Krank durch Übersäuerung - Die biologische Entsäuerungstherapie

Table of contents :
Ein Vorwort (das Sie lesen sollten)
Kapitel 1 – Warum wir wirklich krank werden und was die Übersäuerung damit zu tun hat
Kapitel 2 – Das Problem der Übersäuerung
2.1 - Das Säure-Basen-Gleichgewicht: Was ist das und wozu dient es?
2.2 - Chronische Übersäuerung als allgegenwärtiges Phänomen
2.3 - Ursachen chronischer Übersäuerung
Kapitel 3 – Was gegen Übersäuerung wirkt
3.1 - „Basische Mittel“ – Basenpulver, Basentabletten & Co.
3.2 - Basenbad
3.3 - Baseneinläufe
3.4 - Homöopathie und Schüssler-Salze
3.5 - Infrarotsauna
3.6 - Bewegung
3.7 - Ernährung
3.8 - Entspannung
Kapitel 4 – Diagnose einer Übersäuerung und konkrete Behandlungsschritte
Fazit
Über den Autor

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Inhaltsverzeichnis Ein Vorwort (das Sie lesen sollten) ........................................................................................................................ 3 Kapitel 1 – Warum wir wirklich krank werden und was die Übersäuerung damit zu tun hat ..................................... 5 Kapitel 2 – Das Problem der Übersäuerung ............................................................................................................ 9 2.1 - Das Säure-Basen-Gleichgewicht: Was ist das und wozu dient es? .......................................................................... 9 2.2 - Chronische Übersäuerung als allgegenwärtiges Phänomen ................................................................................. 12 2.3 - Ursachen chronischer Übersäuerung ..................................................................................................................... 14 Kapitel 3 – Was gegen Übersäuerung wirkt ...........................................................................................................20 3.1 - „Basische Mittel“ – Basenpulver, Basentabletten & Co......................................................................................... 20 3.2 - Basenbad................................................................................................................................................................ 29 3.3 - Baseneinläufe ......................................................................................................................................................... 31 3.4 - Homöopathie und Schüssler-Salze ......................................................................................................................... 34 3.5 - Infrarotsauna ......................................................................................................................................................... 36 3.6 - Bewegung .............................................................................................................................................................. 39 3.7 - Ernährung............................................................................................................................................................... 46 3.8 - Entspannung .......................................................................................................................................................... 64 Kapitel 4 – Diagnose einer Übersäuerung und konkrete Behandlungsschritte.........................................................67 Fazit ....................................................................................................................................................................76 Über den Autor ...................................................................................................................................................77

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Wie Sie die Informationen in diesem Buch bewerten sollten...

Ich empfehle Ihnen, immer alle Informationen, die Sie erhalten zu hinterfragen – auch meine Informationen. Zu oft erlebe ich es, dass Menschen an einer Meinung von Herrn Prof. Dr. XYZ festhalten, obwohl das Gegenteil längst erwiesen ist. Gerade die Geschichte der Medizin ist eine Geschichte der Irrtümer. Ich erinnere mich an die Worte eines Professors, der in einer Vorlesung zugab: „Die Irrtümer der Medizin füllen mehr Bände, als die ihrer Erkenntnisse“. Die Informationen in diesem Buch dienen vor allem Ihrer Information und können keine persönliche Beratung, eine Untersuchung oder Diagnose durch einen Therapeuten ersetzen. Ich darf Ihnen auch keine Ferndiagnosen und Therapievorschläge für den Einzelfall anbieten. Es wäre einfach nicht seriös. Die Informationen können aber den Dialog zwischen Ihnen und Ihrem Therapeuten sinnvoll ergänzen und unterstützen. Ich muss auch erwähnen, dass ich Ihnen keine Beratung, Empfehlung oder Aufforderung im Hinblick auf den Kauf und / oder die Anwendung von Arzneimitteln und anderen Gesundheitsprodukten, Diagnose- oder Therapieverfahren biete, sondern bewährte Rezepte und Mittel, die ich in meiner Praxis bei bestimmten Erkrankungen verordne. Seien Sie umsichtig bei Selbstmedikationen; besprechen Sie diese mit Ihrem Therapeuten oder Apotheker. Setzen Sie keine ärztlich verordneten Medikamente von sich aus ab. Holen Sie sich vorher therapeutischen Rat.

Ein Vorwort (das Sie lesen sollten)

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ie Übersäuerung und Entsäuerung folgen einem schlichten Prinzip. Deshalb können Sie mit einfachen Maßnahmen sehr viel für Ihr Wohlbefinden tun.

Als ich mich vor über 20 Jahren intensiver mit der Medizin und der Naturheilkunde zu beschäftigen begann, kam es mir tatsächlich so vor, als sei jeder Patient übersäuert. Auch in der Ausbildung hieß es, dass eine Übersäuerung bei wenigstens 60 % der Patienten vorliege. Manche meinten, bis zu 80 % der Patienten seien betroffen. Das bedeutete für die Therapie zahlreicher Erkrankungen, dass die Patienten wohl lediglich einer „Entsäuerung“ bedurften. Aber sollte es wirklich so einfach sein? Ja und nein. Wenn Sie mit diesem Buch „durch“ sind, wissen Sie, warum die Antwort nicht leicht ist. Zwar fehlt es nicht am Wissen zum Problem der Übersäuerung beziehungsweise zur Entsäuerung, wohl aber an deren optimaler Vorgehensweise. Mittlerweile herrscht auch eine gewisse Beliebigkeit an Konzepten und

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Maßnahmen auf diesem Gebiet. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Viele dieser Rezepte und Therapien sind richtig und auch wichtig. Aber mir fehlen da einige bedeutende Zusammenhänge. In diesem Buch möchte ich Ihnen die Problematik der Übersäuerung darlegen sowie die aus meiner Sicht möglichen (und notwendigen) Maßnahmen, um sie zu beseitigen. Sie können das Buch querlesen und zwischen den Kapiteln hin und her springen. Am meisten Sinn ergibt es aber, vorn zu beginnen und sich dann langsam „vorzuarbeiten“. An manchen Stellen wird es etwas „chemisch“. Das liegt in der Natur der Sache. Wenn es Ihnen zu komplex wird, überspringen Sie diese Teile einfach. Ich habe sie mit aufgenommen, weil ich immer häufiger feststelle, dass meine Bücher auch von Kolleg(inn)en gelesen werden. Und nicht nur das: Manche Kolleg(inn)en schreiben mir auch, dass sie „meine“ Therapieschemata in der Praxis für ihre Patienten so umsetzen – und zwar erfolgreich! „Meine“ habe ich in Anführungszeichen gesetzt, weil es eigentlich nicht meine Konzepte sind, sondern eine Quintessenz zahlreicher Konzepte und Rezepte, die ich im Laufe der Jahre von vielen Wissenschaftlern sowie Kolleg(inn)en selbst lernen durfte. Wo immer ich mich an die Quelle erinnere, versuche ich sie in diesem Buch zu nennen. Ich führe im Text auch zahlreiche Mittel und Präparate auf. Diese Mittel verwende ich selbst und/oder verordne sie in meiner Naturheilpraxis. Ich erhalte von keinem der Hersteller dieser Mittel auch nur einen Cent. Ich schreibe dies, weil diese Thematik zwei wesentliche Probleme beinhaltet: Nummer 1: Im Internet finden Sie unzählige Artikel und Videos, bei denen die Interessenlage überhaupt nicht klar ist. Oftmals werden Produkte empfohlen und darunter findet sich gleich ein Link zum Bestellen. Bei vielen der Autoren habe ich zudem den starken Eindruck, dass diese noch nie einen Patienten gesehen, geschweige denn behandelt haben. Bei mir verhält sich das anders. Nummer 2: In den meisten Büchern dürfen die Namen der Hersteller von Mitteln sowie die genaue Dosierung oder Einnahmeempfehlungen nicht angegeben werden. Die Verlage lassen dies einfach nicht zu. Und so erhalten die Leser zwar nette Rezepte zum Kochen, aber wirksame Präparate zum raschen Entsäuern? – Fehlanzeige! Sie ahnen es bereits: Auch hier verfolge ich einen anderen Weg. Nach diesem Vorwort kommen wir zum ersten (und vielleicht wichtigsten) Kapitel.

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Kapitel 1 – Warum wir wirklich krank werden und was die Übersäuerung damit zu tun hat

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arum werden wir eigentlich wirklich krank? Sind es tatsächlich Bazillen und Viren, die über uns herfallen – in der alleinigen Absicht, uns zu zermürben und zu Tode zu bringen? Ist Krebs einfach ein Schicksal, mit dem wir eines Morgens aufwachen?

Haben wir zu viel Hausstaub oder Blütenpollen um uns, sodass wie eines Tages einfach eine Allergie dagegen bekommen? Und warum reagieren manche Menschen überhaupt auf Blütenpollen allergisch? Die waren doch auch schon vor 100 Jahren da. Und da gab es sowas nicht! Oder doch? Wenn Arteriosklerose am Herzinfarkt und Schlaganfall schuld sein soll, was ist dann die Ursache für die Arteriosklerose? Und was ist die Ursache für das Blutgerinnsel, welches das Gefäß verstopft hat? Wenn das verschlissene Gelenk an meinen heftigen Schmerzen schuld sein soll – warum tut dann nur das eine Gelenk weh und nicht auch das auf der anderen Körperseite? Das ist ja meist genauso „verschlissen“ – oder? Und „Bilder“ (CT, MRT, Röntgen) werden ja fast immer nur von der schmerzenden Seite gemacht! Die wahren Krankheitsursachen Spezialisten für verschiedene Krankheiten, sowohl Fachärzte als auch Alternativmediziner, versuchen eine Antwort auf die Frage zu finden, warum es bestimmte Krankheiten überhaupt gibt. Und sehr oft können diese Spezialisten sehr überzeugende Antworten geben. Sie als Patient hören dann von Ursachen, die entweder wiederum selbst eine Ursache haben, oder Erklärungen, die Sie nicht prüfen können. Ein Beispiel: Patientin: „Warum habe ich solche Knieschmerzen?“ Schulmediziner: „Tja, Sie sind nicht mehr die Jüngste. Und Sie haben leider eine starke Arthrose im Knie.“ Damit sind die meisten Patienten erst einmal zufrieden: „Aha. Arthrose!“ Aber ist das wirklich die Ursache der Schmerzen? Arthrose bedeutet ja eigentlich nur „Gelenkverschleiß“, genauer: Verschleiß des Knorpels im Gelenk. Wenn der für die Schmerzen verantwortlich sein soll, was ist denn dann die Ursache für den Verschleiß? Und ist dieser Verschleiß auch tatsächlich verantwortlich für die Schmerzen? Denn: Im Knorpel des Knies gibt es keine Schmerzrezeptoren. Woher kommen dann die Schmerzen? Nächstes Beispiel: Patient: „Warum habe ich solche Rückenschmerzen?“ Alternativmediziner 1 – chinesische Medizin: „Sie haben eine Nieren-Yin-Störung.“

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Alternativmediziner 2 – Chiropraktik: „Sie haben einen blockierten Lendenwirbel.“ Andere Vertreter alternativer Heilverfahren forschen gar nicht weiter nach Ursachen. Die Homöopathie zum Beispiel sammelt nur Symptome, sucht das Charakteristische der Krankheit jedes Patienten und versucht dann, das passende Mittel dazu zu finden. Wer hat denn nun Recht? Glauben Sie mir: Sie werden für jedes Verfahren und für jeden Therapeuten Patienten finden, die Ihnen berichten werden, dass ihnen genau dieser Therapeut oder genau dieses Verfahren geholfen hat. Sehen Sie, wie schwer es ist, eine echte Ursache auszumachen? Für mich gibt es nur vier Krankheitsursachen. Vier Ursachen, die eine allgemeine Gültigkeit besitzen und nach meiner Überzeugung auch immer gültig sein werden: •

Krankheitsursache Nummer 1: Fehlende und/oder „falsche“ Bewegung

• •

Krankheitsursache Nummer 2: Falsche und/oder zu viel Nahrung Krankheitsursache Nummer 3: Gifte, Medikamente und andere belastende Substanzen



Krankheitsursache Nummer 4: Psychosoziale Faktoren/Stress

Und um es gleich vorwegzunehmen: Jeder dieser Gründe kann dazu führen, dass Sie in eine Übersäuerung gleiten. Denn die Übersäuerung ist ja letztlich auch nur ein Symptom beziehungsweise eine Folge dieser Umstände. In der folgenden Grafik habe ich versucht, dies zu verdeutlichen:

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Abb. 1: Übersicht zu Ursachen einer Übersäuerung

Wie groß das Fass ist, wird zum Beispiel durch die Genetik bestimmt. Der Riss im Fass soll die Resilienz darstellen – das Vermögen bzw. die Fähigkeit, mit bestimmten Widrigkeiten und Krisen fertigzuwerden. Die Wandstärke des Fasses ist also in gewisser Weise „trainierbar“, die Größe aber ist von Geburt an bestimmt. Wenn die Krankheitsursachen überhandnehmen, läuft das Fass über. Was da überläuft, wird als Symptom bzw. als Krankheit sichtbar und unterliegt dann deren Eigenheiten (Pathologie und der entsprechenden Prognose). Ganz wichtig: Unten am Fass sehen Sie einen Ablauf. Dieser symbolisiert die Fähigkeit Ihres Körpers, den „Mist“, der oben reinläuft, zu entsorgen. Die Begriffe Entgiftung, Entschlackung und Entsäuerung treffen das ziemlich genau.

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Es gibt also mehrere Schrauben, an denen man jetzt drehen kann: a) Den Zufluss stoppen bzw. reduzieren. Maßnahmen dazu sind: •

Körperliche Bewegung als Heilmittel (Beweglichkeitstraining, Faszientraining, Krankengymnastik usw.)



Umweltgifte vermeiden



Gesunde Ernährung



Stressbewältigung

b) Prüfen, ob der Abfluss frei ist, und ihn ggfs. freimachen: •

Entgiftung



Entschlackung



Entsäuerung

c) Eventuell die Resilienz stärken (was aber wenig nutzt, wenn das Fass bereits überläuft) Versierte Naturheilkundler prüfen, was als erste Maßnahme sinnvoll erscheint und wozu der Patient bereit ist. In diesem Buch stelle ich Ihnen zu jedem dieser Punkte geeignete Maßnahmen vor. Vielleicht fehlten Ihnen weiter oben zwei „Krankheitsursachen“, die ganz häufig für Beschwerden verantwortlich gemacht werden. Ich nenne diese „Pseudo-Ursachen“: Pseudo-Krankheitsursache Nummer 1: Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten Diese gehören (nach meinem Schaubild) zum Bereich Umweltgifte. Und damit wird auch sofort klar, warum manche Menschen aufgrund bestimmter Keime erkranken und andere nicht. Beispiel: Der sogenannte Krankenhauskeim MRSA wird vor allem für solche Patienten gefährlich, deren Fass sowieso schon überläuft – klar: denn sonst wären sie ja nicht im Krankenhaus. Pseudo-Krankheitsursache Nummer 2: Gene Häufig wird das Wohl und Wehe der Menschheit abhängig gemacht von der Allmacht der Wissenschaft und deren der Natur überlegenen Wirkweisen. So wurde Anfang der 2000er Jahre vollmundig verkündet, dass die Genetik spätestens in zehn Jahren in der Lage sein werde, alle Gen-Codes zu entschlüsseln, die entsprechenden Erbkrankheiten vollständig zu verstehen und die entsprechenden Therapien anzubieten. Politiker der 90er Jahre (u. a. Bill Clinton) und zahlreiche Wissenschaftler waren sich einig: Das Gesundheitswesen von 2010 wird mit dem von 2000 kaum noch etwas gemeinsam haben – dank der „genetischen Revolution“. Die Ernsthaftigkeit dieses Optimismus wurde dann durch einen Drei-Milliarden-Dollar-Einsatz unterstrichen. Bereits im Jahr 2011 ließ sich rückblickend sagen, dass man von der Gen-Code-Entschlüsselung weiter entfernt ist als die Erde vom Mond. Eine Therapierbarkeit von Erbkrankheiten ist auch heute so weit entfernt wie die Milchstraße. So einfach kann man die Natur also nicht austricksen.

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Kapitel 2 – Das Problem der Übersäuerung

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nter den Faktoren, die fast jegliche Erkrankung bedingen, begünstigen oder unterhalten können, ist die chronische Übersäuerung unseres Körpers meiner Erfahrung nach einer der am meisten unterschätzten. Es sind also mitnichten nur die kleinen Symptome unseres Alltags wie Kopfweh oder Abgeschlagenheit, für die physiologische Ungleichgewichte, zu denen die Übersäuerung gehört, verantwortlich zu machen sind. Wenn im Bereich der Naturheilkunde der Begriff der Übersäuerung verwendet wird, dann gehen wir wie die Schulmedizin von einer zeitweisen (latenten oder akuten) oder einer chronischen (dauerhaften) Übersäuerung aus.

2.1 - Das Säure-Basen-Gleichgewicht: Was ist das und wozu dient es? Das Milieu des Körpers ist in seinen wesentlichen Anteilen leicht alkalisch. Nur kleine Kompartimente innerhalb der Zellen weisen eine ins Saure verschobene Eigenschaft auf. Ermittelt wird dieser Parameter anhand des pHWertes. Auf dieser Skala zwischen 0 und 14 repräsentiert ein Wert von 0 bis < 7 den sauren Bereich, während zwischen > 7 und 14 das alkalische Spektrum liegt. 7 bildet den Neutralwert. Diese Skala ist logarithmisch. Dies bedeutet, dass der Sprung von einer ganzen Zahl zur anderen einen Unterschied um den Faktor 10 darstellt. Deswegen zeigt beispielsweise ein pH-Wert von 5 eine zehnmal saurere Lösung an als ein pH-Wert von 6. Die folgende Abbildung verortet einige bekannte Lösungen innerhalb des pH-Spektrums.

Abb. 2: Das pH-Spektrum mit der Kennzeichnung einiger Lösungen des Alltags

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Deutlich wird, dass Sie im Prinzip überall einen pH-Wert messen können: bei Leitungswasser, Blumenerde, Tränen, Blut, auf der Haut usw. Am menschlichen Körper reicht meiner Erfahrung nach der Urin-pH-Wert völlig aus. Ich weiß, dass manche Kolleg(inn)en dies anders sehen. Auch ich habe jahrelang in der Praxis deutlich aufwändigere Methoden betrieben, kam dann aber wieder davon ab, weil der Urin-pH-Wert, wenn richtig gemessen wird, recht aussagekräftig ist. Bei Bedarf besorgen Sie sich am besten Messstäbchen aus der Apotheke und prüfen mehrere Tage hintereinander mehrmals am Tag. Bei einem gesunden Stoffwechselgeschehen unterliegt der pH-Wert folgenden Schwankungen: Gegen 10, 16, 22 und 4 Uhr liegt er im basischen Bereich, weil der Körper Basenstoffe ausschüttet, um die Säuren zu neutralisieren. Ein saurer Wert zeigt sich indes um 7, 13, 19 und 1 Uhr, wobei diese Uhrzeiten nur Richtwerte sind, die sich, je nach Ihren Essenszeiten, verschieben können. Der größte Anteil des Körpermilieus liegt im alkalischen Bereich zwischen 7,3 und 7,5. Der pH-Wert des Blutes schwankt im engen Fenster von 7,36 bis 7,44. Sinkt der Wert darunter, leiden wir unter einer Azidose, darüber unter einer Alkalose. Die Blutgasanalyse, die auf der Intensivstation regelmäßig durchgeführt wird, gibt über den Blut-pH Aufschluss. Bei einer schweren Azidose ist mit dem Dunkelfeld-Mikroskop erkennbar, wie sich die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) aneinanderheften und regelrechte Stapel bilden. Wie Münzrollen liegen die Zellen dann dicht an dicht übereinander, weswegen von einer Geldrollenbildung gesprochen wird. Dadurch verdecken die roten Blutkörperchen einander gegenseitig einen Großteil ihrer Oberfläche und können den Stoffaustausch nur noch unzureichend bewerkstelligen. Schwere anoxische Zustände sind die Folge. So kann die Sauerstoffversorgung in den peripheren Regionen auf nur 35 % des Normalwertes fallen. Nun beginnt ein Teufelskreislauf. Der Patient ist ständig übermüdet und versucht, durch verstärktes Essen von Proteinen und Kohlenhydraten neue Energie zu tanken. Doch das beseitigt die Ursache nicht, sondern verschlimmert die Azidose zusätzlich. Denn diese Nahrungsmittel führen zu einer weiteren Absenkung des pHWertes. Hinzu kommt, dass Kohlendioxid (CO2) nicht mehr im ausreichenden Maße abgegeben wird. Da das Gas im Wässrigen sauer reagiert, verstärkt sich die Azidose nochmals. Dem oben angesprochenen pH-Wert des Blutes kommt insofern eine entscheidende Rolle zu, als jede Zelle unseres Organismus auf dem „Wasserweg“, das heißt über das Blut, versorgt wird. Nährstoffe und Abfallprodukte werden auf diesem Weg transportiert, zur Zelle hin und von der Zelle weg. Wenn die Abfallprodukte überwiegen, sinkt der pH-Wert. Wird dieser Zustand nicht ausgeglichen, kommt es zu Zellschädigungen und Zelltod. Der Organismus hat für diesen Fall einige Schutzmaßnahmen vorgesehen. Bei einer lokal begrenzten Azidose erfolgt eine Weitstellung der betroffenen Blutgefäße, und zwar reflektorisch über Rezeptoren in der Gefäßwand, die den veränderten pH-Wert registrieren und die Weitstellung initiieren. Letztere sorgt für eine verbesserte Durchblutung des betroffenen Abschnitts und damit für einen schnelleren Abtransport der Schadstoffe. In der Niere und teilweise auch in der Leber kommt es dann zum Abbau und zur Elimination der Schadstoffe. Aufgrund unseres Stoffwechsels ergeben sich immerzu Abfallprodukte, die einen sauren Charakter haben. Dies ist eine unvermeidliche Gegebenheit bei der Metabolisierung und Energiegewinnung in den Zellen. Unser Organismus ist daher mit den ihm zur Verfügung stehenden Neutralisationsverfahren bestens auf diese Aufgaben vorbereitet. Aber Niere, Leber und Lunge (Kohlensäure!) haben nur begrenzte Kapazitäten zur Herstellung des Säure-Basen-Gleichgewichts.

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Ein konstanter pH-Wert in allen Kompartimenten des Körpers ist für zahlreiche physiologische Funktionen lebenswichtig. Die Erhaltung dieses Gleichgewichtes ist Teil der Homöostase. Mit dieser physiologischen Funktion hält der Körper die Konzentrationen aller gelösten Stoffe auf optimalem Niveau. Jedes Enzym hat in einem engen Bereich der pH-Skala sein spezifisches Wirkungsoptimum. Die Träger der sauren Eigenschaft sind die elektrisch positiv geladenen Wasserstoff-Ionen (Protonen). Diese als H+ bezeichneten Teilchen sind in wässriger Lösung an ein Wassermolekül gebunden (H3O+). Proteine, also auch Enzyme, spalten ebenfalls Ionen ab und werden dadurch gleichermaßen elektrisch geladene Ionen, die in Wechselwirkung mit anderen Ionen in ihren Umgebungen stehen. Dabei sind nicht nur die mineralischen (basischen) Bestandteile von Bedeutung, sondern gerade auch die Konzentration der H3O+-Ionen und natürlich die alkalisch reagierenden OH¯-Ionen. Auf diese Weise hat der pH-Wert einen erheblichen Einfluss auf die Enzymfunktion. Weicht der Parameter vom Normwert ab, verändert sich die Gestalt der Eiweißkette, die durch elektrische Kräfte innerhalb des Enzyms zustande kommt. Diese Änderung der dreidimensionalen Struktur führt zu einem teilweisen oder vollständigen Funktionsverlust des Enzyms. Auch die Fähigkeit, das Substrat zu binden, ist dann herabgesetzt, weil auch hierbei elektrische Wechselwirkungen entscheidend sind. Als Substrat bezeichnen Biochemiker dasjenige Molekül, das erst durch die Enzymaktivität in der erforderlichen Weise reagiert, also gespalten oder anderweitig umgewandelt wird. Diese Überlegungen machen klar, dass der pH-Wert einen wesentlichen Bestimmungsfaktor für den gesamten Stoffwechsel darstellt. So führt eine Verschiebung ins Saure zu vermehrter Freisetzung freier Radikale, weil die Abbauprozesse nicht mehr optimal ablaufen. Auch die Nervenleitgeschwindigkeit ist im Sauren auf ein schädliches Maß erhöht, weil der elektrische Widerstand mit sinkendem pH-Wert abnimmt (und umgekehrt mit steigendem pH zunimmt). Zu den vielfältigen negativen Auswirkungen der Übersäuerung zählt zudem eine Beeinträchtigung der Immunfunktion mit der Folge einer Abwehrschwäche gegen Krankheitserreger. Im Körper sorgt ein Puffersystem für die Konstanthaltung des pH-Wertes. Dazu ist die Ionen-MineralKonzentration so ausgelegt, dass sich „automatisch“ ein optimaler pH-Wert einstellt, wenn überschüssige Säure oder verstärkt alkalische Verbindungen in den Stoffwechsel gelangen. Freilich ist die Kapazität des Puffers begrenzt. Hauptgarant dieses Gleichgewichtes zwischen Säure und Base ist das Kohlensäure-Bicarbonat-System. Bicarbonat ist nicht nur in Mineralien wie Natriumhydrogencarbonat und Calciumhydrogencarbonat enthalten, sondern entsteht auch durch die Lösung von Kohlendioxid (CO 2) in Wasser. Erst in dieser Form spricht der Chemiker von Kohlensäure. Ein Enzym beschleunigt und reguliert die Lösung von CO 2 im wässrigen Körpermilieu. Diese Carboanhydrase kann Bicarbonat in ausreichendem Maße bereitstellen oder – wenn ein Ungleichgewicht zugunsten des Bicarbonates vorliegt – auch die Rückreaktion katalysieren. Dann entsteht aus dem Bicarbonat CO 2. Auf diese Weise wird der pH-Wert unter normalen Bedingungen innerhalb eines engen Bereichs gehalten. Derartige Regulationsmechanismen steuern nicht nur den pH-Wert des Blutserums und anderer extrazellulärer Kompartimente, sondern auch das Säure-Base-Gleichgewicht im Zellinnenraum oder Intrazellularraum (IZR). Dazu dienen in die Zellmembran eingebettete Transportproteine. Die Protonenpumpe kann die sauer wirkenden Wasserstoff-Ionen (H+) ausschleusen, womit der pH-Wert in der Zelle steigt, während ein Transport in die Zelle den pH-Wert absenkt. Auch der Natrium-Protonen-Tauscher greift direkt an den Hydronium-Ionen an, indem er

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ein Natrium-Ion gegen ein H+-Ion über die Membran hinweg austauscht. Mit den Bicarbonat-Transportern reguliert die Zelle den pH-Wert durch die Aus- oder Einschleusung des Bicarbonates. Diesen Weg beschreitet beispielsweise der Natrium-Bicarbonat-Cotransporter, der mit Bicarbonat-Ionen gleichzeitig Natrium-Ionen über die Membran bewegt. Die Monocarboxylat-Transporter lassen einwertige organische Säuren (Monocarbonsäuren) aus der Zelle herausdiffundieren, wodurch der pH-Wert steigt. Durch die Verteilung von Ionen steuert die zelluläre pH-Regulation gleichermaßen das Säure-Base-Gleichgewicht der extrazellulären Kompartimente. Auch das Volumen der Zellen unterliegt teilweise diesen Prozessen. Nicht zuletzt ermöglichen die Mechanismen die Beseitigung des Stoffwechselendproduktes Kohlendioxid. Wir sehen also, dass Bicarbonat bei der Konstanthaltung des pH-Wertes eine entscheidende Rolle spielt. Das wichtigste Organ der Homöostase ist die Niere, die täglich bis zu 250 g Bicarbonat produzieren kann. Wesentlich trägt auch die Lunge durch die Ausatmung von CO2 („Kohlensäure“) dazu bei, dass es nicht zur Übersäuerung des Körpers kommt. Daneben sind der Darm, die Haut und die Leber an der Ausscheidung überschüssiger Säure beteiligt und helfen damit, den pH-Wert zu regulieren. Übrigens gibt es nicht nur eine Übersäuerung, sondern auch eine Überalkalisierung. Ein zu stark basisches Milieu schädigt ebenfalls die Zellen, wobei Werte über 7,8 ähnliche Folgen bedingen wie Werte unter 6,8. Die Extremwerte von 0 und 14 geben nur die Messbreite der pH-Werteskala wieder und spielen für biologische Systeme keine Rolle. Die Menge an freien H-Ionen bei pH-Wert 0 und freien OH-Ionen bei pH-Wert 14 ist so extrem hoch, dass keine Zelle in einem solchen Medium gedeihen kann. Früher gingen Ärzte davon aus, dass eine Übersäuerung des Körpers nur bei schwerwiegenden Erkrankungen auftritt und sich dann als Azidose mit gravierenden Symptomen äußert, darunter Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen, Herzstillstand, Senkung der Kontraktionskraft des Herzens, Dämpfung des Zentralnervensystems, Verwirrtheit und Muskelschwäche bis hin zum Koma. Der Tenor der Schulmedizin lautete, dies sei eine eher selten auftretende Akut-Erkrankung. Und auch heute werden Sie dies von vielen Medizinern noch immer zu hören bekommen …

2.2 - Chronische Übersäuerung als allgegenwärtiges Phänomen Zunehmend wird jedoch klar, dass schon diskrete Auslenkungen des pH-Wertes nach unten oder nach oben (Alkalose) bei chronischem Verlauf zu einer Vielzahl von Krankheiten beitragen können. Das Deutsche Ärzteblatt veröffentlichte dazu einen Artikel, in dem es hieß: „Störungen des Säure-Basen-Haushalts sind häufig, sie werden jedoch in der Praxis oft übersehen. [...] Besonders bei Patienten mit Niereninsuffizienz, Diabetes, einer Leberzirrhose, einem Emphysem, Diarrhöen oder chronischem Erbrechen sowie unter bestehender Diuretikatherapie ist an Störungen des Säure-Basen-Haushaltes zu denken“ (Dtsch Arztebl 2005; 102: A 1896; 1899 [Heft 26]). Die Übersäuerung ist demnach ein wichtiger Begriff für eine große Zahl von Patienten: •

Allein in Deutschland rechnet man mit ca. 7,5 Millionen Diabetikern (Zuckerkranken) (vgl. „Diabetes Atlas Second Edition Executive Summary“, IDF 2006 [Weltdiabetesverband]).

