zwei

sich

Begeg-

nende sich an einander vorbeidrücken müssen. Es sind

dann zahlreiche Plätze vorhanden, aber kein einziger mit

Ausnahme des grossen Platzes

sich

mehr

vor als

dem

Palaste

des

in

Neu-Fes, der

Sultans befindet, welcher

500 Menschen aufnehmen könnte, wenn

dichtgedrängt hei einander stehen.

sie

Hierdurch erlangt

die Stadt ein äusserst düsteres Aussehen,

was noch

Digriized By

Google

218

dadurch vermehrt wird, dass kein einziges Haus nach der

Strassen seite

FenBter

hat,

und

zwei

alle

fast

oder drei Stockwerke hoch sind.

Ein grosser Uebelstand

ist

man

einem entsetzlichen Staube ausgesetzt

Winter

die

Bewohner



2

eine

Gegen diesen haben

und

hat

im

Schmutz

tiefen

allerdings

die

eigene Art Holzschuhe erfunden mit

den Fussspitzen, aber

Auch

aus.

im Sommer

ist

hohen Absätzen unter dorn Hacken und

Zoll

3

Mühe, durch den

grösste

fortzukommen,

man

auch der, dass

gar keine Pflasterung in Fes kennt,

in Tunis,

oft

wo

reichen selbst diese nicht

ähnliche Verhältnisse während

man diese Holzunterdem gewöhnlichen Schuhzeuge be-

der nassen Jahreszeit sind, hat schuhe, die unter festigt

werden,

und wie

alt

Gehrauch

ihr

ist,

geht

daraus hervor, dass schon Leo ihrer erwähnt.

Das Innere der Häuser gerichtet,

obgleich

bei uns in

man

Gebrauch

ist

oft sehr

hübsch

natürlich an Möbel,

sind,

Marokkaner will gar keinen

ein-

wie sie

nicht denken muss.

Der

Fortschritt, so wie seine

Väter gelebt haben, will auch er leben, und Neuerungen einführen,

auch

alle

ist die

grösste Sünde.

Einrichtungen so, wie

Jahren gewesen

sind.

Gelangt

sie

So

sind denn

vor Hunderten von

man durch

eine starke,

meist dick mit Eisen beschlagene Thür durch einen

umgebogenen Gang*) *)

in

das Innere einer "Wohnung,

Ein gerader Gang darf von der Strasse nicht ins Innere sonst, bliebe ja einmal aus Veraeben

des Hauses führen, weil

214 so

kommt man

zuerst auf einen

mehr oder weniger

grossen nach oben offenen Hofraum, der meist viereckig von

Form

ist.

Tiüvim gepflastert,

Bei Reichen und oft

Armen

ist dieser

mit Marmorniessen (weche von

Spanien und Portugal kommen), meist aber mit Sleadj.

Es

sind dies kleine Fliesse mit bunt glasirter Farbe,

und da

in

sie

allerlei

Formen

werden,

hergestellt

sternartig, dreieckig, viereckig etc.,

einzelne Sleadj ist nicht grösser als

man

länge;

verfertigt sie

Zimmerböden

sind

in

Fes

meist aufs

Er-

so legen die

bauer die hübschesten Muster damit zusammen. 1

—2

Eine

Zoll Seiten-

selbst.

Auch

die

reizendste mit diesen

Sleadj ausgelegt.

In

der

Mitte

des

Haushofe.s

befindet

sich

ein

springender oder jedenfalls fliessender Quell, auch in der ärmsten

Wohnung fehlt er nicht. Bei den Reichen dem Ende meist hübsche Marmor-

befinden sich zu

becken, welche ebenfalls aus Europa bezogen werden,

im Hofe. ist

Die Vertheilung des Wassers in der Stadt

nämlich so ausgezeichnet, dass Canäle weit ober-

halb

der Stadt von den Flüssen abgeleitet sind, und

so auch die höchsten Stadttheile mit reinem

versorgen. jTiir

grrissf

In Neu-Fes hat

Rüder

man

Wasser

an einem Canal so-

erbaut, welche, wie in Italien die

BewüMcrungsräder, mittelst ihrer eigenen vom Wasser bewirkten

Umdrehung Wasser auf

die

die HauBthilr offen Btehen, der Blick eines

räum

Höhe

Fremden

schaffen. in

den Hof-

fallen könnte.

Digltized by

Google

515

Nach Leo

diese

sollen

Wasserräder schon 100 Jahre

vor seiner Ankunft in Fes gewesen sein und von einem

Genueser herrühren.

Ebenso gut

ist

für die

Abführung der Uneinig-

Wasser

keiten aus den Häusern gesorgt, das lebendige

führt allen Unrath mittelst kleiner unterirdischer Canäle in den

Ued Fes*).

Die Zimmer der Häuser, von denen sich

in

der

Hegel drei oder vier auf den Hofraum öffnen, sind stets sehr lang, sehr hoch,

dass ein grosser

aber auch nie breiter,

Mensch der Breite nach darin

eisenförmigen Bogen führen zu den

und

bei

gutem Wetter sind

schlossen, eine

Zimmern im Sommer ;

sie offen,

und man gelangt durch

im Winter

sind

manchmal

An

in jeder

beiden Seiten der

kleine viereckige, oder auch ogi-

visehe stark vergitterte Fenster, Glasscheiben hat erst in

letzter

Zeit

angefangen

einzuführen.

den Reichen findet man Teppiche, Wollmatratzen, Leo gieU an:

es

seien über

Fes, und sftmmtlicbe würden durch

fli

man

Möbel

nach unserem Sinne sind nirgends vorhanden.

*]

ver-

eine kleine Thür,

Art Schliipfthür (Poterne), welche sich

grossen befindet, ins Zimmer.

Thür

als

liegen

Grosse und hohe Thuren, wie immer mit huf-

kann.

Bei feine

150 öffentliche Latrinen in Wasser von seihst

essen des

sind, kann ich nicht behaupten, marokkanischen Städten, auch in den Oasen, öffentliche Latrinen findet, auch wohl in Fes dafür gesorgt sein. Man findet sie übrigens nicht nur mit Moscheen verbunden, sondern häufig auch ganz unabhängig von solchen.

reingehalten.

jedenfalls

Oh

so viele in

wird, da

man

Fes

in allen

Dlgilized by

Google

216

Wände

Matten, und auch die

3—4

der Zimmer

Fuss

hoch mit hübschen Matten ausgeschlagen; auch manch-

mal Betten an den Enden der Zimmer auf europäischen Bettstellen,

Schmuck

aber

werden mehr

diese

betrachtet, es

würde

nie

als

Luxus,

Jemandem

als

einfallen,

darin zu schlafen,

Die

Wände

der

Zimmer

weiss

sind

ausgekalkt,

aber unterhalb des Plafond laufen manchmal Arabesken

herum,

Form von Koransprüchen.

oft in

Die Plafonds der Zimmer sind bunt bemalt,

oft

azur mit Gold, oft aber auch mit Holzschnitzerei be-

deckt oder

Wänden

mit

sind

Holzstückchen

den

In

ausgelegt.

häufig ni sehen artige

Vertiefungen an-

gebracht, welche als Schränke dienen; ebenso findet

man

bei der

wohlhabenden Classe Holzschränke,

oft

aus sehr hübschen Holzschnitzwerken gearbeitet, oder

mit Perlmutterstückchen, Elfenbein

oder

Ebenholz-

stückchen ausgelegt.

Während im Hofe

rings

um

die inneren

ein durch steinerne Säulen getragener

Wände

Bogengang

läuft,

der zugleich Schatten gegen die senkrechte Sonne gewährt, dient dieser Bogengang für das zweite Stock-

werk

als

gelangt;

Vorplatz, von

und

so gehen die

ist

noch

aus

man

in die

Zimmer

Stockwerk vorhanden,

Gallericn ebenfalls höher.

Zimmer unterscheiden nichts

dem

ein drittes

sich in der

Die oberen

Anordnung durch

von den unteren; ganz oben auf dem platten

Dache, welches aus gestampfter und cementirter Erd-

217 inasse bestellt, befindet sich

Mensa genannt;

manchmal noch

hier geben die

im Innern des Hauses, niedrig angelegt sehr

Zimmer,

Treppen, die immer sehr schmal, und, wenn

mittelst

bei

ein

Frauen vorzugsweise

Der Zugaug nach oben geschieht

ihre Gesellschaften.

man

darauf

den Raum

sieht,

in

sind; aber so

Ureite

und Höhe

man

der Treppe zu beschränken, so wenig sieht

darauf,

Absätze seihst kurz zu machen; im Ge-

die

gentheil,

diese

sind

hoch,

so

dass

manchmal

ein

aus serordcntli eher Kraftaufwand erforderlich wird,

um

einen Absatz zu ersteigen.

Von

aussen werden die Häuser bisweilen durch

anstrebende Pfeiler verstärkt oder durch Bogengänge auseinandergehalten; bei, die

es

trägt

dies

wo man

Strasse antrifft,

kann man sicher

und

keineswegs

dazu

ohnehin schon schmalen Gassen passirbarer

zu machen, und

wohner

dies

derart

dritten Etage

ja einmal eine etwas breitere

durch

sein,

dass

XJeberbauen

der

die

An-

zweiten

benutzt haben, dass die breiteren

Strassen hiedurch fast zu den dunkelsten gemacht sind.

Nachts werden nicht nur die Stadtthore geschlossen, sondern auch die

Thore,

welche

die

verschiedeneu

Quartiere von einander trennen, und da die Quartiere

durch

gemeiniglich

communiciren

Thore

alle

,

mehrere Strassen

so kann

man

sich

mit einander

denken, wie

Abende verschlossen werden müssen.

Bagt: es sei dies eine Sicherheitsmassregel,

sächlich sei dieselbe gegen

viele

Man

und haupt-

Diebe gerichtet.

In der

218

That wird dadurch

Communication Nachts aufge-

alle

hoben; nach dem l'Ascha

herauszukommen.

werden

Freitag

Während ebenfalls

Gehet)

(das letzte

seinem

unmöglich, aus seiner Strasse oder

ist

Thore

ea

Quartier

des Oh otba- Gebetes

alle

am

abgeschlossen,

nicht nur in Fes. sondern in allen Stallten Marokko' B,

ja

im

ganzen

rechnen d.

in

Rharb

Land

alles

Rhadames,

Tripolis,

Geographen

arabischen

(die

vom

westlich

dem Westen, alles dem Osten) herrscht

h.

d. h.

östlich

zum Rharb,

Nil

davon zum Schirg,

diese Sitte, wie ich

deshalb geschehen, sich

um

weil einer

Es

Sage

alten

Oh otba- Gebetes

die Zeit des

später

Bengasi, Tunis und anderen

Städten zu erfahren Gelegenheit hatte.

soll dies

zu Folge

die Christen der

mohammedanischen Städte bemächtigen würden. Wahrscheinlich ist es aber ein alter

die

Brauch der Regierungen,

dann mit ihrer ganzen Macht

sieh

in

den Mo-

scheen befinden imd sich so gegen ihr eigenes Volk sichern wollen.

An Paläste

Gebäuden der Stadt

Öffentlichen

des

Sultans

die

,

Moscheen

die

,

sind

die

Funduks,

Bäder und Grabstätten hervorzuheben.

Der grosse Palast des Sultans nimmt den ganzen südwestlichen Theil von Neu-Fes ein; von dieses

Gebäudes kann

hier nicht

dem Leser

ich

dem

Innern

nur wenig berichten, da ich

die übertriebenen

Beschreibungen

der Bewohner von Fes wiedergeben mag,

nach Faheln aus 1001 Nacht klingen,

als

die

mehr

auf Wirk-

219 Grossartige Ruinen deuten allerdings

lichkeit beruhen.

auf einstige grossartige Bauten hin, aber alle Bauten der

Mohammed an er haben

sie

meist

schon

gleich

eigentlich

Arkaden

aus

weiter

versehenen

das Eigentümliche, dass

nach

nichts

Entstehen

dein

bekommen.

ruinenhaftes Aussehen

ein

Der Palast besteht grossen mit

vielen

als

Höfen mit Springbrunnen,

auf

welche sich die Zimmer öffnen. Pferdeställe, Bcdientcnstuben,

Wacht/immer.

genannt

— wechseln

Kmptkngsliiift;

— diar

An

damit ab.

el

meshuar

der südöstlichen

Ecke, durch hohe Mauern von den übrigen Theilen des Palais getrennt, befindet sich das Harem, welches Platz für

mehr

kaiserlichen

als

Wohnung und

mauer befindet ich mehrere

sich

der

Artischocken

und

Gängen durchschnitten,

alle

Wege

umgeschaffen,

südwestlichen Stadt-

Man

wo

findet

hier

europäischen Gemüse, auch Blumen-

Ton

dgl.

die

geraden

den Seiten ein-

Jasmin und Luisa, und

sind zu Tunnels

Schatten gewähren.

laugen

sind diese an

gefasst von Beeten mit Rosen, fast

Zwischen der

grosser Garten, in welchen

ein

Male Zutritt bekam.

fast alle feineren

kohl,

1000 Frauen hat.

und Laiibengängen

rankenden Weinreben kühlenden Eine kleine Veranda,

Theil des Palais gelegen

— und

vor einem

davor ein besonderes

abgeschlossenes Gärtchen, worin nur Blumen gezogen

werden, dienen zum Privatgebrauche des Kaisers.

Ein zweiter Palast des Sultans

ist

zwischen Neu-

und Alt-Fes gelegen und hat den etwas sonderbaren

Di-gitizod t>y

Google

Namen

Bu-Djelud*).

Es

abgesehen von dem

ist dies,

halbverfallenen Aussehen, ein hübsches Gebäude, und,

eigentkümlicherweise im Renaissancestyl, vermischt mit

maurischer Architektur errichtet, was wohl daher

rülirt,

Es

dass europäische Renegaten die Erbauer waren.

gelang mir leider nicht (da der Sultan war), in das Innere zu

Mikenes

in

kommen; ehenso war mir auch

der Garten verschlossen, welcher damit verbunden

ist,

nnd dessen herrliche Baumgruppen , aus denen schlanke

Palmen hervorragten,

ich

im Vorübergehen

oft

wunderte. Dieser Garten war den

Damen

des

be-

Harems

reservirt.

Eine halbe Stunde von Neu-Fes entfernt, nach

dem Süden

zu, befindet sich eine sultanatliche

Wohnung,

von einem äusserst grossen und mit hoher Mauer um-

Gebäude hält

diesem

Garten

umgeben;

in

sich der Sultan

manchmal

auf,

ringten

um

die Sommerfrische

zu gemessen; zum Theil wohnen sodann die Minister, die Grossen des Reichs, die Gouverneure der Provinzen,

welche zum Besuch anwesend läufigen

mit in

sind,

Gebäude, zum Theil campiren

sie

dem

weit-

in

ihren

Zelten ausserhalb des Gartens.

Zwischen diesem gewöhnlich

die

Landsitz

Mhalla,

d.

h.

in

Neu-Fes

der

ist

Lagerplatz

auch des

*) Bu-Djelud heiest Vater der Felle; wahrscheinlich befand eich hier am Flusse denn dieser Palast liegt hart am UedEine ahnlich sonderbare Benennung hat Sebu eine Gerberei. ja auch der Palast der französischen Herrscher in Paris: Tnilerie.





221 Heeres. Dieses muss immer da sein,

und da

aufhalt;

sich

in

Plate

ist,

campiren

so

wo der Sultan

Neu- Fes für

um

welche der Sultan immer

die

Truppen,

sich hat, nicht hinlänglich

hier

sie

unter

Von

Zelten.

"Weitem gesehen, sieht dieses Zeltlager, inmitten der

grünen Wiesen, durchschlängelt vom Ued-Fes, sehr malerisch aus, aber im Innern herrscht die grösste Uureinliclikeit

und Verwirrung.

Macht des Sultans bestand 1862

Die stehende aus

etwa 4000 Infanteristen,

Vaters eine

so

aufs

bunteste

und derselbe, dem zu Lebzeiten seines empfindliche

Bugeaud

Marschall

welche

Sidi-Mohammed-ben-Abd-er-Kharnan,

costümirt sind. jetziger Sultan

bei

war im Feldzuge gegen

Niederlage

Isly*)

durch

beigebracht

den

wurde,

die Spanier nicht glücklicher

Indess hatte er so viel Einseben bekommen,

gewesen.

dass er begriff, mit seinen regellosen Schaaren nicht

gegen europäische Streitkräfte kämpfen zu können.

Er

glaubte nun ein regelmässiges stehendes Heer

zu haben, wenn er Leute auf europäische Art uniformrren Hess, und so sah

man

hier

sämmtlicher Nationen, gemeinsam

ist

Uniformstücke allen

nur der

rothe Fes und die gelben Pantoffeln; auch hatte

*)

Am

14.

August

1844.

JJer jetzige

Gefangennahme nur dadurch, dass zosen in sein Zelt dieses mit sich

schwingend, von

dem

diesem aus

man

Sultan entkam seiner

er beim Eindringen der SiLbel schlitzt«,

Fran-

und aufs Pferd

dem Bereich der Feinde

ge-

tragen wurde.

Digitizcd ö/

Google

angefangen, kurze einzuführen,

da

ist

in

vier

Knie gehende Hosen

die

Husen zu oder

Theile

„Agha"

einem

an

Iiis

den Berbern und Arabern unmög-

es

lich schien, lange

Diese Infanterie

trugen.

von

Bataillone getheilt, je

cominandirt,

sind

untergetheilt

sie

wieder in vier Abtheilungen, denen ein Kaid (Haupt-

mann)

vorsteht,

werden von

und

noch

Califat-el-kaid

( Unter ofliciei')

Abtheilungeu

kleinere

(Lieutenants) und

commandirt.

Mkadem

Mannschaft

l)ie

seihst

besteht aus Berbern, Arabern, Negern und spanischen lieiiegaten,

welche letztere Sträflinge von Ceuta, Penon

oder Meilila her desertireu.

Diese

Renegaten sind

vorzugsweise Hornisten, Tainhoure oder bei der Capelle angestellt.

Demi da

strumente

geschenkt

Capelle

die In-

die englische liegierung

hat,

einrichten lassen,

hat

so

der Sultan

eine

welche aber auf noch

viel

haarsträubendere Art deutsche Walzer oder italienische

Stücke zum Besten

Die

menter.

giebt,

Capelle

als

hat 24

die

türkischen

Mitglieder,

Eegi-

während

der Hornisten und Tamboure für jede Compagnie je zwei

vorhanden die

des

sind.

deutscheu

Die

Trommeln

Heeres,

die

ähnlich

sind

Hörnet

sind

1

wie

gleich

denen der Engländer. Die Bewaffnung besteht aus Steins chlossge wehren,

1813.

Der Sultan hat

fast

alle

diese

alten

französischen

mit der

Jahreszahl

im Preise von 40

Fi-,

das Stock kaufen lassen (er hätte dafür- anch Zünd-

nadeln

bekommen können), aber

die Zwischenhändler

haben

Dys Cominando

üir Profitchen dabei gemacht.

geschieht in türkischer Sprache, was den Uebelsta.ui! für

den Soldaten hat, dass derselbe das Conunando mechanisch

nur hat

eine

vom

Jede Compaguie

lernt.

Fuhne, jedes Bataillon

„Agha"

grössere, blau, je

verstehen

conimaiidirte

nenne so die

(ich

Atheilung)

etwas

eine

Farben der Fahnen sind

die

nachdem der Chef Vorliebe

für

rofch,

gelb,

diese

oder

jene Farbe bat.

Der gemeine Soldat bekommt nung, und mufls

den

sich hierfür Alles halten,

Verhältnissen

billigen

sechs Mosonat Loh-

was bei

Marokko auch recht

in

vom Sultan

gut angeht, zumal die Kleidung

geliefert

Die höheren Stellen sind allerdings nicht be-

wird.

sonders bezahlt, so

bekommt

nur ein Metcal täglich

Da

2 Francs).

(=

ein

Agha,

liataillonschef,

40 Mosonat oder etwa

diese aber ausser

=

den Pferde rationen

Korn, Aeckcr und Vieh vom Sultan bekommen, überdies die Gelder der beurlaubten Soldaten Tlieil in ihre

schlecht.

Tasche

fliessen, so

stehen

Denn von 1000 Mann,

zum

grössteu

sie sich

die ein

nicht

Agha com-

maudirt, sind höchstens 800 nur Stelle, die 200 felden-

den werden aber geführt, und der Sold davon täglich

vom „Amin

el

Lascari," d. h.

dem

Zahlmeister, be-

zogen.

Man kann

sich einen

Begriff von

mässigen

Armee, welche aus den

nichtsen

des

ganzen

Reiches

dieser

grössteu

regel-

Tauge-

zusammengesetzt

ist,

224

machen, wenn

ich

kurze Personalnotizen der

einige

Befehlshaber, mit denen ich bekannt wurde, hier gehe.

Der Agha des einen

Bataillons

war ehedem

ein

Verkäufer von roher Seide und Seidengarn in Fes,

Namens Hadj-Asus,

dem Umstände,

er verdankte seine Stellung bloss

dass er Hadj, d. h. Pilger nach

Mekka

war.

Marokko, welches

liegt,

hat Verhältnis smässig mir wenig Pilger

weisen, und obgleich die

so weit von

Dampfer

Gläubigen auf erstaunlich

billige

jetzt die

Mekka

entfernt

aufzu-

frommen

Weise von Tanger

nach Alexandria und von da nach Djedda

schaffen,

so hat dadurch keineswegs die Zahl der Pilger zu-

genommen,

weil

verdienstlich

zu Fusse.

eine

Dampfschiffahrt

augesehen wird*)

Und

Iriiher jährlich

wie

nicht

eine

als so

Pilgorfahrt

die grosse Landpilgerkarawane, welche

von Fes, Maraksch und Tafilet abging,

hat für die ersten beiden Orte zu existiren aufgehört.

Der zweite Agha,

gewisser

ein

Si-Hammuda, ge-

borener Algeriner, hat sich dadurch

seine

Stellung

erworben, weil er ein französischer Proseribirter

seinem Staude nach schwang

Schwert ihm

Agha,

in die

ein gewisser

Hand

er,

ist;

ehe der Sultan das

gab, die Elle.

Der

dritte

Si-Mohamnied-Chodja, ein geborener

Tunesier, weiss wohl selbst nicht, wie er

zum

Militär-

*) Eine Dam rjfwallfahrt bei Jen Christen wird ebenfalls als wenn man den Wallfahrtsort auf Erbsen rutschend erreicht, wir dürfen uns also keineswegs hierin über die Mohammedaner wundern oder gar lustig

bedeutend geringer angerechnet,

machen.

Du

Cv

d

stände

gekommen

er

ist.

Der

Sdiriftgelehrter.

ist

von Haus ans Thaleb,

und

vierte

gewisser Ben-Kadur; von tribe, sind

letzte

Agha

Haus aus Kaid

d. h.

ist

ein

einer Berg-

diesem letzteren wenigstens nicht kriegerische abzu sprechen

Eigenschaften

aber

,

vom

eigentlichen

europäischen Militärwesen hat er ebensowenig Begriff wie die übrigen. hatte, alle Kaids

einen

Ich könnte, da ich Gelegenheit

keimen zu lernen, so fortfahren, aber

dies wird genügen.

Indess

noch erwähnt,

sei

dass

zwei

wirkliche

Eingehonie der Tirailleurs

französische Ofnciero,

in-

zum Lieu-

digenes, es nie weiter bringen konnten als

tenant, weil sie im Verdachte standen Christen zu sein,

während

anderer,

ein

„Sussi",

ein

Herumstreicher

(Eingeborne aus der Provinz Sus), gleich zum Haupt-

Da

mann oder Kaid ernannt wurde. während meiner Anwesenheit

in

Ees

ich hier anführen, dass sie aus y

Google

242

Moscheen von Fes

Alle übrigen

,

obschon noch

sehr grosse vorhanden, so namentlich eine von Mulei

Sliman in Neu-Fes errichtete, sind gegen diese beiden

kaum der Beschreibung

gehalten

im ganzen

sich

das

Freitags

man

jetzt in

Fes

eilf

Es

werth.

Moscheen,

befinden

in

welchen

Ohotba-Gebet gehalten wird, welchen

also gewissem) assen

den Rang unserer christlichen

Pfarrkirchen zuerkennen könnte.

Im

übrigen giebt es

aber noch eine sehr grosse Anzahl Moscheen, manche

an Umfang

grösser

jene,

als

worin Cliotba

gelesen

werden, obschon die Zahl von 700, welche Leo anführt, beute nicht mehr existirt und auch

wohl zu seiner

Zeit übertrieben war.

Ebenso

existiron

heute nicht jene zwei Collegieii

für Studenten, von denen

Leo

so grossartige Berichte

Fes

giebt; ausser den Lehrstühlen an der Karubin hat

nur niedrige Schulen, Mcdressa, worin den Schülern nothdürftig und mechanisch lesen und schreiben gelehrt wird.

Solcher Schulen

vielleicht

giebt es

eine grosse Anzahl,

Über hundert.

Hospitäler hat Leo auch aufgeführt, es sind dies

aber keine Hospitäler nach unserem Sinne,

d. h.

Kranken-

häuser, sondern vielmehr Hospitäler (Gasthäuser)

wahren Sinne des Wortes. die

zu

Leo davon seiner

ebenso

Lazarethen nach sind dies Stifte,

Schon

die

man

wenig mit Hospitälern

unserem Sinne zu thun

wo

Pilger, Eeisende,

im

Beschreibung,

giebt, deutet darauf Inn, dass

Zeit

hatte.

es

oder

Es

müde Wanderer

Digitizcd by

Google

243 ausruhen können, und während einer gewissen Zeit

Es war

unentgeltlich Kost und Logis erhalten.

Brauch, in den Städten solche

Stifte

dieser

zu haben, nicht

nur in mohammedanischen Ländern heimisch, sondern zur Zeit, als das Gasthofleben noch nicht so ausgebildet

war wie

jetzt,

finden.

In vielen europäischen Städten existiren noch

auch

jetzt solche Einrichtungen,

reich

und

christlichen

allen

in

Ländern zu

B. in Savoyen, in Frank-

z.

Eigentliche Hospitäler, d. h. Kranken-

Italien.

häuser, giebt es in Fes nicht.

IndesB

besitzt

Fes

eine

Anstalt,

wie

keine

sie

andere Stadt Marokko's aufzuweisen hat; eine Irren-

Man

anstalt oder vielmehr ein Narrenhaus.

eine

keineswegs

aber

Anstalt,

denke sich

welche Heilung oder

Wohlbehagen dieser unglücklichen Geschöpfe im Auge mit dergleichen Versuchen plagt sich der Mo-

hätte,

hammedaner in

dem

Man

nicht.

findet in

diesem Gebäude,

zur Zeit als ich es besuchte etwa 30 Indivi-

duen sein mochten, nur Tobsüchtige oder Irre, die durcli ihr

Wesen dem Nebenmenschen

sich gefährlich

gemacht haben; gutmüthige Narren, Idioten lässt

mau

ruhig laufen, ebenso

sinnigen, die

noch obendrein

Der Zustand setzlicher,

und

fängnisshöhle

es

als

in

die

gleicht dasselbe

sonst

mehr

einem Gebäude.

halbverhungerte

s.

w.

Wahn-

verehrt werden. ist

Gestalten

ein ent-

einer

In

Zimmern, worin auf dem blossen Steinboden ten Schmutze

u.

religiös

als Heilige

diesem Narrenhause

iin

mit

Ge-

langen

grSagdicken

16-

igilized by

Google

244 eisernen Ketten an die

Wände

festgemauert sind, fast

ohne jegliche Pflege und Sorgfalt, verbleiben

alle nackt,

diese Unglücklichen hier,

um

Welt

die

nie wieder zu

Die Anstalt selbst wird durch Vermächtnisse

betreten.

unterhalten.

Erwähnt zu werden verdienen sodann Bäder, welche

«im

Theil Privaten gehören,

die vielen

zum Theil

Eigenthum der Regierung oder der Moscheen Eingerichtet sind sie wie alle in

warmen Bäder im

sind.

Orient,

Aegypten oder den übrigen Berberstädten, so dass ich

eine specielle Beschreibung nicht für nothwendig halte.

Der Luxus der ist hier

algerinischen oder ägyptischen

aber nicht bekannt, Handtücher

nen werden nicht gereicht, dafür sind so

dass

billig,

selbst

der Aermste

Bäder

zum Abtrocksie

sich

aber auch

häufig

den

Genuss einer gründlichen Reinigung gewähren kann. Die Bäder geringster Sorte kosten nur 3 Flus, die tlieuersten nicht ganz 2 Mosonat.

Gasthäuser oder Eenaduk es zweierlei

Art

in Fes.

von Funduk) giebt

(pl.

Es möchte

auffallen, dass bei

der Anwesenheit von Sauyat bei der Einrichtung der

eben erwähnten Hospizen, ausserdem

nothwendig zieht, dass

Welt ist

namentlich wenn

Und dennoch dem Land eine

ist.

auf

sind,

noch Gasthöfe

man

in

Erwägung

der Marokkaner der gastfreieste Mensch der ist

dem

fast

grenzte; aber in den Städten,

Zusammenüuss von Fremden

so.

Die Gastfreiheit

möcht' ich sagen unbe-

wo

täglich ein so grosser

ist,

wird

sie

natürlich

Digitnod by

Üooj

245 nicht

Fremden

Man

behalten.

den Sauyat und

In

geübt.

Hegel, einen

hat

Hospizen

um

die

nehmen

einen längeren Aufenthalt

Gebäude

zu beher-

Die grosse Zahl

den grossen Fremden-

für

spricht

es

Fremden, welche wollen,

bergen, Gasthöfe einrichten müssen. solcher

ist

Tage zu

nicht länger als drei

also,

verkehr in Fes, obschon die Zahl von 200, die Leo angiebt, wohl übertrieben

Es

ist.

giebt Fenaduk, welche gebaut sind,

und Vieh zu beherbergen für

Menschen und

Erstere haben

und solche

',

allenfalls

eine

Menschen nur Platz

die

Waaren

für ihre

Hegel

der

in

haben.

Ein-

entsetzliche

und unge-

richtung.

Ein grosser, meist viereckiger

pflasterter

Hofraum, wo sich Pferde mit Kameelen,

um

Mäulthiere mit Eseln allen

Seiten von

den Plate

Zimmern umgeben,

kleinen

Zugang und Licht durch bekommen.

Meist

Von Aufwartung

sind

man

grösser, als dass

ist

eine kleine diese

den Schmutz, den

bühren

nicht

der Neu-

sein

Vorgänger hat,

als

An-

eigenhändig

Ein Portier, der meist kauadji (Kaffee-

hinauskehren.

Besitzer,

Thür

selbst

er Uberhaupt Sinn für Rein-

denken im Zimmer zurückgelassen

Ausschenker)

die nur

niedrige

Zimmer

ausgestreckt darin hegen kann.

natürlich keine Hede,

angekommene muss, hat lichkeit,

wird von

streiten,

ist,

steht

oft Verwalter,

stehen

dem Ganzen oft

natürlich

richtung im Einklänge,

bloss

mit für

ein

vor,

Miether.

der

oft

schlechten

Zimmer

ist

er

Die Ge-

zahlt

Ein-

man

durchschnittlich täglich nur eine Mosona, für ein Thier

ebenso

viel.

besser

Viel

die

sind

Fenaduk

man nur Eeisende aufnimmt,

wo

eingerichtet,

ohne Thiere

die

sind.

Diese sind meistens mitten in der Stadt gelegen, einige sogar in der eigentlichen Kesseria,

der „Börse" könnte

man

mehrstöckige Gebäude,

dem Handelscentrum,

fast sagen,

sind die

höfe geräumig, haben

oft,

Hofe oder nach den

Galle°rien

von Fes.

Zimmer

Grosse

dieser Gast-

Thür nach dem

ausser der

noch vergitterte

zu,

Die Zimmer sind gut ausgeweisst,

Fensteröffnungen.

der Fusshoden mit „Slaedj" belegt, sonst aber

Möbeln natürlich

ist

von

nichts zu finden; aber der bemittelte

oder reiche Kaufmann hat auch sein ganzes Meuble-

ment bei einige fehlt

sich:

eine

Theetassen.

Sieden des

aus Britann ia-Metall

Ein Bochradj,

Wassers

,

ist

Teppich,

und sechs kleinen

Funduk

am Eingang

zum Die

von vier Mosonat Die Kaffeebuden,

oder im Innern eines solchen

befinden, gehören zu den besten.

Solche

Wirthshäuser,

wie

von unanständigen Wirthen,

wo auch

Kessel

unentbehrlich.

variirt

zu sechs und mehr per Tag.

welche sich

ein

h.

d.

auch

Miethe von solchen Zimmern

als

ein

auch der grosse Messingteller, ssenia, nicht mit

dem Theetopf

bis

Matratze,

gute

Matten und Kisten verv ollständigen dasselbe. Es

liiderliche

giebt es jetzt in

Leo

sog. el

sie

beschreiht,

kahuate bewohnt,

Weibspersonen sich herumtreiben,

Pes nicht mehr, vor den Thoren

ist

247 allerdings

welches

ein Viertel,

schlechtem Rufe steht;

man überhaupt

findet

Dagegen 3.

das

h.

(Cm.

dieser Hinsicht in

in

eigentliche Prostitution

Marokko nur

in

Kraut vom

getrocknete

aber

in Mikenea.

wo

giebt es zahlreiche Kaffeehäuser,

Kif,

Hanfe

indischen

und gegessen wird, auch Opium

indica) geraucht

wird in diesen Kaffeehäusern gegossen; die Sitte des

Opiumrauchens Polizei

Genüsse

man im Rbarb

kennt

oder Regierung

thiit

nicht.

Die

gegen diese schädlichen

denn auch Haschisch und Opium

nichts, wie

mit Taback zusammen nur von solchen Kauflenten in der Stadt verkauft wird,

die

sich dazu

von der Regierung gekauft haben. denn nicht nur

Fes

in

ist

also



sondern

in

Es herrscht

dies der Fall,

marokkanischen Städten

allen binnenländischen

die Städte eine

einen Schein

— für

Art Taback-, Opium- und Haschisch-

Regie.

