Lehrbuch der Schachendspiele. Bd. 1. [4. Aufl.]

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Juri Awerbach

Lehrbuch der Schachendspiele Band 1

Technische Endspiele

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Bauernendspiele

Springerendspiele Läuferendspiele

·

Läufer gegen Springer

Sportverlag Berlin 1979

Autorisierte Ü bersetzung au s dem Ru ssischen : Hermann Mohaupt

Einführung

Es i st üblich, eine Schachpartie in drei Stadien zu unterteilen - in Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel. Diese Einteilung ist zwar eine Formsache, jedoch können wir bei einem B lick auf die Stellung gewöhnlich sofort sagen, in welchem die ser Stadien sich die Partie befindet, da sich jedes Stadium von den anderen durch charakteristische, nur ihm eigene B esonder­ heiten unterscheidet. In der Eröffnung werden die Kräfte mobilisiert, im Mittelspiel kommt es zur Hauptau seinander­ setzung, das Endspiel aber krönt den Zweikampf, in ihm wird B ilanz gezogen. Bereits au s der B egriffsbestimmung selbst geht hervor, daß am Endspiel in der Regel bedeutend weniger Figuren beteiligt sind als z. B. am MittelspieL Wenig erfahrene Schachspieler sind oft bemüht, Vereinfachun­ gen au s dem Wege zu gehen, weil sie annehmen, die Partie würde sonst langweilig und böte nicht mehr so reiche Mög­ lichkeiten wie im MittelspieL Diese Meinung ist falsch. Um jedoch am Endspiel Geschmack zu finden , muß man seine Eigenart kennen und seine Technik beherrschen . Erst dann wird es seine Geheimnisse enthüllen und nicht weniger faszi­ nierend wirken als das Mittel spieL Außerdem darf man nie vergessen, daß ein Mittelspielvorteil, mag e�: noch so groß sein, sehr oft nur durch Ü bergang ins Endspiel zu realisieren ist, d aß es bei einer schlechten Technik aber nicht einmal gelingt, eine Gewinnstellung für sich zu entscheiden. Eine gute Technik charakteri siert in der Regel einen starken Schachspieler. N icht zufällig waren alle promi nenten Spieler, alle Weltmei ster zugleich auch Endspielvirtuosen. Je nachdem, in welcher Situation die Partie ins End spiel über­ ging, steht der Spieler vor einer von drei Aufgaben : Besitzt e r ein materielles oder po sitionelles Ü bergewi cht, muß er bestrebt sein, dieses in einen Sieg umzumünzen. Ist der Vorteil auf 'leiten des Gegners, muß er sich bemühen , ihn durch erfolgreiche Verteidigung zu neutrali sieren und die Partie remi s zu halten. Schließlich kan n er, wenn es ihm im Mittelspiel nicht gelang, das Gleichgewicht zu seinen Gun sten zu stören, gerade in dieser letzten Etappe versuchen , ein Ü bergewicht zu erzielen . 5

Es gibt im Endspiel viele typische Verfahren , einen Vorteil zu verwerten bzw. zu neutrali sieren. Einige dieser Verfahren sind auch für das Mittelspiel typi sch, manche aber nur für das Endspiel . Alle End spiele lassen sich ihrem Charakter nach in. zwei Grup­ pen einteilen. In der ersten verfügt eine Seite über einen ge­ nügend großen MaterialvorteiL Sie i st bemüht, den König des Gegners matt zu setzen, der dies selb stverständlich zu ver­ meiden trachtet. Diese Endspiele sind seit langem erforscht, Wld die Theorie hat sich über sie ein festes Urteil gebildet. Die überwältigende Mehrheit der zu dieser Gruppe gehörenden Endspiele ist elementar, sie lernt bereits der Anfänger kennen . Wir behan­ deln diese Endspiele am Anfang des Buches in einem Ab­ schnitt "Technische Endspiele" . Die zweite u n d bedeutend größere Gruppe umfaßt jene End­ spi ele, in denen sich in der Regel keine Möglichkeit bietet, den gegneri schen König mit den vorhandenen Kräften matt zu setzen, so daß nach anderen Gewinnwegen gesucht wer­ den muß. Eine solche Zwi schenphase i st die Verwandlu ng eines B auern in eine Dame, um ein zum M attsetzen aus­ reichendes Kräfteübergewicht herbeizuführen. Einen B auern in eine Dame zu verwandeln ist die strategische Hauptaufgabe derartiger Endspiele. Diesen zweiten Endspieltyp werden wir grü ndlich u nter­ suchen, da er am häufigsten vorkommt und beherrscht wer­ den muß. Wenn auf dem Brett nur noch wenige Figuren vorhanden sind und ein direkter Angriff auf den König keinen Erfolg bringt was bedeutet das vom Standpunkt der Verteidigung? Sobald dem König nichts droht, kann er aufatmen, au s seinem Unterschlupf herau skommen und sogar aktiv am Kampfge­ schehen teilnehmen. Der König wird im Endspiel zu einer aktiven , zu einer An­ griffsfigur. Der gleiche König, der sich die ganze Partie über bebend vor Angst hinter einem Wall von B auern verkroch, krempelt j etzt die Ärmel hoch, faßt sich ein Herz, springt mutig über die Brü stung, beginnt, selbst Figuren und B auern des Gegners anzugreifen und dringt nicht selten al s erster ins fei ndliche Lager ein. Im Endspiel verbleiben auf dem Brett wenig Figuren. Es ver­ steht sich j edoch, daß der relative Wert j eder von ihnen wächst. Reicht es i m Mittelspiel oft zum Gewinn, auf irgendeinem 6

Brettab schnitt ein entscheidendes Kräfteübergewicht zu schaf­ fen, i st es im Endspiel in der Regel erforderlich, nicht nur alle vorhandenen Kräfte einzeln z"u mobilisieren, sondern auch ihr Zusammenwirken zu gewährleisten. Ein Endspiel richtig zu behandeln, bedeutet alle vorhandenen Kampfeinheiten maximal zu aktivieren und ihr exaktes Zu­ sammenwirken zu sichern. Wie bereits gesagt, i st es in einem derartigen Endspiel nicht möglich, den gegneri schen König mit den vorhandenen Kräf­ ten matt zu setzen. Es muß ein Zwi schenziel angestrebt wer­ den : Um ein zum Mattsetzen ausreichendes materielle s Ü ber­ gewicht zu erlangen, ist ein B auer in eine Dame zu ver­ wandeln. Wenn ein kleiner un scheinbarer B auer aber eine Dame werden kann, wenn j eder Infanteri st einen Marschallsstab in seinem Tornister trägt, dann heißt dies, daß die B edeutung der Bau­ ern im Endspiel erheblich zunimmt. Während im Mittelspiel ein Mehrbauer gewöhnlich noch keine entscheidende Rolle spielt, während B auern in diesem Stadium nicht selten im Interesse anderer Ziele wie Zeitgewinn , Linienöffnung oder Zerstörung der gegnerischen Befestigung geopfert werden, muß man im End spiel mit jedem B auern behutsam umgehen. Hier reicht ein Mehrbauer oft völlig au s , um die Partie zu ge­ winnen. Das Endspiel zeichnet sich somit durch vier hauptsächliche Besonderheiten au s, die es von allen anderen Stadien der Schachpartie unterscheidet: Ersten s ändert sich grundlegend die Rolle des Königs. Erst im Endspiel wird er zu einer aktiven Angriffsfigur. Zweitens wächst die Rolle j eder einzelnen Figur, und das Zu­ sammenwirken aller Figuren wie auch der Figuren und B au­ ern erlangt große Bedeutung. Drittens wächst die Rolle der B auern beträchtlich, kann doch im Endspiel ein B auer zur Dame avancieren. Viertens besitzt das Endspiel sein eigenes strategisches Ziel die Verwandlung eines Bauern in eine Dame . Es sei hier noch auf einige weitere Besonderheiten des End­ spiels hingewiesen. Im Mittelspiel werden die beiderseitigen Pläne gewöhnlich vom Geschmack und der Phantasie der Kon­ trahenten be stimmt. Im Endspiel dagegen wird der Plan in der Regel durch die Gegebenheiten der Stellung diktiert. Un­ abhängig von seinem Geschmack ist j eder genötigt, etwa ein und denselben Weg zu gehen. Dieser Weg ist oft für die ent7

sprechende End spielgattung typi sch, und nur er führt zum Ziel. Am Endspiel sind verhältnismäßig wen ige Figuren und B au­ ern beteiligt. Deshalb läßt es sich leichter al s die anderen Stadien n ach verschiedenen Gesichtspunkten einteilen und er­ lernen. In den J ahrhunderten der Entwicklung des Schach­ spiels wurden viele End spielstellungen grü ndlich analy siert und studiert. Dabei wurden die beiderseits besten Pläne und das Endergebnis ermittelt . In derartigen Endspielen tritt das Wi ssen i n den Vordergrund, und selbst die größte Kunst­ fertigkeit vermag am unvermeidlichen Ausgang nichts zu ändern. Das bedeutet, daß im E ndspiel die Rolle der Theorie, die Rolle der Kenntnisse zunimmt. Viele typische Endspielstellungen sind im Grunde genommen logi sche Auf­ gaben mit einer einzigen Lösung. Auf solche Stellungen wer­ den wir noch oft treffen . N u n noch etwas zur Einteilung. Man unterscheidet folgende Endspielarten : I. B auernendspiele (auf dem Brett befinden sich Könige und B auern) 2. Springerendspiele (auf dem Brett befinden sich Könige, Springer und B auern) 3. Läuferendspiele (auf dem Brett befinden sich Könige, Läu­ fer und Bauern) 4. Turmendspiele (auf dem B rett befinden sich Könige, Türme und Bauern) 5 . Damenendspiele (auf dem Brett befinden sich Könige, Damen und Bauern). Alle diese Typen bezeichnet man als einfache Endspiele , da außer Königen und B auern nur gleichartige Figuren mit­ wirken . S ind auf dem Brett u nterschiedliche Figuren vorhan­ den, pflegt man von komplizierten Endspielen zu sprechen. Das vorliegende End spi ellehrbuch besteht au s zwei Bänden. Im ersten werden Bauernendspiele, Spri ngerendspiele, Läufer­ endspiele sowie Endspiele zwi schen Läufer und Spri nger be­ handelt. Im zweiten B and werden Turmendspiele, Damenend­ spiele sowie Endspiele mit Turm gegen eine Leichtfigur, Dame gegen Turm u. a. untersucht. Das "Lehrbuch der Schachendspiele" stellt den Versuch dar, einen sy stemati schen Kurs der Theorie und Praxi s des End­ spiel s zu vermitteln, der es dem Leser ermöglichen soll, seine Kenntnisse auf diesem Gebiet zu erweitern. Juri Awerbach 8

Eigenschaften der Figuren und Klassifizierung der Bauern

Im Endspiel treten die Stärken jeder einzelnen Figur deut­ licher als in anderen Stadien hervor. Es ist daher nützlich, uns noch einmal vor Augen zu fü hren, was wir über die Eigen schaften der Figuren wissen. Der Springer. Eine nicht sehr weitreichende Figur. Er greift Felder an , die in seiner unmittelbaren Nähe liegen. Steht er im Zentrum , be streicht er gleichzeitig 8 Felder. Bei Annähe­ rung des Springers an den Brettrand verringert sich die An­ zahl der Felder, die er erreichen kann, d . h. seine Schlagkraft, auf ein Viertel . Zentralisierung gestattet dem Springer daher, seine Vorzüge auszu spielen . Der Springer unterscheidet sich von allen anderen Figuren durch das Recht, Figuren und B auern zu überspringen . Deshalb vermindert sich seine Stärke ' in Stellungen, in denen das Brett durch B auern v erstellt ist, d. h. in sogenannten geschlossenen Positionen, gewöhnlich nicht. Interessant ist folgende Eigen schaft des Springers : Steht er auf einem schwarzen Feld, gelangt er auf ein beliebiges ande­ res schwarzes Feld nur in einer geraden Zugzahl, auf ein weißes Feld indes nur in einer ungeraden ZugzahL Der Läufer. Eine weitreichende Figur. Die Schlagkraft des Läufers verringert sich von 13 Feldern im Zentrum auf 7 am Rande des Brettes. Dank seiner Reichweite i st er besser als ein Springer für ein Spiel auf zwei Flügeln geeignet. Wenn der Wirkungsbereich des Läufers eingeschränkt wird , sinkt seine Kampfkraft Der Läufer braucht freie Diagonalen. Der Turm . Eine weitreichende Figur. Von j edem beliebigen Feld au s be streicht er stets 1 4 Felder des Brettes. Die Schlag­ kraft des Turmes hängt folglich nicht von seinem Standort ab . Damit ein Turm seine Stärke besser zur Geltung bringen kan n , benötigt er offene Geraden (V ertikalen und Horizontalen). Die Dame. Die Figur mit der größten Reichweite. Die Schlag­ kraft der Dame variiert zwischen 27 Feldern i m Zentrum und 21 Feldern am Rande des Brettes. Die Zentrali sierung der Dame erhöht ihre K ampfqu alitäten . U m ihre M öglichkeiten voll entfalten zu können, braucht die Dame ebenfall s Be­ wegu ngsfreiheit (freie Vertikalen, Diagonalen und Horizon­ talen ). 9

Es sei noch daran erinnert, daß ein Läufer oder ein Springer etwa so stark ist wie drei B auern , ein Turm wie fünf, eine Dame wie acht B auern. Diese Bewertung i st j edoch äußerst relativ . Im Endspiel wiegen drei B auern eine Leichtfigur ge­ wöhnlich völlig auf. Bei un seren Untersuchungen werden wir auf die verschieden­ sten B auern strukturen stoßen. E s ist folglich nützlich, auch mit der Klassifizierung der B auern vertraut zu sein.

Das Diagramm zeigt verschiedene B auernformationen . Die Bauern b4 und b5, die den An schein erwecken , als würden sie sich mit der Stirn gegeneinander stemmen , nennt man blockierte B auern . Die B auern c5, e5 und g5 sind Freibauern, da ihr weitere s Vorrücken nicht durch B auern des Gegners behindert wird. Aber auch bei Freibauern gibt es Unterschiede . Der B auer c 5 i st e i n gedeckter, die B auern e5 und g 5 sind iso­ lierte Freibauern. Der B auer g5, der am weitesten von der Hauptmasse der B auern entfernt steht, ist ein entfernter Frei­ bauer. Sie erinnern sich natürlich, daß Bauern einer Partei, die auf ben achbarten Vertikalen stehen, als verbundene, und B auern, die sich auf der gleichen Vertikalen befinden, als Doppel­ bauern bezeichnet werden.

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Technische Endspiele

Erstes Kapitel Mattsetzen eines freistehenden Königs

Matt mit der Dame Die Dame kann nicht allein matt setzen. Das Matt wird durch die gemeinsamen Bemühungen des Königs u nd der Dame erreicht. Da es im Zentrum des Brettes nicht gelingt, den gegneri schen König matt zu setzen , muß dieser an den Rand gedrängt werden . Die Abdrängung gelingt am schnellsten, wenn König und Dame sich gemeinsam an ihr beteiligen. 2

Zunächst wird der König ins Spiel gebracht. I. Kb2 Kd5 2. Kc3 Ke5 3. Dg6. Die Dame greift ein und engt den Wirkungsbereich des geg­ nerischen Königs entscheidend ein. 3 . . . . K/4 4. Kd4 K/3 5. Dg5 K/2 6. Dg4 Ke l 7. Dg2. Jetzt, da der König am B rettrand steht, ist es bis zum Matt nicht mehr weit. 7. . . . Kdl 8. Kd3 Kcl 9. Dc2 matt. Für das Matt sind in derartigen Endspielen gewöhnlich nicht mehr als zehn Züge erforderlich. Der Zug 7 . Dg2 war nicht der einzige . Weiß konnte auch mit 7. Ke3 Kfl 8. Dg6 Kel 9. Dg l matt ans Ziel gelangen. 11

Statt 8. Dg6 wäre jedoch 8. Dg3 ? ? ein grober Fehler, da der schwarze König danach nicht ziehen könnte , eine Patt stellung vorläge und die Partie remis wäre . Anfänger machen einen solchen Fehler oft. Deshalb wird bis­ weilen eine andere , einfachere Methode empfohlen, bei der die Abdrängung nur mit der Dame erfolgt. Erst wenn der gegnerische König an den Brettrand getrieben ist, kommt der König seiner Dame zu Hilfe , z . B . I. Df5 (die Dame stellt sich im Ab stand eines Springerzuges zum gegneri schen König auf) 1 . . . . Kc6 ( 1 . . . . Ke7 2. Dg6) 2. De5 Kb6 3 . Dd5 Kc7 4. De6 Kb7 5 . Dd6 Kc8 6. De7 Kb8 7. Kb2 Kc8 8 . Kb3 Kb8 9. Kb4 Kc8 1 0. Kb5 Kb8 1 1 . Kb6 Kc8 12. Dc7 matt. Diese Methode dauert länger, bei ihr i st aber die Pattmög­ lichkeit erheblich geringer. Matt mit einem Turm Auch hier muß der gegnerische König zunächst an den B rett­ rand gedrängt werden, was nur durch gemeinsame Aktionen des Königs und des Turmes zu verwirklichen ist. 3

I. Kb2 Kd4 2. Kc2 Ke4 3. Kc3 Ke5 4. Kc4 Ke4. Eine solche Gegenüberstellung erlaubt es, den schwarzen König durch ein Schachgebot zurü ckzuwerfe n . 5. Te l + Kf5 6 . Kd4 Kf4 7. Tfl + Kg5 8 . Ke4 Kg6 9. Ke5 Kg5. Nach 9. . . . Kg7 10. Ke6 Kg8 11. Ke7 Kg7 1 2. Tgl+ sieht sich der schwarze König ebenfalls an den Rand gedrängt. 10. Tg l + Kh4 1 1 . Kf5 Kh3 12. Kf4 Kh2 13. Tg3 Kh 1 14. Kf3 Kh2 15. Kf2 Kh 1 16. Th3 matt. Für das M att werden gewöhnlich nicht mehr als 16 Ziige benötigt. 12

Matt mit zwei Läufern Um mit zwei Läufern matt zu setzen, muß der König nicht nur an den Rand , sondern auch in irgendeine Ecke getrieben werden. An der Abdrängung beteiligen sich alle Figuren. 4

1. K/2 Kd4 2. L/3 Kd3 3. Le5 Kd2 4. Le4 Kc 1 5. Ke3 ! Beim Zurückdrängen des Königs muß man sorgfältig darauf achten, daß ihm freie Felder zur Verfügung stehen. 5. Ke2? ? würde zum Patt führen. 5. . . . Kd l 6. Lb2 Ke l 7. Lc2 Kfl 8. K/3 Kgl. Oder 8 . . . Ke 1 9. Lc3 + Kf l 1 0 . Ld3 + Kg 1 1 1 . Kg3 Kh 1 1 2. Ld2 Kg1 1 3 . Le3 + Kh 1 14. Le4 matt. 9. Lf5 Kfl JO. Lc3 Kg l l l. Kg3 Kfl J2. Ld3+ Kg l 13. Ld4+ Kh l 14. Le4 matt. .

Matt mit Läufer und Springer Ein Matt mit Läufer und Springer i st bei weitem komplizierter al s die vorhergehenden Mattführungen. Um es zu verwirk­ lichen, sind etwa 35 Züge erforderlich. Angesichts der Regel , nach der eine Partie remis ist, wenn 50 Züge lang kein Stein geschlagen bzw. kein Bauer gezogen wurde, mü ssen solche Endspiele exakt behandelt werden. Der Gewinnweg besteht aus drei Etappen. Zunächst ist der König an den Brettrand zu drängen und dann in eine Ecke, die der Läufer beherrscht. Dort wird er an schließend matt gesetzt. Sehen wir uns an, wie das Mattsetzen in der Ecke vor sich geht. (Diagramm 5) Der schwarze König ist in eine der erforderlichen Ecken ge­ trie ben worden und kann au s ihr ni cht au sbrechen. Beachten l3

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Sie, wie harmonisch die Figuren zusammenwirken. Der Sprin­ ger kontrolliert die schwarzen Felder c7 un d b6, der Läufer die weißen Felder a6 und c6, der König das Feld d8. Das Matt wird hier in spätestens 9 Zügen erreicht, z. B . (Schwarz a m Zuge) : 1 . . . Ka 7 2. Kd7 Kb 7 3. Kd8 Kb8 4. La6! Jetzt i st die Beweglichkeit des Königs noch mehr eingeschränkt. 4. . . . Ka 7 5. Lc8 Kb8 6. Sb4 Ka 7 7. Kc7 Ka8 8. Lb7+ Ka 7 9. Sc6 matt. Wenn sich der König zurückzieht, wird er selb stverständlich bestrebt sein, in eine ungefährliche Ecke zu gelangen. Des­ halb i st es sehr wichtig, zu wissen, wie man einen König von einer Ecke in die andere treibt. .

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1. S/7+ Kg8 2. Lf5 Kf8 3. Lh 7 Ke8 4. Se5 Kd8! Die aktivste V erteidigungsmethode. Schwarz hofft, mit dem König in die Ecke a1 durchbrechen zu können. N ach 4 . . . Kf8 5. Sd7 + Ke8 6. Ke6 Kd8 7. Ld3 Kc7 (7. . . . Ke8 8. Lb5 Kd8 9. Sb6 Kc7 10. Sd5+ führt zum gleichen Ergeb­ nis) 8. Lb5 Kd8 9. Sb6 Kc7 1 0 . Sd5+ Kd8 1 1 . Kf7 Kc8 12. Ke7 Kb8 1 3 . Kd7 setzt Weiß auf bereits bekannte Art matt. .

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5. Ke6 Kc7 6. Sd7! Kb 7 7. Ld3 ! (die gleiche Antwort wäre auch auf 6. . . . Kc6 gefolgt) 7. . . . Kc6 8. La6 Kc7 9. Lb5 Kd8 10. Sb6 Kc7 1 1 . Sd5+. Durch genaues Spiel ist es Weiß gelungen , dem König den Weg abzuschneiden und eine Stellung zu erreichen, in der das Matt nicht mehr als 9 Züge erfordert. Diese Abdrängungsmethode wurde schon 1 777 durch den berühmten französischen Schachspieler Philidor gezeigt. Es i st nützlich, sich noch mit einer anderen Stellung vertraut zu machen , in der der Kö nig am B rettrand steht. 7

Schwarz am Zuge Hier versucht der schwarze König, sich zu " sträuben" . 1 . . . . Ke8 2. Sf4 Kd8 3. Ke5! Weiß darf sich nicht scheuen, dem König B ewegungsfreiheit einzuräumen. Diese Freiheit ist nur vorübergehend, und in die Ecke al entkommt er ohnehin nicht. 3. . . . Kc7 4. Kd5 Kb6 5. Ld7! Damit ist der König ab­ geschnitten. 5. . . . Ka5 6. Kc5 Ka6 7. Kb4 Kb6 8. Sd5+ Ka6 9. LeB+ Ka 7 10. Kb5. Der Rest ist einfach. Der Leser kann den König zur Ü bung selbst matt setzen. Untersuchen wir nunmehr, wie die Abdrängung an den Brett­ rand verwirklicht wird . (Diagramm 8) Die weißen Kräfte sind mobilisiert, die Abdrängung kann begin nen. 1. L d3 Kf6 2. Kd5 Kf7 3. Ke5 Kg7 4. Ke6 Kf8 5. Kf6 Ke8 6. Se5 K/8 (nach 6 . . . . Kd8 7. Lb5 ! Kc7 8 . Sc4 ! ist der schwarze König in der Ecke a8 eingesperrt) 7. Lc4 Ke8 8. Lf7+ Kd8 (8 . .. . Kf8? 9 . Sg6+) 9. Ke6! Kc7 JO. Le8! (m it den letzten beiden Zügen ü berläßt Weiß dem König 15

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einen gewi ssen Spielrau m , aus der Ecke a8 kann er indes schon nicht mehr ausbrechen). 10 . . . . Kb6 1 1 . Kd6 Ka5 12. Kc5. Alle s Weitere ist, wie der Leser selbst fe ststellen wird , nicht mehr kompliziert. Wenn sich der schwarze König in Richtung auf die Ecke hl bewegt, hält Weiß ihn dort fest, z. B. 2. . . . Kg5 3. Ke5 Kg4 4. Lc2 Kh4. Auf 4 . . . . Kf3 wird dem König mit 5. Ld l + der Weg ver­ legt, und auch nach 4 . . . . Kg5 5. Se3 Kh6 6. Kf6 Kh5 7. Lg6+ Kh4 8. Kf5 Kg3 9. Lh5 Kf2 1 0 . Kf4 Ke l l l . Sc4 gelingt es dem König nicht, in die Ecke al zu entkommen. 5. K/5 Kh5 (oder 5 . . . . Kg3 6. Ld l Kf2 7 . Kf4) 6. Se5 Kh6 7. Kf6 Kh5 8. Lg6+ Kh4 9. Kf5 Kg3 1 0. Lh5 Kf2 1 1 . Kf4 Ke / 12. Sc4, und der Weg ist abgeschnitten. Die Abdrängung erfolgte in der Hauptsache durch König und Läufer. Der Springer wurde nur hin und wieder ins Spiel ein­ bezogen , u m dem König wichtige Felder zu nehmen. M att mit zwei Springern Ein Matt mit zwei Springern i st bei richtiger Verteidigung nicht möglich. 9

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In der Diagrammstellung setzt Schwarz auf /. Sf6+ nicht mit 1 . . . . Kh8 fort (wegen 2. Sf7) , sondern entfernt durch 1 . Kf8 den König au s der gefährlichen Ecke. Zieht Weiß J. Se6, um den König nicht entkommen zu lassen, i st das Matt nach 1 KhB trotz allem nicht zu erreichen. Wenn der schwarze König auf g8 steht, müßte Weiß von f6, e7 oder h6 au s ein Springerschach geben und nach der Antwort Kh8 mit dem anderen Springer auf f7 matt setzen können . Dieser Spri nger hätte das Feld f8 zu kontrollieren, d . h . auf d7, e6 oder h7 zu stehen . Ein solcher Springer ist jedoch nicht nach f7 zu überfü hren, da sich der König im Patt befi ndet. Anders verhält es sich, wenn Schwarz noch einen B auern be­ sitzt. Er bringt in diesem Fall nur Ärger - da keine Patt­ stellung vorliegt, gelingt es Weiß, matt zu setzen. In einigen Stellungen gewinnt Weiß, wenn Schwarz noch einen Bauern hat, selb st dann, wenn der schwarze König nicht in der Ecke steht. Die Theorie solcher seltenen Endspiele wurde durch den Altmeister der Schachstudie A. Troitzki au sge­ arbeitet. . . .

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Zweites K apitel Kampf zwischen verschiedenartigen Figuren

Dame gegen Turm Die Dame wird gegen einen Turm gewöhnlich gewinnen. Der Gewinnplan be steht darin, daß sich Dame und König nahe König und Turm des Gegners aufstellen und diese zwingen, sich zu trennen. An schließend wird entweder durch Schach­ gebote der Turm erobert oder der auf sich allein gestellte König matt ge setzt. Positionen, in denen es für eine Seite nachteilig ist, am Zug zu sein, bezeichnet man in der Schachtheorie als Zugzwang­ stellungen. Der Gewinnplan sieht vor, eine Zugzwangstellung zu schaffen, in der die schwächere Seite genötigt ist, den Turm vom König zu en tfernen , was den Verlu st zur Folge hat. Wir werden später sehen, daß die Herbeiführung eines Zugzwanges ein wic htiges strategi sches Verfahren in vielen Endspielen ist. 2

Awerbach, Schachend

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Hier ein charakteristi sches Beispiel. 10

Schwarz am Zuge Schwarz befindet sich im Zugzwang und muß den Turm vom König entfernen, da 1. . . . Ka6 mit 2. Dc8 und 1 . . . . Tb8 mit 2. Da5 matt beantwortet würde. Auf 1. . . . Tb4 geht der Turm durch 2. De7+ oder 2. Da5 + , auf 1 . . . . Tb2 oder 1 . . . . Tg7 durch 2. Dd4+ sofort ver­ loren. E s brauchen folglich nur die Züge 1. . . . Tb3 , 1 . . . . Tf7 , 1 . . . . Tb l und 1 . . . . Th7 untersucht zu werden. Stets wird der Turm von den Schachgeboten schließlich er­ reicht : 1. . . . Tb3 2. Dd4+ Kb8 3 . Df4 + Ka7 4. Da4 + . 1. . . Tf7 2. Dd4 + Kb8 3 . Db2+ Ka8 4 . Da2 + . 1 . . . . Tb l 2. Dd4+ K b 8 3 . Dh8+ Ka7 4. Dh7 + . 1 . . . . Th7 2. Dd4+ Kb8 3 . De5 + Ka7 4. Da l + und 5. Db l . E s i st interessant, wie der Turm der allgegenwärtigen Dame jedesmal zum Opfer fällt. Ist Weiß am Zuge, darf er den Gegner nicht noch mehr zu bedrängen versuchen. Auf 1 . Dc8 folgt 1 . . . . Tb6 + , wonach Weiß mit dem König nach c5 zurückweichen muß, da 2. Kc7 ? ? an der Pattwendung 2 . . . . Tc6+ ! scheitert. Um zu gewinnen, muß Weiß den Gegner an den Zug bringen. Das geschieht so: 1. Dd4+ Ka8 2. Dh8+ Ka 7 3. Dd8. Schwarz i st im Zugzwang und verliert. .

(Diagramm 1 1 ) Dieses Beispiel veranschaulicht die Methode , durch die der König zurückgedrängt wird. I. D/6+ Ke8 2. Dh8+ . Ein Fehler wäre 2. Ke6, da 2 . . . . Td6+ ! unverzüglich zum Remis führen würde. Auf derartige Pattmöglichkeiten des Gegners muß man immer achten. 2 . . Kf7 3. Dc8 Ke7. .

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Abzüge des Turmes verlieren sofort. Auf 3 . . . . Td3 ent­ scheidet 4. Dc4+ , auf 3 . . . . Td2 gewinnt 4. Db7 + Ke8 5. Db5+ Kf7 6. Dc4+ Ke8 7. Ke6, und auf 3 . . . . Td l folgt 4. Dc4+ Ke7 5. Db4+ Kd8 6. Ke6. Beachten Sie, wie die Dame gleichzeitig zwei Aufgaben erfüllt: Sie drängt den geg­ nerischen König zurück und verhindert, daß der Turm von hinten Schach bietet. Zieht Schwarz 3 . . . . Te7 + , entsteht nach 4. Kf5 Kg7 (oder 4. . . . Te8 5. Dc4+ Ke7 6. Dc7 + und 7. Kf6) 5. Dd8 Tf7 + 6. Kg5 Kh7 7. Dd4 Tg7 + 8. Kf6 Kg8 9. Dd8+ Kh7 10. De8 an der rechten Brettseite Stellung 1 0. Setzen wir die Untersuchung des Beispiels nach dem 3 . Zug fort. 4. Dg8 Tc7. Ein Wegzug des Turme s auf der Vertikale ver­ liert noch schneller. Auf 4 . . . . Td3 oder 4 . . . . Td2 entschei­ det entsprechend 5 . Dh7 + oder 5. Dg5 + . N ach 4 . . . . Td l 5. Dg5 + Kf8 (die einzige Antwort, die nicht zu sofortigem Turmverlu st führt) 6. Df4+ K e7 7. Dh4+ Kf8 8. Ke6 wird Schwarz entweder matt, oder er büßt den Turm ein. 5. Dg7+ Kd8 6. D/8+ Kd7 7. Kd5! Tb 7. Schwarz muß den Turm horizontal abziehen. Auf 7 . . . . Tc3 oder 7 . . . . Tc2 folgt 8. Dg7 + bzw. 8 . Df5 + mit Turmverlust, und auf 7. . . . Te l geschieht 8 . Df5 + Ke8 9. Dh5 + Kd7 10. Dg4+ Ke8 1 1 . Kd6 ! 8. Df7+ Kc8 9. DeS+ Kc7 10. Kc5 Ta 7. Der Leser kann unschwer die richtigen Antworten von Weiß ermitteln für den Fall , daß der Turm nicht horizontal , sondern vertikal abzieht. 1 1 . De7+ Kb8 12. Dd8+ Kb 7 13. Kb5 TaB 14. Dd7+ Kb8 15. K b6. Schw arz hat gegen das drohende M att keine befriedigende Verte idigung. 2*

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Es gelingt nur in seltenen Ausnahmefällen, die Partie mit Turm gegen Dame zu retten . Einen von ihnen zeigt das fol­ gende Diagramm. 12

Schwarz am Zuge Schwarz macht sich die unglückliche Aufstellung der weißen Figuren zunutze und gibt ewig Schach: J Tg7+ 2. K/5 (2. Kf6 Tg6+ !) 2 . . Tf7+ 3. Kg6 Tg 7+ 4. Kh6 Th 7+ ! Die Pointe. Wenn der Turm geschlagen wird, ist Schwarz patt. •

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Dame gegen Leichtfigur Gegen eine Leichtfigur gewinnt die Dame ohne jede Mühe. Be sitzt der Gegner einen Läufer, bewegen sich König und Dame gewöhnlich auf jenen Feldern vorwärts, die dem Läufer unzugänglich sind. 13

1. Db5 Kd6 2. Kd4 Le6 3. Db6 Ke7 4. Ke5 Lf7 5. Dd6+ KeB 6. K/6 und 7. De7 matt. Die Abdrängung des Königs fällt fast so leicht wie in einem End spiel mit Dame gegen einen freistehenden König. Der Springer verteidigt den König besser al s der Läufer. Im 20

K am pf gegen eine so mächtige Figur wie die Dame i st aber auch er machtlo s . 14

1. Kb2 Kd5 2. Kc3 Se4+ 3. Kd3 Sc5+ 4. Ke3 Se6. Schwarz versucht, so lange wie möglich im Zentrum zu blei­ ben. 5. D/5+ Kd6 6. Ke4 Sc5+ 7. Kd4 Se6+ 8. Kc4 Sc 7 9. Dc5+ Kd7 10. Db6 Se6 1 1 . Kd5 Sc 7+ 12. Ke5 Se8 13. De6+ Kd8 14. D/7 Sc 7 15. Kd6 Sb5+ 16. Kc6. Schwarz kann das M att höchstens hinau szögern , indem er den Springer opfert. Turm gegen Springer Mit Turm gegen Springer ist in der Regel nicht zu gewinnen. Die Verteidigung erfordert jedoch einige Genauigkeit. 15

Auf l. Kf6 muß Schwarz 1 . . . Sh 7+ antworten, da I . . Kh8 2. Te8 Kg8 3. Td8 verliert. Es folgt 2. Kg6 S/8+ 3. Kh6 Kh8 4. T/7 Kg8! (4. . . . Se6 führt nach 5 . Tf6 sofort zum Verlu st) 5. Tg7+ Kh8 6. Tg l. .

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Es sieht so au s, al s ob Weiß viel erreicht hätte . Schwarz ver­ fügt indes über genügend Res sourcen, die Partie zu retten. 6. . . . Sd7! Die einzige Erwideru ng. Verlieren würde sowohl 6 . . . . Sh7 wegen 7 . Kg6 Kg8 (7 . . Sf8 + 8. Kf7 Sh7 9. Tg8 matt) 8 . Tg2 Sf8 + 9 . Kf6+ nebst 1 0 . Kf7 als auch 6 . . . . Se6, ebenfalls wegen 7 . Kg6 Sf8+ 8. Kf7 . Jetzt hingegen bringt 7. Kg6 nichts ein, da 7 . . . . Kg8! 8. Kg2 K/8 folgen würde . Au ch nach 8 . Td 1 Sf8+ kann sich Schwarz retten . Folglich i s t d i e Abdrängung des Königs a n d e n Brettrand i n Endspielen m i t Turm gegen Spri nger ungefährlich. E s gibt jedoch Stellungen, in denen die ungünstige Postierung des Springers und des Königs zum Verlust führt. .

.

16

Diese Position war schon im 9 . Jahrhundert bekannt. Nach J. Td7 Kb8 2. Kb6 Ka8 3. Th 7 Sd8 4. Th8 büßt Schwarz den Springer ein. Das Beispiel zeigt, daß der Springer in der Ecke gewöhnlich ungün stig steht. Eine andere Möglichkeit, dieses Endspiel zu gewinnen, bietet sich , wenn König und Springer des Gegners voneinander iso­ liert sind und e s gelingt, entweder den Springer zu erobern oder den auf sich allein gestellten König matt zu setzen. (Diagramm 1 7) In dieser Stellung ist der Springer bereits vom König abge­ schnitten . Die Aufgabe von Weiß besteht darin, die Vereini­ gung der gegnerischen Kräfte nicht zuzulassen und den Sprin­ ger zu fangen. Einer der stärksten Schachspieler des 19. Jahr­ hunderts, W. Steinitz, verwirklichte diesen Plan in einer seiner Partien wie folgt : J . Te4 SdJ (falls 1. . . . Sg2, so 2. Kf6 Kg8 3. Tg4 + , und auf 1. . . . Sc2 geschieht 2. Kd5 Sa3 3. Kc5 Sb 1 4. Kb4 Sd2 5 . Te2 Sb 1 6. Tb2) . 22

17

2. T/4+ Kg7 3. Tf3 Der Springer ist endgültig abgedrängt und vom König abgeschnitten. Weiß kann dazu übergehen, ihn einzufangen . 3 . . . . Kg6 (auf 3 . . . . S b 2 folgt 4. Kd5 Kg6 5 . Kd4 Kg5 6. Tf l ! Kg4 7. Tb 1 Sa4 8. Tb4) 4. Ke5 Kg5 5. Kd4 Kg4 6. T/1 ! Sb2 7. Tb l Sa4 8. Tb4, und der Springer fällt. .

Turm gegen Läufer Ein Endspiel mit Turm gegen Läufer endet gewöhnlich remis. Wie mit Springer gegen Turm braucht man vor einer Ab­ drängung keine Angst zu haben, weil es bei richtiger Vertei­ digung auch am Brettrand gelingt , die Partie zu retten. Wichtig ist nur, daß der König der schwächeren Seite beim Zurückweichen eine Ecke anstrebt, die dem Läufer unzugäng­ lich i st. Eine wichtige kritische Stellung zeigt das Diagramm 1 8. Der schwarze König befindet sich in einer ungefährlichen Ecke. Der Le ser kann sich selbst davon überzeugen, daß alle Versuche, die Beweglichkeit der schwarzen Figuren einzu­ schränken, nur zum Patt führen. 18

23

Und hier ein Bei spiel, wie Weiß gewinnt, wenn der schwarze König in einer gefährlichen Ecke steht. 19 B . Horwitz und J . Kling, 1 85 1

Schwarz am Zuge

Lg l. Der Läufer muß sich verstecken, denn es drohte Td7 Lb6 3 . Tb7 Lc5 4. Tb8+ Lf8 5 . Ta8 nebst Matt im nächsten Zuge . 2. Tfl Lh2 3. Th l Lg3 4. Tgl Lh2 5. Tg2! Damit gelingt es Weiß, den Läufer trotz verzweifelten Wider­ stan des aus sei nem Unterschlupf zu vertreiben. Der Rest ist einfach, z . B. 5 . . Le5 6. Te2 Ld6 7. TeB+ nebst Matt in zwei Zügen. Mitunter kann der Turm gegen den Läufer auch gewinnen, wenn die gegneri schen Kräfte vonei nander isol iert sind. 1

.

. . .

2.

.

.

20

In dieser Stellung, die den Schluß einer Studie bildet, ent­ scheidet I. K/3. Trotz seiner schei nbaren Bewegungsfreiheit hat der Läufer kein gutes Abzugsfeld .

24

Drittes Kapitel Figuren im Kampf gegen einen Bauern

Dame gegen B auer Die Dame gewinnt gegen einen Bauern in der Regel leicht, doch gibt es auch gewisse Ausnahmen. Selb stverständlich kann ein Bauer nur dann versuchen, es mit der Dame auf­ zunehmen, wenn er direkt vor dem Umwandlungsfeld steht und von seinem König unterstützt wird , während der König des Gegners nicht in der Nähe ist. Sehen wir uns al s Beispiel folgende Stellu ng an .

Die Dame allein wird mit dem Bauern nicht fertig. Alles hängt deshalb davon ab , ob der weiße König der Dame zu Hilfe kommen kann. Hier gelingt dies. Weiß zwingt durch mehrfache Schachgebote den gegneri schen König, das Feld vor dem Bauern zu be setzen und nähert den eigenen König Schritt für Schritt an . Der Gewin nweg i st unkompliziert. 1. De 7+ Kf2 2. Dd6 Ke2 3. De5+ Kf2 4. Dd4+ Ke2 5. De4+ Kf2 6. Dd3 (dieses Manöver war noch etwas schnel­ ler zu verwirklichen : 1. De8 + Kf2 2. Da4 ! Ke2 3 . De4 + Kf2 4. Dd3 usw.) 6. . Ke l 7. De3+ Kdl. Der schwarze König hat das Feld vor dem Bauern betreten, und Weiß kann den König heranführen. 8. Kb 7 Kc2 9. De2 Kc l J O. Dc4+ Kb2 J I. Dd3! Kcl 12. Dc3+ Kd l /3. Kc6 Ke2 14. Dc2 Kel J5. De4+ Kf2 /6. Dd3 Ke l 1 7. De3+ KdJ 18. Kd5 Kc2 19. De2 Kc l 20. Dc4+ Kb2 2J. Dd3 Kc l 22. Dc3+ Kd l 23. Ke4 Ke2 24. De3+ Kd l 25. Kd3. Weiß gewinnt den Bauern und mit ihm die Partie. . .

25

Diese Methode hat, wie wir noch sehen werden, nur bei einem Mittel- oder Springerbauern Erfolg. Der Leser wird bemerkt haben , daß Weiß die Gewinnführung mit einem Schachgebot auf der e-Linie einleitete. Stände auf e7 , e6 oder e5 der weiße König, würde er die stufenförmige Annäherung der Dame behindern , und das Endspiel wäre remis. In der Regel wird Weiß in derartigen Stellungen gewinnen , wenn er mit einem Schach oder einer Fesselung beginnen kann. Im folgenden Bei spiel fü hrt die in Stellung 2 1 angewandte Methode nicht zum Ziel . 22

Nach l . Dd7+ Kcl 2. Kb7 Kb l 3. Db5+ Ka2 4. Dc4+ Kb2 5. Db4+ Ka i 6. Dc3+ Kb l 7. Db3+ setzt Schwarz mit 7. . . . Ka i ! fort. Was soll Weiß tun ? Die Wegnahme des B au ern führt zum Patt. De shalb ist es nicht möglich, Zeit für die Annäheru ng des eigenen Königs zu gewinnen . Weiß würde Erfolg haben, wenn sein König in der Nähe des Bauern, beispielsweise auf a5 , stände. 23

26

In diesem Fall verfügt er nach 1. Dd7+ Kcl 2. Kb4 Kb2 3. Dd4+ Kb l über den Zug 4. Kb3 !, und obwohl Schwarz den B auern in eine Dame verwandeln kann (4. . . . ciD), wird er matt : 5. Dd3+ Ka i 6. Da6+ Kb l 7. Da2 matt. Sehen wir uns nunmehr eine Stellung mit einem Randbauern an . 24

Die Dame beginnt, sich stufenförmig anzunähern : 1. Db 7+ Kc2 2. Da6 Kb2 3. Db5+ Kc2 4. Da4+ Kb2 5. Db4+ Kcl 6. Da3+ Kbl 7. Db3+ Kal. Weiß hat den schwarzen König gezwunge n , das Feld vor dem Bauern zu betreten, kann darau s aber keinen Nutzen ziehe n : D a der König im Patt steht, ist d e r eigene nicht heranzufüh­ ren . Wie in Beispiel 2 3 kann Weiß auch hier gewinnen, w e n n sich sein König in der Nähe des B auern aufhält. 25

l. Db8+

Kc2 2. De5! Kb l 3. De l + Kb2 4. Dd2+ Kb l a JD 6. Kb3 Dc3+ (es droht Matt, und Schwarz sucht sei ne letzte Chance) 7. K:c3 (7. D:c3 patt) . We nn der B au er noch zwei Züge vom Umwandlu ngsfeld ent-

5. Kb4!

27

fernt ist, wird der Gewinn in der Regel ohne Schwierigkeiten in der bereits angeführten Art erreicht, da kein Patt droht. Die Theorie kennt nur wenige Stellungen, die remis sind, weil König und Dame ihre Aktionen nicht koordinieren können. 26

Nach 1. Dh l + Kb2 kann Weiß nicht verhindern , daß der Bauer auf die vorletzte Reihe gelangt. Sein König steht auf der Diagonale a l -h8 ungünstig und beeinträchtigt die Manö­ ver der Dame. Stände der König auf f7 , würde Weiß mit 2. Dh8 ! leicht gewinnen, z. B. 2. . . Kb3 3. Ke6 ! c2 4. Da l! oder 2 . . . . Kc2 3 . Ke6 Kd2 4. Dd4+ Kc2 5 . Kd5 Kb3 6. Ke4 c2 7. Da l . .

Turm gegen Bauer Der Turm gewinnt gewöhnlich gegen einen Bauern. Die Par­ tie endet remi s, wenn es dem König der stärkeren Seite nicht gelingt, den Turm im Kampf gegen den Bauern zu unterstüt­ zen. In seltenen Ausnahmefällen , bei extrem ungünstiger Auf­ stellung des Königs und des Turmes, kann ein vor der Um­ wandlung in eine Dame stehender "winziger" B auer über einen Turm triumphieren . Wenn d e r König d e r stärkeren Seite vor d e m Bauern steht oder sich dem Bauern im Verlauf des Spiels nähern kan n , ist der Gewinn nicht schwierig. (Diagramm 27) Ohne Unterstützung durch den König darf der Bauer nicht vorrücken, da er sonst verlorengeht, z. B. I . b4 2. Kg7 b3 3. Th3 b2 4. Tb3 u sw. Rückt Schwarz den Bauern mit Unterstützu ng des Königs vor, kann der weiße König dem Turm zu Hilfe kommen : l. ... .

28

. .

27

Kb6 2. Kg7 Ka5 3 . Kf6 Ka4 4. Ke5 b4 5 . Kd4 b3 6. Kc3 , und Weiß gewinnt. Es ist nützlich, folgende Regel zu kennen : Wenn sich der König der schwächeren Seite hinter seinem B au ern befindet, ist e s zum Gewinn gewöhnlich notwendig, daß der Turm den König auf der 4. Reihe, gerechnet vom Lager der schwächeren Seite, ab schneidet. 28 Nach M. Euwe , 1 934

In dieser Stellung hängt das Ergebnis davon ab , ob es dem weißen König gelingt, das Feld d2 zu besetzen, wenn der Bauer die vorletzte Reihe erreicht hat. Ist Weiß am Zuge , kommt er gerade rechtzeitig : J. Kb4 e3 2. Kc3 e2 3. Kd2. Ist Schwarz am Zuge , endet die Partie remi s : 1 . . . . e3 2. Kb4 e2 3. Kc3 eiD u sw. Etwas komplizierter ist das folgende Beispiel , obwohl die Methode die gleiche bleibt. (Diagramm 29) Alles hängt von einem einzigen Tempo ab . Weiß am Zuge kann den Bauern aufhalten : 1. Kd6 e3 2. Kd5 e2 3. Kd4 K/3 4. Kd3 K/2 5. Kd2. 29

29 Nach M. Euwe , 1 934

Schwarz am Zuge kann sich retten : I . . . e3 2. Kd6 e2 3. Kd5 Ke3 4. Kc4 Kf2. Der König der stärkeren Seite muß sich dem B auern so nähern, daß ihn der gegnerische König nicht daran hindern kan n . .

30

Hier muß sich Weiß beeilen, den B auern aufzuhalten. I. Kd6 g4. Dem schwarzen König gelingt es nicht, das Vor­ dringen des gegnerischen Königs zu unterbinden. Auf 1. . . . Ke4 folgt 2. Tg7 Kf4 3 . Kd5 g4 4. Kd4 Kf3 5 . Kd3 g3 6. Tf7 + Kg2 7. Ke2 usw. 2. Kd5 Kf4 3. Kd4 Kf3 4. Kd3 g3 5. Tf7+ Kg2 6. Ke2, und Weiß gewinnt. (Diagramm 3 1 ) In dieser Position führt das sofortige Annähern des Königs an den B auern nicht z;u m Ziel. Wegen der ungün stigen Auf­ stellung des Turme s gewinnt Schwarz nach 1 . Kf7 e4 2. Ke6 e3 3. Kf5 e2 4. Kf4 Kd3 5. Kf3 durch 5 . . . . Kd2 ein wichtiges Tempo und hält das Endspiel remis. Zieht Weiß aber- zunächst I. Tdl + ! Kc3 2. Tel, bringt er den Turm mit Tempogewinn auf ein besseres Feld und stellt nach 30

31

2. . . . Kd4 3. Kf7 e4 4. Ke6 e3 5. Kf5 Kd3 6. K/4 e2 7. Kf3 den Gewinn sicher. Ein einziges Tempo entschied alles. Die Möglichkeit eines Tempogewinns i st in derartigen Endspielen außerordentlich wichtig. Zum Ab schluß sehen wir uns ein Beispiel an , das die Folgen einer ungünstigen Aufstellung des Königs und des Turmes veran schaulicht. 32 Nach A. Troitzki , 1 895

Der schwarze König steht seinem Turm beim Kampf gegen den Bauern im Wege, so daß Schwarz sogar verliert. 1. d7 Tg6+ . Schwarz kann den Bauern nicht aufhalten . Ihm bleibt nichts andere s übrig, als Schach zu bieten. 2. Ke5! Das Turmschach war durchaus nicht so harmlos, wie es anfangs aussah. Weiß muß genau spielen. Zum Remis führt sowohl 2 . Ke7 wegen 2 . . . . Tg l ! 3 . d8D Te l + 4. Kd7 Td l + als au ch 2. Kd5, ebenfalls wegen 2 . . . . Tg l mit der Drohung 3. Td l + . 2. . .. Tg5+ 3. Ke4 Tg4+ 4. Kd3 Tg 1 5. KcL. Wo hin geht der weiße König? Er kann sich auf c7 vor den Sc hac hgeboten verstecken, muß beim Ü berschreiten der . . .

31

e-Linie jedoch vorsichtig sein, um Schwarz keine Gelegenheit zu geben, jenes Tempo zu gewinnen , das er benötigt, um den Turm auf diese Linie zu bringen . 5. . . . Tg2+ 6. Kc3 Tg3+ 7. Kc4 Tg4+ 8. Kc5 Tg5+ 9. Kc6 Tg6+ 10. Kc7, und der B auer geht zur Dame . Leichtfigur gegen B auer Der Kampf zwischen einer Leichtfigur und einem Turm endet gewöhnlich remi s. Dort, wo die Leichtfigur durch den König unterstützt wird , steht dieses Ergebnis von vornherein fest. Uns intere ssieren im wesentlichen solche Beispiele , in denen sie auf sich all ein gestellt ist. Sehen wir uns an, wie sowohl Springer als auch Läufer mit einem Bauern zurechtkommen. Der Läufer ist eine weitreichende Figur. Er hält einen Bauern auf, indem er ein Feld vor ihm angreift. Nur in Ausnahmefällen , wo nicht nur der gegneri sche König, sondern auch der eigene König den Läufer behindern, muß dieser gegen einen Bauern die Segel streichen. 33

Um den Bauern zu stoppen, braucht Schwarz den Läufer nur auf ein Feld der Diagonale g l -a7 zu bringen. Weiß zieht je­ doch / . Ke4, und auf / . . . Lh4 folgt 2. Kf3, wonach es Schwarz nicht gelingt, den B auern unschädlich zu machen . Stände d e r schwarze König nicht auf f6, w o er d i e Manövrier­ fähigkeit des Läufers einschränkt, sondern auf g6, würde Schwarz nach l. Ke4 durch l. . . . Ld8 2. a6 Lb6 remis halten. Dieses Beispie l stellt eine seltene Ausnahme dar. Gewöhn­ lich kann der Läufer einen B auern, der noch nicht weit vor­ gerückt i st, immer aufhalten. .

32

Ein Springer wird bedeutend schlechter mit einem B auern fertig als ein Läufer. Nur wenn der Springer vom König un­ terstützt wird, ist das Remi s auf elementare Art zu erreichen. Komplizierter gestaltet sich die Aufgabe, wenn der Springer allein gegen den Bauern bestehen muß. Im Gegensatz zum Läufer kann er einen Bauern nicht von weitem aufhalten. So­ fern es sich nicht gerade um einen Turmbauern handelt, stoppt der Springer einen auf der vorletzten Reihe stehenden B auern ohne die Hilfe des Königs, wenn er das Feld vor ihm be setzen kann . 34

In Stellung 34 kann nach 1. Kd6 SbB 2. Kc7 Sa6+ 3. Kb6 SbB der gegnerische König den Springer nicht vom Bauern ver­ treiben . Bei einem Turmbauern verfügt der Spri nger nicht über die er­ forderlichen Abzugsfelder und geht verloren. 35

Nach 1. Kc6 Sa8 2. Kb 7 gewinnt Weiß den Springer und mit ih m die Partie . Ei n Sp ringer wird jedoch auch mit einem Turmbauern au sge­ zeic h net fertig, wenn dieser noch auf der 6. Reihe steht. 3

Awerbach, Schachend I

33

36

Wie Weiß auch spielt , es gelingt ihm nicht, den Springer vom Bauern abzudrängen, z . B. I. Kc5 Sa 7 2. Kb6 Sc8+ 3. Kb7 Sd6+ 4. Kc7 Sb5+ 5. Kb6. Es sieht so aus , al s hätte Weiß sein Ziel erreicht. Es folgt aber 5. . . . Sd6!, wonach 6. a7 an 6. . . . Sc8+ scheitert. Durch sein "Herumhüpfen" in der N ähe des Bauern verhindert der Spri nger dessen Vorrücken. Die Fähigkeit des Springers, mit tückischen Gabeln aufzuwarten , i st ein wichtige s taktisches Mittel in derartigen Endspielen und das Unterpfand für eine erfolgrei che Verteidigung. Wie der Springer einen entfernt stehenden B auern einholen kann , zeigt das folgende Beispiel. 37

Um den Bauern aufzuhalten , muß der Springer nach b7 oder b8 gelangen . Von rechts kann er sich dem Bauern nicht nähern, weil ihn der gegnerische König daran hindert. Deshalb muß er von der anderen Seite komme n : 1 . . . Sd3 ! 2. b6 (auf 2. Kd5 ist 2 . . Kf3 3 . Kd4 Sf4 ! 4. b6 Se6+ und 5 . . . . Sd8 möglich) 2 . . Sb4 3. b7 Sa6 mit Remis. Wenn der Spripger den Bauern scheinbar nicht mehr erreichen kann, kommt ihm mitunter die Aufstellung des gegnerischen Königs zu Hilfe. .

.

.

34

.

.

38

Schwarz am Zuge kann sich rette n : 1 . Sd3 2. b 7 Sc5 3. bBD Sa6+. Stände der weiße König irgendwo ab seits, würde Weiß gewinnen. Diese wichtige Eigenschaft des Springers, durch ein Schach­ gebot ein fehlendes Tempo zu gewinnen, sollte man niemals außer acht Jassen. Sehr gut werden die Möglichkeiten des Springers durch die folgende Studie verdeutlicht. .

. .

39 N . Grigorj ew, 1 938 (Schluß einer Studie)

Der weiße König i st weit, und der Springer muß sich mit den vereinten Kräften des Gegners allein auseinandersetzen. Der Versuch des Königs, zu Hilfe zu kommen, schlägt fehl. Auf 1. Kg2 verdrängt Schwarz mit 1. . . . Kc5 den Springer, der nach 2 . . . . b3 den B auern nicht mehr erreichen könnte. Bemühen wir uns, in die Stellung einzudringen. Weiß hält remi s, wenn er, sobald der Bauer auf b2 steht, mit dem Sprin­ ger nach a3 , c3 oder d2 gelangt. Wie ist das möglich? 1. Sc7+ ! Zuerst muß die Aufstellung des Spri ngers verbessert und der gegneri sche König zu einer Erklärung gezwungen Werden. I . . Kc4 ! Die gefährlichste Antwort für Weiß. Auf 1. . Kd4 kann Weiß mit 2. Kg2 beginnen, den König anzu­ nähern, da er auf 2 . b3 die Fortsetzung 3 . Sb5+ und 4. Sa3 .

.

. .

.

. .

35

parat hätte , und auf 1. . . Kc6 geschieht 2. Sa6 b3 3 . Sb4+ und 4. Sd3. 2. Se8! Ein vortrefflicher Zug. Der Springer entfernt sich noch weiter vom B auern, aber nur, um anschließend ungehin­ dert vordringen zu können. Das Feld e8 i st ein wichtiger Schlü sselpunkt auf seiner Marschroute . Je nachdem, wo der schwarze König stehen wird , wählt er den Weg über c7-b5-a3 oder f6-e4-d2. Auf 2 . . . . b3 folgt j etzt 3. Sd6+ Kb4 4. Se4 b2 5. Sd2 bzw. 3 . . . . Kd3 4. Sb5 b2 5 . Sa3 . Der schwarze König versucht da­ her, dem Springer das Feld d6 zu nehme n . 2. . . . Kc5 3. Sf6! Kd4 4. Se8! Wieder auf d e m Schlü sselfeld ! 4. . . . Ke5. Nach 4 . . . . b3 5. Sd6 Kc3 6. Se4 + ! Kc2 7. Sd6 b2 8. Sc4 ! kan n Weiß den Bauern rechtzeitig abfangen. 5. Sc7! Kd6 6. Se8+ . Die einzige rettende Antwort. Eine An­ näherung des Springers an den Bauern verliert : 6. Sb5 + ? Kc5 7. Sc7 b3 8 . Se6+ Kc4 usw. 6. . . . Kc5 7. Sf6! Kd4 8. Se8! b3 9 . Sd6· Kc3 10. Se4+ ! Kc2 1 1. Sd6! b2 12. Sc4 b JD 13. Sa3+ mit Remi s. Der Springer hat seine Möglichkeiten virtuos demon striert. Wir empfehlen dem Leser, diese Studie aufmerksam zu ana­ ly sieren. Es ist ratsam, mit einer weiteren wichtigen Eigenschaft des Springers vertraut zu sein - mit seiner Fähigkeit, "Barrieren" gegen den feindlichen König zu errichten. .

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Man könnte meinen, in dieser Position sei alles elementar ein­ fach. Der weiße Bauer steht direkt vor dem Umwandlungs­ feld. Der schwarze König i st weit und kan n offenbar nicht in den Kampf eingreifen . Der Springer muß den Bauern allein 36

bekämpfen , was seine Kraft bei ei nem Turmbauern auf der vorletzten Reihe ü bersteigt. Weiß greift den Springer an, drängt ihn vom Bauern ab und verwandelt diesen i n eine Dame . All das wäre tatsächlich so, gäbe es nicht ein großes "Aber" ; Vertieft man sich in die Stellung, wird klar, daß es dem König nicht möglich i st, den Springer direkt anzugreifen, da 1 . Kd6 mit 1 . . . . Sb5+ und 2 . . . . S : a7 beantwortet würde . Die Felder d4, d5 , d6 und e6 sind dem König unzugänglich und bilden für ihn eine "B arriere " . Er muß einen längeren U mgehungs­ weg wählen, und in dieser Zeit kann der schwarze König dem Springer zu Hilfe kommen. Dies geht so von statten : I. K/6 Kg3 2. Ke7 Kf4 3. Kd7 Sa8 4. Kc8 Ke5 5. Kb 7 Kd6. Der Springer wird geopfert, aber dafür muß der weiße König ins "Gefängni s " . 6. K:a8 Kc7. Patt. 41

Auch i n Stellu ng 4 1 wurde gegen den weißen König eine "Barriere" errichtet. Die Felder d5, d6, d7 und e7 sind ihm unzugänglich, und er muß sie entweder über e5-d4-c5-c6-b7 oder f7-e8-d8-c7-b7 umgehen . In beiden Fällen benötigt er, um nach b7 zu gelangen, fünf Züge, so daß Weiß wiederum durch das S pringeropfer auf a8 seinen König nach c7 führen und den Gegner patt setzen kann. N achdem wir uns mit diesen beiden Positionen vertraut ge­ macht haben , fällt die Lö sung der folgenden Studie nicht sc hwer. (Di agra mm 42) Wie soll Weiß sich verteidigen ? Auf direktem Wege kan n der Sp ringer den Bauern nicht erreichen . Auf 1 . Sg6 folgt 1 . . . . h3 2. S f4 h2 3. Se2+ Kd2 4. Sg3 Ke 1 5. Kd6 Kf2, und Schwarz gewinnt . 37

42 N. Grigorjew, 1 932

Läßt sich aber nicht, um den Bauern unschädlich zu machen, die Aufstellung des schwarzen Königs au snutzen ? Au sgehend von dieser Idee , finden wir un schwer das Manöver J . S/7 h3 2. Sg5 h2 3. Se4 + , das uns ge stattet, den Bau ern entweder durch 4. Sg3 oder 4. Sf2 aufzuhalten . Je nachdem, wohin d e r König geht, entscheidet sich Weiß für den richtigen Springerzug. So beantwortet er 3 . . . . Kd3 mit 4. Sg3 !, 3 . . . . Kd4 aber mit 4. Sf2 ! , um dem König eine "B arriere" entgegenzu stellen. Schwarz tut deshalb gut daran , mit 3 . . . Kc2 sofort die U m­ gehung zu beginnen. Setzt Weiß darauf mit 4. Sf2 fort, ist er nach 4 . . . . Kd2 5. Kd6 Ke2 6. Sh l Kf3 7. Ke5 Kg2 verloren. Nach 4. Sg3 ! Kdl 5. Kd6 Kel 6. Ke5 K/2 7. K/4 kann er dagegen den Springer decken und die Partie remis halten. Nicht immer ist es erforderlich, sich mit Springer gegen B auer nur zu verteidigen . Wenn der gegneri sche König in der Ecke steht und der eigene Turmbauer ihm den Weg versperrt, kann ihm mitunter ein Mattnetz geknüpft werden. Das folgende Beispiel zeigt einen solch seltenen Fall. .

43

38

Diese Stellung war bereits im 12. Jahrhundert bekannt. Weiß setzt in 3 Zügen matt : I. Sb4+ Ka i 2. Kcl a2 3. Sc2 matt.

Viertes Kapitel König, Leichtfigur und Bauer gegen König

König und Leichtfigur können den gegnerischen König nicht matt setzen. Deshalb ruhen alle Hoffnungen auf dem B auern. Er muß in eine Dame verwandelt werden , um das zum M att­ setzen erforderliche materielle Ü bergewicht herbeizuführen. Meist ist dies auf elementare Art zu erreichen. E s gibt indes einige Ausnahmen, in denen die stärkere Seite nicht gewinnen kann. Mit solchen Positionen wollen wir uns hier befas sen. 44

Der weiße B auer hat die vorletzte Reihe betreten. Es bleibt ihm jedoch verwehrt, den letzten Schritt zu tun, weil der schwarze König nicht au s der Ecke zu vertreiben ist, z. B . 1 . Kc5 Kb7 2. Kd6 Ka8 3 . Kc6 patt. Der weiße Springer könnte genau sogut auf c6 oder c8 stehen. Bei einem B auern auf der 6. Reihe würde Weiß mühelos ge­ wi nnen. (Di agramm 45)

1. Kc4 Kb6 2. Kd5 Ka7 3. Kc6 Ka8 4. Kb6 Kb8 5. Sd5 Ka8 6. Sc7+ Kb8 7. a 7+ und 8. a8D+ . (Diagramm 46) In di eser Stellung wird die Verwandlung des B auern in eine Dame durch den eigenen König behindert. Der Au sgang der Partie hängt vom Zugrecht ab . Weiß am Zuge gelingt es, den 39

45

46

König aus der Ecke zu befreien und zu gewinnen : 1. Sd3 Kf8 2. Se5 Ke7 3. Kg7 usw. Kann hingegen Schwarz den ersten Zug ausführen, ist der weiße König zu "leben slänglichem Kerker" verurteilt : 1 Kf8 2. Sd3 Kf7 3. Se5 Kf8, und der Springer muß dem König das Feld f7 i.iberlassen. Als wir uns mit den Eigen schaften des Springers vertraut machten, wiesen wir bereits darauf hin, daß der Springer allein kein Tempo gewinnen kan n . U m die Partie für sich zu ent­ scheiden , muß ·Weiß den Gegner an den Zug bringen. Dies ist jedoch unmöglich. Remi s. Für derartige Stellungen gibt es eine Regel, die es erlaubt, sich in jeder Situation schnell zu orientiere n : Die schwächere Seite hält remis, wenn sie ihren König auf ein Feld ziehen kan n , das dieselbe Farbe trägt wie jenes, auf dem sich gerade der Springer befindet. Auch bei einem Läufer kommen Remisstellungen vor. Sie werden auf den folgenden Diagrammen veranschaulicht. . . . .

47 D. Ponziani, 1782

Weiß kann den gegneri schen König nicht au s der Ecke ver­ drängen, weil sein Läufer schlecht postiert i st. 40

48

Hier kann der Läufer nicht mithelfen, den schwarzen König au s der Ecke zu vertreiben, und der weiße König allein i st dieser Aufgabe nicht gewachsen. Wir machen den Leser darauf aufmerksam, daß der Läufer das U mwandlungsfeld des B au ern nicht anzugreifen vermag. Bei einem weißfeldrigen Läufer könnte Schwarz sich nicht retten. Stände z. B . sein Läufer auf d3, würde Weiß 1. Le4 + Kb8 2. a6 Kc8 3 . a7 ziehen und den B auern ohne Schwierigkeiten in eine Dame verwandeln. Diese Stellungen muß man unbedingt kennen. Das bewahrt vor vielen Fehlern. 49 A. Troitzki , 1 896

Weiß gewinnt Um in der Diagrammstellung remi s zu halten, braucht Schwarz nur mit dem König in die Ecke h8 zu gelangen . Weiß gewinnt, indem er ihm durch genaue Züge den Weg verlegt. 1. Le6! (zum Remis führt 1 . h6 Kf7) 1. . . Ke7 2. h6! Kf6 3. Lf5! Kf7 4. Lh 7! Kf6 5. K/4 K/7 6. Kg5 Kf8 7. Kf6 Ke8 8. Kg7, und Weiß verwandelt den B auern . U m den B auern zu behaupten, ist es mitunter notwendig, die Figu r zu opfern. Sehen wir uns zwei Bei spiele an . .

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Schwarz droht, den Bauern zu erobern. Wie soll Weiß fort­ setzen? N atürliche Antworten führen n icht ans Ziel : 1 . Sb6 Kb3 2. a4 Kb4 3. Kg2 Ka5 oder 1 . Sc5 Kc3 2. Kg2 Kc4 nebst 3 . . . . Kb3 . Allein das Springeropfer 1. Sb2! Kb3 2. a4 gewinnt. Dieses Verfahren, den B auern mit dem S pringer von hinten zu decken, ist von großer B edeutung, wenn der König abseits steht und den B auern nicht unterstützen kann. 51

Hier gewinnt au sschließlich 1 . Ld5 K:d5 2. Kb5.

42

Bauernendspiel e

Erstes Kapitel König und Bauer gegen König

Der König kann einen B auern am besten bekämpfen, wenn er ein Feld auf seinem Wege besetzt oder ihn - wie man sagt ­ blockiert. Er vermag sich j edoch nicht ewig auf einem Feld zu behaupten. Die Zugpflicht zwingt ihn, das besetzte Feld zu räumen, einen Schritt zurückzuweichen und dem B auern den Weg freizugeben. Dieser rückt mit Unterstützung seines Königs vor. Schließlich wird die kritische Stellung 52 erreicht, in der es kein weiteres Zurück mehr gibt. 52

Wir haben eine typische Stellu ng beiderseitigen Zugzwange s vor uns. Das Zugrecht ist hier für beide Seiten nachteilig. Weiß am Zuge muß 1. Kc6 spielen, was zum Patt führt ; Schwarz am Zuge ist zu 1 . Kb 7 genötigt, worauf Weiß 2. Kd7 antwortet und den B auern in eine Dame verwan­ del t. Weiß muß, wenn er den B auern vorrü ckt, diese Stellung mit schwarzer Zugpflicht an streben , während Schwarz danach trachten wird , daß Weiß am Zuge ist. Wir wollen versuchen zu ermitteln , wie dies möglich ist. Se hen wir uns eine Stellung mit einem weißen Bauern auf c5 an. .

. .

43

53

Weiß führt den B auern automatisch zur Dame , wenn es ihm gelingt, mit dem König eines der drei Felder b7, c7 oder d7 zu be setze n . Welche Folgen ergeben sich, wenn sich der weiße König auf d6 aufhält? Steht der schwarze König dabei auf c8, entscheidet ein U mgehungsmanöver ( 1 . Kc6 Kd8 2. Kb7 oder 1. . . . Kb8 2. Kd7) , steht er auf d8, geschieht 1. c6 Kc8 2. c7 Kb7 3 . Kd7. Setzen wir die Analyse fort, werden wir leicht fe ststellen, daß Weiß auch gewinnt, wenn er mit dem König die Felder c6 oder b6 einnehmen kan n . Dabei spielt keine Rolle, wo der König des Gegners steht. Diese sechs Felder - b7, c7, d7, b6, c6, d6 - werden in der Theorie der B auernendspiele als Schlü sselfelder des B auern c5 bezeichnet, weil die Be setzung auch nur eines von ihnen durch den weißen König zur Verwandlung des Bauern in eine Dame fü hrt. Schwarz hält das Endspiel remis, wenn er verhindern kann, daß der König auf die Schlüsselfelder gelangt. Dazu muß, wie leicht zu erkennen i st, bei weißem König auf d5 der schwarze auf d7 oder c7, bei weißem König auf b5 der schwarze auf b7 oder c7 stehen. Im Fall von 1 . c6 hat Schwarz den König dann so zurückzuziehen , daß er auf 2. Kb6 oder 2. Kd6 ent­ sprechend 2. . . . Kb8 oder 2. . . . Kd8 antworten kann. Be­ findet sich sein König auf c7, hat er folglich nur eine rettende Erwiderung, nämlich 1 . . . . Kc8. Dieser Zug erfüllt die ge­ stellten B edingungen , während 1 . . . . Kd8 (oder 1. . . . Kb8) nach 2. Kd6 (oder 2. Kb6) 2 . . Kc8 3. c7 zu Zugzwang und Verl ust fü hrt . (Diagram m 5 4 ) Noch eine w i c h tige Stellung beiderseitigen Zugzwanges . Hier sind b4, c4 und d 4 Schlü sselfelder . Nehmen wir a n , Schwarz sei am Zuge. Er muß 1 Kb5 . .

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. . .

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(oder 1 . . . Kd5) spielen, und nach 2. Kd4 (oder 2. Kb4) geht der B auer automatisch zur Dame, z . B. 2. . . . Kc6 3. Kc4 Kb6 4. Kd5 (U mgehung) 4. . . . Kc7 5. Kc5 Kd7 6. Kb6. Durch das Umgehu ngsmanöver des Königs hat Weiß eines der H a u pt­ schlü sselfelder be setzt und kann beginnen, den B auern v or­ zurücken. Ander s liegen die Dinge, wenn Weiß am Zuge ist. Auf 1 . Kb3 erwidert Schwarz 1 . . . . Kb5, und auf 1 . Kd3 folgt 1 . . . . Kd5, so daß der weiße König nicht voran kommt . N ach 2. c4+ Kc5 3 .Kc3 Kc6 (möglich i st auch 3. . . . Kd6 oder 3. . . . K b6) 4. Kd4 Kd6 5. c5+ Kd7 6. Kd5 Kc7 7. c6 Kc8! 8. Kd6 Kd8! hält Schwarz , wie wir bereits wissen, remis. Dem gegnerischen König die drei Schlü sselfeld er zu verwehren, gelang Schwarz durch die Anwendung einer einzigen Methode : E r stellte seinen König dem des Gegners gegenüber, e r nahm - wie man sagt - die Opposition ein. Die Opposition der Könige ist das einzige Mittel im Kampf um drei nebenein­ ander liegende Schlü sse\felder. • Wir werden noch des öfteren sehen, daß der K ampf der Könige u m die Besetzu ng von Schlü s selfeldern das Leitmoti v der mei sten B auernendspiele bildet. V ersuchen wir, au sgehend von der Th eorie der Schlü sselfel­ der, die folgende Stell ung zu beurteile n. (Diagramm 55) Die Schlüsselfelder des B auern c3 sind d5, c5 und b5. Das bedeutet, daß bei weißem König auf d4 der schwarze auf d6, bei weißem König auf c4 der schwarze auf c6, bei weißem König auf b4 der schwarze auf b6 stehen muß. Auf jedes dieser drei Felder gelangt der weiße König in drei Zügen, während der schwarze König das Feld d6 in zwei, das Feld c6 in drei und das Feld b6 in vier Zügen erreicht. Wenn der weiße König u nverzüglich das Feld b4 ansteuert, .

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55

kann der schwarze nicht rechtzeitig das ·Feld b6 besetzen und zieht den kürzeren : 1. Kc2! Ke7 2. Kb3 ! Kd6 3. Kb4 ! Kc6 4. Kc4 ! Schwarz befindet sich im Zugzwang, und Weiß stellt, nachdem er eines der Schlü sselfelder besetzt hat, den Sieg sicher. Der Kampf um Schlüsselfelder hat, je nachdem auf welcher Linie der Bauer steht, seine Besonderheiten. Handelt es sich um einen Springerbauern , muß man sogar nach Besetzung der Schlü sselfelder vorsichtig sein, da sonst ein Patt möglich würde. 56

Hier führt 1. b6+ ? wegen 1. . . . Ka8 zum Remis, da Schwarz nach 2. Kc7 nicht ziehen könnte. Die richtige Fortsetzung ist 1. Kc 7! Ka8 2. Kb6 Kb8 3. Ka6 Ka8 4. b6 Kb8 5. b 7, und Weiß gewinnt. Bei einem Randbauern gelingt es wegen eines möglichen Patts überhaupt nicht, einen gegneri schen König, der ein Feld vor diesem B auern betreten konnte, zu vertreiben. Aber auch hier gibt es Schlü sselfelder, deren Besetzung durch den eigenen König das Vorrü cken des B auern zur Dame gewährleistet. In der folgenden Diagrammstellung sind dies die Felder g7 und g8. 46

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Die Beurteilung der Position hängt vom Zugrecht ab . Weiß am Zuge kann den König rechtzeitig nach g7 führen und ge­ winnen : 1. Kg4 Kc5 2. Kg5 Kd6 3. Kg6 Ke7 4. Kg7, und Schwarz ist nicht in der Lage , den Vormarsch des B auern zu verhindern . Ein anderes Bild ergibt sich, wenn Schwarz am Zuge ist : 1. . . . Kc5 2. Kg4 Kd6 3. Kf5 K e 7 4 . Kg6 Kf8 5. Kh 7. Weiß muß diesen Zug machen. Andernfalls gelangt der schwarze K önig nach h8, von wo er nicht zu vertreiben wäre . 5. . . . Kf7 6. h4 Kf8 7. h5 Kf7 8. h6 Kf8. Weiß steht vor der Wahl, wie er das Remis herbeiführen soll - er kann ent­ weder seinen eigenen oder den Kö nig des Gegners patt set­ zen . Sehen wir uns nu nmehr eine Stellung an , in der beide Könige vom B auern entfernt stehen . 58

Auch hier hängt d a s Ergebnis v o m Zugrecht ab . Zuge führt den B auern zur Dame : J. b5 Kf4 2. b6 Kd6 4. b8D+. Sc hwarz am Zuge kan n den B auern ei nholen : J Ke5 3. b6 Kd6 4. b 7 Kc7. Um schnell zu bestimmen, ob der König den Bauern •

• • •

Weiß am Ke5 3. b 7

Kf4 2. b5 erreichen 47

kann, benutzt man in derartigen End spielen die sogenannte QuadratregeL Das Qu adrat des B auern b4 (b4-b8-f8-f4) ist auf dem Dia­ gramm durch punktierte Linien gekennzeichnet. Die Quadratregel sagt folgendes : Befindet sich der König im Quadrat des B auern oder kann er in dieses eintreten, holt er den B auern ein, andernfalls nicht. Bei einem B auern in der Au sgangsposition, der noch das Recht zu einem Doppelschritt besitzt, beginnt das Qu adrat erst ein Feld vor dem B auern.

Zweites Kapitel Felder und Entfernungen

Bei der Untersuchung von Endspielen mit König und B auer gegen König haben wir ei nige intere ssante Schlußfolgerungen ziehen können. Wir stellten fest, daß es in der Nähe eines Freibauern Felder gibt, die einen Einfluß auf den Ausgang des Kampfes haben : Die Besetzung auch nur eines dieser Fel­ der durch den König der stärkeren Seite bedeutete, daß der B auer unweigerlich zur Dame ging. Diese wichtigen Felder nannten wir Schlü sselfelder. Der Kampf in einem derartigen Endspiel lief im Grunde genommen auf eine Auseinander­ setzung der Könige um diese Schlüs selfelder hinau s . Die Seite, die den B auern besaß, war bemüht, eines dieser Felder mit dem König zu betreten, der Gegner versuchte , dies zu ver­ hindern . Der Begriff der Schlüsselfelder wird auch bei anderen B auern­ stru kturen angewandt. Hier ein Beispiel : 59

Schwarz am Zuge 48

Es handelt sich hier um die einfachste Stellung mit blockier­ ten B au ern . Der weiße Plan zerfällt in zwei Etappen. Zu­ nächst ist notwendig, den gegnerischen B auern zu erobern , und an schließend muß versucht werden , den eigenen Bauern, dem so der Weg geebnet wurde, in eine Dame zu verwan­ deln. Das Schicksal des schwarzen B auern ist besiegelt, wenn es dem weißen König gelingt, eines der Felder e5, f5, g5, a5 , b5 oder c5 zu betreten. Auch diese Felder können wir mit Fug und Recht als Schlü sselfelder bezeichnen, führt doch ihre Be­ setzung durch den König der stärkeren Seite (in diesem Fall Weiß) zur Verwirklichung des N ahziels - zum Gewinn des B auern. Ein blockierter B auer hat folglich sein eigenes Sy stem von Schlüsselfeldern. Die Verwirklichung des ersten Ziels (Bauerngewinn) garan­ tiert noch nicht, daß auch das zweite (Verwandlung des B au­ ern) erreicht wird . Erleidet die schwächere Seite im Kampf um den B auern eine Niederlage, kann sie dem Gegner immer noch verwehren, den Freibauern in eine Dame zu verwandeln, indem sie ihm dessen Schlüsselfelder streitig macht. So auch hier : N ach 1 . Ke6 2. Kg5 Ke7 3. Kf5 Kd6 4. K/6 Kc6 5. Ke5 verliert Schwarz den B auern . Mit 5. . . . Kc7! 6. K:d5 Kd7! hält er die Partie j edoch remi s : Der weiße König ist nicht in der Lage , die Schlüsselfelder seines Frei­ bauern zu betreten. Nun könnte beim Leser die berechtigte Frage auftauchen , welchen prakti schen Nutzen der Begriff der Schlüsselfelder habe. Anhand der folgenden Beispiele wollen wir nachweisen , daß diese Theorie die Analyse einer ganzen Reihe von B auernend­ spielen erleichtert und es gestattet, schnell und vor allem feh­ lerfrei einen exakten Plan zu entwerfen . .

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60 Au s der S ammlung Tattersalls, 1910

Weiß gewinnt 4

Awerb ach, Schachend I

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In dieser Stellung steht Weiß vor der Aufgabe , den gegneri­ schen Bau ern zu erobern und gleichzeitig die Schlüsselfelder seines Freibauern zu besetzen. Beim B au ern b2 sind dies die Felder a4 , b4 und c4. Zieht Weiß j edoch unbedacht 1. Kc3, kann sich Schwarz retten, indem er mit 1. . . . a3 den B auern opfert. Da 2. ba zu einem elementaren Remis führt, muß Weiß 2. b3 antworten, wodurch sich die Schlü sselfelder des Bau­ ern verschieben (es sind j etzt die Felder a5, b5 und c5) . Wäh­ rend sich der weiße König zum a-B auern begibt und dabei die Marschroute c2-b l-a2 : a3 zurü cklegt, gelangt der schwarze König nach b5 und kan n das Eindringen des geg­ neri schen Königs auf die Schlü sselfelder des B auern b3 ver­ hindern . Die richtige Fortsetzung ist J. Kb l !, und falls 1 . . . a3, so 2. b3! Ke5 3. Ka2 Kd5 4. K :a3 Kc5 5. Ka4 Kb6 6. Kb4. Weiß, der die Schlü sselfelder des B auern b3 beherrscht, verwandelt diesen zwangsläufig in eine Dame . .

61 N . Grigorj ew, 1 9 2 1

Schwarz a m Zuge Weiß droht, die Partie durch 1 . Ke2 sofort zu entscheiden : Es würde ihm danach gelingen , den schwarzen König zurückzu­ drängen, den d-Bauern in Marsch zu setzen und den einzigen schwarzen B au ern zu erobern . M an kann sich leicht davon überzeugen, daß das Feld e2 in der vorliegenden Position das erste Schlü sselfeld ist. Auch das zweite Schlüsselfeld - b3 läßt sich unschwer ermitteln . Wenn Weiß dieses Feld mit dem König besetzen könnte, würde er den B auern c3 ebenfalls gewinnen. Schwarz hält remis, wenn er verhindern kann, daß der gegnerische König eines der Schlüsselfelder betritt. Dies ist nur nach J Kf3 ! möglich, z. B. 2. Kdl Ke3 3. Kcl Kd4 4. Kb l Kc5 5. Ka2 Kb4, und der schwarze König ist recht­ zeitig zur Stel le. Der Leser kann sich selbst davon überzeugen, daß der Zug •

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1 . . . . Ke3 verloren hätte . Versucht der weiße König al s Ant­ wort auf 1 . . . . Kf3 eine Umgehung von rechts, begibt sich Schwarz mit dem König zum B auern c2, schlägt ihn und fü hrt den B auern c3 zur Dame. Als sich der weiße König von e 1 nach a2 bewegte, gelangte der schwarze auf einem einzig möglichen Weg von f3 nach b4 und verhinderte die Besetzung des Schlü sselfeldes b3. Die Marschroute der Könige wies eine gegenseitige Abhängigkeit auf. Auf j eden Zug des weißen Königs hatte der schwarze nur eine einzige Antwort. Dem Feld e l entsprach nur das Feld f3 , dem Feld d l nur e 3 , dem Feld c l nur d4, dem Feld b l nur c5 , dem Feld a2 nur b4. Derart voneinander abhängige Felder erhielten die Bezeich­ nung Gegenfelder. Gegenfelder sind Wegwei ser für den König. Leuchtfeuer im uferlo sen Variantenmeer. U m dem weißen Kö nig die Schlü sselfelder streitig zu machen, mußte sich der schwarze stets auf Gegenfeldern bewegen . Die Methode der Gegenfelder i s t somit e i n Hilfsmittel i m Kampf d e r Könige um Schlü sselfelder. In unserem Bei spiel gelang es dem schwarzen König, das Gegenfeld zu behaupten, und die Partie endete remi s. Mit einem so gün stigen Au sgang kann die schwächere Seite j edoch nicht immer rechnen. Wie das folgende Bei spiel zeigt, i st die Niederlage unau sbleiblich , wenn ein Gegenfeld verloren­ geht. 62

Auf den ersten Blick sieht es so au s, als könne sich Schwarz erfolgreich verteidigen. Auf 1 . Kc5 mit der Drohung, auf das Schlü sselfeld b6 einzudringen, hat Schwarz die einzige , aber au sreichende Antwort 1 . . . Kc7 , und auf 1 . Kd6 kann er 1. . . . Kd8 spielen . Wir haben wiederum einen Fall von Ge­ ge nfeldern vor uns. Dem Feld c5 entspricht das Feld c7, dem Feld d6 das Feld d8, dem Feld d5 das Feld eR. In der N ähe .

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des B auern kann Schwarz das jeweilige Gegenfeld behaupten . Da durch Vorrücken des Königs nichts z u erreichen ist, wol­ len wir versuchen, ihn zurückzuziehen, bei spielsweise nach d4. Kann Schwarz dann für seinen König ein entsprechendes Ge­ genfeld finde n ? Er darf auf 1 . Kd4 nicht 1 . . . . Kc7 erwidern , da d e r weiße König nach 2. Kc5 ! auf b6 einbrechen würde. Schwarz muß deshalb I . . . Kd8 oder 1 . . . Kb8 spielen. Was aber, wenn wir mit 2. Kc4 einen weiteren Abwartezug machen ? E s ist leicht zu sehen, daß Schwarz in diesem Fall das Gleichgewicht nicht aufrechterhalten kann. Auf 2. . . Kc8 folgt 3. Kd5 Kd8 4. Kd6, während nach 2 . . . Kc7 3. Kc5 der weiße König auf b6 eindringt. Es handelt sich hier um eines der einfachsten Bei spiele für die Anwendung der Gegenfeldmethode, das sogenannte Dreiecks­ verfahren (Felder d5, c4, d4) . Durch ein Dreiecksmanöver seines Königs vermochte Weiß die Abhängigkeit der Felder zu seinen Gun sten zu stören. Um an schließend zwei Schritte vorwärts zu tun , ging der weiße König zunächst einen Schritt zurück. .

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63 N . Grigorjew, 1 920

Weiß gewinnt Diese Studie war das erste veröffentliche Beispiel dafür, wie die Gegenfeldmethode auf Endspiele des vorliegenden Typs angewandt werden kann (bi s dahin kannte man nur das Drei­ ecksverfahren). Der Zug 1. d4 führt natürlich sofort zum Remis : Schwarz ant­ wortet 1 . . Ke4 2. Kc3 Kf5 ! 3. Kd3 Kf4 ! Da es nicht gut ist, den B auern gleich vorzurü cken, muß mit dem König manövriert werden. Versuchen wir, an diese Stel­ lung vom Standpunkt der Theorie der Schlüsselfelder her­ anzugehen. Nehmen wir an, der schwarze König stände auf f4. In diesem . .