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Laut Arzneiverordnungsreport nahmen 2008 ca. 5,5 Millionen Patienten Diuretika ein (vgl. https://www.springerlink.com/content/5358262k23147450/).



Wir gehen ferner von ca. einer Million Patienten mit einem Lungenemphysem aus (vgl. Lungenärzte im Netz, https://www.lungenaerzte-im-netz.de/).



Dazu kommen die Patienten mit Durchfall, allein ca. 150.000 an Morbus Crohn und 90.000 an Colitis ulcerosa Erkrankte (vgl. https://www.dccv.de/). Circa 6 bis 7 Millionen Patienten leiden unter Lebererkrankungen. Bei ca. 200.000 Neuerkrankungen an Leberzirrhose pro Jahr können wir schätzen, dass wir wenigstens eine Million Patienten mit Leberzirrhose in Deutschland haben.





In Großbritannien sind chronische Nierenerkrankungen keine Seltenheit, rund 20 % aller Männer und 25 % aller Frauen im Alter zwischen 65 und 75 Jahren leiden an einer solchen Erkrankung. Hauptursache hierfür ist Diabetes, dessen Inzidenz eine signifikant steigende Tendenz aufweist. Daher darf man in der Zukunft auch eine erhöhte Inzidenz für chronische Nierenerkrankungen erwarten.



Ein Beitrag der Freien Universität Berlin spricht von 60.477 Neuerkrankungen an terminaler Niereninsuffizienz in den USA im Jahr 1992. Im Jahr 2002 waren es dann schon 100.359 neue Fälle, was einer Steigerung in nur zehn Jahren um 66 % entspricht. Für Deutschland weiß man zu berichten, dass die Inzidenz für terminale Niereninsuffizienz bei diabetischer Nephropathie im Jahr 1995 bei 27 % lag. Sie stieg auf 36 % im Jahr 2003.



Wir sprechen also von wenigstens 15 Millionen Patienten in Deutschland, für die das Thema der Übersäuerung nach Ansicht des Ärzteblattes eine Bedeutung hat. Dabei fand sich im Beitrag die Einschätzung „besonders“. Erwähnt waren also Erkrankungen, bei denen „besonders“ auf eine Übersäuerung zu achten sei: 15 Millionen Patienten in Deutschland. Denken Sie an diese Zahl, wenn Sie irgendwo lesen (oder hören), dass das Thema der Übersäuerung nur „Panikmache“ oder „Geldschneiderei“ sei. Denn Kritiker weisen manchmal darauf hin, dass Naturheilkundler die Übersäuerung als Grund aller Krankheiten ansähen. Ich kann Ihnen dazu nur meine Meinung darlegen: Ein Säure-Basen-Ungleichgewicht, das heißt eine Übersäuerung, spielt tatsächlich eine Rolle bei fast allen Krankheiten. Die Betonung liegt auf „spielt eine Rolle“. Ob wir die Übersäuerung dabei als alleinige Ursache für eine Erkrankung ansehen können, kommt auf den Einzelfall an. Praktisch bedeutet das: Zeigen Sie mir den Patienten und die Testbefunde und ich sage Ihnen, welche Rolle die Übersäuerung spielt, das heißt, welchen Anteil in Prozent sie hat. Übersäuerung und Krebs In der obigen Aufzählung mit Übersäuerung verknüpfter Krankheiten habe ich eine wichtige Erkrankung nicht erwähnt, vor der viele Menschen am meisten Angst haben: Krebs. Der pH-Wert außerhalb von Krebszellen liegt im Tumorbereich niedriger als im umgebenden gesunden Gewebe. In der Krebszelle selbst liegt er sogar noch etwas tiefer. Dies stellte der Arzt Prof. Otto Heinrich Warburg fest. Bereits in den 1920er Jahren konnte Warburg nachweisen, dass bei Krebszellen keine normale Zellatmung stattfindet. Stattdessen liegt ein Stoffwechsel vor, der in gesunden Körperzellen nur bei Sauerstoffmangel, also unter anaeroben Bedingungen, auftritt. Im Jahr 1931 erhielt Warburg

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für diese Entdeckung der Zytochromoxidase sowie seine Beschreibung der Atmungskette und der Zellatmung den Nobelpreis. Warburg meinte, der Krebsentstehung auf der Spur zu sein. Krebszellen umgehen die Zellatmung übrigens auch dann, wenn ihnen genügend Sauerstoff zur Verfügung steht – und: setzen vermehrt Milchsäure frei. Die Übersäuerung des umgebenden Zellgewebes setzt ein. Aus naturheilkundlicher Sicht könnten wir Krebszellen als eine Art erweiterten „Mülleimer“ betrachten, in dem die Säurevalenzen der chronischen Übersäuerung abgelegt werden. Der durchschnittliche pH-Wert von Tumorgewebe liegt bei 6,7, Tumorzellen können sogar unter pH 6,0 noch wachsen. Bei einer bestehenden Azidose und Hypoxie verlieren Krebszellen das p53-Gen und damit ein Apoptosesignal. Mit diesem Verlust der Fähigkeit zum programmierten Zelltod teilen sich die Tumorzellen ungehemmt weiter und der Tumor wächst. Aber Achtung! Ich unterstütze nicht die These, dass man Krebserkrankungen nur durch eine Regulierung des Säure-Basen-Haushalts therapieren könnte. Ich halte es aber für notwendig, dem Säure-Basen-Haushalt eine angemessene Beachtung zu schenken. Der Intrazellularraum steht im Fokus, wenn es um die Krebsentstehung geht. Kalium gilt als geeignetes Mittel für die Entsäuerung des intrazellulären Raumes. Doch gibt es außer der reichlichen Kaliumaufnahme noch weitere Möglichkeiten, die schädliche Säure aus der Zelle zu entfernen?

2.3 - Ursachen chronischer Übersäuerung Eine chronische Übersäuerung unseres Stoffwechsels kann viele Ursachen haben. Grundsätzlich führen folgende Umstände zu einer Absenkung des pH-Wertes: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Erhöhung der Säuren durch verstärkte Aufnahme Erhöhung der Säuren durch verstärkte Bildung Erhöhung der Säuren durch verringerte Ausscheidung Erhöhung der Säuren durch verringerten Abbau Verminderung der Basen durch verringerte Aufnahme Verminderung der Basen durch verringerte Bildung Verminderung der Basen durch verstärkte Ausscheidung Verminderung der Basen durch verstärkten Abbau

Ursachen auf Säuren-Seite Zunächst wollen wir die Frage klären, warum überschüssige Säuren im Körper gebunden und NICHT ausgeschieden werden. Normalerweise werden die täglich anfallenden Säuren auch täglich aus dem Organismus ausgeschieden – „normalerweise“! Die Entstehung und die Ausscheidung von sauren Stoffwechselendprodukten sind im gesunden Organismus nämlich „normalerweise“ im Gleichgewicht.

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Die sauren Stoffwechselendprodukte (im Folgenden einfach „Säuren“) gelangen in die Lymphe und ins Blut und von da aus zu den Ausscheidungsorganen. Dabei scheidet die Lunge vor allem die flüchtige Kohlensäure aus und die Nieren die fixen Säuren, während die Leber als Entgiftungsorgan hauptsächlich ihre Rolle in der Ammoniakentgiftung findet. Dabei werden Bicarbonatmoleküle (Basen) verbraucht. Sowohl das Blut als auch die Ausscheidungsorgane können innerhalb eines bestimmten Zeitraumes nur eine bestimmte Menge Säuren aufnehmen, abtransportieren und ausscheiden. Sie kennen dieses Phänomen: Wenn Sie viele Gäste zu Hause haben, ist die Mülltonne schneller voll. Damit während des Transports die Säuren keinen Schaden am Gewebe (zum Beispiel den Gefäßwänden) anrichten, verhindert das bereits erwähnte Puffersystem (v. a. das Bicarbonat) Verschiebungen des Blut-pHWertes in den sauren Bereich. Bevor die Säuren über das Blut transportiert werden können, spielt jedoch das Bindegewebe mit seinen Proteoglykanen und Glykoproteinen eine besondere Rolle. Diese Bindegewebsmoleküle fungieren als „Ionenaustauscher“. Sie sind nämlich in der Lage, Protonen vorübergehend zu speichern. Auf diese Weise können die Säuren im Bindegewebe „geparkt“ werden, bis das Blut bzw. die Ausscheidungsorgane wieder ausreichend Kapazitäten frei haben. Der meist saure pH-Wert des Morgenurins zeigt diesen Abtransport „geparkter“ Säuren über die Nieren an. Durch permanente Bindung von Säuren an die polaren Seitenketten der Bindegewebsmoleküle ändern sich jedoch die Wasserbindungsfähigkeit sowie die Transporteigenschaften für fast sämtliche Nährstoffe im Interstitium (Zwischenzellgewebe). Das Bindegewebe „quillt“ förmlich auf und wird durch die folgende mangelhafte Nähr- und Sauerstoffversorgung sowie durch die immer weiter zunehmende Verschlackung mehr und mehr geschädigt. Das Essen von Schweinefleisch beschleunigt diesen Prozess. Hierauf gehe ich im Kapitel zur Ernährung noch genauer ein. Bezieht sich diese Ablagerung vor allem auf das Bindegewebe, spricht man auch von Orangenhaut oder Cellulite. Die Umkehr dieser Verschlackung nennt man folglich „Entschlackung“. Der österreichische Arzt Dr. Alfred Pischinger (1899–1983) sah in der extrazellulären Bindegewebsflüssigkeit das wichtigste Medium für die Informationsausbreitung zwischen den Zellen und Organen. Dieser sogenannte „Pischinger-Raum“ hat daneben eine Transportfunktion und auch die Fähigkeit, die verschiedensten Stoffwechselprodukte zu binden und vorzufiltern. Diese Filterfunktion und die Grundregulation übernehmen nach Pischinger die Proteoglykane. Kommt es zur Verschlackung dieses Kompartimentes durch zu viel und falsches Eiweiß, zu viel Essen insgesamt, Umweltgifte, schwer abbaubare chemische Moleküle, Abgase, elektromagnetische Felder und Stress, resultieren vielfältige Erkrankungen. Dazu zählen Allergien, Immunschwächen, Stoffwechselerkrankungen und rheumatische Beschwerden. Auftreten können auch Schlafstörungen, körperliche und geistige Leistungsminderung, Verstimmungen, Angst und Depressionen bis hin zu Schmerzen und weiteren chronischen Krankheiten. Eine nachhaltige Veränderung kann sogar zur Entwicklung von Krebs beitragen – so jedenfalls die Theorie zahlreicher Ärzte und Heilpraktiker, die sich mit dieser Thematik eingehender beschäftigt haben. Die Übersäuerung und Verschlackung ist ein schleichender Prozess, der sich über viele Jahre hinziehen und sich anfänglich in zahlreichen Symptomen äußern kann:

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Müdigkeit Erschöpfung



Antriebsschwäche



Konzentrationsstörungen



Kopfschmerzen



Nervenschmerzen



Muskelschmerzen



Gelenkschmerzen

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Unspezifische Entzündungen Häufige Erkältungen



Bindehautentzündungen

Dass Schmerzen Symptom einer Übersäuerung sein können, ist ziemlich logisch: Klopfen Sie mal mit Ihren Fingern auf die Tischplatte. Sie spüren das Klopfen, aber es tut nicht weh. Wären ihre Finger aber entzündet, dann würde bereits eine leichte Berührung schmerzen. Die Zahl der Schmerzrezeptoren hat sich nicht geändert, aber der Zustand des Gewebes. Die Rezeptoren sind jetzt viel empfindlicher. Auch ein chronisch übersäuertes Gewebe macht die Rezeptoren empfindlicher.

Auf weitere Ursachen einer Übersäuerung bin ich schon im Kapitel „Warum wir wirklich krank werden“ kurz eingegangen: Mangelnde Bewegung, insbesondere an der frischen Luft, führt zu einer verminderten Durchblutung und Sauerstoffversorgung im Gewebe und damit zu einer Übersäuerung, wohingegen zu viel Bewegung (z. B. Leistungssport) ebenfalls eine lokale Übersäuerung durch das Lactat (Milchsäure) bewirkt. Strengen wir unsere Muskeln stark und lange an, so wechselt der Stoffwechsel unseres Körpers auf die anaerobe Glykolyse. Hierbei wird zwar wesentlich weniger Energie freigesetzt, als dies über andere Stoffwechselwege möglich ist, dafür ist für die anaerobe Glykolyse kein Sauerstoff nötig. Die Energie wird sehr schnell bereitgestellt, und zwar auch dann, wenn in den Zellen keine Sauerstoffreserven mehr vorhanden sind. Bei der anaeroben Glykolyse entsteht als Endprodukt unter anderem Milchsäure. Es kommt also (wie fast immer im Leben) auf das rechte Maß an. Weiter sind als Ursachen zu nennen: Stress, Ernährung und Umweltgifte. Die vermehrte Aufnahme von säurebildenden Nahrungsmitteln wie Fleisch, Wurst, Käse, Eiern, Zucker, Kaffee oder Alkohol ist in diesem Zusammenhang genau zu betrachten. Tierische Haut und Innereien enthalten viele Purine (Bausteine der Nukleinsäuren). Diese werden in unserem Organismus in Harnsäure umgewandelt und übersäuern so den Körper. Findet ein vermehrter Zellabbau statt, so werden die darin befindlichen Nukleinsäuren (vor allem Adenin und Guanin) ebenfalls in Harnsäure umgewandelt. Im schlimmsten Fall führt der Harnsäureüberschuss im Blut zu Gicht oder Nierensteinen. Das Puffersystem des Organismus ist überfordert, wenn zu viel tierische Lebensmittel verzehrt werden. Deren Metabolisierung generiert Salpeter-, Schwefel- und Phosphorsäure, die über die Nieren ausgeschieden werden müssen. Zur Beseitigung überschüssiger Säuren benötigen die Nieren hohe Konzentrationen an Bicarbonat. Oft geht jedoch eine Fehlernährung mit zu geringer Aufnahme von Mineralien einher, sodass ein Mangel an Bicarbonat vorherrscht.

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Bicarbonat neutralisiert schon im Darm überschüssige Säuren und wird daher von der Bauchspeicheldrüse reichlich ins Darmlumen abgegeben. Wie wichtig Bicarbonat ist, zeigt die Tatsache, dass Menschen in BicarbonatMangelgebieten eine geringere Lebenserwartung haben als jene in Vergleichsregionen mit ausreichender Versorgung. Auch die Neigung zu einigen Erkrankungen ist den Mangelgebieten erhöht. Eine optimale Versorgung mit Bicarbonat ist also eine wichtige Maßnahme zur Gesunderhaltung. Doch auch alle anderen Bestrebungen, den Körper zu entsäuern und zu entschlacken, dienen der Vermeidung zahlreicher Erkrankungen. Sonst drohen Hypertonie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Immunschwäche, Hormonstörungen, Osteoporose, Arthritis, Gallensteine, Gicht, Zahnausfall sowie wahrscheinlich auch Morbus Alzheimer. Sogar Diabetes kann durch den Bicarbonat-Mangel entstehen, weil die Bicarbonat-Ionen die Aufnahme von Glucose durch die Zellen fördern. Ohne Bicarbonat können die Mitochondrien kein Magnesium aufnehmen, das die Zellorganellen für eine optimale Aktivität ihrer Enzyme benötigen. Einige Erkrankungen, besonders der Lunge, Leber, Niere und der Bauchspeicheldrüse, fördern die Übersäuerung ebenfalls. Dazu zählen die Cystinose (Störung des Cystintransports) oder die Homocysteinämie (Erhöhung der Aminosäure Homocystein im Blut), aber auch durch Alkohol- und Medikamentenmissbrauch ausgelöste Lebererkrankungen (Hepatose und Zirrhose). Auch die Neubildung von Geweben (Neoplasie), beispielsweise gutund bösartiger Tumoren, hat meist eine Verschiebung des Proteingleichgewichts zur Folge, was wiederum zu einem Anstieg der Säuren führt. Bei Hunger, Fieber und Karies wandelt unser Körper als Reaktion darauf vermehrt bestimmte Substanzen in Säuren um. Dies geschieht außerdem bei chronischen Infektionen, rheumatischen Leiden, Verletzungen, Wunden, Verbrennungen und Vergiftungen. Ebenso führt ein durch Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder die arterielle Verschlusskrankheit (AVK) ausgelöster Sauerstoffmangel im Blut und in den Geweben zu einer Anreicherung von Säuren in unserem Organismus. Erhöhte Blutfettwerte, Diabetes und Übergewicht können ebenfalls die Säurebildung vorantreiben und beschleunigen. Unterschätzen Sie zudem nicht den Faktor „negativer“ Stress. Negativer Stress führt zu bestimmten Hormonausschüttungen und Regulationen im Körper, die den Säure-Basen-Haushalt beeinflussen. Ich verzichte bewusst auf weitere Ausführungen bezüglich der Biochemie, die die meisten Leser vermutlich langweilen würden. Auch Erkrankungen der Atemorgane, bei denen ein erhöhter Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut entsteht, können zu einer Azidose führen. Der erhöhte CO2-Gehalt kann zugleich durch Schlaganfälle, zentrale Störungen, Medikamente, Drogen oder Bewusstseinsstörungen ausgelöst werden. Aber auch Koma, künstliche Beatmung, die Schädigung des Rückenmarks (Myelopathie) oder des Zwerchfellnervs führen zu einer Erhöhung des Kohlenstoffdioxidgehalts. Weiterhin verursachen die Lähmung des Zwerchfells, Brustkorbverletzungen, Ödeme oder eine Herzinsuffizienz diese erhöhten Säurewerte. Der Missbrauch von Schmerzmitteln und Antibiotika kann ebenso zu einer Störung der Nierenfunktion (und einer damit verbundenen Anreicherung von Säuren) führen wie die krankhafte Vermehrung des Bindegewebes (Fibrose), Tumoren, Entzündungen, Transplantationen oder das krankhafte Absterben von Körperzellen (Nekrosen).

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Sind die Puffersysteme (Bicarbonat, Hämoglobinat, Proteinat und Phosphat) des Blutes durch zu hohe Säurekonzentrationen erschöpft, so können die überschüssigen Säuren (beispielsweise Ketocarbonsäuren, Oxosäuren und Kohlensäure) nicht mehr in ausreichender Menge abgebaut werden. Ebenso kann ein Mangel an dem essentiellen Spurenelement Mangan die Wirkung des Enzyms Pyruvatcarboxylase schwächen, was den Abbau von Milchsäure hemmt. Ursachen auf Basen-Seite Der Grund für eine verminderte Aufnahme von Basen in unseren Körper ist neben einer pflanzenarmen Ernährung auch die heutige Landwirtschaft, die mit ihren Monokulturen und den nährstoffarmen Böden durch Raubbau eine Verringerung von Kalium, Magnesium, Kalzium und Zink in pflanzlichen Lebensmitteln bewirkt. Saurer Regen und Umweltgifte tun ihr Übriges, um den Basenmangel in den Böden zu verstärken. Befindet sich zu wenig Salzsäure im Magensaft (Hypochlorhydrie) oder leiden wir an Zinkmangel, so kann unser Körper nicht ausreichend Basen bilden. Gleiches geschieht durch Medikamente, welche die Bildung von Magensäure verhindern (Protonenpumpenhemmer). Durch Bakterien (Helicobacter pylori) ausgelöste Magenschleimhautentzündungen (Gastritis) und die vollständige oder teilweise Entfernung des Magens haben ebenfalls eine verminderte Bildung von Basen zur Folge. Auch Störungen des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin (Hämoglobinopathien) in Verbindung mit einer daraus resultierenden Blutarmut (Anämie), Eisen- oder Kupfermangel, die Auflösung der roten Blutkörperchen (Hämolyse), Blutungen und Entzündungen jeder Art können die Bildung von Basen herabsetzen. In unserem Körper schützen Antioxidantien die Zellen vor gefährlichen reaktionsfreudigen freien Radikalen. Oxidativer und nitrosativer Stress (dauerhaft zu viele freie Radikale gegenüber zu wenigen Antioxidantien) führen zu einer Störung der Energiegewinnung innerhalb der Zelle und einer damit verbundenen verminderten Bildung von Basen. Schädigungen der Bauchspeicheldrüse haben durch eine Abnahme wichtiger Enzyme oft eine verminderte Nährstoffausnutzung im Verdauungstrakt zur Folge. Sind hiervon schwefelfreie und stickstoffhaltige Aminosäuren betroffen, so kommt es ebenfalls zu einer geringeren Bildung von Basen. Hyperventilation bei Stress, Schockzuständen oder Hysterie bewirkt eine sehr schnelle oder tiefe Atmung. Hierdurch ist der Kohlenstoffdioxidpartialdruck im Blut herabgesetzt, was zu einer vermehrten Ausscheidung von Basen führen kann. Viele Erkrankungen der Niere gehen mit einer verstärkten Ausscheidung von Ionen (K+, Mg2+, Ca2+, Zn2+), Phosphat und Bicarbonat einher. Auch Hämoglobin und Proteine werden in manchen Fällen mit dem Harn ausgeschieden. Ursache hierfür können unterschiedliche Erkrankungen der Nierenkörperchen, Schmerzmittel und Antibiotika, aber auch Tumoren, Entzündungen, Transplantationen, die Anreicherung von Proteinen in den Zellzwischenräumen (Amyloidose), Bindegewebsvergrößerungen oder das Absterben von Körperzellen sein. Kommt es beispielsweise durch Gifte, Infektionen oder Membrandefekte zur verstärkten Auflösung der roten Blutkörperchen, so hat dies meist den Abbau des Blutfarbstoffs Hämoglobin und eine daraus resultierende

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verminderte Energiegewinnung zur Folge. Hieraus ergibt sich ein Phosphatmangel, der wiederum den Abbau von Basen vorantreibt, um dies auszugleichen. Ein möglicher Wirkmechanismus der Übersäuerung Neben den bereits geschilderten Wirkungen der Übersäuerung konnten Dr. Ward und sein Team eine weitere Wirkung darstellen. Die Wissenschaftler erklären in ihre Studie Pathophysiologic Changes in Extracellular pH Modulate Parathyroid Calcium-Sensing Receptor Activity and Secretion via a Histidine-Independent Mechanism, dass schon geringe Veränderungen des pH-Werts (von 7,4 auf 7,2) den calciumsensitiven Rezeptor außer Gefecht setzen. Dieser Rezeptor kontrolliert den extrazellulären Calciumspiegel und ist auf der Oberfläche der Hauptzellen der Nebenschilddrüse und der Nierentubuluszellen zu finden. Konkret initiiert er die Ausschüttung des Parathormons (PTH) (seitens der Schilddrüse) beziehungsweise kontrolliert die Reabsorption von Calcium in der Niere. Das PTH und eine erhöhte Reabsorption erhöhen den Calciumspiegel im Blut. Fällt dieser Kontrollrezeptor aufgrund einer Übersäuerung aus, dann kommt es zu einer überhöhten Produktion des PTH, die wiederum die Freisetzung von Calcium aus den Calciumspeichern, vor allem den Knochen, anregt. Diese erhöhten Blutwerte für das Calcium bewirken einerseits ein erhöhtes Risiko für eine Ablagerung in den Arterien, was zu einer Arteriosklerose führt. Sie sind andererseits aber auch für die Nieren eine Belastung und können als chronische Form einen signifikanten Beitrag zu deren Schädigung leisten. Und wenn die Nieren einmal geschädigt sind, dann ist ihre Fähigkeit, überschüssiges Calcium auszuscheiden, zusätzlich eingeschränkt. Das Resultat ist dann ein Teufelskreis, der Nierenschäden durch hohe Calciumwerte und hohe Calciumwerte durch geschädigte Nieren entstehen lässt. Interessant ist auch die Kommentierung seiner Ergebnisse durch Dr. Ward in einem Interview (Small change in blood acidity could prove detrimental to kidney disease patients). Er sagt (übersetzt): „Meine Forschung hat zeigen können, dass die Auswirkungen dieser Veränderungen wesentlich signifikanter ausfallen, als man bislang geglaubt hat, und dass dem hier von Seiten der Kliniker mehr Beachtung geschenkt werden sollte.“ Und weiter: „Was so wichtig an dieser Forschung ist, ist die von uns gemachte Beobachtung, dass die Veränderungen der PTH-Freisetzung von nur geringfügigen Veränderungen des Blut-pH-Wertes bewerkstelligt werden.“ Daher sei die Annahme ein Irrtum, „dass nur massive Veränderungen der Acidität als Ursache für gesundheitliche Probleme bei den Patienten in Frage kamen“. Und wer eine Nierenerkrankung oder Arteriosklerose aufgrund erhöhter PTH- und Calciumwerte erleide, der tue dies unmöglich aufgrund einer akuten Azidose, sondern hier spreche alles für eine chronische Übersäuerung, die auch den schleichenden Prozess der Erkrankungen erkläre. Ältere Menschen sind besonders gefährdet Die diskrete chronische Azidose ist altersabhängig. Feststellbar ist dies bei Menschen ab 45 Jahren, bei denen der Bicarbonatspiegel zu sinken beginnt, bis die Konzentration im Alter von 90 Jahren auf etwa 18 % des Normwertes abgefallen ist. Die reduzierte Bicarbonatkonzentration verursacht eine verminderte Pufferwirkung, weshalb Protonen nicht mehr so gut über die Niere ausgeschieden werden können. Als Folge dessen kommt es zum Absinken des Blut-pH-Wertes.