Anständige Leute hüten sich indess wohl,

in solche

Kaffeehäuser zu gehen, obschon fast Jeder in Fes

dem

Genüsse des Haschisch fröhnt, aber nur heimlich und

im Innern der Wohnung. der

V erkauf

Desto strenger

ist

dagegen

von Schnaps und Wein verboten, obschon

beides in Fes für Geld und gute ersterer wird von

den

Juden

Worte zu haben

destillirt

aus

ist;

Feigen,

Rosinen oder Datteln, wird wohl auch von Gibraltar her eingeschmuggelt

;

letzterer

wird in der Lesezeit

von Juden sowohl wie von Mohammedanern

Es würde zu weit

bereitet.

führen, wollten wir alle

Hand-

248 werke, Industrien, Manufacturen

wodurch Fes heut

weise das nennen,

wenn wir hervorheben, dass

immer den

Rang

ersten

vom ganzen Eharb

Um

und Hau dein zweige

Es genügt, wenn wir

einzeln aufführen.

selbst

unter

hier vorzugsexcellirt,

und

heute Fes noch

allen

Handelsstädten

einnimmt.

letzteres zu erhärten, führe ich

nur an, dass

mir während meines Aufenthaltes in Fes manchmal Factureu gezeigt wurden, von französischen, englischen oder spanischen Handlungshäusern herstammend, die auf 50,000

sich

That

also

Handel leute

Frcs.

beliefen.

wohl behaupten,

besitzt, wie

genug dort

es

gieht,

Man kann

dass Fes

in

der

auch Engros-

denn wirklich vornehme Kaufwelche mit Marseille, Gibraltar,

Cadix oder Lissahon Auseinandersetzungen haben, welche

Summe

jährlich noch übersteigen.

versteht sich von selbst,

dass dieser Handel meist

die eben angeführte

Es

durch Vermittlung abgeschlossen wird; aber auch

genug kommt

oft

es vor, dass ein Fessi auf der Pilgerfahrt

nach Mekka Station

in Marseille

macht, dass er in

Gibraltar längeren Aufenthalt hat, ja ich lernte Kaufleute in

Fes kennen,

kaufen oder

um

die direct, bloss

um Waarcn

zu

Handelsbeziehungen anzuknüpfen, eine

Reise nach Cadix oder Lissabon unternommen hatten. Alle diejenigen, welche in den berberischen Staaten

gewesen

sind,

Städten

Bengasi,

welche sich in den leichter zugänglichen Tripolis,

Sfax, Tunis und anderen

Orten aufgehalten haben, wissen, wie gross das Ver-

249 trauen

europäischer

werden

oft

dem

Kaufleute

den Eingebornen

iat;

Waaren von sehr bedeutendem Werth

Man

Credit verabfolgt. fernen Innern,

auf

borgt selbst Kaufieuteti aus

wo jede Reclamation

Jemand

es sehr selten vor, dass irgend

falls

,

man

Und doch kommt

betrogen würde, unmöglich wäre.

sich eines

Be-

Von Timbuctu, Kauo, Bornu,

trugs schuldig macht.

Mursuk und Ehadames sehen wir Kaufieute auf Credit Kairo Waaren entnehmen;

in Tunis, Tripolis oder

damit in ihre Heimath, jahrelang bleiben

ziehen

manchmal

verschollen, aber

nachdem

sie ihre

sie sie

Waaren

verkauft haben, laufen immer Gegenwaaren oder Gelder

und der europäische Kaufmann wird

ein,

So machen

es die Fessi

auch

;

die

befriedigt.

Waaren, welche

en gros von Europa holen, bestehen vorzugs-

sie sich

weise in roher und verarbeiteter Seide, in Baumwollenstoffen,

Tuchen, Papier, Waffen,

d.

h.

langen Flinten

und Säbeln, Pulver, Thee, Zucker, Droguon und Ge-

Es

würzen.

den

man

in

giebt überhaupt jetzt fast keinen Artikel,

Fes nicht fände.

Die Engros-Händler haben ihre Waaren bei sich

im Hause, y

Google

264 nur von seinen eigenen, mit Flinten bewaffneten Berbern

vielleicht

Der

jetzige

fern von der

Haupt-

50 Miinn zur Verfügung.

Sultan war mit der

Armee noch

stadt.

Eines der wichtigsten Quartiere der Stadt,

Djemma MuleiEdris.

der

das

Sdüirfa

vorzugsweise von

(Abkömmlingen Mohammed's) bewohut, empörte

sich

nun sofort nach dem Tode Abd-er-Rhaman's und

rief

den ältesten Sobn des Sultan Sliman zum Nachfolger

Aber

aus.

sie

Ben Thaleb's

hatten nicht auf

Energie gerechnet: er

liess fast

vom ganzen

eiserne

Quartiere

erwachsenen Männer deeimiren, die Häuser der

die

vornehmsten Schürfa wurden dem Boden gleich ge-

macht, und

alles

was am Leben

Eigenthums beraubt. was

es

heisst,

blieb,

wurde

seines

Diejenigen nun, welche wissen

einen Scherif in

strafen oder gar tödten

,

können

Marokko

beleidigen,

sich denken,

welche

Aufregung dieses Verfahren Ben Thalebs hervorrief, der nicht einmal Araber, geschweige Scherif, sondern

nur ein Brebber*) war.

Aber der Berber-Scbich war

nicht der Mann, sich einschüchtern zu lassen, andererseits vertheilte er

*)

den anderen Quartieren der Stadt je

Bezeichnung für Berber Wahn, den

Haas der Araber den

bei,

in

Marokko.

Mohammed

Mau

sieht hieraas,

lehrte, das arabische

noch immer aufrecht erhalton. zum Untergange des arabischen Volkes

sei besser als jedes andere,

Volk

Es

trat!

dies wesentlich

wie denn auch die Juden den Dünkel das auserwählte Volk

Gottes zu sein schwer genug haben bussen müssen.

Digitizod

t>y

Google

265

2000 Metkal, ein ganz artiges Sümmchen für

So brachte

tiere.

er durch Strenge

und Güte

7

]

Quar-

es dahin,

dass Fes den jetzigen Sultan gleich anerkannte, und

der Vetter des Sultans mit seinem Heere vor die

als

Hauptstadt rückte, wurde er von den Bewohnern von

Ben Thaleb

Fes, an deren Spitze Faradji und feindselig

hammed

empfangen; er nmsste

Als

Gast des

Dolmetsch,

Armee

Bascha's

welcher

standen,

als Sidi

fliehen,

Mo-

diesem wurden die Thore ge-

herbeirückta,

uud damit hatte Marokko einen

öffnet,

Sultan.

bezog ich

Hauptmann

der

meinem

mit

regelmässigen

des Sultans war, ein Zimmer, welches zur Pri-

vatmoschee des Bascha's gehörte, welche gleich neben

Amtswohnung gelegen

seiner

Wärme

wurde der Aufenthalt

ist.

in

Mit zunehmender

diesem Zimmer bald

unerträglich, und als eines Tages der Bascha fragte,

wie ich mit meiner Behandlung zufrieden

sei,

machte

Er Woh-

ich ihn auf die unerträgliche Hitze aufmerksam. rief einen seiner Diener und fragte ihn, welche

nung sei

;

in

der Nähe der seimgen auf der Stelle zu haben

dieser

bezeichnete

einen

reizenden Sommcrsitz,

welcher, obschon in der Stadt gelegen, einen hübschen

Garten habe, vom Fes-Flusse durchzogen würde, an die

Wohnung

des

hinzu, der Scherif,

Bascha

dem

aufenthalt schon darin Stelle

und sage ihm,

austiesse, „aber,

es gehört, hat seinen

genommen." ich

„Geh'

fügte

er

Sommerauf der

brauche seine Wohnung, 11

Digitizod by

Google

266

„Und du Mustafa,"*)

war des Bascha's kurze Antwort. fuhr er

„kannst heute noch umziehen, und wirst

fort,

Der

nun"gewiss zufrieden sein." nicht grosse Eile zu haben

Befehle trotzen zu können.

Kurz, als ich

Tage Ben Thaleb besuchte und

Wohnung

kaum

noch

liess

immer

folgenden

nach meiner

der Basclia mich vollenden;

wurde gerufen,

bekam

er

weil

sei,

seinem Hause

in

meinem Moschee - Zimmer.

in

dem

sei,

am

er sich

erkundigte, musste ich gestehen ich

der Eigenthümer sich noch

befände,

Sclierif schien indess

vielleicht glaubt« er auch,

;

(Abkömmling Mohammed's)

weil er Seherif

Aber

ein Diener

Befehl, auf der Stelle den

seinem beweglichen Eigenthum auf die

Seherif mit

Strasse zu setzen; so geschah es, und an demselben

Tage konnte

ich einziehen.

Es würde

nichts

genützt

haben, hätte ich zartfühlend gegen diesen Befehl, den

seinem

l'j^ciitliümer au.s

stiren wollen,

d. h. willkürliches

seine

liüsit/e

Niemand würde

zu vertreiben, prote-

ein

solches

da das unfehlbare

verstanden haben,

Betragen, sich

Beamten übertragen

Benehmen

Benehmen,

vom Sultan auch auf

hat.

Folgeudes nun wirft auch Licht auf das summarische Gerichtsverfahren in Marokko und Fes überhaupt,

und

ich schreibe die hier

folgenden Zeilen wörtlich

aus meinem damals geführten Notizbuch ah.

Das

neue

Stockwerk und ) Es war

dien

Haus, welches ist

ich

bezog,

nicht nach Art der

hat

ein

Wohnhäuser

mein in Marokko angenommener Harne.

Digitized ö/

Google

in

Fes eingerichtet, sondern nach anderen Regeln Mitten im

baut.

Hause der tritt

läuft,

liegende

Garten

kleine

fliegst

,

eine

6'

breiten gemauerten

dem Hause gegenüber-

Veranda kommt, und unter dieser

andern Garten

tritt.

er-

dem

unter

der hier in den Garten

und

tiefen

er an

bis

liegend

Ued Fcs,

in einer 4'

und

Rinne

Das Haus

in einen

selbst bat unten eine

geräumige- Veranda, einen Salon und ein Zimmer, das alkovenartig (eine ist;

ebenso wurde das

mir

Art von Kubha) hinten angebaut

oh en sind drei Zimmer, die wir unbewohnt Hessen

als

Dach

platte

Dolmetsch heigegebene

selten

in

der

;

Der

benutzt.

Offizier schlief

im hintern alkovenartigen Zimmer;

mit mir einzigen

Thür, welche zum Salon führte, schliefen drei Diener zwei

der

andere

in

der

Veranda, und

gegenüberliegenden

zwei

wo

Veranda,

wir

waren der

in

Be-

quemlichkeit halber auch unsere Pferde stehen hatten.

So bewacht, dachten wir nicht im entferntesten an Diebstahl,

zudem

in

Fes Nachts, weil

Quartiere, wie früher schon erwähnt sind, die grosse

ich,

ist,

einzelnen

abgeschlossen

Communication ganz aufgehoben

Eines Abends hatten wir,

mann und

die

ist.

der Kaid oder Haupt-

auf unserem Teppich

liegend,

spät

Abends Thee getrunken, beim silbernen Mondschein,

am Rande

des vorbeiplätschernden Flüsschens,

duftenden

Orangenbäumen

gessen,

hatten wir

und der Müden ilul (das

Gebet wird im Sommer schon

unter

die Zeit ver-

erste Avertissement

um

1

zum

Uhr Morgens von

268 den

Minarets

gegeben)

ertönte,

Wir mochten kaum

gingen.

wir

als

schlafen

eine halbe Stunde

ge-

schlafen haben, als einer der Diener „Sserakin, Ssera-

kin" (Diebe, Diebe)

Gewehren

Wie

Alle liefen wir hinaus mit

rief.

bewaffnet,

aber

war

nichts

hätte aber auch ein Dieb herein

hinauskommen Garten

können:

an

drei

und

in einen

lich

ein

sein.

Indess fanden

die ich ahirelr^l hatte, linsen.

Turban des Hauptmanns, ferner

Tags zuvor angebrochener Hut Zucker, endlich

ganzes

Theeservice,

Eigenthum des Baseha's.

Eine genauere Untersuchung

ergab,

scheinlich schon mehrere

Gänge gemacht

Auf unsere am anderen Morgen Bürger schaft

nennt

von

verhaftet,

ersetzen,

man

und wahrhatte.

erfolgte Anzeige

Ben Thaleb sämmtliche umwohnenden sie

mussten die Sachen

in

Gemein-

ausserdem ein jeder 20 „Real" (so

die französischen fünf

tion erlegen, bis

wäre.

der Dieb

dass

unter der Gartenthür sieb durchgewühlt,

wurden

der

vierte

Behausung zurückgekehrt, dass wirk-

Pantoffeln, dann der

unser

die

etwa 30 Fuss

Dieb dagewesen sein musste, es fehlten von

meinen Kleidungsstücken,

ein erst

so schnell

und

anderen Garten, unmögbch

konnte er Wer hinuntergesprungen wir, nach unserer

finden.

hatte

Seiten

20 Fuss hohe Mauern,

fast

Seite führte mittelst einer senkrechten,

hoben Mauerwand

zu

Francs -Stücke) Cau-

der Dieb von ihnen selbst ermittelt

Mit Erlegung der 20 Eeals erlangten

ihre Freiheit wieder,

sie

zwar

aber ich glaube kaum, dass sie

je wieder zu ihrem Gelde

gekommen

sind,

sollte es

ihnen auch gelungen sein den Dieb zu ermitteln.

bemerke

hiehei, dass ich einige

Jahre später

magna von der türkischen Behörde Justiz üben sah,

Ich

in Leptis

eine ganz ähnliche

einem meiner Diener aus dem

als

Zelt ein Revolver Nachts gestohlen wurde.

Ausser den beiden Gouverneuren der Stadt giebt es

sodann

Vor-

Vorsteher der einzelnen Quartiere,

steher der Moscheen, Einsammler der Gelder, Marktvögte, einen

Marktkaid der Kessaria, und einen Markt-

kaid des grossen, einmal in der

Stadt abgehaltenen Marktes.

Woche

ausserhalb der

Die Marktvögte und der

Marktkaid haben hauptsächlich die Obliegenheit Streizu sclilichten und

tigkeiten

jedem Thore Thore zu

findet

öffnen

erheben hat, es

man

und zu ist

Ordnung zu

einen Kaid

el

halten.

An

Bab, der die

schliessen, sowie

den Zoll zu

sodann eine Hauptzollamt in der

Stadt, endlich sind als

Behörden noch

die Zunltmeister

zu nennen, da jedes Handwerk zu einer Zunft ver-

bunden

ist,

welcher ein Meister, der den Titel Kebir

hat, vorsteht.

Die nächste Umgebung der Stadt zeigt im Norden, Osten und Westen die blühendsten Gärten, die sich nur denken kann, fast

man

im Südwesten sind Vorstädte;

vor allen Thoren ziehen sich Gräberreihen und

Gottesäcker stattlich

Irin,

von

denen einige äusserlich recht

aussehende grössere Grabmonuinente

aufzu-

270 Indess liegt in diesen kaiserlichen Grab-

weisen haben.

monumenten viereckige

eine gewisse

Form, darüber

Einförmigkeit, eine

man

in

der Regel

Tuch überzogen,

mehre

haben

Im Innern

einen Sarkophag,

oft

mit

aber auch nur ans einem höl-

oft

Neben einem solchen Haupt-

zernen Gestell bestehend.

grabe findet

alle

achteckige oder vier-

eckige oder auch ganz runde Bedachung. findet

man manchmal

zwei bis sechs und noch

entweder waren es

kleinere einfache Gräber;

Kinder der hier begrabenen Fürsten oder manchmal auch Vornehme und Grosse des Laades,

die

gegen

hohe Geldsummen das Hecht erwarben, sich an der Seite ihres Sultans begraben lassen zu können.

der jetzt

regierenden

Dynastie

ausserhalb Fes' beerdigt,

sie

ist

niemand

in

Von oder

hat ihre Grabstatten in

Mikenes.

Ein grosser und für uns Europaer licher Uebelstand

Tliimm

liciiiideii

dass dicht vor den Thoren sich

ist,

verwesende Berge, :

fast unerträg-

oft seit:

50 Fuss hoch, von crepirten Jahrhunderten

ist

Brauch,

es

jedes todte Vieh, allen Unrath vor die Thore der Stadt

zu bringen,

aber so dicht an den

Wegen

sind diese

verpestenden Hügel errichtet, dass es eine Qual der Stadt heraus und in dieselbe hinein zu

Der

die Stadt beherrschende Berg, der

und Nordwesten Djebel-Ssala,

Hohe.

er

sich

um

ist,

aus

kommen. im Norden

dieselbe horumzieht, heisst

hat vielleicht 1000 Meter

absolute

Unter dem Vorwande, Kräuter für Bascha

Digitizcd

t>y

Google

271

Ben Tbaleb suchen zu

wollen,

Erlaubniss hinauf zu reiten tel

;

bekam

ich eines Tages

durch einen breiten Gür-

wo ausserdem Wein und Kirschen

lachender Feigen- und Orangengärten,

Pfirsiche,

Aprikosen

,

Granaten

,

mau in 0 elwaJ dünge n das von immergrünen Eichen, von Len-

gezogen werden, gelaugt zweite Drittel tiskcn

men

ist

aus

,

und anderen das Laub nicht verlierenden Bäu-

bestanden, das letzte Drittel hat nur Buschwerk

Oben auf dem Berge, von dem

und Zwergpalmen.

man

prächtige Uebersicht über

eine

über die Ebene

bis

zum grossen

die Stadt,

Atlas und über

das

nach Westen sich ziehende Sero ne -Gebirge hat, traf ich einen Einsiedler, Sidi Mussa, schon seit 50

grosser Heiligkeit, lebt er von den

Gaben der

hat aber ausserdem eine grosse Bienenzucht.

Jahren

Im Rufe

Höhle auf dem Ssala-Bcrge lebend.

in einer

Pilger,

Auf dem

Plateau des Ssala-Berges sind mehrere Quellen und sogar Gärten und Ackerbau.

wir

Was

die Bevölkerung

auf

100,000

Seelen

von Fes schätzen

anbetrifft,

können

vor der Cholera im Jahre 1859 wohl

mehr betrug,

so

besteht

dieselbe

welche

und

noch

die

20,000

vorzugsweise

aus

Arabern und Berbern.

Während aber auf dem Lande

die

Mischung von

Berbern und Arabern bedeutend seltener sie in

ist,

kommt

den Städten häufiger vor, indess doch nicht der

Art, dass absorbirt.

man

sagen konnte, ein Volk habe das andere

Aeusserlich unterscheiden sich die Bewohner

Digilized by

Google

272 von Fes, wie die der übrigen Städte von den Landbe-

wohnern durch grosse Weisse der Haut, aber einzig seinen Grund darin, dass

Sonne ausgesetzt

sind,

da

selbst,

sie

es hat dies fast

nie der

sie

auf die

wenn

Strassen gehen, diese so eng sind, dass sie nur auf

kurze Zeit von der Sonne beschienen

Grund der häufigen Corpulenz

bei

Der

werden.

den Männern

denn auch nur darin zu suchen, dass

ist

wenig He-

sie

bung, wenig Bewegung bei Verhältnis 8 massig kräftiger

Im

Kost haben.

allgemeinen sind trotz des sehr bellen

Teint die Leute von Fes sehr hässlich, häufig findet langes

man

Haar.

die

wulstige Lippen und krauses, obsebon

Negerblut

denn überhaupt

namentlich

in

ist

hier unverkennbar,

ganz Marokko

Arabern gekommen

viel

wie

Negerblut unter

Fes vor den

ist.

übrigen

Städten des Landes zeichnet sich noch dadurch aus, dass mit den arabischen und berberischen Elementen sich stark das jüdische gemischt hat. freiwillige Heirathen,

Nicht etwa durch

sondern dadurch, dass hübsche

Jüdinnen gezwungen werden,

in

den Harem des Sultans

oder eines Grossen des Reichs zu treten oder durch

gezwungene Uebertritte, durch Kinderraub

;

so pflegen

denn auch die übrigen Bewohner des Landes von den Familien in Fes zu sagen: die Hälfte derselben habe jüdisches Blut in ihren Adern.

Die Zahl der Juden rokkanischen, wandert,

zum Theil

in

Fes, welche, wie alle

ma-

direet von Palästina einge-

zum Theil von Spanien zurückvertrieben

sind,

Digflized by

Google

273

mag

8— 10,000

sieh auf

belaufen.

Sic loben hier ebenso

unglückselig wie in den übrigen

mar okkauis eben Städ-

Der verstorbene Sultan Abd-er-Rhaman glaubte

ten. es

durchsetzen zu können, den Juden eine Art

Tracht mit den

wagte

der es

Eman-

und gestattete den Juden gleiche

eipation zu verschaffen,

Der

Moslemin.

erste Unglückliche,

(den Juden-Ghetto)

seine Mellia

mit

rotbem Fes, mit gelben Pantoffeln zu verlassen, kehrte nie

zurück:

er

wurde

giös-fanatischen

Der Sultan

gesteinigt.

trotz seiner Unfehlbarkeit,

niclit die

Wuthausbruch

hatte,

Macht den

reli-

seiner Unterthanen zu

dämpfen.

Der

religiöse Fanatismus, der ja allen semitischen

Religionen innewohnt, Seiten selbst

der

ist

überhaupt eine der schlimmen

Wie

Bewohner von Fes.

had,"

habe ich

oft

mich von irgend einem Lumpen auf der Strasse

angehalten gesehen, der mir mit den d.

h,

bezeuge, den

die sich rasch

Weg

Worten „Scha und

vertrat,

ansammelnde Menge

liessen

nicht eher passiren, als bis ich ,,Lah

il

er

und

mich sicher

Laha

il

Allah"

gesagt hatte, bekanntlich die Glaub ensformel der

Mo-

hammedaner. Die Tracht der Bewohner von Fes übrigen Städter,

d.

dung der Reichen

es

h.

die

ist

die der

kann hier nur von der

Rede

sein,

Klei-

da ein Armer nur

langes

weiss

wollenes

Um-

schlagetuch und ein cattunenes

Hemd

darunter

zum

seinen

Haik,

d.

b.

ein

Anziehen hat. sonst aber barfuss und barhaupt daherRohlfe.

'

18

274

Im Winter

kommt.

wird freilich der wollene Burnus

darüber gezogen, der manchmal aus schwarzer, manch-

mal aus weisser Wolle besteht.

Der Anzug des wohlhabenden Bewohners von Fes ist

Auf dem Kopf

imless viel reichhaltiger.

hohen

einen

um

genannt,

spitz

den

lieber

wird,

Camis,

zulaufenden

Knöpfen, und ^eknü]>i't.

bis

Ssudria,

Saschia

Hemd,

weiss baumwollenes

langes

Tuchweste

eine

mit

oben eng anschliessend

dann

trägt er

rothen Fes,

Turban, Rasa, gewickelt

ein weisser

ein

vervollständigen

ein

vielen

und zu-

Tuchkaftan aus schreien-

den Farben und eine weite Hose, Ssrual, den Anzug, gelbe Pantoffel hildcn die Fussbekleidung.

Die meisten

Jünglinge und Männer tragen Fingerringe aus Silber mit werthlosen Steinen, einige haben Ringe mit Steinen,

welche

man im Wasser

auflösen kann (nach der

Aus-

sage des Besitzers), und welche Auflösung alsdann ein Mittel gegen Vergiftung

ist.

Einen solchen Ring be-

Ben Tlndeb auch, dennoch entging

sass

er nicht sei-

nem Tode. Sehr unangenehm

ist

die

entsetzliche Unredlich-

welche überall herrscht; die Kleider werden nie

keit,

gewechselt, sondern, wenn einmal angezogen,

Tag und Nacht, bis

so lange auf

man neue Kleidungsstücke

spricht

Leo von grossen

dem Körper anschafft.

immer

getragen,

Allerdings

öffentlichen Waschanstalten

in Fes; ich konnte leider solche zu meiner Zeit nicht

mehr

constatiren.

Der reiche Bewohner kauft

sich

275 einmal, wohl auch zweimal,

im Jahr einen neuen An-

Das

zug, hei Gelegenheit eineä grossen Festes.

gewordene bekommen sodann Diener, oder auch arme

Der Arme kauft

alt-

Verwandten,

die Kinder,

Freunde zum Weitertragen.

nachdem er lange darauf

sich,

ge-

spart hat, einen Anzug, legt ihn dann aber nie Wiedelah, bis er absolut unbrauchbar findet

einmal im Jahr

eine

el-kebir,

dem

geworden

am Tage

dem

vor

es

aid-

Da an

Bairam der Türken.

grossen

diesem Tag Jeder geputzt erscheint, wer ein

Freilich

ist.

grosse Kleiderreinigung,

eine allgemeine Wäsche, statt:

kann sich

neues Kleid kauft, und wer nicht, doch darauf

hält so rein als möglich zu erscheinen,

denn am Tage vor dem

und eilen

Alt, ;

aid-el-kebir alle

Welt, Jung

Männer und Frauen den Wasserpliitzen

man

besessen

herum,

so sehen wir

entledigt sich der Kleidungsstücke

tanzt

um

zu-

und wie

und springt Jeder auf seinem Zeuge

mit den Füssen den jahrelangen Schmutz

heraus zustainpfen

:

eine

Handwäsche würde

einfache

dazu nicht genügen. Die Nationalspeise

kussu zen-



der Fessi

ist

bereitet

Der nahe Sebu

zeichnet« Fische, die

man

in

und liefert

dem Marktplatze bekommen

Wei-

mittelst

Dampf

indess

ausge-

einer gepfefferten

durch Tomaten rothgefärbten Oelsauce

und

Kus-

ebenfalls

ein Mehlgericht, welches aus geperltem

oder Gerstenniehl

gekocht wird.

kann.

stets fertig

und auf

Hammel-, Ziegen-

Schaffleiflch ist gleichfalls billig zu haben,

IS*

und

in

276

Fes wild wohl mehr animalische Nahrung consumirt, als

im ganzen übrigen Lande,

die Städte ausgeschlossen,

zusammen.

Wie

alle

Marokkaner, sind auch die Fessi grosse

Liebhaber von Thee,

wird; die Manier zu essen

Mehrere Personen hocken

wie im

um

ganzen Lande. irdene Schüssel,

eine

einem niedrigen Tischchen, etwa zwei Zoll hoch,

die in

Haida genannt, aufgetragen

wird.

kauert

Alles

der Erde, in solcher Stellung, wie Jeder sie

nachdem

will;

gereicht

aber eben so unsauber

ist

den vornehmsten Fessi,

bei

dem Essen

der vor

spült

man sodann

ab, und ein

diese

Handtuch hei den Reichen Unbemittelten trocknet mit

dem

man

dient sich

Zipfel seines Burnus.

benes Zeichen, greift mit

(Im Namen Gottes) die

Schüssel,

auf

nehmen

ein Sklave oder einer der Gesellschaft

Wasser zum Abwaschen der Hände herumgereicht

um

ein

gemeinsames

zum Trocknen,

Jeder mit

,,Bi'

der

den erhaschten Bissen

bei

Hände

einfach die

Dann, auf

dem Worte

hat,

ein

gege-

Ssm' Allah"

Rechten in

zum Munde

zu führen.

Alle befleissigen sich einer ausserordent-

lichen Eile,

um

Reichen

wird

nicht zu kurz zu

langsam

Schüsseln folgen.

kommen, nur

gegessen ,

weil

bei sehr

da mehrere

Es gehört übrigens zum guten Ton

Frauen, Diener und Kinder, oder auch für

für

die

die

herumlungernden Armen, Anstandsbrocken in der

Schüssel zu lassen. ist es jedenfalls für

Eine grosse Auszeichnung aber einen Fremden,

wenü der Wirth

277

Hand

selbst mit seiner schmutzigen

fährt,

einen

Lockma,

hervorholt und ihn

Obschon

ich

d.

in

in

Schüssel

die

oder Mundvoll,

Bissen

h.

dem Gast

den

Mund schiebt. um mich an

nicht lange Zeit brauchte

diese Art des Essens zw gewöhnen, denn

Hunger über-

windet Alles, so hatte ich doch längere Zeit nöthig zu lernen

geschickt und anständig zu

essen,

denn

es gehört Geschicklichkeit dazu die oft halb flüssigen

Bissen mit mentlich,

Eleganz

an den

Mund

zu befördern, na-

wenn man nicht zu kurz kommen

Ein Trunk Wasser,

Handahspülung und

Lab" (Lob

sei

ein

will.

eine abermalige oberflächliche

nie unterlassenes

„Hamd

ul

Gott) beschliesst jedes Mahl.

igitized by

Google

Jtifienes

9.

Ben

Jeimmf?

iirnl

nnifi

Mefnn.

Thaleb hatte geglaubt, auf die Dankbarkeit des

Sultans rechnen zu können, der seine Thronbesteigung

ge wissermassen ihm

zum

Verschie-

Theil verdankte.

dene Male war Ben Thaleb uin seinen Abschied ein-

gekommen,

er hatte

nun

hoch

in

seit

mehr

als 13

Jahren der

Landes vorgestanden.

reichsten Stadt des

den Fünfzigen,

Vielleicht

hoffte er seine letzten

Lebens-

jahre ruhig in seiner Heimath, inmitten seiner treuen

Berbertribe

beschliessen

unwohl gewesen zu

Dem

zu

Er

sein.

Da

starb

er

sein.

Sultan musste der

erwünscht

können.

ohne vorher auch nur ernstlich

eines Tags, plötzlich,

Tod

des Bascha's äusserst

hatte gerade jetzt Kriegsentschä-

Spanien verlangte für Zurückziehung

digung zu zahlen.

der Truppen aus Tetuan 23 Millionen spanische Thaler.

Woher

das Geld

der in Hikenes sein

anbrechen.

Ben Thaleb that,

Wie in

nehmen?

soll,

froh

Den

grossen Schatz,

wollte oder konnte er nicht

musste der Sultan sein,

dass

diesem Augenblick ihm den Gefallen

zu sterben;

er

war somit Erbe

baaren Vermögens geworden.

seines

ganzen

279

Tod Ben

Sobald der

kamen

war,

Thaleb's ruchbar geworden

seine Diener, Sklaven

Wohnung

und Haghaseni vor

dem drohenden Geschrei, ich habe den Bascha vergiftet, und man müsse mich meine

unter

Glücklicher Weise für mich war der älteste

tödten.

Sohn des Bascha's

am Abend

da,

um mich

Noch

zu beschützen.

vorher waren wir bei seinem Vater, dem

Bascha, gemeinsam zum Thee gewesen, derselbe hatte, genesen von einem leichten Unwohlsein, noch

am Abend

einen Ochsen, als Opfer und Geschenk an die Moschee

und noch am selben Abend

Mulei Edris geschickt,

äusserte sich der Buscha in Gegenwart dieses Sohnes,

Mustafa (mein angenommener Name)

dass volles

Vertrauen gehabt habe

seinem

Unwohlsein

leichten

,

und dass

stets

zur

„Und," fügte er hinzu,

behandelt habe.

stets

ich

sein

ihn bei

Zufriedenheit als

ob er ein

Vorgefühl seines nahen Todes habe, „wenn Gott mein

Dasein verkürzen

sollte,

meiu Gast gewesen

so beschütze Mustafa,

(so hicss der

seines

Mikenes zu reisen, zum Sultan.

um

Vaters,

trieb

Si-

Sohn) seine Leute auseinander,

und schon nach zwei Tagen befahl Fes Lebewohl,

der

ist."

Eingedenk der Worte

Hammadi

es nie

er,

mit ihm nach

So sagte ich denn

wieder zu betreten.

Si-Hammadi, von einer glänzenden Suite umgeben, dann mein Dolmetsch Si-Mustafa und ich mit unserem Tross,

endlich

eine

Reihe von wenigstens 200,

mit

schweren Kisten bepackten Maulthieren und violleicht

280 100 Kamelen ebenso beladen, von Maghaseni das war unsere Karavane.

diesem

escortirt,

Ich wuaate nicht, was aus

gepackten

gleichartig

machen,

Zuge

seine

Gepäckthiere hatte Si-Hammadi ausserdem noch, bis ich erfuhr,

dass dies das

Baarvermögen

Summe mochte

Die

Mühe hundert Pfund

nicht

dass ein Maulthier

Anbetracht,

übertrieben sein, in

zösische Thaler,

hinterlassene

ungefähr zwei Millionen spanische

sei,

und französische Thaler.

mit leichter

vom Bascba

Silber



2000 fran-

Kamel aber ohne Beschwerde

ein

das Dreifache tragen konnte.

Ohne Anhalt erreichten

wir in einem Tage das nahe Mikenes. In Mikenes

angekommen, verabschiedete ich mich

von Si-Hammadi und

nahm im Funduk

el

Attarich in

der Stadt Logis, ging Abends noch ins Lager hinaus,

um

meine militimscben Bekannten zu begrüssen, welche

sich ebenso sehr wunderten,

mich

jetzt plötzlich

wieder

zu sehen, als sie vorher erstaunt gewesen waren, eines

mein Hanut

Morgens

mit

schild ohne Arzt zu finden,

nach inne wurden,

dem schönen Aushängeund

erst später

nach und

ich sei auf allerhöchsten

Befehl

nach Fes zurückgeschickt worden.

Anderen Tages machte

ich bei

dem Grosswessier

einen Besuch, er war schon von meiner Ankunft unterrichtet,

und hatte,

als

ob ich selbst nichts dabei zu

sagen hätte, schon Befehl gegeben, für mich Zimmer einzurichten, in einem Hause, welches neben

nigen lag.

dem

sei-

Ich hatte Abends vorher Ismael (Joachim

Digitized ö/

Google

281 Gatell)

den

er dort unter

im Lager gesehen, wie kläglich

und war

thierisclien Soldaten die Zeit verbrachte,

daher froh, mich von der Armee fern halten zu können.

Die mir von Si-Thaib zur Verfugung

nung war neu und geräumig und

Da

dieselbe zu theilen.

er

gestellte

Woh-

ich lud Ismael ein,

dies Anerbieten gern an-

jetzt eine

angenehme Zeit vor

uns, wir konnten unsere Erlebnisse

und Enttäuschungen

nahm, hatten wir beide

uns mittheilen, wieder einmal europäisch denken und fühlen.

seiner ich

So

viel

merkte ich wohl,

dass Ismael

Lage noch weniger erbaut war, wie

fern

von

ich,

den marokkanischen Soldaten

von der

gelebt

hatte.

Aber auch enthalt

sein

bei Si-Thaib

Unangenehmes hatte der Auf-

Der

mich.

für

Minister

erste

Wohnung Hand haben,

hatte nicht aus Uneigennützigkeit mir seine

um mich

angeboten, sondern nur

Kranke n warte rdi e ns te Mittag, wenn er

und

bei

Sitz der Regierung)

zur

ihm zu verrichten.

vom Maghasen

(Palais

Jeden

des Sultans

zurückkam, wurde ich gerufen.

Ich hatte dann die unangenehme Pflicht, ihm seine

kranken Füsse mit Kampherspiritus zu reiben.

Nur

auf diese Art glaubte er Linderung in seinen Podogra-

schmerzen zu haben, davon.

Und

versprach

dies Geschäft

sich

sogar Heilung

war keineswegs

ein ange-

nehmes, beim Beginn der Operation unterhielt er mich meist über Politik, sichten auskramte,

wobei er

die

auch Religion

verrücktesten

wurde

An-

aufgetischt,

Digiiizcd &/

Google

282

nach einer halben Stunde pflegte

nicht etwa das

Reiben

Ich

dieser Verrichtung zwei

drei

bis

aber

durfte

sonst erwachte er

einstellen,

und befahl fortzufahren;

sogleich

zurückgelehnt

er

auf seiner Matratze einzuschlafen.

oft

habe ich mit

Stunden zubringen

müssen.

Si-Hammadi, der Sohn des Bascha's von Fes, hatte dann bei Ablieferung der Gelder einen so gün-

Bericht über

stigen

Tags durch

zum au

mich gemacht,

die Botschaft

dass

eines

ich

überrascht wurde, ich sei

Leibarzt des Sultans ernannt und habe von jetzt

Tage

alle

die

Frauen des Sultans zu behandeln.

Vorher beschenkte mich Si-Hammadi noch mit einem meergrünen Tuchanzug, grosse Auszeichnung

als

Be-

lohnung für die Dienste hei seinem Vater.

aus

Es kamen nun jeden Morgen zwei Maghaseni dem Harem, um mich zu rufen. Dort ange-

nahm mich

kommen,

Herr Kampher, ich

in

ein

vorfand,

in

der

Oberste

der

Eunuchen,

Empfang und bald darauf wurde geführt, wo ich die Damen

Vorgemach

welche sich

bebandeln lassen

wollten.

