Landschaftsfotografie in Deutschland 9783864907852, 3864907853

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Landschaftsfotografie in Deutschland
 9783864907852, 3864907853

Table of contents :
Über den Autor
Titel
Impressum
Inhalt
VORWORT
GUTE LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE BRAUCHT NICHT VIEL
LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE DIE GRUNDLAGEN
Aufnahmetechnik
Blende, Zeit und ISO-Wert
Korrekte Belichtung
Objektive
Bildbearbeitung und Filter
Verlaufsfilter oder Belichtungsreihe
ND-Filter
Polarisationsfilter
Bildgestaltung
Blickfang im Bild
Linien, Perspektive und räumliche Wirkung
Zentralperspektive
Hell-Dunkel- und Luftperspektive
Hoch- oder Querformat
Der Horizont
Drittel-Aufteilung und Goldener Schnitt
Licht- und Wetterstimmungen
Streiflicht
Gegenlicht
Der Sonnenstern
Dämmerung
Diffuses Licht
Nebel
Gewitter- und Regenwolken
Regenbogen
Der richtige Zeitpunkt
Der unwiederbringliche Moment
Bildserien und Sequenzen
Totale und Detail
Landschaftsfotografie – ein Plädoyer
LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE IN DEUTSCHLAND DIE REGIONEN
Nordsee
Ostsee
Mecklenburgische Seenplatte
Oderbruch
Spreewald
Lüneburger Heide
Ostfriesland
Emsland
Münsterland
Niederrhein
Eifel
Pfälzer Wald
Rhein und Mosel
Sauerland
Harz
Thüringen
Sächsische Schweiz
Rhön
Fränkische Schweiz
Bayerischer Wald
Donau und Altmühltal
Schwäbische Alb
Schwarzwald
Bodensee
Allgäu
Zugspitz- und Karwendel-Region
Bayerisches Voralpenland
Berchtesgadener Land

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Heinz Wohner, geb. 1957 in der Eifel, studierte von 1978 bis 1984 Foto- Design an der Fachhochschule Dortmund und ist seitdem als Reise- und Landschaftsfotograf tätig. Nach Reisen in entlegenere Regionen wie Alaska oder Tasmanien ist er seit vielen Jahren bevorzugt in den Landschaften Deutschlands unterwegs. Seine Arbeiten werden in Bildbänden, Kalendern und Magazinen wie GEO Saison, Mare oder Merian publiziert. Heinz Wohner ist langjähriges Mitglied der Fotografen-Agentur lookphotos.

Zu diesem Buch – sowie zu vielen weiteren dpunkt.büchern – können Sie auch das entsprechende E-Book im PDF-Format herunterladen. Werden Sie dazu einfach Mitglied bei dpunkt.plus+: www.dpunkt.plus

Heinz Wohner

LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE IN DEUTSCHLAND Fotolehrbuch und Reiseführer zu den schönsten Landschaften

Heinz Wohner Lektorat: Gerhard Rossbach Projektkoordinierung/Lektoratsassistenz: Anja Weimer Copy-Editing: Sandra Petrowitz Satz & Layout: Veronika Schnabel Herstellung: Stefanie Weidner, Frank Heidt Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN: Print PDF ePub mobi

978-3-86490-785-2 978-3-96910-003-5 978-3-96910-004-2 978-3-96910-005-9

1. Auflage 2020 Copyright © dpunkt.verlag GmbH Wieblinger Weg 17 69123 Heidelberg Hinweis: Der Umwelt zuliebe verzichten wir auf die Einschweißfolie. Schreiben Sie uns: Falls Sie Anregungen, Wünsche und Kommentare haben, lassen Sie es uns wissen: [email protected] Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. Es wird darauf hingewiesen, dass die im Buch verwendeten Soft- und Hardware-Bezeichnungen sowie Markennamen und Produktbezeichnungen der jeweiligen Firmen im Allgemeinen warenzeichen-, marken- oder patentrechtlichem Schutz unterliegen. Alle Angaben und Programme in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt kontrolliert. Weder Autor noch Verlag können jedoch für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buches stehen. 543210

INHALTSVERZEICHNIS VORWORT GUTE LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE BRAUCHT NICHT VIEL LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE DIE GRUNDLAGEN Aufnahmetechnik Blende, Zeit und ISO-Wert Korrekte Belichtung Objektive Bildbearbeitung und Filter Verlaufsfilter oder Belichtungsreihe ND-Filter Polarisationsfilter Bildgestaltung Blickfang im Bild Linien, Perspektive und räumliche Wirkung Zentralperspektive Hell-Dunkel- und Luftperspektive Hoch- oder Querformat Der Horizont Drittel-Aufteilung und Goldener Schnitt Licht- und Wetterstimmungen Streiflicht Gegenlicht Der Sonnenstern Dämmerung Diffuses Licht Nebel Gewitter- und Regenwolken Regenbogen

Der richtige Zeitpunkt Der unwiederbringliche Moment Bildserien und Sequenzen Totale und Detail Landschaftsfotografie – ein Plädoyer

LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE IN DEUTSCHLAND DIE REGIONEN Nordsee Ostsee Mecklenburgische Seenplatte Oderbruch Spreewald Lüneburger Heide Ostfriesland Emsland Münsterland Niederrhein Eifel Pfälzer Wald Rhein und Mosel Sauerland Harz Thüringen Sächsische Schweiz Rhön Fränkische Schweiz Bayerischer Wald Donau und Altmühltal Schwäbische Alb Schwarzwald Bodensee Allgäu Zugspitz- und Karwendel-Region Bayerisches Voralpenland Berchtesgadener Land

VORWORT Der Grand Canyon im US-Bundesstaat Arizona, die Strände der Malediven und Seychellen, die Gletscher und Berge Patagoniens, die Landschaften Neuseelands und Südafrikas – das sind Traumreiseziele für alle Landschaftsfotograf*innen. Auch Fotokurse und Lehrbücher zum Thema Landschaftsfotografie werden gerne mit Bildern exotischer Reiseziele illustriert, sodass man gelegentlich den Eindruck hat, wirklich gute Bilder könnten nur in unberührten Landschaften weitab unserer mitteleuropäischen Regionen entstehen. Doch wie sieht es in unserer Heimat aus? Sind auch in Deutschland packende Natur- und Landschaftsbilder möglich? Dieses Buch möchte zeigen, dass man für großartige Landschaftserlebnisse nicht unbedingt in die entlegenste Ferne reisen muss. Beeindruckend schöne Landschaften liegen oft buchstäblich vor unserer Haustür, im hohen Norden genauso wie im Süden, im Westen oder Osten. Wir müssen sie nur wahrnehmen und aufsuchen. Wenn wir dies tun, stellen wir sehr schnell und vielleicht überrascht fest, wie ungemein vielfältig und abwechslungsreich diese Landschaften sind. Von der Weite der Nordsee mit ihren Inseln und Wattlandschaften zu den Kreidefelsen der Ostseeinsel Rügen, von den Seen Mecklenburg-Vorpommerns zu den lila Blütenteppichen der Lüneburger Heide, über die Mittelgebirgslandschaften von Harz und Eifel, Rhön und Schwarzwald bis hinunter zu den Bergregionen von Allgäu und Berchtesgadener Land. All diese Landschaften habe ich mir im Laufe vieler Jahre erwandert und erfahren, und sie sind mir in dieser Zeit ans Herz gewachsen. Dabei spüre ich immer wieder, wie großartig es ist, sich in diesen Landschaften zu bewegen, einfach draußen zu sein, und was für ein Privileg es ist, dieses Draußen-Sein in Bilder übersetzen zu dürfen. Besonders wichtig ist es mir immer, diese Landschaftseindrücke auch wirklich mit allen Sinnen zu erleben. Dies ist meiner Meinung nach die Grundvoraussetzung für emotional berührende Bilder. Denn nicht die Kamera macht das Bild, sondern der Mensch dahinter mit seinen Augen und seinen Gefühlen angesichts dessen, was er oder sie sieht. Fototechnik und Bildgestaltung sind dabei nur das Handwerkszeug, das sich erlernen lässt, aber nicht als das Wesentliche im Vordergrund stehen sollte. Vor etwa dreißig Jahren gründete sich die kleine, aber feine Fotografenagentur LOOK, zu der auch ich gehöre. Während meine Kollegen in der großen weiten Welt unterwegs waren und Bilder aus Indien, Südafrika, Australien und den großen Landschaften Nordamerikas im Portfolio hatten, waren genau deshalb die Regionen Deutschlands so etwas wie meine Eintrittskarte in die Agentur. Dabei bin ich geblieben. Und ich bin mit der Zeit immer mehr zu der Überzeugung gelangt, dass diese Vielfalt an unterschiedlichen Landschaftsformen auf dem relativ kleinen Raum unserer Republik einen großen Vorteil bietet: Wann immer der Blick auf die Wetterkarte günstige Bedingungen für eine bestimmte Region verspricht, kann ich ohne große Vorbereitung und Aufwand ganz spontan dorthin aufbrechen, ohne weite

Anreise. Viele Gegenden habe ich schon mehrmals besucht und weiß, was mich dort erwartet, und ebenso weiß ich umgekehrt, was ich mir von dieser Gegend noch an neuen Bildern erwarte. Nichtsdestotrotz lässt sich auch in vermeintlich bekannten Regionen immer wieder auch Neues entdecken, und es ergeben sich ganz unvorhergesehene, unerwartete und nicht planbare Bilder. Das macht den besonderen Reiz aus. Dieses Buch möchte Sie also mitnehmen auf eine Reise zu den attraktivsten Landschaften Deutschlands und dabei auf leicht verständliche Weise erklären, worauf es in der Landschaftsfotografie ankommt. Mit dem so vermittelten Wissen gelingen auch in unseren heimatlichen Regionen großartige Bilder, die berühren und sich sehen lassen können.

Abendlicher Blick über den Eibsee mit dem Zugspitzmassiv 16 mm, Blende 11, 1/15 Sekunde, ISO 200

GUTE LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE BRAUCHT NICHT VIEL »Was braucht ein guter Fotograf?« Der von mir sehr verehrte, heute aber fast nur noch in Fachkreisen bekannte Fotograf Wilfried Bauer hat diese Frage einmal mit dem ihm eigenen trockenen Humor kurz und knapp beantwortet: »gute Schuhe«. Recht hatte er, denn gerade wir Landschaftsfotograf*innen sind sehr viel zu Fuß unterwegs, von frühmorgens bis spätabends, wandern an Stränden entlang, klettern Berge hoch, springen auf rutschigen Steinen über Bachläufe oder streifen durch taunasses Wiesengras. Da ist gutes Schuhwerk sicher hilfreich. Ich würde die Antwort vielleicht noch ergänzen und sagen: »Wir müssen gerne zu Fuß unterwegs sein, um eine Landschaft auch wirklich zu erleben.« Aber das sind schon zu viele Worte. Denn was Wilfried Bauer mit seiner ironisch gemeinten Antwort eigentlich beenden wollte, war die ewig wiederkehrende Frage nach der vermeintlich besten Ausrüstung. Auch ich will mit dieser Einleitung genau darauf hinaus: Natürlich sollte man eine gute und zuverlässige Kamera haben und im Umgang mit ihr fit sein. Aber: Es ist nicht die teure und umfangreiche Fotoausrüstung mit einem halben Dutzend Objektiven, Filtern und vielem weiterem Zubehör, die automatisch zu großartigen Landschaftsfotografien führt. Im Gegenteil, wer auf kilometerlangen Wanderungen eine etliche Kilo schwere Ausrüstung im Fotorucksack auf dem Rücken mit sich herumträgt, und das auf einer Foto-Tour über mehrere Tage, wird irgendwann ganz von selbst anfangen, das Equipment auf das Nötige zu reduzieren. Doch was genau soll das sein, das Nötige? Ich selbst habe in der Regel selten mehr als das Kameragehäuse mit einem starken Weitwinkel- und einem leichten Tele-Zoomobjektiv dabei. Ein stärkeres und damit auch deutlich schwereres Teleobjektiv kommt meist nur mit in den Rucksack, wenn ich wirklich damit rechne, es auch unbedingt zu brauchen. Nützliches Zubehör können dann noch Verlauffilter sein, mit denen gegebenenfalls ein im Verhältnis zur Landschaft zu heller Himmel abgedunkelt werden kann. Oder Graufilter unterschiedlicher Dichte, die selbst bei hellem Tageslicht Langzeitbelichtungen ermöglichen, um z. B. fließendes Wasser oder ziehende Wolken darzustellen. Hilfreich in der Landschaftsfotografie ist auch ein Polarisationsfilter, der zum einen das Himmelsblau und den Kontrast zu den weißen Wolken verstärkt, und zum anderen Reflexionen auf spiegelnden Flächen reduziert, was zu einer intensiveren Farbigkeit führt. Schließlich sollte man natürlich immer genügend Speicherkarten und geladene Kamera-Akkus dabeihaben, denn im schönsten Licht ohne Strom oder Speicherplatz dazustehen, wäre mehr als ärgerlich. Ganz allgemein dann noch ein paar hilfreiche Zutaten, die in jeden Wanderrucksack gehören, wie Taschenmesser, Taschenlampe, genug Proviant und eine Wasserflasche. Doch das wär’s dann eigentlich schon, also kann’s gleich losgehen. Nein, etwas fehlt noch, für mich das Wichtigste: ein Stativ! Das habe ich tatsächlich IMMER dabei. Und das mag vielleicht überraschen, weil mit dem Verzicht darauf natürlich deutlich an Gewicht eingespart

werden könnte. Doch ein Stativ hat viele Vorteile. Zum einen ist man als Landschaftsfotograf ja bevorzugt in den frühen Morgen- und späten Abendstunden unterwegs, um stimmungsvolle Lichtsituationen einzufangen, oft noch vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang. Die damit verbundenen langen Belichtungszeiten verlangen ganz automatisch nach einem Stativ. Es bringt aber auch sonst einfach Ruhe in die Landschaftsfotografie. Habe ich mich einmal für einen bestimmten Kamerastandpunkt und einen bestimmten Bildausschnitt entschieden, lasse ich die Kamera auf dem Stativ und warte in Ruhe ab, wie sich das Licht entwickelt, wie die Wolken ziehen usw., ohne immer wieder neu ansetzen zu müssen. Unverzichtbar ist das Stativ auch, wenn der Kontrast- bzw. Helligkeitsumfang eines Motivs so groß ist, dass ich das nur mit mehreren unterschiedlichen Belichtungen in einer Reihe in den Griff bekommen kann. Um diese dann in der Bildbearbeitung zu einem korrekt belichteten Bild zusammenzufügen, müssen die einzelnen Belichtungen absolut deckungsgleich sein, was nur vom Stativ aus möglich ist. Es braucht also nicht das neueste High-Tech- Kameramodell, um eindrucksvolle und emotional ansprechende Landschaftsbilder zu machen. Es sind wir Fotograf*innen, die die Motive als solche erst einmal sehen und erkennen müssen und sie schon im Kopf zu einem Bild umsetzen, bevor wir zur Kamera als Werkzeug greifen, um dieses Bild zu gestalten. Viel wichtiger als die immer wiederkehrende Frage nach der vermeintlich besten Kamera ist es meiner Meinung nach, die mir zur Verfügung stehende Kamera in ihren grundlegenden Funktionen zu verstehen und zu beherrschen. Noch wichtiger aber ist es, einen Blick für lohnende Motive in der Landschaftsfotografie zu entwickeln und zu lernen, diese Motive gestalterisch überzeugend umzusetzen. Dabei stehen dann eher solche Fragen im Vordergrund: Was reizt mich an diesem Motiv? Warum berührt es mich? Was möchte ich mit dem Bild zum Ausdruck bringen, was will ich zeigen, worauf kommt es mir an? Ist es das grandiose Panorama oder ist es vielleicht ein markanter einzelner Baum in der Landschaft? Ist es der weite Himmel mit den wunderbar im Abendlicht leuchtenden Wolken oder ist es das plätschernde Wasser eines Bachlaufs? Wenn dies beantwortet ist, kann ich mir Gedanken über die Gestaltung des Bildes und die dafür passende Kameratechnik machen. Irgendwann stellt man dann fest, dass Technik und Gestaltungsregeln immer weiter in den Hintergrund rücken und das Fotografieren ganz »automatisch«, intuitiv und emotional abläuft, weil man sich einfach seinen Gefühlen hingibt angesichts dessen, was man sieht, und diese Gefühle dann in den Bildern ihren Ausdruck finden. Das ist für mich sozusagen das hohe Ziel in der Fotografie, ein emotionales und im besten Sinn »gedankenloses« Fotografieren. Eine Fotografie kann niemals die Realität transportieren, sie ist immer ein Ausschnitt, der ganz subjektiv und persönlich geprägt ist. Zwei Menschen können an demselben Standort ganz unterschiedliche Dinge sehen und zeigen wollen, sie können ganz unterschiedliche Gefühle verspüren angesichts dessen, was sie sehen. Das wird sich auch in ganz verschiedenen Bildern niederschlagen. Wähle ich den Bildausschnitt möglichst weit oder eher eng? Was beziehe ich ins Bild mit ein, was lasse ich weg? Möchte ich eine sehr starke räumliche Tiefenwirkung erzielen oder reizt mich eher eine flächige, plakative Darstellung? All diese individuellen Überlegungen und die Schlussfolgerungen daraus führen dann auch zu ganz individuellen

Bildern.

Kreidefelsen auf Rügen im Morgenlicht Es braucht nicht viel: schönes Morgenlicht und ein bisschen Glück. Das gute Licht verspricht mir der Blick auf die Wetterkarte am Vorabend. Um es nutzen zu können, ist frühes Aufstehen angesagt, denn der Fußmarsch vom Parkplatz des Nationalparks Jasmund auf Rügen bis hierher zu den Kreidefelsen dauert ca. eine Stunde. Die vorüberziehenden Schwäne ließen sich natürlich nicht vorhersehen, sie sorgen für das Quäntchen Glück, das man in der Landschaftsfotografie trotz guter Planung auch braucht, was die Sache eben auch spannend macht. Um sie schön ins Bild einzubeziehen und dabei störenden Vordergrund auszuschließen, war dann nur eine leichte Tele-Einstellung am Objektiv nötig.

LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE

DIE GRUNDLAGEN

AUFNAHMETECHNIK Fotografie ist keine Spezialwissenschaft, sondern recht einfach erlernbar. Schon immer war ich mehr Pragmatiker als Techniker, und ich finde nichts schlimmer, als sich mit einer Überbetonung komplizierter Technik die Freude am Fotografieren zu schmälern. Wie schon bei der Ausrüstung ist es mir deshalb auch beim Einsatz der technischen und gestalterischen Mittel wichtig, den Aufwand überschaubar zu halten. Auch hier ist es eigentlich nicht so wahnsinnig viel, was ich wissen und was ich einsetzen muss. Dieses Basiswissen möchte ich hier ganz knapp und grundlegend darstellen. BLENDE, ZEIT UND ISO-WERT Das »technische« Ziel einer jeden Fotografie ist zunächst einmal ein richtig belichtetes Bild. Zur Dosierung der Lichtmenge, die beim Auslösen durch das Objektiv auf den Sensor fällt, stehen mir drei »Stellschrauben« zur Verfügung: die Belichtungszeit, die Blende und der ISO-Wert, also das, was im analogen Zeitalter »Filmempfindlichkeit« hieß. Der ISO-Wert eines Films sagte etwas über seine Lichtempfindlichkeit aus, die Einstellung des ISO-Werts an der Kamera bestimmt die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Hatten Filme eine niedrige Empfindlichkeit, beispielsweise ISO 100, mussten also länger belichtet werden, war dies verbunden mit einem feineren Filmkorn und entsprechend besserer Schärfe. Höhere Empfindlichkeit wie ISO 400 ermöglichte kürzere Belichtungszeiten bei gröberem Korn und geringerem Schärfeeindruck. Digital ist die Wirkung die gleiche, nur heißt das grobe Korn des Films jetzt digitales Bildrauschen. Das macht sich umso stärker bemerkbar, je höher der eingestellte ISO-Wert ist. Gute digitale Kameras ermöglichen heute gigantisch höhere ISO-Einstellungen, und das damit verbundene Bildrauschen lässt sich bis zu einem gewissen Grad per Rauschreduzierung schon bei der Aufnahme wie auch bei Bildbearbeitung nach der Aufnahme wieder ausgleichen. Dennoch sollte man einen hohen ISOWert nur wählen, wo es zwingend notwendig ist. Im Normalfall ist eine möglichst niedrige ISO-Einstellung von 100 oder 200 empfehlenswert, denn so sind die Bilder von vornherein rauscharm. Nun sorgt die Kamera zwar per Belichtungsautomatik in vielen Fällen schon von selbst für relativ korrekt belichtete Bilder, doch da die Automatik immer einen mittleren Grauwert darstellen will, muss ich dennoch oft genug eingreifen. Vor allem aber gehört das Verständnis des Zusammenspiels von Zeit und Blende zum grundlegenden fotografischen Basiswissen, denn mit diesem Zusammenspiel gestalte und beeinflusse ich ganz wesentlich mein Bild. Die Belichtungszeit bestimmt zweierlei: Zum einen hängt von der Belichtungszeit ganz banal ab, ob ich ein Bild noch frei Hand fotografieren kann oder ob ich ein Stativ brauche, weil das Bild bei einer längeren Belichtungszeit verwackelt würde. Als Faustregel gilt hier etwa, dass die Belichtungszeit kürzer sein sollte als der Kehrwert der Brennweite, also beispielsweise bei einem 200-mm-Teleobjektiv kürzer als 1/200 Sekunde. Mit einer längeren Belichtungszeit gelingt mir aus der freien Hand kaum mehr ein verwacklungsfreies Bild.

100 mm, Blende 11, 1/160 Sekunde, ISO 200

35 mm, Blende 11, 0,5 Sekunden, ISO 200

Ebenso bestimmt die Belichtungszeit, ob ein bewegtes Objekt im Bild scharf oder verwischt abgebildet wird. Da dies in der Landschaftsfotografie aber eher selten der Fall ist, wäre meine Empfehlung, bei der Belichtungsautomatik mit einer Blendenvoreinstellung zu arbeiten und dabei die sich automatisch ergebende Belichtungszeit im Auge zu behalten. Anders verhält es sich, wenn Bewegung im Bild ist. Dann kann ich über die Zeitvorwahl für eine kurze Belichtungszeit sorgen, mit der die Bewegung »eingefroren« wird wie die Wellen beim Bild der vorherigen Doppelseite. Soll die Bewegung jedoch fließend dargestellt werden wie beim Bild dieser Doppelseite, ist die Einstellung einer entsprechend langen Belichtungszeit sinnvoll, bei der die Blende dann von der Automatik angepasst wird.

Für ein korrekt belichtetes Bild benötigen wir eine ganz bestimmte Menge Licht, das auf den Kamerasensor fällt. Was hat die Blende damit zu tun? Im Zusammenwirken mit der Belichtungszeit sorgt sie für die richtig dosierte Menge an Licht. Mit ihren im Objektiv sichtbaren Lamellen ist die Blende von ihrer Funktion her im Prinzip nichts anderes als eine Art Ventil, das ich weit öffnen oder eng schließen kann, ähnlich wie einen Wasserhahn. Bei weit geöffneter Blende gelangt die gleiche Menge Licht in kürzerer Zeit auf den Sensor als bei eng geschlossener Blende. Da unserem Vorstellungsvermögen aber für eine ganz konkrete Menge Licht schlicht so etwas wie die Maßeinheit fehlt, behelfen wir uns über den Umweg eines Vergleichs: Wenn wir uns die Menge Licht für ein korrekt belichtetes Bild einfach einmal bildlich als einen Liter Wasser vorstellen, dann hat die Blende sozusagen die Funktion des Ventils am Wasserhahn. Drehe ich das Ventil nur ein wenig auf, so dauert es relativ lange, bis der Liter Wasser in der Kanne ist; drehe ich ganz weit auf, so braucht er nur eine ganz kurze Zeit. Ziel ist aber immer exakt der eine Liter Wasser in der Kanne – eben das korrekt belichtete Bild. Für die korrekte Belichtung stehen Blendeneinstellung und Zeiteinstellung also immer in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander. Soweit die technische Aufgabe der Blende. Ihre gestalterische Aufgabe ist die Dosierung der räumlichen Ausdehnung der Schärfe im Bild. Je kleiner – also also je weiter geschlossen – die Blendenöffnung, umso größer die Schärfentiefe vom Vordergrund des Bildes bis zum Hintergrund. Da ich in der »klassischen« Landschaftsfotografie ja meist daran interessiert bin, alle Bereiche des Bildes scharf darzustellen, wähle ich also eher eine recht kleine Blendenöffnung, beispielsweise Blende 11. Will ich hingegen nur ein bestimmtes Objekt fokussieren und den Vorder- oder Hintergrund unscharf abbilden (früher hieß das »gestalterische Unschärfe«, heute hat sich dafür der Begriff »Bokeh« etabliert), so wähle ich eine große Blendeneinstellung, meist gerne die Anfangsöffnung des Objektivs, also beispielsweise 2,8 oder 1,4. Dieser Effekt kommt beim Teleobjektiv weit stärker und deutlicher zum Tragen als beim Weitwinkel. Für das Bild rechts oben wurde mit ganz leichtem Weitwinkel und stark geschlossener Blende 16 eine durchgehende Schärfentiefe vom Vordergrund bis zum Hintergrund erreicht. Beim Bild rechts unten war das Gegenteil gewünscht. Ein leichtes Teleobjektiv mit recht weit geöffneter Blende 5,6 legte den Fokus auf die Blüten in der Bildmitte, während jene im Vordergrund und die Kirschbäume im Hintergrund unscharf abgebildet wurden. Für ein wenig Verwirrung sorgt anfangs oft, dass »große« Blendenöffnung »kleine« Zahl bedeutet und umgekehrt »kleine« Blende »große« Zahl. Doch wenn man sich klarmacht, dass es korrekterweise 1:8 oder 1:1,4 heißen müsste, so wie es auch vorne auf dem Objektiv steht, versteht man den Zusammenhang besser.

45 mm, Blende 16, 1/15 Sekunde, ISO 100

80 mm, Blende 5,6, 1/400 Sekunde, ISO 100

KORREKTE BELICHTUNG Was aber ist ein »korrekt« belichtetes Bild? Eine grobe Kontrolle erlaubt uns ja schon die im Kameradisplay wiedergegebene Aufnahme. Für Fotografen-Oldies wie mich war genau das ja erst einmal die eigentlich revolutionäre Erleichterung beim Umstieg von Analog zu Digital, dass man das Bild sofort anschauen und notfalls gleich mit einer neuen Aufnahme korrigieren konnte, wenn es falsch belichtet oder unscharf war. Geradezu unvorstellbar heutzutage, dass man sich bei schwierigen Motiven auf seine Erfahrung verlassen und mit einer Restunsicherheit leben musste, bis man endlich den fertig entwickelten Film in der Hand hatte. Doch auch das Display-Bild gibt nur einen ungefähren Anhaltspunkt, abhängig von der

Helligkeitseinstellung des Displays selbst, aber auch von den Lichtverhältnissen des Aufnahmestandortes. Wirkliche Sicherheit bietet nur – hier wird es dann doch einmal ein wenig technisch – das Histogramm. Das zeigt uns im Kameradisplay die Verteilung der Tonwerte im Bild an, die vom Kamerasensor dargestellt werden können, vom tiefen Schwarz ganz links bis zum reinen Weiß ganz rechts in der Anzeige. Bei einem durchschnittlichen Motiv sind diese Tonwerte bei einer korrekten Belichtung einigermaßen gleichmäßig verteilt, und das Histogramm stellt sich dar wie eine Mittelgebirgslandschaft. Nun geht es bei einer korrekten Belichtung aber nicht um die möglichst gleichmäßige, sondern um eine dem Motiv korrekt entsprechende Verteilung. Das Ergebnis wäre sonst bei allen Bildern das schon angesprochene mittlere Grau als Helligkeit. Bei einer hellen Winterlandschaft etwa soll sich die Histogrammkurve ruhig als steiles Gebirge im rechten Bereich der hellen Tonwerte darstellen, während ein dunkler Wald sich umgekehrt im linken Bereich der dunklen Töne abspielt. Wichtig ist dabei jedoch, dass die Kurve die darstellbaren Tonwerte nicht überschreitet und beschnitten wird, also nicht links oder rechts »anschlägt« wie eine Welle gegen eine Hafenmauer. Dann ist das Bild unter- oder überbelichtet, und das bedeutet nicht nur einfach »zu dunkel« oder »zu hell«, sondern in den dunklen oder hellen Bereichen ist keine Zeichnung bzw. keine Bildinformation mehr enthalten, sie können nur als reines Schwarz oder Weiß wiedergegeben werden. Das gilt es unbedingt zu vermeiden, denn das ist auch in der späteren Bildbearbeitung nicht mehr korrigierbar. Nun gibt es zwar die Anhänger der »Expose to the right«-Technik, die bei der Belichtung die Kurve im Histogramm so nah wie irgend möglich an die rechte Grenze der Überbelichtung bringen, um die Bilder so rauscharm wie möglich zu halten. In der Praxis ist aber ein sogenanntes »Absaufen« der dunklen Schatten meist immer noch erträglicher als ein »Ausfressen« der Lichter. Die fehlenden Tonwerte bzw. Bildinformationen beispielsweise eines überbelichteten Himmels lassen sich auch in der Bearbeitung nicht mehr herbeizaubern, während dunkle Bereiche durchaus noch aufgehellt werden können.

50 mm, Blende 11, 1/50 Sekunde, ISO 800

Das Histogramm des Felswand-Motivs zeigt einen durchschnittlichen »Mittelgebirgsverlauf«: Die Kurve läuft gemäßigt von dunkel nach hell, sehr helle Bereiche sind nicht vorhanden, und nur die fast schwarzen Schatten unter den Felsbrocken sorgen für den Ausschlag im dunklen Bereich.

Ein »gemäßigt« helles Wintermotiv, noch weit entfernt von reinem Weiß. Die Baumstämme sind verantwortlich für die dunkleren Anteile in der Kurve, die hier einen ganz gemächlichen Verlauf nimmt bis zu den hellen Spitzen des Schnees.

28 mm, Blende 11, 1/50 Sekunde, ISO 200

Umgekehrt ist auch der Buchenwald noch kein extrem dunkles Motiv, doch sieht man hier schon sehr gut die Konzentration der Tonwerte in der steilen Kurve auf der linken Seite.