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Kapitel 3 – Was gegen Übersäuerung wirkt

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uch dann, wenn Sie sich rundum gesund fühlen, sind die nachfolgenden Tipps zur Anregung bzw. zur Unterstützung einer natürlichen Entsäuerung sinnvoll. Dabei versuche ich, neben der Beschreibung der Mittel und Verfahren auch eine Beurteilung der jeweiligen Maßnahme anzuführen.

Was Sie aber wissen sollten: Spürbare Heil-Reaktionen treten vor allem bei einer intensiven Entsäuerung auf. Dabei werden Organe wie die Bauchspeicheldrüse, die Leber mit der Gallenblase und der Darm, dort besonders die Brunnerschen Drüsen, aktiviert. Der Stuhl kann weich und durchfallartig werden, wobei es auch zu einem Brennen in der Analregion kommen kann, weil der Stuhl dann relativ sauer ist. Unter Umständen tritt auch Sodbrennen auf, was aber wirklich die Ausnahme ist. Aber das sind alles Dinge, die mit den hier im Buch beschriebenen Methoden gut behandelt werden können. Als weitere Wirkung der Entsäuerung kann ein „Ziehen“ im gesamten Körper auftreten. Ursache ist wohl das Freiwerden von Säuren und Schlacken, die sich im Körper angesammelt hatten. Konkret ergibt sich meist folgender Ablauf: 1. Es werden Basenmittel zugeführt – auf die ich im folgenden Kapitel genauer eingehe. 2. Der Körper „freut“ sich über die Basen und beginnt eingelagerte Säurekomplexe freizusetzen und an die Basen zu binden 3. Der Körper mobilisiert zu viele Säuren und hat zu wenige Basen zum Abpuffern. In diesem Fall reagiert der Körper „sauer“, was sich mit ziehenden Schmerzen bemerkbar machen kann. 4. Möglich ist auch, dass der Körper die neutralisierten Komplexe nicht ausscheiden kann. Auf all diese Probleme gehe ich in Kapitel 4 „Diagnose einer Übersäuerung und konkrete Behandlungsschritte“ genauer ein. Jetzt geht es aber erst einmal weiter mit den Mitteln, die gegen eine Übersäuerung wirken.

3.1 - „Basische Mittel“ – Basenpulver, Basentabletten & Co. Als ich 1998 meine Naturheilpraxis eröffnete, gab es relativ wenige Basenpulver auf dem Markt. 20 Jahre später sind es bereits so viele, dass selbst ich den Überblick verloren habe. Aber es gibt einige bewährte Produkte, die ich Ihnen gleich vorstelle. Zuerst aber noch einige allgemeine Anmerkungen. Bezüglich der Basenpulver werden Sie mit intensiver Werbung („Löst alle Probleme!“) bis hin zu eindringlichen Warnungen („Verursacht Nierensteine!“) konfrontiert. Die Warnungen kommen zum Teil sehr subtil daher, wie zum Beispiel der Basenpulver-Test der Stiftung Warentest oder von Öko-Test. Was von diesen „Testberichten“ zu halten ist, habe ich ausführlich im Artikel Basenpulver im Test: Ich bin sauer! beschrieben. Was ich auf jeden Fall für richtig halte: Basenpulver sind keine Dauerlösung. Sie können einen deutlichen Soforteffekt haben und Beschwerden, die auf einer akuten Übersäuerung beruhen, merklich lindern. Jedoch lauert im Hintergrund immer noch die eigentliche Ursache der Übersäuerung.

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Leider wird das Thema Übersäuerung zu 80 % nur aus dem Blickwinkel von Basenpulver und Basentabletten betrachtet. Dabei wird intensiv die Wirkung verschiedener Mittel und Verbindungen diskutiert: Carbonate oder Citrate? Wie verträglich sind die Mittel? Durch welche Mittel werden Nierensteine begünstigt? Und so weiter. Ich halte diese Fragen durchaus für wichtig, weil Basenmittel eine akut-chronische Übersäuerung rasch abpuffern helfen und den Patienten Erleichterung verschaffen können. Und so sehe ich es als selbstverständlich an, dass sich ein gutes Basenpulver in jeder Hausapotheke findet. Nach diesen einleitenden Worten jetzt zu den Fakten: Die folgenden Ausführungen werden leider wieder etwas Chemie-lastig – aber ohne geht es halt nicht in einem Buch zu dieser Thematik. Wenn Ihnen die „Kost“ zu schwer wird, lassen Sie dieses Kapitel links liegen und lesen Sie weiter unten weiter. Aber fangen wir einfach mal an. Basenpulver enthaltenen oftmals Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3). Dieses besitzt auch entzündungshemmende Eigenschaften, von denen kaum einer der „Experten“ weiß, die meinen, sich zum Thema Übersäuerung und Basenpulver äußern zu müssen. Diese Eigenschaften sind sowohl durch Tierversuche als auch durch Studien mit Patienten belegt, die zum Beispiel an rheumatoider Arthritis litten. So ließen Wissenschaftler des Augusta University’s Medical College die Versuchsteilnehmer täglich eine NatriumhydrogencarbonatZubereitung trinken. Nach einiger Zeit konnten die Forscher feststellen, dass sich die Zahl der entzündungshemmenden M1-Zellen im Blut erhöht hatte, während die entzündungsfördernden M2-Zellen reduziert waren. Beide Typen an Leukozyten werden auch von der Milz kontrolliert. Deswegen wird angenommen, dass Natriumhydrogencarbonat das Organ zur Änderung der Produktion von M1- und M2-Zellen anregt. Die Milz ist anatomisch für die Wahrnehmung von Reizen ausgestattet. Dazu dienen besondere Zellen mit vergrößerter Oberfläche. Histologisch sichtbar ist diese an der Ausprägung feinster Ausstülpungen, der Microvilli. Hier wird wahrscheinlich die Konzentration von Natriumhydrogencarbonat biologisch gemessen. Ich halte es für wichtig, Ihnen auch solche Fakten zu präsentieren, weil es eben „Experten“ gibt, die auch ganz andere „Weisheiten“ verbreiten. Natriumhydrogencarbonat, auch Natriumbicarbonat genannt, ist also die Grundlage vieler Basenpulver. Das Mineral kann sowohl als Säure als auch als Base reagieren. In welche Richtung die Reaktion verläuft, hängt vom Säure-Basen-Gleichgewicht des umgebenden Milieus ab. Diese bivalente Eigenschaft macht Natriumhydrogencarbonat zu einem chemischen Puffer, der den pH-Wert konstant halten kann, wenn Säuren oder Basen in die Lösung geraten. Deswegen spielt Natriumhydrogencarbonat unter den Elektrolyten im Organismus eine so herausragende Rolle. Natriumhydrogencarbonat wird im Deutschen zudem als „Natron“ bezeichnet. Im Englischen kennzeichnet dieser Begriff Natriumcarbonat oder auch eine Mischung aus Natriumhydrogencarbonat und Natriumcarbonat im Verhältnis von ca. 83:17. Wer wissen möchte, was genau gemeint ist, hält sich, falls in der Quelle genannt, an die Strukturformel: Natriumhydrogencarbonat ist NaHCO3. Die Formel für Natriumcarbonat lautet Na2CO3. Dieses „englische Natron“ heißt im Deutschen auch „Soda“. Verwirrend ist übrigens auch, dass

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Natriumhydrogencarbonat und Natriumcarbonat dieselbe Kennzeichnungsnummer E 500 bei Lebensmitteln haben. Vor diesem Hintergrund werde ich manchmal gefragt, ob man nicht auch Backpulver einnehmen könne. Richtig ist: Backpulver besteht zum größten Teil aus Natriumhydrogencarbonat und Kaliumhydrogencarbonat, je nach Hersteller in einem wechselnden Verhältnis. Daneben sind noch Zusatzstoffe wie Weinsäure (E 334) und Dinatriumdihydrogendiphosphat (Na2H2P2O7, E 450a) in Backpulver enthalten. Für eine Entsäuerung sollte Backpulver meiner Ansicht nach nicht verwendet werden. Einige Basenpulver bestehen zu 80 bis 100 % aus Natriumhydrogencarbonat. Diese Präparate wirken schnell gegen eine hochakute Übersäuerung im Magen. Der pH-Wert des Magensaftes steigt dann von 1 auf bis zu 4. Dies bedeutet, dass die Säurestärke um das Tausendfache sinkt. Daraufhin produzieren die Parietalzellen im Magen Salzsäure und Bicarbonat, um den physiologischen pH wiederherzustellen und gleichzeitig die Magenschleimhaut zu schützen. Die Alkalisierung durch zugeführtes Natriumhydrogencarbonat hält also nie lange an. Das wäre meist auch gar nicht sinnvoll, weil die Magensäure vor Krankheitserregern und Allergenen schützt. Systemisch wirkende Protonenpumpenhemmer verhindern hingegen die Säureproduktion, wodurch der pH-Wert der Magenschleimhaut für längere Zeit und bei Dauermedikation ständig auf höherem Niveau verharrt. Exkurs 1: An dieser Stelle muss ich etwas abschweifen zum Thema Magen/Sodbrennen und Übersäuerung. Dass es im Magen recht sauer zugeht, wissen Sie ja bereits. Das muss auch so sein, denn dort wird das Eiweiß durch die Säure zersetzt und aufgeweicht, damit die Enzyme im Darm das Eiweiß besser verdauen können. Zum anderen werden durch das sehr saure Milieu im Magen Mikroben zerstört, die in einer solch sauren Umgebung nicht leben können (mit ganz wenigen Ausnahmen). Das ist allgemein bekannt. Was weniger bekannt ist: Der Magen muss ja die Magensäure produzieren. Wenn er aus etwas Neutralem etwas derart Saures erzeugt, muss folglich auch etwas Basisches anfallen. Und das tut es auch! Die Basen werden dann ans Blut abgegeben. Das Problem des Sodbrennens ist primär kein Säureproblem, sondern meist der verzweifelte Versuch des Körpers, Basen zu produzieren. Dass es dabei zu Sodbrennen kommt, ist dem Körper zunächst herzlich egal, denn der Blut-pH-Wert muss unbedingt aufrechterhalten werden, weil dies lebensnotwendig ist. Tja, und jetzt gehen die Probleme erst richtig los. Was tun die Patienten? Sie gehen zum Mediziner. Dieser diagnostiziert „Sodbrennen“, Magenschleimhautentzündung usw. und verordnet meist einen Magensäureblocker. Es gibt hierbei unterschiedliche Substanzen, aber am häufigsten werden die Protonenpumpenhemmer verschrieben. Diese Mittel werden von den Patienten gern genommen, weil sie eine rasche Linderung verschaffen; aber angenehm sind sie auch für Ärzte, denn die haben ein „wirksames“ Mittel zur Hand und meinen tatsächlich, den Patienten geholfen zu haben. Die Werbung erledigt dann den Rest, denn die Mittel werden gern auch als „Magenschutz“ angepriesen. Und wer möchte seinen Magen nicht schützen? Negativaspekte der Antazida werden dann gern ausgeblendet. Eine Studie aus dem Jahr 2011 berichtet über zum Teil sehr unangenehme Wirkungen: Morrison et al.: Risk factors associated with complications und mortality in patients with Clostridium difficile infection. Clin Infect Dis. 2011 Dec;53(12):1173-8. DOI: 10.1093/cid/cir668; https://ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21976459.

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Diese Arbeit konnte zeigen, dass Antazida schlimmere Folgen für die Gesundheit der Patienten haben als die Erkrankung selbst, gegen die die Medikamente eingesetzt werden. Und eine dieser Folgen kann durchaus ein frühzeitiges Ableben sein. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Magensäure nicht nur eine Funktion bei der Verdauung von Nahrungsmitteln hat, sondern dass sie auch Teil der körpereigenen Abwehr ist. Denn die Säure vernichtet Keime, die sich mit der Nahrung in den Organismus einzuschleichen versuchen. Mit der Neutralisierung der Magensäure ist der Gastrointestinaltrakt besonders anfällig für Infektionen aller Art. Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2017 bestätigt das erhöhte Sterblichkeitsrisiko durch die Einnahme von Protonenpumpenhemmern: Yan, Xi et al.: Risk of death among users of Proton Pump Inhibitors: a longitudinal observational cohort study of United States veterans; http://bmjopen.bmj.com/content/h7/6/e015735. Was außerdem nicht bedacht wird: Der Magen fällt als wichtiger Basenproduzent aus! Die chronische Übersäuerung schreitet weiter voran – inklusive Schmerzen usw. Aber der gebildete Patient weiß ja, was er dann zu tun hat: Schmerzmittel einnehmen (die noch stärker übersäuern) sowie weitere Medikamente gegen die chronischen Krankheiten, die sich einstellen. Und je mehr Medikamente, desto höher die Wahrscheinlichkeit für ein Leben im Siechtum oder gar vorzeitiges Ableben. Man schätzt, dass 58.000 Menschen jedes Jahr alleine in Deutschland an den Nebenwirkungen von Medikamenten versterben. Ganz genau weiß das tatsächlich niemand, denn es wird nichts gemeldet, sondern alles auf breiter Front abgewiegelt. So sieht sie also aus, unsere eminenzblasierte Medizin.

Ein uraltes Hausmittel gegen Sodbrennen ist das oben erwähnte Natron. Die aus purem Natriumhydrogencarbonat bestehenden Präparate sind zum Beispiel das Kaiser-Natron oder das Bullrich Salz. Viele Basenpulver sind überwiegend aus dem Mineral zusammengesetzt, enthalten daneben aber noch Hilfsstoffe, welche die Rieselfähigkeit und andere physikalische Eigenschaften sicherstellen. Die Hilfsstoffe sollen auch verhindern, dass die Wirkstoffe schon im Magen freigesetzt werden. So kommt es nicht zu Nebenwirkungen wie Völlegefühl durch Gasbildung. Denn Achtung: Es wird immer noch behauptet, dass die Basen im Magen von der Säure neutralisiert würden und so gar nicht wirken könnten. Doch wenn eine Säure im Magen entsteht, dann fällt wie besprochen auf der anderen Seite des Magens eine Base an. Das zeigt sich sehr schön an den Messungen, zum Beispiel im Urin. Doch nicht alle Zusätze sind sinnvoll. Die Zutatenliste einige Basenmittel sind derart lang, dass Allergiker aufpassen sollten. Mischpräparate Die Basen-Fertigpräparate auf dem Markt unterscheiden sich erheblich in der Zusammensetzung. Laut den Empfehlungen eines Pioniers in Sachen Basenmitteln, Dr. med. Sander 1 , sollten Basenpulver nur 40 % Natriumhydrogencarbonat enthalten. Dafür ist der Anteil von Calciumcarbonat (Kalk) mit 50 % sehr hoch, der

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Dr. Sander verstarb 1966; 1953 erschien sein Hauptwerk: Der Säure-Basen-Haushalt des Menschen.

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Gehalt an Kaliumbicarbonat mit 5 % gering. Sanders Rezept beinhaltet zudem 5 % Natriumphosphat. Erhältlich ist diese Fertigmischung als Basenpulver II (nach Sander). Es gibt einige Hersteller dieser Mischung, darunter die Central-Apotheke (PZN: 08009868). Hingegen besteht Kern auf einem hohen Anteil von Natriumhydrogencarbonat (82 %) und setzt auch Kaliumhydrogencarbonat mit 9 % etwas höher an. Statt Natrium- verwendet Kern Calciumphosphat (6 %) und lässt Calciumcarbonat mit 1 % praktisch weg. Dafür ergänzt er sein Rezept mit 2 % Magnesiumcarbonat. Gegenüber dem reinen Natriumhydrogencarbonat puffern diese Mischpräparate nach meiner Erfahrung die körpereigenen Systeme wirksamer ab. Dazu gehört vor allem das Blutplasma, dessen Pufferkapazität nach der Einnahme zunimmt, wodurch die saure Aktivität des Milieus reduziert wird. Am effektivsten empfinde ich jene Präparate, die wenig Carbonate enthalten und statt derer einen höheren Anteil organischer Basen aufweisen. Dazu gehört beispielsweise Dr. Jacob’s Basenpulver plus. Dr. Jacob’s Pulver ist für mich seit einigen Jahren das erste Mittel der Wahl. Dieses Präparat setzt auf die alkalischen Salze der Zitronenund Milchsäure. Citrat kann saure Ablagerungen im Körper herauslösen, die andere Basen weniger binden. Der Hauptwirkstoff in dem Produkt ist daher Kaliumcitrat, gefolgt von Calciumlactat und Magnesiumcitrat. Die Tagesdosis von Dr. Jacob’s Basenpulver plus (12 g) versorgt den Körper mit 1500 mg Kalium, 540 mg Calcium und 375 mg Magnesium. Die Minerale unterstützen auch den Stoffwechsel der Knochen und der Schleimhäute und optimieren die Ausnutzung der Stoffwechselenergie. Kalium hat daneben eine den Blutdruck regulierende Eigenschaft. Der in vielen Basenpulvern hohe Natriumanteil ist in diesem Produkt auf 6 mg pro Tagesdosis beschränkt. Natrium kann neben anderen störenden Effekten das Säure-Basen-Gleichgewicht negativ beeinflussen. Zusätzlich bietet Dr. Jacob’s Basenpulver plus mit der enthaltenen Milchsäure eine weitere alkalisierende Wirkung: Bei der Verstoffwechselung von Lactat entstehen basische Folgeprodukte, die den pH-Wert der Körpermilieus im physiologischen Fenster stabilisieren. Dr. Jacob’s Basenpulver plus liefert mit einer Tagesdosis 4 mg Zink, 200 mg Vitamin C, 5 µg Vitamin D3 und 0,84 mg Vitamin B1. Die Vitalstoffe unterstützen den Entsäuerungsprozess zusätzlich. Eingenommen wird das Präparat verrührt und aufgelöst in einem Glas Wasser. Die Aromatisierung mit Zitronen- und Apfelsäure sowie Steviaglykosiden verbessert den Geschmack. Diese natürlichen Zusatzstoffe sind völlig unbedenklich. In Minerot-Oetinger Premium sind die Citrate von Kalium, Magnesium und Calcium die hauptsächlichen basischen Agenzien. Das Ca/Mg-Verhältnis entspricht dem optimalen Wert von 2:1. Calciumcarbonat ist gar nicht und Natriumhydrogencarbonat nur in sehr geringer Menge enthalten. Mit dem Minerot habe ich in meiner frühen Praxiszeit viel gearbeitet, ebenso wie mit dem folgenden Mittel: Basosyx Classic. Das Basosyx ist ein Basenpulver ganz ohne Natrium, das also speziell bei natriumarmer Diät ein geeignetes Mittel zur Entsäuerung darstellt. Als alkalische Bestandteile sind die Carbonate von Calcium und Magnesium enthalten. Zinkgluconat unterstützt die Entsäuerung und Spirulina- sowie Spargelpulver entgiften den Körper, wodurch die Gesamtwirkung der Entsäuerung verstärkt wird. Wichtig können auch Medikamente zur Herzstärkung sein, die den Entsäuerungsprozess unterstützen. Infrage kommen hier homöopathische Mittel wie Strophanthin. g-Strophanthin in höheren Dosierungen stimuliert die Kalium-Natrium-Pumpe in den Zellmembranen, was die Zellentsäuerung fördert. Die Einnahme solcher Mittel würde ich dann aber auf jeden Fall mit einem Therapeuten absprechen, der damit Erfahrung hat.

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Und dann sind da die Milchsäurepräparate. Zum einen die reinen Milchsäurepräparate wie das RMS Asconex. Die 21%ige Lactat-Lösung auf Wasserbasis ist mit 20 Tropfen in Tee oder Fruchtsaft ein- bis dreimal täglich einzunehmen. Als wirkungsvoller als die reine Milchsäure stufe ich die nach homöopathischen Prinzipien potenzierten Milchsäurepräparate ein: Dazu zählen Acidum (+) lacticum D2 sowie Acidum (+) lacticum als Acidum sarcolacticum für den Potenzakkord D4/D6/D12/D30/D200 (z. B. Sanuvis Tropfen). Das Sanuvis setze ich bei einigen bestimmten übersäuerten Patienten sehr gerne ein. Dazu in Kapitel 4 mehr. Dort spreche ich übrigens auch von intrazellulärer Übersäuerung, daher hier noch ein Exkurs.

Exkurs 2: Intrazelluläre Übersäuerung und die Entsäuerung: Eine Zufallsentdeckung eröffnet neue Wege 1948 machte der Chemiker und Arzt Gianfrancesco Valsè Pantellini die Entdeckung, dass Kaliumascorbat Zellmembranen passieren kann (was nicht für jede Verbindung selbstverständlich ist). Die Zellen reagieren darauf mit der Ausschleusung positiv geladener Wasserstoff-Ionen, die nichts anderes sind als die Träger der „sauren Eigenschaft“. Freilich bedeutet dies, dass sich die Säure in der Gewebsflüssigkeit des Bindegewebes anreichert. Doch die Zellen selbst sind zunächst einmal entsäuert. Die Entdeckung dieses Effektes ging auf einen Zufall zurück, der durch die Verwechslung eines Apothekers zustande kam. Ein Freund Pantellinis war an Magenkrebs erkrankt und kein Arzt glaubte mehr an eine Heilung. Zur Linderung der finalen Schmerzen seines Patienten empfahl Pantellini dessen Ehefrau eine gesüßte Limonade mit Natriumbicarbonat. Nach einigen Monaten kam es zu dem, was in der Medizin als „Spontanheilung“ bezeichnet wird. Der Tumor hatte sich vollständig zurückgebildet. Pantellini wusste natürlich, dass es solche zunächst unerklärlichen Heilungen gibt. Aber diesen Fall wollte er genauer untersuchen. Er bat den Apotheker um eine Probe des Präparates, das er dem Patienten regelmäßig verkauft und dass dieser genauso regelmäßig eingenommen hatte. Pantellini analysierte die Mischung und stellte einen Fehler fest: Statt Natriumbicarbonat hatte der Pharmazeut Kaliumbicarbonat zur Herstellung verwendet. Aber wie hatte diese einfache Verwechslung einen sonst tödlich verlaufenden Krebs heilen können? In der Limonade musste irgendeine Umwandlung stattgefunden haben, die ein krebshemmendes Agens hervorgebracht hatte. Durch diese Reaktion war Kaliumascorbat entstanden, das Kaliumsalz von Vitamin C. Laut Pantellini war diese Verbindung die Ursache der „spontanen“ Heilung des Magenkrebses seines Freundes. Fortan nutzte Pantellini Kaliumascorbat für die Behandlung von Tumoren und auch deren Vorbeugung. Pantellini konnte nach jahrelangen Erfahrungen mit Kaliumascorbat von sehr guten Erfolgen berichten. Von seinen Patienten, die den Wirkstoff prophylaktisch erhielten, erkrankte kein einziger an Krebs. Alle Tumoren im Frühstadium, die der Arzt mit Kaliumascorbat behandelte, konnten vollständig geheilt werden. Bei Tumoren, die bereits angrenzende Organe irreversibel geschädigt hatten, lag die Heilungsquote bei immerhin 60 %. Patienten, bei denen keine Heilung mehr möglich war, profitierten von Kaliumascorbat durch eine höhere Lebensqualität und lebten bis zu einem Jahrzehnt länger, als es Ärzte erwartet hätten. Unter seinen Patienten im schulmedizinisch betrachtet unheilbaren Zustand konnte Pantellini noch 5 % retten. Die allgemein positiven Wirkungen von Kaliumascorbat kamen auch diesen krebskranken Menschen zugute.

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Die empfohlene Dosierung für die Krebsvorbeugung liegt laut Dr. Pantellini bei 0,3 g Kaliumbicarbonat und 0,15 g Ascorbinsäure pro Tag. In Wasser aufgelöst, sollen die Wirkstoffe etwa eine Stunde vor dem Essen eingenommen werden. Krebspatienten wird diese Dosis dreimal am Tag empfohlen. Eine ganzheitliche Ernährungstherapie kann dies zwar nicht ersetzen, aber allen Patienten helfen, die aus psychologischen Gründen keine strenge Diät einhalten können. Die intrazelluläre Entsäuerung nach Pantellini war indes mit einem Problem verbunden, das gelöst werden musste. Die aus den Zellen ausgeschleuste Säure konzentriert sich zwangsläufig im Bindegewebe, das bei den meisten Menschen ohnehin schon unter azidotischem Stress steht. Eine Lösung bietet hier das Konzept von Hannelore Fischer-Reska. Sie leitet die intrazelluläre Entsäuerung durch eine vorherige Entsäuerung des Bindegewebes ein. Erst danach sollen die Zellen von überschüssigen Säuren befreit werden, die sich wiederum im Bindegewebe ansammeln. Deswegen folgt nach der zellulären Entsäuerung nach Pantellini nochmals eine extrazelluläre Entsäuerung des Bindegewebes.