Im

Anfange wollten sich die Frauen nicht entschleiern, als ich

aber darauf bestand, ging Herr Kampher, der

sowie einige andere Eunuchen

Herr Atr' urdi (Rosenessenz) zugegen war, ins *)

Alle

Herr Moschus*),

als etc.,

natürlich

Harem zurück, meldete

Eunuchen haben

stets

stark

immer

dies

dem

duftende, aromatische

Hamen,

Digitizcd by

Google

283

kam

Sultan,

dem

aber dann mit

Herr (Sidna)

sich die

Marokko,

in

noch

wo

sonst

zum Verdecken

medanischen Frauen

Man

brauchen

Umschlagetücher (eigentliche Schleier werden

fielen die

weder

bist,

Frauen deinetwegen nicht zu geniren." Somit

und ich hatte

benutzt)

Reize

„Unser

Bescheid:

da du ja doch nur ein Rumi und

sagt,

eben erst übergetretener Christenhund

alle

moham-

von

Gesichtes

des

Tage Gelegenheit,

die

der Frauen des Sultans bewundern zu können. glaube übrigens

sondere

Schönheiten

irgendwie

nur nicht, dass

im

Hiirem

be-

oder diese

wären,

müssten sich nicht gezeigt haben, meistens waren sehr junge Geschöpfe mit recht vollen Formen. oft

waren mit Schmutz den

Kleidern

schienen ,,

es

Die

kostbaren Anzüge und die vielen Schmucksachen

irgend

aus

nur

Chris tenliund"

überladen.,

etwas

Neugier

zu sehen.

und

der Regel an

in

Die meisten

zerrissen.

zu

kommen

Alle aber,

freundlich

und hätte

um den

,

abgesehen von

ihrem albernen und läppischen Wesen,

waren recht

ich nicht die Vorsicht gebraucht,

Herrn Kampher zu sagen,

die

zwei oder drei Mal zur Visite

und

die,

nachdem

gekommen

nie

war, nicht

wieder vorzuführen, so wäre wohl nach einiger Zeit der ganze

Harem herausgekommen.

Krank melden betrachten,

als

eine

einen

angenehmen Zeitvertreib zu

ernstlich

ganzen Zeit meines

Sic seidenen das

Kranke habe

ich

in

Aufenthaltes nicht gesehen.

hütete mich denn auch sehr, irgend wie selbst

der

Ich

Medium

284

dem

zu geben, obschon mir jetzt die

Sultan von der

Königin Victoria geschenkte Arzneikiste zur Verfügung Ich

stand.

beschrankte

mich

auf

oft

Heiterkeit hervorriefen, aber, wie mir Herr

immer streng

sagte,

jedem Extraesseu

befolgt wurden,

(d. h.

An-

diätetische

ordnungen und culinarische Eecepte, die

da

die

grosse

Kampher

Marokkaner

was nicht Kuskussu

alles

ist)

irgend eine besondere Heilkraft beilegen.

Von meinem Gebalt

hatte

ich seit meiner Reise

nach Fes nichts mehr zu sehen bekommen, wahrscheinlich regalirte

der Ernennung

sich

Hadj Asus damit, auch nach

zum Leibarzte war von meiner Ge-

haltsauszahlung oder Erhöhung desselben keine Bede. Allerdings sagte mir Si-Thaib mehrere Male, ich solle

nur zum Amin (Schatzmeister) des Sultans gehen, der Sultan habe Befohl gegeben,

ich

solle

jetzt

täglich

5 Unzen Silher, also ca. 8 Sgr. beziehen, ich enthielt

Des Hofes war ich so müde, daes

mich aber dessen. nur daran

ich

dachte,

wie

ich

fortkommen

könne.

Ueberdies fehlte es nicht an Geld, die Grossen des Reiches

Arzt

glaubten

alle

des Sultans

lassen,

und irgend

war,

verpflichtet

zu

sein,

weil

ich

von mir behandeln zu

sich

ein Bittsteller,

der bei Si-Thaib

kam sicher auch um sich von mir behandeln lassen. Und weil er glaubte, ich gehöre mit zum

erschien,

zu

Hause des

Ministers, hielt

mir ein Geschenk zu machen

er sich verpflichtet, ;

indem

auch

er Medicin dafür

Digiiizcd

t>y

Google

meinte er auf diese Art zwei Fliegen mit

verlangte,

Klappe zu fangen.

einer

Ich war daher so beschäftigt, dass ich nur die Abende für

mich

hatte,

bekam daher von Mikenes wenig ku

Freitags hatte

sehen.

icli

jedoch Zeit, eine oder die

andere Moschee zu besuchen,

Mulei Ismael hat, „blutdürstige

berühmtesten

ist,

ist jetzt

die,

welche den

Heiligen

längst

einer

geworden

Marokko

von

Namen und da

die berühmteste,

Hund" Mulei Ismael

der der

hat die Moschee, in der sich das Grabmal Mulei

Ismaels,

Mulei Sliman's, Mulei Abd-er-Rliaman's und

noch anderer Sultane dieser Dynastie befindet, Asylrecht erhalten.

Die Berühmtheit dieser Moschee

als

Asyl Verbrecher gegen das Gesetz zu schützen, scheint

durch

Leichen

die

Marokko's

fast

die der heiligen

der

eben genannten

Herrscher

eben so gross geworden zu

wie

sein,

Moschee Mulei Edris Serone, und

die

de3 Mulei Edris in Fes.

Eines

Tages war ich Zeuge, dass verschiedene

Artilleristen,

welche wegen nicht erhaltener Löhnung

revoltirt hatten,

teten.

eines

selbst in dieser

und

in die

Djemma

Mulei Ismaei's flüch-

Sie blieben dort mehrere Tage, sogar

Freitag- Gebetes,

Zusage vollkommener

keit machte sie aus ihrem Zufluchtsorte

Üb

diese später

während

an welchem Tage der Sultan

Moschee das Ohotha zu hören

erst die positive

gehalten worden

glaube es aber, da

dem

ist,

pflegt,

Straflosig-

hervorkommen. weiss ich nicht,

Sultan natürlich daran

liegt,

286 die Heiligkeit

graben

des

worin seine Torfahren be-

Ortes,

aufrecht zu erhalten und zu erhöhen.

liegen,

Die Zahl der Einwohner wird von allen Schriftüber Marokko verschieden

stellern

nennt

angegeben, Höst

Hemsö 56,000 Ew.,

10,000 Einwohner,

über

Leo 6000 Feuerstellen, Marmol 8000 Ew., Diezo de

Das Wahre

Torres fiOOO Ew., Jackson 110,000 Ew.

auch hier

dürfte

in

der Mitte liegen, wenn

ungefähre Zahl von 40,000

— 50,000

man

eine

Seelen annimmt.

Marmol, Höst und Hemsö haben das

alte

Ptoleuiaeus in Mikenes

Nach Walsin-

sehen wollen.

winde Mikenes von einer Abtheihing der

KstrHuiy.v ")

Znata, der Meknäca, gegen die Mitte des hunderts

Der

gegründet.

eigentliche

Stadt war aber Mulei Ismael, sidirte,

und unter dem

und von der Zeit geblieben

Silda des

ist.

Jahr-

10.

Gründer

der

der hier beständig re-

sie ihre

Berühmtheit erlangte

eine der vier Residenzen des Reiches

Einige Stunden südwärts

vom Abhänge

des Berges Mulei Edris Serone gelegen, hat die Stadt die

reizendsten Gärten,

Schon Leo hebt

die

man

die kernlosen (?)

sich

denken kann.

Granaten und wohl-

riechenden Quitten hervor, und dass die Stadt einen grossen Oliven

-

Reichthum

Meknas-el-situna, d.

I».

hat,

bekundet das Beiwort

das olivenreiche.

Zum

Theil

liegen die Gärten innerhalb der Mauer.

Das

*)

heisst die eigentliche Stadt mit

Siehe:

Kenou

der Kasbah

pag. 254.

igitized by

Google

287

und dem

Palais des Sultans,

erhaltene,

durch eine sehr gut

ist

von hohen viereckigen Thürnien

Mauer umgehen, und innerhalb

dieser

ilankirte

hohen Mauer

befindet sich auch der prächtige Garten des Sultans.

Dann

zieht

niedrigere,

die Stadt,

sich

eine

Stunde entfernt eine andere,

an manchen Stellen

um

die nächsten Gärten zu schützen.

Mikenes hat in irgend einer

fast

durchweg

eine Bevölkerung, die

Beziehung zum Hofe oder zum Heere

Die von Hemsii angeführte und

steht.

Mauer um

zwiefache

geschriebene grosse

Eifersucht der

Frauen dürfte wohl nicht grösser

dem Leo

nach-

Männer auf

sein, als in

ihre

den an-

deren marokkanischen Städten, besonders schön fand

Frauen

ich die

Marokko, wo

in

Mikenes

ist die einzige

Stadt in

Öffentliche Prostitutionshäuser sind.

Uebrigen sind

Häuser

nicht.

die Strassen

gerader,

einem besseren Zustande,

anderen Stadt

des Reiches.

reinlicher,

als in

Im die

irgend einer

Sogar der Palast des

Sultans zeichnet sich dadurch aus, ohschon der Theil,

den Mulei Ismael mit Marmorsäulen, die er von Livorno und Genua liegt.

Diese

kommen

liess,

schmückte, in Ruinen

schönen Monolithen liegen

jüngst vergangener Grösse im Staube.

Gebäude zeichnet

sieb irgendwie aus,

als

Zeugen

Kein anderes selbst die

Mo-

schee Mulei Ismael's, welche doch Begrähniss stelle der jetzigen Dynastie

wird

durch

Wasser

ist,

liegt

halb in Verfall.

Die Stadt

Wasserleitung

mit

versorgt, irre ich nicht, von einem in den

Ued

eine

ausgezeichnete

Digilizcd by

Google

288

Bet gehenden Bache

aus, der

nordwärts von der Stadt

entspringt.

Erwähnen muss lei

ich

Abstechers nach

eines

einer ungeiähr 3 Stunden

Edris Serone,

Mu-

nördlich

von Mikenes gelegenen Stadt; iudess kann ich von diesem reizend gelegenen Orte nichts weiter anführen, als

was

hei

icli

Beschreibung der Stadt Fes

Trotzdem

raitgetheilt habe.

war,

im Hause des

schon

ich Leibarzt des Sultans

ersten Ministers wohnte,

bräuche und Sitten der Mohiiinmedimer

itui's

alle

Ge-

Genaueste

mitmachte, war ich dennoch immer mit misstraui sehen

Augen angesehen.

Nach irgend

direct fragen, ging schon gar

einer nicht.

Oertüchkeit

Man würde

gleich gesagt haben, ich sei ein Spion.

Glücklicher Weise trat ein Ereigniss ein, was mich

aus

des Sultans Dienste

befreite,

eine

englische Ge-

sandtschaft wurde in Aussicht gestellt, und nach einigen

Wochen

traf auch Sir

Gefolge

und

Maghaaeni

in

Drummond Hay

mit zahlreichem

escortirt

von einer starken Abtheilung

Mikenes

ein.

wie gross meine Freude war. so viel Zeit

war nun

Europa gehört,

Man kann

hatte

sich denken,

Seit über einem Jahre,

verflossen,

hatte ich nichts von

weder einen Brief noch eine

Zeitung gehabt, und erhielt nun auf einmal Bücher, Zeitungen, und konnte unterhalten. keit zu Sir

mich mit gebildeten Herren

Tm Anfange hatte ich grosse SchwierigDrummond Hay zu gelangen, da die ma-

rokkanische Regierung den strengsten Befehl ausge-

Dijitizod

t>y

Google

289

geben hatte, keinen Renegaten auf die Gesandtschaft

Nur durch

zuzulassen.

indem

Einlass,

eine

List verschaffte ich mir

ich Si-Thaib sagte:

Krankheit wegen mit

dem der

ich

ich

müsse seiner

englische» Gesandtschaft

beigegehenen Arzte sprechen.

Das wurde

bewilligt

und

von meinem ehemaligen Dolmetsch

durfte dann,

begleitet, die Gesandtschaft betreten.

Drummond bewohnte

Sir

Häuser der Stadt,

Möbeln nicht

worin es

der

eines

sogar an

da der Sultan

fehlte,

schönsten

europäischen dergleichen

alle

Utensilien besitzt, sie aber für seine Person nicht ge-

TJeberhaupt

braucht. einer

wurde

die

Gesandtschaft

Drummond Hay, dem

eigentlichen

Auf den

Herrscher von Marokko, zukommt.

vom Volke, wurde

mit

Zuvorkommenheit und Artigkeit behandelt, wie

sie Sir

sie

überall

aufs

wo

geheimen Strassen,

die Gesandtschaft sich zeigte,

respectvollste

begrüsst.

So gut wie

der Sultan, fühlt das Volk, dass nur England eine wirkliche Hülfe gegen die Spanier

Es mit

und Franzosen

Drummond

versteht sich von selbst, dass Sir aller Freiheit

ist.

sich

bewegen konnte, ebenso die übrigen

Herren der Gesandtschaft.

Was

mich

ein Sclireiben

anbetrifft,

so gab mir Sir

(arabisch ausgefertigt)

dasselbe durch den ersten Minister zeigen zu lassen.

und sagte

dem

mir,

Sultan vor-

In diesem Schreiben war betont, die

marokkanische Regierung Bohlfs.

Drummond

solle

mich nicht mit den 19

DigiiizGd

t>y

Google

290 übrigen Renegaten verwechseln und mir meine Frei-

Las

wiedergeben.

heit

Wunder.

Als

Papier

Blättchen

mir

Si-Tbaib

wirkte

nach einigen

dasselbe

er hinzu, der Sultan

Tagen wieder einhändigte, fügte

habe das Blatt gelesen, und gesagt, ich könne thun was

ich wollte,

sei

vollkommen

frei,

lassen, ja ich dürfe überall im

Miken.es zu ver-

„Rharb"

eigentliche

und

reisen

Wer war

mich aufhalten, wo ich es für gut fände.

war auch der Wunsch das

Jetzt aber

froher als ich.

Land Marokko zu

durchreisen, erst recht

wachgerufen, und namentlich fühlte ich einen starken

Trieb von nun an weiter

Aber

zudringen.

ich

Wenn

ausführen diese

hatte

ich bis

Der Umstand,

dahin gemacht.

dieser

Beginn meiner Reise.

Gebräuchen

wenig vertraut.

des

so

dass ich fortwährend

einen Dolmetsch zur Seite gehabt,

in

können.

zu

Mittellosigkeit

mich war,

im Arabischen wenige Fortschritte

kaum mehr von und

erst recht

noch abging, solche ge-

gerade

einestbeils

ein grosser Schutzbrief für

andererseits

das Innere Afrika's ein-

viel

ohne Mittel

Reisen

auch

in

war mir nun auch

bewusst geworden, wie fährliche

machte, dass ich

Sprache

verstand

Auch war

ich mit

eigentlichen

als

den Sitten

Volkes

noch zu

Ebenso wenig wie mau diese

London was das

beim

z.

B.

englische Volk, in Berlin was das

deutsche Volle anbetrifft, in Erfahrung bringen kann, zu

dem Ende

besuchen

niuss,

vielmehr

das

ebenso wenig

eigentliche

Land

ist dies in

Marokko

selbst in

Digitizcd by

Google

291

der Hauptstadt der Fall, und bislang war ich eigentlich

nur

in

Fes und Mikenes gewesen.

Ich beschlüss nun nach der heiligen Stadt Uesan

Wo

zurückzukehren.

konnte ich

besser Sitten,

Ge-

wohnheiten und auch die Sprache des Volkes kennen lernen,

zwei

nun sehr glücklich

von den

nächsten

Grossscherifs in Mikenes waren.

für mich, dass

Anverwandten

deshalb heim Kaiser zu entschuldigen.

sich

wurden nicht nur Jucht gerügt oder gar

Trunk begangene

im

des

ums Leben

und waren selbst nach Mikenes gekommen,

gebracht,

ihre

täglich

Diese hatten in der

Besoffenheit einen Maghaseui des Sultans

um

wo

noch vo» weiter her zusammenströmen.

oft

es traf sich

gerade

Pilgerstadt,

Tausende von Pilgern aus ganz Nord-

oft

afrika, ja

Und

in dieser grossen

als

Hunderte,

Handlung,

Sie

bestraft für

sondern

der

Sultan betrachtete es als einen besonderen Act der Höflichkeit,

ihm

sich

selbst

nommen

dass solche heilige Leute und noch dazu

Vettern

wirkliche

nahmen,

des

Grossscherifs, keinen Anstand

wegen einer solchen Kleinigkeit

bei

und im Grunde

ge-

zu

entschuldigen,

sab er es wold

nur für einen Vorwand an,

Geschenke von ihm zu bekommen.

denn auch

beide.

sein Bruder, Sidi

Sidi

Mohammed

Die erhielten

sie

ben Abd- Allah und

Thami, verliessen reich beschenkt

die kaiserliche Residenz. Si

Thaib Bu Aschrin hatte die Güte mir einen

Brief für die beiden Schürfa zu geben, welche direct 19*

292

Und

nach Uesan zurückreisen wollten.

so sagte ich

denn dem Hofe des Sultans Lebewohl, nur Trauer (Joachim Gatell),

Ismael

empfindend, dass

der die

mir gewohnt hatte, jetzt wieder

ganze Zeit hei

Lager zurück musste, und da er

ins

wie ich, die

nicht,

Protection der englischen Gesandtschaft genoss, nicht

daran denken durfte, so bald seine Befreiung zu be-

kommen.

Den Gepäck Alles



folgenden Morgen begab ich mich mit

Wohnung

zur

einige

der Schürfa,

gepackt und wir

ein fetter junger

Mann

sattelfest.

meinem

und bald war

Mohammed,

Sidi

von dreissig Jahren, und sein

Jahre jüngerer Bruder, Sidi Thami, waren noch

von zwei alten Schürfa hegleitet und hatten mindestens

30 Diener

Morgens

als

Gefolge.

Mikenes

Wir

durch

verliessen

das

gegen 8 Uhr

Nordthor,

zogen

den

Bergen entgegen, indem wir die Stadt Serone etwas östlich

Hessen.

liegen

Die Reisen zu Pferde

oder

Maulthier sind in Marokko keineswegs unangenehm, die mit hohen Lehnen versehenen Sättel, vorn mit einem

Knauf,

man

worauf

Steigbügel,

in

die Hände legen, die grossen man den ganzen Fuss schieben Ermüdung weit später erfolgen, als

welche

kann, lassen die

Freilich muss ein Euro-

bei europäischem Reitzeuge.

päer sich die

Mühe nehmen, den

Decken etwas zu

polstern,

Sattel durch wollene

denn wenn sich die Härte

desselben schon ertragen Hesse,

was auf die Dauer unbequem

ist er

doch sehr uneben,

ist.

Digitizcd by

293

Wir waren ohne Rast den ganzen Tag Mohammed Ben Abd- Allah wohl

da Sidi

Grund haben musste pflegen

die

Grossen

m&rsehe zu machen.

so schnell zu reisen,

Marokko nur

in

unterwegs,

besonderen

denn sonst

kleine

Tage-

Als ich mich in der Höhe der

Berge von Mulei Edris etwas entfernte von unserer Karawane, wurde ich der Gegenstand einer Ovation, die in der

Nähe wohnenden Leute,

die von der

kunft von Schürfa von Uesan gehört hatten,

Glauben ich

send. ich

auch

sei

herbei, mir die

glücklicherweise

haben habt,

wenn

sie als sie

eben

soviel

Durch-

wohl im

kamen haufenweise

ein Scherif,

Hand und den Saum

Sie verlangten

der Djilaba küs-

auch das l'oetha (Segen),

auswendig

das

Hoffentlich

wusste.

Nutzen von meinem Segen ge-

von dem eines wirklichen Scherifs! es

gewusst hätten

U ebergetreten er, Gut, dass wir

,

wie würden in

icli

sie

sei

ein

Aber zum Islam

mich verflucht haben.

den Zeiten leben, wo Fluch und

Segen von Menschen gesprochen,

den Zauber ihrer

Allmacht verloren haben.

dem

Bei Sonnenuntergang hielten wir bei einem GrosBscherif von Uesan

Da

gehörenden Duar (Zeltdorf).

ich keiu Zelt hatte, luden die beiden Schürfa

ein, das ihrige

mit zu theilen.

Das Zelt

mich

eines Grossen

von Marokko zeichnet sich durch Geräumigkeit aus. Aus starkem weiss und blaugestreiften Leinenzeug bestehend, ist

es

inwendig weiss

und mit verschiedenartig

sammengenähtem bunten Tuch

gefüttert.

zu-

Meist von

Digitizod ö/

Google

294 nur einer Stange getragen, kann die rund ums Zelt ge-

hende gerade aufstrebende Seitenumfassung abgenommen werden, was namentlich Hitze eine

Dach frei

da das

gewiss er rnassen ein grosser Schirm,

und dem kühlenden Winde der

bleibt

Durchlass offen steht.



ganzen Tag nichts genossen hatte,

da ich den

als ein

Stückchen

Gegen Mitternacht kam denn

Brod und Trauben.

Duar oder Dorfvorsteher

ol

Koch

Ich war froh, als der

der Schürfa sogleich ein Mahl auftrug,

auch der Mul'

und grosser

Annehmlichkeit gewährt,

grosse

des Zeltes,

stehen

bei Sonnenschein

,

mehrere

Schüsseln voll Kuskussu verschiedener Art, und andere mit gebratenem Fleisch wurden niedergesetzt.

Meine

Müdigkeit war indess so gross, dass ich vorzog weiter zu schlafen,

am Mahle

trotz

der wiederholten Aufforderungen

theilzunehmen.

Frisch gestärkt erweckte

Morgen mit trinken

man mich am anderen

einer Tasse Kaffee (die Schürfa von

auch Kaffee)

Uesan

und sodann kam wieder ein

Mahl der Leute des

reichliches

dafür mit Thee bewirthet wurden.

Zeltdorfes,

welche

Wie am

vorher-

gegangenen Tage war die Gegend hügelig, wohlangebaut und zahlreiche Duar deuteten aui eine hältnissmässig

Aufbruche

am

dichte Bevölkerung.

wo

letzteren etwas

er in den Sebu

Tage waren

ver-

Bald nach dem

zweiten Tage passirten wir die Flüsse

Sebu und Uarga,

einfällt.

die Schürfa der

oberhalb der Stelle,

Ueberall wie

am

ersten

Gegenstand der grösston

Digitizod

t>y

Google

295

Verehrung, Ueean's

so

im

Lande

ganzen

gelten

Die

als die grössten Heiligen.

dass ein

Vornehmer

wurde denn

nie

Nach mittags Halt gemacht

in

Abd -Allah

Nur noch

am

gehörte.

seihst

Schürfe

die

Sitte will

seinen Einzug

Abends

an dem Tage schon

jiuch

einem Duar,

um

5

es,

hält,

Uhr

der Sidi

einige Stunden

anderen Morgen, und wir hatten den Berg Buvor uns,

HallÖl

legen

an dessen anderer Seite Uesan ge-

ist.

Sobald wir den Berg umgangen, kamen uns die

Verwandten

und

Bekannten

Schürfa

der

die durch den jüngeren Bruder, der

entgegen,

am Abend

vorher

noch die Stadt erreicht hatte, waren benachrichtigt worden.

Sidi

Thami

dem

hatte auch

Grossscherif schon

meine Zurückkunft nütgetheilt. Ich konnte hidoss nicht direct nach der

Wohnung

des Grossscherifs gehen, da ich vorher bei Sidi

Allah frühstücken musste. Sidi

el

Hadj Abd

und Macht dritte,

denn

critlV'nitei'er

Sidi

ist er,

was Reich thum

von den Uesaner Schürfa der

Mohammed ben

Linie,

grössten Einfluss

Abd-

Ein naher Verwandter von

es Ssalain,

anbetrifft,

hat

nach

Akdjebar, obschon

dem Grossscherif den

und den grössten Reichthum.

Die

übrigen Schürfa, last die ganze Stadt besteht aus Ab-

kömmlingen Mohammed's, haben

in

Uesan

selbst gerade

keinen Einfluss, da ihrer zu viele sind. Gleich darauf ging ich dann, nachdem ich meinen

meergrünen Anzug angelegt hatte, zum Grossscherif,

DigitizGd by

Google

296 den

von

ich

einer

nommen,

Hess

einrichten,

kommen

er sogleich

und mich

Menge umgeben

zahlreichen

seinem Landhause antraf.

ein

in

Aufs freundlichste aufge-

Wohnung

eine

für

mich

über das andere Mal will-

heissend, sagte er, ich solle

mich von nun an

ganz wie zu seinem Hause gehörig betrachten.

Ehe

ich

nun meine Erlebnisse

möchte ich Einiges über Zustände gleich

in

einige

die

in

Uesan schildere,

derzeitigen politischen

Marokko sagen, und knüpfe daran zu-

Worte über

die

sonstige

und jetzige

Stellung der christlichen Consuln.

L'

:

J N:l'"J

Cv

10.

Marokko wo in

man

sie

eben nur du

findet,

zu gleicher Zeit geistige und weltliche Herrschaft

einer Person

Charakter einzig

und

vereint

ist,

Despotismus

absolutesten

ist

So|Ut

JWitifie

hat eine Regierung so despotisch und ty-

rannisch eingerichtet, wie

des arabischen allein die

und der Grund zu diesem

liegt

doch keineswegs im

oder berherischen Volkes,

mohammedanische Religion

Schuld daran. In allen Ländern, auf welche sich der Islam aus-

gedehnt hat, sien,

in

ist es

Aegypten,

in

In der Türkei,

in

Per-

Tunis, überall die absoluteste sogar

in

Centnilafrika

mohammedanische Religion

in

den Staaten,

monarchische hat die

ähnlich.

von denen

sie

Herrschaft,

Besitz

ja

ergriffen

hat,

dem

Fürsten unbeschränkte Macht verliehen, so

jeweiligen in

Uadai,

Bornu, Sokoto und Gando.

Vor dem Islam

lebten die Araber in kleinen Triben

unter patriarchalischen Herrschern, und wenn die Berber Nordafrika's es zuweilen vermochten, sich zu König-

reichen zu vereinigen, so war dennoch die Gemeinde-

DigitizGd

t>y

Google

abtheilung ,

kleine

von

ufrika die

unabhängige Repu-

einander

So

bliken, ihre Urregierungsform.

finden,

wir in Nord-

Araber und Berber noch da, wo

sie sicli

unabhängig von den grossen Staaten zu erhalten gewusst haben.

Nach

der Entstehung des Islam folgte

die politische Autorität

selbst,

von

es

mit der des obersten

Nach unten

Priesters in einer Person zu vereinigen.

im Mohammedanismus keine Hierarchie, keine

giebt es

Priesterkaste

Ausnahme

keine

,

derer,

Menschen,

privilegirten

Mohammed

welche

vorzugt bezeichnete:

das

sind

seine

seihst

mit be-

als

eigenen Nach-

kommen. Freilich sie jetet die

die

Sultane von Marokko geniessen, „absolute

Unfehlbarkeit,"

fange

kam

dann zu Stande,

erst

als

im An-

des 16. Jahrhunderts Sultane aus der Familie

der Schürfa

auf den marokkanischen

Seit der Zeit hat die

vollkommene Unbeschränktheit, wie

Thron kamen.

im eigenen Lande der Marokkaner

Macht und Unfehlbarkeit der Herrscher immer

mehr zugenommen, das Wohl, Fleiss

des Volkes aber von

die Bildung

und der

dem Augenblick an auf

merkwürdige Weise ah genommen.

Der Sultan von Marokko nennt oder auch ..Fürst der Gläubigen," oder will er poütisch zeichnen, schreibt er *)

Hakem

el

Herr des Landes

als

MuT

Alle anderen Titel, wie

sich „Beherrscher"

z.

el

Rharb

el

mumenin, sich

be-

Djoani*).

B. bei Lempiere: „Emperor of

L'il

].I::l'"J

299

Von

seinen Unterthanen wird er „Sidna," unser

oder auch „Sultan," „Suitana," Sultan, unser

Herr,

Sultan genannt.

Andere Ansprachen sind nicht

üblich.

Seine erste Frau, dir nicht nothwendig ein weiblicher hat den Titel Lella-Kebira,

Scherif zu sein braucht,

und gebiert

Thronfolger, so hat sie für

sie einen

Aas Recht den Harem zu regieren und der

Weiber

übrigen

ültesto

Mulei

eine

bekommt den

Solln el

Titel Sidi

immer

der

Wahl

Stimme.

Der

bei

gewichtige

ei

Kebir oder

Kebir, denn Sidi und Mulei im Singular wird

immer gleichbedeutend gebraucht, während

Muteina.

der Plural, nur auf den Propheten angewendet wird. AVie alle Mohammedaner, hat der Sultan gleichzeitig

nur

vier rechtmässige Krauen, die

nach Uelleben

geschickt oder

erneuert werden;

mässige,

nicht angetraute junge

Frauen

d.

in

h.

Ein Gesetz Über Erbfolge giebt

hammedanern

nicht,

Kegel für Marokko, sitzende Fürst Sultans, F,r

ist

und dieser

lieisst

Alriru"

(ilie

fort-

wie viele unrecht-

Mädchen und

den vier Harems sind, weiss der Sultan,

trotz seiner Unfehlbarkeit wohl

Sidi

also

existirt

selbst nicht. es

darin

bei

den Mo-

auch keine

Der augenblicklich auf dem Thron der zweite Sohn seihst

war Neffe

des verstorbenen seines Vorgiingers.

Mohammed hen Abd-er-Ehaman und

Marokkaner wissen gar

nicht

was Afrika

ist|,

„em-

peror of Marokko, King of Fes, Suz and Gago, Lord of Dara and

üainea and great Suerif Europaer selbst

of

Mohamct"

(?),

sind Erfindungen der

Diaitizcd by

Google

300 ist

im Jahre 1805 geboren.

Wenn

schon unter seinen

VorgÜogern, Sultan Sliman und Abd-er-Rhainan, Vieles anders

am marokkanischen Hof geworden

ist,

so wech-

noch mehr unter der Regierung des jetzigen Herr-

selte

und trotzdem dieser nicht wie sein Vater Gelegen-

schers,

heit gehabt hat, mit

verkehren und

doch gerade

Vorgänger

Europäern auf gleichem Fuss zu

sie so besser

Sidi

kenneu zu lernen, schätzt

Mohammed mehr

einer seiner

als

Der Vater Mohammed's war

die Christen.

nämlich vor seiner Thronbesteigung Bascha gewesen, hatte dort

in

Mogador

mit den Consuln verkehrt und

viel

somit europäische Gewohnheiten und Gebräuche kennen gelernt.

Sidi

Mohammed war

aber fortwährend Bascha

von der Stadt Marokko gewesen, ehe er Sultan ward. Die Regenten von Marokko haben keinen eigentlichen Divan oder Midjelis, ist

äusserst streng.

Es

und

die Etikette

am Hofe

giebt aber gewisse Leute, die

den Vorzug haben, sich setzen zu dürfen,

z.

B. die

Prinzen, Gouverneure der Provinzen, vornehme Schürfa,

während

die gewöhnlichen Sterblichen vor

nur hocken steller

in

oder knieen dürfen.

dem Kaiser

Vorgelassene Bitt-

dürfen nur von weitem ihr Anliegen vorbringen

knieender Stellung,

und nachdem

sie

vorher den

Erdboden geküsst haben.

In Gegenwart des Sultans

Wort „gestorben"

nicht ausgesprochen werden,

darf das

damit er nie an den Tod erinnert werde. schreibt dies, füllt,

z.

B. mit

:

er hat seine

Man um-

Bestimmung

ebenso darf nie die Zahl „fünf" vor

dem

er-

Sultan

301 ausgesprochen werden,

sagt dafür „4 und 1" oder

man

Dieser sonderbare Brauch*) erklärt sich

„3 und 2".

wohl daraus, weil fünf die Zahl der Finger, das Symbol der Hand, der despotischen Macht

Häusern

In allen

ist.

moham-

mau auch häutig an den Hand oder einfach den finden., man glaubt

medanischen Landen wird

rothangemalte

eine

Abdruck einer Hand oder mehrerer dadurch Gewalt und Einbruch das Haus wird

können,

abhalten zu

Macht

unsichtbare

hiomit unter die

Hand gestellt. man in Gegenwart

einer starken

Spricht

des Sultans yon einem

Juden, so wird vorher „Verzeihung'-' gebeten, „Haschak," weil die Juden für unrein gehalten werden.

Früher

galt das

auch von den Christen, aber schon

unter Abd-er-Rhaman steht sich von

Beamten

Marokko

nicht,

Niemand mit doch

ihre

zu dürfen.

haben

gelben

ver-

Pantoffeln die

ledernen

hohen Stie-

Decorationeu giebt es

indess dachte

daran, einen Orden zu stiften, den

(dem jüdischen König).

Es

diese Unsitte ab.

dass

erscheint,

die Erlaubniss,

felchen anhebalten in

kam

selbst,

dem Sultan

vor

man im Jahre 1864 vom Sultan Salomon

Modelle

waren angefertigt,

ähnlich wie die, welche König Theodor von Abessinien hatte

machen

lassen.

Die grösste Auszeichnung, die

der Sultan von Marokko gewahrt, selbst seines

Anwesenden *) S.

Burnus

sich entledigt,

schenkt.

ist

die,

wenn

er

und ihn einem der

Vornehme Personen werden

Jackson, Account

Digilizod by

Google

302

zum Handküsse und

die

Brüder

zugelassen, seine Kinder, seine

auch

dürfen

Günstlinge

allernächsten

die

innere Fläche der Hand küssen*). Der vom Sultan gemachte Aufwand und

iiissmüssig gering

ist

verbält-

bestellt hauptsächlich in

schonen

Waffen, herrlichen Pferden und einem grossen Harem,

bewacht von einer glänzend gekleideten Schaar von

Eunuchen.

Die einnussreiche Stellung, welche diese

unglücklichen

früheren marok-

unter den

Geschöpfe

kanischen Fürsten hatten, hat indess jetzt ganz auf-

gehört und beschränkt sich lediglich darauf, schränkt in

den auser

dem dem

unbe-

Theile des Palastes zu herrschen, in Sultan

keine Mannsperson eintreten

Aehnlich 'gekleidet wie die marokkanischen Hag-

darf.

hasuni oder Eeiter, haben sämmtliche gestickte Leihgürtel.

Eunuchen

silber-

Alle haben einen stark riechenden

duftenden Namen; so hiess in Mikenes der Eunuch enoherst

„Kaid Kampher",

Amber, Thymian mit

dem

Sultan

etc,

andere

Ein

unterwegs,

Harems

ist

dieser besteht aus

Lieblingsfrauen, Quintessenz der vier

Mikenes, Rbat und Marokko. so

Moschus,

hiessen

Tiieil des

Harem von

stets

den Fes,

Harsehirt der Sultan,

hat er zwei grosse Zelte, ein jedes umgeben von

vom Hauptzelte unabhängigen Zeltwand.

einer äusseren

Beide Zelte

sind

durch

einen

das eine bewohnt der Sultan,

*) S.

Aly Epj

Zeltgang verbunden: das andere

ist für die

el Abassi.

Diflitized

by

Google

:

303 Frauen.

Im

Umgang

äusseren

des für

Frauen

die

bestimmten Zeites halten räch die Eunuchen

auf.