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Fall wäre 1 . Ke2 Ke5 2. Ke3 Kd5 3 . d4 Kc4 4. Ke4 K :b4 5. d5 Kc5 (5 . . . . Ka5 6. d6 Kb6 7 . Ke5 b4 8 . Ke6 b3 9 . d7, und Weiß gewinnt) 6. Ke5 b4 7. d6 Kc6 8. Ke6 b3 9. d7 b2 10. d8D b l D möglich. Beide Seiten haben sich gleichzeitig eine Dame geholt. N ach 1 1 . Dc8+ Kb6 12. Db8+ geht die schwarze aber verloren. Folglich handelt es sich bei dem Feld e2 um das erste Schlüs­ selfeld . Es ist leicht zu erraten , daß sich ein zweites Schlü ssel­ feld auf d4 befindet : Wenn Weiß mit dem König dorthin ge­ langt, gewinnt er ganz einfach . Versuchen wir nunmehr, die Gegenfelder au sfindig zu machen. Wenn der weiße König nach c3 zieht, hat Schwarz nur eine Antwort - Ke3 . Das bedeutet, daß dem Feld c3 das Feld e3 entspricht. Geht der weiße König nach c2, hat Schwarz wieder­ um nur eine Antwort, mit der er das Gleichgewicht aufrecht­ erhält, nämlich Kf4. Das heißt, dem Feld c2 entspricht das Feld f4 . Sehen wir uns j etzt die angrenzenden Felder an - stellen wir den weißen König nach b2. Dieses Feld ist mit den Feldern c2 und c3 benachbart. Ihm entspricht folglich das Feld f3. Welches Feld entspricht aber dem Feld b3? E s grenzt wie das vorige an die Felder c2 und c3 an . Ein solches zweites Feld steht Schwarz neben f3 jedoch nicht zur Verfügung. Schwarz büßt also unweigerlich das Gegenfeld ein, wenn der weiße König auf den Feldern b2 und b3 manövriert. Damit ist der Gewinnplan klar : 1. Kc2! K/4 2. Kb2 (oder 2. Kb3) 2. . . . K/3 3. Kb3 ! K/4 4. Kc2! Ke5 (4 . . . . Kf3 5. Kd2 Kf4 6. Ke2 u sw.) 5. Kdl ! E s i st noch immer genaues Spiel erforderlich. Ein Schlag ins Was ser wäre 5 . Kd2 wegen 5 . . . . Kd4, wonach der weiße König nach c2 zurückkehren muß, da die Partie nach 6. Ke2 Kc3 remis endet. 5 . . . Kd5 6. Ke2 Kd4 7. Kd2! Ke5 8. Ke3, und Weiß gewinnt wie weiter oben bereits gezeigt. Die Fähigkeit, die Ge setze der Gegenfelder au szunutzen, hat große B edeutung bei der Behandlung von B auernend spielen . Später werden w i r sehen, daß es Gegenfelder aber nicht nur in B auernend spielen gibt. Im Grunde genommen kann man in jeder beliebigen Stellung, in der es notwendig i st, auf Züge de s Gegners einzig gleichwertige Antworten zu finden, von Gegenfeldern sprechen. In jedem Fall erweisen sich diese Felder al s wichtige Orientieru ngspunkte , die eine Analyse be­ c,leutend erleichtern . .

53

Nunmehr wollen wir uns einige Besonderheiten der Geometrie des S chachbretts ansehen. 64

I. Maiseli s , 1 9 2 1

In dieser Stellung gewinnt Weiß am Zuge d e n B auern a7 . Um die Partie zu retten, müßte Schwarz in dem Augenblick, da Weiß den B auern schlägt, mit dem König nach c7 gelan­ gen. Dann könnte der weiße König keines der Schlüsselfelder (b7 oder b8) besetzen, und das Remis wäre offenkundig. Der weiße König kann sich dem B auern a7 in ein und dersel­ ben Zugzahl auf verschiedenen Wegen nähern, z. B. über e7-d7-c7-b7, über e6-d6-c6-b7 oder e6-d5-c6-b7. Möglich ist sogar folgender Weg : e8-d7-c8-b7. Ist das nicht merkwürdig? Jedes Schulkind weiß, daß die kür­ zeste Entfernung zwischen zwei Punkten eine Gerade bildet und daß der Weg entlang einer Geraden stets kürzer ist als auf einer Zickzacklinie. Auf dem Schachbrett trifft dies aber, wie wir sehen werden, nicht zu. Der Weg auf einer Geraden ist hier ebenso lang wie auf einem Zickzackkurs. Damit taucht die Frage auf : Kann nicht der weiße König, wenn er sich zum Bauern begibt, gleichzeitig die Annäherung des schwarzen Königs an das Feld c7 verhindern ? Ja, eine solche Aufgabenverbindung ist möglich. N ach 1. Ke6 Kc3 2. Kd5! drängt der weiße König den schwarzen seitlich ab . Dieser ist gezwungen au szuweichen und kommt zu spät, z. B . 2 Kb4 3. Kc6 Ka5 4. Kb7 Kb5 5. K:a 7 Kc6 6. Kb8. und der B auer geht zur Dame. .

. . .

(Diagramm 65) Der Versuch des weißen Königs, nach c7 vorzu stoßen, endet hier mit einem Fiasko . In ebenfalls fünf Zügen gelangt der schwarze König nach a6, so daß der weiße B auer verlorengehL Weiß kann den Bauern b6 nicht verteidigen. Um remi s zu 54

65 N . Grigorj ew, 193 1 (Schluß einer Studie)

Remis halten , muß er, sobald der schwarze König den B auern schlägt, mit seinem König das Feld b4 betreten und dem Gegner die Schlü sselfelder des B au ern b7 verwehren. Die Verteidigungs­ idee b asiert auf einem feinen Manöver des Königs, das es dem gegneri schen unmöglich macht, ihn abzudrängen : 1. Kg3 ! Kc2 2. Kf2! Kd3 3. Ke 1 ! Kc4 4. Kd2 Kb5 5. Kc3 K:b6 6. Kb4, und das Ziel ist erreicht. Das Verfahren der seitlichen Abdrängung wird in B auernend­ spielen oft angewandt. Die Kenntnis dieses Verfahren s ge­ stattet, auch die folgende Studie ohne jede Mühe zu lösen. 66 I . Dobias, 1 926

Weiß gewinnt Wenn sich der weiße König sofort zum B auern g6 begibt, hält Schwarz die Partie remis , indem er seinerseits mit dem König den weißen B auern angreift, z. B . 1. Ke5 Kc4 .2. Kf6 Kd4 3. K :g6 Ke4 4 . Kg5 Kf3 . Zum Gewinn führt der feine Zug 1. Kd4 ! Ohne sich vom B auern g6 zu entfernen, unterbindet Weiß, daß sein B auer von hinten bedroht wird , und drängt den schwarzen König seitlich ab. Schwarz hat j etzt zwei M öglichkeiten, die j edoch beide nichts einbringen. Wenn I. . Kc6, so 2. Ke5 Kc5 3. f4, und Weiß gewinnt. Falls aber I . . . Kb4, . .

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55

dann spielt Weiß zunächst 2. f4 und greift erst an schließend den B au ern g6 an . Die Idee , Aufgaben zu verbinden, die auf der ungewöhn­ lichen Geometrie des Schachbretts beruht, kommt am deut­ lichsten in der folgenden berühmten Studie zum Ausdruck. 67 R. Reti, 1 92 1

Remis Im ersten Augenblick mag die Forderung, in dieser Stellung remi s zu halten , Verwunderung hervorrufen. Wie kann hier von Remi s die Rede sein? Der weiße König ist katastrophal weit vom schwarzen B auern entfernt, und auf den B auern c6 kann man, wie es scheint, keinerlei Hoffnun­ gen setzen - au ch hier ist der König viel zu weit weg. Nichtsde stoweniger ge stattet die merkwürdige Besonderheit der Geometrie des Schachbretts , dieses Rätsel zu lösen. Bei der Jagd auf den gegneri schen B auern muß der weiße König sei­ nem eigenen B auern zu Hilfe kommen. Ein solcher Versuch, zwei Ziele gleichzeitig zu erreichen, widerspricht zwar dem Sprichwort "Wer auf zwei Hasen Jagd macht, erwischt keinen " , doch das Schachbrett hat seine eige­ nen Ge setze ! l. Kg7 Kb6. Während der weiße König noch merklich hinter dem B auern zurückbleibt, geht Schwarz daran , den B auern des Gegners zu beseitigen. Auf 1 . . . h4 antwortet Weiß 2. Kf6 h3 3. Ke6 h2 4. c7, und die Bauern gehen gleichzeitig zur Dame . 2. Kf6 h4 3. Ke5! h3 4. Kd6! Zwar hat Weiß den Bauern nicht eingeholt, i st aber völlig unerwartet an der Seite seines eigenen aufgetaucht, um ihn zu unterstützen . Nach 4. . . . h2 . 5. c7 Kb7 6. Kd7 ist das Remi s unausbleib­ lich. .

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Der Kampf um Schlüsselfelder und die Geometrie des Schach­ bretts bilden auch den Inhalt dieser Studie. Der Versuch von Weiß, den f-Bau ern in eine Dame zu verwandeln , würde nur zum Patt führen . Die Gewinnidee be steht darin, diesen B auern als Köder für eine Ablenkung des gegnerischen Königs zu be­ nutzen , sich mit dem König zum B auern a5 zu begeben, ihn zu schlagen und an schließend das Schlü sselfeld b7 zu be­ setzen. Dieses Vorhaben läßt sich verwirkliche n : J . Kd4 K/5 2. Kc5 K:f4 3. Kb5 Ke5 4. K:a5 Kd6 5. Kb6 Kd7 6. Kb 7, und Weiß gewinnt. Weiß brauchte nur leichtfertig den B auern vorzu­ rücken, und schon wäre die Partie remi s : 1 . f5 ? Kf7 2. Kd5 Kf6 3. Kc5 K :f5 4. Kb5 Ke6 5. K : a5 Kd7 6. Kb6 Kc8. Wie Sie sehen, gelangt der schwarze Kö nig in diesem Fall recht. zeitig nach c8 und entscheidet den Kampf um das Schlü ssel­ feld b7 zu seinen Gunsten. Der Analytiker W. B ähr hat bereits 1 936 eine Regel formu­ liert, die es erleichtert, derartige Stellungen zu beurteilen . 69

Die Bährsche Regel 1 . In Stellu ngen mit blockierten B auern a4 und a5 wird die Gewi nnzone des Freibauern durch die Di agonale d6-h2 be57

gre nzt (im vorigen Beispiel befand sich der B auer f4 innerhalb der Zone, ein B auer auf g4 würde außerhalb der Zone stehen). 2. Bei blockierten B auern a3 und a4 wird die Gewinnzone des Freibauern analog durch die Diagonale d5-g2, bei blockier­ ten B auern a2 und a3 durch die Diagonale d4-f2 begrenzt (eine Au snahme von dieser Regel bildet lediglich die Stel­ lung Kc2 ; a4, d2 - Kc4 ; a5 , die bei weißer Zugpflicht remis ist) . 3 . Hat der blockierte B auer die B rettmitte überschritten, wird der Gewinn, von seltenen Au snahmen abgesehen, immer er­ reicht. Die Ausnahmen sind möglich, wenn der Freibauer auf der den blockierten B au ern nächstgelegenen zentralen Linie oder noch auf seinem Au sgangsfeld steht (z. B. Kc2; a5 , d2 Kc4 ; a6) . Die B ährsche Regel erleichtert und beschleunigt die Voraus­ berechnungen bedeutend, wovon man sich in den nächsten beiden Beispielen überzeugen kann. 70 W. Bähr, 1 935

Remis Nach 1. Ke3 ! verliert Schwarz den Kampf um die Schlü ssel­ felder und muß sich von einem seiner B auern trennen. Aber welchen soll er hergeben und welchen behalten? Mittels der Bährschen Regel kommen wir leicht zu dem Schluß, daß der Bauer a6 aufgegeben werden mu ß, weil in diesem Fall der weiße Bauer a5 bereits in der Remi szone stände. Schwarz hat daher so zu antworten, daß er nicht den Kampf um die Schlüsselfelder des B auern h5 verliert . Die richtige Fort­ setzung ist J. . . Kf7! Es folgt 2. Kd4 Kf6! (2. . . . Ke6? 3. Ke4 !) 3. Kc5 Ke6 4. Kb6 Kd6 5. K:a6 Kc7 6. K b5 Kb7, und Sie können sich selbst vergewissern , daß das Remis ge­ sichert i st. .

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Nicht weniger interessant ist folgende Stellung: 71 W . Bähr, 1 935

Remis Wie aus der B ährschen Regel hervorgeht, ist es um Weiß schlecht bestellt, wenn er den B auern a4 einbüßt, während der schwarze noch auf a7 steht. Zum V erlust führt deshalb 1 . Ka3 Kc3 2. a5 Kc4 3. Ka4 Kc5 4. a6 Kb6 5. Kb4 K : a6 6. Kc5 Kb7 7. Kb5 Kc7 8. Ka6 Kd6 u sw. Remis erreicht Weiß durch das originelle Manöver 1. Kc2! Kb4 2. Kd3 K:a4 3. Kc4 ! Ka5 4. Kc5! a6. Schwarz mußte den B auern ziehe n , der nunmehr die Gewinn­ zone verlassen hat. Nach 5. Kc4 Kb6 6. Kb4 ist das Remis perfekt. Von B ähr, der sich viel mit der Untersuchung von B auernend­ spielen beschäftigte, stammt eine weitere intere ssante Regel. 72

Weiß gewinnt nur, wenn Schwarz am Zuge ist Wir haben eine Stellung beiderseitigen Zugzwanges vor uns. Ist Weiß am Zuge, endet die Partie nach 1. g6 remi s . Schwarz am Zuge muß dem Gegner nach J. . . . KhB 2. g6 den Ge­ wi nn ü berlas sen. Stände der weiße B auer auf g4, ergäbe sich der beiderseitige Zugzwang bei schwarzem König auf h8; stände er auf g3, dann wiederu m bei schwarzem König auf 59

g8 . Davon au sgehend, zog B ähr ein e wichtige Schlußfolge­ rung : Wenn sich die verbundenen B auern auf Feldern verschiede­ ner Farbe befinden , müssen auch die Könige Felder ver­ schiedener Farbe einnehmen . Befinden sich die B auern da­ gegen auf Feldern gleicher Farbe , müssen auch die Könige auf Feldern gleicher Farbe stehen. Diese "Farbenregel" erleichtert die Vorausberechnung erheb­ lich. Sie ermöglicht, die Stellung schnell zu beurteilen und den richtigen Plan zu entwerfen. 73

Weiß gewinnt In Bei spiel 73 gewinnt Weiß durch 1. Kg5 Kf7 2. Kh6 Kg8 3. g3 ! Die Könige befinden sich auf Feldern verschiedener Farbe . Das bedeutet, daß auch die B auern auf Feldern verschiedener Farbe stehen müssen ! 3. . . . Kh8 4. g4 Kg8 5. g5 Kh8 6. g6 u s w . 74

Remis Hier ist das Remis nicht von der Zugpflicht abhängig. Schwarz am Zuge hält mittels 1 . . Kg8! 2. Kh6 Kh8 remi s : Die B auern stehen auf Feldern gleicher Farbe. .

60

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Sp ielt Weiß am Zuge 1. h4 führt 1 . . . Kh8 oder 1 . . . . Kf8 2. Kh6 Kg8 zum Remis. Die von Bähr gefundene "Farbenregel" läßt sich auch auf an­ dere B auern strukturen anwenden . .

75

Schwarz am Zuge Die Fortsetzung 1 . . . . h6 führt zur Verluststellung 62. Des­ halb muß der König ziehen , aber wohin? Der Versuch, die Opposition zu behaupten, erweist sich als verfehlt. N ach l . . . . Kf8 2. Ke6 Ke8 3 . f7 + Kf8 4. Kf6 h6 5. Kg6 gewinnt Weiß. Das Gleichgewicht hält 1. . . . Ke8 ! 2. Ke6 Kf8 3 . f7 h6 4. Kf6, und Schwarz ist patt. Beachten Sie, daß bei B auern auf Feldern einer Farbe auch der König auf ein Feld der gleichen Farbe zurückging. Nehmen wir j etzt an , der weiße B auer stände auf h4. In die­ sem Fall führt l. . . . Ke8 zum Verlu st: 2. Ke6 Kf8 3. h5 Ke8 4. f7 + Kf8 5 . Kf6 h6 6. Kg6. Dagegen i st die Stellung nach 1. . . Kf8 ! 2 . Ke6 Ke8 3 . f7 + (3. h5 Kf8 4. f7 h6 bringt nichts ein) 3 . . Kf8 4 . Kf6 h6 5 . Kg6 h5 remi s. Diesmal befanden sich die B auern auf Feldern verschiedener Farbe , und der König zog sich auf ein Feld anderer Farbe zurück. Es ist leicht einzu sehen, daß bei einem B auern auf h3 der König wiederum nur n ach e8 ziehen darf (gleiche Farbe). Prüfen wir : 1 . . Ke8 2. Ke6 Kf8 3 . f7 h6 4 . Kf6 h5 5 . Kg6 h4 oder 3. h4 Ke8 4 . f7 + Kf8 5 . Kf6 h6 6. Kg6 h5 . Somit lautet die "Farbenregel " für Stellungen mit einem f­ und h-B auern gegen einen h-Bau ern wie folgt : Wenn sich die isolierten B auern auf Feldern verschiedener Farbe befinden , müssen die Kö nige Felder gleicher Farbe einnehmen. B efinden sich die B auern dagegen auf Feldern gleicher Farbe , müssen die Könige auf Feldern verschiedener Farbe stehen. .

.

.

.

.

61

. Weiß kann in derartigen Stellungen gewinnen, wenn sein Bauer noch in der Au sgangspo sition steht. Nur dann gelingt es ihm, die "Farbenregel" für sich zu nutzen. 76

Anzug beliebig. Weiß gewinnt Da der B auer hier sowohl einen als auch zwei Schritte tun kann, i st es Schwarz nicht möglich, auf Patt zu spielen ; z . B . : a) 1 . . . . Kf8 2 . Ke6 Ke8 3 . f7 + Kf8 4 . Kf6, und nun hilft weder 4 . . . . h6 5. Kg6 h5 wegen 6. h4 ! noch 4 . . . . h5 5. Kg6 h4 wegen 6. h3 ! b) 1 . . . Ke8 2. Ke6 Kf8 3 . f7 h6 4. h3 ! h5 5. h4 oder 3 . . . . h5 4. h4. Die "Farbenregel" gestattet, die folgende Studie leicht zu lösen. 77 .

N. Grigorj ew, 1 920

Remis Die Aufgabe von Weiß besteht darin, das V orrücken des schwarzen h-B auern zu erwirken, da er das E ndspiel dann ge­ mäß der "Farbenregel" remi s hält. Er erreicht sein Ziel wie folgt: 1. K/2 Kg4 2. Ke3 ! h6 3. Kf2 Kf4 4. Ke l ! Die B auern befinden sich auf Feldern einer Farbe, und der König betritt ein Feld der gleichen Farbe - Remis. Hätte Schwarz 2. . . . h5 gespielt, führte 3. Kf2 Kf4 4. Kf l ! zum Remi s . 62

Drittes Kapitel Verwertung eines materiellen Ü bergewichts

In B auernendspielen reicht ein Mehrbau er, von seltenen Aus­ nahmen abge sehen , zum Gewinn aus . Ein solches Ü bergewicht zu verwerten, bereitet keine großen Schwierigkeiten. Es i st notwendig, sich einen Freibauern zu verschaffen und diesen zur Dame zu führen. Gelingt es dem feindlichen König, den B auern aufzuhalten , macht sich der König der stärkeren Seite die damit verbundene Ablenkung zunutze , um zu den geg­ nerischen B auern durchzubrechen u nd einen entscheidenden Materialvorteil zu verbuchen. Vor Bildung des Freibauern i st es gewöhnlich gut, die Auf­ stellung des eigenen Königs zu verbessern , um den Vormarsch eines Freibauern zum Umwandlungsfeld mit größtem Effekt und ohne dem G egner irgendeine Chance zu bieten, zu ver­ wirklichen . Als Beispiel für die Verwertung eines Freibauern sehen wir uns folgende Stellung an. 78

I. Kfi (der König muß ins Spiel gebracht werden) I . . Ke7 2. Ke2 Kd6 3. b4 (möglich ist auch 3. Kd3 Kc5 4. Kc3 neb st 5 . b4) 3. . . . Kd5 4. Kd3 f5 5. f4 g6 6. g3 a6 7. a4 Kc6. Det Kö nig kann seine aktive Position nicht behaupten und muß zurückweichen . 8. Kd4 Kd6 9. b5 ab 10. ab Kc7 1 1. Ke5. Am einfachsten. Weiß gibt den Freibauern , erlangt dafür aber am anderen Flügel ein entscheidendes materielles Ü bergewicht. Möglich ist auch 1 1 . Kc5 Kb7 12. b6 Kb8 1 3 . Kc6 Kc8 14. b7 + . .

63

Kb8 1 5 . Kb6 h6 ( 1 5 . . . . h5 16. Kc6) 1 6 . h4 g5 (ein verzweifelter Versuch, auf patt zu spielen) 1 7 . hg hg 1 8 . fg f4 19. g6 f3 20. g7 f2 2 1 . g8D matt. 1 1. . . . Kb6 12. Kf6 K :b5 13. Kg7 Kc4 14. K:h 7 Kd4 15. K:g6, und Weiß gewinnt. Der Leser wird bemerkt haben, wie einfach Weiß seinen Ge­ winnplan durchführte. Selb stverständlich war dieses B eispiel in gewi ssem Sinne ideal, doch läßt sich ohne weiteres sagen , daß die Verwertung eines M aterialvorteils in d e n weitau s meisten B auernendspielen ohne j egliche Schwierigkeiten von­ statten geht. Trotzdem verbürgt ein Mehrbauer in einem B auernendspiel nicht automatisch den Sieg. Be stimmte Besonderheiten der Stellung können die Aufgabe der stärkeren Seite nicht nur erheblich komplizieren, sondern ihr überhaupt alle Erfolgs­ chancen nehmen. Solche Besonderheiten wollen wir uns in der Folge ansehen. 79 B. Horwitz und J. Kling, 1 8 5 1

Weiß gewinnt In dieser Stellung hat Weiß zwei Freibauern, aber der ge­ deckte schwarze Freibauer schränkt die Möglichkeiten des weißen Königs ein. Dennoch gelingt es hier, das materielle Ü bergewicht zu verwerten , da der König seine B auern unter­ stützen kann. 1. Ke4 Kg4 2. h4 Kh5 3. K/4 Kh6 4. g4 Kg6 5. h5+ Kh6 6. Ke4 Kg5 7. K/3 Kh6 8. K/4 Kh 7 9. g5 Kg7. Ohne das Quadrat des B auern zu verlassen , hat der weiße König seinen B au ern geholfen , auf die 5 . Reihe vorzudringen. Jetzt steht Weiß am Scheideweg : Welchen B auern soll er ziehen ? 10. g6! (der einzige Gewinnweg ; n ach 1 0 . h6+ ? Kh7 1 1 . Kg4 Kg6 i st die Partie remis) /0 . . . . Kh6 1 1. Kg4 Kg7 12. Kg5! d3 13. h6+ Kg8 14. K/6 d2 15. h 7+ Kh8 16. K/7 d/D 1 7. g7+ , und Weiß setzt i n zwei Zügen matt. 64

80 Berger-B auer Fernpartie, 1 889- 1 89 1

Weiß gewinnt Der König darf sich hier nicht zum Damenflügel begeben, um auf übliche Weise einen Freibauern zu bilden, weil Schwarz den B auern g4 angreifen kan n . Weiß gewinnt durch e i n doppeltes B auernopfer. Auf diesem Wege erhält er einen entfernten Freibauern, den der geg­ nerische König nicht einzuholen vermag : 1. c4! bc 2. Ke3 Kg5 3. a4 ! K:g4 4. b4! ab Kd3 ! (eine notwendige Feinheit; n ach 5 . a5 ? b3 6. Kd3 b2 7. Kc2 Kf3 8 . a6 Ke2 9. a7 b l D + 10. K : b 1 Kd2 ist Schwarz gerettet) 5. . . . h5 6. a5, und der weiße B auer kommt zuerst. 81 H . Neu stadt! , 1 898

Weiß gewinnt Wie ist der Mehrbauer hier zu verwerten ? Der V ersuch, sofort einen Freibauern zu schaffen , bleibt erfolglos . Dank dem vor­ handen.en Reservetempo (h4-h5) gelingt es Weiß aber, mit dem König in das schwarze Lager einzubrechen . 1. Kd4 Kc6 2. Kc4 Kd6 3. Kb5! Kd5! Schwarz versu cht, den gegneri schen König nicht durchzulassen. Nach 3 . . . . Ke5 4 . Kc5 Kf4 (4 . . . . h5 5 . gh K :f5 6. Kd5) 5 . Kd5 K:g4 6. Ke6 K : h4 7. K :f6 ist die S achlage klar. 4. Kb6 Kd6 5. Kb 7 Kd7 6. h5! Kd6 7. Kc8 (U mgehung) 7. . . . Ke5 8. Kd7 K/4 9. Ke6 Kg5 1 0. Kf7, Weiß gewinnt. 5

Awerbac h, Schachend

I

65

Im letzten B eispiel gelang es Weiß durch ein U mgehungs­ manöver des Königs, zu den Schlü sselfeldern des B auern f6 vorzudringen . Hier noch einige Stellungen , in denen das Manövrieren der Könige den Hauptinhalt des Kampfes bildet. 82 Charousek-Kosterka Prag 1 897

Weiß am Zuge Diese Stellung ergab sich in einer Simultanveran staltung. Der Gewinnweg wurde erst später gefunden. Weiß muß entweder auf die Schlü sselfelder c6, d6, e6 eindringen oder im geeig­ neten Moment h3-h4 neb st g4-g5 spielen . Weiß kann sein Ziel erreichen , wenn er diese beiden Drohungen kombiniert. 1. Ke4! Ke8! Nach 1 . . . . Kd8 2. Kd4 ! Ke8 3. Kc5 Kd7 4 . Kd5 ! hat Weiß den Kampf um die Schlü sselfelder zu seinen Gunsten ent­ schieden. 2. Kf3 ! Stellt Schwarz vor schwierige Probleme. Er verfügt über drei normale Erwiderungen, aber keine vermag die Partie zu retten. a) 2 . . . . Ke7 (nach diesem Zug gelingt es Weiß, mit dem König auf die Schlüsselfelder vorzudringen) 3 . Ke3 ! Kd7 4. Kd3 ! Ke7 5. Kc4 ! Kd8 6. Kd4 Ke8 7. Kc5 Kd7 8. Kd5 Ke7 9. Kc6 Kf6 10. Kd6 Kf7 1 1 . Kd7 Kf8 1 2 . Ke6 Ke8 1 3 . f6 g6 14. f7 + Kf8 1 5 . Kd6 ! K :f7 16. Kd7, und Weiß ge­ winnt. b) 2 . . . . Kf7 (nun kommt die zweite Drohung zu ihrem Recht) 3. h4 ! (stände der König auf d7 oder e7 , hätte Weiß mit die­ sem Zug wegen 3. . . . gh 4. g5 Kd6 5. Kg4 Ke5 keinen Er­ folg ; jetzt hingegen gelangt der schwarze König nicht nach e5) 3 . . . . gh 4. g5 Ke7 5 . Kg4 Kf7 (schneller verliert 5 . . . . Kd6 6. K : h4 Ke5 7. Kg4 Kd6 8. Kh5 Ke7 9 . Kg6 Kf8 1 0. Kh7 usw.) 6. K : h4 Kf8 7. Kg4 Kg8 8. Kf4 Kf7 9. Ke5 Ke7 1 0 . g6 ! 66

Ke8 ( 1 0 . . . . Kd7 1 l . f6) 1 1 . Ke6 Kf8 1 2 . Kd7 Kg8 1 3 . Ke7 Kh8 14. f6, und Weiß gewinnt. c) 3 . . . . Kd7 4. Kg3 ! (der schwarze König ist weit, weshalb sich Weiß einen solchen Vorbereitungszug leisten kann) 4. . . . Ke7 5 . h4 gh+ 6. K : h4 Kf6 7 . Kh5 , und Weiß ge­ winnt. 83 Aljechin-Yate s Harnburg 1 9 1 0

Weiß a m Zuge Ein Angriff auf die gegneri schen B auern bringt Weiß nichts ein , da der schwarze König seinerseits über die B auern e5 und e3 herfallen würde. Zum Ziel führt folgendes lehrreiche Manöver: 1. Kd3 ! Kd7 2. e4! /4 3. Ke2 Ke6 4. K/2! In derartigen Stellungen sind die B auern e4 und f4 "unantast­ bar " , da es n achteilig ist, sich ihnen als erster zu nähern. Der schwarze König muß dies dennoch tun , da er genötigt i st, den Bauern e5 zu schlagen . Darauf entscheidet 5. Kf3 . 84 Taimanow-B arden London 1 954

Schwarz am Zuge Gäbe es am Damenflügel keine B au ern , würde Weiß leicht den Sprengungszug g2-g3 verwirklichen und wie in Stellung 63 gewinnen. Hier j edoch verfügt Schwarz in Verbindung mit dem Vorstoß a5-a4 und der Drohung, die B auern am Damen5*

67

flügel mit dem König anzugreifen , über Gegen spieL Die s kompliziert die Aufgabe von Weiß, allerdings nicht so sehr, daß der Gewinn in Gefahr geriete. 1 . . . Ke5 2. a4 ! (auf 2. Kf2 könnte 2 . . . . a4 3. g4 fg+ 4. K :g3 Kd4 mit gefährlichem Gegen spiel folgen) 2. . . . Kd4 3. Kd2 Ke5 4. Kd3 ! Kf5 5. Ke2 Ke5 6. Kf2 Kd4 7. g4 fg+ 8. K:g3 Ke5 9. Kg2! Kd4 (falls 9 . . . . Kf5 , so 10. Kf l !) 10. /4, und Schwarz gab auf. Hartnäckiger war laut Taimanow 1 . . . . a4. In diesem Fall gewann 2. ba! Ke5 (bezüglich 2. . . . Kf5 siehe die folgende Variante a) 3. Kd3 Kf5 4. Kc2 Ke5 5. Kc3 ! (während er sich zum Damenflügel begibt, verteidigt Weiß gleichzeitig das Einbruchsfeld) 5 . . . . Kf5 6. Kb3 Ke5 7. a5 ! ba 8. Ka4 Kd4 9. Kb5 a4 10. a3 ! Kc3 1 l . K :c5 Kb3 1 2 . Kd5 K : a3 1 3 . c5 Kb4 14. c6 a3 1 5 . c7 a2 16. c8D a l D 1 7 . Dc5 + Kb3 1 8 . Dc4+ nebst Damentau sch und leichtem Sieg. a) 2 . . . . Kf5 3 . Kd3 Ke5 4. Kc3 Kd6 5. Kb3 Kc6 6. a5 ba 7. Ka4 Kb6 8. a3 ! Ka6 9. Kb3 Kb6 1 0 . Kc3 Kc6 1 1 . Kd3 Kd6 12. Ke4, und der Kampf um das Einbruchsfeld i st ent­ schieden . .

85 H. Neustadtl , 1 907

Weiß gewinnt Weiß mu ß in erster Linie den Einbruchspun kt d4 besetzen. Diese Aufgabe ist leicht zu bewältigen , wenn man die Theorie der Gegenfelder zu Rate zieht. Dem Feld e3 entspricht das Feld d5, dem Feld f3 das Feld c6 und dem Feld e4 das Feld c5. Wenn Weiß nach 1. Kf3 Kc6 mit 2. Kf2 (oder 2. Ke2) fortsetzt, erwidert Schwarz 2 . . . . Kc5. Aber bereits auf 3. Ke2 hat er keine befriedigende Antwort mehr. Das bedeutet, daß es Schwarz nicht gelingt, das Gegenfeld zu behaupten. Die ersten Züge haben wir somit gefu nden : 1. K/3 Kc6 2. Kf2!( e2) Kc5 3. Ke2! Kc6 4. Kf3 ! Kd5 5. Ke3 ! Kc5 6. Ke4. Jetzt führt 6 . . . . Kc6 7. Kd4 K b5 8. h4 zu sofortigem Verlust. Schwarz muß de shalb den h-B auern vorrü cken. 68

6. . . . h4 7. Kf3 ! Kd5 8. Ke3 ! Kc5 9. Ke4 h3. Schlecht ist 9 . . . . Kc6 10. Kd4 Kb5 1 1 . h3, und nach 9 . . . . Kb5 10. Kd4 muß Schwarz den B auern doch ziehen . 10. Ke3. N achdem Weiß d a s Vorrücken d e s B auern erzwu n­ gen hat, fällt er mit dem König über ihn her. 10. . . . Kc6 1 1. Kf2! Eine notwendige Feinheit. Falls 1 1 . Kf3 , so 1 1 . . . . Kd5 , und nach 1 2. Kg3 Ke4 hat Schwarz au sreichendes GegenspieL 1 1. . . . Kd5 12. Kf3 ! Kc5 13. Kg3 ! (jetzt ist dieser Zug mög­ lich) 13. . . . Kd5 14. K:h3 Ke4 15. Kg4. 86

Schwarz am Zuge In dieser Stellung, in der Weiß bereits über zwei Mehrbauern verfügt, gelingt es ihm schließlich, sie in eine Dame umzu­ münzen. Denkbar sind folgende drei Varianten : a) 1 5 . . . . Ke3 16. Kg3 Ke4 17. h4 Ke3 1 8 . h5 gh 19. f5 ! ef 20. g6 ! fg 2 1 . e6 f4+ 22. Kh2, und Weiß gewinnt. b) 1 5 . . . . Kd3 16. Kf3 Kc2 1 7 . h4 K : b2 18. h5 gh 1 9 . f5 ef 20. g6 fg 2 1 . e6 K : a3 22. e7 Kb2 23 . e8D a3 24. Db 5 + , und Weiß gewinnt. c) 1 5 . . . . Kd5 16. Kf3 Kc6 17. Ke4 Kc5 18. h3 Kc6 19. Kd4 Kb5 20. h4. Wenn nur noch verhältnismäßig wenig B auern vorhanden sind und diese auf einem Flügel stehen , können ebenfal l s Schwierig­ keiten bei der Verwertung eines Mehrbauern auftreten. Hier ein Beispiel : (Diagramm 87) Welcher B auer muß hier gezogen werden ? Eine Analy se macht schnell deutlich, daß 1 . h6 und 1 . f6+ nur Remis ergibt : a ) 1 . h 6 g h 2. g h Kf7 3 . f 6 Ke8(f8) 4. Ke6 Kf8 5 . f 7 patt. 69

87 G . Lolli, 1 763

Anzug beliebig. Weiß gewinnt b) l. f6+ gf+ 2. gf+ Kf7 3 . Kf5 Ke8 ! remi s (siehe Stellung 75). Zum Gewinn führt I. g6! h6 (nach l . . . . hg 2. hg e ntsteht eine Stellung, die wir uns bei der Analyse des B ei spiels 82 an­ gesehen haben) 2. Kd5 (ein Fehler wäre 2. f6+ gf+ 3. Kf5 Kf8 4. K :f6 Kg8 5 . g7 Kh7 6. Kf7 patt) 2. . . . Kf8 (falls 2. . . . Kf6, dann einfach 3 . Kd6 K :f5 4. Ke7) 3. Kd6 Ke8 4. Ke6 Kf8 5. Kd7 Kg8 6. Ke7 Kh8 7. f6 gf 8. Kf7. I st Schwarz am Zuge , kann auf I . . . h6 sowohl 2. g6 als auch 2. gh gh 3. /6+ (siehe Beispiel 62) geschehen. Verfehlt wäre hingegen 2. f6+ wegen 2 . . . Kf7. .

.

88 I. Maiselis, 1 954

Weiß gewinnt nur, wenn Schwarz am Zuge ist Lassen wir Weiß beginnen: a) l . f5 + gf+ 2. gf+ Kf6 3 . Kf4 Kf7 4. Ke5 Ke7 5. f6+ Kf7 6. Kf5 Kf8 ! remi s (siehe Stellung 75). b) 1. g5 Kd6 2. f5 gf+ 3 . K :f5 Ke7 4. h5 Kf7 5 . Ke5 h6 6. g6+ Kf8. c) 1. h5 gh 2. g5 h4 3 . f5 + Kd6 4. Kf4 h3 5 . Kg3 Ke5 . Ist Schwarz am Zuge, setzt er mit I . Kd6 fort. Nicht zum Ziel führt danach 2. f5 gf 3. K :f5 Ke7 4. Kg5 Kf7 5. Kh6 Kg8. Die Könige stehen wie die B auern auf Feldern verschiedener Farbe - also Remis. .

70

.

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Weiß muß vor allem die Aufstellung seines Königs verbessern . Er erreicht dies durch ein U mgehungsmanöver : 2. Kd4 Ke6 3. Kc5! Kf7 (3 . . . . h5 4. gh gh 5. Kd4 Kf5 6. Ke3 Kg4 7. Ke4 K : h4 8. Kf3 , und der weiße B auer kommt viel eher als der schwarze) 4. Kd5 Kf6 5. Kd6 Kf7 (5 . . h5 6. g5 + Kf5 7. Ke7 K :f4 8. Kf6) 6. g5 Kf8 7. Ke6 Ke8 8. Kf6 Kf8. Jetzt können die gegnerischen B au ern gesprengt werden : 9. h5! gh 1 0. Ke5. Die aktive Aufstellu ng des Königs ge­ stattet Weiß, das schwarze Gegen spiel zu neutralisieren. 10. . . . h4 1 1. Ke4 Kf7 ( 1 1 . . . . Ke7 1 2 . Kf3 Ke6 1 3 . Kg4) J2. f5 Ke7 13. Kf4 Kd6 14. Kg4 Ke5 15. f6 Ke6 16. K:h4 h6 1 7. Kh5 hg 18. Kg6, und Weiß gewinnt. Zum Schluß wollen wir uns mit zwei Au snahmestellungen ver­ traut machen, die weitere Rettungsmöglichkeiten zeigen, wenn jer Gegner über ein materielles Ü bergewicht verfügt. .

89

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90

Im ersten Beispiel hat Schwarz zwei Mehrbauern . Der König kann sie j edoch nicht u nterstütze n , weshalb die Partie remis endet. Im zweiten Fall sieht sich der schwarze König nach 1. Kc4 auf der a-Linie eingesperrt. Er vermag sich n icht zu befreien , da Weiß genügend Tempi in Reserve hat, z. B . 1 . . . . Ka3 2. Kc3 a4 3. h3 ! Ka2 4. Kc2 a3 5. h4 h6 6. h5 remis.

71

Viertes Kapitel Verwertung eines positioneilen Ü bergewichts

Besonderheiten der B auern struktur, der Vorrat an Tempi und die Aufstellung der Könige sind die hauptsächlichen Faktoren , d i e d i e Stellungsbeurteilung und d i e beiderseitigen Pläne in einem B auernendspiel bedingen. Alle diese Faktoren sind von­ einander abhängig und können sich im Verlauf des Spiels ändern. Oft i st e s recht schwierig, j enen Faktor herau szufinden, der die entscheidende Rolle spielt. Die in diesem Kapitel behandelten Beispiele wurden danach gegliedert, welcher Faktor j eweils den Vorrang hat. Wir haben folgende Besonderheiten der B auern struktur ausgewählt : 1 . Entfernter Freibauer oder die Möglichkeit, einen zu bilden . 2. Gefährlichere Freibauern . 3. Gedeckter Freibauer. 4. Die Möglichkeit eines Durchbruchs oder einer Sprengung. 5. Schwächen in der B auern struktur. Außerdem werden Stellungen untersucht, in denen eine Seite mehr Tempi in Reserve hat oder über den aktiveren König verfügt. Entfernter Freibauer Ein entfernter Freibauer oder die Möglichkeit, einen solchen zu bilden , stellt in einem B auernendspiel bei sonst gleichen Bedingungen in der Regel ein entscheidendes positionelles Ü bergewicht dar. Der Gewinnplan be steht darin, den König des Gegners durch den Vorstoß dieses B auern abzulenken und mit dem eigenen König ins feindliche Lager einzubrechen. Hier ein charakteri stisches Beispiel : 91

Weiß gewinnt 72

Der entfernte Freibauer a2 ist bedeutend gefährlicher als der Bauer c4. Weiß tau scht diese B auern , wonach sein König näher am gegnerischen Lager steht und ein entscheidendes materiel­ les Ü bergewicht herbeiführt. J. Kc2 Ka3. Wenn sich Schwarz abwartend verhält und 1 . . . . Kc5 zieht, ist er nach 2. Kc3 Kb5 3. a3 Kc5 4. a4 Kd5 5. a5 Kc5 6. a6 unter für ihn noch ungünstigeren Umständen zum Abtau sch gezwungen. 2. Kc3 K:a2 3. K:c4 Kb2 4. Kd4 Kc2 5. Ke4 Kd2 6. K/5 Ke2 7. K:g5 K/2 8. K:f4 K:g2 9. Kg4, und Weiß gewinnt. 92 J. Pospisil, 1 952

Weiß gewinnt Hier bringt ein einfacher Abtausch des d- gegen den g-Bauern Weiß keinen Erfolg, da der schwarze König rechtzeitig das Schlü sselfeld des verbleibenden Randbauern verteidigen kann, z. B . 1 . Kf4 Kf7 2. Kg5 Kg7 3 . d6 Kf7 4. d7 Ke7 5. K :g6 K : d7 6. K : h5 Ke8 7. Kg6 Kf8 . Zum Gewinn führt I. Ke4! K/7. Falls 1 . . . . g5 , so 2 . hg+ K :g5 3 . Ke5 Kg6 4. Ke6 h4 5. d6 h3 6. d7 h2 7. d8D h 1D 8. Dg8 + , und Weiß erobert die frisch­ gebackene schwarze Dame . Verlieren würde auch 1 . . . . Ke7 2. Ke5 ! Kf7 (2 . . . . Kd7 3. Kf6 Kd6 4. K :g6 K : d5 5 . K :h5 Ke6 6. Kg6) 3. d6 u sw . 2. Kd4 ! Ke8. Schwarz hat nichts Bessere s : Auf 2. . . . Ke7 entscheidet 3 . Ke5, und auf 2. . . . Kf6 folgt 3. Kc5 Ke7 4. Kc6 Kd8 5. Kd6. 3. d6 Kd7 4. Kc5! Im Hinblick auf das entstehende Damenendspiel ist wi chtig, de m schwarzen König das Feld c6 zu nehmen. 4. . . g5 5. hg h4 6. g6 h3 7. g7 h2 8. g8D h lD 9. D/7+ nebst Matt in zwei Zügen. .

73

93 M. B otwinnik, 1 945

-.illllli0.-....1

Weiß gewinnt

Als Antwort auf J . K/2 muß Schwarz den König ins Spiel bringen . l. . . . f5 würde sofort verlieren, da Weiß nach 2. Kf3 Kf7 3. Kf4 Kf6 4. g3 mit dem König ins gegnerische Lager eindringt. Schwarz zieht folglich / . . . . Kf5. Jetzt gelingt es Weiß j edoch, einen entfernten Freibauern zu bilde n : 2. K/3 Ke5 3. g4 hg+ 4. K:g4 Ke4! Schwarz versucht, seinen eigenen Freibauern in die Waag­ schale zu werfen. Er profitiert darau s, daß sich dieser mit Schach in B ewegung setzt. 5. h5 /5+ 6. Kh3 ! Die einzige Antwort. Falls 6. Kg3 , so 6 . . . . Ke3, und Schwarz ist gerettet. 6. . . . /4 7. h6 f3 8. h7 f2 9. Kg2, und Weiß gewinnt. Das folgende Beispiel ist sehr kompliziert. Sein Leitmotiv bildet aber der Kampf um die Bildung eines entfernten Frei­ bauern . 94 Tal-Kortschnoi Moskau 1 968

In dieser Stellung spielte Tal l. h3 , und nach l. . . . Kf6 2. Kf4 e5+ 3. Ke3 a6 4. b3 Ke6 5. ef+ K :f5 6. f3 Ke6 7 . g4 f5 8. gf+ K :f5 9. h4 Kf6 1 0 . Ke4 Ke6 1 1 . a3 b5 12. cb ab 1 3 . Kd3 Kd6 endete die Partie remi s. 74

Die Diagrammstellung wurde durch Smyslow, Purman und mich einer sorgfältigen Analyse unterzogen. Letzten Endes ge­ lang e s nachzuwei sen , daß Weiß mit 1. e5! gewinnen konnte. Der weiße Vorteil ist hier durch zwei Hauptfaktoren bedingt die bessere Bauernstellung und die größere Anzahl von Bauernzügen, was im Kampf um eine Zugzwangsituation von entscheidender B edeutung sein kann. Mit 1. e5 leitet Weiß einen für derartige Stellungen charak­ teristischen Plan ein. Er beab sichtigt, den schwarzen König durch h2-h4 zurückzudrängen , mit seinem König das Feld f4 zu besetzen und sich mittels f2-f3 und g3-g4 einen entfernten Freibauern auf der h-Linie zu verschaffen. Aber vielleicht kann Schwarz dies verhindern ? Versuchen wir zunächst, durch 1 . . . . h4 den König auf g5 zu behaupten. Wie Smy slow überzeugend bewies , gerät Schwarz nach 2. h3 a6 3. a3 a5 4. a4 Kg6 5. Kf4 Kh5 6. b3 in Zugzwang und muß zurückweichen. Auf 6. . . . Kh6 folgt 7. g4 Kg6 8. gf+ ef 9. f3, und Weiß gewinnt. Spielt Schwarz 6 . . . . hg 7 . fg Kg6, verwirklicht Weiß mit 8. g4 fg 9. K:g4 seinen Plan und ge­ winnt dank dem entfernten Freibauern leicht. Folglich ist Schwarz nicht in der Lage, die erste Etappe des weißen Planes zu vereiteln . Er kann jedoch mit 1 . f6! eine gespan nte Situation herbeiführen, in der jedes Tempo auf die Goldwaage zu legen ist. Weiß kann den zweiten Schritt tun : 2. h4+ Kg6 3. K/4. Jetzt würde ein passive Taktik des G egners Weiß schnell ans Ziel bringen : 3 . . . . Kf7 4. f3 Kg6 5. a3 a6 6. a4 ! a5 7. b3 (der Tempokampf i st gewonnen) 7 . . . . Kf7 8 . g4 ! fg 9. fg fe+ 10. K:e5 hg 1 1 . Kf4, und die Partie ist entschieden . Schwarz braucht den Durchbruch f2-f3 nebst g3-g4 nur dann nicht zu befürchten , wenn sein König auf g6 steht. Der beste Verteidigungsplan ist 3. . . . a6! Auf 4. f3 geschieht j etzt . 4. . . . b5 ! 5 . cb (5. b3 b4) 5. . . . ab 6. a3 c4 ! , und diesmal hat Schwarz den Tempokampf zu seinen Gunsten beendet. Der Durchbruch 7. g4 fü hrt nach 7. . . . fe+ 8. K : e5 fg 9. fg hg 10. Kf4 Kh5 sogar zum Verlust. Weiß verfügt indes über die feine Erwiderung 4. a3! mit der Folge 4. . . . b5 5. cb ab 6. b3 ! Sc hwarz ist fürwahr vom Regen in die Traufe gekommen ! Weiß hat plötzlich die neue Drohung in petto , sich einen ent­ fernten Freibauern am Damenflügel zu verschaffen . Die Situa­ tio n wurde allerdi ngs sehr verschärft, da auch Schwarz die M öglichkeit erhielt, einen Freibauern zu bilden . .

. .

75

95

Schwarz kan n 6. . . Je+ ! spielen . Was soll Weiß danach tun? Auf die natürliche Antwort 7. K : e5 folgt 7 . . . . Kf7 8 . b4 c4 9. Kd4 e5+ 10. Kc3 Ke6 mit Remi s. Zum Gewinn führt der von Smy slow gefundene feine Zug 7. Ke3 !! Die Drohung, einen entfernten Freibauern auf der a-Linie zu schaffen , ist so stark, daß sich Weiß dieses B auern­ opfer erlauben kann. Das weitere Spielgeschehen ist äußerst interessant, da Schwarz viele Möglichkeiten hat, den Kampf zu komplizieren. 7. . . . Kf6 (der König ist be strebt, in das Quadrat des a­ B auern einzudringen) 8. a4 ba (erzwu ngen ; nach 8 . . . . Ke7 9. ab Kd6 macht Weiß eine Wendung um 1 80 Grad und ver­ wirklicht mit 10. f3 Kc7 1 1 . g4 ! doch sein ursprüngliches Vorhaben) 9. ba Ke7 10. Kd3 Kd6 1 1. Kc4 Kc6 12. a5 f4 13. gf ef 14. a6 f3 ! Die hartnäckigste Verteidigung. N ach 14 . . . . e5 1 5 . a7 Kb7 1 6. K :c5 e4 1 7 . Kd4 e3 1 8 . fe fe 1 9 . K : e3 K : a7 kommt der weiße König dem schwarzen um einen Zug zuvor : 20. Kf4 Kb7 2 1 . Kg5 Kc7 22. K : h5 Kd8 23 . Kg6 Ke8 24. Kg7 u sw. 15. a 7 Kb 7 16. K:c5 K:a7. .

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76

Weiß muß sich entscheiden , wohin er gehen soll - zum Bauern f3 oder e6. Dabei kann er leicht vom rechten Weg ab­ kommen : N ach 17. Kd4 Kb6 1 8 . Ke3 Kc5 1 9 . K :f3 Kd4 20. Kf4 e5 2 1 . Kg5 Ke4 22. K :h5 Kf3 23 . Kg5 K :f2 24. Kf5 scheint es, al s sei Weiß am Ziel. Schwarz hat j edoch die Aus­ rede 24 . . . . Kf3 ! , und nach der zwangsläufigen Folge 25 . K : e5 Kg4 fällt der B auer. Richtig i st allein 1 7. Kd6! Kb6 18. K:e6 Kc7 19. K/5 Kd6. Weiß steht erneut am Scheideweg : Soll er sich zum B auern h5 oder f3 begeben? E s zeigt sich, daß der Versuch, sofort über den B auern h5 herzufallen , ein Fehler ist: 20. Kg5 Ke5 2 1 . K :h5 Kf5 22. Kh6 Kg4 23. h5 Kh3 24. Kg5 Kg2 25 . h6 K :f2 26. h7 Kg2 27. h8D f2 mit Remi s. Notwendig ist 20. K/4 Ke6 21. K:/3 K/5 22. Ke3 ! Kg4 23. /4 K :h4 24. Kf3 ! Ironie des Schicksals ! Der schwarze König, der endlich den h-B auern vernichtet hat, der ihm so viele Sorgen bereitete , ist selb st in eine Mau sefalle geraten und hindert seinen Bauern am Vorrücken. Der Rest ist einfach : 24. . . . Kh3 25. /5 h4 26. f6 Kh2 27. /7 h3 28. f8D, und Weiß ge­ winnt. Was wäre geworden, hätte Weiß nicht im 22. Zuge den B auern h4 preisgegeben und 22. Kg3 gespielt? Dann hätte er sich den Sieg etwas erschwert, z. B. 22 . . . . Ke4 ! 23 . Kg2 Kf4 (bei anderen Antworten kann Weiß seinen Fehler wiedergutmachen und mit dem König nach f3 zurückkehren) 24. f3 Ke5 25. Kf 1 Kf4 26. Kf2 Ke5 27 . Ke3 Kf5 28. f4 Kg4 29. Ke4 K : h4 30. Kf3 , und wir haben die uns be­ reits bekannte Stellung erreicht. Allerdings konnte Weiß in diesem Fall auch auf kompliziertere Art gewinnen : 30. f5 Kg5 3 1 . Ke5 h4 32. f6 h3 3 3 . f7 h2 34. f8D h l D . B eide Seiten haben sich eine Dame geholt, doch nach 35 . Dg8 + Kh4 36. Dh8+ geht die schwarze wieder ver­ loren. Gef ährliche-re Freibauern Freibauern können auf beiden Seiten vorhanden sein. Dann ko mmt es darauf an , welche Freibauern gefährlicher sind. Für eine Beurteilung solcher Stellungen ist gewöhnlich au s­ schl aggebend , wie weit die B auern vorgerückt sind und ob ihr Vormarsch durch den König unterstützt werden kann . 77

97 Taimanow-B otwinnik Moskau 1 953

Schwarz am Zuge In dieser Stellung sind die schwarzen B auern viel gefährlicher als die weißen. Es folgte : 1. . d4 2. e6 (2. Kb2 d3 ! 3 . Kc 1 b3 ! 4. ab cb, und Weiß wird ein Opfer des Zugzwanges) 2. . . . Kg7 3. f4 Kf6 4. f5 d3 5. Kb2 h5. Weiß gab auf. Im Fall von 6. Kc 1 entscheidet 6. . . . b 3 . 98 . .

J. Bething, 1 894

Weiß gewinnt Hier sind die weißen B auern gefährlicher, weil sie durch den König unterstützt werden können. Stände der schwarze König auf e8, würde 1. Ke5 mit der Drohung 2. Ke6 sofort gewinnen. Diese Drohung bildet das Leitmotiv des weißen Spiel&. l. Kf3 ! Ein keineswegs offen sichtlicher Zug. Weiß muß den König in einer u ngeraden Zugzahl nach c4 bringen. Ein Fehler wäre daher 1 . Ke4 c5 2. Kd3 Ke8 3. Kc4 Kf7 , wonach die Partie remis endet. 1. . c6 2. Kf4 ! c5 3. Ke4. Erst jetzt, da der schwarze B auer auf c5 steht, kann der König nach c4 gehen. 3. . . . KeB 4. Kd5 (oder 4. Kd3) 4. . . . Kd7 5. Kc4 KeB 6. K:c5! d3 7. Kd6 Kf7 8. Kd7, und Weiß gewinnt. . .

78

Etwas komplizierter ist die folgende Stellung. Durch ein feines K ön igsmanöver führt Weiß Position 98 herbei. 99 M . Karstedt, 1 92 1

Weiß gewinnt 1. K/3 Kg8 (ein B auernzug würde Weiß die Aufgabe nur er­ leichtern) 2. Kf2! Falls 2. Kg3 , so 2 . . . . Kf7 3 . Kh4 e4 4. Kg3 e3 5. Kf3 f4 mit Remis. 2. . . . K/7 3. Kg3 Kg8 4. Kh4! Kf7. Jetzt kann 4 . . . . e4 mit 5. Kg5 Kf7 6. Kf4 Kg8 7. K :f5 be­ antwortet werden. 5. Kg5 /4 6. Kg4 Kg8 7. K/5 Kf7 8. Ke4 Kg8 9. K:e5 usw. 100

B . Horwitz und J. Kling, 1 85 1

Für i solierte B auern , die auf einer Reihe stehen, gilt die Regel de s "wandernden Quadrats". Sie lautet : Wenn das gemein­ same Quadrat isolierter B auern den B rettrand erreicht hat oder bereits über ihn hinau sreicht, können die B auern ohne die Unterstützung des Königs zum Umwandlungsfeld vor­ dri ngen. Wenn dieses Quadrat den Brettrand noch nicht er­ rei cht hat und der eigene König die B auern nicht unterstützen kann, ist der Ab stand zwischen ihnen von entscheidender Be­ de utung. Trennt die B au ern nur ein Feld, verteidigen sie sich 79

erfolgreich gegen seitig. B eträgt der Ab stand zwei Felder, gehen die B au ern verloren, wenn sie nicht die 5. Reihe (vom eigenen Lager au s gesehen) erreicht haben. Liegen drei Felder zwischen den B auern, verteidigen sie sich gegen seitig, sobald sie die 4. Reihe erreicht haben. Somit wäre in der Diagrammstellung ein Vorgehen der schwarzen B au ern zum Scheitern verurteilt, da der gegnerische König leicht mit ihnen fertig wird . Damit nicht genug, gelingt es Weiß, sich mit dem König den eigenen B auern zu nähern und deren Vorrücken zu unterstützen. 1. K/4 ! Kb6 2. K/5! Kc7 3. Kf6! Genauigkeit ist oberstes Gebot ! N ach 3 . Ke6 h5 4. Kf5 d5 verliert Weiß sogar. 3. . . . Kb6 4. Ke6! Kc7 5. Kd5 h5 6. b6+ K:b6 7. K:d6, und Weiß gewinnt. Ein klassisches Beispiel für einen gefährlicheren Freibauern bei geringer B auernzahl ist das folgende :

101 L. Proke s, 1 946

Weiß gewinnt Weiß bildet mittels 1. h6 Kf8 2. g5 einen gedeckten Frei­ bauern. Zwar droht Schwarz n ach 2. . . . Kg8 3. Kd2 Kh 7, die weißen B auern durch 4. . . . f6 zu sprengen, doch wird dieses V orhaben widerlegt. Weiß zieht 4. Ke3 f6 5. gf K:h6 6. K/4 !, wonach sein B auer zur Dame geht, z. B . : a) 6 . . . . g5 + 7 . Kf5 g4 8 . Ke6 g 3 9 . f7 , u nd Weiß ge­ winnt. b) 6 . . . . Kh7 7 . Kg5 Kh8 ! 8. Kh6 ! Kg8 9. K:g6, und Weiß gewinnt. Bei Freibauern auf beiden Seiten werden diese oft gleichzeitig in Damen verwandelt. In solchen Fällen ist wichtig einzu­ schätzen , wie e s anschließend weitergeht. Im folgenden B eispiel mußte Weiß beizeiten vorau ssehen, daß die neuen Damen sofort getau scht werden . 80

1 02 Colle-Grünfeld Karlsbad 1 929

l. g6 f4+ 2. Kg2! Ke2 3. g7 f3+ 4. Kg3 ! Im Turnierbuch ist hier falsch vermerkt : "4. Kh2? f2 5. g8D flD 6. Dc4 + K e l 7. D :f l + K:fl 8. Kg3 , und Schwarz gab auf, obwohl die Partie nach 8 . . . . Ke2 9. Kf4 Kd3 ! 10. Kg5 Ke4 1 1 . K :h5 Kf5 remis endet." 4. . . . f2 5. g8D fJD 6. Dc4 + Ke l 7. D:fl + K:fl 8. Kf4, und Schwarz gab auf. 103 Pillsbury-Tarrasch Nürnberg 1 896

Schwarz am Zuge W eiß verfügt über zwei verbundene Freibauern im Zentrum, Schwarz hat die Möglichkeit, Freibauern auf beiden Flügeln zu bilden. Was wiegt schwerer? In der Partie folgte 1. . . . b5 2. Kg3 b4 3. Kf4 g5 + ? 4. hg hg + 5. K :g5 a5 6. d6 Kf7 7 . Kf5 a4 8 . e6 + Ke8 9. Kf6 b3 10. ab ab 1 1 . d7 + Kd8 12. Kf7 , und Schwarz gab auf. Tarrasch meinte später, daß 2 . . . . a5 ! stärker gewe sen sei. In diesem Fall hätte Schwarz nach 3 . Kf4 Kf7 4. h5 gh 5. Kf5 h4 6. d6 h3 7 . e6+ Ke8 8. Kf6 h2 9. d7 + Kd8 1 0. Kf7 h l D 1 1 . e7 + K :d7 12. e8D + Kd6 1 3 . Dd8 + Kc5 im entstandenen Damenendspiel gute Gewinnchancen ge­ habt. 6

Awerbach , Schachend I

81

Erst 1 94 1 entdeckte Fine, daß Weiß auf 1 . . . . b5 mit 2. h5! forciert remis hält. Die Idee dieses Zuges ist, daß Weiß auf 2. . . . gh den König nicht über f5, sondern über h5 nach f7 bringt, um unterwegs den gefährlichen schwarzen B auern zu vernichten, z. B. 3. Kg3 a5 4. Kh4 b4 5. d6 Kf7 6. d7 Ke7 7. e6 a4 8. K:h5 b3 9. ab ab 1 0. Kg6 b2 1 1 . d8D+ K:d8 12. Kf7 remis. Gedec kter Freibauer Wenn ein Freibauer gedeckt ist, braucht sich sein König ge­ wöhnlich nicht um ihn zu sorgen und kann selbst angreifen. In diesem Fall stellt auch ein entfernter Freibauer des Gegners in der Regel keine Gefahr dar. Charakteristisch ist folgendes Bei spiel : 1 04

Schwarz am Zuge Während der weiße Kö nig das Quadrat des b-Bauern nicht verlassen darf, kann sich der schwarze zum B auern g4 begeben, z. B . 1 . Kc6 2. Kd4 Kd6 3. Ke4 Ke6 4. Ke3 Kf6 5. Kd4 Kg5 6. Ke3 K:g4 7. Ke4 ! (Schwarz hat den B auern g4 erobert, doch der Kampf ist noch nicht zu Ende ; Weiß versucht, eine Verteidigungslinie aufzubauen) 7. . . . Kg5 (nutzlos wäre 7 . . . . Kg3 8. Ke3 Kg2 9. Ke2 ! , da der schwarze König hier nicht durchkommt) 8. Ke3 Kf5 9. Kd3 Ke5 1 0. Kd2 Kd4 1 1 . Kc2 Kc4 12. Kb2! Kd4. Schwarz umgeht eine heimtückische Falle : Der Versuch, mit­ tels 1 2 . . . . b3 die Partie sofort zu entscheiden, würde nach 1 3 . Ka3 ! Kc3 zum Patt führen. Schwarz muß den a-B auern gewinnen. Um an ihn heranzu­ kommen, ist ein weiter Umgehungsweg erforderlich. 13. Kc2 Ke3 14. Kc 1 Kd3 15. Kb2 Kd2! 16. Kb3 Kc l ! (Umgehu ng) 1 7. Ka2 Kc2 18. Ka i Kb3! (noch immer war .

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ein Fehltritt möglich: 1 8 . b 3 ? ? patt) 19. Kb2 K:a4, und Schwarz gewinnt. 1 05 Berg-Petrow Kemeri 1 937

Weiß am Zuge Weiß hatte den Ü bergang in dieses B auernend spiel an­ gestrebt. N ach Abbruch der Partie gab er auf, ohne das Spiel fortzu setzen, weil Schwarz einen intere ssanten Gewinnweg fand , der sich auf ein feines Manövrieren des Königs stützt. Wäre Schwarz am Zuge , könnte er den Kampf sogleich zu seinen Gunsten entscheiden , wenn er mit 1 . . . . g5 ! zum vorigen Bei spiel überginge. Weiß muß deshalb J . g4 ziehen . Die Aufgabe v o n Schwarz be steht darin, z u d e n weißen B au ern am Königsflügel vorzudringen . 1 . . . . Kg8 2 . Kc2 Kf7 3. Kd3 Ke7. N icht zum Ziel führt 3 . . . . Ke6 4. Ke4 b3 5. Kd3 Ke5 6. Kc3 Kf4, da nach 7. g5 ! Kg4 8. K :b3 K :h4 9. Kc4 K :g5 1 0 . Kb5 Kf5 1 1 . K :a5 g5 1 2. Kb5 g4 1 3 . a5 die B auern das Umwandlungs­ feld gleichzeitig erreichen . 4. Ke3 ! Sofort verlor 4. Ke4 Ke6 (Zugzwang) 5. h5 Kf6 oder 5. g5 g6. Schwarz muß mit dem König auf die 5. Reihe (die Felder c5, d5 , e5) gelangen. Der weiße König versucht dies zu verhindern , indem er die Fernopposition einnimmt. 4. . Kd7 5. Kd3 ! Kc7! Die B esetzung dieses Felde s entscheidet, da es im weißen La­ ger kein entsprechendes Feld gibt. Der Kampf ist indes noch ni cht beendet, und Schwarz muß sich einer gewissen Genauig­ keit befleißigen . So hätte er 6. h5 mit 6 . . . . Kd6 7. Ke4 Ke7 ! 8. g5 Ke6 ! zu beantworten . 6. Ke4 Kc6! 7. Kd4 Kd6 8. Ke4 Kc5 9. Kd3 (auf 9. h 5 ist SoWohl 9. . . . Kd6 als auch 9. . . . Kc4 möglich) 9. . . . Kd5 10. Ke3 Ke5, und Schwarz gewinnt. . .

6*

83

1 06 N . Grigorjew, 1 934

Weiß gewinnt Schwarz droht, den König nach f6 zu führen und h6-h5 zu spielen. Deshalb muß Weiß auf den Zug Kf6 stets die Ant­ wort Ke4 zur Hand haben. Die hierdurch entstehende Stellu ng beiderseitigen Zugzwanges bestimmt das nachfolgende Ma­ növrieren der Könige. I. Kg2 Kg7 2. K/3 K/7 3. Ke3 Ke7! 4. Kd4 Kf6. Jetzt ist Schwarz zu diesem Zug genötigt, weil der weiße König son st sofort nach e5 gelangt. 5. Ke4 Ke7 6. Ke5 K/7 7. /6 h5 (es gibt nichts Besseres) 8. gh g4 9. h6 g3 10. h 7 g2 1 1 . h8D g 1D 12. Dh 7+ Kf8 13. De7+ Kg8 14. /7+ , und Weiß gewinnt. 1 07

Weiß am Zuge Diese Stellung wurde von Fine in seinem Buch "Die haupt­ sächlichen Schachendspiele" angeführt, um die Stärke eines ge­ deckten Freibauern zu demon strieren . Fine weist auf folgende Fortsetzung hin : 1. Kb4 Kb6, 2. Ka4 a6 3. Kb4 Kc6 4. Kc4 Kb6 5. Kd5 ! , und Weiß gewinnt. Ganz so einfach ist die Sache aber nicht. Schwarz kann sich mit 2. . . . a5 oder 2. . . . Kc6 3. Ka5 Kc7 4. Ka6 Kb8 hart­ näckiger verteidigen . In diesem Fall kommt Weiß nach 5. e6 Kc7 6. K : a7 Kd6 7. Kb6 K : e6 8. Kc6 h5 nicht weiter. 84

Wie Maiselis zeigte, gewinnt Weiß trotzdem, wenn er zunächst 5. h5! zieht und erst auf 5. . . . gh mit 6. e6 Kc7 7. K:a 7 Kd6 8. Kb6 K :e6 9. Kc6 K/6 10. Kd6 Kg6 1 1. Ke6 h4! (son st hat Weiß es ganz leicht) 2. gh Kg7 13. K:f5 Kf7 fortsetzt. Die entstandene Stellung verdient ein Diagramm. 108

Fehlerhaft wäre , sofort den f-Bauern vorzurücken. Nach 14. Ke5 Ke7 1 5 . f5 ? Kf7 16. f6 Kf8 ! ist die Position gemäß der Bährschen Regel remis . Weiß gewinnt, indem er d e n h-B auern dazu benutzt, die Schlü sselfelder des Freibauern z u erobern : 15. h5 K/7 1 6. Kd6 K/6 1 7. h6! Kf7 ( 1 7 . . . . Kf5 1 8 . Ke7 K : f4 19. Kf6 ! , und Weiß gewinnt) 18. Kd7 K/6 ( 1 8 . . . . Kf8 1 9. Ke6 Ke8 20. Kf6 Kf8 2 1 . f5) 19. Ke8 Ke6 20. Kf8 K/6 2l. Kg8 Kg6 22. /5+ K/6 23. K:h7 Kf7 24. /6. Bleibt nur noch hinzuzufügen, daß Weiß, wenn Schwarz 1. Kb4 mit 1 . . . . h5 beantwortet, nach 2. Ka5 Kc7 3. Ka6 Kb8 4. e6 Kc7 5. K : a7 Kd6 6. Kb6 K : e6 7. Kc6 Ke7 8. Kc7 Ke6 9. Kd8 Kf7 10. Kd7 Kf8 1 1 . Ke6 schließlich den B auern g6 gewinnt. In einer Stellung, in der der Gegner einen gedeckten Frei­ bauern besitzt, ist eine Rettung möglich, wenn es gelingt, dem gegnerischen König den Zugang zu versperren. Sehr lehrreich ist das folgende B eispiel : (Diagramm 1 09) 1 . . . . Kg5. Wenn Schwarz sofort versucht, mit dem König am Damen­ flügel durchzubrechen , kann Weiß die Partie durch genaues Spiel retten, z. B . 1. . . . Kf6 2. b3 ! Ke7 3 . a3 Kd7 4. b4 ! ab 85

1 09 Thomas-Sämi sch B aden-Baden 1 925

Schwarz am Zuge 5. ab b5 ! (die einzige Möglichkeit ; sonst riegelt Weiß mittels b4-b5 alle Ein- und Au sgänge ab) 6. cb Kc8 7. b6! Kb7 8. bc K : c7 9 . Ke4 Kb6 10. Kd3 Kb5 1 1 . Kc3 e4 12. Kd4 K :b4 1 3 . K : e4 Kc5 14. h4 g6 1 5 . g3 Kc4 1 6. h5 g5 1 7 . Kf5 K : d5 1 8 . Kg6 Ke5 19. K:h6 Kf6 20. Kh7 , und die Sache läuft auf ein Patt hinau s. 2. Kg3 ? Führt zum Verlu st. Statt dessen konnte Weiß das Gleich­ gewicht halten, wenn er 2. b3 zog und den gleichen Plan wie in der vorigen Anmerkung verfolgte. In diesem Fall hätte auch 2 . . . . e4+ Schwarz wegen 3. Ke3 ! K : g4 4. K : e4 nichts ein­ gebracht. 2. . . . g6 ? Schwarz greift seinerseits daneben . Mit 2. . . . Kf6 3 . Kf3 (3. b3 b5 ! 4. cb e4 5. Kf4 e3 6. K : e3 Ke5 7. a4 K:d5 8. b4 ab 9. a5 Kc5 1 0 . a6 Kb6 1 1 . Kd4 c5+ ! , und Schwarz gewinnt) 3 . . . . Ke7 4. b3 Kd7 5. a3 c6! 6. b4 ab 7. ab b5 ! konnte er Linien am Dame nflügel öffnen und gewinnen . 3. b3! (j etzt i st die Partie wieder remis) 3. . . . Kf6 4. Kf3 Ke7 5. a3 Kd7 6. Ke4 ? (das letzte Versehen ; wie wir bereits wi ssen, führte 6. b4 zum Remis) 6. . . c6! 7. g5 (falls 7 . b4, so 7 . . . . ab 8. ab b5 !) 7. . . . hg 8. Kf3 b5 9. a4 ba 10. ba cd I I. cd Kc7 12. Kg4 e4. Weiß gab auf. .

Der Durchbruch In einem B auernendspiel ist besonders wichtig, die Möglich­ keit eines Durchbruchs zu beachten , mit dem durch das Opfer eines oder melu'erer B auern irgendeinem anderen der Weg zum Umwandlungsfeld geebnet wird . Hierfür ein charakteri sti sches Beispiel : 86

1 10 Awerbach-B ebtschuk Moskau 1 964

Schwarz verfügt über einen entfernten Freibauern, und wenn es ihm gelänge, einen Durchbruch zu verhindern, wären die Chancen ganz allein auf seiner Seite. Weiß i st j edoch am Zuge, und es folgt J. e5! fe. Hoffnungslos ist 1 . . . . Kd7 , da Weiß mittels 2. e6+ einen gedeckten Freibauern bildet und sich an schließend mit dem König zum B auern b7 begibt. 2. g5! hg. Auch 2 . . . Kd6 hilft nicht, da Weiß nach 3. f6 Ke6 4. fg Kf7 5. gh b5 6. Ke4 b4 7. Kd3 beide B auern liquidiert. 3. /6!, und Schwarz gab auf, da nach 3 . . . . gf 4. h5 der einzige weiße B auer ungehindert zur Dame geht. Die Gefahr eines Durchbruchs kann sogar dann auftauchen, wenn die Anzahl der B auern gleich ist und keine Freibauern vorhanden sind. .

111 C . Cozio, 1 766

Der schwarze König steht von den B auern entfernt, und Weiß Verw irklicht einen für eine derartige B auernanord nung charak­ terist ischen Durchbruc h : I. b 6! c b 2 . a 6 ! ba 3 . c6, u n d d e r B auer geht z u r Dame. Spie lt Schwarz I . . . . ab, ergibt sich eine symmetrische V a87

riante : 2. c6 ! bc 3 . a6, und diesmal geht der a-B auer zur Dame. Ist Schwarz am Zuge, kann er den Durchbruch mittel s 1 . b6 zuverlässig unterbinden. Ein Du rchbruch droht auch in der folgenden Stellung. .

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1 12

Der schwarze König ist weit genug entfernt, und Weiß spielt 1. b5. Schwarz darf nicht auf b5 schlagen, da 2. cb nebst 3 . a6 folgen würde . Auf einen beliebigen Königszug geschieht aber 2. c5 dc 3. b6 cb 4. d6. Der Durchbruch konnte gleichfalls mit 1. c5 begonnen werden. Die Diagramm stellung ist auch dadurch intere ssant, daß Schwarz den drohenden Durchbruch nicht einmal verhindern kann, wenn er selbst am Zug ist: Auf 1. . . . b6 entscheidet 2. b5 ! , u nd auf 1 . . c6 folgt 2. c5 oder 2. dc bc 3. b5. . .

1 13 Au s einer prakti schen Partie Analyse von Ern. Lasker, 1 9 1 4

Schwarz gewinnt nur, wenn e r am Zuge ist. Beginnt Weiß, endet die Partie remi s. Schwarz am Zuge droht nach J a4 mit einem Durchbruch. Auf 2 . Kh5 folgt 2 . . . c4 (oder 2 . b4) usw. Hartnäckiger i st 2. K/3 Kg5 3. Ke2 c4 ! 4. Kd2 Kf4 5. Ke2 c3 ! 6. bc dc •

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88

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7. Kd 1 b4! 8. Kc1 b3 9. cb ab 10. a4 Ke3, und Schwarz ge­ winnt. Weiß am Zuge kann den Durchbruch mit 1 . b3 verhindern. Nach 1 . . . . Kg6 ist das Remi s offensichtlich. Mit 1. a4 ! kann Weiß sogar versuchen , auf Gewinn zu spielen. 1. . . . b4 würde danach wegen 2. Kh5 c4 3. b3 ! tatsächlich verlieren. Die richtige Fortsetzung i st 1 . . . . ba ! 2. Kh5 Ke6 3. Kg6 Kd6 4. K/6 c4 ! 5. dc Kc5 6. K:e5 K:c4 7. Kd6 d3 8. cd+ Kb3 9. e5 K:b2 1 0. e6 a3 1 1 . e7 a2 12. e8D a 1D 13. De5+ Kb1 14. D:a l + K:a 1 15. Kc5 Kb2 16. Kb5 Kc3 mit Remis . 1 14 Ed. Lasker-Moll Berlin 1 904

Schwarz am Zuge Dieses B eispiel i st lehrreich hinsichtlich der Fehler, die beiden Partnern unterliefen. Weiß droht, mit g4-g5 einen Durch­ bruch vorzubereiten . Schwarz zog deshalb 1. . . . h6? und ge­ wann nach 2. f4 f6 3. g5 Kd4. Auf den Fehler 1. . . . h6 konnte dagegen Weiß mit 2. f6 ! gf 3 . f4 Kd4 4. g5 fg 5 . fg Ke5 6. gh Kf6 7. Kc2 siegen. Die richtige Fortsetzung für Schwarz war 1 . . . . f6, und falls 2. h6 gh 3. /4, so 3 . . . Kd5 usw. Mit Hilfe eines Durchbruchs gewann Schwarz auch in der fol­ genden Stellung. .

1 15 Subarew-Grigorjew Leningrad 1 925

Schwarz am Zuge 89

Es folgte J b5 2. ab+ Kb6!! Dieser etwas überraschende Zug hat in Wirklichkeit einen tie­ fen Sinn - Schwarz will nach 3 . . . . a4 4. ba + kein Tempo verlieren. 3. Ke6. Hartnäckiger ist 3. Ke7 a4 4. ba c4 5. f4 d3 6. cd cd 7. f5 d2 8. f6 d 1 D 9. a5+ K:b5 ! , und Schwarz gewinnt. 3. . . . a4! 4. ba c4 5. /4 d3, und Schwarz gewann. Die Möglichkeit eines Durchbruchs muß schon bei der Vorau s­ berechnung in B etracht gezogen werden, da mitunter die B auern struktur selb st die Gefahr eines Durchbruchs in sich bergen kann. •

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1 16 Aronin-Smyslow Moskau 1 95 1

Weiß hatte den Ü bergang in dieses B auernend spiel angestrebt, weil er meinte, durch 1 . g4 den Königsflügel absperren und an­ schließend mit dem König zu den schwarzen B auern am Da­ menflügel gehen zu können. Er hatte folgende V ariante im Auge : 1. . . . Kf7 2. Ke2 Ke6 3. Kd3 Kd6 4. Kc4 a5 5 . f3 Kd7 6. Kc5 Kc7 7. c3 bc 8. bc Kb7 9. Kd6 Kb6 10. c4 Kb7 1 1 . c5 . Es folgte jedoch unerwartet J h g 2. fg g4 ! 3 . h4. Weiß hat einen gedeckten Freibauern erhalten, doch der Witz der Stellung besteht darin, daß sich sein König wegen des drohenden Durchbruchs f6-f5 nicht weit vom Königsflügel entfernen darf. Nach 3. . . . c5 4. Ke2 Kh 7 5. Kd3 Kh6 wurde klar, daß 6. Kc4 wegen 6 . . . . f5 ! 7. ef e4 ! 8. c3 a5 9 . K:c5 e3 u sw. sogar v � Uert. Auch die Rückkehr des Königs rettet nicht, da nach 7 . Kd3 f4 8 . gf ef die weißen B auern verlorengehen . Deshalb einigte man sich nach 6. c 3 a 5 7. c b a b auf Remis. •

90

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Schwächen in der B auernstruktur Es gibt zwei Typen derartiger Schwächen - B auern, die schutz­ bedürftig sind, und schwache Felder, die gegen einen Einbruch gesichert werden müssen. Sobald ein König Schwächen in der Bauern struktur zu verteidigen hat, beginnt er, eine passive Rolle zu spielen , verliert er an Aktivität und kann schnell in eine Zugzwangsituation geraten. Hier ein charakteri stisches Beispiel : 1 17 Hansen-Nimzowitsch Randers 1 925

Schwarz am Zuge Bei Weiß sind nicht nur die B auern a2 und d4 schwach, er hat darüber hinau s eine weitere fühlbare Schwäche - das Ein­ bruchsfeld c4, das ebenfalls verteidigt werden muß. Es folgte I . . . . Kc7 2. c3. Guter Rat ist teuer. Auf 2. c4 i st 2. . . . Kb6 3. cd cd 4. Kc2 Ka5 ! 5 . Kb2 Ka4 bzw. 5. Kb3 Kb5 möglich. 2 . Kb6! 3. cb. Falls 3. c4, so 3 . . . . Ka6 4. cd cd 5 . Kd2 Kb5 usw. 3 . . Kb5 4. Kc3 Ka4. Der schwarze König ist auf die Schlüsselfelder vorgedrungen . Weiß gab de shalb auf. Mitunter ge staltet sich der Kampf um ein Einbruchsfeld sehr kompliziert. Um die Lösung zu finden , muß dann die Theorie de r Gegenfelder zu Rate gezogen werden. .

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(Diagramm 1 1 8) Sc hlüsselfelder, die Weiß, wenn er gewinnen will, unbedingt besetzen muß, sind hier c7 und c8. Auf dem Diagramm haben wir die Gegenfelder gekennzeich­ net. Dem Feld d6 entspricht das Feld b6 (Ziffer 1 ) , dem Feld d7 das Feld b7 (Ziffer 2), dem Feld d8 das Feld b8 (Ziffer 3). 91

1 18 F. Sackmann, 1 9 1 3

Weiß gewinnt Setzen wir die Analyse fort, finden wir eine weitere S erie von Gegenfeldern : e6-a6 (4) , e7-a7 (5) , e8-a8 (6) . Außerdem kon statieren wir noch einige analoge Hilfsfelder : f6-b6 ( 1 ) , f7-b7 (2) , f8-b8 (3) . Der schwarze König muß mit seinem nächsten Zug ein Feld auf der 6. Reihe betreten (4 oder 1 ) . Davon ausgehend, i st leicht zu erraten, daß der einfache Abwartezug I. Kf5! das Spiel entscheidet. Je nachdem, wohin der schwarze König zieht, besetzt Weiß das Gegenfeld . D a s Weitere i s t ohne besondere Erläuterungen verständlich : I . . Kb6 ( 1 . . . . Ka6 2. Ke6 !) 2. Kf6! Kb 7 3. K/7! Weiß steht j etzt zu einer U mgehung bereit. 3. . . . Kb8 4. Ke6! Auf 3 . Kb6 wäre 4. Ke8 gefolgt. 4. . . . Kb 7 5. Kd7! Kb6 6. Kc8, und Weiß gewinnt. .

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1 19 M. B otwinnik, 1 939

Weiß gewinnt Der naheliegende Angriff auf den B auern d5 führt nur zum Remis : 1. Kf5 Kb6 2. Ke5 Kc7 ! 3 . K : d5 Kd7 4. Kc5 Kc7 5. d5 Kd7 , und während Weiß die B auern a6 und a5 schlägt, gelangt der schwarze König rechtzeitig auf das Feld c8. 92

Weiß muß unbedingt zuerst den B auern a6 beseitigen . Um eine solch weite Reise ins Lager des Gegners machen zu können, ist ein feines Manövrieren mit dem König erforderlich, wobei der Angriff auf den B auern d5 nur als Hilfsdrohung benutzt wird. Auf dem Diagramm haben wir erneut die Schlüssel- und auch die Gegenfelder markiert. E s fällt sofort ins Auge , daß Weiß mit 1. Kf5! den Kampf um die Gegenfelder zu seinen Gun sten entscheidet. Es kann folgen : 1 . . Kb6 2. Kf6! Kb7, 3. Kf7! Kb8 4. Ke6. Weiß beginnt mit der U mgehung. 4. . . Kc7 5. Ke7! Kc6 6. Kd8! Kd6 7. Kc8 Kc6 8. Kb8 Kb6 9. Ka8!, und Weiß hat sein Ziel erreicht. Es sei darauf hingewiesen, daß 1 . Kh5 den Sieg vergeben hätte. Nach 1 . . . . Kc6 2. Kg6 Kd6 3 . Kf6 Kd7 4. Kf7 Kd6 kann Schwarz 5 . Ke8 mit 5 . . . . Ke6 beantworten und den Bauern d4 angreifen . Eines der interessantesten Beispiele d e s Kampfes um Schlü s­ selfelder mit Hilfe der Theorie der Gegenfelder ist die fol­ gende alte Positio n : . .

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1 20 C. Locock, 1 892

Weiß am Zuge gewinnt Schwarz am Zuge hält remis Weiß verfügt über zwei Drohungen: mit dem Kö nig das Schlüsselfeld f4 zu erobern und, nachdem der König das Feld d4 besetzt hat, e4-e5 zu spielen. Davon ausgehend können wir sofort die Hauptgruppe von Gegenfeldern be stimmen : d4-f6 ( 1 ) , e3-g5 (2) , d3-g6 (3) , c4-f7 (4) , c3-g7 (5) , c2-h7 (6) , d2-h6 (7) , e2-h5 (8). Genauso lassen sich alle Hilfsfelder ermittel n . N ehmen wir an , der weiße König hätte das Feld b3 betreten , das an die Felder c4, c3 und c2 grenzt. E s leuchtet ein, daß dem Feld b3 wie auch dem Feld d3 die Felder g6 und g8 entsprechen. Dem 93

Feld b4 entspricht dann das Feld f6 oder f8, dem Feld b2 das Feld h6 oder h8. Aus gleichen Erwägungen entspricht dem Feld d1 das Feld g6 oder g8, dem Feld e1 das Feld g5, dem Feld c1 das Feld g7 und dem Feld b 1 wiederum das Feld g6 oder g8. Ähnlich finden wir auch die letzten Gegenfelder: a4-f7, a3-g7 , a2-h7, a 1 -g7. Die Gegenfelder sind in das Diagramm eingezeichnet. 1 . Ka2 beantwortet Schwarz mit 1 . . . . Kh7 und 1 . Kb2 mit 1 . . . . Kh8 . N ur auf den Zug I. Kb I ! hat er keine befriedigende Er­ wideru ng: sein König steht bereits auf dem Gegenfeld ! Das weitere Spiel ist aber noch sehr interes sant. 1 . Kg7 2. Kc l Kg6 3. Kdl ! Kg5 4. Kc2! Dieser Zug entspricht dem Umgehungsmanöver im vorigen Beispiel. Weiß nutzt den Umstand, daß der gegneri sche König nicht n ach h7 springen kann und tritt in die Hauptzone ein. Zeitverlu st wäre 4. Ke l Kg6, da der König nach dl zurück­ kehren müßte. 4. . . . Kh6 5. Kd2! Kh5 6. Kc3 ! Kg5 7. Kc4 ! Kg6 8. Kd3 ! Weiß hat sein Ziel erreicht. Nach 8 . . . . Kf7 9. Ke3 bzw. 8 . . . . Kf6 9. Kd4 ist di e Partie entschieden . I st in der Diagrammstellung Schwarz am Zuge, besetzt er durch I . . Kg7! das Gegenfeld. Möglich wäre indes auch 1 . . . . Kh7, da Weiß nicht in der Lage ist, diese "Fahrlässig­ keit" zu bestrafen. Er nimmt zwar mit 2. Ka2 das Gegenfeld ein, muß aber nach 2 . . . . Kg7 (mit der Drohung, den B auern e4 anzugreifen) ein Feld der b-Linie betreten, wonach . Schwarz den ursprünglichen Zustand wiederherstellen kann. .