Zur einleitenden Entsäuerung der interstitiellen Bindegewebsräume nach Fischer-Reska wird normales Basenpulver verwendet. Die Abführung der sauren Schlackenstoffe erfolgt über die Nieren. Diese Alkalisierung des Bindegewebes schafft Kapazitäten, um die anschließende Aufnahme der Säuren aus den Zellen zu optimieren. Als Basenpulver eignet sich beispielsweise Rebasit nach Roucka. Das Präparat enthält Salze der Zitronensäure, deren metallische Komponenten aus Calcium, Magnesium, Kalium und Natrium bestehen. Die Wirkstoffe aktivieren den Zitratzyklus in der Zelle, der eine zentrale Drehscheibe des Energiestoffwechsels darstellt. Gleichzeitig wird die Konzentration der Milchsäure im zellulären Raum gesenkt. Eine gute Basenpulver-Mischung ist auch die Schliephake-Basenmischung. Das isotonische Präparat weist die gleiche mineralische Zusammensetzung auf wie das Blut. Osmotische Störungen sind bei der Anwendung also nicht zu befürchten. Das Rezept besteht aus:



10 g Calcium carbonicum



60 g Calcium phosphoricum

• •

20 g Magnesium subcarbonicum leve 820 g Natrium bicarbonicum



90 g Kalium bicarbonicum

Das Basenpulver nach Oettinger/Müller erscheint vielen Heilpraktikern als Mittel der Wahl, weil es die positiven Wirkungen der beiden anderen Präparate vereint. Darauf deutet schon der Anteil von Zitronensäuresalzen hin. Zudem bleibt das Alkalipotenzial des Blutes auf hohem Niveau und die intrazelluläre Entsäuerung wird vorbereitet. Diese Befunde ergeben sich aus der biologischen Funktionsdiagnostik. Die Rezeptur des Basenpulvers nach Oettinger/Müller umfasst:

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• •

80 g Calcium phosphoricum 40 g Magnesium citricum



130 g Calcium citricum



650 g Natrium bicarbonicum



100 g Kalium bicarbonicum

Entscheidend bei allen Basenpulvern ist ein hoher Gehalt an Natrium bicarbonicum. Von diesem Mineral geht der Haupteffekt im Entsäuerungsprozess aus. Fischer-Reska empfiehlt das Präparat Urbase Extra Basenpulver. Bei der Zubereitung werden im Allgemeinen zwei Teelöffel Basenpulver in einem Liter gründlich abgekochtem und am besten noch lauwarmen Wasser aufgelöst. Das erste Glas trinkt der Kurende morgens vor dem Frühstück, das letzte abends, mindestens eine Stunde nach dem Abendessen. Die restliche Menge des gesamten Liters wird in möglichst regelmäßigen Abständen getrunken, möglichst immer dann, wenn keine Zwischenmahlzeiten erfolgten. Die Menge der täglich benötigten Entsäuerungslösung hängt indes vom Alter, Gewicht und dem azidotischen Allgemeinzustand ab. Jüngere Menschen mit Normalgewicht können sich auf einen halben Liter beschränken, während Menschen mit Übergewicht oder über 50 Jahre durchaus eineinhalb bis zwei Liter trinken sollten. Die Zufuhr von darüberhinausgehenden Flüssigkeiten ist ebenfalls sinnvoll. Hilfreich sind hier Kräutertees mit reichlich Bitterstoffen. Dazu gehören Fenchel, Ingwer, Majoran, Koriander, Kümmel, Lavendel und Löwenzahn, um nur die wichtigsten zu nennen. Genauso wichtig ist die Achtsamkeit im Hinblick auf die Ernährung. Denn es gibt Lebensmittel, die zur Übersäuerung beitragen, und solche, die ihr entgegenwirken. Basenhaltige Lebensmittel sind Gemüse und Obst (mit Ausnahme von Rosenkohl und Artischocken). Daneben ist Milch sehr basenreich, allerdings gilt dies nicht für Milchprodukte. Alle anderen tierischen Lebensmittel sind sehr säurelastig, deswegen stellt sich der Kurende auf vorwiegend vegetarische Kost um. Mit Ausnahme von Dinkel fördern leider auch alle Getreidesorten den Säureüberschuss im Körper. Für Zucker und Genussmittel gilt dasselbe. Generell empfiehlt sich langsames, bewusstes Essen. Unterstützend für die Entsäuerung ist auch ein aktiver Lebensstil mit viel frischer Luft und Entspannungsübungen. Eine Darmreinigung wie die Colon-Hydro-Therapie ist ebenfalls sinnvoll, weil auf diese Weise Schlackenstoffe ausgespült werden können. Doch auch auf mögliche Nebenwirkungen muss hingewiesen werden. So kann zum Beispiel in den ersten Tagen Durchfall auftreten, bei dem die Entsäuerung entweder kurz unterbrochen oder auf niedrigerem Level fortgesetzt werden sollte. Ist die extrazelluläre Entsäuerung abgeschlossen, folgt die intrazelluläre Beseitigung überschüssiger Säuren. Vier Wochen lang müssen dann Ascorbinsäure (Vitamin C) und Kaliumbicarbonat aufgenommen werden, woraus ja der eigentliche Wirkstoff Kaliumascorbat entsteht. Die beiden Komponenten sind in Apotheken erhältlich und dürfen erst kurz vor der Einnahme gemischt werden. Die Einnahme erfolgt einmal täglich vor dem Frühstück und kann auch abends wiederholt werden, wenn das Präparat gut vertragen wird. Während der intrazellulären Entsäuerung wird die Dosierung langsam gesteigert, bis sie ihre Höchstmenge erreicht. Der Kurende beginnt mit zwei Messerspitzen Ascorbinsäure und zwei Messerspitzen Kaliumbicarbonat. Diese Dosierung wird drei Tage eingehalten, bis drei weitere Tage lang die Dosierung beider Komponenten verdoppelt wird. Dann folgen drei Tage mit der Menge eines halben gestrichenen Teelöffels Ascorbinsäure, die

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mit einem gestrichenen Teelöffel Kaliumbicarbonat gemischt wird. Am zehnten Tag erreicht der Kurende die Maximaldosis: Sie besteht aus einem gestrichenen Teelöffel Ascorbinsäure und zwei gestrichenen Teelöffeln Kaliumbicarbonat. Die Einnahme dieser Menge wird bis zum Ende der vierwöchigen Phase durchgehalten. Nun hat sich der Säureüberschuss aus den Zellen im Bindegewebe abgelagert. Deswegen folgt nun die zweite extrazelluläre Entsäuerung, um die Interstitien des Bindegewebes wieder zu entlasten. Das Verfahren entspricht der ersten, vorangegangenen Säureausleitung. Perkutane Regulationstherapie (Narbenentstörung) Ähnlich wie die Homöopathie arbeitet die Helmboldsche perkutane Regulationstherapie mit niedrigen Verdünnungen. Die verwendete Jonen-Salbe enthält auf 100 g 0,5 g Kaliumchlorid, 0,5 g Calciumchlorid und 0,5 g Natriumchlorid. Das Präparat wird in Anlehnung an die Akupunktur, speziell die Ohrakupunktur, die Fußreflexzonenmassage und die Neuraltherapie auf Akupunkturpunkte aufgetragen. Ich verordne diese Salbe zur Nachbehandlung von Narben, vor allem wenn diese Narben ein „Störfeld“ darstellen. Die Sache mit den Störfeldern gehört zwar nicht zur Entsäuerungstherapie, erwähnen möchte ich sie dennoch. Mehr zum Thema Narbenentstörung finden Sie von mir im Beitrag unter https://www.naturheilt.com/Inhalt/narbenentstoerung.html. Entsäuernde Mischpräparate für diverse Indikationen Eine schwach basische Wirkung haben auch viele Mineralpräparate, die zwar nicht zur Entsäuerung vorgesehen sind, aber quasi „nebenbei“ einen milden Entsäuerungseffekt ausüben. Darunter finden sich Supplementmittel mit Kalium und Calcium. Menschen, die zu allergischen Reaktionen auf Medikamente neigen, können hier Zubereitungen finden, die für sie unkritisch sind. Matricell Königinnen-Trank ist ein Präparat zur Stärkung des Immunsystems und der Vitalität. Auch dieses Mittel hat eine entsäuernde Wirkung aufgrund seines beachtlichen Gehalts an Mineralien. In einer Ampulle mit 7,5 ml sind enthalten: 150 mg Gelée Royale, 100 mg Propolis-Extrakt und 1850 mg Blütenpollen-Extrakt. Gelum-Tropfen unterstützen eine belastete oder geschädigte Leber. Das Wirkprinzip beinhaltet eine Bindung des toxischen Ammoniaks im Dünndarm. Der Wirkstoff ist ein Kalium-Eisen(III)-Phosphat-Citrat-Komplex, der auch einen alkalisierenden Effekt hat. Gelum-Tropfen sind zur Entsäuerung dann angezeigt, wenn vor allem das Natriumhydrogencarbonat zu Unverträglichkeitsreaktionen führt. Denken Sie also bitte daran, denn ich erwähne dieses Mittel in Kapitel 4 nicht mehr. Auch einige Präparate zur Behandlung von Nierensteinen bestehen aus basischen Verbindungen und können zur Entsäuerung herangezogen werden. So fungiert als Wirkstoff in Uralyt-U das Kalium-Natrium-Hydrogencitrat. Der Einfluss auf den Säure-Basen-Haushalt sollte berücksichtigt werden, wenn auch die Therapie von Nierensteinen beabsichtigt ist. Medikamente können die Entsäuerung stören Betablocker sind bekannte Mittel gegen Hypertonie und Herzinfarkt. Leider sind die Pharmaka auch mit einer (weniger bekannten) Nebenwirkung verbunden: Sie machen das Blut sauer, lösen also eine Azidose aus. Ob ein Patient seine Betablocker einfach weglassen soll, wenn er eine Entsäuerung anstrebt, ist eine schwierige Frage.

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Sicher ist jedoch, dass eine Entsäuerungskur Herzbeschwerden lindert und den Blutdruck senkt. Dann wären die Betablocker ohnehin überflüssig. Aber so etwas sollten Sie auf jeden Fall mit einem Therapeuten (Arzt oder Heilpraktiker) besprechen, der sich damit auch auskennt und Sie dabei begleitet. Falls Sie mit Bluthochdruck zu tun haben, kann ich Ihnen als „Idee“ folgende zwei Beiträge von mir empfehlen: https://www.naturheilt.com/Inhalt/Hypertonie.htm https://naturheilt.com/blog/schwankender-blutdruck-2015/ In meinem Buch „Die biologische Herztherapie“ beschreibe ich zudem zahlreiche Substanzen, die helfen können.

3.2 - Basenbad Ein Basenbad hilft bei der Entsäuerung und nutzt dabei das Ausscheidungsorgan Haut. Wir besitzen fünf Ausscheidungsorgane: Nieren, Lunge, Darm und Haut. Die Leber wird oftmals dazugezählt, sie nutzt aber den Darm und die Nieren, um Stoffe auszuscheiden. Hier nun geht es um die Haut. Das Basenbad ist eine sehr elegante und wohltuende Methode, um Säuren auszuscheiden. Angezeigt ist es auf jeden Fall bei Erkrankungen aus dem rheumatoiden Formenkreis, bei Infektionen und allgemeiner Schwäche. Bekannt war diese heilende Wirkung schon in der Antike, als Thermalquellen zu medizinischen Zwecken genutzt wurden. Die warmen Quellen enthalten nämlich oftmals Natriumhydrogencarbonat. Bei Blutarmut und Eisenmangel können basische Fußbäder helfen. Dann werden dem Bad 3 bis 6 g Meersalz zugefügt. Meist wird ein alkalisierendes Bad mit einer Massage mit Bürsten etc. kombiniert, was zu einer Verbesserung der Durchblutung der Haut führt und damit zu einem verbesserten Abtransport von Schlacken, die über die Haut aus dem Körper entfernt werden können. Durch die Neutralisierung des sauren Milieus der Hautoberfläche werden azidophile (säureliebende) Bakterien und eine Reihe von Pilzen entfernt, was einen Beitrag zur Vermeidung von Körpergeruch darstellt. Allerdings benötigt die Haut zur Abwehr pathogener Keime ein saures Milieu, das jedoch durch die nunmehr verbesserte Nachfettung der Haut sichergestellt ist. Dabei werden Säuren aus der Haut ausgeschieden, die dann den Körper nicht mehr belasten. Die Durchführung Das Ziel des Basenbades ist es unter anderem, die Haut anzuregen, Schweiß- und Talgdrüsen zu stimulieren sowie die Hautporen zu öffnen. Vor allem Letzteres bewirkt, dass die Haut besser und schneller „Altlasten“ ausscheiden und damit entgiften kann. Dazu benötige ich einen pH-Wert des Badewassers von 8,5. Dies wird erreicht mit einem basischen Pulver, das sich als Badezusatz eignet, zum Beispiel 100 g Bullrich Salz oder Kaiser-Natron, die einfach in das Badewasser gegeben werden.

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Vor Beginn des Bades sollte der ganze Körper unter Verwendung einer Naturseife kräftig abgebürstet werden. Die Temperatur des Badewassers sollte um die 35 °C liegen, die Badedauer zwischen 45 und 120 Minuten. Diese etwas lang anmutende Badedauer scheint notwendig, damit das basische Wasser ausreichend Zeit hat, die Säureschichten auf der Haut zu neutralisieren. Während des Badens sollte man basische Lebensmittel zu sich nehmen inklusive Getränken. Wem die Zeit zu lang wird, der darf vorab für entsprechende Unterhaltung sorgen. Wie alles Wichtige im Leben sollte man auch ein Basenbad gut vorbereiten und hierfür insgesamt mindestens zwei Stunden veranschlagen. Extrem lange Bäder sind dagegen kontraproduktiv. Auch hier gilt die Regel, dass „kürzer, aber häufiger“ besser ist als „seltener, aber sehr lange“. Für die Vorbereitung des Bades gibt es Empfehlungen, ca. anderthalb Stunden vor dem Basenbad eine basische Maske mit Mineralerde aufzutragen. Grund hierfür ist, dass beim Basenbad das Gesicht so gut wie nie mit dem Badewasser in Berührung kommt und damit von der Behandlung praktisch ausgeschlossen ist. Dies wird mit der Maske korrigiert. Es versteht sich fast von selbst, dass vor dem Bad Cremes, Lotionen, Parfüm und entsprechende andere Industrieprodukte keine Anwendung finden sollten. Denn hier stellt sich auch die Frage, welchen Beitrag diese Produkte zur Ansäuerung des Hautmilieus leisten. Die in den Produkten enthaltene Chemie ist potenziell hautund körperunfreundlich, auch wenn die Industrie das Gegenteil behauptet. Was nicht fehlen darf, sind „Hilfsmaterialien“, um den Körper beziehungsweise die Haut zu massieren und abzurubbeln. Infrage kommen hier entsprechende Waschlappen, Bürsten, Peelinghandschuhe etc. Nach Einlassen des Badewassers (körperwarm) sollte dessen pH-Wert gemessen werden. Daraufhin wird so viel von dem Basenpulver hinzugefügt, bis der oben erwähnte Wert von 8,5 erreicht ist. Digitale pH-Wert-Messer erleichtern diese Aufgabe erheblich. Während des Badens sollte man darauf achten, möglichst viel Hautkontakt mit dem Badewasser zu halten. Wer lange Haare hat, sollte diese vor dem basischen Wasser schützen, weil dessen basischer Charakter die Haare strohig werden lässt, vor allem wenn sie längere Zeit im Wasser verweilen. Bei langem Baden kann das Wasser abkühlen. Wenn neues warmes Wasser dazukommt, muss dementsprechend auch neues Basenpulver hinzugegeben werden, um den alten pH-Wert beizubehalten. Die sonst üblichen Reinigungsprodukte wie Seifen, Shampoos etc. sollten bei einem Basenbad nicht zur Anwendung kommen. Sie können Einfluss auf den pH-Wert haben und die Wirksamkeit des Bades beeinträchtigen. Nach dem Bad können Sie, ohne zu duschen, das basische Badewasser auf der Haut trocknen lassen. Denn es hinterlässt für eine bestimmte Zeit einen basischen Film auf der Haut, der die Effekte des Bades für diese Zeit aufrechterhält. Es fühlt sich etwas merkwürdig an, wird Ihnen aber guttun. Wer sich abduschen möchte, sollte dies nach dem Abrubbeln mit einer Naturseife tun. Wichtig ist eine angemessene Ruhe nach dem Bad: Wenn Sie 60 Minuten gebadet haben, ruhen Sie wenigstens 30 Minuten, gern bis zu 60 Minuten. Haben Sie 120 Minuten gebadet, ruhen Sie zwischen 60 und 120 Minuten. Auch Saunagänge haben übrigens eine entsäuernde Wirkung. Der Effekt wird durch die Einnahme von Basenpulvern nachweislich gesteigert. Untersuchungen haben ergeben, dass die alkalischen Mittel die

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Schweißabsonderung während des Saunierens erhöhen. Neben der Trockensauna kann auch die Dampfsauna zur Unterstützung der Entsäuerung genutzt werden. Auch langes Abbrausen der Haut hat einen alkalisierenden Effekt. Was Sie noch beachten sollten Wie bei so vielem im Leben kann man auch beim Basenbad einige Fehler machen. Der größte ist jener, zu Beginn zu häufig und vor allem zu lange zu baden. Denn auch für diese Prozedur braucht der Organismus eine Eingewöhnungszeit. Ein Basenbad pro Woche ist eine gute Frequenz für Anfänger. Dieses Bad sollte aber nicht länger als eine Stunde dauern. Nach einiger Zeit kann man Frequenz und Dauer erhöhen. Aber auch eine zu kurze Badedauer muss zu den Fehlern gerechnet werden. Denn wie bereits erwähnt benötigt das basische Wasser eine gewisse Zeit, um die Säuren über die Haut zu neutralisieren. Ein Basenbad macht häufig durstig. Daher sollte das Bereitstellen von Wasser oder Tee an der Badewanne zu den Vorbereitungen gehören. Ätherische Öle für das Bad sind nur dann sinnvoll, wenn sie ihren Duft über Aromalampen abgeben. Diese Öle im Badewasser sind keine gute Lösung, sondern eher ein möglicher Grund für Hautirritationen – vor allem wenn es sich um synthetisch hergestellte Aromastoffe handelt. Langes Baden (2 Stunden und mehr) kann die Wahrscheinlichkeit von Kreislaufproblemen erhöhen. Daher sollte man aus Sicherheitsgründen nie die Tür zum Badezimmer verschließen. Auch sollte man darauf achten, dass es im Badezimmer durch die Dampfentwicklung nicht zu stickig wird. Sorgen Sie also für Belüftung. Langes Baden bietet auch genügend Gelegenheit für andere, zu stören. Daher sollte man dafür Sorge tragen, dass man während dieser Zeit ungestört ist.

3.3 - Baseneinläufe Zur Entsäuerung kann Natriumhydrogencarbonat auch als Einlauf verabreicht werden. Dies neutralisiert umgehend die Säuren auf der Darmschleimhaut. Das Mineral wird im Dickdarm resorbiert und gelangt so auch in den Stoffwechsel. Der Einlauf ist eine Spülung von Mastdarm und Dickdarm. Die Technik gilt als eines der ältesten Naturheilmittel und wird durchgeführt, um bei hartnäckiger Verstopfung (Obstipation) den Stuhl im Enddarm aufzuweichen und abzuführen. Der Einlauf und die „kleine Lösung“, das Klistier, werden auch bei ganzheitlichen Fastenmethoden eingesetzt, um eine schonende und gründliche Reinigung des Körpers von innen zu erreichen. Lange Tradition: die Geschichte des Klistiers Das Klistier und der Einlauf sind schon seit der griechischen Antike bekannt. Man setzte sie ein, um den Stuhlgang anzuregen oder um Medikamente in den Darm einzubringen. Neben Wasser verwendete man Milch, Wein,

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Eidotter, Brühe oder andere Stoffe als Klistierlösung. Man ernährte auf diese Weise auch Menschen, die keine Speisen mehr zu sich nehmen konnten. Diese „Nährklistiere“ spielen heute keine Rolle mehr. Hippokrates hielt das Klistier für eine wichtige Maßnahme, um die Körpersäfte wieder in Einklang zu bringen. Die Lehre von den Körpersäften war bis ins 19. Jahrhundert hinein entscheidend für die Medizin in Europa. Klistiere waren deshalb auch weiterhin sehr bedeutsam. Auch die alten Ägypter verwendeten Klistiere, wie man von Bildern aus dem Pyramidenfeld von Gizeh weiß. Der geregelte Stuhlgang war für die Ägypter essenziell, um Krankheiten zu vermeiden. Es gab sogar einen Arzt, der als „Hüter des königlichen Darmausgangs“ für diese regelmäßigen Ausscheidungen sorgte. Mit Klistieren und Einläufen bewirkte er, dass die „Krankheitsdämonen“ schneller den Körper verließen. Bis weit über das Mittelalter hinaus wurden Einläufe zur Gesunderhaltung sehr häufig eingesetzt. Im 16. und 17. Jahrhundert nahm die ohnehin große Begeisterung für Klistiere sogar noch weiter zu. Neben der Gesundheit sollten sie auch der Schönheitspflege dienen und jung halten. Ein Klistier gehörte zur täglichen Körper- und Schönheitspflege. Die ersten „Klistiergerätschaften“ bestanden aus Kuhhörnern, deren Spitze abgesägt war. Im Lauf der Jahrhunderte wurden aber immer bessere Geräte entwickelt, die angenehmer und einfacher in der Anwendung waren. Da schon im Mittelalter das Schamgefühl viele Menschen davon abhielt, einen Einlauf von einem Apotheker oder Arzt durchführen zu lassen, arbeitete man vor allem an Gerätschaften, die eine Eigenbehandlung zuließen. Die ersten Modelle waren noch kompliziert und konnten zu Verletzungen führen, doch sie wurden schnell weiterentwickelt. Im 17. Jahrhundert, als die Darmreinigung eine regelrechte Modeerscheinung war, gab es Klistierspritzen aus wertvollen Materialien, die man auch gern herzeigte oder sogar sammelte. Heute stehen Gerätschaften aus modernen, hygienischen Materialien zur Verfügung, die eine einfache Anwendung zu Hause möglich machen. Die meiner Meinung nach beste Methode stelle ich Ihnen nachfolgend vor. Vorbereitung und Durchführung eines Klistiers Für den Hausgebrauch ist ein Irrigator-Set, ein Klistier oder eine Klyso-Pumpe sehr gut geeignet, um ein Klistier durchzuführen. Viele Patienten haben großen Respekt (um nicht zu sagen: Abscheu) vor der Vorstellung, einen Einlauf oder ein Klistier durchzuführen. Das hat mit zwei Faktoren zu tun: Erstens haben wir als Kinder gelernt, dass alles, was „hinten rauskommt“, „pfui“ ist. Auch Erwachsene können nur selten entspannt über ihre Ausscheidungen sprechen. Das ist nicht nur unnötig, sondern kann auch gesundheitlich problematisch werden, nämlich dann, wenn nötige Maßnahmen aus falschem Ekel nicht durchgeführt werden. Deshalb sei hier noch einmal festgehalten: Es ist völlig normal und natürlich, dass der Körper überflüssige Verdauungs- und Stoffwechselprodukte als Kot abgibt. Lassen Sie sich aufgrund eines anerzogenen Ekels nicht von einem Klistier abhalten!

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Zweitens sind die Beschreibungen eines Einlaufs oft sehr abschreckend. Da werden Patienten auf dem Badboden auf alle viere gezwungen, während das Einlaufgerät an der Türklinke hängt. Diese Haltung ist nicht nur entwürdigend, sondern für Menschen mit Knie- oder Rückenproblemen oft schlicht unmöglich. Hier habe ich eine gute Nachricht für Sie: Es gibt eine Technik für Einläufe und Klistiere, die sehr einfach, bequem und würdevoll durchzuführen ist. Sie brauchen dafür eine Klyso-Pumpe (auch: Klistierpumpe). Diese können Sie im Sanitätshaus oder in der Apotheke beziehen. Mit einem Anschaffungswert von etwa 20–30 Euro halten sich die Kosten in Grenzen. Und so gehen Sie mit der Klistierpumpe um: (Vorsicht: Ein Klistier sollte aufgrund der möglichen Kreislaufbelastung immer im Liegen durchgeführt werden!) Vorbereitung des Klistiers: 1. Legen Sie zusätzlich zur Klyso-Pumpe folgende Hilfsmittel bereit: • • • •

Schutzfolie oder Zellstofftücher Einmalhandschuhe Schüssel Vaseline oder Fettcreme

2. Prüfen Sie den festen Sitz des Klistierstücks am Schlauchende. 3. Bereiten Sie die Spülflüssigkeit vor. Füllen Sie dafür ca. 200–750 ml körperwarmes Wasser (ca. 37 °C) in die Schüssel. Wenn Sie Wirkstoffe wie Natron, Kochsalz oder Kamillentinktur hinzugeben möchten, halten Sie sich bitte an deren Dosieranleitung, da eine Überdosierung zu einer Darmschleimhautreizung führen kann! Ein Einlauf zur Entsäuerung wird mit 3 g Natriumhydrogencarbonat, etwa als Kaiser-Natron oder Bullrich Salz, auf 500–750 ml Wasser durchgeführt. 4. Fetten Sie das Klistierrohr ein, zum Beispiel mit Vaseline. 5. Bedecken Sie das Bett oder eine andere bequeme Liegefläche mit der Schutzfolie oder den Zellstofftüchern – es reicht auch ein Badehandtuch. 6. Stellen Sie die Schüssel mit der Spülflüssigkeit in erreichbare Nähe. Durchführung des Klistiers: 1. Ziehen Sie die Einmalhandschuhe an. Sie können auch darauf verzichten. Entscheiden Sie einfach, wie Sie sich wohler fühlen. 2. Legen Sie sich mit Ihrer linken Seite auf die Liegefläche. Da der Dickdarm linksseitig verläuft, wird so der Flüssigkeitsaufstieg in den Darm begünstigt. Das Klistier kann auch in einer flachen Rückenlage mit aufgestellten Beinen vorgenommen werden. Bereitet Ihnen die Selbstdurchführung Schwierigkeiten, bitten Sie eine Person Ihres Vertrauens um Mithilfe. 3. Ziehen Sie die Knie leicht an, um Ihre Bauchmuskulatur zu entspannen.

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4. Führen Sie das Klistierrohr mit einer leichten Drehbewegung ca. 2–3 cm in den After ein. 5. Das Schlauchende mit dem Ansaugventil tauchen Sie in die Spülflüssigkeit. Durch Pumpen des Balles wird die Flüssigkeit angesaugt und über den Ball und das Klistierrohr in den Darm eingebracht. Bei einem starken Entleerungsdrang beenden Sie das Pumpen. 6. Ziehen Sie das Klistierrohr aus dem After. Achtung: Ziehen Sie dabei nicht am Schlauch, sondern am Klistierrohr. Versuchen Sie, die Flüssigkeit möglichst lange zu halten. Bei einer Verweildauer der Flüssigkeit von ca. sieben Minuten erzielen Sie die optimale Wirkung des Klistiers. 7. Entleeren Sie den Darminhalt auf der Toilette. Reinigung der Klyso-Pumpe: 1. Spülen Sie die Klyso-Pumpe mit reichlich Wasser gründlich durch. 2. Das Klistierrohr kochen Sie anschließend aus und desinfizieren es gegebenenfalls. 3. Entsorgen Sie die benutzten Einmalartikel wie Handschuhe, Schutzfolie oder Zellstofftücher. Erfolgt die Anwendung eines Klistiers im pflegerischen Bereich, müssen Sie vorher Ihren Arzt befragen. Klistiere gehören dann zu den ärztlichen Verordnungen!