Die Regierung des jetzigen Sultans besteht aus

dem

ersten

der

Minister,

vom Volke

Uisir

genannt wird, sonst aber den Titel ..Ketab Schreiber des Fürsten, hat. tigste

und

Manu im

Dieser

ist

el

el

der allmäch-

Reiche, ehemaliger Lehrer des Sultans,

sein Einfluss, namentlich in allen äusseren

legenheiten,

ist

Kebir

uamer",

entscheidend; sein

Name

den europäischen Consuln

findet in

Tanger

den dortigen Gouverneur, der den Titel hat,

und der

vom

Uisir- el-Kebir

ist

Ange-

Si-Thaib-

Der unmittelbare Verkehr mit

Bu-Aschrin-el-Djemeni.

statt,

durch

Uisir-el-nasitlia

seine Instructionen in dieser Beziehung

oder auch direct

vom

Sultan be-

kommt In allen despotischen Staaten, und vorzugsweise in

mohammedanisch-despotischen Staaten, wird manch-

mal der niedrigste und dümmste Hann durch des

eine

Laune

unfehlbaren Herrschers zum obersten Posten Wer sollte sich dem auch widersetzen?

hinaufgehoben.

In Marokko Niemand tige

Kaids,

allerdings

;

allerdings Riebt es fast allmäch-

unabhängig

giebt es die Olasse

kömmlinge Mohammeds,

vom

in ihren

Provinzen regierend;

der Schiirfa, der Ab-

die sieh

wohl erdreisten, fem

Sultan in Gegenwart des ganzen Volkes zu sagen

„Ich bin auch Scherif, und der Sultan hat kein besseres Blut in seinen Adern

als ich;"

allerdings ist da

der

Grossscherif von Uesan, der sagt, er stamme directer

304

Mohammed

von

ist

als

,

Niemand im Lande, der



aber sonst

Gegenwart des

in

fehlbaren Herrschers nicht von tigkeit

und dieser

der Sultan selbst,

wagt auch manchmal zu trotzen

allein

un-

seiner eigenen Nich-

und Unbedeutendheit überzeugt wäre.

So

ist

denn auch der zweitmächtigste Mann im

Reiche, Si-Mussa, den ich gewiss ermassen „Minister des kaiserlichen Hauses" tituliren möchte, weiter nichts, als ein

sein,

und

leitet

dem

jetzigen Sultan

auf-

augenblicklich alle inneren

Sein Bruder, Si-Abd-Allah, ebenfalls

Palast-Äffairen. ein

Er

ehemaliger Sklave, ein Neger von Haussa.

hat nur das Verdienst, mit

gewachsen zu

Haussa-Neger und ehemaliger Sklave,

ist

dermalen

Kriegsminister.

Wichtiger Posten

Bittende,

Da man

am Hofe

Der Eaid

des Mschuar.

el

von Marokko

ist

der

Mschuar hat das Amt,

Fremde, Besuchende dem Sultan vorzuführen. nur ausnahmsweise,

um vom Sultan empfangen

zu werden, sein Gesuch durch einen andern Minister anbringen lassen kann, lich,

auch

folglich

Gesuch muss

erst

dem Reichthum

ist

dieser Posten sehr einträg-

einflussreich.

durch

ein

Denn

kommen, oder auch

in

sie in

Rbat

Wie

viele

sein.

Gesandtschaft in

Ebenso

zum Sultan

gewöhnlicher Audienz

empfangen werden, durch den Kaid geführt.

jedes derartige

Geschenk, angemessen nach

des Petenten, unterstützt

werden Consuln, wenn

el

Mschuar

ein-

Plackereien damit für Europäer

verbunden sind, wie vom Kaid

el

Mschuar abwärts

Digiiizod

t>y

Google

305 Jeder, der ein Aemtchen hat,

beuten bestrebt

ist,

seinen

Fremden auszu-

davon hat Maltzan eine anziehende

Schilderung gegeben. Der, welchen

man

in

Marokko den Minister des

Innern nennen könnte, der aber zugleich auch Grosssi egelhe wahrer ist,

der Mul-el-taba oder Kaid-el-taba,

auch eine vollkommen aus dem Staub, oder,

ist derzeit

wie der Marokkaner sich

dem

viel kräftiger

ausdrückt, aus

Dr.... „Sebel" heraufgekommene Persönlichkeit.

Der Mul-el-Taha beräth mit dem Sultan

die BeseMtnig

der Kaid- oder Gouverneurstellen iu den Provinzen

und

Städten.

Es giebt keinen

eigentlichen Schatzmeister in

Ma-

rokko, oder gar einen Finanz minist er, denn den Schlüssel

zur Hauptcasse, welche in Mikenes sein Sultan

selbst.

von aussen

Palastes,

soll,

hat der

Dass eine Hauptabtheilung des dortigen einen

vollkommen viereckigen

steinernen Würfel darstellend, „cl dar-el chasna," oder ,,bit el

mel", Schatzbaus heisst, kann ich aus eigener

Anschauung bestätigen

;

anscheinend hat dieses massive

Gebäude von aussen gar keinen Zugang, eine Seite nach

gang wohl

dem Harem

sein wird.

Zugang zum Schatz Tunnels.

gemauerte Höhlung, mauertes

zu,

G emach

indcss liegt

von wo aus der Ein-

Die Marokkaner behaupten, der sei unterirdisch vermittelst

Das Innere wird beschrieben in

als

eines

eine aus-

deren InneVem wieder ein ge-

enthalten sei*).

Alles dies

ist

wohl

*) S. Höst p. 221, der die Höhe des damaligen Schatzes 60 Millioaen Thaler üngiebL

Bohlfs.

20

tiuf

306 Fabel, denn Niemand, auch nicht der Kaid-etsard oder Schatzmeister, hat wohl je einen Blick ins Innere ge-

Ebenso sind

than.

die

Summen, welche im Selm

t

/ 1 1,1 us

angehäuft liegen sollen, wohl lange nicht so bedeutend,

Manche

als

herausgerechnet

Französische

haben.

haben die Ersparnisse der marokkanischen

Schriftsteller

Regenten auf 300 Millionen Franken, ja auf eine Milliarde veranschlagt,

ohne zu bedenken, dass das, was

vom folgend™,

der eine Sultan zurückgelegt hatte, oft

der durch Usurpation und Gewaltmittel auf den Thron

kam,

in

wurde.

einem Tage Als

z.

B.

der Plünderung

an

Spanion jene

preisgegeben

22

Millionen

spanische Thaler Kriegsentschädigung gezahlt werden iimssten, fiind

Oder

durfte

os sirli. dass der Staatsschatz leer war.

und wollte der Sultan ihn nicht angreifen ?

Das Nichtvorhandensein des Geldes

ist

das Wahrschein-

lichere.

Eine kirchliche Behörde giebt es

in

Marokko

der Sultan als unfeMbar vereinigt Papst, sterium oder oberste Synode, wie

man

bei

nicht,

Cultusmini-

den Christen

dergleichen Einrichtungen nennt, in seiner Person.

Ich unterlasse es, auf niedere Aemter

am Hofe

von Mar okko einzugehen, werde jedoch einige derselben, wie

sie jetzt

noch

existiren,

el

Säbelträger M*l'

el atei,

erwähnen

:

den Mundkoch

tabach, den Sonnenschinn träger Mul'

Mul' sia,

el

skin,

el

sebem-

den Theeservirer Mul'

Speiseträger Mul' el taam.

Alle diese

werden meist von Sklaven versehen,

Aemter

viele aber auch,

307

und

von freien weissen

giebt derer noch fünfzig,

es

Für

Leuten.

die kleinste Haiidthiermig

derer Angestellter vorbanden,

z.

ist

ein beson-

B. für den, der die

Pantoffel des Sultans umdreht, damit er sie beim

An-

ziehen gleich wieder

Um

den Steigbügel zu zu bringen, zu nehmen,

fussgerecht vor sich hat.

um

halten,

Wasser

eine Schale mit

um die ausgetrunkene Tliijetiisse um die Serviette zu reichen, um

in

Empfang

das

Wasch-

becken zu präsentiron, für jeden kleinen Dienst hat

Man

glaube

sind.

Ziem-

der Sultan einen besonderen Angestellten.

aber nicht, dass

alle diese

lich gute Kleidung,

die

oft

Leute besoldet

welche der Sultan oder

die,

und

abgelegt haben,

Prinzen

die

sich von

der

fürstlichen Tracht durch nichts unterscheidet, als durch

grössere Fadenscheinigkeit Alles,



dann Nahrung, das

ist

was dieses Heer von Bedienten und Beamten

bekommt.

Aber keineswegs

sind

sie

ohne

deshalb

Geld, von Jedem, der nach Hofe kommt, wissen etwas zu erpressen;

gehen

Märkte, so entlocken

sie

sie

in

die Stadt

sie

auf die

bald hier einem unglücklichen

Juden, dort einem leichtgläubigen Landmann eine Mosona, wer würde der Bitte

oder der Drohung eines

Ssahab sidna widerstehen? Es aller

Beamten und Diener.

Sultans, Titels

wie sein

nicht,

weil in den

letzter

ist

Der

Sklave,

das

offizieller

Name

erste Minister

schämt

sicli

Augen des

keinen grösseren Werth

Sultans der höchste

hat

als

der

letzte 20*

des

dieses

was wiederum seinen Grund daher

hat,

Beamte Sklave.

308

Vor

mar oktanischen Unfehlbarkeit

y

Google

SSI wellt, überall

gut angebaut, und das Erdreich, schwarzer

Humus, sehr

Wie man an den Ufern

fruchtbar.

der

Flüsse sehen konnte, hat die Humusschicht meistens

Dicke von

eine

5—6

Von

Meter.

hier aus zogen wir

nach einigen Tagen nach dem Ued-Uarga und lagerten südlich,

Angesichts

Das Lager war die

Oliven-

Bergkette

der

hier in reizender

der

und

Tamarisken

dicht

Dörfern,

mit zahlreichen

TJIed-Aiasa.

Gegend aufgeschlagen,

Ufer des Flusses, von 20

schiinen

Oleanderstauden die Gebirge

Fuss hohen bestanden,

die aus

ganzen

der

ihren

und Feigengärten herauslügten, im Südosten

der cigenthümlieh getormte Berg Mulei Busta,

Landschaft

eine

grosse

geben

Abwechselung.

Aber der Eamadhan war angebrochen, und da im Lager waren, musste die

wir

ich natürlich aufs strengste

vorgeschriebeneu Fasten mitmachen, was bei der

grossen Hitze,

waren

wir

jetzt

Ende April, keines-

wegs angenehm war.

kam

Endlich

ein

Dankaagebrief vom Sultan an

den Grossscherif, wir verabschiedeten uns von Mulei Arschid und erreichten, rasch heimwärts ziehend, anderthalb Tagen Uesan. nigte

sicli

mit

der

ganzen

ins

Feld

Uesan

dem

übrigen

gerückt

der

der von Arbat aus mit

Armee gegen

war.

eintrafen, so

Nachdem

in

Mulei Arschid aber verei-

Sultan,

Da

die

Beni-llnssen

wir ganz unerwartet in

war natürlich auch kein Empfang.

Ramadhan

vorüber, das Aid-el-Sserir

mit grossem Geprange gefeiert worden war, und ich

352 von

mich

den Anstrengungen

mehrere Monate

des

dauernden Feldzuges erholt hatte, brach ich von Uesan auf,

um

Tetuan zu besuchen.

Reichlich mit Medica-

menten versehen und unter dem d.

Titel „ssahah Sidi'%

Freund, Diener oder Anhänger des Grosssclierifs,

Ii.

wollte

ich

es

wagen,

streifen, es sollte dies

die

allein

Gegenden zu durch-

gewissermassen

als

Vorbereitung zu meiner Abreise dienen.

schon

seit

]

5

Jahren

in

Versuch und

Ein

.Spanier,

Uesan ansässig und dort

ver-

heirathet, begleitete mich*).

Von Uesan

aufbrechend

Maulthier und einen

ken Esel, ging nach einem

es

,

ich

ein

eigenes

vom Grossscherif geliehenen

star-

Uber Tscheraini nach L'xor, und

mehrtägigen Aufenthalt auf dem

ahliange der Rif-Iiergc, welche

man von I/xor

einigen Stunden erreicht, nordwärts. el

hatte

Aiascha gingen wir nach

Had

Vom

Westaus

in

Orte Arba

bei Arseila,

mein Maulthier verkaufen wollte, da

wo

ich

es sich, als nicht

besonders stark, schlecht bewährt hatte.

Aber wegen

zu schlechten Wetters, welches uns zwang, einen ganzen

Tag

in

Had

verpasst worden, und dicht bei

einem Duar zuzubringen, war der Markttag des

dem Sanctuarium

Mulei Abd-es-Ssalam ben Mscliisch, einer berühmten

Sauya

und

sehr

kommend, zogen

besuchtem Wallfahrtsorte wir

dann durchs

Gebirge

vorbei-

Tetuan

entgegen.

ine

*) Einige Monate spater wurde er, als er allein von Uesan Gebirge reiste, ermordet.

igitized by

Google

353 Bis

waren wir

jetzt

aufgenommen

gut

überall

worden, aber je näher wir Tetuan kamen, desto nüsszeigten

tranisclier

die

sicli

Abends wollten Tholba

Bergbewohner, and eines

eines Dorfes,

wo

wir zu über-

nachten beschlossen hatten, uns nur gegen Erlegung

von einigen Metkai Quartier geben, „dann würden wir

Auf meine

überdies ihres Segens theilhaftig werden."

Erwiederung, der Segen des Grossscherifs von Uesan, dessen Freund ich

genüge mir, zogen

sei,

drohend zurück, indessen schienen

sie

sinnungen geändert zu haben, denn

brachten ein

Auf dem Wege von Tanger

reichliches Nachtessen.

Tetuan angekommen, brachten wir dann eine

nach

Nacht

dem

in

durch den ich

sieh

sie

später ihre Gesie

in

Caravanserai

letzten Krieg

zu,

geworden

bekannt

Hier erblickte

der Spanier.

den Gebirgsschluchten zum ersten Male die

deutsche

Eiche

nirgends

mehr

hat man

in

Korkeiche

auf

in

Im

Caravanserai

mir ist.

sonst

Sonst

den Ebenen vorzugsweise die

den

immergrüne Eiche und

Abhängen

der Berge die

die Cerriseiche.

oder Funduk

nächtliches Unterkommen,

und Hofraum

welche

Marokko aufgestossen

Marokko und

wachsend,

wild in

fürs Vieh,

d. h.

einige

hatten

für eine

wir

für

leere Zelle

Mosonat zu zahlen,

für Geld bekamen wir auch etwas Brod, Milch und einige Eier.

10 Uhr rokkaner Rohna.

Am anderen Morgen

die Stadt sie

erreichten wir gegen

Tetuan oder Tetaun, wie die Ma-

nennen.

Die Spanier waren gerade beim 23

Digitizcd by

Google

354

Abmarsch, denn Tetuan

am

mittelbar

eingeschifft

nicht un-

liegt bekanntlich

Meere, so dass die Truppen nicht direct

werden können.

.

Ich unterlasse

eine

es

Beschreibung dieser von reizenden Orangengärten um-

gebenen Stadt ku gehen,

dem

hinlänglich aus

sie ist

letzten Kriege bekannt.

Nach

einigen

Tagen Aufenthalt kehrte ich Tetuan

den Rücken, und begab mich mit einer grossen Karanach

vane

Weg

Der

Tanger.

wird

gewöhnlich

in

zwei Tagen gemacht, wir brauchten indess nur Einen.

Sehr belebt war er durch heimkehrende Tetauni (Be-

wohner Tetuans), welche während der spanischen Besatzung die Stadt verlassen hatten, und die nun zurückkehrten,

um von

nehmen.

Nachdem

ihren

Immobilien wieder Besitz zu

ich sodann in

thier verkauft hatte, trat ich

Tanger mein Maul-

den Rückweg nach Uesan

an, zuerst längs des Strandes.

Man muss licher

Weg

indess nicht glauben,

dass ein eigent-

längs des Meeres läuft, davon

Spur vorhanden.

Aber der Strand

aus so festem Sande, dass

er,

muss aber

Meer

die Ebbezeit wählen,

bis dicht

Man kann

sehen,

wie

dessen breiteste Stelle hier Windstillen,

und

alle

ist,

für

ist

die

das

Ocean,

nach tagelangen

dennoch immer grosse Wellen

Zeit

Man

hiuantritt.

der Atlantische selbst

besteht

Wagen,

ersetzt.

bei Fluth

weil

an die Dünen oder Felsen

hier

keine

ist

ist so breit,

ausgenommen

vollkommen eine macadamisirte Chaussee

schlägt,

Brandung oder das Rauschen

_.i

.1

!

!:,

.355

der den Sand hinaufrollenden Wellen weit im Innern des

Landes zu hören.

Man kann in

Hinderniss an der ein

Mündung

ganzer Tag verging.

Mündung, fiir

längs des Strandes reisend,

recht gut,

einem Tag Arseila erreichen, aber wir hatten ein

um

des Ued-Morharha, worüber

Zu

breit

und

an der

tief

man

durchwatet werden zu können, hat

Fahr-Einrichtung gesorgt, das Boot aber lag auf

der anderen Seite, und kein

Fährmann war zu Wir

oder durch Hufen herbeizulocken.

zogen,

wir vergeblich versucht hatten, hindurch zu

finden

nachdem

schwimmen, Bereden

flussaufwärts, ohne eine Furt zu finden, auf das

der Leute eines Duars kehrten wir um, und diesmal

war denn auch der Fährmann an Ort und wir

hat

wurden

hin üb erbefördert.

man dann

Ehe man

und

Stelle,

Arseila erreicht,

noch die Mündung des Ued-Aiascha zu

passiren. Arseila, von den Alten Zilia,

Zelis

und

Zilis

ge-

nannt, wird von einigen Schriftstellern, darunter Hemsö,

Wenn nun

Höst und Barth, Asila genannt. die Herleitung des

Namens von

aber auch

Zilis unzweifelhaft ist,

so ist heute doch nur die Schreibweise mit einem einzig richtige,

und

ist

es

wohl

seit

r die

Jahrhunderten

gewesen, da Leo, Marmol, Lempriere. Jackson und die

meisten

Schriftsteller so schrieben.

den Eingeborenen gegründet,

Ohne

Zweifel von

später im Besitze der

Carthager, der Römer, der Gothen, wurde nach Leo

Arseila 7J2

n.

Chr. von den

Mohammedanern

erobert

1

356

Dann

und 200 Jahre von ihnen behauptet.

sollen die

Engländer (nach Leo) eine Zeitlang die Stadt besessen

Mohammedaner

haben, und später wieder im Besitze der

wurde

sie

1471*) von den Portugiesen erobert und

zum Jahre 1545

im Besitze der Marokkaner

Ob

das alte

Zilis

geblieben.

übrigens genau an

des heutigen Arseila gewesen

an

der

Mündung

Schritte weiter im

des

bis

Seit der Zeit ist die Stadt

behauptet.

ist,

ob

der Stelle vielmehr

es nicht

Ued-Aiascha

hundert

einige

Norden gelegen hat, möchte wohl

wohl erst noch festzustellen

Jedenfalls

sein.

die

ist

heutige Stadt su gelegen, dass sie nie besonders durch

Handel und Wandel blühend gewesen

sein kann.

Am

Strande ziehen sich allerdings rechtwinkelig ins Meer hinein Felsblöcke, aber

angenommen,

sie

hätten ehemals

einen Hafen gebildet, so würde dies Bassin

genug gewesen

sein

12—16

kaum

gross

Fischerböte aufzunehmen.

TJeherdies sind die Blöcke so klein, daes sie bei halber Flut})

schon

vom Wasser bedeckt

des Ued-Aiascha,

bemerkt hat, gewesen

wo man

rauss in

sein.

Plinius

sind.

Die Mündung

ebenfalls Mauerüberreste

früherer Zeit ein guter Hafen sagt

überdies:

„Zilis

juxta

flumen Zilia", welcher Fluss wohl kein anderer sein kann, als der ebener wähnte Aiascba. Arseila, in der

unmittelbar

am

Gegend von Hasbat gelegen,

Meere.

liegt

Ein rechtwinkliges Oblongum.

von halbverfallenen Mauern und Thürmen umgeben, *)

Nach Loo

1177.

Digitizod

t>y

Google

357 mit zwei Thoren, von denen das eine nach Norden, das andere nach Osten

hat Arseila

sieht,

mohammedanischer und

c.

500 Einwohner

Mau

israelitischer Confession,

Marokko's

findet in

Arseila wie in

zalilreiclie

Spuren christlicher Herrschaft an den alten

Bauwerken.

Einige

Seestädten

allen

am Boden

liegende Säulen, ebenso

Säulen, die jetzt im Innern der Itjemma sind, dürften vielleicht

römischen Ursprungs

Funduk

elendes

sind

die

Ein Djemma,

sein.

öffentlichen

Gebäude,

ein ein

marokkanischer Jude versieht das englische Consulat. Arseila besitzt nicht einmal Fischemachen, geschweige

grössere

gebung haben

Um-

Trotz der nächsten sandigen

Scliiffe.

die

Bewohner

es verstanden,

leidlich

gute Gärten anzulegen und Feigen, Melonen, Pasteken

und

die

Rehe gedeihen

ist so theuer,

und fast

vortrefflich.

was Lebensmittel

selbst Früchte, die in

Aber kein Ort

anbetrifft, wie Arseila,

anderen Theilen von Marokko

umsonst zu haben sind, kosten hier verhaltniss-

mässig

viel

Die

Geld.

ganze

Stadtbevölkerung

fanden

Zelten auf einer grünen Wiese dicht lagert,

wir

unter

am Meere

ge-

da der Sultan für sein ganzes lieich eine drei-

tägige Festlichkeit angeordnet hatte aus Freude über den

Wie

glücklich bewältigten Aufstand Sidi Djellui's.

Juden Laubhüttenfest, werden keiten der Marokkaner im

auch

bei

alle

derartigen Feierlich-

Freien

abgehalten, wie ja

den grossen religiösen Festen, Aid

aid sserir und

Molud

der

die gottes dienstliche

el kebir,

Ceremonie

,358 nicht

der Moschee,

in

sondern draussen auf freiem

Felde celebrirt wird.

Zwischen Tanger und L'Araisch

können auch Christen

iu christlicher

Meeres

reisen,

werden.

So

denn auch

am

in Arseila waren, ein spanischer

Frmduk

Arseila, das wir

L'Araisch hat

man

Mündung

langen, die

tige

aufzuhalten,

hier

um

verliessen,

in die Stadt zu ge-

Ued-Kus übersetzen.

des

erreichten

wir

Ohne

immer durch

am

selben

war kein Aufenthalt

Kunde wurde

Tage

für uns,

einen

L'xor.

da uns

Sidi-el-Hadj Abd-es-Ssalam beabsich-

Marokko.

Heise nach

eine

zu

wir

eben dem

beibehält, nur einen halben

schönen Korkeiehenwald reisend,

die

in

am anderen Morgen

Tagemarsch, und man muss,

Und auch

des

längs des Meeres, dessen Ufer

immer denselben Charakter

uns

wo

ein (Christen

Nacht zubrachte, welches uns beherbergte.

die

Von bis

selben Abend,

Kaufmann

im Städtchen), der

sonst keine

giebt es

Tracht längs

ohne befürchten zu müssen belästigt

traf

waren wir wohlbehalten

in

Zwei Tage darauf

Uesan nach

einer

Ab-

wesenheit von drei Wochen.

Der lich

Grossscherif, der

mich wie immer sehr freund-

empfing, sagte mir, allerdings habe er eine Ein-

ladung

vom

Sultan erhalten, ihn nach Maraksch zu

begleiten, aber später

Briefe den

Wunsch

habe der Sultan

iu

einem anderen

ausgedrückt, nicht

da seine Anwesenheit

in

zu kommen,

der Nähe des Itharb, dessen

Bevölkerung eben erst eine Revolution durchgemacht hätte,

notwendiger

sei,

als in

Maraksch,

359

So glaubte

denn auch, dass die Zeit gekommen

ich

mein Geschick von dem des Gxossseherifs zu trennen,

sei,

(U'S5y

Google

382 das alte Kerne*)

gewesen

scheiden; eine Insel

wohl aber

nicht,

ist

wage ich nicht zu

sei,

in

der

Mündung

auch hier

ist

ent-

des Flusses

Im

Nehrung.

eine

Innern der sehr geräumigen Kasbah lagerte ein ganzer

Stamm

unter

waren da.

Burg

der

aber

,

auch

Wohnungen

feste

Djemma durch

liegende

und

Arbeit

Zelten

Namentlich zeichnete sich die in der Mitte

Conservirung

gute

Sauberkeit

aus.

{Schriftgelehrten) luden uns freundlichst

selben die Nacht

Die ein,

der

Tholba in der-

Die meisten Häuser,

zuzubringen.

Fidala sind, liegen in Buinen, der edle

die in

derselben,

die

Abwesenheit des

Styl

maurischen Schwib-

bogens an Fenstern und Thürcn sagen uns mit Sicherheit, dass diese

Gebäude von Europäern erbaut wurden.

Eenou behauptet

Mohammed

indess, dass Fidala 1773

gegründet

sei.

An

vielen

von Sultan

der

Fenster

waren sogar noch Balcons.

Am

folgenden

Morgen

passirten wir

eine

lange

über den schmalen Fhiss TJed-Dir führende Brücke, derselbe

soll

Gegend

bleibt

links

die

jedoch manchmal weit austreten.

Die

immer

und

dieselbe,

rechts das Meer,

nicht enden wollende

oder Landschaft Temsena,

nur

Gegend der Provinz einmal unterbrochen

durch den grossen längs der Küste sich hinziehenden

Sumpf *)

Um-Magnudj.

Die

gut

bevölkerte

Gegend

Kerne möchte eher beim heutigen Agadir zu suchen

sein,

obgleich auch doitin der Bucht keine kleine Insel aich befindet,

aber keineswegs, wie Knütel meint, die Insel im Rio do Ouro

gein.

Digitizod &/

Google

383 hauptsächlich Mais

bringt

Hauptnahrung

als

davon

ganz

sie

Leuten

den

der

hervor,

indem

dient,

Polenta

eine

Italiener

bereiten.

wie

die

Man kann

sagen, dass an der ganzen Küste von L'Araisch bis

Asamor

nicht

die

Kuskussu verarbeitete Gerste,

zu

sondern der Mais oder türkische Weizen

Auch wird davon

ist.

viel

die Nationalkost

nach Spanien und Portugal

exportirt.

Am

seihen

Abend noch waren

wir in Dar-beida

(Weissenstadt und von den Spaniern Casa bianea über-

wo

setzt),

wir bald bei einem Kaffeehausbesitzer, den

ich von Fes her kannte,

ein gastliches

Unterkommen

Dar-beida bildet eine Art befestigten Vier-

fanden.

dessen Mauern jedoch ausser Stande sind, den

ecks,

geringsten

Widerstand

gegen

Sowie von Musagan und

Saii

Europäer

zu

leisten.

wird auch von hier aus

bedeutend exportirt, und hauptsächlich sind

es Wolle,

Mandeln und Felle, welche

Üel, Mais, Weizen,

Eingeborenen den Europäern zu Markte bringen. Einwohnerschaft ca.

von

Dar-el-beida

beläuft

die

Die

sich

auf

300 Seelen, unter denen sich eine zu den übrigen

Hafenstädten Marokko's verhältnissmässig grosse Zahl

von Europäern befindet. dass ist

alle

die

Ich fand es höchst auffallend,

Lehensmittel hier so theuer waren, vielleicht

Concurrenz der Europäer daran Schuld.

In

der Meeresbucht befanden sich sieben grössere europäische Fahrzeuge,

nehmen.

Sie

im

kommen

Begriffe, ihre

meist ohne

Ladungen

Waaren

an,

einzu-

wenn



384

man anders

nicht

französische)

die

rechnen

will.

Europäer auf die eben

angeführten Exportationsartikel machen,

ist

ein sehr

Deutschland betheiligt sich gar nicht daran.

grosser.

An

und

(spanische

Siiberthaler

die

Importal onsartikel

als

Aber der Vortheil, den

Merkwürdigkeiten hat die Stadt nichts aufzuweisen. Maltzan nimmt an. dass Dar-beida oder Dar-el-

beida

die

Stadt Anfa Leo's

Es

sei.

nicht daran zu zweifeln, aber Leo's

ist

auch wohl

Angaben über

die

Entfernung Anfa 's sind höchst ungenau, er sagt: „Anfa ist

grosse

eine

von den Körnern erbaute Stadt

Ufer des Oceans, ungefähr 60 Meilen

am

vom Atlas gegen

Norden, ungefähr 60 Meilen von Azemur gegen Osten

und ungefähr 40 Meilen von Rabat gegen Westen

Leo

legen."

ge-

scheint die Stadt gleich nach der Zer-

störung derselben

durch

haben, er fand

ganz verödet und von Einwohnern

verlassen.

sie

aufgebaut.

besucht zu

die Portugiesen

Nach Maltzan wurde

Namen

Mulei Ismail unter dem

sie

erst

1750 von

Dar-el-bcida wieder

Nach Eenou wiedererbaute

sie

Sultan Mo-

hammed, was wahrscheinlicher ist, da Ismail von 1 672 1

727 regierte.

ich zwei Tage.

Von Dar-beida nach Asamor brauchte Der auf

fast allen

angegehene Ort Mediona, soll,

existirt dort nicht,

einwärts

;

Mediona

ist

Karten Marokko's

der an der Küste

wohl aber

ca. 3

Hegen

Meilen land-

weiter nichts als eine von einigen

Duar umgebene Kasbab. Endlich war die weite

Mündung

des Um-Rbea,

385

man

oder wie

gewöhnlich sagt Mrbca erreicht.

Der

Ffoss ist so tief, dass er selbst zur Ebbezeit nie durch-

watet

werden kann, aber eine gute Fähre

mit der

man

übergesetzt wird.

vom Atlas entspringend die

ist

vorhanden,

Der Flosa Um-El>ea,

hat auf seinem linken Ufer

,

bedeutende Stadt Asainor; aber so bedeutend

selbe ist,

Seelen,

ich schätze

die

so wird ihrer

den

in

geographischen

Der Name Asamor bedeutet

der Tarn asirht -Sprache übersetzt,

aus

und eigentlich

"hat die

es-Sidi-Bu-Schaib

,

Herrn

Bu-Schaib.

weiter

nichts

ganze Stadt den

d.

als

Ii.

die

gegend

in

als ein

angaben über

Asamor

Namen Asamor-

war

hier

Sanctuarium dieses

nämlich Schaib's,

liegt,

sieh

befindet und die in naher

Um-

grosses Heiligthum

den

Oelbäume,

Oelbäume des gnädigen

Ursprünglich ein

die

dessen kleine „Kubba", in der er begraben

auch beute

die-

Einwohnerzahl aui 30,000

selten

Handbüchern gedacht.

Angriff

von

Die Zahlen-

gilt.

Asamor durch

Portugiesen sind bei Maltzan nicht genau.

die

Erst 1508

begannen die Portugiesen zu belagern, jedoch ohne Erfolg, aber im Jahre 1513 wurde die Stadt erobert, zerstört sitze

und nach einem zweiunddreissigjährigen Be-

von den Christen

Asamor, auf einer

freiwillig

ca.

aufgegeben*).

150' hohen Anschwellung

des Erdbodens gelegen, wird merkwürdigerweise von Arlett mit nur 700 Einwohnern angegeben.

*) Siehe daraber Leo,

Rohlfs.

Dapper und Renou. 25

Andere

386 aber, die

doch auch gute Notizen über

die Stadt hatten

oder auch Asamor selbst gesehen haben, sind darüber

auch anderer Meinung, so nennt Dapper volkreich", Lempriere ist

nämlich

die,

sie

Asamor

dass von allen Häfen,

Agadir die einzigen

sind,

„überaus

Die Sache

„ein grosser Ort."

und

wohin Europäer selten kommen.

In allen marokkanischen Hafenstädten, so klein auch sein mögen, giebt

So in

es

der Stadt

Asamor und Agadir

Consuln noch Europäer.

sie

Consuln und Consularagenten.

Arseila, in L'Araisch, in

Masagan

etc.,

sind weder

aber

in

christliche

Allerdings sind in Sala auch

keine Consuln, aber der Grund liegt mehr in der Nähe

von Neu-Sala oder Arbat,

als

in

einer

anderen Ur-

sache.

So

ist

denn auch Asamor eine vollkommen marok-

kanische Stadt,

der ganze Handel, die Industrie hat

etwas urwüchsig Marokkanisches an

sich.

In

dieser

schönen Flussmündung, welche meilenweit nach oben hin

noch

salziges

Meerwasser hinauftreibt, sieht

europäische Schiffe.

mit

man

nie

Der ganze Handel von Asamor

dem Binnenlande beruht auf eigner Production und Man verfertigt namentlich Haike, Bur-

Manufactur.

nusse, Matten,

Schuhe und Töpfergeschirr,

Nähe der Stadt

ist

In der

bedeutender Gemüsebau, aber die

Früchte werden mehr nach aussen

und Masagan

exportirt,

als

in

hin,

nach Dar-beida

der Stadt selbst auf-

gebraucht.

Ich durfte nicht unterlassen „den berühmten Hei-

Digitizod ö/

Google

387 Mulei Bu-Schaib zu besuchen", so sagt man in

ligen

der

That in Marokko,

lebt

oder todt

Heiligen lebte:

ist.

wenn

einerlei

eintrat in

ob der Heilige noch

redet dann auch einen solchen

er gestorben

„es ssalamn

Als ich

Man

alikum

ist

ia

so an, als ob er noch

Mulei Bu-Schaib'

Bittsteller,

hockten oder Umlagen den Sarkophag, zernes mit rothem

1

etc.

den kleinen Grabdom, war denn

auch das ganze Mausoleum voller

Tuch und

d.

alle

um-

h. ein höl-

reich mit Seide gesticktes

umhangenes Holzgestell. Den grössten und eigentlichen Segen hatten indess nur die Schriftgelehrten des Mulei Bu-Schaib, die von jedem Botenden eine Gabe zu erpressen wussten. dass

diese

Als höchst merkwürdig

mir

fiel

auf,

Tholba (Schriftgelehrte) durch besondere

Tracht sich auszuzeichnen suchten von ihren Mitgläubigen, wie die Pharisäer der Bibel.

Marokkanern unterscheidet führt, der Schriftgelehrte

Bei den übrigen

sich aber, wie schon ange-

von seinen Mitgläubigen nie

durch Tracht, und wenn er auch der erste Faki der

Djemma

Mulei

Abd

Allah Scherif von Uesan wäre.

Sowie durch eigne Tracht, so zeichneten sich denn

auch diese Tholba durch grosse Selbstgefälligkeit und religiöse Eitelkeit aus.

Ehe

ich

von Asamor aus weiter zog, muss ich

eines kurzen Abstechers erwähnen, den ich

von hier

aus mit einer Karavane nach der Stadt Marokko, von

den Eingebornen Marakesch genannt, machte.

Es war

nur eine kleine Karavajae aus lauter Eseltreibern be25-

388 stehend, welche Töpferwaaren ins Innere führten, dabei bis

dere

Waaren

Leute war

Marokko

um

wollten,

zurückzubringen.

es

des Landes

von dort an-

In Gesellschaft dieser

vollkommen unmöglich irgendwie nur

Aufzeichnungen zu machen.