80 mm, Blende 11, 1/60 Sekunde, ISO 200

OBJEKTIVE Die verschiedenen Objektive vom Weitwinkel bis zum Tele haben ganz wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung eines Bildes. Neben ihrer Funktion, einen möglichst weiten oder möglichst engen Ausschnitt der Realität einzufangen, verändern diese beiden verschiedenen Objektivarten auch die Bildwirkung. Der weite Blick des Weitwinkels erzeugt fast automatisch auch eine starke räumliche Tiefe im Bild, die durch geschickten Einsatz eines geeigneten Vordergrunds und einer in die Tiefe weisenden gestalterischen Linienführung noch verstärkt werden kann. Das Teleobjektiv hingegen hat nicht nur die Aufgabe, Entferntes »näher ran« zu holen, sondern führt zu einer meist eher zweidimensional erscheinenden Bildwirkung und ermöglicht den Blick auf Detailansichten. Hinzu kommt noch, dass der in der räumlichen Tiefe scharf abgebildete Bereich – die sogenannte Schärfentiefe – beim Teleobjektiv wesentlich kleiner ist als beim Weitwinkel, dort also leichter mit Schärfe und Unschärfe gespielt werden kann. Auf andere Kunstformen wie Kino oder Schauspiel übertragen, könnte man auch sagen: Weitwinkel ist Drama oder große Oper, während das Teleobjektiv eher Konzentration und Kammerspiel bedeutet.

Abendlicher Blick über das Basaltblockmeer am Schafstein in der hessischen Rhön. Bei der »Totalen« im Bild oben umfasst der weite Winkel von 16 mm die gesamte Szenerie, die großen Basaltblöcke steigern die räumliche Wirkung und ziehen den Blick hinab in die tiefe Bildmitte. Horizontal ist das Bild nahezu in Drittel aufgeteilt, nur die schräge Linie der Basaltblöcke bringt etwas Dynamik hinein, die aber durch die zentrale Position der Sonne am Horizont wieder ausbalanciert wird. Man hält es auf den ersten Blick kaum für möglich, dass schon so eine relativ leichte Tele-Brennweite von 100 mm genügt, um solch einen kleinen Ausschnitt aus der Gesamtansicht zu schneiden wie im Bild unten. Die gestaffelten Reihen der Bäume wirken wie eine dunkle Wand. Die durch die Schleierwolken etwas abgemilderte Sonne lässt die Baumkronen wunderbar im Gegenlicht erstrahlen. 16 mm, Blende 11, 1/200 Sekunde, ISO 200

100 mm, Blende 11, 1/50 Sekunde, ISO 200

BILDBEARBEITUNG UND FILTER Die wenigsten Bilder sind schon absolut perfekt, so wie sie aus der Kamera kommen. Gerade in der Landschaftsfotografie wollen sie oft noch ein wenig nachbearbeitet werden und »den letzten Schliff« bekommen. Das ist auch völlig legitim und unumgänglich, soweit es sich in einem gewissen Rahmen bewegt. (Kleiner Kalauer am Rande: Wie weit man diesen »gewissen« Rahmen fassen möchte, ist eine Frage des persönlichen »Gewissens«). Dennoch verzichte ich hier auf ein ausführliches Kapitel zum Thema Bildbearbeitung. Dazu gibt es genügend eigene Fachbücher. Mit ein Grund ist aber auch, dass ich in meiner eigenen Arbeit – wohl auch meinem Alter geschuldet – recht »Old School« geprägt bin. So wie ich es schon im Analog-Zeitalter gelernt und praktiziert habe, bemühe ich mich auch digital darum, dass das Bild möglichst schon bei der Aufnahme »steht«. Meine Nachbearbeitung beschränkt sich meist auf das Arbeiten am Kontrast und ein wenig an der Farbigkeit, so wie man das früher auch in der Dunkelkammer gemacht hat. Anders als in der analogen Dunkelkammer kann man dies digital natürlich erheblich gezielter und präziser. Ebenso nutze ich gerne die Möglichkeit, große Helligkeitsunterschiede im Bild durch Belichtungsreihen auszugleichen und so aus den unterschiedlich belichteten Aufnahmen das eine perfekt belichtete Bild zu erzeugen.

Blick über die Höhenzüge der Eifel an einem leicht dunstigen Herbstnachmittag. Die blasse Sonne war zwar schon unterwegs Richtung Horizont, die rötliche Färbung des recht milchigen Himmels habe ich allerdings in der Bearbeitung noch ein gutes Stück verstärkt und den Himmel auch mit einem Verlaufsfilter nachgedunkelt. Die bunte Färbung des Herbstlaubs wurde durch eine Anhebung des Kontrasts noch stärker zum Leuchten gebracht. Für die meisten sicherlich ein gänzlich »harmloses« Beispiel an Bildbearbeitung, für absolute »No Filter«-Puristen jedoch wäre vielleicht hier schon diskussionswürdig, was an Eingriffen legitim ist und was nicht.

Es kommt dabei meiner Meinung nach sehr auf das richtige Maß an. Sicherlich kann man in der Nachbearbeitung ganz enorm an einem Bild »herumschrauben«, und es ist mir auch einsichtig, wie verführerisch das sein kann. Aber ich finde doch nach wie vor, es ist nicht das nachträgliche »Editing«, was

ein gutes Bild ausmacht, sondern die Bildidee und -gestaltung vor Ort bei der Aufnahme, und ihr sollte meiner Meinung nach auch stets die eigentliche Bemühung gelten. Es gibt unzählige »kreative Tools«, mit denen man aus einem Bild etwas völlig anderes machen kann als man bei der Aufnahme vor sich gehabt hat. Das kann auch seine Berechtigung haben, und ich will darüber nicht urteilen. Digitale Bildbearbeitung ist in der Fotografie ein ebenso selbstverständliches künstlerisches Mittel geworden wie Farbe und Pinsel in der Malerei, und es gibt großartige Werke, die auf andere Art und Weise gar nicht möglich gewesen wären. In der Landschaftsfotografie sollte man jedoch sparsam und vorsichtig damit umgehen, zumindest wenn man real existierende und keine Fantasie-Landschaften zeigen möchte. Mein Ziel bei der Arbeit ist es jedenfalls, dass das Bild möglichst dem entspricht, was ich beim Fotografieren vor Ort gesehen und empfunden habe.

Das Abendrot über den Höhenzügen der Rhön kann da schon viel eher als Beispiel eines bearbeiteten Bildes stehen. Natürlich musste die Landschaft im Vordergrund deutlich aufgehellt werden im Verhältnis zum Himmel, und ebenso sind Kontrast und Farbsättigung insgesamt verstärkt worden. Etwas übertrieben erscheint allerdings die dramatische Farbigkeit des Abendhimmels, jedoch gehört sie wirklich zu den schönsten, die ich bislang erleben durfte. 35 mm, Blende 11, 1/30 Sekunde, ISO 200

24 mm, Blende 11, Belichtungsreihe von 1/10 bis 1/100 Sekunde, ISO 200

VERLAUFSFILTER ODER BELICHTUNGSREIHE Zu den am meisten verwendeten Filtern in der Landschaftsfotografie gehört der Verlaufsfilter. Er ist zur Hälfte neutralgrau eingefärbt und kommt dann zum Einsatz, wenn ein großer Helligkeitsunterschied im Bild

ausgeglichen werden muss. Besonders bei Gegenlichtaufnahmen oder beim Fotografieren in der Dämmerung morgens und abends, wenn die Sonne noch oder schon hinter dem Horizont steht, erscheint der Himmel im Verhältnis zur unbeleuchteten Landschaft wesentlich heller als tagsüber bei Sonnenschein. Der Verlaufsfilter lässt sich in seiner Filterhalterung verschieben, dadurch kann man entsprechend der Bildgestaltung seine genaue Position anpassen. Die graue obere Hälfte des Filters dunkelt dann den Himmel ab, während die klare untere Hälfte die Belichtung der Landschaft nicht beeinflusst. So gleicht man die Helligkeitsunterschiede zwischen Himmel und Landschaft aus und kommt dennoch mit einer einzigen Belichtung zum korrekt belichteten Bild. Der Vorteil dieser Methode ist es, dass man die Wirkung des Filters schon bei der Aufnahme am Kameradisplay betrachten und beurteilen kann. Das funktioniert sehr gut, solange man einen relativ freien und geradlinigen Horizont hat wie im Bild links. Ragen jedoch Objekte aus dem dunklen Vordergrund in den zu hellen Himmel hinein wie im Bild auf der nächsten Seite, stößt der Einsatz des Verlaufsfilters an Grenzen. Er würde die obere Hälfte des Felsens ebenso stark abdunkeln wie den Himmel und nur den unteren Teil so hell erscheinen lassen wie den restlichen Vordergrund. Das Ergebnis wäre eine sehr unnatürliche Bildwirkung. Hilfreich ist hier eine Reihe aus mehreren unterschiedlichen Belichtungen von hell nach dunkel. In der Bildbearbeitung lassen sich diese dann zu einem einzelnen, korrekt belichteten Bild zusammensetzten. Anders als der Einsatz von Verlaufsfiltern ist diese Methode meiner Meinung nach deutlich präziser, jedoch nicht zuletzt durch die Nachbearbeitung auch aufwendiger. Voraussetzung dafür ist allerdings das Fotografieren vom Stativ, denn um die unterschiedlichen Belichtungen zu einer einzigen zusammenzufügen, müssen diese absolut deckungsgleich sein, was nur vom Stativ aus sicher möglich ist. Zwar ist auch das linke Bild der Abenddämmerung am Großen Arber im Bayerischen Wald über eine Belichtungsreihe entstanden, deren einzelne Belichtungen dann in der Bildbearbeitung zusammengesetzt wurden, doch der Einsatz eines Verlaufsfilters hätte wegen des recht geradlinigen Horizonts wohl ein ganz ähnliches Ergebnis zustande bringen können. Das Bild vom Sonnenaufgang am Dreisesselberg wäre jedoch mit Verlauffilter so nicht möglich gewesen. Hier ist die Belichtungsreihe die bessere Wahl. Die Nachbearbeitung kann dann mit einem HDR-Programm oder manuell erfolgen. HDR bedeutet »High Dynamic Range«: Ein solches Programm rechnet die unterschiedlichen Belichtungen von Motiven mit sehr großen Helligkeitsunterschieden automatisch zu einem Gesamtbild zusammen, bei dem keine Stelle im Bild über- oder unterbelichtet ist. Die Ergebnisse sind dann sehr ausgeglichen, können aber eben deshalb auch ein wenig unnatürlich und übertrieben wirken. Wenn es in der Landschaftsfotografie so wie hier nur um den Ausgleich von hellem Himmel zu dunkler Landschaft geht, bevorzuge ich daher das manuelle Ausarbeiten. Dabei wird der korrekt belichtete Vordergrund mitsamt dem Felsturm mit einem weich eingestellten Lasso-Werkzeug ausgeschnitten und in die dunklere Belichtung des Himmels an die Originalposition hineinkopiert. Das ist anfangs ein bisschen diffizil, und es braucht vielleicht auch mehrere Schritte, in denen die helle Belichtung in die jeweils nächst dunklere hineinkopiert wird, damit die Übergänge von einer Belichtung zur nächsten fließend sind und am Ende eine natürliche Wirkung entsteht, die derjenigen entspricht, die wir auch vor Ort wahrgenommen

haben.

21 mm, Blende 11, Belichtungsreihe 1/2 – 1/15 Sekunde, ISO 200

18 mm, Blende 11, 70 Sekunden, ISO 200

ND-FILTER Recht beliebt in der Landschaftsfotografie sind zur Zeit die sogenannten ND-Filter, also neutralgraue Filter unterschiedlicher Dichte, durch deren Einsatz man die Belichtungszeit ganz erheblich verlängern kann. Nicht nur fließendes Wasser lässt sich so in Bewegung darstellen, auch ziehende Wolken sind ein oft gesehenes Motiv. Es gibt die Filter in verschiedenen Stärken und daraus resultierenden Verlängerungsfaktoren. So reduziert ein ND8-Filter die Lichtdurchlässigkeit auf 12,5 %, was einer Anzahl von 3 Blendenstufen gleichkommt. Bei ND64 sind es schon 6 Blendenstufen, bei ND1000 10 Blenden. Anders ausgedrückt: Mit ND8-Filter muss achtmal so lange belichtet werden wie ohne Filter, mit ND64

entsprechend vierundsechzigmal, mit ND1000 tausendmal so lange. Im Extremfall sind auch 20 und mehr Blendenstufen möglich. Damit sind also selbst am hellen Tag bei Sonnenschein Langzeitbelichtungen machbar. Bei Langzeitbelichtungen in der Dämmerung sind ziehende Wolken nachvollziehbar, am hellen Tag können sie schnell unnatürlich erscheinen. Ebenso verschwimmen die bewegten Meereswellen leicht zu einer nebligen Fläche, die schon fast nichts mehr mit Wasser gemein hat. Hier ist es also wieder eine Frage der persönlichen Einstellung, wie weit man damit geht und was dabei noch als eine natürliche Wirkung bzw. sinnvoll scheint. POLARISATIONSFILTER Ein wenig aus der Mode gekommen scheint dagegen gerade der Polarisationsfilter, auch bei mir. Nicht unbedingt zu Recht, denn seine schon aus der analogen Fotografie bekannte Wirkung kann nur durch die Verwendung bei der Aufnahme erreicht werden, nur eingeschränkt jedoch im Nachhinein in der Bildbearbeitung. Die physikalisch-technische Funktionsweise muss uns hier nicht unbedingt interessieren; wichtig sind die Effekte des Polarisationsfilters in der Fotografie. Er dient zum einen der Verdunkelung des blauen Himmels, zum anderen der Reduktion von Reflexionen auf spiegelnden Flächen, in der Landschaftsfotografie also meist der Wasseroberfläche von Seen oder Bächen. Auch die Farbsättigung wird so deutlich verstärkt. Die gewünschte Intensität lässt sich durch Drehen des Filters in seiner Halterung stufenlos einstellen und im Sucher beobachten. Die Wirkung ist abhängig vom Winkel zur Sonne, am stärksten ist sie bei einem Winkel von 90 Grad, also seitlichem Sonnenlicht. Bei Gegenlicht oder mit Sonne im Rücken hat ein Polfilter praktisch keinen Effekt. Die Verdunkelung des blauen Himmels kann sich bei Weitwinkelobjektiven je nach Blickrichtung nur in einem Teilbereich des Bildes besonders stark bemerkbar machen, was unter Umständen sehr unnatürlich wirkt. Da ist Fingerspitzengefühl nötig, zumal ein blauer Himmel auch in der Nachbearbeitung recht einfach dunkler zu bekommen ist. Im Gegensatz dazu bleibt die Reduktion von Spiegelungen die unangefochtene Stärke des Polfilters, die anders nicht zu haben ist. Doch auch hier ist es eine Frage der Dosierung, ob man die Wirkung noch als natürlich empfindet, denn ein vollständiges Ausschalten aller Spiegelungen kann eine Landschaft auch stumpf und leblos erscheinen lassen. Für den vorsichtigen Einsatz des Polfilters spricht außerdem, dass dabei eine Verlängerung der Belichtungszeit von bis zu zwei Blendenstufen berücksichtigt werden muss. Das kann dann schnell den Einsatz eines Stativs erforderlich machen.

Insel im Eibsee 70 mm, Blende 11, 1/60 Sekunde, ISO 200

Bergahorn im Hintersteiner Tal, Allgäu 20 mm, Blende 11, 1/40 Sekunde, ISO 200

BILDGESTALTUNG Einer meiner früheren Verleger nannte meine fotografische Herangehens- und Gestaltungsweise einmal »sehr akademisch«, sehr regelorientiert und klar strukturiert. Er verglich mich mit einem Kind, das seinen mit Spielsachen vollgepackten Tisch erst einmal komplett leer räumt, bevor es seine Bauklötzchen dann in schöner Ordnung darauf aufbaut. Das hat mich ein wenig schockiert, aber ganz unrecht hatte er damit nicht. Mir ist schon eine gewisse Ordnung und Aufgeräumtheit im Bild wichtig, die sich auf das Wesentliche konzentriert und Störendes außen vor lässt.

45 mm, Blende 11, 1/200 Sekunde, ISO 200

BLICKFANG IM BILD Wenn wir für den Anfang von einer »klassischen« Landschaftsaufnahme ausgehen, kommen hier meist einige wenige ganz grundlegende Gestaltungsmittel zum Einsatz. So sollte jedes Bild möglichst einen Blickfang haben, zu dem das Auge hingeführt wird und an dem es sich festhalten kann. Das kann ein einzelner Baum oder eine Baumgruppe sein, ein Fels, eine in der Landschaft stehende Hütte, ein See genauso wie ein paar Schafe auf der Wiese oder eine Wolke am Himmel, der Mond oder die Sonne. Die Gestaltung des Bildes sollte auf diesen Punkt hin ausgerichtet sein. Wir können den Blickfang ganz groß in den Vordergrund des Bildes rücken, es kann aber ebenso gut ein kleines markantes Objekt im Hintergrund sein.

45 mm, Blende 11, 1/200 Sekunde, ISO 200

Blickfang in diesen beiden Bildern sollten die Bäume bzw. der Wacholderbusch sein. Durch geschickte Kamerapositionierung brechen aber die Strahlen der Sonne durch das Geäst, sodass hier die Sonne selbst zum Blickpunkt wird. Starkes Abblenden auf Blende 16 hilft, die Sonne sternförmig strahlen zu lassen. Der Strahlenkranz wird beim kleinen Bild oben noch durch den Nebel verstärkt, während der tiefe Kamerastandpunkt beim großen Bild rechts die Tautropfen auf der Heide betont. Fichtengruppe im Nebel im Berchtesgadener Land 18 mm, Blende 16, 1/100 Sekunde, ISO 100

Morgenstimmung in der Lüneburger Heide 18 mm, Blende 16, 1/30 Sekunde, ISO 100

LINIEN, PERSPEKTIVE UND RÄUMLICHE WIRKUNG Fotografieren bedeutet, die dreidimensionale Realität in ein zweidimensionales Bild zu übersetzen. Um aber eine dreidimensionale räumliche Wirkung im Bild zu erzielen, haben wir zwei wichtige Hilfsmittel: zum einen Licht und Schatten, die ein dargestelltes Objekt plastisch wirken lassen. Zum anderen perspektivische Linien, die uns in ein Bild hineinziehen und so den Eindruck von Dreidimensionalität vermitteln. Solche sichtbaren oder unsichtbaren Linien im Bild können zudem helfen, das Auge zu einem Blickfang hin zu leiten, und so eine räumliche Tiefenwirkung erzeugen: ein ins Bild führender Weg, ein Bachlauf oder die Reihen der Reben in den Weinbergen. Einzelne Bildelemente, zum Beispiel eine Reihe

von Bäumen, können sich auch als Kette zu einer gedachten unsichtbaren Linie verbinden. Die beiden Bilder der kleinen Weinbergkapelle illustrieren den unterschiedlichen Umgang mit gestalterischen Linien im Bild. Beim mit Teleobjektiv aufgenommenen Bild rechts unten wurde auf Horizont und Himmel verzichtet. Die Zeilen der Weinreben erzeugen hier keine räumliche Tiefenwirkung, sondern eine rhythmische grafische Struktur, die die ansonsten einheitlich grüne Fläche des Bildes auflockert. Das große Bild oben hingegen hat eine starke räumliche Tiefenwirkung. Mehrere Faktoren spielen hier zusammen: die Einbeziehung von Horizont und Himmel, die quasi automatisch ein stärker an unserer normalen Wahrnehmung orientiertes Raumgefühl hervorruft, vor allem aber die schon durch den Einsatz eines nur leichten Weitwinkels erzeugten Linien der Weinreben, die durch den erhöhten Kamerastandpunkt stark auf die Kapelle zulaufen und diese zum dominierenden Blickpunkt im Bild machen.

Kapelle in den Weinbergen am Kaiserstuhl

Kirschbaumallee im Wendland

ZENTRALPERSPEKTIVE Für besonders starke räumliche Wirkung sorgt die Zentralperspektive. Die Linien des Bildes bekommen einen eindeutigen Fluchtpunkt, auf den alles zuläuft. Die in die Bildmitte führenden Wege laden die Augen förmlich ein, in das Bild hineinzuwandern. Obwohl ein Teleobjektiv ja eigentlich eher eine räumliche Verdichtung bewirkt, ist selbst beim mit Tele aufgenommenen Bild der Allee die räumliche Wirkung durch die Zentralperspektive gegeben. Der Grund dafür ist aber auch, dass es ein uns bekanntes und geläufiges Motiv ist, mit dem wir ganz intuitiv räumliche Tiefe verbinden. Wir wandern durch die Allee wie durch einen Tunnel in die Ferne.

HELL-DUNKEL- UND LUFTPERSPEKTIVE Zwei fast schon ikonische Ausblicke in der Sächsischen Schweiz: Beim kleinen Bild unten überragt hinter der dunklen Wand der Basteifelsen das markante Felsplateau des Liliensteins im Hintergrund den Dunst im Tal der Elbe. Sehr gut ist hier nachvollziehbar, warum die Hell-Dunkel-Perspektive auch Luftperspektive genannt wird. Das Teleobjektiv verdichtet die Ansicht, eine räumliche Wirkung ergibt sich nur aus dem Helligkeitsunterschied zwischen dunklem Vordergrund und hellem Hintergrund. Doch warum erscheint der Hintergrund heller? Der Dunst in der Atmosphäre legt sich wie ein Filter zwischen Landschaft und Betrachter, Konturen verschwimmen, Details sind nicht mehr so deutlich erkennbar, der Kontrast nimmt ab, alles Entfernte wirkt dadurch weicher und milchiger. So haben wir gelernt, auch in der zweidimensionalen Abbildung das Helle und Kontrastarme als das Ferne anzusehen, das Dunkle oder Kontrastreiche als das Nahe. Noch stärker ist dieser Effekt beim Blick auf die Schrammsteine im großen Bild rechts. Hier wirken die dunklen Felswände im Vordergrund links und rechts wie ein Rahmen, der den Blick auf die eindrucksvollen Felsnadeln der Schrammsteine im Hintergrund lenkt, während der Horizont dahinter schon fast mit der Helligkeit des Himmels verschmilzt. Mit dieser eigentlich ganz einfachen Gestaltungstechnik haben schon die Alten Meister der Landschaftsmalerei gearbeitet und in ihren Gemälden den Eindruck räumlicher Wirkung erzeugt. Deshalb möchte ich an dieser Stelle sehr dazu raten, sich nicht nur mit Fotografie zu beschäftigen, sondern beim nächsten Museumsbesuch einmal die Abteilung der altmeisterlichen Landschaftsmaler anzusteuern. Was den gekonnten Umgang mit Licht, Farbe und Gestaltung angeht, können wir immer noch sehr viel von ihnen lernen.

Blick über die Basteifelsen zum Lilienstein

Blick zu den Schrammsteinen

HOCH- ODER QUERFORMAT Allererste unumgängliche Überlegung beim Griff zur Kamera: Hochformat oder Querformat. Intuitiv fotografieren wir Landschaften meist im Querformat. Mit unseren nebeneinander liegenden Augen sehen wir ganz einfach so, und die Landschaft bietet sich ja auch meist als Panorama dar, besonders wenn wir einen großen Horizont überblicken können. Doch gerade weil es unseren üblichen Sehgewohnheiten nicht entspricht, kann das bewusst eingesetzte Hochformat mehr Spannung im Bild und Aufmerksamkeit beim

Betrachter erzeugen. Es lohnt also immer, beide Varianten auszuprobieren.

18 mm, Blende 11, 1/200 Sekunde, ISO 100

Spätnachmittag an der Rabenklippe im Harz Das Querformat weitet den Blick über die Landschaft. Wolken geben dem Himmel Tiefe, seitliches Streiflicht lässt Bäume und Felsen plastisch wirken. Der Felsen mit der Birke zur Linken und die Fichte zur Rechten rahmen das Bild förmlich ein, lenken den Blick hin zur Mitte, zum Brocken im Hintergrund. Das Hochformat hingegen betont die Senkrechten im Bild, die schlanke Birke, die steilen Felsen und die dunkle Tiefe, in die man nicht hinunterstürzen will. 24 mm, Blende 11, 1/200 Sekunde, ISO 100

24 mm, Blende 11, 1/100 Sekunde, ISO 100

20 mm, Blende 11, 1750 Sekunde, ISO 100

DER HORIZONT Lege ich den Horizont weit nach oben im Bild, um durch die Betonung des Vordergrunds räumliche Tiefe zu erzeugen, oder fasziniert mich der Wolkenhimmel über der Landschaft so sehr, dass ich diesem durch die Verlagerung des Horizonts an den unteren Bildrand den dominierenden Anteil im Bild einräume? Auch hier ist damit oft zusätzlich noch die Entscheidung für Hoch- oder Querformat verbunden. Die Dominanz und die Weite des Wolkenhimmels kommen meist im Querformat am besten zur Geltung, während eine die räumliche Tiefenwirkung verstärkende Betonung des Vordergrunds unter Umständen im Hochformat noch besser zum Ausdruck gebracht werden kann. DRITTEL-AUFTEILUNG UND GOLDENER SCHNITT Gerne wird bei der Frage des Horizonts auch auf die sogenannte Drittel-Regel verwiesen, bei der man sich das Bild in Drittel aufgeteilt vorstellen kann, allerdings nicht nur horizontal, sondern auch vertikal. Manche Kameras können dieses Raster schon im Sucher anzeigen. Wir sind offenbar kulturell so geprägt und konditioniert, dass wir eine solche Drittel-Aufteilung einer Bildgestaltung als besonders ästhetisch und harmonisch empfinden. Ähnliches gilt für den Goldenen Schnitt, der der Drittel-Regel recht nahe kommt. Er lässt sich sogar mathematisch exakt berechnen. Aber wir machen unsere Bildgestaltung ja mit den Augen und nicht mit dem Taschenrechner. Entsprechend solten wir uns dabei auch stärker von unseren Gefühlen leiten lassen als von mathematischen Formeln. In der Praxis bedeutet dies für uns ganz einfach: asymmetrischer Bildaufbau. Das heißt, sowohl den Horizont als auch das Hauptmotiv oder den Blickfang des Bildes möglichst nicht in der Bildmitte zu platzieren, weil dies meist eher statisch und weniger spannend wirkt. Wer schon einmal ein eigenes hochformatiges Fotobuch gestaltet hat, versteht auch sofort, dass die Magazin- und Bildbandfotograf*innen diese Regeln auch aus einem ganz banalen Grund anwenden: Man will damit vermeiden, dass das Hauptmotiv eines Querformat-Fotos im Bruch einer Doppelseite verschwindet. Solche Gestaltungsregeln sind hilfreich, vor allem für den Anfang, bis man sie irgendwann so weit verinnerlicht hat, dass man beim Fotografieren gar nicht mehr darüber nachdenkt, sondern sie intuitiv beherzigt. Sich sklavisch an die Regeln zu halten, führt auf Dauer aber zu starren und immer gleichen Bildern. Besser ist ein spielerischer Umgang mit den Regeln, der sich die Freiheit nimmt, alles auch mal ganz anders zu machen und dabei festzustellen, dass gerade auch der bewusst eingesetzte Bruch mit den Regeln zu spannenden Bildern führen kann.

Morgenstimmung am Geroldsee in Bayern Obwohl ich in erster Linie daran interessiert war, die Schafe vor dem Hintergrund der Bergkulisse ins Bild zu bekommen, ohne sie zu stören, hat sich intuitiv eine ganz einfache Bildkomposition ergeben, auf die sich nahezu direkt das Drittel-Raster legen lässt, zumindest was die horizontale Aufteilung angeht. Die Sonne sitzt ungefähr im Goldenen Schnitt.

LICHT- UND WETTERSTIMMUNGEN Was die Landschaftsfotografie ebenso spannend wie schwer kalkulierbar machen kann, gleichzeitig aber ganz entscheidenden und prägenden Einfluss auf sie hat, ist das Licht, das Wetter, also alles das, was die Stimmung eines Bildes ausmacht. Der gekonnte Umgang mit den unterschiedlichen Lichtsituationen, mit direktem Licht und diffusem Licht, mit Streiflicht und Gegenlicht, genauso wie mit den verschiedenen Wetterphänomenen – ob Sonnenschein, Schnee oder Regen, Gewitter oder Nebel –, stellt für mich die eigentliche Faszination an der Landschaftsfotografie dar. Deshalb beschäftigen wir uns in diesem Kapitel mit den wichtigsten Lichtsituationen, die uns in der Landschaft begegnen. STREIFLICHT »Hab Sonne im Rücken, das Bild wird Dir glücken.« Dieser uralte Fotografenspruch ist zwar insofern immer noch gültig, als er uns belichtungstechnisch vor keine Probleme stellt. Gestalterisch hilft er uns aber nicht, denn eine frontal ausgeleuchtete Landschaft, bei der ich als Fotograf die Sonne direkt hinter mir habe, wirkt meistens recht flach. Details und Strukturen können dabei regelrecht eingeebnet werden. »Sonne im Rücken« versuchen wir also eher zu vermeiden.

24 mm, Blende 11, 1/250 Sekunde, ISO 100

70 mm, Blende 11, 1/60 Sekunde, ISO 200

Was Details und Strukturen jedoch ganz wunderbar betont und herausarbeitet, ist das von der Seite einfallende Streiflicht. Je tiefer und je schräger der seitliche Lichteinfall, desto besser und plastischer das Ergebnis. Lange Schatten erzeugen eine starke räumliche Wirkung, und die kleinen Details kommen in ihrer Körperlichkeit besonders gut zur Geltung. Die schneebedeckten feinen Zweige der Birke auf dem Kahlen Asten im Sauerland werden durch das Streiflicht präzise modelliert, was den Baum fast dreidimensional erscheinen lässt. Dasselbe gilt für die Buchen an der Kreideküste auf Rügen. Trotz der räumlichen Verdichtung des Motivs durch den Einsatz eines Teleobjektivs kommt es durch die seitlich einfallende Morgensonne zu einer sehr plastischen Wirkung. Besonders die schlanken Stämme der Buchen scheinen in ihrem Hell-

Dunkel-Kontrast wie mit Händen greifbar zu sein.