3.4 - Homöopathie und Schüssler-Salze Die Schüssler-Salze sind basische Mineralien und schon allein dadurch als Mittel zur Entsäuerung geeignet. Ebenso wie die homöopathischen Mittel kommen sie vor allem bei intrazellulärer Übersäuerung und bei Organblockaden zum Einsatz (siehe Kapitel 4 „Diagnose einer Übersäuerung“). Mit ihrer Hilfe ist die Beseitigung solch einer manifesten Übersäuerung extrem elegant. Ich kann die Skeptiker bezüglich der Homöopathie mittlerweile nur noch bemitleiden, dass sich diesem so einfachen, genialen und wirksamen Heilverfahren verschließen. Die Schüssler Salze fördern die Ausscheidung von Säuren über die Nieren und können in geringem Maße auch einen Kaliummangel beseitigen. Liegt eine Hypokaliämie vor, so ist die Entsäuerung der Zellen behindert. Die Versorgung mit dem Mineral durch die Einnahme von Schüssler-Salzen stellt in zahlreichen Fällen die Fähigkeit der Zellen zur Entsäuerung wieder her. Mein Schüssler-Kur-Schema für die Säure-Basen-Regulierung: Woche Woche 1 Woche 2 Woche 3 Woche 4

Morgens Nr. 3 Nr. 4 Nr. 5 Nr. 7

Mittags Nr. 2 Nr. 3 Nr. 9 Nr. 10

Abends Nr. 2 Nr. 3 Nr. 7 Nr. 11

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In Woche 1 bis 3 kann man jeweils eine Tablette der Potenz D6 nehmen, in Woche 4 jeweils 3 Tabletten der Potenz D6. Alle Schüssler-Salze erhalten Sie in der Apotheke. Mein homöopathisches Komplexmittel-Schema zur Entsäuerung: Ich verwende und empfehle hier gern die Mittel der Firma Regena. Sie nennen sich Regenaplex und haben dazu eine Nummer, manchmal auch zusätzlich einen Buchstaben, zum Beispiel Regenaplex Nummer 6 oder Regenaplex Nummer 80b. Alle Regenaplexe erhalten Sie über eine Apotheke, sie stehen unter anderem in 15-ml- und 30-mlFlaschen zur Verfügung. Aus „wirtschaftlichen Gründen“ werden zahlreiche Regenaplexe von der Firma Regena selbst nicht mehr hergestellt. Und das tut in der Praxis schon weh, wenn bei bestimmten Indikationen gut wirkende Mittel einfach vom Markt verschwinden. Zum Glück gibt es eine Lösung: Die Mithras-Apotheke stellt die fehlenden Regenaplexe quasi in Lizenz her. Diese können online hier bestellt werden: https://www.mithrasshop.de/. Die von mir jeweils erwähnte Tropfenzahl gibt man in eine kleine Menge Wasser und trinkt diese dann. Das Schema für Woche 1 und 2: Morgens Mittags Abends

Regenaplex Nummer 50a und Nummer 6 Regenaplex Nummer 100/1 und Nummer 6 Regenaplex Nummer 21d und Nummer 6

Jeweils 8 Tropfen Jeweils 8 Tropfen Jeweils 8 Tropfen

Das Schema für Woche 3 und 4: Morgens Mittags Abends

Regenaplex Nummer 55 und Nummer 6 Regenaplex Nummer 100/3 und Nummer 6 Regenaplex Nummer 21e und Nummer 6

Jeweils 8 Tropfen Jeweils 8 Tropfen Jeweils 8 Tropfen

Sollten unangenehme Beschwerden auftreten, so sind dies in den meisten Fällen Ausleitungsreaktionen, sprich, es werden Stoffe im Körper mobilisiert, die zur Ausscheidung gebracht werden müssen (Darm, Lunge, Haut, Niere). Wenn solche Reaktionen auftreten, dann rate ich fast immer dazu, die Einnahme der Regenaplexe für zwei Tage auszusetzen, die Reaktionen des Körpers zu beobachten und nach Beruhigung der Situation wieder mit der halben Dosis (also jeweils 4 Tropfen) zu beginnen. Welches Schema ist besser? Schüssler oder Regenaplex? Ich halte das Regenaplex-Schema für intensiver und auch „gründlicher“. Allerdings ist damit auch die Wahrscheinlichkeit einer Ausleitungsreaktion höher. Bei stark übersäuerten Patienten, die bereits zahlreiche Beschwerden haben, rate ich dazu, zuerst mit dem Schüssler-Schema zu beginnen (über 4 Wochen), dann zwei Wochen Pause zu machen und danach das Regenaplex-Schema anzuwenden.

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Ein Hinweis Wenn Sie bereits Beschwerden und Erkrankungen haben, dann ist es sinnvoll, sich ein Regena-Schema bezüglich Ihrer Erkrankung zusammenstellen zu lassen. Auf der Firmenseite Regenaplex.de steht Ihnen u. a. eine Therapeutensuche zur Verfügung.

3.5 - Infrarotsauna Bevor Sie jetzt denken: „Sauna ist nichts für mich“, lesen Sie bitte weiter. Denn: Ich halte gerade die Infrarotsauna für besonders effektiv, um Säuren und andere missliebige Stoffwechselendprodukte über die Haut auszuscheiden. Sie ist hier sogar der „normalen“ (finnischen) Sauna überlegen. Der Unterschied zwischen den beiden Varianten ist, dass eine konventionelle Sauna die Luft erhitzt, die dann die Wärme an den Körper weitergibt. Infrarotkabinen nehmen dagegen eine Abkürzung: Die Infrarotstrahlung erzeugt die Wärme direkt im Körper. Die entscheidenden Fragen sind: • •

Ist das tatsächlich effektiver? Und kann man damit besser entgiften?

Technische Fakten Betrachten wir zunächst ein paar Fakten: Infrarotstrahlung gab es schon immer. Auch das Spektrum der Sonnenstrahlung beschert uns Infrarot, das wir als Wärme empfinden. Infrarotstrahlung ist praktisch unschädlich. Den Sonnenbrand verursachen die kurzwelligen UV-Strahlen, die wesentlich energiereicher sind als das langwellige Infrarot. Allerdings kann eine zu intensive Exposition mit Infrarot unseren Körper überhitzen und so gesundheitsschädlich wirken. Nur wer es also übertreibt, kann Verbrennungen der Haut erleiden. Aus technischer Sicht gilt die Infrarotsauna gegenüber der klassischen als ökonomischer, da es hier keine Aufwärmzeiten gibt. Eine traditionelle Sauna muss erst zwischen 30 und 60 Minuten aufgeheizt werden, während wir eine Infrarotsauna schon nach 15 Minuten betreten können. Entgiftung und Entsäuerung durch Infrarotsauna Schwitzen gilt ja als ein Motor der Entgiftung bzw. der Ausscheidung von Giftstoffen und Säuren durch die Haut. Wenn dem so ist, dann sollten diese Giftstoffe auch im ausgetretenen Schweiß nachweisbar sein. Leider gibt es zu diesem Thema praktisch keine konkreten Untersuchungen mit exakten Nachweisen. Man geht aber davon aus, dass beim Schwitzen in einer normalen Sauna ungefähr 3 % des abgesonderten Schweißes aus Xenobiotika bestehen (das ist der Fachausdruck für Fremdstoffe, die möglicherweise schädigendes Potenzial für den Organismus haben). Eine Infrarotsauna dagegen produziert Schweiß, in dem 20 % Xenobiotika zu finden sind. Eine Analyse dieses „Infrarot-Schweißes“ ergibt: •

bis zu 85 % Wasser

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• •

Fette Cholesterin



Säuren



Natrium



Ammoniak



Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Nickel, Kupfer etc.

Wie bei einer konventionellen Sauna ist es dringend notwendig, vor dem Gebrauch einer Infrarotsauna mehr als ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um eine Dehydrierung zu vermeiden. Zudem treibt eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr auch das Schwitzen an, so dass der Ausschwemmeffekt höher ist. Wie entgiftet die Sauna? Der Entgiftungsprozess ist, grob umrissen, eine Abfolge von Zwischenschritten. Xenobiotika oder Giftstoffe sind bevorzugt im Fettgewebe deponiert. Bevor sie abtransportiert werden können, müssen sie mobilisiert werden. Danach erfolgt der eigentliche Transport und dann die Ausscheidung. Die Sauna, speziell die Infrarotsauna, scheint in der Lage zu sein, über die Wärmeeinwirkung die Fettzellen zu aktivieren, da Fette bei einer Temperatur von 43 °C flüssig werden. Dieser Wert ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, da die Struktur und Länge der Fettsäureketten unterschiedlich sind und damit auch der Schmelzpunkt variiert. Als Daumenregel kann man sagen, dass kurzkettige Fettsäuren einen deutlich geringeren Schmelzpunkt haben, weshalb sie oft in flüssiger Form vorliegen (siehe pflanzliche Öle). Die Wärmeeinwirkung durch die Infrarotstrahlung „verflüssigt“ also die Fette im Fettgewebe, was man als einen Mobilisationsschritt interpretieren kann. Mit dem Einsetzen des Schwitzens wird dann das Fett über den Schweiß ausgeschwemmt und transportiert gleichzeitig die eingelagerten Giftstoffe mit hinaus. Durch die erhöhte Blutzirkulation wird der Transporteffekt verstärkt. Soweit die Theorie. Ob sie die Praxis widerspiegelt, müssen wissenschaftliche Arbeiten zeigen. Die Schulmedizin hat an solchen Ergebnissen kein Interesse, da es für sie keine Xenobiotika gibt, sondern nur akute Vergiftungsfälle. Studien zum Nutzen der Infrarotsauna Leider gibt es noch nicht sehr viele Arbeiten bezüglich der Effizienz einer Saunatherapie und deren Fähigkeit zur Entgiftung. Die wenigen, die es gibt, sind dafür umso eindeutiger in ihren Aussagen. Wirkung bei Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Erschöpfung und Schmerzen Eine Arbeit wurde im September 2011 veröffentlicht und trägt den Titel: „Sauna as a valuable clinical tool for cardiovascular, autoimmune, toxicantinduced and other chronic health problems“ (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21951023). Die Autoren betonen, dass Saunaanwendungen positive Effekte bei einer Reihe von Erkrankungen haben, wie Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, obstruktiven Atemwegserkrankungen, chronischem Fatigue-Syndrom,

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chronischen Schmerzen etc. Bemerkenswert ist der Zusatz, dass es mehr und mehr Hinweise gibt, dass die Sauna auch in der Lage ist, umweltbedingte Erkrankungen durch ihren Entgiftungscharakter positiv zu beeinflussen. Dabei haben sich die konventionellen und die Infrarotsaunen als sicher und gut verträglich erwiesen. Schwangerschaft Ein mögliches Problem der Saunen ist die Anwendung während der Frühphase einer Schwangerschaft, da hier die Wärmeentwicklung eine keimschädigende Wirkung auf das sich entwickelnde Leben zu haben scheint. Von daher ist ein Saunagang bei Schwangerschaft nicht zu empfehlen. Entgiftung 2007 wurde eine interessante Arbeit veröffentlicht: „Components of practical clinical detox programs--sauna as a therapeutic tool“ (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17405694). Der Autor vermerkt hier, dass das Saunieren eine Reihe von kardiovaskulären Problemen angehen kann. Außerdem ist es in der Lage, die Mobilisierung fettlöslicher Xenobiotika zu bewerkstelligen. Der Gebrauch einer Sauna bewirkt eine Senkung des Blutdrucks und eine Verbesserung der Durchblutung und Herzfunktion. Um diese Effekte zu erzielen, sind in der Regel nur kurze Anwendungszeiten (15 Minuten) notwendig. Eine Verbesserung der Mobilisation von Schwermetallen und chemischen Xenobiotika dagegen benötigt eine längere Verweildauer in der Sauna. Dies sollte dann unter medizinischer Beobachtung vollzogen werden. Unter dem Strich jedoch empfiehlt der Autor eine häufige Anwendung der Sauna für eine verbesserte Gesundheitspflege, da er die Sauna zudem als sicher und gut verträglich einstuft. Schmerzen, Arthritis usw. Gelenkschmerzen, die zum Beispiel durch eine Arthritis verursacht werden, gelten oft als Folge einer chronischen Vergiftung, bei der es zum Ausfällen oder Auskristallisieren der Xenobiotika in den Gelenken kommt. Es handelt sich hier vermutlich um einen fortgeschrittenen Prozess, da die Beteiligung der Gelenke nahelegt, dass die sonst üblichen Fettgewebe als Deponien für diese Xenobiotika schon überlastet sind und der Organismus nur noch auf die Gelenke zurückgreifen kann. Anderenfalls müsste er vitale Organe mit den Giften belasten, was schlussendlich eine lebensbedrohliche Angelegenheit wäre. Wenn also eine Saunaanwendung diesen Entgiftungsprozess leisten kann, dann müssten Krankheitsbilder wie das der rheumatischen Arthritis und ihre damit verbundenen Schmerzen gelindert werden. 2009 wurde genau diese Fragestellung in einer Arbeit mit dem Titel „Infrared sauna in patients with rheumatoid arthritis and ankylosing spondylitis. A pilot study showing good tolerance, short-term improvement of pain and stiffness, and a trend towards long-term beneficial effects“ untersucht (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18685882). In dieser Studie wurden 17 Patienten über den Zeitraum von vier Wochen mit einer Infrarotsauna behandelt. Es zeigte sich eine statistisch signifikante Linderung der Schmerzen, die Müdigkeit verringerte sich bei den Patienten und die Steifheit der Gelenke ließ deutlich nach. Die Autoren schlossen aus ihren Beobachtungen, dass eine Therapie mit einer Infrarotsauna einen statistisch signifikanten Kurzzeiteffekt hat. Ein Langzeiteffekt stellt sich

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möglicherweise bei einer öfteren Wiederholung der Saunatherapie ein. Auch hier konnten die Autoren die Sicherheit und gute Verträglichkeit dieser Therapieform bestätigen. Chronische Schmerzen Eine ähnliche Arbeit aus dem Jahr 2005 stammt aus Japan: „The effects of repeated thermal therapy for patients with chronic pain“ (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16088266). In dieser Arbeit ging es den Forschern darum, die Effekte einer systemischen Wärmetherapie bei Patienten mit chronischen Schmerzen zu beurteilen. Hierzu wurden 24 Patienten (Gruppe A) mit chronischen Schmerzen einer multidisziplinären Behandlung zugeführt, die eine kognitive Verhaltenstherapie einschloss, dazu eine Rehabilitation und Bewegungsübungen. Gruppe B mit 22 Patienten erhielt ebenso eine multidisziplinäre Behandlung und eine wiederholte Wärmetherapie mittels einer Infrarotsauna. Die Therapiedauer lag bei vier Wochen. Die Schmerz-, Depressions- und Unzufriedenheitswerte verbesserten sich bei beiden Gruppen deutlich bis zum Ende der Studienzeit. Dabei zeigte sich eine etwas deutlichere Verbesserung in der Gruppe B. Zwei Jahre nach der Behandlung konnten 17 Patienten der Gruppe B (77 %) wieder ihre Arbeit aufnehmen, gegenüber 12 Patienten der Gruppe A (50 %). Von daher schlossen die Autoren, dass eine Kombination von multidisziplinärer Behandlung und Wärmetherapie optimal sei bei der Behandlung von chronischen Schmerzzuständen. Fazit zur Infrarotsauna Ich habe eine kleine Infrarotkabine bei mir zuhause stehen. Ansonsten finden sich Infrarotkabinen mittlerweile auch in Saunabetrieben, Fitnessstudios, Bädern und anderen Wellnessanlagen. Ich rate dazu, einfach mal zu suchen und zu fragen.

3.6 - Bewegung Bewegung hat viele positive Wirkungen auf den Körper. Dazu wurden bereits unzählige Bücher geschrieben und Studien durchgeführt. Ich bin ja (auch) Sportwissenschaftler und eines ist ganz klar: Bewegung ist ein Naturheilmittel erster Klasse. In Bezug auf die Entsäuerung birgt Bewegung drei wichtige Faktoren: 1. Aktives Schwitzen Mit dem Schweiß werden auch Säuren, Elektrolyte wie Natrium, Kalium und Chlorid sowie Lactat, einige Aminosäuren, Harnstoff und andere Stoffwechselendprodukte aus dem Körper ausgeschieden. Das Körpersekret hat einen pH-Wert von 4,5, der dem Säuregrad saurer Milch entspricht. Aktives Schwitzen erreichen Sie im Prinzip durch viele Tätigkeiten. Dies kann ein strammer Sparziergang sein oder eine intensive sportliche Tätigkeit.

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Hierbei gibt es zwei Dinge zu wissen. Erstens: Ist die sportliche Tätigkeit zu intensiv, dann arbeitet der Körper anaerob. Das so genannte anaerobe Training nützt der Entsäuerung kaum. Aber was bedeutet anaerob? Wenn der Körper kurzfristig eine hohe Leistung vollbringt, muss er auf die anaerobe Energiebereitstellung zurückgreifen, weil den Muskeln nicht hinreichend Sauerstoff für den Verbrennungsprozess zur Verfügung steht (an-aerob = ohne Luft). Wenn wir außer Atem geraten, ist das ein deutlicher Hinweis auf diese Situation. Die Verwertung der Energiereserven erfolgt dann ohne Sauerstoff. Bei länger andauernden Belastungen, etwa einem Sprint, wird vermehrt Milchsäure (Lactat) in den Muskeln gebildet. Dies führt schließlich zu einer Übermüdung und auch zu Schmerzen der beteiligten Muskeln. Bei einem Ausdauertraining sollte daher das Tempo so gewählt werden, dass es nicht zu hoch ist und keine Übersäuerung stattfinden kann. Fußball, Tennis und Squash (alle „Stop and go“-Sportarten) gelten als anaerobes Training. Beispiel: •

Fall 1: Sie gehen eine Treppe hinauf und die Beine werden schwer und fangen an zu „brennen“. Dies ist ein sicheres Zeichen dafür, dass Ihre Muskeln anaerob arbeiten.



Fall 2: Sie gehen die Treppe hinaus und kommen aus der Puste. Das bedeutet, dass Ihre Lunge, Ihr Herz und Ihr Blut mit dem Sauerstofftransport in die Muskeln nicht hinterherkommen. Auch dann ist Ihr Körper im anaeroben Modus.

In beiden Fällen kann es sein, dass Sie erst gar nicht ins Schwitzen kommen. Macht nichts. Wenn Sie aber nur wenig Bewegung im Leben haben, dann wird es jetzt höchste Zeit, etwas zu tun! Mein Rat: Fangen Sie einfach langsam an. Nehmen Sie sich vor, zum Beispiel nach dem Mittagessen einmal um den Block zu gehen; oder Sie gehen zehnmal die Treppe rauf und runter. Oder Sie nutzen das Fahrradergometer (das vielleicht noch im Keller herumsteht). ACHTUNG: Ihre Bewegungen sollten alle schmerzfrei sein! Wenn Sie nicht schmerzfrei stramm gehen können, dann lassen Sie das vorerst bleiben. Wenn Sie Treppen nicht schmerzfrei gehen können, dann tun Sie das (erst einmal) nicht mehr als nötig. Und der zweite Hinweis: Zahlreiche Menschen mit chronischen Erkrankungen (vor allem Patienten mit Rheuma) geraten überhaupt nicht mehr ins Schwitzen. Warum? Weil das Bindegewebe „dicht“ ist. „Dicht“ mit Säuren und Stoffwechselendprodukten, die dort nicht hingehören. Für diese Menschen ist die Infrarotsauna erst einmal geeigneter. Aber auch das „Faszientraining“.

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2. „Faszientraining“ – die Bewegung aller Strukturen des Körpers Seit dem Jahr 2012 hat das sogenannte Faszientraining Einzug in das therapeutische Spektrum und den Fitnessbereich gehalten. Daraus ist geradezu ein Hype geworden – zu Recht, wenn das Training richtig angegangen wird! Ich darf hier erwähnen, dass ich mich mit dem Thema Faszientraining intensiv seit 2009 beschäftige und umfassende Therapieerfahrungen sowohl mit chronischen Schmerzpatienten als auch mit Hochleistungssportlern machen durfte. Der Begriff „Faszien“ bezeichnet nichts anderes als das Bindegewebe. Doch was ist darunter genau zu verstehen? Das Bindegewebe setzt sich aus Zellen und Zwischenzellsubstanzen (Kollagenfasern, Proteoglykanen) zusammen, die flüssig, halbfest oder fest sein können. Um seine Bedeutung zu verstehen, vergegenwärtigen Sie sich bitte Folgendes: Sie wissen, dass Sie einen Magen haben, einen Darm, Leber, Herz, Nieren, Muskeln, Knochen, Sehnen, Nerven usw. Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie diese Dinge in Ihrem Körper „befestigt“ sind? Wahrscheinlich nicht. Damit alles in unserem Körper an seinem Platz bleibt, ist das Bindegewebe notwendig. Unsere Organe und Muskeln liegen also nicht einfach in Wasser oder Ähnlichem im Körper herum. Vielmehr sind sie mit einer Matrix aus Bindegewebszellen umgeben, die unsere Organe stützen und halten. Wie der Name schon sagt, verbinden sie die einzelnen Teile, sodass ein Ganzes entsteht. Mit der modernen Lebendzell-Mikroskopie kann die Feinstruktur der extrazellulären Matrix des Bindegewebes dargestellt werden. Die Proteinfasern sind nicht einfach lose Bündel, sondern formieren sich auf eine Weise, die spezielle „Unterräume“ bildet. Das sind Kompartimente, in denen der Körper die Lymphe generiert, mit der Giftstoffe und andere Schlacken abtransportiert werden. Deswegen steht dieses System mit feinsten Lymphbahnen und Blutkapillaren in engem Kontakt. Mittlerweile ist von einem „dritten Organ“ die Rede, das auch für das Immunsystem große Bedeutung haben dürfte. Den neuen Forschungsergebnissen zufolge fungiert der Gewebeverband auch als Stoßdämpfer für die Organe, die darin eingebettet sind. Ein entscheidender Aspekt ist also folgender: Sie wissen sicher, dass Ihr Körper mit Nährstoffen versorgt werden muss und dass diese Nährstoffe über die Blutbahn transportiert werden. Ebenso müssen die Stoffwechselendprodukte der Zellen wieder abtransportiert werden. Hier kommt das Bindegewebe ins Spiel: Die Blutgefäße ziehen sich in allerfeinsten Äderchen durch das Bindegewebe. Dort „wandern“ (= diffundieren) die Nährstoffe dann zur Zelle und werden von dieser aufgenommen. Abfallprodukte der Zelle (Schlacken) diffundieren wiederum entweder in die Kapillaren oder sammeln sich in der interstitiellen Flüssigkeit. Von dort werden sie von den Lymphgefäßen aufgenommen. In diesem Fall spricht man von Entschlackung.

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Das Problem ist nun aber, dass viele dieser Abfallprodukte nicht „zurückwandern“, sondern einfach im Bindegewebe liegen bleiben, wenn das lympathische Transportsystem überfordert ist: Denn je mehr Abfallprodukte auftreten, umso schwieriger wird es für den Körper, diese abzutransportieren. Werden die „Abfallprodukte“ der Zellen nicht mehr aus dem Bindegewebe entfernt, kann sich die Cellulite breitmachen. Es entstehen also diese unschönen Dellen in der Haut, wie in der folgenden Fotomontage zu sehen ist:

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Bild: fotolia.com – Valentina_R

Deswegen ist der Zustand unseres Bindegewebes für unsere Figur ausschlaggebend. Jeder stark Übergewichtige hat bereits ein mehr oder weniger schwaches Bindegewebe. Doch auch Normalgewichtige sind betroffen! Und auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Das Problem unserer Zeit ist die extreme Belastung unseres Bindegewebes durch falsche Ernährung, Umweltgifte, Stress und vor allem auch den Bewegungsmangel. Dieses Problem sieht man bereits bei unzähligen Jugendlichen. Die Folge: Wir altern schneller und sind umso anfälliger für eine große Zahl chronischer Krankheiten. Ich weiß, dass diese Betrachtungen bei den allermeisten Ärzten keinerlei Gehör finden. Auch in den Fachbüchern der Physiologie oder zum Beispiel der Dermatologie findet man die Cellulite nicht beschrieben. Was viele auch nicht wissen: Im Bindegewebe befinden sich spezielle Zellen (Leukozyten), die für die Abwehr von Krankheitserregern sorgen. Das bedeutet, dass auch unsere Abwehrkraft (Immunsystem) unter anderem vom Bindegewebe abhängig ist. Und dass das Bindegewebe weit mehr als nur „Stützmaterial“ ist, wissen wir bereits seit ca. 2005. Die Lehrmeinungen aus alten Physiologiebüchern sind mehr als überholt. Fakt ist auch: Ohne Bewegung verfilzt das Bindegewebe geradezu. Wenn man sich MRT-Vergleichsaufnahmen zum Bindegewebe ansieht, dann treffen es diese beiden Orangen im folgenden Bild sehr gut. Links: völlig verfilztes Bindegewebe, rechts gut strukturiertes Bindegewebe.

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Auffällig ist, dass junge Menschen eine fast wellenförmige Struktur der Faszien aufweisen, die an elastisch schwingende Federn erinnern. Die Kollagenfasern sind bei ihnen in einer Art Scherengitter zueinander ausgerichtet. Bei untrainierten und älteren Personen erschlaffen diese Fasern zunehmend. Die Wellenform löst sich auf und die Bindegewebsstrukturen liegen ungeordnet zueinander, sodass sie wie ein Filzknäuel aussehen:

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Neuere Forschungen belegen, dass bestimmte Bewegungen (Faszientraining) dafür sorgen können, dass sich die gewünschte Struktur der Kollagenfasern wieder einstellt (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12500904). Sind die Fasern geordnet, erleichtert dies auch die Reinigung des Gewebes, für die ich Ihnen in diesem Buch einige Maßnahmen vorstelle. Dann bleibt jetzt die Frage: Welche Art von Faszientraining empfiehlt sich? Dazu gibt es mittlerweile unzählige Methoden und Verfahren. Eines der ältesten Verfahren ist natürlich Yoga. Weil darunter heute jeder etwas anderes zu verstehen scheint, erlaube ich mir hier eine kurze Erläuterung. Dabei lehne ich mich an Patanjali (das Yogasutra) an. Ziel des Yoga ist die Erleuchtung. Auf dem Weg dorthin sind acht Stufen zu durchlaufen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Verfeinerung Selbstdisziplin Körperübungen Atemübungen Reinheit der Sinne Konzentration Meditation Überbewusstsein (vollkommene Erkenntnis)

Sie sehen: Das ist ein ganz schön langer Prozess. Ich will das auch nicht weiter ausführen, aber die Reihenfolge ist wichtig. Es nützt wenig, wenn Sie meditieren (im Sinne des Yoga), ihr Bewegungsapparat aber noch so versteift ist, dass Sie mit Ihren Fingern die eigenen Füße kaum erreichen können. Um die Maßnahmen dieses Buches umzusetzen, müssen Sie die ersten drei Schritte des Yoga absolvieren: 1. Verfeinerung: „feinere“ Maßnahmen zur Entsäuerung, die aufeinander abgestimmt sind; oder „feinere“ Informationen zum Thema Entsäuerung – ein Grund, weshalb Sie dieses Buch gekauft haben 2. Selbstdisziplin: der Wille und die Disziplin, die Informationen auch umzusetzen 3. Körperübungen: um das Bindegewebe zu strukturieren und Stoffwechselendprodukte zu mobilisieren Sie sehen: Unsere westliche Wissenschaft und die fernöstlichen Lehren liegen viel enger beisammen, als dies viele Menschen ahnen. Den Bereich der Körperübungen im Yoga spiegelt übrigens das Hatha-Yoga wider. Weitere Methoden des Beweglichkeitstrainings, die Sie sich anschauen könnten: •

5 Tibeter

• •

Qi Gong Tai-Chi



Feldenkrais-Methode



Franklin-Methode



Zilgrei

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Natürlich gibt es noch wesentlich mehr Methoden. Ich rate dazu, einfach verschiedene Dinge auszuprobieren und zu entscheiden, was Ihnen guttut und gefällt. Wichtig: Sie dürfen am nächsten Tag nicht mehr Schmerzen haben als sonst auch – eher weniger! 3. Atmen als Bewegung im weiteren Sinne Wir atmen ein und holen uns aus der Luft den Sauerstoff. Wir atmen aus, um das für uns schädliche CO2 (Kohlendioxid) aus dem Körper zu bekommen. Soweit die einfache Physiologie. Aus dem eben erwähnten Yoga sind zahlreiche Atemtechniken bekannt und auch die Effekte, die über die Atmung erreicht werden können. Auf jeden Fall lässt sich der Urin-pH-Wert deutlich beeinflussen. Sie können das selbst testen – wenn Sie möchten: 1. Tag: Messen Sie nach dem Aufstehen Ihren pH-Wert. Tun Sie danach 30 Minuten gar nichts – trinken Sie nichts, gehen Sie nicht duschen, machen Sie keinen Sport. Lesen Sie von mir aus die Zeitung (aber ohne Kaffee). Messen Sie Ihren Urin-pH-Wert nach 30 Minuten. 2. Tag: Messen Sie Ihren Urin-pH-Wert nach dem Aufstehen. Machen Sie danach folgende Atemübung: •

Schritt 1: Rückenlage: Atmen Sie 30-mal sehr zügig ein, aber normal aus. Atmen Sie NICHT stärker aus als normal.