Die Gegend sah zu der

Zeit sehr traurig aus,

Herbst war und die

da

es

er-

sehnten Regen wollten sich nicht einstellen, so dass

man

hätte glauben können in der Vorwüste

Und

zu sein.

doch muss diese Landschaft im Winter und FrÜliling ganz verändertes Ausseheu haben.

ein

Lotusbüsche bekleiden grünen Blättern, neue

die

Die

kahlen

dann mit frischen

sich

einförmige Zwergpalme

Fächer aus der Erde und

reift

ihre

hell-

sendet kleinen

äusserlich der Weintraube nicht unähnlichen Beeren,

Zwiebeln und Gräser spriessen aus der Erde und die

Heerdes kehren von den immergrünen Weideplätzen der Atlasstufen zurück.

Wir

um zu

marschirten den ersten Tag sehr anstrengend,

dem Markte

zur rechten Zeit auf sein,

el

Had

(Sonntag)

und noch denselben Tag wieder aufbrechend,

überzogen wir sodann einen niederen Gebirgszug von

Nordwest nach Südost streichend, der an der Gegend,

wo wir

ihn überschritten, den

Sobald

man den Kamm

die Wasserscheide

Namen

Dj. Ssara führte.

dieser Hügel, welche zugleich

zwischen

dem Mrbea und Tensift man die schneeigen

bilden, überschritten hat, erblickt

Gipfel des grossen Atlas.

Aber

so

nahe die Berge zu

sein scheinen, so fern sind sie noch; ehe

man nur

die

Digitizod by

Google

380 Stadt

Marokko

man noch

drei

Tage-

zu der Zeit mit der ganzen

Armee

hat

erreicht,

märsche.

Der Sultan war dort;

er hatte sieh den Eintritt in die zweite Haupt-

stadt

seines

Rhammena,

der

Die Stämme

Landes erkämpfen müssen. südwestlich von

Marokko auf den Ab-

hängen des Atlas heimisch, hatten

sich kurz vor seiner

Ankunft empört und hielten die Stadt umschlossen.

Aber die Rhammena hatten nicht auf

Kanonen

die

des Sultans gerechnet, trotzdem sie sich ziemlich hart-

näckig bei der Sauyu-bcn-Sassy südlich von der Stadt

Sobald die Kanonen erdröhnten, wurden

vertheidigten. sie leicht

bewältigt,

und nachdem so und so

waren abgeschnitten worden, welche

als

viel

Kopfe

Warnung an

sämmtliche Städte des Reiches vertheilt wurden, nach-

dem

Habe waren beraubt worden, war wieder

sie aller

Ruhe im Lande. Ich blieb nur zwei Tage

in

Marokko und verHess

Funchik (Gasthaus) nur Abends,

das

kannten

zu

um

nicht Be-

Denn trotzdem der

begegnen.

Sultan

durch Yermittelung des englischen Gesandten mir beim

Weggange von Mikenes zu

bleiben

und

fürchtete ich,

freigestellt

überall

falls

hatte,

hingehen

frei

er erführe,

im Lande

zu

können,

ich sei in Marokko,

festgehalten zu werden.

Die Stadt Marokko

ist

nach Beaunuers Beobach-

tungen mit einem holosterischen Barometer 408 Meter

über

dem Meere

gelegen.

Die Einwohnezahl

der

DigiiizGd

t>y

Google

390 Stadt

sehr wechselnd, je

ist

wesend

oder nicht.

ist

verlässigste

am

Sir

nachdem der Sultan

an-

Drummond. Hay, der

zu-

Gewährsmann, und der von

allen

Europäern

besten die Städte des Innern kennen lernte, nimmt

70,000 Einwohner an. besuchte,

ist

Zur

Zeit, als er dort

den Sultan

das auch wohl richtig gewesen, in

ge-

wöhnlichen Zeiten sind aber wohl nicht mehr Bewohner in

der Stadt, als wie Maltzan, Beaumier und Lambert

annehmen: 50,000.

Nach Leo und den meisten Geographen rokko von Yussuf-bon-Taschfin erbaut sich

auf

Cooley stützend,

Erbauungsjahr an.

Es

ist

giebt das

Ma-

soll

Renou,

sein.

Jahr 1073

als

indess wohl genauer, wenn

wir mit Sedillot festhalten, dass der Feldherr Abu-Bekr, ein Partisan

früher

von AM-AUah-beu-Taschfin, einige Jahre

Von der Bedeutung

Stadt anlegte.

die

wie Marokko unter Yussuf,

gewesen

ist,

aber,

unter seinem Sohne

Ah

von welcher Epoche Leo sagt, die Stadt

habe hunderttausend Häuser gehabt, davon hat dieselbe nur den

grossen

sollen die jetzigen (d. h.

einer

Umfang

behalten.

Nach Lambert

Mauern der Stadt,

die

aus Tabi

Mischung aus Thon, Kalk und kleinen

Steinchen, welche Masse zwischen Brettern gestampft

und gepresst wird) besteben, und fassungsmauern fernung

vom

zu

Sultan

aller

die

wie die Um-

marokkanischen Städte von Ent-

Entfernung

flankirende

Tbürme

Mohammed ben Abd-Allah

haben,

(1757—1790),

Digitized by

Google

391

dem

und

fälligsten

marokkanischen

bedeutendsten

Kaiser der Neuzeit, gegründet sein.

Ganz entgegengesetzt zu Fes hat

die Stadt

rokko mit wenigen Ausnahmen nur einstöckige

Ma-

Woh-

nungen, und an den Seiten der breiten Gasseu findet

mau

Gürten.

oft grosse

Nur im Handel sc entram der

Stadt verengen die erstehenden Häuser die Strassen.

Im Uebrigen hat

die Stadt

ihre Kessaria (eine ganz

neu erbaute für fremde Artikel

hinzugekommen),

lich

ist

nach Lambert kürz-

ihre Ataria,

ihre grossen

und

kleinen Funduks, ihre Marktplätze, auf denen der be-

Djemma el Fanah und der Stadt vor dem Thore „Chamis"

deutendste Markt vor der

andere ausserhalb der

Auch

abgehalten werden.

Narrenhaus, Morstan,

ein

Marokko mit ähnlicher Einrichtung

befindet sich in

wie in Fes.

An Palast

öffentlichen

des

Sultans ,

Gebäuden obschon

ist die

zeichnet sich durch nichts aus.

schee

die

ist

(Schreibern) erstere ihr sind. ca.

und

Kutubia,

und

Handwerk

(Büchern)

treiben, letztere

Der hohe Thurm der Kutubia ca.

,

welche dort,

ebenda zu kaufen soll

nach Larabert

210 Fuss hoch

sein,

Maltzan schätzt die Architektur auch dieses

Thurmes höher doch von Lübke als

umfangreich,

Die berühmteste Mo-

so genannt von den Adulen

Ketabat

250 Fuss, nach Maltzan v.

Stadt arm, der

äusserst

eines

als die

der Giralda von Sevilla, welche

in seiner Geschichte der Architektur

der schönsten Baudenkmäler spanisch-mau-

Digiiizcd by

Google

392 Architektur

rischer

sie fast

Was

wird.

anbetrifft,

die

so gleicht

der grossen den „Erzengeln" gewidmeten Mo-

Auch Her

schee in Fes. die

hervorgehoben

Anordnung der Djomma

innere

die grosse

Zahl von Säulen,

von Spanien hergeholt sein sollen, auch hier Springbrunnen,

reizenden

Denn

Wasser spenden.

leitungen der Stadt,

die

aber

oft

genug

die einst so schönen

die

kein

Wasser-

welche von den Bergen Misfua

und Mulei Brahim das Wasser der Stadt zuführen, liegen in verwahrlosetstem Zustande.

Moscheen

ist

ist die

kleinen Pilger, pflegt;

Sidi-bel-Abbes

der Stadt,

Kubba begraben.

ist

er liegt dort

Alle

es versteht sieh,

für

dass

Verbrecher

einer

Fremde, namentlich

diese

und

im

,

zugleich in

werden hier unentgeltlich drei Tage lang

fluchtsort folgte

Heilig-

Sauya des Sidi-beh Abbes

Norden der Stadt gelegen. der Schutzpatron

Ton den übrigen

Das grösste

wenig zu berichten.

thtuu der Stadt

ver-

Sauya auch Zu-

unrechtmässig

Ver-

ist.

Das Ghetto der Juden, wie

in allen

marokkanischen

Städten „Milha" genannt, d.h. der gesalzene Ort, wird

nach Lambert häufig Spasses halber von den Moham-

medanern „Messus",

man

schätzt

die

d. h.

der „salzlose Ort" genannt;

Zahl der Juden

Moses Montefiori, der im Jahre war,

um

dies

auf 6000 Seelen.

1864

in

Marokko

beim Sultan eine verbesserte Lage für

unglücklichen trotz

seine

Glaubensgenossen herbeizuführen ,

seiner

hat

reichen Geschenke keineswegs

Digitized by

zu

Google

i

393

Wege

bringen können,

Für

bisher.

leben dort

sie

heute noch in

und unterdrückten Art, wie

derselben unglücklichen

die Christen scheint

schwung eingetreten zu

sein.

Um-

aber dort ein

Beaumier konnte mit

seiner Frau, freilich in seiner Eigenschaft als Consul,

im Jahre 18G8 unbehindert die Stadt nach

allen Itich-

tungen hin durchziehen, und der schon mehrere Male genannte Hr. Lambert bewohnt Marokko

Um

zu können,

dies

Aber keineswegs möchte

doch empfohlen, wie Hr. Lambert das

am Ende

der Pariser geographischen Gesellschaft über-

seines

reichten

Berichtes

nach

statt

Jahren.

und man muss es

von den Mohammedanern den Juden täglich

sie

auferlegt werden, zu ertragen, ich

sein,

Demüthigungen und Texationen, ähnlich

verstehen,

wie

seit

muss man aber vor allem der

Sprache vollkommen mächtig

oft

thut:

„die Touristen

einzuladen,

besuchten Gegenden zu gehen, nach Ma-

rokko zu kommen,

um

Ausflüge in die

machen".

Solche sichere Zustände

im Innern

dieses

Umgegend zu

herrschen heute

Landes noch nicht*).

Ausser diesen vereinzelten Christen und den der

Zahl nach genannten Juden besteht die Bevölkerung *)

Die Folge eines Bolchen

französischen

Berichtes

verur-

sachte auch den Tod von Alexandrrae Tinne. Sic berief sich stets auf die zwischen Colonel Mireher und den Tuareg vereinbarten

Verträge, als

Obschon

sie

man

ihr rieth nicht ins

Land der Tuareg zu gehen: dem fran-

wissen musste, dass diese Vertrage nur auf

zösischen Papiere existirten, da besitzenden Tuaregfürsien

von Seiten der mächtigen

und

Niemand erschienen war mit Oberst

Mireher zu unterhandeln.

Digitized by

Google

394 von Marokko aus Berbern, Arabern und Schwarzen. Letztere, vorzugsweise wie in ganz

Marokko aus Haussa-

und Bambara-Negern zusammengesetzt, hier unter

Schellali

man

könnte

völkerung

Arabisch

als

versucht sein

sei

viele

man auch

sie sind alle

von ihren

ein-

Dadurch, dass man fast

heimischen Sitten beibehalten.

mehr

fasst

dem Namen Gnaui zusammen,

Bekenner des Islam, haben aber

in

Marokko reden

hört,

zu glauben, die Berberbe-

Das

überwiegend.

ist

aber nur anschei-

nend und namentlich an den Markttagen, wo die ganze Landbevölkerung in die Stadt hereinkommt, der Fall.

Der

eigentliche Städter

zwar

oft viel

arabischer Herkunft, hat

ist

fremdes Blut, pocht aber

darauf,

für

Wie in den übrigen man auch hier viele Be-

einen Araber gehalten zu werden.

Städten Marokko's

findet

wohner aus den übrigen grossen Ortschaften Nordafrika's,

die

manchmal

auch für immer sich

nachdem

sie

ein

einzelne

fixiren,

kleines

Jahre lang,

andere

oder auch noch im Alter,

Vermögen erworben,

in

die

Heimath zurückkehren.

Für ein

die Aussätzigen hat

eignes Dorf,

man im Korden der Stadt

Harrah*) genannt; diese, die nur

unter sich heirathen, dort eine eigene

haus)

Djemma

(Gottes-

und eigne Medressen (Schulen) haben,

deren

Vorstände ebenfalls Aussätzige sind, dürfen nie die Stadt *)

betreten.

Dagegen

sieht

Mit diesem Worte bezeichnet man

Nordafiika'g das Juden quartier.

man in

dieselben

den

den östlichen Städten

395

dem Thore „Dukala"

ganzen Tag vor

um Almosen Begüterte

haben

unter

iiireu

Es

erflehen.

zu

denn

ihnen,

Le rumlungern,

treiben

dem

auch

übrigens

giebt sie

eignen Grund, auf

sie

Industrie,

ackern und

Gärten bebauen, und die übrigen Marokkaner scheuen sich nicht, mit ihnen zu bandeln;

sagt,

so

wenn aber Lambert

den Aussätzigen würde

die Furchtlosigkeit vor

dass die Stadtbewohner

weit getrieben,

Leprösen aus einer Schüssel ässen, oder

Zimmer

schliefen,

so

diesem Harrah giebt

ist

mit den in

einem

das wohl übertrieben.

es eine

In

Milba für die aussätzigen

Juden.

Der Handel von Marokko gehalten gering, schicklichkeit so

es

fehlt

ist

gegen den von Fes

den Marokkanern

und der Unternehmungsgeist.

die

Ge-

Die einst

hoch berühmten Gerbereien von Leder (Corduan,

Maroquin, Safian) liegen im Verfall, allerdings existiren

noch ganze Strassen, wo man nur gelbe und rotbe Leder, oder davon fabricirte Schuhe kaufen kann, aber das schönste Leder wird heute in Fes bereitet. wichtigkeit hat

Marokko im Handel

für

Haupt-

die südwärts

gelegenen Atlastheile und die grosse Oase des Ued-Draa.

So beziehen denn auch sämmtliche Arabertriben den beschwerlichen Dattelvorräthe

Weg

von

Marokko

holen ihren Vorrath

Schon am Stadt wieder.

dritten

,

die

über den Atlas scheuen, ihre ,

und

die

Marokkaner

vom Draa. Tage Morgens

Was mich

verliessen

anbetrifft, bo

wir die

hatte ich von

396 derselben höchstens ein Bild gewonnen, so wie es der jetzige Reisende mit nach

Eisenbahn

Wege

um

verlässt,

einen

Tag lang

Hause

wenn

bringt,

er die

am

sich in irgend einer Stadt

aufzuhalten.

Aus

An-

eigner

schauung hatte ich nur die Märkte bei Abend, die Kutubia und die »S;mya Sidi-bcl- Abbes kennen gelernt.

Der Rückweg wurde auf

dieselbe

Art gemacht,

nur für mich auf angenehmere Weise, da einige reiche

marokkanische

Kaufleute

sich

der

Karavane

ange-

welche Zelte hatten, und die sich

schlossen hatten,

ausserdem täglich den Luxus einer Tasse Thee erlaubten,

dafür

und wenn wir

sorgten,

in der

dass

Es

Kosten Fleisch bekam.

Nähe

ganze

die

ist

eines

Duars lagerten,

Karavane auf ihre sehr häufig, dass in

diesem Lande, wo das Alleinreisen mit der grössten

Gefahr verbunden

ist,

sehr reiche Kaufleute sieh mit

Haulthierkaravanen zusammenthun, und dass

dem „Aman", Schutz

einer solchen „Gofia",

sie

unter

Karavane

weite Reisen zurücklegen.

Wieder angekommen

in

Asamor, trennten wir uns,

dem Norden, oder in der Um-

der reichere Theil der Karavane zog nach der grösste Theil blieb im Ort selbst,

gegend, und wir beide zogen längs des Oeeans weiter,

nachdem wir noch macht

hatten.

einige

Bis

Tage Rast

in der Stadt ge-

zum nächsten Orte

kleine Burg, von den

el

Bridja, d. h.

Europäern Masagan genannt,

ist

gerade eine deutsche Meile AVegcs.

EJ Bridja,

ein

länglichtes

ummauertes Viereck,

Digitizcd by

Google

397 wird fast nur von Europäern und Juden bewohnt, und der Handel, der in

sein sollte,

wird hier be-

Mohammedaner begnügen

Die

trieben.

Asamor

damit

sich

ausserhalb der Stadtmauer, die Übrigens halb in Kuinen ist,

Hütten und Zelten zu wohnen.

in

Masagan, oder wie nannt wird:

Dar

sie drittens

djedida,

d.

In

el Bridja,

von den Gläubigen ge-

h.

Neustadt*),

ist

denn

auch ein bedeutender Export-Handel, den Beaiunier der

auf

'/a

Ich

traf

Gesammtansfulir

dort über 20

vom Lande

Rhede, und wie lebhaft der Handel dort

am

auf der

riorirt,

geht

besten daraus hervor, dass in diesem kleinen Orte,

wo 1864 alle

anschlägt.

europäische Schiffe

sicher nicht

mehr

als

1000 Einwohner waren,

europäische Nationen einen Vertreter hatten.

Wir

vcrliesscn

Masagan und wieder längs

Meeres ziehend, kehrten wir Nachts bei Arabern einem Duar (Zeltdorf) gelagert,

des in

Ein neues Un-

ein.

glück sollte mich hier erreichen,

der Spanier mein

dem Esel aufgebrochen und Weite gesucht. Er hatte mir nichts zurückals was ich auf dem Leibe trug, und ein

Begleiter war Nachts mit hatte das

gelassen,

kleines Ledertäschchen

,

welches ich als Kissen unter

dem Kopfe

hatte,

Geld war.

Die Hauptsumme

Kleidung besass *)

Namen

,

und worin glücklicherweise etwas aber',

alles

hatte er aufgepackt

was ich an

und war damit

Diese kleine Stadt acheint sich durch den Iteichthum an auszuzeichnen,

ZersWrte, nennen.

man

hört sie auch

El-Maduma,

d. h.

die

398

— Es wäre unnütz gewesen hinterdrein-

verschwunden.

die

zumal ich annehmen musste, dass

zu wollen,

laufen

Leute des Zeltdorfes wohl mit ihm im Einvergehandelt hatten,

ständnisse

denn ohne ihr Wollen

dem Duar

hätte er sich unmöglich Nachts allein aus

„Mktub

entfernen können.

er Lah", es

war von Gott

geschrieben, sagte ich nach Sitte der Marokkaner, verliess

das Zeltdorf, und erreichte ziemlich früh Ualidia.

Dies

ist jetzt ein

kleines

Dorf ohne

alle

Bedeutung,

scheint aber früh eine ziemlich bedeutende Stadt ge-

wesen zu

Ein Theil der Stadtmauern und der

sein.

Thore sind noch vorhanden. sich,

südlicli

vom Dorfe,

An

der Küste befindet

der beste Hafen des ganzen

marokkanischen Ufers, wenn derselbe auch nicht gross ist.

Es

ist

schnitten,

dieser

Hafen lagunenartig, haffartig einge-

der Art, dass die davorliegende Nehrung

von Felsen gebildet

ist.

In früheren Zeiten

Hafen auch benutzt worden unbeachtet und sende,

fast

sein,

unbekannt da.

soll

dieser

jetzt liegt derselbe

Verschiedene Rei-

welche die Küsten Marokko's besucht haben,

haben auch auf die Vortrefflichkeit des Hafens von Ualidia aufmerksam gemacht, unter andern Frejus.

Nach Jackson wird Ualidia

so genannt, weil es

Sultan Ualid erbaut worden

ist.

Ich blieb

in

diesem Orte nur

um



vom

zu frühstücken,

das Essen wurde mir auf zuvorkommende Weise von

den Schriftgelehrten der erflehten auf

Djemma

angeboten, und

mich den Segen AUah's herab,

um

alle

mich

Digiiizcd by

Google

399 für meinen Verlust zu trösten, und zugleich verfehlten sie nicht

den Vater des Diebes und ihn selbst

(in

Ge-

danken und mit Worten) zu verbrennen, zu verfluchen

und auf ewig zu verdammen.

Leider bekam ich da-

durch meinen Esel nicht wieder, und ihr Segen befreite

mich auch nicht vom Fieber.

Nachmittags

schon wieder Zuflucht

So musste ich einem Zelt-

in

dorfe suchen, da ich von wahren Schüttelfrösten be-

Am

fallen wurde.

anderen Tage früh

aufbrechend,

erreichte ich nach einem für micli recht anstrengenden

Tagesmarsch spät Abends Saffi,

Saffi.

wie die Europäer die Stadt,

Asfi,

wie

sie

die Eingeborenen nennen, liegt in einer weiten nach

Westen

offenen

Bucht,

deren

vom Cap

Cantin gebildet wird.

mittelbar

am

Ocean,

ist

äusserster

Nordpunkt

Die Stadt

un-

liegt

von Mauern umgeben, besitzt

an der Nordseite ausserdem eine Kashah und hat 3000 Einwohner, darunter ca.

50 Christen.

erobert,

und

Asfi

einige

ca.

Hundert Juden und

wurde 1508 von den Portugiesen

sie blieben

welchem Jahre

in

sie

im Besitze der Stadt dieselbe

freiwillig

bis 1541,

aufgaben.

Chenier führt an mehreren Stellen an, die Portugiesen hätten *Asfi 1641 verlassen, was aber wohl irrthümlich ist,

es

wenn man anders nicht nachweisen kann, dass

zum

zweiten Male genommen.

sie

Das beim Cap Cantin

anfangende oder endigende Gebirge Dj. Hegher

tritt,

Asfi

umgehend, zurück, sendet aber kleine Ausläufer

bis

dicht zur Stadt, dadurch wird die Ufer-Gegend weniger

400

und das Gebirge

einförmig,

Baumschmuckes halber

je

selbst

muss seines reichen

näher

man kommt

desto

romantischer sein.

Ich fand in Asfi

alle

Funduks

Juden Unterkommen.

bei einem

besetzt, fand aber

Mein erster Gang

war zum englischen Consul Mr. Carstensen, denn so sehr ich sonst auch mied, mit Europäern in Berührung zu

kommen,

mich auf zu

zwang mich andererseits mein Zustand,

so

alle

setzen.

lichsten

Fälle wieder in

Ich

fand

den Besitz von Chinin

selbstverständlich

Empfang, nicht nur fand

ich

den freunddas ersehnte

Medicament, auch mit einer kleinen Geldsumme half Hr. Carstensen (die ich ein Jahr später die Freude hatte,

ihm persönlich

in

Tanger zurückerstatten zu

können) auf edelmütliige Art Officier, hatte

aus.

Ehemaliger dänischer

Mr. Carstensen später in

dem Krimkriege

unter den Engländern Dienste genommen,

durch Verheiratliung

gekommen. logiren,

Seine Einladung, auf

schlug

verführten

ich

und war

in die englische Consulatscarriere

indess

dem

Consulate zu

wohlweislich aus, ebenso

mich auch nicht die Anerbietungen des

französischen Consuls,

dessen beiden Sohne,

Christen, auffallenderweise

Tracht gingen.

immer

in

obschon

marokkanischer

Aber das Essen, welches mir Hr.

Carstensen nach meinem Juden quartier während meines Aufenthaltes schickte, Teller, Messer und Gabeln, Servietten

und Wein fehlten auch

herrlich schmecken.

Seit zwei

nicht,

liess

Jahren das

ich mir

erste Mal,

401 dass ich dos Essen

den

in

Mund

mit den Fingern

nicht direct

zu bringen braucht«.

Ich blieb zwei Tage in dieser regen Handelsstadt,

nach Beaumier

auf welche handels

kommt.

Auf

des

'/b

gesammten See-

Rhede lagen auch

der

hier

mehrere europäische Kauffahrer.

Weg

Der

von

Asfi

äusserst beschwerlich

ist,

tritt

an die Felsen, und über

nämlich dicht

man dann

zum Fluss

bis

wenn Flut h

;

bergauf bergab

klettern,

Tensift

diese muss

da das Gebirge

gegen das Meer hin sich durch zahllose Rinnsale

Man

klüftet.

6

die

zer-

braucht von der Hauptstadt der Land-

schaft Abda. d. h. von Asfi bis zugleich

ist

das Wasser

Grenze

zum

Ued-Tensift, der

Landschaft Schiadma

der

ist,

Wegstunden.

Ohschon

die

Mündung

des Tensift sehr breit

und hohe abschüssige Ufer der Ebbe durchwaten. zur

Hand

sein,

um

rechte Ufer wird

bat,

Aber

kann man

die

die Stelle zu zeigen.

gebildet durch

sprung des Megher-Gebirges

dem Hadid-Gebirge Eins

Das

äusserst«

den südlichen Vor-

welches

,

ist,

ist

zur Zeit

sie

Eingeboruen müssen

eigentlich

mit

denn am linken Ufer

des Tensift zeigen die Gesteinmassen des Dj. Hadid so

vollkommene Ueberein Stimmung mit dem Megher-

Gebirge, dass Ued-Tensift

um

das

man

zur

Annahme

berechtigt

habe diesen Gebirgszug

Meer zu gewinnen.

ist,

der

durchbrochen,

Einen Ort Rabat

el

Kus,

wie er im Maltzan und auf verschiedenen Karten an Rohlfs.

26

402 der

Mündung des

Hingegen

Tensift angegeben

stiess ich

Sauya Sidi

el

von hier einer

es

ca.

alten

fand

1

nicht.

icli

Ufer auf die

linken

kleine

Aufnahme

Hussein, in der ich freundliche

fand und nächtigte.

Mitten im

ist,

(das Uebersetzeu hatte viel Zeit

weggenommen) auf dem

Höchst romantisch nahmen sich

Stunde entfernt, im Osten die Ruinen

Burg,

Namens Kasbah Hammiduh,

Walde auf schroffem Felsen

ehemals wohl die Aufgabe,

aus.

gelegen, hatte

Einfahrt in

den

Die Gegend wird jetzt immer abwechselnder,

tiefe

die

Tensift zu Verth eidigen.

Buchten, welche das Meer macht, bewaldete Bergabhänge, entschädigen für den langweiligen Marsch auf

dem

weissen Sande des Strandes.

Ich nächtigte noch

einmal bei einer Grabkapelle Sidi

Abd

und erreichte sodann am

Tage nach meiner

Abreise von Asfi

dritten

am Morgen

Allah Bettieh

früh die Stadt Ssuera

oder Mogador.

Mogador

ist

eine

Schöpfung neuester

der Ort Tamusiga des Ptolemaeus will,

Zeit.

Ob

oder, wie Knötel

Suriga hier gelegen hat, lasse ich dahin gestellt

sein.

Letzterer meint, der

Name Ssuera

so dürfte die Etymologie de Laporte's

Er

von Suriga

So ähnlich nun auch beide Namen

abgeleitet.

sein.

sei

leitet

würde dann

sind,

die richtigere

Ssuera von Ssura Bildniss her, Ssuera

kleines Bild bedeuten,

und da

in

Marokko

manchmal mit dem arabischen Diminutiv etwas Hübsches,

Niedliches,

verbunden gedacht wird, so würde

403 Ssuera

Bildchen"

„liebliches

bedeuten.

des Wortes Ssuera von Ssura

leitung

Wahrscheinlichkeit,

liat

Her-

Diese

um

mehr

so

Berber die Stadt Tassurt

als die

nennen und dies bedeutet in der Berbersprache ebenein

falls

hübsches Bildchen.

Der Name Mogador kommt ohne Zweifel vom Grabmal des Heiligen Sidi Mogdal oder Mogdur her, dessen Kapelle sich südlich weiter

Feme

gador

erst

befindet.

vom

Wenn

jetzigen Orte in nicht

übrigens die Stadt

und wie

am Hafen

noch

eine

befind-

liche Inschrift

bekundet 1184 (1773 nach J. C.)

endet wurde,

so wissen wir

sie

schon

voll-

aus den Berichten der

Name Mogador,

Väter der Provinz Touraine, dass der den

Mo-

vom Sultan Mohammed-bcn-Abd-

1760

Allah gegründet,

auf die vor Mogador hegenden Inseln anwenden,

bedeutend

vorkommt;

fridier

ja,

man

findet

Hafen und Insel Mogador schon auf der catalanischen Karte von 1375 eingetragen*).

Die Stadt Südwest

ins

liegt auf einer kurzen, flachen

Meer

sich senkenden

und nach

Landspitze.

Vor

der Bucht, welche so gebildet wird, zieht sich dann eine grossere Insel hin,

und weiter nach Süden und

dem Lande näher, noch

vier

kleine

Eilande.

Die

grosse Insel ist durch ein Fort befestigt, das aber jetzt

nur marokkanische Sträflinge

Bombardement des Prinzen

enthält,

Joinville

und

am

seit

14.

1844 nur äusserst nothdürftig wieder hergestellt *)

Renou

p. 48.

26*

dem

August ist.

404 Eine der kleineren flachen Inseln hat ebenfalls

ist

nach der Seeseite zu

eigentlich

Mauern nach der Landseite 6'

kaum

dick

mit

ca.

20'

hoch

die

sind

und aus dem schlechtesten Material

Nach der Wasserseite aber

erbaut.

denn

befestigt,

etwa

zu,

eine

von Forin,

Fortification. Die Stadt selbst, fast viereckig

30' hohen

Kasbah, worin der Gouverneur, Christen und Juden wohnen, lichen Stadt durch

Kasbah

die

ist

Mauern und Bastionen, und

eine

die Consuln,

vornehme

auch von der

ist

hohe Mauer

gleich

diese

eigent-

getrennt.

Diese hat breitere und vollkommen gerade

Strassen

und nur einstöckige Wohnungen, während

der Kas-

in

bah die Strassen zwar auch gerade, aber eng was noch

um

so

mehr

weil die

hervortritt,

der Kasbah meist mehrere Stock haben. platz

des

Ortes

hat

Säulengänge,

sind,

Häuser

Der Markt-

ähnlich

wie

in

L'Araisch.

Die Zahl der Bevölkerung dürfte 10—12000 Seelen incl.

der Juden und Christen betragen.

obschon

von

am

allen

entferntesten von

Dass Mogador,

Europa gelegen,

bislang

marokkanischen Häfen den bedeutendsten

Handel hatte, verdankt

es

nicht allein den Anstren-

gungen der marokkanischen Regierung, sondern zum Theil seinem reichen Hinterlande dann auch weil Agadir ;

den Europäern verschlossen worden alle

Producte

der Landschaften

ja von einem Theile des

strömen.

Indess

dürfte

Tanger,

ist,

südlich

Sudan her,

hier

was

und

vom

somit Atlas,

zusammen-

Werth und

405

Menge der Ans- und Einfuhr gador überflügeln.

anbetrifft,

wohl bald Mo-

Importirt werden hier

besonders

Bauniwolknstoffe und Thee aus England, Zucker aus Belgien

und Frankreich, Tuehe, Wachs Zündhölzchen

und Stearinlichte aus Frankreich (letztere, sowie auch

Salun/ÜndhÖlzchen, ebenfalls aus Wien), Bretter aus Oesterreich

Stahlwaaren

,

und

und Deutschland, endlich eine aus

Deutschland,

handel

dahin

Waffen aus England

Menge

kleinerer Sachen

welche aber nur durch Zwischen-

gelangen.

Exportirt

wird

Getreide,

hauptsächlich Weizen, Gerste und Mais, trockne Hülsenfrüchte,

besonders Saubohnen, Thierfelle, Schafwolle,

und an Früchten Mandeln, Datteln, Oliven;

kommt heute

in

Mogador wohl kaum mehr zum Export.

Ebenso bat die Sclavenausfuhr von hier, die dreiasiger

dem Gummi

aus

Sudan werden Federn und Elfenhein gebracht,

in

den

Jahren auch von deutschen Schiffen unter

dem Namen von „Ebenholzhandcl" stark betrieben wurde, ganz aufgehört.

Mogador hat

wirkliche Consuln aller Mächte, mit

Ausnahme des Deutschen Ich

hatte

Zimmer zu in

zustellen.

mir in

Reiches.

einem Funduk

ein

leidliches

verschaffen gewusst und blieb einige

der Stadt,

um meine

Der

Tage

Gesundheit wieder etwas her-

englische Consul

versorgte

mich mit

Chinin.

Und dann Hauche der

sagte ich

Civilisation

mit Mogador

dem

letzten

Lebewohl; ich wusste, weiter

406

nach dem Süden zu ich wusste

mir

sogar,

sei kein

Sprache

die Stadt verlüsst, befindet

man

neueren Ursprunges,

partien

Begleitung.

zum

zu

den

in

Sobald man

sich in grossen Sandin

Dünen,

welche

in

sein müssen.

südlichen Thore hinaus, ganz ohne

Einige,

hatten mir den

anzutreffen,

dem Süden



dem Meere ausgeworfen

jüngster Zeit aus

Ich wanderte

mehr

Ausnahme

mit

mehr nützen würde.

nichts

Stiidten,

Christ

dass weiter nach

arabische

die

Weg

besonders bis

Juden und

Christen,

Agadir sehr gefahrvoll

vor-

andere, Mohammedaner, meinten, ich habe

gestellt;

nichts zu fürchten.

Nachdem man

eine halbe Stunde

von der Stadt entfernt die Kubba Sidi-Mogdal's passirt hat, des Heiligen, welcher der Stadt hat,

und der besonders

den

Namen gegeben

bei der weiblichen

in grosser Verehrung steht,

erreicht

Bevölkerung

man

zwei halb

vom Sande verschlungene Schlösser des Sultans. Der "Weg, der sich Anfangs gen Süden längs Meeres

hinzieht,

Statt die Dünen erreichen ihr Ende. kommt man in einen dichten 10 — 12' hohen

und

wald.

dessen Binsen-

Die Bewohner flechten Matten und Körbe aus

diesen Binsen, die jedoch bei

Weitem

nicht so dauer-

haft sind, wie jene aus den Blättern der

oder aus breit,

des

wendet sich bald darauf nach Osten

Haifa.

Dieser

Binsenwald

ist

Zwergpalme 3

Stunden

dann erreichte ich Mittags eine gut ummauerte

Quelle mit herrlichem Trinkwasser.

Von

hier an

nahm nun

die

Gegend einen ganz

Digitizod &/

Google

407 anderen Charakter an ; wilde Oliven, immergrüne Eichen, Lentisken- und Lotusgebüsche wurden

dagegen trat aber ein

immer

seltener,

Baum, der Argan, welcher

in

den Landschaften von Dukala, Abda, Schiadma nur vereinzelt

dass

hier

auftritt,

man wohl annehmen

derart

seine

Herrschaft an,

muss, diese Landschaft Haha,

welche die westlichsten Ausläufer des

Heimath

begreift, sei die eigentliche

Baumes.

-Atlas

in

in diesen

Argen-

Gegenden, sonst nirgendwo auf

Der Elaeodendron Argau hat

der Erde.

die Grösse unserer

sich

dieses nützlichen

Eigenfhiiinlioli .irenug. findet sich dieser

baum nur

in

der Tiegel

Obstbäume, mit dem Oelbaumc hat

er aber, obschon andere Reisende ihn damit verglichen

Das

haben, keine Aehnlicbkeit.

helle

gleicht vielmehr den Myrte nbliittern.

von der Grösse einer Olive, reif,

saftgrüne Blatt

Die Frucht

selbst,

wenn vollkommen

sieht,

hochgelblicb aus und hat einen widerlich süssen

Geschmack, niesshar.