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121 Cohn-Rubin stein Petersburg 1 909

Schwarz am Zuge Die weiße B auernstruktur ist auf beiden Flügeln geschwächt. Dadurch kann Schwarz einen sehr klaren strategi schen Gewi nn­ plan verfolgen. Er bricht mit dem König zum B auern h2 durch u nd bindet den gegneri schen König an dessen Verteidigung. 94

Anschließend rückt er die B au ern des Königsflügels vor, tau scht sie ab und macht seinem König dadurch den Weg zu den verbliebenen geschwächten weißen B auern am anderen Flügel frei. ' 1 . . . . Kf6 2. Kd2 Kg5 3. Ke2. Ein Gegenangriff am Damenflügel kommt zu spät : Schwarz kann rechtzeitig den B auern h2 schlagen und den B auern h7 in eine Dame verwandeln . Wichtig ist dabei nur, al s Antwort auf den Zug Kc7 den Zug b7-b5 einzufügen. 3. . . . Kh4 4. K/1 Kh3 5. Kg 1 e5 6. Kh l. Oder 6. e4 g5 7 . Kh 1 h5 8. Kg 1 h4 9. Kh 1 g4 1 0 . fg K :g4 1 1 . Kg2 h3+ nebst 12 . . . . Kf3 . 6. . b5 7. Kg l f5 8. Kh 1 g5 9. Kg l h5 1 0. Kh l g4 1 1. e4. Nicht besser i st 1 1 . fg hg 12. Kg 1 f4 1 3 . ef ef 14. Kh 1 g3 1 5 . fg fg 1 6 . hg K :g3, und Schwarz gewinnt. 11 . . . . fe 12. fe. Oder 1 2 . fg hg 1 3 . Kg 1 e3 1 4 . fe e4 1 5 . Kh 1 g3 . 12. . . ,. h4 13. Kgl g3 14. hg hg. Weiß gab auf. .

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Reservetempi Die Bedeutung von Re servetempi in einem B auernend spiel kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie gestatten , ins Lager des Gegners einzudringen, eine Zugzwangssituation zu schaffen und letztlich den Kampf um die Schlüsselfelder für sich zu entscheiden. Wie wir bereits mehrfach gesehen haben, wird ein Kampf um Tempi in B auernendspielen jeder Art geführt. N achstehend be­ handeln wir Positionen, in denen das Vorhandensein von Re­ servetempi den strategi schen Plan bestimmt. 122 Nach N . Grigorjew

Weiß gewinnt Weiß verfügt über drei Reservetempi , und nur dieser Umstand erlaubt ihm zu gewinnen. Ein Tempo wendet er auf, um mit dem König auf g5 einzudringen, ein zweites, um nach f6 zu 95

gelangen, und das letzte, um eine U mgehung zu verwirklichen und die Schlü sselfelder zu erobern . J. Kh3 Kf7. Da der schwarze König zu weit weg steht, scheitert 1 . . . . g5 an 2. f4 ! , z. B . 2 . . . . gf 3 . gf Kf7 4. Kh4 Kg6 5 . h3 ! (dieses Tempo entscheidet) 5 . . . . Kh6 6. Kg3 Kg6 7. Kf3 Kf6 8. Ke3 Ke6 9. Kd4 Kd6 10. h4 ! , und Schwarz kann auf­ geben . 2. Kh4 Kf6 3. /4 Kf7 4. Kg5 Kg7 5. h3 Kf7 6. Kh6 Kf6 7. Kh 7 Kf7 8. h4 ! Kf6 9. Kg8, und Weiß gewinnt. Oder 2. . . . f4 3 . gf ! Kf6 4. Kg3 Kf5 5 . h4 Ke6 6. Kf2 Kf6 7. Ke2 Ke6 8. Kd3 Kf5 9. Ke3 Kf6 (9 . . . . Ke6 1 0 . Ke4 Kf6 1 1 . f5 g5 1 2 . hg+ K :g5 1 3 . Ke5 mit weißem Gewinn) 1 0. Ke4 Ke6 1 1 . f5 + gf+ 12. Kd4, und Weiß gewinnt. Interessant ist, daß kein anderer Weg zum Gewinn ausreicht: a) 1 . f4 Kf7 2. Kf3 (jetzt bringt 2. Kh3 nichts ein ; nach 2 . . . . Kg7 3 . Kh4 Kf6 4. h3 Kf7 5 . Kg5 Kg7 6. h4 Kf7 ! 7 . Kh6 Kf6 8 . Kh7 Kf7 ist die Partie remi s ; dagegen würde 6 . . . . Kh7 ? 7. Kf6 Kh6 nach 8. Ke6 ! verlieren) 2 . . . . Ke6 3 . Ke3 Kd5 4. Kd3 Kc5 mit Remis. b) 1. Kf2 (das sieht auf den ersten B lick nicht schlecht au s, genügt aber trotzdem nicht zum Gewinn) 1. . . . Kf7 2. Ke3 Kf6 3. Kd4 (nichts verspricht 3. f4 wegen 3. . . . g5 4. Kd4 h4 oder 3. Kf4, ebenfalls wegen 3. . . . g5+ 4. Ke3 Ke5) 3. . . . Kg5 ! (dieser Gegenangriff rettet Schwarz ; verlieren würde sowohl 3. . . . g5 wegen 4. Kd5 als auch 3 . . . . Ke6 wegen 4. f4) 4 . h4+ (falls 4. Ke5 , so 4 . . . . h4) 4. . . . Kf6 5 . f4 (nach 5 . Kd5 f4 gewinnt Schwarz sogar) 5 . . . . Ke6 6. Kc5 Ke7 , und Schwarz läßt den gegnerischen König nicht an die B auern heran . Stände der weiße B auer im letzten B eispiel auf f4 , brächte der Marsch des Königs nach g5 keinen Erfolg : es fehlt ein Tempo. Dafür würde in diesem Fall ein U mgehungsmanöver von links entscheiden, bei dem zwei Tempi zum Gewinn ge­ nügen. (Diagramm 1 23)

1. K/3 Ke7 2. Ke3 Ke6. Auf 2 . . . . Kf6 entscheidet 3. Kd4 g5 4. h4. 3. Kd4 Kd6 4. h3 ! Ke6 5. Kc5 Ke7 6. Kc6! Nur so ! N ach 6. Kd5 Kd7 7. Ke5 Ke7 8. h4 Kf7 9. Kd6 Kf6 hält Schwarz das Gleichgewicht. 6. . . . Ke6 7. h4! 96

123 N ach N. Grigorjew

Weiß gewinnt Hier führt dies zum Ziel. 7. . . . Ke 7 8. Kc 7 Ke6 9 . Kd8! Kf7 1 0. Kd7 K/6 1 1. Ke8 usw. Auch der Versuch, nach 9. Kd8 zum Gegenangriff überzu­ gehen , bringt Schwarz nichts ein : 9 . . . Kd5 1 0 . Ke7 Ke4 1 1 . Kf6 Kf3 1 2. K :g6 K :g3 1 3 . Kg5 ! , und Weiß gewinnt. Besonders groß ist die Bedeutung eines Reservetempos in einer Zugzwangstellung. Hier kann sogar ein einzige s Mehrtempo partieentscheidend sein . .

1 24

Wer am Zuge ist, gewi nnt In derartigen Stellungen ist eine exakte B erechnung der Tempi sehr wichtig. Auf den ersten Blick scheint es, al s sei die An­ zahl der Tempi gleich - am Damenflügel hat Schwarz ein Tempo weniger, dafür aber am Königsflügel eines mehr. Das sti mmt jedoch nicht. Demj enigen, der den ersten Zug macht, gelingt es als erstem, die Lage am "ungün stigen " Flügel zu korr igieren , und das Mehrtempo am anderen Flügel verbürgt den Gewinn. Las sen wir Weiß anfangen : 1 . K/3 ! Ke5 2. h4! a5 3. h5 a4 4. h6! b6 5. b4! ab 6. ab b5 7. b4 u sw. 7

Awerbach, Schachend I

97

Schwarz am Zuge spielt 1 . . . Ke5 2. Kß a5! 3. b3. Falls 3. h4, so 3 . . . . a4 4. h5 h6. 3. . . . b5! 4. a3 (es drohte 4. . . . b4) 4. . . . a4 5. ba (5. b4 h6 !) 5. . . . ba 6. h4 h5, und Schwarz gewinnt. .

1 25 Lohmann-van Gelder Amsterdam 1 9 1 9

Weiß a m Zuge Zu einem sehr intere s santen Tempokampf kommt es in dieser Stellu ng. Schwarz muß eine solche Zugzwangsituation herbei­ führen, in der sein Mehrtempo Früchte trägt. Zöge der weiße König z. B. nach d3, würde Schwarz das Spiel mit 1 . . . . b4 ! 2. a4 Kb6 3. Kc4 Ka5 4. Kb3 g6 (oder 4. . . . h5 5. h3 g5) sofort zu seinen Gunsten entscheiden. Auf originelle Weise verliert auch der Versuch, in ein Damen­ endspiel überzugehen : l. Kb3 Kd4 2. Kb4 K : e4 3 . K :b5 Kd4 4. a4 e4 5. a5 e3 6.a6 e2 7. a7 e l D 8. a l D Db l + , und Schwarz stellt, nachdem er die Damen getau scht hat, den S ieg sicher. Die Partie verlief wie folgt: 1. h3 Kc6! Mit einem Tempo in Reserve geht Schwarz daran, den König nach a5 zu bringen . Die Stellung Ka5-Kb3 wäre eine Zug­ zwangsitu ation, und das Mehrtempo würde ihm die Möglich­ keit bieten, nach a4 vorzudringen und zu gewinnen . Schlech­ ter ist 1. . . . Kb6 2. Kb4, wonach Schwarz das Tempo zurückgeben müßte. 2. Kb3! (2. Kb4 Kb6) 2. . . . Kb 7! 3. Kc3 (3 . a4 Kb6 !) 3. . . . Ka6 4. Kb2 Ka5 5. Kb3 g5 (damit ist das Spiel entschieden) 6. g4 (falls 6. h4, so 6 . . . . gh 7. gh h5) 6. . . . h6 7. Kc3 Ka4 8. Kb2 b4 9. ab K:b4, und Schwarz gewann. Weiß war j edoch nicht tief genug in die Stellung eingedrun­ gen . Er konnte sich retten , indem er seine Lage am "ungün­ stigen " Flügel mit 1. g4 ! verbe sserte, z. B. 1 . . . g5 (es drohte 2. g5 ; falls 1 . . . h6, so 2. h4 ! Kc6 3 . h5) 2. Kd3 ! (jetzt i st dies möglich) 2. . . . Kb6 (falls 2 . . . . b4, so 3 . a4, und 3 . . . . .

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98

Kb6 verliert bereits, während 3. . . . b3 4. Kc3 b2 noch das Remis sichert) 3. Kc3 Ka6 4. Kb2 Ka5 5. Kb3 h6 6. h3. Aktiver König In einem B au ernendspiel agiert der König al s Hau ptfigur. Er manövriert, kämpft um Einbruchs- und Schlü sselfelder, greift Bauern an und verhindert das Vordringen des gegneri schen Königs und seiner B auern. Stellungen mit einem aktiven Kö­ nig sind wir bereits mehrfach begegnet. Hier werden haupt­ sächlich Beispiele untersucht, in denen der U nterschied in der Aufstellung der Könige den Charakter des Kampfes bestimmt. 1 26 M. B otwinnik, 1 952

Weiß gewinnt In dieser Stellung kommt Weiß überraschend leicht zum Er­ folg. l. Kd5 Kf8! Der weiße Plan i st einfach. Der König begibt sich nach e7, dann folgt f4-f5 , und mit Hilfe eines Zugzwanges wird der B auer f7 erobert. Schwarz i st natürlich bemüht, dieses Vorhaben zu vereiteln. Schnell verliert 1. . . . Kh6 2. Ke5 ! Kg7 , 3 . Kd6 Kf8 4. Kd7 Kg7 5. Ke8 Kg8 6. Ke7 Kg7 7. f5 g5 8. Ke8. Auch der Versuch, mit 3 . . . . Kh8 das Gegenfeld einzunehmen, hilft nicht, da Weiß Tempi in Reserve hat 4. Kd7 Kh7 5. Kd8 ! Kh8 6. f5 ! 2. Kd6 Ke8 3. /5 g5 4. Kc7! Ein feiner Zug ! N ach 4. f6? Kd8 5. Ke5 Kd7 6. Kf5 Kd6 7 . K : g5 Ke6 ist die Stellung remi s. 4 . Ke7 5. Kc8! Kd6. Was sonst? Auf 5 . . . . Ke8 entscheidet 6. f6. 6. Kd8 Ke5 7. Ke7 /6 8. K/7 K/4 9. K:f6 K :g4 10. Kg6, Un d der weiße B auer ist schneller. -

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7•

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1 27 Stalda-Vukovk Venedig 1 950

Schwarz am Zuge Der schwarze König steht bedeutend dichter an den gegneri­ schen B auern als der weiße, und das ist in dieser Stellung au s­ schlaggebend. Bei den Bemühungen, ins weiße Lager ei nzu­ dringen, muß Schwarz jedoch sehr exakt vorgehen. Nur zum Remi s fü hrt z. B. 1. . . . Kf5 2. f3 g5 3. h3 (möglich ist auch 3 . g4+ Ke5 4 . Kb4 f5 5 . gf) 3. . . . h5 4. g4+ hg 5. hg+ Ke5 6. Kb4 f5 7 . gf ef 8. Kc3 . In der Partie geschah 1 . . . Ke5 2. /3 g5 3. Kb4 g4 4. /4+ Kd5! N ach 4. . . . Ke4 5. Kc5 K : e3 6. Kd6 Kf3 7. Ke7 Kg2 8. K :f7 K : h2 9. K : e6 K :g3 1 0 . f5 hält Weiß remis. 5. Kb5 (5 . Kc3 Ke4) 5. . . . h5! 6. Kb6 Ke4 7. Kc6 K:e3 8. Kd6 h4! 9. gh (falls 9. Ke7 hg 1 0 . hg, so 10. . . . Kf3 , und Schwarz gewinnt) 9. . . . K:f4 1 0. Ke 7 e5 1 1 . K/6 e4, und Weiß gab auf. Wenn Weiß den Zug g5-g4 mit 3. h3 verhindert, gewinnt Schwarz ebenfall s : 3 . . . . f5 ! 4. Kb4 h5 ! Das einzige . Falls 4 . . . . f4, so 5 . gf + gf 6. ef + K : f4 7. Kc5 K :f3 8. Kd6 remi s . Oder 4 . . . . g4 5 . hg fg 6. fg Ke4 7 . Kc5 K:e3 8. Kd6 Kf3 9. K : e6 mit dem gleichen Resultat. 5 . Kc3. Weiß hat nichts Besseres. Auf 5 . Kc5 folgt 5 . . . . g4 6. hg fg 7. fg hg, und Schwarz gewinnt. 5. . . . g4 6. fg fg 7. hg hg 8 . Kd3 Kd5 ! 9 . e4+ Kc5 10. Kc3 e5, und Schwarz gewin nt. .

(Diagramm 1 28) Diese Stellung, die in der ersten Au sgabe des "Bilguer" ange­ führt wurde, hielt man lange Zeit für remi s. Fine konnte indes nachweisen, daß die bessere Aufstellung des Königs bei dem großen Vorrat an Tempi Weiß den Gewinn verbürgt. 1. Kd5 Kd7 2. e5 fe 3. K:e5 Ke7 4. Kd5 Kd7. 100

128 P. Bilguer, 1 843

Weiß am Zuge Im Fall von 4 . . . . Kf6 entscheidet 5 . Kc6. Der schwarze Kö­ nig gibt nach K :f4 Weiß die Möglichkeit, die U mwandlung des B auern mit einem Schachgebot zu verbinden . 5. Kc5 Kc7 6. f5! (dieser Zug sichert Weiß für das bevor­ stehende "Tempospiel" ein Ü bergewicht) 6. . . . h6 7. h3 h5 8. h4 Kd7 9. Kb6 Ke7 10. K:a6 K/6 1 1 . K:b5 K:f5 12. a4! g5 13. a5 g4 14. a6 g3 15. a7 g2 / 6. a8D g1D 17. Dd5+ K/6 18. D:h5 Dfl + 19. Kb6 D/2+ 20. Ka6! Da2+ 21. Kb5, und die schwarzen Schachgebote sind erschöpft. Eine sehr intere ssante Rettungsmöglichkeit im Kampf gegen einen aktiven gegnerischen König zeigt das folgende B eispiel. 1 29 Nikolajewski-Taimanow Tbili ssi 1 967

Schwarz am Zuge Die schwarze Stellung erscheint völlig hoffnungslos , da Weiß mit dem König leicht auf die Schlü sselfelder des B auern c5 vordringen kann. U nd trotzdem gibt es eine Rettung ! 1 . . . Kc6 2. Ke6 Kb6 3. Kd6 Ka5!! Eine einzigartige Stellu ng ! Wenn Weiß den B auern c5 sc hlägt, i st Schwarz patt. Eine bes sere Fortsetzung hat Weiß inde s nicht aufzuweisen. .

101

Springe rends p iele

Erstes Kapitel Springer gegen Bauern

Der Charakter des Kampfes ist hier völlig klar : Die B au ern streben zur Dame , während die Seite, die den Springer be­ sitzt, sie aufzuhalten versucht. Auf sich allein gestellt, wird der Springer in der Regel schlecht mit Freibauern fertig. Deshalb benötigt er stets die aktive Unterstützung des Königs. Typisch ist folgende Stellung : 1 30

Schwarz am Zuge hält remis Die weißen B auern stehen kurz vor dem U mwandlungsfeld , können aber gestoppt werden. 1 . . Sg6! Nur so ! Schlecht i st 1 . . . . Ke8? wegen 2. f7 + Kf8 3. e7 + K :f7 4. Kd7 , und Weiß gewinnt. N ichts taugt auch 1 . . . . Sf3 wegen 2. f7 ! , und Schwarz gerät in Zugzwang, z. B. 2 . . . . Sd4 3. e7+ K : f7 4. Kd7 . Schlecht ist schließlich 1 . . . . Sf5 + we­ gen 2. Kd7 . 2. Kd7 (falls 2. e7 + Ke8 3 . Ke6, so 3 . . . . S : e7, und nach 2. f7 Se7 sind die B auern fe stgelegt) 2. . . Se5+ 3. Kd8 Sc6+ 4. Kc7 Sd4 5. Kd7 S:e6 6. K:e6 Ke8 mit Remis. Besonders wichtig wird das Zu sammenwirken zwischen Sprin­ ger und König, wenn die B auern isoliert sind und weit von­ einander entfernt stehen . In diesem Fall gilt es, die Pflichten .

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102

exakt zu verteilen - der König muß gegen den einen, der Springer gegen den anderen B auern kämpfen. 131 N . Grigorj ew, 1934

Remi s Hier sind die Aufgaben so verteilt : Der weiße König begibt sich zum b-Bauern , und den Kampf gegen den h-Bauern über­ nimmt der Springer. l. Kd3 K/7 2. Kc4 Kg6! Mit 2 . . . . Kg7 könnte Schwarz zwar den Springer gewinnen, doch nach 3. K : b4 K : h7 4. Kc3 gelangt der weiße König recht­ zeitig nach f 1 . Jetzt folgt auf 3 . K : b4 nicht 3 . . . . K : h7, sondern 3 . . . . h5 ! 4. Sf8 Kf5 , wonach der Springer den B auern nicht mehr er­ reicht. 3. S/8+ K/5 4. Sd7 h5 5. Sc5! Nur von diesem Feld au s kann der Springer den B auern auf­ halten . Zum Verlust führt 5. Sb6 h4 6. Sd5 Ke4 ! 5. . . . h4 6. Sb3 !! Wieder die einzige Antwort. Schlecht ist 6. Sd3 h3 7. Sf2 h2 8. K :b4 Kf4 9. Kc4 Kf3 10. S h l Kg2 1 1 . Kd3 K:hl mit Gewinn. 6. . . . h3 7. Sd2 h2 8. Sfl ! h lD 9. Sg3+ remi s. In Ausnahmefällen kann der Springer allein mit zwei B auern fertig werden, wenn es ihm auf Grund der ungünstigen Auf­ stellung des gegnerischen Königs gelingt, einen der B auern zu erobern, wodurch sich ein unentschiedenes Endspiel mit Sprin­ ger gegen B auer ergibt. (Diagramm 1 32) Auf den ersten Blick erscheint die Lage von Weiß hoffnungs­ los , da sein König sehr weit von den B auern entfernt ist. Es folgt j edoch J. Se6! g4 2. Sg7! f4 (falls 2 . . . . g3, so 3 . S :f5 g2 4. Se3 + ) 3. Sh5! /3 4. Sf6! g3 (falls 4 . . . . f2, so 5. S :g4 f l D 6. Se3 + ) 5. Se4 ! g2 6. Sd2+ nebst 7. S:f3 mit Remis . 103

1 32 W. Tschechower, 1 955 (Schlu ß einer Studie)

Remi s Gegen drei B auern hat e s e i n Spri nger noch schwerer, de shalb ist das Zusammenwirken zwi schen ihm und seinem König hier besonders wichtig. N achstehend zwei Hauptremi sstellungen, die die sich vertei­ digende Seite anstreben muß. 1 34

133

J . Awerbach, 1 954

Remis

Weiß am Zuge hält remi s Schwarz am Zuge gewinnt Im ersten Beispiel ist die V erteidigung für Weiß elementar ei nfach. Der Springer manövriert auf den Feldern a2 und b4. Wenn der schwarze König zur U mgehung schreitet, verhindert der weiße König von c2 au s sein weiteres Vordringen. Komplizierter ist die Aufgabe in der zweiten Stellung. I st Weiß am Zuge , hält er auf einem einzigen Wege remi s : I . Se3+ ! Kd4 ( 1 . . . Kc6 2. Kc4 a 2 3 . Sc2) 2. Sc2+ ! Kd3 3. Sa l ! (zum Verlust führt 3 . Se l + Ke2 4. Sc2 Kd2 5 . S a 1 Kc 1 6. Ka2 c4) 3 . . . . Kd2 4 . Kc4 ! (diese Umgruppierung i st das Ziel des weißen Manövers) 4 . . Kcl 5. Sb3+ Kb2 6. S:c5 a2 7. Sb3. .

.

104

.

Wäre in Stellung 1 34 aber Schwarz am Zuge , gewänne er in äußerst lehrreicher Weise. 1 . . . . Kc6!! Ein überraschender Zug. Nur zum Remis führt 1 . . . . a2 2. Se3 + Ke4 3. Sc2 Kd3 4. S a 1 Kd2 5. K : a2 c4 6. Sb3+ Kc2 7. Sd4 + . Auch 1 . . . . Kd4 2. Sd6 Kd3 3. Sc4 Ke2 4. Sd6 Kd 1 5. Se4 c4+ 6. K : b4 bringt nichts ein. 2. Kc2! (2. Se3 Kb5 3 . Sc4 a2) 2. . . . Kb5 3. Sd6+ Ka4 4. Sc4 b3+ 5. Kc3 a2 6. Kb2 Kb4 7. Se3 c4 8. Sd5+ Kc5 9. Sc3 Kd4. 135

Wir haben eine Stellung erreicht, die bereits 1 880 v o n Horwitz analysiert wurde. Er gab diese Fortsetzung an : 10. Ka l b2+ 1 1 . K:b2 a lD+ . Falls 10. Sa4 , so 10. . . . c3+ 1 1 . S :c3 a1D+ . Nicht hilft auch 1 0 . Sb5+ Kd3 1 1 . Ka1 Kc2 1 2 . Sd4+ Kd2 ! ( 1 2. . . . Kc3 1 3 . S :b3 ! mit Remis) 1 3 . Kb2 Kd3 1 4 . Sb5 c3 + , und Schwarz gewi nnt. Für derartige Stellu ngen wurde folgende Regel geprägt : Drei verbundene B auern gewinnen gegen einen Springer, wenn es gelingt , sie auf die 5 . Reihe vorzurücken . 136

""""''---=�--""=---"""'---'

Weiß am Zuge gewi nnt Schwarz am Zuge hält remis 1 05

Wenn Weiß am Zuge ist, kann er die B au ern auf die 5. Reihe bringen . 1. /5+ ! Aber nicht l . g5 Sd5 2 . Ke4 Se7 ! 3 . Ke5 Kh5 ! 4. f5 K : h4 5. Kf6 Sd5+ 6. Kg6 Se7 + remis . 1 . . . . Kg7 2 . g5 Sd5 3 . h5 Sc3. Oder 3 . . . . Kf7 4. h6 Sc3 5. h7 Kg7 6. g6 mit Gewinn. 4. Kf4 Se2+ 5. Ke5 Sg3 6. f6+ Kg8 7. h6 Sh5 8. g6 Sg3 9. h 7+ Kh8 1 0. f7, und Weiß gewinnt. Ein ganz anderes Bild ergibt sich, wenn Schwarz am Zuge ist: 1 . . . . Sd5! 2. /5+ (der Zug 2. h5+ wird anschließend gesondert behandelt) 2. . . . Kf6 3. Ke4 Sc3+ 4. Ke3. Oder 4. Kd3 Sb5 5 . Kc4 S d6+ bzw. 4. Kd4 Se2+ 5. Ke3 Sg3, in beiden Fällen mit Remis. 4. . . . Ke5 5. h5 Sd5+ 6. Kf3 Sf6 7. h6 Sh 7, und wir haben die Hauptremisstellung 1 3 3 erreicht. Eine andere V ariante ist 2. h5+ Kh6! Schlecht ist 2 . . . . Kf6 3. h6 Kg6 4. g5 Se7 5. Kg4 Sf5 6. h7, und Weiß gewinnt. 3. Ke4. Oder 3. Kg3 Se3 4. Kh4 Sg2 + bzw. 4. Kh3 Sd5 5. f5 Kg5 mit Remis. 3 . . . Sc3+ 4. Ke5. Fall s 4. Kd4, so 4. . . . Sd 1 mit der Drohung Sf2. Oder 4. Ke3 Sd5+ 5. Kf3 Sc3 6. Kg3 Se2+ 7 . KM S :f4 oder 4. Kf5 Sd5 5 . Ke5 Se3 6. g5+ K : h5 7 . Kf6 Sd5+ mit Remi s. 4. . . . Sd1 5. Kf6. Auch 5 . g5+ K : h5 6. f5 Sf2 7. f6 Kg6 8. Ke6 Se4 oder 5 . f5 Se3 6. Kf4 Sd5 + 7. Ke4 Sf6+ gewinnt nicht. 5. . . . Se3 6. g5+ K:h5 7. g6 Sg4+ 8. Kg7 Sh6 9. Kh 7 Sf5 J O. g7 S:g7 J J. K:g7 Kg4 remis. Mit Springer gegen drei i solierte B auern remi s zu machen, ist wohl noch schwieriger als gegen drei verbundene, da hier das Zusammenwirken der Figuren noch komplizierter wird. Ein Remis ist nur möglich, wenn die B auern nicht zu weit von­ einander entfernt sind. Im folgenden Beispiel vermochte Weiß das Zusammenwirken seiner Figuren herzustellen. ·

.

(Diagramm 1 37) In der Partie geschah : 1 . . . Kg2 2. Sf3 c3 3. Sd4 Kg3. Falls 3 . . . . c2 4. S :c2 f3 + 5. Kd3 f2, so 6. Se3+ Kf3 7. Sf l mit Remi s . .

106

1 37 Sidorow-Alexandrowitsch Riga 1 954

Schwarz am Zuge. Remis

4. Sf5+ Kg4 5. Sd4. Hier einigte man sich auf Remis , da 5 . . . . f3 + mit 6. S :f3 ! c2 7. Se5+ und 8. Sd3 beantwortet wird . Drei weit voneinander e ntfernte isolierte B auern sind in der Regel stärker als ein Springer. S o würde es für Weiß keine Rettung mehr geben, wenn in Stellung 1 37 der schwarze B auer c4 auf b4 stände. 138

Schwarz am Zuge gewinnt Weiß kann das Vordringen der B auern nicht verhindern. 1. Kg2 2. Sf3 b3 3. Sd2 b2 4. Kdl Kf2! Schwarz nutzt die Gelegenheit, die Aufstellung seines Königs zu verbessern. Ü bereilt wäre 4 . . . . f3 5 . Kc2 f2 6. K : b2 f l D 7 . S : f l K : f l 8. Kc3 mit Remi s. 5. Kc2 Ke2 6. Sb3 f3 7. Sd4+ Ke3 8. Sf5+ Kf4, und Schwarz gewinnt. . .

.

Dennoch gibt es Ausnahmestellungen, in denen ein Springer sogar gegen drei weit voneinander entfernte B auern remi s hält . Eine von ihnen zeigt das folgende Diagramm. 1 07

139 W. Tschechower, 1 938

Remis Die Kreuze markieren jene Felder, bei deren .B etreten durch den König ein B auer verlorengeht Die weißen Kräfte operieren getrennt, aber Schwarz kann dies nicht au snutzen , da es ihm nicht möglich ist, ohne Material­ verlust die c-Linie zu überschreiten. Wir haben schon die wertvolle Eigen schaft des Springers ken­ nengelernt, "Barrieren" gegen den feindlichen König zu er­ richten. Hier besteht die "Barriere" in einer ganzen Linie, er­ gänzt durch die Felder b3 und b5. Auf 1. . . . Kb3 folgt 2. Se4 f5 3. Sg3 f4 4. Se2 f3 5. Sd4 + , und nachdem der Springer einen der B auern erobert hat, kommt er mit dem anderen auch ohne die Hilfe des Königs au sgezeichnet zurecht. Deshalb kann Schwarz trotz des großen Materialvorteils hier nicht gewinnen. Wir wissen bereits, daß König und Springer dem gegnerischen König, wenn er in einer Ecke steht und durch einen eigenen Randbauern behindert wird , ein Mattnetz knüpfen können. Das trifft auch bei ei ner größeren Anzahl von B auern zu. Hier eine Stellung, in der der Springer sogar gegen vier geg­ nerische B auern gewinnt. 1 40 J. Mendheim, 1 832

Weiß gewinnt 108

Weiß setzt spätesten s im 9. Zuge matt. 1. Sg4 f3. Nur Zugumstellung bedeutet 1 . . . . e5 2. S : e5 Kh2 3 . Kf2 Kh 1 4. Sg4 f3. 2. K/2 e5 3. S:e5 Kh2 4. Sg4+ Kh l 5. Kfl f2 6 . K:/2! h2 7. Se3 g4 8. Sfl g3+ 9. S:g3 matt.

Zweites Kapitel Springer und Bauern gegen Bauern

(Theoretische Grundlagen) Es sind nicht wenig Stellu ngen bekannt (besonders mit einer geringen Bauernzahl) , in denen die Verwertung des materiellen Ü bergewichts (Mehrfigur) auf bedeutende Schwierigkeiten stößt oder überhaupt nicht möglich i st. Für den Praktiker ist es außerordentlich nützlich, solche Stellungen zu kennen, weil sie für die Behandlung von Endspielen dieses Typs als An­ haltspunkte dienen können . Eine dieser Stellungen zeigt das folgende Diagramm. 141 Sacharow-Wasjukow Alma-Ata 1 969

Schwarz am Zuge Wenn er den weißen B auern angreift, hält Schwarz leicht remis. 1 . . Kh4 2. Ke l Kg3 3. Kfl Kh2! (selbstverständlich nicht 3 . . . . Kf3 4. Sh 1 !, wonach der schwarze König vom B auern abgedrängt wird) . Einem derartigen Verteidigungssy stem begegnet man in diesem End spiel recht häufig. .

.

109

142 Blackburne-Zukertort Wettkampf 1 88 1

Weiß a m Zuge gewinnt Schwarz am Zuge hält remis Die Aufgabe von Weiß besteht darin, den B auern des Geg­ ners zu erobern . Die unmittelbare Annäherung des Königs an den B auern hat jedoch wenig Sinn: 1. Kd3 Kf3 2. Kd4 Kf4 ! Ohne ein Opfer des Springers kommt Weiß nicht weiter, doch nach 3 . Kd5 K : e3 4. Ke5 Kf3 ist das Endspiel remis . Stände d e r schwarze B auer bereits auf g5 , würde d a s Springer­ opfer Erfolg haben. Das bedeutet, daß in erster Linie der Zug g6-g5 erzwungen werden muß. Dies ist sofort möglich: 1. Kf2! g5 (fall s 1 . . . . Ke4, so 2. Sg2, und der schwarze König wird vom B auern abgedrängt) 2. Ke2 Kg3 3. Kd3 K/3 4. Kd4 K/4 5. Kd5, und Weiß gewinnt. I st aber Schwarz am Zuge , gelingt es Weiß nach 1 . Kg3 ! nicht, seine Stellung zu verstärken, z. B . 2. Kdl K/3 ! 3. Kd2 K/2! 4. Kd3 K/3 5. Kd4 K/4 remis. In derartigen Stellungen ist das Springeropfer zur Ablenkung des Königs ein typisches takti sches Verfahren. Ein solches Opfer bringt Weiß auch in der folgenden Studie ans Ziel. . . .

143 L. Kubbel, 1 9 1 4

Weiß gewinnt 1 10

Der einzige weiße B auer ist bedroht, kann aber durch 1. h3 Kg3 2. Sg5 verteidigt werden. Schwarz setzt darauf mit 2. . . . K/4 3. Se4 Kf3 ! 4. Kd4 Kf4 ! 5. Kd5 Kf5! fort, wodurch er d ie weißen Figuren in bereits bekannter Art bindet und dem König nicht gestattet, an den B au ern h4 heranzukom­ men. Die einzige Gewinnmöglichkeit besteht darin, den schwarzen König durch ein Opfer des Springers vom B auern abzulenken. Zieht Weiß j edoch 6. Sf2 Kf4 7 . Kd4 Kf3 8. Ke5 K :f2 9. Kf4, endet die Partie nach 9 . . . . Ke2 ! 10. Kg4 Ke3 1 1 . K :h4 Kf4 remis. Es ist notwendig, den Springer auf einem entfernteren Feld, nämlich auf g 1 zu opfern . Das geschieht so: 6. Sc3 ! K/4 7. Se2+ K/3 8. Sgl + Kg2 9. Ke4! K:g 1 10. Kf3 ! (seit­ liche Abdrängu ng!) 1 0. . . . K/1 1 1. Kg4 Ke2 12. K:h4, und Weiß gewinnt. Ein Ablenkungsopfer des Springers bestimmt auch in den nächsten beiden Studien die weiße Strategie . 1 44 R. Reti und A. M andler, 1 924

Weiß gewinnt Weiß gewinnt, wenn er den König au s seinem Gefängnis be­ freien kann. Vorläufig i st aber nicht zu sehen , wie dies mög­ lic h ist. 1. Sg1 Kd2! 2. S/3+ Kd3 ! 3. Ke 1. Auf 3 . Se 1 + folgt 3 . . . . Ke3 4 . Sc2+ Kd2 5 . Sb4 Ke3 6 . Sd5+ Ke4 7 . Sf6+ Ke3 , und Weiß hat nichts erreicht, da f4-f3 droht. 3. . . Ke3 4. Se5 Ke4. F alls 4 . . . . Kd4, so 5. Sg4 Kd3 6. Kd 1 , und Weiß gelangt mit dem König nach e2, da 6 . . . . f3 an 7 . SeS+ scheitert. 5. Sc4 Kd3 6. Sd2 Ke3 7. Sf3 Kd3 8. K/1. Durch wahrhaft titanische An strengungen hat Weiß wieder .

lll

die Stellung herbeigeführt, die sich schon nach dem 2. Zug ergab . Jetzt i st aber Schwarz am Zuge , und das i st von ent­ scheidender Bedeutung. 8. . . Ke3 9. Se i Kd2 1 0. Sc2! Dieses Springeropfer entscheidet. Schwarz kann den König nur durch 10. . . . Kdi festhalten, doch dann folgt I I. Sb4 ! Kd2 I2. Sd5, und Weiß gewinnt. .

145 R. Reti und A. Mandler, 1 924

Weiß gewi nnt In dieser Stellung fällt Weiß der Gewinn noch schwerer, da der Springer auf der linken Brettseite zu wenig Raum zum Manövrieren hat. ) Se i Kb2! 2. Sd3+ Kc3. Auf 2 . . . . Kb3 folgt 3. Sf4 Kb2 4. Sd5, und die Lösung ver­ kürzt sich. Falls aber 3 . . . . Kc3 (statt 3 . . . . Kb2) , so 4. Ke l Kc2 5. Sd3 ! Kc3 6. Kf l Kd2 7. Sf4, und Weiß gewinnt, in­ dem er den König über g2 und f3 an die schwarzen B au ern heranfühtt. 3. Se i Kb2 4. Sa2! Wieder das schon bekannte Verfahren . Mit dem Springerzug nimmt Weiß dem gegnerischen König das Feld c3 . Der Kampf ist indes noch nicht zu Ende. 4. . . . Kb i 5. Sb4 Kb2 6. Sd5 Kb3. Falls 6 . . Kb l , so 7. Sc7 Kb2 8. Sb5 mit B auerngewinn . 7. Sc 7! Kc3 8. Sb5+ Kc4 9. Sd6+ Kc3. Wenn 9 . . . . Kd5 , so 10. Sf7 , und der weiße König gelangt nach c2. 10. Se4 + Kb2 I l. Sc5 Kc3. Schwarz manövrierte fortwährend so , daß der weiße König nicht nach c2 konnte und hatte damit auch Erfolg. Doch nun setzt der König zu einer Umgehung an . 12. Ke i Kc2 I3. Sd3 Kc3 I 4. Kfi Kd2 I5. Sf4. .

. .

1 12

Schwarz befindet sich im Zugzwang. Auf einen Königszug folgt 1 6. Kg2. Der Anziehende bringt den König nach e4 und gew innt. Der Springer mußte sich mächtig an strengen, um durch seinen Marsch über die Felder e l-d3-c 1 -a2-b4-d5-c7-b5-d6-e4c5-d3-f4 den Sieg zu sichern ! Eine gebräuchliche Verteidigungsmethode ist der B au einer Festung, in die die Figuren des Gegners nicht eindringen kön­ nen . Auch in einem Endspiel des vorliegenden Typs i st dies möglich. 146

Remis Nach 1. Kgl Ke2 2. Kh l ist das Remis unvermeidlich: Schwarz kann den weißen König nicht au s der rettenden Ecke ver­ treiben. Eine Stellung, die durch Verschiebung des Beispiels 1 46 um e ine Linie nach links entsteht, ist schon keine Festung mehr. 1 47

Weiß am Zuge . Schwarz gewinnt N ach J. Kfl Kd2 2. Kgl Ke2 3. Kh l Sf3 ! wird stört. Auch die folgende Stellung ist keine Festung. 8

Awerbach, Schachend I

sie zer­

1 13

148 J.

Berger, 1 890

Weiß gewi nnt Weiß gewinnt, indem er den B auern opfert und ein Mattnetz um den schwarzen König knüpft. 1. Kd3 Ka l 2. Sb5! Kb2 (der Kö nig sträubt sich) 3. Kd2 Kb l 4. Kc3 K:a2 (jetzt ist dies erzwungen ; da 5 . Kb3 drohte) 5. Kc2! Ka 1 6. Sd4 Ka2 7. Se2 Ka l 8. Sc l a2 9. Sb3 matt. 149 W. Tschechower, 1 952 (Schluß einer Studie)

Remis Diese Remisstellung ist einzigartig - Schwarz hat Springer und Bauer mehr ! E s folgt 1. Kd3 Ke6 2. Kd2 /2 (oder 2 . . . . Ke5 3. K : d l Ke4 4. Kd2 Kd4 5. Ke 1 Ke3 6. Kf 1 f2 patt) 3. Ke2 Ke5 4. Kfl Ke4 5. Ke2 K/4 6. K/1 Se3+ 7. K:f2 Sg4+ 8. Kgl, und wir haben Stellung 1 46 vor uns. 150 J . Awerbach, 1 955

Weiß gewinnt Bei B auer auf h3 remis ! 1 14

Da der weiße B auer ein Randbauer ist, kann der König ihn nicht allein zur Dame führe n : Der schwarze König läßt dies nicht zu . Folglich muß Weiß zunächst den B auern b2 schlagen, um den Springer freizubekommen . Den König sofort a n den B auern b2 anzunähern, bringt jedoch keinen Erfolg, da der gegneri sche König seinerseits den h­ Bauern angreift. Deshalb muß Weiß den Springer n ach d2 überführen, um die Möglichkeit zu haben, den B auern h 2 von f 1 aus zu decken. Aber auch 1. Sb l gewinnt nicht. Schwarz antwortet 1. . . . Kf6 ! 2. Kg4 Kg6 (möglich ist ebenfall s 2. . . . Ke5 3 . Kf3 Kf5) 3. Sd2 Kh6, und Weiß kann den B auern b2 nicht erobern , ohne den eigenen zu verlieren . Das bedeutet, d a ß zunächst 1. Kg5! erforderlich i s t u n d erst dann die Aufstellung des Springers verbessert werden kan n, z. B . 1 . . . K/7 2. Sb l Kg7 (2. . . . Ke6 3 . Kg6 Ke5 4. h4 Ke4 5 . h5 Kd3 6. h6 Kc2 7. h7 K : b l 8 . h8D, und Weiß gewinnt) 3. Sd2 Kh 7 4. K/5 Kh6 5. Ke4 Kg5 6. Kd3 Kg4 Z Kc2 Kh3 8. Sf1, und Weiß gewinnt. Der weiße B auer wäre ni:cht durch den Springer zu verteidigen, wenn er auf h3 stände . I n diesem Fall könnte Weiß nicht ge­ winnen. .

151 N . Grigorjew, 1 933

Weiß am Zuge gewinnt Schwarz am Zuge hält remis Weiß kann in derartigen Stellungen gewinnen ; wenn es ihm gelingt, den schwarzen B auern zu ignorieren und mit vereinten Kräften des Springers, des Königs und des B auern den geg­ nerischen König matt zu setzen. Diese Möglichkeit veran schau­ licht das vorliegende Beispiel. Weiß am Zuge kann den schwarzen König matt setze n . I. Sa2! K/8 2 . K/6! Falls 2. Kg6, so 2 . . . . Kg8 3 . Sb4 Kh8 4. Sc6 a2 5. Se5 a l D 6. S f7 + Kg8 7 . h7+ Kf8, und das Feld h 8 ist gedeckt. I I .'i ·

2. . . . Kg8 3. Kg6 Kh8 4. Sb4 Kg8 5. h 7+ Kh8 6. Sc6 a2 7. Se5 a 1D 8. Sf7 matt. Schwarz am Zuge spielt 1. . . . Kg8! 2. Kg6 (2. Kf6 Kh7 3. Kg5 Kg8) 2. . . Kh8 3. Sa2 Kg8 und hält wie bereits ge­ zeigt remi s. Die gleichen Motive können auch bei einer größeren An zahl schwarzer B auern auftreten. .

1 52 Smorod ski-Breitman n, 1933

Schwarz am Zuge Schwarz ist in Schwierigkeiten, da der Springer die B auern ge­ stoppt hat und in zwei Zügen nach f7 gelangen kann. Wenn sich der König zurückzöge , würde e s deshalb zu einem Matt kommen . Folglich muß Schwarz einen B auern hergeben, aber so, daß er nicht von neuem in das Mattnetz gerät. Schwarz spielte 1 . . . . a3 ? , und nach 2. S : a3 c3 3. Sc2 b5 4. Sb4 Kh7 5. Kg5 Kg7 6. h6+ Kh7 7. Kh5 Kg8 8 . Kg6 Kh8 9. Sc6 ! c2 10. Se5 c 1 D wurde er in 5 Zügen matt gesetzt : 1 1 . Sf7 + Kg8 12. h7+ Kf8 1 3 . h8D+ Ke7 1 4 . Dd8 + Ke6 1 5 . Dd6 matt. Schwarz kon nte aber remis machen , wenn er mit 1 . . . c3! den anderen B auern opferte , da nach 2. S:c3 a3 3. Sa2 b5 4. Sb4 Kh 7 5. Kg5 Kg7 6. h6+ K/7 7. Kf5 Kg8 8. Kg6 Kh8 9. Sc6 a2 10. Se5 a JD 1 1. Sf7+ Kg8 12. h 7+Kf8 das Feld h8 durch die Dame gedec kt i st. .

1 16

Drittes Kapitel Springer und Bauern gegen Bauern

(Praktische Endspiele) In diesem Kapitel wird untersucht, wie ein Mehrspringer zu verwerten ist, in welchen Fällen dieses Ü bergewicht nicht au s­ reicht, und wann die B auern stärker sein können als der Sprin­ ger. 153 Nimzowitsch-Alj echin New York 1 927

Weiß am Zuge Weiß ist sowohl materiell als auch positioneil im Vorteil . Er besitzt eine Figur für zwei B au ern bei günstiger Königs- und Springerstellung. Um seinen Vorteil zu realisieren, muß Weiß sich einen Freibauern schaffen und ihn in eine Dame verwan­ deln . Dies ist am einfachsten am Königsflügel zu verwirk­ lichen, wo die schwarzen B auern nicht zu verteidigen sind. Die Aufgabe von Weiß besteht also darin, die schwarzen B au­ ern auf der g- und h-Linie zu be seitigen und den g-B auern zur Dame zu führen. Dieser Plan wurde auch in die Tat umgesetzt. 1 . Se4 h4 2. g4 ! Dieser B auer soll eine Dame werden und muß daher erhalten bleiben. 2. . . . h3 3. K/3 b4 (falls 3 . . . . c4, so 4. b4 Kc6 5 . Sc3 ! mit leichtem Gewinn) 4. S:g5 c4 5. Se4! cb (5. . . . c3 6. Sf2) 6. g5 b2 7. Sd2 Kc5 8. g6 h2 9. Kg2 Kd4 1 0. g7 Kd3 1 1. g8D K:d2 12. Da2 Kc2 13. Dc4+, und Schwarz gab auf. (Di agramm 1 54) Weiß hat eine Figur für zwei B auern , aber seine Aktivität ist durc h den starken gedeckten Freibauern f3 eingeschränkt. Stän de der schwarze b-B auer auf b5, käme Weiß über ein Re­ mis nicht hinau s, z. B. 1 . ab ab 2. Sh3 h6 3. Kg4 Kg6 4. Kf4 1 17

1 54 B otwinnik-Thomas Nottingham 1 936

Weiß am Zuge Kf6 ! , und der weiße König kann nicht zum B auern c6 durch­ brechen . In d e r Diagrammstellung hat Weiß j edoch d i e Möglichkeit, durch den Vorstoß des b-Bauern seine Stellung zu verstärken . Es folgte 1. b5! ab 2 . ab Ke7. Weiß hat schon viel erreicht. Wegen der Drohung 3 . b6 nebst 4. S : d5 muß der schwarze Kö nig in der Nähe der B auern c6 und b7 bleiben , so daß die weißen Figuren nun ins gegnerische Lager einbrechen können. Auch 2. . . . cb war nicht besser. Fine gibt folgende Fort­ setzung an : 3. S : d5+ Kf5 ! 4. Sb4 ! h5 5. d5 h4+ 6. Kf2 Ke5 7. d6 Ke6 8. Sd5 ! Kd7 9. Sc3 b4 10. S : e4 Kc6 1 1 . K :f3 b3 12. Kg4 b2 1 3 . Sd2 b6 14. cb K : d6 15. K : h4 Kc6 1 6. Kg4 K:b6 1 7 . Kf3 Kb5 1 8. e4 Kb4 1 9 . Ke3 , und Weiß gewi nnt. 3. b6! Kd7 4. Sh5 Kd8. Etwas genauer war 4 . . . . Ke7, obwohl der weiße Springer nach 5. Sg7 Kd7 6. Sf5 Kc8 7. Sd6+ Kb8 8. Se8 doch nach f6 gelangt. 5. S/6 h6 6. Sg4 h5 7. Sf2 Kd7 8. Kh4 Kd8 9. K:h5. Weiß hat seinen Materialvorteil vergrößert u nd gewinnt nun verhältnismäßig lei cht. 9. . . . Ke7 10. Kg4 Ke6 1 1 . Kg3 Kd7. Am einfachsten war j etzt laut Dedrle 1 2 . Sg4 Ke7 1 3 . Se5 Kd8 14. S :f3 ef 1 5 . K :f3 Ke7 1 6. e4 de 17. K : e4 Ke6 1 8 . d5+ ! cd 1 9 . Kd4 Ke7 20. K : d5 Kd7 2 1 . Ke5. Das ent­ standene B auernendspiel ist für Weiß leicht gewonnen. Weiß wählte einen anderen Weg : 12. Sh3 KdB 13. Sf4 Kd7 14. Sh5 Ke6 15. Sg7+ Kd7 16. S/5 Kc8 1 7. Sd6+ KbB 18. Sf5 KcB 19. Kf4 KbB 20. Ke5 KcB 21. Ke6 Kb8 22. Kd7 KaB 23. Sg3 KbB 24. Sfl KaB 25. Kc8, und Schwarz gab auf. \ l8

In diesem Endspiel war es die Hauptaufgabe von Weiß, die Freibauern des Gegners zu neutrali sieren . Zur Bildung eigener Freibauern kam e s gar nicht mehr. Ein starker gegnerischer Freibauer kann die Handlungsfreiheit der Figuren einschränken und die Verwertung des Mehrsprin­ gers erschweren. 1 55 Kotow-Bondarewski Moskau 1 946

Schwarz am Zuge In der Partie folgte : 1 . . . . Kd 1 2. a5 Ke 1 3. a6 Sb5 4. g4 Kf l 5 . K :e4 Kg2 6. Kd3 (selb stverständlich nicht 6. Kd5 Sc7 + ) 6 . . . . Kf3 (falls 6 . . . . K : h2, so 7. Kc4 Sc7 8 . a7 h5 9. gh gh 10. Kc5 h4 1 1 . Kc6 Sa8 12. Kb7 h3 1 3 . K : a8 remi s) 7. Kc4 Sc7 8. a7 Ke4 9. Kc5 Ke5 10. Kc6 S a8 1 1 . Kb7 Kd6 12. K : a8 Kc7 1 3 . h4 remis. Wie Kopaje\V_ später zeigte, mußte Schwarz den a-Bauern so­ fort vernichten. Nach 1 . . S:a4 ! 2. K:e4 Sc5+ 3. Ke5 (3. Kd5 Kd3 ! 4. K:c5 Ke3 , und Schwarz gewinnt) 3 . . . . Kd3 4. Kf6 g5 5. Kg6 Ke4 6. K:h6 Kf5 7. Kh5 Se6 8. g4+ Kf4 9. h4 Sg7+ ist Schwarz am Ziel. .

.

156 Fleischmann-Mieses Monte Carlo 1 904

Weiß gewinnt In

Stellung 1 56 muß Weiß den Bauern a4 beseitigen , ohne je­ do ch den B au ern g2 zu verlieren. Er geht dabei am besten 1 19

folgendermaßen vor: 1. Sd6! Ke1 ( 1 . . . . Kc 1 2. Kc3 Kb 1 3. Kb4) 2. Sf5 K/2 3. Sh4. N achdem der weiße König den a-Bauern geschlagen hat, be­ gibt er sich zum letzten verbliebenen schwarzen Bauern und gewinnt auch ihn. 1 57 Kashdan-Fiohr Harnburg 1 930

Weiß gewinnt Weiß muß den B auern e6 erobern und deshalb mit dem König nach f6 gehen. In der Partie folgte 1 . S/3 Kc4 2. Kg5! Warum geschah nicht 2. Sh4 Kd5 3 . S :f5 ef 4. K :f5 h4 5. e6 h3 6. e7 h2 7. e8D h l D 8. D�8 + ? Weil Schwarz sich retten kan n , wenn er zunächst 5 . . . . Kd6 zieht und erst auf 6. Kf6 mit 6 . . . . h3 fortsetzt. 2. . . Kd5 3. K/6 /4 4. Sh4. Der weiße Springer ist ideal postiert, da er beide B auern brem st. Schwarz ist im Zugzwang und muß den e-Bauern her­ geben. Noch hat er aber gefährliche Freibau ern. 4. . . . Ke4 5. K:e6 f3 6. S:f3 ! K:f3 7. Kf5! h4 8. e6 h3 9. e7 h2 1 0. eBD Kg2 1 1. Kg4!, und Schwarz gab auf, da 1 1 . . . . hlD durch 1 2. De2+ Kg 1 1 3 . Kg3 mit u nvermeid­ lichem Matt beantwortet wird . .

1 58 Sacharow-Wasjukow Alma-Ata 1 969

Weiß am Zuge 1 20

Hier i st es der B auer d 3 , der die weißen Kräfte ablenkt. Der richtige Plan ist nicht leicht zu finden. Sacharow spielte 1. Se3+ und stürzte sich n ach 1 . . . . Ke5 auf den h-B auern - 2. Kg4. Es folgte 2. . . . Kd4 3. Sd1 Ke4 ! Ein feiner Zug. Rückt Schwarz den d-Bauern sofort vor 3 . . . . d2 4. K : h4 Kd3 -, kann er nach 5. Kg5 Ke2 6. Sb2 Kf3 7 . h4 Kg3 8. Sd 1 Kh3 9 . Se3 ! (oder 9. Sc3 !) auf­ geben. 4. Sb2 d2 5. Sd1. Falls j etzt 5 . K : h4, so 5 . . . . Kf4 6. Sd1 g5 + 7 . Kh5 Kg3 mit Remi s. 5. . . . Ke5. Möglich war auch 5 . . . . Kd3 6. K:h4 Ke2 7. Sb2 Kf2 8. Kg4 Kg2 9. h4 Kh2 ! (9 . . . . Kf2 10. Kg5 Kg3 l l . Sd 1 Kh3 12. Se3 !) 10. Sd 1 Kg2 1 1 . Kg5 Kg3 ! 12. Se3 Kf3 mit Remis. 6. Sf2 Ke6 7. K:h4 K/5 8. Kg3 g5 9. K/3. Der erste Eindruck besagt, daß Weiß gut vorangekommen ist: Er hat einen B auern erobert und schickt sich nun an , mit dem zweiten abzurechnen. Schwarz verfügt j edoch über genügend Verteidigungsressourcen. 9 . . . Kg6! 10. Ke2 Kh5 1 1. K:d2, und wir haben die Remis­ stellung 1 4 1 erreicht. Heißt das aber, daß Weiß in Stellung 1 58 nicht gewinnen kann? Die Ursache für seinen Mißerfolg war der verfehlte Plan. Das natürliche Schachgebot 1 . Se3+ gab den Sieg au s der Hand. Weiß mußte folgendermaßen spielen : 1. Ke3 ! g5. Die be ste Antwort. Auf 1 . . . . Kf6 entscheidet 2. K : d 3 und auf 1. . . . Kg5 - 2. Ke4. 2. Kf3 ! Ke6 ! Ganz leicht hat es Weiß nach 2 . . . . g4 + 3 . hg+ Kg5 4. Sd2 h3 5 . Kg3 h2 6. Sf3 + . 3. Kg4 K/6 4 . Sd2 Kg6 5. Se4 Kh6 6. K/5 Kh5. .

1 59

121

Weiß hat das B estmögliche au s der Stellung herau sgeholt, aber ein Gewinn ist scheinbar immer noch nicht i n Sicht. Wenn wir j edoch daran denken , daß ein von seinen eigenen B auern behinderter König in ein M attnetz geraten kan n , finden wir folgendes, uns bereits bekannte effektvolle Finale: 7. Sf6+ Kh6 8. Sg4+ Kh5 9. Kf6! d2 10. Kg7 d iD 11. S/6 matt. Wenn der schwarze König auf 8. Sg4 + nach g7 zurü ckgeht, gewinnt Weiß nach 9. K :g5 d2 1 0 . Sf2 in ebenfalls schon be­ kannter Manier. Der König kehrt zum d-Bauern zurück, wäh­ rend der Springer den h-B auern deckt. Ein weit vorgerückter B auer kann den Springer völlig lahm­ legen . B ezeichnend ist die folgende Diagrammstellung. 1 60 Tschechower-Bondarewski (Partievariante) Moskau 1 945

Schwarz am Zuge hält remi s Wäre in Stellung 1 60 Weiß am Zuge, würde er nach 1 . g4+ Ke5 2. Ke3 h5 3. Sd3 + Kd6 4. gh gh 5 . Kf4 zu nächst den h-Bauern erobern und den schwarzen König schließlich im Bei spiel 1 5 1 matt setzen. Schwarz nutzt j edoch sein Zugrecht, um mit 1. . . . h5 ! das weiße Spiel am Königsflügel zu paraly sieren. Weiß muß da­ nach den B auern c2 beseitigen, der jede Aktivität unmöglich macht. Alles hängt davon ab , ob es Schwarz gelingt, inzwi­ schen irgend etwas zu unternehmen. Es kann folge n : 2. Sd3 K/6 3. K/4 Ke6 4. Sc l K/6 5. Se2 Kf7 6. Ke3. Oder 6. Kg5 Kg7 7. Sc 1 Kf7 8. Kh6 Kf6 9. Kh7 Kf5 10. Kg7 g5 mit Remi s . 6. . . . K/6 7. Ke4 Kf7 8 . Kd3 Kf6 9 . K:c2 g5! Gerade zur rechten Zeit. Nach 9. . . . Kf5 1 0 . Kd3 g5 1 1 . Sd4+ Kg4 12. hg K : g5 1 3 . Ke4 Kg4 ( 1 3 . . . . h4 1 4 . Sf3 +) 14. Sf5 Kg5 1 5 . Ke5 Kg4 16. Kf6 verliert Schwarz den B auern und die Partie . 1 22

10. Sd4 gh I I. gh Ke5 12. Kd3 K/4 I3. Ke2 Sg4 ! I4. S/3 Kg3 15. Ke3 Kg4 16. K/2 Kh3 ! remis . Auch 1 6. Ke4 K g 3 1 7 . Kf5 K :f3 1 8 . Kg5 Ke4 ! 19. K :h5 Kf5 bringt Weiß nichts ein. Bei einer ungünstigen Aufstellung der Figuren können sich die Bau ern dem Springer überlegen zeigen. 161 Fine-N aj dorf New York 1 949

Weiß am Zuge Obwohl die schwarzen B auern noch nicht weit vorgerückt sind, vermag Weiß nichts au szurichten. N ach I. Ke2 h5 2. Sg5 h4 3. Se6 g5! gab er sich geschlagen, da das durch 4. S :g5 h3 5 . S :h3 K : h3 entstehende B auernendspiel für ihn hoffnungslos wäre. 162 B. Horwitz, 1 880

Wer am Zuge ist, gewinnt Wenn Schwarz am Zuge ist, kann er die beengte Aufstellung der weißen Figuren ausnutzen : I . . . K/3 2. Kd i Kf2 3. Sh2 Kg3 4. Sfl + Kh3 5. Ke i Ke2, und Schwarz gewinnt. Weiß am Zuge gelingt es, seine Figuren stellung mit I. K/2 Wesentlich zu verbessern und nach I . . . . K/5 2. Kg3 K:e5 3. Kg4 Kd6 4. K/4 Kd5 5. Sg3 zu gewinnen. .

1 23

Zum Ab schluß zwei Studien, in denen sich die Springerpartei trotz der Ü berlegenheit der B au ern retten kann. 163 W. Korolkow , 1 946

Remis Nach 1. Kc2 a3 2. Se3 ! Kb 7 3. Sg4 Kc6 4. Se5+ wird klar, daß Weiß auf der gesamten d-Linie eine " B arriere" errichtet hat ! So wird z. B. 4 . . . . Kd5 mit 5. Sf3 g4 6. Sh2 g3 7. Sf l g2 8. Se3 + beantwortet. Auf 4. . . . Kc5 folgt 5. Kb 1 Kb5 6. Kc2 Kb4 7. Sg4 Kc4 8. Se5 + , wonach der König den Rückzug antreten muß. 1 64 W. Tschechower, 1 956

Remi s Hier erscheint die Aufgabenstellung noch phantastischer als in der letzten Studie. 1. S/4 ! Andere Fortsetzungen führen zum V erlu st, z. B . 1 . Sc3 g5 2. S : a4 g4 3 . Sc3 Kd3 ! 4. Sd5 Ke4 5 . Sc3 + Kf3 6. Sb5 g3 7. Sd4+ Kg4 8. a4 g2 9 . Se2 f4 1 0 . a5 f3 1 1 . a6 fe 1 2 . a7 e l D 1 3 . a8D Df2+ 14. K : b3 Df3 + u sw. 1. g5. Oder 1 . . . . Kb5 2 . Se6 g6 3 . Kc3 , und der schwarze Kö nig kann sich nicht den B auern des Königsflügels zuwenden, ohne einen von ihnen zu verlieren. 0 0 0

1 24

2. Se6 g4 3. Sg7! Dieser Mechanismus ist uns schon vertraut. Weiß erzwingt das Vorrücken der B auern , u m anschließend einen von ihnen durch ein Schachgebot zu erobern. 3. . . /4 4. Sh5 /3 5. S/6 g3. Falls 5 . . . . f2 6. S :g4 f 1 S , so 7. Se5+ Kb5 8. Sf3 Se3 9. Sd2 Sd 1 + 10. Kc 1 Sf2 1 1 . Kb2 Sd3 + 12. Kc3 Sc5 1 3 . Kd4 mit Remi s. 6. Se4 g2 7. Sd2+ nebst 8. S:f3 mit Remis. .

Viertes Kapitel Springer und Bauer gegen Springer

Der Charakter des Kampfe s ist klar : Der B auer muß in eine Dame verwandelt werden. Der König kann den B auern am besten bekämpfen, wenn er vor ihm steht. Er benötigt dabei aber die aktive U nterstützung des Springers. 1 65

Der schwarze König ist gezwungen, den Kampf gegen die weiße Ü bermacht allein aufzunehmen . I. Ke6 Sb4 (es drohte 2. Sc6+ ; der Springer beeilt sich, zu Hilfe zu kommen, aber es i st schon zu spät) 2. d7 Kc 7 3. Sa6+ ! Ein Schlag, der das Spiel entscheidet. Weiß durfte nicht sofort 3 . Ke7 ziehen, da er nach 3. . . . Sd5 + über ein Remis nicht hinauskäme. Deshalb lenkt er zunächst den Springer ab. N ach 3. . . . S:a6 4. Ke 7 ist der Bauer nicht mehr aufzuhalten . 125

Steht der B auer direkt vor dem U mwandlungsfeld, rettet der Regel n ur ein ewiges Schach.

m

1 66

In dieser Stellung hält 1 . . . . SfS + 2. KdS (2. Kd6 Sg6) 2. . Se6+ remis . Weiß würde gewinnen, wenn er mit dem Springer d a s ewige Schach abwenden könnte. Sehen wir uns eine Stellung an , in der der weiße Springer das Feld e6 kontrolliert. .

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167

I . . . . Sf6+ (Schwarz ist zu passiver Verteidigung verurteilt) 2. KdS SeS 3. Se6! Sd6 (oder 3. . . . Sf6 4. Sg5 + nebst 5 . Se4 ! mit Ablenkung des Springers) 4. Kd7 SeS 5. Sg5+ , und Weiß gewinnt. Folglich gewinnt Weiß in derartigen Stellungen, indem er die feindlichen Figuren vom Kampf gegen den B auern ablenkt. Die Ablenkung wird in der Regel durch ein Springeropfer er­ reicht. Den Springer zu opfern , ist ein typi sches Verfahren in diesen Endspielen. Droht der B auer nicht sofort zur Dame zu gehen, erhöhen sich die Chancen der schwächere n Seite, die Partie zu retten . 1 26

1 68

Schwarz am Zuge Dies ist eine typi sche Remis stellung. Die Hauptlast des Kampfe s mit dem B auern trägt der Springer. Der König manövriert in seiner N ähe und greift nur i n entscheidenden Augenblicken i n d a s Spiel ein, z. B . : 1 . . . . Kg7 2. KeB Sh6! 3 . Se 7 (3. e7 Sf5) 3 . . . . Kf6 4. Kd7 Kg7 5. Sd5 Sg8, und Weiß hat nichts erreicht. Verschiebt man Stellung 1 68 j edoch um eine Linie nach rechts, kann sich Schwarz schon n icht mehr retten, weil seine Figuren am Brettrand n icht genügend Raum zum Manövrieren haben. 1 69 Nach A. Cheron, 1 952

Schwarz am Zuge Hier gelingt es Weiß, den schwarzen König abzudrängen , z. B . 1 . . . . Kh 7 2. KfB Kh6 3 . Kg8 Kg5 4 . Kg7 Kf5 5. Sd 7 Sg6. Schwarz muß den B auern vorrücken lassen. Der Rest ist ein­ fach. 6. f7 Kg5 7. Se5! Sf4 ! 8. Kg8 Se6 9. Sf3 !, gefolgt von 10. Sd4. Weiß lenkt den Springer mit dem uns bereits bekannten V erfahren ab. Je näher der B auer dem Brettrand steht, de sto gefährlicher i st er für den Springer. Die Nähe des Randes verschlechtert die Kampfqualitäten des Springers beträchtlich. Zum Beweis sehen wir uns einige Stellu ngen mit einem Turmbauern an. 127

170

Schwarz droht 1. . . . Sd7+ mit Remi s durch ewiges Schach. Weiß am Zug kann diese Drohung parieren und leicht gewin­ nen : 1. Sf6! Sa8! (die einzige Möglichkeit, noch Widerstand zu leisten: nach 1 . . . . Kc5 2. Kb7 Kb5 3. Sd5 ! drängt Weiß den Springer ab) 2. Sd5 (selb stverständlich nicht 2. K : a8 Kc7 remis) 2. . . . Kd7 3. Kb 7 Kd8 4. Sb6 Sc7 5. Kc6, und Weiß gewinnt. Bedeutend komplizierter ist der Gewinnweg in der folgenden Stellung. 17 1 R. Reti, 1 929

Wäre Schwarz am Zuge, würde Weiß n ach 1 . . Kb4 2. Kb6 Kc4 3. Sc3 ! Sd6 4. Kc7 Kc5 5. a7 gewinnen. Wenn er selb st am Zuge ist, muß Weiß, um zu gewinnen, die Zugpflicht auf den Gegner abwälzen. Er erreicht dies durch ein gei streiches Manöver. 1. Sc5! Auf andere Springerzüge hält Schwarz mittels 1 . . . . Sd6+ 2. Ka7 SeS+ remi s. 1 . . Kb4. Die Fortsetzung 1. . . . Sd6+ 2. Kc7 ! Sb5+ 3 . Kc6 Sa7 + 4. Kb7 Sb5 5. Se4 würde Weiß die Aufgabe erleich­ tern . .

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1 28

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2. Kb6 Sd6 3. Se4 ! Sc8+ 4. Kc 7! N otwendige Genauigkeit ! Falls 4. Kb7, so 4 . . . . Kb5 mit Remis, z. B . 5 . Sc3+ Ka5 6. Se4 Kb5 7. Sf6 Sd6+ 8 . Ka7 Sc8+ u sw . 4 . . . . Kb5 5. Kb 7 Ka5 6. Sc5 Sd6+ 7. Kc 7 Sb5+ 8. Kc6 Sa 7+ 9. Kb 7 Sb5 10. Se4. Weiß hat seinen Plan verwirk­ licht. In derartigen Positionen gelingt e s nach Ü berwindung mehr oder minder großer Schwierigkeiten gewöhnlich immer, die Figuren der schwächeren Seite abzudrängen und den B auern zur Dame zu führen . Ein Remis kommt nur in seltenen Aus­ nahmefällen vor. Hier ein Beispiel : 172 R. Reti , 1 929

Stände der weiße Springer auf c5, würde sich nach 1 . Kb8 Sb5 2. Kb7 Stellung 1 7 1 ergeben (nach 1. Sc5), in der Weiß gewinnt. Auf c7 steht der Springer erheblich schlechter, da er die Ma­ növer seines Königs behindert. Diese Tatsache ist entschei­ dend. Weiß kann nicht gewinnen . Prüfen wir·: 1. Kb8 Sb5! 2. Kb 7 Sd6+ 3. Ka 7 (3. Kc6 Sb5 !) 3 . . . Sf7! Schwarz muß sich außerordentlich genau verteidigen. Der Springer besetzt ein wichtiges Schlü sselfeld. Auf 4. Kb8 oder 4. Ka8 folgt j etzt 4. . . . Sd8, auf 4. Kb7 ge­ schieht 4 . . Sd6+. 4. Se6. Weiß versucht nun u mzugruppieren , doch Schwarz läßt dies nicht zu. 4. . . . Kb5! Aber nicht 4 . . . Sd6? 5 . Sc5 Sb5+ 6. Kb7, und Weiß gewinnt. 5. Sd4+ Ka5 6. Sc6+ Kb5 7. Sb4 ! Sd8! Wieder am genauesten. N ach 7 . . . . K :b4 8. Kb8 ! Se5 9. Kc7 Würde der B au er zur Dame gehen. 8. Kb8 Sc6+ 9 . Kb 7 Sa5+ 10. Kc 7 Sc6! remis. Alle Besonderheiten des Kampfes in Stellungen mit einem .

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9

Awerbach, Schachend

I

129

Randbauern, in denen der gegneri sche König verhältnismäßig weit entfernt ist, veranschaulicht das folgende Endspiel. 173 Podgajez-Tal Alma-Ata 1969

Weiß am Zuge Die schwarzen Figuren sind weit vom B auern entfernt, und e s sieht s o au s, a l s müsse er ungehindert vorrücken können . Es folgte 1. Kg6 Se5+ 2. Kf6 Sd3 ! Auf den "natürlichen" Zug 2 . . . Sf3 ? hatte Weiß die Antwort 3. Sd4 parat, z. B. 3. . . . S : d4 4. h4, und Schwarz kann den B auern nicht mehr aufhalten. Auch 3 . . . . Sh4 hilft nicht, da der Springer nach 4. Kg5 Sg2 5 . Sc2 in der Falle säße. 3. h4 Sf4 4. Sc5+ . Es wurde schon mehrfach betont, daß man sich im Endspiel vor natürlichen Zügen hüten muß. Dieses Schachgebot über­ läßt Schwarz die notwendigen Tempi, um sich erfolgreich zu verteidigen . Zum Gewinn führte die feine Fortsetzung 4. Sd4 ! , z. B . 4 . . Kc8 (nicht 4 . . . . Kc7 wegen 5 . Se6+) 5 . Kf5 ! Sh5 6. Se2 ! (droht 7. Kg6) 6 . . . . Sg7+ 7. Kf6 SeS+ 8. Kg6 Sc7 9. Sf4 ! , und Schwarz kann aufgeben. Auch 5. . . . Sd5 6. h5 Se7 + 7. Ke6 Sg8 8 . Sf5 neb st 9. Kf7 erleichterte nicht die Lage von Schwarz. 4. . . . Kc6 5. Sd3 Sh5+ ! Schach i st nicht Dame ! Der Spri nger muß nicht geschlagen werden. E s zeigt sich nun, daß der Springer auf d3 ungünstig steht und seine Position wechseln muß, um den Kampf mit dem gegnerischen Springer aufzunehmen. 6. Kg6 Sg3 7. Sf2 Kd6 8. Sh l Se2! Schwarz lehnt das Danaergeschenk ab , und Weiß muß erneut die Aufstellung seines Springers verbessern . Inzwischen hat sich der schwarze König schon ein gute s Stück dem B auern ge­ nähert. 9. Kf6 Sf4. Weiß hat wertvolle Zeit verloren. Sein B auer steht immer .

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130

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noch auf h4, während der schwarze König von b7 nach d6 gelangte . JO. Sg3 Kd7. Genauer ist eigentlich 10. . . . Sd5+ 1 1 . Kf7 Sf4, da dann auf 12. Se2 bereits 1 2 . . . . S : e2 möglich wäre, während auf 1 1 . Kg5 der Königsmarsch 1 1 . . . . Ke7 12. h5 Kf7 1 3 . h6 Se7 14. Sh5 Kg8 das Remis sichert. Aber auch der Textzug verliert nicht. J l . Kf7. Weiß hätte trotz allem 1 1 . Se2 versuchen sollen. Der Springer ist nicht zu schlagen. Schwarz kann sich zwar nach 1 1 . . . . Sd5+ 12. Kf7 Se3 1 3 . h5 Sg4 retten, da der B auer erst auf der 5. Reihe steht, hätte dies aber noch finden müssen , z. B . 1 4 . Sg3 S e 5 + 15. Kf6 Sg4+ 1 6 . Kg5 S e 5 1 7 . Kf5 Sf7 1 8 . Kf6 Ke8 19. Kg7 Ke7. Jetzt kann er die Ungenauigkeit korrigieren 11 . Kd6! 12. Se2. Hier gleicht dies einem Schlag ins Wasser : 12. . . . S:e2 remis. Nach 1 3 . h5 Sf4 1 4. h6 Se6 holt Schwarz den B auern ein. Abschließend noch ein Ausnahmefall, wo der B auer selb ständig zur Dame geht, obwohl die gegneri schen Figuren in der N ähe sind. -

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. .

174 A. Cheron, 1 952

Der überraschende Schlag I. Sg7+ ! entscheidet die Partie, da nach I . . . . S:g7 2. h6 Kf8 3. h 7 der schwarze Springer seinen König daran hindert, den B auern anzugreifen. B ei zwei Mehrbauern bereitet der Gewinn gewöhnlich keine großen Schwierigkeiten. Man muß nur darauf achten , daß der Gegner den Springer nicht für beide B auern opfert. Ein Remi s ist lediglich in Ausnahmefällen möglich. Hier ein B eispiel : 9•

131

175 Taimanow-Spasski Leningrad 1 952

Remi s Weiß kann sich retten, weil die schwarzen Figuren ungünstig po stiert sind. Es folgte 1 . Sf3 ! Kg4. Falls 1 . . . . e5, so 2. Sh4+ Kg5 3 . Sf3 + Kg4 4. K :f6 e4 5. Se5 + Kg3 6. Sc4 remi s, und 1 . . . . Ke4 2. Sd2+ führt zu etwa der gleichen Folge wie in der Partie. 2. Sh2+ Kh3 3. Sfl f5 4. K/6, und wegen der unparierbaren Drohung 5. Se3 neb st 6. S:f5 einigte man sich auf Remi s .

Fü nftes Kapitel Verwertung eines materiellen Ü bergewichts

Ein Mehrbauer läßt sich in Springerendspielen in der Regel nicht viel schwerer verwerten als in B auernendspielen. Die Gewinnmethode ist in ihren Grundzügen die gleiche : Nach­ dem man die Aufstellung der Figuren (König und Springer) und B auern verstärkt hat, wird ein Freibauer gebildet und versucht, ihn zur Dame zu führen. Das Weitere hängt vom Plan des Verteidigers ab . Wenn der gegnerische Springer den Bauern allein blockiert, muß er verdrängt werden. Kommt der König dem Springer zu Hilfe, gelingt es gewöhnlich, diese Ab­ lenkung der Kräfte zu nutzen und einen entscheidenden Ma­ terialvorteil zu erlangen, indem der König oder der Springer zu den B auern am anderen Flügel durchbricht. Hier ein entsprechendes Beispiel : (Diagramm 176) Zunächst verbes sert Weiß die Aufstellung seines Königs. Er führt ihn zum Damenflügel , wo später ein Freibauer gebildet werden muß. 132

176

Weiß am Zuge 1.

Kfl Ke7 2. Ke2 Kd6 3. Kd3 Kc5. Schwarz möchte seine aktivere Königsstellung nutzen, u m der Bildung eines Frei­ bauern entgegenzuwirken . 4. Sc2 Sd5 5. g3. Weiß muß vorsichtig sein. Es drohte 5 . . . . Sf4+ mit B auerngewinn 5. . . . a5 6. b3 f5 7. a3 g6 8. b4+ ! Es schien, als habe Schwarz die Bildung eines Freibauern ver­ hindert. Nach diesem starken Zug sieht er sich j edoch in seinen Hoffnungen getäu scht. Weiß opfert seinen Mehrbauern , um in ein B auernendspiel mit einer aktiveren Königsstellung überzugehen. Hier eine mögliche Variante : 8 . . . . ab 9 . ab + S :b4 10. S : b4 K:b4 1 1 . Kd4 Kb3 12. f4 Kc2 1 3 . Ke5 Kd3 14. Kf6 Ke3 15. Kg7 Kf3 16. K : h7 Kg2 17. K:g6 K : h2 1 8 . K :f5, und Weiß gewinnt. Schwarz lehnt das Opfer ab , und es beginnt die nächste Etappe - der Kampf um das weitere Vorrücken des B auern. 8. . . ab 9. ab + Kd6 10. Kd4 Sc7 1 1. /4 Sb5+ 12. Kc4 Sc 7 (wegen 1 3 . Sd4+ darf Schwarz nicht 12. . . . Kc6 ziehen) 13. Se3. Zweifellos am einfachsten. Weiß verstärkt die Aufstellung seiner Figuren. Zum Gewinn führte auch 1 3 . b5, doch erfor­ derte dies eine weitgehende B erechnung, weil Schwarz die Möglichkeit hat, durch das Opfer des Springers für den B auern Komplikationen zu schaffen , z. B. 13 . . . . S :b5 14. K : b5 Kd5 15. Se1 Ke4 16. Kc5 Ke3 17. Kd5 Kf2 1 8. Ke5 ! (durch dieses Gegenopfer gewinnt Weiß wertvolle Zeit) 1 8 . . . . K : e 1 (falls 1 8 . . . . Kg 1 , so 19. Sf3 + Kg2, und Weiß gewinnt wie nach 18 . . . . K : e l ) 1 9 . Kf6 Kf2 20. Kg7 Kg2 2 1 . K : h7 K : h2 22. K : g6 K :g3 23. K : f5 usw. Kehren wir zur Hauptvariante nach 1 3 . Se3 zurück. 13 . . . . Kc6 14. Kd4 Kd6 15. Sc4+ Kc6. Wenn Schwarz versucht, den König nicht zu den B auern am .

133

Königsflügel durchzulassen, wird der b-B auer gefährlich, z. B . 1 5 . . . . Ke6 1 6. Se5 Kd6 1 7 . Sf7 + Ke7 1 8 . Sg5 h 6 19. Sf3 Kf6 (es drohte 20. SM) 20. Kc5 Se6+ 2 1 . Kd6 g5 22. b5 Sd8 23 . Sd4 Sb7 - 24. Kc7 Sc5 25 . b6 Kg6 26. Kc6 Sa6 27. b7 , und Weiß gewinnt. 16. Ke5 Kb5 1 7. Se3 Sa6 (auf 17. . . . K : b4 lenkt Weiß am einfachsten mit 1 8 . Sd5 + in ein gewonnenes B auernendspiel ein) 18. Sd5 Kc4 19. Sf6 h5 20. Sd5 Sb8 21. Se7, und Weiß liquidiert die B au ern am KönigsflügeL In diesem B eispiel war es für Schwarz trotz der aktiven Kö­ nigsstellung schwer, gleichzeitig auf zwei Flügeln zu kämpfen . Sehen wir uns a n , w i e d a s Spiel verläuft, wenn die B auern nur auf einem Flügel stehen. 177 R. Fine, 1 94 1

Schwarz a m Zuge Schwarz versucht zunächst, den König ins Zentru m zu führen und das Vorrücken der B au ern zu verhindern . 1 . . . . K/6 2. g3 Ke5 3. Sc6+ Ke6 4. Ke3. Schwarz hat nun die Wahl zwischen drei Fortsetzungen : a) Schwarz wartet ab , was Weiß unternimmt. 4. . . . Kd7 5. Sd4 /6 6. f4 Ke7 7. h4. Weiß beeilt sich nicht mit der Bildung eines Freibauern und ist bestrebt, zuerst die gegneri sche B auern stellung zu schwä­ chen . 7. . . . S/7 8. g4 Kd7 9. Kd3 Ke7 10. Kc4 Kd6 1 1. g5! fg 12. hg Ke7. Auf 1 2. . . . h6 folgt 1 3 . e5+ Ke7 14. gh S :h6 1 5 . Kd5 Sg4 16. Sc6+ Ke8 ( 1 6 . . . . Kd7 1 7 . e6+ Ke8 1 8 . Kd6 Sf6 1 9. Sb4 Se4+ 20. Ke5 Sf2 2 1 . Sd5 Sg4+ 22. Kd6, und Weiß gewinnt) 17. Ke6 Se3 1 8 . Sb4 Sg2 1 9 . Sd5, und Weiß erobert den B auern g6. 13. e5 Sd8 14. Kd5 Sf7 15. Sc6+ Ke8 16. e6 Sh8 1 7. Ke5 K/8 1 8. K/6, und Weiß gewinnt. 1 34

b) Schwarz versucht, so viel B auern wie möglich abzutau schen. 4. . . . f5 5. Sd4+ Kf6. Falls S . . . . Ke7 , so 6. eS Sc4+ 7. Kf4 h6 8. h4 Sb2 9. S:fS + ! gf 10. K :fS Kf7 1 1 . f4 Sd3 12. hS Sf2 1 3 . g4 Sh3 14. gS , und Weiß gewinnt. 6. ef gf 7. Kf4 Kg6 8. Ke5 Sf7+ 9. Ke6 Sd8+ 10. Ke7 Sb 7 1 1. Se6! Dies ist stärker als das von Fine gezeigte 1 1 . f4 SeS 1 2 . Sf3 KhS 1 3 . SeS , da Schwarz nach 1 3 . . . . h6 ! 14. Kf6 Se4+ 1S. K :fS S :g3 + ! ! Remi schancen hat. 1 1 . . . . Sa5 12. Sf4+ Kg5 13. h4+ Kh6 14. Kf6, und Weiß gewinnt. c) Schwarz kann den Abtausch auch auf anderem Wege an­ streben : 4. . . . g5 5. Sd4+ Kf6 6. f4 ! gf 7. gf Sc4+ 8. Kf2! Kg7 9. e5 Kg6 1 0. Ke2 Sb2 1 1. Kf3 Sc4 12. Ke4 Sd2+ 13. Kd5. Weiß scheut sich nicht, den h-B auern zu geben , da sein Frei­ bauer zur Dame geht. 13. . . . Sf1 14. /5+ ! Kg5 15. e6! fe 16. K:e6 S:h2 1 7. f6, und Weiß gewinnt. Eine wichtige Besonderheit des Spiels bei B auern auf einem Flügel besteht darin, daß sich die stärkere Seite gewöhnlich nicht damit beeilt, einen Freibauern vorzurücken , sondern zu­ nächst bemüht ist, die Aufstellung des eigenen Königs maximal zu verbessern und die gegnerischen B auern zu schwächen. Grundsätzlich erfordert die Realisierung eines Ü bergewichts bei B auern auf einem Flügel große Genauigkeit, besonders wenn das Material reduziert ist. 178 Guldin-Awerbach B aku 19SS

Schwarz am Zuge Es folgte 1 . . . . g5! Die B auern am Königsflügel werden zweckmäßigerweise fe st­ gelegt. Schwarz nutzt dabei den Umstand, daß ihm die Fort135

setzung 2. hg K :g5 gestatten würde, sofort den B auern anzu­ greifen und sein Ü bergewicht leicht zu verwerten, z. B . 3 . Sh2 (3 . Kf3 e4+ 4. Kg3 Sc4 ! 5 . Sh2 Sd2 ! 6. Kf2 Kf4 7. Ke2 Kg3 , und Schwarz gewinnt) 3 . . . . e4 4. Kd4 Kf4 5. Sf l Sb5 + 6. Kc5 e3 ! 7 . S :e3 K :e3 8. K :b5 Kf3 9. Kc4 K:g4 1 0 . Kd3 Kf3 , und Schwarz gewinnt. 2. h5 Ke6 3. Kd3 Kd5 4. Se3+ Kc5 5. Sc2. Falls 5 . Sf5 , so 5 . . . . S :f5 6. gf Kd5 7. Ke3 g4 mit Gewinn. 5. . . . e4+ 6. Ke3 Kc4! Notwendige Genauigkeit. Nach 6 . . . . Kd5 7. Sb4+ Ke5 8. Sc6+ wird der weiße Springer gefährlich. 7. Sd4 Kd5 8. Se2. Hier hatte Weiß die Möglichkeit, eine Falle zu stellen : 8. Sf5 S :f5 9. gf Ke5 10. f6 K : f6 1 1 . K : e4 Ke6 12. Kf3 , und falls 1 2 . . . . Kf5 1 3 . Kg3 g4? ?, so 14. Kh4 ! mit Remi s. Schwarz konnte j edoch leicht gewinnen , wenn er 12 . . . . Ke5 1 3 . Kg4 Ke4 14. Kg3 und erst dann 14 . . . . Kf5 1 5 . Kf3 g4+ 16. Kg3 Kg5 spielte. 8. . . . Sc4+ 9. K/2 Se5! 1 0. Kg3 Kc4, und Schwarz ge­ wann. In einem Springerendspiel bietet ein Freibauer selbst bei stark reduziertem Material gute Gewinnchancen. Ein typisches Bei­ spiel ist Stellung 179. 179 Tschernikow-Tschechower Leningrad 1 948

Schwarz am Zuge Wären in dieser Stellung statt der Springer zwei gleichfarbige Läufer auf dem B rett, z. B. auf g2 und g6, würde Schwarz nicht siegen können. Hier dagegen ist der Gewinn lediglich eine Sache der Technik. Zunächst muß der gegneri sche König zurückgedrängt werden, um dem B auern den Weg zu ebnen. I . . . Ke5 2. Sd2 S/5+ 3. Ke2 e3 4. S/3+ K/4 5. Sei Ke4 6. Kfl Sd4 7. Kg2 Se2. .