• •

Schritt 2: Beim letzten Ausatmen halten Sie die Luft so lange an, wie Sie das als angenehm empfinden. Schritte 3: Dann atmen Sie normal ein und halten die Luft für 15 Sekunden an.

Diese drei Schritte wiederholen Sie zweimal. Sie machen also insgesamt drei Durchgänge. Warten Sie, bis nach der ersten Urin-Messung insgesamt 30 Minuten vergangen sind (nichts trinken usw.). Messen Sie dann erneut Ihren Urin-pH-Wert und staunen Sie. Sie trainieren mit dieser Atemübung nicht nur die Entsäuerung, sondern auch Ihr Zwerchfell und Ihre Eingeweide (Darm, Leber, Bauchspeicheldrüse, Lunge usw.). Gleichzeitig erfahren Sie eine wertvolle kostenlose Sauerstofftherapie. Und Sie werden „besser drauf“ sein – vor allem auch mental. Wenn Sie diese Übung jetzt noch mit der Bewegung kombinieren und Ihre Ernährung ändern, steht Ihrer Gesundheit bzw. Gesundung nichts mehr im Weg.

3.7 - Ernährung Über die Ernährung haben Sie ausgezeichnete Möglichkeiten, langfristig günstige Effekte zu erzielen und Krankheiten zu vermeiden. Denn Lebensmittel haben einen bedeutenden Einfluss auf den Säure-Basen-Haushalt. Mit zunehmendem Alter nehmen Nieren- und Leberfunktion tendenziell ab. Das heißt, dass die Kapazitäten begrenzt sind, ein übersäuertes Milieu abzupuffern. Ältere Menschen sind deswegen zwar nicht sofort übersäuert, aber der Spielraum für zusätzliche Belastungen in dieser Richtung ist eingeschränkter als bei Jüngeren. Von daher

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werden oft Speisen nicht mehr vertragen, die früher als Lieblingsspeisen mehrmals in der Woche auf dem Essplan standen. Diese Speisen gehören oft in die Kategorie der säurebildenden Nahrungsmittel. Die verschiedenen Lebensmittel werden nämlich im Körper unterschiedlich verstoffwechselt, wobei Säuren oder Basen entstehen können. Daher sollte bekannt sein, welche Nahrungsmittel sich für eine basische Ernährung empfehlen und welche nicht. Denn sauer schmeckende Lebensmittel wirken nicht unbedingt auch im Stoffwechsel sauer. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall. So hat ein Glas Zitronenwasser zum Frühstück einen entsäuernden Effekt. In die gleiche Richtung wirkt ein Glas Wasser mit zwei Esslöffeln Apfelessig. Basisch wirkende Nahrungsmittel sind keine Medikamente oder medikamentenartigen Substanzen, mit denen man Krankheiten nach schulmedizinischem Verständnis „heilen“ könnte. „Heilen“ steht deswegen in Anführungszeichen, weil es für mich ein Fakt ist, dass die meisten Verfahren der klassischen Medizin nur Symptome abstellen oder unterdrücken. Von einer wirklichen Heilung kann da keine Rede sein. Vielmehr meine ich, dass man durch eine Ernährungsumstellung enorm viel für seine Gesundheit tun kann. Und ja, ich kenne zahlreiche Patienten, die sich dadurch auch geheilt haben. „Geheilt“ im ganzheitlichen Sinne. Basische Lebensmittel stellen für mich daher eine wertvolle und wichtige Bereicherung dar, wenn es darum geht, Beschwerden und Krankheiten zu behandeln. Aber, und das muss ich an dieser Stelle auch schreiben, es geht hier nicht darum, alle säurebildenden Nahrungsmittel zu verbannen, denn eine Überbetonung basischer Lebensmittel würde das andere Extrem unterstützen, was ebenso gesundheitsschädlich sein könnte. Es kommt wieder mal wie so oft auf die Balance an, den goldenen Mittelweg. Es gibt Empfehlungen, die dem leicht basischen Charakter unseres Bluts in der Ernährung Rechnung tragen. Sie besagen, dass ca. 75 % der aufgenommenen Nahrung basischen Charakter haben sollten. Die übrigen 25 % bilden neutrale und säurebildende Nahrungsmittel. Dies findet seine Entsprechung in den Richtlinien der Hayschen Trennkost. Dieser Diät zufolge soll der Anteil basisch wirkender Lebensmittel 80 % betragen. Die restlichen 20 % dürfen säurebildend sein. Vegetarische Kost ist ein physiologisches Basenmittel. Die vielen Mineralien in den Pflanzen und deren Teilen reagieren alkalisch. Zudem ist die Verstoffwechselung der eiweißarmen Lebensmittel weniger mit der Entstehung nicht flüchtiger Säuren (Phosphor-, Salpeter, Schwefel- und Salzsäure) verbunden als die von Fleisch, Milch und Eiern. Zwar liefern Pflanzen auch organische Säuren, deren Wirkung kann allerdings vom physiologischen Puffersystem ohne Weiteres ausgeglichen werden. Bei fleischlastiger Ernährung kann unter bestimmten Bedingungen eine Überforderung des biologischen Puffers auftreten. Dies ist der Fall, wenn die Mineralreserve des Körpers erschöpft ist oder die Muskeln oft im anaeroben Modus arbeiten müssen. Wenn gleichzeitig zu wenig Kohlendioxid (Kohlensäure) über die Lunge abgeatmet wird oder gar die Nieren geschwächt sind, wird die Puffertoleranz leicht überschritten. Bei ausgewogener oder vegetarischer Ernährung ist dieses Risiko deutlich geringer. Es gibt daher kaum einen Ernährungsberater, der nicht Gemüse und Obst als Ernährungsgrundlage dringend empfehlen würde. Grund für diese Empfehlung ist neben den Mineralien, Vitaminen, Spurenelementen und anderen wertvollen Nährstoffen in Gemüse und Obst die Fähigkeit dieser Nahrungsmittel, das Säure-Basen-

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Gleichgewicht unseres Organismus günstig zu beeinflussen. Dieser sauer-basische Mix belastet den Organismus nicht mit zusätzlichen Aufgaben der Ausbalancierung von sauren Elementen schon vor der Nahrungsverwertung durch die Zellen. Von daher kommt es auch nicht zu einer Beeinträchtigung der Zellfunktionen. Eine reduzierte Nahrungsverwertung, die durch diese Beeinträchtigung erfolgt, lässt das Nährstoffangebot im Blut ansteigen, worauf der Organismus mit dem Aufbau von Fettzellen reagiert, um die Nährstoffe, von der Leber zu Fettsäuren umgebaut, in diesen Fettzellen zwischenzulagern. Der erste Schritt zum Übergewicht ist also getan, denn der herabgesetzte Zellmetabolismus würde eine Anpassung der Essmengen erfordern, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden. Von daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass gerade die meisten säurebildenden Nahrungsmittel in dem Katalog wiederzufinden sind, der für Übergewichtige die obsoleten Lebensmittel enthält. Damit liegt nahe, dass der vermehrte Verzehr basischer Nahrungsmittel langfristig nicht nur den Säure-BasenHaushalt des Körpers unterstützt, sondern auch einen Einfluss auf die Erhaltung eines optimalen Körpergewichts haben könnte. Eine Vermeidung von Übergewicht impliziert fast immer auch eine Vermeidung von Bluthochdruck und in vielen Fällen von Typ-2-Diabetes. Leider gibt es zu diesem Thema keine Studien, denn Prophylaxe scheint in diesem Land nur ein Aushängeschild zu sein. Und wer sie betreibt, wird als „unwissenschaftlich“ denunziert. Hierauf gehe ich ausführlich in meinem Report „Unsere Schulmedizin – Die einzig wahre Wissenschaft?“ ein. Bereits eine leichte pH-Wert-Verschiebung nach unten kann den Zellmetabolismus verlangsamen. Um eine Übersäuerung zu vermeiden, ist es ratsam, die säurebildende Ernährung zu verringern und die Zufuhr basisch wirkender Lebensmittel zu erhöhen. Wenn Sie darüber hinaus für regelmäßige Bewegung an der frischen Luft sorgen, unterstützt die gute Durchblutung des Gewebes ebenfalls den Entschlackungsprozess; Übersäuerung ist dann bald kein Thema mehr für Sie. Frische oder frisch zubereitete Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Salat sind die besten Entsäuerer. Empfehlenswert sind Wurzelgemüse wie Karotten, Rettich und Steckrüben und alle Blattgemüse wie Kohl, Mangold und Spinat. Hervorragende basisch wirkende Lebensmittel sind auch Knoblauch, Spargel, Avocados und Gurken sowie Sprossengemüse (Kresse, Weizenkeime etc.). Unter den Obstsorten sind Äpfel, Bananen, Ananas und Papaya optimale Entsäuerer, ebenso wie die Mandel aus dem Kreis der nussartigen Früchte. Diese Lebensmittel neutralisieren Säuren, weil sie viele Mineralien enthalten. Die Naturheilkunde bietet viele Pflanzen, welche die Entsäuerung unterstützen, wie zum Beispiel die SpirulinaAlge, Kamut oder/und Weizengras, die wir zur Steigerung des Wohlbefindens in Form von Nahrungsergänzungsmitteln in unsere Grundernährung integrieren sollten. Da Säure eine Eigenschaft der wässrigen Lösung ist, sollte zur Regulierung des Säure-Basen-Haushalts auch ausreichend Flüssigkeit getrunken werden, wobei das basisch reagierende Mineralwasser zu bevorzugen ist. Eine alkalisierende Wirkung haben auch Kräutertees, grüner Tee, Lapacho, Hafertee, sowie grüne Obst- und Gemüsesäfte wie selbstgemachte Smoothies (Fertig-Smoothies enthalten oft Zucker!). Unter den Fetten sind

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pflanzliche Öle mit einem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren vorzuziehen, wie zum Beispiel Oliven-, Hanfoder Leinöl. Als grobe Orientierung können wir heute annehmen, dass alle Nahrungsmittel, die der Lebensmittelindustrie in Dosen und Verpackungen entspringen, zumindest kein basisches Potenzial mehr besitzen, auch wenn sie zuvor als natürliches Produkt basischen Charakter hatten. Ein gutes Beispiel dafür ist Obst in Dosen, das seinen basischen Charakter fast gänzlich verloren hat – und eine Reihe von Nährstoffen dazu, was neben den zusätzlichen Konservierungsstoffen der Grund für die „Versauerung“ sein könnte. Eine tabellarische Zusammenschau Eine umfangreiche Übersicht mit einer genaueren Einteilung basischer und saurer Lebensmittel habe ich für Sie in meiner Tabelle zusammengestellt. Doch zunächst bietet die Säure-Basen-Pyramide einen Überblick:

Abb. 6: Säure-Basen-Pyramide

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Der Zusammenhang zwischen Säure-Basen-Haushalt und Ernährungsstil ist hier offensichtlich. Alles, was generell als ungesund zu bezeichnen ist (Zucker, Fleisch, Weißmehl etc.), wird eher sauer verstoffwechselt; Gemüse, Obst und Neutralflüssigkeiten (Wasser) eher basisch. Die nachfolgende Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Dafür ist das Angebot an Nahrungsmitteln einfach zu groß. Ich habe aber versucht, die wichtigsten einzubeziehen. Die Einteilung in „basisch ++“ als sehr basisch, „basisch +“ als mäßig basisch, „sauer -“ als leicht sauer und „sauer --“ als sehr sauer folgt nur Richtgrößen. Es gibt auch einzelne Nahrungsmittel, die in verschiedenen Veröffentlichungen unterschiedlich bezüglich ihres basischen Charakters bewertet werden. Dabei handelt es sich glücklicherweise nur um Einzelfälle, sodass die Angaben in der vorliegenden Tabelle eine gute Grundlage bieten für eine gesunde basische Ernährung. Auch die Bewertung nach „basisch ++“ und „basisch +“ ist nicht einheitlich. Für den täglichen Umgang jedoch ist dies nicht besonders wichtig. Wichtig ist vielmehr, basische Lebensmittel zu bevorzugen und mit den sauren sparsam umzugehen. Gemüse & Salate Lebensmittel

Basisch ++

Basisch +

Sauer -

Sauer --

Gemüse

Avocado

Auberginen

Artischocken

Mais

und

Alfalfakraut und Sprossen

Blaukraut

Erbsen

Sprossenkohl

Algen

Brokkoli

Esskastanien

Blumenkohl

Chili

Spargel

Brechbohnen

Endivien

Brennnessel

Erbsen, frisch

Chicorée

Feldsalat

Chinakohl

Grüne Bohnen

Zwiebeln

Grünkohl

Chlorella-Algen

Käferbohnen

Endiviensalat

Kaiserschoten

Essbare Blumen

Karfiol

Fenchel

Kartoffel

Gurken

Kohlrabi

Ingwer

Kohlrüben, weiß

Kichererbsen

Kürbis

Knoblauch

Lauch

Salate

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Kopfsalat

Lauch/Porree

Löwenzahn

Linsen, gekocht

Mangold

Paprika

Oliven

Pastinaken

Rettich, schwarz

Radicchio

Rote Rüben

Radieschen

Rucola

Rettich, weiß

Salat

Rhabarber

Sauerampfer

Romanesco

Sauerkraut

Rucola

Sellerie

Schwarzwurzeln

Sojasprossen

Spargel

Spinat

Süßkartoffeln

Spirulina-Alge

Wasserrübe

Stangensellerie

Wirsing

Tomaten

Zucchini

Wasserkresse Weiße Bohnen Weißkraut Zuckerhut

Obst Lebensmittel

Basisch ++

Basisch +

Sauer -

Obst

Avocado

Ananas

Preiselbeeren

Bananen

Äpfel

Unreifes Obst

Brombeeren

Apfelsinen

Getrocknete Feigen

Aprikosen

Kokosnuss, frisch

Aprikosen

Mandarinen

Baumerdbeeren

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Sauer --

Mangos

Birnen

Melonen

Datteln

Rosinen

Erdbeeren

Trockenobst

Feigen Heidelbeeren Johannisbeeren Kakifrüchte Kirschen (süß) Kiwi Limette Melone Mirabellen Nektarinen Pampelmuse Papaya Pfirsich Pflaumen Physalis Preiselbeeren Quitten Sauerkirschen Stachelbeeren Trauben Zitronen Zwetschgen

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Getreide

Lebensmittel

Basisch ++

Basisch +

Sauer -

Sauer --

Amaranth Getreide

Buchweizen

Dinkel

Cornflakes

Haferflocken

Chia

Hefe

Gerste

Donuts

Quinoa

Hirse

Knäckebrot

Gries

Kamut

Nudeln, weiß

Kaffeestückchen

Kichererbsen

Reis, natur

Kekse

Weizenkleie

Vollkornprodukte

Maisstärke

Weizen

Muffins

Weizenmehl

Pumpernickel

Zwieback

Reis, weiß Roggenbrot Schwarzbrot Vollkornbrot Weißbrot „Weiße“ Pizza Weißmehlprodukte

Nüsse & Kerne Lebensmittel

Basisch ++

Basisch +

Sauer -

Sauer --

Nüsse & Kerne

Fenchelsamen

Esskastanien

Cashewnüsse

Erdnüsse

Kreuzkümmelsamen

Kokosnuss

Haselnuss

Pistazien

Kümmelsamen

Mandeln

Kürbiskerne

Paranüsse

Leinsamen

Walnüsse, frisch

Sesamkörner

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Walnüsse

Sojanüsse Sonnenblumenkerne Weizenkerne

Milch & Milchprodukte Lebensmittel

Basisch ++

Basisch +

Sauer -

Sauer --

Milch

Buttermilch

Schafsmilch

Butter

Camembert

Milchprodukte

Molke

Dickmilch

Hüttenkäse

Edamer

Eiweiß

Joghurt

Eier

Kefir

Milch,

Emmentaler

pasteurisiert Molkeneiweiß

Quark

Frischkäse

Rohmilch, unverarbeitet

Sahne

H-Milch

Ziegenmilch

Schafskäse

Hartkäse

Ziegenkäse

Mozzarella Parmesan Sauermilch Schmelzkäse

Fisch & Fleisch Lebensmittel

Fisch, Fleisch

Basisch ++

Basisch +

Sauer -

Sauer --

Austern

Ente

Alle Wurstsorten

Feldhase

Alles Geflügel

Fleisch aus organischer

Gans Lamm

Landwirtschaft

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Hirsch

Leber

Huhn

Meeresfrüchte

Kalb

Organfleisch

Rind

Salzwasserfisch Schaf Schinken Schwein Seefisch Shrimps Speck Süßwasserfisch Truthahn Zunge

Kräuter Lebensmittel

Basisch ++

Basisch +

Kräuter

Basilikum

Brunnenkresse

Dill

Cayennepfeffer

Ingwer

Lorbeer

Keimlinge

Majoran

Koriander

Minze

Kümmel

Muskat

Petersilie

Oregano

Schnittlauch

Pfefferminze

Sellerieblätter

Rosmarin

Thymian

Salbei

Winterkresse

Schnittlauch Ysop Zimt

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Sauer -

Sauer --

Wildkräuter Lebensmittel

Basisch ++

Basisch +

Wildkräuter

Löwenzahn

Bärlauch

Wilde Kräuter

Kerbel

Sauer -

Sauer --

Sauer -

Sauer --

Sauerampfer

Sojaprodukte Lebensmittel

Basisch ++

Basisch +

Sojaprodukte

Sojabohnen

Sojaeiweiß

Sojalecithin

Tofu

Lebensmittel

Basisch ++

Basisch +

Süßes

Stevia

Süßes Sauer -

Sauer --

Honig

Ahornsirup

Melasse

Backwaren Eis Fruktose Kuchen Marmelade Milchzucker Schokolade Süßspeisen Süßstoffe Weingummi Zucker, weiß und braun

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Andere Nahrungsmittel und Öle Lebensmittel

Basisch ++

Basisch +

Sauer -

Sauer --

Andere

Avocadoöl

Dattelsirup

Ghee

Dosennahrung

Nahrungsmittel

Blütenpollen

Kastanien

Hirse

erhitzt und gehärtet

und Öle

Borretschöl

Pfeffer

Kartoffelmehl

Essig

Brottrunk

Rapsöl

Leinsamen

Fastfood

Kokosnussöl

Rohrzucker

Gericht aus der Mikrowelle

Leinsamenöl

Rübensirup

Industriezucker

Mandelöl

Kakao

Oliven

Ketchup

Olivenöl, kalt gepresst

Maisöl Margarine Mayonnaise Obst aus Dosen Pflanzenfette, raffiniert Senf Sonnenblumenöl Süßstoffe, künstlich Verarbeitete Lebensmittel

Getränke Lebensmittel

Basisch ++

Basisch +

Sauer -

Sauer --

Getränke

Grüntee

Dunkles Bier

Früchtetee

Alkohol, hochprozentig

Reines (basisches) Wasser

Fruchtsäfte

Mineralwasser mit Kohlensäure

Bier

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Gemüsesäfte

Fruchtsaft, abgepackt

Helles Bier

Kaffee

Kombucha

Limonaden, Cola

Kräutertee

Schwarzer Tee

Mineralwasser ohne Kohlensäure

Wein

Zitronensaft

Pilze Lebensmittel

Basisch ++

Basisch +

Pilze

Cordyceps

Austernpilze

Ganoderma

Champignons

Hericium

Egerlinge

Lentinan

Krause Glucke

Shiitake

Herbsttrompeten

Sauer -

Sauer --

Morcheln Pfifferlinge Portobello-Pilze Semmelstoppel Steinpilze Trüffel

Häufige Fragen zur Liste der Nahrungsmittel Mich erreichen immer wieder Fragen zu der oben aufgeführten Liste. So möchte ich betonen, dass sie erstens alles andere als vollständig und zweitens offen für Veränderungen ist. Denn auch im Bereich der Nahrungsmittel gibt es keine in Stein gemeißelten Zustände. Allein der Nährstoffverlust der Nahrungsmittel in den letzten 100 Jahren zeigt, wie variabel es hier zugeht. Und Nährstoffverlust bedeutet auch immer eine Veränderung der basischen und sauren Eigenschaften der entsprechenden Lebensmittel. Es ist sogar zu befürchten, dass der Nährstoffverlust besonders jene Nährstoffe betrifft, die einen eher basischen Charakter haben. Bier – einmal sauer, einmal basisch?

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In der Liste gilt Bier allgemein als sauer, helles und dunkles Bier dagegen als leicht basisch. Das Gleiche gilt für Dinkel: leicht basisch, während Vollkorndinkelbrot als stark sauer deklariert ist. Dinkel und Vollkorndinkelbrot sind nicht identisch. Vollkorndinkelbrot enthält zusätzliche Substanzen, die das Brot ausmachen und die für seinen sauren Charakter zuständig sind. Wie es aussieht, kann Dinkel allein, trotz seines basischen Charakters, die sauren Bestandteile des Brotes nicht neutralisieren. Das mag an der Menge liegen oder aber an einer nicht ausreichend basischen Eigenschaft des Dinkels oder an beidem. Darum ist auch helles oder dunkles Bier nicht einfach nur Bier. Diese Variationen beruhen auf Zusätzen, die auch den sauren oder basischen Charakter des Produkts hervorrufen. Das im Einzelnen zu spezifizieren würde bedeuten, eine Doktorarbeit zu schreiben, welche die einzelnen Substanzen etwa in Dinkelbrot oder Bier identifiziert, auf ihre metabolischen Produkte untersucht und dann die basischen oder sauren Eigenschaften bestimmt. Das Ganze macht wenig Sinn. Übrigens enthält Bier fast immer Alkohol und eignet sich damit kaum zu einer Entsäuerung. Wenn Sie es mit der Entsäuerung ernst meinen, dann rate ich sowie dazu, während einer solchen Kur keinerlei Alkohol zu trinken. Zucker – basisch oder sauer? Warum ist dunkler Zucker als sauer, Rohrzucker dagegen als basisch deklariert? Auch dies beruht auf den unterschiedlichen Inhaltsstoffen. Hier ist Melasse mit einer Reihe nützlicher Wirkstoffe ausschlaggebend, darunter vor allem die enthaltenen Ballaststoffe, die in der Lage sind, die Resorption von Zucker zu verlangsamen. Je mehr Ballaststoffe, desto weniger Zucker gelangt in kurzer Zeit ins Blut und desto weniger sauer ist die Wirkung des Zuckers. Unraffinierter Rohrzucker hat ein hohes Maß an Ballaststoffen, während brauner Zucker zwar immer noch einiges davon zu bieten hat, aber oft teil-raffiniert ist, sodass zu wenig Ballaststoffe enthalten sind und somit dieser Zucker leicht oder sehr sauer wirkt. Weißer Zucker hat keine Ballaststoffe mehr und wirkt dementsprechend sauer. Das Thema Zucker halte ich gerade in Bezug auf die Übersäuerung für enorm wichtig! Patienten, denen es nicht gelingt, den Zuckerkonsum deutlich (meist auch drastisch) zu reduzieren, können nach meiner Erfahrung nicht mit einer hohen Vitalität rechnen. Klar, es gibt Ausnahmen. Aber wenn ich mir die Krankenzahlen ansehe und diese dem Zuckerkonsum gegenüberstelle, dann gibt es da einen erschreckenden Zusammenhang. Wie verhält es sich mit Kokosblütenzucker? Kokosblütenzucker wird gern als relativ gesunde Zuckeralternative gehandelt. Und in der Tat: Dies scheint ein Zucker mit hohem Ballaststoffanteil zu sein. Daraus resultiert ein geringer glykämischer Index, das heißt, der Zucker wird im Körper schlecht resorbiert und der Blutzuckerspiegel steigt nur langsam an. Außerdem bietet Kokosblütenzucker offenbar einiges an Nährstoffen, Vitaminen etc. Warum führt die Tabelle bestimmte Nahrungsmittel mehrfach auf? Es scheint nicht sofort verständlich, warum einige Nahrungsmittel in mehr als nur einer Kategorie auftauchen, etwa der Rucola, der sehr basisch (++) und als basisch (+) gelistet sind. Der Grund für die Nennung in zwei Kategorien liegt darin, dass natürliche Nahrungsmittel eine bestimmte Variation bei ihren Inhaltsstoffen und damit auch bei ihrem Säure-Basen-Profil aufweisen. Ursachen hierfür sind

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etwa bei der Kartoffel unterschiedliche Anbaugebiete mit variierenden Böden und anderen Umweltbedingungen sowie bei Obst und Gemüse kleine Unterschiede im Reifegrad, da nicht alle Sorten im Gleichmarsch heranreifen. Aus der Liste ist natürlich auch nicht ersichtlich, wie die Kategorien genau definiert sind. Auch hier besteht wieder ein gewisser Spielraum für Interpretationen. Ohnehin werden verschiedene Untersuchungen von verschiedenen Labors zu ähnlichen, aber nicht identischen Ergebnissen kommen. Von daher halte ich die Nennung eines Nahrungsmittels in zwei benachbarten Kategorien für legitim. Dies wird der Tatsache der natürlichen Variation, der biologische Systeme unterworfen sind, gerecht. Auch wenn einige Nahrungsmittel „verwirrend“ erscheinen – lassen Sie sich nicht beirren. Lesen Sie unbedingt meinen Beitrag zur „richtigen und gesunden Ernährung“. Dann dürfte vieles klarer werden! Noch einmal: Nahrungsmittel, bei denen Vorsicht geboten ist Der stärkste Säurebildner ist Zucker. Aber auch Kaffee und Limos mit Sodazusatz sind äußerst ungünstig für den Säure-Basen-Haushalt. Extrem kritisch ist der Konsum von Cola, die einen pH-Wert zwischen 2 und 3 hat. Dieser Wert kommt dem der Magensäure recht nahe, der zwischen 1 und 1,6 liegt. Cola richtet nicht nur Schaden an, weil sie viel Zucker enthält, sondern weil sie auch eine potente saure Lösung in den Magen-Darm-Trakt befördert. Dies bedeutet Stress für den Säure-Basen-Haushalt des Körpers. Gegenüber Cola wirkt Essigsäure mit 2,5 fast wie eine Base. Wasser in reiner Form ist neutral und hat damit einen pH-Wert von 7,0. Meerwasser liegt bei knapp 8,0. Aber Achtung: Einige Wässer liegen unter einem pH-Wert von 7,0 – vor allem einige Leitungswässer. Andere Verzehrmittel führen durch die Verstoffwechselung zur inneren Übersäuerung. Dazu gehören Kuhmilch, Fleisch, Eier und Fisch. Diese Lebensmittel sollten nur in Maßen verzehrt werden. Verarbeitete Lebensmittel enthalten Säurebildner oft in versteckter Form. Ein Zuviel an nicht-basischen Nahrungsmitteln wird nicht sofort den ganzen Haushalt durcheinanderbringen, stellt aber für den Organismus auf lange Sicht einen zusätzlichen Stressfaktor dar, der unter Umständen das Zünglein an der Waage bildet. Eine permanente saure Nahrungsaufnahme, wie sie in der modernen „Fastfood“-Gesellschaft gang und gäbe ist, setzt die Garanten unseres Säure-Basen-Gleichgewichts unter Stress. Burger, Sandwiches, Cola und andere Softdrinks, verarbeitete und mit Konservierungsstoffen versehene Lebensmittel etc. konfrontieren unseren Körper täglich mit säurebildenden Stoffen, die der Organismus entsorgen und entschärfen muss, damit eine Übersäuerung nicht zu organischen Schäden oder Schlimmerem führt. Unsere industrialisierte und zum großen Teil auf tierischen Produkten basierende Ernährung führt meiner Meinung nach dazu, dass wir (auch) aus dem Säure-Basen-Gleichgewicht geraten. Und so schleppen die meisten Menschen permanent Stoffwechselschlacken mit sich herum – meist über Jahre und Jahrzehnte hinweg. Kein Wunder, dass sich dies irgendwann rächt und es zu gesundheitlichen Einschränkungen kommt. Diese reichen von leichten Befindlichkeitsstörungen bis hin zu schweren Erkrankungen. Wir essen einfach zu viel, zu oft und zu schnell, zu schwer und zu spät am Abend. Wir legen auch keine längeren Essenspausen mehr ein und verzehren insgesamt zu viel Protein (= Eiweiß).