Bäume im Münstertal, Schwarzwald 100 mm, Blende 11, 1/160 Sekunde, ISO 100

GEGENLICHT Noch spannender und auch stimmungsvoller ist das Gegenlicht. Hier haben wir die Sonne weder hinter uns noch seitlich von uns, sondern sie leuchtet uns mehr oder weniger direkt ins Gesicht. Das sorgt beispielsweise für die wunderbar »durchleuchteten« Blätter der Bäume in den beiden Bildern auf dieser

Doppelseite. Gleichzeitig kann es uns aber die korrekte Belichtung erschweren, besonders dann, wenn man die Sonne als Lichtquelle mit ins Bild einbezieht wie im kleinen Bild unten. Hier ist es nicht immer einfach, die Belichtung so zu wählen, dass weder der helle Bereich mit der Sonne völlig überbelichtet noch der dunkle Vordergrund unterbelichtet wird. Manchmal gelingt das nur mit einer Belichtungsreihe, mithilfe derer man in der Bildbearbeitung die unterschiedlich hellen Bereiche zu einem Bild zusammenfügt. Gegenlicht muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Sonne mit im Bild ist. Auch das Motiv der Herbst-Bäume im Schwarzwald hat einen starken Gegenlicht-Charakter. Die tief stehende Sonne lässt die Bäume lange Schatten werfen, und das bunte Herbstlaub leuchtet noch stärker im Kontrast zum dunklen Hintergrund. Damit es im Bild keine Überstrahlungen und Blendenflecken gibt – neudeutsch auch »Flares« genannt –, sollte die Frontlinse des Objektivs bei solchen Bildern immer durch eine Sonnenblende geschützt oder notfalls mit der Hand beschattet werden.

Sonnenaufgang an der Gräfte von Burg Gemen

16 mm, Blende 8, 1/4 Sekunde, ISO 200

DER SONNENSTERN Hingucker und Blickpunkt: Hier ist die Sonne als Lichtquelle selbst mit im Bild. Ein schöner »Sonnenstern« im Bild ist immer ein spezielles »Highlight« im ganz wörtlichen Sinne. Die sternförmigen Strahlen der Sonne entstehen durch Lichtbrechung bei stark geschlossener Blende im Objektiv, also beispielsweise Blende 11 oder 16. Besonders bei Weitwinkelobjektiven kommt dieser Effekt sehr gut zum Tragen. In einem dunkelblauen Himmel »strahlt« die Sonne dann sozusagen wie von selbst. Im hellen Himmel zwischen den Zweigen im Wald kann ihr Strahlen aber auch schon mal verloren gehen. Hier ist es hilfreich, ein markantes dunkles Objekt wie den starken Stamm der Buche als Kontrast zu wählen, an dessen Rand oder zwischen dessen Ästen die Sonne dann leuchtend hervorblitzen kann. Brillenträger kennen das Phänomen sicherlich: Der Blick gegen die Sonne offenbart gnadenlos jede noch so kleine Verschmutzung der Brillengläser. So ist es auch in einer Situation wie dieser: Kleine Staubkörnchen, Wassertröpfchen oder gar ein Fingerabdruck auf der Objektivlinse können die Aufnahme ruinieren, wenn sich das Licht der Sonne an ihnen bricht und sie als unerwünschte Blendenflecken oder Schleier über das Bild streut. Kamera- und Objektivpflege ist zwar grundsätzlich immer empfehlenswert, vor einem Gegenlicht-Foto ist es jedoch geradezu zwingend notwendig, die Linse sorgfältig mit einem weichen Tuch zu reinigen.

Alte Buche im Urwald Sababurg 18 mm, Blende 16, 1/30 Sekunde, ISO 100

Blick vom Belchen zum Feldberg 20 mm, Blende 16, 1/200 Sekunde, ISO 100

DÄMMERUNG Bei kritischen Zeitgenossen stehen rosa Wolken ja ganz schnell unter Kitschverdacht, aber ich liebe sie einfach, diese Farben und Lichtstimmungen vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang. Unberechenbar, immer wieder anders, aber gerade deshalb immer wieder reizvoll. Frühes Aufstehen bzw. frühes Erscheinen am gewünschten Motiv ist dabei die wichtigste Voraussetzung, denn der Farbrausch deutet sich zwar erst langsam an, ist dann aber manchmal umso schneller schon nach wenigen Minuten wieder vorbei. Er entsteht, wenn die hinter dem Horizont liegende Sonne die Atmosphäre und die höheren Wolkenschichten erleuchtet. Was für ein Farbschauspiel genau dann aufgeführt wird, hängt von der Art der

Wolken und den Wetterumständen ab. Hat die Sonne »freie Bahn«, kann sie auch tiefe Wolken direkt erleuchten. Wird sie jedoch durch eine Wolkenbank am Horizont gehindert, erreichen ihre Strahlen vielleicht nur die ganz hohen Wolkenschichten am Himmel; unter Umständen fällt die Vorstellung auch komplett aus. Oft genug wird der Einsatz aber durch ein besonders schönes Farbspektakel am Himmel belohnt, und wenn man dann noch das Glück hat, den Mond als Bonus dazugeliefert zu bekommen und dieser sich dann so perfekt im Wasser spiegelt wie hier, sind wir mehr als zufrieden.

Abendstimmung am Rappbodestausee im Harz 24 mm, Blende 11, 1/2 Sekunde, ISO 200

Burg Trifels bei Annweiler im Pfälzer Wald 75 mm, Blende 11, 1/30 Sekunde, ISO 100

DIFFUSES LICHT Gerne arbeiten wir mit dem direkten Licht der Sonne in all seinen Nuancen. Doch auch bei vermeintlich uninteressantem Licht müssen Landschaften nicht langweilig sein. Das diffuse Licht eines bewölkten Himmels hat auch seine Vorteile. Harte Schlagschatten und starke Kontraste haben einen großen Reiz, wenn man gezielt mit ihnen umgeht. Sie können ein Bild aber auch regelrecht zerstören. Diffuses weiches

Licht ermöglicht sehr viel differenziertere Darstellungen. Ich mag es vor allem im Herbst. Der Blick zur Burg Trifels im Pfälzer Wald im großen Bild links wäre im Sommer bei bedecktem Himmel und einheitlich grünen Bäumen sicher sehr viel spannungsloser als mit den vielen unterschiedlichen Farbtönen des Herbstlaubs, das in seiner Farb- und Leuchtkraft gerade durch das diffuse Licht sehr gut heraus kommt. »Indian Summer« in Good Old Germany. Auch und vielleicht gerade im Wald ist diffuses Licht sehr willkommen. Überhaupt ist der Wald immer ein herrliches Arbeitsfeld gerade bei vermeintlich »schlechtem« Wetter. Selbst bei Regen lässt es sich im Wald ganz wunderbar fotografieren. Ohne direktes Sonnenlicht ist hier alles sehr schön gleichmäßig ausgeleuchtet, es kommt zu keinen störenden Licht- und Schattenwirkungen und harten Kontrasten.

Felsenmeer bei Hemer im Sauerland 55 mm, Blende 11, 1/10 Sekunde, ISO 100

Blick vom Belchen im Schwarzwald über den Nebel zu den Alpen

NEBEL Als ein ganz besonderes Geschenk empfinde ich den Nebel. Er kann traumschöne und unwiederbringliche Stimmungen erschaffen, einzelne Objekte wie beispielsweise Bäume freistellen und andere gnädig verhüllen. Nebel kann sich in Flusstälern oder über feuchten Wiesen frühmorgens schon nach einer durchgezogenen Regenfront bilden und dann sehr flüchtig sein, sodass manchmal nur ganz wenig Zeit zum Fotografieren bleibt. Die will dann gut genutzt sein. Wirklich großartige Nebel-Highlights sind aber vor allem die herbstlichen Inversionswetterlagen in den Bergregionen. Dann liegt dichter Nebel oft bleischwer über dem Tal, nicht selten tagelang. Nur die Gipfel der Berge ragen daraus empor, während sich ein klarer und wolkenloser Himmel über die Szenerie spannt,

so wie hier im Bild links beim Blick vom Belchen im Schwarzwald hin zu den Alpen. An verschiedenen Tagen bin ich mehrmals dort hinauf gewandert, bis endlich alles stimmte. War anfangs zwar durchaus schon Nebel im Tal, doch die Sicht auf die Alpen noch nicht klar und konturiert genug, wurde der Nebel dann in einer bestimmten Höhe gehalten und verdichtet, über der sich die Bergkette der Alpen im Hintergrund scharf abzeichnen konnte. GEWITTER- UND REGENWOLKEN Auch wenn wir natürlich gerne bei Sonnenschein unterwegs sind und ungern mehrere Tage Dauerregen ertragen: Für Landschaftsfotograf*innen gibt es eigentlich kein schlechtes Wetter. Fast könnte man sogar das Gegenteil behaupten, denn wie sonst im Leben auch ist alles, was abseits des Gewohnten und Alltäglichen liegt, eben deshalb auch besonders interessant. Dunkel aufziehende Gewitterwolken, Sturm und Hagel können uns dramatische Bilder bescheren. »Wetterfotografie« ist mittlerweile ein ganz eigenes Genre innerhalb der Landschaftsfotografie geworden, und es gibt Spezialisten, die solchen Wetterphänomenen regelrecht hinterherjagen, die »Stormchaser«. Mit fundierten meteorologischen Grundkenntnissen ist es gut möglich, die Wettervorhersage entsprechend zu interpretieren, um zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein. Doch auch wer einfach nur von einem Gewitter überrascht wird, kann versuchen, es überzeugend ins Bild zu setzen, bevor er oder sie die Flucht antritt. Das Gewitter über dem Darßer Weststrand kündigte sich ganz langsam an. Waren es erst nur ein paar fotogene Wolken am noch blauen Himmel, verdunkelten diese sich jedoch rasch, bis sie am Horizont schon einen Teil ihrer nassen Fracht auszuschütten begannen. Letztlich zog das Gewitter dann aber vorüber und nicht auf mich zu; ich bin dann nicht einmal sehr nass geworden.

Gewitterwolken über der Ostsee am Darß 40 mm, Blende 11, 1/250 Sekunde, ISO 100

18 mm, Blende 11, 1/50 Sekunde, ISO 200

Eigentlich ein Allerwelts-Motiv, wie wir es praktisch überall in Deutschland finden können: ein Feld, ein paar Bäume, ein Waldstück am Horizont. Keine spektakuläre Kulisse, für die man eine weite Reise auf sich nehmen würde. Aber eben deshalb ein perfektes Beispiel dafür, dass es genau dies gar nicht unbedingt braucht, die großartige Kulisse. Was wir in der Landschaftsfotografie viel mehr und wirklich brauchen, sind gute Lichtstimmungen und ein bisschen gestalterisches Geschick. Dann können wir die Gunst eines solchen Augenblicks nutzen und auch in einer flachen und auf den ersten Blick wenig spannenden Landschaft wie dieser zu starken Bildern kommen. Das ist nicht schwer und lässt sich erlernen. Was macht dieses Bild aus? Natürlich wird es dominiert von dem dramatischen Wolkenhimmel. Doch mit einem einheitlich grünen Feld darunter wäre die Wirkung noch nicht so stark. Also suchen wir uns einen schönen

Vordergrund, der in gewisser Weise sogar die Bewegtheit der Wolken spiegelt. Als Kontrapunkte des nun horizontal in zwei gleich große Hälften aufgeteilten Bildes dienen dann noch die kleinen Bäume. Mehr braucht es nicht.

Regenbogen am Solling im Weserbergland 75 mm, Blende 11, 1/50 Sekunde, ISO 100

REGENBOGEN Der i-Tupf nach dem Gewitter: ein Regenbogen. Ein noch größeres Geschenk kann einem

Landschaftsfotografen wirklich nicht gemacht werden. Solche Bilder sind nicht planbar und erwecken eben deshalb umso dankbarere Gefühle. Doch erst einmal heißt es schnell sein, denn das zarte Lichtkunstwerk am Himmel ist meist nur von sehr kurzer Dauer. Es erscheint ja nur, wenn die Regenfront durchgezogen ist und danach die Sonne wieder hervorbricht. Nur solange es dann vor Ort noch genügend Wassertröpfchen in der Atmosphäre gibt, an denen sich das Licht brechen kann, haben wir die Chance auf einen Regenbogen. Eigentlich hatte ich mich nur zum Schutz vor dem heftigen Regenguss in den Wald verzogen. Überhaupt ist der Wald ja wie schon gesagt ein gutes Revier für »Schlechtwetter«- und Regenfotos. Dort war ich dann so vertieft mit den Bäumen beschäftigt, dass ich fast nicht mitbekommen hätte, wie nach dem Regen die letzten Sonnenstrahlen des Tages einen Regenbogen an den Himmel zauberten. Die gleichmäßige Kette der Bäume an den hell leuchtenden Feldern legte dann fast wie von selbst diesen relativ engen Bildausschnitt fest.

DER RICHTIGE ZEITPUNKT Fast jede Landschaft hat ihre ideale Tageszeit, in der sie sich »im schönsten Licht« präsentiert. Die sich nach Osten hin orientierenden Kreidefelsen der Ostseeinsel Rügen beispielsweise werden bevorzugt im Licht der aufgehenden Sonne fotografiert, während sie nachmittags schon im Schatten liegen. Umgekehrt kommen wir an den Weststrand vom Darß oder an die Strände der Nordsee, um abends den Sonnenuntergang zu fotografieren. In solchen Fällen zeigt uns schon der Blick auf die Landkarte, wann und von welcher Seite das Licht kommt und wann wir an Ort und Stelle sein müssen, um die gewünschte Lichtsituation einfangen zu können. Oft ist dies jedoch nicht ganz so klar und eindeutig, und es braucht einen Erkundungsgang. Dann stellen wir vielleicht fest: Im Moment ist das Licht ziemlich flach und wenig interessant, aber heute Nachmittag, wenn die Sonne von der Seite hereinscheint und der Landschaft ein ganz wunderbares Streiflicht spendiert, oder heute Abend, wenn sie dort hinten untergeht, könnte es ganz toll aussehen. Oder morgen früh könnte sich im Tal vielleicht Nebel gebildet haben. Dazu braucht es ein bisschen Vorstellungsvermögen und Erfahrung, aber auch Zeit und vor allem überhaupt die Möglichkeit, noch ein zweites Mal an den selben Ort zurückzukommen. Wir sehen also immer wieder: Eine der wichtigsten Helferinnen für bessere Bilder ist die Zeit, die wir uns für sie nehmen. Für Smartphone-Nutzer gibt es eine ganze Reihe von Apps, die beispielsweise den Verlauf der Sonne und sogar des Mondes anzeigen und bei der Planung ebenso sehr hilfreich sein können wie die Wettervorhersage. Doch auch hier bin ich wieder ein bisschen »Old School«. Wenn alles allzu perfekt planbar und vorhersagbar ist und ich das imaginierte Bild sozusagen nur noch »abholen« muss, wird es fast schon wieder ein bisschen langweilig, und es geht für mich auch ein Stück Landschaftserlebnis verloren. Ein gewisses »Restrisiko«, eine Unsicherheit, ob alles wirklich so sein wird, wie ich mir das vorgestellt habe, erhöht den Reiz des Ganzen und schärft überdies die Sinne. Zudem kann es auch eine Herausforderung sein, zur »falschen Zeit« unterwegs zu sein, und zu sehen, was man trotzdem aus der Situation machen kann.

20 mm, Blende 11, 1/50 Sekunde, ISO 100

Als Fotograf*in hat man am Königsstuhl auf Rügen mehrere Möglichkeiten. Man kann von dort aus den Sonnenaufgang erleben, mit einem ganz fantastisch weiten Blick aus großer Höhe über die Ostsee, oder man wandert ein kleines Stück weiter bis zum Aussichtspunkt Viktoriasicht, von wo aus der Königsstuhl selbst ins Bild zu bekommen ist. Auf jeden Fall kommt man eigentlich am frühen Morgen her. Die Wolken am Horizont haben noch eine rosa Färbung, während der Königsstuhl schon vom ersten Licht der Sonne getroffen wird und der Wald in herbstlichen Rottönen erglüht. 24 mm, Blende 11, 1/10 Sekunde, ISO 100

Es geht aber auch »anders herum«. Wald und Felsen liegen längst im Schatten, und wir sind eigentlich zur »falschen Zeit« hier. Doch die hinter dem Königsstuhl untergehende Sonne erleuchtet die Wolken am Horizont und macht so aus dem falschen Zeitpunkt genau den richtigen. Zwei vom Licht her ganz unterschiedliche Bilder also, doch ich finde es schwierig zu entscheiden, welches das stimmungsvollere ist. 24 mm, Blende 11, 1/25 Sekunde, ISO 100

DER UNWIEDERBRINGLICHE MOMENT Für viele Menschen ist dies eine der wichtigsten Fähigkeiten der Fotografie, wenn nicht sogar ihr Wesensmerkmal: den einen entscheidenden Moment festzuhalten, in dem etwas Unwiederbringliches und nicht Wiederholbares geschieht. Kein Geringerer als der große alte Meister der Reportagefotografie, der französische Fotograf Henri Cartier-Bresson, hat den Begriff des »moment décisif«, des entscheidenden Augenblicks, zum Mantra und Leitmotiv seiner Arbeit gemacht: »Es gibt nichts auf der Welt, das nicht einen entscheidenden Augenblick hätte.« Und so gehört eben auch das zur Kunst eines guten Fotografen und einer guten Fotografin dazu, diesen Moment vorauszuahnen, geduldig auf ihn zu warten, ihn zu erkennen und ihn entschlossen und schnell dem Fluss der Zeit zu entreißen wie ein Jäger seine Beute. Besonders die Reportagefotografen haben sich immer gerne so stilisiert. Landschaftsfotografie scheint da geradezu das Gegenteil zu verkörpern. Wiesen und Felder, der Wald und die Berge, sie liegen still und unbewegt vor uns, und wir haben alle Zeit der Welt, sie ins Bild zu setzen. Eine gemütliche Angelegenheit, wie es scheint. Doch auch wir Landschaftsfotograf*innen brauchen diesen Dreiklang aus Vorausahnung, Geduld und schneller und gezielter Reaktion. Für einzigartige und unwiederbringliche Momente sorgt bei uns meist das Licht. Wir warten geduldig auf die Sonne, bis sie über der Bergkette hervorblinzelt oder durch eine kleine Lücke in der fast geschlossenen Wolkendecke hervorbricht und die Szenerie verzaubert und im Wortsinne in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Natürlich geht es hier nicht um Sekundenbruchteile, und es braucht gewiss nicht die Reaktionsschnelligkeit beispielsweise eines Sportfotografen, aber kurz genug sind solche Momente wie hier am Barmsee doch, dass wir sie nicht verpassen wollen. Deshalb müssen wir vorbereitet sein, und auch wenn Reaktionsschnelligkeit in der Reportagefotografie maximale Beweglichkeit voraussetzt, so kann in der Landschaftsfotografie dafür ein Stativ sehr hilfreich sein, so widersprüchlich dies auf den ersten Blick vielleicht auch erscheinen mag. Die Kamera ist positioniert, der Bildausschnitt ist gewählt, die Einstellungen sind vorgenommen, sodass wir im »entscheidenden Moment« nur noch den Auslöser betätigen müssen.

Am winterlich verschneiten Barmsee machte mir der Wind ein ganz besonderes Geschenk: Über der zugefrorenen Eisdecke wirbelte er für einen kurzen Moment die Eiskristalle auf, in denen sich das Licht der Sonne wie in einem Regenbogen brechen konnte. »Halo« nennt man diesen Effekt, ein kreisförmiger Ring um die Sonne in allen Farben des Regenbogens. Normalerweise wird er durch Lichtbrechung der Sonne in den Eiskristallen der in großer Höhe schwebenden Cirruswolken hervorgerufen. Doch hier zeigte sich dieses fragile Lichtkunstwerk für einige Sekunden direkt vor mir über der Seeoberfläche. 20 mm, Blende 16, 1/200 Sekunde, ISO 100

An den Vogelfelsen auf Helgoland ließ sich gut beobachten, wie die großen Basstölpel den Aufwind an der Steilküste beim Landeanflug nutzen. So richtete ich die Kamera auf dem Stativ aus und wartete, damit mir ein Vogel dekorativ in die Lücke über dem Felsen fliegen sollte. Doch einer der Basstölpel schoss über die »Landebahn« hinaus und segelte direkt auf mich zu. Ich konnte ihn gerade noch passend ins Bild bekommen, während schon der nächste im Anflug war. 100 mm, Blende 11, 1/800 Sekunde, ISO 800

BILDSERIEN UND SEQUENZEN In der Landschaftsfotografie widmen wir uns meist dem Einzelbild, doch kann man fotografisch natürlich auch »in Serie« gehen, also Bildreihen oder sequenzen erstellen. Eine ganz einfache Grundidee für eine Bildserie ist es beispielsweise, ein bestimmtes Objekt in regelmäßigen zeitlichen Abständen immer wieder zu fotografieren, und so Veränderungen zu dokumentieren. Das kann ein einzelner Baum sein, den man immer wieder besucht und zu unterschiedlichen Tageszeiten, Jahreszeiten oder Licht- und Wetterstimmungen zeigt, oder ein Ausblick auf eine Landschaft. Am besten sollte dies eine Stelle sein, die schnell und leicht erreichbar ist; ideal wäre z. B. ein Platz, an dem man auf dem Weg zur Arbeit täglich vorbei kommt, oder der das Ziel des allabendlichen Spaziergangs mit dem Hund ist. Nicht die großartige Szenerie ist dabei wichtig, sondern ihren Reiz bekommt eine solche Serie durch die Reihung und Vergleichbarkeit der Bilder, die schon kleine Unterschiede ins Auge fallen lässt. Perfekt für diese Vergleichbarkeit ist es dabei, jedes Bild ganz konsequent von demselben Aufnahmestandpunkt aus mit stets derselben Brennweite und mit dem immer gleichen Bildausschnitt zu fotografieren. In einer Bildreihe oder Serie lässt sich also ein Motiv in unterschiedlichen Situationen zeigen, während eine Sequenz eine zeitliche Abfolge an einem Motiv dokumentiert, die sich auch zu einem Zeitraffer-Film aneinander fügen lassen könnte. Eine wunderbare Spielwiese für Ideen, da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

45 mm, Blende 11, 4 Sekunden, ISO 200, 6.08 Uhr

45 mm, Blende 11, 1/15 Sekunde, ISO 200, 6.28 Uhr

45 mm, Blende 11, 1/60 Sekunde, ISO 200, 6.48 Uhr Während die Bilder auf der vorigen Doppelseite den bekannten Blick zum Leuchtturm auf Hiddensee in unterschiedlichen Lichtsituationen und Tageszeiten zeigen, vom späten Sonnenuntergangslicht über die »Blaue Stunde« des Abendhimmels bis zum Morgenrot des nächsten Tages, dokumentieren die in einem zeitlichen Abstand von je 20 Minuten aufgenommenen Bilder vom Seealpsee einen interessanten Ablauf: Bei Bild 1 (linke Seite) ist der Morgenhimmel noch dunkel, die höchsten Bergspitzen erglühen allein durch die Reflexion des gegenüberliegenden Morgenrots. Bei Bild 2 (links oben) ist der Morgenhimmel schon so hell geworden, dass die unbeleuchteten Bergspitzen plötzlich dunkler erscheinen und erst bei Bild 3 (links unten) von der aufgegangenen Sonne wieder erleuchtet werden. In der »normalen« Landschaft ist dieser verblüffende Effekt weniger stark zu beobachten, hier erleben wir meist nur den Schritt von Bild 2 zu Bild 3, also den Wechsel von »unbeleuchtet« zu »beleuchtet«. Ungewohnt ist eher Bild 1, denn hier lässt eben nicht das direkte Sonnenlicht, sondern noch in der Dunkelheit des ganz frühen Morgens allein das Morgenrot die Bergipfel erglühen. In den Bergen sieht man dieses deshalb auch »Alpenglühen« genannte Phänomen jedoch immer wieder. So sind auch weit vor Sonnenaufgang bzw. lange nach Sonnenuntergang beeindruckende Bilder möglich.

TOTALE UND DETAIL Eine ganz andere Form der Bildserie könnte der Versuch sein, eine Landschaft in möglichst viele und eventuell auch gänzlich unterschiedliche Bilder zu übersetzen. Ich versuche das gerade selbst ein wenig zu »trainieren«. Wie schon gesagt beschränke ich mein fotografisches Equipment schon aus Gewichtsgründen gerne auf das Nötigste. So kommt ein starkes Teleobjektiv eher selten in den Rucksack bzw. eigentlich nur, wenn ich vorher schon sicher bin, es unterwegs auch wirklich zu brauchen. Diese Beschränkung der Ausrüstung ist aber nicht nur mit einer Beschränkung der Möglichkeiten verknüpft, sondern kann auch eine Beschränkung der eigenen Sehweisen und -gewohnheiten bedeuten. So laufe ich nicht selten Gefahr, gar nichts anderes mehr wahrzunehmen als die »große Totale«, und übersehe manchmal die kleinen Dinge am Wegesrand genauso wie interessante Details im großen Panorama-Bild. Daran kann man aber arbeiten. So mache ich es mir eben deshalb öfter zur Aufgabe, von Panorama-Blick umzuschalten auf Detail-Blick, also bewusst nach Tele-Motiven Ausschau zu halten, auch wenn ich eigentlich wegen der Weitwinkel-Totalen gekommen bin, so wie hier an der Saarschleife. Das schult auf jeden Fall das fotografische Sehen und bricht eingefahrene Sehgewohnheiten auf. Dann entdecke ich vielleicht, dass der Nebel vor den Hügelketten am Horizont in der Dämmerung schon ein ganz eigenes Bild ergibt. Oder welch schöne Lichtergloriolen die Sonne später den Baumkronen spendiert.

16 mm, Blende 16, 1/125 Sekunde, ISO 100

Hat man dieses »Umschalten« erst einmal verinnerlicht, lässt es sich bei fast jedem Panorama-Motiv anwenden und durchaus auch noch viel weiter treiben. Eine ganz einfache und hilfreiche Übung kann es dann beispielsweise sein, sich beim Blick auf die Totale zu fragen: Was sehe ich hier eigentlich alles? Und dann ist da auf einmal nicht nur die großartige Kulisse, derentwegen ich gekommen bin, sondern die Wiese, die Gräser, die Blumen, vielleicht ein Schmetterling, ein Weg, eine Hütte, der Wald, die Bäume, der kleine See, auf dem See vielleicht ein Boot, über dem See die Berge, darüber der Himmel, die Wolken. Es kann eine wunderbare Sache sein, einfach einmal einen ganzen Nachmittag an einer einzigen Stelle zu bleiben, mit dem Entschluss, alles zu fotografieren, was man wahrnimmt, und mit den dabei entstandenen Bildern als Serie dann eine ganze andere Geschichte über diesen Platz zu erzählen, als dies mit einem Einzelbild möglich gewesen wäre.

20 mm, Blende 16, 1/125 Sekunde, ISO 100

LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE – EIN PLÄDOYER Bevor wir uns nun in den nächsten Bildkapiteln den einzelnen Landschaften und Regionen widmen, möchte ich hier ein kurzes Plädoyer halten zum fotografischen Umgang mit der Natur. Dieses Buch soll nicht nur ein Lehrbuch zum Thema Landschaftsfotografie sein, sondern gleichzeitig auch eine Art Reiseführer zu den attraktivsten und schönsten Landschaften Deutschlands, der Sie auch zu meinen ganz persönlichen »Favorite Places« führt. Ganz gleich, ob Küste, Mittelgebirge oder Alpen, in jeder Region Deutschlands gibt es interessante und schöne Plätze, die es wert sind, sich fotografisch mit ihnen zu beschäftigen. Der Erkundung der nächstgelegenen Landschaften mal den Vorzug zu geben vor der Fernreise nach Neuseeland oder Amerika ist im übrigen auch förderlich für die Verbesserung des persönlichen ökologischen Fußabdrucks.

Es muss nicht unbedingt der Eibsee sein mit der Zugspitze dahinter, die Burg Eltz in der Eifel oder die Basteibrücke im Elbsandsteingebirge. Wie wäre es mit dem kleinen Moorsee im Roten Moor in der hessischen Rhön? Ein unspektakulärer, aber eben deshalb wunderschöner Platz. Solche landschaftlichen Kleinode finden sich nahezu überall in Deutschland, und wer hier einmal einen stillen Morgen verbracht hat, wird gerne wiederkommen und immer andere Stimmungen vorfinden. 35 mm, Blende 11, 1/80 Sekunde, ISO 100

Genau dazu möchte ich deshalb ganz besonders anregen: nicht in die Ferne zu schweifen, sondern Lieblingsplätze in der eigenen Region zu finden, die ohne Aufwand und weite Anreise leicht zu erreichen sind, die man immer wieder aufsuchen und fotografieren und ihnen dabei auch immer wieder andere Aspekte abgewinnen kann. Es muss keine dramatische Szenerie oder Kulisse sein, nicht das aufgewühlte Meer oder die grandiose Gebirgskette. Eine schöne Waldlichtung, eine Wiese voller Wildblumen, eine Baumgruppe, ein kleiner See – all das sind Motive, die fast überall zu finden sind und eine fotografische

Beschäftigung lohnen. Und solche Plätze haben einen ganz entscheidenden Vorteil: Man hat sie meist für sich alleine und kann sich ihnen ganz in Ruhe widmen, ihren besonderen Zauber spüren und erfahren. Am wichtigsten ist dabei die Zeit, die man sich für solche Landschaftserlebnisse nimmt. Ganz anders erlebe ich es manchmal an den fotografischen »Hotspots«, zu Ikonen gewordenen Ansichten, die man immer wieder sieht. Die hat es zwar schon immer gegeben, doch hat sich hier in den letzten Jahren unter anderem durch »Social Media« etwas verändert: An gewissen Orten scheint man als Fotograf oder Fotografin offensichtlich unbedingt gewesen sein und dies auch durch Selfies mit Partner oder Partnerin ausgiebig dokumentiert haben zu müssen. Ich will das nicht kritisieren, doch wenn man an manchen Plätzen inzwischen das Gefühl hat, für ein Foto Schlange stehen zu müssen, kann von einem Landschaftserlebnis meiner Meinung nach nicht mehr wirklich die Rede sein. Es scheint dann vorrangig um das Ablichten einer bestimmten Szenerie und um das Abhaken einer »Bucket List« zu gehen, und die Gefahr ist groß, bei anderen gesehene Bilder einfach nachzuahmen. Dennoch stelle ich hier trotzdem solche Hotspots vor, denn bekannt sind sie nun mal sowieso schon, und es wäre ein sehr elitärer und auch unmöglicher Anspruch, sie »verheimlichen« zu wollen. Es geht um etwas anderes: An der durch ihre besondere Schönheit hervorgerufenen Aufmerksamkeit leiden diese Plätze auch. Wiesen werden plattgetrampelt, störende Zweige abgeknickt, alles im Ringen um das ersehnte Top-Foto, und am Ende bleibt auch noch der Müll liegen. Deshalb meine große Bitte, sich bei allem fotografischen Streben rücksichtsvoll und sensibel durch die Landschaft zu bewegen und alles zu unterlassen, was zu Störungen und Beeinträchtigungen führt. Ganz einfach also das, was man schön findet und gerne fotografiert, auch wirklich zu lieben und entsprechend zu behandeln.