136

Bevor der B auer noch weiter vorgerückt wird, gruppiert Schwarz wie üblich seine Figuren um, damit sie bestmöglich aufgestellt sind. 8. Sf3 Kd3 9. Se5+ Kd4! Fehlerhaft wäre sofort 9. . . . Kc3 wegen 10. Kf3 Kd2 1 1 . Sc4 + . 10. Sf3+ Kc3! Jetzt, da der Springer das Feld f3 besetzt hat, ist dieser Zug möglich. 1 1. Se5. Das vereinfacht die Aufgabe von Schwarz. Hartnäckiger war 1 1 . Kf l, obwohl Schwarz in diesem Fall nach 1 1 . . . . Sf4 12. Ke 1 Kd3 1 3 . Se5+ Ke4 14. Sc4 Kf3 1 5 . Se5+ Kg2 1 6. h4 h5 einen zweiten B auern und damit ebenfall s die Partie gewinnt. 11 . . . . Sf4+ 12. Kf3 e2! 13. Kf2 Sd3+ ! 14. S:d3. Oder 1 4 . K : e2 S : e5 1 5 . Ke3 Sg6 1 6. Ke4 Kd2 1 7 . Kf5 Ke3 1 8 . Kf6 Kf3 19. Kg7 Sf8 ! , und Schwarz gewinnt, wie bereits mehrfach gezeigt. 14. . . . K:d3, 15. Ke 1 Ke3. Weiß gab auf, denn auf 16. h3 folgt 16 . . . . h5 ! 1 7 . h4 Kf3 , und auf 1 6 . h 4 geschieht 1 6 . . . . h6 ! Die V erwertung eines Mehrbauern kann sich in drei Fällen als undurchführbar erweisen : wenn es unmöglich ist, einen Frei­ bauern zu bilden ; wenn es unmöglich ist, seinen Vormarsch zum U mwandlungsfeld zu unterstützen und schließlich wenn es nicht gelingt, mit dem König zu den gegnerischen B auern vorzudringen . Hier zwei charakteristische Beispiele :

In der Diagrammstellung zwingt Weiß den schwarzen König durch einen Springerangriff auf den Bauern f4, sich auf dessen 137

Verteidigung umzu stellen. Damit neutralisiert er v öllig die Drohung von Schwarz, den b-B auern zur Dame zu führen. I. Se i ! Kd4 2. Sg2 Ke5 3. Kb4 Kf5 4. Ka4 mit Remis. 181 Nach Motiven der Partie Botwinnik-Lissizyn Moskau 1935

Schwarz am Zuge Schwarz besitzt einen gedeckten freien· Mehrbauern , aber wie soll dieser Vorteil genutzt werden, wie soll der König an die gegnerischen B auern herankommen ? Falls 1 . . . . Kc5, so 2. Sd3 +, und der König muß umkehren. Von d3 aus greift der Springer nicht nur den B auern e5 an, er läßt auch den schwarzen König nicht an die B auern des Damenflügels heran . Die einzige Möglichkeit, auf Gewinn zu spielen , besteht darin, den eigenen Springer nach c5 zu führen, um den weißen Springer au s seiner dominierenden Position zu vertreiben. I. . . . Sg6 2. Kd3 SfB (2. . . . Kc5 3 . Sa6+) 3. Kc4 Se6 4. Sd3 ! Jetzt wird klar, daß 4. . . . Sc5 mit 5. S:c5! bc 6. a5! beant­ wortet wird, wonach Schwarz nicht in der Lage ist, in die von Weiß errichtete Festung einzudringen. Schwarz kann dieses Endspiel deshalb nicht gewinnen.

138

Sechstes Kapitel Verwertung eines positioneilen Ü bergewichts

Freibauer Der Springer benötigt mehrere Züge, um von einem Rand des Brettes an den anderen zu gelangen. Deshalb ist es für ihn schwer, den Kampf auf zwei Flügeln zu führen. Wenn ein Springer einen entfernten Freibauern bekämpfen muß , i st er praktisch an diesen gebunden. Wie wir wi ssen, trifft dies auch auf den König zu . Hierau s ergibt sich die wichtige Schlußfolgerung, daß in Springerendspielen ein entfernter Freibauer etwa die gleiche Bedeutung hat wie in einem B auernendspieL Hier ein charakteri sti sches Beispiel : 1 82 Lebedew-Romanowski Moskau 1 923

Schwarz am Zuge Da ein Freibauer die Kräfte des Gegners ablenkt, ermöglicht er, den entscheidenden Schlag am anderen Flügel zu führen. Schwarz verwirklicht den typischen Plan . Er lenkt durch den Vorstoß des a-B auern die weißen Figuren ab und erzielt an­ schließend ein Ü bergewicht am KönigsflügeL I. . . . a5 2. Sf3 a4 3. Sd2 a3 4. K/2 Kg8 5. Ke2 K/8 6. Kd3 a2 7. Sb3 Ke7 8. Kc2 (anders ist der Springer nicht zu entlasten) 8. . . . Se3+ 9. Kb2 Sg2 1 0. K:a2 S:f4. Weiß hat den Freibauern am Damenflügel beseitigt, doch nun en tsteht ein neuer am Königsflügel, da der B auer h3 nicht zu Verteidigen ist. 11. Ka3 S:h3 12. Kb4. Jetzt ruhen alle Hoffnungen au sschließlich auf dem eigenen Freibauern. 139

12. . . . Kd7 13. Sd4 S/4 14. Kc4. Oder 14. c6 + Kc7 1 5 . Kc5 Se6+ 16. Kd5 g5, und Schwarz gewinnt. 14. . . . g5 15. c6+ Kc7 16. Sf5 g4 1 7. Kd4 Se6+ 18. Ke4 K:c6 19. Sg3 Kc5 20. K/5 Kc4 21. K:g4 g6, und Schwarz gewan n . 1 83 Ern. Lasker-Nimzowitsch Zürich 1 934

Schwarz am Zuge Auf dem Brett ist wenig Material verblieben . Deshalb erfordert die Realisierung des Vorteil s große Genauigkeit. Es folgte 1 . . . . Sd4+ 2. Kb 1. Wenn Weiß den König mit 2 . Kd3 Se6 3. Ke3 im Zentrum hält, verliert er nach 3 . . . . Kb3 ! schnell , z. B . 4. Sf4 K : b2 5. S :e6 a3. Er zieht es deshalb vor, den B au ern b2 zu ver­ teidigen. Doch j etzt hat der schwarze König freie B ahn, um sich zum anderen Flügel zu begeben. 2. . . . Se6 3. Ka2 Kc4 4. Ka3 Kd4 5. K:a4 K:e4 6. b4 Kf3. Schwarz hat das entstandene Endspiel genau berechnet. Z b5 Kg2, und Weiß gab auf. Auf 8. b6 K :h3 9. b7 kann Schwarz 9 . . . . Sc5 + antworten, und nach 8 . Sg5 S :g5 9. b6 Se6 1 0 . Kb5 Sd8 hält er den B auern ebenfalls auf. 1 84 Mikenas-Sagorj anski Wilnjus 1 947

Weiß am Zuge 140

Um zu gewinnen , muß Weiß den Spri nger a5 vertreiben , ohne Schwarz dabei Gelegenheit zu geben, Drohungen am Königs­ flügel zu schaffen . Die zentrali sierte Aufstellung der wei­ ßen Figuren ermöglicht ein kombiniertes Spiel an zwei Fron­ ten . 1. Se6 Kg6 2. Sd4 ! f5. Ein Versuch, Gegenchancen auf diesem Brettab schnitt zu er­ halten . 3 . Se5 Sc4+ 4 . Ke6 f4 5. gf gf (falls 5 . . . . g h , so 6. f 5 + , und Weiß gewinnt) 6. Sf3 ! Sb2 7. Se5+ Kg7 8 . a 5 Sa4 9. Kf5 Sc5 1 0. Kg5 Se6+ 1 1 . K:h5 Kf6 12. Sf3 Kf5 13. a6 Sc 7 14. a7 Sa8 15. Sd4+ Ke4 16. Kg4 ! K:d4 1 7. K:f4 Kd5 18. Kf5. Schwarz gab auf. 1 85 Barcza-Simagin Moskau 1 949

Schwarz am Zuge Weiß hat einen Mehrbauern , der noch dazu ein entfernter Frei­ bauer i st. Das ist hier aber nicht entscheidend. Der zentrale schwarze Freibauer, unterstützt von beiden Figuren, erweist sich als viel gefährlicher, da Weiß seine Kräfte gegen ihn schwer koordinieren kann. Die Partie verlief wie folgt: 1. . . . {13 ! 2. Kfl Sc3 3. Ke1 Kd4 (droht 4. . . . Ke3) 4. Kd2 Se4+. 5. Kc1 Sd6!! Der einzige Gewinnweg. Nur zum Remis führt 5 . . . . Ke3 6. Sb5 d2+ 7 . Kc2 Ke2 8. Sd4+ . 6. Kd2. Oder 6. Sc6+ Kc3 ! 7. Se7 d2+ 8. K d l Se4 9. Sd5+ Kc4, und Schwarz gewinnt (Simagin). 6. . . . Sc4+ 7. Kcl d2+ 8. Kc2 Ke3 9. Sb5 Sa3+ !! (Ablenkung) , und Weiß gab auf. Das folgende B ei spiel kan n "Triumph der Freibauern" ge­ nannt werden . 141

1 86 Pillsbury-Gun sberg Hastings 1 895

Weiß am Zuge Weiß hat einen starken gedeckten Freibauern . Stände der schwarze Springer jedoch auf c6, könnte die Verwertung dieses Vorteils unmöglich werden. Die ungün stige Aufstellung der schwarzen Figuren gestattet Weiß einen entscheidenden Durchbruch: l. f5! g5. Es drohte 2. fe K : e6 3 . Sf4+ mit Gewinn des B auern d5. Schwarz versucht, den Angriff des Springers auf den B auern d5 zu verhindern, doch nun erfolgt die Attacke von der an­ deren Seite. 2. Sb4 a5 3. c6!! Kd6 4. fe S:c6. Es gibt nichts Besseres . Falls 4. . . . ab , so 5. e7 K : e7 6. c7. 5. S:c6 K:c6 6. e4 ! Die Krönung der Kombination. Weiß erhält zwei verbundene Freibauern , die hier bedeutend gefährlicher sind als die schwarzen B auern. 6. . . . de 7. d5+ Kd6 8. Ke3 nebst K:e4, und Weiß gewinnt. Bes sere B auern stellung Organische Defekte in der B auern stru ktur können leicht zur Ursache einer Niederlage werden . Ein typisches Beispiel ist Stellung 1 87 . 1 87 Botwinnik-Keres Den Haag-Moskau 1 948

Weiß am Zuge 142

Der Mangel der schwarzen Stellung besteht nicht nur darin, daß sie einen Doppelbauern aufweist. Viel wichtiger ist, daß am Damenflügel zwei weiße B auern drei schwarze im Schach halten . Dadurch kann Weiß im Zentrum einen Freibauern bil­ den . In der Partie folgte : J. Sb 1 K/8. Ange sichts der Drohung 2. Sc3 kan n Schwarz nicht mit dem Springer operieren . Er beordert deshalb den König ins Zen­ trum, um den Springer von der Verteidigung der Bauern zu entbinden. 2. K/1 Ke 7 3. Ke2 Kd6 4. Kd3 Kc6 5. Sc3 SeS. Schwarz beabsichtigt, den Springer über d6 nach c4 zu führen, doch Weiß ist auf der Hut. 6. Sa2! f6. Der V ersuch, die Bildung eines Freibauern im Zentrum durch 6. . . . f5 zu verhindern, schafft neue Schwächen. Laut Kere s konnte darauf 7. Sb4+ Kd6 8. Kc3 nebst 9. Sd3 folgen, wo­ nach die Schwäche der Punkte b4 u nd e5 partieentscheidend ist. 7. /3 Sc7 8. Sb4+ Kd6 9. e4 de JO. fe Se6. Weiß hat seinen Stellungsvorteil u mwandeln können - er be­ sitzt j etzt einen Freibauern . 1 1 . Ke3 Sc 7 12. Kd3 Se6 13. Sd5 Kc6 14. h4. Eine letzte Vorbeugungsmaßnahme . Weiß nimmt dem Springer das Feld g5 und bereitet den Angriff auf die B auern des Königsflügels vor. 14. . . . SdS 15. S/4 Kd6 1 6. Sh5 Se6 1 7. Ke3 Ke7 1 8. d5 Sc5 19. S:g7 Kd6 20. Se6! Sd 7 21. Kd4 Se5 22. Sg7 Sc4 23. S/5+ Kc7 24. Kc3 Kd7 25. g4 Se5 26. g5 fg 27. hg Sf3 28. Kb4 S:g5 29. e5 h5 30. e6+ KdS 3 1 . K:b5. Schwarz gab auf. 1 88 Aljechin-Turover Bradley-B each 1 929

Weiß am Zuge 143

Schwarz hat auf beiden Flügeln schwache B auern. Dieser M an­ gel wiegt um so schwerer, als die zur Verteidigung dieser Schwächen gezwungenen Figuren passive Positionen beziehen mü ssen. Auf diese Weise kann eine bessere B auern stellung zu einer Vergrößerung eines po sitionellen Ü bergewichts führen - zu einer Erhöhung der Aktivität der eigenen Figuren und zu einer Verminderung der Aktivität der gegnerischen. Es ist lehrreich zu sehen , wie Weiß seine Stellung nach und nach verstärkt. 1. Kb5 Sd5 2. /4. Es droht 3 . Sd4, weshalb die schwarzen Figuren zurück­ weichen müssen. 2. . . . Kc7 3. Sd4 Sc3+ 4. Kb4 Sd5+ 5. Kc4 Se7 6. Kb5 Kb7. Die schwarzen Figuren wurden zurückgeworfen, und Weiß geht zum Angriff über. 7. Se6! SeS. Falls 7. . . . Sc6, so 8. Sg7 Se7 9. SeS Sg8 1 0 . Sd6+ und 1 l . S :f5. Schwarz versucht deshalb einen Gegenangriff. 8. Kc4 Sd6+ 9. Kd5 Se4 10. h6! Sf2. Nach 10. . . . S :g3 1 1 . Sf8 Se2 1 2 . S : h7 S : f4 + 1 3 . Kd4 Sg6 14. S :f6 Kc6 1 5 . h7 gewinnt Weiß leicht. 1 1 . Sf8 Sg4 12. Ke6 S:h6 13. K:f6 Ka6 14. Kg5 Sg8 15. K:f5 Ka5 16. Sd7! K:a4 1 7. S:b6+ Kb5 18. Sd5 Kc6 19. Ke6 Sh6 20. Sf6. Schwarz gab auf. 1 89 Rudenko-Langos Moskau 1 949

Weiß am Zuge Schwarz hat vorläufig keine fühlbaren Schwächen und steht be­ reit, durch 1 . . . . c5 seinen Damenflügel zu stabilisieren. Weiß kommt ihm j edoch zuvor und kann das schwarze B auern­ skelett zerstören. 144

1. c5! a4 (oder 1 . . . . Sd7 2. cb a4 3 . Sa5) 2. Sd4 Sd 7 3. S:c6 S : c5+ . Schwarz ist es gelu ngen, Materialverlust z u vermeiden, aber j etzt steht dem weißen König der Weg zu den schwarzen B auern am Damenflügel offen. 4. Kc4 Ke6 (oder 4 . . . . g5 5 . Kd5) 5. f4 ! Ein wi chtiger Zug ! Weiß legt die Schwäche des N achziehen­ den am anderen Flügel - den B auern g6 - fest. 5. . . . Kd6 (erleichtert die Aufgabe von Weiß; angesichts der Schwächen auf beiden Flügeln retten Schwarz allerdings auch andere Fortsetzungen nicht mehr) 6. Se5 g5 7. Sf7+ Kc6 B. fg, und Schwarz gab bald auf. Bessere Figuren stellung Es braucht wohl kau m begrü ndet zu werden , we shalb es not­ wendig i st, Figuren so aufzustellen, daß ihre Beweglichkeit nicht eingeschränkt ist, daß sie sich gegen seitig gut ergänzen und maximale Aktivität entfalten . In der Praxis ist das aber nicht immer möglich. Klar ist, daß die Aufstellung der Figuren mehr oder minder die Stellungsbeurteilung beeinflußt. N achstehend werden Bei­ spiele untersucht, in denen die bessere Figuren stellu ng bei der Stellungsbeurteilung au sschlaggebend ist. 1 90 Nimzowitsch-Sämi sch Kopenhagen 1 923

Weiß am Zuge Der weiße König kann rasch ins Spiel gebracht werden und den B au ern c4 angreifen . Der König des Gegners steht pas­ siver. Das be stimmt den weißen Vorteil. 1 . KfJ Kf7 2. ScJ. Einfacher war 2. Ke4 Ke6 3. g4. N ach 4. Sc3 gewinnt Weiß schließlich den B auern c4 und besitzt dann ein entscheidendes materiel les Ü bergewicht. 10

Awerbac h , Schachend 1

145

2. . . . Sd4+ 3. Ke4 Sb3 4. Kd5. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als habe Weiß seine Stel­ lung bedeutend verstärkt. In Wirklichkeit hat sich der König aber zu weit von den B auern des Königsflügels entfernt, so daß Schwarz dort Gegendrohungen schaffen kann. 4. . . . Sd2 5. h3 (verhindert g5-g4, was die weißen B auern fe stlegen würde) 5. . . . f5 6. Sdl K/6 7. Se3 Se4 8. S:c4 S:f2 9. b4. Weiß hat einen Vorteil in einen anderen verwandelt. Er ver­ fügt j etzt über einen entfernten Freibauern . Dieser ist aber noch nicht weit vorgerückt, und die weißen B auern am Kö­ nigsflügel sind schwach. 9. . . . Ke7? Nach diesem Fehlzug realisiert Weiß sein Ü bergewicht ohne jede Mühe. Hätte Schwarz aktiv mit 9. . . . Se4 fortgesetzt, wäre die Aufgabe für Weiß weiterhin schwierig gewesen, z. B . 1 0 . b 5 Sc3+ 1 1 . Kc6 S :b5 1 2 . K :b5 f4. 10. b5 Kd7 1 1. b6 Se4. Der Springer hat keine Zeit mehr für aktive Aktionen am anderen Flügel und muß seinem König zu Hilfe eilen. 12. Se5+ Kc8 13. Kc6 Sf6 14. Sd3 ! (droht 15. b7 + Kb8 16. Sc5) 14. . . . Sd7 15. b 7+ Kd8 16. Kd6 Sb8 17. Sb4 Sd7 18. Sc6+ Ke8 19. Kc7, u nd Schwarz gab auf. Manchmal kann ein ungünstig stehender König selbst zum Angriff '-Objekt werden. 191 Tartakower-Botwin nik Groningen 1 946

Schwarz am Zuge Der weiße Kö nig i st isoliert. Ohne sich durch das mögliche Vorrücken der weißen Bauern am Damenflügel beeindrucken zu lassen, geht Schwarz daran , ihn matt zu setzen. I. . . . Kd3 2. Sd5. Oder 2. a5 Ke2 3 . a6 K :f2 4. Sf5 h4 5 . S : h4 g3 6. S :f3 K :f3 7. a7 Kf2, und Weiß wird matt. 146

2. . . . Ke2 3. S/4+ K:f2 4. S:h3 + . 4. S :h5 führt n ach 4 . . . . g 3 5 . S :g3 K :g3 6. a 5 h2 7 . a 6 Sg5 8. a7 Se4 9. a8D Sf2 zum M att. 4. . . . K/1 5. Sf4 g3 6. Sg2 K/2 7. a5 h4 8. S/4 K/1 9. Sg2 h3 1 0. Se3+ K/2 1 1. Sg4+ Ke2, und Weiß gab auf. Zum Schluß eine originelle Position, die zeigt, daß eine beengte Figuren stellung selbst bei ganz wenigem Material eine Nieder­ lage zur Folge haben kann. 1 92 W. Bro n , 1 948

Weiß gewinnt Nach I. K/7 Sh6+ 2. K/8 Sg8 3. Sg4 h6 hat Weiß die Fi­ guren des Gegners noch mehr in die Enge getrieben . Im Fall von 3 . . . . Sh6 hätte 4. Se5 in zwei Zügen matt gesetzt. 4. Kf7 Kh 7 5. Se5 Kh8 6. Sc4 ! Nutzlos ist 6. Sg6+ Kh7 7. Sf8 + . Um Schwarz in Zugzwang zu bringen, muß Weiß den Springer n ach g6 führen, wenn der schwarze König auf h7 steht. Das heißt, er muß die Zugpflicht auf den Gegner abwälzen . B ekanntlich ist ein Springer al lein jedoch nicht in der Lage, ein Tempo zu gewinnen . Diese Auf­ gabe fällt dem König zu . Zunächst aber begibt sich der Sprin­ ger nach e8, um die schwarzen Figuren "hinter Schloß und Riegel" zu halten. 6. . . . Kh 7 7. Sd6 Kh8 8. SeS! Kh7 9 . Ke6! Kh8 1 0. Kd6! Kh 7 1 1. Kd7! Kh8 12 Ke6 Kh 7 13. Kf7. Das n o twendige Tempo ist gewonnen und der König an seinen alten Platz zurü ckgekehrt. 13. . . . Kh8 14. Sc 7 Kh 7 15. Se6 Kh8 1 6. S/8, und Weiß gewi nnt. .

1 0*

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Läuferendspiele

Erste s Kapitel Läufer gegen Bauern

Es liegt auf der Hand, daß ein Läufer besser mit gegnerischen Freibauern zurechtkommt als ein Spri nger. Er braucht nicht in ihrer N ähe zu stehen und kann sie ausgezeichnet von wei­ tem aufhalten. Ohne Bedeutung ist für den Läufer auch die Entfernung zwischen den einzelnen B auern . Er i st in der Lage, erfolgreich an zwei Fronten zu kämpfen . J e näher die B auern dem Umwandlu ngsfeld stehen , desto ge­ fährlicher sind sie n atürlich für den Läufer. Sind beispiels­ weise zwei verbundene B auern bis auf die 6.(3). Reihe vorge­ rückt, benötigt der Läufer unbedingt die Hilfe seines Königs. Hier ein charakteristisches Beispiel : 193

Schwarz am Zuge hält remis Der Läufer i st ungün stig postiert und kann vorläufig nicht in den Kampf gegen die Bauern ei ngreifen . Weiß droht bereits, den König nach e7 zu rücken, wonach ihm eine Dame sicher wäre . Was soll Schwarz tun ? I . . . Kd8 hilft nicht wegen 2. c7+ Kc8 3 . Ke7 . Weiß gewin nt, da der Läufer weiterhin außer Spiel bleibt. Versuchen wir deshalb, den Läufer zu aktivieren : / . Lc3 (möglich wäre auch 1 . . . Lb2 oder I . . . . Ld4) . Als Antwort auf 2. Ke7 hat Schwarz dann die einzige, aber ausreichende .

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1 48

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Fortsetzung 2 . . . . Lb4 ! , die den Bauern mit Hilfe einer Fes­ selu ng aufhält. Auch 2. d7+ Kd8 ! 3. c7 + K : c7 4. Ke7 bringt Weiß wegen 4 . . Lf6+ ! nichts ein. Stehen zwei verbundene B auern auf der 5 . Reihe , kann sie der Läufer selbständig aufhalten . Alles Weitere hängt dann von der Aufstellung der Könige ab . .

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1 94

Rem is Schwarz droht, nach 1. . . . c3 2. Le4 b3 einen der B auern zu verwandel n . Entschiedene Maßnahmen sind notwendig. In er­ ster Li nie muß den B auern ihre Beweglichkeit genommen werden. 1. Ld5! c3 2. Lb3 Ke5. Schwarz führt den König nach d3, um an schließend mittels c3-c2 den Läufer zu erobern. 3. Ke7! Der weiße König strebt nach c5, um seinerseits den hinteren schwarzen B auern anzugreifen . 3. . Kd4 4 . Kd6 Kd3 5. Kc5. Weiß i st gerade rechtzeitig gekommen und hält remis. Ständen in der Anfangsstellung die Könige auf g8 und g6, könnte Weiß die Partie nicht retten, da der schwarze König bis d � nur drei, der weiße bis c5 dagegen vier Züge machen müßte. Wenn der König die B auern von hinten angreifen muß, ist eine exakte Aufgabenteilung zwi schen ihm und dem Läufer außerordentlich wichtig : Den weiter vorgerückten Bauern ni mmt am besten der Läufer aufs Korn , dem anderen wid­ met sich der König. Geli.ngt es, die Pflichten auf diese Weise abzugrenzen, hat die Verteidigung alle Chancen auf Erfolg. Dafür noch zwei Beispiele : .

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149

1 95 M. Henneberger, 1 9 1 6 (Au s einer Studie)

Schwarz am Zuge hält remis Der schwarze König steht ungünstig. E s wäre natürlich wün­ schen swert, ihn so zu po stieren, daß er die B auern von vorn angreift . Aber dieser Plan führt zum Verlu st : 1 . . . . Ke5 2. a5 Ke6 3. a6 Lb8 4. Kc5 Kd7 5. Kb6 Kc8 6. a7 . Schwarz gelingt es in diesem Fall nicht, das Zu sammenwirken seiner Figuren zu erreichen . Richtig ist, zu nächst die Aufstel­ lung des Läufers zu verbessern, damit er die B auern wirk­ samer bekämpfen kann. Diesem Ziel dient der Zug 1 . . . . Lf4 ! (möglich ist auch 1 . . . . Lg3 oder sogar 1 . . . . Lh2) . Hier zwei Hauptfortsetzunge n : a ) 2. K c 5 Le3 + ! 3 . K c 6 Kd4 ! 4. b5 K c 4 5 . a 5 (5. b6 Kb4 6. b7 La7) 5 . . . . Kb4 6. a6 Ka5 , und die Aufgabenteilung ist verwirklicht. b) 2. a5 Le3 ! 3. b5 Ke5 4. b6 Kd6 5. Kb5 Kd7 6. Ka6 (6. a6 Kc8 7 . Kc6 L : b6) 6 . . . . Kc6 (oder 6 . . . . Kc8) 7. Ka7 Lf2, und Weiß kommt nicht weiter. 196 N . Grigorjew, 1 927

Remi s Auch hier bringt das sofortige B auern keinen Erfolg : 1 . Kc7 4. Ke6 f3 5. Kf5 e 3 , und Weiß ist D a s Remis erzwi ngt d e r feine 150

Annähern des Königs an die e6 2. Kd6 Kd4 ! 3 . La6 e4 zu spät gekommen . Zug 1. Le6! Weiß ü berführt

den Läufer in eine günstigere Position und gewinnt dabei ein Tempo, u m den König anzunähern und die Aufgaben unter den Figuren zu verteilen. 1 . . . f3 2. Kc7 f2 3. Lh3 Kf3 ! Dieser Zug sieht für Weiß sehr gefährlich au s. N ach 3 . . . . e5 4. Kd6 Kd4 5 . Ke6 e4 6. Kf5 e3 7 . Lf l Kc3 8 . Kf4 Kd2 9. Kf3 i st das Remis einfacher zu erreichen . 4. Kc6! (einzige Antwort) 4 . . e5 5. Kd5 e4 6. Kd4 e3 7. Kd3 e2. Es scheint, Weiß sei zu spät gekommen. Es folgt jedoch Z Lg4+ !! K:g4 8. K:e2 Kg3 9. Kfl Kf3 patt ! Auch bei isolierten B auern i st eine exakte Aufgabenteilung das Unterpfand des Erfolges . .

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1 97 J. Awerbach, 1 954

Remis Weiß kann die Handlu ngen seiner Figuren koordiniere n : 1. Kg7 (möglich i s t auch 1 . Kh7) 1 . . . g 4 2 . Kh6! g 3 3 . Kh5!! g2 4. Lc5 Kf4 5. Kh4 Kf3 6. Kh"J e4 Z Kh2 remi s. Beachten Sie, daß der natürliche Zug 1. Lc5 Schwarz zum Gewinn verhelfen würde : 1. . . . g4 2. Kg7 g3 3 . Kh6 Kg4 ! Schwarz hindert den gegneri schen König durch eine seitliche Abdrängung, an die B auern heranzukommen. 4. Kg6 e4 5. Kf6 Kf3 6. Kg5 e3 7. Kh4 g2, und Schwarz gewinnt. .

1 98 A. Selesniew, 1 9 1 7

Remis 151

Weiß steht vor einem schwierigen Problem. Jeder seiner Züge führt zur Verschlechterung der Position. Und dennoch kann er durch eine genaue Abgrenzung der Aufgaben seiner Figuren remis halten . Welchem B auern soll sich d e r König zuwenden? N ach l . Kf6 Kf4 2. Kg6 Kg3 3. Kf5 h3 4. Ke4 h2 wird klar, daß Weiß verliert, weil der König seinem Läufer im Wege steht. Dagegen ist die Partie durch 1. Kd6! Kd4 2. Kc6 Kc3 3. Kd5 b3 4. Ke4 b2 5. La2! zu retten. 1 99 Aus einer Analyse A. Aljechins, 1 934

Schwarz am Zuge Aljechin meinte , daß der schwarze König in dieser Stellung zu weit von den B auern entfernt sei, als daß er den Läufer wirk­ sam unterstützen könnte. Das ist j edoch nicht der Fall. Wie Nogowizyn (Iwanowo) zeigte, gelingt es Schwarz nach 1 . . Ke2 2. f4 Ke3 3. f5 Ke4 4. /6 Ke5 5. b5 durch 5. . . . Ke6!!, das Zusammenwirken seiner Figuren herzu stellen und remi s zu halten , z. B. 6. b6 Kd7! 7. Kb5 Kc8+ 8. Ka6 Kb8. Ist das Zusammen spiel der Figuren nicht herzustellen, oder wird es gestört, zieht die Läuferpartei gewöhnlich den kür­ zeren. .

200 H. Otten , 1 892

Weiß gewinnt 152

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Wäre Schwarz am Zuge, würde er die Partie remis halten ; entweder durch 1 . . . . Ke6, wobei sich d e r König zum a-B auern begibt und der Läufer den g-B auern kontrolliert, oder nach Kg6 2. a5 Lf8 3. Kd5 Lh6 4. a6 Le3 , wobei der Läufer 1. . diesmal den a-B auern und der König den g-B auern bewacht. Am Zuge ist j edoch Weiß. Er gewinnt, da er die u ngün stige Aufstellung des gegnerischen Königs au snutzen kann. 1. a5 Lf8 2. Kd5 Lh6 3. g5+ ! Der B auer wird geopfert, um das Zusammenwirken der schwarzen Figuren zu stören. Auf 3. . . . K :g5 entscheidet 4. a6, und auch nach 3 . . . . L :g5 4. Ke4 Lh4 5 . Kf3 hindert der eigene König den Läufer daran , den B auern aufzuhalten. Besitzt der Gegner drei verbundene B auern, muß der Verteidiger vor allem bemüht sein , ihnen ihre B eweglichkeit zu neh­ men . Hier drei Hauptstellungen, die dabei anzustreben sind. . .

20 1 J. Awerbach, 1 954

Remis In Stellu ng 20 1 !lind die weißen Figuren am aktivsten postiert. Der König greift die einzige Schwäche des Gegners - den Bauern d5 - an, was zur Folge hat, daß der schwarze König nichts unternehmen kann. Sehr wichtig ist, daß die B eurteilung dieser Stellung nicht vom Standort der B auern abhängt. 202 J. Awerbach, 1 954

Remis 153

Position 202 stellt eine Zwischenphase dar. Nach J Ke5 Kc3 K/5 3. Kd4 geht die Partie in das vorige Beispiel über. Wie eine Stellung dieses Typs zu beurteilen ist, hängt j edoch davon ab , wo die B au ern stehen. Versetzen wir Stellung 202 um eine Reihe nach u nten. •

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2.

203 J . Awerbach, 1 954

Weiß am Zuge hält remi s Schwarz am Zuge gewinnt Weiß am Zuge hält remis : 1. Ke2 (oder 1 . Kc2) 1 . . . Ke4 2. Lg2+ K/4 3. Lfl Kg3 4. Kd3 K/3 5. Le2+ Kg2 6. K:d4 usw. Schwarz am Zuge gewinnt durch J Ke4 2. Kc2 (oder 2. Lg2+ Kd3 3 . Lf l + Kc3 4. Ke2 Kc2 5 . Lg2 d 3 + ! 6. K :e3 d2) 2. . . . d3+ ! 3. L :d3+ (3. Kd 1 Kd4) 3. . . . K/3 4. Kdl Kg2. Der Charakter des Kampfes i st völlig klar - Schwarz am Zuge gelingt es, durch ein Bauernopfer das Zusammenwirken der gegneri schen Figuren zu stören und die Blockade zu brechen . .



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204 J. Awerbach , 1 954

Remis Dies ist eine dritte Remisstellung. Hier steht der schwarze Kö­ nig aktiv. Durch genaues Manövrieren gelingt es Weiß jedoch, ihn weder nach c2 noch nach g2 zu lassen, z . B. / . Kd5 2. Ke3 Ke5 3. Lei K/5 4. Ld2 Kg4 5. Lei Kh3 6. K/2! .

1 54

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(aber nicht 6. Ld2? Kg2 7. Le t f2 8. L :f2 d2, und Schwarz gewinnt), und Schwarz kommt nicht weiter. Wie man derartige Stellungen zu beurteilen hat, hängt j edoch ebenfalls davon ab , wo die B auern stehen. Versetzen wir Bei­ spiel 204 um eine Reihe nach unten. 205

Schwarz gewinnt Weiß ist nicht in der Lage , seine an den Brettrand gedrückten Figuren entsprechend u mzugruppieren . Schwarz gewinnt, in­ dem er den Kö nig nach gl führt : 1 . . . . Kd4 2. Ke2 Ke4 3. Lh3 Kf4 4. Lg2 Kg3 5. Lf1 Kh2 6. Kd1 Kg1 u sw. Die Kenntnis der Hauptremi sstellungen 20 1 , 202 und 204 ge­ stattet, sich auch in komplizierteren Bei spielen leicht zurecht­ zufinden . 206 J. Awerbach, 1 954

Remis Um fe stzustellen, über welche Drohungen Schwarz verfügt, wollen wir zunächst versuchen, mit Weiß eine passive Taktik zu verfolgen. 1 . Le i f4 2. Lf2 h4. Falls 2. . . Kf5 , so 3. Kf3 g4+ 4. Kg2 Ke4 5. Lh4 Ke3 6. Lf2+ Ke2 7 . Lh4 f3 + 8. Kg l , und Weiß hat eine Haupt­ remi sstellung erreicht. 3. Le l . .

1 55

Wie wir an schließend sehen werden, ist dies der entscheidende Fehler. Würde Schwarz jetzt allerdings 3 . . . . f3 + spielen , hätte Weiß nach 4. Kg l ! ! Kf5 5 . La5 g 4 6. L d 8 h3 7 . Lc7 Ke4 8. Kf2 wieder eine Hauptremisstellung herbeigeführt. 3. . . . Kf5! Mit einem U mgehungsmanöver des Königs gelingt es Schwarz, die gegnerische Festung zu stürmen. 4. L/2 (der aktive V ersuch 4. Kh3 schlägt nach 4 . . . . Ke4 5. Kg4 Ke3 6. La5 f3 fehl) 4. . . . Ke4 5. Le 1 Ke3 6. L/2+ Ke2 7. Lc5 f3+ 8. Kg 1 h3, und Schwarz gewinnt. Somit bildet das Umgehu ngsmanöver des schwarzen Königs eine reale Drohung. Dem ist indes leicht entgegenzuwirken . Versuchen wir, den Läufer in eine aktivere Position zu bringen, bevor Schwarz die Umgehung beginnt: 3. Lb6! Kf5. 3 . . . . f3 + 4. Kf2 Kh3 5 . K :f3 g4+ 6. Kf2 Kh2 7. Lc7 + g3 + 8. Kf3 oder 3 . . . . h3 + 4. Kh2 f3 5. Lc5 ! führt j eweils zum Remis. 4. Ld8!, und Schwarz kann nichts unternehmen. Auch 3 . . . . Kh5 bringt ihm nach 4. Lc7 ! nichts ein . Die B auern mit dem Läufer von hinten anzugreifen ist eine wichtige Verteidigu ngsressource. 207 J. Awerbach, 1 970

Selbst in einer solchen Stellung kann Weiß auf Rettung hoffen , wenn er den Läufer sofort in den Rücken der gegnerischen Bauern überführt. 1. Lb5! /3 2. Ld7! K/4 3. Le6 g3 4. Kfl ! Der genaueste Zug. Wie allerdings A. Strel zow 1 962 zeigte , ver­ liert Weiß auch dann nicht, wenn der schwarze König nach e l vordringt ; z. B . 4 . Ld7 (statt 4 . Kf l ) 4 . . . . Ke3 5 . Le6 Ke2 6 . Lh3 ! Ke l 7. Lf 1 f2+ 8. Kh l ! usw. 4. . . . Ke3 5. Lh3 ! 156

Dieser Läuferzug ist erzwu ngen, da 5 . . . . g2+ 6. Kg l Ke2 7. Lg4 h3 8. Lh5 h2+ 9. K : h2 Kf2 drohte. Schwarz vermag seine Position j etzt nicht zu verstärken, da sich n ach 5 . . . . f2 eine Hauptremisstellung ergibt. Vielleicht konnte er aber stärker spielen? Prüfen wir : 1 . . . . h3 2. Ld7 f3 3. Le6 ! Kf4 (3 . . . . h2+ 4. Kh l f2 5. Lc4) 4. Ld7 Ke3 5. L :g4 f2+ 6. Kf l h2 7. Lf3 ! , ebenfalls mit Remis. 208 J. Awerbach, 1 970

Kann Schwarz am Zuge gewinnen? Berger und n ach ihm Cheron mei nten, daß diese Stellu ng für Schwarz gewonnen sei. Das trifft j edoch nicht zu. Weiß kann das Gleichgewicht wie folgt aufrechterhalten : 1. . Kg5 ( 1 . . . . Ke5 bringt nach 2. Lc8 ni chts ein) 2. Lc6 Kh4 ! Die B auern stehen bereit, sich in Bewegung zu setzen , und Weiß ist nicht in der Lage, dies zu verhindern. Aber der Kampf ist noch nicht zu Ende, gibt es doch für Weiß rettende Orientierungspunkte in Form von Hauptremisstellungen . 3 . Kg2 (der gegnerische König darf nicht weiter vorgelassen werden) 3 . . . . e3. Am stärksten . Weniger Schwierigkeiten bereitet 3. . . . g3 4. Ld5 Kg4 (4. . . . e3 5. Lf3 f4 6. Le2 Kg5 7. Kf3 , und Wei ß hat eine Remi sfe stung aufgebaut) 5. Lc6 Kf4 6. Lb7 Ke3 7. K:g3 f4+ 8. Kg2 f3 + 9. Kf l mit Remis. Im übrigen verliert auch nicht 4. Ld7 f4 5 . Lc6 f3 + 6. Kg l f2+ (6 . . . . g2 7. Kh2 !) 7. Kf l e3 8. Lg2 Kg4 9. Ke2. 4. Lb5! (es drohte 4 . . . . f4, deshalb bezieht der Läufer eine solche Position , in der er das weitere Vorrücken des f-B auern verhindern kann). 4. . Kg5. Nichts verspricht jetzt 4. . . . f4 5 . Le2 ! Kg5 6. Ld l Kf5 . .

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7. Le2 g3 8. Kf3 Ke5 9. Lf 1 Kd4 1 0 . Ke2, und die Remis­ festung ist errichtet. 5. Ld3 K/4 6. Le2. Am einfachste n . Aber auch nach 6. Lb5 Ke4 7. Ld7 ! kann Schwarz den Verteidigungsriegel nicht aufbrechen . 6. . . . Ke5 7. Kg3 Ke4 8. Lfl f4+ 9. K:g4 f3 10. Kg3 e2 1 1 . L:e2 fe 12. Kf2 Kd3 13. Ke I Ke3 patt. Bei drei i solierten B auern besteht die Aufgabe der sich ver­ teidigenden S eite zunächst darin, das Vorrücken der B auern zu stoppen , um anschließend zu versuchen , einen von ihnen zu erobern und das Spiel in bereits bekannte Remi sstellungen mit zwei B auern zu lenken . 209 J. Awerbach, 1 954

Weiß am Zuge gewinnt Schwarz am Zuge hält remis Die B auern können vorläufig nicht ziehen. I st Schwarz am Zuge, erobert er durch J Kb6 den B auern b5, z. B. 2. Kd4 Lg7+ . Am einfachsten. Möglich ist inde ssen auch 2 . . . . K :b5 3 . Ke5 Kb6 ! (schlecht ist 3. . . . Kc5 4. Ke6 ! Kb6 5 . d6 Kc6 6. d7 Kc7 7. Kf7 Lh6 8. Ke8 Lg5 9. h6 usw.) 4. Ke6 (4. Kf6 Kc7 5. Ke6 Kd8) 4 . . . . Kc5 5. Kf7 Ld6. 3. Ke4 K :b5 4. Kf5 Kc5 5. Ke6 Lf8 remis. Weiß am Zuge gewinnt auf äußerst lehrreiche Art : I . Kd4 Kb6. Qder 1 . . . . Kd6 2. b6 Lh6 3. Ke4 ! (3 . Kc4 Lf4 ! 4. Kb5 K :d5, 5 . b7 Ke6 ! 6. h6 Kf7 mit Remis) 3. . . . Lg7 4. Kf5 K : d5 5. b7 Le5 6. h6, und der Läufer kann nicht auf beiden Flügeln gleichzeitig sein. 2. Ke5 K:b5 3. Kf6! Kb6! 4. K/7 Lh6 (falls 4. . . . Lb4, so 5. h6 Kc7 6. h7 Lc3 7. Ke7 Le5 8. d6+ ! L : d6+ 9 . Ke6 !) 5. d6 Kc6 6. Ke7 (nach 6. Ke6 Lg5 ! ist Weiß im Zugzwang) 6. . . . Lg5+ 7. Ke6 Kb7 8. Kd7! L/4 9. Ke7 Lg5+ 10. Ke8 Kc8 1 1 . d7+ Kc7 12. h6, und Weiß gewinnt. .

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Vier B au ern sind in der Regel stärker C\l s der Läufer. Wenn es gelingt, die B auern u nbeweglich zu machen , gibt es aber auch hier charakteristische Remisstellungen . 210 J . Awerbach, 1 954

Remis Die weißen Figuren sind ideal po stiert, und Schwarz kann nicht gewinnen, z. B. 1. . . . K/6 2. K:d6 K/5 3. Kd5 e4 (3 . . . . Kg4 4. Ke4) 4. L:e4+ Kg4 5. Kd4 f3 (5 . . . . Kh3 6. Ke5) 6. Ke3 remis. Fälle, wo es dem Läufer gelingt, mit einer noch größeren An­ zahl von B auern fertig zu werden, sind außerordentlich selten. Einen von ihnen veranschaulicht das folgende Diagramm. 21 1 S. Loyd, 1 868

Remis Schwarz hat acht B auern für den Läufer, doch nach 1 . Ld7+ Ka3 2. Lc6 Ka2 3. Kc2! ergibt sich eine tragikomi sche Situa­ tion - die Bauern sind fe stgelegt, und der König kann ihnen nicht zu Hilfe kommen. Ein wahrer Triu mph der Blockade !

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Zweites Kapitel Läufer und Bauern gegen Bauern

(Theoretische Grundlagen) Wie in Springerendspielen sind auch in Läuferendspielen nicht wenig Stellungen bekannt, wo die Realisierung der Mehrfigur sehr schwierig oder gar u nmöglich ist. Das sind in erster Linie Stellunge n , in denen die Partei, die den Läufer besitzt, weder den eigenen B auern zur Dame führen noch einen Frei­ bauern bilden kann. Sehen wir uns als Beispiel folgende Position an : 212

Remis Bei einem weißfeldrigen Läufer wäre diese Stellung klar re­ mis. Aber auch der schwarzfeldrige Läufer vermag hier nichts auszurichten, z. B. 1 . . . Kc3 2. Kcl (selb stverständlich nicht 2. Ka l ? ? Kc2 matt) 2. . . . Le3+ 3. Kb l Kd2 4. Ka l, und eine Annäherung des Königs führt zum Patt. Am Partieau sgang würde sich nichts ändern , wenn Schwarz noch einen B au ern auf b2 hätte. Man kann sich leicht davon überzeugen , daß er auch dann nicht in der Lage wäre , die Verteidigung des Gegners zu brechen. Solche uneinnehmbaren Stellungen nennt man "Festungen " . Hier noch zwei weitere Beispiele d afür. (Diagramm 2 1 3 und 2 1 4) .

B eachten Sie, daß diese beiden Stellungen einen charakteri sti­ schen Mangel des Läufers demonstrieren - er greift nur Felder einer Farbe an . G erade de shalb kann Schwarz nichts unter­ nehmen. Würde man die Läufer durch Springer ersetzen, wären die End spiele leicht gewonnen (Beispiel 147). Derartige Festungen zu errichten, in die die gegneri schen Fi1 60

Remis

Remis

guren nicht eindringen können, ist im Endspiel ein wichtiges Verteidigungsverfahren. 215

Remis Wie soll sich Weiß in dieser Stellung retten? In Anlehnung an das letzte Bei spiel finden wir leicht die Lösung: J. Kd4 ! Da 2. b3 droht und 2 . L : b3 mit 3 . Kc5 beantwortet würde, mu ß Schwarz 1 . . b3 spielen . N achdem der Gegner Weiß beim B au einer Festung geholfen hat, muß der König unver­ züglich in sie einziehen 2. Kd3 ! Fehlerhaft wäre 2. Kc3 ? ? Ke3 , wonach der weiße König v o n seinem B auern abgedrängt wird. Jetzt dagegen ist das Remi s u nvermei dlich. Um e,rfolgreich zu sein, muß die stärkere Seite mit dem König ins gegnerische Lager eindringen. In den bisher betrachteten Bei spielen gelang dies nicht, da die Annäherung des Königs zum Patt führte . Die Verwertung der Mehrfigur kann auch erschwert werden, wenn der gegnerische König das Eindringen verhindert. Dann muß der Läufer seinem König helfen, diese B arriere zu ü ber­ winden. Hier ein charakteri stisches Bei spiel : .

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II

Awerbach, Schachend

I

161

216 J. Awerbach, 1 954

Weiß gewinnt Der schwarze König steht sehr aktiv, und Weiß kan n die geg­ nerischen B auern schwer angreifen . Der Versuch, mittels 1. Lb7 abzuwarten , führt nach 1 . . . . f4+ 2. Ke2 (im Fall von 2. Kd3 g3 ist die Partie sofort remis) 2 . . . . Kf5 zu einer Stellu ng, in der die Annäherung des weißen Königs an die schwarzen Bauern bereits u ngefi:thrlich ist, z. B. 3. Lh l ! (die einzige Mög­ lichkeit, den König zu entlasten und der Drohung g3-g2 vor­ zubeugen) 3 . . . . Kg5 4. Kd3 Kf5 5. Kd4 f3 ! (5 . . . . Kg5 6. Ke4 f3 7. Ke3 , und Weiß gewinnt) 6. Ke3 Ke5 ! 7. L :f3 gf 8. K :f3 Kf5 mit Remi s. Zunächst muß Weiß die gegnerischen B auern zuverlässig fest­ legen. 1. Ld7 f4+ 2. Ke2 g3 3. f3 Kd4 4. Lh3. Beachten Sie die Aufgabenteilung zwischen den Figuren - der Läufer neutralisiert den gegneri schen Freibauern , der König beab sichtigt, sich zum anderen B auern zu begeben. 4. . . . Kc3 (ein Versuch, den weißen König nicht durchzu­ lassen). 5. Lg2! Notwendige Genauigkeit. 5. Kd l Kd3 6. Ke 1 Ke3 7. Lg2 Kd3 führte zum Remis. 5. . . . Kc2 6. Lfl ! Weiß konnte seinen Läufer so postieren, daß er nicht nur den g-B auern kontrolliert, sondern auch das Eindringen seines Königs ins schwarze Lager unterstützt. Der Rest ist ein­ fach: 6. . . . Kc3 7. Kd / ! Kd4 8. Kd2 Ke5 9 . Kc3 Kd5 10. Kd3 Ke5 1 1. Kc4, und Weiß gewinnt. Gelingt es dem Läufer nicht, den König bei seinen Versuchen, an die gegnerischen Bau ern heranzukommen, zu unterstützen , kann eine Verwertu ng der Mehrfigur unmöglich wer­ den. 162

217

Schwarz a m Zuge hält remis Schwarz braucht hier nur zu zögern, und schon würde sich der weiße König in M arsch setzen, z. B. 1 . . Kf6? 2. Ke2 Ke5 3 . Kd3 Kf6 4. Kd4 Kg6 5. Ke5 und das Spiel ist ent­ schieden. Mit I . . . f4 ! 2. g4 Kd4 ! kann Schwarz j edoch versuchen, den gegnerischen König zu blockieren . 3 . Ke2 Kc3 ! 4 . L/5 Kd4 5. Kd2 Kc4 6. Le4 Kd4 7. Ld3. Es scheint, Weiß habe Erfolg: der schwarze Kö nig muß zurückweichen . 7. . . . Ke5 8. Kc3. Der Läufer hat seinem König geholfen voranzukommen , da­ bei aber die Kontrolle ü ber den schwarzen Bauern vernach­ lässigt. Schwarz nutzt die sich bietende Rettungschance. 8. . . . f3 9. Kd2 K/4 10. Lf5 Kg3 1 1. Ke l Kg2 12. Le4 Kg3 u sw . Auch in Stellung 2 1 8 gelingt es d e m Läufer nicht, seinen Kö­ nig zu unterstützen. . .

,

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218 S. Alapin, 1 907

Remis Nach / . a6 Lc8 2. a 7 Lb7 3. Kg3 Kg5 4. Kh3 zeigt sich, daß der Läufer nicht dazu beitragen kan n , den gegneri schen König II*

163

zu verdrängen, z. B . 4 . . . . h5 5. Kg3 h4+ 6. Kh3, und Weiß i st patt. Der schwarze König hat auch keine Zeit, den a-B auern zu beseitigen - 4. . . . Le4 5. Kg3 K/5 6. 'Kh4 Ke5 7. Kh5 Kd6 8. Kh6 Kc7 9. a8D L :a8 1 0. K:h7. Ein wichtiger Faktor bei der Realisierung der Mehrfigur ist gewöhnlich ein Freibauer oder die Möglichkeit, einen solchen zu bilden. Wie wir j edoch wissen, ist e s mit Läufer und einem am Rande stehenden Freibauern selbst gegen einen allein­ stehenden König nicht immer möglich zu gewinnen. Deshalb verdienen Stellungen mit einem Randbauern bei weitgehend reduziertem Material gesondert untersucht zu werden . 219 Paulsen-Metger Nürnberg 1 888

Weiß gewinnt Wenn der schwarze König in dieser Stellung nach a8 gelangt, endet die Partie remis . Die Aufgabe von Weiß besteht darin, mit dem Kö nig nach b6 zu gehen und den B auern b7 zu er­ obern, ohne den gegnerischen König auf das rettende Feld a8 zu lassen. Dazu ist genaues Spiel erforderlich . In der Partie geschah 1 . Kc4? b5+ ! , und das Remis war per­ fekt. Zum Gewinn führte I. Kd4 ! Kc6. Jetzt hilft weder 1 . . . . b6 2. a6 ! Kc6 3. Kc4 Kd6 4. Kb4 Kc6 5. Lb8 b5 6. La7 ! Kc7 7. K :b5 noch 1 . . . . b5 2. a6 ! Kc6 3 . Kc3 Kd6 4 . Kb4 Kc6 5. Ka5 . 2. Lb6! (ein Fehler wäre 2. Kc3 b6 3. a6 Kb5). 2. . . . Kd6 (nach 2. . . . Kb5 3 . Kd5 Ka6 4. Kd6 Kb5 5. Kc7 Ka6 6. Kb8 verliert Schwarz noch schneller) 3. Kc4 Kc6 4. Kb4 Kd6 5. Kb5 Kd7 6. Lgl Kc7 7. Lh2+ Kd7 8. Kb6 Kc8 9. Lg3, und Weiß gewinnt. Auch in der folgenden Studie kommt es darauf an, den geg­ neri schen König nicht auf das rettende Eckfeld zu lasse n . 1 64

220 W. Kosek, 1 930

Weiß gewinnt Schwarz droht, mit 1 . . . . g5 und 2 . . . . Kg7 remis zu machen . Die ersten weißen Züge sind daher erzwungen : 1. Kh5 g5! Bereitet die mei sten Schwierigkeiten. N ach 1 . . . . Kf7 gewinnt Weiß am schnell sten durch 2. Ld5 + Kf6 3. h4 Kf5 4. Lf7 Kf6 5. Le6 ! K : e6 6. Kg6. 2. Kh6 g4 ! Erneut am stärksten . Falls 2. . . . Kf5 , so 3 . h3 Kf6 (3 . . . . Kf4 4. Kg6) 4. Ld5 Kf5 5 . Kg7. 3. Ld5 Ke5! 4. Lb7! K/5! 5. Lc6! Durch das Manöver des Läufers auf der langen Diagonale hat Weiß seinem König das Feld g6 freigekämpft. 5. . . . Ke5 (auf 5. . . . Kf6 entscheidet 6. Ld7 Kf7 7. Kh7) 6. Kg6! Ke6 (oder 6. . . . Kd6) 7. Le4 ! Ke5 8. L b 7! K/4 9. Kf6! g3 10. h3 g2 1 1 . L :g2 Kg3 12. Kg5, und Weiß ge­ winnt. Kosek und Cheron waren der Meinung, daß au sschließlich 3. Ld5 zum Ziele führt, während der natürlichere Zug 3 . Le4 durch 3. . . . Kf7 4. Kh7 Kf6 widerlegt würde, da der weiße König zurückkehren muß. Offenbar gewinnt auch 3 . Le4, nur ist auf 3 . . . . Kf7 nicht 4. Kh7 , sondern 4. Lh7 ! geboten , z. B. 4 . . . . Kf6 (falls 4 . . . . Ke6, so 5 . Lg8 + Kf6 6. Ld5 ! Ke5 7. Lb7 ! mit Ü bergang zu be reits , bekannten Fortsetzungen ; falls aber 4. . . . Kf8 , so 5 . Kg6 . Ke7 6. Lg8 Kd6 7 . Kf6 nebst 8 . Le6) 5. Lg6 Ke6 (oder 5 . . . . Ke5 6. Kg5 Ke6 7 . Lh5 Ke7 8. Kh6 Kf8 9. Kh7) 6. Le8 Ke7 (6 . . . . Kf5 7. Lc6 wurde schon erwähnt) 7. Lh5 Kf8 8 . Kh7 , und Weiß gewinnt. In den letzten beiden Bei spielen verlegten die weißen Figuren dem gegnerischen König den Weg und verwehrten ihm die re ttende Ecke. Ein klas sisches Bei spiel zum gleichen Thema, Wo die Aufgabe, den König nicht in die Ecke zu lassen, hau pt165

sächlich auf den Schultern des Läufers ruht, i st die folgende Studie. 22 1 0.

Duras, 1 908

Weiß gewinnt Der Gewinnweg entbehrt nicht der Eleganz I. Lb4 ! K/7 2. a4 Ke6 (oder 2. . . . Ke8 3 . a5 Kd8 4. Ld6 ! , und der Bauer geht zur Dame) 3. a5 Kd5 4. a6 Kc6 5. La5! Weiß hat den schwarzen König zuverlässig vom Feld a8 abge­ schnitten. Alle s Weitere ist in diesem Zusammenhang nicht von Intere sse. Kurios i st, daß der Bauer d7 Schwarz in dieser Studie nicht nutzt, sondern schadet. Ohne ihn wäre das E ndspiel remis 1. Lb4 Kf7 2. a4 Ke6 3. a5 Kd7 ! 4. a6 Kc7 u sw. -

-

222 Nach J. Kling und B. Horwitz, 1 85 1

Weiß gewinnt Auch hier muß Weiß, um zu gewinnen, den B auern a4 er­ obern , ohne den schwarzen König auf das Feld a8 zu lassen. Bei der vorliegenden Aufstellung der Könige i st dies verhält­ nismäßig leicht. 1. Lc5 Ka5 2. Kb 7 Kb5 3. Lb6! Durch diese Figurenanordnung drängt Weiß den gegneri schen König zurü ck. Das Verfahren i st für derartige Endspiele typi sch. 166

3. . . . Kc4 4. Kc6 Kb3. 4 . . . . Kd3 5. Kb5 Ke4 6. K : a4 Kd5 7. Kb5 würde Weiß die Aufgabe erleichtern . 5. Lc5 Kc4 6. Ld6. Möglich ist auch 6. Le3 Kb3 7. Le i Kc4 8. Lb2 Kb3 9. Kb5 ! 6. . . . Kd4 7. Kb5 Kd5 8. Lh2 Ke6 9. K:a4! Kd7 10. Kb5 KcB 1 1 . Kc6 usw. Der schwarze König war dem Feld a8 sehr nahe, konnte es aber nicht erreichen. Endspiele mit Turmbauern bei unterschiedlicher Aufstellung der Könige analysierte auch Rau ser. N achstehend geben wir in gedrängter Form die Ergebnisse seiner u mfangreichen Unter­ suchungen wieder. 223 J . Kling und B. Horwitz, 1 85 1 W . Rau ser, 1 928

Weiß gewinnt Kling und Horwitz sowie alle Analytiker nach ihnen meinten, daß Weiß hier nur gewinnen könne , wenn er am Zuge sei. Erst Rau ser gelang es nachzuweisen, daß das Ergebnis nicht vom Zugrecht abhängt. Weiß am Zuge gewinnt wie folgt : l. Lf4 ! Kg2! Am beste n . Falls 1 . . . . Kf2, so 2. Ke4 Kg2 3 . Kd4 Kf3 4. Lh2 Kg4 5. Kc4 Kf5 6. Kb4 Ke6 7. K : a4 Kd7 8. Kb5 Kc8 9. Kc6, und der weiße König ist rechtzeitig zur Stelle . 2. Kg4 ! Zeit�erlu st wäre 2. Ke4 Kh3 3 . Kd4 Kg4. Der weiße König kehrt danach am besten zu sei nem Läufer zurück, da 4. Lh2 wie wir noch sehen werden - wegen 4 . . . . Kf5 ! 5 . Kc4 Ke6 6. Kb5 Kd7 den Gewinn vergibt. Weiß beeilt sich de shalb nicht, zu den B auern zu gelangen , sondern bemüht sich zu­ nächst, den gegneri schen König so weit wie möglich abzu­ drängen. 2. . . . K/2 3. Le i ! Ziel dieses M anövers ist, ein Tempo zu gewinnen und die 167

Aufstellung Kg4, Lf4 - Kg2 bei weißem Zugrecht zu erreichen . An schließend wendet Weiß das uns schon bekannte Verfahren an und zwingt den schwarzen König mit Lg3 auf die letzte Reihe zurück. 3. . . . Ke2 4. K/4. Schwarz kann j etzt mehrere Wege be schreiten , die aber alle zum gleichen Ergebnis führen. a) 4 . . . . Kf2 5 . Le3 + Kg2 6. Kg4 Kh2 (6. . . . Kh 1 7. Lf4 Kg2 8. Lg3 nebst 9. Kf3 und weiter wie im Haupttext) 7 . Lf4+ Kg2 8. Lg3 Kg 1 9. Kf3 Kh 1 10. Lb8 ! Kg l . Schwarz kann am rechten Flügel wegen Raummangel nicht zur U mgehung ansetzen . Darauf stützt sich der weiße Plan. 1 1 . Ke3 Kg2 12. Kd3 Kf3 1 3 . Kc4 Ke4 14. Kb5 Kd5 15. Lh2 Kd4 16. K : a4, und Weiß gewinnt. b) 4 . . . . Kd3 5 . Le3 ! Kc4 6. Ke5 Kb3 7. Lc5 Kc4 8. Kd6 Kb5 9. Kd5 Ka5 10. Kc6 Ka6 1 1 . Lg 1 Ka5 12. Kb7 Kb5 1 3 . Lb6 und weiter wie im Bei spiel 222. c) 4 . . . . Kd 1 5. Le3 Kc2 6. Ke5 ! Am besten . 6. Ke4? führt nach 6 . . . . Kb3 7. Lc5 Kc4 8. Le3 Kb3 9 . Lc1 Kc4 zum Remis. 6 . . . . Kb3 7 . Lc5 Kc4 8 . Kd6 ! Kb3 9. Kc6 Kc4 10. Ld6 und weiter wie im Bei spiel 222 . Ist in Stellung 223 Schwarz am Zuge , steht Weiß vor einer komplizierteren Aufgabe. Er muß ein Tempo gewinnen und sich selb st an den Zug bringen. Das Gewinnmanöver wurde von Rauser gefunden. 1 . . . . Kg3 2. L/6! K/3. 2. . . . Kh3 3 . Kf4 Kh2 4. Kf3 Kh3 5. Lg5 Kh2 6. Lf4 ergibt eine bereits behandelte Fortsetzung. 3. Le5 Ke3 4. Lb2! Der einzige Gewinnzug. B erger untersuchte nur 4. Lb8? Kd4 5. Ke6 Kc5 6. Kd7 Kb6 7. Kc8 Kc6 8. Lc7 Kd5 9. Kd7 Kc5 10. Ld8 Kd5 1 1 . Le7 Ke5, und Schwarz hält - wie wir noch sehen werden - remi s . 4. . . . Kd3. Falls 4 . . . . Kf3 , so 5. Lc 1 Kg3 6. Lg5 Kf2 7. Kf4 Ke2 8. Ke4 Kf2 9. Lf4 Kg2 1 0 . Kd4 ! Kf3 1 1 . Lh2, und Weiß gewinnt, wie schon gezeigt. 5. Ke5 Ke3. 5 . . . . Kc4 6. Ld4 Kb3 7. Lc5 wurde bereits betrachtet. 6. Lcl + Kf3 7. K/5 Kg3 8. Lg5 K/3, und Weiß hat sein Ziel erreicht. 1 68

224 W. Rau ser, 1 928

._..._..-""'-_""'---""""---' Weiß gewinnt Das Spiel läßt sich hier leicht in die B ahnen der vorigen Studie lenken. Weiß am Zuge : J. Lh2 Kd4 2. Kd6 Kc4 3. Kc6 Kb3 (3 . . . . Kd4 4 . Kb5 Kd5 5 . Lg3 und 6. K : a4) 4. Ld6 Kc4 5. Lc5 usw. Schwarz am Zuge : J Kf3 ! (der Versuch einer U mgehung von rechts) 2. K/5 Ke3 3. Lb2! und weiter wie im Beispiel 223 . In allen behandelten Beispielen konnte Weiß zunächst den gegnerischen König zurückwerfen und anschließend den B au­ ern erobern, ohne den König auf das rettende Feld a8 zu lassen. Dieser Plan i st aber nicht immer zu verwirklichen. Versetzen wir in Stellung 222 den König von a6 nach c8 und untersuchen wir, wie sich dies auf das Ergebnis au swirkt. •

• • .

225

Remis Der erste Zug von Weiß liegt auf der Han d : der König darf nicht in die Ecke gelassen werden. 1. Ld6 Kd8 2. Kb 7 Kd7 3. Lc7 Ke6. Nach 3 . . . . Ke7 4. Kc6 Ke6 5. Ld6 müßte der schwarze König zurückweichen. 4. Kc6 Ke7 5. Lb6 Ke6 6 . Lc5 Ke5 7. L/8. 169

Schwarz hat mehrere Fortsetzungen . B etrachten wir eine von ihnen au sführlich : 7. . . . Kd4 8. Lg7+ Ke4 ! Notwendige Genauigkeit. Zum Verlu st führt 8. . . . Kc4 9. Le5 Kd3 1 0. Kd5 Ke3 1 1 . Lh2 ! Kd3 12. Kc5 Ke4 1 3 . Kb5 Kd5 14. Lg3 nebst 1 5 . K : a4. 9. Kd6 K/5 10. Le5 Kg6! 1 0 . . . . Ke4 ? ergibt nach 1 1 . Ke6 ! Beispiel 224 . 1 1. Ke6 Kg5 12. Ld6 Kg6. 1 2 . . . . Kg4? führt nach 1 3 . Kf6 Kh5 14. Lf4 ! Kg4 1 5 . Lc 1 Kh5 1 6. Lg5 Kg4 17. Kg6 Kf3 18. Kf5 zu Stellung 223 . 13. Le7 Kg7 1 4. Lb4 Kg6 15. Lc3 Kg5 16. Le5! Kg6. Schlecht ist 1 6 . . . . Kg4 1 7 . Kf6 Kf3 1 8 . Kf5 Ke3 19. Lb2 ! , und Weiß gewinnt wie i n Stellung 223 . 1 7. Lf6 Kh6. Es ist Weiß gelungen, den gegnerischen König an den B rett­ rand zu drängen . Aber was soll nun weiter geschehen? 18. Kf7 Kh 7 19. Le5 Kh6 20. Lg7+ Kh 7 21. Kf8. Sonst i st der König nicht au s der Ecke zu vertreiben. 21 . . . . Kg6 22. Kg8 K/5 23. Kf7 Kg5 24. Lf8 K/5 25. Le7 Ke5 26. Ke8. Jetzt d arf der König nicht nach a8 gelassen werden. 26. . . . Ke6! 27. Lf8. 27. Kd8 Kf7 führt zur Wiederholung des Vorangegangenen. 27. . . . K/6 28. Lb4 Kg7 29. Lc3+ Kg6 30. Ke7 K/5 31. Kd6 Kg6. Weiß kommt nicht mit dem gegnerischen König zurecht. Die­ ser manövriert stets so, daß er in der Nähe der Ecke h8 bleibt, und wenn Weiß ihn von dort vertreibt, steuert er das Feld a8 an. Im Augenblick hat der weiße Läufer die Diagonale h2-b8 verlassen, so daß 32. Kc6 Kf7 3 3 . Kb5 Ke8 34. K : a4 Kd7 35. Kb5 Kc7 nur zum Remis führt. 32. Le5 Kf7, und so kann man höchstens bis zum 50. Zug weiterspielen, wenn man nicht vorher remis geben will. An stelle von 7 . . . . Kd4 kann auch 7 . . . . Ke6 geschehen, z. B. 8. Ld6 Kf7 9. Kd7 Kf6 10. Lh2 Kf7 1 1 . Le5 Kg6 12. Ke6 und weiter wie in der vorhergehenden V ariante. Wir haben uns davon überzeugt, daß das Ergebnis in diesem Endspiel von der Aufstellung des schwarzen Königs abhängt. Es existiert auf dem Brett eine bestimmte Zone, in der der schwarze König alle Gewinnversuche des Gegners zunichte machen kann. Rauser umriß diese Zone und stellte eine Regel auf, die die B eurteilung derartiger Stellungen erleichtert : 1 70

"Weiß gewinnt immer, wenn der schwarze König von j enem Teil des B rettes abgeschnitten i st, der durch die Felder a8 , h8, h6, f4, e5, d4, a7 begrenzt wird . " 226

Es leuchtet ein, daß der schwarze König in diesem Fall von den Ecken a8 und h8 abgeschnitten i st. Befindet sich der schwarze König in der Remi szone, ist das Remis indes noch nicht garantiert. Dazu ist noch folgendes zu beachte n : Wenn der weiße Läufer auf der Diagonale h2-b8 steht, muß der schwarze König so manövrieren, daß er stets rechtzeitig nach d7 gelangt, wenn der weiße König das Feld b5 betreten hat. 227 R. Teichmann, 1 899 W. Rauser, 1 928

Weiß gewinnt Diese Stellung hat eine intere ssante Ge schichte. Im Jahre 1 900 wurde sie von Teichmann veröffentlicht, der sie für Weiß ge­ wonnen hielt. Die Lösung war j edoch zu kurz und nicht über­ zeugend. 1 9 1 2 wurde die Lösung Teichmanns widerlegt und die Stellung 227 für remis erklärt. Erst 1 928 konnte Rau ser eindeutig nachweisen, daß die Ein schätzung Teichmanns richtig war. Die Aufgabe ist klar - Weiß muß den B au ern gewinnen , ohne l7l

den gegneri schen König auf das Feld a8 zu lassen. Ihre V er­ wirklichung hängt j edoch von dem Verteidigungssy stem ab , welches Schwarz wählt. Wenn der schwarze König die Remis­ zone nicht verläßt, ist er patt zu setzen, um den Zug a4-a3 zu erzwingen. V erläßt der schwarze Kö nig die Remiszone, spielt Weiß selbst a2-a3 und führt damit das bereits analy sierte Endspiel herbei . 1. Kb6 Kd7 2. Kb 7 Kd8. Oder 2 . . . . Ke7 3 . Kc6 Kd8 4. Ld6 Ke8 5. Kc7 Kf7 6. Kd7 usw. 3. Kc6! Ke 7! Sofort verliert 3 . . . . Kc8? 4. Lc7 a3 5. Ld6 Kd8 6. L : a3 . 4 . L c 7 Ke6 5. Ld6 Kf5. Falls 5 . . . . Kf6, so 6. Kd7 Kf5 7. Ke7 Ke4 8. Ke6 Kd4 9. La3 Kc4 1 0. Kd6 Kd4 (auf 10 . . . . Kc3 oder 10 . . . . Kb5 folgt 1 1 . Lc5) 1 1 . Lb2+ Ke4 ( 1 1 . . . . Kd3 12. Kd5 Kc2 1 3 . Ld4 a3 14. Kc4 Kb 1 1 5 . Kb3) 12. Ke6 Kf4 1 3 . Lf6 und weiter wie in der Hauptvariante nach dem 1 6. Zug. 6. Kd7 K/6 7. La3. Möglich i st auch 7. Lh2 Kf5 ! 8. Ke7 Kg5 ! 9. Ke6 Kg6 1 0 . Ld6 Kg7 1 1 . Le7 Kg6 ! 12. Lf6 ! u sw. 7. . . . Ke5 8. Le7 K/5. Falls 8 . . . . Kd5, so 9. Ld6 Ke4 ! 10. Ke6 Kd4 1 1 . La3 u sw. 9. Kd6 Kg6. Wenn 9 . . . Ke4, so 1 0 . Ke6 Kf4 1 1 . Lf6 bzw. 1 0 . . . . Kd4 1 1 . La3 u sw. 10. Ke6 Kg7 11. Ld8 Kg6! Schwächer i st 1 1 . . . . Kf8 12. Lf6 Kg8 1 3 . Ke7 , und ganz schlecht wäre 1 1 . . . . Kg8 12. Kf6 Kf8 1 3 . Le7 + , wonach der schwarze König patt gesetzt würde. 12. Lf6 Kh6! Schwarz verteidigt sich auf bestmögliche Art. Er beab sichtigt, 1 3 . Kf5 mit 13 . . . . Kh7 zu beantworten, und auf 1 3 . Kf7 will er mit dem Kö nig nach h5 entschlüpfen. 13. K/7. Weiß steht vor schwierigen Problemen . Er muß den König au s der Ecke h8 verdrängen, ohne ihn nach a8 zu lassen. Dazu ist erforderlich, mit dem König das Feld f6 zu besetzen und eine Pattdrohung zu schaffen. Das Nahziel von Weiß besteht darin, die Stellung Kf5, Lf6 - Kh6 herbeizuführen, und zwar so, daß er selbst am Zuge ist. Dann kann er den Läufer von f6 weg­ ziehen und dieses Feld für den König frei machen. /3. . . . Kh5 14. Le7 Kg4. .

172

Falls 1 4 . . . . Kh6, so 1 5 . Kf6 Kh5 1 6. Lf8 Kg4 1 7 . Lh6 u sw. 15. Ke6 K/4. Auf 1 5 . . . . Kh5 folgt 1 6 . Kf5 Kh6 1 7 . Lf8 + Kh5 1 8. Lg7 Kh4 19. Lh6 usw. 16. Lf6 Ke4. Oder 16. . . . Kg4 17. Ke5 Kh5 1 8 . Kf5 Kh6 19. Lb2 Kh7 20. Kf6 Kh6 2 1 . Lc l + Kh5 22. Kf5 Kh4 23 . Lf4 Kh3 24 . Lg5 Kg3 25 . a3 u sw . 1 7. Le5 Kf3. Schwarz versucht eine Umgehung von rechts. Auf 17 . . . . Ke3 oder 17 . . . . Kd3 spielt Weiß 18. Kd5 und erobert den B auern a4. 18. Lh2! Am stärksten . Schlechter ist 1 8 . Kf5 Ke3 , wonach Weiß vor­ sichtig sein muß, da der schwarze König im Fall von 1 9 . a3 ? Kd3 20. Ke6 Kc4 in die Remiszone eindringt. S elbstverständlich gewinnt auch 18. a3 , doch würde dies den Sieg hinaus­ zögern . 18. . . . Kg4 ! 19. K/6 Kh5(h3). Oder 1 9 . . . . Kf3 20. Kf5 Ke3 (20 . . . . Kg2 2 1 . Lf4 Kh3 22. Kg5 usw.) 2 1 . Ke5 Kd3 22. Kd5 a3 (22 . . . . Kc3 23 . a3) 23. Le5 Kc2 24. Kc4 , und Weiß gewinnt. Falls 19 . . . . Kh4, so 20. Kf5 Kh5 2 1 . Lf4 Kh4 22. Lc 1 Kg3 23 . Lh6 Kh4 (23 . . . . Kf3 24. Lg5 Kg3 25 . a3) 24. Lf4 Kh3 25 . Lg5 Kg3 (25 . . . . Kg2 26. Kf4) 26. a3 . 20. L/4 Kg4 2 / . Lg5 Kg3 22. K/5 K/3 23. L/4 Kg2 24. a3 K/3 25. Lh6 Kg3 26. Lg5 Kf3, und Weiß hat sein Ziel end­ lich erreicht. In Stellung 223 , die nun entstanden ist, fällt der B auer spä­ testens im 19. Zug. Somit wird in Stellung 227 der B auer erst im 45 . ( ! !) Zug gewonnen. 228 W. Rau ser, 1 936

Weiß gewi nnt 1 73

Die Aufgabe von Weiß ist die gleiche wie in Stellungen mit nur einem schwarzen B auern. E s ist notwendig, die B auern zu schlagen und den gegnerischen König nicht in die Remiszone zu lassen. Diese Aufgabe wird dadurch erschwert, daß dem wei­ ßen König hier nicht das Feld b5 zur Verfügung steht. Der Gewinn wird folgendermaßen erreicht: 1. Le3 ! Kb5 2. Kd7 Kc4 3. Ke6 Kd3 4. Lg 1 Kc4. Diese Fortsetzung bereitet Weiß die meisten Schwierigkeiten . Falls 4 . . . . Ke4, s o 5 . Lh2 Kf3 6. Kd5 Kg4 7. Kc5 Kf5 8 . Kb4 Ke6 9. K : a4 Kd7 10. Ka5 Kc8 1 1 . K : a6 u sw. 5. Kd6 Kb5 6. L/2 Ka5 7. Kc7 Kb5 8. Lb6 Kc4 9. Kc6 Kb3 10. Lc5 Kc4 1 1 . Ld6 Kd4 12. Lh2. Wäre der B auer a6 nicht vorhanden, würde Weiß mit 12. Kb5 sofort gewinnen , während er jetzt den König nach b4 bringen muß. Dies i st nicht einfach. 12. . . . Kc4 13. Le5! Kb3 14. Ld6 Kc4 15. Lc5 Kd3 16. Kd5 Kc3 1 7. Ld6 Kd3 18. Le5 Ke3 19. Kc4 K/3 20. Lh2 Ke4 21. Lg3, und der weiße König kann sich endlich zu den B auern begeben. In Stellungen mit einem Turmbauern kann sich ein zweiter gegneri scher B auer auch negativ auswirken . 229 J. Awerbach, 1 954 (Nach B. Horwitz, 1 885)

Weiß am Zuge gewinnt Schwarz am Zuge hält remis Ohne den B auern b5 wäre die Stellung klar remi s. Dieser zweite B auer räumt Weiß die Möglichkeit ein zu versuchen , d e n gegneri schen König patt z u setzen. In diesem Fall müßte der B auer b5 vorrücken, und mit einem Springerbauern würde die Gewinnführu ng keinerlei Schwierigkeiten mehr bereiten. Wenn Weiß am Zuge ist, kann er diesen Plan erfolgreich ver­ wirkliche n : 1. L/6! Kb 7 2 . Ld8 Kc8 3 . L b 6 Kb 7 4 . Kc5 Kc8 ( 4 . . . . b4 5. ab a3 6. Kb5 a2 7. Ld4) 5. Kc6 Kb8 6. Ld8 Ka8! (6 . . . . Ka7 174

7. Lc7 Ka8 8. Kb6) 7. Kb6 Kb8 8. Lc7+ Kc8 9. Kc6 b4 10. ab, und Weiß gewinnt. Ist Schwarz am Zuge, verläßt er mit dem König die gefähr­ liche Zone: 1 . . . . Kd8 2. L/6+ Ke8! Jetzt würde der Versuch, sofort den B auern b5 zu erobern, nur zum Remis führe n : 3. Kc6 Kf7 4. Le5 Ke6 5. Lh2 Ke7 6. K:b5 Kd7 , und der schwarze König befindet sich in der Remiszone (siehe Diagramm 226) . Weiß kann versuchen, den schwarzen König au s der Remis­ zone zu vertreiben und erst dann den B auern anzugreifen. 3. Le7 Kf7 4. Kd7! Kg6 5. Ke6 Kg7 6. Lh4 Kg8 7. Ke7 Kg7 8. L/6+ Kg6 9. Ke6! Weiß hat einen Erfolg zu verbuchen - der schwarze König muß sich auf die Randlinie zurückziehen. 9. . . . Kh6 10. K/5 Kh 7 (selb stverständlich nicht 10 . . . Kh5 1 1 . Lg5) 1 1. Lc3 Kg8 12. Ke6. Mit 1 2 . Kf6 kann Weiß den gegneri schen König in die Ecke a8 treiben, aber dies braucht j ener nicht zu fürchten. Zum Re­ mis führt dann 12 . . . . Kf8 ! (nach 12 . . . . Kh7? 1 3 . Ld2 Kg8 14. Lh6 Kh7 1 5 . Lg7 steht Schwarz im Patt und kann die Niederlage folglich nicht mehr verhindern) 1 3 . Lb4+ Ke8 ! 14. Ke6 Kd8 1 5 . Ld6 Kc8 16. Ke7. E s scheint, Weiß habe viel erreicht, doch es folgt 1 6 . . . . b4 ! (möglich ist auch 16 . . . . Kb7 17. Kd7 und erst dann 17 . . . . b4) 17. ab Kb7 1 8 . Ke6 Kc6 ! (das uns vertraute Verfahren der seitlichen Abdrängung ; nach 18 . . . . Kb6 1 9 . Kd5 ! Kb5 20. Kd4 a3 2 1 . Kc3 würde Weiß gewinnen) 19. Le5 Kb5 mit Remis. 12. . . . K/8 13. L/6 Kg8 14. Ke7 Kh 7 15. K/7 Kh6 16. Le7 Kh5! 16 . . . . Kh7 führt nach 1 7 . Lf8 oder 1 7 . Lg5 zum Verlu st. 1 7. K/6 Kg4 18.. Ld6 K/3 19. K/5 Ke3 20. Lc5+ K/3 ! 20 . . . . Kd3 würde verlieren, z. B . 2 1 . Ke5 Kc4 22. Kd6 Kb3 (22 . . . . b4 23 . L : b4 Kb5 24. Lc5 , und Weiß gewinnt) 23 . Kc6 Kc4 24. Ld6 Kd4 25. K:b5 Kd5 26. Lh2 Ke6 27. K : a4 u sw. ' 21. Ld4 Kg3 22. Le3 K/3 23. L/4. .

(Diagramm 230) Ohne den Bauern b5 ist diese Stellung für Weiß gewon nen (siehe Beispiel 223). Das Vorhandensein des zweiten Bauern ändert das Resultat. 23. . . . Kg2 24. Kg4 (24. Ke4 Kh3 ! 25 . Kd4 Kg4 26. Lh2 175

230

Remis Kf5 27. Kc5 Ke6 28. K : b5 Kd7 führt nur zum Remis) 24. . . . Kf2 25. Lei Ke2 26. Kf4 Kd3 27. Ke5 (auf 27 . Le3 erzwingt 27 . . . . b4 das Remis sofort) 27. . . . Kc4 28. Ld2 b4!! 29. L:b4 Kb5, und der schwarze König gelangt in die rettende Ecke a8. Wir kommen somit zu der Schlußfolgeru ng, daß Weiß bei schwarzen B auern auf a4 und b5 gewinnt, wenn er den gegne­ rischen König in dem Dreieck fe sthalten kann, das durch die Linie a5 , b6, c7 , d8 eingegrenzt wird (siehe Diagramm 229) .

Drittes Kapitel Läufer und Bauern gegen Bauern

(Prakti sche Endspiele) In diesem Kapitel wird gezeigt, wie die Mehrfigur zu verwerten ist, in welchen Fällen dieses Ü bergewicht nicht au sreicht und wann die B au ern dem Läufer überlegen sein können. Zwei Bauern sind gewöhnlich schwächer als ein Läufer. Hier ein charakteristisches B eispiel : 23 1

1 76

Die Aufgabe von Weiß besteht darin, den schwarzen g-B auern zu erobern, um den dann entstandenen eigenen Freibauern zur Dame zu fü hren. Zunächst muß j edoch etwas gegen die Dro­ hung 1 . . . . Kg3 getan werden. Weiß spielt daher J. Lf2. Wir werden anschließend sehen , daß 1 . Lh2 weit schlechter ist. 1 . . . . Kf4 2. Le 1 ! K/5! Schnell verliert 2 . . . . Kg4 3 . Ke5 Kh5 4. Kf5 c5 5 . g4 + Kh6 6. Ld2. Schwarz muß verhindern , daß sich der weiße König dem Königsflügel nähert. 3. Lg3 ! Bevor Weiß den König zieht, überführt er den Läufer auf ein Feld, von dem au s er die gegnerischen Freibauern am besten bekämpfen kann. Sofort 3. Ke3 Kg4 4. Kf2 c5 5. La5 c4 6. Lc3 Kf4 7 . Ld2+ Kg4 würde die Aufgabe von Weiß erheblich komplizieren. 3. . . . Ke6 4. LbS Kf5 (es drohte 5 . g4 mit baldigem Gewinn) 5. L c 7! Kg4 6. Ld6! Weiß hat das ideale Feld für den Läufer gefunden. Jetzt kann sich der König auf den Weg machen . 6. . . . Kf5. Falls 6. . . . Kh4 7. Ke3 c5, so 8 . Kf3 c4 9. Le5 Kh5 10. g4+ usw. 7. Ke3 ! Kg4 8. Kf2 Kf5. Oder 8 . . d4 9. Ke2 Kf5 1 0 . Kd3 Ke6 1 1 . Lc5 u sw. 9. Kf3 d4 / 0. g4+ Ke6 1 1 . Lc5 Kd5 12. Le 7 c5 13. L :g5 c4. .

.

232

Ziehen wir B ilanz: Weiß hat den B auern gewonnen, mußte j edoch zulassen, daß Schwarz seine Freibauern in B ewegung setzte. Der Läufer allein ist nicht in der Lage , diese aufzu­ halten. Deshalb mü ssen Läufer und König sie gemeinsam stop­ pen. Erst dann, wenn die gegneri schen B auern blockiert oder 12

Awerbach, Schachend

I

177

vernichtet worden sind, kann der König den Vormarsch seines eigenen Freibauern unterstützen . 14. Lf6! (Weiß will d i e B auern z u m Vorrücken provozieren) 14. . . . c3 15. Lg7 Kc4 ( 1 5 . . . . c2 1 6. Lh6 Kc4 17. Lc l Kc3 1 8 . g5 d3 1 9 . Ke3) 16. Ke4 d3 1 7. Ke3 d2 J 8. Ke2 Kb3 19. Kd l Kc4 20. Kc2, und Weiß gewinnt. Hätte Weiß in der Anfangsstellung I. Lh2 gespielt, wäre seine Aufgabe weit schwieriger gewesen, z. B . : 1 . . . Kh4 2. Lc7. Falls 2. Ld6 Kg4 3 . Ke3 , so 3 . . . . c5 4. Kf2 c4 5 . Le5 Kf5 6. Lg7 Ke4, und die Freibauern werden gefährlich. 2. . . . Kh5! 3. Ke3 Kg4! 4. Kf2 c5 5. Lb6 c4 6. Ld4 Kf4, und es ist fraglich, ob Weiß gewinnen kann. Dieses Beispiel zeigt, daß die stärkere Seite vor allem prüfen muß, wie sie die Drohung des Gegners, seine Freibauern zu aktivieren, parieren kann. Erst wenn feststeht, daß die B auern ungefährlich sind, ist es möglich, zum Angriff überzugehen und einen eigenen Freibauern zu bilden . Die folgenden beiden Beispiele veran schaulichen d i e Schwie­ rigkeiten, mit denen man sich bei dem Versuch, einen Mehr­ läufer zu verwerte n , auseinanderzu setzen hat. .