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Nahrungsmittel, von denen ich dringend abrate Es gibt heute derart viele Konzepte zur Ernährung, dass die meisten Menschen mittlerweile nicht mehr wissen, was sie überhaupt noch essen „dürfen“. Das Konzept der basischen Ernährung ist meines Erachtens recht stimmig. Wenn Sie Süßigkeiten, Wurst, Alkohol und Zuckergetränke weitgehend meiden, wird es Ihnen auf Dauer besser gehen – dies bestätigt mir die Praxis jeden Tag. Das Gleiche gilt für Mikrowellen-Essen und industriell verarbeitete Nahrungsmittel – vor allem solche, die Konservierungsstoffe enthalten. Es gibt aber noch einige Nahrungsmittel, bei denen ich rate, diese überhaupt nicht zu essen. Und mit „überhaupt nicht“ meine ich tatsächlich NIEMALS. Hierzu gehören: •

Schweinefleisch in jeglicher Form (Fleisch, Wurst, Gelatine usw.)

• •

Schalentiere (Austern, Muscheln), Meeresfrüchte, Aal, Wels, Stör Erdnüsse

Die Sache mit dem Schwein ist ziemlich einfach. In Schweinefleisch ist Arachidonsäure enthalten, die viele Entzündungsprozesse im Körper befeuert. Der Name der Arachidonsäure leitet sich vom lateinischen „arachis“ (= Erdnuss) ab, da die Erdnuss eine Vorstufe (Arachinsäure) enthält. Und damit hätten wir schon den ersten Grund, warum ich allen Patienten auch Erdnussprodukte verbiete. Zudem besitzt die Erdnuss ein sehr hohes allergisches Potential. Die Arachidonsäure ist als Lipidbestandteil vor allem in der Zellmembran zu finden, was in Kombination mit einer zuckerhaltigen Ernährung dazu führt, dass sie vermehrt in die Zelle eingeschleust werden kann. Und so kommt es dann zu Verfilzungen und Verklebungen im Bindegewebe infolge des Schweinefleischkonsums. Bei Hühnchen und Pute sieht es nicht viel besser aus. Rindfleisch von Weidetieren (die Gras gefressen haben, nicht Mais!) enthält am wenigsten Arachidonsäure. Weitere Gründe, warum Sie nie mehr Schwein essen sollten, hat der Arzt Dr. Hans-Heinrich Reckeweg in seiner Schrift „Schweinefleisch und Gesundheit“ eindrucksvoll beschrieben. Hier ein kleiner Auszug daraus: „Nur mit Schweinefleisch lässt sich eine streichfähige Wurst herrichten, wofür Aminozucker, Hexosamin und schwefelhaltige Substanzen wie Chondroitinschwefelsäure und Mukoitinschwefelsäure verantwortlich sind. Sie bewirken eine schleimige Aufquellung des Bindegewebes und vergesellschaften sich hier mit dem zur Ablagerung kommenden Fett (sog. ‚Cenapse‘ nach Macheboeuf). Daraus resultiert eine eigenartige, nur bei Schweinefleischessern in ‚Rubens’scher Üppigkeit‘ charakteristisch in Erscheinung tretende Aufquellung des Bindegewebes, das außerdem wie ein Schwamm Wasser aufsaugt und den Schweinefleischessern die typische kissenartige Auftreibung des Bindegewebes verleiht. Die Gefahren liegen diesbezüglich ferner in den Einlagerungen von Schleimsubstanzen in Sehnen, Bänder, Knorpel usw. mit den Folgen von Rheuma, Arthritis und Arthrosen, Bandscheibenschäden usw., weil nämlich die derben Bindegewebssubstanzen (wie sie beim Menschen, u. a. auch beim Hammel vorliegen) durch Schweinefleischgenuß gewissermaßen ‚verschleimen‘, weich und wenig widerstandsfähig werden.“

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So geht das auf ca. 50 Seiten. Ich garantiere Ihnen: Sie fassen danach Schweinefleisch nicht einmal mehr mit der Kneifzange an. Das Büchlein ist leider nur noch im Antiquariat zu erhalten, im Internet finden sich Teile als PDFDatei. Weitere Nahrungsmittel, bei denen ich den Verdacht habe, dass sie mehr schaden als nutzen, sind Schokolade, weißer und schwarzer Pfeffer, Muskatnuss, Kartoffeln und weißer Reis. Schokolade enthält Milch und Zucker. Der Kakao ist fast durchgängig mit Schwermetallen belastet und kann nicht mehr guten Gewissens empfohlen werden. Kartoffeln sind ein Nachtschattengewächs. Ich habe überzeugende Berichte, dass sich bestimmte Schmerzzustände erst besserten, nachdem die Patienten keine Kartoffeln mehr gegessen haben. Süßkartoffeln sind aber in Ordnung. Für weißen Reis gilt Ähnliches wie für Kartoffeln. Bei der Kuhmilch bin ich mir bezüglich der schädlichen Wirkung sicher, obwohl diese in manchen Büchern als basisch geführt wird. Es geht aber nicht nur um basisch oder nicht-basisch. Vor allem die verarbeitete pasteurisierte und homogenisierte Milch ist ein Problem. Ich rate deshalb dringend dazu, keine Kuhmilch mehr zu trinken oder zu essen (Milcheis, Milchshakes usw.). Bio-Sahne und Bio-Butter sind in Ordnung, ebenso die gesäuerten Milchprodukte (Quark, Joghurt). Aber bitte wirklich alles in Bio-Qualität. Lebens- sowie Nahrungsergänzungsmittel zur Entsäuerung Es gibt einige interessante Lebensmittel sowie Nahrungsergänzungen, die sich für eine Entsäuerung (vor allem auch zur intrazellulären Entsäuerung) eignen. Drei davon stelle ich Ihnen hier vor. In Kapitel 4 gehe ich näher darauf ein, bei welchem Grad einer Übersäuerung ich welches der folgenden Mittel für bedeutsam halte. a) Brottrunk Der Brottrunk ist ein Getränk aus vergorenem Sauerteig mit ungeschältem Hafer, Roggen und Weizen. Unter Sauerstoffabschluss findet eine Milchsäuregärung statt, die den Kohlenhydratgehalt verringert und dafür Milchsäure produziert. Der Brottrunk liefert zudem Milchsäurebakterien, die hervorragende Probiotika darstellen, und Brotgetreidesäure sowie Vitamine, Mineralien, Spurenelemente und Enzyme. Geeignet ist das Präparat zur Darmsanierung, insbesondere im Rahmen des Heilfastens, wenn die Linderung entzündlicher Erkrankungen und eine Verbesserung des Fettsäurestoffwechsels das Ziel sind. Zudem fördert das Getränk den Alkoholabbau in der Leber. Als Ergänzung einer Entsäuerungskur halte ich den Brottrunk vor allem deswegen für geeignet, weil auch ein zu hoher Harnsäurespiegel gesenkt wird. Ich verwende den Brottrunk von Kanne (Reformhaus, 750 ml kosten ca. 2 bis 3 Euro). Ich gebe aber zu: Der Geschmack ist gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns Sache. Manche lieben den Brottrunk, andere bekommen ihn nicht runter. b) Rechtsregulat von Dr. Niedermaier Ein Präparat, das ich gern verwende, ist das Rechtsregulat von Dr. Niedermaier, das schon sehr lange auf dem Markt ist. Hergestellt wird das Produkt aus Artischocken, Kurkuma, Datteln, Erbsen, Feigen, Kokosnüssen, Safran, Sellerie, Sojabohnen, Walnüssen, Sojasprossen, Zitronen und Zwiebeln. Die Zutaten werden in einer sogenannten „Kaskadenfermentation“ (einem Verfahren der Firma Niedermaier) mit Milchsäurebakterien vergoren. Vorteilhaft

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für die Gesundheit sind nicht nur die probiotischen Lactobacillen und die Vitamine, sondern auch die vielfältigen sekundären Pflanzenstoffe. Ich halte das Produkt auch für eine intrazelluläre Entsäuerung für geeignet. Und gerade das ist extrem wertvoll! Leider ist die Flasche Rechtsregulat nicht ganz billig: 350 ml kosten ca. 49,– Euro. Wenn Sie allerdings bei der Firma Niedermaier direkt bestellen unter Telefon +49 (0)89 660797-0 oder per Mail an [email protected] schreiben UND dabei das Stichwort „Natur heilt“ erwähnen, bekommen Sie die Flasche für ca. 44,– Euro. Es gibt auch die sogenannte 3-Monats-Kur mit sechs Flaschen für 207,– Euro, was dann einem Einzelpreis pro Flasche von 34,50 Euro entspricht. Der Geschmack des Rechtsregulats ist ähnlich wie beim Brottrunk nicht jedermanns Sache. c) „Grüne Mutter“ „Grüne Mutter“ ist ein Produkt der Firma Alpha Foods. Die Bestandteile sind ziemlich umfassend: Aus dem Bereich der Gräser und Heilpflanzen: Weizengraspulver, Moringa Oleifera2, Gerstengraspulver3, Alfalfa, Brokkolisprossen, Brennnessel4, Mariendistel5, Süßholzwurzel, Löwenzahn Algen: Spirulina6, Braunalgen, Chlorella7 Heilpilze: Reishi8, Cordyceps, Shiitake Früchte: Papaya9, Acerola, Hagebutte10, Ananas, Grapefruitsamen Das sind noch nicht alle Bestandteile dieses Produkts, aber die wichtigsten. Zu jeder dieser Substanzen könnte ich ein weiteres Buch verfassen. Artikel, die ich zu diesen Substanzen veröffentlicht habe, habe ich Ihnen in den Fußnoten verlinkt. Noch ein Hinweis: Der Hauptträger von „Grüne Mutter“ ist ein Erbsenproteinpulver. Wer mit Erbsen ein Problem hat, sollte daher dieses Produkt meiden. „Grüne Mutter“ ist erhältlich über die Firma Alpha Foods. Eine Dose mit 600 g kostet ca. 35, – €. Natürlich stellt sich auch die Frage, ob man diese drei Mittel nicht „immer“ nehmen könne. Für den Brottrunk und das Rechtsregulat würde ich generell sagen: Ja. Vielen wird es allerdings so gehen, dass sie diese Mittel einige Wochen einnehmen und dann eine Art „Aversion“ bekommen – sprich: Sie bekommen sie einfach nicht mehr

2

https://www.naturheilt.com/heilpflanzen/moringa-oleifera.html.

3

https://www.gesund-heilfasten.de/nahrungsergaenzung/gerstengras-und-gerstengrassaft.html.

4

https://www.naturheilt.com/heilpflanzen/brennessel.html.

5

https://www.gesund-heilfasten.de/mariendistel.html.

6

https://www.gesund-heilfasten.de/nahrungsergaenzung/spirulina-algen.html.

7

https://www.gesund-heilfasten.de/nahrungsergaenzung/chlorella-algen.html.

8

https://www.gesund-heilfasten.de/nahrungsergaenzung/reishi-pilz.html.

9

https://www.heilpflanzen-lexikon.com/papaya.html.

10

https://www.naturheilt.com/heilpflanzen/hagebuttenpulver.html.

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runter. Das geht mir übrigens oftmals so! Deswegen wende ich solche Mittel immer kurmäßig an, zum Beispiel: 4 Wochen Rechtsregulat, 4 Wochen Brottrunk, 4 Wochen „Grüne Mutter“.

3.8 - Entspannung Stress ist ein bedeutender Faktor für eine Übersäuerung. Dies hat damit zu tun, dass manche Menschen die Belastung mit mehr oder ungesünderem Essen kompensieren wollen. Sie essen besonders kalorienreich und überschütten damit ihren Stoffwechsel zwangsläufig mit säurebildenden und säurelastigen Nahrungsmitteln. Der „Stress-Esser“ ist typischerweise kein Rohköstler, sondern verzehrt eher Süßigkeiten, Zucker, Fertignahrungsmittel, Wurst usw. Ich glaube, Sie wissen, was ich meine. Ich halte es für sehr wichtig, Stress im Leben langfristig abzubauen, um die Ernährungsdisziplin zu erleichtern. Der Gesamteffekt ist dann mehr als „nur“ eine Entsäuerung. Die Frage ist natürlich: Wie gehe ich gegen den Stress an? Ich kann da zwei Wege anbieten: Erster Weg: Finden Sie die Ursachen des Stresses heraus und stellen Sie diese ab. Die Hauptursachen für Stress sind meines Erachtens fast immer die gleichen: Beruf (Geld), Krankheit, Partnerschaft. Wer zu viel arbeitet, um sich die Freizeit zu verschönern, macht einen Fehler, was sich darin zeigt, dass er oder sie zum „Frustessen“ neigt. Dann ist es dringend erforderlich, die berufliche Situation einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Sonst drohen Krankheiten und ein Teufelskreis beginnt. Denn eine Krankheit erzeugt ihrerseits weiteren Stress. Einige physiologische Begründungen dafür liefere ich in einem Artikel, den Sie hier finden: http://www.naturheilt.com/Inhalt/Stress.htm. Und eines ist dabei klar: Das, was unsere klassische Schulmedizin als „Therapie“ bei zahlreichen chronischen Erkrankungen anbietet, ist ein Abstellen von Symptomen und nur selten eine tatsächliche Heilung. Wenn aber nur Symptome abgestellt werden, laufen die Stressprozesse mehr oder weniger intensiv weiter. Zudem bedeuten zahlreiche Medikamente ebenfalls Stress – lesen Sie nur mal die Packungsbeilagen mit den möglichen Nebenwirkungen. Auch schwerwiegendere psychische Probleme können zu unkontrolliertem Essverhalten beitragen, zum Beispiel Depressionen und Angststörungen. In solchen Fällen halte ich eine Therapie für nötig, um die im Hintergrund liegenden Probleme zu lösen und damit auch das Übergewicht abzubauen. Auslöser für Essstörungen ist oft auch eine unausgeglichene Partnerschaft. Unter „Partner“ verstehe ich aber nicht nur Ihren Ehe- oder Lebenspartner, sondern alle Menschen, mit denen Sie in einer Beziehung stehen: Kinder, Eltern, Schwiegereltern, Arbeitskollegen, Nachbarn usw. Jeder dieser Partner kann ein bedeutender Stressfaktor sein. Auch zu diesem Problemkreis wurden bereits unzählige Bücher geschrieben. Ich möchte Ihnen hier nur ein paar Denkanstöße geben:

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1. Mit Personen, die Sie nicht leiden können, müssen Sie sich nicht abgeben. Niemand zwingt Sie dazu. Hier ein paar Beispiele: Die Schwiegermutter muss man nicht einladen, bei den Bekannten die Einladung nicht annehmen, und wenn man den Chef oder die Arbeitskollegen nicht mag, kann man sich eine andere Arbeit suchen. 2. Wenn Sie versuchen, es allen recht zu machen, dann machen Sie es keinem zu 100 % recht – am wenigsten sich selbst. Mir ist vollkommen klar, dass es nicht einfach ist, diese Dinge zu ändern. Aber es ist möglich. Zweiter Weg: Finden Sie eine Lösung, wie Sie mit Stress umgehen. Wenn Sie sich nicht in der Lage sehen, die Ursachen von Stress sofort abzustellen, dann bietet sich immer noch die zweite Lösung an: Gehen Sie anders mit dem Stress um. Auch hier stellt sich natürlich wieder die Frage: Wie? Eine einfache und nach meiner Erfahrung sehr praktikable Lösung ist ein Entspannungsverfahren. Davon gibt es eine ganze Menge. Mein Favorit ist das Autogene Training (kurz AT genannt), und zwar das Autogene Training nach Professor Dr. Schultz – und zwar exakt nach Dr. Schultz. „Exakt“ deswegen, weil ich mittlerweile die Erfahrung gemacht habe, dass einige Kurse als AT angeboten, aber nicht nach Dr. Schultz durchgeführt werden. Demnach sollte im Kurs … •

meistens im Sitzen geübt werden,



KEINE Musik oder Ähnliches gespielt werden,



KEINE Kerze etc. angezündet werden (um es besonders hübsch zu machen),



die Original-Formeln von Dr. Schultz verwendet werden.

Im Internet (und vor allem auf YouTube) sehe und lese ich alles Mögliche – nur kein original AT nach Dr. Schultz. Ich reite deswegen auf diesem Thema herum, weil durch das „echte“ AT nach zwölf Wochen die Entspannung in jeder Situation hergestellt werden können sollte – auch wenn ich im Auto an einer roten Ampel stehe und hinter mir jemand hupt. AT hat keinen Nutzen, wenn ich mich nur ins stille Kämmerlein einschließe, eine Kerze anzünde und mich in meine Lieblingsdecke hülle. Das AT soll letztlich in jeder Alltagssituation funktionieren. Nicht dass Sie mich falsch verstehen: Kerze, Kuscheldecke usw. sind alles wundervolle Dinge. Nur im AT haben sie meines Erachtens keinen Platz. Ich habe das AT bereits 1997 erlernt und später auch (erfolgreich, wie ich finde) unterrichtet. Das Training geht mindestens über acht Wochen, besser sind zehn bis zwölf Wochen. Man trifft sich dabei einmal wöchentlich mit einem Kursleiter und übt die entsprechenden Formeln. Bis zum nächsten Kurstreffen üben die Teilnehmer zu Hause zwei bis drei Mal täglich selbst und sammeln Erfahrungen, die in der nächsten Kurseinheit besprochen werden. Ich darf aus Erfahrung sagen, dass es sehr lohnenswert ist, dieses Verfahren zu erlernen! Nach zwölf Wochen täglichen Trainings sind Sie in der Lage, Ihren Körper innerhalb weniger Sekunden in einen Entspannungszustand zu versetzen.

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Ähnlich wirksam (aber leichter zu erlernen) ist die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, kurz PMR genannt. Die PMR nutzt ein einfaches Prinzip: Anspannung – Entspannung. In einer gewissen Abfolge werden Muskeln angespannt und danach wieder bewusst locker gelassen. Dies folgt dem Ähnlichkeitsprinzip: Der Anspannung des Alltags setzt man nochmal die Muskelanspannung entgegen und lässt danach die Entspannung folgen. Ich favorisiere dennoch das Autogene Training, denn nur mit diesem erreichen Sie eine sofortige Umstellung im vegetativen Nervensystem, sodass auf „Nervenebene“ eine Entspannung eintritt.

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Kapitel 4 – Diagnose einer Übersäuerung und konkrete Behandlungsschritte

B

evor wir zur Diagnose und Behandlung kommen, vorab eine kurze Zusammenfassung:

Eine Übersäuerung des Körpers hat verschiedene ungünstige Wirkungen im Stoffwechsel und damit für die Gesundheit. Die Azidose des Blutes ist ein lebensgefährlicher Zustand. Dabei muss der Arzt sofort notfallmedizinisch mit basischen Infusionen intervenieren. Das soll hier aber nicht unter „Übersäuerung“ verstanden werden. Ihre Blutwerte können einen normalen Blut-pH anzeigen. Blut ist aber nur ein Bestandteil Ihres Körpers, deshalb können sich zugleich in anderen Flüssigkeitsvolumina saure Stoffwechselabfälle angesammelt haben. Dazu zählen die intrazellulären Räume und das Interstitium. Übersäuert sind dann vor allem die Gewebe in bzw. bei den Muskeln, Nerven und Knochen. Zum Bindegewebe habe ich unter dem Punkt „Bewegung“ Näheres geschrieben. Kurz gesagt, die Zellen und die Gewebsflüssigkeit sind übersäuert, obwohl der Stoffwechsel die Säuren im Blut noch abfangen kann. Dies ist deswegen möglich, weil das Blut ein gut funktionierendes Puffersystem hat, das den pH-Wert konstant hält. Sie müssen auch keinen Schreck bekommen, wenn Ihr Urin-pH im Laufe eines Tages um 2 pH-Einheiten (also um das Hundertfache) schwankt. Denn erstens ist das in gewisser Weise normal und zweitens zeigt der Urin ja nicht den Säuregehalt im Körper an. Denn mit dem Harn scheidet der Organismus überflüssige Substanzen aus. So hat der morgendliche Urin durchaus mal einen pH um 5,5, ist also recht sauer. Die Nieren haben über Nacht die tagsüber angefallenen Säuren aus dem Blut herausgefiltert, die dann im Urin in Erscheinung treten. Den Säuren im Körper auf der Spur Der Schulmediziner begnügt sich mit der Messung des Blut-pHs. Wenn dieser Wert in Ordnung ist (zwischen pH 7,35 und 7,45), liegt seiner Meinung nach keine Übersäuerung vor. Es kann jedoch schon einen Unterschied machen, ob das Blut aus einer Arterie oder einer Vene entnommen wurde. In der Literatur der etablierten Medizin wird diese Differenzierung weggelassen. Niemand weiß dann, um welcher Art Blutproben es sich handelt, und die Ergebnisse der entsprechenden Studien sind kaum verwertbar. Trotzdem werden die Resultate solcher Arbeiten zur Grundlage von Beurteilungen, wenn es um das Thema „Übersäuerung“ geht. Das hat zu mancherlei Missverständnissen und vielen falschen Annahmen geführt. Professor Louis Claude Vincent hat den pH-Wert des venösen und arteriellen Blutes gemessen und getrennt betrachtet. Parallel dazu hat er den pH-Wert des Speichels und des Urins ermittelt. Der Unterschied zwischen venösem und arteriellem Blut war bemerkenswert. Während in den Arterien Blut mit normalem pH-Wert floss, konnte es in den Venen in den alkalischen Bereich abweichen. Gleichzeitig erwies sich der Speichel oft als basisch. Vincent folgerte daraus, dass der pH-Wert in den Geweben übersäuert sein musste. Er hatte allerdings meinen Recherchen zufolge nur morgens Proben bei den Patienten entnommen.

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Natürliche pH-Schwankungen erfordern ein Tagesprofil Berücksichtigt werden können (und sollten) aber auch die tageszeitlichen Schwankungen des Urin-pHs. Das erkannte der Ernährungsphysiologe Friedrich Sander, der die circadiane Rhythmik der Säureausscheidung über die Niere mit Tagesprofilen darstellen konnte (so wie ich dies hier auch gleich tue). Sander ermittelte die Säuren im Urin mittels einer speziellen „Titration“. Diese ist zwar sehr genau, aber für Sie zuhause völlig unpraktisch. Meiner Erfahrung nach reicht die pH-Messung mittels Teststreifen (= Indikatorpapier) völlig aus. Anhand eines Urin-ph-Tagesprofils können Rückschlüsse über den Säurestatus im Körper gezogen werden. Dabei sind extreme Abweichungen wie erwähnt nicht besorgniserregend, sofern sie nur gelegentlich gemessen werden. Ein regelmäßig hoher pH morgens (über 5,8: relativ alkalisch) zeigt aber wahrscheinlich an, dass Ihre Nieren die Stoffwechselsäuren nicht ausreichend ausscheiden. Ich gehe gleich näher darauf ein. Sie können also selbst ein pH-Tagesprofil erstellen, und zwar drei Tage hintereinander, damit die zufälligen Auslenkungen nicht zu viel Gewicht bekommen. Freilich sollten solche Extrema mit einer möglichen Übersäuerung in Zusammenhang gebracht und hinsichtlich ihrer Ursachen abgeklärt werden. Der Morgenurin ist dabei vorrangig zu betrachten, ebenso wie die Messung zwei Stunden nach dem Frühstück. Sie müssen für Ihr Tagesprofil einige Messungen täglich durchführen. Sie beginnen gleich nach dem Aufstehen und messen zuletzt vor dem Zubettgehen. Wenn Sie eine Messung zwischendurch vergessen, ist das nicht tragisch. Ganz wichtig ist allerdings der pH-Wert des ersten Morgenurins noch vor dem Frühstück und jener zwei Stunden nach dem Frühstück. Urin-pH-Werte bestimmen – so wird gemessen! Besorgen Sie sich aus einer Apotheke folgende pH-Indikatorstreifen: Uralyt-U Indikatorpapier von der Firma Madaus. Ich empfehle diese Teststreifen seit fast 20 Jahren, denn sie messen für unsere Zwecke sehr zuverlässig. Das Indikatorpapier wird kurz in den Urinstrahl gehalten oder in einen Becher mit frischem Urin getaucht, wenn Ihnen das lieber ist. Das Ergebnis wird nach wenigen Sekunden abgelesen und bestimmt. Dazu finden Sie am Ende des Heftchens mit den Teststreifen eine Farbskala. Sie messen an drei Tagen hintereinander Ihren Urin, und zwar jedes Mal, wenn Sie Wasser lassen. Wenn Sie außer Haus arbeiten, nehmen Sie die Teststreifen mit sowie einen kleinen Zettel mit Stift, um die Werte zu notieren. An diesen drei Tagen tun Sie alles wie gewohnt: Essen, Trinken, Sport, Arbeit. Auch Medikamente nehmen Sie wie gewöhnlich. Ich empfehle als Zeitraum zwei Wochentage und einen Tag des Wochenendes. Wichtig: 1. Extreme Verhaltensweisen sind an diesen Tagen zu vermeiden. Beispiel: Sie messen am Donnerstag, Freitag und Samstag. Am Freitagabend sind Sie auf einer Feier und trinken Alkohol (mehr oder weniger). Ihre Messergebnisse am Samstag werden dann durchweg alle sauer sein.