Menschen

für

sie

ist

Aber desto mehr wird

vollkommen unge-

sie

von den auf den

Bergabhängen weidenden Ziegen und Schafen aufge-

Und da

sucht.

der

Baum

nach und nach Früchte fettesten

das ganze Jahr hindurch

zeitigt,

und schönsten Hcerden.

so hat

mau

gross wie ein Aprikosenkern,

Kern

ein,

schliesst

falten-

und so

einen weissen

der äusserst bitter schmeckt, aber ein sehr

gutes Oel liefert,

von

hier die

Der braune

reiche Stein der Frucht, länglich von Gestalt

das in diesen Gegenden allgemein

den Eingeborenen

zur

Speisebereitung

benutzt

408

Auch

wird.

in

Mogador wird das Oel von den Einvon den Europäern

geborenen benutzt,

aber

nicht.

Ich selbst habe es natürlich immer essen müssen, und hat

fand,

man

sich erst etwas an

vollkommen

Oel

erreicht bisweilen

Stämme

seine

Für

den eigentümlich

oder räucherigen Geschmack gewöhnt,

angebrannten das

Der Arganbaum

geniessbar.

Höhe und den Umfang,

die

auf die Dauer

d.

h.

wenn Marokko

schaft

Haha

— wird

es

sie

dichte

"Waldungen

dem Boden

verschmähen, die

Ich übernachtete in

Thaleb Arabisch verstand,

hatten, so

die

es

ausgedehnte

sammeln und zu

vorziehen, sie meist

einer

um

sich

nennen

will.

wenn man

die

wo nur

der

Berber ihrer

einige

Hütten

Sauya herum gruppirt

Denn wenn

dadurch einen eigentümlichen der im herrlichsten

Sauya,

alle übrigen,

und verstanden nur Schellah.

hier das letzte Dorf,

Zelte,

es

verfaulen zu lassen.

Nationalität nach, sprechen

Es war

zu

giebt,

Markte zu bringen, sondern

und

Land

der Land-

Leider denken

eine grosse Rolle spielen.

Früchte des Arganbaumes, von dem

auf

es sich

anderes

Baum

dieser

den Kreis

dem

Eingeborenen so wenig daran, materiell ihre

Lage zu verbessern, dass und

in

sein,

ebenso wenig wie ein

wird entziehen können

jetzt die

dass

Nutzholz venverthet werden können.

als

die Zukunft,

der Civilisation wird gezogen worden

die

lieiz

Gegend schon

bekömmt, dass

Grün prangende Arganbaum

vorwiegend sein Reich hier inne hat,

so wird

so

man

Digitized B/

Google

409 andererseits, je weiter

man

in

Haha nach dem Süden

zu vordringt, durch die eigentümliche Bauart, durch

das

merkwürdige Wohnon der Eingehornen berührt.

Im

Norden vom

{Kliarb

el

ob Berber

oder

Marokko

eigentlichen

man

findet

Man

in

Häusern aus

glaubt

in

Zelten

Einzelne Wohnungen, ein-

zu Zeltdörf'err. vereint.

zelne Zelte

entweder

Araber,

und Dörfern vereint, oder

Stein zu Städten

anders.

im

Atlas,

Djoani) wohnen alle Eingeborenen, einerlei

Hier

fast nie.

sich

plötzlich

nun Alles

ist

Mittelalter

ins

zurückversetzt, die kleinen Berge und fast jeden Hügel sieht

man von

krönt.

einer grossen

Burg

käste llartigen

ge-

Sei es nun, dass es von jeher diesen Berbern

gefallen hat so zn wohnen, sei es, dass die grosse Un-

sicherheit der (.irgend, die steten Feindseligkeiten der

einzelnen

Stämme und

Familien,

ein

festigtes Wehrsystem nothweudig es

einzig

in

seiner

Denn

Art.

be-

inachte, gewiss ist

die

Städte,

Zcltdörfer oder unbefestigte einzelne fehlen ganz und gar.

solches

Dörfer,

Wohnungen mehr Fa-

Vier, lünf oder noch

milien bewohnen solche kastellurfigt Schlösser, welche 1

meist viereckig von haben.

Fast

Thürine, und

alle

Form

Höhe von Ü0

haben an zwei Ecken hohe

fast alle

mauer Zacken.

eine

Sie

bis 30

Fuss

riankireride

haben oben auf der Umfassungssind

aus

soliden

Steinen

mit

Mörtel aufgeführt, haben einen schmalen Graben, besitzen nur Ein Thor, welches in der Regel durch eine

410 Zugbrücke

dem umgebenden Terrain

von

erreicht

wird.

Im Innern

dient der ganze untere

Hof

der grosse

fürs Vieh, die

zweiten Etage, Stätte, zu der

emun

die

man

Kaum,

Menschen haben

mittelst einer Leiter,

Nothfalle nach sich ziehen

sowie in der

Boden hat,

ircwülbteu

ihre

man

die

kann, hinaufkömmt;

im

jede

Familie hat nur ein Zimmer.

Da

hier

die

vom

grossen Atlas

entspringenden

Flüsschen alle nur im Winter Wasser fortschwemmen, so haben

Eingeborenen für Cisternen gesorgt,

die,

man manchmal am Wege, manchmal an irgend Oertlichkeit, die richtet findet.

und Weise

wie

die

die

einer

den Erbauern günstig schien,

Diese Cisternen

gebaut,

einge-

sind ganz in der Art

der

Es

Römer.

sind

15 bis 20 Fuss lange, 5 bis 10 Fuss breite, 20 Fuss tiefe

die

und aus behauenen Steinen ausgemauerte Gruben,

Überwölbt

oben

Loch wird einem

Rinnsale

Loches

sind.

aus

selbst,

gesammelt,

hineinfliesst.

Durch

ein

kreisrundes

Eimers das Wasser herauf-

mittelst eines

welches

geholt,

Regengüssen

oder

eines

mittelst

aus

anderen

Cisternen mit mehreren

Abtei-

lungen sind mir nicht zu Gesichte gekommen, indess

mögen

sie

auch

Wasserbehälter,

vielleicht

und

Einzelne

existiren.

dieses

sind

die

dieser

schlechteren,

scheinen aus verhältnissmässig neuer Zeit herzustammen, die

Mehrzahl aber trägt

Am

ein sehr altes

Gepräge an

sich.

zweiten Tage hielt ich der grossen Strasse

411 (d.

man muss

h.

dabei

an

marokkanische Strassen

denken) folgend durchaus südliche Richtung, es ging bergauf bergab,

denn ich hatte

oft breiteren,

schmäleren westlichen Abhänge des

oft

alle

die

unzähligen,

Dabei war man fortwährend im

Atlas zu übersteigen.

herrlichsten Arganwnld, und bin

und wieder tauchten

Schlösser und Burgen, oder auch nur die hohen Wart-

thürme derselben vor meinen erstaunten Augen

Mit-

auf.

tags desselben Tages hatte ich noch Gelegenheit, in einem

Schon

solchen Schlosse einer Hochzeit beizuwohnen.

von Weitem hörte vorzüglich das

Weiber.

mich

die

icli

durch den Wald

Musik,

die

Trommeln und das Ui-Ui-Ui der

Ich ging dem lustige

Lärm

und kaum hatte

nach,

Gesellschaft

alten

erblickt,

ich

als

mit

„Willkommen, Willkommen" begrüsst wurde. Die Berber halten es für ein gutes Zeichen,

wenn

von weither zu einer Hochzeit

war am zweiten Tage;

am

dritten Tage.

tigen

es

Man

Kind einer fremden geschieht

Dagegen amusirten

das erst

sich die beidersei-

Anverwandten auf Kosten des Vaters des Bräuti-

gams ungeheure Quantitäten von Nahrung zu dabei wurde getanzt (von Selav innen die

Fremde

sich einstellen.

die Braut, das

Burg, war noch nicht geholt;

wirkliche

,

vertilgen,

mit denen sich

Berber nicht nach Art der Araber vermischen),

musicirt

tigam

und

selbst,

allerlei Allotria

ein

getrieben.

junger hübscher

Der Bräu-

Mann von etwa

25 Jahren vom Stamme der Ait-Ischar, sass neuen

Gewände,

schweigend

auf

einer

in

einem

Erhöbung.

412

Mit Ausnahme einiger Redensarten verstand Niemand Arabisch, selbst ihr Schriftgelehrter sprach

die Re-

Es

und Schriftsprache nur sehr mangelhaft.

ligions-

war daher sehr schwer Sie

einzulassen.

gebracht, dass reichliches

für mich,

hatten

mich mit ihnen näher

übrigens bald genug heraus-

Hunger

grossen

ich

und

hatte,

ein

Mahl von Kuskussu, von Brod, Butter und

Honig half dem

Aber wahrscheinlich

ab.

[hatte

icli

der Mahlzeit auf zu berberische oder arabische Weise gehuldigt,

d.

h.

meinen Magen überladeu (ich

dem Abend vorher

seit

hatte

ich

als ich

treten, fallen

nichts genossen);

hatte

denn kaum

meine Wanderung südwärts wieder

vom

ange-

heftigsten Fieber abermals über-

wurde.

Nur mit Mühe ging

vorwärts,

es

da ich

aber

mitten im Walde war, musste ich Abends ein Unter-

kommen

ku erreichen

Gerade

suchen.

als

die

Sonne

untergehen wollte, entdeckte ich ein stattliches Schloss,

wanderte den Hügel hinauf, und obschon die Leute kein sie

Wort von dem

verstanden, was ich wollte, merkten

doch, ich wünsche nur ein Unterkommen, und das

gaben

sie mir.

Am

anderen Morgen befand ich mich bedeutend

besser, ich hatte eine grosse

und

das

Fieber war

völkert

Gabe Chinin genommen,

endlich

hielt dieselbe Richtung, die

gewichen.

Der

Weg

Berge wurden nun immer

wilder und höher, aber die

Gegend

gleich

gut be-

und reich mit hellgrünen Arganbäumen

be-

413

Das

waldet.

Atlas,

der

und längste Gebirgsausläufer des

und

Ait-Uakal {Oap Gber) erreicht,

Dj.

sobald ich den hatte,

Ued-Tamer wurde durch-

leere Bett des

stiegen, der stärkste

Kamm

dieses

wandte sich der

Höhenzuges überschritten

Weg

nach Westen und bald

darauf hatte ich das Meer erreicht.

Es war Nach-

Wege

gebracht hatte,

mittags,

als

zu

ich es endlicli

die steile Küste lunabzuklimnien, mit grö'sstem Staunen

aber bemerkte

ich,

wie gleich darauf ebenfalls eine Kara-

vane, aus beladenen Eseln und Maultliiererj bestehend,

diesen

Weg

herabklomm.

ich wohl noch

am

Hätte ich gewollt, so würde

seihen Tage Agadir erreicht haben,

aber ineine Schwäche nöthigte mich Zuflucht in einer dicht

am Meere

Am

gelegenen Burg zu suchen.

anderen Morgen

längst des Meeres

gebend,

erreichte ich gegen 10

welches

am Fusse

hat seinen Namen von einer

(Quellt-,

ist,

die Portugiesen nannten die Quelle Fönte

Eingebornen Fonti machten und

Meinung

diese Ocrtlicbkeit sei

,

dem

dies

,

dem

befindet,

woraus die

Wort auch auf

Ich war anfangs der die Stadt Agadir,

wegen des starken Nebels, welcher Partie des Berges einhüllte

Dorf,

auf

Das Dorf Fonti die sich auf

Berge von Agadir etwas unterhalb der Stadt

das Dorf am Strande ausdehnten.

weiter

Uhr Fonti, das

des Bergas gelegen

sieb Agadir oder Santa-Cruz befindet.

die

nichts von

da

ganze obere

Gebäuden zu '

erblicken war.

Fonti selbst

ist

nur ein ärmliches Nest aus kleinen

414 Hüttoii,

ist

aber dennoch auf gewisse Art befestigt.

Nach der Landseite

zu wird es durch den Berg von

Agadir und zwei Mauern,

aufziehen, geschützt, nach der Seeseite

war der Ort

dem Kriege mit Spanien

scheint

Sultan Sidi-Mohammed-ben-Abd-er-Rhaman

aber

hin-

offen,

wegen keinen Angriff

weil er der Aermlichkeit selbst

zu fürchten hatte. Nach

Berges

die sich längs des

an-

derer Meinung geworden zu sein. Irren wir nicht, so existirte ein geheimer Vertrag in

den Friedensartikeln, wonach

die

Marokkaner diesen

Ort, d. h. Agadir, den Spaniern abtreten sollten, oder jedenfalls

war

die

Rede davon, dass

Mächte wieder das Recht haben zu

installiren.

dachte

man

Eifrigste

durch

Aber

nach

nicht daran

sein

der

Wort zu

Consuln

Marokkaner halten.

Aufs

war man deshalb beschäftigt den Ort Fonti

massiv

steinerne

Renegaten,

die

bei der

sich

auf

Batterien

Weise zu befestigen, und

Auch

die europäischen

sollten hier

Sitte

zu

leider

diesen

waren

europäische es spanische

Arbeiten

hergaben.

Quelle, Fonti wurden neue Batterien

errichtet.

Ob nun sein

aber diese Befestigung dennoch hinlänglich

wird, auch nur ein

einziges

Kanonenboot vom

Bombardement und von der Zerstörung der Werke abzuhalten, möchte ich bezweifeln. Sonst hat der untere Ort, dessen

Einwohner

ausschliesslich

vom Fischfange

leben,

noch Bedeutung

die aus

dem Sus, dem Nun und südÜch davon

als Zollstation,

alle

Waaren, gelegenen

L'.'n.iizoJ

E,

415 Districte so

des

kommen, müssen liier ihren Eingaugszoll zahlen,

dass bei Agadir die eigentliche politische Grenze

Kaiserreiches

ist.

zertheilte, zeigte sich

Sobald die Sonne

die

Nebel

hoch oben auf dem Berge Agadir,

und ich machte mich auf, den klimmen.

steilen

Berg zu

er-

14.

fltife

Die

Dorn

füdfitfi

na& im ©afe hau.

JLtfas

eigentliche Stadt liegt auf einem nach allen Seiten

fast gleich

abschüssigen Berge, der eine

Fuss*) über dem Meere haben mag. längliches Viereck,

Höhe von

800

Sie bildet ein

dessen schmale Seite

dem Meere

ist.

Die hohen krenelirten Mauern sowie

die Bastionen,

die jene unregelmässig flankiren, sind,

zugewandt

obgleich in gutem Znstande was das Aeussere anbetrifft,

doch aus schlechtem Material aufgeführt, so dass Stadt fast ohne Widerstand gegen

Europäer

lassen

Kanonen, die sich

wegen

würden. in

sie die

einen Angriff der

Ebenso sind

die

wenigen

den Batterien befinden, ihres Alters

unbrauchbar.

fast

Die Stadt Agadir wurde

um

1

500 von einem portugie-

sischen Edelmann"'*) gegründet.

Man

nannte die Stadt

Santa-Cruz, während die Berber den Ort Tigimi-Eumi, die Araber ihn

Dar-Rumia nannten.

Einige Zeit später

erwarb der König von Portugal die Veste, und Hess

den Namen Santa-Cruz bestehen. *)

Nach

Zur Zeit Leo's war

Arlett 193 Meter.

**) Siehe

Renou

p.

36.

Digitizod

t>y

Google

417 der Ort noch

im Besitze von Portugal, Leo nannte

den Ort Gargessem.

Im Jahre 536 wurde 1

vom Scherif Mulei Ahmed immer im

die

Festung

erobert, und blieb seitdem

Schon 1572 Hess

Besitze der Marokkaner.

Mulei Abdallah eine Batterie bei den Quellen „Fonti" errichten.

Der Name Agadir, der

offenbar gleich nach Er-

oberung der Stadt durch die Marokkaner gang und gäbe

wurde,

bedeutet

in

..Umfassungsmauer," auch fügt noch hinzu: ist,

sollte

man noch

Tamasirht- Sprache

der

p.

um

denselben zu

der That nennt

In

38

Name

generischer

ein

einen zweiten,

vervollständigen, erwarten.

Renou

„Festung".

„Da Agadir

die Stadt, die uns angebt, Agadir-n-Ir'ir,

sich

Festung

die

des Ellenbogen, d. h. des Vorgebirges" etc. etc.

Was

das Innere der Stadt anbetrifft, so sind alle

Häuser, ausgenommen das der Regierung, welches der

Kaid bewohnt, sowie

die

Djemma,

Zustande befindet, halb oder ganz die

die sich

verfallen.

in

glaubt

Gräberg

kaum 600 Einwohner annehmen zu

gutem

Ich glaube

Einwohnerzahl schon zu gross anzugeben,

ich sie auf 1000 Seelen schätze*).

di

wenn

Hemsö

dürfen.

In

neuerer Zeit hat sich der Ort aber etwas gehoben, so dass jetzt vielleicht gegen 1000 Menschen

in

Agadir

Woche

ausser-

und Fonti leben mögen.

Der zweimalige Markt, der *)

Davidson

Rohlfc.

sagt,

in

der

Agadir habe bloss 47 Muselmanen und 62

27

418 halb vor

dem

einzigen

Thore der Stadt abgehalten wird,

führt derselben einigen Handel zu, und es sind haupt-

sächlich

die

Juden,

der Stadt sowohl

für die

die

als

kleinen Bedürfnisse

auch des umliegenden Landes

Sorge tragen. Die Stadt

liegt

auf der südwestlichsten Seite des

und während nach Osten und Korden hin das

Atlas,

Auge Nichts wahrnimmt,

als sich

übereinander häufende

Berge, verliert sich nach dem Süden zu die Aussicht in die unendliche

Ebene, die den Ued-Sus vom Ued-Nun

trennt.

Der Ued-Sus

Stunde

südlich

Diese di

von

selbst

der Stadt

ist die vortrefflichste

Hemsö

sagt

:

eine halbe

ergiesst sich in

die

Meeresbucht.

von ganz Marokko. Gräberg

„Der Hafen von Agadir

ist

der schönste

der ganzen Küste, und der werthvollste für den Handel

mit Iiuierafrika, namentlich wenn er in Händen einer europäischen Macht sich befände, die denselben sehr leicht

erwerben und davon immer mehr Vortheile würde

ziehen können. 11

So sehr wir mit Hemsö, was

die

Ge-

räumigkeit der Bucht anbetrifft, übereinstimmen, so sehr

möchten wir bezweifeln, dass

es heute leicht sein

würde

den Hafen käuflich von Marokko zu erwerben, obschon auch wir überzeugt sind, dass für den Handel kein

Hafen erbiebiger sein würde

als

Agadir.

Gleich heim Eintritt in die Stadt wurde ich überrascht, indem ich über

dem Thore neben

einer ara-

bischen Inschrift eine mit lateinischen Buchstaben ge-

419 bemerkte; ich war so glücklich

schriebene

unbemerkt copireu zu können.

sie

später

Sie lautet:

VREEST GOD ENDE EERT DEN KONING .

.

1746.

Man

darf wohl annehmen, dass diese Inschrift von

einem Renegaten, der wahrscheinlich Maurer oder Steinhauer von Profession war , verfertigt wurde. -

In Agadir angekommen, begab ich mich zuerst nach

einem KafFeehause

,

um

digungen einzuziehen dass

ein solches

deutet

genugsam

Der Abkömmling

nicht

dem Funduk Erkun-

dort nach

zu

;

meinem Erstaunen erfuhr

vorhanden

sei,

Unbedeutendheit

die

und auch des

ich,

dies

Ortes

an.

eines Spaniers hatte indess die Liebens-

würdigkeit, mir seine Tis cblerwerk statte als

anzubieten, was ich dankbarlichst annahm.

Wohnung

Ausserdem

was Kleidung, Gebräuche und Sitten anbetrifft ganz

Marokkaner geworden, war er der gastfreundlichste Mann, und schickte täglich aus seiner Wohnung einige Speisen.

ziehung

Aber

Hatte nicht

ich

dem guten Manne

nötbig in dieser Be-

zur Last zu fallen, denn

der Kaid der Stadt sandte mir täglich zu essen oder ich speiste in seiner

Wohnung.

Derselbe hatte nämlich

Erfahrung gebracht, schon, es gälte ein

als er

kaum meine Ankunft

mich rufen

Examen

liess.

Aber davon war keine Rede.

in

Ich glaubte

zu bestehen: wer ich

wes Landes, wohin ich wolle, was ich treibe

u. dgl.

sei,

m.

Der arme Mann war 27*

420 stark erkrankt,

Glücklich

und da

Rath geschafft werden.

sollte

mich konnte

für.

Linderung

ich

und von dem Augenblicke an war

ich

bringeil,

Agadir

in

ein

gern gesehener Gast.

Meine eignen Fieberanfalle

stellten sich

aber wieder

ein,

wohl hervorgerufen durch die starken Nebel,

die

um

diese Jahreszeit täglich

Es

ist

dort herrschten.

auffallend, wie kalt die Luft in

Agadir war, selten durch-

drang die Sojine den Nebel vor Mittag und die Leute versicherten, dass seihst

im hohen Sommer diese starken

Nebel selten vor Mittag zerstreut würden. Ich blieb sieben Tage in Agadir und konnte mich hinlänglich

erholen.

Vom

Verlassen

spazieren zu gehen, konnte nicht die

ganze Gegend äusserst unsicher sie

in

des

Rede

Ortes,

um

da

die

sein,

Unsicherer wird

ist.

noch dadurch, dass Schmuggler

den Gebirgsabhän-

gen oberhalb von Agadir ihr Wesen treiben. Der Ort Fonti

am Meere

ist

nämlich, wie gesagt, das eigentliche

Kingruigsthor für die directen Karavanen

wenigstens

für

die,

welche den

Weg

vom Sudan,

über

Nun

ein-

geschlagen haben.

Ich schloss mich sodann einer durchpassirenden

Karavane

an,

um

mit ihr nach Tarudant zu gelangen.

Denn wenn man auch von

hier noch nicht

Wassermangel

zu befürchten hat, so herrscht das Faustreeht dennoch so sehr, dass es gerathen schien in Gesellschaft zu reisen.

Gerade am selben Tage hatte ich heit

in

Fonti noch Gelegen-

mich zu überzeugen, wie wenig fremdes Eigenthum

421 respectirt wird: zwei

Fremde kamen vollkommen

aua-

geplündert, sogar ihrer sämmtlichen Kleider beraubt in

Gewiss

die Stadt geflüchtet.

Rauben cht

ist

hier mir die reine

der Beweggrund

der Herber

solchen

zu

Handlungen, keineswegs aher Mangel. Man könnte den

Rlnema am Ued-Ssaura entschuldigen, wenn er Räuber ist. weil er in einer der ärmsten Gegenden Welt in

am Sus

aber das Land

lebt,

ist eins

ein

der

der reichsten

ganz Marokko. von Fonti

Nachmittags

"Wir brachen

machten Abends nach Sonnenuntergang Halt Dorfe

Duar,

;

d.

Zcltdörfer, findet

h.

Theile südlich vom Atlas

Und

ist sesshaft.

Reise

sollten

nicht, die

gleich hier

am

die

Kameel

einem

in

in

und

diesem

ganze Bevölkerung

ersten

Tage unserer

wir einen recht greiflichen Beweis der

Räubereien dieser Völker haben ein

man

auf,

gestohlen.

:

es

Wenn man

Kameele Nachts mit

fest

wurde uns Nachts nun bedenkt, dass

zusammengebundenen

Vorderbeinen im Kreise lagen, so kann man sich einen Begriff von der Schlauheit und Kühnheit der Diebe

machen.

Ich sah das Thier forttreiben im schnellsten

Galopp, wir machten uns gleich auf, man schoss, aber Alles

Als

war

am

hei

der Dunkelheit der Nacht vergebens.

anderen Morgen die Eigcnthümcr der Karavanc

beim Schieb der Oertlicbkeit

klagten, der würdige

hiess el-Hadj-el-Arbi, versprach

er Alles

Mann

zu tliun die

Diebe ausfindig zu machen, aber weitere Erfolge wurden nicht

erzielt.

Zum

Glück für

die Besitzer des verlo-

422 renen Kameeis waren die anderen Thiere stark genug,

um

die

Ladung des

verlorenen,

die

Centner

aus 4

Zucker bestand, aufnehmen zu können. Mit dem Kameele

waren aber 90 Metkai

=

zum

Ich wurde nun

170 Frcs. verloren.

ersten

Male recht

in das

Kara-

vanenleben eingeweiht, das einfache Frühstück aus Seso-

meta (geröstete Gerste, chen mitgeführt wird,

grob gemahlen

die

man

geniesst

Arganöl oder Olivenöl

Salz,

Wasser

setzen bloss

zu),

zusetzt,

in

Schläu-

indem man

sie,

ganz arme Leute

das Treiben der Kameele,

Abends das Brodbacken, oder

erreich!

man

ein gastli-

ches Dorf, ßewirthung durch die Bewohnerschaft ist

der gewöhnliche

Der Weg, der

sich fortwährend in östlicher Rich-

tung hinzieht, und meist

dem

Flusse parallel

zu einem der schönsten, was

Natur

anbetrifft,

— das

Gang der Sus-Karavanen.

ist,

gehört

die Reichhaltigkeit der

den man sich nur denken kann.

Als

Lempriere diese herrliche Natur durchzog, er giebt die Distanz

von Santa-Cruz (Agadir) nach Tarüdant

auf 44 engl. Meilen an, muss er sehr übler Laune gewesen sein.

Er

sagt davon weiter nichts:

schönen, aber langweiligen

Weg, da

ich hatte einen

wir nichts als Hai-

den und Waldungen zu durchwandern hatten. Und doch

kann man diese herrlichen Ebenen nur mit der lombardisch-venetianis eben des

Po

vergleichen.

Freilich fehlt

der mächtige Strom, aber wie entzückend schlängelt sich der stets

Wasser führende Sus durch

und Orangengärten

hin.

Und im Norden

die Oliven

der stolze Atlas,

Digitizod &/

Google

423 zeigt er auch

nicht so

hohe schneegipflige Spitzen,

wie der Montblanc und andere Riesenberge der Schweiz

und

Tirols, so hatten die Alton

doch keineswegs ganz

Unrecht das kolossale Atlasgebirge mels zu

wahrer Garten,

als

Trüger des Him-

Das Thal des Flusses

bezeichnen.

ein Dorf, ein

ist

Oel-, Feigen-, Stachelfeigen-, Granaten-, Pfirsich-, del-, Aprikosen-,

ein

Haus neben dem anderen, Man-

Orangenbäume und Weinreben bilden

ein liebliches Durcheinander.

Aber so entzückend es auf, dass alle

fällt

auf

dem Rücken,

die

Gegend

Welt nur

Jeder

waffnet ausgeht.

Mann

bis

Doppelflinten, welche

ist,

so unheimlich

an die Zähne be-

hat seine lange Flinte

sehr häutig sieht

vom Senegal

man

hier auch schon

hierher dringen: aus-

serdem hat Jeder seinen krummen Dolch mit meist aus Silber gearbeiteter Scheide.

Ich

hatte

eigentlich die Absicht

nach dem Nun-

District vorzudringen, aber die fortwährenden Fieberanfälle,

dann das Verlangen wieder unter

civilisirte

Menschen zu kommen, endlich die Schilderung,

man

in

Agadir von einem gewissen

Hussein, der

in

residiren sollte

die

Scherif Sidi-el-

der Sauya Sidi-Hammed-ben-Mussa

und über dessen Gebiet

müsse, Hessen mich davon abstehen.

ich

Mau

kommen

erzählte in

Agadir die scheusslichsten Grausamkeiten von diesem Menschen, der sogar seinen eignen Bruder und Sohn hatte köpfen

und vor Kurzem noch zwei spanische

Renegaten hinrichten

lassen.

Das hinderte

natürlich

424

im Rufe der grÖssten Heiligkeit

nicht, dass er

um

und gerade

die Zeit, als ich in

steht,

Agadir mich befand,

war

die Hauptperiode der Wallfahrt

man

nennt diese Wallfahrtszeit „Mogor". Tausende von

Leuten aus

Sauya-Sidi-Hammed-bon-Mussa,

nach seiner Sauya,

y

Google

427 aber so niedrig, dass ein grosser Jagdhund

wenn

auch

ich

konnte,

der Liingo

betrug

so

Körperlänge.

halbe

kaum ohne

würde Eingang gefunden haben, und

zu schlüpfen,

die

nach mich

Breite

der

Statt

ausstrecken

doch kaum mehr

als

Möbeln bestand der

Fassboden aus gut gestampftem Lehm. Tarudant, zwei kleine TagemÜrsehe vom Ocean,

am Fusse

fast

des südlichen Atlasahhanges*), dessen

südliche Vorberge bis fast zur Stadt stossen, hegt auf

dem

rechten Ufer des Sus, ca. eine Stunde

"Was die Einwohnerzahl

selbst entfernt,

Renou

vergleicht

Lsor,

HemsÖ

dieselbe mit der von

spricht

sich

vom Flusse

anbetrifft, so

Tanger oder

giebt dieselbe auf ca. 22,000 Seelen an,

Lempriere, der selbst längere Zeit nicht

darüber aus.

in

Tarudant

lebte,

Die Stadt könnte

30—40,000 Einwohner haben. Nach Itenou

indess wohl

erlangte die Stadt erst Wichtigkeit

zu welcher Zeit Schürfa

sie

trächtlich vergrösserten.

Aber auch

im Jahre 1516,

neu autbauten und be-

wieder die Erfahrung, wie wenig

hier

man

mir Tarudant^ geschildert

machte ich auf die

sich

Aussagen der Eingebornen verlassen kann.

Man

als eine Stadt, die

hatte

man nur

mit Fes oder Marokko vergleichen könne, sowohl was Grösse,

Leo,

*)

Stadt

als

vom

auch was die Einwohnerzahl

Marmol und Lempriere drucken

anbeträfe.

die Entfernung der

Atlas in Zahlen aus, ohne bedacht zu haben, dass der

Fuss des Gebirges sich absenkt,

man

hei

also

Tarudant nicht steil, sondern auch sagen könnte, Tarudant

mittelbar tun Fusse des Gebirges.

allmillig

liege

un-

428 Ich fand den Umfang der Stadt nun allerdings gross, grösser als den von Fes, reichlich, so gross wie den von

Marokko, jedoch

fast Alles,

was innerhalb der

Stadtmauer sich befindet, Garten.

Diese Stadtmauer,

ist

in sehr verfallenen) Zustande, hat durchschnittlich eine

Höhe von 20 Fuss und an der ihre Breite ist oben da,

Höbe bewahrt mässige Linie,

wo

noch die ursprüngliche

sie

hat, 2 Fuss.

Basis 4 oder 6 Fuss,

unregel-

Sie bildet eine

ohne Plan und Kunst angelegt.

50 Schritte werden die Zickzacke von Thürmen jedoch

die

Was

das

Häuser

nicht

Material

erbaut

höher

sind,

so

Mauer

die

als

anbetrifft,

aus

besteht

Häckerling gemischtem und

dem

Alle

flankirt,

selbst

sie

sind.

sowie alle

dasselbe

aus

mit

zwischen zwei Brettern

gegossenem Lehm, kann also europäischen Geschützen keinen Widerstand

leisten;

auch Gräben sind nicht

einmal vorhanden.

Die Stadt

ist

ein

einziger

grosser

Garten,

nur

nach dem Centrum drängen sich die Häuser, welche meist nur aus einem Erdgeschoss bestehen,

sammen, und hier befinden

sich

mehr

zu-

auch die Buden und

Gewölbe, wo man arbeitet und verkauft, hier sind auch die

Funduks.

Moscheen giebt

es eine grosse Anzahl,

grössere jedoch, die ein Minaret haben, nur fünf.

Die

Hiuiptmo schee, Djemma-el-Kebira schlechtweg genannt, zeichnet sich durch nichts Besonderes aus.

grossen hat,

Hof

derselben, in

Den

inneren

den man Orangen gepflanzt

umgeben ungemein plumpe Säulen,

die

eben so

429 unförmliche Bogen tragen.

eben so gross,

fast

keine

bedeutend.

ist

Die zweite Hauptmoschee., von den übrigen

dachlos,

Ebenso haben ich

ist

der ganzen

in

Stadt kein einziges nur etwas geschmackvolles Gebäude gefunden.

Einen eigentlichen besonderen Handelszweig hat die Stadt nicht,

man

Hauptgewerk

reien.

lobt die Lederarbeiten

und Färbe-

Kupferschlägerei,

indess be-

ist

schränkt sich das bloss auf Kessel, auf kleine Geschirre

und Sachen, wie

sie

Manufactur

ist,

geht

am

von den Eingehornen

Aber wie ausgedehnt

werden können.

hergestellt

besten daraus hervor,

diese

wenn

ich anführe, dass diese kupfernen Geschirre bis Kuka,

Kano und Timhuktu

Und

ausgeführt werden.

Nähe von

giebig müssen erst die Kupferminen in der

Tarudant

Art

die

Nach

sein,

wenn man bedenkt, auf wie

Eingebomen dort

eine solche

der Aussage der Eingehornen

nicht nur dies

und Magnet-

Menge vorkommen.

Landesproducte

sind wie

Sus-Liinde sehr

billig.

2

Mosonen

in

Alle übrigen

im ganzen

Agadir und

Das Pfund Fleisch

bezahlt, für eine

Mosona

primitive

Mine ausbeuten.

soll

Metall, sondern auch Gold, Silber, Eisen eisenstein in grosser

wie er-

erhält

wirrt

mit

man (5—10

Eier und im Frühjahr noch mehrere. Bei der Beschreibung von Tarudant kann ich nicht

unerwähnt

lassen, dass die einst so

berühmten Zucker-

plantagen heute nicht mehr existiren.

man

in

Marmol und Diego de Torres

Indess findet

so glaubwürdige

430

Angaben, dass an der einstigen Existenz der Zuckercultur nicht gezweifelt werden kann.

Als im

16.

Marokko neu sich in

Jahrhundert die Dynastie der Schürfa

umgestaltete, suchten sie vor allen

um

Dingen

Es wurde Zucker

Tarudant festzusetzen.

Tarudant gepflanzt und

hammed

die

Mo-

Belagerung von Santa Croce, damals den 1536 war dieser Hafen in den

Portugiesen gehörend.

Händen der Gläubigen. Jude

um

einen Ausgangshafen für

das Product zu gewinnen, unternahm der Scherif

Ein Slami oder übergetretener

hatte unter der Zeit

Mühlen

in

Tarudant errichtet

und von dem Augenblick an war der Handel mit Zucker, wie

Marmol

als

Augenzeuge berichtet, der er-

giebigste von allen marokkanischen Handelszweigen.

Auch

christliche Sklaven

kation von Zucker verwandt,

wurden nun zur Fabri-

und nicht nur aus Ma-

rokko oder aus den Sudanländern kamen Leute nach Tarudant,

um

Zucker zu kaufen, auch Europäer

sich ein, sobald sie erfuhren, dass

Der Ertrag ergab

für

man

sie

stellten

gut behandle.

den Sultan jährlich 7500 Metkai,

eine für damalige Zeit grosse

Summe.

In welcher Zeit der Verfall des Zuckerbaues vor sich ging,

wurden

habe ich nicht ergründen können,

bei einer der so häufig in

vielleicht

Marokko stattfindenden

Revolten die Zuekergärten zerstört und nachdem nicht

wieder angebaut.