233

Weiß gewinnt Weiß ist materiell im Vorteil. Er hat eine Figur für zwei B au­ ern. Zwar sind die B auern verdoppelt, doch erfüllt der B auer g2 eine bedeutsame Funktion : er kontrolliert das Feld f3 und ver­ teidigt die Zugänge zum B auern g3. Die Aufgabe von Weiß i st klar - er muß den B auern g4 er­ obern und anschließend einen seiner B auern zur Dame führen. Ein sofortiger Angriff auf den B auern g4 bleibt j edoch ohne Erfolg : 1 . Kd3 Ke5 2. Ke3 d5, und der weiße König kommt nicht nach f4. Auf 3. Lb2+ geschieht 3 . . . . d4+ 4. Kd3 Kd5 , wonach die schwarzen B auern gefährlich werden . 1 78

Weiß verfolgt einen Plan , der für solche Stellungen typi sch ist und au s mehreren Etappen besteht : 1 . Durch die Drohung, mit dem König zum B auern g4 zu gehen, erzwingt Weiß den Zug d6-d5 , der den B auern c5 schwächt. 2. Durch Angriff des Läufers auf den B auern c5 erzwingt Weiß den Vorstoß c5--c4, wonach sein König die Möglichkeit erhält, sich zu den B auern am Damenflügel zu begeben. 3 . Weiß erobert einen der B au ern am Damenflügel , wobei er gleichzeitig darüber wacht, daß der gegnerische König nicht zu den weißen B auern durchbricht. 4. Erst nachdem die schwarzen B auern weniger gefährlich ge­ worden sind, greift der weiße König den B auern g4 an und erobert ihn. 5. N achdem der B auer g4 geschlagen wurde, verhindern die weißen Figuren gemein sam das Vorgehen der durch den Kö­ nig unterstützten schwarzen Bauern . I. Lf4 Ke6 2. Kd3 Kd5 3. Kc3 ! Ke6. 3 . . . . c4 führt nach 4. Kb4 zu B auernverlust, z. B . 4 . . . . c5+ 5 . Kc3 Kc6 6. K : c4 d5+ 7. Kc3 Kb5 8 . Ld6 Kc6 9. Le7 Kb5 1 0 . Lf8 Kc6 1 1 . Kd3 (der König macht sich auf den Weg) 1 1 . . . . Kb5 12. Ke3 Kc4 1 3 . Kf4 d4 14. K:g4 Kd5 15. Kf3 c4 1 6. g4 c3 17. Lg7 Kc4 1 8. Ke4 d3 19. Ke3 , und Weiß gewin nt wie im vorigen B eispiel . Oder 4 . . . . Kd4 5. L : d6 c3 6. Kb3 Kd3 7. Le5 c2 8. Lf4 c5 9. Kb2 c4 1 0 . Lc 1 c3+ 1 1 . Kb3 Ke2 12. K : c2 usw. 4. Kc4 Ke7 5. Kd3 Ke6 6. Ke4 d5+ . Schwarz hat sich gesträu bt, i st nun aber doch gezwu ngen, die­ sen Zug zu mache n , da 6 . . . . Ke7 7. Kf5 Weiß die Aufgabe erleichtert. 7. Kd3 Ke7. Schwarz versucht, eine weitere Schwächung der B auern zu ver­ meiden, indem er den Zug Ld6 verhindert. 8. Lb8 Ke6 9. La7 Kd6 10. Lb6! c4 1 1. Kd4. Es ist Weiß gelungen, eine B resche in die schwarze Festung zu schlagen und sich mit dem König den B auern zu nähern . Das weitere Spiel erfordert j edoch noch Sorgfalt und Genauig­ ' keit. 1 1 . . . Ke6 12. Lc7! Weiß ü berstürzt nichts und verbes sert zunächst die Aufstellung seines Läufers. Fehlerhaft wäre 12. Kc5 Ke5 ! 1 3 . K :c6 Ke4 14. La5 Ke3 1 5 . K:d5 Kf2 1 6. Lc7 c3 17. Ke4 c2 1 8 . Lf4 c l D 1 9 . L : c 1 Kg3 mit Remi s. .

t2•

1 79

12. . . . Kf5 13. Ld6 Ke6 14. Kc5! Jetzt ist die Zeit rei f ! Schwarz kann bei seinem weiteren Wi der­ stand zwei Wege be schreiten, die aber beide zum gleichen Er­ gebni s führe n : a ) 1 4 . . . . c3 1 5 . Lf4 Kf5 16. Kd4 ! (weiß kann sogar noch verlieren - 16. K :c6?? d4 17. Kd5 d3) 1 6. . . . c2 17. Kd3 ( 1 7 . Le i Ke6 1 8 . Kc5? Ke5 19. K : c6 Kd4 20. Kd6 Kc4 2 1 . Ke5 d4 22. Ke4 Kc3 23 . Kf4 Kd3 24. Ke5 Ke2 ! 25 . K : d4 Kf2 remis) 17 . . . . c5 1 8 . K :c2 Ke4 19. Kc3 c4 20. Le i Ke5 2 1 . Ld2 Ke4 22. Lf4 Kf5 23 . Kd4 Ke6 24. Lb8, und Weiß gewinnt. b) 14. . . . Kf5 1 5 . K : c6 Ke4 ( 1 5 . . . . d4 1 6. Kd5 d3 17. Lb4) 16. Kc5 c3 ( 1 6. . . . Ke3 17. K : d5 c3 18. Ke5 ! c2 19. La3 Kf2 20. Kf4 usw.) 17. Lf4 c2 18. Le i Kd3 19. K : d5 Ke2 20. Ke4 Kf2 2 1 . Kf4 u sw. Stände auf g2 kein B auer, könnte Schwarz die Partie leicht remis halten, indem er bei spielsweise in der letzten Vari ante 17 . . . . Kf3 1 8 . K : d5 c2 1 9 . Ke5 c l D 20. L : c l K :g3 zieht. Versetzen wir nunmehr den B auern g4 nach g5 , um zu unter­ suchen, wie sich dies auf die Bewertu ng der Stellung auswirkt. 234 A. Havasi, 1 937

Weiß gewi nnt

Im vorigen Beispiel bestand die Hauptdrohung von Schwarz in einem Angriff auf den Bauern g3. Weiß mußte ständig auf der Hut sein , um den gegneri schen König nicht an den Bauern heranzulas sen. Hier kann Schwarz diesen B auern sofort an­ greifen . Damit wachsen natürlich seine Chancen auf eine er­ folgreiche V erteidigung. Trotzdem geli ngt es Weiß , den Widerstand zu brechen. Die Autorlö sung lautet : I. Le3 Kg4 2. Lf2 Kf5 3. Lg l !! Auf diese Wei se wird der Läufer in eine vorzügliche Position 1 80

gebracht, au s der er die gegnerischen B auern angreifen und die Zugänge zum eigenen Bauern verteidigen kann. a) 3 . . . . Kg4 4. Lh2 ! Kf5 5 . g4 + Ke6 6. Lg3 Ke7 7 . Le t Ke6 8. Ld2 Kf6. Im schwarzen Lager gibt es zwei Schwächen - die B auern g5 und d6, die der König nicht gleichzeitig verteidigen kann. Des­ halb ist alles Weitere einfach. Zunächst drängt Weiß den geg­ nerischen König noch mehr ab . 9. g3 ! Kg6 1 0 . LaS Kf6 1 1 . Ld8 + Kg6 1 2. Le7, und die schwarzen B auern gehen nachei nander verloren. Der Autor ließ eine andere Fortsetzung außer acht, bei der Weiß noch einige Mühe hat : b ) 3 . . . . Ke4 ! 4 . g4 d5+ ! 5 . K : c5 Kf4 6. Kd4 ! Eine bekan nte Situation . N achdem Weiß einen B auern er­ obert hat, geht er wieder zur Verteidigung über, da der schwarze König sehr aktiv wurde. Zum Remis fü hrte 6. K : c6 K :g4 7. Lf2 d4 8 . Kd5 d3. 6 . . . . K :g4 (6. . . . Kg3 7 . Ke5 ! K :g2 8. Lb6 Kf3 9 . Kf5, und Wei ß gewin nt) , und wir haben die für Weiß gewonnene Stellung 23 1 erreicht. Bleibt zu erwähnen, daß 3 . . . . g4 4. Le3 zur vorigen Stellung führt. Drohungen, eine Festung zu bauen, die Blockade des Königs und schließlich die Entwertung eines Freibauern - all das sind Faktoren , die die Verwertung der Mehrfigur erschweren kön­ nen. Sehen wir uns dies anband von Bei spielen an . 235 Porti sch-Stein Sou sse 1 967

·

Weiß am Zuge Der erste Eindruck von der Stellung be sagt, daß es für Schwarz an der Zeit ist aufzugeben : er hat für die Figur nur einen ein­ zigen Bauern. Der Weg zum Gewinn ist aber keine swegs so einfach , wie es scheinen mag. Weiß braucht nur 1 . Ke3 Ke5 181

2. Lb5 zu spielen, und schon ergibt sich nach 2 . . . . f5 3 . Ld3 g5 4. Kf3 f4 ! 5. g4 h5 ! eine bemerken swerte Stellu ng, in der er nicht mehr gewinnen kann. Hier die Hauptvarianten : a) 6 . g h Kf6 7 . h 6 Kf7 8. Lh7 Kf6 9. Kg4 Kf7 1 0 . K :g5 f3 , und der schwarze König gelangt in die rettende Ecke h8. b) 6. Lg6 hg+ 7 . hg, und wir haben die Remi sstellung 2 1 7 nach dem 2. Zug v o n Weiß erreicht. All das kam in der Partie jedoch dank dem feinen Zug I. Le8!, mit dem Weiß ein wichtiges Tempo gewann, nicht vor. E s folgte I . . . . K e 7 2 . Lb5 f5 3 . Ke3 Kf6 4 . Kd4 h5. Mehr Probleme stellte wahrscheinlich 4 . . . . Kg5 5 . Ke5 h5. In diesem Fall hätte Weiß den einzigen , sehr hüb schen Ge­ winnweg 6. h4+ ! ! Kg4 7 . Kf6 ! K :g3 8. Kg5 f4 9. Le8 f3 10. L :g6 f2 1 1 . Ld3 Kh3 12. Le2 Kg3 1 3 . Lf 1 finden müssen. 5. Ke3 h4 6. g4 Ke5 7. Lfl Kf6 8. Kf4 g5+ 9. Ke3 Ke5 10. La6, und Schwarz gab auf. 236 Aljechin-Taylor N ottingham 1 936 (Partievariante)

Weiß am Zuge Alj echin sah davon ab , sich auf diese Stellung einzulassen, da er befürchtete, Schwarz könne ein unentschiedenes Endspiel mit Turmbauern herbeiführen . D a s trifft jedoch nicht z u . Nach I . Le8! Ke5 2. h5! K/6 (2 . . . . gh 3 . L : h5) 3. hg hg 4. Ld7 gewinnt Weiß mühelo s . B e i einer geringen B auernzahl m u ß man auch mit d e r Drohung rechnen, daß alle B auern abgetau scht werden. Hier ein B ei­ spiel, das die Spielführung in derartigen Situationen veran­ schaulicht. (Diagramm 237) Schwarz droht, durch 1 . . . . a3 den einzigen weißen Bauern abzutau schen. E s scheint, als könne Weiß dies durch 1. L : b4 parieren , doch nach 1 . . . . Kb5 2. Lf8 a3 ! ! 3 . L : a3 Kc4 ent­ steht eine originelle Remi sstel lung. Um zu gewi nnen, miißte 182

237 A. B atujew, 1 940

Weiß gewinnt Weiß seine Figuren u mgruppieren , was aber mißlingt, z. B . 4 . Lf8 Kb3 5 . La3 Kc4 oder 4 . Kf3 Kb3 5 . Ke2 Kc2, und der schwarze B auer i st zu einer Gefahr geworden. Zum Gewinn führt 1. L/6! Kc5! Falls l. . . b 3 , so 2. Le7 , und auf l . . . . a3 folgt 2. b3 nebst 3 . L :d4. 2. Kd3 ! Wieder ein genauer Zug. N ach 2. L : d4+ Kc4 3 . Le5 Kb3 kann Schwarz den B auern abtauschen. 2. . . b3 3. Lg7! Selb stverständlich nicht 3. L : d4 + KIJ.5 4. Kc3 a3 mit Remis. 3 Kd5 4. L/8 Ke5 5. Kc4 ! 6. Kb4 d3 7. Lh6. Ein vertrautes B ild : Der Läufer neutralisiert den Freibauern , während der König die anderen B auern des Gegners angreift und vernichtet. Im nächsten Beispiel gelingt es der schwächeren Seite, den einzigen B auern des Gegners abzutau schen. Allerdings ist hierzu ein außerordentlich genaues Spiel erforderlich. .

.

.

. . .

238 W. Hanschin, 1 95 1

Remi s 1.

Ka2! Zum Verlust führt 1 . Kc2? Kd5 2. b3 a3 3. b4 L : b4 4. h6 Kc4 5 . h7 Lc3 . 183

1 . . . . K/5 2. Kb 1 ! Ke5 3. Ka2! Ke6! 4. h6! Der einzige Zug. Falls 4. Kb 1 , so 4 . . . . Kd5 ! 5 . Ka2 Kc4 6. h6 Kb4 7. h7 Lg7 , und Schwarz gewinnt. 4. . . . K/7 5. h 7! Nur so. Nach 5 . Kb 1 ? L : h6 6. Kc2 Lg7 7. b4 Ke6 8 . Kb 1 Kd5 9. Ka2 Kc4 1 0 . Ka3 Kb5 ist Weiß verloren . 5. . . Kg7 6. Kb 1 K:h 7 7. Kc2 Lg7 8. b 4 Kg6 9. Kb 1 ! Falls 9. b 5 , s o 9 . . . . Kf5 1 0 . b 6 Ke6 1 1 . b 7 Le5 1 2 . Kb 1 Kd5 1 3 . Ka2 Kc4 14. Ka3 Kb5 , und Schwarz gewinnt. 9. . . . L/8 10. b5 K/5 1 1 . b6 Ke6 12. b7 Ld6 13. Ka2 Kd7 14. b8D L:b8 15. Ka3 remis. .

239 R. Reti, 1 928

Remi s Diagramm 239 zeigt eine Ausnahme. Die Mehrfigur bringt Schwarz keinen Nutzen, da ein Zu sammenwirken zwischen Läufer und Freibauer nicht zu stande kommt. 1. g6 Kd6 2. Kf8! Lb2 3. K/7 Lh8 4. Kg8 L/6 5. Kf7 u sw. Remis. Schwarz kann den d-Bauern nicht ziehen , ohne dabei die Läuferdiagonale zu verstellen . 240 S. Birnow, 1 928

Remi s Dank dem starken Freibauern und der ungün stigen schwarzen Königsstellung hält Weiß auf studienartigem Wege remi s. 1 84

I. a6 L:c4 2. e4+ !! Der rettende Zug. Der schwarze König wird auf die Diagonale a8-h 1 gelenkt. 2 . . K :e4 3. a7 Ld5 4. c4 ! LaB 5. Kb8 Lc6 6. Kc7 usw. Der Läufer kan n der ständigen Verfolgu ng durch den König nicht entgehen. Lehrreich hin sichtlich der begangenen Fehler ist das Bei spiel 24 1 . .

.

24 1 llj in-Genewski-Mj assoj edow Leningrad 1 932

Weiß am Zuge Weiß steht auf Verlu st. Um zu gewinnen , braucht Schwarz lediglich seine Läuferstellung zu verbessern und den König ins Zentrum zu führe n . Im Augenblick sind die schwarzen Figuren noch ungün stig po stiert, und Weiß versucht seine letzte Chance : 1. d5! Falls l . Ke3 La2 2. Kf4 f6 3. a6 Ld5 4. g3 , so 4. . . . hg 5. K :g3 e5 6. de fe 7. Kh4 e4 8. fe fe, und Schwarz ge­ winnt. 1 . . . . Ld3 ? Ein Schablonenzug, der den Gewinn vergibt. Schwarz mußte mittels l . . . . f4 die Bildung eines weitere n Freibauern ver­ hindern, z. B. 2. a6 La2 3. de fe 4. a7 Ld5 5. Ke2 e5, und Schwarz gewinnt. 2. d6 K/8 3. g3 ! /4 ? Dies v erliert sogar. N ach der natürlichen Folge 3 . . . . hg+ 4. K :g3 Ke8 5 . h4 Kd7 6. h5 K : d6 7 . h6 f4 ! 8. K :f4 f6 9. Ke3 ' Lf5 l O . a6 Kc6 1 l . a7 Kb7 1 2 . Kd4 K : a7 1 3 . Kc5 Kb7 1 4 . Kd6 Kb6 1 5 . Ke7 Kc5 16. K :f6 Kd6 1 7 . f4 Kd5 1 8 . Kf7 endet die Partie remi s, da Schwarz sich nicht mit dem König zum Bauern f4 begeben kann, ohne seinen letzten B auern einzu­ büßen . 4. gh Ke8 5. Ke 1 ! 185

Der Läufer kontrolliert von d3 aus zwei Diagonalen und stoppt sowohl den a - als auch den h-B auern . Er muß deshalb unbedingt von dort vertrieben werden. Fehlerhaft wäre so­ fort 5 . h5 Kd7 6. h6 K : d6 7 . a6 Kc6, wonach Schwarz doch noch gewänne. 5. . . e5 6. Kd2 e4 7. h5 Lbl 8. a6, und Weiß gewan n. Wie Sie sehen , wurde der Läufer selbst mit Hilfe seines Königs nicht mit drei weit vorgerückten B auern fertig. Wenn der Läufer weit vorgerückte B auern allein bekämpfen muß, kann der Fall eintreten , daß er auch zwei Freibauern nicht aufzu­ halten vermag. Diese Tatsache ist Ihnen bereits bekannt. .

242 B . Horwitz, 1 884

Schwarz am Zuge gewinnt

1. . usw.

. .

c4 ! 2. Kb6 b4! 3. ab a3 4. Lb l c3 5. Kc5 a2 6. L :a2 c2 243 R. Reti , 1 922

Weiß gewinnt Schwarz droht, durch 1 . . . Kg3 remis zu halten. Deshalb muß sich Weiß mit dem König zum h-Bauern begeben, u m diesen zu unterstützen . Macht er aber den natürlichen Zug 1 . Kf4, gerät er nach 1 . . . Le2 in Zugzwang und kann nicht verhindern , daß der schwarze König entweder zum h-B auern oder zu den Bauern am anderen Flügel durchbricht. Die richtige .

.

1 86

Fortsetzung ist 1. Kf5!! Schwarz hat danach zwei Möglich­ keiten : a) 1 . . . . Le2 2. Kf4 ! ! (jetzt ist Schwarz im Zugzwang) 2 . . . . Kg2 3 . Kg5 Kf3 4. h5 Ke3 5 . h6 Ld3 6. a5 , und Weiß ge­ winnt. b) 1 . . . . Ke3 2. a5 Kd4 3. b6 ab 4. ab Kc5 5. Kf4 ! ! (der Läufer ist plötzlich vollkommen überlastet) 5 . . . . Ld5 6. Ke5 ! Lf3 7. h5, und die B auern sind nicht aufzuhalten . Im End spiel wiegen drei B auern einen Läufer gewöhnlich völlig auf. 244 Capablanca-Lasker New York 1 924

Weiß gewinnt Auf dem Brett be steht relative Materialgleichheit. Der schwarze Bauer e4 i st j edoch schwach , und der Läufer, der ihn verteidigen muß, bleibt deshalb passiv. Der weiße König i st bedeutend aktiver al s der schwarze . All das bildet ein zum Gewinn au sreichendes Ü bergewicht. Weiß kommt zum Erfolg , indem er seine Stellung sy stematisch verstärkt. 1. b4 a6 2. Kg4. Bevor Weiß den Läufer angreift und die Drohung b4-d5 schafft, rückt er den B auern nach f5 . 2. . . . Lc4 3. f5 Lb3 4. K/4 Lc2 5. Ke5 Kf7 6. a4! Kg7 (unerfreu­ lich i st auch 6 . . . . L:a4 7. K :e4) 7. d5 L :a4 (oder 7 . . . cd 8. K :d5 L :a4 9. K :e4) 8. d6 c5 9. bc Lc6 1 0. Ke6 a5 1 1 . /6 + Schwarz gab auf. Eine gedrückte Figuren stellung kann ein materielles Ü ber­ gewicht völlig wertlos machen. Charakteri stisch ist das folgende Beispi � l . .

.

(Diagramm 245) Schwarz verfügt über einen beträchtlichen Materialvorteil Läufer gegen B auer. N ach 1. K/6 vermag er j edoch nicht, mit den Schwierigkeiten fertig zu werden. 1 . . . L/7 2. h6 Lg8 3. a5 b6! 4. a6! .

187

245 Schumow-Tschigorin Petersburg 1 876

Weiß gewi nnt Weiß umgeht eine raffinierte Falle. Wenn 4 . ab ? ab 5 . g3 , so 5 . . . . Ke8 ! 6. Kg7 Lh7 ! ! 7. K : h7 Kf7 , und der weiße König ist gefangen . Remi s ! 4. . . . Lh 7 5. K:e6 Ke8. Anstelle von 6. Kf6 gewann am einfachsten 6. K : d5 Kd7 7 . Ke5 Ke7 8 . d5 Lg6 9. d6+ ! Kf7 1 0. d7 Ke7 1 1 . d8D+ ! K : d8 12. Kf6 Lh7 1 3 . Kg7 Ke7 1 4 . K : h7 Kf7 1 5 . g3 u sw . W e n n d e r Läufer einen weit vorgerückten Freibauern allein bekämpfen muß, ist außerordentlich wichtig, daß die Diago­ nale , auf der er steht, nicht versperrt werden kan n . Ein klas­ sisches Bei spiel dafür, wie ein B auer den wachsamen Auge n des Läufers entwi scht, ist folgende Studie: 246 A. Troitzki, 1 924

Weiß gewinnt Weiß gewinnt auf äußerst lehrreiche Art. I. c6! (Sperru ng) 1 . . . . dc 2. a6 d2+ ! Ein scharfsinniger Rettungsversuch. Falls 2 . . . . Le4, so 3. d5 ! cd 4. cd Lh 1 5 . d4 (Blockade) oder 3 . . . . L : d5 4. c4 Lg2 5 . c5. 3. K:d2 Le4 4. d5!! Weiß führt diesen Schlag trotzdem au s . 1 88

4. . . . cd. Falls 4 . . . . L : d 5 , so wiederum 5 . c4 Lg2 6. c5. Jetzt über­ nimmt der König die Aufgabe, den Läufer zu blockieren. 5. Ke3 ! Lg2 6. Kd4 und Weiß gewinnt. ,

Viertes Kapitel Läufer und Bauer gegen Läufer

(Gieichfarbige Läufer) Die Beurteilung derartiger End spiele hängt davon ab, wie wirksam die schwächere Seite das Vorrücken des Bauern be­ kämpfen kan n . Wenn es d e m König d e r schwächeren Seite gelingt, e i n Feld vor dem B auern zu besetzen, das der Läufer nicht angreifen kann, i st das Remi s offenkundig. Bedeutend schwi eriger gestaltet sich die Verteidigung, wenn der König nicht auf ein solches Feld gelangt. 247

Remis Schwarz am Zuge hält remis, da er nach I. . . . KeB auf das Feld d8 durchbricht. Weiß am Zuge verhindert dies natürlich mit I. Lh5. Betrachten wir einige danach mögliche V arianten. 1 . . . . Lh3 2. Lg6 Ld7! (zum Verlust führt 2 . . . Lg4 3 . Lf5 L :f5 4. K :f5 Kf7 5. Ke5 Kf8 6. Kf6 ! Ke8 7. Ke6 ! Kd8 8. d7) 3. L/5 KeB remi s. ' Kann Weiß den Läufer abdrängen ? Er müßte dazu mit dem König nach c7 gehen. Nehmen wir an, S chwarz würde sich in diesem Fall passiv verhalten . 2. Ke5 L d 7 3 . Kd5 La4 4 . Kc5 Ld7 5 . Kb6 La4 6 . Kc7 .

Lb5.

1 89

248

Weiß gewinnt Wir haben eine Stellung erreicht, in der es Weiß gelingt, den Läufer zu verdrängen und den B auern in eine Dame zu ver­ wandeln . 7. Lf3 La4 (7 . . . . Ke8 8. Lc6+ L :c6 9. K : c6 Kd8 10. d7) 8. Lc6 L :c6 9. K:c6 Ke8 1 0. Kc7, und Weiß gewinnt. Stellt Schwarz den Läufer im 5 . Zug nach f5 oder auf ein be­ liebiges anderes Feld der Diagonale h3-c8 , bringt Weiß seinen Läufer nach c8 und erzwingt ebenfalls die Verwandlung des B auern. Die pas sive Verteidigung führte Schwarz somit in die Nieder­ lage. Der Läufer allein war nicht imstande, mit den überlege­ nen Kräften des Gegners fertig zu werden. Weiß verwirk­ lichte ein typisches M anöver, mit dem er dem schwarzen Läu­ fer den Weg versperrte bzw. ihn verdrängte. Kann Schwarz dieses Manöver verhindern ? Die Sperrung der Diagonale erfolgte durch den Zug Lc6, der nur abzuwenden gewe sen wäre , wenn der schwarze König auf c5 gestanden hätte. E s ist leicht zu sehen , daß der weiße B auer dann nicht weiterkommt. 249

Remis Zum Bei spiel 1. Lg4 La4 2. Ld7 Ldl 3. Lc6 Lg4, und Weiß hat seine Stellung nicht verbe ssern können. 1 90

Kehren wir zum Diagramm 247 zurück. Während der weiße König nach c7 geht, darf der schwarze nicht tatenlos zusehen, sondern muß sich schleunigst nach c5 begeben : 2. Ke5 Kg7! 3. Kd5 K/6 4. Kc6 Ke5 5. Kc7 Kd4 6. LeB Kc5, und Schwarz hat sein Ziel erreicht. Die Kontrolle des Sperrungsfeldes rettet jedoch nicht immer. Wichtig ist, daß der Läufer genügend Handlungsfreiheit be­ sitzt. I st die Beweglichkeit des Läufers eingeschränkt, kann eine Zugzwangsituation eintreten. 250

Weiß gewinnt Der schwarze Läufer steht sehr beengt. Weiß bringt den G eg­ ner durch einen einfachen Abwartezug des Läufers auf der Diagonale h3-d7 in Zugzwang und gewinnt. Für derartige Stellungen gibt es eine wichtige Regel : Die schwächere Seite kann sich nur dann retten, wenn auf der Diagonale, von der au s der Läufer das Vorrücken des B auern kontrolliert, nicht weniger als drei freie Felder vorhanden sind. Im letzten Beispiel waren es insgesamt zwei, und Weiß kam deshalb zum Erfolg. Hier eine weitere Stellu ng, die diese Regel bestätigt. 25 1 L. Centurini, 1 847

Weiß gewinnt 191

Stände sein König auf a8, würde Weiß leicht gewinnen, indem er den Läufer über a7 nach b8 führte und den schwarzen Läu­ fer abdrängte. Der weiße König ist j edoch weniger gün stig po stiert, so daß Schwarz versuchen kann, den weißen Läufer nicht nach a7 zu lassen. Zu diesem Zweck setzt er auf 1. Lh4 mit 1 . . . . Kb5! 2. Lf2 Ka6! fort. Was soll Weiß dann unternehmen? Auf den Abwartezug 3. Le3 folgt 3. . . . Ld6 ! 4. Lg5 Kb5 5. Ld8 Kc6 ! , und der schwarze König i st rechtzeitig nach c6 gelangt. Trotzdem steht Weiß ein Gewinnweg zur Verfügung. Er wird durch den Zug 3. Lc5! eingeleitet, der Schwarz das wichtige Feld d6 nimmt. Auf 3 . . . . Lf4 ge schieht j etzt 4. Le7 Kb5 5. Ld8 Kc6 6. Lg5! (der entscheidende Tempogewinn !) 6. . . . Lh2 7. Le3, und der weiße Läufer kommt n ach a7 . Die Kenntnis der soeben untersuchten kritischen Stellungen ist sehr wichtig, u m in komplizierteren Endspielen den richtigen Weg zum Remis bzw. zum Sieg zu finden. Hier ein Beispiel au s der Großmeisterpraxi s : 252 Capablanca-J anowski New York 1 9 1 6 J. Awerbach, 1 95 3

Schwarz am Zuge hält remis Schwarz hielt seine Lage für hoffnungslos und gab auf. Bei richtiger Verteidigung i st diese Stellung j edoch nicht zu ge­ winnen, wenn sie der schwächeren Seite auch große Findigkeit und Exaktheit abverlangt. U m die Sperrung der Läuferdiago­ nale zu verhindern, muß der König von hinten kommen. I . . . . Kf4 ! 2. Ld4 (auf 2. Le5+ folgt 2. . . . Ke3 3 . b5 Kd3 4. Kc6 Kc4 mit klarem Remis) 2. . . . Kf3 !! 3. b5 (3 . Lc5 Ke2 ! ! 4 . Kc6 Kd3 5 . Kd7 Lg5 6. b5 Kc4) 3 . . . . Ke2! (der König ist u nwiderstehlich) 4. Kc6 Kd3 5. Lb6 Lg5 6. Kb 7 (die gefährlichste Fortsetzung) 6. . . . Kc4 7. Ka6 Kb3 !! 8. L/2 Ld8 9. Lel Ka4!! Der König ist rechtzei tig zur Stelle. Stände der weiße Läufer auf d2 (statt auf c3), wü rde Weiß selb st dann gewi nnen, wenn Schwarz am Zuge wäre : 1 92

1 . . . . Kg4 2. b5 K/3 3. Kc6 Ke4. Das Pech von Schwarz besteht darin, daß es ihm hier nicht gelingt, mit 3 . . . . Ke2 ein Tempo zu gewinnen. Weiß antwor­ tet darauf 4. Lf4 Kd3 5. Lc7, wonach der B au er schnell zur Dame ginge. Der König muß deshalb das Feld f4 kontrol­ lieren. 4 . Kb 7!! (der einzige Gewinnzug) 4 . . . . Kd3 5. Le 1 ! Kc4 6. Ka6 Kb3 7. La5 Lg5 8. b6, und Weiß gewinnt. Und nun eine Ausnahme, die nicht unter die allgemeinen Re­ geln fällt. 253 L. Centurini, 1 856

Remis Weiß scheint den B auern mit 1. e 7 zur Dame führen zu kön­ nen. N ach J LdB! darf er sich j edoch weder eine Dame noch einen Turm holen, ohne Schwarz patt zu setzen. Zum Remis führt auch 2. e8L wegen 2 . . . . La5 ! 3 . Lg3 Kd8 bzw. 2. e8S wegen 2 . . . . Lh4 ! 3. Lc7 Le7 4. Sg7 Ld8 5. Lf4 Lc7. Interessant ist, daß Schwarz matt würde, wenn der weiße Läufer auf g3 , f4 oder e5 stände : 2. e8L ! La5 3. Ld7 + u sw . Besitzt die stärkere Seite zwei Mehrbauern , ist d i e Verwer­ tung dieses Vorteils in der Regel elementar einfach. Es gibt aber auch Au snahmen, wo ein Gewinn unmöglich ist. •

• . .

254 R. Fine, 1 94 1

Anzug beliebig. Remi s 13

Awerbach, Schachend

I

1 93

Wir haben wieder ein klassisches Bei spiel für Blockade vor uns. Der schwarze König hat den einen B auern zuverlässig blok­ kiert und kontrolliert den anderen. Alle Versuche von Weiß, sich zu befreien , sind vergeblich, z. B . : 1 . Kd l Kd3 2. b 5 Ld8 neb st 3. . . . Kc4 oder I . Kb2 L/4 2. Ka3 Lg5 3. Ka4 Ld8! (der König darf nicht nach a5 ge­ lassen werden) 4. b5 Lb6 u sw. Ist einer der B auern ein Randbauer und dessen Umwandlungs­ feld dem Läufer unzugänglich, bieten sich ebenfalls Remis­ mögl ichkeiten. 255 Goglidse-Kasparj an Tbili ssi 1 929

Anzug beliebig. Remis I . LeB (fall s 1 . e6, so 1. . Lg4 und 2 . . . . L : e6) I . . . Lg4 2. Kd8. Oder 2. Kd6 Kh6 3 . Ld7 L : h5 4. e6 Kg7 5. e7 Kf6. 2. . . . Kh6 3. Ld7 L :h5 4. e6 Kg7 5. e 7 K/6! 6. LeB Le2 Z Lg6 Lb5 8. Lh5 Ke5! 9. Lg4 Kd6 remi s. Stände in Stellung 255 der B auer auf h4, würde Weiß leicht gewin nen : 1 . Le8 Lg4 2. Kd6 Kh6 3 . Ld7 Lh5 4. e6 Kg7 5. e7 Kf6 6. Lb5 Lg6 7. Kd7 Ke5 8. Kd8 Kd6 9. Le8 Ld3 1 0 . Lf7 Lb5 1 1 . h5 usw. . .

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252 Benediktsson-Olafsson Reykj avik 1 956

Schwarz am Zuge 194

Eine Be sonderheit dieser Stellung besteht darin, daß es Schwarz bei genauer weißer V erteidigung nicht gelingt, den Bauern e6 vorzurücken. In der Partie folgte 1 . . . Lc3 2. Ld6 Ke4 3. Le7. Ei nfacher war, mit dem Läufer zu manövrieren, ohne die Kon­ trolle über das Feld e5 aufzugeben . Aber auch der geschehene Zug verliert noch nicht, da Weiß auf 3 . . . . e5 die Antwort 4. Lf6 hat. 3. . : . Le5 4. Lb4 Lc7 5. Lc3, und alles kann wieder von vorn beginnen. In der Partie griff Weiß mit 5 . Le7 ? daneben, so daß Schwarz durch 5 . . . . Kf5 6. Lh4 Lf4 ! 7. Le t e5 8. Lc3 e4 eine Ge­ winn stellung herbeiführen konnte . Nach 9. Ld4 Kg4 1 0 . Lf2 Kf3 t l . Lh4 (dies ändert schon nichts mehr ; t l. Ld4 Lg3 t 2 . Lc5 Lf2 1 3 . Lb4 e3 t4. Kh2 Kg4 t 5 . Lc5 Lg3 + 1 6. Kg t e2 t7. Lb4 hat das gleiche Ergebnis) t l. . . . e3 t2. Lf2 e2 1 3 . Le t Lg3 t4. Lb4 Kf2 t 5 . Lc5 + Kf l t 6. Lb4 Le t t 7 . Le7 Ld2 t 8 . Lh4 Le3 gab Weiß auf. .

Fünfte s Kapitel Verwertung eines materiellen Ü bergewichts

(Gleichfarbige Läufer) In Endspielen mit gleichfarbigen Läufern führt ein M ehrbauer in der Regel zum Gewinn. Der Gewinnplan läßt sich unter Vorbehalt in folgende Hauptetappen einteilen : 1 . König und Läufer beziehen die günstigsten Positionen (Ver­ stärku ng der Figuren stellung. 2. Die B auern werden so vorteilhaft wie möglich aufgestellt, die Bi ldung eines Freibauern wird vorbereitet (Verstärku ng der Bauernstellu ng) . 3 . Es wird ein Freibauer gebildet und mit Unterstützung des Königs vorgerückt. Die wei teren Operationen hängen vom Plan des Verteidigers ab . 4. Versucht der Gegner, den Freibauern mit dem Läufer zu blockieren , müssen König und Läufer ihn verdrängen oder ihm die Di agonale sperren und so den weiteren Vormarsch des Bauern sichern . 5 . Wenn der König den B auern blockiert, wird seine dadurch 1 3*

1 95

verursachte Ablenkung genutzt, um mit dem eigenen König zu den B auern am anderen Flügel zu gehen und dem Gegner dort entscheidenden Materialverlust zuzufügen. Mit verschiedenen Details dieses typischen Planes werden wir uns bei der Analyse von Bei spielen vertraut machen . Sehen wir uns an , wie Weiß sein Ü bergewicht in Stellung 257 reali siert. 257 Nach R. Fine, 1 94 1

Weiß gewinnt I . Kfl Kf8 2. Ke2 Ke8 3. Kd3 ! Der König strebt nach c4, wo er bei der B ildung eines Frei­ bauern helfen kann. 3. . . . Kd7 4. Kc4. Die Aufstellung des Königs wurde wesentlich verstärkt. 4. . . . Kc6 5. Lc3 g6 6. b4 Lb6 7 f3 Lc7 8. a4 Lb6 9. Ld4. Auch der Läufer hat eine starke zentrale Position bezogen . Von diesem Feld aus wird er in der Folge den Freibauern unterstützen. 8. . . . Lc7 1 0. b5+ . Nachdem seine Figuren und B auern vorteilhaft po stiert sind, kann Weiß zur nächsten Etappe übergehen. 10. . . . ab 1 1. ab+ Kb 7. Der Versuch, das Vordringen des weißen Königs zu verhin­ dern, verliert sofort. Auf 1 1 . . . . Kd6 folgt 12. Lc5 + Kd7 1 3 . b6 Lg3 14. Kd5 Lf4 1 5 . Ld4 und 16. Le5 . J2. Kd5. Alles verläuft nach Plan. Der schwarze König ist durch den Freibauern abgelenkt, und Weiß schickt sich an, die B auern des Königsflügels anzugreifen. Im Gegensatz zu einem B au­ ern- oder Springerendspiel ist der Kampf jedoch noch nicht zu Ende. Weiß hat noch eine weitere Hürde zu ü berwinden. Schwarz v ersucht nämlich, die Reichweite des Läufers zu nu tzen , um die Zugänge zu den B auern zu kontrollieren und .

1 96

das Eindringen des Königs zu verhindern. Um zu gewin nen, muß Weiß ihm den Weg freikämpfen. 12. . . . Lb8. Nach 1 2 . . . . Lf4 1 3 . Le5 Le3 14. Kd6 bricht Weiß sofort ins schwarze Lager ein. Jetzt hingegen bringt 1 3 . Le5 La7 14. Kd6 nichts ein, da der König durch 1 4 . . . . Lb8+ zum Rückzug gezwungen wird . Auch nach 14. Ld6 Lf2 ! 15. Ke5 Lg3 + kommt Weiß nicht weiter. Der schwarze König ist ebenfalls nicht zu verdrängen. Es ist nützlich, dieses Endspiel nochmals mit einem B auern- oder Springerendspiel zu vergleichen. Dort war es Zugzwang, dem er weichen mußte . Hier liegt einstweilen keine Zugzwang­ situation vor. Der Läufer kann manövrieren und dabei die Zugänge zu seinem Lager bewachen. Ist e s aber nicht möglich, die B eweglichkeit des Läufers ein­ zu schränken ? Wie sich heraus stellt, ja: 13. L/2! Lc7 14. g3 h5 15. h4 (aber nicht 1 5 . f4? h4) 15. . . . Lb8 16. b6! Das Problem ist gelöst. Schwarz ist in Zugzwang geraten und kann sich nicht gegen das M anöver 17. f4, 1 8 . Ld4 und 19. Le5 mit Ü bergang in ein B auernendspiel verteidigen. Auch nach 16. . . . Kc8 1 7. Kc6 Le5 18. /4 Lb8 19. b 7+ Kd8 20. Lb6+ Ke7 21. Lc7 gewinnt Weiß leicht. Wie Sie sehen, treten in einem Läuferendspiel im Vergleich zu einem Springer- oder B auernendspiel zusätzliche Schwierig­ keiten auf, die die Verwertung eines materiellen Ü bergewichts komplizieren. Selbst in diesem Idealfall mußte sich Weiß äußerst an strengen, u m eine Zugzwangsituation zu schaffen und mit dem König ins gegnerische Lager einzudringen. Sehen wir uns nun an, wie die Realisierung eines materiellen Übergewichts in der Praxis vor sich geht. 258 Fine-Kashdan New York 1938

Weiß gewinnt Die erste Frage, die sich Weiß beantworten muß, i st, wohin er den König führen soll. Die B auern des Königsflügels anzu1 97

greifen wäre sinnlo s : Schwarz kann den einzigen Einbruchs­ pu nkt leicht verteidigen. Auch am Damenflügel scheint ein Durchbruch nicht möglich . Aber gerade dieses Manöver bringt Weiß den Sieg. 1. Kf2 KdB 2. Ke3 Kc7 3. Kd4. Der König beab sichtigt, den schwarzen a-Bauern anzugreife n. 3. . . . a5. Nach 4. Kc4 wäre Schwarz wegen der Drohung 5. Kb4 so­ wieso zu diesem Zug gezwungen. 4. Ld3. Weiß beginnt, seine Läuferstellung zu verbessern . Der Läufer muß dem Kö nig helfen, ins schwarze Lager einzudringen . 4. . . . LeB 5. Lc4 Ld7 6. Lb3 ! LeB. Schwarz muß so spielen. Auf 6 . . . . Kb7 entscheidet 7 . c6+ ! L : c6 (7. . . . K :c6 8. La4+ Kc7 9. L : d7 K : d7 1 0 . Kc5 , und Weiß gewinnt) 8. L:e6 Kc7 9. Kc5. Z La4 ! La6! In der Partie geschah 7 . . . . Lb7 8 . Kc4 La6+ 9. Lb5 Lb7 10. Kb3 , und Schwarz gab auf, da der Bauer a5 verloren­ geht. Wie soll Weiß j etzt ins gegnerische Lager einbrechen? Er gibt, um dem König den Weg zu ebnen, seinen Mehrbauern zurück. B. c6! Kb6! 9. e7 LeB 10. LeB K:e7 1 1. Ke5 La5 12. La4 g5 13. Lb3 LeB 14. Kb5 Ld7+ 15. K:a5. Weiß hat sein Ziel erreicht: Er hat den c- gegen den a-Bauern ei ngetau scht. Der Weg des Königs ins schwarze Lager ist frei. Beachten Sie, daß Weiß, um den König zu aktivieren , seinen Materialvorteil hergab , daß der aktive König aber sei nerseits neuen M aterialgewinn verbürgte . Diesem interessanten Ver­ fahre n , der Transformation eines Vorteils, sind wir schon frü her begegnet. Der Rest ist einfach: 15. . . . Kb7 16. La4 LeB 1 7. Kb5 Ld7 1B. Kb4 LeB 19. Ke5 Ke7 20. Lb3 Ld7 21. a4 LeB 22. a5 Ld7 23. a6 L eB 24. Le4 Ld7 25. Lb5 LeB 26. g4, und Schwarz kann aufgeben. (Diagramm 259) Der weiße Materialvorteil ist gering - ein verdoppelter Mehr­ bauer. Weiß verfügt indes ü ber ein solides positionelles Ü ber­ gewicht. Die gegneri schen Figuren sind in ihrer Beweglichkeit stark ei ngeengt, da al le schwarzen Bauern auf Feldern von der Farbe des Läufers stehen . 1 98

259 Petrosj an-Seinalli Leningrad 1 946

Weiß gewinnt Die Aufgabe wäre ei nfach, gäbe es für den weißen König Einbruchspu nkte . Das i st aber vorläufig nicht der Fall. Ein Versuch, am Königsflügel durchzubrechen, bliebe erfolglo s : Wenn Weiß den K önig nach f2 stellt und g3-g4 spielt, ge­ schieht h5-h4 . Der Durchbruch muß am Damenflügel erfolgen . Weiß zog da­ her 1. a6! ba. Falls l. . . . b6, so 2. a4 nebst 3. cb+ und 4. a5 + . 2. Ka5 Kb 7! Am besten. Der schwarze König bezieht rechtzeitig eine neue Verteidigu ngsposition , da der B auer ohnehin nicht zu halten ist. In der Partie geschah schwächer 2. . . . Lc8 3. h4 Ld7 4. L : a6 Le8 5. Lc8 Lf7 6. Ld7 Kb7 7. a4 Kc7 8. Ka6 ! K:d7 9. Kb7, und der a-Bauer war nicht mehr zu stoppen. 3. L :a6+ Ke7! 4. Le4 Kb 7! Damit wird die Idee der Verteidigung deutlich. Weiß hat zwar einen Freibauern bilden können, aber Schwarz fährt fort , das Eindringen des Königs zu verhindern . 5. h4 Ke7! Auf 5. . . . Ka7 entscheidet wie in der Partie 6. La6 Ld7 7. Lc8. Schwarz hat vor, den König nicht von der a-Linie zu lassen, wo er seinem B auern im Wege steht. 6. Ka6 LeB+ 7. Ka 7 Ld7 B. a4 LeB 9. a5 Ld7 / 0. L a 6 LeB 1 1 . Le8!! Dieser prächtige Schlag durchkreuzt die schwarzen Pläne. 1 1 . . . ,. K:eB. Ganz einfach hat es Weiß nach 1 1 . . . . Lf7 1 2 . Ld7 ! (der Läufer fühlt sich im feindlichen Lager wie zu Hause !) 12 . . . . Lg8 1 3 . Le8 Lh7 14. Lf7 usw. 12. Kb6 KbB 13. a6 KaB! Oder 1 3 . . . . Ld7 1 4 . a7 + Ka8 1 5 . Kc7 Le8 1 6. Kd8 Lf7 1 99

17. Ke7 Lg8 1 8 . Kf8 Lh7 1 9. Kg7 (Ironie des Schicksals ! Der son st so schnellfüßige Läufer konnte, eingeengt durch eigene B auern, dem relativ langsamen König nicht entgehen) 19 . . . . K : a7 20. K :h7 Ka6 2 1 . K :g6 Kb5 22. Kf6 K :c5 23 . K : e6 Kd4 24. K :f5 c5 25 . e6, und der weiße B auer kommt zu­ erst. 14. Kc7 Ka 7 15. KdS Lf7 16. Ke7 LgS 1 7. Kd7! 17. Kf8 Lh7 1 8 . Kg7 würde das Spiel hinau szögern , da Schwarz nach I8 . . . . K : a6 I9. K : h7 Kb5 20. K :g6 K:c5 2 1 . K : h5 Kd5 ebenfalls eine Dame erhält. I7. . . . Lf7 (oder 17. . . . K : a6 I 8 . K : c6 Lf7 I9. Kd7 , und Weiß gewinnt) I 8 . K:c6 Le8 + I9. Kd6 K : a6 20. c6 Kb6 2 1 . c7 Kb7 22. Ke7 ! , und Weiß gewinnt. Auch im folgenden B ei spiel wird um ein Einbruchsfeld ge­ kämpft. 260 Botwinnik-Bondarewski Wettkampfturnier I94 I

Schwarz a m Zuge Schwarz muß in s gegnerische Lager eindringen. Wie ist das zu erreichen ? Wie B otwinnik nachwies, geschah am ein­ fachsten l. . . . Ld6 2. Lf2 Lc5 3. Le i Kb6 4. Ld2 Ld6 5. Kd4 Kc6 6. Le i Le5 + 7 . Kd3 Kc5 8. Ld2 Lai 9. Le i d4 ! 10. Ld2 Lc3 ! (ein B auernopfer mit dem Ziel , Einbruchsfelder zu schaffen) 1 1 . L : c3 dc I 2 . K : c3 a5 , und Weiß wird letzten Endes gezwungen sein , den schwarzen König durchzu­ lassen. Schwarz spielte anders : I . . . f5. Danach i st der soeben ge­ zeigte Plan nicht mehr durchführbar, z . B. 2. Lf2 Ld6 3. Ld4 g6 4. Le3 Lc5 5. Lg5 Kb6 6. Ld8 + . Der Läufer läßt den schwarzen König nicht durch, indem er ihn von hinten an­ greift. Schwarz hat aber noch eine andere , allerdings kompliziertere Möglichkeit - einen Durchbruch am KönigsflügeL Dazu mü s­ sen dort zunächst Einbruchsfelder geschaffen werden. .

200

2. Lf2 Kd6 3. La 7 Ke6 4. Le3 Kf6 5. Ld2 Kg6 6. Ke2 Kh5 7. Le 1 Kg5 8. Ld2+ Kh4 9. Le l + Lg3 1 0. Lc3 g5. Bisher verfolgt Schwarz konsequent sein Ziel . Er hat den Kö­ nig in die für den Durchbruch geeignete Au sgangsposition ge­ bracht und beabsichtigt nun, eine Bresche in die gegnerische Verteidigungsstellung zu schlagen. 1 1. Ld4 g4 12. Lf6+ Kh5 13. hg+ fg 14. Ld8 Lf4 15. Le 7 gf+ ! In der Partie geschah 15 . . . . g3 ? , was die M öglichkeit zu einem Durchbruch vergab . Nach 1 6. Kd3 Kg6 17. Kd4 Kf7 18. Lh4 Ke6 1 9. Ld8 h5 20. Lh4 Kd6 2 1 . Lf6 Kc6 22. Lh4 war dem schwarzen König der Weg versperrt u nd an einen Sieg schon nicht mehr zu denken. 16. K:f3 Le5 1 7. Ld8 Kg6 18. Le7 Kf5 19. g4+ (sonst folgt 19 . . . . h5) 19. . . . Kg6 20. Ld8 Lf6 La5 Kg5. Endlich ist der König an den gegnerischen B auern herange­ kommen . Das reduzierte Material zwingt Schwarz allerdings zu einer gewissen Genau igkeit. 22. Le1 d4 23. Kg3 Le5+ 24. Kf3 Lc7 25. Ld2+ Kh4 26. Lei + Kh3 27. Ld2 Ld8 28. Lf4 d3 29. Ld2 Le7 30. Lf4 Lb4 31. g5 Le7 32. Ke3 Kg4 33. Le5 L :g5+ 34. K:d3 K/3, und Schwarz gewinnt. Dieses B eispiel zeigt deutlich, daß die Verwertung eines Vor­ teils in Läuferendspielen häufig mit großen Schwierigkeiten verbunden ist und eine außerordentlich exakte Spielführung verlangt . Es i st deshalb nicht verwunderlich, daß in der Praxis bei beschränkter B edenkzeit hier sogar namhafte Meister Fehler machen. Besonders schwierig i st es gewöhnlich, mit dem König ins geg­ nerische Lager einzubrechen, wenn alle B auern an einem Flü­ gel stehen. In diesem Fall ist ein materielles Ü bergewicht oft nicht zu reali sieren. 26 1 Keres-Lilienthal Tallinn 1 945

Weiß am Zuge 20 1

Weiß verfügt uber einen klaren Plan - er will versuchen, mit dem König an den Bauern h6 heranzu kommen . /. Kg3 Le8 2. Kh4 Kc6 3 . Le6 Lg6 4 . Lb3 Kd6 5. Ldl ! Ke7! Schwarz geht nicht in die Falle. Zum Verlust führt 5 . . . . Kd5 6. Lh5 Lh7 7 . Lf7 + K : d4 8 . Kh5 Ke4 9 . K : h6 K :f4 10. h4 Kg4 1 1 . h5 u sw . 6. Lh5. Auf 6. Le2 hält nur 6 . . . . Kf8 ! das Gleichgewicht. Falls 6 . . . . Kf6, so 7 . Lh5 Lh7 8 . Le8 Ke7 9. Kh5 ! K : e8 1 0 . K : h6 Lg8 1 1 . Kg6, und Weiß gewi nnt. 6. . . . Lh 7 7. d5. Hier ergibt 7 . Le8 K : e8 8. Kh5 Kf7 9. K :h6 Lg8 1 0 . Kg5 Ke6 lediglich Remi s, z. B. 1 1 . h4 Lf7 1 2 . h5 Lg8 1 3 . h6 ( 1 3 . Kg6 Lf7 +) 1 3 . . . . Lh7 1 4 . d5+ K : d5 1 5 . Kf6 Kd6 16. Kg7 Ke7 ! 1 7 . K : h7 Kf7 usw. Z . . Kd6! Der einzige Remiszug, den Schwarz in der Partie allerdings nicht fand. Dort folgte 7 . . . . Lg8 ? 8. Lg6 L : d5 9. Kh5 Kf6 10. K : h6 Le6 1 1 . Kh7 Ld5 12. h4 Lc4 1 3 . h5 Ld5 14. Le8 ! (selbstverständlich ni cht 1 4 . h6 Lf7 ! mit Remi s ; Schwarz setzt seine Hoffnu ngen darauf, daß der gegnerische König nicht au s seinem Gefängnis ausbrechen kann) 14 . . . . Le6 1 5 . h6 Lf7 1 6 . Ld7 ! Lc4 1 7 . L :f5 ! (die Pointe !) 1 7 . . . . Kf7 1 8 . Ld7 Ld3 + 1 9 . f5 Kf8 20. Le6, und Weiß gewann . a) 8. Le8 Ke 7 9. Kh5 K:e8 10. K:h6 Lg8 1 1 . d 6 Kd7 12. h4 Lf7! remi s . b) 8 . Lf7 K e 7 9 . Kh5 (falls 9. Le6, so 9 . . . . Lg6 1 0 . Kg3 Kd6 1 1 . Kf2 Lh5) 9. . K:f7 10. K:h6 Lg8 J J . d6 K/6!, ebenfalls mit Remi s. Eine außerordentlich genaue Vorau sberechnung ist in Stellun­ gen mit weitgehend reduziertem Material erforderlich, wenn es bei der Gewinnführung zu Abtau sch kommt und ein Endspiel mit Läufer und Bauer gegen Läufer entsteht. Das Ergebnis hängt oft von einem einzigen Tempo ab. Derartigen Beispielen wollen wir uns j etzt zuwenden. .

. .

(Diagramm 262) Stände der weiße Läufer auf e4, könnte l. f5 nebst 2. Ke6 mit Bauerngewinn geschehen . Diese Möglichkeit be steht j etzt nicht, da 1 . Le4 mit 1 . . . . f5 beantwortet würde. Trotzdem ge­ lingt es Weiß , den Sieg davonzutragen , obwohl, wie wir sehen werden, das Resu ltat von einem einzigen Tempo abhängt. 202

262 Santasiere-Kashdan Boston 1 938

Weiß am Zuge Es folgte J . Ke 7 f5 2. Kf6 Lh3 3. Ke5. Falls 3 . Kg5, so 3 . . . . Kc8 4. Le6+ Kb7 5. L :f5 Lg2 6. Ld3 Lh3 7 . Le2 K :b6 8. Lg4 Lf l 9. f5 Kc5 10. f6 Lc4 1 1 . Kg6 Kd6· 1 2 . Kg7 Ke5 1 3 . Lh5 Kf4 ! mit Remi s. 3 . . Kc8 4. Le6+ Kb 7 5. L :f5 Lfl 6. Le6 K:b6. In der Partie zog Schwarz 6 . . . . Ld3 ? und gab nach 7. Kd4 auf. 7. f5 Kc7 8. f6 Kd8 9. Lf7! Kd7 1 0. Kf5 Kd6 1 1 . Kg6 Lb5 12. Kg7 Ke5 13. Lg8, und Schwarz fehlt ein Tempo. An stelle von 3 . . . . Kc8 war 3 . . . . Lg4 ! hartnäckiger. In die­ sem Fall führt 4. Le6 Kb7 5 . L :f5 Le2 6. Le6 K :b6 7. f5 Kc5 8 . f6 Lh5 nur zum Remi s. Aber auch 3 . . . . Lg4 rettet Schwarz nicht. Weiß gewi nnt sehr . elegant : 4 . Lg2 ! Kc8 5 . Kf6 ! Kb8 6. Kg5 Kc8 7 . Le4 ! ! (der einzige Gewinnzug) 7. . . . Kb8 7 . . . . fe 8 . K : g4 Kb7 9. f5) 8. L:f5 Lf3 9. Lh7 Kb7 1 0 . f5 K :b6 1 1 . f6 Ld5 1 2 . Kg6 Kc5 1 3 . Kg7 Kd6 14. Lg8, und Schwarz kommt zu spät. Wie die Analy se zeigt, war die N iederlage von Schwarz auf die ungün stige Postierung des Läufers zurü ckzuführen. Stände er in der Anfangsstellung auf d3, könnte Weiß nicht gewinnen, wen ngleich sich Schwarz sehr genau verteidigen muß. .

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263 J. Awerbach, 1 954

Wei ß am Zuge 203

Sehen wir uns mögliche Fortsetzungen an. 1. Ke6 f5 2. Ke5 Lc2 3. Le6 Kb7 4. L :f5 Ld 1 5 . Le4 + K : b6 6. f5 Kc7 7 . f6 Lh5, und Weiß vermag nicht zu gewinne n . Weiß kann, o h n e d e n Abtausch z u forcieren , m i t 3 . Kd4 ver­ suchen, den Läufer von der Diagonale b 1-e4 zu verdrängen. Danach führt die natürliche Erwiderung 3 . . . . Lb1 zum Ver­ lust. Weiß gewinnt allerdings nur in wahrhaft studienartiger Manier : 4. Lc4! Kb 7 5. Ld3 La2 6. Kc5 Le6 7. Lc2! Lc8. Oder 7. . . . Kb8 8 . Kd6 Lc8 9. Ke5 La6 10. L :f5 Kb7 1 l . Le6 K :b6 1 2 . f5 Kc7 l 3 . f6 Kd8 14. Lf7 Kd7 1 5 . Kf5 Kd6 16. Kg6 Ld3 + 17. Kg7 Ke5 1 8 . Lg8, und Weiß ge­ winnt. 8. Lb3 Ld7 9. Ld5+ Kb8 1 0. Lc4 ! Kb 7. Oder 10. . . . Kc8 1 1 . Kd6 La4 1 2 . Le6+ Kb7 1 3 . L :f5 K:b6 14. Le4 Le8 1 5 . f5 Kb5 1 6. f6 Kc4 17. Ke7 Lh5 1 8 . Lc6 und 19. Le8 bzw. 10 . . . . La4 1 1 . Ld3 Ld7 1 2 . Kd6 Lc8 1 3 . Ke5 u sw . 1 1 . Lb3 ! Kb8. Zu Zugzwang führt 1 1 . . . . Lc8 1 2 . Ld5 + Kb8 l 3 . Kd4 ! ! La6 1 4 . Lc4 ! Lc8 1 5 . Ke5 Ld7 1 6. Ld5 Lc8 1 7 . Lc6 ! 12. Kd6! Le8. Oder 12. . . . Lb5 1 3 . Lc2 Kb7 1 4 . L :f5 K : b6 1 5 . Le4 Le8 16. f5 Kb5 17. f6 u sw. 13. Le6 Kb7 14. L:f5 K:b6 15. Ld3! Kb7 1 6. /5 Kc8 1 7. Ke7 Lh5 1 8. /6, und Weiß gewinnt. Alle diese feinen Ideen kommen j edoch nicht zur Geltung, wenn Schwarz anstelle von 3 . . . . Lb 1 mit 3 . . . . Ld l ! fort­ setzt. Auf 4. Lc4 folgt dann 4. . . . Kb7 5. Kc5 Lc2, und der Läufer verbleibt auf der erforderlichen Diagonale. Weiß gewinnt auch nach 3 . . . . Kc8 nicht, z. B. 4. Lc4 Kb7 5. Ld3 Ld l ! 6. Kc5 Lg4. Der schwarze Läufer steht jetzt zwar auf der schlechten Diagonale. Der weiße König kann j e­ doch nicht nach e5 geführt werden, ohne daß der Läufer auf die Diagonale b 1 -e4 zurückkehrt, z. B. 7. Lc2 Kb8 8. Kd4 Kb7 usw. Noch schwerer ist wohl die folgende Stellung zu beurteilen. (Diagramm 264) Auch hier gelingt es Weiß nicht, den B auern zu gewinnen , ohne den g-B auern aufzugeben . Zwar ist der schwarze König nach dem Abtau sch noch weiter vom Bauern entfernt, aber dafür muß der Bauer b3 dreimal (auf b4, b6 und b8) eine Läufer204

264 Capablanca-J anowski New York 1 9 1 6

Weiß a m Zuge diagonale überwinden , und während Weiß mit dem Läufer manövriert, kann Schwarz seinen König annähern. Weiß spielte I. Ke4. Weshalb setzte er nicht mit 1 . Kc5 b4 2. Kc4 Le t 3 . Lc5 Kg7 4. L : b4 fort? Weil, wie eine sorgfältige Analyse zeigt, Schwarz in diesem Fall zum Remis käme. Schwarz hat drei Möglichkeiten. Er kann den Läufer nach f2, g3 oder h4 ziehen. Sehen wir uns diese Erwiderungen der Reihe nach an : a) 4 . . . . Lf2 5. Lc3 + K : g6 6. b4 Kf7 7. Ld4 Lg3 8. b5 Lc7 ! 9. Kd5 Ke7 1 0 . Kc6 Kd8 1 1 . Lb6 (das Spiel scheint entschieden, doch Schwarz findet eine studienartige Rettung) 1 1 . . . . Kc8 ! ! b) 4 . . . . Lg3 ! (auf diese Weise hält Schwarz am einfachsten remis) 5. Lc3 + K : g6 6. b4 Kf7 7 . b5 Lc7 ! 8. Kd5 Ke7 9. Kc6 Kd8 10. Kb7 Kd7 1 1 . Ld4 Ld8 12. Lb6 Lh4 1 3 . Lc7 Lf2 14. Lb8 Lh4 ! ( 1 4 . . . . Le3 1 5 . Ka6 Kc8 1 6. La7 Lf4 17. b6, und Weiß gewinnt) 1 5 . Ka6 Kc8 1 6. La7 Ld8, und Weiß kommt nicht weiter. c) 4 . . . . Lh4? (diese Fortsetzung verliert, da der Läufer auf ein schlechtes Feld gerät) 5 . Lc3 + K:g6 6. b4 Kf7 7. b5 Ld8 (oder 7 . . . . Ke6 8. b6 Kd7 9. Kb5 Kc8 10. Ka6 neb st 1 1 . b7 +) 8. Kd5 Ke8 9. Kc6, gefolgt von Le5-c7 und b5b6-b7. Auch 6 . . . . Kf5 7. Kd5 Ld8 8. b5 Kf4 9. Le5 + Ke3 10. Kc6 Kd3 1 1 . Lc7 ändert nichts mehr. Der Zug 1. Ke4 ist für Capablanca charakteristisch. Als feiner Kenner des Endspiels ü berstürzt er nichts, sondern schöpft zu­ nächst alle Chancen au s. Es folgte I. . . . b4 2. Le3 Lc3 3. Kd3 Lei 4. Ld2 L/2 5. Ke4 Lc5? Nach 5 . . . . Kg7 6. Kf5 Lc5 7 . Lf4 Lf2 8 . Le5 + Kg8 wäre Weiß nichts anderes ü briggeblieben, als sich mit dem König 205

zum b-Bauern zu begeben, was, wie wir schon feststellten, nur zum Remis fü hrte . Der Textzug gestattet Weiß, das für einen vollen Erfolg notwendige Tempo zu gewinnen. 6. Kd5! Le7. Oder 6. . . . Lf2 7 . L : b4 Kg7 8. Lc3 + K : g6 9. b4 Kf7 10. Ld4 Lg3 1 1 . b5 Lc7 1 2 . Kc6 La5 1 3 . Le5 neb st 1 4 . Lc7 und 1 5 . b6. 7. Kc4 Kg7 8. L :b4 LdB 9. Lc3+ K:g6 10. b4 K/5 1 1 . Kd5, und es ist Stellung 252 erreicht, in der Schwarz aufgab , obwohl er, wie wir wissen, remis halten konnte. Schuld an diesem überraschenden Partieau sgang war ein unscheinbarer Fehler. Hätte Weiß anstelle von 9 . Lc3 + mit 9 . Ld2 ! fortgesetzt, wäre Schwarz selbst bei be ster Verteidigung verloren gewesen, z. B . 9. . . . Le7 ( 9 . . . . K :g6 1 0 . b 4 Kf5 1 1 . K d 5 wurde bereits bei der Analy se des Bei spiels 252 untersucht) 10. Le3 K :g6 1 1 . Lc5 Ld8 ( 1 1 . . . . Lh4 1 2 . b4 Kf7 1 3 . b5 Ke6 14. b6 Kd7 1 5 . Kb5 Kc8 16. Ka6) 1 2 . b4 Kf5 1 3 . Kd5 Kf4 1 4 . b5 Kf3 15. Kc6 Ke4 16. Ld6 Kd4 17. Lc7, u n d Schwarz kommt zu spät. 265 "Schach in der UdSSR" 1 937

We i ß am Zuge Hier geli ngt es Weiß nicht zu gewinnen, weil seine B auern nahe beieinander stehen. Die Verteidigung erfordert j edoch außerordentliche Genauigkeit. I . Lc2 Lg4 2. La4+ Kc 7! Die exakte Antwort. N ach 2 . . . . Ke7 3 . Ke5 Lh3 4. c6 Lg2 5. c7 Lb7 6. Lb5 ! Lc8 7. Lc4 kann Schwarz aufgeben. 3. Ke5 Lh3! Wiederum die ei nzige Antwort. Zum Verlu st fü hrt 3 . . . . Lf5 4. Lb3 Kd7 5 . Ld5 ! ! ed (5 . . . . Lh3 6. c6+ Ke7 7. Lb3 Lg2 8. La4 Lf3 9. c7 Lb7 1 0. Lb5 ! , und Weiß gewinnt) 6. K:f5 Kc6 7. Ke5 K : c5 8. f5 Kc6 9. f6 Kd7 1 0 . K : d 5 . 4. Lb3. 206

Falls 4. Kf6, so 4 . . . . Kd8 ! 5. Kf7 (5 . c6 Kc7 6. Ke7 Lg4 7. Lb3 e5 ! mit Remis) 5 . . . . Lg4 6. Lb5 Lf5 7. Le8 Lg4 8. Kf8 Le2 ! 9. c6 Lc4 1 0. Ld7 Ld5 1 1 . Kg7 Ke7 mit Re­ mi s . 4. . . . K d 7 5. c6+ K:c6 6. L :e6 Lfl 7. /5 Ld3 B. /6 Lg6 9. Lb3. Wenn 9. Kf4, so 9. . . . Kd6 1 0 . Kg5 Le8 1 1 . Lb3 Ke5 re­ mis. 9. . . . Kc5 10. K/4 Kd6 1 1. Kg5 LeB 12. Kh6 Ke5 13. Kg7 K/4, und Schwarz hält remi s. Charakteri sti sche Feinheiten gibt es in Stellungen, wo einer der Bauern ein Turmbauer i st, dessen Umwandlu ngsfeld dem Läufer unzugängl ich ist. 266 Awerbach-Were ssow Moskau 1 947

Schwarz am Zuge . Weiß gewinnt Der b-Bauer kann nicht vorrücken, und ein Durchbruch des weißen Königs zum schwarzen Bauern scheitert an der starken Aufstellung des gegneri schen Königs. Trotzdem ist ein Ge­ winn möglich, weil der schwarze Bauer auf einem Feld der Läuferfarbe steht. Stände der Bauer auf h6, könnte Schwarz offe nsichtlich remi s halten. Schwarz hat zwei Möglichkeite n : a ) 1 . . . LeB 2 . Lf3 Kf5. Der weiße Plan besteht i n einem Angriff auf den gegneri schen B auern , wobei dem König der Weg durch die Herbeifü hrung ei ner Zugzwangsituation geeb net werden soll. Die sofortige Annäherung des Königs an den b-B auern bri ngt Weiß nichts ein : 3. Kd4 Kf4 4. Ld5 Kg3 5. Kc5 K : h4 6. Lc6 L : c6 7. K : c6 Kg4 8. b5 h4 mit Remis. 3. Le2 ! Ke5 4. Ld3 ! Kd5. Falls 4 . . . . Ld7, so 5. Lg6 Kd5 6. L : h5 Kc4 7. Le2+ K : b4 8. h5 Lf5 9 . Ld3 Le6 1 0 . h6 Lg8 1 1 . Kd4, und der weiße König begibt sich nach g7. .

207

5. Kf4 Kd4 6. Le2 Kc3 7. L:h5! L :h5 B. b5, und einer der Bauern geht zur Dame . b) 1 . . . . La4 (das geschah in der Partie) 2. Lg6 Ld l 3. b5 Kd5 4. Kf4 Kc5 5. Kg5! Le2! Oder 5 . . . . K :b5 6. L :h5 Lc2 7 . Le8 + Kc5 8. h5 Kd6 9. Kf6 ! u sw. 6. LeB! Fehlerhaft wäre 6. L : h5 ? L : b5 7. Lg4 Le8 8. Lf5 Kd6 9. Lg6 Ke7 mit Remis. 6. . . . Kb6 7. L:h5 L :b5 B. Lg4 LeB 9. Lf5 Kc 7 10. Lg6 KdB 1 1. Kf6! Schwarz gab auf. Weiß konnte bis zuletzt danebengreifen : 1 1 . L:e8? ergibt nur Remi s. 267 Seibold-Keres Fernpartie 1 934

Weiß am Zuge Die beiderseitigen Pläne sind etwa die gleichen wie im vorigen Beispiel. Es folgte : I . Ld5 e3 2. Kd3 Lf5+ 3. Ke2 Ld7 4. Lc4 Ke4 5. Ld3+ Kd4 6. La6 Lg4+ 7. Ke1 Kc5 B. a4. Es drohte Kb4-a3 , z. B. 8. Lb7 Kb4 9. Ld5 Ka3 10. Lc4 a5 1 1 . Lb3 a4 1 2 . Lc2 Kb4 1 3 . Le4 a3 1 4 . Ld5 Kc3 1 5 . Lf7 Kb2 16. Ld5 Lf5 1 7 . Ke2 Lb 1 1 8 . K :e3 L : a2 u sw. B. . . . Kb4 9. Lb5 Ka5 10. LeB a6 1 1. Lc6 Kb6 12. LeB Kc5 13. K/1 Le6 14. Ke2 Kd4 15. Lc6 Lc4+ 16. Ke 1 Kc5 1 7. Ld7 Kb4 JB. Lc6 a5 19. Ld7. Schwarz hat den üblichen Plan verwirklicht. Er brachte den König zum einzigen weißen B auern und beabsichtigt j etzt, ihn zu erobern. Die von Weiß gewählte Verteidigung ist zweifel­ los die beste. Der B auer muß auf einem Feld von der Farbe des Läufers stehen, damit dieser ihn decken kann. 19. . . . Lb3 20. Ke2 L :a4 21. Lg4 !! Der einzige Remi szug. Zum Verlust führt 2 1 . Le6 Lb5 + 22. K : e3 Kc3 sowie auch 2 1 . Lf5 Lb5 + 22. K : e3 Kc3. 208

21 . . . . Kc3. Oder 2 1 . . . . Lb5+ 22. K :e3 a4 23 . Kd2 mit Remis. 22. K:e3 Lb5 23. Ld1 Lc4 24. La4 remi s. Auch ein schnelles Vorrücken des a-B auern versprach keinen Erfolg, da Weiß nach 4 . . . . a5 5 . Ld3 a4 6. a3 ! Lc6 7. Lc2 Lb5 + 8. Ke l Ke5 9. Ld l Kd4 1 0 . Lc2 Kc4 1 1 . Ld 1 Kc3 durch den Problemzug 12. Lc2 ! ! remis hält. Weiß machte indes einen Fehler, den Schwarz nicht ausnutzte. � Der Zug 1 . Ld5? war schlecht. Statt dessen mußte 1. Kd2 e3+ 2. Ke 1 geschehen. Schwarz hätte seinerseits 2 . . . . Lf5 + durch 2. . . . Ld7! oder 2 . . . . Lc8 ! ersetzen sollen, z. B . : 3. Ke2. Verteidigt sich Weiß mit 3. Lc4 gegen das Schach, folgt 3 . . . . Kf3 4. Kd4 Kf2 5 . a3 Lg4 6. Ke5 Le2 7 . Le6 Lf l 8. Lg4 a5 9. Kf4 a4 1 0 . Lh5 e2 1 1 . L : e2 K : e2, und Schwarz ge­ winnt. 3. . . . Lb5+ 4. Ke 1 a5 5. a3 Ke5 6. Lb3 Kd4 7. a4. Oder 7. Lc2 Kc3 8. Ld 1 Lc4 9. a4 Lb3. 7. . . . Ld7 8. Ke2 (8. Lc2 Kc3 9. Ld 1 Le8 !) 8. . . . Lg4+ 9. Ke1 Kc3 1 0. Ld5 Ld7 1 1 . Ke2 L :a4 12. K:e3 Lb5! 13. K/2 a4 14. Ke 1 Kc2 15. Le4+ Kc l 16. Ld5 a3 1 7. Le6 La4 18. Ld5 Kc2 19. Ke2 Lb3, und Schwarz gewinnt.

Sechstes Kapitel Verwertung eines positioneilen Ü bergewichts

(Gleichfarbige Läufer) Freibauer Das Vorhandensein eines Freibauern oder die Möglichkeit, einen solchen zu bilden, ist einer der wesentlichsten Faktoren für die Stellungsbeurteilung. Ein entfernter Freibauer lenkt gewöhnlich die Kräfte des Geg­ ners ab und ermöglicht dadurch, den entscheidenden Schlag am anderen Flügel zu führen . Diese Besonderheit des entfern­ ten Freibauern kommt auch in einem Läuferend spiel gut zur Geltung. 14

Awerbach, Schachend

I

209

268 Awerbach-Weressow Moskau 1 947

Weiß am Zuge Bei oberflächlicher Betrachtung der Stellung könnte man zu dem Schluß kommen , daß das positioneile Ü bergewicht auf seiten von Schwarz sei : Er verfügt bereits über einen Frei­ bauern , sein König steht aktiv , die weißen B auern am Damen­ flügel befinden sich auf Feldern der Läuferfarbe . Im Endspiel ist es indes besonders wichtig, eine Stellung in ihrer Dynamik zu beurteilen , d . h., mögliche V eränderungen im vorau s zu be­ rücksichtigen . So gesehen ist der schwarze Freibauer zuver­ lässig durch den König blockiert und kann von beiden weißen Figuren gemeinsam angegriffen werden. Die weißen B au ern am Damenflügel können vorrücken und einen gefährlicheren , weil weiter vom gegnerischen König entfernten Freibauern bil­ den . Schließlich ist Weiß am Zuge und daher in der Lage , die schwarzen B au ern am Königsflügel auf Feldern der Läufer­ farbe festzulegen. Schwarz muß sie verteidigen , was seine Fi­ guren bindet. Folglich besitzt in Wirklichkeit Weiß ein großes positionelles Ü bergewicht. In der Partie folgte : 1. h4 ! Zunächst werden die schwarzen B auern festgelegt. 1 . . . Ld7 2. Lfl a5 3. Lg2! Lc6. Auf 3 . . . Lf5 gerät Schwarz durch 4. Lh l sofort in Zug­ zwang. 4. Lh3 ! Weiß verstärkt mit j edem Zug seine Stellung. Sein Läufer ist aktiver, der schwarze, gebunden an die Verteidigung des B au­ ern , pas siver geworden. Ein Läufer, dessen Aktivität begrenzt ist, wird als "schlecht" bezeichnet. Eine schlechte B auern stellung führt somit zu einem "schlechten" Läufer. Schwarz kann zwischen einem aktiven und einem passiven Ver· .

.

210

teidigungsplan wählen. Sehen wir uns zunächst den aktiven Plan an . a) 4. . . . b5 (dies geschah in der Partie) 5. cb L:b5 6. LeB Lc6 7. b4 ab B. ab Lb5 9. Lb7 g5. In der richtigen Annahme , daß sich seine Rettungschancen dadurch vergrößern, versucht Schwarz, so viel B auern wie möglich abzutau schen. Andere Fortsetzungen sind schlechter, z. B. 9 . . . . Ld3 1 0 . Lc6 Kf5 ( 1 0 . . . . g5 1 1 . hg Kf5 1 2 . g6) 1 1 . b5 Kg4 ( 1 1 . . . . L:b5 1 2 . L : b5 Kg4 1 3 . Kf2 e3+ 1 4 . Kg2 ! usw.) 1 2. b6 La6 1 3 . Kf2 e3+ 1 4 . Kg2, und Weiß gewinnt. JO. L:e4 gh l l . gh La4, und wir haben die für Weiß gewon­ nene Stellung 266 erreicht. b) 4 . . . . LaB 5. Ld7 L b 7 6. b4 ab 7. ab LaB B. c5 bc 9. bc Kd5. Falls 9 . . . . Ld5 1 0 . Le8 Kf5 , so 1 1 . c6! Kg4 1 2 . c7 Le6 1 3 . L:g6 K :g3 14. L : h5 K : h4 1 5 . Lf7 ! Lc8 16. K : e4 Kg5 17. Ke5 La6 1 8 . Le6 Lb7 19. Lh3 La6 20. Kd6 Kf6 2 1 . Kc6 usw. JO. LeB g5! Oder 10. . . . K:c5 1 1 . L:g6 Kd6 1 2 . L : h5 Ke5 1 3 . Lg6 Lc6 14. g4, und Weiß gewinnt. 11. hg K:c5 12. Lg6! Ld5 13. L:e4 LgB 14. K/4 Kd6 15. Kf5 Ke7 16. Kg6, und Weiß gewinnt. In Stellungen, in denen beide Seiten mehrere Freibauern be­ sitzen , hängt die Beurteilung davon ab , wie weit die B auern von den U mwandlungsfeldern entfernt sind und wie wirksam sie von den Figuren bekämpft werden können. 269 Euwe-Lilienthal Stockholm 1 937

Weiß am Zuge Es ist leicht zu sehen , daß hier die weißen Bauern gefährlicher sind. In der Partie folgte : I. a7 Ke5. 1 4*

21 1

Schwarz v ersucht, die Aufgaben abzugrenzen - der Läufer übernimmt den a-B auern, der König den h-Bauern. 2 . Lf7! Lb7 3. h5! /4. Nicht besser ist 3 . . . . Kf6 4. Lg6 Ld5 (um den weißen Kö­ nig nicht nach c4 zu lassen) 5 . Kd3 ! Kg5 6. Lf7 ! La8 7 . Kc4 und 8 . Ld5. 4. h6 K/6 5. h7 Kg7 6. Kc4 /3 7. Lg6! In der Partie geschah 7. Ld5 ? ? f2, und Weiß mußte die Waf­ fen strecken . 7. . . . f2 8. Ld3 La6+ 9. K:c5 L :d3 10. a8D, und Weiß gewi nnt. Das wirksam ste Mittel im Kampf gegen Freibauern ist ihre Blockade durch den König. Blockierte Bauern verliere n bedeu­ tend an Wert. Nicht zuletzt de shalb können zwei verbundene Bauern , die durch den König blockiert sind, schwächer sein al s zwei i solierte. Charakteristisch ist folgendes Beispiel : 270 Strandström-Belowa Riga 1 950

Weiß am Zuge

1. K/4! Kc5 2. Ke3 Kd6 3. Lh3. Nachdem Weiß die gegnerischen B auern gestoppt hat, kann er zur nächsten Etappe übergehen und die Aufstellung des Läufers verstärken. 3. . . . Kc5. Oder 3 . . . . Ke7 4. Kd6 5 . Kd4 Ke7 6. Lg4 Kd6 7. g6, und Weiß gewinnt, da ein Läufer nicht allein mit zwei weit vorgerückten i solierten Bauern fertig wird . 4. Ld7 Lc4. Auf 4 . . . . Kd6 folgt 5. Le8 Ke7 6. Lh5 ! Ke6 7. Kd4 Kd6 8 . g6 u sw. 5. g6 Kd6 6. Le8 Ke 7 7. a6! ba 8. b6! Ld5 9 . g7 Kd8 10. b 7 Kc 7 1 1. Lc6! Lg8 12. L:e4 a5 13. Lc6! a4 14. L :a4 K:b7 15. K:f3 Kc7 16. K/4, und Weiß gewann . 212

27 1 Friedstein-A werbach Tula 1 950 (Partievariante)

Schwarz am Zuge Wer steht besser? Weiß besitzt einen gedeckten Freibauern , der jedoch durch den schwarzen König kontrolliert wird . Alle weißen B auern stehen auf Feldern von der Farbe des Läufers und sind schutzbedürftig. Obendrein hat Schwarz die Mög­ lichkeit, einen Freibauern zu bilden. Das positionelle Ü bergewicht ist folglich auf seiten von Schwarz. Wie aber ist es zu realisiere n ? I . . . a 4 2 . Lf5 ( 2 . K c 2 Lg6) 2 . Le2+ !! 3 . Kc2 a3 ! Eine auf den ersten Blick überraschende Entscheidung. Schwarz schafft sich keinen Freibauern , j a, er scheint sich diese Möglichkeit sogar selbst zu nehmen. Trotzdem ist dies die stärkste Fortsetzung. Schwarz legt den schwachen B auern a2 fest und bindet dadurch den wei ßen Kö­ nig. 4. Kb l. Notwendig. Falls 4. Lg6, so 4. . . . Ld3 + 5 . Kc l b3 6. ab Kb4 ! 7 . d6 Kc3 ! 8. d7 a2, und Schwarz gewinnt. 4 . Ld3+ 5. Ka i. Wegen der Drohung d5-d6 kann der schwarze König die geg­ nerischen B auern vorerst nicht angreifen. Zunächst muß der d-B auer zum Vorrücken gezwungen werden, wozu Schwarz den König nach g7 bringt. 5. . . . Kd6! 6. Lf5 Ke 7 7. Lg6 Kf6 8. Lh 7 Kf7 9. Lf5 Kf7! Das Problem ist gelöst. Weiß befindet sich im Zugzwang, und der B auer ist zum Tode verurteilt. 1 0. d6 Kf6 1 1. d7 Ke 7 12. Lg6 K:d7. Der Rest ist einfach: Der König kann sich jetzt nach d4 be­ geben. Mit 2. Lg4 ! Le8 3 . a3 ! hätte sich Weiß etwas hartnäckiger verteidigen können. Falls darauf 3 . . . . b3, so 4. Kc3 mit Re­ mi s. Schwarz gewinnt in diesem Fall, indem er nach 3 . . . . ba 4. Kc2 Lb5 ! 5. Lf5 Ld3 + ! 6. Kc l a2 7 . Kb2 Lb 1 8 . Lg6 a3+ .

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.

. .

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213

9. Kat Kd6 ! genau wie in der ersten Variante den König nach g7 führt. 272 Lis sizyn-Löwenfi sch Leningrad 1932

Weiß am Zuge Schwarz hat einen entfernten Freibauern, und außerdem ist der weiße B au er h4 schwach. Weiß kommt entgegen, daß sein König aktiv steht, wenig B auern verblieben sind und das Um­ wandlu ngsfeld des Bauern h5 dem Läufer unzugängig i st. In der Partie geschah : 1. Lg3 Lc3 2. Kd3 Le5 3. Lel K/5 4. Ke3 L/6! Durch Drohungen auf beiden Flügeln hat Schwarz den Geg­ ner in Zugzwang gebracht. Weder König noch Läufer können ohne N achteil ziehen. Auf 5 . Ke2 folgt 5 . . . . Kf4, während ein Läuferzug entweder zum Vormarsch des b-B auern oder zum Verlu st des B auern h4 fü hrt. 5. [4 Lb2! Schwarz darf sich nicht mit einem Angriff auf den h-B auern beeilen. Wenn 5 . . . . Kg4, so 6. Ke4 Le7 7. f5 b4 8. L : b4 L :b4 9. Ke3 Kg3 1 0 . Ke2 Kg2 1 1 . f6 remis. 6. Ld2 Lg7 7. Lb4 Lf6 8. Le i Le7! 9 . K/3 Ld6 10. Ld2 Lc7! 1 1. Lc3. Der Zugzwangmechani smu s läuft auf vollen Touren. Weiß darf den b-Bauern nicht vorrücken lassen und muß den B auern f4 geben. 11 . . . . L:f4 12. Lb4 Le5 13. La5 Lf6 14. Lel Le7! 15. Kg3 Ke4. Durch die Schaffu ng aufeinanderfolgender Zugzwangsituationen hat Schwarz nicht nur einen B auern gewonnen, sondern ist auch mit dem König ins gegneri sche Lager eingedru ngen. Er gewi nnt nun am einfachsten , �enn er sofort mit dem König zum b-Bauern geht, z . B . 16. L a5 Kd3 1 7. Lel Kc4 18. K/3 Lb4 1 9. Lg3 Lc3 20. Ld6 Ld4 2 1 . Le7 Lc5 22. Ld8 b4 23. Ke2 b3 24. Kd2 Le3+ 25. Kd1 Kd3 26. L/6 Ld4 27. L:d4 K:d4 28. Kd2 Kc4 u sw . 214

Der erste weiße Zug war j edoch verfehlt. Im weiteren Partie­ verlauf aktivierte Schwarz seinen König, während der weiße zurückweichen mußte und alle Vorzüge seiner Position ein­ büßte . Dies war zu vermeiden, hätte Weiß zunächst mit J. f4 ! Lel 2. /5+ ! den gegnerischen König zurü ckgedrängt, z. B . : 2. . . . Kf7 3. Kd5 L/2. Oder 3 . . . . L : h4 4 . Kc5 Lf2+ 5 . K :b5 h4 6. Kc4 Lg3 7. Kd3 ! ! L : e5 8. Ke2 h3 9. Kf2 Lh2 1 0 . Kf3 mit Remis. 4. Kc6!! Dieser Angriff auf den B auern rettet die Partie. Alles andere ist schlechter, z. B. 4. Lc3 L : h4 5. Kc5 Lg3 6. K:b5 h4 7. Ld4 h3 8. Lg l Kf6 9. Kc4 K :f5 10. Kd3 Lc7 ! ( 1 0 . . . . Kf4? 1 1 . Ke2 Ke4 1 2 . Kf l Kf3 1 3 . Lf2 ! h2 14. Lg 1 ! mit Remis) 1 1 . Ke3 Kg4 ! 12. Kf2 Ld6 1 3 . Kf l Kf3 u sw. 4. . . . b4 5. Kb5 Lel. Oder 5 . . . . b3 6. Kc4 Lg3 ! 7 . K :b3 L :e5 8. Kc4 remi s. 6. Kc4 L :h4 7. K:b4 Lel + 8. Kc4 h4 9. Kd3 mit Remis. Man darf niemals außer acht Jassen, daß ein Freibauer die gegneri schen Figuren ablenken kann. In diesem Beispiel hatte der f-Bauer den größten Anteil daran, daß Weiß sich retten konnte - er warf den König des Gegners zurück.