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Beispiel: Sie joggen üblicherweise dreimal wöchentlich ca. 5 km. Dies dürfen Sie während der Messphase weiterführen. Ungünstig wäre es allerdings, wenn Sie am Donnerstag eine lange Trainingseinheit haben und dann 20 km laufen (was Sie sonst nicht tun). 2. Nahrungsergänzungsmittel wie Basenpulver, Algenpräparate, Alpha-Liponsäure usw. sind drei Tage vor Beginn der Messungen abzusetzen. Viele dieser Präparate verändern den Urin-pH-Wert – vor allem natürlich Mineralien wie im Basenpulver. Die Messergebnisse sind dann verfälscht und spiegeln nicht wider, was wirklich in Ihrem Körper vor sich geht. Der ideale Messverlauf mit den Messpunkten sieht ungefähr so aus: •

Nach dem Aufstehen

• •

Vor dem Frühstück (falls Sie nicht gleich nach dem Aufstehen frühstücken) Zwei Stunden nach dem Frühstück (idealerweise, aber keinesfalls später als drei Stunden danach)

Anmerkung: Dem Messwert zwei Stunden nach dem Frühstück kommt eine besondere Bedeutung zu, die ich weiter unten diskutiere und erkläre. Falls Sie nichts zum Frühstück essen, nehmen Sie den Messwert zwei Stunden nach Ihrer ersten Mahlzeit – dies kann auch erst Ihr Mittagessen sein. WICHTIG: Innerhalb dieser zwei Stunden (bis zur Messung) dürfen Sie nichts Weiteres essen und höchstens Wasser trinken. Alles andere würde die Aussagekraft dieses Wertes stören. • •

Zwei Stunden nach dem Mittagessen Vor dem Abendessen



Eine, besser zwei Stunden nach dem Abendessen



Wer spät zu Bett geht, gegen 22 Uhr; bei noch späterer Bettruhe auch da noch eine Messung

Die Interpretation Ihres Urin-pH-Tagesprofils Wenn Sie die gemessenen Werte in eine Tabelle eintragen, dann werden Sie sich in einer der folgenden sechs pHTageskurven wiederfinden:

Das gesunde bzw. normale Tagesprofil In dieser Messkurve sehen Sie den ersten Wert gegen 8 Uhr morgens. (Wenn Sie um 6 Uhr aufstehen, nehmen Sie zu diesem Zeitpunkt die Messung vor.) Der erste Urin-pHWert lautet hier 6,0. Während des Schlafs in der Nacht entledigt sich der Körper intensiv seiner Säuren, weswegen der Morgenurin aller Patienten immer unterhalb von 7 liegt. Sogar Werte bis 5 sind durchaus normal, wenn die Säurelast am Vortag sehr groß war. Dieser saure Wert zeigt an, dass der Körper in der Lage ist, die Säuren auch auszuscheiden.

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Deshalb halte ich es für Unsinn, wenn behauptet wird, die erste Messung morgens zeige den Grad der Übersäuerung an. Die erste Messung am Morgen (nach dem Aufstehen) muss bei Normalköstlern im sauren Bereich liegen. Das Ziel einer Entsäuerung ist es nicht, dass sich der pH-Wert des Morgenurins dem alkalischen Bereich nähert! Das Ziel ist es vielmehr, dass es Ihnen immer besser geht, sich Ihre Messkurve insgesamt diesem Bild annähert UND dass der Messwert zwei Stunden nach dem Frühstück bei 6,8 liegt (dazu später mehr).

Tagesprofile einer leichten Übersäuerung: Stadium I In diesem Profil fallen die Tageswerte zunehmend unter den pH 6,4. Dies ist einmal um 12 Uhr der Fall und dann ab ca. 17 Uhr. Nach 10 Uhr sind derart niedrige pH-Werte schon ein sanftes Alarmzeichen. Aber der Messwert zwei Stunden nach dem Frühstück liegt bei 6,8 – wiederum ein gutes Zeichen.

In dieser Messkurve zeigt sich eine weiter fortgeschrittene Versauerung. Hier bleiben alle Tageswerte deutlich unter dem pH von 6,4. Der Körper ist bereits übersäuert, vor allem der erste Wert zwei Stunden nach dem Frühstück gegen 10 Uhr liegt viel zu niedrig.

Beide Verläufe sind Indizien für eine Verlagerung der biologischen Entsäuerung in den Tag hinein. Damit kann der Körper eine Übersäuerung des Gewebes noch einigermaßen ausgleichen. Nichtsdestotrotz sollte gegengesteuert werden. Wahrscheinlich werden schlechter durchblutete Körperregionen in dieser Situation gar nicht mehr richtig entsäuert. Dazu gehört vor allem das Bindegewebe in Bereichen, die nicht vollständig bewegt werden (siehe Kapitel „Bewegung“).

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Maßnahmen im Stadium I Im Stadium I sind Basenpulver sinnvoll, um dem Körper Basen zur Neutralisierung anzubieten. Nehmen Sie sechs Wochen lang täglich dreimal 5 g eines Basenpulvers (siehe Kapitel Basenpulver) ein. Ich rate generell zum Produkt von Dr. Jacob’s: Dr. Jacob’s Basenpulver oder Dr. Jacob’s Basentabletten. Je nachdem was Sie bevorzugen. Manche Patienten vertragen den Geschmack des Pulvers nicht, andere können keine Tabletten schlucken. Wichtig ist auch das Trinken und die Umstellung der Ernährung! Zum Trinken: Klares Wasser ist am besten geeignet, aber auch Kräutertees sind sinnvoll. Diese Menge spezieller Basentees steigern Sie Woche für Woche. Gute Basentees gibt es mittlerweile einige. Ich nehme als Fertigprodukt zum Beispiel gerne den Bio Kräuter Basentee von Regulato. Diesen gibt es in Filterbeuteln und auch lose (www.regulato-racing.de). Wenn es schnell gehen soll, tut es zum Beispiel auch der „Basisch & Vital“-Tee von Teekanne. Den bekommt man (fast) in jedem Supermarkt – und der schmeckt sogar ziemlich gut. Mit der Gesamt-Trinkmenge beginnen Sie mit wenigstens 20 ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag und steigern Sie die Trinkmenge auf 35 ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht. Kalt gepresste Säfte von Gemüsen liefern ebenfalls basische Bestandteile. Achten Sie bei Fertigsäften darauf, dass kein Zucker zugesetzt ist (z. B. Honig bei Möhrensaft). Ich bevorzuge gerne die Gemüsesäfte der Firma Eden (Reformhaus). Sinnvoll ist auch ein Glas Brottrunk täglich und/oder 5 ml des Rechtsregulats von Dr. Niedermaier. Achten Sie während Ihrer Entsäuerungskur besonders auf den pH-Wert Ihres Morgenurins. Dieser sollte immer noch leicht im sauren Bereich liegen (unter 6,8). Schießt der Wert über 7, besteht (langfristig) die Möglichkeit einer Nierensteinbildung. Dann sollte die Dosierung der basischen Präparate nach unten angepasst werden (weniger nehmen). Nach Ablauf der sechswöchigen Kur sollten Sie gelegentlich Tagesprofile erstellen. Führen Sie die Messungen aber unbedingt nur dann durch, wenn Sie wenigstens drei Tage keine basischen Präparate eingenommen haben! Im Idealfall stellt sich im Zuge der Kontrollmessungen ein normgerechtes Tagesprofil dar (siehe erstes Diagramm „Das gesunde Tagesprofil“). Stellen Sie bei einer der Folgemessungen fest, dass die Tageswerte höher (basischer) sind als zu Beginn, deutet dies auf eine Säurebelastung hin, die noch nicht vollständig beseitigt ist. Das Tagesprofil entspricht also immer noch Stadium I. In diesem Fall wiederholen Sie die Kur. Wenn die Tagesprofile nach der Kur dem Stadium II zuzuordnen sind, ist die Entsäuerung der extrazellulären Kompartimente beendet.

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Tagesprofil einer intrazellulären Übersäuerung: Stadium II Dieses Tagesprofil ist relativ selten. Ein solcher Verlauf tritt praktisch nie auf, wenn Menschen sich zum ersten Mal dem Thema „Entsäuerung“ widmen. Am ehesten finden wir solch ein Profil bei Personen, die bereits mit einer Entsäuerung begonnen und Basenpulver eingenommen haben. Die Kurve beginnt morgens im sauren Bereich bei 6,4, also etwas erhöht gegenüber dem Normwert. Der übrige Verlauf formiert sich um den Neutralpunkt (7) mit nur geringen Schwankungen. Die deutlichen Auslenkungen des pH-Wertes tagsüber, wie sie im normgerechten Tagesprofil vorkommen, fehlen ganz. Trotzdem sind bei genauerer Betrachtung die Merkmale eines unauffälligen pH-Verlaufes angedeutet: So steigt der pH-Wert nach dem Mittagessen vom leicht sauren in den leicht basischen Bereich. Die erste Messung zwei Stunden nach dem Frühstück liegt bei 7 – also auch noch nicht optimal. Maßnahmen im Stadium II Ich würde bei solch einem Profil dazu raten, sich strikt an drei Mahlzeiten pro Tag zu halten, basisch zu essen und auch weiterhin vernünftig zu trinken, wie im Stadium 1 beschrieben. Konkret wäre es an der Zeit, mit der Beseitigung der Säuren aus den Zellen selbst zu beginnen. Die sauren Stoffwechselabfälle sollen aus den Zellen heraus in die extrazellulären Kompartimente transportiert werden, sodass eine Ausleitung möglich ist. Vermeiden Sie für eine basenreiche Ernährung säurelastige Nahrungsmittel, besonders den Zucker sowie Wurst und Fleisch. Abends nehmen Sie nur eine kleine Mahlzeit zu sich. Bevorzugen Sie Gemüse, gegart oder gekocht, Öle mit vielen Omega-3-Fettsäuren (Oliven-, Walnuss-, Leinöl) und proteinreiche Lebensmittel. Aber, wie gesagt: alles in Maßen! Sie können die basischen Nahrungsstoffe mit Gemüsesaftkonzentraten ergänzen. Erhöhen Sie Ihre Trinkmenge an Wasser wie in Stadium 1 beschrieben. Basenpulver sind im Stadium II kontraproduktiv. In diesem Stadium ist es sinnvoll, das Schüssler-Schema oder das Regenaplex-Schema anzuwenden. Meistens setze ich bei Patienten das Regenaplex-Schema ein. Ebenso dazu: dreimal täglich das Citrokehl. Ein Tropfen pro 10 kg Körpergewicht in etwas Wasser. Für einen 80 kg schweren Menschen wären das 8 Tropfen (dreimal täglich). Das Mittel erhalten Sie in einer Apotheke: 100 ml kosten ca. 14, – Euro. Und dazu: drei Mal täglich 40 Tropfen Sanuvis. Sanuvis ist ein homöopathisch potenziertes Milchsäurepräparat. Es ist als „Grundmittel“ für viele Beschwerden und Erkrankungen angezeigt. Es ergibt nur Sinn, dieses Mittel zu

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nehmen, wenn auch die Ernährung und das Trinken verändert werden, wie ich das hier beschrieben habe. Ansonsten können Sie sich nämlich das Geld sparen. 100 ml kosten ca. 14, – bis 18, – Euro. Die Maßnahmen können zu leichten Komplikationen führen. Manchmal treten derart viele Säuren aus den Zellen aus, dass Sie Symptome einer Entgiftung verspüren. Helfen kann dann zusätzlich ein Papayablättertee. Diesen bekommen Sie in einer Apotheke. Auch in Online-Apotheken sollten Sie fündig werden: z. B. Papaya-Blättertee der Firma Allcura Naturheilmittel GmbH; 100 g kosten ca. 6,20 Euro. Auch Basenbäder unterstützen die Freisetzung der enormen Säuremengen, die im Bindegewebe konzentriert sind. Versuchen Sie mindestens ein Basenbad pro Woche zu nehmen. Besser wären zwei bis drei Basenbäder. Nach der sechswöchigen Kur überprüfen Sie wie gewohnt Ihre Tagesprofile. Wenn die intrazelluläre Entsäuerung abgeschlossen ist, zeigt Ihr Diagramm im Idealfall einen ausgeglichenen Stoffwechsel an. Tagesprofile mit starker Entsäuerungsblockade: Stadium III Hier sehen Sie zwei Tagesprofile, die auf eine Übersäuerungsblockade hindeuten. Dabei schaffen es Leber, Nieren und Haut nicht mehr optimal, die anfallenden Stoffwechselsäuren zu verarbeiten und auszuscheiden. Besonders die obere Kurve zeigt an, dass der Urin nicht mehr sauer ist, sondern durchweg im Alkalischen (= basisch) liegt. In der unteren Kurve fällt der pH-Wert zumindest tagsüber in den sauren Bereich. Dies deutet darauf hin, dass der Körper noch nachholen kann, was er nachts versäumt hat. In der Ruhephase hat allerdings in beiden Fällen keine Entsäuerung stattgefunden: Der Morgenurin ist alkalisch (7,4). Diese Profile sehe ich nur bei Patienten, die auch entsprechende Beschwerden und/oder Erkrankungen haben.

Maßnahmen im Stadium III Hauptziel in diesem Stadium ist die Regeneration der Leber und Nieren. Wichtig ist hier das Regenaplex-Schema wie ab Seite 35 beschrieben. Dazu beachten Sie unbedingt die Hinweise zur basischen Diät. Vermeiden Sie die Basenpulver, denn diese könnten in dieser Phase Ihre Ausscheidungsfähigkeit überfordern. Trinken Sie vor allem Wasser. Wenn Sie starker Kaffee-Trinker oder Schwarztee-Trinker sind, halte ich es für wichtig, dass Sie dies jetzt für wenigstens 8 Wochen sein lassen! Reduzieren Sie

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alle zwei Tage Ihre Kaffee- oder Schwarztee-Trinkmenge um die Hälfte. Wenn Sie also 4 Tassen Kaffee pro Tag trinken, dann trinken Sie nur noch zwei Tassen. Nach zwei Tagen nur noch eine Tasse und nach weiteren zwei Tagen keinen Kaffee und keinen Tee mehr. Erhöhen Sie parallel Ihre Wassertrinkmenge. Ein ausgezeichnetes Wasser in dieser Phase wäre das St.-LeonhardsWasser. Das ist leider nicht überall problemlos zu bekommen. Prinzipiell ist aber jedes Wasser geeignet. Achtung: Trinken Sie kein destilliertes Wasser, das gar keine Minerale enthält. Ab der zweiten Woche Ihrer Entsäuerungskur im Stadium III können Sie Ihre Flüssigkeitsaufnahme schrittweise auf einen Basentee umstellen. Zum Basentee habe ich im Stadium I geschrieben. In diesem Stadium halte ich auch die Nahrungsergänzungsmittel für ratsam, die ich im entsprechenden Kapitel ab Seite 62 beschrieben habe. Sinnvoll ist ein Glas Brottrunk täglich und/oder 5 ml des Rechtsregulats von Dr. Niedermaier. 1 Messlöffel „Grüne Mutter“ täglich in einem Glas warmem Wasser. Sie können das auch in einen Mixer geben und basische Früchte dazugeben. Ebenso 5 ml Rechtsregulat. Versuchen Sie jeden zweiten Tag ein Basenvollbad zu nehmen, damit Sie beginnen können, auch über die Haut Säuren auszuscheiden. Wenn es Ihnen guttut, ist ein solches Bad auch täglich möglich. Wenn Sie können, gehen Sie jeden zweiten Tag (an dem Sie kein Basenbad nehmen) in die Infrarotsauna. Manche Patienten (die es sich leisten können) kaufen sich sogar eine Infrarotsauna für zuhause. Nach der Kur überprüfen Sie Ihre Tagesprofile weiter. Eventuell stellen Sie schon jetzt fest, dass sich der Stoffwechselstatus normalisiert hat. Möglicherweise zeigt das Diagramm auch die Situation des Stadiums I an, dann sollten Sie die entsprechenden Entsäuerungsmaßnahmen anschließen. Liegt nach der Kur das Stadium II vor, so sollten Sie die in dieser Situation erforderliche Kur durchführen. Die Besonderheit des Urin-pH-Wertes zwei Stunden nach der ersten Mahlzeit Die folgenden Ausführungen beziehen sich einzig auf diesen Wert! Für ihn gelten einige interessante Besonderheiten, die sich mir im Laufe meiner langjährigen Praxis zeigten und die Sie meines Wissens in keiner anderen deutschen Veröffentlichung finden. Das Optimum für diesen Wert ist pH 6,8. Bitte beachten Sie zunächst meine Ausführungen im Kapitel „So wird gemessen“. Hier nochmal die Kurzfassung: den Wert zwei Stunden nach der ersten Mahlzeit des Tages messen (keinesfalls später als drei Stunden danach); innerhalb dieser zwei Stunden (bis zur Messung) keine weitere Nahrungsaufnahme – außer Wasser. Achtung! Wenn ich im Folgenden davon spreche, dass etwas „mit Gallensteinen zusammenhängt“, bedeutet das NICHT, dass Sie Gallensteine haben müssen. Es bedeutet lediglich, dass bei Patienten, die über Jahre die entsprechenden Werte zeigen, die Wahrscheinlichkeit für dieses Problem erhöht zu sein scheint. Das sind Praxiserfahrungen, die (meines Wissens) in keinem Buch stehen. Machen Sie sich deshalb nicht verrückt – Ruhe bewahren ist immer ein guter Ratschlag. Wenn Sie die Dinge angehen, wie ich es hier im Buch beschreibe (basische Ernährung, Infrarotsauna, Bewegung usw.), dann bin ich überzeugt, dass sich Ihre Gesundheit und Vitalität deutlich verbessern wird!

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Jetzt aber zur … Interpretation dieses Wertes 1. Je höher dieser pH-Wert ist, desto langsamer erfolgt die Verdauung. Der Darm nimmt dann zunehmend Toxine auf, die über die Leber entsorgt werden müssen. Diese Entsorgung belastet die Leber natürlich. In Deutschland gehen wir mittlerweile davon aus, dass 20 bis 40 % der Bevölkerung an einer Fettleber leiden. In der Naturheilkunde kennt man den Spruch: „Die Müdigkeit ist der Schmerz der Leber.“ Jeder mit einem pH-Wert von über 6,8 wird von Pflaumensaft profitieren: 100 ml Pflaumensaft gemischt mit 300 ml heißem Wasser, am besten gleich morgens getrunken, noch vor dem Frühstück. Wenn Sie davon leichten Durchfall bekommen, ist das nicht schlimm. Reduzieren Sie am nächsten Tag einfach die Dosis auf die Hälfte (50 ml Pflaumensaft, 200 ml Wasser). Ab einem pH-Wert von 7,2 ist mit Prostataproblemen zu rechnen, eventuell auch mit Gallensteinen. Ab pH 7,6 achten Sie auf Ihre Calciumwerte, Eisenwerte und Ihre Nieren. Das hört sich jetzt sehr „pauschal“ an. Calciumwerte und Eisenwerte können aus dem Blut bestimmt werden, ebenso die Nierenwerte (siehe: https://www.yamedo.de/blutwerte/nierenwerte.html). Wenn die Blutwerte allerdings schon aus der Norm sind, ist das kein gutes Zeichen. In der Naturheilpraxis haben wir Möglichkeiten mit verschiedenen Verfahren bereits früher zu erkennen wo sich eine Störung anbahnt (Traditionelle chinesische Diagnostik, Antlitzdiagnostik, Elektroakupunktur nach Voll, Dunkelfeldmikroskopie, und einige andere Verfahren). Bei einem pH-Wert von 8 gibt es Stress in der Leber. Lägen Patienten über 8,1 und klagten nicht über Verstopfung, würde ich mich sehr wundern. Ich rate deswegen ab einem pH-Wert von 7,1 zu einem guten Apfelessig: einen Esslöffel Apfelessig in 100 ml Wasser vor jedem Essen einnehmen. Über einem pH-Wert von 7,2 meiden Sie Käse, frisches Brot sowie Nudeln und andere Teigwaren. Der Tipp mit dem Apfelessig ist uralt. In den 90er Jahren gab es dazu einen regelrechten Hype. Klar war mir damals schon: Manchen Patienten half der Apfelessig, anderen nicht; wieder andere vertrugen ihn gar nicht. Erst viele Jahre später wurde mir klar, warum – es hängt mit diesem speziellen Urin-pH-Wert zusammen. 2. Je niedriger dieser pH-Wert ist, desto schneller vollzieht sich die Verdauung: Ein Schmierstuhl bis hin zum Durchfall ist die Folge. Ich frage Patienten gern, ob sie viel Toilettenpapier verbrauchen. Bei optimalem Stuhlgang benötigen sie nur zwei Blatt, denn es gibt eigentlich nichts abzuputzen. Die Folge des Schmierstuhls und Durchfalls ist ein Energieverlust für Ihren Körper und ein atonischer, „schlaffer“ Darm. Sinkt der Urin-pH-Wert unter 5,6, besteht die Tendenz zu Schleimbeutelentzündungen. Unter 5,4 wird es sehr stressig für die Nieren und die Gallenblase. Passen Sie auch auf eine Anämie auf (Blutarmut). Liegt der pH-Wert unter 6,1, würde ich zudem an das Vitamin D denken: Vitamin D Wert bestimmen lassen und dann auffüllen! 3. Je niedriger der pH-Wert, desto größer ist das Vitamin-C-Problem. Ich habe viele Jahre gebraucht, um diesen Zusammenhang zu erkennen – aber es ist klar: Vitamin C ist (auch) Ascorbinsäure, eine Säure, die weiter übersäuernd wirkt und bei stark übersäuerten Patienten gar nicht mehr aufgenommen wird. Die Lösung ist einfach: erst entsäuern, danach nimmt der Körper das Vitamin C auch wieder an, dass er so dringend braucht. Das Vitamin C benötigen Sie für Ihr Bindegewebe, die Haut, Wundheilung, Knochenwachstum, Knorpel, körpereigene

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Kortisonproduktion und zur Entgiftung. Ohne Vitamin C sieht es einfach schlecht aus. Und ich habe noch nicht einmal von Vitamin C bei Krebs und anderen Immunleiden gesprochen. Es ist aber wichtig, zuerst die Übersäuerung zu beseitigen und erst dann Vitamin C in hohen Dosen zuzuführen. Noch ein Hinweis für Kolleg(inn)en, die mit Chiropraktik und Osteopathie arbeiten: Patienten, die nicht stabil bleiben, etwa nach dem Einrenken, brauchen oftmals in erster Linie Vitamin C. Womöglich handelt es sich um stark übersäuerte Patienten. Tatsächlich verfügt ein übersäuerter Körper nicht über die Fähigkeit, die Neuausrichtung der Strukturen (Faszien usw.) längere Zeit beizubehalten, denn den Muskeln, Sehnen, Bändern fehlt die nötige Spannkraft, um alles am richtigen Ort zu halten. Ich rate daher zu prüfen, ob die Patienten übersäuert sind und ob ihnen zweitens Vitamin C fehlt! Auf diese Weise werden Sie Ihren Patienten besser helfen können.

Fazit

D

ie chronische Übersäuerung hat viele Ursachen und kann ihrerseits zahlreiche Erkrankungen verursachen oder fördern. Dies betrifft vor allem die sogenannten Zivilisationskrankheiten. Diese früher als Außenseitermeinung geltende Erkenntnis setzt sich zunehmend auch unter Schulmedizinern durch.

Um meine Frage aus dem Vorwort wieder aufzunehmen: Ist eine Entsäuerung einfach? Antwort: Ja. Sie müssen nur die Dinge weglassen, die zur Übersäuerung geführt haben, und Maßnahmen ergreifen, um abgelagerte Säurekomplexe wieder aus dem Körper auszuscheiden. Nächste Frage: Ist das leicht? Nein. Leider. Denn es gibt viele Schrauben und Schräubchen, an denen gedreht werden muss. Und dabei gilt es, sowohl gegen den inneren Schweinehund vorzugehen und lieb gewonnene „Süchte“ (Zucker, Süßigkeiten usw.) loszulassen als sich auch neue Gewohnheiten anzutrainieren (Gedankendisziplin, Entspannungstraining, Beweglichkeit usw.). Dabei sollen Ihnen die entsprechenden Kapitel helfen, in denen ich diese Maßnahmen beschrieben habe. Sie könnten diese Punkte alle umsetzen, ohne jemals Kapitel 4 wirklich zu benötigen. Ich bin überzeugt, dass Sie alleine dadurch enorm viel für Ihre Gesundheit und Vitalität tun! Sie müssen es nur tun. Wenn Sie konkreter „arbeiten“ möchten, können Sie das Problem der Übersäuerung noch exakter angehen, wenn Sie zu messen beginnen. Denn dann weiß man eher, wo man „steht“. Dazu benötigt man ein Urin-pH-Profil, dessen Erstellung ich im letzten Kapitel dieses Buches beschrieben habe. Klar: Sie benötigen dann auch wieder die entsprechenden Maßnahmen, die ich hier im Buch beschrieben habe. Wichtig zu wissen: Basenmittel können Sie in akuten Situationen gut unterstützen. Basenmittel sind aber keinesfalls eine Dauerlösung – schon gar nicht zu einer grundlegenden Entsäuerung. Gesunde Menschen können eine prophylaktische Entsäuerung bedenkenlos durchführen. Bei verschiedenen schweren Grunderkrankungen (Zustände nach Herzinfarkt, Krebs usw.) halte ich es für sinnvoll, Unterstützung bei einem Arzt oder Heilpraktiker einzuholen, der sich mit dem Thema auskennt. Dies halte ich für besonders sinnvoll, wenn Sie bereits rezeptpflichtige Medikamente nehmen. Zahlreiche Kollegen und Kolleginnen bieten zudem die

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Möglichkeit, Mittel, die Ihnen derzeit helfen können, auszutesten. Dazu kann man sich diverser Verfahren bedienen wie der Kinesiologie, Bioresonanz oder der Dunkelfeldmikroskopie.

Über den Autor

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ené Gräber ist seit 1998 mit den Schwerpunkten Naturheilkunde & Alternativmedizin in seiner eigenen Naturheilpraxis in Preetz (Schleswig-Holstein) niedergelassen. Als Autor hat er mehrere allgemein verständliche Fachbücher verfasst, die zum Beispiel über seine Webseite https://www.rene-graeber-buecher.de/ bestellt werden können. Als Referent ist er u.a. für Heilpraktiker-Verbände oder Leichtathletik-Verbände tätig. Über 15 Jahre lang war René Gräber als Leiter eines Therapiezentrums für physikalische Therapie mit den Schwerpunkten Orthopädie und Neurologie tätig, in dem über 40.000 Behandlungen pro Jahr absolviert wurden. Heute liegen seine Schwerpunkte im Bereich der allgemeinen und speziellen Schmerztherapie, der naturheilkundlichen Behandlung von Allergien und Immunerkrankungen, Lebererkrankungen, sowie Darmerkrankungen. Auf verschiedenen Webseiten und Blogs veröffentlicht er regelmäßig Beiträge aus dem Bereich der Medizin, Ernährung und Sportwissenschaft. Wenn Sie solche Themen interessieren, fordern Sie einfach den kostenlosen Praxis-Newsletter von René Gräber an: https://www.renegraeber.de/ https://www.rene-graeber-buecher.de/ https://www.renegraeber.de/newsletter.html

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