Aber

die

Erinnerung vom einstigen

Zuckerreichthum in der Provinz heute noch.

existirt in

Marokko

431

Wochen

Ich musste mehrere und

während

überstand

Krankheit,

da ich

geschüttelt war.

dieser

Tarudant bleiben

in

Zeit



Den

kunft liess mich der

Tag nach meiner An-

zweiten

Kadi der Stadt

warf mich einem langen

Examen woher

ich

sei,

warum

ich

Tarudant

in

er

mich

,

immer sehr

sei,

u. s.

plötzlich

und

die

genügenden Antworten,

Sohn

als

als

er

Unterhaltung auf die Medizin brachte

Mittel

ein

langte.

Ich

w.

ernsthaft blieb, dass

Christen ins Gelangniss senden würde,

eines

unter-

komme,

ich

wohin ich gehen wolle,

Mohammedaner geworden

trotz meiner

Er

rufen.

warum

glaubte schon, da er

förmliche

eine

Wechsel hebern

fortwährend von

gegen Gichtschmerzeu von mir

ver-

Zugleich wurde Thee servirt und ein gut zu-

Das Gespräch

Frühstück hereingetragen.

bereitetes

ging dann hauptsächlich auf die christliche Civilisatjon über,

und

ich sah mit

Erstaunen im Kadi einen

Fortschritte huldigenden

Mann

vor mir.

dem

Nach been-

digtem Frühstücke verabschiedete er mich, und sagte, er

würde mich rufen

lassen,

damit ich in seiner Gegen-

wart die Medizin bereite.

Am

(olgenden Tage

ihm gehen, und da

gegen Abend musste ich zu

ich nichts Anderes zu thun wusste,

so bereitete ich eine Kamphersalbe und

reibungen

damit machen.

liess

ihn Ein-

Ich musste wieder Thee

mit ihm trinken und zu Abend essen

;

beim Abschiede

gab er mir ausserdem einen grossen Korb mit Datteln

und einen kleineren mit Mandeln, dann

eine Schüssel

432 mit süssem Backwerke,

und

sich

zeichneter Güte

sehr gut zubereitet war

das

jahrelang

fast

und Mandeln von der

hält.

letzten

waren,

Obgleich

Datteln

die

Ernte und von ausge-

verkaufte

so

ich

doch den

Ich bekam für das Pfand

griissten Theil derselben.

Mandeln den für dortige Gegend hohen Preis von Mosonat;

denn

es

war Missernte

für die

guten Jahren erhält

in

man

6

Mandeln gewesen, für

Eine Mosona

mehrere Pfunde.

Am

vierten

als je ein,

Tage

stellte sich

ich glaubte schon

mein Fieber heftiger

vom Typhus

befallen zu

sein; acht

Tage musste ich meine Höhle hüten.

nahm

letzte

die

mir übrig gebliebene Dosis

Ich

Chinin,

genoss die ganze Zeit hindurch bloss Wasser und Brod

und

Tage

alle

einige Granatäpfel, die mir der

Funduk-

besitzer aus seinem Garten brachte.

Mit einer ziemlich grossen Karavane brach ich sodann

auf.

Sie setzte sich aus etwa 20

Mann und

30 Stück beladenen Maulthieren und Eseln zusammen. Die Leute selbst waren aus

der Oase Draa.

Vom

Thaleb des Kadi war ich ihnen empfohlen und deshalb gut bei ihnen aufgenommen worden.

Diese Art Kara-

vanen rechnen von Tarudaut acht Tagenwschc, welche aber sehr stark sind; das Vieh wird dabei von Sonnen-

aufgang bis Sonnenuntergang mit der grösstmögliclisten Eile vorwärts getrieben. für mich,

da

icli

erschöpft war,

Es war

also eine harte

Tour

von den Fiebern mitgenommen, sehr

und manchmal dafür, dass ich mitge-

433

nommen wurde, und was Nahrung anbetrifft von den Eigentümern des Viehs freigehalten wurde, das Vieh mit treiben helfen musste.

Den gauzen

ersten

Tag

dem Ued-Sus,

folgten wir

der an beiden Seiten lachende Gärten bildet.

and

hohe Berge, doch

links hatten wir

Norden wenigstens noch einmal

ist die

Rechts Kette im

nach

so hoch, als die

Südwesten streichende, welche überdies nur

ein

Zweig

vom grossen Atlas ist. Gegen Mittag, wir marschirten immer in östlicher Richtung, machten wir bei einem Dorfe der Beni-Lahia Halt;

und

gehalten,

es

wurde dort Markt abKaravane wollten

Leute unserer

die

um

nun noch Getreide

einkaufen,-

math zu nehmen.

Nach beendetem Einkauf ging

dass der Theil der Karavane

dem anderen

fand, von

den das

es

mit in ihre Heies

Ich weiss nicht, durch welchen Zufall es kam,

weiter.

Weg

und

,

bei

dem

ich

es war. glaube ich, Mitternacht, als wir seit

Abends

Wege

gehabt,

Dorf erreichten, wo

die

Anderen

Dazu

wir

elende

campirten.

mich be-

sich trennte, kurz, wir verloren

hatten

da das ganze Land von

breiteren

und schmäleren

Rinnsalen, welche zur Bewässerung des Bodens dienen,

durchschnitten

nun

alle

ist,

Augenblick

ein Esel versank

in

in

der Dunkelheit geriethen

in

ein solches

den Schlamm

ziehen konnte nur mit stelligt

Mühe und

wir

Wasser, oder auch

und

sein Heraus-

Zeitverlust bewerk-

werden.

Desto kürzer war der folgende Tagemarsch, wir Rohifa.

28

mussten sehr bald

einem Dorfe Halt machen,

in

weil

vor uns zwei Volksstämme sich bekriegten und dadurch

Gegend unsicher gemacht

die

wir in

mussten

jedoch die

diesem Orte

Aufnahme

gastlichste

Tage

Sieben

war.

liegen

bleiben,

fanden

Ich war

daseibat.

mit vier Anderen in einem grossen Bauernhöfe

und so war die ganze Karavane

quartiert

ein-

vortheilt.

Endlich schienen die feindlichen Parteien Frieden ge-

macht zu haben und wir konnten aufbrechen, der

Weg

war

offen.

Wir

folgten

dem Ued-Süs,

bis

fast

an seine Quelle, welcher Landestheil, wie überall, den

Namen

Kas-el-Ued hat. und schlugen von da an eine

südöstliche Richtung ein.

So scharf markirt der südwestlich vom Atlas sich abzweigende Gebirgszug, ausnimmt, so wenig

ist

vom Sus-Thale

gesehen, sich

er es in der That,

man kömmt

südöstlich fortgehend in keinen Gebirgszweig, sondern ein

in

aus ist

dem

,

Obschon man nun auch

zerrissenes Gebirge.

eigentlichen überall eiilturfähigen

Lande heraus

man doch noch

Sahara nicht

bat

erreicht.

Allerdings

aber

Gegend

die

nicht selten

und

die

eigentliche

sind die Berge nackt

und kahl,

äusserst

abwechselnd, Wasser

kleine Oasen

auf Schritt und Tritt.

ist

Gegen Sonnenuntergang erreichten wir erste echte Palmpflanzung,

die ich

(den Palmen in Marokko und

eine Oase, die

zu

sehen

bekam

Tamdant merkt man Bode»

gleich an, dass sie eigentlich für den dortigen

und das Klima noch fremd

sind), einige

Dörfer lagen

435

Wir

darin versteckt.

mehr

lagerten von jetzt an nie

im Dorfe, sondern immer im Freien, und suchten dann zu

dem Ende

Auf

Versteck auf.

immer

zwischen Felsen liegendes sicheres

ein

Tage

diese Art naarschirten wir 4

in südöstlicher

Richtung

fort.

Die Gegend be-

wahrte ihren eigentümlichen Charakter, nackte, kahle Felsen,

von Bergen

eingeschlossene Ebenen,

Oase, welche sich schon von

ohne

und da

Vegetation, nur von Steinen bedeckt, hie

Weitem durch

eine

hohen

die

Palmen ankündigte, manchmal auch noch grosse Strecken mit Schill (Artemisia) bedeckt, Zeichen, dass wir die

Sahara

eigentliche

noch

nicht

erreicht

hatten,

solche Bilder waren stets vor unseren Augen.

Am

fünften Marschtage

kamen

nachdem wir

wir,

verschiedene Ebenen durchschritten hatten, an einen

Bergpass, wie ich noch nie einen gesehen

auch wohl kein ähnlicher auf der Erde

habe, und

existirt.

Mit

diesem Bergpass, oder vielmehr mit dieser Schlucht, ebenfalls

die

richtung war,

durchschnittlich

birge hinter uns. breit,

in

unserer

Marsch-

hatten wir zugleich das eigentliche Ge-

Diese Schlucht war etwa 5 Scliritt

an beiden Seiten von senkrechten Marraorwanden

gebildet,

und

mit reizenden

in

derselben rieselte ein kleiner

grünen Ufern.

Am Austritte

Bach

der Schlucht

gab der Bach Veranlassung zu einer Oase.

Der Mar-

mor, der sich in der Sonne spiegelte und stellenweise so glatt war, als

oh er künstlich

1

in

allen

möglichen Farben.

polirt

wäre, glänzte

436

Was

das Interesse dieser einzigen Schlucht noch

erhöhte, war. dass sich lichen

Ende derselben

am

Austritte oder

am

südöst-

eine kohlensaure Quelle befand.

Ich glaube, es giebt wohl kaum ein zweites an Kohlensäure so steigen

es

Wasser, wie

reiches

findet, beisst

bildete

Blasen

dicke

fortwährend auf, und beim Trinken prickelte

Einem im Munde,

Das Land, worin

ob man Champagner

als

sieb diese Schlucht

Tassanacht, und die

Oase,

auch sonst

bei

timon-Stücke von

Tesna

1 '/a

offen zu

be-

vom Flüsseben

Die Gegend

Tesna*).

tränke.

und Quelle

war hier,

fast überall, äusserst metallreich,

dem Wege

auf

dieses;

ge-

wie

ich fand

Tage liegend, An-

Zoll Dicke, reines, unvermischtes

Metall.

Die nächsten Tage etwas

sich

Besonderes

gingen

vorüber,

ereignete,

ich

ohne

hatte

dass

jedoch

grosse Mühe, diese anstrengenden Märsche mitzumachen,

zumal mich eine erschöpfende Diarrhöe, durch die

un-

gewohnte Nahrung hervorgerufen, befallen hatte.

Die

Leute mischten nämlich Mehl mit gestampften Datteln zu einem Teige, gössen etwas Oel hinzu, und roh wurde dies genossen,

oder man ass auch, bloss mit Wasser

Dazu kam, dass

vermischt, gestampfte Datteln.

manchmal sehr an Durst zu Thiere waren

alle

die letzte. *)

denn

leiden hatten,

übermässig beladen

für Wasser keinen Platz hatte.

war

,

so dass

wir die

mau

Die schlimmste Strecke

Wir waren noch

einen guten

Siehe Petermann'a Mittbeilungen 1865, Tafel

Tag vom

6.

igifeed

b/CüOgli

437 Draa entfernt und lagerten Abends

Um

Thale.

den Ued-Draa

brachen wir

zu erreichen,

öden

einem

in

am folgenden Tage früh um Mitternacht auf. Un-

glücklicher

Weise waren meine Schuhe gänzlich un-

brauchbar

geworden,

die

Sohlen waren

Ich behalf mich damit, dass

Sandalen

Lederresten

Riemen an den Füssen

vom

tragen südlich

mir die Leute aus den

zusammenflickten,

welche mit

befestigt wurden.

Ueberhaupt

Atlas fast

Leute Sandalen.

alle

Für Einen, der nicht daran gewöhnt ein

cjualvolles

ist,

ist es

aber

Schuhzeug, da die Kiemen gleich In der dunklen Nacht stiess

einschneiden.

jeden

abgefallen.

Augenblick

gegen einen Stein, und

ich es

tief

nun

schien

mir eine Ewigkeit bis die Morgenröthe anbrach. endlich wir

der

kaum

Tag

und wir frühstückten

anfing

.

Als

hatten

das nöthige Wasser, aber die Aussicht, noch

wenigstens einen halben Tagemarsch gehen zu müssen,

ohne Hoffnung einen Brunnen oder Quelle anzutreffen.

Gegen Mittag war mein Gaumen ganz trocken, und wir endlich von

Weitem

die

als

Palmen sahen, mit dem

lachenden Grün der Orangen, Feigen, Granaten, Pfirsichen

und Aprikosen darunter, glaubte

erreichen

zu

können

;

erst

um

4

waren wir im Dorfe Tanzutta,

ich, sie nicht

Uhr Nachmittags

wo mehrere Leute

unserer Karavane zu Hause waren.

Mein Erstes war,

meinen brennenden Durst zu löschen, ich trank wenigstens 3 Liter

Wasser aui

ein Mal.

Sie

15.

Srna-Dafe.

ÜWrfDerfiKn

Jlniunft

Vom

auf den Helfenden.

JUgerien.

in

ewigen Schnee des Atlas gespeist, hat der TJed-

Draa, der längste der marokkanischen Ströme, Veranlassung zu einer der schönsten Oasenbildungen gegeben,

wie

man

Denn nur die

sie

überhaupt

da,

wo

bildet

ist,

nur

überirdisch

sich so

in

Sahara

findet.

rieselndes

Waaser

der

immer

üppige Vegetation

und gedeihen

Fruchtbäume, die das glückliche Klima des Mittel-

meerbeckeus hervorbringt.

Und wenn man nach

tage-

langen Märschen durch die steinigte und vegetationslose

brennende Wüste, jenes lachende Grün es

sich

frisch

unter

erblickt,

wie

dem schirmenden Dache hochman fast

stämmiger Palmen entwickelt, dann vergisst die

Mühen und Beschwerlichkeiten

einer

Fussreise

durch die Wüste, denn man glaubt eine der Inseln der Glückseligen erreicht zu haben.

Der bewohnteste und fruchtbare Theil des UedDraa

ist

das

vom Gebirge nach dem Süden zu laufende Draa nach dem Westen umbiegt,

Flusstbal, sobald der d. b.

etwa unter dem 29° N. B. fängt er an unbewohnt

Digitized by

Google

439

Es hat das seinen Grund

und unfruchtbar zu werden. darin,

weil

vom

die

ständig nur

bis zu

Atlas

kommenden Gewässer

dem Punkte

Ocean aber nur

tischen

fliessen,

den atlan-

Mal im Jahr, nach der

ein

grossen Schneeschmelze

des Gebirges, erreichen.

Ist

dem sonderbar geformten Gebirgswelches südwärts vom Atlasgebirge, unabhängig

der Draa-Fluss aus iande,

von diesem,

liegt,

mehr oder weniger

heraus,

dann durchströmt er sein

breites Thal, welches er sich selbst

Aber auch

geschaffen hat.

Bänke des ursprünglichen

hier sind

aus gesehen,

sie für

Gebirge

laufende

Ufer und

die

manchmal

Flussthales

hoch, so sonderbar geformt, dass man,

vom

so

Flussbette

zwei nach Süden streichende paralcll halten

könnte.

ziemlich in der Mitte des von

Einmal und zwar

Norden nach Süden

lau-

fenden Flusses erhebt sich aber ein wirklicher Berg, der Sagora, auf

dem linken Ufer

Debaya weiter

grosse

nur zeitweise

des TJed-Draa.

nichts ist als ein

nicht

erhalten.

sagt p. 180: „ce grand lac d'eau douce est rem-

plie de poissons et les indigenes

y fönt

Dass der

Sebcha und

See genannt werden darf, wage ich

ein

Renou und Delaporte gegenüber aufrecht zu

Renou

la

in

naviguent dessus et

peche d'apres Mr. Delaporte."

Abrede

stellen,

im Jahre mit Wasser

dass der füllt,

Debaya

ich will



Ich will

Mal

sich ein

ebenfalls nicht

bezweifeln, dass er zu der Zeit ohne Fische

sei,

dass

er mit Schiffchen befahren werde, aber das dauert nur eine

kurze

Zeit,

vielleicht

nur einige

Wochen;

so

DigiiizGd by

Google

UP rasch, so gewaltig die Gewässer

vom

wenn

Atlas herabbrauBen,

dem

so rasch und schnell eilen sie

Oceati

Und

zu.

Schweinmungeu den De-

diese ausserordentlichen

baya nicht mehr erreichen, so trocknet er rasch wird Sebcha und zuletzt vielleicht weiter

aus,

nichts

als

eine grosse Einsenkung.

Es

liegen ausserordentlich

Draa-Gegend

richten über die dieselbe

wird

darauf, dass

schon

man

die

Alles.

im

Freilich als solche

Mittelalter

genannt.

Aber

Draa Landschaft nennt, höchstens

noch eine Ortschaft derselben

auch

wenig sichere Nach-

vor.

notirt,

beschränkt sich

Leo hebt nur den Ort Beni-Sabih

hervor,

offenbar die grosse von mir besuchte Ortschaft Beni-

Sbih in der südlichen Provinz Ktaua. die Stadt Quiteoa (offenbar

Marmol führt

Ktaua) an, er nennt auch

Tinzeda, welches wohl mein Tanzetta

Ferner nennt

ist.

er die Oerter Taragale, Tinzulin (die Provinz

Tunsnlin

von mir), Tamegrut, Tabernost, Afra und Timesquit (wohl

Mesgeta).

Delaporte kennt ebenfalls Quiteoa.

Mouctte nennt einen Berg, den Lafera oder den höhlenreichen Berg,

Marmol nennt

oder Taragalt, und es

wurde*).

Es

ist

als

südöstlichste

Caillie streifte

was vom auch nur

Umbugsecke des Thaies, beim Orte

Mimmssina. *)

Taragale

der Berg, der

der Dj. Sagora bezeichnet

das das Hauptsächlichste,

Draalande bekannt war, denn die

diesen Berg

ist dies jedenfalls

mir von den Eingebornen

Siehe Renou, Empire de Maroc,

p.

175 n.

f.

441

Das Draa-Land Süden

vom Norden nach dem

zerfallt

spreche immer nur von

(ich

der sich nach Süden

Tfieile,

bis zu

seinen Lauf ändert) in fünf Provinzen

Mesgeta

dem bewohnten dem Funkle er-

wo der Draa nach dem Westen umbiegend

streckt,

dann Tinsulin

,

drittens Ternetta

.

oder

:

die nördlichste

Tunsulin

der Provinz Ternetta ein Kaid

Obschon

so existirt dieselbe bloss als

in

des Suitaus residirt,

Marokko aus

also eine Regierung von

(Tinjulen),

Kesuoata und endlich die

viertens

und grösste Provinz Ktaua.

südlichste

eingesetzt

ist,

Das Ansehen

nominal.

des Kaid und seiner Maghaseni geht wohl nicht über seinen

Wohnort

Gebiete

ist

ihren

dem

Schieb,

ältesten

Die ganze tragend im Draa-

hinaus.

derart, dass jode einzelne Ortschaft unab-

hängig von der anderen

ist.

die

und jede Gemeinde durch

Djemma (Versammlung

und angesehensten Männer) zur Seite

regiert wird.

Selbst nicht einmal

die

der

stellt,

einzelnen Pro-

vinzen haben eine eigene gemeinsame Regierung.

Als

Hauptort oder Hauptstadt des Draa-Laudes kann man

Tamagrut bezeichnen, aber auch nur eine

berühmte

befindet.

Aber keineswegs

Hauptstadt, anbetrifft

Thale

die

insofern, als hier

religiöse Genossenschaft, eine

auch erste.

ist die in

nicht

ist

Tamagrut

einmal

Sauyasich

eine offizielle

was Einwohnerzahl

Die grösste Ortschaft im Draa-

Ktaua gelegene Stadt Beni-Sbih.

Sämmtliche Ortschaften sind mit einer hohen Thon-

mauer umgeben,

einzeln erhaben auch noch

mehr oder

442 weniger breite und

tiefe

Alle haben wenig-

Gräben.

Die

stens eine Moschee, die grösseren auch mehrere.

Häuser, von gestampftem Thon erbaut, haben im Innern einen meist geräumigen Hofraum, haben alle ein flaches

Dach und meistens

ein

Erdgeschoss und

Im Erdgeschoss verwahrt man

werk.

oben halten sich die Menschen

wie

hier

Latrinen

öffentliche

Palmgärten, welche

hohe Thunmaueri]

voller

vorhanden

Unrath,

Die

sind.

wohl eingefriedigt sind durch

alle

erhalten

,

und Tuat überall

Tafilet

in

zahlreich

und

Die Strassen in

auf.

den Ortschaften sind schmal, staubig und

obwohl auch

Stock-

ein

das Vieh,

durch

Berieselung

ihre

den ewig strömenden Ued-Draa. und da das Wasser sehr reichlich vorhanden

bestimmung über nöthig

treffen

die

ist.

mau

so hat

Yertheilung

des

keine Zeit-

Wassers zu

Die Datteln, v.elche

gehabt.

in

der

Draa-Üase producirt werden, gehören zu den vorzügder ganzen Sahara, und da

lichsten

Absatzgebiet

dafür

haben

als

sie kein

nach

anderes

Marokko,

das

überdies noch von Tafilet und Tuat und anderen kleinen

Oasen seinen Dattel bedarf billig,

ladung

in

guten Jahren

(ca.

bezieht, so sind sie äusserst

verkauft

man

eine

Kameel-

3 Oentner) für einen halben Thaler.

Der

Getreidebedarf muss indess von aussen bezogen werden, das was die Eingebornen bauen,

pflanzt

reicht nicht

hin sie

das

ganze Jahr hindurch ge-

und geerntet wird.

Es kommt das deshalb,

zu ernähren, obschon

weil ein groser Theil der Gärten nur

zum Gemüsebau,

443 Kohl, ßüben, Carotten. Zwiebeln, Pfeffer, Knoblauch,

Tomaten, Melonen

etc.

und

verwandt wird,

weil die

und schönste Provinz, Ktaua. derart von Süss-

grösste

holz (Glycirrhiza) überwuchert ist. dass dies fast den

ganzen fruchtbaren Boden unter den Palmen einnimmt.

Das Thierreieh Schaf

in

ist

den

das

bietet nichts Besonderes da,

südlichen Provinzen

von Ternetta

an ohne Wolle, Pferde, Esel, Maultiiiere und Ziegen

und von derselben Art wie

gut

sind

Rinder sind sehr

selten.

die Taube, Sperlinge, Schwalben,

kleinen Vogel,

Marokko,

in

Von Vögeln hat man

wild

dann einen reizenden

zu den Sperlingen gehörend,

ebenfalls

aber mit buntem Gefieder und hübscher Stimme.

Die

Eingebomen nennen

und

man

ihn Marabtit

findet ihn frei, aber

zahm

in

(der Heilige)

jedem Hause, jeder

Oase südlich vom grossen Atlas.

Was

die

Bevölkerung

^

deren Zahl auf

anbetrifft,

250,000*) Seelen sich belaufen kann, so nennt man

sie

Draui.

Der Mehrzahl nach

Araber,

vornehmlich Schürfa, leben nur vereinzelt in

Ksors.

Zu erwähnen

sind

sind

noch

sie

die

in

Berber;

die

Palmhütten

lebenden Beni-Mhammed, reine Araber ihrer Abkunft nach,

sie

sind

durchs ganze Draa-Thal zerstreut

in

kleinen Gemeinschaften von wenigen Familien anzutreffen.

Auch

einige

Berberstiimme

haben

diese

Art

des

Zahl der Bevßlkerung in meinem Berichte zu 25,000 angegeben: ein Schreibfehler meines ')

In Petevmann's Mittbcilungen

ist die

Manuacriptes.

Digitized by

Google

444

"Wohnens

in

diese Oase

Während

Palmhütten.

die Araber, welche

bewohnen, vorzugsweise Schürfa, Marabutin

und vom Stamme der Beni-Mhammed die Berber

fast

der

alle

gehören

sind,

Fraction der Ait-

grossen

Atta an.

Der Neger, der ist,

hat auf die

natürlich auch zahlreich vertreten

grosse Menge der Bevölkerung wenig wenn

Einfiuss gehabt, aber der Draaberber,

er es

auch

dem Schwarzen zu vermischen, hat

nicht liebt, sich mit

doch unmerklich Negerblut aufgenommen, dann haben Sonne und Staub das Ihrige dazu beigetragen der Hautfarbe eine dunkle

welche

Färbung zu geben.

man im Drau

antrifft,

Die Schwarzen,

sind meistens von

Haussa

und Bambara, auch Sonrhai-Neger sind nicht Die ijjcht

in einigen

und ausgestossenen

Weise wie im übrigen Marokko, obschon sich

sind

manche Vexationen hier

hingegen

weniger

mehr

gefallen

sie

,

auch hier

lassen müssen.

dem Handel zugethan

den

Büchsenschmiederei

selten.

Esora ansässigen Juden leben hier

derselben- unterdrückten

in

,

Sie

vertreten

Handwerkerstand.

eigentlichen

Blechschlägerei

Tischler arbeit,

,

Schneiderei und Schusterei sind ihre hauptsächlichsten

Beschäftigungen.

Und eben

weil

sie

durch

diese

Handwerke den Draa-Bewohuern unentbehrlich geworden sind,

Ort

werden

sie

weniger gequält.

Tamagrut dürfen

nicht einmal

haltenen

den dort

sie

indess

Nach dem nicht

ausserhalb

Wochenmarkt besuchen.

heiligen

hinkommen,

der Stadt abge-

Aber damit

sie die

Digitizod by

Google

445 Strenge dieser Maassregel

weniger fühlen.,

man

hat

doch die Rücksicht gehabt, den Markttag für Tamagrut

wo

auf einen Samstag zu verlegen, Tag.

ohne das untersagt

ist

den Juden

es

zu handein und zu verkaufen.

Ausser der Sprache bemerkt man. was das Aeussere (abgesehen

nicht,

würde man glauben, das Land

Volke

bewohnt.

gepfefferte

Mittags

hat,

So

Butter

ist

auch Buttermilch dazu

nehmen,

Kuskussn

lebt der Draui täglich

Tanzctta,

die

allgemein

übliche

und Jahr aus Jahr

Ort wo ich zuerst ankam,

Ortschaften durch eine hohe festigt.

ist

und

gegessen.

während der Arme bloss Wasser zum Trunk

und Abends

Kost.

einem

heisae

Mehlsuppe mit Datteln

und Nachmittags Datteln, wozu die Reichen

ungesalzene trinken,

anbetriflt.

von

sei

Die Lebensweise der Bewohner

Morgens wird eine dünne

äusserst einfach.

stark

von den Schwarzen)

natürlich

den Draui keinen Unterschied, wiire dieser

zwischen

ist

wie

ein. alle

Mauer umgeben und

be-

Nördlich dicht dabei- liegt der nur von Schürfa

(Abkömmlinge Mohammed's) bewohnte Ort Alt-Tanzetta und ausserhalb von Alt-Tanzetta viertel).

ist

r

eine Milha (Juden-

Eine halbe Stunde südlich von Tanzetta

liegt

der grosse Ort Sauya-Sidi-Barca. und dicht dabei er-

hebt sich der sonderbar geformte und unter den Draa-

Bewohnern sehr berühmte Berg Sagora, berühmt, er eine

Hohle

Christen einen bis jetzt

enthält,

in

welcher

in

weil

der Vorzeit die

grossen Schatz verborgen hätten, den

noch Niemand gehoben.

Der Sagora

bildet

446 gerade die Mitte des Draa-Landes oder Draa-Thales

von Nord nach Süd laufenden Stromtheiles).

(d. h. des

und

er

ein

ist

nicht nur eine

wirklicher Berg,

Er-

höhung des Ufers.

Nach einem Aufenthalte von acht Tagen brach ich

von Tanzetta nach dem Süden

berühmten Hauptorte, dem nur eine

lichkeit,

die

Tanzetta

liegt,

zu

auf,

heiligen

nach dein

Tagereise südlich

Ideiue

kommen.

um

Tamagrut, Oert-

Ich

von

Begleitung,

hatte

was mir schon deshalb heb war, da ich mich mit der berberischen Bevölkerung gar nicht verständlich

Da

konnte.

Tage

ersten

ausserordentliche Hitze herrschte,

eine

Weg

machten wir den in

in zwei

Tagen, und blieben

bald

wir

und in

am

folgte nicht lief

gerade

den süd-

so befanden wir uns bald in steiniger Wüste,

einem lachenden Thale.

Mittags

erreichten

anderen Tage Tamagrut, das sich nur durch

und dadurch, dass

seine Grösse,

darin

am

einem grossen Ksor, von Berbern be-

Namens Alaudra. Der Weg Krümmungen des Flusses, sondern wohnt,

wärts,

machen

wird

gehalten

,

von den

Die Sauya,

unterscheidet.

Nasser genannt,

ist

ein beständiger

übrigen

Markt

Ortschaften

nach Sidi-Hammed-ben-

eine der grössten, die ich gesehen

habe.

Sidi-Hammed-ben- Nasser war ein berühmter Heiliger,

aber

hatte Allah

kein

ihm

Nachkomme Moliammed's. die

Gabe

verliehen, in

Dafür

der eignen

Sprache der Thiere mit den Thieren sich unterhalten

447

können

zu

(nach

dem

Glauben

der

Marokkaner

konnte das vor ihm nur Sultan Salomon, dann Harun al

Raschid und Djaffer sein Minister)

diese grosse

Gabe auf

seine

;

aber leider hat

Nachkommen

sich nicht

Wenigstens kann ich constatiren, dass die

vererbt.

Urenkel weder mit dem Kameele, noch mit dem Pferde oder anderen Thiereu sich unterhalten konnten. Ich habe an anderer Stelle entwickelt, dass die

Mohammedaner haben

:

einen grossen Vorzug vor uns Christen

dass ihre Heiligen schon häufig

beiLebzeiten

heilig gesprochen werden, dass ihre Heiligen heirathen

dürfen,

dass

Heiligen

auch

Heiligsein bei d. h. dass die

die

Kinder

und Nachkommen solcher

für heilig erachtet werden,

den Mohammedanern

Nachkommen

ja,

dass das

wachsend

ist,

solcher Heiligen für hei-

liger erachtet werden, als die Vorfahren selbst.

Aber hat man im

t

'hrislenüniui

nicht ganz das-

Sind auch die Papste nicht fleischliche Nach-

selbe.

kommen

Christi, so folgt

geistiger

Erbe, und verfolgt man vom ersten Bischof

in

Rom,

zum

die

doch einer dem anderen

zunehmende Macht und Heiligkeit

letzten jetzt regierenden,

stellt

dass wir doch nicht so sehr hinter der anderen tischen in

als

bis

der sich Gott gleich ge-

hat durch seine Unfehlbarkeit, so findet man.

Schwesterreligion

zurückstehen.

Und

semiist

es

den anderen christlichen Bekenntnissen nicht ebenso ?

Der

derzeitige Besitzer der Sauya, Si-Bu-Bekr, ein

Ur-Ur-Enkel des erwähnten Heiligen, wurde denn auch

viel heiliger gehalten, als

für

Familie war übrigens eine,

der "Vorfahr

Seine

selbst.

von jeher durch

die sich

Frömmigkeit, durch Gelehrsamkeit

in

den Schriften,

aber auch durch Glaubenseifer ausgezeichnet hatte.

Ich begab mich sogleich

in

S&uya, wo man

die

Ks war gerade

mich zu Sidi Bu-Bekr führte.

die

Zeit des öffentlichen Empfanges, der ehrwürdige Greis

nahm daher Seiten

bei der

Menge der Leute,

herbei gestreimt

waren,

von

die

allen

wenig Notiz von

mir,

sondern gab bloss Befehl mir ein Zimmer anzuweisen.

Desto zuvorkommender empfingen mich seine beiden Söhne, ich mnasfce mehrere

und

täglich überhäuften sie

Wochen

bei ihnen bleiben

mich mit Aufmerksamkeiten

Als ich Sidi*) Bu-Bekr einige Tage später

aller Art.

meine Aufwartung machte, entschuldigte er er

sich,

dass

mich nicht zuvorkommender empfangen, indem

nicht verstanden habe, dass ich von

Rumi) käme; er sei,

fragte,

Europa

er

(Blad-el-

ob ich mit Allem zufrieden

und gab seinen Söhnen den Auftrag für mich

zu

sorgen.

kam mir gerade

Diese Sauya die

grossen

welche

münden, von

die die

von

wie ein Kloster vor;

Bogengängen umgebenen Höfe,

Zimmerchen

oder

vielmehr

die

in

Zellen

von länger verweilenden Reisenden, oder

Studenten

und Schriftgelehrten

Studien obliegen,

bewohnt werden;

.

die

hier

ihren

das ewige Beten

•> Im eigentlichen Marokko würde man nur ihm sagen.

Si, nicht Sidi

zu

Digiiizcd Oy

Google

449

und Ablesen des Koran,

die wallfahrenden Leute, die

um

das

Grab

Nasser's zu besuchen,

und

ihre

kommen

täglich

,

Hammcd-ben-

Sidi

Gaben, die

Geld

in

oder Sachen aller Art bestehen, zu den Füssen des

Marabuts legen, nur

ist

alles dies erinnert

an unsere Klöster,

und

hier die Prälatur in einer Familie erblich,

zwar geht bei den Marabutin die Würde nur auf den ältesten

aus

Sohn

dem

während

über,

elterlichen

die übrigen Sühne, einmal

Hause ausgeschieden,

wöhnlichen Bürgerstand zurücktreten. geht die

Würde

den ge-

in

Bei den Schürfa

auf Söhne und Töchter über,

ist

dann

nur erblich durch die Söhne.

Ehe

um

ich weiter reiste,

zu erhalten.

bat

allein

Ktaua, diese grosse selbstständige Oase,

für sich gegen lOOKsors, die von Berbern,

auch

oder

begab ich mich nach Ktaua, den Handel mit dem Sudan

einige Notizen über

von Araber -Schürla oder

der Beni-JI ham med

bewohnt

vom Stamme

Ich ging

sind.

zuerst

nach dem grossen Orte Aduatil, ausschliesslich von

Von hier aus Handel mit dem Sudan

Schürfa bewohnt. lichste

geringe]-

die

Uj.iiditiit),

wird der hauptsächbetrieben.

hauptsächlichsten Gegenstände,

dorther holt.

An

Producte

sie

(in

man von

zuführen,

können ihnen nur denn

das

Kupfer,

dem Sudan

ver-

wohl zumeist über Tekua und Nun.

Die

welches sich von Tarudant aus nach breitet, geht

welche

eignen Producten liefern indesa die

Draui den Schwarzen Nichts, europäische

Gold

Elfenbein, Leder und Sklaven sind

450

man im Sudan

Sklaven kauft 15

von

— 20

Mädchen werden

Thaler, junge

sind jedoch

zu den billigen Preisen

hübsche und hellfarbige In Fes und Marokko

theurer.

dann mit bedeutendem Gewinne

sie

zu 100 bis 150 Thaler.

Von

brauchen die Karavanen

ca.

abgesetzt,

Timbuktu

Aduafil bis 8

Wochen,

längste

die

wasserlose Strecke soll 10 Tage (nach Aussage der

Eingebornen, jedoch halte ich das für übertrieben) betragen.

Ich blieb in Aduafil 14 Tage, und besuchte von hier aus auch die wichtigen Handelsplätze und

Märkte

Beni-Haiun und Beni-Sbih südlich gelegen.