Bauern auf Feldern von der Farbe des Läufers Stehen in einem Läuferendspiel B auern auf Feldern von der Farbe des Läufers, ist dies in der Regel ein N achteiL Erstens sind diese B auern durch den feindlichen Läufer anzugreifen und müssen deshalb gedeckt werden. Zweitens kann der Läufer nicht die Felder zwi schen den B auern kontrolliere n, was dem König des Gegners erlaubt, zu den B auern zu gelangen. All das ist au s dem folgenden Beispiel gut zu ersehen . 273 Smyslow-Kere s Moskau 195 1

Schwarz am Zuge 215

Der schwarze Vorteil i st unbestritten . Die weißen B auern am Damenflügel sind schutzbedürftig und der weiße Läufer folg­ lich weitgehend gebunden. Auch am anderen Flügel stehen die schwarzen B au ern besser al s die des Gegners. Der König ist aktiv genug, so daß Schwarz alles in allem ein entscheidendes Ü bergewicht besitzt, das er wie folgt realisierte : 1 . . . L b l 2. a3 a5! Legt die weißen B auern fest. 3. Ldl Kg6 4. Kg2 K/5 5. K/3 Ke5. Wegen der Drohu ng Lc2 kann sich der weiße Läufer nicht bewegen. Früher oder später muß Weiß deshalb in Zugzwang geraten. 6. a4 g5 7. Ke2 Lf5! 8. g4. Offensichtlich erzwungen. Auf 8. h4 folgt 8. . . . Lg4+ mit Ü bergang in ein gewonnenes BauernendspieL 8 . . . Lb 1 9. K/3 f5 10. gf. Wenn Weiß von dem Tau sch absieht und 10. Ke2 spielt , kommt er nach 10. . . . Le4 1 1 . Kf2 f4 1 2 . K :f4 in Zug­ zwang und muß den gegnerischen König in sein Lager lassen. 10. . . . K :f5 11. K/2 Le4 12. Kg3 Kg6. Die letzte Reserve, der h-B auer, wird mobilisiert. 13. Kf2 h5 14. Kg3 h4+ 15. Kf2 L/5 16. Kg2 K/6 1 7. Kh2 Ke6. Weiß gab auf, da der schwarze König nach 1 8 . Kg2 Ke5 19. Kh2 Lb 1 20. Kg2 Ke4 in sein Lager eindringt, z. B . 2 1 . Kf2 Kd3 22. Kf3 Kd2 23 . Le2 Lf5 24 . e 4 L : e4 + 25 . K : e4 K :e2 26. Kf5 Kf3 27 . K :g5 Kg3 u sw. Das untersuchte Beispiel veran schaulicht den Gewinnplan in Stellungen, in denen die gegneri schen B auern auf Feldern von der Farbe des Läufers stehen. Dieser Plan zerfällt in mehrere Etappe n : 1 . D i e schwachen B auern d e s Gegners werden festgelegt. 2. Die gegneri schen Kräfte werden an die V erteidigung der schwachen B auern gebunden. 3. Der König wird aktiviert. Er besetzt die Zugänge zum feindlichen Lager. 4. Der Kulminationspunkt des Planes ist die Herbeiführu ng einer Zugzwangsituation, d. h . einer Stellung, in der j ede be­ liebige Antwort des Gegners schwerwiegende Folgen hat entweder das Eindringen des Königs oder materielle Ver­ lu ste . Wie eine Zugzwangstellung geschaffen wird, zeigt das fol­ gende Beispiel . .

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216

274 Awerbach-Matanovic Belgrad 1 96 1

Weiß a m Zuge Schwarz hat zwei Schwächen - eine festgelegte auf a6 und eine noch nicht festgelegte auf g6. Um zum Erfolg zu kommen , muß Weiß auch diese Schwäche festlegen. Schwarz gerät da­ nach unweigerlich in Zugzwang. 1. /4 /5. Erleichtert die Aufgabe von Weiß. Die stärkste Fortsetzung 1 . . . . h6 untersuchen wir an schließend gesondert. 2. h4 Kd6 3. h5 gh. Schwarz hat nichts Besseres. Falls 3. . . . Kc6, so 4. h6 Kd6 5. Kc3 Kc5 6. Le2 Lb7 7 . g4 fg 8 . L :g4 Kb5 9. f5, und Weiß ge­ winnt. 4. Kc3 ! Ein Schritt zurück, um gleich darauf zwei vorwärts zu tun. In dieser Stellung wurde die Partie abgebrochen. Schwarz gab auf, ohne das Spiel wiederaufzunehmen. Nach 4 . . . . Kc5 5. L/1 ! Lb7 6. Le2 LeB 7. Ld3 ! käme Weiß durch mehrfache Anwendung dieses Zugzwangmechanismus materiell in V orteiL Auch 7. . . . d4+ 8. ed Kd5 hilft nicht. Es folgt 9. Lc4+ Kd6 1 0. d5 Kc5 1 1. d6! K:d6 12. Kd4 Lb7. Weiß setzt mit 13. L/1 ! den gleichen Mechanismus in Kraft und verdrängt den König. Was wäre geschehen, wenn Schwarz die richtige Fortsetzung 1. . . . h6 gewählt hätte? In diesem Fall gewann 2. e4 ! de 3. L :e4+ Kd6 4. Kc4, z. B. 4 . . . . Lg4 5. Kd4 Le2 6. Lc2 Lg4 7 . Ld3 Lc8 8. h4 Lb7 9. g4 ! Lc8 10. g5 hg 1 1 . hg Lb7 12. Lc4, und die beiden Schwächen im schwarzen Lager fü hren zu Zugzwang und zu m V erlu st. Bei der V erwirklichung des Gewinnplanes ist es somit sehr wichtig, eine Zugzwangstellung schaffen zu können . Wenn der sich verteidigenden Seite genügend nützliche Züge zur Ver­ f ügu ng stehen , kann selbst ein großes positionelles Ü bergewicht nicht zu reali sieren sein. 217

275 Teichmann-Marshall San Sebastian 1 9 1 1

Schwarz am Zuge Schwarz hat die bes sere B auern stellung und einen aktiven Kö­ nig, dem der Weg ins gegnerische Lager offensteht Es sind jedoch verhältnismäßig wenig B auern verblieben, und auch der weiße König kann zum Angriff auf die schwarzen Bauern gefiihrt werden. Es folgte : J Lf7+ 2. Kd3 Kf4 3. Lfl ! Kg3 4. Ke3 Ld5 5. Ke2 f5. Schwarz hat mit dem König den schwachen B auern g2 ange­ griffen . Der ihn verteidigende Läufer ist gebu nden, aber der weiße König kann sich frei bewegen. Er kontrolliert das Feld f2 und hat drei Felder zur Verfügung. E s be steht vorläufig kein Zugzwang. S chwarz muß B auernzüge machen, was eine Reduzierung des Materials mit sich bringt. 6. Ke3 Le6. Oder 6 . . . . f4+ 7 . Ke2 Lb7 8 . Ke 1 L :f3 9. gf K :f3 10. Le2+ Kg2 1 1 . Lf 1 + Kg3 12. Ke2 remis. 7. Ke2 g4 8. hg fg 9. Ke3. Falls 9. fg, so 9 . . . . L:g4+ 1 0 . Ke3 Ld7, und Schwarz ge­ winnt. 9 Ld7 1 0. fg ! L :g4. •

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218

1 1. Lb5! Von Cheron gefunden. In der Partie geschah 1 1 . Ke4? Lc8 12. Ke3 Ld7 ! , und Weiß gab auf. Nach 1 3 . Kd2 ( 1 3 . Ke4 Lc6+ 14. Ke3 L : g2) 1 3 . . . . Kf2 14. Lc4 K : g2 1 5 . Ke 1 Kg l ! ( 1 5 . . . . h3 1 6. Lf l +) 1 6. Lf 1 Le6 1 7 . Lb5 h3 1 8 . Lc6 h2 1 9 . Le4 Lh3 usw. wäre er ver­ loren. 1 1 . . . K:g2. Oder 1 1 . . . . Le6 1 2 . Lc6 Lc4 1 3 . Le4 Lf 1 14. Ld5 L :g2 1 5 . Le6, u nd der V ersuch, den Läufer zu verdrängen, führt zu m Remi s. 12 Kf4 ! Le6 13. Lc6+ K/2 14. Ld5 Ld7 15. Lc6! Lh3 16. Ld5 Lg2 1 7. Le6 mit Remi s. .

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Daß sich Weiß retten konnte, erscheint völlig unglaubhaft. Tat­ sächlich überzeugt uns eine Analyse auch davon, daß Schwarz nicht am stärksten gespielt hat. An stelle von l . . . . Lf7 + ge­ winnt 1 . . . . Lb 1 mühelo s , da der weiße König daran gehindert wird , seine B auern zu verteidigen, z. B. 2. L/1 (2. Ld3 La2 + 3 . K c 5 Kf4 4. Kd4 Kg3 u sw.) 2. . . . K/4 3 . Kd4. Der Versuch eines Gegenangriffs bringt nichts ein : 3. Kd5 Kg3 4. Ke6 fS 5 . Kf6 Kf2 6. Lc4 K:g2 7 . K :g5 K :h3 8 . f4 Kg3 usw. 3 . . f5! Weiß ist im Zugzwang und muß den schwarzen König nach f2 las sen , was die Partie entscheidet. 4. Kd5 Ke3 5. Ke6 K/2 6. Lc4 K:g2 7. K/6 K:h3 8. K:g5 Kg3, und der h-Bauer geht zur Dame . Es ist intere ssant, daß im Verlauf der Partie beiden Partnern nochmals Fehler unterliefen . An stelle von 8. hg? mußte 8. fg ! fg 9. Ke3 geschehen, was tatsächlich zum Remis führte , z. B . 9 . . . . gh (9. . . . Ld7 1 0 . hg !) 1 0 . gh Ld7 1 1 . Ke2 Lb5+ 12. K e 1 Lc6 1 3 . Ke2 u sw. Andererseits vergab 9 . . . . Ld7 ? den Gewinn. Richtig war 9 . . . gf ! 10. gf und erst jetzt 10 . . . . Ld7, z. B. 1 1 . Ke2 ( l l . f4 Lg4 ! 1 2. Ke4 Kf2) 1 1 . . . . Lb5 + 1 2 . Ke 1 Lc6 1 3 . f4 Le4 ! ( 1 3 . . . . Lg2 14. f5 h3 1 5 . f6) 1 4 . Ke2 Lf5 ! 1 5 . Ke 1 Lg4 ! , und Schwarz gewinnt. Ein sehr wesentliches Moment bei der Reali sierung eines Vor­ teils ist die Möglichkeit, mit dem König ins gegnerische Lager einzudringen. Mitunter, wenn durch eine B auernkette nicht durchzukommen ist, muß man zu Opfern greifen , um dem Kö­ nig eine Bre sche zu schlagen. .

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277 Baslawski-Kondratj ew Tallinn 1 947

Weiß am Zuge Die M arschroute des weißen Königs i st klar - er gehört nach a5 . 1. Ke3 K/7 2. Kd4 LeB 3. Kc3 Ke 7 4. Kb3 KdB 5. Ka4 Kc 7 6. Ka5 Lf7 7. Lc4 ! LgB. Der weiße König hat den Zugang zum gegneri schen Lager be­ setzt und seinen Rivalen an die Verteidigung des Einbruchs­ punktes b6 gebunden. Der Läufer greift einen der schwachen Bauern an und hat pen gegneri schen Läufer in eine passive Position gedrängt. Wenn der weiße Läufer gleichzeitig den e- und g-B auern bedrohen könnte, würde Schwarz sofort in Zug­ zwang geraten . Dies aber ist vorläufig nicht möglich. Weiß unternimmt einen weiteren Versuch - er rückt die B auern des Damenflügels vor und bringt dem Gegner eine zu sätzliche Schwäche bei : den B auern b7, der vom König gedeckt werden muß. Anschließend begibt sich der weiße König zum anderen Flügel und dringt mit Hilfe eines B auernopfers ins feindliche Lager ein. B. a4 Lf7 9. b5 ab 10. ab LgB. Oder 1 0 . . . . cb 1 1 . L : b5 Lg8 12. Le8 Lh7 1 3 . Kb5 u sw. 11. b6+ ! KdB 12. Kb4 Lf7. Wegen der beengten Aufstellung seiner Figuren gelingt es Schwarz nicht, sich u mzugruppieren, d. h . , den B auern b7 durch den Läufer und den B auern g6 durch den König zu ver­ teidigen. 13. Kc3 Kd7 14. Kd4 KdB. Auf 14. . . . Ke7 entscheidet 1 5 . La6. In der Partie geschah 14 . . . . g5 1 5 . fg Lg6 1 6 . Ke3 Lc2 1 7 . g6 L :g6 1 8 . Kf4 Lf5 19. Le2, und Schwarz gab auf. 15. Ke3 Kd7 1 6. /5! gf 1 7. K/4 Lg6 1B. Kg5 LeB 1 9. K/6 /4 20. Le2, und Weiß gewinnt. Mitunter muß man, u m bei der Schaffung einer Zugzwang­ situation das richtige Läufermanöver zu finden , die Theorie der Gegenfelder zu Rate ziehen . 220

278 J. Awerbach, 1 954

Weiß gewinnt Die Verteidigungsressourcen von Schwarz sind nahezu er­ schöpft. Der Läufer deckt die B auern, der König kontrolliert die Einbruchsfelder. Die Aufgabe von Weiß besteht darin, den Gegner an den Zug zu bringen , da dieser dann entweder einen B au ern geben oder den König durchlassen muß. Das eine oder das andere würde schnell zum V erlu st führen. Versuchen wir, mit dem Läufer zu manövrieren. l. Le2 Lg6! Schwarz hat nur eine richtige Antwort . N ach 1 . . . . Le8 2. Ld3 Lg6 (2 . . . . Ld7 3. Lc2 Le6 4 . Ld l ! Lf7 5. Lf3) 3. Lc2 Lh7 4. Lb3 ! Lg8 5. Ld l ! Lf7 6. Lf3 befindet er sich im Zug­ zwang. 2. Ld3 L h 7 3. Lc2 Lg6. Die Züge des schwarzen Läufers sind jeweils erzwungen. E s liegt nahe, d a ß es sich hier um einen Fall v o n Gegenfeldern handelt, wo jedem Zug des weißen Läufers nur ein ganz be­ stimmter des schwarzen entspricht. Bei näherer Prüfung entspricht dem Feld f3 das Feld f7 , dem Feld e2 das Feld g6, dem Feld d3 das Feld h7, dem Feld c2 das Feld g6, dem Feld e 1 das Feld e8. Um zum Erfolg zu kommen, muß Weiß das Gegenfeld er­ obern . Das ist möglich, weil der weiße Läufer auf der Dia­ gonale b 1 -h7 zwei freie Felder zum Manövrieren hat, der schwarze dagegen nur eines. Nach 4. Lb 1 ! Lh7 5. Ld3 ! Lg6 hat Schwarz das Gegenfeld eingebüßt. Weiß muß nur aufpassen, daß er es sich nicht zurückholt. 6. Lc2! Lh 7 7. Lb3 ! Lg8 8. Ld l ! Lf7 9. Lf3, und das Pro­ blem i st gelöst. Schwarz i st im Zugzwang und muß die Waffen · strecken. Wir können die Gewinnfü hrung nun noch präzisieren. Einen Zug schneller entscheidet 1. Ld 1 ! Le8 2. Lc2 Lg6 3 . Lb 1 ! Lh7 4. Ld3 Lg6 5. Lc2 Lh7 6. Lb3 Lg8 7 . Ld 1 Lf7 8 . Lf3 u sw. 22 1

Bessere Königsstellung Der König erfüllt im Endspiel eine höchst aktive Funktion . Er unterstützt seine eigenen Freibauern, bricht ins Lager des Geg­ ners ein und vernichtet dessen B auern . Ist ein König au s ir­ gendeinem Grunde in seiner Handlungsfreiheit eingeschränkt, kann dies ern sthafte Schwierigkeiten und den Verlu st der Partie zur Folge haben. Hier ein charakteristisches Beispiel : 279 Iljin-Genewski-Stepanow Leningrad 1932

Weiß gewinnt Der weiße König begibt sich zu den schwarzen B auern am DamenflügeL /. Kd2 Kg8 2. Ke3 Kf8 3. Lc6! Der entscheidende Zug. Dem schwarzen König wird der Weg verlegt. Auch 2 . . . . Ld7 half nicht, da der König nach 3. Kf4 Kf8 4. Ke5 Ke8 5. Ld5 ! an den Bauern f7 gebunden ist. 3. . . . Lf5 4. Kf4 Lbl 5. a3 Kg8 6. Ke5 Lc2 7. Ld5 KfB 8. Kd6 KeB 9. Kc7 Ldl 1 0. b4 cb l l. cb La4 12. Kb 7, und Schwarz gab auf. 280 A. Troitzki, 1 9 1 3

_......,...___.

Weiß gewinnt

Der Unterschied in der Aufstellung beider Könige fällt ins Auge . Der weiße steht im Zentrum und hindert den gegneri222

sehen Läufer daran, den B auern zu bekämpfen. Der schwarze unterstützt seinen B auern nicht, er steht ihm im Wege . All das verhilft Weiß zum Erfolg. l. a5 Lh4. Der Läufer muß sich strecken, um den Bauern noch aufzuhal­ ten . Falls l. . . . Kg3 , so 2. Kf5 ! Lf4 3. Lh2 + ! Wenn l. . . . Kg4, dann 2. a6 Lf4 + 3 . Kd5 ! Lb8 4 . Kc6 Kg3 5 . Kb7 Kg2 6. K : b8 K : g 1 7. a7 , und Weiß gewinnt. 2. a6 Lg3+ 3. Ke4 Lb8 4. Kf3 ! Der schwarze König darf nicht nach g2 gelassen werden. Spielt Schwarz j etzt 4 . . . . h4, verliert er nach 5 . Lf2 den B auern. 4. . . . Kh4 5. Le3 ! Schwarz ist überraschend in Zugzwang geraten. 5 . Kh3 6. Lf2 Kh2 (6 . . . . h4 7. Lg l ) 7. Lg3+ ! Beachten Sie, wie in dieser Studie der zentralisierte weiße König zu beiden Bretträndern zurechtkam. .

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Siebentes Kapitel Läufer und Bauern gegen Läufer

(Ungleichfarbige Läufer) In End spielen mit ungleichfarbigen Läufern hat ein materielles Ü bergewicht gewöhnlich keine entscheidende Bedeutung. Be­ findet sich z . B. auf dem Brett nur noch ein B auer, ist die Auf­ gabe des V erteidigers ganz einfach. Er muß entweder mit dem König ein Feld vor dem B auern besetzen , das dem gegneri­ schen Läufer unzugänglich ist, oder ein Feld vor dem B auern mit dem Läufer unter Kontrolle nehmen. Schwierigkeiten können höch stens bei einer sehr ungünstigen Figurenstellu ng auftreten. 28 1 J. Berger, 1 922

Weiß am Zuge 223

Nach 1. a6 erscheint die Lage von Schwarz kritisch. Wie soll er den B auern aufhalten? Falls z. B . 1 . Lf5 2. K/3 Kd5 , so 3 . a7 Le4+ 4. Ke3 , und Weiß gewinnt. Schwarz kann sich j edoch besser verteidigen . Statt 2 . . . Kd5 führt 2 Ld3 ! 3. a 7 Lc4 ! 4. a8D Ld5+ zum Remis . Auch wenn Weiß 2. Ke3 Lh3 3. Kf3 spielt, rettet das Manöver 3 . . . . Lf l ! 4 . a7 Lc4 5. a8D Ld5 + . Während i n vielen anderen Endspielen zwei Mehrbauern fast au snahmsl o s zum Gewinn reichen, ist dies bei u ngleichfarbigen Läufern nicht so. Charakteristisch ist folgendes Beispiel : .

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282 C. Salvioli, 1 887

Remi s Es ist leicht zu sehen, daß Weiß nicht gewinnen kann, z. B . 1 . Ke6 Lb4 2. Le4 Kd8 3 . K/7 La3 4 . e 6 Lb4. Schwarz kann stets den Läufer für die beiden B auern geben, da der König von d8 au s ihr Vorrücken verhindert. Es genügt jedoch, die Stellung etwas zu verändern , um ein an­ deres Resultat zu erhalten. 283 C. Salvioli, 1 887

Weiß gewinnt Hier wird der schwarze König nicht so erfolgreich mit den beiden B auern fertig. Nach 1. Lf3 Kd8 2. Ke6 Lb4 3. /6 La5 224

4. f7 Lb4 5. Kf6 Lc3+ 6. Kg6 Lb4 7. Kg7 gewinnt einer von ihnen den schwarzen Läufer, und der andere B auer geht zur Dame . Theoretiker versuchen seit langem, eine Regel aufzu stellen , die auf derartige Endspiele zutrifft. So formulierte Berger , der den Abstand zwischen den Bauern für entscheidend hielt, folgende Regel : Beträgt der Abstand zwi schen den Bauern eine Linie, endet das Spiel remi s . Beträgt dieser Ab stand zwei oder mehr Linien, m u ß d i e stär­ kere Seite gewinnen. Berger selb st führte nur eine einzige Au snahme von dieser Regel an : Stellungen , in denen einer der B au ern ein Rand­ bauer ist, dessen U mwandlu ngsfeld dem Läufer der stärkeren Seite unzugänglich ist und durch den König besetzt werden kan n . In diesem Fall endet der Kampf selb stverständlich remi s, da sich der Läufer für den anderen Bauern opfert . Es gibt indt(S auch andere Au snahmen , so daß man �gers Regel al s unzulänglich bezeichnen muß. Hier z. B . eine zweite Ausnahme : '·:

284 J. Awerbach, 1 950

Remis

Durch ihr au sgezeichnetes Zusammenwirken brem sen die schwarzen Figuren beide Bauern . Dem weißen Kö nig gelingt es nicht, sie zu u nterstützen. Geht er nach b7, begibt sich der schwarze nach d8 und hält das Gleichgewicht aufrecht. Der­ artige Situationen, wo die B auern bewegungsunfähig sind und der König keine Möglichkeit hat, sie zu unterstützen, . kann man sich in größerer Anzahl vorstellen. Versetzen wir die Figuren in der letzten Diagrammstellung, entsteht Beispiel 285 . 15

Awerbac h . Schachend

I

225

285 A. Cheron, 1 957

Remis Der weiße König ist hier viel aktiver. Trotzdem kan n Schwarz das Gleichgewicht halten, z. B. (Weiß am Zuge): 1 . K/5 Kd4 2. Ke6 (2. f4 Ke3) 2. . . . Kc5 3. Kd7 (3 . Le8 Lc7 !) 3. . . . Kb6 4. Le8 Lc7! 5. Kc8 Ld6 6. Kd7 Lc7 remi s. I st Schwarz am Zuge , führt nur 1 . . . . Lc7! zum Remis (falls 1. . . . Lh2, so 2. Kf5 ! Kd4 3 . f4 Ke3 4. c7), z. B . 2. Kf5 Kd4 ! 3. Ke6 Kc5 4. Kd7 Kb6 5. Le8 Lb8! 6. Ke6 K c5 7. K/5 Kd4 8. Kg4 Ke3 9. Lh5 Lc 7! (erneut der einzige Zug) remis. In diese Gruppe läßt sich auch folgende Stellung einreihen : 286 J. Awerbach, 1 950

Remis Der Ab stand zwi schen den Bauern beträgt drei Linien . Den­ noch ist die Stellung remi s, da der weiße König auch hier nicht in der Lage ist, die B auern zu unterstützen. Es gibt Fälle , wo der Kö nig seinen B auern beim Vorrücken, nicht j edoch bei der Verwandlung i n eine Dame helfen kan n . Das i st bereits d i e dritte Ausnahme von d e r angefü hrten Re­ gel . 226

287 Berger-Kotlerman Archangel sk 1 948

Weiß am Zuge hält remi s Es folgte : 1. Ke2 b 3 2 . Kd l Kb4 3. Lh 7 Ka3 4 . Lg6. Weiß scheint verloren , da der gegnerische König in sein Lager ein­ dringt. 4. . . . Kb2. Falls 4 . b2, so 5. Lb l , und der schwarze König ist vom Umwandlu ngsfeld des B auern abge schnitten. 5. Lf7! Mit diesem Zug verhindert Weiß, daß sich der gegnerische König auch nur ei nen Augenblick vom B auern b3 entfernt. 5. . . . Ka2 6. Le6 Ka3 7. L/5! Im richtigen Moment. Auf 7 . . . b2 folgt 8. Lb l . Diese Stellung demon striert einen intere ssanten Mangel des Spri ngerbauern : Unter bestimmten Bedi ngungen kann sich der König n icht von ihm lösen. Hier noch eine Stellung, in der der schwarze König mit bei­ den B auern fertig wird. Dies ist schon die vierte Au snahme . .

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288 Bhend-Leepi n Luzern 1 954

Remis Es folgte / . Lb5 (falls l. Lf3 , so l. . . . Kb6 !) 1. . . Lb4 2. Lc6 Kb6 3. Lb5 Kc7! 4. Lc6 Kb6 5. Lb7 Kc7 re mis. Auch bei verbundenen Bauern gibt es viele Remi sstel l ungen. Mit der sy stematischen Analyse solcher Endspiele befaßte .

1 5*

227

sich Tarrasch. Wir geben hier in knapper Form die Ergeb­ nisse seiner Untersuchungen wieder. Beim Vorrücken verb undener B auern i st wichtig, dem Gegner keine Gelegenheit zu bieten, sie zu blockieren . B ereits der he­ rühmte Philidor formulierte folgende Regel : Beherrscht mein Läufer die weißen Felder, muß ich die B auern auf schwarze Felder stellen. In diesem Fall kann der Läufer den gegnerischen König, der zwischen den B auern Fuß zu fassen versucht, verjagen. 289 S. Tarrasch, 1 92 1

Weiß gewinnt N ach der Philidorschen Regel hat zuerst der e-Bauer zu ziehe n . Sofort ist dies j edoch wegen L : e7 nicht möglich. U m z u gewinnen, muß Weiß zur Unterstützung d e s B auern mit dem König nach d7 oder f7 gelangen. Der Gewinnweg ist einfac h : 1. Lb5+ K/8 (falls I . . Kd8, s o 2. Kf5 , u n d der König be­ gibt sich nach f7) 2. Kd5 La3 3. Kc6 und 4. Kd7. Schwarz hält nur dann remis, wenn der gegnerische König nicht in der Lage ist, seinen B auern zu helfen. Das ist in Stel­ lu ngen mit Randbauern der Fall . . .

290 C. Salvioli, 1 887

Remi s Nach 1. Ld5+ K/8 si eht sich Weiß außerstan de, irgend etwas zu unternehmen. Bemerkt sei, daß der schwarze Läufer auch 228

auf f8 stehen könnte. Auf l. Ld5 + Kh8 2. Kh5 folgt 2 . . . . L :h6! mit Remis. Verwandt mit diesem Beispiel ist Stellung 29 1 . 29 1 J . Awerbach, 1 954

Remis Nach 1. Kh5 muß Schwarz Stellung 290 an streben. Spielt er je­ doch l. . . Ld4 ? , kommt Weiß zum Erfolg, da er nach 2. Ld5 1 Lc3 3 . g6+ Kh8 4. Kg4 ! mit dem König nach f7 vordringen kann. Zum Remis führt nur J Kg8! 2. Ld5+ Kf8! 3. Kg6 Le3 ! Auch im folgenden Beispiel gelingt es dem König nicht, seine Bauern zu unterstützen. .

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. • .

292 S. Tarrasch, 1 92 1

Schwarz am Zuge hält remis E s droht 2. Kg5 . Schwarz spielt deshalb 1 . Kf6! 2. Ld4+ Kf5!, und es wird klar, daß ein Vorrü cken des g-B auern nach 3 . . . . Lc4 lediglich zu seiner Blockade führt. Bei Bauern auf der 5. Reihe ist der Plan der stärkeren Seite der gleiche. Zunächst muß mit dem Läufer der gegneri sche König vertrieben werden , dann dringt der eigene König vor, u m die Bauern zu unterstützen . .

.

.

229

293 M. Henneberger, 1 9 1 6

Weiß gewinnt N ach I. Lg5+ kann Weiß die B auern vorziehen . Fehlerhaft wäre 1 . Lb4+ Kf7 2. Kd4 Lc2 ! 3 . e6+ Kf6 mit Remis. Weiß stellt den Läufer deshalb so auf, daß sich der schwarze König nach e5-e6 nicht auf f6 festsetzen kan n . 1 . . . Kd7. Auf 1 . . . . Kf7 entscheidet eine Umgehung von links: 2. Kd4 La2 3 . Kc5 ! Lb3 (3 . . . . Lb 1 4 . e6+ Ke8 5 . f6) 4. Kd6 usw. 2. Kf4 La2 3. Lh4 Lf7 4. Kg5 Ke7 5. Kh6+ Kd7 6. Kg7 Ld5 7. Kf6, und Weiß gewinnt. Verschieben wir Stellung 293 um eine Linie nach rechts und untersuchen wir, wie sich dies auf das Ergebnis auswirkt. .

294 M. Henneberger, 1 9 1 6

I m letzten Beispiel benötigte Weiß, u m mit dem König vor­ dringen zu können, die h-Linie (5 . Kh6) . E s liegt daher nahe, daß hier ein Gewinn nicht möglich ist, weil es am Königs­ flügel an Raum zum M anövrieren mangelt. Prüfen wir: 1. Lh5+ Ke 7! (auf 1 . . . . Kg7 folgt mit 2. Ke4 eine Umgehung von links) 2. Lg6 Lb2 3. Kg4 Lc3 4. Kh5 Lg7! 5. Lh7 Kf7! Mit Hilfe einer aktiven Verteidigung läßt Schwarz den gegneri schen König nicht durch. Weiß kann auch ein andere s Angriffsv erfahren versuchen : 230

1. Kg4 Lb2 2. Kh5 Kg7! Es verliert sowohl 2. . . . Lg7 3 . Lc4+ nebst 4. Kg6 als auch 2 . . . Lc3 3. Kh6 ! Lg7 + 4. Kh7 , gefolgt von 5 . Lc4+ oder 5. Lh5 + . 3 . Lb5 Lc3 4 . LeB Lb2 5. Lg6 Ld4 6 . Kg4 ! Nachdem er den schwarzen König nach g7 gezwungen hat, plant Weiß, 7 . Lh5 zu spielen und an schließend den König über f3 , e4 und d5 nach e6 zu bringen. Was soll Schwarz tun ? Eine passive Taktik ist fehl am Platze. Da der Zug f5-f6 im Augenblick noch nicht möglich ist, kann Schwarz seinen Läufer auf eine andere, günstigere Diagonale überführen. Doch auf welche? Um ein V ordringen des gegneri schen Königs zu verhindern , muß der B auer g5 angegriffen werden. Zieht Schwarz jedoch 6 . . . . Le3 , droht nach 7 . Lh5 wieder f5-f6. E s läßt sich leicht schlußfolgern, daß der Läufer am besten postiert wäre, wenn er nicht nur den B auern angreifen, sondern zugleich den Zug f5-f6 unterbinden würde. Dazu muß er auf der Diagonale d8-f6 stehen . Schwarz nutzt den günstigen Augenblick und spielt 6. . . . Lb6! (oder 6 . . . . Kc5 !) 7. Lh5 Ld8! Dieses rettende M anöver wurde später von Berger gezeigt. .

295

Man kann sich leicht davon überzeugen, daß Weiß in dieser Stellung den Widerstand des Gegners nicht brechen kann. Bemerkt sei, daß ein solches Verteidigungssystem bei B auern auf der 6. Reihe nicht hilft : Die Diagonale des Läufers ist zu kurz, und Schwarz gerät in Zugzwang. Damit ergibt sich eine wichtige Regel für die Organi sierung der V erteidigung: B eim Kampf gegen zwei verbundene B auern muß der Läufer so aufgestellt werden , daß er einen von ihnen angreift und 23 1

zusammen mit dem König das Vorrücken des anderen ver­ hindert. Diese Verteidigungsmethode garantiert das Remi s, sofern die schwächere Seite nicht in Zugzwang gerät. Hätte der schwarze Läufer in Stellung 293 auf d7 oder c8 gestanden , wäre für Weiß ein Gewinn nicht möglich gewe­ sen . Wir lenken Ihre Aufmerksamkeit darauf, daß Schwarz in Bei­ spiel 294 mit dem Läufer das Eckfeld kontrollierte . Nur des­ halb gelang es ihm, eine Verteidigungslinie aufzubaue n . In d e r folgenden Stell ung k a n n sich Schwarz schon nicht mehr retten. 296 S. Tarrasch , 1 9 2 1

Weiß gewinnt Weiß am Zuge setzt mit I. Ld4+ Kh 7 ( 1 . . . Kf7 2. g6+ ) und 3 . Kf6 fort. Schwarz könnte sich selbst dann nicht retten , wenn er am Zuge wäre . N ach I. . . Lh5 2. Ld4+ Kf7 3 . Lc3 ist er im Zug­ zwang. Auch wenn sein Läufer auf h7 stände, geriete Sc hwarz nach 1 . Ld4+ Kf7 2. Lc3 in Zugzwang. Bei Läufer- und Spri ngerbauern i st es für eine erfolgreiche V erteidigung somit sehr wichtig, daß der Läufer der sch wä­ cheren Seite das Eckfeld kontrolliert. Ist dies nicht der Fall, gibt es keine Rettu ng. Sind die Bauern noch nicht auf die 5 . Reihe vorgedru ngen, muß die sich verteidige nde Seite die rettende Stellung 295 an­ streben. Dazu ist erforderl ich, den Läufer in die aktive Posi­ tion zu überführen. .

2 . Ke5

.

(Diagramm 297) In Stellung 297 macht Sc hwarz mittels Kd7! 3. e5 Lf7! remi s . 232

/.

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Le8! 2. Lb4+

297

Schwarz am Zuge hält remis Weiß braucht sich mit dem Vorrücken des B auern nicht zu beeilen, hat aber auch dann keinen Erfolg, z. B . 3 . Kd4 Lf7 4. Ke5 Lg6 5. La3 Lh7, und es ist kein Fortschritt zu er­ kennen . Schwarz kann sich sogar den Zug 4 . . . . Ke8 erlauben , z. B . 5 . Kf6 Lg8 ! (aber nicht 5 . . . . Lh5 6. e 5 Lf3 7 . d 6 Lg4 8. e6) 6. Kg7 Lf7 7. La3 Lh5 ! (hier i st dies ungefährlich) 8. e5 Lf3 9. d6 Lg4 1 0 . Kf6 Kd7 , und die B auern sind fe stgelegt. Verschiebt man Stellung 297 jedoch um eine Linie nach rechts, kann Weiß eine Zugzwangsituation herbeiführen. 298 S. Tarrasch, 1 92 1

Schwarz am Zuge. Weiß gewi nnt Zum Beispiel 1. . . Lf8 2. Lc4+ Ke 7 3. Ke4 ! Lg7 4. Kf5! Lh.6 5. Kg4! L/8 6. Kg5 Lg 7 7. Kg6 K/8 8. Kh 7, und Weiß gewinnt. Der schwarze Läufer hatte nicht genügend Raum zum Manö­ vrieren . Im vorigen Bei spiel kon nte er nach h5, hier gab es ein sol ches Feld nicht. Stehen die Bauern auf der 4. Reihe, hat die schwächere Se he noch mehr Remi smöglichkeiten. .

233

299 J. Awerbach, 1 954

Schwarz am Zuge Remis bei allen Positionen des schwarzen Läufers außer g2 und h 1 Als rettende Orientierungspunkte können Schwarz zwei Ver­ teidigu ngsstellungen dienen - eine mit B au ern auf der 4. Reihe (Lc6-Ke6) , die andere mit B auern auf der 5 . Reihe (Lf7Kd7). Eine ei nfache Analyse zeigt, daß es Schwarz stets gelingt, eine dieser beiden Stellungen zu erreichen, sofern sich sein Läufer nicht auf g2 oder h 1 befindet. Sehen wir uns einen der schwierigsten Fälle an, wo der Läufer auf f 1 steht. 1 . Lc4 ! Z u m Verlu st fü hrt 1 . . . . L b 5 ? 2. Lb4+ ! ( 2 . Lg3 + ? Ke7 ! 3 . d5 Le8 ! 4. e5 Lf7 5. Kd4 Kd7 mit Remis) 2. . . . Kc7 3 . d5 Le8 4. e5 Lf7 5 . e6 oder 2 . . . . Ke6 3. d5+ Ke5 4. Lc3 + Kd6 5 . Kd4 Le8 6. e5+ und 7. e6. 2. Lg3+ ! Kc6! Wiederum der einzige Zug. Falls 2 . . . . Kd7, so 3. d5 nebst 4. Kd4 und 5 . e5, und auf 2 . . . . Ke6 entscheidet 3. Kd2 Lb3 4. Kc3 La2 5 . Lh2, da sich die schwarzen Figuren gegen­ seitig behindern . Ziel des Zuges 2. . . . Kc6 i st es, das Manöver des Läufers nicht zu stören. Hätte Weiß 2. Lb4 + gespielt, wäre auch 2 . . . . Ke6 möglich gewe sen, denn auf 3. Kd2 Lb3 4. Kc3 La2 5. La3 folgt 5 . . . . Lb 1 ! 6. d5+ Ke5 mit Remis. 3. Kf4 Lg8 4. Ke5 Kd7 5. d5 Lh 7! Dies ist noch einfacher als 5 . . . . Lf7 6. Kf6 Ke8 ! 7. Lf4 Lg8 ! 6. Kf4 Lg6 7. e5 Lf7! mit Remis. Wenn der Läufer auf g2 steht, gelangt er nach 1. . . . Lf l oder 1 . . . . Lh3 2. Lb4+ Kd7 3 . d5 nicht rechtzeitig nach f7 . .

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234

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300 J. Awerbach, 1 954

Schwarz am Zuge hält remis Weiß gewinnt nur, wenn der schwarze Läufer auf hl steht. Um das Endspiel zu retten, muß Schwarz die Aufstellung Ld7 -Kf7 erreichen. 1 . . . Lc2! Nach 1. . . . La2 2 . Lh4 + Ke6 3 . f5 + Ke5 4. Lg3 + Kf6 5. Kf4 ist Schwarz verloren . 2. Lh4+ Kf7! 3. f5 La4 ! nebst 4. . . . Ld7 u sw. Bei ungleichfarbigen Läufern gewinnen auch drei Mehrbauern nicht, wenn der Gegner sie blockieren kann. .

30 1 A. Cheron, 1 952

Weiß am Zuge hält remis Um zu gewinnen, muß Schwarz den B au ern mit dem König zu Hilfe kommen. Es gelingt indes nicht, ins weiße Lager einzu­ dringen , z. B. 1. Ke2! Ke4 2. Lc4 Lg3 3. Lb5 Kd5 4. Kd3 Le i 5. La6 Kc6 6. Kc2 Kb6 7. Lc4 Ka5 8. Kb3 !, und der Weg ist versperrt. Schwarz fehlte es bei der Gewinnführu ng an Raum. Darau s ergibt sich, daß die Stellung, die durch Verschiebung von Bei­ spiel 301 um eine Linie nach rechts entsteht, für ihn günstiger sein kan n . 235

302 A. Cheron, 1 952

Weiß am Zuge . Schwarz gewinnt

I. Kf2! Notwendig. Falls 1 . Lf2, so 1 . . . . Lb5 ! 2. Le3 Kg3 ! 3 . Lf2+ Kg2 4. Le3 f2+ ! 5. L:f2 Kf3 6. Lc5 e3 nebst Ke4 und d5d4-d3. Nach dem Textzug muß der schwarze König am Damenflügel zu den B auern durchbrechen. I . . . . Kf4 2. Ld4 Lh3 3. Lc5 Ke5 4. Ke3 L/1. Fehlerhaft wäre 4 . . . . f2 5 . Ld4+ ! mit Remi s . Weiß versucht auch hier, d e n schwarzen König nicht durch­ zulassen , ist aber nicht in der Lage , alle Einbruchsfelder zu verteidigen . 8. . . Lc4+ 9. Kc3. Falls 9. Ka3 , so 9 . . . . La2 ! ! 1 0 . K : a2 Kc4 1 1 . Kb2 d4, und Schwarz gewinnt. 9. . . . Ka4 ! 10. Lc5 La6 I 1. Lgl Ka3 ! Der König dringt Schritt für Schritt in die weiße Stellung ein. I2. Kd4 Lc4 13. Kc3 Ka2 I4. Ld4 Kb 1 I5. Kd2 Lb5 1 6. Kdl Lc6 I 7. Kd2 La4. Weiß ist schon wieder im Zugzwang und muß den gegneri schen König noch weitet in sein Hi nterland lassen. 18. Kc3. Oder 1 8 . Lf2 Kb2, und der schwarze König gelangt nach c4. 1 8 . . . . Kc l 19. Lg l Kd l 20. Kd4 Ke2 2 1 . K:d5 e3 22. Kd4 f2, und Schwarz gewi nnt. In derartigen Endspielen ist es somit wichtig, daß der König das Vorgehen seiner B auern unterstützen kan n. Hier noch ein Bei spiel : .

(Diagramm 303) Wie ist die Blockade hier zu brechen ? I Kf'i! 2. Ke3. .

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236

303 J . Awerbach, 1 954

Schwarz am Zuge gewinnt Notwendig. Auf 2. K : d5 entscheidet der V orstoß eines der B auern, z. B. 2 . . . . c3 3 . L:c3 e3. 2. . . Lb7! Die U mgehung fortzu setzen wäre sinnlos, da der König nur bis fl kommt. 3. Lc3! Lc6! 4. Ld2. Falls 4. Lb2, so 4 . . . . Ke6 nebst Kd5. 4. . . . Ke5 5. Lc3+ Kd5 6. Lb4 Le8! Der Läufer steht am be sten auf der Diagonale h7-f5 . 7. Ld2 Lg6 8. Lb4 Lh 7 9. Lei Kc5 10. Ld2 Lg6! Notwendige Genauigkeit. Falls sofort 10 . . . . Kb5 , so 1 1 . Kd4, und Schwarz hat nichts erreicht. l / . Le l Kb5 12. Kd4 Ka4!! 13. K:c4 e3, und Schwarz ge­ winnt. Beachten Sie folgende s : M an braucht die Stellung nur um eine Linie n ach links zu verschieben, und schon fehlt es dem schwar­ zen König an Raum. um am Damenflügel durchzubrechen. .

237

Achte s Kapitel Verwertung eines Ü bergewichts

(Ungleichfarbige Läufer) Wie wir bereits aus dem vorigen Kapitel wissen, garantiert ein Mehrbauer in einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern nicht den Gewinn. Mitunter reichen nicht einmal zwei oder drei. 304

Remis Diese Stellung ähnelt sehr dem Beispiel 257 . Dort gewan n Weiß bei gleichfarbigen Läufern mühelo s. Hier dagegen ergibt sich ein elementares Remis. Prüfen wir: 1. Kfl K/8 2. Ke2 Ke8 3. Kd3 Le6. Die erste Unan nehmlichkeit - das Feld c4 ist dem weißen König unzugänglich. 4. b3. Falls 4. a4 , so 4 . . . . Lb3 5. a5 La4, und der Mehrbauer hat jegliche Bedeutung verloren . 4. . . . Kd7 5. Lb4. Die zweite Unannehmlichkeit - der Läufer kann nicht dazu beitragen , einen Freibauern zu bilden . 5. . . . g 6 6. Kc3 Kc6 7. a 4 Kb6 8 . L/8 h 5 9 . b 4 Ld5 10. g3 Le6. Es geli ngt Weiß nicht, sich einen Freibauern zu verschaffen . Vielleicht sollte der König aber sofort z u d e n schwarzen B auern am Königsflügel gehen ? l l. Kd4 Lb3 ! Es ist nützlich, die gegnerischen B auern festzulegen. 12. a5+ Kb5 /3. Ke5 Le6 14. K/6 Kc6. Der schwarze König ist abgelenkt, doch der Läufer wird mit der Verteidigung der Bauern des Kön igsflUgeis ganz allein fert ig. 238

15. Kg5 Kb5 1 6. h4 Kc6 1 7. /3 Ld5! Schwarz ist auf der Hut. Falls 1 7 . . . . Kb5 , so 1 8 . g4 ! hg 1 9 . fg, und Weiß gewinnt, da er einen gefährlichen Freibauern erhält. 18. Kf4 Kb5 19. g4 Kc6 20. gh gh 21. Kg3 Kb5 usw. Dieses B eispiel zeigt deutlich die Besonderheiten derartiger Endspiele. Die erste Be sonderheit be steht darin, daß der Vormarsch eines Freibauern nicht durch den Läufer unterstützt werden kan n : Felder, die der gegneri sche Läufer bedroht, sind ihm unzugänglich. Die zweite Besonderheit ist, daß der Läufer gegnerische B auern , die auf Feldern anderer Farbe stehen , nicht angreifen kan n . D i e schwächere Seite macht daher immer remis, w e n n es ihr gelingt, mit dem König den B auern auf einem dem gegneri schen Läufer unzugänglichen Feld zu blockieren und mit dem Läufer die eigenen B au ern auf beiden Flügeln zu verteidigen . Typisch ist Stellung 305. 305

Schwarz macht remis, indem er eine passive Taktik verfolgt. Der weiße König besitzt völlige Bewegungsfreiheit, die ihm aber nichts nützt, da der Läufer auch ohne die Hilfe seines Königs bei der Verteidigung der B auern auf beiden Flügeln au sgezeichnet zurechtkommt. Hier eine weitere Remisstellung : (Diagramm 306) Die schwarzen Figuren stehen hier weniger gün stig als im vori­ gen Bei spiel . Trotzdem kann Weiß nichts au srichten . Schwarz hat sich nur vor einer kleinen Ungen auigkeit zu hüten : Auf I. Kb6 muß nicht 1 . . . Ld3 ? ? geschehen, was nach 2. Kc6 ! ver­ liert, sondern 1 Ld7. .

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. . .

239

306

Beachten Sie, daß in beiden Stell ungen der Läufer ganz allein alle B auern verteidigte . Bei ungleichfarbigen Läufern kann nur der König ein Vor­ gehen von Freibauern unterstützen. Gelingt es der schwäche­ ren Seite, dies zu verhindern , i st ein Gewinn in der Regel nicht möglich. 307

N och eine Remisstellung. Weiß ist nicht in der Lage , sein ma­ terielles Ü bergewicht zu verwerten , da Schwarz einen Durch­ bruch des Königs zu den B auern verhindert, z. B . : I . Kc5 Ke6! 2. Kb6 Kd7! 3 . b 5 Kc8! Ein grober Fehler wäre ein beliebiger Zug mit dem Läufer, z . B. 3 . . . Lf3 4. a8D ! L : a8 5 . Ka7 Lg2 6. Kb8. Weiß hat ei nen der B auern zurückgegeben, kann aber den zweiten u nter­ stützen . In den ersten beiden Remi sstellu ngen bediente sich der Ver­ teidiger im wesentlichen einer passiven Taktik. Im letzten Bei­ spiel lag der Schlü ssel zur Rettung in ei ner aktiven Vertei d i ­ gung. Der König d e r schwächeren Seite mu ßte exakt man ii · vrieren, um den gegneri schen König nicht durchzulasse n . Diese drei Stellu ngen können al s wertvolle Orientierungs­ punkte dienen. Wie derartige Remisfestu ngen herbeizufUhren .

240

bzw. zu verhindern sind , wollen wir nun an praktischen Bei­ spielen untersuchen. 308 Nimzowitsch-Tarrasch Bad Kissingen 1 928

Schwarz am Zuge Bei spiel 308 genügt offenbar allen typischen Merkmalen der ersten Remisstellu ng. Der schwarze König befindet sich dort, wo Weiß einen Freibauern zu bilden droht. Die schwarzen Bauern am anderen Flügel stehen auf Feldern von der Farbe des Läufers, der sie scheinbar hinreichend verteidigen kann. In der Partie folgte: 1 . . c4 2. Kg3 KcB 3. Kf4 Kd7 4. Lb4 Ke6 5. Lc3 Ld7. Warum setzte Schwarz nicht mit 5 . . . . Lg6 fort? Eine Analyse ergibt, daß Weiß nach 6. Kg5 Kd5 7. g3 b5 8. h4 Kc6 9. b3 cb 1 0 . cb Kb6 1 1 . a4 ba 1 2. ba Ka6 1 3 . a5 Kb5 mittels 14. h5 ! Le8 15. K:f5 L : h5 16. K : e4 gewinnt. Jetzt muß der B auer h7 durch den König gedeckt werden. Schwarz hoffte wohl , daß sein Läufer die Bildung eines Frei­ bauern am Damenflügel verhindern könne. 6. g3 b5 7. Kg5 K/7 8. h4 LeB 9. Kh6 Kg8 10. b3 cb 11. cb Ld7 12. Le5! Schwarz ist überraschend in Zugzwang geraten und verliert. Auf 12 . . . . Lc8 entscheidet 1 3 . a4, und auf 12 . . . . Le8 folgt 1 3 . Kg5 Ld7 14. Kf6 Kf8 1 5 . Ld6+ Kg8 1 6. Ke7 Lc8 ( 1 6 . . . . Lc6 17. Ke6) 17. a4, wonach der weiße Kö nig seinen a-B auern zur Dame führt . Konnte Schwarz aber nicht stärker spielen? Hauptbestandteil des weißen Planes war ein Angriff des Königs auf die schwa­ chen B auern des Gegners am KönigsflügeL Dies war [lur zu verhindern , wenn S chwarz seinerseits mit dem Läufer die schwachen B auern g2 und h3 bedrohte. Prüfen wir: 1 . Lb5!! 2. Kg3 (2. g4 fg 3. hg Le2 4. Kg3 Lf3) 2. Lfl ! Wie soll sich der weiße König jetzt von seinen B auern lösen? . .

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16

Awerbach. Schachend I

24 1

Es muß offenbar 3. h4 geschehen . Darauf folgt aber 3 . h:5 4. Kf4 L :g2 5. K:f5 Lf3, und nun kommt der Läufer bei det V erteidigung der B au ern ausgezeichnet zurecht. Weiß kan n nicht gewinnen. Seltsamerweise führen fast alle End spielbücher Stellung 308 als für Weiß gewonnen an . Wir haben uns davon ü berzeugt, daß Remisstell u ngen des erste n Typs durch eine strenge Aufgabenteilung gekennzeichnet sind . Der K önig bekämpft den Freibauern , der Läufer deckt die Bauern . Können diese Fu nktionen nicht au sgeübt werden, i st die Verteidigung zum Scheitern verurteilt. .

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309 J . Awerbach, 1 95 1

Weiß am Zuge . Remis Das Problem besteht für Weiß darin, mit dem König zu den Bauern am Damenflügel durchzubrechen . Schwarz muß ent­ weder den Königsmarsch verhindern oder eine V erteidigungs­ stellung des ersten Typs aufbauen . 1. Kg6 Lc6 2. Kg7 Ld5 3. Kf8 Kd7! Zum Verlust führt 3 . . . . Lc6 4. Lg1 Kd7 5. Kf7 Le4 6. Kf6 nebst 7. a8D L : a8 8. K :f5 usw. 4. Lh4 KcB! 5. Ke7 Kb 7! mit Remis. Verändern wir das Beispiel etwas, indem wir den Bauern b6 nach a6 stellen. 310 J . Awerbach, 195 1

Weiß gewi nnt 242

Die weiße B auern struktur hat sich scheinbar verschlechtert . I n Wirklichkeit gelingt es dem schwarzen König j etzt nicht mehr, nach b7 oder a8 zu gelangen und eine Verteidigungsstellung zu errichten . 1. Kg6 L c 6 2 . Kg7 Ld5 3 . K/8 K d 7 4 . L b 6 Lc6. Versucht Schwarz , sich mit 4 . . . . La8 5. Kf7 Kc6 6. Lf2 Kb5 aktiv zu verteidigen, gewinnt Weiß durch 7. Ke7 ! K : a6 8. Kd7 ! Kb7 9. Le3 Ka6 1 0 . Kc7. 5. kf7 Le4 6. Kf6 Kd6 7. Le3. Fehlerhaft wäre 7. a8D L : a8 8. K :f5 , weil Schwarz den Kö­ nig rechtzeitig nach b7 bringt und für den f-B auern den Läufer gibt: 8 . . . . Lf3 9. Kg5 Kc6 10. Lf2 Kb5 1 1 . a7 Ka6 ! 1 2 . f5 Kb7 1 3 . f6 Ld5 u sw . . Kd7 8 . Lc5! Kc7. Der König muß zurückweichen. 7 9. Ke6 Kd8 10. Lb6+ ! Ke8 (10 . . . Kc8 1 1 . La5) J 1 . Kd6, und der König geht nach b8. . .

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311 Kotow-Botwinnik Moskau 1 955

Schwarz am Zuge Beispiel 3 1 1 scheint allen Anforderungen der ersten Verteidi­ gungsstel lung gerecht zu werden der König bekämpft den Freibauern, der Läufer verteidigt die B auern auf beiden Flü ­ geln. In Wirklichkeit ist d a s aber nicht s o . Schwarz gelingt es , einen weiteren Freibauern zu bilden und damit die Partie zu seinen Gun sten zu entscheiden. Es folgte : I . . . g5!! 2. fg. Ganz schlecht i st 2. hg h4 3 . Ld6 Lf5 4. g6 L :g6 5. f5 L :f5 6. K : b3 Kg2, und der h-Bauer kostet Weiß den Läufer. . d4+ ! 2 Es i st wichtig für Schwarz. den b-B auern zu behalten . 3. ed Kg3 4. La3. Auch 4. Le7 K : h4 5. g6+ Kg4 bringt nichts ei n . 4. . . K:h4 5. Kd3 K :g5 6 . Ke4 h 4 7. K/3 Ld.5+ , u n d Weiß gab auf. -

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243

312 Awerbach-Ljublin ski Moskau 1 950

Schwarz am Zuge Schwarz steht vor der Frage, ob er mit dem König nach e8 oder e6 gehen soll. Ständen die schwarzen B auern auf f5 und g6, wären beide Züge gleichwertig, da sich Weiß keinerlei Möglichkeiten am Königsflügel böten. Schwarz spielte 1 . . . . Ke6. Dieser natürliche Zug ist ein Fehler und führt schnell zum Verlust. Es folgte : 2. Kc 7 Le8 3. h4! Ld7 4. g4! Die Pointe. Wegen der ungün stigen Aufstellung der schwar­ zen B auern kann Weiß noch einen Freibauern bilden. 4. . . . hg 5. fg Le8 6. h5, und Schwarz gab auf. Im Fall von 6 . . . . Ld7 entscheidet 7. L :f6 gf 8. h6. Was wäre geschehen, wenn Schwarz 1 . . . . Ke8! 2. Kc7 Le6 gezogen hätte ? Sehen wir uns eine mögliche Fortsetzung an : 3. h3 ! L/5 (3 . . . . L :h3 4. g4) 4. g4 hg 5. fg Ld7. Weiß kann der einzigen schwarzen Schwäche, dem B auern g7, scheinbar nicht beikommen . I st der weiße Läufer wirklich nicht nach f8 zu bringen ? 6. Ld4 Le6 7. La7 Ld7 8. Lb8. Was hat der Läufer vor? 8. . . . Le6 9. Kb6 (es scheint, daß der B auer verteidigt wer­ den soll) 9. . . Ld7 10. Lc7 K/7 1 1 . Ld8! (will der Läufer tat­ sächlich zum g-B auern ?) 11 . . . Ke8 12. Le7 Kf7 13. Kc7 Ke8 14. Lf8!! (u nglaublich, aber wahr !) 14. . . . g6 15. Lg7 /5 1 6. g5! /4 1 7. h4 /3 18. Ld4 L/5 19. L/2! Le6 20. h5 gh 21. g6, und Weiß gewinnt. Konnte Schwarz nicht stärker spielen? Leider j a, und das nicht nur einmal . So war an stelle von 9 . . . Ld7 gut 9 . . . . Kd7 ! 1 0 . K : b5 Lb3 ! 1 1 . Lc7 Ld 1 möglich. · Stände der b-Bauer bereits auf b4, könnte Weiß gewinnen , während Schwarz j etzt trotz zweier Minu sbauern wegen der un.

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244

günstigen weißen Figurenstellung remis hält, z. B . 12. Kc5 Lf3 1 3 . La5 Lg2 (Schwarz muß die Drohungen am Königsflügel beseitigen). 14. h4 Lf3 1 5 . g5 fg 16. hg Ld 1 1 7 . Lc3 g6 1 8 . b4 ab 19. Lb2. Durch das Bau ernopfer hat sich Weiß einen zwei ten Frei­ bauern verschafft, der indes schon nichts mehr ändert. 19. . . . Lc2 20. a4 Ld 1 2 1 . a5 Le2 22. La3 Lf 1 23 . Kd5 (oder 23 . Kb6 b2 24. L : b2 K : d6 25 . a6 Lb7) 23 . . . . Le2 24. Ke5 Lf 1 25 . Kf6 Ld3 26. Kf7 b2 mit Remis. Aber auch nach 9 . . . Ld7 war die Partie noch nicht verloren, nur mußte Schwarz auf 1 0 . Lc7 mit 1 0 . . . . f5 ! 1 1 . gf L :f5 12. K :b5 Lc2 1 3 . Kc6 Le4 + fortsetzen. .

313 Euwe-Yanofsky Groningen 1 946

Schwarz

am

Zuge

Schwarz kann sich retten, wenn es i hm gelingt, die dritte Ver­ teidigungsstellung aufzubauen. 1 . . . . Ld3 ! Wichtig, damit der weiße König nicht nach a7 gelangt. 2. a7 Le4 3. g3 Ke6 4. Ke3 Lg2 ? Es scheint unglaubwürdig, aber Weiß gelingt es jetzt, über den Königsflügel zu den B auern des Damenflügels durchzubrechen. Zum Remis führte 4 . . . . Kf5 , was dem gegnerischen König das wichtige Feld f4 nahm, z. B . 5. Lf8 g6 6. Kd4 La8 7. Kc5 Ke6 ! 8. Kb6 Kd7 usw. 5. Kf4 ! g6 6. g4 ! hg 7. K:g4 Lh 1 8. Kg5 Kf7 9. Ld4 Lg2 10. h4 Lh l 1 1. b4 Lg2 12. b5 Lh 1 13. L/6! Weiß postiert seinen Läufer so, daß er den schwarzen B auern bewacht und den König vom Damenflügel abschneidet. 13 . . . . Lg2 (oder 13 . . . . Le4 14. Kf4 und 1 5 . Ke5) 14. h5! gh 15. Kf5, und Schwarz gab auf. Er ist nicht in der Lage, den Marsch des Königs zum Damenflügel zu verhindern. Wie wir bere its wissen , i st die Ablenkung des gegneri schen 245

Königs von seiner Aufgabe, sei es der Blockade eines Frei­ bauern oder der V erteidigung von Einbruchsfeldern , eines der charakteri sti schsten V erfahren i n derartigen End spielen. Es kann auf verschiedene Art verwirklicht werden. Sind schwache B auern vorhanden, die verteidigt werden müssen, lenkt ein Angriff auf sie den König ab . Dem gleichen Ziel kann auch die Bildung eines zweiten Freibauern dienen . Soeben haben wir ein weiteres V erfahren kennengelernt, bei dem der gegneri sche König vom Streitobjekt abgeschnitten wird . Hier noch ein B eispiel zum gleichen Thema: 314 J . Awerbach, 1 95 1

Diese Stellung hätte in einer Partie Smyslow-Awerbach, Mos­ kau 1 950, entstehen können. Sie stellt eine sehr feine Studie dar. Ihre Forderu ng: Weiß gewinnt. l. Kg5 Kf7. Nach 1 . . . . L:f3 2. K :g6 Ke5 3 . Le3 Ke6 4. Lf4 verliert Schwarz einen der B auern und mit ihm die Partie. 2. /4 !! Ein seltsamer und überraschender Zug. Das Ziel von Weiß besteht darin, mit dem König zu den B auern am Damenflügel durchzubrechen. Dazu sperrt er zunächst seinen eigenen König auf dem anderen Flügel ein. So ein Unsinn, möchte man mei­ nen. Doch sehen wir weiter. Nebenbei bemerkt : Nur zum Remis führt 2. g4 hg ! 3. fg fg ! 4. K :g4 Ke6 5. Kg5 Le4 ! 6. a8D L : a8 7. K :g6 Kd7 8. h5 Kc7. 2. . . . Le4 ! 3. L/2! Kg7. 3. . . . Lf3 kann den Durchbruch nicht verhindern . Es folgt 4. g4 ! ! fg (oder 4 . . . . hg 5 . h5 ! gh 6. K :f5 usw.) 5 . Lg3 ! Kg7 6. f5 gf 7. K :h5 f4 8. L:f4 g3 + 9. Kg5 g2 1 0 . Le3 . Weiß gewinnt, indem der König zum Dame nflügel geht. 4. g4 !! hg. 246

Falls 4. . . . fg, so 5. f5 gf 6. K : h5 Kf6 7. Lg3 Lf3 8. Kh6 Le4 9. h5 Lf3 1 0 . Lh4+ Kf7 ( 1 0 . . . . Ke5 1 1 . Kg5 f4 12. h6) 1 1 . Kg5 Le4 12. Lg3 Kg7 1 3 . Le5 + Kf7 14. h6 u sw . 5. h5! g h 6. a8D! L :a8 7. K:f5 Kf7. 315

Weiß gewinnt I st es nicht erstaunlich ? Weiß hat seine Mehrbauern zurü ckge­ geben und gewinnt j etzt das Endspiel mit gleicher B auern­ zahl. U m remis zu halten, müßten der schwarze König und Läufer die Plätze tau schen. Das ist jedoch nicht möglich . 8. Kg5 Lf3. Falls 8 . . . . Ke7, so 9. f5 Kd7 1 0 . f6 Ld5 1 1 . a7 usw. 9. a 7 La8 JO. Lh4 Lf3 ! 1 1 . /5. Nur Remis ergibt 1 1 . K : h5 g3+ 1 2. Kg5 g2. 11. . . . Kg7 12. Lg3 Kf7 13. Le5! Schwarz ist in Zugzwang geraten. Spielt er 1 3 . . . . Kf8 , ge­ winnt Weiß durch 1 4 . Kf6 h4 1 5 . Ld6+ Ke8 ( 1 5 . . . . Kg8 1 6. Ke7) 1 6. Kg7. Folglich muß der Läufer ziehen. 13. . . . Le4 ! 14. K:h5!! g3 15. L :g3 Kf6 16. Kg4 L :f5+ 1 7. Kf4 !, und der B auer geht zur Dame . Der Schluß war außerordent­ lich eindrucksvoll . Wenn beide Seiten Freibauern besitzen, ist sehr wichtig, die Aufgaben richtig zu verteilen. Wie im Endspiel Läufer gegen B auern sind die gegneri schen B auern am besten durch den Läufer aufzuhalten. Der König kann dann die eigenen Frei­ bauern unterstützen. (Diagramm 3 1 6) Schwarz hat einen entfernten Freibauern und die Möglichkeit, einen zweiten am Damenflügel zu bilden. Es folgte 1. bc b c ? Ein offen sichtliches Versehen. Z u m Gewinn führte I . . . dc ! Die schwarzen Freibauern am Damenflügel sind danach be.

24i

3 16 Kotow-B otwinnik Moskau 1 947

Weiß am Zuge deutend gefährlicher als das völlig harmlose weiße B auern­ paar im Zentru m, z. B. 2. Le1 h3 3. Lg3 b5 4 . Kd3 a5 5 . Lh2 a4 6. Lg3 a3 7 . Lh2 b4 8. Kc4 L : e4 u sw. Nach dem Textzug ist der freie c-Bauer wertlos , da der an den B auern d6 gebundene schwarze König ihn nicht unter­ stützen kann. N ach den weiteren Zügen 2. Lel ! h3 3. Lg3 stand das Remis fest. Gelingt es, in einem End spiel mit ungleichfarbigen Läufern zwei Freibauern zu bilden, reicht dies in der Regel zum Ge­ winn, sofern der König sie unterstützen und der Gegner sie nicht blockieren kann. 3 17 Leonhardt-Schlechter San Sebastian 1 9 1 2

Schwarz a m Zuge Schwarz reali sierte exakt sein Ü bergewicht, indem er sich zwei verbundene Freibauern verschaffte. 1. . . . d5! 2. ed cd 3. b4 Ke6 4. Lc5 a6 5. Lb6 Kf5 6. Lc7 Lb5! Der Läufer wird zum Angriff auf den B auern f3 nach h5 geführt. 7. Ld6 LeB B. Le7 Lh5 9. Lh4 e4 ! 10. fe de 1 1. c4 Lf7 12. c5 LeB 13. Le7 e3+ 14. Ke l Kg4, und Weiß gab auf. Auf 1 5 . Ld6 folgt 15 . . . . f3 1 6. Lg3 Kh3 17. Kf l Lb5+ 1 8 . Ke 1 Kg2 und 19 f2. .

248

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Läufer gegen Springer

Erstes Kapitel Läufer und Bauern gegen Springer

Im Endspiel Läufer und B auer gegen Läufer brau chte die schwächere Seite , um remis zu halten, nur den König auf ein beliebiges Feld vor dem B au ern zu stellen, das dem gegneri­ schen Läufer unzugänglich war . Besitzt die schwächere Seite im Kampf gegen Läufer und B auer einen Springer, reicht diese Bedingung nicht mehr au s. Wichtig ist, daß sich der Springer auch bewegen kan n . 318

Weiß gewinnt In dieser Stellung wird der Springer durch I. Le5! lahmgelegt. Schwarz gerät in Zugzwang und muß den Bauern pas sieren las sen, z . B . : I . Ke7 2. Kc5 Kd7 3. d6 (3 . Kb6 führt nach 3 . . Sf6 ! 4. L:f6 Kd6 nur zum Remis) 3 . . Ke6 4. Kc6 K:e5 5. d7, und Weiß gewi nnt. Sehen wir uns nun einige Beispiele an, in denen e s dem König der schwächeren Seite nicht gelingt, den B auern zu blockieren . .

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(Diagramm 3 1 9) Das Ergebnis i st vom Zugrecht abhängig. Schwarz am Zuge gibt ewiges Schach : / . . Sd6+ 2. Ke7 Sc8+ 3. Ke8 (3 . Ke6 Sb6) 3 Sd6+ . Ursache für das Remi s war hier die ungün­ stige Aufstellung des weißen Königs. .

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249

3 19

Weiß am Zuge gewinnt Schwarz am Zuge häit remis Weiß am Zuge kann diesen Mangel beheben und gewinnen : 1. Ke7! Sd8 2. Le4! Sf7 3. L/3 Sd8 4. Ld5! Durch ein einfaches Läufermanöver wurden dem Springer alle Felder genommen und der Gegner in Zugzwang gebracht. Die Gewinnmethode ist für derartige Endspiele typisch. Erwähnt sei, daß die Einschränkung der Beweglichkeit des Springers bei einem Läuferbauern auf der 7 . Reihe zum Patt führt. Die folgende Stellung, in der Weiß nicht gewinnen kann, ist deshalb eine Au snahme. 320

Remis 1.

Kd7 Sc8 2. Ld4 Se 7 3. Le3 Sc8 4. Lc5. Bi sher lief alle s so ab wie im vorigen Bei spiel , doch nun folgt 4 . . Ka8! 5. Kc6 Sb6!! Der Springer ist tabu. Remi s . Steht d e r B auer erst auf d e r 6 . Reihe , nehmen d i e V erteidi­ gungsmöglichkeiten zu. .

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(Diagramm 3 2 1 ) Weiß hat sein Möglichst es getan , die Beweglichkeit d e s Sprin­ gers aber nicht völlig ein schränken können . N ach 1 . . . . Sf8 + oder 1 . . . Sb8 hält Schwarz leicht remi s. Die Nähe des Brettrandes wirkt sich auf die Kampfkraft des Springers negativ au s , da sich seine Beweglichkeit merklich .

250

32 1

Schwarz am Zuge . Remis verringert. De shalb kann die stärkere Seite bei einem Sprin­ gerbauern auf der 6. Reihe gewinnen. 322

Weiß gewinnt Nach I. Ld7 befindet sich Schwarz sofort im Zugzwang. Etwas komplizierter gestaltet sich die Aufgabe, wenn Weiß nicht am Zuge ist. U m zu gewinnen, muß er dann so manövrieren , daß Schwarz sein Zugrecht abtreten muß. Dies läßt sich wie folgt verwirkliche n : I. . . Se8 2. Ld7 Sg7 3. Kh 7 Sh5 4. Lg4 Sg7 5. Lh3 Sh5 (falls 5 . Se8, so 6. Ld7 Sg7 7. Kh6, und Weiß gewinnt) 6. Kh6 Sg7. Weiß hat sein Ziel erreicht. N ach Z Ld7 bleibt Schwarz nichts anderes ü brig, als die Waffen zu strecken . Wir haben uns einige Stellungen ange sehen , in denen das Feld vor dem B auern dem Läufer unzugänglich war. Untersuchen wir nun Bei spiele, in denen der Läufer dieses Feld angreifen · kann. .

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(Diagramm 323) Die Aufgabe von Weiß besteht darin, den Springer zu ver­ drängen . Ist er am Zuge , gelingt die s : I. Lb4+ Ke6 2. Kc7 Kd5 3. La3. Schwarz befi n det sich im Zugzwang und muß den B auern zur Dame gehen lassen . 25 1

323

Schwarz am Zuge kann sich retten, indem er die Aufstellung seiner Figuren verbessert : 1. . . . Se7+ (oder auch 1 . . . . S a7+) 2. KdB Sc6+ 3. KeB Ke6. Schwarz h at eine Umgruppierung v orgenommen und gleich­ zeitig den gegneri schen König abgedrängt. Weiß gel ingt e s nicht mehr, eine Zugzwangsituation herbeizuführen . Die Stel­ lung ist deshalb remi s . V erschiebt m a n Stellung 3 2 3 u m eine Reihe n a c h unten, kan n Weiß selbst dann nicht gewinnen , wenn er am Zuge ist. 324

Prüfen wir: 1 . Lb3+ Ke5 2. Kc6 S:b3 (hier ist das möglich) 3. d7 Sd4+ und 4. . . . Se6 oder 2. Lc4 Kd4 3. Lf7 Sa6+ 4. Kc6 SbB+ 5. Kc 7 Sa6+ 6. Kb6 Sb8, und Weiß kann seine Stellung nicht verstärken . Stände der Springer i n der Diagrammstellung nicht auf c5, sondern auf b8, w ürde Schwarz nach 1 . Lb3 + Ke5 (oder I . . Kc5) 2. Lc4 ! sofort in Zugzwang geraten . Wenn w i r i n Bei spiel 324 einige Figuren versetzen, entsteht folgende Stellung : .

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325 Nach Mandelöl, 1 938

Schwarz am Zuge hält remis Schwarz steht vor der Aufgabe, nicht in Zugzwang zu geraten. Dies gelingt ihm nur durch I . . . Kc6! Zum Verlust fü hrt sowohl 1 . . . . Kc5 al s auch 1 Ke5 wegen 2. Le4 ! Es kann folge n : 2. La4+ Kc5 3. LeB Kd5 4. L/7+ Kc6! 5. Lh5 Kc5! Erneut der einzige Zug. N ach 5 . . . . Kd5 6. Lf3 + Kc5 7. Le4 ! ist Schwarz verloren . Verschiebt man d i e Stellung j edoch um eine Linie nach links, erhält Weiß mehr Rau m für die Manöver des Läufers, wo­ durch er eine Zugzwangstellung herbeiführen kan n . .

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326 Chess Player's Chronicle , 1 856

Schwarz am Zuge Der Plan bleibt der gleiche : / . . Kb6 2. Le5 Kc5! (2 . . . . Kb5 3 . Ld4) 3. Lc3 Kb6 4. La5+ ! Kb5 5. LdB Kc5 6. Lg5 Kb5, und nun entscheidet der Abwartezug 7. Lh4!, der in Stellung 325 nicht möglich war. N ach 7. . . . Kc5 8. L/2+ Kd5 9. Ld4 ! kann Schwarz aufgeben . Im Endspiel Läufer und B auer gegen Springer wird das Er­ gebnis somit weitgehend dadurch bestimmt, ob die stärkere Seite die B eweglichkeit des Springers maximal ein schränken . .

253

und eine Zugzwangstellung erreichen kan n . Gelingt ihr dies. ist der Sieg gesichert, wenn nicht, muß sie sich mit Remi s be­ gnügen. Die untersuchten Beispiele mit B auern auf der 7. und 6. Reihe sind Orientieru ngspunkte für die Spielführung in Stellungen, wo der Bauer noch nicht so weit vorgerückt i st. 327 G. Kasparj an , 1 952

Remi s Die weißen Figuren sind voneinander isoliert, der Kö nig ist weit vom Bauern entfernt. Der Versuch, den Bauern auf der 4. Reihe (gerechnet vom schwarzen Lager) festzuhalten, schlägt fehl . Nach 1 . Sc5 + Kd4 2. Kb6 Kc4 ! ist Weiß im Zugzwang und muß das weitere Vorgehen des Bauern zulas sen. Es ist unbedingt notwendig, eine Verteidigungsstellung gegen den B auern auf der 6. Reihe aufzubauen . Während der B auer vorrückt, muß Weiß den König annähern und seine Kräfte verei nigen. Die Anordnung seiner Figuren läßt darauf schlie­ ßen, daß Weiß eine Stellung anstreben muß, i n der der König den B auern von hinten angreift, während der Springer ihn von vorn bremst. Diesen Bedingungen entspricht Position 325 (mit vertau schten Farben) . Auf sie hat sich Weiß zu orientieren. Die Schlußstellung der weißen Figuren ist somit vorgezeich­ net. Der Springer muß nach c l , der König nach f4, e4 bzw . f3 . Also: 1. Sc l ! Ke3 2. Kb6 Kd2 3. Kc5 Lg8 4. Kd6 e4 5. Ke5 e3 6. Ke4!, und Weiß h at sein Ziel erreicht. Wie sich herau sstellte, hat Weiß noch eine zwei te Rettungs­ möglichkeit : 1 . Sc5 + Kd4 2. Kb6 Kc4 3 . Sd7 e4 4. Se5+ Kd4, und nun nicht 5 . Sg4 wegen 5 . . . . Le6 6. Sh2 Lh3 ! 7. Kc6 Kd3 8. Kc5 e3 9. SB e2, und Schwarz gewinnt, sondern 5 . Sg6 ! e3 6. Sf4 Lc4 7 . Sh3 e2 8 . Sg l ! usw. Wir haben schon gesehen, daß e s dem Spri nger um so schwe254

rer fälit, den B auern zu bekämpfen, je näher dieser dem Brett­ rand steht. E i n Turmbauer i st für den Spri nger am gefährlich­ sten. Hat er die vorletzte Reihe erreicht, gibt es in der Regel keine Rettung mehr. Steht er noch auf der 6. Reihe, bieten sich der schwächeren Seite intere ssante Remismöglichkeiten. 32S J.

Awerbach, 1 95S

Kann Weiß gewinnen ? Nach 1. Le5-J- si eht sich Schwarz vor eine schwierige Wahl ge­ stellt : Wohi •l soll er mit dem König gehen - nach c5, d5 oder d7? Sehen wir uns alle diese Fortsetzungen an. a) ] . . . Kc5 2. Lc7 Kd5. Nach 2 . . . . Kb5 3 . Lb6 ist Schwarz sofort im Zugzwang. 3. Kb6 Se 7! 4. Lg3 Sc6 5. L/4 ! Se7 6. Lcl ScB+ 7. Kc7 Sd6. Oder 7. . . . Kc5 S. La3 + Kb5 9. Kb7 Ka5 1 0 . LfS Kb5 1 1 . Lb4 ! , und Weiß hat eine Zugzwangsituation herbeige­ fü hrt. 8. La3 Sb5+ 9. Kb6 Kc4 10. Lf8, und Weiß gewi nnt. b) 1 . . . . Kd5 2. Kb6! Der einzige Gewinnzug. N ach 2 . Lc7 Kc5 3. Lb6+ Kb5 ist gar Weiß im Zugzwang, und auf 3 . Lf4 folgt 3 . . . . Kb5 4. Ld2 SdS+ 5 . Ka7 Sc6+ mit Remis . 2. . . . S e 7 3 . Lb2! Sc6 (3 . . . . S e S + 4. Kc7 wurde i n V ariante a behandelt) 4. La3, u nd Weiß gewinnt. c) Gewöhnliche V erteidigungsmethoden reichen offen sichtlich nicht au s . Die Tatsache aber, daß es sich hier um einen Rand­ bauern handelt, gestattet Schwarz, ein neues V erteidigungs­ system anzuwenden - die horizontale Oppo sition der Könige . Die einzig richtige Fortsetzung ist 1. . . . Kd7! 2. Lc7 Sa 7! 3. Lf4 Sc6! Zum V erlust führt sowohl 3. . . . Sb5 4. Kb6 als auch 3 . . . . SeS 4. Lg3 KdS 5 . Lh4+ Kd7 6. Le7 ! 4. Kb6 Se7! 5. Lg3. .

255

Falls 5. Le t , so 5 . . . SeS+ 6. Kb7 Sd6+ 7. Kb8 Sb5, und Weiß kommt nicht weiter. 5. . . . Se6 6. Lei KeS! 7. Lg3 Kd7 mit Remis. Charakteristische Besonderheiten des Kampfes in End spielen mit einem Randbauern enthält folgende Studie: .

329 B. Sewitow, 1 937

Weiß gewinnt Schwarz droht 1 . . . . Kc7. Der erste Zug ist daher erzwu nge n : J. Le5. Nun gibt es zwei Möglichkeiten : a) 1. . . . Sg4 2. Lg3 Sf6 3. a6 KeS 4. Ke5 Sd7+ (4 . Se4+ 5 . Kc6 S :g3 6. a7) 5. Kb5 Sf6 6. Ke6 SeS 7. a 7. Der B auer hat die vorletzte Reihe erreicht, und die Verteidi­ gung ist zum Scheitern verurteilt. 7. . . . Se 7 S. Lei SaS 9. La5 Se 7 10. Kb6 SaS+ 1 1. Ka6 Kd7 12. Kb 7. Vielleicht kann Schwarz aber eine Verteidigungsstellung auf­ bauen , in der der B auer noch auf der 6. Reihe steht? Prüfen wir. b) I . . Sf5 2. a6 Se7 3. Ke5 SeS. Schwarz hat den B auern zwar gestoppt, aber wir wissen, daß er nur remis halten kann, wenn der Springer auf c6 steht. 4. Ke6 Sa7+ 5. Kb 7 SeS 6. L/6+ Kd7 7. Le7!, und Weiß ge­ winnt. Wenn die Läuferpartei zwei B auern besitzt, reicht dieses Ü ber­ gewicht gewöhnlich zum Gewinn . Es sind j edoch nicht wenig Stellungen bekannt, in denen die Reali sierung des Vorteils mit Schwierigkeiten verbunden ist. Nur in seltenen Ausnahme­ fällen ist ein Gewinn unmöglich. Beim Vorrü cken verbundener B auern muß man darauf achten , daß sie der Gegner nicht festlegen kan n . Wurden die B auern auf dem Läufer u nzugänglichen Feldern blockiert, hat die stär­ kere Seite meist keine Gewinnchancen . .

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330

Eine typische Remisstellung. Die schwarzen Figuren haben sich auf den Feldern e7 und d6 fest eingenistet. D.e Blockade wäre nur zu brechen , wenn S chwarz in Zugzwang gebracht werden könnte, aber das ist hier nicht möglich : Dem Springer sind nicht alle Felder zu nehmen . 33 1

Wei ß gewinnt Die Nähe des Brettrandes schränkt die Beweglichkeit des Springers ein; Weiß kann eine Zugzwangstel l u ng herbeiführen. 1. K/5 Sd8 2. Ke5. Am genauesten . Fall s Weiß 2. Lc 7 Sc6 3 . Ke4 zieht, so folgt 3. Kf7, und 4. Kd5 darf nicht geschehen wegen 4 . K : f6 ! 2 . . K/7. Oder 2 . . . . Sc6+ 3 . Kd5 Sb4+ 4. Ke6 Sc6 5 . Kd7 Sd4 6. Ke8 Se6 7 . Ke7, und Weiß gewinnt. 3. Kd5 Kg8. Ganz schlecht wäre 3 . Sb7 wegen 4. Lc7. 4. Lc7 S/7 5. Ke6 Sg5 + 6. Ke 7 Sf7 7. L/4 Kh 7 8. K/8, uno Weiß gewinnt. Verschiebt man Stellung 3 3 1 um eine Linie nach rechts, geli ngt es ebenfall s, Schwarz in Zugzwang zu bringen , obwohl die Aufgabe durch ein drohendes Patt erschwert wird . . . .

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17

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Awerbac h. Schach.e n d

I

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332

Weiß gewinnt

I. Kg5 SeS 2. K/5 Kg7. Falls 2 . . . . Sg7 + , so 3 . Kf6 Se8 + 4. Ke7 Sg7 5. Kd7, und Schwarz befindet sich im Zugzwang. Oder 3 . . . Sh5 + 4 . Kf7 Sg7 5. Ke7 mit dem gleichen Resultat. Die Lage des N achziehenden· wird auch nicht durch 2 . . . Sd6 + 3 . Ke5 Sc4 + 4. Kf6 S d6 5 . Ke7 Se4 6. Kf8 Sf6 verbes sert wegen 7. g7 + ! K :h7 8 . Kf7 Sg8 9 . Lf5 +, u nd Weiß gewinnt. 3. Ke5 Sc 7. wenn 3 . . . Kh8, dann 4. Ld7 Sg7 5 . Kf6 ShS + 6. Kf7 Sg7 7. Lg4 Sf5 8. Kf8 Sg7 9. Ke7 oder 8 . . . . Sh6 9 . g7 + K : h7 1 0. Lh5 Sg8 1 1 . Lg6+ mit Gewinn. 4. Ld7 Sa6 5. h8D+ K:h8 6. K/6 Sc5 7. K/7, und der Anziehende behält die Oberhand. Einen Triumph der Blockade demonstriert die folgende Stel­ lung : 333 .

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Sefc-A werbach Dresden 1 956

Schwarz am Zuge Schwarz kann nicht gewinnen Stände der weiße König auf h4 , hätten wir eine typische Re­ misstellung vor uns. Hier ist er weniger gut po stiert - der h­ Bauer kann vorrücken -, und doch ist Schwarz nicht in der Lage zu gewinnen. In der Partie folgte : 1. . . L/5 2. Sg5 h4 3. S/3 Kh5 4. Sg5 Ld7. .

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Falls 4 . . . . h3 5. Sf3 Lg4, so 6. Sh2 mit Remi s . 5. Se4 ! Die einzige Erwiderung. Fehlerhaft wäre 5 . Sf3 Lc8 6. Sg5 h3 7. Sf3 Lb7 8. Sh2 Kh4 9. Sf1 g5 + 1 0 . Ke3 Lg2 1 1 . Sh2 Kg3 , und Schwarz gewinnt. 5. . . . LeB 6. Sf6+ Kh6 7. Se4 Lf5 8. Sg5 Kh5 9. Sh 7!! Erneut der einzige rettende Zug. Verlieren würde nach wie vor 9. Sf3 Lc8 10. Sg5 h3 1 1 . Sf3 Lb7 12. Sh2 Kh4 u sw. 9 . . . h3 10. Kg3 mit Remi s. Nachdem wir uns mit einigen Blockadestellungen vertraut ge­ macht haben, können wir uns der M ethode des Vorgehens verbundener B auern zuwenden. .

334

Weiß gewinnt Für das Vorrücken der B auern gibt es eine Regel , die schon im 18. Jahrhundert der berühmte franzö si sche Schach spieler Philidor formulierte (siehe Seite 228). Nach dieser Regel müssen die B auern bei einem schwarzfeldrigen Läufer auf weiße, bei einem weißfeldrigen Läufer auf schwarze Felder ge­ stellt werden. Ein grober Fehler wäre deshalb 1 . d4?? Kd5 2. Kd3 Sd6, wo­ nach die schwarzen Figuren nicht mehr von den weißen Fel­ dern zu vertreiben sind. Die ri chtige Fortsetzung i st 1. e4 ! Kc5 2. Ke3 Kd6. Der Versuch eines aktiven Gegenspiels mittels 2. . . . Kb4 wird am einfachsten durch 3. Lg7 nebst 4. d4 pariert, obwohl auch die schärfere Fortsetzung 3. d4 Kb3 4. Lai Ka2 5 . d5 , K : a l 6. e5 möglich ist, z. B. 6 . . . . Sc7 7 . d6 Se6 8. Ke4 Kb2 9. Kf5 Sd4+ 10. Kf6 u sw . 3 . d 4 Sc 7 4 . Kd3 ( spielbar i st auch 4. L c 3 u n d 5 . La5) 4. . . . Kc6 5. Kc4 Kd6 6. d5 SeB 7. e5+ Ke7 8. La3+ Kf7 9. Kc5 Sg7 10. Kd6 SeS+ 1 1 . Kd7 Sg7 12. e6+ Kg6 13. Lb2 S/5 14. e7, und Weiß gewinnt. 1 7*

259

Wir müssen den Leser jedoch vor einer blinden Anwendung der Philidorschen Regel warnen . Wo eine Blockade ungefähr­ lich ist, können die Bauern auch anders gezogen werden. Dies ist besonders in Stellu ngen mit Randbauern rat sam, in denen das U mwandlu ngsfeld des Turmbauern dem Läufer unzugäng­ lich i st. 335 R. Fine, 1 94 1

Weiß gewinnt Hier führt gerade 1 . g4 ! am einfachsten zum Ziel, da der V er­ such von Schwarz, eine Blockade stellung zu errichten, erfolg­ los bleibt, z. B. 1. . . . Kg5 2. Kg3 Sg6 3. Ld3 Sh4 4. Le4 usw. Schwarz spielt besser I . . . . Sc6, doch dann gewinnt Weiß durch 2. Kg3 Sd4 3. Ld3 + Kf6 4. h4 Se6 5. Lc4 Sc5 6. Kf4 Sd7 7 . Ld3 Kd7 8 . g5 Sf6 ! 9. Le4 ! Sh5+ 1 0 . Kg4 Sf6+ 1 1 . Kf5 Sh5 1 2 . Lf3 Sg3 + 1 3 . Kf4 S f l 1 4 . h 5 . Würde Weiß "nach Philidor" 1 . h 4 ziehen, kön nte d a s Spiel wie folgt verlaufe n : J Kh6 2. Kg2 (2. g4 ? ? S :g4+ remis) 2. . Kg7 3. Ld 1 ! Fine betrachtet nur den Zug 3 . Kf2?, der nach 3 . . . . Sg6 ! 4. h5 (es drohte 4. . . . S : h4) 4. . . . Se5 5. Ke3 Kh6 6. Kf4 Sf7 7. Lc4 Sg5 zum Remis führt. Er kommt davon au sgehend zu der Schlußfolgerung, daß 1. h4 den Gewinn vergibt. In Wirklichkeit ist aber der Zug 3 . Kf2 schuld . N ach 3 . Ld 1 kann sich Schwarz nicht retten, z . B . : 3. . . . Sg6 4 . Kh3 ! Solange der Läufer noch nicht auf der Diagonale b 1-h7 steht, muß sich Weiß gegen die Drohung S : h4 verteidigen. 4 . Se5 5. Lc2 Sc4 ! Im Fall von 5 . . . . Kh6 6. Kg2 Kh5 gewinnt Weiß am leichtesten durch 7 . Lf5 nebst Ü berführung des Königs nach f4. 6. Ld3 Se3 7. Kh2 K/6 8. Kg 1 Ke5 9. K/2 Sg4+ 10. Kf3 Sh2+ 1 1 . Ke2 Sg4 12. La6 Ke4 13. Lb 7+ Ke5 14. Lc8 Sf6 •

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260

. . .