20 mm, Blende 16, 1/125 Sekunde, ISO 100

LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE IN DEUTSCHLAND

DIE REGIONEN

24 mm, Blende 11, 1/5 Sekunde, ISO 200

NORDSEE LEUCHTTURM IN DEN DÜNEN AM ELLENBOGEN, SYLT Der rot-weiße Leuchtturm am Ellenbogen ist so etwas wie das inoffizielle Wahrzeichen der Nordseeinsel Sylt und wird entsprechend gern fotografiert. Häufig auch aus allernächster Nähe oben auf den Dünen. Doch sollte der Dünenkamm aus Gründen des Küstenschutzes nicht betreten werden, und ich will das hier auch nicht propagieren. Der Leuchtturm lässt sich auch vom Strand aus schön in Szene setzen. In der großen Totalen ist er so zwar nur ein recht kleiner, ganz an den linken Rand gesetzter Punkt, er beherrscht aber dennoch wie ein Ausrufezeichen markant als Blickpunkt das Bild. Sowohl die Wolken als auch die Wellen der Dünen scheinen direkt auf ihn hin zu führen. Die in den Vordergrund gerückten Strandhaferbüschel betonen die Weite der Landschaft, und schon ein mittleres Weitwinkelobjektiv von 24 mm reicht aus, um auch das Meer noch ins Bild zu bekommen. Vom Stativ aus habe ich mit Spiegelvorauslösung fotografiert; das empfiehlt sich bei längeren Belichtungszeiten, um etwaige Verwacklungen durch den hochklappenden Spiegel zu vermeiden. Achten musste ich dann nur noch darauf, im Moment des Auslösens auch das Aufleuchten des Leuchtturms zu erwischen, das mit dem Restlicht der untergehenden Sonne korrespondiert. Das Auge springt bei der Betrachtung des Bildes zwischen diesen beiden Punkten hin und her. Später am Abend dann sozusagen der Gegenschuss in die andere Richtung. Inzwischen ist der Mond aufgegangen und konkurriert mit dem Leuchtturm um den Rang als bildbeherrschender Blickpunkt. Die Belichtungszeit von 2,5 Sekunden sorgt schon für eine schöne Verwischung der anbrandenden Meereswellen. Die weiße Gischt und der von den Wellen aufgeworfene Spülsaum im Sand zielen genau zum Mond hin und geben dem Bild trotz des nur leichten Weitwinkels von 35 mm eine starke räumliche Wirkung.

35 mm, Blende 11, 2,5 Sekunden, ISO 200

24 mm, Blende 11, 1/40 Sekunde, ISO 100

LEUCHTTURM UND DÜNEN AUF AMRUM Stellenweise über einen Kilometer weit wandert man von den Dünen auf Amrum über den Kniepsand bis zum Meer, und damit ist er nicht nur der breiteste Strand der Nordseeinseln, sondern wohl auch einer der breitesten Strände im nördlichen Europa. Ursprünglich eine Sandbank, ist er längst an die Insel herangewachsen. Er soll angeblich weiter in Bewegung bleiben und in nördlicher Richtung um die Insel herumwandern. Fotografisch ist er ein herrliches Betätigungsfeld für Licht- und Schattenspiele aller Art. Die tief stehende Sonne lässt den Strandhafer lange Schatten werfen, so ergeben sich am Übergang vom flachen Strand zu den Vordünen mit jedem Schritt neue reizvolle Formationen. Auch die von Wind und Wasser geformte Wellenstruktur des Sandes kommt durch das tief stehende Licht erst so richtig zur Geltung. Da fällt es manchmal schwer zu entscheiden, ob man sich nur den Schattenspielen in den Dünen

widmet, wo man auch die Sonne ins Gegenlicht-Bild einbeziehen kann, oder bis nach vorne zum Ufer wandert, denn erst von dort hat man diesen Blick zurück zum Leuchtturm. Je nach Stärke des dann verwendeten Teleobjektivs kann es kritisch werden mit einer ausreichenden Schärfentiefe, um sowohl die Wellen im Sand als auch den hinter den Dünen aufragenden Leuchtturm scharf abzubilden. Starkes Abblenden ist hilfreich, für fortgeschrittene Spezialisten gibt es die Methode des »Focus-Stacking«, bei der die Schärfe in mehreren Einzelbelichtungen von vorne nach hinten gezogen und diese anschließend in der Bildbearbeitung zu einem Bild vereint werden. Ich habe es mir etwas einfacher gemacht und lediglich zwei Belichtungen dafür verwendet, zum einen die untere Hälfte mit der Schärfe auf dem Sand und zum zweiten die obere Hälfte mit der Schärfe auf Dünen und Leuchtturm.

100 mm, Blende 16, 1/20 Sekunde, ISO 100

MUSCHELN UND WATT / AMRUM

Das tief stehende Sonnenlicht betont und modelliert natürlich auch kleine Details, an denen ich leider viel zu oft vorbeilaufe. Das schöne Streiflicht lässt nicht nur die Muscheln im Sand aufleuchten, selbst die einzelnen Sandkörner treten plastisch hervor und werfen eigene Schatten, während die Wellenstruktur des rötlich auf Sand und Wasser glänzenden Gegenlichts wirkt wie ein abstraktes Gemälde. Auch hier ist je nach verwendetem Objektiv ein stärkeres Abblenden nötig, um eine durchgehende Schärfe zu erreichen.

100 mm, Blende 16, 1/50 Sekunde, ISO 200

Beide Bilder haben den typischen Ausschnitt-Charakter des Teleobjektivs und sind sozusagen »Draufsichten« von oben, bei der Wattstruktur schräg, bei den Muscheln aus geradezu senkrechtem Blickwinkel. Es muss aber nicht bei dieser klassischen Betrachtungsweise bleiben. Denkbar ist ja genauso,

sowohl den Blickwinkel als auch das Objektiv zu wechseln und die Muscheln mal aus der Froschperspektive zu fotografieren, mit dem Weitwinkel, groß im Vordergrund, mit der untergehenden Sonne dahinter. Gerade solche Details laden zum Spielen und Experimentieren ein.

100 mm, Blende 16, 1/80 Sekunde, ISO 200

MONDAUFGANG ÜBER DEN DÜNEN, AMRUM Was auf diesem Bild wie eine untergehende Sonne wirkt, ist in Wirklichkeit der aufgehende Mond. Aufmerksame Betrachter mögen das an der noch durch das Abendrot hervorgerufenen Schattenrichtung der Dünen und der Möwen erkennen. Lange nach Sonnenuntergang bot sich mir dieses Bild auf dem

Rückweg vom Strand, allerdings so spät, dass der Mond wegen der notwendig langen Belichtungszeit keine Zeichnung mehr bekam und nur noch als helle Scheibe abgebildet werden konnte. Glücklicherweise aber wenigstens noch kreisrund und nicht als Oval, denn er hat sich in den 10 Sekunden der Aufnahme doch noch nicht so sehr weiter bewegt, dass er schon eine Leuchtspur in den Himmel gemalt hätte. Auch die Möwen hatten sich zum Schlafen niedergelassen und still genug gehalten, um einigermaßen scharf aufs Bild zu kommen.

250 mm, Blende 11, 10 Sekunden, ISO 800

35 mm, Blende 11, 1/4 Sekunde, ISO 100

GEWITTERWOLKEN UND MONDAUFGANG AM LEUCHTTURM WESTERHEVER Stichwort Motivation: Fast wäre ich gar nicht hinausgegangen. Die Fahrt nach Westerhever war zunächst begleitet von recht vielversprechendem Wetter, doch je weiter der Weg nach Norden führte, umso mehr brauten sich die dunklen Wolken einer Gewitterfront zusammen. Am Parkplatz vor dem Deich hätte ich dann fast aufgegeben und den Weg zum Leuchtturm gar nicht mehr angetreten. Doch irgendein Funke Motivation und »Man weiß ja nie«-Gedanke war trotzdem noch da und ließ mich über den Deich zum Leuchtturm trotten. Unverhofft lugte am Ende des Weges dann doch noch kurz die Sonne hervor, um die ganz langsam wieder abziehenden Wolken in einem fast schon surreal wirkenden Licht erstrahlen zu

lassen. Also schnell weiter hinaus ins Watt, wo sich bei entsprechendem Wasserstand, Windstille und einer Portion Glück eine Spiegelung des Leuchtturms im Wasser zeigt. Dort ging auch der eigentliche Plan noch auf, dessentwegen ich hergekommen war: Über einer entfernten Wolkenbank am Horizont kletterte der Vollmond empor, um ebenfalls noch sein Spiegelbild zu präsentieren. Das war das Bild, das ich im Kopf hatte. Die Belichtungszeit benötigte nur einer leichte Korrektur nach unten. Und logisch, dass bei einer Belichtungszeit von 1/8 Sekunde das Stativ zum Einsatz kommt. BASSTÖLPEL AUF DEN VOGELFELSEN DER NORDSEEINSEL HELGOLAND An den Vogelfelsen auf Helgoland gehören die Basstölpel mittlerweile zu den dominierenden der dort brütenden Arten. Die schönen großen Vögel nisten vor allem oben auf den Felsen, während kleinere Seevögel wie die Lummen und Möwen ihre Nester in den Felsspalten und -vorsprüngen der senkrechten Steilwände bauen. Unermüdlich sind die Vögel unterwegs, um ihre Partnerinnen mit Nistmaterial zu versorgen. Von uns Menschen lassen sie sich ganz augenscheinlich nicht im Geringsten dabei stören oder beeindrucken, sodass man ihnen, nur durch ein Geländer von ihnen getrennt, erstaunlich nahe kommen darf. Und so sind hier mit dem Teleobjektiv nicht nur formatfüllende »Porträtfotos« einzelner Vögel oder Paare möglich, sondern auch weitwinklige Übersichten der Szenerie auf den Felsen mit den Vögeln in Nahansicht. Dabei erhob sich die Morgensonne gerade über den Felsen und spendierte dem Gefieder ein schönes Streiflicht. Befremdlich zu sehen war allerdings, dass nicht wenige der Nester aus einem Gewölle aus Kunststofffasern erbaut waren. Sind es Überreste von Fischernetzen, die an den Strand gespült und von den Vögeln vielleicht in Ermangelung natürlichen Nistmaterials verwendet werden?

200 mm, Blende 8, 1/400 Sekunde, ISO 400

16 mm, Blende 16, 1/160 Sekunde, ISO 200

HELGOLAND Auch ein schönes Beispiel für das Thema »Totale und Detail«, wenn auch zu ganz unterschiedlichen Tageszeiten. In der frühen Morgenstunde vor Sonnenaufgang kommt die Szenerie an der Langen Anna sehr stimmungsvoll zur Geltung. Der Himmel hat noch alle Farben der Dämmerung, die Felsen liegen im Schatten, nur die Spitze der Langen Anna selbst scheint schon erleuchtet. Die Kombination aus Blende und Belichtungszeit ist so gewählt, dass die Schärfentiefe von den brütenden Vögeln im Vordergrund bis zum Horizont reicht, wobei die fliegenden Vögel in ihrer Bewegung zwar schon leicht verwischt dargestellt werden, aber noch gut erkennbar sind. Auch zu dieser frühen Morgenstunde sind die Basstölpel schon

aktiv.

20 mm, Blende 8, 1/30 Sekunde, ISO 400

Wesentlich betriebsamer geht es jedoch zur Nachmittagszeit zu. Zahllose Vögel sind in der Luft und umkreisen die Felsnadel der Langen Anna. Der enge Ausschnitt des 200-mm-Teleobjektivs konzentriert den Blick auf die Felsspitze und zeigt ganz deutlich, dass die Basstölpel bevorzugt die exklusiven Penthouse-Wohnungen in den oberen Etagen bezogen haben, während die Lummen und Möwen weiter unten nisten. Die fliegenden Vögel sind in sehr kurzer Belichtungszeit eingefangen, und das Licht- und Schattenspiel der Nachmittagssonne lässt den Felsen plastisch wirken.

200 mm, Blende 11, 1/500 Sekunde, ISO 200

55 mm, Blende 11, 1,3 Sekunden, ISO 100

OSTSEE OSTSEE / WELLEN Gemeinhin gilt ja eher die Nordsee als rau und stürmisch, doch auch die Ostsee ist nicht nur ruhig und sanft, sondern kann bei entsprechender Windstärke durchaus auch Wellengang entwickeln. Die heranbrandenden Meereswogen bieten dann eine prima Möglichkeit, mit unterschiedlichen Belichtungszeiten zu experimentieren. Statt die Wellenbewegung mit einer kurzen Belichtungszeit »einzufrieren« wurden von vorneherein die niedrigste ISO-Einstellung und eine kleine Blende gewählt. So konnte mit der daraus resultierenden Belichtungszeit von 1,3 Sekunden eine recht bewegte Darstellung erreicht werden. Da ist es schon ganz hilfreich, nicht nur den Horizont, sondern auch die diagonal durchs Bild laufende Reihe der Wellenbrecher als statische Bezugspunkte zu haben, an denen sich das Auge festhalten kann. Zusätzlichen Reiz bekommt das Bild durch die glückliche Fügung, dass sich das Abendrot der schönen kleinen Lücke im Wolkenhimmel nicht nur auf der nassen Oberfläche der Wellenbrecher spiegelt, sondern auch noch in einer vom Wasser nur leicht überfluteten Stelle des Strandes im Vordergrund. Dieses Spiel mit immer längeren Zeiten lässt sich natürlich noch weiter treiben, erst recht mit dem Einsatz von Neutraldichtefiltern; erheblich längere Belichtungszeiten von mehreren Sekunden bis Minuten lassen dann alle Bewegung im Bild verschwimmen, und das Meer wird als strukturlose und wie wattiert wirkende Fläche abgebildet, so wie es beim Bild auf Seite 30/31 zu sehen ist. Tagsüber ist die Wellenbewegung dann ganz klassisch mit kurzer Belichtungszeit »eingefroren«, ebenso wie der Paraglider, der das wolkenlose Blau des Himmels als Bühnenvorhang nutzt, vor dem er sich eindrucksvoll in Szene setzen kann. Und als wollte er für den Fotografen ein Schaulaufen veranstalten, gleitet er immer wieder genau über der Abbruchkante am Hohen Ufer hin und her, sodass es genügend Gelegenheit gibt, ihn als dominanten Blickpunkt ins Bild zu bekommen. Die Wirklichkeit ist natürlich profaner: Nicht über dem Meer, sondern nur hier an der Steilküste gibt es genügend Auftrieb, um in der Luft zu bleiben.

Paraglider am Hohen Ufer, Ahrenshoop 50 mm, Blende 11, 1/320 Sekunde, ISO 200

18 mm, Blende 11, 1/50 Sekunde, ISO 200

WESTSTRAND AM DARSS Ein Spaziergang entlang des Weststrands am Darß lässt sich natürlich auch bei wolkenlosem Himmel und strahlendem Sonnenschein genießen, fotografisch verlangt diese urwüchsige und nahezu unberührt wirkende Landschaft jedoch nach ein wenig Drama. Da kommen die dunklen Regenwolken ganz recht, die an diesem Spätnachmittag die unterschiedlichsten Stimmungen hervorzaubern. Schnell sind Blickrichtungen und Perspektiven zu wechseln, mal ist der Blick in nördliche Richtung der interessantere, mal umgekehrt der Blick nach Süden. Der Wind treibt die Schaumkronen der Wellen an den Strand; Schuhe, Füße und Hosenbeine werden nass, doch das spürt man nur beiläufig. Der Himmel,

die Wolken und das Licht selbst sind das eigentliche Motiv, Augen und Wahrnehmung sind ganz auf Weitwinkel geschaltet, um möglichst viel von dieser Stimmung einzufangen. Und so scheint es dann auch ganz stimmig, dass Himmel und Meer den größten Teil der Bildfläche für sich beanspruchen. In solchen schnell wechselnden und sich verändernden Lichtsituationen hilft einem die Erfahrung, ganz intuitiv zu fotografieren und sich nicht allzu viele Gedanken um Technik und Gestaltung zu machen. Natürlich achtet man auf das richtige Zusammenspiel von Blende und Belichtungszeit, auf einen geraden Horizont und überlegt sich, dass ein leerer Sandstrand weniger dramatisch wirkt als ein vom weißen Schaum der Wellen überspülter. Doch eigentlich gibt man sich ganz dem Erleben der Situation hin, und eben das sollte dann ja auch in den Bildern zu spüren sein. KREIDEKÜSTE RÜGEN Gar nicht selten ist die halbe Stunde, bevor die Sonne hinter dem Horizont heraufzieht, noch stimmungsvoller als der eigentliche Sonnenaufgang selbst, und dies von so hoher Warte über dem Meer aus zu erleben, hat etwas sehr Berührendes. Dafür ist aber zeitiges Aufstehen angesagt, denn man sollte für die Wanderung zu den schönsten Stellen an der Küste eine halbe bis ganze Stunde einplanen – ganz gleich, ob von Sassnitz aus oder vom Parkplatz Hagen im Nationalpark. Um dann in der Dunkelheit des frühen Morgens, ausgerüstet mit Stirn- oder Taschenlampe, keinen falschen Schritt zu tun, ist es mehr als sinnvoll, sich schon tags zuvor mit den Gegebenheiten am gewünschten Ziel vertraut gemacht zu haben. Steht man dann an der richtigen Stelle, lässt sich in Ruhe das beste Licht abwarten und genießen. Dieses »Abwarten und Genießen« ist für mich eine ganz wesentliche Voraussetzung für gelungene Bilder, die mehr sein sollen als nur ein Ablichten der vorgefundenen Situation, die das eigene Empfinden widerspiegeln. Auch die Entscheidung »Hochuferweg oder Strandweg« sollte unbedingt schon im Vorfeld getroffen werden, denn es gibt nur ganz wenige Treppen als Verbindung zwischen Hochufer und Strand. Ohnehin kostet das Pendeln zu viel Kraft und wertvolle Zeit. Sinnvoller ist es, sich für jeweils eine Möglichkeit zu entscheiden, also an einem Tag den Strand entlangzuwandern, um am nächsten Tag die Blickpunkte vom Hochufer aus zu erkunden. Hier wie auch beim Bild der folgenden Doppelseite hätte der Bildausschnitt auch wesentlich enger gefasst werden können durch eine viel stärkere Konzentration auf die Kreidefelsen. Warum dann hier wieder und noch viel stärker als im vorangegangenen Bild vom Darßer Weststrand diese große Leere über zwei Drittel der gesamten Bildfläche, die die Kreidefelsen als das eigentliche Motiv ja im Wortsinne zu Randerscheinungen degradiert? Es ist dieser unendlich weit sich öffnende Blick über das Meer vom erhöhtem Standpunkt aus, dem hier der Raum gegeben werden soll, der nötig ist, um einem Gefühl für die Erhabenheit dieser Küste Ausdruck zu verleihen. Wir haben an Deutschlands Küsten kaum andere Stellen, an denen die Augen von erhöhter Position aus solch riesige Räume überfliegen können. Ein engerer Ausschnitt hätte zudem das wunderbare Farbspiel im Himmel nicht so zeigen können, das ganz wesentlich zur Bildwirkung beiträgt.

20 mm, Blende 16, 1/40 Sekunde, ISO 100

KÖNIGSSTUHL / KREIDEKÜSTE, RÜGEN Zugegeben, der Sonnenstern ist eine Marotte von mir, oft und gerne eingesetzt. Doch der Effekt ist einfach zu stark und verführerisch, als dass man sehenden Auges darauf verzichten wollte. Die Sonne als Stern beschert jedem Bild einen unübertroffen starken Blickpunkt von der Kraft eines Ausrufezeichens. Einfaches »Rezept« dafür: Weitwinkelobjektiv einsetzen, Linse putzen, Blende 11 oder 16, das ist alles, was es braucht. Und je dunkler das Umfeld, umso stärker die Leuchtkraft der daraus hervorblitzenden Sonnenstrahlen.

Vom Bildausschnitt etwas enger gefasst und ohne den Sonnenstern wäre das Bild vom Königsstuhl ein bisschen langweilig und wenig interessant, weil gänzlich ohne Licht. Wald und Felsen liegen schon im Schatten, auch der wolkenlose Himmel ist nicht besonders spannend. Da wirken die Sonnenstrahlen fast wie die aufdringliche Lichthupe eines Autofahrers. Um sie noch ins Bild einbeziehen zu können, musste der Bildausschnitt sehr weit gefasst werden. Der Königsstuhl als das eigentliche Motiv rückt weit nach rechts, zugunsten von sehr viel Wald in der linken Bildhälfte; eine etwas eigentümliche Gestaltung, für die es ohne die Sonne gar keinen Grund gegeben hätte. So aber wird sie zum mächtigen Hauptakteur.

18 mm, Blende 16, 1/100 Sekunde, ISO 100

LEUCHTTURM AUF DEM DORNBUSCH, HIDDENSEE In der klassischen »Standardansicht« wird der Leuchtturm auf Hiddensee meist von der dann groß im Vordergrund stehenden Kiefer eingerahmt (siehe auch die Bilder auf Seite 78/79). Obwohl durch das Geländer vom Hauptweg getrennt, hat sich längst ein Trampelpfad zum Baum hin etabliert. Geht man jedoch auf dem vorgegebenen Wanderweg weiter, kehren sich die Größenverhältnisse um. Der Leuchtturm überragt dominant den Horizont, die kleine Silhouette der Kiefer unterstreicht jetzt den BonsaiCharme des Baums. Früh in der dunklen Morgendämmerung ist auch das Licht des Leuchtturms noch stark genug, um bildwirksam zu sein. Gestalterisch würde die linke Bildhälfte wohl auch als Quadrat für sich alleine genommen ganz gut funktionieren, die vermeintlich leere rechte Bildhälfte gibt jedoch den Blick frei über die Ostsee bis nach Rügen.

80 mm, Blende 11, 1/2 Sekunde, ISO 200

FISCHERBOOT AM STRAND VON BANSIN, USEDOM Zum Glück kam ein Schwarm Möwen. Das Boot ist sowieso schon etwas aus der Bildmitte gerückt, die Fahnenstangen weisen noch weiter nach links aus dem Bild hinaus, da fehlte im leeren Morgenhimmel noch ein Akzent, der ein gewisses gestalterisches Gleichgewicht herstellt. Dafür sorgten dann die Vögel. Noch vor Sonnenaufgang erweist sich an diesem windigen Morgen die Belichtungszeit von einer halben Sekunde als gerade richtig, um sowohl den Fähnchen als auch den Möwen eine schöne Bewegungsunschärfe zu verleihen, sie aber nicht mit einer noch längeren Belichtungszeit gänzlich

verwischt darzustellen. Für Bewegungsunschärfe wie diese gibt es kein allgemeingültiges Standardrezept; es ist immer auch ein Tasten und Ausprobieren in Abhängigkeit von der Bewegungsrichtung und geschwindigkeit.

24 mm, Blende 11, 1/50 Sekunde, ISO 100

SEEBRÜCKE IN AHLBECK, USEDOM Abendstimmung bei Ahlbeck auf Usedom. Der Strand ist schon menschenleer, nur auf der Seebrücke sind noch vereinzelte Spaziergänger auszumachen. Die Sonne ist weit links außerhalb des Bildes längst

untergegangen, ihr Widerschein erleuchtet jedoch noch die Wolken am Himmel und taucht die gesamte Szene in ein warmes rötliches Licht. Auch dieses Bild ließe sich bequem zu einem Quadrat beschneiden, denn alles »Bildwichtige« konzentriert sich in der rechten Hälfte. Doch erst der freie Blick über den leeren Strand und die weit in die Ostsee zielende Seebrücke geben dem Bild die nötige Tiefenwirkung.

16 mm, Blende 11, 1/10 Sekunde, ISO 100

MECKLENBURGISCHE SEENPLATTE SCHWERINER SEE »Land der tausend Seen«: Mit diesem Beinamen schmückt sich nicht nur Finnland, sondern auch Mecklenburg. Durchaus zu Recht, denn neben den großen Seen wie dem Schweriner See, dem Plauer See und Müritz gibt es unzählige kleine, davon sind besonders im Nationalpark Müritz viele nur zu Fuß per Wanderung erreichbar. Aber das macht ja gerade ihren Reiz aus und ist mehr als empfehlenswert. Sonnenauf- und untergänge sind am Wasser wegen der Spiegelung sozusagen immer doppelt reizvoll, und so ist dem freien Blick übers Wasser zum Horizont im Bild des Schweriner Sees auch die ganze rechte Bildhälfte gewidmet. Blickpunkt ist jedoch das Bootshaus, das die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne einfängt.

24 mm, Blende 11, 1/80 Sekunde, ISO 100

Doch es muss gar nicht immer das Wasser sein, dem die meiste Aufmerksamkeit gilt. Hier sind es vielmehr die Silhouetten der Bäume und besonders die Samenstände des Löwenzahns, die die Bildwirkung prägen. Die halbhohe Position der Hocke ermöglicht es, den Löwenzahn groß genug ins Bild zu bekommen, während er vom letzten Licht der untergehenden Sonne durchleuchtet wird. Für durchgehende Schärfe bis zu Horizont sorgt eine kleine Blendenöffnung, für den Ausgleich im Helligkeitsunterschied zwischen Landschaft und Himmel ein Verlauffilter. DORFLINDE IN SPECK

Mecklenburg-Vorpommern ist aber nicht nur das Land der Seen, sondern auch ein Paradies für Baumliebhaber. Viele wundervolle Alleen und ganz großartige und jahrhundertealte Baumgestalten gibt es hier zu bestaunen. Ein beliebtes Ziel sind die berühmten Ivenacker Eichen bei Stavenhagen, von denen die älteste und stärkste mit einem Stammumfang von 12,5 Metern als massereichste Eiche Europas gilt. Doch auch viele andere alte Eichen, Linden und Buchen wollen entdeckt werden. Die alte Linde beim Örtchen Speck am Ostrand der Müritz ist für mich eine der märchenhaftesten Linden Deutschlands. Ein Besuch lohnt besonders im Frühling oder Herbst, wenn das Laub nicht so dicht ist wie im Sommer und deshalb den Blick auf die herrliche Wuchsstruktur des alten Baumes erlaubt. Ebenso wie im kahlen Zustand im Winter, während viele Bäume im dicht belaubten Sommerkleid oft nur als große grüne Kugeln wahrgenommen werden. Bäume lassen sich natürlich genau wie Landschaften in den unterschiedlichsten Lichtsituationen und Stimmungen fotografieren, doch um den Detailreichtum der knorrigen Baumstämme sichtbar werden zu lassen, bevorzuge ich das weiche und schattenlose Licht eines bewölkten Himmels, wie es in diesem Bild zur Anwendung kommt. Direktes Sonnenlicht, welches das Laub durchdringt, zeichnet oft ein eher verwirrendes Licht- und Schattenspiel auf die Stämme.

18 mm, Blende 11, 1/30 Sekunde, ISO 100

ODERBRUCH In der Einsamkeit der tischebenen Landschaften des Oderbruchs findet man gelegentlich noch solch verträumte Kopfsteinpflasterwege. Nass glänzend vom Regen und beleuchtet vom späten Licht der untergehenden Sonne kommt das Pflaster im Gegenlicht hier besonders gut zur Geltung. Der Einsatz eines Weitwinkelobjektivs gibt dem Bild eine starke räumliche Wirkung, zusätzlich betont noch durch den zentralperspektivischen Bildaufbau, der den Weg bis zum Horizont hinführt. Durchbrochen wird die strenge Symmetrie nur durch die Position der Baumgruppe, die gemeinsam mit der Sonne zum Blickpunkt im Bild wird. Und es brauchte eben genau das dunkle Umfeld der Bäume, um die durch eine stark geschlossene Blende erzeugten Sonnenstrahlen wirkungsvoll darstellen zu können.

24 mm, Blende 11, 1/40 Sekunde, ISO 100

Den eigentlichen Reiz des Oderbruchs machen jedoch die schönen Altarme des Flusses aus. Bei Windstille lassen sich hier ganz wunderbare Spiegelungen fotografieren. Wir scheinen auf die dadurch erzeugte Symmetrie wohl besonders konditioniert zu sein, unser Auge empfindet sie als harmonisch und ausgeglichen. Doch lauert hier gleichzeitig auch eine Gefahr, denn sie können in ihrer Perfektion schnell ein wenig langweilig wirken. Ohne die Wolken, die das Ganze etwas auflockern, wäre das sicher schon der Fall. Da ist es einen Versuch wert, einfach ein paar Schritte zur Seite zu gehen, um das Schilf im Vordergrund mit ins Bild einzubeziehen. Die im Schatten des Deichs liegenden dunklen Halme legen sich wie ein Scherenschnitt über das Bild und geben der Szene eine zusätzliche Dimension.Kommt beim

Ausgleichen des Helligkeitsunterschieds zwischen hellem Himmel und dunklerer Spiegelung ein Verlauffilter zum Einsatz, sollte auf die richtige Stärke geachtet werden, damit nicht durch einen zu starken Filter die Spiegelung heller als der Himmel wird, was immer unnatürlich wirkt.

24 mm, Blende 11, 1/40 Sekunde, ISO 100

100 mm, Blende 11, 1/20 Sekunde, ISO 400

SPREEWALD Am schönsten und stimmungsvollsten erkundet man die Kanäle des Spreewalds bei einer Tour mit dem Kanu, wie sie von zahlreichen Verleihern angeboten wird. Allerdings hat man dann stets die sehr tief liegende Perspektive von der Wasseroberfläche aus. Es führen aber auch Rad- und Wanderwege durch das Biosphärenreservat. Wer hier zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, dem bieten sich von den vielen Brücken aus auch mal etwas höhere Foto-Standpunkte. Dort lässt sich dann auch länger verweilen, um auf wechselnde Lichtsituationen oder andere Veränderungen im Bild zu warten, so wie hier auf die Ente. Es mag banal klingen, aber die kleine Ente als Blickpunkt trägt ganz erheblich zur Bildwirkung bei. Belichtungstechnisch erfordert eine Gegenlichtsituation mit einem extremen Kontrast zwischen Hell und Dunkel immer einen Kompromiss: Eine Überbelichtung des sich im Wasser spiegelnden Sonnenlichts wird sich kaum vermeiden lassen, wenn die Bäume nur so weit unterbelichtet werden sollen, dass sie in der Nachbearbeitung noch aufgehellt werden können. Wichtig ist also, bei der Aufnahme das Histogramm im Auge zu behalten.

50 mm, Blende 11, 1/125 Sekunde, ISO 400

Ähnliches gilt für das Bild mit den Schwänen: Mich reizte zwar zunächst einfach das Lichtspiel auf der Birkenreihe am Ufer, doch machen die beiden Schwäne die Szene erst zu einem wirklichen Bild. Ohne sie würde dem Bild trotz der schönen Lichtstimmung etwas fehlen, sie sind der i-Tupf und Hingucker, zu denen das Auge bei der Bildbetrachtung immer wieder zurückkehrt. Und wie das mit allem so ist, was wir nicht beeinflussen können: Es brauchte Geduld (und Glück), bis sie sich an die richtige Stelle bewegt hatten und als Paar auch in dieselbe Richtung schauten.