Dann

begab ich mich nach Beni-Smigin, Ort, der am nordlichsten

in

Ktaua

und nahm die Gelegenheit

liegt,

wahr, mit einer Karavane von hier nach

Tafilet

zu

gehen.

Während man

dem Wege von der Provinz

auf

Ternetta nach Tafilet die grosse Oase Tessarin antrifft,

hat

man von Ktaua

aus nur wüstes Land.

Man

braucht fünf Tage und hält immer Nordost-Richtung.

Die Wüste bar,

man

froh, als

ist

trifft

ich

indess auch hier nicht aller Vegetation

fünften

Tage Nachmittags von einer

Felsanhöhe die Palmen Tafilets Beni-Bu-Ali,

Ich war

hin und wieder auf Akazien.

am dem

erblickte.

Vom

Orte

östlichsten Ksor, auf den wir trafen,

begab ich mich direct nach dem Hauptorte der Oase

Abuam, und da

ich

ohne Bekajinte war, ging ich direct

in die grosse Moschee.

Ich hatte mich,

müde

wie ich

Digitizsd by

451

vom Wege war,

schlafen gelegt, fand micli aber un-

angenehm erweckt durch einen was ich aei

ein

sei,

Wie gewöhnlich

wolle.

zum Islam

stafa (icli

sei,

wie ich

nie

Iiiesse,

antwortete, ich,

übergetretener Deutscher,

machte

Vor mir

Fusstritt.

stand ein Scherif, er fragte, wer ich

ich

Namens Mu-

Hehl daraus, dass ich übergetreten

und konnte das auch

da

nicht,

ich

zu der Zeit

das Arabische noch sehr mangelhaft sprach).

Für uns

Deutsche haben die Marokkaner das durch

die

Tür-

ken den Arabern zugebrachte und aus dem Slavischen entlehnte

Wort Nemsi.

Aber mit

war der Scherif nicht zufrieden. die

dieser Erklärung

Wie überhaupt durch

drohende Nähe der Franzosen

Fiiali

(Bewohner

gegen Fremde eifer,

so

Algerien,

die

schien Misstrauen, Glaubens-

wurden herbeigeholt, man

Die übrigen Tholba

sein.

wollte einen sichtbaren Be-

weis meines Islams haben, und

Kopfschütteln erklärten, dass

als

man

meine Kleider zu durchsuchen.

sie

nach einigem

in dieser

mir nichts vorwerfen könne, fingen

voll

in

bedeutend misstrauischer

Tafilets)

sind,

Religionsdünkel und jesuitischer Fanatismus in

diesem Scherif personificirt zu

sie

Beziehung

trotzdem an,

Und um mein Unglück

zu machen, fanden sie einen alten Pass,

den ich

aufbewahrt hatte.

Mit fanatischem Geheul wurde ich nun von diesen Zeloten der

nach Rissani,

Kaid des Sultans

der

offiziellen

residirt,

Hauptstadt,

wo

and

ich

geschuppt,

glaubte schon mein letztes Stündchen sei gekommen,

452

was

denn

machen. er

ist

ein

ist

gegen

Glaubenseiferer zu

fanatische

Fortwährend brüllten

sie

„er

:

ist ein

Spion,

Sendling des christlichen Sultans", womit

sie

den IJaiser Napoleon der Franzosen meinten, „er

ist

gekommen, um unser Land auszukundschaften,

Yenathen and zu verkaufen."



So

dumm

sind

licli

diese fanatischen Leute, wie ja überhaupt

heit

und Fanatismus immer Hand

gehen, dass

könne nur

überzeugt sind,

sie

ohne Weiteres

so

in

Hand

einzelner

ein

Land

ihr

zu

iiiiin-

Dumm-

mit einander ("brist

verkaufen.

Glücklicherweise aber traf ich im Kaid des Sultans einen Mann,

der schon irgendwo

einen

Pass gesehen

haben musste, oder doch wusste, welche Bewandniss es

damit hatte, aber auch er würde wohl kaum den

wutschnaubenden Volkshaufen haben besänftigen kön-

wenn nicht zur rechten Zeit

nen,

Prinz,

nach

der

marokkanischer

ein

Meinung Vieler

rechtmässige

der

Sultan von Marokko, herbeigekommen

wäre:

Mulei

Ab d- e r-Rhaman-b en-Sliman Als nämlich Sultan Sliman gestorben war, folgte nicht sein Sohn,

sondern

sein

Rhaman-ben-Hiscbam, und starb,

hätte nach

Neffe Mulei

als dieser

Abd-er-

im Jahre 1859

dem Herkommen der

Aelteste

der

Familie und zwar Mulei Abd-er-Rbaman-hen-Slinian folgen

müssen.

Sultan

Abd- er-Rhaman

hei Zeiten dafür gesorgt, dass sein

nachfolgen würde, und

in

Sohn

Sidi

hatte

aber

Mohammed

der Tbat fand im Herbste

1859 Abd-er-Rhaman-ben-Sliman

den Thron besetzt.

453

Da

er sich bis dahin 16 Jahre in der

sa's, nördlich

Sauya

Sidi

Ham-

von Luxabi gelegen, verbürgen aufgehalten

um dem Dolche und

hatte,

seines Vetters

Gifte

zu

entgehen, brach er Ende 1859, von einigen wenigen Ge-

treuen begleitet, auf mich Fes,

und Kaid erklärt,

um

Aber schon hatte

mächtigen.

Faradji von Fes

sich des

sich

Thrones zu be-

Bascha ben Timleb

für den jetzigen Sultan

der lange Zeit vorher dort Ohalifa gewesen

war und sie durch reiche Geschenke an hatte. Wenig fehlte, so wäre der Sohn

sich gezogen Sliroairs mit

seinen einigen hundert Reitern gefangen genommen. Dieser Mulei Abd-er-Rhaman-ben-SHman lebte jetzt in Tafilet, und ihm,

und war Ks

seiner Eigenschaft als

in

seinem unfehlbaren Charakter es ein Leichtes das tobende

könnte befremdend

ächtete

triedlich an

der Seite

des

ist,

südlich

vom

Prinz



ihm

dass

dieser

ge-

atisgestossene

Prinz

so

Kaids des Sultans stand,

aber man muss bedenken, dass

Marokko

als Scherif

Volk zu besänftigen.

erscheinen,

und vom Throne

die

Regierung von

Atlas nur eine Scheinregierung

und namentlich dieselbe

in

Au-

Tafilet gar keine

torität besitzt.

Der Prinz fasstc für mich Freundschaft, und diese wuchs noch, als sich herausstellte, dass ich in der (

Kampagne der Franzosen gegen die Boni-Snassen

schon seinen liiess,

1

859

ältesten Sohn, der ebenfalls Ab d-er-Rhaman

kennen gelernt

kommen, um

die

hatte.

Hülfe

des

Derselbe war dabin gefranzösischen

Generals

454 Martimprey gegen seinen Verwandten, der den Thron von Fes usurpirt hatte, anzurufen; Martimprey selbstverständlich

Angelegenheiten

jede

Einmischung

Marokko's

lehnte

die

inneren

blieb

längere

in

Ich

ab.

Zeit bei dieser gastfreundlichen Familie,

die

für ge-

wöhnlich in Marita, Provinz Ertib der Oase Tahlet"), wohnt, und sodann bereitete ich mich vor, meine Reise zu vollenden.

Ich hatte im Laufe der Zeit durch

Praltticiren

wieder einiges Geld zusammengebracht, allerdings durch

mühsames Sparen, denn Marokko und namentlich

die in

ärztliche Praxis

muss

muss

in

den regierungslosen Theilen

ganz anders ausgeübt werden,

als bei uns.

Namentlich

sich der Arzt, der keine starke Sippe

oder Ver-

wandtschaft hinter sich bat, wohl hüten, einem Patienten eine Medicin

zum

inneren Gebrauche

zu verabfolgen,

denn hat er das Unglück sodann einen Kranken durch den Tod zu verlieren, so

entweder die Medicin,

ist

oder der Arzt die Ursache davon gewesen hat der Arzt aber

von

nicht einmal den erhofften

Kranker,

wirklich

Erfolg, denn

dann haben weder

die

;

andererseits

guter Medicin gar

gesundet

noch

Medicin

ein

der

Arzt geholfen, sondern irgend ein Heiliger, auch wohl

Mohammed, *)

in seltneren Fällen Gott**), dies

Die Beschreibung von Tafilet

Atlas etc.",

Bremen Kühtmann,

ist

in

2te Auflage,

Wunder

„Uebersteignng des

und

in

Petermann's

Mittheilungen, Jahrgang 1S65. **} In dieser

lichkeit mit

Beziehung haben

die

Mohammedaner

viel

den Katholiken: bei einem Wunder denken

Aehn-

sie zn-

igilized by

Google

455

Es

bewirkt.

am besten die Praxis so auszuüben,

daher

ist

wie es landesüblich

ist:

durch Feuer und Amulette.

Mit einer Karavane machte ich mich sodann auf den

Weg und

zwei Tage

nach unserem Aufbrnche

von Krtib erreichten wir die nordöstlich legene Oase Budeneb.

und

am

Wir

Weg

Oase Boanan, den ganzen in

davon ge-

blieben hier nur einen Tag,

folgenden Tage Abends erreichten

nordöstlicher

wir

die

hatten wir ebenfalls

Mit einem

Richtung zurückgelegt.

Empfehlungsbriefe vom obengenannten marokkanischen Prinzen für den Schieb der Oase versehen, kehrte ich bei

ihm

und wurde auch gastfreundlich empfangen.

ein,

Der Schich

biess Tlialeb

Zehn Tage lang war

Mohammed-ben-Abd-AlIah. ich

assen wir aus Einer Schüssel. so

langen

Aufenthalt,

Meinung war, weiter reisen,

noch

in

häufig durch

kommt, der

die

täglich

Ich hatte dort einen

Mohammed

ich solle nur mit einer grosseren

der

Karavane

da je näher der algerinischen Grenze,

desto unsicherer der ich

und

sein Gast,

Thaleb

weil

Weg

sei.

den Illusionen,

Zu wie

der Zeit nun lebte

man

dieselben

so

Bücher solcher Reisenden genährt be-

nur einen oberfläcldichen Blick

in

das

Mohammedaner geworfen haben und uns

Leben

erzählen,

wer mit einem Muselman aus Einer Schüssel gegessen habe, für heilig und unverletzlich gehalten werde.

Zu

der Zeit glaubte ich noch an die Heiligkeit des Gastrechtes.

Und

hierdurch unvorsichtig gemacht,

liess ich

meist an einen Heiligen, seltener an ihren Propheten, in den seltensten Fällen an Gott.

'1

456

Tages mein Geld sehen.

eines ca.

französische

60

Im Ganzen mochte Aber auch

Thai er haben.

einige Thaler marokkanisches Kleingeld

da ich wusste, dass ersteres

zutauschen,

ich für

war darunter,

welches ich deu Schich hat, gegen französisches

um-

Algerien

in

keinen Cours hatte.

Mohammed wechselte,

Thaleb

aber von

dem Augen-

blick an musste er auch schon den Entschluss gefasst

haben, mich zu ermorden.

Kede davon

eine

Jetzt war nicht

mit Hülfe seines Dieners, der ganz gut

würde dienen können, könne die

mehr die

Karavane abzuwarten, er meinte nun,

ich

als

Führer

auch ohne Karavane

nur zwei Tagemiirsche entfernte Oase Knetsa er-

reichen.

Er

kommen

auf seinen Diener verlassen, und der Preis

für das

Führen, 8 Frcs., wurde von mir im Voraus

fügte noch hinzu,

ich

könne mich

voll-

bezahlt.

war ich auf den Voschlag einge-

Mit Freuden

gangen, denn nach mehr als zweijähriger Anwesenheit unter diesen durch ihre Religion verthierten Menschen hatte

ich die

sation zu als

Thaleb

da man

grösste Sehnsucht wieder

kommen.

vorschlug,

um

der Sonne

vom Durste minder

auffällig,

Abends abzureisen,

der Sahara ja so häufig

Hülfe nimmt,

unter Civili-

Ich fand es auch gar nicht

Mohammed

in

die

Nacht

zu entgehen,

zu

und um

gequält zu werden.

So machten wir uns Abends auf den Weg, der Führer,

ein

Diener und

ich.

Es hatte

sich

nämlich

igifeed by

Google

457

vom Dran

her ein Pilger an mich angeschlossen . der

gegen Kost, aber sonst ohne Lohn, zu mir getreten

liiiltniss

von etwa

4

Stunden

in ein Dienstver-

Nach einem Marsche

war.

lagerten wir

der

in

Nähe

eines

kleinen Flusses und machten von trocknen Tamarisken-

Aesten ein hoch und

hell

loderndes Feuer an, welches

der Führer besonders gut im Brennen unterhielt,

um

damit seinem Herrn den Ort zu neigen, wo wir ge-

Mein Diener und

lagert wären. gestreckt,

Führer

waren bald

sich der

beim Feuer aus-

ich

ebenso schien der

t'iii^t'sclihil'cn.

Ruhe hinzugeben.

eine Pistole trug,

hatte

Ausser dass ich

und

der Diener

Waffen, der Führer hatte einen Karabiner.

ich

keine

Wie

lange

Als ich erwachte,

ich geschlafen, erinnere ich nicht.

stand

der Schieb der Oase dicht über mich

vor mir, die rauchende

Mündung

war noch auf meine Brust

Er

gerichtet.

nicht, wie er wohl beabsichtigt hatte, troffen,

sondern

nur

meinen

gebeugt

seiner langen Flinte

hatte aber

mein Herz ge-

Oberarm

linken

zer-

schmettert; im Begriff mit der Rechten meine Pistole zu

ergreifen,

hieb nun der Schieb

meine rechte Hand auseinander. sank ich auch schon durch in

Strömen

Mein Diener Als ich ich

mich

entquellende Blut, rettete sich

am

allein,

mit seinem öäbel

Von dem Augenblick dem linken Arm

das aus

wie

todt

zusammen.

durch Flucht,

folgenden Morgen zu mir

kam

,

mit 9 Wunden, denn auch noch,

ich schon bewusstlos dalag, mussten diese

fand als

Unmenschen,

458

um mich

Meinung nach vollkommen zu

tödten,

auf mich geschossen und eingehiiuen haben.

Meine

ihrer

siimmtlichen

Sachen,

Ausnahme der

mit

blutdurch-

tränkten Kleider, hatten sie weggenommen.

Obgleich

das Wasser nicht weit von mir entfernt war, konnte ich es nicht erreichen, ich

war zu

entkräftet,

um mich

zu erheben, ich versuchte mich hinzurollen. Alles vergebens, ich

litt

entsetzlich

vom brennenden

Durste.

In dieser hülftosen Lage blieb ich zwei Tage und zwei Nächte.

Halb war mein Zustand wachend, halb

ohnmächtig.

Ich hatte dann die schrecklichsten Vi-

sionen.

Manchmal glaubte

strengte

nun

Leute zu sehen, und

ich

Kräfte an,

alle

um

sie

herbeizurufen,

aber immer war es Täuschung.

Mit dem Leben hatte

ich vollkommen

Hauptsächlich quälte

abgeschlossen.

mich die fürchterlichste Angst von Hyänen oder Scha-

Denn

kalen angefallen und lebendig verzehrt zu werden.

Uebergangsgegend der Sahara

diese

Gebiet dieser feigen Raubthiere.

vollkommen

hülflose

Endlich

War

am

dritten

Rufen

besonders das

Tage kamen zwei Menschen.

es diesmal Wirklichkeit, oder

Nein, es waren Menschen,

schwaches

ist

Ich wäre ihnen eine

Beute geworden.

sie

wieder Täuschung ?

antworteten auf mein

durch Winken, mit der Stimme.

Es waren Marabutin der unfeinen

kleinen Sauya Hadjui.

Ihre Freude mich lebend anzutreffen, war fast grösser als

die meine.

(Wasser).

Ich stammelte nur „el ma,

Aber, dachte

ich dann,

ist

ihre

el

mal"

Freude

DigiiizGd

t>y

Google

459 mich aufrichtig?

Sie hatten

eiserne

Hacken

auf der

Schulter, offenbar in der Absicht mich zu beerdigen,

aber hauptsächlich waren

sie

hergezogen,

der

nämlich dass

man mir meine

jedenfalls

ruchbar

geworden

ein sehr kostbarer

Und nun

Gegend immer

Stunden

Gegenstand.

erklärten

zu wollen

retten

aber

,

entfernten

war:

Kleidungsstücke gelassen

für die dortige so sehr arme

hatte,

noch

wohl durch den Umstand

zwar

sie sie

müssten

dem

nach

Hadjui zurückkehren

,

und

zwei

um

meines Transportes ein Maulthier zu holen. fernten sie sich wieder,

mich

freundlichst

heliuf

So

ent-

jetzt durchlebte ich

erst

die entsetzlichste Zeit.

Diese vier Stunden, die ich jetzt allein zubrachte,

kamen mir „Sie haben lassen,

vor, wie eine nie

enden wollende Ewigkeit.

dich nur verlassen,

um

und um. wenn du gestorben

dich sterben zu bist, sich

deiner

Kleidungsstücke zu bemächtigen", das war der Gedanke,

durchgedacht wurde,

der fortwährend

nachdem

ich

soeben durch einen Trunk Wasser zu etwas erneuertem

Lehen gekommen war.

Wie konnte

solchen Mordversuche

einem

ich überhaupt

noch

nach

Glauben zu den

dortigen Menschen haben.

Da Kopf

endlich hörte ich Geräusch, ich versuchte den

zu erheben',

trieben von

ich sah ein

starkes

Maulthier, ge-

mehreren Menschen, sich nähern, meine

Ketter waren wieder da. auf das Thier,

Mit Torsicht luden

sie

mich

was keine Kleinigkeit war, da mein

Digiiizod

t>y

Google

460

Arm

linker

nur

an Haut

nocli

und Muskeln hing,

meine rechte Hund aitseinan der kl äffte

,

mein

schon hingst

hatte

Pfropfe

sich

von selbst

rechter

Das Bluten

Oberschenkel ebenfalls durchschossen war. aufgehört,

es

mussten

oder die Ohnmächten das be-

gebildet

wirkt haben.

Wie

lachte mein Herz,

ich

als

Palmen von

die

Hadjui auftauchen sah, und doch wusste ich nicht, wie ich vor

Schmerzen auf dem Maulthiere

Und

halten können.

es

würde aus-

die wenigen Palmen, die

wenigen

armseligen Häuser*) schienen mir ein Paradies zu sein.

Wohnung

Ich wurde nach der

Das Haus

Oase gebracht. keineswegs

gross,

Sidi

bestand

es

-Lasehmy's war aber

dann kam

als

Wohnzimmer

als

Küche

ein

Daran

stiess

Gemach, das und zugleich

ein kleines

Zimmer,

Vorratiiskammer, endlich waren oben zwei Mensa,

Räumlichkeiten, die

auf

dem

und

für einen Esel

grösseres

die ganze Familie

für

diente.

einem Vorzimmer,

aus

Aufenthaltsort für das Maulthier,

zwei Ziegen,

des Schichs der

flachen

d. h.

Dache gebaut

waren, und worin die beiden Brüder, denn Sidi-Laschmy

bewohnte das Haus mit seinem jüngeren Bruder Abd-

er-Rhaman,

mit

ihrer

resp.

Frau

schliefen.

Man

machte mir dicht neben der Feuerstelle mein Lager. Mein suppe *)

erster

Wunsch war, nachdem

genossen Die

Oii.se

hatte,

Hadjui

Palmen bestandene

ist

nach

ich etwas Mehl-

einem Messer,

und

als

nur eine ganz kleine von circa 100

Insel, mit

etwa 50 Wohnungen.

Digiiizcd

t>y

Google

461

man

brachte,

ein solches

bat ich Sidi-Laschmy, mit

Arm

einem herzhaften Schnitt meinen herabhängenden abzuschneiden.

Aber da kam

„Das kann

ich schlecht an.

sein," sagte der Marabot,

Christen Sitte

bei

euch

„aber wir

schneiden nie ein Glied ab, und da du, der Höchste geloht, jetzt

rechtgläubig

bist

.

wirst du

sei

Arm

deinen

behalten."

Mittlerweile hatten sie auch schon aus Zie-

genfell eine

Binde genäht,

um dem Ganzen

in

welche Stäbe aus Rohr,

Halt zu geben,

eingezogen waren.

Diese Binde wurde umgelegt, mit Thon timschmiert,

und so

Art

eine

festen

Verbandes

auf weissen Wüstensand gebettet. vergessen

nicht

Wunden wurden welche

in

um

sie

welche,

Hätte zu fen-

Die übrigen

mit Baumwolle

einfach

von Butter,

getaucht hatte,

den Verband

vollkommen gewesen.

so wäre er

stern,

gehabt,

Der

hergestellt.

Arm wurde man

verbunden,

man vorher Artemisi»

aromatisch zu machen, durch-

tränkt war.

Welch' wonniges Gefühl hatte ich Abends,

als

mich unter Dach und Fach wusste. zwar hart ge-

ich

bettet,

denn

bedeckt,

ich lag auf Stroh

aber

doch

und war nur mit Teppichen

in Sicherheit

mit

der

Aussicht

wieder hergestellt zu werden und noch leben zu können.

Mau

um

hatte mir meine Kleidung

vom Leibe

geschnitten,

das Blut .heraus zu waschen, aber während

Zeit befand ich mich in

Adam's Kleidern

Leute waren so arm, dass

sie

.

der

denn die

mir keine anderen ver-

462

Ueberhaupt schien Hadjui einer der

schaffen konnten.

dürftigsten Oerter zu sein, die Leute der Oase die

iuicii

ann, dass

sie

waren aber

Sie waren so

der Welt.

Liitst.frMimllidisten

der ganzen Ortschaft nicht einmal

in

Weizen hatten, aber im Glauben,

ich dürfe ihre schwere

Kost aus Gerstenmeh! nicht gemessen, wurde für mich auf Gemeindekosten Weizen von einer anderen Oase

Auch Butter wurde

gekauft.

kosten geholt,

wo möglich

um

mich auf Gemeinde-

Strausseneier zu suchen,

einen Strauss zu erlegen,

Kost bekäme.

malische

für

und die jungen Leute mussten dann

und wann hinaus,

wie

die

um

mir

In dieser an

irisch aufgesprossene Gerste zu bringen.

Grün

so

oder

damit ich ani-

Es war rührend,

jungen Mädchen täglich an mein Lager kamen,

armen Gegend, wo Gemüse, wie Rüben, Zwie-

beln und

Kohl zu den

und kostbarsten Garten-

feinsten

trücbten gerechnet werden, verschmäht

das zarte Gras

mich

erstickten

der Gerste zu

im Anfange

man

geniessen. die



es nicht,

Ja,

fast

Frauen durch ihre

Güte: von dem Grundsätze ausgehend, dass der grosse Blutverlust nur durch grosse Quantitäten von

zu ersetzen

sei,

waren

in

Nahrung

den ersten Tagen beständig

zwei Frauen an meiner Seite damit beschäftigt, grosse

und

Klumpen Kuskussu

ich,

in

den

Mund

des Gebrauches meiner beiden

mir

zu schieben,

Hände zu der

Zeit beraubt, musste es ruhig geschehen lassen.

Endlich nach Langem Seh merzen slager,

um

so un-

angenehmer deshalb, weil ich keine Kleidungsstucke

Digilized by

Google

463

zum Wechseln antreten.

hatte, konnte ich das

Die

Hand, der Schuss durchs

um

Arm

hatte zwar durch

den zerschmetterten Oherannknochen

Festigkeit gewonnen, aber

und von

Reise

an der rechten

rechte Bein waren geheilt,

der zerschossen gewesene linke Oallusbildung

Ende meiner

Wunden am Körper,

Wunden waren

die

offen

Zeit zu Zeit eiterten Splitter*) heraus.

Wir nahmen Abschied von einander und

Sidi-

Lascluny Hess es sich nicht nehmen, mich bis zur grossen

Auf

Ortschaft Knetsa zu begleiten.

haben

die Beni-Sithe

sie bearbeiten. ca.

5000 Seelen

dein

Wege

dahin

Minen mit Blei und Antimon,

die

Knetsa mit einer Einwohnerschaft von ist

eine für dortige (regend

berühmte

Sauya, indess ebenfalls nicht von Schürfe, sondern nur

von Marabtitin gegründet. Die Schichs Sidi Mohammed-

ben-Abd-AHah und

Sidi

Da

Fes befand,

ersterer sich in

Ibrahim sind die ansehensteu. stieg ich bei letzterem

ab, für beide hatte ich Empfehlungsschreiben von llulei

Abd-er-Rhaman-ben-Sliman von

Tafilet.

Merkwür-

digerweise hatte mir nämlich der Schieb Thaleb

hammed- ben-Abd- Allah von Boanan auf

Bitten

Moder

Maiabutin von Hadjui nicht nur meine l^mnf'ehhingsbriefe,

sondern auch einen Theil meines Tagebuches

zurückerstattet.

nend, behauptete •)

dem

Aber hartnäckig den Mordanfall er,

diese

Gegenstände dort gefunden

Erst im Jahre 1S68 war der

ich, stets

läug-

Arm

vollständig geheilt, nach-

mit ofl'enen Winnie), die Reise nach

See und die Expedition nach Alicsüiüen

dem Tschad-

ü.iink /.uiiick gelegt hatte.

464 zu haben,

leider

waren Croquis

sowie Notizen über

,

Einwohner. Einwohnerzahl der Ortschaften und eine ganze Reihe von Berge-, Flüsse- und Orts-Namen unwiederbringlich verloren.

Ich wurde gut

Knetsa aufgenommen

in

,

aber auf

meine Klage, mich zu unterstützen gegen Thaieb Mohanitiied-beii-Abd- Allah, erwiederte Sidi Ibrahim, Nichts

thun zu können, da

In der That

hätten.

gierung

und

Faustrecht

Ued

diesen Gegenden von Re-

ist in

keine

Spur vorhanden

,

das

der ganzen primitiven Bedeutung des

Knetsa

überall.

ist,

selbst Hegt in

Namens, der

gleichen

ohne Wasser

keine obrigkeitüche Regierung

Obrigkeit

in

Wortes herrscht breiten

sie

indess stöst

man

nieist in

einem

oberirdisch

geringer Tiefe

auf eine Schicht desselben.

Nach

einigen

Tagen Aufenthalt vernahm

ich,

dass

eine Karavane von Tafilet nach Tiengen den westlicli

einen

Tagemarsch entfernt

sich

erstreckenden Ued-

Gehr Jassiren würde mit mehreren ;

wir also von Knetsa auf.

Gefälirten brachen

Unsere Richtung war den

ganzen Tag über westlich, und nach einem für mich entsetzlich

mühevollen

Abends den 'Gebr.

Marsche erreichten

wir spät

Hätten an dem Tage die Gefährten

mich nicht unterstützt, so wäre liegen gebliehen, mein

ich

auf halbem

Schuhzeug war ganz

Wege

zerrissen,

meine Kräfte aber so wenig hergestellt, dass ich paar hundert Schritt ausruhen musste.

angekommen, erfuhr

ich, die

alle

Und am Gebr

Karavane würde gar nicht

465 nach Tiengen gehen, sondern nach dem Ued-Ssaura. Ich musste also nach Knetsa zurück, aber bald darauf

denn auch Leute,

traf ich

die

nach der Oase Figig

reisen wollton.

Sobald man Tatilet hinter sich hat, hört dio eigentliche

Sahara

Brunnen

Man

auf.

hat

alle

Tage Wasser, Flüsse,

Aber

und Ortschaften.

hat

nirgends

die

Gegend einen eigentümlicheren, wild durch einander gemischten Charakter wie hier.

Selbst in Abessinien,

obschon dort die Berge mächtiger und bedeutend höher sind,

man

lichere

aber

mir Berge So

Formen.

sieht

hat, giebt es

kaum wunder-

man auf dem "Wege zwischen

Hadjui und Knetsa einen Berg, der vollkommen die Gestalt hat,

einer Kirche mit daneben stehendem

senkrecht aus der Ebene hervorragen.

von Weitem diese eigentümliche Formation glaubte

ich zuerst,

ehemaliger Christen.

es

sei

Hier

Thurm Als ich

erblickte,

eine alte kolossale Baute ist

denn auch die Heimath

der Antilopen, Gazellen und Strausse, grössere reissende

Thiere sind sehr

selten,

häufig.

Man

Hyänen, Füchse und Schakale

,

braucht von Knetsa nach Figig drei Tage-

märsche, die aber tüchtig gemessen fährten gingen indess nur bis einer kleinen Oase

bewohnt. *) Ort,

am Flusse

sind.

Meine Ge-

zum Orte Bu-Schar*),

gl. N.,

Die Bu-Schar-Oaae

von den Uled Djerir

hat

ausserdem noch

von Moula-Ah'med auf seiner Pilgerreise erwähnt.

3. Iliüia ii.

Bohlfs.

30

igilized by

Google

4fifi

zwei kleinere Ksors.

Ich glaubte schon zu einem län-

geren Aufenthalte verdammt zu sein, als sich ein

Lohn von einem

geringen

an Schieb Humo-bcn-Taber von Figig gelesen

Tafilot

und meinte, der würde den Tbaler guten Manne, der noch

zwei

Er

(französischen) Thaler.

den Empfehlungsbrief des Scherif-Prinzen von

hatte

und

Mann

mich nach Figig bringen zu wollen, gegen den

erbot,

dazu einen Schlauch Wasser

einige Lebensmittel trug,

Tagemärschen

harten

brach ich

sahen

wir

Es

Palmwiilder der Oase Figig vor uns.

Oase nach dem Norden

letzte

sucht werden

;

alle

von

Mit diesem

zahlen.

liier

zu,

Nach

auf.

die

dichten

ist dies

die

deren Datteln noch ge-

au nördlich gelegenen Oasen

produciren wohl noch Datteln, jedoch von geringerer Güte.

llenou

t.

IX,

p.

120 führt nach Carette noch

Figig als eine von ..Berbern bewohnte Stadt mit 400 bis

500 Häusern oder 2000 ist

2500 Einwohnern" an. Figig

bis

kein Ort oder keine Stadt, sondern

grosse

,

3

bis

eine ziemlich

4 Stunden im Umfange haltende sehr

fruchtbare Oase, mit acht Ksors, die alle befestigt sind,

und

fast

fortwährend

auswärtigen Ortschaften

Der Hauptort

in

Feindseligkeiten

mit

den

oder unter sich selbst sind.

heisst Snaga,

im

SO

der Oase gelegen,

hier residirte auch Schich Humo-ben-Taher.

Von den

anderen Orten kann ich Matse, dann Hammam-Tachtani

und Hammam-Fukkani (oberes und unteres Bad) nennen.

Der Name deutet schon denn unter

an, dass hier

Thermalen

Hammam versteht der Araber immer

sind,

„heisses

467

'

Es dürfte wohl nicht übertrieben

Barl/'

wenn man

Snaga und Maisc.

ist

in

ausser der

Die Oase producirt

siimmtliche Früchte

Handel

wenn

Auch Juden wohnen

auf 10,000 Seelen annimmt.

Dattel

sein,

Gesammtbevölkerung der Oase Figig

die

Der

der Mittelmeerzone.

sehr lebhaft, Araber- Nomaden

besonders

,

aus Algerien bringen Butter, Oel, Felle, Wolle, Schafe,

Ziegen und Getreide, und holen dafür Pulver, Kleidungsstücke, Datteln, Waffen und Sklaven.

Leider konnte ich mein Versprechen, einen Thaler zu geben, nicht halten.

dem Führer Humo-

Schieb

ben-Taher nahm mich zwar sehr freundlich auf, aber einen harten Thaler für mich, auszugeben, dazu war er nicht zu bewegen. Kerl,

und

Statt

der arme

dessen rief er

ihm seinen Segen

ertheilte

Segen würde besser sein,

Mann von

,

den armen

er meinte

der

Betrübt schlich

Geld.

als

nahm

dannen, er

selbst

Abschied

von mir ohne Fluch und Verwünschung, meinte nur,

wenn

ich das

Geld gehabt hätte, würde ich ihn wohl

belohnt haben.

Und

als ich später auf

darin hatte er nicht Unrecht, denn

meiner zweiten Reise in der heiligen

Stadt Uesan mit ihm zusammentraf, konnte reichlich sein mir erwiesenes

Von Figig

noch einen starken Tagemarsch tägigen

ich

Aufenthalt

in

ihm

Gute zurückerstatten.

zur französischen Grenze hat

bis

Snaga

,

nach einem

brach

ich

man

mehr-

mit einer

grossen Karavane von Algerinern auf und mit Isch hat

man

die Grenze des

Gebietes, das

dem Namen nach

4fi8

zu

Marokko gehört,

man

hinter sich,

und bald darauf

ist

auf französischem Grund und Boden.

Ehe

ich

aber über Ain-Sfran, Sckellala

und

etc.

durch zahlreiche Duars nomadisirender Araber kom-

mend,

Geryvillc,

die südwestlichste

besetzte Stadt, erreichte,

von den Franzosen

vergingen

noch saure, mit

starken Anstrengungen verknüpfte Tage.

Mit Geryvillc aber hatten meine Leiden

ein

Ende.

Herr Burin, Commandant des Ortes, dann der dortige Militairarzt

,

nahmen mich mit der

freundlichkeit auf, liebevollste

bald darauf ältester

bekam

ich Briefe aus der Heimath,

und

als

mein

die Mittel zur

ich dann, kurze Zeit später,

Algier selbst anlangte, brachte nach einigen

Dampfer eben diesen Bruder, der

Bremen

Gast-

im Hospitale der Garnison verpflegt, und

Bruder Dr. Hermann schickte

Weiterreise,

offensten

wochenlang wurde ich dort aufs

nicht gescheut hatte,

in

Tagen der

die weite Reise

von

„den Wiedergefundenen"

an sein treues Herz zu drücken.

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In iiiiserm Verlast sind ferner erschienen: 1

'

,

Gerhard RohlfS,

Marokko,

durch

Uebersteigung

Oasen

von Tadlet,

durch

über Rhadamas nach Tripolis.

Mit einer Karte Tun Nord-

Preä

von

Dr.

A.

die

grosse

Zweite Auflage.

Fetcrmunn.

Thlr.

;

Gerhard ROhlfS,

im Auftrage Sr. Majestät des Königs von

Preussen mit dem Englischen Expeditionscorps Mit

sinien.

tiein

I

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L

Hunde.

Abes-

Preis:

-:

Treis:

STO.

Afrika.

Sr.

18S8 und

Thh

1'/.

Mujr&t.H Act Königs 1369

unil vi.'r

Herrn

Tabellen

Hofrath

l'ni-.

Dr.

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l'i'sclireil'l'vll-.-ITI

I

Litho-

Thlr.

Gerhard

Photographie. Preis: Cabi not formst 20 form

v

ausgeführten

Mit einer Photographie, zwei Kurten,

i;r.i|ibii'o

des

I.

in

Von Tripolis nach Alexandriei

;m Auftrage

Innig der in den

Land und Volk

1SG5-

Gerhard RuhlfS,

Portrait

Potermann.

Thlr. 15 Sgr.

Gerhard RohlfS, i

'

A.

in

Napier und einer

Portrait des General

Karte von Aücssinien von Dr.

'

Wüste

Tuat und. Tidikelt und Reise

Airikii

I

Reise

grossen Atlas, Exploration der

des

Ruh

Iis.

S^r., Vi.sitenh:irtco-

10 F

J.

Kühtmann's Buchhandlung.

.