15. Kf3. Unter großen An strengungen ist es Weiß doch gelungen , die gegnerischen Figuren zurückzudrängen . Der Rest ist einfach. 15. . . . Kd6 16. Lf5! Eine letzte Feinheit. 1 6. Kf4 Sh5+ 1 7 . Kg4 S :g3 führt zum Remi s. 16. . . . Ke5 1 7. Lg6 Ke6 18. Kf4 Sd5+ 19. Kg5 Sf6 20. h5, und Weiß gewinnt. Obwohl der Zug 1 . h4 den Gewinn nicht au s der Hand gab , war er doch viel schwächer al s 1 . g4. I solierte Bauern sind schwerer zu blockieren . Deshalb fällt der Gewinn in der Regel noch leichter als bei verbundenen Bauern . Stehen die B auern nicht allzu weit au seinander, ist die Realisierung des Ü bergewichts indes mit gewissen Schwierig­ keiten verbunden und erfordert viel Genauigkeit. Als Beispiel mag die folgende Stellung dienen : 336 Prochorowitsch-Woronkow Moskau 1 952

Weiß gewinnt Der weiße König muß sich zu jenem B auern begeben, der durch den Springer blockiert wird . Sobald der Springer ver­ trieben ist, rückt der B auer vor. Kommt der schwarze König dem Springer zu Hilfe , wird der andere B au er in Marsch ge­ setzt. Bevor sich j edoch der eigene König auf seinen langen Weg macht, ist es zweckmäßig, die Aufstellu ng des Läufers zu verbe ssern : Er erschwert auf e4 die Manöver des Königs und wird bes ser nach d7 überführt, wo er nicht nur beide B auern verteidigt, sondern auch dem Springer das wichtige S chlüsselfeld e8 nimmt. Der genaueste Gewinnweg sieht so au s : I. L/3 Se8. Versucht Schwarz mit 1 . . . Ke7 2. Ke5 Se8 3 . Ld5 Sf6 eine Umgruppierung, entscheidet 4. c7 Sd7 + 5. Kf4 Sb6 6. Le6. 2. Ld5 Sc 7 3. Lc4 Se8 4. Le6 Sc7 5. Ld 7 Sd5+ 6. Ke4. .

26 1

Jetzt kann sich der König endlich auf die Reise begeben. 6. . . . Sc 7 7. Kd4 Sb5+ 8. Kc5 Sc7 9. Kb6 Sd5+ 1 0. Kb7 Ke7 11. c 7, und Weiß gewinnt. Wie Sie sehen, hat Weiß sein Ziel ohne jegliche Schwierigkeiten erreicht. Was aber, wenn sich der König, wie übrigen s auch in der Partie , sofort auf den Weg macht? I. Ke3. Dieser Zug kompliziert die Aufgabe von Weiß sehr, da Schwarz seine Figuren noch mehr aktivieren kan n . 1 . . . . Ke5 2 . Kd2! Se8. Selb stverständlich nicht 2 . . . . K : e4 3 . f6 Kd5 4. f7 Se6 5 . c7. 3. Kc2. Weiß verliert wertvolle Zeit. Richtig war 3. Kd3 ! , z. B . 3 . . . . Sc7 4. Kc4 Kd6 5 . Kb4 Se8 6. Kb5 Kc7 7. Kc5 Sf6 8. Lf3 Se8 9. Kd5 Sf6+ 1 0. Ke6, und Weiß gewinnt. 3. . . . Kd6 4. Kb3 ? Der letzte Fehler. Mit 4. Kc3 ! Ke5 (oder 4 . . . . Sf6 5. Kd3 SeS 6. Kd4 Sf6 7 . Ke3 ! Se8 8. Kf4 Sf6 9 . Lf3 Se8 10. Kg5 Ke7 l l . Kg6 Sf6 1 2 . c7 usw.) 5 . Kd3 ! Kd6 6. Kc4 Ke5 7. Kc5 konnte Weiß immer noch gewinne n . 4. . . . S/6! 5. L/3 Sg8! Schwarz nutzt die Abseitsstellung des gegnerischen Königs und greift die B auern an . Gegen die Drohung 6. . . . Se7 gibt es keine befriedigende Verteidigung. Remis ! 337 J. Awerbach, 1 958

Weiß gewinnt Auch in dieser Stellung gelingt e s Weiß, die Bloc kade zu chen. 1. Ke5 Kb6 2. Kd6 Sa8 3. Lc4! Der weiße König muß nach b8 gelangen. Der Versuch, sofort zu erreichen, schlägt j edoch fehl. N ach 3 . Kd7 4. Kc8 S : a6 ist Schwarz gerettet. Weiß macht daher einen wartezug mit dem Läufer. 262

bre­

dies Sc7 Ab­

3. . . . Sc 7 4. Kd7 Sa8 5. Kc8! Dieses Opfer entscheidet. Falls nun 5 . . . Sc7, so 6. a7 ! K :c6 7. Kb8 Kb6 8 . Lf l Kc6 9. Lg2+ Kb6 10. Lb7 . 5. . . . K:c6 6. Kb8! Fehlerhaft wäre 6. a7 Sb6+ 7. Kb8 Sd7 + 8. Kc8 Sb6+ 9. Kd8 Kb7 mit Remis. 6. . . . Sb6 7. Le6! Kb5 8. Kb7. Durch genaues Spiel führt Weiß eine Stellung mit einem Rand­ bauern auf der 7 . Reihe herbei. Der Rest bedarf kei nes Kom­ mentars. 8. . . . Ka5 9. a 7 Kb5 10. Lg4 Ka5 1 1. Le2, und Weiß ge­ winnt. Bei Doppelbauern sind die Gewinnchancen bedeutend geri n­ ger. Im Vergleich zum Endspiel Läufer und B auer gegen Springer kann der zweite Bauer dem Springer in bestimmten Stellungen jedoch wichtige Felder nehmen und zur Schaffu ng einer Zugzwangsitu ation beitragen . Hier ein charakteristisches B eispie l : .

338

Weiß gewi nnt

I. Ke7 Sb8 2. La7 Sc6+ (2 . . . . S d7 3. d4) 3. Ke8 Se5 4. d4 Sd7 5. Ke7, und Schwarz befindet sich im Zugzwang. Es wäre j edoch voreilig, au s diesem Beispiel zu folgern, daß Weiß in derartigen Stellungen immer gewinnt. Verschieben wir Position 338 um eine Linie nach links. (Diagramm 339) Auch hier gerät Schwarz in Zugzwang, doch hilft ihm ein Patt au s der N ot ! I . Kd7 Sa8 2. Lb5 Sb6+ 3 . Kd8 Sa8 4 . c4 Sc 7 5. Kd7 Sa8 6. La6 Sb6+ 7. Kd8 Sa8 8. Lb7 Sc7! Aber nicht 8 . . . . Sb6 9 . c7+ ! K:b7 1 0. c5 Sc8 I I . c6+, und Weiß gewinnt. 263

339

Remis 9.

Kd7 (damit scheint alles entschieden, doch . . . ) 9. . . Ka7!! JO. KeS. Noch ein Versuch. 1 0 . K : c7 führt zum Patt. Auf 1 0. La8 oder 10. La6 nimmt Schwarz nicht den Läufer, sondern zieht 1 0 . . . Kb8. 10 . . Kb6 J J . KbS ( l l . c5 + Ka7) 1 1. . . . SeS /2. LaS Ke5 13. KeS Sd6+ 14. Kd7 S:e4 15. e7 Sb6+ 16. Ke6 SeS mit Remi s . Dank einer Pattmöglichkeit kann sich Schwarz auch i n der folgenden Stellung retten . .

.

.

.

340

Remis

/ . Ke6 SeS 2. Le6 Sb6 (zum Verlu st fiihrt 2 . 3. b3 Sa8 4. LcS (oder 4 . Ld5 Sb6 5 . Lh l Sa8 Sd5 + !) 4 . Sb6! (der ei nzige Zug ; 4 . . . . 6. b7+ u sw. verliert) 5. Lb 7 KbS! (gut ist 6. Kc7 Sb6 7. Lc6 Sc4) mit Remi s . .

264

.

.

. . . Se7 + 3 . Kd7 !) 6. Lg2 Sb6 7 . Kc7 Kb8 5. b6 ! K : c8 auch 5 . . . . Sd7 !

Zweites Kapitel Springer und Bauern gegen Läufer

Der Läufer wird besser mit einem Freibauern fertig als der Springer. In einigen Fällen hält er ihn sogar ohne die Hilfe des Königs auf. Charakteristisch i st folgendes Bei spiel : 34 1

Remis Um zu gewinnen, muß Weiß entweder den Läufer von der Diagonale a4-e8 vertreiben oder diese mit dem Springer ver­ sperren. B eides i st j edoch bei genauer Verteidigung .nicht zu verwirklichen. Prüfen wir: J. Ke6 Lb5 2. Ke7 Lc6 3. KdB Lb5 4. Kc7 Kgl 5. Sd3 Kh 1 6. Se5 LeB! (Weiß drohte, die Diagon ale durch 7. Sc6 zu versperre n ; Schwarz überführt den Läufer deshalb auf eine andere) 7. Sd7 Kg1 B. KdB Lg6 9. Ke7 Lf5 1 0. Sc5 LeB! (Schwarz pariert die Drohung wiederum rechtzeitig) 1 1. Sd 7 Kh l 12. KdB La6 13. Kc 7 Lb5 14. Se5 LeB!, und Weiß hat nichts erreicht. Schwarz hat den B auern nicht vorrücken lassen, ohne daß sein König dem Läufer zu Hilfe kam. Das war möglich, weil der Läufer auf den Diagonalen a4-e8 und c8-h3 über nicht weni. ger als fünf Felder verfügte, während König und Springer nur vier unter Kontrolle bringen können. Verschieben wir j etzt das Beispiel um eine Reihe nach oben. (Di agramm 342) Die punktierte Linie begrenzt die Zone, in der sich der schwarze König aufhalten muß, um remi s zu machen. Hier kommt Schwarz nicht mehr ohne die Unterstützung des Königs au s. Dem Läufer stehen auf der Diagonale a5-d8 nur 265

342 J . Awerbach , 1 958

Weiß am Zuge gewi nnt Schwarz am Zuge hält remi s vier Felder zur Verfügung, von denen ihm bereits zwei (a5 und d8) durch den Springer genommen sind. Wenn der weiße König nach b7 gelangt, wo er die Felder b6 und c7 angreift, kann sich der Läufer nicht auf dieser Diagonale halten, und Weiß gewinnt. Schwarz steht vor der Aufgabe, dem Läufer mit dem König zu Hilfe zu kommen. I st er am Zuge , gelingt ihm dies: I . . . . Kb3! 2. Kd5 (2. Sd4+ Kc4) 2. . . . Kc3 ! Der Versuch, das Vordringen des weißen Königs nach b7 zu verhindern , führt zum Verlu st : 2 . . . . Ka4 3 . Kc5 ! - Schwarz befindet sich im Zugzwang und muß zurückweichen . 3 . Kc5 Kd3 4 . Kb5 Ke4 5. Ka6 Kd5 6. Kb 7 Kd6. Schwarz konnte zwar den M arsch des gegnerischen Kö nigs nach b7 nicht verhindern , ist dafür aber mit dem König seinem Läufer zu Hilfe geeilt. Durch dieses Manöver behauptet er den Läufer auf der Diagonale a5-d8, und der weiße B auer kommt nicht weiter. Was geschieht, wenn Weiß am Zuge ist? l. Kd5 Ka3. Auf 1 . . . . Kb3 verwirklicht Weiß eine Drohu ng, die durch den Zug 1 . Kd5 vorbereitet wurde: N ach 2. Sd4+ gelingt es ihm nämlich, die Läuferdiagonale zu überdecken, wenn er einen beliebigen Königszug mit 3. Se6 La5 4. Kc6 und 5 . Sc7 beantwortet. Keinen Zweck hat auch 1. . . . Kb2, da Schwarz nach 2. Kc4 zu spät kommt. 2. Kc4 ! Auf die natürliche Fortsetzung 2. Kc5 folgt 2 . . . . Ka4, wonach gar Weiß im Zugzwang i st. Auch 3. Sd4 bri ngt dann nichts ein, weil der Läufer durch 3 . . . . Ld8 ! 4. Se6 Lh4 ! auf eine längere Diagonale überwechselt. 2. . . . Ka4 3. Kc5!! Damit ist Schwarz in Zugzwang geraten . Er muß zurü ckweichen und dem weißen König den Weg frei 266

machen . Nach 3 . . . . Ka3 4. Kb5 Kb2 5. Ka6 und 6. Kb7 ist alles entschieden. Wenn die Diagon ale, auf der der Läufer den B auern bewacht, au s weniger al s fünf Feldern besteht, wird der Ausgang der Partie folglich durch die B eteiligung des Königs bestimmt. Kann er die Vertreibung des Läufers bzw. die Ü berdeckung der Diagonale verhindern , wird sie remis, wenn n icht, i st die schwächere Seite verloren. Wir haben damit drei Fälle kennengelernt, die für derartige Endspiele charakteri stisch sind : 1 . Die schwächere Seite hält den B auern ohne j ede Unter­ stützung des K önigs allein mit dem Läufer auf und macht remis . 2. D i e schwächere S eite erreicht d a s Remi s durch d i e gemein­ samen An strengungen von König und Läufer. 3. Die schwächere Seite verliert. Der König kann dem Läufer nicht rechtzeitig zu Hilfe kommen, der Läufer wird verdrängt, und der B auer geht zur Dame. Es tauchen sogleich folgende Fragen auf : Wie sind diese drei Situationen voneinander zu u nterscheiden, wie läßt sich bei der B eurteilung der Stellung bestimmen, zu welchem Typ sie gehört und wie der Kampf ausgehen wird? Alle diese Fragen wollen wir zu beantworten versuchen. Stellungen des ersten und zweiten Typs sind sehr einfach zu unterscheiden . 344

343

J . Awerbach, 1 958 Bei schwarzfeldrigem Läufer

J. Awerbach, 1 958 Bei weißfeldrigem Läufer

Hat der weiße B auer die angegebene Linie noch nicht über­ schritten, kann Schwarz ihn ohne die Hilfe des Königs allein mit dem Läufer aufhalten und damit remis machen. Anders 267

au sgedrückt: Hat der B auer die bezeichnete Linie noch nicht überschritten, handelt es sich u m eine Stellung des ersten Typs, hat er sie hinter sich gelassen, liegt der zweite oder dritte Typ vor. Selb stverständlich trifft diese Regel nur zu, wenn der Läufer das Feld vor dem B au ern kontrolliert und der eigene König ihn nicht behindert. Das Diagramm zeigt eines recht deutlich : Je näher der B auer dem Brettrand steht, desto gefährlicher ist er. Bei einem Turm­ bauern treten Stellungen des ersten Typs überhaupt nicht auf. Stellungen des zweiten und dritten Typs u nterscheiden sich nur durch die Aufstellung des Königs, wobei der Partieau s­ gang, wie in unserem Fall, von einem einzigen Tempo abhän­ gen kann. Steht der König nahe genug, kommt er dem Läufer rechtzeitig zu Hilfe , wenn nicht, bleiben alle seine B emühungen erfolglo s. Es liegt nahe, daß in solchen Stellungen eine bestimmte Remis­ zone existiert. Steht der König der schwächeren Seite inner­ halb dieser Zone, oder kann er in sie eintreten, gelingt es ihm auch, den Läufer zu unterstützen, und das Spiel endet remis. Befindet sich der König außerhalb der Zone, wird der Läufer verdrängt, und der B auer geht zur Dame. Versuchen wir, in Stellung 342 die Remi szone zu bestimmen. Dazu sehen wir uns verschiedene Aufstellungen des schwarzen Königs an. Hält sich der König auf al oder bl auf, ist offen sichtlich, daß er den Läufer nicht rechtzeitig unterstützen kann. Daraus ergibt sich, daß die Felder a l , a2 und bl außerhalb der Remiszone liegen. Steht der König auf c l , führt die Wanderung des weißen Kö­ nigs nach b7 nur zum Remis, z. B. 1. Kd5 Kd2 2. Kc4 Ke3 3. Kb5 Ke4 4. Ka6 Kd5 5. Kb7 Kd6 usw. Weiß hat hier jedoch die Möglichkeit, mit 1. Ke7 gegen den Läufer vorzu­ gehen, z. B . : a) 1 . . . . Kd2 2 . Sd4 ! Ke3 3 . Se6 Lg3 4 . Ke8 Lh4 5 . Sf8 Ke4 6. Sg6 und 7. Se7. b) 1 . . . Kb2 2. Sd4 ! La5 3 . Se6 Lb4 + . Falls 3 . . . . Kc3 , so 4. Kd6 Lb4+ 5 . S c 5 La5 6. Sb7 Lb6 7. Kc6. 4. Kf6 ! Lc3 + 5 . Kf5 La5 6. Kc4 Kb3 7. Kd5 nebst 8 . Kc6 und 9. Sc7. Durch genaues Manövrieren ist es dem weißen König gelun­ gen , den aufdringlichen Läufer kaltzu stellen . .

268

Auf gleiche Art - durch l. Ke7 nebst 2. Sd4 und 3 . Se6 - ge­ winnt Weiß, wenn sich der schwarze König auf einem Feld zwi schen dl und hl aufhält. Und wenn der König auf b2 steht? In diesem Fall hat die V erteidigu ng, wie eine Analyse zeigt, Erfolg, z. B. l . Kd5 Kc3 ! 2. Kc5 Kd3 ! 3 . Kb5 Ke4 4. Ka6 Kd5 5 . Kb7 Kd6 mit Remis. Weiß kann zwar l . Ke7 versuchen, n ach l. . . . Kc3 2. Sd8 Kc4 vermag er den Läufer aber nicht zu verdrän­ gen . Es läßt sich leicht feststellen , d a ß Gleiches geschieht, wenn der König auf einem Feld zwischen c2 und h2 steht. Ü berprüfen wir die Aufstellu ng des Königs auf h2 : l . Kd5 Kg3 2. Kc5 Kf4 3. Kb5 Ke4 4. Ka6 Kd5 5. Kb7 Kd6 oder 1. Ke7 Kg3 2. S d4 Kg4 3. Se6 La5 ! Zum Verlust führt 3 . . . . Lg3 4. Ke8 Lh4 5. Sd4 nebst 6. Sc6 und 7. Se7. 4. Kd6 Kf5 ! 5 . Sc7 Lb4 + ! 6. Kc6 Le7 mit Remis. Untersuchen wir noch die Aufstellung des Königs auf a3 . Auf l . Kd5 erzwingt in diesem Fall nur l. . . . Lb6 ! das Remis, während l. . . . Ka4 wegen 2. Kc5 und 1 . . . . Kb3 wegen 2. Sd4+ nebst 3. Se6 v erliert. Sinn dieses Zuges ist, dem gegnerischen Kö nig das Feld c5 zu nehmen. N ach 2. Kc4 Ka4 ! ist Weiß im Zugzwang, und es gelingt ihm nicht, mit dem König nach b7 vorzudringen . Auch 2. Sd4 bringt we­ gen 2 . . . . Ld8 ! nichts ein . Die schwarze Antwort ist aller­ dings wiederum erzwungen : 2 . . . . Ka4 3. Se6 Kb5 4. Kd6 verliert. Damit haben wir die Remiszone umrissen. Weiß kan n nur ge­ winnen, wenn sich der schwarze König außerhalb dieser Zone aufhält. Verschieben wir nunmehr Stellung 342 um eine Linie nach links. 345 J. Awerbach, 1 958

Weiß am Zuge . Schwarz macht nur remis, wenn sich sein König in ner­ halb der Zone befi ndet 269

Dem Läufer stehen nur drei Felder zur Verfügung. Es ist da­ her anzunehmen, daß die weißen Gewinnchancen größer sind al s in Stellung 342. Um den Läufer zu verdrängen, muß Weiß den Springer nach c5 und den König nach d7 oder d8 führen, wobei die Zug­ folge dieser Operation sehr unterschiedlich sein kann. Schwarz hält nur dann remis , wenn es ihm gelingt, die U mgruppierung der weißen Figuren nicht zuzulassen . Um die Remiszone zu bestimmen, betrachten wir wie im vori­ gen B ei spiel verschiedene Aufstellungen des schwarzen Kö­ nigs. Der Zug Kd7 läßt sich unterbinden, wenn der schwarze König auf e8 steht. In der Tat kann Weiß dann nicht gewinnen, da 1. Ke6 mit 1. La6 beantwortet wird. Hält sich sein König auf f7 auf, ist Schwarz nicht in der Lage, das gegnerische Manöver zu durchkreuzen : 1. Kd7 Kf6 2. Sa4 Ke5 3. Sc5 Lf3 4. Kd8 Lg4 4. Sd7, und Weiß ge­ winnt. Intere ssant ist, daß Weiß bei schwarzem König auf f6 schon nicht mehr gewinnen kan n : 1 . Kd7 Ke5 ! 2. Sa4 Kd5, und der Zug 3 . . . . Sc5 ist nicht möglich, oder 1. Sd7+ Kf7 ! 2. Sc5 Lc8. Befindet sich der König auf f5, bringt 1. Kd7 Ke5 2. Sa4 Kd5 nichts ein. Ans Ziel führt hingegen 1. Sd7 ! , was dem schwar­ zen König die wichtigen Felder f6 u nd e4 nimmt: 1 . . . . Lc8 2. Ke7 nebst 3. Kd8 und 4. Sc5. Auch von f4 oder f3 aus kann der schwarze König die Opera­ tion des Gegners nicht verhindern. Wir kommen zu der Schlußfolgerung, daß sich Schwarz zu retten vermag, wenn sein König das kritische Feld c5 u nter Kontrolle nehmen oder den gegneri schen Zug Kd7 vereiteln kann. Dies gelingt, wenn der König auf einem Feld zwi schen a3 und e3 steht, z. B. (bei König auf a3) : 1. Sd7 Kb4 2. Sc5 Lc8 3 . Kc6 Ka5 4. Sd7 Ka6 oder 1. Kc5 ! Kb3 ! Fehlerhaft wäre 1 . . . La6 2. Sc4+ Ka4 3 . Sd6 Ka5 4. Kc6, und Weiß gewinnt. 2. Sc4 Lc8 ! mit Remis. Es ist uns also wiederum gelungen , die Remiszone zu bestim­ men. Im Vergleich zum vorigen B ei spiel ist sie bedeutend zu­ sammengeschrumpft. Nun wollen wir Stellung 345 um eine Linie nach links ver­ setzen. . . .

.

270

346 J. Awerbach, 1 958

Weiß am Zuge . Schwarz macht nur remis, wenn sein König auf a4 oder a5 steht Diese Stellung i st noch u ngünstiger für Schwarz. Weiß stehen mehrere Methoden zur Verfügung, den Läufer zu verdrängen, z. B. Kc7-c8 nebst Sc7-b5 oder Sb4-c6. Möglich ist auch Sc7-b5 nebst Kb6 und Sc7-a6 mit Vertreibung des Läufers und an schließender Versperrung der Diagonale durch Sc7. Hier bringt die Aufstellung des Königs auf d8 schon keine Rettung mehr : Nach 1. Kd6 i st Schwarz im Zugzwang und muß den gegneri schen König nach c8 lassen. E s kann folgen : 1 . . . . Ke8 2. Kc7 Ke7 3 . Sb4 Ke6 (3 . . . . Lf2 4. Kc8 Lg3 5. S a6, und Weiß gewinnt) 4. Sc6 Lf2 5. Kc8 Lg3 6. Sb4 ! nebst 7. S a6 und 8. Sc7. Untersuchen wir noch einige Standorte des schwarzen Königs. Bei schwarzem König auf e7 geschieht ebenfalls 1. Kc7 K e6 2. Sb4 ! Lf2 3 . Kc8 Lg3 4. Sa6. Steht der König auf e6, wäre 1. Sc7+ Ke7 ! 2. Sb5? nicht nur verlorene Zeit , sondern 2 . . . . Lb8 3 . Kb6 Kd8 führte bereits zum Remi s. Richtig ist 1 . Kc7 ! Kd5 2. Sb4 + ! Kc4 (2 . . . . Ke6 wurde schon besprochen) 3. Sc6 Le3 4. Se5 + . Es i s t leicht z u erraten, daß der schwarze König v o n hinten angreifen muß. Sehen wir uns an , was ge schieht, wenn er auf a3 steht: 1 . Sc7 Kb4 2. Sb5 Lb8 3. Kb6 ! (auch in diesem Fall verfügt Weiß über ein Gewinnmanöver) 3 . . . . Kc4 4. Sc7 Kd4 5 . S a6 Lf4 6. Sc7, und Weiß gewinnt. Auch auf b3, d3 und c4 kann der schwarze König dieses Ma­ növer nicht verhindern. Die weitere Analyse zeigt, daß Schwarz nur remi s hält , wenn sich sein König auf a4 oder a5 aufhält, z. B . (bei König auf a4) : 1 . Sc7 Ka5 2. Sb5 Lb8 oder 1 . Kc7 Kb5 2. Sb8 Le3 3 . Sc6 Lf4 + . Daraus ergibt sich d i e Schlußfolgerung, d a ß d i e Remiszone hier aus nur zwei Feldern besteht. Wir haben uns alle wesentlichen Stellu ngen mit einem B auern 27 1

auf der vorletzten Reihe angesehen (Stellungen mit einem Randbau ern werden später behandelt). In all diesen Beispie­ len hing das Ergebnis davon ab, wie weit der schwarze König vom B auern entfernt war. Die Nähe des B au ern zum Brett­ rand wirkte sich negativ auf die Aktionen des Läufers au s . Während d i e Remischancen b e i einem Mittelbauern recht be­ deutend waren , konnte Schwarz bei einem Springerbauern nur Remi s erzwingen, wenn sein König in unmittelbarer N ähe stand. Wir wollen nun einige Stellungen mit einem B auern auf der 6. Reihe untersuchen . Wie bereits bekannt, wird ein Mittel­ bauer auf der 6. Reihe durch den Läufer ohne die Hilfe des Königs aufgehalten (Stellungen des ersten Typs) . Wir begin­ nen unsere Analyse daher mit einem Läuferbauern. 347 J. Awerbach, 1958

Weiß am Zuge . Schwarz macht nur remis, wenn sich sein König innerhalb der Zone befindet Weiß plant, den König nach d6 oder d7 zu führen und an­ schließend durch das Manöver S a3-c4 bzw. Sd6-c4 den Läu­ fer zu vertreiben. Sehen wir uns auch hier die Konsequenzen möglicher Standorte des schwarzen Königs an. Steht der König auf g8, g7 oder g6, folgt 1 . Ke6 ! neb st 2. Kd7 , 3 . Sd6 u nd 4. Sc4. Schwarz kann diesen Plan durchkreu zen , wenn sich sein König auf einem Feld zwischen g 5 u n d g 2 auf­ hält, z. B. (bei König auf g5) : 1 . Kd6 Kf4 2. Sa3 Ke4 3. Sc 4 Ld8 4. Kd7 Kd5 ! , und der Kö nig ist rechtzeitig zur Stelle . Befindet sich der König auf g 1 , kommt Schwarz zu spät: 1 . Kd6 Kf2 2. Sa3 Kf3 3. Sc4 Ld8 4. Kd7 . Wenn der König auf f 1 steht, kann Schwarz remis machen , indem er mit 1 . Kd6 Ke2 2. Sa3 Kd3 das wichtige Feld c4 unter Kontrolle nimmt. Prüfen wir nu nmehr einige näher gelegene Felder. Von f6 au s gelangt der schwarze König nach l . Kd6 Kf5 2. S a3 Ke4 3 . Sc4 Ld8 4. Kd7 wieder rechtzeitig nach d5. 272

Am kompliziertesten ist die V erteidigung, wenn der König auf f8 po stiert ist: l . Sd6 ! Lc7 ! 2. Ke6 Lb8 ! 3. Kd7 Kg7 ! 4. Se8+ Kg6 5 . Sc7. Weiß hat den Läufer auf eine winzige Diagonale gedrängt. Inzwischen bekommt der schwarze König aber das rettende Feld c4 u nter Kontrolle. 5 . . . . Kf5 ! 6. Kc8 La7 7 . Sb5 Lb6 8 . Sa3 (8 . Kd7 Ke5 9. Sa3 Kd5) 8. . . . Ke6 9 . Sc4 Kd5 ! 10. Kb7 Ld8 mit Re­ mi s. Wir haben die Remiszone auch hier ermitteln können. Sie erinnern sich, daß bei einem Springerbauern auf der 7. Reihe eine Verteidigung nur in seltenen Au sn ahmefällen möglich war . B e i einem Springerbauern auf d e r 6. Reihe nehmen d i e schwar­ zen Remischancen bedeutend zu. 348 J . Awerbach, 1 958

Weiß am Zuge. Schwarz macht nur remi s, wenn sich sein König innerhalb der Zone befindet Weiß droht wiederum, in vier Zügen die Entscheidu ng zu er­ zwinge n : Kc6-c7 nebst Sc6-b4 oder Sb3-c5. Es ist leicht zu sehen , daß Schwarz remis hält, wenn sein Kö­ nig auf d8 steht. Auf e8 kann der König eine Niederlage hin­ gegen schon nicht mehr verhindern, z. B . 1 . Sc6 ! Lb7 2. Kd6 La8 3. Kc7 Kf7 4. Sd8+ Kf6 5. Sb7 ! Ke5 6. Kb8 usw. Außerdem i st auch 1. Kc6 Kd8 2. Sb7 + ! Kc8 3. Sc5 Le2 4. b7+ und 5 . Sd7 + möglich. Dieser Plan führt zum Gewinn , wenn sich der König auf e7 aufhält. Befindet sich der König auf e6, gewinnt Weiß anders : 1 . Kc6 Ke5 2. Kc7 Kd5 3. Sc6 Kc5 4. Sb8 Lc8 5. Sd7 + ! Steht sein König auf e5, macht Schwarz remis : 1 . Kc6 Kd4 2. Sb3 + (2. Kc7 Kc5 3. Sc6 Kb5 ! 4. Sb8 Lc8 ! , und Weiß ist im Zugzwang) 2 . . . . Ke5 ! 3 . Kc7 (3. Sc5 Lc4 !) 3 . . . . Kd5 4. Sa5 Kc5 5. Sc6 Kb5 ! mit Remis. Gleiches geschieht bei schwarzem König auf e4 oder e 3 . 18

Awerbach, Schachend

I

273

Nur bei Aufstellung seines Königs auf e2 verliert Schwarz : 1 . Kc6 Kd3 2. Kc7 Kd4 3 . Sc6+ Kc5 4. Sb8 Lc8 5 . Sd7+ usw. Wenn wir auf diese Weise noch bei einigen anderen Stand­ orten des Königs das Ergebnis bestimmen , fällt es auch hier nicht schwer, die Remiszone zu umreißen . Wenden wir uns nunmehr Stellungen mit einem Turmbauern zu. 349 Nach B. Horwitz, 1 885

Weiß gewinnt Schwarz würde nur remi s halte n , wenn sich sein König innerhalb der Zone befände Der Plan von Weiß be steht darin , den König nach b8 zu brin­ gen , den Läufer von a:8 zu vertreiben und dann die Diagonale durch den Zug Sb7 zu versperren . 1. Kc 7 K e 7 2 . Kc8! Sofort 2. Kb8 führt zu nichts, da Schwarz nach 2. . . . Kd8 ! 3 . K : a8 (3. Sb7+ Kd7) 3 . . . . Kc7 ! eine bekannte Remisstel­ lung erreicht hat. 2. . . . Ke8. Falls 2 . . . . Kd6, so 3 . Kb8 Kd7 4. Sb7 ! , und Schwarz ist im Zugzwang. Auf 4. . . . Kc6 entscheidet schon 5. K : a8 Kc7 6. Sd6 ! Weiß steht vor der Aufgabe, eben diese Zugzwang­ situation herbeizuführen . 3 . Sc4 ! Ke7. Offensichtlich die ei nzige Möglichkeit. Auf einen Läuferzug folgt 4. Sd6+ und 5 . Sb7. 4. Kb8! Kd8 5. Sd6! Kd7 6. Sb 7. Weiß hat die erforderliche Zugzwangstellung erreicht und ge­ winnt. Es läßt sich unschwer nachwei sen, daß Schwarz den weißen Plan durchkreuzen kann, wenn sich sein König auf den Feldern c8, d8, d7 oder f6 aufhält. Damit ist zugleich die Remiszone umrissen. Sehr i nteressant ist, daß die Stellung mit einem Turmbauern auf der 6. Reihe für Schwarz nicht bes ser au sfällt. 274

350 J. Awerbach, 1 958

Weiß gewinnt Schwarz würde nur remis halten, wenn sich sein König innerhalb der Zone befände Hier gewinnt Weiß noch einfacher als in B eispiel 349, da Schwarz nicht einmal die Chance hat, durch ein Läuferopfer remis zu machen. 1. Kc6 Ke6 2. Kb 7 Le3 3. Sb6 neb st a 7-a8D. Durch die komplexe Methode der Analyse war es möglich, derartige Endspiele umfassend zu untersuchen und die charakte­ ristischsten Stellungen und typische V erfahren zu finden . Zwei B auern verbürgen der Springerpartei in der Regel den Sieg. E s gibt jedoch viele Stellungen, in denen die Gewinn­ führung auf erhebliche technische Schwierigkeiten stößt. In einigen Ausnahmefällen gelingt es überhaupt nicht, das Ü ber­ gewicht zu realisieren. Beim Vorrücken verbundener B auern muß man sorgfältig darüber wachen, daß sie der Gegner nicht blockieren kann. Schwierigkeiten, die auftreten, wenn in derartigen Stellungen eine Blockade der B auern zugelassen wird, verdeutlicht fol­ gende s B eispiel : 35 1 J. Awerb ach, 1 958

Weiß gewinnt Wie soll Weiß die Blockade brechen? Die B auern sind ge­ stoppt, und auf den ersten Blick ist nicht zu sehen, wie Weiß s ie beweglich machen könnte . 1 8*

275

1. Sa6 La2 2. Sc 7+ Kd7 3. Sd5. Nur zum Remis führt 3 . d5 K : c7 4. e6 Kd8 5 . Kd6 L:d5. 3 . . . . Ke6 4. Se3 ! Lb l 5. Kc4 ! Der Plan ist gefu nden . Weiß beab sichtigt, den Kö nig nach f4 zu bringen und dann d4-d5 zu spiele n . 5. . . . Le4 6. Kc3 L/3 7. Kd2 Le4 8 . Ke2 Kf7! 9. K/2 Kg6. Schwarz versucht, den weißen König nach f4 zu lassen. Auf 10. Kg3 soll 10 . . . . Kg5 geschehen. Da sich der schwarze Kö­ nig nun aber von den B auern entfernt hat, gelingt es Weiß, sich umzugruppieren. 10. Sc4 ! Ld5 1 1. Sd6! Kg5. Der schwarze König i st von den Bauern abgeschnitten und der weiße kann sich wieder zum Damenflügel begeben. 12. Ke3 Kg4 13. Kd3 K/4 (13 . . . . Kg5 14. Kc3 Kf4 15. Kb4 Ke3 16. Kc5 usw.) 14. Kc3 Ke3 15. Sb5 Ke4 1 6. Sc 7 nebst e6-e7-e8. Schwarz kon nte sich im 7 . Zuge genauer verteidigen : 7. . . . Lc6! 8. Ke2 Kf7! 9. Sc2! Weiß findet erneut ein vorteilhaftes Manöver für die U m­ gruppierung seiner Figuren. 9. . . . Ke6 1 0. Ke3 K/5 1 1. Sb4 ! Lh 1 ! Nur mit diesem Zug kann Schwarz den Widerstand verlän­ gern. Alles andere verliert schneller, da das Spiel in die be­ reits untersuchte Fortsetzung übergehen würde, z. B. 1 1 . . . . La4 (oder 1 1 . . . . Lb7 bzw. 1 1 . . . . Lg2) 12. Sd3 ! und 1 3 . Sc5 ! mit Ab schneidung des Königs oder 1 1 . . . . Lb5 (bzw. 1 1 . . . . Le8) 12. Sd5 ! und 1 3 . Sc7 oder schließlich 1 1 . . . . La8 1 2. Sa6 ! und 1 3 . Sc7. Es ist geradezu erstaunlich, wie der Springer in diesen V arian­ ten den Läufer überall aufstöbert ! 12. Sd3 ! Ke6 (es drohte 1 3 . SeS) 13. K/4 ! Kd5 14. Sb4+ !! Ein effektvoller E ntscheidungszug, der durch die ungün stige Aufstellung des Läufers h 1 möglich wurde. 14 . . . . Kc4 (nach 1 4 . . . . K : d4 15. e6 Le4 16. Kg5 ! i st der B auer nicht mehr aufzuhalten) 15. d5! Der einzige Gewi nnzug. Nach 1 5 . e6 K :b4 1 6 . Ke5 Kc4 17. Kd6 Lf3 1 8 . e7 Lh5 19. d5 Le8 20. Ke6 Kc5 2 1 . d6 Kc6 endet das Spiel remis. 15. . . . K:b4 / 6. d6 Lc6 1 7. e6, und Weiß gewin nt. Stehen die B auern am Rand, ist die Blockade überhaupt nicht zu brechen. 276

352 J . Awerbach, 1 958 Nach B . Horwitz, 1 880

Remis Schwarz muß, u m die Partie zu retten, sehr genau spie­ len. 1. Sd6 Le i ! Der einzige Zug. Alles übrige verliert, z . B . : a) 1 . . . Ld2 2 . Kf6 ! Lc3 + (2 . . . . Lg5 + 3 . Kf7 Ld2 4 . Sf5 + Kh7 5. Kf6 Lc3 + 6. Kg5 Ld2+ 7. Kh4 L e 1 + 8. Sg3 und 9. g5) 3 . Kf7 Kg5 4. Se4+ ! K : g4 5. Kg6 ! Lg7 6. Sg5 Kh4 7. Se6 Lh8 8. h6 Kg4 9. h7 u sw. b) 1. . . . Lf2 2 . Kf6 Lh4+ 3 . Kf7 Lg5 4. Sf5 + Kh7 5 . Ke6 Ld8 (5. . . . Ld2 6. Kf6 wurde bereits untersucht, und auf 5. . . . Kg8 geschieht 6. Sd6 Kh7 7. Kf5 Le7 8. Se4 Kh6 9. Sf6 und 1 0 . g5) 6. Se7 Kh6 7. Kf6, u nd auf einen beliebi­ gen Läuferzug folgt 8 . Sf5 + nebst 9. g5 . c) 1 . . . . Ld4 2. Kf4 ! neb st 3 . Sf5+ und 4. g5 . d) 1 . . . . Lc5 2. Sf7 + Kg7 3 . Ke6 ! Le3 4. Sd6 ! (ein grober Fehler wäre 4. g5 L :g5 5 . S :g5 Kh6 ; j etzt hingegen kann Weiß die ungünstige Aufstellung des Läufers für eine erfolgreiche Umgruppieru ng ausnutzen) 4 . . . . Lg5 5. Kf5 Le7 6. Se4 Kh6 7. Sf6 und 8. g5 . 2. S/7+ Kg7 3. Sg5. Auch 3 . Ke6 Ld2 4 . Sd6 Kh6 5 . Sf5 + Kg5 ! 6. h6 K :g4 (spielbar ist außerdem 6. . . . Kg6) 7. h7 Lc3 8. Sd6 Kg5 9. Kf7 Kh6 u sw. bringt nichts ein. 3 . . Kh6 4. Se6 La3 ! Erneut der einzige Zug. Es drohte 5. Sf4 mit Sperrung der Diagonale. Auf 5. g5 + folgt j etzt 5. . . . K : h5 6. Kf6 Lb2+ 7. Kf7 Lc3 8. g6 Kg4 mit Remis. 5. S/4 Le 7 6. Sd5 Lg5 7. Sf6 Lc 1. Schwarz kann alle weißen Drohungen parieren . Unzuläng­ lich war auch 1 . Kf6 Ld4+ 2. Kf7 Le3 3. Sf6 Kg5 4 . Sg8 K :g4. Eine weitere Remis stellung zeigt folgendes Bei spiel: .

.

.

277

353 Fine-Reschewski Semmering-B aden 1 937

Remis Wenn Weiß gewinnen will, muß er mit dem König an die B auern herankommen. Dies aber i st keineswegs einfach. Auf 1. Kf l kann 1. . . . Kf3 ! 2. g5 Ld8 3 . g6 Lf6 geschehen . Falls nun 4. g7 , so 4 . . . . L : g7 5. S :g7 Kg3 , und der letzte weiße Bauer wird vernichtet. Nachdem sich Weiß davon überzeugt hatte , daß ein Gewinn mit einfachen Mitteln nicht möglich ist, schickte er den Kö­ nig auf eine weite Reise. Es folgte : J . Kd3 Ld8 2. Kd4 Lf6+ 3. Kd5 Lh8 4. Kd6 Le5+ 5. Ke6 La i 6. Ke 7 Lb2 7. Kf7 Kg5! Es drohte 8. Kg6 und 9. g5 . Schwarz hat dies verhindert, und Weiß bleibt nichts andere s übrig, al s in das Remis einzuwilli­ gen . Wir kommen nunmehr zur allgemeinen Methode für d a s Vor­ rücken verbu ndener B auern . Auf Grund der bi sher gemachten Erfahrungen ist anzunehmen , daß am Rande stehende B auern am schwersten vorzurücken sind. Deshalb wollen wir gerade ein solches Bei spiel analysieren . 354 J. Awerbach, 1 958

Weiß gewinnt Weiß muß hier besonders auf der ersten Etappe des Gewinn­ weges erhebliche Schwierigkeiten überwin �e n . 278

1. Kb2 Le7 2. Sc3. Schwarz kann zwischen drei Fortsetzungen wählen : a ) 2. . . . L/8 3 . Sd5! Lg7+ . Falls 3 . . . . Kb5, so 4. b4 Kc4 5. Se3+ Kd3 6. Sg4 Kc4 7. Se5 + ! Kd5 8. Sg6 nebst 9. Kb3 und weiter wie in der Hauptvariante. Achten Sie auf das originelle taktische V er­ fahren , mit dem Springer Schach zu bieten, um durch an­ schließenden Angriff auf den Läufer das notwendige Tempo zu gewinnen . Dieses Verfahren spielt bei der Verwirklichung des weißen Planes eine besondere Rolle . 4. Ka2 Kb5. Falls 4 . . . . Le5, so 5. b4+ Ka4 6. Sb6+ Kb5 7. Sd7 und 8. Kb3 . Auf 4 . . . . Ld4 i st 5 . b4+ Ka4 6. Sf4 ! Lc3 7. Sd3 nebst 8. Sb2+ und 9 . Kb3 möglich. 5. S/4 ! L/6. Wenn 5 . . . . Lf8, so 6. Sd3 Ld6 7. Kb2 ! Le7 8. b4 Kc4 9. Kc2 nebst 10. Sb2+ und 1 1 . Kb3 . 6. Sd3! L e 7 7. b 4 Kc4 8. Sb2+ Kc3 9. Sa4+ Kc4. Nach 9 . . . . Kc2 1 0 . b5 Ld6 1 1 . b6 geht der B auer zur Dame . 10. Sb6+ Kb5 1 1. Sd5! Ld8 12. Kb3. Die erste Etappe des Planes i st verwirklicht. Die B auern können j etzt weiterrücken. Der Rest ist einfacher. 12. . . . Kc6 13. Kc4 Lg5 14. a4 Ld8 15. a5 Kd6 16. a6 Kc6 1 7. b5+ , und Weiß gewinnt. b) 2. . . . Lc5 3. Sd5 Kb5! 4. S/4 ! Ein Fehler wäre 4. b4? wegen 4 . . . . Kc4 ! 4. . . . L/8 5. Sd3 Lg7+ 6. Ka2 Lf8. Falls 6 . . . . Lf6, so 7. a4+ Ka5 8. Ka3 und 9. b4. 7. b4 Kc4 8. Se5+ ! Aber nicht 8. Sb2 + ? Kc3 9. Sa4+ Kc4 10. Sb6+ Kb5 1 1 . Sd5 Kc4 12. Se3+ Kc3 , und Weiß ist nicht vom Fleck ge­ kommen. 8. . . . Kc3 (falls 8 . . . . Kd5, so 9. Sd7 und 1 0 . Kb3) 9. b5! Nach 9. Sc6 Kc4 10. Sa5+ Kc3 hat Weiß nichts erreicht. 9. . . . Kd4 1 0. Sd7 nebst 1 1 . b6, und Schwarz muß für den B auern seinen Läufer geben. c) 2. . . . Ld6 3. Sd5 Kb5 4. b4 Kc4 5. Se3+ Kd3 6. S/5 L/8 7. Kb3 Ke4. Ein verzweifelter V ersuch, den Springer zu erobern , der aber leicht pariert wird. 8. Sh4 Le7 9. Sg6 Ld6 10. Kc4 K/5 1 1. Kd5, und Weiß ge­ winnt. Bei i solierten B auern besteht der Plan der stärkeren Seite in 279

der Regel darin, den B auern , der durch den gegneri schen Kö­ nig angegriffen wird, zu decken (gewöhnlich mit dem Sprin­ ger) und anschließend den anderen zur Dame zu führen. Be­ trägt der Abstand zwischen den B auern j edoch nur eine Linie, sind die Kräfte der schwächeren Seite schwerer zu isolieren, und es mü ssen beide B auern gezogen werden. Am inter­ essantesten hinsichtlich technischer Schwierigkeiten sind Stel­ lungen mit einem Läufer- und Turmbauern . 355 J . A werbach, 1 958

Schwarz am Zuge. Weiß gewinnt Bei einem Blick auf die Stellung ist kaum zu glauben, daß Schwarz nur deshalb verliert, weil sein Läufer auf der Dia­ gonale a8-h l zu wenig Felder hat ! Wie wir j edoch sehen wer­ den, ist dies tatsächlich so. Zum Gewinn ist es nicht mehr weit - Weiß braucht nur noch mit dem König nach b6 vorzu­ dringen. Dazu müssen die aktiv stehenden schwarzen Figuren verdrängt werden. Stellen wir zunächst fest, was Weiß unternehmen kann. Der Zug 1 . c6 bedeutet keine Drohung. Schwarz antwortet 1 . . . . Lf l + 2. Ka5 Lg2 ! und erreicht nach 3 . a7 durch das Läufer­ opfer 3 . . . . L:c6! 4. S : c6 Kb7 eine bekannte Remisstellung. Hingegen droht das M anöver 1 . Se6+ Kd7 2. Sf4 ! , das das Tempo für das Eindringen des Königs nach b6 gewinnt, wirk­ lich. Schwarz verteidigt sich gegen diese Drohung mit 1 . . . . Lfl + 2. Ka5 Lg2. Es folgte 3. Kb4!! Dieser schwer zu findende stille Zug bringt Schwarz in Zug­ zwang. Wie die folgenden V arianten zeigen , erweist sich j ede beliebige Fortsetzung für ihn als nachteilig, z . B . : a ) 3 . . . . L/1 4 . Sb5+ Kc6 5. a 7! K b 7 6. c6+ ! Ka8 7. Ka5 L:b5 (7 . . . . Lg2 8. Kb6 und 9. Sc7 +) 8. K:b5 K:a 7 9. Kc5 Kb8 10. Kd6, und Weiß gewinnt. 280

b) 3 . . . . Le4 4. Sb5+ Kd7! (4 . . . . Kc6 5. a7 Kd7 6. Ka5 und 7. Kb6) 5. Sd6! LaS! Betritt der Läufer ein beliebiges Feld zwischen d5 und h l , entscheidet 6 . Kb5 Kc7 7. Se8+ Kd7 8 . Kb6 ! K :e8 9. c6, geht er nach c6, folgt 6. Ka5 Kc7 7 . Sb5+ und 8 . Kb6. 6. Sc4 ! Kc7 7. Sb6 nebst 8. a7 und 9. a8D. c) 3. . . . Ld5 4. Kb5 Le4 5. Se6+ Kd7 6. Sg5! und 7. Kb6. In Stellungen, wo der Läufer das U mwandlungsfeld des Turm­ bauern nicht kontrolliert, i st die Aufgabe der stärkeren Seite noch komplizierter. Hier ein charakteristisches Bei spiel : 356 J. Awerbach, 1 958

Weiß gewinnt Um zu gewinnen, muß Weiß mit dem König das Vorgehen der B auern unterstützen . Wie ist dies möglich? Versuchen wir ein U mgehungsmanöver: 1. Ke4 Lc6+ ! (es drohte 2. f5) 2. Kd4 Ld7 3. Kd5 La4 4. Kd6 Lc2! (der Ver­ such, das weitere Vordringen des Königs zu verhindern, könnte ins Auge gehen : 4. . . . Lb5 5. h5 La4 6. f5 Kg5 7 . Ke7 , und Weiß gewinnt) 5. Kd7 Ld3 6. Ke8 Lc2 7. Kf8 Ld3 8. Kg8 Kg6 9. h5+ K/6 10. h6 ( 1 0 . f5 Kg5 1 1 . Kg7 L : f5) 10. . . . Kg6 1 1. h 7 Lc4+ ! 12. Kh8 Kf7, und wir haben eine Remisstellung erreicht. 357

28 1

Der weiße König ist in der Ecke eingesperrt, und es gelingt Schwarz, ihn dort fe stzuhalten , z. B. 13. Se4 Ld3 14. Sd6+ Kf8 15. f5 L :f5 (am einfachsten ; möglich i st aber auch 1 5 . . . . Lc2 1 6. f6 Ld3 u sw.) 16. S:f5 Kf7 mit Remi s. Der Versuch des Königs, von hinten zu kommen , i st somit ge­ scheitert. Prüfen wir einen anderen Weg : l. Kf3 Lc8. Wegen 2. f5 darf der Läufer die Diagonale h3-c8 nicht ver­ las sen. 2. h5 Ld7 3. Se4+ Kf5. Auf 3 . . . . Kg7 folgt 4. Kg3 Lc6 (4. . . . Kh6 5 . Kh4 Le8 6. Sf6 und 7 . Sg4 +) 5. Sf2 Kf6 6. Sg4+ Kf5 7. h6 Kg6 8. Se5 + . 4 . Sd6+ K/6! ( 4. . . . Ke6 5 . h 6 Kf6 6 . f5) 5. Kg3! Le6! Wie wir noch sehen werden, hätte 5 . . . . La4 die Aufgabe von Weiß erleichtert. Der Zug 5 . . . . Le6 stellt gleichzeitig eine feine Falle. Weiß scheint durch 6. h6 Kg6 7. f5 + ! gewinnen zu können. N ach 6 . . . . Lg8 ! 7 . f5 Kg5 ! endet die Partie je­ doch remis. 6. Se4+ Kf5 7. Sg5! Lc8 ! Alles andere ist schlechter, z. B . 7 . . . . Lb3 8. h6 Kg6 9. h7 Kg7 1 0 . f5 ! oder 7. . . . Ld7 8. Sf3 Kf6 9. h6 ! Le6 (9 . . . . Kg6 10. Se5 +) 1 0 . Sh4 ! Lg8 1 1 . Kg4 und 1 2. f5 oder schließ­ lich 7 . . . . Lg8 8. Sf3 Kf6 9. Sh4 Kg7 10. Kg4. 8. Sf3 Kf6! 9. Sh4 ! Kg7! 10. Sg2! Weiß konnte noch straucheln. 1 0 . f5? Kh6 1 1 . Kg4 La6 1 2 . f6 Le2+ führt nur zum Remi s. 10. . . . K/6 1 1. Se3 ! La6! Bittere Notwendigkeit. Der Läufer muß die Diagonale h3-c8 räumen, da er auf ihr zu wenig Felder hat. Auf 1 1 . . . . Ld7 folgt 1 2 . Sg4+ Kf5 1 3 . h6 Kg6 14. Se5 + , und auf 1 1 . . . . Le6 entscheidet 1 2 . Kh4 ! Lc8 (falls 1 2 . . . . Lg8 oder 12 . . . . Lb3 , so 1 3 . f5, und wenn 12 . . . Ld7 , so 1 3 . Sg4 + Kf5 14. h6) 1 3 . Sd5 + Ke6 1 4 . Kg5. 12. Kh4! Ld3 13. Sg4+ Kf5 14. Se5! Le4. Der Läufer kann die Diagonale b 1-h7 schon nicht mehr ver­ lassen. Auf 14 . . . . Lb5 gewinnt 1 5 . h6 Kf6 1 6. f5 ! Falls aber 14. . . . Lc2, dann 1 5 . Kg3 ! Lb3 ( 1 5 . . . . Kf6 16. Sg4+ !) 16. Sf3 Kf6 1 7 . Sh4 Kg7 1 8 . Kg4 Kh6 19. Sf5 + . 15. Kg3 ! Durch diesen ei nfachen Zug gerät Schwarz in Zugzwang. Es zeigt sich, daß der Läufer auf der Diagonale b 1-h7 über zu wenig Felder verfügt, z. B. 15 . . . . Lb 1 1 6. Sg4 Ld3 ( 1 6 . . . . .

282

Le4 1 7 . Se3+ Kf6 1 8 . Kg4 ! und 19. f5) 1 7 . h6 Kg6 1 8 . Se5+ oder 1 5 . . . . Lc2 16. Sg4 Lb 1 ( 1 6 . . . . La4 1 7 . Se3 + Kf6 1 8 . Kg4 ! und 1 9. f5) 1 7 . Se3+ Kf6 ( 1 7. , . . Ke4 1 8. f5 usw.) 1 8 . Kg4 ! und 1 9 . f5. Durch wahrhaft titanische Anstrengungen ist es Weiß gelun­ gen , den Blockadering zu brechen und mit dem König an die Bauern heranzukommen. Damit i st deren weiterer Vormarsch gesichert. Dies glückt bei weitem nicht immer. 358 Flohr-Bernstein Zürich 1 934

Kann Weiß gewinnen? Wegen der ungün stigen Aufstellung seiner Figuren gelingt es Weiß nicht, die Blockade zu brechen. N ach 1. b4 Le8 ! 2. S e 1 Lb5 ! 3 . Sc2+ Kf4 4. Kd2 (4. Sd4 La6) 4. . . . Lc4 5 . Se 1 La6 einigten sich die Gegner auf Remi s. Dieses Endspiel wurde zum Gegenstand zahlreicher Ana­ lysen, u. a. auch von Rinck und Cheron. Man stellt fest, daß nach 2. f4 nur 2 . . . . Ld7 ! zum Remis führt, z. B. 3 . Se5 (3. Kc4 Le6+ 4. Kc5 K :d3 5. b5 Ke4 6. b6 Lc8 remis) 3. . . . Lf5 4. b5 K :f4 5 . Kd4 Le4 6. Sc6 Lg2 7 . Kc5 Lf 1 8 . b6 La6 9. Sa5 Ke5 ! , und der schwarze König befindet sich in der Remiszone (siehe Beispiel 348). Im Turnierbuch schlug Aljechin eine Fortsetzung vor, die Weiß seiner Meinung nach Erfolg verspricht: 1. Se1 Le8 2. Kb4 Ke2 3. Kc5 K : e 1 4. b4. Wie wir aber schon wisse n , � ndet auch dieser Versuch remi s (Bei spiel 1 99). Somit kann Weiß in Stellung 358 bei richtiger Verteidigung des Gegners nicht gewinnen.

283

Drittes Kapitel Verwertung eines materiellen Ü bergewichts mit Läufer gegen Springer

Der Plan zur Verwertung des Ü bergewichts ist hier im gro­ ßen und ganzen der gleiche wie in einem Endspiel mit gleich­ farbigen Läufern. Er besteht au s folgenden Hauptetappen : 1 . König und Läufer beziehen die günsti� sten Positionen (Ver­ stärken der Figuren stellung) . 2. Die B auern werden so vorteilhaft wie möglich aufgestellt, die Bildung eines Freibauern wird vorbereitet (Verstärken der B auern stellu ng) . 3. Es wird ein Freibauer gebildet und mit Hilfe des Königs vorgerückt. Die weiteren Operationen hängen vom Plan des V erteidigers ab. 4. Versucht der Gegner, den Freibauern mit dem Springer auf­ zuhalten, wird dieser durch Läufer und König verdrängt und der weitere Vormarsch des B au ern auf diese Weise gesichert. 5. Bekämpft der König den Freibauern , wird seine dadurch verursachte Ablenkung genutzt, um mit dem eigenen König zu den B auern am anderen Flügel zu gehen und dem Gegner dort entscheidenden M aterialverlust zuzufügen. Dabei hängt viel davon ab , ob e s gelingt, in der gegnerischen B auern stellung Schwächen zu erzeugen, die dem König den Zugang zu den B auern ermöglichen. Selbstverständlich brauchen nicht immer alle Etappen des ge­ schilderten Planes verwirklicht zu werden. In j edem konkreten Fall können Besonderheiten auftreten. All das werden wir bei der Analyse einzelner Beispiele sehen , die wir bewußt so zu­ sammengestellt haben, daß auch die schwächere Seite ihre Chancen besitzt, wodurch die Verwertung des Ü bergewichts merklich kompliziert wird. (Diagramm 359) Weiß hat schon alle Vorbereitungen getroffen , um einen Frei­ bauern zu bilden. E s folgte : l. g5 hg+ 2. hg fg+ 3. K:g5 Ke5 4. Ld3 (4. f6 Sh7+) 4. . . . Sd7 5. Kg6 Sf6 6. Kf7! Der B auer i st nicht voranzubringen. Deshalb begibt sich der weiße König auf eine weite Reise. Sein Ziel ist, den B auern b6 anzugreifen . 6. . . Sd5 7. Lc4 (einfacher war 7 . Ke8) 7. . . . Se3 8 . Le6 .

284

359 Bontsch-Osmolowski­ Kon stantinopolski Moskau 1 949

Weiß gewinnt

Sg4 (8 . . . . S :f5 gewinnt zwar den B au ern zurück, führt aber in ein verlorenes B auernendspiel) 9. Ke7 Sf6 10. Lc8 Se4 1 1 . Kd7 K:f5 12. Kc6+ Ke5 13. K:b6. Der König i st in das schwarze Lager eingebrochen. Das wei­ tere ist einfach. 13. . . . Sd6 14. La6 Kd5 15. Lb5. Es braucht nichts überstürzt zu werden : der B auer a5 läuft nicht weg. 15. . . . Sc8+ 16. K:a5 Kd6 1 7. La6 Se7 18. Kb6 Sd5+ 19. Kb 7 Se3 20. Le2 c4 21. a5. Schwarz gab auf. In diesem Beispiel drang der weiße König ohne Schwierigkeit ins gegnerische Lager ein. Dies ist keineswegs immer so. 360 Spielmann-Krej cik Wien 1 930

Weiß gewinnt Wie kann der weiße König hier ins gegnerische Lager eindrin­ gen? Der einzig vernünftige Plan besteht darin, den h-B auern vorzustoßen, um den schwarzen König abzulenken . I. K/4 a6 2. Le2. Weiß entzieht seinen Läufer dem Abtau sch, um nicht mit der Drohung 2 . . b5 3. cb S : d3+ 4. cd ab rechnen zu müssen. 2 . . . . b6 3. h4 S/7 4. h5 Sh6 5. Lg4 ! Sf7 (e s drohte 6. Le6 !) 6. a4 Se5 7. Le2 Sf7 8. Ld3 a5 9. Le2 Se5. .

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285

V ersucht Schwarz, den B auern mit 9 . Sh6 auf h5 festzu­ halten, kann 10. Lf 1 Sf7 1 1 . Ld3 Sh6 1 2 . Lg6 Sg8 1 3 . Lf5 folgen. Auf 1 3 . . . . Sh6 entscheidet dann 14. Le6, auf 1 3 . . . Se7 gewinnt 14. h6 ! 10. h6! Sg6+ . Weiß gibt den B auern zurück, um mit dem König nach e6 vorzudringen. Schwarz verzichtet daher auf die An nahme des Opfers . 1 1. Kg4 Se5+ 12. Kh5 Sf7 1 3 . h 7 Kg7 14. Ld3 Kf6 15. Kg4 Se5+ 16. K/4 Sf7 1 7. Le2 Kg6 18. L/3 ! Sh8. Schwarz schlägt den B auern auch j etzt nicht: N ach 1 8 . . . . K:h7 19. Kf5 Kg7 20. Le2 Kf8 2 1 . Ke6 hätte Weiß sein Ziel erreicht. 19. Lg4 Sf7 20. Le6 Sh8 21. Ld7! K:h 7. Wie sich Schwarz auch sträubte, er muß den B auern nun doch nehmen. 2 1 . . . Sf7 verliert wegen 22. Le8 sofort. 22. K/5 Kg7 23. LeB! Weiß hat keine Lust, die nach 23. Ke6 Sf7 24. Le8 Se5 25. K : d6 S :c4+ entstehenden V arianten durchzurechnen und zieht es vor, in ein elementares B auernendspiel einzulenken. 23. . . . Kf8 24. Lh5 Ke7 25. Kg5 Sf7+ 26. L:f7 K:f7 27. Kf5. Schwarz gab auf. Das Opfer eines B auern, um mit dem König ins gegnerische Lager einzubrechen, ist eines der hauptsächlichen takti schen Verfahren in diesem Endspiel. Wie bereits gesagt, sind Schwächen i m Lager des Gegners von großer B edeutung. Hier ein charakteri sti sches Beispiel : . . .

.

.

361 Kon stantinopo1ski-Panow Moskau 1 949

Weiß am Zuge Der B auer c4 kommt nicht weiter, und auch der König ver­ mag nicht zu den gegnerischen B auern am Königsflügel durch­ zubrechen. Daß Weiß trotzdem gewinnen kann, i st vornehm­ lich der Schwäche der B auern f6 und e5 zuzu schreiben. 286

1. Ka5 Kb7 2. Lb6 Sg7! Die einzige Möglichkeit, weiteren Widerstand zu leisten. N ach 2 . . . Sf8 3. Ld8 Sd7 4. a3 Ka7 5 . c5 Kb7 6. Kb4 Kc6 7 . Le7 Kc7 8. Kc4 Kc6 9. Ld6 kann Schwarz aufgeben . 3. Ld8 /5! 4. Kb4. Etwa die gleichen Folgen hat 4. Lf6 fe ! 5. fe Se6 6. L : e5 Sc5. 4. . . . fe 5. fe Se6 6. L/6 ! Kc6 (6 . . . . Sf4 7. Kc5) 7. L:e5 Sc5 8. Kc3 S:e4+ 9. Kd4 Sc5. Weiß hat das Brett von überflüssigen B auern gesäubert und begibt sich nunmehr mit dem König zum h-Bauern. Die ein­ zige Chance von Schwarz besteht darin, den Springer für den h- und c-Bauern zu geben, doch Weiß kann dies vereiteln . In Betracht kommt folgende V ariante : JO. Ke3 Sb 7! 1 J . Kf4 Kc5 12. Kg5 K:c4 13. K:h5 Kd5 14. Lh2 Ke6 15. Kg6 Sd8 1 6. h5 Sf7. .

362

Weiß hat noch eine letzte Hürde zu überwinden. Ein grober Fehler wäre 1 7 . h6 S : h6 1 8 . K : h6 Kd7 . Gelingt es aber nicht, den Gegner durch 17. Lg3 Sh8+ 1 8 . Kg7 Sf7 19. Lh4 Sd6 20. Kg6 Sf7 2 1 . Lf6 in Zugzwang zu bringen? Vorläufig noch nicht. Schwarz kann 2 1 . . . . Sh6 ! antworten , da sich nach 22. K : h6 K :f6 ein unentschiedenes Endspiel ergibt. Richtig ist, zunächst den a-B auern zu ziehen : 1 7. a4 Sh8+ (schlecht ist 17 . . . . a5 wegen 1 8 . Lc7 und 19. L : a5) 18. Kg7 Sf7 19. Lg3 Ke7 20. Lh4+ Ke6 21. L/6 Sd6 22. Kg6 Sf7 23. a5!, und nun führt 23. . . . Sh6 24. K:h6 K:f6 zu einem verlorenen Endspiel : 25. Kh 7 Kf7 26. h6 K/8 27. Kg6 Kg8 28. K/6 Kh 7 29. Ke6 K :h6 30. Kd6 Kg6 3 1 . Kc6 K/6 32. Kb6 Ke6 33. K:a6 Kd7 34. Kb 7 u sw. In der Partie kam es zu all dem aber nicht. Im sechsten Zuge 287

verschenkte Weiß mit 6. Le7 anstelle von 6. Lf6 wertvolle Zeit, wodurch Schwarz sich retten konnte. Es folgte: 6. . . . Kc6 7. c5 Sd4 ! 8. Kc4 Kd7 9. Lf6 Ke6 JO. Ld8. Genauer war 1 0 . Lg5 , aber auch das führte nicht mehr zum Gewinn. 10. . . . Sc6 1 1. Lg5 Sa5+ 12. Kb4 Sc6+ 13. Kc4 Sa5+ 14. Kd3 Sc6 15. Ld2 Sd4 16. Le i Sf3 1 7. Lg3 Sd4 18. Kc4 Sf3 ! Schwarz muß aktiv spielen. Nach 1 8 . . . . Sc6 19. Le 1 ! S d4 20. Lb4 ! Sc6 (20 . . . . Sf3 2 1 . c6 S : h4 22. Kc5 Sg6 23. Kb6) 2 1 . a4 ! Sd4 22. a5 Sc6 23. Lc3 Se7 opfert Weiß durch 24. c6 den B auern , dringt dafür aber mit dem König ins gegneri sche Lager ein, z. B. 24 . . . . S : c6 25. Kc5 Sb8 26. Kb6 Sd7+ 27. K : a6 Sc5+ 28. Kb6 S : e4 29. Lb4, und der a-Bauer geht zur Dame. 19. L/2 Sd2+ 20. Kd3 Sf3 21. Kc3 Sh2 22. Kc4 Sg4 23. Lg3 Sf6! 24. c6. Ein letzter V ersuch, den Schwarz j edoch pariert. 24. . . . S:e4 25. c7 Sd6+ 26. Kc5 Sc8 27. a4 e4 28. Kd4 Kd7 29. K:e4 Se7! 30. a5 Sg6 31. Kd5 S:h4 ! 32. Kc5 Sf5 33. Lh2 Kc8 34. Kb6 Se3 35. Lg3 h4 36. L:h4 Sc4+ remis. Wenn die Anzahl der B au ern gering i st und sich der Kampf nur auf einem Flügel abspielt, wachsen die Remischancen der schwächeren Seite, da der Springer nicht von einem Flügel auf den anderen überwechseln muß. Eine erfolgreiche V erteidigung setzt vorau s, daß im eigenen Lager weder B auern schwächen noch Einbruchspunkte vorhan­ den sind. 363 R. Fine, 1 94 1

Weiß a m Zuge Weiß gewinnt hier nur deshalb, weil die schwarzen B auern un­ gün stig postiert sind und angegriffen werden können. 288

Fine gibt folgende V arianten an . 1. Ld5 Sb8 2. Lg8! h6. N ach 2 . . . . Kf8 gewinnt Weiß, indem er seinen Läufer opfert : 3 . L:h7 ! Kg7 4. Kd5 ! K : h7 5 . Kd6 Kg7 6. e6 Kf8 7 . Kc7 ! Ke7 8. K : b8 K : e6 9. Kc7 Kf5 1 0. Kd6 Kg4 1 1 . Ke6 Kh3 12. Kf6 usw. 3. Ld5 Sd7 4. Le4 ! Sf8. 4 . . . . g5 würde dem weißen König den Weg zu den B auern öffnen, z. B. 5 . Ld5 Sb6 6. Ke4 Sd7 7 . Kf5 Sf8 8. h3 Sd7 9. g4 Sf8 10. e6 Sh7 1 1 . Kg6 Sf6 12. Lc4, und Weiß ge­ winnt. 5. Kd5 Kd7 6. h4! Schwarz hat j etzt zwei Möglichkeiten: a) 6. . . . Ke7 7. h5 gh 8. Lf5! Durch ein B auernopfer hat Weiß den Springer lahmgelegt. 8. . . . h4. Falls 8 . . . . Sd7, so 9. L : d7 K : d7 1 0 . e6+ Ke7 1 1 . Ke5, und auf 8 . . . . Kd8 entscheidet 9. Kd6 Ke8 1 0 . e6 h4 ! 1 1 . e7 ! hg 12. Le4. 9. gh Kd8 10. Kd6 Ke8 1 1 . h5 Kf7 12. Lc2 Kg8 ( 1 2 . . . . Ke8 1 3 . Lg6+ !) 13. Ke7 Kg7 14. Lf5! Kg8 15. K/6 Kh8 1 6. Kf7, und Weiß gewinnt. b) 6. . . . h5 7. Lc2! Ke7 8. Lb 1 ! Bevor Weiß seinen König a n die gegnerischen B auern heran­ fü hrt, verbessert er die Aufstellung des Läufers. 8. . . . Kd7 9. Ke4 Ke7. Es gibt nichts Besseres. Falls 9 . . . . Se6, so 10. La2 ! Sc5+ 1 1 . Kd4 S a4 12. Lf7 u sw . 10. La2 Sd7 1 1 . K/4 Kf8. Oder 1 1 . . . . Sc5 12. Kg5 Se4+ 1 3 . K :g6 S :g3 14. Lc4 ! Kf8 1 5 . Kg5 Se4+ 1 6. K : h5 Sc5 17. Lb5 ! Ke7 1 8 . Kg6 Ke6 1 9 . h5 K : e5 20. h6 Se6 2 1 . Lc4 Sf8 + 22. Kg7 Kf5 ! 23 . Lb3 Kg5 24 . Lf7 , und Schwarz befindet sich im Zug­ zwang. 12. Lb1 Kf7 13. Lc2 Sf8 ( 1 3 . . . . Kg7 14. e6 Sc5 1 5 . Ke5) 14. Lb3+ Kg7 15. Ke4 ! Der schwarze König hat die Blockade des B auern aufge­ geben, was sich Weiß sofort zunutze macht. 15. . . . Sd7 1 6. Kd5 Kf8 1 7. Kd6 Sb6 18. Kc7, und Weiß gewinnt. Stände der schwarze B auer in der Au sgangsstellung 363 noch auf g7, könnte Weiß sein materielles Ü bergewicht nicht reali­ sieren . 19

Awerbach, Schachend

I

289

364 R.

Fine, 1 94 1

Weiß a m Zuge Ein grober Fehler wäre , 1. Le4 mit 1 . . . . g6 zu beantworten und damit das vorige Bei spiel herbeizuführen . Die einzige richtige Fortsetzung, die eine Schwächung der B auern vermei­ det, i st 1 . . . h6! 2. L/5 Sb6 3. Lc2 Sd7 4. Lb3 Sb6 5. Ke4 Kf8! 6. K/5 Sc8 Z Ke6. Auch ein Durchbruch des Königs zu den schwarzen B auern bringt nichts ein. z. B. 7 . Kg6 Se7+ 8. Kh7 Sc6 9 . e6 Se7 . D i e schwarzen Figuren erfüllen ihre Aufgaben ausgezeichnet der König deckt den g-B auern , der Springer stoppt den wei­ ßen e-Bauern . 7. . . . Se7 8. Kd6 Sg6 9. e6 Se7 10. Lc2 ScB+ 1 1 . Kd7 Se 7 12. h4 SgB. Weiß kan n seine Stellung nicht weiter verstärken : remis. Wir haben hier eine sehr i nteressante Erscheinung kennenge­ lernt. Der weiße König konnte sowohl zu seinem eigenen Frei­ bauern al s auch zu den B auern des Gegners durchbrechen. Dies führte aber zu keinem Erfolg, da Schwarz nicht in Zug­ zwang zu bringen war. Der Kampf konzentrierte sich auf einem zu engen Raum, so daß es der schwächeren Seite gelang, das Zusammenwirken ihrer Figuren aufrechtzuerhalten. Wenn es dem König nicht gelingt, ins Lager des Gegners ein­ zudringen und das Vorgehen eigener Freibauern zu unter­ st ützen, kann dies selbst einen großen M aterialvorteil wertlos machen. .

(Diagramm 365) Weiß hat zwei B auern mehr. E s i st j edoch nicht zu sehen, wie der König die B auern unterstützen kann. Auf 1. Kg3 folgt 1. . . . Sf6, und der Versuch, mit dem König nach b5 zu gelan­ gen , wird durch den Zug a7-a6 unterbunden. Wen n Schwarz noch zu 1 . . . . Kc7 käme , wären die weißen Chancen gleich 290

365 Kotow-Piater Moskau 1 947

Weiß am Zuge Null. Der erste Zug ist somit erzwungen : 1. d6 Sf6 2. Lc6 Kd8 3. Ke2 (der König macht sich auf den Weg nach b5) 3. . . . Kc8 4. Kd2 Kd8 5. Kc2 Kc8 6. Kb3 Kb8 7. Ka4 a6! Der König darf selb stverständlich nicht nach b5 gelassen wer­ den . Jetzt aber tau scht Weiß seinen d-Bauern gegen den schwarzen a-Bauern und schafft so trotz allem einen Einbruchs­ punkt am DamenflügeL Um den Zug g5-g4 zu verhi ndern , muß er allerdings zunächst mit dem König nach g3 zurück­ kehren . 8. Kb3 Kc8 9. Kc2 Kb8 10. Kd2 Kc8 1 1. Ke2 Kb8 12. K/2 Kc8 13. Kg2. Hätte Schwarz während der Wanderung des weißen Königs g5-g4 gespielt, be stände für Weiß j etzt die M öglichkeit, über g3 und h4 ins gegneri sche Lager einzubrechen . 13. . . . Kb8 14. d7 Kc7 15. Lb7! K:d7 16. L:a6 Kc7. Wenn Weiß seinen Läufer nach d5 bringen könnte, würde er leicht gewi nnen. Aber das gelingt nicht. Deshalb überführt Weiß den Läufer in der Folge nach g4, u m sich gegen die Drohung g5-g4 zu verteidigen und gleichzeitig selbst mit dem Manöver Lh5-f7-d5 zu drohen, sobald sich der Springer von f6 entfernt. 1 7. Lb5 Kd6 18. La4 Kc 7 19. Ld1 Kd6 20. Kf2 Kc7 21. Ke3 Kc6 22. Kd3 Kb 7 23. Le2 Ka 7 24. L/1 Kb 7 25. Lh3 Ka7 26. Kc2 Ka6 ? Bis hierher hat s i c h Schwarz exakt verteidigt. Jetzt aber be­ geht er einen unmerklichen Fehler. Richtig war (nach Kotow) 26 . . . . Kb7 ! 27 . Kb3 Sg8 ! 28. Ka4 Ka6 29. Lg4 Sf6 ! Weiß kon nte in diesem Fall mit 30. Lh3 Sg8 3 1 . Lf l ! Sf6 32. Lg2 ! fortsetzen . Falls nun 32 . . . . Sg8, so 3 3 . Lh3 ! Sf6 34. Lg4 ! Sg8 35. Lh5 Sf6 36. Lf7 g4 37. fg S :g4 38. Le6 Sf6 39. Lc8+ Ka7 40. Kb5 S : e4 4 1 . Kc6 Sf6 42. Le6 e4 1 9*

29 1

43 . Ld5 S :d5 44. cd e3 45 . f6 e2 46. f7 e 1D 47 . f8D, und Weiß gewinnt. Auf 32. Lg2 ist indes 32 . . . . g4 ! möglich, wonach Schwarz leicht remis hält. 27. Kb3 Ka5! Oder 27 . . . . Ka7 28. Ka4 Ka6 29. Lg4 ! , und Schwarz ist im Zugzwang. 28. Lg4 ! Ka6 29. Ka4 Ka 7 30. Kb5 Kb 7 31. a4 Se8 32. a5 Sd6+ 33. Ka4 Se8 34. Lh3 ! Eine letzte Feinheit. Weiß ist es gelungen, die schwarze Fe­ stung zu erschüttern . Nach 34. . . . Ka6 (34 . . . . Sf6 35. Kb5) 35. /6! S:f6 36. LeB+ Ka 7 3 7. Kb5 ba 38. K:c5 a4 39. Kb4 Kb8 40. L/5 Kc7 41. K:a4 entschied er die Partie zu seinen Gunsten. Zum Schluß zwei Beispiele, in denen es nicht glückt, die Fe­ stung zu zerstören. 366 Simagin-Tschukaj ew Woroschilowgrad 1 955

Remis Ohne die B auern auf der h-Linie ergäbe sich hier ein elemen­ tares Remis. E s zeigt sich aber, daß das Vorhandensein dieses zu sätzlichen B auernpaare s am Ergebnis nichts ändert, da Schwarz nicht ohne erhebliche Verluste ins gegnerische Lager eindringen kann. Die Partie verlief wie folgt: 1. Sg2 Lc5 2. S/4 Kf5 3. Sd3 Lb6 4. Sf4 Kg5 5. Sg2 d3. Da Schwarz erkannt hat, daß mit einfachen Mitteln nicht zum Erfolg zu kommen i st, opfert er einen B auern. 6. h4+ ! Dieser wichtige Zwischenzug drängt den gegneri schen König ab und rettet die Partie. Zum Verlu st fü hrte 6. S : e3 L:e3 7. K :e3 KM 8 . K : d3 K : h3 usw. 6. . . . K/6 7. S:e3 d2. 292

Schwarz hat den d-Bauern aktiviert, was sich jedoch für einen Gewinn als unzureichend erweist. 8. Sd 1 K/5 9. Ke2 Kg4 10. K:d2 K:h4 1 1. Ke2 Kg3 12. K/1 h4 13. Sc3 Kh2 (oder 1 3 . . . . h3 1 4 . Se4+ Kf4 1 5 . Sf2) 14. Se4 Ld4 15. Sf2 La 7 1 6. Se4 Lb6 1 7. S/2 Kg3 18. Kg 1 h3 19. Kh 1 remi s. 367 Awerbach-Friedstein Moskau 1 957

Schwarz am Zuge. Remis In dieser Stellung einigten sich die Gegner auf Remi s. Schwarz kann trotz zweier Mehrbauern nicht gewinnen, da die weiße Festung nicht zu stürmen ist, z. B. 1 . . . g4 2. Kh4 ! Der einzige Zug. Nach 2. Sg2 e3 ! 3. S : e3 Kg5 4. Sg2 Kf5 bricht der schwarze König in die Festung ein. 2. . . . Kg6 3. Kg3 Kh5 4. Sg2! Kg5 (4 . . . . e3 5 . Sf4 +) 5. Se3 Kg6 6. Kh4 ! Kf6 7. Kg3 Kg5 8. Sg2 u sw. .

Viertes Kapitel Verwertung eines materiellen Ü bergewichts mit Springer gegen Läufer

Der Plan ist hier in seinen Grundzügen der gleiche wie in an­ deren Endspieltypen. Selb stverständlich gibt es aber B esonder­ heiten, die vor allem für dieses Endspiel charakteristisch sind. · Es ist nicht zu empfehlen, sich mit der Bildung eines Frei­ bauern oder gar mit seinem Vormarsch zu beeilen. Dies ver­ ringert nicht immer die Beweglichkeit des Läufers , der be­ kanntlich eine weitreichende Figur i st. Am wichtigsten ist, die B auernformati on des Gegners zu schwächen , um dessen Kräfte vom Freibauern abzulenken bzw. eine Bresche für den eigenen Kö nig zu schlagen. 293

Hier ein typisches B eispiel : 368 Löwenfi sch-Rau ser Tbili ssi 1 937

Weiß gewinnt Der schwarze Kö nig versucht, den B auern aktiv zu bekämp­ fen , während der Läufer dem König den Zugang zu den B au­ ern am Königsflügel verlegt. Es wäre daher falsch, den B auern sofort vorzu stoßen, z. B. 1 . Sb5 Lf2 2. d5 + Kd7 , und e s i st frag­ lich, ob Weiß seine Stel lung noch verstärken kan n . Weiß nutzt d e n Umstand, d a ß d i e B auern g 6 und f5 auf weißen Feldern stehen und nicht durch den Läufer verteidigt werden kö nnen, um mit einem forcierten Manöver den schwa­ chen B auern g6 festzulegen, wonach der weiße König die Möglichkeit erhält, das Vorgehen des Freibauern zu unter­ stützen . I . Sd5! Lg5 2. f4 ! Ld8 3 . Sb4+ Kd6 4 . Sd3 g5. Falls 4 . Ke6 5 . Se5 Kf6, so 6. Kc5, u nd der Weg des Bauern ist frei. 5. Se5! Ke6 6. d5+ K/6 7. Kc5 gf 8. Sc6, und Schwarz gab auf, da der B auer ohne entscheidende materiell e Verlu ste nicht aufzuhalten ist. Die Schaffung von Schwächen im gegneri schen Lager und ihre Au snutzung bilden den Leitfaden derartiger Endspiele . .