60 mm, Blende 11, 1/40 Sekunde, ISO 200

LÜNEBURGER HEIDE ELLERNDORFER WACHOLDERHEIDE Viel zu spät erst habe ich die Lüneburger Heide für mich entdeckt, dabei ist sie vor allem zur Blütezeit im August eine wahre Traumlandschaft, die es mit ihren lila Teppichen spielend mit den Lavendelfeldern der Provence aufnehmen kann. Es gibt nicht so viele Stellen in Deutschland, wo man selbst bei einem 360Grad-Rundumblick nicht die geringsten Anzeichen menschlicher Zivilisation zu sehen bekommt (wobei natürlich die Heidelandschaft selbst ein Eingriff des Menschen in die Natur ist; ohne die regelmäßige Beweidung mit Schafen würden Buschwerk und Gräser die Landschaft dominieren). In der Hauptsaison zieht es täglich viele Besucher zum Wilseder Berg und dem berühmten Totengrund, doch gibt es in der Region auch viele andere schöne Flecken, und wie immer lohnen sich besonders die frühen Morgen- und Abendstunden, nicht nur, um dann im Nebel oder bei Mondschein die schönsten Stimmungen zu erleben, sondern auch am stärksten ein Gefühl unberührter Landschaft zu verspüren.

TOTENGRUND IN DER LÜNEBURGER HEIDE

Die Landschaft der Lüneburger Heide wird von Schäfern mit ihren umherziehenden Schafen gepflegt und vor Verbuschung geschützt. Und wenn man nicht das Glück hat, einem Schäfer mit seiner Herde zu begegnen, so sieht man doch hier und da noch einen Schafstall wie diesen. Mehr noch als die tief stehende Sonne markiert er den Blickpunkt des Bildes, auch wenn der blühenden Heide im Vordergrund der größte Anteil im Bild eingeräumt ist. Durch einen tiefen Kamerastandpunkt kommen die Blütenstände des Heidekrauts recht groß zur Geltung und betonen dadurch die räumliche Tiefenwirkung des Bildes, das von den Birken und Wacholderbüschen links und rechts eingerahmt wird. Ein solcher Rahmen im Bild selbst trägt sehr viel zu einer geschlossenen und harmonischen Bildwirkung bei.

Schafstall in der Lüneburger Heide

24 mm, Blende 16, 1/30 Sekunde, ISO 100

OSTFRIESLAND PILSUMER LEUCHTTURM BEI GREETSIEL, OSTFRIESLAND Immer mal wieder einen Perspektivwechsel versuchen und einen anderen Standpunkt einnehmen: Der berühmte Pilsumer Leuchtturm ist meist aus einer mehr oder weniger immer gleichen Perspektive zu sehen. Man wandert über den Deich auf ihn zu, bis man nahe genug dran ist, um ihn groß ins Bild zu setzen. Spricht auch nichts dagegen, und wenn man dann noch mit einem Nordsee-typischen dramatischen Wolkenhimmel beschenkt wird, ist schon mal ein brauchbares Bild »im Kasten«. Dann aber beispielsweise einfach mal die Treppenstufen hinuntergehen und noch ein Stückchen weiter bis zu dem kleinen Priel, einmal umdrehen, und schon zeigt sich die ganze Landschaftsansicht, in der der Leuchtturm nur noch ein kleiner, aber wichtiger Punkt im Bild ist. Wichtig dabei: rücksichtsvolles Verhalten gegenüber der Vegetation und den eventuell hier grasenden Schafen.

24 mm, Blende 11, 1/50 Sekunde, ISO 100

16 mm, Blende 11, 1/125 Sekunde, ISO 100

ZWILLINGSMÜHLEN BEI GREETSIEL Auch die benachbarten Zwillingsmühlen bei Greetsiel müssen nicht unbedingt immer von derselben Stelle gleich gegenüber dem Parkplatz fotografiert werden, auch wenn sie von dort sehr dominant wirken und sich schön im Wasser spiegeln. An einem schönen Sommermorgen aus der Ferne betrachtet, erheben sich die markanten Silhouetten der Windmühlen fast wie eine Fata Morgana über dem leichten Nebel und dominieren als Blickpunkte ganz eindeutig das Bild. Gerade bei solchen bekannten und oft gesehenen ikonischen Hotspots ist es natürlich nicht immer einfach, einen anderen Blick zu finden, doch einen Versuch wert ist es auf jeden Fall.

EMSLAND MOORLANDSCHAFT IM EMSLAND »Schaurig ist’s, übers Moor zu gehen«, dichtete schon Annette von Droste-Hülshoff. An nebligen Novembertagen geben die Moorlandschaften der Norddeutschen Tiefebene ihr Bestes, um möglichst düster und unheimlich zu wirken. Im Frühsommer ist die Atmosphäre – trotz Nebel – eine andere: Weiße Wollgrasbüschel säumen die Ufer der kleinen Moorseen und lassen sich vielfältig in Szene setzen, ob im Mondlicht oder zum Sonnenaufgang. Das Bild rechts zeigt den magischen Moment, wenn das erste Licht der Sonne den über dem Wasser liegenden Nebel durchbricht. Eine märchenhafte Stimmung, die nur wenige Minuten anhält. Da ist es dann manchmal gar nicht so leicht, die Situation als Fotograf*in in ein Bild umzusetzen und sie gleichzeitig auch als geschenkten Augenblick zu genießen. Trotzdem finde ich, dass das bewusste Wahrnehmen – und Genießen – einer solchen Stimmung die wichtigste Voraussetzung für entsprechend gute Bilder ist.

20 mm, Blende 11, 1/60 Sekunde, ISO 100

MOOR, DETAILS Und immer mal wieder: Totale und Detail. Seinen besonderen Zauber entfaltet das Wollgras natürlich auch in der Nahansicht. Die Zeit und Geduld dafür sollte man sich unbedingt nehmen. Hier sind die Büschel in einer Schärfenebene nebeneinander aufgereiht, der Hintergrund ist durch das Teleobjektiv unscharf abgesetzt, aber eben doch noch scharf genug, um als Kulisse mit der untergehenden Sonne kenntlich zu sein. Fasern und Härchen leuchten im Gegenlicht. Wer über eine entsprechende Makro-Einstellung am Objektiv verfügt, kann auch noch näher rangehen und diese zarten und filigranen Kunstwerke der Natur auch mal ganz groß und formatfüllend ins Bild setzen, da sind die gestalterischen Spielmöglichkeiten

unbegrenzt.

50 mm, Blende 11, 1/125 Sekunde, ISO 200

135 mm, Blende 11, 1/500 Sekunde, ISO 400

MÜNSTERLAND KASTANIENALLEE IM SCHLOSSPARK HERTEN Berühmt ist das Münsterland vor allem für die großen Park- und Gartenanlagen der Wasserschlösser wie Nordkirchen, Lembeck, Anholt und viele kleinere. Die meisten sind uneingeschränkt öffentlich zugänglich, nur wenige haben feste Öffnungszeiten wie Lembeck und Anholt, doch auch hier kann man den ganzen Tag verbringen und verschiedene Lichtstimmungen bis zum Sonnenuntergang fotografieren, denn hinaus gelangt man durch eine Drehtür notfalls auch noch am Abend. Reizvoll für die Landschaftsfotografie sind hier beispielsweise die schön angelegten Alleen. Meist sind es Kastanienalleen, da lohnt sich ein Besuch natürlich besonders zur Blütezeit im Mai. Und wie eigentlich immer bei Alleen ergibt sich mit einem leichten Teleobjektiv der zentralperspektivische Bildaufbau fast wie von selbst und ermöglicht uns beim Betrachten ein virtuelles Spazierengehen durch den grünen Tunnel der Allee.

60 mm, Blende 11, 1/30 Sekunde, ISO 100

WESTRUPER HEIDE Weniger bekannt sind solche landschaftlichen Kleinode wie zum Beispiel die Westruper Heide bei Haltern. Viel kleiner als die Landschaften der Lüneburger Heide, aber zur Blütezeit im August und September ebenso stimmungsvoll, dafür aber etwas ruhiger und einsamer. Durch die relative Nähe zu meinem Wohnort kann ich hier schnell vor Ort sein, wenn die Wetterbedingungen vielversprechend sind, und so ließen sich nicht nur die abziehenden Regenwolken am Vorabend, sondern auch der am nächsten Morgen sich bildende leichte Nebel wunderbar zum Fotografieren nutzen. Unmittelbar vor die aufgehende Sonne platziert, verstärkt die dunkle Silhouette einer Kiefer die leuchtenden Strahlen, die scheinwerferartig den Nebel durchdringen.

Überhaupt möchte ich an dieser Stelle nochmals dazu raten, diesen jeweiligen »Heimvorteil« der Landschaften der nächsten Umgebung aktiv zu nutzen. Die Möglichkeit, die vor der Haustür liegende Landschaft zum optimalen Zeitpunkt aufsuchen und fotografieren zu können, kann viel mehr Befriedigung und bessere Bilder verschaffen, als sich an vermeintlichen Traumzielen mit widrigen Licht- und Wetterbedingungen herumschlagen zu müssen.

NIEDERRHEIN MORGENSTIMMUNG AM NIEDERRHEIN Schon im Herbst kann man am Niederrhein die ersten Vogelscharen beobachten, die hier in großen Schwärmen landen. Die Altrhein-Arme mit den angrenzenden Wiesen bieten ihnen perfekte Rastgebiete mit ausreichend Nahrung und Schutz. Manche Vogelarten machen nur kurz Halt, um dann weiter nach Süden zu ziehen, andere Arten wie die arktischen Wildgänse verbringen den ganzen Winter hier und sind inzwischen zu einer eigenen Attraktion in der Landschaft geworden. Naturschutzverbände veranstalten geführte Touren, bei denen man den Vögeln nahe kommen kann, ohne sie zu stören. Mein Ziel waren aber gar nicht die Wildgänse, sondern die Flusslandschaft selbst, und so war ich eher überrascht, als an diesem Frühherbstmorgen ein lautstark schnatternder Schwarm auftauchte. Die Einstellung der Kamera auf dem Stativ passte daher auch nicht wirklich dazu: Blende 16 wegen des Sonnensterns, aber die sich entsprechend daraus ergebende Belichtungszeit von 1/50 Sekunde ist eigentlich schon zu lang, um die Gänse im Flug noch wirklich scharf abbilden zu können. Es geht nur »so gerade eben noch«. Ansonsten aber ein unverhoffter Bonus, denn die Gänse machen den wolkenlosen und fast ein bisschen eintönig blauen Himmel auf jeden Fall interessanter. Dank der Windstille zeichnen sie sogar ihr Spiegelbild in die makellos glatte Wasseroberfläche.

Spiegelungen sind immer wieder reizvoll, und damit solche Symmetrien richtig zur Geltung kommen, wird meist ganz automatisch eine Gestaltung gewählt, die den Horizont mehr oder weniger exakt in der Bildmitte positioniert. Manchmal verdeutlicht das auch kleine Wunder: Die Krone des schon vor längerer Zeit umgestürzten Baumes ist größtenteils abgestorben, doch ein starker Seitenast hat nicht aufgegeben, sondern strebt mit aller Kraft aus der erzwungenen Waagerechten wieder zurück in die ihm gemäße Senkrechte.

EIFEL Der Wanderweg am Rur-Stausee im Nationalpark Eifel schlängelt sich etwas oberhalb der Uferlinie entlang, ein schöner Spaziergang beginnt beispielsweise am Parkplatz Büdenbach, südlich der Staumauer bei Heimbach. An vielen Stellen sind hier die Fichtenbestände abgeholzt worden, damit sich langfristig wieder der natürliche Baumbestand ansiedeln kann. Kurzfristig hat sich zunächst oft großflächig Fingerhut ausgebreitet, zur Blütezeit im Sommer ein malerisches Bild. Zum Sonnenuntergang galt es, einen Moment der Windstille abzuwarten und dann eine Balance zu finden zwischen einer angemessen kurzen Belichtungszeit, damit die hin und her schwankenden Stauden nicht verwischt erscheinen, und kleiner Blende, um eine durchgehende Schärfentiefe von den Blüten im Vordergrund bis zum Horizont zu gewährleisten. Beim Helligkeitsunterschied zwischen Abendhimmel und Landschaft half wie so oft ein Verlauffilter. Ein geübter Betrachter erkennt das an der Tatsache, dass die Spiegelung des Himmels im See heller dargestellt wird als der Himmel selbst, was ja nie der Realität entspricht. Eine allein auf die Landschaft und besonders auf die Blüten im Vordergrund abgestimmte Belichtung hätte ohne Korrektur durch einen Verlauffilter einen deutlich zu hellen Himmel zur Folge gehabt.

16 mm, Blende 16, 1/30 Sekunde, ISO 200

WEINFELDER MAAR Natürlich hätte man den Bildausschnitt auch enger fassen und sich nur auf das Maar selbst konzentrieren können, doch auch hier konnte ich nicht widerstehen, die so fotogen durch das Geäst der Bäume strahlende Sonne mit ins Bild zu nehmen. Das Weinfelder Maar oder auch Totenmaar bei Daun ist nicht nur das am schönsten gelegene der Eifeler Maare, sondern auch beliebter Schauplatz der immer zahlreicher werdenden regionalen EifelKrimis, sodass die Jury des jährlich in Daun stattfindenden Krimifestivals »Tatort Eifel« zukünftige Teilnehmer schon gebeten hat: »Bitte keine Leichen mehr im Totenmaar versenken«. Stimmungsvoll genug ist das Maar an einem schönen Sommermorgen auch ohne Krimi-Hintergrund. Der vom Parkplatz in wenigen Minuten erreichbare Fotostandpunkt am Hang auf der Südseite bietet den besten Überblick, um das Maar in seiner Gesamtheit ins Bild zu bekommen. Wenn es dann noch windstill ist und die spiegelglatte Wasseroberfläche den Himmel reflektiert, macht das Totenmaar seinem Namen zum Trotz einen ganz und gar friedlichen Eindruck.

MORGENNEBEL IN DER EIFEL Eifel bedeutet aber auch und vor allem: ausgedehnte Waldlandschaften, und das nicht nur im Nationalpark der Nordeifel, sondern eigentlich überall. Schon meine Kindheit und Jugend in der Südeifel waren geprägt von ausgedehnten Waldwanderungen, die gleich hinter der Haustür begonnen haben. So konnte gar nichts anderes aus mir werden als ein Landschaftsfotograf. Der Wald ist ein Rückzugs- und Fluchtort, und gerade wenn an vermeintlich trüben Tagen draußen in der Landschaft nichts mehr zu gehen scheint, bietet der Wald immer noch alle Möglichkeiten. Deshalb: wenn es regnet, rein in den Wald! Sonne ist ihm nicht so zuträglich, aber bei Regen und Nebel fühlt der Wald sich wohl und schenkt uns die schönsten Stimmungen.

35 mm, Blende 11, 1/50 Sekunde, ISO 100

24 mm, Blende 16, 1/60 Sekunde, ISO 100

BURG ELTZ, EIFEL Zusammen mit Neuschwanstein im Allgäu und dem Hohenzollernschloss auf der Schwäbischen Alb gehört die Burg Eltz in der Eifel zu den Top 3 der landschaftlich schön gelegenen Burgen in Deutschland und hat ganz besonders in den Sozialen Medien eine staunenswerte Karriere hingelegt. Allein auf Instagram gibt es zigtausende Bilder der Burg, davon gefühlt die Hälfte inszenierte »Prinzessinnen-Fotos« mit in Ballkleidern posierenden jungen Damen auf der Burgbrücke. Ganz einsam und abgelegen im Wald macht die Burg Eltz auf jeden Fall den märchenhaftesten und verwunschensten Eindruck. Zu erreichen ist sie von der Moselseite aus über eine schöne Wanderung durch das Eltztal. Kürzer ist der Weg vom Waldparkplatz bei Wierschem von der Eifelseite aus. Von dort gelangt man sozusagen automatisch zum klassischen Fotospot mit Blick von oben auf die Burg. Gestalterisch gibt es aber auch andere Möglichkeiten: vom Standort direkt vor Burgtor und Brücke oder auch seitlich davon. Ein anderer und weniger oft gesehener Blick ist die Perspektive von der gegenüberliegenden Hangseite. Für Varianten der klassischen Ansichten müssen sonst eher die Licht- und Wetterstimmungen sorgen. Auch hier war die Sache mit dem

Sonnenstern wieder zu verführerisch, und so lohnte es sich an einem schönen Herbstnachmittag, zu warten, bis die Sonne sich Richtung Horizont senkte und durch Abblenden als Sonnenstern darstellen ließ.

16 mm, Blende 11, 1/20 Sekunde, ISO 100

PFÄLZER WALD Nicht nur die Waldeinsamkeit der dicht bewaldeten und nicht selten von pittoresken Burgen und Ruinen gekrönten Hügel ist es, die den Reiz des Pfälzer Waldes ausmacht, sondern ganz besonders die Felsformationen des Buntsandsteins, die hier oft ganz bizarre Gebilde hervorgebracht haben. Doch die

wollen erwandert und gefunden werden, und nicht alle machen es uns dabei so leicht wie beispielsweise der berühmte Teufelstisch bei Hinterweidenthal. Manche großartigen Foto-Spots liegen ganz versteckt irgendwo im Wald, ohne auffällige Wegmarkierung. Deshalb sind hier gute Vorbereitung und Wanderkarten wichtig. Zu den bekanntesten Aussichtspunkten gehört der Slevogt-Fels bei Annweiler, der vom Wanderparkplatz Ahlmühle leicht zu erreichen ist. Üblicherweise nimmt man von hier aus die Burg Trifels in den Blick, doch zauberte die späte Sonne ein solch herrlich rötliches Licht auf den Stamm der malerischen Kiefer, dass ich sie zum Hauptmotiv machte, mit der Ruine der Burg Scharfenberg im Hintergrund. SONNENAUFGANG AN DER WEGELNBURG Auch wenn es mühsam ist: Den Weg vom Dörfchen Nothweiler hinauf zur Wegelnburg, der höchstgelegenen Burg der Pfalz, sollte man zweimal gehen. Am Vortag im Hellen, um sich die Route einzuprägen, damit man sich am Folgetag beim zweiten Aufstieg in der Dunkelheit nicht verläuft. Denn natürlich wollen wir zum Sonnenaufgang hier oben stehen. Die Burgruine mit ihrem grandiosen Blick über die Bergrücken des Pfälzer Waldes ist eine großartige Location dafür. Besonders im späten Herbst, wenn die Chance auf Nebel in den Tälern besteht, begegnet man hier nicht selten gleichgesinnten Fotograf*innen. Und obwohl die Burgruine selbst für alle das klassische Motiv darstellt, lassen sich hier durch den 360°-Panoramablick in jede Richtung wunderbare Herbstwald-Bilder fotografieren.

18 mm, Blende 11, 1/15 Sekunde, ISO 100

18 mm, Blende 16, 1/2 Sekunde, ISO 200

ALTSCHLOSSFELSEN IM PFÄLZER WALD Die nicht nur unter Fotograf*innen wohl bekannteste Sandsteinformation im Pfälzer Wald ist sicherlich der Altschlossfelsen bei Eppenbrunn. Das etwa 1,5 Kilometer lange Felsmassiv gliedert sich in mehrere Blöcke und Felstürme, die bis zu 30 Meter Höhe erreichen. Eine Felslandschaft von einem ungeheuren Reichtum an Formen und Farben, sowohl in der großen »Totalen« als auch im Detail der Strukturen im Stein. Ob im Licht der Morgen- oder Abendsonne oder auch bei bedecktem Himmel, zwischen den Felsen zu wandern und dabei immer wieder neue Perspektiven und Blickwinkel zu entdecken, auf interessante Höhlen und Durchblicke zu stoßen, ist ein Naturerlebnis für sich.

Zu ganz besonderer Berühmtheit hat es dabei mittlerweile das sogenannte »Felsenglühen« gebracht, ein Schauspiel, das nur in einem kurzen Zeitfenster im Frühling beobachtet werden kann. Die Abendsonne kann dann noch ungehindert vom Laub der Bäume eine Felswand beleuchten, deren Reflexion eine Steinsäule zum Glühen bringt. Man sollte allerdings darauf gefasst sein, dass sich vor dem schmalen Spalt, durch den dies zu sehen ist, nicht selten gleich ein Dutzend Fotograf*innen drängen und um die beste Kameraposition bemühen, ganz ähnlich, wie man es auch von den Canyons in Arizona kennt. Man kann darauf auch verzichten und sich schon alleine vom Formenreichtum der ganz »normalen« Ansichten begeistern lassen.

18 mm, Blende 16, 1/2 Sekunde, ISO 200

MORGENSTIMMUNG PFÄLZER WALD Auch im Pfälzer Wald werden Frühaufsteher belohnt. Die vielen hoch gelegenen Aussichtspunkte schenken uns ganz traumhafte Blicke über die waldbedeckten Hügelketten. Lässt dann noch der Herbst die Täler im Nebel versinken und die Bergrücken daraus auftauchen, wirkt die Landschaft so einsam, unberührt und menschenleer, dass wir uns kaum mehr in Deutschland wähnen, sondern irgendwo fernab jeglicher Zivilisation. Am Bild dieser Doppelseite lässt sich gut studieren, was mit dem Begriff der Luftperspektive gemeint ist. Die uns als Betrachter am nächsten liegenden Hügelketten im Vordergrund erscheinen verhältnismäßig kontrastreich, klar konturiert, dunkel und farbgesättigt. Mit jeder weiteren Staffelung nach hinten nimmt der Kontrast ab, die Konturen beginnen schon leicht zu verschwimmen, die Hügel erscheinen weniger farbintensiv, zarter und heller, bis sie sich zum Horizont hin in ätherischem Licht fast aufzulösen scheinen. Räumliche Wirkung trotz Teleobjektiv entsteht hier allein durch diese Hell-Dunkel-Staffelung. MANDELBLÜTE IN DER PFALZ Nicht nur von bizarren Felsformationen durchbrochene Waldeinsamkeit ist prägend für die Pfalz. Am Fuß

der Wälder und Weinberge findet alljährlich ein Schauspiel statt, für das viele Menschen sonst nach Mallorca fliegen: die Mandelblüte. Zeitig im Früh jahr beginnt sie, meist schon im März, und setzt entlang des Mandelblütenpfads auf einer Länge von einhundert Kilometern parallel zur Deutschen Weinstraße erste rosa Farbtupfer in die sonst noch winterkahle Landschaft. Dann zeigen sich hier Bilder, wie man sie sonst nirgendwo in Deutschland fotografieren kann. Oft stehen die Mandelbäume in Reihen entlang von Feldwegen oder in den Weinbergen, und wer das Glück hat, an einem sonnigen Tag mit wolkenlos blauem Himmel unterwegs zu sein, kann hier durchaus auch mal wieder zum Polfilter greifen, um den Kontrast zwischen Himmelblau und Mandelblütenrosa noch etwas zu verstärken. Und natürlich sind die Mandelblüten auch ganz wunderbare Objekte für Detail- und Makrofotografien und das Spiel mit Schärfe und Unschärfe.

100 mm, Blende 8, 1/400 Sekunde, ISO 100

28 mm, Blende 11, 1/40 Sekunde, ISO 100

RHEIN UND MOSEL Was wäre der Rhein wohl ohne seine Burgen? Immer noch eine wunderbare Landschaft. Trotzdem sonnenklar, dass uns die hoch über dem Fluss errichteten Burganlagen in dieser großartigen Landschaftskulisse fotografisch ganz besonders reizen. Ebenso klar natürlich, dass hier schon Jahrhunderte vor uns Fotograf*innen die Landschaftsmaler*innen unterwegs gewesen sind und Bilder geschaffen haben, die unseren Blick auf den Fluss bis heute prägen. Mit diesen zu Ikonen gewordenen Ansichten haben sich dann auch ganz feste klassische Standpunkte etabliert. Der Blick vom Patersberg über die Burg Katz und die Windung des Flusses hin zum Loreleyfelsen beispielsweise ist ein solcher von vielen Gemälden her bekannter Aussichtspunkt, an dem wir uns heute ebenso selbstverständlich einfinden wie unsere malenden Kollegen aus früherer Zeit. Und fast könnte man auch staunen, wie wenig sich verändert zu haben scheint, wären da nicht die Bahngleise gleich an beiden Ufern und die großen Lastkähne auf dem Fluss, die den Rhein zu einer bedeutenden Verkehrsschiene für den Frachtguttransport gemacht haben. Unserer Begeisterung für die Rheinromantik kann dies nicht jedoch wirklich etwas anhaben. Das Donnern der Güterzüge hört man auf den Bildern nicht, und die Lastkähne lassen wir geduldig vorüberziehen, bis sie aus unserem gewählten Bildausschnitt verschwunden sind. Ist das schon »verlogen« oder gar »manipuliert«? Mit dieser nicht ganz unberechtigten Frage kommen wir zu einer schon im Eingangskapitel getroffenen Feststellung zurück, dass Fotografie immer nur ein ganz subjektiv geprägter Ausschnitt sein kann. Die Frage »Was zeige ich, und was zeige ich nicht?« müssen sich auch Dokumentarfotograf*innen stellen, denn auch sie können nicht »die ganze Wahrheit« abbilden. Doch nach diesen fast schon philosophisch anmutenden Überlegungen wieder zurück zu den ganz handfest praktischen Aspekten der Fotografie: In der offenen Landschaft sind wir frei beweglich, können ein Motiv umrunden, es aus verschiedenen Perspektiven und zu unterschiedlichen Tageszeiten zeigen. Ein solch klar definierter und an einen festen Standpunkt gebundener Blick wie der auf die Szene an der Burg Katz ist dagegen nahezu automatisch auch mit einer idealen Tageszeit verknüpft. Hier ist es das letzte Nachmittagslicht, mit dem die Sonne es im Herbst gerade noch schafft, der Burg ein Streiflicht zu schenken und das Laub der Bäume zu durchleuchten.

50 mm, Blende 11, 1/40 Sekunde, ISO 100

16 mm, Blende 11, 1/50 Sekunde, ISO 100

RHEINSCHLEIFE BEI BOPPARD Auch der Blick auf die Rheinschleife bei Boppard hat seinen festen Standpunkt und vor allem im Herbst mit dem Sonnenaufgang auch seine ideale Tageszeit. Tückisch kann dann allerdings der Nebel sein. Launisch und unberechenbar, kann er uns zu traumhaften Bildern verhelfen. Er kann uns aber ebenso gut auch die Sicht nehmen und jedes Bild verhindern. Und manchmal sind die Momente dazwischen nur von ganz kurzer Dauer. Frühmorgens vor Sonnenaufgang über der Rheinschleife, der Dämmerungshimmel wolkenlos, kein Nebel im Tal. Ein in seiner Makellosigkeit fast schon wieder ein bisschen langweiliger Anblick. Langsam steigt die Sonne über den Horizont, und ein bis dahin kaum erkennbarer Dunstschleier wächst sich in Windeseile zu einer dichten Wolkenbank aus, die alles verhüllt und weiteres Fotografieren unmöglich macht. Die kurze Zeit dazwischen aber macht einen jener vergänglichen »unwiederbringlichen Momente« aus, die schnell festgehalten werden wollen, bevor sie vorüber sind. Da ist es gut, wenn mit der Kamera auf dem Stativ der Bildausschnitt feststeht und man sich ganz auf die Entwicklung des Lichtschauspiels konzentrieren kann. Dann sind in dieser nicht ganz einfachen Situation auch einige Belichtungsvarianten möglich.

BURG STAHLECK BEI BACHARACH Steil bergauf geht es von Bacharach aus durch die Weinberge, der Ort liegt uns bald zu Füßen, und wir blicken zur Burg Stahleck auf der gegenüberliegenden Talseite. Erst wenn wir den höchsten Punkt erreicht haben, steht die Burg als markante Silhouette frei und ohne störende Überschneidungen vor dem Hintergrund des unten breit fließenden Rheins. Weit hinten hängt immer noch eine schwere Nebelbank, die sich den ganzen Tag nicht auflösen wollte. Das Tal versinkt schon im Schatten, und bevor die Sonne hinter den Hügeln des Hunsrücks verschwindet, arbeitet sie mit ihrem allerletzten Licht ganz plastisch die Struktur der Burgmauern heraus. Bange habe ich gewartet, ob das Ausflugsschiff es noch rechtzeitig an die gewünschte Stelle schafft, bevor auch die Burg im Schatten liegt. So fügt das Schiff dem Bild noch einen zusätzlichen Blickpunkt hinzu, und nur Minuten später hat die Sonne ihren Scheinwerfer ausgeschaltet.

70 mm, Blende 11, 1/80 Sekunde, ISO 100

NEBEL ÜBER DER MOSELSCHLEIFE BEI BREMM Einer meiner gern und immer wieder besuchten Lieblings-Spots ist der Platz über der Moselschleife bei Bremm. Man weiß vorher nie so ganz genau, was einen erwartet. Großartige Sonnenaufgänge sind hier ebenso möglich wie ein Blick auf dichte Nebelsuppe, die sich manchmal erst nach Stunden verziehen will. Auch an diesem Morgen war von der Flussschleife erst einmal überhaupt nichts zu sehen, sie lag versteckt unter dickem Nebel. Statt enttäuscht wieder abzuziehen, konzentrierte ich mich auf das schöne Spiel des Sonnenlichts auf den Nebelschwaden. Im Verlauf einer Dreiviertelstunde lösten sie sich nach und nach so weit auf, dass sie schließlich doch noch den Blick auf den Fluss und die malerische Klosterruine freigaben. Die korrekte Belichtung orientiert sich hier an den hellen Nebelwolken, die Struktur und Zeichnung

aufweisen und keinesfalls zu hell oder gar überbelichtet sein sollen. Da ist der Kontrollblick auf das Histogramm immer mal wieder hilfreich. Dass die Weinberge dann in tiefer Dunkelheit versinken, ist kein Problem, sondern bildet einen schönen Kontrast. Erst als die Sonne den Nebel so weit aufgelöst hat, dass ihre Strahlen auch die tief unten gelegene Klosterruine erreichen, gehe ich als Kompromiss zwischen Hell und Dunkel mit der Belichtungszeit eine Stufe nach oben. Grundsätzlich lässt sich eine dunkle Bildpartie in der Nachbearbeitung noch ganz gut aufhellen, solange sie nicht vollkommen schwarz ist. Eine ins reine Weiß überbelichtete Wolke würde jedoch wegen ihrer fehlenden Bildinformationen auch durch Nachdunkeln in der Bildbearbeitung immer eine strukturlose Fläche bleiben.