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369 Botwinnik-Rjumin Moskau 1 936

Weiß gewi nnt 294

Ohne den Freibauern vorzurücken , verbessert Weiß zunächst die Aufstellung des Königs und der B auern. 1. g4. Dieser Zug nimmt dem gegneri schen König das Feld f5 und entfernt die Bauern des K önigsflügels von den schwarzen Fel­ dern, damit sie später nicht durch den Läufer angegriffen wer­ den können. 1 . . . . Kd5 2. h3 Ld8 3. Ke2 Lc7 4. Kd3. Weiß beabsichtigt, den König entweder nach e4 oder nach c4 zu bringen. 4. . . . Lg3 5. Se4 Le1 6. Sg5 h6 7. Se4 Lh4 8; Sc3+ Kc6. " Falls 8. . . . Ke5, so 9. Kc4 Lf2 1 0 . S d 1 Lg 1 1 1 . K :c5, und Weiß gewinnt leicht, z. B . 1 1 . . . . Ke4 1 2 . b4 ! Kd3 13. Kd5 Kd2 14. e4 K : d 1 1 5 . e5 Lb6 16. e6 Ld8 1 7 . a4 Kc2 1 8 . b5 Kb3 19. a5 Kb4 20. b6, und einer der Bauern geht zur Dame. 9. Ke4 Lf6 1 0. Sb / Kd6 1 1. Sa3 Ke6. Schwarz versucht, den weißen König nicht in sein Lager zu lassen , doch nun beginnt der Springer, die gegnerischen B au­ ern zu attac kieren. 12. Sb5! a5 13. Sc 7+ Kd7 14. Sd5 Lb2 15. Sb6+ , und Schwarz gab auf. N ach 15 . . . . Ke6 16. Kd3 La3 1 7 . Kc4 Ke5 18. Kb5 Lb4 1 9 . Sc4+ und 20. S : a5 ist er verloren. Schwierigkeiten, die in diesem Endspiel bei der Realisierung eines materiellen Ü bergewichts auftreten können, veran schau­ licht das folgende Bei spiel : 370 Panow-Alatorzew Tbili ssi 1 937

Weiß gewinnt Der weiße Kö nig kann seinen Freibauern vorläufig nicht un­ terstützen, da er an die V erteidigung des B auern e4 gebunden ist. Weiß muß deshalb zuallererst den König von dieser Bürde befreien. I . Kf3 Le7 2. g4 ! /4. 295

Wenn Schwarz zögern würde, müßte er sich nach h4-h5 doch zur Klärung der B au ern struktur bequemen, z. B . 2 . . . . Lf8 3. h5 ! fg+ 4. K:g4 gh + 5. K : h5 Kf6 6. c5 g6+ 7. Kg4 Le7 8. c6 Ke6 9. S : e5 . Schwarz zieht es daher vor, die Stellung am Königsflügel abzuriegeln . 3 . h5! g5. Der Zug 3 . . . . gh gäbe dem weißen König die Möglichkeit, am Königsflügel einzudringen, z. B. 4. gh Lf8 5. Kg4 Le7 6. c5 Lf8 (6 . . . . Kf6 7 . c6 Ke6 8 . S : e5 usw.) 7. c6 Ld6 8 . Kg5 Kf7 9. S :b4 f3 1 0 . Sd3 , und Weiß gewinnt. Jetzt, da die B auern struktur am Königsflügel geklärt wurde, kann Weiß den Springer auf das ideale Feld f3 überführen , w o e r d e n gegnerischen Freibauern stoppt u n d gleichzeitig die B auern e5 und g5 angreift. Der frei gewordene König aber kann sich zu seinem eigenen Freibauern begeben. 4. Ke2 Lf8 5. c5 Le7 6. S:b4! L:c5 7. Sc2 Le7. Falls 7 . . . . Ld4, so 8. S e t ! L : b2 9. Sf3 Kf6 10. b4 La3 1 1 . b5 Lc5 1 2. Kd3 , und der b-Bauer rückt mit Unterstützung des Königs vor, während der schwarze König an die Verteidigung seiner B auern gefes selt ist. 8. Kd3 Kd6 9. Kc4, und Weiß hat keine besonderen Schwie­ rigkeiten mehr, z. B. 9. . . . Kc6 1 0 . Se i Ld8 1 1 . Sf3 Lf6 12. b4 Kb6 1 3 . b5 Kb7 1 4 . Kc5 Le7 + 1 5 . Kd5 Lf6 1 6. Ke6 ! , u n d Schwarz erleidet wegen der Drohung h5-h6 schwere ma­ terielle Verlu ste. In der Partie kam es zu all dem aber nicht. Weiß spielte schwächer 6. c6, wonach Schwarz mit 6. . . . Ld8 7. S:b4 Kd6 8. Sd3 Lf6 9. Se i K:c6 10. Kd3 Kb5 seinen König aktivie­ ren und eine neue V erteidigungslinie aufbauen konnte. Es folgte : I I. Kc3 Ld8 I2. Sf3 Le7! I3. b4! Weiß geht nicht in die Falle 1 3 . S : e5 ? ? Lf6 1 4 . Kd4 f3 . I3 . . . . Ld8 I4. Kb3. Genauer war 1 4 . Kc2 ! K :b4 ( 1 4. . . . Lf6 1 5 . Kb3) 1 5 . S : e5 Lf6 16. Sf3 Kc4 1 7 . b 3 + Kb4 1 8 . e5 Le7 19. Sd4 usw. I4. . . . Lf6 I5. Sei Le7 16. Sf3 Lf6 I 7. Kc3 Ld8 18. Sd2 Le7 I9. Kd3 ! Ld8 (falls 1 9 . . . . K : b4, so 20. Sc4 Lf6 2 1 . Sd6 Le7 22. Se8 Lf8 23 . Sc7) 20. Sc4 Lc7 2I. Kc3 Kc6. U nter kolossalen Anstrengungen ist es Weiß schließlich gelun­ gen, den schwarzen König zurückzudrängen , denn auf 2 1 . . . . Lb8 hätte 22. Sd2 ! und 23. Sf3 entschieden. Der Rest ist bei weitem einfacher: 22. Sa3 Ld8 23. Kc4 Lb6 24. b5+ Kd6 25. Kd3 Kc5 26. Sc4 Lc7 27. b6! L :b6 28. S:e5 Ld8 29. Sf3 Lf6 30. e5 Ld8 3I. Ke4 Kc6 32. Sd4+ 296

Kd7 33. Sf5 Lc7 34. S:g7 /3 35. e6+ Ke7 36. K:f3 Le5 37. Sf5+ K:e6 38. b3 Kd5 39. Sg3 Lg7 40. Se4 Lh6 4 1 . Ke3 Ke5 42. b4 L/8 43. b5. Schwarz gab auf. Sehen wir uns nunmehr einen Fall an, wo alle B auern auf einem Flügel stehen . Da sich der Kampf hier gewöhnlich auf engem Raum abspielt, kann der Springer seine speziellen Eigenschaften besser zur G eltung bringen al s der Läufer. Die stärkere Seite wird in der Regel gewinnen , wenn es ihr gelingt, mit dem König ins gegneri sche Lager einzubrechen. 37 1 Lyskow-B eilin Moskau 1 949

Um zu gewinnen, muß Schwarz mit dem König nach g3 oder f2 gelangen. Dies ist möglich : 1 . . . . K/4 2. K/2 Sf5 3. Lb7 Sd6! 4. Ld5 Se4+ 5. Kg1 /6 6. Lc6 Ke3 7. LeB g5 8. Ld7. Weiß nutzt nicht alle Chancen . Hartnäckiger war 8. Kf l , und fall s 8 . . . . Sd2 + , so 9. Ke 1 , um den schwarzen König nicht nach e2 zu lassen. In diesem Fall bringt 9 . . . . f5 10. Ld7 f4 1 1 . Lc8 f3 1 2. gf S :f3 + 1 3 . Kf l Sd4 14. Kg2 Se2 1 5 . Lg4 Sf4+ 16. Kf l nichts ein, da der schwarze König nicht nach g3 kommt. Die richtige Fortsetzung ist 8 . . . . Kf4 9. Lc6 Sc5 10. Kf2 Sd3+ 1 1 . Ke2 Se5 ! 1 2 . Lb7 Kg3 1 3 . Kf l f5 nebst f4-f3 mit etwa den gleichen Konsequenzen wie in der Partie. 8. . . . Ke2 9. Lc8 Sg3 JO. Ld7 Ke 1 ! J J . Lc8 Se2+ 12. Kh2 Kf2. Das Ziel i st erreicht. Jetzt muß der f-B auer als Rammbock dienen, der die gegnerische Festung zerstört. 13. Ld7 Sd4 14. Kh 1 /5 15. LeB /4 1 6. Ld7 /3 1 7. gf S:f3 18. Lg4 Kg3 19. Lf5 Sd4 20. Lg4 Sc2 21. Kg 1 Se 1 22. Le2 Sg2. Weiß gab auf, da nach 23 . . . . Sf4 der B auer h3 verlorengehL Bekan ntlich kommt ein Springer schwer mit einem entfernten 297

Freibauern zurecht. Daher kann ein entfernter Freibauer die Chancen in be stimmten Fällen au sgleichen und die Reali sie­ rung eines materiellen Ü bergewichts u nmöglich machen. 372 Kotow-S my slow Moskau 1 949

Weiß am Zuge Obwohl der Gegner zwei verbundene Freibauern besitzt, ge­ li ngt es Weiß, die Partie zu retten . Es folgte : 1. b 6 ! Kd8 2. K/2 Sc4 3 . b 7 Kc7. Der weiße Freibauer ist an und für sich nicht gefährlich, lenkt aber den König ab , und Schwarz hat am anderen Flügel Schwächen , die der Vertei digung bedürfen . 4 . Ld5 Sb6 5. Lc6! Ei n akkurater Zug ! N ach 5 . Lg8 ? Sd7 6. L : h7 Sf8 7. Lg8 K : b7 ist das Endspiel für Schwarz gewonnen. 5 . Sc4 6. Ld5 Sa5 7. Ke3 S:b7 8. Lg8. Jetzt, da der schwarze Springer ungünstig steht, ist dieses M a­ növer möglich. 8. . . . h6 9. Lf7 Kd7 10. L:g6 Ke6 1 1 . g4 fg 12. hg d5 13. g5! hg 14. L :e4 ! de 15. K:e4 gf remi s . W i e in vielen anderen Endspielen i st d e r Bau einer Festung auch hier ein typi sches Verfahre n , das ein materielles Ü ber­ gewicht wertlos macht. .

. .

373 J. Awerbach, 1 958

Wei ß am Zuge . Remis 298

Weiß ist materiell und positioneil im Vorteil. Er besitzt einen Mehrbauern , und die schwarzen Bauern auf beiden Fli.igeln können durch den Spri nger angegriffen werden. All das er­ weist sich aber als zu wenig, um die Partie zu gewinnen, da der weiße König n i cht in das Lager des Gegners einbrechen kann. Sehen wir uns einige mögliche Varianten an : /. Sd3 Kd5 2. Se5 LeB 3. Kd3 Lb5+ 4. Kd2 LeB 5. Kc3 Kd6! Die richtige Antwort. Ein Versuch, zum Gegenangriff ü berzu­ gehen, wäre verhängnisvoll : 5 . . . . Ke4 6. Kc4 Ke3 7 . d5 Kf2 8. d6 K :g3 9. S :g6 ! u sw . 6 . Kc4 L b5+ 7. Kc3 LeB B . Sd3 Kd5 9. Sc5 L c 6 10. Kd3 Kd6 I / . Kc4 Ld5+ 12. Kc3 Lc6 13. Sd3 LeB u sw. Auch das Bemühen, dem König den Weg durch ein Bauern­ opfer zu öffnen , schlägt fehl : 1 . d5 Kc5 ! 2. Sc6 L : c6 3. dc K : c6 4. Kc4 Kd6 5 . Kd4 Ke6 ! Weiß hat den Kampf um die 5. Reihe gewonnen. Das reic h t aber nicht au s, die Partie zu gewinnen. Der l etzte Zug von Schwarz war der einzig korrekte . Zum Verlust führte 5 . . . . Kc6 6. Ke5 Kb5 7 . Kd6 ! K : a5 8 . Kc7 Kb4 9 K : b7. In diesem Bei spiel zeigte sich deutlich die negative Eigen schaft des Springers, kein Tempo gewinnen zu können. Wäre Schwarz am Zuge , würde Weiß triumphieren, z. B. 1 . . . Ld7 2. d5 Kc5 3. S : a6+ oder l. . Le2 2. Sd3 und 3. Se5. .

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299

Fünftes Kapitel Verwertung eines positioneilen Ü bergewichts mit Läufer gegen Springer

Ein positionelle s Ü bergewicht besteht gewöhnlich au s einer Summe kleiner Vorteile . Wie ü blich greifen wir hier nur j ene Faktoren herau s, die für das vorliegende Endspiel charakteri­ stisch sind. Freibauer Ein entfernter Freibauer ist bekanntlich für König und Sprin­ ger gleichermaßen gefährlich, da beide Figuren Zeit benöti­ gen, um diesen B auern rechtzeitig aufzuhalten. Ein entfernter Freibauer auf seiten der Läuferpartei i st daher ein großer Vor­ teil, der in der Regel zum Gewinn au sreicht. 374 J udowitsch-Awerbach Moskau 1 949

Schwarz am Zuge gewinnt Schwarz kann einen entfernten Freibauern bilden, was forciert zu m Gewinn führen muß, weil der weiße König weit entfernt steht. Es folgte : J . a5 2. Kg3 b4 3. K/2 a4 4. Ke3. Der weiße König eilt zu Hilfe, doch die unbarmherzigen Spielregeln erlauben es ihm nicht, schneller zu sein. 4. . . . L :a2! 5. Kd3 Lb l + . Nach 5 . S : a2 b3 6. S c 3 a 3 wäre einer d e r Bau ern zur Dame gegangen. Jetzt hingegen drohte 6. S : a2 wirklich, z. B. 5 . . . a3 ? 6. S : a2 b3 7. Se i b2 8. Kc2. 6. Kc4 b3 7. Kc3 f5! Der weiße König i st schließlich am Damenflügel angekom­ men u n d hat die schwarzen B auern zum Stehen gebracht. . . .

.

300

Doch nun verlagert sich das Spiel auf den anderen Flü­ gel . 8. Kb2 Lc2 9. ef ef JO. f4 Le4 1 1 . g3 gf 12. gf Lg2 13. h4 Lfl . Weiß gab auf. Wenn beide S eiten über Freibauern verfügen, hängt die Stel­ lungsbeurteilung in erster Linie davon ab, wie weit diese B au­ ern vorgerückt sind und wie wirksam sie durch die Figuren gestoppt oder unterstützt werden können. In derartigen Stellungen werden die Vorzüge des Läufers ge­ genüber dem Springer in der Regel be sonders deutlich, da der Läufer besser an zwei Fronten kämpfen kann. Die folgenden Beispiele unterstreichen dies. 375 Liverpool-Glasgow Fernpartie

Weiß gewinnt Weiß hat einen entfernten Freibauern, sein König steht akti­ ver, der Läufer kann seinen Freibauern unterstützen und gleich­ zeitig den des Gegners aufhalten. Diese V orteile reichen voll­ auf zum Gewinn. E s folgte : 7 . Le2 Ke6 2. Lc4+ ! Kd6. Nach 2 . . . . Kf6 3 . Kf4 müßte Schwarz sowieso mit dem Kö­ nig zurü ckgehen, dann aber in einer noch ungün stigeren Situa­ tion. Er läßt daher den weißen König zum h-B auern durch und setzt seine ganzen Hoffnungen in den eigenen Frei­ bauern . 3. Kf5 Sd5 4. Kg6 Se3 5. Le2 c4 6. K:h6 c3 7. Ld3 Sg4+ . Fal l s 7 . . . . c 2 8. L : c2 S : c2, s o 9. Kg6 Sd4 1 0 . Kf6 ! ( 1 0. h6? Se6 1 1 . h7 Sf8 + mit Remis) 10. . . . Se6 1 1 . a6 ! , und Weiß gewinnt. 8. Kg5 Se5 9. Lc2 Sc4 1 0. a6, und Schwarz gab auf. Besitzen beide Seiten zwei oder mehr Freibauern , macht sich der V orteil des Läufers gegenüber dem S pri nger in der Regel noch krasser bemerkbar . 30 1

376 Dubois-Steinitz Wettkampf 1 862

Weiß am Zuge Schwarz gewinnt Der Läufer hä1t hier die gegnerischen Freibauern leicht auf, während Springer und König schließlich in Zugzwang gera­ ten . D i e Partie ging wie folgt z u Ende : / . Sd4+ Kb2 2. g 6 Lh6 3. h4 a5 4. h5 a4 5. Sc2 a3 6. Sd4 a2 7. Sc2 Lg7! Schwarz konnte noch danebengreifen. N ach 7 . . . . a 1 D+ ? 8 . S : a l K : a l 9. Kc2 Lg7 1 0 . h 6 wird die Partie remi s. 8. Sa l K:a 1 9. Kc2 Lh6 10. g7 L:g7 1 1. Kcl c2 12. K:c2 Lh6, und Weiß gab auf. In Stellungen mit mehreren Freibauern ist eine genaue Berech­ nung äußerst wichtig, besonders wenn sich die Parteien im Verlauf des Kampfes genötigt sehen , ihre Figur für einen Bau­ ern herzugeben. 377 N. Grigorj ew, 1 926

Kann Weiß gewi nnen? Stellung 377 wurde von Grigorjew als ein Bei spiel angeführt , das die Ü berlegenheit des Läufers gegenüber dem Springer demon strieren soll. Der Autor gibt folgende mögliche Va­ riante an : 1. h6 a3 2. Lc4 b5 3. Lg8 Kb6 4. Kg3 ! Kc5 (4 . . . . b4 5. Kf4 Kb5 6. Lb3 ! , und Weiß gewinnt) 5. Kf4 Kd4 6. Kf5 Kc3 7. Kg6 b4 8. K : h7 b3 9. Kg6 ! a2 10. h7 a ! D I 1 . h8D+ , und Weiß gewinnt. 302

N ach Meinung des Autors nützt es duch nichts, wenn der Kö­ nig dem Spri nger zu Hilfe kommt. Grigorj ew wei st auf fol­ gende Fortsetzung hin: 2 . . . . Kb6 3. Kg3 Kc5 4. Lg8 Kd6 5 . Kf4 Ke7 6. Kf5 Kf8 7. La2 Ke7 8. Kg6 Sf8+ 9. Kg7 Se6+ 10. Kg8 Sf8 I l . f4 Sd7 I2. Kg7 Sf6 1 3 . Kg6. Er schließt mit den Worten : , .Schwarz muß verlieren, da ihm die Züge au sgehen." Diese Behauptung ist falsch, da Weiß keine Zugzwangsitua­ tion erreichen kann, z. B. 1 3 . . . . b5 I 4 . f5 b4 I 5 . Le6 Sd7 ! I6. L :d7 a2 1 7 . f6+ K : d7 I 8. h7 a l D , und Schwarz ver­ liert nicht. Auch I 6. Kg7 Sf6 I 7 . Lf7 führt nach I7 . . . . Sh7 ! zum Remi s . Somit kann Schwarz in Beispiel 377 d i e Partie retten, wenn er zur Unterstützung des Spri ngers den König heranholt. Es sei noch einmal wiederholt, daß die Be urteilung derartiger Endspiele nicht leicht ist, da allgemei ne Erwägungen in den Hintergru nd treten und alles von einer konkreten B erechnung abhängt, wobei sehr oft ein einzige s Tempo entscheidet. Lehrreich ist das folgende Beispiel: 378 Stscherbakow-A werbach Moskau 1 950

Weiß am Zuge In dieser Stellung wurde die Partie abgebrochen . Schwarz freute sich angesichts seines Mehrbauern schon auf einen für ihn gü nstigen Au sgang der Partie, wobei er folgende V arian­ ten im Auge hatte : a) 1 . Lb2 b4 2. g4 (2. K :g6 a4 3 . h5 a3 4. Lg7 Sf4+ nebst 5 . . . . S : h5 und 6 . . . . b3) 2 . . . . Sf4 3. Le i b3 ! 4 . La3 a4 5 . Le i Kf3 6. La3 Sh3 + 7 . K :g6 K :g4 8 . h5 Sf4+ 9. Kf6 K : h5 1 0 . Ke5 b2 1 1 . L : b2 Sd3+ 1 2. Kd4 S : b2 1 3 . Kc3 a3 1 4 . Kb3 Sc4. b) 1 . K :g6 S : c l 2. h5 Sd3 3. h6 Se5 + 4. Kg7 Kf5 5. h7 Sg6 6. g4+ Kg5 . Diese Vari anten zeigen, daß die Züge 1 . Lb2 und 1 . K :g6 im 303

Grunde genommen einem Tempoverlust gleichkommen, was in Stellungen mit Freibauern gewöhnlich höchst unangenehme Folgen hat. Weiß verfügt indes über eine Fortsetzung, die ebenfalls dem Vormarsch der Freibauern dient, aber keine Zeit verliert. 1. g4 !! S:c1. Diese Antwort i st erzwungen . Plötzlich wird klar, daß es nun Schwarz i st, der am Rande einer Niederlage steht, weil seine Freibauern eindeutig zu spät kommen. 2. h5 gh 3. gh b4. Mit dem Springer ist der Freibauer nicht mehr aufzuhalten : 3 . . . . Sd3 4. h6 SeS 5. h7 Sf7 + 6. Kf6 Sh8 7. Kg7 , und Weiß gewi nnt. 4. h6 b3 5. h7 b2 6. hBD Sd3 ! Nur durch diese studienhafte Feinheit vermag Schwarz die Partie zu retten. Zum Verlust führte 6 . . . . b 1 D 7 . Dh7 + . Jetzt hingegen kann Weiß trotz seines großen materiellen Ü bergewichts nicht gewinnen, z. B . 7 . Dh 1 + Ke3 8. Db 1 a4 9. Kf5 a3 10. Ke6 Kd2 1 1 . Da2 Sc l . Deshalb wurde die Partie remis gegeben. Selbst bei äußerst geringer B auernzahl läßt sich mit dem Läu­ fer gewinnen, wenn es möglich ist, den Gegner in Zugzwang zu bringen. Typisch i st folgende s Beispiel : 379 J. Awerbach, 1 958

Weiß gewin nt Weiß kann sich bei einer derart schlechten Königsstellu ng scheinbar keinerlei Hoffnungen machen. Nach 1. a7 zeigt sich jedoch, daß der gegnerische König Schritt für Schritt zurück­ weichen muß, der weiße an seinen B auern herankommt und Schwarz schließlich in Zugzwang gerät und verliert, z. B. 1 . . . Kg4 2. Kf2. Selbstverständlich nicht 2. Kh2 Kf4 3 . K:h3 Ke5 4. Kg4 Kd 6 5. Kf5 Kc7 6. Ke5 S a8 ! 7. L : a8 Kb6 mit Remi s. .

304

2. . . . Kf4 3. Ke2 K/5 4. Ke3 Ke5 5. Kd3 Ke6 6. Kc3 Kd6 7. Kb4 Kd7 8. Kb5 Kc7 9. Ka6, und Weiß hat sein Ziel er­ reicht. Dieses elementare Beispiel beweist anschaulich, wie sehr der Läufer dem Springer bei einem Spiel auf zwei Flügeln über­ legen i st. Die Aufgabe, das Vorrücken des gegnerischen B au­ ern zu verhindern und den eigenen zu unterstützen, wurde durch den Läufer ideal erfüllt. Zu einem intere ssanten Kampf um eine Zugzwangsituation kommt es im nächsten Bei spiel . 380 N asarewski-Simonenko Kiew 1 939

Weiß am Zuge Das Spiel verlief wie folgt: 1. h5! Lh7 2. h6 Kc5 3. Ke2 Kd4 4. Kd1 Kc3. Auf 4 . . . . Kd3 konnte, wie Kon stantinopolski zeigte, 5. Ke 1 Kc3 6. Ke2 ! (6. Kd l ? Ld3 7. Ke 1 Kc2) 6. . . . Kc2 ge­ schehen . Schwarz scheint danach zu gewinnen : Auf 7. Ke 1 folgt 7 . . , . Ld3, u nd auf 7. Ke3 entscheidet 7 . . . . Kd l . Mit 7. Sc4 ! ! Ld3+ 8. Ke3 L : c4 9. h7 b l D 10. h8D macht Weiß dem Gegner indes einen Strich durch die Rechnung. 5. Ke1 Kc2 6. Ke2 Ld3+ 7. Ke 1 ! (7. Ke3 ? Kc3) 7. . . . Kcl 8. Sb3+ Kb 1 9 . Kd1 ! Weiß ist auf der Höhe. 9 . Sd2+ Kc2 oder 9 . Kd2 Ka2 10. Se t + Ka3 hätte verloren. 9. . . . Lc2+ 10. Ke2 Lh7 1 1. Kd1 Lc2+ 12. Ke2 Lg6 13. Kd1 Lh5+ 14. Kd2 Ka2 J5. h 7 b JD 1 6. Sc l + Ka3 1 7. h8D remis. Weiß ist es gelungen, eine Zugzwangstellung zu vermeiden. An stelle von 4. . . . Kc3 konnte Schwarz auch 4. . . . Ld3 5 . Ke l Ke3 versuchen. Darauf führt 6. Kd 1 ? Kf2 zum Ver­ lust. Weiß rettet sich j edoch erneut mit Hilfe einer Gabel : 6. h7 L : h7 7. Sc4 + . 20

Awerbac h, Schachend I

305

Schwächen in der gegneri schen B auern stellung Es kann zweierlei Schwächen in einer B auern stellung geben : 1 . Direkte B auern schwächen , d. h. B auern , die des Schutze s von Figuren bedürfen . 2. Schwache Felder zwischen d e n B auern, d i e vor d e m Ei n­ dringen des gegnerischen Königs ebenfalls durch Figuren ver­ teidigt werden müssen. Derartige Schwächen sind folglich nicht nur ein Schönheits­ fehler. Sie führen auch dazu, daß die sie verteidigenden Fi­ guren zur Passivität verurteilt sind und erheblich an Stärke einbüßen. Schwächen in der B auern struktur sind daher ein ern sthafter positioneUer N achteil, der sehr oft eine N ieder­ lage nach sich zieht. Wenn der Gegner nur einen schwachen B auern besitzt, j edoch Einbruchspunkte in seinem Lager vorhanden sind, besteht der Gewinnplan gewöhnlich au s folgenden Hauptetappe n : 1 . Der Läufer greift d e n schwachen Bauern an und bindet eine der gegneri schen Figuren an dessen Verteidigung. 2. Der König besetzt die Zugänge zum feindlichen Lager und zwingt die zwei te Figur, die Einbruchsfelder zu decken. 3 . Der Gegner wird in Zugzwang gebracht. Die folgenden Beispiele zeigen, wie dieser Plan verwirklicht wird . 38 1 Kon stantinopolski-Kasparjan Moskau 1 947

Weiß am Zuge Hier bringt Weiß den Gegner schnell in Zugzwang. 1. Lc7 Sd7 2. Ke4 Ke6 3. Ld8! Se5 4. b3 Sc6. Der verzweifelte Versuch eines Gegenangriffs. Falls 4 . . . . Sd7 , so 5 . g4, und Schwarz hat keine nützlichen Züge mehr. 5. L:b6 K d6 6. g4 Sd4 7. L :a5 S:b3 8. Lc3. Weiß hat seinen positioneBen Vorteil in einen materiellen 306

verwandelt. Das Weitere ist in diesem Zu sammenhang nicht mehr interessant. Beachten Sie, daß die stärkere Seite bei nur einer gegneri schen B auern schwäche zur Reali sierung des positioneilen Ü ber­ gewichts u nbedingt mit dem König in die feindliche B auern­ stellung ei ndringen muß. Hätten z . B. in der Diagrammstellung 381 beide Parteien je einen weitere n B auern auf e2 bzw. e6, würde d ie Partie remis enden, da der schwarze König n icht an die Verteidigung der Einbruchspunkte gebunden wäre und nicht in Zugzwang käme . Wie ein Einbruch ins gegnerische Lager erzwungen wird, ver­ anschaulicht Bei spiel 382. 382 Gilg-Szekely Stubninske Teplice 1 930

Weiß am Zuge

1. Ke4 Ke6 2. Kd4 K/6 3. Lc8! Se6+ 4. Kd3 ! 4. Kd5 konnte nach 4 . . . . f3 sogar zum Verlust führen. Weiß muß bei der Verwirklichung seines Planes ständig den f-Bau­ ern im Auge behalten. 4 . . . . Sc 7 5. Ke4 Ke7 6. Ke5 Kd8. Falls 6 . . . . f3, so 7. Lb7 ! f2 8. Lg2. Weiß holt dann zunäch st den B auern f2 ab , wonach er den Läufer wieder nach b7 spielen und mit dem König ins gegneri sche Lager eindringen kann. 7. Lb7 Ke7. Um den schwarzen König noch weiter zurückzudrängen , muß Weiß ein Tempo gewinnen. Dies geschieht folgendermaßen : 8. Lc6! Se6 9. Ld5 Sc 7 1 0. Lb7! Kd7 1 1 . Kf5 Se6 12. L :a6 Kc6 13. K:e6, und Schwarz gab auf. N ach 13 . . . . f3 14. Ke5 f2 1 5 . a4 ! ba 16. Kd4 werden beide B auern eingeholt. Am nächsten Bei spiel läßt sich besonders gut v erfolgen , wie die Schaffu ng von Schwächen , ihre Festlegung, die B ildung 20'

307

von Einbruchsfeldem und das Eindringen des Königs ins geg­ neri sche Lager vor sich geht. 383 Reti-Rubinstein Göteborg 1 920

Schwarz am Zuge

1 . . . . Ke7 2. Ke3 -Ke6 3. g4 ? Der schwarze König drohte, auf f5 einzudringen. Weiß ver­ sucht, das Einbruchsfeld zu decken, schwächt dabei aber seine Bauern . Wie Euwe zeigte, war die richtige Fortsetzung 3. d4 ! Falls nun 3. . . . Kf5 , so 4. Kf3 mit der Drohung 5. Sg2 und 6. S3 + , und auf 3 . . . . Kd6 kann sich Weiß mit 4 . Kd2 Kc6 5 . Sg2 ! Kb5 6. Se3 eine unzugängliche Festung auf­ bauen. 3. . . . Kd6 4. h3 g6 5. Kd2 Ld7! Dank seiner Langschrittigkeit ist der Läufer leicht von einem Flügel auf den anderen hinüberzuspielen. E s droht 6 . . . . h5. 6. S/3 Ke7! Sehr exakt. Falls sofort 6. . . . h5, so 7 . g5 ! L : h3 8. gf mit gutem GegenspieL 7. Ke3 h5! 8. Sh2. Schlechter ist 8. gh gh 9. h4 Ke6 nebst 10 . . . . Kf5 . 8. . . Kd6 9. Ke2. Kann sich Weiß retten? Euwe wies darauf hin, daß 9. d4 ! die beste Fortsetzung war. Fine zeigte jedoch, daß Schwarz auch dann gewinnt. Als B eweis gibt er folgende Variante an : " 9. . . . Kc6 10. Kd2 Kb5 1 1 . Kd3 ( l l . f5 hg 1 2. fg g3 u sw.) 1 1 . . . . Lc8 12. Kd2 Kc4 13. dc bc 1 4 . Sfl d4 ! 15. cd K : d4, und Weiß kann seine Schwächen nicht verteidigen. 9 . . . d4 ! 10. cd. Auf 1 0 . c4 führt Fine folgende mögliche Fortsetzung an : 10 . . . . hg 1 1 . hg Ke7 ! 1 2 . Kd2 g5 ! 1 3 . f5 ( 1 3 . fg fg 1 4. Ke2 Kf6 ! 1 5 . Kd2 Ke5) 1 3 . . . . Kd6 14. Sf3 Lc6 1 5. Ke2 a6 16. Kf2 L : f3 1 7 . K :f3 b5 ! 1 8 . Ke4 Kc6 1 9. Kf3 Kd7 ! 20. Ke4 Kd6 2 1 . Kf3 Ke5 22. cb ab 23. a3 Kd5 24. Kg3 c4 25 . Kf3 c3 .

.

308

26. Kg3 Kc5 27 . Kf3 b4 28. ab + K : b4 29 . Ke4 Ka3 30. K : d4 Kb2, und Schwarz gewinnt. 10. . . . cd 1 1. Kd2 hg 12. hg Lc6 13. Ke2. Nach 1 3 . c3 dc+ 14. K:c3 Lg2 ! wäre der Springer patt ge­ setzt, und Schwarz würde gewinnen, indem er einen Frei­ bauern am Damenflügel bildet . 13 . . . . Ld5 14. a3 b5 15. S/1 a5 1 6. Sd2 a4! 1 7. Se4 + . Gegen d i e Drohungen b5-b4 und g6-g5 gibt es keine Rettung. 1 7. . . . L:e4 18. de b4 ! 19. Kd2 ba 20. Kc1 g5! Weiß gab auf. Aktive Figuren stellung Obwohl ein fehlendes Zusammenspiel zwi schen B auern und Figuren im Grunde genommen ebenfall s auf Mängel in der Bauern struktur zurückzuführen ist, wollen wir derartige Stel­ lungen gesondert behandeln . Bauern können sowohl d e n König al s auch d e n Springer stark behindern, ihnen jede Perspektive nehmen und sie nicht aktiv werden lassen. 384 N . Grigorj ew, 1 93 1

Weiß gewinnt Die schwarze Stellung weist Schwächen auf - den B auern e6, gelegentlich auch den B auern h7 , sowie das Einbruchsfeld b5. Nicht sie geben aber bei der Stellungsbeurteilung den Au s­ schlag, sondern die äußerst u ngün stige Postierung des Sprin­ gers. Stände er auf c7, wo er das Feld b5 deckt, brauchte Schwarz nicht zu verlieren . Das entscheidende weiße Ü ber­ gewicht wird hier also gerade durch die schlechte Springer­ stellung hervorgerufen. Sehen wir uns die hauptsächlichen Varianten Grigorj ews an : 1. L/3 ! Warum nicht sofort 1 . Kb5 ? , könnte der Leser fragen . In die309

sem Fall würde es Schwarz gelingen, seine Springerstellung zu verbe ssern : 1 . . . . Sb8 ! 2. Lf3 Kc7 3. Lg4 a6+ 4. Kc4 Kd7 nebst 5 . . . . Sc6. Jetzt hingegen ist diese U mgruppieru ng nicht möglich, z. B . 1 . . . . Sb8 2 . Lg4 ! Kd7 3 . Kb5 Ke7 (3 . . . . Sc6 4. L : e6+) 4. a4 Kd7 5. a5 u sw . Wie soll Schwarz spiele n ? Auf 1 . . . . Kc7 folgt 2. Lg4 ! Sf8 3. Kb5 Kb7 4. Lf3 + Kc7 5. Ka6 Kb8 6. b4 ! cb 7. cb Sd7 8. Lc6 Sf8 9. b5, und Schwarz befi ndet sich im Zugzwang. Falls 1 . . . . a5, so 2. Kb5 Kc7 3. Lg4 Sf8 4. a4 Kb7 5. Lf3 + Kc7 6. Lc6 u sw . D e r folgende Zug bereitet Weiß wohl noch d i e meisten Schwierigkeiten : 1 . . . . a6 2. a4 Kc7 3. Lg4! Sf8 4. a5 Kc6 5. ab K:b6 6. Ldl ! (das entscheidende Läufermanöver) 6. . . . Sd7 7. La4 Sb8 (7. . . . Sf8 8. Le8 a5 9. La4) 8. Le8 Sc6 9. Lf7 Sd8 10. Lg8 Sc6 1 1 . L:e6, und Weiß gewi nnt. 385 N. Grigorjew, 1926

Weiß am Zuge Der Hauptmangel der schwarzen Stellung i st der u ngü nstig stehende Springer. Er ist durch B auern stark eingeengt und hat keinen einigermaßen vernü nftigen Zug. Stände er auf e7, könnte Weiß nicht gewinnen. Weiß reali siert sein Ü bergewicht wie folgt : I. Kd2 Sd8 2. Kd3 b6. Ein Versuch, dem Springer neue Felder zu eröffnen. 3. Lf5 c5. Auf 3 . . . . Sb7 geschieht 4. b4 a5 5 . a3. E s hätte j etzt natür­ lich keinen Sinn, 4. dc zu spielen, da dies den Springer be­ freien würde. 4. Lc8! a5. Auf b5 ist nun ein neues Einbruchsfeld entstanden. 5. g4 K/7 6. Lf5 Ke7 7. Kc3 Sb 7. Oder 7 . . . . Sf7 8. Kh3 Kd8 9 . Le6. 3 10

8. Lc8! Sd8 9. K b3 Sf7 J O. Ka4 Kd8 J I . Le6 Sh8 12. f5. Der Springer ist völlig lahmgelegt. 12. . . Kc7 13. Kb5 Kb7 14. a4, und Weiß gewinnt. Eine beengte Springerstellung kann selbst in einfach sten Posi­ tionen eine Niederlage verursachen. .

386 B erger-Tschigorin Barmen 1 905

Weiß gewinnt N ach 1. Le5! ist der Springer abgeschnitten, und der schwarze König muß den Kampf gegen die weißen Figuren allein auf­ nehmen . E s folgte : 1 . . . . Ke8 2 . K:c6 K e 7 3 . Kb7 Ke6 4 . c6! K:e5 5. c 7, und der Bauer gi ng zur Dame. Wie wir bereits wissen, ist eine aktive Kö nigsstellung in allen Endspielen mit leichten Figuren von großer Bedeutung. B ei der Verwertung eines materiellen oder po sitionellen Ü ber­ gewichts i st meist unerläßlich, mit dem König in die feind­ liche Bauernstellung einzubrechen . In diesem Ab schnitt geht es um d i e Rolle eines aktiven Kö­ nigs in offenen Stellungen, da sich der Vorteil des Läufers gegenüber dem Springer dort besonders bemerkbar macht. Zu realisieren i st dieser Vorteil nach folgendem Plan : 1 . Der König nähert sich so weit wie möglich den gegneri­ schen B auern . 2. Im Lager des Gegners werden Einbruchspunkte geschaffen. 3 . Der Läufer bemüht sich, die Figuren des Gegners, die die Zugänge zu ihren B auern verteidigen, zu binden. 4. Die gegneri schen Figuren werden entweder durch Figuren und B auern vertrieben oder müssen sich unter Zugzwang zurückziehe n . 5 . Der König dri ngt in d i e feindliche Stellung e i n u n d stellt ein entscheidendes materielles Ü bergewicht sicher. Mit den Details dieses Planes machen die folgenden Beispiele vertraut. 311

387 Stoltz-Kashdan Den Haag 1 928

Schwarz am Zuge gewinnt E s ist schwer zu glauben, daß Schwarz hier im Vorteil sein soll : Weiß hat scheinbar keine Schwächen, einen ausgezeichnet stehenden Springer, und dem schwarzen König wird sich, wenn er im Zentru m eintrifft, der weiße entgegen stellen . Wäre Weiß a m Zuge, könnte e r sich mit 1 . b 4 Kf8 2. f 4 Ke7 3. Se2 ! Ke6 4. Sc3 Kf5 5. g3 f6 6. h4 eine unzugängliche Festung aufbauen. Am Zuge ist indes Schwarz. I . . . . Kf8. Nun bleibt Weiß für den B au einer Festung keine Zeit mehr, so daß er sich darauf beschränken muß, den König ins Zentrum zu führen. 2. Kfl Ke 7 3. Ke2 Kd6 4. Kd3 Kd5. Der schwarze König hat eine aktive Position bezogen. 5. h4 LeB! Schwarz überführt den Läufer nach a6, um den weißen König zu verdrängen und den B auern g2 anzugreifen . Deshalb hat Weiß den h-Bauern beizeiten von einem weißen Feld ent­ fernt. 6. Sf3 La6+ 7. Kc3. Falls 7. Ke3 , so 7 . . . . Kc5 8. Sg5 Kb4 9. S :f7 K : b 3 , und der entfernte schwarze Freibauer entscheidet. Z . . h6 8. Sd4 g6 9. Sc2 Ke4. Das schwarze Ü bergewicht nimmt mehr und mehr reale For­ men an. Der König hat bereits die Ausgangsposition für einen Angriff auf die gegneri schen B auern erreicht. 10. Se3 /5 1 1 . Kd2 f4. Der Springer wird durch den f-Bauern vertrieben . Auf 12. Sc2 folgt 12. . . . Lf l ! 1 3 . Se t Kf5 14. f3 g5 15. hg K :g5 , und der schwarze König gelangt nach g3 . In der Erkenntnis, daß eine passive Taktik zu nichts Gu­ tem mehr führt, sucht Weiß sein Heil in einem Gegen­ angriff. .

312

12. Sg4 h5 13. Sf6+ Kf5 14. Sd7 Lc8! 15. Sf8 g5! 1 6. g3 (nach 16. hg K :g5 geht der Springer verloren) 16. . . . gh 1 7. gh Kg4 18. Sg6 Lf5 19. Se7 Le6 20. b4 K:h4 21. Kd3 Kg4 22. Ke4 h4 23. Sc6 L/5+ 24. Kd5 /3 25. b5 h3 26. S:a 7 h2 27. b6 h lD 28. Sc6 Db 1 29. Kc5 Le4, und Weiß gab auf. Der schwarze Vorteil trat in Bei spiel 387 sehr deutlich zu Tage. Dank seiner aktiven Königsstellung und des mächtigen Läufers gelang es Schwarz, ins gegneri sche Lager einzubre­ chen und damit die Entscheidung zu erzwingen . Die Stellungs­ beurteilung basierte auf den vorhandenen aktiven M öglich­ keiten, war al so dynamisch. Schwarz kon nte seine Stellung verstärken , was ihm letzten Endes ein entscheidendes materiel­ les Ü bergewicht verbürgte. 388 Tschechower-Lasker Moskau 1 935

Weiß am Zuge Schwarz gewinnt Auch hier hat Weiß keine Zeit, dem gegnerischen König den Weg zu verlegen . Stände sein B auer auf a4, könnte er mit 1. Sc l Kc6 2. Sd3 eine Festung errichten . Der B auer steht je­ doch auf a3 , und nach 1. a4 Kc6 2. Sc l Kc5 dringt der schwarze König ins weiße Lager ein. Weiß führt deshalb den König heran . l. Kf1 b5! Sehr exakt. Schwarz legt die Schwäche seines Gegners fest. Nach 1. . . . Lb2 2. a4 Kc6 3. Ke l Kc5 4. Kd2 Kb4 5 . Kc2 wäre der weiße König rechtzeitig zur Stelle . 2. Ke1 Lb2 3. a4 ba 4. ba Kc6! Erneut der beste Zug. Ein Schlag ins Wasser bedeutet 4 . . . . Kb6 5 . Kd2 Ka5 wegen 6. Kc2 Le5 7 . f4 Ld6 8 . Kb3 . 5. Kd2 Kc5! 6. Sc3. Nach 6. Kc2 Ld4 7. f3 Kc4 ! kann Weiß Materialverlust nicht vermeiden. 6. . . . Kb4 7. Sb5 a5! 8. Sd6 K:a4 9. Kc2. 313

Falls 9. S :f7 , so 9 . . . . Kb3 10. Sdß a4 1 1 . S : e6 a3 1 2 . Sc5 + Kc4, und Schwarz gewi n nt. 9. . . . Le5 10. S:f7 L :h2 1 1. Sd8 e5 12. Sc6 Lg l 13. /3 Lc5 14. Sb8 Kb5 15. g4 Le7 16. g5 fg 1 7. Sd 7 Ld6 18. Sf6 Kc4. Weiß gab auf, da 19. S : h7 mit 19 . . Le7 beantwortet würde . . .

Sechstes Kapitel Verwertung eines positioneilen Ü bergewichts mit Springer gegen Läufer

Freibauer Ein Läufer kommt bekanntlich mit einem Freibauern besser zurecht als ein Springer. Deshalb kann ein Freibauer in die­ sem Endspiel erst in Verbindung mit einigen anderen Faktoren zu einem entscheidenden V orteil werden . 389 Löwenfisch-Ragosin Moskau 1 939

Weiß gewinnt Hier gewinnt Weiß nur deshalb, weil es seinem aktiven König gelingt, den Freibauern zu unterstützen . 1. c 6 Kd8 (oder 1 . . . . f 5 2. g f g f 3 . S c 4 Lf6 4. Sd6+ Kd8 5. c7 + ) 2. Ke4 Kc7 3. Kd5! f5 (Schwarz opfert einen B auern , er hat jedoch nichts Besseres) 4. gf gf 5. K:e5 K:c6 6. Sb3 (Weiß ist in erster Linie bemüht, den gegneri schen König fern­ zuhalten ; der Bauer läuft nicht weg) 6. . . . Ld6+ 7. Ke6 Lh2 8. Sd4+ Kc5 9. S:f5 h5 10. Sg3 Kd4 1 1 . K/5 h4 12. Sh5 Lg 1 13. /3 Lf2 14. Sf4 Lei 15. Sg6 Kd5 J6. Kg4, und Schwarz gab auf. Die Stärke eines zentralisierten Springers in Verbindu ng mit einem Freibauern demon striert das folgende Bei spiel : 3 14

390 V. Vukovic, 1 947

Weiß gewinnt Schwarz benötigt nur zwei Züge (c6 und Kd6) , u m seine Stel­ lung zu kon solidieren . Weiß kann sich jedoch zunutze machen, daß der Läufer ungünstig postiert ist. I. Ka2 Lh6 2. Kb i c6 3. Kc2 Kd6. Kau m glaubt Schwarz aufatmen zu können, bricht auch schon die Katastrophe über ihn herein. 4. h5! Lg7 5. Se6! K:e6 6. h6 Ld4 7. Kd3 c5 8. a6 Ke5 9. h 7 c4+ 10. Ke2 Ke4 I I. a 7, und Weiß gewinnt. 39 1 Awerbach-Panow Moskau 1 950

Weiß gewinnt Stellung 391 ist außerordentlich lehrreich. Der weiße Posi­ tionsvorteil steht außer Zweifel: Erstens i st der Springer be­ deutend stärker al s der an die Verteidigung des B auern d6 gebundene Läufer; zweitens hat Weiß die Möglichkeit, einen entfernten Frei bauern zu bilde n, und drittens, was die Haupt­ sache ist, dringt der weiße König ohne Schwierigkeiten ins gegneri sche Lager ein. Es folgte : 1. g5 (öffnet dem König den Weg) I. . . . Kg7 2. Kf3 Kf7 3. Kg4 Le7 4. Kf5 Lf8. Hätte Schwarz so manövriert, daß er 4. Kf5 mit 4. . . . Le7 beantworten konnte, wäre Weiß nach 5. h6 Lf8 6. Sf6 315

Le7 7. S : h7 e4 8. g6+ viel einfacher zum Erfolg gekom­ men. 5. Sf6 h6! (die einzige Möglichkeit, Widerstand zu leisten) 6. gh L:h6 7. Se4 Lf8 8. h6 L:h6. Weiß hat ein Standardverfahren angewandt - zur Ablenkung der gegnerischen Kräfte opferte er vorübergehend den ent­ fernten Freibauern . Hätte Schwarz mit 8 . . . . Le7 das Danaer­ geschenk abgelehnt, wäre Weiß nach 9. h7 Kg7 1 0 . Ke6 Lf8 1 1 . h8D+ K :h8 1 2 . Kf7 ebenfalls am Ziel gewesen . 9. S:d6+ Ke7 10. Se4 Le3 1 1 . d6+ Kd7 12. K:e5, und Schwarz gab auf. Bedeutend komplizierter ist B eispiel 392. 392 Eliskases-Flohr Semmering-Baden 1 937

Schwarz am Zuge Das schwarze Ü bergewicht entspringt den gleichen Faktoren wie im vorigen Beispiel das weiße. Schwarz kann einen ent­ fernten Freibauern bilden, und der Springer ist stärker als der an die Verteidigung des B au ern e4 gebundene Läufer. U m zu gewinnen, muß Schwarz jedoch mit dem König ins weiße Lager eindringen. In der Partie folgte : 1. . . . b5 2. Kd2 a5 3 . Kd3 Kf6 4. Lf3 Ke7. Der Kö nig begibt sich auf den Damenflügel , um das Vor­ rücken der Bauern zu unterstützen . 5. h4 ? Dieser Zug schwächt unnötig die weiße Bauern struktur und führt letztlich zum Verlust. Nach Euwe mußte 5 . Ld 1 Kd8 6. a4 geschehen , um u nverzüglich die Lage am Damenflügel zu klären , z. B . : a) 6 . . . . b a 7 . L : a4 Kc7 8. Lc2 Kb6 9 . Kc3 mit besseren Aus­ sichten als i n der Partie. b) 6 . . . . b4 7. Lb3 Kc7 8. Lc2 Kb6 9 . Lb3 Sb7 10. Kc4 Sc5 316

1 l . Lc2 g5 1 2 . g4 h6 1 3 . h3 b3 14. Lb 1 b2 1 5 . Kc3 S : a4+ 16. Kb3 Sc5+ 17. K :b2 Kb5 18. Kc3, und Schwarz kommt schwer an die weißen Schwächen heran. 5. . . . h6 6. Ld1 Kd8 7. a4 ba. Hier ist der Sprengungszug schon nicht mehr so stark wie vor­ her. Die richtige Erwiderung auf ihn war jedoch 7 . . . . b4 ! Euwe führt folgende Eventualvariante an: 8. Lb3 Kc7 9. Ld 1 Kb6 1 0 . Lc2 ( 1 0 . Lb3 Sb7 1 1 . Kc4 Sc5 12. Lc2 h5) 1 0 . . . . Sb7 1 1 . Kc4 Sc5 1 2. g4 g5 1 3 . h5 b3 1 4. Lb 1 b2 1 5 . Kc3 S : a4 + 1 6. Kb3 Sc5+ 17. K :b2 S d7 und 18 . . . . Sf6. 8. L :a4 Kc7 9. Lc2 Kb6 1 0. Kc3 Kb5 1 1. Kb3 Kc5 12. Ka4 Sc4 13. Lb3 ? Der entscheidende Fehler. Richtig war 1 3 . Lb 1 S d2 1 4 . Ld3 , u m zu verhindern , daß der Springer die B au ern angreift. 13. . . . Sd2 14. Lc2 Sf1 ! 15. K:a5 S:g3 16. Ka4 Sh5 1 7. Kb3 Kd4 ! 18. Kb4 Sf6 19. d6 g5 20. hg hg 21. Kb5 g4 22. Ld l g3 23. Lf3 Ke3 24. Lh 1 K/2 25. Kc6 g2 26. L:g2 K:g2 27. d7 S:d7 28. K:d7 K/3, und Weiß gab auf. Sind beiderseits Freibauern vorhanden, kann der Springer nur dann seine Stärke au sspielen, wenn es ihm gelingt, den geg­ nerischen B auern zu blockieren und gleichzeitig das Vorrücken des eigenen B auern zu unterstützen. Die folgende Studie demonstriert an schaulich die Stärke einer zentralen Aufstellung des Springers. 393 Z. Vecsey, 1 934 J . Awerbach, 1 956

Weiß gewinnt Die weißen Figuren stehen ideal. Der Springer blockiert den schwarzen Freibau ern und nimmt dem Läufer eine Reihe wich­ tiger zentraler Felder, womit er zugleich den Vormarsch des eigenen B auern zum Umwandlungsfeld unterstützt. Der König verwehrt dem Läufer das Feld c8 und ist ebenfall s bereit, sei­ nem Bauern zu helfen . 3 17

Nach den einleitenden Zügen 1. b4 Lh3 2. b5 Lfl 3. b6 La6 entsteht die Studie Vecseys. Schwarz hat den ersten An sturm des Gegners abgewehrt und den B auern aufgehalten . Jetzt hängt alles davon ab , ob Weiß den Läufer verdrängen kan n . 4 . Sc6 Kh 7. Sonde�:barerwei se der einzige Zug. Alle übrigen Felder sind "vermi nt". Der schwarze König kann seinem Bauern nicht zu Hilfe eilen, z. B . : a) 4 . . . . Kf5 5 . Sb4 d4 6 . S :a6 ! d 3 7. Sb4 d 2 8 . Sd5 ! d l D 9 . Se3 + . b ) 4 . . . . Kf6 5 . Sb4 d 4 6. S : a6 d3 7 . Sc5 d 2 8 . Se4 + . c) 4. . . . Kf7 5 . S b 4 d4 6. Sc6 ! d3 7. Se5 + K e 6 8. S : d3 und 9. Sb4. d) 4 . . . . Kg7 5 . Se7 d4 6. Sf5 + und 7 . S : d4. e) 4 . . . . Kg5 5 . Sb4 d4 6. S : a6 ! d3 7. Sc5 d2 8. Se4 + . f ) 4 . . . . Kh6 5 . Se7 u n d 6. Sf5 + . Geschieht schließlich 4 . . . . Kh5, stellt sich nach 5 . Kb8 ! her­ au s, daß der schwarze König wiederum kein einziges Feld fin­ det, auf dem er nicht durch den al lmächtigen Springer erreicht würde. So wird 5 . . . . Kh4 oder 5 . . . Kh6 mit 6. Se7 nebst 7. Sf5 + beantwortet. Auf 5 . . . . Kg6 folgt 6. Ka7 Lc8 7. Se7 + . Spielt Schwarz 5 . . . . Kg5 oder 5 . . . . Kg4, ist 6 . Sb4 d4 7. S : a6 d3 8. Sc5 möglich, wonach Weiß mit Hilfe einer Ga­ bel gewinnt. Bleibt zu erwähnen, daß Weiß auf 5 . . . . Lb5 durch 6. Kb7 nebst 7 . Sd4 zum Erfolg kommt. 5. Kb8! Kh8. Erneut die einzige Möglichkeit. Auf 5 . . . . Kg7 oder 5 . . . . Kh6 entscheidet 6. Ka7 Lc8 7 . Se7 d4 8. S :c8 d3 9. Sd6 d2 10. Sf5 + , und auf 5 . . . . Kg6 oder 5 . . . . Kg8 folgt 6. Ka7 Lc8 7 . Se7 + . 6. Ka 7. Erheblich einfacher i st, wie B j u saiden (Jerewan) zeigte, 6. Ka8 ! Kh7 7 . Ka7 Lc8 8 . Kb8 La6 9 . Kc7 ! Kh8 1 0 . Sb4 d4 1 1 . S : a6 d3 1 2 . b7 d2 13. b8D + . 6 . . . LeB 7. Se 7 d4 8 . S:c8! N achdem der schwarze König nach h8 gegangen ist, gelingt es Weiß, das End spiel Dame und Springer gegen Dame zu ge­ winnen. 8. . . . d3 9. b 7 d2 10. bSD dJD 1 1. Se7+ Kg7 12. Dg8+ Kf6 13. Sd5+ Ke5 14. Dg7+ Kd6 15. De7+ Kc6 / 6. Dc7. und Schwarz verliert die Dame . .

.

3 18

Gegneri sche B a u ern auf Feldern von der Farbe des Läufers Wenn die Bauern des Gegners auf Feldern von der Farbe des Läufers stehen, sind die Felder zwischen den B auern dem Läu­ fer unzugänglich. Dies kann dem König der Springerpartei ermöglichen, in die B auernstellung einzubrechen . Betrachten wir einige Beispiele, in denen der stärkeren Seite der Einbruch geli ngt. 394 Smyslow-Derkatsch Kiew 1 937

Weiß gewinnt Der weiße Vorteil ist offen sichtlich. Der Läufer muß die B au­ ern verteidigen, der König die Punkte e5 und g5 bewachen. Schwarz hat fast keinen nützlichen Zug und gerät schnell in Zugzwang. 1 . a6 g6 2. fe fe. Oder 2 . . . . de 3 . g3 Ld3 4. d5 Lc4 5 . d6 Ke6 6. Kg5 K : d6 7. K :g6 Ke5 8. K : h5 Kf6 9. Kh6 Ld3 10. Sd5+ Ke5 1 1 . Kg7. 3. g3 Ke6 4. Kg5 Kf7 5. Sd l Lfl 6. Sf2 Kg7 7. g4 hg 8. S:g4 Lh3 9. Sf6 (oder 9 . Se5 Lf5 10. h5) 9. . . . Le6 10. SeS+ , und Schwarz gab auf. 395 Awerbach-N . N . Ljublj ana 1 956

Weiß gewi nnt 3 19

In Stellung 395 steht dem weißen König der Weg ins gegne­ rische Lager offen . Es ist indes V orsicht geboten, da der schwarze Mehrbauer die weißen Manöver bis zu einem ge­ wissen Grade beeinträchtigt. Sein positionelles Ü bergewicht ist jedoch so groß , daß es Weiß gelingt, den Gegner in Zug­ zwang zu bringen und zu gewinnen. E s folgte : 1 . Kb5 Kg7 2. Kc6 Kf7 3. Kd7 Lf8 4. Sa5 Le7 5. Sc6 Lf8 6. KdB! Lg7 7. Kc7! Lf8 8. Kd7 Lg7. Auf 8 . . . . Le7 gewinnt Weiß durch 9. S : e7 c4 1 0 . Sf5. Falls 8 . . . . Kg8, so 9. Ke6 Kg7 10. Sa5 Kg8 1 1 . Sc4 Kg7 12. Se3 Kg8 1 3 . Sf5 c4 14. Se3 c3 1 5 . b3 nebst 1 6. Sc2 und 17. S : b4. Oder 8. . . . Kg7 9. Ke6 Kg8 10. K : f6 Lg7+ 1 1 . Ke7 Lf8 + 1 2 . Ke6 Kg7 1 3 . Sa5 Kg8 1 4 . Sc4 Kg7 1 5 . Se3 Kg8 16. Sf5 usw. 9. K:d6 Lf8+ 1 0. Kd7 c4 1 1. Sa5 c3 12. bc bc 13. d6 c2 14. Sb3. Schwarz gab auf. Schwarz konnte auch 6 . . . . Kg7 spielen. Darauf hätte 7. Ke8 Kg8 8. Sa5 Kg7 9. Sc4 Kg8 10. Se3 Kg7 1 1 . Sf5 + Kg8 nichts eingebracht. Weiß muß zunächst die Zugpflicht auf den Gegner abwälzen : 7. Kc7 Kg8 8 . Kc8 ! Kg7 9. Kd8 ! Kg8 1 0 . Ke8 Kg7, und erst j etzt führt 1 1 . Sa5 Kg8 12. Sc4 Kg7 1 3 . Se3 Kg8 14. Sf5 usw. zum Gewinn. 396 Awerbach-Lilienthal Moskau 1 949

Weiß gewinnt U m zu gewinnen, muß Weiß seinem König den Weg ins schwarze Lager ebnen. Dies erreicht er durch 1 . g5! Es folgte : 1 . . . . fg 2. fg LeB 3. Kf4. Hier wurde die Partie abgebrochen. Schwarz gab auf, ohne das Spiel wiederaufzunehmen . E s hätte sich folgendes Finale ergeben können : 3 20

3 . . . . a5 4. Ke5 Lg4 (4. . . . La6 5. Kf6 Ld3 6. Ke7 und 7. Se6+ mit Abdrängung des schwarzen Königs) 5 . Kf6 Lh5 6. Ke7 Lg4 7 . a3 ! Ld 1 8 . Se6+ Kb7 9. Kd6 L : b3 10. Sd8+ Kc8 1 1 . S : c6 a4 1 2 . Se7 + u sw. Etwas hartnäckiger war, das Eindringen des weißen Königs mit 1. . . . f5 zu verhindern. Weiß gewinnt darauf wie folgt: 2. Sf3 Le8 3. Se5 Kd8 4. Kf3 Ke7 5 . Ke3 Ke6 6. Kd4 Ke7 7. Sd3 Ke6 8 . Sb4 a5 9 . Sd3 Ld7 10. a4 Le8 1 1 . b4 ab 12. S : b4, und der Freibauer auf der a-Linie entscheidet. Die freie B ahn, die sich dem König in den meisten der be­ trachteten B eispiele bot, ist bei weitem nicht immer vorhan­ den. Oft muß erbittert darum geru ngen werden, mit dem König ins gegnerische Lager eindringen zu können, und jeder Schritt vorwärts will erkämpft sein. Sehr bezeichnend ist folgendes Beispiel : 397 N. Grigorjew, 1 93 1

Weiß gewinnt

1. Sa4+ Kc6. Leichter hat es Weiß nach 1 . . . . Ka6 2. Kc5 Ka5 3 . Sc3 Lg8 4. Se2 Ka4 5. Kd6 Kb4 6. Ke7 Kc4 7. Kf8, und Weiß er­ obert nicht nur den Läufer, sondern führt auch einen der B auern zur Dame. ' 2. Ka5 Kb 7 3. Sc5+ Kc 7. Falls 3 . . . . Ka7, so 4. Kb5 Le8+ 5. Kb4 ! Lf7 6. Ka5 Lg8 7. Kb5, und der weiße König dringt ins schwarze Lager ein. 4. Kb5 LeB+ 5. Ka6 Lf7 6. Sb 7 LeB! 7. Ka 7! L/7 B. Sd6! LgB 9. Ka6! Jetzt, da der Läufer im eigenen Lager eingesperrt i st, kann Weiß endlich die Aufstellung seines Königs verbessern. 9. . . . Kc6 1 0. Ka5! Lh 7 1 1. Sf7! LgB 12. ShB Lh 7 13. Ka6! Nun beginnt ein Zweikampf zwischen den Königen, al s ob es sich um ein B au ernend spiel handeln würde. 21

Awerbach, Schachend

I

32 1

13. . . . Kc7 14. Kb5 Kb7 15. Kc5 Kc7 16. Sf7 Lg8 1 7. Sd6! Lh 7 18. Se8+ Kd8 19. Sf6, und Weiß gewinnt. Auf 7 . . . . Kc6 gewinnt Weiß durch ein U mgehungsmanöver: 8. Kb8 ! Kb6 9. Kc8 Lf7 10. Sd6 Lg8 1 1 . Kd7 Ka5 1 2. Ke7 Kb4 1 3 . Kf8 Kc3 14. Sb5+ Kc4 1 5 . K:g8 usw. Ein Springer allein kann bekanntlich kein Tempo gewinnen. Deshalb kommt e s in blockierten Stellungen mitunter zu Si­ tuationen beiderseitigen Zugzwanges, in denen zur Abwälzung der Zugpflicht auf den Gegner ein außerordentlich feines Ma­ növrieren mit Springer und König erforderlich i st. 398 Schlechter-Walbrodt Wien 1 899

Weiß gewinnt Der weiße Vorteil i st offen sichtlich. Schwarz hat keinen nütz­ lichen Zug mehr. Zieht der Läufer, folgt S : c6, und auch der König darf das Feld f6 wegen der Antwort Kg5 nicht verlas­ sen . Am Zuge i st j edoch Weiß, der vor der Aufgabe steht, die Zugpflicht auf den Gegner abzuwälzen. Nehmen wir an , er spielt 1 . Kf3 . Schwarz hat dann nur eine richtige Erwiderung : 1. . . . Ke7 . Sofort verlieren würde sowohl 1 . . . . Kf5 wegen 2. Sf7 al s auch 1 . . . . Kg7 wegen 2. Ke3(g3) Kf6 3 . Kf4. Etwas komplizierter i st die Gewinnführung im Fall von 1 . . . . Ke6. Hier gerät Schwarz durch 2. Sd3 ! Kf6 (2 . . . . Ke7 3 . Kf4 Kf6 4. Se5) 3. Ke3 ! in Zugzwang, z. B. 3 . . . . Kf5 (auf einen beliebigen anderen Königszug folgt 4. Kf4 Kf6 5 . Se5, und auf 3. . . . Lf5 entscheidet 4. Se5 Lc8 5 . Kf4) 4. Sf4 Kg4 5. Sg6 Kg3 6. Se7 Ld7 7. Sg8 ! K : h4 8. Sf6 Lg4 9. Kf4 Kh3 10. S :h5 ! L : h5 1 l . Ke5 Kg4 1 2. Kd6 Kf5 1 3 . Kc7 , und Weiß gewinnt. Ist Ihnen aufgefallen , daß das M anövrieren der Könige in die­ sem Beispiel den Gesetzen der Gegenfelder unterliegt? Wir haben festgestellt, daß dem Feld f3 nur das Feld e7 entspricht. Wie sich leicht nachweisen läßt, ist für die Felder g3 und e3 322

nur das Gegenfeld e6 vorhanden. Wenn Schwarz 1 . Kg3 oder 1. Ke3 mit 1. . . . Ke7 beantwortet, gewinnt Weiß nach 2. Kf3 Ke6 wie angegeben durch 3. Sd3 ! Kf6 4 . Ke3 ! Auch 1 . . . . Kf5 ändert nichts: Weiß setzt mit 2. Kf3 Ke6 3 . Sd3 ! u sw . fort. Weiter läßt sich un schwer ermitteln , daß den Feldern f2, e2 und g2 lediglich das Feld f6 entspricht (von den Feldern f2 und e2 kann man nach f3 und e 3 , von den Feldern f2 und g2 nach f3 und g3 gelangen , deren Gegenfelder e6 und e7 sind) . In einer Tabelle zusammengefaßt, sieht das so au s : Weißer König

Schwarzer König

g3 , e3 f3 f4, f2, e2, g2

e6 e7 f6

Jetzt bereitet die Lö sung keine Schwierigkeiten mehr. Um zu gewinnen , muß Weiß mit dem König auf die 2. Reihe zurück­ weichen. B ei einem Aufenthalt des weißen Königs auf den Feldern e2, f2 oder g2 verliert Schwarz das Gegenfeld. Diese Felder kann er auf verschiedenen Wegen erreichen, so daß es auch mehrere Lösungen gibt, z . B . : 1 . Ke3 Ke6 ! 2 . Ke2 Kf6 ! 3 . Kf2 ! oder 1 . Kf3 Ke7 ! 2. Kg2 Kf6 ! 3. Kf2 ! oder 1 . Kg3 Ke6 ! 2. Kg2 Kf6 ! 3. Kf2 ! Der Leser, der dieses Beispiel aufmerksam studiert hat, wird ohne Mühe noch weitere Lösungen finden. Großen praktischen Wert hat es, Stellungen mit einem i solier­ ten B auern zu u ntersuchen. Solche Positionen entstehen nicht selten in verschiedenen V arianten des Damengambits. Sehen wir uns zwei charakteristische Beispiele an : 399 Belawenez-Rauser Leningrad 1 937

Weiß am Zuge 21*

323

Um in einer derartigen Stellung zum Erfolg zu kommen , muß Weiß dem Gegner in der Regel eine weitere Schwäche zufü­ gen, damit er ihn anschließend durch kombinierte Drohungen in Zugzwang bringen kann. Hier stößt Weiß zu diesem Zweck den h-Bauern vor. 1. Sg3 Ld7 (auf 1 . . . . a6 konnte 2. ba L : a6 3. h5 Ke6 4. h6 mit der unabwendbaren Drohung Sh5 folgen) 2. a4 Ke6 (auf 2 . . . Le8 spielt Weiß trotzdem 3. h5 gh 4. S :f5 +) 3. h5 Le8 4. h6 Kd6 5. Se2. Die Partie wurde abgebrochen und Weiß zum Sieger erklärt. Es konnte folgen: 5 . . . . Ld7 6. Sc3 Le6 7. Sa2 Lf7 (noch schlechter ist 7 . . . . Lc8 8 . Sb4 Lb7 9. Sd3 Lc8 10. Se5 und 1 l . S :g6) 8 . Sb4 Le6 9. Sc6 a5 10. ba K : c6 1 l . a7 ! Kb7 12. Ke5 Ld7 1 3 . Kf6 L : a4 14. Kg7 b5 1 5 . K : h7 b4 1 6. K:g6 b3 17. h7 Le8+ 1 8. Kf6 b2 19. h8D b l D 20. a8D + K : a8 2 1 . D :e8 + mit leicht gewonnenem DamenendspieL Auch der Versuch, den Springer auf a7 einzusperren, wäre fehlgeschlagen. Auf 9 . . . . Lc8 10. S : a7 Ld7 geschieht 1 1 . Kd3 ! Kc7 1 2. Kc3 Kb7 (oder 12 . . . . - Kd6 1 3 . Kd4 ! , und Schwarz muß den Springer freilassen) 1 3 . Kd4 ! K : a7 14. Ke5, und Weiß gewinnt. .

400 Flohr-Capablanca Moskau 1935

Schwarz am Zuge Die Beurteilung von Stellungen dieses Typs war lange Zeit um­ stritten . Capablanca gelang es als erstem, den richtigen V ertei­ digungsplan zu verwirklichen und nachzuwei sen, daß der weiße Vorteil nicht zum Gewinn au sreicht. 1. Ke7 2. Kd2 Kd6 3. Kc3 b6! Schwarz zieht seine B au ern so, daß keine Einbruchspun kte entstehen . 4. /4 Ld7 5. Sf3 f6! 6. Kd4 a5! 7. Sd2 Lc8 8. Sb / Le6 9. Sc3 Kc6. . . .

324

Der schwarze König braucht sich um den Pu nkt e5 nicht zu kümmern . Dieser wird zuverlässig durch den B auern f6 ge­ deckt. JO. a3 h6. Wie Rabinowitsch zeigte, verfügte Weiß bei pas siver Verteidi­ gung des Gegners über einen intere ssanten Gewinnplan : 1 . Der Springer wird nach h4 geführt. 2. Der f-B auer rückt nach f5 vor und wird mittels g2-g4 ge­ stützt. 3. Der Springer begibt sich nach f4, um den Läufer an das Feld f7 zu binden und den schwarzen König zu zwingen, auf den Feldern c6 und d6 zu manövrieren. 4. Steht der König auf c6, folgt 1 . Se6 ! L :e6 2. fe Kd6 3. e7 ! K : e7 4. K : d5 Kd7 5. b4 mit gewonnenem B auernendspieL Schwarz nimmt deshalb von der B au ern struktur f6-g7-h6 Ab­ stand und stellt den g- und h-B auern auf weiße Felder. 11. g3 h5! 12. b4! Die Ü berführung des Springers nach h4 bliebe j etzt ergebnis­ lo s , da Schwarz rechtzeitig zu g6 und Lf7 kommt. N ach dem Textzug droht Weiß 1 3 . b5+ Kd6 14. f5, und falls 1 4 . . . . Lf7 , so 1 5 . Se2 und 1 6. Sf4 mit entscheidendem Angriff auf die B auern h5 und d5. 12. . . . ab 13. ab Kd6 14. b5! g6 15. f5! Nach diesem B auernopfer muß Schwarz genau spielen, u m die Partie zu retten. 15. . . . gf (erzwungen ; auf 15 . . . . L :f5 entscheidet 1 6. S : d5 Ld7 1 7 . S :f6 L :b5 1 8 . Sd5 Kc6 1 9 . Se7+) 16. Se2 Ld7. Exakter war 16 . . . . Lg8 ! 17. Sf4 Lf7 , u nd erst nach 1 8 . h3 mit Le8 den B auern b5 anzugreifen . Letztlich hätte sich die gleiche Fortsetzung wie in der Partie ergeben, wobei Weiß allerdings ein Tempo weniger zur Verfügung stände. Aber auch der Partiezug reicht zum Remis. 17. Sf4 LeB! 18. S:d5 L:b5 19. S:b6 Lc6 20. Sc4+ Ke6 21. Sb2 Lb5. Schwarz manövriert mit dem Läufer so, daß der S pri nger nicht nach f4 gelangt. 22. Sd1 Le2 23. S/2 L/1 ! 24. Sd3 ! Ein letzter Versuch, den Schwarz jedoch pariert. 24. . . . . L:d3 25. K:d3 Ke5! 26. Ke2 Ke4 ! 27. h3 Kd5! 28. K/3 Ke5. Hier einigten sich die Gegner auf Remis. Wir wissen , daß ein durch eigene B auern eingeengter Läufer bedeutend an Beweglichkeit und Stärke einbüßt. Das folgende Bei spiel setzt aber dennoch in Erstau nen. 325

40 1 A. Troitzki, 1 924

Weiß gewinnt Diese Stellu ng ist in ihrer Art einzig. Wie soll Weiß gewin­ nen können , da doch die Eroberung des B auern zu einem un­ entschiedenen Endspiel führt? Trotzdem kommt Weiß wegen der äußerst ungün stigen Aufstellung des Läufers zum Erfolg. 1. Kh6 Kh8 2. Sh4 ! Kg8. Bittere Notwendigkeit. Der Versuch, den Läufer freizuspielen , führt zum M att. 3. Sf3 Kh8 4. Se5 Kg8. Schwarz muß dem Lauf der Ereignisse tatenlos zusehen. 5. Sc6 (möglich ist auch 5 . Sd7 Kh8 6. Sf8) 5. . . . Kh8 6. Se 7 Lg8 7. Sg6 matt.

Bessere Königsstellung Wir konnten uns wiederholt davon überzeugen, welch große Rolle in derartigen End spielen der König spielt. Eine aktive Königsstellung war bei der Reali sierung sowohl eines materiel­ len als auch eines positioneilen Vorteils oft entscheidend. E s folgen n u n einige Beispiele , in denen der Hauptfaktor des Ü bergewichts der Springerpartei in der aktiveren Königsstel­ lung besteht. 402 Tschigorin-Charousek Budapest 1 896

Weiß gewinnt 326

Es folgte : J. Kc6 Kd8 2. b4 h5 3. a4 Ld2. Schwarz versucht, den weißen Plan, durch Vorstoß der Bau­ ern des Damenflügels einen Freibauern zu bilden, zu durch­ kreuzen . 4. b5 h4 5. Sd4 g5 6. Sf5 Lei 7. Sh6! Um dem Springer das Feld e6 zu sichern, muß Weiß das Vor­ rücken des f-B auern erzwingen. 7. . . . /6 8. Sf5 Lb4 9. Sd4 Kc8 10. Se6 Ld6 1 1. a5 Lg3 12. b6 ab 13. ab cb 14. d6, und Weiß gewann . I st die Anzahl der B auern gering, braucht auch eine aktive Königsstellung nicht zum Erfolg zu führen. 403 J. A werbach, 1 958

Schwarz am Zuge Schwarz kann nicht gewinnen Die B ehauptung, daß Schwarz nicht gewinnen kann, dürfte zunächst auf Unverständnis stoßen. Der König steht bedeu­ tend aktiver al s sein Opponent und droht, über die weißen Bauern herzufallen. Das po sitioneHe Ü bergewicht von Schwarz steht außer Zweifel. Nichtsde stoweniger reichen die weißen Verteidigungsressourcen au s, um die Partie zu retten. Nicht unwesentlich ist dabei, daß die schwarzen Bauern durch den Läufer angegriffen werden können. Mögliche Fortsetzungen sind : a) J K/5 2. Lc6! Der einzige Zug. Der Versuch, den König sofort anzunähern, führt zum Verlust, z. B . 2 . Kb5 Kf4 3 . Kc5 Kg3 4. Le4 Sf5 5. Kd5 S : h4 6. Ke5 S :g2 ! 7. L : g6 h4 8. Lf5 Se3 9. Le6 Sg4+ 10. Kd4 h3 1 1 . Kd3 Kf2 ! u sw. (siehe Beispiel 349) . 2. . . . Ke5 3. Kb6 S/5 4. Le8! K/6 (4 . . . . S : h4 5 . g3) 5. Ld7! Erneut die einzige Erwiderung. N ach 5. Kc5 S : h4 6. Lc6 Ke5 7. Kc4 Kf4 verliert Weiß auch den zweiten B auern. 5; . . . S:h4 6. g4 ! Kg5. Nach 6 . . . . hg 7 . L : g4 ist die Hilfe des weißen Königs nicht •

• • •

327

mehr erforderlich, da der Läufer allein mit dem B auern fertig wird . Z gh gh 8. Kc5 Sf5 9. Kc4 h4 1 0. Kd3 h3 1 1. Ke2 h2 12. Lc6 Sd4+ 13. K/2 S:c6 14. Kg2 mit Remis. War der Zug 1 . . . . Kf5 aber nicht ein Tempoverlust? Prüfen wir: b) 1. . . . Ke5 2. Lc6 Sf5 3 . Le8 Kf6 4. Ld7 ! S : h4 5 . g4 Kg5 6. gh gh 7. Kb5 Sf5 8. Kc4 h4 9. Kd3 , und es ist die gleiche Variante entstan.den. Nach 1 . . . . Ke5 steht Weiß jedoch auch eine andere Fortset­ zung zur Verfügung : 2. g3 K/5 (2. . . . Sf5 3. g4) 3. Le2 Ke4 4. Kb5 Sf5 5. Ld 1 ! S:g3 6. Lc2+ und 7. L :g6 mit Remis. Nicht weniger erstaunlich ist folgendes Beispiel : 404 J. Awerbach, 1 958

Remis Der schwarze König i st sehr weit vom B auern entfernt. Weiß muß aber nicht nur den B auern des Gegners erobern, sondern auch den eigenen zum Umwandlungsfeld führen . Und während der schwerfällige Springer manövriert, um ihm das Vor­ rücken zu ermöglichen, kann der schwarze König in die ret­ tende Zone eintreten . 1. SeS Kg3 2 . S:b6 K/4 3 . Sd7 Kf5! Schlecht i st 3 . . . . La7 4. Sb6 Lb8 5. Sd5+ Kf5 6. b6 Lg3 7. b7 Lb8 8. Sc7 Kf6 9. Kd7 u sw. 4. Sc5 K/6 5. b6 Ke7 6. b 7 Lh2 7. Sa6 Kd8 mit Remi s.

328

N a m e nverzeich n i s Die Zahlen bezeichnen die Diagrammnummern

Alapin - 2 1 8 Alatorzew - 370 Alexandrowitsch - 1 37 Aljechin - 83 , 1 53 , 1 88, 1 99, 236 Aronin - 1 1 6 Awerbach - 40, 4 1 , 1 1 0, 1 34, 1 50, 178, 197, 20 1 , 202, 203, 204, 206, 207, 208, 209, 2 1 0, 2 16, 229, 250, 252, 263 , 266, 268, 27 1 , 274, 278, 284, 286, 29 1 , 299, 300, 303 , 309, 3 1 0, 3 1 2, 3 1 4, 328, 333, 337, 342, 343 , 344, 345, 346, 347, 348, 350, 35 1 , 352, 354, 355, 356, 367, 373, 374, 378, 379, 39 1 , 393, 395, 396, 403 , 404 Bähr - 69, 70, 7 1 , 72, 73, 74 Barcza - 1 85 B arden - 84 Baslawski - 277 B atujew - 237 Bauer - 80 Bebtschuk - 1 1 0 Beilin - 371 Belawenez - 399 Belowa - 270 Benediktsson - 256 Berg - 1 05 Berger - 287 Berger, J. - 80, 1 48, 28 1 , 386 Bernstein - 358 Bething - 98 Bhend - 288 Bilguer - 1 28 Birnow - 240 Blackburne 1 42 Bondarewski - 1 55, 1 60, 260 -

Bontsch-Osmolowski 359 Botwinnik - 93, 97, 1 19, 1 26, 1 54, 1 8 1 , 1 87, 1 9 1 , 260, 3 1 1 , 3 1 6, 369 Breitmann - 152 Bron - 192 -

Capab1anca - 244, 252, 264, 400 Centurini - 25 1 , 253 Charou sek 82, 402 Cheron - 169, 174, 285, 301 , 302 Cohn - 1 2 1 Colle 1 02 Cozio - 1 1 1 -

Derkatsch - 394 Dobias - 66 Dubois - 376 Duras - 22 1 Eliskases - 392 Euwe - 269, 3 1 3 Fine - 1 6 1 , 177, 254, 257, 258, 335, 353, 363, 364 Fleischmann - 1 56 Flohr - 1 57, 358, 392, 400 Fried stein - 27 1 , 367 Gilg - 382 Glasgow 375 Goglidse - 255 Grigorjew - 39, 42, 6 1 , 63, 65, 77, 1 06, 1 1 5 , 1 22, 1 2 3 , 1 3 1 , 1 5 1 , 196, 377, 384, 385, 397 Grünfeld 1 02 Guldin - 178 Gunsberg - 1 86 -

-

329

Hansehin 238 Hansen - 1 1 7 Havasi - 234 Renneberger - 195, 293 , 294 Horwitz - 1 35, 162, 229, 242, 349, 352 Horwitz und Kling 19, 79, 1 00, 222, 223 -

-

Iljin-Genewski - 24 1 , 279 Janowski - 252, 264 Judowitsch - 374 Karstedt - 99 Kashdan - 1 57, 258, 262, 387 Kasparjan - 255, 327, 3 8 1 Keres - 187, 26 1 , 267, 273 Kondratjew - 277 Konstantinopolski - 3 59, 3 6 1 , 3 8 1 Korolkow - 163 Kortschnoi - 94 Kosek - 220 Kosterka - 82 Kotlerman - 287 Kotow - 155, 3 1 1 , 3 16, 365, 372 Krej cik - 360 Kubbel - 143 Langos - 1 89 Lasker, Ed. - 1 14 Lasker, Ern. 1 1 3 , 1 8 3 , 244, 388 Lebedew - 1 82 Leepin - 288 Leonhardt - 3 17 Lilienthai - 26 1 , 269, 396 Lissizyn - 1 8 1 , 272 Liverpool - 375 Ljublinski - 3 1 2 Locock - 1 20 Lohmann - 1 25 Lolli - 87 Löwenfisch - 272, 368, 389 -

330

Loyd - 2 1 1 Lyskow - 37 1 Maiselis - 64, 88 Mandelöl - 3 25 Marshall - 275 Matanovic - 274 Mendheim - 1 40 Metger - 2 1 9 Mieses - !56 Mikenas - 1 84 Mjassojedow - 241 Moll - 1 14 Najdorf - 1 6 1 Nasarewski - 380 Neustadt! - 8 1 , 85 Nikolajewski - 1 29 Nimzowitsch - 1 17, 1 53 , 183, 190, 308 . Olafsson - 256 Otten - 200 Panow - 3 6 1 , 370, 391 Pau!sen - 219 Petrosjan - 259 Petrow - 105 Pillsbury - 1 03 , 1 86 P1ater - 365 Podgajet - 173 Ponziani - 47 Portisch - 235 Pospisil - 92 Prochorowitsch - 336 Prokes - 101 Ragosin - 389 Rauser - 223 , 224, 227, 228, 368, 399 Reti - 67, 1 7 1 , 172, 239, 243, 383 Reti und Mandler - 144, 1 45

Reschewski - 353 Rj umin - 369 Romanowski - 1 82 Rubinstein - 1 2 1 , 383 Rudenko - 1 89 Sacharow - 1 4 1 , 158 Sackmann - 1 1 8 Sagorjanski - 1 84 Salvioli - 282, 283, 290 Sämisch - 1 09, 190 Santasiere - 262 Schlechter - 3 17, 398 Schumow - 245 Sefc - 333 Seihold - 267 Seinalli - 259 Selesniew - 198 Sewitow - 329 Sidorow - 1 3 7 Simagin - 1 85, 366 Simonenko - 380 Smorod ski - 152 Smyslow - 1 1 6, 273 , 372, 394 Spasski - 175 Spielmann - 360 Stalda - 1 27 Stein - 235 Steinitz - 376 Stepanow - 279 Stoltz - 387 Strandström - 270 Stscherbakow - 378

Subarew - 1 1 5 Szekely - 382 Taimanow - 84, 97, 1 29, 175 Tal - 94, 173 Tarrasch - 103, 289, 292, 296, 298, 308 Tartakower - 1 9 1 Tattersall - 60 Taylor - 236 Teichmann - 227, 275 Thomas - 109, 1 54 Troitzki - 49, 246, 280, 40 1 Tschechower - 1 32, 1 39, 149, 1 60, 1 64, 179, 388 Tschernikow 1 79 Tschigorin - 245, 386, 402 Tschukajew - 366 Turover - 1 88 -

van Gelder - 125 Vec sey - 393 Vukovic - 1 27, 390 Walbrodt -398 Wasjukow - 1 4 1 , 158 Weressow - 266, 268 Woronkow - 336 Y anofsky - 3 1 3 Yates - 83 Zukertort - 142

33 1

I n h a lt

5

Ei nfü h r u n g Eigenschafte n d e r Figure n u nd Klassifizi e r u n g der B a u e r n .

.

.

9

Tec h n ische E n d s p i e l e

Erstes Kapitel.

Mattsetzen eines freistehenden Königs Matt mit der Dame . Matt mit einem turm . Matt mit zwei Läufern Matt mit Läufer und Springer Matt mit zwei Springern

11 11 12 13 13 16

Zweites Kapitel .

Kampf zwischen verschiedenartigen Figuren Dame gegen Turm Dame gegen Leichtfigur Turm gegen Springer Turm gegen Läufer .

17 17 20 21 23

Drittes Kapitel .

Figuren im Kampf gegen einen Bauern Dame gegen B auer Turm gegen B auer Leichtfigur gegen B auer König, Leichtfigur und Bauer gegen König .

25 25 28 32 39

Erstes Kapitel.

König und B auer gegen König

43

Zweites Kapitel.

Felder und Entfernungen .

48

Drittes Kapitel.

Verwertung eines materiellen Übergewichts .

63

Viertes Kapitel.

Verwertung eines positionellen Übergewichts Entfernter Freibauer Gefährlichere Freibauern Gedeckter Freibauer . . Der Durchbruch . Schwächen in der Bauernstruktur Reservetempi Aktiver König .

72 72 77 82 86 91 95 99

.

Viertes Kapitel. B a u e r n e ndspiele

Spri ngere n d s p i e l e

Erstes Kapitel .

Springer gegen Bauern

102

Zweites Kapitel .

Springer und B auern gegen B auern (Theoretische Grundlagen)

1 09

Springer und Bauern gegen B auern (Praktische Endspiele)

1 17

Viertes Kapitel .

Springer und B auer gegen Springer

1 25

Fünftes Kapitel.

Verwertung eines materiellen Ü bergewichts

1 32

Sechstes Kapitel.

Verwertung eines positionellen Ü bergewichts Freibauer . Bes sere Bauernstellung Besser Figurenstellung .

1 39 1 39 142 145

Erstes Kapitel.

Läufer gegen B auern

148

Zweites Kapitel.

Läufer und B auern gegen B auern (Theoretisehe Grundlagen) .

160

Läufer und Bauern gegen Bauern (Praktische Endspiele)

1 89

Läufer und Bauer gegen Läufer (Gleichfarbige Läufer)

1 89

Fünftes Kapitel .

Verwertung eines materiellen Übergewichts (Gleichfarbige Läufer)

1 95

Sechstes Kapitel .

Verwertung eines positionellen Übergewichts (Gleichfarbige Läufer) Freibauer Bauern auf Feldern von der Farbe des Läufers . Bessere Königsstellung .

Drittes Kapitel.

.

Lä ufe r e n d s p i e l e

Drittes Kapitel. Viertes Kapitel .

Siebentes Kapitel . A chtes Kapitel.

209 209 215 222

Läufer und Bauern gegen Läufer (Ungleichfarbige Läufer) .

223

Verwertung eines Übergewichts (Ungleichfarbige Läufer) .

238

Läufer g e g e n S p r i n g e r

Erstes Kapitel .

Läufer und Bauern gegen Springer

.

249

Zweites Kapitel .

Springer und B auern gegen Läufer

.

265

Drittes Kapitel .

Verwertung eines materiellen Übergewichts mit Läufer gegen Springer .

284

Verwertung eines materiellen Übergewichts mit Springer gegen Läufer . . . .

293

Viertes Kapitel.

.

Fünftes Kapitel.

Verwertung eines positionellen Übergewichts mit Läufer gegen Springer Freibauer Schwächen in der gegnerischen Bauernstellung Aktive Figurenstellung .

.

.

Sechstes Kapitel.

Verwertung eines positionellen Übergewichts mit Springer gegen Läufer . Freibauer Gegnerisch� Bauern auf Feldern von der Farbe des Läufers Bessere Königsstellung .

Name nverzeich n i s

300 300 306 309 3 14 3 14 3 19 326 3 29

D i e Zeitsch rift des D e u tsch e n Schachverbandes d e r DDR

i nfo rmi ert S i e aktu e l l und u mfasse n d ü be r d i e n at i o n al e n u n d i n te r n at i o n al e n S c h a c h e re i g n i sse .

• � bi etet d u rc h B e i t rä g e v o n G ro ß m e i st e r n u n d M e i st e r n a u s d e r U d S S R u n d a n d e r e n Lä n d e r n N e u es a u f d e m G e b i et d e r E röff n u n gst h e o r i e n e b e n zah l re i c h e n s c h ö n e n u n d we rtvo l l e n P a rt i e n u n d Parti este l l u n g e n . D i e Fachzeitsc h r i ft e n t h ä l t u nt e r a n d e re m e i n e n ausgeze i c h n et g e l e iteten L e h rte i l sowie F e r n s c h ac h , T u r n i e ra u ss c h re i b u n g e n , K i n d e r - u n d J u g e n d ­ s c h ac h , E rg e b n i sse s ow i e B u c h bespre c h u n g e n .

� """ff* g e n i eßt a u ßerdem i nte r n at i o n a l e n R u f d u rc h d e n P r o b l e m te i l u n d e i n e n stä n d i g e n Löse rwettbewe r b , a n d e m P r o b l e m f r e u n d e a u s v i e l e n Ländern tei l n eh me n .

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© Sportverlag Berlin Vierte Auflage Lizenznummer : 1 40 355/42/79 9095 Lektor: Pranz Stahl Einband und Schutzumschlag : Erika und Peter Baarmann Printed in the German Democratic Republic Lichtsatz : INTERDRUCK Graphischer Grof3betrieb Leipzig - III/ 1 8/97 Druck und Binden: LVZ-Druckerei "Hermann Duncker", Leipzig 111/ 1 8/ 1 38 Redaktionsschluß: I . 7. 1 975 67 1 1 77 2 DDR 1 4,- M