MOSELSCHLEIFE BEI BREMM

Den großartigen Blick auf die Moselschleife kann man sich von Bremm aus auf einer Tour durch die Weinberge erwandern, was nicht ganz unanstrengend ist, denn der Bremmer Calmont gilt als steilster Weinberg Europas. Lohnend ist die Mühe aber dennoch, weil sich nach jeder Wegbiegung und jedem gewonnenen Höhenmeter andere Perspektiven auftun. Deutlich leichter hat es, wer die Serpentinenstraße auf die Eifelhöhen hinauffährt. Oben angekommen, biegt rechts ein Feldweg ab, der zum Wanderparkplatz Calmont und kurz darauf zum Aussichtspunkt am Gipfelkreuz führt. Um die Flussschleife vollständig ins Bild zu bekommen, sollte man ein starkes Weitwinkelobjektiv von mindestens 20 mm Brennweite dabei haben. Frühmorgens zum Sonnenaufgang ist es besonders im Herbst oft ein Glücksspiel, ob die Sicht frei oder völlig vom Nebel verdeckt ist, oder ob nicht vielleicht nur ein paar wenige, dafür aber fotogene Nebelschleier zu einem besonders starken Bild verhelfen. Am Nachmittag ist das Licht dann meist gut, allerdings wirft der steile Weinberg schon bald einen großen Schatten auf die Moselschleife und die halbinselartige Landzunge mit der Klosterruine. Dann lohnt es sich durchaus, einmal bis weit nach Sonnenuntergang auf den Einbruch der Nacht zu warten. Während der gut fünf Minuten langen Belichtungszeit legen die Leuchtspuren der Fahrzeuge unten auf der Straße eine hell glänzende Kette um die Moselschleife und betonen ihre Hufeisenform umso mehr.

18 mm, Blende 11, 5 Minuten, ISO 400

16 mm, Blende 11, 1/30 Sekunde, ISO 100

SAUERLAND BRUCHHAUSER STEINE Die bizarren Porphyrfelsen der Bruchhauser Steine gelten als »Nationales Geotop« und gehören im Wortsinn zu den herausragenden Höhepunkten des Sauerlands. Wanderwege erschließen das Gebiet mit den vier markanten Felsen, von denen nur der höchstgelegene Feldstein bestiegen werden kann. Im Sommer dank Treppenstufen und Sicherungsseilen kein Problem, im Winter ist bei Schnee und Eis erhöhte Trittsicherheit geboten. Doch der Rundum-Blick vom Gipfel ist mehr als lohnend. Sinnvollerweise sollte hier ein starkes Weitwinkelobjektiv zum Einsatz kommen, mit dem die weite Sicht über die Landschaft betont werden kann. Auch die Verwendung eines Stativs ist anzuraten, wenn man sich vom eisig pfeifenden Wind nicht abschrecken lässt und bis zum Sonnenuntergang hier oben bleiben will. Mit etwas Glück belohnt dann der Himmel mit einem eindrucksvollen Farbschaupiel, das einen wunderbaren Kontrast zum Schwarz-Weiß der Landschaft herstellt.

BIGGESEE BEI ATTENDORN Vom fast identischen Standpunkt aus aufgenommen, zeigt das Bildpaar vom Biggesee sehr anschaulich, welch unterschiedlichen Verlauf die Sonne in den einzelnen Jahreszeiten nehmen kann. Beim Bild rechts ist die Sonne im Spätsommer in der rechten Bildhälfte hinter dem Horizont versunken, während sie drei Monate später beim Bild links im Spätherbst weit links außerhalb des Bildes untergeht, also an einer deutlich anderen Stelle. Ein genaues Wissen um solche Unterschiede des Sonnenstandes im Lauf des Jahres kann sehr wichtig und hilfreich sein, wenn eine Enttäuschung darüber vermieden werden soll, dass

eine geplante Bildvorstellung sich nur deshalb nicht realisieren lässt, weil man zur falschen Jahreszeit vor Ort ist.

Wir haben hier also zum einen eine Streiflichtsituation und zum anderen das Gegenlicht der Dämmerung. Im Herbstbild fangen die Birken im Vordergrund das seitliche Streiflicht der letzten Sonnenstrahlen ein, das ihr Laub ganz prächtig aufleuchten lässt. Im Sommerbild hingegen zeichnen sich die Birken als dunkle Silhouette vor dem See ab, dessen Wasseroberfläche die Dämmerungsfarben des glühenden Himmels widerspiegelt.

70 mm, Blende 11, 1/8 Sekunde, ISO 100

HERBSTNEBEL IM SAUERLAND In den Tälern des von vielen Bachläufen durchzogenen Sauerlands bildet sich im Herbst häufig Nebel. Von erhöhten Standpunkten ergeben sich dann schöne Blicke über die Hügellandschaft und den Nebel im Tal. So wie hier beim kleinen Örtchen Wildewiese vom Schombergturm, einem ganzjährig geöffneten Aussichtspunkt. Ein mittleres Teleobjektiv ist empfehlenswert, um die interessantesten Ausschnitte aus der Landschaft herauszuarbeiten. Wenn dann noch die Herbstlaubfärbung mit dem Morgenrot des Himmels zusammenklingt, hat sich das frühe Aufstehen auf jeden Fall gelohnt.

HARZ BODETAL Zu den eindrucksvollsten Landschaften im Harz gehört zweifellos das Tal der Bode, eines kleinen Flüsschens, das sich tief durch die steil aufragenden Granitfelsen gefräst und dabei fast senkrechte Felswände geschaffen hat. Von den bekannten Aussichtspunkten Rosstrappe und Hexentanzplatz hat man spektakuläre Aussichten über das Tal und die tief unten am Grund dahinfließende Bode. Seilbahnen führen vom Städtchen Thale zu beiden Punkten hinauf, und auch von den jeweiligen Parkplätzen an Rosstrappe und Hexentanzplatz sind es nur ganz kurze Fußwege. Am erlebnisreichsten und auch fotografisch ergiebigsten ist jedoch eine Wanderung durch das Bodetal selbst. Nach jeder Biegung des Flüsschens zeigen sich andere Ansichten, und beim Aufstieg aus dem Tal sorgen stetig wechselnde Ausblicke und Perspektiven für immer neue Bilder. Im Herbst ist dann oft zusätzlich Nebel im Spiel und lässt die landschaftliche Kulisse noch dramatischer erscheinen. Die Szene ist mit nur leichtem Weitwinkel fotografiert, die Felsnadeln ließen sich aber mit einem Teleobjektiv auch als engere Ausschnitte wuchtig und formatfüllend ins Bild setzen, auch hier also wieder ein schönes Betätigungsfeld für das Spiel »Totale und Detail«. Für die Blicke von oben ins Tal sollte man jedoch auf jeden Fall ein starkes Weitwinkelobjektiv dabei haben, um die Gesamtszenerie wirken zu lassen.

35 mm, Blende 11, 1/40 Sekunde, ISO 100

24 mm, Blende 11, 1/4 Sekunde, ISO 100

ILSETAL Vom Hang des Brockens herunter plätschert der Bachlauf der Ilse zu Tal. Ein schöner Wanderweg führt von Ilseburg zu den Ilsefällen, von dort weiter zu den hoch gelegenen und fotogenen Klippen des Ilsesteins und bis zum Brockengipfel. Das Bachtal ist hier nicht ganz so spektakulär von hohen Felsen eingefasst wie das der Bode, doch schon Heinrich Heine war von der romantischen Landschaft angetan und hat sie in seiner »Harzreise« literarisch verewigt. Die Stromschnellen des sich durch die Felsen windenden Flüsschens ergeben gute Motive für das Experimentieren mit langen Belichtungszeiten. Der »Fließ-Effekt« zeigt sich am stärksten im weiß schäumenden Gewässer. In der Gesamtansicht im Bild links kommt dies mit 1/8 Sekunde noch nicht so

sehr zum Tragen, dafür lässt das Gegenlicht der Sonne nicht nur die herbstlich bunten Blätter der Bäume, sondern auch das Wasser an den Stromschnellen hell aufleuchten. In Detailansichten wie im Bild rechts dagegen sorgt eine Zeit von 1/2 Sekunde für ein schönes Fließen des Wassers, und die rötlichen Buchenblätter auf den Steinen bilden einen Komplementärkontrast zum grünen Moos.

24 mm, Blende 11, 1/2 Sekunde, ISO 100

Für die Wahl der passenden Belichtungszeit gibt es nicht unbedingt ein Universalrezept, doch meist ist eine Einstellung zwischen 1/8 Sekunde und 1 Sekunde eine gute Ausgangsbasis. Kürzere Zeiten frieren die Bewegung ein, während Zeiten von mehreren Sekunden die Fließstrukturen oft schon so stark verwischen, dass das Wasser eher wie weiche Watte aussieht.

TEUFELSMAUER BEI THALE Fehlt nur noch lautes Hufgetrappel von wild wiehernden Pferden: Was hier aussieht wie die Landschaft aus einem amerikanischen Western, ist das bizarre Felsenriff der Teufelsmauer bei Thale, die nicht nur ein grandioses und beliebtes Motiv für Landschaftsfotograf*innen darstellt, sondern in der Tat als Kulisse für etliche Kinofilme gedient hat. Die in die Senkrechte gekippten Felstürme gehören zu den ältesten deutschen Naturschutzgebieten, schon Goethe war ihrem Zauber verfallen. Ein Pfad führt direkt über den Hauptkamm, unmittelbar an den Felsen vorbei. Interessante Perspektiven ergeben sich jedoch auch vom nördlich unterhalb des Riffs verlaufenden Weg. Hier bekommt man die Felsmauer stärker in ihrer Gesamtheit in den Blick, braucht dann aber für die Bildgestaltung einen interessanten Vordergrund.

Beide Bilder wurden zu verschiedenen Jahreszeiten von einem ähnlichen Standpunkt aus gemacht und werden dominiert vom markanten Adlerfelsen. Das Bild links zeigt den Großteil der gesamten Szenerie, räumliche Wirkung schafft das starke Weitwinkelobjektiv dabei durch die besondere Betonung des Vordergrunds mit den bunt blühenden Wiesenkräutern. Gespenstische Stimmung dagegen im späten Herbst: Im dichten Nebel ist die Teufelsmauer nur schemenhaft zu erkennen, zwei kahle Bäume rahmen den Blick auf den Adlerfelsen ein. Solche Bildpaare oder besser noch Serien von einem Motiv zu unterschiedlichen Zeiten, Licht- und Wetterstimmungen können erst in der Kombination ihren Reiz entfalten. Wann immer man die Möglichkeit hat, zu veränderten Bedingungen zu einem Motiv zurückzukehren, sollte man dies unbedingt tun.

18 mm, Blende 11, 1/100 Sekunde, ISO 100

THÜRINGEN SAALESCHLEIFE BEI ZIEGENRÜCK Nein, auch wenn sie auf den ersten Blick sehr ähnlich wirkt, dies ist nicht die berühmte Saar-Schleife bei Mettlach, sondern eine der viel weniger bekannten Flussschleifen der Saale im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Doch ähnlich wie an der Saar behindert auch hier das aufstrebende Astwerk junger Bäume und Büsche den vollständigen Blick auf die untere Rundung. Zwei Aussichtspunkte gibt es: Schon vom markanten Felsen der auf halber Höhe gelegenen Teufelskanzel bietet sich eine schöne Sicht, doch den besten Blick hat man von der höher gelegenen Fernsicht, wo der Wanderweg direkt an der Abbruchkante der Steilwand entlangführt. Schönes Streiflicht hat man hier nachmittags. Ein heftiger Gewitterregen trübte zwar erst einmal die Stimmung, doch schon kurz danach konnte die Sonne sich wieder Bahn brechen und die aus dem Tal aufsteigenden Nebelschwaden erleuchten. So zeigt sich einmal mehr, dass die besten Bilder nicht unbedingt bei Sonnenschein entstehen, man muss hin und wieder auch mal einen Regenschauer aushalten.

18 mm, Blende 11, 1/4 Sekunde, ISO 100

BÄRLAUCHBLÜTE IM HAINICH Ist der Nationalpark Hainich in Thüringen als größtes zusammenhängendes Laubwaldgebiet schon etwas Besonderes in Deutschland, so ist die Bärlauchblüte im Frühling wohl der Höhepunkt im Jahreslauf des Waldes. Meist beginnt die mit Spannung und Vorfreude erwartete Blütezeit zwischen Anfang und Mitte Mai. Über weite Flächen ist der Waldboden dann bedeckt vom weiß blühenden Bärlauch, ein ebenso visuell eindrucksvolles wie olfaktorisch nachhaltiges Erlebnis. Nicht zuletzt deshalb sollte man beim Fotografieren einigermaßen auf den Wegen bleiben, denn auf der Suche nach dem besten FotoStandpunkt querfeldein durch die Blütenteppiche zu marschieren schadet nicht nur der Vegetation, sondern setzt sich auch als starke Duftnote in der Kleidung fest.

Auch hier gibt es fotografisch wieder viele Variationsmöglichkeiten. Der großflächig von Blüten übersäte Waldboden verlangt natürlich nach einem Weitwinkel-Panorama, das die gesamte Szenerie ablichtet, doch die weißen Blütenköpfe des Bärlauchs eigenen sich auch ganz wunderbar, um sie im Makro-Bereich großformatig ins Bild zu setzen und dabei mit Schärfe und Unschärfe zu experimentieren.

35 mm, Blende 11, 1/10 Sekunde, ISO 100

BETTELEICHE IM HAINICH Ein Naturdenkmal ganz eigener Art im Hainich ist die sogenannte Betteleiche. In den Stamm der Eiche sollen vor Jahrhunderten Mönche einen Hohlraum für einen Opferstock geschlagen haben. So ist das Innere des Stammes vollständig verfault und hat sich zu einer großen Höhle

ausgewachsen, die heute einen regelrechten Torbogen zwischen den beiden verbliebenen Stammhälften bildet. Anders als beim eher dokumentarischen Bild auf dieser Seite lassen sich beispielsweise im Herbst bei Dunkelheit und Nebel sicher noch sehr viel mystischere Bilder der Eiche gestalten. BLICK VOM KICKELHAHN Berggipfel und/oder hoch gelegene Aussichtspunkte bieten uns immer wieder gern genutzte Möglichkeiten für weite Blicke über die Landschaft. Bei freier Sicht ist auch hier der spontane Griff zum Weitwinkelobjektiv naheliegend, so wie beim Ausblick vom Kickelhahnturm bei Ilmenau in Thüringen. Die Baumwipfel im Vordergrund sind greifbar nahe und lenken den Blick perspektivisch über den Wald in die Ferne, wo die untergehende Sonne den Himmel schon rot einfärbt. Nahezu mittig am Horizont platziert, bildet die Sonne den Fixpunkt und hält das Bild im Gleichgewicht.

18 mm, Blende 11, 1/5 Sekunde, ISO 100

GROSSER INSELSBERG Reizvoll können aber auch Fernsichten mit dem Teleobjektiv sein. Beim Blick vom Großen Inselsberg Richtung Südwesten sorgen die Baumwipfel im Vordergrund zwar ebenfalls für eine gewisse räumliche Wirkung und rahmen das Bild ein, doch ist die Perspektive stark verdichtet und rückt schon die Kuppen der nahe liegenden Rhön in den Fokus. Bildbestimmend sind aber die vom schrägen Sonnenlicht plastisch angestrahlten Wolken, die erst durch das Tele so groß dargestellt werden können, dass sie der Szene eine dramatische Atmosphäre verleihen. Sinnvoll ist bei beiden Bildern wie so häufig der Einsatz eines

Verlauffilters zum Angleichen des Helligkeitsunterschiedes zwischen Himmel und Landschaft.

80 mm, Blende 11, 1/60 Sekunde, ISO 100

SÄCHSISCHE SCHWEIZ ELBSANDSTEINGEBIRGE Wahrzeichen, Klassiker und DAS Fotomotiv schlechthin in der Sächsischen Schweiz ist die berühmte Basteibrücke oberhalb des Örtchens Rathen. Bei so oft gesehenen und noch öfter fotografierten Motiven ist es nicht leicht, zu einem eigenen Bild zu kommen, das sich von den anderen abhebt. Nichtsdestotrotz versuchen wir es immer wieder, vielleicht aus einer anderen Perspektive, von einem anderen Standpunkt aus, zu einer anderen Tageszeit, in einem anderen Licht. Gibt es jedoch so wie hier fast nur den EINEN Fotostandpunkt auf der kleinen Felsplattform gegenüber, können wir vielleicht noch mit der Brennweite spielen und haben die Alternative zwischen der großen Totalen mit dem Super-Weitwinkel, das außer der Brücke auch noch die vorgelagerte Felsenburg Rathen ins Bild bekommt, oder der etwas engeren Sicht nur auf die Basteibrücke selbst. Ansonsten bleibt uns fast nur noch die Hoffnung auf eine ganz besondere Lichtstimmung oder Wetterlage. Darauf haben wir aber nun so gar keinen Einfluss, und das zeigt einmal mehr, dass zu jedem noch so gut geplanten Bild immer auch das nötige Quäntchen Glück gehört.

Basteibrücke 35 mm, Blende 11, 2 Sekunden, ISO 100

WEHLNADEL Wahrscheinlich die beiden bekanntesten Felsnadeln der Sächsischen Schweiz, aber wohl auch die fotogensten. Der Fotostandpunkt an der Wehlnadel mit dem weiten Blick über den Wehlgrund hinüber zur Bastei und dem Lilienstein im Hintergrund ist vom Parkplatz an der Bastei leicht zu erreichen. Die Barbarine verlangt da schon ein wenig mehr Einsatz, zum Besuch bei der versteinerten Jungfrau muss erst der Pfaffenstein bestiegen werden. Die Barbarine findet man dann ganz am hinteren Ende des

Hochplateaus. Der Sage nach soll sie sich hier als junges Mädchen mit ihrem Geliebten, einem Förster, getroffen haben und dabei von ihrer Mutter überrascht und verwünscht worden sein. Nun stehen sich Förster und Barbarine auf ewig als Felsen gegenüber. Damit das so bleibt, ist das früher sehr beliebte Klettern hier schon lange verboten. Der Kopf wackelte nämlich bereits und erhielt deshalb eine stützende Halskrause und eine Deckplatte aus Kunstsandstein.

BARBARINE AM PFAFFENSTEIN Bei beiden Felsnadeln, Wehlnadel ebenso wie Barbarine, lohnt ein Besuch fotografisch besonders

morgens zum Sonnenaufgang. Und wie immer, wenn es zum ersten Mal zu einer Stelle geht, die man zum Sonnenaufgang fotografieren möchte, ist es ratsam und sinnvoll, die Wege tags zuvor im Hellen schon einmal gemacht zu haben, statt frühmorgens in der Dunkelheit herumzuirren und viel wertvolle Zeit bei der Suche nach dem besten Foto-Standort zu verlieren. Bei der Barbarine auch deshalb, um abschätzen zu können, wie lange man für den Weg braucht. Nichts ist bei solchen Unternehmungen schlimmer und unnötiger, als unterwegs zu merken, dass man spät dran ist, um dann in Eile womöglich einen Fehltritt zu machen und sich dadurch in Gefahr zu bringen. Sind wir dank guter Vorbereitung sicher und früh genug vor Ort, können wir in Ruhe die Entwicklung der Lichtsituation abwarten. Im Herbst liegt nicht selten ein leichter Nebelschleier in den Tälern. Wenn er von der aufgehenden Sonne golden durchleuchtet wird, lassen sich die Felsnadeln umso schöner als markante dunkle Silhouetten davor platzieren.

80 mm, Blende 11, 1/25 Sekunde, ISO 100

80 mm, Blende 11, 1/15 Sekunde, ISO 100

100 mm, Blende 11, 2 Sekunden, ISO 100

SCHIEFER TURM IM BIELATAL, ELBSANDSTEINGEBIRGE Welch großen Einfluss Licht, Wetter und Wolken auf ein Motiv haben, lässt sich an diesen drei Bildern vom Schiefen Turm im Bielatal studieren. Den ganzen Nachmittag hat es geregnet, und fast wollte ich schon gar nicht mehr hin, doch spät zum Abend hin reißt der Himmel wieder auf (kleines Bild oben rechts). Die untergehende Sonne sorgt in ihren letzten Minuten für dramatisches Licht auf den Felsen und der Wolkenformation am Himmel, im Tal bildet sich Nebel (großes Bild links). Nach Sonnenuntergang hüllt der Nebel das ganze Tal ein und verleiht dem Bild eine düstere und gespenstische Atmosphäre (kleines Bild unten rechts). Zwar bin ich nicht ganz konsequent beim für alle Bilder gleichen Bildausschnitt geblieben, sinnvoll bei so schnell wechselnden Lichtsituationen ist es aber, nicht wie sonst vielleicht nach möglichst verschiedenen Perspektiven zu suchen, sondern am einmal gewählten Foto-Spot zu bleiben, um nicht auf dem Weg zwischen zwei Standpunkten womöglich den besten Licht-Moment zu verpassen.

RHÖN ROTES MOOR, HESSISCHE RHÖN Ein Traumplatz für Bequeme: Vom Parkplatz »Moordorf« in der hessischen Rhön sind es nur gefühlte einhundert Meter Fußweg bis zu diesem kleinen Moorsee. Und dennoch kann man ihn als Frühaufsteher an einem kühlen Herbstmorgen ganz für sich allein genießen. Leichter Nebel liegt über dem Wasser und lässt die sich darin spiegelnden Birken nach hinten zart verschwinden. Das bunte Herbstlaub zaubert ein Farbspektakel vom Allerfeinsten, und so ergibt sich die Bildgestaltung fast wie von selbst. Wer will, kann in der horizontalen Schichtung eine Drittel-Aufteilung im Verhältnis von Himmel und Landschaft bzw. Wasser erkennen und im Fluchtpunkt des Birkenwäldchens in etwa den Goldenen Schnitt. Langfristiges Ziel sollte es aber sein, über Gestaltung gar nicht mehr nachzudenken, weil sie irgendwann so weit verinnerlicht ist, dass sie ganz intuitiv angewendet wird. Das macht es dann auch leichter, sich von strengen Regeln zu lösen, weil das Abweichen davon dann eben auch als intuitiv richtig empfunden wird.

16 mm, Blende 11, 1/50 Sekunde, ISO 100

SCHWARZES MOOR Sozusagen das Gegenstück zum Roten Moor in der hessischen Rhön ist das Schwarze Moor in Bayern. Der Name weckt natürlich finstere Assoziationen, und im Kopf hatte ich dunkle Nebelstimmungen, die hier sicher gut passen würden. Die gibt es hier auch, doch hatte ich einen strahlend schönen und friedlichen Herbstmorgen erwischt, ohne jeden Nebel, dafür mit leuchtendem Sonnenschein und einer geradezu umwerfenden Farbigkeit der Vegetation. Und wenn schon, denn schon: Das schien einmal eine gute Gelegenheit, den fast schon in Vergessenheit geratenen Polarisationsfilter auszugraben. Hier konnte er sich gleich doppelt nützlich

machen: zum einen in altbewährter Manier das Blau des Himmels verstärken, zum anderen aber auch die Lichtreflexe auf den Blättern reduzieren und so für eine noch kräftigere Farbigkeit besonders der wunderbar herbstlich rot leuchtenden Heidelbeersträucher sorgen. Deutlich ist hier aber auch ein Nachteil des Polfilters zu erkennen: Im rechten Winkel zur Sonne ist seine Wirkung am stärksten, was hier in der Mitte des mit Weitwinkel aufgenommenen Bildes unten der Fall ist und leicht unnatürlich wirkt. Ohne Filter wäre das Blau des Himmels zwar schwächer, dafür aber gleichmäßiger verteilt. Ein Beispiel also, dass der Polfilter ein Spezialwerkzeug ist, das nur ganz vorsichtig eingesetzt werden sollte. Gestalterisch ist das untere Bild ganz auf eine ruhige Wirkung hin ausgerichtet. Die Waagerechte des Horizonts und die Senkrechte der kleinen Birke sind jeweils nahezu mittig im Bild positioniert und bilden fast schon so etwas wie eine Kreuzform – ruhiger und statischer geht es kaum. Das Bild oben ist ein wenig dynamischer gestaltet; nicht nur die an den Rand gerückte und angeschnittene Kiefer, sondern vor allem die weit außerhalb des Zentrums fast am Bildrand aufblitzende Sonne bildet hier den eigentlichen Blickpunkt des Bildes. Das Schwarze Moor ist bei Wanderern in der Rhön mindestens ebenso beliebt wie das Rote Moor, zudem gibt es neben dem Parkplatz am Info-Zentrum auch noch einen Wohnmobil-Stellplatz. Zum ruhigen und ungestörten Fotografieren empfehlen sich hier also ebenfalls die frühen Morgenstunden, die ja sowieso meist auch die schönsten Lichtstimmungen versprechen.

16 mm, Blende 16, 1/60 Sekunde, ISO 100

20 mm, Blende 11, 1/40 Sekunde, ISO 100

FLIEGERDENKMAL AUF DER WASSERKUPPE Höchster Berg und Wahrzeichen der Rhön ist die Wasserkuppe. Und wie könnte es anders sein, auch hier erweist sich der frühe Morgen als perfekter Zeitpunkt für stimmungsvolles Fotografieren. Die ersten Sonnenstrahlen beleuchten die Landschaft und den markanten Gipfel der Milseburg. Am Horizont ist es noch leicht dunstig, in der Bildmitte werden durch das seitliche Streiflicht alle Details plastisch herausgearbeitet, während das Fliegerdenkmal mit dem Bronzeadler noch wie eine dunkle Silhouette im Schatten vor der Landschaft steht.

100 mm, Blende 11, 1/30 Sekunde, ISO 100

FRÄNKISCHE SCHWEIZ BURG NEIDECK ÜBER DEM TAL DER WIESENT Zu meinen liebsten Locations in der Fränkischen Schweiz gehört die Ruine der Burg Neideck. Malerisch auf einem Felssporn oberhalb der Wiesent thronend, dominiert sie weithin sichtbar das Tal und die Schleife des Flüsschens. Unten am Ufer ermöglicht das ruhig dahinfließende Wasser eine schöne Spiegelung der Szene. An einem milden Herbstabend legt die Sonne ihr spätes Streiflicht über die Landschaft, was besonders dem Burgturm zu einer plastischen Wirkung verhilft. Der Halbmond am Abendhimmel sorgt dann noch für einen zusätzlichen Blickpunkt im Bild. Für den Verlauf von Sonne und Mond gibt es Apps fürs Smartphone, mit deren Hilfe man sich die genaue Position zu einer bestimmten Uhrzeit anzeigen lassen kann. Wer eine solche Stelle also mehrmals besuchen kann, ist so in der Lage, den perfekten Tag auszuwählen, an dem die Konstellation genau passt. Wer diesen Moment aber wie ich »zufällig« so vorfindet, für den ist es ein Geschenk, das man nicht ungenutzt lässt, sondern auf das man einfach reagieren muss.

24 mm, Blende 11, 1/25 Sekunde, ISO 100

16 mm, Blende 11, 1/125 Sekunde, ISO 100

DAS WALBERLA IN DER FRÄNKISCHEN SCHWEIZ Eine im Wortsinn »herausragende« Sehenswürdigkeit der Fränkischen Schweiz ist das Walberla bei Forchheim. Ehrenbürg, so heißt das aus zwei Gipfeln bestehende Felsplateau eigentlich, mit Rodenstein im Süden und Walberla im Norden, doch hat sich der Name der südlichen Felsformation wohl nicht zuletzt auch wegen der hier oben gelegenen Walburgis- Kapelle und des damit verbundenen Walberla-Festes allgemein für das ganze Plateau durchgesetzt. Die Kapelle gibt für sich alleine auch schon ein oft fotografiertes Motiv ab, spektakulär sind aber die Felsnadeln am Nordhang des Plateaus wie die Steinerne Frau oder die hier in beiden Bildern frei stehende Wiesenthauer Nadel. Besonders dramatisch wirken sie

im Nachmittags- und Abendlicht, und mit einem ordentlichen Weitwinkelobjektiv sind sie auch zusammen mit der Kapelle ins Bild zu bekommen. Mit etwas Glück kann man hier oben aber auch einem Schäfer mit seiner Herde begegnen, denn die Schafe haben eine wichtige Funktion zur Pflege des Naturschutzgebietes, das sonst schnell von Buschwerk überwuchert würde. Meist hat man als Landschaftsfotograf*in ja keinen besonderen Grund zur Eile, sondern steht an einer ausgewählten Stelle und wartet auf das richtige Licht und den richtigen Moment. Hier aber hieß es dann doch einmal schnell sein und den eigentlichen Standpunkt an der Felsnadel oben am Berg zu verlassen, um aus umgekehrter Perspektive die Schafherde mitsamt den Felsen darüber zeigen zu können, bevor sie schon wieder weitergezogen ist. Dass dann noch der Schäfer selbst mit seinem Hund als kleine schwarze Silhouette am Gipfelgrat steht, ist ein zusätzlicher i-Tupf, der neben der Felsnadel den zweiten Blickpunkt im Bild ausmacht.

20 mm, Blende 11, 1/100 Sekunde, ISO 100

WIESENTTAL IN DER FRÄNKISCHEN SCHWEIZ »Na ja, Blümchen im Vordergrund kommen halt immer gut.« Der etwas sarkastisch gemeinte Spruch eines Kollegen klingt mir immer mal wieder im Ohr, denn natürlich ist es ein ebenso simpler wie beliebter Trick, eine Landschaftsansicht gestalterisch aufzupeppen, indem man bunte Blüten in den Vordergrund rückt. Doch was soll daran verwerflich sein? Bei der kleinen Abbildung unten links ergeben die Blüten einen schönen Rahmen für das Bild, in dem ansonsten die roten Kajaks auf der Wiesent die Blickpunkte bilden. Im großen Bild rechts, das ohne die magentafarbenen Blüten fast nur von Grüntönen geprägt wäre, macht ihre wuchtige Farbigkeit sie sogar

fast zum eigentlichen Hauptmotiv. Gerade an einem bedeckten Tag mit grauem Himmel schafft ein so signalhafter farbiger Komplementärkontrast wie hier eine starke Bildwirkung. Und ebenso erzeugt die deutliche Betonung des Vordergrunds in solchen Weitwinkel-Ansichten immer eine besondere räumliche Tiefenwirkung. Damit die Schärfe auch von den Blüten bis zum Hintergrund reicht, sollte mit möglichst stark geschlossener Blende fotografiert werden. Was dabei jedoch selbstverständlich sein sollte: nur mit dem arbeiten, was an Ort und Stelle vorzufinden ist, aber nicht an anderer Stelle Blüten abreißen, um sie ins gewünschte Bild zu halten, wie das leider manchmal zu beobachten ist.

24 mm, Blende 16, 1/160 Sekunde, ISO 200

16 mm, Blende 16, 1/20 Sekunde, ISO 200

16 mm, Blende 11, 1/100 Sekunde, ISO 100

HOHLER FELS UND HAPPURGER SEE AUF DER FRANKENALB Eine fast schon mystische Begegnung an einem magischen Ort: Vom Happurger See führen mehrere Wanderwege hinauf zum Hohlen Fels. Ein kurzer und steiler vom Wanderparkplatz Förrenbach, ein etwas längerer und dafür aber gemächlicherer von Happurg aus. Oben angekommen betritt man den Hohlen Fels wie den großen Torbogen einer Burganlage. Die Sonne blinzelt über den oberen Rand und lässt sich mit geschlossener Blende als strahlender Stern darstellen. Dadurch ergibt sich wegen der dunklen Kulisse des

Felsens eine lange Belichtungszeit, die nicht mehr aus der Hand zu bewältigen ist. Also ein klarer Fall für das mitgebrachte Stativ. Oberhalb des Felsens bietet sich dann eine grandiose Sicht hinunter auf den See. Hier lässt es sich gut einen Nachmittag lang aushalten, während man dem wechselnden Spiel von Sonne und Wolken zuschaut und auf den Sonnenuntergang wartet. Gesellschaft leistet mir dabei eine überaus zutrauliche Taube, die stundenlang in der Nähe bleibt und sich nicht im geringsten stören lässt. Und als wollte sie mir schließlich auch noch den rechten Blick und Bildausschnitt zeigen, scheint sie sich ganz absichtsvoll selbst in die Szenerie hineinzusetzen und bildet vor der dunklen Tiefe der Felsenhöhle einen fröhlichen Kontrapunkt, der in heftiger Konkurrenz zur untergehenden Sonne steht. Mit einem starken Weitwinkelobjektiv ist die Kamera auf dem Stativ nicht einmal einen Meter von der Taube auf dem Felsen im Vordergrund entfernt, und so bekommt der Blick ins Tal hinab bis zur Sonne am Horizont eine deutliche Tiefenwirkung.

16 mm, Blende 16, 1/2 Sekunde, ISO 100

BAYERISCHER WALD SONNENUNTERGANG AM GROSSEN ARBER War erst ein deutlich engerer Bildausschnitt geplant, um den Blick zur untergehenden Sonne und zu den im Abenddunst gestaffelten Bergrücken am Horizont zu lenken, so ist schließlich doch ein starkes Weitwinkelobjektiv zum Einsatz gekommen, was dem Bild eine starke perspektivische Wirkung verleiht, vor allem aber der wunderbar rot angeleuchteten Wolkenformation geschuldet ist, die unbedingt in die Gestaltung integriert werden wollte. Zum Großen Arber, dem höchsten Berg im Bayerischen Wald, führt führt eine schöne Wanderung, ganz bequem gelangt man allerdings auch per Seilbahn hinauf, nur die letzten Meter zum Gipfel sind dann noch zu Fuß zu bewältigen. Wer aber bis zum Sonnenuntergang bleiben will, muss auf jeden Fall zu Fuß wieder hinunter, es sei denn, ein Zimmer im Arberschutzhaus ist gebucht. Sicher nicht die schlechteste Idee, denn zum Sonnenaufgang ist es hier oben genauso schön. Überhaupt bietet der Gipfel großartige Aussichten auf die umliegenden Berge und hinab in die Täler wie zum Beispiel zum Kleinen Arbersee, dessen schwimmende Inseln von hier oben sehr schön zu sehen sind. Also sollte auf jeden Fall auch ein Teleobjektiv im Gepäck sein.

KLEINER ARBERSEE Tief unterhalb des Arber-Gipfels liegt im Wald versteckt ein wunderbares landschaftliches Kleinod: der Kleine Arbersee. Auch wenn es vom Wanderparkplatz nur wenige hundert Meter sind bis zum See, so scheint es vielleicht doch auch deshalb hier ein wenig ruhiger zuzugehen als beim großen Bruder, dem Großen Arbersee, dessen Ufer direkt an die Hauptverkehrsstraße stößt. Zumindest morgens besteht hier noch eine gewisse Chance auf Waldeinsamkeit. Dann leuchten die im See schwimmenden Inseln in der Sonne. Besonders effektvoll lassen sie sich mit ihrem Baumbewuchs in Szene setzen, wenn sie vor dem Hintergrund des noch im Schatten liegenden Waldes fotografiert werden können. Bei Windstille zeichnen sie dann auch ihr Spiegelbild in die ruhige Wasseroberfläche des Sees. Die auch Schwingrasen genannten

Inseln sind eigentlich Moorflächen, die keinen Kontakt mehr zum Grund haben. Sie sind teilweise meterdick, so dass sie außer Moos und Gräsern auch die kleinen Fichten tragen können, die sich dort angesiedelt haben.

50 mm, Blende 11, 1/50 Sekunde, ISO 100

24 mm, Blende 11, 1/2 Sekunde, ISO 100

HÖLLBACHGSPRENGS AM GROSSEN FALKENSTEIN Ganz wie es sich für eine solch ursprüngliche Felslandschaft wie das Höllbachgsprengs am Wanderweg zum Großen Falkenstein im Bayerischen Wald gehört, begleitet eine graue Nebelsuppe den Aufstieg. Genau das richtige Wetter! Unsere Vorstellung von Urwald findet hier ihre schönste bildliche Entsprechung. Die Farbigkeit ist auf Grün reduziert, Grüntöne in allen Varianten, und die von einem feuchten Film überzogenen Blätter scheinen in der Düsternis der Felsschlucht beinahe zu leuchten. So viel Feuchtigkeit liegt in der Luft, dass die Frontlinse des Objektivs immer mal wieder trockengewischt werden muss, damit

die Bilder nicht noch nebliger wirken als ohnehin schon. Nachdem vorsichtig tastend der richtige Standpunkt gefunden ist, lässt sich das in Kaskaden herabrauschende Wasser mit einer längeren Belichtungszeit sehr schön wie Engelshaar fließend darstellen. Eine Einstellung von einer Achtel- bis zu einer ganzen Sekunde sollte da ausreichen. Bei noch längeren Zeiten von mehreren Sekunden drohen die zarten Strukturen des fließenden Wassers zu sehr zu verwischen und wirken nur »schaumig«.

18 mm, Blende 11, 1/4 Sekunde, ISO 100

RUCKOWITZSCHACHTEN Oben auf dem Gipfelplateau des Großen Falkensteins angekommen, hat sich der Nebel zu so einem

feinen, aber anhaltenden Nieselregen ausgewachsen, dass man sich fast ein Unterwassergehäuse für die Kamera wünschen möchte. Ein Grund mehr, hier einmal das Thema Regenschutz anzusprechen. Zwar gibt es mittlerweile gute spritzwassergeschützte Kameras und Objektive, die allerdings auch ihren Preis haben. Man kann sich aber auch sehr einfach und kostengünstig behelfen. Schon ein schlichter Regenschirm hält nicht nur die Kamera, sondern auch den oder die Fotograf*in trocken. Beide Hände bleiben frei, wenn der Schirm sich mit einer Klemme am Stativ befestigen lässt. Sehr effektiv ist auch eine Regenschutzhülle, ausgestattet mit Öffnungen für Frontlinse und Sucher sowie seitlichen Öffnungen für die Hände zum problemlosen Bedienen der Kamera. Ein Objektivwechsel ist damit allerdings eher mühsam und bei Regen sowieso nicht eben anzuraten, deshalb sollte am besten ein Zoom-Objektiv zum Einsatz kommen. Doch wie reizvoll und lohnend eben auch »Schlechtwetterfotos« sein können, zeigt sich einmal mehr beim Rückweg vom Großen Falkenstein: Vom Gipfel geht es über die hoch gelegene Weidefläche des Ruckowitzschachtens. Der Nieselregen bringt die Intensität der Farben gut zur Geltung. Das Rotstraußgras im Vordergrund leuchtet in herrlichem Kontrast zum restlichen Grün, während die Silhouetten der Fichten dahinter sich zart im Nebel auflösen. Ein Bild aus nur drei Farben.

16 mm, Blende 11, 1/20 Sekunde, ISO 100

18 mm, Blende 11, 1/2 Sekunde, ISO 100

GEWITTERFRONT ÜBER DEM LUSEN Ein herannahendes Gewitter von einem Berggipfel aus beobachten zu können, ist ein unbeschreiblich faszinierendes, wenngleich auch nicht ganz ungefährliches Erlebnis und ohne gute Kenntnis der Materie auch nicht zur Nachahmung zu empfehlen. Denn anders als die eingangs schon erwähnten »Stormchaser«, die sich der Jagd auf solche extreme Wettersituationen verschrieben haben, aber auch die damit verbundenen Risiken und Gefahren kennen und einschätzen können, war ich bei dieser meiner ersten Begegnung mit einer derartigen Gewitterfront viel zu gebannt von dem heranziehenden Ereignis, um nicht gleich eine ganze Reihe von Fehlern zu machen. Der erste: überhaupt als höchster Punkt dort oben auf dem Gipfel geblieben zu sein, noch dazu mit meinem Stativ aus Metall als Blitzableiter. Der zweite: viel zu lange gewartet zu haben, bis das Unwetter in unmittelbarer Nähe war. Wer Interesse an solchen Bildern hat, sei deshalb an entsprechende Experten und Communities verwiesen. Hier nur die wichtigste Regel: genug Abstand halten und sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Gewitter lassen sich gut von einem sicheren Platz aus der Distanz mit einem Teleobjektiv fotografieren, wenn die dunkle Front sich aufbaut und heranzieht und am Horizont dramatisch die Blitze zucken, aber besser nicht mit Weitwinkel, wenn sie schon in nächster Nähe einschlagen. So nah waren sie zum Glück noch nicht, aber es erschien dann doch ratsam, schnellstmöglich die Flucht in die zum Glück nur wenig unterhalb des Gipfels gelegene

Schutzhütte anzutreten.

DONAU UND ALTMÜHLTAL ALTMÜHLTAL MIT BURG RANDECK Letztes Sonnenlicht trifft auf Herbstwald, in meinen Augen eine unschlagbare Kombination: Die späten Sonnenstrahlen lassen das herbstbunte Laub regelrecht erglühen. Auch hier ist wieder ein bisschen Fingerspitzengefühl bei der Belichtungsmessung gefragt, wenn man den Kontrast zwischen Licht und Schatten in einer einzigen Aufnahme bewältigen und nicht durch eine Belichtungsreihe lösen will. Im Zweifel ist immer wichtiger, dass der Himmel noch Zeichnung behält, auch wenn die Schatten dann sehr dunkel dargestellt werden, denn aus den dunklen Schattenpartien lässt sich in der Bearbeitung deutlich mehr herausholen als aus einem überbelichteten Himmel, der gar keine Zeichnung mehr aufweist. Da nur gelegentlich mal ein Ausflugsdampfer vorbeischippert und noch seltener ein Kanute, ist die Wasseroberfläche der sanft dahinfließenden Altmühl meist glatt und ruhig, sodass sich die landschaftliche Schönheit sehr gut im Spiegelbild verdoppeln lässt. Je tiefer dafür der Kamerastandpunkt, desto besser funktioniert es. Dank der steilen Felswände hat die Fränkische Alb mit der Altmühl und dem nahe gelegenen Donaudurchbruch am Kloster Weltenburg hier gleich zwei hochattraktive Flusslandschaften auf engem Raum. Der relativ kurze, aber spektakuläre Donauabschnitt zwischen Kelheim und dem Kloster Weltenburg lässt sich gut bei einer Fahrt mit dem Schiff oder stimmungsvoller mit dem Kahn erkunden, ebenso bei einer aussichtsreichen Tageswanderung, die sich dank der Fähre am Kloster ganz wunderbar als Rundwanderweg gestalten lässt. Für das lang gewundene Altmühltal muss man sich jedoch mehr Zeit nehmen. Da wäre auch eine mehrtägige Fahrrad-Tour auf dem gut ausgebauten Altmühltal-Radweg eine schöne Option.

35 mm, Blende 11, 1/15 Sekunde, ISO 100

20 mm, Blende 11, 1/200 Sekunde, ISO 100

DONAUDURCHBRUCH, KLOSTER WELTENBURG Geplant war eigentlich ein Bild zum Sonnenuntergang. Doch ist man früh genug vor Ort, entstehen manchmal auch in der Zeit des Wartens bis dahin Bilder, die nicht weniger spannend sind, so wie hier am Donaudurchbruch beim Kloster Weltenburg. Dunkle Regenwolken sorgten für eine dramatische Lichtstimmung, hätten mich aber fast schon wieder vom Felsen vertrieben. Doch es war nur ein kurzer ungefährlicher Schauer, kein Gewitter. Weil die Sonne die Regentropfen so wundervoll von hinten durchleuchtete, ließ ich mich deshalb gerne nassregnen und stellte erstaunt fest, dass die herabfallenden

Tropfen selbst bei einer recht kurzen Belichtungszeit von 1/200 Sekunde eine schöne Spur als leuchtende Striche ins Bild zeichnen.

20 mm, Blende 16, 1/100 Sekunde, ISO 100

MORGENNEBEL IM DONAUTAL AN DER WALHALLA BEI DONAUSTAUF Im Donautal lässt sich sehr eindrucksvoll erleben, was Nebel in der Landschaftsfotografie bedeuten kann: Innerhalb kürzester Zeit kann die Szenerie völlig verändert aussehen. Nebel ist ein wunderbares Geschenk, wenn man ihn zu nutzen vermag und er in die Bildvorstellung passt. Er kann für traumhafte

Atmosphäre sorgen und Stimmungsbilder erzeugen, die nicht wiederholbar sind. Genaue Beobachtung der Wettervorhersage mag uns helfen, die Wahrscheinlichkeit von Nebel für eine Region oder konkrete Location abzuschätzen, dann sind wir beglückt, wenn die Realität vor Ort unseren Vorstellungen nahekommt. Plötzlich und unverhofft aufziehender Nebel kann aber ebenso gut alles unmöglich machen, was man an Bildideen an einen bestimmten Ort mitgebracht hat. Dann fällt die Entscheidung schwer: Kehre ich um oder bleibe ich? Warte ich ab, ob der Nebel sich lichtet? Oder versuche ich, mich mit der Situation zu arrangieren und das Beste daraus zu machen?

24 mm, Blende 11, 1/250 Sekunde, ISO 100

Lange vor Sonnenaufgang bin ich am Donauufer unterhalb der Walhalla angekommen. Klare Sicht, am Himmel nur ein paar schöne Wölkchen, von denen ich mir schon ausmale, wie großartig sie bald von der Sonne rot angeleuchtet werden. Lediglich ganz entfernt im Südosten eine Nebelbank, die aber mit erstaunlicher Geschwindigkeit heranzieht, alles einhüllt und sich wie ein großer weißer Vorhang vor mein geplantes Bild schiebt. In der nächsten Stunde kann ich mir nur vorstellen, welches Schauspiel hinter diesem Vorhang aufgeführt wird, jedoch ohne mich als Zuschauer. In der Hoffnung auf zumindest mittelfristige Besserung bleibt mir nur, der weißen Wand ein paar ganz andere Bilder abzugewinnen. Erst nach einer knappen Stunde dringt doch noch die Sonne durch, der Nebel lichtet sich und gibt den Blick ans andere Ufer wieder frei. Ein Bild, ganz anders als eigentlich geplant, aber unter den gegebenen Bedingungen doch noch ganz zufriedenstellend. Ein kurzer Moment allerdings nur, bevor die nächsten Schwaden wieder alles verhüllen und dann als grauer Hochnebel den ganzen Vormittag nicht mehr weichen wollen. Fazit: Zeit und Geduld mitbringen, um auf das »Bild im Kopf« zu warten, oder, wenn alles Warten nicht hilft, »umschalten« und sehen, was die geänderte Situation an ganz unerwarteten Bildern bietet.

BLICK VOM EICHSFELSEN IM OBEREN DONAUTAL Und noch einmal Nebel im Donautal, diesmal allerdings ein erwünschter. Vom kleinen Örtchen Irndorf führt ein Weg zum Eichfelsen, einem der beliebtesten und schönsten Aussichtsfelsen im Naturpark Obere Donau. Ein senkrechter Felsturm, der nur wenige Quadratmeter Platz bietet, den sich an diesem Herbstmorgen gleich mehrere Fotograf*innen geteilt haben. Der exponierte Standort erlaubt einen 180°Panoramablick, und so sind viele unterschiedliche Gestaltungsvarianten möglich, von der großen Totalen bis hin zu Detailblicken auf das Spiel des Nebels zwischen Bäumen und Felsen. Auch hier zeigt sich daher wieder, dass es durchaus sinnvoll sein kann, ein stärkeres Teleobjektiv auch dann mitzunehmen, wenn man eigentlich auf ein Weitwinkel-Motiv eingestellt ist. Dann wäre nämlich beim Bild links noch ein viel

engerer und nur auf Nebel und Bäume fokussierter Blickwinkel möglich gewesen.

100 mm, Blende 11, 1/8 Sekunde, ISO 100

SCHWÄBISCHE ALB SCHLOSS HOHENZOLLERN Ein Klassiker unter den Motiven der Schwäbischen Alb: Das Hohenzollernschloss bei Hechingen war schon immer ein beliebtes Fotomotiv, doch tausendfach auf den Social-Media-Kanälen gepostet, gehört es heute sozusagen zum fotografischen Pflichtprogramm. So nimmt es nicht Wunder, dass es am Aussichtspunkt am Zeller Horn oft recht betriebsam zugeht und sich zum Sonnenuntergang hier viele Fotograf*innen tummeln. Der großartige Blick von hier oben hat zwar nur eben genau diese eine Perspektive zum Schloss, bietet dabei aber viel Spielraum vom Weitwinkel-Panorama bis zur formatfüllenden Tele-Ansicht. Bei entsprechenden Inversionswetterlagen im Herbst ist das Zeller Horn ganz klar auch ein perfektes Ziel für Frühaufsteher. Wunschbild ist dann das »Märchenschloss im Nebel«, der manchmal so dicht sein kann, dass das Schloss mit seinen spitzen Türmen tatsächlich wie eine Insel im Meer erscheint. Bei meinem Besuch bedeckte er zwar das gesamte Tal, reichte aber nicht bis ganz herauf, sondern legte nur einen zarten Schleier um das Schloss. So konnte das Morgenrot nicht nur die Turmspitzen, sondern auch das bunte Herbstlaub zum Leuchten bringen. Wie immer bei solch festgelegten Fotospots lohnt sich auch hier die Suche nach alternativen Standpunkten. Oben am Berg ist da wenig anderes möglich, aber unten in der Ebene lässt sich das Schloss weiträumig umrunden, und so findet man hier auch ganz ohne Nebel schöne Blicke und kann die Landschaft als Vordergrund gestalten mit dem Schloss hoch auf dem Gipfel thronend darüber.

75 mm, Blende 11, 1/25 Sekunde, ISO 100

SCHLOSS LICHTENSTEIN Nicht weniger beliebt und wegen der spektakulären Lage auf einem Felssporn eigentlich auch noch fotogener ist das nur wenige Kilometer entfernte Schloss Lichtenstein. Doch noch stärker als beim Hohenzollernschloss ist hier die fotografische Perspektive auf einen einzigen Aussichtspunkt beschränkt, was leider dazu führt, dass sich die meisten Ansichten recht ähnlich sind. Im Vorteil sind hier eindeutig die Drohnenfotografen, die dem Schloss auch ganz andere Perspektiven abgewinnen können. Dann aber auf jeden Fall vorher schlaumachen, was erlaubt ist und was nicht. Uns anderen bleibt nur, auf besondere Licht- und Wetterstimmungen zu setzen, einen grandiosen Himmel, tolle Wolken, Nebel, Schnee oder was auch immer helfen kann, zu einem etwas anderen Bild zu kommen. Sonnenaufgang ist hier zumindest im Sommerhalbjahr angesichts der Öffnungszeiten leider keine Option, spätes Sonnenlicht im Herbst schon eher, doch mit besonderer Erlaubnis durfte ich bis zur Dämmerung bleiben, um das erleuchtete Schloss vor dem Abendhimmel fotografieren zu können. Kamera mit starkem Weitwinkel aufs Stativ, Belichtungsreihe oder Verlauffilter für den Ausgleich zwischen Himmel und Landschaft, dann in aller Ruhe auf die richtige Balance in der Helligkeit warten, bevor der Himmel zu dunkel und das angestrahlte Schloss davor zu hell wirkt. Das lässt sich auch ohne Sondererlaubnis ganz einfach an vielen öffentlich zugängigen Gebäuden wie Schlössern, Burgen oder Kirchen praktizieren, die in

der Dunkelheit illuminiert sind. Die »blaue Stunde« der Dämmerung führt dann meist ganz wie von selbst zu ansehnlichen Ergebnissen. Zumindest EIN Alternativ-Standort findet sich aber doch: Auf der gegenüberliegenden Talseite kann man frühmorgens erleben, wie die ersten Sonnenstrahlen das Schloss und die Felsen rot glühen lassen.

18 mm, Blende 11, 8 Sekunden, ISO 100

18 mm, Blende 11, 1/50 Sekunde, ISO 100

BLAUTOPF BEI BLAUBEUREN Ist die Karstquelle des Flüsschens Blau wirklich ein Blautopf oder vielleicht doch eher »Grüntopf«? An den tiefen Stellen scheint die Blaufärbung am intensivsten, während sie zum flacheren Ufer hin immer mehr ins Türkis und fast schon Smaragdgrün übergeht. Auch vom jeweiligen Lichteinfall und Sonnenstand scheint einiges abzuhängen, vom blauen oder grau bedeckten Himmel, weshalb sich der Blautopf immer wieder ein wenig anders präsentiert. Verantwortlich für die intensive Färbung sind jedenfalls im Wasser gelöste winzige Kalkteilchen, die vor allem die blauen Anteile des Lichts reflektieren. Gern würde man einmal in die Tiefe hinabtauchen und das verzweigte unterirdische Höhlensystem erkunden, dessen Wasser sich im Blautopf sammelt, doch bis auf wenige Ausnahmen für Forscher ist das Tauchen hier verboten.

Faszinierend genug durch die geradezu unwirklich anmutende Farbigkeit ist der Blautopf ja auch an der Oberfläche. Wenngleich auch nicht ganz so einfach in Szene zu setzen, zumindest wenn man ihn als »unberührte Natur« fotografieren möchte. Im Sommer ist er ein vielbesuchtes Ausflugsziel, doch selbst menschenleer stört fast immer ein Anzeichen von Zivilisation im Bild, das Geländer am Ufer oder das Fachwerkgebäude der Hammerschmiede. Ich habe es durch eine Verengung des Bildausschnittes zu lösen versucht und nur die Silhouette einer Buche fotografiert vor dem Hintergrund des Blautopfs, in dem sich die Sonne spiegelt und wie die starke Stirnlampe eines Tauchers aus der Tiefe zu leuchten scheint. Doch bei genauerem Hinschauen erkennt man auch hier noch die senkrechten Wände von Kirche und Schmiede als Spiegelung im Hintergrund.

16 mm, Blende 11, 1/10 Sekunde, ISO 100

SCHWARZWALD MORGENSTIMMUNG AM BELCHEN Immer wieder muss ich hier hinauf. Es gibt viele schöne Aussichtsgipfel im Schwarzwald: Feldberg, Schauinsland, Kandel, Herzogenhorn. Alle Besucher und Einheimischen werden da ihren ganz persönlichen Favoriten haben. Was ist es, das mich immer wieder hoch zum Belchen zieht? Schon die Anfahrt durch das Münstertal ist großartig, am Scheitelpunkt dann das Wiedener Eck, buchstäblich eine der schönsten Ecken des Schwarzwalds. Und weiter hinauf bis zur Talstation der Seilbahn. Doch die ist frühmorgens vor Sonnenaufgang keine Option, also Wanderung in der Dunkelheit mit Stirnlampe, um oben am Gipfel das Morgenrot zu erleben. Bei bewölktem Himmel dreht man sich dann immer wieder mal um, ein Schulterblick verbunden mit der Frage, ob der Aufstieg sich auch lohnt. Doch gerade ein anfangs nicht ganz so vielversprechend scheinender Himmel kann später oft ein umso grandioseres Farbspektakel zaubern, wenn die Lücken am Horizont nur groß genug sind, um die Sonne hervorbrechen zu lassen. Also Kamera mit Weitwinkel aufs Stativ, um möglichst viel von dem herrlichen Wolkenhimmel einzufangen. Eine kleine Fichte als dunklen Kontrapunkt ins Bild gesetzt und abgewartet, bis das Schauspiel am Himmel seinen Höhepunkt erreicht. BLICK VOM BELCHEN ZUR KETTE DER ALPEN Und noch einmal hoch zum Belchen. Andere Jahreszeit, neues Glück. Panoramaberg wird der Belchen auch genannt, und ganz besonders im Herbst macht er diesem Beinamen alle Ehre. Wenn das Oberrheintal unter dichtem Nebel liegt, die Alpen aber darüber schweben, nimmt man die kleine Mühe des Aufstiegs gerne auch mehrmals auf sich, um sowohl abends als auch morgens hier oben zu sein. Denn beide Tageszeiten und Stimmungen haben ihr eigenes Flair. Morgens wird der Hochnebel schon von den Strahlen der Sonne durchleuchtet. Die Alpen schweben im dunstigen Gegenlicht wie eine Fata Morgana darüber, während der Nebel im Tal noch im Schatten liegt. Abends dann, schon nach Sonnenuntergang, scheint die Atmosphäre klarer, die Kette der schneebedeckten Alpengipfel zeichnet sich scharf konturiert über dem Nebel ab, der Widerschein des Abendrots lässt sie vor dem dunkler werdenden Himmel leuchten. Schon mit einem leichten Teleobjektiv von 100 mm gelingen dann solche Bilder, mit 300 oder gar 500 mm lassen sich einzelne Gipfel über dem Nebel formatfüllend fotografieren. Unabdingbar ist dann natürlich ein Stativ; für die Abendstimmung brauchte es eine Belichtungszeit von 15 Sekunden.

TAUBENMOOS BEI BERNAU Ein kleiner Bachlauf schlängelt sich durch die Moorlandschaft im Taubenmoos, seltene Pflanzen blühen am Ufer, und versteckt im Wald wartet Merlin, der Zauberer. Wenn auch nur als große, aus dem Stamm einer alten Fichte herausgearbeitete Holzskulptur, mit den Füßen fest im Waldboden verwurzelt. Der Zauberwaldpfad im Taubenmoos bei Bernau gehört sicher nicht zu den ganz großen landschaftlichen Attraktionen des Schwarzwalds. Ein kurzer Rundweg führt durch das Naturschutzgebiet, ein Relikt der letzten Eiszeit. Doch um auf der stetigen Jagd nach möglichst überwältigenden Bildern vielleicht mal einen Gang runterzuschalten, tut es gut, hier einfach innezuhalten und zu schauen. Besonders gut mag das an einem trüben Herbsttag gehen, begleitet von leichtem Nieselregen, ganz

allein im Wald. Dann stellt man fest, wie wenig es eigentlich braucht für ein Bild: einen Bach, Moos und Baumstämme, die sich im Wasser spiegeln. Ein Farbklang von Rotbraun über Gelb zu Grün. Das ist alles, was es hier zu sehen gibt. Und mehr muss es auch nicht sein. Solche stillen Landschaftseindrücke jenseits des Spektakulären sind gut fürs Gemüt, das möchte ich hier einmal aussprechen, ohne gleich für einen unverbesserlichen Esoteriker oder Romantiker gehalten zu werden. Denn sie führen uns zurück zu dem, was uns einst zur Landschaftsfotografie gebracht hat, nämlich zur Freude am Erleben einer Landschaft. Daran möchte ich hier erinnern, das kann man hier lernen, und nicht nur hier im Zauberwald, sondern überall, wo wir uns von der Schönheit der Stille berühren lassen.

35 mm, Blende 16, 2 Sekunden, ISO 100

28 mm, Blende 16, 2 Sekunden, ISO 100

28 mm, Blende 11, 1/250 Sekunden, ISO 100

KLOSTER ST. TRUDPERT IM MÜNSTERTAL Das Münstertal erlebe ich stets aufs Neue als schönstes Tor zu den Höhen des Schwarzwalds. Vom Rheintal kommend, schraubt sich die Straße in vielen Kehren hinauf bis zum Wiedener Eck, und gibt dabei ständig wechselnde Ausblicke ins Tal frei, sodass es schwer fällt, sich aufs Fahren zu konzentrieren. Zum Glück gibt es unterwegs kleine Parkplätze und Haltebuchten, die unbedingt genutzt werden sollten. Malerisch verstreut stehen die Schwarzwaldhöfe in den Hanglagen, und auch das Kloster St. Trudpert lohnt einen Foto-Stop. Ein Wanderweg führt am Kloster vorbei den Hang hinauf, und schon nach der ersten Kurve, spätestens nach der zweiten, bieten sich schöne Blicke. Ganz selten einmal ist ein menschliches Wesen zu sehen auf den Bildern in diesem Buch. Und wenn, dann ist es nie geplant und beabsichtigt, sondern ein schöner Zufall, der manchmal aber so gut passt, dass ich ihn nur als ein Geschenk empfinden kann. Natürlich war der langsam sich lichtende Nebel der eigentliche Anlass und Auslöser für das Bild, und die rot im Sonnenlicht aufleuchtenden Kirschbäume sollten als farblicher Blickfang schon so etwas wie die gestalterische Zugabe sein. Doch die Ordensschwester auf dem Weg zum Kloster hätte gar nicht schöner ins Bild hinein spazieren können. Sie gibt dem Bild einen inhaltlichen Bezug, der über das reine Abbild hinaus weist.

100 mm, Blende 11, 1/2 Sekunde, ISO 100

BODENSEE BLICK AUS DEN WEINBERGEN ÜBER DEN SEE ZUR KETTE DER ALPENGIPFEL Nicht immer hat man das Glück einer so klaren Atmosphäre, in der sich die Alpengipfel als scharf konturierte Scherenschnitte über dem Bodensee präsentieren. Schon gar nicht im Herbst, wenn manchmal nicht nur der See, sondern mit ihm gleich die ganze Region unter einer dichten Nebeldecke verschwindet, wie man sie dann von den Höhen des Schwarzwalds oder der Schwäbischen Alb aus beobachten kann. Meint es das Wetter jedoch gut mit uns, lassen sich hier stimmungsvolle Morgenblicke über dem See erleben. Wichtige Entscheidung vorab: Gehen wir direkt ans Ufer oder bleiben wir oberhalb, in den Weinbergen? Am Ufer drängt sich von der Bildgestaltung her meist eher die weitwinklige Panorama-Ansicht auf. Dort werden wir dann nach einem geigneten Vordergrund für die große Totale suchen, und die Alpen werden eher ein schmaler Streifen am Horizont sein. Ist uns aber der Blick zu den Alpen wichtig, bleiben wir in den Weinbergen und können aus der Distanz heraus stärker komprimierte Tele-Ansichten fotografieren. Schon eine relativ leichte Tele-Brennweite von 100 mm verdichtet die Perspektive und bringt die Bildelemente Weinberg, See, Berggipfel und den Himmel darüber in ein ausgewogenes und harmonisches Verhältnis.

80 mm, Blende 11, 1/30 Sekunde, ISO 100

BLICK ÜBER DIE WEINBERGE ZUR KIRCHE VON SEEFELDEN Und wieder einmal zeigt sich eindrucksvoll, welchen Unterschied es machen kann, früher oder später vor Ort zu sein: Die schönsten Farben der Dämmerung leuchten über den scharfkantigen Alpengipfeln, während nur eine Stunde später schon der erste Dunst über dem See schwebt und die Silhouette des Säntis nur noch schemenhaft über der Kirche von Seefelden zu erkennen ist. Wie schon bei der vorherigen Doppelseite ist auch hier ein Gebäude der Blickpunkt. Die Position der Kirche können wir mit etwas gutem Willen noch gerade so als Goldenen Schnitt durchgehen lassen und das Verhältnis Weinberg, Landschaft und Himmel in etwa als Drittel-Aufteilung. Der Turm in den

Weinbergen im vorangegangenen Bild ist dagegen deutlich weiter an den Rand gerückt, um möglichst viel von dem offenen Blick über den See zeigen zu können.

60 mm, Blende 11, 1/5 Sekunde, ISO 100

ALLGÄU SEEALPSEE AM NEBELHORN BEI OBERSTDORF Man kann durchaus auch bis ganz hinunter wandern und den See von seinem Ufer aus fotografieren – und dann sogar in seinem eiskalten Wasser schwimmen, im heißen Sommer ist das ganz erfrischend. Die klassische und schon zu einer Landschaftsikone gewordene Perspektive auf den Seealpsee aber ist die von oben, vom Zeigersattel aus, den man nach einem kurzen Spaziergang von der Station Höfatsblick der Nebelhornbahn erreicht. Als silbrig schimmerndes Schmuckstück liegt der See inmitten der Bergeinsamkeit, umgeben von grünen Almwiesen, dahinter die im letzten Abendlicht verglühenden Alpengipfel. Und es lohnt sich wirklich sehr, hier etwas mehr Zeit zu investieren als nur den kurzen Tagesausflug herauf mit der Nebelhornbahn. Die schönsten Lichtsituationen kann nur erleben, wer sich unabhängig macht von den Betriebszeiten der Seilbahn und eine Übernachtung in der gleich neben der Station gelegenen Hütte reserviert. Dann hat man nicht nur alle Zeit für ein Bad im See, sondern kann ganz gelassen den Sonnenuntergang abwarten, die Dämmerung erleben und am nächsten Morgen in der Frühe schon wieder hier stehen, um das Schauspiel des Tagesanbruchs zu bewundern, und dabei versuchen, dem Blick auf den See vielleicht doch noch andere Perspektiven abzugewinnen. SCHLOSS NEUSCHWANSTEIN Keine Perspektive, aus der das Schloss Neuschwanstein nicht schon zigtausendfach abgelichtet worden wäre. Obwohl, eigentlich sind es immer dieselben drei: der Blick aus der Ferne von unten, der Blick von der Schlossbrücke und schließlich der Blick aus dem Berg mit Schloss Hohenschwangau und dem Alpsee im Hintergrund. Letzteres ist sicherlich die attraktivste Blickrichtung, aber nur für Ortskundige zugänglich und nicht ungefährlich. Mittlerweile lässt sich das einfacher mit Drohnen erledigen. Der bekannte Blick von der Schlossbrücke zeigt das Schloss auf dem Felsgrat thronend, dahinter die weite Ebene des Voralpenlandes mit dem Forggensee. Zu Großkampfzeiten rangeln hier jedoch Heerscharen von Menschen um einen guten Platz. Für die erste Annäherung nicht die schlechteste Position ist also immer noch der Blick von unten. Von dort ist das Schloss nur noch ein kleiner, aber markanter heller Fleck in der großen Gebirgslandschaft. Frühmorgens erstrahlt der Gipfel des Säulings im ersten Sonnenlicht, und damit der Himmel nicht zu eintönig blau wird, tut uns eine rot beleuchtete Wolke den Gefallen, an die passende Stelle im Bild zu ziehen. Das Ganze können wir problemlos mit einer Normalbrennweite von 50 mm ins Bild setzen.

50 mm, Blende 11, 1/20 Sekunde, ISO 100

70 mm, Blende 11, 3 Sekunden, ISO 100

WALLFAHRTSKAPELLE ST. COLOMAN BEI SCHWANGAU Kleiner Rekurs auf das Kapitel »Bildserien und Sequenzen«: Sozusagen die Minimalform einer Bildserie ist das Bildpaar. Schon in zwei Bildern lassen sich zeitliche Abläufe, Unterschiede und Veränderungen dokumentieren. Das kann man mit einem festen Konzept ganz planvoll und gezielt betreiben, es kann sich aber auch ganz unbeabsichtigt einfach ergeben, so wie hier an der Kirche St. Coloman. In frühmorgendlicher Dämmerung leuchtet die Kirche geradezu unwirklich vor dem dunklen Hintergrund der Berge und des blauen Himmels. Attraktive Wolken türmen sich über den Gipfeln der Tannheimer Berge, und zu allem Überfluss ist auch der Vollmond auf seiner Bahn noch nicht hinter den Bergen verschwunden. Ein magischer Anblick.

Einen solchen Platz kann man dann auch nicht so einfach schnell verlassen, um anderswo weiterzufotografieren, sondern wartet instinktiv ab, wie sich der Morgen noch entwickelt. Langsam wird es heller, die Berggipfel und Wolken schimmern im rötlichen Licht, und der Mond hat sich auf seiner Reise aus unserem Blickfeld verabschiedet. Zwischen den beiden Bildern liegt etwa eine halbe Stunde. Mit feststehender Kamera auf dem Stativ, unveränderter Brennweite und ebensolcher Blickrichtung hätte man diese Entwicklung in einer Zeitraffer-Sequenz einfangen können, was ich auch unbedingt empfehlen möchte. Ist das Hirn zu solch konzeptionellen Leistungen aber noch nicht fähig, wie das an diesem Morgen ganz offensichtlich bei mir der Fall war, so bleibt es bei diesem zufällig entstandenen Bildpaar als MiniSequenz.

70 mm, Blende 11, 1/15 Sekunde, ISO 100

SCHRECKSEE, ALLGÄU Die Bilder vom Schrecksee erzählen eine Geschichte vom Wetterumschwung in den Alpen, aber auch von ein bisschen Durchhaltevermögen, wie man es in der Landschaftsfotografie eben häufig braucht. Beim Aufstieg am Morgen noch begleitet von strahlendem Sonnenschein, doch kaum am hoch gelegenen See angekommen, zieht sich der Himmel in Minutenschnelle zu, und es sind nur noch ein paar schnelle Bilder der im schimmernden See schwimmenden Insel möglich, bevor es zu regnen beginnt. Was tun? Umkehren und für einen neuen Versuch später noch einmal wiederkommen? Angesichts der fast tausend Höhenmeter des knapp dreistündigen Aufstiegs keine echte Option. Nein, als Landschaftsfotograf*in harrt man den Rest des Tages im Regen aus, in der Hoffnung, dass zum Sonnenuntergang der Himmel vielleicht doch noch kurz aufreißt. Und manchmal, nicht immer, wird man dafür auch belohnt.

ZUGSPITZ- UND KARWENDEL-REGION BLICK ÜBER DEN EIBSEE ZUR ZUGSPITZE Eine sehr bekannte und häufig fotografierte Location ist exakt diese Stelle am Eibsee, und sie bleibt dennoch einer meiner Lieblingsplätze, wie überhaupt der Eibsee mit der Zugspitze zu den ganz großen Landschaftskulissen in Deutschland gehört. An heißen Sommertagen ist ein kühles Bad im See eine sehr angenehme Art, die Wartezeit auf das Abendlicht zum Fotografieren zu überbrücken. Man muss dann nur darauf gefasst sein, dass dieser schon ein wenig abgelegenere Bereich des Eibsees, an dem auch der Rundwanderweg nicht unmittelbar entlang führt, so etwas wie der inoffizielle FKK-Strand ist. Wer kein Problem mit hüllenlosem Baden hat, ist hier also richtig. Als Fotograf*in mit Kamera und Stativ sollte man sich dann allerdings sehr dezent verhalten. Eine Sache, um die man sich im Winter keine Gedanken machen muss. Lohnt sich der Besuch am Eibsee im Sommer nicht nur zum Nachmittag und Abend hin, sondern wegen des schräg einfallenden Lichts durchaus auch morgens, so schafft es die Sonne im Winter erst gegen Mittag, hinter den Bergen emporzuklettern, blitzt dann aber recht genau am Zugspitzgipfel hervor und lässt sich mit Blende 16 als Sonnenstern darstellen. Also endlich auch malein Motiv für Langschläfer, die nicht jeden Morgen schon mit Stirnlampe in der Dunkelheit unterwegs sein möchten.

20 mm, Blende 16, 1/100 Sekunde, ISO 100

90 mm, Blende 11, 1/500 Sekunde, ISO 100

BARMSEE UND KARWENDEL Ein schöner Winterspaziergang hat uns vom Örtchen Krün hierher zum Ufer des Barmsees gebracht. Über das Eis geht der Blick zu den Gipfeln des Karwendelgebirges. Hinter den Hügeln am südlichen Ufer steigt ein leichter Nebel aus dem Isartal empor und verdeutlicht so eine sonst kaum spürbare räumliche Tiefe und Staffelung des Bildes. Auch über den Berggipfeln wirbelt der Eisnebel und wird von der Sonne durchleuchtet. Am Ufer des Barmsees stehend, ist der Landschaftseindruck eigentlich geprägt von großer Weite, doch der enge Bildausschnitt des Teleobjektivs lässt die Berge massiv und wuchtig erscheinen, fast so, als stünden wir unmittelbar vor ihnen.

Ein gutes Beispiel also, um sich noch einmal zu vergegenwärtigen, dass der Einsatz eines Teleobjektivs eben nicht nur das berühmte »näher ran« zur Folge hat, eine Konzentration des Bildausschnitts, sondern gestalterisch immer eine starke räumliche Verdichtung bis hin zur Zweidimensionalität bedeutet. Von der weiten Ausdehnung des Sees von einem Ufer bis zum anderen ist im Bild praktisch nichts zu spüren, und wäre da nicht der Nebel über dem Tal der Isar, der andeutet, dass es noch einen unsichtbaren – tatsächlich sogar sehr großen – Raum zwischen den Hügeln am Ufer und den Bergen dahinter geben muss, wären die oberen drei Viertel des Bildes nur eine flächige dunkle Wand ohne jede räumliche Tiefe. BLICK ÜBER DEN GEROLDSEE ZUM KARWENDEL Das klassische Motiv der Karwendelregion, der Blick über den Geroldsee, oft gesehen und fotografiert, doch immer wieder schön. Erster Schnee hat die im späten Sonnenlicht liegenden Berggipfel schon angezuckert, während Wiesen und Bäume noch ihre Herbstfarben tragen. Meist sieht man auf den Bildern die höchstgelegene Hütte groß im Vordergrund, doch unten am Seeufer lohnt sich das Fotografieren ebenso: Die gestalterischen Möglichkeiten sind vielfältiger, auch wenn das Karwendelmassiv nicht ganz so erhaben über die Hügel hinter dem See hinausragt wie beim Blick von oben. Doch egal ob unten am See oder oben am Wiesenhang, man ist hier selten alleine zum Fotografieren. Gelegentlich habe ich schon ein Dutzend Kolleg*innen gezählt. Und wenn es bei gemähten Wiesen im Herbst auch weniger problematisch ist, möchte ich eben deshalb vor allem für den Sommer speziell für diesen viel besuchten Spot noch einmal daran erinnern, sorgsam mit der Vegetation umzugehen und nicht mitten durch die blühenden Almwiesen zu marschieren.

35 mm, Blende 11, 1/40 Sekunde, ISO 100

75 mm, Blende 11, 1/100 Sekunde, ISO 100

BAYERISCHES VORALPENLAND BLICK VOM WALLBERG BEI ROTTACH-EGERN AM TEGERNSEE Wie so oft in den Bergen haben wir auch am Wallberg wieder die Wahl zwischen der bequemen »Anreise« mit der Seilbahn oder dem Aufstieg zu Fuß. Wer nur den Nachmittag hier verbringen möchte, um auf das Abendlicht zu warten, kann die Seilbahn nehmen und nur den Abstieg zu Fuß angehen (Stirnlampe nicht vergessen!). Wollen wir zum Sonnenaufgang hier oben sein, müssen die 900 Höhenmeter von der Talstation bis zum Gipfel allerdings zu Fuß bewältigt werden. Gute zweieinhalb bis drei Stunden sollten dafür eingeplant werden. Etwas leichter machen kann es sich nur, wer die Mautstraße bis zur Wallbergmoosalm befährt, doch auch von dort sind es noch 600 Höhenmeter. Der Weg ist aber gut zu bewältigen, nur die Strecke von der Bergstation der Seilbahn bis zum Gipfel ist steil und erfordert einige Trittsicherheit. Je nach körperlicher Fitness rückt dabei auch wieder die eventuell sinnvolle Beschränkung des KameraEquipments in den Blick. Ich habe auf das schwere Teleobjektiv verzichtet. Das Bild ist mit einer leichten Tele-Einstellung von 75 mm entstanden. Mit einem starken Teleobjektiv ließen sich allerdings auch einzelne Gipfel anvisieren. WALLFAHRTSKIRCHE ST. MARINUS BEI WILPARTING Alle Autofahrer auf der A8 zwischen München und Salzburg kennen diesen Anblick, gleich hinter der Raststätte am Irschenberg. Die Wallfahrtskirche St. Marinus ist eine Ikone des bayerischen Voralpenlandes. Reizvoll gelegen vor der Kulisse des Mangfallgebirges, springt sie als Fotomotiv einfach ins Auge. Morgens wie abends haben wir hier schönes Steiflicht, auch noch im Herbst, wenn das Laub der Bäume bunte Kontrapunkte setzt zum Wiesengrün. Manchmal weht dann auch noch ein leichter Nebelschleier um die Kirche. Von Irschenberg führt der Wölkhamer Weg zu einem Aussichtspunkt, der von erhöhtem Standpunkt aus eine Sicht über die Autobahn hinweg ermöglicht. Schöner und von den Gestaltungsmöglichkeiten auch vielfältiger ist jedoch der Blick von dem kleinen, südlich der Autobahn verlaufenden Sträßchen, das direkt zur Kirche hinunter führt. Auf halber Höhe lädt hier eine Holzbank zum Schauen und Genießen ein. Aus dieser bekannten Perspektive bekommen wir die Kirche mitsamt dem markanten Gipfel des Wendelsteins gut in den Blick, auch wenn das je nach gewählter Brennweite und Bildausschnitt zu einer mehr oder weniger »exzentrischen« Gestaltung führt, die die Kirche und die kleine Veitskapelle daneben recht weit an den Bildrand rückt und der Gebirgslandschaft den weitaus größeren Anteil im Bild einräumt. Der ruhende Pol als Ausgleich ist in diesem Fall der mächtige Baum in der Bildmitte.

75 mm, Blende 11, 1/60 Sekunde, ISO 100

UFFINGER ACH MIT BLICK ZU DEN ALPEN Noch ein Bildpaar, und wieder ein ganz ungeplantes. Einer schon mehrfach empfohlenen Angewohnheit folgend, wollte ich den Foto-Spot an der Ach bei Uffing am Abend eigentlich nur noch kurz aufsuchen, um mich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen, damit ich am nächsten Morgen an der richtigen Stelle stehe. Doch dann war da nicht nur der Halbmond am Himmel, sondern auch noch sein Spiegelbild im Wasser. Eine wunderbare Abendstimmung und ein wirkliches Geschenk, viel zu schön, um nicht doch noch schnell die Kamera aufs Stativ zu packen.

20 mm, Blende 11, 2 Sekunden, ISO 100

Von solchen »geschenkten Momenten« lebt die Landschaftsfotografie, und immer empfinde ich eine tiefe Dankbarkeit dafür, auch wenn ich nicht so genau weiß, an wen ich sie adressieren soll. Denn trotz aller guten Vorbereitung ist es immer auch dieses Quantum Glück, das zum Reiz der Landschaftsfotografie dazugehört. So auch hier: War der Vortag noch wolkenlos, so bescherte der nächste Morgen dem Himmel eine federzarte Wolkenstruktur, pastellrosa erleuchtet vom Dämmerungslicht. Dazu noch genau die richtige Menge an Nebel – pures Glücksgefühl.

20 mm, Blende 11, 1/8 Sekunde, ISO 100

FRAUENINSEL IM CHIEMSEE High Noon: Es geht auch mal um 12 Uhr mittags. Zumindest im Herbst, wenn die Sonne auch zur Mittagszeit nicht senkrecht am Himmel steht, muss nicht immer bis zum Nachmittag oder Abend gewartet werden, bevor es ans Fotografieren geht. Die glitzernden Lichtreflexe auf dem Wasser, ein Segelboot als Eyecatcher und Gegengewicht zur horizontalen Aufteilung des Bildes in zwei gleiche Hälften, mehr hat es hier gar nicht gebraucht.

50 mm, Blende 16, 1/200 Sekunde, ISO 100

18 mm, Blende 11, 1/2 Sekunde, ISO 100

BERCHTESGADENER LAND HINTERSEE BEI RAMSAU Tief unten im südöstlichsten Winkel unseres Landes versteckt sich gleich eine ganze Reihe der großartigsten Landschaftseindrücke. Die drei herausragendsten sollen hier vorgestellt werden: der Hintersee, der Königssee und natürlich der Watzmann. Ein überaus beliebtes und viel fotografiertes Motiv ist zudem die Kirche St. Sebastian an der Ramsauer Ache. Was den Hintersee fotografisch so besonders reizvoll macht, sind die im Wasser verstreut liegenden kleinen Felsinseln. Interessant zu sehen, dass schon winzige Risse und Spalten im Fels ausgereicht haben, dem Wurzelwerk von Fichten und Lärchen genügend Halt zu geben. Vor der grandiosen Kulisse des Bergduos von Watzmann und Hochkalter also ein Fotomotiv »wie gemalt«, um diese oft gehörte Beschreibung hier einmal mit einem ironischen Augenzwinkern zu verwenden. Mit dem bunten Herbstlaub und den rosa Abendwolken ist es aber in der Tat eine gemäldehafte Szenerie, die sich hier vor uns ausbreitet. Dazu noch die durch Windstille begünstigte Spiegelung im Wasser. Notwendig ist jedoch ein möglichst starkes Weitwinkelobjektiv, hier waren es 18 mm Brennweite, doch je weiter, desto besser. Doch nicht nur zum Abend hin sollte man hier sein, auch frühmorgens ergeben sich schöne Gegenlichtaufnahmen, wenn mit etwas Glück vielleicht auch noch ein leichter Nebel über dem Wasser schwebt. OBERSEE AM KÖNIGSSEE Den Blick vom Malerwinkel auf den Königssee haben wir im Gestaltungskapitel schon kennengelernt. Das kleine Ausflugsschiff ist unterwegs zur Wallfahrtskirche St. Bartholomä, mit der Watzmann-Ostwand das klassische Fotomotiv am Königssee. Hier startet die Wanderung zur berühmten Eiskapelle, hier steht das historische Gasthaus, hier konzentriert sich der Besucherandrang. Fahren wir mit dem Schiff weiter zur Station Salet und wandern zum Obersee. Auch hier sind wir nicht alleine, doch ist das Landschaftserlebnis deutlich ruhiger. Außer dem pittoresken Bootshaus eignen sich für die Gestaltung eines Bildvordergrunds gut die Felsblöcke am Ufer, mit denen wir dem Bild eine räumliche Dimension verleihen können. Im smaragdgrünen Wasser des Sees spiegeln sich die steilen Felswände links und rechts, nur nach Süden hin öffnet sich der Blick zu den über der Fischunkelalm thronenden Bergen und dem Röthbachfall, Deutschlands höchstem Wasserfall. Unbedingt sollten wir noch bis zum südlichen Ufer wandern, um den See von dort aus der umgekehrten Perspektive in den Blick zu nehmen, dann mit dem Watzmann im Hintergrund.

18 mm, Blende 11, 1/200 Sekunde, ISO 100

45 mm, Blende 11, 1/8 Sekunde, ISO 100

BLICK ÜBER DIE WALLFAHRTSKIRCHE MARIA GERN ZUM WATZMANN Beenden wir unsere Reise durch die Landschaften Deutschlands ganz bewusst mit einem echten Postkarten-Motiv. So oft der Blick über das Kirchlein Maria Gern hinüber zum Watzmann auch schon fotografiert und zur Ikone geworden ist, so wenig können wir uns dieser Ansicht entziehen und sollten es auch nicht. Zu allen Jahres- und Tageszeiten lohnt hier das Fotografieren, besonders aber zum Sonnenaufgang, wenn das erste Licht die Gipfel-Familie von Watzmann, -frau und -kindern illuminiert. Solche angeblich »totfotografierten« Motive können wir als Herausforderung nehmen, ihnen doch immer noch etwas Neues abzugewinnen, genauso, wie wir uns auch dagegen entscheiden können, hier überhaupt noch zu fotografieren. Doch wenn wir uns freimachen von all diesen Überlegungen, mögen wir zu einem Bild kommen, das einfach nur das eigene Erleben der Landschaft widerspiegelt. Nichts anderes sollte der Sinn unseres Fotografierens sein.

Landschaftsfotografie für Einsteiger Kelby, Scott 9783960888130 236 Seiten

Titel jetzt kaufen und lesen Was hält Sie davon ab, großartige Landschaftsfotos zu machen? Ungefähr 190 Tipps und Kniffe, die Sie (zumindest größtenteils) noch nicht kennen und die Ihnen Scott Kelby in diesem Buch allesamt verrät. Und mit denen Sie dann wirklich packende Landschaftsfotos machen – von gefrorenen Buchten im Rosa der Morgendämmerung über seidig fließende Bäche und Wasserfälle bis zu turmhohen Bergen unter

dahinjagenden Wolken. Und zwar spannend komponiert, richtig fokussiert und genau belichtet, auch unter schwierigen Bedingungen. Dieses Buch ist ein bisschen so, als ginge Scott Kelby mit Ihnen auf Fotoexkursion. Hier finden Sie keine Theorie, sondern immer genau den passenden Tipp für Ihr Problem. Eine Seite, ein Thema, eine Lösung. Kompakt und praxisnah zeigt Kelby Ihnen die benötigte Hardware (Stativ, Filter, Fernauslöser und noch viel mehr), verrät Ihnen die Geheimnisse guter Komposition, wie Sie Sternenhimmel, Panoramen und HDR fotografieren und wie Sie Ihre Bilder dann in Lightroom und Photoshop bearbeiten und veredeln. Dabei müssen Sie dieses Buch nicht Seite für Seite lesen, sondern können darin stöbern, ganz nach Bedarf. Also greifen Sie zu, schnappen Sie sich Ihre Fototasche und ziehen Sie los!

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Hacking und Bug Hunting Yaworski, Peter 9783960889700 269 Seiten

Titel jetzt kaufen und lesen Bugs in Websites aufspüren, Gutes tun, Spaß dabei haben ... und Geld verdienen - Ein praktischer Leitfaden für die Suche nach Softwarefehlern - Ein Blick hinter die Kulissen: Sie sehen, wie professionelle Bughunter vorgehen - Eine Anleitung, wie man mit Bughunting Geld verdient Lernen Sie, wie Hacker Websites knacken und wie auch Sie das tun können. Dieses Buch ist ein praktischer Leitfaden für die

Suche nach Software-Bugs. Egal ob Sie in die Cybersicherheit einsteigen, um das Internet zu einem sichereren Ort zu machen, oder ob Sie als erfahrener Entwickler sichereren Code schreiben wollen – Peter Yaworski, ein überzeugter "Ethical Hacker", zeigt Ihnen, wie es geht. Sie lernen die gängigsten Arten von Bugs kennen, wie Cross-Site-Scripting, unsichere Objekt-Referenzen oder Server-Side Request-Forgery. Echte Fallbeispiele aufgedeckter und entlohnter Schwachstellen in Anwendungen von Twitter, Facebook, Google und Uber zeigen erstaunliche Hacks, und sie erfahren, wie Hacker bei Überweisungen Race Conditions nutzen, URL-Parameter verwenden, um unbeabsichtigt Tweets zu liken, und vieles mehr. Jedes Kapitel stellt einen Schwachstellentyp vor und illustriert ihn mit einer Reihe von tatsächlich veröffentlichten Bug-Bounties. Die Sammlung von Reports in diesem Buch zeigt Ihnen, wie Sites cleveren Nutzern ihre Schwachstellen offenbaren und wie Angreifer Nutzer dazu bringen, sensible Informationen preiszugeben. Darüber hinaus werden Sie lernen, wie Sie Ihr anspruchsvolles neues Hobby in eine erfolgreiche Karriere verwandeln können. Sie lernen: - wie Angreifer Websites kompromittieren - wo Sie mit der Suche nach Bugs anfangen - welche Funktionalitäten üblicherweise mit Schwachstellen assoziiert werden - wie Sie Bug-Bounty-Programme finden - wie Sie effektive Schwachstellen-Reports verfassen "Hacking und BugHunting" ist eine faszinierende und umfassende Einführung in die Sicherheit von Webanwendungen, mit Geschichten von der vordersten Schwachstellenfront und praktischen Erkenntnissen. Mit Ihrem neu gewonnenen Wissen um die Websicherheit und Schwachstellen können Sie das Web zu einem sichereren Ort machen—und dabei noch Geld verdienen.

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Angular Malcher, Ferdinand 9783960887133 746 Seiten

Titel jetzt kaufen und lesen Lernen Sie die Grundlagen von Angular mit diesem Praxisbuch! Mit einem anspruchsvollen Beispielprojekt führen wir Sie durch die Welt von Angular. Lernen Sie Schritt für Schritt, wie Sie modulare Single-PageAnwendungen entwickeln. Praktisch: Der Programmcode zu jeder einzelnen Entwicklungsphase ist auf GitHub verfügbar. So können Sie alle Schritte gut nachvollziehen und auch Teile überspringen. Die

Autoren sind erfahrene Workshopleiter und internationale Konferenzsprecher. In diesem praktischen Nachschlagewerk vermitteln sie die Best Practices aus der täglichen Arbeit mit Angular. Neben den Grundlagen werden auch behandelt: - Reaktive Programmierung mit RxJS - State-Management mit Redux - Testing mit Jasmine, Karma und Protractor - Routing und Modulsystem"" - HTTP und Interceptoren Formularverarbeitung - Dependency Injection und Services - Internationalisierung (i18n) - Mobile Anwendungen mit NativeScript - Server-Side RenderingDas Buch setzt Vorkenntnisse in JavaScript, HTML und CSS voraus. Wer noch nicht mit TypeScript vertraut ist, findet hier eine kompakte Einführung. Auf der Website zum Buch werden außerdem regelmäßig Aktualisierungen und Neuigkeiten rund um Angular veröffentlicht. Neu in dieser Auflage - Durchgängig aktualisiert auf Angular 8 und neuere Versionen Kompakter Schnelleinstieg in Angular mit Stackblitz - Ausführliches Kapitel zu RxJS und Observables Redux mit Reactive Extensions for Angular (NgRx) - Server-Side Rendering mit Angular Universal - HTTPInterceptoren

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Fusion 360 für Maker Cline, Lydia Sloan 9783960886242 308 Seiten

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Software kennen lernen wollen. Das Buch wird dich in kurzer Zeit in die Lage versetzen, eigene Modelle für den 3D-Druck und die CNC-Fräse zu entwickeln. Mit acht Einsteigertutorials lernst du die Grundlagen von Fusion 360 kennen. Du erfährst Schritt für Schritt im Verlauf zahlreicher Do-it-yourself-Projekte, wie du eigene Ideen umsetzen kannst. Die Projekte sind unter realen Bedingungen getestet. Sie behandeln auch häufig auftretende Probleme und liefern die Lösungen dazu. Jedes Projekt steht für sich alleine, sodass du direkt mit denen einsteigen kannst, die dich am meisten interessieren.

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Das Sony Alpha 6000 Handbuch Vieten, Martin 9783864915710 270 Seiten

Titel jetzt kaufen und lesen Die Alpha 6000 von Sony ist eine Hochleistungskamera im Hosentaschenformat. Mit ihrem rasanten Autofokus sowie der sehr hohen Serienbildgeschwindigkeit empfiehlt sie sich besonders für Actionfotos und schnelle Schnappschüsse. Doch die Alpha 6000 kann wesentlich mehr. Ob atemberaubende Landschaftsaufnahmen, professionelle Porträtfotos oder authentische Sachaufnahmen - die Alpha 6000 ist

praktisch jedem Motiv gewachsen. Wer das Leistungspotenzial der Alpha 6000 voll ausschöpfen möchte, sollte die Kamera jedoch aus dem Effeff beherrschen. Genau hier setzt das Handbuch von Martin Vieten an. Nachdem es Sie mit den Basics der spiegellosen Systemkamera vertraut gemacht hat, erfahren Sie, welche Kameraeinstellungen Ihnen den fotografischen Alltag erleichtern. Martin Vieten belässt es nicht dabei, Ihnen die vielfältigen Möglichkeiten der Alpha 6000 aufzuzählen. Vielmehr zeigt Ihnen der versierte Fachautor detailliert, welche Auswirkungen Ihre Vorgaben auf das Aufnahmeergebnis haben. Sie erfahren zum Beispiel, wie Sie die Vollautomatiken an Ihre Wünsche anpassen, mit welchen Einstellungen Sie unter schlechten Lichtbedingungen die besten Ergebnisse erzielen oder mit welchen Vorgaben der Autofokus gestochen scharfe Actionfotos liefert. Ganz gleich, ob Sie mit der Alpha 6000 nur gelegentlich fotografieren oder tiefer in ein bestimmtes fotografisches Sujet einsteigen möchten: In diesem Buch bekommen Sie alle Informationen, um mehr aus Ihren Fotos und Videos mit der Alpha 6000 zu machen.

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